Wissenschaftliches Arbeiten: Erfolgsbaustein für Studium und Karriere [1 ed.] 9783886405312, 9783886401314

Die Kenntnis der Technik des wissenschaftlichen Arbeitens ist eine notwendige Voraussetzung, um formale Normen und Regel

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Wissenschaftliches Arbeiten: Erfolgsbaustein für Studium und Karriere [1 ed.]
 9783886405312, 9783886401314

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Norbert Zdrowomyslaw/ Michael Bladt (Hrsg.)

Wissenschaftliches Arbeiten Erfolgsbaustein für Studium und Karriere

Deutscher Betriebswirte-Verlag

Wissenschaftliches Arbeiten

Wissenschaftliches Arbeiten Erfolgsbaustein für Studium und Karriere

von Norbert Zdrowomyslaw / Michael Bladt (Hrsg.)

unter Mitarbeit von Dipl.-Betriebswirt Jens Bengelsdorf, Dipl.-Betriebswirtin Kathleen Hohenstein, Bachelor in Business Informatics Thomas Jahn, Diplom-Betriebswirtin Anja Rath und der Studierenden Nicole Hansen, Jens Lieckfeldt, Stefan Jürgen Saatmann, Marko Sabo, Martin Wiener, Stefan Wilhelm

Deutscher Betriebswirte-Verlag

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-Bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar

Copyright © Deutscher Betriebswirte-Verlag, Gernsbach 2008 Umschlaggestaltung: Deutscher Betriebswirte-Verlag GmbH, Gernsbach Titelfoto: © Alex Staroseltsev - Fotolia.com Satz: Franz X. Stückle, Druck und Verlag Ettenheim Druck: Druck Partner Rübelmann GmbH, Hemsbach ISBN: 978-3-88640-131-4

Vorwort Aus Gesprächen mit Kollegen, den Studierenden sowie der Betreuung und Begutachtung zahlreicher Seminar- und Abschlussarbeiten komme ich zu der Einschätzung, dass sich die meisten Studierenden bei der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten zumindest unsicher fühlen. Zunächst sehen die Studierenden lediglich die (geforderten) Formalismen und betrachten das wissenschaftliche Arbeiten als notwendiges Übel. Nur sehr wenige der Studierenden erkennen bereits zu Beginn des Studiums die Bedeutung und den Nutzen, „wissenschaftlich” arbeiten zu können. Wird zugrundegelegt, dass wissenschaftliches Arbeiten in allgemeinster Form als systematisches Bemühen um die Vermehrung des Wissens definiert werden kann, so wird klar, welche Bedeutung die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens für Studium und Beruf hat. Die Kenntnis der Technik des wissenschaftlichen Arbeitens ist eine notwendige Voraussetzung, um formale Normen und Regeln in Seminar- und Abschlussarbeiten anzuwenden, praktische und wissenschaftliche Problemlösungen zu analysieren, die Fachliteratur aufzuarbeiten sowie die eignen Studienergebnisse zu formulieren und zu präsentieren. Gute Kenntnisse der Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens sind Ihr Handwerkzeug, um in mündlichen Prüfungen und schriftlichen Arbeiten gute Leistungen zu erzielen. Wer sich intensiv mit dem Thema wissenschaftliches Arbeiten auseinandersetzt, lernt projektorientiert und analytisch zu denken sowie systematisch an Problemlösungen heranzugehen. Er schult damit seine Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz gleichermaßen. Die Examensarbeit ist auch „Visitenkarte” für potenzielle Arbeitgeber. Mit der Vorlage einer Abschlussarbeit im Rahmen einer Bewerbung können Sie auch Ihre berufliche Handlungskompetenz dokumentieren. Das Buch versteht sich als Ratgeber für einen breiten Leserkreis. Neben Studierenden der Wirtschaftswissenschaften von Hochschulen aller Art sind auch für Schüler, Studierende anderer Fachdisziplinen sowie Praktiker in Unternehmen und sonstigen Organisationen angesprochen. Grundsätzlich können die Ausführungen und Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten für alle sehr nützlich sein.

6

Vorwort

Das Buch gliedert sich in fünf Kapitel: • Im ersten Kapitel wird herausgearbeitet, was unter wissenschaftlichem Arbeiten zu verstehen ist und welche Denk- und Handlungsweisen die Wissenschaft und die Wirtschaftspraxis charakterisieren. • In Kapitel zwei wird die Beziehung zwischen dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und dem Arbeitsmarkt für Volks- und Betriebswirte dargestellt. Es gibt viele Gründe ein wirtschaftswissenschaftliches Studium aufzunehmen und erfolgreich abzuschließen. Dabei sollte nicht aus den Augen gelassen werden, dass die Examensarbeit vielfach eine wichtige Visitenkarte für den Berufseinstieg ist. • Gegenstand des dritten Kapitels ist die Beschäftigung mit der Studienund Lernorganisation. Es wird auf die unterschiedlichen Formen des Lernens und Lehrens, die Prüfungs- und Manuskriptarten sowie auf das Studium als ein zu betrachtendes Lebensphasenprojekt eingegangen. Insbesondere wird die Bedeutung des Selbstmanagements für den Erfolg im Studium und für das Berufsleben herausgestellt. • Das vierte Kapitel setzt sich intensiv mit dem Projekt „wissenschaftliche Arbeit“ bzw. Examensarbeit auseinander. Seminararbeiten und Bachelor-, Master-, Magister- und Diplomarbeiten sind Projekte, die eine gute und systematische Planung erfordern. Der Studierende erfährt alles Wichtige über die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens und Tipps zum gesamten Lern- und Entstehungsprozess einer Abschlussarbeit. Unter anderem erhalten Sie Antworten auf folgende Fragen: Wie finde ich ein geeignetes Thema und wie formuliere ich dieses? Wie verfasse ich ein Exposé? Wen sollte ich als Betreuer bzw. Gutachter wählen? Welchen inhaltlichen und formalen Anforderungen muss eine Abschlussarbeit genügen? Was ist bei der Endfassung einer Abschlussarbeit zu beachten? Nach welchen Kriterien erfolgen die Beurteilung einer wissenschaftlichen Arbeit und die „Verteidigung“ der Arbeit im Kolloquium? • Im fünften Kapitel werden abschließend die Verbindungslinien zwischen Studium, Beruf und Karriere aufgezeigt. • Im Kapitel sechs finden Sie wertvolle Checklisten. Nutzen Sie diese, damit Sie Sachverhalte und Probleme im Rahmen Ihrer Studien-, Prüfungs- sowie Berufs- und Karriereplanung zielorientierter steuern. Mein Dank gilt Frau Anette Burke, Dipl.-Volkswirt Wolfgang Dürig (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen) und meinen Kollegen Prof. Dr. Christoph Wagner und Prof. Dr. Heinz-J. Bontrup (Gelsenkirchen) für die kritische und konstruktive Durchsicht des Manuskripts.

Vorwort

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Schließlich danke ich Frau Dipl.-Volkswirt Regina Meier und Herrn DiplomIngenieur für Forstwirtschaft Heiko von Seltmann vom Deutschen Betriebswirte-Verlag für die unkomplizierte und wohlwollende Zusammenarbeit bei der Erstellung des vorliegenden Buches. Wenn in dem Ratgeber lediglich die männliche Form eines Wortes benutzt wird, so sind doch stets beide Geschlechter angesprochen. Alle Darstellungen im Buch können Sie in PDF-Format unter folgenden WebAdressen abrufen: www.betriebswirte-verlag.de und www.zdrowomyslaw.fhstralsund.de. Bei allen menschlichen Bemühungen können Irrtümer und Fehler nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Unrichtigkeiten gehen allein auf das Konto der Verfasser. Über kritische Anregungen und Vorschläge aller Art aus Theorie und Praxis würden wir uns deshalb freuen. Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und Studieren des Ratgebers und beim Umsetzen der Empfehlungen. Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw [email protected]

Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

5

Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

Darstellungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

12

Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis . . . . . . . . . . . . . . .

19

1.

Wissenschaftliches Arbeiten - Kein Privileg der Wissenschaft! . . .

19

2.

Wissenschaft und Praxis ein Gegensatz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22

3.

Begriff und Grundlagen der Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

26

4.

Geistiges Eigentum und Wissenschaftlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . .

31

5.

Betriebswirtschaftslehre als Handlungswissenschaft . . . . . . . . . . .

35

6.

Aspekte der betriebswirtschaftlichen Forschung . . . . . . . . . . . . . . 6.1 Problemlösungsprozesses wissenschaftlicher Forschung . . . . 6.2 Definitionen, Begriffs- und Aussagearten . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Forschungs- und Problemlösungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Entstehung und Überprüfung von Theorien . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Ablauf einer empirischen Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

37 37 38 45 53 54

7.

Wissens- und Technologietransfer aus Hochschulen . . . . . . . . . . .

56

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis . . . . .

57

1.

Betriebs- und Volkswirte in der Wirtschaftspraxis . . . . . . . . . . . . .

57

2

Tätigkeitsfelder von Betriebswirten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

63

3.

Entwicklungen des Arbeitsmarktes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

64

4.

Fach- und Führungskräftemangel? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

68

5.

Studium der Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

69

6.

Abschlussarbeit – Visitenkarte für den Berufseinstieg . . . . . . . . . .

70

10

Inhaltsverzeichnis

Kapitel III: Studien- und Lernorganisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

73

1.

Studium - Wissenschaftliches Arbeiten statt Pauken . . . . . . . . . . .

73

2.

Selbstmanagement für Studienanfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

74

3.

Lehr- und Lernprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82

4.

Typen von Lehrveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

84

5.

Passive und aktive Formen des Lehrens und Lernens . . . . . . . . . . . 5.1 Passives Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Aktives Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

87 88 90

6.

Prüfungsarten und Manuskriptarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

94

7.

Lernstrategien und Schreibblockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98

8.

Lernmethoden und Präsentationstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

9.

Das Studium – ein Lebensphasenprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 1.

Anforderungsniveau ausgewählter Manuskriptarten . . . . . . . . . . . 112

2.

Phasen der Erstellung einer Abschlussarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Planungs- und Vorbereitungsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Rechtlicher Rahmen der Abschlussarbeit . . . . . . . . . . 2.1.2 Zeitliche Strukturierung der Abschlussarbeit . . . . . . . 2.1.3 Themensuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Exposé und Auswahl der Betreuer . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Von der Themenfestlegung zur Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Themenentscheidung und -formulierung . . . . . . . . . . 2.2.2 Problemdefinition und Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3 Material- bzw. Literatursuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3.1 Wege der Informationserschließung . . . . . . . . 2.2.3.2 Auswahl und Bewertung relevanter Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3.2.1 Materialarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.3.2.2 Prüfschema zur Literaturbewertung 2.2.4 Materialbeschaffung und -auswertung . . . . . . . . . . . . 2.2.4.1 Materialbeschaffung und -ordnung . . . . . . . . 2.2.4.2 Intensives Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

113 114 115 116 117 121 123 123 126 128 129 133 135 139 140 141 142

Inhaltsverzeichnis 2.2.5 Verarbeitung und Darstellung des Materials . . . . . . . . 2.2.5.1 Schreibstil und Sprachregelungen . . . . . . . . . 2.2.5.2 Formelle Anforderungen ans Zitieren . . . . . . 2.2.5.2.1 Allgemeine Zitierhinweise . . . . . . . 2.2.5.2.2 Zitate und Fußnoten . . . . . . . . . . . . 2.2.5.3 Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6 Bestandteile wissenschaftlicher Arbeiten . . . . . . . . . . 2.2.6.1Titelseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.2 Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.3 Darstellungs- und Anhangverzeichnis . . . . . . 2.2.6.4 Abkürzungs- und Symbolverzeichnis . . . . . . 2.2.6.5 Inhalt und Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.6 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.7 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.8 Ehrenwörtliche Erklärung . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.9 Sonstige Bestandteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.9.1 Vortexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.9.2 Kurzzusammenfassung (Abstract) . 2.2.6.9.3 Textergänzungen . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.6.9.4 Sachverzeichnisse und sonstige Nachtexte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.7 Endfassung des Manuskripts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.8 Präsentation und Kolloquium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.9 Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11 144 145 146 147 148 155 157 159 161 164 166 169 171 172 181 182 182 183 184 184 185 189 193

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 1.

Berufsorientierung wird notwendiger! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195

2.

Beruf = Karriere? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

3.

Möglichkeiten des Berufseinstiegs und Karrieremuster . . . . . . . . . 198

4. Karrierefördernde Maßnahmen während des Studiums . . . . . . . . . 4.1 Bedeutung der Fächerkombination und Praxiskontakte . . . . . . . . . 4.2 Zusatzqualifikationen und Ergebnisse im Studium . . . . . . . . 4.3 Networking – Erhöhung der Berufs- und Karrierechancen . . 5.

203 205 209 210

Lebensziel „Work-Life-Balance“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Kapitel VI: Checklisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241

Darstellungsverzeichnis Darst. 1: Darst. 2: Darst. 3: Darst. 4: Darst. 5: Darst. 6: Darst. 7: Darst. 8: Darst. 9: Darst. 10: Darst. 11: Darst. 12: Darst. 13: Darst. 14: Darst. 15: Darst. 16:

Darst. 17: Darst. 18: Darst. 19: Darst. 20: Darst. 21: Darst. 22: Darst. 23: Darst. 24:

Darst. 25:

Nutzen des wissenschaftlichen Arbeitens in allen Lebensphasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aspekte von Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Idealtypische Denk- und Handlungsformen von Wissenschaft und Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varianten des Wissenschaftsbegriffs und Aufgabenstellungen der Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . Wissenschaftssystematik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschiede zwischen theoretischen und anwendungsorientierten Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . Synopse wichtiger Rechtsgrundlagen von intellektuellem Eigentum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens . . . . . . . . . . . Ziele der Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Problemlösungsprozess wissenschaftlicher Forschung . . . Werturteile und wissenschaftliche Aussagen . . . . . . . . . . . Zielsystem der Betriebswirtschaftslehre . . . . . . . . . . . . . . . Arten von Aussagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsmethoden und Denk- bzw. Problemlösungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stellenwert der Theorie im Zusammenspiel mit Empirie und Unternehmenspraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Möglichkeiten der Hypothesenformulierung am (fiktiven) Beispiel „Marktanteil“ und „Return on Investment“ (RoI) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modell der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit . . . . . . . Unterschied zwischen deduktiver und induktiver Forschungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Analyse – Synthese: Funktionsaufteilung bezogen auf ein Untersuchungsobjekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entstehung und Überprüfung von Theorien . . . . . . . . . . . . Ablauf einer empirischen Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . Kooperationsmöglichkeiten von Wissenschaft und Praxis . Deutsche und ausländische Studierende im Wintersemester 2006/2007 in Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . Prognose für die Entwicklung der Anzahl der Studienberechtigten, Studienanfänger, Studierenden und Absolventen von 1992 bis 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht der durchschnittlichen Jahresgehälter von BWL-Absolventen (mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung) nach Aufgabenbereichen für das Jahr 2006 . . .

20 22 25 26 28 30 31 34 37 38 41 42 43 46 48

49 49 51 52 53 55 56 58

59

62

Darstellungsverzeichnis Darst. 26: Darst. 27: Darst. 28: Darst. 29: Darst. 30: Darst. 31: Darst. 32: Darst. 33: Darst. 34: Darst. 35: Darst. 36: Darst. 37: Darst. 38: Darst. 39: Darst. 40: Darst. 41: Darst. 42: Darst. 43: Darst. 44: Darst. 45: Darst. 46: Darst. 47: Darst. 48: Darst. 49: Darst. 50: Darst. 51: Darst. 52: Darst. 53: Darst. 54: Darst. 55: Darst. 56: Darst. 57: Darst. 58: Darst. 59:

Stellenanzeigen in der Tages- und Fachpresse im 1. Halbjahr 2006 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anteile der Sektoren an den Erwerbstätigen 2005 und 2020 Entwicklung der am Arbeitsmarkt benötigten Qualifikation bis 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aspekte des Selbstmanagements für Lernende . . . . . . . . . Eisenhower-Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Elemente der Erlangung beruflicher Handlungskompetenz Formen des Lehrens und Lernens im Überblick . . . . . . . . . Der Wissenstrichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vor- und Nachteile der Sozialformen des Lernens . . . . . . . Arten von Prüfungen und Manuskripten . . . . . . . . . . . . . . Die Stufen zum Erfolg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lernen aus Erfahrung nach dem Kolb-Modell . . . . . . . . . . Integratives Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ursachen von Schreibblockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Funktionen der linken und rechten Gehirnhälfte . . . . . . . . Das Eisberg-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vier ausgewählte Techniken der Ideenfindung . . . . . . . . . . Schema einer Mind Map . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Varianten einer Mind Map . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lerntypen und Eingangskanäle mit ihrer angehäuften Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Studium – ein Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anforderungsniveaus der unterschiedlichen Arten von Manuskripten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projektphasen und -schritte für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeitplan für die Erstellung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strategien und Hilfsmittel zur Themensuche . . . . . . . . . . . Schritte vom Abfassen zur Beurteilung von wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiel 1 für Thementransfer in Fragestellungen . . . . . . . Beispiel 2 für Thementransfer in Fragestellungen . . . . . . . Grundtypen von Fragestellungen wissenschaftlicher Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strategien der Materialsuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schema für die Literaturrecherche bei wissenschaftlichen Arbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fünf-Punkte-Lese-Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vorstrukturierter Literaturauswertungsbogen (Beispiel) . . Zitat- und Fußnotenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13

64 66 67 74 79 83 88 89 92 94 98 100 101 102 103 104 105 106 107 108 110 112 114 116 119 124 126 127 128 130 133 143 144 149

14 Darst. 60: Darst. 61: Darst. 62: Darst. 63: Darst. 64: Darst. 65: Darst. 66: Darst. 67: Darst. 68: Darst. 69: Darst. 70: Darst. 71: Darst. 72: Darst. 73: Darst. 74: Darst. 75: Darst. 76: Darst. 77: Darst. 78: Darst. 79: Darst. 80: Darst. 81: Darst. 82: Darst. 83: Darst. 84: Darst. 85: Darst. 86: Darst. 87: Darst. 88: Darst. 89: Darst. 90: Darst. 91: Darst. 92: Darst. 93: Darst. 94: Darst. 95: Darst. 96: Darst. 97: Darst. 98:

Darstellungsverzeichnis Beispiele für direkte Zitate mit Voll- und Kurzbeleg . . . . . Behandlung von Veränderungen wörtlicher Zitate . . . . . . . Beispiel für ein indirektes Zitat mit Voll- und Kurzbeleg . . Aspekte für Fußnoten in Form des Voll- und Kurzbelegs . . Akteure und Einflussgrößen im regionalen System . . . . . . Auszubildende nach Ausbildungsbereichen 2006 . . . . . . . Auszubildende nach Ausbildungsbereichen 2006 . . . . . . . Bestandteile von Seminar-, Abschluss- und Doktorarbeiten Muster eines Titelblatts einer Abschlussarbeit . . . . . . . . . . mögliche Gliederungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Struktur und Bestandteile eines Inhaltsverzeichnisses . . . . Beispiel für ein Darstellungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . Beispiel für ein Anhangverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiel eines Abkürzungsverzeichnisses . . . . . . . . . . . . . . Beispiel für ein Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . Muster für eine Textseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regeln für eine Präsentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Beispiel für eine Notenermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bestimmungsgründe des lebenslangen Lernens . . . . . . . . . Unterschiedliche Sichtweisen auf die Karriere . . . . . . . . . . Formen des Berufseinstieg und der Weiterbildung . . . . . . . Vergleich von Großunternehmen und mittelständischen Unternehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alternative Karrieremodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kriterien für eine berufs- und karrierebezogene Studienplanung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Arten von Praktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kontaktkette – vom Studium zum Traumjob . . . . . . . . . . . Beispiel zur Selbstreflexion: Welche Perspektiven bieten sich nach dem Studienabschluss für mein weiteres Leben? Checkliste – Berufliche Ziele und persönliche Wünsche . . Checkliste – Auswahl des geeigneten Praktikantenplatzes . Lernstrategien und effektives Studieren . . . . . . . . . . . . . . . Steigerung der Leistungsfähigkeit und Tipps gegen Lern- und Schreibblockaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Suchmaschinen (Auswahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliotheken im Internet, Buchverzeichnisse und Datenbanken (Auswahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datenbanken (Auswahl) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gängige Zitierabkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Checkliste zur Technik des Referierens . . . . . . . . . . . . . . . Checkliste „Präsentation“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Checkliste – Typoskript- und Verzeichnisinhalt . . . . . . . . . Kriterien zur Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten . . .

150 152 153 154 156 156 157 158 160 161 163 165 166 168 178 188 192 194 196 198 199 201 202 204 208 208 212 214 215 216 218 220 221 222 223 225 226 228 230

Abkürzungsverzeichnis € a.a.O. Abb. Abs. AE AEG AG AISEC AStA AT Aufl. Az BA BFH BGBl. BKL BRD Bsp. BstBl. Bt-Drs. BWL bzw. ca. CD CD-ROM CV d.h. Darst. DGB DIN Dipl.-Arb. Diss. DNB Dr. DSWR DTP EDV EE EG

Euro am angegebenen Ort Abbildung Absatz aktives Erfahren Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft Aktiengesellschaft Internationale Vereinigung der Studierenden der Wirtschaftwissenschaften Allgemeiner Studierendenausschuss abstrahierendes Theorienbilden Auflage Aktenzeichen Bundesagentur für Arbeit Bundesfinanzhof Bundesgesetzblatt Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung Bundesrepublik Deutschland Beispiel Bundessteuerblatt Bundestags- Drucksache Betriebswirtschaftslehre beziehungsweise circa Compact Disc Compact Disc- Read Only Memory Curriculum Vitae das heißt Darstellung Deutscher Gewerkschaftsbund Deutsches Institut für Normung e.V. Diplom- Arbeit Dissertation Deutsche Nationalbibliografie Doktor Datenverarbeitung Steuer Wirtschaft Recht (Zeitschrift) Desktop Publishing Elektronische Datenverarbeitung erlebtes Experimentieren Europäische Gemeinschaft

16 e-learning EStG EStR et al etc. EDV EU e.V. evtl. f. [Quellenangabe] FAZ ff. FH ggf. GmbH HB h.c. Habil.Schr. Hg./Hrsg. HGB HIS HRG hrsg. html i.d.R. IAB IDW IG-Metall ISBN ISSN IT IW KonTraG l.c. MBA MLP MV NC Nr. o.J. o.Jg. o.O.

Abkürzungsverzeichnis electronic learning Einkommensteuergesetz Einkommenssteuerrichtlinie et alii et cetera Elektronische Datenverarbeitung Europäische Union Eingetragener Verein eventuell folgende (Seite) Frankfurter Allgemeine Zeitung Fortfolgende (Seiten) Fachhochschule gegebenenfalls Gesellschaft mit beschränkter Haftung Handelsblatt (Zeitung) honoris causa Habilitationsschrift Herausgeber Handelsgesetzbuch Hochschulinformationssystem Hochschulrahmengesetz herausgegeben Hypertext Markup Language in der Regel Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. Industriegewerkschaft Metall International Standard Book Number International Standard Serial Number Informationstechnologie Institut der deutschen Wirtschaft Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich Loco citato Master of Business Administration MLP Finanzdienstleistungen AG Mecklenburg - Vorpommern Numerus clausus Nummer ohne Jahr ohne Jahrgang ohne Ort

Abkürzungsverzeichnis o.S. o.V. OE op.cit. OPAC PC pdf PE PR Prof. PZM RB RKW RoI S. s./sh. sog. SPSS SSO STeP StuPa SUPA-Börsen SZ u.a. u.ä. Uni URL URN USA usw. Vgl. VLB VWL WiSt WISU www z.B. ZfB

17

ohne Seite ohne Verfasser Organisationsentwicklung opus citatum Online Public Access Catalogue Personalcomputer pro data file Personalentwicklung Public Relations Professor Problemstellung – Ziel – Methode reflektierendes Beobachten Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. Return on Investment Seite siehe sogenannte Statistical Package for the Social Sciences Soft Skills Online Stralsunder Tagungen für erfolgreiche Partnerschaften Studierendenparlament Stralsunder Unternehmens-, Praktikanten- und Absolventenbörsen Süddeutsche Zeitung unter anderem und ähnliche Universität Uniform Resource Locator Uniform Resource Name United States of America und so weiter vergleiche Verzeichnis lieferbarer Bücher Volkswirtschaftslehre Wirtschaftswissenschaftliches Studium Das Wirtschaftsstudium world wide web zum Beispiel Zeitschrift für Betriebswirtschaft

Kapitel I: 1.

Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Wissenschaftliches Arbeiten – Kein Privileg der Wissenschaft!

Mit den Begriffen Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten, Forschung und Theorie verbinden viele Menschen die Vorstellung, dass diese wenig mit der täglichen Realität zu tun haben. Diese Begriffe klingen für einige Studierende und Praktiker nach „Albert Einstein oder zumindest nach dem berühmten Elfenbeinturm, in dem der einsame Wissenschaftler eingesperrt seinen Geist ungestört entfalten soll“.1 Es entsteht vielerorts der Eindruck, dass eine Beschäftigung mit den Inhalten entbehrlich sei. Dies ist aber ein Irrtum! Dass wissenschaftliche Leistungen in Form von Erkenntnissen, Entdeckungen, neuen Produkten und Dienstleistungen Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben, ist den meisten Menschen mehr oder weniger bewusst. Es gibt spektakuläre bzw. revolutionäre Erfindungen (z.B. Lokomotive, Glühlampe, Kunstdünger, Radio, Kernreaktion, bemannte Raumfahrt, Laser, Computer) und größere und kleinere Innovationen, die in einer Organisation erstmals zur Anwendung gelangen und damit einen konkreten wirtschaftlichen und/oder sozialen Nutzen hervorrufen. Von öffentlichem Interesse sind dabei insbesondere diejenigen Forschungsergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten, die zur Anhebung des Wohlstands und zur Steigerung der Lebensqualität beitragen oder bei der Bewältigung wichtiger Gegenwarts- und Zukunftsprobleme (z.B. Rohstoffausbeutung und Umweltverschmutzung, Zivilisationskrankheiten) helfen. Wissenschaftliche Forschungsprozesse wirken unbestritten als Hauptgenerator gesellschaftlicher und individueller Wissensproduktion. Wissen und Bildung oder aus pragmatischer Sicht die Handlungskompetenz (Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz) sind gerade in unserer „Wissensgesellschaft“ und „Netzwerkgesellschaft“, in der die körperliche Arbeit immer mehr aus den unmittelbaren Leistungserstellungsprozessen verdrängt wird und der Beitrag geistiger Arbeit zur Wertschöpfung wächst, für die Menschen wichtige Erfolgsfaktoren im Hinblick auf Beruf und Karriere.2

1 Theisen, Manuel René: ABC des wissenschaftlichen Arbeitens. Erfolgreich in Schule, Studium und Beruf, 2. Aufl., München 1995, S. 1. 2 Hierzu ausführlich: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg und Work-Life-Balance, München/Wien 2001.

20

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Darst. 1: Nutzen des wissenschaftlichen Arbeitens in allen Lebensphasen

Wissenschaftliches Arbeiten – ein wichtiger Erfolgsfaktor für alle Lebensphasen - Kindergarten - Schule - Berufsausbildung

Æ Studium

- Projekte - Beruf - Karriere

- lebenslanges Lernen

Quelle: Bild aus Seiwert, Lothar J.: Wenn Du es eilig hast, gehe langsam. Das neue Zeitmanagement in einer beschleunigten Welt. Sieben Schritte zur Zeitsouveränität und Effektivität, 5. Aufl., Frankfurt/New York 2000, S. 90-91.

Allerdings hatte die Wissenschaftsorientierung lange Zeit in der Erwachsenenbildungsdiskussion prinzipiell schlechte Karten.3 In den letzten Jahren wächst jedoch zusehends die Erkenntnis, dass „lebenslanges Lernen“ die zentrale Antwort auf die Anforderungen einer wissensbasierten Wirtschaft ist.4 Reale Veränderungen gesellschaftlicher und ökonomischer Strukturen ziehen die Vorstellung des „lebenslangen Lernens“ auf sich. Mit höherer Bildung und „wissenschaftlichem Wissen“5 wachsen die Chancen individueller Beteiligung am Kultur- und Gesellschaftsleben. Darstellung 1 zeigt die Beziehung zwischen wissenschaftlichem Arbeiten und einzelnen Lebensphasen. Dass 3 Vgl. Faulstich, Peter: Weiterbildung. Begründungen Lebensentfaltender Bildung, München/Wien 2003, S. 189. 4 So hat am 30. Oktober 2000 die Kommission der Europäischen Gemeinschaften ein „Memorandum über Lebenslanges Lernen“ vorgelegt, Kommission der Europäischen Gemeinschaft (Hrsg.): Arbeitsdokument der Kommissionsdienststellen, Memorandum über Lebenslanges Lernen, Brüssel 2000. Die sechs „Grundbotschaften“ sind nachzulesen bei: Faulstich, Peter: Weiterbildung. Begründungen Lebensentfaltender Bildung, München/Wien 2003, S. 285. 5 Faulstich, Peter: Weiterbildung. Begründungen Lebensentfaltender Bildung, München/Wien 2003, S. 90.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

21

sich hinter den schillernden Begriffen „Wissenschaft“ und „wissenschaftliches Arbeiten“ nichts verbirgt, was Praktiker und erst recht nicht Studierende abschrecken sollte, sich mit ihnen näher zu beschäftigen, wird in den folgenden Abschnitten aufgezeigt. Heutzutage erkennen noch zu wenige Studierende sowie angehende und gestandene Praktiker, dass Leistungen einer Gesellschaft und Wirtschaft maßgeblich auch von einem zielorientierten und systematischen Denken bzw. Handeln abhängen. Des öfteren stößt man bei Praktikern auf eine gewisse Reserviertheit gegenüber der „Wissenschaft“. So ist es (leider) keineswegs eine Ausnahme, dass frisch „gebackene“ Studierende einer Hochschule sinngemäß zu verstehen bekommen: Vergiss, was Du an der Hochschule gelernt hast, bei uns im Unternehmen läuft es anders. Aber auch Studierende fühlen sich nicht gerade von Veranstaltungen zur Wissenschaftstheorie oder zum wissenschaftlichen Arbeiten angezogen. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften, dies trifft auch auf Kommilitonen anderer Studiengänge zu, besucht – soweit die Wahlmöglichkeit besteht – eher Kurse, die anscheinend weniger theorieorientiert oder wissenschaftsbehaftet sind. Die Reserviertheit oder gar zu beobachtende Abneigung gegenüber der Wissenschaft mag auf unterschiedlichen Vorstellungen des Begriffs und persönlicher Erfahrungen zurückzuführen sein. Wer sich jedoch vor Augen führt, dass wissenschaftliches Arbeiten in allgemeinster Form als die „systematische und nachvollziehbare Befriedigung von Neugier“6 oder das systematische Bemühen um die Vermehrung des Wissens definiert werden kann, erkennt, dass die Distanz zur bzw. Scheu vor der Wissenschaft unbegründet ist. Legt man obige Interpretation des wissenschaftlichen Arbeitens als Neugier aus, so trägt eine solche Herangehensweise an Fragen und Problemlösungen eben schon in der Schule, später im Studium und anschließenden im Beruf zum persönlichen Erfolg bei. Es ist demnach kurzsichtig und falsch, wissenschaftliches Arbeiten lediglich in den Bereichen Forschung und Wissenschaft angesiedelt zu sehen. Diese eingeengte Sichtweise spiegelt sich teilweise auch in der strikten Trennung wieder: Hier die Praktiker (Unternehmen und sonstige Organisationen), dort die Theoretiker (Hochschulen, Institute). Darstellung 2 soll verdeutlichen, dass Wissenschaft, wissenschaftliches Arbeiten, Forschung, Lehre, Theorie und Praxis als Elemente eines Systems zu begreifen sind und zwischen ihnen durchaus Wechselwirkungen bestehen.

6 Theisen, Manuel René: ABC des wissenschaftlichen Arbeitens. Erfolgreich in Schule, Studium und Beruf, 2. Aufl., München 1995, S. 1.

22

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Darst. 2: Aspekte von Wissenschaft 3UD[LV

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Wichtig ist hierbei hervorzuheben, dass Wissenschaft nicht nur aus theoretischen Interpretationen und Konstruktionen dargestellt in Sprache besteht, sondern immer schon eine Praxis ihrer Akteure – also der Wissenschaftler – umfasst. Forschen und Lehren sind einbezogen in den Kontext menschlicher Arbeit und eingebunden in Institutionen (z.B. Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstitute).7

2.

Wissenschaft und Praxis ein Gegensatz?

Jeder Studierende und Praktiker sollte sich sowohl vor einer überzogenen Wissenschaftsgläubigkeit wie auch vor einer Theoriefeindlichkeit hüten. Eine unbestreitbare Tatsache ist jedoch, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zur Aufklärung der Menschen und zum Fortschritt einer Gesellschaft maßgeblich beitragen. Unter anderem wird vor diesem Hintergrund seit jeher die Freiheit der Wissenschaft betont. 7 Vgl. Faulstich, Peter: Weiterbildung. Begründungen Lebensentfaltender Bildung, München/Wien 2003, S. 95.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

23

In Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes und in dem noch gültigen Hochschulrahmengesetz (HRG) wird dem Anliegen Rechnung getragen, dass die Wissenschaft und ihre Lehre frei sind. In der Tradition der preußischen Universität des 19. Jahrhunderts und des Humboldtschen Prinzips der Freiheit von Forschung und Lehre enthält das Grundgesetz folgende Formulierung: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ Eine Hochschulausbildung ohne Beachtung der Wissenschaft ist nicht denkbar. Gemäß Paragraph 8 HRG Studienreform haben die Hochschulen die ständige Aufgabe, im Zusammenwirken mit den staatlichen Stellen Inhalte und Formen des Studiums im Hinblick auf die Entwicklungen in Wissenschaft und Kunst, die Bedürfnisse der beruflichen Praxis und die notwendigen Veränderungen in der Berufswelt zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Die Studienreform soll gewährleisten, dass „1. die Studieninhalte im Hinblick auf die Veränderungen in der Berufswelt den Studenten breite berufliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen; 2. die Formen der Lehre und des Studiums den methodischen und didaktischen Erkenntnissen entsprechen; 3. die Studenten befähigt werden, Studieninhalte wissenschaftlich selbständig zu erarbeiten und deren Bezug zur Praxis zu erkennen; 4. die Gleichwertigkeit einander entsprechende Hochschulabschlüsse gewährleistet und die Möglichkeit des Hochschulwechsels erhalten bleiben.“ Die Vermittlung wissenschaftlicher bzw. theoretischer Erkenntnisse ist für ein den gesellschaftlichen und unternehmensbezogenen Erfordernissen gerechtes Studium unabdingbar. Welchen Stellenwert man den Theorieansätzen beimessen soll, darüber lässt sich trefflich streiten. Diverse Studien belegen, dass nach Ansicht der Unternehmensverantwortlichen die typischen Stärken der Universitäts-Absolventen im theoretisch-analytischen Denkvermögen und bei den Fachhochschul-Absolventen beim Praxisbezug liegen.8 Orientiert man sich an den Äußerungen vieler Praktiker, wird der Eindruck vermittelt, dass die Praxis wenig Verbindungslinien zu den Begriffen Theorie und Wissenschaft aufweist. Das dem nicht so ist, wird im Verlauf dieses Kapitels noch deutlich. Welchen Stellenwert bedeutende Persönlichkeiten (zurecht) der Theorie für die Praxis beimessen, mag den folgenden drei Zitaten entnommen werden:

8 Vgl. Konegen-Grenier, Christiane/List, Juliane: Die Anforderungen der Wirtschaft an das BWL-Studium, Ergebnisse einer Unternehmensbefragung, Köln 1993; Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd: Leitfaden für Hochschulinteressierte. Fachhochschule, Wirtschaft und Staat im Aus- und Weiterbildungsverbund, Milow 1995, S. 186-194.

24

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Leonardo da Vinci 1452-1519: „Diejenigen, welche glauben, an der Praxis ohne Wissenschaft Gefallen zu finden, sind Schiffer, die ohne Kompaß und Steuer fahren. Sie wissen nie wohin die Fahrt geht. Immer muß die Praxis auf guter Theorie beruhen.“ David Ricardo 1772-1823: „Er war ein zu großem Reichtum gelangter Börsenmakler, ein Mann der Praxis. Und er war Verfasser des abstraktesten aller Systeme der Politischen Ökonomie. David Ricardo begegnete Leuten, die ‘nur etwas für Tatsachen, nichts aber für die Theorie übrig haben’ mit Skepsis: ‘Sie sind kaum imstande, ihre Fakten zu sortieren. Sie sind notwendigerweise leichtgläubig, weil sie kein Bezugssystem besitzen.’ Nichts sei so praktisch, wie eine gute Theorie.“9 Hans-Ulrich Küpper (Hochschullehrer): „Die Kosten- und Leistungsrechnung bildet für viele Unternehmen das wichtigste Führungsinstrument. Ihre Konzepte und Verfahren sind in hohem Maße pragmatisch gestaltet. Sie gehört zu den Bereichen, in denen Anwendungsgesichtspunkte die theoretische Schlüssigkeit überwiegen. Theorien dienen dazu, besser begründete Lösungen für reale Probleme zu finden. Verfahren der Kostenrechnung sind nur dann zulässig einsetzbar, wenn sie auf theoretischen Konzepten und Hypothesen beruhen. Deshalb benötigt die Kostenrechnung gerade für die Anwendung als praktisches Führungsinstrument eine gute theoretische Fundierung. Dies wird deutlich, wenn man ihre Rechnungsziele betrachtet.“10 Theorie und Praxis widersprechen sich nicht, sondern ergänzen einander. Beide sind Betrachtungsgegenstand bzw. stellen Aspekte der Wissenschaft dar, wie bereits in Darstellung 2 verdeutlicht. Diesen Sachverhalt gilt es bei der Beurteilung bzw. Konzeption von Studiengängen und einzelnen Lehrveranstaltungen nicht aus den Augen zu verlieren. So wie die Lehre und die Forschung an Hochschulen in gewisser Weise als eine „Einheit“ zu betrachten ist, sollte die Hervorhebung eher der verbindenden, denn trennenden Elemente der Begriffe Praxis und Theorie als Ziel von Lehrveranstaltungen angesehen werden. Ob dieses Ziel letztendlich im Studium tatsächlich realisiert wird, hängt allerdings nicht von irgendwelchen Lehrplänen, sondern in erster Linie von dem jeweils lehrenden Dozenten ab. Modelle und Theorien können verständlicherweise nicht die Realität widerspiegeln, mit der Unternehmer und Manager täglich konfrontiert werden. Die „Praxis“ (das praktische Handeln) sieht in jeder Organisation anders aus. Es

9 Zitiert nach Kurz, Heinz D.: Geiz der Natur, in: Die Zeit (Hrsg.): Die großen Ökonomen, Stuttgart 1994, S. 37. 10 Küpper, Hans-Ulrich: Theoretische Grundlagen der Kostenrechnung, in: Männel, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch Kostenrechnung 1992, S. 38.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

25

sollte allerdings klar sein, dass die Fähigkeit zur Abstraktion und zu theoretischen Überlegungen für Beruf und Karriere vorteilhaft sind. Kein geringerer als Albert Einstein (1879 – 1955) soll ebenfalls gesagt haben, dass es nichts Praktischeres gebe als eine gute Theorie. Dem Gesagten ist wenig hinzuzufügen, denn Theorien liefern Begründungen und Überzeugungen für Handlungen in der Praxis. Oder wie es Winkel formuliert: „Grundlage jeder Wissenschaft und somit auch der Wirtschaftswissenschaften ist eine sorgfältige theoretische Fundierung. Theorie ist dabei nichts anderes als der wissenschaftliche Versuch, die wirtschaftliche Wirklichkeit zu erklären.“11 Auch wenn letztlich Wissenschaft und Praxis keinen Gegensatz bilden, unterscheiden sich, wie Darstellung 3 zeigt, die idealtypischen Denkund Handlungsformen durchaus. Darst. 3: Idealtypische Denk- und Handlungsformen von Wissenschaft und Praxis 7HQGHQ] GHU :LVVHQVFKDIW

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Quelle: Wunderer, Rolf: Betriebswirtschaftliche Führungsforschung und Führungslehre, in: Wunderer, Rolf (Hrsg.): Betriebswirtschaft als Management- und Führungslehre, 3. Aufl., Stuttgart 1995, S. 41.

11 Winkel, Harald: Einführung in die Wirtschaftswissenschaften, Paderborn u.a. 1980, S. 25; die fett markierten Wörter im Zitat sind im Originaltext kursiv hervorgehoben!

26

3.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Begriff und Grundlagen der Wissenschaft

Zunächst sei klargestellt, dass es die Wissenschaft nicht gibt.12 Die Varianten des Wissenschaftsbegriffs und die möglichen Aufgabenstellungen der Wissenschaft zeigt Darstellung 4. Die Wissenschaftstheorie beschäftigt sich nicht mit den Fragestellungen einzelner Wissenschaftsdisziplinen, wie z.B. Betriebswirtschaftslehre. Sie formuliert Aussagen über die Wissenschaft, d.h. wir können sie ganz einfach als Lehre von der Wissenschaft bzw. als Wissenschaftswissenschaft definieren.13 Darst. 4: Varianten des Wissenschaftsbegriffs und Aufgabenstellungen der Wissenschaft

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Quelle: In Anlehnung an Raffée, Hans: Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Göttingen 1974, S. 14f.

Aus der Ursprungswissenschaft Philosophie (Sinn des Lebens und Stellung in der Gesellschaft) haben sich durch die Veränderungen der Interessen und Pro-

12 Bezüglich der Wissenschaft lassen sich verschiedene Forschungsansätze und –ziele, Arbeitsweisen und Methoden unterscheiden. Bezogen auf die Wirtschaftswissenschaften differenziert man zwischen normativer, empirisch-theoretischer und pragmatischer bzw. instrumenteller Wissenschaft. Hierzu Winkel, Harald: Einführung in die Wirtschaftswissenschaften, Paderborn u.a. 1980, S. 21-31. 13 Zur Wissenschaftstheorie und wissenschaftstheoretischen Grundlagen siehe u.a. Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007; Raffée, Hans: Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Göttingen 1974, S. 17-20 und Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre,. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 60-85.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

27

blemstellungen im Laufe der Jahre viele Wissenschaftsdisziplinen herausgebildet. Wissenschaftseinteilungen werfen beträchtliche Probleme auf, so dass ein einheitlich logisch zusammenhängendes System der Wissenschaft ebenso wenig wie eine allgemein gültige Gliederung aufgestellt werden kann. Unterschiedliche Auffassungen über Definitionen und Abgrenzungen herrschen vor.14 Darstellung 5 zeigt ein mögliches System der Wissenschaften und die Einordnung der Wirtschaftswissenschaften (Volks- und Betriebswirtschaftlehre). Die drei zentralen Wissenschaftszweige sind: Die Idealwissenschaften (auch Metawissenschaften genannt) haben gedachte und wünschenswerte Zustände zum Gegenstandsbereich erklärt wie z.B. die Philosophie und Theologie. Die Formalwissenschaften (auch System- oder Strukturwissenschaften genannt) beschäftigen sich mit abstrakten gedanklichen Gebilden und nehmen keinen Bezug auf reale (empirische) Erscheinungen. D.h. es handelt sich um durch menschliches Denken geschaffene Bereiche. Der Wahrheitsgehalt formalwissenschaftlicher Aussagen lässt sich nur in logischer Hinsicht prüfen. Hierzu lässt sich beispielsweise die Mathematik und Wissenschaftstheorie zählen. Die Formalwissenschaften können als wichtige Hilfswissenschaften für die Realwissenschaften aufgefasst werden. Die Realwissenschaften (auch Erfahrungswissenschaften oder empirische Wissenschaften genannt) haben in der Realität tatsächlich vorkommende Objekte (z.B. Betriebe) zum Gegenstand ihrer Erkenntnis gemacht. Demnach sind realwissenschaftliche Aussagen „ein System von Behauptungen über irgendwelche Gegenstände“, so dass sie sowohl im Hinblick auf ihre logische als auch auf ihre faktische Wahrheit geprüft werden können.15 Hierzu sind insbesondere die Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre zu rechnen. Ob Grundlagenwissenschaft (auch reine oder theoretische genannt) oder angewandte Wissenschaften, beide haben keine fertigen Antworten auf gesell14 Wissenschaftseinteilungen werfen beträchtliche Probleme auf, so dass es ein einheitlich logisch zusammenhängendes System der Wissenschaft ebenso wenig gibt, wie eine allgemein gültige Gliederung aufgestellt werden kann. Unterschiedliche Auffassungen über Definitionen herrschen vor. Zur möglichen Ein- bzw. Zuordnung von Wissenschaftsdisziplinen einschließlich der Wirtschaftswissenschaften (Ökonomie) und ihrer zahlreichen Teildisziplinen siehe Raffée, Hans: Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Göttingen 1974, S. 23; Winkel, Harald: Einführung in die Wirtschaftswissenschaften, Paderborn u.a. 1980, S. 17; Zdrowomyslaw, Norbert/Kuba, Karl: Buchführung und Jahresabschluß. Einführung in die Finanzbuchführung und Jahresabschlusserstellung, 3. Aufl., München/Wien 2002, S. 3. 15 Vgl. Raffée, Hans: Grundprobleme der Betriebswirtschaftslehre, Göttingen 1974, S. 22.

28

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

schaftliche oder sonstige Fragen und können durchaus in ihren Erkenntnissen falsch liegen. So glaubten beispielsweise anerkannte Wissenschaftler über Darst. 5: Wissenschaftssystematik :LVVHQVFKDIW 1LFKWPHWDSK\VLVFKH :LVVHQVFKDIWHQ

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Quelle: Nach Zdrowomyslaw, Norbert/Kuba, Karl: Buchführung und Jahresabschluß. Einführung in die Finanzbuchführung und Jahresabschlusserstellung, 3. Aufl., München/ Wien 2002, S. 3.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

29

Jahrhunderte hinweg, dass die Sonne um die Erde kreist oder dass die Erde eine Scheibe ist.16 Die Wissenschaft stellt selbst die Fragen, auf welche sie Antworten sucht. „Wahrheit wird nicht als Resultat vorgefunden, sondern im Prozess hergestellt, angeeignet und vermittelt.“17 Wissenschaft „produziert“ Wissen und die daraus resultierenden Produkte sind beispielsweise Modelle oder praktische Gestaltungshilfen (z.B. Führungsinstrumente).18 In enger Verbindung zum Begriff Wissenschaft steht auch der Begriff der Forschung. Sie ist nämlich mit der Wahrheitssuche betraut. Man kann die Forschung als wissenschaftliche Tätigkeit bezeichnen, die darauf ausgerichtet ist, in methodisch-systematischer Form neue Erkenntnisse zu gewinnen und so die Wissenschaft weiterzuentwickeln. Hinsichtlich der Forschung wird üblicherweise zwischen Grundlagenforschung, angewandter bzw. anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung unterschieden. Die Vermittlung der Forschung ist Sache der Lehre. Die Welt, in der wir leben, ist äußerst komplex und wird durch unsere Sinnesorgane (riechen, schmecken, tasten, hören und sehen) wahrgenommen. Um herauszufinden, ob die erfahrene Wirklichkeit einzelner Individuen „richtig“ ist und wie andere Menschen die Welt bzw. bestimmte Sachverhalte wahrnehmen, muss man die Gemeinsamkeiten der subjektiven Wahrnehmungen erforschen, d.h. eine Objektivierung der Wahrnehmungen, gegebenenfalls durch Verallgemeinerung, vorantreiben.19 Das Ziel jeder Wissenschaft ist die Erforschung der Wahrheit, die Gewinnung eines sachlich geordneten Zusammenhangs von wahren und in ihrer Wahrheit gesicherten Urteilen. Nach Wöhe ist die Wissenschaft gekennzeichnet durch: • die Frage nach der Wahrheit und das Suchen nach Antworten, also das Streben nach Erkenntnis; • Konstituierung eines Erkenntnisobjekts und von Erkenntniszielen, durch das sich eine wissenschaftliche Disziplin von anderen unterscheidet. Ist das Objekt wie in der Betriebswirtschaftslehre im Zeitablauf dauernden Veränderungen unterworfen, so ist das Ziel der restlosen Erfassung des Erkenntnisobjekts ein dynamischer Prozess ohne endliche Begrenzung; • Anwendung spezifischer Forschungsmethoden zur Gewinnung von Erkenntnissen und

16 Vgl. Grass, Brigitte: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre. Das System Unternehmung, 2. Aufl., Herne/Berlin 2003, S. 15. 17 Faulstich, Peter: Weiterbildung. Begründungen Lebensentfaltender Bildung, München/Wien 2003, S. 151. 18 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 120. 19 Vgl. Eichhorn, Peter: Das Prinzip Wirtschaftlichkeit. Basis der Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., Wiesbaden 2000, S. 1.

30

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

• durch das Bestreben, alle Urteile über das Erkenntnisobjekt in ihrer Wahrheit zu sichern und in eine systematische Ordnung (System) zu bringen.20 Zwar bestehen definitorisch zwischen Grundlagenforschung und angewandter bzw. anwendungsorientierter Forschung Unterschiede. Aber heutzutage ist die Tendenz festzustellen, dass Grundlagenwissenschaften und angewandte Wissenschaften zunehmend verschmelzen, sodass eine strikte Trennung in den Hochschulen und in der Wirtschaftspraxis kaum mehr möglich ist. Darstellung 6 zeigt eine Zusammenerfassung der wichtigsten Aspekte und Unterschiede zwischen theoretischen und anwendungsorientierten Wissenschaften.21 Darst. 6: Unterschiede zwischen theoretischen und anwendungsorientierten Wissenschaften :LVVHQVFKDIW 0HUNPDOH

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Quelle: Ulrich, Hans: Von der Betriebswirtschaftslehre zur systemorientierten Managementlehre, in: Wunderer, Rolf (Hrsg.): BWL als Management- und Führungslehre, 3. Aufl., Stuttgart 1995, S. 165.

Sowohl für die (reine) Grundlagenwissenschaft als auch für die angewandte bzw. anwendungsorientierte Wissenschaft gilt, dass in der Suche nach Wahrheit alle wissenschaftlichen Erkenntnisinteressen gipfeln. Im Rahmen des 20 Vgl. Wöhe, Günter: Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 17. Aufl., München 1990, S. 24. 21 Vgl. Thommen, Jean-Paul/Achleitner, Ann-Kristin: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre. Umfassende Einführung aus managementorientierter Sicht, 5. Aufl., Wiesbaden 2006, S. 56-59.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

31

Studiums und der Forschung wird auf die Einhaltung der Wissenschaftlichkeit gerade in Deutschland großen Wert gelegt.

4.

Geistiges Eigentum und Wissenschaftlichkeit

Schon seit je her, und dies gilt wohl verstärkt im Zeitalter der Digital- und Informationsgesellschaft, stellt sich bei (wissenschaftlichen) Erkenntnissen die Frage nach dem geistigen Eigentum und der Nachvollziehbarkeit von Forschungs- und Erkenntnisprozessen. In Darstellung 7 sind wichtige Arten bzw. Rechtsgrundlagen von intellektuellem Eigentum als Ergebnis von Wissen zusammengefasst. Zum schutDarst. 7: Synopse wichtiger Rechtsgrundlagen von intellektuellem Eigentum *HVFKW]WHV ,QWHOOHNWXHOOHV (LJHQWXP

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Quelle: Hachenberger, Jan: Intellektuelles Eigentum im Zeitalter von Digitalisierung und Internet, Eine ökonomische Analyse von Missbrauchskalkülen und Schutzstrategien, Wiesbaden 2003 S. 120.

32

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

zwürdigen intellektuellem Eigentum sind Patente, Handelsmarken, Handelsgeheimnisse und Urheberrechte zu zählen. Diebstahl von geistigem Eigentum bzw. Gedankenklau stehen unter Strafe und führen zum Schadensersatzanspruch. Hier sei insbesondere auf den Urheberschutz von Autoren hingewiesen. Wissenschaftliche Abschlussarbeiten, dazu zählen beispielsweise die Bachelorarbeit und Masterarbeit, die Diplomarbeit oder Doktorarbeit, aber auch sonstige von einer oder mehreren Personen verfasste Veröffentlichungen unterliegen dem Verbot der Nutzung, Reproduktion, Veränderung und Veräußerung durch unberechtigte Dritte. Wissenschaftliche Abschlussarbeiten während des Studiums dokumentieren unter anderem die Fähigkeit, sich selbstständig analytisch und systematisch mit Themen bzw. Inhalten auseinandersetzen zu können. Mit dem Verfassen einer Abschlussarbeit und dem sich gegebenenfalls anschließenden Kolloquium (mündliche „Verteidigung“) weist der Absolvent überprüfbar seine Fach- und Methodenkompetenz aus. Bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten an Hochschulen (z.B. Diplom, Bachelor- und Master-Thesis) ist es vorgeschrieben, zum Abschluss der Arbeit zu versichern – meist eidesstattlich, mit Orts- und Datumsangabe sowie Unterschrift – dass die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt worden ist. Mit der Kennzeichnung der Textpassagen, die von anderen Verfassern stammen, wird einerseits dem Urheberschutz (ursprünglicher Autor) Rechnung getragen und andererseits deutlich gemacht, welche Teile der Arbeit geistiges Eigentum darstellen. Wer fremdes geistiges Eigentum als sein eigenes „verkauft“, begeht geistigen Diebstahl und dies kann entsprechend geahndet werden! Wenn Gedanken, Sätze, ganze Passagen oder gar komplette Werke Dritter in die eigene wissenschaftliche Arbeit übernommen werden, ohne dies entsprechend kenntlich zu machen, spricht man von einem Plagiat.22 Wer beispielsweise eine Abschlussarbeit (z.B. Diplom- oder Masterarbeit) ganz oder große Teile ohne Nachweis übernimmt, riskiert seine Exmatrikulation. Er verstößt gegen Gesetze und macht sich strafbar! Gerade das Internet verleitet einige Studierende zum Kopieren fremder Inhalte. Mittlerweile gibt es einige Programme, die es ermöglichen, ein wissenschaftliches Werk daraufhin zu überprüfen, ob einzelne Passagen mit veröffentlichten Texten im Internet übereinstimmen. Lassen Sie sich nicht zu einem Plagiat verleiten! Mit einem höherwertigen (Studien-)Abschluss (z.B. Diplom, Master), mit einem Namenszusatz (z.B. Doktor / Dr.) oder einem Titel (z.B. Konsul) steigen nicht nur die Chancen, sich beruflich sowie karrieremäßig besser und schneller zu entwickeln, sondern damit sind in der Regel auch eine Erhöhung von Prestige und von gesellschaftlichem Ansehen verbunden. Für manche Menschen ist dies offensichtlich sehr wichtig, so dass sie der Versuchung 22 Vgl. Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 30.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

33

unterliegen, entsprechende Titel auch ohne die erforderliche Investition von Zeit, Energie und Aufwand zu erlangen. Die Bandbreite, sich mit Titel zu „schmücken“, fängt mit dem Bemühen an einen Titel Doktor (Dr.) mit dem Zusatz h.c. (honoris causa, der Ehren halber = Ehrendoktor) zu erhalten, geht über legale Promotionsberatung (rein informelle Beratung) und illegale bzw. strafbare „Promotionsberatung“ (in diesem Fall wird die Arbeit von einem Ghostwriter geschrieben und der angehende Doktorand wird für die mündliche Prüfung fit gemacht wird) bis hin zum Kauf einer (gefälschten) Doktorurkunde einer bestehenden/richtigen Universität (Tatbestand der Urkundenfälschung). Ehrlich erworbene Titel basieren auf Leistungen und Wissen. Von Experten spricht man, wenn Personen in bestimmten Bereichen langjährige Erfahrungen gesammelt haben bzw. eine qualifizierte Ausbildung bezogen auf ein Fachgebiet (z.B. Wirtschaftsprüfer) vorweisen können. Wenn von Personen oder Institutionen beispielsweise Gutachten zu bestimmten Sachverhalten (z.B. Wertgutachten für Immobilien, Wirtschaftsprüferberichte) erstellt werden, enthalten sie meistens Erläuterungen zum methodischen bzw. wissenschaftlichen Vorgehen. Es soll ja die „Wahrheit“ aufgezeigt werden. Aus der Sicht der Gerichte (z.B. Bundesverfassungsgericht) kann von wissenschaftlicher Tätigkeit bzw. von Forschung erst dann gesprochen werden, wenn nach Inhalt und Form es sich um einen ernsthaften und planmäßigen Versuch zur Ermittlung der Wahrheit handelt. So wird Forschung als „die geistige Tätigkeit mit dem Ziel, in methodischer, systematischer und nachprüfbarer Weise neue Erkenntnisse zu gewinnen“, verstanden.23 Was unter wissenschaftlicher Tätigkeit zu fassen ist, dazu hat sich auch das niedersächsische Finanzgericht geäußert: „Wissenschaftlich tätig ist [.] nicht nur, wer schöpferische oder forschende Arbeit leistet (reine Wissenschaft), sondern auch, wer das aus der Forschung hervorgegangene Wissen und Erkennen auf konkrete Vorgänge anwendet (angewandte Wissenschaft). Wissenschaftliches Arbeiten i.S. der angewandten Wissenschaft liegt aber nur dann vor, wenn grundsätzliche Fragen oder konkrete Vorgänge methodisch in ihren Ursachen erforscht, begründet und in einen Sinnzusammenhang gebracht werden, wie z.B. in einem wissenschaftlichen Gutachten über schwierige Fragen (BFH, Urteil vom 26. November 1992, IV R 109/90, BStBl 1993, 235, 236 m.w.N.; BFH, Urteil vom 27. Februar 1992, IV R 27/90, BStBl II 1992, 826, 829 m.w.N.). Eine Tätigkeit hat dann keinen wissenschaftlichen Charakter, wenn sie im wesentlichen in einer laufenden, mehr praxisorientierten Beratung besteht (BFH, Urteil vom 3. Dezember 1981, IV R 79/80, BStBl II 1982, 267, 268 23 Zitiert nach Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 9.

34

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Ziffer 1; BFH-Urteil vom 27. Februar 1992, a.a.O., 829, Ziffer 2c). Ob die Tätigkeit als wissenschaftlich anzusehen ist, richtet sich insbesondere danach, ob die mit den einzelnen Aufträgen gestellten Aufgaben einen Schwierigkeitsgrad erreichen, wie ihn wissenschaftliche Prüfungsarbeiten oder Veröffentlichungen aufweisen (BFH, Urteil vom 27. Februar 1992, a.a.O., 829 Ziffer 2 d, BFH-Beschluss vom 31. Mai 2000, IV B 13/99, BFH/NV 2000, 1460, 1461). Zu einer wissenschaftlichen Tätigkeit gehört ferner, dass sie von der Methode her nachprüfbar und nachvollziehbar ist (BFH, Urteil vom 27 Februar 1992, a.a.O., 830, Ziffer 2 e). (Auszug aus: Urteil v. 28. Januar 2004, Az.: 2 K 579/00; Niedersächsisches Finanzgericht).“24 Die Erstellung von Gutachten und Verfassung wissenschaftlicher Arbeiten sollte sich immer daran orientieren, zunächst Erkenntnisse vorurteilsfrei zu gewinnen und auszuwerten. Danach steht es jedem frei ein auf Werturteilen begründetes Bekenntnis abzulegen bzw. darauf aufbauend Politik zu betreiben. Grundsätzlich lassen sich aus der wissenschaftstheoretischen Diskussion fünf wichtige Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens ableiten, die in Darstellung 8 zusammengefasst sind. Darst. 8: Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens

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24 http://www.oefre.unibe.ch/law/dfr/bv035079.html sowie http://www.nbw.de/finanzgericht/NFG/volltexte/2004/Januar/2_K_579_00.doc (Stand: 8. September 2006), zitiert nach Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 9f.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

35

Erfolgt in der (reinen, theoretischen) Grundlagenwissenschaft die Wahrheitssuche ausschließlich wertfrei, handelt es sich bei der angewandten Wissenschaft tendenziell um eine wertende Wissenschaft bzw. zweckorientierte Forschung. Letztere betrifft vor allem die Betriebswirtschaftslehre als sog. Real- bzw. Handlungswissenschaft.

5.

Betriebswirtschaftslehre als Handlungswissenschaft

Gegenüber der Volkswirtschaftslehre ist die Betriebswirtschaftslehre eine Wissenschaft vergleichsweise jungen Datums. Nach der Aufbauphase (ca. 1900-1945) kam es erst ab den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zu einer interdisziplinären Ausrichtung der Betriebswirtschaftslehre. Im weitesten Sinne handelt es sich um die wissenschaftliche Betrachtung des gesamten Wirtschaftsprozesses. Als Wirtschaft sind letztlich alle Institutionen und Prozesse zu verstehen, die direkt oder indirekt der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse nach knappen Gütern dienen.25 Im Sinne einer managementorientierten Betriebswirtschaftslehre, die das Unternehmen als ein offenes, dynamisches, komplexes, autonomes, marktgerichtetes produktives soziales System charakterisiert, ist man bestrebt, das Unternehmen und seine Umwelt im Rahmen des Unternehmenslebenszyklus maßgeblich vor dem Hintergrund von Führungs- und Entscheidungsprozessen zu erforschen.26 Die managementorientierte Betriebswirtschaftslehre stellt eine Wissenschaft unter vielen dar und bedient sich vieler Wissenschaftsdisziplinen (z.B. Volkswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Politik, Wirtschaftsethik, Betriebssoziologie, Betriebspsychologie, Betriebsmedizin, Mathematik), um ein bestimmtes Forschungsobjekt, das gedanklich in das Erfahrungsobjekt und in das Erkenntnisobjekt aufgespalten werden kann, untersucht.27 Die (allgemeine) Aufgabe der Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre kann so gesehen werden, dass der Wirtschaftsprozess unter vier Hauptaspekten beziehungsweise Wissenschaftszielen zu beleuchten ist. Die folgenden Aspekte (Ziele) gelten auch für die Untersuchung eines speziellen Forschungsobjekts:

25 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 37. 26 Vgl. Zdrowomyslaw, Norbert (Hrsg.): Von der Gründung zur Pleite. Unternehmens-Lebenszyklus und Management der Unternehmensentwicklung, Gernsbach 2005. 27 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 119-123; Sachs, Sybille/Hauser, Andrea: Das ABC der betriebswirtschaftlichen Forschung. Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten, Zürich 2002, S. 31-35.

36

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Beschreibung (Deskription) und begriffliche Ordnung unter Verwendung fachspezifischer Klassifikationskriterien (Fachsprache erfordert die Klärung der wesentlichen Begriffe durch die Definition), um auf diese Weise den gesamten Prozess einer wissenschaftlichen Analyse zugänglich zu machen. Erklärung des Wirtschaftsprozesses mit Hilfe theoretischer Grundvorstellungen über einzelne Zusammenhänge (Bildung von Hypothesen, d.h. Ursache-Wirkungsbeziehungen in Form von Annahmen formulieren). Prognose zukünftiger Entwicklungen und Abläufe auf Grund bestimmter angenommener oder im günstigsten Fall nachgewiesener Zusammenhänge. Vorschläge für eine bestimmte Gestaltung und Beeinflussung des Wirtschaftsprozesses, wobei auf Grund der gewonnen Einsichten Mittel und Wege gezeigt werden, bestimmte vorgegebene Ziele (z.B. aus wirtschaftspolitischer Sicht Wirtschaftswachstum, geringe Arbeitslosenquote und aus unternehmensbezogener Sicht Gewinnmaximierung, Umsatzsteigerung usw.) zu erreichen. Hier geht es um die Nutzbarmachung der gewonnen Erkenntnisse.28 Heutzutage gehen die meisten Autoren davon aus, dass in der Regel praktische Ziele das Wissenschaftsverständnis der Betriebswirtschaftslehre prägen und somit die Betriebswirtschaftslehre als anwendungsorientierte Real- bzw. Handlungswissenschaft zu charakterisieren ist. In Anlehnung an Hans Ulrich werden darunter solche Tätigkeiten verstanden, die insbesondere darauf ausgerichtet sind, mit Hilfe von Erkenntnissen der theoretischen oder Grundlagenforschung sowie der Erfahrung der Praxis Problemlösungen (Regeln, Modelle, Verfahren) für praktisches Handeln zu entwickeln (Gestaltungsvorschläge, Handlungsempfehlungen).29 Die anwendungsorientierte Forschung ist demnach untrennbar mit der Grundlagenforschung einerseits und der betrieblichen bzw. unternehmerischen Praxis andererseits verbunden und wird von beiden Seiten positiv beeinflusst. Sie ist also zwischen der Grundlagenforschung und der Praxis (Probleme und subjektive Erfahrungen) anzusiedeln.30 Geht man von der Betriebswirtschaftslehre als Handlungswissenschaft aus, so gehen theoretische und praktische Ziele Hand in Hand und stehen in einem komplementären Verhältnis. Die enge Verflechtung dieser beiden Zielorientierungen soll Darstellung 9 verdeutlichen. Thommen formuliert das Verhältnis wie folgt: Die Darstellung 9 zeigt, „dass die ‹anwendbare Theorie im weiteren Sinn› als theoretisches Ziel lediglich die Vorstufe bzw. Voraussetzung für die ‹angewandte Betriebswirtschaftslehre› als praktisches Ziel darstellt.“31 28 Vgl. Winkel, Harald: Einführung in die Wirtschaftswissenschaften, Paderborn u.a. 1980, S. 20 und Grass, Brigitte: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, Das System Unternehmung, 2. Aufl., Herne/Berlin 2003, S. 24-30. 29 Vgl. Ulrich, Hans: Management, Bern/Stuttgart 1984, S. 200. 30 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 135. 31 Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 125.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

37

Darst. 9: Ziele der Betriebswirtschaftslehre

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Quelle: Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Auflage, Zürich 2002, S. 124.

6.

Aspekte der betriebswirtschaftlichen Forschung

Die Suche nach Wahrheit und das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit erfordern eine Beschäftigung mit wissenschaftstheoretischen Grundbegriffen. Wer Problemstellungen erforschen will, kann sich nicht auf die Umgangssprache beschränken, sondern muss sich der (wissenschaftlichen) Fachsprache bedienen und das Zielsystem der Betriebswirtschaftslehre zugrundelegen.

6.1

Problemlösungsprozesses wissenschaftlicher Forschung

Legt man zugrunde, dass Wissenschaft letztlich nichts anderes als die „Produktion“ von Wissen ist und die daraus sich ergebenden Produkte beispielsweise Modelle oder praktische Gestaltungshilfen (Führungsinstrumente) sind, so ist der Problemlösungsprozess wissenschaftlicher Forschung mit dem Problemlösungsprozess bzw. Managementprozess in Unternehmen durchaus ver-

38

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

gleichbar.32 Darstellung 10 verdeutlicht die Stufen des Problemlösungsprozesses wissenschaftlicher Forschung. An diesem Prozessablauf wird ersichtlich, dass Forschung als systematisches Bemühen um die Vermehrung des Wissens ist. Darst. 10:

Problemlösungsprozess wissenschaftlicher Forschung 6FKULWW  %HVWLPPXQJ GHV )RUVFKXQJVJHJHQVWDQGHV

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Zur Untersuchung eines Forschungsobjekts und zur Generierung neuer und zielorientierter Erkenntnisse bedarf es der Beachtung einiger wissenstheoretischer Grundbegriffe bzw. Voraussetzungen. Hierzu zählt insbesondere die Auseinandersetzung mit Begriffen, Definitionen und Aussagearten sowie mit Denk- und Problemlösungsmethoden.

6.2

Definitionen, Begriffs- und Aussagearten

Im täglichen Umgang mit den Menschen reicht zur Verständigung in der Regel ein ganz bestimmtes Repertoire an Wörtern, die man jedermann gegenüber verwenden kann. Anders sieht es da schon aus, wenn beispielsweise im 32 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 120; Zdrowomyslaw, Norbert (Hrsg.): Von der Gründung zur Pleite. Unternehmens-Lebenszyklus und Management, Gernsbach 2005, S. 64-66.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

39

Rahmen eines Wahlkampfs in den Medien von „Menschlichkeit“, „Lohngerechtigkeit“, „demokratischen Spielregeln“ usw. gesprochen wird. Solche Wörter legen die Anhänger verschiedener Parteien durchaus unterschiedlich aus, da sie unterschiedliche Gesichtspunkte bzw. Vorstellungen bei der Benutzung des Wortes im Auge haben. Um sich über spezielle Fragestellungen eines Bereichs wie der Medizin, Physik oder der Betriebswirtschaft zu verständigen, reicht häufig die Umgangssprache nicht mehr aus. Es wird sich deshalb der (jeweiligen) Fachsprache bedient, um untersuchte Tatbestände möglichst unverwechselbar zu bezeichnen, zu exakten und für Dritte nachvollziehbaren Schlussfolgerungen zu gelangen.33 Während beispielsweise umgangssprachlich von „Unkosten“ gesprochen wird, verwendet die Betriebswirtschaftslehre dieses Wort nicht, sondern unterscheidet strickt zwischen den Wörtern Kosten und Aufwendungen. Allerdings gilt auch für die Fachwelt die Feststellung, dass von einer Mehrdeutigkeit der Worte bzw. Begriffe auszugehen ist. Selbst scheinbar eindeutige Begriffe wie z.B. „Gewinn“ werden nicht selten unterschiedlich interpretiert.34 Fachleute eines Gebietes gehen oft nicht mit der gleichen Problemsicht an bestimmte Fragestellungen heran, so dass sich schon hieraus unterschiedliche Interpretationen und Verwendungsweisen eines Wortes ergeben. Die Fachwelt spricht von einer Definition, wenn es um die Zuordnung von Wort und Vorstellungsinhalt geht. Es ist der Hinweis bzw. die Übereinkunft darüber, wie ein bestimmtes Wort (grundsätzlich oder von einem Autor speziell) verwendet wird.35 In den jeweiligen Wissenschaftsdisziplinen gibt es zahlreiche Definitionsversuche, um ein bestimmtes Wort, z.B. den Gegenstand der „Volkswirtschaftslehre“, zu beschreiben.36 Damit der Leser einen Eindruck darüber erhält, was sich hinter einem bestimmten Wort versteckt bzw. was es inhaltlich ausdrücken soll, seien im Folgenden einige ausgewählte Definitionen (unkommentiert) aufgelistet. Regionalpolitik: „Pläne und Maßnahmen der Wirtschaftspolitik, regionale Unterschiede in der ökonomischen Leistungsfähigkeit abzubauen.“37 Regionalförderung: „Regionalförderung sind Maßnahmen der Wirtschaftsförderung zu Gunsten der gewerblichen Wirtschaft, die im Rahmen 33 Vgl. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre,. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 63-65. 34 Vgl. Zdrowomyslaw, Norbert/Kairies, Klaus: Der Gewinn – ein Begriff mit vielen Ausprägungen, in: Kostenrechnungspraxis Heft 5/1992, S. 255-261. 35 Zu den Arten des Definierens, den Definitionsregeln und zur Operationalisierung siehe ausführlicher bei: Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 65-68. 36 Vgl. Woll, Artur: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 14. Aufl., München 2003, S. 3-5. 37 Gabler Wirtschaftslexikon: 15. Auflage, Wiesbaden 2000, S. 2612.

