Der kleine Katechismus Luthers mit beigefügten hessischen Fragestücken nebst einem Spruchbuch und einem Abriss der Kirchengeschichte [13. Aufl., Reprint 2022] 9783112624449

156 57 7MB

German Pages 45 [89] Year 2022

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Der kleine Katechismus Luthers mit beigefügten hessischen Fragestücken nebst einem Spruchbuch und einem Abriss der Kirchengeschichte [13. Aufl., Reprint 2022]
 9783112624449

Citation preview

Der

kleine Katechismus Luthers mit beigefügten hessischen Ilragestücken nebst einem

Sprnchbuch und einem

Abriß -er Kirchevgeschichte.

Dreizehnte Auflage.

Gießen 1886. A. Jiicker'sche Wnchljandluyg.

Vorbemerkung. Vorliegendes Spruchbuch, nach des Unterzeichneten Handbuch zum kleinen Kate­ chismus Luthers bearbeitet und dem Gange desselben genau angepaßt, enthält zunächst 232 zum Auswendiglernen bestimmte Sprüche. Nach der Annahme des Verfassers würden sich dieselben, unter der Voraussetzung', daß in jeder der 44 Schulwochen eines Jahres ein Spruch auswendig gelernt wird, auf die Schulzeit vom 8. bis 14. Jahre so verteilen lassen, daß 1) die 8 bis 9 jährigen Kinder dje mit * bezeichneten- 44 Sprüche erlernen, 2) die 9 bis 11 jährigM dieseerle.rnten^ Sprüche wiederholen und die mit ** bezeichneten (2 X 44) 88 Sprüche hinzulernen, 3) die 11 bis 13 jährigen die 44 -s- 88 Sprüche wiederholen und die mit f bezeichneten 100 weiter hinzulernen, und dann 4) die 14jährigen, also die im letzten Schuljahre stehenden, sämtliche 232 er­ lernten Sprüche fleißig wiederholen und sich fest fürs Leben einprägen. Außer diesen 232 zum Auswendiglernen bestimmten, mit *, **, f bezeichneten Sprüchen sind noch toeitere 80, mit ft bezeichnet, b«gegeben, welche, wenn die Zeit und Fassung straft der. Schüler es gestatten, im letztem Schuljahre und in der Konfirmandenstunde gelernt oder wenigstens ihrem Inhalt nach eingeprägt werden können. Die übrigen noch beigegebenen Sprüche dienen entweder nur zur Überleitung oder zur Erklärung und Erweiterung des Lehrstoffs, sind also nicht zum Auswen­ diglernen bestimmt und darum etwas eingerückt und nicht numeriert. Die den biblischen Beispielen beigefügten Bezeichnungen: A. T. 1, a u. s. w., N. T. 4, a u. s.. w. weisen auf die „Biblische Geschichte für evangelische Schulen des Großherzogthums Hessen" hin.

Schlitz, Januar 1886.

Euler, Stadtpfarrer.

Der

kleine Katechismus Dr. Martin Luthers nebst den mit * bezeichneten hessischen Fragestücken.

* Bist du ein Christ ? Ja, Herr.

* Woher weißt du das ? Daher daß ich gelaust bin auf den Namen unsers Herrn Jesu Christi und die christliche Lehre weiß und glaube.

* Welches ist denn die christliche Lehre ? Die in den Schriften Mose, der Propheten und Apostel verfasset und

begriffen ist.

* Wie viel Hauptstücke hat die christliche Lehre ? Fünf. * Das erste -

Die zehn Gebote Gottes. * Das andere ?

Die Artikel des christlichen Glaubens. * Das dritte?

Das Gebet des Herrn. * Das vierte?

Das Sakrament der heiligen Taufe. * Das fünfte ?

Das Abendmahl des Herrn, oder das Sakrament des Leibes und Blutes unsers Herrn Jesu Christi.

* Wozu dienen uns diese allesamt insgemein? Daß wir erkennen: Erstlich,

Herr Gott stehen.

-Darnach :

wer wir seien, und wie wir mit unserm

wer unser Herr Gott sei, und wie wir

mit ihm mögen versöhnet und vereinigt werden.

Das erste Hauptstück. Von den heiligen zehn Geboten Gottes. Wie lautet

das erste Gebot ?

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine andere Gotter haben neben mir.

Was ist das ? Wir sollen Gott über alle Dinge fürchten, lieben und ihm allein vertrauen.

1*

4 Das andere Gebot?

Du sollst den Namen Gottes, deines Herr«, nicht unnützlich führen. Was ist das ? Wir sollen Gott

fürchten und lieben,

daß wir bei seinem Namen nicht

fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen,

sondern denselbigen in allen

Nöten anrufen, beten, loben und danken.

Das dritte Gebot?

Du sollst den Feiertag heiligen. Was ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die Predigt und sein Mort nicht verachten, sondern dasselbe heilig halten, gerne hören und lernen.

Das vierte Gebot?

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehre«, auf daß dir'S wohlgehe und du lange lebest auf Erden. Was ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsere Eltern und Herren

nicht verachten,

noch erzürnen,

sondern sie in Ehren Hallen, ihnen dienen,

gehorchen, sie lieb und wert haben..

Das fünfte Gebot -

Du sollst nicht tüten.

WaS ist das ?

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden

noch Leid thun, sondern ihm helfen und fördern in

allen Leibes-Nöten.

Das sechste Gebot?

Du sollst nicht ehebrechen. WaS ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir keusch und züchtig leben in

Worten und Werken, und ein jeglicher sein Gemahl lieben und ehren. Das siebente Gebot -

Du sollst nicht stehlen.

Was ist das ?

Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten sein Geld

oder Gut nicht nehmen, noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und behüten. Das achte Gebot?

Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deine« Nächsten. Was ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unsern Nächsten nicht fälsch­

lich

belügen,

verraten,

afterreden

oder

bösen Leumund

machen,

sondern

sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.

Das neunte Gebot -

Du sollst nicht begehren deines Nächsten HauS.

Was ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause stehen, noch mit einem Schein des Rechten

an uns bringen, sondern ihm dasselbige zu behalten förderlich und dienstlich sein. Das zehnteMebot -

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh, oder alles, was sein ist. Was ist das ? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir unserm Nächsten nicht sein Weib, Gesinde oder Vieh

abspannen, abdringen,

oder abwendig machen,

sondern bei denselben anhalten, daß sie bleiben und thun, was sie schuldig sind.

WaS sagt nun Gott von diesen Geboten allen? Er sagt also : „Ich der Herr, dein Gott, bin ein starker eifrigerGott, der über die, so mich hassen, dieSünde derVäter

heimsuchet an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied, aber denen, so mich lieben und meine Gebote halten, thue ich

wohl bis ins tausendste Glied."

Was ist das ? Gott dräuet zu strafen alle,

die diese Gebote übertreten; darum sollen

wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht wider solche Gebote thun.

Er

verheißt aber Gnade und alles Gate allen, die solche Gebote halten; darum sollen wir ihn lieben und vertrauen und gerne thun nach seinen Geboten.

* Wozu sind uns nun die zehn Gebote Gottes nütze? Zu zweierlei: Erstlich zeigen sie dieSünde an und offenbaren Gottes

Zorn über die Sünde, dadurch wir verursacht werden, Vergebung der Sün­

den, Trost wider Gottes Zorn und (Trost wider)

den ewigen Tod

bei

unserm Heilande Jesu Christo zu suchen.

Zum andern lehren sie, welches die guten Werke seien, so die Gläubigen

und Neugeborenen zu thun schuldig sind, ihren Gehorsam und Dankbarkeit gegen den gnädigen Vater im Himmel damit zu beweisen.

* Können wir denn auch mit unsern guten Werken Gottes Gebot und Gesetz erfüllen? Ach nein! denn unsere guten Werke sind nicht vollkommen gut, dieweil

wir arme Sünder sind, und wenn wir schon wollen Gutes thun, so liegt uns doch das Böse an.

Röm. 7.

* Wer hat denn das Gesetz und die zehn Gebote Gottes erfüllet ? Christus Jesus, Gottes und Marien Sohn, der ist ganz heilig und gerecht,

der hat für uns dem Gesetz genug gethan, anders nicht, als ob wir selbst Gesetz gehalten hätten; um desselben willen gefallen Gott auch unsere guten

Werke, die wir durch Gottes Gnade im Glauben thun, ihm zu seinem Lob und Ehren, unserm Nächsten zum Dienst, obschon Mangel an denselbigen ist.

6

Das andere Hauptstück. Von den Artikeln des christlichen Glaubens. * Welches sind die Artikel des christlichen Glaubens ? Dies sind sie: Der erste: von der Schöpfung. Der andere: von der Erlösung. Der dritte : von der Heiligung.

Wie lautet der erste Artikel ? Don der Schöpfung.

Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Was ist das ? Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir

Leib und Seel', Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat — und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken,

Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit aller Notdurft und Nahrung des Leibes

und Lebens reichlich und täglich ver­

sorget, — wider alle Gefährlichkeit beschützet und beschirmet, und vor allem Übel behütet und bewahret; — und das alles aus lauter väterlicher, gött­

licher Güte und Barmherzigkeit, ohn' all mein Verdienst und Würdigkeit; — deß alles ich ihm zu danken und zu loben, und dafür zu dienen und gehor­

sam zu sein schuldig bin.

Das ist gewißlich wahr.

Wie lautet der andere Artikel? Don der Erlösung.

Und an Jesum Christum, seinen eingeborenen Sohn, unfern Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren auS Maria der Jungfrau, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Höllen, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, fitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.

Was ist das ? Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewig­ keit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria ge­

boren,

sei mein Herr,

— der mich verlornen und

verdammten Menschen

erlöset hat, erworben und gewonrten von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt des Teufels; — nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem

heiligen teuern Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, —

auf daß

ich sein eigen sei, und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm

diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, — gleichwie er ist auf­ erstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit.

Das ist gewißlich wahr.

Wie lautet der dritte Artikel Don der Heiligung.

Ich glaube an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche» die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Aufer­ stehung deS Fleisches und ein ewiges Leben. Amen. Was ist das ? Ich glaube, daß ich nicht

aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesum

Christum, meinen Herrn,- glauben, oder zu ihm kommen kann, sondern der heilige Geist hat mich durch

das Evangelium berufen,

mit seinen

Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und erhalten, —

gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden berufet, sammlet, erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben, — in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünde reichlich

vergiebt, — und am jüngsten Tag mich und alle Toten auferwecken wird, — und mir samt allen Gläubigen in Christo ein ewiges Leben geben wird.

Das ist gewißlich wahr.

* Wozu dienen uns die Artikel des christlichen Glaubens ? Daß wir unsern Gott daraus

erkennen lernen, wer er sei in seinem

Wesen, und was sein gnädiger Wille gegen uns sei.

* Wer ist nun Gott in seinem Wesen ? Es ist Gott, der Vater und der Sohn und der heilige Geist, drei unter­

schiedliche Personen in einem einigen, ewigen, unzertrennlichen Wesen.

* Sind denn drei Götter ? Nein, es ist nur ein einiger Gott, welcher sich in dreien unterschiedlichen Personen geoffenbaret hat.

* Was ist der gnädige Wille Gottes ? Daß er uns will unsere Sünde vergeben, und mitteilen daS ewige selige 'Se^en.

* Wozu nützet uns die Erkenntnis des göttlichen Wesens und Willens? Daß wir daraus einen rechten Glauben überkommen, und durch den Glauben selig werden.

* Welche unter den dreien Personen ist Mensch geworden? Die andere Person, als nämlich der ewige Sohn Gottes.

* Wer ist nun Christus, unser Erlöser, in seiner Person ? Er ist wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, mein Herr.

* Oder kürzer? Er ist wahrhaftiger Gott und Mensch, oder Gottes und Marien Sohn.

* Welches ist denn die große Wohlthat dieses deines Erlösers Jesu Christi? Er hat mich armen, verlornen und verdammten Menschen erlöset, erworben

und gewonnen von allen Sünden, vom Tod und von der Gewalt deS Teufels.

8 * Warum hat er dich erlöset ? Auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe, ihm diene

in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. * Glaubst du auch, daß Christus, dein Herr, bei seiner lieben K irche v allhier auf Erden und auch bei dir sei ? Ja, mein lieber Herr Christus, wahrer [®ott und Mensch, ein Herr über alles, ist nach seiner Verheißung bei mir und allen seinen Gläubigen, der ist mein Herr und König, welcher, wie er mich erlöset hat, also schützt

und schirmt er mich auch, und will mich endlich in sein herrliches Reich nach diesem Leben aufnehmen. * Wodurch wirst du vor Gott gerecht und selig ? Durch kein ander Werk, als durch den ganzen allerheiligsten Gehorsam

meines Herrn und Erlösers Jesu Christi,

und durch sein allerbitterstes

Leiden und Sterben; das halte ich mit festem Glauben, und darauf stehet all meines Herzens Vertrauen und Zuversicht.

* Woher kommt die Bekehrung zu Gott und der Glaube an Jesum Christum ? ES ist eine Gabe des heiligen Geistes, der wirket und giebt mir sie durch sein heiliges Wort und Evangelium und die heiligen Sakramente.

Das dritte Hauptstück. Bon dem Gebet des Herrn. Wie lautet das Gebet des Herrn ? Es lautet also:

Vater [unser, beredn bist im Himmel. Geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser täglich Brot gieb.' uns Heute Uni vergieb uns unsere Schuld, als auch wir vergeben unsern Schul­ digem. Und führeI uns nicht in Versuchung. B Sondern erlöse uns von dem Übel. Denn dein ist daS^Reich und die Kraft und die HerrlichkeitAiS in Ewigkeit. Amen. 3 Was ist das : Vater unser, der du bist im Himmel ? Gott will uns damit locken, daß wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder, auf daß wir

getrost und

mit aller

Zuversicht ihn bitten sollen, wie die lieben Kinder ihren lieben Vater.

Wie lautet die erste Kitte ?:

GeheiligetZwerde dein Name. Was ist das ? Gottes Name ist zwar an ihm selbst heilig, aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei unS heilig werde.

Wie geschieht das ? Wo das Wort GotteS lauter und rein gelehret wird, und wir auch heilig, als die Kinder Gottes, darnach leben; das hilf uns, lieber Vater im Himmel!

Wer aber anders lehret und lebet, denn das Wort Gottes lehret, der ent­

heiliget unter uns den Namen Gottes; da behüte unS vor, himmlischer Vater.

Wie lautet die andere Kitte ? Dein Reich komme. Gottes Reich kommt

Was ist das ?wohl ohne unser Gebev von ihm selbst; aber wir

bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns komme.

Wie geschieht das ? Wenn der himmlische Vater uns seinen heiligen Geist giebt, daß wir seinem

heiligen Wort durch seine Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich.

Wie lautet die dritte Kitte ? Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.

Was ist das ? Gottes guter gnädiger Wille geschieht wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns geschehe.

Wie geschieht das ? Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht und hindert, so uns den

Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, als

da ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille; sondern stärkt und behält uns fest in seinem Wort und Glauben bis an unser Ende.

Das ist

sein gnädiger guter Wille.

Wie lautet die vierte Kitte ? Unser täglich Brot gieb uns heute.

Was ist das ? Gott giebt das tägliche Brot auch wohl ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er uns solches erkennen

lasse, und wir mit Danksagung empfangen unser täglich Brot.

Was heißt denn täglich Brot ? Alles was zur Leibes-Nahrung und Notdurft gehört, als Essen, Trinken, Kleider, Schuhe, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme

Kinder,

fromm Gesinde, fromme und getreue Oberherren, gut Regiment,

gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nach­

barn und desgleichen.

Wie lautet dir fünfte Kitte ? Und vergieb unS unsere Schuld, als auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Was ist das ?

Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im Himmel nicht ansehen

wolle unsere Sünde, und um derselbigen willen solche Bitte nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir bitten, habend auch nicht verdienet;

sondern er wolle uns alles aus Gnaden geben, denn wir täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe verdienen; so wollen wir zwar wiederum auch herzlich

vergeben, und gerne wohl thun denen, die sich an unS versündigen.

10 Wie lautet die sechste Mite Und führe uns nicht in Versuchung.

Was ist das ? Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, daß unS Gott wolle behüten und erhalten,

auf daß uns der Teufel, die Welt und

unser Fleisch nicht betrüge, noch verführe in Mißglauben, Verzweiflung und

andere große Schande und Laster, und ob wir damit angefochten würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten. Wie lautet die fiebente Mite ?

Sondern erlöse uns von dem Übel.

Was ist das ? Wir bitten in diesem Gebet, als in einer Summa, daß uns der Baler im Himmel von allerlei Übel Leibes und der Seele, Gutes und Ehre erlöse, und zuletzt, wann unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere, und

mit Gnaden von diesem Jammerthal zu sich nehme in den Himmel.

Amen.

Was heißt Amen ? Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten seien dem Vater im Himmel ange­ nehm und erhöret; denn er selbst hat uns geboten also zu beten, und ver­

heißen, daß er uns wolle erhören.

Amen, Amen, das heißt : Ja, Ja, es

soll also geschehen.

* Wozu dienet das Gebet des Herrn ? Daß wir erkennen : Alles, was zur Aufenthaltung dieses zeitlichen und Erlangung des ewigen Lebens

gehöret, könne man nirgend anders woher

haben, denn von Gott, und es derhalben von ihm mit gläubigem Herzen bitten und erlangen.

Das vierte Hauptstnck. Von -em Sakrament -er heiligen Taufe. * Was sind die heiligen Sakramente ? Es sind göttliche Handlungen, darinnen Gott mit sichtbaren Zeichen (oder in seinem Wort verfaßten Elementen) die unsichtbaren verheißenen Gnaden­ güter versiegelt und übergiebt.

* Wozu sind die Sakramente eingesetzt? Zur Bestätigung unsers Glaubens an die göttlichen Verheißungen.

* Wie viel sind Sakramente im Neuen Testament ? Zwei:

Die Taufe und das Abendmahl des Herrn. Zum ersten:

Was ist die Taufe ? Es ist eine göttliche Handlung, in welcher uns Gott durch das Wasserbad

und Wort unsere Sünde gnädiglich um Jesu Christi willen vergiebt, nimmt uns

an zu seinen Kindern und macht uns zu Erben aller seiner himmlischen Güter.

Oder : Die Taufe ist nicht allein schlecht Wasser, sondern sie ist das Wasser, in Gottes Gebot gefastet und mit Gottes Wort verbunden.

Welches ist denn solch Wort Gottes ? Da unser Herr Christus spricht Matthäi am letzten : Gehet hin in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des

Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Zum andern:

Was giebt oder nützt die Taufe ? Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und giebt

die ewige Seligkeit allen, die es glauben,

wie die Worte und Verheißung

Gottes lauten.

Welches sind denn solche Worte und Verheißung Gottes ? Da unser Herr Christus spricht Marci am letzten : Wer da glaubet und getauft wird, der wird

selig; wer aber nicht glaubet,

der wird verdammt. Zum dritten:

Wie kann Wasser solche große Dinge thun ? Wasser thut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet;

denn ohne Gottes Wort ist das Master schlecht Master und keine Taufe, aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist : ein gnadenreich Wasser

des Lebens, und ein Bad der neuen Geburt im heiligen Geist, wie St. Paulus sagt zum Tito am dritten Kapitel: Durch das Bad der Wiedergeburt

und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er ausgegossen

hat über uns reichlich durch Jesum Christum unsern Heiland, auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien

des ewigen Lebens nach der Hoffnung.

Das ist gewißlich wahr.

Zum vierten:

Was bedeutet denn solch Wassertaufen ? Es bedeutet,

daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße

soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten, und wiederum

täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in

Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.

Wo stehet das geschrieben? St. Paulus zu den Römern am sechsten spricht

: Wir sind

Christo durch die Taufe begraben in den Tod,

samt

daß, gleich­

wie Christus ist von den Toten auferwecket durch die Herr­

lichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben wandeln.

12

* Wozu nützt uns die Taufe ? Daß wir damit versichert werden, Gott habe uns zu seinen Kindern ange­

nommen und wolle sich in allen Dingen als ein gnädiger Vater gegen uns erzeigen.

* Warum sprichst du in der Auslegung des Katechismus : die Taufe wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel, und giebt die ewige Seligkeit: so doch allein der Herr Christus solches gethan hat ? Der Herr Christus hat uns dieses alles erworben in seinem Leiden und Sterben, aber mit der heiligen Taufe hat cr'$ uns geschenkt und zugeeignet.

Das fünfte Hauptstück. Bon dem Sakrament des Altars. * Was ist das Abendmahl unsers Herrn Jesu Christi ? Das Abendmahl des Herrn

ist ein Sakrament oder göttliche Handlung,

da der Herr Christus selbst gegenwärtig ist, und übergiebt uns mit Brot und

Wein seinen wahren Leib und Blut, zur gewissen Versicherung, daß wir Ver­

gebung der Sünden haben und mit ihm in Ewigkeit leben sollen.

Was ist das Sakrament des Altars ? Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, unter dem Brot

und Wein, uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt.

Wo stehet das geschrieben? So schreiben die heiligen Evangelisten Matthäus, Marcus, LucaS und St. Paulus :

Unser Herr Jesus Christus in der Nacht,

da er verraten

ward, nahm erdasBrot, danketeund brach's und gab's seinen

Jüngern und sprach:Nehmethinund esset, das ist meinLeib,

der für euch gegeben wird; solches thut zu meinem Gedächtnis. DeSselbigen gleichen nahm er auch

den Kelch

nach dem

Abendmahl, dankete und gabihnen den, undsprach : Nehmet

hin und trinket alle daraus; dieser Kelch ist das neue Testa­

ment in meinem Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches thut, so oft ihr's

trinket, zu meinem Gedächtnis.

Was nützet denn solch Essen und Trinken ? Das zeigen uns diese Worte an : Für euch gegeben und vergos­

sen zur Vergebung der Sünden; nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung

der Sünden, Leben und Seligkeit durch

solche Worte gegeben

wird; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.

Wie kann leiblich Essen und Trinken solche große Dinge thun? Essen und Trinken thuts freilich nicht, sondern die Worte, so da stehen : Für euch gegeben und vergossen zurVergebung der Sünden,

13

welche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken als das Haupt­ stück im Sakrament,

und wer denselben Worten glaubet, der hat, was sie

sagen und wie sie lauten, nämlich : Vergebung der Sünden. Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich ? Fasten und leiblich sich zubereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht; aber

der ist recht würdig und wohl geschickt, der den Glauben hat an diese Worte:

Für euch gegeben und vergossen zurVergebung derSünden.

Wer aber diesen Worten nicht glaubet oder zweifelt, der ist unwürdig und

ungeschickt; denn das Wort „für euch" erfordert eitel gläubige Herzen. * Wozu ist uns das Abendmahl des Herrn nütze ? Wir werden damit versichert, daß, ob wir gleich unsern Vater im Himmel erzürnt haben, will er uns doch solches verzeihen und unser gnädiger

sein und bleiben; Md ist also die Taufe eine Versicherung, daß uns Gott zu seinen Kindern angenommen hat; das Abendmahl aber, daß er uns

unseres Ungehorsams nicht will entgelten lassen. * WaS empfängst du nun im heiligen Abendmahl ? Den wahren Leib und Blut meines Herrn Jesu Christi unter dem Brot

und Wein. Daß

ich

* Warum gehst du zum Tisch des Herrn? meinen Glauben an den Herrn Christum durch die NießunA

seines Leibes und Blutes stärke und meine arme Seele tröste. (Konfirmationssragen.) * Glaubest du und bekennest dies alles von Herzen, was du von der christlichen Lehre jetztund gesagt hast? Ja, >Herr.

* Willst du denn auch dich in den Gehorsam der christlichen Kirche ergeben, und nach dem du glaubest und bekennest, hinfürder thun und leben, und was du allhier zusagst, treulich halten? Ja, Herr, durch die Gnade und Hilfe unsers Herrn Jesu Christi.

Von der Beichte. Was ist die Beichte ? Die Beichte begreift zwei Stücke in sich : Eines, daß man die Sünde

bekenne; das Andere, daß man die Absolution oder Vergebung von dem Beichtiger empfange, als von Gott selbst, und ja nicht daran zweifele, son­ dern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel.

Welche Sünden soll man beichten ?, Bor Gott soll man sich aller Sünden schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Baler Unser thun.

Aber vor dem Beichtiger sollen

wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

14 Welches sind die ? Da siehe deinen Stand' an nach den zehn Geboten : ob du Vater, Mutter,

Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht seiest: ob du ungehorsam, untreu, unfleißig, zornig, unzüchtig, gehässig gewesen seiest : ob du jemand Leid gethan

hast mit Worten oder Werken;

ob du gestohlen,

versäumet,

verwahrloset,

oder sonstwie Schaden gethan habest.

Line allgemeine Beichte. Ich

armer Sünder

Munde,

erkenne in meinem Herzen und bekenne mit meinem

daß ich nicht allein in Sünden empfangen

und geboren,

sondern

auch mit allerhand wirklichen Sünden, bösen Gedanken, Worten und Werken,

gegen Gott,

meinen Herrn, gröblich gefehlt habe und hiermit zeitlicher und

ewiger Strafe schuldig worden bin. Solches nun ist mir von Grund meines Herzens leid, habe aber Zuflucht

zu seiner Gnade und Barmherzigkeit,

und bitte ihn demütig,

daß er um

des Todes Jesu Christi, seines lieben Sohnes und meines Erlösers willen,

mir meine Sünde verzeihen wolle. Ich will ins Künftige

durch die Gnade Gottes und

den Beistand des

heiligen Geistes mein Leben bessern und frömmer werden.

Anhang. I*

Morgengebet.

Das walt Gott der Vater, Sohn und heilige Geist, Amen. Ich danke dir, mein lieber himmlischer Vater, durch Jesum Christum, dei­ nen lieben Sohn, daß du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast, und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch so gnädig be­ hüten vor Sünden und allem Übel, daß dir all mein Thun und Leben gefalle;

ich befehle mich, mein Leib und Seele und alles in deine Hände; dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.

Il< 1.

Amen.

Tischgebete.

Aller Augen warten auf dich, Herr, und du giebst ihnen ihre Speise

zu seiner Zeit, du thust deine milde Hand auf und sättigest alles, was da lebet, mit Wohlgefallen.

Darnach das Vater Unser, und dies nachfolgende Gebet: Herr Gott himmlischer Vater, segne uns und diese deine Gaben, die wir von deiner milden Güte zu uns nehmen, durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

2.

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewig-

ich, der allem Fleisch seine Speise giebt, der dem Vieh sein Futter giebt, den

ungen Raben, die ihn anrufen.

Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses,

15

noch Gefallen an jemandes Beinen, der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten und auf seine Güte warten.

Darnach das Vater Unser, und dies nachfolgende Gebet : Wir danken dir,. Herr Gott himmlischer Vater, durch Jesum Christum,

unsern Herrn, für alle deine Gaben und Wohlthat, der du lebest und regierest in Ewigkeit.

Amen.

lil.

Abendgebet.

Das walt Gott der Vater, Sohn und heilige Geist, Amen.

Ich danke dir, mein lieber himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich,

du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht gethan habe, und Denn ich befehle mich, mein Leib und

mich diese Nacht gnädiglich behüten.

Seel und alles in deine Hände; dein heiliger Engel sei mit mir, daß der

böse Feind keine Macht an mir finde.

Amen.

Die Haustafel etlicher Sprüche für allerlei heilige Hrden und Stände, dadurch dieselben, als durch eigene Lektion, ihres Ilmts und Aiensts zu ermahnen.

Den Bischöfen, Pfarrherren und Predigern, Ein Bischof soll unsträflich sein,

eines Weibes Mann, nüchtern, sittig,

mäßig, gastfrei, lehrhaftig, als ein Haushalter Gottes, nicht ein Weinsäufer,

nicht gehässig, nicht unehrliche Handtierung treiben; sondern gelinde, nicht

haderhaftig, nicht geizig, der seinem eigenen Haus wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe mit aller Ehrbarkeit, nicht ein Neuling, der ob dem Worte halte, das gewiß ist, und lehren kann, auf daß er mächtig sei zu ermahnen durch die

heilsame. Lehre, und zu strafen die Widersprecher.

1 Timoth. 3.

Tit. 1.

WaS die Zuhörer ihren Lehrern und Seelsorgern zu thun schuldig find. Effet und trinket, was wert.

sie haben, denn ein Arbeiter ist seines Lohnes

Luc. 10.

Der Herr hat befohlen, daß die, so das Evangelium verkündigen, sollen

sich vom Evangelio nähren.

1 Cor. 9.

Der unterrichtet wird in dem Wort, der teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Gal. 6. Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte man zwiefacher Ehren wert,

sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre.

Denn es spricht die

Schrift : Du sollst dem Ochsen, der da drischet, nicht das Maul verbinden. 1 Tim. 5.

Item : ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.

Luc. 10.

1 Timoth. 5.

16

Wir bitten euch, lieben Brüder, daß ihr erkennet, die an euch arbeiten und

euch vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen; habt sie desto lieber um ihres Werkes willen, und seid friedsam mit ihnen. Gehorchet euern Lehrern und folget ihnen;

1 Theff. 5.

denn sie wachen über eure

Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen,

auf daß sie das mit

Freuden thun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.

Heb. 13.

Don der weltlichen Obrigkeit. Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.

Denn

eS ist keine Obrigkeit, ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von

Gott verordnet.

Wer sich nun wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebet

Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil em­ pfangen.

Denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist Gottes Dienerin,

eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses thut.

Röm. 13.

Don den Unterthanen. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Matth. 22.

So seid nun aus Not Unterthan,

nicht allein um der Strafe willen,

sondern auch um deS Gewissens willen; derohalben müsset ihr auch Schoß geben; denn sie sind Gottes Diener,

die solchen Schutz sollen handhaben.

So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid : Schoß, dem der Schoß ge­

bührt, Zoll, dem der Zoll gebührt, Furcht, dem die Furcht gebührt, Ehre,

dem die Ehre gebührt.

