Briefe aus einem Gelehrtenleben: Band 1 Die Texte der Briefe [Reprint 2022 ed.] 9783112617502, 9783112617496

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Briefe aus einem Gelehrtenleben: Band 1 Die Texte der Briefe [Reprint 2022 ed.]
 9783112617502, 9783112617496

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CARL OTFRIED MÜLLER B R I E F E AUS E I N E M G E L E H R T E N L E B E N 1

CARL OTFRIED MÜLLER B R I E F E AUS E I N E M G E L E H R T E N L E B E N 1797 — 1840

HERAUSGEGEBEN UND ERLÄUTERT VON

PROF. D R . S I E G F R I E D R E I T E R

1950

AKADEMIE-VERLAG

BERLIN

CARL OTFRIED MÜLLER BRIEFE AUS E I N E M G E L E H R T E N L E B E N 1797 — 1 8 4 0

BAND 1 • D I E T E X T E DER BRIEFE VORWORT

VON

P R O F . DR. K A R L SVOBODA • PRAG

1950

AKADEMIE-VERLAG

BERLIN

Copyright 1 9 5 0 by A k a d e m i e - V e r l a g G m b H . , Berlin Alle Rechte vorbehalten

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 19 Lizenz-Nr. 156 • 7065/49-8031/49 Druck und Einband bei C. G. Röder, Leipzig (M 306) - 20 969 Bestell- und Verlagsnummer: 5044/1

VORWORT

Nach der Herausgabe der Korrespondenz von F. A. Wolf (Friedrieb August Wolf, Ein Leben in Briefen, Stuttgart I-III, i p j j ) widmete sich der fast siebzigjährige Professor der Deutschen Universität m Prag, Siegfried Reiter, geb. 12.11. 186} in Rousinov in Mähren, teils der Ergänzung des genannten Werkes, teils der Sammlung und Veröffentlichung der Briefe von C. 0. Müller. Dank seinem unermüdlichen Fleiße und der Bereitwilligkeit deutscher sowie außerdeutscher Bibliotheken schritten die beiden Arbeiten rasch vor. Schon 1940 beendete das Prager Unternehmen Prometheus den Druck der Briefe Müllers. Sie sollten in der Kommission der Buchhandlung André erscheinen, aber die judenfeindlichen Gesetze, die damals auch in Böhmen und Mähren von den deutschen Faschisten in Kraft gesetzt wurden, verhinderten diese Herausgabe und 1942 wurde Reiter nach Theresienstadt und von dort nach Polen gebracht, wo er starb. Ehe er Prag verließ, vertraute er mir ein Exemplar der Müllerschen Briefe, sowie die zum Abschluß geführte Handschrift des Ergänzungsbandes zur Wolfschen Korrespondenz an. Während des Krieges und nach dem Kriege gingen die in losen Bogen aufbewahrten Exemplare des Buches in der Druckerei größtenteils zugrur>de, so daß man es nach meinem Exemplar auf photomechanischem Wege von neuem drucken mußte. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften Berlin, die sich dieser Herausgabe annahm, hat dadurch nicht nur der Wissenschaft einen Dienst geleistet (vgl. die nach meinem Exemplar abgefaßte Rezension von J. Körner, DEZ 70, 1949, 147 ff-)> sondern auch einen Beweis der Menschlichkeit geliefert. Prag, April 19JO

K. SVOBODA

i. An Ernst Friedrich Johann Dronke. Berlin

den 9ten Juni 1816.

Werthester Freund und Bruder! Dieser Brief, den ich Dir durch den Pferdedoktor Namens5 bruder übersende, hat in der That keine andere Absicht, als sich einen weit besseren, beleibteren und klügeren Bruder von Deiner freundlichen Hand zu verdienen. Und ist es denn auch nicht ganz billig, daß ich gegen Dich, den in Berlin wenig oder nichts interessirt, wenig Worte mache, Du hingegen mir, dem 10 auch das Geringfügigste, sobald es von Breslau kommt, zur wichtigsten Herzens Angelegenheit wird, den gejammten Zustand Breslaus, seiner Univers tat und seiner braven Burschen mit der größten Umständlichkeit abschilderst? Gott! ich kann es wahrhaftig nicht begreifen, wie ich das herrliche Vaterland, 15 den trefflichen Kreis von Freunden, die ganzen angenehmen Verhältniße bei gesundem Verstände verlassen konnte, um — nach Berlin zu gehen, und ergötze mich oft, wenn ich mit Freund Weinholz unter den Tilien ambulire, in anmuthigen Parallelen zwischen Ehemals und Jetzt. Und mit welcher Wehmuth denke 20 ich dann ai> unsere Gesammtspaziergänge, an unsre heißen Kampfestage und an die fröhlichen Zusammenkünfte zurück, wo wilde litterarische Streitlust uns durchglühte und Du dann mit sanften Citherklängen das trotzige Feuer mildertest. Und nun sitze ich hier in der abscheulichsten und nichtswür25 digsten aller Städte, die ein treuer und vaterländisch gesinnter Schlesier kaum eines Fußtrittes, geschweige eines Anblicks würdigen sollte, in diesem unter aller Critik und über alle Beschreibung erbärmlichen Berlin. Mit bleierner Schwere liegt der Hof auf allen Ständen und erquetscht alles, was hochauffliegen will, 30 wenn ihm etwa die Flügel noch nicht beschnitten sein sollten. Auf die Art hält er denn alles in den Schranken einer Polizirung

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7. J u l i 1816 und Civilisation über die Maaßen und freut sich ganz ausnehmend über das herrliche Gedeihen einer höchst artigen, zierlichen und kqpventionellen Aufklärung. Dafür steht denn aber auch die Armseeligkeit und der Bettlerbrief allen Berlinern auf der trübe gerunzelten Stirn geschrieben, und Nichts ist in öffentlichen 5 Gärten — wenn es deren hier hätte — und Spaziergängen seltner, als ein helles, joviales, lustiges Schlesisches Lachen. So sind hier alle Stände. Und nun die Universität — daß Gott erbarm! Mit meinen Aussichten steht es daher insofern recht schlimm, daß ich fürchten muß, eine geraume Zeit hier bleiben zu müssen, 10 insofern recht gut, daß ich den lästigen Studentenhabit — meinen Stolz in Breslau — recht bald von mir zu werfen und nach einem Examen zum Sport sozusagen Lehrer auf einem Berliner Gymnasium zu werden gedenke. Dies Schicksal, was mir in einigen Monaten bevorsteht, das ich in Breslau um aller "Welt 15 willen zu entfernen gesucht hätte, ergreife ich hier in Berlin, wo Alles besser ist, als ein Student, mit beiden Händen. Überdies muß ja auch das philologische Seminar, — das Beste und Angenehmste, was ich in Berlin habe — und der edle Boekh, der mir ganz die Stelle Eueres trefflichen Passow ersetzt — endlich 20 zu Etwas hinausführen. £!a ira! Wie geht es denn Gerhard? Was macht denn Kloßmann und mein Heft in seinen Händen? Wie befindet sich Dein Sodalis Grüttner, den ich herzlich von mir zu grüßen und Ihm, wenn er sich die Mühe nehmen will, diesen Brief zu lesen zu geben bitte? 25 Nun Gott grüße Dich, theuerlicher Recke, so wie alle Deine und meine theueren Freunde und Brüder! K. Müller. Mittelstraße N o io. 30

2. An Ernst Friedrich Johann Dronke. Berlin

den 7ten Julius, 1816.

Theuerster Freund und Bruder. Dein herrlicher, lieber Brief, so angenehm und erwünscht er mir auch mit seinen beiden Cameraden kam — so schlug er mir doch anderseits wie ein Donnerwetter ins Gehirn, indem er mich 35 2

7. J u l i 1816 erinnerte, daß mein Brief, der jetzt schon volle 28 Tage alt war, weil ihn damals Müller bei mir nicht abholte, noch immer bei mir lag und erst jetzt aus seinem müßigen Schlafe im Pulte aufgerüttelt werden mußte. Doch um Dir zu zeigen, daß ich nicht 5 allein Worte mache, sende ich Dir den alten Sünder von Brief mit seinem jüngern Bruder zusammen nach Breslau hin. Höchst angenehm sind mir Deine litterarischen Nachrichten — wenn ich sie nur mit gleichem vergelten könnte. Wolf ist nicht mein Mann. Er behandelt die Philologie höchst frivol und thut bei 10 den bekanntesten und gemeinsten Sachen, als wenn es Gnade von ihm wäre, d a ß er unser einem ein Tröpfchen von seiner Weisheit zufließen läßt, obgleich es Niemanden giebt, der mehr Ungereimtes und Flaches in den Tag hinein spricht. Meine Studien blühen. Meine beiden Hauptarbeiten, die Geschichte der 15 griech. [ischen] Inseln, und das römische Uralterthum wachsen in beständigem Gegensatze durch Monumente, Münzen [?] und andere Lektüre immer mehr, zum Zielpunkt höherer und niederer Critik habe ich zum Gegenstande meiner kritischen Lukubrationen die attischen des A. Gellius gemacht; die Lücken auszufüllen 20 dienen meine Adversarien über Alterthümer, Litteratur und Geschichte der klassischen Philologie. Dies sind meine Hauptbestrebungen, deren gesammte Zusammenfaßung ich freilich selbst kaum begreifen würde, wenn ich nicht bedächte, daß ich mich von allen andern Studien und allem geselligen Umgange gänzlich 25 losgesagt und der Philologie so ganz und ungetheilt ergeben habe. Bei Boekh bin ich ganz eingewurzelt und spiele o f t mit ihm bis in die N a c h t hinein Schach. Auch hoffe ich alles von ihm — obgleich auch Buttmann, Solger etc. mich nicht verlassen. Grüße mir doch alle die braven Sodalen des Seminars, Wel30 lauer, Wachler, dem ich bald auf seinen kräftigen und schönen Brief antworten werde, Kloßmann, den ich gar sehr bitte, meinen H e f t über Plato, den ich so nöthig brauche, nach Ohlau zu senden, Zahn, Liedtke und alle meine braven Freunde. Doch ich bin am E N D E . 35

Dein treuer C. Müller.

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18. O lc t o b e r 1816

3. An Ernst Friedrich Johann

Dronke. [Berlin] d. i8ten October 1816.

Theurer Freund und Bruder! Eben komme ich von einer Fußreise nach Rügen zurück, noch ganz erquickt an Leib und Seel von den herrlichen Aus und Ansichten des Rugarts, der Stubbenkammer, Arkonas, überall ein treuer Nachforscher nach alten VolksSagen und verschollener Größe — und da Du Dich nun auch wohl in Deiner almen Vratislavia eingefunden haben wirst, eile ich Dir auf Dein liebes Briefchen vom 16. August zu antworten, freilich nicht um Berlinistische Weisheit und Thorheit auszukramen, der ich in meinem ganzen Wesen und Treiben auch in der Wissenschaft so abhold bin, wie irgend ein andrer germanischer Jüngling. Meine historischen Bestrebungen haben mich jetzt von Aiginas industriösem Völklein, das ich indeß nie aus den Augen verliere, auf das Cabirensystem Samothrakes hingewandt, dem ich nun mit allem Eifer obliege und den Ideen Schellings, Creuzers, des krassen Kannegießers und des andern Schwarms kek entgegen zu treten denke. Sonst lebe und webe ich in meinem Seminar und meinem dulce decus Bökh, weiß wenig von der Welt, erfahre auch wenig von Breslau, wenn nicht ein Trostbriefchen von Dir mit einigen Nachrichten herübergeschißt kommt. — Grüße mir sämmtliche alten Seminars Sodalen und Freunde. Was macht Kloßmanns Dialogus? Wenn er doch meinen platonischen Heft bald meinen Eltern übersenden möchte! Ich habe hier auch meinen Heft von der Naturphilosophie an den Juden Heilborn einbüßen müssen. Fac valeas. Dein treuer Müller.

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A p r i l 1S17

4. An das Professorenkollegium zu Berlin.

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der philosophischen

Fakultät

[Berlin, April 1 8 1 7 . ]

Decane Spectabiiis, Professores Dottissimi, Amplissimi, Celeberrimi,

Si quis amore litterarum ingenuo atque liberali instinctus et veri indagandi studio acerrimo ardens vitam omnem litteris dare decrevit, nihil esse videtur, quod ultra expetat. Sed profecto 10 non ita est. Sicut enim foco opus est, quo igniculus vitalis alatur atque sustentetur, ita et illae poscunt quod induant, quo se commendent atque tueantur. Et iam Viris Doctis oportet studia nostra probemus, nosque eorum assensu, nisi eum cohibent, magnopere auctos et evectos sentiamus. 15 Quaìis sit animus Ordini Amplissimo studiorum tenuium documenta tenuiora offerentis, vix possum describere. Etenim, si quae occulta iacuerant tandem in lucem protruduntur, si virium nostrarum exiguitati diffisi toti a sententia Virorum doctorum pendemus, tum sane omnem studiorum rationem 20 periclitari arbitramur. Nam verbum exspectamus, utrum omne vitae, quam instituimus, consilium ratum habeatur, nec ne, utrum iIli nos, qui numeremur, dignentur, an reiiciant. Multo magis igitur Virorum Doctissimorum indulgentia, quam opellae meae dignitate fretus Ordinem Amplissimum, ut summos 25 in philosophia honores benigne mihi impertiatur, studiorum speciminibus appositis, summopere rogo atque oro. Mihi autem, cum e philologicis in historicas disciplinas transvolarem, id maxime curae esse debere visum est, ut singulis critice exploratis historiarum Graecarum partem unam quan30 tulamcunque ex antiquitatis ruderibus erutam, quantum possem, examinate et piene redderem. Quem ad finem cum Aeginam selegissem, iam trado Amplissimo Ordini eam libelli partem, quae post fabulas absolutas historiae initia complectiur; ceterarum autem nonnisi materiem et apparatum, rudem tamen 35 adhuc et impolitum, ad totius conspectum adiungere potui. De quibus ut pro Vestra aequitate benigne statuatis, vehementer opto. Vestro nomini addictissimus Carolus Mueller 40 Stud, philol. et Semin. reg. philol. sod.

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A p r i l 1817

Natus sum Bregae in Silesia a. d. V Calendas Septembres anni MDCCXCVII patre Carolo Daniele nunc Olaviae oppidi sacrorum antistite. Cuius cura primis litterarum elementis imbutus puer novennis in Gymnasium Bregense traditus eius magistrorum disciplinis per septem annos et sex menses exercitabar. Praeerat et praeest huic scholae V.[ir] D. [octissimus] Fr. Schmiederus, qui qua humanitate, qua caritate pueri mentem colere, animum incitare studuerit, nec nunc immemor sum. Ibi dum versor, accidit ut Bredovius scholas circumiens adventaret et, quae erat eius ad adolescentium indolem erigendam vis, studia historiae turn iam dormitantia exsuscitaret. Etenim quanquam vix puer animum ad historiae imagines extollere didiceram, postea tamen nescio qua vana opinione falsus, dum me Unguis addiscendis dedere coeperam, illas litteras tanquam ad mentem recreandam et relaxandam seposueram. At fortasse fortuna mihi ita favit, ne ex lis essem, qui aliunde quam e philologia historiarum aditum putant posse aperiri. Sed cum inter cives Viadrinae inscriberer, Bredovium iam occupaverat morbus, mox occupavit mors, neque, cum sodalium adultiores adhuc arma tenerent, Universitas litteraria desolata magnopere piacere poterat. Secutus sum Heindorfium, in quo qualem virum litterae, talem ego praeceptorem cognovi, nihil tam curantem, quam ut cuique earn de philologiae dignitate et gravitate notionem informaret, quae homines leviculos deterreret, capaces studio inexplebili instingueret, eaque animi acritate eoque calore, quo ipse incaluerat, omnes incenderet. Interciderai sub id tempus Seminarium Vratislaviae philologicum, neque hoc studiorum genus in numero professorum turn per se exiguo, turn belli necessitate attrito, quamvis restitutionem urgeret Heindorfius et interea scholas privatissimas substitueret, restituì poterat. Sed omnem spem abstulit Viri Venerandi aegrotatio iam sub alterum semestre ingravescens, qua eum immatura morte praereptum omnés lugent; eodem tempore Cel. [eberrimus] Schneiderus, cuius, quas instituerat, scholis nunquam defueram, ab Universitate secesserat.