40

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

der regionalen Strukturpolitik eingesetzt werden. In Deutschland vor allem Instrumente der Investitionsförderung, von denen Unternehmen profitieren können, die in einem regionalen Fördergebiet investieren wollen.“38 Controlling: „Controlling ist eine an Zielen orientierte Teilaufgabe des Managements, bei der die Koordination der Planungs-, Kontroll- und Steuerungsaktivitäten eines Unternehmens im Mittelpunkt steht. Systemgestützt werden passende Informationen bereitgestellt, um die Entscheidungsqualität des Managements und damit die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens an Veränderungen zu verbessern.“39 Controlling: „Controlling ist die Auswahl und Nutzung von Methoden (Techniken, Instrumente, Modelle, Denkmuster) und Informationen für arbeitsteilig ablaufende Planungs- und Kontrollprozesse sowie die funktionsübergreifende Koordination (Abstimmung) dieser Prozesse.“40 Kosten: Kosten sind „der in Geld ausgedrückte Wert aller erbrachten Güter und Dienstleistungen, und zwar für die Erstellung der eigentlichen (typischen) betrieblichen Leistungen.“41 Begriffe bzw. Termini werden nicht um ihrer selbst willen geprägt, sondern dienen als methodisches Mittel zum besseren Erkennen und Kommunizieren von Inhalten bzw. Aussagen. Definitionen tragen dazu bei, dass persönliche Meinungen und Werturteile (persönliche Einstellungen, individueller Geschmack usw.) im Rahmen des wissenschaftlichen Problemlösungsprozesses ausgeblendet werden. Da Werturteile grundsätzlich nicht zur Erkenntnis der Wirklichkeit beitragen, sollte der Forscher (Studierender oder Praktiker) bestrebt sein, möglichst eindeutige Begriffe zu benutzen und wahrheitsfähige Aussagen zu liefern. In Grenzfällen lassen sich Werturteile und wissenschaftliche Aussagen nicht immer scharf trennen, weil viele Ausdrücke der Alltagssprache (z.B. überhitzte Konjunktur, moderates Lohnniveau, unangemessene Gewinne) Eingang in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch gefunden haben. Darstellung 11 zeigt, dass die Fähigkeit, Werturteile von wissenschaftlichen Aussagen zu unterscheiden, sich durch sorgfältigen Sprachgebrauch erhöhen lässt.

38 Gabler Wirtschaftslexikon: 15. Auflage, Wiesbaden 2000, S. 2611. 39 Czenskowsky, Torsten/Schünemann, Gerhard/Zdrowomyslaw, Norbert: Grundzüge des Controlling. Lehrbuch der Controlling-Konzepte und -Instrumente, 2. Aufl., Gernsbach 2004, S. 25. 40 Ziegenbein, Klaus: Controlling, 9. Aufl., Ludwigshafen (Rhein) 2007, S. 25. 41 Zdrowomyslaw, Norbert/Kuba, Karl: Buchführung und Jahresabschluss. Einführung in die Finanzbuchhaltung und Jahresabschlusserstellung, 3. Aufl., München/Wien 2002, S. 59.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis Darst. 11:

41

Werturteile und wissenschaftliche Aussagen

Sachverhalt

mögliches Werturteil

mögliche wissenschaftliche Aussage

Einige Bauarbeiter essen Kaviar zum Frühstück.

Der Verzehr von Kaviar ist ein Luxus für Bauarbeiter.

Die Kaviarnachfrage der Bauarbeiter wird aus Lohnerhöhungen bestritten.

Unternehmer verdienen im Durchschnitt zehnmal soviel wie Arbeiter.

Die Einkommensverteilung ist ungerecht.

Die Einkommensverteilung ist ungleichmäßig.

Die Zahl der Unbeschäftigten – ausgedrückt in Prozenten Die Arbeitslosenquote von der Arbeitswilligen 10% ist unerwünscht. (Arbeitslosenquote) – beträgt 10% im Jahresmittel.

Bei einer Arbeitslosenquote von 10% ist das Sozialprodukt kleiner als bei einer geringeren Arbeitslosigkeit.

Quelle: Woll, Artur: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 14. Aufl., München 2003, S. 13.

Darstellung 12 zeigt, dass mit der Präzisierung von Begriffen und Definitionen die erste Stufe des Zielsystems der Betriebswirtschaftslehre gekennzeichnet ist. Die „Begriffslehre“ stellt die zentrale Grundlage für die Stufe 2, nämlich die „Wirtschaftstheorie“, dar. Sind Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge identifiziert, benötigt man die Begriffslehre, um theoretische Aussagen (Erklärungen, Prognosen) ableiten zu können. Die „Wirtschaftstechnologie“ (= 3. Stufe) überträgt die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge in gestaltende Ziel/Mittel-Systeme. Die „Wirtschaftsphilosophie“ (= 4. Stufe) kann auch als die Formulierung von unternehmenspolitischen Zielen begriffen werden. Diese Ebene erlaubt bzw. greift auf sog. Werturteile zurück, denn in diesem Fall geht es unter Berücksichtigung der Gestaltungsempfehlungen (3. Stufe) um die Vorgabe und Durchsetzung von Zielen (normativer Forschungsansatz).

42

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Darst. 12:

Zielsystem der Betriebswirtschaftslehre

Aufgaben/Ziele der Betriebswirtschaft generelles Ziel: Sammeln von neuem Wissen (=Erkenntnisfortschritt) Begriffslehre (= 1. Stufe) Präzisierung von Begriffen und Definitionen

Frage: Was ist der Fall? bzw. Wie ist die Realität?

Wirtschaftstheorie (= 2. Stufe) Identifikation von Ursache/ Wirkungszusammenhang (Kausalanalyse) Frage(Erklärung): Warum ist etwas so, wie es ist? Frage (Prognose): Welche Veränderungen werden eintreten? bzw. Wie wird etwas zukünftig sein?

Bsp.: Die Mitarbeiter sind unzufrieden und erbringen schlechte Leistungen.

Bsp. (Erklärung): Die Zufriedenheit der Mitarbeiter wirkt sich positiv auf deren Leistungsbereitschaft aus. Bsp. (Prognose): Die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter wird sich verbessern, wenn es gelingt, deren Zufriedenheit zu steigern.

Betriebswirtschaft als reine Wissenschaft (=positiver Forschungsansatz)

Wirtschaftstechnologie (= 3. Stufe) Gestaltung von Ziel-/ Mittel-Systemen (=Zusammenstellen von Möglichkeiten zur Problemlösung)

Wirtschaftsphilosophie (= 4. Stufe) Vorgabe von Zielen

Frage: Welche Maßnahmen/ Instrumente eignen sich, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen?

Frage: Welche(s) Ziel(e) sollte ein Unternehmen verfolgen?

Bsp.: Mitarbeiterzufriedenheit lässt sich verbessern, indem man sie besser entlohnt, regelmäßig über die Unternehmensentwicklung informiert und/oder sie durch Maßnahmen der Personalentwicklung fördert.

Bsp.: Unternehmen sollten die Leistungsbereitschaft ihrer Mitarbeiter steigern.

(=normativer Forschungsansatz)

Betriebswirtschaft als angewandte Wissenschaft Ziel: Lösung des „Knappheitsproblems“ auf betrieblicher Ebene/Verbesserung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Unternehmen Quelle: Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 25.

An den bisherigen Ausführungen wird deutlich, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Betriebswirtschaftslehre mit der Ausrichtung, Gültig-

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

43

keit und Verlässlichkeit von Aussagen zu tun hat. Darstellung 13 zeigt, dass die Wissenschaftstheorie zahlreiche Arten von Aussagen unterscheidet. Darst. 13:

Arten von Aussagen

Aussagen nicht wahrheitsfähige Aussagen meta-physische Aussagen

normative Aussagen

wahrheitsfähige Aussagen empirische Aussagen

logische Aussagen

technologische Aussagen explikative Aussagen deterministische/nomologische Aussagen stochastische Aussagen (tendenzielle Aussagen) (quasi-stochastische Aussagen) (quasi-theorethische Aussagen)

empirische Aussagen Basis-/Protokollsätze Rand-/Antezedenzbedingunge

Quelle: Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 46

Da sich die Betriebswirtschaftslehre als eine praktisch-normative Disziplin (Handlungsempfehlungen) versteht, sind außer den wahrheitsfähigen Aussagen (logische und empirische) auch nicht wahrheitsfähige, vor allem normative Aussagen, von Relevanz bei der Erkenntnisgewinnung. Logische Aussagen: Es handelt sich um wahrheitsfähige Aussagen, deren Wahrheitsgehalt mit den Regeln der Logik überprüft werden kann (logische Konsistenz). Wenn beispielsweise postuliert wird, dass Unternehmen A größer als B und B größer als C ist, dann folgt daraus unmittelbar, dass das Unternehmen A auch größer als C ist. Empirische Aussagen: Anders als logische, meta-physische oder normative Aussagen, die allesamt nicht-empirisch sind, werden Aussagen über einen realen Sachverhalt als empirisch bezeichnet. Sie sind informativ und auch wahrheitsfähig, d.h. die Wahrheit empirischer Aussagen ist überprüfbar, indem man sie mit der Realität konfrontiert (= „faktische Wahrheit“). Unterschieden werden deskriptive, explikative und technologische

44

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Aussagen. Deskriptive Aussagen wollen lediglich einen bestimmten Ausschnitt unserer Welt beschreiben. Es geht in erster Linie um die Untersuchung des „Was?“ und des „Wie?“ von Strukturen und Prozessen in Gegenwart und Zukunft, um die Realität abzubilden und die Phänomene zu erklären. Bei empirischen Untersuchungen müssen die Validität (Gültigkeit), Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Valenz (Zulänglichkeit) der angewandten Methoden sowie die Signifikanz (Aussagekräftigkeit) der Untersuchungsergebnisse nachgewiesen werden. Explikative Aussagen wollen die Frage nach dem „Warum ist das der Fall?“ beantworten. Zwar werden auch hier Informationen gesammelt und ausgewertet, aber das Resultat der explikativen Arbeit sind Hypothesen, d.h. generelle Sätze in Form „wenn, dann“, welche über bestimmte Kausalzusammenhänge Auskunft geben. Werden diese Hypothesen im Laufe der Zeit verifiziert bzw. falsifiziert, so werden sie als Gesetzeshypothesen bzw. Gesetzesaussagen bezeichnet. Werden mehrere Gesetzeshypothesen logisch verbunden, so gelangt man zu dem, was allgemein unter dem Begriff Theorie verstanden wird. Eng mit der Explikation hängt die Prognose zusammen. Der Prüf- bzw. Suchprozess wird umgedreht. Statt eine Hypothese aufzustellen, das bestimmte empirisch nachweisbare Wirkungen eintreten, wenn bestimmte Ursachen gegeben sind, wird der Eintritt eines empirischen Ereignisses prognostiziert bzw. vorhergesagt. Beispiel: Trifft die Hypothese zu, dass das Ergebnis einer Klausur vom Lernumfang positiv beeinflusst wird, so kann die Prognose aufgestellt werden: Wenn mehr gelernt wird, erreichen die Studierenden ein besseres Ergebnis in den Klausuren. Wie die explikative Aussage hat auch diese Aussage hypothetischen Charakter und bedarf der Bestätigung durch die Realität.42 Technologische Aussagen wollen auf die Fragen „Was ist möglich?“ und „Wie kann dieses oder jenes Ziel erreicht werden?“ eine Antwort geben. Im Vordergrund steht die praktische Verwertbarkeit. Die Aussagen sind informativ, sie können anhand des „Wahrheitskriteriums“ geprüft werden, sie sind im Allgemeinen konkreter als Gesetzesaussagen, aber sie sind „nichtnormativ“, weil die Frage nicht beantwortet wird, ob das, was getan werden kann, auch getan werden soll (es werden keine Handlungsempfehlungen gegeben). Normative Aussagen (Soll-Aussagen“): Sie legen fest, wie ein Sachverhalt sein soll und verkörpern beispielsweise das von einer Gemeinschaft akzeptierte Werturteil (z.B. „Du sollst nicht töten“). Da die Aussagen eine bestimmte Handlung empfehlen bzw. Sachverhalte bewerten, sind normative Aussagen wertsetzend, jedoch nicht wahrheitsfähig. In allen Berei-

42 Vgl. Eichhorn, Peter: Das Prinzip Wirtschaftlichkeit. Basis der Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., Wiesbaden 2000, S. 10.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

45

chen des Forschungsentscheidungsprozesses (z.B. Auswahl von Forschungsproblemen, Verwendung und Anwendung von Forschungsergebnissen) werden Wertungen vorgenommen. Der Übergang von deskriptiven und normativen Aussagen ist durchaus fließend. Bei den Wertungen im Aussagenzusammenhang lassen sich verschiedene Wertungen unterscheiden, die man als präskriptive Aussagen zusammenfasst und die den deskriptiven gegenübergestellt werden. Meta-physische Aussagen: Aussagen wie „Es gibt einen Gott“ sind wissenschaftlich (noch) nicht prüfbar. Sie sind empirisch gehaltlos und nicht wahrheitsfähig.43 Wesentliche Kriterien zur Beurteilung von Aussagen sind die Zweckmäßigkeit bzw. intersubjektive Prüfbarkeit, die (logische) Konsistenz und die faktische (empirische) Wahrheit.44

6.3

Forschungs- und Problemlösungsmethoden

Begreift man Wissenschaft als Prozess der Gewinnung wissenschaftlicher Aussagen zur Lösung von menschlichen oder betriebswirtschaftlichen Problemen bzw. als Prozess und Ergebnis der Erkenntnisgewinnung, so ist naheliegend zu fragen, welche Forschungsmethoden bzw. wissenschaftliche Denkrichtungen hierbei nützlich sein können. Eine gewisse methodische Vorgehensweise für die Erkenntnisgewinnung ist notwendig, um schon von Anfang an inhaltlich Wesentliches vom Unwesentlichen zu trennen. Nachdem im konkreten Fall die Bestimmung des Forschungsobjekts und des Forschungsziels erfolgt ist, stellt sich die Frage, nach der Forschungsmethode und den verschiedenen Möglichkeiten der Informationsgewinnung sowie den Denk- bzw. Problemlösungsmethoden. Grundsätzlich stehen zwei Methoden zur Verfügung, um Erkenntnisse über bestimmte Problemstellungen zu gewinnen: nämlich das empirische und das denklogische Vorgehen (theoretische Forschung).45 Darstellung 14 zeigt überblicksartig die Forschungsmethoden und die wichtigen Denk- und Problemlösungsmethoden.

43 Ausführlicher zu den einzelnen Begriffen bzw. Aussagearten siehe Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 46-58; Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 123-134. 44 Vgl. Pelz, Waldemar: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre in Übersichtsdarstellungen, München 1995, S. 23. 45 Vgl. Thommen, Jean-Paul: Betriebswirtschaftslehre, 5. Aufl., Zürich 2002, S. 123-142.

46

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Darst. 14: Forschungsmethoden und Denk- bzw. Problemlösungsmethoden (PSLULVFKH )RUVFKXQJ 6DPPHOQ XQGRGHU (UKHEHQ YRQ (UIDKUXQJHQ

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Quelle: Eigene Darstellung

Empirische Forschung: Unter empirischer Forschung im engeren Sinn wird das Sammeln und/oder das Erheben von „Erfahrungen“ und zwar u.a. unter Berücksichtigung des Erfahrungsobjekts und den formulierten Forschungszielen verstanden. Während sich die Statistik immer auf die Sammlung und Verarbeitung von Zahlen bezieht, umfasst die Empirie auch das Erfassen und Erforschen von nicht zahlenmäßigen Daten. Die Resultate der sog. „klassifikatorischen Theorien“, d.h. Klassifikationen bzw. Systematisierungen von Ergebnissen, beinhalten vor allem Realdefinitionen und singuläre Aussagen (beziehen sich auf einen speziellen, individuellen Sachverhalt). Wird bei der Informationsgewinnung nicht empirisch-singulär, sondern empirisch-generell, d.h. entweder mit der sog. „Kübeltheorie“ oder mit der sog. „Scheinwerfertheorie“ vorgegangen, so wird als Ergebnis ein gesetzmäßiger Zusammenhang formuliert. Bei der empirisch-generellen Forschung handelt es sich um ein induktives Vorgehen, d.h. es wird vom Einzelfall auf das Allgemeine geschlossen. Mit den empirischen Ergebnissen grundsätzlich Aussagen über die Wirklichkeit gemacht. Denklogisches Vorgehen: Diese Forschungsmethode ist den Formal- und

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

47

Idealwissenschaften zuzuordnen und hat tendenziell theoretischen Charakter. Der Begriff „Theorie“46 (griechisch = Überlegung, Erkenntnis) wird zwar je nach wissenschaftstheoretischer Position unterschiedlich verwendet, im Allgemeinen aber wird darunter ein System aus mehreren Hypothesen (vereinfacht: Vermutungen, Annahmen) oder Gesetzen verstanden. Als Theorien werden Aussagen (logisch wahre und empirisch wahrheitsfähige) bezeichnet, die zur Erfüllung der Aufgabe etwas über die Realität zu erfahren, geschaffen worden sind. Theorien sind Antworten auf WarumFragen. Sie liefern Erklärungen bzw. Begründungen für den Zusammenhang von mindestens zwei Variablen und können deshalb als System logisch miteinander verknüpfter Hypothesen interpretiert werden. Hypothese kann dagegen eingeschränkter als eine Vermutung über strukturelle Eigenschaften der Realität gedeutet werden, meist formuliert in einer Wenn-dann-Aussage: Wenn diese Bedingungen vorliegen, dann könnte dies eintreffen. Theorien, dies gilt auch für Modelle, beziehen sich auf einen spezifischen Ausschnitt der Realität und versuchen beschreibende und erklärende Aussagen zu formulieren. Theorien und Hypothesen sollen in der Regel einer empirischen Überprüfung unterzogen werden (z.B. durch Beobachtung oder Experimente).47 Zur Bildung von Modellen oder Theorien müssen Sachverhalte in (formal-) sprachliche Begriffe übersetzt werden (z.B. Unternehmen, Auslandsmärkte, Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre), um anschließend Aussagen über existierende und interessierende Zusammenhänge abzuleiten. Insbesondere dann, wenn die Betriebswirtschaftslehre als anwendungsorientierte Wissenschaft eingeordnet wird, übernimmt die Theorie – gerade im Zusammenspiel mit Empirie und Unternehmenspraxis – sehr bedeutsame Funktionen. Die Theorie bildet den Orientierungsrahmen für die empirische Forschung (1), aus den Theorien lassen sich diverse Anregungen für die Unternehmenspraxis ableiten, wie Erklärungen, Gestaltungshinweise und Prognosen (2) und die in der Empirie gewonnen Erkenntnisse bilden die Grundlage für Handlungsempfehlungen (3). Anschließend können die Aussagen auf Basis einer theoriegeleiteten empirischen Forschung geprüft werden (4). Durch ihre Rückkopplung befruchten die Praktiker die Wissenschaftler und regen diese zu einem neuerlichen Prozess der Erkenntnisgewinnung an (5).48 Dar-

46 Zu den Begriffen Theorie und Modell findet man ausführliche Darlegungen in: Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 84-106. 47 Vgl. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 71-73. 48 Vgl. Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 90f.

48

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

stellung 15 zeigt den Stellenwert der Theorie im Zusammenspiel mit der Empirie und der Wirtschaftspraxis.

Darst. 15: Stellenwert der Theorie im Zusammenspiel mit Empirie und Unternehmenspraxis Falsifikation, Modifikation

Rückmeldung (praktische Probleme, Wirksamkeit der Anregungen)

Theorie 1

2 Anregung (z.B. zu bestimmen Verhaltensweisen)

Orientierung

Erklärung der Handlung

4

5

Handlungsempfehlungen

Praxis

Empirie 3 Probleme der Unternehmenspraxis Rückmeldung der Wirksamkeit der Handlungsempfehlungen

Quelle: Nach Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 90.

Zur Gewinnung von Informationen oder von neuen Tatsachenerkenntnissen, die sich auf mehr praktische oder auf mehr theoretische Zusammenhänge beziehen, kommen verschiedene Entdeckungsmethoden in Frage, die von eigenen Beobachtungen und Erkundungen, über Denken in Nachbildungen und Simulationen bis hin zur Modell- und Theoriebildung erstrecken (siehe auch Darstellung 14). Im Folgenden werden in vereinfachter Form anhand von Beispielen (ggf. Darstellungen) der Inhalt ausgewählter Begriffe verdeutlicht. Beispiel für Hypothesen: Eine Hypothese (Vermutung) ist in der Regel theoretisch und/oder empirisch fundiert und soll die Realität erklären, d.h. die Frage beantworten, wieso sich ein Sachverhalt so und nicht anders verhält. Der in einer Hypothese formulierte Zusammenhang kann, wie die in Darstellung 16 dargestellten Beispiele verdeutlichen, grundsätzlich eine beliebige mathematische Form annehmen.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

49

Darst. 16: Ausgewählte Möglichkeiten der Hypothesenformulierung am (fiktiven) Beispiel „Marktanteil“ und „Return on Investment“ (RoI) „Wenn der Marktanteil groß ist, dann ist der Return on Investment hoch.„

„Je größer der Marktanteil, desto höher der Return on Investment.„

„Zwischen Marktanteil und Return on Investment besteht ein u-förmiger Zusammenhang."

„Mit zunehmendem Marktanteil nimmt der Zuwachs des Return on Investment ab."

RoI

RoI

(= Wenn/dann-Aussage) (= Je/desto - Aussage) RoI

RoI

Marktanteil

Marktanteil

Marktanteil

Marktanteil

Quelle: Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 75.

Darst. 17: Modell der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit

Mitarbeiterverhalten

Je zufriedener die Mitarbeiter mit ihren Kollegen, mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, mit dem Unternehmensleitbild sowie mit der organisationalen Kundenorientierung sind, desto zufriedener sind sie und desto positiver ist ihr generelles Verhalten.

Mitarbeiterzufriedenheit

Je positiver das Mitarbeiterverhalten (Serviceorientierung), desto zufriedener sind die Kunden.

Kundenzufriedenheit

Je mehr die Mitarbeiter die Kundenzufriedenheit wahrnehmen, um so eher schlägt dies in ihrem Verhalten nieder und um so zufriedener sind sie selbst. Der Kreis schließt sich.

Je zufriedener die Kunden, um so eher nehmen die Mitarbeiter diese Zufriedenheit (als positiv) wahr (= wahrgenommene Kundenzufriedenheit).

Wahrgenommene Kundenzufriedenheit

Quelle: Modifiziert nach Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 87-88.

50

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Beispiel für Modelle: Das in Darstellung 17 dargestellte Modell, das Winter empirisch bestätigte49, stellt den Zusammenhang zwischen Mitarbeiterund Kundenzufriedenheit dar und weist aus, dass zwischen beiden Größen zwar keine direkte, aber indirekte Beziehung besteht. Die Bildung von Modellen erfolgt durch die Verbindung bewährter Hypothesen. Beispiel für Theorien: In vereinfachter Form ergibt sich aus der Verbindung von Modellen eine Theorie. Allgemein kann formuliert werden: Je mehr Fakten und Erkenntnisse gefunden werden, die sich mit den formulierten Annahmen in Übereinstimmung befinden, desto gesicherter sind die Hypothesen, desto eher erhalten sie auch den Charakter eines wissenschaftlichen Gesetzes, sprich einer Theorie. Grundsätzlich lassen sich beispielsweise Kooperationen mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen (z.B. Lizenzvergabe, Franchising, Minder- oder Mehrheitsbeteiligung) gleichfalls mit verschiedenen Theorien bzw. theoretischen Ansätzen beschreiben und erklären (z.B. Principal-Agent-Ansatz, Transaktionskostenansatz, Theorie des organisationalen Lernens und Spieltheorie). Letztere beschreibt u.a. das Verhalten von Kooperationspartnern und analysiert Bedingungen, die eine stabile Zusammenarbeit ermöglichen.50 Beispiel für deduktive Methode: „Eine Zunahme der typischen Rauchererkrankungen (Lungenkrebs, Raucherbein etc.) wird beobachtet. Diese Beobachtung muss nun auf ein erfassbares Problemfeld reduziert werden, also räumlich und/oder zeitlich eingegrenzt werden. Es ergibt sich beispielsweise die Fragestellung, welche gesundheitlichen Folgen das Rauchen bei Jugendlichen hat. Daraus wird ein konkreter, messbarer Ausschnitt der Problematik in Form einer Hypothese formuliert: Jugendliche, die unter 16 Jahre alt sind und mehr als xy Zigaretten rauchen, erkranken häufiger an Krankheiten wie x, y oder z. Für diese Behauptung werden zunächst die relevanten Daten bestimmt und dann erhoben.“51 Beispiel für induktive Methode: „Anhand mehrerer Interviews wird deutlich, dass alleinerziehende Mütter aufgrund ihrer Lebenssituation selbstbewusster auftreten. Aus dieser Einzelfallbeobachtung wird die Hypothese abgeleitet, dass die Aufgabe der alleinigen Erziehung von Kindern Auswirkungen auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins von Müttern hat. Diese Hypothese wird nun wieder in einen konkreten, räumlich und zeit-

49 Vgl. Winter, Stefanie: Mitarbeiterzufriedenheit und Kundenzufriedenheit: Eine mehrebenenanalytische Untersuchung der Zusammenhänge auf Basis multidimensionaler Zufriedenheitsmessung, Diss.,. Universität Mannheim, Mannheim 2005. 50 Vgl. Kornmeier, Martin: Wissenschaftstheorie und wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung für Wirtschaftswissenschaftler, Heidelberg 2007, S. 94f. 51 Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 73.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

51

lich messbaren Abschnitt gefasst.“52 Darstellung 18 verdeutlicht den Unterschied zwischen deduktiver und induktiver Forschungsmethode. Darst. 18: Unterschied zwischen deduktiver und induktiver Forschungsmethode Das Allgemeine

Das Besondere / der Einzelfall Deduktiv

Beobachtung einer Problema tik

Differenzierung eines räumlich und zeitlich erfassba ren Problemfeldes

Definition eines messba ren Ausschnittes

Hypothesenbildung

Datensammlung

Induktiv Datenaufbereitung

Beweis oder Widerlegung

Forschungserkenntnis

Quelle: Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 73.

Denkansätze „Analyse und Synthese“: Üblicherweise stehen neben dem Vergleich oder der vergleichenden Betrachtung als „Vorstufe bzw. Vorbedingung für die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung“ vor allem die beiden einander entgegengerichteten erkenntnistheoretischen Denkrichtungen, nämlich die deduktive und induktive Methode sowie die „Analyse und Synthese“ den Forschenden zur Auffindung von Theorien zur Verfügung. Man geht von der zunächst unklaren Vorstellung eines Problems aus und kommt durch beispielsweise schlussfolgerndes Denken (logisches Schließen) zum Urteil, Ergebnis oder Begriff. Zu betonen ist allerdings, dass die Denkansätze „Analyse und Synthese“ trotz ihrer Verschiedenheit in der methodischen Vorgehensweise als Einheit zu begreifen sind, wie Darstellung 19 verdeutlicht.53 52 Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 73. 53 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 176f.

52

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Darst. 19: Analyse – Synthese: Funktionsaufteilung bezogen auf ein Untersuchungsobjekt

Analyse

Synthese

Gedankliche Trennung/Aufspaltung/Zergliederung des Untersuchungsgegenstandes in seine Einzelelemente, Eigenschaften, Teilbereiche etc. Trennung der für die Problemlösung wesentlichen Gedanken von den unwesentlichen, Bestimmung der Bedeutung und der Funktionen des sich als wesentlich ergebenden im Ganzen und deren Beziehungen/Abhängigkeiten untereinander Verknüpfung und neues Zusammenfügen der sich jetzt bestimmten Aussagen zur Ganzheit des Erkenntnisobjektes

Quelle: Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 177.

Beispiel für quantitative Methode: Sie basieren auf einer vorab formulierten Hypothese, die mit Hilfe systematischer Messung und Auswertung der Fakten (z.B. numerische Werte über den Brillenmarkt) überprüft wird. Der Forschungsprozess mündet hierbei in die statistische Analyse der Daten. Hierzu zählen die (Markt)forschungsverfahren Befragung (mündliche, schriftliche, telefonische), quantitative Beobachtung, Panel, Internetauswertung, Kauftest und apparative Erhebungen.54 Beispiel für qualitative Methode: Sie entstand insbesondere der Sozialforschung und stellt auf personenbezogene, auf psychologische und soziologische Inhalte ab. Qualitative Forschungsverfahren werden vor allem dann angewandt, wenn der Forschungsgegenstand neu ist oder das Forschungsgebiet erst exploriert werden soll. Ziel ist es mit entsprechenden qualitativen Verfahren wie exploratives Interview, Tiefeninterview, fokussiertes Interview, Gruppendiskussion, gelenkte Kreativ-Gruppe, projektive Verfahren, assoziative Verfahren und qualitative Beobachtung mögliche Strukturen zu erkennen.55 Beispiele für Heuristiken: Suche nach mathematisch, graphisch oder symbolisch beschreibbaren Regelmäßigkeiten bzw. Mustern (Beispiel: es wird angenommen, dass die abhängige Variable „Nachfrage“ einem bestimmten Verlaufsmuster folgt), Versuch und Irrtum (einfach aus der Erfahrung heraus probieren), d.h. man tastet ein Problem ab, um über Teillösungen zum richtigen Lösungsweg zu kommen.

54 Vgl. Weis, Hans Christian: Marketing, 13. Aufl., Ludwigshafen (Rhein) 2004, S. 147f. 55 Vgl. Weis, Hans Christian: Marketing, 13. Aufl., Ludwigshafen (Rhein) 2004, S. 147f.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

53

Wissenschaftliche Forschung erfüllt keinen Selbstzweck, sondern wird insbesondere betrieben, um Sachverhalte bzw. Problemstellungen der Realität aufzugreifen, d.h. mehr über die Wirklichkeit zu erfahren. Soweit es sich um widerspruchsfreie (logisch wahre) Systeme von (empirisch wahrheitsfähigen) Aussagen über die Realität handelt, spricht man von einer Theorie. Wie entsteht ein solches sprachliches Gebilde und wie erfolgt die Überprüfung von Theorien?

6.4

Entstehung und Überprüfung von Theorien

Die Ergebnisse wirtschaftswissenschaftlicher Forschung werden in Form von Theorien dargelegt. Darstellung 20 zeigt schematisch die Entstehung und Überprüfung von Theorien. Da die Wirtschaftswissenschaft als Erfahrungsund Realwissenschaft begriffen wird, lässt sich das Vorgehen bei der Bildung und Begründung von Theorien schematisch wie folgt beschreiben: Darst. 20: Entstehung und Überprüfung von Theorien Aufgabe der Theorie 1. Informationsbasis Beobachtung und Sammlung von Fakten

Verbesserung der Informationen

2. Prämissenaufstellung Hypothesen

Verbesserung der Prämissen

Entfaltung der Prämissen durch logische Ableitung (abgeleitete Hypothesen oder Konklusionen)

Beseitigung der Ableitungsfehler

Definition 3. Theoriebildung

4. Theorieprüfung logische Prüfung der Ableitung

Empirische Prüfung durch Konfrontation mit Fakten (Test)

5. Prüfungsfolgen logische oder Richtigkeit

logischer Mangel

Falsifizierung keine oder (empirischer Falsifizierung Mangel) Zurückweisung

vorläufige gültige Theorie: Grundlage wirtschaftspolitischer Entscheidungen

Quelle: Nach Woll, Artur: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 14. Aufl., München 2003, S. 16. 56 Detailliert nachzulesen bei Woll, Artur: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 14. Aufl., München 2003, S. 13-21.

54

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Den Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Arbeit bildet die Beobachtung und Sammlung von Fakten (Informationen). Danach stehen Ursache-Wirkungs-Beziehungen in der Betrachtung. Zwischen auslösenden Faktoren (Ursachen) und bestimmenden Folgen (Wirkungen) werden Beziehungen postuliert (Behauptungen oder Hypothesen). Der sprachlichen Vereinfachung dienen begriffliche Festlegungen von Sachverhalten, sprich Definitionen. Aus den aufgestellten Hypothesen werden durch logische Ableitung (Deduktion) Theorien gebildet (abgeleitete Hypothesen oder Konklusionen). In einem Prüfverfahren wird festgestellt, ob die Hypothesen sich logisch halten lassen (sog. Konsistenztest) und den Fakten nicht widersprechen (empirischer Test). Die Wahrheit einer Theorie wird demnach an der Wirklichkeit gemessen. Die Prüfungsfolgen können zwei Richtungen einschlagen: Überstehen die Hypothesen diese Prüfung nicht, werden sie korrigiert oder dann aufgegeben, wenn sich eine alternative Hypothese als überlegen erweist. Behaupten sich dagegen die Hypothesen, gelten sie als vorläufig gültige Theorien, auf die bei Entscheidungen zurückgegriffen werden kann.56

6.5

Ablauf einer empirischen Studie

Die Erstellung einer empirischen wissenschaftlichen Arbeit beschränkt sich keineswegs auf die Tatsache, Forschungsobjekte der Praxis zu dokumentieren. Vielmehr gilt als Ziel einer empirischen Studie, „theoretische Aussagen angesichts der Realität zu überprüfen, indem ihre Falsifikation angestrebt wird.“57 Auch im Rahmen empirischer Arbeiten geht es um den Entdeckungs-, Begründungs- und Verwendungs- oder Verwertungszusammenhang. Den Ausgangspunkt für eine empirische Studie bilden die Problemstellung und deren Konkretisierung (Forschungsgegenstand und -frage usw.), dann folgen in der Begründungsphase eine detaillierte Beschreibung des Untersuchungsbereichs mit Formulierung von Hypothesen, die Klärung der Messbarkeit, die Auswahl der Datenerhebungsmethoden, die Datensammlung bzw. Datenerhebung, die Datenaufbereitung und Datenanalyse sowie Interpretation und abschließend die Darstellung, Präsentation und Publikation der Forschungsergebnisse.58 Wie eine empirische Untersuchung idealtypisch ablaufen kann, ist der Darstellung 21 zu entnehmen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Kenntnisse über das wissenschaftliche Arbeiten eben nicht eine Sache verträumter Wissenschaftler ist, 57 Scholz, Christian: Personalmanagement, 5. Aufl., München 2000, S. 225. 58 Vgl. Scholz, Christian: Personalmanagement, 5. Aufl., München 2000, S. 225f.; Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 77f.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

55

sondern für jeden Absolventen einer Hochschule und jeden Praktiker von Nutzen sein können. Darst. 21: Ablauf einer empirischen Untersuchung Gegenstand

Teilprozesse Literaturrecherche

Entdeckung

Forschungsproblem

und

Erkenntnisinteresse

Praktische Umsetzung Problematik beschreiben Zusammenhänge darstellen

Forschungsfrage finden, konkretisieren, formulieren

Fragestellung(en) entwickeln

theoretische Begründungen formulieren

Beziehung und Abgrenzung zu vorhandenen Erkenntnissen klären

Interesse begründen Forschungsziel formulieren

Relevante Objekte und/oder Merkmale identifizieren Beschreibung des Untersuchungsbereiches

Begriffsdefinitionen Merkmalsdimensionen definieren

Operationalisierung

Hypothesen bilden Indikatoren für nicht messbare Merkmale definieren Forschungsdesign

Messbarkeit herstellen

Merkmalsausprägungen (Variablen) festlegen

Begründung

Skalierung entwickeln Grundgesamtheit festlegen

Forschungsmethode

Durchführung

Stichprobenwahl Datenerhebungsinstrument/Methode entwickeln

Methodenwahl (Beobachtung, Befragung, Experiment, Inhaltsanalyse) Instrument entwerfen (Fragebogen, Interviewleitfaden usw.) Pre-Test und Modifikation

Auswertung Datensammlung

Durchführungsplanung (Verteilung, Rücklauf) Fragebogenaktion, Interviews

Verwertung

Datenaufbereitung

Darstellung der Ergebnisse in Bezug auf ursprünglichen Entdeckungszusammenhang

Filter setzen, ggf. Daten kodieren und zusammenstellen

Datenanalyse/Befund

Statistische Auswertung

Dateninterpretation

Hypothesen prüfen

Präsentation

Graphische Darstellung

Fazit formulieren: Relevanz der Wirkungszusammenhang Ergebnisse der Ergebnisse

Quelle: Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 77f.

56

7.

Kapitel I: Wissenschaftliches Arbeiten und Praxis

Wissens- und Technologietransfer aus Hochschulen

In der aktuellen Diskussion im Hinblick auf den Standort Deutschland und zur Bildungs- und Forschungspolitik wird auch verstärkt die Rolle der Hochschulen (Universitäten und Fachhochschulen) als Faktor der Regional- und Standortpolitik beleuchtet. Bildung und Personalmanagement zählen zu den wichtigen Erfolgsfaktoren eines Landes, einer Region oder einer Organisation. Netzwerke und Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schaffen die Basis für Wissens- und Technologietransfer, d.h. die Weiterleitung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung und anwendungsorientierten Forschung in die Wirtschaftspraxis. Einige Hochschulen haben extra Technologie- und Informationsstellen eingerichtet, deren vorrangige Aufgabe es ist, den Partnern den zielgerichteten Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und aktuellen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu erleichtern. Darstellung 22 zeigt die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten (Instrumente) zwischen Hochschule und Wirtschaft. Beispielsweise stellen wissenschaftliche Abschlussarbeiten (z.B. Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeit), Lehrprojekte in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sowie gemeinsame Publikationen von Mitgliedern der Hochschule und Vertretern der Wirtschaft gute Instrumente dar, Wissens- und Technologietransfer zum gegenseitigen Nutzen (Win-Win-Situation) zu betreiben.59 Darst. 22: Kooperationsmöglichkeiten von Wissenschaft und Praxis Vergabe von Bachelor--, Diplomund Masterarbeiten

gemeinsame Publikationen

Verbundprojekte in Forschung und Weiterbildung

Personaltransfer

Praktikantenplätze

Weiterbildungsangebote und -kooperationen

Probearbeitsverhältnis

Besichtigungen und Exkursionen

Studentenbetreuungsprogramm

Unterstützung von Dissertationen

Seminare

Prämierung von wissenschaftlichen Arbeiten

Verfassen von Gutachten

Kooperationsmöglichkeiten der Unternehmen mit Hochschulen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Vorträge und Lehraufträge

Schenkungen und Stipendien

studentische Wettbewerbe

Firmenguide für Bewerber

Mitarbeit in Hochschulgremien oder Förderkreisen

Wahl in Aufsichts- und Beiräte

Firmenpräsentationen an Hochschulen

Fachtagungen an Hochschulen Hochschultage/Tag der offenen Tür

Personalimage und -suchanzeigen

Hochschulmessen

Präsenz auf Messen

Anzeigen in Hochschulpublikationen

Präsenz in Print- und neuen Medien

Aushänge und Plakate

Quelle: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd: Angebotskatalog Wissens- und Technologietransfer, hrsg. von der Fachhochschule Stralsund, Stralsund 2006, S. 24. 59 Vgl. Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd: Angebotskatalog Wissens- und Technologietransfer, hrsg. von der Fachhochschule Stralsund, Stralsund 2006, S. 9-27.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis 1.

Betriebs- und Volkswirte in der Wirtschaftspraxis

Die Ausbildungsentscheidung ist eine extrem wichtige und prägt den gesamten Berufs- und Lebensweg. Studium und Berufstätigkeit sind nach wie vor entscheidende Faktoren für die persönliche Entwicklung und die gesellschaftliche Stellung in unserer Kultur. Mehr als 10 % der Hochschulabsolventen, die im Erwerbsleben stehen, haben im weitesten Sinne „Wirtschaftswissenschaften“ studiert. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften gibt es die Möglichkeiten der Spezialisierung vor allem in Betriebswirtschaftslehre (BWL), Volkswirtschaftslehre (VWL), Ökonomie (Wirtschaftswissenschaften), Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftspädagogik, Wirtschaftsrecht. In Summe sind derzeit in Deutschland etwa 550.000 Wirtschaftswissenschaftler erwerbstätig, davon etwa 470.000 Betriebswirte.60 Dass die Zahl der Betriebs- und Volkswirte sehr groß ist, überrascht nur wenige. Deutschland ist ein wirtschaftlich hoch entwickeltes Industrie- und Dienstleistungsland, das einen entsprechend hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften mit ökonomischem Sachverstand hat. Das Land braucht Menschen, die wirtschaftliche Zusammenhänge durchschauen und Methoden zur Verbesserung wirtschaftlicher Entscheidungen anwenden können. Bildung und Wissenschaft bilden nämlich das Fundament für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands. Das sog. „Humankapital“ gewinnt in unserer Wissensgesellschaft zusehends an Bedeutung. Für die Entwicklung marktfähiger Innovationen werden hoch qualifizierte Fach- und Führungskräfte benötigt, die selbstständig denken und eigenverantwortlich handeln. Die Hochschulen bilden entsprechendes Mitarbeiterpotenzial aus. Gute Absolventen von Hochschulen sind schon heute auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und stark umworben. Wer das Studium Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre wählt, entscheidet sich demnach grundsätzlich für ein Massenfach. Im Wintersemester 2006/2007 waren knapp 2 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Die genaue Verteilung ist Darstellung 23 zu entnehmen.

60 Vgl. Pepels, Werner: Studieneinführung Wirtschaft. Orientierung: Inhalte und Studienbetrieb, Berlin 2000, S. 35.

58

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Darst. 23: Deutsche und ausländische Studierende im Wintersemester 2006/2007 in Zahlen Studierende in Deutschland Insgesamt

Anzahl

Anteil an Insgesamt

männlich

weiblich

1.979.043

100,0%

1.022.663

946.380

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

610.836

30,9 %

315.878

294.958

Betriebswirtschaftslehre

156.010

7,9 %

83.626

72.384

Wirtschaftswissenschaften

65.182

3,3 %

37.699

27.483

Wirtschaftsingenieurwesen

55.264

2,8 %

44.428

10.836

Wirtschaftsinformatik

28.687

1,4 %

23.948

4.739

Quelle: Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bildung und Kultur, Studierende an Hochschulen, Fachserie 11, Reihe 4.1, Wiesbaden 2007, S. 43 und 46.

Die Kultusministerkonferenz der BRD gab eine Prognose zur Entwicklung der Gesamtheit von Studierenden an deutschen Hochschulen bis ins Jahr 2020 in Auftrag. Hieraus ging hervor, dass die Zahl der Schulabsolventen mit Studienberechtigung von 2003 (369.500) bis 2020 (356.000) als sinkend prognostiziert wird, angesichts der demographischen Veränderungen aber als nicht dramatisch anzusehen ist. Daraus resultierende Vorhersagen für die Zahlen der Studienanfänger 367.900 (2004) zu 353.100 (2020) sind ähnlich zu bewerten. Ganz anders sieht die Schätzung der gesamten Studierenden für Deutschland aus. Man erwartet einen Anstieg von knapp 2 Millionen Studierenden im Jahr 2004 auf 2,3 bis 2,5 Millionen 16 Jahre später. Die für die Wirtschaft wichtige Anzahl der Absolventen wird sehr freundlich prognostiziert, das heißt, nach den Rückläufigen Jahrgängen 1997 – 2001 (190.300) gibt es bis 2020 einen positiven Trend (277.000 bis 308.000). Darstellung 24 zeigt die prognostizierte Entwicklung der Studierendenzahlen von 1992 bis 2020 in Deutschland.61

61 Vgl. Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Dokumentation Nr. 176 - Oktober 2005. Prognose der Studienanfänger, Studierenden und Hochschulabsolventen, Bonn 2005, S. 5-9.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

59

Darst. 24: Prognose für die Entwicklung der Anzahl der Studienberechtigten, Studienanfänger, Studierenden und Absolventen von 1992 bis 2020 Messzahlen (2003=100)

150

Absolventen 140

130

Studierende

120

Studienberechtigte 110

100

90

80

Studiena nfä nger 70

Studierende im 1. Fa chsemester 60 1990

1995

2000

2005

2010

2015

2020

Quelle: Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz, Dokumentation Nr. 176 – Oktober 2005. Prognose der Studienanfänger, Studierenden und Hochschulabsolventen, Bonn 2005, S. 7.

Seit mehr als zehn Jahren ist die Betriebswirtschaftslehre das beliebteste Studienfach in Deutschland. Jeder 13. Hochschüler strebt einen betriebswirtschaftlichen Abschluss (Bachelor, Master, Diplom) an, wobei der Frauenanteil mittlerweile bei nahezu 40 % liegt.62 Auch wenn in manchen Jahren die Arbeits- bzw. Jobsuche sich nicht ganz so einfach gestaltet, bleiben doch, 62 Vgl. Hamm, Margaretha u.a.: Gabler / MLP Berufs- und Karriere-Planer Wirtschaft 2006/07. Für Studenten und Hochschulabsolventen. Mit zahlreichen Stellenanzeigen und Firmenprofilen, Wiesbaden 2006, S. 115.

60

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

langfristig gesehen, die beruflichen Perspektiven für Betriebs- und Volkswirte gut.63 Vor allem die Nachfrage nach Betriebswirten in den verschiedenen Funktionsbereichen von Profit- und Non-Profit-Organisationen hält an. Sichtbarer Ausdruck der wachsenden Bedeutung ökonomischen Wissens in allen Wirtschaftszweigen und Funktionsbereichen sind u.a. auch Studiengänge wie Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsrecht, die zwei Wissenschaftsdisziplinen kombinieren. Im Zuge der Internationalisierung und vor den zunehmend differenzierten Anforderungen der Wirtschaft an Berufseinsteiger, ist derzeit ein Trend zur Auffächerung des an sich übersichtlichen Studiensystems zu verzeichnen.64 Als Folge des so genannten „Bologna-Prozesses“ und der daraus resultierenden groß angelegten Studienreform sind die Studierenden und die Wirtschaft mit neuen Abschlussbenennungen, nämlich Bachelor of Arts oder of Science und Master of Arts oder of Science konfrontiert. Beim Bachelorgrad (Bakkalaureusgrad) handelt es sich um einen ersten berufsqualifizierenden Abschluss, bei dem die Regelstudienzeit mindestens drei aber höchstens vier Jahre beträgt. Der Bachelor-Titel ist in seiner Qualifikation zwischen Vordiplom (Zwischenprüfung) und Diplom-Abschluss anzusiedeln. Er ist die Voraussetzung für die Bewerbung und gegebenenfalls Zulassung zu einem (aufbauenden) Master-Studiengang im selben oder aber auch einem anderen wissenschaftlichen Fachgebiet. Zu unterscheiden sind konsekutive, nicht-konsekutive und weiterbildende Masterstudiengänge. Der Master-Abschluss kann demnach unmittelbar anschließend oder erst nach einigen Jahren Berufserfahrung belegt werden. Er qualifiziert seinerseits zur Promotion in In- und Ausland. Die Masterarbeit ersetzt zukünftig also die Diplomarbeit und den allseits anerkannten und vielfach geschätzten Titel „Diplom“. Es gilt abzuwarten, welche Akzeptanz die neuen Abschlüsse mit den unterschiedlichen Titeln auf dem Arbeitsmarkt erhalten werden. Sowohl für die Studierenden als auch die Arbeitgeber werden die Studienabschlüsse tendenziell unübersichtlicher. Vielen künftigen Absolventen steht die Nagelprobe noch bevor – denn erst bei der Stellensuche zeigt sich der wahre Wert der neuen Studien-Abschlüsse. Es bleibt aber die Tatsache: Das Studium stellt grundsätzlich eine Investition dar und zahlt sich in der Regel mittel- und langfristig aus. Mit dem aka63 Ein Blick in die regelmäßig erscheinenden und als Ratgeber bzw. Handbücher verstehenden Veröffentlichungen für Studierende und Hochschulabsolventen macht die Bandbreite der Berufsperspektiven und Einstiegsgehälter deutlich: Staufenbiel, Joerg E.: Berufsplanung für den Management-Nachwuchs. Mit Stellenanzeigen von über 200 Unternehmen, 20. Aufl., Köln 1999; Hamm, Margaretha u.a.: Gabler / MLP Berufs- und Karriere-Planer Wirtschaft 2006/07, Wiesbaden 2006. 64 Vgl. Klotz, Michael u.a.: Studium und Karriere – was verbirgt sich hinter dem Begriff? In: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg, Work-Life-Balance, München/Wien 2001, S. 22-26.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

61

demischen Abschluss eröffnen sich viele Startmöglichkeiten und es können unterschiedliche Wege beschritten werden, um eine berufliche Karriere in Gang zu setzen. In Abhängigkeit von der Region, der Branche, der Funktion, des Unternehmens, dem Abschluss an einer Universität oder einer Fachhochschule, dem Verhandlungsgeschick des Absolventen usw. ist die Bandbreite der Einstiegsgehälter beträchtlich, wie die Ergebnisse folgender Studien zeigen: Nach Informationen der Bundesagentur für Arbeit (BA) lagen die BruttoEinstiegsgehälter für Absolventen der Betriebswirtschaft im Jahr 2005 zwischen 20.000 und 35.000 Euro. In Banken und Großunternehmen lagen die Anfangsgehälter über dem Durchschnitt. Die Besten eines Jahrgangs konnten bei einer großen Unternehmensberatung im ersten Jahr rund 70.000 Euro verdienen. Außerhalb des öffentlichen Sektors hängen Höhe und Struktur der Vergütung in erster Linie vom Umfang des individuellen Verantwortungsbereichs, der Branche, der Betriebsgröße und dem Lebensalter ab.65 Einen guten Überblick über die Einstieggehälter von Wirtschaftsabsolventen gibt auch die Staufenbiel-Studie JobTrends 2006/07: Die meisten der Unternehmen gaben auf die Frage nach der Höhe der Startgelder an, ihrem Wirtschaftsnachwuchs zwischen 38.000 und 47.000 Euro zu zahlen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen zahlen Einstiegsgehälter zwischen 38.000 und 41.000 Euro. Laut einer Umfrage der IG-Metall bei der Auto-, Elektro-, IT-, Maschinenbau- und Telekommunikationsbranche liegen die Einstiegsgehälter dort für BWL-Absolventen mit Uni-Diplom bei durchschnittlich gut 43.631 Euro und mit einem FH-Diplom bei gut 39.223 Euro.66 Laut der Unternehmensberatung Kienbaum lagen im Jahr 2005 die Einstiegsgehälter für Wirtschaftswissenschaftler durchschnittlich bei 40.588 Euro; sog. „High Potentials“ starteten durchschnittlich mit gut 46.059 Euro.67 Nach einer Umfrage des Hochschulinformationssystems (HIS) unter Wirtschaftswissenschaftlern verdienen Uni-Absolventen direkt nach ihrem Di65 Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.): Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Arbeitsmarkt und Weiterbildung, in: Beruf Bildung Zukunft 28, Informationen für Akademiker/innen, Ausgabe 2007/2008, Nürnberg 2007, S. 15. 66 Vgl. IG Metall Vorstand, Funktionsbereich Betriebs- und Mitbestimmungspolitik (Hrsg.): (Flyer) Einstiegsgehälter 2008. Eine Analyse der IG Metall für die Bereiche Automobil, Elektro, IT, Maschinenbau, Stahl und Telekommunikation, 2007. 67 Vgl. Auszug der Kienbaum-Studie „High-Potentials gehen auf Nummer sicher“, Download am 05.03.2008, 09:05 Uhr, http://www.kienbaum.de/cms/internal/show_object.cfm?parentID=0&objectID=6CD8F03 B-B03E-4EE6-B0B81B6F62C5598C&method=display_search

62

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

plom im Schnitt 33.700 Euro und FH-Absolventen 32.250 Euro bei Berufseinstieg.68 Auch wenn Geld für viele Absolventen nicht das einzige Kriterium bei der Suche nach einer Arbeitsstelle ist, sollte man den eigenen Marktwert einschätzen können. Gar nicht so selten steht allerdings bei Einstiegspositionen das Gehalt fest (z.B. tarifliche Bindung, klar definierte Traineeprogramme). Zusätzliche Qualifikationen (z.B. Lehre, Aufbaustudium) werden bei machen Unternehmen honoriert. Darstellung 25 zeigt beispielhaft die Größenordnung der Brutto-Jahreseinstiegsgehälter für BWL-Absolventen aus dem Jahre 2006 nach Funktionen differenziert.

Darst. 25: Übersicht der durchschnittlichen Jahresgehälter von BWL-Absolventen (mit bis zu zwei Jahren Berufserfahrung) nach Aufgabenbereichen für das Jahr 2006 Aufgabenbereich

Unternehmensberatung Revision Syndikus/Justitiar Key Account Manager Controlling Einkauf Produktmanagement Personalreferent, -beschaffung, -betreuung Finanz- und Rechnungswesen Assistent(-in) der Geschäftsführung Materialwirtschaft/Logistik Software-Entwicklung PR/Kommunikation Organisation

durchschnittliches Jahreseinstiegsgehalt (brutto) unteres oberes Mittelwert Quartil Quartil 40.220 € 47.665 € 51.860 € 39.320 € 44.665 € 48.510 € 38.457 € 44.140 € 52.420 € 36.100 € 41.222 € 48.290 € 35.511 € 40.744 € 45.012 € 34.728 € 40.232 € 46.560 € 34.150 € 39.602 € 42.900 € 34.150 € 39.579 € 43.870 € 31.840 € 38.320 € 43.872 € 32.500 € 38.166 € 42.980 € 33.198 € 38.026 € 41.797 € 32.878 € 37.923 € 41.948 € 27.632 € 34.509 € 38.342 € 27.600 € 33.623 € 36.400 €

Quelle: http://www.hobsons.de/de/karriere/gehalt/einstiegsgehalt/gehalt_bwl.html, Download am 15.01.2008, 11:45 Uhr.

68 Vgl. Briedis, Kolja: Übergänge und Erfahrungen nach dem Hochschulabschluss. Ergebnisse der HIS-Absolventenbefragung des Jahrganges 2005, hrsg. von HIS-Hochschul-Informations-System GmbH, in: HIS: Forum Hochschule, Ausgabe 13/2007, Hannover 2007, S. 206.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

2.

63

Tätigkeitsfelder von Betriebswirten

Die Berufsperspektiven von Absolventen mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausbildung (vor allem Betriebswirte) haben sich seit Jahren verbessert. Dies gilt insbesondere im Vergleich zu stark spezialisierten Fachrichtungen, die von vornherein ein sehr begrenztes Spektrum an Einsatzmöglichkeiten bieten. Das Studium der Betriebswirtschaftslehre gilt als die akademische Ausbildung mit den am stärksten aufgefächerten beruflichen Einsatzmöglichkeiten. Absolventen der Betriebswirtschaft sind grundsätzlich auf allen wirtschaftsund sozialwissenschaftlichen Tätigkeitsfeldern und allen Branchen einsetzbar.69 Absolventen mit ökonomischer Ausbildung nehmen in der Praxis unterschiedliche Aufgaben wahr. Verwendet man als Kriterium für die Abgrenzung von Tätigkeitsbereichen die Funktionen, in denen Betriebswirte vorwiegend arbeiten, so lassen sich unter fachlichen Gesichtspunkten Aufgaben in Beschaffung, Produktion, Absatz, Logistik, Finanzwirtschaft, Controlling, Personalwirtschaft usw. unterscheiden. Eine wichtige Rolle als Tätigkeitsfeld für Absolventen spielen in der unternehmerischen Wirtschaft auch die freien beraterischen Berufe (Unternehmensberater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer) eine wichtige Rolle. Aber auch der öffentliche Sektor (z.B. von Kreisen oder Gemeinden getragene Verkehrs- und Entsorgungsbetriebe, Ministerien, Krankenkassen, Hochschulen) und Non-Profit-Organisationen (z.B. karitative Einrichtungen, Kammern, Verbände, Gewerkschaften) bieten sich als interessante Arbeitgeber an. Die Berufs- und Karrieremöglichkeiten für Studierende der Wirtschaftswissenschaften sind wahrlich sehr vielseitig.70 Dementsprechend erhalten auch die Agenturen für Arbeit Stellenangebote für Betriebswirte aus nahezu jedem Wirtschaftszweig. Im Jahr 2005 entfiel ein knappes Fünftel der Stellenangebote auf die Bereiche der Grunderzeugung und Industrie, drei Viertel auf öffentliche und private Dienstleister und gut sechs Prozent steuerten Handelsunternehmen bei. In welchen Funktionsbereichen Betriebswirte am meisten nachgefragt werden, zeigt die Stellenanzeigenauswertung von Adeco für das 1. Halbjahr 2006 (siehe Darstellung 26).

69 Vgl. Pepels, Werner: Studieneinführung Wirtschaft. Orientierung: Inhalte und Studienbetrieb, Berlin 2000, S. 15-36. 70 Vgl. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 10-12.

64

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Darst. 26: Stellenanzeigen in der Tages- und Fachpresse im 1. Halbjahr 2006 Für welche Bereiche/Aufgaben wurden Betriebswirte gesucht? • • • • • • •

Finanz- und Rechnungswesen Verkauf, Vertrieb (intern) Controlling Allgemeine Unternehmensleitung Marketing Personalwesen Verkauf, Vertrieb (außen)

16,5 % 16,2 % 15,1 % 9,8 % 9,2 % 5,2 % 4,2 %

Welche Branchen/Arbeitgeber suchten Betriebswirte? • • • • • • •

Wirtschafts-, Steuerberatung Kreditgewerbe Handel insgesamt Personalleasing Hochschule, Forschungseinrichtung IT-Berater, Softwarebranche Werbeagenturen, Marktforschung

6,3 % 6,2 % 6,0 % 5,7 % 5,2 % 3,5 % 3,2 %

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Hrsg.): Beruf, Bildung, Zukunft. Informationen für Akademikerinnen und Akademiker Ausgabe 2007/2008, Nürnberg 2007, S. 13.

Wer regelmäßig z.B. die Veröffentlichungen „Arbeitsmarktbeobachtungen der Fachvermittlung für besonders qualifizierte Fach- und Führungskräfte“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (Nürnberg) verfolgt, kann seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt besser einordnen. Als weitere Quellen können die Verlautbarungen der örtlichen Agenturen für Arbeit und anderer Institutionen, in Zeitungen, Zeitschriften sowie komplexe Darstellungen im Sinne von „Ratgebern“ (z.B. Berufs- und Karriereplaner Wirtschaft hrsg. von Gabler/MPL, diverse Veröffentlichungen von Jörg E. Staufenbiel und die diversen Informationsträger bzw. Quellen der Bundesagentur für Arbeit und dem angegliederten Institut in Nürnberg) genutzt werden.

3.

Entwicklungen des Arbeitsmarktes

Seit mehreren Jahren bestimmen sowohl konjunkturelle als auch strukturelle Faktoren die Schwierigkeiten bei der Beschäftigungslage. Die Zeiten der relativen Vollbeschäftigung in Deutschland sind seit langem vorbei und es ist zu beobachten, dass der Arbeitsmarkt sich in letzter Zeit zumindest teilweise von der konjunkturellen Entwicklung abgekoppelt hat. Die Veränderungen des Arbeitsmarktes sind hinsichtlich Umfang und Struktur auf der Bedarfs-

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

65

seite vor allem zurückzuführen auf die Internationalisierung und Globalisierung der Märkte, den verschärften internationalen Wettbewerb, den Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologie in Organisationen und die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Auf der Angebotsseite werden strukturelle Veränderungen insbesondere durch den demografischen Wandel (Geburten, Wanderungsbewegungen), die erworbenen Qualifikationen und das Erwerbspotenzial sowie die Erwerbsbeteiligung geprägt. Auch die Universitäts- und Fachhochschulabsolventen bleiben von den allgemeinen Einstiegsschwierigkeiten ins Erwerbsleben und den Problemen bei der Arbeitsuche nicht verschont. Gleichwohl haben Hochschulabsolventen deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So liegt das langfristige Mittel der Arbeitslosigkeit unter Akademikern bei nur 3,5 %.71 Hinsichtlich verschiedener Zeithorizonte ergeben sich folgende Entwicklungen: • Bis 2010 ist zu erwarten, dass sich der derzeitige Angebotsüberhang von arbeitsuchenden Hochschulabsolventen weiter moderat abbaut. • Nach dem Jahr 2010 wird auf Grund der demografischen Entwicklung auch das Angebot an Arbeitskräften generell deutlich zurückgehen. Auch eine Erhöhung von Zuwanderungs- und Frauenerwerbsquoten wird diese Entwicklung nicht aufhalten. Diese Entwicklung wird sich selbstverständlich auch auf den Arbeitsmarkt für Hochschulabsolventen/innen entsprechend auswirken. Gerade in für die Volkswirtschaft wichtigen Bereichen, wie dem Ingenieurwesen oder der Informatik, zeichnen sich bereits (wieder) Engpässe ab, so dass zunehmend Forderungen nach einem systematischen Anwerben ausländischer Spezialisten laut werden. Weitere Einflüsse auf den Arbeitsmarkt sind von der sektoralen Entwicklung zu erwarten (vgl. Darstellung 27). Hiernach sind bis zum Jahr 2020 rückläufige Beschäftigungszahlen in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Warenproduzierenden Gewerbe zu erwarten. Dem gegenüber stehen zunehmende Beschäftigungsanteile in den Dienstleistungsbranchen, vor allem im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen.

71 Vgl. Reinberg, Alexander/Hummel, Markus: Vertrauter Befund. Höhere Bildung schützt auch in der Krise vor Arbeitslosigkeit, in: IAB Kurzbericht 9/2005, S. 2.

66

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Darst. 27: Anteile der Sektoren an den Erwerbstätigen 2005 und 2020

Quelle: Schnur, Peter/Zika, Gerd: Projektion des Arbeitskräftebedarfs bis 2020. Nur zögerliche Besserung am deutschen Arbeitsmarkt, in: IAB Kurzbericht 12/2005, S. 5.

Gerade in den Dienstleistungsbranchen finden sich Tätigkeiten, für die in steigendem Umfang qualifiziertes Personal gesucht wird. Hierbei zeigt sich der Trend, dass zunehmend Mitarbeiter mit Hochschulabschluss eingesetzt werden. Eine positive Folge des Strukturwandels ist für Hochschulabsolventen/ innen die Tatsache, dass sie somit gegenüber Ungelernten eher als „Gewinner“ gelten können. Die Gruppe der Hochschulabsolventen/innen ist die einzige, die innerhalb der Beschäftigungskrise der 1990er Jahre ihre Erwerbstätigkeit ausbauen konnte. Ein weiterer Vorteil für sie: Mit dem Strukturwandel geht ein deutlicher Trend zu anspruchsvolleren Tätigkeiten einher. Diese Entwicklung im Langfristvergleich stellt Darstellung 28 dar.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

67

Darst. 28: Entwicklung der am Arbeitsmarkt benötigten Qualifikation bis 2010 1995

2010

Tätigkeiten mit hoher Qualifikation Führungsaufgaben, Organisation und Management, qualifizierte Forschung und Entwicklung, Betreuung, Beratung, Lehren u. ä.

35

41

Tätigkeiten mit mittlerer Qualifikation Fachtätigkeiten in der Produktion, Maschinen einrichten u. ä., Reparieren, Fachver(ein-)käufer, Sachbearbeiter, Assistententätigkeiten in Forschung und Entwicklung, nichtakademische Betreuung u. ä.

46

44

Tätigkeiten mit geringer Qualifikation Hilfstätigkeiten in Produktion, Reinigung, Bewirtung, Lagerhaltung, Transport, einfache Bürotätigkeiten, Verkaufshilfen u. ä.

20

16

Quelle: Nach Reinberg, Alexander/Hummel, Markus: Bildungspolitik. Steuert Deutschland langfristig auf einen Fachkräftemangel zu? In: IAB Kurzbericht 9/2003, S. 3, Abweichungen der Summen durch Runden der Zahlen, Gesamtdeutschland, ohne Auszubildende, Anteile in Prozent

Nach Prognosen und Modellrechnungen wird sich die Akademisierung der Arbeitswelt in den nächsten Jahren ausweiten. Hierbei wird sich sowohl das Angebot als auch der Bedarf an Akademikern stark erhöhen. Aber auch der Arbeitskräftebedarf nach Qualifikationsebenen ändert sich bis 2010 grundlegend. Den Berechnungen zufolge wird im genannten Zeitraum • • • • • •

die Anzahl der Erwerbstätigen insgesamt um ca. 9% ansteigen, die Gruppe mit Universitätsabschluss um 77% bis 79% ansteigen, die Gruppe mit Fachhochschulabschluss um 83% bis 93% ansteigen, die Gruppe mit Fachschulabschluss um 39% bis 55% ansteigen, die Gruppe mit Berufsschulabschluss (nur) um 8% bis 10% ansteigen, die Anzahl der Erwerbstätigen ohne Ausbildung demgegenüber um rund 40% zurückgehen.

Es ist also mit einer wesentlichen Veränderung der Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen bis zum Jahre 2010 und in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen. Die Gesellschaft wird in der Zukunft mehr denn je qualifizierte Menschen benötigen.

68

4.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Fach- und Führungskräftemangel?

Es klingt angesichts der nach wie vor hohen Arbeitslosigkeit in den meisten Regionen Deutschlands paradox, dass viele Betriebe bereits heute und in den nächsten Jahren noch intensiver mit dem Problem des „Fach- und Führungskräftemangels“ konfrontiert werden. Dies gilt zwar insbesondere für Ingenieure, aber auch für bestimmte betriebswirtschaftliche Funktionen sind Besetzungsengpässe zu erwarten. Nach einer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) präsentierten Studie konnten in Summe die Betriebe knapp 48.000 offene Stellen aufgrund eines Mangels an (geeigneten) Bewerbern nicht besetzen, womit der deutschen Wirtschaft mindestens 3,48 Mrd. Euro an Wertschöpfung im Jahr verloren gehen.72 Dagegen lautet das Fazit einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Einen gesamtwirtschaftlich bedeutsamen Arbeits- bzw. Fachkräftemangel, der das wirtschaftliche Wachstum bremst, gibt es bislang nicht. Bei einer repräsentativen Betriebsbefragung im Herbst 2006 berichteten lediglich 8% der Betriebe von einem Mangel an geeigneten Arbeitskräften.73 Es ist müßig darüber zu streiten, ob es sich tendenziell um ein „Schreckensszenario“ in der öffentlichen Debatte bezüglich des zukünftigen Fachund Führungskräftemangels handelt, oder angesichts eines deutlichen Überangebots von Arbeitskräften, eher von einem Missmatch-Problem auszugehen ist. Geht man von den Daten der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung, d.h. dem demografischen Wandel aus, so droht zumindest in einigen Bundesländern und Regionen die Gefahr einer gravierenden „Fach- und Führungskräftelücke“.74 Denn trotz unterschiedlicher Einschätzungen, in wie weit Personalengpässe das Wirtschaftswachstum insgesamt und das Wachstum einzelner Unternehmen bremsen, ist man sich weitgehend einig, dass Fachkräfte für bestimmte Tätigkeiten zu finden, für manche Betriebe schwieriger wird. Folgende Faktoren können u.a. zu einer spürbaren Verknappung des verfügbaren Fach- und Führungskräfteangebots beitragen:

72 Vgl. Institut der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Studie Ingenieurmangel in Deutschland – Ausmaß und gesamtwirtschaftliche Konsequenzen, Köln 11. April 2007, S. 20, nach einer Pressemitteilung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln Nr. 49 vom 4. Dezember 2007 konnten 2006 rund 165.000 Jobs für Hochqualifizierte nicht besetzt werden, was zu einem Wertschöpfungsverlust in der deutschen Wirtschaft von 18,5 Mrd. Euro führte. 73 Vgl. Spitznagel, Eugen/Kettner, Anja: Gesamtwirtschaftliches Stellenangebot. Kräftige Konjunktur stärkt die Arbeitsnachfrage. Ostdeutschland holt auf – Betriebe in Ost und West erwarten für 2007 weitere Beschäftigungszunahmen – Längere Vakanzzeiten geben erste Hinweise auf partielle Engpässe, in: IAB-Kurzbericht 11/2007, S. 1. 74 Vgl. Zdrowomyslaw, Norbert u.a.: Vorpommern im Aufwind. Branchen im Fokus, Regionaler Planungsverband Vorpommern (Hrsg.): Greifswald Dezember 2007, S. 24-31.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

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• In einigen Regionen wird die Abwanderung von insbesondere jüngeren qualifizierten Fach- und Führungskräften und junger qualifizierter Frauen durch Zuwanderungen nicht ausgeglichen. • In den nächsten Jahren werden überdurchschnittlich viele ältere Fachund Führungskräfte rentenbedingt aus der Erwerbstätigkeit aussteigen. Die Unternehmens-Nachfolgeproblematik spitzt sich zu und es wird zukünftig fast auf allen Ebenen der betrieblichen Organisationen zu spürbaren Engpässen kommen. Die Chancen mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Studienabschluss und einem gezielten Selbst-Marketing einen Einstieg ins Berufsleben in den nächsten Jahren zu finden, werden sich demzufolge tendenziell eher verbessern. Nach einer vorsichtigen Bilanzierung der Angebots- und Nachfragerelationen (Bevölkerungsentwicklung und Abschlüsse) kommt eine von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BKL) vorgelegte Studie (Prognose) zu dem Schluss, dass die Erwerbspersonen mit Hochschulabschluss (Uni/FH) und in abgeschwächter Form auch bei denen mit abgeschlossener Berufsausbildung mit einer Mangelsituation zu rechnen ist, während das Angebot an Arbeitskräften ohne Berufsabschluss den Bedarf auch weiterhin übersteigen wird. Obige Darlegungen zeigen, dass es auch in den nächsten Jahren einen differenzierten Arbeitsmarkt für Wirtschaftswissenschaftler und insbesondere für qualifizierte Betriebswirte geben wird. Ein akademischer Abschluss, prinzipiell egal in welchem Fachgebiet, fördert die Persönlichkeitsentwicklung und erhöht die Chancen, sich beruflich und gesellschaftlich zu etablieren.

5.

