Allgemeiner Briefsteller für junge Kaufleute [5., verbess. und ganz umgearbeitete Auflage, Reprint 2022] 9783112624609

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Allgemeiner Briefsteller für junge Kaufleute [5., verbess. und ganz umgearbeitete Auflage, Reprint 2022]
 9783112624609

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7)as ^1^7mira/i'/ii^e6du7e tn 77zu7vz

Allgemeiner

Wrteksteller für

junge Kaufleute.

Don

dem Verfasser des Berlinischen Briefstellers

für das gemeine Leben.

Fünfte verbesserte und ganr «mgearbeitete Auflage, mit einem Titelknpfer.

Mit

Königlich

Preußischem

und

Churfürstlich Brandenburgischem

allergnädigstem Privilegs.

Berlin.

Im Verlage bei I. W. Boike.

r Allgemeine Vorerinnerungeir.

i) Nöthige Briefsteller» Geschicklichkeit deS V liefe vertreten die Stelle mündlicher Unterhaltun«

gen, und sind schriftliche Mittheilungen unsrer Gedan, fen und Willensmeinungen an Abwesende. Wie nun Jedermann in den Fall kommen kann, sich Entfernten schriftlich mitkheilen zu müssen, so 'ist die Geschicklichkeit und Fertigkeit, Briese zu schreiben, von einer allgemeinen Nützlichkeit, von be, sondrer Nothwendigkeit aber für diejenigen, welche in häufigem Verkehr mit Abwesenden- stehen, und deren Berufs - und Geschäfts «Thätigkeit eine fort« dauernde Verbindung mit entfernten Geschäftsfreund den herbeiführt. Im gewöhnlichen Leben giebt es wohl wenige ©er werbe und Arten des Berufs, bey denen die Noth/ Wendigkeit, Briefe zu schreiben, so häufig vorkommen, «nd sogar einen Theil des Geschäfte« selbst ausmachen sollte, als im Stande des Kaufmanns. Darf man aber in Hinsicht dessen, was Jemanr des Amt und Beruf mit |Id) bringt, auch die gerechte Erwartung vorzüglicher Leistungen hegen, so bedarf es «riefst, für Kaust. A wohl

s

Allgemeine Dorerinnerungen.

wohl weder der Frage noch des Beweises: ob den Kaufmaniie eine vorzügliche Briefsteller.-Geschicklichkeb eigen seyn müsse? Setzen wir schon bey jedem Gebildeten voraus, daß er einen guten Brief schreibe, so darf dies eben so wohl von jedem Kaufmann erwartet werben, als er seinen Stand den gebildeten Ständen überhaupt zu« zählt und gleichstcllt, und als sein Stand vor vielen andern Ständen den Vorzug hat, mit der übrigen Welt, von der geringeren bis zur höchsten Stufe, auf eine unabhängiae "Weise, in mannigfache Berührungen und Verhältnisse zu kommen, welches seiner äußeren Ausbildung nicht anders als vortheilhafk, und für den Erwerb von Gewandtheit, Geschliffenheit und Lebens« klughcit, nicht ohne Erfolg seyn kann.

Man darf daher von dem Kaufmann eine brieft stellerische Geschicklichkeit doppelter Art verlangen; ein Mal, für den allgemeinen Verkehr des Lebens, so wie man sie von jedem Gebildeten erwartet; und zum Andern, eine besondre bricfstellerische Gewandtheit und Fertigkeit für den kaufmännischen Geschäftsverkehr. Zu diesen letzteren, den eigentlichen kaufmännischen Geschäftsbriefen, soll nun der kaufmännische Briefsteller Anleitung geben, und sich an den Briefsteller für das gemeine Leben, rveft cher die briefstcllerische Geschicklichkeit für den Lebens« verkehr im Allgemeinen abhandelte, in sofern «»schlier ßen, als auf die in demselben entwickelten allgemeinem Grundsätze und Regeln hingewiesen wird, sobald sie im besondern auch auf diese Geschäftsbriefe Anrvenr düng finden. 2) Wesent-

2) Wesentl. Eigenschaft. d. kaufm. BriefstylS. 3

s) Wesentliche Eigenschaften des kaufmänni» schen Briefsiyls. Wenn wir vom kaufmännijchen Briefstyl sprechen, so ist das nicht also zu deuten, als ob die Briefe der Kaufleute einen ganz andern Styl haben sollten, wie Briefe der übrigen gebildeten Welk. Sobald cs für Kaufleute keine eigen hümlick e kauf, Mannische Sprache giebt, so kann es auch keinen eig, neu kaufmännischen Briefstyl geben, da der guten Schreibart oder den Regeln des Styls nur die gute Art zu sprechen und sich auszudrücken zum Grunde liegt, wie das in der Einleitung zum berlinischen Briefsteller fürs gemeine Leben aus einan, der gesetzt worden. Weientltche Eigenschaften sind dem kaufmännischen Briefstyl nur in so fern beyzulegen, als der gewöhn, lich gute Briefstyl auf kaufmännische Geschäfte und Handelsangrlegenheiten angewandt wird, und als er die bey diesen Geschäften üblichen und oft unumgäng, lichcn Kunstausdrücke und Redensarten in sich auf. Nimmt. Der kaufmännische Briefstyl ist daher Nichts anders, als die gewöhnliche gute Schreibart auf kauf, männische Geschäfte angewandt. Für diese Art von Geschäftsbriefen haben wir nun jufirdcrsi den Grundsatz festzustellcn: 1) baß es für die Abfassung solcher Briefe keine besondern Regeln geben könne, welche nicht insgesammt in den allgemeinen Regeln über den guten Ge, sch m a ck und der äußren und i n n r e n W 0 h l, Anständigkeit in Briefen begründet wä, re«. Denn es läßt sich kein vernünftiger Grund den, ken, warum ein Kaufmann den Anfordrungen des gu, ten Geschmacks und der Wehlanständigkeit weniger A r unter,

4

Allgemeine Dorerinnerungen.'

unterworfen seyn dürste, als jeder andre gebildete und wohlgesittete Mensch. -) Was nun aber die Anwendung dieser allgemeinen Regeln aufden Geschäftsstyl in kaufmännischen Briefen betrifft, si» rrgicbt sich nach näherer Berücksichtigung des eigentli, chen Zwecks dieser Briefe: «) daß eine durchgängige Verstäub, lichkeit, wozu Deutlichkeit, Klarheit und Bestimmtheit des Ausdrucks und der Sätze gehören, in denselben vorzüglich herrschen müsse. Dieses ist um so nothwendiger, weil Mißverständnisse von sehr verdrießlichen und schäd, lichen Folgen seyn können, so daß gewöhnlich die Casse dessen, der solche Mißverständnisse veranlaßt, empfind, lid> dafür büßen muß. Es sind daher in Hinsicht der Deutlichkeit, die im berlinischen Briefsteller für das gemeine Leben Kap. r. Abschnitt i. Hauptst. i. ent, wickelten Grundsätze sorgfältig zu beobachten. Gegen diese Deutlichkeit wird in kaufmännischen Briefen noch häufig und ohne Noth durch den Ge, brauch ausländischer Wörter gesündigt. Die, ser Gebrauch schreibt sich aus früheren Zeiten her, und hat einen zwiefachen Ursprung; ein Mal, im sah schen Geschmack, da man vor Zeiten schön zu schreiben und Kenntnisse zu verrathe» glaubte, wenn man ans allen Sprachen Wörter und Redensarten entlehnte, die im Deutschen eben so kurz, bündig und bedeutend gegeben werden konnten. Daß dieser falsche Geschmack, und diese Zurücksetzung der Muttersprache, welche früherhin in der deutschen Schreibart überhaupt herrschend waren, auch in den Schreibstuben der Kauf, lenke Eingang gefunden hatten, darf uns nicht Wutt, der nehmen; wohl aber würde es für die fort, schreitende Bildung des Kaufmanns sehr Nachtheil!sprr,

a) Wesentl. Eigenschaft, d. kaufm. Briefsryls. 5 sprechen, wenn Kiese Ungebühr sich hier langer als in der übrigen gebildeten LLelt erhalten sollte. Ein andrer verzeihlicher Grund für den häufigen Gebrauch fremder Wörter liegt aber in der Entstehung und Ausbildung deS deutschen Hane dels selbst. Wenn man gleich den Deutschen nicht absprcchen kann, daß'sie »ach der großen Völkerwan­ derung, und sobald die gegenwärtigen europäische» Staaten sich zu bilden angefangen halten, den leva», tischen Handel im mittelländischen Meere unmitttlbar selbst betrieben, und daß sie ihre Schiffe nach Konstan­ tinopel, dem damaligen Miktclpuncte des Persischen und Ostindischen Handels, von der Ost- und NordSee aus gesandt haben; so ist doch dagegen nicht abzu­ leugnen, daß die am mittelländischen Meere gelegnen Länder diesen Handelszweig am stärksten betrieben, und für das südliche Deutschland die Hauptunterhändler gewesen sind. Auch hat die Verbindung Italiens mit dem deutschen Reiche,«seit der unter Otto dem großen geschehenen Erneurung des Kaiserthnms, diese Han, delsverbindung der Italiener und Deutschen gewiß sehr befördert. Wenigstens hat Otto Z. schon im Jahr 99S den Einwohnern von Venedig die Marktfreiheit in deutschen Städten zugcstanden. Italien war es auch, wo die aus Griechenland von den Barbaren Vertriebne» Wiffenschaften unter dem Schube der Mediceischcn Fa­ milie ihre erste Zuflucht fanden, und sich von dort wei­ ter hinauf nach Norden verbreiteten. Auch erhielt die italienische Sprache am frühesten ihre Ausbildung, und theilte die Ausdrücke, welche sie für den Handel er, funden hatte, denen mit, welche nach Italien han, delten, und vorzüglich den Deutschen, deren Sprache am längsten der Kultur entbehrt hak. So ging die italienische Terminologie in die deutsche Handelssprache über, und daher schreibt sich dann der Gebrauch der Wörter:

6

Allgemeine Dorerinnerungen.

SBJrter; adritlura, advis, agio, avarie, cambio, conto, giro, guverno, obligo, passato, risico, saldo, secunda, prima, sola, spese, Storno, transito, Valuta, vista ii. in.; welche sämmtlich theils tun italienisch, theils italiemichen Ursprungs sind. Hauptsächlich sind itar lienische Ausdrücke in Wechselgeschaften sehr üblich, und das kömmt daher, weil die Italiener, wenn gleich Nicht Erfinder der Wechsel, doch wenigstens diejenigen gewesen sind, die sich derselben zuerst am häufigsten 6ex dienten, und die Rechte derselben feststellten. Da fer, ner die Handclsangelegenhciten, und besonders die Wechselgeschäfte, einen wichtigen Gegenstand der Rechtsgeleku'samkcit ausmachen, so darf es nicht auf/ fallen, dau sich in der kaufmännischen Sprache auch juristischlaceiMche Redensarten vorfinden; wie denn im mittleren Zeitalter, als der deutsche Handel auf, blühte, die lateinische Sprache fast durchgängig die Schriftsprache gewesen ist. Was nun das Urtheil des guten Geschmacks über den Gebrauch ausländischer Ausdrücke betrifft, so fin, det auch hier das im Allgemeinen wieder Statt, was über den Gebrauch fremder Wörter im Driefstyl über, Haupt im berlinischen Briefsteller für's ge, meine Leben pag. ai - 24. ^festgesetzt worden. Ltemlich; Diejenigen Wörter, welche durch all, gemeinen und langen Gebrauch gleichsam einheimisch geworden, das deutsche Bür, gerrechr erhalten haben und allgemein bekannt sin d, müssen nur als gut de utsche angesehen u n d bey behalten werden; vor, zu gl ich wenn sie eine bestimmte Idee a usx drücken, weiche im Deutschen mit gleicher Bestimmtheit und Kürze nicht gegeben «erden sann. Aller übrigen hingegen muß man

s) Wesentl. Eigenschaft, d. kaufm.Briefstyls. 7 man sich billig enthalten. Ersteres erfordert die Deutlichkeit, und lchtcres die Achtung unsrer rei­ chen und vortrefflichen Landessprache. So würden z. B. die Wörter: abstrahiren durch: davon abstc, hen, adrittura durch: grades Weges, advistrcn durch: benachrichtigen, bonifirire» durch: vergütigen, Cambio durch: Wechsel, comptant durch: baar, decidiren durch: entscheiden, decurtiren durch: ab, ziehen, incurrent durch: nicht gangbar, Valuta durch: Werth, validiren durch: gelten, vista durch: Sicht, u. dergl. mehrere, eben so gut, kurz, deutlich und rein deutsch gegeben werden können; ob­ gleich schon viele derselben das deutsche Bürgerrecht er« halten haben, und also jur Abwechselung wohl mit, unter gebraucht werden können. Dagegen aber wäre es rathsain, diejenigen fremden Wörter, welche einen viclumfasscndcn Sinn haben, und die mit einem ein­ zigen deutschen Worte nicht gleichbedeutend und gleich, sinnvoll ausgedrückt werden können, unverändert bey, zubehaltcn ; wohin z. D. die Wörter Agio, aflecuri, ren, Bankerul, Faktura, Falliment, Hypothek, Obligation, vidimiren, Saldo, honoriren, indosst, ren, trassiren, Uso-, Usance-, Sola-, Prima-, Secunde-Wechsel u. s. w. gehören. Ueberhaupt be, nutze man fleißig, in Rücksicht der in Handelsangele, genheiten vorkommenden fremden und Kunstwörter, das weiterhin beygefügte erklärende terminologische Wörterbuch, nach Anleitung dessen man sich eben so wohl in den Stand gesetzt finden wird, für diejenigen fremden Wörter, welche gleich gut deutsch ausgedrückt werden können, den passendsten Ausdruck zu wählen, als auch diejenigen aus der ihne>« beygefügten Erklä, rung zu erkennen, welche lieber unverändert beyzube, halten sind. Wenn

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Allgemeine Worertnnerungen.

Wenn hiebey zugleich noch die Frage zu berück­ sichtigen seyn möchte: ob die bey behaltenen aus, ländischen Wörter mit deutschen oder la­ teinischen Buchstaben zu schreiben sind? —* so ist dieselbe in dem berlinischen Briefsteller für daS gemeine Leben dahin entschieden, daß sie, weil sie einmal mir deukschbürgcrlichem Rechte begabt worden, auch füglich die deutsche Kleidung tragen müssen. Da aber bey dem Kaufmann sehr viel auf Deutlichkeit und Be­ stimmtheit ankömmt, und die lateinischen. Schriftzüge eine größere Deutlichkeit geben, als die deutsche Cur­ rentschrift; so leidet die allgemeine Regel, nach wel­ cher man sich einer buntscheckigen Schrift enthalten soll, für die kaufmännischen Aufsätze eine billige Ausnahme. Diese ist nun dahin zu bestimmen, daß der Kauf­ mann in seinen Aufsätzen diejenigen Wörter, auf wel­ che viel ankömmt, als wohin die Eigen-Namen und die mit Buchstaben ausgedrückten Zahlen gehören, mit lateinischen Buchstaben wohl schreiben dürfe. Wenn er aber das darf, so ist nicht abzusehen, warum er nicht auch alle rein ausländischen Wörter, als: Prima, Sekunda, Usa, Usance, Saldo u. f. tt>. mit latei­ nischen Buchstaben schreiben sollte.' Müssen Handlunqsbriefe kurz und in so we­ nigen Worten als möglich abgefaßt seyn; jedoch der Deutlichkeit und Höflichkeit unbeschadet. Es ist be­ kannt, daß große Weitschweifigkeit nur Verwirrung anrichtet, daß Nebendinge, welche nicht zur Sache ge­ hören, die Aufmerksamkeit zerstreuen und wohl gar die Hauptsachen übersehen lassen, daß die Zeit dem Geschäftsmann edel ist, und daß er sie ungern bey Le­ sung unnützer Worte verlieren mag. o) Muß in dem Vortrage der Sachen eine schick­ liche Ordnung beobachtet, und das zu einem Ge­ genstände Gehörige in ununterbrychnem Zusammen­ hang

a) Wesentl. Eigenschaft, d. kaufm. Briefstyls. hange vorgctragen werden.

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Denn wird der Zusam«

menhang einer Sache durch fremdartige Einschiebsel unterbrochen, so werden die Verstellungen des Lesers

dadurch verwirrt und der Brief selbst unklar.

Hat

man über mehrere Geschäfte zn schreiben, so trage man «ins nach dem andern vor; nie mische und verbinde man verschiedene Angelegenheiten mit einander. Hin sicher zu gehen und nichts zu vergessen, bcziffrc man lieber die unterschiedncn im Briefe verkommenden Ge«

schäfte;

man hat dabey den Vortheil, daß man selbst

durch die Ziffer erinnert w>rd, nicht eher zu der folgen« den Angelegenheit überzugchcn, bevor bey der vorher« gehenden und eben abgehandelts» nicht alles zur Sache Gehörige gesagt ist. - Hat man Briefe zu beantwvr« ten , so folge man streng der in dem Briefe gctroffne» Ordnung der Gegenstände, beantworte einen Punkt

nach dem andern, und füge dann erst hintennach seine eignen Aufträge oder Nachrichten u. s. w. hinzu. ' d) Was endlich die innere Wohlan stän« d i g k e i t kaufmännischer Briefe, Hinsichts der zu be« vbachtenden Höflichkeiten und Titulaturen, betrifft, so bedienen sich Kaufleute unter einander je« nrr 'schlichten, höflichen unkd verbindlichen Sprache, welche die feine Lebensart unter gebildeten und gcsitte, ten Männern eingeführt hat, ohne »«nöthige Zierra« then und Uebcrladungen von glatten Worten und ge
wickelte, schwere, selten vorkommende Aufgaben zn lösen, leicht vergessen. Hat man dann, wenn ein solcher vergeßuer Fall vorkömmt, nicht gleich ein Rechen­ buch, welches das mechanische Verfahren Schritt für Schritt vorhält und in Erinnrung bringt, jur Hand,

jo sieht man sich in großer Verlegenheit. Darin kann aber niemals Jemand gerathen, der das Rechnen als eine Verstandesübung nach mathematischer Me­ thode getrieben, und sich in den ersten Anfangsgrün­

den der Algebra umgesehen hat. Hiezu kann Brodf Hagens Handbuch der theoretischen und praetische« Arithmetik, denen, die sich der Handlung widmen, sehr nützlich werden. Außerdem kann jungen, für die Handlung be­ stimmten Leuten nicht genug das Kopfrechnen, wel­ ches ja heutiges Tages in allen guten Bürgerschulen neben dem Tafel t und schriftlichen Rechnen getrieben wird, empfohlen werden; und sollten sie wirklich in Brügt. für Kaufl. B der

i8

Allgemeine Dorerinnerungen,

der Schule hiezu nicht angehalten worden seyn, so können sie dieses Versäumuiß durch eignen Fleiß und Uebung nachholen, wenn sie Biermanns Einleitung zum Rechnen im Kopfe, oder die gleichen Anweisun­ gen von Köhler, oder von Mayer benutzen wollen. C. Die Erdbeschreibung, und das in dop­ peltem Betracht: a) als Länder /, Staaten- und Ortsbeschreibung (Geographie); b) als Kennt­ niß der Kräfte der Staaten, ihres innren Zustandes und ihrer Production (Statistik)- ist dem Kauf­ mann eine ganz unentbehrliche Wissenschaft, sowohl zu seinem Gewerbe, als auch zur Führung seiner Kor, refpondenz. Denn wie will er seine Waaren aus der ersten Hand verschreiben, wenn er nicht weiß, unter welchem Himmelsstriche sie als Naturprodukte am besten erzeugt oder als Kunstprodukte verfertigt werden? Oder wenn er seine Bedürfnisse nicht unmittelbar bezieht, wie will er beurtheilen, wo er sie aus der nächsten Hand ha­ ben könne, wenn er nicht weiß, welche Länder und Ortschaften sich am nächsten liegen oder den leichtesten und vortheilhaftesteu Zugang zu einander haben? Wie will er beurtheilen können, von welchem unter meh­ reren Handelsplätzen und Handelshäusern, von welcher unter mehreren Fabriken am billigsten die Waaren bis zu seinem Wohnorte herbey geschafft werden können, wenn ihm die Ortsentlegenheiten fremd sind? Wie will er sich mit Versendungen von Waaren oder mit Ver­ schreibung derselben befassen, wie Frachtkosten berechnen und beurtheilen, wenn ihm unbekannt ist, welchen Weg der Waarentransport zu nehmen Hai, und welcher unter den verschicdnen Wegen der sichere oder kürzere oder wohlsiilere sey? ob der Land-oder Wassertransport in diesem oder jenem Fall Vorzug verdiene? und der­ gleichen Dinge mehr, wonach man seine Handelsun-

terneh.

3) Vorkenntnisse z. kaufm. Korrespondenzf.

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ternehmungen dirLgiren und seine Korrespondenz ein, richten muß. Ans Anführung dieser Einzelheiten ergiebt sich zu­ gleich, worauf der angehende Kaufmann beym Studio dieser umfassenden Wlffenschaft vornemlich zu sehen habe. Was die Natur Vorzugsweise in den verschiednen Landern hervorbringt, und was die Betriebsame keit und! der Kunstfleiß der Menschen hier mehr dort weniger erzeugt; das Handelssystem eines jeden Landes und seineHanbelsvcrbindungen mit andern Län­ dern ; die politischen Verhältnisse der Länder gegen einander und die daher entstehenden größeren oder ge­ ringeren Begünstigungen, welche die Einwohner frem­ der Länder in Hinsicht des Handels genießen ; die Lage der Meere und der Lauf der schiffbaren Flüsse; dieBeschaffenheit der Land-, Fracht- und Kunst-Straßen; die größer» und kleinern Marktplätze für,jede Art non Waaren; die Häfen und die am Wasser bequem gele­ genen Haupthandlungs-Orte; der Verkehr dieser Ort­ schaften mit andern; die Lasten und Freiheiten, welche den Handel in manchen Ländern und Orten bedrücken oder begünstigen; Zölle, Manchen, Gcleitsgelder; die zur Erleichterung des Handels bestehenden Banken, ihre Einrichtung und Solidität; die Verwaltung der Polizey und Justiz in Handelsangekegenheiten; der Zustand der Posten u. s. w. — das sind die Haupt­ punkte, worauf der dem Kausmannsstande sich wid­ mende Jüngling bey Erlernung der allgemeinen Staa­ ten, und Länder-Kunde zu sehen hat. Da aber diese Gegenstände beständigen Abänderungen unterworfen sind, so darf auch seine Aufmerksamkeit auf dieselben, so lange er Kaufmann bleibt, nicht erkalten; vielmehr muß jede Neuerung und Veränderung nach ihrem Ein­

tritt wohl angemerkt werden, damit seine geographi­ schen und statistischen Kenntnisse neu und brauchbar D 2 blei-

öo

Allgemeine Vorerinnerungen.

bleiben. Es sey hiermit nicht gesagt, daß er die übri, gen Gegenstände, worauf der Geograph in seinen Be, schreibungen Rücksicht nimmt, z. D. die historischen und literarischen Theile dieser Wissenschaft ganz vernachlässigen soll; das wird er nicht können, ohne sich einer Zierde ji| berauben, die ihm und seinem Stande angemessen ist. Aber diese Theile interessiren ihn mehr als Welt- und Staats.-Bürger; jene hingegen gehen ihn zunächst als Kaufmann an. Was die Beschreibung fremder Länder überhaupt betrifft, so ist es ihm zwar erlaubt, sich mit einer all­ gemeinen Kenntniß derselben in Hinsicht auf die vor­ angeführten Punkte zu begnügen; aber in Betreff des Landes, worin er selbst lebt, lind der angrenzenden Staaten, vorzüglich Rücksichts der Städte und Landschaftrn, wohin seine Handelsverbindungen reichen, muß diese feme Kenntniß so genau und vollständig als möglich seyn. Hier muß er in die kleinsten Umstände eingehen; muß die den Handel und alle Gegenstände des Handels betreffenden Landesgesetze und Provinzial­ einrichtungen genau kennen; muß mit dem Zoll- und Accise-Tarif eben so bekannt seyn, als ein Zollbeamter; muß von den inländischen Manufakturen und Fabriken und deren Niederlagen, so wie von dem Poflkutse und Posteinrichtungen und dergleichen, die genaueste Kenntniß haben; und das alles, nicht nur des eigenen Bortheils und Verkehrs willen, soildern um auch seinen Handelsfreunden auf Erfordern über jene Gegenstände die sicherste und beste Auskunft geben zu können, so wie er über das Verhältniß aller dieser Dinge in entfernten Gegenden wiederum durch seine Hanveksfreunde am zuverlässigsten die ihm nöthigen Nachrichten erhält. D) NächstdeM kann der Kaufmann einer aus­ führlichen Kenntniß der kaufmännischen Ter-

mino/

3) Vorkenntniffe z. kaufm. Korrespondenzf.

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minologie ober bet in die Handels/ und kaufmän, nische Geschäfts, Sprache aufgenommenen Knnstwör, ter durchaus nicht entbehren, theils um sich fehlen @e< schäftsfreunden kurz und verständlich mitzutheilen, theils nm deren gegenseitige Mittheilungen, Briefe und Han, belsnachrichcen zu verstehen. Da nun ein junger Mensch, der sich der Handlung widmet, diese kauft Wännischen Geschäfts- und gleichsam Kunst-Ausdrücke erst langsam und mit der Zeit bey vorkommenden Ge, legenheiten und aus dem Gebrauch kennen und deren Sinn verstehen lernen, aber auch leicht zu Anfang mis, deuten würde, bey ihrer Anwendung aber denselben umfassendere oder eingeschränktere Bedeutungen beyle, gen könnte, als sie nach ihrer Abstammung und dem kaufmännischen Sprach gebrauche haben; so lassen wir eine ausführliche Erklärung dieser im kaufmännischen Verkehr üblichen Kunstwörter hiernachst folgen, und machen es jungen Handelsbeflißnen zur Pflicht, dieses kleine Wörterbuch recht fleißig zu lesen und sich mit dem eigenthümlichen Sinn und Wortverstande, dieser Kunstwörter bekannt zu machen. Zugleich kann es ihnen aber auch als ein Verdeulschungs, Wörterbuch in allen denen Fällen dienen, wo (wie im rten Abschnitt, Abtheil. 2. unter a) gelehrt worden) unbedenklich in der Correspondenz gleichbedeutende rein, deutsche Airs­ drücke an Stelle fremder Wörter gewählt und ge# braucht werden können.

Erklärung der vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter, welche im Land - und Seehandel, so wie bey Handlungsgeschästen überhaupt, vor­ kommen.

^bedeutet i) als Ziffer gebraucht: eins, 2) »»Rechnungen: zu oder für, z.B. »Pfd. 4Är. 3) in französischen Courszetteln: Geld (argem), 4) im Trattenbuche, zur Seite eines copirtea Wechsels: acceptirt. Abandonniren (faire abandon), versicherte Schiffe oder Waaren an die Versicherer gegen Empfangnahme der versicherten Summe abtreten. Sol» chcs Abandonniren findet statt: 1) wenn der Verlust eines Schiffes oder seiner Ladung als Thatsache ent# schieden, oder die beschädigte Waare zwar ans Land gebracht (geborgen), jedoch in einem solchen Zustande ist, daß sie der Eigenthümer, auch mit dem. Ersah der ab­ geschätzten Beschädigung," nicht als sein Eigenthum anr nehmen mag; 2) wenn nach Ablauf einer in den Ge­ sehen oder durch Seeusanzen bestimmten Zeit (gewöhn­ lich 3 bis 6 Monat für eine Reise in Europa, und 12 bis ig Monat außer Europa) keine Nachricht von dem Aufenthalte und Zustande des Schiffes eingrht, so for­ dert der Versicherte von seinem Affekuradör die Bezah­ lung, und tritt ihm dagegen alle Rechte und Ansprüche auf

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter,

rz

auf die versicherte Sache nut freu dazu gehörenden Do, kttmenten ab. Ab geb en, von Wechseln gebraucht, so viel als trassieren, auf lemand ausstelleu. Ablaufen, der Wechsel ist abgelaufen, heißt: die Zeit feutcv Bezahlung ist cuwtrctcn. a. c. t abgekürzt für anni currentis, laufenden Zahres. Acceptir en, annehmen ; Acceptation, Annahme; dles geschieht, wenn der Kaufmann einen auf ihn gezognen oder auf ihn lautenden Wechsel, Lurch seine eigenhändige Unterschrift, mit Beyfügung des Wortes „angenommen" und noch bester mit gleichzeitiger Angabe der Summe, für gültig aner, kennt, und sich zur Einlösung des Wechsels am Ver­ falltage verpflichtet. Man schreibt z. D. queer durch oder unter den Wechsel: „Einhundert Thaler Crt angenommen N.N.

Wer solcher Gestalt einen Wechsel aeceptirt, heißt Acceptant, und muß für die angenommene Sum­ me aufkommen. a Como, auf Rechnung,^ auf Abschlag. Accor dir en, i) sich vereinigen, sich mit Gläubigern oder Schuldnern setzen; r) Rechnungen gegen emandcr vergleichen; z) sich über den Preis einer Sache einigen. Acquit, Quittung. Das französisch auf die Rückseite eines Wechsels, oder unter eine Rechnung Geschriebene „pour acquit", sagt eben so viel, als das deutsche: „Inhalt oder Zahlung empfangen". Actien, Actien handel. Wenn die Kräfte eines Einzelnen zur Ausführung einer vortheilha.fteu Speculation, Anlage, Unternehmung u. dergl. nicht hmrclchen, so vereinigt der zu erwartende Gewmn leicht.

24

Erklärung

Mehrere zu diesem Zwecke. Findet sich eine solche Gesellschaft zusammen, so wird zuförderst ausgemacht, in wie viel gleiche Theile (Aclien) daS zu der. Unternehmung erforderliche Betriebs»Cape, rat getheilt, oder wie groß oder klein eine Aktie leicht

gemacht werden soll. Mit solchen bestimmten Summen kann man dann der Gesellschaft beytreten. Ist z.B. dieActie auf 500 Nthlr. festgesetzt, und es zeich­

net oder zahlt Jemand diese Summe einfach, von dem sagt man: „er hat eine Aktie; wer doppelt so viel giebt, hat zwey Aktien, u. f. w. Zuweilen

werden auch halbe und viertel Aktien beliebt. Die von der Gesellschaft oder durch die Repräsentanten und Vorsteher derselben ausgcferrigte Bescheinigungen über die eingezahlren Summen werden ebenfalls Aktien genannt; und sonach hat dieses Sßoi't die dop­ pelte Bedeutung, sowohl der gezeichneten oder gezahk ten Summe, als auch des über jene Summe ausger fertigten Dokuments. Der Eigenthümer von Aktie»

heißt Aktionär.

Mit dem Schlüsse jeden Jahres

wird der reine Gewinn, den eine solche Unternehm mung aöwirfe, ausgemittclt, und unter die Aktionaire »ertheilt. Dieser zu vertheilende Gewinn wird die Dividende genannt. Entsteht aber Verlust, so tragt der Acrien; Inhaber vcrhältnißmäßig eben so gut de» Schaden, als er sich des Vortheils zu er­ freuen hatte. Nach Maaßgabe des Gewinns oder Schadens, den dergleichen Aktien geben, finden sich für sie Käufer zu mehr oder weniger, als die Einlage betrug; und insofern sie beym Verkaufe theurer oder wohlfeiler abgeiassen werden, heißt es: die Aktien steigen oder fallen. I» bedeutenden Handlungsptätzen, wo große Handlungs-Compagnie» sind, wird mit den Aktien ein eigner Verkehr, der Aktien Hand ei, getrieben, indem man bey'nützli­ che»

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter,

sz

chen Conjuncturen Aktien niedrig einkauft, itm sie unter günstigen Umständen mit Vortheil wieder zu verkaufen. Adresse, i) Gewandtheit, Geschicklichkeit; 2) die Aufschrift eines Briefes, 3) der Name oder die Firma einer Fabrik oder eines Handlungshauses; 4) bey Wechseln, a) die ans der Secnnda befindliche Nachricht, bey wem 6ie Prima abzufordcrn; b) der von dem Aussteller selbst oder von einem der Judos/ senten gemachte Vermerk, wo der Wechsel präsentirt werden könne, im Fall der Gezogne ihn zurückwcisen mögte. Diessr Vermerk wird ganz kurz auf dem Wechsel mit den Worten gemacht:

„ tt-thigenfalls bey ds, N. für KW.** und heißt die Neb eiradr'esse, Noth adr esse, (adresse au besoin) re. Adrittura, unmittelbar, grades Weges, ohne Vermittlung oder Beyhülfe eines Spediteurs. Ad vis, Nachricht; bey Weckselgeschästen der/ jenige Brief, weicher die Anzeige enthält, daß ein Wechsel von einer namentlich angegebnen Summe zu einem bestimmten Zahlung-/Termin gezogen worden. Langt dieser Avisbrief an dem Orte seiner Bestim/ mung nicht an, und in dem vorkommenden Wechsel, stehl': „laut Ad vis", so dckrf der Bezogne nicht acceptircn. Agent, der Commifsionair oder Ge/ schaftsträger von öffentlichen Instituten, Privat/ und fürstlichen Personen; in welchem letztgenannte» Verhältniß ein solcher auch Hofagent und. Hof/ factvr genannt wird. Agio, Aufgeld; der Mehrwerth einer Münz/ forte gegen die andre. Das Agio wird nach Pro/ reuten, berechnet, und hängt von Zeirnmftänden, Svoculationen, von dem mehr oder minder Vorhay« den/

s6

Erklärung

den, und Gesuchtsey!» der gegen einander auSzuglci, chenden oder umzuschenden Münzen nb.. Da diese Umstände leicht zum Wucher Veranlassung geben, so haben auch die von Agio abgeleiteten Wörter: agioteur, agiotiren, Agiotage, einen anstößigen Sinn, als: Wcchselwuchrer, Wechselwuchcr treiben u. s. w. Agnosciren, bekennen, anerkennen, daß Et, was das sey, wofür cs ausgegeben wird. Es ist die Folge von dem Ricognosciren, besehen, und steht dem Diffilircn, ableugncn, entgegen. Man sagt: seine Unterschrift agnosciren, einen Wechsel agnos, circn. Aichen, eichen, heißt: hölzerne, metallne, glä, ferne Gefäße oder Maaße, zum Zeichen ihrer Rich, ligkeit und zweckmäßigen Beschaffenheit, mit einem obrigkeitliche» Zeichen versehen, einbrennen oder stem, peln. Maaße werden geaicht, Gewichte ad, justirt, beyde gestempelt; und es ist ein Ge, genstand der policcilichen Aufsicht, daß Kauf, und Handelsleute mit dergleichen approbirtey Maaßen mess sen und mit dergleichen Gewichten wägen. Zur Prü­ fung neuer Maaße und Gewichte sind besondre Ei, chungs > Commissionen angeordnek. Al Marco, ein aus dem Münzwesen in die Handlungswissenschaft übertragener Ausdruck, um eine Anzahl ausgemünzler Stücke im Ganzen nach dem Markgewicht damit zu bezeichnen. Kauft man z. B. Dukaten al marco, so heißt das: die Duka­ ten nicht nach dem Präge, und Nenn, Werth ihrer einzelnen Stücke, sondern nach dem wirklichen Gold­ werth, welchen eine ausgemünzte Cöllnische Mark von diesen Goldstücken enthalten soll, cinhandeln. Da nun 67 Stück Dukaten grade eine Cöllnische Mark wiegen sollen, so kaufe ich beschnittene und leichte Dukaten wohl 6g, 70 und mehrere Stück al marco, d. h. >ch

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 27 ich bezahle sie nach ihrem eigentlichen Goldwerthe, die Mark zu 67 Dukaten gerechnet. Wird ungr, münztes Silber oder Gold al marco (nach dem Ge, wichle) verkauft, so wird sein innrer Werth nach dem Course gegen gemünztes Geld berechnet. Alonge, Hülfszettel, wird dann nöthig, wenn die Rückseite eines girirtcn Wechsels nichrRanm genug darbietet, um sämmtliche Indossements zu fassen, in diesem Fall pflegt ein Zettel für die folgenden Indessen, ten angeklebt zu, werden, welcher jenen Namen führt; und dix Vorsicht erfordert, daß eine Zeile des Judos, semcnls halb auf den Wechsel, halb auf das angeklebte Blatt geschrieben werde. al pari ober Pari, wenn der Cours oder Werth zweycr an sich verschiedenen Münzsorten in der Art gleich stehen, daß kein Aufgeld darauf Statt fin, bet, so nennt man dieses Verhältniß das Pari. Alter Styl. Dis zum Anfänge des iz Jahr« hunderts hatte man in Europa nach dem alten Julia, Nischen Kalender gerechnet, da. dieser aber im Jahre 1700 um ii Tage von der astronomischen Zeitrechnung abwich, so wurde der Gregorianische oder Neue Ka, lender cingeführt. Rußland behielt jedoch den alte» Kalender bey, und datirt nunmehr ir Tage später als die übrigen Länder. Dies bemerklich zu machen, sagt man z. B.: am taten Januar alten Styls; und will man zugleich den Datum des neuen Styls dabey,.an, zeigen, so setzt man beyde untereinander, nemlich: d. it Januar, s. Styl. Alterum tantum, noch ein Mal so viel. Achse, Waaren zur Achse d. h. zu Wagen kommen lassen; per Achse ist undeutsch. A m 0 r t i si r c n,Wr ungültig erklären, f. Mor, tificiren. Anthal,

98

Erklärung

Anthal, ein ungarisch Weingefaß von 43?! Set# lini|d)en Quarten. Annuitäten, Zeitrenten, sind jährliche Einkünf, te, die man nur mährend einer bestimmten Zeit oder An­ zahl von Zähren beziehet, innerhalb welcher man das dar# geliehene Capital sammt den darauf fallenden Zinsen dergestalt empfängt, daß man von beyden, ein Jahr ins andre gerechnet, gleich viel bekömmt. A n t i c i p i r e n, vorweg nehmen. Einen Wechsel antieipiren heißt: ihn vor der Verfallzeit bezahlt nehmen.

