Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung

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Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung

Table of contents :
Front Cover
Einordnungsverzeichnis für die Sammelmappe
Warnungstafel
Unsere Dichtung
Führerworte aus Rede und Schrift 1-200
Theater und Freilichttheater 1-100
Der Film 1-100
Volkslied und Volkstanz 1-100
Lieder der Front
Alte und neue Märsche • 1-100
Feiermusik für Blasorchester
Trompeten-, Fanfaren- und Spiel-
Kameraden musizieren
Feiermusik für großes Orchester
Chorlieder zur Feier 1-200

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THE GIFT OF R. M.

Meyers

Vorschläge

der

Reichspropag

andaleitung zur

nationalsozialistischen

Feiergestaltung

In Arbeitsgemeinschaft mit dem Kulturamt der Reichsjugendführung und unter verantwortlicher Mitarbeit der verschiedenen Gliederungen und angeschlossenen Verbände der NSDAP. herausgegeben von der Amtsleitung Kultur der Reichspropagandaleitung als parteiamtliches Organ für die praktische Kulturarbeit der nationalsozialistischen Bewegung. Nur für Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände bestimmt.

2. Jahrgang / 1936

Zentralverlag

der NSDAP.

Franz Eher Nachf., GmbH., München 2 NO

DD 253.2 N28 1986

Bestellungen : Die

Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur national-

sozialistischen Feiergestaltung" sind jeweils bei der zuständigen Gaupropagandaleitung der NSDAP. zu bestellen. Lediglich für die Dienststellen der Hitlerjugend soll mit der Zeit noch eine Sonderregelung getroffen werden. Eine Bestellung bei der Post ist grundsäßlich ausgeschlossen. Die Zustellung erfolgt kreis- und ortsgruppenweise über die Parteiorganisation.

Inhaltsverzeichnis

Einordnungsverzeichnis für die Sammelmappe

1. Herhören ... ! 1-100 Grundsägliches . 101-200 Anordnungen 201-300 Feiern im Jahreslauf 301-400 • Feiern im Lebenslauf Rahmengestaltung von Versammlungen und Kund401-500 gebungen 2. Warnungstafel Was wir nicht wollen .

1-100 101-200 201-400

Kitschmuseum Schwarze Liste

3. Unsere Dichtung Bekenntnis . Arbeitertum Bauerntum . Soldatentum

1-400 401-500 501-600 601-700 701-900 901-1000

Im Lageslauf . Prosadichtung • 4. Im Sprechchor Anweisungen zur Sprechchorpflege Längere chorische Dichtungen

1-50 51-200

1-200

5. Führerworte aus Rede und Schrift . 6. Deutsche Merkworte aus der Vergangen-

1-200 heit

7. Im Kameradschaftskreis Die Mitgliederversammlung . Hitlerjugend unter sich . SA. im Kameradschaftskreis Feiergestaltung im NSDStB .

50 1 51-300 301-400 401-500

Inhaltsverzeichnis

Jahrgang 1936 VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

8. Scherz und Ernst im Spiel

Das Laienspiel . Lagerzirkus und Ulk 9. Theater und Freilichttheater 10. Der Film . 11. Der Rundfunk Allgemeines ? Vor- und Nückſchau auf wichtige Sendungen Beiſpielſendungen .

12. Volkslied und Volkstanz

1-200 201-400 1-100

1-100

1-100 101-300 301-400 1-100

13. Lieder der Front Anweisungen zur Liedpflege . Lieder der Bewegung . Besondere Lieder der HI. Soldaten- und Landsknechtslieder

14. Alte und neue Märsche •

1- 30 31-200 201-300 301-400 1-100

15. Feiermusik für Blasorchester mit festlichem Grundton . ... mit ernſtem Grundton .

1-100 101-200

16. Trompeten-, Fanfaren- und Spielmannsmusik 1-100 Fanfaren" zur Feier · 101-200 Musik für Trommeln und Fanfaren . 201-300 Musik für Trommeln und Pfeifen

17. Kameraden musizieren (Spielmusik)

1-100

18. Feiermusik für großes Orchester mit festlichem Grundton . mit ernſtem Grundton •

19. Chorlieder zur Feier

Jahrgang 1936

1-100 101-200 1-200

Inhaltsverzeichnis

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

20. Größere Werke der Musik Kantaten .

Symphonische Formen . 21. Künstlerische Formgebung

1-100 .101-200 1-200

22. Raum- und Plakgestaltung 1-100 101-200

... für Feier und Kundgebung . ... im Kameradschaftsheim 23. Architektur und Plastik

1-100

24. Graphik und Malerei

1-200

.

Anhang: A. Besprechungen. B. =

C..

Jahrgang 1936

Inhaltsverzeichnis

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Gesamtverantwortlich: Frig Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandalettung als in ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für -Dienststellen der Partei. - Rotationsdruck : 3. G. Weiß'sche Buchdruckeret, München.

herhören...

Jahrgang 1936

Registerblatt 1

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

R.M.Meyers 10-13-610

Engste Zusammenarbeit zwischen Partei und Hitlerjugend 101 Die Amtsleitung Kultur der Reichspropagandaleitung und das Kulturamt der RIF. haben folgende Vereinbarung getroffen: 1. Zur Gewährleistung einer engen Zusammenarbeit zwischen obengenannten Amtern wird der stellvertretende Kulturamtsleiter der Reichspropagandaleitung in das Kulturamt der Reichsjugendführung und der stellvertretende Kulturamtsleiter der Reichsjugendführung in das Kulturamt der Neichspropagandaleitung berufen. 2. Die seit 1. April 1935 von der Amtsleitung Kultur der Reichspropagandaleitung herausgegebenen Vorschläge zur nationalsozialistischen Feiergestaltung“ erscheinen vom 1. Januar 1936 an unter verantwortlicher Mitarbeit des Kulturamts der Reichsjugendführung. Sie werden damit auch für die nachgeordneten Dienststellen des Kulturamts der Reichsjugendführung Veröffentlichungsorgan für Anweisungen und Vorschläge der Reichsjugendführung, die die Kulturarbeit der Hitlerjugend betreffen. 3. Etwaige Veränderungen und der weitere Ausbau der Schriftleitung erfolgen im Einvernehmen beider Amter. 4. Die Zusammenarbeit erstreckt sich ferner auf die im Zentralverlag Franz Eher Nachf. erscheinende Schriften- und Buchreihe mit dem Signum Junges Volk". Der Lektor des Zentralverlages für diese Reihe ist Beauftragter beider Amter und sowohl dem Kulturamt der Reichspropagandaleitung als auch dem Kulturamt der Reichsjugendführung verantwortlich für die Einhaltung bestimmter Nichtlinien in der Auswahl der Manuskripte. 5. Über alle größeren kulturellen Veranstaltungen und Vorhaben. informieren sich die beiden Ämter gegenseitig. 6. Die von den beiden Ämtern herausgegebenen Zeitschriften, Liederblätter usw. werden stets ausgetauscht. 7. Die Gebietsbeauftragten für die Kulturarbeit der Hitlerjugend werden ab sofort als Jugendreferenten in die Gaupropaganda-

Januar 1936

Anordnungen I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

leitungen berufen. Sie bearbeiten dort alle vorkommenden fulturellen Jugendfragen. 8. Die Selbständigkeit der Kulturarbeit der Hitlerjugend nach den Anweisungen des Kulturamts der Reichsjugendführung wird durch diese Vereinbarung nicht berührt.

Amtsleitung Kultur der Reichspropagandaleitung gez.: Moraller.

Januar 1936

Der Leiter des Kulturamtes der Reichsjugendführung : gez.: Baldur v. Schirach.

Anordnungen I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Die Feiern der jungen Front Kalender der HJ. Feiern. 102

24. Januar :

Die Fahne (Todestag Herbert Norkus)

I

30. Januar :

Das Reich

März : Frühlings - Anfang

III.

(Faselnächte, Winteraustreiben, Ostern)

20. April: IV . Führer und Gefolgschaft

1. Mai: V.

Die Arbeit

21. Juni : VI. Sommersonnenwende

Januar 1936

Anordnungen 1

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

21. September : Herbst - Anfang

IX .

(Erntefeste, Kirmesfeiern)

1. Oktobersonntag : X.

Die Ernte

9. November : Totenfeier

XI. 11. November: Langemarck

Dezember: Vorweihnacht XII Wintersonnenwende

Weihnacht

Januar 1936

Anordnungen I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feier zum 24. Februar Verpflichtungsfeier 201 Als Beispiel für eine gute Umrahmung der feierlichen Verpflich tung am 24. Februar wird folgender Vorschlag gemacht: 1. ,,Weckrufe" (Eingangsfanfaren) Etwa: 16/1 oder andere kurze Fanfaren.

2.

Fahneneinmarschlied"

„Fahnenlied“ [13/68 ]. Worte: Mar Barthel. Weise: Georg Blumenfaat.

Erschienen in den Sammlungen Lieder der jungen Generation" (Verlag Bote & Bock) und „ Junge Gefolgschaft", II. Folge (Kallmeyer-Verlag). Letztere Ausgabe mit gutem, vierstimmigem Begleitsah und Fanfarenstimme. ,,Unter der Fahne schreiten wir, unter der Fahne streiten wir, unter der Fahne sausendem Schwung, wagen wir alle nach vorwärts den Sprung. In Reihen zu Dreien marſchieren wir, voran unser leuchtendes Siegespanier. Hebt hoch unsere Fahne, die Fahne hebt hoch ! ... / Unter der Fahne leben wir, unter der Fahne schweben wir, unter der Fahne ſauſender Bahn tragen wir unſere Herzen hinan. In Reihen zu Dreien ..

3.

Fahnenspruch I' „Herr, laß uns unsre Wachsamkeit. Die Zeit zum Schlafen ist vorbei. " [3/20] Der Weg zum Ziel ist viel zu weit ...

Aus : Anne-Marie Koeppen,,,Wir trugen die Fahne". Verlag Neue Nation, Berlin.

Januar 1936

Feiern im Jahreslauf 1

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

4.

Feiermusif"

Etwa: ,,Huldigungsmarsch“. Aus " Sigurd Jorsalfar" von Edvard Grieg. Bearbeitung für Blasorchester : Oertel-Verlag. Schwierigkeitsgrad : mittel. Ungefähre Aufführungsdauer : 8 Minuten.

5. ,,Aufruf"

,,Wir kennen keinen Sieg und kein Ziel, unser Sieg, unser Ziel ist der Kampf, und das Schwert in der Faust und ein Segel am Siel ..." [3/31 ]

Ans : Herbert Böhme,,,Des Blutes Gefänge", Gedichte. Albert Langen - Georg Müller-Verlag, München.

6. Feieransprache und Vereidigung Übernahme der Ansprache des Stellvertreters des Führers nach ganz kurzen Worten des örtlichen Hoheitsträgers 7.

Bekenntnis” ,,Freiheitsfahne, wir grüßen dich ! Sieghaft wehst du im ganzen Lande, Flatterst vom Rhein bis zum Weichselstrande. Deiner Gegner Stern verblich ..." [3/34]

Aus : Heinrich Anacker, „ Die Fanfare“. Verlag Frz. Eher Nachf., München 1934. 8. ,,Lied der Verpflichtung" Etwa: „ Und ist unser Banner vom Stürme zerfegt". Weise: Paul Hermann. Worte: Erich Limpach. Erschienen auf dem „ Liederblatt der HI.", Liederfolge 17 im Kallmeyer-Verlag. Außerdem enthalten in der Liedersammlung ,,Die weiße Trommel" (Voggenreiter-Verlag). Januar 1936

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

,,Und ist unser Banner vom Sturme zerfeßt und das Häuf lein vom Kampfe gelichtet, wir halten dem Banner die Treu bis zulegt und das Antlik zum Feinde gerichtet. Wir streben auf steinigem, dornigem Pfad dem Lichte, der Freiheit entgegen. Wir hassen die Feigheit und lieben die Tat, denn uns rührt kein Fluch und kein Segen. /

Die Freiheit erkaufen mit irdischem Gut, o, ihr Narren, welch nußlos Beginnen ! Die Freiheit will Kampf, und die Freiheit will Blut, denn sie läßt sich mit Gold nicht gewinnen. Die Kräfte gespannt und das Banner voran, her jauchzet der Sturm ſeine Lieder. Das Morgenrot leuchte der Tag, er hebt an, und wir holen die Freiheit uns wieder.

9.

Fahnenspruch II" Mag unser Sein ins Dunkel gehen, versinken in der schnellen Zeit: es wird doch, was wir wollten, stehen im Sonnenglanz der Ewigkeit. Und ist auch unser Sein verglommen, das Werk doch wie ein Berg besteht und kündet allen, die da kommen : dies war ihr Glaube im Gebet.

Aus : Baldur von Schirach, „ Die Fahne der Verfolgten". Zeitgeschichte“, Verlag und Vertriebsges. m. b. H., Berlin.

10. „ Anruf des Führers" Sieg-Heil mit Deutſchland- und Horſt-Wessel-Lied, je eine Strophe

11. „ Schlußfanfaren"

Etwa 16/2.

12. „Fahnenausmarsch“ Ein guter Präsentiermarsch mit Nührtrommeln.