Studium der Betriebswirtschaftslehre

Es spricht Einiges dafür, ein Studium zu beginnen. Damit stellen sich die zentralen Fragen: Was studieren? Wo studieren. Wie studieren? Ein wesentlicher Reiz, ein Studium im weitesten Sinne der Wirtschaftswissenschaften – insbesondere der Betriebswirtschaftslehre – aufzunehmen, sind die vielseitigen Berufseinstiegsmöglichkeiten. Orientieren Sie sich aber auch vor allem an Ihren Neigungen und nicht nur an vermeintlichen Karrierechancen. Hüten Sie sich etwas zu studieren, von dem Sie glauben, das es Geld verdienen erlaubt, das Ihnen aber keinen Spaß macht. An zahlreichen Hochschulen Deutschlands kann ein Studium der Betriebswirtschaftslehre begonnen werden. Ein charakteristisches Merkmal der Studierenden im Fach Betriebswirtschaftslehre ist das breite Interessenspektrum und die Vielfalt der Studienrichtungen (sowie betriebswirtschaftlich orientierte Studiengänge: z.B. Immobilienwirtschaft, Tourismusmanagement,

70

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Internationales Management), die entsprechende Akzentuierungsmöglichkeiten des Studiums ermöglichen. Diese Angebotsvielfalt bietet nicht nur den bereits zielorientierten Studierenden ihre Interessen zu verfolgen, sondern ist auch für jene Studierenden besonders attraktiv, die kein klar formuliertes Studienziel vor Augen haben. Das BWL-Studium lässt in der Regel viele Optionen hinsichtlich der tatsächlichen Schwerpunktsetzung im Studium offen (z.B. Wahlpflichtfächer, Auswahl von Schwerpunktfächern, Projektstudium mit wechselnden Forschungsobjekten und Problemstellungen). Für ein erfolgreiches Studium spielt nicht nur die Überlegung, welches Fach oder welche Fächer man studieren möchte, sondern auch die Entscheidung darüber, an welchem Ort man einen Teil seines Studiums oder die ganze Hochschulbildung absolvieren möchte. Folgende Kriterien können zur Bewertung der Wahl des Studienorts herangezogen werden: Fachhochschule oder Universität, Hochschulranking, Größe und Lage der Stadt, Höhe und Mieten am Hochschulort, Zahl der studentischen Wohnheimplätze, Lebenshaltungskosten in der Region, Möglichkeit zum Jobben (Arbeiten), Mentalität der Menschen am Hochschulort, Freizeitmöglichkeiten und Kulturangebote, Verkehrsanbindungen und Nahverkehrspreise, Campus-oder City-Hochschule, Größe und Beliebtheit der Hochschule, Arbeitsbedingungen und Atmosphäre an der Hochschule, Fachstudiendauer, Umfang der wissenschaftlichen Einrichtungen, Institute, Lehr- und Forschungsprojekte, Praxis- oder Theorieorientierung, Anzahl der Studierenden im jeweiligen Fach, Zahl der Lehrenden (Professoren und Professorinnen) in jedem Fach, Tutorenprogramm, Schwerpunkte und Ausrichtung des Faches, Wahlmöglichkeiten, Anforderungen in bezug auf Einzel- und Abschlussprüfungen, Qualifikation und Ruf der Hochschullehrer, örtlicher Numerus clausus (NC). Die Frage nach dem „wie“, also der Studien- und Lernorganisation, wird noch ausführlich im nachfolgenden Kapitel III besprochen. Im Verlauf des Studiums ist vor allem Selbstmanagement gefragt. Auch die Entscheidung, ob Sie eher eine spezialisierte oder eher eine generalisierende Ausbildungsrichtung einschlagen, liegt zum Teil in Ihren Händen. Mit einem guten Studienabschluss und einer interessanten Abschlussarbeit schaffen Sie sich eine solide Basis für Ihre Bewerbung nach dem Studium.

6.

Abschlussarbeit – Visitenkarte für den Berufseinstieg

Bachelor-, Master- oder Diplomarbeiten sind in aller Regel Abschluss einer wissenschaftlichen Ausbildung (Studium). Mit der in der Prüfungs- bzw. Studienordnung vorgeschriebenen Abschlussarbeit wird das Ziel verfolgt, die Fähigkeit eines Studierenden zum wissenschaftlichen Arbeiten zu beweisen.

Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

71

Die Bearbeitungszeit liegt zwischen 2 und 6 Monaten ab Themenvergabe bzw. Anmeldung beim zuständigen Prüfungsamt. Von vielen Unternehmen wird die erfolgreich abgeschlossene wissenschaftliche Abschlussarbeit als ein wichtiges Kriterium der Klassifizierung für die Qualifikation und die Praxiseignung von Hochschulabsolventen angesehen. Zurecht, denn wer im Rahmen seiner Bewerbung auf eine gut bewertete Abschlussarbeit verweisen kann, dokumentiert mit seiner Leistung, dass er gelernt hat, bei Projekten systematisch und methodisch einwandfrei vorzugehen, es versteht seine Aufgabenstellung bzw. Arbeit zielorientiert zu organisieren und ihm die Beachtung bestimmter Formvorschriften nicht fremd ist. Die intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit einem wissenschaftlich zu bearbeitenden Thema (Problem) fördert das analytische Denken sowie zum Teil auch die Kreativität. Mit der Realisierung einer Abschlussarbeit dokumentiert der Absolvent auch in gewisser Weise seine Fach- und Methodenkompetenz. Damit bringt der Bewerber schon einige wichtige Voraussetzungen zum Bestehen in der „richtigen“ Arbeitswelt mit. Abschlussarbeiten sind also als „Visitenkarten“ zu betrachten, die der Hochschulabsolvent oft zusammen mit den Bewerbungsunterlagen vorlegen muss. Von vielen Organisationen wurden Abschlussarbeiten Mitte der 90er Jahre von Unternehmens-Managern die Abschlussarbeiten als stabile Brücke zur Praxis bewertet. Die im Folgenden zitierten Ergebnisse dürften grundsätzlich auch heute noch Gültigkeit besitzen. „Den Nutzen von Diplomarbeiten für Unternehmen bewerten diese überwiegend (70 %) als sehr hoch, was in erster Linie auf die gute Verwertbarkeit der Ergebnisse zurückgeführt wird. 80 % der Firmen verknüpfen die Diplomarbeit mit anderen Personalmarketing-Maßnahmen, wie z.B. dem vorgeschalteten Praktikum. Zwischen 5 und 75 % der Diplomanden werden später eingestellt. Zählt man die gewonnene praktische Erfahrung ebenso wie die Tatsache hinzu, dass bei der Bewerberauswahl eine praxisorientierte Diplomarbeit einer rein theoretischen zumeist vorgezogen wird, zeigt sich deutlich deren Wert als erster Schritt auf dem Weg zu einer Karriere.“75 Wer als Studierender an seiner Hochschule die Möglichkeit hat, seine Abschlussarbeit frei (selbst) zu wählen, hat es selbst in der Hand, wie er dieses Instrument „Visitenkarte“ zielorientiert für seine Interessen und Berufsperspektiven einsetzt. Die Entscheidung eine sog. externe Abschlussarbeit (im Unternehmen bzw. in Zusammenarbeit mit Unternehmen) zu schreiben, ist oftmals mit der Vorstellung verknüpft, einen guten Eindruck von seinen Fähigkeiten und Leistungen beim betreuenden Unternehmen zu hinterlassen und im besten Fall dort seinen Berufseinstieg zu finden. Egal ob Sie sich für das 75 Wucknitz, Uwe D.: Die Diplomarbeit als Brücke zur Praxis, in: Dichtl, Erwin/Lingenfelder, Michael (Hrsg.): Effizient studieren. Wirtschaftswissenschaften, 3. Aufl., Wiesbaden 1997, S. 246f.

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Kapitel II: Wirtschaftswissenschaftler in Studium und Praxis

Schreiben einer theorie- oder einer praxisorientierten Abschlussarbeit entscheiden, dass Thema sollte Ihnen zusagen. Unter Berücksichtigung eines zielorientierten Selbstmarketings sollten Sie sich baldmöglichst über Ihre Berufswünsche klarwerden und Ihre persönliche Berufseinstiegsstrategie entwickeln. Was kann ich alles während des Studiums tun, um mich bei potenziellen Arbeitgebern interessant zu machen? Dabei kann die Abschlussarbeit eine sehr wichtige Rolle einnehmen.

Kapitel III: Studien- und Lernorganisation 1.

Studium – Wissenschaftliches Arbeiten statt Pauken

Studierende sollen nicht Wissen eingetrichtert bekommen, sondern die Fähigkeit entwickeln, selbst gemanagt zu lernen (Selbststudium). Studieren entstammt dem Wort „studere“ (lateinisch) und meint „etwas eifrig betreiben, sich wissenschaftlich betätigen“ (Duden, Fremdwörterbuch). Statt pauken ist die zielorientierte und systematische Wissensaneignung gefragt. Das Lernen als aktiver Teilprozess spielt beim Wissenserwerb eine entscheidende Rolle, vor allem beim Erwerb von Methoden- und Sozialkompetenz.76 Das Studium stellt keinen Selbstzweck dar. Für den Studierenden ist das Studium ein Baustein auf dem Weg zum Beruf und zur Karriere. Für die Gesellschaft bedeutet es einen Zuwachs an qualifiziertem „Humankapital“. Neben anderen Institutionen haben deshalb insbesondere Hochschulen die Aufgabe, Wissen zu vermitteln und durch Forschung neues Wissen zu gewinnen, um auf neue Probleme Antworten geben zu können. Das heißt, sie haben in der Lehre nicht nur die vorhandene, mit jeder Generation wachsenden Wissensbestände an die Studierenden zu vermitteln, sondern die Studierenden auch zu befähigen, kritisches Bewusstsein zu entwickeln und selbstständig Probleme zu lösen. Vor diesem Hintergrund ist es für alle Mitarbeiter einer Hochschule, vor allem die Studienanfänger wichtig, zu erkennen, dass Studieren mehr als schulisches Lernen bedeutet. Koeder definiert Studieren wie folgt: „Lernen in der Hochschule bzw. Studieren kann daher definiert werden als sich um einen Wissensgegenstand (Fachwissen) bemühen, um Methoden rationeller, geistiger Arbeit.“77 Den Schwerpunkt eines wissenschaftlichen Studiums bilden definitionsgemäß die Kopf-Arbeit und das selbstständige Arbeiten – sprich das Selbststudium. Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass an einer Hochschule keine Stoffvermittlung mehr erfolgt und die Studierenden auf sich alleine gestellt sind. Die Anforderungen an das Selbstmanagement der Lernenden sind aber unverkennbar größer (siehe Darstellung 29). So werden z.B. verschiedene Lehr- und Lernmethoden, die dem schulischen Unterricht (Stoffvermittlung steht im Vordergrund) angemessen waren, im Studium von anderen Methoden der Wissensaneignung abgelöst bzw. um andere ergänzt. Im Studium steht das Selbstmanagement der Studierenden im Vordergrund. In der Regel besteht kein Zwang, Lehrveranstaltungen besuchen zu müssen (individuelle Gestaltung des Studienplans), an die Stelle von ein 76 Vgl. Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. 8. 77 Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 3.

74

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

oder zwei Lehrbüchern treten nun Vorschläge bzw. Empfehlungen einer Vielzahl von Fachbüchern und Ergänzungsliteratur, der Stand des Lernfortschritts wird nicht mehr von Stunde zu Stunde oder von Woche zu Woche überprüft usw. Seine „Hausaufgaben“ und Ziele muss der Studierende maßgeblich selbst bestimmen und kontrollieren. Studieren bedeutet eben mehr, als nur Lehrveranstaltungen zu besuchen. Nicht nur der Studienerfolg, sondern eine realistische Einschätzung der Berufswelt nebst den eigenen Chancen dort zu bestehen und den eigenen Weg zu gehen, hängt zum erheblichen Teil von der Selbststudienphase sowie dem Selbstmanagement ab. Ein wichtiger Faktor für den Studienerfolg ist: Das Studium sollte Freude machen!

2.

Selbstmanagement für Studienanfänger

Zwar lernt jeder Mensch auf eine ganz individuelle Art und Weise. Deshalb ist für den Lernerfolg wichtig, die eigene Stärken und Schwächen zu kennen und ein darauf abgestimmtes individuelles Konzept zu entwickeln (Selbstanalyse) und dieses konsequent zu verfolgen. Aber mindestens genauso wichtig ist, die Fähigkeit zu entwickeln, Selbstmanagement zu lernen.

Darst. 29: Aspekte des Selbstmanagements für Lernende

Coach oder Mentor Zeitmanagement betreiben

Studium systematisch planen und Selbstanalyse

Selbstmanagement für Lernende

Arbeits- und Lerntechniken nutzen

(Selbst-) Marketing und Networking

Quelle: Eigene Darstellung

¾ individuelles Zielsystem ¾ positiv Denken ¾ Selbstdisziplin ¾ Leistungskurve ¾ Prioritäten setzen ¾ Terminplanung ¾ Umgang mit der Zeit lernen ¾ Arbeitsort, -platz, Lernbude ¾ Bibliothek ¾ PC-Labor ¾ Arbeitsmittel ¾ Arbeitstechnik ¾ Arbeitsorganisation ¾ stille Stunden (Pause, Freizeit, Muße) ¾ Ordnungsmittel ¾ formale Orientierungshilfen (z.B. Prüfungs-, Studienordnung, Erstsemesterinformationen, Skripte und Unterlagen von Dozenten) ¾ Lerngruppe

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

75

Unter Selbstmanagement ist ein zielorientiertes Gestalten und Lenken des Verhaltens beim Lernen bzw. Arbeiten als Einzelner und in selbst organisierten Zweck gerichteten Lerngruppen zu verstehen.78 Mit Hilfe von Arbeits- und Lerntechniken gilt es sich selbst und die eigenen Lebensbereiche so zu organisieren, dass die zur Verfügung stehende Zeit optimal genutzt werden kann.79 Es ist keineswegs so einfach, die Maxime zu verfolgen: Tue die richtigen Dinge und tue die Dinge richtig! Effektives und effizientes Studieren wird keinem in die Wiege gelegt. Darstellung 29 zeigt modellhaft wichtige Aspekte des Selbstmanagements. Die Planung des Studiums, des Berufs und der Karriere kann nicht früh genug beginnen. Je konsequenter das Selbstmanagement bereits im Studium erfolgt, desto klarer und zielorientierter kann das Studium und die berufliche Karriere angegangen werden.80 Die Elemente des Selbstmanagements lassen sich nicht eindeutig bestimmen, so dass in der Literatur unterschiedliche Aspekte hervorgehoben werden, die einem Selbstmanagementsystem für Lernende zugeordnet werden. Den Kern jedes effizienten Selbstmanagements bildet eine optimierte Zeit- und Aufgabenplanung. Denn im Studium ist die knappste Ressource in der Regel die Zeit. Folgende Auflistung von wichtigen Punkten im Rahmen des Prozesses des Selbstmanagements soll den Lernenden als Anregung und Orientierung für Studium und Beruf dienen: Selbstanalyse durchführen: Die Analyse der eigenen Stärken und Schwächen steht hier im Mittelpunkt. Was kann ich besonders gut und was weniger? Wie tickt meine biologische Uhr? Bin ich eher ein Morgenmensch oder Morgenmuffel? Wie motiviere ich mich am besten? Welcher Lerntyp bin ich? Bin ich mehr der visuelle, auditive oder kinästhetische Lerntyp? Letzterer Typ lernt am besten, indem er selbst etwas tut (z.B. durch Ausprobieren, Rollenspiele, Übungspräsentationen oder Gruppenaktivitäten). Welche Arbeitsatmosphäre brauche ich beim Lesen und Schreiben? Usw.

78 Vgl. Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. 40. 79 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 68. 80 Vgl. Prößler, Ernst-Kurt u.a.: Karriereplanung und Karrierestrategie vor und während des Studiums: Handlungsparameter im Spannungsfeld von Unternehmen, Hochschulen und Studierenden, in: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg, Work-Life-Balance, München/Wien 2001, S. 149-190.

76

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Individuelles Zielsystem definieren und sich das angestrebte Zeit-Balance-Modell81 bzw. Work-Life-Balance-Modell82 vor Augen führen: Wer sich Ziele (Fern- und Nahziele) setzt, kann besser erkennen, ob er auf dem richtigen Weg ist. Z.B. ich möchte Personalcontroller in einem mittelständischen Unternehmen werden; innerhalb der Regelstudienzeit möchte ich mein Studium erfolgreich absolvieren; ich strebe eine Note von mindestens 2,3 an; ich verbessere meine Spanisch Kenntnisse in den nächsten drei Semestern erheblich, da ich mein Praktikum im vierten Semester in einem spanischen Unternehmen aufnehmen möchte; ich nutze alle Lehrangebote, um meine Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern; ich bemühe mich um ein Stelle als Tutor oder studentische Hilfskraft, um Zusatzqualifikationen ausweisen zu können; ich knüpfe neue wichtige Kontakte und baue mein Netzwerk systematisch aus. Gesamtes Studium systematisch planen: Unter Berücksichtigung der formulierten Ziele nehmen Sie eine schriftliche, möglichst detaillierte, Terminplanung vor. Konkretisieren Sie die Planung regelmäßig (Semester-, Wochen- und Tagesplan).83 Damit es einen reibungslosen Einstieg in das Studium gibt und der Studienverlauf möglichst wenig unangenehme Überraschungen mit sich bringt, nutzen Sie alle sich bietenden Orientierungshilfen. Verschaffen Sie sich frühzeitig einen Überblick über die wichtigsten Verzeichnisse, Pläne, Verordnungen, Personen usw. und werten sie die Informationen systematisch aus. Zu den Orientierungshilfen zählen u.a.: Studieneinführungsveranstaltungen: Besuchen Sie gegebenenfalls die in Frage kommenden Hochschulen vor Beginn des Studiums (z.B. nutzen Sie den „Tag der offenen Tür“, um sich zu informieren, vor allem auch die Angebote in kleinen, „geführten“ Gruppen, um die zentralen Hochschuleinrichtungen wie Rechenzentrum, Bibliothek, Mensa usw. kennen zu lernen, an der Fachhochschule Stralsund beispielsweise wird alle zwei Jahre die Stralsunder Unternehmens-, Praktikanten- und Absolventen-Börsen/SUPA ausgerichtet). Erst-Semester-Informationen: Sie enthalten oft sehr wichtige Tipps zu örtlichen Besonderheiten, Anlaufstellen und Orientierungsangeboten. In der Regel erhältlich sind diese Informationen bei der zentralen oder der Fach-Studienberatung und den studentischen Selbstverwaltungsgremien 81 Vgl. Seiwert, Lothar J.: Wenn Du es eilig hast, gehe langsam. Das neue Zeitmanagement in einer beschleunigten Welt. Sieben Schritte zur Zeitsouveränität und Effektivität, 5. Aufl., Frankfurt/New York 2000; Seiwert, Lothar J.: 30 Minuten für mehr Zeit-Balance, Offenbach 2002. 82 Grundsätzlich zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben siehe: Cassens, Manfred: Work-Life-Balance. Wie Sie Berufs- und Privatleben in Einklang bringen, München 2003. 83 Vgl. Heister, Werner: Studieren mit Erfolg: Effizientes Selbstmanagement in Bachelor-, Master- und Diplomstudiengängen, Stuttgart 2007, S. 53f.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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(AStA = Allgemeine Studierendenausschuss, StuPa = Studierendenparlament, Fachschaft). Immatrikulationsordnung: Diese enthält gewisse Vorschriften, das „Kleingedruckte“ im ordentlichen Studentenleben. Sie regelt beispielsweise die Rückmeldung zum neuen Semester, die Beurlaubung und die Gebühren. Studienführer: Sie vermitteln den ersten Überblick über Angebot, Struktur und Organisation von Studiengängen und Studium. Studienordnungen und Prüfungsordnungen: Diese Ordnungen enthalten wichtige Informationen wie z.B. solche zu Studienvoraussetzungen, Studienziel, Studienstruktur, Formen der Lehrveranstaltungen und Methoden des Lehrens, Prüfungen, Praxissemester, Studienberatung. Detaillierte Informationen enthalten insbesondere die Prüfungsordnungen beispielsweise über Regelstudienzeit, Studienaufbau und Studienvolumen, Studienablauf, Prüfungsausschuss, Anrechnung von Prüfungszeiten sowie von Studien- und Prüfungsleistungen, Noten und Notenziffern, erforderliche Leistungsnachweise, Freiversuche, Zulassung und Durchführung von Prüfungen, Versäumnisse, Rücktritt und Täuschung. Vorlesungsverzeichnis: Es ist zentrales Hilfsmittel, um den persönlichen Studienplan zusammen zu stellen oder sich am gesamten Studienangebot einer Hochschule zu orientieren. Zeitmanagement betreiben: Erfolgreiches Selbstmanagement ist eng mit einem „professionellen“ Zeitmanagement verbunden, das das Studium effektiver und effizienter macht. Es schafft gleichzeitig mehr Freizeit, Zeit für Freunde, Zeit für Geselligkeit usw. und fördert die eigene Zufriedenheit und Motivation. Es ist der erste Schritt in Richtung „Work-Life-Balance“ nach dem Studium. Wer seine Zeit effizient organisieren möchte, muss sich darüber im Klaren sein, wofür er sie einsetzt (z.B. Studium 15%, Lebensunterhalt 10%, Familie und Freunde 15%, Fortbewegung 3%, Einkaufen 1%, Ernährung 1%, Freizeit 15% und Schlaf und Körperpflege 40%).84 Da es vielen Menschen nicht bewusst ist, wie sie ihre Zeit verbringen, kann für sie ein sog. Zeitrapport (Zeitprotokoll eines Tages, gegebenenfalls über mehrere Tage) durchaus hilfreich sein, die Ursachen des Zeitproblems beispielsweise mit Hilfe einer Vernetzungsmatrix zu ergründen85 oder die sog. „Zeitdiebe“ bzw. „Zeitfresser“ zu erkennen und erfassen, in dem man sich folgende Fragen beantwortet: In welchen Bereichen verschwende ich zu viel Zeit? Für welche Tätigkeiten hätte ich gerne mehr Zeit? Was kann ich auf keinen Fall ändern? Kann ich die Zeit anders verteilen, kann ich Verän84 Vgl. Boeglin, Martha: Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv studieren, München 2007, S. 30. 85 Vgl. Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 2-6.

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

derungen annehmen? Wo? Wann werde ich was verändern? Zeitfresser sind demnach „schlechte Gewohnheiten“ und „nutzlose Tätigkeiten“, die uns von der zielorientierten Arbeit ablenken. Die Ursachen einer suboptimalen Zeitausnutzung können z.B. sein: mangelnde oder überzogene Planung, schlechtes Ordnungssystem und zeitraubende Arbeitsweisen, weitgehende Missachtung der (eigenen) Leistungskurve, fehlende Motivation, fehlende Selbstdisziplin, Perfektionismus, Ungeduld und Hast, Lärm, unzweckmäßiger Umgang mit Kommilitonen (halten sich zu oft gegenseitig vom Lernen ab und „verbummeln“ Zeit), Telefonieren, Computerspiele, Zerstreuung. Aus den Darlegungen wird ersichtlich, dass die Ursachen des Zeitproblems weniger in der Knappheit der Zeit als vielmehr in ihrer mangelnden Ausnutzung liegen. Um das Zeitproblem zu bewältigen, kommen grundsätzlich diverse Denk- und Handlungsmethoden in Frage. In erster Linie geht es darum, bei der Zeitplanung im Hinblick auf die Aktivitäten im Rahmen des Studiums Prioritäten zu setzen und das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Als besonders geeignete und systematische Managementtechnik zur Steuerung des Zeitproblems sehen Corsten/Deppe in der von ihnen modifizierten ALPEN-Methode, die sich in sechs Schritten (ursprünglich fünf) vollzieht: Aktivitätenliste erstellen: Es ist anzustreben, möglichst eine vollständige Liste über die beabsichtigten Tätigkeiten zu erstellen. Zwingend gilt es festzustellen und festzulegen, welche Vorlesungen, Übungen, Referate, Prüfungen und Praktika notwendig sind. Darüber hinaus müssen aber auch die Aktivitäten erfasst werden, die über das (Pflicht-)Studium hinausgehen. Der Besuch freiwilliger Veranstaltungen (z.B. Studium generale, Blockveranstaltungen zu diversen Themen), ein freiwilliges Auslandspraktikum, Nebenjobs (z.B. als studentische Hilfskraft oder Tutor), Hobbys und natürlich auch Urlaub. Länge abschätzen und Lage von Aktivitäten planen: Ausgehend von einer normalen Leistungsfähigkeit sollte die Dauer der einzelnen aufgelisteten Tätigkeiten abgeschätzt und sich ein Zeitlimit gesetzt werden. Angebracht ist es, die empirisch nachgewiesene Leistungskurve, die auf viele Menschen zutrifft, bei seinen Aktivitäten zu nutzen. Der Höhepunkt der Leistungsfähigkeit liegt zwischen 9 und 11 Uhr, daran schließt sich ein Leistungstief am frühen Nachmittag an und am frühen Abend – zwischen 17 bis 19 Uhr – gibt es ein Zwischenhoch. Sinnvoll ist es, entsprechend der persönlichen Leistungskurve, in der leistungsfähigen Phase die im Bezug auf die Zielsetzungen wichtigsten Aufgaben zu bearbeiten, und die Routinearbeiten eher in die leistungsschwachen Zeiten zu legen. Pufferzeiten einplanen: Auf keinen Fall sollte die gesamte Zeit verplant werden, denn unvorhersehbare Ereignisse (Komplikationen und Störun-

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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gen) sind nicht auszuschließen und dürfen den aufgestellten Aktivitätenplan nicht grundsätzlich in Frage stellen. Deshalb wird empfohlen, sich bei der Zeitplanung an die 60 %-Regel zu halten, die besagt, dass 40 % der Zeit für unvorhersehbare Ereignisse freizuhalten ist. Entscheidung über die Wichtigkeit von Aktivitäten treffen: Bevor die Aktivitäten aufgenommen werden, ist es sinnvoll, die zur Durchführung der aufgelisteten Aktivitäten benötigte Zeit mit der verfügbaren Zeit zu vergleichen. Bei nicht ausreichendem Zeitbudget ist eine Auswahl bezüglich der Tätigkeiten zu treffen und gegebenenfalls müssen Aktivitäten entweder auf Kommilitonen verlagert oder ganz gestrichen werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass sich der Studierende über die eigenen Ziele im Klaren ist. Denn wer seine Ziele kennt, ist eher in der Lage Prioritäten zu setzen und nach dem Pareto-Prinzip zu handeln. Dieses Prinzip besagt, dass bereits 20 % der richtig eingesetzten Zeit 80 % des Ergebnisses liefert. Weitere Methoden zur Setzung von Prioritäten sind die ABC-Analyse86 und das Eisenhower-Prinzip. In allen Fällen geht es darum herauszufinden, was Vorrang hat, wenn das Zeitbudget nicht ausreicht. Wie Darstellung 30 zu entnehmen ist, bringt das Eisenhower-Prinzip Aktivitäten in eine Ordnung nach den beiden Kriterien Wichtigkeit und Dringlichkeit, so dass sich vier Fälle unterscheiden lassen. Erledigung der Aktivitäten: Ist die Auswahl der Aktivitäten erfolgt, sollte insbesondere bei der Umsetzung schriftlicher Arbeiten dem Arbeitsplatz (aufgeräumt), der Aufrechterhaltung der Ordnung (Suche nach verlegter Literatur usw.) und der Selbstdisziplin große Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zeitfresser sind möglichst zu vermeiden.

Darst. 30: Eisenhower-Prinzip Dringlichkeit

dringlich

nicht dringlich

wichtig

sofort selbst erledigen

später selbst erledigen

nicht wichtig

sofort durch Andere erledigen lassen

Papierkorb

Wichtigkeit

Quelle: Corsten, Hans: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgsorientierten Studieren, München 2002, S. 8.

(Nach-)Kontrolle: Zu jedem Management gehört auch die Kontrolle bzw. Evaluation. Zu einem bestimmten Zeitpunkt und darüber hinaus auch lau-

86 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 75.

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

fend ist der Aktivitätenplan abzugleichen. Aus den Antworten der nachfolgenden Fragen können Konsequenzen für die weiteren Planungen gezogen werden. Welche Ergebnisse wurden erzielt? Welche Aufgaben blieben unerledigt? Welche Gründe sind für die Nichterfüllung des Plan-Solls verantwortlich? Arbeits- und Lerntechniken: In der Literatur werden zahlreiche Methoden und Techniken vorgestellt, die dazu beitragen können, sich Wissen effektiv an zueignen und zu nutzen. Die Auflistung möglicher Instrumente würde mehrere Seiten umfassen. Hierzu zählen diverse Instrumente, zum einen diejenigen, die helfen das individuelle Verhalten zu steuern (z.B. Selbstanalyse, Motivations- und Konzentrationsmethoden, Denk- und Lernmethoden im Sinne von „Gehirnjogging“ sowie Selbst- und Zeitmanagement)87, zum anderen diejenigen, die das organisierte, analytische und systematische Handeln fördern (z.B. individuelles Zielsystem, Arbeitsrhythmus und Leistungskurve, Ordnungssysteme, Planungstechniken, Prioritätensetzung, Lerngruppen, Lernstrategien) und schließlich diejenigen, die die Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz und somit die berufliche Handlungskompetenz unterstützen (z.B. Marktforschungsmethoden88, Kreativitätstechniken89 wie beispielsweise Brainstorming oder Methode 635, Kommunikations-, Moderations-, Präsentationstechniken und Konfliktmanagement, aktivierende Lehrmethoden90). Coach oder Mentor: Suchen Sie sich einen Coach oder Mentor, also einen Berater, der Sie in allen Angelegenheiten des Studiums unterstützt und Ihre 87 Vgl. z.B. Felser, Georg: Motivationsmethoden für Wirtschaftsstudierende. Selbst und andere motivieren, Berlin 2000, Mertens, Ralf: Denk- und Lernmethoden. Gehirnjogging für Studierende, Berlin 2001; Mertens, Ralf/Heinrich, Antje: 99 Tipps für effektiveres Denken und Lernen. Arbeitsmethodik, Lerntechniken und vernetztes Denken, Berlin 2001; Hansen, Katrin: Selbst- und Zeitmanagement im Wirtschaftsstudium. Effektiv planen, effizient arbeiten, Stress bewältigen, Berlin 2000; Hansen. Katrin: Selbst- und Zeitmanagement. Optionen erkennen. Selbstverantwortlich handeln. In Netzwerken agieren, 2. Aufl., Berlin 2004. 88 Siehe hierzu die Bücher zur Marktforschung wie z.B.: Hamman, Peter/Erichson, Bernd: Marktforschung, 3. Aufl., Stuttgart/Jena 1994; Hüttner, Manfred/Schwarting, Ulf: Grundzüge der Marktforschung, 5. Aufl., München/Wien 1997 sowie zur empirischen Sozialforschung: Attelslander, Peter: Methoden der empirischen Sozialforschung, 10. Aufl., Berlin/New York 2003; Bortz, Jürgen/Döring, Nicola: Forschungsmethoden und Evaluation für Human- und Sozialwissenschaftler, 3. Aufl., Berlin u.a. 2002; Friedrichs, Jürgen: Methoden empirischer Sozialforschung, 13. Aufl., Opladen 1985; Schnell, Rainer/Hill, Paul B./Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung, 6. Aufl., München/Wien 1999. 89 Vgl. Mencke, Marco: Tipps für Kreativitätstechniken. Ideenschöpfung und Problemlösung bei Innovationsprozessen und Produktentwicklung, Wien 2006; Schlicksupp, Helmut: Innovation, Kreativität und Ideenfindung, 3. Aufl., Würzburg 1989. 90 Vgl. Brinker, Tobina/Jarre, Jan: Aktivierende Lehrmethoden in der Hochschullehre: Überblick und Fallbeispiele, in: Stelzer, Rothe, Thomas (Hrsg.): Kompetenzen in der Hochschullehre. Rüstzeug für gutes Lehren und Lernen an Hochschulen, Rinteln 2005, S. 227255.

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persönliche Weiterbildung als auch ihre berufliche Förderung im Auge hat. Als Berater und Betreuer kommen durchaus auch mehrere Personen in Frage, zu denen Sie Vertrauen haben und die Sie ansprechen können. Nehmen Sie beispielsweise Kontakt zu erfahrenen Mitstudierenden auf oder erkundigen Sie sich, ob ein Ehemaligen-Netzwerk (Alumni-Netzwerk) existiert. Versuchen Sie einen Professor oder Dozenten zu dem Sie ein besonderes Vertrauen haben, als Mentor zu gewinnen. Eine solche Person kann Ihnen einfache psychosoziale Unterstützung leisten, als Diskussionspartner in allen Studien- und Lebensangelegenheiten zur Seite stehen und Ihnen beim Berufseinstieg sowie bei der Karriereplanung behilflich sein.91 (Selbst-)Marketing und Networking: Eine Studiums-, Berufs- und Karriereplanung kann nicht früh genug beginnen und der Erfolg hängt nicht unerheblich vom (Selbst-)Marketing und Networking ab. (Selbst-)Marketing bedeutet, dass man einerseits andere Menschen auf sich aufmerksam macht und andererseits in der Lage ist, die Ansprüche und Erwartungen von Kontakt- bzw. Ansprechpartnern zu erkennen (Kundenorientierung).92 Je konsequenter das Selbstmanagement und (Selbst-)Marketing bereits im Studium erfolgt, desto klarer und zielorientierter kann später die berufliche Karriere in Angriff genommen werden. Drei fiktive Beispiele für ein (Selbst-)Marketing seien hier angeführt: 1. Möchten Sie beispielsweise bei Professor Dr. Adam Endlich Ihre Abschlussarbeit schreiben, sollten Sie sich vor dem Gespräch Gedanken darüber machen, was für ein Thema den Professor besonders interessieren könnte oder wie Sie dem Professor das Thema „schmackhaft“ machen und ihn überzeugen. 2. Sie möchten eine Stelle als studentische Hilfskraft im Lehr- und Forschungsbereich Regionalmanagement erhalten. Sie besuchen die relevanten Kurse von Prof. Dr. Anette Fröhlich und machen durch qualifizierte Diskussionsbeiträge auf sich aufmerksam. Sie informieren sich außerdem professionell über die Arbeit und die Interessengebiete von Frau Fröhlich, so dass das Bewerbungsgespräch zu einem interessanten Ideenaustausch wird und die Wahrscheinlichkeit sehr groß ist, dass Sie die Zusage für die Stelle erhalten. 3. Sie bewerben sich um einen Ferienjob. Auch in diesem Fall erhöht eine vorher durchgeführte detaillierte Analyse des Unternehmens und die Kenntnis darüber, mit welchen Gesprächspartnern sie konfrontiert werden, beträchtlich Ihre Chance, den Job zu bekommen. Insbesondere dann, wenn Sie sich im Gespräch gut „verkaufen“. Die Fähigkeit zu Kommunizieren ist außerdem von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Netzwerkbildung als einem weiteren wichtigen Erfolgsbaustein vor, während und nach dem Stu91 Vgl. Heister, Werner: Studieren mit Erfolg: Effizientes Selbstmanagement in Bachelor-, Master- und Diplomstudiengängen, Stuttgart 2007, S. 49. 92 Vgl. Heister, Werner: Studieren mit Erfolg: Effizientes Selbstmanagement in Bachelor-, Master- und Diplomstudiengängen, Stuttgart 2007, S. 83-87.

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dium. Es kommt nicht nur darauf an, etwas zu wissen, sondern auch darauf, wen Sie kennen. Allgemein bekannt ist wohl die Feststellung: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.“ Wer die richtigen Leute kennt und von ihnen geschätzt wird, profitiert in allen Lebensbereichen davon. Hier gelten die gleichen Prämissen, wie im Marketing: Qualitativ hochwertige Produkte gibt es genug – wesentlich für die Kaufentscheidung ist jedoch, dass die Zielgruppe das Produkt überhaupt kennt. Ein funktionierendes Netzwerk fällt selbstverständlich nicht vom Himmel – es ist vielmehr das Ergebnis einer gezielten langfristigen Aufbaustrategie. Networking ist demnach ein methodisches und systematisches Vorgehen, Kontakte zu knüpfen, Beziehungen zu pflegen und längerfristig zu gestalten – und das mit der Absicht der gegenseitigen Förderung, des Austausches und des persönlichen Vorteils.93 Ob es um eine Tipp, eine Information oder eine Empfehlung geht: Wer über ein funktionierendes Netzwerk verfügt, kommt schneller ans Ziel – im Studium, beruflich wie privat. Wenn man also dabei ist, sich ein „eigenes“ Netzwerk aufzubauen, sollte man durchaus auf Vielfalt setzen. Alumni-Organisationen, erfahrene Studierende, Praktikumskollegen, Bibliotheksmitarbeiter, Mitarbeiter im Dekanat, Treffen Junger Unternehmer, Berufsverbände, Stiftungen, Fördervereine, Sportclubs, Wirtschaftsbeiräte und andere Vereine oder Clubs sind mögliche Ansatzpunkte, um Kontakte zu knüpfen.94

3.

Lehr- und Lernprozess

In der Regel dauert ein Studium 3 bis 5 Jahre in der Wissen angehäuft und Wissensstände überprüft werden. Im Rahmen des neuen Umfeldes „Hochschule“ gilt es sich zu Recht zu finden, den Informationsdschungel zu überwinden, geeignete Lernstrategien zu entwickeln und einen individuellen Blumenstrauß mit für ein erfolgreiches Studium geeigneten Instrumenten zusammen zu stellen. Folgende fünf wichtige Elemente sind im Prozess eines Studiums besonders zu beachten:

93 Scheler, Uwe: Erfolgsfaktor Networking. Mit Beziehungsintelligenz die richtigen Kontakte knüpfen, pflegen und nutzen, Frankfurt/New York 2000; Walicht, Frank: Networking. Kontakte nutzen, Beziehungen pflegen, Berlin 2006. 94 Vgl. Prößler, Ernst-Kurt u.a.: Karriereplanung und Karrierestrategie vor und während des Studiums: Handlungsparameter im Spannungsfeld von Unternehmen, Hochschulen und Studierenden, in: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg, Work-Life-Balance, München/Wien 2001, S. 187-189.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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Übergeordnetes Ausbildungsziel: Ein wesentliches Ausbildungsziel der meisten Dozenten ist es, die Studierenden zu selbständig denkenden und kritischen Individuen zu formen und ihnen im Laufe des Studiums so weit wie nur möglich, zu einer beruflichen Handlungskompetenz zu verhelfen. Hierunter ist, wie Darstellung 31 verdeutlicht, die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen zu verstehen, in beruflichen Situationen sachund fachgerecht, persönlich durchdacht und in gesellschaftlicher Verantwortung zu handeln, d.h. Anstehende Probleme zielorientiert auf der Basis von Wissen und Erfahrung sowie durch eigene Ideen selbstständig zu lösen, die gefundenen Lösungen zu bewerten und seine Handlungsfähigkeit weiter zu entwickeln.

Darst. 31: Elemente der Erlangung beruflicher Handlungskompetenz LERNZIELE = fach- und berufsspezifische Qualifikationen

SCHLÜSSELQUALIFIKATION = fach- und berufsübergreifende Qualifikationen

Fachkompetenz

Human-/Wertekompetenz

Fähigkeit und Bereitschaft, Aufgabenstellungen selbstständig fachlich richtig und methodengeleitet zu bearbeiten und das Ergebnis zu beurteilen. Hierzu gehören auch „extra-funktionale Qualifikationen“ wie logisches, analytisches, abstrahierendes, integrierendes Denken sowie das Erkennen von System- und Prozesszusammenhängen.

Fähigkeiten und Bereitschaft des Menschen als Individuum die Entwicklungschancen, Anforderungen und Einschränkungen in Beruf, Familie und öffentlichen Leben zu erklären, zu durchdenken und zu beurteilen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und fortzuentwickeln. Hierzu gehören insbesondere auch die Entwicklung durchdachter Wertvorstellungen und die selbstbestimmte Bindung an Werte.

Methodenkompetenz

Sozialkompetenz Fähigkeit und Bereitschaft, soziale Beziehungen und Interessenlage, Zuwendungen und Spannungen zu erfassen und zu verstehen sowie sich mit anderen rational und verantwortungsbewusst auseinander zu setzen und zu verständigen. Hierzu gehören insbesondere auch die Entwicklung sozialer Verantwortung und Solidarität.

Methodenkompetenz

Fähigkeit und Bereitschaft zu zielgerichtetem, planmäßigem Vorgehen bei der Bearbeitung beruflicher Aufgaben und Probleme (Planung der Arbeitsschritte). Hierbei werden gelernte Denkmethoden und Arbeitsverfahren bzw. Lösungsstrategien zur Bewältigung von Aufgaben und Problemen selbstständig ausgewählt, angewandt und ggf. weiterentwickelt. Methodisches Arbeiten umfasst selbstständiges Gestalten und Bewerten; es erfordert Eigeninitiative und Kreativität.

Fähigkeit und Bereitschaft, Informationen über Sachverhalte und Zusammenhänge selbstständig und gemeinsam mit anderen zu verstehen, auszuwerten und in gedankliche Strukturen einzuordnen. Zur Lernfähigkeit gehört insbesondere auch die Fähigkeit und Bereitschaft, im Beruf und über den Berufsbereich hinaus Lerntechniken und Lernstrategien zu entwickeln und diese für die Weiterbildung zu nutzen.

™ BERUFLICHE HANDLUNGSKKOMPETENZ

Quelle: Jaschinski, Christian: Grundlagen der Methodik, in: Stelzer, Rothe, Thomas (Hrsg.): Kompetenzen in der Hochschullehre. Rüstzeug für gutes Lehren und Lernen an Hochschulen, Rinteln 2005, S. 212.

Für die Gestaltung von Lehrveranstaltungen zur Initiierung von Lernprozessen ist daraus abzuleiten, dass unterschiedliche Lehrformen so kombiniert werden sollten, damit so genannte Schlüsselqualifikationen erworben werden können. Hierunter sind relativ lange verwertbare Kenntnisse,

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und Werthaltungen zum Lösen unternehmensbezogener und gesellschaftlicher Probleme zu verstehen.95 Zielsetzung des Studierenden: Gute Gesamtnote erzielen und als Studienabschluss eine Examensarbeit (Abschlussarbeit) im Sinne einer Visitenkarte zu verfassen. Lehrveranstaltungstypen und Lehrformen: Der Erwerb von Wissen findet in verschiedenen Typen von Lehrveranstaltungen (z.B. Vorlesung, Übung, Kolloquium) statt. Bei der Auswahl von Veranstaltungen sollte nicht in erster Linie das „Pauken“ im Vordergrund stehen, sondern die Vorzüge aktivierender Lernformen bzw. -methoden (z.B. Planspiele, Rollenspiele, Projekte) erkannt und genutzt werden.96 Prüfungsarten: Das Prüfen von Wissen bzw. der Nachweis der Fähigkeit zu wissenschaftlicher Arbeit erfolgt durch unterschiedliche Prüfungsarten (z.B. Thesenpapier, Referat, Klausur, Examens- oder Abschlussarbeiten). Vor dem Hintergrund der zu erreichenden Studien- und späteren Karriereziele sollte jeder Studierende sich über die unterschiedlichen Lehrveranstaltungen, Lehrformen und Prüfungsarten informieren, und – soweit es Wahlmöglichkeiten gibt – einen individuellen Cocktail zusammenstellen.

4.

Typen von Lehrveranstaltungen

Bevor die Studierenden in Form von Leistungsnachweisen ihr gewonnenes Fachwissen und ihre Erkenntnisse dokumentieren können, besuchen sie i.d.R. eine gewisse Anzahl von Lehrveranstaltungen, die von der Hochschule und dem jeweiligen Studiengebiet abhängen. Vor der Vorstellung der Vielzahl denkbarer Lehrveranstaltungstypen sei jedoch vorweg hervorgehoben, dass, obwohl ein Vorlesungsverzeichnis einer größeren Hochschule hunderte von „Veranstaltungen“ ausweist, in den Lehrveranstaltungen nur ein relativ kleiner Teil der Arbeit bzw. Wissensaufnahme während des Studiums stattfindet.

95 Vgl. Lang, Rudolf W.: Schlüsselqualifikationen. Handlungs- und Methodenkompetenz, Personale und Soziale Kompetenz, München 2000. 96 Vgl. Brinker, Tobina/Jarre, Jan: Aktivierende Lehrmethoden in der Hochschullehre: Überblick und Fallbeispiele, in: Stelzer, Rothe, Thomas (Hrsg.): Kompetenzen in der Hochschullehre. Rüstzeug für gutes Lehren und Lernen an Hochschulen, Rinteln 2005, S. 227255; Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 17-33.

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Die Formen der Wissensvermittlung und -aufnahme sind vielfältig, was u.a. die folgende Auflistung der verschiedenen Veranstaltungstypen in Anlehnung an Weber deutlich werden lässt97: Vorlesung: Eine Vorlesung kann als Lehrveranstaltung ohne Aussprache mit beliebig vielen Zuhörern bezeichnet werden. Von einem Professor bzw. einer Professorin wird im Wesentlichen in Vortragsform ein geschlossener Überblick über ein bestimmtes Stoffgebiet gegeben. Vorherrschend ist also die einseitige Kommunikation vom Vortragenden zum Auditorium. Die Vorlesungen alten Stils werden aber immer seltener; dies gilt selbst für das Grundstudium. Die meisten Professor bzw. Professorin räumen den Zuhörern die Möglichkeit ein, Fragen zu stellen oder Diskussionsbeiträge zu liefern. Darüber hinaus wird die Wirksamkeit dieses Veranstaltungstyps durch die Ausgabe von Vorlesungsdispositionen, Literaturlisten, Anschauungsmaterial und sonstigen Ausarbeitungen erhöht. Gelegentlich werden außerdem Vorlesungsmanuskripte ausgegeben, die ein intensives Nacharbeiten des Vorlesungsstoffes ermöglichen sollen. Lehrvortrag: Beim Lehrvortrag erfolgt die Vermittlung des Lehrstoffes in Aussprache und i.d.R. mit begrenzter Teilnehmerzahl. Die Grenze zwischen Vorlesung und Lehrvortrag lässt sich demnach nur schwer ziehen. Übung: In Übungen erfolgt die Verarbeitung und Vertiefung bzw. Ergänzung des Lehrstoffes in theoretischer und praktischer Anwendung sowie die Durchführung von Versuchen in Laboratorien. Fragen und Diskussionsbeiträge sind Bestandteil einer solchen Lehrveranstaltung, so dass i.d.R. eine geringere Teilnehmerzahl (etwa 20 – 30) als in Vorlesungen angestrebt wird. Seminar: Seminare sind Lehrveranstaltungen zur Durchführung problemorientierter Diskussionen für die Studierenden. Voraussetzung für die Teilnahme an Seminaren ist die vorherige intensive Beschäftigung mit dem jeweiligen Problemkreis der einzelnen Sitzung. Gewöhnlich werden deshalb von den Studierenden für die einzelnen Sitzungen Seminar-Arbeiten, Thesenpapiere, Kurzreferate oder sonstige Ausarbeitungen erstellt. Im Gegensatz zur Übung steht nicht die Bewältigung eines bestimmten Stoffpensums, sondern die Diskussion von Problemen im Vordergrund. Deshalb sollte die Teilnehmerzahl möglichst nicht mehr als 20 Personen betragen. Kurs: Gelegentlich wird für die verschiedenartigen Lehrveranstaltungen, in denen aktive Lehrmethoden (Fragen, Diskussionen) überwiegen, die Bezeichnung Kurs verwendet. Vielfach bildet ein fest umrissenes Arbeitsprogramm den Gegenstand der Lehrveranstaltung. 97 Vgl. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre,. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 36-39.

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Kolloquium: Sind Lehrveranstaltungen ausschließlich als wissenschaftliches Gespräch konzipiert, bezeichnet man sie vielfach als Kolloquium. Kolloquien werden z.B. in Verbindung mit Vorlesungen als Diskussionsveranstaltungen für einen interessierten Zuhörerkreis abgehalten. Gelegentlich werden auch Prüfungen in Form eines Kolloquiums abgehalten. In diesem Fall wird die Fähigkeit des Kandidaten festgestellt, an einem wissenschaftlichen Gespräch über einen bestimmten Themenkreis teilzunehmen. Tutorium: Die Arbeitsschwierigkeiten von Studierenden, die besonders in den Anfangssemestern auftreten, haben in den letzten Jahren zu einer relativ weiten Verbreitung von Tutorengruppen geführt. Die Überwindung von Anfangsschwierigkeiten, die individuelle Studienberatung und die Bereitstellung von Hilfen in allen Fragen des Studiums stehen als Zielsetzung von Tutorenprogrammen im Vordergrund. In Tutorengruppen werden deshalb geringe Teilnehmerzahlen von maximal 10 – 15 Personen angestrebt. Tutoren sind meistens Studierende in höheren Semestern oder in wissenschaftlichen Hochschulen Doktoranden. Als Tutorengruppen werden vielfach auch Arbeitsgruppen bezeichnet, in denen ein bestimmter Lehrstoff (z.B. Übungen zur Technik der Buchführung) erarbeitet oder diskutiert wird. Praktikum: Im Rahmen des Studiums abzuleistende praktische Ausbildung, die oftmals in der Form nachbereitet wird, dass der Student bzw. die Studentin einen Praktikumsbericht (10 – 20 Seiten) verfasst und diesen vor einem Auditorium (Studierende und ggf. Vertreter von Unternehmen und sonstigen Organisationen) präsentiert. Exkursion: Wissenschaftlich vorbereitete und unter wissenschaftlicher Leitung durchgeführte Lehr- oder Studienfahrt, mit dem Hintergrund, neue Eindrücke zu gewinnen und den Studierenden die Wechselwirkung von Theorie und Praxis näher zubringen (z.B. Besuch einer Börse). Klausurenkurs: Sie geben den Studierenden die Gelegenheit, unter examensähnlichen Bedingungen Klausurarbeiten anzufertigen, die ebenso wie Examensklausuren korrigiert und kommentiert werden. Klausurkurse dienen also hauptsächlich der Selbstkontrolle und der Einübung zweckmäßiger Verhaltensweisen im Examen. Repetitorium: Hierbei handelt es sich um Lehrveranstaltungen, in denen der schon einmal behandelte Stoff zusammenfassend wiederholt und eingeübt wird („Paukkurse“ als Vorbereitung für bevorstehende Prüfungen). Derartige Repetitorien wurden früher besonders in juristischen Fächern vornehmlich außerhalb der Universität – gegen Entgelt – abgehalten. Angesichts der Anwendung aktiver Lehrmethoden sowie Formen von Kleingruppenarbeiten haben sie allerdings heute nicht mehr die große Bedeutung.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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Arbeitsgemeinschaften: Grundsätzlich sinnvoll ist die Bildung von Arbeitsgemeinschaften. Sie werden oft in Ergänzung zu den Übungen in Kleingruppen organisiert und finden unter Anleitung von Studierenden höherer Semester (Tutorien) oder als Selbsthilfegruppen ohne Anleitung statt. Es kann nur empfohlen werden, eine private Arbeitsgruppe zu bilden bzw. sich einer solchen anzuschließen. Arbeitsgemeinschaften haben einen großen Wert für und im Studium, sofern sie richtig organisiert und in ihr auch etwas getan wird; und das nicht nur kurz vor den Klausuren. Es bieten sich Lern- und Arbeitsmöglichkeiten zu persönlichen Kontakten mit Studierenden der eigenen Fachrichtung sowie anderer (Blick über der Tellerrand bzw. den Computerbildschirm). Man lernt ihre Gedanken kennen und ihre Tätigkeitsziele nach dem Studium. Eine private Arbeitsgruppe sollte 2 – 6 Mitglieder haben. Besuchen Sie aber auch Veranstaltungen, die nicht im Vorlesungsverzeichnis angegeben werden. Wissen erlangt man auch, in dem z.B. Gastvorträge, Angebote fürs Studium generale, Tagungen, Workshops, Gesprächsrunden, Jobbörsen und Kurse anderer Einrichtungen besucht werden.

5.

Passive und aktive Formen des Lehrens und Lernens

Bei der Einteilung in aktive (aktivierende) und passive Lehrmethoden handelt es sich um eine stark vereinfachte Klassifizierung, wobei sich die Zuordnung nach dem Grad der Beteiligung der lernenden an der Erarbeitung des Lehrstoffes richtet. Die verschiedenen Formen des Lehrens und Lernens zeigt Darstellung 32. Wie anhand der Auflistung der verschiedenen Typen von Lehrveranstaltungen bereits erkennbar gewesen ist, handelt es sich z.B. bei der Vorlesung (Monolog) um eine passive, und z.B. bei dem Seminar (Veranstaltung, bei der der Stoff fragendentwickelnd erarbeitet wird = Lehrgespräch) um eine aktive Form des Lehrens und Lernens. Als „aktive“ Lehrformen können Unterrichtsformen bezeichnet werden, die die Lernenden von der rein aufnehmenden Haltung (Zuhörer), zur Mitarbeit anregen und auffordern. Hierzu zählen alle Veranstaltungen, die Lehrgesprächscharakter aufweisen, sowie die Simulationsformen (Fallstudie, Rollen- und Planspiel) und die Formen sozialen Lernens (z.B. Gruppenarbeit). In diesem Zusammenhang geht es demnach nicht um die Typen von Lehrveranstaltungen, sondern primär darum, welche Formen des Lehrens und Lernens im Rahmen von Lehrveranstaltungen zum Einsatz kommen. Dabei kann selbstverständlich z.B. die Beschäftigung mit einem Unternehmensplanspiel als eigenständiger Kurs in den Studienplan aufgenommen werden. Grundsätzlich gilt die Feststellung: Die gesunde Mischung unterschiedlicher Lehr- und Lernformen macht’s.

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Darst. 32: Formen des Lehrens und Lernens im Überblick Lehr- und Lernformen passiv

aktiv/aktivierende

Vorlesung/Vortrag

Lehrgespräch

- Filmvorführungen (Video, DVD) - Darbietungen - Demonstrationen - Erklärungen

Simulationsformen Projektmethode Fallstudie

Planspiel

Rollenspiel

Experimentiergruppe Sozialformen Gruppenarbeit

Gastvortrag

Tagung

Workshop

Praktika

Praxissemester: mit Vorund Nachbereitungskurs

Partnerarbeit

Exkursion

Einzelarbeit

Erkundung

Experiment

Quelle: Eigene Darstellung

5.1

Passives Lernen

Auch die „passive Lehrform“ (Vorlesung oder Vortrag) kann in bestimmten Situationen, wo die reine Wissensvermittlung und -vertiefung im Vordergrund steht, ihre Berechtigung haben. Diese Form der Inhaltsvermittlung wird – leider manchmal in „reinster“ Form – den Studierenden insbesondere im Grundstudium zum Konsumieren angeboten bzw. eingetrichtert (vgl. Darstellung 33). Aus pädagogischer Sicht lassen sich – nach Koeder – sowohl Vorteile als auch Nachteile für diese Lehrform anführen.98 Folgende Vorteile sprechen für die passive bzw. frontale Lehrform: • Die Inhalte können systematisch und vollständig vorgetragen und entwickelt werden bei zügiger Vorgehensweise. • Die Zuhörer können auf ein klar strukturiertes Konzept zurückgreifen (selten Abweichen vom „roten Faden“). • Die vorgetragene Lehrform bietet die Möglichkeit, den Zuhörern das inhaltlich Essentielle zu vermitteln und eine Darstellung im Gesamtzusammenhang zu gewährleisten. • Der Vortrag stellt die zeitsparendste Lehrform dar. Er bietet am ehesten die Gewähr, die Inhaltsfülle bewältigen zu können. 98 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 19f.

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Darst. 33: Der Wissenstrichter Recht

Volkswirtschaft Datenverarbeitung

Mathe/ Statistik

Rechnungswesen Personalmanagement

„traditioneller“ Lehrvortrag

Quelle: Eigene Darstellung

Nachteile: Gegen den Einsatz passiver Formen der Inhaltsvermittlung, insbesondere im Rahmen von langfristigen Bildungsmaßnahmen und einer an der Persönlichkeitsentwicklung orientierten Aus- bzw. Weiterbildung, können aus pädagogischer Sicht mehrere Punkte angeführt werden: • Der Zuhörer wird zu rezeptiver und reaktiver Haltung ohne aktives Mitdenken erzogen (Kritiklosigkeit). • Die passive Aufnahme von Stoffinhalten erfordert ein hohes Maß an Konzentration und führt frühzeitig zu Ermüdungserscheinungen. Die hieraus resultierende Überbeanspruchung der Aufmerksamkeit lässt auf eine geringe Lerneffizienz schließen. • Durch fehlendes Feedback (Rückkopplung) werden Lernschwierigkeiten beim einzelnen nicht erkannt. • Die Dominanz des bzw. der Vortragenden und die damit verbundene Abhängigkeit von dieser Person ist der Förderung selbständigen problemlösenden Denkens beim Lernenden sehr abträglich. • Durch die einseitige Kommunikation (sprachliche Einbahnstraße, Sprachdominanz des bzw. der Vortragenden) erhält der Lernende nicht die Möglichkeit, Dialogfähigkeit zu üben. • Die monologische Lehrform erzieht die Lernenden zu einer „Konsumenten“-Haltung, wodurch die Eigenständigkeit sehr vernachlässigt wird.

90

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Sie trägt damit der Forderung nach Selbständigkeit, Kreativität und Entscheidungsmündigkeit nur wenig Rechnung. • Die vorgetragene Lehrform geht ferner von der Annahme aus, dass es sich um eine leistungshomogene Lerngruppe handelt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Lernbedingungen wie Lernbereitschaft und Lernfähigkeit der einzelnen Studierenden sehr stark divergieren können. Die Gefahr, über die Köpfe des Lernenden hinweg zu reden, ist daher sehr groß, allein schon dadurch bedingt, dass der Lehrende mangelhafte Kontrollmöglichkeiten des Lernfortschritts besitzt. Die darbietenden Methoden, bei denen Lehrende sehr aktiv sind und die Lehrenden eine rein rezeptive und passive Haltung einnehmen (z.B. Vortrag, Referat, Film-/Videovorführung, Darbietung, Demonstration, Erklärung), reichen nicht aus, um berufliche Handlungskompetenz zu erlangen.

5.2

Aktives Lernen

Angesichts der Tatsache, dass Lehrgesprächsverfahren und aktivierende bzw. erarbeitende Lehrverfahren in besonderem Maße zur Realisierung und Intensivierung des Anwendungs- und Praxisbezugs beitragen, sollten in der Hochschulausbildung die aktiven bzw. aktivierenden Lernformen eine herausragende Stellung einnehmen. Was zeichnet ein aktivierendes Lehren und Lernen aus? • Grundverständnis: Sie erarbeiten oder verarbeiten einen Sachverhalt, Problem, Modell usw. in Gruppen. • Lehrende: Sie initiieren didaktisch vorbereitende selbstständige Lernund Entdeckungsprozesse. • Lernende: Sie bemühen sich, das Betreffende selbstständig zu erarbeiten bzw. zu verarbeiten und anzuwenden.99 Der zentrale Kern aktiver Lehr- und Lernformen liegt in der Kommunikation, oder anders ausgedrückt in einem befruchtenden Wechselverhältnis zwischen Sender und Empfänger. Von beiden Seiten können Impulse (Fragen und Aufforderungen sowie durch Gestik oder Mimik) ausgehen, die den Lernprozess fördern. Zwar liegen auch bei dieser Lehrform die Leitung und Lenkung bei dem Dozenten bzw. der Dozentin, aber durch die Möglichkeit Fragen zu stel-

99 Vgl. Brinker, Tobina/Jarre, Jan: Aktivierende Lehrmethoden in der Hochschullehre: Überblick und Fallbeispiele, in: Stelzer, Rothe, Thomas (Hrsg.): Kompetenzen in der Hochschullehre. Rüstzeug für gutes Lehren und Lernen an Hochschulen, Rinteln 2005, S. 232.

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len, Meinungen äußern und Ansichten vertreten zu können, findet größtenteils ein ständiger kommunikativer Prozess zwischen Zuhörer und Lernendem statt. Aktive Lehrformen findet man hauptsächlich im Hauptstudium vor. Dies ist allein schon darauf zurückzuführen, weil sie in erster Linie bei kleineren Teilnehmer-Gruppen in ihrer Wirkung voll zum Tragen kommen. Bezogen auf den Einsatz des Lehrgesprächs kann als positiv herausgestellt werden: • es fördert in besonderem Maße die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden, wobei durch diese Kommunikation fachliche Interessenschwerpunkte erkennbar werden, die sich motivationsfördernd nutzen lassen; • ermöglicht und fördert eine fachliche verbale Auseinandersetzung; • zwingt zum Aussprechen von Standpunkten; • fördert die sprachliche Entwicklung des Lernenden im Hinblick auf Sprachform, Gedankenführung, Ausdruckskraft und Sprachbeherrschung; • zwingt zu produktiver Denkleistung. Den Simulations- und Sozialformen sowie insbesondere die Projektmethode sind in der Aus- und Weiterbildung im Hinblick auf die Schaffung von Praxisbezügen ein hoher Stellenwert beigemessen. Wie der Darstellung 32 zu entnehmen ist, werden Fallstudien, Planspiele und Rollenspiele unter dem Begriff „Simulationsformen“ zusammengefasst, wobei unter Simulation die abstrahierende Nachahmung der Realität in einem Modell verstanden wird, um die zu untersuchende Situation besser verstehen zu können.100 Bei den „Sozialformen“, zu denen in der Pädagogik die Gruppen-, Partnerund Einzelarbeit zählen, handelt es sich um stark unterstützende Lernformen des aktiven Lernens. Diese Lernformen zeigen insbesondere auf, inwieweit die Beziehungen der Lernenden zueinander und zum Lehrenden begründet werden. Ziel des Einsatzes der Sozialformen ist es, gegenseitige Abhängigkeiten der an dem Lehrprozess beteiligten Personen zu erfassen, auszuwerten und begünstigende Wirkungen in die methodische und didaktische Aufbereitung und Vermittlung von Lehrinhalten mit einzubeziehen. Kennzeichen der Sozialformen ist, dass der Seminarverband in wechselnde Gruppen aufgelöst wird, die ihrerseits die Träger des Lehrprozesses bilden. Von Einzelarbeit spricht man, wenn ein Arbeitsauftrag einem Studenten bzw. einer Studentin

100 Zu den Simulationsmethoden im Einzelnen siehe: Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 21-26; Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd: Leitfaden für Hochschulinteressierte. Fachhochschule, Wirtschaft und Staat im Aus- und Weiterbildungsverbund. Zusammenhänge und Wechselwirkungen, Anregungen und Tips, keine Patentrezepte, Milow 1995, S. 71-77.

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

zur individuellen Bearbeitung zugeordnet wird. Wird von zwei oder mehreren Personen in gemeinschaftlicher Arbeit die Lernleistung erbracht, so liegt Partner- oder Gruppenarbeit vor. Welche Gesichtspunkte aus pädagogischer Sicht für bzw. gegen den Einsatz von Partner- und Gruppenarbeit sprechen, ist der thesenhaften Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile in Darstellung 34 zu entnehmen.101

Darst. 34: Vor- und Nachteile der Sozialformen des Lernens Vorteile

Nachteile

• Förderung der Teamfähigkeit, • entspricht den Gegebenheiten in der betrieblichen Praxis, • breite Stoffvermittlung auf breiter Kommunikationsebene, • bietet die Möglichkeit des Lernens voneinander und der Hilfestellung bei Nichtverstehen (Partizipationseffekt), • zur Lösung schwieriger und umfassender Probleme liegen größere Wissensreserven vor (konvergierendes Denken), • bietet die Möglichkeit der wissenschaftlichen Vertiefung in kooperativem Bezug, • fördert soziale Verhaltensweisen und formt die Persönlichkeit, • Motivationswirkung der Gruppe, bei auftretenden Problemen zeigt die Gruppe größeres Durchhaltevermögen, • erleichtert Prüfungsvorbereitung durch gegenseitiges Abfragen und hilft Prüfungsängste abbauen (Prüfungssimulation).

• sehr zeitintensive Form des Lernens, • Nichtbeteiligung Einzelner und Einseitigkeit bei Arbeitsteilung, • Lernerfolgskontrolle beim Einzelnen kaum möglich (individuelle Leistung nicht erkennbar), • fördert die Unselbständigkeit, • führt oftmals zu Fehleinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, Kenntnislücken können unerkannt bleiben, • Dominanz einzelner Gruppenmitglieder, • Erwartungshaltung der einzelnen unterschiedlich.

Quelle: Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanangement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 27.

Wie bereits im Zusammenhang auf die Bildung von Arbeitsgemeinschaften dargelegt, sollte das Studieren (sowohl im Rahmen von Lehrveranstaltungen als auch bezogen auf das „Selbststudium“) in einer Lerngruppe grundsätzlich angestrebt werden. Denn durch das Lernen in einer Gruppe werden neben fachlichen auch außerfachliche Komponenten wie Kommunikations-, Konflikt-, Kooperations- und Führungsqualifikationen – sprich sozialteambezogene Kompetenzen – gefördert. Außerdem trägt die Arbeit im Team auch zur 101 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 27f.

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93

Erlangung intellektueller Kompetenz wie Kreativität, Problemlösungsfähigkeit, analytischem Denkvermögen usw. bei. Studierende sollten bestrebt sein, insbesondere am Projektstudium teilzunehmen. Diese Form des Studierens stellt eine ideale Möglichkeit dar, während des gesamten Studiums die Vorteile des Projektmanagements mit verschiedenen personalen und fachlichen Konstellationen zu verknüpfen. Die Projektmethode (Projektarbeit) zeichnet sich u.a. durch Interdisziplinarität aus. Eine Arbeitsgruppe, die aus Teilnehmern verschiedener Fachrichtungen zusammengesetzt ist, bearbeitet ein Sachproblem, das Projekt. Sie beschafft sich die erforderlichen Informationen, wertet sie aus und erstellt einen Bericht. Bestimmte Themenbereiche können auch in Teams arbeitsteilig bearbeitet werden. Im Unterschied zur traditionellen Fallmethode wird hier eine z.B. für ein Unternehmen unmittelbar relevante Problemstellung bearbeitet. Im Rahmen des Projektstudiums wird durch interdisziplinäres Lernen die später im Berufsleben notwendige Erfahrung von Lernen und Arbeiten in verschiedenen Kontexten am besten „simuliert“. Sofern die Projekte auch noch Praxisbezug haben bzw. in Verbindung mit Aufgabenstellungen aus der Praxis stehen, sind sie besonders nützlich. Erfolgt darüber hinaus im Projekt eine Beteiligung von Praktikern (z.B. Teilnahme an Gruppengesprächen und Workshops), so können Studierende sehr früh und lebensnah „berufsbefähigende“ Erfahrungen sammeln.102 Ein Projektstudium zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: • Bearbeitung aktueller Problemstellung von Unternehmen oder sonstigen Organisationen, • entsprechend der zu bearbeitenden (Teil-)Aufgaben Bildung von Projektteams durch die Studierenden, • Eigenständige Aufgabenstrukturierung, Zeit- und Budgetvorgaben und ggf. „Wahl“ eines Projektleiters, • begleitende Betreuung durch Professoren/innen und Mitarbeiter/innen von Unternehmen, • schriftliche Dokumentation der erarbeiteten Ergebnisse und Lösungskonzepte, • Abschlusspräsentation in Anwesenheit der Unternehmen. Aus den Darlegungen wird ersichtlich, dass ein wesentliches Charakteristikum der Projektarbeit ist, dass ein Problem (Aufgabe) nicht in Einzelarbeit, sondern in Teamarbeit gelöst wird, womit diese Lernmethode den „Sozialformen“ zugeordnet werden kann. 102 Hier sei in diesem Zusammenhang auf das von mehreren Professoren an der Fachhochschule Stralsund regelmäßig angebotene STeP-Projekt (Stralsunder Tagungen für erfolgreiche Partnerschaften) hingewiesen: www.step.fh-stralsund.de bzw. www.zdrowomyslaw. fh-stralsund.de.

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Abschließend kann festgehalten werden: Eine allgemein gültige Methode für alle Lehr- und Lernsituationen gibt es nicht. Die Lehrformen sind die Instrumente in der Hand der Professoren und Professorinnen, mit deren Hilfe sie die angestrebten Änderungen in Wissen, Können oder Verhalten und Einstellung der Studierenden zu bewirken versuchen. Je nachdem welches Ziel mit einer Lehrveranstaltung verfolgt wird, sollte dementsprechend die geeignete Lehrveranstaltungsform gewählt werden. Auch für den Studierenden gilt grundsätzlich, dass er die Wahl der Veranstaltungen entsprechend seinen Zielen, seinen individuellen Vorstellungen und der beruflichen Ausrichtung (z.B. eher Spezialist oder eher Generalist) vornehmen sollte. Allerdings sollten vor allem nicht diejenigen Lernformen vernachlässigt werden, die den Studierenden im selbstständigen und kreativen Lernen fördern und stark zur beruflichen Handlungskompetenz beitragen.

6.

Prüfungsarten und Manuskriptarten

Mit dem Besuch von Veranstaltungen eng verknüpft sind in der Regel Prüfungen mit dem Erwerb von Leistungsscheinen. Mit den unterschiedlichen Arten von Prüfungen (Nachweisarten) wird der Wissenstand abgefragt bzw. der Nachweis der Fähigkeit zu wissenschaftlicher Arbeit verlangt.103 Darstellung 35 Darst. 35: Arten von Prüfungen und Manuskripten Habilitation Dissertation Examen

Übungs-, Hausarbeit

Referat, Seminar-, Studienarbeit

Klausur (Fragen-, Fall-und Themenk.)

