Aktenstücke und Beläge, die am 6. November 1861 allerhöchst genehmigte Vereinigung der Standbilder Lessing's, Schiller's und Goethe's vor dem Königlichen Schauspielhause zu Berlin betreffend: (Vom Anfange 1861 bis 12. November 1967) [2. Aufl. Reprint 2019] 9783111648194, 9783111264851

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Aktenstücke und Beläge, die am 6. November 1861 allerhöchst genehmigte Vereinigung der Standbilder Lessing's, Schiller's und Goethe's vor dem Königlichen Schauspielhause zu Berlin betreffend: (Vom Anfange 1861 bis 12. November 1967) [2. Aufl. Reprint 2019]
 9783111648194, 9783111264851

Table of contents :
Inhalt
I. Drei Dichter-Standbilder in Berlin. Ein Wort zur Einigung. Aus dem Anfänge des Jahres 1861
II. Schreiben des Dr. Brandis an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ober-Appellations-Vice-Präsidenten Dr. Simson. Vom ü. Mai 1861
III. Schreiben des Geheimraths Dr. Johannes Schulze an den Ober- Tribunalsrath Bloemer. Vom 6. Juli 1861
IV. Einladungen an die Mitglieder des Schiller- und Goethe-Comitö zur Theilnahme an einem zu bildenden Lessing-Comits im Sinne der: „Drei-Dichter-Standbilder in Berlin." Vom 10. Juli 1861
V. Mittheilung an den Stadt-Magistrat, die beabsichtigte Bildung eines Lessing-Comits (Nr. IV) betreffend. ' Vom 10. Juli 1861
VI. Desfallsige Mittheilung an die Stadtverordneten-Versammlung. Vom 10. Juli 1861
VII. Desfallsige Anzeige an den Unterrichts-Minister von Bethmann-Hollweg und den Minister des Innern, Grafen von Schwerin. Vom 10. Juli 1861
VIII. Desfallsige Anzeige an den Polizei-Präsidenten von Winter. Vom 10. Juli 1861
IX. Erklärungen auf die Einladungen in Nr. IV
X. Instrumentum pacis.
XI. Immediat-Eingabe an Se. Majestät den König
XII. Allerhöchste Cabinetsordre vom 6. November 1861
XIII. Schreiben des Dr. Brandts an den Obertribunalrath Bloemer
XIV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die am 10. Juli 1861 an denselben gerichtete Mittheilung. (Nr. V.)
XV. Einladung an den Unterrichts-Minister von Bethmann-Hollweg zum Eintritt in das Lessing-Comité
XVI. Oeffentlicher Aufruf zur Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin
XVII. Aufruf an die jüdischen Verehrer Lessings
XVIII. Dankschreiben des Lessing-Comité an die Unterzeichner des Aufrufs Nr. XVII
XIX. Schreiben der Alliance israélite universelle in Paris an das Lessing-Comité in Berlin
XX. Erwiederung des Lessing-Comité auf das Schreiben der Alliance israélite universelle in Paris. (Nr. XIX.)
XXI. Bericht des geschäftsführenden Ausschusses des Lessing- Comité über den Beginn und Fortgang der Wirksamkeit des Comité an den Stadt-Magistrat
XXII. Erwiederung des Stadt-Magistrats an das Lessing-Comité auf den Bericht sub XXI
XXIII. Schreiben des Vorsitzenden des Goethe-Comité an den Vorsitzenden des Lessing-Comité, den Widerruf des Beschlusses des Goethe-Comité vom 16. Juli 1861 und das Zurücktreten von der Vereinbarung vom 18. Juli 1861 (Nr. X.) ankündigend, und die Billigung dieser Absicht durch das Lessing-Comité beantragend
XXIV. Empfangsbescheinigung des Schreibens Nr. XXIII. durch den Vorsitzenden des Lessing-Comité
XXV. Motivirte Ablehnung des sub. Nr. XXIII. vorerwähnten Antrags des Goethe-Comilé, in Gemäßheit des Auszugs aus dem Protokoll der in der Königlichen Bau-Akademie zu Berlin am 16. Juni 1862, Nachittags 6 Uhr, stattgehabten Sitzung des Lessing-Comité's
XXVI. Mittheilung des motivirten Ablehnungsbeschluffes des Lessing- Comité (Nr. XXV.) an das Goethe-Comité
XXVII. Empfangsbescheinigung der Mittheilung des Lessing-Comité (Nr. XXV. und XXVI.) durch den Vorsitzenden des Goethe- Comité
XXVIII. Schreiben des Kaufmanns Louis Perl an den Schriftführer des Lessing-Comité
XXIX. Erwiederung des Lessing-Comité auf das Schreiben des Kaufmanns Perl. (Nr. XXVIII)
XXX. Schreiben des Lessing-Comité an den Unterrichts-Minister von Mühl er bei Einsendung eines Exemplars der Schrift: „Lessing, Schiller -und Goethe."
XXXI. Schreiben des Lessing-Comité an den Stadt-Magistrat bei Einsendung eines Exempsars der Schrift: „Lessing, Schiller und Goethe."
XXXII. Schreiben des Lessing-Comité an den Minister des Innern, Grafen zu Eulenburg, bei Einsendung eines Exemplars der Schrift: „Lessing, Schiller und Goethe."
XXXIII. Aus einer vereinigten Bitte von Mitgliedern des Goethe Comité an den Unterrichts-Minister von Mühler
XXXIV. Erwiederung des Ministers des Innern, Grafen zu Eulenburg, auf die Zusendung des Lessing-Comité an denselben, vom 13. April 1863. (Nr. XXXII.)
XXXV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die Zusendung und das Begleitschreiben des Lessing-Comité an denselben, vom 11. April 1863. (Nr. XXXI.)
XXXVI. Urtheile der Presse.
XXXVII. Veröffentlichte Zustimmungen Sr. Königlichen Hoheit, des Großherzogö von Baden vom 19. Mai 1863 und Sr. Hoheit des Herzogs von Braunschweig vom 23. Mai 1863
XXXVIII. Erwiederung des Unterrichts-Ministers von Mühler auf die Zusendung und das Begleitschreiben des Lessing-Comité an denselben, vom 11. April 1863. (Nr. XXX.)

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Aktenstücke und Beläge die am 6. November 1861

Allerhöchst genehmigte Bereinigung der

Standbilder

Lessing's, Schiller's und Goethe's vor dem Königlichen Schauspielhause

zu Berlin

betreffend.

(Vom Anfänge 1861 bis 12. November 1867.)

Im Auftrage des Lessing-Comits hcrauägegeben von dessen Ausschuß.

Berlin.

Verlag von Georg Reimer. 1870.

Seite

Nummer

I. Drei Dichter-Standbilder in Berlin.

Ein Wort zur Einigung.

Aus

dem Anfänge des Jahres 1861....................................................................

1

II. Schreiben des Dr. BrandiS an den Präsidenten des Abgeordneten­ hauses, Ober-AppellationS-Vice-Präsidenten Dr. Simson.

Vom

ü. Mai 1861......................................................................................................

6

III. Schreiben des Geheimraths Dr. Johannes Schulze an den Ober-

Tribunalsrath Bloemer.

Vom 6. Juli 1861......................................

7

IV. Einladungen an die Mitglieder deS Schiller- und Goethe-Comitö zur

Theilnahme an einem zu bildenden Lessing-Comits im Sinne der: „Drei-Dichter-Standbilder in Berlin."

Vom 10. Juli 1861

....

8

V. Mittheilung an den Stadt-Magistrat, die beabsichtigte Bildung eines Lessing-Comits (Nr. IV) betreffend. ' Vom 10. Juli 1861.................... 10

VI. Deöfallsige Mittheilung an die Stadtverordneten-Versammlung.

Vom

10. Juli 1861......................................................................................................11 VII. Deöfallsige Anzeige an den Unterrichts-Minister von Bethmann-Holl-

weg und den Minister deS Innern, Grafen von Schwerin.

Vom

10. Juli 1861........................................................................................................12

VIII. Deöfallsige Anzeige an den Polizei-Präsidenten von Winter.

Vom

10. Juli 1861......................................................................................................13 IX. Erklärungen auf die Einladungen in Nr. IV von:

Dr. O. Lindner........................................................................................ 14 Geheimrath Professor Dr. Böckh.............................................................14 Verlags-Buchhändler Guttentag..........................................................15

Stadtrath Dr. Woeniger....................................................................... 15

Commerzienrath Leonor Reichenheim............................................... 15 Professor F. W. Gubitz und von

dem königlichen Musikdirektor JaehnS................................................16

X.

Instrumentum pacis.

Protokollarische Beurkundung über die am

18. Juli 1861 auf dem Berlinischen Rathhause erklärte Zustimmung

11 Seite

Nummer

der Vertreter deö Schiller- und Goethe-Comit« sowie der Vertreter des Magistrats und der Stadtverordneten, zur Errichtung eines Standbildes für Lessing, vor dem Königlichen Schauspielhause zu Berlin, in Anschluß

an die dort zu errichtenden Standbilder für Schiller und Goethe . . 17 XI. Jmmediat-Eingabe an Se. Majestät den König um Allerhöchste Gestat­ tung der Constituirung eines Somit« zur

Errichtung

des

Lessing-

Standbildeö in Berlin, auf dem Vorplätze deS Königlichen Schauspiel­

hauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, als deS bleiben­ den Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder Lessing, Schiller und

Goethe.

Vom 24. Juli 1861....................................................................... 21

XII. Allerhöchste CabinetS-Ordre vom 6. November 1861, die Gewährung der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli 1861 (Nr. XI.) betreffend.............. 23

XIII. Schreiben des Dr. Brandig an den Ober-Tribunalsrath Bloemer. Vom

12. November 1861............................................................................................24

XIV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die am 10. Juli 1861 selben gerichtete Mittheilung (Nr. V.)

an den­

Vom 21. November 1861. . 25

Anlagen zu Nr. XIV: A. Bericht deö Stadt-Magistrats an den Unterrichts - Minister von Bethmann-Hollweg. Dom 30 October 1861 ... 27 B. Mittheilung des Stadtraths Dr. Woeniger an den Stadt-

Magistrat. Vom 23. Mai 1861...................................................... 31 C. Concurrenz-Ausschreiben des Stadt-MagistratS an alle deutschen Künstler für daö Schiller-Denkmal in Berlin.

Vom 10.

November 1861.....................................................................................36

XV. Einladung an den Unterrichts-Minifler von Bethmann-Hollweg zum

Eintritt in das Lessing-Comitö. Vom 20. December 1861................ 38 (Neber die gleichzeitigen Einladungen zum Eintritt in das LessingComite an die Vorstände deS Stadt-Magistrats, der Stadtver-

ordnetm-Versammlung und der Corporation der Kaufmannschaft, an den Rector der Friedrich-Wilhelms-Universität, den General-

Inspecteur des militärischen Erziehungs- und Bildungswesens der Armee, den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele und den General-Director der Königlichen Museen: die Herren

Dr. Krausnick, Hedemann, Lüttig, Schaffer, Baudouin,

Robert Warschauer, Profeffor Dr. G. Magnus, Dr. von Peucker,

von Hülsen und von Olfers.

Siehe: Nr. XXL

Seite 55—59.)

XVI. Oeffentlicher Aufruf zur Errichtung deö Lessing-StandbildeS in Berlin. Vom 10. Januar 1862 .................................................................................. 39

XVII. Aufruf an die jüdischen Verehrer Lessing's.

XVIII. Dankschreiben deS Lessing-Comits

Februar 1862

.................... 42

an die Unterzeichner des

Aufrufs.

(Nr. XVII.) Dom 20. Februar 1862 .......................................................... 44

III Seite

Nummer

XIX. Schreiben

der

Alliance Israeli te universelle

in

Paris

an

das

Vom 16. März 1862 ........................ 45

Lcssing-Comite in Berlin.

XX. Erwiederung des Lessing - Comitö auf das Schreiben der Alliance

israelite universelle in Paris.

Vom 28. April 1862 .................. 46

XXL Bericht deS geschäftsführenden Ausschusies des Lessing-Comite über den Beginn und Fortgang der Wirksamkeit des Comite an den

Stadt-Magistrat.

Vom 8. Mai 1862 ............................................. 47

XXII. Erwiederung des Stadt-MagistratS an das Lessing-Comite auf den

Bericht dieses Comite vom 8. Mai 1862.

(Nr. XXL)

Vom

29. Mai 1862 ......................................................................................... 63

XXIII. Schreiben deS Vorsitzenden deS Goethe-Comite an den Vorsitzen­ den des Lessing-Comite,

den Widerruf deS Beschlusies des

Goethe-Comite vom 16. Juli 1861 und das Zurücktreten des Goethe-Comite von den demgemäß erfolgten Erklärungen seiner

Vertreter in der Verhandlung auf dem Berlinischen Rathhause

vom 18. Juli 1861 (Nr. X.) ankündigend, und die Billigung dieser Absicht seitens des Lessing-Comitv beantragend. Dom 26. Mai 1862

64

XXIV.Empfangsbescheinigung deS Schreibens des Vorsitzenden deS Goethe-

Comite (Nr. XXIII.) durch den Vorsitzenden des Lessing Comitä. Dom 27. Mai 1862 ......................................................

66

XXV. Motivirte Ablehnung des Antrags des Goethe-Comite (Nr. XXIII.)

in der Sitzung XXVI. Mittheilung

deS

deS Lessing-Comite vom

16. Juni 1862

motivirten Ablehnnnzsbeschluffes

des

. .

Lessing-

Comite (Nr. XXV.) an das Goethe-Comite. Vom 26. Juni 1862. XXVII. Empfangsbescheinigung

der

(Nr. XXV. und XXVI.) Comite.

Mittheilung

des

67

75

Lessing - Comite

durch den Vorsitzenden des Goethe-

Vom 28. Juni 1862

.......................................................

76

XXVIII. Schreiben des Kaufmanns LouiS Perl an den Schriftführer des Lessing-Comite.

Vom 8. April 1863 .............................................

77

XXIX. Erwiederung des Lessing-Comite auf das Schreiben des Kaufmanns LouiS Perl (Nr. XXVIII.)

XXX. Schreiben des Lessing-Comite

Vom 14. April 1863 ................... '«8

an den Unterrichts-Minister von

Mühler bei Einsendung eines Exemplars der Schrift: „Lessing,

Schiller und Goethe."

Vom 11. April 1863 ............................

79

XXXI. Schreiben des Lessing-Comite an den Stadt-Magistrat bei Einsen­ dung eines Exemplars Goethe."

der Schrift:

„Lessing, Schiller

und

Vom 11. April 1863 .......................................................

82

XXXII. Schreiben des Lessing-Comite an den Minister des Innern, Gra­ fen zu Eulenburg

bei Einsendung eines Exemplars der

Schrift: „Lessing, Schiller und Goethe." Vom 13. April 1863.

85

IV Seite

Nummer

XXXIII. Aus einer vereinigten Bitte von Mitgliedern des Goethe Somit« an dm Unterrichts-Minister von Mähler. Vom 27. April 1863

86

XXXIV. Erwiederung des Ministers des Innern, Grafen zu Eulenburg,

auf die Zusendung

des Lessing-Comit« an denselbm vom 13.

April 1863. (Nr. XXXII.)

Vom 30. April 1863 .................

88

XXXV. Erwiederung des Stadt-Magistrats auf die Zusendung und das

Begleitschreiben des Lessing-Comitv an denselben, vom 11. April 1863.

Vom 13. Mai 1863 ...............................

89

Natiorral-Zeitung vom 15. April 1863 (Nr. 173.) .

90

(Nr. XXXI.)

XXXVI. Urtheile der Presse:

B. Vossisch e Zeitung vom 3. Mai 1863 (Nr. 102.)

. .

97

C. Berliner Reform vom 7. Mai 1863 (Nr. 105.). . .

99

D. Kölnische Zeitung vom 22. Mri 1863 (Nr. 141) . . 104 E. Haude- und SpenerscheZeitung vom24.Juni 1863

(Nr. 144)....................................................................................... 106 F. Blätter für literarische Unterhaltung vom 24.

November 1864 (Nr. 48.)

112

XXXVII. Veröffentlichte Zustimmungen Sr. königlichen Hoheit, des Groß­

herzogs von Baden, vom 19. Mai 1863 und Sr. Hoheit des

Herzogs von Braunschweig, vom 23. Mai 1863 in Nr. 226 der Vossischen Zeitung vom 27. September 1863 ..................... 113 XXXVIII. Erwiederung des Unterrichts-Ministers von Mähler auf die Zusendung und das Begleitschreiben des Lessing Somit« an den­

selben, vom 11. April 1863. ber 1867

(Nr. XXX)

Vom 12. Novem­

.............................................................................................. 115

Nr. I.

Drei Dichter-Standbilder in Berlin.

Ein Wort zur Einigung.

Aus dem Anfänge des Jahres 1861.

Um zu der so wünschenswerthen baldigen und völligen Ausgleichung der über die Errichtung des Schiller- und Goethe-Standbildes bestehenden Differenzen beizutragen, müssen wir zunächst auf das Thatsächliche mit

einigen Worten zurückkommen. Das vaterländische Fest des 10. November 1859 hatte in der Grund­

steinlegung zu einem Standbilde für den geliebten Dichter hier seinen bedeutsamsten Ausdruck gefunden.

Vor einem der schönsten Gebäude, womit

die Meisterhand Schinkel's diese deutsche Hauptstadt zu schmücken wußte, der Freitreppe nnd Säulenhalle dieses Gebäudes mitten gegenüber, wurde an diesem Tage die Stelle für das Schiller-Standbild öffentlich und feierlich

in Besitz genommen, auf ihr ruhten damals.die gerührten Blicke vieler Tausende, und nichts schien gewisser, als daß sich auf derselben Stelle die

kunstverklärte Gestalt des Gefeierten demnächst

dauemd erheben

werde.

Später trat die Bestrebung ins Leben, hier dem Standbilde Schiller's ein Standblld Goethe's beizugesellen.

Sie schien in ihrer thatsächlichen Ver-

wirklichung einzuschließen, daß das Schiller-Standbild die Stelle in Mitte

der Freitreppe verlieren, und, rechts oder links davon ab, zur Seite weichen muffe.

Gerade die Folge aber bildet, unserer Annahme nach, fortwährend

den Hauptgrund der Mißstimmung, den die Bestrebung für das GoetheStandbild in den Kreisen Derer findet, die sich mit ihrem Herzen zumeist

oder ausschließlich nur bei der Errichtung des Schiller-Standbildes betheiligen.

Wo in diesen Kreisen die bestehende Mißstimmung auf diesem Grunde be­ ruht,

sind

wir nicht im Stande, gegen sie einen Vorwurf zu erheben.

Denn die Liebe für Schiller ist nicht ungerecht gegen Goethe, wenn sie mit

eifersiichtiger Sorge darauf wacht, daß ihrem Lieblinge nachträglich nichts von dem verloren gehe, was ihm die Begeisterung

eines

allgemeinen

Freudcntages an ehrenvöllstcr Auszeichnung einmal gewährt hat.

2

So wenig wir unserer ScitS daher dem Wunsche entgegen zn treten vermögen, daß dem Standbilde Schillers der Standpunkt unverändert er­ halten werde, der ihm am 10. November 1859 in dem Act der feierlichen

Grundsteinlegung

symbolisch

zugeeignet

ward,

so

wenig

können

wir

auf der andern Seite den vollgültigen Anspruch verkennen, der seitdem iin

Namen deutscher Dankbarkeit und Gerechtigkeit dafür laut geworden ist, daß dem Standbilde Schiller's ans dem Dorplatze unseres Schauspielhauses das Standbild Goethe's zur Seite trete.

Wir gehen bei der Begründung dieses Anspruchs nicht von der Meinung aus, daß die seltene Gemeinschaft, die während der Schlußperiode des Schiller'schen Lebens Goethe und Schiller so fest und segensreich mit einander

verbunden hat, unter allen Umständen und zu jeder Zeit zu vereinigten Ehren für Beide führen müsse.

Namentlich glauben wir nicht, daß das

Jubelfest des 10. November 1859, sofern es durch die Grundsteinlegung zu einem Standbildc Schillcr'ö seine besondere Weihe empfing, mit einer Nachfeier für den 28. August 1849 durch Errichtung auch eines Standbildes

für Goethe nothwendig zu verbinden gewesen. Aller Gemeinschaft unbeschadet stehen Schiller und Goethe in eignem Werth und in dem Reichthum ihrer besonderen Vorzüge so selbständig und von einander unabhängig da,

daß

fie auch zu ihrer äußern Verherrlichung Einer des Andern nicht bedürfen.

Wenn daher in der hier am 10. November 1859 erfolgten Grundsteinlegung für das Schiller-Standbild eine Eigenschaft des Schiller'fchen Geistes hätte

gefeiert werden sollen» die diesem allein oder vorzugsweise eignete, und wenn

diese Absicht aus der zur Grundsteinlegung erwählten Lokalität irgendwie

erkennbar geworden wäre, so würden auch wir der Ansicht sein, daß das Standbild Schillers in der Ausschließlichkeit seiner Ehre erhalten, daß davon

abgestanden werden müße, ihm hier ein Standbild Gocthe'S zur Seite zu

stellen.

Wo aber der Grundstein zu dem Standbilde Schiller's am Tage

seines Jubelfestes wirklich gelegt worden ist, auf dem Vorplatze des Schauspielhauses, da kann und wird Schiller zunächst immer nur in seiner Bedeutung als dramatischer Dichter aufgcfaßt werden, und daö Verhältniß, das ihn in dieser Eigenschaft mit seinem großen Freunde verbunden hat,

sein unüberwindliches Recht behaupten.

Eine Ehre, die deutsche Herzen und

Hände dem Schöpfer des Don Carlos, des Teil, des Wallenstein darbringen,

ist ihrer innersten Natur nach untrennbar von der Darbringung einer gleichen Ehre für den Schöpfer des Faust, deö Egmont, deö Götz von Berlichingen.