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Sed mirifice animum meum refoverant scholae philosophorum, Virorum Celeberrimorum Kayssleri et Steffensii, cuius institutionem, quam e bello redux instauraverat, et sermonem familiariorem a rebus indagandis non detrahere, ut fieri solet, sed potius ad ipsas compellere sensi perficacem. Turn maxime redire 40 coepi ad historias, tanquam hie mihl aenigmatis, quo illi labo-

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O k t o b e r 1817 rant, solutio parari posset. Neque omnino e lectionibus, quas tum instituerat V.[ir] D.[octissimus] Petrus Kanngießcrus, sine fructu fateor abiisse. Cuius de conatibus quamvis viri docti varie iudicent, id tarnen perspicitur, multa vacillare, quae pro firmis 5 haberentur, id perspicitur, nisi de summa rerum in aleam iri velis, rem omnino aliter esse tractandam. Nostri haud raro, dum caeco impetu in antiquitatem feruntur, notione universa praerepta, singula tentant et convellunt atque constituunt, fundamentis nondum iactis de fastigio imponendo cogitantes. Sed 10 videbatur etiam in historia desiderari ea crisis, quae recte non posset institui, nisi a singulis atque minutis orsus iis, ut res poscit, non animus, constitutis cauto gradu ad universi complexum perrexeris. Interea cathedram Viadrinae historicam Cel. [eberrimus] 15 Wachlerus, philologicam ornare coeperat Doct. [issimus] Passovius, idemque restituto tandem Seminario philologico alacritatem, quae ex sociatis iuvenum studiis oritur, nobis addiderat. lam vero antea quanquam patriae amantissimus Berolinum abeundi consilium volutaveram, vitae academicae tum tantum, 20 si pectore avido multorum diversas sententias imbiberem, ratus utilitatem me esse percepturum. Nam postea, si quis certam cognitionis rationem instituerit, eam haud facile derelinquet; ut quam optime institueretur, videbatur esse allaborandum. Audivi Cel. [eberrimum] Wolfium, Solgerique Viri Clar. [issimi] scholis 25 mythicis, cum in iisdem litteris domicilium constituere in animo esset, mire iuvabar; maxime autem Ill.[ustrissimum] Boeckhium, tum scholis tum Seminarii rectione tum horis subsecivis, quibus mihi vacabat, studiorum meorum colo patrem, deteriorum mitem emendatorem, meliorum ducem atque statorem. j. An August Böckh. Iam fere annus est, ex quo Tu, quo Consilio et qua Providentia studia mea regebas, animum meum ad res Aeginetarum, de quibus dudum cogitaveram, pertractandas revocasti, tum in Samothracum delubris assidue versatum, et piacula indignantem quae 35 in horum sacrorum sanctimoniam admitti solent. Tergiversans, fateor, ac fere invitus Dardaniae tesca dereliqui, ut in Aeginam transmigrarem: mox, cum subsidiis scriptionis meae tum alia accessissent, tum, quicquid de marmoribus Aeginaeis ad hunc usque diem repertum innotuit, ex inaestimabili ilio inscriptionum

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22. N o v e m b e r 1817 thesauro a T e liberaliter esset depromptum et in usus meos concessum: iam nova auctus fiducia, fragmentis historiarum eius insulae indagandis et componendis denuo coepi operam dare. Nomine [Tuo] quaevis mihi fere libelli huius pagina decora est: neque prorsus aliter fieri potuit. Ceterum e tribus potissimum fontibus defluxisse profiteor, si qua opellae meae insunt nove cogitata, primum e scholis Tuis tum ceteris tum in Seminario philologico habitis, e libris deinde quos edidisti, denique e familiariore sermone, quo T u me ac Buttmannus Tuus erexistis. Qui vir et ingenio et humanitate eximius quando mecum de heroicarum maxime fabularum religionumque veterum recta interpretatione disseruit, eas horas ego Semper inter iucundissimas censebo vitae meae. Nec profecto T e id fugiet, saepissime protulisse me, quae nudius tertius ex Tuo ore tradita acceperam, saepe etiam ne commemoratione quidem nominis addita, lamque vides quale Tibi obtulerim munusculum, Tibi Tua et haec quidem satis bona: cetera si Tibi non piane displicebunt, habebo quod gaudeam; si displicebunt, ea T u nec eures, velim, nec legas, neque nomine Tuo protegas.

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Scribebam Berolini mense Octobri 1817. 6. An Georg Andreas Reimer. Wohlgeborener Herr, Hochzuehrender Herr, Schon sind es drei Wochen, seit ich Berlin verlassen, und 25 schmerzlich erwarte ich mit jedem Posttage die zwölf Exemplare meiner Aeginetica, die Ihre Güte mir bald zukommen lassen wollte. Vielleicht daß Sie das Paket nach Breslau haben absenden lassen, und es schon nach mir herumirrt: aber unvermuthete Umstände und die Langsamkeit der Expeditionen verzögern 30 meine Vokation noch einige Wochen, und ich muß meine Bitte wiederholen, jene zwölf Exemplare auf jeden Fall an meinen Vater, »den Prediger Müller zu Ohlau« adressiren zu lassen. Ich bemerke noch, daß zum isten Bande der 3ten Abtheilung des Bekkerschen Plato, wenigstens in meinem Exemplare, das 35 Inhaltsverzeichniß fehlt, was doch der isten und 2ten Abtheiking wie billig vorgesetzt worden ist. Müßte es nicht alsdann wenigstens den noch unversandten Exemplaren beigefügt wer-

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den? Für den Fall, daß es sich in Herrn Prof. Bekkers Papieren nicht vorfinden sollte, lege ich es bei, und Herr Professor Schleiermacher hat vielleicht die Güte es durchzusehn, ob die Folge der Dialogen auch die richtige ist. Auch füge ich außerdem noch S ein Zettelchen hinzu, das Sie wohl einmal gelegentlich an den Herr[n] Professor Bekker einschließen; indeß hat es keine Eile, da es erst die Varianten zu den Gesetzen betrifft, mit denen ich mich ietzt beschäftige. Denn an die andern zu gehn, bedarf ich eines Stephanischen Plato, den ich hier in Ohlau nicht habe. 10 Der ich mit vollkommenster Hochachtung verharre Ihr ganz ergebenster Ohlau den 22sten N o v . 1817.

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7. An das Professorenkollegium zu Breslau.

Carl Müller. Dr.

der philosophischen

Fakultät

Ordinis philosophorum amplissimi Senior venerande Decane spectabilis Professores doctissimi, celeberrimi. 20

Quanquam verebar, ne mihi plus iusto arrogare vel certe levior esse viderer, qui di[s]cendi disciplina vixdum defunctus iam docentis partes me sustinere posse existimarem: tarnen et favor, quem vestrum in me expertus sum, et id ipsum, quo teneor, animum mihi addebat desiderium. Quum enim omnibus 25 naturaliter insitum sit, ut eas res, in quas tota mente incubuerint, cum aliis communicare velint: tum maxime id exposcunt litterae philologicae. Vigent cum aliis communicatae; quiescentes facile obtorpescunt. Equidem, Viri amplissimi, a grammatica criticaque scriptorum 30 veterum disciplina profectus, illam tamen partem antiquitatis studiorum maiore studio amplexus sum, quae in rebus, quam quae in formae venustate pernoscendà versatur. Igitur ad antiquitates, quas proprie vocant, politicas imprimis et sacras, ad fabularum sacrarum originem et vim indagandam, denique ad

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19. M a i 1819 perfectiorem rerum a Graecis publice gestarum historiam moliendam Studium et operam et quicquid in me est ingenii contuli. Non quo earn harum litterarum partem, quae in interpretandis scriptoribus labeculisque, quas iniuria temporum adspersit, diligenter abstergendis operam navat, minoris facerem; neque enim 5 profecto alteram absque aiterà vere philologiam dici posse existimo: tamen ad illam potissimum animi impetus me detulit. Est sane etiam in studiis fatum sive potius ratio quaedam humanà superior. Non nostro Consilio detrahimur ad id litterarum genus, quod ad mentis nostrae habitum maxime congruit: 10 et quo quis hoc consilium sequi minime gravatur, eo felicius hunc desudare videmus, reluctantem invitaeque Minervae ipsi negata extorquere conantem abire sine laurea. Stadium studiorum faustis ominibus ingredimur, currentesque animi ardor instigat, ut eo celerius ad eam perveniamus metam, quam nimirum 15 nosmet ipsi nobis proposuimus. Iam vero hinc et illinc e transverso abstrahimur, modo vana specie pellecti, modo nimio animi calore abrepti, nonnunquam autem divinitus missa sequentes auspicia, donee per varias ambages, per invia et devia ad eum finem perventum est, quo nos perventuros esse minime sperave- 20 ramus. Quae et in me cadere fateor, neque invideo eorum prudentiäe, qui nimirum cauti atque circumspectantes, ne quo inani portento seducantur, eà semper studiorum via pergunt, qua bene provisà atque considerata ire instituerunt, et exiguam semitam conficere malunt, quam in latissimo campo evagari. 25 Redeo ad illud, a quo orsus sum. Peto a vobis, Viri amplissimi, ut mihi veniae, lectionum in hac academia habendarum, rite impetrandae copiam faciatis. Quam utique veniam magis, ut me ipse exercitem illique docendi generi paullisper assuescam, quam quod magnopere habeam, quae publici iuris facienda putem, 30 concedetis, si modo concessuri estis. Valete, Viri amplissimi mihique favete. A. d. XIV. Kalendas Junias MDCCCXIX. Carolus Odofr. Mueller Doctor philosophiae.

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19. S e p t e m b e r 1819 8. An Georg Andreas

Reimer. [Breslau] i 6 A u g . 19.

Vor geraumer Zeit forderten Euer Wohlgeboren mich gütigst auf, einen Preis für meine Arbeit an den Platonischen Varianten 5 zu bestimmen. Ich gab damals 50 rtlr an, vielleicht zu sehr die Mühe der Arbeit in Betracht ziehend. Von Euer Wohlgeboren Einwilligung habe ich seit der Zeit nichts erfahren, und würde sie auch gern noch länger erwartet haben, wenn nicht mein naher Abgang nach Göttingen — in 14 Tagen — mir Beschleunigung 10 und Abschluß der Sache zum Bedürfniß machte. Ich ersuche Sie daher, durch einige Zeilen an mich oder Joseph Max, der mir die von Ihnen bestimmte Summe sogleich auszahlen wird, auf irgend eine Weise, wie es auch sei, darüber zu verfügen. Freilich würde mir dies um desto angenehmer sein, wenn es vor meiner 15 Abreise (gegen den ersten September) mir zukäme. Voll Vertrauen auf Ihre bewährte Güte Euer Wohlgeboren ganz ergebenster Karl Müller Dr. 9. Von Carl August

Böttiger.

Mein hochzuverehrender Herr Professor. Es macht mir große Freude, daß Ihre feierliche Vocation Ihnen durch meine Hände zukommt. Accipio omen! Bleiben Sie als ein neuer Apostel der ehrwür25 digen Alterthumskunde mir, der ich seit 30 Jahren gern und xadSivatiiv auch dieß Evangelium verkündigte auch in der Folge mit Wohlwollen zugethan. Ich werde mich Ihres wachsenden Ruhms stets freuen — Vielleicht finde ich Sie und Herrn D.[oktor] Schorn morgen früh in unserer Kunsthalle und wir 30 gehen zusammen noch einmal ins Mengsische Museum, dann aber zu einer frugalen Suppe zu mir. Mit wahrer Hochachtung der Ihrige Böttiger. 35

[Dresden] d. i9ten Sept. Abends [1819]. Gehen Sie nur schon um 8 Uhr morgen zu Herrn I. [nspektor] Lipsius ins Münzkabinet. Dann sind Sie um r 1 Uhr dort fertig.

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10. An Friedrich August Wilhelm SpohnQ). [Dresden, September 1 8 1 9 . ] Ich habe Sie überall gesucht, theuerster Freund, um mit Ihnen zu sprechen und, wenn Sie wollen, gemeinsam die Antiken zu sehen. Meine Zeit ist sehr kurz, ich habe nur Heute. Wenn Sie gütigst erlauben, würde ich gegen 3 U h r wieder bei Ihnen vorkommen und könnten w i r dann nach dem Museum gehn? A u f jeden Fall komm' ich in dieser Zeit wieder bei Ihnen vor, und frage nach. Z w e i Landsleute und Reisekameraden erlauben Sie mir wohl mitzubringen? Ich logire im kleinen Rauchhause, bin sonst meist bei Tieck. D e r Ihrige \/ 2 i2 Uhr.

Müller von Göttingen.

11. An Ludwig Tieck. [Göttingen] j . Dec. 19. Verehrstester H e r r Doktor. Wenn zwei zuvorkommende Herrn, H o f r a t h Reuß und mein Freund M a x , beide gleich bemüht Ihnen zu dienen, mir alle Gelegenheit abgeschnitten haben, mich durch eine Gefälligkeit oder kleine Gabe bei Ihnen beliebt zu machen, so rechnen Sie mir das gewiß nicht an, sondern nehmen nach Ihrer Güte den guten Willen f ü r die T h a t . W i e danke ich dieser Güte alle Annehmlichkeiten meines Aufenthalts in Dresden, und wie selten kann ich an die zwei Monate denken, ohne Sie zugleich im Herzen preisen zu müssen. D i e Zeit ist nun leider vorbei, und auf die saumseelig hingetändelten T a g e und Wochen sind nun andre recht schlimme gefolgt, w o es scharf hergeht und alle K r ä f t e erbarmungslos mitgenommen werden. Doch hält mich das Interesse der Wissenschaft aufrecht, m der mir so Vieles noch sehr neu ist, wie ich überhaupt merke, daß jetzt erst das Lernen recht angeht, und ich nach dem Triennium, w o ich blos gegessen, nun ein andres Triennium brauche, um einigermaßen zu verdauen, eh' es ordentlich in's Blut gehn kann.

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10. An Friedrich August Wilhelm SpohnQ). [Dresden, September 1 8 1 9 . ] Ich habe Sie überall gesucht, theuerster Freund, um mit Ihnen zu sprechen und, wenn Sie wollen, gemeinsam die Antiken zu sehen. Meine Zeit ist sehr kurz, ich habe nur Heute. Wenn Sie gütigst erlauben, würde ich gegen 3 U h r wieder bei Ihnen vorkommen und könnten w i r dann nach dem Museum gehn? A u f jeden Fall komm' ich in dieser Zeit wieder bei Ihnen vor, und frage nach. Z w e i Landsleute und Reisekameraden erlauben Sie mir wohl mitzubringen? Ich logire im kleinen Rauchhause, bin sonst meist bei Tieck. D e r Ihrige \/ 2 i2 Uhr.

Müller von Göttingen.

11. An Ludwig Tieck. [Göttingen] j . Dec. 19. Verehrstester H e r r Doktor. Wenn zwei zuvorkommende Herrn, H o f r a t h Reuß und mein Freund M a x , beide gleich bemüht Ihnen zu dienen, mir alle Gelegenheit abgeschnitten haben, mich durch eine Gefälligkeit oder kleine Gabe bei Ihnen beliebt zu machen, so rechnen Sie mir das gewiß nicht an, sondern nehmen nach Ihrer Güte den guten Willen f ü r die T h a t . W i e danke ich dieser Güte alle Annehmlichkeiten meines Aufenthalts in Dresden, und wie selten kann ich an die zwei Monate denken, ohne Sie zugleich im Herzen preisen zu müssen. D i e Zeit ist nun leider vorbei, und auf die saumseelig hingetändelten T a g e und Wochen sind nun andre recht schlimme gefolgt, w o es scharf hergeht und alle K r ä f t e erbarmungslos mitgenommen werden. Doch hält mich das Interesse der Wissenschaft aufrecht, m der mir so Vieles noch sehr neu ist, wie ich überhaupt merke, daß jetzt erst das Lernen recht angeht, und ich nach dem Triennium, w o ich blos gegessen, nun ein andres Triennium brauche, um einigermaßen zu verdauen, eh' es ordentlich in's Blut gehn kann.