Bachelor-, Master-, Diplom-, Magister-, Staatsarbeit

Thesenpapier Poster Protokoll (Ergebnisund Verlaufsp.) Mitschrift

Quelle: Modifiziert nach Schenk, Hans-Otto: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Göttingen 2005, S. 27. 103 Zu den Typen von schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten siehe z.B. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 91-100; Theisen, Manuel Renè: Wissenschaftliches Arbeiten, 13. Aufl., München 2006, S. 7-13.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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zeigt ausgewählte Prüfungs- und wissenschaftliche Manuskriptarten, die nach zunehmendem wissenschaftlichem Anspruch sortiert sind. Im nachfolgenden Kapitel IV dieses Ratgebers werden wir uns vorrangig mit den durch Schattierung hervorgehobenen schriftlichen Examensarbeiten beschäftigen. Das Protokoll hält als Verlaufsprotokoll den Ablauf und Inhalt einer Lehrveranstaltung fest (wichtige Formulierungen müssen wörtlich festgehalten werden) und als Ergebnisprotokoll (Beschlussprotokoll) führt es in kurzer und prägnanter Form die wichtigsten Gedanken und Diskussionsergebnisse auf. Ein Poster wird in der Regel dann entwickelt, wenn in komprimierter Form wissenschaftliche Erkenntnisse medienwirksam präsentiert werden sollen (z.B. auf Konferenzen, als Aushänge in der Hochschule) oder auch dann, wenn aus Zeit- und Kapazitätsgründen nicht sämtliche der erstellten wissenschaftlichen Arbeiten mündlich präsentiert werden können. Das Thesenpapier gibt ebenfalls in knapper Form die wichtigsten Ergebnisse – meist angereichert um die Meinung des Verfassers bzw. der Verfasserin zum Thema – einer wissenschaftlichen Arbeit oder einer empirischen Untersuchung wieder. Die Hausarbeit bzw. Übungsarbeit ist eine schriftliche Leistung, die häufig zur Vertiefung der Inhalte als vorlesungsbegleitende Aktivität dient und kann als eine erste sinnvolle Übungsmöglichkeit wissenschaftlichen Arbeitens bereits während des Grundstudiums angesehen werden. Die Seminararbeit bzw. das Referat repräsentieren wichtige schriftliche Arbeiten, die von den Studierenden vorwiegend im Hauptstudium verfasst werden. Hierbei handelt es sich meist um spezielle Ausarbeitungen zu bestimmten Seminarfachthemen, wobei von den Studierenden so wichtige Funktionen wie die selbständige Beschaffung und kritische Auswertung von Literatur, eigene Stellungnahme usw. zu erfüllen sind. Die Seminararbeit wird zum Referat, wenn sie auch noch mündlich vorzutragen ist. Die Klausur ist eine schriftliche Prüfungsarbeit unter Aufsicht und Vorgabe einer bestimmten Bearbeitungszeit (i.d.R. 2 – 5 Stunden). Während meist in den Klausuren des Grundstudiums die Reproduktion von Fachwissen im Vordergrund steht, sind in den Klausuren des Hauptstudiums Probleme zu diskutieren, einer kritischen Prüfung zu unterziehen und Ergebnisvorschläge zu präsentieren. Insofern kann zwischen mehreren gängigen Klausurarten unterschieden werden: • Fragen-Klausur: Beantwortung einzelner offener Fragen unter Berücksichtigung eventueller Auswahlmöglichkeiten. Diese Klausurart stellt insbesondere auf das Abprüfen von Wissen ab. • Fallstudien-Klausur: Vorgabe eines Falles aus der betrieblichen Praxis oder Simulation praxisnaher Situationen mit dem Ziel, Konfliktsituatio-

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Kapitel III: Studien und Lernorganisation

nen und Sachverhalte zu analysieren, diese zu beurteilen und danach eine entsprechende Lösung bzw. Entscheidung zu bieten. Ohne auf denkbare Kombinationsmöglichkeiten weiter einzugehen, können drei Falltypen in Klausuren zum Einsatz kommen: – Verfahrensfälle, z.B. aus dem Rechnungswesen, der Mathematik oder Statistik, die i.d.R. eine eindeutige Lösung aufweisen. – Problemfälle, bei denen der Schwerpunkt auf der Problemfindung liegt und alle zur Lösung notwendigen Informationen vorgegeben sind (CaseStudies); – Problemfälle, die zur Lösung die Beschaffung und Auswertung zusätzlicher Informationen bedingen (Incident-Studies). Bei dieser Klausurart ist meist auch die Nutzung von Hilfsmitteln wie Bücher, Kopien aus Zeitschriften, Mitschriften usw. erlaubt. • Themenklausur: Diese Art der Klausur erfreut sich einer gewissen Beliebtheit. Die Studierenden bearbeiten ein begrenztes Thema in Aufsatzform. Mündliche Prüfung (Kolloquium): In einer mündlichen Prüfung als besondere Form des Interviews bzw. des Prüfungsgesprächs (Einzel- oder Gruppenform) geht es darum, abzufragen, wie gut das „Wissen“ des Studenten bzw. der Studentin in einem Fachgebiet ist. Die Qualität der Antworten entscheidet über die Note bzw. bestanden oder nicht bestanden. Da in der mündlichen Prüfung Interaktionen zwischen Prüfer und Prüfling stattfinden, die kaum auf den sachlichen Inhalt der Prüfung beschränkt sein können, empfiehlt es sich, dass sich die Studierenden entsprechend sorgfältig hierauf vorbereiten. Desöfteren erfolgt auch eine mündliche Aussprache bzw. „Verteidigung“ (Kolloquium) im Zusammenhang mit der geschriebenen Examensarbeit. Team-Arbeiten und interdisziplinäre Manuskripte: Sowohl vom pädagogischen Standpunkt aus als auch von den organisatorischen Rahmenbedingungen her (zu viele Studierende in einer Lehrveranstaltung) kann es zweckmäßig sein, wenn z.B. Referate als Team-Arbeit von zwei oder mehreren Bearbeitern eingereicht werden. Allerdings muss bei solchen Ausarbeitungen darauf geachtet werden, dass die von jedem Teammitglied in eigener Verantwortung verfassten Referatteile bzw. -abschnitte ebenso wie gemeinsam erarbeitete Kapitel durch entsprechende Angaben für den Professor bzw. die Professorin einwandfrei erkennbar – und damit bewertbar – sind. Soweit es die Prüfungsordnung einer Hochschule zulässt und die jeweilige Einzelleistung nachvollziehbar ist, kann auch eine Examensarbeit (z.B. Bachelor- oder Masterarbeit) im Zweierteam – insbesondere vor dem Hintergrund der Interdisziplinarität (z.B. gemeinsame Arbeit eines Maschinenbau-Studenten und einer Betriebswirtschaft-Studentin) – verfasst und mündlich „verteidigt“ werden.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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Examensarbeit (Abschlussarbeit): Durch das selbstständige Anfertigen einer Bachelor-, Master-, Diplom-, Magister- und Staatsarbeit mit einer festgelegten Bearbeitungsdauer (i.d.R. drei oder sechs Monate) sollen Studierende zeigen, dass sie in der Lage sind, eine Aufgabe (Problemstellung) nach bekannten Verfahren und wissenschaftlichen Gesichtspunkten selbstständig zu bearbeiten und die erarbeiteten Ergebnisse (Lösungen) für Dritte klar und übersichtlich darzustellen. Bei diesen Arten von Examensarbeiten handelt es sich demnach um eine in sich geschlossene Fragestellung, die Charakter eines Projekts aufweist. Hochschulspezifische Anforderungen erfahren die Studierenden gegebenenfalls aus der Prüfungsordnung für ihren Studiengang. Doktorarbeit: Die auf die Master- oder Diplomarbeit wissenschaftliche Arbeit, die Doktorarbeit, ist durch eine Promotionsordnung der jeweiligen Hochschule reglementiert. Ausgangspunkt jeder Promotion ist das Finden eines sog. Doktorvaters, der die Arbeit in der Folgezeit (i.d.R. mehrere Jahre) betreut. In der zur Erlangung des Doktorgrades notwendigen Dissertation (Arbeit muss veröffentlicht werden) werden im Gegensatz zu den Examensarbeiten die (weitgehend) vollständige Auswertung der einschlägigen Literatur und neue Forschungsergebnisse verlangt. Habilitation: Die Habilitationsschrift (umfassende wissenschaftliche Monographie) wird von promovierten Wissenschaftlern angefertigt und enthält neue wesentliche wissenschaftliche Forschungsergebnisse und -erkenntnisse aus dem jeweiligen Fachgebiet. Mit der Erstellung der Habilitationsschrift und Abschluss des Habilitationsverfahrens (Vorschriften der jeweiligen Habilitationsordnung) erlangt der Habilitand die Lehrbefähigung für den Universitäts- bzw. Hochschulbereich. Das Prüfungssystem an den Hochschulen ist nicht einheitlich. Während an Universitäten das Prüfungssystem oftmals in Prüfungsabschnitte gegliedert ist, erfolgen die Prüfungen an Fachhochschulen meistens studienbegleitend. Das heißt konkret, dass in jedem Fach Semesterabschlussklausuren oder mehrere Klausuren im Laufe des Semesters bestanden werden müssen, um das Fachsemester erfolgreich abschließen zu können. Als Vorteile des studienbegleitenden Prüfungssystems können herausgestrichen werden: Es wird immer „nur“ ein überschaubarer Lehrstoff überprüft, so dass die Studierenden gezwungen sind inhaltlich am Ball zu bleiben und aktuell wissen, wie ihr Leistungsstand ist. Die Durchfallquoten sind vergleichsweise gering. Als Nachteile sind der ständige Prüfungsstress und das „Pauken“ für eine bestimmte Prüfung festzuhalten: Der Studierende kommt gar nicht aus den Prüfungen heraus – besonders dann wenn die eine oder andere Prüfung nicht bestanden worden ist (ein absolut normaler Vorgang), diese Klausuren wiederholt werden müssen, neue Prüfungstermine anstehen, das Referat abgegeben werden

98

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

muss usw. Den Prüfungsstoff kann man sich nur auf die Schnelle rein Pauken, mit der Konsequenz, dass zwei Wochen nach der Klausur (fast) alles wieder vergessen ist.

7.

Lernstrategien und Schreibblockaden

Wer ein Studium beginnt oder sich weiter bildet, möchte dies erfolgreich tun. „Sich-Durchwursteln“ und auswendig lernen sind zwar auch Lernstrategien, aber eben nicht die einzigen und keineswegs die geeignetsten, um nachhaltig erfolgreich den (Lehr-)Lernprozess zu gestalten und gute wissenschaftliche Arbeiten verfassen zu können.

Darst. 36: Die Stufen zum Erfolg

(Selbst-) Marketing und Networking

ON TI VA TI MO

Planmäßiges und strukturiertes Lernen

Selbst- und Zeitmanagement

Informationsmanagement

Zielorientierung: Teilziele setzen

Wille, Disziplin, gesunder Ehrgeiz

Quelle: Modifiziert nach Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. 59.

Besser ist ein geplantes Vorgehen, dass Lernziele formuliert, den Weg dorthin skizziert sowie mögliche Aktionen und Instrumente im vornherein einkalkuliert. Wer zielorientiert und effizient lernen möchte, der muss sich mit der Lernumgebung (z.B. Organisation, Lehrenden, Rahmenbedingungen) und den sonstigen Einflussfaktoren auseinander setzen. Lernerfolge fallen nicht vom Himmel. Darstellung 36 verdeutlicht, dass es selten einen Lift direkt zum Erfolg gibt, vielmehr in der Regel mehrere Stufen dorthin überwunden wer-

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

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den müssen. Erfolg hängt von vielen Faktoren ab, wobei die eigene (intrinsische) Motivation als zentrale Triebfeder zu betrachten ist.104 Echtes Interesse und Engagement am Lerngegenstand (Lerninhalt) und wiederkehrende Erfolgserlebnisse (in dem Teilprobleme gelöst und damit Teilziele erreicht werden) stellen zentrale Eckpfeiler einer Treppe zum Erfolg dar. Grob können folgende Lernstrategien unterschieden werden, die alle ihre Berechtigung haben und vor allem in der Kombination ihr Gewicht entfalten: Auswendig lernen: Insbesondere im Grundstudium (z.B. Lernen von Formeln, Wiedergabe von Definitionen) kann diese Lernstrategie durchaus erfolgversprechend sein. In der Regel fragen aber Prüfer die Umsetzung bzw. das Verständnis beim Umgang mit dem Wissen ab, so dass das auswendig lernen eines Skripts anhand einer Liste von Prüfungsfragen nicht zu empfehlen ist. Überwachtes Lernen: Es ist eine der wichtigsten Lernstrategie, da in diesem Fall individuell auf den Lernenden (Feedback) eingegangen wird und ihm Hinweise gegeben werden, was er verbessern kann. Lernen aus der Praxis und aus der Erfahrung: Vor allem im Rahmen von Praktika und Lehrprojekten mit der Praxis spielt die Lernstrategie „learning by doing“ eine gewisse Rolle. Die Arbeit bzw. das Lernen an einem konkreten Problem aus der Praxis erhöht meistens die Motivation und das Gelernte bleibt durch das sofortige Umsetzen der Erkenntnisse länger präsent. Wie Darstellung 37 zeigt, umfasst nach Kolb die Strategie „Lernen aus Erfahrung“ vier Dimensionen bzw. Komponenten: „aktives Erfahren (AE)“, „reflektierendes Beobachten (RB)“, „abstrahierendes Theorienbilden (AT)“ und „erlebtes Experimentieren (EE). Lernen durch Lehren: Sehr zu empfehlen ist, dass Studierende (Lehrende) als Tutoren bzw. Übungsbetreuer begrenzte Lehraufgaben übernehmen. Einige Hochschulen legen großen Wert auf Tutorenprogramme und bieten interessierten und fachlich versierten Studierenden die Möglichkeit, Übungen zu bestimmten Vorlesungen (gegen Entgelt) durchzuführen. Dadurch dass die Stoffaufbereitung und -vermittlung eigenständig erfolgt, schlüpft der Studierende quasi in die Rolle des Dozenten. Dies ist eine hervorragende Chance, sein Wissen zu stabilisieren und „anwendungsorientiert“ zu überprüfen. Die Vorteile des Lernens durch Lehren liegen auf der Hand: Der Stoff wird intensiver und mit geeigneten Methoden didaktisch auf eigene Art und Weise bearbeitet, die Kommunikationsfähigkeit und

104 Zum Lernsystem und zu möglichen Lernstrategien detailliert, siehe Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. 39-68.

100

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Darst. 37: Lernen aus Erfahrung nach dem Kolb-Modell

Zielvorstellung festlegen

Soll – Ist - Vergleich

erlebte Erfahrung Lösung ausführen Istzustand ermitteln

handwerkliche Typ

aktives Erproben

Lösung auswählen

10 8 6 4 2

natur-, ingenieurwissenschaftliche Typ

10 8 6 4 2

künstlerische Typ

Abweichungen identifizieren

reflektiertes

2 4 6 8 10 Beobachten 4 6 8 10 geisteswissenschaftliche Typ

ein Problem auswählen

abstrakte Theoriebildung Lösung beurteilen

Varianten finden

Quelle: Modifiziert nach Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. VIII und S. 61.

Sozialkompetenz wird durch die Rolle als „Lehrender“ gefördert und das eigene Selbstvertrauen wird erhöht. Integriertes Lernen und schrittweises Lernen mit dem Computer: Unter integriertem Lernen (auch Blended Learning bezeichnet) wird eine Lernorganisation verstanden, bei der die didaktisch sinnvolle Verknüpfung von vor- und nachbereitenden Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning angestrebt werden. Tutorielle Betreuung (Teletutoring) ermöglicht Hilfestellung bei Fragen und Problemen und minimiert somit die soziale Isolation.105 Beim Blended Learning können grundsätz105 Vgl. Wiepcke, Claudia: Computergestützte Lernkonzepte und deren Evaluation in der Weiterbildung. Blended Learning zur Förderung von Gender Mainstreaming, Hamburg 2006.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

101

lich verschiedene Lernmethoden, Medien sowie lerntheoretische Ausrichtungen zur Anwendung kommen, wie Darstellung 38 verdeutlicht. Mittlerweile gibt auch diverse Computerprogramme, die Studierende bzw. Lernende unterstützen, ihre Lernstrategie bei individuellem Arbeitsstil zu erkennen.106 Allerdings muss das Lernen mit dem Computer, ob von einer CD oder aus dem Internet, erst schrittweise erlernt werden. Zwar greifen die fortschreitenden Informations- und Kommunikationstechniken (Multimedia-Einsatz) immer intensiver in alle Lebensbereiche des Menschen ein, aber dennoch steht die Entwicklung von multimedialen, interaktiven und für das Selbststudium geeigneten Lehrprogrammen (e-Learning) noch am Anfang – dies betrifft auch das Themengebiet wissenschaftliches Arbeiten.107

Darst. 38: Integratives Lernen Ble nd ed Le a rnin g Medien offline - CD-ROM - Printmedien - Video/DVD - Fernsehen

Methoden online

- Website - Newsgroup - E-Mail - Chat - Videokonferenz -Application Sharing

asynchron - Selbstlernen - informelles Lernen - Teletutoring

synchron - Präsenzunterricht - Gruppenarbeit

Theorien Konstruktivismus - Simulationen - pädagogische Spiele - Mikrowelten

Kognitivismus

Behaviourismus

- tutorielle - TextpräsenSysteme tationen - adaptive Systeme - Drill & Practice

Quelle: In Anlehnung an Wiepcke, Claudia: Computergestützte Lernkonzepte und deren Evaluation in der Weiterbildung. Blended Learning zur Förderung von Gender Mainstreaming, Hamburg 2006, S. 69.

Wer als Lernender eine Lernstrategie verfolgt, wird vermutlich in der Regel weniger mit Lernproblemen und Schreibblockaden zu tun haben. Grundsätzlich sollte man sich jedoch bewusst machen, dass jeder Schreibende – in Abhängigkeit vom Anspruch der Arbeit, ob Klausur, Referat, Masterarbeit oder Dissertation – Krisen durchläuft. Die „Angst vor dem leeren Blatt“ oder vor dem leeren Bildschirm ist ein Phänomen, mit dem jeder Studierende mehr 106 Vgl. Grotian, Kristine/Beelich, Karl Heinz: Lernen selbst managen. Effektive Methoden und Techniken für Studium und Praxis, Berlin u.a. 1999, S. 66-68. 107 Ein multimediales Lernprogramm zum Thema wissenschaftliches Arbeiten mit besprochenen animierten Filmfolien auf CD- und einem Studienbuch haben die Autoren Kroop und Huber entwickelt. Kroop, Waldemar/Huber, Alfred: Studienarbeiten interaktiv. Erfolgreich wissenschaftlich denken, schreiben, präsentieren, Berlin 2006.

102

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Darst. 39: Ursachen von Schreibblockaden Die häufigsten Ursachen von Schreibblockaden

die Umwelt (überhäufter Schreibtisch, unbeheizter Arbeitsraum, Konflikte)

der innere Zensor

der Adressat der Arbeit (z.B. ein einschüchternder Professor)

das Thema der Arbeit (Es macht uns wütend oder es langweilt uns.)

traumatische Schreiberfahrungen zu hohe Ansprüche („Meine Arbeit wird die Welt verändern!“) die realen oder angenommenen Erwartungen der Mitmenschen

Quelle: Modifiziert nach Boeglin, Martha: Wissenschaftlich Arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv studieren, München 2007, S.47.

oder weniger intensiv konfrontiert ist.108 Darstellung 39 zeigt, welches die häufigsten Ursachen von Schreibblockaden sind. Wer das Schreiben regelmäßig trainiert, wird weniger mit Blockaden zu kämpfen haben. Tipps gegen Schreibblockaden sind: • Sagen Sie sich immer wieder: Ich schreibe für mich, um etwas zu lernen, um etwas zu verstehen usw. • Vergegenwärtigen Sie sich, dass Sie immer noch die Möglichkeit haben, Ihren Text zu überarbeiten. • Schreiben Sie ihren Text an einen Freund in Form eines Briefes. • Schreiben Sie einem Freund eine E-Mail über das, worüber Sie gerade nicht schreiben können. • Erzählen Sie jemanden oder der Wand, worüber Sie schreiben wollen – und nehmen Sie sich dabei auf. • Überarbeiten Sie, was Sie schon geschrieben haben. • Schreiben Sie einen kurzen Text ab, der Ihnen gefällt.

108 Vgl. Kruse, Otto: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium, 8. Aufl., Frankfurt/New York 2000.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

103

• Übersetzen Sie einen kurzen Text in ihrer Muttersprache. • Geben Sie sich eine beschränkte Zeit zum Schreiben: z.B. eine halbe Stunde, während Sie nichts anderes tun werden, egal was sonst passiert.109

8.

Lernmethoden und Präsentationstechniken

Wie bereits dargelegt, müssen zahlreiche Arbeits- und Lerntechniken sowie Lernstrategien genutzt werden, um ein Studium erfolgreich zum Abschluss zu führen. Diese sollte man kennen und möglichst anwenden. Ebenso wichtig ist es, sich selbst gut zu kennen. Es gilt die Behauptung: Wer weiß, wie sein Gehirn und er selbst „funktioniert“, dem fällt es leichter zu studieren. In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll sich zu vergegenwärtigen, dass unser Gehirn aus einer linken und einer rechten Hirnhälfte besteht. Jeder dieser Gehirnhälften hat besondere und unterschiedliche Funktionen, die sich gegenseitig ergänzen. Darstellung 40 zeigt – sehr schematisch – die Funktionen der linken und rechten Gehirnhälfte. Grob kann gesagt werden, dass die linke Gehirnhälfte in Begriffen denkt und sich verbal mitteilen kann, dagegen die rechte Gehirnhälfte sprachlos ist und in Bildern und Analogien denkt. Nur wer sein Gehirn fördert, bewahrt sich ein flexibles und lernfähiges Gedächtnis. Wem es gelingt, beide Hirnhälften zu mobilisieren, verbessert sowohl das Lernen als auch das Verstehen.

Darst. 40: Funktionen der linken und rechten Gehirnhälfte linke Gehirnseite:

rechte Gehirnseite:

Körpersprache - Bildersprache Intuition – Gefühl Kreativität – Spontaneität Sprunghaftigkeit Neugier – Spieltrieb – Risiko Synthese – Überblick Kunst – Tanz – Musik Ganzheitlichkeit Zusammenhangssicht Raumempfinden

Sprache – Lesen – Rechnen Rationalität – Logik Regeln/Gesetze Konzentration auf einen Punkt Analyse – Detail Wissenschaft Schritt für Schritt Einzelheiten Zeitempfinden

Quelle: In Anlehnung an Mertens, Ralf: Denk- und Lernmethoden. Gehirnjogging für Studierende, Berlin 2001, S. 17.

109 Vgl. Boeglin, Martha: Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv studieren, München 2007, S. 48f.

104

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

Bekanntlich ist der Mensch ein soziales Wesen, das zum einen Gefühle hat und zum anderen, das es eine Beziehung zwischen Sach- und Beziehungsebene gibt. Bezogen auf die Gefühlswelt wird der Mensch mit einem Eisberg verglichen. Was ist das Besondere am Eisberg? Dass der kleinere Teil (ca. 1015 %) über Wasser schwimmt und der größere Teil (ca. 85-90 %) unter Wasser. Ähnlich ist es mit uns Menschen; die Emotionen bleiben unter der Oberfläche und nur ein relativ geringer Teil menschlicher Wünsche liegt im Verstandsbereich. Wissenschaftler machen für gut 10% unserer Gesamtkapazität den logisch-rationalen Teil, unser Hirn, unseren Kopf, den Verstand verantwortlich. Den Rest unseres Potenzials ordnen sie unserem Unterbewusstsein, unsern Gefühlen, der Intuition zu (siehe Darstellung 41). Wieso sind diese Erkenntnisse für das Lernen wichtig? Berücksichtigt man, dass angenehme Gefühle als Informationen vom Zwischenhirn zum Großhirn weiter geleitet werden, sich dagegen bei unangenehmen Gefühlen das Zwischenhirn wehrt oder gar weigert, die Informationen weiter zu leiten, gilt es, mit dem Lernen angenehme Gefühle zu verbinden. Da beispielsweise erreichte Ziele und Erfolge zu positiven Gefühlen führen, setzen Sie sich im Studium greifbare und möglichst eindeutige Ziele und gehen Sie Schritt für Schritt bei den Aktivitäten vor. Motivation und Teil-Erfolge sind die beste Garantie für den Studienerfolg.

Darst. 41: Das Eisberg-Modell

Kopf Verstand (Bewusstsein/Wille) ¾Logik ¾Fakten

Bauch Gefühle ¾Angst ¾Freude

Ratio gut 10 %

Unterbewusstsein knapp 90 %

Quelle: Eigene Darstellung

Sache Fachkompetenz OE = Organisationsentwicklung

Mensch Sozialkompetenz PE = Personalentwicklung

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

105

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Ideen zu generieren und den Ideenprozess zu steuern (Ideenmanagement110) sowie relativ einfache Verfahren zur Aktivierung der rechten Gehirnhälfte (z.B. Mind Mapping). Durch Kreativitätstechniken (z.B. Brainstorming, Brainwriting, Synektik, morphologischer Kasten) gelangt man eher zu einer systematischen Ideen- und Zielfindung und damit zu möglichen Teilerfolgen. In gewisser Weise ist demzufolge Kreativität erlernbar. Aber auch hier gilt: Die Techniken und Methoden können nur genutzt werden, wenn sie vorher erlernt wurden. Darstellung 42 zeigt vier ausgewählte Techniken zum Sammeln, Zusammentragen und Systematisieren von Informationen.

Darst. 42: Vier ausgewählte Techniken der Ideenfindung 7HFKQLN

6R JHKW GDV

‡ ,GHHQ ]XP 7KHPD DXI .DUWHQ ‡ 6DPPHOQ DQ GHU 3LQQZDQG .DUWHQDEIUDJH ‡ 2UGQHQ XQG .DWHJRULHQ VXFKHQ

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0LQG0DSV

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$XIZDQG ‡ LQGHVWHQV  3LQQZlQGH ‡ 0RGHUDWLRQVNRIIHU ‡ GXUFK GDV 2UGQHQ UHODWLY ]HLWDXIZHQGLJ QLFKW XQWHU  0LQXWHQ

‡ ,GHHQ ZHUGHQ HLQHP  NDXP (LQIKUXQJ ‡ PLQGHVWHQV HLQ RGHU EHVVHU ]ZHL Q|WLJ )OLSFKDUW XQG HLQ 6WLIW 6FKUHLEHUQ ]XJHUXIHQ  7HLOQHKPHU UHJHQ VLFK ‡ VHOWHQ OlQJHU DOV  XQG JOHLFK DQ GLH PLW ,GHHQ JHJHQVHLWLJ 0LQXWHQ 3LQQZDQG RGHU DQ )OLSFKDUW QRWLHUW ± VFKZHU VRUWLHUEDU ± 'RPLQDQ] HLQ]HOQHU 7HLOQHKPHU P|JOLFK ‡ 6FKUHLEHU QRWLHUW  (UJHEQLV HQWVWHKW DXV ‡ HLQH 3LQQZDQG HLQ ,GHHQ GHU 7HLOQHKPHU 'LVNXVVLRQ 6WLIW DXI HLQHU 3LQQZDQG LQ  RIIHQ IU ‡ PLQGHVWHQV  0LQG0DS6WUXNWXU (UJlQ]XQJHQ 0LQXWHQ =HQWUXP +DXSWlVWH  EHOLHELJ EHHQGEDU 1HEHQlVWH ± XQJHZRKQWH 6WUXNWXU ± DQIDQJV VFKZLHULJ IU 6FKUHLEHU

110 Vgl. Hauschildt, Jürgen: Innovationsmanagement, München 1993.

106

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

7HFKQLN

6WlUNHQ XQG 6FKZlFKHQ -HGHU 7HLOQHKPHU  I|UGHUW SHUV|QOLFKH ,GHHQ ]XP 7KHPD DXI  MHGHU ZLUG DNWLY lX‰HUW .DUWHQVLFK NXU] ]XU  $QWZRUWHQ LGHDO ]XP )UDJHVWHOOXQJ  DOOH lX‰HUQ VLFK 6DPPHOQ DQ GHU :HLWHUDUEHLWHQ PD[  6lW]H 3LQQZDQG RKQH 'LVNXVVLRQ ±± LQ GHU 5HJHO ZLUG 2UGQHQ XQG :LHGHUKROXQJHQ GHU 5HLKH QDFK IHVWJHKDOWHQ .DWHJRULHQ VXFKHQ ± QLFKWV HWZDV VWDUN ± *HIKO GHU *lQJHOXQJ EHL GHQ 7HLOQHKPHUQ 6R JHKW GDV

‡‡ ‡ ‡ %OLW]OLFKW .DUWHQDEIUDJH ‡‡ ‡

$XIZDQG ‡‡ HLQ %ODWW 3DSLHU IU LQGHVWHQV  GLH )UDJH 3LQQZlQGH ‡‡  0LQXWHQ 0RGHUDWLRQVNRIIHU ‡ GXUFK GDV 2UGQHQ UHODWLY ]HLWDXIZHQGLJ QLFKW XQWHU 

Quelle: Lipp, Ulrich/Will, Hermann: Das große Workshop-Buch. Konzeption, Inszenierung und Moderation von Klausuren, Besprechungen und Seminaren, Weinheim/Basel 2002, S. 104

Exemplarisch sei hier kurz auf das Lernen mit Mind Maps (Gedankenkarten) eingegangen, die handschriftlich oder auch in Standardprogrammen wie z.B. PowerPoint erstellt werden können. Mind Maps sind grafische Darstellungen von Informationen und Wissensstoff. Im Vordergrund stehen bei dieser Art der Darstellung die Beziehungen (Assoziationen, Verknüpfungen) zwischen den im Einzelnen niedergeschriebenen Begriffen. Die Mind-Mapping-Methode nutzt die assoziative Arbeitsweise des Gedächtnisses und macht Erinnerungs- und Denkstrukturen sichtbar. Wie Darstellung 43 zu entnehmen ist, Darst. 43: Schema einer Mind Map ¾ Spezielle Form der Stoffsammlung mit Hilfe eines Visualisierungsprogramms ¾ Durchdenken mit Hilfe einer Gedankenkarte („mindmap“) ¾ Kreativität und Intuition ¾www.mindmanager.de Frage-Map

Memo-Map

Aspekte-Map

Inhalts-Map

u.a. …

Ast

Hauptast

Hauptast

Ast Ast

Ast Zweig Zweig

Ast

Hauptast

Ast

Thema

Hauptast

Ast Ast

Ast

Hauptast

Hauptast

Quelle: In Anlehnung an Kropp, Waldemar/Huber, Alfred: Studienarbeit interaktiv. Erfolgreich wissenschaftlich denken, schreiben, präsentieren, Berlin 2006, S. 72.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

107

werden schrittweise neue Äste kreiert und es entsteht ein Gedanken-Baum oder eine Gedanken-Karte (Gesamtgebilde zu einem Themenbereich). Mindmapping aktiviert Kreativität und Intuition und ist multifunktional einsetzbar. Fragen, Aktivitäten, Aspekte und Inhalte können so gesammelt und systematisiert werden (vgl. Darstellung 44). Darst. 44: Varianten einer Mind Map

Versicherung Autoinspektion Garten

Terminkoordination Recherche durchführen Text korrigieren Excel-Datei prüfen Angebotsvergleich erstellen

Geschenk kaufen

Privat

Job

Studium

Verein

Memo-Map:

Frage-Map: Wer?

Was?

Woher?

Wo?

Intranet Organisation Modernisierung

Wie lange?

Wann?

Welche?

to do Wie?

Warum?

Aspekte-Map:

Wohin?

Definieren Zweck/Ziel Einordnung in Zusammenhänge Sach-/Zeit-/Ortsvergleich Voraussetzungen neuer Zweig

Beispiele Problemfälle Entscheidungsfälle Vergleichen Praxis/Empirie

Bohnen ernten Grünkohl säen umgraben

Anwendungen Analyse

ReWe Übungsaufgabe 1 Skript BWL lesen Folien vorbereiten Vokabeln lernen Fallstudie Kostenrechnung

Spielerplan erstellen Artikel für Vereinszeitschrift Mitgliederversammlung

Ziele-Map: Netzwerk Alumni-Club über Arbeitsmarkt informieren

Klausur ReWe Note 2,3 Lerngruppe VWL bilden Spanisch Kenntnisse verbessern Rhetorikkurs besuchen

Sonstige

Studium

Intranet, Organisation und Modernisierung Ziele Bewertung

Synthese

Stellung nehmen Schlussfolgern Beziehungen herstellen Kritisieren Bewerten Zusammenfassen

Gemeinsamkeiten Unterschiede Chancen Risiken

Privat Job Fitnessstudio besuchen mehr Zeit für Freunde Sommerurlaub auf den Kanaren

Stelle als Tutor freiwilliges Praktikum absolvieren Nebenjob im Steuerbüro

Quelle: Eigene Darstellung

Außer auf die bereits dargelegten Lern- und Kreativitätstechniken sei hier noch kurz auf die Bedeutung der Grundaspekte der Kommunikation und Präsentation eingegangen. Wichtig für das Lernen und Studieren einerseits, aber auch für die Präsentation und Einschätzung anderer Personen andererseits ist die Ansprache möglichst vieler unterschiedlicher Lernkanäle (Lesen, Hören, Sehen, Hören + Sehen, Nacherzählen, Tun bzw. selbst durchführen). Darstellung 45 zeigt den allgemein zutreffenden Zusammenhang zwischen Eingangskanal und der Gedächtniswirkung. Obwohl jeder Mensch verschiedene Denkmuster und unterschiedliche Wahrnehmungsfelder hat und darüber hinaus Menschen unterschiedliche Charaktere aufweisen, ist es unbestritten, dass der volle Einsatz der Informationsübermittlungsmöglichkeiten auf Grund ihrer kumulativen Wirkung (ca. 95% kumulativ/angehäuft: auditiv

108

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

+ visuell + Reproduktion + Medium + Personenorientierung) die Aufmerksamkeit und die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer stark erhöht. Präsentationsmedien dienen dazu, Aussagen zu visualisieren, d.h. optisch ansprechend und gehirngerecht umzusetzen. Präsentation ist gleichzeitig Kommunikation. Um einen optimalen Effekt beim Lernenden oder Zuhörer zu erreichen, gilt es gezielt, die zur Verfügung stehenden Instrumente der Präsentation zu nutzen. Richtig zu präsentieren ist eine „Kunst“ und muss, wie andere Sachen auch, erlernt werden. Die fünf Wirkungsmittel der erfolgreichen Präsentation sind: der Präsentator als Mittelpunkt, das Ziel als „roter Faden“, die Analyse des Umfeldes, der (emotionalisierende) Einsatz von Medien und die Rhetorik als „Fundament“.111

Darst. 45: Lerntypen und Eingangskanäle mit ihrer angehäuften Wirkung ca. 20% auditiv

ca. 35% visuell Streitsüchtige

ca. 50% auditiv + visuell

Alleswisser

Positive

Schüchterne

Redselige

Dickfellige

Ablehnende

Ausfrager

Erhabene

ca. 75% auditiv + visuell + Reproduktion + Medium

ca. 95% auditiv + visuell + Reproduktion + Medium + Personenorientierung

Quelle: In Anlehnung an Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 54.

Als Studierender aber auch als Praktiker sollten Sie sich mit den diversen Instrumenten, die den Studien- und Lernprozess unterstützen, beschäftigen. Die diversen Techniken, ob Arbeits-, Lern- Kommunikations- oder Präsentations111 Vgl. Friedrich, Wolfgang G.: Die Kunst zu präsentieren. Die duale Präsentation, 2. Aufl., Berlin/Heidelberg 2003; Lipp, Ulrich/Will, Herrmann: Das große Workshop-Buch. Konzeption, Inszenierung und Moderation von Klausuren, Besprechungen und Seminaren, Weinheim/Basel 2002.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

109

techniken sind bereits während des Studiums sehr hilfreich und grundsätzlich auch nutzbringend anwendbar in vielen Situationen in der Wirtschaftpraxis.

9.

Das Studium – ein Lebensphasenprojekt

Schwerpunkt eines (wissenschaftlichen) Studiums ist definitionsgemäß die Kopfarbeit und die Zeit an einer Hochschule kann als ein Lebensphasenprojekt im Rahmen des Lebenszyklus eines Menschen aufgefasst werden. Ein Studium stellt eine Investition in die persönliche Zukunft dar, die Zeit beansprucht und Ausgaben verursacht. Intuition kann systematisches Vorgehen nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Selbstverständlich gibt es auch zufällige Erfolge, aber die sind eher selten. Geplante Erfolge sind schon deshalb besser, da sie häufiger zum gewünschten Ziel führen und außerdem beeinflussbar sind. An den bisherigen Ausführungen ist deutlich geworden, dass Studieren eine gute Organisation und ein Selbstmanagement verlangt, und zwar so früh wie möglich. Es gibt zwar keine Patentrezepte und auch keine Patentlösungen, die einen erfolgreichen Verlauf des Studiums garantierten. Letztlich liegt ein Erfolg oder Misserfolg immer auch in der Person begründet. Unbestritten dürfte aber sein, dass ein funktionierendes Projektmanagement maßgeblich zu einem zielstrebigen und erfolgreichen Abschluss des Studiums beitragen kann.112 Was ist ein Projekt? Definitionen des Begriffs „Projekt“ gibt es zahlreiche. Die meisten ähneln der Definition nach DIN-Begriffsnorm 69 901: „Ein Projekt ist ein Vorhaben, das im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie z.B. Zielvorgabe, zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen gegenüber anderen Vorhaben, projektspezifische Organisation.“ Legt man diese allgemeine Definition von „Projekten“ zu Grunde, so ist jedes Vorhaben ein Projekt, bei dem ein (mehr oder weniger) formuliertes Ergebnis erreicht werden soll. Demzufolge sind nicht nur Investitionsprojekte (z.B. Bau eines Flughafens, Installation eines PC-Netzwerks), sondern auch Organisationsprojekte (z.B. Ausrichtung eines Marathonlaufs, strategische Neuausrichtung eines Unternehmens), d.h. eben auch die Planung der Examens-

112 Vgl. Möller, Thor/Dörrenberg, Florian: Projektmanagement, München/Wien 2003; Schelle, Heinz: Projekte zum Erfolg führen. Projektmanagement systematisch und kompakt, 5. Aufl., München 2007; Schulz-Wimmer, Heinz: Projekte managen. Werkzeuge für effizientes Organisieren, Durchführen und Nachhalten von Projekten, Freiburg im Breisgau 2002.

110

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

arbeit oder des erfolgreichen Studienabschlusses als Projekt zu begreifen. Auch für das Projekt „Studium“ und den zentralen Meilenstein „Examensarbeit“ spiegelt sich die berechtigte Notwendigkeit einer vernünftigen Projektplanung in den bekannten Grundsätzen wieder: „Erst denken und dann handeln“ oder Lieber zweimal planen als einmal zu früh zu beginnen und später dreimal ändern.“113 Typische Phasen, die sich nahezu auf jedes Projekt, eben auch auf das Phasenmodell eines erfolgreichen Studiums, übertragen lassen, sind: Start, Definition, Planung, Umsetzung und Übergabe mit Abschlussbewertung. Jedes Projekt, durchaus mit unterschiedlicher Gewichtung, beinhaltet eine Budget-, Kosten-, Zeit-/Termin-, Qualitäts-, Leistungs- und Ergebnisplanung. Phasenmodelle sind die logische Konsequenz des Prinzips vom prozessorientierten Denken. Um komplexe Probleme zu lösen, wird der Problemlösungsprozess in Teilprozesse (Teilaufgaben und Arbeitspakete) zerlegt. Wichtiger Bestandteil im Projektmanagement insbesondere von Phasenmodellen sind sogenannte Meilensteine oder gemäß DIN „Ergebnisse besonderer Bedeutung“ (Studium: z.B. Erhalt der Zulassung für das Studium an der gewünsch-

Darst. 46: Studium – ein Projekt

Schule/Ausbildung

Start

Ziel

Studium (in der Regel 3-5 Jahre) Definition

Planung

Realisierung

grobes Festlegen der wichtigsten Studienziele und Rahmenbedingungen

detailliertes Festlegen von Zielen, Vorgehens-weisen und Ergebnissen; Entwicklung der Budget-, Aktivitäten-, Termin- und Ressourcenplanung

taggenaue Planung der anvisierten Aktivitäten (Aktivitätenliste erstellen), Termine und Budgets; Controlling (Soll – Ist); ggf. Anpassung von Zielen und Vorgehensweisen bei Abweichungen der Planvorgaben

Übergang zu Beruf und Karriere vorbereitende Planung für das „neue“ Projekt

Zentrale Ziele: bestmöglicher Studium- und Examensabschluss, berufliche Handlungsfähigkeit erlangen (Employability), Aufbau von Kontakten und Partnerschaften für die Wirtschaftspraxis Budget-/Kostenplan: BAföG, Stipendium, Jobs, Eltern und sonstige finanzielle Unterstützungen, z.B. Kosten für das eigenständige Projekt „Examensarbeit“: Bücher, Fotokopien, Büromaterial, Porto, Internetnutzung, Reisen (auswärtige Bibliotheksbesuche, Expertengespräche), Bindearbeiten usw. Studienablaufplan: Termine, Tag-/Wochenplanung, Lernphasen, Prüfungen, Hausarbeiten, Referate, Abschlussarbeit, Vorbereitung auf Klausur oder mündliche Prüfung, Studienprojekte, Tutor oder studentische Hilfskraft, Mitwirkung an Praxisprojekten und Veröffentlichungen, Freizeit Selbstmarketing/Networking: Mitwirkung in der Studentischen Selbstverwaltung, Mitwirkung in Netzwerken und Pflege der Anspruchsgruppen (Freunde, Lebenspartner, Tutoren, Dozenten, Bibliotheksmitarbeiter, Mitarbeiter in der Studienberatung, Kontaktpartner in der Wirtschaft usw.) Besuch von Unternehmens- und Jobbörsen, freiwillige Praktika, Teilnahme an Konferenzen und Fachtagungen

Quelle: Eigene Darstellung

113 Möller, Thor/Dörrenberg, Florian: Projektmanagement, München/Wien 2003, S. 34.

Kapitel III: Studien und Lernorganisation

111

ten Hochschule, Praktikum in dem gewünschten Land und Unternehmen, Anstellung als studentische Hilfskraft im Schwerpunkt „Personalmanagement“, Schreiben der Bachelorarbeit beim Professor der eigenen Wahl mit selbst vorgeschlagenem Thema). Darstellung 46 zeigt modellhaft das Projekt „erfolgreicher Studienverlauf und -abschluss“. Es lohnt sich, ein Studium zielorientiert zu gestalten. Im Rahmen eines Studiums sind, wie aufgezeigt, diverse Teilaufgaben bzw. Arbeitspakete wie Leistungsscheine, Praktikum und Examensarbeit zu planen und zu realisieren. Sie sollten dabei bestrebt sein, möglichst jedes schriftlich zu erstellende Manuskript als ein eigenständiges Projekt zu definieren. Dies gilt im besonderen Maße für umfangreiche Referate und die Examensarbeit (Abschlussarbeit). Solche schriftlichen Arbeiten sind eben als ein mehr oder weniger umfangreiches Buchprojekt zu betrachten, was bei Doktorarbeiten und Habilitationsschriften, die über mehrere Jahre verfasst werden, außer Frage stehen dürfte.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit 1.

Anforderungsniveau ausgewählter Manuskriptarten

Wie bereits in Kapitel III dargelegt, gibt es letztlich viele Arten von wissenschaftlichen Arbeiten (Manuskripten) mit unterschiedlichem Anspruchsniveau, die je nach Phase des Studiums zu bewältigen sind.114 Der Umfang der jeweiligen wissenschaftlichen Arbeit ist je nach Hochschule, Fachbereich, Prüfungsordnung und individuellen Vorstellungen des Betreuers unterschiedlich. Darstellung 47 zeigt in grober Differenzierung das Anforderungsniveau ausgewählter Manuskriptarten.

Darst. 47: Anforderungsniveaus der unterschiedlichen Arten von Manuskripten

Art der Arbeit

Seminararbeit Referat

Bachelor-/ Master-/ Diplomarbeit

Doktorarbeit

mögliche Themenfindung

• Auswahl aus vorgegebenen Themen

Zielsetzung/ Anforderung

• Erarbeitung von • Anwendung • Weiterentwicklung Grundlagenwissen erworbenen Wissens bestehenden • Schaffung von zur Problemlösung Fachwissens zu Problembewusstsein • Aufarbeitung einer neuen Erkenntnissen • deskriptive Problemstellung und • Erarbeiten neuer Ausarbeitung und möglicher Lösungswege Darstellung von Lösungsansätze Inhalten

Zusammenhang

• vom Thema zum Problem • Einzelproblemstellung

• Auswahl möglicher • Kreation eines Themen und eigener eigenen Themas Ideen

• von der Frage zum Thema • abgegrenzte Problemstellung

• vom Thema zur Frage, von der Frage zum Thema • abzugrenzende Problemstellung (Forschungsfrage)

114 Vgl. Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 9-11; Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 6-13.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Art der Arbeit

Seminararbeit Referat

• einseitig Entwicklungsprozess (Fragestellung ergibt (Bezug zwischen sich aus dem Fragestellung und vorgegebenen Thema) Thema)

Bachelor-/ Master-/ Diplomarbeit

113

Doktorarbeit

• wechselseitig (Thema lässt eigene Schwerpunktsetzung bei der Formulierung der Fragestellung zu)

• revolvierend (Konkretisierung von Thema und Fragestellung im Forschungsprozess)

• Setzung von Schwerpunkten • Konzentration auf das Wesentliche

• Zielorientierung • Akzeptanz eigener Ideen • Begrenzung der Fragestellung

• Relevanz der Fragestellung • Beitrag zum Fortschritt der Wissenschaft

zu verarbeitende Quellen

• grundlegende Literatur zum Thema

• grundlegende Literatur • weiterführende Literatur

• weiterführende Literatur • Literatur zu Detailproblemen

Umfang

• 10 bis 15 Seiten • 10 bis 15 Quellen

• 60 bis 120 Seiten • 60 bis 120 Quellen

• mehr als150 Seiten • mehr als 150 Quellen

Hauptprobleme

Zeitrahmen Planung/Konzeption Bearbeitungsfrist Abgabe bis Kolloquium

• zumindest 1 Woche • zumindest ½ Jahr • 4 bis 10 Wochen • 2 bis 6 Monate

• ½ Jahr und mehr • mehrere Jahre

• zeitnah

• mehrere Monate

• mehrere Wochen

Quelle: Modifiziert nach Brauner, Detlef Jürgen/Vollmer, Hans-Ulrich: Erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten. Seminararbeit, Bachelor-/Masterarbeit (Diplomarbeit), Doktorarbeit, 3. Aufl., Sternenfels 2008, S. 25 und 29.

2.

Phasen der Erstellung einer Abschlussarbeit

Was wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit getan? Aufbauend auf vorhandenem Wissen werden neue Erkenntnisse geschaffen und zwar dadurch, dass das Wissen erweitert, übertragen, verbunden, neu geordnet oder widerlegt wird. Unter Verwendung von geeigneten Forschungs- und Denkmethoden erfolgt das systematische Bemühen um die Vermehrung des Wissens.115 Im Regelfall sollte jede geistige Arbeit mit einer gewissen Mindestplanung einhergehen. So umfasst beispielsweise eine Seminar- bzw. Abschlussarbeit 115 Siehe hierzu die Ausführungen in Kapitel III dieses Buches.

114

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

so viele Überlegungen und Einzeltätigkeiten, dass ein planvolles Vorgehen maßgeblich zur Qualität des Endprodukts beiträgt. Darstellung 48 zeigt die verschiedenen anspruchvollen Phasen und konkreten Arbeitsschritte im Rahmen der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit.

Darst. 48: Projektphasen und -schritte für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit Phasen des Arbeitsprozesses Ideenfindung

Planung/ Konzeption

Anfrage

Themenfindung (Arbeitstitel) und diskussion

Vor-Recherche

Forschungsfrage(n)

Vorlage von Exposè mit Grobgliederung

Recherche/ Quellensuche

Beginn/ Anmeldung Ausarbeiten der einzelnen Kapitel

Bearbeitungszeit

Vorlage der Rohfassung

Überarbeitung der Rohfassung

Vorlage der überarbeiteten Rohfassung

Endfassung/Binden der Arbeit

Abgabe/ Prüfungsverfahren/ Bewertung

Einreichen der Arbeit

Begutachtung

Kolloquium/ mündliche „Verteidigung“

Quelle: In Anlehnung an Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 12.

2.1

Planungs- und Vorbereitungsphase

Nehmen Sie sich genügend Zeit für die Planung und Konzeption Ihrer Abschlussarbeit. Die Dauer des Vorbereitungsprozesses wird meistens stark unterschätzt. Bei einer 3-monatigen Abschlussarbeit sollten Sie die Vorarbeiten zumindest 6 Monate vor der Anmeldung beginnen.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

115

Zu den vorbereitenden Maßnahmen sind insbesondere die Arbeitsorganisation (u.a. geeigneter Arbeitsplatz und Arbeitsmittel wie PC, Drucker, Karteikarten usw.), die Klärung der rechtlichen Rahmenbedingungen (z.B. Anmeldevoraussetzungen, -fristen, Kolloquiumstermin), eine detaillierte Zeit- und Terminplanung, die Themensuche und die Erstellung eines Exposés sowie die Auswahl der Betreuer.

2.1.1 Rechtlicher Rahmen der Abschlussarbeit Die Frage, wann darf (muss) ich mich anmelden, sollten Sie bereits im Laufe des Studiums klären. Die Anmeldefristen (der Beginn des Zeitraums zwischen offizieller Registrierung und Abgabetermin) sind in der jeweiligen Prüfungsordnung geregelt und unbedingt einzuhalten. Auch über einen gegebenenfalls notwendig werdenden Antrag zur Verlängerung der Frist (Ausnahmenfälle), die in jedem Fall beantragt und genehmigt werden muss, informieren Sie sich vor Beginn der Anmeldung. Prüfen Sie auch, ob es möglich ist, zu zweit und fachbereichsübergreifend eine Arbeit zu verfassen. Denkbar ist dabei auch eine interdisziplinär angelegte Abschlussarbeit. Beispiel: Ein Student aus dem Fachbereich Elektrotechnik schließt sich mit einer Studentin aus dem Fachbereich Wirtschaft zusammen und sie bearbeiten gemeinsam z.B. das Thema „Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen alternativer Energieträger“. Ebenfalls sollten Sie auch jetzt schon der Frage nachgehen: Wann darf ich zur Abschlussprüfung antreten? Dieser Umstand hängt von der Zeit ab, die die Betreuer bzw. Gutachter (soweit es die Prüfungsordnung zulässt, können die Gutachter auch aus Unternehmen stammen) zur Begutachtung benötigen. Die Zeitspanne zwischen Abgabe der Abschlussarbeit und Kolloquiumstermin (mündliche Abschlussprüfung) kann – unter Beachtung der Ladungsfristen und sonstigen Regelungen – recht kurz, aber auch sehr lang sein. Das hängt auch stark von der Auslastung der Betreuer ab und letztlich auch vom „guten Willen“. Möglichkeiten, diese Zeitspanne, außer im freundlichen Gespräch, den eigenen Vorstellungen entsprechend zu beeinflussen, gibt es für den Studierenden nicht. Kaum ein Studierender wird diesen (immer knappen) Zeitraum, der offiziell für eine Abschlussarbeit vorgesehen ist, einhalten können, wenn er am Tag der Anmeldung noch keinen Plan hat. Vor allem wird vielfach der Prozess der Ideenfindung zeitlich unterschätzt. Ferner sollte nicht vergessen werden, dass sich im Laufe der Bearbeitungszeit technische oder gesundheitliche Probleme einstellen können. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, unabhängig von den formalen Rahmenvorgaben, Anmeldung usw., sich rechtzeitig um ein Thema zu kümmern und mit dem Schreiben bzw. Schreibvorbereitungen zu beginnen. Wann sollten Sie sich anmelden? Melden Sie sich erst dann an, wenn

116

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

der Arbeitsforschritt so weit gediehen ist, dass Sie z.B. in der drei Monate „Bearbeitungsfrist“ kein zeitliches Problem bei der Fertigstellung sehen.

2.1.2 Zeitliche Strukturierung der Abschlussarbeit Die Bedeutung des Selbst- und Zeitmanagements für ein erfolgreiches Studium ist bereits herausgestrichen worden. Erfahrungsgemäß stellt die Zeit bei einem Projekt „Abschlussarbeit“ einen Engpassfaktor dar; sie „läuft“ einem buchstäblich davon. Eine rationelle Arbeitsorganisation unter Einsatz des Instruments „Zeitablaufplan“ macht die einzelnen Arbeitsschritte sichtbar und trägt zur Motivation bei (Teil-Leistungsziele werden sichtbar). In den meisten Leitfäden zum wissenschaftlichen Arbeiten finden Sie ein Muster für die Zeit- und Terminplanung einer Abschlussarbeit, die Ihnen eine Orientierung geben kann.116 Ihr Ziel sollte nicht sein, ein perfektionistisches Darst. 49: Zeitplan für die Erstellung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit Zeit für Recherche

Ergebnis Niederschrift

ergänzende Recherche

Überarbeitung

Reservetage

Themenfindung Vor-Recherche Erstellung Exposè/ Grobgliederung Recherche Ausarbeitung der Kapitel erste Rohfassung überarbeitete Rohfassung „Ruhepause“ gestalterischer Feinschliff Endfassung binden lassen einreichen der Arbeit Vorbereitung Kolloquium

Quelle: In Anlehnung an Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 13. 116 Vgl. Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 17-24.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

117

Planungsmodell, sondern einen Zeitplan zu erstellen, der die wichtigsten Arbeitsschritte, die persönlichen Daten und die individuelle Leistungsfähigkeit berücksichtigt. Darstellung 49 kann Ihnen als Anregung für die individuelle Umsetzung eines Zeitplans (hier ohne Vorschläge für die Zeitaufteilung einzelner Arbeitsschritte) dienen.117 Die grundsätzlichen Aufgaben der Zeit- und Terminplanung sind: • Abstimmung und Koordinierung der einzelnen zum Teil parallel laufenden bzw. sich überschneidenden Arbeitsschritte, • Gewichtung der einzelnen Abschnitte und Berücksichtigung von Prioritäten und • Kontrolle (Überprüfung) des eigenen Arbeitsfortschritts. Wichtige Voraussetzungen für eine funktionierende Zeit- und Terminplanung, die jedoch nur individuell ermittelt und berücksichtigt werden können, sind: • Kenntnis aller erforderlichen Arbeitsschritte des wissenschaftlichen Arbeitsprozesses (siehe Darstellung 49), • Kenntnis der sonstigen Arbeitsbelastung und Aktivitäten und • Realistische Einschätzung der eigenen Arbeitsbereitschaft und -fähigkeit.118

2.1.3 Themensuche Unabhängig um was für eine Art von Manuskript es sich handelt, sollten im Falle einer Wahlmöglichkeit zwischen mehreren Themen vor der endgültigen Festlegung des Themas (Themenformulierung) seitens des Betreuers aber vor allem auch von dem Bearbeiter folgende Fragen kritisch überprüft werden (aus Bearbeitersicht): • Interessiert mich das Thema (Das wissenschaftliche Erkenntnisinteresse sollte auch „Spaß machen“)? • Interessieren mich bestimmte Theorien, Methoden oder Instrumente? • In welchem Themenbereich (z.B. Branche, Funktionsbereich) möchte ich meine Abschlussarbeit schreiben? 117 Eine Gegenüberstellung von Abschlussarbeiten mit Aufteilung des Zeitbudgets siehe bei Schenk, Hans-Otto: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Göttingen 2005, S. 51-54. 118 Vgl. Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 18.

118

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

• Gibt es Themengebiete, für dessen Bearbeitung ich gute Vorkenntnisse mitbringe, Vorarbeiten (z.B. Seminararbeiten) geleistet oder praktische Erfahrungen gesammelt habe? • Bin ich mit der Bearbeitung des Themas eventuell überfordert (aufgrund meines Kenntnisstandes, meines Stärke-Schwäche-Profils)? • Besteht die Möglichkeit, an das erforderliche Informationsmaterial heranzukommen? • Reicht die verfügbare Zeit aus, um das Thema vollständig zu behandeln? Grundsätzlich kann zunächst davon ausgegangen werden, dass die Identifikation eines wissenschaftlichen Problems bzw. Themas ein gewisses Maß an Vertrautheit mit dem Gegenstand erfordert, mit dem man sich vertiefend befassen möchte. Der Idealfall ist, wenn fachliches Interesse und persönliche Neigung sowie eine gewisse Verwertbarkeit des Themas (Nutzen für einen Dritten, Anwendungsorientierung) die Auswahl bestimmen. Gar nicht so selten kommt es vor, dass die Attraktivität des bearbeiteten Themenfeldes im Rahmen eines beruflichen Bewerbungsverfahrens sich als ausschlaggebend für die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch erweist. Grundsätzlich ist bei der Themengewinnung erstrebenswert, den Theorie-Praxis-Dialog zu fördern. Unter anderem vor diesem Hintergrund sollten Sie sich die Fragen stellen: • Möchte ich eher ein theoretisches Thema (Literaturarbeit) bearbeiten oder darüber hinaus auch einen Bezug zur Praxis (empirisch ausgerichtete Arbeit) herstellen? • Oder will ich sogar eine praxisorientierte Projektarbeit schreiben, die vom Unternehmen vorgeschlagen wird und auch von einer Person aus dem Unternehmen betreut und ggf. auch mit beurteilt wird (in der Regel als Zweitgutachter). Es gibt unterschiedliche Strategien (Wege) und Hilfsmittel, wie man zu einer Idee bzw. zu einem geeigneten Thema für seine Abschlussarbeit kommt, wie Darstellung 50 skizzenhaft zu entnehmen ist. In Anbetracht der Tatsache, dass Sie mit dem ausgewählten Thema mehrere Monate „leben“ müssen, sollten Sie sich die obigen Fragen stellen und möglichst auch beantworten und Ihre Suche nach einem geeigneten Thema rechtzeitig beginnen und auch eine geeignete Suchstrategie anwenden. Wägen Sie auch ab, ob Sie eine Einzel- oder Gruppenarbeit schreiben möchten.119

119 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 115f.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

119

Darst. 50: Strategien und Hilfsmittel zur Themensuche 6XFKVWUDWHJLHQ XQG +LOIVPLWWHO SHUVRQHOO ‡ (LJHQH (UIDKUXQJ ‡ .UHDWLYLWlWVWHFKQLNHQ ‡ 6DPPHOQ 6LH LQWHUHVVDQWH

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Quelle: Eigene Darstellung

Abschließend soll noch auf die oft von Studierenden aufgeworfene Frage eingegangen werden: Soll ich lieber eine theorie- oder eher eine praxisorientierte Arbeit schreiben? Wie bei jeder Sache, gibt es auch hier ein Für und ein Wider! Diese Entscheidung muss letztlich jeder Studierende für sich beantworten. Abschlussarbeiten, die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftspraxis geschrieben werden, erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Die Vorzüge Praxisnähe zu beweisen und die Einstellungschancen bei Bewerbungen zu erhöhen, liegen so zu sagen auf der Hand. Dennoch sollten aber auch die Problemfelder (Nachteile) einer kooperativen Abschlussarbeit aus und mit der Praxis nicht ausgeblendet werden. Was ist zu bedenken? • Oft sind die Themen unternehmenszentrierter Abschlussarbeiten zu stark umsetzungsorientiert angelegt, so dass die wissenschaftliche Ausrichtung verloren geht. • Die für Abschlussarbeiten typische relativ kurze Bearbeitungszeit steht der Anfertigung einer unternehmensbezogenen Abschlussarbeit tendenziell entgegen und meistens wird erwartet, dass die Wünsche mehrerer Parteien befriedigt werden.

120

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

• Nicht selten werden die Studierenden bei der Bearbeitung ihres Themas von den stets unter chronischem Zeitmangel leidenden Betreuern aus der Praxis allein gelassen (mangelnde Betreuung). • Gelegentlich werden Studierende, die ihre Abschlussarbeit in den Unternehmen schreiben, als preisgünstiger Unternehmensberater zur Lösung von Problemen „missbraucht“ (d.h., ohne die Leistung entsprechend zu honorieren). • Meistens drängen die Unternehmen auf einen Sperrvermerk, so dass die Möglichkeit zur Verwertung der Arbeitsergebnisse stark eingeschränkt ist.120 Wer eine praxisbezogene Abschlussarbeit möglichst reibungslos und schnellstmöglich zum gewünschten Erfolg führen möchte, sollte folgende Verhaltenstipps beachten: • Wenn möglich, nehmen Sie bereits im Vorfeld der Anfertigung der Abschlussarbeit mit der Firma Kontakt auf, um auszuloten, ob die Informationen bereitgestellt werden und die Betreuung der Arbeit (Ansprechpartner!) wirklich gewährleistet ist. Drängen Sie von Anbeginn auf klare Absprachen, klären Sie Ihre Funktion im Unternehmen und vor allem, dass Sie auf kompetente Mitarbeiter „zugreifen“ können. Denn Sie werden nur dann für das Unternehmen brauchbare Lösungsvorschläge unterbreiten können, wenn Ihnen qualifizierte Informationen zur Verfügung gestellt werden. • Vereinbaren Sie die Vergütung für die Arbeit und schließen Sie gegebenenfalls einen mit der Arbeit zusammenhängenden Praktikantenvertrag ab. Die Vergütung kann aus verschiedenen Bestandteilen bestehen: einer monatlichen Grundvergütung, einer (meist erfolgsabhängigen Abschluss-/Projektprämie, einem Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten, dem Ersatz von notwendigen Reisekosten u.ä. • Die Anfertigung einer externen (kooperativen) Abschlussarbeit erfordert zumindest zeitweise die Anwesenheit des Studierenden im Unternehmen. Klären Sie mit dem Praxisbetreuer die Frage des Arbeitsplatzes (Schreibtisch, PC, Telefon und andere notwendige Arbeitsmittel). • Vor Beginn der Arbeit sollten Sie bereits die Verwertung der Ergebnisse Ihres Projekts klären. Was darf in welcher Form veröffentlicht werden? Wie verhält es sich mit dem Urheber- bzw. Eigentum(srecht) bei der Ent-

120 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 111; Wucknitz, Uwe, D.: Die Diplomarbeit als Brücke zur Praxis, in: Dichtl, Erwin/Lingenfelder, Michael (Hrsg.): Effizient studieren Wirtschaftswissenschaften, 3. Aufl., Wiesbaden 1997, S. 235-247.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

121

wicklung von neuen Methoden (Beispiel: Fragebogen zur Analyse eines bestimmten Problems)? • Richten Sie das Thema und die Gestaltung Ihrer Abschlussarbeit trotz des bestehenden deutlichen Praxisbezugs an den für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten gültigen Kriterien und Standards aus. • Auch eine praxisorientierte und empirisch ausgerichtete Arbeit sollte nicht ohne theoretischen Hintergrund verfasst werden. Stellen Sie sicher, dass der praxisbezogene Teil Ihrer Abschlussarbeit auf dem theoriezentrierten Teil aufbaut bzw. die Wechselwirkung zwischen Theorie und Handlungsrelevanz in Einklang gebracht wird. • Vergessen Sie auch nicht, Ihre Absicht zur Zusammenarbeit mit einem Unternehmen und die Formulierung des endgültigen Themas mit dem betreuenden Professor zu besprechen.121

2.1.4 Exposé und Auswahl der Betreuer Für jede größere Forschungsarbeit, und dies sind Abschlussarbeiten, empfiehlt es sich, zu Beginn ein inhaltliches wie zeitliches Arbeitskonzept (Exposé) anzufertigen und mit dem Betreuer (zumindest dem Erstgutachter) abzustimmen. Insbesondere bei selbstgewählten Arbeiten und Arbeiten aus der Praxis heraus sollte ein Exposé für Sie aus mehreren Gründen ein Muss darstellen. Ein solcher Forschungsplan dient dazu: • sich selbst ein klares Bild von der gewählten Thematik zu verschaffen und Ihren Betreuer von Ihrem Forschungsvorhaben zu überzeugen, • um Verständnisfragen bei der Definition zu vermeiden, • das Thema der Abschlussarbeit frühzeitig einzugrenzen und zu spezifizieren, • die eigentliche Fragestellung der Arbeit (Forschungsfrage) genau zu formulieren, • den theoretischen Hintergrund und das methodische Vorgehen zur Zielerreichung zu durchdenken (Vermeidung von Aktionismus), • bereits frühzeitig mögliche Risiken zu erkennen bzw. zu beseitigen und • Fehleinschätzungen des Arbeitsaufwands (vor allem bei empirischen Arbeiten aus der Praxis) möglichst auszuschließen.122

121 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 111f. 122 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 116f.

122

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Das Exposé stellt somit eine Diskussionsgrundlage dar und wird in der Regel in Absprache mit dem Betreuer (mehrfach) überarbeitet. Es entwickelt sich so zu einer Zielvereinbarung und die endgültige Version bildet dann die Grundlage der offiziellen Anmeldung Ihrer Abschlussarbeit. Das Exposé umfasst – je nach Vorgaben des Betreuers – etwa 3-5 Seiten.123 Feste Vorgaben gibt es nicht, aber folgende Punkte sollte es beinhalten: • Verfasser der Arbeit (Name des Studierenden, Anschrift, Erreichbarkeit), • Titel der geplanten Arbeit und Motivation dieses Thema zu wählen, • knappe Darstellung des Forschungsobjekts und Zusammenfassung der Problemstellung und genaue Fragestellung(en) – Was soll erforscht werden? • die verfolgte Zielsetzung der Arbeit sowie die wissenschaftliche und praktische Relevanz –Warum soll erforscht werden? • Aufzeigen des methodischen Vorgehens („Methodik und Gang der Untersuchung“), um das gesetzte Ziel zu erreichen (insbesondere bei empirischen Arbeiten sollte eine Skizze des Forschungsdesigns, also die anzuwendenden Methoden und Verfahren vorgelegt werden) – Wie soll erforscht werden? • eine (vorläufige) Grobgliederung und ungefährer Zeitplan für die Bearbeitung, • Verzeichnis der bereits gesichteten, wichtigsten Literatur und • eine Auflistung von Problemen, die noch zu lösen sind. Sind Sie sich über Ihr Forschungsvorhaben im Klaren („PZM“ = Problemstellung – Ziel – Methode) fällt es Ihnen in der Regel einfacher den „geeigneten“ Betreuer zu finden. In Abhängigkeit der jeweiligen Prüfungsordnung kommen Professoren, Wissenschaftler, Lehrbeauftrage, Betreuer aus einem Unternehmen und ausländische Mentoren in Frage. Bei der Wahl Ihres Betreuers sind folgende Kriterien zu berücksichtigen: • Interesse des potenziellen Betreuers an Ihrem Thema, • unterschätzen Sie auch nicht die soziale Kompetenz des Betreuers, • erkundigen Sie sich bei Ihren „Vorgängern“ über die Qualitäten des Mentors, • nimmt er sich die Zeit, um den „Schützling“ durch Fordern zu Fördern, • schließlich sollte auch die Chemie stimmen, • auch bei der Wahl des üblicherweise vorgeschriebenen „Zweitgutachters“ (Betreuers) gelten dieselben Kriterien.

123 Ein „Muster-Exposé“ ist abgedruckt bei Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit? Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 22-26.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

2.2

123

Von der Themenfestlegung zur Bewertung

Beim Anfertigen (Schreiben) einer wissenschaftlichen Arbeit bzw. der Bearbeitung eines Themas – wobei die Abfolge der Phasen keineswegs als starr anzusehen ist – können fünf zentrale Schritte unterschieden werden: Themenentscheidung, Problemdefinition, Material- bzw. Literatursuche, Materialauswertung und -ordnung und Verarbeitung und Darstellung des Materials. Als dazugehörige bzw. nachgelagerte Schritte kommen die Bestandteile gestaltungstechnische Anforderungen an die Endfassung (Typoskript), das Kolloquium (Präsentation, mündliche „Verteidigung“) und die Bewertung (Note, Gutachten) hinzu, so dass im Folgenden 9 Arbeitsschritte beleuchtet werden (siehe auch Darstellung 51). Die nachfolgend skizzierte Schrittfolge „Von der Themenfestlegung zur Bewertung“ sollte den Studierenden lediglich als Hilfestellung zur Orientierung dienen. Jeder Studierende sollte im Laufe der Zeit seinen eigenen Arbeitsstil finden.

2.2.1 Themenentscheidung und -formulierung Es ist deutlich geworden, dass sich der Prozess der Ideenfindung und des kreativen Überlegens nicht erzwingen lässt und es seine Zeit dauert bis ein Exposé als Diskussionsgrundlage vorliegt. Frühestens dann, wenn Sie aus dem Arbeitstitel das exakte (endgültige) Thema Ihrer Abschlussarbeit formuliert haben, sollten Sie in Absprache mit dem Betreuer die Arbeit beim Prüfungsamt anmelden. Bedenken Sie, dass der bei der Anmeldung angegebene Titel in der Regel nicht abgeändert werden darf. An den meisten Hochschulen geschieht dies unter Nutzung eines hierzu entworfenen Anmeldeformulars. Grundsätzlich gibt es keine Einschränkungen bei der Auswahl und Formulierung eines Titels. Nachfolgend finden Sie Beispiele von Titeln abgeschlossener Diplom- und Bachelorarbeiten: • Verwirklichung der Lissabon-Strategie: Aktuelle Bildungs- und Forschungspolitik der Europäischen Union • Theoretische und praktische Analyse der Wirtschaftsstrukturen und Wirtschaftsakteure in der Region Vorpommern – Konzeptionelle Ausführungen zur Regionalentwicklung Vorpommerns mit Handlungsorientierung • Kooperationen und Wertschöpfungsanalysen als Instrumente für die Unternehmensplanung unter besonderer Berücksichtigung der maritimen Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern

124

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 51: Schritte vom Abfassen zur Beurteilung von wissenschaftlichen Arbeiten

1. Themensuche/Themenentscheidung tendenziell:

- Literaturarbeit (Theorieorientierung) - empirische Arbeit - praxisorientierte Projektarbeit

2. Problemdefinition und Zielsetzung 3. Material- bzw. Literatursuche 4. Materialbeschaffung und - auswertung 5. Verarbeitung und Darstellung des Materials 6. Bestandteile wissenschaftlicher Arbeit Thema Vortexte Inhaltsverzeichnis - Einleitung - Hauptteil - Schluss Literaturverzeichnis Nachtexte

7. Endfassung des Manuskripts 8. Präsentation/Kolloquium 9. Bewertung (Note/Gutachten) Quelle: Eigene Darstellung

• Die Bilanzierung latenter Steuern nach nationalen und internationalen Rechnungslegungsvorschriften im Einzelabschluss im Vergleich • Die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Personalmarketing von Unternehmen in Deutschland

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

125

• Der Mittelstand in Mecklenburg-Vorpommern unter Betrachtung seiner wirtschaftlichen Bedeutung und seiner Personalstrukturen • Controlling in Handwerksbetrieben mit Hilfe der Handwerkersoftware „HAPAK-pro“ – eine betriebswirtschaftliche Analyse im Bereich des Bauhandwerks (Sperrvermerk) • Personalentwicklung und ihre Messbarkeit – Ansätze für ein Modell zur Messbarkeit von Personalentwicklungsinstrumenten bei der Deutschen Bahn AG (Sperrvermerk) • Analyse und Optimierung der finanziellen Auswirkungen und arbeitsorganisatorischen Veränderungen auf Grund ausgelagerter Dienstleistungen im Bereich Gasverteilung der Neubrandenburger Stadtwerke GmbH (Sperrvermerk) • Prozessmanagement im Schiffbau mit Hilfe eines Kennzahlen basierenden Controlling – dargestellt am Beispiel der Volkswerft Stralsund GmbH (Sperrvermerk) • Strategische Steuerung in einem kommunalen Entsorgungsunternehmen mit der Balanced Scorecard, dargestellt am Beispiel der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (Sperrvermerk) • Aufbau eines Kultur- und Kommunikationszentrums in Ralswiek durch die KutlturStiftung Rügen – Analyse einzelner Aspekte des Konzeptes (Sperrvermerk) Bei der konkreten Formulierung des Themas können zwei Extreme unterschieden werden: • Das Thema wird sehr präzise formuliert und ist damit recht eng eingegrenzt. Ein Thema lässt sich beispielsweise eingrenzen mit Begriffen wie „Beitrag zu ...“, Entwicklung von ...“, „unter Berücksichtigung von ...“ usw. Es kann auch präzisiert werden, indem beispielsweise eine bestimmte Branche betrachtet, ein Teilaspekt untersucht, von einer konkreten Situation ausgegangen, ein spezieller Zeitraum betrachtet, der Praxisbezug verstärkt oder ein Überblick gegeben wird. Beispiel für die stufenweise Präzisierung: Die Balanced Scorecard (sehr weit formuliert) > Konzepte zur Umsetzung der Balanced Scorecard > Konzepte zur Umsetzung der Balanced Scorecard in Non-Profit-Organisationen > Konzepte zur Umsetzung der Balanced Scorecard in Non-Profit-Organisationen von Seniorenheimen.124 • Das Thema wird sehr weit formuliert und die Eingrenzung findet dann erst in der Abschlussarbeit im Rahmen der Einleitung statt.