Was immer sie sonst von einander geschieden, in diesen und andern ver­ wandten Meisterwerken deutscher Kunst stehen Schiller und Goethe vor den

Augen der Welt und dem Stolz und Pflichtgefühl deö eigenen Volkes mit

vereinigten Ansprüchen da, hier sind sie im höchsten Sinne des Wortes

3 Freunde und Brüder, hier repräsentiren sic denseben Ruhm, und fordern und verdienen dieselbe Ehre. Darum also, daß das Standbild Schiller's auf dem Vorplatze des

Schauspielhauses die Stelle unverändert behalte, die ihm dort in Mitte der Freitreppe am 10. November 1859 zuzewiesen worden ist, und daß sich ihm

auf demselben Platze daS Standbild Goethe's anschließe, darum werde dort

neben dem Standbilde Schiller's nicht blos das Standbild Goethe's, sondern auch das Standbild Lessing's anfgerichtet, werde Schiller's Standbild,

als der bleibende Mittelpunkt einer herrlichen Dreizahl, dort von den Standbildern Goethe's und Lessings beiderseitig ein­

geschlossen. WaS kann dicsein Vorschlag cntgegenstehe»? Ist Lessing unwürdig, dort

mit Goethe die Verherrlichung Schillers zu theilen, oder muß überhaupt darauf verzichtet werden, für ein Standbild Lessing's nachfolgend ähnliche Mittel zu erlangen, wie sie für daö Schiller-Standbild längst gesichert sind, und für das Goethe-Standbild in naher Frist gesichert scheinen?

Welche Tugenden deö Menschen und des Schriftstellers sprechen wir in

dem Namen Lessing ans! Welches reine, schöne, mitfühlende Herz, welche unerschütterliche Wahrhaftigkeit, welcher rastlose Fleiß, welcher unbeugsame, nie capitnlircndc Stolz und Zorn gegen daö Schlechte und Bose! Ist je

ein Bekenntniß durch That und Leben mehr bewährt worden, als uns der große Mann in diesen unvergänglichen Worten hinterlassen hat: „Nicht die

Wahrheit, in deren Besitz irgend ein Mensch ist, oder zu sein vermeint, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit

zu kommen, macht den Werth des Menschen.

Drnn nicht durch den Besitz,

sondern durch die Nachforschung der Wahrheit erweitern sich seine Kräfte,

worin allein seine immer wachsende Vollkommenheit besteht.

Wenn Gott

in seiner Rechte» alle Wahrheit und in seiner Linken den einzigen immer

regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zuatz, mich immer und ewig

zu trreit, verschlossen hielte, und spräche zn mir: wähle! Ich fiele ihm in Demuth in seine Linke

und sagte: Vater gieb! die reine Wahrheit ist ja

doch nur für dich allein!" Und was gab ihm Gott, und wie hat er diese

Gaben für sein Volk und für die Welt verwandt! Wahrlich, Schiller und Goethe stehen uns beide sehr hoch, aber so hoch stehen sie uns nicht, daß wir Lessing in irgend einem Betracht für unwürdig hielten, hier in gleicher öffentlicher Ehren-Auszeichnung mit ihnen gefeiert zn werden.

Was war

Deutschland vor Lessing und was ist es zumeist durch ihn geworden? Von

wie viel Ungeschmack und Rohheit hat er uns befreit, wie viel Uebermuth,

Anmaßung, Lüge und Scheinheiligkeit hat er gebeugt und zu Schanden ge­ macht? Wer stürzte den Götzendienst des falschen Klassizismus und führte 1"

4 »ns zu der Natur und Wahrheit der Kunst zurück? Was haben auch Schiller und Goethe ihm zu danken? Unter welchen Erschwerungen hat er, ihnen

vorschreitend, in Sprache und Erkenntniß die Bahnen gebrochen? Selbst auf dem Gebiete dramatischer Schöpfungen: wer von Allen, die ihm bisher gefolgt sind, hat so sehr wie er verdient, neben Schiller und Goethe verehrt

zu werden? Seine Minna von Barnhelm, seine Emilia Galotti, sein Nathan der Weise:

was bedarf es mehr, als auf diese unversiegbaren Quellen

deutscher Herzens- und Seelen-Stärkung hinzuweisen, um für den, der sie nns erschlossen hat, der Ehrenstelle an der Seite Schiller's gewiß zu fein?

Und wenn er diese Ehrenstelle verdient, kann der Wille, können die

materiellen Mittel mangeln, sie ihm zu gewähren, — ihm, dem edlen deutschen

Manne, der bei allen seinen Geistesgaben kühn wie Schiller hätte sagen dürfen, „den Schriftsteller überhüpfe die Nachwelt, der nicht mehr werth

war, als seine Werke", — dem großen Vorkämpfer für Humanität und Glaubens-Duldung, dem sich im ganzen Daterlande nnd weit über dessen Grenzen hinaus so Viele nah verbunden und tief verpflichtet wissen?

Andere dankbare Städte deS Vaterlandes, Stuttgart, Frankfurt a. M.,

Braunschweig sind mit der Errichtung der einzelnen Standbilder Schiller's, Goethe's, Lessing's, vorangegangen. Dann wurden auf dem geweihten Boden Weimar'ö die Standbilder der beiden Ersten zu Einer Gruppe verbunden.

Welcher neue Gewinn, nun in der Meropole deutscher Kunst und Wissen­

schaft, hier, wo Lessing lebend und wirkend Freundschaft und Liebe fand, und unter günstigeren Sternen vielleicht eine zweite Heimath gefunden hätte,

sein Standbild mit den Standbildern Schiller's und Goethe's zu einem

würdigsten Ganzen und zum dauernden Genufle vieler nachkommenden Ge­ schlechter, harmonisch zu vereinigen! Das ist der Vorschlag, den wir baldgeneigter Prüfung empfehlen, da er zu spät kommt, wenn die bisher bloß aus die Errichtung zweier

Standbilder berechnete Ausschmückung des Vorplatzes unseres Schauspiel­ hauses, in unverändertem Vollzug dieser Berechnung, zur thatsächlichen Aus­

führung gelangt.

Die Errichtung eines dritten Standbildes ist dann nach

Gesetzen symmetrischer Nothwendigkeit ohne die Hinzunahme noch eines vierten Standbildes auf dem Schauspielhaus-Platze überhaupt nicht mehr

gestattet, oder, was in dem zu befürchtenen Resultate dasselbe, die Aussicht ist unwiederbringlich verloren oder doch auf's Höchste gefährdet, daß sich den

Standbildern Schillers und Goethe's das Standbild Lessings künftig hier

anreihe. Wird dagegen jetzt diese Aussicht erhalten, so kann die Ausführung sowohl des Schiller- als des Goethe-Standbildes jeden nächsten Augenblick

ihren Fortgang nehmen, ohne

durch

den nachfolgenden Hinzutritt deS

— Lessinz - Standbildes

in

irgend

5



einer Weise

behindert oder

aufgehalte»

zu sein. Das Lessing-Standbild schließt sich dann hier spater seinem Mittelpunkte, dem Schiller-Standbilde, eben so zustimmend an, wie an einer andern Stelle

die späteren Standbilder Aork's und Gneisenau's das frühere Standbild Blücher's umschlossen und verherrlicht haben.

Einigen wir uns denn, so lange es noch Zeit ist, die Möglichkeit dieses

Anschlusses einer näheren oder fernern Zukunft ungeschmälert zu erhalten, in der gemeinsamen Hoffnung und Zuversicht, daß die Mahnung Goethe's,

die sich in der Verherrlichung Schiller's nun so schön erfüllt,

Lessing hier zur Wahrheit werde:

So feiert Zhnl Denn ivaS dem Mann das Leben Rur halb ertheilt, soll ganz die Nachwelt geben.

auch

für

Nr. II.

Schreibe» des Dr. Brandiö an den Präsidenten

Dr. Simson.

Vom 5

Mai 1861.

Ihre Majestät die'Königin haben mich beauftragt, Ihnen hochgeehr­

tester Herr Präsident, mitzntheilen, daß ANerhöchstdieselben des Ober-Tribnnalsrath Bloemer Vorschlag, das Standbild Schiller's dort aufzustellen, wo der Gnindstcin einmal gelegt, und zu seiner Rechten und Linken

Goethe's und Lessing's Monumente zu errichten, sehr angemessen finden und für den Fall dieser Plan zur Ausführung käme, für Lefsing's Denkmal

denfelben Beitrag ans Allerhöchst Ihrer Schatulle anssctzen wollen, welchen

die Allergnädigste Herrin zur Errichtung der beiden übrigen Denkmäler

bereits gewährt hat. Genehmigen Sic, hochgeehrtester Herr Präsident, den Ansdnick meiner

vorzüglichsten Hochachtung, mit der ich die Ehre habe zu verharren Berlin, den 5. Mai 1861.

Ihr ganz ergebenster Dr. Brandis.

An

den Präsidenten des Hauscö der Abgeordneten, Obcr-Appcllations-Gerichtö-Vicc-Präsident, Herm Dr. Simson

Hochwohlgeboren Hier.

*) Abgedruät in den hiesigen Blättern nach der Veröffentlichung der Aller­ höchsten Cabincts-Ordrc von» 6 November 1861. (Nr. XII.)

Nr. III. Schreiben des Geheimraths Dr. Johannes Schulze an den

Obertribunalsrath Vloemer. Vom 6. Juli 1861.

Mein verehrter Freund!

Auf dem Wege nach meiner Wohnung begegnete mir der zeitige Rektor

der Universität und richtete an mich die Frage, woher ich schon in so früher Stunde komme.

Ich beantwortete seine Frage, indem ich von der Veran­

lassung, dem Zwecke und dem vorläufigen Beschlüße unserer heutigen Zu­

sammenkunft das Erforderliche mittheilte.

Herr Twcsten erkläre hierauf,

daß der von uns zu machende Venuittluugs-Vorschlag von Anfang an auch

der seinigc gewesen.

Diese Erklärung gab mir Muth ihn zu fragen, ob er

geneigt sei, sich bei den weiteren Schritten in dieser Angelegenheit zu bcthciligen und zu dem Ende unserem an das Schiller- und das Göthc-Comito zu richtenden Schreiben seine Zustimmung zu geben.

Herr Twcsten bejahte

diese Frage und versprach mir, sich am nächsten Mittwoch um 6 Uhr in

der Königl. Bau-Akademie cinfindcn zu wollen.

Ich habe mich verpflichtet

gehalten, Sic verehrter Freund, von diesem Versprechen des Herrn Twesten, an welchm wir einen allgemein geachteten ordentlichen Professor der pro­

testantischen Theologie als Mitkämpfer für Lessing'ö Denkmal gewinnen, ganz ergebcnst in Kenntniß zu setzen, indem ich zugleich die Hoffnung hege,

daß Sie und die übrigen Herren Mitglieder unserer heutigen Versammlung meine an den Herrn Twestcu gerichtete Frage und seine deöfallsige zusagende

Antwort billigen werden. Berlin, den 6. Juli 1861. Morgen? 11 Uhr.

Herzlich ganz der Ihrige

Dr. I. Schulze, Kupfergraben Nr. 6.

An den Herrn Obertribunalsrath Blocmer, Hochwohlgeboren.

Hier.

8

Nr. IV.

Einladung an die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Eomito zur Theilnahme an einem zu bildenden 8esfing-Comit6 im Sinne der „drei Dichter-Standbilder in Berlin".

(Nr. I.)

Vom 10. Juli 1861.

P. P. Wir erlauben

daß wir uns

in

uns

Ihnen

hiermit

Uebereinstimmung

mit

ganz

ergebens!

einem • unlängst

anzuzeigen, bekannt

ge­

wordenen Vorschläge zu vorbereitenden Schritten für die Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur Seite des künftigen

bildes, aus dem Vorplatze des Königlichen

Schiller-Stand

Schauspielhauses, heute ver­

einigt haben. Wir hoffen dadurch zu dem angestrebten doppelten Zwecke mitzuwirken, daß das vaterländische Fest des 10. November 1859 für unsere Stadt un­

getrübt und gesegnet bleibe, und daß die Dankbarkeit des gesammtm Deutsch­

lands

und in

erhöhtem Maaße Preußens und Berlins hier auch dem

Deutschen Schriftsteller gerecht werde, der in der Macht und Unvcrgänglichkeit seiner Einwirkung auf die Bildung und den Geist der Natton von

Schiller und Goethe nicht zu trennen ist, sondern mit ihnen jene unerreichte Dreizahl bildet, die das größte Verdienst und den höchsten Ruhm unserer Literatur in sich zusammenfaßt.

Wir begleiten diefe Anzeige mit dem Wunsche, daß es Ihnen genehm

sein möge, sich uns zur gedeihlichsten Förderung dieses Zweckes baldgefälligst anzuschließen und gemeinschaftlich mit uns an der demnächstigen Beschluß­

fassung über die Bildung und Constituirung eines Lessing-Comits wirksamen Theil zu nehmen.

Denselben Wunsch richten wir gleichzeitig mit diesem an die verehrten Mitglieder des Goethe- (Schiller-) Somit«.

9 Ihre zustimmende Erklärung würden wir an den mitnnterzeichneten

Dr. Parthey gelangen zu lassen bitten. Berlin, den 10. Juli 1861.

Hochachtungsvoll Bloemer, Obertribunalsrath. Geh. Ober-Justizrath.

richts-Assessor.

Dr. Droysen, Professor.

Hübener, Ober-Bau-Director.

Friedländer

Lessing,

Ge­

Dr. G. Parthey, Mitglied der Akademie der Wissen­

schaften. Dr. von Raumer, Professor.

Schüller, Geh. Ober Post-Rath.

Dr. Johannes Schulze, Wirklicher Geh. Ober-Regierungs-Rath.

Dr. A.

Twesten, Professor, zeitiger Rector der Universität. Dr. M. Veit, Stadt­

verordneter.

von Webern, General-Lieutenant a. D.

An

die Herren Mitglieder des Schiller- und Goethe-Comitv,

Hier.

10

Nr. V.

Mittheilung an den Stadt-Magistrat die beabsichtigte Bildung

eines Lessing-Comite (Nr. IV.) betreffend.

Vom 10. Juli 1861.

Einem verehelichen Magistrat

geben wir uns die Ehre ganz ergebenst anzuzeigcn, daß wir uns, in Ueber­ einstimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge zu vor­ bereitenden Schritten für die Errichtung

eines Lessing-Standbildes in

Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes aus dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses, vereinigt haben. Lessings Antheil an Allem, was unsere Nation in Geist und Wahrheit

aufgerichtet und veredelt hat, ist eben so unschätzbar als unvergänglich, und wenn das dankbare Vaterland jetzt in dieser deutschen Hauptstadt für

Schiller und Goethe die verdienten Ehrcndenkmale gründet, so wird es Lesstng's nicht vergessen wollen; namentlich wird dies Preußen nicht, das

er in seinem großen Könige verherrlichte,

namentlich wird dies Berlin

nicht, das er so sehr liebte und dem dauernd anzugehören der Wunsch seines Lebens war.

Indem wir zu geneigter Kenntnißnahme in der Anlage die Mitthei­

lung beifügen, die wir an die Mitglieder des Schiller- und des GoetheComite'ö gelangen lassen, zeichnen wir, in Zuversicht und Verehrung.

Bloemer.

Friedlaender, Geh. Ober-Justizrath.

Hübencr, Ober-

Baudirektor. Lessing, Gerichts-Assessor. Dr. G. Parthey, v. Raumer.

Schüller, Geh. Ober-Postrath. Dr. I. Schulze, Wirk!. Geh. Ober-R.-R.

Dr. A. Twesteu, Professor,

v. Webern, General-Lieutenant a. D.

Berlin, 10. Juli 1861. An

den verehrlichen Stadt-Magistrat. Zu Händen des Herm Ober-Bürger­

meisters, GeheimenOber-RegierungsRaths Krausnick Hochwohlgeboren, Hier.

11

Nr. VI. Mittheilung an

die

Stadtveroidneten-Versammlung die beab­

sichtigte Bildung eines Lessiug-Comite (Nr. IV.) betreffend.

Vom 10. Juli 1861.

Der verehrlichen Stadtverordneten-Versammlung beehren wir unS

ganz ergebens! anzuzeigen, daß wir und, in Uebereinstimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge, zu vorbereitenden Schritten für

Errichtung eines Lessing-StandbildeS in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schanspielhanseö,

vereinigt haben.

Wir hoffen dadurch demselben patriotischen Unternehmen,

welches in der verehrlichen Versammlung bereits eine erste geneigte Jnbe-

trachtnahme gefunden hat, einen Dienst z» leisten, indem wir in einiger Weise dazu beizutragen suchen, daß ein Akt der vaterländischen Dankbarkeit in dieser deutschen Haupfftadt zugleich ein Act des Friedens und der ge­

meinsamen Freude werde. Indem wir zu geneigter Kenntnißnahme in der Anlage die Mitthei­

lung zufügen, die wir an" die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-

ComitöS gelangen lassen, zeichnen wir Berlin, den 10. Jnli 1861.

hochachtungsvoll

Blocmer, Ober-Tribunalsrath. Geh. Ober-Justizrath.

richts-Affessor. Postrath.

Dropsen, Professor.

Hübener, Ober-Bau-Direktor.

Dr. G. Parthey,

Dr. I. Schulze.

v. Raumer.

Dr. A. Twesten, Lieutenant a. D.

An

die verehrliche Stadtverordneten-Versammlung. Zu Händen ihres Vorstehers Herrn Lüttig.

Hier.

Friedlaender,

Lessing, Ge-

Schüller, Geh. Oberv. Webern, General-

12

Nr. VII.

Anzeige an den Unterrichts-Minister v. Bethmann-Hollweg

und den Minister des Innern, Grafen v. Schwerin, die beab­

sichtigte Bildung eines Lessing-Comit^ (Nr. IV.) betreffend.

Bom 10. Juli 1861.

Euer Excellenz beehren wir uns gehorsamst anzuzeigen, daß wir uns in Uebereinstimmung

mit einem unlängst

bekannt

gewordenen Vorschläge zu

vorbereitenden

Schritten für Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes auf dem Vorplatze des Königlichen

Wir hoffen dadurch zur Förderung

Schauspielhauses, vereinigt haben.

eines Unternehmens beizutragen, welches die Dankbarkeit des Vaterlandes und besonders Preußens und dieser Hauptstadt zu seiner Legitimation hat,

und das wir daher sowohl um seiner selbst als um des Friedens willen, der bereitwilligen und wirksamen Inschutznahme Euer Excellenz auf das

Beste empfohlen wissen. Unsere Mittheilungen an den hiesigen Magistrat, die Stadtverordneten-

Versammlung und die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comite's er­

lauben wir uns zu hochgeneigter Kenntnißnahme in den Anlagen beizufügen. Berlin, 10. Juli 1861.

Bloemer, Ober - Tribunalsrath. Geh. Ober-Justiz-Rath. richts-Assessor.

Droyfen, Professor.

Hübener, Ober-Bau-Director.

G. Parthey, Dr.

v. Raumer.

Friedlaender,

Lessing, Ge­

Schüller, Geh. Ober-

Postrath. Dr. I. Schulze, Wittlicher Geh.O.-R.-Rath. Dr. A. Twesten,

Professor,

v. Webern, General-Lieutenant a. D.

An Seine Excellenz

den Minister der Unterrichts-, geist­ lichen und Medicinal-Angelegenheiten, Herrn von Bethmann-Hollweg,

hier.

den Minister des Innern, Herrn Grafen von Schwerin. Hier.

13

Nr. VIII. Anzeige an den Polizei-Präsidenten von,Winter, sichtigte Bildung

eines kefsing-Comitö

(Nr. IV.)

die beab­ betreffend.

Vom 10. Juli 1861.

Euer Hochwohlgeboren beehren wir uns ganz ergebens! anzuzeigen, daß wir uns, in Ueberein­ stimmung mit einem unlängst bekannt gewordenen Vorschläge zu vorberei­ tenden Schritten für Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, zur

Seite des künftigen Schiller-StandbildeS auf dem Vorplatze deS Königlichen Schauspielhauses, vereinigt haben. Unsere desfallsigen Mittheilungen an den Stadt-Magistrat, die Stadt-

verordneten-Versammlung und die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-

Comites sind zu geneigter Kenntnißnahme in den Anlagen beigefügt.

Berlin, 10. Juli 1861. Hochachtungsvoll

Bloemer.

Friedlaender.

G. Parthey.

Schulze,

Dr. v. Raumer.

Lesfing,

Gerichts - Affeffor.

Wirklicher Geh. O.-R.-Rath.

Dr. A. Twesten, Professor,

v. Webern, General-Lieutenant a. D. An

den stellvertretenden Polizei-Präsidenten, Herrn Geh. Regierungsrath v. Winter. Hochwohlgeboren.

Hier.

Hübener.

Schüller, Geh. Ober-Postrath. vr. I.

14

Nr. IX.

Erklärungen auf die Einladungen sub IV. Vom 12. Juli Lis 11. August 1861.

Auf die gütige Aufforderung vom 10. d. erkläre ich mich gerne bereit,

bei der Bildung eines Lessing-Comite Theil zu nehmen, würde jedoch mir den Rath erlauben, die Verhandlungen erst nach dem 18. d. einzuberusen, da Donnerstag, den 18. eine Sitzung der betreffenden Abgeordneten der Stadt mit uns und dem Gbethc-Comite stattfindet, welche mnthmaßlich entscheidend ausfallen dürfte.

Ich selbst werde in dieser Sitzung zunächst

den bisher gehaltenen Standpunkt in Betreff Schillers festhalten, demnächst aber die Trias dnrchzubringen suchen. Berlin, den 12. Juli. 1861.

Hochachtungsvoll und ergebenst O. Lindner. (Mitglied bed Schiller Comitv)

Verehrter Herr College! Durch das

gefällige Schreiben der ausgezeichneten Männer,

znfammengetreten sind,

welche

um Lefsing'S Andenken würdig zu ehren,

mit

meiner Erklärung an Sie gewiesen, bitte ich Sie ergebenst, meine Ent­ schuldigung anznnehmen und bei den übrigen Herren zu vertreten.

Mein

Alter und mein Gesundheitszustand erlaubt mir nicht außer meinen Amts­ geschäften noch andere Verpflichtungen einzngehen, und Sie wissen selbst,

daß ich auch einen Theil der erster» abgewälzt habe, weil ich der Ruhe bedarf.

Haben Sie die Güte mich bestens zu entschuldigen.

Berlin, den 12. Juli 1861.

Mit aller Hochachtung und Ergebenheit

der Ihrige Böckh. (Mitglied des Goethe Gontite)

15 Hochgeehrter Herr Doctor! Auf das erhaltene Circular vom 10. d. welches zur Errichtung eines Lessing-Standbildes mitzuwirken

auffordert,

ist

es mir

eine besondere

Freude, meine zustimmende Erklärung ansfprechen zu können. Berlin, den 12. Juli 1861.

Mit aufrichtiger Hochachtung

Ihr ganz ergebener I. Guttentag.

