Wechselkurswirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt [1 ed.] 9783428486793, 9783428086795

Wie reagierte die japanische Volkswirtschaft auf die massiven Veränderungen des Yen-Dollar-Wechselkurses in den 80er Jah

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Wechselkurswirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt [1 ed.]
 9783428486793, 9783428086795

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HARALD NITSCH

Wechselkurswirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt

Schriften zu Regional- und Verkehrsproblemen in Industrie- und Entwicklungsländern Herausgegeben von Theodor Dams und Joachim Klaus

Band 61

Wechselkurswirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt

Von Harald Nitsch

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Nitsch, Harald: Wechselkurswirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt / von Harald Nitsch. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Schriften zu Regional- und Verkehrsproblemen in Industrie- und Entwicklungsländern; Bd. 61) Zug1.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1994 ISBN 3-428-08679-1 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0582-0170 ISBN 3-428-08679-1 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706

e

Vorwort der Herausgeber Wechselkurse erlangen in einer Zeit rasch wachsender internationaler wirtschaftlicher Verflechtungen eine immer größere Bedeutung für die Beschäftigung. Dies gilt insbesondere für Japan, welches einen erheblichen Teil seines beeindruckenden Wachstums in der Nachkriegszeit dem Export von verarbeiteten Produkten und dem Import von kaum im Inland verfügbaren Rohstoffen verdankt. Dabei ist auch der starke Yen ein wichtiger Faktor der gegenwärtigen japanischen Konjunktur- und Beschäftigungskrise. Die vorliegende Studie untersucht daher die Wirkung des Wechselkurses auf den Arbeitsmarkt. Diese Fragestellung ist ein zentrales Thema nicht nur für Japan; auch die aktuelle konjunkturelle Stagnation der Bundesrepublik im Herbst 1995 ist im Kontext der starken DM zu sehen. Während die Transmission von Wechselkursschwankungen auf die inländische Konjunktur seit langem ein intensiv diskutiertes Thema der Außenwirtschaftstheorie darstellt, sind empirische Untersuchungen bisher kaum durchgeführt worden. Die vorliegende Arbeit bewegt sich im Grenzbereich zwischen empirischer Wirtschaftsforschung, Beschäftigungstheorie und der Ökonomik offener Volkswirtschaften. Sie leistet in dieser Verbindung einen wichtigen empirischen Beitrag zum Verständnis der quantitativen und qualitativen Wirkungen von Wechselkursschwankungen auf den Arbeitsmarkt. Das vorrangige Ziel der Arbeit besteht darin, die angebots- und nachfrageseitigen Wirkungen auf den japanischen Arbeitsmarkt zu erfassen. Dabei werden länderspezifische Besonderheiten der japanischen Volkswirtschaft berücksichtigt. Indikatoren und Analyseinstrumente, wie sie in westlichen Ländern verwendet werden (insbesondere die Arbeitslosenquote), finden bei der Betrachtung interner Arbeitsmärkte und Beschäftigungsgarantien ihre Grenzen. Das direkte Studium des Arbeitsinputs sowie der Rolle japanischer Unternehmens- und Arbeitsmarktstrukturen bietet dabei die Chance, typisch japanische Mechanismen der Reaktion auf exogene (Wechselkurs-)Schocks zu dokumentieren. Die vorliegende Arbeit bietet daher auch dem am japanischen

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Vorwort

Arbeitsmarkt interessierten Leser ein Bild an hand außerhalb Japans nicht oder nur schwer zugänglicher Originalstatistiken. Die Arbeit zeigt folgenden Aufbau: Während sich die Kapitel Bund C mit der theoretischen Exposition und der Untersuchung externer Arbeitsmärkte an hand der Arbeitslosenquote befassen, zielen Kapitel 0 und E mit der qualitativen Beschreibung von Mechanismen interner Arbeitsmärkte und der ökonometrischen Untersuchung des Arbeitsinputs auf Prozesse ab, welche sich in offiziellen Arbeitsmarktindikatoren nur sehr unvollständig abbilden. Besonderes Augenmerk gilt der Rolle männlicher und weiblicher Arbeitskräfte bei Beschäftigungsanpassungen, welche zu unterschiedlichen Reaktionsmustern im Arbeitsinput führen. Abgeschlossen wird die Studie durch die Untersuchung langfristiger Entwicklungstrends des Arbeitsmarkts und der Gütermärkte, welche zu einer Änderung der Wechselkurswirkungen führen könnten. Die vorliegende Studie basiert auf Daten, welche im Rahmen eines einjährigen Forschungsaufenthalts an der Universität Nagoya, Japan, zusammengetragen werden konnten. Ermöglicht wurde dies durch ein Stipendium des japanischen Erziehungsministeriums. Der Verfasser dankt folgenden Personen und Institutionen: Den Dozenten und Mitarbeitern der Universität Nagoya, insbesondere Herrn Prof. T. Matsugi, Herrn Prof. J. Senda und Herrn Prof. I. Ohashi, sowie Herrn Prof. Y. Higuchi (Keio Universität, Tokio). Besonderer Dank gilt Herrn Prof. H.-H. Francke (Universität Freiburg) für die wissenschaftliche Betreuung der Arbeit und Herrn Prof. o. Landmann (Universität Freiburg) für die Übernahme des Korreferats.

Freiburg i. Br., im September 1995

Theodor Dams

Joachim Klaus

Inhaltsverzeichnis A. Einleitung ...................................................................................................... 17 B. Die Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad der japanischen Volkswirtschaft ........................................................................ 20 I. Einführung ....................................................................................................... 20 11. Theoretische Grundlagen der Transmission wechselkursbedingter Schocks ..... 20 I. Überblick .................................................................................................. 20 2. Nachfrageseitige Transmission .................................................................. 21 3. Angebotsseitige Transmission ....................................................... ...... ....... 23 4. Resultierende Gesamtwirkung auf die Beschäftigung ................................. 24 III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft ........ 26 I. Außen wert des Yen im Untersuchungszeitraum ......................................... 26 a) Begriffsabgrenzung ............................................................................... 26 b) Zeitliche Entwicklung des Yen-Dollar-Wechselkurses .......................... 28 2. Nachfrageseitige außenwirtschaftliche Verflechtungen ............................... 32 a) Strukturmerkmale der Nachfrage ............................................... .. ......... 32 (I) Strukturmerkmale der Binnennachfrage ......................................... 32 (2) Strukturmerkmale des Außenhandels ............................................. 34 b) Gewicht der Nachfrageaggregate im Zeitablauf ..................................... 37 (I) Anpassung an niedrige Wachstumsraten: 1972-1979 ....................... 37 (2) Wachstumsbeiträge von Inlandsnachfrage und Nettoexporten .......... 40 3. Angebotsseitige Verflechtungen ................................................................. 42 a) Vorgehensweise .................................................................................... 42 b) Importpreisniveau und Inputpreise ........................................................ 43 c) Importpreisniveau und Wechselkurs ........................................ .. .......... .46 C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse im japanischen Arbeitsmarkt ............................................................................ 51

I. Einführung ...................................................................................................... 51 11. Die Arbeitslosenquote als Indikator des japanischen Arbeitsmarktes ............... 51 1. Die Arbeitslosenquote als Knappheitsindikator .......................................... 51 2. Die japanische Arbeitslosenstatistik ........................................................... 53 a) Definition der Arbeitslosigkeit... ............................................................ 53 b) Auswirkung des verwendeten Konzeptes .............................................. 54 III. Quantitative Untersuchung der japanischen Arbeitslosenquote ....................... 57 I. Die Arbeitslosenquote im internationalen Vergleich ................................... 57 2. Zeitlicher Verlauf 1970-1990 ..................................................................... 58 3. Vergleich mit alternativen Konzepten der Knappheitsbestimmung .............. 59 a) Fragestellung ........................................................................................ 59

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Tabellenverzeichnis b) Der JO-JS-Quotient .............................................................................. 60 (I) Darstellung .................................................................................... 60 (2) Zeitliche Entwicklung .................................................................... 60 c) Befragung der Unternehmen ................................................................. 61 (I) Darstellung des Konzepts ............................................................... 61 (2) Zeitliche Entwicklung .................................................................... 63 d) Ergebnis ............................................................................................... 64 IV. Ökonometrische Untersuchung ...................................................................... 64 I. Vorgehensweise ......................................................................................... 64 2. Ein einfaches Makromodell ....................................................................... 66 a) Darstellung des Modells ....................................................................... 66 b) Anwendung zur Schätzung der japanischen Arbeitslosenquote .............. 68 c) Kritik des Ansatzes ............................................................................... 68 3. Empirische Schätzungen zur japanischen Arbeitslosenquote ....................... 69 a) Arbeitslosenquote als Funktion von Exporten und Ölpreis .................... 69 b) Einfluß des Wechselkurses auf Exporte ................................................ 72 c) Einfluß des Wechselkurses auf den Rohölpreis ..................................... 74 d) Lagstruktur der Wechselkursanpassung ................................................ 76 4. Stabilität der Beveridge Kurve ................................................................... 79 a) Ziel der Untersuchung ................ .. ........................................................ 79 b) Darstellung des Konzepts ..................................................................... 79 c) Schätzung der japanischen Beveridge Kurve ......................................... 81 d) Interpretation der Ergebnisse ................................................................ 83 e) Zusammenfassung der Ergebnisse ........................................................ 84 V. Anhang zu Kapitel C ...................................................................................... 84 I. Technischer Exkurs zur Schätzung polynomial verteilter Lags .................... 84 2. Transformation der verwendeten Variablen in der Schätzung zu Transmissionsabschnitt C und D ................................................................ 87 3. Transformation der verwendeten Variablen in der Schätzung zu Transmissionsabschnitt A .......................................................................... 89 4. Transformation der verwendeten Variablen in der Schätzung des Gesamteffektes .......................................................................................... 89

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung vor dem Hintergrund industrieller Verflechtungen ........................................................................ 91 I. Einführung ...................................................................................................... 91 I. Zielsetzung der Untersuchung ............................................. .. ..................... 91 2. Erfaßbarkeit der Anpassungsprozesse ........................................................ 91 3. Überblick über die zu untersuchenden Strukturen ...................................... 92 11. Charakteristika japanischer Beschäftigungsverhältnisse .................................. 94 I. Typisierung des Beschäftigtenstatus ........................................................... 94 2. Beschäftigung auf Lebenszeit ..................................................................... 97 a) Gegenstand der Beschäftigung auf Lebenszeit ....................................... 97 b) Kosten der vorzeitigen Lösung des Beschäftigungsverhältnisses ........... 99 c) Arbeitsmarktintegration und Kostenminimierung ................................ 100 3. Beschäftigung in kleinen und mittleren Betrieben .................................... 101 111. Horizontale Integration ................................................................................ 103 I. Darstellung .................. .. .......................................................................... 103

Inhaltsverzeichnis

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2. Bedeutung horizontaler Integration für die Beschäftigungssicherheit ........ lOS IV. Vertikale Integration ................................................................................... 106 1. Darstellung .............................................................................................. 106 2. Bedeutung vertikaler Integration für die Beschäftigungssicherheit ............ 108 3. Interdependenz des dualen Arbeitsmarktes ............................................... 112 V. Die Rolle der Gewerkschaften ........................................................ .. ............ 112 1. Unternehmensgewerkschaften .................................................................. 112 a) Grundlegende Merkmale .................................................................... 112 b) Ziele und Einflußmöglichkeiten japanischer Gewerkschaften ............. 113 2. Arbeitnehmervertretung in kleinen und mittleren Betrieben ..................... 119 3. Gewerkschaftsorganisationen .................................................. ................. 120 VI. Die Rolle des Staates .................................................... .... .. .... .. .. .... ............ 121 I. Ordnungspolitische Gestaltung .......... .................. .. ................ .................. 121 2. Prozeßpolitische Eingriffe ............................................................ .. .......... 122 VII. Konsequenzen für den weiteren Fortgang der Untersuchung ....................... 126

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung männlicher und weiblicher Arbeitskräfte .................................. :.......................................... 127 I. Einführung ..................................................................................................... 127 I. Problemstellung ....................................................................................... 127 2. Bestehende Untersuchungen .................................................................... 128 a) Untersuchungen zur Wirkung des Wechselkurses auf den Arbeitsinput .................................................................................................. 128 b) Untersuchungen zur Rolle japanischer weiblicher Beschäftigter bei Beschäftigungsanpassungen ................................................................ 129 3. Verwendetes Datenmaterial ..................................................................... 130 a) Statistische Quellen ............................................................................ 130 b) Verfügbare Medien ................................................................... .. ....... 131 11. Zugrundeliegendes Modell ...................................... .. ................................... 131 III. Empirische Untersuchung .............................................................. .............. 127 I. Überblick .................................................. .. ............................................ 137 2. Erfaßte Zeitreihen ............................................... ..................................... 138 a) Beschäftigung ........................................... .......... ................................ 138 b) Sektorale reale Wechselkurse ............................................................. 140 3. Schätzung der Beschäftigtenzahl .............................................................. 142 a) Schätzgleichung .................................................................................. 142 b) Ergebnisse ......................................................................................... 144 (I) Gesamteffekt der Wechselkursveränderung ............................. ..... 144 (2) Zeitprofile der Wechselkurswirkung ............................................. 147 (3) Partielle Anpassungsgeschwindigkeit ........................................... 160 4. Schätzung der Beschäftigung in Stunden .................................................. 160 a) Beschäftigungsanpassung durch Arbeitszeitvariation ........................... 160 b) Schätzgleichung ................................................................................. 161 c) Ergebnisse .......................................................................................... 162 (I) Gesamteffekt der Wechselkursveränderung .................................. 162 (2) Zeitprofile der Wechselkurswirkung ............................................. 165 (3) Partielle Anpassungsgeschwindigkeit ........................................... 176 IV. Interpretation der Ergebnisse ...................................................................... 178

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Tabellenverzeichnis I. Verteilung der Anpassungslast ................................................................. 2. Alternative Interpretation der Ergebnisse bei interdependentem Arbeitsinput und überschießender Teilzeitbeschäftigung ..................................... 3. Schlußfolgerungen für den Fortgang der Untersuchung ............................ V. Anhang zu Kapitel E ....................................................................................

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F. Einfluß strukturellen Wandels auf die Absorption' wechselkurs bedingter Schocks ................................................................... 186 l. Einleitung ..................................................................................................... 186 H. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes ........................................... 187 I. Quantitative Entwicklung weiblicher Beschäftigung ................................. 187 2. Qualitative Entwicklung weiblicher Beschäftigung .................................. 189 3. Auswirkung auf die Pufferfunktion weiblicher Beschäftigter .................... 192 4. Ausblick: Das Chancengleichheitsgesetz .................................................. 193 1II. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte .............................................. 195 I. Internationalisierung der Produktionsstruktl.l,r durch Direktinvestitionen ... 195 a) Quantitative Entwicklung ................................................................... 195 b) Motive japanischer Direktinvestitionen .............................................. 197 (I) Übersicht ..................................................................................... 197 (2) Direktinvestitionen auf der Basis wechselkursinduzierter Kostenvorteile .............................................................................. 198 (3) Direktinvestitionen zur Umgehung von Exportbeschränkungen ..... 202 c) Bedeutung der internationalisierten Produktionsstruktur für die Transmission wechselkurs bedingter Schocks ...................................... 204 (I) Überblick ..................................................................................... 204 (2) Nachfrageseitige Transmission ..................................................... 204 (3) Änderung der angebotsseitigen Transmission ............................... 206 d) Kurze und lange Frist ......................................................................... 206 2. Freiwillige Exportbeschränkungen ........................................................... 209 a) Einführung ......................................................................................... 209 b) Die Ökonomie der freiwilligen Exportbeschränkung ........................... 209 c) Eintluß auf die Transmission von Wechselkursänderungen auf den Arbeitsmarkt ...................................................................................... 211 3. Fallstudie Beschäftigung in der Automobilindustrie: Eintlüsse von Handelsbeschränkungen und Direktinvesti tionen ..................................... 212 a) Übersicht ............................................................................................ 212 b) Charakteristika der japanischen Automobilindustrie ........................... 213 c) Handelsfriktionen ............................................................................... 214 d) Kurz- und langfristige Wirkung .......................................................... 216 (I) Kurzfristige Wirkung ................................................................... 216 (2) Langfristige Wirkung ................................................................... 217 e) Eintluß auf die Beschäftigungswirkung der Aufwertung des Yen nach 1985 ........................................................................................... 218 f) Schlußfolgerung .................................................................................. 221 IV. Fazit ........................................................................................................... 222 V. Anhang zu Kapitel F .................................. .. ................................................. 223

Literaturverzeichnis ....................................................................... ................ 224

Tabellenverzeichnis Tabelle B-I: Wirkungsmechanismen, Ansatzpunkt, Richtung am Beispiel einer Aufwertung der inländischen Währung (Yen) ..................................... 25 Tabelle B-2: Private Investitionen in Anlagen und Ausrüstung 1974-1982 ............... 38 Tabelle B-3: Sparquote der privaten Haushalte 1974-1981 in % .............................. 39 Tabelle C-I: Short-Term Economic Survey of Enterprises ....................................... 62 Tabelle C-2: Regression der Transmissionsabschnitte C und D ............................... 71 Tabelle C-3: Regression des Transmissionsabschnittes A ........................................ 73 Tabelle C-4: Regression des Gesamteffekts unter Annahme einer polynomialen Lagverteilung ........................................•............................................ 77 Tabelle C-5: Regression des Gesamteffekts bei Aufgabe der Annahme einer polynomialen Lagverteilung ................................................................ 78 Tabelle C-6: Schätzwerte der gleichgewichtigen Arbeitslosenquote ......................... 82 Tabelle D-I: Beschäftigtenstatus (Feb.1990) ........................................................... 96 Tabelle D-2: Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der Belegschaft (Männ!. u. Weib!., 1989) ..................................................................................... 96 Tabelle D-3: Beschäftigte in privaten Unternehmen (1986) ................................... 101 Tabelle D-4: Die sechs großen Unternehmensgruppen (1980) ................................ 104 Tabelle D-5: Größe ausgewählter keiretsu ............................................................ .107 Tabelle D-6: Art der Lohnzahlung transferierter Beschäftigter (Anteil der erfaßten Fälle in %) .......................................................................... .11 0 Tabelle D-7: Subventionsumfang ........................................................................... 125 Tabelle E-l: Schätzergebnis männliche Beschäftigte [Beschäftigtenzahl], alle Industrien .......................................................................................... 145 Tabelle E-2: Schätzergebnis weibliche Beschäftigte [Beschäftigtenzahl], alle Industrien .......................................................................................... 146 Tabelle E-3: t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren ............................................. 148 Tabelle E-4: t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren außer Dienstleistungen ......... 149 Tabelle E-5: t-Werte der Lagstruktur - Bergbau ..................................................... 150 Tabelle E-6: t-Werte der Lagstruktur - Baugewerbe .............................................. .151 Tabelle E-7: t-Werte der Lagstruktur - Verarbeitende Industrie .............................. 152 Tabelle E-8: t-Werte der Lagstruktur - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser .............................................................................................. 154 Tabelle E-9: t-Werte der Lagstruktur - Transport und Kommunikation .................. .155 Tabelle E-JO: t-Werte der Lagstruktur - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants ........................................................................................ 156 Tabelle E-II: t-Werte der Lagstruktur - Finanzinstitute und Versicherungen ........... 157 Tabelle E-12: t-Werte der Lagstruktur - Immobilien ................................................ 158 Tabelle E-13: t-Werte der Lagstruktur - Dienstleistungen ....................................... 159 Tabelle E-14: Schätzergebnis männliche Beschäftigung [Beschäftigtenzahl x Stunden], alle Industrien .................................................................... 163

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Tabellenverzeichnis

Tabelle E-15: Schätzergebnis weibliche Beschäftigung [Beschäftigtenzahl x Stunden], alle Industrien .................................................................... 164 Tabelle E-16: t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren ............................................. 166 Tabelle E-17: t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren außer Dienstleistungen ......... 167 Tabelle E-18: t-Werte der Lagstruktur - Bergbau ..................................................... 168 Tabelle E-19: t-Werte der Lagstruktur - Baugewerbe ........... , .................................. .169 Tabelle E-20: t-Werte der Lagstruktur - Verarbeitende Industrie .............................. 170 Tabelle E-21: t-Werte der Lagstruktur - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser .............................................................................................. 171 Tabelle E-22: t-Werte der Lagstruktur - Transport und Kommunikation ................... I72 Tabelle E-23: t-Werte der Lagstruktur - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants ........................................................................................ 173 Tabelle E-24: t-Werte der Lagstruktur - Finanzinstitute und Versicherungen ........... 174 Tabelle E-25: t-Werte der Lagstruktur - Immobilien ................................................ 175 Tabelle E-26: t-Werte der Lagstruktur - Dienstleistungen ...................................... .176 Tabelle E-27: Zahl männlicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit ..... .182 Tabelle E-28: Zahl weiblicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit ....... 183 Tabelle E-29: Arbeitsstunden männlicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit ............................................................................... 184 Tabelle E-30: Arbeitsstunden weiblicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit ............................................................................... 185 Tabelle F-I: Japanische Direktinvestitionen nach Regionen ................................... 195 Tabelle F-2: Japanische Direktinvestitionen nach Sektoren .................................... 196 Tabelle F-3: Wertmäßiger Anteil der japanischen Automobilexporte am Gesamtvolumen der japanischen Exporte ........................................... 213 Tabelle [0-4: Anteil der Exporte am Gesamtumsatz ................................................ 214 Tabelle F-5: Freiwillige Exportbeschränkungen Japans im amerikanischen Markt ................................................................................................ 215 Tabelle F-6: Marktanteil japanischer Automobile in den USA ............................... 215 Tabelle F-7: Produktionskapazität und Beschäftigtenzahl japanischer Produktionsstätten in den USA .......................................................... 218 Tabelle F-8: Daten zum Wechsel der Grundgesamtheit: Beschäftigte der Automobilindustrie ............................................................................223

Abbildungsverzeichnis Abbildung B-I: Abbildung B-2: Abbildung B-3: Abbildung B-4: Abbildung B-5: Abbildung B-6: Abbildung B-7: Abbildung B-8: Abbildung B-9: Abbildung B-IO: Abbildung B-II: Abbildung B-12: Abbildung B-13: Abbildung B-14: Abbildung B-15: Abbildung B-16: Abbildung B-17: Abbildung B-18: Abbildung B-19: Abbildung B-20: Abbildung B-21: Abbildung B-22: Abbildung B-23: Abbildung B-24: Abbildung C-l: Abbildung C-2: Abbildung C-3: Abbildung C-4: Abbildung C-5: Abbildung C-6: Abbildung C-7: Abbildung C-8: Abbildung C-9: Abbildung C-IO: Abbildung C-II: Abbildung C-12: Abbildung C-13: Abbildung D-I :

Transmissionskanäle der Wechselkurswirkung ............................. 21 Transmission durch Nettoexporte .................................................. 22 Transmission durch Konsumnachfrage: LHM Effekt ..................... 22 Transmission durch Geldnachfrage ............................................... 23 Preissenkung importierter Einsatzgüter ......................................... 24 Transmission über Lohnforderungen ............................................. 24 Wechselkurs $N real und nominal [Cents/Yen] ............................ 29 Realer $N und DMN Wechselkurs ............................................... 30 Realer SDRN und $N Wechselkurs .............................................. 31 Sparquoten der Haushalte im internationalen Vergleich ................ 33 Importstruktur Japan 1980 und 1985 (%) ...................................... 35 Exportstruktur Japan 1980 und 1985 (%) ...................................... 35 Japanische Importe nach Regionen (1985) ..................................... 36 Japanische Exporte nach Regionen (1985) .................................... 37 Budgetdefizit, real und nominal .................................................... 39 Wachstumsbeiträge zum BIP, 1972-1990 ...................................... 41 Wachstumsbeiträge zum BIP, 1981-1990 ...................................... 42 Input-Preisindex und Importpreisniveau (1985 =100.0) ................. 44 Materialkosten der verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Industrien ..................................................................................... 45 Materialkosten, Output und Materialstückkosten (verarbeitende Industrie) ...................................................................................... 46 Wechselkurs, Importpreisniveau, Input-Preis ................................ 47 Komponenten des Importpreisindexes (1985=100.0) ..................... 48 Importpreise auf Dollar-Basis (1985= I 00.0) ................................. 49 Importpreis Petroleum, Kohle und Gas (1985=100.0) .................... 49 Systematik der japanischen Arbeitslosenstatistik ........................... 54 Arbeitslosenquoten 1988 im internationalen Vergleich .................. 57 Arbeitslosenquote, Japan, 1970-1990, saisonal bereinigt.. ............. 58 Stellenangebote/Stellensuchender und Arbeitslosenquote .............. 61 Überschuß an Arbeitskräften und Arbeitslosenquote ..................... 63 Zerlegung der Transmissionswege ................................................ 70 Realer Ölpreis, Dollar und yen ..................................................... 75 Realer Yenpreis in Prozent des realen Dollarpreises ..................... 75 Beveridge Kurve ........................................................................... 80 Beveridge Kurve, Japan 1971.1 bis 1990.4 ................................... 81 u* und tatsächliche Arbeitslosenquote .......................................... 83 Beispiel eines Lagpolynoms .......................................................... 86 BIP, tatsächlich und Trend ............................................................ 88 Rahmenbedingungen des Unternehmenssektors ............................ 92

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung D-2: Verflechtungen innerhalb des Unternehmens sektors ..................... 93 Abbildung D-3: Typisierung japanischer Beschäftigungsverhältnisse ..................... 94 Abbildung D-4: Partizipationsrate nach Altersgruppen 1989, männliche Bevölkerung ................................................................................. 98 Abbildung D-5: Separationsrate nach Firmengröße und Altersgruppe (1970) ......... 102 Abbildung D-6: Anteil der Gewerkschaften mit Vetorecht.. .................................. .115 Abbildung D-7: Einfluß der Gewerkschaften auf Beschäftigungsreduktionen ........ 116 Abbildung D-8: Streiks nach Streikzielen (1988) .................................................. 118 Abbildung D-9: Organisationsgrad nach Firmengröße (1971) ................................ 119 Abbildung D-lO: Subventionen zur Beschäftigungsanpassung 1976-1988 (Mrd. yen) .................................................................................. 124 Abbildung E-l: Struktur der ModelIierung .......................................................... .135 Abbildung E-2: Beschäftigung nach Sektoren ...................................................... .139 Abbildung E-3: Reale sektorale Wechselkurse, männliche Beschäftigte ................ 141 Abbildung E-4: Reale sektorale Wechselkurse, weibliche Beschäftigte ................. 142 Abbildung E-5: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren ...................... 148 Abbildung E-6: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren außer Dienstleistungen .......................................................................... 149 Abbildung E-7: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Bergbau .............................. 150 Abbildung E-8: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Baugewerbe ........................ 151 Abbildung E-9: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Verarbeitende Industrie ...... 152 Abbildung E-lO: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser ..................................................... 153 Abbildung E-II: Zei tprofil der Wechselkurs wirkung - Transport und Kommunikation ........................................................................... 155 Abbildung E-12: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants ......................................................... 156 Abbildung E-13: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Finanzinstitute und Versicherungen ............................................................................ 156 Abbildung E-14: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Immobilien ........................ 158 Abbildung E-15: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Dienstieistungen ................ 159 Abbildung E-16: Partielle Anpassungsgeschwindigkeiten ...................................... .160 Abbildung E-17: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren ...................... 165 Abbildung E-18: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren außer Dienstleistungen .......................................................................... 166 Abbildung E-19: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Bergbau .............................. 167 Abbildung E-20: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Baugewerbe ........................ 168 Abbildung E-21: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Verarbeitende Industrie ...... 169 Abbildung E-22: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser ..................................................... 170 Abbildung E-23: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Transport und Kommunikation ........................................................................... 171 Abbildung E-24: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants ......................................................... 172 Abbildung E-25: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Finanzinstitute und Versicherungen ............................................................................ 173 Abbildung E-26: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Immobilien ........................ 174 Abbildung E-27: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Dienstleistungen ................ 175 Abbildung E-28: Anpassungskoeffizienten weiblicher Beschäftigung ...................... 177

Abbildungsverzeichnis Abbildung E-29: Abbildung E-30: Abbildung F-l: Abbildung F-2: Abbildung F-3: Abbildung F-4:

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Anpassungskoeffizienten männlicher Beschäftigung ..................... 177 Interdependenz des Arbeitsinputs ................................................ .180 Partizipationsrate 1971-1990 (in %) ............................................. 188 Beschäftigte nach Kontraktdauer, alle Industrien ......................... .190 Weibliche Teilzeitbeschäftigung (x 10\ ...................................... 191 Weibliche Teilzeitbeschäftigte nach Unternehmensgröße: Verarbeitende Industrie, Handel, Hotel/Gaststätten und Dienstleistungen (l000 Arbei tnehmer) ........................................ 191 Abbildung F-5: Maßnahmen zur Bewältigung der Yen-Aufwertung in der Exportindustrie ............................................................................ 199 Abbildung F-6: Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie in Asien (Mrd.$) ....................................................................................... 200 Abbildung F-7: Neuaufnahme von Reimporten nach Ländergruppen (Zahl der Fälle) ........................................................................................... 201 Abbildung F-8: Wirkung einer freiwilligen Exportbeschränkung .......................... 210 Abbildung F-9: Zahl männlicher und weiblicher Beschäftigter in der Automobilindustrie (standardisierter Maßstab) ........................... 219 Abbildung F-IO: Input-und Outputpreisindex der Automobilindustrie (1980=100.0) ............................................................................... 220 Abbildung F-ll: Exportsubstitution durch Produktion in den USA (Mrd. $ pro Jahr) ............................................................................................ 221

Verzeichnis der Abkürzungen und der japanischen Begriffe arubaito .................................. ASEAN Staaten ...... ................. Asian NIES ...................... ....... BIP .......................................... BOJ ......................................... BSP ......................................... c.p .......................................... endaka ............. :...................... EPA ................................. .. ..... FN .......................................... gurupu .......... .. .. .. .................... IMF ............. .. .......................... JO-JS ............. .. .......... .. ........... keiretsu ................................... maitsuki kinro tokei (maikin) ... MITI... .................................... nenko ...................................... NX .......................................... SDR ........................................ shunto ....................... .... .......... VER ........................................ zaibatsu ..................................

"Jobben" von Studenten und ähnliche Tätigkeiten Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur Bruttoinlandsprodukt Bank of Japan Bruttosozialprodukt ceteris pari bus starker Yen Economic Planning Agency Fußnote horizontal integrierte Unternehmensgruppe International Monetary Fund Job-Offers per Job-Searcher vertikal integrierte Unternehmensgruppe Monthly Labour Survey Industrie- und Handelsministerium Entlohnung nach Betriebszugehörigkeitszeit Nettoexporte, Exporte-Importe Sonderziehungsrecht "Frühjahrsoffensive" bzgl. Lohnverhandlungen freiwillige Exportbeschränkung Vorläufer heutiger gurupu

A. Einleitung Seit dem Zusammenbruch des Systems von Bretton-Woods hat der japanische Yen teilweise dramatische Änderungen seines Außen wertes erfahren. Die vorliegende Arbeit untersucht die Wirkungen von Wechselkursschwankungen auf den japanischen Arbeitsmarkt. Während die Einflüsse des Binnenwertes des Geldes auf den Arbeitsmarkt im Rahmen der Phillipskurvenanalyse ausgiebig diskutiert wurden 1, ist die Bedeutung des Außen wertes für die Arbeitsmarktlage erst in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre in den Mittelpunkt des Interesses gerückt2 . Zwischen beiden Themenbereichen sind grundsätzliche Parallelen erkennbar3: Auch die vorliegende Untersuchung setzt - ebenso wie die Phillipskurvenanalyse - an einer Schnittstelle des nominalen und des realen Sektors an. Sofern der reale Wechselkurs vom nominalen Kurs dominiert wird, solange also die Kaufkraftparität allenfalls in der langen Frist erfüllt ist, können Veränderung der nominalen Wechselkurse reale Effekte auf dem Arbeitsmarkt auslösen. In der vorliegenden Untersuchung wird der nominale Wechselkurs als exogene Größe behandelt. Die damit verbundenen Einschränkungen wurden in Anbetracht der Komplexität der Wechselwirkungen von Wechselkurs und Beschäftigung in Kauf genommen. Die Ergebnisse können jedoch gerade in

1 Die ursplÜngliche Arbeit von Phi/lips (1958) bettachtete die Wirkungsrichtung von der Arbeitsmarktlage (exogen) zur Lohnsteigetungsrate (endogen). In der vorwiegenden Interpretation der Sechziger Jahre • nach Herstellung der Verbindung zwischen Lohnsteigerungsrate und Inflationsrate - scheint sich jedoch der Schwerpunkt der Bettachtungsweise auf einen allgemeinen "trade-off" zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation verschoben zu haben, so daß der Politiker gleichsam wie auf einer Speisekarte (menue of choice) zwischen beiden Übeln - Arbeitslosigkeit und Inflation· wählen konnte, vgl. hierzu auch die Kritik von Friedman (1968) S. 7 ff. Eine gute Übersicht bietet Humphrey (1973). 2 Vgl. die im vierten Kapitel genannten Untersuchungen von BransonlLove (1986 und 1988) sowie Brunello (1990).

3 Eine Darstellung der Phillipskurventheorie ist nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Es soll lediglich kurz im Rahmen des filnften Kapitels auf angebotsseitige Ähnlichkeiten verwiesen werden. Die hier angesprochenen Parallelen beziehen sich auf die Möglichkeit zur Verbindung des realen und nominalen Sektors der Volkswirtschaft.

2 Nilsch

18

A. Einleitung

Anbetracht dieser Einschränkung dazu dienen, die Kosten und Erträge einer Beeinflussung der Wechselkurse durch die Zentralbanken - im Sinn eines "dirty floatings" - abzuschätzen, soweit sie die Beschäftigung betreffen. Neben diesen eher makroökonomisch orientierten Fragen nach der Wirkung von Wechselkursveränderungen steht aber auch die disaggregierte Analyse gerade im Hinblick auf das Studium japanischer Arbeitsmarktstrukturen. Länderspezifische Eigenheiten Japans, insbesondere die noch darzustellende "duale Struktur des Arbeitsmarktes", haben einen starken EinfluB auf die durch Wechselkursänderungen ausgelöste Lastverteilung auf unterschiedliche Sektoren und Bevölkerungsgruppen. Die Beschäftigung mit den Einflüssen des Wechselkurses läBt aber auch Erkenntnisse über die relative Position unterschiedlicher Arbeitsmarktsegmente zu. Änderungen des Wechselkurses treffen die japanische Volkswirtschaft als exogene Schocks und führen zu intersektoralen und intrasektoralen Verschiebungen. Anhand von Veränderungen des Wechselkurses lassen sich unterschiedliche Grade der Beschäftigungssicherheit für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ausmachen. Dem am japanischen Arbeitsmarkt Interessierten eröffnet die Existenz auBenwirtschaftlicher Schocks die Möglichkeit zur Beobachtung der Interaktion unterschiedlicher Teilmärkte des japanischen Arbeitsmarktes. Die vorliegende Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Kapitel B befaßt sich zunächst mit den theoretischen Grundlagen der Transmission wechselkursbedingter Schocks und verfolgt an hand von Zeitreihen und strukturellen Daten der japanischen Volkswirtschaft die Frage nach der grundlegenden Relevanz des Wechselkurses für die japanische Beschäftigung. In Kapitel C wird die Wirkung des Wechselkurses auf den Arbeitsmarkt anhand von Zeitreihenanalysen der japanischen Arbeitslosenquote empirisch geschätzt. In Anbetracht der länderspezifischen Arbeitsmarktstrukturen wird jedoch zuvor die Eignung der Arbeitslosenquote als Indikator des japanischen Arbeitsmarktes untersucht. Die Sichtweise des zweiten Kapitels ist damit makroökonomisch. Kapitel D greift die Trennung der Beschäftigungsanpassung über externe und interne Arbeitsmärkte auf. Hier werden länderspezifische Strukturen und deren Wirkung auf Beschäftigungsanpassungen dargestellt. Es zeigen sich Möglichkeiten der Beschäftigungsreduktion, die sich durch die Nutzung inter-

A. Einleitung

19

ner Arbeitsmärkte nicht in der Arbeitslosenquote abbilden. Damit werden die Grenzen der Vorgehensweise und Ergebnisse des zweiten Kapitels deutlich. Kapitel E setzt als Folge der beiden vorangegangenen direkt an der Schätzung des Arbeitsinputs an. Die Schätzungen der Wechselkurswirkung erfolgen disaggregiert nach Sektoren und Geschlechtern. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen Schlußfolgerungen über Unterschiede in der Beschäftigungssicherheit männlicher und weiblicher Beschäftigter zu. Die Hypothese, weibliche Arbeitskräfte hätten eine Pufferfunktion im japanischen Arbeitsmarkt, wird gestützt. Kapitel F schließlich behandelt die Frage, inwiefern langfristige Veränderungen der zugrundeliegenden Strukturen, insbesondere in Bezug auf die Stellung japanischer Frauen im Arbeitsmarkt und die Internationalisierung der Gütermärkte zu einer Änderung der Transmission wechselkursbedingter Schocks geführt haben. Kapitel C und E sind im Hinblick auf die in der empirischen Schätzung verwendeten Zeitreihen und Methoden jeweils durch einen Anhang ergänzt.

B. Die Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad der japanischen Volkswirtschaft I. Einflihrung Das vorliegende Kapitel untersucht auf der Makroebene die Bedeutung von Wechselkursbewegungen für die Beschäftigung der japanischen Volkswirtschaft. Es ist dabei in zwei Teile gegliedert: Der erste Abschnitt stellt die theoretischen Grundlagen wechselkursbedingter Schocks dar. Die dabei vorgenommene Unterscheidung in angebotsseitige und nachfrageseitige Transmission wird im folgenden Abschnitt fortgeführt. Der zweite Abschnitt befaßt sich länderspezifisch mit Japans wechselnden Nachfrage- und Angebotskonstellationen. Vor diesem Hintergrund wird der Einfluß des Wechselkurses auf des Beschäftigungsgrad der japanischen Volkswirtschaft untersucht. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über die Jahre 1970-1990.

11. Theoretische Grundlagen der Transmission wechselkursbedingter Schocks 1. Überblick Schwankungen des Wechselkurses wirken auf verschiedenen Wegen auf die inländische Beschäftigung. Insbesondere lassen sich fünf Übertragungs wege unterscheiden 1, die in Abbildung B-l im Überblick dargestellt sind. Die Transmissionswege lassen sich in angebotsseitige und nachfrageseitige Mechanismen einteilen.

I Vgl. Caves et al. (1993) Kapitel 23, insb., S. 531 ff. Die dort vorgefundene Darstellung wurde hier in ein IS-LM IAD-AS Modell übertragen.

11. Theoretische Grundlagen der Transmission

21

Transmission

.----r----

angebotsseitig

nachfrageseitig

Nettoexporte

Ersparnis

Geldnachfrage

~

Preis importieT1er Produktionsfaktoren

Löhne

Abbildung B-I: Transmissionskanäle der Wechselkurswirkung

In der Beschreibung der Effekte sei als Beispiel von einer Aufwertung des Yen relativ zur ausländischen Währung - hier dem amerikanischen Dollar ausgegangen 2 . Grundmodell und Analyserahmen ist das aus dem IS-LM Modell abgeleitete AD-AS-Modell, also eine einfache Modellierung der Angebots- und Nachfrageseite der Volkswirtschaft. Der Wechselkurs wird dabei stets als exogen angenommen, die Wirkungsrichtung läuft vom Wechselkurs zur Beschäftigung. Rückkoppelungen auf den Wechselkurs durch Handelsbilanz oder Kapital bilanz - etwa aufgrund von Zinsbewegungen - sind nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit.

2. Nachfrageseitige Transmission

Auf der Nachfrageseite 3 lassen sich drei Wirkungskanäle der Wechselkursveränderung unterscheiden. Der erste Wirkungskanal läuft über die Nettoexporte (Ex-Im)4 und beeinflußt somit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Eine Aufwertung des Yen bedeutet c.p. eine Verteuerung japanischer Exporte auf dem ausländischen Markt, wodurch die Exporte sinken. Gleichzeitig verbessert sich die Wettbewerbssituation ausländischer Importe auf dem japa-

2

sen.

Als drastisches Beispiel sei auf die Aufwertung infolge der Plaza-Vereinbarung 1985 hingewie-

3 Insbesondere beziehen sich diese Effekte also auf das Submodell des IS-LM Schemas. 4 Zu den verwendeten Abkürzungen bzw. dem IS-LMlAD-AS Modell vgl. Dornbusch/Fischer (1989).

22

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

nischen Markt, d.h. die Importe steigen. In der Summe ergibt sich ein Sinken der Nettoexporte und somit ein Sinken der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Eine Aufwertung des Yen zeigt sich in einer Linksverschiebung der ISKurve bzw. der AD Kurve. Die Wirkung ist kontraktiv. p

AS

AD

y

y

Abbildung B-2: Transmission durch Nettoexporte

Der zweite Mechanismus, der Laursen-Metzler-Harberger EffektS, wirkt über die Ersparnis und den Konsum der privaten Haushalte auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: p LM

AS

AD

y

y

Abbildung B-3: Transmission durch Konsumnachfrage: LHM Effekt

Eine Aufwertung des Yen erhöht die Kaufkraft japanischer Haushalte in dem Maße, in dem sie in ihrem nachgefragten Güterbündel importierte - nunmehr verbilligte - Güter aufweisen. Die Aufwertung des Yen bewirkt somit eine Erhöhung des realen Einkommens der Haushalte. Diese wiederum erhöhen ihre Ersparnis, um eine Verstetigung ihres Konsums zu erreichen. Das Ergebnis ist eine Verringerung der Konsumnachfrage, Linksverschiebung der

5

Vgl. LaurseniMetzler (1950) S. 288 f. sowie Harberger (1950).

11. Theoretische Grundlagen der Transmission

23

IS-Kurve und der AD-Kurve6 . Die Wirkung ist also derjenigen durch die Nettoexporte gleichgerichtet und im gegebenen Beispiel kontraktiv. Die Wirkung über die Geldnachfrage erfolgt über die Veränderung der Importpreise und damit des Preisniveaus. Eine Aufwertung des Yen bedeutet eine Verbilligung der Importe, ein Sinken des Preisniveaus7 und damit für eine gegebene Geldmenge eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve und der AD-Kurve. Die Wirkung über die Geldnachfrage ist expansiv und den bei den obengenannten Wirkungen gegenläufig. p

AS

AD y

y

Abbildung 8-4: Transmission durch Geldnachfrage

3. Angebotsseitige Transmission

Auf der Angebotsseite der Volkswirtschaft lassen sich zwei Transmissionskanäle unterscheiden. Die erste Wirkung verläuft über die Preise importierter Einsatzgüter in der Produktion 8 : Eine Aufwertung des Yen bedeutet eine Verbilligung importierter Einsatzgüter, sofern die Güter in Dollar gehandelt werden. C.p. bedeutet die Aufwertung des Yen eine Kostensenkung für die betroffenen Unternehmen und damit eine Rechtsverschiebung der AD-Kurve. Die Wirkung über die Preise importierter Einsatzgüter ist somit expansiv.

fi

Die AS-Kurve bezieht sich auf inländische Anbieter und bleibt somit stabil.

7

Bzw. eine Verzögerung der Preissteigerung.

x Energie, Rohstoffe, verarbeitete Einsatzgüter.

24

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad p

AS AS'

y

Abbildung B-5: Preissenkung importierter Einsatzgüter Eine Wirkung über die Löhne besteht in dem Maß, in dem sich Lohnforderungen am Konsumgüterpreis orientieren. Eine Aufwertung des Yen bedeutet eine Senkung der Konsumgüterpreise, sofern importierte Konsumgüter von den Haushalten nachgefragt werden. Aus der Preissenkung resultiert eine Mäßigung der Lohnforderungen und damit eine Kostensenkung auf Seiten der Unternehmen. Im linken Teil des folgenden Diagramms zeigt sich dies in einer Rechtsverschiebung der Arbeitsangebotsfunktion bezüglich des Nominallohns. Anders als der Laursen-Metzler-Harberger Effekt setzt diese Wirkung also an der Angebotsseite an und ist expansiv. Die Wirkung über die Löhne zeigt sich in einer Rechtsverschiebung der AS-Kurve. w

p

N'

AS AS'

N

y

Abbildung B-6: Transmission über Lohnforderungen

4. Resultierende Gesamtwirkung auf die Beschäftigung

Die Wirkung von Wechselkursschwankungen auf das Beschäftigungsniveau resultiert als Summe der Einzeleffekte. Eine Zusammenfassung für das Beispiel der Aufwertung des Yen zeigt Tabelle B-I.

11. Theoretische Grundlagen der Transmission

25

Tabelle B-1

Wirkungsmechanismen, Ansatzpunkt, Richtung am Beispiel einer Aufwertung der inländischen Währung (Yen) Transmissionsmechanismus

Ansatzpunkt

Wirkungsrichtung

1. Nettoexporte

Nachfrage (lS)

kontraktiv

2. Ersparnis/Konsum

Nachfrage (lS)

kontraktiv

3. Geldnachfrage

Nachfrage (LM)

expansiv

4. Importierte Einsatzgüter

Angebot

(AS)

expansiv

5. Löhne

Angebot

(AS)

expansiv

Als Gesamteffekt der Aufwertung9 kann man festhalten: • Auf der Nachfrageseite tritt wegen 1. und 2. eine Linksverschiebung der IS-Kurve auf, 3. bewirkt eine Rechtsverschiebung der LM-Kurve. Die Gesamtwirkung der entgegengesetzt gerichteten Effekte auf die Beschäftigung ist unklar. • Auf der Angebotsseite wirken die Effekte 4 und 5 expansiv, d.h. die ASKurve bewegt sich nach rechts unten. Die nachfrageseitige Gesamtwirkung ist also apriori nicht vorausssagbar, angebotsseitig wirkt eine Aufwertung der inländischen Währung stets expansiv. Dazu ist eine nach Sektoren differenzierte Betrachtung angebracht. Diese betrifft die Einteilung in handelbare und nicht handelbare Güter, denn die Transmission über Nettoexporte betrifft die Nachfrage im Sektor handelbarer Güter und äußert sich durch Exportnachfrage bzw. Importsubstitution. Die verbleibenden vier Effekte jedoch betreffen auch den Sektor der nichthandelbaren Güter, so daß auch dieser direkt, d.h. nicht nur durch Inputoutput-Beziehungen zum Sektor handelbarer Güter, von Wechselkursschwankungen betroffen ist. Dennoch läßt das Gewicht der Nettoexporte vermuten,

9 Die Problematik einer unterschiedlichen zeitlichen Verzögerung sei an dieser Stelle nicht weiter verfolgt, sie wird sich allerdings in der empirischen Umsetzung der Kapitel C und E als zentral erweisen.

26

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

daß in sektoraler Betrachtung die Nachfragewirkungen insbesondere im Bereich der verarbeitenden Industrie relevant sein dürften. Die weiteren Untersuchungen dieses Kapitels konzentrieren sich auf die Transmissionswege 1 (Nettoexporte) und 4 (importierte Produktionsfaktoren). Der LHM Effekt soll von der weiteren Diskussion ausgenommen werden 10, ebenso die Wirkung über die Geldnachfrage und Löhne 11.

BI. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft 1. Außenwert des Yen im Untersuchungszeitraum

a) Begrijfsabgrenzung Die Modellwelt des vorhergehenden Abschnittes bedingt durch die einfache Unterscheidung der inländischen und ausländischen Volkswirtschaft die Existenz eines Wechselkurses, der den Preis der ausländischen Währung in inländischer Währung darstellt. Beim Übergang zu empirischen Untersuchungen bezüglich des Wechselkurses läßt sich dieser Grad der Abstraktion nicht aufrechterhalten, denn in der Realität existiert eine Vielzahl von Wechselkursen. Die Übertragung der unter Gliederungpunkt 2 behandelten Modelle legt die Reduktion auf einen Wechselkurs nahe. Hierfür bieten sich zunächst zwei Vorgehensweisen an: Erstens kann der Wechselkurs der inländischen Währung bezüglich eines Korbes von Währungen der wichtigsten Handelspartner berechnet werden, wobei als Gewichte der jeweilige Anteil am Handelsvolumen zugrundegelegt wird. Diese Form des Wechselkurses wird als effektiver Wechselkurs bezeichnet. 10 Eine Übersicht über neuere Beiträge zum LHM Effekt findet sich bei Turnovsky (199\), S. I f. Je nach Modellansatz verläuft die Wirkung des LHM Effektes entgegengesetzt. 11 Die Diskussion des Wirkungskanals 5 (Lohnforderungen) bezieht sich direkt auf die Funktionsweise Japanischer Arbeitsmärkte. Grundlegende Merlcmale japanischer Arbeitgeber-ArbeitnehmerBeziehungen stehen zwar im Mittelpunkt des dritten Kapitels, dennoch wird insbesondere in der empirischen Untersuchung des vierten Kapitels der Lohn als exogene Größe behandelt. An dieser Stelle sei daher auf mögliche Erweiterungen des Ansatzes im Sinn des hier dargestellten fünften Wirkungskanals hingewiesen, diese sollen jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sein. Zur Rechtfertigung sei auf die geringe Bedeutung verarbeiteter Güter in der japanischen Importstruktur verwiesen.

III. Wirkung der Wechselkurs änderung auf die japanische Volkswirtschaft

27

Die zweite Methode besteht im Fall Japans darin, sich auf den Wechselkurs des Yen relativ zum Dollar zu beschränken. Beide Vorgehensweisen haben Vor- und Nachteile. So beschreibt der effektive Wechselkurs nicht notwendigerweise die Weubewerbsposition der inländischen Exporteure auf Drittmärkten, da nur die Wechselkurse bezüglich der Handelspartner in die Berechnung eingehen. Eine Aufwertung gegenüber der Währung eines Konkurrenten geht nur in dem Grad in die Berechnung des effektiven Wechselkurses ein, in dem dieser gleichzeitig bilateraler Handelspartner ist. Durch die Beschränkung auf den Wechselkurs gegenüber dem Dollar finden dagegen Informationen über den relativen Preis des Yen gegenüber anderen Währungen keine direkte Berücksichtigung. Die Beschränkung auf den Dollar ist in mehrerlei Hinsicht zu begründen. Zum einen sind die USA der wichtigste Handelspartner Japans, so daß Veränderungen des Yen-Dollar Kurses von allen Wechselkursveränderungen die größte Wirkung auf die Exporte haben. Zum anderen legt die Frage nach den Angebotswirkungen von Auf- und Abwertungen nahe, die Währungseinheit Dollar heranzuziehen, in der etwa der internationale Handel an Rohöl abgewickelt wird. Es ist die Rolle des Dollar als internationale Rechnungseinheit, welche die Relevanz des Yen-Dollar Kurses ausmacht. Weitere Gründe bestehen im psychologischen Stellenwert des Yen-Dollar-Wechselkurses in der wirtschaftspolitischen Diskussion l2 und in der relativ höheren Volatilität des Yen-Dollar Kurses im Vergleich etwa zum Wechselkurs Yen-DM. Aus den genannten Gründen wird in den folgenden Untersuchungen als Wechselkurs der Yen-Dollar Kurs herangezogen. Die zweite Abstraktion der einfachen Darstellung des Abschnittes B.H., die nicht aufrechtzuerhalten ist, ist die Abwesenheit von Veränderungen des Innenwertes der beteiligten Währungen. Die Berücksichtigung von Inflation, insbesondere unterschiedliche Inflationsraten, macht den Übergang von nominellen zu realen Wechselkursen notwendig. Die Frage, die hierbei zu beantworten ist, zielt auf die zu verwendenden Preisindikatoren ab. Hierfür werden in der Praxis je nach der Problemstellung unterschiedliche Preisindizes herangezogen, etwa Lohnstückkosten 13, Großhandelspreise, oder der Konsumgüter-

dar.

12

Insbesondere stellt er im Vergleich zum effektiven Wechselkurs eine direkt beobachtbare Größe

131m Hinblick aufWenbewerbsfähigkeit.