124 Vgl. Heister, Werner/Weßler-Poßberg, Dagmar: Studieren mit Erfolg: Wissenschaftliches Arbeiten für Wirtschaftswissenschaftler, Stuttgart 2007, S. 34.

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Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Im nächsten Schritt wird das Thema weiter eingegrenzt, indem das Problem darlegt und die Zielsetzung definiert bzw. die Forschungsfrage(n) gestellt wird (werden).

2.2.2 Problemdefinition und Zielsetzung Der nächste zentrale Arbeitsschritt ist die Problemdefinition. Da Formulierungen von Themen oft schlagwortartig ausfallen (müssen), gilt es in dieser Phase sich über das Thema Klarheit zu verschaffen und die Aufgabe zu präzisieren. Als wichtiger Teilschritt dieser Orientierungsphase ist es sehr wichtig, sich über alle Begriffe, die im Thema enthalten sind, klar zu werden und darüber hinaus versuchen, das eigentliche (zentrale) Problem des Themas herauszufinden. Als sinnvoller Weg, das Problem zu definieren und damit den „roten Faden“ für die Bearbeitung des Themas zu haben, kann in der Umformulierung des Themas in eine oder mehrere Fragen sein, wie folgende Beispiele (Darstellungen 52 und 53) zeigen.

Darst. 52: Beispiel 1 für Thementransfer in Fragestellungen Thema: Ökologische Ziele im operativen und strategischen Zielsystem erwerbswirtschaftlicher Unternehmen Fragestellungen: 1. Sind ökologische Ziele in erwerbswirtschaftlichen Unternehmen Bestandteil des operativen und/oder strategischen Zielsystems (Istzustand)? a) Um welche ökologischen Ziele handelt es sich konkret? b) Auf welcher Ebene in der Zielhierarchie sind die ökologischen Ziele eingeordnet? 2. Welcher Sollzustand ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht für die Integration ökologischer Ziele in das operative und/oder strategische Zielsystem begründbar? Quelle: Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 57.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

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Darst. 53: Beispiel 2 für Thementransfer in Fragestellungen Thema: Genossenschaftsadäquate Programmpolitik Fragestellungen 1. Welche programmpolitischen Ansätze sind grundsätzlich mit dem genossenschaftlichen Förderungszielen vereinbar? 2. Wie sind die als grundsätzlich genossenschaftsadäquat einstufbaren Programmansätze im einzelnen hinsichtlich der Zielsetzung(en) von Beschaffungs- und Verwertungsgenossenschaften auszugestalten (Frage nach der jeweils optimalen Produktdifferenzierungs-, Produktlinien-, Diversifizierungs- und Servicepolitik)? Quelle: Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 57.

Durch eine entsprechende Problemformulierung ist normalerweise eine Grobstruktur für die Arbeit vorgegeben, indem sich die mit der Arbeit zusammenhängenden Fragestellungen zwei oder mehreren Hauptaspekten zuordnen lassen, wodurch sich eine Vordisposition der Arbeit ergibt. Fasst man das Projekt „wissenschaftliche Arbeit“ als Problemanalyse auf, so sind damit folgende Fragen verbunden: • • • • • •

Was ist das vom Text behandelte Problem? Wie wird das Problem definiert? Was sind seine Symptome? Was sind seine Ursachen? Was sind seine Wirkungen? Bietet der Text eine Antwort auf das Problem oder eine Lösung? Welche?125

Grundsätzlich kann das Untersuchungskonzept einer wissenschaftlichen Arbeit an fünf Typen von Forschungsfragen orientiert werden: Beschreibung, Erklärung, Kritik bzw. Beurteilung, Gestaltung und Prognose. Darstellung 54 zeigt beispielhaft, wie die verschiedenen Fragetypen in so genannte Leitfragen umgesetzt werden, die Schwerpunkte, Inhalt und Umfang einer wissenschaftlichen Arbeit bestimmen.

125 Vgl. Boeglin, Martha: Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt. Gelassen und effektiv studieren, München 2007, S. 123.

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Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 54: Grundtypen von Fragestellungen wissenschaftlicher Arbeiten Fragetyp Beschreibung

Leitfrage

Beispiel

Was ist der Fall? Wie sieht die „Realität“ aus? (oder auch: Sieht die „Realität“ wirklich so aus?)

Wie hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2001 verändert?

Warum ist etwas der Fall?

Warum hat sich die Arbeitskräftemobilität in der EU seit 2001 in bestimmter Art und Weise (nicht) verändert?

Erklärung

Wie ist ein bestimmter Zustand vor Wie sind die Maßnahmen der EU dem Hintergrund explizit bezüglich der ArbeitskräfteKritik/Bewertung genannter Kriterien zu bewerten? mobilität im Hinblick auf Chancengleichheit zu bewerten? Gestaltung

Prognose

Welche Maßnahmen sind geeignet, Wie kann die Arbeitskräfteum ein bestimmtes Ziel zu mobilität in der EU gefördert erreichen? werden? Wie wird etwas künftig aussehen? Wie wird sich die künftige ArbeitsWelche Veränderungen werden kräftemobilität in der EU eintreten? verändern?

Quelle: Karmasin, Matthias/Riebing, Rainer: Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten, Wien 2007, S. 24.

Erste Anhaltspunkte für die Problemdefinition liefern Lexika, Fachwörterbücher, Handbücher sowie Standardwerke des jeweiligen Fachgebietes. Einige wenige Informationsquellen sollten dabei ausreichen, um sich eine Orientierung über ein bestimmtes Wissensgebiet zu verschaffen, sich über die Problematik klar zu werden und die Grundlage für eine gezieltere Materialsuche zu legen.

2.2.3 Material- bzw. Literatursuche An dem Sprichwort „Wissen ist Macht“ ist viel Wahres dran. Der Erfolg eines Projekts, insbesondere die Erstellung eines Manuskripts, hängt in hohem Maße von den vorhandenen Informationen und deren zielorientierten Auswertung ab. Nicht von ungefähr wird in unserer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft die Information als wichtiger und eigenständiger „Produktionsfaktor“ betrachtet. Dies zeigt sich u.a. daran, dass nützliche Informationen vielfach nicht zum Nulltarif zu erhalten sind, sondern (teuer) eingekauft werden müssen. Die Anzahl der (wissenschaftlichen) Literatur und Quellen hat in den letzten Jahren einen unüberschaubaren Umfang angenommen. Wir leben in einer Zeit der Informationsüberflutung. Und wer meint, ein Mausklick ersetzt das

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

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Wissen, der irrt gewaltig. So sind zumindest alle originären Internet-Informationen weder qualitätsgesichert noch nachprüfbar. Für alle Informationsmaterialen gilt: Sie müssen zunächst gesichtet, dann beschafft und schließlich zwingend eigenständig aus- und bewertet werden. Um Wissen zu generieren, bedarf es einer zweckorientierten und daher strukturierten und geordneten Vorgehensweise bei der Materialrecherche.126

2.2.3.1 Wege der Informationserschließung Egal welches Thema Sie im Rahmen Ihrer Abschlussarbeit letztlich erforschen möchten, an Informationen zur Bearbeitung Ihrer Fragestellung(en) mangelt es selten. Und wenn doch, dann bietet sich ergänzend die Primärforschung (Erhebungen) zur Erzeugung erforderlicher Daten an.127 Wer sich einen Überblick über die Literatur zu dem ausgewählten Thema im Sinne der Problemdefinition verschaffen muss, kann dies sowohl über eine systematische als auch eine pragmatische Vorgehensweise realisieren. In der Realität wird vielfach eine „gemischte“ Suchstrategie umgesetzt. Darstellung 55 zeigt die Fundstellen beider Suchstrategien. Bei der intensiven Material- bzw. Literatursuche sind hauptsächlich vier Gesichtspunkte zu berücksichtigen, die mit folgenden Fragen überprüft werden sollten: • Wo kann und soll gesucht werden (z.B. Institutionen, Verbände, Bibliotheksbenutzung)? • Wie soll bei der Recherche zweckmäßigerweise vorgegangen werden (Suchstrategie)? • Welche Literaturarten sind grundsätzlich zu unterscheiden und • welche Informationsquellen kommen in Frage (Relevanz)? Die erste Frage lässt sich zunächst allgemein beantworten: Suche überall dort, wo zu diesem speziellen Thema Abhandlungen vorliegen könnten. Wer z.B. ein Thema im Bereich „Effizienz von Verbandsstrukturen“ schreibt, dürfte gut 126 Vgl. Brendel, Matthias/Brendel Frank: Richtig recherchieren: wie Profis Informationen suchen und besorgen, 6. Aufl., Frankfurt/Main 2004; Goemann-Singer, Alja/Graschi, Petra/Weissenberger, Rita: Recherchehandbuch Wirtschaftsinformationen. Vorgehen, Quellen und Praxisbeispiele, 2. Aufl., Berlin/Heidelberg/New York 2004. 127 Sehr ausführliche Darlegungen zum Thema Vorarbeiten und Informationserschließung (Literaturrecherche, Literaturbeschaffung, -beurteilung und -verwaltung) enthält das Werk von Brink, Alfred: Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein prozessorientierter Leitfaden zur Erstellung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten in acht Lerneinheiten, 2. Aufl., München/Wien 2005, 6-129.

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Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 55: Strategien der Materialsuche V\VWHPDWLVFKHV 9RUJHKHQ

SUDJPDWLVFKHV 9RUJHKHQ

1DFKVFKODJHZHUNH ‡ .RQYHUVDWLRQVOH[LND 6SUDFKZ|UWHUEFKHU ‡ )UHPGZ|UWHUOH[LND ‡ )DFKVSUDFKZ|UWHUEFKHU ‡ )DFKOH[LND ‡ )DFKKDQGZ|UWHUEFKHU

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JHPLVFKWH 6XFKVWUDWHJLH Quelle: Eigene Darstellung

beraten sein – natürlich unter Berücksichtigung entstehender Kosten – die Verbände anzuschreiben oder aufzusuchen. In der Regel haben solche Organisationen nicht nur ein Bedürfnis nach Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch ihre eigenen Haus-Bibliotheken. Damit beantwortet sich im Kern die Frage, „wo soll zunächst gesucht werden“: Hauptsächlich in den Bibliotheken. Deshalb sollte jeder Studierende sich gleich zu Beginn des Studiums über die Bedingungen informieren, welche (Recherche-)Möglichkeiten Bibliotheken im Allgemeinen und die eigene Hochschulbibliothek im Speziellen bieten. Jeder Studierende sollte sich über die Benutzungsordnung der Bibliothek (Leihfristen, Verlängerungen, Fristenüberschreitung, Fernleihe usw.) am bes-

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

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ten selber informieren. In den meisten Hochschulen werden Bibliotheksführungen und spezielle Veranstaltungen durchgeführt. Nutzen Sie unbedingt diese Angebote! Es gibt unterschiedliche Arten von Bibliotheken. Zu unterscheiden sind: • Präsenz- oder Ausleihbibliothek: Präsenzbibliotheken leihen im Gegensatz zu den Ausleihbibliotheken ihre Bestände nicht aus. • Freihandbibliothek- oder geschlossene Bibliothek: Die Bestände einer Freihandbibliothek sind für den Benutzer in frei zugänglichen Regalen aufgestellt, während die Bestände geschlossener Bibliotheken magaziniert sind. Die Signatur des vom Leser gewünschten Buches, der Zeitschrift usw. wird anhand eines Katalogs festgestellt und dann vom Magazin abgerufen. • Fachbibliotheken und Handapparate: In einigen Hochschulen werden oftmals fachbereichsbezogene Teilbibliotheken mit in der Regel nicht ausleihbaren Handbeständen geführt oder von Hochschullehrern sog. Hand- oder Projektapparate (z.B. Literaturzusammenstellungen für das Thema „Mittelstand“) eingerichtet. • Fernleihe: Sind Materialien in der eigenen Bibliothek nicht erhältlich, können diese per Fernleihe beschafft werden. Dabei ist zu beachten, dass die Wartezeiten im nationalen Leihverkehr mehrere Wochen betragen können und die Beschaffung mit zusätzlichen Kosten verbunden ist (Fernleihschein, eventuell Kopiervergütung). • Virtuelle Bibliotheken bzw. Online Recherche: Die weltweite Vernetzung erlaubt es, die für eine wissenschaftliche Arbeit erforderliche Literatur und Quellenrecherche – zumindest ergänzend – mit elektronischen Medien vorzunehmen und die virtuellen Bibliotheken zu nutzen (Online-Recherche).128 Mit Hilfe des Internet129 ist es heute möglich, innerhalb weniger Stunden die relevante Literatur aus den wichtigsten Instituten und Bibliotheken der ganzen Welt zusammenzustellen. Auf diesem Weg können geeignete Materialien aller Art schneller als auf traditionellem Weg gefunden und ggf. ausgewertet werden. Der Zugriff auf Datenbanken und Linklisten erleichtert noch die Suche. Interessante Beiträge können sofort auf den Rechner heruntergeladen bzw. kopiert werden

128 Als Beispiel sei hier der Karlsruher Virtuelle Katalog (http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kuk.htlm) genannt, in dem Sie als Dienst der Universitätsbibliothek Karlsruhe den Nachweis von 50 Millionen Büchern und Zeitschriften in Bibliotheks- und Buchhandelskatalogen weltweit finden. 129 Zu allgemeinen Hinweisen zur Nutzung des Internet siehe Rossig, Wolfram E./Prätsch, Joachim: Wissenschaftliche Arbeiten. Ein Leitfaden für Haus-, Seminar-, Examens- und Diplomarbeiten sowie Präsentationen – einschließlich Nutzung des Internet -, Hamburg 1998, S. 13-27.

132

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit (Download-Datei) und später zu Hause gelesen oder – sofern nicht elektronisch verfügbar – direkt oder über Fernleihe bestellt werden.130

Der Standort von Titelbeständen (Bücher, Zeitschriften usw.) ist mit Hilfe von Bibliothekskatalogen zu ermitteln. Bei einer Recherche vor Ort oder über Internet sollte überprüft werden, ob es Kataloge in Kartei(Zettel-)form, in Bandform, auf Mikrofîche (Verfilmung des Katalogs) und/oder digitaler Form gibt. Unabhängig von der Speicherform und des jeweiligen Zugriffs unterscheidet man inhaltlich nach folgenden Katalogsystemen: Formalkatalog (alle Titel werden nach formalen Elementen wie Verfassername und Sachtitel in alphabetischer Reihenfolge erfasst), Schlagwort-/Stichwortkatalog (der Gesamtbestand wird nach in der Regel mehreren Sachbegriffen alphabetisch geordnet), systematischer Katalog (Bestand wird in sachlogischer Abfolge geordnet), Standortkatalog (unter der einem Schlagwort oder Oberbegriff zugeordneten Standortsignatur können alle einschlägigen Titel gefunden werden) und schließlich der Kreuzkatalog (die Kombination aus Schlag- bzw. Stichwortkatalog und Formalkatalog). Eine derartige Zusammenstellung in elektronischer Form stellt z.B. der Online Public Access Catalogue (OPAC) dar.131 Die Recherchemöglichkeiten im World Wide Web bzw. Internet sind vielfältig. Auf die Nutzung (wissenschaftlicher) Suchmaschinen und Auswertung von Datenbanken sollten Sie auf keinen Fall verzichten.132 Heute bieten die meisten Hochschulen Zugang zu Datenbanken, in denen die Recherche für wissenschaftliche Arbeiten vorgenommen werden kann. In vielen Fällen können die Rechercheergebnisse sogar sofort digital an eine E-Mail-Adresse gesendet werden. Oftmals ist in den Hochschulbibliotheken für bestimmte Datenbanken eine kostenfreie Nutzung möglich. Mit einem Suchprogramm werden die gespeicherten Datenbanken nach Treffern überprüft. Um lieferbare aktuelle Auflagen ausfindig zu machen, nutzen Sie das Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) und die Online-Angebote der Deutschen Nationalbibliothek mit „ILTIS“. Geben Sie in einer Suchmaschine „Deutsche Nationalbibliografie online Katalogdatenbank ILTIS“ bzw. nur „ILTIS“ und „DNB“ ein, und Sie gelangen zu einem geeigneten Link und können die meisten relevanten bibliografischen Daten recherchieren.133 130 Vgl. Lück, Wolfgang: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, 5. Aufl., München/Wien 1997, S. 8f. 131 Hierzu ausführlich nachzulesen bei Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 42-46. 132 Vgl. Boehncke, Heiner unter Mitarbeit von Wolfgang Fischer: Schreiben im Studium. Vom Referat bis zur Examensarbeit. Mit Sonderkapitel: Internet & elektronische Recherche, Niedernhausen 2000, S. 95-116. 133 Eine Auflistung von ausgewählten Metasuchmaschinen und für Suchmaschinen mit integrierten Webkatalogen ist der Darstellung 91 dieser Arbeit zu entnehmen.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

133

Darstellung 56 verdeutlicht schematisch, welche Aspekte im Rahmen einer Literaturrecherche von wissenschaftlichen Arbeiten beachtet werden sollten.

Darst. 56: Schema für die Literaturrecherche bei wissenschaftlichen Arbeiten Grundsätze der Literaturrecherche Verfügbarkeit...

Aktualität...

Seriosität...

und Ursprung der Literaturquelle

Recherchesysteme

Schneeballsystem

Recherche nach namhaften Autoren

neueste Forschung: Fachartikel, Kongressbeiträge, Arbeitspapiere

Recherche nach verschiedenen Forschungsrichtungen

Auswertung neuerer Dissertationen und Habilitationen

Standartliteratur

Vollständigkeit der Literaturauswahl

allseitig zitierte Quellen

Berücksichtigung aller wichtigen Quellen zu den verschiedenen Aspekten eines Themas

Basisliteratur zu einem einzugrenzenden Thema

Begründung von Ansatzpunkten wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts

Doktorarbeit

Doktorarbeit

Ziele der Recherche vorhandene Literatur

wichtige Literatur

aktuelle Literatur Rechercheergebnisse

quantitativer Aufbau des Quellenverzeichnisses

Berücksichtigung aktueller Diskussionsbeiträge und Forschungstrends

Veröffentlichungen renommierter Fachvertreter

Bedeutung für die Textentwicklung Schwerpunktsetzung innerhalb eines vorgegebenen Themas bzw. Eingrenzung des Themas

Identifikation des Mainstream und der konkurrierenden Auffassungen

Seminar-, Bachelor-, Diplom-, Master- und Doktorarbeit

Seminar-, Bachelor-, Diplom-, Master- und Doktorarbeit

Forschungsstand und Praxisrelevanz eines Themas

besondere Relevanz für Seminar-, Bachelor-, Diplom-, Master- und Doktorarbeit

Quelle: Modifiziert nach Brauner, Detlef Jürgen/Vollmer, Hans-Ulrich: Erfolgreiches wissenschaftliches Arbeiten, 3. Aufl., Sternenfels 2008, S. 111.

2.2.3.2 Auswahl und Bewertung relevanter Materialien Vielen Studierenden bereitet es große Schwierigkeiten, den gegenwärtigen Stand der Forschung ihres gewählten Themas („State of the Art“) zu erfassen und anschließend die aufgeworfene(n) Fragestellung(en) in der eigenen Arbeit zielorientiert mit Schriften und Dokumenten zu bearbeiten (belegen). Wie bereits mit Darstellung 56 verdeutlicht wurde, können diverse Fundorte bzw. Kategorien von Bibliographien nach Inhalt und Zweck unterschieden werden.134 134 Erschöpfend dargestellt von Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 46-75.

134

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Zwar richtet sich die anzuwendende Suchstrategie auch nach den verschiedenen Literaturarten, will man aber über ein bestimmtes Themenfeld recht schnell einen fundierten Überblick erhalten, wird folgendes Vorgehen empfohlen: Es ist einerseits der Weg vom Allgemeinen (zunächst Nachschlagewerke, Handwörterbücher, renommierte Lehrbücher) zum Speziellen (Monographien, Sammelwerke, Dissertationen und Zeitschriftenartikel) zu beschreiten und andrerseits kann dem sog. „Schneeballsystem“ gefolgt werden. Man beginnt mit Artikeln in Lexika oder Handwörterbüchern sowie neueren Veröffentlichungen (z.B. Aufsätzen in Fachzeitschriften), wo Literaturhinweise vorgefunden werden, die den Ausgangspunkt für den Fortgang des Suchprozesses bilden. In der nun gefundenen und gesichteten Literatur befinden sich wieder Hinweise auf weitere Literatur. Schon nach wenigen „Runden“ lässt sich ein guter Überblick über die oft zitierte und damit vermeidlich auch relevante Literatur gewinnen. Allerdings birgt der Schneeball- oder Lawineneffekt auch die Gefahr in sich, dass die so gewonnene Literaturbasis unüberschaubar wuchert und dabei nicht gewährleistet ist, dass weiterführende Literatur wirklich erschlossen wird und sogar die Aktualität und Meinungsvielfalt auf der Strecke bleiben kann. Welche Literatur letztlich wirklich als relevante Literatur herangezogen und verarbeitet werden sollte, lassen sich nur sehr bedingt Hinweise geben. Die folgenden Fragen können dabei zur ersten (bewertenden) Auswahl der unterschiedlichen Materialien herangezogen werden: • Handelt es sich um Primär- (Originalarbeiten) oder Sekundärliteratur/material (Originalarbeiten, werden z.B. in Zeitschriftenartikeln referiert, zusammengefasst oder diskutiert)?135 • Handelt es sich um veröffentlichte oder um unveröffentlichte Arbeiten? • Aus welcher Zeitepoche stammen die Veröffentlichungen? • Welcher wissenschaftlichen Schule bzw. Richtung gehört der Verfasser an (z.B. Neo-Klassiker oder Post-Keynesianer? • Genügt das Werk den Anforderungen, die an wissenschaftliche Arbeiten gestellt werden?

135 Die Grenze zwischen Primär- und Sekundärmaterialien ist schwer zu ziehen. „“Man unterscheidet zwischen Primär- und Sekundärquellen. Primärquellen sind zum Beispiel Originalzeugnisse wie Kaufurkunden, Akten, Texte von politischen Reden, Verträge, Dichtungen. Sekundärquellen sind alle Arbeiten über Primärquellen wie Interpretationen, Kommentare, historische Zuordnungen, Wertungen. Sekundärquellen können allerdings, wenn es sich zum Beispiel um Standardwerke handelt, zu Primärquellen werden: Die Grenzen sind fließend. Quellen können auch Briefe, Rundfunksendungen, ComputerSoftware und Ähnliches sein.“ Boehncke, Heiner unter Mitarbeit von Wolfgang Fischer: Schreiben im Studium. Vom Referat bis zur Examensarbeit. Mit Sonderkapitel: Internet & elektronische Recherche, Niedernhausen 2000, S. 47f.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

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Zwar lassen sich auf diese Fragen keine eindeutigen Antworten geben, aber sie können bei der Auswahl behilflich sein. So wird meist empfohlen, dass eher auf Originalliteratur, denn auf Sekundärliteratur zurückgreifen werden sollte. Ein gewisses Problem stellt ferner die Benutzung einer Vielzahl unveröffentlichter Quellen (z.B. Briefwechsel mit Fachleuten, Manuskripte u. ä.) dar, da dieses Informationsmaterial für den Leser bzw. die Beurteiler der Arbeit nicht zugänglich und kaum nachkontrollierbar ist. Andererseits ist bei machen Themen die Kenntnis dieser sog. „grauen“ Literatur besonders wichtig für die Qualität der Arbeit. Genauso wenig sinnvoll ist es, im Wesentlichen nur aktuelle Literatur zu verwenden. Eine ausgewogene Mischung mit einer zwangsläufig stärkeren Gewichtung jüngerer Quellen stellt für die meisten Themen die beste Lösung dar. Die wenigen Beispiele mögen ausreichen, um zu verdeutlichen, dass es bei der Auswahl relevanter Literatur niemals Patentrezepte geben kann. 2.2.3.2.1 Materialarten Zwischen Materialübersicht, Auswahl und Beschaffung der relevanten Materialien besteht im Arbeitsprozess ein fließender Übergang. Da sich nach der gesuchten Material- und Literaturart auch die anzuwendende Such-, Auswahlund Bewertungsstrategie richtet, seien im Folgenden die verschiedenen Literatur- und Quellenarten klassifiziert und beschrieben: • Monographien: Hierzu sind die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Bücher zu zählen, die sich als wissenschaftliche Darstellung einem einzigen Gegenstand widmen (z.B. Lehrbücher, Doktorarbeiten oder Habilitationsschriften) sowie wissenschaftliche Ausarbeitungen im Sinne praxisorientierter Bücher und Ratgeber, die als primäre Zielgruppe die Verantwortlichen in den Unternehmen und sonstigen Organisationen als Leser im Visier haben. Bei Lehrbüchern oder anderen Büchern können auch Verfasserteams erscheinen. • Sammelwerke oder Sammelbände: Dem oder den Herausgebern eines Buches, das dann als sog. Sammelwerk erscheint, kommt demgegenüber die Aufgabe zu, zu einem Themenbereich Beiträge von Autoren zusammenzustellen. Die Herausgeber tragen die Gesamtverantwortung für das von ihnen herausgegebene Werk, nehmen die inhaltlichen Abstimmungen mit den Autoren vor und stellen den Erstellungsprozess sicher. Typische Sammelwerke sind Handwörterbücher und Handbücher. Zu den Sammelwerken gehören auch Festschriften sowie Dokumentationsbände oder Jahrbücher von Konferenzen, Kongressen und Tagungen (z.B. die regelmäßigen Veröffentlichungen des Verbandes der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft). Gemeinsam ist allen bisher genann-

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Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

ten Büchern, dass sie über eine „International Standard Book Number“ (ISBN) verfügen, mit der sie als Werk erfasst werden und damit leichter zu beschaffen sind. • Fachzeitschriften: Sie existieren für unterschiedliche Gebiete. Wirtschaftswissenschaftliche Fachzeitschriften bieten oft aktuellere Informationen als Bücher, da sie als Periodika z.B. sechs bis zwölfmal pro Jahr erscheinen und folglich Ergebnisse zeitnaher präsentieren können, als dies in Büchern der Fall ist. In der Regel lassen sich in den Beiträgen oft speziellere und detailliertere Informationen finden, weil in diesen über einzelne Problemstellungen und deren Lösungen berichtet wird. Zeitschriften sind mit einer „International Standard Series Number“ (ISSN) versehen. Zu den bekannteren und oft gelesenen wirtschaftswissenschaftlichen Fachzeitschriften im deutschsprachigen Raum (Auswahl) zählen z.B.: Betriebswirtschaftliche Zeitschriften: – Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (jährlich sechs Hefte) – Der Betrieb (Wochenzeitschrift) – Der Betriebswirt (jährlich vier Hefte) – Die Betriebswirtschaft (jährlich sechs Hefte) – WiSt – Wirtschaftswissenschaftliches Studium (jährlich 12 Hefte) – WISU – Das Wirtschaftsstudium (jährlich 12 Hefte) – Zeitschrift für Betriebswirtschaft (jährlich zwölf Hefte) – Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (jährlich zwölf Hefte) Volkswirtschaftliche Zeitschriften: – Finanzarchiv (jährlich drei Hefte) – Jahrbuch für Sozialwissenschaften (jährlich drei Hefte) – Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik (jährlich sechs Hefte) – Kyklos. Internationale Zeitschrift für Sozialwissenschaften (jährlich vier Hefte) – Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (jährlich sechs Hefte) • Zeitungen und Magazine: Themenstellungen mit aktuellem Bezug lassen sich ebenso wie empirisch-orientierte Arbeiten zum Wirtschaftsgeschehen und der Wirtschaftspolitik kaum ohne Informationen der Wirtschaftspresse qualifiziert bearbeiten. Einen aktuellen Überblick über Beiträge in Zeitungen und Magazinen enthält folgende Adresse: http://www.paperball.de. Zeitungen: – Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) – werkstäglich, http://www.faz.de – Süddeutsche Zeitung (SZ) – werkstäglich, http://www.sueddeutsche.de – Handelsblatt (HB) – börsentäglich, http://www.handelsblatt.de

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– Neue Züricher Zeitung und Schweizerisches Handelsblatt (werkstäglich) – Financial Times, englische und deutsche Ausgabe – börsentäglich, http://www.ftd.de Magazine: – Wirtschaftswoche – wöchentlich, http://www.wiwo.de – Capital – monatlich, http://www.capital.de – Manager-Magazin und Harvard Businessmanager – monatlich bzw. vierteljährlich, http://manager-magazin.de • Amtliche und halbamtliche Veröffentlichungen: Bei der Literaturrecherche sind auch Quellen aus der Gesetzgebung (z.B. Bundesgesetzblatt, Bundestags-Drucksache), der Rechtsprechung (z.B. Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesfinanzhofs), und der Verwaltung (z.B. Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamts und der Länder, der Deutschen Bundesbank, des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften). Als halbamtliche Organe werden die Körperschaften des öffentlichen Rechts und vergleichbare Institutionen bezeichnet. Hierzu gehören z.B. Veröffentlichungen der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg oder der Bundesversicherungsanstalt in Berlin. • Graue Literatur: Neben den erfassten und damit „offiziellen“ Titeln gibt es insbesondere im wissenschaftlichen Bereich eine nicht mehr überschaubare Menge an sog. „grauer Literatur“. Dabei handelt es sich um schriftliche Ausarbeitungen, die im strengen Sinne (noch) nicht veröffentlicht, sondern nur einem begrenzten Fachpublikum zugänglich gemacht worden sind. Hierzu zählen z.B. Berichte von Lehrstühlen, Instituten und Projektteams, von Organisationen selbst vervielfältigte Tagungsberichte, diverse Working Papers oder Diskussionsbeiträge. Die meisten Verfasser bzw. Institutionen bieten auf ihrer „Homepage“ eine Übersicht über die verfassten Arbeitspapiere und Forschungsberichte an. Heute können auch in das World Wide Web (WWW) eigene Dokumente und Texte eingespeist werden, wodurch Erkenntnisse und Forschungsergebnisse beschleunigt ausgetauscht und diskutiert werden. Soweit Vorversionen eines Beitrags z.B. zur Diskussion ins Netz gestellt werden, entsprechen solche Texte ihrer Gattung nach der „grauen Literatur“, die – bei genauer Quellenangabe – zitierfähig sind und ins Literaturverzeichnis aufzunehmen sind.136 In der Zeitschrift „Die Betriebswirtschaft“ wird unter der „DBW-Report“ regelmäßig „graue Literatur“ vorgestellt und angeboten. • Sonstige Quellen bzw. „private Unterlagen“: Konzerne, Unternehmen, Verbände, Kammern, Wirtschaftsvereinigungen und Gewerkschaften 136 Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 102.

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liefern gedrucktes oder elektronisches Quellenmaterial (teils gesetzlich vorgeschrieben z.B. durch das Publizitäts- und Aktiengesetz, Handelsgesetzbuch), das vor allem für sozialwissenschaftliche und empirisch orientierte Arbeiten von hoher Relevanz sind. Hierzu zählen z.B. Geschäftsberichte, Prospekte, Werkszeitungen, Konzern- und Unternehmenszeitschriften sowie Unternehmenspublikationen unterschiedlicher Art wie Unternehmenssatzungen, Unternehmensordnungen und Organigramme bzw. sonstige Pläne und Übersichten sowie Firmenarchivmaterial. Alle Quellen und Sekundärmaterialien, die in irgendwelcher Form veröffentlicht worden sind, sind uneingeschränkt zitierfähig, da nachvollziehbar und kontrollierbar. Unterlagen von Firmen und Organisationen, die in einer wissenschaftlichen Arbeit benutzt werden, sollten regelmäßig in den Anhang als Anlage aufgenommen werden. • Bedingt zitierfähige und nicht zitierwürdige Quellen und Sekundärmaterialien: Gelegentlich werden Vorlesungsmanuskripte und Abschlussarbeiten (diese sind oft in Bibliotheken zugänglich, soweit kein Sperrvermerk vorliegt) bei dem Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten herangezogen. Streng genommen sind solche Texte zwar beschaffbar, aber nicht veröffentlicht und damit nach der üblichen Vorgabe wissenschaftlich nicht zitierfähig. Werden dennoch solche Texte verwendet, so muss der Urheber und die Fundstelle genau angegeben und im Literatur- bzw. Quellenverzeichnis aufgenommen werden. Viele Materialien (z.B. Skripte von Mitschriftenteams) sind hingegen nicht beschaffbar und damit nicht zitierfähig. Ebenfalls nicht zitierfähig sind Informationen aus Gesprächen und Diskussionen, die nicht nachvollzogen werden können. Bei mündlichen Auskünften von Fachleuten oder Interviews müssen die Urheber gegebenenfalls mit Adresse für eventuelle Nachfragen in einer Anmerkung (Fußnote) angegeben werden und mit vollständigen Angaben in einem entsprechenden Verzeichnis aufgeführt werden. • Als nicht zitierwürdig werden Publikumszeitschriften (Die Bäckerblume, Hör zu, Brigitte, Men´s Health u.a.) und vergleichbare Publikationen eingestuft. Allerdings ist die Grenze zwischen derartigen Druckerzeugnissen und den zitierfähigen und zitierpflichtigen Veröffentlichungen fließend. Ob Beiträge in Zeitschriften wie Focus, Stern, Der Spiegel, Manager-Magazin, Impulse u.ä. nur nicht zitiernotwendiges Allgemeinwissen enthalten, darüber dürfte die Meinung in der Wissenschaft und in der Rechtsprechung durchaus unterschiedlich sein. Aber auch durchaus nicht zitierfähige bzw. zitierwürdige Quellen werden unter bestimmten Umständen zu zitierpflichtigen. Wird beispielsweise eine Arbeit über den Einsatz von Werbeträgern im Einzelhandel verfasst, so ist die Analyse von Werbezetteln und Werbebeilagen der Unterneh-

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men zwingend geboten und diese Unterlagen müssen zitiert und ins Literatur- bzw. Quellenverzeichnis aufgenommen werden. • Nicht zitiert werden muss Allgemeinwissen, das jedem Konversationslexikon entnommen werden kann; dies gilt auch für einschlägige Fachausdrücke und allgemeine Begriffe aus Fachlexika sowie einfache mathematische Formeln. • Internet-Materialien: Hier ist zwischen zitierfähigen bzw. zitierpflichtigen und nicht zitierfähigen zu unterscheiden. Soweit es sich um ursprünglich bereits in gedruckter Form publizierte Quellen handelt und diese zusätzlich im Internet online zur Verfügung stehen, sind diese ohne Einschränkungen zitierpflichtig. Problematischer verhält es sich mit Quellen, die ausschließlich im Internet online verfügbar sind. Alle originären Internet-Informationen sind weder qualitätsgesichert noch nachprüfbar und kein Dateneingeber kann sich vor Manipulationen seines Textes schützen. Die Offenheit des Internet-Systems erlaubt es eben, Nachrichten und Daten zu verändern oder ganz zu verfälschen. Eine Nachprüfbarkeit der Informationen über einen längeren Zeitraum ist nicht gegeben (Versionentausch, Adressenumzug oder -wechsel, Herausnahme von Daten usw.).137 Beispielsweise ist die Web-Seite „wikipedia“, die von Studierenden gerne genutzt wird, nicht zitierfähig. • Eigene Erhebungen: Die originellste Quelle wissenschaftlicher Arbeit ist die eigene Erhebung bzw. Untersuchung in Form der direkten Beobachtung, des Interviews, der Befragung, des Experiments und der Dokumentenanalyse oder in Kombination der Forschungstechniken. In diesem Fall stellt sich nicht die Frage nach der Zitierfähigkeit, sondern geht es darum, die Eigenleistung in geeigneter Form zu dokumentieren.

2.2.3.2.2 Prüfschema zur Literaturbewertung Unabhängig von den zunächst als relevant eingestuften Materialien muss in jedem Einzelfall eine sorgfältige Bewertung und Qualifizierung vorgenommen werden. Vor einem intensiven Lesen und Verarbeiten des Materials kommen zur ersten Bewertung als Methoden in Frage das Anlesen der Werke, die Nutzung von Buchbesprechungen und Rezensionen sowie eine Mischung aus eigener und fremder Literaturauswertung (sog. „closed-circle-system“). Zu den drei Methoden der Materialbewertung kurz im Einzelnen:

137 Vgl. Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 73f..

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• Anlesen von Büchern und Zeitschriften nach einem einheitlichen Prüfschema:138 So können beispielsweise aus der Herausgeberschaft (z.B. Institut der Deutschen Wirtschaft/Arbeitgeberverband oder Hans-Böckler-Stiftung/Deutscher Gewerkschaftsbund) eine gewisse politische oder thematische Grundströmung vermutet werden, aus einem Geleitwort eventuell Hinweise auf die Bedeutung des Werkes in einem Fachgebiet und darüber hinaus ergänzende Angaben zum Umfeld des Verfassers entnommen werden und aus dem Literaturverzeichnis lassen sich erste Einschätzungen der wissenschaftstheoretischen und/oder politischen Präferenzen des jeweiligen Verfassers vornehmen (z.B. häufig zitierte Autoren einer wissenschaftlichen Schule oder es werden nur Vertreter der „herrschenden“ Meinung einbezogen). • Besprechungen und Rezensionen: Sie sind gut geeignet, schnell einen Überblick über ein Buch zu erhalten. Aktuelle Rezensionen erscheinen regelmäßig in den meisten wissenschaftlichen Fachzeitschriften sowie in speziellen Besprechungszeitschriften und Literaturheften. Selten hilfreich und für wissenschaftliche Zwecke kaum geeignet sind Kurzrezensionen bzw. Beurteilungen für Verlage, die die modifizierte Wiedergabe des Verlags“Waschzettels“ oder gar Leserbeurteilungen, die im Internet vorzufinden sind. • Closed-circle-system: Die Literaturverzeichnisse der diversen Werke werden unter Einsatz der gemischten Suchstrategie nach potenziell geeigneten, einschlägigen Literatur durchsucht. Die wiederholt zitierten Quellen bzw. Werke sind recht schnell erfasst und der Kreis der vermeidlich themenrelevanten Literatur schließt sich. Allerdings sollte anhand der Zitierhäufigkeit nicht umstandslos auf überzeugende Argumente und eine herrschende (= richtige?) Meinung geschlossen werden.

2.2.4 Materialbeschaffung und -auswertung Ist eine erste Auswahl der Materialien erfolgt, müssen diese beschafft werden. Eng verbunden mit der Beschaffung ist die Materialordnung, d.h. das Zusammenstellen des Materials nach bestimmten Gesichtspunkten. Schwerpunkte jeder Arbeit sind die beiden Arbeitsphasen Materialauswertung und Manuskripterstellung.

138 Vgl. Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren,.2. Aufl., München/Wien 2002, S. 47-49.

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2.2.4.1 Materialbeschaffung und -ordnung Parallel oder spätestens nach der bewertenden Übersicht der themenrelevanten Materialien muss die Beschaffung organisiert werden. Die Beschaffung von unterschiedlichen Materialien ist auch eine Zeit- und Kostenfrage, wie folgende Beschaffungswege139 belegen: • Bibliothek(en): Jeder Studierende sollte schon im Laufe seines Studiums sich eine kleine „eigene“ Bibliothek mit Standardlitertur aufbauen (Lehrbücher und Lexika); ansonsten gilt das zu den Bibliotheksarten bereits Gesagte (Präsenz- oder Ausleih-, Freihandbibliothek oder geschlossene Bibliothek). • Fernleihe: Zu beachten sind u.a. die Bestelldauer und die Leihfristen sowie das Entgelt für die Beschaffung. • Kopien: Sie sind seit Jahren ein unverzichtbares Arbeitsmittel im wissenschaftlichen Bereich. Vermeiden Sie aber ein „blindes“ Kopieren bzw. Ausdrucken aller erreichbaren Materialien (es entstehen Kosten und ein Literaturberg, der einer neuerlichen Auswertung bedarf). • Download-Dateien: Auch hier gilt die Devise: Vermeiden Sie wahl- und kritikloses „Herunterladen“ bzw. Kopieren. • Erwerb: Die Entscheidung über den Erwerb eines Buches ist nicht nur eine Frage des momentanen Kostenvergleichs mit Kopien (verkleinerte Kopien/Kaufpreis); nachhaltige und häufige Nutzung, bessere Handlichkeit, eventuell Platzersparnis usw. sprechen in bestimmten Fällen für den Kauf eines Buches. Im Zusammenhang mit der Materialordnung sind vor allem zwei Fragen zu beantworten: • Wie finde ich die Literatur und die darin enthaltenen Gedanken wieder, wenn sie benötigt werden? • Wie belege ich korrekt die Quellen, sofern fremde Gedanken in die eigene Arbeit übernommen werden?140 Gut geeignete Hilfsmittel zur Speicherung und zum Wiederfinden von Informationen sind traditionell Karteikarten und Zettelkasten. Ein entsprechen-

139 Ausführliche Darlegungen zu den möglichen Beschaffungswegen siehe Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 43-46. 140 Vgl. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre,. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 99.

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des Vorgehen bzw. Erfassen kann auch durch den Einsatz von Computern erfolgen.

2.2.4.2 Intensives Lesen Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet vor allem auch intensives Lesen, d.h. eine kritische Aufnahme und Auswertung der Literatur im Sinne einer Vorund Nachbereitung. Grob lassen sich in Abhängigkeit der Absichten die verfolgt werden, drei Formen des Lesens unterscheiden. Diese Lesestrategien finden in den verschiedenen Phasen des Arbeitsprozesses Anwendung: • Kursorische Lesen: Das Querlesen und Überfliegen von Texten dient in der Vorbereitungsphase dazu, einen Überblick zu gewinnen und wird während des Schreibprozesses zur Vergewisserung, Einordnung und Absicherung angewendet. • Vergleichende Lesen: Diese Art des Lesens wird auch studierendes Lesen bezeichnet und macht insbesondere in der Hauptarbeitsphase Sinn. In dieser Phase geht es darum, Zusammenhänge und Argumentationsgänge herauszuarbeiten. • Selektive Lesen: Dem Thema und der Problemstellung entsprechend werden Kapitel und /oder Abschnitte gelesen. Mit dieser Leseform werden die beiden anderen Techniken ergänzt, indem versucht wird, schnell nur bestimmte – sprich relevante – Informationen zu finden.141 Zur Erarbeitung von Fachtexten wird regelmäßig auf die (bewährte) FünfPunkte-Lese-Methode (sog. SQ3R-Methode) verwiesen, die zu effektivem und rationellerem Lesen beitragen soll. Dabei wird, wie Darstellung 57 zu entnehmen ist, der Lernvorgang beim Lesen in folgende Schritte zerlegt: 1. Survey – Überblick gewinnen, durchlesen, 2. Question – Fragen stellen, 3. Read – lesen, 4. Recite – aufsagen, in Erinnerung rufen und 5. Review – wiederholen, nochmals durchlesen.142 Gewöhnen Sie sich frühzeitig daran, Literatur und Quellen nicht nur zu lesen, sondern zu verarbeiten, d.h. nachzubereiten bzw. erneut durchzuarbeiten. Ein wichtiges Arbeitsmittel für die Auswertung fremden Materials sind alle Formen von Markierungszeichen wie Buchzeichen, Einlagen und Haftnotizen 141 Vgl. Bünting, Karl-Dieter/Bitterlich, Axel/Pospiech, Ulrike: Schreiben im Studium: mit Erfolg. Ein Leitfaden mit CD-ROM, Berlin 2000, S. 64. 142 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 95-103.

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Darst. 57: Fünf-Punkte-Lese-Programm

1. Überblick gewinnen (allgemeine Orientierung)

¾ Wer ist Autor? ¾ Umschlag betrachten ¾ Vorwort lesen (Vorgeschichte, Hintergründe) ¾ Inhaltsverzeichnis (Aufbau) ¾ Zusammenfassung überfliegen ¾ Anordnung der Titel (Haupt- und Untertitel)

2. Fragen stellen über den zu lesenden Text

¾ Was steckt hinter den Überschriften? ¾ Definitionen? ¾ Erfragen der Zusammenhänge

3. Lesen

¾ Überlegungen des Autors nachvollziehen ¾ Gelesenes in Frage stellen ¾ Vorausdenken, bewusst aufnehmen ¾ Hauptaussagen, Grundidee jedes Kapitels suchen , z.B. Ausdrücke wie : „vorrangig ist zu nennen...“ „von Wichtigkeit sind...“ „zusammenfassend lässt sich festhalten...“ ¾ Fremdwörter/Fachtermini wichtig (Definitionen mehrmals lesen) ¾ Unterscheiden zwischen Tatsachen und Meinungen, wissenschaftlichen Erkenntnissen, eigenen Interpretationen, Spekulationen des Autors

4. Rekapitulation - geistige - schriftliche bewusstes Aufnehmen und Verankern im Gedächtnis

¾ Gelesenes in Erinnerung rufen ¾ gestellte Fragen beantworten ¾ in Stichworten Hauptpunkte festhalten ¾ Nachdenken über das Gelesene

5. Repetieren

¾ Überfliegen der Überschriften ¾ Sinngehalt in Erinnerung rufen ¾ Notizen durcharbeiten, Zusammenhänge herstellen

Quelle: Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 97.

sowie die bereits erwähnten Karteikarten und Zettelkasten. Die festzuhaltenden Informationen sind u.a. wesentliche Gedanken, Stichworte, wörtliche oder sinngemäße Zitate, zitierfertige bibliographische Angaben der bearbeiteten Quellen, Signatur und Standort (Bibliothek), für den Fall, dass nochmals nachgelesen werden muss. Neben der Bildung von Schlagwörtern und der Markierung von Textstellen stellt das Exzerpieren die wichtigste Ergänzung der Lesemethodik dar. Ein

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Exzerpt ist die auszugsweise Wiedergabe eines Textes oder einer Textpassage aus Büchern, Zeitschriften oder sonstigen Quellen. Beschränken Sie sich beim Exzerpieren auf das Wesentliche des Inhalts und vermeiden sie umfangreiches Abschreiben von Texten. Exzerpte sollten grundsätzlich mit dem Datum der Anfertigung versehen werden. Erstellen bzw. verwenden Sie möglichst einen vorgefertigten Literaturauswertungsbogen (siehe Darstellung 58). Darst. 58: Vorstrukturierter Literaturauswertungsbogen (Beispiel) Datum

Literaturauswertung

Buch/ Zeitschrift (bibliographische Angaben): Seite(n)

Inhalte

Standort (Bibliothek/Zuhause) Schlagwörter

Quelle: Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 108.

Allerdings kommt auf Grund der mechanischen und elektronischen Kopiermöglichkeiten ein zeitraubendes handschriftliches Exzerpieren oder eine ausufernde Zettelwirtschaft nicht mehr in diesem Maße vor. Bei Literaturauswertungen und eigenen Untersuchungen sind selbsterstellte (PC-) Formulare oder Auswertungsbögen sehr hilfreich. Ist erst einmal ein Formular, das Vollständigkeit und Vergleichbarkeit gewährleistet entwickelt, kann es (elektronisch) jeder Zeit kopiert werden.

2.2.5 Verarbeitung und Darstellung des Materials Grundsätzlich empfiehlt es sich, bereits in einer relativ frühen Phase des wissenschaftlichen Arbeitens einen ersten Rohentwurf und eine Arbeitsgliederung zu erstellen. Bei der Anfertigung einzelner Teile des Rohmanuskripts kommt es zunächst nicht auf eine ausgefeilte Formulierung, sondern auf das Festhalten von Gedanken an. Aufgrund neuer Erkenntnisse wird es vielfach so sein, dass die Phasen 2 bis 4 mehrmalig – wie in Darstellung 57 bereits verdeutlicht – zu durchlaufen sind, bis die Problemdefinition „endgültigen“ Charakter erhält und der Hauptentwurf angefertigt werden kann. Er dient als Vorlage für die Reinschrift und muss bereits vollständig ausformuliert sowie mit Zitaten und Fußnoten versehen sein. Spätestens vor der Abfassung des

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schriftlichen Endproduktes sollte man deshalb die Bestandteile schriftlicher wissenschaftlicher Arbeiten kennen und mit formellen Anforderungen, die an solche Arbeiten gestellt werden, vertraut sein. Bei der schriftlichen Texterstellung greift man auf die traditionelle Schreibmaschine, den PC mit entsprechenden Softwarepaketen mit reiner Textverarbeitung bis hin auf das sog. Desktop Publishing (DTP) zurück. Abgesehen davon, dass sich Studierende i.d.R. keine DTP-Software leisten können, ist außerdem zu bedenken, dass der Umgang mit dieser Software Grundkenntnisse in Typographie und Seitengestaltung (Layout) erfordert. Aufgrund der schnellen Verbreitung von PCs (viele Studierende besitzen einen eigenen Personalcomputer/Laptop bzw. können auch auf die PC-Labors an den Hochschulen zurückgreifen) hat sich die Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten verändert; man kann auch sagen, sie hat sich vereinfacht. Der Einsatz von PCs im Rahmen der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten ist heutzutage weit verbreitet. Zu bedenken ist allerdings, dass der PC vorwiegend Erleichterungen im Hinblick auf technische Aspekte wie z.B. der Literatursammlung und -ordnung, bei der Erstellung von Registern, bei der Visualisierung von Tabellen und Graphiken usw. bietet. Zwar ist auch die Optik bei der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit gefragt, aber nicht primär. Viele bunte Darstellungen sind zunächst noch kein Ausweis für eine solide Arbeit (Blendereffekt beachten!). Andererseits sollte auch bedacht werden, dass ohne ansprechende Optik, einem wissenschaftlich adäquaten Schreibstil und vor allem ohne eine vernünftige Präsentation Inhalte oftmals in ihrer Wirkung blass bleiben bzw. nicht überzeugen können.

2.2.5.1 Schreibstil und Sprachregelungen Wissenschaftliche Texte143 dienen durch die Verknüpfung fremden und eigenen Gedankenguts in erster Linie der Darstellung, Vermittlung und kritischen Diskussion von Sachproblemen. Die Ausarbeitungen sollen nicht additiv zusammengetragene Literatur wiederspiegeln, müssen frei von reinen Behauptungen, Oberflächlichkeiten, Trivialitäten, Redundanzen, Zitier- und Gliederungsfehlern sein und eine klare Gedankenstruktur aufweisen. Die Arbeit muss sowohl inhaltlich wie auch sprachlich überzeugen. Nach Bänsch können 143 Wissenschaftliches Schreiben ist als ein eigenes Lehr- und Forschungsgebiet aufzufassen. Siehe hierzu z.B. Kruse, Otto u.a.: Schlüsselkompetenz Schreiben, München 1999; Narr, Wolf-Dieter/Stary, Joachim (Hrsg.): Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer geben Studierenden Tips, 2. Aufl., Frankfurt/Main 2000; Pyerin, Brigitte: Kreatives Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden, Weinheim/München 2001; Werder, Lutz von: Kreatives Schreiben von wissenschaftlichen Hausarbeiten und Referaten, Berlin 2004.

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Gedanken und Gedankenfolgen beim Leser oder Gutachter nur dann „klar“ ankommen, wenn sie in eindeutig verständliche, aussagefähige Worte, Sätze und Satzfolgen gefasst sind.144 Beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit sollten deshalb folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden: • In wissenschaftlichen Arbeiten ist es unüblich und deshalb zu vermeiden, in der „Ich-Form“ oder in der „Wir-Form“ zu schreiben; dies gilt für die „Wir-Form“ auch im Falle von Autorengemeinschaften. Lediglich zur Unterstreichung der eigenen (z.B. abweichenden) Meinung ist der direkte Ich-Bezug sehr angebracht. • Schreiben Sie möglichst unkompliziert und wenig verschachtelt. Generell gilt die Aussage: Kurze Sätze geben Sachverhalte eher klar und strukturiert wieder. • Auf umgangssprachliche Wendungen und saloppen Ton (Jargon, Internetsprache) sollte verzichtet werden. Vermeiden Sie auch beliebte Füllwörter wie ja, nun und u.ä. (also nicht: Es ist ja klar, dass..., sondern „Es ist klar, dass...) und übertriebene Ausdrücke wie unglaublich hohe Personalkoste oder immense Umsatzsteigerung in 2008. • Jede Wissenschaftsdisziplin hat zwar ihre Fachterminologie auf die sie im Rahmen der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit nicht verzichten müssen und bei Bedarf gezielt solche Wörter einsetzen. Vermeiden Sie aber eine nachhaltige Nutzung von seltenen und eher unbekannten Fremdwörtern, fremdsprachigen Ausdrücken und von Modewörtern. Dies ist kein Ausdruck von Wissenschaftlichkeit.145

2.2.5.2 Formelle Anforderungen ans Zitieren Zu den wichtigen formellen Anforderungen einer wissenschaftlichen Arbeit zählen der Ausweis der verwendeten Literatur und vor allem die Kenntlichmachung der Übernahme fremden Gedankenguts, d.h. die Anforderungen ans Zitieren. Im Folgenden werden der Umgang mit Zitaten, deren Belegmöglichkeiten (Fußnoten) sowie die denkbaren Arten der Anmerkungen in den Fußnoten besprochen.

144 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 18-27. 145 Ausführliche Darlegungen zu Sprache und Stil sind zu finden bei Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 214-223.

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2.2.5.2.1 Allgemeine Zitierhinweise Eine wissenschaftliche Arbeit ist eine Zusammenführung fremder und eigener Gedanken. Viele Studierende sind unsicher, was und wie sie geschriebene Worte bzw. Textpassagen aus der Literatur und sonstigen Quellen übernehmen und dies deutlich machen müssen, d.h. in welcher Form zitiert werden muss. Bevor detaillierter auf die Zitierweise (Zitierregeln) eingegangen wird, seien zunächst einige grundsätzliche Hinweise zum Umgang mit Zitaten und Zitierregeln gegeben: • Zitate sind buchstaben- und zeichengetreue (direktes Zitat) oder sinngemäß (indirektes Zitat) aus den verschiedenen Quellen übernommene Worte und Textpassagen, d.h. Meinungen, Auffassungen, Gedanken, Erkenntnisse und Ergebnisse anderer Personen. • Klären Sie, ob die vorliegenden Materialien (Quellen) zitierpflichtig, zitierfähig nicht zitierfähig oder nicht zitierwürdig sind. • Zitieren Sie ausschließlich Quellen, die Sie wirklich gelesen haben und stellen Sie sicher, dass das jeweilige Zitat nachprüfbar und die in Ihren Zitaten angesprochenen Quellen im Literaturverzeichnis Ihrer Arbeit ausgewiesen sind. Auch entnommene Darstellungen sind entsprechend kenntlich zu machen und die benutzte Quelle im Literaturverzeichnis aufzunehmen. • Beim Verfassen der ersten Seminararbeit, wo Sie in der Regel noch relativ unsicher im Umgang mit der Verarbeitung von Materialien sind, zitieren Sie eher mehr als zu wenig. • Grundsätzlich sollte eine vorgelegte Arbeit weder unter- noch überzitiert erscheinen. Bei zu wenigem Zitieren (Vortäuschen von Eigenständigkeit und Originalität) wie auch zu umfangreichem Zitieren (Angaben mit Belastbarkeit) stellt sich die Frage nach der Eigenleistung des Studierenden. • Vermeiden Sie die Verwendung von Sekundärzitaten und überhaupt unnötiges Zitieren (z.B. generelles und fachliches Allgemeinwissen), unnötig häufiges und umfangreiches wörtliches Zitieren und insbesondere ununterbrochenes oder fast durchgängiges Zitieren, d.h. bloßes Übernehmen bzw. Abschreiben von Textpassagen.146 • Grundsätzlich lassen sich als übliche Zitiertechniken der Vollbeleg und der Kurzbeleg als Fußnote oder im laufenden Text nach der sog. HavardZitierweise (Autor, Jahr, Seite) unterscheiden. Empfohlen wird die Aufnahme des Quellenverweises in eine Fußnote am Ende der jeweiligen Seite.

146 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 7f.

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• Die einmal gewählte Zitiertechnik muss in einer Arbeit durchgängig angewendet werden.147 Abschließend sei noch auf die kontroverse Diskussion der geschlechterbezogenen Diskriminierung aufmerksam gemacht, d.h., ob es diskriminierend ist, wenn in wissenschaftlichen Texten männliche Wortformen dominieren (der Leser, der Manager, der Dozent usw.). Die Bemühungen um eine gleichberechtigte Behandlung von Männern und Frauen haben zu bisexuellen Ausdrucksformen geführt wie StudentInnen, ManagerInnen bzw. Kommilitonen/innen oder Abiturienten und Abiturientinnen (Langform). Mag die Zweigeschlechtlichkeit auch ihre Berechtigung haben, so stört die vielfache Benutzung bisexueller Begriffe wie „er/sie“ oder „er und sie“ die Lesbarkeit und sprachliche Ästhetik. Nach Theisen haben zweigeschlechtliche Begriffe, ebenso wie die zwanghafte Neutralisierung, „wenig mit erreichter Gleichberechtigung, viel aber mit schlechtem Stil zu tun.“148 Sind Sie sich unsicher, welche Variante Sie wählen möchten, dann sprechen Sie die Vorgehensweise mit Ihrem Betreuer ab. Verzichten Sie auf ein fortwährendes Anhängen der weiblichen Wortergänzung, so empfiehlt es sich im Vorwort bzw. beim erstmaligen Auftreten eines derartigen Falls eine erklärende Bemerkung einzuführen. Des Weiteren gibt es in vielen Fällen die Möglichkeit, geschlechtsneutrale Begriffsvarianten zu wählen wie z.B. Studierende.

2.2.5.2.2 Zitate und Fußnoten Im Hinblick auf die Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit stellt sich die Frage, wie der Verfasser fremdes Gedankengut verarbeitet und kenntlich gemacht hat. Sowohl beim wörtlichen als auch beim sinngemäßen Zitieren sind Besonderheiten zu beachten. Drei Zitatformen sind zu unterscheiden: Sekundärzitat, Zitat im Zitat und das Zitieren von Spezialliteratur. Als Beleghinweis kommen der Voll- und Kurzbeleg in Frage. Der Zitatvermerk eines wörtlichen Zitates aus dem Erstschrifttum in der Fußnote beginnt mit dem Namen des Autors ohne eine hinweisende Vorbemerkung (Czenskowsky, T: …). Beim Zitatvermerk aus der Sekundärliteratur (Sekundärzitat) wird zunächst die Originalquelle genannt und diese wird durch den Zusatz „zitiert in ...“ oder „zitiert nach ...“ mit der Sekundärquelle verbunden, die danach aufgeführt wird. Indirekte Zitate stehen niemals in Anführungszeichen. Sie werden ebenso wie direkte Zitate im Text durch einen Fußnotenvermerk 147 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 224-234. 148 Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 139.

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(hochgestellte arabische Ziffer) gekennzeichnet; die Fußnote selbst muss mit einem „Vgl.“ (= vergleiche), mit einem „s./sh.“ (= Siehe, besser die ausgeschriebene Form wählen, da „S.“ auch als Abkürzung für Seite steht) oder einem entsprechenden Hinweis beginnen. In vielen Fällen bietet es sich an, spezifische Hinweise zu geben wie z.B.: „Ähnlicher Auffassung ist ...“, „Sinngemäß übernommen von ...“, Analog zu ...“ oder „In Anlehnung an ...“ usw. Fußnoten ergeben sich aus dem Zitieren oder aus Anmerkungen zum Text. Darstellung 59 zeigt überblicksartig die Zitier- und Fußnotenarten. Darst. 59: Zitat- und Fußnotenarten =LWDWH ‡ GLUHNWHV =LWDW Z|UWOLFKH 7H[WEHUQDKPH Ä9HUJHVVHQ 6LH QLFKW GLH .RVWHQ ³ GRSSHOWH $QIKUXQJVVWULFKH )X‰QRWHQYHUPHUN RKQH KLQZHLVHQGHU 9RUEHPHUNXQJ

‡ LQGLUHNWHV =LWDW VLQQJHPl‰H 7H[WEHUQDKPH (V VHL GDUDXI YHUZLHVHQ GDVV GLH .RVWHQ   NHLQH $QIKUXQJVVWULFKH )X‰QRWHQYHUPHUN PLW KLQZHLVHQGHU 9RUEHPHUNXQJ 9JO 6LHKH

=LWDWIRUPHQ 6HNXQGlU]LWDW =LWDW LP =LWDW XQG =LWLHUHQ YRQ 6SH]LDOOLWHUDWXU (UVWVFKULIWWXP =ZHLWVFKULIWWXP6HNXQGlUOLWHUDWXU =LWDWYHUPHUN%HOHJKLQZHLV GLUHNWH XQG LQGLUHNWH =LWDWH 9ROOEHOHJ .XU]EHOHJ ‡ =LWLHUYHUPHUN LQ )RUP HLQHU KRFKJHVWHOOWHQ ‡ =LWLHUYHUPHUN LQ )RUP HLQHU KRFKJHVWHOOWHQ =LIIHU =LIIHU RGHU RKQH =LIIHU ‡ %HOHJKLQZHLV LPPHU XQWHU GHP 7H[W ‡ %HOHJKLQZHLV DOV )X‰QRWH RGHU LP 7H[W ‡ 'DWHQ QXU QRWZHQGLJH /LWHUDWXUDQJDEHQ DOV )X‰QRWH ‡ 'DWHQ DOOH /LWHUDWXUDQJDEHQ $QPHUNXQJVDUWHQ =XVDW]LQIRUPDWLRQ (UNOlUXQJHQ 4XHUYHUZHLVH ‡ EHLVSLHOKDIWH $XI]lKOXQJHQ ‡ HUNOlUHQGH $QJDEHQ ‡ 9HUZHLV DXI HUJlQ]HQGH E]Z YHUZDQGWH DOWHUQDWLYH )RUPXOLHUXQJHQ GHWDLOOLHUW XQWHUVWW]HQG 7KHPHQEHUHLFKH GHU XQG 'HILQLWLRQHQ ]X 7H[WLQKDOWHQ ‡ /LWHUDWXUHPSIHKOXQJHQ GHQ ‡ YHUWLHIHQGH $XVIKUXQJHQ HLJHQHQ $UEHLW DQ DQGHUHU 6WHOOH 7H[WIOXVV VW|UHQGH =LWDWH ‡ VLQG ]XP 7H[WYHUVWlQGQLV XQG bKQOLFKHV QLFKW ]ZLQJHQG HUIRUGHUOLFK ‡ %HQHQQXQJ GHU ‡ ZUGHQ LP 7H[WIOXVV 2UGQXQJV]LIIHUQ XQG 6HLWHQDQJDEHQ GHV 7H[WWHLOV VW|UHQG XQG DEOHQNHQG ZLUNHQ Quelle: Eigene Darstellung

Worauf müssen Sie beim direkten oder wörtlichen Zitat, d.h. der buchstaben- und zeichengetreuen Übernahme von Gedanken, achten? Wörtlich bedeutet demnach, dass ungewöhnliche oder veraltete Schreibweisen, selbst fal-

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sche Zeichensetzung beizubehalten sind. Verbessert werden lediglich Druckfehler. Anfang und Ende jedes wörtlichen Zitats werden durch doppelte Anführungsstriche hervorgehoben; der Zitatvermerk steht nach dem abschließenden Anführungszeichen. Zitate innerhalb von Zitaten stehen in einfachen Anführungszeichen. Beim Vollbeleg erfolgt der Zitiervermerk in Form einer hochgestellten Fußnotenziffer als letztes Zeichen vor Beginn des nächsten Satzes und die Fußnote enthält alle Literaturangaben; beim Kurzbeleg beschränken sich die Literaturangaben auf das Notwendigste und werden entweder im Text (Kurzzitierweise bzw. „Harvard-Zitierweise“) oder als Fußnote platziert. Die Fußnote beginnt nach der Zifferangabe standardmäßig mit dem Nachnamen des zitierten Autors ohne hinweisende Vorbemerkung. Beim Kurzbeleg können mehrere Möglichkeiten unterschieden werden. Darstellung 60 zeigt anhand eines Beispiels die Behandlung des wörtlichen Zitats und die Darstellung des „Zitats im Zitat“. Darst. 60: Beispiele für direkte Zitate mit Voll- und Kurzbeleg Originaltext: Eine gründliche, frühzeitige Identifikation der möglichen Stakeholder ist für den Erfolg vieler Projekte unabdingbar. Wörtliches Zitat: „Eine gründliche, frühzeitige Identifikation der möglichen Stakeholder ist für den Erfolg vieler Projekte unabdingbar.“1 „Eine gründliche, frühzeitige Identifikation der möglichen Stakeholder ist für den Erfolg vieler Projekte unabdingbar“ (Schelle 2007, S. 99). (Harvard-Zitierweise) Originaltext: Vor dem Auszählen der in der Literatur zu themenrelevanten Problemen immer wieder (oder sogar mehrheitlich) vertretenen Meinungen muss gewarnt werden: Eine herrschende (=richtige?) Meinung als das Ergebnis der, an Zahl und/oder Gewichtigkeit und Bedeutung gemessen „Herrschenden“ ist kein Sachargument. Zitat im Zitat: „Vor dem Auszählen der in der Literatur zu themenrelevanten Problemen immer wieder (oder sogar mehrheitlich) vertretenen Meinungen muss gewarnt werden: Eine herrschende (=richtige?) Meinung als das Ergebnis der, an Zahl und/oder Gewichtigkeit und Bedeutung gemessen ‚Herrschenden‘ ist kein Sachargument.“2 Fußnote: 1 Schelle, Heinz: Projekte zum Erfolg führen. Projektmanagement systematisch und kompakt, 5. Aufl., München 2007, S. 99. (Vollbeleg) Beispiele für Kurzbeleg: 1 Schelle, Heinz, Projekte, 2007, S.99. 1 Schelle, Heinz (2007), S. 99. 1 Schelle 2007, S. 99. 2 Theisen Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 87. (Vollbeleg)

Quelle: Eigene Darstellung

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Mit wörtlichen Zitaten sollte in einer wissenschaftlichen Arbeit sparsam umgegangen werden. In der Regel werden Textveränderungen (Auslassungen, Zusätze, Unterlassung oder Hinzufügung von Hervorhebungen) vorgenommen oder die Gedanken anderer Autorenfließen sinngemäß in den Text ein. Was ist bei Zitaten aus dem Erstschrifttum und aus der Sekundärliteratur zu beachten? • Auslassungen im Text: Wird ein Wort aus dem Originaltext ausgelassen, so sind an dieser Stelle zwei Punkte „..“, bei Auslassung mehrerer Worte/Sätze drei Punkte „...“ zu setzen. Bei Auslassungen zu Beginn und am Ende eines wörtlichen Zitates stehen keine Auslassungspunkte. Ebenfalls keine Auslassungspunkte werden gesetzt, wenn ein Zitat unmittelbar in den eigenen Text eingebaut und dabei Anfang oder Ende des zitierten Satzes weggelassen wird. Innerhalb eines Zitates müssen jedoch Kürzungen zu Satzbeginn oder Satzende mit Auslassungspunkten versehen werden. • Im direkten Zitat werden wörtliche Zitate, die der angeführte Autor seinerseits zitiert hat, im Zitat durch einfache (halbe) Ausführungsstriche (,...`) markiert, um sie als Zitat im Zitat zu kennzeichnen. • Notwendige Zusätze oder Ergänzungen des zitierenden Verfassers stehen in eckigen oder runden Klammern. Eigene Hervorhebungen (z.B. Unterstreichungen oder Sperrungen) sollten in eckigen Klammern als eigener Zusatz gekennzeichnet werden [Hervorhebung nicht im Original] oder in runde Klammern (...) eingeschlossen, dann allerdings mit dem Zusatz „(..., der Verf.)“. • Fremdsprachige Zitate im Text können im Original zitiert werden, soweit es sich um eine Schulsprache (z.B. Englisch, Spanisch) handelt und die Verwendung des Originaltextes angebracht zu sein scheint; in einer Fußnote kann dem Leser eine deutsche Übersetzung angeboten werden. Sonstige fremdsprachliche Zitate werden zweckmäßigerweise in der deutschen Übersetzung im Text wiedergegeben. In beiden genannten Fällen empfiehlt sich der Vermerk auf den Übersetzer „(...; Übersetzung des Verf.). • Besonderheiten sind beim Zitieren von Spezialliteratur (Gesetzestexte und Kommentare) zu beachten.149 Soweit Gesetzestexte und Paragrafen in direkter Form – also mit Anführungszeichen – in einen Text eingebunden werden, sind die Textpassagen wie direkte Literaturzitate auszuweisen und standardmäßig mit „Siehe“ in der Fußnote zu kennzeichnen. Vielfach erfolgt jedoch die Zitierung von reinen Gesetzestexten nicht 149 Weitergehende Hinweise bezüglich des Zitierens von Spezialliteratur mit Verweisen auf spezielle Literatur gibt Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 157-160.