(Mitglied des Goethe-Comi!«)

Auf das sehr gefällige Schreiben vom 10. d. M. beeile ich mich den hochgeehrten Herren Unterzeichnern ganz ergebcnst zu erwidern, daß ich

dem angestrebtcn Zwecke, der Errichtrmg eines Lessing-Denkmals, meine

geringen Kräfte um so bereitwilliger zur vollen Disposition stelle, als ich

darin das vielleicht einzige Auökltnftsmittel erblicke, den unerwünschten Differenzen über die Aufstellnng der Schiller- und Goethe-Statuen ein be­

friedigendes Ziel zu setzen und als ich in diesem Sinne, veranlaßt durch die glückliche Brochure: „Drei Dichterstandbilder in Berlin" schon unter dem 23. Mai d. I. einen bezüglichen Antrag an die städtischen Behörden

gerichtet habe. Sonach einer weiteren Veranlassung mit Vergnügen entgegensehend,

habe ich die Ehre mit vollkommenster Hochachtung mich

zu unterzeichnen

Berlin, den 12. Juli 1861. ganz ergebens! Dr. Woeniger.

(Mitglied des Goethe Comitö.)

Sehr geehrter Herr!

Auf Veranlassung des provisorischen Comite für Errichtung Lessing-Denkmals, habe ich die Ehre ganz ergebcnst zu bemerken, mit besonderen Vergnügen der an mich

eines

daß

ich

gerichteten Aufforderung nachzü-

kcmmcn gedenke, wenn die damit gleichzeitig angestrebtc Einigung bezüglich

16 der Errichtung eines Schiller-Denkmals — wie nicht anders gehofft werden darf — auch thatsächlich erreicht wird. Berlin, den 15. Juli 1861. Mit besonderer Hochachtung

Euer Wohlgeboren

ganz ergebenster Leonor Reichenhaim.

(Mitglied des Schiller-Comite.)

In Folge der mir mitgetheilten Zuschrift in Bezug auf die

Absicht

für ein Standbild Lessings in Berlin neben dem Schillers zu wirken, bin

ich gern bereit, mich den Bemühungen zu diesem Zweck anzuschließen. Mit auszeichnender Hochachtung

ganz ergebenst

F. W. Gubitz. (Mitglied deS Goethe-Comits.)

Sehr verehrter Herr Doctor!

Es ist mir die ehrenvolle Auffordemng zu Theil geworden,

an der

Beschlußfassung über die Bildung und Constituirung eines Lessing-Comits Theil zu nehmen.

Wie es gewünscht wurde, verfehle ich nicht,

hierdurch meine Bereit­

willigkeit dazu mit großem Vergnügen Ihnen, sehr

verehrter Herr,

kund

zu thun, und will nur wünschen, daß daffelbe nicht zu spät geschehen sei,

eine Anfangs vorigen Monats angetretene Reise, von der ich erst am vor­ gestrigen Abend zurückkehrte, trägt aber die Schuld davon, weshalb ich mich

gütigst zu entschuldigen ganz gehorsamst bitte.

Erlauben Euer Hochwohlgeboren mir zugleich mit dem Ausdruck aus­

gezeichnetster Derehmng mich zu nennen Berlin, den 11. Angust 1861.

Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster

F. W. Jähns. (Mitglied dcs Gocthe-Comite)

17

Nr. X.

Instrumentum pacis. d. d. Berlin, den 18. Juli 1861. Verhandelt, Berlin den 18. Juli 1861.

Gegenwärtig Ware»

A. Von der städtischen gemischten Deputation: der Herr Stadtrath Dr. Woeniger, als Vorsitzender, der Herr Stadtrach Dr. Noht,

die Herren Stadtverordnete«: Geheimer Sanitätsrath Dr. Breßler, Amtmann Seidel, Professor Dr. Virchow, Kaufmann Elster,

Verlags-Buchhändler Guttentag.

B. Vom Schiller-Comite:

Herr Redacteur Dr. Lindner, Herr Commerzien-Rath Reichenheim. 0. Vom Goethe-Comite:

Herr Ober-Tribunalsrath Bloemer, Herr Professor Dr. Maercker, Herr Gymnastal-Director August, Herr Pwfeffor und Bildhauer Wredow, Herr Kaufmann Jacques Meyer. In der Angelegenheit,

betreffend das Schiller-Denkmal,

hatte die

Stadtverordneten-Versammlung unter dem 20. d. I. den Beschluß gefaßt:

den Magistrat zu ersuchen, nochmals eine Berathung in der schon früher ernannten gemischten Deputation, unter Zuziehung des Schillerund Goethe-Conntös, so wie unter Benutzung des jetzt vorliegenden

Materials, zu veranlassen,

um dadurch, wenn möglich, eine Einigung der obschwebenden Differenzen herbeizuführen. Der Magistrat war diesem Beschlusse beigetreten und stand für die

Deputations-Berathung heute im Berlinischen Rathhause Termin an, zu welchem, sowohl die Mitglieder der städtischen Deputation, als des Schiller2

18 In Folge

und Goethe-Comites ordnungsmäßig Einladung erhalten hatten.

derselben waren die nebenbezeichneten Personen erschienen, und übernahm,

in Abwesenheit

des Bürgermeisters

Herrn Hedemann,

Stadtrath Dr. Woeniger, auch den Vorsitz.

der Referent,

Der Vorsitzende eröffnete

die Berathung mit einem ausführlichen Vortrage über die gegenwärtige

Lage der Angelegenheit.

Er begann mit einer historischen Darstellung der

Bildung des Schiller- und des Goethe-Comites und entwickelte dann die Conflicte,

in welche Beide dadurch gerathen feien, daß jedes Comite auf

seinem behaupteten formellen Rechte beharrte, während doch diese formellen Rechte ohne Weiteres nicht neben einander bestehen könnten. Würde unter diesen Umständen nur übrig geblieben sein, eine diktato­

rische Entscheidung der Staatsgewalt

cmzurufen,

so

habe

doch Seine

Majestät der König, von der wohlwollenden Absicht geleitet, in eine freu­ dige und gehobene Bewegung keinen Mißton kommen zu laffen, den drin­ genden Wunsch ausgesprochen, eine ftiedliche Verständigung herbeigeführt zu sehen.

Diesen Wunsch mit aller Lebhaftigkeit zu unterstützen,

hätten

die städtischen Behörden für ihre Pflicht gehalten, zumal sich jetzt ein Aus­

kunftsmittel darbiete, welches die großen Vortheile in sich

vereine, die

Wünsche beider Comites vollständig ausführbar zu machen, ohne einem von

ihnen ein principielles Opfer anznsinnen.

Das Auskunstsmittel liege in

dem Vorschläge: dem Schiller- und Goethe-Denkmal noch ein Monument für Lessing

hinzuzufügen und alle drei Monumente gemeinsam auf dem Gensdarmenmarkt zu errichten, so zwar,

daß Schiller auf feinem Grundstein

verbliebe, die andem beiden Statuen aber ihm zur Seite träten. Dieser zuerst in einer kleinen Flugschrift aufgetauchte Vorschlag sei von

ihm, dem Vorsitzenden, in einem beiliegenden Anträge vom 23. Mai d. I.*) weiter motivirt und dem Magistrat mit dem Ersuchen überreicht worden: dadurch eine allseitig befriedigende Erledigung

in kürzester Frist ent­

gegen zu führen.

Es bilde dieser Anttag wesentlich das — wie Eingangs bemerkt —

von der Stadt-Verordneten-Versammlung angedeutete „jetzt vorliegende Ma­

terial" und es solle darüber nunmehr die Debatte eröffnet werden.

Der

Vorsitzende schloß mit der Bemerkung, die Verwirklichung dieser schönen

und glücklichen Idee tigste Mittel,

eines Drei-Statuen-Projects sei zweifellos das kräf­

alle Differenzen mit einem Schlage zu lösen,

sie werde

den hohen und edlen Intentionen Seiner Majestät des Königs Rechnung tragen,

das gejammte Publicum mit Befriedigung

) S. 31.

erfüllen und unserer

19 Stadt ein neues öffentliches Denkmal sichern, mit dessen Errichtung man vielleicht schon zu lange gezögert. Es begann nun eine lebhafte und ausführliche Debatte, in welcher

zunächst der allgemeine Gedanke eines Drei-Statuen-Projects nach allen

Seiten für und wider erwogen wurde, jedoch in sehr überwiegender Mehr­ heit sich einer entschiedenen Billigung zu erfreuen hatte.

Hierauf traten

die Mitglieder der verfchiedenen Comitös mit ihren Erklärungen hervor.

Die Vertreter des

Schiller-Comites,

die Herren Commerzienrath

Reichenheim und Redacteur Dr. Lindner erklärten Namens ihrer Committenten: Allerdings sei es ihnen unmöglich, freiwillig von dem Verlangen

zu weichen, daß das Schiller-Denkmal seinen Grundstein und damit den Hauptplatz vor der großen Freitreppe auf dem Gensdarmenmarkt

Die gebotene Rücksicht auf die Committenten, die eigene

hehalte.

Ehre und besonders die früheren Allerhöchsten Anordnungen,

auf

welche hin sie bereits enie weitere Allerhöchste Entscheidung beantragt hätten,

geböten ein solches Beharren.

Werde jedoch Seitens des

Goethe-Comites daran festgehalten, für Goethe ebenfalls ein Denkmal

auf dem Gensdarmenmarkt zu errichten, sei dazu gleichfalls die Aller­ höchste Zustimmung ertheilt und lasse sich dieser Plan unläugbar durch

das Lessing-Project am Geeignetsten verwirklichen, so seien sie bereit,

mit Entschiedenheit auch für Letzteres

einzutreten.

Ihre Anträge

gingen daher dahin, mit der Aufstellung der Schiller-Statue sofort vorzugehen, hiernächst könne das Goethe-Comit« sich ihrer thätigsten

Theilnahme und persönlichen Mitwirkung fiir die Errichtung des

Goethe-Denkmals versichert halten und endlich würde man sich mit vereinten Kräften der schnellsten Verwirklichung der Lessing-Statue zuwenden.

Sollte es außerdem bei diesem Drei-Statuen-Project etwa

aus ästhetischen

oder

anderen Gründen nöthig

werden,

daß der

Schillerstein in derselben Linie um etwas vorgerückt werde, so erkläre

das Schiller-Comit« auch dazu seine Zustimmung, sofem der Grund­ stein nur die Mitte des Platzes vor der großen Freitreppe behielte.

Hierauf ließen die Vertreter des Goethe-Comites r die Herren Ober-

Tribunals-Rath Bloemer, Professor Dr. Maerker, Director August,

Wredow und Kaufmann Meyer sich folgendermaßen vernehmen: Sie hätten allerdings zunächst von ihren Committenten den Auf­ trag, dahin zu wirken, daß das Schiller-Comit« sich bereit finden lasse, im Interesse der Kunst und Aesthetik nicht auf seinem Grund

stein zu beharren, vielmehr soweit rechts oder links damit zur Seite 2*

20 zu rücken, daß Goethe neben Schiller gestellt werde, denn nur dann

glaube das Goethe-Comits seine Aufgabe „Goethe in Verbindung mit

Sollte jedoch das

Schiller" ein Denkmal zu setzen, vollständig gelöst.

Schiller-Camit« es

entschieden von der Hand weisen, in solcher Art

dem Goethe-Comits entgegen zu kommen und dadurch eine mehr den Gesetze« der Symmetrie entsprechende Aufstellung Goethes zu ermög­ lichen, dann habe das Goethe-Comits beschlossen, dem Drei-StatuenProject ebenfalls in der Weise beizutreten, daß neben Schiller außer

Goethe auch Lessing gestellt und so. eine friedliche Einigung der bis­

herigen Differenzen herbeigeführt werde. Nachdem die Mitglieder des Schiller-Comitss ihre bestimmte Weige­ rung wiederholt hatten, weitere Concessionen zu machen, als in ihrer obigen

Erklärung enthalten seien,

vereinigten sich die Mitglieder beider

Comites einstimmig in folgendem Beschluß:

die Mitglieder des Schiller-

und

des Goethe-Comites erklären

Namens ihrer Committenten einstimmig, daß sie in dem Vorschläge der Mitaufnahme des Lessing-Standbildes zu den auf dem Gensdarmen-

Markt projectirten Statuen Schillers und Goethes eine völlig befrie­ digende Einigung der bisher bestandenen Differenzen erkennen und

sich bereit erklären,

mit

allen Kräften für die Erreichung dieses

gemeinsamen Zieles einzutreten. Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, traten die Mitglieder der städti­ schen Deputationen zu kurzer gesonderter Berathung über Werch und Be­

deutung desselben für die städtische Verwaltung zusammen.

Das Ergebniß

dieser Besprechung wurde mit allen gegen 2 Stimmen in folgender Er­ klärung niedergelegt:

die stattgefundene Einigung der beiden Comitös als das glücklichste Auskunstsmittel bestandener Differenzen und als praktische Grundlage für die Ausführung der drei Statuen, je nach den bereitesten Mitteln,

den städtischen Behörden zur Annahme und.Förderung zu empfehlen. V.

11.

G. Städtische Deputation:

gez. Woeniger.

Bormann,

als Vorsitzender.

als Protokollführer.

Noht.

Seidel.

Guttentag.

Elster.

Das Schiller-Comits:

Dr. O. Lindner.

Reichenheim.

Das Goethe-Comits:

August.

Bloemer.

Meyer.

Aug. Wredow.

21

Nr. XI.

Jmmediat-Eingabe an Se. Majestät den König.

Vom 24. Zuli 1861.

Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,

Allergnädigster König und Herr! Euer Königlichen Majestät

nahen sich die

allerunterthänigst-treugehorsamst Unterzeichneten

mit der

ehrfurchtsvollsten Bitte ihnen allergnädigst zu gestatten:

zur Bildung und Constituirung

eines Comitö für die Errichtung

eines Lessing-Standbildes in Berlin, auf dem Vorplatze des König­ lichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, als des bleibenden Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder Lessing,

Schiller und Goethe, baldigst vorschreiten zu dürfen, und daß es

Euer Königlichen Majestät gefallen wolle, den Bestrebungen dieses Comite mit AllerhöchstJhrer Königlichen Huld und Gnade zugethan

zu sein. Sie erbitten dies von Euer Königlichen Majestät in" Ueberein­

stimmung mit den

desfalls jetzt erfolgten Erklärungen des unter

Allerhöchstdero Schutz und Beistand hier bestehenden Schiller- und Goethe-Comite, tut Vertrauen auf die fördernde Geneigtheit der hie­

sigen städtischen Behörden, im Glauben an das lebendige Dankgefühl

der deutschen, und in erhöhtem Maaße, der preußischen Herzen, vor Allem in der vollen, freudigen Zuversicht auf Euer Majestät eigenes Herz, worin unsere Zeit auch diejenigen Tugenden verehrt, gegen

deren Gegensätze Lessing einst seine nie genug zu preisenden Kämpfe führte. Wie für die Bildung und Veredlung des deutschen Geistes Lessing,

Schiller und Goethe mit vereinigten Kräften unvergänglich fortwir­ ken, so mögen auch ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in

22

»»getrennten Ehren erheben, zur Freude deö Vaterlandes und zum neuen Ruhm und Schmuck dieser deutschen Hauptstadt.

Unter den heißen und einmüthigen Dankgebeten eines treuen Volkes

und in der tröstenden Gewißheit, daß über dem geheiligten Haupte des allverehrten und geliebten Königs die Hand der Vorsehung auch

ferner schirmend und segnend' walten werde, ersterben, der allergnädigsten Gewährung ihrer Bitte vertrauensvoll entgegenharrend, Berlin, 24. Znli 1861. in tiefster Ehrfurcht

Euer Königlichen Majestät

allerunterthänigst - treugehorfamste: Bloemer, Ober-Tribunalsrath,

Gustav Droysen,

Goethe-Comits.

Professor.

Mitglied des Goethe-Comits. Le

Coq, Kaufmann,

Friedlaender, Geheimer Ober-Justizrath. F. W. Gubitz,

Professor a. d. Königlichen Universität. Königlichen Akademie der Künste,

Comits.

des

Gosche,

Professor der

Mitglied des Goethe-Comits.

Gut-

Hübener, Ober-

tentag, Buchhändler, Mitglied des Goethe-Comits. Bandirector.

Johann

Mitglied

Ernst Kühn, Buchdruckereibesitzer, Mitglied des Goethe-

R. Lessing, Gerichts-Assessor p. p. c.

Mitglied des Central-Comits für Schiller. besitzer, Mitglied des Goethe-Comits.

Lindner, Dr. phil.,

JacqueS

Meyer, Fabrik­

G. Parthey, Buchhändler und

Mitglied der Akademie der Wissenschaften, v. Raumer, Professor. Leonor Reichenheim, Commerzienrath, Mitglied des Central-Comits für Schiller.

Schüller, Geheimer Ober-Postrath, Mitglied des Goethe-Comits p. p. c. Dr. Johannes Schulze, wirklicher

Geheimer Obcr-Regierungsrath, Mit­

glied des Goethe-Comits p. p. c.

Dr. Simsen,

lations-Gerichts-Vice-Präsident p. p, c.

Professor und Appel-

Dr. A. Twesten,

der Königl. Friedrich-Wilhelms-Universität.

Dr.

Professor an

Veit, Stadtverordneter

p. p. c. von Webern, General-Lieutenant a. D. Dr. Woeniger, Stadt­

rath, Mitglied des Comits für Goethe und der städtischen Deputation für Schiller.

An

Seine Majestät den König

in Baden-Baden.

23

Nr. XII. Allerhöchste Cabinetsordre vom 6. November 1861.

Durch Allerhöchste Ordre vom 6. d. M. haben Seine Majestät der

König geruht mich zu beauftragen, Ew. Hochwohlgeboren und den übrigen Unterzeichnern der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. zu eröffnen, daß Seine Majestät die Bildung eines Comites zur Errichtung eines Stand­

bildes für Lessing in Berlin, aus dem Vorplatze des Königlichen Schauspiel­ hauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten,

und dieses Comits Allerhöchst Ihrer Huld und Gnade versichern wollen. Von Vorstehendem ersuche ich Ew. Hochwohlgeboren

die übrigen

Unterzeichner der gedachten Jmmediat-Eingabe gefälligst in Kenntniß setzen

zu wollen. Berlin, den 8. November 1861.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts

und Medicinal-Angelegenheiten

v. Bethmann-Hollweg. An

den Königlichen Obertribunalsrath, Herrn Blocmer, Hochwohlgeboren Hierselbst.

24

Nr. xni.

Schreiben des Dr. Brandts an den Obertribunalrath Bloemer.

Vom 12. November 1861.

Ihre Majestät die Königin haben mich beauftragt, Euer Hochwohl­ geboren die anliegende Summe von vierzig Ducaten als Allerhöchst Ihren

Beitrag zu den Kosten des Lessing-Monumentes, welches in Berlin errichtet werden soll, zu übersenden.

Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung Breslan, 12. November 1861. Euer Hochwohlgeboren ganz ergebenster

Dr. Brandts, KabinetS-Secretair Ihrer Majestät der Königin. An

den Obertribunalsrath, Herrn

B l o e m e r, Hochwohlgeboren, Berlin.

‘25

Nr. XIV.

Erwiederung des Stadt-MagistratS auf die am 10. Juli 1861

an denselben gerichtete Mittheilung. (Nr. V.)

Dom 21. November 1861.

Unter dem 10. Juli d. I. sind wir von dem Herrn Ober-Tribunals-

rath Bloemer und Genoffen davon in Kenntniß gesetzt worden, daß Wohldieselben sich zu vorbereitenden Schritten für Errichtung eines Lessing-Stand­

bildes in Berlin, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes ans dem

Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses, vereinigt hätten. Es traf uns diese gefällige Anzeige gerade in einem Augenblick, als in

unserer eigenen Mitte der anderweit in die Oeffentlichkeit getretene Vorschlag, die bekannten Differenzen zwischen dem Schiller- und Goethe-Comite wegen

Ausstellung ihrer Statuen durch Hinzunahme eines Lessing-Denkmals zu schlichten, bereits ausgenommen war und lebhaft verhandelt wurde. *) Wir haben daher die Eingangs erwähnte Mittheilung mit lebhafter Genugthuung entgegen genommen und uns beeilt, dem Projekte eines Lessing-

Denkmals sowohl in den Unterhandlungen mit dem Schiller- und Goethe-

Comits, als mit der Stadtverordneten-Dersammlung und später in unseren, auf Gmnd dieser Unterhandlungen höheren Orts formirten Anträgen allen

Vorschub zu leisten. Als Belag hierfür fügen wir Abschrift unseres unter dem 30. Oktober

an den Herrn Minister für die geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten erstatteten bezüglichen Berichts,**) nebst allen Anlagen bei, deren

genauere Kenntniß auch für die weiteren Schritte in der Lessing-Angelegenheit von Wichtigkeit sein dürfte.

Wir haben nunmehr das Vergnügen, die verchrlichen Unterzeichner des

Schreibens vom 10. Juli d. I.

ergebens! zu benachrichtigen,

daß zufolge

hohen Erlasses des gedachten Herrn Ministers vom 8. d. M. von Seiner

Majestät dem Könige mittelst Allerhöchster Ordre vom 6. d. M. ans unsere Anträge huldreichst genehmigt worden ist: *) Anlage B. zu Nr. XIV. ") Anlage A. zu Nr XIV.

S. 31. L. 27.

26 1. daß den Denkmälern für Schiller und Goethe ans dem hiesigen

Gensdarmenmarkt noch ein Monument für Lefsing und zwar der­ gestalt hinzugefügt werde, daß das Standbild Schillers die Mitte des Platzes vor dem Schauspielhause behauptet, die andern beiden

Standbilder aber ihm zur Seite treten; 2. daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli an Seine Ma­

jestät dm König gerichteten allerunterthänigsten Vorstellung, be­ treffend das Lessing-Denkmal, sich nunmehr als Comite konstituiren behufs Errichtung eiues Standbildes für Lessing in Berlin auf

dem Vorplatz des Königlichen Schauspielhauses,

zur Seite des

künftigen Schiller-Standbildes.

Indem wir den verehrlichen Unterzeichnern der Eingabe vom 10.’ Juli d. I. in Erwiederung auf Ihre Mittheilungen hiervon ergebenst Kenntniß

geben, wird es uns aufrichttg freuen, von der erfolgreichen Thätigkeit eines

nunmehr definitiv zu bildenden Lefsing-Comtts's in einer großen nationalen Angelegenheit baldige wettere Nachricht zu erhalten.

Berlin, den 21. November 1861.

Magistrat

hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Hedemann.

An

den Herrn Obcr-Tribunalsrath Bloemer und Genoffen Hierselbst.

27

Anlage A. zu Nr. XIV.