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Zu diesem stillen Insichhineinarbeiten ist Göttingen ein ganz trefflicher Ort, ganz geeignet, um was an andern Orten excentrisch und polarisch hervortritt, ruhig zu verarbeiten und hübsch ins Gleiche zu bringen. Ein ähnlicher Ton herrscht in den GesellSchäften, ohne Liebe und Haß, ohne sonderliches Anziehn und Abstoßen, dabei aber doch ein allgemeines Wohlwollen und eine freundliche Schonung fremder Schwächen. Besonders wohl fühle ich mich in Heerens Familie, wo noch Heyne'scher Geist weht, auch die Frau Hofräthin, eine treffliche Frau, hat mich in ihren besondern Schutz und unter Ihre. Aufsicht genommen. — Auch mein nächster Kollege, Dissen, ist ein trefflicher Mann, so gelehrt wie anspruchslos, und mit seinem richtigen und durchdringenden Urtheil, der Bestimmtheit, und Sicherheit seines Wissens, und dem unfehlbaren Treffen auf den Punkt in allem, was er thut, grade der, an dem ich mich heranbilden muß. Aber ein Mann von eigentlich ergreifender Kraft der Seele und des Worts, der ein wirkliches Schauen an die Stelle aller Schulbegriffe und Distinktionen setzte, fehlt hier ganz. Wie würde sich Steffens' Genius hier ausnehmen? Aber wie bin ich nach Göttingen gekommen, ich werde nie ohne Schaudern an diesen Weg denken. Ich fuhr über Merseburg; wäre ich nur auf der Chaussee über Erfurt gefahren. Ich hatte von Leipzig nur einen halbbedeckten Wagen mit einem Pferde genommen, aber auf den grundlosen Wegen, die bald steil bergan gingen, bald sich in den tiefsten Hohlwegen verloren, brauchte ich oft Vorspann und kam kaum von der Stelle. Dazu beständiger Regen, der in der Nähe des Gebirgs halb zu Schnee wurde, eine Mischung, die ganz vorzüglich geeignet ist., bis auf die Haut zu durchnässen und zu erkälten, und mit der man selbst griechisches Feuer auslöschen könnte. Daß ich nicht eben wohl verwahrt war, denken Sie gewiß, ohne daß ich es sage. Ich kroch alle Abende zitternd und starr vor Kälte unter Dach, und es kostete Stunden mich zu erwärmen. In einem Dorfwirthshaus, wo ich einmal, nachdem ich mich mit dem Wege gänzlich verrechnet hatte, bei einbrechender Nacht einkehren mußte, traf ich zu meinem Vergnügen die Wirthin, die Sie in der Novelle so schön gezeichnet haben, freilich nicht so veredelt wieder. Es war Hasserode hinter Nordhausen, und unglücklicher Weise daselbst Kirchmeß, so daß ich mich mitten unter dem lustigen Bauer- und Soldatenvolk vor Ärger kaum zu lassen wußte; aber die Wirthin entzückte mich. Indem sie mich auf Hochdeutsch

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7. D e z e m b e r

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begütigte und meine Forderungen freundlich herabzustimmen suchte, warf sie zugleich auf plattdeutsch einen Schnapsbruder, der wild geworden und vor aller "Welt verlangte, sie solle mit ihm: O du lieber Augustin, singen, zur Thüre hinaus, fuhr einige misvergnügte Musketiere mit vieler Herzhaftigkeit an, und stiftete überall Ruhe und Friede, so daß alle sonst Zwistigen doch in ihrem Lobe übereinstimmten. — Für Geschichtsschreiber der Menschheit ist eine solche Nacht ein wahres Studium, besonders für solche, die sich vorher das Bier immer haben in den Wagen bringen lassen. Bei solchen Fährlichkeiten mußte nun das Andenken an Dresden vorhalten, um mich einigermaßen munter und heiter zu erhalten. Göttingen sah ich zuerst vom Heimberge, über den ich mußte, und indem die Sonne aus dem trüben Himmel auf ein paar Minuten hervorbrach und auf den dicken Nebel des Kessels herunterleuchtete, kam mir wieder zuerst etwas Hoffnung für die Zukunft. Darf ich Sie erst bitten, mich der Frau Gräfin von Finkenstein, Ihrer Frau Gemahlin und allen den Ihrigen zu Gunsten wohl zu empfehlen. Ich würde unendlich glücklich sein, wenn in Ihrem Kreise auch nur einmal meiner mit einem Wörtchen gedacht würde; so sehr verehrt Sie Ihr gehorsamster

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Karl O. Müller.

12. Von Carl August Böttiger.

25 Dresden d. 7 Xbr. 19.

Verehrter Freund! Wie geht es Ihnen auf dem Stuhle Heynens in der ehrwürdigen Georgia Augusta? In Breslau sind viele Parteiungen. Wie hoch steht Göttingen ävvefpeAov ('ogyiov OvAvfinov. Sie bereuen es gewiß nicht, dahin gegangen zu seyn. 30 Unser gemeinschaftlicher Freund Schorn ist von Cotta auf eine einträgliche und ehrenvolle Weise zur Herausgabe der Kunstblätter (Beilagen des Morgenblatts) und Ordnung der von Tischbein gemachten Ankäufe in Stuttgart fixirt worden. Ich sehe täglich einer ausführlichen Nachricht von ihm selbst und der 35 Bestimmung des Beitrags entgegen, den er mir für die Amalthea versprach.

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7. D e z e m b e r 1819 Haben Sie des trefflichen Thiersch zweite Vorlesung über die Epochen der Kunstentwicklung schon geprüft? Scharfsinn geht da mit Gelehrsamkeit H a n d in H a n d . Aber über einzelne Behauptungen wird er einen harten Stand haben. D i e Berliner 5 Bronze, aus Herculaneum abstammend, w i e unsre 3 Herculanerinnen, macht er aus einem adorans zu einem fiaar^öfievog, einem auszupeitschenden Spartaner!! W i e schön, wenn es Ihre Zeit gestatte, eine K r i t i k dieser V o r lesung mit der höchsten Achtung gegen unsern gemeinschaftlichen 10 Freund mir f ü r meine Amalthea zu schicken! N u n dieß oder das, ich verlasse mich darauf, daß ich nicht leer ausgehen werde. D i e gemeinschaftlichen Freunde grüssen apfs herzlichste. Mit wahrer Hochachtung 15

Ihr ganz eigener Boettiger. Sind denn Ihre Minyer wirklich ins Feld, in die Sonne, dias in luminis auras, ausgerückt?

1 3 . An Carl August Böttiger. [Göttingen, 7. Dezember 1 8 1 9 . ] Verehrtester H e r r H o f r a t h , Mit einer gewissen Scheu übersende ich Ihnen hier mein Büchlein, weil es bei dem rücksichtslosen Durchfechten einer bestimm25 ten Meinung Ihnen ohne Zweifel gar manche Blößen und schwache Seiten giebt. Auch habe ich nichts weniger als die Z u versicht und Selbstzufriedenheit derer, die sich immer am Ende glauben; vielmehr kommt mir Vieles noch immer so bedenklich vor, daß ich mein eignes Buch sehr o f t in die H ä n d e nehme und 30 darin lese, um mich nur selbst gründlich zu überzeugen. Wenn es also auch umsonst ist, f ü r ein Buch, das seinen eignen W e g wandeln will, um Nachsicht zu flehn, und das unerbittliche Gericht, was die Zeit darüber verhängt, durch nichts gemildert werden soll: so bitte ich doch: tragen Sie die Schwächen meiner

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7. D e z e m b e r 1819 Schrift nicht auf mich über, der ich mich wohl bei mehr Muße und nach reiferen Studien zu etwas besserm fähig fühle. Da dergleichen Betrachtungen über das Schwankende alles zu allgemein Behaupteten mir überhaupt jedes allgemeine Räsonnement gefährlich machen, so ist meine Absicht mich so lange wie möglich immer noch im allerbeschränktesten Kreise aufzuhalten, wo ich doch eben auf wohlgegründetem Boden und sichern Füßen mit einer gewissen Ruhe und Behaglichkeit stehen mag. So etwas ganz Einzelnes habe ich auch zum Thema meines Programms erwählt, de tripodibus sacris. Auf den Gedanken brachte mich theils die neuste Abhandlung von Thiersch, theils meine antiquarischen Vorlesungen, zugleich waren mir die Dreifüße des Ismenischen Tempel [s] in alter Geschichte bedeutend erschienen, und auch manches Kunstgeschichtliche ließe sich wohl daran knüpfen. Ob freilich Neues, dafür mag ich nicht einstehn, da solche Forschlingen immer einer Grubenöffnung in unbekannter Gegend gleichen, wo man Gold, aber auch nur taubes Gestein finden kann. Es wäre denn, daß Sie, verehrtester Herr Hofrath, mir aus dem unermeßlichen Schatz Ihrer Gelehrsamkeit, nur einige Nachweisungen, Andeutungen, Fingerzeige, Winke zufließen ließen, die mich gewiß mehr auf den rechten Punkt setzen würden, als die Vergleichung aller Münzwerke die ich unternehmen muß. — Wenn Sie mich also noch bei Ihren Fahnen behalten wollen, und ich gleich etwas thun soll: so müssen Sie auch mit den Diensten gütigst vorlieb nehmen, zu denen ich als Marodeur im archäologischen Fache fähig bin.

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Nach so weitläufigen Entschuldigungen über Geschriebnes und zu Schreibendes kann ich über alles Andre kurz sein. Ihre Güte läßt mich oft mit Sehnsucht an mein kunstsonnenhelles, freudeblühendes, leicht bewegtes und in der angenehmsten Muße 30 hingetändeltes Leben in Dresden denken, besonders da es jetzt scharf hergeht und ich mit meiner Zeit sehr ins Gedränge komme. Gott gebe, daß ich das erste Triennium glücklich überstehe, wenn ich auch etwas abfalle, und an Lustigkeit und Aufgewecktheit verliere: das kommt der Solidität zu Gute. Sonst 35 gefällt es mir in Göttingen sehr wohl, wozu freilich Herr Hofrath Heeren und dessen von mir im Stillen hochverehrte Gattin ungemein viel beitragen, bei denen ich stets freundliche Güte, die wohlwollendste Gesinnung und hülfreichen Beistand finde. Gott gebe, daß es mir bald wieder einmal so gut wird, Dres- 40 den besuchen, das Andenken schöner Tage auffrischen und Ihnen,

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23. D e z e m b e r 1819 verehrtester H e r r H o f r a t h , versichern zu können, mit welcher anhänglichen Verehrung ich verharre Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster K . Müller D r . 14. An Carl August

Böttiger. Göttingen.

Verehrtester H e r r und Freund, Von Ihrem letzten Briefchen hocherfreut eile ich Ihnen aufs schnellste zu schreiben, damit 10 sich die Briefe nicht erst wieder begegnen und durchkreuzen, was immer fatal ist. Schorn hat mir auch erst kürzlich geschrieben, er ist in angenehmer Lage, in der ich ihn wohl einmal sehn möchte, und arbeitet fleißig an einem Beitrage f ü r I h r e A m a l thea. Er liefert gewis etwas recht Tüchtiges, und in bestimmtem 15 Bezug auf die Dresdner Gallerie wohl etwas Bessres, als ich im Stande wäre. Dagegen w i r d meine Dissertation „von den heil. D r e i f ü ß e n " eine eigne Zusammensetzung aus Mythologie, Kunstgeschichte, Antiquitäten und alter Geschichte. Mit dem ersten Abschnitt 20 de tripode Delphico bin ich fertig; er soll in diesen Tagen gedruckt werden und mein Antrittsprogramm bilden. Das G a n z e w i r d wohl 4 Bogen — wenn Sie es enger zusammen drucken lassen, etwa 3 Bogen — betragen, und es steht die Frage, ob Ihnen das nicht zu viel ist. Ich möchte nicht gern, d a ß es zer25 theilt würde. Doch wenn Sie es f ü r nöthig halten — die Arbeit kostet mich manche halbe Nacht, da ich den Stoff aus Basreliefs, Vasengemälden, Münzwerken und Schriftstellern aller A r t zusammensuchen muß. Doch bin ich jetzt mit Manchem wohl ins Reine. Hauptgedanken sind: der Tripus, ursprünglich Dionysi30 sches G e f ä ß , auf den Gränznachbar des Bacchus, Apoll, übergetragen; der "OApoS kein Kessel, auch kein Deckel desselben, sondern eine auf die Ringe gelegte Scheibe; die musischen Eigenschaften dieses Tripus; T r i p e d e n des Hephästos bei H o m e r ; ihre Verzierung durch Hautrelief's. Uber das letzte bin ich noch nicht 35 recht im Klaren; einige Andeutungen aus der Fülle Ihrer Gelehrsamkeit, verehrtester H e r r H o f r a t h , geschöpft würden mir gewiß viel Licht geben. Mit Thiersch mache ich mir gewiß zu

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2. J a n u a r

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thun, da sich, wie Sie bemerken, im Einzelnen gar Manches berichtigen ließe, so sehr ich im Allgemeinen seine Forschungen ehre und zu schätzen weiß und daran mein Gefallen finde. Aber eine Critik der Abhandlung ist mir doch zu schwer. — Sie schreiben mir gewiß gütigst recht bald, was Sie von meinem 5 Vorsatz halten, da ich so lange immer noch ein wenig ungewiß bleibe, ob es zum Drucke kommt, unter dem ich mich nun gar zu gern befinde. Genehmigen Sie mein Vorhaben, so würde ich darauf antragen, nur ein Paar Tripoden im Umriß (nebst dem Löwenthor von Mykenä, was für meine Sache wichtig) Alles in 10 Allem nicht mehr als ein Quartblatt, beizufügen, da ohnedies Manches nicht recht klar werden dürfte. Ich will sie selbst zeichnen, und die Arbeit des Stechers wird höchst unbedeutend sein. Ich hoffe sehr auf Ihre Genehmhaltung. Die Minyer habe ich Ihnen seit der Zeit schon auf den Hals 15 geschickt: wollte Gott, daß sie Ihnen einigermaßen Stand hielten. Mit der Bitte, mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen, und der Versicherung wahrer Hochachtung und Ergebenheit ganz der Ihrige 23 Dec. 19. 15. Von Carl August

20 Karl O. Müller.

Böttiger.