Januar 1936

Feiern im Jahreslauf 1

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Zum neuen Jahrgang

1

Mit der Jahreswende beginnen wir den zweiten Jahrgang unserer Vorschläge zur Feiergestaltung". Ein Jahr der Aufbauarbeit auf diesem für die künftige Entwicklung so wichtigen Gebiet liegt hinter uns . Mit nationalſozialiſtiſcher Gründlichkeit haben sich die Propagandaleiter und ihre Kulturabteilungsleiter im ganzen Reich für das hier gestellte neue Arbeitsziel eingeseßt. Daß diese Blätter heute schon ihren Bezieherkreis erheblich über den zunächst gegebenen Umfang hinaus erweitern konnten, ist eine äußere Bestätigung für die rastlose Arbeit der nationalsozialiſtiſchen Propagandisten. Viel wesentlicher aber ist der innere Erfolg . Er ist darin zu

erblicken,

daß vielerorts

sozialistischer Kundgebungen,

für die

Gestaltung national-

Versammlungen

und Feiern

schon kulturelle Mittel eingeseßt werden, die der inneren Größe und Reinheit der nationalsozialiſtiſchen Idee würdig ſind. Ebenso bedeutungsvoll ist es, daß es mit Hilfe poſitiver Gestaltungsvorschläge gelang, sowohl dem nationalen Kitsch als auch gewissen Kultverkrampfungen in der Feiergestaltungsarbeit wirksam entgegenzutreten. Es ist selbstverständlich, daß die entscheidenden Stellen aller Gliederungen der NSDAP . für eine solche Zielſtellung der nationalsozialiſtiſchen Kulturarbeit bereit und berufen find. So verschieden ihre ſonſtigen Aufgaben ſind, ſo gemeinsam ist ihr Ringen um den kulturellen Ausdruck des Bekenntnisses zur nationalsozialistischen Idee.

Auf diesem Gebiet

kann keiner auf die Dauer sich absondern, ohne daß er selbst den Schaden und die Feinde unserer Weltanschauung den Nugen davon haben. Wer auf diesem Gebiet immer zuerst Kompetenzen und Tagesziele sehen wollte, statt weitgesteckter, allen Gliederungen der Bewegung gemeinsame Fernziele, der würde die Aufgabe der kulturellen Arbeit nicht mit den Augen eines Nationalsozialiſten ſehen ; allenfalls durch die Brille der Bildungszirkel des leßten Jahrhunderts.

Januar 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Der Notwendigkeit, alle nationalsozialistische Kulturarbeit, insbesondere auf dem Gebiet der Feiergestaltung, nach gro Ben Gesichtspunkten innerlich auszurichten, hat der Reichsamtsleiter des NSDStV., Pg. Derichsweiler, dadurch Rechnung getragen, daß er die ,,Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" als Veröffentlichungsorgan für die Feiergestaltungsvorschläge des NSDStV. bestimmt und Pflichtbezug für die auf diesem Gebiet tätigen Dienststellen angeordnet hat. Gleiche Regelungen sind von der Obersten SA.-Führung bereits getroffen und stehen bei einer Reihe anderer Gliederungen bevor. Besonders eng soll künftig die Zusammenarbeit mit der Hitlerjugend gestaltet werden. Die an anderer Stelle veröffentlichte

Vereinbarung

zwischen

dem

Kulturamt

der

Reichspropagandaleitung und dem unter Leitung des Reichsjugendführers selbst stehenden Kulturamt der Hitlerjugend zeigt die Grundlinie an, auf der die Verbindung zwischen Partei und Hitlerjugend bis herunter zu den Kreisen und Ortsgruppen durchgeführt werden soll. Wie bisher, so soll auch in Zukunft im Rahmen dieser Blätter dem gesunden kulturellen Schaffen der jungen Front, in der wir Nationalsozialisten die Partei von morgen sehen, ausreichend Raum zur Verfügung gestellt werden. Ebenso erfreulich ist es, daß die Hitlerjugend schon seit längerer Zeit in ihrer Kulturarbeit über das Schaffen der alters- und formationsmäßig zu ihr gehörenden Kräfte hinausgreift. Der Ausweitung des Bezieherkreises entsprechend, wurde auch eine Erweiterung und Neugliederung des Inhalts dieser Blätter für den neuen Jahrgang vorgenommen. Das dieser Lieferung beiliegende neue Inhaltsverzeichnis sezt voraus, daß der Jahrgang 1935 als abgeschlossen getrennt abgeheftet wurde. Bei der Neugliederung des Inhaltes wurde darauf Bedacht genommen,

daß das

alte Register

(1-24) der

Sammelmappe wieder verwandt werden kann. Notfalls kann also auf die Anschaffung einer neuen Sammelmappe ver-

Januar 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

zichtet werden. In jedem Fall aber ist der Jahrgang 1936 vom Jahrgang 1935 getrennt abzuheften. In der typographischen Aufmachung wurden Verbesserungen vorgenommen. Graphisch gelöste Register- und Zwischenblätter sollen im kommenden Jahrgang jeder zweiten Lieferung beigefügt werden. Die erſten ſind heute beigeheftet. Wenn im neuen Jahrgang auf 1935 erſchienene Dichtun gen und Musik zurückgegriffen wird, so wird der Hinweis in edigen Klammern gebracht: ,,[3/45]". In jedem Fall aber wird außerdem die Originalquelle angegeben, so daß die zahlreichen Neubezieher nicht genötigt sind, den ganzen Jahrgang 1935 nachzubeziehen.

Glückauf zu neuer Arbeit! Heil Hitler!

gez.: Frik Kaiser.

Grundsäßliches über den Sprechchor 2 Der Reichspropagandaleiter, Reichsminister Dr. Goebbels , hat an die Gauleiter und Gaupropagandaleiter folgendes Rundschreiben erlassen: ,,Es besteht dringend Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß in lester Zeit die Dichtungsform des Sprechchores bei öffentlichen Veranstaltungen in übermäßiger Weise verwendet, um nicht zu sagen, mißbraucht wird. Es muß dabei betont werden, daß Banalitäten und Phraſen nicht, wie man vielfach zu meinen scheint, dadurch gehaltvoll werden, daß man sie im getragenen Ton vorträgt oder durch Chöre sprechen läßt. Diese geschwollene und pathetiſche Ausdrucksweise wirkt erst recht peinlich und unerträglich, wenn sie nur dazu dient, Altbekanntes, Selbstverständliches oder gar Alltägliches zu

Januar 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

4

ſagen. Es liegt das auch nicht im Sinne unserer, im Grunde genommen so unpathetischen, herben und sentimentalitätslosen Weltanschauung . Ich mache deshalb darauf aufmerksam, daß Sprechchöre nur mit weisester Mäßigung zum Gebrauch kommen dürfen und ausschließlich in solchen Fällen, wo sie eine künstlerische oder bewegungspolitische Notwendigkeit darstellen. Auch ist darauf zu achten, daß die Dichtungsform des Sprechchores, die in vorbildlicher Weise bei den großen Aufmärschen auf den Nürnberger Parteitagen verwandt wurde, nun nicht zu einer Lieblingsbeschäftigung von Konjunkturdichtern herabgewürdigt wird, die hier ein neues Feld ihrer Betätigung wittern. Alle Gau- und Gaupropagandaleiter sollen dieser Frage in Zukunft ein erhöhtes Augenmerk zuwenden und dafür sorgen, · daß die Veranstaltungen der Bewegung und der ihr angeschlossenen Verbände nicht zu dilettantischem Unfug mißbraucht werden. Heil Hitler!

gez.: Dr. Goebbels . Reichspropagandaleiter der NSDAP.

An die Hitlerjugend ! 3 Anläßlich der Einbeziehung der Hitlerjugend in den Bezieherkreis dieser Blätter wendet sich Obergebietsführer Karl Cerff als stellvertretender Leiter des Kulturamtes der RIF. mit folgender Bekanntgabe an die Hitlerjugend: Liebe Kameraden und . Kameradinnen! ,,Es ist schon lange der Wunsch der Hitlerjugend, geeignetes Material für Feier- und Freizeitgestaltung in die Hände zu bekommen. Seither war es so, daß entweder in der Reichsjugendführung oder in irgendeinem Gebiet oder Obergau etwas entstanden ist, was immer nur einem kleineren Kreis zugänglich war. Wertvolle Manuskripte wurden nach einer

Januar 1936-

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

1 ein- oder zweimaligen Aufführung beiseite gelegt, obwohl es wünschenswert gewesen wäre, daß die gesamte Jugend dieſe Arbeit kennengelernt hätte. Die Anzahl der wirklich künstlerisch schaffenden Kräfte ist so klein, daß wir es uns auf die Dauer nicht leisten können, die Arbeiten so wenig auszuwerten. Dagegen ist die Zahl der Kitschfabrikanten so groß, daß wir allen Grund haben, unsere Einheiten vor diesem Einfluß zu schüßen. Es wurde ung oft mit einem gewissen Recht ent• gegengehalten, daß die Einheiten auf solche unzulänglichen Dinge angewiesen sind, da ihnen kein anderes Material zur Verfügung steht. Von jest an soll dies anders werden. In Gemeinſchaft mit dem Kulturamt der Reichspropagandaleitung gehen Euch regelmäßig monatlich die notwendigen Unterlagen zu. Es ist besonders erfreulich, daß Partei und Hitlerjugend auf dieſem wichtigen Gebiet zu einer einheitlichen Arbeit gekommen sind. Das Denken in Formationen hat hier zugunsten einer großen Gemeinschaftsarbeit ein Ende gefunden. Partei und Hitlerjugend wollen durch diese Zuſammenarbeit kund tun, daß es heute nur ein gemeinsames Streben und ein gemeinsames Ziel geben darf. Die erste Lieferung enthält einen genauen Gliederungsplan des Materials. Es ist Aufgabe eines jeden Führers und einer jeden Führerin, die einzelnen Blätter immer laufend und ordnungsgemäß in einem Ordner, der an alle Einheiten billigst abgehen wird, einzuordnen. Ihr habt dann für jeden Monat die für Eure Arbeit notwendigen Unterlagen. Es soll Zukunft keine HJ.-Einheit mehr geben, die nicht weiß, wo sie die neuesten Liederblätter oder ähnliches beziehen kann. Alle diese Dinge wollen wir Euch bekanntgeben. Es ist natürlich notwendig, daß Ihr selbst auch mitarbeitet und Vorschläge an das Kulturamt der Reichsjugendführung, Berlin-Charlottenburg, Ahornallee 25, einschickt. Es ist unser Wunsch, daß dieses Material dazu beitragen möge, das kulturelle Leben der Nation zu fördern und ihm die ganze Kraft der Jugend zuzuleiten.“

gez. Cerff.

Januar 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feierrahmen für eine Trauung 301 Es hat nach der nationalsozialistischen Erhebung Kultapostel gegeben, die es für selbstverständlich hielten, daß fortan Hochzeiten entweder in den Wald, oder in Standartenbüros verlegt werden müßten. Sie meinten, daß fortan nicht mehr der Standesbeamte oder Bürgermeister, sondern der Ortsgruppenleiter der NSDAP. die Trauung vorzunehmen habe. Kreise der deutschen Glaubensbewegung versuchten unter Berufung auf die NSDAP . die abgeschmacktesten Einfälle auf diesem Gebiet zu einem „ nationalsozialistischen Kult" zu erheben. Das Paar wurde nach einer bestimmten Himmelsrichtung aufgestellt und mußte an einer bestimmten Stelle der feierlichen Handlung drei Schritte vor und zwei zurück machen usw. Daß wir mit solchem Krampf nichts zu tun haben wollen, ist selbstverständlich. Das darf aber nicht bedeuten, daß wir uns für alle Zukunft mit der bisherigen, oft grauenhaft ernüchternden Form der standesamtlichen Trauung abfinden wollen. Im nationalsozialistischen Staat kann auf die Dauer die äußere Form der Eheschließung nicht nur eine papierene Formalität bleiben, wie sie es zweifellos bisher war. So ist es zu begrüßen, daß eine Reihe von nationalsozialiſtiſchen Bürgermeistern von sich aus die Initiative ergriffen haben, um den Akt der standesamtlichen Trauung durch neue, zeitnahe Texte für die Versprechung des Paares feierlicher zu gestalten und auch für einen würdigen Schmuck des Trausaales zu sorgen. Daneben laufen gesunde Bestrebungen der verschiedenen Gliederungen der NSDAP., der inneren und äußeren Teilnahme der Formation an dem Freudentag ihres Kameraden einen geformten Ausdruck zu geben. Wenn gewisse konfessionelle Kreise auch darin eine neuheidnische Provokation erblicken wollen, so verbitten wir uns das genau so energisch wie die Berufung der Kulterfinder in der deutschen Glaubensbewegung auf den Nationalsozialismus. Das Kulturamt der RIF. empfiehlt für die Umrahmung standesamtlicher Trauungen von HJ.-Kameraden die folgende Form, die dichterisch von Herybert Menzel und musikalisch von Georg Blumenfaat gestaltet wurde:

Februar 1936

Feiern im Lebenslauf Ι

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Anmerkung: Die Gäste sind versammelt. An der Stirnseite des Saales stehen die Formationen mit ihren Fahnen. Die Ankunft des Paares wird von Trommeln und Fanfaren verkündet. Der HJ.-Führer geleitet das Paar vor die Fahnen. Es wird nach Möglichkeit mit Musik (Orgel) empfangen, die noch längere Zeit der Stunde den feierlichen Auftakt gibt. Chor der Formationen: Ruft die Gottheit, ruft die Ahnen, Daß sie heiligen diese Stunde. Mann und Weib stehn vor den Fahnen, Schaun ins Leben bis zum Grunde.

Gleichem Blute, gleicher Erde, Gleichem Volke sind sie eigen. Daß aus beiden Eines werde,

Woll'n sie sich dem Höchsten neigen. Musik. Es spricht einer, der aus der Reihe der anderen heraustritt :

Wo immer das Leben erglommen, Da will es als Flamme stehn. Wir wissen, woher wir kommen, Wir wissen, wohin wir gehn. Wir bleiben dem Ewigen verbunden, Ein jeder nach Volkes Art. Drum steh'n in den hohen Stunden Wir hell um das Licht geschart.

Die Flamme leuchtet und kündet : So soll unser Leben sein. Im Ewigen ward es entzündet, Ins Ewige wandert's hinein.

Februar 1936

Feiern im Lebenslauf I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Musik. Einzelsprecher im Wechsel: Paar, wir grüßen dich in uns'rer Mitte Und das Leben, dem du dich geweiht. Neu gelobe dich des Volkes Sitte, Neu gelobe dich der Ewigkeit.