Bericht des

Stadt-Magistrats

an

den Unterrichts-Minister

von Bethmann-Hollweg. Vom 30. October 1861.

Eurer Excellenz verfehlen wir nicht nunmehr auf den verehrlichen Erlaß vom 3. April d. I.,

worin uns in Folge Allerhöchsten Befehls aufgegeben wurde, nochmals einen

Versuch zu machen, um eine friedliche Einigung zwischen dem Schiller- und Goethe-Comite in Betreff der Aufftellung des Schiller- und Goethe-Monu­

ments herbeizuführen, nachstehend gehorsamst zu berichten. Wir erlauben uns zunächst mit ein Paar Worten an die Entstehung

und den Inhalt der Differenzen zwischen dem Schiller- und dem GoetheComitö zu erinnern.

Nachdem am Tage der Säcnlarfeier von Schiller's Geburtstage aus der

Mitte des GcnSdarmenmarttes vor der großen Freitreppe des Schauspielhauses unter Mitwirkung eines Privat-Comite's feierlich der Grundstein zu einem Schiller-Denkmal gelegt war, bildete sich ein zweites Comite, um, in Gemein­

schaft mit Schiller, auch Goethe auf demselben Platz ein Monnment zu er­

richten.

Seine Majestät der König, unzweifelhaft geleitet durch ein Gefühl

poetischer Gerechtigkeit und durch die sich unabweisbar aufdrängende Rück­

sicht auf die innere Zusammengehörigkeit der beiden großen Dichterfürsten, ertheilte auch dazu gern die Allerhöchste Genehmigung und concesfionirte zu dem gedachten Zweck, neben dem Schiller-Comite das Goethe-Comitö.

Als

nun aber mit der Veröffentlichung des Concurrenzausschreibens für die An­

fertigung von Modellen zur Schillerstatue vorgegangen werden sollte, ergab sich die aus den Gesetzen der Symmetrie entspringende Schwierigkeit, daß

entweder Schiller von dem Grundstein werde weichen, oder das Projekt

werde aufgegeben werden müssen, Goethe in Verbindung mit Schiller vor dem Schauspielhause ein Monument zu errichten. Keins der beiden genannten

Comites wollte sich jedoch zu einer Nachgiebigkeit verstehen, indem das Schiller-Comite auf den gelegten, nach seinem Dafürhalten wohlerworbenen Grundstein beharrte, das Goethe-Comite aber an feinem Allerhöchst bestä­

tigten Projekt der Verbindung beider Dichter-Statuen festhielt.

In diesem

28 unlösbaren Conflict erstatteten wir unseren gehorsamsten Bericht vom 3. De­

cember v. I., worin wir in Uebereinstimmung mit der StadtverordnetenVersammlung um Allerhöchste Definitiv-Entscheidung über die Art und Weise

der Aufftellung beider Monumente baten, indem wir eventualiter unsere

Bereitwilligkeit ausdrückten, den gelegten Gmndstein wieder aufzugeben, ohne

Privat-Vereinen dabei eine weitere Mitwirkung zuzugestehen.

Hierauf ist

der Eingangs erwähnte verehrliche Erlaß Eurer Excellenz vom 3. April d. I.

ergangen, wonach Seine Majestät der König, in der wohlwollenden Absicht,

Mißstimmung und Spaltung unter den verschiedenen Betheiligten zu ver­ meiden, die erbetene Definitiv-Entscheidung zur Zeit ablehnen, noch einen

Versuch gütlicher Einigung gemacht wisien wollen und dabei insbesondere auf eine die beiden Dichterfürsten gemeinsam darstellende Gruppe verwiesen.

Wir sind bemüht gewesen, dem Erlaß Eurer Excellenz in jeder Weise

nachzuleben und haben nunmehr die große Freude, in der Hauptsache den Allerhöchsten Intentionen vollständig entsprochen zu sehen.

Wenn dem Allerhöchsten Hinweise auf eine gemeinsame Gruppe beider Dichter ohne Zweifel das Motiv mit zum Grunde lag, die Schwierigkeiten

wegen des Grundsteins und der Aufstellungen zu beseitigen, so haben wir

freilich hiermit gleichwohl nicht durchdringen können, da Eurer Excellenz erinnerlich sein wird, welcher Widerspruch Seitens des Schiller-Comite's schon

in der am 3. März 1860 unter Höchstihrem Vorsitz abgehaltenen Conferenz jedem Gedanken an eine Gruppe entgegengesetzt wurde. ist bis auf

den heutigen Tag geblieben

Dieser Widerspruch

und scheint im Goethe-Comits

mehrseitig getheilt zu werden; wir haben daher in dieser Beziehung zu

unserem schmerzlichen Bcdauem dm Allerhöchsten Intentionen nicht zu ent­ sprechen vermocht.

Desto vollständiger ist dagegen der Allerhöchsten Weisung

in Betreff einer Einigung der streitenden Comitö's Genüge geleistet und zwar auf Grundlagen, die, wie wir kaum zweifeln, sich der Allerhöchstm Zustimmung Seiner Majestät vollständig zu erfreuen haben dürsten.

Es war im Frühjahr dieses Jahres bereits in der Presse der Vorschlag

aUfgetaucht, man möge allen Hader dadurch schlichten, daß noch eine dritte Statue und zwar die Lessings hinzugenommen würde, so daß dann Schiller

auf dem Grundstein verbleiben könne, Goethe aber auf der einen Seite und Lessing auf der anderen seine Aufftellung erhielte.

Dieser Vorschlag wurde Seitens der Communalverwaltung ausgenommen

und er hat, wie Eure Excellenz aus dem in Abschrift beigefügten Sitzungsprotocoll vom 18. Juli d. I. geneigtes! entnehmen wollen, zu einer völligen

Versöhnung der streitenden Comitö's geführt.

') Mitgetheilt sub. Nr. X 3. 17.

*) Nicht minder haben sich aber

29 auch sowohl der Magistrat,

als die Stadtverordneten durch ausdrückliche

Communalbeschlüsse damit einverstanden erklärt, und unser ergebenes Gesuch geht demnach jetzt dahin:

Eure Excellenz wollten geneigen, die Allerhöchste Zustimmung dazu

einzuholen,

wobei noch zu bemerken, daß wir uns mit den Comitö's dahin verständigt haben, uach Umständen den Grundstein zum Schiller-Denkmal um einige Schritte vorzurücken, so jedoch, daß er die Mitte des Platzes vor der Frei­ treppe des Schauspielhauses behauptet.

Einer Darlegung der Gründe, weshalb sich gerade die Statue Lessings zur Mitaufnahme empfiehlt, glauben wir uns enthalten zu können, beantragen

jedoch unter Voraussetzung der Allerhöchsten Genehmhaltung des vorgedachten Auskunstsmittels, jetzt weiter,

daß Eure Excellenz nunmehr auch die Allerhöchste Zustimmung zur

Veröffentlichung des Entwurfs des Concurrenz-Ausschreibens zum Schiller-Denkmal erwirken wollten. Wir erlauben uns zu diesem Behuf noch einmal Abschrift des schon unserem Bericht vom 3. December angeschloffenen Entwurfs*) mit dem erge­

benen Bemerken beizustigen, daß nur ad 6 des Entwurfs diejenige Aenderung vorgenommen ist, welche durch den nunmehrigen Hinzutritt der Lessing-Statue geboten wird.

Die Ausführung der Statuen Goethes und Lessings soll dann demje­

nigen Zeitpunkt vorbehalten bleiben, wo die dazu erforderlichen Gelder vor­

handen, respective durch die zu diesem Zweck gebildeten Privat-Comits's beschafft sein werden.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieser Fall zuerst

bei Goethe, zuletzt bei Lessing eintreten.

In letzterer Beziehung haben wir

nur noch den ergebenen Wunsch, es möge Eurer Excellenz gefallen:

auch die Allerhöchste Zustimmung zu dem inzwischen aus sehr acht­

baren Einwohnern zusammengetretenen, durch den verehrlichen Erlaß vom 15. August d. I. zu unserer amtlichen Kenntniß

gebrachten

Lessing-Comits baldmöglichst zu erwirken,

damit dasselbe seine finanzielle Thätigkeit beginnen kann.

Endlich gestatten wir uns noch die Bitte auszusprechen, Eure Excellenz möchten uns, wenn thunlich, in Stand setzen, das Concurrenzauöschreiben

für die Schiller-Statue zum 10. November d. I., als dem zweiten Jahres­

tage nach der Säcularfeier, pnbliciren zu können.

•) Anlage C. zn 91 r. XIV.

S. 36.

Es würde hierdurch einem

lebhaften Wunsch zahlreicher, für den Gegenstand lebhaft interefsirter Ein­ wohner erfreuliches Genüge geleistet werden. Berlin, den 30. October 1861.

Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Hedemann.

An

den Königlichen Staats- und Minister der geistlichen-, Unterrichts- und Medi-

cinal-Angelegenheiten, Ritter hoher Orden, Herrn Dr. v.Bethmann-Hollweg. Excellenz.

31

Anlage- B. zu Nr. XIV.

Mittheilung des Stadtraths Dr. Woeniger an den Stadtmagistrat. Vom 23. Mai 1863.

Dem Magistrat beehre ich mich in der Anlage ganz ergebenst eine

Brochüre zu überreichen, welche mir vor einigen Tagen anonym per Stadt­ post zugegangen ist, und die, äußerem aber unverbürgten Demehmen Nach,

den Geheimen Ober-Tribunalsrath Bloemer, Mitglied des Herrenhauses, zum Verfasser hat.

Dieselbe führt den Titel „Drei Dichterstandbilder

in Berlin" und sucht die noch immer schwebende Streitfrage, ob die

Schiller-Statue auf ihrem Grundstein im Gensdarmen-Markt verbleiben,

oder an eine andere Stelle gerückt werden soll, um dem Goethe-Monument neben sich Raum zu lassen, dadurch zu erledigen, daß der Vorschlag ge­ macht wird, zwar Schiller in seinem wohlerworbenen Rechte d. h. auf seinem Gnlndsteine zu erhalten, außer der Goethe-Statue aber noch eine Lessing-

Statue hinzuzufügen und das Schiller-Monument von beiden Seiten durch die anderen Statuen gleichsam einzurahmen. Der Vorschlag wird in der Brochüre mit Geist und Geschick vertheidigt

und scheint jedenfalls der eingehenden Prüfung durch die städtischen Be­ hörden vollkommenen würdig zu sein.

Indem ich dazu durch die gegen­

wärtige Vorlage eine amtliche Veranlassung geben möchte, erlaube ich mir

zur Unterstützung respective weiteren Ausführung Nachstehendes ganz erge­ benst vorzutragen.

Die ganze Schiller-Frage hat sich augenblicklich, wie man zu sagen pflegt, in eine Sackgasse verrannt, in der sie weder rück- noch vorwärts

kommen kann, während alle Partheien gleichmäßig ans ihre Erledigung

hindrängen.

Für das Schiller-Denkmal ist bei einem historisch wichtigen

Anlaß der Gensdarmenmarkt bestimmt worden, und die Stelle selbst durch feierliche und öffentliche Grundsteinlegung fixirt.

Königliche Ordre, mini­

sterielle Rescripte, städtische Beschlüffe und die Thätigkeit eines Privat-Co-

mite» haben gleichmäßig und übereinstimmend dabei mit- und zusammenge­ wirkt.

Diesem gegenüber ist drei Monate später auf den Antrag eines

anderen Privat-Comitö's ebenfalls durch Königliche Ordre und ministerielles

Rescript die Genehmigung ertheilt worden, „hieselbst in Verbindung mit

32 dem für Schiller bestimmten Denkmale auch Goethe

errichten und

„um

ein Monument zu

die beiden Unternehmungen in Einklang zu

setzen", eine weitere gemeinsame Berathung Vorbehalten worden. Nachweislich ging man regierungsseitig von dem vollkommen gerecht­ fertigten Gedanken aus, daß den beiden Dichterfürsten, „welche im Leben mit und neben einander gewirkt, die Welt eine gleiche und gemeinsame

Anerkennung schulde."

Diese schöne Idee scheiterte an äußern, zum Theil

vielleicht kleinlichen Motiven.

Die Berathungen haben stattgefunden, allein

fte haben, statt des erwarteten Einklanges, nur einen bis heute ungelösten

Conflict zwischen den Vertretern und Beförderern der beiden genannten

Statuen hervorgerufen.

Denn soll Goethe, wie den Unternehmern seines

Denkmals allerhöchstwillig zugesichert ist, „in Verbindung mit Schiller" auf­ gestellt werden, so muß Letzterer aus ästhetischen Gründen von seinen Grund­

stein weichen, und dazu wollen sich die Beförderer seines Monuments, auf ihr wohlerworbenes Recht gestützt, eben so wenig verstehen, als die Goe-

theaner ihre Königliche Zusicherung aufzugeben geneigt sind.

Der Gegen­

satz hat sich vielmehr um so leidenschaftlicher gestaltet, als, bedauerlich genug,

auch hier die politischen Strömungen des Tages in's Mittel traten und

Schiller als den Vertreter der denwkratischen, Goetheals dender aristokratischen Richtung signalisirten, so daß es sich nun für jede Parthei zu einer poli­

tischen Ehren- und Jnteressen-Sache zu gestalten schien, von ihrem behaup­ teten Rechte Nichts aufzugeben.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Staatsgewalt schließlich in der

Lage sein wird, von ihrem obersten Rechte der Entscheidung Gebrauch zu machen und dadurch den Conflict zu lösen.

Indeß es ist es ebenso gewiß,

daß die Staatsgewalt zu diesem Entscheidungsrechte nur ungern greifen

wird, weil dadurch immer nach einer Seite hin in eine freudige und ge-

gehobene Bewegung Mißstimmung getragen werden muß, und weil jeden­

falls die formellen Rechte der unterliegenden Seite verletzt werden müssen. Ja, es

ist nicht zu verkennen, daß aus dem oben berührten politischen

Gegensatz sich noch weitere Erwägungen ergeben, die eine solche diktatorische Entscheidung dann bedenklich machen, wenn sie zur einer Verlegung beider Statuen nach verschiedenen Plätzen führen; denn es könnte sich dann im

Laufe bewegter Zeitverhältnisse wohl ereignen, daß die beiden Dichterfürsten, entgegen ihrem Wesen und ihrer Bedeutung, zu politischen Standbildem

gestempelt würden, um welche sich die jedesmaligen Partheibewegungen mit ihren polltischen Ovationen gruppirten.

So viel äußerlich wahmehmbar

geworden ist, verlangen die Schillerianer ausdrücklich die Versetzung Goethe's

nach einem andern Platz, dem sich jedoch die Goetheaner mit gleicher Ent­ schiedenheit Wiedersehen.

—.

33

Unter allen Umständen erhellt bei dieser Sachlage, daß jedes Auskunfts­

mittel einer friedlichen Verständigung weitaus das Erwünschteste bleiben muß, und daß diese friedliche Verständigung um so mehr Aussicht auf

Erfolg hat, wenn sie von keiner Parthei ein principielles Opfer verlangt. Geht man hiervon aus, fo erscheint der Vorschlag der Eingangs be­

legten Brochüre. völlig geeignet, eine Lösung der Conflicte herbeizusühren. Schiller behält seinen Grundstein auf dem. Gensdarmenmarkt, Goethe kann „in Verbindung mit dem für Schiller bestimmten Denkmale" auf der einen

Seite fein Monument erhalten, Lessing wird es auf der anderen Seite ein­ nehmen — allen Forderungen ist genügt, kein wohlerworbenes Recht wird

weiter getrübt, und hat somit Niemand ferner begründeten Anlaß zu irgend einer Zurücksetzung oder Mißstimmung.

Die Gründe, weshalb gerade Lessing diese Ehre vindizirt werden soll, sind so geistvoll und so schlagend in der gedachten Brochüre entwickelt, daß ich mich lediglich darauf beziehen kann.

Ich will nur noch hinzufügen, daß,

wenn man einmal von politischen Nebengedanken ausgehen will, weder De­ mokraten noch Aristokraten gegen den großen Kunstkritiker etwas einzuwenden

haben dürften, auf dessen gewaltigen reformatorifchen Grundlagen die schöpfe­ rischen Gebilde Goethe's wie Schiller's sich gleicherweise auferbauten, ja erst

auferbauen konnten.

Ich will aber weiter bemerken, daß meiner Ansicht nach

das Erwünschteste dieser Drei-Statuen-Jdce gerade darin liegt, den leidigen politischen Nebengedanken in den Hintergmnd zu drängen und die rein dichterische Bedeutung der monumentalen Verherrlichung in ihr volles und

ausschließliches Recht einzusetzen.

Nicht Aristokraten oder Demokraten sollen

und werden sich dann hier versammeln, sondern alle Diejenigen die die kul-

turgeschichlliche Aufgabe unseres Volkes in diesen drei Genien erkennen und bewundern und sich dabei des wahren Ausspruches eines neueren Sängers

erinnern:

„Der Dichter steht auf einer höheren Warte!" „Als auf der Zinne der Parthei." Einen Haupteinwand wird allerdings der Kostenpunkt bilden, diesen aber glaube ich in den folgenden Vorschlägen ziemlich befriedigend erledigen zu können.

Nach vorheriger vertraulicher Verständigung mit den betreffenden

Herren Ministern über die drei Drei-Statuen-Jdee würde es darauf an­

kommen, sich in gesonderten Berathungen sowohl mit dem Schiller- als

Goethe-Comite dieserhalb zu benehmen. Es versteht sich, daß keinem dieser Comits's ein eigentliches Wider-

spruchtsrecht dabei eingeräumt werden wird, weil ja ihre Ansprüche nicht mehr collidiren, es kommt aber darauf an, im Interesse der Ausführung 3

34 des neuen Vorschlages, sich möglichst ihrer Mitwirkung zu versichern.

Der

Fonds des Schiller-Comites in Gemeinschaft mit den städtischen und staat­

lichen Antheilen reicht schon jetzt über den Kostenbedars des Schillerdenkmals hinaus. Das Goethe-Comitö wird sich wahrscheinlich in einiger Zeit in ähn­

lich günstiger Lage befinden, zumal wenn, was nun nicht länger aufzuschie­

ben sein dürfte, für das Goethe-Monument aus städtischen Mitteln ebenfalls die im Grunde schon zugesagten 10,000 Thlr. angewiesen werden.

Die beide»

Comits's würden dann dahin zu diSponiren sein, im Einverständniß mit der Drei-Statuen-Jdee ihre Sammlungen für eine Lessing-Statue fvrtzusetzen, und

gleichzeitig dasjenige, was aus dem Schiller- respective Goethe-Fonds später

übrig bleiben sollte, mit für einen Lessing-Fonds aufzuwenden.

Gleiche Ver­

bindlichkeiten würden für ihre Antheile die städtischen Behörden und respective die Staatskasse cknzugehen haben, letztere Beide mit dem freien" Vorbehalt

im Laufe der Zeit zn dem etwa Fehlenden ebenfalls zuzufchießen.

Mit

anderen Worten kann man dies auch so ausdrücken; die Fonds der Goethe-

nnd Schiller-Statuen werden in einen Drei-Statuen-Fonds verwandelt und

sämmtliche Betheiligtc, Staat, Commune und Private übernehmen die Ver­ pflichtung, für die weitere Förderung dieses Fonds zur gänzlichen Erfüllung seiner Aufgabe zu wirken, vorbehaltlich der Vorzüge der einzelnen Statuen

in der Reihenfolge ihrer Ausfiihrung. Ist hierüber Einverständniß erzielt, so würde dadurch der Friede herge­

stellt und als erste Frucht deffelben gewonnen fein, daß der sofortigen Ausführung

der Schiller-Statue kein Hindemiß mehr in den Weg treten könnte.

Es

würden die Ausschreibungen in Betreff der Anfertigung der Modelle unge­

säumt zu erlassen, und nunmehr auf alle drei Statuen gleichzeitig zu richten sein.

Die Ausführung erfolgte aber erst, so wie die Gelder dispo­

nibel sind, also für Schiller unverzüglich, für Goethe wahrscheinlich demnächst, für Lessing zuletzt. Dieses Arrangement hätte den großen Nutzen, daß aller Hader geschlichtet,

dem an sich berechtigten Verlangen der endlichen Ausführung des Schiller-

Monumentes bei längst vorhandenen Mitteln ein weiteres Hinderniß nicht in den Weg gelegt, aber auch gegen Goethe poetische Gerechtigkeit geübt und gegen Lessing eine Schuld eingelöst würde, deren Anerkenntniß die le­ bende Generation sich schwerlich noch entziehen kann.

In diesen Vortheilen glaube ich die ausreichenden Motive für die beiden gedachten Comitö's zu erblicken, auf den Vorschlag ohne Einrede einzugehen, sobald er in geeigneter Weise zu ihrer Kenntniß und Beschlußnahme gebracht

wird.

Der Staat hätte dann noch weniger Anlaß, einen Widerspruch zu

erheben.

Für die Stadtkasse liegt aber ein Bedenken auch nicht darin,

denn sie soll sich ihrerseits zu einem Beitrage für das Lessing-Denkmal nicht

35

verpflichten, vielmehr einen solchen lediglich ihrem freien Ermessen und den

weiteren Zeitumständen Vorbehalten.

Bevor der Lessing-Fonds nicht beisammen

ist, wird das Denkmal nicht gesetzt werden, und hierin liegt wieder ein weiterer Antrieb für die beiden Comits's, das ganze Werk durch ihre Thätigkeit bald­

möglichst zum völligen Abschluß zu bringen.

Vielleicht würde es sich dann

empfehlen, den undeutschen und inhaltslosen Namen des Platzes mit dem

edlem und bezeichnendem „Dichter-Platz" zu vertauschen. Ich stelle ergebenst anheim, nach diesen flüchtigen Andeutungen, deren

Formlosigkeit ich mit dem Drange anderweitiger Geschäfte zu entschuldigen

bitte, die Angelegenheit in Erwägung und respective in weitem Angriff zu nehmen und dadurch wenn möglich, einer allseitig befriedigenden

Erledigung in kürzester Frist entgegen zu führen.

Berlin, den 23. Mai 1861.

gez. Woeniger. An

den Magistrat .Hier.

36

Anlage C. zu Nr. XIV.

Concurrenz-AuSschreiben des Stadt-Magistratö an alle deutschen

Künstler für daS Schiller-Denkmal in Berlin *) Vom 10. November 1861.