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Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit als Fußnote, sondern im Text der Ausführungen. Die Zitierung kann beispielsweise in den Satz eingebaut werden („… gemäß § 238 HGB …“), oder sie erscheint in Klammern an der entsprechenden Stelle innerhalb des Satzes „Laut Handelsgesetzbuch (§§ 264-335 HGB)… oder in Klammern am Satzende: Der Jahresabschluss ist nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung aufzustellen (§ 243 Abs. 1 HGB).

Darst. 61: Behandlung von Veränderungen wörtlicher Zitate Auslassungen im zitierten Text: Beispiel für die Auslassung eines Wortes über zwei Auslassungspunkte: Welche Bedeutung dem Menschen in einer Organisation beizumessen ist, wird in Wissenschaft und Praxis .. recht unterschiedlich bewertet. Beispiel für die Auslassung von zwei oder mehr Worten/Sätzen über drei Auslassungspunkte: Um die Komplexität, die eine Organisation kennzeichnet, steuern zu können, muss das Personalcontrolling für eine reibungslose ... Informationsversorgung der Entscheidungsträger ... sorgen. Zusätze oder Ergänzungen durch eine entsprechende Anmerkung in Klammern kennzeichnen: Eine Produktion von Gütern und Dienstleistungen [sowie deren Absatz] ist letztlich immer auf den Einsatz menschlicher Arbeitsleistung zurückzuführen. Eigene oder unterlassene Hervorhebungen (Sperrungen, Unterstreichungen, Fettdrucke): Welche Bedeutung dem Menschen [Fettdruck nicht im Original] in einer Organisation beizumessen ist, wird in Wissenschaft und Praxis ... recht unterschiedlich bewertet. Quelle: Eigene Darstellung

Um eine sinngemäße Widergabe handelt es sich bereits dann, wenn in irgendeiner Form eine textliche Anlehnung an fremde Gedanken und Ausführungen erfolgt. Auch wenn eine vollständig eigene Formulierung gewählt wird, muss ein Hinweis auf den „geistigen Vater“ oder die „geistige Mutter“ erfolgen. • Wie direkte werden auch indirekte Zitate durch eine Fußnotenangabe im Text gekennzeichnet. Die Fußnote selbst wird üblicherweise durch den Zusatz „vgl.“ (= vergleiche) oder „s./sh.“ (= siehe) eingeleitet.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

153

• In vielen Fällen bietet es sich an, spezifische Hinweise zu geben wie z.B.: „Ähnlicher Auffassung ist ...“, „Sinngemäß übernommen von ...“, Analog zu ...“ oder „In Anlehnung an ...“ usw. Das folgende Beispiel zur Kennzeichnung fremder Gedanken (durch Nennung des Autors bzw. durch die Benutzung des Konjunktivs) verdeutlicht die indirekte Zitierweise mit Voll- und Kurzbeleg (vgl. Darstellung 62).

Darst. 62: Beispiel für ein indirektes Zitat mit Voll- und Kurzbeleg Originaltext: Zu beachten ist, daß die Kennziffern für die (mengen- bzw. wertmäßige) Wirtschaftlichkeit und die Produktivität für sich isoliert nur beschränkte Aussagekraft besitzen. Eine gute Produktivität oder Wirtschaftlichkeit bedeutet nicht notwendigerweise eine hohe Rentabilität. Deshalb ist es sinnvoll, einzelne Kennzahlen nach bestimmten Kriterien zu vergleichen (z.B. Zeit-, Betriebsvergleich) und zweckorientierte Kennzahlensysteme zu entwickeln, die zur Entscheidungsfindung und -unterstützung herangezogen werden können. Sinngemäßes Zitat: Bei einer näheren Beschäftigung mit Kennzahlen halten Zdrowomyslaw/Götze es für eine sinnvolle Vorgehensweise, zum einen anhand von Kriterien Kennzahlen einander gegenüberzustellen und zum anderen, entscheidungsrelevante Kennzahlensysteme zu schaffen.1 (durch Nennung der Autoren) Bei einer näheren Beschäftigung mit Kennziffern seien als geeignete Instrumente zum einen der Vergleich einzelner Kennzahlen nach bestimmten Kriterien und zum anderen die Entwicklung zweckorientierter Kennzahlensysteme genannt.1 (durch die Benutzung des Konjunktivs) Bei einer näheren Beschäftigung mit Kennziffern seien als geeignete Instrumente zum einen der Vergleich einzelner Kennzahlen nach bestimmten Kriterien und zum anderen die Entwicklung zweckorientierter Kennzahlensysteme genannt (Zdrowomyslaw, N. 2001, S. 14). (Harvard-Zitierweise) Fußnote: Vgl. Zdrowomyslaw, Norbert unter Mitarbeit von Wolfgang Götze: Kosten-, Leistungs- und Erlösrechnung, 2. Aufl., München/Wien 2001, S. 14. (Vollbeleg) 1 Vgl. Zdrowomyslaw, N. 2001, S. 14. (Kurzbeleg) 1

Quelle: Eigene Darstellung

154

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Abgesehen von der grundsätzlichen Unterscheidung in Voll- und Kurzbeleg können in der Fußnote beim Hinweis auf die Literatur – je nach Art und Anzahl der zitierten Literatur auf einer Seite und den fortfolgenden – unterschiedliche Verweismethoden ausgemacht werden. Vielfach sind sie nicht zu empfehlen oder sind gar unzulässig.

Darst. 63: Aspekte für Fußnoten in Form des Voll- und Kurzbelegs T E XT _____________________________ Fußnotenvermerk bei Zitaten aus der Sekundärliteratur (Zweitschrifttum): Gutenberg 1971, S. 3, zitiert in bzw. nach Wöhe 1973, S. 61. (bei wörtlichem Zitat) Vgl. Gutenberg 1971, S. 3, zitiert in bzw. nach Wöhe 1973, S. 61. (bei sinngemäßen Zitat) Sowohl beim Kurz- als auch Vollbeleg zwingend erforderlicher Verweis. Nach dem ersten Vollbeleg werden anstelle des Fußnotenvermerks verschiedene Abkürzungen verwendet: „a.a.O.“ (= am angegebenen Ort), „l.c.“ (lat.: loco citato) oder „op. cit“ (lat.: opere citato) – jeweils mit oder ohne Seitenangabe (eher nicht zu empfehlen) a.a.O. ist nur zu empfehlen, wenn Verweis mit Namen gewählt wird, z.B. Zdrowomyslaw, Personalcontrolling, a.a.O., S. 200. Bei unmittelbar aufeinanderfolgender Verwendung derselben Quelle auf derselben Seite: Vgl. ebenda, S. 200. (möglich) Auf Verweisabkürzungen wie z.B. „dto“, eodem“, „ebd“, „ders.“ u.a. ist zu verzichten (sind nicht zulässig). Erstreckt sich ein Zitat aus einem zitierten Werk über mehr als eine Seite, sollten die entsprechenden Seiten wie folgt angegeben werden: z.B. „S. 25-27“. Bei einer zitierten Seite kann die Bezeichnung f. (folgende) gewählt werden; bei mehr als einer zitierten Seite sollte die Bezeichnung ff. (fortfolgende Seiten) nicht benutzt werden. Ein Zitat aus einer Quelle auf mehreren nicht aufeinander folgenden Seiten wird wie folgt belegt: „S. 25 und 29“. Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

155

2.2.5.3 Darstellungen Die Gestaltung und Platzierung von Darstellungen ist eine eigene „Wissenschaft“. Gut platzierte Zitate im laufenden Text sind das Salz in der Suppe und optisch gut gestaltete und aussagekräftige Darstellungen können die Aufnahmebereitschaft des Lesers erhöhen und zur Vermittlung von Argumenten in einer Arbeit beitragen. Für die Gestaltung von Texten gilt wie beim Fotografieren die Feststellung: Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte. Angesichts dieser Tatsache lohnt es sich Gedanken darüber zu machen, was im Interesse einer eindrucksvollen bzw. aussagestarken Darstellung beachtet werden sollte. Die wichtigsten Darstellungen sind Schaubilder, Diagramme, Tabellen und Programmabläufe. Bei der Erstellung von Darstellungen können einschlägige Bücher sowie Checklisten herangezogen werden, worauf besonders geachtet werden sollte.150 Für die Erstellung von Tabellen151 und zum wissenschaftlichen Arbeiten prinzipiell gibt seitens des Deutschen Instituts für Normung e.V. (Berlin) sogar DIN-Norm-Empfehlungen vor.152 Nachfolgend werden drei unterschiedliche Darstellungsformen beispielhaft vorgestellt: eine Abbildung, eine Tabelle und ein Diagramm (vgl. dazu Darstellungen 64 bis 66). Die Bezeichnung einer Darstellung kann als Überschrift (wie in diesem Fall) oder als Unterschrift153 gesetzt werden; nicht zu vergessen ist auch die Quellenangabe, die grundsätzlich unter der jeweiligen Abbildung platziert ist.

150 Vgl. Hichert, Rolf: Managementberichte verständlich gestalten. Empfehlungen für Verbesserungen, in: CFO aktuell Zeitschrift für Finance & Controlling 8/2007, S. 173-175; Ziegenbein, Klaus: Controlling, 9. Aufl., Ludwigshafen (Rhein) 2007, S. 516-525. 151 Zu den Bestandteilen einer Tabelle siehe z.B. Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre,. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 123f.; Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 166f.. 152 Zu den DIN-Normen zum wissenschaftlichen Schreiben siehe die Aufstellung im Werk von Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 249f.. 153 Vgl. Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 70f.

156

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 64: Akteure und Einflussgrößen im regionalen System Akteure

Einflussgrößen

Bevölkerung Ministerien Wettbewerbsvorteile

Arbeitgeberverbände

Industrie- und Handelskammer Handwerkskammer Stadt- und Kommunalverwaltung Wirtschaftsförderer Branchenverbände und -vereine Hochschulen Sonstige Bildungsträger

Regional- und Standortentwicklung

Gewerkschaften

Standortfaktoren Innovationen Branchencluster Netzwerke/Kooperationen Regionalmarketing

Unternehmen Investoren

Kunden

Quelle: Bladt, Michael: Theoretische und praktische Analyse der Wirtschaftsstrukturen und Wirtschaftsakteure in der Region Vorpommern. Konzeptionelle Ausführungen zur Regionalentwicklung Vorpommerns mit Handlungsorientierung, Diplomarbeit, Stralsund 19.07.2007, S. 20.

Darst. 65: Auszubildende nach Ausbildungsbereichen 2006 Auszubildende Ausbildungsbereich

1991

2004

2005

2006

1)

Anteil

Anzahl Insgesamt davon Industrie und Handel Handwerk Landwirtschaft Öffentlicher Dienst Freie Berufe Hauswirtschaft Seeschifffahrt

Veränderung zum Vorjahr %

33 559

45 507

44 414

43 425

100

- 2,2

18 887 10 071 1 933 671 955 628 414

26 590 12 675 2 011 1 345 2 019 815 43

26 343 11 981 2 029 1 345 1 886 780 41

26 022 11 424 2 025 1 356 1 806 735 57

59,9 26,3 4,7 3,1 4,2 1,7 0,1

- 1,2 - 4,6 - 0,2 + 0,1 - 4,2 - 5,8 + 39,0

1) vorläufige Ergebnisse

Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Statistische Hefte Mecklenburg-Vorpommern. Statistischer Jahresbericht 2006 – Entwicklung in MV, 4. Jahrgang, 2007, Heft 2, Schwerin 2007, S. 99.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

157

Darst. 66: Auszubildende nach Ausbildungsbereichen 2006

Quelle: Erstellt nach Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Statistische Hefte Mecklenburg-Vorpommern. Statistischer Jahresbericht 2006 – Entwicklung in MV, 4. Jahrgang, 2007, Heft 2, Schwerin 2007, S. 98.

Allgemeingültige Empfehlungen zu Art und Gestaltung geeigneter Darstellungen sind nicht sinnvoll. Lassen Sie Kreativität und Originalität zu, verlieren Sie aber dabei nicht die zu vermittelnde Sache aus den Augen.

2.2.6 Bestandteile wissenschaftlicher Arbeiten Schriftliche wissenschaftliche Arbeiten weisen gewöhnlich eine ganz bestimmte Struktur auf, d.h. sie setzen sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Habilitationsschriften, Dissertationen und Monographien enthalten meistens mehr Bestandteile als Abschluss- oder Seminararbeiten. Darstellung 67 weist die Bestandteile nach der Art wissenschaftlicher Arbeiten unter Verwendung der Kriterien „ja“, „nein“, „kann“, bei Bedarf“ und „sinnvoll“ aus.

158

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 67: Bestandteile von Seminar-, Abschluss- und Doktorarbeiten Seminararbeit Referat

Art der Arbeit/ Bestandteile

Bachelor/ Doktorarbeit Master/ Diplomarbeit

Titelseite/Deckblatt

Ja

Ja

Ja

Vortexte Motto, Sprichwort Widmung Geleitwort Vorwort/Vorbemerkung Sperrvermerke bzw. Anonymisierungen

Kann Nein Nein Kann Bei Bedarf

Kann Nein Nein Kann Bei Bedarf

Kann Kann Kann Sinnvoll Bei Bedarf

Kurzzusammenfassung/Abstract

Nein

Kann

Sinnvoll

Inhaltsübersicht (nur Hauptüberschriften) Nein Inhaltsverzeichnis (ausführliche Ja Gliederung)

Nein Ja

Kann Ja

Darstellungsverzeichnis (Abbildungs-, Tabellen-, Übersichtenverzeichnis/se), Anhangverzeichnis

Bei Bedarf

Ja

Ja

Abkürzungs-, Formeln-, Symbolverzeichnis

Bei Bedarf

Bei Bedarf

Ja

Text der Arbeit/Inhalt: Einleitung, Hauptteil (Theorie, Empirie, Praxisbezug), Schluss

Ja

Ja

Ja

Nein Kann Nein Nein

Nein Bei Bedarf Kann Kann

Kann Bei Bedarf Kann Bei Bedarf

Ja kann

Ja kann

Textergänzungen Exkurs (im Textteil) Anhang (nach dem Text) Glossar (nach dem Text) Anlage (nach dem Text)

Ja Literatur- (und Quellen)verzeichnis Gegebenenfalls Differenzierung nach nein Literaturgattungen: Bücher, Sammelwerke und Festschriften, Loseblatt-Sammlungen, Zeitschriftenaufsätze, Elektronische Informationen (Internet), Rechtsprechung, Quellen, „graue Literatur“ Sachverzeichnisse (Register) Schlagwortverzeichnis Namensverzeichnis Ortsverzeichnis

Nein Nein Nein

Nein Nein Nein

Sinnvoll Sinnvoll Sinnvoll

Nachtexte Nachwort Ehrenwörtliche Erklärung (Vermerke) Lebenslauf

Nein Nein Nein

Nein Ja Nein

Kann Ja Ja

Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

159

Im Folgenden steht die Betrachtung der Muss-Bestandteile von Abschlussarbeiten im Fokus. Diese Bestandteile werden zunächst der Reihenfolge nach besprochen. Bestimmte Verzeichnisse, wie das Darstellungsverzeichnis und eingeschränkter das Abbildungsverzeichnis zählen wir dabei im weiteren Sinne zu den üblichen Bestandteilen, obwohl sie nicht unbedingt in der Arbeit enthalten sein müssen. Geht man davon aus, dass eine Abschlussarbeit ohne Abbildungen und Tabellen (ein Bild erklärt oft mehr als tausend Worte) in der Regel in ihrer Qualität und Originalität nur bedingt zu überzeugen mag, so ist diese Zuordnung gerechtfertigt. Als einzelne Abschnitte werden nach dem zwingenden Teil „Inhalt und Aufbau“, der recht oft als Textergänzung vorzufindende Anhang, das obligatorische Inhaltsverzeichnis sowie die ebenfalls zwingend aufzunehmende „Ehrenwörtliche Erklärung“. Abschließend werden unter dem Gliederungspunkt „sonstige Bestandteile“ weitere Kann-Bestandteile wissenschaftlicher Arbeiten erwähnt.

2.2.6.1 Titelseite Die Titelseite (das Deckblatt) einer Seminar- bzw. Abschlussarbeit sollte die wesentlichen Informationen enthalten, die zur „Identifikation“ der Arbeit und der Person erforderlich sind. Hierzu zählen u.a.: • • • •

Hochschule, Fachbereich, Seminarbezeichnung usw. Thema der Arbeit Art der Arbeit (Seminar- oder Abschlussarbeit) Vorlagevermerk („vorgelegt bei ....“); Namensangabe des Dozenten/des Gutachters mit akademischen Graden • Angaben über den Verfasser (Vor- und Familienname; Matrikel-Nummer, ggf. Fachsemester, Studienadresse und Telefonnummer sowie EMail und ggf. URL (Uniform Resource Lactor) der eigenen Hompage, die im Rahmen einer Seminararbeit Rückfragen erleichtern) • Semester (in dem die Abschlussarbeit abgegeben wird, bzw. in dem das Seminar stattfindet) • Termin der Abgabe bzw. der Einreichung (nicht des Prüfungstags) Einige Hochschulen bzw. Hochschullehrer sprechen Empfehlungen für die Titelseite von Seminar- bzw. Abschlussarbeiten aus und geben oftmals auch Muster für die Titelseite heraus. Halten Sie sich möglichst an die Vorgaben. Darstellung 68 stellt ein Muster zur Orientierung dar.

160

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 68: Muster eines Titelblatts einer Abschlussarbeit

Diplomarbeit zur Erlangung des Grades „Diplom-Betriebswirt (FH)“

Theoretische und praktische Analyse der Wirtschaftsstrukturen und Wirtschaftsakteure in der Region Vorpommern Konzeptionelle Ausführungen zur Regionalentwicklung Vorpommerns mit Handlungsorientierung

vorgelegt von:

Manuel Musterknabe Matrikelnummer 0815 Musterweg 18 90815 Musterstadt Tel.: 03333-12345 / email: [email protected]

1. Gutachter: 2. Gutachter:

Prof. Dr. rer. pol. Knud Knudsen Prof. Dr. oec. Karla Karlsbach Fachhochschule Stralsund, Fachbereich Wirtschaft Studiengang Betriebswirtschaftslehre

eingereicht am:

25. Januar 2008

Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

161

2.2.6.2 Inhaltsverzeichnis Die Gliederung spiegelt den „roten Faden“ einer Arbeit wider und ist das Ergebnis des dynamischen Arbeitsprozesses an dem gewählten Thema. Ausgehend von einer geordneten Stoffsammlung wird zunächst eine Grobgliederung formuliert, diese wächst dann in ihrer Prägnanz und Konsistenz mit der Materialauswertung und erhält meistens erst mit der Reinschrift ihre endgültige Ordnung.154 Für die Gliederungsordnung, sprich das äußere Erscheinungsbild einer Gliederung, gibt es – zu Recht – keine festen Regeln. Was sie auf jeden Fall gewährleisten sollte, ist eine Übersichtlichkeit für den Leser. Üblich sind die numerische (Dezimalsystem) und die alphanumerische (gemischte) Ordnung. Sowohl die numerische als auch die alphanumerische kann entweder nach dem Linienprinzip oder nach dem Abstufungsprinzip aufgebaut werden, wie Darstellung 69 zeigt. Eine Gliederung nach dem Linienprinzip wird für Abschlussarbeiten empfohlen.

Darst. 69: mögliche Gliederungssysteme a) Numerische Ordnung Linienprinzip

b) Alpha-numerische Ordnung Abstufungsprinzip

1. Einleitung 1. Einleitung 2. Betriebswirtschaft 2. Betriebswirtschaft 2.1 Grundlagen 2.1 Grundlagen 2.1.1 Wirtschaft 2.1.1 Wirtschaft 2.1.2 Unternehmen 2.1.2 Unternehmen 2.1.3 Gliederung der BWL 2.1.3 Gliederung der BWL 2.1.4 … 2.1.4 … 2.1.5 … 2.1.5 … 2.2 Unternehmenstypologie 2.2 Unternehmenstypologie 2.2.1 Rechtsform 2.2.1 Rechtsform 2.2.1.1 AG 2.2.1.1 AG 2.2.1.2 GmbH 2.2.1.2 GmbH 2.2.1.3 OHG 2.2.1.3 OHG 2.2.2 Branche 2.2.2 Branche 2.2.3 Größe 2.2.3 Größe 2.2.4 Wachstum 2.2.4 Wachstum 2.3 Unternehmensziele 2.3 Unternehmensziele 2.10 … 2.10 … 2.10.1 … 2.10.1 … 2.10.2 … 2.10.2 …

Linienprinzip

Abstufungsprinzip

A.

lateinische A. lateinisch Großbuchstaben (Teile) Großbuchstaben (Teile) I. römische Zahlen I. römische Zahlen (Kapitel) (Kapitel) 1. arabische Zahlen 1. arabische Zahlen (Abschnitte) (Abschnitte) a. lateinische a. lateinische Kleinbuchstaben Kleinbuchstaben (Unterabschnitte) (Unterabschnitte) b. --b. --Į.(ba)griechische Į.(ba) griechische Kleinbuchstaben Kleinbuchstaben (Absatz) (Absatz) ȕ.(bb)(hilfsweise verdoppelte ȕ.(bb) (hilfsweise lat. Kleinbuchstaben) verdoppelte lat. Kleinbuchstaben 2. --2. --II.--II. --B. --B. ---

Quelle: Eigene Darstellung

154 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 38-40; Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 50-52.

162

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Jeder wissenschaftlichen Arbeit ist eine mit Seiten versehene Gliederung voranzustellen. Unabhängig davon, für welche Gliederungsordnung Sie sich entscheiden, sollten Sie bei der Gliederungserstellung vor allen auf folgende Punkte achten:155 • Das Inhaltsverzeichnis soll formal korrekt sowie klar und übersichtlich sein. • Alle Überschriften und Gliederungspunkte müssen mit dem Wortlaut im Textteil übereinstimmen und die dazugehörigen Seiten ausweisen. • Gliederungspunkte sollten möglichst kurz und prägnant formuliert sein, damit sie inhaltlich schnell erfassbar und inhaltlich aussagefähig sind. Keine ganzen Sätze, eventuell mit Nebensätzen, benutzen. • In den Überschriften sollten keine unbekannten Abkürzungen, Formeln und Symbole verwendet werden (z.B.: richtig Einkommensteuergesetz, falsch EStG). • Die richtige Zuordnung von Ober- und Unterpunkten ist einzuhalten. Falsch 1. 1.1 1.2 1.3 2. 3.

Absatzpolitische Instrumente Produktpolitik Preispolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik Finanzpolitische Instrumente

Richtig 1. 1.1 1.2 1.3 1.4 2.

Absatzpolitische Instrumente Produktpolitik Preispolitik Distributionspolitik Kommunikationspolitik Finanzpolitische Instrumente

• Die textliche Ausgewogenheit der einzelnen Gliederungspunkte (Tiefe und Gewichtung) sollte gegeben sein. • Nach den Unterpunkten folgen keine Schlusspunkte (richtig: 1.2.1; falsch: 1.2.1.) • Bei der Untergliederung sollte auf einen Untergliederungspunkt z.B. 2.1 auch mindestens ein Unterpunkt 2.2 folgen („wer A sagt, muss auch B sagen“). • Untergliederung sollte nicht zu tief sein – höchstens 4 bis 5-stufig. • Titelseite und das Inhaltsverzeichnis selbst werden im Inhaltsverzeichnis nicht als eigene Gliederungspunkte aufgeführt. • Sämtliche Verzeichnisse (z.B. Darstellungs-, Anhang-, Abkürzungs-, Literaturverzeichnis) und Gliederungspunkte werden mit den dazugehörigen Seiten erfasst.

155 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 9-15; Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 53.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

163

Die Gliederungstiefe sollte der bearbeiteten Thematik und der Art der wissenschaftlichen Arbeit (Seminar- oder Abschlussarbeit) angemessen sein und die Verständlichkeit des Textes fördern. Vor diesem Hintergrund sollten einerseits nicht zu viele Gliederungspunkte (nicht bei jedem Gedanken einen neuen Punkt aufnehmen), aber auch nicht zu wenige aufgenommen werden. Als Orientierungsgröße können als Untergrenze ca. 1/2 Seite und als Obergrenze ca. 2 Seiten veranschlagt werden. Aus den oben beschrieben Gründen sollte das endgültige Inhaltsverzeichnis (detaillierte Gliederung) zweckmäßigerweise erst nach Fertigstellung der Arbeit ins „Reine“ geschrieben bzw. automatisch erstellt (PC) werden. Als Richtgröße für eine Abschlussarbeit von etwa 80 Seiten können für das Inhaltsverzeichnis etwa 2-5 Seiten veranschlagt werden. Darstellung 70 zeigt beispielhaft ein Inhaltsverzeichnis, das die Struktur und wesentliche Bestandteile einer Abschlussarbeit verdeutlicht; mit kombinierter Seitenzählung (zunächst mit römischen, dann arabischen Ziffern) und mit ausschließlich arabischer Paginierung. Grundsätzlich können das Darstellungs- und Abbildungsverzeichnis alternativ zwischen Anhang und Literaturverzeichnis gesetzt werden, d.h. in der Gliederung ganz unten.

Darst. 70: Struktur und Bestandteile eines Inhaltsverzeichnisses Inhaltsverzeichnis Seite Seite Vorwort Inhaltsverzeichnis Darstellungsverzeichnis

III V X

3 5 10

XII

12

XIII

13

1 3 3 5

14 16 16 18

(alternativ: getrennt nach Abbildungs- und Tabellenverzeichnis)

Anhangverzeichnis (Verzicht bei wenigen Anlagen; siehe hierzu auch unter Gliederungspunkt „Anhang“.)

Abkürzungsverzeichnis 1. Einleitung Problemstellung Zielsetzung Methodisches Vorgehen Aufbau der Arbeit 2. ... 3.

164

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

… … … 6. Resümee

84

97

91 92 93

104 105 106

95 102

108 115

Anhang (Bei wenigen Anlagen kann/sollte auf ein Anlagenverzeichnis verzichtet werden und der Hinweis auf die jeweiligen Anlagen an dieser Stelle erfolgen.)

Anlage 1 Anlage 2 Anlage 3 Literaturverzeichnis Eidesstattliche Erklärung

Quelle: Eigene Darstellung

Im Inhaltsverzeichnis werden sämtliche Verzeichnisse und Gliederungspunkte mit Seitenangabe erfasst. Die Seitenzählung (Paginierung) mit arabischen Ziffern beginnt traditionell mit der ersten reinen Textseite und endet mit der letzten Seite einer Arbeit. Das Titelblatt sowie alle Elemente, die nicht zum Textteil gehören (Vorwort, Geleitwort, Darstellungsverzeichnis, Inhaltsverzeichnis usw.) können zur Unterscheidung mit römischen Ziffern durchgezählt werden, die allerdings erst regelmäßig nach dem Titelblatt, also ab „– II –„ bzw. bei einem Leerblatt dazwischen ab „– III –„.ausgewiesen werden.

2.2.6.3 Darstellungs- und Anhangverzeichnis Vor allem selbst erstellte Tabellen, Schaubilder und Diagramme können maßgeblich zur Qualität einer wissenschaftlichen Arbeit beitragen und erhöhen für den Leser den Informationsgehalt. Werden wesentliche Inhalte in Übersichten bzw. Darstellungen zusammengefasst, stellt ein solches Verzeichnis einen Service zum schnelleren Auffinden bestimmter Stellen dar und verbessert zusätzlich den Überblick über den gesamten Text. Sie können bei Differenzierung der Darstellungsformen z.B. ein getrenntes Abbildungs- und Tabellenverzeichnis anlegen. Es spricht auch wenig dagegen Tabellen, Schaubilder und Diagramme unter der einheitlichen Bezeichnung

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

165

„Darstellung“ aufzuführen.156 Beim Darstellungsverzeichnis sollte Folgendes beachtet werden: • Die Darstellungen werden in der Reihenfolge, in der sie im Text der Arbeit erscheinen, durchnummeriert und in dieser Reihenfolge mit der wortgleichen Bezeichnung (Über- oder Unterschrift) sowie der (ersten) Seitenangabe ins Darstellungsverzeichnis am rechten Satzspiegelrand aufgenommen. Die Seitenangabe steht in Höhe der jeweils letzten Titelzeile. • Die Darstellungsüberschriften sollen ohne einen Punkt geschlossen werden. • Einige wenige Tabellen bzw. Schaubilder rechtfertigen kein eigenes Verzeichnis. Bei drei oder mehr durchnummerierten Darstellungen ist ein Verzeichnis angebracht. Enthält eine Arbeit umfangreiche Anhänge bzw. Anlagen, die wesentliche ergänzende Materialen zum Text darstellen, findet sich ein Außenstehender ohne auf ein Verzeichnis zugreifen zu können, nur schwer zu Recht. In diesem Falle ist ein Anhangverzeichnis angebracht, in dem die einzelnen Anlagen erfasst werden. Für den Verfasser ist es ratsam und für den Leser äußerst hilfreich. Die Anlagenummern und die Anlageüberschriften des Verzeichnisses müssen mit dem Anhangteil übereinstimmen (Weiteres zum Anhang siehe Gliederungspunkt 2.2.6.6). Grundsätzlich gilt es die gleichen Aspekte wie bei der Erstellung des Darstellungsverzeichnisses zu beachten, wie die Darstellung 71 und 72 zeigen.

Darst. 71: Beispiel für ein Darstellungsverzeichnis Darstellungsverzeichnis Seite Darstellung 1: Darstellung 2: Darstellung 3: …

Forschungsdesign der Arbeit Definition des Personalcontrollings Entwicklung der Personalkosten in Deutschland …

2 5 6 …

Quelle: Eigene Darstellung

156 Vgl. Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006, S. 183.

166

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 72: Beispiel für ein Anhangverzeichnis Anhangverzeichnis Seite Anlage 1: Anlage 2: Anlage 3: …

Organigramm der Firma „Schlau GmbH“ Auszüge aus dem Geschäftsbericht 2008 der „Schlau GmbH“ Befragungsbogen zur Mitarbeiterzufriedenheit im Werk „X“ …

81 83 93 …

Quelle: Eigene Darstellung

2.2.6.4 Abkürzungs- und Symbolverzeichnis Genauso wie die übermäßige Verwendung von Fremdwörtern ohne inhaltliche Notwenigkeit in wissenschaftlichen Arbeiten wenig über die Qualität einer Arbeit aussagt, sind Abkürzungen kein Beleg für Wissenschaftlichkeit. Ein Abkürzungsverzeichnis, zu dem Literatur-, Begriffs- und Zitierabkürzungen zu zählen sind, sollte in Abschlussarbeiten nicht erzwungen werden; in der Regel kann darauf verzichtet werden. Das Abkürzungsverzeichnis sollte nach der vorherrschenden Konvention weitgehend nur solche Abkürzungen enthalten, die nicht allgemein gebräuchlich sind. Demzufolge müssen alle nicht gängigen Abkürzungen (d.h. nicht im DUDEN-Rechtschreibung“ angeführten) im Abkürzungsverzeichnis erscheinen, während gängige Kürzel bzw. Kurzworte (wie „etc“, „usw.“, „USA“) dort berücksichtigt werden können. Um die Lesbarkeit einer Arbeit nicht mit Abkürzungen zu belasten, wird neben den gängigen Abkürzungen, Formeln und Symbolen die Verwendung nur für folgende zwei Zwecke empfohlen: • Literatur- und gesetzesbezogene Abkürzungen (wie „ZfB“ für „Zeitschrift für Betriebswirtschaft“ und „HGB“ für „Handelsgesetzbuch“), die die Zitiertexte und den Text des Literaturverzeichnisses verkürzen. Wird seitens der Redaktion des jeweils zitierten Titels (Zeitschrift, Jahrbuch, Handwörterbuch usw.) eine Abkürzung empfohlen, so ist diese zu verwenden, um daran gewöhnte Leser/Gutachter nicht zu verwirren. • Sinnvoll erscheinen Abkürzungen von Begriffs- oder Wortprägungen, wenn es sich um wiederholt zu verwendete relativ lange „Gebilde“ handelt. Beispiel: Befasst sich eine Arbeit unter bestimmten Aspekten mit „umweltfreundlichen Produkten“, so kann die Einführung der Verkürzung „UWF-Produkt“ sich als zweckmäßig erweisen. In diesem Fall ist klarzustellen, was unter einem „UWF-Produkt“ verstanden werden soll. Ferner ist das Kürzel nicht nur in das Abkürzungsverzeichnis der Arbeit aufzunehmen, sondern an der Stelle im Text der Arbeit, wo es zuerst be-

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit















167

nutzt wird, auch auf seine weitere Verwendung hinzuweisen. „Die so definierten umweltfreundlichen Produkte (im Folgenden kurz: UWF-Produkte) sollen … .“157 Wenn Sie in Ihrer Arbeit auf Abkürzungen nicht verzichten wollen und ein Abkürzungsverzeichnis erstellen, sind folgende Hinweise für Sie nützlich: Schaffen Sie keine Bequemlichkeitsabkürzungen (z.B. „WP“, „Orga“, „Ufü“), sondern schreiben Sie in diesem Fall die Begriffe Wirtschaftsprüfer, Organisation und Unternehmensführung aus. Erläutern Sie die von Ihnen benutzten (eingeführten) Abkürzungen trotz des Eintrags ins Abkürzungsverzeichnis bei deren erstmaligem Gebrauch. Nehmen Sie alle verwendeten Abkürzungen, d.h. aus dem Text, dem Anhang, Fußnoten, Literaturverzeichnis usw., in das Abkürzungsverzeichnis in alphabetischer Reihenfolge auf. Hierzu zählen auch Abkürzungen von Gesetzen, Verordnungen, Erlassen, Handbüchern, Lexika, Wörterbücher usw. Stellen Sie im Abkürzungsverzeichnis die verwendeten Abkürzungen und die dahinter stehenden Abkürzungsinhalte in tabellarischer Form einander gegenüber; linke Spalte die Abkürzungen und rechte die Bedeutung. Dabei steht eine Abkürzung i.d.R. für die Singular- als auch die Pluralform. Die Abkürzungen selbst (links) müssen in genau der gleichen Form wie in den Textteilen der Arbeit angegeben sein. Verwechseln Sie Ihr Abkürzungsverzeichnis nicht mit einem Glossar, in dem Sie umfänglichere Begriffserläuterungen vornehmen. Bei allen Konventionen und Empfehlungen gängige Abkürzungen nicht zu berücksichtigen, gibt es auch Gründe, diese doch auch aufzunehmen: Zum einen müssen nicht unter Zuhilfenahme des Dudens Abkürzungen des allgemeinen Sprachgebrauchs entfernt werden und zum anderen hat ein Leser, für den Deutsch eine Fremdsprache ist, weniger Sprach- und Verständnisbarrieren zu überwinden (Was und für wen ist schon etwas „gängig“?).

Ähnliche Aspekte gelten für die Erstellung eines Formel- bzw. Symbolverzeichnisses. In Abhängigkeit von der Anzahl der Formelzeichen und Symbole kann ein separates Verzeichnis erstellt, oder die verwendeten Abkürzungen mit in das allgemeine Abkürzungsverzeichnis einbezogen werden. Symbole stellen spezifische, gängige (z.B. m2, km, %) und nicht gängige (z.B. Az = Anzahl der Einzelteile des Auftrages Z, XDB = zur Kostendeckung erforderliche 157 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 41f.

168

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Absatzmenge) Abkürzungen dar, die vor allem mathematisch, statistisch und/oder technisch ausgerichtete Arbeiten kennzeichnen.158 Im Kapitel VI Darstellung 94 dieser Arbeit finden Sie eine Zusammenstellung der in Verbindung mit dem Zitieren oft benutzten und üblichen Abkürzungen (Abb., Aufl., S., usw.), d.h. zur Dokumentation von Fundstellen im Rahmen der Literatur- und Quellenauswertung. Diese Abkürzungen pflegt man nach den angesprochenen wissenschaftlichen Konventionen nicht ins Abkürzungsverzeichnis aufzunehmen, da sie als allgemein bekannt vorausgesetzt werden (können). Darstellung 73 gibt ein Beispiel für ein Abkürzungsverzeichnis einschließlich gängiger Abkürzungen, was einfacher zu erstellen und für nicht fachkundige und fremdsprachige Leser auf Grund des umfangreicheren Ausweises von Abkürzungen besser geeignet ist.

Darst. 73: Beispiel eines Abkürzungsverzeichnisses Abkürzungsverzeichnis Abb. AC BAB BDI BIP DIN EFQM F&E HRM KMU KonTraG .. .. .. ZBB ZfB Zit. nach

Abbildung Assessment Center Betriebsabrechnungsbogen Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. Bruttoinlandsprodukt Deutsches Institut für Normung e.V. European Foundation for Quality Management Forschung & Entwicklung Human Resource Management Kleine und mittlere Unternehmen Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich … … … Zero-Base-Budgeting Zeitschrift für Betriebswirtschaft Zitiert nach

Quelle: Eigene Darstellung

158 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 43; Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 185.

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2.2.6.5 Inhalt und Aufbau der Arbeit Die eigentliche Gliederung einer Arbeit wird durch das Thema, den Zweck der Arbeit, durch äußere Umstände sowie die Kreativität des Verfassers bestimmt. Bezogen auf den eigentlichen Text (Inhalt) einer Seminar- oder Abschlussarbeit ist es deshalb wenig sinnvoll konkrete Gestaltungshinweise zu geben. Als Hilfestellung für die Gliederungs- sowie Texterstellung sei lediglich darauf hingewiesen, dass die Seminar- oder Abschlussarbeit zweckmäßigerweise eine Einleitung, ein Hauptteil und ein Schlussteil enthalten, sollte und die Proportionen zwischen den Teilen stimmig sein müssen.159 Nicht die Quantität, sondern die Qualität einer Arbeit ist der entscheidende Maßstab für die Bewertung eines Typoskripts. Einleitung: Die meisten Leser „überfliegen“ zunächst das Inhaltsverzeichnis, die Einleitung, den Schlussteil und das Literaturverzeichnis eines Werks. Die Struktur und Form der Einleitung trägt demnach maßgeblich dazu bei, ob ein Leser auf Ihre Ausführungen besonders gespannt ist. Es gibt viele Möglichkeiten, in ein Thema geeignet einzusteigen und den Gutachter positiv auf das Werk einzustimmen. Der einleitende Teil wissenschaftlicher Arbeiten sollte vor allem die Begründung des Themas und die Formulierung des Problems der Arbeit, die Zielsetzung sowie die Beschreibung des Aufbaus der Arbeit enthalten, oder auch auf mögliche Probleme hinweisen (z.B. bei der Literaturbeschaffung, bei der Durchführung einer empirischen Umfrage). Eine besondere Bedeutung ist der Problemdefinition zuzuschreiben, da sich aus der Beschreibung bzw. Interpretation der Problematik zum einen die Abgrenzung des Themas und die themenbezogenen Definitionen ergeben und zum anderen, sich die Ziele der Arbeit gut entwickeln und klar formulieren lassen. Als Einstieg in ein Thema können z.B. auch die aktuelle Diskussion (Forschungsstand), eine historische Betrachtung, die Begründung der Themenwahl oder die Arbeitshypothese gewählt werden. Der Einteilungsteil einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit kann wie folgt untergliedert werden (zwei Beispiele): I. Einleitung 1. Problemstellung 2. Zielsetzung

159 Viele Hinweise und Anregungen für Einleitung, Hauptteil und Schlussteil liefern StickelWolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 195-204.

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3. Methodisches Vorgehen 4. Aufbau der Arbeit oder 1. Das Problem ... (das evtl. in der Übersicht schon näher bezeichnet wird) 1.1 Aktuelle Diskussion 1.2 Begriffliche Klärung 1.2.1 ... 1.2.2 ... 1.2.3 ... 1.3 Fragestellung(en) der vorliegenden Untersuchung160 Hauptteil: Die inhaltlichen Ausführungen im Hauptteil sollten sich auf die Beantwortung der Fragestellung(en) und die formulierten Ziele orientieren. Thematische Aus- und Abschweifungen sind zu vermeiden. Um akzeptable Lösungsansätze zu präsentieren, ist die „Argumentations-/Beleg-/Beweiskette“ lückenlos darzulegen.161 Die Prämissen unter denen bestimmte Aussagen gültig sind, müssen dargelegt werden. Bei empirischen Arbeiten ist zwingend das Forschungs- bzw. Untersuchungsdesign offenzulegen. Für einen Dritten sind die Sachverhalte nachprüfbar zu dokumentieren, d.h. wie die Beobachtung, die Befragung oder das Experiment durchgeführt wurde. Zu den erforderlichen Angaben für das Erhebungsdesign und Auswertungsdesign gehören: • Wie wurden die Probanden ausgewählt (z.B. Zufallsauswahl aus Telefonbuch)? • Wie ist die Anzahl und strukturelle Zusammensetzung der Probanden (z.B. Geschlecht, Alter, Bildung, Beruf, Einkommen)? • Welche Untersuchungsart (z.B. vollstrukturierte mündliche Einzelinterviews, Versendung von Fragebögen) ist gewählt worden? • Wo (z.B. in der Wohnung des Probanden, auf der Straße) und wann (Zeitpunkt bzw. Zeitraum) fand die Befragung statt? • Wie ist der Untersuchungsablauf (Anzahl und Abfolge der Untersuchungen) gekennzeichnet? • Welche Methoden wurden zur Datenverdichtung und Datenanalyse (z.B. das Statistical Package for Social Sciences = SPSS) eingesetzt?162

160 Beispiel entnommen aus Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 110. 161 Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 2. 162 Vgl. Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 17.

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Bei praxisorientierten Projektarbeiten (Praxisarbeiten) sollte der Autor bestrebt sein, Handlungsempfehlungen zu geben oder konzeptionelle Vorschläge zur Lösung der bearbeiteten Fragestellung(en) zu unterbreiten. Für das Kernstück der Arbeit können ebenfalls nur globale Hinweise gegeben werden. Beim Hauptteil sollte man auf eine gewisse Ausgewogenheit und bei jedem Gliederungspunkt auf den Bezug zum Thema achten. Damit der „rote Faden“ spürbar wird, ist auf die Verknüpfung einzelner Gesichtspunkte zu achten. Die einzelnen Kapitel und Abschnitte sollten durch geeignete Übergänge so verbunden werden, dass der logische innere Zusammenhang erkennbar und ein flüssiges Lesen ermöglicht wird. Es empfiehlt sich den laufenden Text durch optische Ergänzungen wie Tabellen, Abbildungen usw. aufzulockern. Darstellungen sind aber nur dann angebracht, wenn sie die Aussagekraft des Textes wirksam unterstützen. Selbst entworfene Abbildungen und eigens zusammengestellte Zahlentabellen zeugen von Originalität und weisen auf die Eigenständigkeit einer wissenschaftlichen Arbeit hin. Schlussteil: Auf eine Wiederholung der in der Arbeit behandelten Aspekte sollte möglichst verzichtet werden. In diesem abschließenden Teil kann z.B.: • • • • •

eine Zusammenfassung der Ergebnisse mit Rückblick, eine Verknüpfung einzelner Aspekte der Arbeit, Hinweise auf weiterführende und ungelöste Probleme, ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen, eine vergleichende Betrachtung mit themenverwandten Arbeiten gegeben werden, • Grenzen der angewandten Betrachtungsweise aufgezeigt oder • kritische Anmerkungen zur Themenstellung vorgenommen werden.

2.2.6.6 Anhang Ein Anhang steht unmittelbar im Anschluss an den Textteil und die (arabische) Seitenzählung läuft weiter. Es handelt sich um sogenannte Anlagen, die als Textergänzung aufzufassen sind und in einem speziellen Anhangverzeichnis aufzuführen sind. Demzufolge sollte ein Anhang nur in begründeten Fällen Bestandteil einer Abschlussarbeit sein. In ihm sollen also lediglich ergänzende Materialien und Dokumente aufgenommen werden, die nicht zwingend im Hauptteil erscheinen müssen, aber weitere themenbezogene Informationen liefern, bzw. im Textteil einer Arbeit störend wirken würden. Achten Sie darauf, dass Sie – ebenso wie bei in den Text integrierten Darstellungen –

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wenigstens einmal aus dem Text heraus ein Bezug zu jeder Anlage hergestellt wird. Zu einem Anhang zählen Materialen und Dokumente wie: • • • • • • • • •

Fragebogen in empirisch angelegten Arbeiten, Auswertungsdaten bei empirischen Arbeiten, Interviews, Expertengespräche, Briefe, unveröffentlichte Betriebsunterlagen, Dokumente, technische Zeichnungen, Skizzen, Schemata, Fotos, geographisches Kartenmaterial, Computerprogramme, nicht mehr nachweisbares Material aus dem Internet.

Beilagen und Darstellungen, die nicht (gegebenenfalls gefaltet) eingebunden werden können, sind in einer Einbandtasche im Deckel der Arbeit oder einer gesonderten Mappe oder Rolle zur Beurteilung einzureichen. Für den Umfang sowie die Inhalte des Anhangs gibt es keine Vorgaben. Grundsätzlich müssen Sie – gegebenenfalls in Absprache mit den Betreuern – aus dem Notwenigkeitsaspekt über die Einbeziehung von ergänzenden Anlagen entscheiden. Der Beginn des Anhangs ist mit einer entsprechenden Überschrift „Anhang“ zu versehen. In der Regel wird auf einer gesonderten Seite in der Mitte das Wort A N H A N G in großen Buchstaben und in Sperrschrift geschrieben. Jede Anlage ist mit einer seinen Inhalt kennzeichnenden Überschrift und einer fortlaufenden Anlagenummer zu versehen (siehe hierzu die Ausführungen zum Anhangverzeichnis). Sind Anlagen aus fremden Quellen entnommen, ist unter der jeweiligen Anlage der Quellenausweis erforderlich. Im Inhaltsverzeichnis wird der Anhang nicht mit einem Gliederungspunkt versehen.

2.2.6.7 Literaturverzeichnis Das Literaturverzeichnis ist ein zwingender Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit. Es steht immer im Anschluss an den Textteil (einschließlich Anhang). Theisen definiert die Bezeichnung Literaturverzeichnis folgendermaßen: „Ein Literaturverzeichnis ist die vollständige Zusammenstellung aller in einer wissenschaftlichen Arbeit verarbeiteten literarischen Sekundärliteraturmaterialien, welche in irgendeiner Form nachweislich (d.h. im Text, einer Fußnote oder an einer sonstigen Stelle) in der Arbeit berücksichtigt

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und zitiert worden sind; darüber hinaus darf keine weitere Literatur Eingang in ein so definiertes Literaturverzeichnis finden.“163 Das Literaturverzeichnis spiegelt somit wider zum einen, wie intensiv der Verfasser sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat und zum andern soll es dem Leser ein rasches Auffinden der Quellen ermöglichen. Für die Darstellung der verwendeten Literatur im Literaturverzeichnis gibt es keine MussVorschriften. So kann die Ordnung der Titel in alphabetischer Reihenfolge der Autoren, nach Art der Quellen, nach Hauptteilen der Arbeit oder chronologisch nach dem Erscheinungsjahr der Literatur erfolgen. Den Standard stellt die alphabetische Anordnung der Autoren unter Zugrundelegung des ersten Buchstabens des Nachnamens und chronologischer Sortierung dar. Diese Form der Anordnung wird empfohlen. Ferner sollten bei der Erstellung des Literaturverzeichnisses folgende Aspekte beachtet werden: • Werden mehrere Beiträge eines Autors zitiert, die während eines Jahres erscheinen, muss neben der Jahreszahl ein weiteres Unterscheidungsmerkmal (in der Regel durch einen Kleinbuchstaben nach der Jahresangabe: 2008a, 2008b, 2008c) zur exakten Quellenbestimmung angeführt werden. • Werden mehrere Titel eines Verfassers mit unterschiedlichen Jahresangaben zitiert, werden die Titel chronologisch – in der Regel mit dem ältesten Titel beginnend – nacheinander aufgeführt. • Es werden keine akademischen Grade aufgenommen (z.B. Prof. Dr.). • Adelstitel werden als Teile des Namens behandelt z.B. Seltmann, Klaus von). • Bei bis zu drei Verfassern werden alle mit Namen und Vorname(n) aufgenommen; bei mehr als dreien wird meistens lediglich der erste Verfasser mit Namen und Vorname(n) aufgenommen und der Zusatz „u.a.“ oder „et al“ hinzugefügt. • Schriften ohne Verfasserangabe werden mit „o.V.“ versehen; wird der Autor trotzdem bekannt, dann wird der Name in eckige Klammern [...] gesetzt. • Sonstige anonyme Werke werden in der Regel unter dem Titel eingeordnet (z.B. „Großes Zitatenbuch“ oder „Das Deutsche Wörterbuch“). • Unternehmens, Behörden, Verbände usw. sind, wenn sie keine natürlichen Personen sind, als Verfasser oder Herausgeber zu nennen und entsprechend alphabetisch einzuordnen.

163 Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 189.

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• Angaben zu Titel und Untertitel sind dem inneren Titelblatt zu entnehmen und nicht dem Einbanddeckel, der teilweise unter Vermarktungsaspekten gewählt wird. • Fehlen Orts-, Jahres- oder Jahrgangsangabe im Original, dann sind folgende Angaben zu verwenden: o.J. (ohne Jahr), o. Jg. (ohne Jahrgang), o.O. (ohne Ort) und o.O. o.J. (ohne Ort und Jahr). • Bei Loseblattsammlungen ist der konkrete Stand der Ergänzungslieferung zusätzlich anzugeben (z.B. „Stand der Ergänzungslieferung Nr. 43 vom 1.6.2008“). • Bei unveröffentlichten Manuskripten ist der Klammerzusatz [unveröffentlichtes Manuskript] zusätzlich anzugeben.164 Über die Informationen, welche letztlich aus dem Literaturverzeichnis ersichtlich sein sollten, gibt es schon eher Übereinstimmungen. Aber obwohl beispielsweise für bestimmte Zwecke (Buchbeschaffung) die Angabe des Verlages informativer als die Angabe des Erscheinungsortes ist, hat sich im deutschsprachigen Raum – anders als im angelsächsischen Bereich – die Aufnahme des Verlags (Name und Ort) in das Literaturverzeichnis (noch) nicht durchgesetzt. Die Arten von Materialen (Literatur und Quellen) sind sehr vielfältig. Zentrales Ziel des Literatur- und Quellenverzeichnisses ist es, dass die verwendeten Materialen eindeutig identifiziert, rasch aufgefunden und gegebenenfalls überprüft werden können. Vor diesem Hintergrund ist es ausreichend, anhand von ausgewählten Materialen aufzuzeigen, welche Informationen (zwingend) in ein Literaturverzeichnis aufzunehmen sind. Welche Informationen aus dem Literaturverzeichnis der verschiedenartigen gedruckten Literatur (Printmedien) ersichtlich sein müssen, wird im Folgenden beispielhaft dargelegt. Wie unterscheidet sich der Ausweis der Literaturquellen im Literaturverzeichnis, wenn einerseits mit Kurzbeleg und andererseits mit Vollbelegt gearbeitet wird? Da die vollständige Information über eine Literaturstelle bei der Kurzbeleg-Methode ausschließlich im Literaturverzeichnis gegeben wird, sollte zum schnellen Auffinden bei dieser Zitierweise nach dem(n) Namen zunächst das Jahr und ggf. auch ein Stichwort in eckigen oder runden Klammern vor der vollständigen Angabe der bibliographischen Daten aufgenommen werden, wie folgendes Beispiel mit und ohne Verlagsverweis zeigt: • Bontrup, Heinz-J [2008]: Lohn und Gewinn. Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge, 2. Aufl., München, Oldenbourg Verlag, 2008. • Bontrup, Heinz-J [Lohn, 2008]: Lohn und Gewinn. Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge, 2. Aufl., München 2008. 164 Vgl. Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Auf., München/Wien 2002, S. 87f.

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• Bontrup, Heinz-J [Lohn, 2008]: Lohn und Gewinn. Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge, 2. Aufl., München, Oldenbourg Verlag, 2008. Im Folgenden wird dargelegt, welche bibliographischen Daten bei selbstständigen Büchern und Schriften, bei Aufsätzen bzw. Artikeln in Zeitschriften, Sammelbänden und Handwörterbüchern, bei Hochschulschriften und bei Zeitungsartikeln aufzunehmen. Ferner wird kurz auf die Besonderheiten bezüglich der Aufnahme von Internetquellen165 ins Literaturverzeichnis. 1. Bei selbstständigen Büchern und Schriften: • Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung); bei Herausgebern zusätzlich der Hinweis „(Hrsg.)“ oder „(Hg.)“ • Haupttitel und Untertitel sowie – falls es sich nicht um die erste Auflage handelt: Ziffer der Auflage und ggf. Aufnahme entsprechender Zusätze, wie z.B. „3. Auf.“ oder „Band II“ • Erscheinungsort(e); ggf. zusätzlich Verlag(e) • Erscheinungsjahr(e) 2. Bei Aufsätzen bzw. Artikeln in Zeitschriften, Sammelbänden und Handbüchern: • Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung) • Vollständiger Titel des Beitrags mit Zusatz „in:“ • Bei Zeitschriften: Name der Zeitschrift, Jahrgang (kann auch vernachlässigt werden), Erscheinungsjahr, Nummer des Heftes und vollständige Seitenangabe des Artikels (erste und letzte Seite) • Bei Sammelbänden und Handwörterbüchern: Titel des Sammelwerkes bzw. Handwörterbuchs mit dem Zusatz „Hrsg.“, Name des Herausgebers, Erscheinungsort, Erscheinungsjahr und genaue Seiten- bzw. Spaltenangabe des verwendeten Beitrages (erste und letzte Seite)

165 Wie mit Informationen aller Art aus dem Internet für wissenschaftliche und sonstige Zwecke umzugehen ist, dies wird zusehends versucht aufzuarbeiten. So wird z.B. solchen Fragen nachgegangen wie: Welche Texte sind beim Publizieren von Texten im Internet zu berücksichtigen? Wie sind Literaturhinweise aus dem Internet formal zu erschließen? Nach welchen Regeln kann ein Text aus dem Internet zitiert werde? Siehe hierzu Ruhkehl, Jens/Siever, Torsten: Das Zitat im Internet. Ein Electronic Style Guide zum Publizieren Bibliografieren und Zitieren, Hannover 2000; grundsätzlich zum Internetgebrauch im Studium siehe Jaspersen, Thomas: Internetgebrauch im Wirtschaftsstudium. Effizient organisieren, sich systematisch informieren, selbst präsentieren, Berlin 2000.

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Zeitschriftennamen (z.B. WiSt = Wirtschaftswissenschaftliches Studium) und Zeitungen (z.B. FAZ = Frankfurter Allgemeine Zeitung) können abgekürzt verwendet werden. In solchen Fällen müssen die Abkürzungen im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt sein. 3. Bei Hochschulschriften: • • • • •

Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung) Titel der Schrift Zusatz: „Diss.“, „Habil.Schr.“ oder „Dipl.-Arb.“ Erscheinungsort(e); ggf. zusätzlich Verlag(e) Erscheinungsjahr(e)

4. Bei Zeitungsartikeln: • • • • •

Nachname/n, Vorname(n) (evtl. Abkürzung) Titel des Artikels Zusatz: „in:“ Name der Zeitung Nummer der Ausgabe mit dem Zusatz „vom“, Erscheinungsdatum (Nummer der Ausgabe kann ggf. auch vernachlässigt werden) • Blatt- oder Seitenangabe des Artikels (erste und letzte Seite)

Sämtliche Online-Dokumente (Internet) soweit sie in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit direkt oder indirekt verwendet werden, sind als Fußnotenbeleg und im Literaturverzeichnis zu erfassen.166 Zu unterscheiden sind dabei Dokumente die zusätzlich zur gedruckten Form verfügbar sind und diejenigen, die ausschließlich online verfügbar sind. Das Sekundärmaterial oder die zitierte Quelle ist mit folgenden erforderlichen Nachweisen in das Literatur- bzw. Quellenverzeichnis aufzunehmen: • Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung); bei Herausgebern zusätzlich der Hinweis „(Hrsg.)“ oder „(Hg.)“ • Haupttitel und Untertitel sowie – falls es sich nicht um die erste Auflage handelt: Ziffer der Auflage und ggf. Aufnahme entsprechender Zusätze, wie z.B. „3. Aufl.“ oder „Band II“ • Erscheinungsort(e); ggf. zusätzlich Verlag(e) • Erscheinungsjahr(e) • protokoll://serveradresse/dokumentenpfad/dokument (Version Nummer, Zugriffsdatum) 166 Ausführlich hierzu: Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 66-73; Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 198-202.

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• Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung); bei Herausgebern zusätzlich der Hinweis „(Hrsg.)“ oder „(Hg.)“ • Aufsatztitel und Untertitel • in: Name der Zeitschrift (ggf. abgekürzt) • Jahrgang (Jahr), erste und letzte Seite • protokoll://serveradresse/dokumentenpfad/dokument (Version Nummer, Zugriffsdatum) Dokumente, die ausschließlich im Internet gespeichert sind, dessen Speicherort durch eine vom Verfasser unabhängige Stelle verwaltet wird, müssen durch einen etwas abweichenden Nachweis gekennzeichnet werden. Ohne exakte Angabe der vollständigen URL (Uniform Resource Locator) können solche exklusiven Dokumente überhaupt nicht ermittelt werden. Nur online veröffentlichte Aufsätze werden seit 2004 mit dem URN (Uniform Resource Names) der Deutschen Bibliothek gekennzeichnet. Da sich eine Webseite ständig ändern kann, sind insbesondere die Datumsangabe oder die Nummer der ins Netz gestellten Version des Textes sowie das – regelmäßig davon abweichende – Zugriffsdatum des Benutzers bzw. Verarbeiters von Bedeutung. Bei zeitsensiblen Angaben, z.B. Börsendaten, ist die exakte Zugriffszeit und Zeitzone auszuweisen. • • • • •

Nachname(n), Vorname(n) des(r) Verfasser(s) (evtl. Abkürzung Titel des Beitrags und Untertitel Erscheinungsdatum der Publikation Version-Nummer oder Datum protokoll://serveradresse/dokumentenpfad/dokument (Zugriffsdatum und -zeit, Zeitzone)

Was ist bei dem Erfassen und Ausweis von außerdem zu bedenken? • Basiert die Veröffentlichung auf einer html-Seite (Hypertext Markup Language), eine eigene für WWW-Dokumente entwickelte Seitenbeschreibungssprache, dann ist es nicht möglich, Seitenangaben zu verwenden, weil sich die Formatierung (Zeilen- und Seitenumbrüche) nach den Einstellungen des Browsers und des Druckers richten und folglich nicht einheitlich ist. Da bei solchen Dokumenten die Seitenangaben fehlen, scheint es angebracht, den entsprechenden Gliederungspunkt an dieser Stelle anzugeben. • Bei Publikationen auf der Basis von pdf-Dateien oder postscript-Dateien sind Seitenangaben vorhanden und ins Literaturverzeichnis (z.B. bei Artikeln erste und letzte Seite) aufzunehmen, da der Text in unveränderter Form vorliegt.

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• Ein ungelöstes Problem stellt das Trennen von Internet-Adressen dar, die zwei oder mehr Zeilen beanspruchen. In der Literatur sind folgende Vorgehensweisen auszumachen: Trennung ohne Bindestrich, Trennung mit Bindestrich, Trennung durch einen Punkt und Trennung durch ein Zeichen, das für eine Internet-Adresse ungültig ist. Welche Art des Literaturausweises für die diversen Materialien und Dokumente gewählt wird, ist – soweit es keine Standards gibt – Sache des Verfassers einer wissenschaftlichen Arbeit. Grundsätzlich sollte aber ein Literaturverzeichnis die Kriterien der Richtigkeit (fehlerfreie Angabe), der Einheitlichkeit (Beibehalten bestimmten Schemas bezüglich Reihenfolge der Angaben, Interpunktion usw.) und der Übersichtlichkeit (z.B. alphabetische Reihenfolge) erfüllen. Darstellung 74 zeigt ein Beispiel für ein Literaturverzeichnis, das möglichst viele Varianten von Quellen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) mit Hinweis auf die Besonderheit der Quelle enthält.

Darst. 74: Beispiel für ein Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Adler-Düring-Schmaltz: Rechnungslegung und Prüfung der Unternehmen. Kommentar. Band 1 und 2, 6. Aufl., Stuttgart 1995. (Kommentar) AEG (Hrsg.): 50 Jahre AEG (Festschrift), Berlin-Grunewald 1956. (Herausgeber Unternehmen) Anonym: Die befruchtende Wirkung der Flottengesetze auf die Deutsche Industrie, in: Nauticus, Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen, 14. Jg., Berlin 1900. (Verfasser unbekannt) Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden, 20. Aufl., Wiesbaden 1996. (Konversationslexikon) Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (Hrsg.): Bayerische Finanzierungshilfen für die gewerbliche Wirtschaft, o.O. 1995. (Quelle ohne Ortsangabe) BFH, Urteil vom 8.11.2000 – I R 10/98, in: BStBl. II 2001, S. 349-353. (Rechtsprechung Bundesfinanzhof) Bladt, Michael: Theoretische und praktische Analyse der Wirtschaftsstrukturen und Wirtschaftsakteure in der Region Vorpommern. Konzeptionelle Ausführungen zur Regionalentwicklung Vorpommerns mit Handlungsorientierung, Diplomarbeit, Stralsund 19.07.2007. (Diplomarbeit) Bundestags-Drucksache (Bt-Drs.): hrsg. vom Deutschen Bundestag, Bonn: Bundesanzeiger (unregelmäßig, Download http://dip.bundestag.de/parfors/parfors.htm) (Gesetzgebung)

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Denkschrift: Zum 25jährigen Bestehen der Rheinischen Metallwaaren und Maschinenfabrik, Düsseldorf-Derendorf, o.O.o.J. (Denkschrift) Dillinger Hüttenwerke (Hrsg.): Die Dillinger Hüttenwerke 1685 bis 1905, o.O.o.J. (ohne Ort und ohne Jahr) Douglas Holding (Hrsg.): Geschäftsbericht 2004/2005, 2005/2006, 2006/2007. (mehrere Jahrgänge periodischer Veröffentlichungen) Czenskowsky, Torsten: Marketing für Speditionen und logistische Dienstleister, Gernsbach 2004. (ein Autor) Dierkes, Meinhof/Marz, Lutz: Sozialbilanzen, in: Gaugler, Eduard/Oechsler, Walter A./Weber, Wolfgang: Handwörterbuch des Personalwesens, 3. Aufl., Stuttgart 2004, S. 1723-1733. (Beitrag im Handwörterbuch) DUDEN – Fremdwörterbuch, 8. Aufl., Mannheim/Wien/Zürich 2005. (Fremdwörterlexikon) Einkommensteuer-Richtlinien (EStR) vom 23.11.2001, BStBl. I, Sondernummer 2, S. 3-98. (Richtlinien) Fleig, Günther/Gessmann, Volker/Biel, Alfred: Strategisches Personalcontrolling in der Daimler Chrysler AG, in: Controlling 8/9 2004, S.465-471. (Artikel aus Zeitschrift) Gabler Wirtschaftslexikon, 4. Bände, 16. Aufl., Wiesbaden 2004. (Fachlexikon) Handwörterbuch der Betriebswirtschaft (HBW), hrsg. von Richard Köhler, Hans-Ulrich Küpper und Andreas Pfingsten: 3 Teilbände, 6. Aufl., 2006/07. (Fachhandwörterbuch) Heßhaus, Werner: Hinweise für die Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, Duisburg o.J. (Buch ohne Jahresangabe) Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) vom 27.4.1998, BGBl. I 1998, S. 786-794. (Gesetz) Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V./IDW (Hrsg.): Wirtschaftsprüfer-Handbuch 2002. Handbuch für Rechnungslegung, Prüfung und Beratung Band II, Düsseldorf 2002. (Institut bzw. Institution als Herausgeber) Janos-Stuhrhahn, Anke: Effiziente Recherche im Internet, in: DSWR Datenverarbeitung-Steuer-Wirtschaft-Recht 3/2000, S. 62-64. (Artikel aus Zeitschrift) Kairies, Klaus: Mitarbeiter-Kapitalbeteiligung: Ein Weg zur Verbesserung der Risikoausstattung in mittelständischen Unternehmen, Diss., Bremen 1987. (Dissertation) Moxter, Adolf: Zur Interpretation des True-and-fair-view-Gebots der Jahresabschlußrichtlinie, in: Fischer, Thomas R./Hömberg, Reinhold (Hrsg.): Jahresabschluß und Jahresabschlußprüfung. Probleme, Perspektiven, internationale Einflüsse. Festschrift zum 60. Geburtstag von Jörg Baetge, Düsseldorf 1997, S. 97-116. (Sammelwerk)

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Mündliche Auskunft: Zahlenschätzungen nach Angaben von Frau Prognos, Leiterin Planung der Future AG, Bremen, vom 15.11.2006. (mündliche Auskunft) Niehus, Ulrich/Wilke, Helmuth: Die Besteuerung der Personengesellschaften, 3. Aufl., Stuttgart 2005. (Buch mit zwei Autoren) o.V.: Betriebliche Mitbestimmung. Erfolgsfaktor Betriebsrat, in: Böckler impuls 4/2006, S. 4-5. (ohne Verfasser)o.V.: Gespielt & gewonnen, in: Magazin "Pfarrer & PC", Ausgabe 4/2000 (Abruf am 23.10.2006: http://www.pfarrer-pc.de/magazin/4-00/art04-00-spiel.php). (Internetquelle) Potthoff, Erich/Trescher, Karl: Das Aufsichtsratsmitglied. Ein Handbuch für seine Aufgaben, Rechte und Pflichten, 5. Aufl., Stuttgart 2001. (Auflage) Ratlos, (ohne Vornamen): Das Studium der Betriebswirtschaftslehre, Berlin 1994. (ohne Vornamen) Richtlinie 2004/25/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. April 2004 betreffend Übernahmeangebot, in: Amtsblatt der EG Nr. L 142 vom 30.4.2004, S. 12-23. (Rechtsquelle) Schäufler, Nicole: An Hochschulen wächst die Anzahl von Plagiaten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 261 vom 9.11.2002, S. 57. (Zeitung) Scheld, Guido A.: Controlling im Mittelstand. Band 1: Grundlagen und Informationsmanagement mit Fragen, Aufgaben, Antworten und Lösungen, 3. Aufl., Büren 2006. (mehrere Bände von Autor oder Institution) Schneider, Dieter/Rückle, Dieter/Küpper, Hans-Ulrich/Wagner, Franz W. (Hrsg.): Kritisches zur Rechnungslegung und Unternehmensbesteuerung. Festschrift zur Vollendung des 65. Lebensjahres von Theodor Siegel, Betriebswirtschaftliche Schriften Heft 164, Berlin 2005. (Schriftenreihe) Schriftliche Auskunft durch Herrn Dr. Achim Schlaumeier, Geschäftsführer des Verbandes der xy-Hersteller vom 27.10.2007. (schriftliche Auskunft) Spacek, Leonard:Are Double Standards Good Enough for Investors But Unacceptable tot he Securities Industry, Vortrag, gehalten vor der New York Society of Security Analysts in New York am 30. September 1964. (unveröffentlichter Abdruck von Arthur Andersen & Co) (unveröffentlichtes Manuskript) Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 2007. Vahlens Großes Wirtschaftslexikon, hrsg. von Erwin Dichtl und Otmar Issing, 2 Bände, 3. Aufl., München 2000. (Fachlexikon)

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Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, hrsg. von Dieter Bender u.a., 2 Bände, 8. Aufl., München 2003. (Fachlexikon) Zdrowomyslaw, Norbert (Hrsg.): Personalcontrolling. Der Mensch im Mittelpunkt. Erfahrungsberichte, Funktionen und Instrumente, Gernsbach 2007. (Herausgeberschaft) Zdrowomyslaw, Norbert u.a.: Vorpommern im Aufwind. Branchen im Fokus, Regionaler Planungsverband Vorpommern (Hrsg.): Greifswald Dezember 2007. (mehr als drei Autoren) Quelle: Eigene Darstellung

2.2.6.8 Ehrenwörtliche Erklärung Bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten (Prüfungsleistungen) wie der Bachelor-, Diplom-, Master- oder Magisterarbeit, Dissertation und Habilitation ist es vorgeschrieben – meist an Eides statt – dass die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt worden ist (Eidesstattliche Erklärung). Diese Erklärung ist in den eingereichten Exemplaren handschriftlich – also nach dem Kopieren – mit Orts- und Datumangabe sowie Unterschrift (Vor- und Nachname) zu versehen. Soweit die Formulierung von der Hochschule nicht vorgeschrieben ist, können folgende Mustertexte für die Einzel- sowie die Gruppenarbeit verwendet werden:167 Eidesstattliche Erklärung (Einzelarbeit) Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen (einschließlich elektronischer Quellen und dem Internet) direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind ausnahmslos als solche kenntlich gemacht. Bei der Auswahl und Auswertung des Materials habe ich Unterstützungsleistungen von folgenden Personen unterhalten: 1. ... 2. ... 3. ... Die Arbeit wurde bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht physisch oder elektronisch veröffentlicht. Ort, Datum Unterschrift 167 Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 209.

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Eidesstattliche Erklärung (Gruppenarbeit) Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich meinen Beitrag zur vorliegenden Gruppenarbeit (Kapitel ...) selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; das gleiche gilt für die von den auf dem Titelblatt der Arbeit genannten Autoren gemeinsam verfassten Teile (Kapitel ...). Die aus fremden Quellen (einschließlich elektronischer Quellen und dem Internet) direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind ausnahmslos als solche kenntlich gemacht. ... Ort, Datum Unterschrift Man sollte sich davor hüten, die eidesstattliche Erklärung als reine Formsache anzusehen. Bei Verstößen (Täuschung bzw. Betrug) muss man mit der Nichtanerkennung bzw. Aberkennung (auch Jahre später) der wissenschaftlichen Leistung – sprich des erworbenen Titels – rechnen.

2.2.6.9 Sonstige Bestandteile Zu den sonstigen, bisher noch nicht besprochenen Bestandteilen einer wissenschaftlichen Arbeit, können diverse Vortexte (Motto oder Sprichwort, Widmung, Geleitwort, Vorwort), eine Kurzzusammenfassung (Abstract), außer dem Anhang weitere Textergänzungen (Exkurs, Glossar), Sachverzeichnisse (Schlagwort-, Namens-, Ortsverzeichnis) sowie weitere Nachtexte (z.B. Lebenslauf) gezählt werden (siehe Darstellung 67).