Appretiern, bereiten; Fabrikaten Appretur geben, heißt: ihnen durch glätten, pressen, gummiren 11. dergl.eiu glänzendes Ansehen.verschaffen. Arbiträren, im Wege der Vergleichung und Rechnung herausbringen, über welche von mehreren Handlungsorten es am vortheilhaftesten sey, bestimmte Zahlungen zu machen und zu empfangen. Zu dieser Ausmittelung ist erforderlich, daß ich den Geldwerth meines Orts gegen andre Orte genau kenne und von den gleichzeitigen neusten Wechselcoursen der verschied« nen Handlungsplätze genau unterrichtet sey. Diejenigen Rechnungen nun, durch welche ich ermittle: ob es mir vortheilhafter sey, mein Guthaben von einem, andern Platz durch direkte Tratten einzuziehen, oder vielmehr dadurch, daß ach von demselben Platze Rimessen auf einen dritten Ort cvmmittire; so. wie im Fall der Schuld, ob es vortheilhafter sey, zur Bezahlung der­ selben direkte Papiere zu remittiren, oder ob es mehr Nutzen bringe, wenn ich andere Papiere dahin zur Negociation sende, werden Arbitrage > Nechnun gen genannt. In neuster Zeit sind diese Derechnungen durch H. Schinz vollständige Wechsel-Tabellen. Zürich

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

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Zürich bey Orell L-Füßli 182t. *) sehr abgekürzt und erleichtert worden. Aß, sind Theilchen des Gold / und Silber/Ger Wichts; die (£611. Mark Hat4z;r Holl. 2(0, der Du/ kitten folglich 64^1, so daß der Mangel eines 2lß am # Dukaten zu 1 Gr. Gold gerechnet wird. Assccuranz (assurance), Versicherung; diese findet mittelst eines schriftlichen Colttraktes, die 2lsse/ tu ranz/Police genannt, stakt, worin der Versi/ cherer gegen eine gewisse Prämie sich verbindlich macht, den Verlust und Schaden, welchen die vcr/ sicherte Sache während einer bestimmten Zeit erleiden mögte> dem Versicherten zu ersetzen. Dergleichen Der/ sichernngs - Geschäfte werden entweder von einzelnen Personen, Assecuranren, Ässccuradör, oder von gesellschaftlichen Vereinen, A sse c u r a n z- C 0 äi/ pagnien oder Societäten, betrieben, und wer/ den nach den Gefahren, gegen welche sie Versicherung gen übernehmen, benannt. So giebt es Sc er Asse/ k« ranzen, gegen die Gefahren, welche Schiffe und Sachen während einer Seefahrt erleiden, Fluß/ und Land fracht / Assecuranzen, Versicherungen gegen Feuersgefahr oder Feuersocieeäten, Hagelschaden /, Gesellschaften, Leben/ Versieh erungs/Änstalten u. s. w. Die Prä/ Wien werden Procentwcise nach den versicherten Sum/ men berechnet und gleich bey Zeichnung der Police 6c/ zahlt. Wen» solche Assccuranz wieder von einem an/ dem assecurirt wird, so heißt das: Reassuranz. Geschieht die Assccuranz nur auf den Boden und Kör/ per des Schiffs, wozu jedoch auch alles wesentliche Zubehör des Schiffes sammt dessen Ausrüstung gehört, s» *) und I. S. G. Otto'S Münz < WechselcourS und Att bttrage - Tabellen :c. Berlin bey F. A. Herbig 1822.

30

Erklärungen

so nennt man das eine Assekuranz auf Casco. Der Versicherte bleibt in der Regel Eigenthümer der versicherten Sache, und muß bey Gefahr zur Rettung derselben sein Mögliches thun; jedoch kann er sie in gewissen Fällen abandonniren, d. h. sie dem Versichcrer für die Assecuranz.'Summe überlassen, f. abanr donniren. Ein Assecuranz-Contrakt muß gehalten wer/ den; es findet aber das Risto rno d. h. die Aufhe« bung oder der Rückgang desselben unter folgenden Um­ ständen statt: i) wenn ohne Schuld des Versicherten mehr als ei» Assecuranz - Conrrakt über einen und deck selben Gegenstand geschlossen worden, in welchem Fall der spätere ri störn irr; 2) wenn der Versicherte die Unternehmung aus erheblichen Gründen einstellt ob ei' durch Zufall daran verhindert wird; z) wenn ein schon beladenes Schiff wegen widriger Winde oder andrer Umstände von der angetretnen Fahrt zurück­ kehren , ausladen und die Reise aufgcben muß. Wird aber dem Versicherten aus dem Contrakte ein Schade vergütet, so wird die Versicherung für beendet gehak­ ten und ein Ristorno findet nicht statt. Die.Folge des Ristorno ist, daß die schon bezahlte Prämie nach Abzug eines halben Procencs zurückgegebc» wird. Assignation, Anweisung, ist ein offner Brief, worin ich (der Assignant) meinen Schuldner (den Assignaten) anweise, eine bestimmte Summe an einen dritten (den Assignata rius) zu bezahlen. A ssignaten, ein im Anfänge der französische» Revolution im Umlauf gewesenes, späterhin abge­ schafftes Papiergeld, das zuletzt gar keinen Werth hatte. Attestiren, bescheinigen, bezeugen. Zeugniß; Attestat ist gleichbedeutend.

Attest,

Auktion

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 31 Auktion, Ausruf, öffentlicher Verkauf, Ver­

steigerung an die Meistbietenden; ni ren, dem Meistbietenden öffentlich Aufbringen, ein Schiff, d. See anhalten und nach einem Hafen

daher auktio,

feil bieten. h. cs auf offener bringen, wo es

nach geschehener Untersuchung entweder frey gegeben

oder wcggenommen (confiscirt) wird. Auflage, im Buchhandel. Ein Buch wieder auflegen, d. h. neu drucken lassen; daher neue Auf, tage, und starke oder kleine Auflage, je nachdem die Anzahl der neugedruckten Exemplare groß oder klein

ist. Die Auflage hat sich vergriffen oder ist vergriffen, heißt: es sind keine Exemplare mehr davon vor­ handen.

Ausschnitthandel, der Detail- oder KleinHandel mit Tuch und andern Zeugen. Aus treten, sagt man von einem Kaufmann, der seine Zahlungen einstellt und aus Furcht vor den

Verfolgungen seiner Gläubiger, und seiner persönlichen Sicherheit wegen, sich von seinem Wohnorte entfernt. Aval, die französische Unterschrift (Bürg,

sch a ft s - Note) unter einen Wechsel, durch welche man sich verpflichtet, den Betrag dieses Wechsels zu zahlen, im Fall der Bezogene nicht zahlen kann oder will; diesen Zweck erfüllen die unter den Wechsel ge, setzten Worte: pour Aval, oder pour servir ei'Aval,

nebst zugefügten Name» oder Firma, und sagen so viel als das deutsche: verbürgt durch

N.N.

Avance, Avanz, 1) der Vorschuß, den man Jemanden macht; 2) der Ueberschuß oder Gewinn, den man in seiner Handlung nach gezogner Bilanz des Hauptbuches vorfindet. A v a n c i r e n, Geld vorschießen,

in Geschäften

Gewinn machen.

Avers

32

Erklärüng

Avers, die Vorder, oder Bild, Seite einer Münze. Aviso, Advis, überhaupt jede Nachricht, die «in Kaufmann in Handlungsangelegenheiten dem an, der» ertheilt; besonders aber i) der Bericht, den ein Commissionair seinem Commitkentcn abstattet, daß sein Auftrag vollführt und die bestellte Waare abgegangen sey; 2) die Nachricht, welche der Committent oder dessen Commissionair dem Spediteur über die zu er, wartende Waaren, und wie mit denselben verfahren werden, soll, geben; 3) die Anzeige des Wechsclge, Hers, Trassanten oder Assignanten an den Dezogucn, Trassaten oder Assignaten. Avisiren, Advis, Nachricht geben; der Brief) wodurch dies geschieht, heißt: Advisbrief. ä Vista, «ach Sicht, #uf Sicht, Ansichtdieses, B bedeutet auf Cour-zetteln: Briefe; B° Bank­ werth, Bankgeld; Btt0 Brutto. Ballen, 1) eine unbestimmte Quantität vcr, packter und mit Packleinen, Matten u. dergl. .um, hüll ter (emballirrer) Kaufmannsgüther; im Gegen, satz von Kisten, Fässern u. s. w.; 2) eine bestimmte Menge, z. B. ein Ballen Papier von 10 Rieß, rin Ballen Tuch von 12 Stücken zu 30- 32 Essen,

u. s. w. Ballenbinder^ ein Mensch, der das Embal, liren der Güther besorgt. Dank, in der Schiffersprache eine feilte ©teste, wo sich der Sand angehäuft hat und den Schiffen gefährlich wird. Bank, Banco (banque), bezeichnet Anstalt ken, in welche Geld und Gcldeswcrth zu bestimmte« Zwecken in sichre Verwahrung gebracht werhcn kön, Neu. Sind solch« Anstalten vom Staate selbst oder unter

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 33 unter Autorität ünb Garantie desselben errichtet, so heißen sie öffentliche und Staats-Banken; Privat-Banken hingegen, wenn sie nurvonPri, vatleuten gestiftet und geführt werden, dergleichen mehrere in den Americanischen Staaten und in Eng­ land vorkommen. Der Einrichtung und Beschaffen­ heit nach sind sie entweder Giro, oder ZetrelBanken. Giro-Banken führen ihre Benennung von dem italienischen ßiro (Zirkel), weil in denselben das Eigenthum des Bankgeldes nur im Kreise, unter einer bestimmten Anzahl von Eignern, welche sich da­ durch wechselseitig Zahlung leisten, umgeht. Die Zettel-Bank hingegen hat ihre Benennung von den Zetteln oder Banknoten, welche sie über die ihr anvertraute Summen ausstcllt. Mit beyden Arten von Banken pstegcn auch Leihbanken, Lom­ bards, verbunden zu seyn; jedoch mit dem Unter­ schiede, daß eine Girobank nur auf edle Metalle, aber nicht auf Waaren von veränderlichem Werthe, da­ gegen eine Zettelbank auch auf Waaren, Unterpfän­ dern , Hypotheken, Staatseinkünften u; s. w. leiht, auch Wechsel discontirt. Danken, die gegen geringe Zinsen Capitalien annehmen, und solche gegen Un­ terpfand zu höheren Zinsen aus.thun, heißen auch Depositor Banken. Aus dem Gesagten geht hervor, daß eine Dank nicht sämmtliche jener vorbe­ nannten Bankgeschäfte treibt und treiben kann, son­ dern nach ihrem Zwecke und ihrer Einrichtung einen einzigen oder mehrere jener Geschäftszweige einer Dank verfolgt. So ist z. D. die Berliner Haupt, banko mit ihren Comtoirs, welche sie in den Haupt­ städten der preußischen Provinzen hält, eine Zettel-, Depositen- und Leihbank; die Amsterdammer eine bloße Giro,Dank; die Hamburger eine Giro- und Leihbank; sie leiht doch nur auf Gold, und Silber, Briefst. für Kauft. C Barren;

34

Erklärung

Darren; die Altonaer eine Speckes-, Giro- und Leihbank; die Kopenhagner eine Zettel- und Leih­ bank ; die Loudner eine Zcttelbank. Die große Be­ quemlichkeit, welche Girobanken den Kaufleuten ihres Orts gewahren, sucht man in andern Handlnngsorten, wo keine Banken vorhanden sind, einiger Maßen da­ durch zu ersetzen, daß die Kaufleute, statt der baar Zahlungen, um der Muhe deS Transports und des Geldzählens überhoben zu seyn, sich DilletS, Reverse oder Dispo.sitionsscheine geben, welche unter ihnen circuliren und auf Präsentation bezahlt werden. Dem Rechnungsgelde der Banken liegt ein feststehen­ der, sey es nun imaginairer oder vorhandener,'Münz­ fuß zum Grunde, nach welchem das cursirende Geld berechnet Wirtz. In der, unter allen bestehenden Dankinstitüttn am solidesten eingerichteten, Hamburger Dank enthalt der Bankfonds seit 1790 nur Silberbarren zu 15 Loth ir Grän fein, und Piaster, die man zu 27 Mark Io Schilling die Mark fein beym Einbringen rechnet, und zu 27 Mark 12 Schilling wieder ausgiebt. Da­ durch nun, daß die Hamburger Bank in ungemünztem feinem Silber Buch und Rechnung hält, dient sie für den größten Theil Europas zur Vermittlerin, den Werth der i»> Handel vorkommcnden Silbcrmünzen zu vergleichen. Bey der Berliner Bank betragen iziZTha, ler Preuß. Courant 100 Rthlr. oder Pfund in Banco; ein Pfund oder Thaler: Banco ist also i Thlr. 7 Gr. 6 Pf. Preuß. alt Courant oder 1 Thaler Courant und 9 Silvergroschcn ;Pf. Es wurden 176$ 6er# gleichen Dancothaler geschlagen, sie sind aber zur Zeit selten geworden. In der Londncr Dank wird 1 Pf. Sterl. zu 20 Schill, und eine Guinee zu 21 Schill, gerechnet u. s. w.

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 35

Bankaktien lind Dokumente, welche dem Inhaber derselben über seinen Antheil an den Fonds einer Bank ausgefertigt werden. Dankagio ist der Verlust, den derjenige erleidet, weicher sein baar Geld aus der Bank zurückzicht; z. D. in Hamburg 2 Schill, von der Mark fein Silber; in Amsterdam 2 Stüver für je, den abgeschricbnen Posten. B a n k b u ch, worin die Rechnungen aller Kauft leute, welche Geld in der Bank haben, verzeichnet stehen. Bankier, Banker, der mit Geld als Waare im Großen handelt, in Verbindung mit den dedeir, tendsten Handlungsplätzen steht. Und auf dies« durch Trakten und Wechsel sowohl Zahlungen anweisen, als von denselben beziehen kann, wodurch er für Fa, bricanten, Waarenhandler und Privatleute Ver, mittler von Zahlungsgeschästen wird; der ferner die Aufmerksamkeit und Spekulation auf die Ver, anderungen im Stande der Geld» und Wechsele Course, so wie den Handel mir edlen Metallen flch zum Hauptgeschäft macht. Wer dagegen mit Geld als Waare nur im Kleinen handelt, ist ein We ch s l e r. Bankerutt (von dem ital. bancc» rotto, zere brochne Bank, geleerter Wechseltisch), wenn ein Kaufmann zu zahlen aufhört, nicht solvendo ist, d. h. seine Gläubiger nicht befriedigen kann, und sich ge, zwungen sieht, bonis zu cediren, d. h. seinen Gläu, bigern sein gesammtes Vermögen zu überlassen, da, mit sie hiedurch, so weit es hinreicht, befriedigt wer­ den. Bon einem Kaufmann, der seine Zahlungen einstellt, sagt man auch: er hat fallirt, ist fal, lit geworden; wornach Bankerutt und Falli, ment gleichbedeutend seyn würden. Allein in der C 2 Praxis

36

Erklärungen

Praxis macht man zwischen beyden Ausdrücken den Unterschied, daß das Wort Bankeruttirer den­ jenigen bezeichnet, der durch Fahrlässigkeit, Unbe­ sonnenheit und Trug, überhaupt durch eignes Ver­ schulden in die Lage gerathen ist, seinen Gläubigern nicht mehr gerecht werden zn können; und daß man unter einem Falliten denjenigen versteht, der durch unverschuldete Unglücksfälie zu zahlen unvermögend geworden ist. Auch das Preuß. Landrecht nimmt diese Unterschiede an. Banknoten sind auf feinem Papier in Ku­ pfer gestochne und mit trocknen und farbigen Stempeln, so wie mit Wasser- und Mark-Zeichen versehene Dankscheine über die baare «Stimmen, welche einer Dank anverlraut worden, und die von jedem ZnHaber '«ine'S solche« Scheins eingefordert werde« können. Barke i) die Bezeichnung einer besondern Bauart bey Kauffartheyschiffen, 2) ein allgemeiner Name für jedes kleine Fluß- und Seefahrzeug, wel­ ches platt gebaut und mit Seegel und Steuer ver­ sehen ist. Baratt, Tausch, nemlich Waaren gegen Waa­ ren; daher Darattiren, Waaren tauschen, stutzen; an deffey Statt man sich im Buchhandel des Aus­ drucks: «hangiren bedient» Barren sind rohe edle Metalle in länglich viereckigke Blöcke gegossen; Gold - und Silber-Bar­ ren, wie sie im Handel Vorkommen. Bedeckung, Deckung, ist die Sicherstellung, die man demjenigen, auf den man Anweisungen ober Tratten abgegeben hat, durch Rimessen oder anderweitig zum Ersatz des von ihm zu zahlenden Geldes jufertigt.

B eeh,

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 37 Beehren, verehren, honorircn, wird bey Wechseln gebraucht, die der Dezogne einzulösen auf» gefordert wird. Beilbrief, das obrigkeitliche Attestat über den Vorschrifksgemäßen Bau eines Schiffs, mit Angabe deS Orts, wo und für wen es gebaut wor, den. Ohne eine solche gerichtliche Bescheinigung darf kein Schiff zum Waarentransporr gebraucht werden. Belasten, zur Last schreiben, debiliren. Bergen, gestrandete Eüther in Sicherheit bringen; daher Bergelohn, Bargegeld; der Lohn, welcher für die Rettung un^ Aufbewahrung gestrandeter Gür ther gezahlt wird. Beziehen, trassieren, einen Wechsel aufZe, mand ausstellcn, der deshalb der Bezog ne oder Trassat heißt, und die im Wechsel benannte Summe bezahlen soll. Der Aussteller hingegen heißt: Traf, sank, der Ziehende. Bilanz (bilan, balance) im Allgemeinen 1) die Vergleichung der Ausgabe mit der Einnahme; im besondren 2) die beym Abschlüsse des Hauptbu, ches ermittelte» Resultate der verschiednen Conrrn und des Handlungsvermögens; und z) wird eS auch von dem Zustande der Handlung zwischen zweyen Na» tionen gebraucht, ,5. B. wenn man sagt: die Han« delsbila»; steht für oder gegen eine Nation, so soll dadurch angezeigt werden, daß die eine beym Handel mit der andern gewinne oder verliere. Billet, im gewöhnlichen Sinn ein Hand, schreiben, durch die äußere Form von einem Briefe unterschieden, öfters ein Schuldschein, den «in Kauf, mann über die auf Zeit erkaufte Waaren ausstellt. Zeit und Waaren müssen darin, genau angegeben seyn. Zn Frankreich haben solche Bilette Wechsel, kraft.

38

Erklärung

kraft, sind auch, sobald sie auf Ordre gestellt wer« den, eben so übertragbar und verkäuflich als Wechscl, und genießen, gleich Wechselbriefen, eilf Re» specttage. Blanker (blanquet), ein Dogen Papier mit der Aufschrift: Blanker zur Vollmacht, nebst der Namens »Unterschrift (auch wohl nebst Handstegel) dessen, der sie giebt. Den leergebliebnen Zwischen» raum zwischen der Ueberschrist und Unterschrift füllt nachher der Bevollmächtigte, gemäß deS ihm

gewordnen Auftrages, aus. Man nennt es auch carte blanche, wenn die den Zweck bestim­ mende Ueberschrist fortbleibt, und dem Inhaber deS Papiers überlassen ist, wie er die Unterschrift benutzen will. Indossement in blanco aber heißt eS bey Wechseln , wenn der Inhaber eines Wechsels auf der Rückseite desselben nur seinen bloßen Namen oder seine Firma schreibt, um dadurch den Wechsel an Andre zu übertragen. Dergleichen Indossemente sind aber in den meisten Wechselordnungen untersagt, s. Indossiren. Dodmerey, franz. Bodinerie, engl. Bottomry, holl. Bodmery, ,i|t ein Seecontrakr, wel­ cher errichtet wird, wenn ei» Schiffer in einem frem­ de» Hafen an langt, und dergestalt Mangel an Geld leidet, daß er zur Ausbesserung des Schiffs oder zur Verproviantirung für die ferner« Fahrt sich genöthigt sieht, Gelder anfzunehmen, und dafür das Schiff selbst zu verpfänden. Das hierüber ausgefertigte Dokument heißt der Bodmereybrief, von ver­ bodmen, d. i. Geld auf den Boden des Schiffs nehmen. Da die Wiedererstattung solcher Bodmerey» Gelder häufig mit Weitläufigkeiten verknüpft und un­ sicher ist, so sind die dafür zu zahlende» Zinsen ge­ wöhnlich hoch und selten unter »d bis 15 Prvcevt.

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 39 Zn der Regel steht Schiffern und Schiffscapitainen nur freyt ihre» eignen Antheil am Schiffe und an der Ladung zu verbodmen. B 0 e d e l k a in m e r heißt in Holland dasjenige Gericht, bey welchem alle Bankerulte regulier wer­ den. Die Concurse dauren bey demselben zz^ Zahr, damit Niemand, der eine Forderung an die Fallit­ masse hak, mit seiner Anmeldung zu spat kommen könne. Börse, das Haus oder der Ort, wo Kaufleute an gewissen Tagsstunden zusammenkommrn, um ihre Geschäfte abzumachen, oder sich von Handlungsge­ genständen in Kenntniß zu sehen. An solchen Orten finden sich zugleich alle, diejenigen ein, welche mit der Kaufmannschaft und "Handlung in Beziehung stehen, als Makler, Commissionaire, Gütherbestärer, Schiffer, Rheder u. s. w., und zur Bequem­ lichkeit des commercirenden Publicum- wird an Bör­ sen durch Anschläge alles dasjenige bekannt gemacht, was Bezug auf die Handlung hat. b ona fide, auf Treu und Glauben. Both, ein kurzes, dickes Tonnengefäß, zum Gegensatz her langgestreckten Pipe. Boot, ein kleines offenes Fahrzeug, welches größere Schiffe zu ihrer Bequemlichkeit mit sich füh­ ren , um Anker zu lichten, Fässer und Waaren zum Schiffe zu bringen u. bergt. Davon Bootsmann, der Gehülfe des Schiffersund nöthigen Falls dessen Stellvertreter. Bootsknechte, Schiffsleute, Matrosen. Brak, Wrak, das Ausgeschossene, Schlechte von andren Waaren. Daher Broker, Wraker, geschworne Leute, welche in großen Händlungsplähen das Aussuchen und Sortiren der Kaufmannsgüther besorgen.

Brief,

40

Erklärung

Brief, wird auch für Wechselbrief gesagt. Brutto, das Gewicht der Waaren, sammt den Kisten, Fässern, Säcken und der Emballage, in welcher sie sich befinden ; zum Gegensatz von dem Netto derWaaren. (Thara und Netto zusammen.) Buch, Bücher sind bey der Handlung Hine sichts ihrer Form und Einrichtung sehr verschieden, insgesammt aber haben sie die Bestimmt»^, daß in ihnen die bey der Handlung vorkommenden Geschäfte mit Genauigkeit verzeichnet werden, um dadurch die nothwendige Ordnung bey der Geschäftsführung zu erhalten, und hauptsächlich durch sie die leichteste, klarste und überzeugendste Rechenschaft von dem Vor« theil oder Nachtheil der bctricbnen Geschäfte zu ver? schaffen. Handlungsbücher sind folglich die Haupt« stützen aller kaufmännischen GeschäftSthätigkeit. Die vornehmsten bey der Handlung vorkommenden Bücher sind im Allgemeinen folgende: die Kladde, Strazze, Prima nota, Ma« nual, das Memorial (Brouillard), sind unter ver« schiednen Benennungen die ersten Notizen-Bücher; das Cassabuch ist für Verzeichnung der haa­ ren Einnahmen und Ausgaben bestimmt; das Zournal enthält die monatlichen Er« trakte aus den ersten Notizen und Hülfsbüchern so wie aus dem Cassabuche; es- sind darin die.verschied« ne» Posten »ach den Tagen zusammengestellt ( daher Zournal), nach ihrer Beschaffenheit und Beziehung geordnet, um so vorbereitet in Kürze in das Haupt« buch übertragen werden zu können; das Hauptbuch umfaßt dem ganzen activen und passiven Zustand der Handlung, und besteht auS Rechnungsübersichten über Sachen und Personen, oder aus todten und lebenden Conten, d. h. es sind in dem« selben gegenüberstehende Dlattseiten (folie) eben so wohl

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 41 wohl für todte Gegenstände, für die in der Handlung angelegten Fonds, für die Casse, für Waaren, Wechsel, Agio, Gewinn und Verlust u.s. w., als auch für lebende Gegenstände, ncmlich für alle diejenige Perfönen, welche mit der Handlung in Verkehr und Rech­ nung stehen, bestimmt. Das Lagerbuch, Waarenscontro, worin die Waaren nach ihrem Ab- und Zugänge; das W e ch s e l - R i s c 0 n r r 0 , worin ein - und abgegangene Wechsel, nach Belauf, Ausstellung und Verfallzeit u. s. w.; das Facrurabuch, worin die detaillirteRech­ nungen über erkaufte Waaren u.s. w.; das Commissions- und Speditionsbuch, worin Commissions- und Speditions-Gegenstände; das Vriefcopierbuch, worin Abschriften der versandten Briefe; das Briefportobuch, worin die PortoauSlagen verzeichnet find; und so ferner, als nach Be­ schaffenheit der zu betreibenden Gelchäfte noch meh­ rere Bücher nöthig werden können. Mit Ordnung und Richtigkeit geführte Hand­ lungsbücherfinden vor Gericht Glauben, und geben in Streitigkeiten zwischen Kaufleuten einen vollstän­ digen, gegen Privatleute aber nur einen halben Beweis. Buchhalten heißt: Buch und Rechnung über Einnahme und Allsgabe halten. Zn der kauf­ männischen Praxis hat man diesen Zweck auf verschie­ dene Weise zu erreichen gesucht, worunter die ein­ fache oder deutsche, und die italienische oder doppelte Buchführung die ältesten, bekanntesten und üblichsten Methoden sind. Den »euren, zur Ausführung bestimmter Absichten, hievon abweichen­ den Methoden, als der von Zone- angegebnen eng­ lischen

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Erklärung

tischen, und der den Vorschriften des Napoleonischen Handlungs, Codex angepaßten französischen, gebricht cs zwar eben so wenig an Zweckmäßigkeit, jedoch sind sie im kaufmännischen Publico nicht durchaus beyfallig ausgenommen worden, und gleich den erstgenannt teil allgemein in Gebrauch gekommen. Die deutsche Art, Bücher zu führen, hat die Benennung der ein­ fachen, weil sie jeden Posten nur einfach bucht, ihn entweder ins Debet oder Credit stellt. Sie eignet sich hauptsächlich für kleine Geschäfte. Die italienische oder doppelte Buchführung heißt darum die italienische, weil sie zuerst in Ztalien, wo seit dem izten Jahrhundert zu Venedig und Genua die Handlung blühte, im Gebrauch gewesen; die Benennung der doppelten führt sie aber deswegen, weil bey demselben jeder Posten doppelt gebucht und sowohl ins Debet als Credit gestellt wird, dergestalt, daß Empfänger und Ausgeber in beständiger Bezie­ hung mit einander gehalten, und die Richtigkeit der Buchführung conrrollirt sind. Alle ausgedehnte und verwickelte Geschäfte verlangen diese Art der Buch­ führung, welche sich hauptsächlich dadurch empfiehlt, daß sie außer der klarsten Uebersicht des ganzen Ver­ kehrs auch von den vorkommenden verschiednen Waa­ ren, Fabrikaten, Geldern, Wechseln, Personen, über­ haupt von jedem Conto besondre Nachweisung und Berechnung, und von dem, was jede Geschäftsbranche für sich allein abwirfr, Auskunft giebt. Buch und Rechnung mit Jemand halten, heißt: Waaren auf Credit nehmen oder geben, und die Rechnung darüber bis zur verabredeten Bezah­ lung oder Abrechnung wechselseitig buchen. Ein Buch mir Jemand halten, heißt: Waa­ ren oder Sachen auf Credit nehmen oder geben, und sie bey Uebersendung eines Buches, worin sie jedes Mal

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

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Mal verzeichnet werden, empfangen oder verabfolgen, um den Betrag derselben späterhin nach Ueberein, funft zu berichtigen.

Buchhalter sind im Allgemeinen diejenigen Handlungsbediente, welche über Fabrik/und Hand, lungsgeschäfte Buch und Rechnung halten; im 6e, sondern bezeichnet es aber denjenigen, welcher das Hauptbuch und die Correspondenz führr. Buchstabenschrift, die kaufmännische, grün, det sich auf dem bey Fabrik; und Handlungs.Geschaften üblichen Gebrauch, sich der Buchstaben an Stelle denZahlen zu bedienen, um die Ein, und Verkaufs, Preise auf den Waaren zu verzeichnen. Die will, kührliche Wahl der Buchstaben für die zehn Grund, ziffern macht diese Bezeichnungsart Unkundigen un, verständlich. Man wählt zu diesem Zweck gewöhnlich Wörter von zehn Buchstaben, in denen jeder Buch­ stabe nur ein Mal vorkömmt, als: Kaufgücher, Ki, nigsware, Bürgertuch, von Hamburg, Morgenthau m. s. f. Zm Buchhandel ist cs üblich, sich des Alpha, bets nach seiner Folge als Zahl zu bedienen, so daß a eins, b zwey u. s. w. bedeutet.