Zur Säcularfeier der Geburt Schillers am 10. November 1859 haben

Landesherrliche Munificenz,

im Vereine mit den Communalbehörden der

Haupt- und Nesideuzstadt Berlin und dem zu diesem Zwecke hier zusammen­ getretenen Central-Comits für die Säcularfeier von Schillers Geburtstag,

die Errichtung einer Schiller-Statue in Berlin ermöglicht,

zu welcher der

Grundstein am Tage der Säcularfeier bereits auf dem Platze vor dem

Königlichen Schauspielhause gelegt worden ist.

Es stehen zur Ausführung

des Schiller-Denkmals 33,000 Thlr. zur Verfügung.

Alle deutschen Künstler, sie mögen sich

im Inland« oder Auslande

aufhalten, werden aufgefordert, in Concurrenz zu treten und ihre Entwürfe für das Schiller-Denkmal unter offener Angabe ihres Namens spätestens

bis zum

1. Juli

1862

dem Magistrate in Berlin einzureichen.

Der

Künstler, dessen Entwurf nach vorher eingeholtem künstlerischen Gutachten

vor den übrigen der Vorzug gegeben wird, soll mit der Ausführung des Werkes betraut und soll mit demselben darüber Vertrag geschlossen werden

Für die eingereichten Entwürfe wird außerdem keine Vergütigung gewährt. Wenn gleich die künstlerische Ausfiihrung in keiner Weise beschränkt

werden soll, so wird doch bemerkt, daß in einer, unter Leitung des reffortirenden

Ministerii

stattgefundenen

Vorberathung folgende

Punkte der

kiinstlerischen Erwägung zur Berücksichtigung empfohlen werden:

1.

die Statue des Dichters und die Reliefs sollen in Broncc ausge­ führt werden;

*) Abgedruckt in Nr. 45 des im Auftrage des Magistrats herausgegebenen Com-

munalblatts der Haupt- und Residenstadt Berlin vom 10. November 1861, mit der Unterschrift: Hedemauu, und den Eingangsworten:

„Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs wird heute, anr Jahrestage

der Grundsteinlegung

deS Schiller-Denkmals,

daS

nachstehende Concurrenz-Aus-

schriebeu für die Ausführung der Schiller-Statue zur allgemeinen Kenntniß gebracht."

37 die Statue ist stehend, nicht sitzend darzustellen;

2.

3. die Figur des Dichters ist auf 9 bis 10 Fuß Höhe zu bemessen;

das Untergestell mit den Reliefs, welche letztere in Bronce auögeführt

4.

werden müssen, kann in Bronce,

in polirtem Marmor oder Granit

angefertigt werden; 5.

das Postament muß mit der Figur des Dichters im Anschlüsse an die

architektonischen Verhältnisse deö Schauspielhauses und in seiner Auf­ stellung auf dem Platze vor demselben innerhalb eines Raumes ge­ dacht werden, der in seiner Breite dem mittleren Raume des Schau-

spiechauses entspricht und in feiner Tiefe ein Maximum von 100 Fuß erreicht.

Ein Situationsplan,

der auf Erfordern übersandt

werden soll, wird die Umgebung verdeutlichen:

6.

es ist Rücksicht darauf zu nehmen, daß zu beiden Seiten des Schiller-

Denkmals später die Statuen von Goethe und Lessing ihre Stelle

erhalten sollen, so jedoch, daß jedenfalls das Schiller-Denkmal nach

den näheren Raumbestimmungen ad 5

die Mitte des Platzes be­

hauptet. Die dem Magistrate eingereichten und nicht benutzten Modelle, welche

in der Größe auszuführen sind, daß die Figur des Dichters, ausschließlich des Postamentes, die Höhe von 2 Fuß hat, und für deren Hin- und Her­

transport die Kosten getragen werden,

bleiben bis zur Zurücknahme aus

eigene Gefahr der Verfertiger im Stadt-Archive verwahrt.

Zur Rücknahme

der Modelle wird in der Vosstschen und Haude- und Spenerschen Zeitung aufgefordert werden und verfallen die binnen Jahresfrist nach dieser Auf­

forderung nicht abgeforderten Modelle der Stadt Berlin zur freien Ver­

fügung ohne jede Entschädigung. Berlin, den 10. November 1861.

Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt.

38

Nr. XV.

Einladung an den Unterrichts-Minister von Bethmann-H oll-

weg zum Eintritt in das Lessing-Comitö. Vom 20. December 1861.

Seine Majestät der König haben Inhalts des hochverehrlichen Rescripts

Euer Excellenz vonr 8. d. M. durch Allerhöchste Ordre vom 6. dess. M. uns auf unsere Zmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. eröffnen zu lassen geruht,

daß Allerhöchstdieselben die Bildung eines Comit6 zur Errichtung

eines Standbildes für Lesstng in Berlin, auf dem Borplatze des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-

Standbildes, Allergnädigst gestatten und dieses Comite AllerhöchstJhrer Königlichen Huld und Gnade versichern wollen.

Von dem lebhaften Wunsche erfüllt, diese Allerhöchste Gestattung in gedeihlichster Weise zu verwirklichen, haben wir am 7. d. M. einstimmig

beschloffen, Euer Excellenz zu bitten, daß es Hochdensclben im Interesse des

schönen vaterländischen Zweckes genehm sein möge, sich uns als Mitglied des Lessing-Comitö durch Mitunterzeichnung

des

von demselben nunmehr zu

veröffentlichenden Aufrufs, hochgeneigtest anzuschließen.

Der Mitunterzeichnete, Obertribunals-Rath Bloemer, ist dabei beauf­

tragt Euer Excellenz zu dem Ende das Original des Aufrufs zugleich mit diesem Ausdruck unserer ergebensten Bitte persönlich zu überreichen. Berlin, 20. Dezember 1870. Das Comite

für Errichtung deö Lessing-Standbildes in Berlin.

In dessen Austrag: Schulze.

Bloemer.

An Scinc Excellenz, den Minister der geistlichen, Unterrichts- und

Medizinal-Angelegenheiten

Herrn von Bethmann-Hollweg. Hier.

39

Nr. XVL

Oeffentlichcr Aufruf zur Errichtung des

Lefsing-StandbildeS

in Berlin. d. d. Berlin, den 10. Januar 1862.

Jene hochgesegnete Epoche unserer Geistesbildung, die, mit Lessing beginnend, sich in Schiller zu ihrer idealen Verklärung erhebt und in

Goethe ihre Vollendung feiert, soll in der hannonischen Verbindung der

Standbilder dieser drei Heroen jetzt hier ihre dauernde Verherrlichung finden, dem Standbilde Schillers, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters

die allgemeinste und innigste Derehmng den Grundstein legte, sollen die

Standbilder Goethe's und Lessing'S zur Seite treten, und, mit ihm, dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses dieser deutschen Hauptstadt den

reichsten und edelsten Schmuck verleihen. So ist es jetzt entschieden; und wie die freudigen Opfer des Dankes

für Schiller längst gesammelt sind, und für Goethe in hoffentlich naher

Frist gesammelt sein werden, so dürfen wir sie, der gnädigen Zustimmung

unseres Königs gewiß, nun auch für den Verfasser des Laokoon und der Hamburgischen Dramaturgie, für den Schöpfer der Minna von

Barnhelm, der Emilia Galotti, des Nathan, vereinigen; — sirr ihn, der in Sprache und Kritik bahnbrechend und

gestaltend

voranging,

daß

Schiller und Goethe mit ihren Siegen folgen konnten, der unsere Kunst von den falschen Regeln des Auslandes entfesselte und ihr den verlorenen Adel der Natur zurückgab, dessen ganzes Leben ein rastloser Kampf

für

Wahrheit und Recht, für Licht und Schönheit war, der, nur auf sich und

seine Pflicht gestützt, die Ueberzeugungen seines deutschen Herzens unüber­

windlich vertheidigte und für immer unverlierbar machte. Die Zeitgenossen haben den Lohn dieses Kampfes nicht gespendet, und auch dem Vollendeten ist seither nur dort, wo er die Stätte seines unstör­ baren Friedens fand, ein würdiges Denkmal gesetzt worden.

Jetzt der Unvergänglichkeit seiner Verdienste den schuldigen Tribut der

gemeinsamen Huldigung darzubringen, und sein Andenken, mit den theuersten

40 Erinnerungen unseres nationalen Ruhmes vereinigt, in sichtlicher Erkenn­

barkeit den kommenden Geschlechtern zu überliefern, ist das vaterländische

Unternehmen, woran in wetteifernder Treue Theil zu nehmen wir Alle, die in Lessing den großen Schriftsteller und Character verehren, Alle, die sich ihm verpflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edlen Mannes in ihrem

Herzen tragen, mit fester Zuversicht aufrufen. Für Preußen, das ihm so werth war, und von dessen Friedrich er in bewundernder Liebe fang: Er ist der Fürsten Fürst, er ist der Held der Helden, Er füllt die Welt und meine Brust!

für Preußen ist unsere Zuversicht Gewißheit. Schon gab unsere huldreiche Königin den ersten Beitrag.

Zur Empfangnahme der ferneren Beiträge und zu deren Einzeichnuug

in das Beitrags-Verzeichniß für das Lessing-Standbild in Berlin werden,

neben dem Schatzmeister, sämmtliche Unterzeichnete bereit sein. Berlin, den 10. Januar 1862.

Das Comite zur Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin:

Baudouin,

Geheimer Commerzien-Rath,

poration der Kaufmannschaft. minister und Minister der

Geheimer Ober-Justiz-Rath.

Dr. Richard Gosche,

Buchhändler und

Stadtverordneter.

meister und Geheimer Regierungs-Rath.

Hülsen,

Krausnick,

Ernst

General-Intendant

Ober-Bürgermeister

Kühn,

Le Coq,

Friedlaender,

Profeffor.

Lüttig,

Bürger­

Hübener, Ober-Bau-Director,

der

Königlichen Schauspiele.

Robert Lessing,

Dr. O. Lindner,

Vorsitzender

Hedemann,

F.

Gut-

Dr.

und Geheimer Ober-Regierungs-Rath.

Buchdruckerei-Besitzer.

Assessor, (Schriftführer). führers).

Staats­

Professor der Königlichen Academie der Künste.

W. Gubitz,

von

(Vorsitzender.)

Dr. Joh. Gust. Dropsen, Professor.

Kaufmann.

der Kor­

geistlichen, Unterrichts- und Mcdicinal-Ange­

Bloemer, Ober-Tribunals-Rath,

legenheiten.

tentag,

Aeltesten-Vorsteher

von Bethmann-Hollweg,

der

Gerichts-

(Stellvertreter des Schrift­

Stadtverordneten - Versammlung.

Dr. G. Magnus, Professor, zeitiger Rector der Königlichen FriedrichWilhelms-Universität. ques

Dr.

Meyer.

G.

schaften.

Mendelssohn, Geheimer-Commerzien-Rath. Jac­

Fabrik-Besitzer

(Stellvertreter

Parthey, Buchhändler, Mitglied

Dr. von Peucker, General

des

Schatzmeisters.)

der Akademie der Wissen­

der Infanterie und General-Jn-

41 specteur des militantsten Erziehungs- und Bildungswesens der Armee.

Dr. von Raumer, Professor und Geheimer Rath.

heim, Commerzien-Rath, (Schatzmeister.) Vorsitzenden

der

Stadtverordneten - Verfammlung.

Geheimer Ober-Post-Rath.

Leonor Reichen­

Schaffer, Stellvertreter des

Dr. Johannes

I. E. Schüller,

Schulze,

wirklicher Ge-

Heimer-Ober-Regierungs-Rath, (Stellvertreter des Vorsitzenden.) Simson,

Appellationsgerichts - Vice - Präsident

Dr. A. Twesten, Professor. Warschauer,

in Frankfurt

Dr. Ed. a.

d.

O.

Dr. M. Veit, Stadtverordneter. Robert

Commerzien-Rath, Stellvertreter des Aeltesten Vorstehers

derKorporation der Kaufmannschaft, von Webern, General-Lieutenant a. D. Dr. A. T. Woeniger, Stadtrath.

42

Nr. XVII.

Aufruf an die jüdischen Verehrer Lessings. Februar 1862.

Theure Glaubensgenossen! Große Männer,

die durch edle Thaten und Werke die Menschheit

erhoben und gefördert,

ehrt

die Nachwelt durch

Fortwirken in ihrem

Geiste, aber auch durch stetige Erweckung ihres Namens.

zeitliche Erscheinung der Persönlichkeit geschwunden,

Und weil die

stellen wir sie

in

Stein und Erz vor uns auf, damit wir den Blick zu ihnen erheben aus

unsern gewohnten Berufswegen.

Am Aufgang unseres neuen deutschen CulturreicheS steht ein Mann, dessen volle Lebensthätigkeit

sich darin zusammenfaßte,

Menschcnthums zu erklären,

zu veredeln und zu vertiefen, vor allem da­

durch, daß es von den Schranken befreit wird, die es

das

Wesen des

gefesselt hielten.

Lessing hat die unholden Mächte des Vorurtheils und der Lieblosigkeit mit dem Lichte seines Geistes

besiegt.

und der Wärme seines Herzens auf immerdar

Sein „Nathan der Weise" ist ein Werk der Besieiung und schönen

Menschenliebe,

und nur der deutsche Geist hat ein solches Werk reinster

Befreiung für die Menschheit hervorgebracht.

In der Hauptstadt Preußens

soll neben den Standbildern Schillers und Goethes das Standbild Lessings

Nicht um uns von der allgemeinen Sammlung von

aufgestellt werden.

Beiträgen, und dadurch deutschen

von dem

großen

einheitlichen Zusammenhänge

Lebens abzusondern, fordern wir unsere Glaubensgenoffen zu

eifrigen Sammlungen auf;

es ist vielmehr ein inniges Zusammenschließen

in den von Natur und Geschichte

gegründeten Kreis, wenn wir Juden

uns besonders verpflichtet fühlen, in dankbarer Erkenntniß der geistig und sittlich befreienden Macht Lessings, uns gegenseitig zu erwecken, damit wir

in der Bethätigung unseres Dankes

zurückbleiben.

für die höchsten idealen Güter nicht

Möge das heutige Geschlecht als die geistige Nachkommen­

schaft Moses Mendelssohns, als bereitwilliger Träger und Vertreter des

Geistes, in welchem Lessing und Mendelssohn ihre glorreiche Freundschaft geschlossen haben,

sich bewähren,

gern und freudig übt.

indem es diese Pflicht der Dankbarkeit

43

Wir fordern Sie auf, Sich den von uns mit beifälliger Zustimmung des Lefsing-Comitvs veranstalteten Sammlungen für das Standbild

Gotthold Ephraim Lessings

in Ihrer Gemeinde mit Wärme zu unterziehen, und ersuchen Sie, die gesam­

melten Beiträge, auf der einliegenden Liste verzeichnet, an den Stqdtrath Meyer Magnus hier, Heilige Geiststraße 15, einzufenden.

zur Zeit öffentliche Rechenschaft ablegen.

Wir werden

Sollten die Sammlungen mehr

ergeben, als für den Zweck des Standbildes erforderlich, dann soll aus den Ueberschüssen das lebendig fortwirkende Denkmal einer Stiftung im Geiste,

und unter dem Namen: Leffing-MendelSsohns

errichtet werden. Berlin, im Februar 1862.

Dr. Berthold-Auerbach. Carl Heymann. Magnus.

I.

M. S. Baswitz.

Prof. Dr. M. Lazaruö.

W.

Marckwaldt.

Reichenheim.

Gerson Bletchröder.

B. Liebermann.

Jacques

Dr. M. Beit.

Meyer.

Meyer

Leonor

44

Nr. XVIII.

Dankschreiben des Lessing-Comits an die Unterzeichner des

Anfrufs Nr. XVII. Vom 20. Febmar 1862.

Verehrteste Herren College»! Sie hatten bereits früher die Güte, uns vertraulich mitzutheilen, daß

Sie hofften, Ihre Theilnahme an unsern gemeinschaftlichen Bestrebungen

für die Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin, demnächst auch noch durch die Erwirkung eines engern Anschlusses Ihrer Glaubensgenoffen be­

sonders bethätigen zu können.

Durch die heutige geneigte Mittheilung der

Ansprache, die Sie im Vereine mit den Herren vr. Berthold Auerbach, M. S. Baswitz, Gerson Bleichröder, Carl Heymann, Profeffor

Dr. Lazarus, B. Liebermann, Meyer Magnus, I. W. Markwald und Dr. Veit hier „an die jüdischen Verehrer Lessings" zu richten im Be­

griffe stehen, erfreuen Sie uns mit dem Beweise, daß Sie diese Hoffnung

jetzt mit fester Zuversicht ihrer Verwirklichung entgegenführen.

Es ist uns

ein Bedürfniß, Ihnen hierfür unsere dankbare Anerkennung aaszusprechen,

und dieselbe mit dem angelegentlichen Wunsche zu begleiten, daß der edle Wetteifer, zu dem Sie ihre Glaubensvenoffen aufrufen, ganz den Erfolg

habe und den Segen bringe, den so reine Motive und treue Bemühungen verdienen.

Berlin, den 20. Febmar 1862.

Der geschäftsleitendc Ausschuß des Lessing-Comits: Bloemer.

Schulze.

Hübener.

Lessing.

An die Herren Commerzienrath Leonor Rcichcnheim und Jacques Meyer.

O. Lindner.

45

Nr. XIX.

Schreiben der Alliance israälite universelle in Paris an das

Lcssittg-Comite in Berlin. Vom 16. März 1862.

Paris, le 16. Mars 1862.

Monsieur le President. L’alliance isractite universelle ä appris avec une rentable satisfaction qu’une soupscription a ete ouverte pour Origer une statue ä, l’immortel auteur de Nathan le sage. Si Lessing est une des gloires de PAllemagne dont il a rdg&idrd la litteraturer* Fhistoire generale de Fhumanite le revendique ä son tour cömme un des plus infatigables pionni&rs du progrfcs et de la libertd de penser: eile salue surtoilt en lui un des apötres de lalibert6 de conscience qui ont contribue le plus h briser les entraves du fanatisme et de l’intoldrance. Personne assurement n’apprecie mieur les bienfaits ^ui se retachent ä son nom que les coreligiohnaires de Fdminent penSenr qui fut son ami le plus intime; personne ne le venire d’avantage, que les Israelites qu’il a, un des premi6rs, venges du mdprise injuste dont ils titaient Fobjet et des prejugäs accumuMs contre enx pendant tant de siecles. Israel ä la memoire du coeur: votre appel ne pouvait donc manqner de trouver de Fecho dans toutes les ames isradlites et de reveiller leurs plus vives sympathies. L'Alliance israelite universelle, heureuse de se faire Finterprete de ses sentiments, croit ne pas deroger ä sa mission en apportant son oflrande h la memoire de votre illustre compatriote. Elle a donc Fhonneur de vous remettre une somme de cent francs pour contribuer ä la belle Oeuvre dont vous avez pris Finitrative. Veuillez agreer, Monsieur le President, Fassurance de nos sentiments les plus distingues. Le Secretaire adjoint H. Nordmann.

Le President Louis J. Koenigswarter. M. C. de FInstitut de France.

Nr. XX.

Erwiederung des Lefsing-Comite auf das Schreiben der Alliance israelite universelle in Paris. (Nr. XIX.) Vom 28. April 1862.

Verehrteste Herren! Das Comite zur Errichtung eines Standbildes für Lessing in Berlin

hat in seiner Sitzung vom 8. d. M. von dem Inhalt der sehr verehrlichen Zuschrift Kenntniß erlangt, die Sie unter dem

16. v. M.

an den mit­

unterzeichneten Vorsitzenden des Comitö zu richten die Geneigtheit hatten

und die diesem mit dem für das Lessing-Standbild beigefügten Beitrage der Alliance Israäite universelle, einer Banknote zum Betrage von Hundert Franks, durch die gefällige Vermittelnng des Herrn Dr. Juris Adolph

Jonas hier, am 24. v. M.

zugekommen.

Was Sie darin mit so tief

empfundenen und warmen Worten von den besondem Verdiensten Lessings

um Humanität und Gewissensfreiheit sagen, wird bei Ihren Glaubens­ genoffen gewiß überall seinen Wiederhall finden und dieselben nur zu einer

um so wirksamern Antheilnahme an der öffentlichen Huldigung bewegen,

die nach der erklärten Zustimmung unseres Königs jetzt dem Geiste und

Andenken dieses großen und edlen Mannes von der vereinigten Treue sei­ ner Verehrer hier bereitet werden soll.

Ihnen hierfür und für den ein­

gesandten Beitrag der Alliance den Dank des Lessing-Comitö zu bezeigen, ist der Auftrag, in dessen Erfüllung wir die Ehre haben hochachtungsvoll

zu zeichnen, Berlin, 28. April 1862. Der Vorsitzende und der Schriftführer

des Lessing-Comite: Bloemer.

R. Lessing.

An

den Präsidenten und den Secretair der Alliance Israelite universelle,

die Herren: Louis I. Königswarter, M. C. de l’institut de France

und H. Nordmann in Paris.

47

Nr. XXI. Bericht des sieschäftSführenden Ausschusses des

Lessing- Comite

über den Beginn und Fortgang der Wirksamkeit

deS Comite

an den Stadt-Magistrat.

Vom 8. Mai 1862.

Die Differenzen, die zwischen dem Schiller- und dem Goethe-Comitö

darüber ausgebrochen waren, ob das Schiller-Standbild den Standpunkt, der ihm am Jubelfeste des Dichters, dem 10. November 1859, in der Mitte

des Vorplatzes des Königlichen Schauspielhauses eingeräumt worden, nnverändert behalten, oder ob xs in Folge der später beschlossenen Errichtung

auch eines Standbildes für Goethe auf diesem Platze, von jenem mittleren Stadpunkte uächträglich rechts oder links zur Seite weichen müsse, hatten ohne zu irgend einer gedeihlichen Lösung zu kommen, lange Zeit die öffent­

liche Aufmerksamkeit in Anspruch genommen, als sich im Anfänge Juli v. I. einige hiesige Einwohner: der Ober-Tribunalsrath Bloemer, der Profeffor

Dr. Droysen, der Geheime Ober-Justizrath Friedländer, der Ober-

Baudirector Hübener, der Gerichts-Affeffor Robert Lessing, der VerlagsBuchhändler Dr.. G. Parthey, der Geheime Rath Profeffor Dr. von

Raumer, der Geheime Ober-Post-Rath Schüller, der Wirkliche Geheime

Ober-Regierungsrath Dr. Johannes Schulze, der damalige Rector der

Universität, Ober-Consistorialrath Professor Dr. A. Twesten, der Stadt­ verordnete Dr. M. Veit uud der General-Lieutenant von Webern indem

Gedanken begegneten, diese Lösung in der Weise anzubahnen, daß außer dem Goethe-Standbild auch ein Lessing-Standbild dem Schiller-Standbild auf dem Vorplatze des Königlichen Schauspielhauses beigesellt und dadurch so

wohl dem Schiller-Standbild der Besitzstand des Grundsteins in der Mitte

desPlatzes, als dem Goethe-Standbild die Stellung zur Seite des SchillerStandbildes ebendaselbst, erhalten werde. Von dieser Absicht setzten sie damals die Mitglieder des Schiller- und

des Goethe-Coniitö's, sowie die hiesigen städtischen und die betreffenden Staats­ behörden sofort in genaue Kenntniß.