Sich, wir halten über dich die Fahnen, Sieh, wir zündeten die Flamme an, Gott ist hier und Deutschland und die Ahnen, Du stehst in des ewigen Volkes Bann.

Dieser Stunde muß entgegenreifen, Wer das Leben weitertragen will ; Muß des Lebens Hoheit ganz begreifen, Vor dem Ewigen werden ernst und still.

Diesen Bund darf immer der nur wagen, Der im Blut und in der Seele rein. Wer sich prüfte, wage es allein, Vor dem Volk, vor Gott hier Ja zu sagen.

Musik. Gemeinsames Lied : Alle stehen wir verbunden Unter unserer Fahne Schein. Da wir uns als Volk gefunden, Geht nicht einer mehr allein.

Alle stehen wir verpflichtet Gott, dem Führer und dem Blut. Fest im Glauben aufgerichtet, Froh im Werk, das jeder tut.

Februar 1936

Feiern im Lebenslauf I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Alle wollen wir das Eine; Deutschland, du sollst leuchtend stehn, Wolln in deinem hohen Scheine Unser aller Ehre sehn.

Die Musik verklingt. Es folgt die standesamtliche Trauung und eine kurze Feieranſprache des HJ.-Führers . Den Ausklang bildet:

Musik.

Februar 1936

Feiern im Lebenslauf I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feiervorschläge zum 1. Mai 202 Im Mittelpunkt der alljährlich stattfindenden Feiern zum Tag der nationalen Arbeit steht auch dieses Jahr die Übertragung der Rede des Führers von der Berliner Maifeier. Wenn wir hierzu in allen Gauen des deutschen Reiches die Menschen in Massen aufmarschieren lassen, so ist es selbstverständlich, daß uns die Übernahme der Nede des Führers von der Notwendigkeit, eine örtliche Feier im ernstesten Sinne des Wortes zu gestalten, keineswegs entbindet ; gerade wenn und weil wir zum technischen Mittel greifen, um das Wort des Führers an alle heranzubringen, ist die örtliche Gestaltung der Feiern um so notwendiger, denn wir müssen ja durch die Unmittelbarkeit der Wirkung des örtlichen Feiergeschehens die unvermeidliche Unpersönlichkeit ausgleichen, die nun einmal mit dem Einsaß der elektrischen Übertragungsmaschine verbunden ist. Es wäre sonst auch sinnlos, das Volk von den Heimlautsprechern weg- und auf die öffentlichen Plähe zu rufen, wenn es dort nicht mehr ſieht und erlebt als den Leilausschnitt der Übertragung des Nundfunks, den es auch am Heimapparat, im Gasthaus oder vor dem Rundfunkgerät des Betriebes abhören könnte. Schon in den letzten Jahren wurde deshalb an den meisten Orten der Versuch gemacht, das Erlebnis der öffentlichen Maifeier durch den Einsah guter kultureller Gestaltungsmittel zu vertiefen. Hierzu besonders geeignete Werke der Dichtung und der Muſik wurden in den Vorschlägen der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" veröffentlicht. Es wird in diesem Zusammenhang verwiesen auf folgende Dichtungen und Lieder des Jahrgangs 1935 dieser Blätter :

Dichtungen : 3/13, 3/16, 3/17, 3/18, 3/24, 3/28 .

Lieder ohne Begleitung : 13/15, 13/21 , 13/33, 13/34, 13/35. Zu den meisten der hier angeführten Lieder sind auch Begleitsäße für Blasorchester erschienen.

Chorwerke mit unerläßlicher Blasorchesterbegleitung : 21/5 (einstimmiger Chorſaß), 21/8 (einstimmiger Chorſaß), 21/9 a (einstimmiger Chorſaß), 21/10 (faſt durchweg einstimmiger Chorſaß).

März 1936 VORSCHLAGE

Feiern im Jahreslauf I DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Das musikalisch stärkste bisher vorliegende Werk von besonderer Eignung für den Tag der nationalen Arbeit aber ist zweifellos das auch schon im vorigen Jahre erwähnte Chor- und Orchesterwerk Franz Philipp : ,,Deutsche Volkshymne zum Lob der Arbeit“. Es erfordert an Gestaltungsmitteln einen großen, mindestens 300 Männer und Frauen starken, gemischten Chor und ein gutes Blasorchester. Das Werk ist inzwischen auch in einer zweiten Fassung für großes Orchester (Sinfonieorchester) und Chor erschienen. Findet die Aufführung im Freien statt, so ist die Blasorchesterfassung vorzuziehen. Eine besonders starke Wirkung aber ist zu erzielen, wenn Chor und Orchester in einem geschlossenen Raum untergebracht sind, von wo aus ihre Darbietung über Draht auf die Lautsprecher des Kundgebungsplaßes übertragen werden. In diesem Fall wählt man am besten die Sinfonieorchesterfassung. Diese Art der Darbietung empfiehlt sich besonders für Großstädte, die ohnehin eine Plaßverstärkung verwenden müssen. Die klangliche Wirkung einer solchen technische Sorgfalt voraus Übertragung aus dem Raum kann geseßt - außerordentlich stark und unmittelbar sein, weil dabei die ganzen Klangverluste, die bei einer Darbietung im Freien unvermeidlich sind, vermieden werden. In allen Städten, wo die erforderlichen Darbietungsmittel für dieses Werk vorhanden sind, sollte es unbedingt aufgeführt werden. Jezt ist aber die höchste Zeit, um mit den Vorbereitungen dazu zu beginnen. Das Werk ist bei Anton Boehm und Sohn, Augsburg, erschienen. In diesem Zusammenhang seien auch die Chöre aus „ Die Meister singer von Nürnberg“ von Richard Wagner erwähnt, die im vorigen Jahrgang dieser Blätter unter 21/2 aufgeführt wurden. Sie sollten aber, wenn irgend möglich, in Originalbeseßung mit großem Orchester gebracht werden. Auch dies bedingt selbstverständlich Übertragung aus dem Raum .

Über diese Gestaltungsmöglichkeiten hinaus hat sich das Kulturamt der Reichspropagandaleitung schon zu Ende des Jahres 1935 mit einigen berufenen Dichtern in Verbindung gesezt und bei ihnen eine geschlossene Gestaltung des Feierrahmens für die Feiern am Tag der nationalen Arbeit angeregt. Ein Teil der eingegangenen Arbeiten ist gegenwärtig in den Händen berufener Londichter, die dazu die Liedvertonungen und eine Feiermusik gestalten werden. Es

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

ist zu hoffen, daß auch die musikalische Formung der Werke so rechtzeitig fertiggestellt werden kann, daß sie schon in diesem Jahre eingesezt werden können. Für den Aufbau der Feierfolge wurden die Erfahrungen zugrunde gelegt, die in den letzten Jahren gemacht wurden. Die pausenlos ineinander übergreifenden Teile der nach dem Aufmarsch aller Teilnehmer beginnenden eigentlichen Feier sind:

1. Dreimalige Fanfarenrufe 2. Fahneneinmarsch mit begleitetem oder unbegleitetem Lies. 3. Kurzer Fahnenspruch, von einem Sprecher bei der Mittelgruppe der ältesten Fahnen gesprochen .

4. Feiermusik mit oder ohne Chorhymne 5. Aufruf, eine von mehreren Einzelsprechern mit knappstem Einsaß eines Sprechchores gesprochene Dichtung 6. Die Rede des Führers 7. Deutschlandlied 8. Bekenntnis und Sieg Heil, eine choritische Dichtung mit den Gestaltungsmitteln des unter 5 genannten Aufrufes, ausmündend in das Sieg Heil auf Führer und Reich

9. Das Horst - Wessel - Lied 10. Der Fahnenausmarsch mit den Schlußfanfaren. Die eigentliche Feier, die nach dem Aufmarsch aller Teilnehmer mit den Fanfarenrufen und dem Fahneneinmarsch beginnt, muß bis ins kleinste in einem Minutenprogramm vorher festgelegt sein und zeitlich auf den Beginn der Führerrede ausgerichtet werden. Die genaue Minute des Beginnes der Führerrede bzw. des im Gemeinschaftsempfang zu übernehmenden Leiles der Berliner Maifeier wird rechtzeitig bekanntgegeben. In großen Städten, wo der Aufmarsch der Teilnehmer längere Zeit in Anspruch nimmt, empfiehlt es sich, während der Dauer des Aufmarsches abzuwechseln zwischen Marschmusik und geeigneten, örtlich allgemein bekannten Volksliedern, die durch Schüler- und Jugendchöre angestimmt werden. Die hierfür in Frage kommenden Volkslieder sind im lezten Jahrgang dieser Blätter unter 12/1 — 18 aufgeführt worden.

Nachfolgend werden die auf obiger Feierfolge aufgebauten Geſtaltungsvorschläge zum Tag der nationalen Arbeit der Dichter Gerhard Schumann, Herbert Böhme und Herybert Menzel veröffentlicht:

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

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Tag der nationalen Arbeit

203 Dichtung von Gerhard Schumann 1. Fanfarenrufe 2. Fahneneinmarschlied (Liedtext)

Wenn die Fahnen und Standarten Stolz wie Adler vor uns ziehn, Schlagen unsre trohig harten Herzen stürmisch ihren Takt dahin. Tausend Jahre dumpfes Sehnen Wettert aus dem roten Tuch. Blut und Untergang und Tränen, Rauch und Trümmer, Leid und Haß und Fluch

Und dann eines Frührots Dämmern, Eines Aufgangs wilde Wucht, Der mit hingerissenem Hämmern Macht und Seele — und nur Deutschland sucht. Was die tausend Jahre harrten, Zwang der Führer in die Zeit. Mit den Fahnen und Standarten Zieht es brausend in die Ewigkeit.

Zu 1. Einsehend mit Trommel- und Paukenrhythmen (Marschtrommeln, Landsknechtstrommeln und Pauken) im Marschtempo, in die dreimal fanfarenartige Bläserrufe, der allgemeinen Aufführbarkeit wegen nicht nur mit Fanfaren, sondern auch mit BTrompeten und Posaunen besetzt, einfallen. Pausenloser Übergang zum kurzen Vorspiel des folgenden Liedes. Zu 2. Fahneneinmarschlied (begleitetes Marschlied), das einstimmig vom Chor der Formationen gesungen werden soll.

⚫ März 1936

Feiern im Jahreslauf I

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3. Fahnenspruch 203

1. Sprecher :

Wir stehn wie erzne Mauern : Arbeiter, Bauer, Soldat.

Das stolze Werk wird dauern. Wir türmen uns zum Staat. 2. Sprecher:

An donnernden Maschinen, Die schwere Faust am Pflug Wir alle dürfen dienen. Und das ist uns genug .

3. Sprecher :

Der Arbeit harte Hüter, Ein jeder Deutschlands Sohn Und alle Herzens -Brüder Der einigen, der ewigen Nation.

4. Feiermusik mit Chorhymne (Tert für die Hymne)

Hört den Schwung der Turbinen stampfen, Donnernde Urflut gefaßt und geballt ! Wucht aus den Kesseln drängen und dampfen! Tönender Segen aus dumpfer Gewalt ! Wie die Kraft Arbeit schafft!

Aus der Fron

Zur Nation !

Zu 4. Hier ist eine über das Lied hinausgehende erweiterte musikalische Form möglich. Chor aber möglichst nur einstimmig.

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Seht die ragenden Schlote rauchen, Zeugende Feuer in Essen sprühn ! Spürt den Sinn in die Seelen tauchen! Seht die verloschenen Augen aufglühn ! Weil die Kraft

Arbeit schafft Jedem Sohn Der Nation!

Seht sie gläubig die Erde umpflügen, Stolz und frei bei dem harten Gang. So als ob sie ein Wunder trügen Quillt aus Millionen der Sturm und Gesang : Wie das Licht In uns bricht! Unser Lohn : Die Nation!

5. Aufruf. 1. Sprecher:

Nun stehn Millionen mit verschlungnen Händen, Wie Wurzeln klammernd in die Erde tauchen.

2. Sprecher :

Der gleiche Schlag der Herzen will nicht enden.

B. Sprecher:

Uns überströmt ein brüderlich Verschwenden.

1.-3. Sprecher: Wir wissen nun, daß wir einander brauchen. Sprechchor:

Wir wissen nun, daß wir einander brauchen.

1. Sprecher :

Der Eine pflügt aus unsren Seelen Taten, Der seine Sterne uns ins Herzblut haucht.

2. Sprecher :

So sind wir seiner Worte schwere Saaten.

3. Sprecher:

Und seiner Liebe opfernde Soldaten.

1.-3. Sprecher : Wir wissen nun, daß uns der Eine braucht. Sprechchor:

März 1936

Wir wissen nun, daß uns der Eine braucht.

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203 1. Sprecher :

Und wissen, daß wir ihn notwendig haben Wie Brot und Wein, der uns zuſammenzwang.

2. Sprecher:

Der uns so wandelte, daß schlanke Knaben Und harte Männer stumm ihr Leben gaben

3. Sprecher :

Als einen Dienst und steinernen Geſang.

Sprechchor:

Der uns so wandelte, daß schlanke Knaben

Und harte Männer stumm ihr Leben gaben Als einen Dienst und steinernen Geſang. 1. Sprecher :

Was wir gewesen, haben wir vergessen.

2. Sprecher :

Wir waren arm, rachsüchtig, kannten nicht Die Glut von Pflicht und Liebe. Ganz vermessen, Vermauert ! Doch nun sind wir so beſeſſen

3. Sprecher :

Von seines Wesens Strahlenglanz und Licht, Daß seine Worte unser Herz durchwalten Und neue Sterne zeugen und Gedanken ! 1. Sprecher:

Daß wir wie Brüder treu die Hände halten

2. Sprecher :

Und die Befehle fahnenstolz entfalten !