Bugsiren, buxiren, ein großes Kauffarthey, schiff durch kleinere Fahrzeuge in den Hafen ziehen; gestrandete Schiffe durch gleiche Mittel ans Land ziehen. C. die Abkürzung von Courant, conto; c. a. currentis anni, lausenden Jahres; c. m. currentis mensis, laufenden Monats. Cabotage, Küstenfrachtfahrt, auch Küsten, handel, die Fahrt uno Handlung an den Küsten^ ohne weit in See zu gehen, so wie die Holländer solche im Canal und in der Nord, und Ostsee betrei­ ben. Die Küsienfrachtfahrt von einem preußischen Hafen

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Erklärung

Hafen zum andern ist nur einheimischen Seeschiffern erlaubt. C a lc n l a t i o n, Berechnung; kaufmännische Calculationen erstrecken sich über alle Unternehmung gen, welche derHandel im ausgebreitetsten Sinne des Wortes darbietet; sie haben -um Zweck, auszumitteln, ob Gewinn oder Verlust von einer Unterneh­ mung zu erwarten sey, und wie hoch eine Waare zu stehen komme, um darnach ihren Verkaufspreis )u bestimmen. Ohne die Kunst, richtig zu calculiren, kann kein Kaufmann bestehen. Man hält daher eigne Calculationsbücher, worin der Kostungspreis eingegangner Waaren berechnet und ihr Verkaufspreis bestimmt wird. Calfarern, kleine Oeffnungen und Riffe der Schiffe wieder anLbeffern und mit Werg, Theer und Pech verstopfen. Caper, Freybeuter, Seeräuber. S. Kaper. Capital, im kaufmännischen Sinne diejenige Summe, mit der ein Kaufmann feine Geschäfte treibt; das Grund-und Handlungsvermögen, über welches in den Büchern ein cigiuS Conto geführt wird. Ein todtes Capital ist ein ungenützt liegen­ des, keinen Gewinn bringendes. Capitalist, derjenige, welcher von den Zinsen seines Capitales lebt; oder ein sehr reicher Mann, der beträchtliche Summen auf Gewinn, z. B. im Disconto, umlaufend har. Captur, die Verhaftnehmung eines Wechsel­ schuldners auf den Antrag seines Gläubigers. Cap­ rur befehl, der obrigkeitliche Befehl zur Verhaft tung eines Wechselschuldners. Cara t, Karat, ein kleines Gewicht, dessen man sich im Münzwesen zur Bestimmung des innren Ge­ halts und der Feine des Goldes bedient; desgleichen im

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 45

im Zuwelenhandel, zur Abwägung und Schätzung der Perlen, Diamanten und Edelsteine. Betrachtet man Gold nach seinem Gehalts und dem Grade fei«, ner Feine und Reinheit, so nimmt man seine Maaße als in 24 Theile oder Karate getheilt an, und nennt ganz reines, mit keinem IZusatze versehenes Gold vier und zwanzig karatiges. Har das Gold Zusatz, so ist es 25 karatig, hat es A Zusatz, so ist es 22 kae tätig u. s. f. Der mehreren Genauigkeit wegen wird das Karat in 4 Theile getheilt, welche Grane heißen, und jeder Gran in 3 Gran, so daß ein Karat 12 Gran enthalt. Zm Zuwelenhandel ist das Karat ein der stimmtes, 4 wirkliche Grane wiegendes Gewicht, von dem jeder Gran ziemlich die Schwere eines Aß des DucatengewichtS har; oder 4§ Holland. Aß machen «in Karat Zuwelen - Gewicht. Carga, die Ladung und das Verzcichniß der Ladung eines Schiffs; davon Cargadör, i) ein Schiffsmakler, welcher für die Befrachtung eines in Ladung liegenden Schiffs sorgt; 2) diejenige Person, welche mit den verlad, ne» Waaren reiset, um sie zu verkaufen oderfür.daS gelöste Geld andre Waaren einzukanfen. Oft befin.' den sich auf einem Schiffe «in Ober, oder Super« Cargo und ein Unter« Cargo. Bey der Ostindischen Compagnie heißen solche Leute Ober, und Unter, Kaufmann. Carte blanche, sieheBlanket. Cassa, Kasse, i) Behältniß zum Gelde, 2) das Geld selbst; daher: nicht bey Kaffe seyn oder kein Geld haben, per Cassa bezahlen 6. h. baar bezahlen. Cassabuch, dasjenige Handlungsbuch, in wel­ ches alle baaren Einnahmen und Ausgaben verzeich, net werden. Cassa

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Erklärung

Cassa Conto, die Gegeneinanderstellung der baar ein/ und ausgegangnen Gelder im Haupt­ buche. Cassiren, Gelder einnehmen; daher Cafflr rer, diejenige Person, welche die Einnahme und Ausgabe der Gelder zu besorgen, und darüber Buch und Rechnung zu führen hat. Caution, Bürgschaft, Gutsagen. Caveling, s. Kaveling, Kavel. Cavent, ein Bürge. Caviren, Bürgschaft leisten, d. (j*. für die Bezahlung einer Schuld gut sagen, dergestalt daß man die Schuld selbst abzutragen sich verpflichtet, so­ bald der Schuldner fle nicht zur rechten Zeit berich, tigt hat. Läßt sich ein Bürge für .seine Bürgschaft von einem andrer wiederum Bürgschaft geben, so

heißt das Rückbürgschaft. Das über eine ge­ leistete Bürgschaft ausgestellte schriftliche Anerkenntniß heißt Cautionsschein. Cediren, überlassen, abtreten. Cedent, derjenige, welcher eine Schuld oder Fordrunst an einen Andre gbtritt; dagegen heißt der Andre, wel­ cher fle übernimmt, der Cessionarius; und Cessi o n ist diejenige Handlung, durch welche man eine Schuldfordrung einem Andern dergestalt überläßt, daß er sie als die seinige betrachten, und vollständig in die Rechte des Gläubigers treten kann. Cessio bonorum, Abtretung der Güther. Change, Wechsel, Tausch ; lettres de change Wechselbriefe. Zur Buchhandel versteht man dar­ unter den Umtausch der Verlagswerke gegen einander. Chartepart hie, Certepartie, ist ein Conträkr, den ein Schiffer mit einem Kaufmann oder mit mehreren über di,e volle Befrachtung seines Schiffes schließt; gemäß dessen er aber nur den von sei-

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 47 seinen Befrachtern ihm vorgeschriebnen Weg nehmen darf. Zugleich sind in einem solchen Contrakte, nebsi der Bezeichnung der Größe und des Namens des Schiffes, der Ort, wo es einladet, die Zeit, welche eS Behufs der Ladung sich aufhalten muß, der Ort der Ausladung, die bedungnen Fracht», Lieger und Umgelder, nebst allem dabey zu Beobachtenden, ger nau angegeben.

Chirographum, Handschrift, Schuldschein. Das Hauptbuch deS Kaufmanns hat die Kraft einer Handschrift.

Chirographarius, Handscheines.

der

Inhaber

eines

Cito, geschwind; ein unnützer Beysatz aus Briefcouverts, um dessen Willen die Posten weder schneller fahren, noch die Postboten eiliger laufen.

C lad de, gleichbedeutend milStrazze, BrouilIon, kriniar Notenbuch. s. Buch. Clariren, ins Reine bringen, berichtigen; Zölle, fitem, und andre von Waaren und Schiffen zu entrichtende Abgaben gehörig berichtigen, so daß die Schiffe ungehindert abfahren können.

Clausel,

Clausul,

Zusatz zu einer Vorschrift

oder zu einem Contracte, wodurch einzelne Punkte ,beschrankt oder erweitert werden.

C 0 l l a r i 0 n i r e n, vergleichen. Eine Abschrift mit dem Inhalte-des Originals vergleichen. .Der Buchhalter collationirt das Journal mit demHaupt» buche, um etwanige Verstöße aufzudecken. Der Buch» Händler collationirt, durchsieht und durchzählt die Bogen eines Buchs, um sich von der Vollständig» keit des Exemplares zu überzeugen.

48

Erklärung

Colli, die allgemeine Benennung fürStückgü/ ther verschiedener Art; als io Oxhoft \ 9 Kisten V überhaupt 27 Colli. 8 Fast J

Es ist der Plural des in der einfachen Zahl ungc/ bräuchlichen Worts Cello. Colon ne, Columne, bezeichnet die verschied/ nen Abtheilungen, welche in Handlungsbüchern durch senkrecht gezogne Linien gebildet werden; als da sind die Thaler/, Groschen/, Centner-, Pfund/, Loth / Columne. Commandite, ein untergeordnetes, von ei­ nem Hauprcomtoir an einem andern Orte etablirtes Haus. Der, welcher derLomyrandite vorsteht, heißt ujrd der, welcher sie errichtet und das Geld dazu hergegeben hat, der Co mm an/ ditist. Associe en Commandite ist derjenige, welcher in ein Handlungsgeschäft unter der Bedin/ gung ein Capital einschließt, daß er nach Verhalt/ niß desselben von dem Gewinn (oder Vertust) sei/ nen Antheil erhalle. Commis, ein Handlungsbedienter, sowohl in einem offnen Laden, als auf einem Comtoir oder auf den Schissen. Commission, der Auftrag, Waaren zu, kau/ fen oder zu verkaufen; daher Kaufs - und Verkaufs/ Commissionen. Commiffionshandel siehe Handel. C 0 m m i s si 0 n a i r, der Beauftragte. Committent, der Beauftragende. Committiren, beauftragen, Waaren ver/ schreiben. Compagnie, Handelsverbindung, Mascopey, Societät, Gesellschaft. Die Vereinigung zweyer oder mehrerer Kaufleute zu gemeinschaftlich zu betret/ bcnden

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 49 bendcn Handelsgeschäften; wodurch Compagnie oder Societats / Handlungen entstehen. Das ernzelne Mitglied einer solchen Handelsverbindung heißt: C-o m p agnon, Associe, Gesellschafter; und hat ein solches Mitglied nur sein Capita! zur gesell­ schaftlichen Handlung hergegeben, ohne an dern Betrieb der GeschäfteTheilzu nehmen, so ist eS ein stil­ ler Compagnon, ein Associe en commandite. Compensarion, die Ausgleichung oder Til/ gung einer Forderung durch eine Gegenforderung. C 0 mpensiren, wechselseitige Fordrungen, ge­ gen einander ausgleichen. Competenz, 1) das Recht eines Schuldner-, dessen Vermögen von seinen Gläubigern mir De, schlag belegt worden, zu fordern, daß ihm erwas zu seinem Unterhalte aucgcsclN werde. 2) Der unter solchen Umständen einem Schuldner zum nothwendi­ gen Unterhalte ausgesetzte Betrag. Compro miß, die freywillige Unterwerfung zweyer Streitenden unter den Ausspruch vouSchjedS, nchrern. Die desfalstge Erklärung muß wechselseitig und schriftlich geschehen. Zeder Theil muß den von ihm Erwählten Schiedsrichter angebcn, darin wilii, gen, daß beyde Schiedsrichter, wenn sie sich über den vorliegenden Fall nichr einigen können, einen Oomann wählen, damit die Sache durch Mehrheit der Summen zur Entscheidung gelange. Da nun ein solches Compromrs; inavrasr eines wirklichen Vectra, ges zwischen zwey streitenden Partheyen zu Stande kömmt, so folgt, daß der compromissarische Ausspruch der Schiedsrichter, das sogenannte Laudunr, eben so vollkommne Gültigkeit hat, als jedes richterliche Erkenntniß. Daher auf Compromiß aruragen, oder an den Ausspruch guter Männer (oder Schieds­ richter, compromittiren, heißt: die Entscheidung von für Kaufs. D Schied--

go

Erklärung

Schiedsrichtern über streitige Gegenstände verlängert, und sich dem Urtel derselben zu unterwerfen sich ver­ pflichten. Comptant, baar (Verstümmelt und unrich­ tig contant, content) in klingender Zahlung. Comptoir, ursprünglich ein Ort, wo Geld gezählt wird, ferner: eine Lassen / und Schreibestube der Kaufleute. Wird im deutschen Comcoir, auch wohl Concor geschrieben. Daher kömmt Comtoirbedienter, Comtorist, ein Hand­ lungsgehülfe, der den Comtoirgeschäften versteht. Concept, der vorläufige Entwurf eines schrift­ lichen Aufsatzes, von dem man nachher eine Rein­ schrift anfertigt. Concipiren, entwerfen. Concession, die landesherrliche oder obrig­ keitliche Erlaubniß zmn Betriebe eines Geschäfts oder Gewerbes» Concurrenz, Zusammentreffen von Umstän­ den, Ereignissen u. s. w. Wetteifer zwischen Gewerbsgenossen und gleiche Geschäfte Treibenden und mit gleichen Waaren Handelnden. C o n c u r s (Concursus Creditorum), das Zu­ sammentreten oder die gleichzeitige Vereinigung von Gläubigern, welche von ihrem gemeinschaftli­ chen Schuldner (Gemeinschuldner) ihre Befrie­ digung verlangen. Zst der Schuldner nicht im Stande, die Bezahlung wirklich zn leisten, und kann er auch im gütlichen Wege sich mit seinen Gläubigern nicht einigen, so tragen diese auf eine gerichtliche Beschlag­ nahme des Gelammtvermigens des Schuldners an, und darauf wird von Seiten des Gerichts der Concurs eröffnet oder verhängt und es kömmt zum Concurs - Prozesse. Von dem Schuldner heißr es unter solchen Umständen : es kömmt mit ihm zum

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

51

Zst nun das Gesammtvermögen des Gemeinschuldners in Beschlag genommen, und sind zugleich Alle und Jede, die von demselben etwas in Händen haben, zur Angabe und Auslieferung öffentlich aufgefordert worden, so werden demnächst sämmtliche Gläubiger, und zwar die bekannten, durch eine ihnen inHaus gesandte Citation (per Patentum ad domum), die unbekannten aber mittelst der ZeitungS» und Intelligenz r Blatter, durch Ediktal-Citationen (per Edictales) vorgeladen, an einem be» stimmten Tage zu erscheinen und ihre Fordrungen an» zugeben (zu liquidiren) und solche zu bewahrheiten (zu verificiren). Haben daun die Gläubiger die Richtigkeit ihrer Fordrungen nachgewiesen so wird ihnen durch die Prioritatssen« r e n z bekannt gemacht, in welche Classe sic mit ihren Fordrungen gehören, und nach dieser Classenfolge wer, den sie befriedigt. Erschöpfen die erste und zweyte Classe der Fordrungen bereits das zum Coneurs ge» kommene Vermögen (die Concurs- Masse), so empfangen die Gläubiger der folgenden Classen nichts. Bleibt aber für die folgende Classe etwas übrig, so wird dies unter sämmtliche Gläubiger dieser Classe nach dem Verhältnisse ihrer Fordrungen verkheilt. Ist ein Gemeinschuldner gleich bey Eröffnung des Concnrses im Stande nachzuweisen, daß er seine Gläubiger innerhalb einer bestimmten Zeit befriedige» könne und werde, so wird ihm ein Indulr (Nach­ sicht) bewilligt. Condition, 1) Bedingung, daher: a condition, Bedingungsweise. 2) Dienstan­ stellung, in Condition stehen, conditioniren, eine Dienstanstellunghaben. 3) Beschaffenheit einer Sache, daher gutconditionirte, schlechrconbitionirte Waaren, Sachen u. s. w. ConD -

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Erklärung

Con firmiern, bestätigen, bekräftigen. (Konnossement, franz.connoissement, ®ee/ feachtbrief, SchiffsverladungS - Schein. Ist ein von dem Schiffer, zum Zeichen des richtigen Empfanges der ihm zum Transport anvertrauten Waaren, um terschriebnes Verzeichniß derselben, und muß enthal­ ten a) die Angabe der Waaren nach ihrer Quanti­ tät, Qualität, Zeichen und Nummer; b) den Ort ihrer Bestimmung, c) des Befrachters und Em­ pfängers Namen, d) die bedungne Fracht. Ge­ wöhnlich werden drey auch wohl vier gleichlautende Connossements ausgefertigt. Ein Exemplar behalt der Versender der Guther, das zweyte der Schiffer, und das dritte wird an den Empfänger der Gülher zur Besorgung der Affecuranz gesandt. Ist auch ein viertes Exemplar ausgefertigt, so empfängt es der Besteller der Waaren, oder derjenige, auf den der Versender den Betrag der Waaren traffirt hat, da­ mit dieser sich von dem wirklichen Abgang der Waa­ ren überzeugen, und um so unbedenklicher die Tratte bey Vorkommen acceptiren könne. Zn Seestädten sind Formulare zu solchen See­ frachtbriefen in allen Sprachen gedruckt zu Kauf, rind dürfen nur ausgesüllt werden. Dey Ablieferung der Waaren kann der Schiffer ein Recu oder Recepisse, d. h. ein schriftliches Bekenntniß über die nach Anleitung des Connossements geschehene richtige Ab­ lieferung der Waaren von dem Empfänger derselben verlangen. Der rechtmäßige Inhaber eines Connossements kann durch Uebertragung desselben (durch Giro oder Indossement) einen andern in Has Recht sehen, die in demselben verzeichneten Waaren in Empfang und eigenthümlichen Besitz zu nehmen. Hiezu kann ihn veranlassen: a) wenn er die Waaren schon vor ihrer Ankunft

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 53

Ankunft mit Vortheil verkaufen kann; b) wenn er fremden Geldes bedürftig ist, und das Connossemenc seinem Creditor zur Sicherheit giebt. Confisciren, dem Fiscus d. i. dem Staate zuerkennen. Das begegnet denen, welche vcrbocne Waaren cinsühren, oder die Zollgesalle umgehen. C 0 n j u n c t u r e n , Zeitumstände, dem Handel vvrthcilhafte oder ungünstige. Consigniren, anweisen, überweisen, über/ senden, Waaren an Jemand zum Verkauf schicken. Einen Schiffer anweifen, wo er nöthigen Falls Geld erhalln könne. Consorten, Genossen, Gehülfen,Thcilnehmer. Consnt, ist in Handlungsstädten derjenige, wel/ cher von seiner oder einer fremden Nation beauftragt ist, die bey Handlungsangelegenheire/i Vorkommens den Rechte derselben seines D; rs wahrzunehmen und solche in allen Fallen bey der Regierung, bey welcher er deshalb accredicirt oder beglaubigt ist, zu vertret ten. Dergleichen Commissaire derHandlungsverhält, nisse haben auch das Recht, die Streitigkeiten der zu ihrer Nation gehörenden Kaufleute und Schiffer zu schlichten. Sie erhalten von jedem Schiffe ihrer Nation, das in den Hafen, wo sie sich befinden, ein, lauft, ein Gewisses, welches Consulatgeld genannt wird. Befinden sich mehrere Consuln einer Nation an verschiednen Orten desselben Landes, so stehen sie unter einem General, Consul. Consuliren, um Nachfragen. Consukent, derjenige Rechtsgelehrte, den man in schwierigen Rechtsfallen zu Rath zieht. Contant, statt comptant, baare, klingende Zahlung. Content«, das Wesentliche, der Hauptinhalt eines Briefes oder Aufsatzes. k 0 11 -

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Erklärung

Content«» heißen die gedruckten Verzeichnisse, welche in Seestädten über die mit den Schiffen neu, angekommnen Waare» ausgegeben werden. Contentiren, durch Bezahlung befriedigen. Conto, i) Rechnung; a Conto auf Rech, nung, Abschlag; 2) das in Handlungsdüchern für jede einzelne Person oder Sache ausschließlich bestimmte Rechnungsblatt, Folium, Dlattseite. Conto corrente 1) die laufende Rechnung, in der Jemand mit dem Andern steht; 2) der Rech­ nungs-Auszug, den man stch wechselseitig halbjähr­ lich oder jährlich über die mit einander gemachten Geschäfte zufertigt, damit man sich von der beyderseitig gleichförmigen und richtigen Buchführung überzeuge. Conto /r/reo, «in erdichteter RechnungsentWurf, durch den Wan den Preis einer Waare zu er­ mitteln, oder den muthmaßlichen Gewinn oderSchaden bey einer Handelsspeculation zu berechnen sucht. ä Conto meta, auf halbe Rechnung, wenn zwey oder mehrere Kaufleute sich aufgemeinschaftliche Rechnung und zu gleichen Antheilen auf eine Unter­ nehmung einkifielt, über welche sie ein besondres Conto führen. Contor, Comkoir, s. Comptoir. Contract, Kontrakt, Vertrag, «ine gegenseitig mündlich oder schriftlich eingegangene Verpflich­ tung. Die mündliche pflegt nur Verabredung, di« schriftliche hingegen ei» Contrakt oder Vertrag im eigentlichen Sinne genannt zu werden. Vor Ab­ schließung eines Contracks werden Unterhand­ lungen (Traktaten) gepflogen; und ist man über einzelne, vornemlich die Hauptpunkte, einig, so wer­ den diese n/edergeschrieben. Dadurch entsteht eine Punctation. Eine solche Pnnetation, wenn sie unter-

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

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unterschrieben worden, bat die Kraft eines Vertrages, und nach ihr wird der förmliche Contrakt ausgefenigt. Punctatioucn sind also schon rechtlich bindend, von Unterhandlungen und Traktaten hingegen kann man sich zurückziehen. Die einen Contrakt abschließenden Personen heißen Co n tr a h en ten, contrahirende Partheyen. Contractus simulatus^ ein zum Schein geschlossener Vertrag, |unulirtev Vertrag. Contra-Ordre, Gegen / Ordre, Gegenbefehl. Die Zurücknahme eines früher gegebenen Auftrages. Co n t r e m a n d i r e n , abbestellen. Lontraven tio n, 1) jede Ueberrretung eineGesetzes oder Vergleichs; 2) die Umgehung'der Ge, falle und der Handel mit verbotnen Waaren. Daher Contravenienr, derjenige, welcher sich solcher Vergehungen schuldig macht. Cont re bände, Schleichhandel; i)der Vertrieb von Waaren, deren Ein- oder Ausfuhr gesetzlich verboten, 2) Sie Verkürzung landesherrlicher Rechte

und Abgaben beym Handel. C 0 n t r e b a n d i r e n, Waaren cinschwärzen. C 0 n t r e b a n d i e r,- Schleich­ händler. Convention, Uebereinkunfr, Verabredung; daher ConventionSgeld, das nachdem 1753 und i/54 geschlossenen Vergleich von verschiednen Reichestauden ausgeprägte Geld; von welchem die feine Mark Gold zu 283 Fl. 5 Kr. 3 Pf., und die feine Mark Silber zu 20 Fl. ausgebracht wird; da­ her 20 Gulden Fuß. Conv 0 lut, Pack, Bündel, Rolle ^Papier). Convoy, das Geleit, der Schutz zur See durch Kriegsschiffe; wofür von den Kauffahrern ConNotgeld entrichtet wird. Convoyirrn, begleiten, schützen.

Co pi a>

56

Erklärung

Copia, Copie, Abschrift. Copiren, ab, schreiben. Cop ist, der Abschreiber. Copirbuch, ein Handlunqsbuch, worin die Abschriften der abger sandten Briete oder WecKrel enrhalren sind, und tveü ches nach einer oder der andern dieser Bestimmungen Brief oder Wechsel Copirrbuch beißt. Correspondenz, Briefwechsel; Corre, spondent, i) diejenige Person, der die Führung des Brlefwe.hftls obltear; 2) derjenige, mit dem ryan in Briefwechsel und Handelsverkehr steht, Ger schaftsft'eund. Corsar, Seeräuber, vorzüglich aus den Afri/ camsmen Raubstaaren. Flibustier. stehe Kaper. Coupons, Anteressenquirtungen, Zinsscheine, Zinelcisten. Dk?!emaen Zurszerrcl, welche StaatS/ swttld che.kuen, Pfandbriefen, Acrimobligarionen u. s. w. beyqegeben werden, und gegen deren Auelirfee rnng haldjahng die Zmien des Capitals gezahlt wer/ den. Sie werden gewöhnlich für 4 bis 6 Zahre den Schulddokumenten beygefügt, und daun wieder neue ang fertigt. Courant, current; .gangbar, laufend, ger wihrr!rch. Der courante Preis ist der ge/ w-hnliche^ auch gegenwärtige Preis einer Waare. Uber Waaren werden Preiszettel oder Preises«/ rants gef.rtlgt, über Geld und Wechsel hingegen Cours^exrel. Waarenhan-dler. geben über ihre verschiedenen Handelsartikel Preiscouranrs; Ban/ kl»rs und Courners geben Courszcrtel. Zn London, Amsterdam und Hamburg, so wie in mehreren großen Haudlunesstädren, werden wöchentlich und Monat/ lich unccr öffentlicher Autoritär Waaren - Preis r Zer/ tel gcdrgekr. — Cvuranrgcld, im Gegensatz gegen Scheidemünze, wohl im gemeinen Leben grob Cour raut genannt, und im Gegensatz gegen Bankogeld, die

b. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 57

die im Umlauf und Handel gebräuchliche Geldsorkc, im preußischen bestehend in | und Ä«l)str lerstücken, nach dem Münzfuß von 1764. — Cour rank- Waaren im Gegensatz gegen incourante, sind die allgemein gebräuchlichen und gesuchten. Cur­ rente Zinsen, fortlaufende Zinsen. Cours, Lauf; bezeichnet die obwaltende Ver­ änderlichkeit beym Umtausche verschiedner Gcldsorten gegen einander; das abwechselnde Verhältniß ihres Werthes und ihre-Agio oder Aufgeldes, sowohl an einem und demselben Orte, als von einem Orte nach­ andern Handelsplätzen. Zn Handlnngsstädten wird durch Courszettel öffentlich bekannt gemacht, wie zur Zeit der Werth des Geldes im Orte selbst, und in welchem Verhältniß er zu andern Orten und fremden Ländern steht. D ese Verandrungen beruhen nun nicht auf dem wirklichen größeren oder geringeren Werth und Gehalt der verschiedenen Gcldsortcn, sondern auf Zufällig­ keiten; auf den größeren oder geringeren Vorrath der einen oder andern Geldssrte, auf die vermehrie oder verminderte Nachfrage u. s. w. Wird die Verglei­ chung zwischen den gangbaren Geldsorten zweyer Han­ dels- oder Wechsel-Platze unmittelbar angestellt, so heißt das direkter CourS; indirekt aber wird ein Cours genannt, wenn zwischen diese beyden Wechsclplähe noch ein zweyter, dritter rc. Ort ge­ stellt, und die an jedem Orte waltenden Geldverhältniffe beachtet werden, um zu ermitteln, in welchem Wege man am vortheilhaftesten Zahlungen leisten oder sich bezahlt machen könne. Dies ist der Gegenstand der Arbitrage-Rechnung. Siche d. Artikel. Bey Bestimmung des Courses zwischen zwey Platzen pflegt eine Geld so r re des einen Landes al- fest und unvers ändrrlich angenommen zu werden, gegen welche die de-

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Erklärung

des andern Landes sich verändert; das nennt man feste Valuta. S. Geld. Courtage, die Belohnung für Vermittlungen in Geld/und Wechselgcschäften; gewöhnlich i pro inille. Courtier, derjenige, welcher Geld; und Wech/ selgeschäfte vermittelt. Couvert, Briefumschlag; couverriren, ein/ schlagen. Credit, Glauben, Vertrauen, Zutrauen; ein sehr gewichtiges Wort in allen Handlungsgeschaften. Theils insofern das geschenkte größere oder mindere Vertrauen der Handluugsfreunde zu einem Hand/ lungshause, und der Glaube an die Rechtlichkeit, Pünktlichkeit und Ordnungsliebe des Vorstehers desselben den Flor und die Größe eines solchen HaaftS herbeyfübren. Nur wer Glauben und Vertrauen sich zu erwerben und zu erhalten weiß, kann als Kauf; mann sein Glück machen? Wer Glauben und Ver/ trauen verliert, hat als Kaufmann Alles verloren? Theils, insofern Zutrauen und Credit Jemanden im Handel zu schenken, sehr viel Umsicht und Vorsicht erfordertwenn man nicht zu Schaden kom/ men will, obgleich Handelsgeschäfte, ohne Credit zu geben und zu nehmen, nicht füglich geführt werden können. Credit haben, des Zutrauens werth geachtet seyn. Credit geben, im Vertrauen auf.Zemandes

Ehrlichkeit, ihm Geld oder Waaren ohne weitre St/ cherheit anverrrauen. Credit nehmen, Geld oder Waaren borgen. Zn der Buchhaltung ist Credit die Seite rechter Hand im Buche, wo alles dasjenige aufge/ zeichnet wird, was man empfangt, im Gegensatze des Debet auf dergegenüberstehenden Seite linker Hand im

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

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im Buche. Das Credit, das Guthaben. Cre, di dir en, a) im Buche zu gut schreiben, b) Je­ manden etwas leihen. Creditb riefe, offne Wechsel, Beglaubigungs­ schreiben, die von Kaufleuten und Bankiers sichren Personen ertheilt werden, um auf fremden Plätzen bestimmte oder unbestimmte Summen erheben zu können. Creditiv, die Beglaubigung, wodurch ein 2(6/ geordneter als Bevollmächtigter oder Geschäftsführer legitimier wird.

Cre d ito r, ein Gläubiger, der Fordrungen aus, stehen hat. Hat ein. solcher Gläubiger zur Sicherheit seiner Fordrung ein Unterpfand erhalten, so ist er ein Pfandgläubiger; hat er ein Grundstück zum Unterpfande, so ist er ein hypothekarischer Gläubiger; hat er einen simplen Schuldschein oder eine Handschrift über seine Fordrung, so ist er einChir 0 grapharischerGläubiger; steht seine Forderung im Handlungsduche, so ist er ein Buch­ gläubiger; und har er über seine Fordrung einen acceptirtcn Wechsel in Händen, so ist er ein Wechselgläubiger. Bey Concursen haben diese ver­ schiedenartigen Gläubiger nicht gleiche Rechte. Die hypothekarischen Gläubiger gehen allen vor, dann kommen die Pfand/, dann die Wechsel-, Buch-und Chirographarischcn Gläubiger.

Crida, das Fallitwesen, der Concurs. darius, der Fallit.

Cri-

Curator, 1) Vormund; 2) eine bey entstandnem Concurse zur Verwaltung des Gesammtvermögens des Gemeinschuldners bestellte Person, welche Curator bonorum oder curator massae genannt wird. 1). d. d.

6o

Erklärung

D. d. d. statt de dato, vom Tage der Ausstel, lung eines Briefs rc. dd. dedi, id) habe gegeben, ddt. dedit, er hat gegeben oder bezahlt. d° dito, desgleichen. Data, der Hauptinhalt eines Briefs rc. Datum, gegeben, ausgefertigr, nemlich an dem oder jenem Tage, daher wird es zur Bezeichnung deS Tages selbst gebraucht: bas Darum, der Tag; ä dato, vom Tage der Ausstellung an. Dato, heute. Dalircn, «inen Tag mittelst der MonatStags-Ziffer bezeichnen. Debenturkosten, in englischen Fakturen der Zollvorschuß. ^-sSsc, ist schuldig. Das Debet, in Hand, lungsbüchern das Schuldfolium, die Seite linker Hand, welche dem Credit gegenüber steht, s. Cre­ dit. Buch. Debit, Absatz, Abgang einer Waare. Viel Debit haben d. h. guten Absatz machen. Debitiern, har nach seiner Abstammung dope pelte Bedeutung, a) (von Debet) ins Debet setzen, als Schuld anschreiben, zur Last schreiben, b) (von Debit) Waaren absetzen. Debilum, di« Schuld. Debitor, der Schuldner. Dibours, Auslagen. HandlungSunkostrn, Vorschuß. Deboursiren, verschieß«», ansgeben, bezahlen. Decourtiren, dccortiren, abziehen, z. B. an der Summe einer zu bezahlenden Rechnung, ro«< gen schadhafter Waaren tc. Dec ort, Abzug. Dcfect, der Mangel, das Fehlende; defekt, unvollständig, mangelhaft; defectiren eine Rech, uung, die Mängel und Fehler in derselben aufdeckrn. De fr au,

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 61 Defraudiren, die Zollabgaben umgehe», da, her Defraudant, ein Steuerbetrüger.

Delegation ist die 2srt von Assignation, bey welcher der Empfänger das Affignationsbillet (oder die auf einen Andern angewiesene Zahlung) unde, dingt als gute Zahlung annimmt, und wobey der Anweiser sich nicht ferner darum bekümmert, ob der Assignat bezahlt oder nicht. Del credere, heißt: dasGutsagen, gut für eine Zahlung stehen. Wenn ich als Commiffionair oder Vermittler meinem Handlungsfreunde und Cvm, Mitkenten für Waaren Bürgschaft leiste, welche der, selbe durch mich an einen dritten gesandt und auf Zeit verkauft hat. Für ein solches del Credere wird eine Provision bezahlt, die nach dem Abkommen ver, schieden ist.

Deponircn, Geld oder Geldeswerth an einem dritten Ort zur Sicherheit verwahrlich niederlegen. Wer das thut, heißt Deponent; der, bey dem «S geschieht, heißt Depositarius; und der Ort der Verwahrsam das Deposikorium. Dergleichen Verwahrungen zur Sicherheit können gerichtlich und, außergerichtlich geschehen. Zm ersten Falt geschehen sie dann, wann über eine Sach« ge, stritten wird, wem sie gebühre, oder wenn der, dem sie gehört, solche noch nicht (z. B. als BAnderjähri, ger u. dergl.) in seiner Gewahrsam haben kann. Zm andern Fall ist jede Sache ein Depositum, die wie Zemand zum Verwahren anvertrauen, ohne daß er dafür etwas fordern könne, und mit der Bedingung, baß wir sie zu jeder Zeit zurück erhalten können. Wird über das in Verwahrung Gegebene von dem Verwahrer ein Anerkenntniß ausgestellt, so heißt solches ein Depositionsschein.

Detail

62

Erklärung

Detail, einzeln; en detail, im Kleinen; De« tailhandel, Kleinhandel, Vein en gror-Handel enlger gengeletzt. Devalvation, H.rabsctzung des Werths der Münzen. Devalviren, abschen. Devalvirce Münzen, abgesehte, verbotene Münzen. Differenz, Verschiedenheit, Abweichung, klei» ner Zwist. Diffitiren, ableugnen; eine Unterschrift nicht für die seinige anerkennen; der Gegensatz des Agnoscircn. Direktor, der die Oberaufsicht über etwas führt, und die Geschäfte regiert. Discontiren, abziehen; Diskonto, der Ab« zug von einer Zahlung nach gewissen Proeente». Ei« nett Wechsel diScontiren heißt: einen ärcep« kirtrn, aber noch nicht fälligen Wechsel von einem An« der» kaufen und die im Wechsel verschriebene Summe, nach Abzug (Discontirung) der bis zum Verfalltage gebührenden Nutzungs-Zinsen von dem Capitale, so« gleich an den Verkäufer des Wechsels baar auszah« len. Die Zutressen, welche bey diesem Kauf vorweg genommen werden, heißen der Diskont, und stehen, jenachdem viel baar Geld müßig liegt, oder viel Wech, fei zum Verkauf auSgeboken werden, oder jenachdem solche Wechsel von einem reellen und sichren Hause akkeptirt worden, bald höher, bald niedriger; durch« aus werden sie aber Zahrweise berechnet, und bey dieser Berechnung das Zahr zu 360 Tagen ange« nommen. Zn Beziehung auf Waaren heißt Diskont so viel als Rabat, und besteht in demjenigen Abzüge gewisser Prvkente, welcher statt findet, wenn ich Waaren auf Zeit gekauft habe, solche aber sogleich bezahle. DiS-

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter.

6z

Diskretion skage, Respect/, Respit i Tage, sind diejenige Frist, welche dem Acceptantcn eines Wechsels nach der Verfallzeit noch zu benutzen ver, gönnt ist, bevor, er Zahlung leistet. Die Anzahl die, ser NachsichtSkage ist nicht aller Orken gleich, und wird durch die Wechselordnungen jeden Orts bestimmt. Wenn man gleich nichts Unrechtes thut, sich dieser Nachsichtsfristen zu bedienen, so hebt es wenigstens nicht den Credit, und man verfährt am besten, jedes Mal seine Baarschast zum Verfalltage bereit zu Hal, ten, und es dem Inhaber des Wechsels zu überlassen, wann er sein Geld einziehen wolle. Im Preußischen sind drey Discretions, oder Respect-Tage üblich; fallen sie aber auf Sonn, und Feiertage, so muß schon vor dem Feiertage bezahlt öder protestirl werden. Zn Hamburg sind, den Verfalltag niitge, rechnet, zwölf Respeckkage; in Amsterdam sechs; in London drey; in Leipzig keine u. s. w.

Dispas'che, vom spanischen dispacho, ein schriftliches Instrument, welches von einer obrigkeit, lich aütvrisirten und vereideten Person ausgenommen, und worin nach feststehenden Principien und Seeger bräuchen der Schaden, welchen ein Schiff sammt La­ dung zur Ser erlitten hat, ausgemittelt, abgeschätzr, und danach die Auseinandersetzung zwischen denVer, sicherten und den Assccuradöten festgesetzt wird. Die Dispasche ist folglich ein Rcchrscrkcnntniß inSeeschä, den. Diejenigen Personen, welche sie abfassen, heißen: Dispascheur, und finden sich in jeder bedeu­ tenden Seestadt öffentlich zu diesem Behuf angestrllt.