28

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

preisindizes. In der vorliegenden Untersuchung wird der Übergang von nominellen zu realen Größen - sofern Daten über reale Größen nicht vorliegen durch die Deflationierung mit dem BSP impliziten Preisniveau 14 vollzogen. Rechnerisch ermittelt sich der reale Wechselkurs e,. aus dem nominalen Wechselkurs e durch Multiplikation mit dem Quotienten aus inländischem und ausländischen Preisniveau P bzw. p*15. Im Fall der hier verwendeten OECD Statistik, die den Wechselkurs e in der Einheit CentlYen ausdrückt, ergibt sich die Formel p

e,=e p *

,

die den Wechselkurs in realen Cents pro realem Yen beschreibt.

b) Zeitliche Entwicklung des Yen-Dollar- Wechselkurses

Abbildung B-7 zeigt den nominalen und realen Yen-Dollar-Wechselkurs für den Zeitraum 1973-1990 16. Die durchgehende Linie der Graphik beschreibt den nominalen Wechselkurs. In den Anfang des dargestellten Zeitraums fällt der Zusammenbruch des Bretton-Woods Fixkurssystems im Jahr 1973, dem sich eine Phase relativer Stabilität des Yen-Dollar Kurses anschließt. Eine rapide Aufwertung findet ab dem dritten Quartal 1977 statt und findet ihr Maximum bei 0,52 CentslYen im dritten Quartal 1978. Eine Phase stetiger Abwertung führt zu einem neuen relativen Minimum im ersten Quartal 1980 17 . Es folgt eine Phase geringerer Schwankungen, die ihr Ende mit der massiven Yen-Aufwertung l8 im Zusammenhang mit dem Plaza-Abkommen zwischen dem dritten Quartal 1985 und

14 Quelle: OECD,

Main Econornic Indicators.

15

Der Index "." bezeichne stets ausländische Variablen.

16

Quelle: OECD Main Econornic Indicators, Historical Statistics, sowie neuere Ausgaben.

17 Der Wechselkurs wird in der vorliegenden Arbeit als exogen angenommen. Zu einer Analyse der

Bestirnrnungsgrtlnder der Yen-Abwertung vgl. EPA, Econornic Survey of Japan 1981/82, S. 134 f.

18 Der Wechselkurs wird in der vorliegenden Arbeit als exogen angenommen. Eine Darstellung Japanischer Wechselkurspolitik 1973-1989 findet sich bei Takagi (199\).

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

29

etwa dem vierten Quartal 1988 findet l9 . Im weiteren Zeitablauf verbleibt der Wechselkurs unter Schwankungen auf relativ hohem Niveau. 0.9 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2

1972

1976 [nominal -

1980

1984

1988

real - --]

Abbildung B-7: Wechselkurs $N real und nominal [Cents/Yen]

Der Untersuchungszeitraum läßt sich anhand der Aufwertungsphasen 1977 und 1985 in drei große Abschnitte unterteilen. Die quantitative Bedeutung beider Aufwertungsphasen wird dabei in der Betrachtung des realen Wechselkurses deutlich. Es zeigt sich, daß der Maximalwert des realen Wechselkurses im Jahr 1978 größenordnungsmäßig durchaus mit den Werten der "endaka" Phase, der Phase des starken Yen infolge der Plaza-Vereinbarung des Jahres 1985, vergleichen läßt. Die größere Bedeutung des letzteren ist allerdings nicht nur auf die in nominalen Größen außerordentliche Höhe der Aufwertung zurückzuführen. Sie liegt vielmehr darin begründet, daß es sich bei der PlazaVereinbarung um eine als permanent antizipierte Veränderung des Außenwertes des Yen handelte, wohingegen die 1977-1978 Phase eine temporäre Wechselkursschwankung darstellte 20 . Für den Zeitraum 1980-1990 ergibt sich somit eine Zweiteilung: Die erste Phase ist zu beschreiben durch einen relativ schwachen Yen, der - in realen Größen ausgedrückt - Schwankungen um einen fallenden Trend unterliegt.

19 Im folgenden wird auch kurz von der Aufwertung des Jahres 1985 gesprochen. damit möge jedoch stets die 1985 einsetzende Aufwertungsphase bezeichnet werden. 20 Vgl. hierzu insbesondere Kapitel F.

30

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

Die zweite Phase besteht in der massiven Aufwertung des Yen und seinem Verbleib auf sowohl real als auch nominal hohem Niveau. Aufgrund der in B.III.l.a) dargelegten Argumente beschränkt sich die vorliegende Untersuchung ausschließlich auf die Rolle des Yen-DollarWechselkurses. Abbildung B-8 zeigt als Beispiel die damit vernachlässigte Entwicklung relativ zur DM21 Die Frage nach der Tragweite der Beschränkung auf den Dollar soll anhand eines Vergleiches mit dem Außenwert des Yen relativ zu einem Währungskorb geprüft werden. Der herangezogene Währungskorb besteht im Sonderziehungsrecht (SDR), mit dem Motiv der Verwendung eines möglichst breit definierten Währungskorbes. Der nominelle Wechselkurs des SDR pro Yen ist entsprechend dem Dollar-Yen-Kurs durch Bereinigung um Preisniveaueffekte in reale Größen überzuführen. Aufgrund der verfügbaren Daten konnte nur 14

8

13

7

12

6

II

5

10 9

4 '1

8

1975

1979 [Dollru:-

1983

1987

7

x /0,2

DM - --]

Abbildung B-8: Realer $N und DMN Wechselkurs

eine Proxy-Variable für den SDR-Deflator22 herangezogen werden, nämlich der BSP-Deflator der Industrienationen gemäß IMF-Statistik 23 .

21

Die hier als Beispiel für eine europäische Währung dienen möge.

22

In exakter Berechnung ein mit den Korbgewichten berechneter Durchschnitt der BSP Preisni-

veaus.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft 56

8

52

7

48

6

44

5

40

4

36

1975

1979 [SDR -

1983

1987

31

3

Dollar - - - 1

Abbildung B-9: Realer SDRN und $N Wechselkurs

Unter den aufgrund der verwendeten Näherungen angebrachten Einschränkungen zeigt sich eine qualitative und in gewissen Rahmen auch quantitative Übereinstimung beider Kurven. Obwohl der Außenwert des Yen beispielsweise im Verhältnis zur DM eher durch einen säkularen Aufwertungstrend zu beschreiben ist, so wird doch der Außenwert des Yen relativ zu einem breiten Durchschnitt der Weltwährungen - ausgedrückt durch das SDR - vom DollarKurs dominiert24 . Zusätzlich zu den grundlegenden Überlegungen des vorausgegangenen Abschnittes stellt dies auch eine empirische Rechtfertigung des gewählten Vorgehens dar.

23/MF: International Financial Statistics Yearbook 1990. Aus der Konstruktion des SDR folgt, daß es sich hierbei um eine adäquate Näherung handelt. 24 Dies wird vor dem Hintergrund der im folgenden dargestellten regionalen Gliederung der Handeisstruktur verständlich.

32

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad 2. Nachfrageseitige außenwirtschaftliche Verflechtungen

a) Struktunnerkmale der Nachfrage (1) Strukturrnerkmale der Binnennachfrage

Im folgenden Abschnitt soll die relative Bedeutung der Nettoexporte als Nachfrageaggregat für den Untersuchungszeitraum dargestellt werden. Die getrennte Behandlung der Nachfrage- und Angebotsseite wird aus Gründen der Übersicht beibehalten, dennoch bestand in der Vergangenheit im Fall der japanischen Volkswirtschaft eine starke Interdependenz beider Themengebiete: Gerade die noch darzustellende Abhängigkeit der japanischen Volkswirtschaft von Rohstoffimporten bedingte in der Entwicklung der Nachkriegszeit die Bedeutung des Exportsektors. Letzterer hatte die Funktion der Beschaffung der für Rohstoffimporte notwendigen Devisen25 . Als Analyserahmen für die folgende Betrachtung der Nachfrageseite dient die Makroökonomische Identität (1)

Y=C+I+(G-T)+NX

(mit Y = BSP, C = Konsum, G= Staatsausgaben, T=Steuern, NX = Nettoexporte) bzw. (2)

S = I + (G-T) + NX

In der Formulierung (2) wird deutlich, daß die gesamtwirtschaftliche Ersparnis gleich der Summe aus Investition, Budgetdefizit und Nettoexporten sein muß. Gleichung (2) ist für das Verständnis der japanischen Nachfrageseite von zentraler Bedeutung, da Japan unter den großen Industrienationen eine verhältnismäßig hohe Sparquote aufweist. Die folgende Graphik zeigt die Spar-

25

Vgl. Nakamura (1985), S. 68.

III. Wirkung der Wechselkurs änderung auf die japanische Volkswirtschaft

33

quote der Haushalte 26 im internationalen Vergleich. Die Werte beziehen sich auf einen Durchschnitt für die Jahre 1975-198427 : USA England Schweiz Schweden Spanien Norwegen Niederlande ~

~

Japan

Italien Deutschland Frankreich Finnland Kanada Belgien Österrreich Australien

0

5

10

15

20

25

Abbildung B-10: Sparquoten der Haushalte im internationalen Vergleich

Die japanische Sparquote der privaten Haushalte ist nach der italienischen die zweithöchste unter den aufgeführten Industrienationen, insbesondere ist sie deutlich höher als diejenigen der USA, der Bundesrepublik Deutschland, Großbritanniens oder Frankreichs. Die im Fall Japans traditionell sehr hohe Sparquote der privaten Haushalte bedeutet für die Nachfragegleichung (I) eine inhärente Schwäche der Konsumnachfrage und somit eine Abhängigkeit der Beschäftigung von den verbleibenden drei Nachfrageaggregaten: Investition, Budgetdefizit und Nettoexporte. Gleichung (I) stellt eine makroökonomische Identität dar. Bei ihrer Interpretation ist zu beachten, daß ihre Komponenten durch Verhaltensgleichungen

26 Vgl. Horioka (1989), S. 146: "The household saving rate is defined as the ratio of household saving (including the savings of households, private unincorporated enterprises, and private nonprofit institutions serving households) to household disposable income". 27

Italien und USA: 1975-1983, Schweden 1980-1981.

3 Nitsch

34

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

verknüpft sind. Eine rein salden mechanische Sichtweise unter Konstanthalten einzelner Komponenten der Gleichung ist daher mit Vorsicht zu beurtcilen 28 . So bedingt ein Sinken der Investitionen nicht notwendigerweise einen Anstieg der Nettoexporte. Die gesamtwirtschaftliche Ersparnis ist selbst eine Funktion des Einkommens 29 , so kann unter unveränderten Nettoexporten sich das neue Gleichgewicht auch bei einem niedrigeren Niveau des Sozialproduktes einstellen. Die Schwäche der Konsumnachfrage verstärkt jedoch das Gewicht, das Veränderungen der Investitions- und Auslandsnachfrage für den Beschäftigungsgrad der japanischen Volkswirtschaft haben.

(2) Strukturmerkmale des Außenhandels Bezüglich der Analyse wechselkursbedingter Schocks sind insbesondere zwei Strukturmerkmale des japanischen Außenhandels relevant: I. Die Güterstruktur von Exporten und Importen und 2. die starke Ausrichtung auf den Exportmarkt USA. Zu 1: Infolge mangelnder Vorkommen an Erzen und fossilen Brennstoffen ist die japanische Volkswirtschaft durch eine starke Abhängigkeit vom Import von Primärprodukten charakterisiert. Abbildung B-Il zeigt den relativen Anteil der Gütergruppen Mineralöl, Primärprodukte ausgenommen Mineralöl und verarbeitete Produkte an den Importen in der Mitte des Untersuchungszeitraums (1980) und vor der Aufwertung des Yen (1985)30. Deutlich erkennbar ist die Dominanz von Rohstoffen und Primärprodukten, die etwa 70-80% der Importe ausmachen. Das exakte Gewicht der Gütergruppen ist beeinflußt vom Preis des Mineralöls 31 , doch trotz des niedrigeren Öl preises 1985 bleibt auffällig, daß die Importe verarbeiteter Produkte ihren Anteil zu Lasten beider Kategorien von Primärprodukten vergrößert hat.

2H

Vgl. auch Balassa/Noland (1988), S. 135 f.

29

Etwa unter der Verhaltensannahme einer keynesianischen Konsumfunktion.

311

Quelle: GATT, zitiert nach Balassa/Noland (1988), S. 27.

31

Vgl. Balassa/Noland (1988), S. 25.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

35

-

50 45

verarbeitete Güter

40

Primärprodukte

Iml

35 30

Mineralöl

25 20 15 10

5 0

1980

1985

Abbildung 8-11: Importstruktur Japan 1980 und 1985 (%)

Die Exportstruktur ist dominiert von der Gruppe verarbeiteter Produkte. Exporte von Primärprodukten fallen nicht nennenswert ins Gewicht.

100 90 80 70 60 50 40

--

verarbeitete Güter

Primärprodukte ~ Mineralöl

30 20 10

0 Abbildung 8-12: Exportstruktur Japan 1980 und 1985 (%)

3'

36

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

Es besteht in der Handelsstruktur also eine fast eindeutige Zuordnung der Importe zum Bereich der Primärprodukte und der Exporte zu demjenigen der verarbeiteten Produkte32 . Eine Wechselkurveränderung wirkt demzufolge auf Seiten der Importe auf die Preise der Primärprodukte und entfaltet Angebotswirkungen. Nachfragewirkungen im Sinn einer Substitution von Importen gegen heimische Produkte dürften wegen des geringen Gewichts verarbeiteter Importe von untergeordneter Bedeutung sein. Es ist in diesem Zusammenhang allerdings auf eine wachsende Bedeutung verarbeiteter Importe im Zusammenhang mit der Phase des starken Yen nach 1985/1986 - also zum Ende des Untersuchungszeitraums - hinzuweisen. Die damit verbundenen Strukturänderungen werden im fünften Kapitel behandelt. Zu 2: Die folgenden Graphiken B- I 3 und B- 14 zeigen die japanische HandeIsstruktur nach Regionen gegliedert. Die Werte beziehen sich auf das Jahr 1985 33 . USA

sonstige 18,6%

EG - ...............WI.Ij 6,6%

Kan J AustT J Neus. 10,1%

MilllereT Osten 22,6%

LDC (Ostasien) 13.1 %

Abbildung B-13: Japanische Importe nach Regionen (1985)

Unter den Importen stellen die Einfuhren aus dem mittleren Osten den größten Einzelposten dar. Dies entspricht der Dominanz der Rohstoffe (insbesondere Mineralöl) in der Importstruktur.

32

Zu den Bestirnrnungsgründen vgl. etwa Lawrence (1987).

33

Quelle: GA TI, zitiert nach Ba/assalNo/and (1988), S. 26.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

37

sonstige 20,7%

USA

37,6%

Mittlerer Oslen 7,1%

LDC (ÜSlasien) 4,2% NI C (Osrasien) 12,8%

Kan.! Austr.! Neus. 6.2%

EG 11,4%

Abbildung 8-14: Japanische Exporte nach Regionen (1985) Im Bereich der Exporte zeigt sich eine deutlichere Konzentration als im Bereich der Importe. Es fällt die deutliche Dominanz der USA als Exportmarkt Japans auf, deren Anteil im Jahr 198534 bei 37,6% des Exportvolumens lag.

b) Gewicht der Nachfrageaggregate im ZeitablauJ (1) Anpassung an niedrige Wachstumsraten: 1972-1979 Die wechselnde Bedeutung der Nettoexporte vs. Binnennachfrage als Nachfragekomponenten im Untersuchungszeitraum wird aus den Umwälzungen der 70er Jahre heraus verständlich. Zunächst soll daher die Anpassung der japanischen Volkswirtschaft an einen niedrigeren Wachstumspfad nach 1973 dargestellt werden. Bis zu Beginn der 70er Jahre hatte die japanische Volkswirtschaft eine lang anhaltende Phase zweistelliger Wachstumsraten 35 erfahren. Den Wendepunkt dieser Entwicklung machte die erste Ölkrise 1973 aus, die nicht nur eine temporäre Rezession auslöste, sondern Japan dauerhaft auf einen niedrigeren Wachstumspfad zurückwarf.

34

Für das Jahr 1986 sogar 38.9%, ebenda.

35

Im Durchschnitt etwa \0% Wachstum des realen BSP per annum, vgl. Schaede (1989), S. 2 f.

38

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

Die Veränderungen der frühen siebziger Jahre stellten eine Kombination langfristiger Strukturveränderungen und kurzfristiger Krisen dar. Zum einen hatte die japanische Volkswirtschaft den Technologievorsprung der westlichen Industrienationen aufgeholt, so daß von dieser Seite das langfristige Wachstumspotential unter demjenigen der vorangegangenen Phase zweistelliger Wachstumsraten lag. Zum anderen wirkten Turbulenzen - bedingt durch den Zusammenbruch des Bretton-Woods Systems -, die dramatische Verteuerung des Rohöls und - im Zusammenhang mit der ersten Ölkrise - ein Abfallen der Auslandsnachfrage. Die erste Ölkrise löste eine schwere Depression aus, die ihr Ende erst im Jahr 1978 fand. Diese Phase der Anpassung an das in der Folge niedrigere Wachstumsniveau war gekennzeichnet durch massive Überschußkapazitäten. Die Investitionsnachfrage fiel drastisch infolge der Unterauslastung des Produktionspotentials. Diese Entwicklung fand erst ihr Ende zwischen 1979 und 1981, da die Alterung des bestehenden Kapitalstocks Ersatzinvestitionen bewirkte und zudem Investitionen in energiesparende Technologien erfolgten. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Investitionsnachfrage 19741981. 36 Tabelle B-2

Private Investitionen in Anlagen und Ausrüstung 1974-1982 Durchschnitt 1968-1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 Wachsturnsrate

14,0

-4,8

% des BSP

18,0

17,8 16,4 15,7 15,2 15,4 16,4 16,9 17,2 17,0

-5,5

0,7

2,5

6,5

11,9

8,1

5,6

1,8

Die Rezession führte ebenfaIIs zu starken Einbrüchen in der Konsumnachfrage. Ursachen hierfür war zum einen ein Rückgang der realen Einkommen, zum anderen wurde ein größerer Anteil dieses niedrigeren Einkommens gespart, eine Folge der Verunsicherung über die künftige wirtschaftliche Entwicklung und die Sicherheit der Arbeitsplätze.

36

Zu den folgenden Ausführungen vgl. Komiya/Yasui (1984), S. 77 ff.

1II. Wirkung der Wechselkurs änderung auf die japanische Volkswirtschaft

39

Tabelle B-3

Sparquote der privaten Haushalte 1974-1981 in % Durchschnitt 1968-73 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 Ersparnis/ verfügbares Einkommen

18,2

23,7

22,4 21,0 20,6

22,1

18,7

19,2

19,8

Eine deutliche Ausdehnung zeigte das Budgetdefizit des Staates 37 : die Ausgaben erhöhten sich unter anderem durch gestiegene Aufwendungen für soziale Sicherheit und Defizite öffentlicher Unternehmen. Die Einnahmen fielen infolge des rezessions bedingt niedrigeren Steueraufkommens, aber auch durch eine drastische starke Steuersenkung im Jahr 1974. Das Gewicht des Budgetdefizits wuchs somit von 1% des BSP vor 1974 auf 5% im Zeitraum 1977-78. 15 13

,

16

\:

/'~~"'"

14

" "

/

11 9

/""

12

!

,

10

7 5

xl(~11975

8

1979 [nominal-

1983

1987

X

~~1

real - - - I

Abbildung B-15: Budgetdefizit, real und nominal

Abbildung B-15 zeigt die Entwicklung des Budgetdefizites 38 des Staates für den Zeitraum 1975 - 1988. Es zeigt sich deutlich der massive Anstieg der Staatsverschuldung in der zweiten Hälfte der 70er Jahre. Die Budgetdefizite

37

Ebenda, S. 79.

Einheit =1000 Mrd. Yen. Quelle: Japan Statistical Yearbook, Statistics Bureau, Management and Coordination Agency. Der reale Wert - die durchgehende Linie - wurde berechnet unter Verwendung des impliziten Preisniveaus des BSP, Quelle: OECD, Main Economic Indicators. 3X

40

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

bildeten zwischen 1979 und 1981 mit gewissen Schwankungen ein Plateau, eine eigentliche Rückführung der Neuverschuldung erfolgte nach 1981. Die durch den ersten Ölpreisschock ausgelöste Rezession fand erst im Jahr 1979 ihr Ende. Die folgende zweite Ölkrise hatte nicht die dramatischen Auswirkungen der ersten Ölpreiserhöhung39 . Gründe hierfür liegen erstens in den veränderten Verhaltensweisen der beteiligten Akteure, insbesondere der Zentral bank und der Gewerkschaften. Außerdem hatte die erste Ölkrise die Einführung energiesparender Technologien ausgelöst, so daß die Wirkungen der Ölpreiserhöhung geringere Wirkungen auf die Kostenstruktur der Unternehmen hatte40 . Für die Ausgangslage der japanischen Volkswirtschaft zu Beginn der achtziger Jahre lassen sich zusammenfassend festhalten: •

eine inhärente Schwäche der privaten Binnennachfrage sowie



die Konsolidierung der Staatsfinanzen



und daraus erwachsend eine steigende Bedeutung der Exporte als Nachfragefaktor.

(2) Wachstumsbeiträge von Inlandsnachfrage und Nettoexporten Die Untersuchung der relativen Bedeutung von Inlandsnachfrage und Nettoexporten soll anhand einer Zerlegung des Wachstums des BIP in seine Komponenten vorgenommen werden 41 . Die zugrundeliegenden Daten sind der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entnommen und beschreiben saisonal bereinigte reale Größen in Preisen von 1985 42 . Berechnet werden die Wachstumsbeiträge von Inlandsnachfrage und Nettoexporten zum Wachstum des BIP, ausgedrückt als prozentuale Veränderung des jeweiligen Nachfrageaggregates in Relation zum BIP der entsprechenden Periode des Vorjahres. Definitionsgemäß resultiert somit die Wachstumsrate des BIP als Summe der Wachstumsbeiträge.

39

Eine detaillierte Darstellung findet sich in KomiyalYasui (1984), S. 79 ff.

4U

Vgl. Shiraishi (1989), S. 202 f.

41

Zur Vorgehensweise vgl. etwa Ba/assaiNo/and (1988), S. 10 f.

42

Quelle: EPA, Annual Report on National Accounts, 1992.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

41

Abbildung B-16 zeigt die Zerlegung des BIP-Wachstums für die Jahre 1972-1990. Es zeigen sich deutlich die durch Strukturbrüche bedingten Turbulenzen im Wachstum der Siebziger Jahre. Insbesondere wiesen auch die Nettoexporte eine höhere Volatilität als in der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums 43 auf. 14,------------------------------,

1973

1977

[BIP gesamt -

1981

1985

1989

Inland - - - NX - .. I

Abbildung B-16: Wachstumsbeiträge.zum BIP, 1972-1990

Im Hinblick auf die deutliche Aufwertung des Yen im Jahr 1985 ist eine genauere Betrachtung der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums von Interesse. Abbildung B-16 gibt die entsprechende Zerlegung ausschließlich für die achtziger Jahre. Eine deutliche Teilung des betrachteten Zeitraums ist erkennbar: Die Periode 1980-1985 ist gekennzeichnet durch anhaltende Exportüberschüsse. Die Nettoexporte schlagen um in einen negativen Wachstumsbeitrag als Reaktion auf die Aufwertung des Yen 1985 und bleiben im negativen Bereich mit Ausnahme des letzten Quartals. Der Graphik zufolge fiel der Beitrag der Nettoexporte zum BIP Wachstum um etwa 2-3 Prozentpunkte. Auffällig im Bereich der Inlandsnachfrage ist die massive Erhöhung des Wachstumsbeitrages 1987-1989. Insbesondere läßt sich der Zeitraum 19871990 durch ein Wachstum charakterisieren, das ausschließlich durch die Binnennachfrage getragen wird. Einer kurzen Rezession unmittelbar an die

43 Zum Teil bedingt durch die Ölkrisen: Die Erhöhung der Ölpreise bedingt C.p. eine Erhöhung des Wertes der Importe.

42

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

Aufwertung des Yen anschließend folgte also ein regelrechter, durch Inlandsnachfrage getragener Boom. 10,--------------------------------,

1981

1983

[BIP gesamt - -

1985

1987

1989

Inland - - - NX - ..

1

Abbildung B-17: Wachstumsbeiträge zum BIP, 1981-1990

3. Angebotsseitige Verflechtungen

a) Vorgehensweise

In der Darstellung der japanischen Handelsstruktur wurde bereits ausgeführt, daß die japanischen Importe von Primärprodukten, insbesondere Mineralöl, dominiert werden. Die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen legt es nahe, anknüpfend an die theoretische Exposition, nach den Auswirkungen von Wechselkursbewegungen auf die Kostenseite der Unternehmen zu suchen. Die Kausalität läuft dabei über den Wechselkurs und das Importpreisniveau hin zu den Einsatzgüterpreisen der Unternehmen. Es bietet sich an, in der Untersuchung als Zwischengröße das Importpreisniveau heranzuziehen und dadurch den Transmissionsprozeß in die Teile I. Wechselkurs => Importpreise und

2. Importpreise => Produktionskosten zu zerlegen. Es ist dabei zu beachten, daß neben dem Wechselkurs als zweite wichtige Bestimmungsgröße das Angebotsverhalten (Preispolitik) der ausländischen Anbieter das Importpreisniveau beeinflußt. In bezug auf die Einsatzgüterpreise fallen neben dem Importpreisniveau auch inländische Einflußgrö-

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

43

Ben ins Gewicht. Da Veränderungen der Produktionskosten erklärt werden sollen, wird im folgenden der Weg von der Kostenveränderung zum Wechselkurs zurückverfolgt. Die anschließende Untersuchung der Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf die Angebotsseite konzentriert sich auf die Materialkosten der erfaßten Unternehmungen. Dennoch sei an dieser Stelle nochmals unterstrichen, daß Veränderungen des Wechselkurses ebenso auf die Preise der verarbeiteten Vorprodukte wirken. Dieser Punkt gewinnt insofern an Bedeutung, als die Ausweitung japanische Direktinvestitionen in den 80er Jahren auch zu einer Auslagerung vorgelagerter Produktionsstufen außer Landes führte. In diesem Zusammenhang auftretende Reimporte haben im Zug der Aufwertung des Yen im Vergleich zur ersten Hälfte der 80er Jahre an preislicher Konkurrenzfähigkeit gewonnen. Auf diesen Punkt wird an späterer Stelle eingegangen 44 .

b) Importpreisniveau und Inputpreise Die Ausführungen zur japanischen Handelsstruktur zeigten, daß auf der Importseite eine deutliche Dominanz der Primärprodukte vorherrscht, bedingt durch eine starke Abhängigkeit von Rohstoffimporten. Es liegt daher nahe, daß die Preise für Rohstoffe und Energie, mithin die entsprechenden Produktionskosten, vom Importpreisniveau in starkem Maße bestimmt werden. Daten über Inputpreise der verarbeitenden Industrie werden von der Bank of Japan publiziert. Es handelt sich dabei um einen vierteljährlichen Preisindex, der auf der Basis von Input-Output Tabellen 45 berechnet wird. Im Preisindex enthalten sind Rohstoffe und verarbeitete Güter sowie Treibstoffe und Energie46 . Abbildung B-18 zeigt den Input-Preis der verarbeiteten Industrie, abgetragen mit dem Importpreisniveau 47 .

44

Zur Internationalisierung der Produktionsstruktur vgl. Kapitel F.

45

Diese stehen im 5-Jahres Abstand zur Verfügung.

46

Großhandelspreise und CLF. Importpreise.

47 Quelle: Bank otlapan, EPA. Es handelt sich um gewichtete elF Preise in Yen, vgL insb. BOl (1979) , S. 306.

44

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad 120-r-----------..,;:---------, 100 80

/ .... / .......

60 40 ....... 1972

1976

1980

[Importpreis -

1984

1988

Input-Preis - - - I

Abbildung B-18: Input-Preisindex und Importpreisniveau (1985 =100.0)

Die Kurven beschreiben eine gleichgerichtete Entwicklung von Inputpreisen und Importpreisniveau, wobei jedoch eine höhere Volatilität des Importpreisniveaus festzustellen ist. Es besteht also ein starker Zusammenhang zwischen den Importpreisen und den Produktionskosten der verarbeitenden Industrie. Statistisch spiegelt sich dies in einer hohen Kovarianz der beiden Indikatoren wider, der für die 80 Quartalsdaten 1971.1 bis 1990.4 einen Wert von 0.895 erreicht. Die geringeren Schwankungen des Input-Preisindex erklärt sich aus der Existenz inländischer Einsatzgüter und Lagerhaltung. Deutlich erkennbar ist für beide Indikatoren ein Absinken 1977/78 und nach 1985. Eine weiterer Zugang zu den kostenmäßigen Auswirkungen von Veränderungen des Importpreisniveaus besteht in der direkten bilanzmäßigen Betrachtung der Materialkosten japanischer Unternehmen. Daten über Kosten und Erträge japanischer Unternehmen sind einem jährlichen Survey der Bank of Japan48 zu entnehmen. Ausgewertet werden die Bilanzen der an der Börse notierten Aktiengesellschaften mit einem Kapital von mindestens 1 Mrd. Yen unter Einbezug der Finanz- und Versicherungsgesellschaften. Konstruktionsbedingt handelt es sich dabei um Jahresdaten49 .

48 Bank 0/ Japan: 49

Economic Statistics Annual.

Es soll daher in die Schätzungen ein längerer Zeitraum aufgenommen werden.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

45

600,-------------------r=~------.

500

;-J---

400 300

__ j"J-----------'

200 100

_______ ------._.J.-.~

----------------_._' ...... _--------

O~~~~~~~~~~~~~~~~

1974

[Alle Industrien - -

1978

1982

1986

verarbeitende Industrie - - - sonstige - ..

I

Abbildung 8-19: Materialkosten der verarbeitenden und nicht-verarbeitenden Industrien

Abbildung B-19 zeigt Materialkosten für Unternehmen der verarbeitenden und der nicht-verarbeitenden Industrien. Da es sich um absolute Zahlen handelt, ist der Sektor der verarbeitenden Industrie deutlich dominierend, d.h. die Angebotseffekte - soweit sie über Einsatzgüterpreise verlaufen - konzentrieren sich im Bereich der verarbeitenden Industrie. Es ist jedoch zu beachten, daß aufgrund der Selektion der erfaßten Betriebe50 und - bedingt durch die Erfassung absoluter Größen - eine Überbetonung der verarbeitenden Industrien nicht auszuschließen ist. Hinzu kommt, im Gegensatz zum zuvor betrachteten Preisindikator, die Abhängigkeit der absoluten Kosten vom Outputniveau der VolkswirtschaftS I . Um eine Vergleichbarkeit mit dem Importpreisniveau zu erreichen, sind daher die Stückkosten zu berechnen. Als Indikator für die Produktion der verarbeitenden Industrie wurden die entsprechenden lahresdaten der OECD Statistik52 herangezogen. Abbildung B-20 zeigt die Materialkosten der verarbeitenden Industrie, das Outputniveau und - als Quotienten der bei den erstgenannten Größen - die Materialstückkosten. Die Kurven wurden normalisiert, um sie in einem gemeinsamen Diagramm abtragen zu können.

50

D.h. Großunternehmen.

5l

Nach Maßgabe der Produktionsfunktion.

52

OECD: Main Economic Indicators.

46

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad 3,-------------------------~

2

1972 [Output - -

1976

1980

Materialstückkosten - - -

1984

1988

Materialkosten .. ...

I

Abbildung B-20: Materialkosten, Output und Materialstückkosten (verarbeitende Industrie)

Der Output der verarbeitenden Industrie zeigt abgesehen von der unmittelbaren Folge der ersten Ölkrise ein permanentes WachstumS3 . Für die Jahre 1977/78 und nach 1985 findet sich ein deutliches Abfallen der absoluten Materialkosten, das nicht mit einem entsprechenden Rückgang der Produktion einhergeht. Übertragen auf die Materialstückkosten bedeutet dies den schon im Inputpreisindikator festgestellten starken Kostenrückgang für diese Zeiträume. Materialstückkosten und Inputpreisindikator liefern also ähnliche Aussagen, die Untersuchung aufgrund der Bilanzdaten zeigte jedoch, daß sich der Rückgang der Inputpreise 1985/86 in einem deutlichen absoluten Rückgang der Materialkosten bei nahezu gleichbleibender Produktion niederschlug. Im folgenden soll als angebotsseitiger Indikator das Inputpreisniveau herangezogen werden, da es im Gegensatz zu den bilanzierten Materialkosten in Form von Quartalsdaten vorliegt.

c) Importpreisniveau und Wechselkurs

Importpreise sind per se diejenigen Preise, die Importeure im Ausland produzierter Güter auf dem inländischen Markt erzielen. Die Frage, weIche Wirkung der Wechselkurs auf die Importpreise hat, ist letztlich das Spiegelbild 53 Lediglich im Jahr 1986 zeigt der Indikator ein minimales Abfallen um 0,2%.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

47

der Frage nach dem Preissetzungsverhalten von Exporteuren. In diesem Zusammenhang ist nochmals die Zusammensetzung japanischer Importe wesentlich, da es sich bei den Importen größtenteils um Primärprodukte handelt, bei denen aufgrund der Homogenität der Güter54 der einzelne Anbieter nur geringe Möglichkeit zu einer aktiven Preissetzungspolitik hat. Es soll demzufolge von einem exogenen Weltmarktpreis ausgegangen werden, der nach Maßgabe des Wechselkurses55 in einen Importpreis des betreffenden Gutes übersetzt wird56. r-------------------------~125

1972

1976

[Wechse1kurs (CentslYen) -

1980

1984

1988

Importpreis - - - Input-Preis ..... I

Abbildung B-21: Wechselkurs, Importpreisniveau, Input-Preis

Abbildung B-21 zeigt den nominalen Wechselkurs abgetragen mit Importpreisniveau und Input-Preisindex. Gemäß dem dargestellten Gutscharakter der Importe läßt sich der Importpreis als das Produkt eines exogenen Weltmarktpreises der Importgüter und dem Wechselkurs verstehen. Wichtigster Bestimmungsgrund des Importpreisniveaus ist insbesondere der Weltmarktpreis für Energie (Rohöl), so spiegeln die beiden Phasen relativ hoher Importpreise 1973-77 und 1979-85 insbesondere die Ölpreiserhöhungen der beiden Ölkrisen wider. Wenn auch der Dollar-Ölpreis als stärkste Determinante des Im-

54

Hier Rohstoffe und Energie.

Aufgrund des Gutscharakters und mangels inländischer Produktion mit einem vollständigen Pass-through der Wechselkursbewegung. 55

56 Die Annahme eines vollständigen Pass-through mag restriktiv erscheinen. Die Konstruktion des Importpreisindex der Bank of Japan geht jedoch indirekt von dieser Annahme aus, indem die Kontraktpreise auf Dollar Basis in die entsprechenden Yen-Werte umgerechnet werden.

48

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

portpreisindex57 im Untersuchungszeitraum anzusehen ist, so bleibt dennoch der Wechselkurs als zwischengeschaltete Größe in der Lage, Ölpreisschwankungen zu verstärken oder abzuschwächen. Zur Beurteilung der quantitativen Bedeutung von Wechselkursschwankungen für den Importpreisindex ist es sinnvoll, den Einfluß der Ölpreisveränderung getrennt zu betrachten. 150r--------------------------, 125 100

75 50 25 1972 [sonstige Importe - -

1976

1980

1984

1988

Importpreis - - - Petroleum, Kohle, Gas ..... I

Abbildung B-22: Komponenten des Importpreisindexes (1985=100.0) Abbildung B-22 zeigt den Importpreisindex als gewichtetes Mittel des Importpreises für fossile Brennstoffe und desjenigen der sonstigen Importe58 . Die Bewegung des Importpreisindex wird klar dominiert von den starken Veränderungen des Ölpreises. Deutlich wird dies insbesondere durch die Betrachtung der Importpreise von Petroleum, Kohle, Gas sowie sonstiger Importe unter Berechnung der Dollar-Werte, wie aus Abbildung B-23 zu entnehmen ist. Die Entwicklung der Importpreise (ausgenommen Petroleum etc.) verläuft mit kleineren Schwankungen um einen ansteigenden Trend59 . Drastische Preisveränderungen, wie im Fall des Öls, liegen nicht vor, demzufolge sind die Schwankungen im Importpreis dieser Güter zu einem großen Teil den Veränderungen des Wechselkurses zuzuschreiben.

57 Das Gewicht des Ölpreises im Importpreisindex beträgt etwa 50%. 58 Der Importpreis für Öl berechnete sich als Quotient von Importwert und Menge. Die Zerlegung des Importpreisindex erfolgte durch Berücksichtigung des bekannten Korbgewichtes von 482,7/1000 für Petroleum, Gas und Kohle. 59

Es handelt sich um nominale Größen.

III. Wirkung der Wechselkursänderung auf die japanische Volkswirtschaft

49

175 150 125 100 75 50 25 0

.-_.'

1972

1976

1980

[Petroleum, Kohle, Gas -

1984

1988

sonstige Impone

---]

Abbildung B-23: Importpreise auf Dollar-Basis (1985=100.0)

Für die Importe an Petroleum etc. stellt die Abbildung B-24 den DollarPreisindex dem Yen-Index gegenüber. 150 125 ,'.

100 75

.---,-._--

50 25 0

1972

1976

[Dollarpreis -

1980

1984

Yen-Preis

1988 - --]

Abbildung B-24: Importpreis Petroleum, Kohle und Gas (1985= 100.0)

Veränderungen des Importpreises für Öl und ähnliche Produkte waren erwartungsgemäß deutlich von starken Veränderungen des Weltmarktpreises dominiert, gegen die sich die Veränderung des Wechselkurses verhältnismäßig geringfügig auswirkt. Hinzu kommt, daß die Bewegungen des Wechselkurses nicht zu einer tendenziellen Stabilisierung der Importpreise führten, sondern die Schwankungen eher verstärkten. So fielen insbesondere in den 80er Jahren

4 NilSCh

50

B. Bedeutung des Wechselkurses für den Beschäftigungsgrad

Phasen hoher Ölpreise mit einem verhältnismäßig schwachen Yen zusammen. Veränderungen des Wechselkurses bewirkten also eher marginale Veränderungen der Importpreise für fossile Brennstoffe, wenn man sie in Beziehung zu den massiven Preisbewegungen dieser Gütergruppe in Beziehung setzt. Abschließend bleibt festzustellen, daß die Veränderung des Wechselkurses eher in Richtung einer Verstärkung der angebotsseitigen (Ölpreis-) Schocks gerichtet war. Dies zeigt sich insbesondere in der Zerlegung des Importpreisindexes in seine beiden Komponenten: sowohl für die Gruppe der fossilen Brennstoffe, als auch für die Gruppe der sonstigen Importe zeigt sich ein qualitativ ähnlicher Verlauf, und das, obwohl den Dollar-Preisen der sonstigen Importe eine fast lineare Entwicklung zugrundeliegt60 . Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß der Wechselkurs auf der Angebotsseite deutliche Veränderungen der Importpreise verursacht hat, diese jedoch für die Gruppe der fossilen Brennstoffe massiv von exogenen Veränderungen des Weltmarktpreises dominiert wird. Die Veränderungen des Wechselkurses wirkten tendenziell auf eine Verstärkung der angebotsseitigen Schocks hin.

60 Insbesondere zeigt die Kurve der sonstigen Importe qualitativ die Entwicklung der Importpreise als Funktion des Wechselkurses. wie er sich c. p. für einen linear wachsenden Ölpreis dargestellt hätte.

c.

Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse im japanischen Arbeitsmarkt I. Einiöhrung

Das vorliegende Kapitel untersucht den Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse im japanischen Arbeitsmarkt. Ziel der Darstellung ist es, eine Verbindung zwischen den theoretischen Grundlagen des ersten Kapitels und den wechselnden Arbeitsmarktsituationen des Untersuchungszeitraumes herzustellen, wobei die Arbeitslosenquote als Knappheitsindikator herangezogen wird. Die Vorgehensweise bedingt eine Teilung des Kapitels in zwei Abschnitte: Der erste Abschnitt untersucht die Frage, inwiefern die Arbeitslosenquote ein geeigneter Arbeitsmarktindikator vor dem Hintergrund Japanischer Beschäftigungsverhältnisse ist. Ein grundlegendes Verständnis Japanischer Arbeitsmarktstatistiken und insbesondere der Arbeitslosenquote ist notwendige Voraussetzung zur Interpretation der späteren Ergebnisse dieses Kapitels. Der zweite Teil der Arbeit zielt auf eine quantitative Untersuchung der Veränderung der Arbeitslosenquote im Untersuchungszeitraum ab. Analyserahmen ist dabei - dem ersten Kapitel folgend - ein aus dem IS-LM Modell abgeleitetes AD-AS Modell der offenen Volkswirtschaft mit exogenem Wechselkurs.

11. Die Arbeitslosenquote als Indikator des japanischen Arbeitsmarktes 1. Die Arbeitslosenquote als Knappheitsindikator

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Bestimmung des Einflusses des Außenwertes des Yen auf die Knappheitsverhältnisse im japanischen Arbeits-

4*

52

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

markt. Voraussetzung hierfür ist die korrekte Quantifizierung der Knappheitsverhältnisse und damit die Wahl eines geeigneten Indikators!. Hierfür soll zunächst die Eignung der Arbeitslosenquote in der Untersuchung des japanischen Arbeitsmarktes diskutiert werden. Die Untersuchung der Arbeitslosenquote als Indikator der Arbeitsmarktsituation hat dabei drei Gründe. Erstens liegt es nahe, analog zur Phillipskurvendiskussion2 die Arbeitsmarktlage durch die Arbeitslosenquote zu beschreiben. Zweitens ist die Arbeitslosenquote eine gebräuchliche Größe im internationalen Vergleich der Beschäftigung. Drittens schließlich ist die Arbeitsl0senquote eine zentrale Ziel variable der Stabilisierungspolitik und damit Gegenstand der öffentlichen Diskussion und der Bewertung von Wirtschaftspolitiken - und damit auch von Wechselkurspolitiken. Die Knappheitsverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, d.h. Angebots- oder Nachfrageüberhänge, stellen eine nicht beobachtbare Größe dar3. Bezeichne NS und Nd das Angebot und die Nachfrage nach Arbeit, so kann das Überschussangebot an Arbeitskräften in Relation zum Arbeitsangebot als (Angebotsüberhang auf dem Arbeitsmarkt)

definiert werden. Setzt man für die nicht beobachtbare Größe Nachfrage nach Arbeit die Zahl der Beschäftigten E ein und für das Arbeitsangebot die Summe aus E und der Zahl der Arbeitslosen U, so erhält man als (beobachtbare) Näherung für den Angebotsüberhang die Arbeitslosenquote NS_Nd _ (E+U)-E _ ....!L NS E+U - E+U

(Arbeitslosenquote)

Diese Näherung ist aus verschiedenen Gründen problematisch:

1 Diese

bestimmt in erheblichem Maß das Ergebnis der Untersuchung.

des Einflusses des Innenwertes des Yen auf die Beschäftigung im Gegensatz zum hier diskutierten Außenwert. 2 Also

3 Vgl.

Taylor (1970), S. ! f.

11. Die Arbeitslosenquote als Indikator

53

• Auf dem Arbeitsmarkt werden Arbeitseinheiten - Stunden - gehandelt, während sich die Arbeitslosenquote auf die Zahl der Arbeitskräfte bezieht. Somit können beide Größen aufgrund des Auslastungsgrades der beschäftigten Arbeitskräfte divergieren. Die Variation des Auslastungsgrades und die damit Hand in Hand gehende Hortung von Arbeitskräften im Fall des Überschußangebotes haben dabei ihre ökonomische Rationalität in der Existenz von Anpassungskosten. • Die beobachtete Arbeitslosenquote bezieht sich auf Arbeitskräfte, die aktiv eine Arbeit suchen. Hieraus erwachsen zwei Konsequenzen: Zum einen treten freigesetzte Arbeitskräfte nicht in der Arbeitslosenstatistik auf, sofern sie als "entmutigte Arbeitskräfte" auf eine aktive Suche nach einem Arbeitsplatz verzichten. Ebenfalls nicht erfaßt wird der Sektor der selbständig Beschäftigten bzw. Fluktuationen aus dem Status der Beschäftigung hin zur Selbständigkeit. Zum anderen werden jene Arbeitskräfte nicht berücksichtigt, die ihre Arbeitskraft auf internen Arbeitsmärkten, d.h. durch die entsprechenden Institutionen innerhalb eines Großunternehmens oder einer Firmengruppe anbieten. • Die verwendeten statistischen Konzepte von E und U können zu einer mangelnden internationalen Vergleichbarkeit führen. Der erste der drei genannten Punkte legt eine Schätzung des Arbeitsinputs in Stunden als unabhängige Variable nahe. Diese wird in Kapitel 4 durchgeführt. Der zweite Punkt betrifft die industrielle Struktur Japans und die Beziehungen zwischen den Unternehmen eines Konzerns oder allgemein einer Unternehmensgruppe, die Gegenstand des dritten Kapitels sind. Die Problematik der Abgrenzung von Arbeitslosigkeit im System japanischer Arbeitsmarktstatistiken soll im folgenden kurz dargestellt werden.

2. Die japanische Arbeitslosenstatistik

a) Definition der Arbeitslosigkeit Daten zur japanischen Arbeitslosenquote werden seit 1947 im Rahmen des Labour Force Survey veröffentlicht. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15 Jahre und älter) wird dabei gemäß Abbildung C-l unterteilt.

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

54

Bevölkerung J5 Jahre und älter Erwerbspersonen beschäftigt

~mcht

arbeitend

Nicht·Erwerbspersonen vol/kommen arbeitslos

arbeitend

Abbildung C-l: Systematik der japanischen Arbeitslosenstatistik

Als beschäftigt wird eine Person dann angesehen, wenn sie für Lohn oder Gewinneinkommen bzw. als unbezahlte Familienarbeitskraft mindestens eine Stunde in der Befragungswoche gearbeitet hat. Innerhalb dieser Gruppe existiert der Posten "beschäftigt, nicht arbeitend", in dem einerseits abhängig Beschäftigte enthalten sind, die nicht am Arbeitsplatz tätig sind, doch deren Löhne fortgezahlt werden, andererseits selbständig Beschäftigte, deren Abwesenheit vom Arbeitsplatz 30 Tage nicht überschreitet. Vollkommene Arbeitslosigkeit setzt voraus, daß in der Befragungswoche nicht gearbeitet wurde und daß aktiv nach Arbeit gesucht bzw. auf das Ergebnis einer vorherigen Stellensuche gewartet wurde.

b) Auswirkung des verwendeten Konzeptes Die Definition der Arbeitslosigkeit im System des Labour Force Survey war Gegenstand einer wissenschaftlichen Kontroverse über die Vergleichbarkeit amerikanischer und japanischer Statistiken4, in deren Mittelpunkt die Frage stand, ob die im internationalen Vergleich außerordentlich niedrige japanische Arbeitslosenquote auf die Flexibilität der japanischen Wirtschaft oder die Methode der statistischen Erfassung zurückzuführen sei. Als Referenzpunkt wurde hierbei die Definition der amerikanischen Arbeitsmarktstatistik herangezogen. Folgende Unterschiede zur amerikanischen Definition von Arbeitslosigkeit werden genannt5 :

4

Vgl. hierzu insbesondere Japan Economic Studies. Fall 1985 und Sorrentino (1984).

5

Vgl. Tominomori (1985), S. 64 f.

II. Die Arbeitslosenquote als Indikator

55

1. Familienarbeiter, die weniger als 15 Stunden arbeiten, zählen nach der japanischen Definition als Beschäftigte, in der amerikanischen Statistik als Arbeitslose. 2. Arbeitslosigkeit setzt nach japanischer Abgrenzung voraus, daß in der Befragungswoche aktive Beschäftigungssuche unternommen wurde, wogegen nach amerikanischer Definition der gesamte vorausgegangene Monat einbezogen wird. 3. Arbeiter unter "temporary lay-offs", also vorübergehende Freisetzungen bei weiterbestehendem Arbeitsverhältnis, zählen in den USA zur Gruppe der Arbeitslosen, in Japan als Beschäftigte. 4. Die Selbstverteidigungskräfte6 werden in Japan zum Arbeitskräftepotential hinzugezählt, in den USA jedoch ausgeschlossen. Da die Zahl der Arbeitslosen auf das Arbeitskräftepotential bezogen wird, verringert sich damit c.p. die Arbeitslosenquote. Die unterschiedlichen Abgrenzungen von Arbeitslosigkeit haben Auswirkungen sowohl auf das Niveau als auch auf die Volatilität der Arbeitslosenquote. Übertragen auf die Problemstellung der vorliegenden Arbeit unterstellt das - verglichen mit europäischen Volkswirtschaften und den USA - niedrige Niveau der Arbeitslosenquote für sich genommen eine hohe Absorptionsfähigkeit der japanischen Volkswirtschaft für wechselkursbedingte Schocks, da sich das System gemäß der offiziellen Arbeitslosenquote nahe am Zustand der Vollbeschäftigung bewegt. Eine niedrige Volatilität der Arbeitslosenquote wiederum beeinträchtigt die Signifikanz des Wechselkurses in empirischen Schätzungen. Die dargestellten Diskrepanzen legen eine Korrektur japanischer Arbeitslosenstatistiken nahe. Entsprechende Studien liegen in der Literatur vor7 . Da die Arbeitslosenquote ein Indikator für die Knappheitsverhältnisse ist, ist ihre - im Kontext der institutionellen und kulturtellen Gegebenheiten des Arbeitsmarktes zu sehende - Eignung und Aussagekraft für die vorliegende Untersuchung zu beurteilen. Die japanische Arbeitslosenquote zielt auf das Weiterbestehen oder die Aufhebung der Bindung zwischen Beschäftigten und

6

D.h. die Streitkräfte.

Sorrentino (1984) sowie Taira (1985), Nagayama (1985), Tominomori (1985). Die Korrekturen gehen nahezu bis zu einer Verdoppelung der offiziellen Werte. 7 Siehe etwa

56

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

Unternehmen ab - eine Bindung8 , die in Japan auch im Fall vorübergehender "Iay-offs" als weiter gegeben angesehen werden kann. Die Frage nach der Unterschiedlichkeit beider Abgrenzungen erklärt sich aus unterschiedlichen Perspektiven des Problems: In Abwesenheit starker Bindungen an das Unternehmen (USA) korrespondiert die Beschäftigtenzahl mit dem Arbeitsinput. Im Fall starker Bindungen (Japan) jedoch beschreibt die Beschäftigung das Weiterbestehen des Beschäftigungsverhältnisses, mithin die Aufrechterhaltung der Bindung. Dementsprechend liegt das Hauptgewicht japanischer Arbeitslosenstatistiken aus der Sicht der Arbeitskräfte auf der Suche nach einem neuen Beschäftigungsverhältnis (neue Bindung), wogegen die amerikanische Sichtweise auf den Absatz der Arbeitsleistung abzielt9 . Dabei sei allerdings auch darauf hingewiesen, daß der Grad der Bindung an das Unternehmen für unterschiedliche Beschäftigtengruppen unterschiedlich stark ausgeprägt sein dürfte, mit dem Beschäftigten auf Lebenszeit in einem Großunternehmen am oberen Ende der Skala und dem Hilfsarbeiter eines kleinen Unternehmens am unteren Ende der Skala lo . Damit reduziert sich die Frage nach der Eignung der Arbeitslosenquote als Indikator auf eine genaue Festlegung der abzubildenden Knappheit, nach dem Ziel der zu wählenden Definition. In der einleitenden Darstellung wurde die Arbeitsleistung (Arbeitsstunden), nicht die Bindung ArbeitnehmerUnternehmen in das Zentrum der Untersuchung gestellt. Die japanische Arbeitslosenquote mißt diese Definition von Knappheit nicht - ebensowenig wie dies in letzer Konsequenz die amerikanische Arbeitslosenquote vermag I I. Aus diesem Grund soll hier nicht mit einer korrigierten Arbeitslosenquote gearbeitet werden. Der in Kapitel E gewählte Zugang zur Messung des Arbeitsinputs besteht in der direkten Betrachtung der eingesetzten Arbeitsstunden. Die Untersuchung der offiziellen Arbeitslosenquote soll dennoch vorgenommen werden, denn als Indikator für das Bestehen von Bindungen zwischen Unternehmen und Beschäftigten vermag sie zu zeigen, inwiefern die Variation der Beschäftigung in einem letzten Schritt sich auf dem (externen) Arbeitsmarkt

8 Vgl.

Nagayama (1985), S. 37 f.