Dresden d. 2 Januar 20. Mein verehrter Herr und Freund! Zuerst meinen besten Dank für den Genuß und die Belehrung, die mir Ihr Orchomenos ge- 25 währte. Sie räumen da gewaltig auf. Also kein phönizischer Cadmus, kein ägyptischer Cecrops v o n H a u s e a u s . Am meisten hat mich die Idee überrascht, daß durch die griechischen igftijveig seit Psammetich, daß alles, was Herodot in der Wiege des Nil-landes fand, dort erst eingeführt wurde. Man kann sich 30 bei gewissen Entdeckungen nicht gleich vom Erstaunen erholen. Sie müssen mir noch einige Frist gestatten, ehe ich so ganz von Herzen ausrufen kann: ich bin überzeugt. Auf jeden Fall muß Ihre nicht ohne Beweis behauptende Forschung selbst wo sie gegründeten Widerspruch fände uns v i e l weiter führen. Höchst 35 interessant und fruchtbar ist Ihre Vorstellung von den pelas-

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2. J a n u a r 1820 gischen Tyrrhenern. Meine Phönizier, auf deren Einfluß in die vorhomerische Heldenzeit ich so viel zu halten pflege, kommen überall ins Gedränge, besonders auch bei der zweiten Beilage, den Cabiren. Die Stiftung der Samothrazischen Weihen hielt 5 ich stets, als eine Schifferweihe, aus dem Lande der Patäken und glaubte mit Varro, daß es, außer den zwei Divi potes, Coelum et Ops, dem ältesten Dualismus, nur den didxi(OQ, den kleinen Cadmilus oder Camillus, als Vermittler, gegeben habe. Die Epidaurischen Heilgötter, Asklepios, Hygiea und Te10 lesphorus, schienen mir stets die ächten, nur anders lokalisirten Cabiren zu seyn. Aber wie Licht wird alles durch Ihre so scharf unterschiedenen Minyer, welche neue und sinnreiche Ansicht des Argonautenzugs! Mit wahrer Bewunderung blicke ich auf Ihre gründlichen Zeugenverhöre der ältesten und neusten Zeit. Das 15 nenne ich eine geregelte Gelehrsamkeit. Was steckt allein in Ihrer Karte und in dem dazu gehörigen 6ten Beleg für eine Forschung. Bald möchte ich sagen, Sie hätten auf Kanngießer hie und da zu viel Rücksicht genommen. Mit einem Worte Ihr Orchomenos und Minyer verschafft uns eine ganz neue griechi20 sehe Urgeschichte und es werden uns bei dem regen Streben in diesem Felde, das sich überall hervorthut, die Ohren davon noch gewaltig erklingen. Sie können so nicht stehen bleiben. Sie müssen die ganze Stammgeschichte so durcharbeiten. Auch sind ja alle Vorarbeiten gemacht. — Ueber die Form Ihres Werks wird man25. eher leise Wunsch Ihnen zukommen. Viele werden wünschen, es möchte Ihnen gefallen haben, die Hauptsätze in Aphorismen zu fassen und dann in Anmerkungen und Excursen die Beweise. Jetzt fassen Sie den Befund immer am Ende zusammen. Dieser Weg ist wirklich der gewissenhaft-gründlichere. Allein Sie den30 ken dabei zu wenig an die uns allen zwischen Haut und Fleisch steckende Trägheit. Nehmen Sie dieß alles, mein verehrter Freund, nur als eine vorläufige Äußerung beim Genuß der ersten Schüssel, ab ovo. Ich bin noch lange, lange nicht ad mala gekommen. 35 Nun zu der mir hocherfreulichen Verheißung Ihres Beitrags zu meiner Amalthea. Was konnte mir erwünschter seyn als Ihr Tqmoöotpoqelv zu meinem §rjoavQoi]9ev d&Zov nur übersetzen: einer der Kampfpreise von Athen, unum ex praemiis, quae Athe10 nis reportantur. Da es nun aber nicht anzugehen scheint, daß Etrusker so viele Gefäße in Athen selbst als Preis erworben: so weiß ich keinen Ausweg als e n t w e d e r d e n , daß man für einheimische Agonen in Etrurien, wobei man gewiß die Griechischen möglichst copirte, auch die berühmten Preisgefäße von IS Athen, um den in der Wiederholung der Inschrift liegenden nonsens unbekümmert, copirt habe; o d e r d e n (hier kömmt aber Alles auf Vergleichung des Thons, der Fabrik, der Art der Mahlerei an), daß man solche Gefäße (nur natürlich ohne Inschrift) in Athen kaufte, und nach Etrurien brachte, um wirklich Kampf 20 preise von Athen austheilen zu können. Wie ungeheuer verbreitet die Attischen Thongefäße in der alten Welt waren, lehrt besonders Scylax p. 54 Hudson; die Phönicier verführten sie selbst bis Kerne inAfrica; man kaufte sie in Athen an den Choen, wo Amphoren besonders in Menge vorhanden sein mußten. Das 25 würde mir zu weit hergeholt scheinen, wenn man meinen wollte, die Süd-Etrusker hätten ihre Kampfpreise „Kampfpreise von Athen" genannt, weil die Pelasgischen Tyrrhener, bevor sie sich hier niederließen, in Attica gewohnt; obgleich ich nicht läugnen will, daß dieser Zusammhang einen gewissen Einfluß auf Etru30 rien hatte, und'die Töpfer von Tarquinii vielleicht mit denen der Kolias eben so zusammenhingen, wie. mit denen von Korinth.— Die Inschrift, welche Gerhard erwähnt, EAAEAA, ist wohl deutlich die Acclamation iXa, ila, und dann selbst dialektisch interessant. 35

Dies sind meine geringen Gedanken über den Gegenstand, die ich nur äußre, um mein Interesse für die Sache zu bezeugen. Von den Arbeiten des Instituto habe ich bis jetzt nur, durch unbekannte Hand, das erste Heft Kupfer, 6 Blätter, ohne Text, erhalten, und von den Bulletini nur das Manifesto di associazione 40 erhalten. Ich sehe mit Begierde dem ersten Bulletino mit Nachrichten entgegen, um es auch in unserm Kreise durch eine An133

2. N o v e m b e r 1829

zeige bekannter zu machen; ich hoffe, daß mein Exemplar nicht das einzige für Hannover bestimmte bleiben wird. Gleich jetzt bestelle ich bei Ihnen ein zweites f ü r d i e B i b l i o t h e k , welches indessen auch am besten durch meine Hände geht; ich werde auch für die Bezahlung sorgen. Wohin soll ich die Pränu- 5 merazion einschicken? Ich freue mich um so mehr über das ganze Unternehmen, da ich grade hier in Göttingen von der übrigen "Welt, namentlich Italien, sehr abgeschnitten bin, da unser Buchhandel flau ist, und der Bibliothecar Reuß sich bei Bestellungen immer erst nach lobpreisenden Recensionen richtet, daher Vieles 10 nie herkommt. So habe ich mich umsonst bemüht, Ihre Vasi di premio ansichtig zu werden, und muß Sie selbst fragen, wieviel davon heraus ist, ob das Unternehmen fortgeht, wo man das Erschienene bekommen kann. Eben so habe ich mir Ihre und Gerhards Antike Bildw.[erke] Neapels angeschafft und habe sie tag- 15 lieh in Händen, aber kann nicht erfahren, wo die dazu gehörigen Kupfer bleiben, und wie es mit Bd II steht. Sie werden lachen, wenn Sie hören, daß ungeachtet solcher Abgeschiedenheit ich nahe dran bin, ein Compendium der Archäologie herauszugeben- Aber mich drängt das Bedürfniß; die 20 Vorlesungen über alte Kunst floriren jetzt hier, und erregen gute Hoffnungen für die Zukunft, und man braucht nirgends mehr als dabei ein Buch, welches die wesentlichsten Sätze und Notizen enthält. Dabei bezweckte ich zugleich eine wissenschaftliche Übersicht des ganzen Reichs alter Kunst vom historischen und syste- 25 matisirenden Standpunkt; welcher Zweck mich wider meinen Willen weiter fortgezogen hat, so daß es ein ziemlich starker Band wird, der ungefähr zu Neujahr erscheinen soll. Ich werde dafür sorgen, daß er dem Instituto zukömmt. Die wissenschaftliche Übersicht des Stoffes, und einige Notizen aus Schriftstel- 30 lern werden Sie vielleicht interessiren; im Uebrigen ist für Die, welche in so reicher Anschauung leben wie Sie, natürlich daraus nichts zu lernen, aber viel daran zu bessern. Ich lege die Anzeige einer für die Societät der Wiss. [enschaften] hieselbstgeschriebnen ungedruckten Abhandlung bei, die ich gern 35 Angesichts der Statue, wovon sie handelt, beurtheilt wünschte. Böttiger billigt in einem Briefe die Idee, aber knüpft einiges sonderbare an; er glaubt noch, daß man an den Lanzen Querhölzer hatte um auf die Pferde zu steigen, und denkt sich die Amazone so emporklimmend, während sie sich deutlich anschickt zu vol- 40 tigiren.

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22. F e b r u a r 1830 Gerhards Anerbieten oder Aufforderung an mich, Zusätze zu einer Italienischen] Bearbeitung meiner Etrusker zu geben, nehme ich mit Vergnügen an; ich habe nicht viel, da die Kunstwerke sehr an der Gränze meines Planes lagen, aber doch Einiges. 5 Grotefend hat meine Bemerkungen über die Sprachen Italiens ausführlich kritisirt, woraus ich einiges ergänzen kann. Viel ist indeß noch nicht dabei herausgekommen. Wenn nur erst vollständige Nachrichten von den Ausgrabungen in Tarquinii, Canino &c vorlägen; ich weiß immer nur hoch sehr wenig von dem 10 Allen. Bis jetzt halte ich es nicht für nöthig, außer den alten Pelasgern aus Tyrrha — in Tarquinii und Cäre — und dem Korinthischen Verkehr (der natürlich viel Inquilinen herbeiführte) eine nähere Einwirkung von Hellas auf diese Küste durch eigentlich. Hellenische Colonieen anzunehmen. 15 Empfehlen Sie mich, wenn Sie schreiben, Herrn Prof. Gerhard herzlich, und genehmigen Sie selbst die Versicherungen hochachtungsvoller Freundschaft, mit denen ich verharre Ew. Wohlgeboren ergebenster 20

C O Müller.

Ich habe noch vergessen anzugeben, warum mein Exemplar der Etrusker, was ich an das Instituto schicken sollte und wollte, nicht angelangt ist. Ich hatte alle Precautionen getroffen, selbst einen Gesundheitspaß, der gefordert wurde, besorgt, als die Post 25 erklärte, ein so dickes Buch könne sie nicht sous bände (wie ich es schicken sollte) annehmen; es müsse ordentlich verpackt sein.

103. Von Karl Wilhelm

Göttling.

Verehrter Herr Professor, Durch meine Schuld ist das litterarische Commercium, welches 30 früher zu meiner Freude zwischen uns entstanden war, unterbrochen worden, weil ich immer gehofft habe, Ihre persönliche Bekanntschaft in Göttingen zu machen, wo sich manche Streitpunkte gewißlich erledigt hätten. Ich knüpfe das unterbrochene mit Vergnügen wieder an, indem ich Ihnen hiemit als Zeichen

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8. M ä r z 1830 meiner Hochachtung eine kleine Schrift überreiche, deren Bearbeitung ich $o eben beendigt habe. Ich bitte Sie dieselbe gütig aufzunehmen und mir Ihr Andenken zu erhalten. Ihr ergebenster Jena d. 22 Febr. 1830

104. An Karl Wilhelm

K. Göttling.

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Göttling. [Göttingen] 8 März 1830.

Verehrter Herr Professor, Ich danke Ihnen herzlich für die übersendeten Oeconomica, von denen ich gleich die Vorrede mit großem Interesse gelesen habe. Besonders wichtig ist mir gewesen, was Sie über Spuren des Jonismus in dem Ps.[eudo] Aristoteles sagen; es ist ein Beitrag zu der noch so dunkeln Geschichte der Dialekte. Die Stelle des Philodemus ist mir freilich noch sehr dunkel und zweifelhaft. Ich habe mich gefreut, daß Sie das Richteramt über meine Etrusker in der Berliner Litteraturzeitung übernommen haben. Von manchen Seiten, wo man mir wohlwill, habe ich Urtheile gehört, aus denen ich abnehmen konnte, man habe noch mehr Aufklärung und Belehrung erwartet; man war freundlich genug, es auf die Unzulänglichkeit des Stoffes zu schieben. Es mag indeß sein, daß der Mangel an recht durchgreifenden Resultaten einer größern Behutsamkeit, als ich wohl früher beobachtet habe, und dem Umstände zuzuschreiben ist, daß der Gegenstand mich doch nicht so ergriffen und innerlich durchdrungen hat, wie es nur acht Griechische bei mir vermögen. Die Hauptsache ist indeß, daß ich nur vorbereiten, unnützen Stoff wegräumen, die Mittel der Forschung, welche in den Schriftstellern liegen, an die Hand geben wollte; schon daß die Behandlung der Kunstwerke durch die Aufgabe ausgeschlossen war, mußte mich hindern, gleichsam die letzte Summe unsrer Kenntnisse von Etrurien zu ziehn. Ich dachte, so könnte das Buch grade in unsrer Zeit, wo man ganz neue Entdeckungen in der Kunst Etruriens macht, am nützlichsten werden.

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Auch der Abschnitt über die. Sprachen konnte nur sehr fragmentarisch werden; über das Oscische und Umbrische läßt sich 35

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9. M ä r z 1830 ungleich mehr sagen, aber diese Sprachen lagen nur an den Grenzen meiner Untersuchung; über das Etruscische, glaube ich nicht, daß nach den jetzigen Mitteln bedeutend mehr herausgebracht werden kann. Ein Aufsatz von Grotefend über die Sprachen Ita5 liens in Seebodes Bibliothek, der die Basen meiner Ansicht als richtig anerkennt, scheint mir das eben Gesagte zu bestätigen. Der wesentlichste Punkt seiner Abweichung ist, daß er grade das Siculische zu einer dem Griechischen fremden Sprache macht, und die den Griechen verwandten Sprachen vom Norden Ita10 liens kommen läßt; aber dies harmonirt durchaus nicht mit den Zeugnissen des Antiochos und der Logographen. Und aus den Siculischen Worten bei Epicharm etc. kann man durchaus nicht über das Verhältniß der Sprache zum Griechischen urtheilen, da diese Worte nur eben dadurch sich als Siculisch auszeichneten, 15 weil sie ungriechisch waren; Siculische Worte aber, welche Griechischen entsprachen, auf diese Weise nicht zu unsrer Kenntniß gelangen k o n n t e n . In etwa 3 — 1 4 Tagen werde ich Ihnen ein Compendium der Kunstarchäologie durch Buchhändlergelegenheit zuzusenden mir 20 die Freiheit nehmen. Das dringendste Bedürfniß hat es mir abgedrungen. Ich bitte um eine gütige und freundliche Aufnahme. Wie schön wäre es gewesen, wenn Sie unser Göttingen besucht hätten. Ich würde mich höchlich freuen, wenn Sie es noch in diesen Osterferien thäten; und ich denke, Sie würden sich auch in 25 dem Kreise jüngerer Professoren, der sich hier gebildet hat und eifrig zusammenhält, nicht übel gefallen. Nun können Sie auch von Italien und Sicilien erzählen. Von Herzen der Ihrige 30

C O Müller.

i o j . An Carl August Böttiger. [Göttingen] 9 März 1830. Mein hochverehrter Freund, Diese Zeilen werden vielleicht ziemlich spät in Ihre Hände 35 kommen; indessen haben sie auch keine Eile. So sehr ich weiß,

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26. M ä r z 1830 wie Viele sich in Ihre Zeit eindrängen: so konnte ich doch den beiden Herrn Forbis, trefflichen und vielversprechenden Schotten, die sich hier mit großem Eifer philosophischen und theologischen Studien gewidmet, ihre Bitte nicht abschlagen, Ihnen mit einem Worte empfohlen zu werden. Für Ihren durch Emil Braun erhaltnen Brief tausend Dank; ich freue mich sehr Ihrer Beistimmung in der Erklärung der Amazone; etwaige Differenzen in Nebenpunkten, hoffe ich, wird die Abhandlung selbst erledigen. In wenigen Wochen werden Sie durch Max, dem ich die Übersendung aufgetragen, mein Compendium der Archäologie erhalten; nehmen Sie es als einen Versuch auf, einem dringenden Bedürfniß e i n s t w e i l e n abzuhelfen. Sie werden die Abhandlung Hercules in bivio darin auch mehrfach benutzt finden. Erst nach Vollendung des Compendiums hab ich durch die Grimms V ö l c k e l s hinterlassne Papiere zur Begutachtung erhalten, die es schwer geworden sein würde, dabei nicht zu benutzen: so schöne Sammlungen enthalten sie; auch manches Ausgearbeitete, was Bekanntmachung verdient. Was fängt man nur damit an, um sie zum Ruhme des Mannes, Nutzen der Wissenschaft, und auch vielleicht Vortheil der Familie zu verwenden. Der Himmel erhalte und stärke Sie in Gesundheit und Lebenslust. Mit inniger Ergebenheit der Ihrige C O Müller.

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Raoul-Röchette. [Göttingen] z6 März 1830.