DiSponiren, i) über Etwas schalten und walten, daher Disponent, siehe Factor; 2) be, stimmen, überreden Jemanden.

Di,

64

Erklärung

Dividende, der Gewinn, welchen Aktien ab» werfen, flehe Aktien; der jährlich zu verlheilende Gewinn linker mehrere Geschäfts/ oder Handlung-/ Genossen. Dvcumelkte, schriftlich« Urkunden. Siche Instrument.' Domiciliren, Wechsel dvmiciliren heißt: sie a« einem andern Orte, als wo siy fällig sind , oder auch durch eine andre Person als den Bezognen auszahlen lassen; in beyden Fällen wird auf dem Wechsel »nt Hinzufügung der Adresse bemerkt: „domirilirt bey Srn. N. N." Douane, 1) Zollhaus, Kaufhaus, Packhof; 5) der Zoll, Mauth, die Accise; 3) die Zolldcam, krn, Douaniers. Drgwback, KückzoL in England. Zoll, der voneiugesührren Waaren entrichtet werde« muß, »der bey Ausführung derselben erstattet wird. Droguist, Sprccreyhändler, der mit Arzney» Waaren im Großen handelt. Dünen, die Sandhügel an der Westküste von Holland. Duplikat, doppelte Abschrift eines Dokuments. DuplUM, das Zweysachc. E. E. die Abkürzung des sonst in Briefe» ge» 6rAutblid> als steife Anhänglichkeit an das Alke abgeschmückt und lächerlich ist. Hauptsächlich würde die Deybehaltung der im kaufmännischen Gcschäftsstyl aufgcnonimne» Wörter, die einen weitläufig zu erklä­ renden Sinn kurz ausdrücken, und wofür wir im Deutschen wohl zum Theil gleichbedeutende, aber nicht Brieffi. für Kauft. I durch-

130

Erklärung

durchaus erschöpfende Ausdrücke haben, rathsam seyn. Wohin z. D. Collo, Connossemcnk, Delcredere, In/ dossant, Indossat u. s. w. gehören. E. Zu den vorbereitenden Kenntnissen eines juitr gen Handelsbeflißnen, welcher in der Korrespondenz gut fortkommcn will, gehört ferner auch: einige Kenntniß der Sprachen der vornehmsten Europäischen Handelsvölker. Diese sind außer dem Deutschen, das Französische, Englische und Italienische. Wer da bedenkt, wie unendlich und allgemein vciv flochten der Handel in der Welt ist, und wie besonders der Kaufmann auf Beziehung der Producle von den entferntesten Gegenden und Nationen, und DahinFührung vaterländischer Erzeugnisse und Fabrikate spe/ culirt, dem wird nicht auffallen, daß von einem HandlungSbeflißnen in Deutschland, hauptsächlich wenn er sich den schriftlichen Comtoirgeschäften ivid/ met, wenigstens einige Kenntniß dieser Sprachen gefordert wird. Je vollkommner er darin ist, desto besser. Wenn aber auch seine Kenntniß nicht so weit geht, daß er die schweren Schriftsteller, welche in jenen Sprachen geschrieben haben, vollkommen verstehe, oder daß er die Feinheiten der Conversations - Sprache jener Völker sich zu eigen mache, so Muß er doch nicht so unwissend darin seyn, daß ein gewöhnlicher trockner Handlungsbrief oder ein Wechsel ihm unerklärlich blei/ Ven, und daß er sich selbst nicht zur Noth darin ver­ ständlich machen oder ein einfaches Antwortschreiben abfassen könnte. So weit Hal Man es bald gebracht. Die französische Sprache ist zuförderst Wohl die unerläßlichste; in dieser muß er es durchaus zu einiger Fertigkeit gebracht haben. Denn da sie, so zu sagen, die herrschende Sprache in der feinen Welt geworden ist, so kann man bey seinem Verkehr sich damit schon ziem/

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 131 ziemlich überall forthelfen, und der vollkommneren Sprachkunde der übrigen verbenannten entbehren. Nächstdem ist die Kenntniß des Englischen sehr nützlich; weil die Engländer zur Zeit das größte Han/ dclnde Volk sind, dessen Sprache außer Grosbritkan, Nicn, auch in den ausgedehnten Ostr und Wcstindi, schcn Besitzungen derselben und in Nordamerika im Gebrauch ist. Die italienische Sprache hingegen gilt von de» südlichen Theilen der Schweiz durch ganz Italien und die weitläufigen Küstenländer des Adriatischen Meerss, in Griechenland und dem griechischen Archi­ pel, bis nach Egypten hin, als Handelssprache; und außerdem sind von ihr ein bedeutender Theil der im deutschen Handel verkommenden Kunstwörter entlehnt worden. Daher haben, in Betracht der Nützlichkeit der Kenntniß dieser fremden Sprachen für deutsche Han, delsbeflißne, mehrere Schriftsteller Anweisungen zu brieflichen Aufsätzen, welche Handelsgegenstände be­ treffen , in denselben heraus gegeben, von,, welchen zu empfehlen sind, für die französische Sprache : des Abbe Mozin Neue Sammlung französischer und deutscher Handlungsbriefe. z Aufl. bey Cotta in Tübingen.

Louis Reignier. Nouvelles Lettres commerciales etc. Nuremberg 1822. für die englische Sprache: Sammlung auserlesener engl. Kaufmannsbriefe, ate Aufl. Hamburg bey Vollmer igor. R. Meyers deutsch, englischer Handlungsbricfstcl, ler re. Dresden bey Hilscher ig«. M. Morgenbessers Handlungsbriefe zur Uebung in der deutschen und englischen Cvrrcspvndenz rc. Breslau bey Korn 1822.

I 2

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Erklärung und fflr die italtenische:

Myces italicntfcf) - deutscher Handelscorrespondent U*

Valenlt's Sammlung deutscher Brtefe rc. berg 1796»

Nürn,

F. Nächstdem dürfen einem Handlungsr Be/ flissenen die Gesetze des Handels und die Lan, deshera:! ichen Verordnungen, welche den Handel betreffen, nicht allein in dem Lande, worin er lebt, sondern auch in Rücksicht andrer han, delndcr Orte und Staaten, Nicht unbekannt bleiben. Danut er sich in seinen Handlungsangelegenheiten dar, nach richten, und im Briefwechsel auf Sachkenntnisi gegründete Dispositionen ertheilen könne. Es dürfte langwierig seyn, diese Kenntnisse aus den von Zeit zu Zeit im Geschäftsverkehr vorkommenden Fällm zu schöpfen, und manches Lehrgeld kosten, wenn sie durch eigne Erfahrungen erworben werden sollten; daher jungen HandelSbefltßnen nichts angelegentlicher zu em, pfehlen, als daß sie ihre müßigen Stunden auf die Sc, sung und das Studium solcher Schriften verwenden, welche sie in diesem wichtigen Theile ihrer Drodwissen, schafc weiter führen, und ihnen die erforderliche gründ, liche Aufklärung geben.

Dahin gehören: Allgemeines Handlungsrecht für die Preußischen Staaten.' Dortmund bey Dlothe u.Comp. 1796.

Vcillodter's Entwurf eines allgemeinen Handels, rechts. Frankfurt 1799. I. M. Leuchs vollständige Handelswisscnschaft in z Theilen, zte Ausgabe. Nürnberg 1822; deren 2ter Theil von der Staatshandlungswissenschaft und, von den Anstalten der Regierungen zur De, fördrung des Warenumsatzes u. s. w. handelt.

I. G.

d. vornehmsten kaufmännischen Kunstwörter. 133 I. G. Büsch's theoretisch.-praktische Darstellung der Handlung. 2 Bande, zre Ausgabe von Normann. Hamburg bey Hoffmann 1808.; welches Buch dre umfassendste und gründlichste Kenntniß der ge, sammten Handlung ertheilt.

4) Regeln, welche bey der kaufmännischen

Correspondenz zu beobachten sind. Diese Regeln sind zweycrley: A. Kl ugheits regeln und L Regeln über dir zu beobachtende üusiere und innere F^rm der Briefe. A. Außer den Klugheitsrcgcln, welche schon in dem Berlinischen Briefsteller für das gemeine Leben, Einleitung Kap. z, ui Rücksicht der Correspondenz überhaupt gegeben sind, hat der Kaufmann noch be­ sonders darauf zu sehen: r) DcrH er die Verfälschung seiner Pa­ piere n a ch M ög l i ch ke 1t e r sch w e re. Diese Ver, falschung kann aber auf doppelte Art Statt finden, in­ dem n milch en 16. Iun. I8S3,

Die durch den Fuhrmgnn Hornig aus Zauer von Ihnen an mich gesandte r Ballen Leinewand habe ich zwar erhalten, auch, da die Ablieferung richtig gec schehen ist, die noch rückständige Hälfte der Fracht mit 12 Rthlr. pr. Ct. in 4 Duc. bezahlt, ohnerach, tet ich noch nicht sehe, womit ich diese Auslage mir ersetzen, geschweige wo ich die Leinewand verkaufe» werde. Die Speculation auf die Mobilmachung und Ver, größerung der polnischen Armee hat so viele Hände in Bewegung gesetzt, daß ich die Möglichkeit des Absatzes von aller vorräthigen Leinwand nicht absehen könnte, wen»

170

i. Abth. Don Handlungsbriefen,

wenn auch jene Veränderung wirklich jetzt in der Eil geschehen sollte, die zur Zeit doch noch wenig mehr als ein bloßes Projekt zu seyn scheint. Auch ist der Preis, den Sic vorgeschrieben haben, zu hoch. Die Sorte Leinewand wird hier durchge, heuds nicht höher als if Duc. bezahlt; und bey so starken Parthien zweifle ich sogar, dieses für die Jh, rige zu erhalten, besonders wenn, wie Sie zu «erste, hen geben, der Absatz in der Eil betrieben werde« sollte. Ich muß um Ihre nähere Weisung bitten, und Ihnen freundschaftlich rathen, mit weiteren Versen, düngen vor der Hand noch an sich zu halten. Sollten sich günstigere Umstände ereignen, so werde ich nicht ermangeln. Ihnen davon zu rechter Zeit Nachricht zu geben, überhaupt aber in allen Fällen gerne meine Dicnstergebenheit zu beweisen. Elias Quarkowsky.

9Gegenantwort.

Hrn. E. Q-Uarkowsky in Warschau.

Hirschberg, bett 24. Sun.

l823-

In demselben Augenblicke, da ich Ihre geehrte Zuschrift vom 16. d. M. erbreche, erhalte ich eine von demselben Dato von einen. Freunde, der mir eine noch stärkere Lieferung von Leinewand aufträgt, als ich Ihnen gesandt habe, und den Preis bietet, den ich Ihnen gestellt habe. Ich kann daraus nichts an, ders schließen, als daß dieser Waarcnartikel nicht in Ihr Fach einschlagt. Denn ich sollte nicht meinen, daß bey Ihrem Benehmen eine andere Ursache zum Grunde läge. Dem sey indessen wie ihm wolle, so setzen

B. AnIragSbriefe.

171

setzen Sie mich dadurch in die Nothwendigkeit, Sie zu ersuchen, die Leinewand nebst dem Frachtbriefe an Herrn Tarni jun. verabfolgen zu lassen, und von demselben Ihre Auslage in Empfang zu nehmen. Im übrigen habe ich die Ehre zu seyn Ihr bereitwilliger Diener Joh. Handelsmann. 10.

Vorschlag eines TuchhandlcrS an einen andern zum Aufkauf grober Tücher. Hrn, F. Wollschlägee in Stettin.

Berlin,

12. März 1823.

Bey den gegenwärtigen Bewegungen, welche sich in Schweden äußern, scheint ein guter Debit von groben Tüchern keine unsichere Speculalion zu seyn. Sollten Sie es wohl nicht der Mühe werth halten, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu wenden? Ich höre, daß die Lieferanten hier den Tuchmachern, unter dem Vorwande, daß kein Absatz sey, niedrige Preise setzen, und schließe daraus, daß, wenn die Sache mit einiger Klugheit und Vorsicht betrieben würde, dabey recht vortheilhafte Geschäfte gemacht werden könnten. Ich habe Gelegenheit, in der Geschwindigkeit gegen 1000 Stück aufzukaufen, wovon ich die Elle mit Inbegriff der Apretur ohne Farbe nicht höher als 12 gl. zu bee zahle» denke. Es sollte mir zu einem großen Vergnügen gerei­ chen , wenn Sie meinen Vorschlag annehmlich fänden, nnd mir durch Aufträge Gelegenheit gäben. Ihnen zu Ihrem Vortheile die Bereitwilligkeit zu beweisen, mit welcher Ich Ihnen zu Dienst ergeben bin. Matthias Matlhisson. 11. Ant»

173

i.Abth. Von Handlungsbriefen

11.

Antwort, worin die Ausführung des Vorschlages auf eine Zeit ausgesetzt wird. Hrn. M6ten des vo, eigen Monats eingesandte Primawechsel von Beo Mk.------------ auf Carl Brandt liegt aeeeptirt zur Disposition der Sekunda in Bereit, schäft. NSthigenfalls würde ich mit Vergnügen Ihre Firma

C. Bestellungsbriefe.

187

Firm« unter den gewöhnlichen Formalitäten beschützt

haben.

M. D. Freyer.

10. Ein angehender Kaufmann verschreibt Waaren,

und weiset seine Sicherheit nach. Hm. Bachmann in Frankfurt a. d. O.

Friedberg, t. 23. Sept, «23.

Ich habe seit kurzem die Handlung meiner Schwiegermutter, fei. Herrn Sann Bergmanns Wittwe hieselbst übernommen. Selbige hatte feit einigen Jahren ihre Waaren von den Herren Hausen et Schröcr genommen; da aber diese Herren sehr hohe Preise stellen, so bin ich genöthiget, eine Acne derung zu treffen, und mich künftig mit dem Vertrauen zu einer billigen Behandlung an Sie zu wenden. Sie können fich zu Ihrer Beruhigung bey meinem Schwager Herrn Karl Köppcn in Wetzlar, und bey Herrn Volkmann in Frankfurt, dessen Handlung ich 3 Jahre als Diener vorgestanden habe, nach mir ev< kundigen. Ich werde jederzeit gleich nach Empfang der Waaren oder doch in kurzen Fristen richtige und prompte Zahlung leisten. Für diesmal bitte ich mir durch Urberbringer, de» Fuhrmann Horn i Fast Thran i Pf. Macis i Pf. langen feinen Zimmet i Pf. Nelke» aus, wovon Sie den Betrag bemerken, und die Bee Zahlung künftige Woche erwarten wollen. Wenn

. O. d. 24» Sipt. 1823.

Wenn billige und rcchtichaffcnc Behandlung da§ Mittel ist, Ihre Freundschaft zu sichern, so darf ich Nie befürchten, dieselbe zu verlieren. Mit Pcrgnügen ühersind« iehhiemit durch Fuhr.' mann Hörsi die bestellten Waaren, beren Betrag Sie laut angeschlossener Note- mio mit Rthlr. 85. 69'1. gut

zu schreiben belieben wolle». Ich werde mich sehr freuen, wenn Sie mir oft Gelegenheit geben werden. Ihnen durch gute Ausriche ying Ihrer Aufträge zu zeigen, wie gerne ich sey Ihr dienstwilligster

Eman. Bachmann. IO,

ES wird 4er Einkauf von Waaren aufgetragcn. Hm. Stavenaer st Donkttken in Amsterdam.

Stettin, t>. 12. Apr.

18231

Der Abgang meines vor kurzem verstorbenen Am« fierdammer Freundes und Ihre höfliche Einladung zum Briefwechsel vom t6. Januar, welche ich zu sei« ner Zeit mit Vergnüge» erhalten habe, veranlasset mich.

C. Bestellnngöbricfe.

189

mich, Sie um den Einkauf unten specifizirter Waaren, in so feine sie für die beygesetzten Preise in nntadel, Hafter Güte zu haben seyn werden, für meine Rech, nüng hiemit ergebenst zu ersuchen. Die Verladung geschiehet auf hier an meine eigene Adresse, und bitte ich zur Assecurauz das Nöthige zu besorgen. — Ich hoffe und wünsche, daß gute Dedie, nüng Ihrer Seils Anlaß geben wird, unser Verkehr recht lebhaft zu machen. Kann ich Ihnen irgend worin zu Diensten seyn, fo bitte.ich dazu tim Ihre gegenseitigen Befehle, denen ich mit Rechtschaffenheit und Aufmerksamkeit nachlebe» werde, um in der That zu zeigen, daß ich mit Hochj vchtung sey Ihr dienstergebenster Johann Helmunb. >3» Antwort. Hrn. I. Helmund in Stmfti.

Amsterdam, d. 14. May 1823.

Mit Ausnehmendem Vergnügen vermelden wir hiemit den richtigen Eingang Ihres geehrten Schrei, bens vom 12. v. M. Der Einkauf der in demselben anbefohlenen Waa, ren iß sogleich geschehen. Nur der Tabak ist für den bemerkten Preis nicht anzuschaffen. Seit 14 Tagen ist derselbe, wegen des langen AußenbleibenS der Nord, amerikanischen Schiffe nm 2^ Procent gestiegen. Wir erwarten also deshalb Ihre weitere Befehle. Die Gewürze,, der Reiß und Indigo sind in das Schiff de Vreede» Schiffer Stadtlander von Rot, terbam.

190

i. Abth. Won Handlungsbriefen,

terdam, welcher in acht Tagen unter Segel zu gehen gedenkt, an Ihre Adresse verladen. Wir überscn, den anliegend den Vcrladunggschrin und das Eonnos, ftment. Den Betrag angcschlossner Faktura von Fl. Beo 3081------ - bitten wir uns zu crrdiriren.

Wir werden zu seiner Zeit nicht ermangeln. Ihnen unser Zutrauen durch angemessene Aufträge zu bcwcir sen, und die gegenseilige Freundschaft zu befestigen, mit welcher wir stets seyn werden Ihre dienstwilligste Slavenaer et Donkcrkcn.

14.

Adviöschteiben von Amsterdam nach Lübfk an einen Spediteur.

Hrn. P. du Moulia

Amsterdam, bett 14, May

in Lübek.

18231

Auf Anweisung Herrn I. Helmund in Stettin senden wir mit dem Schiffe deVreede, Schiffer Stadt, lander aus Rotterdam nach einliegendem Connossement N.N. 4 Fässer mit nebenstehendem Zeichen No. 1. 3. 3. 4. an Sie mit ergebenster Ditte, damit nach Vorschrift des Herrn Kommittenten zu verfahren. Das Schiff ist heute unter Segel gegangen, und da der Wind sehr günstig ist, so hofft der Schiffer in 3 Wochen in Lübek zu seyn. Wir wünschen dazu eine glückliche Fahrt und guten Empfang. Wir haben vor acht Tagen dem Herrn N. N. ebenfalls ein Connossement zugesandt. Und da wir von demselben angewiesen sind, de» Belauf der Güter auf

C. Bestellungsbriefe.

191

auf Sie zu entnehmen, so erwarten wir, daß Sie unsere Tratte auf 5087 Mk. >7 ßl. beehren werden.

Wir wünschen sehr, von Ihnen Aufträge zu erhal, ten, und bitten Sie, sich der größten Aufmerksam, feit und Thätigkeit von unserer Seite versichert zu halten. Unsere Geschäfte bestehen in Kommissionen und Speditionen, und wir haben die Ehre zu un, terschrcibcn als

Ihre dienstwillige

Stavenaer et Donkerken. 15-

Austrag von Stettin nach Danzig, den Hans zu versenden. Hrn. Gotts. Senf in

Stetti«, den 27. May 1823,

Danzig.

Mit ehester Gelegenheit belieben Sie 420 Stt. Hanf für meine Rechnung an John Shaw in Ham, bürg zu versenden, demselben den Abgang davon zu berichten, und mir nach geschehener Verladung das dem Empfänger bestimmte Connvssement einzusenden. Herr Shaw wird von mir über die Bestimmung när Herr Weisung erhalten. Mich dcbitircn Sie für den Belauf und besorgen dieses Geschäft bald und bestmög, Eichst, wogegen ich mit Werthschätzung bin

Ihr dienstwilligster Johann Helmunb.

16. Gegen-

i9«

r, Abth. Don Handlungsbriefest. 16.

Gegenantwort von Stettin nach Amsterdam. Hrn. Stavcnaer & Stettin, t>. 27. May 1823. Donkcrken.

Aus Ihrem geehrten Schreiben vom 14. d. M. ersehe Ich mit Vergnügen, baß Sie die zum Einkauf aufgetragenen Waare» zur Versendung bereit und dem Schiffer schon überliefert haben. Da ich. mit dem Tabak nicht länger Anstand nehmen kann, so muß ich mir die gemeldeten Preise gefallen lassen, wenn dieselben mittlerweile nicht gefallen seyn sollten^ nur bitte ich um baldige Versendung an die vorige Adresse, wo das Nöthige bereits verfüget ist. Den Betrag werden die bestellten 420 Skt. Hanf, welche auf Ihren Befehl mit bey Nächsten Gelegenheit an Herrst John Shaw in Hamburg abgehen/ ohngefähr ausgleichen. Wovon durch gegenseitige Rechnung künftig ein Mehreres. Es freut mich, daß Sie meinen Wünschen ge, neigt entgegen kommen. Gegenseitige rechtschaffene Behandlung wird das gute Zutrauen befestigen, und ich werde unausgesetzt mit aller Achtung seyn

Ihr bereitwilligster Diener Johann Helmuud.

itAdviS von Stettin nach Hamburg wegen Spedi­

tion des Hanfs. Hrn. John Swah ist Hamburg.

Stettin, den 27. May 1823;

Sie werden von Herrn Gottf. Senf in Danzig Anzeige erhalten von 6 unter Ihrer Adresse für meine Rech,

193

C. Bestellungsbriefe.

Rechnung abgesandten Bassen 420 Stt. schwer. De/ lieben Sie damit der Weisung des Herren Stavenaer öc Donkerken in Amsterdam nachzukommen. Mit besonderem Vergnügen ergreife ich diese Ge­ legenheit, Ihnen meine Dienste anzutragen, und Sie der Hochachtung zu versichern, mit welcher ich die Ehre habe zu'seyn

Ihr bereitwilligster Diener Johann Helmnnd.

18.

Advis von Danzig nach Hamburg. Hrn. John Shaw in Hamburg.

Danzig, d. n. Juni Igrz.

Auf Obre Herrn Johann Helmunds in Stettin versende ich an Sie 420 Stt. in 6 Ballen, gezeich­ net J.H. No. 1. 2. 3. 4. $. 6. mit -em Schiffe de Vreeschap, Schiffer Ludolph Eipel aus Hamburg. Belieben Sie damit dem Willen des obgedachten Freundes nachzukeben, und dem Schiffer die verdun­ gene Fracht nach richtiger und guter Ablieferung zu entrichten. Derselbe gehet morgen mit Gott unter Segek, und denkt in 14 Tagen in Hamburg einzutreffen. Ich bin

Ihr bereitwilliger Diener Gottfr. Senf.

Briesst. für Kaufl.

91

19. $16«

ig4

i. Abth.

Bon Handlungsbriefen. 19.

Advis von Lübck nach Stettin wegen angekommener und weiter versandter Waaren in Ve-

ziehung auf No. 14.

1

Hrn. I. Helmund in

Lübek, d. ,2. Juni 1823.

Stettin. Gegenwärtiges enthalt für Sie die angenehme Nachricht, daß Schiffer Stadt,

N. N. lander 4 Fässer, die er bey Stavcnacr & Ro, i.r. z,4.Donkerken in Amsterdam für Sie ringe, nommen, richtig zu Lande gebracht. Und

da auch Schiffer Hans Haaßen von Stral, fund mit dem Schiffe,, der Köntz,. nach Stettin- segel fertig lag, so habe ich die

Güter bey ihm sofort verladen. Er tritt morgen seine Fahrt an, und wenn Gott, wie ich wünsche. Glück verleiht, so wird er in 5 Tagen dort eintreffen, und dann ersuche ich von beyliegendem Connossement nöthigen Gebrauch zu machen. Den Betrag angeschlossener Spesenrechnung Rthlr, gr. belieben Sie mir zu ereditiren.

Sobald der Tabak angekommen seyn wird, der laut Bericht auch schon unter Weges ist, so werde ich bie Spedition nach Möglichkeit beschleunigen, um

damit

die.Aufmerksamkeit

zu

beweise»,

mit der

ich bin Ihr dienstwilligster P, du Moulin.

20. Es

C. Bestellungsbriefe.

*95

20. Es wird dem Kommissionär ein Wechsel übersandt und dabey aufgetragen, den Betrag zum Einkauf

von Waaren zu verwenden. Hm. F. F. Volney m

Berlin, 6. is. May isrz.

Triest. Inliegend erhalten Sie einen Secunde - Wechsel VVN 3000. Duc. di Banco auf Giovanni Bianchoni, wovon, kein,« in den Händen von Guiseppo Filangieti acMtirt bereit lieget *). Besorgen ^i« in

Absicht desselben das Nöthige) und da ich -nicht zweifele, dasi die Zahlung gehörig geschehen wird, so ersuche ich Sie, den Betrag zum Einkauf von Daum» öl auf die vortheilhafteste Art anzulegen. ' Ich ver, lasse mich dabey auf Ihre Einsicht und Rechtschaffene hett, und gebe Ihne» wegen des Preises keine Vor, fchrift. Bey der jetzigen Unsicherheit der Gewässer lasse» Sie die Waare zu Lande über Wien und Breslau

gehen.

Ich sehe Ihren angenehmen Nachrichten mit Ver­ langen entgegen, empfehle Ihnen die möglichste Vor, sicht und Eile und grüße Sie freundschaftlichst. Philipp Georgi.

N 2

Li.Ant-

») Der Wechsel hätte eigentlich genauer beschriebe» wer» den foUnu

iy6

i.Abth. Bon HandlungSbriefen. 21.

Antwort, worin der Eingang des Wechsels und die M, wie der Kommissionär den Betrag anzu­

legen denkt, gemeldet wird.

Triest, dm Z.Juni 1823.

Hrn. .Philipp Georgi in Berlin.

Gegenwärtiges soll lediglich dazu bienen, Ihnen den richtigen Eingang des unter dem ig. v. M. an mich eingesandten Wechsels zu 3000 Duc. di Beo auf Giovanni Bianchoni schuldigst zu melden. Und da derselbe accepkict, auch kein Zweifel ist, daß er zur Verfallzeit eingelöst werden wird, so werde ich nicht ermangeln, mit dem Betrage nach Vorschrift zu verfahren-. Ihrem Auftrage wegen des Baumöle Einkaufs bestens nachzukommen, soll mein angelegenstes De, mahn seyn, und ich hoffe. Ihnen schon M einigen Posttagen über den Erfolg Anzeige machen zu kön­ nen. Für jetzt ist wenig am Markte und im Preise zu . . . Zufuhr ist aber unter Weges, und bey dessen Ankunft sind billigere Bedingungen zu hoffen. Halten ^ie sich versichert, daß ich Ihren Vortheil nach Möglichkeit wahrnehmen werde, und genehmi­ gen Sie. die Versicherung meiner Hochachtung und Ergebenheit, mit der ich bin Ihr dienstwilligster Diener

F. F. Volney.

*)

22. An *) Hier müßten nun folgen: i) Bericht nach Berlin von der abgegangenen Ladung Baumöl, nebst der Factura und An­

zeige des Spediteurs in Wien.

in Wien.

2) AdviS an den Spediteur

3) Antwort desselben nach Triest,

Anzeige dahin

von der angekommeuen und weiter versandten Waare,

AdviS

nach

C. Bestellungsbrief«.

197

22.

An dir Herren Neuß & Schmidt in Amsterdam.

Hamburg» d. 6. Iuuy 1823-

Durch Ihre werthen Briefe vom 25. May und 1. b. beehrt, habe ich Ihre Tratten von B° Mk. 40001 o * a Mth v. i.d. an die Ordre 3 500/ Pöhl öc Sohn hieselbst LoMk. io,poo gern honorirt und Sie dafür dehitirt. Da- Nöthige wegen Ihrer NcmrAen von

Lo Mb. 3500) 60001 aufC. Muhl K 6. in C, 35°oJ Bo Mk. 13,000

werde

ich besorgen und Sie

nach Eingang dafür creditiren. Da Sie nunmehr die Verkaufsbedingungen Ihre-

Kaffees auf uz, ul, 9$, und selbst im höchsten Nothfall noch l niedriger fcstsctzcn, so hoffe ich, Ihr

nen den Verkauf der ganzen Partie

oder

wenig,

siens eine- Theils derselben, nächstens anzeigen zu können. Seyn Sie versichert, daß ich Ihren Vortheil nach Möglichkeit wahrnchmen werde. Die englische Prämie für den hiesigen Platz ist 3, a und 14 Prorent; für die Ostsee 3 bis 45. E


Mit Schisser Hinz Kolbe, führend das Schiff Maria, habe ich für Rechnung und auf Gefahr de« Herrn M. 8. in M. 3 Kisten Nro. 1. 2. 3. an Sie gesandt. Bedienen Sie sich einliegenden Conr nvssements, und nach gutem Empfange der Waare bee lieben Sie den Willen des Herrn M. 8. in M. unter Nachnrhmung Ihrer Trakte zu befolgen. Wir wünschen guten Empfang Larisch & Waal.

4» Hrn. Ferdinand Klein in Ruppin.

Rostock,

>en 15. F«br.

I823’

Der Fuhrmann Elias Junker hat für Sie die bee fohlnen 4; Et. Kleesaamen und andere Sämereyrn

266

r.Tlbch. Don Handlungsbriefen.

zum Transport übernommen, und wird morgen seine Reise antreten. Sie werden ihm nach guter Ablieferung die 6« Lungene Fracht a i Rthlr. pr. Ct. gefälligst entrichten, und dieselbe sehr leidlich finden. Für den Betrag anliegender Rechnung bitte ich mich zu rrcditiren; und allenfalls denselben dem Fuhr, mann einzuhändigen. In Ermangelung anderer Rückfracht will der Man« seinen Wagen mit Ruppiner Bier beladen, um zu ver, suche«, ob er damit in Rostock sein Glück mache« könne. Ich werde cs für eine große Gefälligkeit an, sehen, wenn Sie sich die Mühe geben wollen, ihm Lazu behülflich zu seyn, daß er mit gutem Biere ver, sorgt, und sobald als möglich abgefcrtiget werde. In dieser Erwartung verpflichte ich mich Ihne« zu allen angenehmen Gegendiensten, und wünsche eiye« -Uten Empfang der Waaren. Johann Philidor.

5» Antwort. Hrn. Joh. Philidor in Rostock.

illnppln, Len 27. MLr» 18231

Der Fuhrmann Elias Junker hat 4; Cnk, Klee, und andere Sämereyen richtig abgeliefert und die be, Lungene Fracht erhalten. So sehr ich indessen mit dem Frachtlohn und der guten Ablieferung zufrieden seyn muß, hatte ich doch gewünscht, den Saamen um einige Wochen früher zu erhalten, weil ich manche Nachfrage habe von der Hand weisen müssen. Außer dem späten Abgänge der Kracht von Rostock har der Fuhrmann Lurch die üble

F. SpedktionSbricfe.

267

Üble Beschaffenheit des Wege» sich genöthigt gesehen, länger auf der Reise zuzubringcn, als er sich vvrgee stellt Haire. Eben um dieser üblen Wege willen, welche durch die eingerrrtene sehr regnigte Witterung immer schlecht ter werden, Hal der Fuhrmann sein Vorhaben, Rupe Pincr Bier mikzunehmen, anfgeben müssen, und ist ledig wieder abgereisct. Sonst würde ich ihm gern zu allen Diensten bereitwillig gewesen seyn, zu welchen Sie mich aufzufordern belieben. Den Betrag der Facrura hak der Fuhrmann, zu/ folge Ihres Befehles vom 15. Fcbr., in Empfang ge, nommen. Ich empfehle mich Ihnen zur Freundschaft, Ferdinand Klein. 6. Hrn. Samuel Honig in Ruppin.

AehLenik, trn 20. Iuly l833’

Auf Verlangen Herrn Philipp Wanderer in Stet/ tin übersende ich Ihnen 10 Tonnen neue» Emder He/ ring durch Fuhrmann George Gottschalk. Ich wün, sche davon guten Empfang, und bitte damit de» Wtl, len dieses Freundes zu vollziehen. Die jetzige Erndtezeit ist Ursache, daß ich die Fracht nicht niedriger habe bedingen können, als der Frachtbrief ausweisct, so viel Mühe ich mir auch deshalb gegeben habe. Die in anliegender Rechnung verzeichneten AuS/ lagen und Spesen belieben Sic gefälligst zu bemerken und, wenn Sie solche richtig befunden, mir gut zu

schreiben. Herr Ph. W. meldet mir, baß mit dem nächsten Jtabn i Pipe Oel und » Tonnen Carolina Reis-für Sie

-68

i. Abth, Don Handlungsbriefen.

Hie an mich eintreffen werden. Ich erwarte nun, was Sie wegen der weitern Forkschaffung dieser Waa­ ren von hier verfügen werden, und bitte Sie, »rr: sichert zu seyn, daß ich durch sorgfältige Aufmerksam: feit au fJhr Bestes mich jederzeit zeigen werde als Ihren bereitwilligsten Diener Johann Segebart.

in Zchdcnik. Mit vielem Mißvergnügen muß ich Ihnen melden, daß ich von den durch Fuhrmann Gottschalk übersand» len io Tonnen Hering nur 8 und zwar in dem trau­ rigsten Zustande erhallen habe. Er hat, wie er sagt, in' der Flacht den Wagen umgeworfen, und damit die fehlenden a Tonnen zertrümmert und die He» ringe verschüttet, die übrigen Tonnen aber sehr er» schüttert. Sie find nun zwar an der Ungeschicklichkeit des Menschen unschuldig, aber nicht daran, daß Sie den Transport so ungeschickten und unerfahrnen Hän, den anvertrauct haben. Wenigstens hätten Sie ihm für den Fall, wenn ihm ein Unglück zustieße, bessert Werhaltungsregeln ertheilen sollen. Er würde-dann, da er Lindow und Altruppin passirt ist, sich der Hülfe eines Böttchers bedient, und die übrigen Tonnen in einem bessern Zustande überliefert haben. Bey so bewandten Umständen könnten Sie es nicht unbillig finden, wenn ich den Hering für Ihre Rechnung liegen ließe. Ich will mich aber damit begnügen, daß ich zu einiger Entschädigung die fü quiblrmi Auslagen und Spesen Ihnen nicht creditirt.

F. SpeditionSbriefe.

269

6« der Fuhrmann zum Ersatz der fehlenden a Ton,

nen kaum vermögend genug ist. Wenn bas Del und der Reis ankommt, so bitte ich solches durch einen eigenen Fuhrmann her zu spe, diren, aber sich meine Geschäfte besser angelegen seyn zu lassen, weil ich mich sonst nach einem sorgfältigern Freunde würde umsehen müssen. Der ich, übrigens noch mit Freundschaft bin Ihr ergebenster Diener

Samuel Honig.