2.2.6.9.1 Vortexte Als Vortexte, hierzu zählen das Motto, die Widmung, das Geleitwort, das Vorwort (kurze Variante = Vorbemerkung) und Sperrvermerke, werden alle Ausführungen außerhalb der bibliographischen Daten und erforderlichen Verzeichnisse bezeichnet, die dem Text einer Arbeit vorangestellt sind und im Rahmen des Inhaltsverzeichnisses mit keinem Gliederungspunkt versehen werden.168 Hier werden lediglich das Vorwort und der Sperrvermerk besprochen. Ein Vorwort bzw. Vorbemerkung ist bei Seminararbeiten unüblich und bei Diplomarbeiten nur in besonderen Fällen angebracht. Im Vorwort kann der Verfasser auf die Entstehungsgeschichte der Arbeit eingehen, auf die sachliche und/oder finanzielle Unterstützung durch fremde Dritte (z.B. Unterneh168 Zu den Vortexten im Einzelnen siehe Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 185-188.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

183

mungen oder Stiftungen) hinweisen und Danksagungen (Verwandte, Freunde oder sonstige Personen) vornehmen. Im Vorwort kann auch ein Bezug zu den (nicht) überwundenen Schwierigkeiten bei der Bearbeitung (z.B. ungenügende Daten bei empirischen Praxisarbeiten) hergestellt und auf erforderliche Einschränkungen im Hinblick auf die Nutzung der Ergebnisse der erstellten Abschlussarbeit hingewiesen werden. Üblicherweise sind abgeschlossene wissenschaftliche Abschlussarbeiten öffentlich zugänglich. An vielen Hochschulen stehen sie in der Bibliothek zur Ansicht bzw. werden sogar in die Ausleihebestände eingestellt. Soweit vertrauliche Daten verwendet werden (oft bei Abschlussarbeiten in Zusammenarbeit mit der Praxis), kann es dazu kommen, dass Sie Ihre Arbeit entweder verfremden bzw. anonymisieren oder sogar mit einem Sperrvermerk versehen müssen. Im Falle der Anonymisierung müssen Sie die äußere Form Ihrer Berichterstattung über das behandelnde Forschungsobjekt so verfremden, dass Außenstehende nicht mehr erkennen bzw. erschließen können, welche Unternehmen bzw. Personen erforscht worden sind. Ein Sperrvermerk verpflichtet die Hochschule bzw. die Ihre Abschlussarbeit begutachtenden Personen, Außenstehenden den Einblick in Ihr Werk zu verwehren. Klären Sie deshalb rechtzeitig, ob und in welcher Form Einschränkungen im Hinblick auf die Verwertung Ihrer Arbeit gegeben sind.169 Allen Vortexten ist gemeinsam, dass sie kein Bestandteil des Textes sind, grundsätzlich aber in einem – zum Teil sehr informativen – Zusammenhang mit dem Inhalt dem Verfasser der Arbeit oder beiden stehen (sollten).

2.2.6.9.2 Kurzzusammenfassung (Abstract) Allgemein betrachtet, enthalten Abstracts die komprimierte Wiedergabe des Inhalts eines Buches, eines Zeitschriftenartikels oder sonstigen Beitrags ohne Bewertung durch den Abstract-Verfasser. In informativen Abstracts werden die Kernaussagen und deren Folgerungen zusammengefasst. Wenn Sie dem potenziellen Leser, die Entscheidung über die Lesewürdigkeit Ihrer Abschlussarbeit erleichtern oder gar beabsichtigen, die Arbeit zu veröffentlichen, ist es durchaus sinnvoll, zwischen Titelseite (Deckblatt) und Inhaltsverzeichnis eine Kurzzusammenfassung einzufügen.170

169 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 257f. 170 Ergänzende Hinweise siehe Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 244.

184

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

2.2.6.9.3 Textergänzungen Außer dem Anhang (siehe Gliederungspunkt 2.2.6.6) sind zu den Textergänzungen der Exkurs (im Textteil) sowie das Glossar und die Anlagen (jeweils nach dem Text). Exkurse sind Erörterungen oder Ausführungen, die über die themenspezifische Argumentation hinaus gehen. Sie ergänzen als erklärende, zusätzliche – jedoch nicht erforderliche – Informationen den jeweiligen Text; egal an welcher Stelle. Ein Exkurs wird in der Gliederung dem jeweiligen Kapitel oder Abschnitt gleichgeordnet und mit eigenem (laufenden) Gliederungspunkt angeschlossen. Zur Kennzeichnung wird er in der Überschrift ausdrücklich mit dem Hinweis „Exkurs“ eingeleitet.171 Ein Glossar ist nicht mit der Bedeutungserklärung einer Abkürzung zu verwechseln. In einem solchen textergänzenden Verzeichnis werden wichtige Fachausdrücke mit einer kurzen, (möglichst) treffenden Erklärung bzw. Definition vorgestellt.172 Schließlich sei noch auf eine besondere Form der Anlage (Beilage) aufmerksam gemacht, dass bei allen Typen von Abschlussarbeiten eine Diskette oder CD beigelegt, auf der sämtliche die Arbeit betreffenden Informationen abgespeichert sind. 2.2.6.9.4 Sachverzeichnisse und sonstige Nachtexte Zu den Verzeichnissen nach dem Text zählen neben Literatur, Quellen usw. auch Sachverzeichnisse (Register). In Abschlussarbeiten sind sie nicht unüblich. In der Regel werden sie in Arbeiten aufgenommen, die zur Veröffentlichung vorgesehen sind. Solche Verzeichnisse können, je nach Themenstellung, sein: Schlagwort-, Namens- und Ortsverzeichnis. Auch eine Kombination oder Zusammenführung der Einzelverzeichnisse ist denkbar.173 Zu den Nachtexten sind neben dem Vermerk (Eidesstattliche Erklärung) das Nachwort und der Lebenslauf zu zählen. Während das Nachwort – wenn überhaupt – nur in zu veröffentlichten Arbeiten vorzufinden ist, schreiben die „meisten Promotionsordnungen und einige Diplom- und Magisterordnungen vor, dass die Arbeit mit einem Lebenslauf des Verfassers (lat.: curriculum vitae, CV) schließen muss, der mit dem Text fest verbunden zu sein hat.“174 171 Vgl. Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – 13. Aufl., München 2006, S. 169f. 172 Vgl. Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – 13. Aufl., München 2006, S. 172. 173 Vgl. Theisen, Manuel, René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – 13. Aufl., München 2006, S. 205-208. 174 Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – 13. Aufl., München 2006 S. 210.

Form, Form, Form, Form,

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

185

2.2.7 Endfassung des Manuskripts Ist ein Manuskript inhaltlich abgeschlossen, ist die Endfassung zu erstellen, die heute regelmäßig als PC-Ausdruck vorbereitet wird.175 Diverse Textverarbeitungsprogramme stehen den Studierenden zur Verfügung. Wie bereits erwähnt, sind bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten nicht nur formelle Anforderungen an das Zitieren usw. zu beachten; es gilt auch formale Aspekte bei der Manuskripterstellung zu berücksichtigen. Allerdings sollte die Devise lauten: Inhalt vor Form. Den ersten Eindruck, den ein Gutachter von Ihrer Arbeit erhält, ist ein formaler. Deshalb sollten Sie sich, soweit von der Hochschule oder dem Hochschullehrer Hinweise bezüglich der äußeren Form der Arbeit (z.B. Randbreite, Fußnotenordnung, Zeilenabstand) vorgegeben werden, möglichst an die Empfehlungen halten. In der Literatur werden mehr oder minder umfangreiche Vorschläge zum Layout, Schatzspiegel, Schriftbild usw. unterbreitet.176 Bei der Reinschrift ist sowohl auf die optische Korrektheit als auch vor allem darauf zu achten, dass sorgfältig gearbeitet und ein guter Schreibstil (verständlich, klar) die Arbeit kennzeichnet. Der folgenden Auflistung entnehmen Sie einige Hinweise für eine (möglichst) stressfreie Erstellung der Endfassung Ihrer Arbeit: Planen Sie für die Endausfertigung Ihres Werks genügend Zeit ein, um bei eventuellen Computer- oder Druckerproblemen im letzten Moment nicht in Panik zu geraten. Klären Sie im Prüfungsamt oder in der Prüfungsordnung, welche Vorgaben bezüglich Anzahl der einzureichenden gebundenen Exemplare im Hinblick auf die Bindungsart usw. verankert sind. Es empfiehlt sich, das Manuskript vor dem endgültigen Ausdruck mehrmals durchzulesen und besonders auf Wiederholungen und Abschweifungen, aber selbstverständlich auch auf den sprachlichen Ausdruck, die Verständlichkeit, Schreib-, Formulierungs- und Interpunktionsfehler usw. zu achten. Es kann sicherlich nicht schädlich sein, wenn vor der Reinschrift das Manuskript auch noch von einem Kommilitonen oder einer Kommilitonin gelesen wird. Die schriftliche Endfassung geben Sie am besten einer

175 Zum wissenschaftlichen Arbeiten mit elektronischen Medien – vor allem mit dem PC – siehe Kuhl, Jochen: Diplomarbeiten schreiben am PC. Text, Graphik und Recherche mit Windows, Word und WWW, München 1996. 176 Vgl. Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 235-239; Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik –Methodik - Form, 13. Aufl., München 2006 S. 173179 und 211-220.

186

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Person zum Lesen, die nicht aus dem Fachgebiet kommt und die deutsche Sprache gut beherrscht (z.B. Deutschlehrer). Im Hinblick auf das angestrebte Layout können Sie sich die Meinung von (vermeidlich) ästhetisch begabten Personen (z.B. Bekannte aus der Medienbranche) einholen, sobald Sie ein paar Seiten Ihrer Arbeit entworfen haben. Überschriften, Absätze, Einzüge, Aufzählungen und Hervorhebungen (z.B. durch Fettdruck, Kursivdruck oder Unterstreichungen) sind geeignet, um der Arbeit eine individuelle Note zu geben. Achten Sie allerdings darauf, die Kreativität nicht zu übertreiben. Auch in diesen Fällen gilt es, diese Instrumente zur optischen Aufwertung des Layouts angemessen einzusetzen. Gewarnt wird in der Literatur vor allem vor einer zu häufigen und unkontrollierten Verwendung von Hervorhebungen. Formale Hinweise für die Gestaltung der wesentlichen Bestandteile einer wissenschaftlichen Arbeit wie Titelblatt, Inhaltsverzeichnis und sonstige Verzeichnisse, zur Seitenzählung usw. sind den Ausführungen in dieser Arbeit zu den jeweils separat besprochenen Punkten zu entnehmen. Weitere Hinweise zum Typoskript- und Verzeichnisinhalt sowie zu den Formvorschriften in Form von Checklisten sind in der Darstellung 97 dieser Arbeit aufgelistet. Es gibt keine verbindlichen schreibtechnischen Vorgaben für den Aufbau von Seiten in einer wissenschaftlichen Arbeit (Abschlussarbeit). Empfohlen wird weißes Schreibmaschinenpapier vom Format DIN-A4 mit einem Gewicht von mindestens 70g/m2 zu benutzen. Die Blätter werden nur einseitig beschrieben. Die Richtwerte für die Randbreiten einer Seiten werden in der Literatur unterschiedlich benannt – sprechen Sie die Vorgaben mit Ihrem Betreuer ab. Oben auf dem Blatt ist ein Rand freizulassen, häufig wird hierfür ein Wert von 2 – 4 cm vorgegeben. Unten auf dem Blatt ist ein Rand frei zu lassen, häufig wird ein Wert von 2 – 3 cm vorgegeben. Dies hängt u.a. davon ab, ob eine Kopfzeile eingefügt wird. Ferner ob die Seitennummerierung oben zentriert oder oben rechts bzw. unten rechts. Für die linke Blattseite wird vielfach ein Rand von 3 – 4 cm (Bindeseite) und für die rechte Blattseite häufig einen Wert zwischen 2 – 5 cm in Abhängigkeit vom gewünschten Korrekturrand vorgegeben. Darstellung 75 zeigt ein Muster für eine Textseite. Üblicherweise wird der Text in 12er oder 14 er Schriftgrad geschrieben (in der Regel Times New Roman, Times oder Arial, wobei letztgenannte Schrift größer wirkt) bei 1,5-fachem Zeilenabstand verfasst. Für Kapitel- oder Abschnittsüberschriften sollte je nach Gliederungsebene eine eigene fette Schriftgröße gewählt werden (mit abnehmender Schriftgröße bei zunehmender Gliederungstiefe). Bei Aufzählungen und Fußnoten(texten) ist ein 1-facher Zeilenabstand und 10er oder 8er Schriftgrad angemessen. Standard ist, dass die Seiten ein-

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

187

seitig zu beschreiben sind. Die Absätze werden in Blocksatz oder Flattersatz geschrieben, wobei der Blocksatz der Arbeit ein ruhiges äußeres Erscheinungsbild verleiht. Dabei sollten im Text (korrekte) Trennungen vorgenommen werden, um Lücken in einer Zeile, scheinbar Leerschritte, zu vermeiden. Die Entscheidung für Überschriften oder Unterschriften (bei Darstellungen) sowie die Wahl ihrer Schrift und ihrer Platzierung – linksbündig oder zentriert – ist Geschmackssache und liegt im Ermessen des Bearbeiters. Nach herrschender Meinung sind die Blätter einseitig zu beschreiben. Allerdings sprechen sowohl Kostengründe und als auch der Umstand, dass eine zweiseitig beschriebene Arbeit eigentlich schöner aussieht, nämlich so wie ein Buch, für einen doppelseitigen Druck. Fragen Sie Ihren Erstgutachter, ob es nach den Regularien des Fachbereichs und seinen Erwartungen möglich ist, die Arbeit zweiseitig zu drucken. Seitenzahlen müssen in jedem Fall angegeben werden. Für den Endausdruck gilt es einen geeigneten Drucker (Laserdrucker oder Tintenstrahldrucker) zu wählen und bei Farbdruck dafür geeignetes Papier zu verwenden. Abschließend seien noch einige Hinweise zum Drucken und Binden der Arbeit gegeben. Steht die Endfassung, müssen Sie entscheiden, ob Sie die erforderliche Anzahl von Ausfertigungen selbst ausdrucken oder durch einen professionellen Kopierdienst anfertigen lassen. Erkundigen Sie sich auch über mögliche Buchrücken und die unterschiedlichen Bindetechniken. Prüfen Sie in diesem Zusammenhang auch, ob Ihre Arbeit so umfänglich ist, dass ein separates Binden des Anhangteils sinnvoll ist. Letztlich sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass es mittlerweile an vielen Hochschulen üblich ist, zusätzlich zur gebundenen Abschlussarbeit die Abgabe des Endmanuskripts auch auf elektronischen Datenträgern (CD-ROM/Compact Disk – Read Only Memory) einzufordern.

188

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 75: Muster für eine Textseite

S. Kopfzeile 2-4 cm

S.

Text in Schriftgröße 12 oder 14 (empfohlen wird die Schriftart Times New Roman oder Arial) mit 1,5-fachem Zeilenabstand.

3-4 cm

2-5 cm DIN A4 Papier (weiß)

___________ Fußnotentext in Schriftgröße 8 oder 10 mit 1-fachem Zeilenabstand

2-3 cm

Quelle: Eigene Darstellung

S.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

189

2.2.8 Präsentation und Kolloquium Abgesehen davon, dass die Präsentation (das Vortragen) bzw. eine mündliche Abschlussprüfung (Kolloquium)177 oftmals Bestandteil der Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit ist, kann nicht oft genug betont werden, wie wichtig – vor allem auch für die Berufspraxis – die Kenntnis bzw. die Umsetzung von Präsentationstechniken ist. Nutzen Sie deshalb während des Studiums die Möglichkeiten, ausgearbeitete Texte auch mündlich – als Referat oder Thesenpapier – vorzutragen. An den meisten Hochschulen sind mündliche Abschlussprüfungen für Zuhörer offen. Nutzen Sie diese Gelegenheit(en) und besuchen sie solche Prüfungen, um die Atmosphäre kennen zu lernen sowie Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Nehmen Sie vor allem an Prüfungen teil, die von Ihrem potenziellen Betreuer durchgeführt werden. In solchen Sitzungen erhalten Sie einen ersten Eindruck beispielsweise über die Art und Struktur der Fragestellungen, eventuelle Schwerpunktfragen und besonders „beliebte“ bzw. häufige Fragen, Ausmaß und Umfang von Nachfragen des Prüfers, die angesprochene Themenbreite und -tiefe. Sie können ferner die Reaktionen und Hilfestellungen des Prüfers bei Ihrem anstehenden Kolloquium besser einordnen. Wer an einem Kolloquium öfters teilnimmt, wird außerdem feststellen, dass die mündliche Prüfung ein Gespräch ist, in dessen Rahmen neben den Fachkenntnissen auch die Ausdrucksweise, Auffassungsgabe und Reaktion des Prüflings „bewertet“ wird, also auch seine Persönlichkeit. Die mündliche Prüfung ist keine „Verteidigung“, sondern ist ein Dialog, der nicht unerheblich von persönlichen und spontanen Eindrücken bestimmt wird. Versuchen Sie Ihre Nervosität und Prüfungsangst möglichst durch gute Vorbereitung (z.B. Testvortrag vor dem Spiegel oder vor einem Freund) auf ein Minimum zu reduzieren. Der Prüfer ist nicht nur Zuhörer und Fragesteller, sondern auch Zuschauer. „Schaffen Sie dazu atmosphärisch durch Ihr Auftreten, Ihre Mimik und Gestik sowie Ihr Äußeres (Kleidung, Frisur, Hygiene u.a.) einen geeigneten Rahmen“178 und überzeugen Sie die Anwesenden durch eine professionelle Präsentation (soweit die Prüfung sich nicht nur auf Fragestellungen der Prüfer beschränkt). Die Gelegenheit zum mündlichen Vortrag und zur Präsentation der Ergebnisse der Abschlussarbeit ist als Chance zu sehen, sein Wissen deutlich zu machen und den Verlauf sowie das Ergebnis(die Note) aktiv mit zu gestalten. Kommunikation und Präsentation sind zentrale Eckpfeiler im Studium und erst recht in der Berufswelt. In Ihrem Berufsleben werden Sie des öfteren

177 Detailliert wird die Informationsdarbietung in Vortrag und Prüfung durch den Studierenden von Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 94-104 behandelt. 178 Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 227.

190

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

einen bestimmten Sachverhalt einem Kreis von Personen „präsentieren“ müssen bzw. einen Personenkreis von Ihren Ideen überzeugen wollen. Gerade die sprachliche Darstellungsfähigkeit und Überzeugungskraft stellen wesentliche Voraussetzungen für die Übernahme einer Führungsaufgabe dar. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der (ohne eine bestimmte Sozialisation) vor einer Gruppe völlig ohne Scheu eine inhaltliche Präsentation abgibt und dem Auditorium ungezwungen Rede und Antwort steht. Bei der Kommunikation, bei der ein wechselseitiger Austausch von Informationen stattfindet, sollte grundsätzlich bedacht werden, dass sowohl die rationale als auch (überwiegend) emotionale Kommunikationsebene zu berücksichtigen ist. Es gilt der Grundsatz: Je harmonischer die Gesprächsebene ist, desto eher greift auch die Sachebene. Viele Menschen fühlen sich beobachtet, haben Angst sich zu blamieren usw., d.h. sie haben Redehemmungen und sogar Redeängste. Dies gilt es abzubauen. Kommunikation und Präsentation „fallen nicht vom Himmel“, sondern sind zum Teil erlernbar. Besuchen Sie während Ihres Studiums Rhetorik-, Kommunikations- und Präsentationskurse sowie Kurse zum Bewerbertraining und übernehmen Sie freiwillig Aufgaben, die Ihnen für die mündlichen Prüfungen sowie zur Steigerung der berufsbezogenen Handlungskompetenz äußerst nützlich sein können. Es empfiehlt sich, bei der Vorbereitung eines Vortrags bzw. Redemanuskripts sich an einer Checkliste zur Technik des Referierens (Redemanuskript, Rede, Hilfsmittel/Präsentation) zu orientieren. Eine sehr überzeugende, von Corsten/Deppe erstellte Checkliste, ist in Kapitel VI Darstellung 95 dieser Arbeit zu finden. Zur Kommunikations- und Präsentationstechnik im Allgemeinen und mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen gibt es eine umfangreiche Literatur.179 Folgende Grundregeln im Rahmen einer Präsentation sollten nach Koeder besonders berücksichtigt werden: • Klar ist, was den anderen, Ihren Kommilitonen klar ist und nicht was Sie meinen, was diesen klar sein müsste. • Jede Kommunikation, so auch eine Präsentation, verläuft auf zwei Ebenen: auf einer Inhaltsebene (rationale Ebene) und auf einer Beziehungsebene (emotionale Ebene). • In jedem Gespräch, bei jeder Präsentation, lassen sich neben den sprachlichen auch nichtsprachliche Aspekte (nonverbale Ebene wie Gestik, Mimik, usw.) beobachten. • Letztlich sind Sie als der Vortragende für das Gelingen der Präsentation verantwortlich.180 179 Die Darstellungen 95 und 96 in dieser Arbeit liefern Anregungen in checklistenartiger Form zum Referieren und Präsentieren. 180 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 151.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

191

Es ist hier nicht der Platz, diverse Checklisten181 und alle Anregungen für die Präsentationen von Seminar- und Abschlussarbeiten182 vorzustellen. Die wichtigen Anregungen bzw. Ratschläge lassen sich in etwa wie folgt zusammenfassen: Im Rahmen der Präsentation einer wissenschaftlichen Arbeit an einer Hochschule ist vor allem die Darbietung von Inhalten gefragt. Es ist eine spezifische Form der Kommunikation und keine einseitige Informationsübermittlung mit dem Ziel, den Prüfern und Teilnehmern spezifische Inhalte in sprachlicher und visueller Form näherzubringen. Dabei sind die Gedanken in logischer Abfolge (sog. „roter Faden“) durch gezielten Einsatz von Medien (geeigneter Medien-Mix: Tafel, Tages- bzw. Overhead-Projektor, BeamerEinsatz, Dia-Projektor, Video, Flipchart, Pinwand, Karteikarten, usw.) anschaulich zu präsentieren. Wie bei jeder anderen Präsentation soll auch im Rahmen einer mündlichen Prüfung ein bestimmtes Ziel beim Zuhörer erreicht werden (z.B. informieren, motivieren, überzeugen, Ideen „verkaufen“, ein Image aufzubauen usw.). Mit der Festlegung der Ziele stellt sich die zentrale Frage: Wer sind meine Zuhörer (Teilnehmeranalyse)? Machen Sie sich klar, dass der Erfolg eines Vortrags keinesfalls durch einen Monolog, sondern erst durch eine Diskussion(sanregung) seine Qualität erhält. Sie müssen zuhörerorientiert sprechen und agieren. Sehr entscheidend ist auch der Blickkontakt. Versuchen Sie mit Blickkontakt zu sprechen, d.h. versuchen Sie regelmäßig in die Zuhörerrunde zu schauen und abwechselnd Blickkontakt zu einzelnen Teilnehmern herzustellen. Darstellung 76 gibt abschließend einige Regeln für eine gute Präsentation wieder.

181 Vgl. Brandt, Peter/Kamenz, Uwe: Präsentationsgrafik. Leitfaden zum Anfertigen von Präsentationen und Diagrammen, München 1993; Friedrich, Wolfgang G.: Die Kunst zu präsentieren. Die duale Präsentation, 2. Aufl., Berlin/Heidelberg 2003; Lipp, Ulrich/Will, Herrmann: Das große Workshop-Buch. Konzeption, Inszenierung und Moderation von Klausuren, Besprechungen und Seminaren, Weinheim/Basel 2002; Mandel, Steve: Präsentationen erfolgreich gestalten. Bewährte Techniken zur Steigerung Ihrer Selbstsicherheit, Motivationsfähigkeit und Überzeugungskraft, Wien 1987; Seifert, Josef W./Pattay, Silvia: Visualisieren – Präsentieren – Moderieren, 3. Aufl., Speyer 1989. 182 Sehr zahlreiche Anregungen und Vorschläge werden unterbreitet von Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 150168.

192

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Darst. 76: Regeln für eine Präsentation 1. Die Begrüßung sollte enthalten: Grund der Zusammenkunft, erwartete Ergebnisse (z.B. Sicht des Referenten, Sicht des Auditoriums, Grund der Einladung, Ablauf, praktische Anmerkungen (Informationsmaterial und Dauer). 2. Charts sind so anzufertigen, dass sie übersichtlich und gut lesbar sind (Raumgröße!) 3. Versuchen Sie, jede Information, die mehr als fünf Minuten Redezeit in Anspruch nimmt, zu visualisieren. 4. Stellen Sie keine Behauptungen auf, die Sie nicht belegen oder beweisen können. 5. Haben Sie immer Anschauungsmaterial in Reserve, das nur dafür gedacht ist, die sich aus dem Thema eventuell ergebenden Diskussionen fortzuführen und zu beleben. 6. Bevor Sie eine kreative Lösung präsentieren, versuchen Sie die Schwächen der Lösung zu analysieren, damit Sie vor überraschenden Gegenargumenten geschützt sind (und ihnen entgegentreten können). 7. Haben Sie Außergewöhnliches zu präsentieren, bereiten Sie Beispiele ähnlicher Lösungen vor, die anfänglich neuartig und fremd waren, heute jedoch Allgemeingut darstellen. 8. Vergessen Sie nicht, kreative Lösungen, soweit wie möglich, durch Zahlen und Fakten zu untermauern. Ihr Auditorium gewinnt dadurch den Eindruck, dass Sie trotz der Kreativität den Bezug zur Realität nicht verloren haben. 9. Orientieren Sie sich durch Bestätigungsfragen. 10. Wenn Sie Angst vor Fragen haben, fordern Sie nicht dazu auf. Verlegen Sie sich auf eine individuelle Beantwortung nach der Präsentation. Fragen sind aber auch ein probates Mittel, wenn Sie Angst haben, dass der Kontakt zum Auditorium reißen könnte. 11. Wenn Sie Diskussionen möchten, dann stimulieren Sie die Zuhörer durch kurze Antworten, Aufstellen von Behauptungen, die Widersprüche zulassen, oder indem Sie mehr Fragen stellen als Antworten geben. 12. Je kleiner der Zuhörerkreis, desto mehr müssen Sie überzeugen, desto weniger sollten Sie „überreden“. Quelle: Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien 2002, S. 103.

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit 2.2.9

193

Beurteilung

Nachdem die wissenschaftliche Arbeit (Seminar- oder Abschlussarbeit) fertiggestellt und abgegeben ist, erfolgt üblicherweise eine Beurteilung bzw. Begutachtung des Endproduktes durch einen oder mehrere Gutachter. Es wird i.d.R. ein Gutachten erstellt, dass abschließend die Zensur bzw. die Note als gebundene Leistungsbewertung enthält. Bei einem Gutachten handelt es sich um eine frei formulierte Leistungsbeschreibung, d.h. Bewertung und Benotung der Abschlussarbeit.183 Legt man zugrunde, dass es im Rahmen einer Seminar- oder Diplomarbeit nicht darum geht, inhaltlich etwas völlig „Neues“ zu schaffen, sondern zu zeigen, dass der Verfasser in der Lage ist, innerhalb einer vorgegebenen Frist und unter Vorgabe eines bestimmten Umfangs ein Thema bzw. ein Problem selbstständig nach wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten, werden bereits die Konturen einer Bewertung sichtbar. Bewertet wird das fertige schriftliche Endprodukt und soweit damit gekoppelt, die (mündliche) Präsentationsleistung (z.B. Abschlussarbeit). Jede Bewertung ist zwangsläufig subjektiv geprägt. Es gibt kein starres Kriterienschema, das von den Lehrenden benutzt wird. Zu Recht betont Theisen, dass die Menschen – und damit auch die Prüfer – viel zu verschieden sind, als dass die zur Beurteilung einer schriftlichen Leistung gewählten Kriterien uneingeschränkt vergleichbar und mit der gleichen Gewichtung und Benotung herangezogen werden können. Aus mehreren Gründen sind letztlich nicht nur die Prüfungsarbeiten, sondern auch deren Beurteilung eine individuelle Leistung.184 Welche Kriterien einbezogen und welche Gewichtung ihnen beigemessen wird, bestimmt immer der Dozent. Allerdings lassen sich, abgeleitet aus dem Anspruch an schriftliche wissenschaftliche Arbeiten, bestimmte Kriterien benennen, denen im Rahmen einer Begutachtung mehr oder weniger Bedeutung beigemessen wird. Als grobe Kriterien, die in die Begutachtung einer wissenschaftlichen Arbeit einfließen sind insbesondere die Erfassung und Beschreibung des Problems (bei empirischen Arbeiten insbesondere auch die Offenlegung des Forschungsdesigns), der logische Aufbau und die Gliederungsstruktur der Arbeit, die inhaltlichen Ausführungen der Arbeit (fachliche und inhaltliche Qualität) und die formale Gestaltung der Arbeit.

183 „Muster-Gutachten“ bzw. Beispielgutachten für wissenschaftliche Abschlussarbeiten sind in folgenden Abhandlungen nachzulesen: Schenk, Hans-Otto: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Göttingen 2005, S. 191-193; Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 268-271; Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S 86-88. 184 Vgl. Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 233-235.

194

Kapitel IV: Projekt – Wissenschaftliche Arbeit

Unter Zugrundelegung dieser oder ähnlicher Beurteilungskriterien erfolgt die Gesamtbeurteilung und abschließend die Benotung. Soweit die Präsentation ein Bestandteil der Prüfungsleistung ist (z.B. Referat) werden zusätzlich Kriterien einbezogen, die für eine (mündliche) Präsentation relevant sind. Das quantitative Ergebnis des qualitativen Beurteilungsergebnisses ist die Zensur bzw. Note. Bei der analytischen Bewertung, d.h. bei Verwendung unterschiedlicher, in ihrer Bedeutung nicht gleichwertiger Kriterien, ergibt sich als abschließendes Problem die Zuordnung eines Gewichtungsfaktors oder eines Punktwertes. Darstellung 77 weist ein Orientierungsbeispiel für die Notenermittlung einer Literaturarbeit aus.185 Darst. 77: Beispiel für eine Notenermittlung Note

Gewicht

Note x Gewicht

Erfassung und Beschreibung des Problems

Kriterium

2

0,1

0,2

Aufbau und Gliederung der Arbeit

3

0,2

0,6

Ausführungen der Arbeit

2

0,6

1,2

Formale Gestaltung

1

0,1

0,1

Endnote:

2,1

Quelle: Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre, 2. Aufl., Stuttgart 1995, S. 133.

Ob die einzelnen Kriterien weiter untergliedert werden, ob andere bzw. zusätzliche Kriterien einbezogen werden oder ob eine andere Gewichtung erfolgt, liegt beim Gutachter. Vielfach werden die nach dem beschriebenen Verfahren entstanden Notenwerte durch den Gesamteindruck, d.h. ein summarisches Urteil korrigiert bzw. ergänzt. Für Beurteilung einer schriftlichen Arbeit sowie der eines Kolloquiums können aus der Literatur zusammengestellte Kriterienkataloge bzw. Beurteilungsbögen entnommen werden.186 Im Kapitel VI Darstellung 98 dieser Arbeit ist ein Muster für die Beurteilung einer schriftlichen Arbeit abgedruckt. 185 Ein umfangreiches analytisches Bewertungsschema für die Beurteilung von Examensarbeiten ist von Schenk entwickelt worden, vgl. Schenk, Hans-Otto: Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, Göttingen 2005, S. 187-190. 186 Vgl. Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 149; Stickel-Wolf, Christine/Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Auf., Wiesbaden 2005, S. 263-266; Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 233; Weber, Wolfgang: Einführung in das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Ein Leitfaden für Studienplanung und Organisation des wissenschaftlichen Arbeitens, 2. Aufl., Stuttgart 1994, S. 131f.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere 1.

Berufsorientierung wird notwendiger!

Noch vor 50 Jahren galt ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, der Juristerei usw. als Garant für eine spätere einflussreiche Position, mithin als hinreichend für einen kontinuierlichen beruflichen Aufstieg. Dieser Automatismus ist heute nicht mehr gegeben. Der Hochschulabsolvent muss sich heute in ungleich höherem Maße orientieren und entscheiden, was er in seinem Berufsleben erreichen will und welche Qualifikationen er im Studium und auch danach – zusätzlich zu denjenigen bestehender Berufsbilder – sich hierfür aneignet. Heute ist die rechtzeitige Planung des Berufseinstiegs sinnvoll, wenn nicht gar zwingend notwendig. Mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss haben sich einerseits zwar die Chancen in den letzten Jahren erhöht, im Verlauf des Berufslebens in die Gruppe der Topmanager aufzusteigen157, andererseits aber darf nicht übersehen werden, dass die Zahl der Hochschulabsolventen, die nach ihrem Studium ein Praktikum absolvieren oder sich in sog. prekären Arbeitsverhältnissen wiederfinden158, in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen ist. Der zukünftige Arbeitsmarkt der Ökonomen weist Chancen und Risiken auf. Wie bereits in Kapitel II dargelegt, ist jedoch die Zeit zum Durchstarten für die junge „Managergeneration“ günstiger denn je. In zahlreichen Unternehmen werden viele „altgediente“ Fach- und Führungskräfte in den nächsten Jahren ihre Posten räumen. In wie weit die Chancen des Berufseinstiegs und der Karriere genutzt werden, liegt an der persönlichen Berufs- und Karriereplanung. Genauso wie im Studium sollte man sich auch bei Beruf und Karriere nicht auf die Faktoren „Glück“ und „Zufall“ verlassen. Eine aktive Bewerbungsund Karrierestrategie oder aber der Sprung in die Selbstständigkeit erfordern eine intensive Selbstanalyse und die Prüfung von Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt. Demzufolge sind für eine zielgerichtete Karrierepla187 In der Pressemitteilung vom 28. Juni 2006 zur Juli-Ausgabe des Job- und Wirtschaftsmagazins karriere ist zu lesen: „Die beste Basis, um es an die Spitze eines Konzerns zu schaffen, ist ein betriebswirtschaftliches Studium“ sagt Jörn Hüsgen, Chefredakteur karriere. Ökonomen bilden heute mit 38 % die größte Gruppe der Toppmanager. Während Ingenieure und Naturwissenschaftler inzwischen 34 % der Firmenchefs stellen, ist dagegen die Zahl der Juristen in den Chefetagen von 32 auf 10,6 % gesunken. 188 Nach einer Untersuchung der Freien Universität Berlin und der Hans-Böckler-Stiftung arbeiten 37 % aller Absolventen zunächst als Praktikanten; ein erheblicher Anteil nahm sogar zwei oder gar drei Praktikantenstellen an. Auffällig hoch ist dabei der Anteil der unbezahlten Praktika vor allem in den Bereiche Geistes- und Kulturwissenschaften. Siehe hierzu Grühn, Dieter: Generation Praktikum? Prekäre Beschäftigungsformen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen, hrsg. vom DGB-Bundesverband, Bereich Jugend, Berlin Februar 2007.

196

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

nung die persönlichen Vorstellungen von Beruf und Karriere zu klären und die Kenntnis gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Trends, Entwicklungen des Arbeitsmarkts sowie spezielle Informationen über die gegenwärtige und vor allem zukünftige Arbeitswelt ein Muss. Die Umweltdynamik hat in den letzten Jahren stark zugenommen und die Anforderungen der Arbeitswelt befinden sich in einem stetigen Wandel. Für die meisten Tätigkeitsfelder reicht die einmalige Ausbildung heutzutage gewöhnlich nicht mehr aus, da die Faktoren zahlreich sind, die eine Erhöhung der Lerngeschwindigkeit bedingen (technischer Fortschritt, neue Marktanforderungen, neue Gesetze etc.). Insgesamt wird von einer weiter zunehmenden Reduktion der „Halbwertzeit des Wissens“ ausgegangen, d.h. das Wissen veraltet zunehmend schneller. Diese Halbwertzeit beträgt beim Schulwissen immerhin noch 20 Jahre, beim Hochschulwissen schon nur noch 10 Jahre. Das berufliche Wissen muss alle fünf Jahre erneuert werden, während Technologie-Wissen schon nach drei Jahren und EDV-Wissen bereits häufig nach einem Jahr schon nicht mehr dem State-of-the-Art entspricht. Hieraus resultiert die heute oft genannte Anforderung des „Lebenslanges Lernens“.

Darst. 78: Bestimmungsgründe des lebenslangen Lernens

von der Industriezur Dienstleistungsgesellschaft Verkürzung der Produktlebenszyklen Bevölkerungsdynamik

veränderte Wertesysteme

Europäisierung und Globalisierung

lebenslanges Lernen

Zunahme der Wissensproduktion

Informationsgesellschaft Internationalisierung des Wettbewerbs neue Wettbewerber neue Zielgruppen, neue Märkte

Quelle: Klotz, Michael/Zdrowomyslaw, Norbert: Modul Karriereplanung für das Projekt „Soft Skills Online“ (SSO), hrsg. von der Fachhochschule Lübeck, Lübeck 2007, S. 35.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

197

Die heutige Arbeitswelt erfordert den allseitig flexiblen und (insbesondere auch gedanklich) mobilen Menschen, der der Entwertung seines beruflichen Wissens aktiv entgegenwirkt, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens akzeptiert hat und als Chance seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung nutzt. Welche Arbeitsanforderungen stehen nun heute im Vordergrund? Darstellung 78 zeigt die wesentlichen Bestimmungsgründe, die ein lebenslanges Lernen erforderlich machen.

2.

Beruf = Karriere?

Zwar sind „Job“ und „Beruf“ Begriffe der Arbeitswelt, die im alltäglichen Sprachgebrauch häufig synonym verwendet werden, grundsätzlich gibt es aber Unterschiede. Mit dem Begriff „Beruf“ ist mehr als nur die Erledigung einer Tätigkeit gemeint. Ein Beruf ist mit einer persönlichen Identifikation verbunden und das Geld steht nicht (zumindest nicht ausschließlich) im Vordergrund. Er erfordert spezifische Kenntnisse und Fertigkeiten sowie Erfahrungen, die in einer typischen Kombination zusammenfließen. Allerdings verlieren klassische akademische Berufsbilder ihre Bedeutung und es wird immer schwieriger, Tätigkeiten, von hochqualifizierten naturwissenschaftlich-technischen oder ökonomisch-wissenschaftlichen Fach- und Führungskräften in Berufsbilder-Schubladen einzuordnen. Bereits heute gilt z.B. für wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge, dass bei Wirtschaftsakademikern – anders als beispielsweise bei Medizinern, die meistens Arzt und nichts anderes werden – feste Berufsbilder fehlen. In enger Beziehung zum Beruf steht der Begriff „Karriere“. Das Wort „Carriere“ (Karriere) taucht um die Mitte des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal in einem Lexikon auf. Es kommt aus dem Französischen und hat ursprünglich zwei Bedeutungen: Pferdelaufbahn und schärfster Galopp. Geblieben ist heute der Begriff „Laufbahn“. Je nach Zeitepoche, Sichtweise und Kultur (z.B. Japan, USA, Deutschland) erfährt der Begriff jeweils eine andere Interpretation. In Deutschland verbinden wir mit dem Begriff „Karriere“ traditionell beruflichen Aufstieg, Einkommenszuwachs, Macht, Einfluss und Sozialprestige („Sie hat Karriere gemacht“). In der angelsächsischen Bedeutung meint „career“ dagegen nicht mehr als den beruflichen Werdegang. Neben den zeitlichen und kulturellen Bestimmungsgründen wird der Gehalt des Karrierebegriffs maßgeblich durch die Sicht des Betrachters bestimmt, wie Darstellung 79 verdeutlicht.

198

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

Darst. 79: Unterschiedliche Sichtweisen auf die Karriere $VSHNWH YRQ .DUULHUH DXV GHU 6LFKW GHV ,QGLYLGXXPV ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡

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Quelle: Klotz, Michael/Zdrowomyslaw, Norbert: Modul Karriereplanung für das Projekt „Soft Skills Online“ (SSO), hrsg. von der Fachhochschule Lübeck, Lübeck 2007, S. 14.

Was unter beruflicher Karriere zu verstehen ist und wie die Karriereplanung ausgestaltet wird, hängt demnach letztlich vom Einzelnen ab. Die Kenntnis von beruflichen Einstiegsmöglichkeiten, Karrieremustern, Karrierestrategien und karrierefördernden Instrumenten kann bei der persönlichen Berufs- und Karriereplanung durchaus sehr hilfreich sein.159

3.

Möglichkeiten des Berufseinstiegs und Karrieremuster

Die verschiedenen Optionen, die einer Nachwuchskraft im Anschluss an ein erfolgreich absolviertes Studium offen stehen, werden nun kurz vorgestellt. Denn zu diesem Zeitpunkt werden wichtige Weichen für die Karriere gestellt. Zunächst ist die grundsätzliche Entscheidung zu treffen, ob ein weiterführendes Studium in Angriff genommen oder aber der direkte Einstieg in die Praxis erfolgen soll. Sind hier die Würfel gefallen, besteht weiterhin die Notwendig-

189 Ausführliche Darlegungen zu dieser Thematik enthalten folgende Quellen: Klotz, Michael/Zdrowomyslaw, Norbert: Modul Karriereplanung für das Projekt „Soft Skills Online“ (SSO), hrsg. von der Fachhochschule Lübeck, Lübeck 2007; Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg und Work-Life-Balance, München/Wien 2001.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

199

keit, sich intensiv mit den verschiedenen Formen des Berufseinstiegs bzw. der Weiterbildung zu beschäftigen und den individuell geeigneten Weg zu identifizieren.160 Darstellung 80 veranschaulicht die verschiedenen Formen des Berufseinstiegs. Hierzu zählen die beiden klassischen Möglichkeiten Einarbeitungsprogramme bzw. Trainee-Programme und Direkteinstieg; wobei zur zweiten Variante die Assistentenpositionen und durchaus auch der Auslandseinsatz zu rechnen sind. Im Großen und Ganzen sind diese verschieden-

Darst. 80: Formen des Berufseinstieg und der Weiterbildung

Weiterqualifizierung z.B: ¾ Promotion ¾ Zusatz-, Aufbau- oder Ergänzungsstudium ¾ MBA

Direkteinstieg

Auslandseinsatz z.B: ¾ Auslandsstation im Rahmen eines Einarbeitungsprogramms ¾ Auslandsstation im Rahmen eines Direkteinstiegs ¾ Einarbeitungsprogramm oder Direkteinstieg im Ausland

Einarbeitungsprogramm/ Trainee-Programm

¾ in Linien und Dienstleistungsstellen (z.B. als qualifizierter Sachbearbeiter) ¾ in Fachstäben (z.B. als Nachwuchskraft in Abteilungen wie Planung, Marktforschung, Organisation, Revision) ¾ in Führungsstäben (z.B. als Assistent einer höheren Führungsposition)

¾ Ressortübergreifendes Einarbeitungsprogramm (z.T. mit Fachausbildungsphasen) ¾ Ressortbegrenztes Einarbeitungsprogramm (z.T. mit Vertiefungsphasen) ¾ projektorientiertes Einarbeitungsprogramm ¾ individuell und flexibel zugeschnittenes Einarbeitungsprogramm

plus (evtl. Teilnahme an internen und externen Schulungen)

Rotationsprogramme mit on-thejob- und off-the-job-Komonenten

Quelle: Modifiziert nach Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd: Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg und Work-Life-Balance, München 2001, S. 217.

190 Vgl. Brenner, Doris/Giesen, Brank/Staufenbiel, Jörg E. (Hrsg.): Individuell bewerben – Karrierestart für den Führungsnachwuchs mit praktischen Übungen zum Assessment Center, Köln 1994.

200

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

artigen Einarbeitungsformen durch zwei unterschiedliche Tendenzen geprägt: • Zum einen wird eine mehr breit angelegte Ausbildung verfolgt, mit der die Unternehmen vielseitig einsetzbare Nachwuchskräfte heranziehen wollen (Trainee-Programme oder Führungsnachwuchs-Förderprogramme). • Die andere Tendenz besteht darin, Hochschulabsolventen auf eine von vornherein bestimmte Position vorzubereiten (Training-on-thejob/Direkteinstieg, Assistentenpositionen). Vor allem Großunternehmen praktizieren vielfach beide Ausbildungsformen. Die Mehrheit der Hochschulabsolventen wählt jedoch den Direkteinstieg in qualifizierte Sachbearbeiter-, Referenten- oder Stabspositionen. Assistententätigkeiten auf Vorstands- oder Geschäftsführungsebene sind meist promovierten Akademikern vorbehalten. Neben den beiden klassischen Möglichkeiten Trainee-Programm und Direkteinstieg existieren mittlerweile auch eine ganze Reihe von branchenbezogenen Einstiegsbesonderheiten (z.B. gilt das Volontariat als klassische Eintrittskarte für eine Karriere im Bereich Presse, Verlag und Medien) und diverse Mischformen. Hierbei ist jeweils im Einzelfall zu prüfen, ob der Schwerpunkt auf dem Kennenlernen der Organisation und dem damit verbundenen Überblick über das Unternehmen oder aber auf der konkreten, sachbezogenen Aufgabenbearbeitung liegt. Die Mehrzahl der Akademiker erwartet, dass die Privatwirtschaft oder der öffentliche Sektor ihnen eine gesicherte Existenz bietet. Nur wenige Absolventen überlegen direkt nach dem Studium oder später – nach ein paar Jahren Berufserfahrung – sich selbstständig zu machen bzw. den freiberuflichen Einstieg zu wählen. Mit der Entscheidung für einen Funktionsbereich sowie für eine bestimmte Branche und schließlich einen bestimmten Arbeitgeber wird oft der Grundstein für die weitere berufliche und finanzielle Entwicklung, häufig für mehrere Jahre, gelegt. Nicht zu vernachlässigen ist, dass der Eintritt in einen bestimmten Wirtschaftszweig einen eventuellen Wechsel in einen anderen gelegentlich erschwert. Die Entscheidung für ein produzierendes oder ein Dienstleistungsunternehmen, für eine bestimmte Branche, für ein Großunternehmen, ein Klein- oder ein mittelständisches Unternehmen oder gar die Entscheidung für eine selbstständige und nicht für eine abhängige Tätigkeit fällt nicht selten rein zufällig. In der Regel geben die deutschen Absolventen und angehende Führungskräfte einem Einstieg bei Großunternehmen bzw. Konzernen den Vorzug. Frei nach dem Motto: „Big is beautiful“. Dabei wird übersehen, dass der Mittelstand nach wie vor der größte Arbeitgeber für gut ausgebildete Menschen ist und als Einstieg ins Berufsleben mindestens genauso interessant sein kann. Acht Ein-

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

201

sichten lassen sich formulieren, die den Berufsstart im Mittelstand charakterisieren: 1. Das gesamte Unternehmensgeschehen ist auf die Persönlichkeit des Eigentümers zugeschnitten, was eine entsprechende Akzeptanz erfordert. 2. Intuition und Improvisation spielen eine große Rolle. Der Berufseinsteiger muss Spaß am kreativen Chaos haben. 3. Die Kommunikation ist kurz und direkt. Der Neue muss auf andere Personen zugehen können. 4. Es gibt keine strikt abgegrenzten Arbeitsgebiete, so dass integratives Denken und Handeln erforderlich ist. 5. Es gibt keine festgelegten Karrieremuster im Rahmen einer systematischen Personalpolitik. Der Einsteiger muss Eigeninitiative entwickeln. 6. Die Einstiegsgehälter sind im Mittelstand niedriger als in Großunternehmen, aber die Verantwortungsbereiche und damit das Gehalt wachsen schneller. 7. Die Aufgabenvielfalt eignet sich eher für einen Generalisten als für einen Spezialisten. 8. Viele Mittelständler suchen Nachfolger im eigenen Haus. Über die Wege „Beteiligung“ und „Management-Buy-In“ klappt möglicherweise der Sprung in die unternehmerische Verantwortung. Für die zukünftige und langfristige Berufs- und Karriereplanung empfiehlt es sich, die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale von großen und mittelständischen Unternehmen zu berücksichtigen. Tendenziell lässt sich folgender Vergleich ziehen, wie Darstellung 81 zeigt.

Darst. 81: Vergleich von Großunternehmen und mittelständischen Unternehmen *UR‰XQWHUQHKPHQ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡ ‡

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Quelle: Klotz, Michael/Zdrowomyslaw, Norbert: Modul Karriereplanung für das Projekt „Soft Skills Online“ (SSO), hrsg. von der Fachhochschule Lübeck, Lübeck 2007, S. 106.

Erst mit zunehmender beruflicher Erfahrung werden die beruflichen Tätigkeiten mit Neigungen, Interessen, Zielen und Perspektiven in Einklang gebracht

202

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

und führen insbesondere in den ersten Jahren des beruflichen Werdegangs zu einem oder mehreren Funktions- und/oder Unternehmenswechseln. Bei welchem Arbeitgeber bzw. welcher Organisationsform man letztlich tatsächlich „landet“, kann von unterschiedlichen Faktoren abhängen. Aber auch für die Karrierephase „vom Einsteiger zum Insider“, vor allem für den Karrierestart, ist eine proaktive Karriereplanung zweifelsohne von Vorteil. Wer es geschafft hat, bereits während des Studiums sich ein Netzwerk zu „seinem Arbeitgeber“ und „seinem Traumjob“ zu stricken, für den ist die Entscheidung des Berufseinstiegs einfacher und eben nicht maßgeblich vom Glück oder Zufall abhängig.161 So vielfältig wie die beruflichen Einstiegsmöglichkeiten, so zahlreich sind auch die Karrieremodelle bzw. Karrieremuster. Nach dem traditionellen Karriereverständnis besteht die Karriereleiter aus zahlreichen aufeinander aufbauenden Stufen (Sprossen), die in einem Unternehmen bzw. aufeinanderfolgend in mehreren Unternehmen kontinuierlich erklommen werden. Als typisches Beispiel für eine derartige „Stufenleiterkarriere“ dient das Handwerk: Azubi, Geselle, Vorarbeiter, Meister und schließlich selbstständige Existenz. Wie Darstellung 82 ansatzweise zeigt, entstehen derzeit viele neue Karrierepfade, ohne dass allerdings den Betroffenen ein klares Bild über fachliche, finanzielle und hierarchische Entwicklungsmöglichkeiten vermittelt wird (z.B. gekennzeichnet durch Begriffe wie Job-Hopping, Patchworking, Quereinstieg, Umschulung, „Learning by Doing“, prekäre Arbeitsverhältnisse. Darst. 82: Alternative Karrieremodelle

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-RE+RSSLQJ 3DWFKZRUNLQJ SUHNlUH $UEHLWVYHUKlOWQLVVH Quelle: Modifiziert nach Thom, Norbert/Friedli, Vera: Hochschulabsolventen. Gewinnen, fördern und erhalten, 3. Aufl., Bern/Stuttgart/Wien 2005, S. 20. 191 Vgl. Brenner, Doris: Karrierestart nach dem Studium. Vom Einsteiger zum Insider, Frankfurt am Main/New York 2000.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

203

Damit geht der klassische Karrierebegriff jedoch nicht unter, sondern in verschiedenen Sichtweisen auf. Karriere ist also nicht mehr als kontinuierlicher Aufstieg in der Unternehmenshierarchie zu verstehen. Die Planbarkeit einer Karriere erhält damit einen anderen Charakter. Traditionelle, an Zertifikaten orientierte berufliche Karrieremuster verlieren offensichtlich an Bedeutung. Zertifikate (Bachelor-, Master- und Diplomtitel usw.) erhalten künftig die Funktion von Eintrittskarten in den Wettbewerb um spezifische Arbeitsplätze, verlieren aber den Charakter einer mehr oder weniger sicheren Option auf einen Platz in der „ersten Reihe“. Vor diesem Hintergrund ist es sehr sinnvoll, sich bereits während des Studiums mit berufs- und karrierefördernden Instrumenten zu befassen.

4.

Karrierefördernde Maßnahmen während des Studiums

Grundsätzlich gilt der Satz: Garantie gibt es für nichts! Auch nicht für eine – wie auch immer definierte – Karriere. Und ein glückliches und erfülltes Leben ist nicht prinzipiell von einem Studium abhängig. Wer jedoch eine klare Vision, ein berufliches und persönliches Leitbild sowie ein Lebensziel hat, ist zweifellos eher in der Lage, seinen Leben einen Sinn und eine Richtung zu geben. Wer also eine entsprechende Geisteshaltung bzw. Einstellung mitbringt und gewohnt ist, zielorientiert an Inhalte und Probleme heranzugehen, erhöht auch die eigenen (materiellen) Karrierechancen. Für ein ziel- und berufsorientiertes Studium sind früh die Weichen zu stellen. In gewisser Weise beginnt schon mit der Studienplanung gleichzeitig die Karriereplanung. Allerdings sollte man sich für eine Fachrichtung bzw. einen Studiengang nicht nach den angeblich guten Berufschancen entscheiden, sondern in erster Linie sollten die eigenen Interessen die Wahl des Studiums bestimmen. Studium muss vor allem Spaß und Freude bereiten, dann kommt meistens auch der Erfolg. Darstellung 83 zeigt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – wichtige Aspekte, die später beim Berufseinstieg eine Rolle spielen können.

204

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

Darst. 83: Kriterien für eine berufs- und karrierebezogene Studienplanung 3KDVH GHU 6WXGLHQSODQXQJ

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Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich von der „Masse“ der Studierenden positiv abzuheben, Engagement zu dokumentieren und seine berufsbezogene Handlungskompetenz zu erhöhen. Spätestens mit der Möglichkeit zur Schwerpunktsetzung und Stoffvertiefung sollten sich Studierende über ihre eigenen Berufswünsche klar werden und eine persönliche Berufseinstiegsstrategie entwickeln. In dieser Phase ist die Selbstanalyse zu erstellen. Die Gestaltung des Studiums, die Aktivitäten während des Studiums, die erworbenen Qualifikationen und vor allem das Drumherum der Persönlichkeit können als wichtige Meilensteine einer Vorbereitung für einen gelungenen Karrierestart – möglicherweise beim Wunscharbeitgeber – betrachtet werden.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

4.1

205

Bedeutung der Fächerkombination und Praxiskontakte

Grundsätzlich ist es sinnvoll, seine Fächerkombination im Studium nach den persönlichen Fähigkeiten und Interessen anstatt nach der aktuellen Arbeitsmarktsituation (oder gar nach „Empfehlungen“, wo sich am leichtesten gute Noten erreichen lassen) auszurichten. Eine optimale Fächerkombination für alle Eventualitäten gibt es ohnehin nicht. Je nach angestrebter beruflicher Laufbahn fällt die Wahl der Fächer einfacher oder schwerer – in jedem Fall sollte die Kombination für den Leser einer Bewerbung auf Anhieb verständlich sein. Aber auch „exotische“ Kombinationen (z.B. Wahl des Schwerpunktes Marketing oder Sozialgeschichte mit dem Schwerpunkt Steuern/Wirtschaftsprüfung im BWL-Studium) können ihre Berechtigung haben; in diesem Fall ist die Fächerkombination vernünftig argumentativ zu begründen, und es ist deutlich zu machen, wieso sich hieraus für das Unternehmen und die Persönlichkeit des Bewerbers Vorteile ergeben. In jedem Falle sollten Sie die Wahlfreiheit bei den Kursen, Seminaren usw. innerhalb des Studiums dazu nutzen, Ihren persönlichen Neigungen und Interessen zu folgen. Verlieren Sie nie aus den Augen: Ein Studium bedeutet mehr als den Erwerb rein berufsspezifischer Kenntnisse. Durch das Studium entwickeln sich allgemeine Denkfähigkeit zur Bewältigung unstrukturierter, offener Situationen, geistige Wendigkeit und Flexibilität, Methodenwissen und vieles mehr. Wenn es Ihnen gelingt, dies mit einer deutlichen Praxisorientierung zu verbinden, heben Sie sich von der späteren Masse von Bewerbern ab – ein Vorteil, der darüber entscheiden kann, ob Sie ihren priorisierten Berufseinstieg realisieren können. Egal welche Fachrichtung, Sie sollten frühzeitig Interesse an einer Praxisorientierung – wenn nicht gar Praxisbewährung – des von Ihnen Gelernten zeigen und dies auch dokumentieren. Unter der Überschrift des Transfers wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis werden zunehmend gezielte Angebote für die (lehrreiche) Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Unternehmen oder sonstigen Institutionen gemacht. Hier gilt es, einen geeigneten Mix, der der späteren Karriere förderlich ist, zusammenzustellen. Es bieten sich u.a. der Kontakt zu Referenten und Lehrbeauftragten aus der Praxis an, die Teilnahme an Lehrprojekten oder Kursen zur Sozialqualifikation, der Besuch von Kooperationsbörsen, die Mitarbeit in studentischen Beratungsprojekten und nicht zuletzt die Nutzung von Praktika: • Interessant und für die spätere Berufspraxis erhellend ist der Besuch von Lehrveranstaltungen, die von Lehrbeauftragten aus der Wirtschaftspraxis durchgeführt werden.

206

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

• Empfehlenswert ist der Besuch von Vorträgen, die von Wirtschaftspraktikern an Hochschulen – häufig innerhalb von Vortragsreihen – gehalten werden. Derartige Vorträge bieten nicht nur interessante Einblicke in die Wirtschaftspraxis, sondern ermöglichen es, Manager und deren Fähigkeiten kennen zu lernen und ggf. sogar wertvolle Kontakte zu knüpfen. • Viele Hochschulen veranstalten Kooperationsbörsen, wo sich sowohl Unternehmen als auch Studierende dem jeweilig anderen Interessenten präsentieren können. Hier können Weichen gestellt werden für Projekte, Studienarbeiten, Praktika oder gar Abschlussarbeiten. • Manche Lehrprojekte werden als Praxisprojekte durchgeführt. Dies ist eine exzellente Möglichkeit, das erlernte akademische Wissen praktisch anzuwenden. • An vielen, wenn nicht gar den meisten Hochschulen existieren studentisch organisierte Beratungsinitiativen, die sich der regionalen Praxis als Projektpartner andienen. Hier lassen sich sowohl fachpraktische als auch Managementerfahrungen sammeln. • Häufig gibt es Angebote der Hochschule im Bereich der Sozialqualifikationen, nicht selten verbunden mit Entrepreneuraktivitäten. Bei Teilnahme an diesen Kursen erhält man Zertifikate, die bei Bewerbungen immer einen zumindest kleinen Vorteil darstellen. • Praktika und Projekte mit der Wirtschaftspraxis – dies ist allseits anerkannt – bringt für den Berufsstart eines Hochschulabsolventen Vorteile mit sich. Eine wesentliche Absicht des Praktikums sehen die Hochschulen darin, die Verbindung zwischen Theorie und Praxis möglichst früh herzustellen, damit die Studierenden Lerninhalte an einer Hochschule und Prozesse in einem Unternehmen besser verstehen und verarbeiten können. In der Regel bringt ein Berufseinsteiger, der ein oder mehrere Praktika und Projekte ableistet, eine größere praktische und theoretische Problemlösungsfähigkeit mit. Wie die Darstellungen 84 und 85 zeigen, sind die Möglichkeiten, ein Praktikum zu absolvieren bzw. Praxiserfahrung zu sammeln vielfältig, wobei insbesondere freiwillige Praktika (ob in der vorlesungsfreien Zeit oder studienbegleitend, Werkstudent oder nur Ferienjob) den Marktwert eines Absolventen erhöhen können.162 Unabhängig davon, ob in der Studienordnung vorgeschrieben oder nicht, sollten Sie das Praktikum nicht als notwendige Pflichtübung oder zum Schmücken des Lebenslaufs betrachten. Wer Zeit in ein Praktikum investiert, sollte mehr daraus machen. Selbstständig aktuelle Pro-

192 Vieles Wissenswerte zu Praxissemestern und Praktika liefert das Werk Czenskowsky, Torsten/Rethmeier, Bernd/Zdrowomyslaw, Norbert: Praxissemester und Praktika im Studium. Qualifikation durch Berufserfahrung , Berlin 2001.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

207

jekte bearbeiten, dadurch lernen und Erlerntes in die Praxis umsetzen. Damit wird aus dem Wissen Können und aus dem Praktikum eine Zusatzqualifikation. Angebracht kann eine überlegte Abstimmung des Praktikums mit den Schwerpunkten im Sinne einer frühzeitigen Berufsund Karriereplanung sein. Hat beispielsweise ein Studierender die klare Orientierung, in die Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung zu gehen, so ist es durchaus sinnvoll, im Studium entsprechende Schwerpunkte (Vertiefungsrichtungen wie z.B. „Rechnungswesen/Controlling“ und „Betriebswirtschaftliche Steuerlehre/ Wirtschaftsprüfung“ – soweit angeboten – zu belegen und sich möglichst um ein Praktikum in einem Steuerberatungsbüro oder einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zu bemühen. Es ist ein Schritt in die Richtung des oft skizzierten Ideal-Wegs „Vom Studium zum Traumjob“, wie Darstellung 84 verdeutlicht. Praktika im Studium können zweifelsohne als Sprungbrett ins Unternehmen Ihrer Wahl genutzt. Praktika können eine Zusatzqualifikation und einen Karrierefaktor darstellen. Achten Sie deshalb auf die Qualität Ihres Praktikums. Die Merkmale eines guten Praktikums sind: — Ein Praktikum ermöglicht die Mitarbeit an einem oder mehreren Projekten. — Das gewählte Projekt fördert eigenverantwortliches Arbeiten an anspruchsvollen Aufgaben. — Es bietet die Möglichkeit zur Teamarbeit. — Das Unternehmen betreut die Studierenden individuell. — Das Praktikum sollte mindestens 2 bis 3 Monate dauern. — Es bietet die Möglichkeit, verschiedene Teilbereiche eines Unternehmens kennen zu lernen. — Es lässt einen Zusammenhang mit dem Studienziel und den Berufsplänen erkennen.163

193 Hoffmann, Lutz/Klug, Sonja/Köhler, Dorothee (Hrsg.): GABLER/MLP Berufs- und Karriereplanung 2001: Wirtschaft. Für Studenten und Hochschulabsolventen. Mit über 300 Stellenanzeigen und und Firmenprofilen, Wiesbaden 2000, S. 100.

208

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

Darst. 84: Arten von Praktika 3UDNWLNXPDUWHQ HPSIRKOHQH XQG IUHLZLOOLJH 3UDNWLND

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Quelle: Czenskowsky, Torsten/Rethmeier, Bernd/Zdrowomyslaw, Norbert: Praxissemester und Praktika im Studium. Qualifikation durch Berufserfahrung, Berlin 2001, S. 26.

Darst. 85: Kontaktkette – vom Studium zum Traumjob (UVWNRQWDNW ]% *DVWYRUWUDJ ([NXUVLRQ 0HVVH $QJHERW HLQHV 3UDNWLNXPV

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Quelle: Czenskowsky, Torsten/Rethmeier, Bernd/Zdrowomyslaw, Norbert: Praxissemester und Praktika im Studium. Qualifikation durch Berufserfahrung, Berlin 2001, S. 35.

Wer es während seines Studiums versäumt hat, Auslandserfahrungen zu sammeln, hat natürlich auch danach noch in Form von berufs- und nicht berufsbezogenen Praktika, Aufbaustudien oder Arbeiten im Ausland die Möglichkeit dazu dies nachzuholen. Dennoch sollte man keine Scheu haben und eine der zahlreichen Organisationen in Deutschland, die es zur Beratung und Unterstützung von Auslandsaufenthalten gibt, nutzen, um noch vor dem beruflichen Ersteinstieg über den deutschen Tellerrand zu blicken.

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

4.2

209

Zusatzqualifikationen und Ergebnisse im Studium

Wer nur nach Lehrplan des gewählten Studiengangs studiert, erlangt i.d.R. lediglich die fachliche Grundqualifikation. Letztlich kommt es darauf an, wie Hochschullehrer und Studierende den Rahmen für sich definieren, um dem Aspekt „Zusatzqualifikation“ Rechnung zu tragen. Was als Zusatzqualifikation zu werten ist, hängt auch von dem gewählten Studienfach ab. Beispielsweise sind für einen Anglistik-Studierenden gute Englischkenntnisse nicht als Zusatzqualifikation zu betrachten. Zu den wichtigsten zusätzlichen Qualifikationen gehören: • • • • • • • • • • • • •

Praxisrelevante Tätigkeiten Aktuelle EDV-Kenntnisse Auslandsstudium Auslandspraktika Doppeldiplom (insb. aus einem internationalen Doppelstudium) Qualifikationen aus anderen Studiengängen (Interdisziplinarität) Fremdsprachenkenntnisse (vor allem Englisch) Besuch von Seminaren und Workshops sowie Erwerb von Nachweisen und Zertifikaten Diplomarbeit mit Praxisbezug Diplomarbeit im Ausland Mitarbeit in Projekten innerhalb und außerhalb der Hochschule zusätzliche Studienabschlüsse (z.B. MBA) und gegebenenfalls Promotion (Doktortitel) Persönlichkeitsfördernde Kurse und Aktivitäten, die „Soft Skills“ fördern.

Die meisten Unternehmen legen bei der Rekrutierung ihrer Nachwuchskräfte neben der Praxiserfahrung auch großen Wert auf das Engagement innerhalb und außerhalb der Hochschule. Flexible, aktive, motivierte und begeisterungsfähige Absolventen mit Sozialkompetenz haben bessere Karten zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden. Einem Studierenden mit Weitblick und Einsatzwillen bieten sich diverse Möglichkeiten, sein Engagement zu dokumentieren: • Sie werden Mitglied in einer studentischen Gruppe bzw. wirken in den Selbstverwaltungsorganen der Hochschule mit (z.B. Mitglied im Allgemeinen Studierendenausschuss/ASTA oder Studierendenparlament/Stupa, gewählter Vertreter im Fachbereich, Senat oder Konzil, Mitwirken in Kommissionen wie Studien-, Prüfungs- oder Auslandskommission) oder arbeiten in einer der studentischen Vereinigungen wie AISEC, MTP, Market Team mit.

210

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

• Sie arbeiten als studentische Hilfskraft oder als Tutor. • Sie unterstützen als studentischer Mitarbeiter einen Professor bei Forschungs- und Buchprojekten eventuell bis zu dem Punkt, dass sie die Möglichkeit erhalten, an einer Veröffentlichung als Ko-Autor mitzuwirken. • Sie sind in einem Studienkreis aufgenommen bzw. erhalten ein Stipendium von einer Stiftung. • Freiberufliche Tätigkeiten – z.B. bei einer Steuerberatungs- oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, in einem Ingenieurbüro oder in einer studentischen Unternehmensberatung. • Mitglied bzw. Engagement in einer demokratischen Partei bzw. die Tätigkeit in Verbänden (z.B. Berufsverbände, Unternehmerverbände, Gewerkschaften) oder Bürgerinitiativen. • Mitgliedschaft in einer gemeinnützigen Organisation oder in einem Verein. Je anspruchsvoller und zielgerichteter die Tätigkeit ist, umso besser – vor allem, wenn gleichzeitig die Studiendauer, die Examensnote stimmen und Sie Ihre Abschlussarbeit (Bachelor, Master oder Diplomarbeit) offensiv als „Visitenkarte“ nutzen können. Eine gute Abschlussarbeit ist bei den entsprechenden Firmen ein Bewerbungsvorteil, wenn erkannt wird, dass sie praxisbezogen ist oder ein empirisch bzw. formaltheoretisch hohes Niveau erreicht. Wer eine Arbeit, die in direktem Zusammenhang mit der angestrebten Position steht, mit einer guten Note abgeschlossen hat, sollte in seinen Bewerbungsunterlagen ausdrücklich darauf hinweisen. Zur beruflichen Handlungskompetenz gehören eben nicht nur Fachkenntnisse, sondern vor allem auch die sog. Schlüsselqualifikationen und die vielfach zitierten Soft Skills, die allein durch den Besuch vorgeschriebener Lehrveranstaltungen nur bedingt erlernt werden. Besonders häufig fordern Arbeitgeber Flexibilität, Kontakt-, Organisations- und Teamfähigkeit. Weitere Soft Skills sind mündliche und schriftliche Kommunikations-, Führungs- und Kooperationsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, selbstständige Arbeitsweise, analytisches Denkvermögen und Kundenorientierung.

4.3

Networking – Erhöhung der Berufs- und Karrierechancen

Allgemein bekannt ist wohl die Wendung: „Beziehungen schaden nur dem, der keine hat.“ Networking und Selbstmarketing sind wichtige Elemente im Rahmen des Selbstmanagements, wie bereits in Kapitel III dargelegt, und können sich bei der Suche um eine Arbeitsstelle als sehr nützlich erweisen. Wer die richtigen Leute kennt und ihre Unterstützung genießt, hat es i.d.R. einfacher beim Berufseinstieg und kommt auf der Karriereleiter schneller

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

211

voran. Hier ist es wie im Marketing: Qualitativ hochwertige Produkte gibt es genug – entscheidend für die Kaufentscheidung ist, dass die Zielgruppe das Produkt kennt und schätzt. Mit anderen Worten: Die Qualifikation eines Bewerbers ist eine wichtige Voraussetzung für die berufliche Zukunft, sie allein garantiert aber noch lange nicht den Erfolg. Um klarzustellen: Bei den erwähnten „Beziehungen“ geht es nicht um Vetternwirtschaft, Seilschaften oder Mauscheleien. Denn wer nicht über das nötige Fachwissen verfügt, dem hilft auf Dauer meistens auch kein „Vitamin B“. Es geht vielmehr darum, persönliche Kontakte zu knüpfen, zu pflegen und zu nutzen, eben das, was heute neudeutsch mit dem Begriff „Networking“ bezeichnet wird. Über Netzwerke werden Informationen jeder Art ausgetauscht: • • • • •

Kontaktdaten, Fachinformationen, Projektinformationen, personelle Entwicklungen im Unternehmen bzw. der Branche, offene interne und externe Stellen usw.

Ein funktionierendes Netzwerk fällt selbstverständlich nicht vom Himmel – es ist vielmehr das Ergebnis einer gezielten, langfristigen Aufbaustrategie – und von viel Arbeit. Kontinuität ist hier Trumpf. Gerade für Berufseinsteiger kann es ein entscheidender Vorteil sein, auf Netzwerke zurückgreifen und bereits bestehende Kontakte nutzen zu können. Deshalb sollte man schon während des Studiums mit dem Aufbau eines „eigenen“ Netzwerkes beginnen – sich dort sehen zu lassen, wo man Kontakte knüpfen und wichtige Leute treffen kann. Dabei ist klar, dass nicht jeder geknüpfte Kontakt von Dauer sein und nicht jedes Gespräch direkt zu einem Erfolg führen wird. Es ist aber eben die Vielzahl der Kontakte, von denen einer im Bedarfsfalle zum erwünschten Ziel führt. Darüber hinaus hat man später im Beruf nicht mehr die Möglichkeit, so schnell und unkompliziert Kontakte zu knüpfen, wie während des Studiums.

5.