Verehrter Herr und Freund, Sie haben mich in diesen letzten Tagen auf eine Weise, die mich fast beschämt, mit Beweisen Ihrer Güte und Ihres Wohl- 30 wollens überschüttet. Zuerst erhielt ich die zwar von Ihnen angekündigte, aber doch so bald noch nicht erwartete O r e s t e i d e , welche mich gleich beim ersten Anblicke in die grösste Verwunderung über den Reichthum und die überraschende Neuheit der Denkmäler setzte, die Sie hier publicirt haben. Dann erhielt ich 35 Ihren freundlichen B r i e f v o m 12 M ä r z , der mich mit

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26. M ä r z 1830 grossem Rechte an die Nichtbeantwortung Ihres früheren gütigen Schreibens vom 4 Sept. vorigen Jahres erinnerte: wobei ich Sie einmal für allemal bitten muss, die Empfindungen meines Innern nicht nach der Langsamkeit meiner Äusserungen zu beur5 theilen, da ich oft gerade einen Brief, der den tiefsten Eindruck auf mich gemacht hat, und wie ein Schatz von mir betrachtet wird, am meisten zu beantworten säume. Drittens kam nun auch Ihre l e t t r e à M. P a n o f k a , für deren Mittheilung ich Ihnen ebenfalls sehr verbunden bin. W a s das darin abgehandelte Ver10 hältniss der Griechischen Aule zum Italischen Atrium betrifft: so habe ich die Lieferungen Ihres Pompejanischen Werks, worin davon gesprochen ist, noch nicht gelesen; doch zweifle ich, ob ich Ihnen werde völlig beitreten können. Die Stelle bei Athenaeus aus Xenarchos kann ich nur so verstehen: Du brauchst 15 nicht eine Leiter zu fordern und heimlich hineinzusteigen, noch auch durch das Rauchloch von unten auf aus dem Zimmer zu schlüpfen; doch habe ich auch keine genauere Kenntniss davon, wie das letztre geschah. Von einer „basse fenêtre" ist gewiss nicht die Rede. Was die Angriffe betrifft, mit denen Sie so sehr be20 lästigt werden: so habe ich in einer Anzeige eines andern Buches (die Recension der Orestéide soll aber auch bald folgen) gleich Gelegenheit genommen, mich missbilligend über diese fortgesetzten und zum Theil heimlich betriebenen Anfeindungen zu äussern und Ihr unbestreitbares grosses Verdienst anerkennend 25 hervorzuheben; ich hoffe, dass jene Anzeige in der nächsten Woche gedruckt werden wird. Ich wundre mich, dass Letronne, dessen Gelehrsamkeit und Scharfsinn ich in anderer Hinsicht hochschätzen muss, sich zu solchen Cabalen nicht für zu gut hält. W a s mich besonders von der frühern Beantwortung Ihres 30 Schreibens vom vorigen Herbst, welches mich ganz besonders die Offenheit und Anspruchslosigkeit Ihres Charakters schätzen gelehrt hat, bis jetzt zurückgehalten hat, war der Wunsch, Ihnen zugleich ein W e r k von meiner Hand, dessen Vollendung ich früher erwartete, zuzusenden. Es wird Ihnen nun auf demselben 35 Wege zukommen wie die Etrusker; ich wünsche, dass dieses „Handbuch der Kunstarchäologie" seine mannigfachen Unvollkommenheiten in Ihren Augen durch das Bestreben entschuldigen könne, das Ganze der Wissenschaft mit systematischer Strenge und in einer leichten Übersicht darzustellen; es ist darin we40 nigstens in unserm Lande der erste Versuch. Sie werden Ihre sämmtlichen Werke recht viel benutzt finden; den C o u r s

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26. M ä r z 1830 d ' A r c h i o l o g i e hatte ich nicht zeitig genug erhalten, um ihn gleich in der litterarischen Einleitung anführen zu können, er kömmt aber später öfter vor. Es wäre mir lieb, wenn das Buch sich schnell genug verbreitete, um bald eine zweite Auflage, wobei Vieles besser werden könnte, nöthig zu machen. Ich halte die Absendung dieses Handbuchs noch einige wenige Tage zurück, weil ich täglich meine A e g i n e t i c a, die im Buchhandel etwas selten geworden sind, zu erhalten hoffe; ich will sie dann gleich beilegen. Die Äusserung Boeckhs über ¿£ 6nf}g oder igo) findet sich in den H e i d e l b e r g e r j a h r b ü c h e r n f ü r L i t t e r a t u r Jahrgang X I (1818) Heft IV April p. 334. Dass meine Anzeige von der A m a z o n e Sie nicht erreicht hat, thut mir sehr leid um meinetwegen; ich müsste mich sehr irren, wenn ich sie nicht gleich nach der Erscheinung sous bände an Sie abgesandt hätte; ich werde mir aber ein andres Exemplar verschaffen und es jenem Packet beilegen. Es ist noch nicht die lateinische Abhandlung selbst, die erst in einigen Jahren in unsern Societätsschriften erscheint, sondern nur eine deutsche Inhaltsanzeige derselben in unsern Gött.[ingischen] Gel. [ehrten] Anzeigen, welche aber alles Wesentliche zusammenfasse und zu einem Urtheil über die Gültigkeit meiner Ansicht hinlängliche Mittel an die Hand giebt.

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Wie mich das Zusammentreffen mancher Ansichten in Ihrer Orestlide und meinem Handbuche (namentlich über die Bedeutung des Händereichens auf Sepulcralmonumenten) erfreut, wo- 25 bei kein Übelwollender an Entlehnung denken kann: so erfreut mich noch viel mehr unsere Übereinstimmung in dem Wunsche und Bestreben, unser Verhältnis freundschaftlicher Art durch Offenheit, unumwundene Aufrichtigkeit, und d^bei eine freudige Anerkennung alles Guten und Wahren, stets rein und edel 30 zu erhalten. Meine Versicherungen der grössten Hochachtung für Sie und der wärmsten Theilnahme an Allem, was Sie betrifft, entspringen aus dem tiefsten Grunde meines Herzens. Der Ihrige

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C. O. Müller.

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107. An Theodor Panofka. An Herrn Dr. Panofka. [Göttingen] 21 April 1830. Wiederum nehme ich mir die Freiheit, mich in den Angelegen5 heiten des Instituto an Sie, geehrtester Herr Doctor, zu wenden, und das Exemplar meines Handbuchs der Archäologie, das ich dem Instituto bestimmt habe, an Sie zu addressiren. Wenn es Ihnen gar zu mager und dürftig scheint: so bitte ich, denken Sie sich in alle die mannigfachen Beschränkungen hinein, mit denen 10 ein Deutscher Professor, namentlich in dem etwas abgelegnen Göttingen, zu kämpfen hat. Gerhard kündigt mir in einem den 28 März 1830 geschriebnen Briefe die Ubersendung der mir fehlenden Bulletini und Annali an (denn bis jetzt hab ich nur die Bulletini von 1829 N . V I - I X 15 altro foglio.); ich sehe ihnen mit großer Sehnsucht entgegen. Ich bin sehr gern willens, wenn mir die Bull.[etini] monatlich zugesendet würden, die Kosten der Ubersendung sous bände zu tragen, da ich wohl einsehe, wie wichtig die schnelle Erlangung dieser Blätter ist. Von meinem Interesse für das Unternehmen über20 zeugt Sie vielleicht auch das beigelegte Blatt GGA., und ich wünsche nichts mehr als kräftig mitzuwirken; an mündlichen und persönlichen Aufforderungen zur Theilnahme lasse ich es nicht fehlen. Die Göttinger Bibliothek ist doch unter die Subscribenten aufgenommen? 25 Eben fällt mir eine kleine Entdeckung ein, die das Handbuch berührt aber zu kurz abfertigt, und die ich hier beifügen will, um diesem Briefe, der mir sonst gar zu leicht vorkömmt, ein kleines Gewicht zu geben. Vielleicht können Sie es für die Annali brauchen. 30

Mit ausgezeichneter Hochachtung

der Ihrige COM.

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28. A p r i l 1830 108. An Georg Andreas Reimer. [Göttingen] 28 April 1830. Wohlgeborner Hochzuverehrender Herr, Wiewohl ich mir nicht mit der Hoffnung schmeichle, daß die 5 Antwort mit meinen Entwürfen übereinstimmen werde, erlaube ich mir doch bei Ew. Wohlgeboren die gehorsamste Anfrage, ob noch viel Exemplare meiner Aeginetica vorräthig sind, da eine Erneuerung dieses Buchs, mit einer zweckmäßigem Einrichtung, unter den jetzigen Umständen, die Aegina eine neue historische 10 Bedeutung gegeben haben, vielleicht einiges Glück machen könnte. Ich füge zugleich die Bemerkung bei, daß unsre Druckereien, namentlich die Dietrichsche, sich jetzt bedeutend verbessert haben (die letztre schafft Columbia-Pressen an), und zugleich eine Anzahl ärmerer Philologie-Studirender vorhanden ist, welche gern 15 etwas durch Correcturen verdienen möchten, und von denen Genauigkeit wohl zu erwarten ist. Wenn also Ew. Wohlgeboren vorhätten, bei der Mäßigkeit der hiesigen Preise, allerlei Werke, besonders Griechische und Lateinische, hier drucken zu lassen: so könnte ich mich anheischig machen, für genaue Correctur unter 20 meiner Aufsicht zu sorgen, ohne daß sie mehr kosten sollte, als Ew. Wohlgeboren für billig halten würden. Es würde mir sehr angenehm sein, wenn Ew. Wohlgeboren mir Gelegenheit gäben, Ihr Interesse in Verbindung mit dem der hiesigen Druckereien und Correctoren wahrzunehmen. 25 Genehmigen Ew. Wohlgeb. die Versicherungen der ausgezeichneten Hochachtung, mit der ich verharre Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener C O Müller. 109. An Ernst Wilhelm Gottlieb Wachsmuth. Zuerst meinen herzlichsten Dank, verehrter Herr und Freund, für das so sehr erfreuliche Geschenk Ihres 4ten Bandes der Alterthumskunde, die für mich nun ein wahres Handbuch, ein fast

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28. A p r i l 1830 täglicher Führer in meinen Studien ist. Dann den Ausdruck meiner größten Bewunderung, mit der ich die Energie und Geisteskraft betrachte, mit der Sie, unter so manchen abliegenden Studien, dies W e r k vollführen konnten, das die bisher durchlaufne 5 Bahn der Griechischen Alterthumskunde auf eine so würdige Weise abschließt, und uns den Boden zeigt und deutlich macht, auf den wir mit sicheren Schritten gelangt sind. Ich bin erstaunt darüber, mit welcher Sicherheit und Universalität Sie das gesammte Alterthum, Ethisches, Kunst, Religion, von Ihrem Stand10 punkte aus entwickeln. Hätte ich gedacht, daß Sie so tief in die Griechische Kunst eingegangen wären: so würde ich auch nicht versäumt haben, Ihnen mein Handbuch der Archäologie der Kunst zuzusenden, während ich mich jetzt in meinen hiesigen Umgebungen ganz an Exemplaren erschöpft habe. Ich sehe, wir 15. stimmen auch hierin in den Hauptsachen trefflich zusammen; ja für die Ansicht, daß nur die darstellenden, handelnden Künste frühzeitig Theil der liberalen Bildung und nationalen Kunstthätigkeit wurden, während die werkthätigen in der Beschränkung des H a n d w e r k s blieben, haben Sie eigentlich mich 20 weit mehr zum Genossen als Thiersch, der grade diese Ansicht mit Argumenten und auf eine Weise bekämpft hat, auf die ich es für unnütz gehalten habe ein W o r t zu erwidern. Ich werde nun auch möglichst bald in unsern GGA. von dem Inhalte Ihres Werks eine kurze Rechenschaft geben. D a ß die letzten Ab25 schnitte mehr skizzirt als ausgeführt werden mußten, lag wohl in der Natur der Aufgabe. Nun allen Segen des Himmels zu Ihrer Geschichte des Europäischen Volksthums; vergessen Sie nur aber auch nicht sich die gehörige Ruhe zu gönnen, die jetzt grade mir sehr wohlthut. 30 Wie schön ist das Frühjahr in dieser Woche. Schreiben Sie mir bald gütigst etwas Genaueres über Ihre Michaelis-Reise hieher; wir dürfen uns diesmal nicht wieder verfehlen. Unser Leben hier wird immer angenehmer; fast alle Acquisitionen der Universität kommen auch dem geselligen 35 Kreise, in dem ich zu leben mich freue, zu Gute. Schwekendiek habe ich noch nicht gesehn; ich bin begierig ihn über Sie auszufragen. Nun, verehrtester Freund, leben Sie wohl, und erhalten Sie mir Ihre Gewogenheit. Von Herzen 40 der Ihrige [Göttingen] 28 April 1830. COM. 10

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110. An Peter Wilhelm Forchhammer. Göttingen

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Hochgeehrter Herr DoctQr, Ich benutze eine freie Stunde vor meiner Abreise nach Berlin, um Ihre werthe Zuschrift, wenn auch nur in flüchtiger Eile, zu beantworten, und Ihnen wenigstens für Ihre gütige Erinnerung an unsre persönliche Bekanntschaft und Ihr freundliches Vertrauen zu danken. Bei Ihrem jetzigen Unternehmen, die Monumente der alten Kunst in England zu studiren, wünschte ich Sie eben so mit gutem Rath und Nachweisungen unterstützen zu können, wie ich daran ein lebhaftes Interesse nehme. Aber zum Theil müssen sich seit der Zeit, daß ich dort war (1822), schon die Verhältnisse und Personalitäten sehr geändert haben. Beim Britt.[ischen] Museumwaren damals im Antiken-Fach angestellt Taylor Combe, Nöhden und ein dritter Smith, wenn ich nicht irre. Dieser dritte hatte den Print-room unter sich, wo sich auch eine Mappe Zeichnungen der von L . [ o r d ] Elgin mitgenommenen Künstler befindet, die ich Sie nicht zu übersehen bitte; der Aufseher war damals erträglich gefällig. Combe und Nöhden sind nun todt, Sie haben dafür mit einem Herrn Hawkins zu thun. Ist das derselbe, der in Griechenland gewesen, von dem bei W a l pole Aufsätze stehn? Von diesem ist mir berichtet worden, daß er einiges Schätzbare besitze, aber vielleicht fälschlich, selbst habe ich damals seine Bekanntschaft nicht machen können. Überhaupt waren mehrere der ausgezeichnetsten Reisenden durch Griechenland damals außerhalb England, Gell, Dodwell, Cockerell. U m die Einsicht in dessen Zeichnungen beneide ich Sie; Cockerell hat vortrefflich gearbeitet. Für die Nachrichten über Donaldsons Werke danke ich; wir haben sie noch nicht aber werden sie hoffentlich bald erhalten. Von der Soane'schen Sammlung bin ich begierig Näheres zu erfahren; ich habe damals keinen Zugang gewinnen können, obgleich ich mir aus Moses Vases pl.fate] 23 angemerkt hatte, daß Vasen dort wären. Colonel Leake werden Sie sehr mittheilend finden, mehr indeß mit seinen Sachen, als mit Erörterungen darüber. Eben haben wir sein neues "Werk über Morea in drei Bänden hier erhalten; eigentlich kommt es etwas zu spät, da man fast Alles vorher schon aus andern Quellen wußte; indessen ist es jetzt doch die umfassendste

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und wichtigste Arbeit über die comparative Geographie des Peloponnes. Von wichtigen Stellen der Alten hätte er freilich in meinen Doriern noch manche ihm unbekannte finden können. Die Deutsche Litteratur scheint ihm fremd zu sein, obgleich sie jetzt in England etwas mehr Freunde findet. Dabei fällt mir die Bitte ein, daß Sie Herrn Georg Charles L e w i s (9 Sommerset Place, Sommerset House) gelegentlich besuchen möchten; ich bin mit ihm wegen einer Übersetzung meiner Dorier in einem langfortgesetzten Briefwechsel gewesen, und habe einen sehr unterrichteten Mann und eindringenden Kenner unsrer Litteratur an ihm gefunden; wollen Sie ihm Grüße von mir bringen. Ich denke, er wird Sie freundlich aufnehmen; er steht auch mit Leake, Clinton und Andern in Verbindung, und ist bei dem Plane eines Novum Museum Criticum, das in England erscheinen soll, thätig. Das närrische Werk von Christie haben wir auf der Bibliothek. Christie gehört mit Townley und Payne Knight (dessen herrliche Bronzen und Münzen Sie nun im Britt.[ischen] Museum finden) zu einer Sekte von Archäologen, die überall Naturgeheimnisse und geschlechtliche Beziehungen witterten, und den unschuldigsten Bildungen einen o f t mystischen oft obscönen Sinn unterlegten. In jenem Printroom ist eine Masse von Zeichnungen, die Townley gesammelt und in Rubriken, wie Revolution of Nature u. dgl., geordnet hat; wenn Sie sie zu Gesicht bekommen können, so werden Sie dies grillenhafte Verfahren dadurch am besten kennen lernen. In der Bibliothek des Britt. fischen] Museums, vergessen Sie nicht, sich das Kupferwerk über die Blundellsche Sammlung zu Ince geben zu lassen; es sind sehr interessante Sachen da.