8.

Gegenantwort. Hrn. Sam. Honig

Sehd«nie,r,n 23.Jury 1823.

in Ruppin. Zch verkenne Sie in Ihrer Zuschrift vom 21. b.

M. ganz. Unter der Maske der Billigkeit behandeln Sie mich höchst unbillig. Wie kann ich Ihnen in aller

Welt dafür verantwortlich. seyn, wenn einem Fuhr, man» unterwegs ein Unglück zustößt? Und wie kön, nen Sie sich wegen seiner Unbesonnenheiten an mich halten? Wenn er Ihnen gesagt hat, daß ich ihn nicht gehörig instruirt hatte, so hat er Sie belogen.

Ueberdem ist es ja nicht das erstemal, daß der Mensch solche Transporte übernommen hat. Ich beweise Jh, nen, daß ich alles Mögliche gethan habe, daß die Heringe unterwegs bey einer vernünftigen Behänd, lung keinen Schaden nehmen konnten. Ich habe ihm die Tonnen in einem guten haltbaren Stande über, liefert.

Nun muß er dafür stehen,

wenn Schaden

geschehen ist, und nicht ich. Und können Sie sich an ihm des erlittenen Verlustes wegen nicht erholen, so werde ich als Spediteur Sie zwar beklagen/ aber für

S7

r. Abth. Don Handlungöbrkefen«'

für nichts haften, was ich nicht versehen und nicht garaniirt habe. Indessen weiß ich zu gut, daß der Fuhrmann vollkommen im Stande iss, Ihnen alle io Tonnen Heringe zu bezahlen, als daß ich Ihnen Ihre Zumukhling, Ihnen uinsonss zu dienen undAuSr lagen für Sie umsonst zu machen, unter dem Vor» wände, daß der Fuhrmann zum Ersatz nicht vermi, gcnd genug sey, nicht sehr übel nehmen sollte. Wenn Sic gewohnt sind, Ihre Freunde so zu behandeln, so schicke ich mich dazu nicht. Wenn Sie mir meine Auslagen und Spesen nicht mit erster Poss übersenden, so weiß ich Mikkel, zu dem Meinigen zu gelangen. In jeglichem Falle aber muß ich Sie bitt ten, sich mit Ihren Aufträgen an bequemere Perso, nen zu wende», wenn sich solche finden, und denen die Besorgung Ihres Odd und Reißes auszukragen, da ich dazu nicht seyn kann Ihr bereitwilliger Diener Johann Segcbart.

9Hrn. Ioh. Segcbart inZehdrnik.

Stettin, den i. Iukp 18231

Schiffer Paul Laars hat geladen io Tonnen neuen Emder Hering; i Orhoft Cahors; i alten Franze wein, für Ihre Rechnung. Die Faclura belieben Sie nachznschen, und nachdem Sie solche richkig befunden, denBetraq mir zu crrdiliren. io Tonnen Hering gez. H. G. H. sind zum w:i» tern Transport nach Ruppin an Herrn George Honig bestimmt. Haben Sie die Gefälligkeit, solche ohne Anstand in Ermangelung anderweitiger Gelegenheit mir einer erpressen Fuhre dahin zu spedircn, dem Schiffer die dafür verdungene Fracht zu bezahlen, vnd solch»

F. Speditionsbriefe.

271

solche nebst Ihren anderweitigen Auslagen Herrn G. H. in Rechnung zu bringen. Ich habe Befehl von diesem Freunde, Sie dazu anzuwciscn. Mit dem nächsten Kahn werden 1 Pipe neu Oes, und ein Ballen Carolina Reis ä 15 Ct. für Rechnung vorbesagten Herrn an Sie abgehen. Sie werden da, mit mach der Ordre desselben verfahren und glauben, daß ich mit aller Hochachtung Ihnen freundschaftlich ergeben bin Philipp Wanderer.

G.

Frachtbriefe und Seebriefe. Die Frachtbriefe werben den Leuten, welche den Transport der Waaren übernommen haben, offen mitgegeben. Sie werben elngetheilt in Frachtbriefe zur See, welche den besondern Namen der Seebriefe oder ConnossementS bekommen, und in Fracht, briefe zu Lande, und für die Stromschiffahrt, welche vorzugeweise Frachtbriefe genannt werden. Die Seeb riefe (Connossementc) werden von dem Versender der Güter geschrieben, und von dem Sckiffcr oder Schiffskapitäue, der das Schiff beseh, ligk, unterschrieben, und zwar werden sie vier und zwanzig Stunden nach geschehener Ladung dem Schift fcr zur Unterschrift zugescellk. Sie werden gewöhn, sich dreyfach, und auch wohl vierfach gleichlautend ausgefertigt. Das eine Exemplar behält der Versen, der, das andere behält der Schiffer, das dritte wird von dem Versender an de» Empfangnehmer der Güter ringe,

279

i. Abth. Bon Handlungöbrikftn.

Eingesandt, das vierte aber an den, welcher die Affü, ranz besorgt, oder auch an den, welcher die Tratte acceptirt.

Sie bienen sowohl zur Sicherheit dLs Herrn der

Güter, als auch des Versenders und des Schiffers, und sind von Seiten des letzten als Empfangscheine der richtig eingenommenen Ladung) und von Seiten des Versenders als Versicherungsscheine des richtig ab, zutragenden Frachtlohns an den Schiffer, überhaupt

aber als Kontrakte anzuschen, welche zwischen dem Schiffer und dem Versender geschlossen sind, an deren Erfüllung der Herr der Güter, in dessen Namen der Spediteur handelt, ebenfalls gebunden isi.

Zu dem

wesentlichen Inhalte derselben

gehirt

i)

der Name des Schiffers und des Schiffes, 2) die Anzeige der zum Transport eingenommenen Güter, 3) die bedungene Fracht, 4) die Verpfändung des Schiffes zur Sicherheit guter Ablieferung) 5) der

Name und Wohnort

des Empfängers

der Güter,

6) die Bedingungen, welche wegen der Zeit der Ab, lieferung u. d. gl. etwa gemacht seyn mögen. Die Frachtbriefe werden von dem Versender der Güter geschrieben, von ihm selbst oder einem

Commis in seinem Namen unterschrieben, und dem Fyhrmann oder Schiffer offen mitgegcben. Sie ha, ben hie Kraft der Scebricfe, und dienen beyde dem Versender und den Frachtführern zur Sicherheit.

Dem zufolge enthalten sie: 1) den Namen des Fuhrmanns oder Schiffers, 2) die Anzahl der zum Transporte eingenommenen Packcte und Ballen nach ihrer Nummer, Zeichen, Gewicht und Emballage, 3) die verdungene Fracht in den verabredeten Geld, sorten, 4) den Namen des Empfängers, 5) den Ort

und Namen des

Versenders. Sie

G. Frachtbriefe und Seebriefe.

273

Sie werden kn Form der Briefe geschrieben, und auf der Aufschrift pflegt die Anzeige der Frachtstürke nach Nro. und Sig. gesetzt zu werden. Wenn se die Klage über schlechte Schreibart in kaufmännischen Briefen gegründet ist, so ist fle in den Fracht« und Sccbriefen gewiß. In den Han« delsstädten pflegen gedruckte Formulare dazu gekauft, und von den Kaufleuten ausgefüllt zu werden. Diese sind denn aber größtentheils so elend, undcutsch und altfränkisch eingerichtet, daß ei» Mann von Geschmack sich billig schämen sollte, seinen Namen darunter zu schreiben. .Die gewöhnlichen Ausdrücke: im Na nie» und Geleite Gottes, der Höchste begleite es in Sicherheit, der Höchste nehme es in seine Obhut rc. klingen gerade wie das: Gott zum Gruß, womit die gemeinen Leute ihre Briefe anfangen und schließen. Es ist durchaus Mißbrauch der Religion und übelverstandene Frömmigkeit, sie zum gewöhnlichen Frachtbrief-Formular herabzuwür« digen und ein äußeres Gepränge damit zu treiben. Ma» könnte sie nach folgenden Formularen ab« fassen:

Frachtbrief. Hrn. Johann Fischer in Lübeck.

Hamburg, denrs.Febr.

18231

Der Fuhrmann Hinz Janson hat 1 Faß Zucker in Matten emgeschlagen, mit nebenstehendem Zeichen be­ merket, welches allhier gewogen, ß, J. p. zum Transport an Sie von mir in Em­ pfang genommen. Der Frachtlohn ist zu 2 Rthlr. bai Schtö bedungen > welchen Sioihm nach guter Ablie« B-rirsst. für Kaufi. S fernng

2/4

* Abth. Don Handlungsbriefen.

ferung zu zahlen belieben werden. Empfang.

Ich wünsche guten Gottfried Grell.

Aufschrift: Herrn Johann Fischer in Lübeck.

Ein

2. anderer.

Hrn. Friedrich Hinz in Nürnberg.

Frankfurt

,8S3*

Ich übersende Ihnen hiermit durch den Fuhrmann Stephan Kurt von Friedberg ein Faß und drei Ballen, F. H. wohl eonditionirt und gezeichnet, wie No. 1.2.3.4. am Rande. Die Ladung wiegt 7 Schpfd. und ist das Schpfd. mit 4 fl. 4s Kr. zur Fracht bedun, gen. Ls sind hierauf 16 fl. bezahlt, mit der Dedin, gung, daß die Ablieferung bey Verlust der übrigen Fracht in 5 Tagen geschehe. Nach guter und zu rechter Zeit geschehener, auch wohl beschaffener Ablieferung zahlen Sie demselben den Nest brr Fracht mit si. — Ich wünsche dem Fuhr, man» eine glückliche Reise, und empfehle mich Ihnen zur Freundschaft. Elias Kauffung. z»

Hrn. Theodor Heisler in Leipzig.

Braunschweig, d.iq.Apr. >823.

Sie erhalten hiermit durch Fuhrmann Peter Pflugbeil von Merseburg r Ballen und vier Fässer in Matten wohl verwahrt, mit nebenstehendem Zeichen H. T. H. bemerkt, welche hier zur Fuhre 10 Schpfd^ No. 1-6. 5 Lpfd. gewogen, und im Lohne 4 Rthk. Cour.

G. Frachtbriefe und Seebriefe.

275

Cour, bas Schpfd. bedungen sind. Ich habe auf diese Fracht bereits 1$ Rthl. bezahlt, und ersuche Sie unter der Bedingung, daß die Ablieferung drei Tage vor der Messe gut und untadclhaft geschiehet, den Rest nachzubezahlen, im entgegengesetzten Fall aber bei et, waniger Verzögerung, diesen Theil der Fracht einzu, behalten, und wenn die Güter schadhaft befunden wer, den, sich deshalb an dem Fuhrmann zu erholen. Nach guter und richtiger Ablieferung aber können Sie gedachte 5 Stück Güter an Herrn Heinrich Hel, mund von Dresden, sobald sich derselbe dazu meldet, gegen Erstattung der Fracht und anderer Unkosten und Spesen ausliefern. Hiemit werden Sie mir gefällig seyn, und mich Ihnen zu Dienst verpflichten.

Friedrich Hammer.

4« Frachtbrief von einem Spediteur. Hrn. Johann Heinr. Ebel, mund in Berlin.

WlttstE de« u. Ma» l8®3‘

Herr Ferdinand Franke kn Rostock hat mir 3 Fäs, ser und drei Ballen zur weiterm Beförderung an Sie zugcsandt, und ich habe die Ehre, Ihnen solche durch Fuhrmann Joachim Höfler von Nauen hie, I. H. E. mit unter nebenstehendem Zeichen in Matten No. 1-6. und Wachstuch wohl verwahrt zu übersenden. Die Stücke haben hicselbst 12 Schpfd. 6 Lpfd. zur Fuhre gewogen, und sind mit 1 Rthl. 12 gl. pro Schpfd. zur Fracht verdungen. Sie belieben nach guter Ablie, ferung in 4 Tagen die Fracht also zu bezahlen, im Fall der Verzögerung oder Beschädigung der Güter aber sich an den FuhrmaflN zu Halter». S r Meine

s?6

i, Abth. Don Handlungsbriefen.

Meine Auslagen für Frachtlohn von Nostok, Uni kosten und Spesen betragen 37 Rthl. ir gl. Fr.d’or, welche Sie auf meine Anweisung an Herrn Karl Stenger zu bezahlen die Güte haben werden. Ich empfehle mich Ihnen zur Gewogenheit und Freundschaft. Christian Siebmann. 5Danzig, den 30. April 1823.

Hrn. C. W. Mohr in Berlin.

Durch Schiffer Fr. Wilh. Dähn aus Cipnlk erhall ten Sie in dessen wohlbedecktem Oberkahne folgende z mit nebenstehenden Zeichen versehene Colli.

No. 1. «n« Kiste mit 50 Baut. Wein, gewogen - a. ein Ballen Kerlholz • 3. ein Faß Zucker _ _ _ _ _

3 80 Pf. 600 goo

in Summa Pf. 1700 Für welche Sie nach richtiger und wohlbehaltner Abi lieferung demselben pro Ct. 1 Rthlr. an bedungner. Fracht auszuzahlen, und mit den Waaren selbst der Disposition des Hrn. Sig. Schäffer in Nuppin nachzu­ kommen belieben werden. Wir zeichnen mit Ergei benhcit C. F. Dahl & Comp. 6.

Formular eines Seebriefes.

Ich Klaus Kcppermann von Stettin, Schiffer auf meinem Schiffe, der Wallfisch genannt, welches gei getütiärtig bei Travemünde fertig liegt, um mit dem ersten günstigen Winde, den mir Gott verleihen wird, nach

G. Frachtbriefe und Seebriefe.

977

nach Danzig zu seegelu, woselbst der rechte Ort meiner Löschung seyn soll, bekenne und bezeuge hiemit, und Kraft dieses Briefes, daß ich unter den Deckel meinevorbenannlk» Schiffes von Herrn Erdmann Hinrichsen 20 Fässer Indigo, 60 Oxhoft Wein und 14 Schpfd. Mefflngwaaren in 6 Kisten gepackt, und insgesammt mit TT \r n nebenstehendem Zeichen bemerkt, wohl 6t/ •H. jn. schall und in gutem Stande in Empfang

genommen habe, Ich verspreche auch hiermit, diese Güter, so wie ich sie empfangen habe, bei, Gott gebe, glücklicher Fahrt, an Herrn Nicolaus Oemlcr in Dan/ zig abjuliefcrn, wofür ich 2 pvln. Gulden Fracht für jedes Faß , Oxhoft und, Schpfd, von ohgeineldeten Gü/ lern nebst der Haverei nach Seegetzrauch Haben soll. Zu mehrerer Sicherheit dieses meines Versprechens ver/ bürge ich mich selbst, nebst meinem vorgedachten Schiffe und dessen Zubehör, ja auch alle meine Habe und Güter hiemit förmlich und wohlbedachtig. Zur Bestätigung dessen habe ich dieser Eonnossemeuter drei von gleichem Inhalte mit meiner eigenen Hand unter/ schrieben. Wenn das eine vollbracht ist, so sind die anderen weiter von keiner Gültigkeit odex Verbindlichkeit. So geschehen Lübek, den 12. April i8»z. *) Klaus Koppermann.

7. Ein »> Da der Schiffer Indigo geladen hat,

»ei seiner

so wird er woht

Unterschrift hinzugesetzt haben:

Frey von Verderb.

Diese» thun sie, um sich damit von der Verantwortung zu befreien,

wenn sie Güter geladen haben,

welche in sich selbst

und durch die Natur der Schiffahrt an sich dem Verderben unterworfen sind.

schrist hinzuzusetzen:

So pflegen sie auch wohl hei der Unter, Inhalt der Ballen unbekannt,

um nicht für da» zu stehen, was sie nicht gesehen haben.

»78

i. Abth. Don Handlungbriefen. 7»

Ein

anders.

Ich Johann Friedrich Hclmund, von Bremen, Schiffer, führend das Schiff, genannt der Kaiser,

welches jetzt vor London segelfertig liegt, um mit erstem guten Winde nach Bremen zu segeln, allwo meine rechte Entladung seyn soll, urkunde und bekenne, daß ich in meinem vorgcmeldeten Schiffe von Herrn Pope, Humphrei und Clarke empfangen habe S.M.

8o Tonnen Ale No. i - 8°. 7 Faß Caffee, wiegend6;roPfd. Brutto No. 1-7. 3 Faß Carolina Indigo von igoo Pfd. Brutto No. 8 - 10. alle trocken, wohl conditionirt, bemerkt, wie hieneben, welche ich, nach glücklich vollbrachter Reise, gleichwohl conditionirt zu liefern gelobe in Bremen an Herrn Sa, muel Meier oder dessen Ordre gegen Bezahlung von i4Rthl. p. Last, nebst der Haverei nach Seegebrauch. Und um demjenigen, so mir obliegt, ein volles Genüge zu leisten: so verpfände ich zu solchem Endzweck meine Person und Schiff mit allem Zubehör in bester Form Rechtens. Zu.Urkund dessen habe ich drei Coynosse,

menter übereinstimmend in ihrem Inhalte eigenhändig unterschrieben, so jedoch nur für eines gültig sind. London, den 3i. May >823. Johann Friedrich Helmund.

2. Briefe

3, Briest verschiedenen Inhalts»

379

2.

Briefe verschiedenen Inhalts, Angelegenheiten betreffend, welche »uf die Handlung Bezug haben.

Erklärung eines Jünglings gegen seinen Vormund über die Wahl des künftigen Beruft. Berlin, den 22. Mär» 1823. Hochgeehrtester Herr Vetterl Sie haben mir in Ihrer letzten geehrten Zuschrift

empfohlen, mich über die Wahl eines Berufs mit Ernst zu entscheiden, und Ihnen meine Neigung offenherzig und gründlich zu eröffnen. Ich habe nach meinem besten Vermögen die Sache erwogen, habe auch meine Lehrer um Rath gefragt, und unterwerfe fetzt meine Entschließung Ihrem väterlichen Gutachten. Es ist wahr, lieber Herr Vetter, ich habe immer eine Vorliebe für den gelehrten Stand geäußert; ich muß Ihnen aber gestehen, daß ich das mehr gethan habe, um meinem seligen Vater, der solches wünschte, gefällig zu seyn, als aus besonderer Neigung. Ich würde indessen auch diese verleugnen, um den Willen meines größten irdischen Wohlthäters noch im Grabe zu ehren, wenn ich mir irgend Hoffnung machen könnte, mich darin einigermaßen über das Mittelmäßige zu erheben. Allein, so sehr ich mir auch alle Mühe gebe, kann ich cs doch meinen meiste» Mitschüler» nicht

38p

r Abth. Bon Handlungsbrieferr.

picht gleich thun, und mein langsamer Kopf macht Mir das Studiren unerträglich lästig. Daher halten es auch meine Lehrer für das Ralhsamste, den Wissen» schäften zu entsagen, und mich einem andern bürge« lichen Gewerbe zu ergeben, dem meine Fähigkeiten mehr angemessen sind, und dem ich einmal mit Ehren und zum gemeinen Nutzen werde vorstehen können. Und dieß, dünkt mich, ist die Handlung. . Die meisten Theilendes Schulunterrichts, den ich bisher genossen habe, können als Vorbereitung dazu angesehen werden. Die gute Gabe der Urtheilskraft und des mühsamen Fleißes, den meine Lehrer an mir bemerken wollen und in ihren öffentlichen Zeugnissen gedenken, wird in diesem Geschäfte eine gute Anwen, düng finden. Meine Neigung ist dafür entschieden, und mir scheint der Stand des Kaufmanns so wichtig und ehrenvoll, daß ich kein größeres Glück kenne, als einst darin mich einigermaßen hervorzuthun. Erlauben Sie aber nun auch, bester Herr Vetter, daß ich mich unterstehe. Ihnen meine Wünsche dar­ über weiter zu erklären. Es befriedigt meinen Ehrgeiz nicht, wenn ich mich etwa bloß auf die Elle oder auf die Wagschale sollte einschränk?» müssen. Ich wünsche das Metier bald in seiner Größe und in seinem Um, fange kennen zu lernen, und zu dem Ende in großen Häusern meine Dorbereitungsjahre zuzubringen. Dazu bin ich aber jetzt noch nicht brauchbar, und würde es vielleicht nie werden, wenn ich jetzt zu einem Kauf, mann in die Lehre ginge, und mit den Handwerks, mäßigen Geschäften den Anfang machte. Ich wünsche. Mich noch vorher durch eigentlichen Unterricht in den einem Kaufmann nöthigen Kenntnissen dazu anzu, schicken. Und hiezu giebt die hier jetzt mit Genehm,', gnng und durch Vorschub des Königes sich gründende Handelsakademie eine vortreffliche Gelegenheit. Die Anzeige

r. Briefe verschiedenen Inhalts.

s8r

Anzeige des Unternehmers werden Sie in den Zeitum gen gelesen haben, und meine Lehrer, die ihn kennen und seinen Plan näher geprüft haben, glauben, daß er etwas Gutes leisten werde. In diese Akademie wünschte ich wohl einzucreten, und das je eher je lie, ber. Ich bitte Sie dazu um Ihren Beifall und um Ihre Hülfe. Bei dem allen aber schließe ich mit der Versiehe, rung, daß ich die Gewährung dieser Bitte gern Jh, rem weisen und liebreichen Ermessen anheim stelle, weil ich gewiß überzeugt bin, daß Sie es gut mit mir meinen. . Ich sehe Ihrem Entschlüsse mit großem Ver, langen entgegen, und bin mit vollkommenster Hoch, achtung, mein bester Herr Vetter,

Ihr gehorsamster Diener Ferdinand Lcberecht. 2. Antwort.

Kyrij, den 27. Mäkj 1823.

Mein lieber Sohn! Ich habe deine Zuschrift vom 22. d. M. mit inni, gern Vergnügen gelesen. Bleibe immer bei den guten Grundsätzen und den rechtschaffenen Gesinnungen, so wird es Dir gewiß wohl gehen. Freilich würdest Du den Wunsch Deines seligen Vaters wenig befriedigen, wenn du ein Stümper unter den Gelehrten würdest, und ich gebe Deinem Entschlüsse, ein Kaufmann zu werden, meinen ganzen Beifall. Ich glaube gewiß, daß Du Dich dazu schickst, und Ehre und Brod in dem Stande haben wirst. Dn kannst mir auch gewiß glaue ben, daß ich Dir in Benutzung der Gelegenheiten, Dich dazu recht ordentlich vorzubereiten, nie hinderlich seyn werde.

28»

i.Abth. Won Handlungsbriefen,

werde. Doch kenne ich die Einrichtung der in Berkin nur erst projektirten Handlungsakadcmie zu wenig, al# daß ich Dich gleich dahin geben könnte. Bleibe vor der Hand noch auf dem Gymnasium, und lege Dich vornemlich auf diejenige» Lectionen, welche Dir als Kaufmann von befonderm Nutzen seyn können. Mitt» lerwcile wird das andere Werk in den Gang kommen, und man wird beurtheilen können, in wie fern es für Dich rathfam sey, davon Gebrauch zu machen. Ich habe auch davon eine gute Meinung. Es gereicht dem Könige zum großen Ruhme, daß er feine Fürsorge auch dahin erstrecken will, und ich werde mich freuen, wenn ich mich überzeugen werde, daß Du das Institut mit Nutzen wirst beziehen können. In dieser Bedenk, lichkeit, lieber Ferdinand, wirst Du wohl meine väter, liche Wohlmeinung gegen Dich nicht verkennen. Sie liegt in der Natur der Sache, und gehört zu meiner Pflicht. Sey aber gewiß versichert, daß Ich immer mit vieler Liebe und väterlicher Fürsorge seyn werde

Dein guter Vetter und Freund Ernst Gutmann.

3> Ein Lehrbursche giebt seinem Vater Nachricht von sich. Havelberg, den 20. Nvv. 1823

Verehrung#würdiger Vater! Verzeihen Sie, daß ich es bis hieher unterlassen habe. Ihnen von mir und meiner hiesigen Lage Nach, richt zu geben. Nicht aus Mangel an Zeit und noch weniger aus Pflichtvergessenheit habe ich bisher ger schwiegen, sondern weil ich glaubte, daß ich erst einige Woche» hier seyn müßte, ehe ich Ihnen etwas Gründ» Ilches sagen könnte. Wenn

s. Briefe verschiedenen Inhalts.

283

Wenn ich Ihnen versichern wollte, daß eS mir hier so gefiele wie zu Hause, so müßte ich die Unwahrheit reden. Allein das lasse ich mich auch nicht wundern; denn die Nachsicht, welche Eltern mit ihren Kinder» haben, kann man von fremden Leuten nicht erwarten. Ich bin auch damit nicht unzufrieden. Zu Hause kann man doch nicht immer seyn. Mein Herr ist ein sehr ernsthafter und strenger Mann. Er halt ausnehmend aufOrdnung und rasche Thätigkeit, und dabei siehet er auf einen guten Anzug. Da hat es denn für mich nicht ganz ohne Verdruß abgehev können, Ich hoffe aber, wenn ich nur erst werde etwas mehr Uebung Haben, so werde ich Vor« würfe weniger verdienen, und also auch weniger bekommen. Unser Ladcndiener ist ein sehr guter Mann. 5)ev hat mir manchmal durchgcholfen, daß ich einem Vcr, weise entgangen bin. Er giebt sich alle Mühe mit mir, und so oft wir Muße haben, so übler mich im Rechnen und im Rechnungsführen. Der Herr hat uns verschiedene Bücher in den Laden gegeben, aus welchen viel zu lernen ist. Einmal hat er mich auch schon examinirt, um zu erfahren, ob ich mit Bedacht darin gelesen hatte. Eine Bitte habe ich an Sie, bester Vater, oder vielmehr an meine liebe Mutter; um die Güte ncm, lich, mir meine Wasche noch etwas zu vermehren. Ich habe schon die Ehre gehabt. Ihnen zu sagen, daß der Herr sehr darauf hält. Zch empfehle mich Ihnen und meiner lieben Mut« ter zur Gewogenheit, grüße meine Geschwister herz, lich, und bin mit kindlicher Ehrfurcht

Ihr gehorsamster Sohn Heinrich Ebert.

4. A n t-

9®4

r.Abth. Bon Handlungsbriefer». 4Antwort.

Prizwalk, den g7>Nvv. 1823. Mein lieber Sohn!

Da Du es selbst bemerkest, daß es kein Wunder sey, wenn es Kindern in der Fremde nicht so gut ge, fällt, als zu Hause, so kann ich diese Anmerkung über» gehen, um Dich zu erinnern, daß Du es ja für kein Unglück haltest, einen ernsthaften und strengen Herrn zu haben, der aufOrdnung und Thätigkeit hält. Das sind die beiden Kerneigenschaften eines jeden Geschäftsmannes und besonders des Kaufmanns; und wer zu ihnen sich nicht in der Jugend gewöhnt, ist für seine ganze Lebenszeit verloren. Eben so sehe ich es sehr gern, daß Dein Herr den Putz' und die Reinlichkeit liebet, und Deine Mutter-übersendet Dir daju mit Vergnügen beikommende 3 Oberhemden, und 1 Paar seidene und » Paar baumwollene Strümpfe, und em, pfliehlt sie gut in Acht zu nehmen. Du schreibest mir nichts von Deiner Gesundheit überhaupt, und besonders nichts von unangenehmen Empfindungen, welche der Aufenthalt in der Kälte ver, ursacht. Ich vermuthe daher, daß Dir nichts fehlet, und daß Du mir cs jetzt dankest, daß ich Dich nicht weichlich erzogen, sondern gegen Frost und Kälte von Jugknd an abgehärtet habe. Hüte Dich sorgfältig, während der Kälte den Oefen ober dfm Feuer mit Dci, nen Händen zu nähe zu kommen, und brauche da­ kalte Wasser fleißig zum Waschen; aber trockne sie Dir jedesmal rein ab. Dieser Rath wird Dir gute Dienste thun, und Dich vor Frostbeulen bewahren. Du rühmest mir die gute Begegnung des Dieners. Es macht mir Freude, daß Du bas fühlest und erkennst. De«

s. Briefe verschiedenen Inhalts.

s85

Benutze seine Gntmüthigkeit zu Deinem Besten, und ehre ihn dafür. Vergiß aber auch nie, wenn Du selbst einst Diener seyn wirst, wie wohl Dir war, als Lehr­ bursche von einem Diener gut behandelt zu werden. Dor allem, mein lieber Sohn, siehe die Ehrlich­ keit für die Haupt, Tugend eines Kaufmanns an, und bedenke wohl, daß Dein ganzes Glück mit derselben stehet oder fällt. Ich habe Dir immer das Beispiel dazu gegeben; zeige nun auch, daß Du, durch Nach­ ahmung meiner, der Liebe werth seyn willst, womit ich Dir stets zugethan zu sey» wünsche, als Dein treugesinnter Vater Johann Ebert.

Ein

5» Jüngling schreibt an seinen ehemaligen Schullehrer. Frankfurt, den iz. May 1823.

Wohlgeboriier Herr, Verehrungswürdiger Lehrer! Sie gaben mir bei meinem Abschiede die Erlaub­ niß, zuweilen an Sie zu schreiben, und ich benutze dieselbe, um Ihnen für allen Fleiß und alle Mühe, die Sie an meine Bildung gewandt haben, meinen besten Dank zu wiederholen. Es vergehet kein Tag, wo ich mich nicht der Früchte davon zu erfreuen hätte, und jedesmal gedenke ich Ihrer dabei mit Achtung und Liebe. Insbesondere kommt mir die Uebung, aus dem Kopfe zu rechnen, ausnehmend zu statten; der Herr bedient sich meiner oft in seiner Schreibstube, und beehrt mich sehr mit seiner Gunst. Diese Vorzüge genösse ich nicht, wenn Sie nicht bet Ihren Unterweisungen auf dasjenige vornemlich Bedacht genommen hätten, was

286

i. Abth. Bon Handlungsbriefc«.

was mir bei meinem nunmehrigen Stande wesentlich nützlich seyn kann. Sie hatten bei meinem Abschiede die Güte, mir zu versprechen, daß Sie gern weiter jede Gelegen­ heit, mir nützlich zu seyn, ergreifen würden. Und im Vertrauen auf dieselbe bitte ich Sie gehorsamst, mich zuweilen mit einer Zuschrift zu beehren, und mir darin von dem gefälligst Anzeige zu geben, was Sie in Ihrer Lektüre Brauchbares für mich bemerken. Ich habe mir fest vorgenommen, meine Kenntnisse nach allen meinen Kräften zu erweitern, und sehe alles für große Wohlthat an, was mir dazu beförderlich seyn kann» Werden Sie mir ein gutes Buch bekannt machen, das für mich unterrichtend seyn kann; werden Sie mir einzelne Bemerkungen mittheile», die meine Colleeta, nrensammlung bereichern: so werde ich davon mit Freuden Gebrauch machen, und Ihnen dafür verbun­

den seyn. Auch werde ich jede Erinnerung meines lieben Leh, rers an die Grundsätze eines guten und edlen Betra­ gens mit gutem Herzen aufnchmen, und es nie an der innigsten Hochachtung und Verehrung fehlen lassen, mit welcher ich lebenslang bin Ewr. Wohlgeborn dankbar ergebenster Diener Dietrich Ferguson. 6.

Antwort. Züllichau, den 20. May 1823. Mein lieber Freund!

Ihre Versicherung , daß Sie den Nutzen meiner Unterweisungen täglich erfahren, gereicht mir yxt er­ freu-

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

287

freulichen Genugthuung; und Ihr Wunsch, sich md< ner Hülfe zu Ihrer weitern Bildung bedienen zu kdn, nen, zum Beweise, daß ich mich in meinem Urtheile über die Solidität Ihres Charakters nicht geirret habe. Sehr gern werde ich, wenn mir ein Ihrer Lektüre werthes Buch bekannt werden sollte, Sie darauf auf, merksam machen. Vor der Hand wären die in Leip, zig herauskommenden Aufsätze über Hanblungsange, legenheiten von Winkler, und die Nürnberger Han, delszeitung, dasjenige, welches ich Ihnen empfehle» könnte. Im Allgemeine» aber find die Schriften der Herren Büsch und Ebeling in Hamburg, des Herr» Schedel und Ehregott Meper höchst schätzbar. Ucberhauvt find, außer den Schriften, welche das Wechsel, und Rechnungswesen betreffen, keine geschickt ter, den Gefichtskrcis des Kaufmanns zu erweitern, als gute Rcisebcschrcibungen, deren Verfasser auf die Industrie der Lander mit Kenncrauge Rückficht genom, men haben. Mit innigem Bedauern habe ich immer gesehen, wie junge Zöglinge der Kaufmannschaft ihre Muße mit dem elenden Romanen, und Komödienlese» verderben. Es ist auch nicht zu leugnen, daß das Feld der Handlungswissenschaft von guten Schriftsteller« bisher sehr sparsam und oberflächlich bearbeitet wurde. Aber die Handlung hat jetzt das Glück, die Aufmerk, samkeit der Häupter der Staaten von der Seite zu gewinnen, daß man die Wichtigkeit der zweckmäßige« Bildung künftiger Kaufleute anerkennt. Und mit Freuden sehe ich die Zeit nahe, wo dieser Gegenstand die Federn geschickter Autoren beschäftigen, und von Zeit zu Zeit manch gutes Werk darüber zum Vorschein kom, men wird, um jungen Handlungsbeflissenen Nutzen und Unterhaltung zu gewähren. Ich schließe mit der Vcrficherung, baß Sie mei, neu» Herzen sehr werth und theuer sind, und daß ich

»88

i. Abth. Won HandlungSbrkefen.

Sie mit der aufrichtigsten Freundschaft schätze und liebe.

Philipp Franke.

7Ein Handlungsdimcr empfiehlt sich einem Kaufmanne. Berlin, den ii. Febr. 1823.

Wohlgevorner, Hochzuehrender Herr I Nachdem ich schon seit einigen Jahren oft die Ehrs gehabt habe, im Namen Herrn Brendels mit Ewr. Wohlgeboren im Briefwechsel zu stehen, nehme ich mir die Freiheit, in meiner eigenen Angelegenheit Ge, genwärtiges an Sie ergehen zu lassen. Die große Neigung, meine Einsichten im Hand, lnngswesen zu erweitern, hat schon seit langer Zeit in mir den Wunsch rege gemacht, in Stettin in einem guten Hause ein Unterkommen zu finden, um diese Absicht zu erreichen. Bei meinem gänzlichen Mangel an Bekanntschaft daselbst aber würde ich alle Hoffnung dazu für immer aufgeben müssen, wenn ich nicht zu Ewr. Wohlgeboren das Zutrauen hätte, daß Sie wohl die Güte haben möchten, mir dazu beförderlich zu seyn. Und dies ist es, warum ich Sie hicmit ganz gehorsamst bitte. Sollten Ewr. Wohlgeborn selbst in dem Fall seyn, meine Dienste brauchen zu können, so würde ich mich glücklich schätzen, sie Ihnen mit aller Treue und Gewissenhaftigkeit zu widmen. Wo nicht, so fände sich vielleicht im Kreise Ihrer Bekanntschaft eine Stelle für mich irgendwo in den nächsten 3 Mo, nateN, wenn Ewr. Wohlgeboren die Gewogenheit ha, bcn wollten, mich dazu in Vorschlag zu bringen. Ich würde eß mir dann äußerst angelegen seyn lassen, Ihre Empfehlung zu richtfertigen.