9 Die unterschiedliche Sichtweise korrespondiert mit der Einstufung der sozialen Schmach der Ar-

beitslosigkeit.

10 Der Status der Beschäftigung auf Lebenszeit ist dabei kein formal garantiertes Recht des Beschäftigten, vgl. eole (1979), S. 61. 11

Hierzu Taylor (1970).

III. Quantitative Untersuchung

57

auswirkt l2 . Die Flexibilität des japanischen Arbeitsmarktes zeigt sich insbesondere in der Differenz der Ergebnisse bei der Untersuchungsmethoden.

III. Quantitative Untersuchung der japanischen Arbeitslosenquote 1. Die Arbeitslosenquote im internationalen Vergleich

Die japanische Arbeitslosenquote ist im internationalen Vergleich als außerordentlich niedrig zu bezeichnen. Das folgende Diagramm l3 zeigt eine entsprechende Aufstellung für das Jahr 1988. Die japanische Arbeitslosenqu0te liegt mit 2,5% deutlich am unteren Ende des Spektrums und wird nur noch von denjenigen Schwedens und der Schweiz unterboten. Neuseeland Austral ien Schweiz Schweden Spanien Portugal Norwegen Niederlande Irland Finnland Dänemark Belgien Österreich England Italien Deutschland Frankreich ~

J a pan Kanada USA

11 1

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12

14

16

18 20

Abbildung C-2: Arbeitslosenquoten 1988 im internationalen Vergleich

Aufgrund der unterschiedlichen statistischen Konzepte ist die rein numerische Gegenüberstellung der Arbeitslosenquoten mit Vorsicht zu interpretieren. 12

Auf die politische Bedeutung der Arbeitslosenquote wurde bereits hingewiesen.

13 Quelle: OECD (1989), S. 30.

58

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

Dies nicht zuletzt, da die Bedeutung einer Arbeitslosenquote von hier etwa 2,5% im Fall Japans auch im sozialen Kontext des Landes und vor dem Hintergrund der langanhaltenden Erfahrung niedriger Arbeitslosenquoten zu beurteilen ist. Die genannten 2,5% sind - aus japanischer Sicht - als außerordentlich hoch anzusehen 14.

2. Zeitlicher Verlauf 1970-1990

Die folgende Graphik zeigt die Entwicklung der japanischen Arbeitslosenquote für den Zeitraum 1970 - 1990 15 . 3,5-..---------------. 3,0 2,5

2,0 1,5

1972

1976

1980

1984

1988

[Arbeitslosenquote - j

Abbildung C-3: Arbeitslosenquote, Japan, 1970-1990, saisonal bereinigt

Die Entwicklung der Arbeitslosenquote zeigt verschiedene Abschnitte: l. Der Abschnitt 1970-1973, der Werte zwischen etwa 1- 1,5% aufweist, einen Prozentsatz, der mit Vollbeschäftigung gleichzusetzen sein dürfte. Das Ende dieses Abschnittes rallt mit der ersten Ölkrise zu sammen l6.

14 Der folgende Gliederungspunkt (2.) zeigt, daß die genannten 2,5% nahe dem Maximum von 3% der dort wiedergegebenen Zeitreihe ist.

15

Quelle: OECD, Main Economic Indicators.

16

Mithin mit dem Übergang zu einstelligen Wachstumsraten, vgl. Kapitel B.

III. Quantitative Untersuchung

59

2. Eine Phase von 1974-1979, die zunächst durch einen Verdoppelung der Arbeitslosenquote von ca. 1% auf etwa 2% gekennzeichnet ist l7 , wobei die Entwicklung zum Ende 1978 auf eine einsetzende Entspannung des Arbeitsmarktes hinweist. Die genannte Phase findet ihr Ende in der zweiten Ölkrise. 3. Die Entwicklung der Arbeitslosenquote in den achtziger Jahren zeigt zunächst eine steigende Tendenz mit Zeichen der Entspannung gegen Ende des Jahres 1984. Die Aufwertung des Yen im Jahr 1985 ist zunächst gefolgt von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf ihr absolutes Maximum von 3% im Jahr 1987. Dann jedoch folgt eine rapide Entspannung des Arbeitsmarktes, der Ende 1989 eine mit dem Jahr 1980 vergleichbare Arbeitslosenquote zeigt.

3. Vergleich mit alternativen Konzepten der Knappheitsbestimmung

a) Fragestellung

Aus der Darstellung der Probleme im Zusammenhang mit dem japanischen Konzept der Arbeitslosenstatistik wurde die Möglichkeit abgeleitet, das geringe Niveau der japanischen Arbeitslosenquote und die niedrige Volatilität könnten Knappheitsverhältnisse im Arbeitsmarkt unzureichend abbilden. Vor der Durchführung von Schätzungen der Einflußgrößen der Arbeitslosenquote ist daher in der Gegenüberstellung der Arbeitslosenquote mit alternativen Knappheitsindikatoren die Aussagekraft der Zeitreihen zu prüfen. Im Zentrum der Fragestellung steht dabei insbesondere, ob die kurzfristigen Schwankungen in der Arbeitslosenquote im Verhalten anderer Arbeitsmarktindikatoren wiedergefunden werden können.

17 Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist in absoluten Größen gering, es sei jedoch nochmals auf die tendenzielle Unterschätzung der Arbeitslosenquote nach westlichen Maßstäben zu verweisen.

c. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

60

b) Der JO-JS-Quotient (1) Darstellung

Eine Alternative zur Betrachtung der Arbeitslosenquote stellt der Quotient der Zahl der Stellenangebote und der Zahl der Stellensuchenden dar, im folgenden als JO-JS-Indikator I8 bezeichnet. Der Vorteil liegt hierbei in einer schnelleren Reaktion der genannten Größe auf Veränderungen der Knappheitsverhältnisse des Arbeitsmarktes. Es handelt sich wie bei der Arbeitslosenquote um ein statistisches Konzept, das auf Beobachtungen des externen Arbeitsmarktes l9 beruht. Konstruktionsbedingt ist der genannte Indikator auch geeignet, Situationen des Arbeitskräftemangels zu beschreiben, in denen die Zahl der offenen Stellen pro Arbeitsuchenden weit über den Wert eins steigen kann. Hohe Werte des Indikators korrespondieren dabei mit Situationen der Überschußnachfrage nach Arbeitskräften u.u. 20 . (2) Zeitliche Entwicklung Abbildung C-4 zeigt die zeitliche Entwicklung der Zahl der offenen Stellen pro Arbeitsuchenden zusammen mit der Arbeitslosenquote abgetragen. Der JO-JS-Indikator erreicht zunächst ein relatives Maximum von 2,25 im Jahr 1973 und beschreibt die überhitzte Situation, in der die japanische Volkswirtschaft von der ersten Ölkrise überrascht wurde. Es folgt eine Phase relativ niedriger Werte in der Größenordnung von 0.8 - 1,2, die bis zum Jahr 1987 andauert. Von 1987 bis 1990 folgt ein massiver Anstieg auf den Wert von 2,1. Erwartungsgemäß zeigt sich tendenziell eine entgegengesetzte Entwicklung beider Indikatoren, deutlich beobachtbar im Jahr 1979, 1985 und im Zug der Entspannung des Arbeitsmarktes nach 1987. Die Höhe der Ausschläge des Jahres 1973 und nach 1987 scheint im Mißverhältnis zu den in absoluten Maßstäben geringeren Veränderungen der Arbeitslosenquote zu stehen.

IR

Job Offers per Job Searcher.

19

Also um Vermittlungen auBerhaIb eines Unternehmens oder einer Unternehmensgruppe.

Es handelt sich hierbei um eine rein mengenmäßige Gegenüberstellung, die - im Sinne der Beveridge-Kurve - nichts über die quaIitätsbedingte Vermittelbarkeit der Stellungssuchenden auf die offenen Stellen aussagt. 20

III. Quantitative Untersuchung

61

.,.-------------""1"3,5 3,0 2,5 2,0 1,5

1,00

0,75 ~'"'"'.....,........""'"..........,..,........,,'"'"'.............""'"..,.,.,.I,O 1972 1976 1980 1984 1988

[1O-JS -

Arbeitslosenquote - - - 1

Abbildung C-4: Stellenangebote/Stellen suchender und Arbeitslosenquote

Es ist dabei aber zu bedenken, daß es sich beim JO-JS-Indikator um einen Quotienten handelt, dessen Abweichungen vom Wert 1 sich asymmetrisch verhalten - man betrachte den Kehrwert Arbeitsuchende pro Stelle. Dazu scheinen Effekte der Persistenz21 von Arbeitslosigkeit vorzuliegen, die dazu führen mögen, daß sich Situationen des "Arbeitskräftemangels" im Sinn hoher JO-JS Werte nach 1987 nur langsam in eine Senkung der Arbeitslosenquote übertragen.

c) Befragung der Unternehmen (1) Darstellung des Konzepts

Im Rahmen des "Short-term Economic Survey of Enterprises" führt die Bank of Japan vierteljährliche Befragungen japanischer Unternehmen durch. Die neun gestellten Fragen umfassen Einschätzungen zur Unternehmenslage und der konjunkturellen Situation. Die folgende Tabelle zeigt die Fragen und die jeweils möglichen Antworten.

21 Diese wären auch als Niveaueffekte zu bezeichnen. Man vergleiche die Aufnahme der verzögerten endogenen Variablen in die Schätzgleichungen der ökonometrischen Untersuchung und die Schätzungen zur Drift der Beveridge Kurve.

62

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse Tabelle C-1

Short-Term Economic Survey of Enterprises Business Outlook (All Industries)

Favorable I Not so Favorable I Unfavorable

Supply and Demand Situation of Products (Manufacturing)

Excess of Demand I Almost Balanced I Excess of Supply

Inventories Level of Finished Goods (Manufacturig)

Excessive or Rather Excessive I

Inventories Level of Raw Materials (Manufacturig)

Excessive or Rather Excessive I

Production Capacity (Manufacturing)

Excessive I Adequate I Insufficient

Fund Positions (All Industries)

Easy I Not so Tight I Tight

Accomodative Stance of Financial Institutions (All Industries)

Easy I Not so Tight I Tight

Level of Cash and Deposits (All Industries)

Excessive I Adequate I Insufficient

Number of Employees (All Industries)

Excessive I Adequate I Insufficient

Adequate I Insufficient or Rather Adequate I Insufficient or Rather

Die Tabelle zeigt, daß die Befragung auf die subjektive Einschätzung der wirtschaftlichen Lage durch die Unternehmen selbst abzielt. Sie unterscheidet sich damit grundlegend von den beiden zuvor dargestellten Indikatoren, die auf einer Beobachtung des externen Arbeitsmarktes basieren. Daraus entsteht die Chance, Einschätzungen der Unternehmen abzubilden, bevor sie zu Handlungen führen, die sich im externen Arbeitsmarkt abbilden. Insbesondere werden auch Überhänge erfaßt, die durch Mechanismen der internen Arbeitsmärkte abgefangen werden. Es bestehen indes auch Risiken, da es sich um nicht nachprüfbare Urteile der Befragten handelt22 .

22 So ist nicht klar, ob Stammbelegschaft aufgrund ihres Status als Lebenszeitbeschäftigte von den Unternehmen als überschüssig beurteilt werden können. Hier hat das Unternehmen Spielräume in der Interpretation der Frage.

III. Quantitative Untersuchung

63

(2) Zeitliche Entwicklung Die folgende Graphik bildet den Prozentsatz der befragten Unternehmen 23 ab, welche die Zahl ihrer Beschäftigten als übermäßig (excessive) angeben. Als Referenz ist die Arbeitslosenquote angegeben. 50-r--------------,.3.5

1972

1976

1980

[Überschuß an AIbeitskräften -

1984

1988

AIbeitslosenquote - - - I

Abbildung C-5: Überschuß an Arbeitskräften und Arbeitslosenquote Es zeigt sich eine in der kurzen Frist tendenziell gleichläufige Bewegung beider Indikatoren, hier durch auf- und abwärts weisende Pfeile kenntlich gemacht. Auffallend ist auch bei der Betrachtung dieses Indikators wieder die massive Auswirkung der ersten Ölkrise, in deren Folge etwa 30% der Unternehmen zwischen 1975 und 1979 ihre Beschäftigtenzahl als zu hoch einschätzen. Diese Phase fällt mit einen Anstieg der Arbeitslosenquote zusammen. In der langen Frist bedeutet ein Abbau der Beschäftigtenzahl ein Sinken der Beschäftigtenüberschusses und einen Anstieg der Arbeitslosenquote. Vor diesem Hintergrund ist die mittelfristig gegenläufige aber kurzfristig gleichläufige Entwicklung beider Indikatoren zu verstehen.

23 Im vorliegenden Datensatz bezog sich die Gruppe der befragten Unternehmen von 1970-1974 auf "Principal Enterprises". d.h. Unternehmen mit einer Bilanzsumme von I Mrd. Yen und mehr. Entsprechende Einschränkungen sind im Vergleich 1970-1974 und 1975-1989 zu berücksichtigen.

64

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

d) Ergebnis Die Gegenüberstellung der Arbeitslosenquote mit alternativen Knappheitsindikatoren zeigt eine tendenzielle Übereinstimmung in der Beschreibung der kurzfristigen Veränderungen der Knappheitsverhältnisse im Arbeitsmarkt. Konstruktionsbedingt weisen die Indikatoren dabei unterschiedliche "Niveaueffekte" auf, etwa in der Austauschbeziehung von überschüssigen Arbeitskräften und Arbeitslosen, die eine mittelfristig negative Korrelation erwarten läßt. Die Existenz von Hysterese und Persistenzeffekten legt die Aufnahme verzögert endogener Variablen in die Schätzgleichungen der ökonometrischen Analyse nahe. Es kann nach dem Vergleich der Indikatoren insgesamt davon ausgegangen werden, daß Schwankungen der Arbeitslosenquote trotz des niedrigen Niveaus auch kurzfristig Aussagekraft bezüglich der Arbeitsmarktsituation besitzen. Bezogen auf die Ausgangsfrage bedeutet dies, daß die Definition der japanischen Arbeitslosenquote zwar einen Einfluß auf den absoluten Wert der Quote hat, die Volatilität in Übereinstimmung mit alternativen Indikatoren jedoch für eine ökonometrische Analyse als hinreichend aussagekräftig angenommen werden kann.

IV. Ökonometrische Untersuchung 1. Vorgehensweise

Aus einem einfachen (keynesianischen) Modell der offenen Volkswirtschaft werden zunächst mögliche Bestimmungsgrößen der Beschäftigung abgeleitet. Das dabei verwendete IS-LM bzw. AD-AS Modell korrespondiert mit der graphischen Darstellung des ersten Kapitels. Die formel mäßige Darstellung ist geeignet, exogene Variablen als Kandidaten für die folgenden Schätzgleichungen zu bestimmen. Im anschließenden Abschnitt werden dann Eingleichungsmodelle der Arbeitslosenquote geschätzt. Zur Erfassung von LagStrukturen werden polynomial verteilte Lags vom Almon Typ eingesetzt. Eine kurze Darstellung der Methode und der damit verbundenen spezifischen Probleme findet sich im Anhang des Kapitels. Das einfache Makromodell ist in der Lage, die beiden zu untersuchenden Wirkungskanäle, durch Exportnachfrage und den Preis importierter Einsatzgüter, abzubilden.

IV. Ökonometrische Untersuchung

65

Eine weitere Zeitreihenanalyse gilt der Stabilität der japanischen Beveridge Kurve. Die Gegenüberstellung der Zeitreihen unterschiedlicher Arbeitsmarktindikatoren im vorhergehenden Gliederungspunkt und die Signifikanz verzögert endogener Variablen in die Schätzgleichungen des folgenden Abschnittes legt die Gegenwart von Persistenzeffekten nahe, die sich in Verschiebungen der Beveridge Kurve abbilden sollten24 • Durch das Modell der Beveridge Kurve läßt sich zusätzlich eine Beziehung zwischen der hier modellierten keynesianischen Arbeitslosigkeit und struktureller Arbeitslosigkeit herstellen25 . Ziel der Untersuchung ist der Nachweis eines signifikanten Einflusses des Wechselkurses auf die Arbeitslosenquote. Hierbei wird von folgenden einschränkenden Annahmen ausgegangen 26 : 1. Die vorliegende Untersuchung geht von einem exogenen Wechselkurs aus. Diese Einschränkung macht die Anwendung des Eingleichungsmodells möglich. Von Rückkopplungen der Beschäftigung auf den Wechselkurs - hier sind verschiedene Kanäle denkbar - wird also abgesehen. 2. Der methodisch einfache Ansatz des Eingleichungsmodells ist dadurch zu rechtfertigen, daß es hier um eine dem Sinn nach qualitative Aussage, der Wechselkurs habe einen signifikanten Einfluß auf die Beschäftigung, geht. Ziel der Untersuchung ist also ein Lernen an hand der vorgefundenen Daten und nicht die exakte Quantifizierung des Einflusses. Ein solches Vorhaben wäre auch in Anbetracht der eingeschränkten Aussagefähigkeit der japanischen Arbeitslosenquote wenig sinnvoll.

24

Vgl. Franz (1987), S. 101 f.

In der Arbeitsmarktliteratur herrscht Uneinheitlichkeit der Begriffsbildung zu unterschiedlichen Formen der Arbeitslosigkeit. Die im vorliegenden Modell beschriebene Arbeitslosigkeit ist als keynesianisch oder konjunkturell zu bezeichnen, da sie aus der Existenz gesamtwirtschaftlicher Beschäftigungs- (Nachfrage-)schwankungen entsteht. Strukturelle bzw. friktionelle Arbeitslosigkeit besteht aufgrund mangelhafter Vermittelbarkeit der Arbeitskräfte, etwa aufgrund nicht adäquater Qualifikation. Im Bereich der persistent bzw. hysteretisch begründeten Arbeitslosigkeit wird die Trennung unscharf, da das letztgenannte Konzept aus den Vergangenheitswerten des ersteren Konzepts begründet wird. 25

26 Die Ergebnisse sind mit den entsprechenden Einschränkungen bezüglich der Vollständigkeit dieses Ansatzes zu interpretieren.

5 Nitsch

66

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

2. Ein einfaches Makromodell

a) Darstellung des Modells

Ausgangspunkt der Untersuchung ist das Standard IS-LM und AD-ASModeIl der offenen Volkswirtschaft.27 Dieses als bekannt vorauszusetzende ModeIl soIl hier nur in seinen für den Wechselkurs relevanten Komponenten wiedergegeben werden, um die getroffenen Annahmen zur Exogenität und Endogenität der Variablen herauszusteIlen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage läßt sich in ihre Komponenten zerlegt darsteIlen als (1)

Y=C+I+G+(EX-IM)

dabei bezeichne Y das Sozialprodukt, I die Investitionen und G die Staatsausgaben. (EX-IM), die Nettoexporte, sind der Saldo der Exporte (EX) gegen die Importe (IM). Das Aggregat C+I+G wird als inländische Absorption A abgekürzt, somit läßt sich (1) einfach schreiben als (2)

Y = A + (EX-IM)

Die Identitäten (l)und (2) sind durch entsprechende Verhaltensannahmen zu ergänzen. Wie im Keynesianischen GrundmodeIl hänge A vom Sozialprodukt Y ab, hier gehen die Keynesianische Konsumfunktion und die zinselastische Investitionsfunktion ein: (3)

A = A(Y,i) mit dAldY>O und dA/di 0.

= EX(er,Y*),

67

mit dEXlder 0. Exporte stellen unter den gegebenen Annahmen eine exogene Größe dar, wogegen Importe endogen modelliert sind. Somit wird die Größe EX(er) zum Shift-Parameter der Nachfragekurve im yd -Y Diagramm der keynesianischen Analyse, bzw. zum Shiftparameter der daraus abgeleiteten IS-Kurve 28 . Via e. wird die IS-Kurve verschoben. IM andererseits geht in die Steigung der yd Kurve ein. Diese wird c.p. durch die Berücksichtigung der endogengen Importe steiler, das heißt der Multiplikator geringer; ein Teil der Nachfrage fließt ja ins Ausland ab 29 . Abgeschlossen wird die Nachfrageseite des Modells durch Betrachtung des Geldmarktgleichgewichts, das durch die Gleichheit von Geldangebot MS und Geldnachfrage L bestimmt ist: (4)

~s = L(Y,i) mit dUdY>O und dUdi O

wobei R den (realen) Weltmarktpreis für Rohöl und P das Preisniveau bezeichne. Der Wechselkurs greift also an zwei Stellen in das Modell ein: zum einen über die Exportnachfrage und zum anderen über die Angebotsfunktion (Rohölpreis ).

28 Die entsprechenden Diagramme aus Kapitel B sollen nicht nochmals dargestellt werden, es handelt sich um das Standard- Lehrbuchmodell.

29

Hierl>ei sei jedoch auf die geringe Bedeutung verarl>eiteter Importe im Fall Japans hingewiesen.

Durch den Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve werden i und Y bestimmt. durch Gleichung (5) wird damit Y in Abhängigkeit von Permittelbar, es resultiert die Nachfragekurve im AD-ASDiagramm. 30

5*

68

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

b) Anwendung zur Schätzung der japanischen Arbeitslosenquote

Als potentielle Erklärungsgrößen der japanischen Arbeitslosenquote kommen alle im oben aufgeführten Modell enthaltenen exogenen Größen in Betracht, insbesondere: Shiftparameter der IS-Kurve, das heißt die exogenen Komponenten von A: •

Staatsausgaben G



Exportnachfrage EX(Y*,er)

Konsumnachfrage, Investitionen und Importe sind dagegen endogene Gräßen31 .

In der LM-Kurve: •

Das Geldangebot MS

In der AS Angebotskurve: Die Kostenfunktionen der Unternehmen, insbesondere •

Energiekosten als Quelle von Angebotsschocks

c) Kritik des Ansatzes

Der oben skizzierte Ansatz kann alleine keynesianische Arbeitslosigkeit erklären. Alternativ wären allerdings insbesondere klassische Arbeitslosigkeit 32 und friktionelle Arbeitslosigkeit zu untersuchen. Auch die Exogenität des Wechselkurses und die Nichtaufnahme der in Kapitel B dargestellten Transmissionswege zeigen die Grenzen des Ansatzes.

31 Das Modell erfaßt nicht mögliche Einflüsse des Wechse1kurses auf die Binnennachfrage. Die in Kapitel B dargestellten Wachstumsbeiträge von Binnennachfrage und Nettoexporten scheinen jedoch negativ korreliert - ein Faktum, welches das hier dargestellte einfache Modell nicht zu erklären ver-

mag.

32 Damit sei eine durch zu hohe Reallöhne bedingte Arbeitslosigkeit bezeichnet.

IV. Ökonometrische Untersuchung

69

3. Empirische Schätzungen zur japanischen Arbeitslosenquote

a) Arbeitslosenquote als Funktion von Exporten und Ölpreis Zu erklärende Variable der durchgeführten Schätzungen ist die saisonal bereinigte japanische Arbeitslosenquote in Form von Quartalsdaten33 . Untersucht werden soll zunächst, inwiefern ein signifikanter Einfluß der beiden im Modell vorhandenen Übertragungswege wechselkursbedingter Schocks, des Preises importierter Einsatzgüter und der Nettoexporte, statistisch belegt werden kann. Der Wechselkurs selbst soll zunächst nicht direkt in die Schätzgleichung aufgenommen werden. Zum einen sind die Wirkungen von Wechselkursveränderungen über die beiden Kanäle entgegengerichtet, was den Nachweis der Signifikanz erschweren kann. Zum anderen kann die Lagstruktur beider Übertragungswege unterschiedlich sein. Insgesamt ist also das Bild sich einander überlagernder, entgegengerichteter und unterschiedlich verzögerter Wirkungen zu erwarten. Die geschilderten Überlegungen legen es nahe, die vom Wechselkurs beeinflußten Größen, Exporte und Energiepreis, direkt in die Schätzgleichung einzusetzen und nach einem statistisch signifikanten Zusammenhang zu suchen. Abbildung C-6 macht die Struktur des Problems deutlich: Statt die beiden Wirkungsketten AC und BD in einer Schätzgleichung abzubilden, werden zunächst die Zusammenhänge gemäß Pfeil C und D geschätzt. Als erklärende Variablen wurden neben einem konstanten Term folgende erklärenden Variablen in die Schätzgleichung aufgenommen 34 : •

Ein Indikator des realen Ölpreises auf Yen Basis 35 .

• Geldmenge MI, geteilt durch einen Indikator des Preisniveaus und einen der durchschnittlichen Entwicklung des Sozialproduktes angepaßten Trend.

33 Quelle: OECD,

Main Economic Indicators.

34

Vgl. den Anhang dieses Kapitels.

35

Auf Yen- Basis, da der Transmissionsabschnitt B als bereits vollzogen angenommen wird.

70

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

• Exporte (Customs Clearance Basis), geteilt durch einen Indikator des Preisniveaus und einen der durchschnittlichen Entwicklung des Sozialproduktes angepaßten Trend. • Da aus dem gewählten Ansatz eine extrem niedrige Durbin-Watson Statistik resultierte, wurde zur Ausschaltung von Autokorrelation die um ein Quartal verzögerte Arbeitslosenquote eingesetzt.

Wechselkurs

I~ Importprei.l' (Rohöl)

~

-Be-.I'ChiiftiIi U-ng

' - - 1

----'1

/0

Abbildung C-6: Zerlegung der Transmissionswege

Nach Vergleich der Zeitreihen und mehreren Durchläufen ergab sich das beste Ergebnis bei einer Verzögerung des Ölpreisindikators um vier Quartale. Tabelle C-2 zeigt das Ergebnis der Schätzung36 . Die Koeffizienten weisen sämtlich die erwarteten Vorzeichen auf: • Eine Ölpreiserhöhung erhöht c.p. die Arbeitslosenquote (positiver Koeffizient). Der t-Wert ist mit 2,66 signifikant37 . • Eine Erhöhung der Geldmenge wirkt C.p. expansiv (negativer Koeffizient). Die t-Statistik ist eindeutig signifikant.

36 Der in der Tabelle wiedergegebene Output des Softwarepaketes ist selbsterklärend und soll nicht im Detail erläutert werden. Die Abkürzung LS bezieht sich auf eine kleinste Quadrate Schätzung. In Klammern hinter dem Yariablennamen angegebene Werte beziehen sich auf Lags. C repräsentiert stets das Absolutglied der Schätzung. Die Yariablennamen beziehen sich auf: Ölpreis (ROIPRY85), Geldmenge (MlBPBY), Exporte (REXBY) und Arbeitslosenquote (JUNEMQA). 37

Signifikanz wird hier auf da~ 5% Niveau (t> 1,66 für 71 Freiheitsgrade) bezogen.

IV. Ökonometrische Untersuchung

71

• Eine Erhöhung der Exporte wirkt c.p. expansiv (negativer Koeffizient). Der t-Wert ist mit -2,06 ebenfalls signifikant. Tabelle C-2

Regression der Transmissionsabschnitte C und D LS 11 Oependent Variable is 1UNEMQA, SMPL range: 1972.1 - 1990.4, Number of obsetvations: 76 VARIABLE

COEFFICIENT

STO.ERROR

C

1.8194632

ROIPRY85(-4)

0.1272855

M1BPBY

T-STAT.

2-TAIL SIO.

0.4207167

4.3246751

0.0000

0.0477979

2.6629924

0.0096

-41430.204

10307.971

-4.0192396

0.0001

REXBY

-1018.1038

492.59290

-2.0668259

0.0424

1UNEMQA(-l)

0.7910848

0.0373582

21.175691

0.0000

R-squared

0.964357

Mean of dependent var

2.184211

Adjusted R-squared

0.962349

S.O. of dependent var

0.462184

S.E. of regression

0.089682

Sum of squared resid

0.571045

Log Iikelihood

78.01947

F-statistic

480.2384

Ourbin-Watson stat

2.422078

Prob(F-statistic)

0.000000

Die Interpretation der t-Werte setzt die Abwesenheit von Autokorrelation voraus. Da die Durbin-Watson-Statistik aufgrund der verzögerten endogenen Variablen nicht mehr anwendbar ist, wurde ein LM-Test (Breusch-Godfrey)38 durchgeführt. Die Test Statistik zeigte für ein Quartal Lag einen Wert von 3,89, so daß die Nullhypothese serieller Korrelation zum Signifikanzniveau von 5% nicht abgelehnt werden konnte, der Wert fällt jedoch nahezu mit dem kritischen Wert von 3,84 zusammen. Beim Test zu vier Lag Quartalen kann serielle Korrelation jedoch klar ausgeschlossen werden. Die oben dargestellte einfache Schätzgleichung führt zu folgenden Schlußfolgerungen: 1. Es besteht ein signifikanter Einfluß des Ölpreises und der Exportnachfrage auf die Beschäftigung39 .

38

Vgl. Stewan (1991), S.168 f.

39 Unter den genannten Einschränkungen aufgrund des Ergebnisses des LM-Tests.

72

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

2. Beide Transmissionswege zeigen eine unterschiedliche Verzögerung: die Wirkung des Ölpreises erfolgt gemäß der Schätzgleichung mit einer zeitlichen Verzögerung von einem Jahr, während die Veränderungen der Exporte unmittelbar auf die Arbeitslosenquote wirken.

b) Einfluß des Wechselkurses auf Exporte Im vorhergehenden Abschnitt wurde die Signifikanz des Einflusses von Exporten und Rohölpreis auf die japanische Arbeitslosenquote untersucht. Der Abbildung 2-6 folgend soll nun der Einfluß des Wechselkurses auf die japanischen Exporte untersucht werden, der Teilbereich "A" der Abbildung. Dem dargestellten Makromodell zufolge können die Exporte EX als Funktion zweier bestimmender Variablen, des Wechselkurses und des ausländischen Sozialproduktes angenommen werden: EX = EX(Y* ,er)

Das ausländische Sozialprodukt y* ist ein Indikator für die ausländische Nachfrage, während der Wechselkurs ausschlaggebend für die (preisliche) Konkurrenzfähigkeit japanischer Exporte auf den Auslandsmärkten ist. Als empirische Variable zur Abbildung der ausländischen Nachfrage wurde statt des Sozialproduktes direkt auf das Welthandelsvolumen zurückgegriffen. Die zugrundegelegten Daten sind der OECD Außenhandeisstatistik40 entnommen und beschreiben die Summe der Importe der gesamten Welt41 , abzüglich der japanischen Importe. Aufgrund der japanischen Exportstruktur wurde das Handelsvolumen beschränkt auf die SITC Kategorien 5, 6, 7 und 8. Es handelt sich um Jahresdaten. Sowohl die japanischen Exporte als auch das so berechnete "Netto-" Welthandels volumen weisen einen steigenden Trend auf. Es wurde dennoch eine Schätzung ohne Beseitigung der Trends durchgeführt, denn es liegt in der Logik des modellierten Zusammenhangs, daß das Wachstum der ausländi-

40

Vgl. Anhang B dieses Kapitels.

Diese Größe läßt einen engeren Bezug zu den japanischen Exporten vennuten als Y*. Dem einfachen Makromodell zufolge sind die ausländischen Importe lM* ohnehin proportional zu Y*. 41

IV. Ökonometrische Untersuchung

73

schen Nachfrage bzw. des Handelsvolumens das Wachstum der Exporte direkt bestimmt, hier also nicht die Gefahr einer "spurious regression" vorliegt. Die Schätzung wurde auf der Basis von Jahresdaten durchgeführt. Abhängige Variable waren die japanischen Exporte, erklärende Variablen der nominale Dollar/Yen Wechselkurs und das beschriebene Netto-Welthandelsvolumen. Der nominale Wechselkurs wurde gewählt, da das NettoWelthandelsvolumen ebenfalls als nominale Größe in die Schätzung eingeht42 . Aufgrund einer niedrigen Durbin-Watson-Statistik wurden die um ein Jahr verzögerten Exporte in die Schätzgleichung aufgenommen. Die folgende Tabelle zeigt das Ergebnis der Schätzung43 : Tabelle C-3

Regression des Transmissionsabschnittes A LS" Dependent Variable is JEXPAA, SMPL range: 1974 - 1990, Number ofobservations: 17 VARIABLE

COEFFICIENT

STD.ERROR

T-STAT.

2-TAIL SIG.

C

15802.448

3325.8933

4.7513394

0.0004

JERSA

-37233.344

10500.346

-3.5459161

0.0036

NWIM

15.099644

4.0394442

3.7380500

0.0025

JEXPAA(-I)

0.7518534

0.0843583

8.9126219

0.0000

R-squared

0.943937

Mean of dependent var

30210.60

Adjusted R-squared

0.930999

S.o. of dependent var

8808.141

S.E. of regression

2313.722

Sum of squared resid

69593034

Log likelihood

-153.5341

F-statistic

72.96049

Durbin -Watson stat

1.875644

Prob(F-statistic)

O.OOOO~O

Alle Koeffizienten sind hochgradig signifikant, was auch nach Auswertung des LM-Tests (9*10- 5 für Laglänge 1 und 5.60890 für Laglänge 4) aufrechtzuerhalten ist. Problematisch in der durchgeführten Schätzung ist der Bezug der Variable Exporte auf die Einheit Yen und derjenige der Weltimporte auf

42 Die Deflationierung mit dem amerikanischen Preisdeflator wäre eine einfache, doch nicht unproblematische Lösung. 43 Die Variablen beziehen sich auf Wechselkurs (JERSA), Weltnachfrage (NWIM) und Exporte (JIDCPAA), vgl. Anhang.

74

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

Dollar. Dieses Vorgehensweise beeinflußt die Signifikanz des Wechselkurses in der Schätzgleichung44 . Alternativ wäre der Dollarwert der Exporte zu schätzen. Es sei hier jedoch der Standpunkt vertreten, daß es gerade der Yen Wert der Exporte ist, der relevant für die Profitabilität der Exportindustrien ist. Dazu wurde die genannte Größe in der Schätzung des vorangehenden Abschnittes als erklärende Variable eingesetzt.

c) Einfluß des Wechselkurses auf den Rohölpreis

Der Einfluß des Wechselkurses auf den Ölpreis, beschrieben durch den Pfeil B der Abbildung C-6 liegt in der Umrechnung des Weltmarktpreises in Dollar in die heimische Währung Yen. Wirkungen des Außenwertes des Yen auf den Weltmarktpreis für Rohöl sind zwar denkbar, im folgenden soll dieser jedoch als exogen gegeben angenommen und aus dem Importpreisindex auf Yen Basis und dem Wechselkurs berechnet werden. Eine ökonometrische Untersuchung der Zeitreihen von Dollar- und Yen wert des Ölpreises ist vor diesem Hintergrund nicht sinnvo1l 45 . Die qualitativen Aussagend des ersten Kapitels sollen hier in bezug auf die Größenordnung des Effektes hin ergänzt werden. Zu diesem Zweck wurden die Indizes des realen Ölpreis in Dollar und Yen im folgenden Diagramm für das Bezugsjahr 1985 auf den Wert von 100.0 skaliert. Abbildung C-7 zeigt beide Indizes im gleichen Maßstab abgetragen. Der Quotient aus dem YenWert und dem Dollar-Wert des gleichen Quartals gibt an, weichen Vorteil (Nachteil) die Wechselkursbewegungen für den japanischen Bezug von Rohöl darstellen. Es handelt sich bei diesem Wert konstruktionsbedingt um einen geeignet skalierten inversen Wert des realen Wechselkurses 46 . Die gewählte Skalierung hängt dabei entscheidend vom gewählten Basisjahr der Indizes ab47 .

44 Der Zusammenhang wird in der Logik der l-Kurve deutlich. Da lahresdaten geschätzt wurden. ist der kurzfristige Effekt der verzögerten Anpassung hier allerdings nicht von Interesse.

45

Dieses gilt aufgrund der impliziten Tautologie.

46

Im Sinn der angesprochenen Tautologie.

47 Zur Wahl des Basisjahres sei darauf hingewiesen. daß sich neben 1985 auch für die Periode vor der ersten Ölkrise eine befriedigende Deckung zeigt.

IV. Ökonometrische Untersuchung

75

175 150 125 100 75 50 25 0

1972

1976 [Yen -

1980

1984

1988

Dollar - --]

Abbildung C-7: Realer Ölpreis, Dollar und Yen

Unter den genannten Einschränkungen zeigt die folgende Graphik, daß aus den Wechselkursbewegungen z.T. massive Vorteile für den japanischen Bezug von Rohöl resultierten, die Größenordnungen von 40% Preisvorteil (1980) und 50% (1987) erreichen. Dabei fällt der letztgenannte Wert in eine Phase niedriger Ölpreise, fUhrt also absolut gesehen zu einem geringeren Preisvorteil als der 1980er Wert. 140 130 120 llO 100 90 80 70 60 50

1972

1976

1980

1984

1988

Abbildung C-8: Realer Yenpreis in Prozent des realen Dollarpreises

Aus der Logik des dargestellten Zusammenhangs ergibt sich eine unmittelbare, zeitlich nicht verzögerte Wirkung des Wechselkurses auf den Importpreis für Rohöl.

76

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

d) Lagstruktur der Wechselkursanpassung

Die bei den untersuchten Wirkungen der Wechselkursveränderung auf die Arbeitslosenquote unterscheiden sich in ihrer zeitlichen Verzögerung. Die Regression zeigte, daß sich Veränderungen der Exporte zeitgleich in Veränderungen der Arbeitslosenquote übertragen. Wirkungen über die Importpreise von Rohöl zeigen jedoch eine zeitliche Verzögerung von einem Jahr. Aufgrund der durchgeführten Schätzungen ist somit zu erwarten, daß im Beispiel einer Aufwertung des Yen sich kurzfristig durch das Sinken der Exporte die Arbeitslosenquote erhöht. Mit einer zeitlichen Verzögerung von vier Quartalen folgt C.p. eine expansive Wirkung durch den Preis importierter Energie. Diese aus den Einzelschätzungen zu den Wirkungskanälen abgeleitete Vermutung über die zeitliche Auswirkung von Wechselkursveränderungen soll nun dadurch überprüft werden, daß der Wechselkurs explizit in die Schätzgleichung übernommen wird. Die folgende Schätzung bezieht sich also simultan auf die Übertragungswege A,B,C und D der Abbildung 2-6. Die Schätzung wurde unter Anwendung polynomial verteilter Lags vom Almon-Typ für den Wechselkurs 48 durchgeführt. Die Laglänge wurde auf 6 Perioden festgelegt und ein Polynom 3. Grades gewählt49 . Der Anhang des Kapitels zeigt die vorgenommenen Transformationen der exogenen Variablen, die einen Dollar-Preisindex für Rohöl und einen Indikator der NettoWeltimporte umfassen. Der Einbezug der Geldmengenvariable wurde fallengelassen, da sich keine qualitativen Unterschiede im Ergebnis (Vorzeichen und Größenordnung der Koeffizienten) ergaben, die Signifikanz des Wechselkurses und des Ölpreises jedoch gemindert wurde. Tabelle C-4 gibt das Ergebnis der Schätzung wieder50. Die Lag-Verteilung zeigt einen signifikanten positiven Effekt in den Perioden 0 und 1. Kurzfristig wirkt erwartungsgemäß eine Aufwertung des Yen erhöhend auf die Arbeitslosenquote. Signifikanz des negativen Effekts ist in den Perioden 3,4 und 5 zu verzeichnen: mit der Verzögerung von etwa einem 48 Es handelt sich - bedingt durch die Präsenz des nominalen Handelsvolumens - wiederum um den nominalen Wechselkurs.

49 Dazu wurde ein "near constraint" auferlegt, d.h. die Wirkungen in t-I (lead) sollen Null sein. Die intuitive Interpretation besteht darin, daß Wechselkursänderungen als nicht antizipiert angenommen werden. 50 Die Variablennamen entsprechen denjenigen der zuvor durchgeführten Schätzung. Die Variable NWStoOJBY bezieht sich auf die Welt-Importe, OIIPRD85 auf den Ölpreis (vgl. Anhang).

IV. Ökonometrische Untersuchung

77

Jahr schlägt der expansive Effekt der Aufwertung durch und die Arbeitslosenquote verringert sich. Tabelle C-4

Regression des GesamtetTekts unter Annahme einer polynomialen Lagverteilung LS 11 Oependent Variable is JUNEMQA, SMPL range: 1973.4 - 1990.4, Number of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STO.ERROR

T-STAT.

2-TAIL SIG.

C

0.2978375

0.0994465

2.9949518

0.0045

NWSMOOBY

-4.5764374

74.945786

-0.0610633

0.9516

OILPR085(-4)

0.0013460

0.0005555

2.4233163

0.0197

JUNEMQA(-l)

0.8368891

0.0540208

15.491991

0.0000

POLl

0.5819078

0.2611167

2.2285357

0.0311

POL2

-0.2800233

0.1267121

-2.2099166

0.0325

POL3

0.0291948

0.0137616

2.1214717

0.0397

R-squared

0.947448

Mean of dependent var

2.265217

Adjusted R-squared

0.942362

S.O. of dependent var

0.403596

S.E. of regression

0.096895

Sum of squared resid

0.582093

Log likelihood

66.83873

F-statistic

186.2974

Ourbin-Watson stal

2.345536

Prob(F-statistic)

0.000000

Lag Distribution of JERSQ

Lag

* 1 0

.. * 1*

* 2

Coef

S.E.

T-Stat

0.33108

0.14982

2.20992

0.27728

0.13614

2.03680

0.01377 0.08073

0.17062

3

-0.28427

4

-0.44169 0.17633 -2.50486

5 -0.28331

*

*1 6

o

0.14079 -2.01914

0.\1234 -2.52193

0.36604 0.36482

1.00335

Sum -0.02109 0.44979 -0.04690

Die Ergebnisse der Regression bestätigen die aus den Einzelschätzungen abgeleiteten Vermutungen. Die unterschiedliche zeitlichen Verzögerungen der Übertragungskanäle bewirken ein Umschlagen der Wirkungsrichtung nach

78

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

etwa einem halben Jahr. Bei der Interpretation der Ergebnisse ist jedoch die Einschränkung zu beachten, die aus der Willkür der Festsetzung der Lagparameter in der Almon-Methode resultiert. Dazu besteht die Notwendigkeit der geeigneten Wahl des Lags im Ölpreisindex, die ebenfalls das Ergebnis beeinflussen mag. Um die qualitative Aussage über das Umschlagen der Wirkungsrichtung im Zeitablauf abzusichern, wurde die zitierte Schätzung nochmals durchgeführt, wobei die Almon-Lags durch Werte des Wechselkurses mit einem Lag von 0 und -4 Perioden ersetzt wurden. Die folgende Tabelle zeigt, daß sich ein qualitativ gleiches Bild ergibt: der Wert zum Lag 0 ist positiv und signifikant, der um ein Jahr verzögerte Wert signifikant negativ. Tabelle C-5

Regression des Gesamteffekts bei Aufgabe der Annahme einer polynomiaIen Lagverteilung LS 11 Dependent Variable is 1UNEMQA, SMPL range: 1973.4 - 1990.4, Number of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STD.ERROR

T-STAT.

2-TAIL SIG.

C

0.3275871

0.0788229

4.1559885

0.0001

NWSMOOBY

3.3883998

58.646293

0.0577769

0.9541

OILPRD85(-4)

0.0015129

0.0005654

2.6757046

0.0095

1UNEMQA(-1)

0.8152510

0.0509638

15.996674

0.0000

JERSQ

0.5324720

0.2448209

2.1749446

0.0334

JERSQ(-4)

-0.5858364

0.2822056

-2.0759203

0.0420

R-squared

0.947681

Mean of dependent var

2.265217

Adjusted R-squared

0.943529

S.D.ofdependentvar

0.403596

S.E. of regression

0.095909

Sum of squared resid

0.579513

Log likelihood

66.99199

F-statistic

228.2301

Durbin-Watson stat

2.297741

Prob(F-statistic)

0.000000

Das Ergebnis bestätigt sich somit auch unter Aufgabe der Annahmen über die zugrundeliegende Lagverteilung. Das Ergebnis einer deutlich unterschiedlichen Lagstruktur läßt sich intuitiv begründen: Aus der Sicht eines japanischen Produzenten sind Nachfrageschwankungen aufgrund von Wechselkursänderungen direkt beobachtbare

IV. Ökonometrische Untersuchung

79

Größen. Unmittelbare Maßnahmen der Beschäftigungsanpassung - mit Verzögerungen bis zu einem halben Jahr - sind damit die Reaktion auf wahrgenommene bzw. erwartete Nachfrageschwankungen. Auf der Angebotsseite jedoch durchlaufen die durch den Wechselkurs ausgelösten Effekte zunächst den Preissetzungsprozeß der Rohstoffimporteure. Hier können Verzögerungen in der Weitergabe von wechselkursinduzierten Preisänderungen durch Marktrnacht und durch die Existenz von Lägern bedingt auftreten. Die angebotsseitigen Wirkungen der Wechselkursschwankung sind aus der Sicht der Produzenten schlechter antizipierbar als die nachfrageseitigen Wirkungen. Die Asymmetrie der Lagstruktur der Wechselkurswirkung könnte durch Informationsasymmetrien über Preis- und Mengenreaktionen auf der Angebots- und Nachfrageseite der Unternehmen bedingt sein.

4. Stabilität der Beveridge Kurve

a) Ziel der Untersuchung Die vorangehende Untersuchung der Zeitreihen von Wechselkurs und Arbeitslosenquote konzentrierte sich auf die Existenz keynesianischer Arbeitslosigkeit. In Anbetracht des niedrigen Niveaus der Arbeitslosenquote - nahe Vollbeschäftigung - ist nicht apriori auszuschließen, daß strukturelle Komponenten einen erheblichen Anteil an der Arbeitslosenquote haben könnten. Dies wäre ein Grund zur Relativierung der Ergebnisse des gewählten Ansatzes in seiner alleinigen Erklärung konjunktureller Arbeitslosigkeit. Die Zerlegung in eine konjunkturelle und strukturelle Komponente ist damit eine notwendige Ergänzung zur zuvor durchgeführten ökonometrischen Untersuchung.

b) Darstellung des Konzepts In den einleitenden Überlegungen zur Rolle der Arbeitslosenquote als Knappheitsindikator des Arbeitsmarktes wurde dargestellt, daß Angebotsüberhänge sich unter der Voraussetzung eines stabilen Zusammenhanges zwischen Arbeitslosenzahl und der Zahl der offenen Stellen durch die Arbeitslosenquote abbilden lassen51 .

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

80

Die Beveridge Kurve zeigt den Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote u und der Quote der offenen Stellen v52 .

v

Abbildung C-9: Beveridge Kurve Unter der Annahme einer stabilen Beveridge Kurve wirken sich konjunkturelle Schwankungen in Bewegungen entlang der Kurve aus. Der Schnittpunkt mit der 45° Geraden entspricht dabei einer Arbeitsmarktsituation, in der die Zahl der offenen Stellen derjenigen der Arbeitslosen entspricht. Friktionen und strukturelle Faktoren führen jedoch dazu, daß die rein zahlenmäßige Übereinstimmung nicht zur Besetzung der offenen Stellen durch die Arbeitsuchenden führt. Die eingezeichnete Arbeitslosenquote u* als friktionelle Komponente der Arbeitslosigkeit zu interpretieren, während die Abweichung von u* - entlang der Beveridge Kurve - durch konjunkturelle Einflüsse bedingt sind. Die Entfernung der Beveridge Kurve vom Ursprung ist damit ein Maß der Arbeitsmarkteffizienz. Ist die Lage der Beveridge Kurve bekannt, so kann sie dazu dienen, die tatsächlich gemessene Arbeitslosenquote in eine konjunkturelle und eine strukturelle Komponente zu zerlegen53 .

c) Schätzung der japanischen Beveridge Kurve Das folgende Diagramm zeigt für den Zeitraum 1971 bis 1990 die saisonal bereinigten Quartalswerte der Arbeitslosenquote gegen diejenige der offenen

51

Vgl. Börsch·Supan (1991) S. 280 f.

52

Hier definiert als Quotient der offenen Stellen und des Arbeitskräftepotentials.

Eine entsprechende Analyse findet sich in EPA, Economic Survey of Japan 1982/83, S. 86 ff. 53

IV. Ökonometrische Untersuchung

81

Stellen abgetragen54 . Aufgrund des nichtlinearen Zusammenhanges wurden die Werte logarithmiert und zusammen mit einer Regressionsgeraden abgetragen: 1,25-r-------------.

ln(u)

0.00+--.........--.__-...,....-_----4 -0,75 -0,50 -0,25 0,00 0,25 0,50

ln(v)

Abbildung C-1 0: Beveridge Kurve, Japan 1971.1 bis 1990.4

Die Regressionsgerade zeigt den erwarteten negativen Zusammenhang zwischen der Arbeitslosenquote und der Quote der offenen Stellen. Die Beveridge Kurve ist allerdings nicht stabil, denn der Untersuchungszeitraum läßt sich in drei Abschnitte einteilen: In der ersten Hälfte der Siebziger Jahre zeigt sich eine relativ stabile Kurve (markiert sind die Quartale 1971.1 und 1975.1), ebenfalls in der zweiten Hälfte der 80er Jahre (markiert sind die Quartale 1987.1 und 1990.4). Zwischen beiden stabilen Phasen zeigt sich jedoch eine deutliche Verschiebung der Kurve nach oben. Übertragen auf das Problem der strukturellen Arbeitslosigkeit bedeutet dies, daß die Arbeitsmarkteffizienz zwischen etwa 1978 und 1986 deutlich gesunken ist und der beobachtete Anstieg der Arbeitslosigkeit von strukturellem Mismatch begleitet war.

54 Quelle: Arbeitslosenquote, Zahl der offenen Stellen Gobs vacant, new vacancies) OECD; Erwerbspersonen (Labor Force): EPA. Die Quote der offenen Stellen wurde auf die Erwerbspersonen bewgen.

6 Nitsch

c. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

82

Um den Anstieg der gleichgewichtigen Arbeitslosenquote u* quantifizieren zu können wurde die Gleichung ln(u)

=a + b ln(v)

für unterschiedliche Teilperioden des erfassten Zeitraums geschätzt. Wie aus der graphischen Darstellung zu erwarten zeigte sich ein interpretationsfähiger Zusammenhang55 am Anfang und am Ende der Periode 1971-1990, so daß als Teilperioden die vierjährigen Abschnitte 1971.1-1975.4 und 1986.11990.4 gewählt wurden. Die folgende Tabelle gibt die Koeffizienten a, bund die R2 Statistik wieder, dazu den korrespondierenden Wert von u*56. In allen Fällen mußte aus einer niedrigen Durbin-Watson-Statistik auf Autokorrelati0nen geschlossen werden, aufgrund der vorbestimmten funktionalen Form wurde dennoch auf eine Differenzenbildung verzichtet. Tabelle C-6

Schätzwerte der gleichgewichtigen Arbeitslosenquote Zeitraum

a

b

R2

u*

1971.1-1976.4

0,31

-0,46

0,50

1,24

1986.1-1990.4

0,81

-0,59

0,83

1,66

Statistisch bestätigt sich der Eindruck einer im zweiten Zeitabschnitt erhöhten gleichgewichtigen Arbeitslosenquote, doch bleibt der Wert mit 1,66% deutlich von den aktuellen Werten der Arbeitslosenquote entfernt. Das Ergebnis wird auch beeinflußt vom steileren Verlauf der Beveridge Kurve im zweiten Zeitabschnitt, doch zeigt sich nach Berechnung unter der Steigung von -0,46 lediglich eine Erhöhung auf 1,74. Die folgende Graphik zeigt die geschätzten Werte für u* abgetragen mit der tatsächlichen Arbeitslosenquote:

SS Für die Teilperiode 1976.1-1980.4 wurde beispielsweise ein R2 von 0.009 ermittelt. 56

a

Aus In(u*) =a+b In(u*) folgt u* =exp( I-b).