„Wir erlauben uns," — so lautete

ihre desfallsige an jedes einzelne Mitglied des Schiller- und des GoetheComitö gerichtete Mittheilung vom 10. Juli 1861 — „Ihnen hiermit ganz

48 ergebens! anzuzsigen, daß wir uns, in Uebereinstimmung mit einem unlängst

bekannt gewordenen Vorschläge*) zu vorbereitenden Schritten für die Er­

richtung

eines Lessing-Standbildes in Berlin zur Seite des

künftigen

Schiller-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses,

heute Bereinigt haben.

Wir hoffen dadurch zu dem angestrebten doppelten

Zwecke mitzuwirken, daß das vaterländische Fest des 10. November 1859 ungetrübt und gesegnet bleibe, und daß die Dankbarkeit des

gesammten

Deutschlands und in erhöhtem Maaße die Dankbarkeit Preußens und Berlin's jetzt hier auch dem deutschen Schriftsteller gerecht werde, der in der Macht und Unvergänglichkeit seiner Einwirkung auf die Bildung und den Geist

der Nation von Schiller und Goethe nicht zu trennen ist, sondern mit ihnen

jene unerreichte Dreizahl bildet, die das größte Verdienst und den höchsten Ruhm unserer Literatur in sich zusammenfaßt.

Wir be­

gleiten diese Anzeige mit dem Wunsche, daß es Ihnen genehm sein möge, sich

uns zur gedeihlichsten Fördemng dieses Zweckes baldgefälligst anzuschließen und gemeinschaftlich mit uns an der demnächstigen Beschlußfaffung über die

Bildung und Constituirung eines Lesstng-Comit« wirksamen Antheil zu nehmen.

Ihre zustimmende Erklärung würden wir an dm mitunterzeichncteu Dr. G. Parthey, Nieolai'sche Verlagsbuchhandlung, Brüderstrahe Nr. 13 hier,

gelangen zu lassen bitten." Hierauf erklärten sich zustimmend, Seitens des Schiller-Comitö's die Herrm Dr. O. Lindner und Commerzienrath Leonor Reichenheim, die

seitdem als die Mandatare des Schiller-Comite fungirt haben,

Herr Ferdinand Schmidt.

außerdem

Für Herm Rechtsanwalt Lewald wurde an­

gezeigt, daß er sich auswärts im Bade befinde.

Seitens des Goethe-Comite

traten ihrm vorgenannten Collegen: Bloemer, Dr. Parthey, Schüller

und Dr. Johannes Schulze und den anderen Unterzeichnern der Einladung

vom 10. Jult 1861

bei:

Professor

F. W. Gubitz,

Stadtverordneter

Guttentag, Buchdruckereibesttzer Emst Kühn und Stadtrath Dr. Woeni-

ger.

Die

Mitgliedes

an

des

Dr.

Parthey

Goethe-Comite's,

wörtlich: „Verehrter Herr College.

gerichtete Herrn

schriftliche Profeffor

Erwiedemirg

Dr. Böckh

des

lautete

Durch das gefällige Schreiben der aus­

gezeichneten Männer, welche zusammengetreten sind, um Lessing's Andenken

würdig zu ehren, mit meiner Erklämng an Sie gewiesen, bitte ich ergebenst meine Entschuldigungen anzunehmen und bei den übrigen Herren zu ver­

treten.

Mein Alter und mein Gesundheitszustand erlauben mir nicht, außer

Drei Dichter-Standbilder in Berlin. Ein Wort zur Einigung. Als Manuserlpt gedruckt. Berlin 1861. Druck von Ernst Kühn, Kronen­ straße 33.

(Nr. I.)

4!) meinen Amtögeschäften noch andere Verpflichtungen einzugehen, und Sie

wissen selbst, daß. ich auch chteit Theil der ersteren abgewälzt habe, weil ich

der Ruhe bedarf. Berlin,

Haben Sie die Güte, mich bestens zu entschuldigen.

12. Juli 1861.

Ihrige Böckh".

Mit aller Hochachtung und Ergebenheit, der

Die zustimmende Erklämng des Goethe-Comite-Mitglieds,

Königlichen Musikdirectors Henn Jaehus, ist wegen längerer Abwesenheit

deffelben erst am 17. August 1861 eingetroffen.

Eine Erklärung des Herrn

Carl Heyman» vom.21. Slugust 1861 ging dahin: „Das Wort zur Ei­ nigung, welches mir zugegangen, hat mich überzeugt und in meiner früheren

Ansicht bestärkt, daß die Moyumenten-Trias nicht würdiger und angemessener

hingesteLt werden könne, als durch ein Denknial für Lessing.

Wenn die

Sammlungen beginnen, werde ich gern auch Seitens meiner thätig sein, wie ich schon für Camenz ein Gleiches mit Erfolg gethan.

Gleichzeitig mit dieser Mittheilung an die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comite's erfolgte, wie gesagt, auch bei den hiesigen städtischen

Behörden über das bezweckte Vorhaben die sofortige Anzeige.

Sie schloß

der Stadtverordneten-Versammlung gegenüber mit den Worten: „Wir hoffen

dadurch demselben patriotischen Unternehmen, welches in der verehrlichen

Versanunlung bereits eine erste geneigte Jnbetrachtnahme gefunden hat, einen Dienst zu leisten, indem wir in einiger Weise dazu beizutragcn suchen, daß

ein Act der vaterländischenDankbarkeit in dieser deutschen Haupt­

stadt zugleich ein Act des Friedens und der gemeinsamen Freude

werde;" und gegenüber dem verehrlichen Magistaat: „Lesstng's Antheil an Allem, was unsere Nation in Geist und Wahrheit aufgerichtet und veredelt hat, ist eben so unschätzbar als unvergänglich, und wenn das dankbare Vater­

land jetzt in dieser deutschen Harrptstadt für Schiller und Goethe die ver­ dienten Ehren-Denkomle gründet, so wird es Lesstng's nicht vergessen wollen;

namentlich wird dies Preußen nicht, Könige verherrlichte,

liebte und

das er in seinem großen

namentlich Berlin nicht, das er so sehr

dem dauernd

anzugehören, der Wunsch seines Le­

bens war."

Unterdeß hatte der Magistrat seinerseits bereits auf den 18. Juli v. I.

eine Versammlung von Deputirten sowohl des Schiller- und des Goethe-

Comits's, als der Stadwerordneten-Versammlung und seiner selbst auf das Rathhaus einbcrufen, um über den angeregten Einigungs-Vorschlag: den

Standbildern Schiller's und Goethe's das Standbild Lessing's auf dem Vor­ platze des Königlichen Schauspielhauses anzuschließen, nach nochmaliger Ver­

handlung, bestimmte Erklärungen abzugeben. Diese Versammlung hat am bezeichneten 18. Juli v. I.

Rathhaufe wirklich stattgefnnden.

auf dem

Sie bestand Seitens der städtischen ge4

50 mischten Deputation ans den Herren Stadträthen Dr. Woeniger und Dr.

Noht und den Herren Stadtverordneten: Geheimrath Dr. Breßler, Amt­

mann Seidel, Professor Dr. Virchow, Kaufmann Elster und Verlags-

Buchhändler Guttentag; sodann aus den Herren: Dr. Lindner nnd

Commerzienrath Leonor Reichenheim, als dm Deputirten des Schiller» und

den Herren: Professor Dr. Maerker, Gymnasial-Director August, Ober-

tribunalsrath Bloemer,

Kaufmann Jacques Meyer und Professor

Wredow, als den Deputirten des Goethe-Comits's. Inhalts des über diese Verhandlung aufgenommenen, und uns unter

dem 21. November v. I. demnächst von dem Magistrate abschriftlich mit­

getheilten Protocolls, erklärten damals die vorgenannten beiden Vertreter

des Schiller-Comite Namens ihrer Committenten: „Allerdings sei es Ihnen unmöglich, freiwillig von dem Verlangen zu weichen, daß das Schiller-Standbild seinen Gmndstein und

damit den Hauptplatz vor der großen Freitreppe aus dem Gensd'armen-Markte behalte.

Die gebotene Rücksicht auf die Com­

mittenten, die eigene Ehre und besonders die früheren Allerhöchsten

Anordnungen, auf welche hin sie bereits eine weitere Allerhöchste Entscheidung beantragt hätten, geböten ein solches Beharren. Werde

jedoch Seitens des Goethe-Comites daran festgehalten, für Goethe ebenfalls ein Denkmal auf dem Gensd'armen-Markte zu errichten,

sei dazu gleichfalls die Allerhöchste Genehmigung ertheilt und lasse sich dieser Plan unleugbar durch das Lessing-Project am geeignetsten verwirklichen, so seien sie bereit, mit Entschiedenheit auch

Letzteres einzutreten.

für

Ihre Anträge gingen daher dahin, mit

Aufstellung der Schiller-Statue sofort vorzugehen, hiernächst könne

das Goethe-Comite sich ihrer thätigsten Theilnahme und persön­

lichen Mitwirkung für die Errichtung des Goethe-Denkmals bersichert halten, und endlich würde man sich mit vereinigten Kräften

der schnellsten Verwirklichung der Lessing-Statue zuwenden.

Sollte

es außerdem bei diesem Drei-Statuen-Project etwa aus ästhetischen

oder anderen Gründen nöthig werden,

daß der Schillerstein in

derselben Linie um etwas vorgerückt werde, so erkläre das SchillerComite auch dazu seine Zustimmung, sofern der Grundstein nur

die Mitte des Platzes vor der großen Freitreppe behalte."

Hierauf ließen die Vertreter des Goethe-Comite sich folgendermaßen vernehmen: „Sie hätten allerdings zunächst von ihren Committenten den Auf­

trag, dahin zu wirken, daß das Schiller-Comite sich bereit finden

lasse, im Interesse der Kunst und Aesthetik nicht auf seinem Grund­ stein zu beharren,

vielmehr soweit rechts oder links damit zur

51 Seite zu rücken, daß Goethe neben Schiller gestellt werde, denn nur dann glaube das Goethe-Comite seine Aufgabe, Goethe in

Verbindung mit Schiller ein Denkmal zu setzen, vollständig gelöst. Sollte jedoch das Schiller-Comite es entschieden von der Hand

weisen, in solcher Art dem Goethe-Comite entgegen zu kommen

und dadurch ritte mehr den Gesetzen der Symmetrie entsprechende Ausstellung Goethe's zu ermöglichen, dann habe das Goethe-Comite

beschlossen, dem Drei-Statuen-Project ebenfalls in der Weise bei­

zutreten, daß neben Schiller außer Goethe auch Lessing gestellt und so eine friedliche Einigung der bisherigen Differenzen herbei­ geführt werde." Nachdem die Mitglieder des Schiller-Comite ihre bestimmte Weigerung

wiederholt hatten, weitere Concessionen zu machen, als in ihrer obigen Er­ klärung enthalten seien, vereinigten sich die Mitglieder beider Comite's ein­

stimmig in folgendem Beschluß: „Die Mitglieder des Schiller- und des Goethe-Comits's erklären Namens ihrer Committenten einstimmig, daß sie in dem Vorschläge

der Mitaufnahme des Lessing-Standbildes zu den aus dem Gens-

d'armenmarkte projectirten Statuen Schiller's und Goethe's eine

völlig befriedigende Einigung der bisher bestandenen Differenzen erkennen und sich bereit erklären, mit allen Kräften für die Er­ reichung dieses gemeinsamen Zieles einzutreten.,, Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, traten die Mitglieder der städtischen Deputation zu kurzer gesonderterBerathung über Werth und Bedeutung dessel­ ben für die städtische Verwaltung zusammen. Das Ergebniß dieser Besprechung

wurde mit allen gegen zwei Stimmen in folgender Erklärung niedergelegt:

„Die stattgestmdene Einigung der beiden Comits's als das glück­

lichste Auskunftsmittel bestandener Differenzen und als practische

Grundlage für die Ausfühmng der drei Statuen, je nach den

bereitesten Mitteln, den städtischen Behörden zur Annahme und Förderung zu empfehlen."

Auf Grund dieses Ergebnisses in der Sitzung auf dem hiesigen Rath­

hause vom 18. Juli v. I. erging wenige Tage nachher, am 24. Juli 1861, die Jmmediat-Eingabe an Seine Majestät den König in Baden-Baden, wo Allerhöchstderselbe damals noch verweilte.

Sie trug außer den Unterschriften

derjenigen hiesigen Einwohner, von denen jene erste Anzeige und Einladung vom 10. Juli 1861 ausgegangen war, und den Unterschriften der Mitglieder des Schiller- und Göthe-Comit«, die dieser Einladung seitdem gefolgt, noch

die Unterschrift zweier ferner beigetretener Mitglieder des Goethe-Comits's, des Kaufmanns le Coq und des Fabrikbesitzes Jacques Meyer hier, so 4*

52 wie des Appellationsgerichts-Vice-Präsidentm Dr. Ed. Simsen in Frankfurt a. S., welcher Letztere sich während seiner vorhcrgegangenen längern Anwesen­

heit hier, deö Drei-Statuen-Projects mit lebhaftem Eifer angenommen hatte. Die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabe, nunmehr zwei und zwanzig an der

Zahl, darunter eils Mitglieder desGoethe-Comits's und zweiMitglicder desCen-

tral-Eomits'ö für Schiller, richteten an dem bezeichneten 24. Zuli 1861 an Sc.

Majestät den König die ehrfurchtsvollste Bitte, ihnen allergnädigst zu gestatten: „zur Bildung und Conftituirung eines Comite für die Errichtung eines Lessing-Standbildes in Berlin, auf dem Vorplatze des König­

lichen Schauspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Stand­ bildes, als des bleibenden Mittelpunktes der drei Dichter-Standbilder

Lessing, Schiller und Goethe, baldigst vorschreiten zu dürfen, und

daß cs Seiner Majestät gefallen wolle, den Bestrebungen dieses

Comitv mit Allerhöchst Seiner Königlichen Huld und Gnad« zngethan zu sein."

Sie erbaten dies von Seiner Majestät: „in Uebereinstimmung mit den desfalls jetzt — am 18. Juli 1861

— erfolgten Erklärungen des unter Allerhöchstem Schutz und Bei­

stände hier bestehenden Schiller- und Goethe-Comit«, im Vertrauen

auf die fördernde Geneigtheit der hiesigen städtischen Behörden, im. Glauben an das lebendige Dankgefühl der Deutschen und in erhöhetem Maaße der preußischen Herzen, vor Allem in der vollen,

freudigen Zuversicht auf Seiner Königlichen Majestät eigenes Herz,

worin unsere Zeit auch diejenigen Tugenden verehrt, gegen deren Gegensätze Lessing einst seine nie genug zu preisenden Käurpfc

führte.

„Wie für die Bildung und Veredlung des deutschen

Geistes und Herzens Lessing, Schiller und Goethe mit

vereinigten Kräften nnvergänglich fortwirken, so mögen

auch ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in un­ getrennten Ehren erheben, zur Freude des Vaterlandes

und zum neuen Ruhme und Schmuck dieser deutschen

Hauptstadt." Am 8. November 1861, nachdem zwischenzeitlich der fast einmüthigc Zutritt sowohl des Magistrats als auch der Stadtverordneten-Versammlung

zu den übereinstimmenden Erklärungen der städtischen Deputationen in der Sitzung auf dem Rachhause vom 18. Juli 1861 bekannt geworden, setzte

der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten

die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabe voin 24. Juli 1861 davon in Kenntniß, daß

„durch Allerhöchste Ordre vom 6. November 1861 Seine Majestät

53 geruht, ihn zu beauftragen, diesen Unterzeichnern zu eröffnen, das,

Allerhöchstderselbe die Bildung eines Count« zur Errichtung eines Standbildes für Lessing auf dem Dorplatze des Königlichen Schanspielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Standbildes, Allergnä-

digst gestatten und dieses Somit« Allerhöchst Ihrer Hnld und Gnade versichern wollen." Die dankbare Freude über die nunmehrige Gewißheit dieser lang er­ sehnten Allerhöchsten Entscheidung wurde für uns nachfolgend noch durch

die Zuschrift gesteigert, welche der Magistrat die Geneigtheit hatte, am 21. November 1861 an die Unterzeichner jener auch an ihn gerichteten

ersten Anzeige vom 10. Juli 1861 gelangen zu lassen.

Sie verbürgte uns,

daß unsere nur durch die Liebe zum gemeinsamen Besten erweckte und antorisirte Bitte mit den Ueberzeugungen und den amtlichen Anträgen der

verehrlichen Stadtbehörden nuterdeß durchaus Hand in Hand gegangen, und

daß das jetzt erreichte Resultat zugleich die Erfüllung eines von den Re­ präsentanten dieser Königlichen Haupt- und Residenz-Stadt getheilten und nachdrücklichst befürworteten eigenen Wunsches war.

Daher wurde diese

Zuschrift des Magistrats sammt den ihr beigefügtcn, das vorerwähnte Pro­ tokoll der Sitzung vom 18. Juli 1861 einschließenden Anlagen, sofort bei der Constituirung des Lessing-Comite am 23. November 1861 der Ver­

sammlung urschriftlich vorgclegt, und sie bildet fortwährend eine zu un­ schätzbare Stütze für die ganze Wirksamkeit des Lefsing-Comit«, als daß wir

nicht bei ihrem für uns so ennuthigendcn als verpflichtenden Inhalt hier­ verweilen sollten.

„Es traf uns jene Anzeige vom 10. Juli 1861, — so eröffnete uns

nun der Magistrat, — gerade in einem Augenblicke, als in unsrer eigenen Mitte der anderweit in die Oeffentlichkeit getretene Vorschlag, die bekannten Differenzen zwischen dem Schiller- und Goethe-Comitv wegen Aufstellung

ihrer Stationen, durch Hinzunahme eines Lessing-Denkmals zu schlichten, be­ reits ausgenommen war und lebhaft verhandelt wurde.

Wir haben daher

die Eingangs erwähnte Mittheilung (über die stattgehabte Vereinigung zu

vorbereitenden Schritten für diesen Zweck) mit lebhafter Genugthmmg ent­

gegen genommen und uns beeilt, dem Projekte eines Lessing-Denkmals so­ wohl in den Unterhandlungen mit dem Schiller- mtb Goethe-Comitö, als

mit der Stadtverordneten-Versammlung, und später in unseren, auf Grund dieser Unterhandlungen höheren Orts formirten Anträgen allen Vorschub zu

leisten.

Als Belag hierfür fügen wir Abschrift unseres unter dem 30.

Oktober an den Herrn Minister für die geistlichen, Unterrichts- und Mcdizinal-Angelegenheiten erstatteten bezüglichen Berichts nebst allen Anlagen

bei, deren genanere Kenntnißnahme auch für die weiteren Schritte in der

54

Lessing-Angelegenheit von Wichtigkeit sein dürfte. Wir haben nunmehr das Vergnügen, die verehrlichen Unterzeichner des Schreibens vom 10. Juli

d. I. ergebenst zu benachrichtigen, daß zufolge hohen Erlasses des gedachten

Herrn Ministers vom 8. d. M. von Seiner Majestät dem Könige mittels

Allerhöchster Ordre vom 6. d. M. auf unsere Anträge huldreichst genehmigt worden ist: 1. „daß den Denkmälern für Schiller und Goethe auf denk hiesigen Gensd'armen-Markt noch ein Monument für Lessing und zwar

dergestalt hinzugefiigt werde, daß das Standbild Schiller's dir

Mitte des Platzes vor dem Schauspielhause beharrptet, die anderen beiden Standbilder aber ihm zur Seite treten;"

"1.

„daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli an Seine Majestät

den König gerichteten allerunterthänigsten Vorstellung, betreffend das Lessing-Denkmal, sich nunmehr als Comite constituiren, behufs Errichtung eines Standbildes für Lessing in Berlin auf dem Vor­

platze des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des Schiller-

Standbildes." „Indem

wir,

— so

schließt diese Zuschrift des Magistrats

vom

21. Noveinber 1861, — den verehrlichen Unterzeichnern der Eingabe vom

10. Juli d. I. in Erwiederung auf ihre Mittheilungen hiervon ergebenst Kenntniß geben, wird es uns aufrichtig freuen, von der erfolgreichen Thä­

tigkeit eines nunmehr definitiv zu bildenden Lessing-Comitö in einer großen nationalen Angelegenheit baldige Nachricht zu erhalten."

Dieser ehrenvollen Aufforderung des Magistrats wünscht das Lessing-

Comite zu entsprechen, indem es nach den vorher bezeichneten Entwickelungs­ stufen seiner Begründung nunmehr zu der folgenden ergebensten Mittheilung

über seine hierauf erfolgte fernere Gestaltung und seitherige Wirksamkeit

übergeht.

Die Frage, die sich die Unterzeichner der Jmmediat-Eingabc vom 24. Juli 1861 bei ihrem ersten Zusammentritt nach Erlaß und Publikation der

Allerhöchsten Ordre vom 6. November am 23. November zunächst vorlegten, war die, ob der Kreis der Mitglieder des Lessing-Comitö auf die Zahl dieser

Unterzeichner zu beschränken oder darüber auszndehuen, und im letzteren

Falle, ob die Constituirung des Comite bis dahin, daß sich die Erfolge et­

waiger fernerer Einladungen würden übersehen lassen, zu beanstanden sei. Die Versammlung entschied in ihrer Majorität, daß der Zweck des Comite die möglichste Beschleunigung seiner Constituirung unter den obwaltenden

Umständen dringend gebiete, jedenfalls die Aussetzung der Constituirung

biö nach dem Ausfall jener Eventualität nicht zulasse.

Hierauf schritt die

Versammlung zur Constituirung des Lessing-Comitv's mittels Wahl eines

aus sieben Comite-Mitgliedern bestehenden geschäftsleitendenden Ausschusses

und wählte durch schriftliche Stimm-Abgabe zum Vorsitzenden: beit OberTribunalsrath Bloemer, zu dessen Stellvertreter den Geheimrath vr. Jo­

hannes Schulze, zum Schriftführer den Gerichts-Assessor Robert Lessing,

zu

dessen

Stellvertreter den Dr. O. Lindner, zum Schatzmeister den

Commerzienrath Leonor Reichenheim, zu dessen Stellvertreter den Fabrik­ besitzer Jacques Meyer, und als zutretendes ferneres Mitglied jdes Aus­ schusses: den Ober-Bau-Direktor Hüb euer.