Hiebei

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

289

Hicbei bitte ich Ewr. Wohlgeboren nicht etwa zu glauben, als wenn ein Mißverständniß zwischen Herrn Brendel und mir die Veranlassung zu dem Schritte sey, den ich hiemit thue. Ich bin vielmehr vollkommen überzeugt, daß er mit mir zufrieden ist; auch mache ich diesen Versuch bei Ihnen, nicht ohne sein Vorwift fett und seine völlige Genehmigung. Da ich die Ehre habe, Ewr. Wohlgeboren nicht ganz unbekannt zu seyn, so muß ich mich enthalten, etwas zu meiner eigenen Empfehlung weiter hinzuzue setzen, als die Verstcherung, daß ich jeden Beweis Jh/ rer Gewogenheit mit größter Dankbarkeit erkenne» und mit vollkommenster Hochachtung jederzeit ftp» werde Ew. Wohlgeboren

ganz ergebenster Diener Siegfried HemsterhuyS.

8Erkundigungsschreibcn wegen dieses jungen Mannes

bei seinem Prinzipal. Hrn. Brendel in Berlin.

Stettin, d. ig. Ferr. 1823.

Hochgeehrtester Herr und Freun dl Ihr HemsterhuyS hat mir vor 8 Tagen den Wunsch erklärt, hier in Stettin irgendwo als Diener ein Ust/ terkommen zu finden, und mich ersucht, ihm dazu ist hülflich zu seyn. Hiezu nun bin ich gern erbötig,wen» ich zuvor weiß, daß es Ihnen nicht zuwider ist, und wessen man sich zu dem jungen Mann zu versehen habe. Ich kenne ihn bloß aus der Correspondenz, in welcher ich die Ehre habe mit Zhtien zu stehen, und worin er, wie er schreibt, seit einigen Jahren öfters Brlessi. für Kaust. % i»

ago

I Abth. Bon Hanblungsbriefen.

in Ihrem Namen die Feder geführt har. Von der Seite scheint er mir ganz brauchbar, und wenn seine übrigen Eigenschaften dem gemäß sind, so könnte ich ihn in 3 Monaten in meinem eigenen Hause anstellcn. Aber, Wie gesagt. Ihnen muß das wenigstens nicht zum Mißfallen gereichen. Er versichert mir, daß er mit Ihrer Genehmigung und Milwlssenschaft an mich geschrieben habe. Wenn das ist, und Sie mir ihn als treu, thang und ordentlich empfehlen können: so belieben Sie ihm bcigehcndes Schreiben zu übergeben, widrigenfalls es aber zurück zu behalten. Haben Sie die Gefälligkeit, mich darüber bald aufs Gewisse zu setzen, damit ich in Zeiten meine Maaßre/ geln nehmen könne, und sein Sie versichert, daß es mir sehr wichtig ist, Ihnen-die Achtung zu beweisen, mit welcher ich bin

Ihr ergebenster Diener Friedrich Hartmann.

y. Antwort auf das vorletzte Schreiben. Stettin, den >8. Fcbr. 1823.

Mein lieber HemsterhuyS?

Wenn das seine Richtigkeit hat, daß Herr Brcne bei mit Ihrem Vorsätze, ihn zu verlassen, rinverstan,

den ist, und Ihre Brauchbarkeit und gute Denkungs/ arr mit Grunde bezeugen kann: so will ich Sie im Anfänge des MaimonatS in meinem Comtoir anstclr 'len. Für das erste Jahr gebe ich 80 Rthlr. bei freier Station, und erhöhe das Gehalt in der Folge, so wie ich Sie brauchbar und thätig finde. Wenn Ihnen das anständig ist, so werden Sie mir hierüber mit ehestem Ihr« Entschließung melden. Uebri«

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

29t

Uebrigens wird es mir angenehm seyn, Ihnen bei vorkommenden Umstanden zu zeigen, daß ich gern bin Ihr bereitwilliger Friedrich Harrmann. 10.

Antwort auf den Zten Brief. Hrn. Fr. Hartmann in Stettin.

Berlin, den aö.Febe-.

18231

Hochgeehrtester Herr und Freund? Ich habe Hemstechuys Zhre Zuschrift gegeben. Folglich ist es mir nicht unangenehm, baß Sie ihn

engagirt haben, und ich kann Ihnen denselben mit Grunde als ein treues, fleißiges und gutdcnkcndesSub, ject empfehlen. Die Wahrheit zu sagen, behielte ich ihn gern, denn ich bin sehr mit ihm zufrieden; aber da er von einem Aufenthalte in Stettin mit Recht grör ßern Nutzen für sich erwartet, als ihm der hiesige ge/ währen kann, so gereicht es mir zum Vergnügen, daß ich durch ein Zeugniß der Wahrheit ihm dazu behülft lich seyn kann. Diesem bitte ich völligen Glauben zu stellen, und dabei von der besondern Hochachtung vcrsft chert zu seyn, womit ich immer die Ehre haben werde zu seyn Ihr ergebenster Freund und Diener Johann Adam Brendel. 11.

Antwort auf den gfcn Brief. Berlin, den 26. §ebr. i8rzi

Wohlgeborner, Hochzuehrender Herr! Ich sage Ewr. Wohlgeboren den gchorsamstey Dank, daß Sie meine Ditte um gütige Hülfe zu tneft T r nem

292

r.Abth. Don Handlungsbriefen.

nem Unterkommen in Stettin, so ganz meinem Wunsche gemäß, haben wollen Statt finden lassen. Zn der gewissen Ueberzeugung, daß das Zeugniß meines Herrn Principals über meine Denkungsart Ihrer Erwartung entsprechen wird, nehme ich Ihr Engagement in der Art, wie Sie es mir zu thun belieben, mit Vergnü­ gen an, und hoffe, mich auch der Erfüllung Ihrer Zusage der Gehaltserhöhung in den folgenden Zäh­ ren würdig zu machen. Am lebten Tage des Aprils werde ich das Haus meines werthen Herrn Principals verlassen, und sogleich nach Stettin abgehcn, um Ewr. Wohlgeboren meine treuen und gehorsamen Dienste zu widmen. Der ich die Ehre habe mit der größten Hochach­ tung zu seyn Ewr. Wohlgeboren

ganz ergebenster Diener Siegfried HemsterhuyS.

10. Aufforderung an einen Bürger, seinen Sohn die Handlung lernen zu lassen.

Berlin, den 48. Febr. 1813. Hochgeehrtester Herr Vetter!

Ich erinnere mich, von Ihnen gehört zu haben, daß Ihr ältester Sohn Lust häbe, die Handlung zu lernen, und daß Sie nicht abgeneigt wären, ihn der­ selben zu widmen. Wenn sich das noch so verhält, so kann ich Ihnen jetzt einen guten Lehrherrn Nachweisen, bei dem Ihr Heinrich gut gehalten werden, und Ge­ legenheit haben wird, etwas zu lernen. Und dieser Lehrherr ist mein Principal selbst. Es sind nun sieben Zahre, daß ich in diesem Hause als Lehrling und Die­ ner gestanden habe, und ich kann Ihnen wohl ver­ sichern,

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

293

sichern, daß ich mich meines hiesigen Aufenthalts stets mit Vergnügen und Dankbarkeit erinnern werde. Ich werde mit dem Ende des Aprils von hier ab nach Stet/ tin gehen, und Herr Brendel ist willens meine Stelle durch einen Lehrburschen zu ersehen. Ich habe ihm Ihren Sohn dazu vorläufig vorgeschlagcn, und da er nicht abgeneigt ist, ihn anzunchmcn, so kann ich Jh/ nen als ein guter Freund wohl rathen, die Gelegen/ heit nicht von der Hand zu weisen. Es ist »och ein Diener und ein Bursche in der Handlung, welche beide von guter Gemüthsart sind, und in deren Gesellschaft es Ihrem Sohne recht wohl gehe» wird. Es ist aber nothwendig, daß Sie sich bald entscheiden, und mir Ihren Entschluß melden. Falks Sie sich auf diesen Vorschlag einlasscn wollen, würde es Herr Brendel gern sehen, wenn Heinrich schon im Anfänge des Aprils cintreten könnte. Lehterem würde dieses des/ halb auch nützlich seyn, weil ich alsdann noch einige Wochen sein Führer seyn und ihm manche gute An/ Weisung gebe» könnte. Ich erwarte nun hierüber nächstens Ihre Entfchei/ düng, und versichere mit aller Aufrichtigkeit zu seyn

Ihr ergebenster Freund und Diener Siegfried Hemstcrhuyö.

Antwort.

Ruppi», de» 5. März igzz. Sehr werthgeschähter Herr Vetter! Mein Vater hat mir aufgctragen, Ihnen in fei/ iiem Namen für Ihre freundschaftliche Zuschrift vom 18. v. M. ergeben st zu danken, und Ihnen zu sagen, daß er wohl geneigt sey, mich nach Ihrem Vorschläge bei Ihrem jetzigen Herrn Prinrtpal in die Lehre zu ge/ ben

294

i« Abth. Von Handlungsbriefen.

den. Nur hätte er gewünscht, daß cs Ihnen gefällig gewesen wäre, die Bedingungen anzuzeigcn, unter welchen Herr Brendel mich annehmcn will. Haben Sie doch die Gewogenheit, solches noch ju thun. Wenn mein Vater dieselben seinen Umständen einiger­ maßen angemessen findet, so will er gleich selbst nach Berlin reisen, um mich meinem künftigen Lehrherrn porzustellen, und den Kontrakt mit ihm ahzuschließen. Meine Sachen sind auch bereits so in Ordnung, daß ich dann erforderlichen Falles gleich da bleibe» und Meine kaufmännische Laufbahn antrctcn kann. Ich für mein Theil bin Ihnen recht sehr verbun­ den, daß Sie sich bei der Gelegenheit meiner haben erinnern wollen, und rechne mir die gute Meinung, welche Sie dadurch von mir an den Tag legen, zur großen Ehre. Ich habe immer zur Handlung Lust gehabt, und werde es mir gewiß sehr angelegen seyn lassen, mit Benutzung jeder Gelegenheit mich immer vollkomMner zu machen, und Ihre Empfehlung bei Herrn Brendel zu rechtfertigen. Mein Barer hofft, daß Sie es ihm nicht übel neh­ men werden, daß er die Beantwortung Ihrer freund­ schaftlichen Zuschrift mir überlassen hat, weil er glaubt, daß das eine Gelegenheit sey, Herrn Brendel vorläufig eine Probe von meiner Schreibart zu geben. Haben Sie doch die Güte, uns auf Ihre erbetene Gegenant­ wort nicht lange warten zu lassen. Wir werden Ihnen dafür sehr verbunden seyn. Meine Eltern und Ge, schwistcr empfehlen sich Ihrem weitern frenndschaft, lichen Andenken aufs Beste, und ich versichere mit gro­ ßer Werthschätzung zu seyn Ihr

ergebenster Diener und VetterJohann Heinrich Bartels.

14. Ge-

s. Briefe verschiedenen Inhalts.

295

14Gegen antwort.

Berlin, den 8. März 1823.

Hochgeehrtester Herr Vetter.' Ich hätte Ihnen freilich die Bedingungen anzcigen sollen, unter welchen Ihr Sohn hier seine Aufnahme finden kann, da ich wohl voraussetzen konnte, daß sie Ihnen nicht bekannt sind. Halten Sie mir diese Un» bedachlsamkeit zu Gute. Die gewöhnlichen Bedingn»/ gen,' unter welchen ein Kaufmann einen Burschen nimmt, sind, daß letzterer ein eigenes Bette mitbringt, welche- Atm Herrn nach Abfluß der Lehrjahre verbleibt, daß ferner der Bursche sich mit sechs Jahre» loSlernr, oder für das letzte Jahr 50 Rth!. zur Entschädigung bezahlt, und endlich, daß der Vater die Ehrlichkeit seines Gohncs verbürget, damir der Lehrhcrr bei etwa« nigen Veruntreuungen sich schadlos halten könne. Weü tere Bedingungen will Herr Brendel Ihnen auch nicht machen. Und da Sie dieselben nicht unbillig finden werden, so freue ich mich auf das Vergnügen, Sie mit Ihrem lieben Sohne nächstens hier zu sehen, und meinem Herrn Principal vorzustellen. Kann dann Heinrich gleich hier bleiben, so wird das Herrn Dren, del und mir recht angenehm, und ersterem nützlich seyn. Beliebe«» Sie ihm doch zu sagen, daß sein Brief Herrn Brendel wohl gefallen hat, und daß ich ihm für die Aeußerungen seiner guten Gesinnungen gegen mich verbunden bin. Ich empfehle mich Ihne«» und Ihrer werthen Fa, milie zum -geneigten Andenken, und bin mit Aufrichr

tigkeit

Ihr ergebenster Freund und Diener Siegfried Hemsterhuys.

15. Schrei«

296

i. Abth. Don Handlungsbriefen, iS-

Schreiben eines Handlungödieners an seinen Freund. Hamburg, den 14. May 1823.

Sehr werthgeschätzter Freund! Da bin ich nun seit vier Wochen in Hamburg und erinnere mich des Ihnen bei meiner Abreise aus Drcse den gegebenen Versprechens, Ihnen von meiner hiei sigen Lage Nacbricht zu ertheilen. Es will gar nichts sagen, lieber Freund, wenn ich Ihnen versichere, daß es mir hier sehr gefallt. Dabei werden Sie aufs Höchste an die häuslichen Verhältnisse denken, in welche ich hier gekommen bin, an eine gute Hausgeseüschaft, an einen umgänglichen Principal, an einen guten Tisch, an ein ansehnliches Jahrgeld, kurz an alles das, was man gewöhnlich eine gute Csndition nennt, und was mir bisher auch den Inhalt aller Wünsche eines Hande lungsbedientcn auszumachen schien. Aber, dies kommt wirklich dabei wenig in Betrachtung, wenn ich Ihnen sage, daß es mir hier sehr gefällt. Die hohe Würde und Größe, in welcher ich unsern Stand hier kennen gelernt habe, ist es, was mich über alles glücklich macht, und die Gelegenheit, die man hier hat, zu sehen, was ein Kaufmann eigentlich für ein Wesen ist, und selbst ein wahrer Kaufmann zu werden, rechne ich zu den größten Vorzügen meines hiesigen Aufenthalts. Freund, was ist das hier für ein Leben und Weben! Der Ger nius der Handlung scheint über dieser Gegend zu schwer ben und alles zu begeistern. Denn alles ist hier Kauft mann oder Diener der Kaufmannschaft, und die Kauft Mannschaft ist hier alles. Unter ihr beugen sich alle übrigen Stände, die alle Kraft des Lebens und Ge« bcihens von ihr bekommen. Da sitzt der Principal in

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

297

in seiner Klause, und alle Länder der Erde, alle In, fein, Meere und Ströme mit ihren Schätzen und Reiche thümern gehen vor seinem Geiste vorüber, indessen seine Schiffe auf den Wellen des Oceans tanzen, und Hun, dcrte r.on Menschen in der Nähe und Ferne seines Wine kes harren, den seine Comtoirbediente in sieben Spra, chen nach allen Gegenden des Windes hingelangen las, sen. Der Meilenbreite Elbstrom, gehoben und gesenkt vom abgeniessenen Pulsschlage der Ebbe und Fluth, eröffnet die Aussicht ins Unbegränzte, in welches das Auge sich mit Erstaunen verliert. Wenn so ein Schiffs, kapitain, rauh wie das Clement, das er beherrscht, hereintritt, indessen, feine Wimpel bei Cuxhaven flat, tern, die die Küsten von Ost, und Westindieit begrüß, ten, 0 daS macht einen großen Eindruck. Kurz, Freund, ich bin noch ganz überwältiget von der erhabenen Idee, in welcher unser Stand sich hier darstellt. Und ich ver, suche vergebens, sie Ihnen ganz zu versinnlichen. Die Paar Silben, die ich Ihnen davon vorstammeln kann, sind nur schwache Schattenrisse zu der Schilderung, die sie enthalten sollen. Der beste Rath, zu wissen, wie es einem Handlungsvcrwandten in Hamburg gefällt, ist der, dasiSie selbst die Erfahrung davon machen. Ich meine es mit diesem Rathe auch ganz ernstlich, und da ich nicht zweifele, daß er bei Ihnen Eingang finden wird, so werde ich mir alle Mühe geben. Ihnen hier ein anständiges Unterkommen zu verschaffen, da, mit wir uns hier gemeinschafrlich unserer kaufmänni, Würde erfreuen, wie wir gemeinschaftlich das kleine Hökerwesen getrieben haben, welches wir Kauft Mannschaft nannten. Ich bin

scheu

Ihr aufrichtig ergebener Freund Eberhard Prillwiz.

16. Ant-

298

I. Abth. Von Handlungsbriefen.

16. Antwort. Dresden, den 30. Mai 1833.

Mein lieber werther Freund; Man muß gestehen, daß man keine bessere Lob­ rede über die Würde des Kaufmannsstandcs lesen kann, als diejenige, welche in Ihrer freundschaftlichen Zu­ schrift vom 14. dieses an mich enthalten ist. Sic stel­ len ihn auf eine Höhe, zu der man mit Schwindeln hinaufsiehet. Ich habe mir freilich auch immer vorge­ stellt, baß ein großer Kaufmann in einer Seestadt weit größere Geschäfte mache, und seine Spekulation weiter erstrecke, als einer, der sein Wesen mitten im Lande treibt, und daß das Verkehr in einem eigent­ lichen Handlungsorte ungleich stärker sey, als in sol­ chen Städten, wo die Handlung nur einen Theil der Gewerbe ausmacht, welche daselbst getrieben werden. Auch habe ich unsern Stand immer bei seinem unbezweifelken Einflüsse auf alle Handthierungcn und bür­ gerlichen Nahrungsgeschäfte, und auf das Wohl der menschlichen Gesellschaft, als sehr ehrwürdig betrachtet. Aber ich habe dabei immer gedacht, daß der im In­ nern des Landes wohnende Kaufmann an dieser Würde eben sowohl Antheil habe, als der Nach Grönland und Othaheite hin spcculirende Seestädker. Ja, ich habe mir eingebildet, daß dieser ohne jenen eigentlich nichtsey, und daß das Daseyn des erster» die oberste Be­ dingung von dem Daseyn des lehkern ausmache. Ich muß Ihnen auch gestehen, daß Ihre lebhafte Schift derung von den Vorzügen der Hamburger Kaufleute mich in dieser Ueberzeugung nicht gestört hat. Es ist immer angenehm, zu wissen, daß man zu einem Stande gehört, dessen Glieder an nianchen Orten und unter gewissen Umständen große Rolle» spiele». Indessen riinß riian dabei denn doch nicht vergesse», daß die eigent-

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

299

eigentliche Würde des Standes nicht hierin,, sondern in der Gemeinnützigkeit desselben selbst zu setzen ist, und daß der Mann, der in seinen: kleinern Kreise fürs ger meine Beste sich geschickt und thätig beweiset, eben so wohl der Achtung werth sey, als derjenige, der im Größer» auch weiter nichts thun kann, als dieses. Sie werden aus diesen meinen Aeußerungen schon sehen, daß das Glück, in Hamburg zu dienen, mir nicht so reizend scheint, um mich darnach mit voller Begierde zu erfüllen. Indessen Ihre Schiffe auf dem Ocean tanzen und ihre Wimpel an der Mcilcnweiten Münz düng desElbstroms flattern, mögen meine Kahne ftiedz lich zwischen dxn engern Gestaden der höher» Elbe zu Ihnen hinabgleiten und durch meine Fürsorge Ihre Schiffslasten in kleinern Portionen durch die Provinz zen Deutschlands und Böhmens vcrthcilcn. Ehe ich aber das für meine eigene Rechnnug thue, will ich noch erst Breslau besuchen, und weiter lernen, wie das Hökepwcscn, wie Sie es zu nennen belieben, am besten rikld verständigst;» getrieben werden kann. Sind Sie für das Große gemacht- so will ich mich auf das Mittelmäßige und allenfalls auch aufdas Kleine einz schranken. Dieser Verschiedenheit der Zwecke cchnerz achtet wird die Freundschaft unwandelbar bestehen, mit welcher ich bin Ihr aufrichtig ergebenster Joachim Redlich.

17Ein junger Kaufdiener fragt seinen Vater wegen einer vorzünehmendcn Veränderung um Rath. Gbtiinge», den 15. April 1823.

Herzlich geliebter Vater! Ich komme, um mir Ihren väterlichen Rath über ein Vorhaben nuszubitken, welches mich seit einiger Zeit

goo

i. Abth. Von Handlungsbriefen.

Zeit beschäftiget. —

Ein gutcrJreulid, mit welchem

ich hier zusammen gestanden habe, und welcher jetzt in Hamburg ist, räth mir so ernstlich, auch dahin zu kommen, daß ich große Lust habe, der Einladung zu

folgen. Er ist erbötig, mir eine Condition zu ver, schaffen, und ich glaube, er würde Wort halten. Ich habe zwar hier über nichts zu klagen, auch habe ich immer Gelegenheit, in Handlungssachen noch man, ches zu lernen, ich bilde mir aber doch ein, daß'allein

«n einem eigentlichen Handlungsorte der Kaufmann vollkommen gebildet werden könne. Indessen, sosehr ich wünsche, baß ich mich hierin nicht irren und Ihr Gutachten mit meiner Neigung übcreinstiinmen möge,

so will ich sie doch demselben gern unterwerfen. Haben Sie also die Güte, mir darüber Ihren Rath zu er, theilen, und damit mein Vorhaben zu entscheiden. Sie befinden sich doch mit meiner ehrwürdigen Mutter und meinen Geschwistern noch wohl? Ich bin

recht gesund und munter, und ich würde auch hinzu, setzen, zufrieden, wenn nicht mein Gemüth in der Um entschlvsscnhcit wankte. Aber ich werde es wieder seyn, so bald als Sie werden erfüllt habe» die Ditte Ihres treuergebensten SohizeS Karl Wilhelm Heiniz.

18.

Antwort. Halberstadt, den so. April ,823. Mein lieber Sohn!

Ich kann gegen Deine Neigung, eine große Han,

dclsstadt zu sehen,

im Allgemeinen nichts cinwenden,

denn es ist sehr gewiß, daß man das Handlungswefrn nirgends

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

301

Nirgends im Ganzen und in allen seinen Theilen über/

sehen lernt, als da.

Indessen kann ich Dir doch nicht

dazu rathen, dal; Du seht schon so ernstlich darauf den/ ken wolltest, am allerwenigsten, da die Aussichten auf ein Unterkommen in Hamburg, welche Du in der Fürsorge Deines Freundes zu haben glaubst, mir sehr

mißlich scheinen. Ich glaube vielmehr, daß Du noch nicht genug vorbereitet bist, nm auf eine Stelle in einem guten Hause daselbst Anspruch machen zu kön/ nen. Denn mit einem Aufenthalte in einem Hause

von geringem Verkehre — und dergleichen giebt es in Hamburg auch — würde Dir doch nicht gedient seyn.

Auch bin ich gewiß überzeugt, baß ein junger Hand» lungsdiener nicht so viel Gewicht hat, daß ein Herr

von Bedeutung bei der Wahl eines Dieners auf seinen Vorschlag vorzüglich rcflecliren würde. Ich dächte also. Du bahntest Dir den Weg nach Hamburg damit, daß Du nach Magdeburg gingest, Dich daselbst in der

Theorie' des italiänischen doppelten Buchhaltens und der Wechselgeschäfte, und im deutschen, französischen und englischen Driefstyl durch den Unterricht, den Du daselbst haben kannst, und durch fleißige Uebung recht festsetztest, und Dich damit der Empfehlung eines ane sehnlichere Ha.ivlNngsherrn werth zu machen suchtest.

Das halte ich so für das Nathsamste. Und da Du mir sagst, daß Du meinem Rathe folgen willst, so schreibe

ich mit heutiger Post an Herrn Schwarz in Mägde, bürg, und ersuche ihn. Dich daselbst zweckmäßig utu terzubringen. Er wird mir, als seinem alten Freunde,

diese Bitte gewiß nicht abschlagen; und sobald ich von dem Erfolge seiner Bemühungen Nachricht habe, werde ich Dir davon Anzeige geben.

Deine

302

l.Abth. Don Handlungsbrieftn.

Deine Mutter und Geschwister umarmen Dich herzlich, und ich bin, wie immer.

Dein treugesinnter Vater Wilhelm Heiniz.

19. Schreiben des Vaters um Besorgung einer Con-dition für feinen Sohn.

Hrn. Schwarz in Magdeburg.

Halberstadt, den 20. April

l833‘

Hochgeehrtester Herr und Freund! Mein Sohn, welcher seit einem Jahre als Diener in Göttingen stehet, hat große Lust, sich in Hüm, bürg umzusehen, und sich in Magdeburg dazu vorzu« bereiten. Seine Absicht gehet besonders dahin, an letze lerem Orte in einem Hause eine Ausnahme zu nnden, wo es Geschäfte zu besorgen giebt, bei denen er was lernen kann, und sich zugleich der Gelegenheiten zur vollkommenen Erlernung des Vuch«,..i»-ns, fremder Sprachen und des deutschen Styls daselbst zu bedie, ncn. Wollten Sie nicht die Freundschaft für mich und die Gewogenheit für meinen Sohn haben ( ihm dazu behülflich zu seyn? Ob es mir gleich als Vater schlecht anstehen würde, wenn ich etwas zu seinem Lobe oder zu seiner Empfehlung sagen wollte: so leidet es doch die Natur der Sache, daß ich Ihnen seinen entlchie» denen Sinn für ein thätiges Wesen und seine Recht» schaffenhcit betheure. Und so wie er Ihrer Empfeh» lung keine Schande machen wird, so werde ich Ihre Güte mit dem lebhaftesten Danke erkennen und zu aller mög,

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

303

möglichen Erwiederung derselben jederzeit mit vielem Vergnügen seyn Ihr bereitwilligster Diener Wilhelm Heiniz.

A n t w 0 r t.

Hrn. Wilh. Heiniz in Halberstadt.

Magdeburg, den 20. Mar 1823.

Hochgeehrtester Herr» Daß ich Ihre geehrte Zuschrift vom 20. v. M. bisher ohne schuldige Antwort gelassen habe, werden Sie mir deshalb verzeihen, weil ich Ihnen gern zu Ihrer völligen Zufriedenheit antworten wollte. Das konnte aber nicht eher geschehen, als heute, da mir Herr Launay erklärt hat, daß für Ihren Sohn eine Condition bei ihm offen sey. Er giebt 50 Rthlr., und ist erbötig, ihm alle Geschäfte, wozu er Fähigkeit ha, ben wird, unter die Hände zu geben, und'damit den Zweck seines Hierseyns nach Vermögen zu befördern'. Lassen Sie nur Ihren Sohn an ihn schreiben, und mit Bezug auf meinen Vorschlag das Weitere von ihm selbst erfragen. Werde ich Ihnen und Ihrem Sohne ferner nütz, lich seyn können, so werde ich mir ein Vergnügen dar­ aus machen. Ihnen damit zu beweisen, daß ich in Wahrheit bin Ihr ergebenster Freund und Diener Daniel Schwarz.

21. Ein

304

i.Abth. Bo« Handlungsbriefen. 21.

Ein junger Mensch wünscht bei seinem Vetter in

die Lehre zu kommen. Lenzen, den 26. April 1823,

W 0 h 1 geb 0 rner Herr!

Hochgeehrtester Herr Vetter!

Mein Vater hat in den Jntelligcnzblättern rind Anzeige gelesen, nach welcher Sie einen jungen Mene schen suchen, der bei Ihnen die Materialhandlung lere ncn will. Ich habe mich mit dem Rathe meiner El­ tern diesem Geschäfte gewidmet, und bin nun alt genug, um damit den Anfang zu machen. Mit den freund­ schaftlichsten Empfehlungen von meinem Vater nehme ich mir deshalb die Freiheit, mich Ihnen hiemil zum Lehrling gehorsamst anzubieten, und wünsche Ihnen dazu annehmlich zu seyn. Da ich Ihnen gewiß ver­ sichern kann , daß ich zur Handlung eine ganz ent, schiedenc Neigung, und sehr große Lust habe, etwas Rechtschaffenes darin zu lernen, so werde ich mir auch die dahin einschlagenden Geschäfte eifrig ange, legen seyn lassen, und mich Ihnen durch Fleiß und Treue angenehm zu machen suchen^ Mein Vater 6it, tet Ewr. Wohlgeboren crgebenst um eine gefällige Ant­ wort, und in derselben um eine Anzeige, ob und unter welche» Bedingungen es Ihne» gelegen sey, mich in Ihrem Hanse anfjunehmem Ich werde mich sehr freuen, wenn dieselbe so ausfallen wird, daß ich bald die Ehre haben könne, Ihnen thätig zu beweisen, daß ich in Wahrheit mit größter Hochachtung scy Ewr> Wohlgeboren gehorsamster Diener Philipp Haubenstrikker,

Ü2. Ant-

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

305

22. Alttwort an den Vater. Berlin, 6. 2. May 182z.

Hochgeehrtester Herr Vetter!

Ihr Sohn hat mir unter dem 26. v. M. seinen Wunsch erklärt, bei mir die Matcrialhandlung zu er« lernen. In der Voraussetzung, daß dies mit Ihrer Genehmigung geschehen ftp, und daß Ihr Sohn das erforderliche Alter und eine vollkommene Fertigkeit int Rechnen besitze, will ich ihn annehmen. Ich mache dabei keine weitere Bedingungen, als daß er sich mit sechs Jahren loslerne, und Sie sich für seine Treue verbürgen und versprechen, mir für allen Schaden zu stehen, welcher durch seine Nachlässigkeit mir etwa zur wachsen könnte. Die näheren Bestimmungen müßten wir mündlich besprechen, und darüber einen eigenen Kontrakt machen. Da ich aber in der Lage bin, daß ich einen Burschen wegen, verübter Untreue von mir gelassen habe, und seine Stell« ungesäumt ersetzen muß, so erwarte ich Ihre Ankunft mit Ihrem Sohne höchstens in vier Wochen, da denn derselbe sogleich bei mir eintreten muß. Vorläufig aber haben Sie die Gefälligkeit, mir Ihren bestimmten Entschluß zu melr den, damit ich mich darauf verlassen und anderweitige Anträge von der Hand weisen kann. Zch empfehle mich Ihnen zur Freundschaft, und bin mit aller Werthschätzung Ihr

ergebenster Diener Ferdinand Haubenstrikker.

306

r.Abth.

Bon HaudlungSbriefen.

23. G e g c n a n t w 0 r t. Lenzen, den 7. May 182z.

95 0 () I g t b 0 r 11 r r Herr, Hochgeehrtester Herr Vetter? Mein Vatcr überlaßt mir aufs neue die Ehre an Sic zu schreiben und Ihnen ergebenst zu melden, daß er gewiß innerhalb 4 Wochen das Vergnügen haben werde. Ihnen persönlich aufzuwarten und mich Ihnen zur nähern Prüfung vorzustellen. Ihre B.dinqungen scheinen ihm billig, und da meine Lehrer versichern, daß mir im Rechnen nichts als die F.rrigkeit fehle, die Regeln auf die bei der Handlung vorkommenden Fälle anzuwenden, so glaubt er, daß bannt Ihre Erwar­ tung erfüllt seyn werde. Ich freue Mich jum voraus auf das Glück, unter Ihrer Leitung zum rechtschaffen

nen Kaufmann gebildet zu werden, und versichere Ih­ nen , daß Sie den Verdruß an mir nicht erleben sol­ len, den Ihnen der vernrsacbtc, dessen Stelle ich in Ihrem Hause ersetzen soll. Vielmehr wird die Ver­ wandschaft, in der ich mit Ihnen zu stehen die Ehre habe, mir ein besonderer Bewegungsgrund seyn, mir Ihre Geschäfte und Ihren Nutzen auf das kräftigste angelegen seyn zu lassen- und mich Ihrer Gewogenheit werth zu Machen- um .welche ich Sie hicmit jum vor, aus gehorsamst bitte. Mit diesen aufrichtigen Gesin, nungen und mit den ergebensten Empfehlungen meiner Aeltern habe ich die Ehre ju seyn Ewr. Wohlgeboren gehorsamster Diener Philipp Haubenstrikkcr.

34.

Eins

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

307

24. Eine andere Antwort auf Nro. 21. Berlin, Len 2. May i82Z.

Hochgeehrtester Herr Vetter; Es ist mir besonders angenehm, aus einem Schrei, den Ihres Sohnes vom 26. v. M. Ihr freundschaft, liches Andenken an mich und Ihr Zutrauen zu mir zu ersehen. Ich würde mich desselben auch gewiß sehr gern werth zu beweisen suchen, wenn ich nicht bereits mit einem Lehrburschen versehen wäre- welcher sich gut anläßt, und den ich-nun wohl behalten werde. In, dessen, da Ihr Hohn Lust zur Handlung hat, sü-kann ich Ihnen in der Person des Herrn Sandow einen Mann verschlagen, welcher einen Lehrling aufnchmen will, und unter dessen Leitung Ihr Sohn gewiß allen den Nutzen erlangen wird, den Sic bei mir erwarten. Ja, in gewisser Rücksicht wird er es dort noch besser haben, als bei mir. Denn so gewiß ich auch in der Fürsorge für sein Bestes Niemanden nachstehen wüt-,

de, so hat doch der Aufenthalt eines Lehrlings in dem Hause eines Verwandten für beide Theile manches Unangenehme, welches in einem fremden Hause weg, fallt. Es ist mir dabei unbenommen, Ihrem Sohne die Freundschaft zu beweisen, die ich ihm als Vetter schuldig bin, und ich werde cs daran gewiß nicht fch, len lassen. Ich wünsche, daß mein Vorschlag Ihren Beifall erhalte. Dann wird cs aber nöthig seyn, daß Sie entweder an Herrn Sandow in der Lindenstraße mit Bezug auf diese meine Empfehlung schreiben, und mit ihm in Unterhandlung treten, oder- wenn Sie doch Ihren Sohn nach Berlin bringen wollten, nun gleich die Reise vornehmen, und die Sache mündlich abmachen. Sie werden in meinem Hause jederzeit eine U * freund,

Zog

i, Abth. Won Handlungöbriefen.

freundschaftliche Aufnahme finden, nach der Werthe fchttzuug, mit welcher ich bin 2hr ergebenster Freund und Vetter Ferdinand Haubenstrikker.

s5‘ Gegenantwort. Lenze«, den 7. May 182$. Wohlgeborner Herr, Hochgeehrtester Herr Vetterl Eine Unpäßlichkeit verhindert meinen Vater an der Ehre, Ihre gütige Zuschrift vom 2. dieses selbst zu beantworten. ES thut uns sehr leiv> daß Ewr. Wohlgeboren schon mit einem Bursche»» versehen sind, und ich nun nicht das Glück haben kann "Ihnen zu dienen. Es würde meinem Vater gewiß nie eiugcfal, len seyn, von Ihnen mehr Nachsicht für mich zu er, warten, als Sie einem Fremden angedeihen lassen, und ich würbe Ihre Gewogenheit lediglich durch ein gutes Detrage» zu verdienen gesucht haben. Indessen sind wir Ihne» doch vielen Dank dasür schuldig, daß Sie sich dir Mühe gegeben haben, mich an einen an, der» guten Herrn in Berlin zu weisen, und daß Sie die Güte-haben wollen, sich auch meiner daselbst anzu, nehmen. Mein Vater läßt Sie aber gehorsamst bit, ten, die Sache mit Herrn Sandow in seinem 9tonen in die Wege zu richten, billige Bedingungen mit dem, selben vorläufig zu verabreden, und ihm den Erfolg davon gefälligst zu melden. Es ist ihm unmöglich selbst zu reisen, und wenn Ewr. Wohlgeboren sich dem Geschäfte zu unterziehen belieben wollen, so wird rr das mit desto größerer Dankbarkeit erkennen, da Sie barm

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

309

darin mehr Einsicht haben, als sich mein Vater selbst zutrauet. Diese Zumuthung, welche die Umstände und das Zutrauen zu Ihrer Freundschaft veranlasset haben, werden Sic meinem Vater nicht übel nehmen. Ich bin jeden Tag in Bereitschaft von hier abzugchen, und erwarte Ihren Wink, um persönlich die Hochach« tung zu versichern, mit welcher ich die Ehre habe zu seyn Ewr. Wohlgeboren gehorsamster Diener Philipp Haubenstrikker. Erzeigen Sie mir die Gefälligkeit, mein werther Herr Vetter, die Sache mit Herrn Sanvoiv in Rich« tigkeit zu bringen. Ich werde Ihnen dafür, wie für alle Freundschaft, welche Sie mir in der Sache schon bewiesen haben, erkenntlich seyn. Johann Friedrich Haubenstrikker.