IV. Ökonometrische Untersuchung

83

3.5..---..,....-------,----, 3.0

2.5 2.0

1.5 1972

1976

1980

1984

[tatsächliche Arbeitslosenquote -

1988 u* - - - I

Abbildung C-II: u* und tatsächliche Arbeitslosenquote

d) Interpretation der Ergebnisse Die Interpretation auf der Basis aggregierter Daten ist nicht eindeutig: Einerseits können hier im einfachen Sinn Effekte von Hysterese und Persistenz vorliegen, also das Auftreten konjunktureller Arbeitslosigkeit zu Erhöhungen von u* führen 57 . Eine durchaus andere Interpretation besteht, wenn man davon ausgeht, daß sich wechselkursbedingte Schocks nicht gleichmäßig in der Volkswirtschaft ausbreiten. Die gemeinsame Wirkung kontraktiver und expansiver Effekte macht es möglich, daß auf sektoralem Niveau "Gewinner" und "Verlierer" einer Aufwertung existieren58 . Eine Erhöhung von u* tritt in diesem Fall auf, wenn Einschränkungen in der Mobilität der Beschäftigten zwischen unterschiedlichen Sektoren bestehen59 . Diese Interpretation eines gestiegenen u* macht es allerdings notwendig, die Beschäftigung auf sektoralem Niveau zu schätzen, um sektorale Disparitäten in der Wechselkurswirkung nachzuweisen. Dies wird Gegenstand des vierten Kapitels im Rahmen einer Schätzung des sektoralen Arbeitsinputs sein.

57 Eine Untersuchung der japanischen Beschäftigungshysterese ist nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit. Zu möglichen Begrundungsansätzen siehe beispielsweise Layard/Bean (\ 989).

58 Auch hier wird die unscharfe Trennung der Konzepte konjunkturelle und strukturelle Arbeitslosigkeit deutlich. 59 Ein Modell sektoraler (terms-of-trade-) Schocks und struktureller Arbeitslosigkeit aufgrund asymmetrischer Information findet sich beispielsweise bei RiordanlStaiger (1988).

6"

84

C. Einfluß des Wechselkurses auf Knappheitsverhältnisse

e) Zusammenfassung der Ergebnisse

Trotz der theoretischen Bedenken gegen eine Verwendung der Arbeitsl0senquote als Knappheitsindikator des japanischen Arbeitsmarktes konnte eine tendenzielle Übereinstimmung mit alternativen Indikatoren festgestellt werden. Auf dieser Basis wurde die Arbeitslosenquote als Indikator der Knappheitsverhältnisse zur ökonometrischen Analyse herangezogen. Unter Verwendung eines einfachen Makromodells und daraus abgeleiteter Eingleichungsmodelle konnte ein signifikanter Einfluß des Wechselkurses auf die Arbeitslosenquote festgestellt werden. Die Verschiebung der Beveridge-Kurve läßt dabei darauf schließen, daß neben konjunktureller Arbeitslosigkeit auch strukturelle Veränderungen wirksam sein könnten. In der theoretischen Erörterung der Eignung der Arbeitslosenquote als Knappheitsindikator wurde darauf hingewiesen, daß die Nachfrage nach Arbeit nicht nur in bezug auf die Zahl der Beschäftigten ermittelt werden darf, es muß vielmehr auch die Arbeitszeit pro Beschäftigten berücksichtigt werden. Dieser Punkt und die oben erwähnten strukturellen Effekte legen es nahe, die Untersuchung auf sektoralern Niveau unter Betrachtung der eingesetzten Arbeitsstunden fortzusetzen 60 . Das hier erreichte Ergebnis bleibt insofern von Interesse, als gezeigt werden konnte, daß sich Schwankungen von Arbeitsnachfrage (und Angebot) auf dem externen Arbeitsmarkt abbilden und insbesondere die resultierende Arbeitslosenquote in signifikanter Weise vom Wechselkurs beeinflußt wird. In diesem Sinn ergänzen sich das vorliegende Kapitel mit seiner Betrachtung des externen Arbeitsmarktes und die folgenden Kapitel mit dem Gewicht auf internen Arbeitsmärkten und Arbeitsinput.

V. Anhang zu Kapitel C 1. Technischer Exkurs zur Schätzung polynomial verteilter Lags

Die Wirkung des Wechselkurses vollzieht sich nicht notwendigerweise in einer Periode, es ist vielmehr von einem über mehrere Perioden verteilten Prozeß auszugehen. In den Schätzungen zur Arbeitslosenquote im vorliegen-

!iO Alternativ könnte z.B. eine Disaggregation der Arbeitslosen nach Geschlecht und Alter durchgeführt werden.

V. Anhang zu Kapitel C

85

den Kapitel sowie zum Arbeitsinput in Kapitel E wird dieser Hypothese durch Lags Rechnung getragen, die sich über mehrere Perioden erstrecken. Methodische Probleme ergeben sich bei dieser Vorgehensweise insbesondere daraus, daß durch jede neu in die Schätzgleichung aufgenommene Variable die Zahl der Freiheitsgrade der Schätzung vermindert wird. Der Ansatz poIynomial verteilter Lags 61 , im folgenden auch als Almon-Lags bezeichnet, versucht dieses Problem dadurch zu mildern, daß eine apriori Beschränkung der Koeffizienten der verzögerten exogenen Variablen postuliert wird. Ein kurzes Beispiel möge die Vorgehensweise verdeutlichen. Angenommen, eine unabhängige Variable Yt sei abhängig von zeitlich verzögerten Werten einer exogenen Variablen X t und einem Störterm Ut> etwa k

(I)

Yt =a+ IßiXt-i +u t i=O

Die Grundidee des Almon-Ansatzes besteht in dem Versuch, die Koeffizienten ßi selbst durch ein Polynom in der Lagtiefe i darzustellen. Angenommen, ein solcher Zusammenhang sei zu erwarten, etwa ein Polynom dritten Grades, wie durch Abbildung C-12 dargestellt, wobei im Beispiel die maximale Laglänge 12 Perioden betragen möge. Würde die Information über den funktionalen Zusammenhang zwischen den Koeffizienten ßi und i nicht vorliegen, so würden dreizehn Freiheitsgrade zur Schätzung der ßi verbraucht. Ist jedoch bekannt, daß es sich um ein Polynom dritten Grades handelt, so genügt die Bestimmung von vier Parametern des Polynoms, um die Koeffizienten ßi eindeutig festzulegen. Gilt etwa (2)

ßi

1000

13,0

16,1

14,7

10,8

11,0

6,7

Es ist vor diesem Hintergrund angebracht, die Beschäftigungsstrukturen in Großunternehmen und diejenige in kleinen und mittleren Unternehmen getrennt zu untersuchen. Daher soll zunächst die Beschäftigung in Großunternehmen und die damit verbundene Beschäftigungsstruktur auf Lebenszeit dargestellt werden. Daran anschließend wird der Sektor kleiner und mittlere Betriebe behandelt. Der japanische Arbeitsmarkt zerfällt aufgrund der unterschiedlichen Strukturen in zwei große Blöcke, die sich - eng mit der Firmengröße korreliert - unterschiedlich in bezug auf Beschäftigungsanpassungen verhalten. Der japanische Arbeitsmarkt wird in bezug auf diese Strukturen als dualer Arbeitsmarkt bezeichnet.

16

Ebenda.

11. Charakteristika japanischer Beschäftigungsverhältnisse

97

2. Beschäftigung auf Lebenszeit

a) Gegenstand der Beschäftigung auf Lebenszeit Das System der Beschäftigung auf Lebenszeit 17 steht im Zentrum zahlreicher Darstellungen japanischer Arbeitsmarktstrukturen und wird als eine herausragende Besonderheit japanischer Beschäftigungsverhältnisse angesehen l8 . Im System der Beschäftigung auf Lebenszeit tritt der Arbeitnehmer direkt nach Abschluß der Schul- bzw. Universitätsausbildung in das Unternehmen ein und wird dort in einem System der Stellenrotation ausgebildet. Er verbleibt im Unternehmen bis zum Pensionierungsalter zwischen dem 55. und 60. Lebensjahr, bis zu dem er in gewissem Umfang eine Beschäftigungsgarantie genießt. Die gewährte Beschäftigungsgarantie steht in enger Beziehung zum Entlohnungssystem, dem nenko System, in dem die Entlohnung sich eng an der Zeit der Betriebszugehörigkeit orientiert. Aus den gewählten steilen LohnBetriebszugehörigkeitszeit-Profilen folgen starke Anreize für die Arbeitnehmer - zumal in mittlerem und fortgeschrittenem Alter -, von einem Unternehmenswechsel abzusehen, um nicht in der Lohnhierarchie zurückzufallen. Der gewählte Begriff der Beschäftigung auf Lebenszeit ist insofern irreführend, als das Beschäftigungsverhältnis keineswegs die gesamte Lebensarbeitszeit abdeckt. Nach dem Ausscheiden der Arbeitnehmer im Alter von 55-60 Jahren aus dem Unternehmen besteht die Möglichkeit zur Beschäftigung in kleinen oder mittleren Betrieben bzw. Tochterunternehmen des bisherigen Arbeitgebers l9 . Ein Hinweis auf die Bedeutung dieses "secondary employment" nach dem Ausscheiden aus dem System der Beschäftigung auf Lebenszeit findet sich im internationalen Vergleich der Partizipationsrate20 nach Altersgruppen der männlichen Bevölkerung. Die folgende Graphik zeigt die

17

Lifetime-employment bzw. permanent employment.

Das Gewicht reicht von der Einstufung als eine der "drei Säulen" des japanischen Systems - neben dem Nenko-Entlohnungsystem und den Unternehmensgewerkschaften - bis zur Bezeichnung als einer der "drei geheiligten Schätze", vgl. Dore (1989), S. 26. 18

19

Vgl. Hamada/Kurosaka (1986), S. 287.

20

Labor force participation rate, Quelle: ILO, Zitiert nach Japan Institute 01 Labour (1991).

7 Nitsch

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

98

entsprechende Statistik für die USA, Japan und die Bundesrepublik Deutschland 1989 21 . 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

15-24

25-54

55-

IEil Japan DUSA I?j!JBundesrep. Deutschland I Abbildung D-4: Partizipationsrate nach Altersgruppen 1989, männliche Bevölkerung

Die männliche Bevölkerung wurde hierbei zugrunde gelegt, da sich das System der Beschäftigung auf Lebenszeit typischerweise auf männliche Beschäftigte in Großunternehmen bezieht. Es zeigt sich deutlich die verhältnismäßig hohe Partizipationsrate der Altersgruppe der über 55-Jährigen im Fall Japans. Die statistische Erfassung der Beschäftigung auf Lebenszeit ist dadurch erschwert, daß es sich um kein formal garantiertes Recht handelt 22 , eine Konsequenz aus der allgemeinen und unbestimmten Form derzwischen Unternehmen und Gewerkschaft ausgehandelten Verträge. Es soll daher im folgenden der Begriff der Stammbelegschaft verwendet werden, um die engere Bindung von Belegschaft und Unternehmen gegenüber dem Status der Teilzeitbeschäftigten abzugrenzen 23 .

21

Bundesrepublik Deutschland: 1988

Vgl. Cole (1979), S. 61 f., dort wird konsequenterweise der Begriff der "Praxis" permanenter Beschäftigung verwendet. 22

23 Die Abgrenzung zwischen regulär Beschäftigten und Beschäftigten auf Lebenszeit soll im folgenden fallengelassen werden. In letzter Instanz scheint diese Trennung nicht operationaJ.

11. Charakteristika japanischer Beschäftigungsverhältnisse

99

b) Kosten der vorzeitigen Lösung des Beschäftigungsverhältnisses Aus dem Mangel an formaler Definition ist keineswegs abzuleiten, daß die Abweichung von der - implizit von bei den Seiten im Vertrag angenommenen Regel der Beschäftigungsgarantie mit geringen Kosten möglich sei 24 . In der Tat lassen sich aus der Sicht des Arbeitgebers zumindest vier Kategorien entstehender Kosten unterscheiden 25 : 1. Abfindungszahlungen 2. Abfluß an im Unternehmen gebildetem firmenspezifischem Humankapital 3. Widerstand der Gewerkschaften und sinkende Arbeitsmoral 4. Reputationsverlust Da die Punkte 1 und 2 nicht länderspezifisch sind und der dritte Punkt im Rahmen des Einflusses und der Zielsetzungen der Unternehmensgewerkschaften behandelt wird, soll an dieser Stelle lediglich auf den Aspekt des Reputationsverlustes eingegangen werden. Die Entlassung von Arbeitskräften ist in der Regel mit erheblichen Reputationsverlusten des Arbeitgebers verbunden und wird als Versagen des Managements eingestuft26 . Kritisch dürften die Konsequenzen insbesondere für den Status des Unternehmens bei der Rekrutierung von Schulabgängern und Hochschulabsolventen als reguläre Arbeitskräfte sein. Bezüglich der Anwerbung von Hochschulabsolventen besteht im japanischen Arbeitsmarkt eine beiderseitige Hierarchie. Zum einen findet sich die Abstufung auf der Seite der Universitätsabgänger, deren Status sich nach dem Ruf der Universität richtet, mit der Tokyo Universität an erster Stelle. Die Auswahl der Studenten erfolgt in Form strenger Aufnahmetests, nach deren Ergebnis der Hochschulzugang eingeteilt wird. Zum anderen besteht aber auch auf der Seite der Unternehmen eine klare Hierarchie, die sich in höheren Löhnen und höherer Beschäfti24 Da sich die vorliegende Untersuchung auf Anpassungsprozesse im Sinn von möglichen Maßnahmen der Variation von Arbeitsinput konzentriert, bezieht sich die folgende Darstellung auf Entlassungen und nicht auf freiwillige Kündigungen auf Initiative des Arbeitnehmers. Zu den Kosten (Reputationsverlust) aufbeiden Seiten im letzteren Fall vgl. Rohlen (1974), S. 73 f. 25

Zu den Punkten 1,3 und 4 vgl. Brunel/o (l988b), S. 122 f.

Vgl. Dore (1989), S. 56. Dort findet sich auch das Zitat eines Unternehmers: "A factory owner who shows his employees the door because he can 't find them work is as deserving of blame as an officer who loses his men in an banle". 26

7*

100

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

gungssicherheit in den Unternehmen der vorderen Plätze niederschlägt27 . In diesem System könnte eine Entlassung regulärer Arbeitskräfte langfristig die Position des Unternehmens im Markt für NeueinsteIlungen schwächen.

c) Arbeitsmarktintegration und Kostenminimierung

Der vorangegangene Abschnitt beschrieb die Kosten, insbesondere den Reputationsverlust und sinkende Arbeitsmoral, die aus der Entlassung von Mitgliedern der Stammbelegschaft erwachsen. In dem Maß, in dem das Unternehmen seine Beschäftigung anpassen kann, ohne daß es zum Bruch von Beschäftigungsverhältnissen kommt, gelingt es ihm, Anpassungskosten zu vermeiden. Aus diesem Grund komplementieren sich die länderspezifischen Anpassungskosten im Rahmen der Beschäftigungsgarantie auf Lebenszeit und die länderspezifischen Strukturen interner Arbeitsmärkte. Das Attribut der Internalität weist darauf hin, daß bei Anpassungsprozessen im Rahmen des internen Arbeitsmarktes die Bindung zum Unternehmen oder doch zumindest zur Unternehmensgruppe gewahrt bleibt. Interne Arbeitsmärkte, die über das einzelne Unternehmen hinaus vertikal oder horizontal integriert sind, sind demnach Instrumente zur Vermeidung von Anpassungskosten28 . Interne Arbeitsmärkte sind auch darüber hinaus Instrumente zur Kostensenkung, da sie "screening" Funktionen übernehmen können. Die Zugehörigkeit zu einer renommierten Firma beinhaltet eine Information über die Qualität des Arbeitnehmers 29 . Wenn auch diese Form der Kostenersparnis prima facie nicht länderspezifisch erscheint, so besteht doch eine enge Verbindung zum System der betriebsinternen Ausbildung und der mangelnden Verfügung der ausgebildeten Arbeitskräfte an dem von ihnen akkumulierten - firmenspezifischen - Humankapital. Die Firmenzugehörigkeit ersetzt somit Informationen30 , die entsprechende Signalfunktionen in einem externen Arbeitsmarkt übernehmen könnten. Auf die dadurch entstehenden Anreize für empfangende Firmen im Rahmen eines Transfers wird daher einzugehen sein.

27

Vgl. Dore (1987). S. 206.

28 Und rechtfertigen damit die Kosten ihrer Unterhaltung bzw. die Kosten der gewählten Arrange-

ments zur Lohnfortzahlung etc. 29

Aufgrund der erwähnten Hierarchie auf dem Markt fiir (Hoch-) Schulabsolventen.

30

PIiifungsnachweise. Diplome etc.

11. Charakteristika japanischer Beschäftigungsverhältnisse

101

3. Beschäftigung in kleinen und mittleren Betrieben

Die Beschreibung der Beschäftigungsverhältnisse in Großunternehmen steht im Zentrum der Mehrzahl der Darstellungen des japanischen Arbeitsmarktes. Dennoch deckt die zuvor dargestellte Praxis der Beschäftigungsgarantie auf Lebenszeit nur eine Minderheit der arbeitenden Bevölkerung ab. Der Großteil der Erwerbstätigen arbeitet in kleinen und mittleren Betrieben: Tabelle D-3

Beschäftigte in privaten Unternehmen (1986) 31 Zahl der Unternehmen

Prozentualer Anteil

Zahl der Beschäftigten

Prozentualer Anteil

Gesamt

6.494.341

100.0

48.995.224

100.0

1-4 Personen

4.428.153

68.2

9.485.896

19.4

5-29

1.822.777

28.1

18.347.646

37.4

198.891

3.1

9.751.832

19.9

36.451

0.6

5.733.609

11.7

8.069

0.1

5.676.241

11.6

30-99 100-299 300 und mehr

Das in Großunternehmen praktizierte System der Beschäftigung auf Lebenszeit dient durchaus als Vorbild für die Beschäftigung in kleinen und mittleren Betrieben. So zählt die Entlassung von Belegschaftsmitgliedern als Zeichen von Fehlern des Managements 32 . Zu unterscheiden ist allerdings zwischen dem Ziel der Beschäftigungsstabilität und deren Durchsetzbarkeit, die aufgrund der geringen Firmengröße33 und der gegebenenfalls niedrigen Stellung in einer keiretsu- Hierarchie nicht in gleicher Weise gegeben ist wie im Bereich der Großunternehmen.

31

Vgl. Japan Institute oj Labour (1991), S. 2l.

32 Vgl. Dore (1989), S. 55 f. 33

Etwa im Hinblick auf die Finanzierbarkeit überschüssiger Arbeitskräfte.

102

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

In der Betrachtung der Beschäftigungsfluktuationen weist der Sektor der kleinen und mittleren Unternehmen deutlich höhere Werte auf als der Sektor der Großunternehmen 34 . [%150r-------------------------------~

40 30 20 10

1--- 5-29 Besch.

. . 30-99 Besch.

-+- 1000- Besch.

Abbildung 0-5: Separationsrate nach Firmengröße und Altersgruppe (1970)

Die Graphik zeigt dazu einen über die Altersgruppen hinweg eher ausgeglichenen Wert der Separationsraten, wogegen der typische Sprung zum Austrittsalter aus Großunternehmen klar erkennbar ist. Die typischen Unternehmen 35 im Sektor kleiner und mittlerer Betriebe sind Familienbetriebe bzw. Einzelfirmen, abhängig von Kunden oder Muuergesellschaften, mit niedriger Arbeitsproduktivität und verhältnismäßig hohem Lohnkostenanteil. Eine gewerkschaftliche Organisation der Belegschaft existiert in diesen Betrieben zumeist nicht36 . Beschäftigte in diesem Sektor haben die Aufnahme in das Beschäftigungssystem der Großunternehmen nicht erreicht. Der "Japanische Traum" für diesen Teil des Arbeitsmarktes besteht darin, nach der Ausbildung den Sprung in die Selbständigkeit zu schaffen. Der Anteil der selbständig Beschäftigten (zuzüglich Familienarbeitern) liegt bei 27% des Arbeitskräftepotentials 37 . Der Anteil der Beschäftigten, der den

34

Vgl. Koike (l983a), 5.41.

35 Vgl.

Shirai (I983b).

36

Vgl. Abschnitt D.V.(2.).

37

Taira (1989), 5. 190 und 192.

III. Horizontale Integration

103

Schritt in die Selbständigkeit tut, ist dabei umgekehrt mit der Firmengröße korreliert: nahezu die Hälfte der Beschäftigten in Unternehmen mit 10 Beschäftigten und weniger, etwa 1/3 der Beschäftigten in Unternehmen zwischen 10 und 29, doch nur wenige aus der Belegschaft größerer Unternehmen 38 .

BI. Horizontale Integration 1. Darstellung

Die Entstehung von Unternehmensgruppen in Form einer horizontalen Integration läßt sich bis in die Meji Ära, das Zeitalter der Überführung der japanischen Feudalgesellschaft in eine industrialisierte Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zurückverfolgen. "... the scarcity of entrepreneurship exacerbated by the scarcity of managerial and technical ability resulted in apremature concentration of economic power in a few houses of business, the zaibatsu, with the complicity and collaboration ofthe government."39 Die Zaibatsu wurden durch die amerikanischen Besatzungsmächte nach dem zweiten Weltkrieg im Zug der Reforrnierung des japanischen Wirtschaftssystems aufgelöst, und es wurde durch entsprechende Gesetzgebung die Bildung von Unternehmenskonglomeraten eingeschränkt. 40 Dennoch sind aus aufgelösten Zaibatsu mehr oder weniger lose verbundene Unternehmensgruppen entstanden, hier sind insbesondere die Mitsui-, Mitsubishi- und Sumitomo-Gruppe zu nennen41 . Es existieren daneben mit der Fuyo, Sanwa und Daiichi-Kangyo Gruppe drei weitere horizontale Gruppierungen jüngerer Entstehung.

38

39 40

41

Koike (I 983b), leider findet sich kein Verweis auf das Bezugsjahr.

Sumiya/Faira (1979) S. 257

Vgl. Lincoln (1988), S. 20f. Vgl. Lawrence (1993), S.ll.

104

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

Charakteristisch für die horizontal integrierte gurupu Form der Unternehmensbeziehung sind im engeren Sinn42 die gegenseitige Beteiligungsfinanzierung und die Existenz mindestens einer Gruppenbank mit bevorzugten Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen der Gruppe anzusehen. Beide Merkmale sind innerhalb der sechs großen Unternehmensgruppen in unterschiedlich starkem Maße ausgeprägt und ein Indikator der Stärke der Gruppenbeziehung 43 . Dazu bestehen innerhalb der Gruppen "President's Clubs", d.h. regelmäßige Treffen der Firmenpräsidenten44 , die insbesondere der gegenseitigen Information dienen. Die folgende Tabelle zeigt Statistiken über Finanzbeziehungen innerhalb der sechs großen Konglomerate und ihr Gewicht im Unternehmenssektor insgesamt. Tabelle D-4 Die sechs großen Unternehmensgruppen (1980) 45 Mitsui

Mitsubishi

Sumitomo

Sanwa

Fuyo

Ikkan

Ges.

Zahl der Unternehmen in President's Club

24

28

21

40

29

45

182

gegenseitiger Aktienbesitz (%)

17,4

29,3

26,8

16,8

16,2

14,7

Bankenfinanzierung innerhalb der Gruppe (%)

19,1

24,9

27,8

27,0

18,8

13,2

Anteil am Nicht-Finanzsektor: a) Anteil an Gesamtsumme der Aktiva (%)

2,47

2,89

1,52

3,01

1,79

4,03

15,34

b) in bezug auf Gewinne (%)

2,54

1,84

1,28

2,22

1,52

3,05

12,84

c) in bezug auf Beschäftigtenzahl (%)

0,75

0,75

0,43

1,24

1.03

1,57

4,91

42 Im weiteren Sinn wären als Charakteristika auch langfristig ausgerichtete Geschäftsbeziehungen und - in gewissem Grad - Bevorzugungen von Gruppenmitgliedem zu nennen.

43

Vgl.Aoki (1984), S.12.

Den Präsidententreffen kommt zwar formal keine Entscheidungsgewalt zu, ihre Funktion liegt indes in der gegenseitigen Information und Koordination. 44

45

Quelle: The Oriental Economist, Kigyo Keiretsu Soran, 1982, zitiert nach Aoki (1984), S. 13.

III. Horizontale Integration

105

Obwohl die Gesamtheit der Unternehmensgruppen 15,34% der Gesamtsumme der Aktiva im nicht-Finanzsektor ausmacht, stehen dieser Zahl nur 12,84% der Gewinne gegenüber. Die Rentabilität der Unternehmensgruppen ist also eher unterdurchschnittlich46 . Weit über dem Durchschnitt ist jedoch das Verhältnis von Gewinnen zu Beschäftigten: nur knapp fünf Prozent der Beschäftigten erwirtschaften nahezu 13 Prozent der Gewinne. Das Gewicht der Unternehmensgruppen im Arbeitsmarkt mag mit 5% der Gesamtzahl der Beschäftigten gering erscheinen. Es bleibt jedoch zu bedenken, daß die hier erfaßten Unternehmen ihrerseits im Sinn vertikaler Beziehungen mit nachgeordneten Unternehmen verbunden sind. Somit sind die Probleme der Beschäftigungssicherheit auf der Ebene der Unternehmensgruppen und den untergeordneten Ebenen interdependent.

2. Bedeutung horizontaler Integration für die Beschäftigungssicherheit

Die Zugehörigkeit eines Unternehmens zu einer Unternehmensgruppe ist in zweierlei Weise geeignet, die Beschäftigungssicherheit regulärer Beschäftigter zu stützen. Die erste, direkte Wirkung besteht in der Möglichkeit, Beschäftigte innerhalb der Unternehmensgruppe zu versetzen. Da die Wahrung der Bindung von Beschäftigten und Unternehmen Priorität genießt, ist es durch die Verleihung von Arbeitskräften an Unternehmen der gleichen Gruppe möglich, überflüssige Arbeitskräfte zumindest auf temporärer Basis abzubauen, ohne die Bindung an das Unternehmen zu lösen. Der Verpflichtung der Beschäftigungsgarantie wird damit vom Unternehmen nachgekommen. Ein konkretes Beispiel47 findet sich bei der Mitsubishi Gruppe, innerhalb derer in den siebziger Jahren Verschiebungen von Beschäftigten aus dem Schiffsbau vorgenommen wurden. Die Arbeitskräfte verblieben dabei auf der Lohnliste des freisetzenden Unternehmens, das von den empfangenden Unternehmen durch Pauschalzahlungen kompensiert wurde. Für die Arbeitskräfte hat diese Form der Beschäftigungsvariation den Vorteil, daß es das Herausfallen aus dem Status garantierter Beschäftigung und das Abrutschen aus der an Zugehörigkeitsjahren orientier-

46 Es besteht zwar die Einschränkung, daß diese Statistik nur für das Jahr 1980 betrachtet wird, das Ergebnis deckt sich in der Tendenz jedoch mit Nakatami (1984) in Aoki (1984) (Hrsg.).

47Vgl. Dore (1989), S. 30.

106

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

ten Lohnpyramide verhindert48 . In diesem Sinn gelingt es durch die Verschiebung von Arbeitskräften innerhalb der Gruppe, Anpassungskosten aufgrund von Entlassungen zu vermeiden. Wegen der eher lockeren Bindung der Unternehmensgruppe und der gleichberechtigten Stellung der Unternehmen einer Gruppe spielt die Verschiebung von Arbeitskräften auf horizontaler Ebene im Vergleich zu ähnlichen Prozessen auf vertikaler Ebene allerdings eine eher untergeordnete Rolle. Die zweite, indirekte Wirkung besteht durch die Rolle der Unternehmensgruppe bei der Risikodiversifizierung aufgrund der gegenseitigen Beteiligungsfinanzierung. Diese resultiert daraus, daß in der Regel die einzelnen Unternehmen einer Gruppe unterschiedlichen Branchen angehören49 . Nakatani (1984) vergleicht die Konsequenzen mit denjenigen einer impliziten gegenseitigen Versicherung50. Sektorale Schocks werden durch die Unterstützung der Gruppe, d.h. der Bank und der Handelspartner innerhalb der Gruppe, besser absorbiert51 . Es kommt zu einer Verstetigung der Unternehmensentwicklung, dazu wird auch - zumindest vorübergehend - die Finanzierung überschüssiger Arbeitskräfte erleichtert.

IV. Vertikale Integration 1. Darstellung

Vertikale Integration bezieht sich auf die Beziehungen eines Großunternehmens zu ihm verbundenen Zuliefererbetrieben. Wie anhand der einführenden Graphik dargestellt, handelt es sich bei der vertikalen Integration nicht um eine alternativ zur horizontalen Integration bestehende Unternehmensbeziehung, die Mitglieder einer gurupu stehen vielmehr in jeweils vertikaler Beziehung zu ihren Zulieferern. Dadurch existieren beide Prinzipien parallel und sind interdependent. Hinzu kommt, daß zwar nicht alle Großunternehmen 48 Gemäß der Struktur des nenko Systems, s.o .. Die beschriebene Praxis der Beschäftigungsverschiebung rechtfertigt es, den Begriff des internen Arbeitsmarktes in gewissen Grenzen von der einzelnen Unternehmung auf die Unternehmensgruppe auszudehnen. 49

"Each group has a bank and a trading company, asteei firm, an automobile firm, a major chemi-

caI fmn and so on - and, except by awkward accident, no more than one of each." Dore (1987), S. 178. so Vgl. Nakatami (1984), S. 244.

51 In dieses Bild paßt auch die - zuvor skizzierte - niedrigere Rentabilität im Sektor der Unternehrnensgruppen, vgl. Nakatami (1984), S. 235 f.

IV. Vertikale Integration

107

einer Gruppe angehören, aber in der Regel doch eine eigene vertikal integrierte Struktur, keiretsu, aufweisen. Aus diesem Grund umfaßt die keiretsuStruktur weitere Wirtschaftsbereiche als es bei den Unternehmensgruppen der Fall ist. Ein keiretsu besteht aus der dominierenden Mutterfirma und einer Vielzahl kleinerer verbundener Unternehmen. Bei den letztgenannten kann es sich auch um von der Mutterfirma ausgegliederte Tochterunternehmen handeln, die durch die Auslagerung von Aktivitäten entstehen. Dazu sind im keiretsu die Zuliefererbetriebe enthalten. Charakteristisch für einen keiretsu ist - wie im Fall der Unternehmensgruppen - die gegenseitige Beteiligungsfinanzierung, d.h. die Mutterfirma hält in der Regel Anteile an den im keiretsu vertretenen Firmen und umgekehrt 52 . Die Folgende Tabelle zeigt die Größe einiger ausgewählter keiretsu für das Jahr 1982: Tabelle D-5

Größe ausgewählter keiretsu 53

Zahl der Unternehmen im keiretsu

Shin Nihon Steel

Toyota

Nis'san

Hitachi

Matsushita (Panasonie)

151

64

231

190

611

Die Unternehmen tätigen einen erheblichen Teil ihrer Finanzinvestitionen innerhalb der vertikalen Gruppe, im gegebenen Beispiel von 36,6% im Fall von Shin Nihon Steel bis zu 81,5% bei Matsushita. Alleine auf die zehn größten keiretsu im Bereich der verarbeitenden Industrie fielen im Jahr 1977 5,9% der gesamten Aktiva sowie 3,1% der Beschäftigten, und sie erwirtschafteten 10,7% der gesamten Gewinne.

52 Diese Praktik wird eingeschränkt durch den Commercial Code von 1982, vgl. Aoki (1984), S. 14, dort finden sich auch die folgenden Statistiken, Quelle: OrientaI Economist, Kigyo Keiretsu Soran 1982. 53 Die Abgrenzung wird sehr unterschiedlich vorgenommen, so zählt Dore (1989) zum Toyotakeiretsu neben den 167 primären Zulieferern deren mehr als dreihundert vorgelagerte Zulieferer und wiederum deren über 1000 in Geschäftsbeziehung stehenden Unternehmen.

108

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

Zwischen der Struktur einer horizontalen Unternehmensgruppe und derjenigen eines (vertikalen) keiretsu bestehen grundlegende Unterschiede. Während die erstere in gewissem Rahmen durch symmetrische Positionen gleichgestellter Unternehmen geprägt ist, weist die letztere eine inhärente Asymmetrie zwischen Mutterunternehmen und Zulieferern auf. Der keiretsu ist durch eine hierarchische Gliederung gekennzeichnet, in welcher der Mutterfirma die Rolle einer starken zentralisierten Autorität zukommt54 . Konflikte werden im Rahmen einer horizontalen Gruppe durch Verhandlungen autonomer Partner gelöst, im Rahmen des keiretsu besteht der Einfluß der zentralen Autorität. Die dargestellte Asymmetrie spiegelt sich auch in der Unterschiedlichkeit der Beschäftigungsverhältnisse in Mutterfirma und Zulieferern wider. Während im Mutterunternehmen die Praxis der Beschäftigung auf Lebenszeit vorherrscht, besteht im Sektor der Zulieferer - kleine und mittlere Betriebe - eine deutlich geringere Beschäftigungssicherheit. Da der Grad der Beschäftigungsgarantie davon abhängt, ob der Beschäftigte im Mutterunternehmen oder bei einem Zulieferer beschäftigt ist, spielt der Umfang der Auslagerung von Aktivitäten an Zuliefererbetriebe auch eine erhebliche Rolle für die Flexibilität in der Beschäftigungsanpassung des keiretsu als Ganzes. Die große Bedeutung - auch unter diesem Aspekt - der Auslagerung von Produktionsteilen an Zulieferer zeigt sich in einer Gegenüberstellung von Produktion und Beschäftigtenzahl zwischen amerikanischen und japanischen Unternehmen55 : Im Jahr 1981 produzierte General Motors 4,62 Millionen Fahrzeuge mit einer Beschäftigtenzahl von 758.000, während Toyota im gleichen Jahr 3.22 Millionen Fahrzeuge mit nur 48.000 Beschäftigten herstellte.

2. Bedeutung vertikaler Integration für die Beschäftigungssicherheit

Der vorangegangene Paragraph zeigte die hierarchische Ordnung und die Asymmetrie in der Beschäftigungssicherheit innerhalb des keiretsu. Durch die starke Position der Mutterfirma ist es durch verschiedene Mechanismen möglich, nachfrage- oder angebotsbedingte Schocks innerhalb des keiretsu nach unten in der Hierarchie wegzudrücken. Die Zuliefererbetriebe dienen dann

54

Vgl. Sakamoto (1991), S. 73 f.

55

Siehe Aoki (1984), S. 27.

IV. Vertikale Integration

109

dazu, als Puffer die Beschäftigungsgarantie im Mutterunternehmen zu gewährleisten. Die vorliegende Beziehung zwischen Mutterunternehmen und Zuliefererbetrieben kann in unterschiedlicher Art und Weise zur Senkung der Kosten einer Reduzierung der Stammbelegschaft des Mutterunternehmens genutzt werden. Es lassen sich dabei drei Typen von Maßnahmen der Beschäftigungsanpassung unterscheiden 56 : 1. Der erste Typus betrifft den Transfer von Beschäftigten auf temporärer Basis: Stammbelegschaft des Mutterunternehmens wird vorübergehend in einen Zuliefererbetrieb beschäftigt. Diese Maßnahme - ähnlich dem Transfer im Rahmen einer horizontalen Gruppe - hat für die entleihende Firma den Vorteil der Vermeidung von Kosten der Entlassung, insbesondere Reputationskosten 57 . Die Bindung des Beschäftigten an das Unternehmen bleibt formal bestehen, wobei die ausleihende Firma gegebenenfalls kompensierend die Lohndifferenz zur Beschäftigung in der empfangenden (kleineren Niedriglohn-) Unternehmung ausgleicht. Daneben hat diese Form des Beschäftigtentransfers für die Mutterfirma den Vorteil, durch den Einsatz qualifizierterer Arbeitskräfte im Zuliefererunternehmen und den damit verbundenen Transfer von Kenntnissen die Qualität im Zuliefererbetrieb zu steigern. Dazu wird durch den Einsatz von Stammbelegschaft des Mutterunternehmens die Bindupg beider Firmen gestärkt. Auch für die empfangende Firma hat diese Form der Beschäftigungsanpassung Vorteile, da sie - in der Unternehmenshierarchie auf niedriger Stufe - nur einen beschränkten Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften hat. Die Vorstellung eines "Opfers" der empfangenden Firma ist damit eine unangemessene Verkürzung. Entsprechend differieren die Modalitäten der Entlohnung der transferierten Arbeitskräfte58 (Tabelle D-6).

56 Vgl.

Dore (1989), S. 31.

51 Dieser Begriff sei im weiteren Sinn auch abkürzend für Kosten der Demotivierung der Stamm-

belegschaft und von Konflikten mit der Unternehmensgewerkschaft verwendet. 58

Vgl. Brunello (I 988b), S. 126.

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

110

Tabelle D-6

Art der Lohnzahlung transferierter Beschäftigter (Anteil der erlaßten Fälle in %) Typ der empfangenden Firma verbunden

unverbunden

freisetzende U. zahlt den gesamten Lohn

7

7

empfangende U. zahlt den gesamten Lohn

35

11

freisetzende U. zahlt nur die Differenz

54

77

sonstige Übereinkünfte

4

4

2. Im zweiten Typ erfolgt der Transfer der Beschäftigten auf permanenter Basis. Die Kosten dieser Form der Anpassung dürften höher liegen als im Fall des temporären Transfers, da hier die Bindung an das Mutterunternehmen gelöst wird. Die Konsequenzen für den Arbeitnehmer sind ernster: Ein RückfalIen in der Beschäftigungssicherheit und eine der Firmengröße entsprechend niedrigere Entlohnung. In diesem Fall werden z.T. von der Mutterfirma Frühruhestandszahlungen an den Beschäftigten gewährt59 . Der permanente Transfer von Beschäftigten an Zuliefererbetriebe erfolgte auch als Reaktion der Unternehmen auf Bestrebungen der Regierung, das Austrittsalter60 von 55 auf 60 Jahre anzuheben. In diesen Fällen wurden ältere Arbeitnehmer vor Erreichen des Austrittsalters zu Zuliefererbetrieben versetzt, wodurch die Mutterfirma implizit ihrer Beschäftigungsgarantie nachkam61 . Die hier vorgenommene Trennung in temporäre und permanente Transfers dürfte in der Praxis nicht klar nachvollziehbar sein. So findet sich bei Brunello (1988)62 der Hinweis, daß nur 46% der auf temporärer Basis versetzten Beschäftigten tatsächlich in die Mutterfirma zurückkehren.

59

Vgl. Dore (1989), S. 31.

Wegen der Praxis des "secondary employment" wäre es mißverständlich, hier retirement-age mit Ruhestandsalter zu übersetzen. Die Anhebung des Austrittsalters erfolgte im Rahmen des Law Conceming the Stabilization of Employment for Elderly People aus dem Jahr 1986, vgl. Sasajima (1993), S.180. 60

61

Vgl. Morishima (1992), S. 436.

62 Brunello (l988b), S. 122.

IV. Vertikale Integration

111

3. Der dritte Typus der Beschäftigungsanpassung ist von den beiden vorhergehenden grundlegend verschieden. In den beiden zuvor genannten Fällen wurde die Beziehung zu bestehenden Zuliefererbetrieben für Beschäftigungsanpassungen genutzt. Daneben wird als dritte Form die Ausgliederung von Tätigkeitsbereichen oder Arbeitsprozessen aus der Mutterfirma als Instrument der Reduktion der Stammbelegschaft angewendet. Die bisher im Mutterhaus als Teil der regulären Belegschaft Beschäftigten werden nunmehr von einer eigens zum Ziel der Beschäftigungsreduktion abgespaltenen Tochtergesellschaft übernommen - allerdings mit einem entsprechend dem Firmentyp niedrigeren Beschäftigtenstatus. Durch die Gründung des Tochterunternehmens wird damit im Kern lediglich eine Umdefinition des Beschäftigtenstatus vorgenommen. Insbesondere die beiden letztgenannten Typen zeigen, daß der Transfer innerhalb des keiretsu eine Zwischenstufe zwischen Bindung an das Stammunternehmen im Rahmen der Beschäftigungsgarantie auf Lebenszeit und dem vollkommenen Ausscheiden aus dem Firmenkomplex, das Abdriften des Beschäftigten auf den externen Arbeitsmarkt, darstellt. Die Bindung an das Unternehmen im engeren Sinn, das Mutterunternehmen des keiretsu, wird durch eine Ausweitung der Bindung an den keiretsu selbst ersetzt63 . Der Beschäftigungsgarantie im engeren Sinn wird damit zwar nicht nachgekommen, doch scheint der Reputationsverlust im Vergleich zu einem vollkommenen Bruch als in dem Maß geringer eingeschätzt zu werden, daß die Differenz die Kosten eines derartigen permanenten Transfers aufwiegt. Empirische Evidenz zur Bedeutung von Transfers im Rahmen der Mutterunternehmen-Zulieferer-Beziehung ist nur fallweise im Rahmen von Befragungen zu erhalten, da es sich um Vorgänge handelt, die sich in Statistiken des externen Arbeitsmarktes nicht niederschlagen. Eine Befragung64 des japanischen Arbeitsministeriums aus dem Jahr 1979 zeigt, daß im Zeitraum von Januar 1975 und Juni 1978 der Anteil von betriebsinternen und zwischenbetrieblichen Transfers 34% der gesamten Beschäftigtenreduktionen65 in Großunternehmen der verarbeitenden Industrie ausmachte. Die entsprechende Zahl für den gesamten Sektor der verarbeitenden Industrie lag bei 15%, ein Zei-

63

Vgl. Brunello (l988b), S. 121.

64 Zitiert M

nach Brunello (l988b), S. 119.

Der englische Begriff der "separation" ist hier nur unzulänglich übersetzbar.

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

112

ehen, daß sich das Instrument des Transfers vorwiegend in Großunternehmen findet.

3. Interdependenz des dualen Arbeitsmarktes

Die erwähnte Teilung des japanischen Arbeitsmarktes bedeutet nicht, daß beide Blöcke nebeneinander und lediglich über die Gütermärkte verknüpft existieren. Es wurde vielmehr gezeigt, daß aufgrund der hierarchischen Struktur vertikal integrierter Gruppen der Sektor der Großunternehmen den Sektor der Zulieferer als Puffer einsetzen kann. Aufgrund dieser Strukturen ist zu erwarten, daß in der empirischen Analyse der Sektor der regulär Beschäftigten 66 aktiv zu Änderungen des Arbeitsinputs in der Lage ist, während der davon abhängige Sektor der Teilzeitbeschäftigten auch passiv von Schocks auf den erstgenannten Sektor betroffen wird.

V. Die Rolle der Gewerkschaften 1. Unternehmensgewerkschaften

a) Grundlegende Merkmale

Neben der Beschäftigung auf Lebenszeit und dem nenko-Entlohnungssystem wird die Organisation der Gewerkschaften auf Unternehmensebene als dritte herausragende länderspezifische Eigenheit des japanischen Arbeitsmarktes angesehen. Diese Form macht 94% aller unabhängigen Gewerkschaften aus (83% aller Mitglieder), Gewerkschaften auf Basis bestimmter Berufe 1%, auf Basis einzelner Industrien 3% (13% der Mitglieder) und sonstige Gewerkschaften 2%67. Unternehmensgewerkschaften sind durch folgende Eigenschaften charakterisiert68 :

66

Hier sei auf den Beschäftigungsstatus und nicht auf die Unternehmensstellung abgehoben.

67

Ministry ofLabour, Labour Union Basic SUlvey, 1975, zitiert nach Sasajima (1993), S. 155.

68 Vgl.

Shirai (1983a), S. 119 ff. und Sasajima (1993), S.l56 ff. Der Begriff der Unternehmensgewerkschaft bezieht sich hierbei nur auf die Organisation der Gewerkschaft auf Unternehmensebene.

V. Die Rolle der Gewerkschaften

113

• Die Mitgliedschaft in Unternehmensgewerkschaften ist auf die regulären Beschäftigten des Unternehmens beschränkt. Teilzeitbeschäftigte werden im allgemeinen nicht aufgenommen. Insbesondere in Großunternehmen findet sich häufig eine Pflichtmitgliedschaft69 . • Arbeiter und Angestellte des Unternehmens sind in der gleichen Gewerkschaft organisiert. • Gewerkschaftsfunktionäre bleiben für die Dauer ihrer Dienstzeit Beschäftigte des Unternehmens, obwohl ihre Entlohnung durch die Gewerkschaft erfolgt. Die Mitgliedschaft in der Stamrnbelegschaft bleibt so auch während und nach der Dauer der Dienstzeit (2-4 Jahre) erhalten. Zusammenfassend läßt sich die Untemehmensgewerkschaft als Interessenvertretung der Stammbelegschaft auf Unternehmensebene charakterisieren.

b) Ziele und Einflußmäglichkeitenjapanischer Gewerkschaften Die Organisation der Gewerkschaften auf Unternehmensebene stellt einen grundlegenden Gegensatz zu westlichen Organisationsformen der Arbeitnehmervertretung dar. Dies legt die Frage nahe, in welchem Maß die japanische Gewerkschaft unabhängig von der Unternehmensleitung agieren kann und welche Ziele sie mit welchen Instrumenten verfolgt. Probleme der Autonomie können insbesondere dadurch auftreten, daß das Management der Gewerkschaft sich aus regulären Beschäftigten des Unternehmens rekrutiert. Auch in Anbetracht der Tatsache, daß für den Zeitraum der Gewerkschaftstätigkeit die Entlohnung der Gewerkschaftsfunktionäre durch die Gewerkschaft erfolgt, kehren die betroffenen Belegschaftsmitglieder doch nach ihrer Amtszeit in den internen Arbeitsmarkt des Unternehmens zurück. Die Frage ist dann, inwiefern das Gewerkschaftsmanagement bereit ist, Konflikte mit der Unternehmensleitung einzugehen. Die Frage der Autonomie der Unternehmensgewerkschaften wird in der Literatur unterschiedlich beurteilt70. Die Relevanz dieses Punktes dürfte alEine Aussage über die Autonomie der Gewerkschaft im Sinn einer "company union" ist durch den Term nicht angestrebt. 69 In 97% aller Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten bzw. bei 92% (1000-4999 Besch.), vgl. Sasajima (1993), S. 162.

70

Vgl. Shirai (l983a), insb. S. 128 f.

8 NilSCh

114

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

lerdings je nach dem Bereich möglicher Konflikte unterschiedlich groß sein. Es ist hierbei zu bedenken, daß die Unternehmensgewerkschaft lediglich die regulären Beschäftigten des Unternehmens repräsentiert. Innerhalb dieser Gruppe besteht jedoch durch die Beschäftigungsgarantie auf Lebenszeit eine langfristig angelegte Bindung. Der Arbeitnehmer hat daher ein Interesse an der langfristigen Prosperität des Unternehmens. Es ist somit nicht zu erwarten, daß beispielsweise im Bereich der Rationalisierung die Unternehmensgewerkschaft starke Widerstände entfaltet, denn Rationalisierungsinvestitionen sichern die Konkurrenzfahigkeit des Unternehmens und erhöhen so den (Lebenszeit-) Einkommensstrom des Medianwählers der Unternehmensgewerkschaft. Die Bindung des Arbeitnehmers an das Unternehmen führt also in gewissen Bereichen zu einer Minderung des Konfliktpotentials, da eine langfristige Zielharmonie zwischen Gewerkschaft und Unternehmensmanagement angenommen werden kann. Die Frage nach der Unabhängigkeit der Gewerkschaft wird dadurch relativiert. Anders sieht es im Fall von Unternehmensentscheidungen aus, die direkt die Beschäftigungssicherheit bzw. den Beschäftigtenstatus des Medianwählers der Gewerkschaft betreffen. Das genannte Beispiel der Rationalisierungsinvestition bricht zusammen, wenn man die Annahme der Beschäftigungsgarantie zurücknimmt. In diesem Fall erhöht die Investition das Risiko einer Freisetzung der Beschäftigten. Es ist also zu erwarten, daß das Drängen auf explizite Mitspracherechte und die Militanz einer Unternehmensgewerkschaft in den Bereichen als stark angenommen werden kann, in denen die ,,Mitgliedschaft" der Beschäftigten in der Gruppe der Stammbelegschaft71 gefährdet ist. Die folgende Graphik zeigt den Anteil der Unternehmen gemäß einem Survey des japanischen Arbeitsministeriums, die im Rahmen der gemeinsamen Beratungen72 zum jeweiligen Entscheidungsbereich die explizite Zustimmung der Gewerkschaft einzuholen verpflichtet sind73 . Obwohl nicht in allen Unternehmen das Instrument der gemeinsamen Beratungen eingesetzt wird, lassen sich dennoch Anhaltspunkte zu Einflußgebieten der Gewerkschaften erkennen: 71 Und damit auch in der Gruppe potentieller Gewerkschaftsmitglieder. 72 Joint

consultation, dieses Instrument der Gewerkschaftseinbindung in Entscheidungsprozesse des Unternehmens wird im weiteren Verlauf des vorliegenden Paragraphen behandelt. 73 Ministry ofLabour, Survey on Communication between Labour and Management, 1989, zitiert nach Sasajima (1993), S. 164.

V. Die Rolle der Gewerkschaften

115

Erholungseinrichtungen Zusatzleistungen Aus- und Weiterbildung Ruhestandszahlungen Löhne I Bonuszahlungen Obligatorisches Austrittsalter Sicherheit I Gesundheit Arbeitszeit I Urlaub Arbeitssystem Personalfreisetzung I Entlassung Transfer I Versetzung zu Zulieferer Einstellung IAufgabenverteilung Neue Technologien I Rationalisierung Management Organisation Produktions- IAbsatzplan Management Politik

o

5

10

15

20

25

30

35

Abbildung D-6: Anteil der Gewerkschaften mit Vetorecht Die Graphik zeigt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Mitspracherecht der Gewerkschaften in Angelegenheiten allgemeiner Managemententscheidungen und denjenigen Bereichen, in denen der Beschäftigtenstatus direkt betroffen ist. Insbesondere haben 16% der Gewerkschaften ein Vetorecht bezüglich Transfers und Versetzungen zu Zuliefererunternehmen. Ein starker Einfluß (32%) besteht bei der Festsetzung des Austrittsalters aus dem Unternehmen 74 . Zumindest in den letztgenannten Bereichen ist also eine starke Einflußnahme der Gewerkschaften anzunehmen. Der Einfluß der Gewerkschaft auf Maßnahmen der Beschäftigungsanpassung variiert nach Unternehmen und Grad der Anpassungsmaßnahme. Abbildung D-7 zeigt die im Rahmen der Tarifverträge vorgesehenen Einflußrechte der Gewerkschaften bei Maßnahmen der Beschäftigungsreduktion75 . 74 Bei der Interpretation der Statistik ist zu bedenken, daß zumindest zwei Bedingungen erfüllt sein müssen, damit die Gewerkschaft ein Vetorecht erhält: die Motivation Einfluß zu nehmen - abgeleitet aus den Interessen der Gewerkschaftsmitglieder - und die Kraft der Gewerkschaft zur Durchsetzung ihrer Interessen gegenüber dem Unternehmensmanagement.

75 Ministry ofLabour, Survey on Communication between Labour and Management, 1989, zitiert nach Sasajima (1993), S. 163. Der Begriff der Versetzung bezieht sich auf "transfers" innerhalb des Unternehmens, während sich der Begriff des Transfers "secondments" = "temporary and permanent transfers to subsidiaries andlor related cornpanies" umfaßt.