1.-3. Sprecher: Daß wir sie leben, um ihm heiß zu danken ! Sprechchor:

Daß wir wie Brüder treu die Hände halten Und die Befehle fahnenstolz entfalten ! Daß wir sie leben, um ihm heiß zu danken!

(Hier können als Überleitung zum Beginn der Übertragung die Fanfarenrufe nochmals wiederholt werden.)

6. Die Rede des Führers

7. Deutschlandlied

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

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8. Bekenntnis und Sieg heil

(stark steigernd) Einzelne :

Wir haben dein Wort gehört!

Alle :

Führer!

Einzelne :

Jedes Herz schlägt und schwört!

Alle :

Führer !

Einzelne :

Verflucht, wer die Arbeit stört!

Alle:

Führer !

Einzelne:

Du bist das Ganze,

Alle :

Führer!

Einzelne :

Wir sind dein Teil!

Alle:

Führer !

Einzelne :

Dein Werk und dein Reich

Einzelne :

Sieg

Alle: Einzelne :

Heil!

Sieg

Alle: Einzelne : Alle :

Heil!

Sieg Heil!

9. Horst-Wessel-Lied

10. Fahnenausmarsch

Zu 10. Musikalische Gestaltung wie 1. mit dreimaligen Schlußfanfaren in gleicher Besetzung.

März 1936

Feiern im Jahreslauf . I

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204

Tag der nationalen Arbeit Dichtung von Herbert Böhme

1. Fanfarenrufe 2. Fahneneinmarschlied

(Liedtext)

Arbeiter, Bauern, Soldaten, Kameraden der Pflicht, haltet die Fahne der Taten, daß euer Werk nicht zerbricht! Mögen die Andern noch warten Sklaven dienen der Zeit ihr aber bei den Standarten seid für das Leste bereit.

Arbeiter, Bauern, Soldaten, haltet die Geißel der Zucht, jedes Volk, das mißraten, ward vom Lichte verflucht.

Mögen die Andern noch praſſen, Sklaven der Eitelkeit, nicht voneinander laſſen dürft ihr in zagender Zeit. Arbeiter, Bauern, Soldaten, schürt eure Feuer im Herd, hämmernd schmiedet die Taten mit Pflug und Meißel und Schwert. Dome erstehen aus Hallen,

schwingen in chernem Ton. Wir alle kämpfen und fallen in einem Glauben, Nation !

März 1936

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3. Fahnenspruch Arbeiter am Werke zu sein, heißt die Verpflichtung der Zeit. Das Werk seinem Volke zu weihn, Ruhm zur Unsterblichkeit.

4. Feiermusik mit Chorhymne (Text der Hymne) Dies ist der Tag der Bruderschaft, Des Frühlings Lust und Stärke, draus schöpfen wir des Glaubens Kraft

zu unserm guten Werke. Froh sind wir zu dem Bund gesellt, Soldaten, Kameraden und grüßen jauchzend unsre Welt, den Führer und die Fahnen.

5. Aufruf 1. Sprecher: Hebt die Standarten, Lieder warten ihrer, nicht wilder Meute Hagel und Geschoß, der Arbeit Ruf umjauchzt den Fahnenmast.

Chor:

Der Arbeit Ruf umjauchzt den Fahnenmast.

2. Sprecher: Frei wollen wir im Raum der Väter sein, auf unserer Erde angestammtem Grund, und unser Werk erstehe stolz und stark.

Chor :

Der Arbeit Ruf umjauchzt den Fahnenmast und unser Werk erstehe stolz und stark.

3. Sprecher: Und zu den Sternen sehne sich der Geist, er schöpfe Kraft für Stunden tiefster Nacht, wenn Gott das Licht im Schoß der Reinheit hält.

März .1936

Feiern im Jahreslauf I

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204 4. Sprecher: Wohl aber aus dem Geist, vom Licht getränkt, wächst unterm Fahnentuch das Werk der Zucht und in Verpflichtung steht das Volk, das lebt. Chor :

Der Arbeit Ruf umjauchzt den Fahnenmast. und unser Werk erstehe stolz und stark, denn in Verpflichtung stehen wir, das Volk.

1. Sprecher: Wir wollen Brüder sein in Tat und Tod 2. Sprecher: und stark im Glauben und im Werk zugleich. 3. Sprecher : Wir wollen Brüder ſein in Pflicht und Not 4. Sprecher: und ernten unseres Lebens Wein und Brot 1. Sprecher : und unsere Taten säen in das Reich. Chor : Wir wollen Brüder sein in Pflicht und Not und ernten unseres Lebens Wein und Brot und unsere Taten säen in das Reich. (Eventuell Wiederholung der Fanfarenrufe), dann :

6. Die Rede des Führers

7. Deutschlandlied

März 1936 .

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8. Bekenntnis und Sieg - heil

1. Sprecher:

Sein Wort kam zu uns.

2. Sprecher :

Es wächst in die Herzen hinein.

3. Sprecher :

Es hat unsere Arbeit geadelt,

4. Sprecher :

zu neuer Tat uns geweckt.

1. Sprecher:

Sein Ruf ist unser Befehl. Wir sind seines Glaubens Soldaten.

Chor:

Sein Ruf ist unser Befehl. Wir sind seines Glaubens Soldaten.

2. Sprecher:

Gott erhalte den Führer und segne sein Werk.

3. Sprecher:

Sein Werk ist das Reich. Wir heben die Fahne.

1. Sprecher:

In allen Gauen löst sich zugleich der befreiende Ruf: Dem Führer des ewigen Deutschland

dreifaches Sieg Alle :

1. Sprecher :

Heil!

Sieg

Alle : 1. Sprecher: Alle :

Heil! Sieg Heil!

9. Horst-Wessel- Lied

10. Fahnenausmarsch

März 1936

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Tag der nationalen Arbeit 205

Dichtung von Herhbert Menzel

1. Fanfarenrufe

2. Fahneneinmarschlied Ein Volk brach auf, ein Volk ward frei Und zieht auf neuen Bahnen. Wir tragen in den grünen Mai Die sieggewohnten Fahnen. Kamerad an meiner Seite, Kamerad im gleichen Schritt, Sich, das ganze Deutschland heute Jubelt und zieht mit! Uns ruft ein Licht, uns ruft ein Glanz Den Ärmſten zu umſonnen. Der Maibaum unsers Vaterlands Zu blühen hat begonnen. Kamerad aus den Fabriken, Kamerad, du hinterm Pflug, Uns verklangen Weltmusiken, Deutschland ist genug ! Wir sind ein Volk, wir sind das Blut, Das blüht in seinen Fahnen. Wir ziehn mit neuem Lied und Mut, Weil wir die Siege ahnen. Kamerad, du mir im Leben, Kamerad, du mir im Tod, Wie wir uns der Fahne geben, Glüht sie auf und loht!

März 1936

Feiern im Jahreslauf 1

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Fahnenspruch Heilige Fahne, du darfst heute noch stolzer wehn,. Siche, wir alle erwachten, feiern das Auferstehn, Brüder und Schwestern wieder, einig, gläubig und frei, Frohestes Volk der Völker, selber ein Frühling im Mai, Volk Adolf Hitlers, das wieder Arbeit und Freude fand! Heilige Fahne, bu leuchtest mehr als das blühende Land!

4. Feiermusik mit Chorhymne (Tert der Hymne) Aus Deutschland lacht der Frühling In alle Welt hinein, Ein jedes Auge, jedes Herz Darf wieder gläubig sein. Die wir ein Volk der Freude Hier beieinander stehn, Wir alle feiern heute

Des Friedens Auferstehn!

5. Aufruf Sprecher: Mann gegen Mann, so haben wir uns im Dunkel [bedroht. Mann gegen Mann, so schufen wir uns nur Zwie[tracht und Not. Einer für alle, so kamen wir wieder frei aus der

[Nacht. Einer für alle! Kameraden ! Wer hat uns die [Losung gebracht ?

Chor:

Adolf Hitler, der Führer!

März 1936 Feiern im Jahreslauf I VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Sprecher: Mann gegen Mann, da standen bald die Fabriken [still. Mann gegen Mann, da lachten um uns die Feinde

[schrill. Einer für alle, da hatten wir wieder Arbeit und

[Wehr ! Einer für alle! Kameraden ! Wer brachte uns wieder [in Ehr?

Chor:

Adolf Hitler, der Führer!

Sprecher: Einer für alle ! Er war es, der uns die Rettung [gebracht. Alle für einen ! Wir haben uns ihm zu eigen gemacht. Was die Fremden uns rieten, machte uns fast zunicht. Einer half uns, wir glauben nur, wenn der Eine [spricht. Chor: Adolf Hitler, der Führer! (Eventuell Wiederholung der Fanfarenrufe), dann :

6. Die Rede des Führers

7. Deutschlandlied

8. Bekenntnis und Sieg Heil Sprecher:

In der Stunde der Fahnen. Hörten wir, Führer, dein Wort. Immer wird es uns mahnen, Alle tragen wir's fort. In den Motoren erklingt es, In den Fabriken, im Feld,

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Flugzeug und Lerche singt es: Deutschland, du unsere Welt!

Chor: Deutschland, du unsere Welt!

Sprecher:

Daß wir dir nur gehören, Führer, wir wissen es neu, Und wir alle, wir schwören : Führer, dir bleiben wir treu! Einer für alle, und alle Dein wie im Glück so im Leid ! Einer für alle, und alle Dein bis in Ewigkeit!

Chor:

Dein bis in Ewigkeit!

Sprecher:

Wie wir hier stehn in Kolonnen, Stolzestes Arbeiterheer, Haben den Sieg wir gewonnen, Keiner nimmt ihn uns mehr.

Denn von den Sorgen und Mühen Trägt nun jeder sein Teil. Unser Reich soll leben!

Unserem Führer Sieg Alle :

Sprecher:

Heil!

Sieg

Alle : Sprecher:

Alle :

Heil!

Sieg Heil!

9. Horst-Wessel- Lied

10. Fahnenausmarsch

März 1936

Feiern im Jahreslauf I

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4

Franz Moraller :

Der Sprechchor in der nationalsozialistischen Feiergestaltung

Der Reichspropagandaleiter, Reichsminister Dr. Joseph Goebbels, hat vor kurzem ein Rundschreiben erlassen, in welchem er vor der übermäßigen Verwendung von Sprechchören bei Veranſtaltungen der NSDAP. und ihrer Gliederungen warnt. (Veröffentlicht in den von der Amtsleitung Kultur der Reichspropa= gandaleitung herausgegebenen Vorschlägen zur nationalsoziali stischen Feiergestaltung" 1/36.) In diesem Zusammenhang ist nachstehende grundsäßliche Behandlung der brennenden Frage für alle Propagandisten und ihre Kulturabteilungsleiter von besonderem Interesse. In jeder Weltanschauung ist neben dem Willen zur Latwerdung, die sich im Politischen und Organiſatoriſchen vollzieht, der Drang zur Formwerdung, d. h. zu künstlerischer Gestaltung lebendig. Die Kraft, mit welcher sich dieser Drang zur künstlerischen Gestaltung äußert, läßt inneren Wert und Stärke einer Weltanschauung sichtbar werden. Denn dieses Formen und Gestalten, gleichgültig ob es in Steinen oder Worten, Farben oder Lönen sich vollzieht, ist nicht menschlicher Willkür anheimgegeben, sondern vollzieht sich im organischen Wachstum der Idee und findet oft erst in Jahrhunderten seine endgültige Form. Wenn wir unter diesem Gesichtspunkte die nationalsozialistische Welt= anschauung prüfend betrachten, dann finden wir allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Denn dieser Drang nach kultureller Gestaltung der Idee ist heute schon so mächtig, daß wir in allen Teilen des Reiches das Werden und Wachsen nationalsoziali stischer Formung von Erlebnis und Bekenntnis freudig wahrnehmen. Vor allem sind es die nationalsozialistischen Formationen, SA., SS., Jugend und Arbeitsdienst, die sich begeistert diesen großen Aufgaben widmen. Viel Starkes und Schönes ist so schon geworden, aber wir dürfen darüber nicht übersehen, daß so manches noch in unsicherem Suchen und Lasten steckt wie könnte es anders sein! - und daß noch so manches Mißverständnis da und dort das Erkennen des Wesentlichen verhindert. Darüber muß einmal offen gesprochen werden. Gewiß, wir stehen an den Anfängen einer Entwicklung und es kann noch nicht alles vollkommen sein. Aber wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese Entwicklung sich aufwärts bewegt und nicht nur in die Breite