26. Letzte Antwort. DerNn, den 32. May 1823. Hochgeehrtester Herr Vetter! Es ist mir unangenehm zu lesen gewesen, daß Sie sich nicht wohl befinden, und dadurch abgehalten wer« den, mich mit Ihrem Besuch zu erfreuen. Ich wün, sche und hoffe eine baldige völlige Besserung, und dann risie desto dauerhaftere Gesundheit. Inzwischen habe ich mit Herrn Sandow Ihres Sohnes wegen eine vorläufige Uehereinkunft in Ihrem Namen getroffen, und einest Kosttract geschlossen, den ich Ihnen gedop, pelt beilege. Ich glaube, daß die Bedingungen Jh« nen nicht unbillig vorkommen werde«, und wenn sie Ihre» Beifall haben, so beliebe» Sie de» Kontrakt durch

3io

i. libti). Bon Handlungsbriefen,

durch Ihre gerichtlich attestirie Unterschrift zu vollzie­ hen , und ein Exemplar davon mit Ihrem Sohne so bald als möglich zu übersenden. Letzterer kann bei mir ablreten. Ich werde ihn zu seinem Lehrherrn hinbrin­ gen, und ihm fürs künftige in allen Stücken gern bei, räthig und gefällig seyn. DaS möchte ich Ihnen aber doch rathen, ihn mit Kleidungsstücken wohl zu verse­ hen, damit er neben den andern Burschen und Die­ nern wohl bestehen könne, weil Herr Sandow unter andern auch die gute Eigenschaft eines Lehrherrn hat, daß er bei seinen Leuten auf einen guten Anzug hält. Hauptsächlich ist hiebei die Rede von der Wäsche; denn die übrigen Kleidungsstücke können nach Nothdurft bei seiner Anwesenheit in Berlin angeschaffc werden. Leben Sie mit Ihren lieben Kindern recht wohl, mein werther Herr Vetter. 'Empfangen Sie vorläufig -meinen Glückwunsch zur ersten Ausflucht Ihres Soh­ nes, von dem ich eine gute Meinung habe, und seyn Sie von der Achtung versichert, womit ich beständig seyn werde Ihr ergebenster Freund Ferdinand Haubenstrikker. 27.

Eiu Kaufmann bittet seinen Gläubiger um Nach­ sicht wsgen der Bezahlung. Hrn. Ioh. Fried. Honig in Hamburg,

Ruppin, d. 24.Aug. 18231

Das Unglück, welches diese arme Stadt am 17. d. M. betroffen hat, ist so bekannt, daß ich gewiß nicht nöthig habe, Sie davon zu unterrichten. Fünf hundert Familien haben dadurch gelitten, und der größte ist an den-Rand des Verderbens gebracht. Der

2. Briefe verschiedenen ZnhaltS.

zu

Der wohlhabendste Theil ineiner Mitbürger weint mit mir bei den rauchenden Grabstätten ihres Wohlstandes, und stehet mit Entsetzen in die Zukunft. Zu den am meisten Beschädigten gehöre auch ich. Es'ist mir kaum gelungen, einen kleinen Theil meines Mo» biliarvcrmögcns zu retten; mein ganzes Waarenlager habe ich den Flammen überlasten müssen. Ich sehe mich jetzt in einer weit üblcrn Lage, als ich damals war, da ich mein Gewerbe anfing. Damals hatte ich etwas baares Vermögen, und der Kredit wohldenken, der Freunde unterhielt meinen Fleiße Jetzt habe ich nichts und weniger als nichts; beim Ihnen, mein Freund, bin ich schuldig, ohne daß ich die Möglichkeit absehe, Sie zu bezahlen. Ich hoffe, Sie kennen mich als einen redlichen Mann und glauben mir, daß diese Betrachtung mich sehr niederschlägt. Ich wurde ver­ zweifeln , wenn das Vertrauen auf die Vorsehung des Allmächtigen mich nicht erhielte. Auch zeigt uns diese in der großen Mildthätigkeit der Menschheit aus der Nähe und auS der Ferne schon ihre Hülfe« Unser guter König hak uns seinen landrsväkerlichen,Beistand verheißen, und wir haben Ursache diesen Verheiß»», gen zu trauen. Möchte ich nur im Stande seyn, einige kleine Geschäfte wieder anzufangen! Ich gerraue mir nicht. Sie um Hülfe dazu zu bitten, so sehr ich Ihnen auch mit Wahrheit versichern kann, daß Sie mich stets als einen rechtschaffenen und dankbaren Mann dagegen befinden würden. Es wäre dies wenigstens daS Mit» rel, wodurch ich mit der Zeit hoffen könnte, meine Schuld, bei Ihnen zu tilgen, und mich Ihre- fernern Vertrauens werth zu machen. Hawdet« Sie gegen mich nach Ihrer gewohnten Güft, und wenn Sie wei­ ter nichts thu» können, si> werden Sie dach mich und meine. vierlMnder beklagen, welche der schwere Arm des Schicksals ft tief nirdergedrücktchat. Bei 4>?iii allen

ZIL

i.Abth.

Von Handlungsbriefen,

allen habe ich aber doch den herzlichen Wunsch für alle meine wohldcnkcndcn Freunde »nd besonders für Sie, baß Sie der Himmel mit so schrecklichen Erfahrungen lebenslang verschone, und Sie des ununterbrochenen Wohlstandes beständig genießen lasse, den ich Ihnen von Herzen erbitte, als Ihr treuergebenster Freund und Diener Samuel Vurchard.

28« Antwort. Hrn. Sam. Vurchard in Ruppin.

Hamburg, den 30. Aug.

l823‘

Das traurige Schicksal, welches Sie und Ihre guten Mitbürger am 17. b. M. betroffen hat, gehet mir in der Seele nahe. Es ist- etwas Schreckliches, von einer gewissen Höhe des Wohlstandes in einem Au« genblick zu einer solchen Tiefe des Elendes hinab gee stürzt zu werden. Und kein menschliches Herz ist im Stande, beim Anblicke eines so großen und unabschr baren Elendes den lebhaftesten Bewegungen des Mitr leidens z» widerstehen. Fassen Sie also nur Vertrauen zu Gott und zur Menschheit, mein werther Freund, oder vielmehr lassen Sie dieses wohlthätige Vertrauen nicht fahren, auf welches Zhr guter Muth sich stützt. Es macht Zhrem rechtschaffenen Herzen große Ehre, daß Sie bei Ihrem Leiden noch daran gedacht haben, daß ich von Zhnen noch etwas zu fordern habe. Zch für mein Theil werde nicht eher daran denken, als bis Sie selbst mich wieder daran erinnern, das ist, bis Sie sich im Stande sehen werden, zu bezahlen. Dies muß Sie aber nicht abhalten, meiner Bereitwilligkeit, Zh« nen v»N neuem aufzuhclfcn, alles mögliche Zutrauen r»

2. Briefe verschiedenen Inhalts.

313

zu schenken. Ich stehe Ihnen mit allem ju Befehl, was in meinem Vermögen ist. Sic können dreist bei mir committircn, was Sie brauchen. Es wird Zh, nen nichts verweigert werden. Schiffer Thomas Hem ning von Berlin hat H. 8. B. i Faß Reiß Nro. 1-4 i Faß Tabak i Fäßt. Kaffee i dito Gewürz unter nebenstehendem Zeichen eingenommen. Die Fracht ist bis Havelberg bezahlt, und Herr Simon Schweighäuser daselbff angewiesen, Ihnen die Waa, ren sofort franco zuzusendcp. Ich bitte dessen nicht weiter zu gedenken. Machen Sie damit einen kleinen Anfang neuer Geschäfte mit gutem Glücke, nach dem herzlichen Wunsche Ihres bereitwilligsten Freundes u. DienerJohann Friedrich Honig.

29. GegenantwoTt.

Hrn. Joh. Fried. Honig in Hamburg. '

Ruppi», den 4. Sept, 18331

Ach, wie beschämen Sie mich in meiner Klein/ müthigkeit! Nein, man darf an der Menschheit nicht verzweifeln. Es giebt noch Großmuth und edle Ge/ flnnungen in der Welt, zu denen der Verlassene seine Zuflucht nehmen kann. Ihr über alle Erwartung an, genehmes Schreiben vom 30. v. M. hat mich mit neuem Muthe erfüllt. Ich habe mir einen Winkel gesucht und gefunden, wo ich mein Gewerbe wieder an, fangen werde, und ich hoffe, Gott wird meinen Fleiß wieder segnen. Nehmen Sie indessen von mir den leb, haft

J44

T*

Won Handlungsbriefen.

Haftesten Dank für Ihre mir bewiesene Güte und Wohlthätigkeit an. Er ist vor der Hand alles, womit ich im Stande bin, dieselbe zu erwiedern. Die an Herrn Schwcighauser in Havelberg für mich abgesand, ten Waaren sind für meinen ersten Bedarf und für den engen Raum, auf den ich eingeschränkt bin, hinreichend. In der Folge werde ich von Ihrem.gütigen»Erbieten weiter Gebrauch machen, und dabei nie vergessen, daß ich Ihnen zur größten Dankbarkeit und traten Freund­ schaft höchst verbunden bin, als

Ihr ergebenster Diener Samuel Burchard.

ZO.

Anweisung an einen HaMungsfteund, dpm.Ueberbringer offene Kqffe finden zu laffen. Hrn. Karl Büttner in Bafel.

Berlin, den 18. May 1823.

Ueberbringer dieses, Herr Johann Ferdinand Ellpich, welcher sich einige Zeit in Basel aufzuhalten denkt, verdient Ihr Zutrauen und Ihre Freundschaft. Ha, ben Sie die Güte, ihn damit zu beehren, und seyn Sie versichert, daß ^ich dieselbe so ansehen und .erken­

nen werde, als tviederführe sie mir selbst. AMre er in den Fall kommen, Gelder zu bedürfen, so belieben Sie ihm solche für'meine Mechyung gegen seine Bescheini­ gung vorzuschießen. Ich werde in jedem ähnlichen Fall sehr gerne die Freundschaft erwiedern untr zu Ihrem Befehle immer seyn

Ihr bereitwilliger Diener Ludwig Heller.

31, Ant-

2, Briefe verscsüdenM Inhalts.

315

3-Wechseln bis zum letzten Respekttage ausgesetzt werden, wenn keine Gegenordre A^ill der Bezogene Nach aufgenomme, nem Proteste den Wechsel noch aeceptircn, so muß eS der Präsentant gegen Erstattung der Kosten geschehen lassen. Sollte der Bezogene auch die Erstattung der

vorhanden ist.

Protcstkostcn verweigern, so muß doch Präsentant die Acceptation zulassen, jedoch wegen der Kosten einen besondern Protest aufnehmcn lassen. Sind die gesetz,

lichcn Vorschriften wegen Aufnahme und Versendung des Protestes versäumt: so verliert der Eigenthümer des Wechsels den Wechselregrcß an feine Bormänner,

und kann nur seinen etwanigen Anspruch an einen oder den andern im ordentlichen Prozesse ausführen. Sintz sie aber beobachtet, so kann der Eigenthümer außer der

Wechsclfumme und den Protestkostcn auch für Provk, (ton, Courtage und Briefporto $ p. C. fordern; unld dann an einen seiner Vormänner, an welchen er will, seinen Regreß nehmen u. s. w., bis er völlig befriedigt ist. Will der, den er antastct, nicht Befriedig«»geben, so muß er auch da protcstiren lassen vinnet» 24 Stunden., und dadurch conservirt er das Recht, jeden der Vordermänner binnen Jahresfrist wechsel, mäßig in Anspruch zu nehme». - Sollte aber der Fall

«intreken, daß ein anderer an des Trassaten Stelle, aus Achtung für die Ehre und de» Kredit des Ausstel,

fers

352

2. Abth. Von Wechseln.

lers oder sonst Jemandes, der bei dem Wechsel interest sirt ist, den Wechsel zu honoriren sich erböte, so ist in der Regel der Inhaber verbunden, dies Erbieten an« zunehmen; bloß in der Danziger Wechselordnung ist es in des Inhabers Vorbewust und Willen gestellt. Bei einer solchen freiwilligen Acceptation zur Ehre des Ausstellers, welche acceptatio per honor di lettera genannt wird, ist indessen zu beobachten, daß i) der Wechsel wirklich protestirt werben, und der Ine Haber den Protest in Empfang nehmen, 2) bei der Acceptation ausdrücklich melden muß, daß diese Ane nähme dem Wechsclbricfe zu Ehren und des Protests halber (sopra protesto) geschehen sey, 3) daß er Hine zufüge, welchem Interessenten zu Ehren er eigentlich diese Annahme zu thun gemcinet sey. Auch ist solcher Acceptant verbunden, die Protestkosten zu bezahlen, hat aber dagegen, wenn der Bezogene hinterher zue Acceptation sich erböte , nicht nöthig wider seinen Wil« len hinten an zu stehen. Dagegen Hal er aber auch an Niemand seinen Regreß zu nehmen, als an den, welchem zu Ehre» er acceptirt hat. So wie endlich die Acceptation in gewissen Fällen auch noch, wie im vorigen §. erinnert worden, nach der Verfallzeit Statt finden kann, so auch die Prote« station in eben den Fällen. Wenn nemlich ein Wech, sei erst nach der Verfallzeit einläuft, doch so, daß noch einige der an dem Orte üblichen Respekttage übrig sind, so werden " die Respekttage von dem im Wechsel bec stimmten Verfalltage an gezählt, und der Inhaber muß, nach geschehener Acceptation, die Respekttage abwarten, ehe er der nicht geschehenen Zahlung wegen protestiren läßt. Wird aber der Wechsel gar nicht a« ceptirt, so muß die Protestation sogleich geschehen. Käme der Wechsel erst nach Ablauf der Respekttage an, so muß-, wenn nicht acceptirt wird, sogleich, wenn aber

Erster Abschn. Theorie der Wechsel. 353 aber acceptirt ist, und die Bezahlung in 34 Stunden nicht erfolgt, sodann protestirt werden. Wenn der Adceptant den ganz acceptirten Wechsel nicht ganz bezahlen wollte: so kann der Inhaber den Theil, den er anbietet, zwar nehmen, muß aber we, gen des Uebrigcn protcstircn. §.

12.

(Von der Vcrfallzcit.) Unter der Verfallzeit ist der Tag zu verstehen, in dem die Zahlung geschehen muß. In Absicht desselben muß wieder ein Unterschied gemacht werden, zwischen Wechseln, die zur Messe zahlbar lauten, und zwischen solchen, die zu andern Zeiten eiulaufen. In der ersten Art, nemlich in den Mcßwechseln, wird nun wieder, um überhaupt nur der Messe im Allgemeinen, als des ZahlungStermins gedacht, oder aber ein Tag der Messe namentlich bestimmt. In diesem letzten Falle muß der Wechsel ohne Zeitverlust bezahlt oder protestirt werden. Im ersten Fall aber bestimmet die Leipziger W. O. den fünften Tag der zweiten Meßwoche, welche die Zahl, Woche heißt, zum äußersten Zahlungstermin, da es denn dem Inhaber bis Abends um 10 Uhr erlaubt ist, wegen nicht geschehener Zahlung protestiren zu lassen. Zn der Preußischen W. 0. ist der vierte und fünfte Tag Abends um 7 Uhr; in der Naumburgschen der 5. July Nachmittags um t Uhr bei Ausläutung der Messe zum äußersten Zahlungs, oder ProtcstationS, termin verordnet; in Braunschweig der Donnerstag, da die Messe ansgcläutct wird, und kann an diesem Tage bis Abends um 9 Uhr protestirt werden; in Frankfurt der Sonnabend, da von 2 Uhr bis So«, ncnuntergang protestirt werden darf; -zu Breslau, wenn der Markt ausgelämct wird, von da an muß und darf bis Abends Protest ausgefertiget werden. — Drissst, für Kaufl. Z Uebri,

354

s. Abth. Von Wechseln.

UebrigenS ist in den Wechseln, die unbestimmt ans die Messe gestellt sind, allemal die nächste Messe zu ver, stehen. In den übrigen Wechseln aber, welche außer den Meßzeiten zahlbar lauten, wird der Verfalltag auf fünferlei Art ausgedrückt. Sie lauten entweder auf Sicht (ä vista), oder a uso, oder einige Tage nach Sicht, oder eine gewisse Zeit a dato; oder auf einen bestimmten Tag. 1) Wechsel auf Sicht sind solche, welche gleich bei Vorzeigung oder Angesichts des Briefes zahlbar lauten. Solche müssen spätestens innerhalb 24 Stun, den nach der Präsentation bezahlt oder protestirt wer, den, eö mag ein Sonntag oder Werkeltag, die Dank offen oder geschlossen seyn. 2) Wenn die Wechselbriefe auf gewisse Tage oder fochen nach Sicht lauten, so werben diese Tage von dem erster, Tage nach geschehener Acceptation an (Sonn , und Festtage mit einbegriffen) gerechnet. Wäre aber der Brief nicht gleich bei der Präsentation acccp, tirt worden, sondern die Acceptation nachher einige Stunden vor Abgang der ersten Post (S. §. 8.) ge, schehcn: so wird der Verfalltag von dem Tage der er, sten Präsentation an abgezählt, so daß der auf den letzten folgende Tag der Verfalltag ist. 3) Der Uso bedeutet eine gewisse Anzahl von Ta, gen, die aber nicht an allen Handlungsorten gleich und auch an einem und demselben Handlungsorte nicht für alle Wechsel gleich, sondern nach Maaßgabe der Ent, fernung der Oerter, wo die Wechsel gestellt worden, verschieden ist. Zn der Leipziger, Märkschen, Mag, debnrgischen. Braunschweigischen, Frankfurter, Dan, ziger und Breslauer W. 0., ingleichen in Bremen, Cölln, Hamburg und Lübeck, sind für einen Uso vier, zehn Tage, für einen halben sieben Tage, für einen dop,

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

355

doppelten acht und zwanzig Tage, und für anderthalb

Uso ein und zwanzig Tage bestimmt. Und es wird von dem Tage nach geschehener Acceptation, oder, dafern diese bis zum Abgänge der ersten Post verschoben wäre,

von dem Tage nach der ersten Präsentation an zu zähe le« angefangen. In Augsburg und Nürnberg gilt ein Uso fünfzehn Tage, doppio oder 2 usi dreißig Tage, halb Uso acht Tage, und anderthalb Uso drei und

zwanzig Tage, von dem ersten Tage nach der Accep, tation oder ersten Präsentation an und die Sonn, und Festtage, ingleichen die Lanco-Sperrtage mit einge, rechnet. In Amsterdam und Antwerpen ist der Uso für Wechsel aus Deutschland und der Schweiz 14 Tage nach Sicht, für Wechsel aus de» Seestädten der Ostsee ein Monat nach Sicht, aus Genf und Franks reich und England einen Monat nach dato, aiw Jta, lien, Spanien und Portugal 2 Monat nach dato. — In Genua ist für Wechsel von Amsterdam, Spa, nie», aus Portugal der Uso 2 Monat, von London

z Monat a dato; von Rom, Mailand, Livorno 8 Tage nach Sicht, und von Neapolis 22 Tage nach' Sicht. — In Kopenhagen ist der Uso die im Wechsel bestimmte Zeit. — I» Lissabon ist bei Wechseln aus Spanien der Uso 1$ Tage nach Sicht, aus Holland und Deutschland r Monat a dato; aus Frankreich 60 Tage, und aus Italien 3 Monat

a dato.

— In Livorno ist der Uso sehr verschie, den. Für Briefe nemlich aus Lissabon und London 3 Monat nach dato; aus Amsterdam, Antwerpen, Cölln, Cadix, Hamburg, Madrid 2 Monat a dato; aus den Italiänischen Städten zwanzig Tage a dato, bis drei Tage nach Sicht; aus Sicilien x bis 2 Monat a dato, aus Sardinien 1 Monat nach Sicht, aus der Schweiz acht Tage nach Sicht. I» London bei Briefen aus Deutschland, Holland, Brabant, r Mo,

3 r

nae.

35fi

2. Abth. Don Wechseln,

nat; aus Spanien a Monat, aus Italien z Monat a dato. — In Hamburg und Lübeck istbcvUso, wie schon gesagt, für Briefe aus Deutschland 14 Tage, hingegen für Briefe aus England, Frankreich und Holland i Monat a dato, aus Spanien und Ztalien 2 Monat a dato *). — In Neapolis gilt der LJso für Briefe aus Rom 8 Tage nach Sicht, für Florenz 20 Tage nach dato oder 15 Tage nach Sicht, für Venedig 15 Tage nach der Acceptation, für Genua und Livorno 22 Tage nach Sicht und für Spanien 2 Monat a dato. — Orte, welche keine eigentliche Handlungsplähe sind, haben keinen eigenen Uso. Und da pflegen die Kaufleute für ganz Deutschland den Uso auf einen Monat anzunehmcn. 3) In den Wechseln a dato wird der Verfalltag von dem Tage an gezählt, der auf den Tag folgt, da der Wechsel datirt ist, so daß der Tag des Datum nicht mitgerechnet wird. Ist der Wechsel auf Monat a dato gestellt, so wird der angegebene Tag, auch im Verfallmonathe, für den Verfalltag gehalten. Z. E. Ist ein den 14. Januar ausgestellter Wechsel auf 2 Mo, nath a dato zahlbar, so ist sein Verfalltag den i4ten März. Für einen halben Monath werden 15 Tage gerechnet. 4) Ist ein gewisser Tag namentlich zur Zahlung bestimmt, so ist er an diesem Tage verfallen. Wenn ein Brief Medio eines bestimmten Monaths zählbar lautet, so ist in Sachsen und Braunschweig der 14., in der Mark Brandenburg aber der 15. des Monaths der Verfalltag. Lautet er aber überhaupt nur auf einen Monat zahlbar, ohne daß ein Tag desselben bestimmt *> Briefe aus England auf Hamburg find gewöhnlich ijUio oder Monath dato gezogen.

Erster A-fchn. Theorie der Wechsel.

357

bestimmt wäre, so ist der letzte Tag des Monath- der Verfalltag. Nächst den in den Wechselbriefen angezeigten Ta, gey pflegen dem Acccptanten noch nach der SerfMtytit einige Tage cingcraumt zu werden, in welchen er die Zahlung ohne Vorwurf zurückhaltcn kann, und deren Ablauf der Inhaber abwarlen muß, ehe er wegen nicht geleisteter Zahlung protestircn darf; nach deren Ab, lauf aber er auch selbst die Protcstation nicht weiter ver, schieben darf. Sie heißen Respit, oder Respekt, tage, Nachtage, Ehrentage, Discretions, tage. Auch diese sind nicht an allen Handlung-orten gleich. In dem Preuß. Landrechte, ingleichcn in Braunschweig, Wien, NeapoliS und Lon, ton werden drei Respekttage zugcstanden; in Cadip, Cölln, Lissabon, Nürnberg, Schweden, Venedig sechs Tage, doch werden am letzten Orte die Sonn, und Festtage» inglcichen die Banco Sperrtage nicht mitgezählt; in Bremen und Ko, penhagen acht Tage; in Danzig, Lübeck, Rußland und Frankreich zchnTage; in Ham', bürg zwölf, und in Genua dreißig. Wechsel aus den außcreurope. scheu Portugiesischen Besitzungen ha, hen in Lissabon 1 $ Respekttage. In Leipzig werden keine Respekttage zugestanden, und da in Livorno der Man, tag!, Mittwoch und Freitag, in Augsburg aber der Mittwoch die Zahlungstage sind, so wird auch da keine weitere Nachsicht gegeben. — Uebcrhaupt kom, men diese Respekttage in der Regel nur den Wechseln zu Gute!,, die nicht auf Sicht lauten. Dagegen aber finden diese Respekttage, nicht Statt, r) an den Orten, wo sie nach der bart gesctz, lichen Wechselordnung schlechthin untersagt sind, wie in Sachsen; 2) bei den Wechseln, die auf kurze Sicht lauten und von Reisenden vorgrzeigr werden, tvelche weiter

358

2. Abth. Don Wechseln,

weiter reisen wollen; auch nach dem Preuß. Landrechte in Wechseln, die auf halb Uso oder auf weniger Zeit gestellt sind; ;) wenn in dem Wechsel der Zahlungstag mit dem Beisätze praecise bestimmt ist; 4) in den auf die Messe gerichteten Wechseln; $) in eigenen oder trockenen Wechseln. Aber auch da und in den Fällen, wo Respekttage vergönnt sind, ,ist es des VorjeigerS Pflicht, sich in» -wischen in keine Erneuerung, Verträge und andere Vergleiche mit dem Annehmer, des Wechsels halber, ein, zulasse», (S. Hamb. W.O.) Zur Verfallzeit ind. der Respekttage und zwar am lehren Respekttage vor Abend nach dem Pr. L. N. zwischen 12 und 7 Uhr muß die Zahlung geschehen, oder protestirt werden. Ist die Aceeptation schon schlechthin verweigert und deshalb schon protestirt worden, so darf bei der. Verfallzeit nicht noch einmal «egen nicht geschehener Zahlung protestirt werden. Ist aber dir Aeeeptation bedingt verweigert worden, so muß zur Verfallzeit noch einmal protestirt werden. Wenn die Verfall, und letzten Respekttage Sonn» tage sind, so muß nach dem Preuß. Landrechte die Protestation den Tag zuvor geschehen, mit der Dezah, lung aber der folgende Tag abgewartet werde». Ein Jude aber muß den Tag vor dem Sabbath zahlen. 9n Augsburg geschiehet Heides den Tag zuvor.

§. 13. (Bon der Bezahlung der Wechsel.)

Daß gute und untadrlhaft eingerichtete ausgestellte eigene Wechsel von dem Aussteller, und aeceptirte ge­ zogene von dem Bezogenen zur Verfallzeit unter den im vorigen $, beschriebenen Modifikationen bezahlt wer, den müssen, ist augenscheinlich. Auch muß der In» Haber die Verfallzeit abwarten. Es

Erster Abschn. Theorie der Wechsel. 359 Es entstehet nur die Frage: 06 Jemand wohl vor der Derfallzeit einen Wechselbriefbezahlen könne? — Wenn von eigenen Wechseln die Rede ist, so ist gar kein Zweifel, daß sie nicht vor der Verfallzeit bezahlt werden könllten, weil dem Inhaber des Wechsels durch die frühere Zahlung kein Schade, sondern vielmehr Vortheil zuwächst. Denn ungerechnet, daß der Credi« tor eben dadurch wegen der Wiederbezahlung außer Sore gen gesetzt wird, werden in den Wechseln die a dato bis zum Verfalltage von dem vorgeschoffenen Kapitale fallenden Zinsen gleich mit zu demselben gerechnet und in der am Verfalltage zu zahlenden Summe mit ver, schrieben. Z. E. hat Jemand ein Darlehn von loo Rthl. auf ein Jahr erhalten, so verschreibt er xo; Rthl. a dato über ein Jahr zahlbar. Mithin verliert auch der Gläubiger nichts an Zinsen, sondern gewinnt viel« mehr den Theil, der für die Zeit noch berechnet ist, um welche er das Kapital zu früh wieder erhält. — In dieses Urtheil stimmt auch die Braunschweiger und Danziger W. 0. ausdrücklich ein. In Absicht der trassirten Wechsel macht die Leip, ziger W. 0. den Unterschied, daß Wechselbriefe, die überhaupt auf die Messe zahlbar lauten, vor dem sonst gewöhnlichen Verfalltage ohne Nachtheil des Bezöge« neu bezahlt werden dürfen, mit solchen aber, in denen ein gewisser Tag zur Zahlung bestimmt ist, der Ver, falltag abgewartet werden muß. Die Märksche W. O. macht einen Unterschied zwischen Wechseln, die directe an Jemand zu zahlen lauten, und zwischen Wechseln, welche an Jemand oder dessen Ordre zahlbar gestellt oder indossirt sind, und verfügt, daß erstere nicht vor der Verfallzeit bezahlt werden dürfen, in Absicht der letzter« aber ist es wohl erlaubt, daß der Bezogene ihn so gut als ein anderer kaufe und an sich indossiren lasse, um auf diese Art den Wechsel vor dem Verfalltage zu mor«

360

2. Abth. Von Wechseln,

mortifiziren. — In jedem andern Fall ist der zu frühe Bezahlet' immer responsabel, wenn etwa derjenige, so das Geld bekommen hat, mittlerweile bis Zum Ber, falltage Fallit machte und dadurch aus diesem Wechsel Jemand Schaden zuwüchse. In der Regel muß der Gläubiger (Inhaber des Wechsels) das Geld in der Wohnung des Acceptanten abholen. Zahlungen an die Dank aber muß nach dem Pr. L.R. der Schuldner aufs Comtoir bringen. Sind es aber Tratten, welche die Dank in Zahlung erhal« ten oder discontirt hat, so läßt sie den Betrag derselben selbst cinholcn. — Wird im ersten Fall das Geld nicht abgeholt, so stehet es dem Acceptanten frei, das Geld gerichtlich zu deponiren, oder sich des ihm daraus ent« stehenden etwanigen Schadens halber an demjenigen zu erholen, dem der Verzug beizumcssen ist. Wenn Mittlerweile das Geld reducirt würde, so muß der Prä« sentant auch nachher das Geld für so hoch annehmen, als «S am Ptrfalltage gegolten hat. Auch wenn der Acceptant mittlerweile ohne seine Schuld um das Geld käme, so hat der Präsentant den Schaden. Ist über das Vermögen des Wechselinhabers vorher ConcurS entstanden, so geschiehet die Zahlung ins gerichtliche Deposilorium zur Masse nach dem Pr. L. R.

Es ist oben gesagt worden, daß ein Wechselgeber verbunden ist den Acceptanten zu avisiren. Gesetzt nun, der Acceptant erhielte nach der auf Aviso gesche« henen Acceptülion vom Remittenten die Ordre, die Zahlung nicht zu leisten: so ist er auf den Fall, wenn der Präsentant ein blosser Gevollmächtigter des Remit» ttnten ist, verbunden der letzter» Ordre zu folgen. Ist der Präsentant aber des Remittenten Gläubiger, so muß der Acceptant, der Contraordre ohngeachket, bee zahlen. Uebrie

Erster Abschn. Theorie der Wechsel. 361 UebrigenS geschiehet die Bezahlung unter Kauf, leuten entweder per cassa, d. i. in baarem Gelde, oder per scontro, d. i. durch Abrechnung. Im er, sten Fall ist in dem Wechsel die Münzsorte, in der bezahlt werden soll, bestimmt oder nicht. Ist die Münzsorte bestimmt, so muß in derselben die Zahlung geschehen. Ist sie nicht bestimmt, so ist dann allezeit die Courantmünze, die an dem Zahlungsorte üblich ist, darunter zu verstehen. Lautet im Preußischen der Wechsel auf Gold in Thalern, so wird ein Friedrichs, d'or zu 5 Thalern, und ein Ducaten zu 2Z Thalern gerechnet; lautet er auf Geld in Species, so müssen so viel Stücke, als bestimmt sind, gegeben werden. Scheidemünze aber darf nicht zur Bezahlung eines Wechsels gegeben werden. An manchen HandlungS, orten ist das Gesetz, daß gewisse Summen, und dar» über nicht anders als in Banco-Selb, verschrieben werden dürfen. Eine Bezahlung per scontro anznnehmcn, kann Niemand gezwungen.werden. Ist er aber dazu erbö, tig, so mag es geschehen. Dana-sind aber in den Wechselordnungen der Handlungsorte Vorschriften ge, geben, wie es mit dem Scontrirem gehalten werden, soll. So sind z. E. in Leipzig zur Meßzeit die drei ersten Tage der Zahlwoche zu solchen Ausgleichungen durch Rechnung und Gegcnrechnunq bestimmt, in Braunschweig ebenfalls die drei ersten Tage und zwar auf der Börse. Eben so wenig kann ein Creditor gezwungen wer, den, statt baarcr Bezahlung eine Assignation an einen andern anzunchmcn, wenn er nicht gutwillig sich dazu versteht. Doch ist es ihm unbenommen, wenn er will. Thut er es aber, so mag er sich wohl in Acht nehmen, daß er dabei nicht in Schaden komme. Denn nimmt er eine Assignation wirklich unbedingt statt baarcr Zah, lung

Z6s

2. Abth. Bon Wechseln,

jung an, so ist der Debitor damit quittirt, und wenn die Assignation nicht bezahlt wird, so gehrt das bloß auf Schaden dessen, der die Assignation statt haaren Geldes angenommen hat. Nimmt aber die Asslgnation nur bedingt in der Kraft an, daß er sie als eine Hin, Weisung an einen Ort ansiehet, wo er die Bezahlung gewiß erhalten wird, und unter der Bedingung, wenn er das Geld da wirklich erhalten werde: so muß der Aussteller der Asslgnation für deren Bezahlung nach Wechselrecht einstehen, und wenn sie nicht von dem Asslgnirtcn bezahlt würde, die Zahlung selbst baar lei, stcn. — Da hat mqn nun wohl Ursache, wenn man Asslgnationen zur Bezahlung annimmt, daß man sich über die Kraft und den Zweck derselben mit den Affig, »anten wohl verständige, und sie nicht unbedingt an Bezahlungs, Statt annehme, wenn man an dem Ast signirten nicht völlig sicher ist. — Doch auch bei Affige Nationen zur Bezahlung hat der Inhaber da« zu beobachten, daß er dieselben ungesäumt realistre, d. i. daß er sie gleich zur Bezahlung einreiche, und wenn diese verweigert wird, sie protestiren lasse, und an Len As, signanten zurückgebe. Denn wenn er darin nachlässig gewesen ist, so hat er es sich selbst beijumessen, wenn der Assignant hinterher die Assignation nicht wieder nimmt. Denn in der Breslauer W. 0. ist bestimmt, wenn Jemand solche Assignation, die zu Wechselzah, lung gegeben ist, 24 Stunden bei sich behält, so soll sie unter Handelsleuten für gute Zahlung gelten. In tLhursachsen wird es eben so gehalten. In Danzig kann der Inhaber der Assignation sie innerhalb 3 Ta, gen zurückgeben, wenn sie nicht ist bezahlt worden. — Uebrigens können die Asslgnationen in Münze bezahlt werden. (S. weiter unten.) Nach gehörig geleisteter Zahlung muß dem Schuldner der Wechsel, und zwar quittirt, zurückgegcben werden. §. 14-

Erster Abschn. Theorie der Wechsel. 363 14. (Von den bei einem Wechsel wesentlich intereffirten Personen und ihren Pflichten, und zwar

a) bei eigenen Wechseln.)