Dr. König bitte ich Sie herzlich zu grüßen. H a t er noch immer 30 die Mineralogie zur Hausfrau, die Archäologie t zur Geliebten, und denkt er nicht eins der archäologischen Werke, die er vor hat, zur Reife zu bringen? Verzeihen Sie das Abgebrochne meines Briefes. Es hat zum Theil in der Sache selbst, zum Theil in der Zerstreuung, in der 35 ich schreibe, seinen Grund. Dahlmann grüßt Sie herzlich; er wird mir auch die Schrift de Areopago, nach der ich bisher umsonst getrachtet, da sie nicht in den Buchhandel gekommen zu sein scheint, geben und ich werde sie auf dem Wege nach Berlin lesen. Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie mir wieder nach Berlin schrie40 ben, wo ich bis zum 20 October sein werde; da ich meine Wohnung nicht weiß, so würde ich Sie bitten, meiner Addresse die

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M o n t a g s 1830 von Boeckh hinzuzufügen. Wenn es dann noch Zeit ist, kann ich vielleicht von Berlin aus Sie um eine Notiz über eine Inschrift oder so etwas bitten; aber eher für Böckh als für mich selbst. Zu Ihren archäologischen Studien wünsche ich Ihnen recht viel Glück, und halte es grade für die rechte Manier, gleich an die Monumente selbst zu gehen. Auch ist es schwer oder ganz unmöglich dabei stufenweis zu verfahren; man muß sich hineinwerfen und sehen, ob einem die Augen dafür aufgethan werden; es ist eine ganze Welt, wo jedes Einzelne nur erst vollkommen deutlich wird in seiner Einheit mit allem Übrigen, und zugleich an jedem Einzelnen wieder das Ganze erkannt und begriffen werden kann. Man muß, wenn man eine Reihe Anschauungen durchgemacht hat, immer wieder von vorn anfangen, und die größere Reife, die man dadurch gewonnen, wieder an die ersten Gegenstände appliciren, um wieder Neues daran zu erblicken und sie tiefer zu verstehen. Doch ich bin thöricht, Ihnen sagen zu wollen, was Ihnen die Kunstwerke, die Sie um sich zu haben so glücklich sind, selbst so viel lebendiger sagen. Ich preise Ihr Glück um so aufrichtiger, da ich selbst einem ähnlichen entgegen gehe, und wahrhaftig, mein ganzes Herz klopft den Berliner Vasen und Gemmen entgegen. Leben Sie herzlich wohl, und erfreuen Sie mich bald wieder durch ein Zeichen Ihrer freundlichen Gesinnung. Mit ausgezeichneter Hochachtung und freundschaftlichem Antheil Ihr ergebenster C O Müller. in.

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An Friedrich Christoph Dahlmann. [Göttingen] Montags. [1830]

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Gern wäre ich, verehrtester Freund, gestern zu Ihnen gekommen, um weiter mit Ihnen über den lateinischen Unterricht Ihres Hermann sprechen zu können, aber es kam Allerl« dazwischen, was mich abhielt. — Herr Repetent Göschen will gern 16 Stunden den Monat geben und denkt dafür ein Honorar von 4rthalern 35 zu verdienen. Ich halte dies nicht für unbillig; vielleicht thut es mancher Student für weniger, aber kaum wird sich Einer dafür

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M o n t a g s 1830 von Boeckh hinzuzufügen. Wenn es dann noch Zeit ist, kann ich vielleicht von Berlin aus Sie um eine Notiz über eine Inschrift oder so etwas bitten; aber eher für Böckh als für mich selbst. Zu Ihren archäologischen Studien wünsche ich Ihnen recht viel Glück, und halte es grade für die rechte Manier, gleich an die Monumente selbst zu gehen. Auch ist es schwer oder ganz unmöglich dabei stufenweis zu verfahren; man muß sich hineinwerfen und sehen, ob einem die Augen dafür aufgethan werden; es ist eine ganze Welt, wo jedes Einzelne nur erst vollkommen deutlich wird in seiner Einheit mit allem Übrigen, und zugleich an jedem Einzelnen wieder das Ganze erkannt und begriffen werden kann. Man muß, wenn man eine Reihe Anschauungen durchgemacht hat, immer wieder von vorn anfangen, und die größere Reife, die man dadurch gewonnen, wieder an die ersten Gegenstände appliciren, um wieder Neues daran zu erblicken und sie tiefer zu verstehen. Doch ich bin thöricht, Ihnen sagen zu wollen, was Ihnen die Kunstwerke, die Sie um sich zu haben so glücklich sind, selbst so viel lebendiger sagen. Ich preise Ihr Glück um so aufrichtiger, da ich selbst einem ähnlichen entgegen gehe, und wahrhaftig, mein ganzes Herz klopft den Berliner Vasen und Gemmen entgegen. Leben Sie herzlich wohl, und erfreuen Sie mich bald wieder durch ein Zeichen Ihrer freundlichen Gesinnung. Mit ausgezeichneter Hochachtung und freundschaftlichem Antheil Ihr ergebenster C O Müller. in.

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An Friedrich Christoph Dahlmann. [Göttingen] Montags. [1830]

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Gern wäre ich, verehrtester Freund, gestern zu Ihnen gekommen, um weiter mit Ihnen über den lateinischen Unterricht Ihres Hermann sprechen zu können, aber es kam Allerl« dazwischen, was mich abhielt. — Herr Repetent Göschen will gern 16 Stunden den Monat geben und denkt dafür ein Honorar von 4rthalern 35 zu verdienen. Ich halte dies nicht für unbillig; vielleicht thut es mancher Student für weniger, aber kaum wird sich Einer dafür

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1. F e b r u a r 1831

den Unterricht des Knaben, seine Beschäftigung durch Arbeiten, das Ganze seiner Bildung so angelegen sein lassen. Gut wäre es freilich, wenn man noch einen Mitschüler dazu ausfindig machen könnte, aber in Göttingen ist Alles nur voll von kleinen 5 Mädchen. Was die Stunden betrifft: so hat Göschen ziemlich viele offen, des Vormittags besonders, und es wird leicht sein sich darüber zu verständigen. Ihre liebe Frau befindet sich doch völlig wohl; die meinige grüßt herzlich. 10 Haben Sie vielleicht nicht Lust, auf obigen Antrag einzugehn: so könnte ich Ihnen unter meinen Seminars-Philologen einen und den andern vorschlagen, und Sie würden finden, daß mein Eifer, Hermann einen guten lateinischen Lehrer zu verschaffen, dadurch auf keine Weise gedämpft wäre. Ich denke, wir lassen alle 15 persönlichen Rücksichten dabei ganz aus dem Spiele. Mit inniger Ergebenheit

der Ihrige

COM.

i i 2 . An Friedrich Blume. 20

[Göttingen] i Febr. 1831.

Ihr Brief, mein innig verehrter Freund, mit der für uns völlig neuen Nachricht, die er enthält, hat uns sehr erfreut, und meine Frau ist mir ganz entzückt in die Arme gefallen, bei dem Gedanken, daß wir Sie und Ihre Frau Gemahlin so bald hier 25 haben werden. Wenn nur auch die Sache völlig sicher und ausgemacht ist! Daß Göttingen für den Augenblick studentenarm ist, lassen Sie sich nicht stören und bekümmern; man kann überzeugt sein, daß es bald eine neue, und ich hoffe, eine solidere und innerlich gesündere Blüthe erlangen wird, als die bisherige 30 war; die Regierung hat die besten Intentionen, und daß man Leute wie Sie hieherruft, ist mir eine neue Bürgschaft, daß man Göttingeh zum Sitze ächter Wissenschaft machen will. Was die Wohnung betrift: so wird es leicht sein, für Sie allein 2 Stuben und eine Kammer (natürlich wohl mit Meubeln? oder 35 sind diese nicht nöthig) zu miethen, da Wohnungen der Art in Menge offen stehn. Schwieriger ist es für eine Familie in der Art

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zu sorgen. Doch haben wir auch schon Einiges in der Art überlegt und besprochen. Uns gegenüber wird der Oberstock im Gräzelschen Haus auf Ostern leer; bis jetzt hat ihn CabinetsRath Rehberg mit Frau und vier nubiien Töchtern bewohnt; ausgedehnt genug ist die Wohnung; liegt auch ganz gegen die Sonne, 5 und ist sonst hübsch; nur 2 Treppen hoch, und ob der Mitgebrauch an dem dabei liegenden Garten gestattet wird, kann ich in diesem Augenblick nicht erfahren, da der Wirth auf ein paar Tage verreist ist. Die Miethe wird gegen 40 Louisd'or jährlich betragen. 10 Ich [schreibe] jetzt sehr flüchtig; auf den Freitag will meine Frau, welche sich im Wohnungs-Departement mehr Kenntnisse und Umsicht zutraut, sorgfältiger referiren; dabei werde ich auch melden, was ich über die Collegia ausgekundschaftet habe. Göschen liest gewöhnlich die Pandekten im Winter. 15 Mein Schwiegervater freut sich mit uns, aber wartet nun auch sehr auf eine Zeile Antwort von Ihnen. Von ganzer Seele

der Ihrige

C O Müller.

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113. An Friedrich Blume. [Göttingen] 1 1 März 1 8 3 1 . Mein verehrter Freund, Es ist hier unter einer Anzahl von Professoren viel davon die Rede, ein Museum oder eine Lesegesellschaft zu gründen, welche 25 theils die Masse von Journalen, welche die Bibliothek hier hält, unter ihre Verwaltung bekommen und schneller als jetzt geschieht, herbeischaffen, theils auch aus eignen Mitteln andre dazu anschaffen, für ein anständiges Local und, was dazu gehört, sorgen, und kurz sich zu einem Etablissement ausbilden 30 sollte, wie es Göttingen so sehr bedarf und so lange unangenehm vermißte. Nun giebt es aber auch bedenkliche Leute, welche zweifeln, ob eine solche Gesellschaft sich hier halten, und ihre Mittel bedeutend genug sein würden, daß die Bibliothek ihr ihre Sachen 35

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M i t t e M ä r z 1831 ohne Gefahr anvertrauen könnte. Zugleich hören wir, daß S i e ein solches Museum in Halle gegründet, und zu allgemeiner Befriedigung geleitet haben, also gewiß besonders im Stande sind, die Vortheile und Chancen eines solchen Unternehmens zu beur5 theilen. Ich bitte Sie daher, auch im Namen von Lücke und Grimm, bringen Sie uns ja den Plan Ihres Museums, wenn sie einen solchen aufgesetzt haben, mit; und wenn Sie jetzt ein Viertelstündchen Zeit gewinnnen können, schreiben Sie uns wenigstens ein paar beruhigende, ermunternde, rathgebende Worte, da10 mit ich und Andre dadurch unterstützt dem Unternehmen, welches wir gern bald ins Leben treten sähen, noch mehr Freunde und Begünstiger erwerben können, und, wenn Sie dann selbst kommen, schon ein paar Schritte vorwärts gethan haben. Vor allem Andern aber, kommen Sie recht bald und mit fröhlichem 15 Herzen und gutem Vertrauen nach unserm Göttingen. Von ganzer Seele Ihr COMüller.

1 1 4 . An Friedrich 20

Blume. [Göttingen, Mitte März 18 31 ]

Die Pandekten wurden in der letzten Zeit im Sommer von Meiste^ und Ribbentrop, im Winter von Göschen und von Francke (der jetzt abgeht) gelesen; das Kirchenrecht hat Kraut mehrere Semester hinter einander gelesen, die Encyclopädie mein 25 Schwiegervater jedes Semester. — Was nun die Einzelnen grade nächstes Semester thun werden, kann ich, ohne ihnen die Absicht merken zu lassen, nicht leicht herausbringen; darf ich mit der Sprache herausrücken, so wird Kraut gewiß gern bereit sein Rücksichten zu nehmen. In Betreff Göschens höre ich, daß er 30 die Pandekten in diesem Sommer für die alten Zuhörer, die sich wieder werden eingefunden haben, continuiren, und daneben Erbrecht und Rechtsgeschichte als seine gewöhnlichen Sommercollegia lesen wird. Noch etwas Bestimmteres über die Collegia. Die P a n d e k35 t e n werden in diesem Sommer gelesen von Meister und Ribbentrop. Das K i r c h e n r e c h t wollte früher auch Albrecht

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M i t t e M ä r z 1831

lesen, aber giebt es jetzt auf, wie ich höre, nachdem sich das Gerücht von Ihrer Berufung (von Hannover her) verbreitet hat. Dagegen meint Kraut, sein Kirchenrecht nicht anders als im Sommer lesen zu können, weil er das Deutsche Privatrecht im Winter lesen müsse, indem Albrecht es im Sommer liest. Über- 5 dies will er es für die Zuhörer, denen er es im Winter extra ordinem gelesen, lieber in diesem Sommer ganz von Anfang lesen als es blos continuiren. Aus diesen Gründen beharrt Kr.[aut] darauf, das Kirchenrecht diesen Sommer zu lesen. Doch würde ich Ihnen unmaßgeblich rathen, für den Sommer Kirchenrecht 10 und Encyclopädie anzukündigen, und die Pandekten für den Winter aufzuheben. Eine feste Einrichtung wird sich doch erst machen lassen, wenn Sie hier sind, und wenn den nächsten Sommer nicht gleich Alles so zugeht wie es bleiben soll, so ist dies um so weniger zu beklagen, da es in diesem Halbjahr doch sehr 15 viel Collisionen und Verwirrung geben wird. Hernach soll es hoffentlich um desto besser bei uns werden. Göschen grüßt herzlich. Er hat mir aufgetragen, Ihnen indeß zu schreiben, daß er Ihre Rechte und Interessen hinsichtlich der Collegia wahrnehmen werde, wenn man darüber werde definitiv 20 bestimmen können. Es müsse diesmal durchaus darüber eine Besprechung der Facultät stattfinden. Dies könne aber erst geschehn, wenn man die Vorlesungen für den Catalog einsenden werde, welches bis jetzt noch aufgeschoben worden ist, weil das Ministerium wegen des Anfangstermines der Vorlesungen (besonders in Bezie- 25 hung auf die vom vorigen Halbjahr wiederaufzunehmenden) erst nach London berichtet hat, und von da Bescheid erwartet werden muß. Man muß gewiß wünschen, daß wir ihn bald erhalten, damit ein recht vollgepfropfter und mit neuen berühmten Namen prangender Catalog es überall verkünde, daß das alte Göttingen 30 noch bei guten Kräften ist. Der lateinische Catalogus lectionum, der heute zur Correctur herumging, enthält zu meiner Freude auch schon die Ihrigen. Gieseler dagegen hat noch nicht hinein kommen können. — Ich habe meine Frau schon zweimal gebeten, in meinem Namen 35 unserm trefflichen Meier zu condoliren für den Verlust, den er an Ihnen leidet, aber sie hat es über den Wohnungs- und MeubelAngelegenheiten immei vergessen. Ich hoffe, daß sie diese um desto ordentlicher besorgt.