April 1936

Grundsätzliches I

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geht. Vertiefung im Gedanklichen Steigerung der künstlerischen Form das sind die Forderungen, die wir zu jeder Zeit an nationalsozialistische Gestaltungsarbeit zu stellen haben. Das hat nichts mit blassem Asthetizismus zu tun, der über der Form den Inhalt vergißt. Das bedeutet nur, daß zum Wollen auch das Können treten muß, wenn Werke geschaffen werden sollen, die im nationalsozialistischen Geist zur Seele des Volkes sprechen. Anspruchslosigkeit und Pflege der Primitivität sind hier fehl am Plaze : denn hier wird die nationalsozialistische Kunst geboren ! In dieser Erkenntnis müssen wir ehrliche Kritiker an uns selbst sein, die wissen, daß nicht jeder, der zehn Zeilen reimen, einen Grundriß zeichnen oder ein paar Töne zuſammenſehen kann, ein Berufener ist. Entwicklung das heißt, was vor drei Jahren gut und eindrucksvoll gewesen ist, ist heute zum Teil längst übertroffen und überwunden; und was uns heute packt und ergreift, wird einmal abgelöst werden von Werken, deren Gewalt wir kaum erahnen können. Fehlschläge und mißlungene Versuche wird es immer geben — das schadet nichts. Es ist sogar heilsam, denn man lernt daraus. Gefährlich ist nur, sich stur in eine Sackgasse zu verrennen. In einer solchen Sackgasse saß zum Teil unsere Sprechchorarbeit. Es bedurfte der sicheren Hand unseres Reichspropagandaleiters, um sie wieder herauszuführen. Ich halte es für richtig, diese Entwicklung einmal rückblickend zu überſchauen, um für die Zukunft daraus zu lernen. Der Sprechchor ist nicht, wie viele glauben, auf nationalsozialiſtischem Boden gewachsen. Er ist eine Form, die lange vor uns die marristische Welt geprägt hat. Und zwar beſtimmt nicht aus künſtlerischem Gestaltungsdrang heraus, sondern in seiner typischen, materialistisch-konstruktiven Denkweise : Zehn schreien lauter als einer, und Hundert brüllen kräftiger als Zehn. ( Als praktischen Hintergrund mag man gelten lassen, daß damals der Lautsprecher noch nicht erfunden war !) Das Wesen des marristischen Sprechchors war also nichts anderes als eine mechanistische Summierung von Individuen bzw. Stimmen. Wenn zwei dasselbe tun, ist es nicht immer dasselbe. Das gilt für die nationalsozialistische Sprechchorarbeit in den Fällen, wo sie in der äußeren Form den marxistischen Sprechchören geglichen hat. Wir sahen im Sprechchor nie etwas anderes,, als die Verkörperung der Gemeinschaft, d. h. des Volkes . Aber hier scheint mir einmal grundsäßlich die kritische Frage angebracht: kommt das wirklich zwanglos aus dem Volke heraus, iſt das organiſch? Ich sage nein! Denn zu keiner Zeit hat dieses deutsche Volk aus sich heraus ,,im Chor gesprochen“, sondern es hat, wenn es seinem

April 1936

Grundsätzliches I

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inneren Erleben Ausdruck geben wollte - gesungen. An dieser Latsache dürfen wir in unserer Gestaltungsarbeit, wenn ſie organiſch wachsen soll, nicht achtlos vorbeigehen. Man wird fragen : bedeutet das mithin das Ende des Sprechchors überhaupt? Nun, auf dieſe unbedingte Formulierung der Frage läßt sich die Antwort nicht eindeutig mit ja oder nein geben. Es geht hier nicht um die Ablehnung des Sprechchores schlechthin, sondern um seinen richtigen und natürlichen Einsaß! Als unorganisch und auch unkünstlerisch müssen wir jenen Sprechchor ablehnen, der in endlosen Strophen lange Erzählungen und Balladen von sich gibt. Hiergegen hat sich von jeher das gesunde Empfinden natürlicher Menschen aufgelehnt. Es war eine Zeit, da diese Bandwürmer wahre Orgien feierten. Zum Glück verſtand man das meiſte nicht, was da mit vieler Begeisterung in die Landschaft geschrien wurde. Denn neben manch' ernſtem und anerkennenswertem Versuch tauchten damals die choriſchen Dichter in solchen Maſſen auf, daß sie zu einer Landplage zu werden drohten, und in leider allzuvielen Fällen war das Chorische“ nur das Mittel, durch dessen Lautstärke die gedankliche Armut des Werkes schamvoll überdeckt werden sollte. Auf diesem Wege geht es auf keinen Fall mehr weiter. Auch nicht auf dem des sogenannten „ Thingſpiels“, über das gelegentlich auch noch einiges zu sagen ist. Das Problem hat jedoch auch eine positive Seite. Wir Nationalsozialiſten ſind alle in der Kampfzeit unserer Bewegung das geworden, was wir heute sind. Und wir tun gut daran, wenn wir vor schwierigen Fragen stehen, zurückzuſchauen in jene Zeit - denn was wir damals taten, war schon deswegen richtig, weil es zum Erfolg geführt hat. Auch damals schon haben wir, ganz unbewußt, unserer Weltanschauung gestalteten Ausdruck verliehen - in unsern Symbolen, Fahnen und Standarten, in unsern Liedern, im Ablauf unserer Kundgebungen, die machtvoll eingeleitet wurden durch den feierlichen Einmarsch der Fahnen usw. Gerade die Form der Kundgebung, die immer das eindringlichste Erlebnis nationalsozialistischer Prägung gewesen ist, gibt uns ja die Grundlage, den Rohstoff sozusagen für die künstlerische Erlebnisformung, die wir brauchen. Die Aufgabe ist nicht, krampfhaft Neues und ,,Originelles" zu suchen, sondern die traditionell bereits gegebenen Elemente künstlerisch zu durchdringen und auszuweiten, um auf dieſem natürlichen Weg die Kundgebung zur Feier zu steigern. (Wobei gleich angemerkt sei, daß die Kundgebung in der heutigen Form nicht etwa verdrängt werden soll; sie wird nach der Häufigkeit sogar immer wesentlich im Vordergrunde stehen, denn feiern" kann man nur, wenn es etwas zu feiern gibt, d. h. zu den im Jahresablauf festgelegten be=

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sonderen Anlässen (30. Januar, 1. Mai uſw.) und einigen wenigen sonstigen Ausnahmefällen (Fahnenweihe usw.). Die Kundgebung wurde hier nur als Grundlage der künstlerischen Formgebung angeführt.) Aus dem Ablauf der Kundgebung können wir ganz zwanglos auch den natürlichen Ursprung, die organische Form und den Sinn des nationalsozialistischen Sprechchors entwickeln. Ich führte oben aus, daß wir im Sprechchor nur die Verkörperung des Volkes sehen können. Dieses Volk aber tat seinen Willen kund in jenen hinreißenden, von heiliger Begeisterung kommenden Beifallsstürmen, mit denen es dem Redner anwortete und ihm bestätigte, daß er dem oft unbewußten Sehnen der Volkssache mit seinen Worten Ausdruck verliehen hat. Wenn wir nach Ursprung und Sinn des nationalsozialiſtiſchen Sprechchors fragen, liegt es dann nicht sehr nahe, ihn als die für die Feier geformte künstlerische Gestaltung des im Urſprung ungeordneten Beifalls aufzufassen ? Ich glaube, daß damit nicht nur sein Wesen erschlossen ist, sondern daß sich damit auch die in ihm wirkſamen Geseze zwanglos offenbaren. Der Sprechchor als Aufgabe ist dann nichts anderes mehr als die Bestätigung, die das Volk dem Redner gibt, daß sein Bekenntnis und seine Forderungen auch die der Gemeinschaft sind. Er ist Antwort auf einen Anruf - ist Zustimmung und Unterstreichung , ist Ja und Amen! Wenn man sich diese Deutung zu eigen macht, dann hört der Sprechchor allerdings auf, ſelbſtändige künstlerische Form zu ſein - aber das ist er ja auch eigentlich nie gewesen. Dann ist es nicht mehr möglich, daß wir im Sprechchor ,,bedeutungsvoll" verschiedene Gruppen von Kämpfern, Marristen, Bürgern, Arbeitslosen und Kapitalisten" aufmarschieren lassen, die sich in langen Tiraden hin und her unterhalten, bis der Gute gesiegt hat und der Böse sozusagen aufgesogen ist sondern dann führen wir den Sprechchor wieder auf seine ursprüngliche Form zurück, die im Kampf geprägt wurde und im ganzen Volk sich durchgesezt hat - Anruf des Einzelnen Antwort des Volkes knapp und klar:

Deutschland -

erwache !"

So wird diese Entwicklung in die Zukunft gehen, und wir sind überzeugt, daß an ihrem Ende nicht mehr ein geschulter Sprechchor als die Verkörperung des Volkes stehen wird, sondern das Volk selbst, das, wie ursprünglich im Beifall, nunmehr durch das geformte Wort in seiner Gesamtheit antworten wird auf den Anruf des Sprechers oder Redners. Das wird allerdings erst dann denkbar sein, wenn

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wir - in Jahrzehnten vielleicht - zu feststehenden, sich immer wiederholenden Formen unserer Feiern gekommen sein werden, deren Ablauf im Bewußtsein der ganzen Nation lebendig geworden ist. Vorläufig genügt es, um dieses Ziel zu wiſſen, um den Sprechchor richtig und seinem inneren Sinn entsprechend einzusehen. Dann wird der " Mißbrauch", d. h. die´schrankenlose Überschäßung und Übersteigerung dieses Ausdrucksmittels , die nachgerade zu einem Problem des guten Geschmacks geworden ist, bald zu Ende sein.

Das Lied unserer Zeit

5

Wie in jeder wahrhaft großen Zeit ist es auch heute wieder so, daß die Macht des politischen Geschehens und die Kraft eines neuen Glaubens, die daraus erwächst, sich in Dichtung und Musik ihren eigenen Ausdruck schafft. Wie jedes große Ereignis, das Menſchen bis in ihre innersten Tiefen packt, erst seine Darstellung in der Kunst wesentlich später erfährt, so zeichnen sich heute nur die ersten Formen und Umrisse einer neuen künstlerischen Gestaltung ab, die darauf hindeuten, daß wir vor der Blüte einer neuen wahrhaft großen im Volke verwurzelten Kunst stehen. Nicht der angekündigte Barbarismus in der Kunst ist es, wie er im Gefolge der politischen Eroberung der Macht durch den Nationalsozialismus prophezeit war, sondern der Anfang eines so. reichen und vielgestaltigen künstlerischen Ausdrucks, wie er fast nur mit der Antike verglichen werden kann. Das ist das Wesentliche an der Kunst, daß sie nicht nur auf den olympischen Höhen zu finden ist, dadurch unerreichbar für die meisten, sondern daß sie selbst dem Volke entstammt und daß ihre Schöpfer keine lebensfremden Sonderlinge sind, sondern in Reih und Glied tagtäglich an ſich selbst Kämpfe und Leben des Volkes spüren. In der Kampfzeit der Bewegung ist das Lied ein Helfer gewesen, wie er nicht stärker und eindrucksvoller für die Erringung der äußeren und inneren Macht hätte gefunden werden können. Nachdem der Bestand des Reiches gesichert war, entstanden aus diesem Erlebnis heraus die neuen Lieder der Jugend, die in großer Zahl ursprünglichster Ausdruck dieſes Erlebens waren und von jungen Kameraden,

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denen die Gabe der Formung von Sprache und Musik gegeben, dem gesamten Volk geschenkt worden sind. Unsere Lieder sind politische Lieder im tiefsten Sinne des Wortes. Und sie sind der einzige Weg, die Verbindung zwischen Volk und Kunst wieder zu schaffen. Unsere Lieder kann man nicht mehr besinnlich vor sich hinsingen, sie sind nicht nur für bestimmte Kreise gedacht, sie ringen um das Wachsein der deutſchen Seele, ſie müssen weiter aufrufen und kämpfen. Sie wandern durch alle Gaue Deutschlands, ſie wandern an den Grenzen entlang, ſie kommen zu jedem und zwingen jeden, ob er im Anfang will oder nicht. Und das ist das erstemal, daß es Lieder gibt, die das ganze Reich zusammenfassen. Wir kennen die Lieder der einzelnen Landschaften bisher, wir kennen ihr unbedingtes Verwurzeltſein in bestimmten Menschen, und wir kennen Lieder, deren Klang auf enge Zeiträume begrenzt war. Aber unsere neuen Lieder der Jugend gehen von Ost nach West, von Nord nach Süd . Sie rufen Alt und Jung auf und schmieden ein ganzes Volk in der neuen Einheit des großen Reiches zuſammen. Unsere Lieder suchen das Volk, ſie rufen zur Fahne auf, ſie ſammeln um das Feuer, sie singen von der Kameradschaft und leben in aller Freude und in allem Kampf des Volkes mit. Unsere Lieder gehören zu unserem Leben und dienen damit unserem Volke. Aus unseren Liedern wird eine Kunst kommen, die in Natürlichkeit und Frische, in Einfachheit und Kraft und Fröhlichkeit erwächſt. Wir glauben an sie, weil wir ihre Kraft jeden Tag an uns spüren, und wir wissen, daß ihre innere Haltung Grundlage für alle Kunst bleiben muß. Wir legen das Fundament, auf dem spätere Geschlech ter den Dom zu errichten haben.

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1

Feiergestaltung des 1. Mai

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In der lezten Lieferung der Vorschläge zur nationalsozialiſtiſchen Feiergestaltung" wurden unter 1/203-205 chorische Dichtungen von Gerhard Schumann, Herbert Böhme und Herybert Menzel veröffentlicht. Wie schon gesagt, sollen diese Dichtungen in erster Linie zur feierlichen Umrahmung der Führerrede in den Massenkundgebungen am Tag der nationalen Arbeit eingesetzt wer den. Inzwischen sind auch schon einige für eine so geartete Darbietung im Freien geeignete Vertonungen dieser drei chorischen Dichtungen geschaffen worden, von denen heute nur diejenigen erwähnt werden, deren rechtzeitiges Erscheinen im Druck durch feste Verlagsabmachungen sichergestellt sind.

Die Dichtung Gerhard Schumanns. Unter dem endgültigen Titel „ Feier der Arbeit“ ist Gerhard Schumanns chorische Dichtung zum Tag der nationalen Arbeit (1/203) inzwischen im Verlag Albert Langen / Georg Müller, München, als billiger Sonderdruck erschienen. Das Aufführungsrecht für den praktischen Einsaß dieser Dichtung wird durch Bezug von zehn Textbüchern erworben. Franz Philipp hat zu dieser Dichtung eine außerordentlich wirksame Vertonung für großes Militärorchester und einstimmigen Chor geschaffen. Singstimmen und Orchesternoten sind durch den Verlag Anton Boehm & Sohn, Augsburg, zu beziehen. Derselbe Verlag liefert im Auftrag des Lertverlages, Albert Langen/Georg Müller, München, auch die obenerwähnte Mindestzahl von Lertbüchern aus, so daß also das gesamte Aufführungsmaterial und alle Aufführungsrechte durch eine Bestellung bei Anton Boehm & Sohn, Augsburg, erworben werden können. Die von Franz Philipp geschaffene Vertonung zur Dichtung von Gerhard Schumann weist folgende Grundzüge auf: 1. Größte Einfachheit, Eindringlichkeit und Eingängigkeit des einstimmigen Chorparts, womit die Gewähr gegeben ist, daß das gesungene Fahnenlied“ und die „ Hymne“ in wenigen Proben von jedem Forn.ationschor bewältigt werden können. 2. Allerhöchstens mittlerer Schwierigkeitsgrad des Orchesterparts, der sich außerdem auszeichnet durch eine klare Großlinigkeit, wie sie für eine Darbietung unter freiem Himmel unbedingte Voraussegung ist.