Röm. 13.

So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst thue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle

Obrigkeit, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches ist gut, dazu auch angenehm vor Gott unserm Heiland.

1 Tim. 2.

Erinnere sie, daß sie den Fürsten und der Obrigkeit Unterthan und ge­ horsam seien.

Tito am 3.

Seid Unterthan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei

dem König als dem Obersten, oder den Hauptleuten als den Gesandten von ihm, zur Rache über die Übelthäler und zu Lobe den Frommen. 1 Petri 2.

Den Ehemännern. Ihr Männer, wohnet bei euern Weibern mit Vernunft, und gebet dem

weiblichen, als dem schwächsten Werkzeug, seine Ehre, als Milerben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht verhindert werde.

Und seid nicht bitter gegen sie.

1 Petri am 3.

Coloss. am 3. Cap.

Den Ehefrauen. Die Weiber seien Unterthan ihren Männern als

dem Herrn, wie Sara

Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr worden seid.

1 Petri am 3.

Den Eltern. Ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, daß sie nicht scheu werden,

sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn.

Eph. 6.

Don den Kindern. Ihr Kinder,

seid

gehorsam euern Eltern in dem Herrn,

denn das ist

Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung

billig.

hat, nämlich;. daß dir's wohl gehe, und du lange lebest auf Erden.

Den Knechten, Mägden, Taglbhnern und Arbeitern. Ihr Knechte, seid gehorsam euern leiblichen Herrn, mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens,

als Christo selbst, nicht

mit Dienst allein

vor Augen, als Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, daß

ihr solchen Willen Gottes thut von Herzen, mit gutem Willen; lasset euch dünken,

daß ihr dem Herrn, und nicht

den Menschen dienet, und wisset,

was ein jeglicher Gutes thut, das wird er empfangen, er sei Knecht oder Freier.

Eph. 6.

Den Hausherren oder Hausfrauen. Ihr Herrn, thut auch daSselbige gegen sie und lasset euer Dräuen, und wisset, daß

auch ihr

Ansehen der Person.

einen Herrn im Himmel habt, und ist bei ihm kein Eph. 6.

Der gemeinen Jugend. Ihr Jungen seid den Alten Unterthan, und beweiset darinnen die Demut; denn Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen giebt er Gnade.

So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, höhe zu seiner Zeit.

daß er euch er­

1 Petr. 5.

Den Witwen. Welche eine rechte Witwe und einsam ist, die

Gott, und

stellet ihre Hoffnung auf

bleibet am Gebet Tag und Nacht; welche

lebet, die ist lebendig tot.

aber in Wollüsten

1 Tim. 5.

Der Gemeine. Liebe deinen Nächsten als dich verfasset.

Röm. 13.

selbst.

In

dem Wort sind alle Gebote

Und haltet an mit Beten für alle Menschen.

1 Tim. 2. %

Ein Jeder lerne sein Lektion, So wird es wohl im Hause stöhn.

Verzeichnis der zu lernenden 20 Kirchenlieder. 1. Für die Kinder vom 7. bis zum 9. oder 10. Lebensjahre : 1. Wach auf, mein Herz und finge Nr. 369. —- 2. Lobt Gott, ihr Christen allzugleich 34. — 3. Ach bleib mit deiner Gnade 152. — 4. Wer

nur den lieben Gott läßt wallen 339. — 5. Wie groß ist des Allmächtgen Güte 144. — 6. Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut 137. 2

18 2. Für Kinder vom 9. Lis 11. oder 10. bis 12. Lebensjahre :

7. Der heilige Christ ist kommen 45. — 8. Jesus lebt, mit ihm auch ich 84. — 9. In allen meinen Thaten 330. — 10. Lobet den Herren, den mächtigen König 135. — 11. Befiehl du deine Wege 333. — 12. Nun danket alle Gott 131. 3. Für Kinder vom 11. bis 14. oder 12. bis 14. Lebensjahre : 13. Wie soll ich dich empfangen 20. — 14. O Haupt voll Blut und Wunden 63. — 15. Ich geh' zu deinem Grabe 81. — 16. Jesus, meine Zuversicht 483. — 17. Ein feste Burg 148. — 18. Mir nach, spricht Christus 244. — 19. O heil. Geist, kehr' bei uns ein 110. — 20. Was Gott thut, daS ist wohlgethan 344.

Sprnehbuch. tt 1. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerech­ tigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Matth. 6, 33. (1) Der Kerkermeister zu Philippi AG. 16, N. T. 79, c; — NicodemuS Joh. 3, N- T. 13.

** 2. Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. ** 3. Was

PH. 2, 12.

(2)

hülfe eS dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und

nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder waS kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse? Matth. 16, 26. (3) Der reiche Jüngling Matth. 19; — die Erbteilung Luc. 12, N. T. 41.

*

*

4. JesuS spricht : Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich. Joh. 14, 6. (4)

5. Wer da 16, 16.

Bist du ein Christ? Woher weißt du das? glaubet und getauft wird, der wird selig werden.

** 6. Weil du von Kind auf die heil. Schrift weißest, unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben 2 Tim. 3, 15. (6)

*

t

Marc.

(5) kann dich dieselbige an Christo Jesu.

7. Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein HauS selig. AG. 16, 31. (7) Welches ist denn die christliche Lehre? 8. Alle Schrift von Gott eingegeben ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt. 2 Tim. 3, 16—17. (8)

** 9. Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorge­ bracht, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem heiligen Geist. 2 Petr. 1, 21. (9) Paulus sagt, er habe da» Evangelium von keinem Menschen empfangen noch ge­ lernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi. Gal. 1, 11—12.

t 10. Ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt, nähmet ihr es auf, nicht als Menschenwort, sondern (wie es denn wahrhaftig ist) als Gottes Wort, welcher auch wirket in euch, -die ihr glaubet. 1 Theff. 2, 13. (11)

1A tfll. Ich schäme mich deS Evangeliums von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig machet alle, die daran glauben. Röm. 1, 16. — Hebr. 4, 12. (13)

tf!2. Meine Lehre ist nicht mein, sondern deß, der mich gesandt hat; so jemand will deß Willen thun, der wird inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selber rede. Joh. 7, 16. 17. (14)

Das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden. Joh. 1, 17. (15) * 13. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht Wege. Ps. 119, 105. (16)

auf meinem

**14. Suchet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darinnen, und sie ist es, die von mir zeuget. Joh. 5, 39. (17) Die Christen zu Beröa AG. 17, N. T. 79, d; — der Hauptmann Corneliu- AG. 10, N. T. 77; — der Kämmerer AG. 8, N. T. 75, b.

♦ 15. Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Luc. 11, 28. (20)

Die Geschichtsbücher des Alten Testaments. Die fünf Bücher Mosis, das Buch Josua, daS Buch der Richter, daS Buch Ruth, die zwei Bücher SamueliS, die zwei Bücher der Könige, die zwei Bücher der Chronica, das Buch Esra, das Buch Nehemia, das Buch Esther.

Die Lehrbücher deS A. T. Das Buch Hiob, die Psalmen, die Sprüche Salomos, der Prediger Salomos und das hohe Lied Salomos.

Die prophetischen Bücher des A. T. Jesaias, Jeremias nebst den Klageliedern Jeremiä, Hesekiel und Daniel; — Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja, Haggai, Sacharja und Maleachi.

Die apocryphifchen Bücher deS A. T. Da- Buch Judith, die Weisheit SalomoniS, da- Buch Tobiä, da- Buch Jesu- Sirach, da- Buch Baruch, die zwei Bücher der Maceabäer, Stücke in Esther, Historie von der Susanns und Daniel, vo« Bel zu Babel, vom Drachen zu Babel, da- Gebet Asariä, der Gesang der drei Männer im Feuerofen, da- Gebet Manasse.

Die Geschichtsbücher des Neuen Testaments. Die vier Evangelien : von Matthäus, Marcus, Lucas und Johannes, die Apostelgeschichte.

Die Lehrbücher deS N. T. Der Brief Pauli an die Römer, zwei an die Corinther, der Brief Pauli an die Galater, der an die Epheser, der an die Philipper, der an die Coloffer, zwei an die Thessalonicher, zwei an den Timotheum, der an Titum, der an Philemon und der Brief an die Hebräer; die zwei Briefe Petri, die drei Briefe Johannis, der Brief Jacobi und der Brief Judä.

DaS prophetische Buch deS N. T. Die Offenbarung Johannis.

Das erste Kauptstück. Von den heiligen zehn Geboten oder von dem Gesetze Gottes. Gesetz Gottes ist die göttliche Anordnung dessen, was wir thun und lassen sollen.

DaS Gesetz im Herze« (natürliches Gesetz, Gewissen), tflß. Denn so die Heiden, die daS Gesetz nicht haben und doch von Natur thun des Gesetzes Werk, dieselbigen, dieweil sie daS Gesetz nicht haben, sind sie ihnen selbst ein Gesetz, damit, daß sie beweisen, des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihren Herzen, sintemal ihr Gewisien sie be­ zeuget, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen. Röm. 2, 14—15. (21) Kain eilt, vom bösen Gewissen getrieben, unftät und flüchtig umher 1 Mos. 4» A. T. 4, c; — Paulus hat ein böse- Gewissen AG. 23, N. T. 81. — Stra­ fende- Gewissen : erste Reise der Söhne Jacob- 1 Mos. 42, A. T. 19, c.

DaS geoffenbarte Gesetz (mosaische Gesetz, die heil, zehn Gebote). Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, daS Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Matth. 5, 14. (22) Die Gesetzgebung auf dem Berge Sinai 2 Mos. 19—20, A. T. 28.

* 17. Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Tas andere aber ist dem gleich : Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst; in diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten. Matth. 22, 37—39. (23) +fl8. Die Hauptsumme des Gebots ist Liebe von reinem Herzen und von gutem Gewisien und von ungefärbtem Glauben. 1 Tim. 1, 5. (25)

Aie erste Hafet.

Von der Liebe zu Gott. DaS 1. Gebot. I.

Verbot.

Elia- eifert wider den Götzendienst 1 Kön. 17—19, A. T. 54, c.

1. Grobe Abgötterei. Die grobe Abgötterei besteht darin, daß man Geschöpfe oder deren Bildnisse göttlich verehrt.

Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder deß, das oben im Himmel, noch deß, das unten auf Erden, oder deß, das im Wasier unter der Erde ist : bete sie nicht an und diene ihnen nicht. 2 Mos. 20, 4—5. (28) Da- goldene Kalb 2 Mos. 32, A. T. 29; — Jerobeam 1 Kön. 12, A. T. 54, b.

2.

Feine Abgötterei.

Die feine Abgötterei besteht darin, daß man irgend etwas in der Welt mehr oder ebenso fürchtet, liebt und ihm vertraut, als Gott.

tfl9. Verlaß dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand. Spr. 3, 5. (29) f 20. So spricht der Herr : Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums, sondern wer sich rühmen will, der rühme sich deß, daß er mich wisse und kenne, daß ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden. Jerem. 9, 23—24. (30) Der Riese Goliath 1 Sam. 17, A. T. 43.

**21. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht mögen töten, fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle. Matth. 10, 28. (31) t 22. Wer Vater oder Mutter mehr liebet, denn mich, der ist meiner nicht wert. Und wer Sohn oder Tochter mehr liebet, denn mich, der ist meiner nicht wert. Matth. 10, 37. (32) Der Richter Eli 1 Sam. 2, A. T. 39.

t 23. Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verläßt und hält Fleisch für seinen Arm, und mit seinem Herzen vom Herrn weichet. 3er. 17, 5. (33) f 24. Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, nämlich des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergehet mit ihrer Lust, wer aber den Willen Gottes thut, der bleibet in Ewigkeit. 1 Joh. 2, 15—17. (34) Der König Salomo 1 Kön. 10, 11, A. T. 53; — der reiche Mann Luc. 16, N. T. 41; — der reiche Jüngling Matth. 19.

II.

1.

Gebot.

Fürchten.

Gott fürchten heißt: Gottes Größe tief fühlen und seine Ungnade kindlich scheuen. t 25. Alle Welt fürchte den Herrn und vor ihm scheue sich alles, was auf dem Erdboden wohnet; denn so er spricht, so geschieht es, so er gebietet, so stehet es da. Ps. 33, 8—9. (36) — Spr. 8, 13. Adam 1 Mos. 3, A. T. 3; — Pharao 2 Mos. 5, A. T. 25; — Joseph 1 Mos. 39, 9 : Wie sollte ich ein so großes Übel thun und wider Gott sündigen t A. T. 25. — Die 3 Männer im Feuerofen Daniel 3; — Johannes der Täufer Matth. 14, N. T. 25; — Petrus vor dem hohen Rat AG. 4, N. T. 72, b. c.

Ein feste Burg ist unser Gott.

2.

148.

Lieben.

Gott lieben heißt: Freude an Gott haben und ihm sich ganz hin­ geben.

tf26. Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet. Ps. 37, 4. (39)

22 * 27. Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. 1 Joh. 4,19. (40)

Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke, Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter, mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz. Pf. 18, 2-3. (41)

**28. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm.

(42)

1 Joh. 4, 16.

t 29. Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Ps. 73, 25—26. (43) Elia» 1 Kön. 19, A. T. 55. 56.

* 30. Das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote hallen, und seine Gebote sind nicht schwer. 1 Joh. 5, 3. (44) Abraham 1 Mos. 2», A. T. 18.

t 81. So jemand spricht : Ich liebe Gott und hastet seinen Bruder, der ist ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kann er Gott lieben, den er nicht siehet? 1 Joh. 4, 20. (45) Wie groß ist des Allmächtgen Güte.

144.

Vertrauen.

3.

Gott vertrauen heißt : sich von ganzem Herzen auf Gott verlaffen und immerdar alles Guten zu ihm versehen.

* 32. Befiehl dem Herrn deine Wege, und hoffe auf ihn; er wird es wohl machen. Ps. 37, 5. (46) Befiehl du deine Wege.

333.

**33. Es ist gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht Menschen. Ps. 118, 8. (47) Daniel in der Löwengrube.

verlaffen auf

Dan. 6, A. T. 67.

tf34. Ihr sollt nicht sorgen und sagen : Was werden wir essen? WaS werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden, denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr deß alles bedürfet. Matth. 6, 31—32. (48) David, von Saul verfolgt, spricht im 23. Psalm : Der Herr ist mein Hirte, mir wird nicht- mangeln, A. T. 44. — David vor Goliath 1 Sam. 17, A. T. 43.

t 35. Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Denn er ist mein Hort, meiye Hilfe, mein Schutz, daß mich kein Fall stürzen wird, wie groß er ist. Ps. 62, 2—3. (50) — Jes. 30, 15. **36. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Ps. 42, 12. (51)

Werfet euer Vertrauen nicht weg, hat. Hebr. 10, 35. (52)

welches eine große Belohnung

Abraham 1 Mos. 12—15, A. T. 7. 8. 9. — Elias am Bache Krtth 1 Kön. 17—19, A. T. 55, c.

Sn allen meinen Thaten.

330.

Das 2. Gebot. Der Name Gottes ist alles, womit Gott in seinem Wesen und Wirken bezeichnet wird.

I.

Verbot.

1. Nicht fluchen. Beim Namen Gottes fluchen heißt: Gott lästern, sich oder andern BöseS von Gott anwünschen, Gottes Gericht und Strafe auf fich oder andere herabrufen.

Welcher seinem Gott fluchet, der soll seine Sünde tragen, welcher deS Herrn Namen lästert, der soll des Todes sterben. 3 Mos. 24, 15—16. (53) Pharao 2 Mos. 5, 2, A. T. 25, a; — Simei 2 Sam. 16, A. T. 49, d.

* 37. Segnet, die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Röm. 12, 14. (55) Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß rhr den Segen beerbet. 1 Petr. 3, 9. (56) Christus am Kreuze Maith. 27, N. T. 64, c; — Stephanus AG. 7, N. T. 74, e.

2. Nicht schwören. Beim Namen Gottes schwören heißt : Gott zum Zeugen der Wahr­ heit und zum Rächer der Unwahrheit und der Untreue anrufen.

tt38. Ich aber sage euch, daß ihr allerdings nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch bei Jerusalem. Auch sollst du nicht bei deinem Haupte schwören. „Eure Rede aber sei : ja, ja; nein, nein; was darüber ist, daS ist vom Übel. Matth. 5, 34—37. (58)

t 39. So wahr als ich lebe, spricht der Herr, so will ich meinen Eid, den er verachtet hat, und meinen Bund, den er gebrochen hat, auf seinen Kopf bringen. Hes. 17, 19. (60) Zedrkta 2 Chron. 36, 13 u. Hesek. 37.

3. Nicht zaubern. Beim Namen Gottes zaubern heißt: in abergläubischer Weise, ohne Buße und Glauben an Christum heilige Namen, Worte, Sprüche oder Zeichen brauchen, um zu erfahren, was Gott ver­ borgen, oder zu erlangen, was er verweigert hat.

t 40. Daß nicht unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder Tochter durchs Feuer gehen lasse, oder ein Weissager, oder ein Tagewähler, oder der auf Vogelgeschrei achtet, oder ein Zauberer, oder ein Be­ schwörer, oder Wahrsager, oder Zeichendeuter, oder der die Toten frage. Denn wer solches thut, der ist dem Herrn ein Greuel. 5 Mos. 18, 10—12. (61) Die ägyptischen Zauberer 2 Mos. 7; — das Weib zu Endor 1 Sam. 28; — Simon AG. 8; — Elymas AG. 13; — Paulus und die jüdischen Beschwörer AG. 19.

4. Nicht lügen oder trügen. Beim Namen Gottes lügen oder trügen heißt : sein Lügen oder Trügen mit Gottes heiligem Namen verdecken und bemänteln.

tt41. Dies Volk nahet sich zu mir mit seinem Munde und ehret mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir. Matth. 15, 8. (63) **42. Es werden nicht alle, die zu mir sagen : Herr, Herr, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines VaterS im Himmel. Matth. 7, 21. (64) Jacob 1 Mos. 27, A. T. 13, c. — Absalom 2 Mos. 15, A. T. 49, b. — HerodeS Matth 2, N. T. 6; — der Pharisäer im Tempel Luc. 15, N. T. 39; — JudaKuß Marc. 14, N. T. 59, a.

24 II. .

1.

Gebot. Anrufen.

Den Namen Gotte- in allen Nöten anrufen heißt : in aller eigenen und fremden Not unsere Zuflucht allein szu Gott nehmen und ihn um Hilfe und Rettung bitten.

* 43. Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen. Ps. 50, 15. (66) Die Jünger im Sturm Matth.^8, N. T. 20. — HiSkia 2 Kön. 19, A. T. 61.

* 44. Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen. Er thut, was die Gottesfürchtigen begehren und höret ihn Schreien, und hilft ihnen. Ps. 145, 18 u. 19. (67). — Jes. 26, 16. Herr, wenn Trübsal da ist, so suchet man dich, wenn du sie züch­ tigest, so rufen sie ängstlich. Jes. 26, 16 (68) Jesus in Gethsemane Matthau- 26 u. Hebr. 5, 7, N. T. 58. Ich rief zum Herrn in meiner Not (Set Lob und Ehr). 137.

2.

Beten.

Beten heißt: auch ohne besondere Not für sich und andere alles Gute von Gott erbitten.

**45. Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan; denn wer da bittet, der empfängt; und wer da suchet, der findet; und wer da anklopfet, dem wird aufgethan. Matth. 7, 7. (70). — Phil. 4, 6. Salomo 1 Kön. 3|, A. T. 51; — Hanna 1 Sam. 1, A. T. 39; — Daniel 6, 10, A. T. 67, b.

3.

Loben.

Gott loben heißt: Gottes herrliche Eigenschaften und Werke rühmen.

s-s-46. Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes gethan hat. Der dir alle deine Sünde vergießt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöset, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. Ps. 103, 1—4. (71) Moses 2 Mos. 15, A. T. 26, c; — Hiob 1, 21, A. T. 69, a; — Maria Luc. 1, 46. N. T. 2, c; — Zacharias Luc. 1, 68, N. T. 3, b.

t 47. Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Men­ schen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Math. 10, 32—33. (72) Der Blindgeborene Joh. 9, N. T. 33.? Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren.

4.

135.

Danken.

Gott danken heißt: Gottes vielfältige Wohlthaten erkennen und ihn dafür mit Herz und Mund preisen.

**48. Das ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken und lobstngen deinem Namen, du Höchster; des Morgens deine Gnade, und des Nachts deine Wahrheit verkündigen. Ps. 92, 2—3. (73) Noah 1 Mos. 8, A. T. 5, d; — der Samariter Luc. 17, N. T. 38, b. Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut. 137.

Das 3. Gebot. Feiertag (Sabbath — Ruhetag) ist jeder Sonn- und Festtag, an dem wir von den Arbeiten unseres irdischen Berufes ruhen und im Wort und Sakrament Gottes Gnade suchen und seinen Segen empfangen sollen. Heiligen heißt: vom irdischen Gebrauche absondern und dem Dienste Gottes weihen. I.

Gebot.

1. Das Wort Gottes heijlig halten. Das Wort Gottes heilig halten heißt: das Wort Gottes als das von Gott gegebene Mittel zur Seligkeit ansehen und wert halten.

Ihr, da ihr empfinget von uns das Wort göttlicher Predigt u. s. w. 1 Theff. 2, 13. (10) 74. 2. Gern hören. Das Wort Gottes gern hören heißt: das Wort^Gottes mit Freu­ den, fleißig und andächtig hören. Ich halte mich, Herr, zu deinem Altar, da man hört die Stimme des Dankes, und da man predigt alle deine Wunder. Pf. 26, 6—7. (75) Simeon und Hanna Luc. 2, 25—38, N. T. 5; — Jesu- in der Schule zu Nazareth Luc. 4, N. T. 15.

t 49. Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den deine Ehre wohnet. Pf. 26, 8. (77). — Joh. 8, 47.

Ort, da

Maria Luc. 10, N. T. 32; Lydia AG. 16, N. T. 79, c.

t 50. Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehest, und komme, daß du hörest. Pred. 4, 17. (78)

Nehmet das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist, welches kann eure Seelen selig machen. Iac. 1, 21. (79)



3. Lernen. Das Wort Gottes lernen heißt: dem in der Kirche gehörten Worte Gottes noch weiter nachdenken, nachforschen und nachleben.

tf51. Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weis­ heit; lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen, lieblichen Liedern, und singet dem Herrn in eurem Herzen. Col. 3, 16. (81) Seid aber Thäter des Wortes und nicht Hörer allein, damit ihr euch selbst betrüget. Iac. 1, 22. (82)

4. Von der Werktagsarbeit ablassen. Gedenke des Sabbathtages, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle Dinge beschicken; aber am siebenten Tag ist der Sabbath des Herrn, deines Gottes, da sollst du kein Werk thun. — Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhete am siebenten Tage; darum segnete der Herr den Sabbathtag und heiligte ihn. 2 Mos. 20, 8—11. (83)

26 II.

Verbot.

Die Predigt und sein Wort nicht verachten. Die Predigt und sein Wort verachten heißt: die Predigt und sein Wort mcht als das von Gott gegebene Mittel zur Seligkeit ansehen, sondern gering schätzen und darum gar mcht oder nicht gerne hören und lernen.

**52. Lasset uns nicht verlassen unsere Versammlung, wie etliche pflegen, sondern unter einander ermahnen, und das soviel mehr, soviel ihr sehet, daß sich der Tag nahet. Hebr. 10, 25. (86) Der Holzmacher in der Wüste 4 Mos. 15. — Der Mannasammler am Sabbath 2 Mos. 16.

Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem. Vater ist der : die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich von der Welt unbefleckt behalten. Jac. 1, 27. (87)

5>ie andere Hasel. Von der Liebe zum Nächsten. * 53. Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt. Joh. 13, 35. (88)

t 54. Lasset uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge, sondern mit der That und mit der Wahrheit. 1 Joh. 3, 18. (90) Der barmherzige Samariter Luc. 16, N. T. 31, b. — DaS Weltgericht Matth. 25, 40, N. T. 52.

Das 4. Gebot. A. I.

Die Familie. Amt der Eltern.

t 55. Ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Eph. 6, 4. (91) Jesu- spricht : Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, deu« solcher ist daS Reich Gottes. Marc. 10, 14, N. T. 40, b.

t|56. Wer seiner Rute schonet, der hasset seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtiget ihn bald. Spr. 13, 24. (93)

II.

Verhalten der Kinder gegen ihre Eltern. 1.

Verbot.

1. Nicht verachten. Die Eltern verachten heißt : die Eltern nicht als Gottes Stellver­ treter ansehen, sie deshalb gering schätzen und ihnen die schuldige Ehre versagen.

* 57. Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bache aushacken und die jungen Adler fressen. Spr. 30, 17. (94) Absalom 2 Sam. 15, A. T. 49; — Esan 1 Mos. 25, A. T. 13, b.

2. Nicht erzürnen. Die Eltern erzürnen heißt : die Eltern durch Lieblosigkeit, Unge­ horsam und Trotz betrüben und zum gerechten Zorne reizen.

27

t 58. Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, deß Leuchte wird ver­ löschen mitten in der Finsternis. Spr. 20, 20. (95) **59. Wer Vater verstöret und Mutter verjaget, der ist ein schändlich und verflucht Kind. Spr. 19, 26. (96) Hophnt und PinehaS 1 Sam. 2, A. T. 39, c—e; — Jakob» Söhne 1 Mos. 3T^ A. T. 16; - EsauS Heirat 1 Mos. 26, A. T. 13, b.

2.

Gebot.

1. In Ehren halten. Die Eltern in Ehren halten heißt : die Eltern als Gottes Stellvertteter ansehen, sie deshalb hoch und teuer achten und dies mit Wort und That beweisen. Joseph 1 Mos. 46 u. 47, A. T. 21, b.

2. Ihnen dienen. Den Eltern dienen heißt: den Eltern in ihrer Arbeit gerne helfen und beistehen.

t 60. Den Eltern Gleiches vergelten, das ist wohlgethan und angenehm vor Gott. 1 Tim. 5, 4. (98) Jesu» am Kreuz Joh. 19, 26, N. T. 64, c.

3. Gehorchen. Den Eltern gehorchen heißt: auf der Eltern Gebot, Rat und Warnung gerne hören und ihnen willig folgen.

**61. Zhr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn daS ist billig. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, daVerheißung hat : auf daß dir es wohl gehe, und du lange lebest auf Erden. Eph. 6, 1—3. (99) Jesu» Luc. 2, 41—52, N. T. 7, b ; — Ruth 1—4, A. T. 38.

4. Lieb und wert haben. Die Eltern lieb und wert haben heißt : den Eltern unsere Zu­ neigung und Dankbarkeit zeitlebens zu erkennen geben. Joseph 1 Mos. 45, 4—11 und 50, 1-11, A. T. 22, b.

Ps. 133. Lazaru» und seine Schwestern Joh. 11, N. T. 43; — Joseph 1 Mos. 50, 15-11, A. T. 22, c.

III.

Amt der Dienst- und Lehrherrn.

t 62. Ihr Herrn, was recht und gleich ist, das beweiset den Knechten, und wisset, daß ihr auch einen Herrn im Himmel habt. Col. 4, 1. (101) Abraham 1 Mos. 24, A. T. 12; — der Hauptmann zu Kapernaum Luc. 7, N. T. 18, a; — Corneliu- AG. 10, 2—7, N. T. 77.

IV.

Verhalten der Dienstboten, Gesellen und Lehrlinge gegen ihre Herrschaften und Meister. 1.

Verbot.

t 63. Den Knechten gebiete, daß sie ihren Herrn unterthänig seien, in allen Dingen zu gefallen thun, nicht widerbellen, nicht veruntreuen, son­ dern alle gute Treue erzeigen, auf daß sie die Lehre Gottes unseres Heilandes zieren in allen Stücken. Tit. 2, 9—10. (102) Gehasi 2 Kön. 5, A. T. 58,, c.

2.

Gebot.

tt64. Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herrn mit Furcht und Zittern in Einfältigkeit eures Herzens, als Christo, nicht mit Dienst

28 allein vor Augen als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, daß ihr solchen Willen Gottes thut von Herzen mit gutem Willen. Eph. 6, 5—6. (103). — 1 Petr. 2, 18—19. Elieser 1 Mos. 24, A. T. 12; — Jacob bei Laban 1 Mos. 29-31, A. T. 14, c; — Joseph bei Pottphar 1 Mos. 39, A. T. 17; — deS Hauptmanns Knechte Matth. 8, 9, N. T. 18, a.

B. I.

Staat.

Amt der Obrigkeit.

5 Mos. 16, 19. Samuel, Borbild einer getreuen Obrigkeit 1 Sam. 12, A. T. 41, a; — seine Söhne da- Gegenteil 1 Sam. 8, A. T. 40, a; — Ahab 1 Kön. 21, A. T. 55 u. 57.

II.

Verhalten der Unterthanen gegen ihre Obrigkeit. 1.

Verbot.

Spr. 24, 21 u. 27. Die Rotte Korah 4 Mos. 16, A. T. 31, a; — Absalom 2 Mos. 15, A. T. 49, a. e.

2.

Gebot.

* 65. Fürchtet Gott, ehret den König.

1 Petr. 2, 17.

(107)

**66. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Math. 22, 21. (108) Christus Matth. 17, N. T. 54.

t 67. So ermahne ich nun, daß man vor allen Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein führen mögen in aller Gottseligkeit und 1—2. (109)

Dingen zuerst thue Bitte, Menschen, für die Könige ruhiges und stilles Leben Ehrbarkeit. 1 Tim. 2,

tf68. Jedermann sei Unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat; denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun wider die Obrigkeit setzet, der widerstrebet Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst, sie ist Gottes Dienerin, ein Rächerin zur Strafe über den, der Böses thut. Röm. 13, 1—4. (110) Jesus in Gethsemane Matth. 26, N. T. 59, b|; — Paulus vor dem hohen Rate AG. 23, Petrus AG. 4, N. T. 72, c.