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i i j . An Friedrich Blume. [Göttingen] 2 j März 3 1 . Mein theuerster Freund,, Daß Sie vor Ihrer Ankunft anschlagen, kann, wenn es auch 5 nicht nöthig ist, doch in mancher Hinsicht nützlich sein. Unsre Anschläge bestehen gewöhnlich in einem Queer-Octav- oder kleinen Quartblatt; oben drüber Commilitonibus humanissimis, oder wie man eben will, S.[alutem] D.[icit] der und der, und dann die Collegia, wie im Catalog. Darunter T a g des Anfangs 10 und, wenn es noch nicht bekannt ist, Auditorium. Sie werden wohl auch f ü r das Melden den T a g der Ankunft und die Wohnung angeben, wenn Sie nicht das hernach auf einem besondern Zettel beifügen wollen, wie man auch thut. Man macht bisweillen auch, wenn man fürchtet, daß die Studenten die Meinung 15 sonst nicht capiren, den Anschlag deutsch. Den T a g des Anfangs setzen Sie wohl am besten auf den Donnerstag in der allgemeinen Anfangs-Woche. Was die Auditorien anlangt: so hat Göschen fortwährend daran gedacht, aber für das eine Collegium noch keine Resolution 20 gefaßt. Von 1 1 bis 12 sollen Sie in seinem Auditorium lesen; von 10 bis 1 1 aber, w o er in diesem liest, schwankt er zwischen dem auch von Dahlmann f ü r einzelne Stunden gemietheten, was recht geräumig und hübsch und für 1 Louisd'or f ü r 1 Stunde täglich zu haben, auch nicht zu weit von Ihrer Wohnung ist. Näher 25 noch, und wohl auch wohlfeiler, aber lange nicht so hübsch ist ein andres, das ich auch in diesen Tagen besehen soll, damit Göschen nicht allein die Verantwortung habe, wenn es Ihnen mißfällt. Es ist dies ein übelberüchtigtes Auditorium, weil die drei demagogischen Docenten darin gelesen haben; Sie müßten ihm 30 erst wieder einen guten Namen machen. Ich bin, wenn das letztre nicht besser ist als sein R u f , f ü r das erstre; der Unterschied der Entfernung ist nicht sehr bedeutend.*) Daß unser lieber wackerer Rathjen wieder herkömmt ist mir eine große Freude, aber keine so große, als daß ich nun die 35

*) Ich vergesse den Schluß zu ziehn, nämlich daß Sie auf Ihrem Anschlage unten f ü r die Bezeichnung der Auditorien Raum lassen möchten; Göschen will es dann hineinschreiben.

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sichre Aussicht habe, Sie einige Zeit zu beherbergen. Kommen Sie nur lieber den i2ten als den x jten. Mein Bruder hatte vor, Ihnen seinen Besuch zu machen, aber wird wohl durch die Nacht so ermüdet und entmuthigt gewesen sein, daß er ein bischen Ausruhn allem Andern vorgezogen hat. 5 Von Herzen

Ihr

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n6. An Veter Wilhelm Forchkammer. Göttingen

9 Juni 1831.

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Hochgeehrter Herr Doctor, Gleich nach Empfang Ihres mir sehr erwünschten und lieben Briefes vom 31 May setze ich mich hin, um diesen und zugleich den vorigen von London zu beantworten, den ich damals gleich beantwortet hätte, wenn ich gehofft hätte, daß die Antwort Sie noch in London treffen würde. Ich erfahre durch Sie so viel Neues und werde durch Manches wieder so sehr in meine eigne Reisezeit zurückversetzt, daß mir schon dadurch das größte Vergnügen aus Ihren Briefen erwächst, und sie mir ein wahres Studium werden. Den Sarkophag bei Jo. Soane habe ich damals in einem Zimmer beim Brittischen Museum gesehn, wo er indeß aufgestellt worden war. Ihre Bemerkungen über die S e i in u n t i s c h e n Metopen habe ich nun mit der Zeichnung bei Thiersch vergleichen können, da wir das Englische Werk immer noch nicht hier haben. Der Unterschied in der Größe der Thiere des Gespanns tritt auch da hervor, und ich will Ihrer Erklärung der dn^vr} nicht unbedingt widersprechen, doch müßten sich dann wohl auch andre Unterschiede als die Größe nachweisen lassen, (wovon aber auch in Ihrem früheren Briefe Einiges bemerkt ist) Sollte es sich nicht dadurch erklären, daß man die equi funales von stärkerem Wuchs nahm als die jugales; wenigstens ist der de^ioaetgog (das beim ambitus um die meta den weitesten gyrus beschreibende Roß) von Sophokles deutlich als das kraftvollste bezeichnet. —

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D i e T h i e r s y m b o l i k der Griechischen Münzen ist allerdings noch ein sehr dunkler und wenig untersuchter Gegenstand; u n d es glückt keineswegs [immer], wenn auch o f t , d i e T h i e r e m i t dem Cultus der G ö t t e r in Verbindung zu bringen. Auf der andern Seite gebe ich gern zu, d a ß das bloße V o r k o m m e n des Thieres a m O r t e nicht zur Erklärung des Münzsymbols genügt. O f t mag eine Allusion an das Land, eine A r t Personification zulässig sein, wie ich mir denken möchte, d a ß bei den Aeginetischen xe^d>vatc die kleine felsige Insel selbst als eine Seeschildkröte gedacht w i r d — wenn der Gedanke nicht zu phantastisch ist. Sonst erklären sich grade die %elwvat , wie die Böotischen Schilde, durch die convex-concave, schildähnliche Form der Griechischen M ü n z e n , f ü r die kein Bildwerk passender w a r . O f t liegen d u n k l e Localsagen vor, wie bei dem geflügelten Eber auf den Klazomenisehen Stateren. Aber an Astrologie h a t mich doch bei älteren Griech.[ischen] M ü n z e n bisher Nichts erinnert, u n d ich bin auf Ihre Argumente u n d Beispiele begierig. G r a d e hierüber sind doch unsre historische Nachrichten zu wohl zusammenhängend, als d a ß m a n ein frühes Alter der Astrologie in Griechenland a n nehmen könnte. W a s den E i n f l u ß des Orients b e t r i f f t : so haben Sie gewiß recht: m a n soll seine Augen und O h r e n d a f ü r o f f e n erhalten, und keinen Vergleichungspunkt leichtsinnig übersehen; auch bin ich namentlich auf den Kleinasiatischen Handels- u n d C u l t u r w e g in den letzten Zeiten recht a u f m e r k s a m gewesen, u n d f ü r jedes dahin einschlagende F a k t u m so empfänglich als n u r die Anhänger des entgegengesetzten Verfahrens. N u r verlange ich natürlich immer eine wirklich charakteristische Übereinstimmung, u n d k a n n mich z. B. nicht entschließen, die Athenische Pallas der alten T e t r a d r a c h m e n Ägyptisch zu finden. (Ueber astrologische Gemmen, auch w o h l Münzen, ist in K o p p s P a l a e o g r . . . I I I . Manches.). Dies f ü h r t mich auf die C h a m p o 1l i o n s c h e n Untersuchungen. Es ist mir immer so vorgekommen, u n d w i r d mir nach Ihrer Erzählung noch einleuchtender, d a ß Champollion l.[e] j.[eune], so sehr ihm die Ägyptische M y thologie f ü r manchen N a m e n und die A u f f i n d u n g mancher stehender Attribute erkenntlich sein muß, doch eigentlich keinen Sinn und kein Geschick f ü r die Erforschung der alten Religion hat. Er legt ein auf französische Weise aus einigen nüchternen Abstractionen m i t einigen Kenntnissen aus den sciences exaetes zusammengesetztes System zum Grunde, ein System was mir beinahe atheistisch v o r k ö m m t , ganz ohne Leben und Individualität,

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und zwingt seine abentheuerlichen Göttergestalten hinein. Für Alles, was das Innre der Ägyptischen Religion beträft, stehen wir noch ganz in den Vorhallen; und zu einer Deduction der Griechischen Mythologie fehlen uns die ersten Anknüpfungspunkte. "Was aber das Äußre, Attribute u. dgl. betrift: so ist doch wahrlieh grade durch die neueren Entdeckungen das Ägyptische Pantheon dem Griechischen noch weiter weg getreten als vorher; und was Champollion für die Ableitung des Griechischen hie und da gesagt hat, ist mir immer sehr vag und phraseologisch vorgekommen, mehr hervorgegangen aus dem Bestreben, die Sache interessanter zu machen (was sie gar nicht bedarf), als aus einer auf das Einzelne gegründeten lebhaften Uberzeugung. Was Champollions Ägyptische Sprachforschung anlangt: so möchte ich nur wissen, ob Ch. [ampollion] eine rechte Vorstellung von dem organischen Leben der Sprache hat, um im Stande zu sein, aus dem gewiß sehr degenerirten, abgeschliffnen Koptischen, geleitet durch phonetische Hieroglyphen, die grammatischen Formen des Altägyptischen herzustellen. Ich muß gestehen, daß ich ihm seit einiger Zeit nicht mehr recht folgen kann, und seine Behauptungen von der Vollständigkeit seiner Entzifferungen sehr im Widerspruche mit den Gränzen finde, die z. B. Kosegarten eingesteht. Wenn Ch. [ampollion] uns nur Alles so darlegte, daß man die Mittel sich zu überzeugen und zu prüfen in Händen hätte. — Das Unägyptische des Zodiacus ist doch daraus sehr wahrscheinlich, daß, während Ägypten in allen andem Cultussymbolen und in seiner physischen Natur so eigenthümiieh ist, hier sich nichts von diesen Eigenthümlichkeiten findet. Und wie sehr unterscheiden sich auf dem Plafond von Tentyra die Zodiacalfiguren von allen andern wirklich Ägyptischen Sternfiguren. Ich bin hier ganz für das Chaldäische, die allmälige Erfindung des Zodiacus durch die Griechen, nach Vossens Weise, hat billig keine Anhänger gefunden.

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Haben Sic den trefflichen L e t r o n n e nicht kennen gelernt (sehen Sie ihn, so bitte ich Sie mich ihm angelegentlichst zu empfehlen), der gewiß unter allen Franzosen die gründlichsten 35 Kenntnisse und die unbefangensten Ansichten über die Geschichte der alten Astronomie hat. Was mag er wohl zu den Lettres von Reuvens sagen, die zum Theil sein System anfechten, wenigstens eine Stütze wankend machen; ich habe das Reuvenssche Buch über die Leydner Papyrus G G A N . 5 6. 9. April 1 8 3 1 . angezeigt, 40 aber freilich die Hauptsache Letronne überlassen müssen.

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9. J u n i 1831 Gleiches bitte ich bei R a o u l - R o c h e t t e , der Ihren Besuch gewiß freundlich aufnehmen wird; er legt auf die Meinung der Deutschen über ihn großes Gewicht, und ist, manche Schwächen abgerechnet, doch ein sehr kenntnißreicher und verdienter 5 Mann. Mir liegt noch ob, seine Orestéide hier anzuzeigen, wo ich im Ganzen mehr beistimmen kann als bei der Achilléide. P a n o f k a muß wohl im Umgang etwas Wunderliches haben; wie steht es denn jetzt mit seinem Verhältnisse zu Blacas? Kann man die Blacassche Sammlung in Paris zu sehen bekommen? Ger10 hard schreibt mir, daß der Jahrgang des Instituto von 1831 wohl ganz und gar in Rom besorgt werden würde, zunächst werde ein Rapport über die Canino-Vasen .erscheinen. Ich habe noch nicht einmal die zweite Hälfte von dem Jahrgang 1830. B r ö n d s t e d bitte ich mich angelegentlichst wieder zu emp15 fehlen; ich wünschte sehr Gelegenheit zu haben, mich mit ihm über Manches zu verständigen. Ueber seine Metopen-Deutungen habe ich mich zweifelnd äußern müssen in einem Aufsatz über die Basreliefs des Parthenon im 2ten Bande des Deutschen Stuart. Seine Auffassung der Giebelgruppen kenne ich nur aus der Vor20 rede zum 2ten Bande der Voyages im Allgemeinen, und sehe, daß er den Streit der Athena und Poseidon durch Ölbaum und Salzquell am Westgiebel festhält. Aber kann man in den Nointelschen Zeichnungen die Handlung der Athena, die Rosse des Wagens zu führen, verkennen, und ist dies der Mittelpunkt der 25 Handlung, was sollen denn Ölbaum und &dZaooa ? Haben Sie das Fragment N . 201 im Brittischen Museum beaugenscheinigt, das nach Br.[öndsted] die Füße des Poseidon enthalten soll. Nach meinen Notizen haben diese Füße Lederschuhe an, und sind durchaus nicht im Styl des Parthenon. Können Sie mir nicht 30 schreiben, worauf sich besonders Br. [öndsteds] Einreden bezogen; ich bin erbötig, zu ändern was ich nicht recht finde, und werde die Gelegenheit dazu benutzen. Ihre Notiz über den Ursprung des Gypsabgusses von dem Fragment des Parthenon mit dem E r o s ist mir sehr wichtig, und ich werde sie nächstens be35 kannt machen. Wußte denn der Monteur des Louvre, woher das Fragment war, und kannte ein Pariser Gelehrter seine Bedeutung, die unverkennbar ist, wenn man die Nointelschen Zeichnungen auf der K[önig]l. Bibliothek damit vergleicht? Könnte die Sache nicht in Paris völlig aufs Reine gebracht werden; das Fragment 40 ist doch viel wichtiger als das von Br.föndsted] entdeckte Kopenhagensche. Was die Flügel betrift, so kann ich mich nur auf

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9. J u n i 1831

meine Notizen von Stuttgard und Darmstadt verlassen; eine Zeichnung des Fragments habe ich nicht; doch meinte ich damals beide Flügel deutlich zu sehen. Der eine ist freilich etwas seitwärts gedrückt. Jenen höhern Bogen über der Figur, von dem Sie sprechen, erinnere ich mich nicht gesehn zu haben. Es wäre 5 schön, wenn Sie das Fragment, wovon Sie die ächteste Gestalt vor sich haben, publicirten, mit einer genauen Zeichnung, und allen Ergebnissen genauer Ocularinspektion. — Noch eine Frage; Ihr Hawkinfs] beim Brittischen Museum ist doch der Reisende, von dem Aufsätze bei Walpole stehn? Dann bin ich in England 10 falsch berichtet worden, daß er Alterthümer besäße. Die I n s c h r i f t e n werde ich in 2 Tagen an Böckh senden, die eine APXENE02 steht im Corpus Inscriptionum n. 22. um einige Buchstaben vollständiger; die andere kannte ich wenigstens nicht. Die D u r a n d s c h e Vasen- und Bronzesammlung habe 15 ich 1822 in Paris gesehn, doch soll sie sich seit der Zeit sehr verändert haben. Ueber einen mir sehr wichtigen Gegenstand hat mich Ihr lehrreicher Brief ohne Auskunft gelassen, über d i e M e t o p e n v o m T . [ e m p e l ] zu O l y m p i a . Sind sie noch nicht sichtbar? 20 Ich kenne darüber nur einen naturhistorischen Aufsatz von Geoffroy St Hilaire, und die Notiz, daß RKoch im Institut darüber gelesen. Ich habe schon vor Monaten ein Heft aus dem Archäol. [ogischen] Nachlaß von Völkel in Cassel drucken lassen, welches noch liegt, weil eine Kupfertafel dazu fehlt. Darin ist 25 eine Abhandlung über Tempel und Statue des Olymp, [ischen] Jupiter, mit einem Epimetrum von mir, wo ich Pausanias Aufzählung der Bildwerke am anticum und posticum dieses Tempels durch die Einfügung des Kerberos ergänze, so daß 12 herauskommen. Hat sich vielleicht von diesem Süjet irgend etwas erhalten? 30 Wird man überhaupt von den Arbeiten der Commission in Morea nicht bald etwas Genaueres erfahren? Ich wünsche Ihnen Glück zu der schönen Aussicht einer Reise nach Italien, die Ihnen bevorsteht. Könnte ich auch bald dazu gelangen! Ich hoffe sehr darauf, auf der Rückreise Ihre persön- 35 liehe Bekanntschaft zu machen. Verzeihen Sie die kleine und undeutliche Schrift dieses Briefes der Eilfertigkeit, mit der ich Ihnen antworte, und behalten Sie mich in freundlicher Erinnerung. Sein Sie versichert, daß alle Ihre Briefe in mir nur Dankbarkeit und Hochachtung wecken. Ganz 40 der Ihrige 156

COMüller.