Zu einem eigenen oder trockenen Wechsel gehören z w e i Personen, nemlich derjenige, welcher den Wechsel ausstellet, und stch eben durch die Uusstel, lung für den Schuldner von der darin verschriebe, nen Summe anerkennt; und derjenige, an den der Wechsel ausgestellt wird, und damit für den Gläubiger erklärt wird. — Die Pflicht des Gläubigers ist 1) dahin zu sehen, daß der Wechsel in allen Stücken seine rechtskräftige innere und äußere Form erhalte. Den» wenn dies nicht geschehen ist, so hat er es sich selbst beizumessen, wenn er im Fall ausbleibender Zahlung nicht nach Wechselrecht verfahren kann. Er muß also z. E. kei, nen Wechsel von solchen Personen annehmen, die nicht wechselfähig sind; (S. §.r.) und darauf halten, daß der Wechsel das enthalte, was er vorschriftsmäßig ent, halten muß- (S. §.4.) 2) das in dem Wechsel verschriebene Geld dem Schuldner so fort gegen den Wechsel auszuhändigen. Denn wenn das in 24 Stunden nicht geschiehet, nachdem der Gläubiger den Wechsel genommen, so ist der Schuld, «er berechtiget, eine WechseMage gegen denselben an, zustellen. 3) gleich bei der Derfallzeit auf die .Bezahlung zu dringen, und in deren Ent, stehung zu klagen; oder den Wechsel erneuern, das ist, die Bezahlung im Briefe weiter hinaussetzen zu lassen. Eine solche Erneuerung kann aber nicht ohne ausdrückliche freie Einwilligung beider Theile geschehen. Sie muß auf dem Wechsel selbst bemerkt.

364

2. Abth. Don Wechseln.

bemerkt und von dem Schuldner eigenhändig unter, schrieben werden. Ist die Verlängerungszeit unbe, stimmt gelassen worden, jo ist sie auf so lange, als die erste Frist dauerte, vorn Verfalltage an ge, rechnet, zu verstehen. Bei mehrer» Schuldnern kömmt die dem einen accordirte Verlängerung allen zu Statten, wenn nicht das Gegentheil ausdrücklich festgesetzt ist. Hat der Bürge nicht schriftlich eingewil, ligt, so ist dieser für erlassen anzusehen. Ausgleiche Art gehet der Regreß gegen die Vordermänner verlor ren. Ohne solche Erneuerung behalten die eigenen Wechselbriefe ihre Kraft nur noch Jahr und Tag nach der Verfatlzeik. Nach diesem Termin gelten sie nach dem Proust. L. N. nur wie Obligationen. (Nach der Leipziger und Danziger SB. O. haben aber die Wech, sel schon nach einem Jahre alle Kraft verloren. Bloß in dem Falle, wenn der Gläubiger vor Ablauf eines Jahres und Tages verstirbt, oder wenn die Sache eine pia causa *) betrifft, so sollen den Erben und der milden Stiftung ein Verzug von 2 Jahren zu Gute kommen.) Wenn die Anmeldung der Klage langer als drei Tage nach der Vcrfallzcit verschoben wird, so gehet nach dem Preust. L. 9t. der Regreß an die Vor, dermanner verloren. 4) den Wechsel sorgfäl, tig zu verwahren, weil in der Regel Niemand eine Wechselklage anstellcn kann, der nicht einen Wech, sel in den Händen hat. Allenfalls würde der wegen des verlornen Wechsels entstehende Verzug der Dezah, lung und aller - übrige daher erwachsende Schade bloß dem nachlässigen und unachtsamen Gläubiger zur Last fallen. 5) bei geschehener Zahlung den Brief an den Schuldner quittirt wieder auszuhändigen. Die *) d. L milde Stiftung, dahin gehbren Kirchen, geistliche ©utn*, Hospitäler, Armemnstitute:r.

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

365

Die Pflicht desSchuldnerS aber ist: 1) dem Wechsel die gehörige Förmlichkeit zu geben; 2) ihn nicht eher zu überliefern, als bis er das Geld bekommt, we, nigflens 24 Stunden darauf zu klagen, wenn der Gläubiger den Wechsel genommen und ihn mit der Zahlung trüglich hinhielte; g) zur Verfallzeit promte Zahlung zu leisten oder mit Bewilligung des Glaub» gers zu renoviern (prolongiren). Will der Schuldner sich durch Gegenforderungen, die einer weiklänftigen Erörterung bedürfen, gegen- die Zahlung schützen, so

muß er dieselbe bei den Gerichten so anbringen, daß er vor der Verfallzeit ein rechtskräftiges Urtheil er­ halten könne. Ein bloß obsiegendes aber noch nicht

rechtskräftiges Urtheil berechtiget ihn bloß die Sum­ me zu deponiren. 4) bei der Wiederbezahlung sich den Wechsel quitlirt wieder geben zu lassen und ihn aufzuhcben oder zu vernichten. Sollte der Wechsel nicht bei der Hand sein, so kann er das Geld entwe­ der gerichtlich deponiren, bis der Wechsel sich wiederfindek, oder sich von dem Gläubiger einen Schein wegen der geschehenen richtigen Wiederbezahlung, in welchem zugleich der Wechsel für verlohren erklärt

wird, geben lassen.

Diesen Schein muß er sorgfältig

aufhcbcn, um sich damit, wenn über kurz oder lang der Wechsel wieder aufgefunden und die Bezahlung

darauf noch einmal gefordert würde, damit zu recht­ fertigen.

Wenn zwei ober mehrere Personen gemeinschaft­ lich einen Wechsel ausstcllcn und sich damit für die wirk­

lichen SchÄldNer angeben: so thun sie das entweder in solidum d. i. so, daß sie alle für einen Mann

siehen, und ein jeder als der Schuldner der ganzen Summe angesehen werden kann: oder Theilweife, so daß ein jeder einzelne nur als der Schuldner eines Theils

366

s. Abth. Bon Wechseln.

Theils (pro rata) der schuldigen und im Wechsel ver, schriebenen Summe angesehen werden will. I m e r st e n Falle findet wieder der gedoppelte Fall Statt, daß diese Schuldner wegen der Bezahlung entweder einer für alle und alle für einen stehen, und der Gläubiger sich wegen der ganzen Schuld an denjenigen halten kann, der ihm der nächste und sicherste ist — oder, daß einer nur auf den Fall der Schuldner sein will, wenn der andere nicht bezahlt; so daß der Gläubiger erst diesen zur Bezahlung anhalten muß, und wenn derselbe dazu unfähig ist, erst nach jenem greifen darf. Diese Fälle Knüsten aber im Wechsel deutlich bestimmt und außer Streit gesetzt werden. Nach dem Preuß. Landrechte sind nemlich alle diejenigen, welche einen Wechsel unterschrieben haben, in dem Falle nur als Gemeinschuldner anzusehen, wenn der Wechsel mit dem Ausdrucke: Wir, abgefaßt ist. Heißt es aber bloß Ich, so ist der zuerst unterschriebene als Haupt, schuldner, und die andern sind als Bürgen anzusehen.

§. r$. b) bei gezogenen Wechseln.

Zu einem gezogenenWechsel gehören wenig, stens drei Personen; nemlich einer, der eine Summe zu fordern hat, ein zweiter, der die Summe schul, dig ist, und ein dritter, an den die schuldige Sum« me gezahlt werden soll. (Diese dritte und erste Per, foit können aber auch eine und dieselbe seyn; wenn nemlich der Aussteller die Tratte an seine eigene Ordre stellt.) Der erste beträgt sich als Gläubiger, der den dritten zum Gläubiger bestellt, und den zweiten als seinen Schuldner behandelt. Wir sagen, er behandelt den zweiten als seinen Schuldner; denn in der Thar ist dieser es nicht immer; sondern der thut es ost aus Freund,

Erster Abschn. Theorie der Wechsel. 367 Freundschaft für den ersten, baß er sich zu seinem Schuldner erklären läßt und eine wirkliche Schuld, wenn der Erste einem Dritten zu bezahlen hat, für ihn zu bezahlen gutwillig übernimmt. Wird ein Wechselgeschäft unter diesen dreien Per, fönen betrieben, so stellt der eine den Wechsel aus(traft sirt, ziehet, giebt den Wechsel) und übersendet (remic, kirr) ihn an den andern, welcher dem dritten den Wech, fei vorzeigt (präsentirt), worauf der dritte ihn annimmt (acceptirt) sich damit für den Schul dner erklärt, die in dem Wechsel beschriebene Summe bezahlt und damit den Wechsel tilgt (mortifizirt). Wenn der Trassant dem Präsentanten den Wech, srl übersendet und darin zur Einhebung der Summe autorisirt, so thut er das entweder, weil er ihm diese Summe schuldig ist und ihm damit bezahlen will, daß er dem Aeeeptanten diese Zahlung zu leisten aufgiebt; oder er ist dem Präsentanten inichts schuldig, sondern will bloß durch ihn die Summe von dem dritten ziehen. In diesem letzten Fall ist der Präsentant bloß als der Sachwalter ober Kommissionär des TrassirerS anzuse, hen, und ist verbunden sich nach den Befehlen seines Kommittenten in der ganzen Sache genau zu richten. Dann muß aber derAeeeptant ein wirklicher Schuldner des TrassirerS sein, und dieser das Recht haben, diese Summe auf ihn zu ziehen. Sonst ließe sich bei dem ganzen Geschäfte nichts Reelles denken. Dieses Recht kann aber dem Trasstrer auf eine zwiefache Art zuge, wachsen sein,indem er nemlich entweder diese Summe an Geld oder Waaren dem Aeeeptanten vorgeschossen oder einen vom Aeeeptanten auf ihn bezogenen Wech­ sel bezahlt hat, dessen Betrag er nun durch den Wech, fei wieder von ihm ziehen will — ober indem er dem Aeeeptanten aufgetragen hak, diese Summe auf ihn durch einen Wechsel hier zu ziehen, die er nun dort wie.

368

ß. Abth. Won Wechseln.

wieder auf ihn entnehmen will. Denn indem der Accep/

tank das erste thut, oder der Trassant präsumirt, daß er es gewiß thun werde, so betrachtet oder präsumirt der Trassant den Acceptanlen mit Recht als seinen

Schuldner. Ist der Präsentant aber nicht bloßer Kommissionär, sondern wirklicher Gläubiger des Trassanten, so findet wieder der gedoppelteFall statt: Entweder der Accep/ kant ist dagegen auch des Trassanten Schuldner, oder

er ist eS nicht. Im ersten Fall wird eine Schuld durch die andere getilgt, und gleichsam gegen einander aus/ gewechselt. Im andern Fall wird nun der Trassant des Acceptanten Schuldner, wenn nemlich letzterer den Dries honorirt; und der Acccptant ist nur berechtiget, wieder auf ihn zu trassiren, oder sich auf andere belie/

bige Weise von ihm bezahlt zu machen. Indessen ist doch auch der Fall möglich , daß der Acceptant zwar nicht de« Trassanten", aber doch eines andern Schuldner ist, an dem der Trassant wieder zu

fordern hat. Aledann wird wieder eine Schuld durch die andere getilgt, und der Acceptant rechnet seinem Gläubiger das ein, was er für dessen Gläubiger bei zahlt hat — Und in

diesem Falle sind bei dem traft

sirten Wechsel vier Personen inrercssirt.

§. 16. c) bei negotiirten Wechseln. Dci negotiirten oder verhandelten Wechseln tritt

außer vorbenannten Interessenten ein neuer hinzu, welcher den Trassanten die Schuld, so derselbe an Je/ mand zu fordern hat, abkaufr, in der Absicht, daß derselbe diese Summe durch seinen Schuldner an den, jenigcn, dem er, der Käufer, schuldig ist, auszahlen lasse und damit die verschiedenen Schulden gegen ein/ ander

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

369

ander auSwechselc. Dem zufolge schreibt der Traf, sank einen Wechsel auf soviel, als er von dem Käufer an baarrm Gelde, oder Waaren, überhaupt an Gei.» deswerth (Valuta), bekommen hat, benennet in dem, selben den Gläubiger des Käufers zum Präsentanten, und seinen Schuldner zum Acceptanten, und zeiget zugleich an, daß er die verschriebene Summe von Herrn.... erhalten habe. Diesen Wechsel über, giebt er Herrn . . . ., dessen Geld er bekommen hat, und macht ihn damit zum Herrn des Wechsels. Dieser remittirt sodann den Wechsel an seinen Glätt, üigcr, welcher ihn bei dem Schuldner des Verkäufers vorzeigt, und von demselben die Bezahlung annimmt. Hier sind also vier Personen wesentlich inleressirt, anstatt, daß in einfach krass,rten Wechseln nur drei Interessenten waren. Diese Vermehrung der Zitter, essenten kommt daher, daß bei einfach trassirten Wcch, sein der Trassant Wechselgcbcr und Wechsclherr zu, gleich war, er bei negotiirten Wechseln diese seine Wecbselherrschaft verkauft hat, und nun der Käufe» als Wechselherr auftritt, der das Geschäft des Verfett, dcns des Wechsels nun über sich nimmt. Die übrigen Interessenten sind bei beiden Wechselarten dieselben. Und was bei den trassirten Wechseln von dem Verhält, nisse des Trassanten und Acceptanten, in Rücksicht der Verbindlichkeit des letzter», auf Ordre des ersten die als Schuld präsumirre. Summe zu bezahlen, gesagt worden ist, gilt auch von den negotiirten Wechseln. §.

17.

(Verbindlichkeiten der Jntcrcffcnten.bei Wech­ seln dieser Art.)

Der Tr a ssire r'muß 1) den Wechselbrief in der gesetzmäßigen Form qntzfertigen und dabei alle Genaliig, keit und Sorgfalt beobachten, damit nichts unterlaufe»riefst, für «aast. Äa welches

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2\ Abth. Won Wechseln,

waches zu Ehikanen 2lnlaß geben könne; 2) ncgotiirte Wechsel nuf sichere Personen trassircn, von denen keine Verweigerung der Acceptation zu befürchten ist: weil

verweigerte Acceptation den Kredit des Trassirers desto, mehr verdächtig macht und ihm schadet, durch je mehr Hände der Wechsel gehet, und der daher entstehende Schaden ihm zur Last fällt; 3) den Acceptanten vor, 1)«: gehörig und vollständig avisiren, damit derselbe wegen der Acceptation desto weniger Anstand nehmen

könne, und damit er bei Ausstellung des Wechsels der, selben desto eher gewisi sein könne, muß er vorher beim künftigen Acceptanten anfragcn, ob derselbe den Wechr sel honoriren wolle; 4) auch denjenigen, für dessen Rechnung der Acccptant die Rimessa (oder Zahlung

der anbefohlncn Summe) thun soll, von dieser Ver, fügung in Zeiten benachrichtigen, und ton demselben

zu diesem Behuf ein Aviso an den Acceptanten er, Litte«; j) sich so lange für den Schuldner des Wech, felherr« wegen der für den Wechsel eingenommenen Summe anschen, bis die Nachricht zurück ist, daß der Wechsel acceptirt und bezahlt sey. Der Remittent, als Eigenthümer des Wechsels muß 1) gleichfalls dahin sehen, daß der Wechsel rechts, förmlich und ohne Zweideutigkeit abgefaßt werde, da, mit er für seine Person davon keine Unannehmlfchkei, ten habe; 2) dem Wechselgeber die Valuta gegen den Wechselbrief sogleich aushänbigen, weil, wenn er das in 24 Stunden nicht gethan hat, eine Wechselklage deshalb gegen ihn angestellt wird; 3) den Brief sofort

zur Präsentation absenden, weil aller aus dem Der, zuge der Einsendung entstehende Schade ihm lediglich zur Last fällt; (S. §. 9.) 4) den Präsentanten über die Bestimmung der ihm in dem Wechsel angewiesenen Summe durch ein begleitendes Schreiben gehörig)»«!.', ständigen; 5) mit dafür sorgen, daß der Acceptärkt zu

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

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rechter Zeit avisirt werde, und zu mehrerer Sicher­ heit den Avisobrief selbst an den Präsentanten mit ein­ schicken. Der Präsent ant muß r) den empfangenen Wechsel sofort zur Acceptation vorzeigen und binnen gesetzlicher Frist auf die Acceptation dringen (S.tz.y.); 2) wenn die Acceptation geschehen ist, an den Ein­ sender davon sofort Anzeige thun; 3) wenn dicAcccptation verweigert ist, den Wechsel sofort protestiren last sen, und ihn sammt dem Protest an den Einsender zu­ rückschicken; 4) die Zahlung zur Verfallzeit fordern, und während der Respekttage fleißig erinnern; 5) wenn bis zum letzten Respekttage die Zahlung nicht gesche­ hen ist, den Wechsel sogleich protestiren lassen, und ihn sammt dem Protest an den Versender einschicken, gegen den Acceptanten aber die Wechselklage anstellen. (Denn wenn der Präsentant 4 Wochen nach der Verfalljeit damit säumet, so ist der Wechsel nicht mehr rechtskräftig, den Acceptanten nach Wechselrecht zur Bezahlung anzuhalten. So verfüget es die Leipziger und Laufltzische SB. O.); 6) nicht erwarten, daß der Acceptant ihm die Rimessa zur Verfallzeit ins Haus bringe, sondern es von ihm abholen; 7) mit dem Gelde der Ordre des Wechselsenders nachkeben; 8)dem Acceptanten nach geschehener Zahlung den Wechsel­ brief einhändigen; 9) auf die Umstände des Acceptan, ten aufmerksam sein und, wenn er falliren sollte, oder sein Falliment zu besorgen wäre, davon sogleich ast den Trassanten berichten; — und das alles darum, weil er für- den Schaden, der aus der Vernachläßkgung dieser Obliegenheiten entstehet, haften muß. Ist einem solchen Präsentanten aber die Prima eines Wechsels nur zur Besorgung des Accepts und zur Auslieferung des acceptirten Briefes, an de» Inhaber der Secunde übermacht worden, so hat er die acceptirte Prima an * Aa s den

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». Abth. Don Wechseln,

den Dorzeigcr und legitimen Inhaber der wohlgirktt len Secumi* auszuliefern. Der Acceptant must i) bei dem?sviso und der Präsentation stch sofort darüber erklären, ob er nc; ceptircn will oder nicht; 2) wenn er versprochen hat, zu acceptiren, und den Wechsel zur Acceptation nach sich nimmt, ihn auch acceptiren, weil dann nach ritiü gen Tagen der Wechsel für acceptirt gehalten wird (S.§. 8 ); 3) wenn er acceptirt hat, zur Verfallzeit richtige Zahlung leisten, weil er durch die Acceptation wirklicher Schuldner geworden ist, oder, wenn die Zahlung nicht gefordert wlrd, die Rimessa dcponiren. (Wenn zwei oder mehrere Personen gemeinschaftlich acceptirt haben, so müssen sie solidarisch jeglicher für die ganze Schuld einstehen); 4) nach geschehener Zah/ lung den Wechselbrief nach sich nehmen; 5) wegen des Rembourses dem weitern Anhalt des-Aviso genü, gen; und 6),nur. an den vrchtsmäßi-en Inhaber deS Wechsels die Zahlung leisten, oder wenn der zweifel, haft wäre, die Legitimation fordern, und bis dahin das Geld gerichtlich deponiren.

§. 18» (Don den Mitteln, sich bei einem Wechsel sicher zu stellen.) Bei Wechseln, deren Interessenten sich einander kennen Mh Men Kredit haben, bedars.es keiner bee sondern Kamelen, um-fich gegen die Gcsahr des Der, lustes des Kapitals m Sicherheit M stellen. Wenn sie sich Kamelen gegen einander. bedienen wollten, so würde das ein Mistrauen verrathen und dem Kredite nachtheilig seyn. Allein, wenn bei negotiirten Wechseln der Wechselnehmer den Geber oder den Acceptanten, dieser dezz Geher und der Geber ihn nicht genau kennt, oder

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

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oder Ursache hat, wegen der richtigen Bezahlung oder der Wiedererstattungen Sorge zu tragen; oder wenn bei trockenen Wechseln der Aussteller dem Glau/ biger nicht recht sicher dünkt: dann ist es allerdings recht, seine Sicherheit zu nehmen, so gut wie man kann. Hauptsächlich muß bei negotiirten Wech, sein der Wechselnehmer von der Willfährigkeit zu zahlen und von der Solvabilität des Acceptanten sowohl, als von der Solvabilität des Trassanten über,, zeugt seyn — jenes, damit er nicht zu befürchten habe, daß er durch Nichtaccepiation des Wechlels in die Der, lcgenheit gerache, daß das Geld an dem Orte nicht gerade für ihn ausgezahlt wird, wo und wann er es braucht — eine Verlegenheit, die für Reisende beson, ders und dann auch für Kaufleute, die dem Präsem tauten Handelsauflräge gegeben haben, von sehr nach, theiligcn Folgen seyn kann. Die Ueberzeugung von der Solvabilität des Trassanten ist deshalb nöthig, damit er gewiß wisse, daß er, falls der Wechsel mit Protest zurückginge, sich an denselben wegen der Kauf, summe wieder erholen könne. Hier ist nun das beste Mittel: i) daß er die Valuta nicht eher zahle, bis der Wechsel vom Dezognen ange, nommen ist; oder daß er, nm feine Valuta dein Trassan­ ten zu sichern, anstatt derselben einen eigenen bedingten Wechsel ausstellt, in welchem er die Wechselsumme baar an den Wechselgcber zu zahlen verspricht, wenn die Nach, richt von der geschehenen Acceptation oder Bezahlung eingelaufen seyn würde; oder 2) daß er sich, von dem Trassier Kaution machen oder Unterpfand geben läßt; oder 3) daß er, um gewiß zu seyn, baß er die Wech, selsumme an dem Orte gewiß haben werde, sich diese Gewißheit damit gleichsam verbürgen läßt, daß er sich neben dem ordentlichen Wechsel von dem Trassanten zugleich

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2. Abth. Won Wechseln.

zugleich eine« bedingten Wechsel auf einen Andern g«< ben läßt, der dann bezahlt werden soll, wenn der an# dere Wechsel etwa protefrirt würde. 4) Wenn ein Kaufmann Jemanden an einem fremden Orte Aufträge giebt, zu welchen Geld erfor# beit wird, und einer an dem andern sich nicht recht sicher glaubt, so macht sich der Kommittent den Kom# Missionär dadurch sicher, daß er ihn bei einem dortigen Handlungshause einen bestimmten Credit eröffnet, an welches er die eingekaufte Waaren laut Factura abzu# liefern hat, und welches Haus dann die Weitersen# düng besorgt. Der Kommissionär aber versichert sich die Gewißheit des zu erhaltenden Remboursements da# durch, daß er einen bedingten Wechsel auf ein dortiges Handlungshaus vom Kommissionär verlangt, unter der Bedingung zahlbar, wenn der Ankauf oder die ge# fchehene Versendung der kommittirten Waaren nachge# wiesen seyn würde. Jedoch sind das keine in der kauf­ männischen Praxis sehr üblicheVerfahrungsarten. Man muß sich nur mit Handlungshäusern von begründetem Rufe und von guten Vermögensnmständen, sowohl in Waare» als Wechselgeschäfte, einlassen; und nicht einem einzigen Hause sein ganzes Vermögen anvertrauen, so wird man wenig zu fürchten haben. — Hat Jemand einen Wechselbrief an einen Kommissionär zur Präsem tation addressirt, und den Aeceptanten advisirt, und eS gereuet ihn hernach, es gethan zu haben: so kann er dem Aeceptanten hinterher die Auszahlung unter« sagen; doch nur in dem Falle , wenn der Kommissim när nicht sein Gläubiger ist. $) Ein Acceptant, der nicht des Trassanten Schuldner ist, sondern ans Freundschaft für ihn aa ceptirt, sichere sich durch einen Gegenwechsel auf den Termin zahlbar, an welchem der auf ihn lautende Wechsel die Zahlung befiehlt. 6) Ein

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

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6) Ei» Präsentant, weicher des WcchselsenderS Gläubiger ist, und dem der Wechsel zur Rimeffa die,

ncn soll, kann, wenn er den Acceptanten nicht für sicher hält, sich Bürgschaft für denselben geben lassen. Bei eigenen Wechseln kann nur der Wechr

selnehmer etwas zu besorgen haben. Ihn kann Bürg, schäft oder ein Unterpfand in Sicherheit sehen. — Ein Bürge aber kann sich wieder durch Rückbürgschaft sichern. Damit aber der Wcchsclgebex wegen seines Unterpfa», des nichts zu befürchten habe, |o rückt er die Bcschren bung desselben und den Umstand, daß er dasselbe zur Sicherheit dieses Wechsels versetzt habe, mit in den

Kontext des Wechsels ein.

§-

19.

(Sichcrhntsreüeln bei verlornen Wechseln.)

Wenn ein Wechsel verloren gehet, so ist dabei eine doppelte Gefahr. Der Wcchselherr kann dadurch um fein Geld kommen, und der Finder des Wechsels kann ihn mißbrauche^, und das Geld für sich fordern.

Dieser doppelten Gefahr .auszuweichen,,,, muß i) der Wechselherr sich, tuen» der Wechsel splchen Weg zu gehen hat, daß Verlust dabei zu befürchten ist, sich statt eines Briefes, zwei oder drei gleichlautcnde Briefe geben lassen, welche Prima-, Secunda-,

'I'ertis-Briefe genannt werden; wenn dagegen ein nur einmal ausgcferliglcr Brief Lola-Wechsel genannt wird Denn Prima schickt er gleich, wie schon oben ist erinnert worden, an den Präsentanten zur Aeecpc talion ein; die andern behält er zu weitetm Gebrauch auf den Istothfall, oder sie zu verhandel», r) Gehet ein Lola-Brief wirklich verloren, so muß der Fall sogleich äu dcnKrzogenen gemeldet, und derselbe angewiesen werdet», an Vorzeigero nicht zu bezahlen. Und

dann ist der Fall zu unterscheiden, ob er acceptiyt ge, weset»

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2. Abth. Won Wechseln.

wesen ist oder nicht.

Im ersten Fall ist der Acceptant dennoch verbunden, zur Verfallzeit zu bezahlen, oder der Wechsel wird protestirt, und 'es findet gegen ihn die Ausübung des Wechselrechts Statt. Im andern Fall muß sich der Bezogene zur Acceptation des ver­ lornen Wechsels verstehen, oder ev wird protestiret. Acceptirt er, so muß er auch bezahlen; doch findet, wenn er hernach zur Verfallzeit die Zahlung aus Gründen ver, weigerte, nicht die eigentliche Wechselklage Statt. Auf allen Fall aber muß der Prascnrant bei der Zahlung hinlängliche Kaution stellen, daß er der rechte Präsen­ tant und Inhaber des Wechsels sey, und daß er nicht etwa rechtlich an eine andere Person gekommen sey. Eben diese Kaution ist auch erforderlich, wenn ein indossirter Secunda- oder lertis-Wechsel ver­ loren gegangen wäre, zum Beweise, daß der, der die Zahlung verlangt, auch der rechtmäßige Inhaber tfdä Wechsels und der wahre Gläubiger sey. Beim Deüust' eines nicht tndosfirken Leennda - oder l'erria-Briefes ist, wenn Prima vorhanden ist, die Kaution nicht nöthig, wenn nur der Inhaber sich sonst legitimiren kann. Ehe gegen einen Wechselschuld­ ner zur wechselmäßigen Erecution geschritten werden kann, muß bei einem verlornen Wechsel zuvor die Existenz, der Benag und übrige Inhalt desselben km ordentlichen Prozeß ausgemittelt werden. §.

20.

(Weitere Sicherheitsregeln bei Wechseln.) Da die Wechselgefchäfte so sehr verwickelt und dabei doch manche Schaden und Gefahren möglich sind, so muß 1) sich Niemand überhaupt in Wechsel, geschäftt einlassen, der es nicht vollkommen verste, het; r) nicht Leuten vertrauen, die er nicht kennet, ohne sich bet solchen unbekannten Leuten völlig sicher zu

Erster Abschn. Theorie der Wechsel.

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zu stellen; 3) dabei in allen Stücken die größte Ge, namgkeit und Sorgfalt beobachten, daß alles auf die gesetzmäßigste Art geschehe, und daß der Wechsel selbst alles genau und bestimmt enthalte, was er enthalten soll. 4) Muß insbesondere Niemand auf Jemand trassiren, der ihm nicht schuldig ist, und mit dem er in keiner genauen Verblndung stehet. Personen, welche laufende Geschäfte mit einander betreiben, und in stetem Wechselverkehr sind, ziehen ohne Nachtheil Wechsel auf etnander, ohne daß eben zu dieser Zeit der Bezogene gerade des Ziehers Schuldmr ist. Wer diese Vorsicht nicht braucht* läuft billig Gefahr, seine Tratte mit Protest zurück zu bekommen, imb dannt seinen Namen beschimpft zu sehen. 5) Muß man, wenn man Wechsel aus den Händen giebt oder auf Wechsel Geld zahlet, ohne gleich den Wechsel in die Hände zu erhalten, sich mittlerweile durch Empfang« schcme schützen. 6) Muß man bei der Bezahlung vorsichtig seyn, und dieselbe, wenn ein anderer, als der im Wechsel benannte Inhaber, denselben prasen, tirt, nicht leisten, ohne Vaß dieser stch hl8 den recht, mäßigen Inhaber legitimirt, oder Kaution stellt, bis er stch legitimirt hat. 7) Muß man stch vor allem fremden Betrug, aber auch vor dem Verdacht des ci gcne Grundstücke rc. « i5 Lehrbriefe der Handlungsdiener, Fabrik» und Handwerks-Gehülfen > i5

Liefe-

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Dritte Abtheilung.

Lieferungs < Verträge mit Einem Drit, Sgr. theil vom Hundert, nach Tab. II. Mäkler-Atteste, bedürfen keines Stempels; wenn aber von denselben vor einer geeicht» ltchen oder polizeilichen Behörde Gebrauch ge, i5 macht werden soll t » t t Münz« und Probier-Scheine sind frei. Noten der Kaufleute über abgemachte Wechsel- und Geld-Geschäfte, welche nur als Belag über die gezahlte Valuta dienen, bedürfen keines Stempels. Pacht- und Mieths,Verträge, einDrittheil Procent, nach Tab. II. After - Pacht - und After - Mieths t Verträge wer, den ebenso besteuert. Das Hauptexemplar eines solchen Vertrages muß in den Händen des Pächters oder Miethers seyn, Di« Nebenexemplare bedürfen Mr «ine« Stempels von « t t , i5 Passe zu Reisen und zum Waarentransport >5 Proteste i5 Quittungen über geleistete Zahlungen, so­ bald sie zum Rechnungsbelage vor einer if, feierlichen Behörde dienen: Ein Zwölftel Pro, cent, nach Tab.I. Quittirte Rechnungen der Kaufleute, Apotheker,Ouvriers rc. sind sonst keinem Stem, pel unterworfen, außer wenn sie aus könig­ lichen und Communal» Kassen bezahlt werden, Einem Zwölftel Procent, nach Tab.I. Schuldverschreibungen jeder Art, ein Zwölftel Procent des Capitalbetrages, nach Tab. I. Vollmachten t t t t t

H. ?lnhang. Bopr Stempelpapier.

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Wechsel, trockene, gezogene, kaufmännische Affig, Nationen und Handels /Blllets, inländische sowohl, als auch die aus dem Auslande eingehende, ein Zwölf, tel Procent des Betrages, nach Tab. I. Wechsel unter 50 Rthlr. sind frei. Nach Entrichtung dieser Stempelabgabe sind alle Übertragungen des Eigenthums des Wechsels aufAndre durch Indossiern und Giriren stempelfrei. Die gesetzlichen Vorschriften, welche beim Wech, selstempelwesen zu beobachten, sind, bestehen in Fol, gendem: a) trockne uud gezogne inländische Wechsel mäf, sen gleich nach der Ausstellung, ausländische gleich nach Dem Emgange in die preußischen Staaten, und ehe ein Geschäft damit gemacht oder Zahlung darauf gelei, stet wird, gestempelt werden. b) Jeder inländische Inhaber eines noch nicht ge, stempelten Wechsels ist verpflichtet, denselben sofort zur Stempelung porzulegen. c) Diese SMpxkMt^ ter in und austänüischen Wechsel geschieht von den dazu bestellten Wechfelstem, pelr Aemtern, oder wo diese nicht vorhanden sind, von den Haupt/ZollrAemtern oder Haupt/Steuer/Aem, tern, mittelst Aufdrückung eines Stempels und AuS, füllung seines Geldbetrages. d) Zu gezognen Wechseln und kaufmännischen An, Weisungen können Kaufleute sich auch ihrer eignen ge, stochnen Formulare bedienen, und diese gestempelter, halten, sobald nur die Summen, für welche sie ge, braucht werden |o(kn, bereits in Buchstaben und Zif, fern darin ausgefüllt sind. Was nun die Strafe für die unterlassene Berichs tigung eines Wechsel r Stempels betrifft, so besteht solche in dem fünf und zwanzigfachen Betrage dessen, was den Staatseinkünften durch jene Unterlassung ent, Vriesft. für Kaufl. Gg zogen

466

z. Abth.

zogen worden.

8. Anhang. BomStempelpap.

Zur leichtern Berechnung dieser Strafe