C. I.

Kirche und Schule.

Amt der Seelsorger und Lehrer.

Dafür halte uns jedermann, nämlich für Christi Diener und Haus­ halter über Gottes Geheimnisse. 1 Cor. 4, 1. (111). — 2 Tim. 4,2. II. Verhalten der Pfarr- und Schulkinder gegen ihre Lehrer, t 69. Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte man zwiefacher Ehre

wert, sonderlich die da arbeitm im Wort und in der Lehre. 5, 17. (113)

1 Tim.

Die Knaben zu Bethel 2 Kön. 2.

Der aber unterrichtet wird u. s. w. Seite 15.

Der Herr hat befohlen, daß u. s. w. Seite 15.

Gal. 6, 6.

1 Cor. 9, 14.

Die Gemeinde zu Philippi Phil. 4, 16; — Lydia AG. 16, N. T. 79, c.

**70. Gehorchet euren Lehrern, und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf daß sie das

29

mit Freuden thun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut. Hebr. 13, 17. (115). — 1 Thess. 5, 12-13.

Wir bitten euch aber u. s. w. S. 16.

1 Thesi. 5,12—13.

(116)

Die Liebe der Epheser zu.Paulus AG. 20, N. T. 80, b.|

tf71. Lastet uns Gutes thun an jedermann, bens Genosten.

Gal. 6, 10.

allermeist Jaber an des Glau­

(117)

**72. Vor einem grauen Haupte sollst du aufstehen, denn du sollst dich fürchten tor deinem Gott.

und die Alten ehren; 3 Mos. 19, 32. (118)

Das 5. Gebot. A.

Das 5. Gebot in Beziehung auf unsern Nächsten. I. 1.

Verbot.

Grober Mord.

Der grobe Mord besteht darin, daß man dem Nächsten vorsätzlich das Leben nimmt oder nehmen läßt.

Wer Menschenblut vergießt, deß Blut soll auch durch Menschen vergosten werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde ge­ macht. 1 Mos. 9, 6. (119) Kain 1 Mos. 4, A. T. 4; — Moses 2 Mos. 2, A. T. 23, c; — David 2Sam. IV A. T. 48, a; — Ahab 1 Kön. 21, A. T. 57; — HerodeS Matth. 2, N. T. 6, d.

2.

Feiner Mord.

Der feine Mord besteht darin, daß man dem Nächsten durch Scha­ den an seinem Leibe oder durch Leid das Leben verkürzt.

ff73. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist : du sollst nicht töten, wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch : Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt : Racha, der ist des Rats schuldig; wer aber sagt : Du Narr, der ist des höllischen Feuers schuldig. Matth. 5, 21-22. (120) Der Priester und Levit Luc. 10, 37, N. T. 31, b; — MephibosethS Amme 2 Sam. 4.."

3.

Seelenmord.

Der Seelenmord besteht darin, daß man den Nächsten durch falsche Lehre oder böses Beispiel zum Unglauben und zur Sünde ver­ führt und hierdurch in den ewigen Tod stürzt.

Wer aber ärgert dieser Geringsten Einen, die an mich glauben, dem wäre es besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er er­ säuft würde im Meer, da es am tiefsten ist. Matth. 18, 6. (121) Zerobeam (Götzenbilder zu Bethel) 1 Sam. 12, A. T. 54, b.

4.

Lieblosigkeit.

**74. Zürnet und sündiget nicht, lasset die Sonne nicht über untergehen. Eph. 4, 26. (122)

eurem Zorn

Moses 2 Mos. 2, A. T.*23, c.

**75. Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger, uud ihr wisset, daß ein Totschläger nicht hat das ewige Leben bei ihm bleibend. 1 Joh. 3, 15. (123) Kain (Haß) 1 Mos. 4, A. T. 4; — Joab (Rachsucht) 2 Sam. 3; — Josephs Drü» der (Neid) 1 Mos. 37, A. T. 16.

30 tf76. Freue dich des Falls deines Feindes nicht, und dein Herz froh über seinem Unglück. Spr. 24, 17. (126)

sei nicht

Simei 2 Sam. 16, A. T. 49, d.

II.

Gebot.

Di« Rettung des leiblichen Lebens unsers Nächsten.

1.

Abraham 1 Mos. 14, A. T. 8, b; — Pharao- Tochter 2 Mos. 2, A. T. 23, b.

2.

Erhaltung und Pflege seines Lebens.

f 77. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat, und siehet seinen Bruder darben, und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibet die Liebe Gottes bei ihm? 1 Ioh. 3, 17. (128)

**78. Wohlzuthun und mitzuteilen vergeffet nicht; fallen Gott wohl. Hebr. 13, 16. (129)

denn

solche Opfer

ge­

tf79. Brich dem Hungrigen dein Brod, und die, so im Elend sind, führe ins Haus. So du einen nackend siehst, so kleide ihn, und entziehe dich nicht von deinem Fleisch. Jes. 58, 7. (130) Tobias 1, 5, A. T. 72; — der Hauptmann Matth. 8, N. T. 18, a; — der barm­ herzige Samariter Luc. 10, N. T. 31.

3.

Rettung und Leitung seiner Seele.

Vermahnet die Ungezogenen; tröstet die Kleinmütigen; traget die Schwachen; seid geduldig gegen Jedermann. 1 Thess. 5, 14. (131)

4.

Liebe.

So ziehet nun an, als die AuserwLhlten Gottes, Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Und vertrage einer den andern, und vergebet euch unter einander, so jemand Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr. Col. 3, 12—13. (132) Joseph gegen seine Brüder 1 Mos. 50, A, T. 20, d u. 22, c; — Jesu- am Kreuz Luc. 23, 84, N. T. 64, c. Abraham und Lot (Friedensliebe) 1 Mos. 13, 1—12, A. T. 8, a.

**80. Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, thut wohl denen, die euch Haffen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen. Matth. 5,44. (134) David gegen Saul und Simei 1 Sam. 24, 26; —2 Sam. 19, 18—23, A. T. 47, d.

B.

Das 5. Gebot in Beziehung auf uns selbst.

Wer ihm selbst Schaden thut, den heißt man billig einen Erz­ bösewicht. Spr. 24, 8. (135). — Röm. 13, 13—14. Saul 1 Sam. 31, 4, A. T 46, b; — Juda» Maith. 27, 3—5, N. T. 61, b.

**81. Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes; aber losen ist unbarmherzig. Spr. 12, 10. (136)

das Herz des Gott­

Das 6. Gebot. A.

Das 6. Gebot in Beziehung auf die Verheirateten. Die Ehe ist die nach Gottes Ordnung, in seinem Namen und unter seinem Segen geschlossene Verbindung eines Mannes und eines Weibes zu lebenslänglicher Liebe und Treue.

Und der Herr sprach : Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. 1 Mos. 2, 18. (137) Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Matth. 19, 6. (138) Isaacs Heirat 1 Mos. 24, A. T. 12, b-e.

I. 1.

Gebot.

Sein Gemahl lieben.

Sein Gemahl lieben heißt : seinem von Gott gegebenen Gemahl von ganzem Herzen anhangen, in Friede und Treue mit ihm leben und sein zeitlich und ewig Wohl suchen und fördern.

t 62. Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebet hat die Gemeine und hat sich selbst für sie gegeben. — Wer sein Weib liebet, der liebet sich selbst. Eph. 5, 25—29. (139) Abraham 1 Mos. 23, A. T. 12, a; — Isaac 1 Mos. 24, A. T. 12, e; — Jacob 1 Mos. 29, A. T. 14, c.

t 63. Die Weiber sollen züchtig sein, ihre Männer lieben, Kinder lieben, sittig sein, keusch, häuslich, gütig, ihren Männern Unterthan, auf daß nicht das Wort Gottes verlästert werde. Tit. 2, 4—5. (140) 2. Sein Gemahl ehren a. vom Manne hilfin und als hoch und teuer

b.

Sein Gemahl ehren.

heißt : : sein Weib als die von Gott gegebene ,GeMiterbin der Gnade deö Lebens ansehen und achten;

vom Weibe : seinem Manne als dem von Gott gegebenen Haupte gehorchen und folgen. Sara 1 Mos. 18 (1 Petri 3, 6).

II.

Verbot.

PotipharS Weib 1 Mos. 39, A. T. 17, a; — David 2 Sam. 11, A. T. 48, a.

Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bei allen, und das Ehebett unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten. Hebr. 13, 4. (143) HerodeS und HerodiaS Matth. 14, N. T. 25, a; — Felix AG. 24, N. T. 81, b.

B.

Das 6. Gebot in Beziehung auf die Unverheirateten. I.

Gebot.

Keusch und züchtig.

Keusch ist, wer sein Herz rein hält von unsauberen Gedanken und schamlosen Gelüsten. Züchtig ist, wer sich in Geberden, Worten und Werken sittsam, anständig und ehrbar hält.

* 84. Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Matth. 5, 8. (146) t|65. Weiler, lieben Brüder, was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach. Phil. 4, 8. (147) Schaffe in mir, o Gott, ein reines Herz, und gieb mir einen neuen, gewissen Geist. Ps. 51, 12. Joseph in Potiphars Hause 1 Mos. 39, A. T. 17, a.

32 II.

Verbot.

Unkeusch und unzüchtig. t 86. Lasset kein nützlich zur hören, und siegelt seid

faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was Besserung ist, da es Not thut, daß es holdselig sei zu betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr ver­ auf den Tag der Erlösung. Eph. 4, 29—30. (149)

t 87. Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Geiz laffet nicht von euch gesagt werden, wie den Heiligen zustehet; auch sckandbare Morte und Narrenleidinge oder Scherz, welche euch nicht ziemen, sondern vielmehr Danksagung. Eph. 5, 3—4. (150)

* 88. Lasset euch nicht verführen. 1 Cor. 15, 33. (151)

Böse Geschwätze verderben gute Sitten.

* 89. Mein Kind, [toenit dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht. Spr. 1, 10. (152). — Röm. 13, 13. Sodom und Gomorrha 1 Mos. 19, A. T. 10, b. d.

Das 7. Gebot. Eigentum ist alles, was der Mensch auf rechtmäßige Weise besitzt. Die? anvertrauten Pfunde Mattb. 25, N. T. 42; — die Witwe am Gotte-kasteu Marc. 12, N. T. 50, b; — der ^verlorene Sohn Luc. 15, N. T. 36; — der reiche Mann Luc. 16, N. T. 37.

I. 1.

Verbot.

Sein Geld.oder Gut njicht nehmen. (Raub, grober Diebstahl, Hehlerei.)

Achan Jos. 7; — die Räuber bei Jericho Luc. 10, N. T. 31, b.

Verflucht ist, wer seines Nächsten Grenze engert. 5 Mos. 27, 17. (158)

t 90. Wer mit Dieben Tbeil hat und Leben. Spr. 29, 24. (159) 2.

saget

es

nicht

an, der hoffet sein

Noch mit falscher' Wlare oder Handel an uns bringen. (Feiner Diebstahl.)

t.91. Das ist der Wille Gottes, daß niemand zu weit greife, noch vervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist der Rächer über das alles. 1 Theff. 4, 6. (160). — Tit. 2, 10. Zachäus Luc. 19, N. T. 44, c; — Judas Joh. 12, 6, N. T. 45, b; — «hab , 1 Äön. 21, A. T. 57; — der ungerechte Haushatter Luc. 16.

Ihr sollt nicht ungleich handeln am Gerichte, mit der Elle, mit Gewicht, mit Maß. Rechte Wage, rechte Pfunde, rechte Scheffel, rechte Kannen sollen bei euch sein. 3 Mos. 19, 35—36. (161), Du sollst nicht Wucher nehmen noch Übersatz, sondern sollst dich vor deinem Gott fürchten, könne. 2 Mos. 22, 25.

auf daß dein Bruder neben

dir

leben

tt92. Wehe dem, der sein Haus mit Sünden bauet, und seine Gemächer mit Unrecht; der seinen Nächsten umsonst arbeiten läßt und giebt ihm seinen Lohn nicht. 3er. 22, 13. (162)

Der Gottlose borget und bezahlet nicht.

Ps. 37, 21.

(163)

* 83. Wer seinen Acker bauet, wird Brots genug haben, wer aber dem Müßiggang nachgehet, wird Armut genug haben. Spr. 28, 19. (164) Der verlorene Sohn Luc. 15, N. T. 36; — der ungerechte Hau-Halter Luc. 16.

**94. Reichtum wird wenig, wo man es vergeudet; was man aber zu­ sammenhält, das wird groß. Spr. 13, 11. (165)

t 95. Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viele thörichte und schädliche Lüste, welche versenken die Menschen ins Verderben und Verdammnis. Denn Geiz ist eine Wurzel alles Übels. 1 Tim. 6, 9—10. (168) Gehast 2 Äön. 5, A. T. 58, c.

Wehe dem, der sein Gut mehret mit fremdem Gut! Wie lange wird es währen? Und ladet nur viel Schlamm auf sich. Hab-. 2, 6. (169) Juda- Matth. 27, N. T. 45, b u. 61, b.

II. 1.

Gebot.

Helfen bessern.

Unserm Nächsten sein Gut und Nahrung helfen bessern heißt: durch Rat und That dazu beitragen, daß sich de- Nächsten Gut und Nahrung mehre.

**96. Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. 1 Petti 4, 10, — Matth. 5, 42. (170)

Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

2 Cör. 9, 7.

(172)

Die Witwe zu Zarpath 1 Kon. 17, A. T. 55, b u. am GotteSkasteu Marc. 12, 4, N. T. 50, b; — Corneliu- AG. 10; - Tabea AG. s, N. T. 77, a; — die ersten Christen AG. 2, 44, N. T. 71, c.

2.

Und behütens

Unserm Nächsten sein Gut und Nahrung behüten heißt : sein Gut und Nahrung vor Schaden und Verlust schützen. Abraham 1 Mos. 13 u. 14, A. T. 8, b.

A.

Das 8. Gebot. Das 8. Gebot in Beziehung auf unsern Nächsten. Ein falsches Zeugnis ist jede Äußerung über den Nächsten, welche wider die Wahrheit nnd wider die Liebe geht.

L 1.

Verbot.

Nicht fälschlich belügen.

Unsern Nächsten belügen heißt: unserm Nächsten die Unwahrheit sagen. Unsern Nächsten fälschlich belügen heißt : Aus Falschheit oder in böser Absicht die Unwahrheit sagen.

**97. Darum leget die Lügen ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir unter einander Glieder sind. Eph. 4, 25. (174) Behüte deine Zunge vor Bösem, und deine Lippen, daß sie nicht falsch reden. Ps. 34, 14. (175) Jacob 1 Mos. 27, A. T. 13, c; — Jacob- Söhne 1 Mos. 37, A. T. 16, o; — Gehasi 2 Kön. 5, A. T. 58, c.

34 2.

Verraten.

Unsern Nächsten verraten heißt : ohne Not und wider seinen Willen des Nächsten Geheimnisse offenbaren.

tt 98. Handle deine Sache mit deinem Nächsten, und offenbare nicht eine­ andern Heimlichkeit. Spr. 25, 9. (176) Juda- Matth. 26, N. T. 59, »2

3.

Afterreden.

Afterreden heißt: hinter des Nächsten Rücken Böses und Nach­ teiliges von ihm reden, namentlich was nicht wahr ist.

So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden. 1 Petr. 2, 1. (177) Die Söhne Laban» 1 Mos. 31, A. T. 15, a.

** 99. Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welcherlei Maß ihr meffet, wird euch gemessen werden. Matth. 7,1—2. (178) 4.

Bösen Leumund machen.

Bösen Leumund machen heißt: den Nächsten durch Verbreitung unwahrer Gerüchte oder durch schmähsüchtige Urteile in üblen Ruf bringen.

t 100. Die Worte des Verleumders sind Schläge und gehen einem durchHerz. Spr. 18, 8. (179) Pottphar» Weib 1 Mos. 39, A. T. 17, a; — Absalom 2 Sam. 15, A. T. 49, a; — die Pharisäer Matth. 9, N. T. 21, b ; — die Verkläger Christi Luc. 23, S—5, N. Tj 60, b.

Ein loser Mann, ein schädlicher Mann, geht mit verkehrtem Munde, winket mit Augen, deutet mit Füßen, zeiget mit Fingern. Spr. 6, 12—13. (180) Joab 2 Sam. 20, 9'; — Juda» küßte Jesum Matth. 26, 21, N. T. 59, a.

Was du gelobest, das halte. Es ist bester, du gelobest nichts, denn daß du nicht haltest, was du gelobest. Pred. 5, 3—4. (181) Laban 1 Mos. 31, A. T. 14, c; — Pharao 2 Mos. 8, A. T. 25, b.

Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft; und wer Lüge« frech redet, wird nicht entrinnen. Spr. 19, 5; — Pf. 5, 7. (183) Haman Esth. 3—7.

II. 1.

Gebot.

Entschuldigen.

Unsern Nächsten entschuldigen heißt : unsern Nächsten Hegen un­ wahre, lieblose und allzu harte Beschuldigungen in Schutz nehmen und verteidigen.

Thue deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Spr. 31, 8. (184) Ricodemu- Joh. 7,J50; — der Blindgeborene Joh. 9, N. T. 33, d.

2.

Gutes von ihm reden.

Gutes reden von unserm Nächsten heißt : unsers Nächsten gute Eigenschaften und Werke gerne anerkennen und hervorheben, wo man davon schweigt und nur von seinen Sünden redet.

Haß erreget Hader;

aber Liebe decket auch alle Übertretungen,

Spr. 10,12, oder wie Petrus sagt : Decket auch der Sünden Menge. 1 Petr. 4, 8. Jonathan 1 Sam. 19, 4-6, A. T. 44, c; Ahimelech 1 Sam. 22, 14, A. T. 45, ».

3.

Alle- zum besten kehren.

Alles zum besten kehren heißt: das Thun und Lassen unsers Nächsten, wenn es sich auf verschiedene Weise auSlegen läßt, möglichst gut deuten. Abraham 1 Mos. 18, 20, A. T. 10, a; — der Baler de- verlorenen Sohne» Luc. 15, N. T. 36, d; — Jesu- am Kreuz Lue. 23, 34, N. T. 64, c.

B.

Das 8. Gebot in Beziehung auf uns selbst. I.

Verbot.

Der PhartfLer und Zöllner Luc. 18. (Lue. 14,11), N. T. 39; — Absalom 2 Sa«. 15, A. T. 49, a. (Spr. 27, 2); — die Mutter der Kinder Zebedüt Matth. 20, 20. (Gal. 5, 26.)

II.

Gebot.

Paulu- spricht : LS wäre mir lieber, ich stürbe, denn daß mir jemand meine« Ruhm sollte zu nichte machen. 1 Lor. 9, 15.

Das 9. Gebot. I.

Verbot.

Mit List nach des Nächsten Erbe oder Hause stehen heißt : mit künstlich angelegter Täuschung nach des Nächsten Erbe oder Hause trachten. Mit einem Schein des Rechts unsers Nächsten Erbe oder Haus an uns bringen heißt: durch falsche Auslegung und falsche An­ wendung der Landesgesetze des Nächsten Erbe oder Haus in unsern Besitz bringen.

Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet ihm ge­ nügen, denn wir haben nichts in die Welt gebracht, darum offenbar ist, wir werden auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahmng und Kleider haben, so lasset uns begnügen. 1 Tim. 6, 6—8. Mich. 1, 1—2. (194) Da» lüsterne Volk 4 Mos. 11, A. T. 30, a; — Jacob und Efau 1 Mos. A. T. 13, b; — Ahab und Naboth 1 Kön. 21, A. T. 57, a.

II.

27,

Gebot.

Unserm Nächsten sein Erbe oder Haus zu behalten förderlich und dienstlich sein heißt : unserm Nächsten sein Erbe oder Haus von Herzen gönnen und durch Rat und That helfen, daß er im ruhigen Besitz derselben bleibt.

Und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, das des andern ist. Phil. 2, 4; Pf. 37, 4. (173)

Das 10. Gebot. Unserm Nächsten sein Weib und Gesinde abspannen, abdringen oder abwendig machen heißt : das Weib und Gesinde unsers Nächsten verleiten, daß sie nicht bleiben und thun, was sie schuldig sind. Unserm Nächsten sein Vieh abspannen oder abdringen heißt : dem Nächsten die Freude an seinem Vieh verderben, oder seine Not und Verlegenheit benutzen, um ihn zur Herausgabe desselben zu bringen.

Die Seele des Gottlosen wünscht Arges und gönnt seinem Nächsten nichts. Spr. 21, 10. (196) Absalom 2-Sam. 15, 6, A. T. 49, a.

Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung. Matth. 15, 19. (197) Achan Jos. 7, 21.

Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Matth. 26, 41. (198) Gott spricht zu Kain : Ist - nicht also, wenn du fromyr bist, so bist du angenehm; -Ist du aber nicht fromm, so ruhet die Sünde vor der Thür. Aber laß du ihr nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie. 1 Mos. 4, 7, A. T. 4, a.

t 101. Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht voll­ bringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist und den Geist wider das Flesch. Dieselbigen sind wider einander, daß ihr nicht thut, was ihr wollt. Gal. 5, 16—17. (200)

Was sagt nun Golt von diesen Geboten allenj? Gott drohet zu strafen alle, die diese Gebote übertreten u. s. w.

Sünde ist alles, was wider Gottes Gesetz ist. **102. Wer Sünde thut, der thut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht. 1 Ioh. 3, 4. (201) t 103. Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben. Röm. 5, 12. (202) Der Sündenfall 1 Mos. 3,

a.

T. 3.

* 104. Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. 1 Mos. 8, 21. (203)

Siehe, ich bin aus sündlichem Samen gezeuget, und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen. Ps. 51, 7. (204) **105. Es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten. Röm. 3, 23. (205)

Der Mensch sündigt: a. innerlich mit Gedanken, Empfindungen und Begierden, Die Schriftgelehrten Matth. 9, 4, N. T. 21, b.

oder äußerlich mit Geb erden, Worten und Werken, Kain 1 Mos. 4, 5—6, A. T. 4.

b. durch Begehung des Guten,

des

Bösen

oder durch

Unterlassung

Eli und seine Söhne 1 Sam. 3, A. T. 39, c; — die Mörder bet Jericho und der Priester und Levit Luc. 10, 30—32, N. T. 31, b.

c. mit Wissen oder bösem Willen oder aus Unwissenheit, Schwachheit und Übereilung. Petrus und JudaS in der Leidensnacht Matth. 26—27, N. T. 61, a it. 59, a; — Saulus AG. 8, 1 und die Juden Ioh. 8, 59 und Matth. 27, 18.

**106. Denn wer da weiß Gutes zu thun, Sünde. Jac. 4, 17. (206)

und thut's nicht, dem ist'S

Der Knecht aber, der seines Herrn Willm weiß, und hat sich Nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen gethan, der wird viel Streiche leiden müssen. Der es aber nicht weiß, hat doch gethan, das der Streiche wert ist, wird wenig Streiche leiden. Luc. 12, 47—48. (207) * 107. Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Mötzh. 5, 48. (209)

* 108. Der Tod ist der Sünde Sold.

Röm. 6, 23.

(210)

t 109. Jesus antwortete ihnen und sprach : Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht. Jöh. 8, 34. (211) Pharao 2 Mos. 2, 11, A. T. 25, b u. 26, c; — Gaul 1 Sam. 13, A. T. 46, b; — Ahab 1 Kön. 21, A. T. 57, o. d; - Juda- Joh. 6, N. T. 61, b; — die Sündflut 1 Mos. 6; A. T. 5; — die Zerstörung de- Turmbaue- 1 Mos. 11, A. T. 6; — Sodom- Untergang 1 Mos. 19, A. T. 10, d; — die Plagen in Ägypten 2 Mos. 9, A. T. 25, b; — die Teuerung zu Ahab- Zeit 1 Kön. 18, A. T. 55; die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung J-rael- 2 Thron. 36 u. Matth. 23, A. T. 59, d; — Jacob bei Laban 1 Mos. 29—31; David 2 Sam. II, 15-17 u. 15, 16-18, A. T. 49; Jerobeam- Familie 1 Kön. 15; — BaesaS und Ahab- Familie 1 Kön. 16, 7 u. 2 Kön. 9—10, A. T. 57, d.

tfHO. Den Verzagten aber und Ungläubigen, den Greulichen schlägern und Hurern und Zauberern und Abgöttischen Lügnern, deren Teil wird sein in dem Pfuhle, der mit Schwefel brennt; welches ist der andere Tod. Offenb. 21,

und Tot­ und allen Feuer und 8. (213)

Der reiche Mann In der Hölle und in derIQual Luc. 16, N. T. 3?; — da- Welt­ gericht Matth. 25, N. T. 52.

Er verheißt aber Gnade und alles Gute u. s. w. **111. Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. 1 Tim. 4, 8. (214) — Ps. 103, 17—18. Roah 1 Mos. 6, A. T. 5, d; — Joseph 1 Mos. 37 ü. 41, a. T. 18, c; — Daniel und seine Freunde Dan. 3—6, A. T. 67, c; — die Apostel AG. 5, 19 u. 12, 7; — Abraham- Nachkommen 1 Mos. 12, A. T. 7; da- Hau- David» 1 Kön. 11, A. T. 50.

Wozu sind uns die zehn Gebote Gottes nütze? **112. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.

Röm. 3, 20.

(216)

Christus aber hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes u. s. w. Nr. 205. Gal, 3, 13. (218) t 113. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum, daß wir durch den Glauben gerecht würden. Gal. 3, 24. (219) Die Glauben-helden Hebr. 11; Maria Luc. 1, 45, N. T. 2, b; da- eanauäische Weib Matth. 15, N. T. 27, a; der Hauptmann Matth. 8, N. T. 18.

Können wir denn auch mit unsern guten Werken und Gesetz erfüllen?

GotteS

Gebot

t 114. Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnet nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das thue ich nichts sondern das Böse, das ich nicht will, das thue ich. Röm. 7, 18—19. (221)

38 Wer hat denn das Gesetz und die zehn Gebote Gottes erfüllet? t 115. Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder worden sind; also auch durch eines Gehorsam werden viel Gerechte. Röm. 5, 19. (222)

Das andere KaupLstück. Don den Artikeln des christlichen Glaubens. Welches sind die Artikel unseres christlichen Glaubens?)

Wozu dienen uns die Artikel des christlichen Glaubens?!

I.

Gottes Wesen.

1.

Gottes Dasein.

Gottes Dasein erkennen wir :

1. aus dem unserm Herzen anerschaffenen Gottesbewußtsein;; 2. aus Gottes wunderbarem Wirken und Walten in der Natur und im Menschenleben; — natürliche Religion; 3. insbesondere aus der heil. Schrift; — geoffenbarte Religion.

**116. Die Thorm sprechen in ihrem Herzen : Es ist kein Gott! Sie tau­ gen nichts und sind ein Greuel mit ihrem Wesen. Ps. 14, 1. (223) Pharao 2 Mos. 5, A. T. 25.

**117. Ein jegliches Haus wird von jemand bereitet, der aber alles be­ reitet, das ist Gott. Hebr. 3, 4. (224) tfH8. Denn daß man weiß, daß Gott sei, ist ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbaret, damit, daß Gottes unsichtbares Wesen, daS ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man deß wahr­ nimmt, an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt; also daß sie keine Entschuldigung haben. Röm. 1, 19—20. (225) **119. Die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Veste verkündiget seiner Hände Werk. Ps. 19, 2. (226). — AG. 14, 17. EodomS Untergang 1 Mos. 19, A. T. 10, d; — Herodes Krankheit AG. 12.

t 120. Nachdem vor Zeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise ge­ redet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat. Hebr. 1, 1—2. (228)

2.

Gottes Eigenschaften.

Gott ist Geist, Leben, Licht und Liebe.

a.

Gott ist Geist.

Ein Geist ist ein Wesen ohne Körper, mit Verstand und Willen. Gott ist der allerhöchste und vollkommenste Geist.

Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, die muffen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Äoh. 4, 24. (229). — 1 Tim. 6, 15—16.

b.

Gott ist das Leben.

t 121. Wie der Vater daS Leben hat in ihm selber, also hat er dem Sohne gegeben, das Leben zn haben in ihm selber. Äoh. 5, 26. (231) 1.

Ewig und unveränderlich.

Gott ist ewig und unveränderlich heißt: Gott hat nie angefangen zu sein und wird nie aufhören zu sein; er bleibt immer der­ selbe nach seinem Wesen und Willen.

t 122. Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge worden, und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ps. 90, 1. (232) Du aber bleibest, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende. Ps. 102, 26—28. (233)

Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung, noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Jac. 1, 17. (234)

ft 123. Hoffet auf ihn allezeit, lieben Leute, schüttet euer Herz vor ihm auS; Gott ist unsere Zuversicht. Ps. 62, 9. (235) 2.

Allmächtig.

Gott ist allmächtig heißt : Gott kann schassen, waS er will; bei ihm ist kein Ding unmöglich.

* 124. Unser Gott ist im Himmel, er kann schaffen, WaS er will. Ps. 115, 3. (236) **125. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Jes. 41, 10. (239) 3.

Allgegenwärtig.

Gott ist allgegenwärtig heißt : Gott ist und wirkt an allen Orten zu gleicher Zeit.

t 126. Wo soll ich hingehen vor deinem Geist? Und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, siehe, so bist du da; bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da; nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meere, so würde mich doch deine Hand daselbst führen, und deine Rechte mich halten. Ps. 139, 7-10. (241) t 127. Und ob ich schon wanderte im finsteren Thal, fürchte ick kein Un­ glück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Ps. 23, 4. (245) c.

Gott ist Licht.

Gott ist ein Licht, und in ihm ist keine Finsternis. 1 Joh. 1,5. (246) 1.

Allwissend.

Gott ist allwissend heißt : Gott ist nichts unbekannt noch ver­ borgen; er weiß alles, das Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige, unsere Gedanken, Worte und Werke.