116

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung keine Angabe sonstige keine Verpflichtung gegenüber Gewerkschaft nachträgliche Informationspflicht Information der Gewerkschaft vor Entscheidung

~~~~~~~~, ~

Anhörung der Gewerkschaft Beratung mit Gewerkschaft Zustimmung der Gewerkschaft erforderlich

10

o

Entlassung

0

S

10

IS

20

Versetzung E!lITransfer

2S

30

3S

40

I

Abbildung D-7: Einfluß der Gewerkschaften auf Beschäftigungsreduktionen

Die in der Graphik abgebildeten Einflußmöglichkeiten steigen in der Intensität des Gewerkschaftseinflusses nach unten hin an mit der verpflichtenden Zustimmung der Gewerkschaft als stärkster Einflußmöglichkeit. Der Gewerkschaftseinfluß ist im Fall von Entlassungen erwartungsgemäß am stärksten: Die Zustimmung der Gewerkschaft muß in 16,6% der Unternehmen 76 eingeholt werden und bei lediglich 7,9% haben die Gewerkschaften keine Einflußmöglichkeit. Im Rahmen der Darstellung der Transfers von Beschäftigten zu Zuliefererbetrieben wurde die Vermutung geäußert, die Reduktion der Beschäftigtenzahl durch Versetzung zu Zuliefererbetrieben sei als (unvollkommenes) Substitut zur Beschäftigungsgarantie auf Lebenszeit geeignet - sofern eben die Zugehörigkeit zur Firma durch den Verbleib in der Unternehmensgruppe ersetzt wird. Die vorliegende Statistik unterstützt diese Ansicht, denn die Einflußnahme der Gewerkschaften auf diese Form des Beschäftigungsabbaus ist schwächer als diejenige im Fall direkter Entlassungen: Lediglich 10,9% der Tarifvereinbarungen sehen ein Einspruchsrecht der Un76 Obwohl sich die Statistik auf den Anteil der Tarifabschlüsse bezieht, liegt es in der Natur der Gewerkschaftsorganisation auf Unternehmensebene, diese Prozentzahlen synonym zu entsprechenden Anteilen an der Zahl der Unternehmen zu interpretieren.

V. Die Rolle der Gewerkschaften

117

ternehmen vor, eine Zahl, die von 16,9% ohne Gewerkschaftseinfluß deutlich übertroffen wird. Sofern die vorliegenden Zahlen als Ergebnis der Gewerkschaftsbemühungen und ihrer Militanz gewertet werden, ist der resultierende schwächere Einfluß im Fall der Transfers als Ausdruck relativ - d.h. im Verhältnis zur Entlassung - geringerer Betroffenheit der Gewerkschaftsmitglieder zu interpretieren77. Dennoch kann nicht einfach geschlossen werden, Transfers seien eine Maßnahme, die von der Stammbelegschaft als unbedenklich hingenommen wird. In der Tat ist der Transfer gegebenenfalls mit einem Herausfallen aus dem System der Beschäftigungsgarantie und Einkommensverlusten verknüpft. In einer Untersuchung der Keio Universität78 zeigten sich 71,9% der Befragten als in starker oder zumindest schwacher Opposition gegen diese Maßnahme des Beschäftigungsabbaus. In diesem Sinn ist der Transfer im Vergleich zur Entlassung lediglich das kleinere beider Übel. Neben dem primären Ziel der Beschäftigungssicherung der (ausschließlich) repräsentierten regulären Beschäftigten prägt auch die Einbindung der Gewerkschaft in Entscheidungsprozesse ihren Einfluß auf Maßnahmen des Beschäftigungsabbaus. Diese Einbindung vollzieht sich durch das Instrument der "Joint consultations", Treffen von Gewerkschaft und Unternehmensleitung, die sich mit einem breiten Spektrum von Managemententscheidungen befassen. Mitspracherechte der Gewerkschaft sind unterschiedlich stark ausgestaltet, die Treffen können jedoch in jedem Fall als Instrumente zur Kommunikation zwischen den Arbeitsmarktparteien und zur Konsensbildung angesehen werden. Die Bedeutung, die den Joint consultations beigemessen wird, wird aus ihrer Verbreitung deutlich: 58% der Unternehmen mit über 50 Beschäftigten führen Joint consultations durch, wobei der Anteil bei denjenigen Firmen, die eine Gewerkschaft aufweisen, 78% erreicht79 . Die Häufigkeit der Treffen ist unterschiedlich: Knapp die Hälfte der Unternehmen hält in Abständen von einem Monat und weniger Joint consultations ab und mehr als zwei Drittel zumindest jeden zweiten Monat80 .

77 Die vorliegende Statistik kann allerdings nur als Indiz gewertet werden, denn das Ergebnis der Tarifverhandlung hängt auch von Motivation und wirtschaftlicher Macht der Arbeitgeberseite ab. 78 Morishima (1992), insb. S. 445. 79 Werte fiir das Jahr 1989: Ministry of Labour, Survey on Labour Management relations, zitiert nach Sasajima (1993), S. 164 FN.

80

Vgl. Koike (1988), S. 252.

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

118

Neben der Partizipation im Rahmen der Joint consultations können Gewerkschaften auch in Form von Streiks auf Entscheidungen zum Beschäftigungsabbau Einfluß nehmen. Die folgende Statistik81 zeigt jedoch, daß dieses Instrument vorwiegend zur Einflußnahme auf Lohnabschlüsse eingesetzt wird. Da die Zuordnung von Streiks zu bestimmten Streikzielen nicht immer eindeutig vorzunehmen ist und Interdependenzen zwischen den Zielen bestehen können, sind entsprechende Einschränkungen bei der Interpretation angebracht82 : Lohnerhöhungen 59,4%

Entlassungen 5,3%

Unternehmensschließung 9.8%

sonstige 0,7%

Zuschüsse 20,6%

Abbildung D-8: Streiks nach Streikzielen (1988)

Gemäß der vorgenommenen Einteilung machen Auseinandersetzungen über geplante oder durchgeführte Entlassungen nur etwa 5% der Streikziele aus. Zusammenfassend kann also das Instrument der Joint consultation als dominant angenommen werden, nicht zuletzt, da gemeinsame Beratungen permanent erfolgen, während Streiks als punktuelles Mittel des Arbeitskampfes eingesetzt werden.

81

Ministry of Labour, Statistical Survey on Industrial Disputes, zitiert nach Japan Institute of La-

bour (1991 ).

82 Wegen Überschneidungen kommt es zu Doppelzählungen. Da durch einen Streik rnehrere Ziele verfolgt werden können, beziehen sich die Prozentsätze auf den Anteil an Streikzielen, nicht auf die Zahl der Streiks selbst.

V. Die Rolle der Gewerkschaften

119

2. Arbeitnehmervertretung in kleinen und mittleren Betrieben

Die Arbeitnehmervertretung in kleinen und mittleren Betrieben ist im Prinzip wie auf der Ebene der Großunternehmen in der Form der Unternehmensgewerkschaft organisiert. Als einer der Gründe wird der Mangel an berufsorientierten oder industriebezogenen Gewerkschaften genannt, die eine Alternative zur jeweiligen Organistion auf Unternehmensebene darstellen könnten 83 . Im allgemeinen muß der Anteil der Gewerkschaftsmitglieder an der Belegschaft84 im Sektor der kleinen und mittleren Betriebe als äußerst gering eingeschätzt werden. Die folgende Graphik zeigt den Organisationsgrad in Abhängigkeit von der Firmengröße für das Jahr 1971 85 :

30-99

100-299 300-499 500-999 1000-

Abbildung D-9: Organisationsgrad nach Firmengröße (1971)

Der Organisationsgrad in Betrieben mit weniger als 30 Beschäftigten wird als vernachlässigbar bezeichnet. Dabei sei in Erinnerung gerufen, daß in den

83

Vgl. Shirai (1983), S. 127.

84

Kurz als Organisationsgrad bezeichnet.

85

Vgl. Koike (1983b), S. 96.

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

120

Unternehmen dieser Größe 56,8% aller Beschäftigten anzutreffen sind. Funktionen der Arbeitnehmervertretung gegenüber der Unternehmensleitung werden dort lediglich in gewissem Rahmen von Interessenvertretungen übernommen, die aus Freizeitgruppen oder Freundschaftstreffen (shinboku-kai) entstanden sind, doch ist ihr Einfluß im Vergleich zu gewerkschaftlicher Organisation als geringer einzustufen 86 .

3. Gewerkschaftsorganisationen

Grundform der japanischen Gewerkschaft ist die Organisation auf Unternehmensebene. Dennoch ist die Konzentration der Darstellung auf die Unternehmensebene eine unzulässig enge Sicht. Die Ebene der Unternehmensgewerkschaften ist durch zwei weitere, übergelagerte Schichten von Gewerkschaftsorganisationen zu ergänzen 87 . Unternehmensgewerkschaften sind auf Industrieebene zu Gewerkschaftsföderationen zusammengefaßt. Beispiele hierfür sind etwa litiru (Beschäftigte der Präfekturen und Städte, 106.000 Mitglieder), lidousha-souren (Automobil arbeiter, 728.000 Mitglieder) oder Denki-rouren (Beschäftigte der Elektroindustrie, 720.000)88. Aufgabe der Gewerkschaftsföderationen sind Beratungen mit Management-Organisationen und die Koordination der Unternehmensgewerkschaften auf Industrieebene89 . Auf der höchsten Ebene sind die Gewerkschaften in der Form nationaler Zentren organisiert, denen die Unternehmensgewerkschaften vermittels ihrer Mitgliedschaft in den Gewerkschaftsföderationen zugehören. Die Organisation dieser nationalen Zentren war im Untersuchungszeitraum einem durchgreifenden Konzentrationsprozeß unterworfen. Dieser betraf die Einigung vier großer nationaler Zentren, Sohyo, Domei, Churitsuroren und Shinsanbetsu. Die Einigung vollzog sich durch die Bildung des Rates der Gewerkschaften des privaten Sektors (Zenmin rokyo) im Jahr 1982 und seine Umwandlung in die Konföderation Rengo im Jahr 1987. Neben Rengo mit 7,6 Millionen Mit-

s.

86

VgJ. Koike (I 983b),

87

Vgl. Koike (1988), S. 249 f.

103f.

88

Zahlen für das Jahr 1990, vgJ. Sasajima (1993).

89

VgJ. Tadashi (1988), S. 62.

VI. Die Rolle des Staates

121

gliedern im Jahr 1990 ist als zweites großes nationales Zentrum noch Zenroren mit 0,8 Millionen Mitgliedern zu nennen 90 . Innerhalb des Gewerkschaftssektors übernehmen die nationalen Zentren Funktionen bei kollektiven Lohnverhandlungen. Diese vollziehen sich im Rahmen des shunto, der jährlichen "Frühjahrsoffensive". Im Verlauf der Frühjahrsoffensive - erstmals durchgeführt im Jahr 1956 - unterbreiten die Unternehmensgewerkschaften gleichzeitig den Arbeitgebern ihre Lohnforderungen, wobei ihre Aktionen durch die nationalen Zentren koordiniert werden. Eine direkte Teilnahme der übergeordneten Organisationen an den Verhandlungen zwischen Unternehmensgewerkschaft und Management scheint indes eher die Ausnahme zu sein. Gemäß einer Befragung aus dem Jahr 1977 gestatteten lediglich 13% der Gewerkschaften die Teilnahme auswärtiger Gewerkschaftsfunktionäre an den lokalen Tarifverhandlungen91 . Neben der koordinierenden Tätigkeit kommt den nationalen Organisationen auch die Repräsentation der Gewerkschaftsinteressen gegenüber der Regierung zu, etwa in Fragen der Besteuerung und der Sozialleistungen92 .

VI. Die Rolle des Staates 1. Ordnungspolitische Gestaltung

Die ordnungspolitische Gestaltung betrifft in Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand die Gesamtheit der Normen, innerhalb derer die Unternehmen Beschäftigungsanpassungen vornehmen können. Grundsätzlich steht dem Arbeitgeber nach den Artikeln 627 und 628 des Civil Code das Recht zu, Arbeitnehmer zu entlassen93 . Genauere gesetzliche Regelungen zur Entlassung erfolgen im Rahmen des Labor Standards Law, das in den Artikeln 19 und 20 vorschreibt, daß eine Kündigungsfrist von 30 Tagen einzuhalten ist oder der Lohn für diesen Zeitraum fortgezahlt wird. Die Entlassung erkrankter Arbeitnehmer nach einem Arbeitsunfall und bei weibli-

90 Vgl. 91

bene. 92

Sasajima (1993), S. 157 und Tadashi (1988), S. 66.

Koshiro (1983), S. 212. Es existieren jedoch Industrien mit Tarifverhandlungen auf IndustrieeTadashi (1988), S. 62.

93 Vgl.

Koshiro (1983), S. 245.

122

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

chen Arbeitskräften bis 30 Tage nach einer Entbindung ist nicht zulässig. Dazu sind eventuelle Regelungen im Rahmen der Tarifverträge zu beachten. Insgesamt erlegt also der durch die Gesetzgebung gesteckte Rahmen der Arbeitgeberseite verhältnismäßig geringe Einschränkungen hinsichtlich der Freisetzung von Arbeitskräften auf. Daß in diesem Zusammenhang auch im Fall regulärer Beschäftigung eine Beschäftigungsgarantie nicht expliziter Teil des Arbeitsvertrages ist, wurde bereits erwähnt. Neben den gesetzlichen Regelungen gemäß dem Labor Standard Law ist allerdings auch die Prüfung der Rechtmäßigkeit von Entlassungen durch die Gerichte auf Basis der Doktrin des "Mißbrauchs des Entlassungsrechts" relevant94 . Auf der Basis von Präzedenzfallen ist die Unternehmung verpflichtet nachzuweisen, daß die Entlassung aufgrund einer schwerwiegenden finanziellen Krise erfolgte und daß alle alternativen Maßnahmen der Beschäftigungsanpassung ausgeschöpft wurden. Die Beweispflicht liegt also auf der Seite des Arbeitgebers. Ähnliche Begründungen werden unter der Doktrin der "Grenzen des Mißbrauchs von Rechten" im Fall von Lay-offs mit der Begründung abgeleitet, daß diese Praxis der Beschäftigungsanpassung die Arbeitnehmer in ihrem Recht auf Unterhalt und Wohlstand einschränkt95 . Generell läßt sich damit eine deutliche Asymmetrie zwischen der staatlichen Gesetzgebung mit ihren schwachen Vorschriften zum Schutz des Arbeitnehmers auf der einen Seite und der Rechtsprechung durch die Gerichte mit ihrer Stärkung der Beschäftigungssicherheit auf der anderen Seite konstatieren. 2. Prozeßpolitische Eingriffe

Neben der Setzung des rechtlichen Rahmens für Beschäftigungsanpassungen wird der japanische Staat auch in Fonn konkreter prozeßpolitisch orientierter Programme zur Beschäftigungsstabilisierung tätig96 • Rechtliche Grundlage dieser Maßnahmen ist der Employment Insurance Act in der Neufassung zum April 1975. Dieser gestattet es, Firmen, die bestimmte Voraussetzungen (z.B. die Zugehörigkeit zu einer Industrie mit einem

94 Vgl.

Sasajima (1993), S. 177, Koshiro (1983), S. 245.

95 Vgl.

eole (1979), S. 62f.

96

Eine ausführliche Darstellung findet sich in Dore (1986), S. 121 ff.

VI. Die Rolle des Staates

123

Produktionsrückgang von mindestens 10% im vorangegangenen Jahr) die vorübergehende Freisetzung von Arbeitskräften (temporary lay-off) zu subventionieren. Durch die Erhaltung der Bindung zum Unternehmen im Rahmen dieser Maßnahme wird der Übergang der Arbeitskräfte in die Arbeitslosigkeit verhindert97 . Der Umfang der staatlichen Zahlungen liegt bei 50% der Arbeitslosenunterstützung98 im Fall großer Unternehmen und bei 2/3 dieses Satzes bei Unternehmen mit weniger als 300 Beschäftigten. Die Förderung wurde auf 200 Arbeitstage pro Beschäftigten und Jahr beschränkt. Als weitere Maßnahme wurde die Subventionierung temporärer Transfers eingeführt. Bezuschußt wurden 2/3 der Differenzzahlung der Löhne durch das ausleihende Unternehmen, sofern die empfangende Firma weniger als die Hälfte des Lohnes übernahm. Bedingung war weiter, daß der Transfer eine Mindestdauer von 6 Monaten hatte und das empfangende Unternehmen mehr als drei Monate alt war. Die zuvor beschriebene Abspaltung von Tochterunternehmen zu Zwecken der Beschäftigungsreduktion sollte also nicht subventioniert werden. Neben den beiden genannten Programmen bestehen u.a. Subventionen für Aus- und Weiterbildung, Umschulungsmaßnahmen und den Einsatz pensionierter Arbeitskräfte. Abbildung D-1O zeigt das Gesamtvolumen der Arbeitsmarktsubventionen in Millionen Yen sowie die Aufschlüsselung in die fünf genannten Bereiche der Beschäftigungsanpassung für den Zeitraum 1976 bis 198899 . Unter den genannten Programmen dominieren insbesondere die Zeitreihen der Subventionierung temporärer Freisetzungen (Lay-offs), Weiterbildungsmaßnahmen und temporären Transfers das Gesamtvolumen der Beschäftigungssubventionen. Auffällig ist insbesondere die starke Ausweitung der Subventionierung in den Jahren 1986/87. Offensichtlich fand hier eine deutliche Abfederung der Folgen der Aufwertung des Yen statt. Es ist aber auch hier wieder die mittelfristig expansive Wirkung der Aufwertung in dem Abfallen des Subventionsvolumens 1988 nachvollziehbar. Hinsichtlich des relativen Gewichts der drei dominierenden Zeitreihen ist eine deutliche Parallelentwick-

97 Man beachte die Parallelen zur deutschen Beschäftigungsdiskussion im Frühjahr 1994. 98

Etwa 50% des Durchschnittslohnes.

Vgl. OECD (1991), S. 16 - eine der wenigen statistischen Quellen zu diesem Themenbereich und in japanischer Sprache veröffentlicht. 99

124

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

lung von Lay-off- Subventionierung und Weiterbildungsmaßnahmen für den Zeitraum nach 1983 festzustellen; beide Kurven sind nahezu deckungsgleich. Für den davorliegenden Zeitraum ist allerdings eine klare Dominanz der erstgenannten Subvention erkennbar. Die Subventionierung temporärer Transfers indes erreicht erst ab dem Jahr 1986 eine nennenswerte Bedeutung, weist aber einen rapide steigenden Trend auf. im Jahr 1988 entfielen 67% der gesamten Subventionssumme auf dieses Programm. 40T-------------------------------~~~

30

25 20 15

10 5

1978 -Gesamt

• - •temporäre Transfers

1980

1982

1984

1986

1988

..... temporäre Freisetzungen - Weiterbildung ._ ... Umschulung - - - Pension. Arbeitskr.

Abbildung D-IO: Subventionen zur Beschäftigungsanpassung 1976-1988 (Mrd. Yen)

Die reine Betrachtung der Subventionsvolumina läßt keine Schlüsse auf die Zahl der subventionierten Arbeitskräfte zu, da zum Teil erhebliche Unterschiede in der Subventionssumme pro Arbeitnehmer bestehen. Tabelle D-7 zeigt die Zahl der subventionierten Arbeitnehmer bzw. die Größe Arbeitnehmer x Arbeitstag. Aufgrund der unterschiedlichen Maßeinheiten sind beide Teile der Tabelle schwer vergleichbar. Der Umfang der Subventionierung von Lay-offs und Weiterbildungsprogrammen erreicht eine annähernd gleiche Zahl von Arbeitstagen mit leichter Dominanz des erstgenannten Instruments. Eine grobe Vorstellung von der Größenordnung liefert die Division mit der Maximal förderung von 200 Arbeitstagen pro Arbeitnehmer. Für das Jahr 1987 ergeben sich so (mindestens) 13.975 geförderte Arbeitnehmer unter temporären Lay-offs. Es ist also zu folgern, daß sich die dargestellten Programme

125

VI. Die Rolle des Staates

zumindest in vergleichbaren Größenordnungen bewegen I 00. Die Steigerung der Subventionierung temporärer Transfers ist auch an hand der Zahl der geförderten Arbeitnehmer nachzuvollziehen: Der Wert für das Jahr 1988 erreicht mit 36.103 Arbeitnehmern das achtfache der Zahl von 1986. Tabelle D-7

Subventionsumfang [l.ooo Mann-Tage] Jahr

Weiterbildung

1976

Lay-off

[Zahl der Arbeitnehmer] Pension. Arbeitn.

Umschulung

tempo Transfers

2010

1977

37

1257

1978

616

1430

1685

1979

291

264

2093

1980

69

762

388

1981

132

2532

168

1982

391

2163

1168

1983

1349

2029

40

863

2010

1984

479

658

1484

1011

1045

1985

323

526

1043

512

835

1986

1456

1907

700

1710

4024

1987

1705

2795

3325

18028

17685

1988

371

384

3605

74503

36103

100 Es kann nicht angenommen werden, daß die hier zugrundegelegte Maximalförderung von 200 Tagen pro Arbeitnehmer tatsächlich den Durchschnittswert darstellt. So kann leicht unter Berücksichtigung der tatsächlichen Durchschnittsförderung ein Vielfaches der errechneten 22.500 Arbeitnehmer erreicht werden. Die Berechnung dient jedoch nur der groben, näherungsweisen Berechnung der Größenordnung.

D. Prozesse der Beschäftigungsanpassung

126

VII. Konsequenzen für den weiteren Fortgang der Untersuchung

Das vorliegende Kapitel zeigte die Bedeutung interner Arbeitsmärkte für Prozesse der Beschäftigungsanpassung. Die Beschäftigung in Großunternehmen ist langfristig ausgerichtet. Die Praxis der Beschäftigungsgarantie wird unterstützt durch Unternehmensgewerkschaften, welche die Interessen der Stammbelegschaft vertreten. Der Staat stützt die Beschäftigungssicherheit durch Judikative und Legislative und subventioniert Maßnahmen der Beschäftigungsstabilisierung. Beschäftigungsreduktionen ohne direkte Freisetzungen werden erleichtert durch hierarchische Beziehungen zum Sektor der kleinen und mittleren Betriebe. Die dort vorgefundenen Strukturen sind grundlegend verschieden: Die Mobilität von Arbeitskräften ist vergleichsweise hoch, der Organisationsgrad ist gering und der Anteil der selbständig Beschäftigten ist für eine entwickelte Volkswirtschaft als relativ groß einzustufen. In Anbetracht dieser Strukturen kann die Untersuchung des zweiten Kapitels, die Schätzung der Arbeitslosenquote, nur einen Ausschnitt der durch Wechselkursschwankungen induzierten Anpassungsprozesse erfassen. Es ist daher als notwendige Ergänzung eine direkte Schätzung des Arbeitsinputs vorzunehmen. Doch die Darstellung der länderspezifischen Strukturen zeigt bereits die Grenzen auch dieses Ansatzes: die Teilung des dualen Arbeitsmarktes nach Betriebsgröße ist unscharf, der Status regulärer Beschäftigung nicht klar definiert, ebensowenig die Betriebszugehörigkeit im Fall temporärer Transfers. Aus den aufgezeigten Prozessen erwachsen "Unschärfen" der statistisch erfaßbaren Größen, die letztlich die Möglichkeit der Disaggregation lOl beschränken.

101

Etwa nach Finnengröße. Beschäftigtenstatus oder Branche.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung männlicher und weiblicher Arbeitskräfte I. Ehüührung 1. Problemstellung

Das vorliegende Kapitel befaßt sich mit der direkten Schätzung des Arbeitsinputs. Gegenstand der Untersuchung ist dabei die Gruppe der regulär Beschäftigten im Sinn des Monthly Labor Survey, d.h. Beschäftigte mit einem Arbeitsvertrag unbegrenzter Laufzeit oder zumindest einer Laufzeit von mehr als einem Monat l . Die vorliegende Abgrenzung zielt daher auf die dauerhafte Zugehörigkeit zum Unternehmen ab, nicht auf den Beschäftigungsstatus im Sinn einer möglichen Beschäftigungsgarantie. Die Abgrenzung nach der Laufzeit des Vertrages führt dazu, daß die im folgenden betrachteten regulär Beschäftigten sich im einzelnen grundlegend in ihrem Status unterscheiden können: Es existieren regulär Beschäftigte auf Lebenszeit und regulär Teilzeitbeschäftigte2 . Die untersuchte Gruppe von Arbeitskräften muß also als heterogen in Hinsicht auf die Beschäftigungssicherheit angenommen werden. Die Untersuchung der Anpassungsprozesse im vorangegangenen Kapitel legen die Hypothese nahe, daß es eben diese Unterschiede im Beschäftigtenstatus sind, welche die Bürde der Anpassungslast verteilen. Da der Beschäftigtenstatus nicht direkt an hand der Statistiken erkennbar ist, muß auf eine Hilfsvariable zurückgegriffen werden. Aus diesem Grund soll im empirischen Teil die Gruppe der regulär Beschäftigten in männliche und weibliche Beschäftigte getrennt werden. Vorangegangene Untersuchungen 3 und die Statistiken des Kapitels 0 lassen vermuten - als zweite Hypothese -, daß eine Korrelation von Beschäftigtenstatus und Geschlecht vorliegen könnte. Der direkte Vergleich

I

Vgl. Abraham/Houseman (1989), S. 506.

2 Sofern

der Terminus Teilzeitbeschäftigung im Sinn des Beschäftigungsstatus veIWendet wird, vgl. Kapitel D und Sasajima (1993), S. 156. 3 Hierzu AbrahamlHouseman (1989).

128

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

der Schätzgleichungen für beide Geschlechter läßt einen simultanen Test beider Hypothesen zu. Ziel der Untersuchung ist die Beantwortung der Frage nach Asymmetrien in der Verteilung der Anpassungslast von Wechselkursveränderungen.

2. Bestehende Untersuchungen

a) Untersuchungen zur Wirkung des Wechselkurses auf den Arbeitsinput Die Schätzung des Arbeitsinputs auf sektoraler Ebene im Zusammenhang mit Wechselkursschwankungen wurde für den amerikanischen Arbeitsmarkt von Branson und Love (1986, 1988) durchgeführt. Die Studie aus dem Jahr 1988 untersucht teilweise auch den japanischen Arbeitsmarkt, allerdings lediglich auf der Basis von Jahresdaten. Unter direkter Bezugnahme auf Branson und Love (1986) liegt eine detaillierte Studie von Brunello (1990) für den japanischen Arbeitsmarkt vor. Den beiden letztgenannten Arbeiten ist gemeinsam, daß sie sich lediglich auf den Zeitraum 1970 - 1985 (Branson und Love 1988) bzw. 1973.1 - 1986.2 (Brunello 1990) beziehen. Auswirkungen der Yen Aufwertung im Jahr 1985 wurden damit nicht hinreichend erfaßt. Eine Disaggregation der Beschäftigung nach Geschlechtern wurde nicht vorgenommen. Die vorliegende Untersuchung soll diese Lücken schließen. Eine weitere Beschränkung ergibt sich aus den zugrundegelegten Arbeitsmarktstatistiken4 . Brunello (1990) bezieht sich auf maitsuki kinro tokei, den Monthly Labour Survey des japanischen Arbeitsministeriums. Diese Statistiken sind nach Firmengröße aufgespalten, wobei die in Brunello (1990) verwendeten Zeitreihen sich auf Unternehmen mit mehr als 30 Beschäftigten bezieht. Konsequenterweise wird nur ein Ausschnitt des Arbeitsmarktes erfaßt: 1. Die Daten beschränken sich auf regulär abhängig Beschäftigte (regular employees). Der große Anteil an selbständig Beschäftigten5 bleibt unbe-

4 Da Brunello (1990) die detailliertere Untersuchung auf Basis von Monatsdaten ist, soll im folgenden auf diese Arbeit Bezug genommen werden.

s Etwa 25% aller Beschäftigten, vgl. Kapitel D.

1. Einführung

129

rücksichtigt, ebenso die Gruppe der abhängig Beschäftigten mit einem Arbeitsvertrag einer Laufzeit von weniger als einem Monat. 2. Nur mittlere und große Unternehmen werden berücksichtigt. Ein erheblicher Anteil der Beschäftigten in privaten Unternehmen arbeitet jedoch in Unternehmen mit 1-29 Beschäftigten. Nimmt man hinzu, daß die Sektoren Landwirtschaft und Fischerei unberücksichtigt bleiben, so kommt man zu einer Erfassung von höchstens 43,1% aller Beschäftigten6 . Es handelt sich dazu nicht um einen repräsentativen Ausschnitt, sondern einen Teil des Arbeitsmarktes, die durch größere Beschäftigungsstabilität gekennzeichnet ist. Obwohl die Aussagekraft der Untersuchung damit eingeschränkt ist, soll aus Gründen der Vergleichbarkeit und der Verfügbarkeit des Datenmaterials in der folgenden Untersuchung ebenfalls dieser Ausschnitt des Arbeitsmarktes betrachtet werden 7 .

b) Untersuchungen zur Rolle japanischer weiblicher Beschäftigter bei Beschäjtigungsanpassungen Untersuchungen zur unterschiedlichen Anpassung weiblicher und männlicher Beschäftigung in bezug auf Outputschwankungen liegen mit den Arbeiten von Abraham und Houseman (1989) sowie Houseman und Abraham (1993) vor 8 . Geschätzt wurde unter Verwendung polynomial verteilter Lags vom Almon Typ die Elastizität der Beschäftigung in bezug auf Outputschwankungen. Die Studien beziehen sich auf die amerikanische und japanische verarbeitende Industrie. Die durchgeführten Schätzungen basieren ebenfalls auf den Daten des Monthly Labour Survey für Unternehmen von mindestens 30 Beschäftigten. Sie unterscheiden sich allerdings von dem im vorliegenden Kapitel geWählten Ansatz, indem sie Outputschwankungen direkt als erklärende Variable annehmen. Dazu betrachten sie Einstellungs- und Entlassungsquoten in Relation (, 1990 zeigt der Labour Force Survey 26.950.000 abhängig Beschäftigte in nichtIandwirtschaftlichen Unternehmen mit mehr als 30 Angestellten. Dies entspricht 43, I % der insgesamt 62.490.000 Beschäftigten. Der in maitsuki kinro tokei erfaßte Prozentsatz liegt tatsächlich niedriger, da in den 43, I % nicht nur reguläre Beschäftigte enthalten sind. 7

Es sei darauf hingewiesen, daß die gleiche Quelle in AbrahamiHouseman verwendet wird.

H Hinzuweisen

9 Nitsch

ist ebenfalls auf die Arbeit von Shinozuka (1987).

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

130

zur Beschäftigtenzahl, um Variationen der Grundgesamtheit der japanischen Statistik auszugleichen. Die Studien von Abraham und Houseman (1989) und (1993) zeigen9 , daß die Elastizität der weiblichen Beschäftigtenzahl in Relation zu Outputschwankungen deutlich höher als diejenige der männlichen Beschäftigten ist. Die Differenzen in der Elastizität der Beschäftigtenzahl werden jedoch teilweise durch stärkere Variationen der Arbeitszeit männlicher Beschäftigter kompensiert. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen lassen stärkere Wirkungen des Wechselkurses auf die Zahl weiblicher Beschäftigter erwarten. Die Unterschiede sollten bei Schätzung der Arbeitsstunden geringer ausfallen als bei Schätzung der Beschäftigtenzahl.

3. Verwendetes Datenmaterial

a) Statistische Quellen Das vorliegende Kapitel stützt sich auf maitsuki kinro tokei, den Monthly Labour Survey, der seit dem Jahr 1944 monatlich durchgeführt wird 10. Der Survey ist in die Teile A (Unternehmen mit mehr als 30 regulär Beschäftigten) und B (5-29 regulär Beschäftigte) gegliedert I I. Erfaßt werden alle Industrien außer Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, staatlich Bedienstete, sowie Dienstleistungen ausländischer Regierungen und internationaler Organisationen. Die Zeitreihen umfassen Beschäftigtenzahl, Arbeitsstunden (mit gesondertem Ausweis der Überstunden) und Löhne (mit gesonderter Aufgliederung in Kontraktlohn und Zusatzleistungen). Der hier betrachtete Survey A wird zum Monatsende postalisch an etwa 17.000 Unternehmen versandt. Durch ihn werden etwa 5.200.000 Beschäftigte erfaßt. Der Survey B dagegen wird zum Monatsende durch Interviewer mit

9

Vgl. AbrahamiHouseman (1989), S. 515 f., HousemaniAbraham (1993), S. 48.

IO Vgl.

Management and Coordination Agency (1988), S. 66 f.

Daneben existieren Surveys auf Ebene der Präfekturen und Special Surveys für Unternehmen von 1-29 regulären Beschäftigten. 11

11. Zugrundeliegendes Modell

131

etwa 17.000 Unternehmen durchgeführt und erfaßt etwa 140.000 Beschäftigte l2 . Die Grundgesamtheit wechselt im Abstand von etwa drei Jahren. Bei der Betrachtung längerer Zeitreihen wie im Fall des vorliegenden Kapitels sind Korrekturen für die entsprechenden Sprünge beim Wechsel der Grundgesamtheit vorzunehmen. Die dazu benötigten Daten werden im Übergangsmonat veröffentlicht.

b) Veifügbare Medien Die Statistiken werden in schriftlicher Form veröffentlicht und auf Magnetband. Dabei gibt das Magnetband allerdings nur einen Ausschnitt der schriftlich vorliegenden Daten wieder: Die Trennung nach Geschlechtern wird lediglich in der schriftlichen Fassung vorgenommen I3. Die Beschäftigtenzahl mußte daher manuell eingegeben werden. Daten zu Arbeitszeit und Löhnen nach Geschlechtern unterteilt konnten einer Datenbank der Tokio Universität entnommen werden l4 .

11. Zugrundeliegendes Modell

Die ModelIierung folgt zunächst dem Ansatz von Branson und Love (1986). Die in der Volkswirtschaft erstellten Güter lassen sich in Exportgüter. Importsubstitute und nicht handelbare Güter unterteilenIS. Die relevanten exogenen Größen ergeben sich aus der Angebots- bzw. Nachfragegleichung des betrachteten Sektors x. Für ein handelbares Gut l6 wird die folgende log-lineare Nachfragegleichung (1) angenommen:

12 Der im vorliegenden Kapitel zugrundegelegte Survey A erfaßt damit einen relativ größeren Anteil der Beschäftigten als Survey B.

13 Ich danke Herrn Prof. Y. Higuchi von der Keio Universität in Tokyo für seine Unterstützung beim Einsehen des Magnetbandes. 14

Mein Dank gilt der Tokyo Universität für die freundliche Überlassung des Datenmaterials.

Exportables, import-competing goods, and non-traded goods, vgl. BransoniLove 1976, S. 4. Zur folgenden Darstellung vgl. BransoniLove (1986) S. 6ff oder auch BransoniLove (1988), S. 5 ff. Die Modellbildungen beider Arbeiten sind identisch, daher wird im Text nur allgemein auf BransoniLove Bezug genommen. 15

9*

132 (I)

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung In Q. = In CI + d.ln(e P*IP.) + g>l In Y + g.2ln y* mit: Q.

= Nachfragemenge

CI

= Konstante

e P*lPx = relativer Preis der Exportgüter gegenüber ausländischen Gütern (e nominaler Wechselkurs 17, P*, p. Preis der ausländischen Güter bzw. der Exportgüter) Y, y*

= inländisches und ausländisches Sozialprodukt

d, g

= positive Elastizitäten

Die Angebotsgleichung sei: (2)

In Q. =In C2 + s. In (P./w.) mit s. positiv, w. Lohn im Sektor x.

Durch Auflösen von (2) nach p. und einsetzen in (1) ergibt sich als Gleichung der reduzierten Form (3)

In Q. = an + al In(EP*/w.) + a21nY + a3lnY* mit: ao=( s. Inc I

+ d. Inc2)/( s.+d.)

al=s.d./(s.+d.) >0 a2=g.ls./(s.+d.) >0 a3=g.2s./(s.+d.) >0

Insbesondere sind also alle Koeffizienten positiv.

16 Für nichthandelbare Güter entfli1lt in der Interpretation von BransoniLove die Nachfragekomponente Y*.

17 Um die Notation aus BransoniLove zu übernehmen, wurde hier der Wechselkurs in YenIDollar ausgedrückt - im Gegensatz zur Definition in Kapitel Bund C. In der ökonometrischen Untersuchung wird dann wieder die gewohnte Definition zugrundegelegt. Da es sich um logarithmierte Größen handelt, wechselt dadurch lediglich das Vorzeichen.

11. Zugrundeliegendes Modell

133

Aus der Produktionsmenge Qx ergibt sich nach Maßgabe der Produktionsfunktion l8 die eingesetzte Arbeitsmenge Nx • In der Schätzung des Modells zerlegen Branson und Love das Sozialprodukt Y als Nachfrageindikator in eine Trendkomponente (Trend), eine zyklische Komponente (Arbeitslosenquote) und eine strukturelle Komponente (realer Energiepreis). Die Erfassung des Energiepreises soll den Einfluß der Ölpreisschocks auf die Nachfrage abbilden. Konsequenter erscheint es jedoch, den realen Ölpreis auf Yen-Basis (R) direkt in die Angebotsgleichung (2) aufzunehmen und dadurch der Struktur des Makromodells in Kapitel C zu folgen. Wird das Modell von Branson und Love in diesem Sinn abgewandelt, so ergibt sich die modifizierte Angebotsfunktion (2'): (2')

In Qx =In C2 + Sx In (P./wx) - h. In R

und damit als neue Gleichung (3') der reduzierten Form (3)

In Qx = ao + a1 In(eP*/w.) + a21nY + a3lnY* -14ln R mit ao, aI, a2, a3 wie zuvor und 14 = dx h. (sx+dx) >0

In dieser expliziten Form wird deutlich, daß in der direkten Verwendung des Sozialproduktes als Nachfrageindikator das Problem von Multikollinearitäten zwischen Rund Y auftreten kann, was dann wieder die Beschränkung auf eine Trendkomponente - in der hier betrachteten log-linearen Form also eines linearen Trends - rechtfertigt. Dazu muß c.p. mit Multikollinearitäten zwischen dem realen Ölpreis in Yen und dem Dollar/Yen Wechselkurs gerechnet werden l9 . Die Angebotswirkungen der Wechselkursänderung sind aus dem Einfluß des realen Ölpreises abzulesen. In der ökonometrischen Schätzung soll daher direkt der reale Ölpreis auf Dollar-Basis in die Schätzglei-

18

Etwa bei einer Cobb-Douglas Funktion und einem zumindest kunfristig fixen Kapitalstock.

Diese ergibt sich aus der Berechnung des Ölpreises auf Yen-Basis aus dem Dollarpreis via Wechselkurs. Die Vorgehensweise entspricht damit derjenigen in BransoniLove (1988), S. 19 f. 19

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

134

chung aufgenommen werden 20 . Die Verwendung der Arbeitslosenquote als zyklische Variable erscheint problematisch und soll daher nicht übernommen werden. Ein weiteres Problem betrifft die Größe eP*/wx (im folgenden als erx abgekürzt) ein um das inländische Lohnniveau und das ausländische Preisniveau deflationierter realer Wechselkurs, der in Branson und Love als exogene Größe in die Schätzgleichung eingeht. Dieser Vorgehensweise soll gefolgt werden, allerdings ist darauf hinzuweisen, daß der Nominallohn als Nenner in der gewählten Definitionsgleichung seinerseits vom nominalen Wechselkurs und seine Auswirkungen auf Konsumgüterpreise und die Arbeitsnachfrage selbst beeinflußt wird 21 . Gleichung (3 ') zeigt auch, daß der so konstruierte reale Wechselkurs für die einzelnen Sektoren sich nach Maßgabe der Nominallöhne unterschiedlich entwickeln kann. Es ist daher angebracht, der sektoralen Betrachtung auch in der Berechnung sektoraler realer Wechselkurse rechnung zu tragen. Somit kommen als Variablen zur Erklärung von Qt in Frage:

• erx sektoraler realer Wechselkurs (nominaler Wechselkurs, ausländisches Preisniveau und sektoraler Nominallohn)



Rs realer Ölpreis auf Dollar-Basis



Ytrd Trendwachstum der inländischen Nachfrage



y* Ausländische Nachfrage22

Die Verbindung zwischen dem so bestimmten Output und der hier interessierenden Beschäftigung wird durch die Produktionsfunktion hergestellt. Es ist dabei von zentraler Bedeutung, daß die zuvor abgeleitete Produktionsmenge Q eine Zielvariable darstellt, deren Erreichung Lags der Anpassung unterworfen 20 Im hier abgeleiteten log-linearen Modell wäre R durch die Differenz der Logarithmen des realen Ölpreis auf Dollar-Basis und des realen Wechselkurses zu ersetzen. Die expansive Angebotswirkung der Aufwertung wäre dann leicht erkennbar. Der reale Wechselkurs wäre durch Deflationierung mit den Preisniveaus zu errechnen. Aus Grunden der Vereinfachung soll der reale sektorale Wechselkurs eingesetzt werden. 21 Vgl. die in Kapitel B dargestellte Transmission durch Lohnforderungen. Brunello (1990) S. 123 umgeht das Problem durch die Annahme kurzfristig rigider Löhne. Er verweist auf die jährlich stattfindenden Tarifverhandlungen im Rahmen der Fruhjahrsoffensive, vgl. Kapitel D. 22 Wobei auch dem Einfluß des Öl preises Rechnung zu tragen wäre. Allerdings zeigte da~ erste Kapitel, daß Länder des nahen Ostens in nennenswertem Ausmaß als Abnehmer japanischer Produkte auftreten, wodurch Ölpreisveränderungen sich zum Teil kompensatorisch in einer Umlenkung der Nachfrage in diese Länder auswirken.

11. Zugrundeliegendes Modell

135

ist. Das Modell von Branson und Love soll daher durch das partielle Anpassungsmodell Shinozukas (1987) ergänzt werden 23 . Das Modell Shinozukas zielt auf die Anpassung des Arbeitsinputs auf einen exogen gegebenen Output ab. Die hier gewählte Modellierung stellt damit eine Synthese beider Modelle dar: Wechselkurs

Branson und

Shinozuka

partielle Beschäftigungsanpassung

Love

Abbildung E-I: Struktur der ModelIierung

Die zuvor ermittelte Produktionsmenge Q stellt den optimalen Output Q+ als Funktion der exogenen Variablen Y, Y*, e", und Rs dar.

Unter Annahme einer Cobb-Douglas Produktionsfunktion und eines kurzfristig konstanten Kapitalstocks Ko25 ergibt sich in der log-linearen Form:

mit A konstant, a + b = l.

Für das gegebene Ko hängt damit In(N+) linear von In(Q+) ab, denn für mit A + b In(Ko) ergibt sich der Konstanten

r:= I

r

(5)

In(W) =-ln(Q+) - -

23 Vgl.

Shinozuka (1987) S. 6 ff.

a

a

Der Index t wurde zur Verkürzung der Schreibweise nicht in der Fonnel wiedergegeben, ebenso der sektorale Index x. Der Index "." bezeichne eine zu erreichende optimale Größe. 24

25 Aus den Ergebnissen des Kapitels C ist zu schließen, daß die zu betrachtenden Anpassungsprozesse in der Größenordnung von einem bis 1,5 Jahren ablaufen.

136

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

Die ModelIierung Shinozukas erweitert diejenige von Branson und Love, indem sie explizit auf die Eigenschaft von Q+ als Zielgröße hinweist und den Anpassungsprozeß modelliert. Zugrundegelegt wird dabei ein partielles Anpassungsmodell, in weIchem die Anpassung der Beschäftigung von der Abweichung der Beschäftigtenzahl N von W abhängt26 : (6) In(N t) = In(Nt.l) + 0 In(N/lNt_l)

= (1-0) In(N t_l) + oln(N/)

mit konstantem Anpassungsfaktor man

ö. Durch Einsetzen von (5) in (6) erhält

(7)

Aus Gleichung (7) ist für die abzuleitende Schätzgleichung der Beschäftigung zu folgern, daß sie neben den Bestimmungsgrößen für Q zusätzlich um die um eine Periode verzögerte endogene Variable zu ergänzen ist. In die Schätzgleichung der Beschäftigung Nt werden damit folgende Gräßen übernommen:



erx sektoraler realer Wechselkurs (nominaler Wechselkurs, ausländisches Preisniveau und sektoraler Nominallohn)



Rs realer Ölpreis auf Dollar-Basis



Y trd Trendwachstum der inländischen Nachfrage



y* Ausländische Nachfrage 27



26

N t . 1 die verzögerte endogene Variable

Es bestehen fonnale Analogien zum Modell adaptiver Erwartungen.

Wobei auch dem Einfluß des Öl preises Rechnung zu tragen wäre. Allerdings zeigte das erste Kapitel, daß Länder des nahen Ostens in nennenswertem Ausmaß als Abnehmer japanischer Produkte auftreten, wodurch Ölpreisveränderungen sich zum Teil kompensatorisch in einer Umlenkung der Nachfrage in diese Länder auswirken. 27

III. Empirische Untersuchung

137

III. Empirische Untersuchung 1. Überblick

Das in Gliederungpunkt 2 aufgestelIte ModelI solI für neun Sektoren der Volkswirtschaft geschätzt werden. Da die in der Schätzung verwendeten Zeitreihen zum Teil für die vorliegende Untersuchung aus dem veröffentlichten Datenmaterial errechnet werden mußten, wird im ersten Abschnitt des vorliegenden Gliederungspunktes zunächst die genaue Konstruktion der Zeitreihen wiedergegeben. Weitere Zeitreihen wurden aus Gründen der Konsistenz aus den Schätzungen des Kapitels C übernommen. Die Schätzung des Arbeitsinputs auf der Basis des so errechneten Datenmaterials erfolgt zunächst für die Beschäftigtenzahl und korrespondiert damit mit der Betrachtung des Kapitels C. In einem zweiten Schritt wird die Schätzung des Arbeitsinputs in Form der Beschäftigtenzahl multipliziert mit der Arbeitszeit pro Beschäftigten vorgenommen. Dadurch wird der Möglichkeit der Beschäftigungsanpassung durch Variationen der Arbeitszeit rechnung getragen. Sämtliche Schätzungen des vorliegenden Kapitels werden für männliche und weibliche Arbeitskräfte getrennt durchgeführt. Da es sich um logarithmierte Werte handelt, sind die Koeffizienten als Elastizitäten interpretierbar und erlauben es damit, Werte für männliche und weibliche Beschäftigte auch zwischen den Sektoren direkt zu vergleichen28 . Quantitative Rückschlüsse auf die Arbeitslosenquote bedürften allerdings der Berücksichtigung der Größe einzelner Sektoren und Variationen der Partizipationsraten. Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung steht jedoch die Frage, weIche Sektoren und Beschäftigtengruppen in welchem Ausmaß von Wechselkursveränderungen betroffen sind.

28 Obwohl eine Skalierung der unabhängigen Variablen lediglich das Absolutglied der Schätzung betrifft. wurde auch hier eine Skalierung des Indexes auf einen Wert von 1985:1 = 100.0 vorgenom-

men.

138

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

2. Erfaßte Zeitreihen

a) Beschäftigung Erfaßt wurden die Beschäftigtenzahl und die Arbeitsstunden für regulär Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 30 Mitarbeitern. Die Daten wurden nach Geschlechtern und nach Sektoren untergliedert. Die sektorale Unterteilung erfolgte gemäß dem Monthly Labour Survey in 9 Sektoren, wobei jedem Sektor ein Buchstabe zugeordnet wurde. Zur Bezeichnung der Sektoren werden daher gegebenenfalls auch die entsprechenden Buchstaben verwandt: •

[D] Bergbau



[E] Baugewerbe



[F] verarbeitende Industrie



[G] Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser



[H] Transport und Kommunikation



[I] Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants



[1] Finanzinstitute und Versicherungen



[K] Immobilien



[L] Dienstleistungen

Abbildung E-2 zeigt die relative Bedeutung der einzelnen Sektoren in bezug auf die Zahl männlicher und weiblicher Beschäftigter (Durchschnittswerte ). Der größte der Sektoren ist die verarbeitende Industrie, gefolgt von Dienstleistungen und Handel/Gaststätten, Transport und Baugewerbe. Die Beschäftigung in den Sektoren D, G und K ist von untergeordneter Bedeutung. Unterschiede lassen sich ebenfalls in bezug auf den Anteil weiblicher Beschäftigter erkennen: Während weibliche Beschäftigte in den Sektoren F, I, 1 und Leinen Anteil von ca. 30 - 50 % haben, ist ihr Teil an den Beschäftigten der Sektoren E und H als gering einzustufen.

III. Empirische Untersuchung

Sektor: D

E

F

G

H

K

139

L

Abbildung E-2: Beschäftigung nach Sektoren

Die Grundgesamtheit der erfaBten Betriebe im Monthly Labour Survey wechselt in der Regel im Abstand von drei Jahren zum Beginn des Fiskaljahres, d.h. im April 29 . Im vorliegenden Untersuchungszeitraum war dies in den Jahren 1973, 1976,1979, 1982, 1985 und 1988 der Fall. Dadurch kommt es zu Sprüngen in der Zahl der Beschäftigten und der Arbeitsstunden. Zur Beseitigung der Sprungstellen wurde die Beschäftigtenzahl im Übergangsmonat mit dem Quotienten aus der Beschäftigtenzahl der neuen Grundgesamtheit und derjenigen des alten SampIes multipliziert30 . Die somit erhaltene korrigierte Beschäftigtenzahl weist keine Unstetigkeiten mehr auf im Sinn von Verzerrungen der Wachstumsrate der Beschäftigtenzahl im Übergangsmonat. Gleichzeitig stimmen allerdings die absoluten Werte der Beschäftigtenzahlen in der Fortschreibung der Zeitreihen nicht mit den aktuell ausgewiesenen Werten überein. Die verwendete Beschäftigtenzahl hat damit den Charakter einer Indexzahl 31 . Die Tabellen im Anhang A zeigen die jeweiligen Werte für die Beschäftigtenzahl beim Wechsel der Grundgesamtheit.

19

1987/88: Wechsel zum Januar 1988

30

Der hier gewählte Ansatz unterscheidet sich damit von den Schätzungen Abraham und House-

mans.

31 Beispiel Gesamtzahl der männlichen Beschäftigten 4f13: alte Grundgesamtheit: 12.639 neue Grundgesamtheit: 13.010 Korrekturfaktor: 12.639113.010 Die Multiplikation mit dem Korrekturfaktor beseitigt den Sprung im April 1973 und schreibt die Beschäftigtenzahl so weiter, als ob die Grundgesamtheit 1971 mit den Wachstumsraten von 19741976 weitergewachsen wäre. Auf die Werte 1976-1978 ist entsprechend das Produkt der Korrekturfaktoren 1973 und 1976 anzuwenden und so fort.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

140

Eine entsprechende Korrektur der Arbeitsstunden wurde gemäß der Daten in Anhang B vorgenomrnen 32 . Sofern die Beschäftigtenzahl mit der Arbeitszeit multipliziert wurde, wurde die gesamte Arbeitszeit - unabhängig vom Anteil der Überstunden - in die Schätzgleichung aufgenommen. Quelle für die Arbeitszeit ist auch hier wieder der Monthly Labor Survey.

b) Sektorale reale Wechselkurse Sektorale reale Wechselkurse wurden gemäß der Formel r x = e w/P* berechnet, mit •

r x = realer Wechselkurs im Sektor x



e = nominaler Wechselkurs $/Yen33



Wx =



Lohnsatz im Sektor x

=

p* ausländisches Preisniveau (BIP implizites Preisniveau der USA34)

Da der Wechselkurs in der Einheit $/Yen berechnet wurde, sind die Ergebnisse der Schätzungen mit denjenigen des Kapitels C vergleichbar. Die Wahl der geeigneten Lohnvariablen ist aufgrund der spezifischen Struktur des japanischen Entlohnungssystems nicht eindeutig: Ein bedeutender Teil der Entlohnung erfolgt durch die Zahlung halbjährlicher Boni 35 . Bei der Wahl des Lohnsatzes w ist zu entscheiden, ob die gesamten Lohnzahlungen - inklusive Boni - zugrundegelegt werden sollen, oder lediglich der reguläre Monatslohn36 . Der Ausschluß der Boni würde die Aussagekraft der Lohn32 Unter der Annahme, daß die Löhne Durchschnittswerte der jeweiligen Industrie darstellen, wurde bei der Berechnung des Lohns aus den Zeitreihen von Lohnsumme und Arbeitsstunden ohne Korrektur auf die Originalwerte zurückgegriffen. Dies erscheint auch aufgrund der dominanten Rolle des nominalen Wechselkurses im sektoraIen realen Wechselkurs gerechtfertigt. 33