Die angemessene Erweiterung des dadurch zunächst auf die Unterzeichner der Jmntediat-Eingabe vom 24. Juli beschränkten Lessing-Comite, war der

Gegenstand fortgesetzter Verhandlung in den nächsten Sitzungen vom 27. Povember und vom 7. December 1861.

Als eine angemessene Erweiterung

wurde nur diejenige erachtet, welche die Möglichkeit einer persönlichen Ver­

letzung für den Nicht-Eingeladenen ausschließe.

Von dieser Rücksicht geleitet,

beschloß die Versammlung die Erweitemng des Lessing-Comite allerdings unverzüglich zu versuchen, sie jedoch über die nachfolgenden Einladungen an: den Minister der geistlichen,

Unterrichts- und Medizinal-Ange-

legenheiten, den General-Inspecteur des Militair-Erziehungs- und Bildungs-

Wesens, den zeitigen Rector der Universität, den General-Director der Königlichen Museen,

den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele, den Oberbürgermeister und Bürgermeister hiesiger Haupt- und

Residenzstadt, den Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der Stadtvcr-

ordncten-Versammlung.

den Aeltesten-Vorsteher der Corporation der Kaufmamtschaft und dessen Stellvertreter, und

das Haupt derjenigen hiesigen Familie,

deren Ehrennamen mit

dem Namen Lessing durch das Band der edelsten Freundschaft für immer verbunden ist,

nicht auszudehnen.

Dieselbe Rücksicht wurde namentlich

auch in Bezug

auf den Kreis der hiesigen ausübenden plastischen Künstler für maßgebend erachtet, da eine Einladung an alle Glieder dieses Kreises

sachlich nothwendiger Begrenzung der Mitgliederzahl

aus Gründen

des Lessing-Comit«

unangänglich, eine Wahl unter den betreffenden Herren aber dem Comite

durchaus verboten schien. Der Ober-Bürgermeister und der Bürgermeister Berlin's,

sowie der

Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der Stadtvcrordnetcn-Versamnilnng,



56



die Herren Dr. KranSnick, H ed emann, Lüttig und Schäffer haben der an sie ergangenen Einladung bereitwilligst entsprochen; das Lessing-Comitv hat

die Genugthuung, die sämmtlichen Repräsentantm der hiesigen städttschm Be­ hörden jetzt nicht blos zu seinen Begünstigern, sondern zn feinen Mitglie­

dern zu zählen.

Dasselbe gilt von

bis auf Herrn von Olfers.

allen anderen vorbezeichneten Herrm,

Da das thatsächliche Nichttheilnehmen des

Letztem an dcnr Lessing-Eomitv mehrfach zn unrichtigen Auffaffungen ge­

führt hat, so glauben wir es der Sache, dem verehrlichen Magistrat und uns selbst schuldig zu sein, durch eine vollständige Darlegung des faktischen Hergangs ferneren Unrichtigkeiten, so viel an uns ist, vorzubengen.

Als es sich in der vorbezeichneten Sitzung des Lessing-Eomitv davon handelte, dieses Comite in der eben.angedeuteten Begrenzung zu erweitern, ist bezüglich des Herm von Olfers nicht unerörtert geblieben, was durch

persönliche und sachliche Rücksichten unserer pflichtmäßigen Erwägung nahe

gelegt war.

ES kam zur Sprache, daß Herr von Olfers ans die auch an

ihn, als Mitglied des Goethe-Comite, am 10. Juli 1861 ergangene frühere Anzeige und Einladung, die darin erbetene zustimmende Erklämng seiner­

seits nicht abgegeben, und daß kurz nachher die für

die technischen Vor­

arbeiten zur Errichtung des Goethe-Denkmals abgezweigte Ilbtheilung des

Goethe-Comite sich unter dem Vorsitze des Herrn von Olfers gegen das Drei-Statnen-Project, also gegen die Grundlage und Vorbedingung des jetzt

constituirten Lessing-Comitv, gntachtlich ausgesprochen habe.

Die General-

Versammlung des Goethe-Comite habe diesem Gutachten ihrer technischen

Abtheilung am 16. Juli 1861 zwar allerdings in sofern die Zustimmung versagt, als sie nach längerer Erwägung beschlossen, eventuell auch ihrerseits

dem Drei-Statuen-Projekt beizutreten und als sie demgemäß ihre Depntir-

tcn zur Abgabe einer desfallsigen Erklärung in der von dem Magistrate

auf den 18. Juli 1861 anberaumten Sitzung mit Vollmacht versehn; auch sei diese eventuelle Zustimmung für das Drei-Statuen-Projekt Namens des Goethe-Comilv am 18. Juli 1861 durch dessen Deputirte wirklich

geben worden; dies gebe aber immerhin keine Gewißheit, daß

abge­

sich Herr

von Olsers nunmehr geneigt bezeigen werde, an der Ausführung dieses Projekts durch Eintritt in das Lefsing-Comitv Theil zu nehmen.

Dagegen

wurde in Betracht gezogen, daß durch die Allerhöchste Ordre vom 6. Novem­

ber 1861 die Ausführung des Drei-Statuten-Projekts nunmehr endgültig

entschieden sei, und daß das Lessing-Comits jedenfalls kein Recht habe, anznnehmen, daß es in den Wünschen des Herrn von Olfers liegen könne,

auch jetzt einem Comitv

nicht anzugchören,

dessen

Constitnirnng Seine

Majestät der König seitdem nicht blos gestattet, sondern der Zusicherung

Seiner Allerhöchsten Huld und Gnade ausdrücklich gewürdigt habe.

Dao

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1)4

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Lessing-Comitö bleibe verpflichtet, seinerseits nichts unversucht zu lassen, bannt neben den anderen einflußreichen

und hochverehrten hiesigen Ver­

tretern der Kunst nnd Wissenschaft und des städtischen Gemeinwohls in dem, nach diesen Seiten hin zu erweiternden Kreise seiner Mitglieder, der

General-Director der Königlichen Museen nicht vermißt werde. Die letztere

Betrachtung überwog; die Versammlung beschloß Herm von Olfers noch­ mals um Anschluß an das Lefsing-Comits zu ersuchen, und das desfalls an

ihn zu richtende Schreiben durch

eines ihrer Mitglieder bei Herrn von

Olfers persönlich überreichen zu lassen.

Dieses Schreiben lautete:

Seiner Excellenz, denk General-Director der Königlichen Museen, Herm Wirklichen Geheimen Rath Dr. von Olfers Hier. Berlin, den 20. December 1861. „Seine Majestät der König

haben Inhalts hochverehrlichen

Rescripts des Ministers der geistlichen,

cinal-Angelegenheiten,

Unterrichts- und Medi-

Henn von Bethmann-Hollweg,

Ex­

cellenz, vom 8. v. Mts., durch Allerhöchste Ordre vom 6. deffelben

Monats uns auf unsere Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli d. I. eröffnen zu lassen gemht, daß Allerhöchstdieselben die Bildung eines Comits zur Errich­

tung eines Standbilds für Lessing in Berlin, auf dem Dor­ platze des Königlichen Schaufpielhauses, zur Seite des künfti­ gen Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten nnd dieses Eomite Allerhöchst Ihrer Königlichen Huld und Gnade Der«

sichern wollen. „Don dem lebhaften Wunsche erfüllt, diese Allerhöchste Gestat­

tung in gedeihlichster Weise zu verwirklichen, haben wir am 7. d. M. einstimmig beschlossen, Ew. Excellenz zu bitten, daß es Hoch-

demselben im Interesse des schönen vaterländischen Zweckes genehm sein möge, sich uns als Mitglied des Lessing-Comits durch Mit­ unterzeichnung des von demselben nunmehr zu veröffentlichenden

Aufrufs hochgeneigtest anzuschließen,

und

ist Herr General von

Webern dabei zu der freundlichen Zusage bereit gewesen, Euer Excellenz das Original des Aufrufs zugleich mit diesem Ausdruck

unserer ergebensten Bitte persönlich zu überreichen. DaS Comitv zur Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin.

In dessen Auftrag: Dr. Joh. Schulze.

Blocmcr.

58 Dieses Schreiben gelangte hierauf mittelst des nachfolgenden an de»

General-Lieutenant von Webern.

„Euer Ercellenz

bitte ich um die Erlaubniß in der beifolgenden Mappe das Original unseres Lesfing-Aufrufs sammt den Behändigungsschrei­ ben an die Herren von Peucker, von Hülsen und von Olsers,

bei Hochdenselben einzureichen und die durch den Drang der Zeit gebotene Bitte um baldgeneigte Rücksendung nach hoffentlich er­ reichtem Erfolge, gehorsamst anschließen zu dürfen.

Wie Euer

Excellenz Sich zu Ihrer Freude überzeugen werden, sind die Ver­ treter der hiesigen städtischen Behörden,

die Aeltestcn Vorsteher

der Corporation der Kaufmannschaft und der Rector unserer Fried­ rich-Wilhelms-Universität, die Herren: Krausnick, Hedemann,

Lüttig, Schäffer, Baudouin, Warschauer und Magnus,

indem sie der dessalls an sie ergangenen Einladung bereitwilligst ent­

sprochen haben, jetzt mit uns verbunden.

In der von des Königs

Majestät Allerhöchstselbst nunmehr gestatteten und öffentlich in Schutz genommenen Verehrung des deutschen Mannes, der den Tellheim schrieb, Voltaire entthronte und mit Winkelmann die neue Kunst

schuf, werden uns die Leiter und Bewahrer .Erziehung und der Kunstbildung in

der militairischen

Preußen

ebenfalls nicht

fehlen wollen.

„Meine Legitimation zur Unterzeichnung des Aufrufs für den

Appellationsgerichts-Vice-Präsidentcn Herrn Simsen in Frank­ furt a. O. — der das Jmmediat-Gesuch vom

mitunterzeichnete —

schreiben desselben

24. Juli v.

I.

ist in dem an mich gerichteten Antwort­

vom 20. v. Mts.

sub pet rem.

ebenfalls

angcfügt.

„Genehmigen Euer Excellenz die Versicherung der aufrichtigen Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu verharren als Hochdesselben

ganz gehorsamster

Bloemer."

Die Erwiederung des Herrn General-Lieutenants von Webern auf diese letztere Zuschrift lautet: Berlin, den 4. Januar 1862.

„Ew. Hochwohlgeboren habe ich unter Rücksendung beikommender Mappe, in welcher das

Original unseres Lessing-Aufrufs liegt, freundlich ergebenst Bericht

59 zu erstatten über das Ergebniß des von mir übernommenen Ge­

schäfts im Interesse unserer Angelegenheit. „Wie Sie sich aus den Unterschriften überzeugen wollen, haben

Herr von Peucker und Herr von Hülsen die für sie ehrenvolle Aufforderung, dem Comite zuzutreten, bereitwillig, und mit dem Zusatz, nach Kräften nützlich und förderlich zu fein, doch mit der

Bitte, sie mit jedem Amt und Geschäft zu verschonen, zugesagt.

Anders war es mit Herrn von Olfers, der entschieden abge­ lehnt, und dabei anö seiner Verpflichtung als Goethe-Comite-

Mitglied Vcrhinderungsgründe anführte, deren Gültgkeit ich zwar nicht einsehen konnte, aber doch auch nicht bestreiten wollte. Das

Comite wird daher schon wohl auf den Beitritt des Herrn von Olfers unter diesen Umständen verzichten müssen.

„Mit dem Ausdruck wahrhafter Hochachtung und freundlicher Ergebenheit

herzlich zngethaner

von Webern."

Die directe schriftliche Antwort des Herrn von Olfers war folgende: „Der verehrlichen Aufforderung des Comite für Errichtung des Lessing-Standbildes vom 20. December, welche mir heute be­ händigt worden, bedauere ich nicht entsprechen zu können, indem

meine vielfach in Anspruch genommene Zeit mich hat bestimmen

müssen, aus Vereins-Vorständen zu scheiden, an welchen ich lange Zeit theilgenommen hatte; um so weniger würde ich daher neue

Verpflichtungen zu übernehmen im Stande sein. Berlin, den 3. Januar 1862. Hochachtungsvoll und ganz crgebenst

von Olfers.

An das Comite für Errichtung des Lessing-Standbildes

z. H. des König!.

Wirklichen Geh. Ober-Regierungsraths Herrn Schulze

Hochwohlgeboren. Hier."

Das Lessing-Comite, durch den allseitigen Beitritt der vorgenannten anderen verehrten Herren auf die Gesammtzahl von 33 Mitgliedern er­

weitert, hat hierauf mit dem von ihnen Allen unterzeichneten, Berlin, 10.

Januar 1862, datirten „Aufruf zur Errichtung des Lessing-Standbildes in

Berlin", seine öffentliche Wirksamkeit begonnen.

Es hat darin in Gemein-

60 schäft mit dem Minister der geistlichen, Unterrichts- nnd Medicinal-Angclegenheiten, Herrn von Bethmann-Hollweg, der für eine so gute Sache

auch in persönlicher Theilnahme mittvirfen zu wollen, sich sofort bereit er­

klärte, die Allerhöchste Entscheidung verkündet, daß „dem Standbilde Schiller's, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters die allgemeinste und innigste Verehrung den Grundstein legte,

die Standbilder Goethe's und Lessings

nun zur Seite treten, und mit ihm dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhanses dieser deutschen Hauptstadt den reichsten und edelsten Schmuck verleihen sollen."

Es hat „Alle, die in Lessing

den großen Schriftsteller und Charakter verehren,

Alle, die sich ihm ver­

pflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edeln Mannes in ihrem Herzen

tragen, aufgerufen, an dem vaterländischen Untemehmen Theil zu nehmen: Lessing's

Andenken,

mit

den

theuersten

unseres

Erinnerungen

nationalen Ruhmes vereinigt, in sichtlicher Erkennbarkeit den kom­

menden Geschlechtem zu überliefern."

Es hat diesen Aufruf mit der Kund­

gabe schließen können, daß unsere huldreiche Körigin bereits

„den ersten

Beitrag" zu dem Lessing-Standbilde gegeben, d. h. durch die That besiegelt

habe,

was Allerhöchstdieselbe gleich

nach dem ersten Bekanntwerden des

Drei-Statuen-Projektö in einer von Henn vr. Brandts

an

den Appel-

latiottsgerichts-Vice-Präsidcnten Simson gerichteten Zuschrift aussprechen

zu lassen geruht hatten, daß Ihre Majestät den Vorschlag:

„das Standbild Schiller's dort aufzustellen, wo der Grundstein ein­ mal gelegt, und zu seiner Rechten und Linken Goethe's und Lessing's Monumente zu errichten, sehr angemessen finden, und für den Fall

dieser Plan zur Ausführung käme, für Lessing's Denkmal denselben Beitrag aus Allerhöchst Ihrer Schatulle aussetzen wollen, welchen

die

Allergnädigste Herrin zur Errichtung der beide»

übrigen

Denkmäler bereits gewährt hat."

Den Redactionen der hiesigen nnd vieler anderer auswärtigen Blätter

und Zeitschriften sind wir für die sofortige Aufnahme des Aufrufs und die dem Zwecke unserer Bestrebung dadurch geleisteten wirksamen Dienste zu dankbarer Anerkennung verpflichtet.

Mit Ausnahme eines einzigen, zuerst

in der Spener'schen Zeitung veröffentlichten Artikels, den die verehrliche Redaction dieses Blattes indeß unmittelbar nachher selbst als aus falscher Mittheilung hervorgegangen bezeichnet, und dessen Aufnahme sie bedauert

hat, hat sich unseres Wissens die Redaction keines vaterländischen oder aus­ ländischen Blattes bisher in einem anderen, als in dem der Allerhöchsten

Entscheidung vom 6. November 1861 zustimmenden Sinne ausgesprochen. Dem ersten glückverheißenden Beitrag Ihrer Majestät der Königin

haben sich seitdem andere Beiträge ans der Nähe nnd Ferne angeschlossen.

Gl Wir erwähnen mit besonderer Freude des Beitrages des Herrn Professors

Geppert aus dem Resultat der von demselben hier zum Besten des LessingStandbildes unlängst bewirkten Aufführung des Rubens.

Herr Professor

Geppert hat seinerseits mit großem Danke der eben so freundlichen als wesentlichen Hülfeleistuug gedacht, die ihm dabei von dem General-Inten­

danten, Herrn von Hülsen, zu Theil geworden. Auch von der Munificenz des Prinzen Georg von Preußen, Königliche Hoheit, die sich bei dieser

Gelegenheit bewährt, hat Herr Professor Geppert demComit« erfreuliche

Kenntniß gegeben.

Die Zuhörer des Herrn Professor Werder in dessen

Vorlesungen über Nathan fallen den Tribut ihres Dankes gegen den ver­ ehrten Lehrer in einer vereinigten Gabe für das Lessing-Standbild zu spendeu .bestimmt haben.

Herr Professor Gosche hat über Lessing's Leben und

Geistes-Entwicklung gleichzeitig zahlreich besuchte ösientliche Borlesungen ge­

halten, deren Nachwirkungen unseren Bestrebungen ebenfalls zum bleibenden Nutzen gereichen werden.

In unserer letzten Eomite-Sitzung ist beschlossen worden, mit der Vertheilung der Beitragölisten für das Lessing-Standbild nunmehr in der Art

vorzugehen, daß zunächst den Comite-Mitgliedern selbst einzelne Nummern

dieser Listen zur Circulation in den Kreisen ihrer Freunde und Bekannten mitzutheilen seien.

Demgemäß haben alle in dieser Sitzung anwesende

Mitglieder, jedes derselben drei Nummern dieser Beitragslisten an sich ge­

nommen und ihre bestmöglichste Bemühung zur Fördemng des Zweckes

zugesagt.

Den in der Sitzung nicht anwesenden Comitö-Mitgliedern sind

seitdem zu gleichem Zwecke ebenfalls einzelne Nummern der Beitragslisten

zugestellt.

Für die geeignete Vertheilung der Beitragslisten in den hiesigen

Stadtbezirken durch die geneigte Vermittlnng der betreffenden Herren Be­ zirksvorsteher hat Herr Bürgermeister Geheime Rath Hedemann, in eben dieser Sitzung die erforderliche Einleitung in nahe Aussicht gestellt.

Die Mitbetheiligung der vaterländischen Hochschulen und Gymnasien, Bühnen-Vorstände und Kunst- und wissenschaftlichen Anstalten an unseren Bestrebungen ist in besonderen, unserem Aufrufe beizufügenden Begleitschreiben

vorbereitet.

Das Comite hat sich für die deshalb erforderlich gewesenen

Vorarbeiten auch hier zweien seiner Mitglieder, den Herren Profefforen Gosche und Gubitz, zu Dank zu bekennen.

Einzelne Kreise von Verehrern Lessing's, die sich seinen Gesinnungen besonders verbunden wissen, lassen uns auf gesegnete Resultate vereinigter

Anstrengungen schließen, andere Kreise, die das Andenken Lessing's in be­ sonderer Dankbarkeit heilig halten, haben dazu die bestimmte Aussicht er­ öffnet.

Neben so viel Erfreulichem betlagen wir den Verlust des Stadtver-



62



ordneten Herrn Guttcntag, den ein unerwarteter Tod ans unserer Mitte abberufen hat.

Wie Herr Guttentag sofort mit freudiger Entschlossenheit

unseren Bestrebungen zugetreten, so hat er ihnen in der leider nur zu kurzen

Dauer seiner uns gewidmeten thätigen Mithülfe stets mit ganzem Herzen

zu dienen gesucht.

Auch das Lessing-Comitö wird nicht aufhören, sich des

werthen Mitbürgers mit verdienter Anhänglichkeit zu erinnern. Wir schließen unsere Mittheilung an den verehrlichen Magistrat mit dem aufrichtigen Danke für die uns von ihm und der Stadtverordneten-

Bersammlung seither in so entgegenkommender und wirksamer Weise zuge­

standene Unterstützung, mit der lebhaften Bitte um deren unverminderte kräftige Fortgewährung und in der zuversichtlichen Hoffnung, daß das unter

den schützenden Aufpicien unseres Königs vertrauensvoll begonnene vater­

ländische Werk durch Eintracht und Beharrlichkeit zur glücklichen Vollendung gelange.

Berlin, den 8. Mai 1862.

Das Ausschuß des ComitL zur Errichtung des LessingStandbildes in Berlin. Bloemer.

Dr. Johannes Schulze.

Dr. O. Lindner.

Reichenheim.

Robert Lessing.

Jacques Meyer.

Hübener.

Nr. XXII.

Erwiederung des Stadt-Magistrats an das Lessing-Comite auf den Bericht sub XXI. Vom 29. Mai 1862.

Von dem uns übersandten Bericht des verehrlichen Comite d. d. Berlin

den 8. d. M., betreffend die bisherige Thätigkeit für die Errichtung des

Lessing-Denkmals, haben wir mit lebhaftem Interesse Kenntniß genommen und indem wir in den Wunsch Wohldesselben „daß das unter den schützenden Anspielen unseres Königs ver­ trauensvoll begonnene vaterländische Werk durch Eintracht und

Beharrlichkeit zur glücklichen Vollendung gelange"

gern einstimmen, schließen wir nut den Versichenmgen unseres Dankes und unserer fortgesetzten Theilnahme.

Berlin, den 29. Mai 1862. Magistrat

hiesiger Königlichen Haupt- und Residenzstadt. Krausnick.

An

das Comitö zur Errichtung des Lessing-Stand­ bildes in Berlin, z. H. des Vorsitzenden Herrn

Geheimen Ober-Tribunalsraths Bloemer, Ritter rc.

Hochwohlgeboren.

C.4



—.

Nr. xxm. Schreiben des Vorsitzenden

des

Goethe-Comitö an den Vor­

sitzenden des Lessing-Comits, den Widerruf des Beschlusses des

Goethe-Comits vom 16. Juli 1861 und das Zurücktreten von

der Vereinbarung vom 18. Juli 1861 (Nr. X.) ankündigend, nnd die Billigung

dieser

Absicht

durch

das

Lessing-Comits

beantragend.

Vom 26. Mai 1862.