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VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Musikalische Geschlossenheit des ganzen Werkes, die sinnfällig in Erscheinung tritt durch die stetige Wiederkehr eines eindringlichen freudigen Grundthemas. 4. Knappheit und Straffheit der musikalischen Gestaltung, wie sie der nationalsozialiſtiſche Feierstil erfordert.

Die Dichtung Herbert Böhmes. Etwa dieselben Grundzüge weist die Vertoning Erich Lauers der chorischen Dichtung auf, die Herbert Böhme zum Tag der nationalen Arbeit geschaffen hat. Ihr endgültiger Titel lautet : „ Volk der Arbeit“. Text, Chorſtimmen und Orchestermaterial ſind im Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam, erschienen. Auch hier ist der Chorpart einfach und eingängig. Die Blasorchesterbegleitung ist so gehalten, daß sie auch von einem Blasorchester mit Mindestbesetzung ausgeführt werden kann. Das Fahneneinmarschlied „ Arbeiter, Bauern, Soldaten“ dieser Vertonung wurde übrigens unter 19/18 schon veröffentlicht. Einige Vertonungen, darunter auch solche des Tertes von Herybert Menzel, stehen zur Stunde der Drucklegung dieser Zeilen noch aus. Näheres darüber wird durch Sonderrundschreiben noch so rechtzeitig bekanntgegeben werden, daß auch sie für die gleich nach dem Reichstagswahlkampf beginnenden Vorbereitungen zum Tag der nationalen Arbeit in Betracht gezogen werden können. Es muß dringend erwartet werden, daß die Vorbereitungsarbeiten zum diesjährigen Tag der nationalen Arbeit, der noch mehr als sonst ein mächtiges Bekenntnis des deutschen Volkes zu friedlichem Schaffen sein wird, nicht bis zu den lehten Apriltagen aufgeschoben wird. Das Volk, das wir in Massen auf den Maifeldern versammeln, hat ein feines Empfinden dafür, ob die Feier, die wir ihm bieten, eine lieblose und hastige Improvisation ist, oder ob eine solche Stunde der Erhebung mit innerer Hingabe vorbereitet wurde. An anderer Stelle dieser Lieferung bringen wir volkstümliche Lieder, die von Singgruppen des BDM. und der HI. oder Schulchören während des in Großstädten oft mehrere Stunden dauernden Aufmarsches der Teilnehmer (also vor Beginn der eigentlichen Feier) im Wechsel mit Marschmusik gesungen werden können.

April 1936

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

mus bedingten Feiern lediglich durch eine tiefwirkende Formung in der Tiefenwirkung gesteigert werden. Ich glaube sagen zu dürfen, daß es z. B. im Grunde der national sozialistischen Haltung nicht entspricht, bei minderbedeutsamen Anlässen sogenannte „ Heldengedenkfeiern“ zu arrangieren, um damit einer sonst unbedeutsamen Feier zu einer gewissen politischen Sanktion zu verhelfen, die ihr aus dem eigentlichen Anlasse selbst nicht zukommt. Die Lage, an denen wir unsere Toten ehren, liegen aus geschichtlichen Bedingungen heraus fest. Sie werden auch die Festigung der Feierformen durch eine entsprechende Konzentrationswilligkeit des Volkes begünstigen. Gerade das Gedächtnis der Gefallenen aber verbietet, es zum Objekt von Veranſtaltungen schlechthin zu machen. Auch nicht der sogenannte gute Wille ist hier als Entschuldigungsgrund berechtigtermaßen anzuführen. Was in bezug auf das Unverständnis gegenüber dieſem „ Gesez des geschichtlich bedingten Anlaſſes" gesagt wurde, kann ebenso über das Unverständnis gegenüber den ,,Gesetzen geschichtlich bedingter Symbole“ gesagt werden. Wenn in Sprechchor- und Spruchdichtungen ledigFahne", der " Standarte", der lich die häufige Rede von der Arbeit“, dem Opfer“ undſoweiter als Merkmal nationalsozialiſtischer Qualität ausgegeben wird, so ist das eine Irreführung. Es gibt auch für uns kein Rezept, in dem etwa geschrieben steht, man nehme : die Fahne“, das „ Opfer“, die „ Arbeit“ oder sonstige Begriffe, schmiede sie in Reimen aneinander und behaupte dann, ein nationalsozialistisches Bekenntnis monumentaliſiert zu haben. Wer nicht begabt ist, die Symbolik dieser Dinge, gewissermaßen ihre Seele“ sprachlich würdig anund damit den Ausdruck unserer schaulich zu machen, der möge endlich andere Gegenstände besingen. Die Begabten" aber fallen nicht wie die Sternschnuppen vom Himmel. Sie sind selten, wie sie es immer waren. Wo aber ein Werk oder eine Zeile . wahrhaftig das echte Erlebnis dargestellt hat, da

ſollen wir es uns ruhig für den berechtigten Tag oder Anlaß in das Gedächtnis schreiben und nicht der Sucht nach ,,Neuem um jeden Preis" opfern. Wir wollen hier keine Mode, wir wollen Form, Tracht, die einmalig ist und zu dauern vermag, die vom Vater auf den Sohn gebracht werden kann. Wir müssen dabei auch bedenken, daß es Bekenntnisse gibt, die vom einzelnen zum einzelnen geschrieben sind. Man kann sie nicht in beliebiger Form ausführen lassen. Wenn eine Muſik für ein kleines Orchester er dacht und geschrieben wurde, dann ist es eben nicht für ein Trompeterkorps geschrieben. Was für ein Bläserkorps richtig ist, kann umgekehrt für die Harfe falsch und sogar lächerlich sein . Ein lyrischer Inhalt sucht sich die lyrische Form. Sie können beide

Juni 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

durchaus mannhaft und ,,heldisch" sein. Dennoch sind die Grenzen gegeben. Dreitausend Menschen können schlecht im Chor sprechen, was einer in einer streng persönlichen Weise einmal für den einzelnen sprach. Wenn man das innere Stilgesetz eines Werkes mißachtet, wird die Voraussetzung seiner Wirkungskraft mißachtet und es greift ins Leere, trot Lonverstärkung. Es gibt keinen mechanischen Schlüssel, der auf alles schablonenhaft paßt. Was nottut? Die Besinnung auf die inneren Gesetzlichkeiten der Mittel, des Anlasses und des Zweckes einer Feier!

Die Kundgebungen der Partei haben ihr klares Gefüge seit der Kampfzeit. Es demonstriert die gespannte, geformte und fest gegliederte Zucht, die Angriffsfähigkeit" und geballte Schlagkraft der Bewegung. Bei dieser demonstrativen Form des Ansprechens" müssen wir einen ,,Gegner" oder einen unmittelbar politischen ,,Anlap", von innen oder von außen kommend, voraussehen. Nach dem Siege der Bewegung ist mehr oder minder der Gegner als Person, als sichtbar handelnder Widerpart, aus dem Kampfbereiche im Innern verschwunden. Das bedeutet, daß damit ein fortwährend wirkendes Spannungsmoment in der Kleinarbeit der Partei entfallen ist. Dieses Spannungsmoment war für den aktiven Kämpfer damals zugleich ein Gefahrmoment, ein fortwährendes Ansprechen des Mutes und der sittlich-heroischen Instinkte, an dem sich die Geister schieden. Der eine ging diesem Ansprechen aus dem Wege, während der andere sich unter ihren Forderungen charakterlich und haltungsmäßig ,,bildete", indem er sich durch den Einsatz zu ihren Zielen ,,bekannte" und mit diesem Bekennt nis auch alle unvorhersehbaren Konsequenzen auf sich nahm. In diesem Vorgang vollzog sich die Typenbildung und Typenauslese des kämpferischen Menschen, des Nationalsozialisten. Anspracheform", die sich an die Entscheidungskraft des Diese einzelnen Menschen und seine persönliche Verantwortlichkeit unmittelbar richtete, ist einmalig gewesen. Ihr Ergebnis aber, der Mensch nationalsozialistischer Haltung, muß bleiben. Es kann das durch geschehen, daß wir mit neuen Mitteln eine Form des Ansprechens schaffen, die, unabhängig vom zeitweiligen, nicht vorauszusehenden realpolitischen Anlasse, in geregelter Weise die kämpferischen, seelischen Instinkte anspricht und den einzelnen immer wieder zum ,,intensiven" Bekenntnisse, das heißt zum Bekenntnisse der grundsäglichen Werte, nicht nur einer politisch-zweckmäßigen

Juni 1936

Grundsätzliches I

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Entscheidung aufruft. Eine solche Ansprache muß, gemäß dem idealistischen Ziele, idealistische Spannungen erzeugen. Das sett voraus, daß sie in einer würdigen idealistischen Form erfolgt. (Der sogenannte ,,Deutsche Abend" von ehedem, meist eine Mischung von Ernstem und Lächerlichem, steht hier nicht mehr zur Debatte. Das schon vor Jahresfrist von der Reichspropagandaleitung im Einverständnis mit dem Stellvertreter des Führers erlassene Verbot hat sich segensreich ausgewirkt.) Neben der Auslese mit den Mitteln der Charaktererziehung scheint mir hier die ,,Ordensfeier" eine ebenso wesentliche Aufgabe. Sie scheint mir ein Programm für die seelische Erfassung und Stärkung des einzelnen im Lebensbereiche der kleinen und kleinsten Gemeinschaftszelle. Je persönlicher, verpflichtender und feierlicher dieser Appell an die Seelenkraft des einzelnen Menschen ist, desto unerschütterlicher wird er als Einzelenergie in der Gemeinschaft selbst stehen und die groBen seelischen Energiespannungen der Nation dauernd leiten". Immer wieder wird das aktuelle politische Geschehen der Bewegung die Aufgabe stellen, die ganze Nation in breitester Front aufzurütteln, um sie zu einer bestimmten, für alle lebensnotwendigen Entscheidung zu führen. Das sind dann Tage und Wochen, in denen der einzelne als Glied der nationalsozialiſtiſchen Ordensgemeinschaft seine Kraft des Glaubens ausströmen muß, um alle Lauheit außerhalb des Ordens zu überwinden. Diese Kraft aber ist nicht unerschöpflich. Sie muß in äußerlich ruhigen Zeiten gleichsam angesammelt und aufgestaut werden. Das soll der tiefste Sinn der regelmäßig mit den inneren Anlässen des Jahreslaufes wiederkehrenden Feiern im Kreise der Gemeinschaft sein. Auf diesem Gebiete nicht mit immer neuen äußeren Mitteln zu experimentieren, sondern mit Ernst und Verantwortung nach gültiger Formung zu suchen, ist unsere Aufgabe. Der Nationalsozialismus ist nun einmal nicht nur rationale Doktrin, sondern auch Mythus, der niemals allein vom Verſtande her, sondern in weitem Ausmaße von den eingeborenen ſittlichen und seelischen Instinkten begriffen und vor allem erlebt wird. So müſsen wir also auch die Ansprachemittel" einseßen, die geeignet sind, den Menschen unabhängig von jeweiligen Gegenwartsstimmungen tatsächlich regelmäßig in seinem seelischen Bereiche anzusprechen“. Die monumentale Kraft zum seelischen Angriff, die z . B. der 9. November 1935 offenbarte, muß sich in entsprechender Lendenz in das Leben der Gemeinschaftszellen ausstrahlen und dort in bleibenden Formen entwickeln lassen. Der nationalsozialistische „ Jahresablauf“, erwachsen aus geschichtlichen Ereignissen und Erlebnissen,

Juni 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

kann uns hier die notwendigen, bleibenden Anlässe bieten. Wenn es gelingt, die in diesem Ablauf kristallisierten Grunderlebnisse des nationalsozialistischen Ethos durch Formen seelischer Ausdrucks- und Ansprachekraft in kommenden Zeiten mit einem erreichbaren Höchſtmaße an Unmittelbarkeit fortlaufend in den Gemeinschaftszellen der Bewegung wiederzuerwecken, dann erscheint mir die Bildung der nationalsozialistischen Haltung auch für die Zeit gesichert, in der einmal die Träger des „ Urerlebniſſes" nicht mehr leben und mitgestalten werden.