Quelle: OECD, Main Economic Indicators.

34

Quelle: OECD, Main Economic Indicators.

35 Jeweils in Höhe von etwa 3,5 Monatsgehältern, vgl. FreemanIWeitzman (1987), S. 171. 36 kimatle shikyusuru kyuyo ist der Lohn, der aufgrund von Kontrakten gezahlt wird, im Gegensatz zum "zusätzlichen" Charakter, den Bonuszahlungen haben. Lohnzahlungen für Überstunden sind daher in dieser Definition Teil des regulären Lohns - dieser ist damit nicht mit einem Grundlohn zu verwechseln.

III. Empirische Untersuchung

141

variablen insbesondere dann schmälern, wenn es sich bei den Bonuszahlungen um vom regulären Lohn unabhängig variierende Beträge handeln würde. Untersuchungen von Mizuno (1984) legen jedoch nahe, daß die Höhe der Bonuszahlungen eng mit dem regulären Lohn verknüpft ist3? , so daß der Informationsverlust durch die Vernachlässigung der Bonuszahlungen eher von untergeordneter Bedeutung sein dürfte. Dazu käme bei Berücksichtigung der halbjährlichen Boni das Problem der zeitlichen Zurechnung in der Schätzung der Quartalsdaten hinzu. Der Lohnsatz wurde daher aus dem Monthly Labour Survey berechnet als Quotient aus durchschnittlichem regulärem Monatslohn und durchschnittlicher monatlicher Arbeitszeit pro Beschäftigtem 38 . Abbildungen E-4 und E-5 zeigen die realen Wechselkurse für die untersuchten Sektoren. Die Darstellung aller Zeitreihen in nur zwei Diagrammen wurde gewählt, um den Einfluß sektoraler Differenzen abzuschätzen 39 . 1,0 . . - - - - - - - - - - - - - - - - - - - , 0,8 0,6 0,4 0,2 1972 -- 0 -------- E

1976

1980

1984

----. F -----·0

----- H --- I

--- J ----K

1988 --L

Abbildung E-3: Reale sektorale Wechselkurse, männliche Beschäftigte 37 Mizuno (1984), S. 2? ff. Der Autor gibt als Begründung aus der Sicht der Arbeitgeber die Berechnung der einmaligen betrieblichen Ruhestandszahlungen aus dem regulären Lohnanteil der Beschäftigten an. Aus der Sicht der Arbeitnehmer handelt es sich bei den gezahlten Boni um ein "Gewohnheitsrecht" . 38 Die Daten wurden dann durch Durchschnittsbildung auf Quartalsdaten umgerechnet, saisonal bereinigt und - so wie der Index für p* - auf 1985=100.0 skaliert. Für das Jahr 1985 fallen damit die realen sektoralen Wechselkurse für beide Geschlechter und der nominale Wechselkurs zusammen. 39 Einzelne Zeitreihen sind aufgrund der großen Dichte nur schwer verfolgbar. Ziel der Darstellung ist die Einschätzung des Gesamteindrucks.

142

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung 1,0..-------------------, 0,8

1972

1976

1980

--D -------- E

----·F -----. G

-- I

---'H

1984

1988

---J

--L

----K

Abbildung E-4: Reale sektorale Wechselkurse, weibliche Beschäftigte

Insgesamt zeigt sich, daß die Schwankungen der realen sektoralen Wechselkurse durch die Veränderungen des nominalen Doll ar-Yen Kurses dominiert werden. Die sektoralen Unterschiede sind im Fall weiblicher Beschäftigter deutlich stärker ausgeprägt als im Fall männlicher Arbeitskräfte, bei denen die realen Wechselkurse sich enger um den Durchschnitt scharen. Die Betrachtung unterschiedlicher realer Wechselkurse ist also insbesondere im Hinblick auf die Lohnentwicklung weiblicher Beschäftigter vorzunehmen.

3. Schätzung der Beschäftigtenzahl

a) Schätzgleichung

Angewendet wurde eine Kleinste-Quadrate-Schätzung 40 mit der saisonal bereinigten 41 logarithmierten Beschäftigtenzahl als zu erklärender Variablen. Die Liste der erklärenden Variablen umfaßt:

40 Zur Anwendbarkeit dieses Schätzverfahrens auf ein partielles Anpassungsmodell vgt. Stewart (1991), S. 197. 41

Aufgrund des Beschäftigungswachstums in der multiplikativen Form.

111. Empirische Untersuchung

143

• LTREND: Ein linearer Trend, berechnet als Logarithmus des exponentiellen Trendwachstums aus Kapitel C. •

LNWIM: Der Logarithmus der Netto-Weltimporte aus Kapitel C.

• LOIPRD85( -4): Der logarithmierte Ölpreis auf Dollar-Basis mit einem Lag von vier Quartalen. • Die um eine Periode verzögerte endogene Variable aufgrund des partiellen Anpassungsmodells. • PDLl-3: Ein polynomial verteiltes Almon-Lag des saisonal bereinigten logarithmierten sektoralen realen Wechselkurses mit einer Laglänge von sechs Quartalen, dem Polynomgrad von drei und einer nahen Beschränkung42 . Damit wurde so nahe wie möglich die Spezifizierung des Kapitels C nachvollzogen, wobei als wichtige Unterschiede die Schätzung der Elastizitäten aus den logarithmierten Werten und die Verwendung realer sektoraler Wechselkurse zu nennen sind. Obwohl die Auslandsnachfrage in das theoretische Modell als erklärende Variable der Nachfrage nach Exportgütem eingeht, ist apriori nicht auszuschließen, daß - etwa durch Multiplikatorprozesse - Auswirkungen auf die verbleibenden Sektoren bestehen. Die Schätzgleichung wurde daher unter Beibehaltung dieser Variablen für alle Sektoren in der gleichen Form geschätzt. Problematisch ist die gleichzeitige Aufnahme der Trendvariablen, des ÖIpreises und der Netto-Weltimporte. Hier ist mit Multikollinearitäten zu rechnen, da die Weltimporte selbst einen Wachstumstrend aufweisen. Dazu sind die Weltimporte eine Funktion der ausländischen Sozialprodukte und damit Einflüssen des Ölpreises unterworfen. Die hier gewählte Schätzgleichung ist durch die Aufnahme weiterer exogener Variabler erweiterbar. So könnten etwa die Staatsnachfrage oder der Kapitalstock als weitere erklärende Variablen in Betracht gezogen werden. Die hier gewählte einfache Form erlaubt jedoch in ihrer Beschränkung auf wenige

42 Near constraint: der Koeffizient von t-I wird als 0 angenonunen, d.h. ein Ankündigungseffekt wird ausgeschlossen.

144

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

exogene Variable einen direkten Vergleich mit den Schätzgleichungen des Kapitels C. b) Ergebnisse (1) Gesamteffekt der Wechselkursveränderung

Die genannte Schätzgleichung wurde auf die neun Sektoren und zusätzlich auf die Gesamtzahl der Beschäftigten aller Sektoren sowie die Teilsumme unter Ausschluß des Dienstleistungssektors43 angewendet. Der untersuchte Zeitraum umfaßt die Quartale 1973:4 bis 1990:4. So ergaben sich insgesamt 22 Regressionen, deren Ergebnisse und Teststatistiken aus Gründen der Platzbeschränkung nicht vollständig wiedergegeben werden können. Exemplarisch seien hier die ausführlichen Regressionsergebnisse für die Gesamtzahl der Beschäftigten dargestellt. Das Schätzergebnis für die Gesamtzahl der männlichen Beschäftigten44 zeigt Tabelle E-l. Die Koeffizienten der exogenen Variablen Trend, Exporte und Ölpreis zeigen die erwarteten Vorzeichen. Signifikant ist der Einfluß des Ölpreises mit einem t-Wert von _2,5 45 . Es zeigt sich ein zunächst kontraktiver Effekt der Aufwertung in den ersten drei Quartalen, der dann im vierten Quartal zum Positiven umschlägt. Insgesamt bleibt jedoch ein kontraktiver Effekt festzustellen. Die Summe der einzelnen Elastizitäten liegt bei -0,023. Zur Einschätzung der Relevanz der t-Statistiken wurde ein LM Test auf serielle Korrelation durchgeführt. Der Test für ein einperiodiges Lag ergab einen Wert von 3,075 und läßt keine serielle Korrelation vermuten.

43 Die Teilsumme "Gesamt ohne Servicesektor" wird im Monthly Labor Survey als eigene Zeitreihe ausgewiesen. 44 Die Variable LNMTOTA (L=Logarithmus, N=Beschäftigtenzahl, TOT= Gesamtsumme aller Sektoren (total), M=männlich, A=Saisonal bereinigt).

45 Signifikant zum Niveau von 5% wird ein t-Wert bei den vorliegenden 61 Freiheitsgraden ab einem Absolutwert von 2,00. Vgl. Stewart (1991), S. 47 und S. 322.

III. Empirische Untersuchung

145

Tabelle E-J

Schätzergebnis männliche Beschäftigte [Beschäftigtenzahl], alle Industrien LS 11 Dependent Variable is LNMTOTA, SMPL range: 1973.4 - 1990.4, Number of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STD.ERROR

T-STAT.

C

0.0448146

0.1210686

0.3701585

0.7125

LYTREND

0.0107184

0.0114439

0.9366065

0.3527

LNWIM

0.0110795

0.0079334

1.3965592

0.1676

LOIPRD85( -4)

-0.0028392

0.0011469

-2.4755376

0.0161

LNMTOTA(-I)

0.9810735

0.0372862

26.311978

0.0000

2-TAIL SIG.

PDLI

-0.0146729

0.0073982

-1.9833100

0.0518

PDL2

0.0056568

0.0036361

1.5557467

0.1249

PDL3

-0.0005157

0.0003955

-1.3039387

0.1972

R-squared

0.991295

Mean of dependent var

4.595635

Adjusted R-squared

0.990296

S.o. of dependent var

0.030247

S.E. of regression

0.002980

Sum of squared resid

0.000542

Log likelihood

307.6465

F-statistic

992.3562

Durbin-Watson stal

1.593043

Prob(F-statistic)

0.000000

Lag Distribution of RERMTOTA

Lag

Coef

S.E.

T-Stat

-0.00953

0.00421

-2.26572

-0.01084

0.00375 -2.89085

2 -0.00703

0.00237 -2.96585

3 -0.00119

0.00439 -0.27071

0

* 1*

* *

*1 4 *1 5 *

6 0

10 Nitsch

0.00359 0.00548 0.00421

0.65481

0.00335

1.25797

-0.00242 0.00986

-0.24554

Sum -0.02322

0.01281 -1.81160

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

146

Tabelle E-2 zeigt die entsprechenden Werte für die Gesamtzahl weiblicher Beschäftigter: Tabelle E-2

Schätzergebnis weibliche Beschäftigte [Beschäftigtenzahl], alle Industrien LS 11 Dependent Variable is LNFrOTA, SMPL range: 1973.4 - 1990.4, Number of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STD.ERROR

T-STAT.

2-TAIL SIG.

C

0.0888350

0.2721201

0.3264552

0.7452

LYTREND

0.0195980

0.0172892

1.1335389

0.2614

LNWIM

0.0180179

0.0159537

1.1293878

0.2632

LOIPRD85( -4)

-0.0044126

0.0029999

-1.4709300

0.1465

LNFfOTA(-I)

0.9583189

0.0367687

26.063409

0.0000

PDLt

-0.0318175

0.0150937

-2.1080000

0.0391

PDL2

0.0141473

0.0074307

1.9038880

0.0616

PDL3

-0.0014235

0.0008088

-1.7599893

0.0834

R-squared

0.974497

Mean of dependent var

4.620242

Adjusted R-squared

0.971570

S.D.ofdependentvar

0.038250

S.E. of regression

0.006449

Sum of squared resid

0.002537

Log 1ikelihood

254.3649

F-statistic

332.9784

Durbin-Watson sial

1.815039

Prob(F-statistic)

0.000000

Lag

Lag Distribution of RERFTOTA

0

I-



2

-

0

0.00767 -2.40335

-0.00656 0.00501 -1.31068 0.00915

0.87190 1.46682

5

0.01092 0.00693

1.57520

6

-0.01777

-I 4

*

T-Slal

0.01666 0.01136

3

*

S.E.

-0.01909 0.00858 -2.22539 -0.01843

I -

I

Coef

0.00798

0.02012 -0.88314

Sum -0.02630 0.02612 -1.00691

III. Empirische Untersuchung

147

Auch hier zeigen die Koeffizienten der exogenen Variablen Trend, Exporte und Ölpreis die erwarteten Vorzeichen 46 . Für die durch den Wechselkurs induzierten Elastizitäten der Anpassung ergibt sich mit -0,026 ein Gesamteffekt, der den Werten männlicher Beschäftigter in seiner Größenordnung vergleichbar ist. Auch der Koeffizient der verzögerten endogenen Variablen - ein Indikator der Anpassungsgeschwindigkeit im partiellen Anpassungsmodell stimmt für beide Geschlechter weitgehend überein. Deutlich verschieden ist in beiden Fällen jedoch das zeitliche Profil der Wechselkurswirkung: Das Umschlagen in die expansive Phase erfolgt bereits in der dritten Periode und die einzelnen Elastizitäten liegen deutlich über denjenigen männlicher Beschäftigung. Auch wenn also der Gesamteffekt für beide Geschlechter gleich ausfällt, so liegt im Fall weiblicher Beschäftigter ein stärkerer kontraktiver Effekt vor, der durch einen ebenfalls stärkeren expansiven Effekt teilweise kompensiert wird. Wechselkursveränderungen führen damit insgesamt zu deutlich größeren Fluktuationen weiblicher Beschäftigung. Eine Angabe des Gesamteffektes in der Form summierter Elastizitäten vernachlässigt die aufgezeigten Unterschiede in der Fluktuation. (2) Zeitprofile der Wechselkurswirkung Da das Hauptinteresse dem Einfluß des Wechselkurses gilt, sollen im folgenden die aufgrund der Lagverteilung geschätzten zeitlichen Profile der Wirkung der realen sektoralen Wechselkurse untersucht werden.

Alle Sektoren

Abbildung E-5 zeigt die Elastizitäten für männliche und weibliche Beschäftigte im gleichen Maßstab abgetragen. Es zeigt sich deutlich die etwa doppelt so starke prozentuale Reaktion weiblicher Beschäftigtenzahlen. Die Ergebnisse der vorliegenden Schätzung bestätigen damit die Vorstellung, daß ein Teil der Arbeitsmarktflexibilität durch eine stärkere Beschäftigungsanpassung seitens weiblicher Beschäftigter erreicht wird.

46

10·

Der Wert des LM-Tests liegt bei 0,47767. Es ist damit keine serielle Korrelation zu erwarten.

148

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung 0,02 0,015 0,01 0,005 0 -0,005 -0,01 -0,015 -0,02

lagO

lag 1

lag2

lag3

1- männlich

lag4

..... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-5: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren

Die t-Statistik der Lagkoeffizienten47 wurde bereits in Abschnitt 3.b (1) wiedergegeben48 . Die kontraktiven Werte der ersten Perioden sind signifikant. Die expansive Wirkung erreicht nicht den notwendigen t- Wert von 2,0 (5%Niveau). Tabelle E-3

t-Werte der Lagstruktur - AUe Sektoren RERMTOTA

-2.26572

-2.89085

-2.96585

-0.27071

0.65481

1.25797

-0.24554

RERFfOTA

-2.22539

-2.40335

-1.31068

0.87190

1.46682

1.57520

-0.88314

Teilsumme unter Ausschluß des Dienstleistungssektors

Der Ausschluß des Dienstleistungssektors führt zu Veränderungen im zeitlichen Wirkungsprofil auf die weibliche Beschäftigung (Abbildung E-6). Die kontraktiven Effekte in Lag 0 und I werden deutlich stärker, dazu kommt ein leichter Anstieg der expansiven Wirkung in Lag 4.

47

RER bezeichne den realen Wechselkurs (M=männlich, TOT= Gesamtsumme)

Aus Grunden der Einheitlichkeit innerhalb des vorliegenden Gliederungspunktes seien sie hier nochmals tabelliert. 48

III. Empirische Untersuchung

149

0,02.-----------------, 0,015 0,01 0,005 O+-------+~~---~~~

-0,005 -0,01 -0,015 -0,02 -O,025.l.-+==~-_r_-_r_-..._-..._-....__l

JagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-6: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren außer Dienstleistungen Die Verstärkung der Ausschläge weiblicher Beschäftigung läßt sich ebenfalls in der Veränderung der t-Statistiken erkennen: Tabelle E-4 t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren außer Dienstleistungen RERMTNSA

-2.13091

-2.64305

-2.51341

-0.05424

0.77\03

1.25903

-0.31733

RERFfNSA

-2.35985

-2.69490

-1.87486

0.57319

1.32725

1.74581

-0.61234

Die t- Werte männlicher Beschäftigung bleiben nahezu unverändert. Deutliche Anstiege finden sich bei den Koeffizienten weiblicher Beschäftigter, so erreicht der t-Wert des fünften Lagquartals mit 1,75 das Signifikanzniveau von 10%. Der LM-Test auf einperiodige serielle Korrelation läßt mit Werten von 3,53 (männlich) und 0,84 (weiblich) zum Signifikanzniveau von 5% keine serielle Korrelation erwarten. Die t-Statistik bleibt in der durchgeführten Form interpretierbar.

Sektor D: Bergbau Der Bergbau unterscheidet sich von den restlichen untersuchten Sektoren dadurch, daß im Zeitablauf eine nahezu stetige absolute Reduktion der Beschäftigtenzahlen vorliegt49 . Als Folge ist die Trendkomponente der Regressi-

150

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

on negativ und signifikant50 . Die statistische Auswertung wird allerdings durch die geringe Zahl weiblicher Beschäftigter und die ganzzahlige Variation der Zeitreihe erschwert. 0,2.---------------------, 0,1

o~======~========~==~ -0,1

-0,2 -0,3 -0,4

-0,5 -'----,---,..---,,---.,.---.----,---.---' lagO lag I lag2 lag3 lag4 lag5 lag6

1- männlich

. . .. weiblich

Abbildung E-7: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Bergbau Tabelle E-5

t-Werte der Lagstruktur - Bergbau RERMDA

-0.54968

-0.99026

-1.95275

-0.98158

-0.64954

-0.68767

-0.09272

RERFDA

-3.58771

-3.61546

-2.06446

1.50841

2.11117

0.36522

-3.30187

Auch im Sektor des Bergbaus zeigt sich dennoch eine deutlich stärkere Anpassung weiblicher Beschäftigung. Der aufeinanderfolgende Durchlauf einer kontraktiven und einer expansiven Phase weiblicher Beschäftigung liegt auch hier vor, wobei die Koeffizienten der Lags 0, 1,2 und 4 sowie 651 signifikant zum Niveau von 5% sind. Die Auswertung des LM-Tests (0,72 (männl.) und 1,16 (weibl.» zeigt keine Anzeichen serieller Korrelation.

49 Einen Eindruck gibt der Anhang des Kapitels.

so Koeffizienten: -0,19 (männl.) und -0,85 (weibl.); t-Werte: -3,07 (männl.) und -5,02 (weibl.). 51 Die Betrachtung des letzten Quartals ist wegen der Polynomfonn dritten Grades problematisch, da die Nullbeschränkung des Lags in t-I zusammen mit dem Muster einer kontraktiven und einer expansiven Phase eine Tendenz zum negativen Lag in Periode 6 bewirkt.

151

III. Empirische Untersuchung

Sektor E: Baugewerbe

Auch im Baugewerbe findet sich eine deutlich stärkere Wirkung auf weibliche Beschäftigung. Tabelle E-6 zeigt die t-Statistiken der Lagkoeffizienten. 0,08 0,06 0,04 0,02 0

'.

-0,02 -0,04 -0,06 -0,08

lagO

laI( I

lal(2

lal(3

1- männlich

lal(4

lal(5

lag6

..... weiblich

Abbildung E-8:Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Baugewerbe Tabelle E-6

t-Werte der Lagstruktur - Baugewerbe RERMEA

-1.29070

-1.20339

-0.09990

1.15405

1.60943

2.22507

0.15260

RERFEA

-2.45178

-2.46068

-0.88855

1.39170

2.16477

2.74612

-0.49626

Signifikant sind im Fall männlicher Beschäftigung nur die expansiven Effekte im fünften Quartal. Im Fall weiblicher Beschäftigung zeigt sich wiederum signifikant das Durchlaufen eines Zyklus. In der Summe ergibt sich eine leicht expansive Beschäftigungswirkung, die im Fall männlicher Beschäftigter höher ausfällt. Die Interpretation der t-Werte muß jedoch im Fall männlicher Beschäftigter aufgrund einer hohen LM-Statistik von 4,49 angezweifelt werden 52 . Der LM-Test weiblicher Beschäftigung zeigt mit 0,44 keine Anzeichen serieller Korrelation.

52

Kritischer Wert 3,84 zum Signifikanzniveau von 5%.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

152

Sektor F: Verarbeitende Industrie Im Sektor der verarbeitenden Industrie dominieren erwartungsgemäß die kontraktiven Effekte einer Aufwertung durch die negativen Nachfrageeffekte. Es besteht eine deutliche Asymmetrie zwischen den starken kontraktiven Effekten auf die männliche und weibliche Beschäftigung und den leichten expansiven Effekten der Perioden 4-6. Auch hier zeigt sich wiederum die größere Elastizität weiblicher Beschäftigung. 0,0\ 0,005. 0 -0,005· -0,01 -0,015. -0,02, -0,025. -0,03. -0,035.

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

lag5

lag6

.. •. weiblich

Abbildung E-9: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Verarbeitende Industrie Die Betrachtung der t-Werte bestätigt den Eindruck starker kontraktiver Effekte, allerdings muß die Interpretation aufgrund hoher LM-Statistiken (5,8 (männ!.) und 7,4 (weib!.)) mit Einschränkungen erfolgen: Tabelle E-7

t-Werte der Lagstruktur - Verarbeitende Industrie RERMFA

-2.45470

-3.51952

-4.75373

-1.46981

-0.21814

0.60096

0.08875

RERFFA

-2.50976

-3.21617

-3.37481

-0.50954

0.44456

0.71864

-0.59451

Die Dominanz kontraktiver Effekte ist so deutlich, daß die Gesamtsumme der Elastizitäten signifikant negativ wird. Der summierte Koeffizient beträgt -0,049 (männl.) mit einem t-Wert von -3,18 bzw. -0,093 (weib!.) mit einem tWert von -2,71.

153

III. Empirische Untersuchung

Der Sektor der verarbeitenden Industrie gehört damit eindeutig zu den Verlierern einer Aufwertung - die expansive Wirkung verbilligter Importe vermag nicht die Nachfrageausfälle zu kompensieren. Dies hat wegen des großen Gewichts dieses Sektors entsprechende Auswirkungen auf die Gesamtsumme der Beschäftigten53 .

Sektor G: Elektrizität, Gas, Wärme versorgung und Wasser 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0 -0,01 -0,02

lagD

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

lag5

lag6

.... weiplich

Abbildung E-lO: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser

Der Sektor der Energie- und Wasserversorgung zeigt wiederum eine stärkere Anpassung weiblicher Beschäftigung. Der Gesamteffekt scheint für weibliche Beschäftigte leicht expansiv zu sein - was durch den expansiven Effekt verbilligter Energieimporte54 zu erwarten wäre. Einen Hinweis in diese RichS3 Es sollen daher die Ergebnisse der Schätzung kurz wiedergegeben werden, d.h. die Regressionskoeffizienten und (in K1anunem) die t-Wene: Männl.: C: 0,0203 (0,1434), LYTREND: 0,0247 (2,1757), LNWIM: 0,017 (1,7953) LOIPRD85(-4):-O,0053 (-3,2587), LNMFA(-l) 0,9609 (32,0554)

R2 =O,986 Weibl.: C : 0,3181(0,9202), LYTREND: 0,0346 (1,7559), LNWIM: 0,0263 (1,3224), LOIPRD85(-4): -0,0139 (-3,1644), LNFFA(-I): 0,8942 (27,3485) R2 =O,989 54

z.B. im Bereich der Gasversorgung.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

154

tung bietet der Regressionskoeffizient des Ölpreises, der in beiden Schätzgleichungen positiv (aber insignifikant) ist. Allerdings bedeuten diese Importe eine Konkurrenz heimischer Energieproduktion - aus Wasserkraft und Kernenergie - so daß der Gesamteffekt nicht signifikant von null verschieden ist. Ein negativer Effekt zeigt sich in späteren Phasen auf die männliche Beschäftigung. Die t-Werte sind trotz niedriger LM-Statistiken55 für beide Geschlechter insignifikant: Tabelle E-8

t-Werte der Lagstruktur - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser RERMGA

-0.18108

-0.00872

0.57326

0.51832

0.32551

-0.25273

-0.74717

RERFGA

0.51620

0.59090

0.46045

-0.01633

-0.03061

0.51894

0.70943

Der Gesamteffekt auf die Beschäftigung ist wegen des geringen Gewichts dieses Sektors von untergeordneter Bedeutung. Zusammenfassend lassen sich aufgrund der insignifikanten Schätzung keine eindeutigen Aussagen über die Wirkung des Wechselkurses auf den Energiesektor ableiten.

Sektor H: Transport und Kommunikation

Auch im Sektor Transport und Kommunikation findet sich eine stärkere Anpassung weiblicher Beschäftigung. Der Anhang des Kapitels zeigt, daß der geringe Anteil weiblicher Beschäftigung im Zeitablauf stagnierte, während die männliche Beschäftigung im Zeitablauf anstieg. In Bezug auf die zeitlichen Wirkungsprofile findet sich eine negative Reaktion weiblicher Beschäftigung unter Verfehlung des Signifikanzniveaus von 5% - und eine signifikante positive Reaktion männlicher Beschäftigung (Tabelle E-9). Allerdings läßt das Ergebnis des LM-Tests die Aussagekraft des t-Tests für die weibliche Beschäftigung anzweifeln56 .

550,21 (männl.) und 1,42 (weibl.). 56

LM-Test: 0,004 (männl.), 5,923 (weibl.).

155

III. Empirische Untersuchung 0,03 ~-----------------'r--l

0,02 0,01

O~~~==~~~~--~-!

-0,01 -0,02 -0,03 -0,04 -0,05 -0,06 -'---.----.-----,------r----,--~-_,_____J lagO lagl lag2 lag3 lag4 lagS lag6

1- männlich

.. -- weiblich

1

Abbildung E-II: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Transport und Kommunikation

Tabelle E-9

t-Werte der Lagstruktur • Transport und Kommunikation

RERMHA

-0.29679

-0.64937

-1.14365

-0.39779

0.26880

2.1390 I

1.69327

RERFHA

-1.66673

-1.86872

-1.57698

0.21280

0.76609

0.68409

-0.74490

Sektor I: Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants

Auch hier erfolgt ein Durchlaufen des Zyklus durch die weibliche Beschäftigung, während ein leichter stetiger Anstieg bei der männlichen Beschäftigung zu verzeichnen ist. Der Gesamteffekt ist im Fall männlicher Beschäftigung leicht positiv, im Fall weiblicher Beschäftigung jedoch leicht negativ. Eine Betrachtung der t-Statistiken zeigt jedoch, daß die Wirkungen in keiner Periode signifikant von Null verschieden sind, das gleiche gilt für die genannten Gesamteffekte. Die LM-Teststatistiken zeigen keine Anzeichen serieller Korrelation 57 . Insgesamt läßt sich damit kein signifikanter Einfluß des Wechselkurses auf diesen Sektor feststellen.

57

LM-Test: 0,004 (männ!. ) und 1,697 (weib!.).

156

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung 0,03.,--------------------, 0,02 0,01 O,~~--==~-~------~--j

-0,01 -0,02 -0,03.-'--~-~-~-~-~--~-_.____J

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

. . .. weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-12: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants

Tabelle E-lO

t-Werte der Lagstruktur - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants

RERMIA

-0.05507

0.11242

0.65503

0.64675

0.67300

1.03706

0.24124

RERFIA

-1.59069

-1.70543

-0.82187

0.76507

1.23709

1.64724

-0.39261

Sektor J: Finanzinstitute und Versicherungen 0,03 0,025 0,02 0,015

om

0,005 0 -0,005

lagO

lagl

lag2

lag3

1- männlich

lag4

. . .. weiblich

lag5

I

lag6

Abbildung E-13: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Finanzinstitute und Versicherungen

III. Empirische Untersuchung

157

Der Sektor der Finanzinstitute und Versicherungen zeigt eine deutliche expansive Reaktion auf eine Aufwertung des Yen. Diese betrifft beide Geschlechter, liegt in der Elastizität in vergleichbaren Größenordnungen und ist in der Summe der Elastizitäten signifikant positiv58 . Das Verständnis dieser Tatsache ist aus dem hier zugrundegelegten theoretischen Modell heraus schwer möglich, da dieses letztlich auf die Verhältnisse der verarbeitenden Industrie hin zugeschnitten ist. Der Sektor der Finanzinstitute und Versicherungen ist jedoch nicht in nennenswertem Maß von Energiepreisen oder der Relation von Löhnen und ausländischem Preisniveau abhängig. Die Wirkungen einer Wechselkursänderung dürfte vielmehr in der Erhöhung der Variation monetärer Größen - mithin von finanziellen Risiken - zu suchen sein. Die ökonomische Funktion des genannten Sektors besteht jedoch in der Transformation des Risikos in der Volkswirtschaft. Ausgangspunkt eines Modells könnte daher nicht das Niveau sondern beispielsweise die Variabilität des Wechselkurses sein. Der vorliegende Untersuchungszeitraum urnfaßt eher Aufwertungen als Abwertungen (mit dem Extremfall der Aufwertung 1985), daher dürfte im Durchschnitt die kurzfristige Variabilität des Wechselkurses empirisch mit Aufwertungen verbunden sein. Es ist aber aufgrund der inadäquaten Modellierung - nicht zu schließen, daß eine Abwertung des Yen kontraktive Effekte auf die Beschäftigung des vorliegenden Sektors hätte. Die folgende Tabelle zeigt die korrespondierenden t-Werte des zeitlichen Profils der Wechselkurswirkungen: Tabelle E-ll t-Werte der Lagstruktur - Finanzinstitute und Versicherungen

RERMJA

1.65123

2.40437

3.53360

1.97708

1.16063

1.24632

0.50979

RERFJA

-0.34525

0.12807

1.67655

1.64456

1.65336

2.08774

0.17620

Der LM-Test59 zeigt keine Anzeichen serieller Korrelation.

58 Summe der Elaslizitäten (I-Wert): Männl 0,12 (2,71) und Weibl. 0,08 (2,47). 59 LM-Test: 3,25 (männl.) und 0,11 (weibl.).

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

158

Sektor K: Immobilien 0,05 0,04 0,03 0,02 0,01 0 -0,01 -0,02 -0,03 -0,04

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-14: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Immobilien

Im Immobiliensektor zeigt sich insgesamt ein leicht expansiver Effekt. Die Wechselkurswirkung auf männliche Beschäftigung fällt hier deutlich stärker aus, jedoch sind die Koeffizienten insignifikant60. Tabelle E-12

t-Werte der Lagstruktur - Immobilien RERMKA

-1.14743

-0.73949

0.98470

1.80389

1.89703

1.83171

-0.77147

RERFKA

0.11398

0.20610

0.36077

0.21904

0.16960

0.24720

0.07543

Anhang A zeigt, daß die Beschäftigung in diesem Sektor von geringer quantitativer Bedeutung ist.

Sektor L: Dienstleistungen

Im Dienstleistungssektor zeigt sich eine deutlich unterschiedliche Reaktion weiblicher und männlicher Beschäftigung. Während eine Aufwertung auf heide Beschäftigtenzahlen in den Quartalen 0 und 1 kontraktiv wirkt, setzt die Zeitreihe männlicher Beschäftigung die Reduktion in den folgenden Quartalen

60 LM-Test:

0,01 (männl.) und 2,02 (weib!.).

III. Empirische Untersuchung

159

in sich abschwächender Weise fort, während die weibliche Beschäftigung in eine expansive Phase übergeht. Die Reaktion weiblicher Beschäftigung entspricht damit derjenigen in anderen Sektoren, wobei die kontraktive Phase des Zyklus gering ausfällt und eine starke Expansion diese überkompensiert. Ein grundlegender Unterschied findet sich auch in der Rolle der verbleibenden exogenen Variablen: Hier findet sich im Fall männlicher Beschäftigung eine signifikante positive Trendkomponente, die im Fall weiblicher Beschäftigung insignifikant ist. 0,015,------------------, 0,01 0,005 0·t-------c'""------------,;,?-----1 -0,005 -0,01 -0,015 -'---~-~-~-~--~-~---i--' lagO lag I lag2 lag3 lag4 lag5 lag6

1-

männlich . . .. weiblich

1

Abbildung E-15: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Dienstleistungen

Tabelle E-/3

t-Werte der Lagstruktur - Dienstleistungen

RERMLA

-1.01097

-1.71589

-2.89831

-1.31177

-0.65895

-0.21763

0.26998

RERFLA

-0.70731

-0.39582

0.84996

1.24933

1.19323

0.79698

-0.78802

Die Betrachtung der t-Werte zeigt, daß die Reduktion männlicher Beschäftigung im zweiten Quartal signifikant ist. Der LM-Test läßt in bei den Fällen keine Anzeichen serieller Korrelation erkennen61 .

61

LM-Test: 0,368 (männ!.) und 0,100 (weib!.).

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

160

(3) Partielle Anpassungsgeschwindigkeit Die Regressionskoeffizienten der verzögerten endogenen Variablen erwiesen sich in allen Schätzungen als signifikant. Die folgende Graphik zeigt die Schätzwerte: 1,0-0-----------..,,---------,

~ Männ!.

0,9

0,8 0,7

Weib!.

0,6 0,5 0,4 0,3

0,2

0,1 0,0

D

E

F

G

H

K

L

Abbildung E-16: Partielle Anpassungsgeschwindigkeiten

Ein Wert nahe eins ist ein Zeichen für hohe Persistenz, d.h. für eine im Kontext partieller Anpassung niedrige· Anpassungsgeschwindigkeit. Die Schätzwerte lassen keinen systematischen Zusammenhang zwischen Geschlecht und Anpassungsgeschwindigkeit erkennen: Deutlich schnellere Anpassung weiblicher Beschäftigung findet sich in den Sektoren D und G, der umgekehrte Fall in den Sektoren I und J.

4. Schätzung der Beschäftigung in Stunden

a) Beschäjtigungsanpassung durch Arbeitszeitvariation Durch die Schätzung der Beschäftigung in Arbeitsstunden wird es möglich, Beschäftigungsanpassungen durch Variation der Arbeitszeit - insbesondere der Überstunden - zu untersuchen. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, daß säkulare Einflüsse auf die Arbeitszeit die Schätzergebnisse und insbesondere die Signifikanz der Koeffizienten beeinträchtigen. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang auf den Übergang auf eine Fünftagewoche bzw. auf Bestre-

III. Empirische Untersuchung

161

bungen zur Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit62 . Da in der log-linearen Schätzgleichung lediglich ein linearer Trend enthalten ist, können derartige säkulare Einflüsse nur unzureichend erfaßt werden. Da die Arbeitszeitreduktion jedoch nicht einmal theoretisch nach unterschiedlichen Ursachen zu trennen ist63 bleibt die Schwierigkeit einer empirischen Erfassung der angesprochenen Effekte. Die vorliegende Untersuchung kann daher nur sinnvoll im Vergleich zur Schätzung der Beschäftigtenzahlen des vorhergehenden Abschnittes interpretiert werden 64 .

b) Schätzgleichung

Zugrundegelegt wurde weitgehend die gleiche Schätzgleichung wie im Fall der Beschäftigtenzahl. Unabhängige Variable war nunmehr die Beschäftigtenzahl multipliziert mit den entsprechenden Arbeitsstunden. Da sich die Beschäftigung in Arbeitsstunden aus den Komponenten Beschäftigtenzahl (N) und Arbeitsstunden (H) zusammensetzt, mußten entsprechende Annahmen über die partielle Anpassung eingeführt werden. Wegen der log-linearen Form des Modells könnte aufgrund der Identität

eine partielle Anpassung einer der folgenden Formen angenommen werden: 1. Die Arbeitsstunden passen sich verzögerungsfrei an. Entsprechend ist nur die Beschäftigtenzahl als verzögerte Variable in die Schätzgleichung einzuführen. 2. Arbeitsstunden und Beschäftigtenzahl werden mit der gleichen Geschwindigkeit angepaßt. In diesem Fall ist der Arbeitsinput in Stunden als verzögerte Variable in die Schätzgleichung aufzunehmen.

62

Vgl. Nakamura (1988), S. 152 und S. 154.

Wenn etwa in Zeiten der Rezession die Arbeitszeit zurückgefahren wird, so kann dies aus kurzfristigen Erwägungen oder im Sinn einer langfiistigen Strukturänderung erfolgen - oder eben beides gleichzeitig, indem die langfristig erwünschte Arbeitszeitreduktion zeitlich vorgezogen wird. 63

64 Allerdings hat die Möglichkeit einer Reduktion der Arbeitszeit auch Rückwirkungen auf die dort geschätzte Anpassung der Beschäftigtenzahl.

11 Nitsch

162

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

3. Es bestehen Trägheitsmomente sowohl in der Anpassung der Beschäftigtenzahl als auch in der Zahl der Arbeitsstunden pro Beschäftigtem, die jedoch nicht notwendigerweise gleich stark ausgeprägt sein müssen. In diesem Fall sind sowohl die monatliche Arbeitszeit als auch die Beschäftigtenzahl als verzögerte Variable aufzunehmen. Die Wahl zwischen den drei alternativen Hypothesen ist nur an hand des Datenmaterials zu treffen. Aufgrund der Tests zur seriellen Korrelation wurde die dritte Variante gewählt. Dies ist auch dadurch zu rechtfertigen, daß im Prinzip die Fälle 1 und 2 als Sonderformen der dritten Spezifikation möglich sind.

c) Ergebnisse

(1) Gesamteffekt der Wechselkursveränderung Die folgenden Tabellen E-14 und E-15 zeigen die Regressionsergebnisse für männliche und weibliche Beschäftigung in der Summe der Sektoren. Die Regressionskoeffizienten Trend und Ölpreis sind in der Schätzung zur männlichen Beschäftigung (Tabelle E-14) signifikant mit dem erwarteten Vorzeichen und die Weltimporte zeigen einen insignifikanten Koeffizienten 65 . Signifikant sind auch beide Koeffizienten Komponenten der verzögerten endogenen Variablen. In der Lagverteilung der Wechselkurswirkung zeigt sich ein ähnliches Bild wie im Fall der Beschäftigtenzahl, wobei allerdings lediglich der negative Koeffizient des zweiten Lags das Signifikanzniveau von 5% erreicht. Der LMTest läßt mit einem Wert von 3,07 keine Anzeichen serieller Korrelation erkennen.

163

III. Empirische Untersuchung

Tabelle E-14 Schätzergebnis männliche Beschäftigung [Beschäftigtenzahl x Stunden], alle Industrien LS 11 Dependent Variable is LNHMTOTA, SMPL range: 1973.4-1990.4, Number of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STD.ERROR

C

0.7115658

LYTREND

0.1161308

LNWIM

-0.0083689

LOIPRD85( -4)

-0.0127359

LNMTOTA(-I)

0.5371148

LHMTOTA(-1) PDLI PDL2

T-STAT.

2-TAIL SIG.

0.2955565

2.4075454

0.0192

0.0292766

3.9666771

0.0002

0.0170361

-0.4912464

0.6250

0.0036203

-3.5179435

0.0008

0.1050482

5.1130298

0.0000

0.4081950

0.1120100

3.6442717

0.0006

-0.0213668

0.0161134

-1.3260237

0.1899

0.0080232

0.0078416

1.0231565

0.3103

PDL3

-0.0007188

0.0008503

-0.8453489

0.4013

R-squared

0.953815

Mean of dependent var

4.631902

Adjusted R-squared

0.947657

S.D. of dependent var

0.027863

S .E. of regression

0.006375

Sum of squared resid

0.002438

Log likelihood

255.7403

F-statistic

154.8910

Durbin-Watson stat

2.156300

Prob(F-statistic)

0.000000

Lag Distribution of RERMTOTA

Lag

.

0

1*

Coef

S.E.

T-Stat

-0.01406 0.00925 -1.52095 -0.01639 0.00849 -1.93152

*

2

-0.01130 0.00562 -2.00898

3

-0.00310 0.00954 -0.32500

* 1 4

0.00389 0.01176 0.33111

*1 5

.

6 0

0.00537

0.00719 0.74679

-0.00298 0.02114 -0.14112

Sum -0.03857

0.02991 -1.28934

Auch für weibliche Beschäftigung ergibt sich ein vergleichbares Bild zur Schätzung der Beschäftigtenzahl (Tabelle E-15). Auch hier sind außer den

11'

164

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

Weltimporten die geschätzten Koeffizienten signifikant und zeigen die erwarteten Vorzeichen. Der LM-Test hat einen Wert von 0,47. Tabelle E-15 Schätzergebnis weibliche Beschäftigung [Beschäftigtenzahl x Stunden], alle Industrien LS 1/ Oependent Variable is LNHFTOTA, SMPL range: 1973.4 - 1990.4, Nurnber of observations: 69 VARIABLE

COEFFICIENT

STO.ERROR

T-STAT.

2-TAILSIG.

C

0.4552518

LYTRENO

0.0604240

0.3156447

1.4422916

0.1544

0.0206035

2.9327009

0.0048

LNWIM

0.0002891

LOIPR085( -4)

-0.0132118

0.0175075

0.0165141

0.9869

0.0042457

LNFTOTA(-l)

0.7610989

0.0563155

-3.1 II 7870

0.0028

13.514915

0.0000

LHFTOTA( -I)

0.3033088

POLI

-0.0433145

0.1448439

2.0940387

0.0405

0.0172705

-2.5080023

0.0149

POL2

0.0196255

0.0084286

2.3284547

0.0233

POL3

-0.0020223

0.0009144

-2.2116121

0.0308

R-squared

0.959115

Mean of dependent var

4.660957

Adjusted R-squared

0.953663

S.O. of dependent var

0.032878

S.E. of regression

0.007077

Surn of squared resid

0.003005

Loglikelihood

248.5240

F-statistic

175.9405

Ourbin-Watson stat

1.992571

Prob(F-statistic)

0.000000

Lag

Lag Distribution of RERFTOTA

*

0

* * * *

0

S.E.

T-Stat

0.00988 -2.60360

-0.02431

0.00894 -2.71892

2

-0.00792 0.00567 -1.39533

3

0.01132 0.01006

1.12555

0.01254

1.69696

5

0.00980 0.00761

1.28880

6

-0.03522 0.0226 8 -1.55278

*1 4 1*

Coef -0.02571

0.02127

Surn -0.05075

0.03064 -1.65635

III. Empirische Untersuchung

165

Die Schätzung des Arbeitsinputs in Stunden zeigt damit für die Gesamtheit der Sektoren qualitativ das gleiche Bild wie die Schätzung der Beschäftigtenzahl: Eine Aufwertung führt zunächst zu einer kontraktiven Phase, die durch eine expansive Phase unvollständig kompensiert wird.

(2) Zeitprofile der Wechselkurswirkung Die folgenden Diagramme geben die zeitlichen Wirkungsprofile der Wechselkursveränderung (Aufwertung) auf die gesamte Zahl der eingesetzten Arbeitsstunden wieder.

Gesamtheit der Sektoren

Das Schätzergebnis deckt sich in seiner Struktur mit demjenigen der Beschäftigtenzahl: Auch hier findet sich eine deutlich stärkere Anpassung weiblicher Beschäftigung. Insgesamt steigt jedoch für beide Geschlechter der absolute Wert der Elastizität des Arbeitseinsatzes in Relation zum Wechselkurs. Dieser Anstieg ist als zusätzliche Flexibilität des Arbeitsinputs aufgrund von Variationen der Stundenzahl pro Beschäftigten interpretierbar. 0,03 0,02 0,01 0 -0,01 -0,02 -0,03 -0,04

lagO

lag 1

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-17: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Alle Sektoren

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

166

Tabelle E-16

t-Werte der Lagstruktur - AUe Sektoren

RERMTOTA RERFrOTA

-1.52095

-1.93152

-2.00898

-0.32500

0.33111

0.74679

-0.14112

-2.60360

-2.71892

-1.39533

1.12555

1.69696

1.28880

-1.55278

Die Betrachtung der t-Werte66 zeigt, daß sich die kontraktive Phase der Wechselkurswirkung für beide Geschlechter als signifikant erweist, wobei in der expansiven Phase - wie in der Schätzung der Beschäftigtenzahl - die tWerte weiblicher Beschäftigung höher liegen.

Teilsumme unter Ausschluß des Dienstleistungssektors Auch die Schätzergebnisse für die Teilsurnrne unter Ausschluß des Dienstleistungssektors stimmen qualitativ mit denjenigen der Beschäftigtenzahl überein. Die Variation der Arbeitszeit führt auch hier zu erhöhten Elastizitäten für beide Geschlechter. 0,03 0,02 0,01

°

-0,01

-0,02 -0,03 -0,04

lagO

lagl

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-18: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Alle Sektoren außer Dienstleistungen

66

LM-Test: 3,14 (männ!.) und 0,55 (weib!.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

III. Empirische Untersuchung

167

Tabelle E-17 t-Werte der Lagstruktur - Alle Sektoren außer Dienstleistungen RERMfNSA

-1.50150

-1.79943

-1.58674

0.03762

0.74677

1.56505

0.16735

RERFfNSA

-2.58826

-2.77081

-1.61189

0.93255

1.56088

1.29765

-1.39297

Es zeigt sich ein Absinken der t-Werte im Fall der männlichen Beschäftigung, diese korrespondiert mit einem Absinken des LM-Tests auf einen Wert von 2,57 (männl.). Mit einem Wert des LM-Test von 0,01 (weibl.) lassen sich damit für beide Geschlechter keine Anzeichen serieller Korrelation erkennen.

Sektor D: Bergbau

Das Wirkungsprofil auf die Beschäftigung im Bergbau ist nahezu dekkungsgleich mit demjenigen auf die Beschäftigtenzahl, so daß in diesem Sektor Variationen der Arbeitszeit keine erkennbare Erhöhung der Elastizitäten bewirken.

0,2 0,1 0 -0,1 -0,2 -0,3 -0.4

lagO

lagl

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-19: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Bergbau

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

168

Die Signifikanz der Wechselkurswirkung sinkt bei beiden Geschlechtern leicht ab 67 , die Signifikanz des kontraktiven Effekts auf weibliche Beschäftigung bleibt jedoch deutlich erhalten68 . Tabelle E-18

t-Werte der Lagstruktur. Bergbau

RERMDA

-0.19168

-0.66958

-1.84873

-1.21378

-0.77382

-0.08206

0.68919

RERfDA

-3.01646

-3.01901

-1.90240

1.19054

1.81478

0.47137

-2.73313

Sektor E: Baugewerbe 0,08 0,06 0,04 0,02 0 -0,02 -0,04 -0,06

lagO

lag I

lag2

lag3

1-männlich

lag4

.. .. weiblich

lagS

I

lag6

Abbildung E-20: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Baugewerbe

Im Baugewerbe bleibt die klare Trennung in eine kontraktive und eine expansive Phase erhalten. Es zeigt sich allerdings eine deutliche Annäherung beider Wirkungsprofile, die von einer leichten Abschwächung der Elastizität weiblicher Beschäftigung, vor allem aber von einer Steigerung der Elastizität männlicher Beschäftigung herrührt. In diesem Sektor wird also durch stärkere Variation der Arbeitszeit männlicher Beschäftigung eine an weibliche Beschäftigung angenäherte Flexibilität erreicht.

67

im Vergleich zu Schätzungen der Beschäftigtenzahl.

68

LM-Test: 0,04 (männl.) und 0,56 (weibl.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

169

III. Empirische Untersuchung

Tabelle E-19

t-Werte der Lagstruktur - Baugewerbe RERMEA

-1.60861

-1.53772

-0.37313

1.22281

1.70744

2.08338

-0.23074

RERFEA

-1.74580

-1.61316

-0.21993

1.32715

1.80179

2.05147

-0.54666

Bei einem leichten Absinken der t-Werte im Vergleich zur Schätzung der Beschäftigtenzahl bleibt die Signifikanz der expansiven Phase deutlich erhalten 69 .

Sektor F: Verarbeitende Industrie 0,01 0,005 0 -0,005 -0,01 -0,015 -0,02 -0,025

lagO

lagl

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

I

lag6

Abbildung E-21: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Verarbeitende Industrie

Auch hier findet sich in der Form der Profile eine Bestätigung der Schätzungen zur Beschäftigtenzahl. Erkennbar wird eine Annäherung der Elastizitäten für männliche und weibliche Beschäftigung. Die Asymmetrie zwischen Kontraktion und Expansion fällt etwas geringer aus als in der Wirkung auf die Beschäftigtenzahl. Die Signifikanz der Schätzergebnisse ist deutlich schwächer als im Fall der Schätzung der Beschäftigtenzahl 70 . Die summierten Elastizitäten bleiben

(f)

LM-Test: 0,06 (männ!.) und 1,44 (weib!.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

70

LM-Test: 0,3 (männ!.) und 1,48 (weib!.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

170

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

negativ (-0,02 männl. und -0,05 weibl.), so daß die Aussage eines kontraktiven Gesamteffektes auf die Beschäftigung in der verarbeitenden Industrie aufrecht erhalten werden kann. Eine Signifikanz der summierten Elastizitäten ist allerdings nicht mehr gegeben. Tabelle E-20

t-Werte der Lagstruktur - Verarbeitende Industrie RERMFA

-1.02175

-1.36947

-1.58934

-0.43432

0.14240

0.80535

0.30575

RERFFA

-1.42906

-1.74796

-1.75034

-0.13990

0.40263

0.54499

-0.39483

Sektor G: Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser 0,02 0 -0,02 -0,04 -0,06 -0,08 -0,1

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lagS

1

lag6

Abbildung E-22: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser

Die Schätzungen im Energiesektor zeigen eine fast identische Elastizität weiblicher und männlicher Beschäftigung. Die Signifikanz der Koeffizienten ist jedoch wie bereits in der Schätzung der Beschäftigtenzahl nicht gegeben. Zwar scheinen die t-Werte der männlichen Beschäftigungsanpassung signifikant, die hohe LM-Statistik von 7,07 läßt indes auf serielle Korrelation schließen. Im Fall männlicher Beschäftigung zeigt sich zumindest tendenziell eine Übereinstimmung zu den Schätzungen der Beschäftigtenzahl.

III. Empirische Untersuchung

171

Tabelle E-21

t-Werte der Lagstruktur - Elektrizität, Gas, Wärmeversorgung und Wasser

RERMGA

0.25043

0.81944

2.07746

1.01677

0.10810

-2.24975

-2.42138

RERFGA

-0.01047

0.21385

0.74196

0.42743

0.12886

-0.74398

-0.87145

Für den Sektor der Energieversorgung lassen sich damit auch in der Schätzung des Arbeitsinputs in Stunden keine gesicherten Erkenntnisse über expansive oder kontraktive Wirkungen ableiten.

Sektor H: Transport und Kommunikation 0,08 0,06 0,04 0,02 0 -0,02 -0,04 -0,06

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

. ... weiblich

lagS

1

lag6

Abbildung E-23: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Transport und Kommunikation

Das zeitliche Wirkungsprofil des Wechselkurses bestätigt die Schätzung zur Wirkung auf die Beschäftigtenzahl. Es zeigt sich wiederum eine stärkere Anpassung weiblicher Beschäftigung mit dem Durchlaufen einer kontraktiven und einer expansiven Phase, wobei unter Berücksichtigung von Variationen der Arbeitszeit die kontraktive Wirkung nicht mehr deutlich dominiert. Das Grundmuster der zeitlichen Wirkung auf die männliche Beschäftigung bestätigt sich ebenfalls, wobei in der Schätzung der Arbeitsstunden die Elastizitäten leicht höher liegen und die Expansion zum sechsten lag leicht abnimmt.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

172

Tabelle E-22

t-Werte der Lagstruktur - Transport und Kommunikation RERMHA

-1.10039

-1.33938

-0.97491

0.44442

1.31.421

3.25089

1.48141

RERFHA

-1.83174

-1.78765

-0.69034

1.34440

1.92665

2.30804

-0.33762

Die Betrachtung der t-Werte zeigt im Vergleich zur Schätzung der Beschäftigtenzahl tendenziell eine Verbesserung der Signifikanz der Koeffizienten männlicher Beschäftigung (LM-Test 0,42), während die Signifikanz der Koeffizienten weiblicher Beschäftigung aufgrund serieller Korrelation (LMTest 5,70) mit Einschränkungen bewertet werden muß.