**128. Es ist keine Kreatur vor ihm unsichtbar; es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen. Hebr. 4, 13. (248)

t 129. Herr, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehest meine Gedanken von ferne. Ich

40 gehe oder liege, so bist du um mich, und siehest alle meine Wege. Menn stehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht alles wissest. Ps. 139, 1—4. (249) * 130. Der daS Ohr gepflanzet hat, sollte der nicht hören? der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen? Ps. 94, 9. (251)z |2. Allweise. Gott ist allweise heißt : Gott richtet alles in der Welt aufs beste ein.

**131. Herr, wie sind deine Werke so groß und viel? Du hast sie alle weislich geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Ps. 104, 24. (252) t 132. Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern soviel der Himmel höher ist, denn die Erde, so sind auch meine Wege höher, denn eure Wege, urtd meine Gedanken, denn eure Gedanken. Jes. 55, 8—9. (254) 3. Heilig. Gott ist heilig heißt : Gott ist gut und rein in seinem ganzen Wesen; er will und liebt nur das Gute und verabscheut und haßt das Böse.

**133. Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. Jes. 6, 3. (255). — 5 Mos. 32, 4. * 134. Du bist nicht ein Gott, dem gottloses Wesen gefällt, wer böse ist, bleibet nicht vor dir. Ps. 5, 5. (257) ttl35. Nach dem, der euch berufen hat und hellig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel. Denn es stehet geschrieben : Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. 1 Petr. 1, 15—17. (258) Kainlund Abel 1 Mos. 4, A.gT. 4.g 4e Gerecht. Gott ist gerecht heißt : Gott giebt einem jeden, was er verdient, Gnadenlohn dem Frommen und Strafe dem Bösen.

t 136. Gott wird geben einem jeglichen nach seinen Werken; nämlich Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben; Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses thun. Röm. 2, 6—9. (260) 15. Wahrhaftig. Gott ist wahrhaftig heißt : Gott lügt nicht, seine Worte sind Wahr­ heit, er hält, was er verheißen, und vollzieht, was er gedroht hat.

* 137. Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß. Ps. 33, 4. (262) d.

Gott ist die Liebe.

Gott ist die Liebe u. s. w. Nr. 28.

1 Joh. 4, 16.

(264)

1. Gütigi Gott ist gütig heißt : Gott erweiset allen seinen Geschöpfen zählig viele Wohlthaten.

un­

tfl38. Herr, deine Güte reichet, so weit der Himmel ist, und deine Wahr­ heit, so weit die Wolken gehen. Herr, du hilfst beiden, Menschen und Vieh. Ps. 36, 6. (265)

**139. Die Güte des Herrn ifl’3, daß wir nicht gar aus sind; seine Barm­ herzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie-ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Klaget. Jer. 3, 22—23. (266) Wie «roß W M Allmächtgen Güte. 144. 2. Barmherzig und grtädlg.

Gott ist barmherzig heißt : Gott hat Mitleid mit unserer Not und hilft uns. Gott ist gnädig heißt : Gott vergiebt uns um sJesu willen die Sünde, wenn wir uns bekehren. t 140. Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn hallen. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, und vergilt unS nicht nach unserer Miffethat. Wie sich ein Baler über Kinder er­

barmet, so erbarmet sich der Herr über die, so ihn fürchten. 103, 8—10. (267) 3.

Ps.

Geduldig und langmütig.

Gott ist geduldig und langmütig heißt : Gott bestraft nicht sogleich unsere Sünden, sondern läßt uns Zeit zur Bekehrung. **141. Gott hat Geduld mit uns und will nicht, daß jemand verloren werde,

sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. * 142. Darum seid barmherzig, 6, 36.

2 Petr. 3,

9. (268)

wie auch euer Vater barmherzig ist.

Luc.

(270) 3.

Gott in seinem Wesen.

Wer ist nun Gott in seinem Wesen? Sind denn drei Götter? 5 Mos. 6, 4-5.

tf!43. Also sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr sie segnet : Der Herr segne dich und behüte dich! — Der Herr kaffe sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! — Der Herr hebe sein Ange­ sicht über dich und gebe dir Friede! — 4 Mos. 6, 23 ff. (272) Gehet hin in alle Welt u. s. w.

Matth. 28, 19—20.

(273)

Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes fei mit euch allen. 2 Cor. 13, 13. (274)

II.

Gottes gnädiger Wille.

Mas.ist denn derZgnädige Wille Gottes? t 144. Das ist aber der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben. Joh. 6, 40. (275) III.

Nutzen der Erkenntnis des göttlichen Wesens und Willens.

Wozu nützet uns die Erkenntnis des göttlichen Wesens und Willens?

Ohne Glauben ist's unmöglich Gott gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei, und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde. Hebr. 11, 6. (276) **145. Es ist aber der Glaube eine gewiffe Zuversicht deß, das man hoffet und nicht zweifelt an dem, das man nicht siehet. Hebr. 11, 1. (277) Abraham 1 Mos. 12, A. T. 9; — MoseS am roten Meere 2 Mos. 14, A. T. 26, c; — Petrus Lue. 5, N. T. 16, b.

42 Der erste Artikel.

Gon der Schöpfung. A.

Die Person Gottes des Vaters.

Gott heißt Vater, weil er der Vater unsers Herrn Jesu Christi und durch ihn unser Vater ist. **146. Ich beuge meine Kniee gegen den Vater unsers Herrn Jesu Christi, der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden. Eph. 3, 14—15. (278) t 147. Niemand hat Gott je gesehen. Ter eingeborene Sohn, der in deS Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündiget. Joh. 1, 18. (279)

Das Werk des Vaters.

B.

Die Schöpfung.

I. 1.

Die Schöpfung der Welt.

Gott hat die Welt erschaffen heißt : Gott hat durch sein all­ mächtiges Wort Himmel und Erde samt allem, was vorher noch nicht da war, ins Dasein gerufen. t 148. Durch den Glauben merken wir, daß die Welt durch Gottes Wort fertig ist, daß alles, was man siehet, aus nichts geworden ist. Hebr. 11, 3. (280) **149. Herr, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. Offenb. 4, 11. (281)

Joh. 1, 1-4.

(Nr. 177.)

tfl50. Der Himmel ist durchs Wort des Herrn gemacht, und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. Ps. 33, 6. (284) Und Gott sahe an alles, was er gemacht hatte, und stehe da, es war sehr gut. 1 Mos. 1, 31. (285) Die Schöpfungsgeschichte 1 Mos. 1-2, A. T. 1.

2. Die Schöpfung der vernünftigen Kreaturen. 1.

Die Engel.

Die Engel find von Gott geschaffene geistige Wesen höherer Art. a.

Die guten Engel.

Die guten Engel sind diejenigen Engel, welche in ihrem ursprüng­ lichen Zustande der Heiligkeit geblieben sind.

Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, daß man höre die Stimme seines Worts. Ps. 103, 20—21. (286) Engel zerstörten Sodom 1 Mos. 19, A. T. 10, b. c. d; — verkündigten Jesu Geburt Luc. 2, N. T 4, b; — dienten Jesu in der Wüste Matth. 4, N. T. 10, c; — in Gethsemane Luc. 12, N. T. 58, b; — waren thätig bet seiner Auferstehung Matth. 28, N. T. 66, a; — bei seiner Himmelfahrt AG. 1, N. T. 70, b.

+fl51. Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienste um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit? Hebr. 1, 14. — Luc. 15, 10. (288)

43 t 152. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen auS. Pf. 34, 8. (289) Lot 1 Mos. 19, A. T. 10, b. c; — Jacob 1 Mos. 32; — Elia» 1 Kön. 19, A. T. 56, 1; Daniel 6, A. T. 67, c; — Petrn» und Johanne» AG. 5, N. T. 73, b. Da» Weltgericht Matth. 13, 41; 24, 31; 25, 31; N. T. 52.

b. Die bösen Engel. Die bösen Engel sind diejenigen Engel, welche von Gott abge­ fallen sind. Den Obersten derselben nennt die heil. Schrift Teufel oder Satan.

tfl53. Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach eures Vaters Lust wollt ihr thun. Derselbige ist ein Mörder von Anfang und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lügen redet, so redet er von seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ein Vater derselbigen. Joh. 8, 44. (294) Der Sündensall 1 Mos. 3, A. T. 3.

+ 154. Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge; dem widerstehet fest im Glauben. 1 Petri 5, 8—9. (295) 2. Die Menschen. Das göttliche Ebenbild der ersten Menschen bestand-: 1. m Weisheit oder in dem Vermögen, mit ihrem Verstände Gott und seinen Willen richtig zu erkennen; 2. in Freiheit oder in dem Vermögen, aus eigenem Willen das Gute zu thun und das Böse zu lassen; 3. in Reinheit des Herzens oder in dem Vermögen, von ganzem Herzen Gott und das Gute zu lieben; 4. in Unsterblichkeit oder in der Freiheit von Krankheit, Schmerzen und Tod; 5. in der Herrsch ast Über die sichtbaren Kreaturen.

**155. Und Gott sprach : Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das unS gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer, und über die Vögel unter dem Himmel, und über das Vieh und über die ganze Erde, und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. — Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, und schuf sie ein Männlein und ein Fräulein. 1 Mos. 1, 26—27. (297) Durch den Sündensall haben die ersten Menschen das göttliche Ebenbild verloren. Die Folgen davon waren: 1. ihr Verstand wurde verfinstert; 2. ihr Wille wurde zum Guten untüchtig und zum Bösen geneigt; 3. ihr Herz wurde böse und voll arger Gedanken; 4. ihr Leib wurde der Krankheit, dem Schmerze und dem Tod unterworfen; 5. die volle Herrschaft über die irdischen Kreaturen wurde ihnen entzogen. Adam fürchtete, versteckte sich, floh vor Gott, trotzte ihm, war ohne Liebe zu seinem Weibe 1 Mos. 3, A. T. 3.

Dieser traurige Zustand erbte heißt darum Erbsünde.

auf ihre Nachkommen fort und

Die Erbsünde ist das angeborene Verderben unserer Natur, welches uns zu allem wahrhaft Guten untüchtig und zum Bösen geneigt macht. tfl56. Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist

ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich gerichtet sein. 1 Cor. 2, 14. (300)

II.

Die Erhaltung.

Und noch erhält.^ Gott erhält die Welt heißt : Gott läßt Himmel und Erde samt allem, was darauf und darinnen ist, durch seine Kraft so lange fortbestehen, als es ihm wohlgefällig ist. So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören Samen und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Ps. 119, 90—91. 1 Mos. 8, 22. (302)

Ps. 119, 90—91. * 157. Du feuchtest die Berge von oben her; du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Du lässest Gras wachsen für daS Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, daß du Brot aus der Erde bringest. Ps. 104, 13—14. — 145, 15—16. (303) Israel in der Wüste 2 Mos. 16, A. T. 27; — Elia- am Bache Krith 1 Äön. 17, A. T. 55, a; — die Speisung der 5000 und 4000 Mann Mattb. 14 u. 15, N. T. 26; — Jacob : Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit u. s. w. 1 Mos. 32, 10, A. T. 15.

Matth. 6, 25, 28-30; — 1 Petr. 5, 7. Wer nur den Heben Gott läßt walten.

III.

(Nr. 161)

339.

Die Regierung der Welt.

Wider alle Gefährlichkeit beschützet u. s. w. Gott regiert die Welt heißt : Gott ordnet, leitet und lenkt alles in der Welt so, daß es seinem weisen und heiligen Willen dienen muß. * 158. Gott läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und lässet regnen über Gerechte und Ungerechte.

Matth. 5,45.

(310)

Kauft man nicht zween Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselbigen keiner auf die Erde ohne euren Baler. Nun aber sind eure Haare auf dem Haupte alle gezählet. Matth. 10, 29—30. (311) Der Herr schauet vom Himmel und siehet aller Menschen Kinder. Bon seinem festen Thron siehet er auf alle, die auf Erden wohnen. Er lenket allen das Herz, er merket auf alle ihre Werke. Ps. 33,

13—15.

(312)

Moses Geburt und Jugend, 2 Mos. 2, A. T. 23, b.

Der Herr machet arm, und machet reich; höhet. 1 Sam. 2, 7. (313)

er

erniedrigt und er­

Joseph zu seinen Brüdern - Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte eS gut zu machen, daß er thäte, wie eS jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks. 1 Mos. 50, 20, A. T. 22, c; — Esau 1 Mos. 33, A. T. 15, d.

t 159. Die Anfechtung lehret aufs Wort merken. Der verlorene Sohn Luc. 15, N. T. 26,

**160. Wir wissen, daß denen , die Gott lieben, dienen.

Röm. 8, 28.

(316)

Jes. 28, 19.

(315)

b.

alle Dinge szum besten

45 Welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er; er stäupet aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt. Hebr. 12, 6. (317) Da- cananäifche Weib Matth. 15, N. T. 27, a.

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöset; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Denn so du durchs Waffer gehest u. s. w. Jes. 43, 1-3. (319) Israel am roten Meere 2 Mos. 14, A. T. 26, c.

Es wird dir kein Übels begegnen, und keine Plage wird zu deiner

Hütte sich nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf dm Händen tragen, und du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest. Ps. 91, 10—12.

(320)

Daniel 6, A. T. 67. Joseph in der Grübe, in PotipharS Hause, im Gefängnis 1 Mos. 37—42, A. T. 17, a. b. Befiehl du deine Wege. 333.

[

Und das alles aus lauter väterlicher göttlicher Güte u. s. w.

Psalm 103. 104. 118. Die 10 Aussätzigen Luc. 17, N. T. 38. Run danket alle Gott.

131.

Die Leiden deS Hiob 1, 21, A. T. 69. In allen meinen Thaten.

330.

**161. So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werfet auf ihn, denn er sorget für euch. 1 Petri 5, 6—7. (324) Jacobs Rückkehr 1 Mos. 32, 31, A. T. 15.

Was Gott thut das ist wohlgethan.

IV.

344.

Die Bprbereitung der Menschen auf die Erlösung.

1. Vorbereitung durch Verheißungen und Weissagungen. a. Die Abstammung des Erlösers : von einem Weibe 1 Mos. 3, 15, A. T. 3, c; — aus Abrahams Volk 1 Mos. 12, 3, A. T. 7; aus Judas Stamm 1 Mos. 49, 8—10, A. T. 22, b; — aus Davids Familie 2 Sam. 7, 12—19, A. T. 47, c; — aus Davids Stammort Bethlehem Mich. 5, 1, A. T. 62, b; — von einer Jungfrau Jes. 7, 14, A. T. 62. b. Die Zeit seiner Geburt und seines Auftretens : — so lange noch das Scepter in Juda war 1 Mos. 49, 10, A. T. 22, b; — siebenzig Jahrwochen nach der Zeit, wo der Befehl ausging, Jerusalem zu bauen Dan. 9, 24—26; — noch zur Zeit des zweiten Tempels Hagg. 2, 8—10 und Maleachi 3, 1, A. T. 70, c. c. Seine Lebensumstände: seine Armut und Verachtung Jes. 53, 2—3; Sach. 9, 9; 11, 12; — sein Leiden und Sterben 1 Mos. 3, 15, A. T. 3, c; Jes. 50, 6; Ps. 22, 2; 7—9; 15—19; Jes. 43, 24; Jes. 53, 7; Sach. 12, 10; — die Ursache seines Leidens und Sterbens Jes. 53, 4—6, A. T. 68, b; — die Frucht seines Leidens und Sterbens Sach. 13, 1; Jer. 23, 6; Jes. 60, 2, A. T. 68, b; — seine Auferstehung Ps. 16, 8—10; seine Himmelfahrt Ps. 47, 6—7; Dan. 7, 13—14; — sein Sitzen zur Rechten Gottes Ps. 110, 1, A. T. 68, b. d. Seine Person : wahrhaftiger Mensch 1 Mos. 3, 15, A. T. 3, c; Jes. 7, 14, A. T. 62, a; — wahrhaftiger Gott Jes. 7, 14 und Immanuel d. h. Gott mit uns; — Ewig-Vater, Kraft, Held Jes. 9, 6; — Herr, der unsere Gerechtigkeit ist Jer. 23, 6, A. T. 64, c; — dessen Ausgang von Ewigkeit her gewesen ist Mich. 5, 1, A. T. 62, b; Ps. 2, 7; wahrhaftiger Gott und Mensch Jes. 4, 2; Jes. 9, 6—7, A. T. 62, a. e. Sein Amt: Prophet, tote Moses 5 Mos. 18, 18—19, A. T. 32, b; — Hohepriester, wie Melchisedek Ps. 110, 4, A. T. 8, 6; — König, wie David Ps. 110, 1—3; Sach. 9, 9, A. T. 71, c.

46 2. Borbereitun'g durch Vorbilder. a. Personen : Adam Röm. 5, 14; Melchisedek Ps. 110, 4; Hebr. 7; — Joseph 1 Mos. 37, 11; — Moses 5 Mos. 18; — Josua Hebr. 4, 8—10 ; — David, Salomo, Jonas u. s. w. b. Begebenheiten : Isaacs Opferung; die Erhöhung der ehernen Schlange; alle Führungen des Volkes Israel. c. Einrichtungen und Anstalten: der alttest. Gottesdienst; das Opfer, namentlich das Paffahlamm und das jährliche Bersöhnungsopfer. t 162. Da die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn,

geboren

von

einem Weibe und unter daS Gesetz gethan, auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlösete, daß wir die Kindschaft empfingen. Gal.

4, 4—5.

(325)

Der andere Artikel. Gon der Erlösung. Die Erlösung ist die Errettung aus dem elenden Zustande der Sünde und die Versetzung in die selige Gemeinschaft mit Gott. Kann doch ein Bruder söhnen,

denn

es kostet

niemand erlösen,

muß lassen anstehen ewiglich.

noch Gott jemand ver­

ihre Seele zu erlösen,

zu viel,

daß er eS

Ps. 49, 8—9.

Einen solchen Hohenpriester sollten wir haben u. s. w.

Nr. 194.

Hebr. 7, 26—27. Es ist ein Gott, und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich

der

Mensch

für alle zur Erlösung.

Jesus

Christus,

der

sich

selbst

gegeben hat

1 Tim. 2, 5—6.

A. Die Person des Erlösers. I.

Die Namen des Erlösers.

JesuS heißt : Heiland, Seligmacher. Christus oder Messias heißt : der Gesalbte. So heißt Jesus, weil er der rechte Prophet, Hohepriester und König ist, den Gott im alten Testamente verheißen und mit dem heil. Geist zu seinem Amte gesalbt hat. tf!63. Maria wird einen Sohn gebären, deß Namen sollst du Jesus heißen,

denn er wird sein Volk selig 1, 21.

machen

von ihren Sünden.

Matth.

(326)

Verlündigung der Geburt Jesu Luc. 1, 26—31, N. T. 2, a.

**164. Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Men­ schen gegeben, darinnen wir sollen selig werden.

AG. 4,12.

Andrea- spricht zu Simon : Wir haben den Messias (den Gesalbten) Johr 1, N. T. 11.

(327) gefunden

Gott hat Jesum von Nazareth gesalbt mit dem heiligen Geist und Kraft.

AG. 10, 38.

(329)

Die Taufe Jesu Matth. 3, N. T. 9.

II.

Der Erlöser in seiner Person.

Wer ist nun Christus unser Erlöser in seiner Person? 1.

Jesus Christus ist wahrhaftiger Gott.

Die Aussprüche Jesu über sich selbst. a. Wesensgleichheit mit dem Vater. * 165. Ich und der Vater sind eins.

Joh. 10, 30.

(330)

t 166. Spricht zu ihm Philippus : Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns. Jesus spricht zu ihm : So lange bin ich bei euch, und du kennest mich nicht? Philippe, wer mich stehet, der siehet den Vater. Wie sprichst du denn : Zeige uns den Vater? Joh. 14, 8—9. (331) tfl67. Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist, wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Joh. 14, 11. (332)

**168. Also hat Gott die Welt geliebet, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werde«, sonder« das ewige Leben haben. Joh. 3, 16. Vgl. V. 18. (333) b.

Göttliche Namen.

tfl69. Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens habm. Joh. 8, 12. (334) 6.

Jesus spricht : (335)

Ich bin der

Weg u. s. w. Nr. 4.

Joh. 14,

Denn wie der Vater das Leben hat in ihm selber; also hat er dem Sohne gegeben, das Leben zu haben in ihm selber. Joh. 5, 26. (336)

c. Göttliche Eigenschaften. T 170. Verkläre mich, du Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Joh. 17, 5. (337)

* 171. Jesus sprach zu ihnen : Wahrlich, wahrlich, ich sage euch : Ehe denn Abraham ward, bin ich. Joh. 8, 58. (338)

* 172. Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach : Mir ist ge­ geben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Matth. 28, 18. (339) Die Stillung de- Sturme- Matth. 8, N. T. 20.

tfl73. Denn wie der Baler die Toten auferwecket und macht sie lebendig, also auch der Sohn macht lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohne übergeben. Joh. 5, 21—22. (340) Die Auferweckung de- Jüngling- zu Nain Luc. 7, N. T. 22.

Off. 1, 8; - Joh. 14, 14. * 174. Und siehe, ich bin bei euch Matth. 28, 20. (343)

alle Tage bis an der Welt Ende.

**175. Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Matth. 18, 20. (344) t 176. Auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Joh. 5, 23. (345)

Die Aussprüche der Apostel. a.

Göttliche Namen.

tfl77. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. — Und das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlich-

48

feit, eine Herrlichkeit, als des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit. Joh. 1, 1. 14. (346) Jesu Verklärung Matth. 17, N. T. 29,|

♦ 178. Thomas antwortete und sprach Gott! Joh. 20, 28. (347)

zu ihm : Mein kHerr und mein

So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche euch der heil. Geist gesetzt hat zu. Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat. AG. 20, 28. (348)

Welcher auch sind die Väter, aus welchen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobet in Ewigkeit. Röm. 9, 5. (349) * 179. In ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. (350)

Cyl. 2, 9.

t 180. Und kündlich groß ist das gottselige Geheimnis : Gott ist geoffen­ bart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, ge­ predigt den Heiden, geglaubt von der Welt, ausgenommen in die Herrlichkeit. 1 Tim. 3, 16. (351) **181. Dieser (Jesus Christus) ist der wahrhaftige Gott und das ewige Lehen. 1 Joh. 5, 20. (352) b.

Göttliche Eigenschaften und göttliche Werke.

Und Petrus sprach zu ihm : Herr, du weißest alle Dinge, du weißest, daß ich dich lieb habe. Joh. 21, 17. (353)

t 182. Durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, beides die Thronen und Herr­ schaften und Fürstentümer und Obrigkeiten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. Und er ist vor allem und es besteht alles in ihm. Col. 1, 16—17. Vergl. Joh. 1, 3. (354) ttl83. Christus wird unsern nichtigen Leib verklären, daß er ähnlich werde seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit er kann auch alle Dinge ihm unterthänig machen. Phil. 3, 21. (355) Er ist verordnet von Gott, ein Richter der Lebendigen und der Toten. AG. 10, 42. (356) Da- Gleichnis von den Schafen und den Böcken Matth. 25, N. T. 52.

c.

Göttliche Ehre.

t 184. Darum hat ihn auch Gott erhöhet und hat ihm einen Namen ge­ geben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen alle derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters. Phil. 2, 9—11. (357) Die Apostel bei Christi Himmelfahrt Luc. 24, 54, N. T. 70, a. b.

2.

Jesus Christus ist wahrhaftiger Mensch.

Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er's gleicher­ maßen teilhaftig worden, auf daß er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlösete

49

die, so durch Furcht des TodeS im ganzen Leben Knechte sein mußten. Hebr. 2, 14—15. (358) +fl85. Wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte Mitleiden haben mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben, gleichwie wir, doch ohne Sünde. Hebr. 4, 15. (359)

B.

Das Werk des Erlösers Jesu Christi. I.

Das prophetische Amt Christi.

Das prophetische Amt Christi besteht darin, daß er den ^Willen und den Rat Gottes von unserer Seligkeit aufs vollkommenste geoffenbart und verkündigt hat und durch sein Predigtamt fort und fort verkündigen läßt.

Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken auS ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben, der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und wer meine Worte nicht hören wird, die er in meinem Namen reden wird, von dem will ich's fordern. 5 Mos. 18, 18—19. (360) Ich habe nicht von mir selber geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich thun und reden soll. Und ich weiß, daß sein Gebot ist das ewige Leben. Darum, das ich rede, das rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat. Joh. 12, 49—50. (361) Die ^Be^predigt Matth. 5—7, N. T. 17; — daS Gleichnis vom Säcmann Luc.. 8,

Joh. 20, 21. (Nr. 312). 1"f186. So sinv wir nun Botschafter an Christus Statt; denn Gott ver­ mahnet durch uns. So bitten wir nun an Christus Statt: Lastet euch versöhnen mit Gott. 2 Cor. 5, 20. (363) Joh. 8, 12. (Nr. 169). t 187. Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, dieselbigen Werke, die ich thue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt habe. Joh. 5, 36. (365) Die Wunder Jesu Luc. 5, N. T. 16; — Matth. 9, N. T. 21; Luc. 8, 41, N. 1.27, N. T. 22.

Joh. 6, 63. (Nr. 12). tf!88. Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Joh. 6, 68. (368) tt!89. So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. Joh. 8, 31—32. (369) JesuS der gute Hirte Joh. 12, N. T. 40, a. Mir nach, spricht Christus, unser Held.

II.

244, 2.4.

Das hohepriesterliche Amt Christi.

Er hat mich — erlöset — von allen Sünden. DaS hohepriesterliche Amt Christi besteht darin, daß er als unser Stellvertreter: 1. das Gesetz für uns erfüllt und sich dem heiligen und gerechten Gott zum Opfer für unsere Sünden dargegeben hat,

4

50 2. Fürbitte für uns thut, und 3. UNS segnet. JesuS weint über Jerusalem Luc. 19, N. T. 47, b; N. T. 43, c.

über LazaruS Tod Job. 11,

**190. Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmer­ zen. Wir aber hielten ihn für den, der geplaget und von Gott ge­ schlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missethat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerMagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Friede hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilet. — Wir gingen alle in der Irre wie Schafe, ein jeglicher sahe auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn. Jes. 53, 4—6. (370)

t 191. Christus hat einmal für unsere Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns Gott opferte. 1 Petri 3, 18. (371) tf!92. Wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes. 1 Petri 1, 18—19. (372) Die Leidensgeschichte Matth. 26-27, N. T. 58-64.

O Haupt voll Blut und Wunden.

63.

ffl93. Ob jemand sündiget, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, der gerecht ist, und derselbige ist die Versöhnung für unsere Sünde, nicht allein aber für die unsere, sondern auch für der ganzen Welt. 1 Joh. 2, 1—2. (373) Das Gleichnis vom Feigenbaum Luc. 13; — Jesu Gebet für Petrus Luc. 22; — sein hobepriesterlicheS Gebet Joh. 17, N. T. 57, b.

t 194. Einen solchen Hohenpriester sollten wir haben, der da wäre heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert' und höher, denn der Himmel ist, dem nicht täglich not wäre, wie jenen Hohen­ priestern, zuerst für eigene Sünden Opfer zu thun, darnach für des Volkes Sünden; denn das hat er gethan einmal, da er sich selbst opferte. Hebr. 7, 26—27. (375) t 195. Christus ist um unserer Sünden willen dahin gegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecket. Röm. 4, 25. (376)

* 196. Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. 1 Joh. 1, 7. (377) **197. An welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden. Col. 1, 14. (378) tt!98. Christus hat unsere Sünden selbst geopfert an seinem Leibe auf dem Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch welches Wunden ihr seid heil worden. 1 Petri 2, 24. (379) t 199. Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben. Joh. 11, 25—26. (380)

**200. JesuS Christus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben

und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evan­ gelium. 2. Tim. 1, 10. (381) Paulus : ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein Pbil. 1, 23. JesuS meine Zuversicht.

Matth. 10, 32.

483.

(Nr. 47.)

ff201. Ich ermahne euch, lieben Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst. Röm. 12, 1. (385)

III.

Das königliche Amt Christi.

Glaubest du auch, daß Christus, dein Herr, bei seiner lieben Kirche allhier auf Erden und auch bei dir sei? Das königliche Amt Christi besteht darin, daß er als der zur Rechten Gottes erhöhte König über alles herrscht, seine Kirche erhält, regiert, schützt, schirmt und am Ende dieser Zeit ver­ herrlicht (Reich der Natur, der Gnade und der Herrlichkeit).

Matth. 28, 18—20.

(Nr. 172.)

Ich bin ein König, ich bin dazu geboren und in die Welt ge­ kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Joh. 18, 37. (387). — Luc. 1, 33. Und er wird ein König sein über das HauS Jakob ewiglich, und seines Königreichs wird kein Ende sein. Luc. 1, 33. (388) Jesu Einzug in Jerusalem Luc. 19, N. T. 47; seine Himmelfahrt Luc. 24, N. T. 70. Ach bleib mit deiner Gnade.

152.

C.

Die Stände des Erlösers.

I.

Der Stand der Erniedrigung.

Der Stand der Erniedrigung besteht darin, daß Christus KneHtsgestalt annahm und während seines Erdenwandels von seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit nicht den vollen Gebrauch machte.

t 202. Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt er es nicht für einen Raub Gotte gleich sein, sondern äußerte sich selbst und nahm Knechtsge­ stalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Geberden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Phil. 2, 5—8. (390) Wie soll ich dich empfangen.

1.

20.

Empfangen vom heiligen Geiste.

t 203. Der heil. Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum auch das Heilige, daS von dir ge­ boren wird, wird Gottes Sohn genannt werden. Luc. 1, 35. (391) Maria und Elisabeth Luc. 1, N. T. 2, a. b.

2.

Geboren aus Maria der Jungfrau.

Da die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn u. s. w. (Nr. 162.) Gal. 4, 4-5. (392) Geburtsgeschichte Jesu Luc. 2, N. T. 4; — seine Beschneidung und Darstellung im Tempel Luc. z, 21—40, N. T, 4, c u. 5, a.