Hochzuverehrender Herr! Ew. Hochwohlgeboren als Vorsitzendem des Lessing-Comitv beehre ich mich ergebenst anzuzeigen, daß das Goethe-Comits in seiner am 23. April

d. I. abgehaltenen General-Versammlung nach längerer Berathung den

nachstehenden Beschluß gefaßt hat:

in Erwägung daß die General-Versammlung sich den Gründen des

Central-AusschusseS A wegen Aufhebung des Beschlusses vom 16. Juli 1851 nicht zu verschließen vermag, beschließt sie:

das Gutachten der letztgedachten Abtheilung A dem Lessing-Comit« mitzutheilen und auf Grund desselben eine Verständigung mit dem

Lessing-Comits herbeizuführen.

In Folge dieses Beschlußes ist das oben bezeichnete Gutachten in Druck gegeben und die Schröder'sche Verlagsbuchhandlung nach nunmehr vollendetem

Abdrucke beauftragt worden, den Mitgliedern des Lessing-Comits je ein Exemplar, Ew. Hochwohlgeboren aber deren mehrere, zuzustellen. Ew. Hochwohlgeboren sind den Verhandlungen des Goethe-ComitS, das

die Ehre hat, Sie zu seinen ursprünglichen Mitgliedern zu zählen, mit zu stetiger Theilnahme gefolgt, um nicht die feste Ueberzeugung gewonnen zu

haben, daß der angeführte Beschluß seinen Ursprung nur aus den unab-

weislich gewordenen Bedenken gegen das Gelingen und die künstlerische Aus­ führbarkeit des am 16. Juli 1861 beschlossenen Projektes herleitet.

Insofern in dieser Beziehung das Interesse des Lessing- und Schiller-

G5 Comite mit dem des Goethe-Comits der Sache nach ein und dasselbe ist,

glaube ich hoffen zu dürfen, das Lessing-Comits werde sich dem Wunsche wechselseitiger Verständigung nicht entziehn, und erlaube mir für diesen all­

seitig wünschenswerthen Zweck den ergebensten Vorschlag:

das Lesstng-Comits wolle aus seiner Mitte drei Mitglieder zur nä­ heren Verhandlung mit der gleichen Anzahl von Mitgliedern des Goethe-Comits abordnen.

Die Vorsitzenden beider Comits würden zu dieser Commission beizu­ treten haben.

Die verspätete Mittheilung dieses Antrags bitte ich nur dem verspä­

teten Abdruck des motivirenden Gutachtens zur Last zu legen.

Der Vorstand

glaubte in so ernster Angelegenheit das Gewicht des Gutachtens durch Hin­ zufügung der Gründe auch anderer dem Goethe-Comits nicht angehöriger

namhafter Sachverständiger verstärken zu müffen.

In der Zuversicht, daß sich ein Weg der Verständigung werde ermitteln lassen, der zu dem wünschenswerthen Ziele führt, ohne das Lessing-Comitv

irgend in Widerspruch mit den ursprünglichen Zwecken seiner Begründung zu setzen, wie in der Gewißheit,. daß auch die letzte General-Versammlung

ihren obigenBeschluß unter dieser Voraussetzung gefaßt hat, mit vollkommenster Hochachtung

Berlin, den 26. Mai 1862.

Ew. Hochwohlgeboren als z. Vorsitzender des Goethe-Comite H. G. Hotho.

An

den Obertrtbnnalsrath, Herrn F. Bl o em er. Hochwohlgeboren.

Hier.



66



Nr. XXIV.

Empfangsbescheinigung des Schreibens Nr. XXIII. durch den Vorsitzenden des Lesfing-Comitö. Pom 27. Mai 1862.

Hochzuverehrender Herr!

Euer Hochwohlgeboren ermangele ich nicht hiermit ganz ergebenst an­

zuzeigen,

daß ich die von Ihnen,

als Vorsitzendem des Goethe-Comitö,

an mich gerichtete Zuschrift vom 26. d. gestern zu

empfangm die Ehre

gehabt habe, und deren Anhalt, dem Ausschuß des Lessing-ComM,

als.

dem vorberathenden und geschäftsleitenden Theile dieses Comite, sofort zur Kenntniß bringen werde.

Indem ich mich meinerseits zunächst auf diese Anzeige beschränken muß, zeichne ich Berlin, 27. Mai 1862.

mit vollkommenster Hochachtung als zeitiger Vorsitzender des Lessing-Comite,

Bloemer. An

Seine Hochwohlgeboren, Herrn Professor Dr. H. G. Hotho.

Hier.

Nr. XXV.

Motivirte Ablehnung des sub. Nr. XXIII. vorerwähnten An­ trags deS Goethe-Comils, in Gemäßheit des Auszugs aus dem

Protokoll der in der Königlichen Bau-Akademie zu Berlin am

16. Juni 1862, Nachittags 6 Uhr, stattgehabten Sitzung des Lesfing-ComitL's. Vom 26. Zum 1862.

Wegen eingetretener Abhaltung hatten sich für die heutige, durch Einladung des Vorsitzenden vom 12. d. M. einberufenc Sitzung entschul­ digt die Herren:

Aeltesten-Vorsteher der Corporation der Kaufmannschaft, Geheimer

Commerzienrath Baudouin; dessen Stellvertreter, Commerzienrath Robert Warschauer; Ober-Bau-Director Hübener; Geheimer Ober-Postrath Schüller;

Commerzienrath Leonor Reichenheim; General-Lieutenant von Webern;

für den General-Intendanten der Königlichen Schauspiele, Herrn von Hülsen, war angezeigt, daß er nach London verreist sei. Anwesend waren die Herren: Ober-Tribunalsrath Bloemer, Vorsitzender;

Wirklicher Geheimer Ober-RegierungSrath vr. Johannes Schulze; Dr. O. Lindner; Fabrikbesitzer Jacques Meyer Professor Dr. Joh. Gust. Dropsen: Professor Dr. Robert Gosche;

Buchdruckerei-Besitzer Ernst Kühn; Kaufmann Le Coq;

der zeitige Rector der Königlichen Friedriche Wilhelms-Universität, Prof. Dr. A. Magnus;

Geheimer Commerzienrath Alexander Mendelssohn; Verlags-Buchhändler Dr. G. Parthey;



68



Geheimer Rath, Professor Dr. Friedrich von Raum er;

Ober-Consistorialrath, Professor Dr. A. Twesten; Stadtverordneter Dr. M. Veit; Stadtrath Dr. Woeniger;

Gerichts-Assessor Robert Lessing, Schriftführer. Der Vorsitzende theilt der Versammlung eine an ihn gerichtete und

urschriftlich

vorliegende Zuschrift

des Herrn

Vorsitzenden des Goethe-

Comite vom 26. Mai c. mit, deren Empfang er demselben am 27. Mai c.

mit dem Beifügen angezeigt,

daß er den Inhalt der Zuschrift dem Aus­

schuß des Lessing-Comittzs, als dem vorberathenden und geschäftsleitenden Theile dieses Comitös, sofort zur Kenntniß bringen werde, und sich seiner­

seits zunächst auf diese Anzeige beschränken müsse.

Der Ausschuß ist auf

die Einladung des Vorsitzenden vom 29. Mai c. am 4. Juni c. zu einer Vorberathung zusammengetreten.

Das Resultat dieser Vorberathung ist

der an diesem Tage von dem Ausschuß einstimmig gefaßte Antrag, den

derselbe

gegenwärtig der

fassung stellt.

Versammlung

zur Berathung

und Beschluß­

Ebenso liegt der Versammlung vor, das in der Zuschrift

des Herrn Vorsitzenden des Goethe-Comites voin 26. Mai c.

bezogene

„Gutachten" der Abtheilung A. des Goethe-Comites vom 14. April c., in Exemplaren einer „nebst Beilagen" und einem „Vorwort" veröffentlichten

Druckschrift,

die,

jener Zuschrift des Herrn Vorsitzenden des

Goethe-

Comites gemäß, den einzelnen Mitgliedem des Lessing-Comitös in je einem Exemplare zugestellt werden sollte und zugestellt worden ist. Die Versammlung ist hierauf in die Berathung dieser Angelegenheit

eingctreten, uitb nach gepflogener Verhandlung aus den nachfolgenden Be­ stimmungsgründen zu der am Schluffe angegebenen Erklärung gelangt. In Erwägung:

daß Seine Majestät der König

in

gerichteten Jmmediat-Eingabe vom

einer an Allerhöchstdenselben

24.

Juli

1861

ehrfurchtsvoll

gebeten worden ist, den Unterzeichnen; dieser Eingabe Wergnädigst

zu gestatten: „zur Bildung und Constituirmig eines Comites für hie Errich­ tung eines Lessing-Standbildeö

in Berlin, .auf dem Vorplätze

des Königlichen Schauspielhauses, zur Seite des künfti­ gen Schiller-Standbildes, .als :des..bleibenden Mittel­

punktes der drei Dichter-Standbilder Lessing, Schiller und Goethe, baldigst.vorschreiten zu dürfen, und daß es Seiner Königlichen

Majestät

gefallen

wolle,

den Bestrebungen

dieses

Comites mit Allerhöchst Ihrer Königlichen Huld und Gnade zu-

gethan zu sein;" daß, drei Monate später, der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts­

und Medizinal-Angelegenheiten den Unterzeichnern dieser JmmediatEingabe mittelst hohen Reskripts vom 8. November 1861 eröffnet hat:

„daß durch Allerhöchste Ordre vom 6. November

1861 Se.

Majestät die Bildung eines Comites zur Errichtung eines Stand­ bildes für Lessing in Berlin, auf dem Dorplatze des König­ lichen

Schauspielhauses,

zur

Seite

des

künftigen

Schiller-Standbildes, Allergnädigst gestatten und dieses Comite

Allerhöchst Ihrer Huld und Gnade versichern wollen;" daß auch der Magistrat hiesiger Königlichen Haupt- und Residenz­

stadt den Unterzeichnern einer desfalls an ihn gerichteten früheren Anzeige vom 10. Juli 1861 am 21. November 1861

die amtliche

Benachrichtigung ertheilt hat:

„daß zufolge hohen Erlasses des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 8. November 1861

von Seiner Majestät dem Könige mittelst Allerhöchster Ordre vom

6. November 1861 auf die Anträge des Magistrats huldreichst genehmigt worden: 1. daß den Denkmälern für Schiller und Goethe auf dem hie­

sigen Gensd'armen-Markte, noch ein Monument für Lessing,

und

zwar

dergestalt

hinzugefügt

werde,

daß

daö

Standbild Schillers die Mitte des Platzes vor dem

Schauspielhause

behauptet,

die

anderen

beiden

Standbilder aber ihm zur Seite treten;

2. daß die Unterzeichner der unter dem 24. Juli 1861 an Seine

Majestät den König gerichteten Allerunterthänigsten Vorstellung, betreffend

das

Lessing-Standbild, sich

nunmehr als Comite

constituiren behufs Errichtung eines Standbildes für Lessing

in Berlin,

auf dem Vorplatze des Königlichen Schau­

spielhauses, zur Seite des künftigen Schiller-Stand­

bildes;" daß auf Grund der Allerhöchsten Ordre vom 6. November 1861

die Constituirung des Lessing-Comites am 23. November 1861 wirk­ lich erfolgt ist:

daß sich diesem, zunächst aus

den Unterzeichnern der Jmmcdiat-

Eingabe vom 24. Juli 1861 bestehenden, Comite bald nachfolgend,

andere Männer als Mitglieder des Lessing-Comites bereitwilligst an-

70 geschlossen haben, in denen die Einladenden hochgeschätzte Vertreter der Kunst und Wissenschaft und des städtischen Gemeinwohls,

den

Unterrichts-Minister, den Chef des Militair-Erziehungs- und Bildungs­

wesens, den Oberbürgermeister und den Vorsitzenden der Stadtverord-

neten-Dersammlung Berlins an der Spitze, zu verehren hatten; daß, unter ausdrücklicher Berufung aus die durch die Allerhöchste Ordre vom 6. November 1861 getroffene Königliche Entscheidung und

huldreichst ertheilte Zustimmung, das nach diesen Richtungen hin erwei­ terte Lessing-Comitö am 10. Januar 1862 einen, von allen seinen Mitgliedern unterzeichneten, öffentlichen Aufruf zur Errichtung des

Lessing-Standbildes in Berlin erlassen hat,

in dessen Eingang wört­

lich gesagt ist:

„Jene hochgesegnete Epoche

unsrer Geistesbildung,

die, mit

Lessing beginnend, sich in Schiller zu ihrer idealen Verklärung erhebt und in Ghethe ihre Vollendung feiert, soll in der har­

monischen Verbindung der Standbilder dieser drei He­

roen jetzt ihre dauernde Verherrlichung finden: dem Standbilde Schiller'S, zu dem am Jubelfeste des geliebten Dichters die allgemeinste und innigste Verehrung den Grundstein legte, sollen die

Standbilder Goethe's und Lessing's zur Seite treten, und, mit

ihm,

dem Vorplatze

des

Königlichen

Schauspielhauses

dieser deutschen Hauptstadt den reichsten und

edelsten

Schmuck verleihen;" und weiter: „Jetzt der Unvergänglichkeit der Verdienste Lessing's den schul­

digen Tribut der gemeinsamen Huldigung darzubringen und sein

Andenken,

mit den theuersten Erinnerungen unseres na­

tionalen Ruhmes vereinigt,

in sichtlicher Erkennbarkeit den

kommenden Geschlechtern zu überliefern, ist das vaterländische Unter­ nehmen, woran in wetteifernder Treue Theil zu nehmen, wir Alle,

die in Lessing den großen Schriftsteller und Charakter verehren,

Alle, die sich ihm verpflichtet fühlen, Alle, die das Bild des edlen

Mannes in ihrem Herzen tragen, mit fester Zuversicht anfrusen;" daß in dem „Vorwort" zn dem jetzigen Gutachten der „für die technischen Vorbereitungen zur Errichtung des Goethe-Denkmals" ab­

gezweigten Abtheilung A. des Goethe-Comites vom 14. April 1862 S. 4. der veröffentlichten Druckschrift, zwar versichert wird, daß „für

das Drei-Statuen-Project,

Schiller in der Mitte,

kein Manu der Wissenschaft, erklärt hat;"

sich kein Künstler,

71 daß das Lesstng-Comite, welches die Vertretung dieser Versicherung sowohl überhaupt als auch gegenüber der eignen Majorität des Goethe-

Comites bei dessen gleich zu erwähnendem Beschluß vom 16. Juli 1861, lediglich jener Seite selbst überlassen muß, von der sie in so umfassender Weise hier gegeben ist, seinerseits in dem Glauben an

die Wahrheit und das Recht des Gedankens fest verharrt, den die

zuständigen

städtische»

und

Staatsbehörden

allseitig

und

prüften

befürworteten, und dessen hieraus an Allerhöchster Stelle genehmigte Verwirklichung von der erklärten Huld und Gnade eben dieser Aller­

höchsten Stelle begleitet wird;

daß nach Erlaß des Aufmfs vom 10. Januar 1862 Beiträge aus

der Nähe und Ferne sich dem ersten Beitrage

angeschlossen

haben

und anschließen, den Ihre Majestät die Königin in sofortiger thatsächlicher Bestätigung Allerhöchst Ihrer vorher ausgesprochenen Billi­

gung des Drei-Statuen-Projects, Schiller in der Mitte,

bereits am

12. November 1861 zu der von des Königs Majestät am 6. Novbr.

1861 Allerhöchst genehmigten Errichtung des Lessing-Standbildes in Berlin, von Breslau aus einsenden zu lassen, die Gnade hatten; daß

die

Allerhöchste Ordre

vom

6. November

1861 daher seit

mehr als sieben Monaten in faktischem Vollzüge begriffen ist;

daß namentlich auch das in unmittelbarer Folge dieser Allerhöchsten Ordre publicirte Concurrenz-Ausschreiben des Magistrats für die Er­

richtung des Schiller-Standbildes die Rücksichtnahme darauf, daß diesem Standbilde

die Standbilder Goethe's

Seite treten werden, den

und Lessing's

später zur

concurrirenden Künstlern zur ausdrück­

lichen Bedingung gestellt hat;

daß das Goethe-Comite, nachdem es sich allen diesen offenkundigen

Thatsachen gegenüber seither vollkommen schweigend verhalten hat, in der Eingangs erwähnten Zuschrift seines Herrn Vorsitzenden an den Vorsitzenden des Lesstng-Comitss vom 26. Mai d. I. nunmehr, unter

Bezugnahme auf seinen jüngsten desfallstgen Beschluß vom 23. April

1862 der Sache nach, die Zustimmung des Lessing-Comitss dafür in in Anspruch nimmt, daß von der Errichtung des Lessing-Standbildes auf dem Vorplätze des Königlichen Schauspielhauses jetzt wieder ab­

gestanden, statt dieses Platzes für die Errichtung

des Lessing-Stand­

bildes ein anderer dazu

mehr geeigneter Platz auserwählt und zur

erleichterten Erreichung

dieses Zweckes von dem Lessing-Comits auf

den Vorschlag eingegangen werde:

72 „aus seiner Mitte drei Mitglieder zur näher« Verhaudlnng mit

der gleichen Anzahl von Mitgliedern des Goethe-Comites abordnen zu wollen", welcher „Commission die Vorsitzenden beider Comites

beizutreten haben würden;"

daß

dieser neueste Beschluß

des Goethe-Comites vom 23. April

1862. nicht blos gegen die Gmndlage und die ganze bisherige Wirk­ samkeit des Lessing-Comites, sondem auch gegen den zur thatsächlichen

Ausführung gelangten früheren eigenen Beschluß des Goethe-Comites vom 16. Juli 1861 anstreitet,

Beschlusse

16.

vom

Kenntnißnahme

Juli

und

da das Goethe-Comite sich in diesem

1861,

zwar

und

Erörterung

des

seiner Abtheilung A. vom 12. Juli 1861, richtung des

nach

vorheriger

damaligen Gutachtens

der Er-

bereit erklärte,

Lessing-Standbilds aus dem Vorplatze

Königlichen Schauspielhauses

und

der

des

dort be­

dadurch

zweckten Ausführung des Drei-Statuen-Projects, zuzustim-

mcn,

wenn das Schiller-Comitö aus der Errichtung des Schiller-

Standbildes in der Mitte des Platzes verharren sollte,' und da

die zum Vollzüge dieses Beschlusses vom 16. Juli 1861 bevollmäch­ tigten Vertreter des

Vertretern des

Goethe-Comites am

18. Juli 1861

vor den

Schiller-Comitss und den vereinigten Deputationen

des Magistrats und der Stadtverordneten-Versammlung in der Sitzung

auf dem hiesigen Rathhausc,

diese Zustimmung des Goethe-Comit6S

wirklich erklärt haben;

daß, wenn das Goethe-Comite sich durch das nunmehr erneuerte

Gutachten seiner Abtheilung A. vom 14. April 1862 und den darauf

gestützten Majoritäts-Beschluß

seines

Central-Ausschusses

vom

16.

April 1862 jetzt genöthigt glaubt, die durch den Vollzug des Be­ schlusses vom 16. Juli 1861 seinerseits definitiv geordnete Angelegen­ heit nachträglich doch wieder in Frage zu stellen, oder, die

eignen

Worte seines jüngsten Beschlusies vom 23. April 1862 anzuführen,

„sich den Gründen des Central-Ausschusses und der Abtheilung A. wegen Aufhebung des Beschlusses vom 16. Juli 1861 nicht zu verschließen vermag,"

und in Folge dessen sich zu dem vorangcführten Vorschläge bei dem

Lessing-Comitö bewogen gefunden hat, dies allerdings nur dem Ge­ biete seiner eigenen Auffassungen und Entschließungen angehört;

daß

das Lessing -Comits

jedoch

Ueberzeugungen zu folgen vermag;

seinerseits

ebenwohl

nur

seinen

73 daß es sich ans dem Standpunkte dieser Ueberzeugungen in keiner Weise die Gründe aneignen kann, die in dem Gutachten der Abthei­ lung A.

des Goethe-Comites vom

14. April 1862 des Nähern zu

entwickeln gesucht werden;

daß das Lessing-Comite

vielmehr

nach ernster Würdigung aller

hier zu Tage liegenden rechtlichen und thatsächlichen Momente und

der dadurch gebotenen Pflichten und Rücksichten sich mit diesem Gut­ achten und seinen Beilagen und Bezugnahmen, im entschiedenen Ge­

gensatze befindet; daß das Lessing-Comit« cs im Besondern,

führungen gegenüber, nicht für unangemessen,

desfallsigen An­

und noch weniger für

sondern für wohlbegründet und würdig hält,

unpassend, drei

den

größten

Deutschlands

Schriftstellern

auf

und

dramatischen

daß den

Dichtern

dem Vorplätze des Königlichen Schau­

spielhauses in Berlin drei Standbilder aufgerichtet, d. h. daß jene von Seiner Majestät dem Könige am 6. November 1861

gebilligten Wünsche und Hoffnungen erfüllt werden, die die Unter­

zeichner der Jmmediat-Eingabe vom 24. Juli 1861 damals vor Allerhöchstdemselben in den Worten aussprachen:

„Wie für die Blldung

und Veredlung des deutschen Geistes Lessing, Schiller und Goethe mit vereinigten Kräften unvergänglich.fortwirken, so mögen auch

ihre kunstverklärten Gestalten sich jetzt hier in ungetrennten Ehren erheben,

zur Freude des Vaterlands und zum

neuen Ruhm und

Schmuck dieser deutschen Hauptstadt;"

daß die am 6. November 1861 von Seiner Majestät dem Könige

Allerhöchst

genehmigte Dreistellung der Standbilder

für Lessing,

Schiller und Goethe auf dem Vorplatze des Königlichen Schauspiel­ hauses hier überdies jetzt zum drittenmal eine Kunstaufgabe erneuert,

die an einer anderen Stelle hiesiger Stadt für die Standbilder von Aork, Blücher und Gneisenau in ihrer Weise thatsächlich längst gelöst, und wieder an einer anderen Stelle und in anderer Weise für

die Standbilder von Thaer,

Schinkel und Beuth, ihrer thatsäch­

lichen Lösung nahe ist;

aus diesen Gründen

erklärt das Lessing-Co mit«, dem einstimmigen Anträge seines Ausschusses

einstimmig bcitretend, Wunsch

zur

daß cs bei aller Bereitwilligkeit und dem lebhaften

besten Ausführung

des durch die

Allerhöchste Ordre vom

6. November 1861 genehmigten vaterländischen Werkes

mit dem Goethe-



74 —

Comit« jederzeit einträchtig zusammen zu wirken, auf den ihm in lder

Zuschrift des Herrn Vorsitzenden des Goethe-Comites vom 26. Mai 18