3. A u g u s t 1831

xi 7. Von Friedrich Gottlieb Weicker. Bonn den 3. Aug. 1831. Dissen wird Ihnen schon gesagt haben, verehrtester Freund, wie sehr ich wünsche, daß Sie dem Rheinischen Museum künftig, 5 wie bisher, viele schöne Beyträge schenken mögen: und es würde mich besonders freuen, wenn ich recht bald einen Beweis Ihrer Gunst gegen das Museum und gegen mich erblickte. Wegen unseres Freundes bin ich stets in Sorgen, weil er mir vermuthlich geschrieben haben würde wenn er sich leidlich befände, geben Sie 10 ihm die beyliegende Ankündigung und grüßen ihn vielmals von mir. Ich werde in 10—12 Tagen auf 4 Wochen nach Wiesbaden gehn, weil meine Augen noch immer nicht taugen: daher verdopple ich seit vielen Wochen meine Vorlesungen und bin in 15 großem Ungerück. Ihr Handbuch der Archäologie hätte ich im Kunstblatt schon angezeigt, wenn nicht die Umstände stärker wären als ich. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie unterhaltend es mir war, bey Ihrem Buche in tausend, oft kaum ausgesprochnen Dingen An20 regung und Belehrung, mitunter auch Anlaß zum Zweifel und Widerspruch zu finden. Die vielen Jahre, die ich alt geworden bin, und ein unausgesetzter, mehr aus Liebhaberey als zu einem besondern Zweck unterhaltner Verkehr mit fast allem, was in diesem Fach geschrieben wurde, haben mich mit den wichtigen 25 Streitfragen in eine ziemlich genaue Bekanntschaft gebracht und mit recht vielen Kleinigkeiten, wie die Mosaiken solcher Darstellungen und Untersuchungen sie erfordern, versehen: und schon dieses, einen andern zu finden, der sich ebenfalls nach allen Seiten hin, nach manchen mehr umgesehen hat, ist eine seltene An30 nehmlichkeit. Besonders die Benutzung der neuesten Entdeckungen, die noch wenig in Curs gesetzt sind, muß in den meisten Fällen, bey übereinstimmenden Grundansichten, auf dieselben Resultate und Erweiterungen führen. Oft war es mir, als hätte ich die Mühe sparen können, Stellen der Alten zu den neuen 35 Denkmälern zu sammeln, Reisebeschreibungen auszuziehen, tausend Dinge zu combiniren und in Ordnung zu bringen, da Ihr Buch mir in so vielem meine Hefte ersetzen könnte. Aber in dieser mit so großem Fleiß zusammengestellten Masse von Notizen und Ideen, wozu viele beytrugen, dünkt es mir mit ziem-

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6. A u g u s t 1831 lieh viel Sicherheit die eigenen Bemerkungen und Erklärungen, die Sie nicht sparsam eingestreut und so gestellt haben, daß sie sich meist nur dem wohl Bewanderten zu erkennen geben, a b zufinden. Meine Ree. [ension] werde ich nun für das Rhein, [ische] Museum aufsparen, in das Kunstblatt aber mehr als einen A u f - 5 satz geben über einzelne Gegenstände, wie z. B. über die allegorischen Personen — indem ich an Ihr Buch anknüpfend meine Bemerkungen zusammenstelle. Daß ich dabey die Bestimmung eines Handbuchs nicht aus den Augen verliere, versteht sich von selbst. An Ihre Frau bitte ich meine Empfehlung zu sagen und Grüße 10 an die Freunde, die Sie wissen. Leben Sie recht wohl. Ihr FGWelcker. i i 8 . An Friedrich Thiersch.

IS Göttingen, den 6 August 183.1.

Hochgeehrtester Herr Hofrath, Ich sende diese Zeilen, welche Sie nach meiner Voraussetzung noch in München treffen sollen, nur deswegen ab, um auf irgend eine "Weise Ihrem gütigen Vertrauen zu entsprechen und mich für Ihre freundlichen Anerbieten dankbar zu bezeigen; sonst kann ihr Inhalt nicht anders als unbedeutend sein. So sehr ich mich selbst nach dem Anblicke von Griechenland sehne, und so sehr ich Ihnen die glückliche Kühnheit beneiden möchte, mit der Sie eine gewiß so bald nicht wiederkommende Gelegenheit ergreifen: so wenig würde ich den Boden von Griechenland mit bestimmten auf einzelne Punkte gerichteten Plänen betreten. Für Morea habe ich eben das treffliche Werk von Leake unter Händen, und wende viel Mühe daran, es mit frühern Arbeiten zu vergleichen, und deren Resultate dadurch zu berichtigen oder zu befestigen; es scheint mir, daß dadurch die Geographie des Peloponnes so weit geführt werden kann, als es die Kunde des Alterthums verlangt. E i n e Gegend, die noch nicht in das gehörige Licht gesetzt ist, ist die von Agio Isidorö, Zakari, Pegkini, am Mavropotamo (Anigros) hin, w o das T r i p h y l i s c h e P y 1 o s nach Strabon gelegen haben soll. Ich bin nicht mehr so entschieden dafür, wie, als ich über Orchomenos schrieb, daß das Neleische

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6. A u g u s t 1831 Pylos Homers das Triphylische und nicht das Mcssenische gewesen: aber um die Frage völlig zu entscheiden, wäre ein Plan der ganzen Gegend, wo jene Orte liegen, nöthig, und vor allem bestimmte Auskunft darüber, ob sich nichts von Ruinen, welche 5 Pyl.fos] Triph.[ylis] und der alten Stadt Chaa (bei Strabon) gehören könnten, ausfindig machen läßt. Aber ich kann mir denken, mit welchen Schwierigkeiten eine solche Localuntersuchung in einer fast unbestellten und wenig interessanten Gegend [verbunden] sein mag. — Ich bin nun auch begierig, welchen Ertrag 10 für die Alterthumskenntniß die franz. [ösische] Commission für Morea bringen wird, wovon man bis jetzt wenig vernommen; eines der Mitglieder, E d. Q u i n e t, hat mich auch zur Mittheilung von Anfragen aufgefordert, die aber keine befriedigende Lösung gefunden zu haben scheinen. — In A t h e n werden Sie 15 gewiß manchen herrlichen Fund thun, wenn es indessen so weit gekommen ist, daß die Akropolis von den Türkischen Hütten und Magazinen u. dgl. gesäubert wird; ich hätte indeß nur den bescheidnen Wunsch, genau zu wissen, wie viel Lagen von Quadern sich an allen Mauern des T e m p e l s d e r P o l i a s 20 oder des E r e c h t h e i o n auf der Burg finden, da von der Zähl und Höhe dieser Lagen die völlig sichre Erklärung der bekannten architektonischen Inschrift über diesen Tempel abhängt. Auch behaupten die Engländer in der neuen Ausgabe des Stuart, daß sich keine Spur des obern Fußbodens, welchen Hirt und 25 Böckh in der Erklärung jener Inschrift im Corp.[us] Inscr.fiptionum] im Tempel der Polias annehmen, finde, und ein solcher nicht stattgehabt haben könne: sollte sich nicht vielleicht darüber jetzt etwas an Ort und Stelle ausmitteln lassen? Sie sehen, verehrter Herr Hofrath, wie ganz unbedeutend die 30 Fragen sind, welche ich in diesem Augenblicke an Sie in Bezug auf diese Reise zu richten habe. Um so größer und lebhafter sind, so wie meine Erwartungen von den gelehrten Früchten dieses classical tour, so auch meine aufrichtigen Wünsche für Ihre Gesundheit, freundliche Aufnahme überall und glückliche 35 Gelegenheiten zu archäologischen Auffindungen und Entdeckungen. Der Himmel erhalte Sie unserm Vaterlande, und führe Sic schätzebeladen wieder in die Heimat zurück. Verehrungsvoll Ihr ergebenster 40 il

COMüller.

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19. A u g u s t 1831 119. Von Peter Wilhelm Forchhammer. Paris d. 19 Aug. 1831. Verehrtester Herr Professor Meine Abreise von Paris hat sich länger verzögert, als ich berechnet, und um Ihnen namentlich über die Olympischen Meto- 5 pen keine Nachricht schuldig zu bleiben, die ich von Paris aus in einem Briefe geben könnte, verschob ich meine Antwort und meine Danksagung für Ihren Brief vom 9. Juni, viel länger als mir sonst meine Freude über denselben erlaubt hätte. Bey der Weise, wie in Paris die Wissenschaft, namentlich die Archäologie 10 betrieben wird, beeinträchtigt durch unaufhörlichen kleinlichen Zank und durch Tausend Intriguen für persönliche Zwecke wird einem Deutschen zuweilen unheimlich; und Ihr Brief führte mich in mein Vaterland. Letronne sah ich leider erst den Tag vor seiner Abreise nach is Straßburg, Raoul Rochette traf ich leider zum erstenmal in Gesellschaft von Bröndsted auf der Bibliothek, und wurde ihm von letzterem vorgestellt. Mag ihn das stutzig gemacht haben. Es ist aber sicher nicht meine Schuld, daß wir uns nicht näher gekommen sind. Er ist freylich leicht erobert, wie ich jetzt, etwas spät, 20 die Erfahrung gemacht habe. Ich hätte gerne mehr von seiner Unterhaltung profitirt, und schätze seine Kenntnisse mehr als irgend eines von denen, mit welchen er mich in Beziehung auf persönliche Verhältnisse, die mich gar nichts angehen, vielleicht in eine Kategorie gestellt. Namentlich wäre einer ganzen Klicke 25 von Jüngeren eine Portion seiner Kenntnisse zu wünschen; daß er denselben nicht mehr Respect zu verschaffen weiß ist seine eigne Schuld, — und daß sich die ganze Archäologenschaft hier zankt comme des vieux enfans (sagt Herr Durand) ist unter aller Kritik. So leid es mir thut, mit R.[aoul] R.[ochette] nicht 30 mehr befreundet worden zu seyn, so wenig würde dieß die Ausstellungen an seinem Rapport beseitigt haben Panofka ist seit einiger Zeit auf dem Lande. Das Museum Blacas ist wahrscheinlich ganz nach England gebracht, verschlossen wenigstens schon und eingepackt seit der Revolution.... Ueber das Fragment 35 No 201 ist Br.[öndsted] jetzt selbst zweifelhaft. Die Füße desselben haben allerdings Sandalen ohne Rand. Merkwürdig aber ist doch die Uebereinstimmung in der Stellung mit der des Po-

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21. A u g u s t 1881 seidon bey Carey. Da Bröndsteds dritter Band bald erscheinen wird, so will ich lieber, als einen unvollkommenen Bericht liefern, um Erlaubniß bitten, denselben heute schuldig zu bleiben. Mein'Verhältniß zu Bröndsted verhindert mich, das Fragment 5 vom Fries zu publiciren, auch möchte ich nicht gerne an der Bearbeitung der Fragmente eines so herrlichen Denkmals Theil nehmen, ohne meine dubia gehörig zu begründen, oder mich ganz von ihnen befreit zu haben — wozu mir jetzt die Zeit fehlt. Nur ein paar Worte noch als Zusatz zu meiner früheren Be10 Schreibung. Ich glaube wenigstens früher nicht bemerkt zu haben, daß der Knabe (Amor) eine Chlamys trägt, die sich von der einen Hand hinter dem Rücken und den Hüften zu der andern Hand herumzieht und welche ich wohl bey geflügelten Genien auf Röm.fischen] Monumenten, aber nicht bey einem Amor be15 merkt habe. Der lange Stab, den er in der linken Hand hält, geht in ganz grader Richtung nach der Mitte des oberen großen Bogen, doch ist oberhalb seiner Schulter nur noch ein kleines Stück davon erhalten. Der Stab ist so g r a d e, daß er unmöglich den Bogen des Amor bedeuten kann. Ueber den Herrn Haw20 kins war ich im Irrthum. Der, dessen Sie erwähnen, soll allerdings eine Sammlung haben. Er lebt auf dem Lande. Der beim Britt.[ischen] Museum ist ein änderer. Die Durandsche Sammlung, welche Sie gesehen, bildet jetzt einen Theil der Sammlung des Louvre, früher Musée Charles X genannt. Die jetzige Samm25 lung des Herrn Durand (Vasen) ist bey weitem ausgezeichneter und übertrifft gewiß alles außer Italien Durch eine Empfehlung an Herrn von Kästner und Bunsen würden Sie meinen Studien sehr förderlich seyn und mich äußerst verbinden.

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Herrn Professor Ed. Gerhard. [Göttingen] 21 August 1831. Mein hochgeehrter Freund,

Ich wollte auf Ihren gütigen Brief vom 2 April gern mit etwas für die Zwecke des Instituts Brauchbarem antworten, habe aber 35 in dieser Zeit nichts Archäologisches produciren können, als eine

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21. A u g u s t 1831 Abhandlung für die Societät über die Canino-Vasen, zu der der Anblick der lithograpHirten Inschriften im Muséum Etrusque mich angeregt hatte. Ich habe dann einen Aufsatz in den GGA. drucken lassen, den ich Ihnen mitsende, wenn Sie ihn vielleicht auf irgend eine Weise für das Instituto brauchen können. Es fehlt hier freilich ganz die genauere Begründung und Ausführung; Einiges habe ich aus den Noten wenigstens an den Rand geschrieben. Eben da ich dies Blatt an Sie absenden will, erhalte ich über Hannover Ihre Excerpta Sententiarum, welche mich mit der größten Erwartung nach der Abhandlung der Annali erfüllen. Einiges stimmt merkwürdig mit meinen Sätzen überein; in Anderem sehen Sie natürlich genau bestimmte und geschiedene Vasenclassen, wo ich nur einen ganz allgemeinen Gesammteindruck habe. Ich kann nur nach den Inschriften urtheilen-, in denen doch gewiß das A t h e n v o r E u c l i d e s vorherrscht. Sie, mitten unter den Sachen selbst, lächeln vielleicht über uns H y perboreer, die wir auch mitreden wollen; aber, so überzeugt ich von der großen und nothwendigen Mangelhaftigkeit der Arbeit bin, so konnte ich mich doch bei Durchlesung des Muséum Etrusque nicht erwehren, fnein Interesse am Gegenstande auf irgend eine Weise laut werden zu lassen. Ich hoffe Ihnen nächstens sous bände einiges zusenden zu können, einen Aufsatz über die Reliefs des Parthenon für den Deutschen Stuart, der indeß das nur weiter ausführt, was schon in den Annali steht, und die Amazonen-Abhandlung in vollständiger Ausführung. Ich hoffe immer noch, daß Sie einmal der Erklärung derselben vollständig und ohne Rückhalt beipflichten werden. Ich habe dabei auf Ihre Gegenbemerkungen die verdiente Rücksicht genommen. Auch wird vielleicht die Abhandlüng de vasis Volcientibus bald gedruckt; doch muß ich auf jeden Fall vorher I h r e Abhandlung in den Annali gelesen haben. Gern möchte ich zu Ihrer Sammlung von notis variorum zu den Annalen etwas contribuiren, da in der That besonders die französischen Mitarbeiter eine nicht obenhin streifende Kritik in Anspruch nehmen, wenn ich nur dazu Zeit finden kann. Unser Göttingen regenerirt sich jetzt in manchem Betracht, und die jüngere Generation muß an allen öffentlichen Angelegenheiten der Universität mehr Antheil nehmen, woraus für mich vielerlei Geschäfte erwachsen sind. Unsre Bibliothek bewegt sich, solange Reuß lebt, noch in alter Schwerfälligkeit, und ich bin jetzt

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18. O k t o b e r 1831 grade g[anz] außer Verhältniß mit ihm; habe ich erst, was ich zu erlangen hoffe, einen eigenen Fond: so will ich einer der ersten sein, die auf Alles, was unter Mitwirkung des Instituts herauskommt, unterzeichnen. 5 Könnten die Druckfehler, die ich hier beilege, nicht irgendwo, etwa am Schlüsse der Annali von 1831 angezeigt werden; man glaubt doch seine Seele dadurch erleichtert zu haben, wenn auch Niemand darnach sieht. Würde mir nur bald einmal das Glück zu Theil, Sie sehen 10 und sprechen zu können; wie viel wollte ich von Ihnen in kurzer Zeit zu lernen suchen. Der Himfnel verleihe Ihnen Gesundheit und immer neue Kraft. Der Ihrige C O Müller. 15

Ich habe auch [vor kurzem eine ausführliche Anz]eige des 3ten u. 4ten Heftes Ihrer Antiken Bildwerke gemacht, welche indeß noch nicht abgedruckt [ist.]

121. An Peter Wilhelm

Forchhammer.

Göttingen 20

18 Oct. 1831.

Verehrter Herr Doctor,

Tausend Danksagungen für Ihren inhaltreichen Brief vom i9ten August 1831, besonders für die Mittheilungen über die Olympischen Reliefs, die ich gleich, Ihre gütige Erlaubniß voraussetzend, für eine Anzeige der Völkelschen Abhandlungen in 25 unsern G G A . benutzt habe. Ihre Einwendungen gegen die Metopen-Vorstellung haben mich schwankend gemacht, doch kann ich immer noch nicht davon lassen. Bei iä noXXä TCJV iqy oder ¿