Lobt Gott ihr Christen alle gleich.

34.

52 3. Gelitten unter Pontio Pilato. Gethsemane und Gabbatha, N. T. 58, b; der Jünger Flucht; Petri Verleugnung; JudaS Verrat Matth. 26-27, N. T. 60—63.

**204. Christus hat gelitten für uns und uns ein Vorbild gelassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen. 1 Petri 2, 21. (395) 4. Gekreuziget. 1*1205. Christus hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns; denn es stehet geschrieben : Verflucht sei jeder­ mann, der am Holze hänget. Gal. 3, 13. (396) Golgatha Matth. 27, N. T. 64, a. b. D Haupt voll Blut und Wunden.

63.

++206. Wer nicht fein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Luc. 14, 17. (397) Mir nach, spricht Christ»-, unser Held.

244.

5. Gestorben und begraben. * 207. Christus ist gestorben für unsere Sünde nach der Schrift. 15, 3. (398) **208. Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn. 21. (399)

1 Cor. Phil. 1,

N. T. 64, f-i u. 65.

II.

Der Stand der Erhöhung.

Der Stand der Erhöhung besteht darin, daß Christus nach voll­ brachtem ErlösungSwerke auch nach seiner menschlichen Natur zur vollen göttlichen Herrlichkeit erhöhet ward. Darum hat ihn auch Gott erhöhet u. s. w. (Nr. 194.) Phil. 2, 9-11. (400) . 1. Niedergefahren zur Hölle. 1 Petri 3, 18—20. t 209. Der Tod ist* verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? — Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum. 1 Cor. 15, 55. 57. (402)

2. Auferstanden von den Toten. ++210. Jesus Christus, unser Herr, ist kräftiglich erwiesen ein Sohn GotteS nach dem Geist, der da heiliget, seit der Zeit er auferstanden ist von den Toten. Röm. 1, 4. (403) JonaS Matth. 12, 39—41, A. T. 60, a; — Auferstehung-geschichte Matth. 28 u. Luc. 24, N. T. 66—69. Ich geh' zuldeinem Grabe. 81.

Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden, so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. 1 Cor. 15, 17—18 und 19—20. (404)

+f211. Wir wissen, daß der, so den Herrn Jesum hat auferwecket, wird uns auch auferwecken durch Jesum, und wird uns darstellen samt euch. 2. Cor. 4, 14. (407). Jesu- lebt, mit ihm auch ich.

3.

84.

Aufgefahren gen Himmel. Joh. 14, 2—3.

Vorbilder : Henoch 1 Mos. 5, A. T. 4, c; — CliaS 2 Kön. 2, A. T. 58, a; — Jesu Verklärung Matth. 17, N. T. 29; — Himmelfahrt-geschichte Luc. 24 u. AG. 1, N. T. 69, c u. 70.

f 212. Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. Trachtet nach dem, das droben ist und nicht nach dem, das auf Erden ist. Col. 3,

1-2.

(410)

4.

Sitzet zur rechten Hand Gottes.

t|213. Gott hat Christum von den Toten auferwecket und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Und hat alle Dinge unter seine Füße gethan und hat ihn gesetzet zum Haupte der Gemeine über alles, welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle deß, der alles in allem erfüllet. Eph. 1, 20—23. (411)

5.

Bon dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten. Dieser Jesus, welcher von euch ist ausgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. AG. 1, 11. (413)

t 214. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht, sondern allein mein Vater. Marc. 13, 32. (414)

Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Luc. 21, 27. (415)

tf215. Christus hat unS geboten zu predigen dem Volk und zu zeugen, daß er ist verordnet von Gott ein Richter der Lebendigen und der Toten. AG. 10, 42. (416) Die Sodomiter Mattb. 11; — die Niniviten Matth. 12, 41, A. T. 60, b-c; — die Böcke und Schafe Matth. 25, 31, N. T. 52.

t 216. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet; denn er glaubt nicht an den Namen deS eingeborenen Sohnes Gottes. Joh. 3, 18. (417) **217. Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf

daß ein jeglicher empfahe, nachdem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sei gut oder böse. 2 Cor. 5, 10. Matth. 25, 31—46. (418) **218. Ich sage euch

aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben

am jüngsten Gericht von einem jeglichen unnützen Worte, daS sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammet werden. Matth. 12, 36—37. (419) Die anvertrauten Talente Matth. 25, 14, N. T. 42; — Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen Matth. 13, N. T. 19, b.

tf219. So seid nun wacker allezeit, und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, das geschehen soll, und zu stehe» vor des Menschen Sohn. Luc. 21, 36. (421). — 1 Cor. 4, 5. Die 10 Jungfrauen Matth. 25, N. T. 53.

54

D,

Der Zweck oder das selige Ziel der Erlösung. Warum hat er dich erlöset?

1.

Auf daß ich sein eigen sei.

**220. Unser Keiner lebt ihm selber und Keiner stirbt ihm selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Röm. 14, 7-8. (423)

2.

In seinem Reiche unter ihm lebe.

t 221. Christus ist darum für alle gestorben, auf daß die, so da leben, hinfort nicht ihnen selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist. 2 Cor. 5, 15. (424)

s-s-222. Ich lebe aber, doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn waS ich jetzt lebe im Fleische, daS lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebet hat und sich selbst für mich dargegeben. Gal. 2, 20. (425) tf223. Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu, unserm Herrn. Röm. 6, 11. (426) 3. Und sthm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit.

Ihr seid teuer erkauft, darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geiste, welche sind Gottes. 1 Cor. 6, 20. (428). — Luc. 1, 74-75.

Wie. soll ich dich empfangen. 20.

Der dritte Artikel. Ion der Heiligung. Die Heiligung ist die Wiederherstellung und Vollendung des gött­ lichen Ebenbildes im Menschen.

Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft u. s. w. **224. Niemand kann Jesum einen Herrn heißen, ohne durch den heiligen Geist. 1 Cor. 12, 3. — (429). Joh. 6, 29 u. 65.

t|225. Gott ist es, der in euch wirket beides, das Wollen und das Voll­ bringen, nach seinem Wohlgefallen. Phil. 2, 13. (432)

A.

Die Person des heil. Geistes.

Der- heil. Geist ist nicht eine bloße Kraft oder Eigenschaft Gottes, sondern selbst wahrer Gott, gleichen Wesens, gleicher Macht und Herrlichkeit mit dem Vater und dem Sohne, — die dritte Person in der heil. Dreieinigkeit. Der heil. Geist heißt heilig, weil er heilig ist und unsere Heili­ gung wirkt. Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet, der wird zeugen von mir. Joh. 15, 26. (433)

t 226. Petrus aber sprach : Anania, warum hat der Satan dein Herz er­ füllet, daß du dem heil. Geist lögest? — Du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen. AG. 5, 3. 4. (434) tf227. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet? So jemand den Tempel Gottes verderbet, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr. 2 Cor. 3, 16—17. (435)

**228. Der Geist erforschet alle Dinge, 2 Cor. 2, 10. (436)

auch

die Tiefen der Gottheit.

tt229. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, derselbige wird es euch alles lehren, und euch erinnern alles deß, das ich euch gesagt habe. Joh. 14, 26. (437) Ausgießung des heil. Geistes am Pfingstfeste AG. 2, N. T. 71, a; — über die Samariter AG. 8, N. T. 75, a; — Uber die ersten Heidenchristcn AG. 10, 77, c. O heilger Geist, kehr bet uns ein. 110.

B. I.

Das Werk des heil. Geistes.

Die Wirksamkeit des heil. Geistes im Alten Testamente. Der Himmel ist durchs Wort u. s. w. (Nr. 150.) Ps. 33, 6. (438) ES ist noch nie eine Weissagung u. s. w. 1, 21. (439)

II.

(Nr. 9.)

2 Petr.

Die Wirksamkeit des heil. Geistes im Neuen Testamente. 1. Die Berufung. Der heil. Geist beruft uns heißt : der heil. Geist ruft uns aus dem SUndenelende zu Christo und schenkt uns Lust und Kraft, seinem Rufe zu folgen.

**230. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Matth. 11, 28—30. (440) Jesu- und die Samariterin Joh. 4, N. T. 14. Die ersten Jünger Joh. 1, N. T. 11.

tf231. Gott hat euch berufen durch unser Evangelium zum herrlichen Eigen­ tum unsers Herrn Jesu Christi. 2 Thess. 2, 14. (443) Jesu- nimmt die Sünder an Luc. 15, N. T. 35.

Joh. 6, 37. Die Dreitausend am Pfingstfeste AG. 2, 37, N. T. 71, b.

**232. Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und zur Erkennt­ nis der Wahrheit kommen. 1 Tim. 2, 4. (446) Gleichnis vom großen Abendmahle Luc. 14, N. T. 34, b; — die Arbeiter im Weinberge Matth. 20, N. T. 46.

Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten, und steinigst, die zu dir gesandt sind 1 Wie oft habe ich deine Kinder versammel» wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel;

SS und ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus soll euch wüste gelaffen werden. M-tth. 23, 37—38. (448). — Hebr. 12,15; Ps. 95, 7—8. Der reiche Jüngling Matth. 19. — Judas; das Volk Israel; — die Hochzeit de» Königssohnes Matth. 22, ^N. T. 49.

2. Die Erleuchtung. Der heil. Geist erleuchtet uns heißt: der heil. Geist lehrt uns durch das Gesetz unsere Sünde und durch das Evangelium die Erlösung von der Sitnde erkennen und wirkt durch beides Buße und Glaube oder die Bekehrung.

tf233. Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. Eph. 5, 14. (450). — 2 Cor. 4, 6. Saul- Bekehrung AG. 9, N. T. 76, a. b; — Lydia AG. 16, N. T. 79, b.

Zur Buße gehört: 1. Erkenntnis unserer Sünde; 2. herzliches Leid, göttliche Traurigkeit und Reue über die Sünde; und 3. Sehnsucht nach Gottes Gnade und nach Erlösung von der Sünde.

t 234. Ich erkenne meine Miffethat und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündiget und übel vor dir gethan, auf daß du Recht behaltest in deinen Worten und rein bleibest, wenn du ge­ richtet wirst. Ps. 51, 5—6. (453). — Ier. 3, 13. Der verlorene Sohn Luc. 15, N. T. 36, a—c.

t 235. Die göttliche Traurigkeit wirket zur Seligkeit eine Reue, die nie­ mand gereuet, die Traurigkeit aber der Welt wirket den Tod. 2 Cor. 7, 10. (454) Der Pharisäer und Zöllner Luc. 18, N. T. 39; — Petrus; JudaS, N. T. 61, a u. b; Kain, A. T. 4, b; Saul, Pharao.

* 236. Hastet das Arge, hanget dem Guten an.

Röm. 12, 9.

(455)

**237. Gott sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl von meiner Miffe­ that, und reinige mich von meiner Sünde. Ps. 51, 3—4. (456) Davids Fall und Buße 2 Sam- H u. 12, Luc. 19, N. T. 44, e.

a.

T. 48; — ZachäuS Wiedererstattung

Zum Glauben gehört : 1. die Erkenntnis, daß Jesus Christus die Erlösung vollbracht hat; 2. der Beifall oder die zweifellose Zustimmung unseres Herzens zu dieser erkannten Wahrheit; und 3. die gewisse Zuversicht, daß auch wir uns der von Christo vollbrachten Erlösung getrösten dürfen.

**238. Das ist je gewißlich wahr und ein teuer wertes Wort, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt^ die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste bin. 1 Tim. 1, 15. (458)

Es ist aber der Glaube u. s. w. (Nr. 145.)

Hebr. 11, 1.

(459)

t 239. Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi. 1 Petri 1, 13. (460) Die Sünderin Luc. 7, N. T. 23; — Martha Joh. 11, 27, N. T. 43, b.

Wodurch wirst du vor Gott gerecht und selig? Die Wirkung des Glaubens an Jesum Christum ist also die Rechtfertigung vor Gott (oder die Rechtfertigung

aus dem Glauben —).

Gott rechtfertigt uns oder Gott erklärt uns für gerecht heißt : Gott spricht uns um Jesu Christi willen von aller Schuld und Strafe los, nimmt uns an zu seinen Kindern und macht uns zu Erben aller himmlischen Güter.

**240. So halten wir es nun, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke allein durch den Glauben. Röm. 3, 28. (461) Der Gtchtbrüchige Matth. 9. N. T. 21, b; — der verlorene Sohn Luc. 15, N. T, 36, c; — der Zöllner Lue. 8, N. T. 39, b.

t 241. Aus Gnaden seid ihr selig geworden durch den Glauben; und daSselbige nicht auS euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme. Eph. 2, 8—9. (462). — Röm. 4, 5. Gleichnis vom hochzeitlichen Kleide Matth. 22, N. T. 49, c.

tf242. Weil wir wissen, daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Jesum Christum, so glauben wir auch an Christum Jesum. Gal. 2, 16. (464)

t 243. Es ist hier kein Unterschied, sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten; und werden ohne Ver­ dienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. Röm. 3, 23—24. (465) **244. Von diesem zeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen. AG. 10, 43. (466)

tt245. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben. Joh. 1, 12. (467)

f 246. Sehet, welch' eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder heißen sollen. 1 Joh. 3, 1. (468) **247. Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich GotteS Erben und Miterben Christi. Röm. 8, 16. (469)

t 248. Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, so haben wir Friede mit Gott durch unsern Herrn Jesum Christum. Röm. 5, 1. (470). — Jes. 57, 20—21. 3. Die Heiligung. Der heil. Geist heiligt uns heißt : der heil. Geist schenkt uns Lust und Kraft, allen Sünden und bösen Lüsten abzusterben und in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott zu leben.

t 249. Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. — Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Helligung. 1 Theff. 4, 3, 7. (472) Die erste christliche Gemeinde AG. 2, 41-17; 4, 32-37, N. T. 71, c. u. 72, d.

Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe eS ist alles neu worden. Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnet hat durch Jesum Christum. 2 Cor. 5, 17—18. (473)

t 250. Gott gab ihnen den heil. Geist, gleichwie auch uns, und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen und reinigte ihre Herzen durch den Glauben. AG. 15, 8—9. (474)

58 **251. Die Liebe Gottes ist ausgegosien in unser Herz durch den heil. Geist, welcher uns gegeben ist. Röm. 5, 5. (475) Die Salbung Jesu durch Maria Joh. 12, N. T. 45, a.

t 252. Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und der vollkommene Gotteswille. Röm. 12, 2. (477) Ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, auf daß ich Gott lebe, ich bin mit Christo gekreuzigt. Ich lebe aber, doch nun nicht ich u. s. w. (Nr. 222.) Gal. 2, 19-20. (478)

+1253. Die, so an Gott gläubig worden sind, sollen in einem Stand guter Werke erfunden werden. Tit. 3, 8. (479) **254. Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freund­ lichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Gal. 5, 22. (480) O hetlgcr Geist, kehr bet uns ein.

HO.

**255. Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber. Jac. 2, 17. (481) Maria und Martha Luc. 10, N. T. 32.

++256. So leget nun ab von euch nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbet; erneuert euch aber im Geiste eures Gemüts, und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Eph. 4, 22-24. (482) Nicht, daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's auch ergreifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu ergriffen bin. Phil. 3, 12. (483) 4. Die Erhaltung. Der heil. Geist erhält uns heißt: der heil. Geist bewahrt uns unter den vielfachen Versuchungen vor Abfall und stärkt uns, im rechten Glauben bis ans Ende zu verharren. + 257. Ich bin desselbigen in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi. Phil. 1, 6. (484) Ein' feste Burg ist unser Gott.

**258. Wachet, stehet im Glauben, 16, 13. (487)

III.

148.

seid männlich und seid stark.

1 Cor.

Die Wirksamkeit des heil. Geistes in und durch die Kirche.

Ich glaube eine, heilige, christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen.

Die Kirche ist die Heilsanstalt Gottes, in welcher uns der heil. Geist beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben. + 259. Ihr seid das auSerwählte Geschlecht, daS königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen

59

sollt die Tugenden deß, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte. 1 Petr. 2, 9. (488) Die Gleichnisse vom Himmelreich Matth. 13, N

T. 19.

Die Eine Kirche. Die Kirche heißt die Eiste, weil alle Christen zu allen Zeiten, an allen Orten und aus allen Völkern nur eine Gemeinschaft bilden.und nur ein Haupt und eine Wahrheit haben.

t 260. Seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band Friedens. Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid einerlei Hoffnung eures Berufes. Ein Herr, ein Glaube, Taufe, ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch und durch euch alle und in euch allen. Eph. 4, 3—6. (490). Joh. 10, 16.

deS auf eine alle —

Die Gründung der Kirche am Pfingstfeste AG. 2, N. T. 71. O heilger Geist, kehr bet unS ein. 110.

Die heilige Kirche. Die Kirche heißt die heilige, weil sie des heil. Geistes Werk, Werkstätte und Werkzeug ist.

1 Petri 2, 9.

(Nr. 258.)

Gleichnis vom Netze Matth. 13, 47, N. T. 19, g.

Die christliche Kirche. Die Kirche heißt die christliche, weil sie aus Christum gegründet ist, Christum bekennt und von Christo regiert und beschützt wird.

**261. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 1 Cor. 3, 11. (492)

Ihr seid nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist; auf welchem der ganze Ban in einander gefügt wächset zu einem heiligen Teu pel in dem Herrn; auf welchem auch ihr mit erbauet werdet zu einer Behausung Gottes im Geist. Eph. 2, 19—22. (493) tf262. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen. Joh. 10, 27-28. (495) Hebr. 10, 23 u. 13, 9.

t 263. Seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. 1 Petr. 3, 15. (498)

IV. Don der Wirksamkeit des heil. Geistes am Ende dieser Zeit. Ich gliaube eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.

Der Tod ist die Trennung des Leibes von der Seele.

**264. Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber daS Gericht. Hebr. 9, 27. (501). — 1 Mos. 3,19; — Pred. 12, 7. Der reiche Mann und der arme LazaruS Luc. 16, N. T. 37, b.

Jesus spricht zum Echächer am Kreuze : Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Luc. 23, 43, N. T. 64, d.

«0 t 265. Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; den» ihre Werke folgen ihnen nach. Offenb. 14, 13. (503) Ps. 39, 5—6; Ps. 90, 12. O Haupt voll Blut und Wunden.

1.

63.

Die Auferstehung des Fleisches.

Die Auferstehung des Fleisches besteht darin, daß unser Leib, der im Tode in Staub und Asche zerfällt, durch Jesu Allmachtswort wieder lebendig gemacht und für alle Ewigkeit mit der ^Seele vereinigt wird.

**266. Verwundert euch deß nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören, und werden hervorgehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übels gethan haben, zur Auferstehung des Ge­ richts.

Joh. 5, 28—29.

(507)

Die Auferweckung de- Lazarus Joh. 11, N. T. 43, c.

t 267. Es wird gesäet verweslich, und wird auferstehen unverweslich. ES wird gesäet in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesäet in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft. Es wird ge­ säet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. 1 Cor. 15, 42—44. (509). — Phil. 3, 20—21. Jesu- lebt, mit ihm auch ich.

84. — Jesus meine Zuverficht.

483.

**268, Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Matth. 13, 43. (510) Ihr Wurm wird nicht sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und werden allem Fleisch ein Greuel sein. Jes. 66, 24. (511) Der reiche Mann in der Hölle und in der Qual Luc. 16, N. T. 37, b,

2 Cor. 7, 1.

tf269. Wir warten eines neuen Himmels und einer neuen Erde, nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnet. 2 Petr. 3, 13. (513) 2. Und ein ewiges Leben. Das ewige Leben ist die vollkommene Gemeinschaft der Erlösten mit dem dreieinigen Gott in höchster unaussprechlicher Seligkeit,

t 270. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne, oder irgend eine Hitze, und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen. Offenb. 7, 16—17 u. 21, 4. (514) Lazarus In Abraham- Schoß Luc. 16, N. T. 37, b.

tf271. Wenn nun offenbaret wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt, und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr ihn nicht sehet, so werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, und das Ende eures Glaubens davon bringen, nämlich der Seelen Seligkeit. 1 Petr. 1, 7—9. (516) tf272. Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. Denn wer zu seiner Ruhe kommen ist, der ruhet auch von seinen Werken, gleichwie Gott von seinen. Hebr. 4, 9—10. (517)

+f273. Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben führet, und wenige sind ihrer, die ihn finden. Matth. 7, 13—14. (518)

**274. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Offenb. 2, 10. (519) Stephanus Steinigung AG. 7, N. T. 74, o, — Paulus : Ich habe einen guten Kampf gekämpft; ich habe den Lauf vollendet u. f. w. L Tim- 4, 7. Mir nach, spricht Christus, unser Held. 244.

Das dritte Kauptstück. Von dem Gebet des Herrn. Laß dir Wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Hort und mein Erlöser. Ps. 19, 15. (521) Anmerkung : Siehe die Arten der Gebete, die Sprüche und die bibl. Beispiele zum zweiten Gebot, S. 24—25.

Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, Matth. 4, 10. (522) So ermahne ich nun, daß 2, 1. (523)

und ihm

allein dienen.

man u. s. w. (Nr. 67.)

1 Tim.

**275. Betet für einander, daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet ver­ mag viel, wenn es ernstlich ist. Jac. 5, 16. (524). — 1 Tim. 2,1—4. Abrahams Fürbitte für Sodom 1 Mos. 18, 16—23, A. T. io, a; MoflS Fürbitte für sein Volk 2 Mos. 32, 11—13, A. T. 29, c; — Christi Fürbitte für seine Jünger und alle, die durch ihr Wort an ihn glauben würden Joh. 17. N. T. 57, b.

Matth. 6, 7 ; Col. 4, 2.

(527)

Hanna Luc. 2, N. T. 5, c.

t 276. Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr es em­ pfangen werdet, so wird es euch werden. Marc. 11, 24. (530). — Jac. 1, 6—7. JesuS in Gethsemane : Mein Vater, ist'S möglich, so gehe dieser Kelch von mir, doch nicht wie ich will, sondern wie du willst. Matth. 26, 39, N. T. 58, b.

t 277. Wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Dan. 9, 18. (528) Davits Ps. 51, 1-14, A. T. 48, b; Salomo 1 Kön. 3, 9, a. T. 51, aj; — Jacob 1 Mos. 32, 16, A. T« 15, c; — der Hauptmann zu Kapernaum Matth. 8, N. T. 18, a; — das cananäische Weib Matth. 15, N. T. 27, a.

Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda einge­ denk, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so laß allda vor dem Altar deine Gabe, und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und alsdann komm und opfere deine Gabe. Matth. 5, 23—24. (532) **278. So ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Joh. 16, 23; Joh. 14, 13—14. (534)

62 Im Namen Jesu beten heißt : in Jesu Auftrag und Befehl, — im alleinigen Vertrauen aus Jesu Verdienst und Fürsprache, — im Sinne und Geiste Jesu beten, also : andächtig, anhaltend, demütig, mit Ergebung in Gottes Willen, mit versöhnlichem Herzen.

Röm. 8, 26. Das Gleichnis vom anhaltenden Gebet Luc. 18; — die Apostel AG. 1, 14; — Cornelius AB. 10, N. T. 77, a.

* 279. Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich erwache, so rede ich von dir. Ps. 63, 7. (537) Wach auf, mein Herz und singe. 369.

t 280. Alles, was ihr thut mit Worten oder mit Werken, das thut alles in dem Namen des Herrn Jesu, und danket Gott und dem Vater durch ihn. Col. 3, 17. (538) Josua und die Richter Jos. 1—3; 6—7; 23—24, A. T. 33, e.

Mein Haus ist ein Bethaus.

Luc. 19, 46.

Petrus und Johannes AG. 3, N. T. 72.

tf281. Wo zwei unter euch eins werden auf Erden, warum es ist, daß sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Matth. 18, 19. (540) Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schließe die Thüre zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen, und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird bir’6 vergelten öffentlich. Matth. 6, 6. (541) Elieser 1 Mos. 24, A. T. 12, c. e; — Isaac 1 Mos. 24, 63; — Jesu- Luc. 6, 16; 9, 28, N. T. 17, a und Joh. 11, 41, N. T. 43, c.

Ps. 50, 15 (Nr. 43); Ps. 77, 4; Ps. 27, 8.

Matth. 7, 7—8 (Nr. 45).

Ps. 65, 3. Salomo 1 Kön. 3, A. T. 51, a; — der Schächer am Kreuz Luc 23, N. T. 64, d; — die 10 Aussätzigen Luc. 17, N. T. 38.

I. Aie Unrede. Vater unser, der du bist im Himmel. Jes. 64, 16. **282. Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu, denn wie viele euer getauft sind, die haben Christum angezogen. Gal. 3, 26. (548) •ff283. Ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch über­ mal fürchten müßtet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist em­ pfangen, durch welchen wir rufen : Abba, lieber Vater! Derselbige Geist giebt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Röm. 8, 15—16. (550). — Gal. 4, 6; Hebr. 4, 16; Matth. 7, 11.

II. Aie sieben Mtten. Die 1. Bitte. Geheiliget werde dein Name. Jes. 6, 3 (Nr. 133); Ps. 72, 19.

**284. Lasset euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Matth. 5, 16. (556)

Die 2. Bitte. Dein Reich komme. t 285. Das Reich Gottes ist nicht Esien und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heil. Geist. Röm. 14, 17. (559) Jesu- spricht zu Petrus : Selig bist du. Simon, Jona- Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir da- nicht geoffenbaret, sondern mein Vater im Himmel. Matth. 16, 17, N. T. 28; — die Gleichnisse vom Himmelreich Matth. 13, N. T. 19.

1 Thefs. 2, 12. O Heitger (Beist, kehr bei un< ein.

110.

Die 3. Bitte. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. * 286. Herr lehre mich thun nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott, dein guter Geist führe mich auf ebener Bahn. Ps. 143,10. (566) Was Gott thut da- ist wohlgethan.

344.

Die 4. Bitte. Unser täglich Brot gieb uns heute. * 287. Wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben. 5 Mos. 8, 10. (574) Jesu- Joh. 6, N. T. 26, a.

**288. Darum sorget nicht für den anderen Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe. Matth. 6, 34. (576) Die Israeliten in der Wüste 2 Mos. 13, A. T. 30, a u. 31, b.

Die 5. Bitte. Vergieb uns unsere Schuld, als auch wir vergeben unsern Schuldigern. * 289. Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden, und tilge alle meine Misse­ Pf. 52, 11.

that.

(577)

Jacob 1 Mos. 32, 10: Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit u. s. w. A. T. 15, a.

**290. Wenn ihr alles gethan habt, was euch befohlen ist, so sprechet : Wir sind unnütze Knechte, wir haben gethan, was wir zu thun schuldig waren. Luc. 17, 10. (580)

Dan. 9, 18. **291. Wer kann merken, wie oft er fehlet? Fehler.

Ps. 19, 13.

Verzeihe mir die verborgenen

(582)

tt292. So ihr den Menschen ihre Fehler vergebet, so wird euch euer himm­ lischer Vater auch vergeben. So ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch nicht ver­ geben. Matth. 6, 14—15. (583) Röm. 12, 20. Jacobs Rückkehr 1 Mos. 32 u. 53, A. T. 15, c. d; zweite Reise der Söhne Jacobs 1 Mos. 43-44, A. T. 20; — Joseph 1 Mos. 50, A. T. 22, c; — David 2 Sam. 9, A. T. 47, b. d; der SchalkSknecht Matth. 18, N. T. 89.

64

Die 6. Bitte. Und führe uns nicht in Versuchung. Die Versuchung Jesu Matth. 4, N. T. 10; — Joseph in Potiphars Hause 1 Mos. 89, A. T. 17, a; — Achan Jos. 7; — Salomo 1 Kön. 10—11, A. T. 53, c; — Juda- Joh. 13, N. T. 45, b.

Ziehet an den Harnisch Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels, denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Eph. 6, 12. (586)

Spr. 1, 10 (Nr. 89);

1 Cor. 15, 33 (Nr. 88).

t 293. Wer sich lässet dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle. Es hat euch noch keine, denn menschliche Versuchung betreten; aber Gott ist getreu, der euch nicht lässet versuchen über euer Vermögen, sondern machet, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr'S könnet ertragen. 1 Cor. 10, 12—13. (592)

tt294. Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist aber, der die Welt überwindet, ohne der da glaubet, daß Jesus GotteS Sohn ist? 1 Joh. 5, 4—5. (593)

Jac. 1, 2—4.

Die 7. Bitte. Sondern erlöse uns von dem Übel. Unser Leben währet siebenzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen. Ps. 90, 10. (595) **295. Die Apostel stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, daß sie im Glauben blieben, und daß wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes gehen. AG. 14, 22. (596) **296. Aus sechs „Trübsalen wird er dich erretten und in der siebenten wird dich kein Übel rühren. Hiob 5, 19. (598)

**297. Gelobt sei der Herr täglich. Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch. Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn Herrn, der vom Tode errettet. Ps. 68, 20—21. (599) Ps. 42, 12 (Nr. 36).

+ 298. Der Herr wird mich

erlösen

von allem Übel

und aushelfen zu

seinem himmlischen Reich, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewig­ keit. 2 Tim. 4, 18. (601) Simeon : Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen. Luc. 2, 29—30, N. T.

t 299. Selig ist bewähret verheißen Off. 21,

der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott hat denen, die ihn lieb haben. Jac. 1, 12. (604) 4.

III. Schluß. Was heißt Amen?

Es soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. Jes. 65, 24. (606) Die Speisung Joh. 6.

Aas vierte Kauptstück. Bon dem Sakrament der heiligen Taufe. Was sind die heil. Sakramente? Dieser ist's, der da kommt mit Wasser und Blut, Jesus Christus nicht mit Master allein, sondern mit Master und Blut. 1 Joh. 5, 6. (607)

Zum ersten : Was ist die Taufe? tt300. Christus hat geliebet die Gemeine und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereiniget durch das Wasterbad im Wort. Eph. 5, 26—27. (608) t 301. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir : Es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Master und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist. Joh. 3, 5—6. (609) Die Taufe Jesu Luc. 3, 19—23.