Juni 1950

Grundsätzliches I

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„ Denkt daran! “

401

Lebendige Kampfgeschichte als Erlebnis

Unter 7/1 wurde in der leßten Lieferung dieser Blätter einiges zur Gestaltung von Mitgliederversammlungen und ähnlichen kleinen Gemeinschaftskreisen gesagt. Dabei wurde insbesondere der Vorschlag gemacht, ausgehend vom Zeitpunkt solcher Veranstaltungen ein Stück Geschichte des nationalsozialistischen Kampfes vor den versammelten Parteigenossen lebendig werden zu lassen. Es wurde in Aussicht gestellt, in dieser Lieferung an einem Beiſpiel zu zeigen, wie man bei solcher Gelegenheit Dokumente unseres Kampfes selbst sprechen lassen kann. Dies geschieht nun heute am Beispiel des 13. August. In Zukunft werden solche Beispiele allmonatlich veröffentlicht und zwar, wie auch schon das heutige, unter der vorgesehenen Registerbezeichnung „ Anhang B/ Denkt daran !". Dieſe Anhangblätter werden als Überschrift immer ein Datum tragen und sollen unter „ Anhang B“ chronologisch aber ohne Berücksichtigung der Jahreszahl abgeheftet werden. Das heute veröffentlichte Beispiel gibt also die Gestaltungsmittel in die Hand, um eine Mitgliederversammlung oder ähnliche Veranstaltung, die in der ersten Hälfte des Monat August stattfindet, auf ein entsprechendes Stück Kampfgeschichte auszurichten. Praktisch wird man damit eine solche Veranstaltung beginnen. Nachdem die Versammlung eröffnet ist, singen die anwesenden Parteigenossen gemeinſam ein Kampflied der Bewegung. Der Versammlungsleiter wird zum Ausdruck bringen, daß die heutige Mitgliederversammlung uns Anlaß sei, sich zurückzuerinnern an ein Stück Geſchichte des nationalsozialistischen Kampfes, über das kein Vortrag gehalten werden soll; vielmehr sollen die Dokumente des Kampfabſchnitts vor vier Jahren selber sprechen. Dann folgt die Verlesung der Anhang B/ 13. August“ veröffentlichten Auszüge. Abge= unter schlossen wird diese Verlesung wiederum mit einem gemeinsam gefungenen Kampflied. Daran mag sich die praktische Kleinarbeit der Mitgliederversammlung nach der vorgesehenen Tagesordnung anſchließen. Am Schluß der Mitgliederversammlung wird der Versammlungsleiter mit knappen Worten auf das lebendig gewordene Stück nationalsozialistische Kampfgeschichte nochmals eingehen und das Sieg-Heil auf den Führer ausbringen.

Die Geschehnisse um den 13. August 1932 ſind durchaus nicht die einzige Möglichkeit, eine zeitliche Beziehung zwiſchen Gegenwart und

Juli 1936

Rahmengestaltung I

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Vergangenheit für eine anfangs August stattfindende Mitgliederversammlung herzustellen. In gleicher Weise könnte z . B. auch an den Ausbruch des Krieges erinnert werden, was Anlaß sein müßte zur Feststellung der Schuldlosigkeit des deutschen Volkes am Kriege; ferner können Auszüge aus dem Weltkriegsschrifttum und der Kriegsdichtung, wie wir sie in der heutigen Lieferung veröffentlichen, Zeugnis ablegen von der lauteren und reinen Kampfgesinnung, mit der unsere Soldaten an die Front zogen.

Das Bedürfnis, Mitgliederversammlungen und ähnliche Veranstaltungen erlebnismäßig zu gestalten und sie nicht nur in der notwendigen Kleinarbeit des Tages sich erschöpfen zu lassen, wird von allen Parteigenossen empfunden. Der Versuch aber, nun aus jeder Mitgliederversammlung eine ausgesprochene Feier" zu machen, müßte notwendigerweise daran scheitern, daß man nicht in ein und derselben Veranstaltung betont feierlich sein, aber auf der anderen Seite auch rein praktische Dinge (Beitragsrückstände usw.) erörtern kann. Mit Recht wandten sich in letzter Zeit führende Männer der Bewegung gegen solche Versuche. Es wurde in diesem Zusammenhang festgestellt, daß auch die katholische Kirche nicht bei jeder Ge= legenheit ein levitiertes Hochamt abhält, sondern sich meist mit einer stillen Messe" begnügt. Daß dies nicht bedeuten kann, daß wir unsere kleineren Veranstaltungen im Alltag gänzlich formlos ge= stalten und dort nur Kleinarbeit leisten sollen, wurde schon zum Ausdruck gebracht. Der hier vorgeschlagene Gestaltungsweg will für solche Gelegenheiten jede verkrampfte Feierlichkeit vermeiden und trotzdem die Herzen der Teilnehmer über die Tagesprobleme hinaus emporheben. Die Erfahrung hat gezeigt, daß er zu diesem Ziele führt.

Richtigstellung. In der Lieferung der Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" vom Februar 1936 sind in Hauptgruppe 13 (,,Lieder der Bewegung") bei den Liedern ,,Unter der Fahne schreiten wir" und Wir ziehen über die Straßen" versehentlich die Liednummern 31 und 32 vergessen worden. Außerdem erhält der Auffah ,,Ein Wort zu SA.-Veranstaltungen" in der Juni-Lieferung in Hauptgruppe 7 (,,SA. im Kameradschaftskreis") statt der Nummer 1 die Ziffer 301 und der Aufsatz ,,Vom Singen in der SA." statt der Nummer 2 die Ziffer 302, was zu berichtigen ist. Ferner ist im Register unter Anhang B einzufügen : ,,Denkt daran!"

Juli 1936

Rahmengestaltung I

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Hannes Kremer : 6 Wir suchen, wir verſuchen nicht ! Ein Beitrag zur Frage nationalsozialistischer Feiergestaltung. Der Kulturhauptstellenleiter der Reichsstudentenbundsführung stellt folgende grundsäßlichen Ausführungen zum Thema Feiergestaltung zur Verfügung : Bevor einzelne Fragen nationalsozialistischer Feiergestaltung ventiliert werden können, scheint mir eine an sich selbstverständliche Voraussehung einer Beachtung wert. Es ist notwendig, endlich zwiſchen dem zu unterscheiden, was ich hier nationalsozialistische Bekenntnisform nennen möchte, und dem anderen, was mit der Bezeichnung Chorische Feier" schlechthin begrifflich gedeckt wird. Für uns ist hier nur das erste von vordringlicher Bedeutung ; und diese Bedeutung erheischt eine klare Trennung vom zweiten. Es ist gut, daß Menschen Freude an feierlichen, erbaulichen Kunstformen haben. Es gibt ,,chorische Dichtungen", . die an sich sicherlich künstlerischen Wert haben und als reine Kunstform durchaus fruchtbare, eigenlebige Kräfte auf den Leser oder Zuhörer auszuftrahlen vermögen. Damit jedoch ist längst nicht gesagt, daß ihnen eine Bedeutung für die Gestaltung der nationalsozialistischen Feierform, so, wie sie die Bewegung fordert, zukommt. Dichterische Meditationen über Erlebniſſe, die nicht ursprünglich im „ Orden“ verankert sind, berühren ihn niemals unmittelbar. Es ist eine entscheidende Aufgabe, darauf zu achten, daß nicht auf dem Umwege über dichterische Formalqualitäten irgendwelche rein ästhetisch bedingten Fremdteile in das werdende nationalsozialiſtiſche Bekenntnisgut hineingeschmuggelt werden. Solche Dinge mögen anderswo durchaus besser und auch berechtigt angebracht werden. Um es ganz eindeutig zu sagen : wir können z. B. Dichtungen oder Lieder etwa über das Horst-Wessel-Lied weder ertragen, noch dulden - und wären sie ästhetisch noch so schön gemacht ! Dinge, die in der Bewegung geschichtliche Form geworden sind, bedürfen keiner nachträglichen Wertverbesserungen oder Wertbestätigung. Es ist ein entscheidendes Merkmal für alle aus der wirklichen Haltung der Bewegung gestalteten Lieder und dichteriſchen Werke, daß sie die ehrfurchtsvolle Bescheidenheit gegenüber dieser

Juni 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

"

Latsache über die Versuchungen der Sprachgewandtheit stellen. Wir kommen von diesem Blickpunkte einfach und sicher zur Beurteilung dessen, was echt oder unecht ist. Es ist uns dabei sehr wohl be greiflich, daß die Gestaltung an nationalsozialistischer Bekenntnisform das unmittelbare Erlebnis des Kampfes bei dem Gestalter über seine gestalterischen Fähigkeiten hinaus vorausseßt. Wer als begnadeter Dichter in diesem Kampfe einen ,,interessanten" Stoff erblickt, ohne aber selbst in Wahrheit an ihm unmittelbar teilgenom= men zu haben, der vermag im Grunde nicht zu „ bekennen“, seien. Wort und Vers auch noch so schön nach Klang und Rhythmus. Da aber nach künstlerischen Demonstrationen und Experimenten an der Partei und ihrem weltanschaulichen Ethos kein sonderlicher Bedarf ist und uns infolge des geringen geschichtlichen Abstandes zu ihrem Kampf, ihrem Siege und ihren Leistungen überhaupt nur ein Ja oder Nein, das heißt das Bekenntnis, nicht die Kritik, möglich ist, so kann unser Standpunkt nur eindeutig sein. Wir müssen zunächst einmal unterscheiden zwischen Dichtung schlechthin und Bekenntnis im beſonderen. Davon hat ein jedes, organiſch betrachtet, auch einen eigenen Plah. Da wir als Nationalsozialisten - wenn wir Ordensfeiern" begehen - immer bekennen, liegt klar, daß alles, was wir einsehen, zunächst Bekenntniswert haben muß. Die Achtung vor unserer Bewegung gebietet von selbst, daß das Bekenntnis bei solcher Feier auch eine würdige Form findet. Solche Formen aber können nicht konstruiert werden. Sie werden von den wahrhaft Berufenen irgendwann gefunden. Dann aber ist kein Bedarf nach endlosen Nachahmungen Unberufener, die es hinterher ,,auch versuchen“. Habt Acht auf die Konjunktur !

Der

Stil " von Anlaß und Mittel.

„ Choriſche Feier“ und „ Ordensfeier" mögen in diesem Sinne als pelare Beispiele gelten. Das eine, will mir scheinen, ist möglich aus der Laune, aus einem nicht an den Anlaß gebundenen ,,Erbauungsbedürfnis “, kann sogar ein Selbstzweck sein. (Der Musik genießen".) Das andere, die und des Wortes Schönheit zu Ordensfeier, ist nicht je nach Einfall zu organisieren". Denn das nationalsozialistische Jahr hat seinen aus der Geschichte der Ber wegung entstammenden Rhythmus, der nicht beliebig verändert oder verbessert werden kann. Es können die durch diesen Rhyth

Juni 1936

Grundsätzliches I

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Die große Rede des Führers

7

in der Kulturtagung des Reichsparteitages 1936

,,Wer will auch heute noch daran zweifeln, daß wir nicht mehr am

Vorabend, sondern

einanderseßungen leben,

inmitten von

einer der größten Aus-

denen

bisher die Menschheit

heimgesucht wurde ? Eine unerträgliche Spannung liegt über den Völkern. Und wie immer erfolgt ihre Lösung nicht schlagartig und überall zur gleichen Zeit, ſondern in einzelnen, räumlich und zeitlich auseinanderliegenden und doch inhaltlich zuſammengehörenden Aktionen. Der internationale Charakter dieses Geschehens ist bedingt durch die Internationalität der Ursachen und der handelnden Kräfte. So wie alle großen Weltkämpfe nur im Erhaltungstrieb und Lebensdrang einzelner Völker ihren tiefsten Grund besigen, so ist auch die Auseinanderseßung unserer Tage bedingt durch die Lebensund damit durch die Kampfziele bestimmter Raſſen. Sie erschüttern eine Weltordnung, die uns in der Gestaltung der einzelnen volklichen Organismen ſowohl als in dem Verhältnis ihres Mit- und Nebeneinanderlebens als einfach gegeben und damit als unveränderlich erschien. Wie immer aber wird es nur sehr wenigen der Handelnden

oder von den Geſchehnissen betroffenen Menschen bewußt, daß die äußerlich vielleicht in losem Zusammenhang stehenden oder in der Reihen- und Seitenfolge des geschichtlichen Ablaufes weit auseinandergezogenen Vorgänge nur die einzelnen Akte einer geschlossenen Handlung, die Aufzüge eines einzigen Dramas sind. Da wird vor 150 Jahren die Welt überrascht und aufgewühlt von den furchtbaren Erscheinungen der Französischen Revolution. Aus ihrem Chaos erhebt sich ein genialiſcher Kriegsgott und stürmt über die durch die vorhereilende Idee ſchon innerlich zerseßte europäische Welt. Die frommen Gebete und patriotischen Hymnen verklingen im Furioso der Mar-

Oktober 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

seillaise. Dynastien und Staaten zerbrechen in den Stürmen dieser kampferfüllten

Periode.