Sektor I: Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants 0,04 0,03. 0,02, 0,01 0, -0,01 -0,02, -0,03. -0,04

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lagS

1

lag6

Abbildung E-24: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants

Es bestätigt sich das Grundmuster einer expansiven Wirkung auf männliche Beschäftigung und einen kontaktiv-expansiven Zyklus in der weiblichen Beschäftigung. Die Elastizität weiblicher Beschäftigung liegt wiederum deutlich höher. Die Betrachtung der t-Werte zeigt die Signifikanz der Kontraktion und (mit Einschränkungen) der Expansion71 weiblicher Beschäftigung.

71

Der kritische t-Wert von 2,0 wird in lag 5 mit 1,95 nur knapp verfehlt.

III. Empirische Untersuchung

173

Tabelle E-23

t-Werte der Lagstruktur - Groß- und Einzelhandel, Gaststätten und Restaurants

RERMIA

1.21445

1.45935

1.43899

0.20260

-0.00414

0.83133

1.14559

RERFlA

-1.95342

-2.02556

-1.09879

0.94914

1.55233

1.94898

-0.62069

Die Summe der Elastizitäten männlicher Beschäftigung erreicht einen Wert von 0,08 und ist mit einem t-Wert von 2,0 signifikant72 • Die vorliegende Schätzung stellt damit eine signifikante Bestätigung der Schätzung zur Beschäftigtenzahl dar.

Sektor J: Finanzinstitute und Versicherungen 0,04 0,02 0 -0,02 -0,04 -0,06 -0,08

lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

.... weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-25: Zeitprofil der Wechselkurswirkung Finanzinstitute und Versicherungen

Die Schätzung der Elastizität der Arbeitsstunden zeigt für weibliche Beschäftigung ein ähnliches Muster wie die Schätzung der Beschäftigtenzahl. Deutliche Unterschiede bestehen in der Schätzung des männlichen Arbeitsinputs, der nunmehr ähnlich der weiblichen Beschäftigung eine kontraktive Phase nach dem fünften Quartal aufweist. Die Auswertung der t-Tests zeigt jedoch, daß die hier wiedergegebenen Koeffizienten männlicher Beschäftigung

72

LM-Test: 2,02 (männl.) und 0,002 (weibl.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

174

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

nicht als signifikant eingeschätzt werden können, obwohl der LM-Test mit einem Wert von 6,96 in hohem Maß auf serielle Korrelation hinweist73 . Tabelle E-24

t-Werte der Lagstruktur - Finanzinstitute und Versicherungen RERMJA

-0.51829

-0.12975

0.95924

1.25151

0.82323

-0.70905

-1.66177

RERFJA

-0.66656

-0.09621

1.83184

1.87326

1.67522

1.17000

-0.89977

Im Fall weiblicher Beschäftigung nähern sich allenfal1s die positiven Koeffizienten dem kritischen Wert von 2,0 (Signifikanzniveau von 5%). Zusammenfassend bestätigt sich die Schätzung zur weiblichen Beschäftigung, während die Schätzung zur männlichen Beschäftigung sich als insignifikant erweist und damit die Schätzung zur Beschäftigtenzahl nicht widerlegt.

Sektor K: Immobilien 0,08.,-----------------, 0,06 0,04 0,02 o+-----~-------~~

-0,02

_0,04.l....-.,--,--..,....---.---.---.---.---' lagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

. . .. weiblich

lag5

1

lag6

Abbildung E-26: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Immobilien

Die Schätzung der Arbeitsstunden bestätigt die Schätzungen zur Beschäftigtenzahl sowohl in der Form der Zeitprofile als auch in der expansiven Ge-

73

Der LM-Test fUr weibliche Beschäftigung zeigt mit 0,51 keine Anzeichen serieller Korrelation.

175

III. Empirische Untersuchung

samtwirkung. Die Elastizitäten für beide Geschlechter liegen nunmehr deutlich höher und es zeigt sich eine Annäherung der Elastizitäten. Tabelle E-25

t-Werte der Lagstruktur - Immobilien RERMKA

-1.78510

-1.51207

0.28328

1.93189

2.43798

3.11390

-0.22344

RERFKA

0.71181

1.18196

1.82452

1.00087

0.63087

0.62174

0.05882

Die Betrachtung der t-Statistiken zeigt eine deutliche Verbesserung der Signifikanz der Koeffizienten74, wobei signifikante expansive Wirkungen auf die männliche Beschäftigung in lag 4 und 5 festgestellt werden können. Die expansive Wirkung auf die weibliche Beschäftigung ist zwar in keiner einzelnen Periode signifikant nachweisbar, die Summe der Elastizitäten erreicht jedoch einen Wert von 0,15, der signifikant (t-Wert 2,0) ist. Insgesamt zeigt sich eine Bestätigung der Schätzung zur Beschäftigtenzahl mit eindeutigen Verbesserungen in der Signifikanz der Ergebnisse.

Sektor L: Dienstleistungen 0,06 0,04 0,02 0 -0,02 -0,04 -0,06 -0,08 -0,1

JagO

lag I

lag2

lag3

1- männlich

lag4

. . .. weiblich

lagS

1

Jag6

Abbildung E-27: Zeitprofil der Wechselkurswirkung - Dienstleistungen

74

LM-Test: 0,11 (männ!.) und 0,76 (weib!.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

176

Im Sektor der Dienstleistungen bestätigt sich die Abfolge einer kontraktiven und einer expansiven Phase weiblicher Beschäftigung. Die Signifikanz der Werte ist jedoch aufgrund einer hohen LM-Statistik (5,99) nur mit Einschränkungen zu beurteilen. Die Wirkung auf die männliche Beschäftigung ist wiederum kontraktiv, doch zeigt sich die negative Wirkung als im Zeitablauf zunehmend. Eine Signifikanz der Koeffizienten männlicher Beschäftigung ist nicht gegeben und der kritische t-Wert von 2,0 wird allenfalls in der kontraktiven fünften Periode annähernd erreicht75 . Tabelle E-26

t-Werte der Lagstruktur - Dienstleistungen RERMLA

0.15130

0.13150

-0.16270

-0.44356

-0.75790

-1.97962

-1.04695

RERFLA

-4.13939

-4.05560

-2.33948

1.82358

2.93375

1.89243

-2.93310

(3) Partielle Anpassungsgeschwindigkeit Die beiden folgenden Graphiken zeigen die Koeffizienten der verzögerten endogenen Variablen76 . Insignifikante Koeffizienten - die sich auf die Variable der Arbeitsstunden beschränkten77 - wurden in der Graphik nicht wiedergegeben. Mit Ausnahme eines Koeffizienten von 1,05 für die um eine Periode verzögerte Zahl männlicher Beschäftigter im Energiesektor lagen alle signifikanten Koeffizienten im Intervall zwischen 0 und }78.

7S

LM-Test 0,05 (männl.): Keine Anzeichen serieller Korrelation.

Neben den zuvor definierten Buchstaben zur Bezeichnung der Sektoren werden für die Gesamtheit der Sektoren "Ges" und die Teilsumme unter Ausschluß der Dienstleistungen ,,00" gesetzt. 76

77 Ein weiteres Indiz dafür, daß die Variation der Arbeitszeit flexibel zur Variation des Arbeitsinputs genutzt werden kann. 78 Der nicht plausible Fall eines Anpassungskoeffizienten größer als eins fällt hier mit einem insignifikanten Koeffizienten der verzögerten Variablen der Arbeitsstunden zusanunen.

III. Empirische Untersuchung

o

E

F

G

H

ImBeschäftigtenzahl

K

177

L

00

Ges

0 Arbeitsstunden

Abbildung E-28: Anpassungskoeffizienten weiblicher Beschäftigung

o

E

F

G

H

IEI Beschäftigtenzahl

K

L

00

Ges

DArbeitsstunden

Abbildung E-29: Anpassungskoeffizienten männlicher Beschäftigung

Im Durchschnitt liegen die Koeffizienten der verzögerten Beschäftigtenzahl im Fall männlicher Beschäftigter leicht niedriger. Es ist jedoch im Vergleich der einzelnen Sektoren keine systematische Differenz nach Geschlechtern in der Höhe der Anpassungskoeffizienten erkennbar.

12 NilSch

178

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

IV. Interpretation der Ergebnisse 1. Verteilung der Anpassungslast

Die vorangegangenen Schätzungen der Beschäftigtenzahl und des Arbeitsinputs in Stunden zeigen ein weitgehend übereinstimmendes Bild. Neben sektoralen Differenzen sind folgende Muster erkennbar: • Es findet sich in fast allen Sektoren eine deutlich stärkere Elastizität weiblicher Beschäftigung in Bezug zum Wechselkurs. In diesem Sinn sind weibliche Beschäftigte im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Zahl der Beschäftigten überproportional durch Wirkungen des Wechselkurses betroffen. Die Ansicht, Frauen stellten einen Puffer im japanischen Arbeitsmarkt dar, wird durch diese Ergebnisse gestützt. • In vielen Sektoren findet sich im Fall weiblicher Beschäftigung eine zunächst kontraktive und folgend eine expansive Wirkung des Wechselkurses. Aus diesem Grund ist eine einfache Summation der Elastizitäten der Wirkung des Wechselkurses nicht angemessen. Die kurzfristigen Fluktuationen heben sich in ihrer Wirkung teilweise auf, so daß in der Summe eine insignifikante oder zumindest abgeschwächte Wirkung resultiert. Die Ergebnisse der vorliegendes Schätzungen stimmen damit qualitativ mit denjenigen des Kapitels C überein. Die Ergebnisse der Schätzungen bestätigen damit sowohl die Ergebnisse des Kapitels C als auch die Resultate von Abraham und Houseman. Sie gehen insofern über die genannte Studie hinaus, als Differenzen in der Beschäftigungsanpassung auch in Sektoren außerhalb der verarbeitenden Industrie deutlich werden. Die vorliegende Untersuchung hat mit den Arbeiten von Abraham und Houseman (1989), Houseman und Abraham (1993) sowie Brunello (1990) allerdings die Beschränkung auf einen Ausschnitt des Arbeitsmarktes gemeinsam, auf Unternehmen mit mehr als 30 Beschäftigten. Eine Untersuchung kleiner Unternehmen könnte eine sinnvolle Ergänzung durch zukünftige Studien darstellen, da aufgrund der in Kapitel D beschriebenen Strukturen ein weiteres Absinken der Beschäftigungssicherheit mit abnehmender Betriebsgröße zu erwarten ist.

IV. Interpretation der Ergebnisse

179

2. Alternative Interpretation der Ergebnisse bei interdependentem Arbeitsinput und überschießender Teilzeitbeschäftigung

Die Modellierung des Arbeitsinputs weiblicher und männlicher Beschäftigter ging von einer unabhängigen Variation des Arbeitsinputs aus. In dieser Sicht deckt sich die Interpretation der expansiven Wirkung einer Aufwertung durch angebotsseitige Wirkungen mit den Schätzungen zur Rolle des Ölpreises im Rahmen des Kapitels C. Die nahezu durchgängig ähnliche zyklische Ausprägung des Verhaltens weiblicher Beschäftigung läßt sich indessen auch im Rahmen interdependenter Formen des Arbeitsinputs interpretieren. Die Grundidee läßt sich in einem einfachen komparativ statischen Modell verdeutlichen. Wir gehen von folgenden Annahmen aus: Der Output Q wird durch den Input männlicher Beschäftigung Mund weiblicher Beschäftigung F erstellt. Fund M stehen in einem substitutionalen Verhältnis, und die Löhne WF und WM männlicher und weiblicher Beschäftigter seien exogen bestimmt und konstant. Unterschiede bestehen in den Möglichkeiten der Anpassung des Arbeitsinputs: Die Zahl der weiblichen Beschäftigten ist frei variierbar, wogegen die Zahl der männlichen Beschäftigten nur langsam reduzierbar ist79 . Das folgende Diagramm für die Zahl männlicher und weiblicher Beschäftigter (Abbildung E-30) zeigt ein Ausgangsgleichgewicht A auf einer Produktionsisoquante der Menge Qo. Wir nehmen zur Vereinfachung an, daß in den kostenminimalen Punkten80 der Produktion ein festes Verhältnis (tga) der Zahl weiblicher und männlicher Beschäftigter besteht81 , so daß die eingezeichnete Gerade mit Steigung tga gerade die Punkte langfristig kostenminimalen Faktoreinsatzes zu unterschiedlichen Ausbringungsmengen verbindet.

79 Dies könnte im Rahmen eines dynamischen Modells durch unterschiedliche Anpassungskosten modelliert werden. 80

Bei statischer Betrachtung.

81 Diese Bedingung ist im Fall einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion bei konstanten Lohnsät-

zen stets erfüllt.

12"

180

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung F

---Q. M

Abbildung E-30: Interdependenz des Arbeitsinputs

Angenommen, ein Nachfrageschock (Aufwertung) senkt die optimale Ausbringungsmenge von Qo auf Q\. Das neue Gleichgewicht C wird nicht direkt vom anfänglichen Gleichgewicht A aus erreicht, denn die Zahl männlicher Beschäftigter ist nach unten hin rigide. Es kommt zunächst zu einem starken Absinken weiblicher Beschäftigung auf Punkt B. Im folgenden sinkt langsam die männliche Beschäftigung, und unter steigender weiblicher Beschäftigung erfolgt die Anpassung entlang der Produktionsisoquante Q\ von B nach C. Dieses einfache Modell ist in der Lage, unter der plausiblen Annahme unterschiedlicher Beschäftigungsrigiditäten ein Überschießen der weiblichen Beschäftigung zu generieren. Im genannten Beispiel findet ein Überschießen der weiblichen Beschäftigung im Ausmaß des vertikalen Abstandes der Punkte Bund C statt. Die Zahl weiblicher Beschäftigter folgt dann typischerweise einem zyklischen Anpassungsmuster, das mit dem empirisch festgestellten Muster übereinstimmt. Die genannte Interpretation der empirischen Ergebnisse kann durchaus das Verhalten in Sektor D erklären, und es gibt ebenfalls eine befriedigende Erklärung für das Verhalten der Beschäftigung im Dienstleistungssektor. In den Fällen, in denen eine zyklische Anpassung männlicher Beschäftigter ebenfalls zu beobachten ist, etwa in den Sektoren E und F, ist darauf zu verweisen, daß auch männliche Teilzeitbeschäftigte einem dem "Beschäftigungstyp F" vergleichbaren Status haben. Wenn auch die Interpretation der Ergebnisse im Rahmen interdependenter Arbeitsinputs vor allem im Sektor der Dienstleistungen zu interessanten Ein-

IV. Interpretation der Ergebnisse

181

sichten führt, bleibt doch die zumindest leicht expansive Beschäftigungswirkung einer Aufwertung auf männliche Beschäftigte in den Sektoren H, I und J erklärungsbedürftig. Diese zeigen, daß die empirisch im Kapitel C abgesicherte expansive angebotsseitige Wirkung einer Aufwertung nicht vollständig durch die oben skizzierten Wirkungsmechanismen ersetzt werden kann. Beide Ansätze können sich aber durchaus ergänzen: Es besteht eine expansive angebotsseitige Wirkung der Aufwertung, die durch interdependenzbedingte zyklische Anpassungsmuster unterstützt wird 82 .

3. Schlußfolgerungen für den Fortgang der Untersuchung

Für den weiteren Fortgang der Untersuchung bleibt eine Lücke zwischen den Ergebnissen des Kapitels C - Variation der Arbeitslosenquote - und der vorliegenden Schätzungen - Variation der Beschäftigtenzahl - zu schließen. Die Frage nach den Auswirkungen von Beschäftigungsvariationen auf die Arbeitslosenquote führt zur Betrachtung der Partizipationsraten nach Geschlechtern. Diese wird im Kontext langfristiger Strukturänderungen der Arbeitsmärkte im folgenden Kapitel angesprochen. Dazu bleibt auch der Einfluß von Strukturänderungen der Gütermärkte im Untersuchungszeitraum zu klären, die im Rahmen der hier über zwei Dekaden als invariant angenommenen Schätzgleichung nicht berücksichtigt wurden.

82

Etwa in einer Bewegung A-B-C-A. denn die männliche Beschäftigung ist nach oben hin flexibel.

182

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

v.

Anhang zu Kapitel E

Beschäftigtenzahlen bei Wechsel der Grundgesamtheit TabeLLe E-27

Zahl männlicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit Sektor

Sampie:

1973:4 1976:4 1979:4 1982:4 1985:4 1988:1

alt (neu) Gesamt

Gesamt ohne Service

D

E

F

G

H

K

L

alt

12639

13115

12254

12971

13442

13560

neu

13010

12458

12638

13099

13330

14079

alt

11001

11304

10313

10746

10927

10896

neu

11254

10607

10572

10802

10858

11182

alt

91

82

58

59

52

44

neu

98

69

60

57

52

41

alt

1629

1627

1029

1166

1130

1133

neu

1448

1010

1140

1130

1117

1153

alt

5351

5625

4986

5073

5186

5189

neu

5439

5224

4959

5027

5152

5247

alt

185

204

197

200

207

204

neu

194

196

200

217

208

218

alt

1915

1991

1967

2022

1996

1868

neu

1987

2018

2032

2063

1978

1983

1761

1814

1775

1937

alt

1340

1606

1544

1649

neu

1575

1569

1612

1714

alt

437

469

473

525

537

556

neu

449

461

517

537

516

532

alt

50

57

55

52

59

62

neu

62

57

52

57

60

71

alt

1637

1810

1940

2225

2515

2691

neu

1755

1851

2066

2297

2471

2897

v. Anhang zu Kapitel E

183

Tabelle E-28

Zahl weiblicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit Sektor

Sampie:

1973:4 1976:4 1979:4 1982:4 1985:4 1988:1

alt (neu) Gesamt

Gesamt ohne Service

0

E

F

G

H

K

L

alt

5659

5474

5207

6010

6486

6706

neu

5896

5458

5818

6345

6599

7199

alt

4527

4202

3777

4258

4491

4519

neu

4712

4123

4206

4431

4560

4980

alt

11

9

6

6

5

5

neu

11

7

6

7

6

4

alt

329

312

193

192

185

189

neu

317

198

200

204

197

196

alt

2516

2178

1959

2186

2360

2342

neu

2609

2214

2164

2307

2344

2547

alt

21

25

25

28

27

28

neu

23

23

29

27

26

28

alt

251

252

225

245

219

195

neu

286

243

244

243

237

242

alt

888

920

869

1078

1183

1212

neu

949

930

1037

1125

1169

1432

alt

491

484

477

504

487

524

neu

493

483

507

495

509

503

alt

16

17

20

19

24

24

neu

20

21

18

23

23

28

1429

1753

1995

2187

1613

1914

2039

2219

alt

1131

1271

neu

1184

1334

E. Wirkung des Wechselkurses auf die Beschäftigung

184

Gesamte Arbeitsstunden bei Wechsel der Grundgesamtheit Tabelle E-29 Arbeitsstunden männlicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit Sektor

Sampfe:

1973:4 1976:4 1979:4 1982:4 1985:4 1988:1

alt (neu)

Gesamt

Gesamt ohne Service

D

E

F

G

H

K

L

alt

191.6

184,6

184,3

186,3

187,9

170,5

neu

192,2

184,8

185,3

187,1

189,7

170,5

alt

193,0

185,4

185,6

187,6

189,3

172,1

neu

193,7

185,5

186,7

188,6

191,4

172,4

alt

189,8

190,6

192,4

195,7

198,9

176,4

neu

194,2

190,6

193,0

195,3

196,4

179,9

alt

203.8

194,2

193,1

194,0

193,4

179,2

neu

203.5

195,4

193,2

196,0

195,7

176,3

alt

194.3

183,7

187,4

189,6

194,1

169,9

neu

194.9

184,3

188,5

190,8

194,8

170,5

alt

173.0

175,8

169,0

175,6

171,8

163,2

neu

176,2

173,7

171,7

176,6

172,9

165,3

alt

190,5

188,9

185,0

187,0

185,2

183,3

neu

196,5

187,8

187,3

187,9

192,9

186,1

alt

189,9

183,3

183,4

183,7

185,2

168,1

neu

187,8

185,6

184,2

184,7

184,5

166,2

alt

168,2

171,0

166,7

172,1

170,0

156,2

neu

166,7

172,6

167,3

173,1

172,1

157,0

alt

180,5

181,3

179,2

185,2

184,6

165,2

neu

187,6

182,8

179,5

185,0

186,9

166,5

alt

181,6

179,5

177,2

180,2

181,8

164,1

neu

182,1

180,7

178,0

179,8

182,5

163,1

V. Anhang zu Kapitel E

185

Tabelle E-30

Arbeitsstunden weiblicher Beschäftigter bei Wechsel der Grundgesamtheit Sektor

1973:4

1976:4

1979:4

1982:4

1985:4

1988: 1

alt

175,9

171,0

170,3

169,6

170,1

150,6

neu

182,1

171,8

170,0

168,9

169,7

149,1

Sampie: alt (neu)

Gesamt

Gesamt ohne Service

0

E

F

G

H

K

L

alt

175,5

171,0

170,8

168,7

169,5

149,7

neu

174,5

171,2

169,9

168,7

168,9

148,1

alt

174,7

176,3

179,4

180,2

180,8

153,8

neu

176,7

173,9

179,0

182,2

179,8

158,1

alt

178,4

173,8

169,4

174,3

174,7

157,9

neu

177,2

173,8

174,3

174,2

170,9

159,4

alt

177,7

173,8

174,9

172,4

175,0

150,7

neu

177,2

173,7

174,6

172,3

175,5

149,5

alt

166,5

164,9

160,6

168,5

163,6

149,4

neu

166,6

162,4

162,6

167,1

162,2

153,4

alt

168,1

162,5

160,2

155,0

157,5

142,4

neu

171,0

162,6

160,3

158,5

157,6

145,5

alt

180,4

172,4

173,3

166,1

163,9

150,7

neu

177,5

173,0

168,3

164,7

171,7

144,9

alt

157,6

159,0

155,5

163,1

161,1

142,8

neu

155,2

160,1

156,5

164,0

159,2

146,2

alt

173,3

170,4

167,9

171,9

169,8

150,0

neu

173,9

169,1

169,3

168,6

168,6

150,0

alt

177,4

171,3

177,2

171,6

171,4

152,7

neu

174,2

173,7

170,0

169,5

171,4

151,7

F. Einfluß strukturellen Wandels aufdie Absorption wechselkursbedingter Schocks J. Einleitung Der Untersuchungszeitraum der vorliegenden Studie erstreckt sich über nahezu zwei Jahrzehnte, indem sie den Zeitabschnitt 1971-1990 abdeckt. Die Zeitreihenanalyse des zweiten und vierten Kapitels unterstellt implizit mit der Schätzung einer Gleichung über den gesamten Zeitraum eine Invarianz der zugrundeliegenden Zusammenhänge und Parameter. Die Verwendung langer Zeitreihen ist sicherlich vor dem Hintergrund einer in der kurzen Frist geringen Variation der Schlüsselvariablen Wechselkurs und Ölpreis zu rechtfertigen, und die (langfristige) Stabilität der geschätzten Zusammenhänge erweist sich aufgrund der Signifikanz der Ergebnisse. Dennoch können strukturelle Veränderungen in der japanischen Volkswirtschaft, die ihren Ursprung in der Anpassung an einstellige Wachstumsraten infolge der ersten Ölkrise und der Aufwertung des Yen 1985/86 selbst haben, nicht vollständig vernachlässigt werden. Das folgende Kapitel zeigt strukturelle Veränderungen und langfristige Trends der Entwicklung der japanischen Volkswirtschaft, die sich über den genannten Untersuchungszeitraum hinweg erstrecken. Die Darstellung befaßt sich dabei mit zwei Themengebieten: 1. Da die Ergebnisse des vierten Kapitels eine exponierte Rolle weiblicher Beschäftigter in Anpassungsprozessen der Beschäftigung nahelegen, ist auf die quantitative und qualitative Entwicklung weiblicher Beschäftigung einzugehen. In diesem Abschnitt wird untersucht, inwiefern Veränderungen in der Flexibilität der Beschäftigungsstrukturen zu registrieren sind, inwieweit sich also die Absorptionsfähigkeit l des Arbeitsmarktes für wechselkurs bedingte Schocks verändert hat.

I Da die erhöhte Aexibilität auf Kosten bestinunter Bevölkerungsgruppen geht, erhalten die Begriffe Absorptionsfähigkeit und Aexibilität einen euphemistischen Zug.

11. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes

187

2. Von grundlegender Bedeutung für die Transmission wechselkursbedingter Schocks erwies sich die spezifische Import- und Exportstruktur. Das erste Kapitel zeigte beispielsweise die Abhängigkeit von Energieimporten und die herausragende Rolle des Wachstumsbeitrags der Exporte. Von Interesse für die Beurteilung der Wirkung des Wechselkurses sind in diesem Zusammenhang strukturelle Veränderungen der Gütermärkte und der Produktionsstruktur im Untersuchungszeitraum, welche die Transmission wechselkursbedingter Schocks beeinflussen, bevor diese den Arbeitsmarkt erreichen. Die folgende Darstellung läßt sich daher in strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes und strukturelle Veränderungen der Gütermärkte und der Produktionsstruktur unterteilen, wenn auch die Entwicklungen der genannten Märkte als interdependent angenommen werden müssen2 .

11. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes 1. Quantitative Entwicklung weiblicher Beschäftigung

Im Untersuchungszeitraum ist eine deutlich unterschiedliche Entwicklung der männlichen und weiblichen Partizipationsraten3 festzustellen (Abbildung F-l). Die männliche Beschäftigung (Meßskala rechte Seite) zeigt einen nahezu ununterbrochenen Rückgang der Partizipationsrate von etwa 82% im Jahr 1972 bis auf ca. 77,5% im Jahr 1990. In diesem Zusammenhang ist auf Alterung der japanischen Bevölkerung zu verweisen: Der Anteil der Über-65Jährigen stieg von 4,9% im Jahr 1950 auf 12,1% im Jahr 1990 und wird für das Jahr 2025 mit 25,4% prognostiziert4 . In einer alternden Bevölkerung ist die sinkende männliche Partizipationsrate durchaus verständlich.

2 Die Interdependenz dieser Märkte zeigte sich in extremer Form in den keiretsu-Strukturen, wie sie im dritten Kapitel dargestellt wurden. Genaugenommen findet sich im keiretsu zusätzlich die Interdependenz mit dem Kapitalmarkt, indem die Strukturen der Beteiligungsfinanzierung, des Handels auf der Basis relationaler Verträge und der Internalisierung von Arbeitsmärkten lediglich unterschiedliche Aspekte der Verflechtung eines keiretsu sind. 3 Arbeitskräftepotential als Prozentsatz der Bevölkerung älter als 15 Jahre. Quelle: Labor Force Survey, eigene Berechnungen. 4 Japan Management and Coordination Agency, Statistics of Japan, zitiert nach Japan Institute of Labour (1991), S.IO.

188

F. Einfluß strukturellen Wandels 51.-------------------------~

50 49 48

80

47

79

46

78 1972

1976

1980

[weiblich - -

1984

1988

männlich ..... 1

Abbildung F-l: Partizipationsrate 1971-1990 (in %)

Wesentlich größere Schwankungen zeigen sich in der Partizipationsrate weiblicher Beschäftigter. Hier ist zunächst ein Wert von etwa 48,5% unmittelbar vor der ersten Ölkrise zu verzeichnen. Infolge der Anpassungsprozesse nach der Ölkrise sinkt die Partizipationsrate auf 45,5% im Jahr 1975. Offensichtlich führten die Beschäftigungsreduktionen weiblicher Beschäftigung pari passu zu einer Reduktion des weiblichen Arbeitskräftepotentials. Das Ausscheiden weiblicher Arbeitskräfte aus dem Arbeitsmarkt dämpfte die Erhöhung der Arbeitslosenquote durch Entlassungen nach der ersten Ölkrise. Im Hinblick auf die Eigenschaft weiblicher Arbeitskräfte, in Rezessionen den Arbeitsmarkt zu verlassen, wird ihre Rolle als "marginal" beschrieben5 . Man bezeichnet die zyklische Variation der weiblichen Partizipationsrate auch als "discouraged worker effect"6. Ab 1975 findet sich jedoch ein fast permanenter Anstieg der weiblichen Partizipationsrate, so daß sich die Raten beider Geschlechter tendenziell aneinander annähern. Dennoch wurde die weibliche Partizipationsrate des Jahres 1973 erst wieder im Jahr 1983 erreicht, und es besteht weiterhin eine große Differenz in der Partizipation beider Geschlechter. Dazu zeigt die weibliche Partizipationsrate stärkere kurzfristige Schwankungen, ein systematischer Zusammenhang mit dem Yen-Dollar-Wechselkurs ist jedoch nicht erkennbar. Sofern zyklische Schwankungen kurzfristig bestehen, werden sie durch den langfristigen Trend steigender weiblicher Partizipationsraten überdeckt. Massive Einbrüche wie nach der ersten Ölkrise lassen 5 Vgl.

ShiTTUJdalHiguchi (1985), S. 359.

6 Vgl.

Tachibanaki (1987), S. 666.

11. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes

189

sich in den achtziger Jahren nicht finden. Der "discouraged worker effect" dürfte eher in den siebziger Jahren relevant gewesen sein. Zusammenfassend läßt sich damit in quantitativer Sicht zumindest seit Mitte der siebziger Jahre eine wachsende Teilnahme weiblicher Bevölkerung am Arbeitsmarkt feststellen.

2. Qualitative Entwicklung weiblicher Beschäftigung

Die Frage nach der qualitativen Entwicklung weiblicher Beschäftigung zielt insbesondere auf den Status weiblicher Beschäftigter im Sinn einer impliziten Beschäftigungsgarantie ab. Der Beschäftigtenstatus ist von zentraler Bedeutung für die Verteilung der Anpassungslast sektoraler Beschäftigungsschwankungen, die im vorangegangenen Kapitel empirisch untersucht wurde. So ist zunächst denkbar, daß der Rückgang der männlichen Partizipationsrate zur Substitution durch zunehmend verfügbare weibliche Beschäftigte führte, was bei gleichem Beschäftigtenstatus - zu einer Rückführung oder zumindest Konstanz der Pufferfunktion weiblicher Beschäftigter führen könnte. Als Indikatoren des (nicht beobachtbaren) Beschäftigtenstatus lassen sich die Kontraktdauer und die wöchentliche Arbeitszeit heranziehen. Im Hinblick auf die Kontraktdauer unterscheidet der Labour Force Survey die Kategorien regulär Beschäftigte, temporär Beschäftigte und Tagelöhner. Die zugrundeliegende Kontraktdauer7 liegt bei über einem Jahr (regulär), mehr als ein Monat aber höchstens ein Jahr (temporär) und weniger als ein Monat (Tagelöhner)8. Abbildung F-2 stellt die Beschäftigtenzahlen nach unterschiedlichen Kontraktdauern für die Jahr 1970, 1980 und 1990 gegenüber9 . Es zeigt sich für beide Geschlechter ein leichter Rückgang der selbständigen Beschäftigung und der FamiIienarbeit lO . Im Fall männlicher Beschäftigung wird der Rückgang

7

Vgl. Ministry of Labour, Yearbook of Labour Statistics (1985), S. 344 f.

Die regulären Beschäftigten der Monthly Labour Statistics, die im vorangegangenen Kapitel ausgewertet wurden, umfassen in dieser Abgrenzung sowohl regulär als auch temporär Beschäftigte. Die folgende Betrachtung läßt damit Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der in Kapitel 4 betrachteten Beschäftigten nach der Kontraktdauer zu. 8

9

Quelle: Labour Force Survey

10 Die

Daten enthalten die Sektoren Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei.

F. Einfluß strukturellen Wandels

190

dieser Beschäftigungsformen fast ausschließlich durch einen Anstieg regulärer Beschäftigung kompensiert. Im Fall weiblicher Beschäftigung ist der Anteil regulärer Kontrakte bereits im Ausgangsjahr geringer als im Fall männlicher Beschäftigter. Der Rückgang selbständiger und Familienarbeit wird jedoch nicht ausschließlich von einer Erhöhung der Zahl regulärer Beschäftigter begleitet, es findet sich vielmehr ebenfalls ein Anstieg temporärer Beschäftigung. So hat sich der Anteil der teilzeitbeschäftigten Frauen von 5,2% (1970) auf 11,3% (1990) mehr als verdoppelt. Im Bereich männlicher Beschäftigung bleiben Arbeitsverträge auf temporärer Basis dagegen von untergeordneter Bedeutung. Damit ist über den Untersuchungszeitraum hinweg ein Ausbau der Pufferfunktion weiblicher Arbeitskräfte anzunehmen. Männliche Beschäftigte

Weibliche Beschäftigte (x 104 )

(x 104 )

3000

4000

2500

3500 3000

2000 1500

2500

• temporär Beschäftigte

2000

~regulär

Beschäftigte

1500

1000

o Familienarbeits

1000

500

o

o Tagelöhner

kräfte

500 0 1970

1980

1990

l!lI selbständig 1970

1980

1990

Abbildung F-2: Beschäftigte nach Kontraktdauer, alle Industrien

Neben einer Korrelation der Beschäftigungssicherheit und der Laufzeit des Arbeitsvertrages ist ebenfalls ein Zusammenhang zwischen Beschäftigtenstatus und monatlicher Arbeitszeit zu vermuten. Abbildung F-3 zeigt die Entwicklung weiblicher Beschäftigung nach der monatlichen Arbeitszeit. Teilzeitbeschäftigt im Sinn dieser Statistik ist, wer in der Befragungswoche weniger als 35 Stunden arbeitete I I . Der Graphik ist zu entnehmen, daß ein erheblicher Teil der Ausdehnung weiblicher Beschäftigung durch den Ausbau von Teilzeitarbeitsplätzen erfolgte. So hat sich im Untersuchungszeitraum der

11

Quelle: Labour Force Survey, zitiert nach Japan Institue

{lI' Labour

(1991), S. 72.

11. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes

191

Anteil der weiblichen Teilzeitbeschäftigten auch in dieser Abgrenzung VOn 12,2% (1970) auf 27,3% (1990) mehr als verdoppelt. 20

18 16 14 12 10 8 6 4 2

o

DTeilzeit

Eil Vollzeit

1970

1980

1990

Abbildung F-3: Weibliche Teilzeitbeschäftigung (x \03)

Die Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung erfolgte insbesondere im Sektor kleiner und mittlerer Betriebe. wie die Auswertung des Basic Survey on the Wage Structure l2 zeigt (Abbildung F-4). 700 600 500 400

010-99

o 100-99S

300

Ilil> 1000

200 100 0

1970

1980

1986

Abbildung F-4: Weibliche Teilzeitbeschäftigte nach Unternehmensgröße: Verarbeitende Industrie, Handel, HoteUGaststätten und Dienstleistungen (1000 Arbeitnehmer)

Es ist damit nicht nur VOn einem Absinken der Beschäftigungssicherheit weiblicher Arbeitnehmer aufgrund eines ansteigenden Anteils der Teilzeitbeschäftigten auszugehen, die Schaffung von Teilzeitstellen konzentriert sich

12

Quelle: Japan Statistical Yearbook 1988, S. 103.

F. Einfluß strukturellen Wandels

192

dazu im Sektor kleiner und mittlerer Unternehmen, in dem zusätzlich von einer geringeren Beschäftigungssicherheit ausgegangen werden kann. Es sei in diesem Zusammenhang auf die Abspaltung von Tochterfirmen aus Großunternehmen verwiesen, deren Schaffung aus Motiven der Beschäftigungsanpassung in Kapitel 3 dargestellt wurde. Die hier erfaBten kleinen und mittleren Unternehmen sind in ihrer Substanz nicht notwendigerweise vom Sektor der Großunternehmen getrennt zu sehen.

3. Auswirkung auf die PutTerfunktion weiblicher Beschäftigter

Stellt man die Entwicklung der Partizipationsrate weiblicher Arbeitskräfte der Entwicklung der Teilzeitarbeit gegenüber, so findet man Einbrüche in der Partizipationsrate vor allem als Reaktion auf die erSte Ölkrise, während das Phänomen einer Ausweitung weiblicher Teilzeitbeschäftigung sich über den gesamten Untersuchungszeitraum erstreckt. Informativ ist hierzu eine Statistik des Basic Survey on Wage Structure 13 für die verarbeitende Industrie: Die Zahl der weiblichen Teilzeitbeschäftigten sank im genannten Sektor absolut zwischen 1970 und 1975 von 185.000 auf 166.000, Zeichen des massiven Einbruchs weiblicher Beschäftigung nach der ersten Ölkrise. In den folgenden fünf Jahren hat sich dann die Zahl mit 375.000 Beschäftigten (1980) mehr als verdoppelt und wuchs auf 602.000 (1985) an. Eine Studie aus dem Jahr 1986 14 zeigt, daß eine große Zahl japanischer Teilzeitbeschäftigter eine Vollzeitbeschäftigung oder zumindest eine Ausweitung ihrer Arbeitszeit vorziehen würde und in diesem Sinn unfreiwillig teilzeitbeschäftigt ist. Die geschätzte Zahl weiblicher unfreiwillig Teilzeitbeschäftigter variiert nach der zugrundeliegenden Statistik, ist aber für weibliche Teilzeitbeschäftigte fast durchgängig steigend im untersuchten Zeitraum 19681984. Für das Jahr 1982 ergibt sich auf der Basis des Employment Status Survey eine Zahl von 670.000 unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten weiblichen Arbeitnehmern. Nach dem Labour Force Survey liegt der Wert nur bei 380.000 im Vergleich zu lediglich 200.000 männlichen unfreiwillig Teilzeitbeschäftigten. Für das Jahr 1984 steigt die Zahl für weibliche Beschäftigte auf 460.000,

13 Quelle:

Japan Statistical Yearbook 1988, S. 103.

Wakisaka (1986): "Seriousness of female unemp10yment: A study of employment status survey", in : AReport to the Ministry of Labour (in japanischer Sprache), zitiert nach Tachibanaki (1987), S.667f. 14

11. Strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarktes

193

während die Zahl männlicher unfreiwillig Teilzeitbeschäftigter auf 180.000 sinkt. Sowohl im Hinblick auf die quantitative Bedeutung weiblicher Beschäftigter im Arbeitsmarkt als auch im Hinblick auf den Beschäftigungsstatus bestätigt sich damit der Eindruck einer Ausweitung der Pufferfunktion weiblicher Beschäftigung. Das Wachstum weiblicher Beschäftigung konzentriert sich in Beschäftigungsformen abseits der Muster der Beschäftigung auf Lebenszeit. Die rein quantitative Aufrechnung männlicher und weiblicher Partizipationsraten muß in dieser Hinsicht mehr als relativiert werden. Dennoch ist darauf zu verweisen, daß die hier aufgezeigten Trends nur indirekte Rückschlüsse auf die Beschäftigungssicherheit und die zugrundeliegenden Reputationskosten einer Entlassung weiblicher Arbeitskräfte zulassen, eine Konsequenz der unscharfen Trennungen in einem Regime relationaler Arbeitsverträge.

4. Ausblick: Das Chancengleichheitsgesetz

Eine Stärkung der Position weiblicher Arbeitskräfte wurde vom japanischen Gesetzgeber im Rahmen des Chancengleichheitsgesetzes (Equal Employment Opportunity Law) angestrebt. Das Gesetz wurde vom japanischen Parlament am 17. Mai 1985 verabschiedet und trat zum Fiskaljahr 1986 in Kraft 15. Das Chancengleichheitsgesetz formuliert das Ziel der Schaffung gleicher Beschäftigungschancen für weibliche und männliche Beschäftigte, insbesondere in bezug auf Einstellung, Beförderung, Entlassungen und Ruhestandsregelungen. Zu diesem Zweck wurden als Institutionen zur Konfliktlösung zwischen den Arbeitsmarktparteien sogenannte Chancengleichheits-MediationsKommissionen eingerichtet, und es werden zusätzlich auf präfekturaler Ebene beratende und schlichtende Funktionen von den Direktoren der Ämter für weibliche und junge Arbeitskräfte übernommen. Die Einführung des Chancengleichheitsgesetzes bedeutete auch eine Lockerung in den rechtlichen Rahmenbedingungen für Überstunden, Urlaubszeiten und Nachtarbeit weiblicher Arbeitskräfte im Zusammenhang mit dem Labor Standards Law. Diese Liberalisierungen konzentrieren sich allerdings auf

15

Vgl. Nakamura (1988), S. 174.

13 Nitsch

194

F. Einfluß strukturellen Wandels

Angestellte in leitenden Positionen und Freiberufler sowie bestimmte Berufsgruppen I 6. Die Frage, inwiefern das Chancengleichheitsgesetz die Position weiblicher Beschäftigter im japanischen Arbeitsmarkt gestärkt hat und zu einem Abbau der Pufferfunktion beiträgt, ist nicht einfach zu beantworten. Die Rolle weiblicher Beschäftigter Ende der achtziger Jahre scheint im Vergleich zur Phase vor Verabschiedung des Gesetzes gestärkt, wie Befragungen des Arbeitsministeriums zeigen l7 : Im Jahr 1984 rekrutierten 33,6% der befragten Unternehmen sowohl männliche als auch weibliche Beschäftigte. Dieser Prozentsatz stieg im Jahr 1989 auf 70,4% für Büroangestellte und 47,8% für technische Angestellte. Der Anteil leitender weiblicher Angestellten stieg von 9% (1985) auf 11,5% (1989). Eine einfache Verbindung der genannten leichten Verbesserungen l8 in der Position weiblicher Beschäftigter mit dem Chancengleichheitsgesetz ist jedoch nicht überzeugend. Von herausragender Bedeutung für die genannten Strukturänderungen dürfte ebenfalls die allgemein günstige Arbeitsmarktsituation nach 1987 19 und die Schaffung neuer Arbeitsplätze für weibliche Beschäftigte im Dienstleistungssektor20 sein. Die tatsächliche Beschäftigungssicherheit erweist sich damit erst in der nächsten Beschäftigungskrise.

16 Ansonsten bleibt ein VeIbot der Nachtarbeit und eine Beschränkung auf 150 Überstunden pro Jahr für weibliche Beschäftigte, vgl. Sasajima (1993), S.l69 f.

11

vgl. Japan Institute of Labour (1992) White Paper on Labour, S.30.

Das Japan Economic Journal schreibt hierzu "Women have made some gradual progress in the workplace since the enforcement in 1986 of the Equal Employment Opportunity Law, but still the typical workplace is male dominated" (Japan Economic Almanac 19991, S. 42). 18

19

Vgl. Kapitel C.

20 Mit filr weibliche AIbeitskräfte günstigen Konditionen: So hatten im Jahr 1989 42, I % der be-

fragten Dienstleistungsunternehmen ein System des Munerschaftsurlaubs eingefilhrt im Gegensatz zu lediglich 9,5% in der verarbeitenden Industrie. vgl. Japan Institute of Labour (1992) White Paper on Labour, S. 40.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

195

BI. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte 1. Internationalisierung der Produktionsstruktur durch Direktinvestitionen

a) Quantitative Entwicklung Japanische Direktinvestitionen im Ausland haben insbesondere in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre eine rapide Ausweitung erfahren. Tabelle F-l zeigt das Dollarvolumen japanischer Direktinvestitionen und die prozentualen Anteile nach Regionen unterteilt21 . Tabelle F-I

Japanische Direktinvestitionen nach Regionen Jahr

Region Gesamt (Mrd. $)

Nordamerika %

Asien %

Europa %

Sonstige %

1980

4,7

34,0

25,3

12,3

28,4

1985

12,2

45,0

11,7

15,8

27,5

1986

22,3

46,8

10,4

15,5

27,3

1987

33,4

46,0

14,6

19,7

19,7

1988

47,0

47,5

11,8

19,4

21,3

1989

67,5

50,2

12,2

21,9

15,7

Es zeigt sich zwischen 1980 und 1989 ein Anwachsen des Investitionsvolumens auf mehr als das vierzehnfache, wobei eine deutlich stärkere Ausweitung nach der Aufwertung des Yen im Jahr 1985 zu verzeichnen ist. Das Gewicht der dargestellten Regionen hat sich im Untersuchungszeitraum verschoben, so ist ein deutlicher Ausbau der Investitionen in Europa und den USA festzustellen. Der Anteil der asiatischen Region ist zwischen 1980 und 1985 auf etwa die Hälfte gefallen und bei einem Anteil von etwa 12% verblieben, was durch das Wachstum des Gesamtvolumens jedoch mehr als kompensiert wurde.

21

13'

Quelle: OECD Economic Survey of Japan 1990, S. 52.

F. Einfluß strukturellen Wandels

196

Die rein nominale Beschreibung der Investitionsvolumina vernachlässigt die starke Heterogenität der erfaßten Vorgänge. Das Spektrum reicht beispielsweise von der Errichtung von Produktions stätten bis zur Übernahme von bereits vorhandenen Dienstleistungsunternehmen oder der Investition in Immobilien. Im Hinblick auf die zu untersuchende Internationalisierung der Produktionsstruktur kann die wiedergegebene Statistik daher nur als grober Anhaltspunkt dienen, da im Hinblick auf das Thema der Untersuchung hier insbesondere die Verlagerung von Produktionsteilen in das Ausland und der Einfluß dieser Strukturänderung auf die Transmission von Wechselkursänderungen interessiert. Weitere Probleme bestehen in der statistischen Abgrenzung und Erfassung von Direktinvestitionen22 . Die Bedeutung unterschiedlicher Sektoren im Volumen japanischer Direktinvestitionen zeigt Tabelle F_223 . Tabelle F-2 Japanische Direktinvestitionen nach Sektoren Jahr

Gesamt (Mrd. $)

Verarb. Indust.

(%)

Verarb. Finanz! Indust. Versieh. (Mrd. $)* (%)

Irnmobilien

Dienst!. Handel Sonst.

(%)

(%)

(%)

(%)

1980

4,7

36,4

1,7

8,1

-

5,3

17,0

33,2

1985

12,2

19,3

2,4

31,1

9,9

5,4

12,7

21,6

1986

22,3

17,1

3,8

32,4

17,9

7,0

8,3

17,3

1987

33,4

23,5

7,8

32,0

16,3

8,3

6,8

13,1

1988

47,0

29,4

14,0

27,9

18,4

7,9

6,8

9,6

1989

67,5

24,1

16,3

22,8

20,9

15,7

7,6

8,9

* Eigene Berechnungen Im Vergleich zum Jahr 1980 findet sich im Jahr 1985 zunächst eine prozentual geringere Bedeutung von Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie, obwohl in absoluten Werten ein Anwachsen auf 2,4 Mrd.$ (1985) von

22 vgl. Froot (1991), S. 5. Froot versteht im Kern unter Direktinvestitionen eine Ausdehnung der Kontrolle über ausländische Unternehmen, ohne daß es zu internationalen Kapitalströmen kommen muß. 23

Quelle: OECD Econornic Survey of Japan 1990, S. 52, eigene Berechnungen.

111. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

197

1,7 Mrd. (1980) vorliegt. Zwischen 1985 und 1889 - im Anschluß an die Aufwertung des Yen - wächst das Volumen der Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie dann um das 6,7-fache. Während also der prozentuale Anteil der verarbeitenden Industrie an den Direktinvestitionen durch neu hinzugekommene Investitionen im Immobilienund dem Finanzsektor zurückgedrängt wurde, ist dennoch ein massives Anwachsen von Direktinvestitionen im erstgenannten Sektor festzustellen.

b) Motive japanischer Direktinvestitionen (1) Übersicht Die Heterogenität der unter dem Begriff der Direktinvestition erfaßten Vorgänge spiegelt sich in den unterschiedlichen unternehmenspolitischen Motivationen der beteiligten Investoren wider. Als Motive japanischer Direktinvestitionen werden genannt 24 : •

Produktionsverlagerungen ins Ausland aufgrund höherer inländischer Löhne im Zusammenhang mit dem starken Yen



Umgehung von Importquoten auf Auslandsmärkten



Erwartung wachsender Auslandsmärkte



Niedrige ausländische Preise von Anlagegütern, insbesondere von Land, welche die Portfoliodiversifizierung japanischer Anleger anregen bzw. erleichtern



Finanzmarktliberalisierung

Die drei erstgenannten Motive japanischer Direktinvestitionen sind geeignet zur Erklärung der Produktionsverlagerung der verarbeitenden Industrie ins Ausland, und haben damit einen direkten Bezug zum japanischen Arbeitsmarkt. Die beiden letztgenannten Motive beziehen sich auf die Investition japanischer Anleger in ausländische Immobilien25 und die Internationalisierung des 24 25

ben.

Vgl. OECD Economic Survey of Japan 1989/90, S. 51 f. Ein spektakuläres Beispiel wurde durch den japanischen Erwelb des Rockefeller-Centers gege-

198

F. Einfluß strukturellen Wandels

Finanzsektors. Obwohl auch hier direkte Wirkungen auf die Beschäftigung im Finanzsektor angenommen werden können, soll das Hauptgewicht auf den Motiven der Produktionsverlagerung der verarbeitenden Industrie gelegt werden 26 . Auch sind indirekte Wechselwirkungen zwischen Finanz- oder Immobiliendirektinvestitionen und der Errichtung ausländischer Produktionsstätten denkbar, etwa im Sinn einer Schaffung einer finanziellen und Dienstleistungs- Infrastruktur im Land der Produktionsstätte. Diese Aspekte sollen im folgenden jedoch vernachlässigt werden. Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die bei den erstgenannten Motive japanischer Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie. Das Motiv einer Erschließung wachsender Auslandsmärkte wird nicht weiter verfolgt.

(2) Direktinvestitionen auf der Basis wechselkursinduzierter Kostenvorteile Die massive Ausdehnung von Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie ist zum Teil als Reaktion auf die veränderte gesamtwirtschaftliche Lage nach der Aufwertung des Yen im Jahr 1985 zu verstehen. Die Zeitreihe des Yen-Dollar-Wechselkurses zeigte, daß bereits in den Jahren 1977/78 der Yen eine starke Aufwertung erfahren hatte. Ein grundlegender Unterschied zwischen beiden Aufwertungsphasen besteht jedoch in der Dauerhaftigkeit der Außenwertveränderung: Während es sich bei der Aufwertung 1977/78 um ein vorübergehendes Phänomen handelte, stellte die Aufwertung 1985 infolge der Plaza Vereinbarung eine dauerhafte Veränderung der außenwirtschaftlichen Position Japans dar - und wurde offenbar auch in dieser Weise interpretiert. Eine Befragung des MITI zeigt einen deutlichen Unterschied in den erfaßten unternehmerischen Maßnahmen in beiden Aufwertungsphasen 27 (Abbildung F-5). Die Befragung zeigt deutlich, daß als Reaktion auf die zweite Aufwertung tendenziell strukturverändernde und damit langfristig ausgelegte Instrumente ergriffen wurden. Die größten Unterschiede zwischen beiden Phasen eines starken Yen finden sich in der Verlagerung von Produktionsteilen ins Ausland

26 Die herausragende quantitative Bedeutung der verarbeitenden Industrie im japanischen Arbeitsmarkt zeigte Kapitel C. 27

Vgl. Japan External Trade Organization (1989), S. 23.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

199

und dem Bezug von Teilen und Materialien aus dem Ausland. Direktinvestitionen mit dem Ziel der Nutzung niedrigerer Produktionskosten im Ausland können damit zur Bedienung der Exportmärkte aus ausländischer Produktion oder aber auch zu Reimporten nach Japan genutzt werden. Eine besondere Rolle in bezug auf Reimporte kommt dabei den Direktinvestitionen im Ostasiatischen Raum zu 28 : Über 40% der dortigen Produktion von Unternehmen in japanischem Besitz ging im Jahr 1987 in den Export, wovon mehr als ein Drittel Reimporte nach Japan darstellten. 100 90 80

70 60 50

40 30 20 10 O~~~~~Lr~~~~~~~~~~~~~

(

2

3

.

4

5

6

)

7