Zum andern : Was giebt oder nützt die Taufe? * 302. Thut Buße und laste sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr empfangen die Gabe des heil. Geistes. AG. 2, 38. (610)

t+303. Und nun, was verzeuchst du? Stehe auf und laß dich taufen und abwaschen deine Sünden, und rufe an den Namen des Herrn. AG. 22, 16. (611)

Zum dritten : Wie kann Wasser solche große Dinge thun?. 1 Petr. 1, 23.

Ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu. Denn wie viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen. Gal. 3, 26—27. (615)

Zum vierten : Was bedeutet denn solch Wassertaufen? 1-1-304. Welche Christo angehören, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Gal. 5, 24. (617) t 305. So leget nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der u. s. w. (Nr. 255.) Eph. 4, 22—24. (619)

Anmerkung : Zur Kindertaufe: Jesus der Kinderfreund Marc. 10, 13—16; Luc. 1, 44; Ps. 22, 10—11; 1 Mos. 17, 7; AG. 2, 39 ; 16, 33 ; Luc. 2, 22; Col. 2, 11 ff.

Aas fünfte Kauptstück. Von dem Sakrament des Altars. Was ist das Abendmabl des Herrn oder das Sakrament des Altars? 5

66 t 306. Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemein­ schaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind. 1 Cor. 10, 16-17. (620)

t|307. So oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. 1 Cor. 11,26. (621) Einsetzung des heil. Abendmahls Matth. 26, 26 ff.; Marc. 14, 22 ff.; Luc. 22r 19 ff.; 1 Cor. 11, 23 ff.

Was nützet denn solch Essen und Trinken? tf308. Jesus sprach zu ihnen : Wahrlich, wahrlich, ich sage euch : Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am jüngsten Tag auferwecken. Joh. 6, 53—54. (622) Wie kann leiblich Essen und Trinken solche große Dinge thun? Joh. 3, 36; 1 Petr. 1, 13.

(Nr. 239.)

t 309. Welcher unwürdig von diesem Brote iffet, oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leibe und Blute des Herrn. 1 Cor. 11, 27. (625)

Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich? tt310. Der Mensch prüfe sich aber selbst, und also esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn welcher unwürdig isset und trinket, der iffet und trinket ihm selber das Gericht, damit daß er nicht unterscheidet den Leib des Herru. 1 Cor. 11, 28—29. (627)

Bon der Beichte. Was ist die Beichte?

**311. So wir sagen : Wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst und die Wahrheit ist nicht in uns. So wir aber unsere Sünde be­ kennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergiebt und reiniget uns von aller Untugend. 1 Joh. 1, 8—9. (629) Die Fußwaschung Joh. 13; — David 2 Sam. 12, 13 u. Ps. 6; Ps. 32; Ps. 38 ; Ps. 51; Ps. 102; Ps. 130; Ps. 143; — der verlorene Sohn Luc. 15,18—19; — der Zöllner Luc. 18, 23.

Ich will dir des Himmelreiches Schlüssel geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein. Matth. 16, 19. (630)

t 312. Da sprach Jesus abermal zu ihnen : Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und da er das sagte, blies er sie an und sprach zu ihnen : Nehmet hin den heiligen Geist. Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten. Joh. 20, 21—23. (631) Paulus : So ich etwas vergebe jemanden, das vergebe ich um euretwillen an Christus Statt. 2 Cor. 2, 10.

Kurzer Uöriß

der Geschichte -er christlichen Kirche. Die christliche Kirche ist die durch Christum gegründete Anstalt Gottes, in welcher und durch welche der heil. Geist alle Menschen aus der Welt zur seligen Gemeinschaft mit Christo beruft und sammelt, in welcher und durch welche er alle, die seiner Berufung folgen, auch erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten einigen Glauben. Durch ihren Dienst soll das Heil in Christo allen Menschen zu Teil werden, welches Gott im alten Bunde durch Moses und die Propheten vorbereitet und im neuen Bunde hat erscheinen lassen. Darum ist Jesus Christus, das einige Haupt der Kirche, als wahrer Gott und wahrer Mensch zur Rechten Gottes erhöhet, allezeit bei seiner Kirche und schützt und schirmet sie. Ihr Pfleger aber ist der heil. Geist, der, von Christo gesandt, sie in alle Wahrheit leitet und vollendet. Die Kirchengeschichte lehrt nun, wie die Kirche von ihrem Herrn und König Jesu Christo wider alle ihre Feinde geschützt und beschirmet und von dem heil. Geist durch seine Gnadenmittel, Wort und Sakrament, gepflegt, ausgebreitet und trotz aller menschlichen Versündigung erleuchtet und geheiliget und im rechten Glauben erhalten worden ist.

I. Die apostolische Zeit. 1.

Die predigt -es (Evangeliums unter den Juden.

1. Nach der Ausgießung des heil. Geistes predigten die Apostel das Evan­ gelium zuerst in Judäa und Samaria. Durch die erste Predigt des Apostels Petrus wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet. Ihr folgten nach dem Tode des Stephanus Gemeinden in vielen anderen Städten des jüdischen Landes. Dies war die letzte gnädige Heimsuchung Israels von Seiten Gottes. Aber nur ein kleiner Teil desselben erkannte sie und bekehrte sich. Die Hohenpriester und Ältesten und der größte Teil des Volkes verstockten sich bald völlig gegen die Predigt des Evangeliums. Sie töteten, geißelten, ver­ folgten die Propheten, Weisen und Schriftgelehrten, welche der Herr zu ihnen sandte Matth. 23, 34. Petrus und Johannes wurden ins Gefängnis geworfen und gestäupet; Stephanus wurde gesteinigt; Jakobus, den Bruder des Johannes, ließ Herodes hinrichten (44 n. Chr.). Viele Jünger des Herrn wurden von den Juden mißhandelt. Ebenso erregten diese häufige Feindschaft gegen den Apostel Paulus und ließen ihm schwere Schmach und Mißhandlung widerfahren. Zuletzt wollten sie Jakobus, den Jüngeren, dazu zwingen, den Herrn zu verleugnen. Als er sich dessen weigerte, stürzten sie ihn von der Zinne des Tempels herab und erschlugen ihn mit einem Walkerholz 64 n. Chr. 2. Um dieser Verstockung willen traf sie das Gericht, welches der Herr ihnen verkündet hatte. Eine entsetzliche Lasterhaftigkeit verbreitete sich unter dem Volke. Alle Ordnung löste sich in den Geist der wildesten Empörung auf. Falsche Christi und falsche Propheten verleiteten das unglückliche Volk, ihnen anzuhangen. Darum wurden die Juden von den Römern immer grau­ samer behandelt. Gottlose Landpfleger reizten sie durch unerhörte Gewalt­ thaten zur offenen Empörung. Nachdem diese im Lande durch Ströme Bluts

68

gedämpft war, schloß der römische Feldherr Titus, Sohn des römischen Kaisers Bespasianus, Jerusalem mit seinem Heere ein, schlug eine Wagenburg um sie und belagerte sie. Es waren über drei Millionen Menschen zum Osterfeste in der Stadt versammelt. Bald wütete deshalb der Hunger so entsetzlich, daß eine Mutter sogar ihr Kind tötete und verzehrte. Dazu kamen ver­ heerende Seuchen, und der Toten wurden so viele, daß sie nicht begraben werden konnten. Aber noch entsetzlicher, als Hunger und Pest, wüteten Auf­ ruhr und blutige Streitigkeiten in der Stadt. Trotzdem wiesen die Juden alle Aufforderungen zur Übergabe mit Hohn zurück. Endlich wurde die Stadt erstürmt, auch der Tempel erobert und verbrannt, die Bewohner nach tapferer Gegenwehr unter Strömen von Blut niedergemacht und Jerusalem völlig zerstört 70 n. Chr. Mehr als eine Million Menschen waren in Jerusalem umgekommen; 97000 gefangene Juden wurden als Sclaven verkauft. — Nur die Gemeinde des Herrn wurde gerettet. Sie war, durch das Wort des Herrn gewarnt, bei Zeiten nach Pella auf das Gebirge jenseits des Jordans geflohen und schaute nun die schreckliche Erfüllung der Weissagung des Herrn. Nach dem Falle Jerusalems und des Tempels wurde das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut. Manche Juden wandten sich noch der Kirche zu, welche der Herr anstatt des Tempels als sein geistliches Haus und heiliges Priester­ tum aufbaute. Die meisten entfernten sich aber in dem Eifern um die Satzungen der Väter, welche in dem Talmud zusammengefaßt wurden, immer weiter von dem Heile, das sie verschmähet hatten. Aber auch ihnen ist noch die bußfertige und gläubige Annahme des Heils in Christo vorbehalten Röm. 11, 24—26. Besonders in unserm Jahrhundert wird die Misiion unter Israel von der Christenheit mit Eifer und nicht ohne Erfolg betrieben.

2. Die predigt des Evangeliums unter den Keiden. 1. Mit der hervortretenden Verstockung des auserwählten Volkes Gottes war die Zeit gekommen, daß die Apostel das Evangelium auch den Heiden predigten und Christi Zeugen wurden bis an der Welt Ende. Der heidnische Hauptmann Cornelius von Cäsarea, zu dessen Taufe Petrus besondere gött­ liche Weisung erhielt, war der erste bekehrte Heide. Nach ihm wurde den Heiden zuerst in Antiochien in Syrien das Evangelium gepredigt. Hier wurden auch die Jünger zuerst Christen genannt (um 40 n. Chr.). Der Herr hatte sich vor allen den Saulus von Tarsus, welcher nachher Paulus genannt wurde, auserwählt, daß er seinen Namen den Heiden ver­ kündige. Er predigte das Evangelium zuerst in Gemeinschaft mit Barnabas, darnach mit Silas, Timotheus und Titus in Kleinasien, Macedonien, Grie­ chenland, Illyrien und Kreta. Darnach wollte er über Rom, wo schon Christen waren, nach Spanien ziehen. Als er aber vorher nochmals Jerusalem besuchte, erregten die Juden daselbst einen Aufruhr und wollten ihn töten. Die Römer entrissen ihn den Händen der Juden, hielten ihn aber 2 Jahre lang in Cäsarea gefangen und sandten ihn nach Rom, weil er sich auf den Kaiser berufen hatte. Er wurde daselbst 64 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Nero enthauptet. Auf seinen Bekehrungsreisen und in der Gefangen­ schaft hat er 13 Briefe geschrieben. 2. Petrus hatte mit Johannes und Jakobus eine Zeitlang der Gemeinde zu Jerusalem vorgestanden. Dann hatte er sich von dort wegbegeben, um den Juden (Gal. 2, 7—9) das Evangelium zu predigen. Er kam bis Babylon,

von wo er seinen ersten Brief schrieb, und bis Rom, wo er, zu gleicher Zeit mit Pauli Enthauptung, den Kreuzestod erlitten haben soll. Als man ihn zur Hinrichtung führte, soll er sich erbeten haben, daß man ihn mit dem Kopfe nach unten kreuzigte, denn er hielt sich nicht würdig, ebenso zu sterben wie sein Herr. 3. Johannes war nach Kleinasien gegangen und hatte sich der vom Apostel Paulus gegründeten Gemeinden angenommen. Er wohnte zu Ephesus, war aber eine zeitlang auf die wüste Insel Patmos verbannt. Hier tröstete ihn Gott reichlich durch die Gesichte von dem Kampfe und dem Siege der Kirche, welche Johannes in seiner Offenbarung beschreibt. Mit gleicher Treue, wie über die Gemeinden, wachte er über die einzelnen Seelen. So soll er einst auch die Todesgefahr nicht gescheut haben, um einen Jüngling vom ewigen Verderben zu retten, den er bekehrt hatte, und der in seiner Abwesenheit wieder abgefallen und Räuberhauptmann geworden war. Er starb fast 100 Jahre alt. Als er vor Schwäche nicht mehr gehen und nicht mehr predigen konnte, solle er sich in die Ver­ sammlung haben tragen lasien und stets mit schwacher Stimme wiederholt haben: Kindlein, liebet einander! Befragt, warum er immer dasselbe sage, ant­ wortete er : Es geschieht genug, wenn nur das eine geschieht. — In welchen Ländern die übrigen Apostel das Evangelium gepredigt haben, wird nicht genau angegeben. Thomas soll nach Persien und Indien gegangen sein, Matthäus und Judas Thaddäus in Aethiopien und Arabien gepredigt haben. 4. Die Gemeinden, welche durch die Predigt der Apostel gesammelt wurden, waren wohl noch mit mancherlei Gebrechen behaftet. Denn der Feind war von Anfang an geschäftig, Unkraut unter den Weizen zu säen. Es kamen pharisäisch gesinnte Jrrlehrer, welche die Christen von der Gnade Christi und der Gerechtigkeit aus dem Glauben zum falschen Vertrauen auf die Er­ füllung des mosaischen Gesetzes verleiten wollten. Auch warnen die Apostel vor dem Rückfalle in heidnisches Wesen. Aber die meisten Gemeindeglieder standen in lebendigem Glauben und hatten keine Gemeinschaft mit den sie umgebenden Greueln der Juden- und Heidenwelt. Sie trachteten vielmehr, als die Gläubigen und Neugeborenen Gott zu dienen in guten Werken. Sie kamen häufig, namentlich am Tage des Herrn, hier und da in den Häusern zusammen. Es wurde in der Regel ein Lied im Wechselgesang gesungen, in welchem sie Christum als Gott priesen. Darauf wurde eine Stelle der Schrift verlesen und eine Predigt zur Lehre, Ermahnung und Erbauung der Gemeinde, mit Gebet und Flehen gehalten. Sodann folgte ein einfaches Mahl, das LiebeSmahl, wobei die Begüterten den Armen freigebig von ihrer Speise mitteilten. Der gemeinsame Genuß des heil. Abendmahls beschloß die Feier des Gottesdienstes. — Über allen Gemeinden standen die Apostel. Den einzelnen Gemeinden war einer oder einige als Presbyter (Älteste, Priester) oder Bischöfe (Aufseher) durch Gebet und Handauflegung verordnet. Sie hatten die Gemeinde zu lehren und zu leiten. Mit der Versorgung und Pflege der Armen und Kranken in der Gemeinde waren die Diakonen (Diener) und Diakonissen (meist Witwen) beauftragt. Evangelisten wurden ausgesandt, das Wort Gottes zu verkündigen und den Bekehrten das Evangelium von Christo zu erzählen. Untereinander lebten die Gemeindeglieder in so herz­ licher Liebe, daß dies selbst den Heiden ausfiel. Diese Liebe bewiesen sie besonders durch die Bereitwilligkeit, mit ihren Gütern den Armen zu helfen und sich durch Beisteuern der Not ihrer Glaubensbrüder anzunehmen.

70

II. Die Kirche Gottes im römischen Reiche. 1. Die Zeit der Müösal und Verfolgung. 1. Das römische Reich umfaßte zur Zeit der Apostel England, Frankreich, Spanien, Italien, die Rhein- und Donauländer, Macedonien und Griechenland nebst den Inseln des mittelländischen Meeres, Asien bis zum Euphrat, Ägypten und Nordafrika. Fast in allen Teilen desselben finden sich bald nach dem Tode der Apostel kleine Gemeinden. In Kleinasien aber wurden der Christen so viele, daß die heidnischen Tempel an vielen Orten leer standen und die Götzenopfer selten wurden. Darum mußten die Christen den Haß der Welt reichlich erfahren, wie es der Herr seinen Jüngern vorher gesagt hatte. Die heidnischen Priester haßten und verfolgten sie, weil ihr Einkommen aus den Götzenopfern geschmälert wurde. Dem Volke waren sie aber wegen ihrer Leugnung der Götzen, wegen ihres Bekennt­ nisses zu Christo und ihres frommen Wandels verhaßt. Der Haß der Welt brach bald in heftige Verfolgungen aus. Diese dauerten fast ununterbrochen von der Zeit, da der grausame Wüterich Nero 64 n. Chr. die Christen ergreifen, in mit Pech bestrichene Säcke stecken, in seinen Gärten in die Erde eingraben und also jämmerlich verbrennen ließ, bis zum Jahre 313 n. Chr. Sie fanden aber bald mit größerer, bald mit geringerer Heftigkeit, bald im ganzen römischen Reiche, bald nur in einem Teile desselben statt. Man zählt 10 Hauptverfolgungen, von welchen die unter dem Kaiser Decius 249 — 251 und unter den Kaisern Diocletian und Galerius 303—313 verhängten die zwei blutigsten waren.,, 2. Zuerst wurden die Christen um ihres Bekenntnisses willen als Übel­ thäter bestraft. Dies schreckte sie jedoch nicht ab. Sie waren freudig, als Märtyrer für den Namen des Herrn zu sterben. Darum versuchten es die Heiden bald, sie durch unsägliche Martern zu zwingen, daß sie den Namen des Herrn verleugneten und den Götzen opferten und räucherten. Etliche wurden mit zurückgebogenen Händen auf hölzernen Maschinen befestigt, alle ihre Glieder auseinandergerenkt und der ganze Leib mit eisernen Haken zerfetzt. Oder man legte sie auf glühendes Eisen und Kohlen, hing sie Tage lang in eisernen Ketten auf. Einige wurden mit Honig bestrichen und in der glühenden Sonnen­ hitze den Stichen der Insekten preisgegeben. Halten die Christen solche Martern aus und blieben ihrem Bekenntnisse treu, so schleppte man sie zu einem qual­ vollen Tode. Nur die wenigsten wurden mit dem Schwerte hingerichtet. Viele wurden verbrannt oder ans Kreuz geschlagen. Andere wurden zwischen zusammen­ gebogenen Bäumen befestigt und zerrissen, wenn diese wieder auseinander fuhren. Viele wurden auch zur Belustigung des Volkes den wilden Tieren vorgeworfen. In dieser Angst und Bedrängnis konnte die Kirche reichlich erfahren, daß unser Glaube der Sieg ist, welcher die Welt überwunden hat. Denn der Herr ist in seiner Kirche gegenwärtig und bewahrt die Seinen, daß sie niemand aus seiner Hand reißen kann. Zwar wurden die im Glauben nicht genug befestigten Christen durch die Furcht vor solchen Qualen oder durch die entsetzlichen Martern selbst bewogen, wieder abzufallen. Aber die Mehr­ zahl, Männer und Frauen, Greise und Kinder, bekannte, von dem Herrn oft wunderbar gestärkt, ihren Glauben bis in den Tod und überzeugte die Hei­ den durch ihre Todesfreudigkeit von der Gotteskraft des Evangeliums. 3. Von den vielen Märtyrern, welche in diesen Verfolgungen die ewige Krone erlangten, sind zu erwähnen : der greise Bischof Ignatius von Antiochien, der 107 n. Chr. in Rom den Löwen vorgeworfen worden sein soll. Polykarp von Smyrna, welcher wegen der Treue gegen seinen Herrn, dem er 86 Jahre

gedient hatte, im Jahre 167 auf dem Scheiterhaufen starb; Laurentius, ein Diaconus in Rom, welcher dem Obersten der Stadt die von der Christenge­ meinde unterstützten Armen als die Schätze der Kirche vorgeführt und von dem ergrimmten Beamten zum Tode auf einem glühenden Roste verurtheilt worden sein soll, 250, Nicht bloß starke Männer, auch zarte Frauen und Jungfrauen, selbst Kinder verherrlichten den Herrn durch ihr standhaftes Be­ kenntnis. Die zarte Sclavin Blandina in Lyon blieb unter den entsetzlichsten Martern bei dem freudigen Bekenntnisse : ich bin eine Christin, und unter uns Christen wird nichts Böses gethan, 177. Perpetua in Carthago, eine junge Frau aus edlem Geschlechte, zeigte durch ihr Bekenntnis bis zum Tode, daß sie den Herrn mehr liebte, denn Vater und Kind, und in gleicher Treue ging neben ihr die Sclavin Felicitas zur Nichtstätte, 202. 4. Durch solche Glaubensfreudigkeil und Standhaftigkeit in Todespein über­ wanden die ohnmächtigen Christen das mächtige römische Reich. Von den fal­ schen Christen gereinigt, durch die Treue und Tugend der rechten Christen verherrlicht, steht die Kirche in dieser Zeit in herrlichem Glanze da. Scharen­ weise wandten sich die Bekehrten ihr zu; das Blut der Märtyrer ward eine neue Aussaat für die Kirche. Die Zahl der Christen wurde so groß, daß die Verfolgungen aufhören mußten. Ja, der römische Kaiser Constantin d. Gr., welcher anfangs nur über Frankreich und England herrschte, aber seit 323 die Alleinherrschaft über das ganze römische Reich erlangte, und welcher dem Christentume schon lange zugethan war, bekannte seit 323 sich selbst offen zum Evangelium und erhob das Christentum zur Staatsreligion im römischen Reiche. Bon nun an schwand das Heidentum immer mehr dahin. Auch Julian der Abtrünnige, 361—363, welcher sich vom Christentume zum Heidentum zurückwandte, konnte den Verfall des Heidentums nicht aufhalten.

2. Sieg und Ferfall der Kirche. 1. In der ersten Zeit nach den Verfolgungen stand die Kirche noch herr­ lich da. Die Zeit der äußeren Ruhe diente dazu, die christliche Lehre immer tiefer aufzufassen und auf den großen Kirchenversammlungen (Concilien) fest­ zustellen (Nicänisches Glaubensbekenntnis, 325). In das Leben des Volkes wurde christliche Gesittung eingeführt, und viele Christen sind leuchtende Bei­ spiele für alle Zeiten, z. B. Paulinus, Bischof von Nola, die edle Witwe Olympias in Constantinopel, Monica, die Mutter Augustins (s. S. 72) u. s. w. Der Kirche wurden mit der Gunst der Kaiser Ehre und Reich­ tümer zu Teil, und sie verwandte dieselben zur Unterstützung der Armen und zum Baue prächtiger Kirchen, in welchen schöne Gottesdienste gefeiert wurden. Besonders gesegnet ist das Andenken von 4 frommen Lehrern der Kirche : Athanasius, gest. 373 als Bischof von Alexandrien, über­ traf alle seine Zeitgenossen durch sein tiefes Verständnis der Schrift. Er hielt wider die Irrlehren des Arius die Lehre der Schrift aufrecht, daß der Sohn Gottes wahrhaftiger Gott ist. Dies Bekenntnis zierte er durch ein frommes gottseliges Leben und durch treue Standhaftigkeit in den vielen ihm von seinen Gegnern bereiteten Verfolgungen. Johannes von Antiochien, wegen seiner feurigen Predigt Chrysostomus (Goldmund) genannt, strafte als Bischof von Constantinopel ohne Furcht die Sünden des lasterhaften Hofes, sowie der lasterhaften Hauptstadt und ertrug auch geduldig den Zorn der Kaiserin Theodora, die ihn verbannen ließ. Als ihn der Tod aus den Mühsalen der

72

Verbannung erlöste, 407, war sein letztes Wort: Gelobt sei Gott für alles! Ambrosius, Statthalter in Mailand, wurde wegen seiner Gerechtigkeit und Milde zum Bischof erwählt und war bis zu seinem Tode 397 ein demütiger und treuer Zeuge seines Herrn. Seine ihm anvertraute Kirche schützte er gegen das Eindringen der arianischen Irrlehren durch mutige Standhaftigkeit und treues Gebet. Unerschrocken wehrte er einst dem Kaiser Theodosius den Eintritt in dieselbe, als dieser das heil. Abendmahl empfangen wollte, ohne für ein öffentliches Aergernis (die Ermordung von 7000 Bürgern in Thefsalonich) Buße gethan zu haben. Sein Schüler Augustin, 354—430, hatte in wunderbarer Bekehrung aus heidnischem Sündenleben die Knecht­ schaft der Sünde und die Allmacht der Gnade erfahren. Als Bischof von Hippo zeigte er in christlicher Demut und Sanftmut vielen den Weg des Lebens. Die Kirche aber behütete er durch seine schriftmäßige Lehre von der Erbsünde und von der Allmacht der göttlichen Gnade vor der Irrlehre, daß der Mensch aus eigener Kraft und freiem Willen sich zum Guten entschließen und vollkommen werden könne, und daß Christus hierzu nur durch gute Lehren und ein gutes Beispiel helfe. 2. Aber diese Reinheit und Herrlichkeit der Kirche schwand bald, weil viele jetzt um äußeren Vorteiles willen in sie eintraten. Sie brachten heidnisches Wesen und irdischen Sinn in die Gemeinden. Die Kirchen wurden zwar prächtig geschmückt, die gottesdienstlichen Gebräuche vermehrt und mit aller erdenklichen Pracht an Gewändern und heiligen Gefäßen ausgestattet. Aber das Wort Gottes und das Verdienst Christi wurden immer mehr vergeffen. An ihre Stelle trat Menschenlehre und menschlich Werk. Man hielt Ent­ sagungen und Bußübungen, wie Fasten und einsam Leben für verdienstlich (Einsiedler, z. B. Antonius, der Säulenheilige Simon, Mönche: Pachomius). Das Wallfahrten nach Jerusalem, die Verehrung der Jungfrau Maria, der Heiligen, ihrer Bilder und Reliquien (Gebeine) kam auf und nahm über­ hand. Die Kämpfe wider die Jrrlehrer wurden öfter mit weltlicher Gewalt und unter Blutvergießen, als mit dem Worte Gottes geführt. Darüber ver­ gaßen die Christen den Kampf wider den alten Menschen mit seinen Sünden und bösen Lüsten, und bei Vornehmen und Geringen ward die Sünde immer gewaltiger. Die Christenheit wurde dem Reben am Weinstock immer ähn­ licher, der keine Furcht bringt. Darum ließ der Herr schwere Gerichte über sie hereinbrechen und sie in manchen Gegenden fast gänzlich ausrotten. 3. Dies geschah durch Muhammed, geb. 569, f 632 n. Chr. zu Mekka in Arabien. Die von ihm aus Sätzen des Alten und Neuen Testaments und eigenen Erdichtungen gestiftete neue Religion heißt Islam. Er lehrte, daß nur Ein Gott sei, Allah. Muhammed sei sein größter Prophet, größer als Moses und Jesus. Anstatt auf wahre Bekehrung des Herzens und auf Heiligung zu dbingen, lehrte er seine Anhänger, die Muhammedaner, die Selig­ keit mit einzelnen guten Werken zu verdienen. Zur höchsten Seligkeit führt, haß man in Schlachten für den Glauben streite und Feinde töte. Die Seligkeit schilderte er als ein Lustwandeln in schönen Gärten und als ein herrliches Freudenleben in Essen und Trinken. Als er diese Lehren, welche in dem Koran gesammelt sind, in Mekka vorttug, mußte er von dort nach Medina fliehen (622), unterwarf sich aber bald Mekka und ganz Arabien. Seine Nachfolger (Chalifen) eroberten in kurzer Zeit alle christlichen Länder in Asien und Afrika. Im Verlaufe von 12 Jahren wurden von ihnen 4000

Kirchen zerstört. Die Christen wurden entweder gezwungen zum Islam überzutreten, oder getötet. In diesen Ländern wurde das Christentum da­ durch fast gänzlich ausgerottet. Die wenigen Christen, welche übrig blieben, kamen in eine elende kümmerliche Lage. Auch Constantinopel griffen die Muhammedaner öfters an, konnten eS aber nicht einnehmen. Dagegen eroberten sie 711 Spanien und fielen in Frankreich ein. Auch hier erbarmte sich Gott der Not seiner Christenheit und verlieh den Franken unter Karl Martell bei Tours (spr. Tur) und Poitiers (spr. Poatjeh) einen völligen Sieg über die Glaubensfeinde 732. In Spanien wurden die Christen in die Gebirge gedrängt. Erst seit 1492 konnten sie die Muhammedaner völlig besiegen und aus Spanien vertreiben. 4. Das oströmische Kaisertum dauerte noch bis 1453. Das Volk wurde immer lasterhafter und die Kirche in diesen Ländern immer elender. Sie schied sich 1054 gänzlich von der abendländischen, weil sich der Patriarch (oberste Bischof) zu Constantinopel und der Papst zu Rom fortwährend um die Herrschaft über die Christenheit stritten. 1453 eroberten die Türken Constan­ tinopel. Unter ihrer Herrschaft führen die griechischen Christen ein elendes Leben, und die griechische Kirche gleicht nur zu sehr einem Gefilde mit Toten­ beinen. In Rußland hat sie sich zwar gleichfalls, seit 975, ausgebreitet. Aber auch hier wird ein lebendiges Christentum durch viel totes Wesen im Gottes­ dienste, groben Bilderdienst und durch große Unwisienheit des Volkes gehindert. 5. Auch über die abendländische Kirche ließ der Herr schwere Gerichte kommen : Die Kirche war denselben Irrtümern und Mißbräuchen preisge­ geben, wie im Morgenlande. Das römische Volk blieb großenteils tot und in heidnische Sündengreuel versunken. Das Licht der Glaubenszeugen, welche der Herr in ihrer Mitte auftreten ließ, konnte die Finsternis nicht durch­ dringen. Darum ging das weströmische Reich in der Völkerwanderung, 375—476, unter, und in alle seine Länder drangen deutsche Völker ein. Diese waren noch meist Heiden, und die Kirche geriet dadurch in große Bedrängnis. Doch der Herr wandte auch diese Not zum Heile. Die deutschen Völker wurden durch die Berührung mit den Römern mit dem Evangelium bekannt, und die Kirche Gottes wurde über neue weite Länderstrecken ausgebreitet.