Lebensziel „Work-Life-Balance“

Endlich ist es soweit. Sie haben Ihren Abschluss in der Tasche und starten in den Beruf. Sie vermeiden viel Frustration und gegebenenfalls viele unnötige Bewerbungen, wenn Sie die Anregungen und Vorschläge in diesem Buch sowie geeignete Checklisten zu Rate ziehen. Denn ein erfolgreiches Berufsleben setzt voraus, dass man in einem Umfeld arbeitet, in dem man sich wohl fühlt. Für die Bewerbung und später im Rahmen Ihrer Arbeit nützen oftmals die besten Erfahrungen wenig, wenn Sie sich nicht „verkaufen“ können, d.h. andere Menschen durch Ihre Persönlichkeit und Taten (Tue Gutes und rede darüber) überzeugen können.

212

Kapitel V: Studium, Beruf und Karriere

Gerade in unserer schnelllebigen Zeit, in der man sich frühzeitig Gedanken darüber machen muss, die Balance von Arbeit und Leben zu fördern („WorkLife-Balance“), erhält der Aspekt der Karriereplanung unter Berücksichtigung der Freizeitplanung sowohl für das Individuum als auch für die Organisation eine grundsätzliche Bedeutung. Darstellung 86 versteht sich als Beispiel zur Selbstreflexion. Darst. 86: Beispiel zur Selbstreflexion: Welche Perspektiven bieten sich nach dem Studienabschluss für mein weiteres Leben? selbstständig

Ausland

Inland

Was?

Unternehmen

Promotion

Jobrichtung

Arbeiten

Praktikum

Was will ich?

Möglichkeiten

Babypause

weiter studieren

kurzfristig mittelfristig

Zeitrahmen

Verdienst

BAföGRückzahlung

langfristig

Zukunft nach dem Studium Work-LifeBalance

Finanzsituation Was kann ich?

Informationen Umfang

Informationsquellen

Was ist möglich? Kinder

Heirat

Karriere Wohnung

Familie

Was sollte ich tun?

Für mich? Wo bieten sich Chancen?

Hausbau Freizeit Reisen

Hobbys

Generell? Entfaltungsmöglichkeiten Managementlaufbahn einfach nur: interessante Tätigkeit

Planung

persönliche Entwicklung

an Aufgaben , Ergebnissen wachsen

Fachlaufbahn

meine Ziele definieren Zufriedenheit

Erfolg haben etwas erreichen

Quelle: Strunz, Herbert/Dorsch, Monique: Wie gelingt meine wissenschaftliche Abschlußarbeit? Ein Leitfaden für Wirtschaftswissenschaftler, Altenberge 2006, S. 92.

Kapitel VI: Checklisten Gerade die Komplexität in der Welt der Wissenschaft und Praxis sowie die Informationsüberflutung in unserer Wissensgesellschaft machen Entscheidungen nicht gerade einfacher. In allen Lebensphasen und bei Entscheidungsvorbereitungen aller Art sind so viele Dinge zu bedenken, die es zu erfassen und zu bewerten gilt, dass die Gefahr des Übersehens groß ist. Deshalb sind Instrumente gefragt, die behilflich sind, den Überblick zu behalten und dabei keine wesentlichen Sachverhalte zu vergessen. Ein gutes Instrument hierfür ist die Checkliste. Was ist eine Checkliste? Im weitesten Sinne handelt es sich um eine Gedächtnisstütze in Hinblick auf Vollständigkeit von erforderlichen Informationen. Checklisten sind eine gute Unterstützung beim Erkennen und Bewerten von Sachverhalten und Problemen. Sie dienen nicht nur dazu, zwischen „richtig“ und „falsch“ zu differenzieren. Sie helfen dabei, dass ein Problem nicht übersehen und in seiner Bedeutung verkannt wird. Die von der Wissenschaft und der Wirtschaftspraxis entwickelten Checklisten basieren in der Regel auf langjährigen Erfahrungen. Insofern kann dabei als Checkliste gelten: • Eine Materialsammlung bzw. Auflistung von Aspekten für bestimmte Bereiche oder Themen • Eine Liste mit Fragen • Ein Anforderungskatalog • Ein Kennzahlenkatalog bzw. eine Kennzahlenauflistung Dieses Kapitel bietet dem Leser unter Zugrundelegung des Lebens- und Bildungszyklus für 12 wichtige Bereiche Ansätze zu Problemlösungen in Checklistenform. Die Checklisten sind aus verschiedenen Quellen, teilweise modifiziert, zusammengestellt und besitzen unterschiedlichen Charakter. Die Gestaltung und Form einer Checkliste sollte sich vor allem nach dem Verwendungszweck und den Erfordernissen der Nutzer richten. Durch Nutzung der nachstehenden Checklisten können Sie Sachverhalte und Probleme im Rahmen Ihrer Studien-, Prüfungs- sowie Berufs- und Karriereplanung zielorientierter steuern. Die Checklisten unterstützen Sie beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit und beim Aufbau der beruflichen Handlungskompetenz.

214

Kapitel VI: Checklisten

Darst. 87: Checkliste – Berufliche Ziele und persönliche Wünsche Berufliche Ziele • • • • • • • • • • • • • • •

Was bedeutet für mich der Begriff „Arbeit“? Was ist wichtig für meine berufliche Zufriedenheit? Wie wichtig ist mir ein gutes Betriebsklima? Welche Rolle spielt die Branche für meine beruflichen Ziele? Welche betriebliche Organisationsstruktur bevorzuge ich? Will ich lieber in einem kleinen, mittleren oder großen Unternehmen arbeiten? Wie soll mein Arbeitsplatz aussehen? Brauche ich ein separates Büro oder lieber ein Großraumbüro? Welchen täglichen Anfahrtsweg nehme ich in Kauf? Bin ich bereit, mehrere Wochen im Jahr geschäftlich unterwegs zu sein? Was erwarte ich von meinem zukünftigen Vorgesetzten? Was will ich in drei Jahren beruflich erreicht haben? Was will ich in fünf Jahren verdienen? Welche berufliche Entwicklung führt dort hin? Welche Qualifikationen und Voraussetzungen fehlen mir, um mein Ziel zu erreichen? Welche beruflichen Alternativen habe ich mir überlegt? Private Wünsche

In welcher Region oder Stadt und in welchem Land möchte ich leben? • Wie stelle ich mir mein privates Umfeld (Partner, Freunde, Familie, Kinder etc.) vor? • Welche Wohnsituation (Haus, Wohnung) gehört zu meinem Lebensstandard? • Welchen Stellenwert hat meine Familie für ein zufriedenes und ausgefülltes Leben? • Wie viel Freizeit und Urlaub benötige ich im Jahr? • Welche Anschaffungen möchte ich gerne in den nächsten Jahren machen? Ordnen Sie nun auf einem gesonderten Blatt jeweils die privaten und beruflichen Ziele, und werden Sie sich über die Prioritäten, die zeitlich angestrebte und realisierbare Reihenfolge sowie die Durchführung in einem überschaubaren Zeitraum (z.B. in den nächsten 3 Jahren) im Klaren. Quelle: Büchau, Bernd u.a.: Kritische Reflexionen und Tipps zu Studium, Beruf und Karriere, in: In: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg, Work-Life-Balance, München/Wien 2001, S. 301.

Kapitel VI: Checklisten

215

Darst. 88: Checkliste – Auswahl des geeigneten Praktikantenplatzes • Kann ich mit dem angestrebten Praktikum meine Ziele im Kontext von Studium und Berufsperspektive vorantreiben? • In welcher Branche möchte ich das Praktikum durchführen (Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen)? • Will ich mein Praktikum in einem kleinen, mittleren oder großen Unternehmen absolvieren? • Soll der Praktikumsplatz regional, überregional oder im Ausland liegen? • Welche Vorlaufzeiten für eine fristgemäße Bewerbung muss ich berücksichtigen? • Welche Rolle spielt für mich die Finanzierung der Lebenshaltungskosten während des praktischen Studiensemester? • Bin ich in der Lage, mir eine Unterkunft am Praktikumsort selbst zu besorgen? • Welche inhaltlichen Erwartungen stelle ich an den Praktikumsplatz? • Wo erhalte ich Informationen über das Unternehmen, bei dem ich ein Praktikum aufnehmen möchte? • Zu welchen Kompromissen im Hinblick auf die inhaltlichen Erwartungen bin ich bereit? • Welche Anforderungen werden seitens des Unternehmens an das Praktikum gestellt (z.B. überdurchschnittliche Noten, praktische Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, Fähigkeit zu problemorientierten Denken, selbstsicheres Auftreten)? • Welche Bereiche (z.B. Controlling, Produktion, Absatz, Verfahrenstechnik) möchte ich genauer kennenlernen? • Kann ich im Rahmen meines Praktikums an einem Projekt mitarbeiten? • Erwarte ich einen Vergütung und wie hoch sollte diese sein? Quelle: Büchau, Bernd u.a.: Kritische Reflexionen und Tipps zu Studium, Beruf und Karriere, in: In: Zdrowomyslaw, Norbert/Rethmeier, Bernd (Hrsg.): Studium und Karriere. Karriere- und Berufsplanung, Erfolg, Work-Life-Balance, München/Wien 2001, S. 311.

216

Kapitel VI: Checklisten

Darst. 89: Lernstrategien und effektives Studieren 1. Lernstrategien □ Mixen Sie die Lernstrategien nach persönlichen „Empfinden“ und den Lernzielen. □ Auswendig lernen, integriertes Lernen sowie schrittweise Lernen mit Computer □ Überwachtes Lernen und Lernen in Arbeitsgruppen □ Lernen durch Lehren (z.B. Übernahme von Tutorien) □ Lernen aus der Praxis und aus der Erfahrung (z.B. Projekte mit der Praxis). 2. Selbsttätig sein – kreativ schöpferisch arbeiten □ Positive und Aha-Erlebnisse suchen □ Diskutieren, im Team arbeiten, d.h. Lerngruppen bilden □ Verbesserung des Zuhörens und Mitschreibens unter Einbindung des Markierens und Exzerpierens (Inhalte hervorheben, gliedern und veranschaulichen) □ Lesen mit Methodik und Effektivität, Merkhilfen heranziehen □ Wiederholungen des Lernstoffes selbst gestalten (eigene Worte und visualisieren) 3. Motiviert lernen □ Glaube an den Erfolg, durch Misserfolge nicht demotivieren lassen □ Motive und Ziele des Lernens und Studierens sich bewusst machen □ Üben Sie Selbstdisziplin – nicht ablenken lassen □ Selbstbelohnungen planen und umsetzen 4. Planen – Managen □ Selbstmanagementsystem aufbauen und danach arbeiten □ Lernziele abstecken, Lernplan aufstellen und Lernstoffe dosieren □ Systematisch Informationen sammeln, ordnen, gliedern, kritisch diskutieren und verarbeiten □ Zeiten zum Üben und Wiederholen planen sowie Lernpausen einbeziehen □ Lernerfolg überprüfen (Selbst- und Fremdkontrolle) 5. Abwechslung und Variation beim Lernen □ Ähnliche Stoffinhalte nicht nacheinander lernen, da diese sich wechselseitig hemmen können (kann zu Verwirrung, Unsicherheit und Verwechselungen führen) □ Reiz des „Neuen“ wirkt oftmals motivierend. □ Starres, unmotiviertes Lesen vermeiden □ Variation von Lernwegen (hören, diskutieren, nachlesen, visualisieren) und in der Lernmethodik (allein, in Lerngruppe)

Kapitel VI: Checklisten

217

□ Variation in den Lernorten (mal in der Studentenbude, mal in der Bibliothek, mal im Freien) □ Wiederholungen des Lernstoffes verschiedenartig gestalten (mit Buch, Zeitschriftenbeitrag, Lernkartei, eigene Mitschriften, Video, integriertes Lernen) Quelle: Modifiziert nach Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 183f.

218

Kapitel VI: Checklisten

Darst. 90: Steigerung der Leistungsfähigkeit und Tipps gegen Lern- und Schreibblockaden Körperliche Leistungsfähigkeit □ richtige Ernährung (Dosierung des Essverhaltens) und erholsamer Schlaf □ sinnvolle und ausreichende Pausenplanung, Zeit für stille Stunden (z.B. zur Realisierung von Ausgleichstätigkeiten) und Mußephasen □ positive Beeinflussung der körperlichen Verfassung durch Sport, gesunde Lebensführung, Erholung, Entspannung und Vermeidung von Stress sowie Begrenzung seelischer Belastungen (in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist). □ Planen Sie genügend Zeit für das Lernen und sonstige Aktivitäten ein und vermeiden Sie somit Stress und Druck. Setzen Sie Prioritäten. Äußere Lernbedingungsgestaltung □ Sorgen Sie für einen ruhigen Arbeitsplatz, an dem Sie sich wohl fühlen. Sitzen Sie bequem und ergonomisch richtig? □ Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit durch Vermeidung von Reizen, die ablenken (z.B. Radio, Fotoalben u.ä.m.) □ Vermeidung lernorganisatorischer Beeinträchtigungen; Lernen mit System und nach Plan (Lernordnung) und Festlegung von Lernschritten □ Überprüfen sie, ob alle notwendigen Lernmaterialien vorhanden sind. Legen Sie notwendige Studien-Materialien in Ihre Nähe. □ Orientierung am persönlichen Arbeits- und Leistungsrhythmus □ Überwindung von äußeren (falsche Lernzeit und falscher Lernort) und inneren (Desinteresse am Fach, Antipathie gegen den Dozierenden) Lernbarrieren □ Nutzen sämtlicher Möglichkeiten, etwas zu lernen und die Handlungskompetenz zu erhöhen (in der Hochschule durch den Besuch von Gastvorträgen, Übernahme eines Tutoriums, Mitwirkung an Forschungsprojekten und Veröffentlichungen usw., während der Praktika, im Alltag, im Gespräch, auf Reisen) Angst und Stress mindern □ Erstellen Sie sich einen Zeitplan, um nicht kurz vor der Deadline eines Projekts unter Zeitdruck zu geraten. □ Analysieren Sie, was Ihnen Bauchschmerzen bereitet und formulieren Sie positive Gegensätze, z.B. „Ich bin gut vorbereitet“. □ Nutzen Sie morgens Autosuggestion vorm Spiegel „Ich schaffe das“. □ Atmen Sie tief durch und lächeln Sie. □ Erinnern Sie ich an bereits erzielte Erfolge oder an ähnliche Situationen, die Sie bereits gemeistert haben.

Kapitel VI: Checklisten

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Motivationsförderung □ Gliedern Sie die Aufgabe in kleine Teilschritte, die Sie nach und nach abarbeiten. □ Erstellen Sie sich einen Zeitplan mit Tageszielen. □ Kontrollieren Sie Ihre Lernfortschritte, um bereits einen Erfolg festzustellen. □ Belohnen Sie sich für Ihre Lernerfolge, aber bestrafen Sie sich nicht für Misserfolge. Sehen Sie Belohnungen vor (Abendessen, Kinobesuch, Kurzurlaub), die sich motivierend auf den Studientag oder das Studiensemester auswirken. □ Wenn Sie zu einem Ausweichverhalten neigen, analysieren Sie die Ursachen und versuchen Sie diese zu vermeiden (z.B. herumliegende Zeitschriften). □ Versuchen Sie interessante und uninteressante Themen beim Lernen zu vermischen. Verarbeitung von Informationen □ Nutzen Sie verschiedene Wahrnehmungs- oder Eingangskanäle, um die Informationen besser aufzunehmen. □ Ordnen Sie die Informationen sachlogisch und entwickeln Sie somit eine Struktur. □ Basteln Sie sich Gedankenstützen (z.B. Eselsbrücken), um sich Informationen besser zu merken. □ Erklären sie sich alles nochmals mit eigenen Worten. □ Erstellen Sie eignen Übersichten und Grafiken. □ Überlegen sie sich Praxisbeispiele. □ Machen Sie eine Kurzzusammenfassung, um das Wesentliche zu erfassen. Schreibblockaden abbauen □ Nutzen Sie Anregungen, die hilfreich sind und grundsätzlich helfen können Schreibblockaden abzubauen. Z.B.: Schreiben Sie Ihren Text an einen Freund in Form eines Briefes. Schreiben Sie einem Freund eine EMail über das, worüber Sie gerade nicht schreiben können. Erzählen Sie jemanden oder der Wand, worüber Sie schreiben wollen – und nehmen Sie sich dabei auf. Schreiben Sie einen kurzen Text ab, der Ihnen gefällt. □ Gehen Sie gelassen an den ersten und nur vorläufigen Entwurf einer schriftlichen Arbeit heran. □ Sagen Sie sich immer wieder: Ich schreibe für mich, um etwas zu lernen, um etwas zu verstehen usw. □ Schreiben Sie erstmal alle Ihre Ideen nieder und ordnen Sie diese anschließend.

220

Kapitel VI: Checklisten

□ Bringen Sie zügig eine Rohfassung auf das Papier und hinterfragen Sie es erst, wenn alles niedergeschrieben ist. □ Gehen Sie nicht mit zu hohen Ansprüchen an Ihre Formulierungen, Sie können den Text später nochmals überarbeiten. □ Auch erfahrene Autoren müssen ihr Skript immer wieder überarbeiten. □ Versuchen Sie nicht in einer zu hochgestochenen Sprache zu schreiben, die niemand versteht, sondern nutzen Sie Ihre eigene Ausdrucksweise. Quelle: Modifiziert nach Koeder, Kurt W.: Studienmethodik. Selbstmanagement für Studienanfänger, 2. Aufl., München 1994, S. 184 sowie grundsätzliche Aspekte zu den Lernund Schreibblockaden aus den Werken: Kruse, Otto: Keine Angst vor dem leeren Blatt. Ohne Schreibblockaden durchs Studium, 8. Aufl., Frankfurt/New York 2000; Pyerin, Brigitte: Kreatives Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden, Weinheim/München 2001.

Darst. 91: Suchmaschinen (Auswahl) 0HWDVXFKPDVFKLQHQ

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Kapitel VI: Checklisten

221

Darst. 92: Bibliotheken im Internet, Buchverzeichnisse und Datenbanken (Auswahl) 'DWHQEDQNHQ LP %LEOLRWKHNVV\VWHP 'LH ZLFKWLJVWH |IIHQWOLFKH XQG NRVWHQIUHLH 'DWHQEDQN IU /LWHUDWXUUHFKHUFKHQ LVW GLH 23$& 2QOLQH 3XEOLF $FFHV &DWDORJXH  GHU YRQ YLHOHQ +RFKVFKXOELEOLRWKHNHQ LQ 'HXWVFKODQG IU GHQ 1DFKZHLV GHV HLJHQHQ %HVWDQGHV DQJHERWHQ ZLUG ,Q 'HXWVFKODQG KDEHQ VLFK GLH +RFKVFKXOELEOLRWKHNHQ ]X LQVJHVDPW VHFKV 9HUEQGHQ ]XVDPPHQJHVFKORVVHQ GLH GHQ *HVDPWEHVWDQG LQ LKUHU 5HJLRQ QDFKZHLVHQ ‡ +%= 9HUEXQGNDWDORJ 1RUGUKHLQ:HVWIDOHQ +%=23$& :HE KWWSRNHDQRVZZZKE]QUZGH ‡ +HVVLVFKHV %LEOLRWKHNV,QIRUPDWLRQV6\VWHP +H%,6 :HE KWWSZZZKHELVGH ‡ *%92QOLQH *HPHLQVDPHU %LEOLRWKHNV9HUEXQG PLW 1LHGHUVDFKVHQ %UHPHQ +DPEXUJ 6FKOHVZLJ+ROVWHLQ 7KULQJHQ 0HFNOHQEXUJ9RUSRPPHUQ XQG 6DFKVHQ$QKDOW :HE KWWSZZZJEYGH ‡ %LEOLRWKHNV9HUEXQG%D\HUQ %9% :HE KWWSZZZELEEYEGH ‡ .RRSHUDWLYHU %LEOLRWKHNVYHUEXQG %HUOLQ%UDQGHQEXUJ .2%9 :HE KWWSZZZNREYGH ‡ 6GGHXWVFKHU %LEOLRWKHNV9HUEXQG 6:% PLW %DGHQ:UWWHPEHUJ 5KHLQODQG3IDO] 6DFKVHQ XQG 6DDUEUFNHQ :HE KWWSZZZEV]EZGH $XI QDWLRQDOHU (EHQH NDQQ EHU GHQ .DUOVUXKHU 9LUWXHOOHQ .DWDORJ LQ GHQ DQJHIKUWHQ 9HUEXQGNDWDORJHQ LVROLHUW NRPELQLHUW RGHU LQ DOOHQ JHPHLQVDP JHVXFKW ZHUGHQ GHQQ EHL GLHVHP .DWDORJ KDQGHOW HV VLFK XP HLQ 0HWD6XFKLQWHUIDFH IU :::%LEOLRWKHNVNDWDORJH  0LOOLRQHQ %FKHU XQG =HLWVFKULIWHQ DXV %LEOLRWKHNV XQG %XFKKDQGHOVNDWDORJHQ KSSWZZZXENDXQLNDUOVUXKHGH %XFKYHU]HLFKQLVVH OLHIHUEDUHU %FKHU KWWSZZZEXFKKDQGHOGH KWWSZZZEXFKNDWDORJGH KWWSZZZOLEULGH KWWSZZZEROGH KWWSZZZEXFKGH KWWSZZZDPD]RQGH (LQ 9HU]HLFKQLV DOOHU GHXWVFKHQ 3XEOLNDWLRQHQ ELHWHW GLH 'HXWVFKH %LEOLRWKHN :HE KWWSZZZGGEGH Quelle: Eigene Zusammenstellung nach Brink, Alfred: Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten. Ein prozessorientierter Leitfaden zur Erstellung von Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten in acht Lerneinheiten, 2. Aufl., München/Wien 2005, S. 82-112.

222

Kapitel VI: Checklisten

Darst. 93: Datenbanken (Auswahl) 'DWHQEDQNHQ *(12,6 ± *HUPDQ %XVLQHVV ,QIRUPDWLRQ .RQWDNW )UHLVFKW]HUVWU   0QFKHQ 7HO  )D[  (0DLO LQIR#JHQRLVGH :HE KWWSZZZJHQLRVGH 'DWHQEDQNHQ 7DJHV :RFKHQ XQG )DFK]HLWVFKULIWHQ 8QWHUQHKPHQVLQIRUPDWLRQHQ 0DUNWVWXGLHQ XQG /LWHUDWXUKLQZHLVH -85,6 ± -XULVWLVFKHV ,QIRUPDWLRQVV\VWHP IU GLH %XQGHVUHSXEOLN 'HXWVFKODQG *PE+ .RQWDNW *XWHQEHUJVWU   6DDUEUFNHQ 7HO  )D[  (0DLO LQIR#MXULVGH :HE KWWSZZZOH[LVFRP E]Z KWWSZHEZHVWODZFRP NRVWHQSIOLFKWLJH =XVDPPHQVWHOOXQJ GHU YHU|IIHQWOLFKWHQ XQG QLFKW YHU|IIHQWOLFKWHQ GHXWVFKHQ 5HFKWVVSUHFKXQJ 9HUZDOWXQJVYRUVFKULIWHQ 1RUPHQ XQG MXULVWLVFK XQVHOEVWVWlQGLJHQ ZLH VHOEVWVWlQGLJHQ /LWHUDWXU '$7(9 ± 'DWHQYHUDUEHLWXQJVRUJDQLVDWLRQ GHU VWHXHUEHUDWHQGHQ %HUXIHV LQ GHU %5' H* .RQWDNW 3DXPJDUWHQVWU   1UQEHUJ 7HO  )D[  (0DLO LQIR#GDWHYGH :HE KWWSZZZGDWHYGH /H[,1)250 6WHXHUOLFKH UHOHYDQWH (QWVFKHLGXQJHQ 9HUZDOWXQJVDQZHLVXQJHQ XQG =HLWVFKULIWHQEHLWUlJH 'DWHQEDQN ± ,QIRV\VWHP '%,6 :HE KWWSZZZHFRQEL]GHNDWDORJHGELVKWP 1XW]HQ 'DV 'DWHQEDQN ± ,QIRV\VWHP '%,6 LVW HLQ NRRSHUDWLYHU 6HUYLFH GHXWVFKHU XQG |VWHUUHLFKLVFKHU %LEOLRWKHNHQ ]XU 1XW]XQJ ZLVVHQVFKDIWOLFKHU 'DWHQEDQNHQ =XU]HLW VLQG EHU  'DWHQEDQNHQ PLW %H]XJ ]X GHQ :LUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWHQ YHU]HLFKQHW YRQ GHQHQ YLHOH .RVWHQORV LP ,QWHUQHW YHUIJEDU VLQG  (LQWUlJH IU GHQ %HUHLFK :LUWVFKDIWVZLVVHQVFKDIWHQ :LVR :HE KWWSZZZZLVRQHWGH 1XW]HQ ZLVR ELHWHW ,KQHQ GDV XPIDVVHQGVWH $QJHERW GHXWVFKVSUDFKLJHU /LWHUDWXU IU GLH :LUWVFKDIWV XQG 6R]LDOZLVVHQVFKDIWHQ :LU KDEHQ IU 6LH GLH UHOHYDQWHQ ,QKDOWH IU 6WXGLXP XQG %HUXI ]XVDPPHQJHVWHOOW 'LH .RRSHUDWLRQ PLW EHGHXWHQGHQ 9HUODJHQ XQG ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ ,QVWLWXWHQ HUP|JOLFKW HLQ HLQPDOLJHV 3RUWIROLR DQ 4XDOLWlWVLQKDOWHQ ZLVR ELHWHW ,KQHQ GHQ VFKQHOOHQ XQG HIIL]LHQWHQ =XJULII DXI  0LR 9ROOWH[WH DXV EHU  =HLWVFKULIWHQ EHU  0LR /LWHUDWXUQDFKZHLVH  0LR $UWLNHO DXV GHU 7DJHV XQG :RFKHQSUHVVH  0LR 8QWHUQHKPHQVLQIRUPDWLRQHQ =X XQWHUVFKHLGHQ VLQG 9ROOWH[WGDWHQEDQNHQ 5HIHUHQ]GDWHQEDQNHQ XQG )DNWHQGDWHQEDQN Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel VI: Checklisten Darst. 94: Gängige Zitierabkürzungen Zitierabkürzungen a.a.O. Abb. Abs. Anh. Art. Aufl. Ausg. Bd. Bei. betr. bzw. ca. ders. dies. d.h. Darst. Diss. ebd. et al. etc. f. ff. Fn. Forts. geb. ggf. H. Habil. Hg. oder Hrsg. hrsg. v. ibd. i.d.R. i.e.S. i.w.S. J. Jg. loc. cit. Mio. Mrd.

am angeführten Ort Abbildung Absatz Anhang Artikel Auflage Ausgabe Band Beilage betreffend beziehungsweise circa derselbe dieselbe das heißt Darstellung Dissertation ebenda et alii et cetera folgende (Seite) fortfolgende Seite Fußnote Fortsetzung gebunden gegebenenfalls Heft Habilitationsschrift Herausgeber herausgegeben von ibidem (ebenda) in der Regel im engeren Sinne im weiteren Sinne Jahr Jahrgang loco citato (am angeführten Ort) Millionen Milliarden

223

224

N.N. Nr. o.J. o.O. o.V. pass. S. s./sh. sog. Sp. s.u. Tab. u.a. u.ä. usw. Verf. Vgl. Vol. z.B. Ziff. zit. Nach Quelle: Eigene Darstellung

Kapitel VI: Checklisten

Nomen nescio (ohne Autor), entspricht o.V. Nummer ohne Jahr ohne Ortsangabe ohne Verfasserangabe passim (da und dort/verstreut) Seite(n) siehe so genannte Spalte(n) Siehe unten Tabelle und andere (Autoren oder Verlagsorte) und ähnliche und so weiter Verfasser vergleiche Volume (Band) Zum Beispiel Ziffer zitiert nach

Ratschläge

Wissenstransfer

gedankliche Vorstrukturierung

Aufgabe

links 1/3 Rand lassen

















Seiten festhalten Rand für „Regieanweisungen“: Wiederholungen, Tafeleinsatz, Beispiele etc. kennzeichnen unterschiedliche Farben/Unterstreichungen/Texthervorhebungen nach Wichtigkeit benutzen möglichst nur Stichworte benutzen; keine vollständigen ausformulierten Sätze oder Abschnitte Definitionen/Kernsätze ggf. im Original (Zitat) mit Stichworten für Paraphrasen bei Wiederholungen festhalten persönliche Abkürzungen, mathematische Zeichen etc. benutzen Text durch Einschübe, Spiegelstriche etc. strukturieren Grobstruktur des Vortrags als Überblick auf der ersten Seite darstellen Zeitbudget planen

• statistisches Material auf gesonderten

beginnen

• Hauptabschnitte auf neuer Seite





• •



• • • • • • •

• •

nutzen Zwischenfragen gestatten Raum und Haltungsposition festlegen (sitzend oder stehend vortragen) klare, deutliche Aussprache beachten Blickkontakt mit dem Publikum halten Stimmvolumen variieren Sprechgeschwindigkeit variieren Betonung variieren Gestik einsetzen kurze, klare, nachvollziehbare Sätze formulieren (Satzbrüche nicht fürchten) Kernsätze, Definitionen, abschnittsweise (Zwischen-)Ergebnisse wiederholen Ergebnisse zusammenfassen Rückfragen/Verständnisfragen an das Publikum stellen aufgelockerte Vortragsart wählen (Beispiele, rhetorische Fragen, ggf. „Schmunzelerreger“) Zeitbudget beachten (Zeit für Diskussionen lassen)

• Technik der paradoxen Intention

= freie Rede

 geschriebene Hausarbeit

Grundregel

• Manuskriptseite einseitig beschreiben • Seiten zu 2/3 beschreiben;

Rede

Redemanuskript

Hilfsmittel/Präsentation

- Langsames Vorgehen

Beachte: paralleler Einsatz ist sinnvoll • Hilfsmittelarten, z.B.: - Schaubilder - Tabellen - Thesenpapier - Definitionszusammenstellung - Übungsaufgaben - Literaturverzeichnis • Hilfsmitteleinsatz - vollständig ausgearbeitete Unterlagen - (Publikum nur passiv) - aktiv zu entwickelnde Unterlagen - (Publikum beteiligt) • Medienhandhabung z.B.: - Deutliche Schrift - Nur allgemein verständliche Abkürzungen

• Medienauswahl, z.B.: - Tafel - Overhead-Projektor - Beamer - Flip-Charts - Umdrucke

visuelle Unterstützung

= Vorbereitung und Einsatz von Hilfsmitteln

Kapitel VI: Checklisten 225

Darst. 95: Checkliste zur Technik des Referierens

Quelle: Nach Corsten, Hans/Deppe, Joachim: Technik des wissenschaftlichen Arbeitens. Wege zum erfolgreichen Studieren, 2. Aufl., München/Wien, 2002, S. 104.

226

Kapitel VI: Checklisten

Darst. 96: Checkliste „Präsentation“ Vorbereitung einer Präsentation □ Beginnen Sie zeitig und schieben Sie die Aufgabe nicht vor sich her. □ Stimmen Sie den Inhalt auf die Zielgruppe ab. □ Einzel- oder Gruppenpräsentation? □ Welche Visualisierungsmöglichkeiten gibt es und welche sollen zum Einsatz kommen? □ Zeitplan aufstellen: Rede-, Präsentations-, Demonstrations-, Diskussionszeit? □ Generalprobe: Vor der eigentlichen Präsentation sollte eine Probe-Präsentation durchgeführt werden (möglichst vor Zuhörern). □ Bin ich angemessen gekleidet? Zielanalyse / Störfaktoren □ Wie wollen Sie vom Publikum wahrgenommen werden? □ Welche technischen, aber auch zwischenmenschlichen Störfaktoren können auftreten? □ Was möchten Sie mit der Präsentation erreichen? Möchten Sie Informieren, einen Überblick verschaffen, Entscheidungen vorbereiten, Zuhörer motivieren oder beraten? □ Wie gehe ich mit meinen Zuhörern um? □ Welche Zielausrichtung verfolgen Sie vorrangig? Selbstaussage- Ziel, Sachaussage- Ziel, Apellaussage- Ziel, Beziehungsaussage- Ziel? Zuhöreranalyse □ Wie viele Personen werden zuhören? □ Welche Vorkenntnisse haben die Zuhörer? □ Welche Erwartungen haben die Zuhörer? □ Welche Einstellung haben die Adressaten zum Thema? □ Beteiligung bzw. Einbindung des Publikums durch Ansprache, Stellen von Fragen, Bereitstellung von Teilnehmer-Unterlagen. □ Mögliche Gegenargumente und Einwände einkalkulieren. Situationsanalyse □ Wie viel Zeit steht zur Verfügung? □ Wie groß ist der Raum? □ Muss der Raum vorbereitet werden? □ Welche Visualisierungsmittel/ technische Ausstattung ist vorhanden? □ Benötige ich Jemanden, der die technischen Geräte bedient? Erstellung der Präsentation □ Nutzen Sie kurze und prägnante Stichpunkte bzw. Sätze. □ Erklären Sie das Thema einfach und verständlich. □ Visualisieren Sie nur die wichtigsten Informationen. □ Strukturieren Sie den Vortrag und machen Sie „den roten Faden“ auch für Ihre Zuhörer ersichtlich.

Kapitel VI: Checklisten

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□ Geben Sie dem Publikum Anregungen zum Nachdenken mit auf dem Weg. □ Bereiten Sie gegebenenfalls ein Handout vor, damit Ihre Adressaten sich auch nach der Präsentation mit dem Thema beschäftigen können. Einstieg □ (Blick-)Kontakt herstellen und Interesse wecken! (Bilder, grafische Elemente, Signalfarben, Textanordnung usw.) □ Der Einstieg sollte nicht zu lang ausfallen. □ Begrüßung und zeitlichen Rahmen abstecken. □ Weisen Sie darauf hin, falls Zwischenfragen bereits während des Vortrags erwünscht sind. □ Die ersten Sekunden entscheiden, ob das Publikum für oder gegen Ihren Vortrag ist. Versuchen Sie einen Kontakt zu Ihren Zuhörern herzustellen. □ Wecken Sie das Interesse, indem Sie eine Eröffnungsfrage stellen oder aktuelle Ereignisse schildern. □ Geben Sie dem Publikum einen Überblick über den Vortrag (z.B. in Form einer Inhaltsübersicht, Aufwerfen von Leitfragen) und verdeutlichen Sie die Ziele. □ Zeigen Sie den Zuhörern den Nutzen des Vortrages auf. Hauptteil □ Der Hauptteil sollte etwa 80% der Präsentation beanspruchen. □ Welche Botschaft möchten Sie transportieren? □ Welches sind die wichtigsten Kernaussagen? □ Auf welche Details kann verzichtet werden? □ Plastische Beispiele und Fakten zur Untermauerung von Thesen bringen. □ Bei Darlegungen möglichst die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einbeziehen. □ Zeigen Sie Pro und Contra auf. □ Verlieren Sie Ihr Ziel nie aus den Augen. □ Nicht alle Inhalte eines Vortrags sind gleich wichtig. Durch Hervorhebungen (z.B. Wechsel zwischen lauter und leiser Sprache, Betonung, bewusste Pausen, Gestik, Mimik) kann die Aufmerksamkeit der Zuhörer gesteuert werden. Schluss □ Der Schlussteil sollte nicht zu lang ausfallen. □ Der Schluss sollte im Gedächtnis der Zuhörer bleiben. □ Geben Sie eine kurze Zusammenfassung, einen positiven Ausblick oder Handlungsempfehlungen. □ Bieten Sie dem Publikum Denkanstöße (z.B. rhetorische Frage, Zitat, aktuelles Ereignis). □ Bedanken Sie sich freundlich. Quelle: Eigene Darstellung unter Einbeziehung der Ausführungen von Stickel-Wolf, Christel/ Wolf, Joachim: Wissenschaftliches Arbeiten und Lerntechniken. Erfolgreich studieren – gewusst wie! 3. Aufl., Wiesbaden 2005, S. 274-308.

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Kapitel VI: Checklisten

Darst. 97: Checkliste – Typoskript- und Verzeichnisinhalt Inhaltsverzeichnis □ Identität:

Sind alle Überschriften im Inhaltsverzeichnis und im Text identisch? □ Untergliederung: Haben alle Untergliederungen jeweils mindestens zwei Unterpunkte? □ Gliederungspunkte: Sind Ober- und Unterpunkte typographisch so unterschieden, dass sie auch vom Leser mit einem Blick zu unterscheiden sind? □ Seitenzahlen: Sind die Seitenzahlen angegeben? □ Formulierung: Sind alle Überschriften knapp, präzise und nicht als Satz oder Frage ausformuliert? Darstellungs- und Abkürzungsverzeichnis □ Sind alle Darstellungen erfasst? □ Sind alle Darstellungen mit Seitenzahlen angegeben? □ Sind alle im Text verwendeten Abkürzungen im Abkürzungsverzeichnis aufgeführt? □ Sind auch alle Abkürzungen in den Fußnoten oder im Literaturverzeichnis z.B. für Zeitschriftentitel in das Verzeichnis aufgenommen worden? Typoskript/Text □ Ist die Rechtschreibung, Interpunktion und der Text auf grammatikalische Fehler überprüft? □ Sind die einzelnen Sätze vollständig und alle Sätze im Kontext verständlich? □ Sind die Formvorschriften eingehalten worden? □ Sind alle Querverweise in den Fußnoten korrekt? □ Ist überprüft, dass keine Paragraphen, Zahlen etc. am Satzende bzw. -anfang allein stehen? □ Sind alle doppelten Leerzeichen eliminiert? □ Beginnt eine Überschrift oder die erste Zeile eines neuen Absatzes nicht am Ende einer Seite? □ Endet die letzte Zeile eines Absatzes nicht auf einer neuen Seite? □ Sind alle Ich-Aussagen auf das notwendige Minimum reduziert? □ Sind lange Schachtelsätze vermieden? □ Bestehen logische und widerspruchsfreie Überleitungen? □ Keine Verwendung von Modewörter bzw. Umgangssprache? □ Haben Sie die Text-Absätze mit „Blocksatz“ formatiert? □ Sind alle Seiten richtig nummeriert?

Kapitel VI: Checklisten

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Quellenangaben und Fußnoten □ Sind direkte und indirekte Zitate exakt unterschieden und gekennzeichnet? □ Sind die Quellenangaben für direkte und indirekte Zitate sorgfältig unterschieden und gekennzeichnet? □ Folgen die Quellenangaben durchgängig dem gleichen Schema? □ Endet jede Fußnote mit einem Punkt? □ Sind die Fußnotenverweise im laufenden Text grundsätzlich nach dem Satzzeichen eingefügt? □ Ist der Text der Fußnoten einzeilig und in kleinerer Schrift geschrieben? □ Stehen alle Fußnotentexte auf derselben Seite wie die Fußnotenverweise im Text? □ Sind alle Quellenverweise und Seitennachweise richtig? Literaturverzeichnis □ Stimmt die Angabe im Literaturverzeichnis (Seitenzahl, Stichwort, Autor etc.) mit den Angaben in den Fußnoten überein? □ Ist der Einzug ab der Zweiten Zeile hängend? □ Sind die Formvorschriften für das Literaturverzeichnis eingehalten? □ Sind nur die Zitierten Quellen bzw. Autoren erfasst? □ Sind alle Literaturangaben für Bücher vollständig (Autor, Stichwort, Jahr, Titel, Auflage, Ort, Verlag, Jahr)? □ Sind bei Zeitschriften die Angaben vollständig (Autor, Stichwort, Jahr, Titel, Jahrgang (Jahr) erste und letzte Seite, nicht aber Heft-Nummer)? □ Sind die Autorennamen ohne Titel (Dr., Prof. usw.) angegeben? □ Sind alle Literaturtitel alphabetisch geordnet □ Sind alle Literaturangaben korrekt? □ Sind alle Beiträge desselben Autors chronologisch geordnet? Vor der Abgabe/Endkontrolle □ Deckblatt: - alle erforderlichen Angaben vollständig? □ Seitenprüfung: - alle Seiten komplett? - keine Seiten doppelt? - keine Seiten vertauscht? - liegen Querformat-Seiten mit dem Kopf zur Bindeseite? □ Kontrolle des Ausdrucks (Vergleich mit PC-Dokument)? □ Unterschrift (eidesstattliche Erklärung: nur bei Bachelor-, Diplom-, und Masterarbeiten)? □ Haben Sie genügend Exemplare? □ Haben die Seitenränder für das Binden noch ausreichend Rand? □ Haben Sie die eidesstattliche Erklärung in jedem Exemplar original unterschrieben? Quelle: Theisen, Manuel René: Wissenschaftliches Arbeiten. Technik – Methodik – Form, 13. Aufl., München 2006, S. 251f.; Rossig, Wolfram E./Prätsch, Joachim: Wissenschaftliche Arbeiten. Ein Leitfaden für Haus-, Seminar-, Examens- und Diplomarbeiten sowie Präsentationen – einschließlich Nutzung des Internet -, Hamburg 1998, S. 119-121.

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Darst. 98: Kriterien zur Beurteilung wissenschaftlicher Arbeiten Fragestellung • Ist die Fragestellung klar formuliert? • Ist die Fragestellung themenadäquat, d.h. bezieht sie sich ausschließlich auf das vorliegende Thema? • Ist die Fragestellung dem Typ der jeweiligen wissenschaftlichen Arbeit adäquat, d.h. schöpft sie das Thema hinsichtlich Breite und Tiefe in der Form aus, die man z.B. bei einer Proseminararbeit, einer Hauptseminararbeit, einer drei- oder sechsmonatigen Diplomarbeit fordern kann? Behandlung der Fragestellung • Zeigen die Ausführungen themenfremde und/oder in der dargebotenen Breite nicht themennotwendige Passagen? • Werden Themenfragen total ausgelassen oder nur partiell behandelt? • Werden Argumentations-/Beleg-/Beweisketten entwickelt (oder werden einfach Behauptungen aufgestellt, bloße Mutmaßungen und/oder Spekulationen unterbreitet)? • Sind die entwickelten Argumentations-/Beleg-/Beweisketten lückenlos und in sich widerspruchsfrei? • Welche Stärke zeigen die einzelnen Kettenglieder im Sinne von überzeugend/beweiskräftig versus fragwürdig/zweifelhaft? • Werden in Relation zu dem zu demonstrierenden wissenschaftlichen Niveau ‚Selbstverständlichkeiten/Trivialitäten‘ ausgebreitet (z.B. Grundstudiums- ‘Erkenntnisse‘ in einer Diplomarbeit)? • Gibt es ungerechtfertigte Wiederholungen? Ergebnisse • • • •

Sind die Ergebnisse klar formuliert? Harmonieren die Ergebnisse mit der Fragestellung? Sind die Ergebnisse in sich widerspruchsfrei? Erscheinen die Ergebnisse, wie die Kaninchen aus dem ‚Zauberhut’ oder sind sie die folgerichtigen Schlussglieder von Argumentations-/Beleg/Beweisketten? Definitionen, Prämissen, Untersuchungsdesigns

• Sind alle definitionspflichtigen Begriffe klar und problemstellungsgemäß gefasst und konsequent durchgehalten sowie Definitionsunterschiede bei Literaturbezügen korrekt berücksichtigt? • Sind alle verwendeten Prämissen und im Laufe der Arbeit vollzogenen Prämissenänderungen jeweils klar angezeigt und haben Prämissenunterschiede bei Literaturbezügen die notwendige Beachtung gefunden? • Ist im Falle eigenvollzogener empirischer Untersuchungen das jeweilige

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Untersuchungs- und Auswertungsdesign klar und vollständig offengelegt und ist bei Bezugnahmen auf fremdvollzogene empirische Untersuchungen deren Design verständig berücksichtigt? Stil und Sprachregeln • Ist die Arbeit in ihrer Wortwahl und Ausdrucksweise eindeutig verständlich, prägnant und treffend? • Sind die einzelnen Sätze klar, inhaltlich aussagefähig und in sich logisch? • Sind die Satzverknüpfungen sprachlich und logisch korrekt, spiegeln die Satzfolgen in lückenloser Form dem Untersuchungsziel adäquate Gedankenabläufe? • Wird gegen die Regeln zur Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung verstoßen? Literaturbearbeitung und Zitierweise • Wurde qualitativ angemessene Literatur in gebührendem Umfang herangezogen? • In welchem Umfang spiegelt sich die im Literaturverzeichnis ausgewiesene Literatur tatsächlich im Text der Arbeit? • Wurde die Literatur korrekt (ohne Verfälschungen, auf letztem Stand, primär) ausgewertet? • In welchem Grade und auf welchem Niveau ist kritische Auseinandersetzung mit der Literatur zu registrieren? • Ist die Zitierweise adäquat (unnötiges Zitieren, Ausmaß wörtlichen Zitierens, Kompilation)? • Ist die Zitierweise korrekt (eindeutige Erkennbarkeit übernommenen und eigenen Gedankengutes, Vollständigkeit der Angaben zu den einzelnen Quellen)? Gliederung • Ist die Gliederung formal korrekt (konsequente Gliederungs-Klassifikation, tatsächliche und vollständige Untergliederung, richtige Zuordnung von Ober- und Unterpunkten, Kriterienreinheit der Untergliederungen, angemessene Gliederungstiefe)? • Ist die Gliederung in allen Teilen und insgesamt inhaltlich verständlich und in bezug auf das Thema aussagefähig? Eigenständigkeit • Zeigt die Arbeit Eigenüberlegungen in Form eigener Ansätze, zeigt sie Umsetzungen eigener Ideen? – Auf welchem Niveau liegen diese Eigenleistungen? – Wie treffend/abgesichert erweisen sie sich?

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• Werden Literaturlücken registriert und zu schließen versucht? • Werden Widersprüche und Fragwürdigkeiten in der Literatur herausgearbeitet, kommentiert und aufzulösen versucht? • Zeigt die Arbeit Eigenständigkeit hinsichtlich – des Konzeptes der Problembearbeitung – der Darstellung/Illustration, der Verdichtung und Verknüpfung des gesammelten Materials – der Texte zur Wiedergabe/Kommentierung der Literatur? Darstellung und Verzeichnisse • Sind die Darstellungen (Abbildungen, Tabellen) korrekt durchnummeriert und inhaltlich bezeichnet? • Wurden die erforderlichen Verzeichnisse (Inhalts-, Abkürzungs-, Symbol-, Darstellungs-, Literatur-/Quellenverzeichnis) korrekt angelegt und an der jeweils richtigen Stelle der Arbeit platziert? Reinschrift • Sind das Deckblatt, die Textvorlaufseiten, alle Textseiten und die Textnachlaufseiten in richtiger Aufteilung (Rand, Zeilenabstände) gut lesbar (Größe, Konturierung) gestaltet und in richtiger Form nummeriert (vor erster Textseite: lateinische Ziffern; ab erster Textseite: arabische Ziffern)? • Wurde die eventuell vorgegebene Seitenzahl eingehalten? • Ist die eventuell geforderte eidesstattliche Erklärung korrekt verfasst, datiert und eigenhändig mit Vor- und Zunamen auf allen einzureichenden Exemplaren unterschrieben? Quelle: Bänsch, Axel: Wissenschaftliches Arbeiten, 9. Aufl., München 2008, S. 73-76.

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Stichwortverzeichnis Abbildungsverzeichnis 159, 163 Abkürzung 149, 167f., 185 Abkürzungsverzeichnis 166ff., 177, 228f. Abschlussarbeit 70ff. Abstract 183ff. Abstufungsprinzip 162 Anführungszeichen 148ff. Anhang 158f., 164ff., 171f., 182, 184 Arbeitsgliederung 144 Arbeitsorganisation 115f., 246 Auflage 175f., 229 Auslassungen 151f. Autor 32, 39, 143, 147, 151, 171, 173 Autorengemeinschaft 146 Bibliographie 130, 133 Bibliothek 130ff., 141, 143f., 183 Bibliothekskatalog 130, 132, 221 Blitzlicht 106 Closed circle system 139f. Darstellungen 155ff., 164f., Darstellungslegende 155 Darstellungsverzeichnis 158f., 164f., 228, 232 Datenbank 131f., 221f. Deckblatt 158f., 183, 229, 232 Diagramm 155f., 164 DIN 155, 186, 188 Diplomarbeit 32ff., 97, 112 f., 158, 160, 193, 209f., 230 Diplomarbeitsbörse 119 Dissertation 97, 134, 157, 181, 223 Eidesstattliche Erklärung 181f. Einleitung 158, 163, 169 Erhebungen 52, 129, 139 Erscheinungsjahr 173ff. Exkurs 158, 184 Exzerpt 144

Fachbibliothek 131 Fachzeitschrift 130, 134, 136 Fernleihe 130ff., 141 Formalkatalog 130, 132 Formatierung 177 Formeln 99, 139, 158, 162, 166 Fragebogen 55, 121, 172 Freihandbibliothek 131, 141 Fußnote 148ff., 172, 223, 229 Anmerkungen 146, 149 direktes Zitat 147 indirektes Zitat 147, 153 Querverweise 148 Seitenangabe 148 Geleitwort 140, 158, 164, 182 Gesetzestext 151 Gliederung 161ff. Abstufungsprinzip 161 alpha-nummerische 161 Arbeitsgliederung 144 Aufbau 159, 161, 169f. Einleitung 169f. Hauptteil 170f. Linienprinzip 161 Nummerische 161 Schluss 171 Glossar 167, 182, 184 graue Literatur 135, 137 Habilitation 97, 158, 223 Handapparat 131 Hauptteil 170f. Hausarbeit 95 Harvard-Zitierweise 150, 153 Herausgeber 135, 173, 175ff., 223 Hypertext 177 Inhaltsübersicht 158, 227 Inhaltsverzeichnis 161ff. ISBN 136 ISSN 136 Karriereplanung 195ff.

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Stichwortverzeichnis

Katalog 130, 132, 213 Klausur 84, 95f. Kolloquium 86, 96, 113f., 189ff. Kommentar 151 Kopieren 32, 141, 181 Kurzbeleg 149ff., 153f., 174 Layout 145, 185f. learning by doing 99, 202 Lernen 59ff. aktives 90ff. passives 88ff. Lernmethode 103ff. Lernstrategie 98ff. Linienprinzip 161 Literaturhinweise 134 Literaturliste 130 Literaturrecherche 129ff. Datenbank 221f. Informationsdienst 129f. über Internet 131f. Materialauswahl 133 Materialbeschaffung 140ff. Materialbewertung 133ff. Materialübersicht 135ff. Literaturverzeichnis 172ff. Magisterarbeit 181 Manuskript 185ff., 225 Masterarbeit 60 Materialauswahl 133 Materialauswertung 140ff. Materialbeschaffung 140ff. Materialbewertung 130ff. Materialübersicht 135ff. Mind Map 105ff. Monographie 135, 157 Nachwort 158, 184 Namensverzeichnis 158, 182 Networking 210f. Ortsverzeichnis 158, 182, 184 Perspektive 201, 212 Plagiat 32 Poster 95 Präsentationstechnik 103ff., 189ff.

Präsenzbibliothek 131 Promotion 33, 60, 97, 209 Protokoll 95 Prüfungsamt 123, 185 Prüfungsordnung 77, 115, 185 Quellen 113, 135ff., 141, 147 Querverweise 149 Recherche 132f., 221 Register 145, 158 Repetitorium 86 Rezension 139f. Sachverzeichnis 184 Sammelwerk 134f. Schlagwortverzeichnis 182f. Schreibblokade 98ff., 219 Schreibstil 145f. Schriftgröße 186f. Schrifttyp 186f. Seitenangabe 149, 164f. Sekundärmaterial 138, 176 Sekundärzitat 147f. Selbstmanagement 74ff., 210 Selbststudium 73, 92, 101 Seminararbeit 95, 147, 158f. Sperrvermerk 120, 182f. Sprichwort 128, 182 Stichwortkatalog 130, 132 Strukturierung 116, 225 Studienplanung 203f. Suchmaschine 220 Symbolverzeichnis 166f. Tabellenverzeichnis 164f. Terminplanung 116 f. Themenformulierung 117, 123 Themensuche 117ff. Thesenpapier 84f., 94f., 189, 225 Titelblatt 159 f., 164, 174, 182, 186 Typoskript 123, 169, 228 Überschrift 155, 172, 186f. Übersetzung 151 Umgangssprache 37, 39, 228 Uniform Resource Locator 177

Stichwortverzeichnis Uniform Resource Names 177 Urheberrecht 31ff. Verfasserangabe 173, 224 Veröffentlichung 130ff. Verzeichnis 164ff. Abkürzung 166ff., 175ff. Arten 158 Darstellung 164ff. Inhalt 161ff. Formel 167 Literatur 172ff Namen 158 Ort 158 Sachverzeichnis 182 Schlagwort 184 Symbol 166ff. Vollbeleg 149ff. Vortext 182f. Widmung 182 Work Life Balance 76, 211f. world wide web 132 Zeilenabstand 185ff. Zeitplanung 78ff. Zitat 146ff. direktes 149f. fremdsprachliches 151 Formen 149 Gesetzestexte 151 Harvard 150 indirektes 149f. Kurzbeleg 149f. Sekundärzitat 147f. sinngemäßes 148, 153 Zitat im Zitat 148, 150f. Zitierfähigkeit 139, 147 Zusammenfassung 171, 182

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Autoren Jens Bengelsdorf ist 1974 in Anklam geboren worden. Nach dem Ablegen des Abiturs und einer Bankausbildung hat er im September 2000 an der Fachhochschule Stralsund sein Studium im Studiengang Betriebswirtschaftslehre, mit den Schwerpunkten Personalmanagement, Globales Finanzmanagement und International Business aufgenommen, welches er im Wintersemester 2006/07 abschließen wird. Neben dem Studium war er vier Jahre Vorstandsmitglied in einem Förderkreis der Sparkassen-Finanzgruppe und Honorardozent an der Ostdeutschen Sparkassenakademie zu Potsdam. Uwe Bengelsdorf, Jahrgang 1950, studierte nach Dualem Abitur mit Schlosserausbildung Technologie des Maschinenbaus in Wildau (Brandenburg). Im Zeitraum 1973-1990 war er in verschiedenen leitenden Funktionen im technischen Bereich eines mittelständischen VE-Betriebes für Medizintechnik und Krankenhausmöbel tätig. Danach folgte eine Station als Vertriebsbeauftragter dieser Firma bis 1994 und die berufliche Qualifizierung zum Betriebswirt 1995. Seit dem September 1995 ist er Vorstandmitglied für die Bereiche Technik und Marketing einer mittelständischen Wohnungsgenossenschaft. Hierbei trägt er die Verantwortung für die Verwaltung, Instandhaltung und Vermarktung von ca. 1400 Wohnungen an 7 Standorten. Jan Bloempott ist am 30.06.1950 in Emden/Ostfriesland geboren worden. Er war 25 Jahre bei den Nordseewerken in Emden als Elektriker beschäftigt. 1981 wurde er zum ersten mal in den Betriebsrat der Firma gewählt. Seit 1991 ist er Bevollmächtigter (Geschäftsführer) der IG Metall Verwaltungsstelle Stralsund und seit 2004 auch zusätzlich Bevollmächtigter der IG Metall Verwaltungsstelle Neubrandenburg. Robert Espig ist am 17. November 1982 in Rostock geboren worden. Zurück von einem einjährigen Auslandsaufenthalt in den USA im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programms des US-Kongresses und des Deutschen Bundestages machte er 2003 sein Abitur in Lübeck. Anschließend leistete er zehn Monate Zivildienst in München. Im Jahr 2004 begann er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Stralsund. Robert Espig ist Stipendiat der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Dr. jur. Manfred H. Bobke – von Camen ist am 11.10.1952 in Rotenburg/ Wümme geboren worden. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften mit dem Abschluss Ass. jur. in Bremen promovierte er 1983. Mehrere Stationen kennzeichnen seinen beruflichen Werdegang. Von 1981 bis 1989 war

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er Wissenschaftlicher Referent für Verfassungs-, Arbeits- und Wirtschaftsrecht beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) in Düsseldorf und wechselte 1990 als Referent für Arbeitsrecht zur Industriegewerkschaft Metall nach Frankfurt am Main. Von 1992 bis 1994 leitete er das Referat Europäische Sozialpolitik des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Düsseldorf und war gleichzeitig stellvertretender Generalsekretär beim Europäischen Metallgewerkschaftsbund in Brüssel. Anschließend übernahm er die Leitung der Organisationseinheit Betriebsverfassungsrecht/Arbeitsrecht bei der Deutschen Bahn AG. Im Jahr 1996 folgte die Position des Geschäftsleiters „Personal und Tarifpolitik“ und seit 2000 war er Sprecher der Leitung des Zentralbereichs Personalmanagement. Im Jahr 2001 wurde er Mitglied des Vorstands des Bundes-Pensions-Service für Post und Telekommunikation e.V. und seit 2003 ist er Geschäftsführer Personal bei den Berliner Flughäfen. Dr. Andreas Dikow ist am 27.07.1961 in Barth geboren worden. Nach dem Studium der Schiffbautechnologie mit dem Abschluss Dipl.-Ing. 1987 in Rostock arbeitete er bis 1990 als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Fertigungsprozessgestaltung an der Hochschule für Seefahrt in Rostock. In seinen weiteren beruflichen Tätigkeiten z.B. als Fachgebietsleiter Arbeitsorganisation der Ingenieurzentrum Schiffbau GmbH oder Geschäftsstellenleiter der Deutschen MTM-Gesellschaft Industrie- und Wirtschaftsberatung mbH umfasste das Aufgabengebiet wesentlich die Aspekte des optimalen Personaleinsatzes in Konzernstrukturen u.a. im Rahmen von Projekten bei der DMS AG, der Deutsche Aerospace Airbus GmbH oder bei der Deutsche Shell AG. Seit 1994 ist er geschäftsführendes Vorstandsmitglied des REFA Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern und aus dieser Funktion insbesondere mit den Anforderungen des Personalmanagements aus mehr als 70 Projekten in Klein- und Mittelbetrieben vertraut. Die wissenschaftlichen Ergebnisse spezieller Studien zur Messung und Bewertung der Produktivität von Industrieunternehmen wurden 2006 im Rahmen einer Dissertation im Lehrgebiet Betriebswirtschaft veröffentlicht. Seit 1995 ist er Lehrbeauftragter der Universität Rostock für das Hauptstudium im Lehrgebiet Arbeitswissenschaften/Arbeitsorgani-sation. Seit Juni 2006 koordiniert Dr. Dikow das Automobilzulieferernetz in Mecklenburg-Vorpommern und ist Geschäftsführendes Vorstandmitglied im automotive-mv e.V.. Daniel Garbsch ist 1984 in Grevesmühlen geboren worden. Nach dem Erwerb der Hochschulreife hat er im September 2002 an der Fachhochschule Stralsund sein Studium im Studiengang Betriebswirtschaftslehre aufgenommen, welches er mit den Schwerpunkten Steuern und Rechnungswesen/Controlling im Winter 2006/07 erfolgreich abschließen wird.

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Andrea Holst ist 1985 in Waren (Müritz) geboren worden. Nach erfolgreichen Abschluss des Wirtschaftsabiturs studiert sie seit September 2005 Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Stralsund. Manfred Hoppach ist am 25. März 1949 in Wolgast geboren worden. Mit Abschluss der Polytechnischen Oberschule erlernte er den Beruf eines Fernmeldebaumonteurs. Nach Ableistung des Militärdienstes im Jahre 1970 erfolgte eine Einstellung als Schiffselektriker auf der Peene-Werft in Wolgast. Nach erfolgreichem Abschluss verschiedener Weiterbildungsmaßnahmen wurde er von 1975 bis 1991 im Erprobungsteam der Schiffsreparaturabteilung eingesetzt. Im Jahre 1990 wurde er zum stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden gewählt. 1991 erfolgte die Bestellung als Mitglied des Aufsichtsrates der Peene-Werft GmbH. Mit der Privatisierung 1992 durch die Hegemann-Gruppe erfolgte eine Neuordnung der Gesellschaft. Seit 1993 ist er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtrates und 1994 wurde er zum Vorsitzenden des Betriebsrates der Peene-Werft GmbH gewählt. Beide Funktionen übt er heute noch aus. Seit 1964 ist er Mitglied der IG Metall und seit 1990 nimmt er eine Vielzahl von Funktionen und Aufgaben wahr. Andreas Klar ist 1958 in Rostock geboren worden. Nach seinem Studium mit dem Abschluss Dipl.-Ing. Maschinenbau (FH) arbeitete er mehrere Jahre als Konstrukteur im Maschinenbau auf der Volkswerft Stralsund GmbH. Im Jahre 1990 wurde er zum Betriebsrat gewählt. Als Betriebsratmitglied und später als Betriebsratsvorsitzender begleitete er schwerpunktmäßig die Personalarbeit des Unternehmens. Seit 2001 trägt er in der Funktion Leiter Personalmanagement die Gesamtverantwortung für das Personal der Volkswerft Stralsund GmbH. Heinz Kort ist 1945 in Neubrandenburg geboren worden. Nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung zum Werkzeugmacher studierte er 1962 Ingenieurpädagogik an der Fachschule in Gotha. Nach seinem Studium arbeitete er bei der Firma Sirokko als Lehrausbilder, Lehrobermeister, Arbeitsvorbereiter und Technologe sowie als Dozent für Betriebswirtschaft und E-Technik an der Sirokko-Betriebsakademie. Von 1976 bis 1981 absolvierte er ein Maschinenbaufernstudium an der Technischen Universität Dresden mit dem Abschluss Dipl.-Ing.. Nach seiner beruflichen Station als Direktor der Betriebsakademie arbeitete er von 1984 bis 1989 als Direktor für Kader und Bildung bei der Firma Sirokko in Neubrandenburg. Die Firma Sirokko wurde 1990 von der Firma Webasto übernommen. Seit 1990 ist er stellvertretender Werkleiter und Leiter für Personal und Sozialwesen der Webasto AG am Produktionsstandort Neubrandenburg. Seit 1996 ist Heinz Kort ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des REFA Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

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Dr. Bertram C. Liebler ist am 20.05.1965 in Stuttgart geboren worden. Nach Abitur und erfolgreichem Abschluss als Dipl. Wirtschaftsingenieur promovierte er zum Dr.-Ingenieur. Von Juni 1992 bis März 1995 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen an der Technischen Universität Darmstadt und ab April 1995 bis Januar 1997 war er Oberingenieur an derselben Institution. In der Zeit Februar 1997 bis November 1998 verantwortete er als Projekt-Manager die Kostensenkungsprojekte bei der Firma Daimler-Chrysler AG in Mannheim und im Dezember 1998 wurde ihm die Leitung der Produktion übertragen. Von Juli 2001 bis Juni 2004 war er Assistent des Vorstandsvorsitzenden der Herrenknecht AG Schwanau und anschließend Mitglied des Vorstandes dieses Unternehmens. Seit September 2005 ist er Geschäftsführer der Volkswerft Stralsund GmbH. Jens Lieckfeldt ist 1980 in Rostock geboren worden. Nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung zum Steuerfachangestellten studiert er seit dem Wintersemester 2004 an der Fachhochschule Stralsund Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Rechnungswesen/Controlling und Steuerlehre/Wirtschaftsprüfung. Michael Marx ist 1961 in Bergen/Rügen geboren worden. Nach dem Abitur absolvierte er von 1984-1988 ein Studium in Wirtschafts- und Verwaltungsrecht. 1990 schloss sich eine Bankausbildung für die Vereins- und Westbank AG in Hamburg an. Nach mehreren Stationen in dieser Bank, ist er seit 2001 als Filialleiter tätig. Mit dem Abschluss als Bankbetriebswirt 2002 wechselte er als Filialdirektor der HypoVereinsbank AG nach Stralsund. Jens Michaelis ist 1979 in Freiburg im Breisgau geboren worden. Nach dem Abitur war er fünf Jahre als selbständiger Tontechniker und in der Gastronomie tätig. Seit September 2004 studiert er Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Stralsund mit den Schwerpunkten Marketing und International Business. André Benedict Prusa ist am 27.4. 1970 in Berlin geboren worden. Nach dem Abitur studierte er von 1996 bis 2002 Stadt- und Regionalplanung mit dem Schwerpunkt Wirtschaft an der Technischen Universität Berlin. Er arbeitete in einem Ingenieurbüro in Neubrandenburg bis April 2004 und danach im Amt des Bürgermeisters der Stadt Pasewalk. Seit Oktober 2005 ist er Leiter des Regionalmanagements Uecker-Randow und Vorpommern. Dr. Jürgen Radloff ist am 01.02.1957 in Neubrandenburg geboren worden. Nach einer Ausbildung zum Wirtschaftskaufmann und dem Ökonomiestudium an der Handelshochschule Leipzig Tätigkeit als wissenschaftlicher

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Assistent und Aspirantur. Von 1990 bis 1999 tätig in Führungsfunktionen bei den Arbeitsämtern Leipzig und Kiel. Seit 1999 Direktor/Vorsitzender der Geschäftsführung beim Arbeitsamt/Agentur für Arbeit Stralsund. Anja Rath ist 1976 in Ueckermünde geboren worden. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Lehre zur Bankkauffrau. Im September 2000 hat sie an der Fachhochschule Stralsund ihr Studium im Studiengang Betriebswirtschaftslehre aufgenommen, welches sie erfolgreich mit den Schwerpunkten Personalmanagement und Rechnungswesen/Controlling im Januar 2005 erfolgreich abschloss. Sie arbeitet im Haus der Wirtschaft Stralsund GmbH, IHK-Bildungszentrum als Projektkoordinatorin und Dozentin. Carsten Richter ist am 24.05.1964 in Freiberg geboren worden. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Stralsund ist er seit 1997 beim Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein beschäftigt. Dort ist er zur Zeit im Prüfungsdienst als Prüfungsleiter tätig. Elvira Rohde ist am 17.07.1954 in Korbach geboren worden. Nach der Ausbildung und 26 Jahren Tätigkeit in verschiedenen Bereichen des Personalwesens bei der RAG Aktiengesellschaft bzw. deren Rechtsvorgängerinnen wurde sie 1998 in den Betriebsrat und 2005 zur Betriebsratsvorsitzenden gewählt. Im gleichen Jahr erfolgte die Bestellung als Mitglied im Aufsichtsrat der RAG Aktiengesellschaft. Sie ist darüber hinaus als Mitglied der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie in mehreren Gremien vertreten. Des Weiteren hat sie 1995 an der Universität Dortmund (Zentrum für Weiterbildung) das Studium „Management und Partizipation“ abgeschlossen. Christian Schimpfermann ist 1979 in Stralsund geboren worden. Nach dem Erwerb der Fachhochschulreife hat er im September 2000 an der Fachhochschule Stralsund sein Studium im Studiengang Betriebswirtschaftslehre aufgenommen, welches er erfolgreich mit den Schwerpunkten Marketing und Rechnungswesen/Controlling im Sommer 2006 abschloss. Silke Schmidt ist 1978 geboren worden. Nach der Ausbildung zur Bürokauffrau bei den Berliner Flughäfen bildete sich Frau Schmidt zur Personalkauffrau (IHK-Abschluss) weiter und nahm 2001 ein Abendstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Berlin auf und schloss dieses als Betriebswirtin ab. Im Jahr 2003 nahm sie an der Ausbildung zum Personalcontroller DGFP teil und studiert seit 2005 nebenberuflich an der Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM) Berlin mit dem anvisierten Abschluss Diplom Wirtschaftsjurist (FH). Seit Juni 2006 ist sie

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Mitarbeiterin in der Personalabteilung der Berliner Flughäfen mit regelmäßig erweitertem Aufgabengebiet mit der derzeitigen Tätigkeit als Personalcontrollerin. René Schmidt kam 1978 in Anklam zur Welt. Im Anschluss an den Erwerb der Hochschulreife absolvierte er in der Kreissparkasse Demmin von 1998 bis 2001 eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Danach begann er im September 2001 an der Fachhochschule Stralsund sein Studium im Studiengang der Betriebswirtschaftslehre. Dieses schloss er im Herbst 2006 erfolgreich mit den Schwerpunkten Rechnungswesen/Controlling, Personalmanagement und Globales Finanzmanagement ab. Marlies Stickel ist am 05.02.1951 in Freiburg an der Unstrut geboren worden. Nach ihrer Lehre zur Montagebaufacharbeiterin studierte sie an der Fachhochschule in Apolda und beendete diese 1972 als Diplom-Ingenieurökonom. Von 1973 bis 1986 war sie Abteilungsleiterin für wissenschaftliche Arbeitsorganisation und ab 1987 Abteilungsleiterin für Feinkeramik im Ziegelwerk Ueckermünde. Seit Herbst 1990 ist sie Leiterin der Abteilung Personal und Sozialwesen im AMEOS Diakonie Klinikum. René Werthschütz wurde am 3.10.1976 in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abschluss seiner Banklehre betreute er von 1998 bis 2003 Wirtschaftlich Selbständige für die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG. Neben seiner Tätigkeit bei der Deutschen Bank absolvierte er ein berufsintegrierendes Studium der Betriebswirtschaft (B.I.S.) an der Fachhochschule Bochum, dass er 2002 erfolgreich abschloss. Im Februar 2003 wechselte er in das Personalmanagement der RAG Aktiengesellschaft. Die Entwicklung der Personalstrategie und Konzeptionierung des strategischen Personalcontrollings als Instrument zu deren Umsetzung gehören zu seinem Aufgabenbereich. In diesem Zusammenhang war er Projektleiter für die weltweite Mitarbeiterbefragung 2006 des RAG-Konzerns. Seit 2004 ist er eingebunden in die Weiterentwicklung der strategischen Neuausrichtung der RAG. Stefan Wilhelm ist 1981 in Neubrandenburg geboren worden. Nach dem Ablegen des Abiturs und einer Lehre zum Industriekaufmann begann er im Wintersemester 2004 an der Fachhochschule Stralsund Betriebswirtschaftslehre zu studieren. Seine Studienschwerpunkte liegen im Bereich Marketing und International Business. Prof. Dr. rer. pol. Norbert Zdrowomyslaw ist am 29.08.1953 in Ketrzyn (Rastenburg), Polen, geboren worden. Nach dem Ökonomiestudium war er von 1981 bis 1985 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Wirtschaftsarchivs an der Universität Bremen beschäftigt. Anschließend leitete

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er bis 1988 die Abteilung Personalwirtschaft/Organisation bei der Fielmann-Verwaltung KG. Von 1989 bis 1992 war er als Wirtschaftberater tätig. Seit Herbst 1992 hat er die Professur für BWL, insbesondere Rechnungswesen und Management von Klein- und Mittelbetrieben, im Fachbereich Wirtschaft an der Fachhochschule Stralsund inne. Forschungs- und Publikationsschwerpunkte neben dem Rechnungswesen sind: Managementwissen für Klein- und Mittelbetriebe, Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft sowie Personalmanagement unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und von Karriereaspekten.