jetzt häufiger als zuvor : jetzt weniger häufig als zuvor Legende: I. Verlagerung der Produktion nach Übersee 2. Erweiterter Bezug von Teilen und Materialien aus dem Ausland 3. Ausweitung des inländischen Absatzes 4. Reduktion der Kosten der EigenersteIlung 5. Stärkung nichtpreislicher Wettbewerbsparameter 6. Aufforderung zur Preissenkung durch Zulieferer 7. Erhöhung des Dollarpreises der Exporte

Abbildung F-5: Maßnahmen zur Bewältigung der Yen-Aufwertung in der Exportindustrie

Nach der Aufwertung des Yen infolge der Plaza Vereinbarung findet sich eine deutliche absolute Ausweitung der von der verarbeitenden Industrie im asiatischen Raum vorgenommenen Direktinvestitionen. Abbildung F-6 gibt

2X

Vgl. OECD Economic Survey of Japan 1989/90, S. 52.

200

F. EinHuB strukturellen Wandels

das Investitionsvolumen in Mrd. $ aufgeschlüsselt nach den Regionen der Asian NIES (Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur) und den ASEAN Staaten (Thailand, Malaysia, Indonesien und die Philippinen)29 wieder: 1,4 . , . , - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ,

1,2

0,8 0,6 0,4 0.2

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

Fiskaljahr

Ir?:IAsian NIES

DASEAN

I

Abbildung F-6: Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie in Asien (Mrd.$)

Die Graphik zeigt, daß bis zum Jahr 1984 das Hauptgewicht japanischer Direktinvestitionen der verarbeitenden Industrie in den ASEAN Ländern lag. Eine dramatische Ausweitung der Direktinvestitionen im asiatischen Raum findet sich ab dem Fiskaljahr 1986. Sie nimmt ihren Anfang in den industrialisierten Ländern der asiatischen NIES, wird aber mit einer anfänglichen zeitlichen Verzögerung von Produktionsveriagerungen in die ASEAN Länder überholt. Einen Eindruck von der quantitativen Entwicklung gibt eine Befragung von Unternehmen der verarbeitenden Industrie durch das MITI30: 35,2% der befragten Unternehmen 31 im Jahr 1988 führten Reimporte aus ihren ausländischen Produktionsstätten durch. Das Importvolumen der befragten Unternehmen erreichte einen Wert von 2,06 Mrd. $, eine Steigerung um 76,2% gegen-

31l

(1990), S. 36. Ygl. JETRO (1989), S.36f.

31

Dies entspricht 62 Unternehmen.

29 Vgl. JETRO

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

201

über dem Vorjahr. Davon entfielen mehr als die Hälfte auf elektrische Produkte und etwa 1110 auf Automobile als dem zweitgrößtem Einzelposten. Entsprechend dem Investitionsvolumen zeigt sich in der Untersuchung der Reimporte nach Ländergruppen ab 1986 eine starke Rolle des asiatischen Raumes. Abbildung F-7 zeigt die Zahl der neu aufgenommenen Reimporte durch in der genannten Studie befragte Unternehmen: 50 45

CIJ] Sonstige

40

ASEAN

~

CJ

35

Asian NIES

30

~

EG BlITi.l

25 20

USA

15

10 5

o-\.C:=::ffil:~:ztilllliP,;L-....P,z vor 1984 \985

1986 1987 Fiskaljahr

\988

Abbildung F-7: Neuaufnahme von Reimporten nach Ländergruppen (Zahl der Fälle)

Es zeigt sich, daß entsprechend dem Volumen der getätigten Direktinvestitionen vor allem aus der asiatischen Region Reimporte durch japanische Unternehmen vorgenommen werden. Auch hier findet sich zunächst eine Konzentration nach 1985 auf die Asian NIES und seit 1988 ein deutliches Aufholen der ASEAN Staaten. Die Verlagerung von Teilen der japanischen Produktion ins Ausland begünstigt eine Änderung der japanischen Importstruktur. Während die im ersten Kapitel dargestellte Handelsstruktur der Jahre 1980 und 1985 eine deutliche Dominanz von Rohstoffimporten zeigte, sind Tendenzen zu einer Ausweitung des Importes verarbeiteter Güter in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre zu verzeichnen. Der verhältnismäßig niedrige Anteil verarbeiteter Güter war einer der Schlüsselpunkte in der Diskussion über japanische Exportüberschüsse insbesondere im bilateralen Handel mit den USA. Zentrale Frage war in diesem Zusammenhang, ob die niedrige japanische Importquote (abgesehen

F. Einfluß strukturellen Wandels

202

von Energie- und Rohstoffimporten) als Zeichen des Protektionismus und nichttarifärer Handelshemmnisse zu interpretieren sei 32 , eine Diskussion, die an dieser Stelle nicht aufgenommen werden soll. Eine besondere Rolle im Verständnis japanischen Importverhalten kommt allerdings sicherlich den im dritten Kapitel untersuchten Konzernstrukturen zu, indem die langfristige Bindung von Unternehmen einer Gruppe den Marktzugang für ausländische Unternehmen behindert33 . Die Existenz japanischer Tochterunternehmen und Produktionsstätten im Ausland dürfte damit die Öffnung des japanischen Marktes für den Import verarbeiteter Güter erleichtert haben, denn die Integration in das bestehende Netz industrieller Verflechtungen ist durch den Investor, die Mutterfirma, gewährleistet. (3) Direktinvestitionen zur Umgehung von Exportbeschränkungen Von den zuvor behandelten kosteninduzierten Argumenten für Direktinvestitionen zu trennen ist die Bestrebung, wachsende Auslandsmärkte durch direkte Produktion im Gastland zu bedienen. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Existenz von Handelsbeschränkungen und freiwilligen Exportbeschränkungen zu. Es besteht eine enge Verbindung zwischen der Wirkung von Exportbeschränkungen auf Direktinvestitionen und den in Gliederungspunkt 5.3.2 behandelten Folgen für die Wechselkursabhängigkeit der Beschäftigung in japanischen Exportindustrien. Ein wichtiger Unterschied besteht jedoch in der Sichtweise der Untersuchung: Während die hier betrachteten Direktinvestitionen eine Änderung der Produktionsstruktur und damit der Angebotsseite darstellen, befaßt sich Gliederungspunkt 5.3.2 mit den nachfrageseitigen Wirkungen der Exportbeschränkung auf die Transmission von Außenwertveränderungen des Yen auf die Beschäftigung. Die hier behandelten Aspekte sind damit mittel- bis langfristiger Natur, während sich die nachfrageseitige Wirkung auf kurzfristige Aspekte 34 beschränkt. Auseinandersetzungen mit Handelspartnern sind keine Besonderheit der achtziger Jahre. In der Tat lassen sich jedoch im Zeitablauf unterschiedliche

32 Vgl. etwa Lawrence (1987). 33 Zu diesem Themenbereich vgl. 34 Sofern

Lawrence (1993).

man die kurze Frist durch eben eine konstante Produktionsstruktür definiert.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

203

Schwerpunkte nach Sektoren feststellen 35 : Während in den sechziger Jahren bis etwa zur Mitte der siebziger Jahre sich die Konflikte auf die Textil- und Stahlindustrie konzentrierte, rückte in den siebziger Jahren die Unterhaltungselektronik (Fernsehgeräte) und der Schiffbau in das Zentrum. Die frühen achtziger Jahre schließlich brachten eine Verlagerung der Auseinandersetzung zum Automobilsektor und den Maschinenbau. Exemplarisch wird Abschnitt F.I11.3. der Fall der Automobilindustrie dargestellt. Die Existenz oder Drohung von Handelsbeschränkungen - seien sie in Form von Importbeschränkungen oder Zöllen formuliert - kann auf zwei unterschiedliche Arten und Weisen Direktinvestitionen motivieren: Die erste, "klassische" Begründung von Direktinvestitionen bezieht sich auf das direkte Umgehen bestehender Handelsbeschränkungen. Produktionsverlagerungen in das die Handelsbeschränkungen erlassende Land bedeuten c.p. eine direkte Substitution von Exporten durch Produktion vor Ort. Sofern beispielsweise die Produktion japanischer Automobile insbesondere nach 1986 in amerikanischen Zweigwerken erfolgte, konnte trotz Einschränkungen der Exporte und Erfüllung der Exportquote das Umsatzvolumen weiter ausgebaut werden 36 . Das zweite, subtilere Argument der "Quid Pro Quo" Direktinvestitionen 37 weist auf die politökonomische Dimension von Direktinvestitionen hin. Der Investor schafft sich durch seine Investition Einflußkanäle auf den politischen Entscheidungsprozeß im Gastland und verhindert das Entstehen von Handelsbarrieren. Als Beispiel sei auf das Joint-Venture von Toyota und General Motors aus dem Jahr 1984 verwiesen, in dessen Folge sich General Motors im Jahr 1985 gegen eine Erneuerung der Handelsbeschränkungen gegenüber Japan aussprach. Ähnliche Argumente lassen sich bezüglich der beteiligten Gewerkschaften des Gastlandes anführen.

35 vgl. EPA: Economic Survey of Japan 1980/81, S. 200 ff., dort findet sich eine Chronologie der Handelsfriktionen mit den USA und der EG. 36 Vgl. die Graphik zur Exportsubstitution in der Japanischen Automobilindustrie in Abschnitt F.lIl.e).

37

VgL Bhagwati et al. (1992), S. 186 ff.

204

F. Einfluß strukturellen Wandels

c) Bedeutung der internationalisierten Produktionsstruktur

für die Transmission wechselkursbedingter Schocks (1) Überblick

Die Bedeutung der strukturellen Veränderungen für die Transmission wechselkursbedingter Schocks sind gemäß der theoretischen Darstellung des ersten Kapitels in angebots- und nachfrageseitige Effekte zu unterteilen. Die Internationalisierung der Produktionsstruktur steht - zumindest in Hinblick auf Direktinvestitionen in westlichen Industrienationen - in engem Zusammenhang mit der Existenz oder Drohung von Handelsbeschränkungen. Die Trennung zwischen der direkten Wirkung einer Handelsbeschränkung auf die nachfrageseitige Transmission von Wechselkursschwankungen auf die Beschäftigung und von indirekten (langfristigen) Wirkungen durch die Verlagerung von Produktionsstätten ist nicht einfach. Die Überlegungen des folgenden Gliederungspunktes setzten daher zwar an der Nachfrageseite an, aber sie beziehen sich auf langfristige Entwicklungen, die aus der Verlagerung von Produktionsteilen in das Ausland resultieren 38 .

(2) Nachfrageseitige Transmission Direktinvestitionen sind geeignet, bestehende Handelsbarrieren zu umgehen, oder die Entstehung von Handelsbarrieren zu verhindern. In bei den Fällen erfolgt die Investition in demjenigen Land 39 , das durch protektionistische Maßnahmen seinen Markt abzuschotten trachtet, mit dem Ziel einer Produktion "vor Ort". Die Allokation der Direktinvestitionen resultierend aus dieser Motivation konzentriert sich im Fall Japans auf die USA und die Europäische Gemeinschaft. Wirkungen auf die Reagibilität der Beschäftigung auf Veränderungen des Wechselkurses setzen damit an der Exportnachfrage an. Ausgangspunkt der Betrachtung bildet folgende Überlegung: c.p. bedeutet eine Produktionsverlagerung in das Gastland eine Einbuße an inländischer Beschäftigung, ein Teil der zuvor exportierten Güter wird nun vor Ort produ3R Kurzfristige Konsequenzen der Handelsbarrieren, d.h. bei gegebener Produktionsstruktur sind dagegen Gegenstand des Gliederungspunktes 111.2.

39

Bzw. der Zollunion (Europäische Gemeinschaft).

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

205

ziert. Ein Teil der Nachfrage wird damit durch die ausländische Produktionsstätte abgedeckt. Die einfache ceteris-paribus-Aussage ist jedoch nach Maßgabe der Rahmenbedingungen in mehrfacher Hinsicht zu relativieren, wie die folgenden Beispiele belegen: I. Direktinvestitionen erfolgen als Reaktion auf bestehende HandeIsbarrieren. In diesem Fall ist die Produktionsverlagerung Reaktion auf die Einrichtung von Exportquoten, und der Nachfrageausfall sinnvollerweise als durch letztere verursacht anzusehen. Die Auslandsproduktion selbst dient in diesem Fall zur Erhaltung oder dem Ausbau des Marktanteils und damit teilweise der inländischen Beschäftigung40 - unter der Nebenbedingung der Handelsbeschränkung. 2. Es besteht die Möglichkeit zur Substitution von Gütern, die der Handelsbeschränkung unterliegen, zu solchen, die frei in das Gastland importiert werden dürfen. Im Beispiel der Automobilindustrie kann die Substitution kontingentierter fertiger Automobile durch den Export von Automobilteilen (Motoren, Chassis etc.) umgangen werden, so daß die Produktion im Gastland durch einen erheblichen Anteil importierter Vorprodukte dominiert werden kann. In diesem Fall sind die kontraktiven Wirkungen einer Direktinvestition zumindest gemildert. 3. Durch die Erstellung japanischer Produkte im Ausland können - sofern das Land der Produktionsstätte ausschlaggebend ist - zur Umgehung von Exportquoten dienen, wenn nämlich die dort hergestellten Produkte nicht als japanische Exporte gewertet werden. Sinken die Exporte, so ist c.p. von einer geringeren nachfrageseitigen Wechselkursabhängigkeit der Beschäftigung auszugehen. Gerade das zweite Argument - auch in Verbindung mit dem dritten Argument - zeigt jedoch, daß es zu einer Umschichtung vom Export von Fertigprodukten zu Halbfertigprodukten und Teilen kommen kann, so daß ein Absinken der Exportquote der Industrie und ein Rückgang der Bedeutung des Wechselkurses nicht notwendigerweise folgt.

40

Etwa durch die Lieferung von Teilen oder die Nutzung von Patenten und Konzessionen.

206

F. Einfluß strukturellen Wandels (3) Änderung der angebotsseitigen Transmission

Eine Änderung der angebotsseitigen Transmission erfolgt, sofern Investitionen mit dem Ziel des Reimportes getätigt werden: Die angebotsseitige Transmission einer Wechselkurswirkung im Rahmen der typischen japanischen Importstruktur vor 1985 vollzog sich durch eine Änderung der Preise für importierte Rohstoffe und Energie. Am Beispiel einer Aufwertung des Yen wurde dies im ersten Kapitel durch eine Verschiebung der AD-Kurve nach unten repräsentiert: Jede Menge Y kann aufgrund der niedrigeren Importpreise zu einem geringeren Preis produziert werden als vor der Aufwertung. In Gegenwart japanischer Reimporte kommt dem Einsatz im Ausland gefertigter Zwischenprodukte (z.B. Teilen in der Automobilfertigung) eine analoge Rolle zu. Die Aufwertung ermöglicht es, die Produktionskosten zu senken, und der angebotsseitige expansive Effekt wird verstärkt. Der Effekt einer Aufwertung liegt neben der Rohstoffverbilligung in einer Veränderung der in Yen gemessenen relativen Löhne. Durch die Verarbeitung von Reimporten japanischer Unternehmen wird ein Teil der "Belegschaft", nämlich die Beschäftigten in der ausländischen Niederlassung, in ausländischer Währung bezahlt, so daß die Aufwertung zu einer Senkung des durchschnittlichen Yen-Lohnes in der Produktion führt. Eine Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland zum Zweck von Reimporten führt durch einen erhöhten Anteil importierter Einsatzgüter zu einer Verstärkung der angebotsseitigen Wirkungen einer Wechselkursänderung. Die Wechselkursabhängigkeit auf der Angebotsseite steigt, da nunmehr nicht nur importierte Rohstoffe in die Angebotsfunktion eingehen, sondern auch die in Vorleistungen enthaltenen in Dollar notierten ausländischen Löhne.

d) Kurze und lange Frist Durch die Diskussion zur Änderung der angebotsseitigen Transmission werden starke Parallelen zur (kurzfristig) expansiven Wirkung einer unerwarteten Inflation im Rahmen der Phillipskurvenanalyse erkennbar. Im Rahmen der Phillipskurve wirkt eine Veränderung der monetären Größe auf den herrschenden Reallohn. Im vorliegenden Fall ist es jedoch nicht das Preisniveau, das durch Inflationierung bei gegebenen nominalen Größen zu einer Verschiebung der realen Relationen führt und die expansive Wirkung auslöst, es ist der

207

111. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

Wechselkurs, der im Durchschnitt der (zumindest indirekt via Vorleistungen) Beschäftigten zur Lohnsenkung führt. Phillipskurve:

w,4

Direktinvestition: Wv =

-7

In Formeln ausgedrückt4l zeigt sich die Analogie in den Rollen des Preisniveaus P und des Wechselkurses (in $N notiert). Eine Erhöhung von P bedeutet eine Entwertung des Lohnes durch die Änderung des relativen Preises der Endprodukte und des Arbeitseinsatzes. Im Fall des Wechselkurses führt eine Aufwertung (Erhöhung von e) zum Sinken des in Yen ausgedrückten Lohnes der in der ausländischen Niederlassung Beschäftigten. Der in der Produktion des Gutes aufzuwendende in Yen ausgedrückte Durchschnittslohn sinkt mit der Größe Wy, sofern die Aufteilung des Arbeitseinsatzes zwischen der Erstellung von Vorprodukten im ausländischen Tochterunternehmen und der Endfertigung in der inländischen Mutterfirma konstant bleibt. Unterschiede bestehen in der langfristigen Wirkung von P bzw. e auf den Nominallohn. Im Rahmen der Phillipskurve ist nach Überwindung der Rigiditäten in der Inflationserkennung und Lohnvereinbarung c.p. von einem Absinken des Reallohnes auf den Ausgangswert auszugehen. Im Fall einer Aufwertung im Rahmen einer Direktinvestition erhöht die Wechselkursänderung zwar den im Ausland geltenden Importpreis japanischer Güter, allein aufgrund der Existenz nichthandelbarer Güter und Dienstleistungen im Gastland und der Existenz nichtjapanischer Güter im Konsumbündel der dort beschäftigten Arbeitnehmer ist nicht von einer vollen Überwälzung von e auf Ws auszugehen42 . Die expansive Wirkung einer Aufwertung basiert allerdings auf der - zumindest in der kurzen Frist plausiblen - Annahme einer limitationalen Beziehung zwischen den im Ausland und Inland angesiedelten Stufen der Produktion. Die einfache Durchschnittsbildung zwischen inländischem und ausländischem Lohn impliziert ein festes Einsatzverhältnis von inländischer und ausländischer Beschäftigung. In der langen Frist ist es jedoch durchaus möglich, 41 Mit w, Reallohn, Ws in $ notierte im Ausland bei der Produktion der - aus der Sicht Japans - importierten (Vor-) Produkte gezahlte Löhne, Wv die in Yen umgerechnete Größe Ws.

42 Dies wäre die im ersten Kapitel als filnfter Transmissionsweg dargestellte Wirkung einer Wechselkursänderung auf die Löhne - allerdings auf die Beschäftigten im Land der Direktinvestition angewendet.

208

F. Einfluß strukturellen Wandels

auch nachgelagerte Teile der Produktion ins Ausland zu verlegen und damit dem durch den (in Yen ausgedrückt) niedrigeren Dollar-Lohn gegebenen Preissignal zu folgen 43 . Geht man in der langen Frist damit von einem substitutionalen Verhältnis aus, so sind negative Wirkungen auf die Beschäftigung zu erwarten. Kurzfristig profitiert das Mutterunternehmen damit von einem Einkommenseffekt durch den gesunkenen Yen-Lohn im ausländischen Tochterunternehmen. Gleichzeitig induziert die Änderung der relativen Löhne in- und ausländischer Produktions stätten einen Substitutionseffekt, der langfristig zur Produktionsverlagerung ins Ausland führt. Von zentraler Bedeutung ist damit, ob die Wechselkursänderung als temporärer oder permanenter Schock interpretiert wird, d.h. ob ein Erreichen der ursprünglichen Lohnrelationen unwahrscheinlich erscheint, so daß eine Produktionsverlagerung rentabel ist. Diesbezüglich kann man durchaus annehmen, daß die Aufwertung des Yen nach der Plaza Vereinbarung eine Situation geschaffen hat, in der japanische Unternehmen dauerhaft in einem Szenario des starken Yens agieren müssen, wie auch die ergriffenen strukturverändernden Maßnahmen im vorangegangenen Abschnitt zeigten. Die langfristig substitutionale Beziehung ist damit der theoretische Hintergrund der zuvor beschriebenen Internationalisierung der Produktions struktur aus dem Motiv relativer Lohnkostenvorteile und begründet den Unterschied in der Anpassung an den starken Yen ab 1985 im Gegensatz zur vorübergehenden Aufwertung 1978/79. In der Summe ergibt sich aus dem Beispiel einer Aufwertung - durch die Internationalisierung der Produktionsstruktur - eine langfristig dämpfende Wirkung44 auf die inländische Produktion, wie dies in Gliederungspunkt c)(2) als nachfrageseitiger Aspekt diskutiert wurde. Wegen der kurzfristigen Angebotswirkungen folgt jedoch eine geringere kontraktive Wirkung einer transitorischen Aufwertung durch verstärkte expansive Effekte auf der Angebotsseite, wie in Gliederungpunkt c )(3) gezeigt.

43

Wie im Fall der Direktinvestitionen im asiatischen Raum nach 1985.

Mit den dort diskutierten Einschränkungen. vgl. hierzu auch die folgende Fallstudie zum Automobilsektor. 44

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

209

2. Freiwillige Exportbeschränkungen

a) Einführung In der Zeitreihenanalyse der vorangehenden Kapitel wurde vom Wechselkurs und dem Welt-Handelsvolumen als alleinigen Bestimmungsgrößen japanischer Exporte ausgegangen. Eine nicht berücksichtigte exogene Variable stellen Kontingentierungen der Exporte dar, die im Handel mit bestimmten Ländern und für bestimmte Güter im Untersuchungszeitraum bestanden. Insbesondere handelte es sich hierbei um die Form der freiwilligen Exportbeschränkung (Voluntary Export Restraint, VER). Unter einer freiwilligen Exportbeschränkung versteht man ein bilaterales Abkommen, in dem ein exportierendes Land seine Exporte in ein importierendes Land in einem bestimmten Zeitraum beschränkt45 . Im folgenden soll zunächst allgemein die ökonomische Wirkungsweise einer freiwilligen Exportbeschränkung dargestellt werden. In einem weiteren Gliederungspunkt wird dann die Beziehung zu Wechselkurswirkungen auf den Arbeitsmarkt dargestellt. Sofern von "Inland" und "Ausland" gesprochen wird, möge dies aus der Sicht der importierenden Nation erfolgen.

b) Die Ökonomie der freiwilligen Exportbeschränkung Die Wirkung einer freiwilligen Exportbeschränkung auf Umsatz und Erträge einer exportierenden Unternehmung soll anhand eines einfachen Marktdiagrammes verdeutlicht werden46 (Abbildung F-8). NE bezeichne die inländische Nachfrage (beispielsweise die amerikanische Nachfrage nach Automobilen). Das Angebot setze sich zusammen aus dem inländischen Angebot AT und demjenigen des Auslands AT*. Aus Gründen der Vereinfachung sei von der einschränkenden Annahme ausgegangen, daß die Angebotskurven die jeweiligen Grenzkostenkurven repräsentieren mö-

45

Vgl. iones (1984), S. 83.

Die Darstellung lehnt sich an iones (1984) an, differien jedoch in der Interpretation der Angebotskurve als Summe einheimischen und ausländischen Angebots. 46

14 Nitsch

210

F. Einfluß strukturellen Wandels

gen47 . Die gesamte Angebotskurve Ar: - etwa das Gesamtangebotjapanischer und amerikanischer Automobile auf dem amerikanischen Markt - ergibt sich durch Addition der Angebotsmengen, d.h. in der vorliegenden Graphik horizontale Addition der Angebotskurven. Aus dem Schnittpunkt der Angebots und Nachfragekurve bestimmt sich der gleichgewichtige Preis Po und die inländische Produktion Xo sowie das Importvolumen X~.

Abbildung F-8: Wirkung einer freiwilligen Exportbeschränkung

Angenommen, dieses Ausgangsgleichgewicht wird durch eine innovative Tätigkeit der ausländischen Produzenten gestört, so daß im Ausland eine Senkung der Grenzkosten auf ATi stattfindet. Es resultiert eine Rechtsverschiebung der Angebotskurve auf ATf mit der Folge eines Absinkens des Gleichgewichtspreises auf PI. Es folgt eine Ausweitung der Importe auf den Wert xi und ein Absinken der inländischen Produktion auf XI. Dies bedeutet eine Erhöhung des Marktanteils der ausländischen Produzenten. In dieser Situation möge auf Druck der inländischen Anbieter eine freiwillige Exportbeschränkung durch das Ausland erwirkt werden. Ist das Ziel eine Wiederherstellung des Zustandes vor der Ausweitung des Marktanteils der ausländischen Produzenten, so wird die freiwillige Exportbeschränkung auf

47 Dies korrespondiert mit der Annahme vollkommener Konkurrenz - eine unvollkommene Näherung an etwa den Automobilmarkt als das l..ehrbuchbeispiel eines oligopolistischen Marktes. Dennoch soll aus Gründen der vereinfachten Darstellung die Annahme aufrechterhalten werden.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

211

die Menge X~ festgesetzt werden, so daß die Angebotskurve A Ti bei der Menge X~ senkrecht wird. Hat sich in bezug auf den Marktpreis und die umgesetzte Menge nichts gegenüber der Ausgangslage geändert, so hat die freiwillige Exportbeschränkung doch Auswirkungen auf die Erträge der ausländischen Produzenten: Sie verkaufen nunmehr zu einem Preis (Po), der über ihren Grenzkosten (P2 ) liegt. Die freiwillige Exportbeschränkung führt damit zur Erzeugung einer Rente in Höhe von (PO-P 2)X O , die an die ausländischen Produzenten fließt und diese für die Produktionsbeschränkung entschädigt48 . Es ist also nicht von vornherein davon auszugehen, daß die Exportbeschränkung zu einer Belastung der Ertragslage ausländischer Produzenten führt 49 .

c) Einfluß auf die Transmission von Wechselkursänderungen

auf den Arbeitsmarkt Die Einführung einer freiwilligen Exportbeschränkung selbst hat nicht notwendigerweise einen negativen Einfluß auf die Beschäftigung. Die an das Ausland (Japan) transferierte Rente kann dort zur Finanzierung der Hortung von Arbeitskräften verwendet werden. Die Existenz der durch die freiwillige Exportbeschränkung entstehenden Rente selbst ist jedoch Schwankungen des Wechselkurses unterworfen. Dies sei an hand des Diagramms 1 verdeutlicht: Die inländische und die ausländische Angebotskurve bilden die Angebotsmenge in Abhängigkeit vom inländischen Preis ab. Eine Aufwertung der ausländischen Währung (Yen) äußert sich in einer Verschiebung der ausländischen Angebotskurve AT* nach oben. Nimmt man als gedankliches Experiment eine Aufwertung an, die zu einer exakten Zurückverschiebung der Angebotskurve AT 1* auf AT 1 führt, so wird

4H Die Existenz dieser Rente ist eine Anreiz für da~ Ausland zur freiwilligen Exponbeschränkung, denn eine drohende Alternative besteht in der Auferlegung eines Strafzolls: In letzterem Fall fließt die Rente (in jedem Fall zu La~ten der inländischen Konsumenten) an den inländischen Fiskus.

49 Der hier modellhaft behandelte Fall hat seinen Ausgangspunkt in einer Senkung der Produktionskosten der Exponeure und einer Festschreibung der Exponvolumina. Eine Anwendung des Modells auf eine Reduktion der Exponvolumina bei gegebener Kostenstruktur hätte entsprechende Implikationen, da die Exponbeschränkung letztlich eine Annäherung von Marktpreis und Grenzkosten verhinden. Die Exponbeschränkung wirkt dann wie eine KartelIierung des Angebots der Exponeure. Aus der Theorie des Monopols ist allerdings bekannt, daß bei zu großer Einschränkung des Angebots die Gewinne der Exponeure sinken könnten. Ausschlaggebend ist in diesem Fall die Preiselastizität der Nachfrage.

14·

212

F. Einfluß strukturellen Wandels

die Ausgangslage erreicht, und die durch die freiwillige Exportbeschränkung verursachte Produzentenrente wird abgebaut. Die Wirkung einer Aufwertung verläuft im Fall eines Marktes mit einer freiwilligen Exportbeschränkung zumindest in gewissem Rahmen 50 nicht über die exportierte Menge, diese wird durch das Handelsabkommen gerade eingefroren. Es ist vielmehr die Produzentenrente, die im Fall einer Aufwertung als Finanzierungsquelle des Hortens von Arbeitskräften wegfällt. Die Existenz freiwilliger Exportbeschränkungen muß demnach nicht zu einem Absinken der Wechselkursreagibilität der Beschäftigung führen. Die Frage, ob die direkte Transmission durch Veränderungen der Exportnachfrage oder die indirekte Transmission durch Variationen der Produzentenrente stärker ausfallen, ist damit primär empirisch an hand der vorgefundenen Daten zu beantworten.

3. Fallstudie Beschäftigung in der Automobilindustrie: Einflüsse von Handelsbeschränkungen und Direktinvestitionen

a) Übersicht Die Rolle von Direktinvestitionen und freiwilligen Exportbeschränkungen soll im folgenden am Beispiel der japanischen Automobilindustrie aufgezeigt werden. Ziel der Untersuchung ist die Abschätzung, inwiefern die reine Konzentration auf den Wechselkurs und die Vernachlässigung struktureller Änderungen im Verlauf der Kapitel 1-4 eine eingeschränkte Interpretation der Ergebnisse angezeigt erscheinen läßt. Insbesondere ist zu untersuchen, ob der Wechselkurs vor dem Hintergrund der genannten Veränderungen eine dominante Rolle als Bestimmungsfaktor der Beschäftigung behält oder von strukturellen Faktoren in seiner Wirkung überdeckt wird. Die japanische Automobilindustrie wurde als Beispiel gewählt, da hier im Untersuchungszeitraum sowohl freiwillige Handelsbeschränkungen als auch eine Ausweitung der Direktinvestitionen vorzufinden sind. Im Fall der Han-

50 Eine starke Aufwertung kann die Exportmenge unter diejenige der freiwilligen Exportbeschränkung drucken.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

213

deIsbeschränkungen wird die Betrachtung auf bilaterale Friktionen mit den USA beschränkt51 .

b) Charakteristika der japanischen Automobilindustrie Die Automobilindustrie stellt einen der bedeutendsten japanischen Industriezweige dar. Etwa 9 % der regulären Beschäftigten von Unternehmen der verarbeitenden Industrie mit 30 Beschäftigten und darüber sind im Sektor Automobile, Teile und Zubehör tätig 52 (Stand Januar 1990). Dazu bestehen enge Beziehungen zwischen der Automobilindustrie und zuliefernden Industrien wie der Stahlindustrie, so daß von der Beschäftigungslage in der Schlüsselindustrie Automobilbau bedeutende Impulse auf den gesamten Arbeitsmarkt ausgehen. Größer als dies durch die Zahl der Beschäftigten nahegelegt wird, ist der Anteil der japanischen Automobilindustrie an den Exporten. Die folgende Tabelle zeigt den prozentualen Anteil der japanischen Automobilexporte am gesamten Exportvolumen in die USA und nach Westeuropa: Tabelle F-3

Wertmäßiger Anteil der japanischen Automobilexporte am Gesamtvolumen der japanischen Exporte 1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

Exporte in die USA

30,4

29,1

25,8

29,5

32,2

30,2

26,8

24,8

Exporte nach Westeuropa

15,4

17,8

17,0

17,2

19,7

21,4

21,4

20,5

Die japanische Automobilindustrie ist, wie die folgende Statistik deutlich macht53 , stark exportorientiert und liegt in bezug auf den Anteil der Exporte am Gesamtumsatz deutlich über dem Durchschnitt der verarbeitenden Industrie.

51

Auf Handelsfriktionen mit der EG sei hingewiesen.

Diese Daten beziehen sich auf Maitsuki Kinro Tokei, Januar 1990: Verarbeitende Industrie gesamt: 8.070.000 Beschäftigte, Automobilindustrie 735.000 Beschäftigte. 52

53

JETRO (1990), S. 19.

F. Einfluß strukturellen Wandels

214

Tabelle F-4

Anteil der Exporte am Gesamtumsatz 1985

1986

1987

1988

1989.1 -1989.3

Verarbeitende Industrie gesamt

25,5

23,6

22,3

20,4

20,2

Automobilindustrie

46,4

43,1

41,0

37,5

34,6

Stahlindustrie

30,6

23,7

22,0

22,0

20,3

Die nachfrageseitige Abhängigkeit der Automobilindustrie von Exporten und damit vom Wechselkurs ist offensichtlich: Im zweiten Quartal 1985 wurde ein Exportanteil von knapp unter 50% erreicht.

c) Randelsfriktionen

Das massive Engagement der japanischen Autoindustrie in den Exportmärkten führte über die siebziger Jahre hinweg zu einem nahezu stetigen Ausbau des japanischen Anteils am europäischen und amerikanischen Automobilmarkt54 . Im Jahr 1980 schließlich betrug der japanische Marktanteil 8% der innerhalb der EG verkauften Fahrzeuge, während im amerikanischen Markt der entsprechende Anteil sogar 20% erreichte. Die dramatischen Ausweitung japanischer Exporte führte in beiden Fällen zu Handelsfriktionen mit den importierenden Ländern55 , es sei im folgenden insbesondere auf die Handelsbeziehungen Japans und der USA eingegangen: Im Fall der USA wurde durch die Gewerkschaft der Automobilindustrie (United Auto Workers, UAW) und durch die Ford Motor Company die International Trade Commision (ITC) angerufen, um auf der Basis des Trade Act aus dem Jahr 1974 protektionistische Maßnahmen zu ergreifen und die amerikanische Automobilindustrie vor Schäden durch japanische Importe zu bewahren. Obwohl die ITC den Antrag ablehnte, blieb die Möglichkeit zukünftiger restriktiver Maßnahmen durch den Kongreß erhalten. Vor diesem Hintergrund

54 Vgl. zur Darstellung und zum Zahlenmaterial des folgenden Abschnittes EPA Economic Survey of Japan ( 1980/81), Kapitel 111, S. 200 ff. 55 Vgl. hierz:u EPA Economic Survey of Japan (\ 980/8 1), S. 204. Es bestehen ebenfalls freiwillige Exportbeschränkungen gegenüber EG-Ländem.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

215

erklärte die japanische Regierung im Mai 1981, sie werde Schritte zu einer freiwilligen Exportbeschränkung für den Zeitraum bis März 1984 einleiten. Die freiwilligen Exportbeschränkungen gegenüber den USA wurden in den Folgejahren weitergeführt, den quantitativen Umfang zeigt die TabeIIe56 F-5: Tabelle F-5

Freiwillige Exportbeschränkungen Japans im amerikanischen Markt Fiskaljahr

Maximalzahl exportierter Einheiten

1981-1983

1.680.000

1984

1.850.000

1985-1988

2.300.000

Tabelle F-6

Marktanteil japanischer Automobile in den USA Gesamtzahl verkaufter Neuwagen (Mio.)

gesamt

aus Japan

1975

8,63

18,2

9,4

1976

10,10

14,8

9,3

1977

11,18

18,5

12,4

1978

11,31

17,7

12,0

1979

10,64

21,9

16,6

1980

8,98

26,7

21,2

1981

8,53

27,3

21,8

1982

7,98

27,9

22,6

1983

9,18

26,0

20,9

1984

10,39

23,5

18,3

1985

11,04

25,7

20,1

1986

11,45

28,3

20,7

Jahr

56

Importanteil (%)

Quelle: OECD, Economic Survey of Japan (1988/89), S. 124.

216

F. Einfluß strukturellen Wandels

Die Festlegung der durch japanische Produzenten in die USA exportierten Mengen führte insbesondere von 1982 bis 1984 zu einer Rückführung des japanischen Marktanteils gemessen an der Zahl der importierten Einheiten. Die freiwillige Exportbeschränkung ist als effektiv einzustufen, wie Tabelle F-6 zu entnehmen ist57 .

d) Kurz- und langfristige Wirkung

(1) Kurzfristige Wirkung Zunächst sei die kurzfristige - d.h. bei bestehender Produktionsstruktur Wirkung der freiwilligen Exportbeschränkung auf die japanische Automobilindustrie untersucht. Das einfache Modell aus Gliederungspunkt F.lII.2.b) sagte als kurzfristige Wirkung das Entstehen einer Produzentenrente auf der Basis der freiwilligen Exportbeschränkung voraus. Dieses einfache Modell ist im Fall des Automobilmarktes zu erweitern, denn neben den dort erfaßten Aktionsparametern Preis (bzw. Menge) ist für das Produkte Automobil zusätzlich die Ausstattung der exportierten Modelle heranzuziehen. Die Konsequenz ist, daß die im Rahmen der freiwilligen Exportbeschränkung gewählte Formulierung der Zielgröße als Stückzahl der exportierten Automobile den Produzenten in bezug auf die Qualität einen Freiheitsgrad offenläßt und in dieser Hinsicht unvollständig ist. Eine Qualitätsverbesserung als Reaktion auf rein quantitativ formulierte Exportbeschränkungen läßt sich theoretisch ableiten und wurde von Feenstra (1987) empirisch nachgewiesen58 . Gemäß den dort durchgeführten Schätzungen wurde der Preisanstieg japanischer Importautomobile zwischen 1980 und 1981 um 19,8% begleitet von einer Qualitätsverbesserung im Wert einer Preissenkung von 6%59. Diese - in bezug auf Wohlfahrtsverluste der amerikanischen Konsumenten ermittelten Werte - lassen im Hinblick auf die Frage nach mögli-

res,

57

Quelle: Motor Vehicle Manufacturers Association of the United States, MVMA Facl~ and Figu-

'86, zitiert nach Crandall (1987); S. 276. SM Vgl. hierzu Feenstra (1987), S.207 zur theoretischen

Begründung und Seite lichen Belegen für eine Verlagerung zu teuren Modellen und Ausstattungen.

212 ff.

zu anschau-

59 Vgl. Feen.Hra (1987), S. 213. Die genannte Zahl von 6,0% entspringt einem Regressionsansatz und ist daher mit Einschränkungen zu interpretieren. Im folgenden möge sie als Diskussionsgrundlage dienen.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

217

chen Beschäftigungswirkungen im japanischen Automobilsektor folgende Interpretation zu: 1. Die im Modell des Abschnitts FIII.2.b) abgeleitete Entstehung einer Rente erscheint anhand des Preisanstiegs plausibel, selbst unter Berücksichtigung der Qualitätsverbesserungen bleibt eine 13,8 prozentige qualitätsbereinigte Preiserhöhung bestehen.

2. Die Verbesserung der Qualität könnte im Hinblick auf einen höheren Arbeitsinput pro Ausbringungseinheit kompensierende Beschäftigungseffekte hervorrufen. Wegen I. ist eine Finanzierung gehorteter Arbeitskräfte möglich, wegen 2. werden kontraktive Beschäftigungseffekte der Exportbeschränkung gemildert. Die Berücksichtigung qualitativer Variationen der Automobilexporte läßt daher zwar keine grundlegend von den zuvor abgeleiteten Ergebnissen verschiedenen Aussagen ableiten, relativiert aber die direkte Beschäftigungswirkung einer Senkung der exportierten Stückzahl. Eine starke Beschäftigungswirkung der freiwilligen Exportbeschränkung ist vor diesem Hintergrund kurzfristig nicht zu erwarten.

(2) Langfristige Wirkung Die japanische Automobilindustrie hat im Verlauf der achtziger Jahre bedeutende Produktionskapazitäten in den USA aufgebaut. Die Gesamtkapazität der amerikanischen Produktionsstätten wird nach Fertigstellung auf etwa 2,3 Mio. Einheiten geschätzt. Tabelle F-7 gibt die geplante Kapazität und Beschäftigtenzahl wieder60 . Insgesamt führte damit die Einrichtung japanischer Produktionsstätten in den USA zur Schaffung von etwa 25.000 Arbeitsplätzen 61 . Ein einfacher Rückschluß auf eine korrespondierende Beschäftigungsreduktion in Japan ist jedoch nicht zulässig, da parallel zum Ausbau der japanischen Fertigungskapazität in den USA ein Anwachsen japanischer Exporte von Teilen erfolgte,

60 Vgl. Shimada (1990) S. 129-131, Der Begriff "Einheiten" bezieht sich auf Automobile und Motoren. Dieser Wert ist daher nur beschränkt mit dem Volumen freiwilliger Exportbeschränkungen in Höhe von 2,3 Mio. Einheiten (Automobilen) 1985-88 vergleichbar. Dennoch ist eine ähnliche Größenordnung fest~tellbar. 61

Erinnert sei hierbei an da~ Argument der "Quid Pro Quo" Direktinvestition.

218

F. Einfluß strukturellen Wandels

die in gewissem Maß die Beschäftigungswirkung der Produktionsverlagerung kompensieren. Tabelle F-7 Produktionskapazität und Beschäftigtenzahl japanischer Produktionsstätten in den USA Unternehmen

Produktionskapazi tät

Beschäftigtenzahl

Honda

* 360.000 Einheiten Accord, Civic * 150.000 Einheiten (unbestimmt) * 500.000 Einheiten (Motoren und Teile) * 240.000 Einheiten

4.600 1.800 1.500

* 240.000 Einheiten MX-6, Probe * 240.000 Einheiten

3.500 ca. 2.900

Toyota (Joint Venture mit GM)

* 250.000 Einheiten

ca. 2.500

Toyota

* 200.000 Einheiten * 120.000 Einheiten

3.500

Nissan Mazda Mitsubishi (Joint Venture mit Chrysler)

Fuji,Isuzu

(Automobile u. Motoren)

3.250

1.700

e) Einfluß auf die Beschäjtigungswirkung der Aufwertung des Yen nach 1985

Es soll nunmehr die Beschäftigungsentwicklung in der japanischen Automobilindustrie unter Berücksichtigung der freiwilligen Exportbeschränkungen ab 1981 und der Aufwertung des Yen 1985 betrachtet werden. Abbildung F-9 zeigt die Zahl der männlichen und weiblichen Beschäftigten der Automobilindustrie im Zeitraum 1977-1990. Zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit sind beide Beschäftigtenzahlen standardisiert dargestellt62 . Für den dargestellten Zeitraum zeigt sich ein stärkeres Wachstum weiblicher Beschäftigung, was vor dem Hintergrund der in Gliederungspunkt F.II. dargestellten säkularen Trends in der männlichen und 62 Quelle: maitsuki kinro tokei. Die Beschäftigtenzahlen wurden wiederum für den Wechsel der Grundgesamtheit korrigien, vgl. Anhang.

III. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

219

weiblichen Partizipationsraten nicht ungewöhnlich erscheint. Beschäftigungseinbrüche sind insbesondere in den Jahren 1978/79 und 1986 zu verzeichnen, beides sind Phasen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Aufwertung des Yen stehen63 . Ein Abschnitt schwächeren Beschäftigungswachstums männlicher Beschäftigung findet sich im Zeitraum 1982-1984. Insgesamt sind die Beschäftigungseinbrüche infolge der Aufwertung des Yen im Jahr 1985 jedoch als deutlich dominant anzusehen, was insbesondere die (wiederum stärker variierende) weibliche Beschäftigtenzahl betrifft.

3r--------------------------, ...

2 ,.:' .......... . :'

.......

o ·1 78

80

82

[männlich - -

84

86

88

90

weiblich ..... I

Abbildung F-9: Zahl männlicher und weiblicher Beschäftigter in der Automobilindustrie (standardisierter Maßstab) Das Verhalten der Beschäftigtenzahl ist also vereinbar mit der Vorstellung, daß das Entstehen einer Produzentenrente das Durchschlagen der freiwilligen Exportbeschränkung auf den Arbeitsmarkt abmildert. Die Wirkung der Aufwertung nach 1985 wäre in diesem Zusammenhang neben einer Kontraktion der Exportnachfrage auch als kontraktiver Impuls durch Wegfall der Produzentenrente interpretierbar. Einen Hinweis in diese Richtung ergibt die Betrachtung des Verhältnisses von Input- und Output-Preisindizes der Automobilindustrie64 (Abbildung F-l 0).

63

Vgl. Kapitel B. hier sind auch Einflüsse der zweiten Ölkrise relevant.

Quelle: Bank of Japan. Economic Statistics Annual, verschiedene Ausgaben. Es handelt sich um einen Laspeyres Index auf der Basis von Input·Output Tabellen. Der Index ist unter Ausschluß der intraindustriellen Transaktionen (Netto Index) berechnet und umfaßt Rohmaterialien. Vorprodukte und Energie. 64

220

F. Einfluß strukturellen Wandels 107,5.,-------------------, ... _-----_.,./.,.

105 102,5

,.,.

. .... ,.~.. ."

100,0

..

_----

.....

'

97,5

"

"

....

...... ".

95,0-1--------------_----:1 80 82 84 86 88 [Inputpreisindex -

Outputpreisindex ..... I

Abbildung F-lO: Input- und Outputpreisindex der Automobilindustrie (1980=100.0)

Es zeigt sich eine deutlich unterschiedliche Entwicklung beider Indizes für den Zeitraum 1981-1985. Die monokausale Interpretation eines Preisanstiegs auf der Outputseite auf der Basis der Exportbeschränkung ist problematisch, da hier insbesondere auch inländische Verkäufe von Automobilen enthalten sind65 . Dennoch ist offensichtlich, daß durch Preissteigerungen auf der Absatzseite sich eine "Schere" zwischen Input- und Outputpreisen zugunsten der Ertragslage der Automobilproduzenten entwickelt hat, die konsistent mit der theoretisch abgeleiteten Produzentenrente der Exporteure erscheint. Mit der Aufwertung des Yen 1985 sinkt der Input-Preisindex, sowohl infolge des starken Yen als auch durch gesunkene Ölpreise auf dem Weltmarkt. Dennoch fällt der Output-Preisindex stärker und die "Schere" schließt sich 1987/88, dem Zeitpunkt der stärksten Beschäftigungskontraktion in der Automobilindustrie. Die Aufwertung des Yen hat damit zu einer Einebnung der Produzentenrente geführt. Ein weiterer Mechanismus, der zur Erhaltung der Beschäftigung in der Automobilindustrie beiträgt, ist in der Belieferung japanischer Produktionsstätten in den USA zu sehen. Abbildung F-11 zeigt die quantitative Bedeutung der Produktion in den USA66:

65 Es handelt sich um den Outputindex allgemein, nicht den Exportpreisindex im speziellen. Dennoch sei auf den extrem hohen Exportanteil der japanischen Automobilindustrie verwiesen. Eine kurze Überschlagsrechnung (20% Preiserhöhung x 40% Exportanteil = 8% Preissteigerung c.p.) bestätigt dies.

66

Vgl. OECD Economic Survey of Japan 1989/90, S. 53.

111. Strukturelle Veränderungen der Gütermärkte

221

40r---------------------------------. Umsatz japanischer

35

Automobile in den USA ~,_-- ............ __ ../.

30

25 20 Produktion japanischer Automobile in den USA

15 Automobilexporte

\

10

Export von Teilen

5

0

~

78

80

82

84

86

88

Abbildung F-11: Exportsubstitution durch Produktion in den USA (Mrd. $ pro Jahr)

Es zeigt sich der kontinuierliche Ausbau der Lieferung von Teilen an japanische Produktionsstätten in den USA. Produktionsstätten, die zunächst aus der Motivation eines Umgehens zukünftiger Handelsbarrieren errichtet worden sein mögen, haben nach 1985 dazu beigetragen, den Marktanteil Japans zu halten, trotz wechselkursbedingt stagnierender Exporte. Zumindest nach 1985 läßt sich damit die These, Direktinvestitionen verdrängten einheimische Beschäftigung, nicht haIten 67 , im Gegenteil: Die Lieferung von Teilen hat zumindest den Exportrückgang bei fertigen Automobilen abgefedert.

1) Schlußfolgerung

Die Untersuchung der Automobilindustrie zeigte, daß langfristige Veränderungen in der Produktionsstruktur und Handelsbeschränkungen die Art der Transmission ändern können. Die Betrachtung der Zeitreihen zur Beschäftigtenzahl bestätigen jedoch den Eindruck einer dominanten Rolle des Wechselkurses. Vor diesem Hintergrund erscheint die Ausklammerung dieser Einflußfaktoren in den Schätzungen der Kapitel 1-4 zulässig.

67 Auch vor 1985 ist diese These nur oberflächlich zutreffend. Grund des Exportrückganges ist die Exportbeschränkung, deren Umgehung die Direktinvestition dient.

222

F. Einfluß strukturellen Wandels

IV. Fazit Das vorliegende Kapitel untersuchte langfristige Strukturänderungen der Arbeits- und Gütermärkte, die in den Zeitreihenanalysen des Zusammenhanges zwischen dem Wechselkurs und Arbeitsmarktvariablen unberücksichtigt geblieben waren. Zentrale Ergebnisse der vorangegangenen Kapitel waren, daß von Änderungen des Außen wertes des Yen signifikante Impulse auf die Beschäftigung ausgehen, und daß die Effekte im Fall weiblicher Arbeitskräfte deutlicher ausgeprägt sind. Die Berücksichtigung langfristiger Entwicklungen in der japanischen Volkswirtschaft läßt die Ergebnisse nicht grundlegend in Frage stellen. Die Beschäftigungssicherheit weiblicher Arbeitskräfte scheint sich im Untersuchungzeitraum eher reduziert zu haben, wie die Expansion weiblicher Beschäftigung in Formen abseits des Status der Beschäftigung auf Lebenszeit zeigt. Die Berücksichtigung der Internationalisierung der japanischen Produktionsstruktur läßt eher eine kurzfristige Verstärkung der angebotsseitigen Wirkungen einer Wechselkurschwankung erwarten. Dennoch lassen sich hier langfristige Wirkungen der Aufwertung des Yen 1985/86 ausmachen, die zu Änderungen im Arbeitsmarkt führen dürften, weIche jenseits der kurzfristig orientierten Zeitreihenanalyse der vorangegangenen Kapitel wirken.

V. Anhang zu Kapitel F

v.

223

Anhang zu Kapitel F

Tabelle F-8

Daten zum Wechsel der Grundgesamtheit: Beschäftigte der Automobilindustrie Sektor

Sampie: alt (neu)

1979:4

1982:4

1985:4

1988:1

bn

alt

570

594

676

681

neu

545

621

676

692

alt

498

499

564

574

neu

461

519

563

581

alt

72

95

112

107

neu

84

102

113

111

alt

190,4

190,1

196,8

168,5

neu

187,7

191,5

198,0

167,9

alt

192,7

193,9

200,5

171,8

neu

191

194,8

202,2

171,6

alt

173,9

169,8

177,5

150,5

neu

169,7

164,7

176,9

148,8

mn

fn

bh

mh

tb

b =beide Geschlechter, m =männlich, f =weiblich n = Beschäftigtenzahl, h = monatliche Arbeitszeit in Stunden

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