IDE. Die Kirche Gottes unter den deutschen Völkern bis zur Reformation. 1. Die Bekehrung der Deutschen. 1. Schon frühe hatten einige deutsche Völker das Evangelium angenommen. Den Gothen hatte es Ulphilas 359 gebracht. Den Franken predigte eS Martinus von Tours. Die plötzliche Hilfe, welche ihr König Chlodwig in der Schlacht bei Zülpich 496 auf sein Gebet zu Christo, „dem Gott seiner Gemahlin Clotilde", erhielt, bewog ihn, sich mit 3000 Franken taufen zu kaffen. Patrik aus Schottland hatte, von Seeräubern gefangen, 6 Jahre lang als Sclave in Irland dienen müssen. Als er die Freiheit wieder er­ langte, bekehrte er Irland zum Evangelium 432. Auch die Angeln und Sachsen in England wurden durch Missionäre, welche Gregor d. Gr. von Rom sandte, 597, bekehrt. In Irland und in England blühte bald die Kirche so herrlich, daß sie ihre Boten nach Deutschland sandte. Von Irland ging Fridolin an den Oberrhein nach Säckingen und predigte in Schwaben 537. Columban zog, das Evangelium verkündigend, aber wegen seiner ernsten Zucht zweimal von der fränkischen Königin Brunhilde verjagt, durch die

74 Schweiz nach Oberitalien, t 616. Gallus gründete St. Gallen, Kilian predigte in Franken und soll auf Befehl der Herzogin Geilana oder ihres Gemahls, des Herzogs Gozbert, zu Würzburg ermordet worden sein 687. Aus England aber zogen Boten nach Nord- und Mitteldeutschland. Wilibrord und Wulfram arbeiteten an der Bekehrung der wilden Friesen (seit 691). 2. Die Arbeit aller dieser Boten Christi übertraf Winfried, Bonifaeius (Wohlthäter), auch der Apostel der Deutschen genannt, 680—755. Er predigte zuerst als Gehülfe Wilibrords unter den Friesen. Seit 722 trug er das Evangelium nach Hessen (Amöneburg, Donnereiche bei Geismar). In Thüringen betrug die Zahl der von ihm Bekehrten über 100000. Auch in Sachsen sammelte er einige Tausend Christen. Zur Belehrung und Befestigung der Getauften gründete er Bistümer und Klöster, von welchen Fulda das bedeutendste ist, 744. Auch sammelte er die Gemeinden in Deutschland zu engem Verbände unter seiner Leitung. Zu diesem Behufe hatte ihn der Papst zum Bischof und später zum Erzbischof von Mainz, 745, ernannt. Wie er selbst den Papst für seinen Oberherrn hielt, so unterwarf er auch die deutsche Kirche der Herrschaft des Papstes. Er fand seinen Tod unter den Friesen, denen er nochmals das Evangelium predigen wollte. Als ihn die hierüber erbitterten heidnischen Friesen überfielen, wehrte er seinen Begleitern, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Seine Mitarbeiter aber tröstete er mit der Siegeskrone, welche sie sich durch einen langen und mühevollen Kampf bereits errungen hätten. Er wurde mit 53 Begleitern am 5. Juni 755 erschlagen. 3. Die von ihm begonnene Bekehrung der Friesen setzten seine Schüler Lullus von Mainz, Gregor in Utrecht u. a. fort. Willehad (zu Bremen, f 789), Liudger (zu Münster, t 809), predigten den Sachsen das Evangelium. Wohl wurde ihr Friedenswerk durch die blutigen Kriege Karls d. Gr. mit den Sachsen, 772—803, sehr gehindert. Aber der darauf geschlossene Frieden verhalf auch hier der Kirche zu festem Bestände. Nach Dänemark und Schweden trug Ansgar von 826—865 die Botschaft des Heils. Norwegen und Island wurden gleichfalls bekehrt. Erst 1128 vollendete der fromme und angesehene Bischof Otto von Bamberg die Bekehrung Pommerns. Preußen hatte die Boten des Friedens, unter ihnen auch Adalbert von Prag, 997, feindlich em­ pfangen und getötet. Es wurde feit 1230 mit der Schärfe des Schwertes bekehrt.

2. Sieg und Ierfass der Kirche im Wiltetatter. Die bekehrten deutschen Völker waren meist noch sehr unwissend und konnten nur langsam von heidnischem Wesen abgebracht und für das Evangelium ge­ wonnen werden. Dazu herrschte große Rohheit und Gewaltthätigkeit. Beständige Kriege (das Faustrecht) ließen die Völker lange nicht zur Ruhe kommen. Je mehr sie aber das Evangelium kennen und lieben lernten, desto mehr erwachte unter ihnen eine herzliche Frömmigkeit. Sie ist ein herrliches Zeugnis für die erneuernde Macht des Evangeliums. Der mächtige Kaiser Karl d. Gr., 768—814, sorgte treulich für die Kirche, für Predigt und Gesang (Orgel), gründete Schulen und Kirchen und gab ein leuchtendes Beispiel christlicher Frömmigkeit. Die edlen Kaiser Heinrich 1 918—936, Otto I d. Gr. 936—973, Heinrich III 1039—1056, Friedrich Barbarossa 1149—1190, Rudolf von Habsburg 1272—1291 haben dem Herrn in treuer Gottesfurcht zum Segen ihrer Länder gedient und kräftig regiert. Ludwig IX, der Heilige, König von

Frankreich, 1226—1270, zierte sein Bekenntnis zu Christo durch eine ge­ rechte und weise Regierung. Große Gottesgelehrte, wie Bernhard von Clair­ veaux (spr. Clärwo), um 1150, und andere erbauten die Christenheit durch frommen Wandel, durch gewaltige Bußpredigten und tiefe Belehrung. Elisabeth, die Heilige, von Thüringen (geb. 1207, t 1231), konnte sich nimmer genug thun, dem Herrn in den Armen und Kranken zu dienen. Viele andere, unter ihnen Hedwig von Schlesien (1174—1243), wandelten die gleiche Bahn, und stifteten Kirchen, Siechenhäuser und Hospitäler. Herrliche Kirchen (die Münster zu Straßburg, Freiburg, Ulm, die Dome zu Speier, Köln u. a., wie auch die Elisabethenkirche zu Marburg) zeugen von dem Eifer der Völker für des Herrn Dienst. 2. Aber das Wort Gottes war teuer in der Kirche. Die Bibel war selten, nur wenige konnten sie lesen, und bald wurde das Lesen der Bibel sogar von den Päpsten verboten. Der Gottesdienst wurde in lateinischer Sprache ge­ halten, und die Predigt verstummte; denn viele Geistliche waren sehr unwissend. Dadurch nahm die Menschenlehre in der Kirche überhand. Die Lehre vom Fegefeuer, vom Meßopfer, von der Verdienstlichkeit der guten Werke entfernte die Christen von Christo, ihrem alleinigen Heilande. Schwere Bußübungen in Fasten und Geißelungen, klösterliches Leben, beschwerliche Wallfahrten, das Beten des Rosenkranzes und anderer äußerlicher Dienst, endlich der von den Päpsten für Geld angebotene Ablaß raubten der Christenheit mehr und mehr die Zucht und den Trost des göttlichen Wortes und den wahren Frieden. Viele dienten in falschem Frieden der Sünde, und die Kirche wurde krank an allen Gliedern. 3. Das Papsttum. 1. Der Bischof von Rom hatte schon frühe behauptet, daß er, als Nach­ folger des Apostels Petri, Christi Stellvertreter und Oberhaupt der Christen­ heit sei. Dies wurde ihm nach und nach von der abendländischen Christen­ heit zugestanden, und er wurde Papst (h. Vater) genannt. Karl d. Gr. überließ ihm das Land um Rom, und er wurde dadurch auch weltlicher Fürst. Aber alles dies war Gottes Wort zuwider, Matth. 20, 25 f., und hat darum der Christenheit zu großem Schaden gereicht. 2. Fromme Päpste haben wohl der Zuchtlosigkeit unter den rohen Völkern gesteuert. Sie haben auch die Gottlosigkeit der Gewaltigen dieser Welt gestraft und die schwache Unschuld geschützt. Aber weil die Päpste behaupteten, als Statthalter Christi Herren über alle Könige der Welt zu sein und darum das göttliche Recht der Obrigkeit nicht anerkannten, so lebten sie in stetem Streit mit den Fürsten, zum Schaden der Völker. So z. B. Gregor VII gegen den deutschen Kaiser Heinrich IV, 1077. Jnnocenz III setzte sogar den König von England, Johann ohne Land, ab, 1212. Die Päpste behaupteten ferner, als Petri Nachfolger die Schlüssel des Himmelreichs allein zu besitzen und warfen sich zu Richtern über den christlichen Glauben auf. „Dieser wurde aber von ihnen nicht nach dem Worte Gottes, sondern nach den Überlieferungen

der Väter bestimmt. Wer den Satzungen der Päpste widersprach, wurde als Ketzer grausam verfolgt und mit dem Feuertode bestraft. Um die Ketzer aufzusuchen und zu bestrafen, wurde das Gericht der Inquisition eingesetzt, welches von den Verdächtigen durch die entsetzlichsten Martern Geständnisse er­ preßte und sie dann hinrichten ließ. Wer es wagte, sich der Gewalt des Papstes zu widersetzen, den traf der Bann, d. h. der Ausschluß aus der Christenheit,

76 und wenn ein ganzes Land sich wider ihn auflehnte, so wurde es mit dem Interdikt, d. h. mit der Einstellung aller gottesdienstlichen Handlungen bestraft. Dadurch vernichteten die Päpste allen Widerstand gegen ihre Anmaßungen und Irrlehren. 3. Eine kräftige Unterstützung ihrer Herrschaft fanden die Päpste in dem von Gregor VII den Geistlichen wider Gottes Wort auferlegten Cölibat (Ehe­ losigkeit). Die Päpste fanden aber auch ein ganzes Heer von Streitern in den Mönchen, welche sich seit Benedict von Nursia im Abendlande verbreiteten. Es gab Mönchs- und Nonnenklöster. Anfangs zwar stifteten die Mönche großen Segen durch ihre Schulen, ihre Gelehrsamkeit u. a. Sie machten wilde Gegenden urbar und veranlaßten oft die Gründung von Städten. Als die Klöster aber durch Schenkungen reich geworden waren, zog Unwissenheit, große Üppigkeit und Lasterhaftigkeit in ihre Mauern ein. Grober Aberglaube

und eitle Werkgerechtigkeit wurden von ihnen verbreitet. Für die Macht des Papstes stritten am eifrigsten die Franziskaner (seit 1208) und Dominikaner (seit 1215), welche beide auch Beitelmönche heißen. Den Dominikanern wurde sogar die Inquisition übertragen. 4. Die ganze Macht der Päpste, sowie die falsche Frömmigkeit des Mittel­ alters zeigen die Kreuzzüge. Angeregt durch die Predigten des Einsiedlers Peter von Amiens, aufgefordert vom Papste Urban II auf der Versammlung zu Clermont, 1095, zeichneten sich viele Christen unter dem Rufe : Gott will es! mit dem Kreuze, um den Türken Jerusalem zu entreißen. Denn diese mißhandelten die nach der heiligen Stadt wallenden Pilger. Gottfried, Herzog von Nieder-Lothringen, gewöhnlich Gottfried von Bouillon genannt, führte das Heer an. Nach großen Mühen, 1096—99, wurde Jerusalem unter furchtbarem Blutvergießen erobert. Aber es ging wieder verloren, 1187. Deshalb zogen während 2 Jahrhunderten 7 große und viele kleinere Kreuzheere, darunter einst auch ein solches von Kindern, nach dem gelobten Lande. Nochmals wurde Jerusalem erobert, 1230, aber bald wieder verloren, 1244. Denn es soll zertreten werden von den Heiden, spricht der Herr, bis an das Ende. Luc. 21, 24.

4. Fortaufer der Deformation. 1. Viele fromme Männer haben den Verfall des Christentums unter dem Papsttum schwer beklagt und dawider gezeugt. Mit großem Segen wirkten durch Wort und Schrift der gewaltige Prediger Johannes Tauler in Straß­ burg (t 1361) und Thomas von Kempen (t 1471) (Buch von der Nachfolge Christi). Neben ihnen haben aber auch ganze Kirchengemeinden, vom Evan­ gelium erleuchtet, die reine Lehre bewahrt und mit Wort und Wandel wider das Verderben des Papsttums und der Christenheit gezeugt. Dazu gehören die Waldenser (seit 1170) in Oberitalien und Südfrankreich, hier auch Albi­ genser genannt. Nachdem sie auf das grausamste verfolgt worden sind, haben sie sich unter schweren Bedrückungen nur in den Alpen gehalten. In England zeugte Johann Willef, ein angesehener Lehrer an der Universität Oxford, t 1384, auf Grund der Schrift wider die Verderbnis der Päpste und Geistlichen und wider die Irrlehre der Kirche. Auch seine Anhänger wurden auf das grausamste verfolgt, konnten aber nicht ausgerottet werden. 2. Durch Wittefs Schriften und noch mehr durch die heil. Schrift selbst angeregt, zeugte Johannes Huß, Lehrer an der Universität Prag, in Predig­ ten und Schriften von dem Heile in Christo und wider das sittenlose Leben der Geistlichen. Der Erzbischof von Prag ließ deshalb seine Schriften ver-

brennen, und der Papst sprach über ihn den Bann aus. Als die Kirchen­ versammlung zu Constanz, 1414, versammelt wurde, lud ihn der Papst vor dieselbe. Der Kaiser Sigismund hatte ihm freies Geleit verwilligt. Er wurde aber dessen ungeachtet bald nach seiner Ankunft ins Gefängnis gelegt. Erst nach 7 Monaten öffentlich verhört, wurde er zum Feuertode verurteilt, weil er nicht widerrufen wollte. Mit Gebet und fröhlichem Herzen ging er zur Richtstätte. Aus den Flammen tönte noch sein Gesang : Christe, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich mein. Unter stillem Gebete ist er verschieden, 6. Juli 1415. Huß hatte viele Anhänger gefunden, besonders in Böhmen. Als diese grausam verfolgt wurden, griffen sie notgedrungen zu den Waffen. Ihre Gegner mußten ihnen gestalten, daß sie ihren Glauben bekannten und offen ausüblen. Sie wurden aber später noch öfter von der katholischen Kirche hart gedrückt. Ein Teil von ihnen bildete die Gemein­ schaft der böhmischen und mährischen Brüder. 3. Die Christenheit war so sehr verderbet, daß 1410 sogar drei Päpste herrschten, welche sich gegenseitig bekämpften. Das geistige Elend war grenzen­ los. Es war die Zeit gekommen, daß eine Befferung der Kirche stattfinden mußte. Endlich erbarmte sich der Herr seiner Kirche und erweckte ihr den Mann, welcher die Kirchenverbefferung nach dem Worte Gottes ausführte. Zuvor aber hatte er auch dazu geholfen, daß das Wort Gottes allen Christen wieder nahe kommen konnte. Johannes Guttenberg von Mainz erfand 1440 die Buchdruckerkunst.

IV. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. 1.

Aegirm der Reformation.

1. Der Mann, welcher die Befferung der Kirche ausführen sollte, war Dr. Martin Luther, geb. 10. Nov. 1483, zu Eisleben. Gott hat ihn wunderbar zu seinem auserwählten Rüstzeuge zubereitet. Sein Vater Hans Luther und seine Mutter Margarethe waren fromme Bergleute, die ihr Söhnlein gottesfürchtig und fromm erzogen. Der Baler selbst trug den kleinen Martin auf seinen Armen in die Schule, weil er gar schwächlich war. In seinem 15. Jahre kam er nach Eisenach. Hier rührte sein frommes Beten und Singen als Schüler das Herz der Wittwe Cotta. Sie nahm ihn an ihren Tisch, bis er als Student auf die Universität Erfurt ging, wo er nach dem Wunsche seines Vaters, der unterdessen in Mansfeld Ratsherr und Teil­ haber an einem Bergwerke geworden war, Rechtsgelehrter werden sollte. Er bebereitete sich dazu gewissenhaft vor und übte allezeit seinen Wahlspruch : „Fleißig gebetet ist halb studiert." Darum machte er auch solche Fortschritte, daß sich alle über ihn verwunderten. In dieser Zeit fand er auf der Bibliothek zu Erfurt zum erstenmale in seinem Leben eine Bibel und las mit herzlicher Freude und eifriger Begierde darin. Aber alles dies konnte ihm keinen Trost noch Frieden geben, als er bei dem plötzlichen Tode eines Freundes daran denken mußte, daß er auch einmal sterben müsse, und ob er auch könne selig werden. Er wollte seiner Seligkeit gewiß werden und ging, 1505, in das Augustinerflofter zu Erfurt. Hier mühte er sich mit allerlei Bußübungen, mit Beten, Lesen u. a. ab. Denn damals hielt er dieses Leben noch für besonders hellig und verdienstlich und meinte damit den Himmel erwerben zu können. Aber tt fand den Frieden seines Herzens nicht und erkannte, wie nichtig die so hoch gehaltene klösterliche Heiligkeit wäre. Erst dann konnte er zum Frieden kommen,

78 als ihm ein alter Mönch in einer Krankheit Jesum Christum als den einzigen Heiland der Sünder vorhielt. Hierin wurde er noch durch das Wort seines Vorgesetzten, des edlen Johann von Staupitz, bestärkt, der ihn tröstete, daß wir vor Gott allein durch den Glauben an Jesum Christum gerecht und selig werden. 2. Nachdem er so das klösterliche Leben in seiner Nichtigkeit hatte kennen lernen, mußte er 1510 auf einer Reise nach Rom auch die Verderbnis kennen lernen, welche in Rom unter der Geistlichkeit herrschte. Durch beides wurde er ein kräftiger Zeuge für die tröstliche Wahrheit des Evangeliums, daß der Mensch nur durch das Verdienst Jesu Christi die Seligkeit erlangen könne. Dies Zeugnis begann er abzulegen, als er von Friedrich dem Weisen, dem frommen Kurfürsten von Sachsen, als Lehrer der Universität Wittenberg be­ rufen, 1508, und Doktor der Theologie wurde, 1512. Er wurde aber bald zu noch lauterem Zeugnis genötigt. Der damalige Papst Leo X wollte in Rom eine herrliche Kirche bauen, die St. Peterskirche. Um das Geld für den Bau zu bekommen, ließ er Ablaß verkaufen. Die Händler boten nun den Leuten Befreiung aus dem Fegefeuer und Vergebung der Sünden für Geld an. Johann Tetzel, welcher sich an den Grenzen von Sachsen herumtrieb, war der unverschämteste. Er sagte: „Sobald der Groschen im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Ja er verkaufte sogar Ablaß für Sünden, die man noch begehen wollte. Viele wurden dadurch betrogen und meinten, daß sie der Buße nicht mehr bedürften. Darum schlug Luther, 31. Oct. 1517, an die Schloß­ kirche zu Wittenberg 95 Sätze an, in welchen er lehrte, was wahre Buße und wie gottlos der Ablaßhandel sei. Diese Sätze wurden eifrig gelesen, und so schnell verbreitet, daß sie nach 14 Tagen in Rom und bald weiterhin bekannt waren. Tetzel, viele angesehene Männer, wie Eck und selbst der Papst stritten gewaltig wider Luther. Aber Luther wußte, daß er die Sache des Herrn Christi führe. Er fürchtete sich nicht vor ihrem Dräuen, und ließ sich auch nicht durch die Anerbietungen von Geld und Ehre zum Stillschweigen bringen. Darum strafte ihn der Papst mit dem Banne, 1520. Luther ver­ brannte aber seine Bannbulle mit den Worten : „Weil du den Heiligendes Herrn betrübet hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer." 3. Damals war Karl V, der zugleich König in Spanien war, deutscher Kaiser geworden. Als er nach Deutschland kam, hielt er einen großen Reichs­ tag in Worms, 1521. Luthers Feinde hatten bewirkt, daß er vor denselben geladen wurde. Unverzagt und ohne Grauen zog Luther unter dem sicheren Geleite des Kaisers, das ihm sein Kurfürst ausgewirkt hatte, nach Worms. Seinen Freunden, welche Schlimmes für ihn besorgten und ihn von der Reise abhallen wollten, erklärte er : „Nach Worms bin ich berufen, nach Worms muß ich auch ziehen. Und wenn sie gleich ein Feuer machten, das zwischen Wittenberg und Worms bis gen Himmel reichte, so wollte ich doch im Namen des Herrn erscheinen, Christum bekennen und denselben wallen lassen. — Christus lebet noch zu Trotz allen Pforten der Hölle und allen Fürsten in der Luft." In Worms wurde er vor dem Reichstage gefragt, ob er widerrufen wolle, was in seinen Büchern stehe. Er bat sich für die Antwort einen Tag Bedenkzeit aus, weil das eine Sache des Glaubens und der Seligkeit sei. Durch andächtiges und anhaltendes Beten gestärkt, erklärte er am folgenden Tage: „Es sei denn, daß ich mit Zeugnissen der Schrift oder mit öffentlichen, hellen und klaren Gründen überwunden werde, so kann und will ich nicht widerrufen, weil es weder sicher, noch geraten ist, etwas wider sein Gewissen

zu thun. Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen." Auf viele Anwesende machte dies Bekenntnis einen tiefen Eindruck. Der Kaiser dagegen blieb gleichgültig. Er ließ zwar Luther mit freiem Geleite heimziehen, aber er erklärte ihn in die Reichsacht, daß wer ihn fände, ihn totschlagen dürfte. 2. Befestigung der Ueformalion. 1. So widerstanden denn der Papst und der Kaiser dem armen geringen Mönche Dr. Martin Luther. Aber für ihn stritt der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren, Jesus Christus, deß Sache er führte. Der lenkte die Herzen, daß sie Luthern zufielen. Er hatte ihm zugleich einen treuen Ge­ hülfen zur Seite gestellt. Philipp Melanchthon, geb. 1497 zu Bretten in Baden, gest. 1560 zu Wittenberg, kam 1518 an die Universität Wittenberg. Seine Gelehrsamkeit war so groß, daß er der „Lehrer Deutschlands" genannt wurde. Dabei war er ein Mann von kindlichem Glauben und großer Frömmigkeit. Luther gewann ihn so lieb, daß er von ihm sagte : „Ob er wohl dem An­ sehen nach ist wie ein Knabe, so sage ich es doch frei heraus, er versteht mehr, denn ich, werde auch nichts auf ihn kommen fassen, so lange ich lebe." So haben denn diese zwei Männer, durch treue Freundschaft ihr Leben lang ver­ bunden, zusammen an dem Werke der Kirchenverbesserung gearbeitet. Melanch­ thon ist durch seine Gelehrsamkeit ein trefflicher Gehülfe Luthers gewesen und hat ihn durch seine Milde gut beraten, wenn er heftig werden wollte. Zugleich fand Luther kräftige Unterstützung und stete Zuneigung bei seinem Landesherrn Friedrich dem Weisen. Schon früher hatte derselbe sich Lutherangenommen. Jetzt nahm er ihn auch gegen die Acht des Kaisers in Schutz. Auf seinen Befehl wurde Luther auf der Heimreise von einigen Rittern überfallen und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht. Hier blieb er fast ein Jahr verborgen und wurde von vielen für tot gehalten. 2. Hier bereitete Luther in der Einsamkeit die stärkste Stütze für die Reformation,„indem er das Neue Testament in die deutsche Sprache über­ setzte. Die Übersetzung des Alten Testamentes erfolgte in Wittenberg unter dem treuen Beistände Melanchthons u. a. und wurde 1534 vollendet. Aber in der Einsamkeit der Wartburg bereitete sich Luther auch dazu vor, das Werk der Besserung in der Kirche durchzuführen. Schon 1522 rief ihn der falsche Eifer Carlstadts und einiger falscher Propheten, die sich göttlicher Eingebungen rühmten, von der Wartburg nach Wittenberg. Sie halten, um den päpst­ lichen Aberglauben zu zerstören, in den Kirchen große Verwüstung angerichtet und unter dem Volke großen Aufruhr erregt. Luther stellte durch seine ein­ dringlichen Predigten die Ruhe wieder her. Die falschen Eiferer mußten Witten­ berg verlassen und sind zum Teil in dem Bauernaufruhr mit Thomas Münzer 1525 umgekommen. Luther sorgte nun für lautere Predigt des Evangeliums in den Kirchen, und vor allen Dingen dafür, daß die tröstliche Lehre wieder verkündigt wurde, daß der Mensch weder durch die von der katholischen Kirche gebotenen guten Werke, noch durch eigene Tugend und Rechtschaffenheit, son­ dern allein durch den Glauben an Christum gerecht und selig werde. Er sorgte ferner dafür, daß der Gottesdienst wieder deutsch gehalten wurde und dichtete dazu deutsche Psalmen und Lieder. Von diesen erbaut das herrliche Weihnachtslied : Vom Himmel hoch rc., das Büßlied : Aus tiefer Not rc., und das Trostlied: Ein' feste Burg rc. (1530), die evangelischen Gemeinden noch heute. Eben so dichtete Nikolaus Decius die herrlichen Lieder : Allein

80

Gott in der Höh' rc., O Lamm Gottes rc., 1524, und Paul SperatuS (t 1554) das unvergleichliche: Es ist das Heil uns kommen her rc. Auch that Luther mit der Herrschaft des Papstes alle päpstliche Irrlehre ab. Keine Anrufung der Heiligen, kein Cölibat der Geistlichen, noch Klostergelübde, keine Verdienstlichkeit der guten Werke, kein Fegefeuer, kein Ablaß mehr! Das hell. Abendmahl wurde wieder das Gnadenmahl, darin uns der Herr unter dem Brot und Wein seinen wahren Leib und sein wahres Blut reicht, nicht mehr ein Meßopfer! So wurde die Reformation in Sachsen eingeführt. Ebenso führte sie Landgraf Philipp der Großmütige, 1526, in Hessen ein. Biele deutsche Fürsten und Städte folgten nach. 3. Die evangelische Kirche wurde so in Deutschland gegründet und aus­ gebreitet. Luther reifete 1527 in Sachsen umher, um zuzusehen, wie es in Kirchen und Schulen stände. Zur Unterweisung der Christenheit schrieb er, 1529, seinen Katechismus, der bis heute noch unübertroffen ist. Zu gleicher Zeit zeigte er der Welt durch sein eigenes Beispiel, daß die Mönchsgelübde nichtig seien, indem er, 1525, die ehemalige Nonne Katharina von Bora zur Gattin nahm. Sie ist ihm stets ein fromm und treu Gemahl gewesen. Luther hat eine gottesfürchtige Ehe geführt und in guten und schlimmen Tagen dem Herrn mit seinem ganzen Hause treu gedient. Je weiter sich aber die evangelische Kirche ausbreitete, desto eifriger rühr­ ten sich die Gegner. Sie faßten, 1529, auf dem Reichstage zu Speyer den Beschluß, daß alles beim Alten bleiben sollte. Aber die evangelischen Fürsten legten dagegen eine Protestation oder Widerspruch ein und erhielten davon den Namen Prote­ stanten. Auch mußte ihnen der Kaiser Karl V gestatten, daß sie, 1530, auf dem Reichstage zu Augsburg ihr Glaubensbekenntnis, welches Melanchthon verfaßt und Luther gebilligt hatte, feierlich und öffentlich dem Kaiser und Reich übergaben. Damit bekam die evangelische Kirche auch ihr eigentüm­ liches Bekenntnis, die Augsburgische Konfession genannt, und steht seit diesen Tagen auf diesem Bekenntnis fest geordnet da.

3. Ausbreitung und Anerkennung der evangelischen Kirche. 1. Seit 1530 verbreitete sich die evangelische Kirche allmählich in ganz Norddeutschland und in vielen Teilen Süddeutschlands. Dänemark, Nor­ wegen und Schweden wandten sich ihr gleichfalls zu. Luther sah mit Freuden den Fortgang des Evangeliums, hatte aber bis an sein Ende noch viel zu kämpfen und zu dulden. Den meisten Kummer bereitete ihm die Wahrnehmung, daß viele auch in der evangelischen Kirche ein zuchtloses Leben führten, und daß die evangelische Christenheit das reine Bekenntnis so wenig zierte durch einen reinen Wandel. Dazu sah er, wie die Feindschaft des Kaisers gegen das Evangelium stets zunahm, und fürchtete Krieg und Blutvergießen um des Evangeliums willen. So lange er lebte, wehrte er den evangelischen Fürsten, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben, konnte aber nicht hindern, daß sie unter einander zur Verteidigung wider den Kaiser den schmalkaldischen Bund schlossen. 1531. Er sehnte sich herzlich nach seinem Ende und starb zu Eisleben, nachdem er dort noch ein Friedenswerk vollbracht und einen Streit der Grafen von Mansfeld geschlichtet hatte. Als er sein Ende nahe fühlte, befahl er sich noch in einem kräftigen Gebete in die Barmherzigkeit Gottes. Darauf fragte ihn

Dr. Ionas : „Ehrwürdiger Vater, wollt ihr auf Christum und die Lehre, wie ihr sie gepredigt habt, beständig sterben"? Er antwortete mit einem freudigen „Ja"! und verschied, 18. Febr. 1546. 2. Schon frühe hatte sich die Feindschaft der Anhänger des Papstes Wider Die Evangelischen kund gethan. In Leipzig waren, schon 1521, ein Buch­ händler und zwei Bürger hingerichtet worden. In Brüssel wurden, 1524, zwei junge Augustinermönche verbrannt. Nach Luthers Tode brach die Feind­ schaft des Kaisers wider die Evangelischen in offenem Kriege, der schmalkaldische Krieg genannt, hervor. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen wurde bei Mühlberg, 1547, geschlagen und gefangen genommen, Landgraf Philipp von Hessen zu Halle, wo er Unterwerfung gelobt hatte, gefangen gesetzt. Beide wurden sehr hart gehalten, bis Kurfürst Moritz von Sachsen den Kaiser nötigte, die Leiden Fürsten frei zu lassen und den Religionsfrieden zu Augs­ burg zu schließen, in welchem den Evangelischen das Recht verliehen wurde, ihren Glauben im deutschen Reiche offen zu bekennen und auszuüben. Damit war die evangelische Kirche zur Anerkennung gebracht. 1555.

4. Die schweizerische Reformation. 1. Auch in der Schweiz war der Ablaßhandel von dem Mönche Samson mit großer Unverschämtheit getrieben worden. Ulrich Zwingli, geb. 1484, der schon als Geistlicher in Glarus und Maria-Einsiedeln wider das Ver­ derben der Kirche geeifert hatte, war Geistlicher in Zürich. Er trat wider jenen Ablaßkrämer auf und vertrieb ihn. Nun schritt er unter dem Beistände des Züricher Rats zur Abstellung aller päpstlichen Irrtümer und Miß­ bräuche im Gottesdienst und Leben. An deren Stelle setzte er das Wort Gottes und den unbedingten Gehorsam gegen dasselbe, beseitigte aber auch leider vieles, was nicht päpstlicher Mißbrauch war, wie die Altäre, Orgeln u. s. w. in den Kirchen. Fast alle schweizerischen Kantone fielen ihm zu. Die dem Papste treu gebliebenen aber überfielen Zürich, und es kam zur Schlacht bei Kappel, 1531. Zürich wurde geschlagen, Zwingli, welcher als Geistlicher mitgezogen war, blieb in der Schlacht mit dem guten Bekennt­ nis : „Was Unglück ist dies? Den Leib können sie töten, die Seele aber nicht." Seine treue Gattin, Anna Reinhart, verlor an diesem Tage außer dem Galten den Sohn, Schwiegersohn, Schwager und Bruder, welche alle tot blieben. 2. Mit der deutschen Reformation und mit Luther stimmte Zwingli in vielen Stücken überein. Die größte Verschiedenheit aber fand sich zwischen beiden in der Lehre vom heil. Abendmahl. Zwingli sagte nämlich, die Worte: „das ist", seien so viel, als „das bedeutet", und darum seien Brot und Wein nur Zeichen für den Leib und das Blut Christi, welche uns, zur Stärkung des Glaubens, daran erinnerten. Das Religionsgespräch zu Marburg, 1529, konnte hierüber nicht zur Einigung führen. Neben der evangelischen Kirche, welche erst später die lutherische genannt wurde, entstand daher in der Schweiz die reformierte Kirche. Sie wurde weiter ausgeblldet und befestigt von Calvin, der, aus Frankreich wegen des Evangeliums vertrieben, 1536 nach Genf kam. Er stritt in Predigten und Schriften aus Gottes Wort mannhaft wider das Papsttum. Zugleich setzte er die christliche Lehre klar und deutlich ausein­ ander, nahm aber dabei wider Gottes Wort (1 Tim. 2, 4; Tit. 2, 11) an, daß Gott nach ewigem Ratschlüsse nur einige zur Seligkeit, die an-

82 dern dagegen zur Verdammnis bestimmt habe (Gnadenwahl). Eben so mann­ haft wie dem Papste, widerstand er der Zuchtlosigkeit seiner Glaubensgenossen, denn er sagte: „Nicht der Papst, und nicht die Tyrannen, dienuraußerhalb der Kirche wüten, nein! Wollust, Schwelgerei, Steineibe und dergleichen Verbrechen, welche die Kirche inwendig verdunkeln, sind die Erzfeinde des Evan­ geliums." Er starb 1564, nachdem er in großem Segen in Genf gewirkt hatte. 3. Von Genf verbreitete sich die Reformation nach Italien und Spanien, wo sie aber bald unterdrückt wurde. In Frankreich dagegen wurden die Evangelischen, welche man Hugenotten nannte, so zahlreich, daß die Katholi­ schen beschlossen, sie völlig auszurotten. Diesen Mordplan führten sie bei Gelegenheit der Verheiratung eines evangelischen Prinzen mit einer katholischen Fürstin in der Bartholomäusnacht 1572 (Pariser Bluthochzeit) aus. Die Hugenotten blieben aber trotz dieses Blutbades und vieler Religionskriege in zahlreichen Gemeinden, wurden jedoch unter Ludwig XIV (seit 1685) ver­ trieben und wanderten großenteils aus. Nur ein kleiner Teil hat sich bis auf unsere Zeit erhalten. In den Niederlanden wurde die Reformation von Karl V und dessen Sohne Philipp II, besonders durch den grausamen Statt­ halter Alba, heftig verfolgt. Dadurch entstand ein Krieg, in welchem sich die vereinigten Staaten der Niederlande die Freiheit ihres Glaubens und ihre Unabhängigkeit von spanischer Herrschaft erstritten. 1579. England hatte sich, 1532, unter Heinrich VIII vom Papste losgesagt. Die Königin Maria, 1553—1558, hatte aber die Evangelischen wieder blutig verfolgen lassen. Erst die Königin Elisabeth brachte, 1563, die Refor­ mation zum Siege und Bestand. In der Lehre stimmt die englische Kirche mit der reformierten überein. Nach Schottland verbreitete John Knox, 1560, die reformierte Lehre und Kirche. Von England und Schottland wurde sie nach Nordamerika verpflanzt. Auch in manchen Ländern Deutschlands fand die schweizerische Reformation Eingang.

5. Die katholische Kirche. 1. Der Papst und der Kaiser hatten sich als Gegner der Reformation und des in ihr wieder zur vollen Geltung gekommenen Evangeliums erwiesen. Dadurch wurde die abendländische Christenheit in die römisch-katholische und in die evangelische gespalten. Für die erstere entwarf die große Kirchenver­ sammlung zu Trient, 1545—1563, ein neues Glaubensbekenntnis, in welchem alle Andersgläubigen mit dem Banne belegt wurden. Aber nur die gröbsten Mißbräuche in der Kirche wurden hierdurch abgethan, die Irrtümer da­ gegen anerkannt. 2. Eine neue Thätigkeit erwachte in der katholischen Kirche, seitdem die Spanier Amerika entdeckt, 1492, und die Portugiesen den Seeweg nach Ost­ indien gefunden hatten, 1498. Sie sandle Missionäre zu den Heiden in Amerika und Ostindien und ließ diese bekehren. Auch nach China und Japan gingen ihre Boten und gründeten hier blühende Gemeinden, welche aber bald darauf durch grimmige Verfolgungen wieder ausgerottet wurden. Zu gleicher Zeit wurden viele neue Mönchs- und Nonnenorden gestiftet. Der Orden der barmherzigen Schwestern, gestiftet 1618 von Vincenz de Paula, wandte sich mit großem Eifer der Pflege der Kranken zu. Ignatius von Loyola hatte 1540 den Orden der Gesellschaft Jesu gestiftet, dessen Glieder Jesuiten genannt werden. Dieser verbreitete sich schnell über die gesamte katholische

83

Christenheit und hat der Reformation und der evangelischen Kirche viel Abbruch gethan. Denn durch seine Bemühungen wurde die evangelische Kirche im östreichischen Kaiserstaale unterdrückt und evangelische Fürsten zum Ab­ falle von ihrem Glauben verleitet. 3. Dadurch wurde die Feindschaft zwischen den Katholischen und Evan­ gelischen bis zu blutigem Ausbruche im dreißigjährigen Kriege gesteigert. Dieser begann 1618 in Böhmen. Hier waren die Evangelischen unter der Herrschaft des Kaisers Matthias besonders hart gedrückt. Die Zerstörung einer evangelischen Kirche erbitterte sie so sehr, daß sie zwei kaiserliche Räte aus den Fenstern des kaiserlichen Schlosses warfen, 1618, und sich nach dem Tode des Kaisers Matthias, anstatt seines Nachfolgers Ferdinand II, den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum Könige wählten, 1619. Dieser eigenmächtige Schritt führte zur völligen Unterdrückung der Evangelischen in Böhmen. Auch im übrigen Deutschland entbrannte dadurch der Krieg. Der Kaiser Ferdinand II besiegte indes auch hier die Evangelischen mit Hilfe des bairischen Feldherrn Tilly. Auch der König Christian von Dänemark, welcher ihnen zu Hilfe eilte, wurde besiegt und zum Frieden gezwungen. So waren die Evangelischen überall erlegen und sollten, 1629, durch das Resti­ tutionsedikt vieler Kirchengüter beraubt werden. 4. Da erschien Gustav Adolf, König von Schweden, mit einem Heere in Deutschland, 1630. Der fromme König fühlte sich gedrungen, seinen evangelischen Glaubensgenossen in der Bedrängnis beizustehen. Als er in Pommern landete, fiel er auf die Kniee und bat Gott um Schutz für seinen Zug und in seinem Heere hielt er auf Frömmigkeit und strenge Mannszucht. Er schlug den gewaltigen Tilly, der vorher noch Magdeburg erobert und zerstört hatte, bei Leipzig, 1631, und einige Monate darauf am Lech. 1632 besiegte er den kaiserlichen Feldherrn Wallenstein in der blutigen Schlacht bei Lützen, welchen Sieg er aber mit seinem Leben erkaufen mußte. Der Krieg dauerte nach seinem Tode fort, auch die Franzosen nahmen daran Teil. Er wurde aber nicht mehr um die Religion, sondern um den Besitz der deutschen Länder mit der größten Grausamkeit und unter den entsetzlichsten Bedrückungen des deutschen Volkes geführt. Protestanten und Katholiken wetteiferten mit einander in grausamer Mißhandlung der fried­ lichen Bewohner. Deutschland glich einer Wüste. Viele Kirchen und Schulen wurden zerstört, ganze Ortschaften gingen in Flammen auf. Hungersnot, Seuchen und wilde Tiere vollendeten das Würgen des Schwertes. 5. Endlich erbarmte sich Gott unseres armen Vaterlandes und schenkte ihm durch den westfälischen Frieden zu Osnabrück und Münster wieder Ruhe, 1648. Durch ihn wurde allen Protestanten in Deutschland das Recht zu Teil, ihren aus Gottes Wort geschöpften Glauben öffentlich zu bekennen. In vielen katholischen Ländern ist ihnen dies Recht zwar noch öfter verkümmert worden. In Ungarn, 1670—1676, und in Böhmen, 1722, wurden sie schwer und hart verfolgt. Aus Salzburg mußten 1732 viele Evangelische, unter ihnen der fromme Exulant (Vertriebene) Joseph Schaitberger, auswandern. Sie fanden in Preußen und Nordamerika eine neue Heimat. Aber im allgemeinen ist ein friedliches Zusammenwohnen drr evangelischen und katholischen Christenheit eingetreten, das zu einem edleren Streite auffordert, nämlich durch Erweisung des Geistes und der Kraft deS Reiches Gottes mit einander zu wetteifern.

84

V. Die neuere Zeit. 1. Die evangelische Kirche nach der Bedrängnis des 30jäljrigen Krieges. 1. Schrecklich waren die Verwüstungen des 30jährigen Krieges. Deutsch­ land hatte durch Schwert, Hunger und Seuche etwa */3 seiner Bevölkerung verloren. Mangel und Not herrschte überall. Viele Kirchen und Schulen waren zerstört, das Wort Gottes und die Künste und Wissenschaften lagen darnieder. Dazu hatte die Zügellosigkeit des Kriegsvolkes Zucht und Sitte verderbt. Nur langsam konnte dies von christlichen Obrigkeiten und treuen Geistlichen gebessert werden. 2. Aber auch in der Not und während der Drangsale des Krieges war der Herr der evangelischen Christenheit mit seinem Worte und seiner Gnade nahe gewesen. Er hatte ihr treue Lehrer erweckt, welche für den rechten Glauben und für ein frommes Leben zeugten. Johann Arndt (1555—1621) erbaut noch heute die Christenheit durch seine 6 Bücher vom „wahren Christen­ tum" und durch sein „Paradiesgärtlein." Heinrich Müller (t 1675) verfaßte viele Predigten und die geistlichen Erquickstunden, Christian Scriver (f 1693) den Seelenschatz, aus welchem viele heilsbegierige Seelen Lehre und Trost zogen. Zu gleicher Zeit erfüllten fromme Sänger durch ihre Lieder die Christen­ heit mit Trost und Glaubensfreudigkeil. Unter den Schrecken der Pest tröstete Valerius Herberger (1627) sich selbst und viele andere mit dem herrlichen Liede: Valet will ich dir geben rc. Von den vielen Liedern Johannes Heer­ manns (t 1647) sollen hier nur die zwei genannt werden: Herzliebster Jesu rc., O Gott, Du frommer Gott rc. Christian Keymann (t 1662) legte die letzten Worte seines frommen Landesherrn, des Kurfürsten Georg I von Sachsen : Meinen Jesum laß ich nicht re., in dem gleichlautenden köstlichen Liede allen Christen an das Herz. Das Lied der frommen Gräfin von Schwarzburg-Rudolstadt, Aemilie Juliane (f 1706) : Wer weiß, wie nahe mir mein Ende rc., wie das Auferstehungslied der edlen Kurfürstin Luise Henriette von Brandenburg (t 1667) : Jesus meine Zuversicht rc., tröstet noch heute die Christenheit. Georg Neumark (t 1681) dichtete den Trost aller bekümmerten Herzen: Wer nur den lieben Gott läßt walten rc. Aber der gefeiertste Sänger und zugleich ein treuer Bekenner des lutherischen Glau­ bens, welcher lieber sein Amt in Berlin aufgab, als daß er sich das Zeugnis für denselben wehren ließ, war Paul Gerhardt (f 1676). Wer kennt nicht seine Lieder : Wie soll ich dich empfangen rc. — O Haupt voll Blut rc. — Befiehl du deine Wege rc. — Nun ruhen alle Wälder rc. ? Leider wurde der Segen, welcher dem evangelischen Volke aus allem diesem erwachsen konnte, durch viele Streitigkeiten um einzelne Glaubenssätze ver­ kümmert. Diese wurden fast 100 Jahre lang mit großer Erbitterung geführt. Sie mußten zwar dazu dienen, daß die Lehre von der Rechtfertigung und von den Sakramenten rein erhalten und den Nachkommen überliefert werden konnte. Aber es entstand auch dadurch bei vielen ein eitles Wissen von der christlichen Lehre, welches sie gerade so, wie einst die Leute, an welche Jakobus seinen Brief schrieb, fälschlich für Glauben hielten.

2. 1. Die Not, welche treuer Zeuge des Herrn 1635 zu Rappoltsweiler

Mnöruch eines neuen Lebens. hieraus der Kirche erwuchs, hat ein frommer und erkannt und bekämpft. Philipp Jakob Spener, geb, im Elsaß, f 1705 zu Berlin. Er drang auf der

Kanzel, in seinen Schriften, wie als Vorgesetzter über viele Geistliche uner­ müdet darauf, daß das Christenvolk durch erbauliche Auslegung des Wortes Gottes in der Predigt, durch sorgfältige Unterweisung im Katechismus, in der Schule wie in der Kirche, so wie durch weitere Belehrung in Bibelstunden zur Bewährung seines Glaubens in thätigem Christentum angeleitet werde. An seinen Ermahnungen zu einem frommen Christentume ärgerten sich zwar viele. Aber viele Christen fielen ihm auch freudig zu. Leider eiferten von diesen manche unbedacht wider die geistliche Gelehrsamkeit und die kirchlichen Ordnungen, welche sie für totes Wesen hielten. Aber der Segen, welcher durch Gottes Gnade von Spener und vielen anderen seiner Anhänger aus­ ging, war ein reicher gewesen.^ 2. Der bedeutendste unter Speners Anhängern ist wohl August Hermann Francke, geb. 1663, f 1727 als Professor und Prediger zu Halle. Sein Wahlspruch war: „Ein Quentchen lebendigen Glaubens ist höher zu achten, als ein Centner des bloßen Wiffens, und ein Tropfen wahrer Liebe ist mehr wert, als ein ganzes Meer der Wissenschaft aller Geheimnisse." Er wurde dadurch der gesegnete Lehrer einer großen Schar frommer Männer, die zur Wiederbelebung der Kirche viel beigetragen haben. Von ihm aufgefordert gingen die ersten Boten der lutherischen Kirche, Bartholomäus Ziegenbalg und Hein­ rich Plütschau, 1705, zu den heidnischen Tamulen in Ostindien und sammel­ ten dem Herrn in Trankebar und dessen Umgegend eine Gemeinde aus den Heiden. Aber das herrlichste Zeugnis seines Glaubens und seiner Liebe ist das Waisenhaus zu Halle. Seine Liebe trieb ihn, sich der armen und ver­ lassenen Kinder anzunehmen. Andere, von gleicher Liebe erfüllt, unterstützten ihn hierin. Als ihm einst 42/3 Thaler (14 Mark) zu diesem Zwecke eingehändigt wurden, hielt er dies für ein „ehrlich Kapital" und wollte damit „was Rechtes stiften." Er fing eine Armenschule an, nahm bald darauf verwaiste Kinder in sein Haus auf und begann, 1698, getrosten Mutes für diese ein Waisenhaus zu bauen. Gott bescherte ihm so reichliche Beisteuern, daß es ihm nie mangelte. Wenn er kein Geld zur Weiterführung des Baues hatte, so pflegte er zu sagen: „Das ist ein Zeichen, daß Gott weiter helfen will," ging in sein Kämmerlein und betete — und niemals blieb die Hilfe aus. Als er starb, bildeten die Gebäude des Waisenhauses zwei über 800 Fuß lange Straßen, und Tausende von verwaisten Kindern haben darin Pflege und Unterricht empfangen. 3. In Halle wurde auch der Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (geb. 1700 zu Dresden, 11760) von Francke erzogen. Er hatte schon als Kind seinen Heiland so lieb gehabt, daß es ihn öfter trieb, sich mit ihm wie mit einem Freunde zu unterhalten und er sogar in seinem kindlichen Glauben Briefe an ihn schrieb. Zum Manne herangewachsen, hat Zinzendorf sich ganz dem Dienste des Herrn gewidmet und seine reichen Geistesgaben, seine großen Güter, wie seinen vornehmen Stand zur Gründung und Ausbreitung der Brüdergemeinde verwandt. Er nahm, 1724, die wegen harter Verfolgung aus Böhmen fliehenden böhmischen und mährischen Brüder auf seinem Gute Berthelsdorf in der Lausitz freundlich auf und gestattete ihre Niederlassung an dem Hutberge, welche nachmals Herrnhut genannt wurde. Die Glaubens­ treue und das gottselige Leben dieser Vertriebenen veranlaßte ihn, sie zu einer eng verbundenen Gemeinde zu sammeln, welche, von der Welt geschieden, dem Herrn in lieblichen Gottesdiensten und in gottseligem Leben diente. So ent­ stand die Brüdergemeinde, zu welcher jeder hinzutreten konnte , welcher den

86

Herrn lieb hatte. Sie wurde zwar wegen ihrer Einrichtungen und wegen ihrer Frömmigkeit von der Welt vielfach verspottet und angefeindet. Aber sie verbreitete sich rasch in den evangelischen Ländern Europas und Nordamerikas und hat nicht geringen Einfluß auf die Wiederbelebung der Kirche ausgeübt. Seit 1731 sandte sie Boten zu den Heiden in Grönland und Labrador, Westindien und Afrika. 4. Die Bemühungen aller dieser Männer zur Wiederbelebung der Christen­ heit fanden in vielen kirchlichen, bürgerlichen und häuslichen Einrichtungen der damaligen Zeit eine kräftige Vorbereitung und Unterstützung. Auch nach ihrem Tode wurde das von ihnen begonnene Werk durch fromme gottselige Männer in der lutherischen wie in der reformierten Kirche fortgeführt. Ben­ jamin Schmolck, f 1737, lebt noch heute in unserem Gedächtnis wegen seiner Lieder und Gebete. Joh. Friedr. Stark, f 1756, lehrte durch seine täg­ lichen Betrachtungen und Gebete dem Herrn auch im Hause dienen. Der arme und geringe Bandweber Gerhard Tersteegen, f 1769, zeugt noch heute durch seine geistlichen lieblichen Lieder und herzlichen Erbauungsschriften von dem inneren Reichtum einer in Gott gläubigen Seele. 5. Auch in England hatte sich ein totes Wesen vieler Glieder der Kirche bemächtigt und eine Erneuerung that not. Zwei fromme Männer, Joh. Wesley, f 1791, und Georg Whitfield, t 1770, vereinten sich mit Gleich­ gesinnten zu gemeinsamer Übung der Frömmigkeit. Sie waren zugleich so

gewaltige Prediger, daß sie oft 20—30000 Menschen um sich sammelten. Obgleich man sie wegen der Übung in der Frömmigkeit häufig als Metho­ disten verspottete, so wurden von ihnen doch viele zu neuem Glauben an das Wort GotteS, sowie zur thätigen Erweisung ihres Glaubens in Liebeswerken, daran England so reich ist, angeregt. Leider trennten sich aber auch viele ihrer Anhänger als eine besondere Sekte von der englischen Kirche und zer­ fielen nach und nach wieder in viele Sekten, welche sich in England und Nordamerika ausgebreitet haben. Einem Teile von diesen muß das über­ mäßige Dringen auf äußere Zeichen der Buße, der Mangel an christlicher Erkenntnis und geistlicher Hochmut zum Borwurfe gemacht werden. 6. Von England, wo sie seit etwa 200 Jahren bestehen, haben sich auch die Taufgesinnten oder Baptisten nach Nordamerika und seit etwa 60 Jahren nach Deutschland verbreitet. Ihnen ist die heil. Taufe nicht das Gnadenmittel, in welchem der Mensch aus dem Wasser und dem Geiste wiedergeboren wird, sondern nur das Zeichen dafür, daß der Mensch wiedergeboren sei. Darum verwerfen sie auch die in der gesamten Christenheit geltende Kindertaufe und fordern, daß der Mensch vor seiner Taufe schon belehrt, gläubig und ein Wiedergeborner geworden sei. Endlich lehren sie auch, daß die Taufe in fließendem Wasser vollzogen werden müsse. Ihre Gemeinde stellen sie als die Gemeinde der Auserwählten dar, die bestehenden Kirchen aber gelten ihnen als falsche Kirchen. Sie scheuen sich nicht, durch dieses Vorgeben, wie durch die Verdächtigung der Geistlichen gläubige Gemeindeglieder ihrer seitherigen Kirche zu entfremden. England und Amerika sind außerdem noch sehr reich an mancherlei Sekten (wie z. B. die Quäker), welche aber alle bald mehr, bald weniger vom Worte Gottes abweichen.

3. Der Kirche Kampf gegen den Unglauben. 1. Besonders seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts mußte die Kirche Gottes in Frankreich, England und darnach auch in Deutschland einen heftigen

Kampf bestehen. Es kam eine Zeit, da viele die heilsame Lehre des Evan­ geliums nicht leiden konnten, sondern sich Lehrer aufluden, darnach ihnen die Ohren jückten. Einige englische und französische Gelehrte, Freidenker (weil sie in ihrem Denken sich nicht um den Christenglauben kümmerten) oder Atheisten (Gottesleugner) genannt, singen zuerst an, die Wunder und die Bibel, zuletzt selbst den Glauben an den lebendigen Gott zu verspotten und lächerlich zu machen. Ihnen fielen in Frankreich so viele zu, daß in der französi­ schen Revolution das Christentum förmlich abgeschafft und gegen 2000 Kirchen mit Feuer verwüstet wurden. Dagegen wurde in Paris ein Tempel der Ver­ nunft errichtet. Man feierte ein Fest und verehrte eine Schauspielerin als Göttin der Vernunft. Dieser abscheuliche Götzendienst wurde zwar bald wie­ der abgeschafft, aber Unglaube und Gottesleugnung blieben zurück. Auch in Deutschland regte sich bei vielen der Unglaube. Man meinte, die Religion, anstatt aus dem Worte Gottes, am besten aus der Vernunft, aus dem soge­ nannten gesunden Menschenverstände, erkennen zu können. Dies nannte man Vernunftgläubigkeit, auch Aufklärung, und man verwarf ohne Umstände alle Lehren der Schrift, welche von der vermeinten Weisheit der Vernunft nicht begriffen wurden. Die Bibel sollte nicht mehr Gottes Wort sein, das Gebet verschwand aus vielen Herzen und Häusern, man leugnete die Gottheit Christi, die Erlösung durch sein heiliges teures Blut und durch sein allerbitterstes Leiden und Sterben. Man wollte nicht mehr aus dem Glauben, sondern durch die eigene Tugend und äußere Ehrbarkeit gerecht werden. Man leugnete die Auferstehung der Toten, zweifelte an Himmel und Hölle, ja Manche sogar an dem Dasein Gottes. Anfangs regte sich dieser Unglaube mehr in der Stille, aber in der neuesten Zeit ist er auch offen hervorgetreten. Es entstanden seit 1844 die Gemeinden der Deutschkatholiken, welche nicht bloß römische, sondern auch viele christliche Lehren verwerfen. Noch weiter gingen die freien Gemeinden, seit 1847, welche sich vom Christenglauben völlig losgesagt haben. 2. Aber schon lange vorher hatte sich Gott aufgemacht, um wider solchen Unglauben zu streiten und seiner Kirche zu helfen. Er führte von 1793—1815 die Völker durch schwere Drangsale und blutige Kriege, welche Napoleon I, Kaiser der Franzosen, erregte. Endlich brach er, 1812, in den Schrecken des russischen Krieges den Uebermut Napoleons, der im Vertrauen auf seine Tausende von Kriegern über die Gebete der Russen um Hilfe für ihr Vater­ land gespottet hatte. Daran schloß sich in den Jahren 1813—1815 die Befreiung Deutschlands von schmählicher Knechtschaft. Viele Gemüter wandten sich in dieser schweren Zeit wieder zu dem Troste des göttlichen Wortes und zu dem Glauben an dasselbe. Zugleich hatte Gott in England, wie in Deutschland treue Prediger erweckt, welche für das Evangelium wider den Unglauben mutig Zeugnis ablegten und viele zu ihrer Kirche, zu dem Glauben und Bekenntnis der Väter, zu freudiger Teilnahme an ihren Gottesdiensten erweckten.

4.

Die Uufgaöe der Kirche in der Hegemvart.

1. In allen evangelischen Landen, in England, Deutschland, in der Schweiz, wie in Nordamerika entstand ein neuer Eifer, das Licht des Evangeliums unter den Heiden leuchten zu lassen (Heidenmission). Es bildeten sich besonders seit 1800 überall Missionsgesellschaften, welche, wie in der alten Zeit, Mis­ sionäre aussandten, den Heiden das Evangelium zu verkündigen. 1816 wurde

88 das Missionshaus zu Basel zum Danke für gnädige Verschonung in der Kriegsgefahr gegründet. Seine Zöglinge gehen als Missionäre nach Ostindien und Südafrika. Daneben entstand 1823 ein Missionshaus zu Berlin, 1829 zu Barmen, deren Boten gleichfalls nach Ostindien und Südafrika gehen. Das Missionswerk der lutherischen Kirche, welches 1705 in Trankebar begonnen hatte, wurde seit 1836 in Dresden, seit 1848 von dem Leipziger Missions­ haus wieder ausgenommen. Neuendettelsau in Baiern sendet gleichfalls im Dienste der lutherischen Kirche seit 1850 Boten zu den Indianern in Nord­ amerika, während die Zöglinge des Missionshauses zu Hermannsburg in Hannover (seit 1853) nach Südafrika gehen. Gegenwärtig verkündigen an 5000 Missionäre und Gehilfen, welche den verschiedenen evangelischen Kirchen­ gemeinschaften dienen, den Heiden das Evangelium, und die Zahl der Be­ kehrten mag sich auf V/2 Mill, belaufen. Aber noch harren mehr als 600 Mill. Heiden der Erlösung aus heidnischer Nacht. 2. Durch die Heidenmission wurde die Notwendigkeit der inneren Mission, oder der Bemühung um die Wiederbelebung der erstorbenen Glieder der Christen­ heit selber, von vielen erkannt. Um christliche Erkenntnis zu verbreiten haben sich zunächst in England, seit 1804, dann auch in Deutschland, Bibelgesell­ schaften zu dem Zwecke verbunden, die h. Schrift billig zu verkaufen und so ihre Anschaffung zu erleichtern. Vereine zur Verbreitung christlicher Erbau­ ungsschriften gehen damit Hand in Hand. Um den evangelischen Christen in katholischen Ländern, welche des Segens der evangelischen Predigt und Unterweisung entbehren, hierzu zu verhelfen, wurde seit 1841 der GustavAdolf-Verein gestiftet. Mit seiner Hilfe werden den evangelischen Ge­ meinden in den katholischen Ländern Kirchen und Schulen gebaut, Pfarrer und Lehrer angestellt. Andere Vereine sorgen dafür, daß die Evangelischen im Auslande zu Gemeinden gesammelt und mit Geistlichen versehen werden. Verwahrloste, ohne Erziehung herangewachsene Kinder sammelt die christliche Liebe zu einer christlichen Erziehung in Rettungshäusern. Gefangener und ihrer Haft entlassener Verbrecher nimmt sie sich an und sucht sie zu recht­ schaffenem Wandel zu bekehre t. Blindenanstalten, Krankenanstalten der mannig­ fachsten Art bezeugen, daß die christliche Liebe auch der leiblichen Not ge­ denkt. In den Dienst der rettenden und helfenden Liebe begeben sich freiwillig Männer und Frauen. Von vielen Jungfrauen wurde besonders die Kranken­ pflege zum Lebensberufe erwählt und so von neuem das Amt der Diakonissen der alten Kirche geübt. Sie bereiten sich in Diakonissenhäusern (Kaiserswerth, Neuendettelsau, Berlin, Darmstadt, Frankfurt a. M. u. s. w.) zu diesem Dienste vor. Noch viele andere Zeichen des neuen Lebens gehen in dem Hause, in der Kirche, wie in dem Volksleben neben diesen mehr öffentlich gewordenen einher. Sie sind ein tröstlich Zeugnis, daß der Herr, der stets in seiner Kirche gegenwärtig ist, auch jetzt noch bei ihr steht und seine Kirche, wenn auch durch manche Not, zu dem herrlichen Ziele seines Reiches hinausführen wird.

Druck von Wilhelm Keller in Gießen.