Wenige Jahrzehnte später

laufen schon wieder die Flammenzeichen über den europäiſchen Kontinent. Aus dem Lande der proklamierten Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wird eine neue Welle revolutionärer Erschütterungen über die alten Staaten dieses Erdteils losgelaſſen. Und in kurzer Zeitenfolge stürzen immer neue Dynaſtien, verwandeln immer neue Staaten ihre überlebte autoritäre Form in scheinbar moderne Demokratien. Je mehr aber die Heiligkeit der alten Prinzipien entschwindet, um ſo ſtärker wird die Unruhe, die vor allem Europa erfaßt. Staaten sterben und Nationen erleben ihre Geburt. Alte Nationen werden wieder morsch und brüchig, und unter sozialiſtiſchen Verhüllungen entſchleiern sich vor unseren Augen die rassischen Grundelemente der Völker und beginnen alle Klasſen miteinander zu ringen, so wie ehedem in der Zeit ihres Zusammenfügens . Die Zügellosigkeit der politischen Entwicklung überträgt sich auch auf die der Wirtſchaft. Was Jahrhunderte lang Knecht war, wird nun Herr. Im Kapitalismus verſucht sich das dienend untergeordnete Mittel zum Zweck zu erheben und hilft durch diese neue Störung einer bisher organiſchen Entwicklung mit, die Ursachen weiterer Zerstörungen zu schaffen. Eine ſcheinbar unversöhnliche Weltmacht greift damit ein in die persönlichen Schicksale der Völker. Einem greisen Moltke schien in böser Ahnung die Zeit zu nahen, in der die Soldaten für Börsenintereſſen zum Schwerte würden greifen müſſen. Ein amerikanischer Untersuchungsausschuß lüftet über einem Ausschnitt des Weltkriegsgeschehens die verhüllenden Schleier des Mitwissens vor den Augen der Regierten und bestätigt des großen Feldmarschalls Weissagungen. Dieser scheinbar sinnlose Krieg zerfeßt die Völker der Erde und schafft so die Vorausseßungen für neue Zuſammenbrüche auf den vielseitigen Gebieten menschlicher Organiſations-, Wirtschafts- und Kulturbetätigung. Schwerste soziale Kämpfe überschatten das Leben der Völker seit Jahrzehnten ; gesellOktober 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

schaftliche Revolutionen löſen nun einander ab und während wir hier die große Gemeinde unseres Volkes versammeln, wird in einem anderen Lande die Gemeinſchaft dieſes Volkes gelöst und zerrissen. Der blutige Bürgerkrieg erzeugte zwischen den Menschen neuen Haß und wirkt, als Böses weiterzeugend, auch für die übrige Welt nur verderblich. 150 Jahre Menschheitsgeschichte können wir so an unſerem Auge vorbeiziehen lassen. Was immer aber auch an scheinbar Zufälligem, Eigenartigem oder voneinander gänzlich Unabhängigem in diesen 150 Jahren geschichtlicher Einzelvorgänge abrollte, es wird dereinst erkannt werden als der mehr oder weniger zwangsmäßig bedingte Ablauf einer

einzigen

geschlossenen politischen Handlung. Gewiß wird dies den meisten Akteuren nicht bewußt, die, ſei es als Handelnde oder als Behandelte, in solch geſchichtlichen Prozessen in Erscheinung treten . Wer kann von ihnen allen die gesehmäßige Auswirkung unterscheiden von der veranlassenden Ursache? Wie viele glauben auf eigenem Willen und eigener Kraft Geſchichte zu gestalten und sind doch nur Steine in einem Spiel, deſſen Beginn, Verlauf und Ende ihnen ewig fremd und unerforschlich bleibt ! Heute nach 2000 Jahren erscheint uns freilich der Verfall der antiken Welt als die zwangsläufige Folge einer Reihe von Ursachen, die sich in der Auswirkung über ein halbes Jahrtausend erstrecken und ebenſoſehr aus inneren wie äußeren Vorgängen zuſammenſeßen. Christentum und Völkerwanderung heißen wir das Geſchehen. Tausend Jahre später schon ist einzelnen genialen Sehern die Zwangsläufigkeit des geschichtlichen Ablaufes dieser Periode klar geworden. Ursache und Wirkung sind heute kein Geheimnis mehr . Allein alle jene, die damals den tragischen Verlauf der Ereignisse im einzelnen zu bestimmen glaubten, hatten kaum eine Einsicht in die höhere Gefeßmäßigkeit ihres eigenen Handelns, der sie unterworfen waren . So pflanzt sich Druck weiter als Druck, Not weiter als Not, Widerstand erweckt neue Gewalt, und neue Gewalt führt zu neuem Widerstand, ohne daß der Emp-

Oktober 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

fangende, der den ihm gewordenen Schlag weitergibt, die große Folge der Handlung zu durchschauen oder zu überblicken in der Lage wäre, in der er vom Schicksal auserſehen iſt, ſeine bescheidene Rolle mitzuſpielen. Aber so war es immer, und so wird es ewig bleiben . Wer unter Bäumen steht, kann nicht den Wald erkennen. Wer für das Einzelschicksal der Völker kämpft, wird ſelten das Gesamtschicksal begreifen. Wer sich in seinem ganzen Sinnen, Denken und Handeln für Jahrzehnte hingibt, dem bleibt der Einblick in die Jahrhunderte zumeiſt verſchloſſen. Und trokdem gab es in jeder Zeit der Menschengeschichte Propheten, die über das einzelne Zeiterlebnis hinaus die Ursachen und damit die Zwangsläufigkeit des größeren Gesamtgeschehens zu erkennen vermochten. Glücklich die Völker, in denen solche Propheten keine Literaten, sondern Politiker sind !

Denn die stille Erkenntnis

des

Propheten gilt angesichts der eindringlicheren realen Ereigniſſe im Völkerleben solange wenig oder nichts, als nicht die Prophezeiung ihre wuchtigere Erhärtung findet durch die unbestreitbare eigene geschichtliche Leistung. So wurde es einem Friedrich dem Großen oder einem Kaiser Joseph II. möglich,

aus der Ahnung einer drohenden Er-

schütterung der bestehenden menschlichen Geſellſchaftsordnung als Monarchen praktische Konsequenzen zu ziehen . Sie haben dadurch den kommenden revolutionären Ereignissen wenigstens in ihren Staaten eine ganze Anzahl der sie scheinbar berechtigenden inneren Voraussetzungen genommen ; der Infek tionskraft der französischen Revolutionsideen war in Deutschland somit von vornherein schon vorgebeugt!

Allein solche geschichtliche Ausnahmen besagen nichts gegen die Regel, daß es den Zeitgenossen in den meisten Fällen versagt bleibt, die tieferen Ursachen und die Geſchmäßigkeit des Ablaufes ihrer eigenen Zeitgeschichte zu erkennen. So werden wir die bittere Empfindung nicht los, daß auch heute nur ein Bruchteil der Menschen — und leider besonders Oktober 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

― nur ein Bruchteil ihrer Führer

die richtige Einsicht hat

in die Ursachen und in den Zuſammenhang der geschichtlichen Geschehnisse der Gegenwart.

Von der Freiheit Der Weg des Menschen vom Einzelwesen zur Familie, zur Sippe, zum Stamm und zum Staat umschließt unabsehbare Zeiträume. Im Ausmaß der fortschreitenden organiſatoriſchen Zusammenfassung der einzelnen Wesen wächst der Umfang und die Größe der Gemeinschaftsleistung. Die Vorausſeßung für das Entstehen jeder Gemeinschaft ist und bleibt aber die Überwindung der unbegrenzten Freizügigkeit des Einzelweſens zugunsten der Übernahme von bindenden Pflichten und Lasten für die Gesamtheit. Solange es Menschen gibt, wird daher stets der Widerspruch bleiben zwischen der scheinbar unbegrenzten Freiheit zugunsten des einzelnen Individuums und der auferlegten Unfreiheit zugunsten der Gesamtheit. Die unbegrenzte Freiheit des Individuums verbietet die Bildung jeder größeren Gemeinschaft und macht damit in Wahrheit das scheinbar freie Einzelweſen dennoch zum hilflosen Objekt der Härte des Erhaltungskampfes um das Dasein auf dieser Welt. Die Organisation größerer

Gemeinschaften seßt wohl den

Verzicht voraus auf die zügelloſe Einzelfreiheit, gewährt aber im Rahmen der Gesamtleistung und der dadurch ermöglichten höheren Gesamtsicherheit dem Einzelwesen dennoch einen höheren und geschüßten Lebensstandard. Dies aber ist auch die Vorausseßung für jede menschliche Kultur, ja für die gehobene Stellung des Menschengeschlechtes überhaupt auf dieser Welt. Jeder erfolgreiche Versuch der praktischen Verwirklichung des Strebens nach unbegrenzter individueller Freiheit führt zur Anarchie. Die organiſatoriſche Zuſammenfassung der Individuen durch eine Begrenzung der Freiheit des einzelnen zugunsten der Organisation einer größeren Gemeinschaft aber

Oktober 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

führt zum Staat. Die Vorausseßung, die Grundlage für die Existenz des Staates ist und bleibt die Autorität des Staatserhaltungswillens . Die geistige Vorausseßung zur Herbeiführung der Anarchie, ja die geistige Grundlage jeder Anarchie ist die Demokratie. Kein Staat ist durch die heutige Demokratie entstanden, aber alle großen Reiche haben durch dieſe Art von Demokratie ihre Zerstörung erfahren. Ja, diese Demokratie führt in ihren leßten Erzeſſen zwangsläufio zum Anarchismus, die Autorität oder besser das autoritäre Prinzip ebenso zwangsläufig in der leßten Auswirkung immer wieder zum Staat, d. h. zu einer höheren Gemeinschaftsordnung. Es ist aber klar, daß jede höhere Gemeinschaftsordnung nur dann vernünftig, ja erträglich ist, wenn der sie beherrschende autoritäre Wille von den dafür geeigneten Blutträgern dieſer Gemeinschaft selbst ausgeht! Und es ist weiter klar, daß so, wie jedes andere menschlich ererbte Gut immer wieder aufs neue erworben werden muß, auch die ererbte menschliche Gemeinschaftsform stets aufs neue zu erkämpfen und ganz zu verdienen ist. So wie die Staaten nicht entstanden sind aus dem demokratischen Prinzip der unbegrenzten Freizügigkeit der einzelnen menſchlichen Wesen, so können sie auch nicht erhalten werden durch Konzessionen in dieser Richtung. Was zu seiner Entstehung des Kampfes und der Härte bedurfte, kann nicht erhalten werden durch Nachgiebigkeit und Schwäche. Die Organisation hat sich erst erhoben auf Kosten der Freizügigkeit des einzelnen. Es ist nicht verwunderlich, daß in allen schwachen Zeitläuften dieſe unterworfene und gebändigte Freizügigkeit versucht, nach ihrem Urzustand zurückzustreben. Durch die Demokratie aber haben sich die Staaten die sicherste Bahn zu dieser Rückentwicklung ihres Daseins selbst geöffnet. Das Ende eines solchen Weges aber könnte nur im Anarchismus liegen, das heißt in der Auflösung der menschlichen Gemeinschaften.

Oktober 1936

Grundsätzliches I

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Demokratie und Anarchie So wenig aber in dem aufbauenden Zeitalter der menschlichen Gesellschaft mit den der Sammlung widerstrebenden Elementen diskutiert und verhandelt wurde, so wenig kann man im Zeitalter der Erhaltung oder Weiterentwicklung der Staaten mit dem Anarchismus paktieren oder sich diese oder jene Konzession dazu überlegen. Wenn aber der Einwand erhoben wird, daß der Marrismus keineswegs zur Anarchie hinstrebt, sondern im Gegenteil erst recht eine neue Gemeinschaft aufzubauen entſchloſſen ſei, dann kann es sich also nur darum handeln, eine bestehende menschliche Organisation durch eine neue andere abzulösen, das heißt in dem Fall, den bestehenden, in der Blutgemeinschaft der Nationen ruhenden autoritären Willen durch einen anderen, fremden zu ersehen. Wir alle wissen, daß es das Ziel des Bolſchewismus ist, die vorhandenen blutsmäßigen organiſchen Volksführungen auszurotten und durch das den arischen Völkern fremde jüdiſche Element zu erſeßen. Darin liegt auch die Internationalität dieses Problems begründet. So wie in Rußland 98 Prozent der gesamten heutigen Führung der Sowjet- und Bauernrepubliken in den Händen von Juden liegt, die alle jemals weder Bauern noch Arbeiter waren, sondern einfach als überzüchtete paraſitäre Weltintellektuelle einen andersvolklichen Nährboden benötigten, so erleben wir in diesen Wochen, da der Marrismus in Spanien zu wüten beginnt, denselben Vorgang der Abschlachtung und Ausrottung der blutmäßig in Spanien befindlichen volklichen und ſtaatlichen Führung durch das teils dort wohnhafte, teils aus anderen Ländern emigrierte Judentum. Allein auch das Ende der sowjetiſtiſchen autoritären Staaten wird früher oder später erst recht die Anarchie sein, da dem jüdischen Element wohl eine tyranniſierende Tätigkeit zu eigen ist, aber niemals eine wahrhaft organisatorische und damit aufbauende, vor allem aber, da dieses Element wohl von einem

unerhört

Oktober 1936

grausamen

Herrschaftswillen

angetrieben

Grundsätzliches I

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wird, dem aber keinerlei Schöpferwerte oder Fähigkeiten zur Seite stehen. Wenn aber die Vorausseßung für jede höhere Gemeinſchaftsleistung die höhere Gemeinschaft, das heißt der Staat, ist, und wenn umgekehrt der Staat selbst sich nur aufbaut auf der Überwindung der unbegrenzten Freizügigkeit sprich zügellosen Freiheit des Einzelindividuums dann wird zwangsläufig das Streben nach der Wiederherstellung dieser unbegrenzten Freiheit des Individuums verbunden sein nicht nur mit der Ablehnung des Staates an sich, sondern auch aller staatlichen Leistungen. Die höchste Gemeinschaftsleistung der Menschen ist aber nun keineswegs die sogenannte Wirtschaft, sondern die Kultur. Es ist daher kein Zweifel, daß jede Regung des Anarchismus verbunden ist mit einer wilden Bekämpfung der höchsten Gemeinschaftsleistung, nämlich der kulturellen . Unwillkürlich hat das in der staatlichen Gemeinschaft gebändigte niedere Einzelwesen im anarchiſtiſchen Verſuch, zu einer primitiven Urform zurückzukehren, stets seine Wut am meisten an jenen Leiſtungen ausgelaſſen, die als die Ergebnisse der höchsten Gemeinſchaftsarbeit überhaupt anzusprechen ſind. Aus Ägypten, aus der Geſchichte der mesopotamiſchen Staaten sowohl als auch aus den uns näher liegenden antiken hellenischrömischen Kulturen wiſſen wir, daß die Zeiten des anarchistiſchen Aufruhrs immer verbunden waren mit wilden Vernichtungsaktionen gegen Tempel, Bauten, Kunstdenkmäler uſw. Über die Bilderstürmerei des Mittelalters , die Petroleusen der französischen Kommune bis zu der Zerstörung der Kirchen und Kulturdenkmäler in Spanien geht eine gerade Linie. Es ist auch kein Zufall, daß das Wirken des jüdischen Elements in dem Augenblick, in dem es glaubt, gegen den Staat ſich erheben zu können, um deſſen Führung an sich zu reißen, zunächst die größten bisherigen Gemeinschaftsleistungen der Staaten zu beseitigen versucht. Die Verhöhnung gegebener kulturgeschichtlicher Arbeiten, die Lächerlichmachung ehrwürdiger kunstgeschichtlicher Denkmäler,

Oktober 1936

Grundsätzliches Ι

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die Verspottung heiliger kultureller Überlieferungen, die zhnische Parodierung unsterblicher Meisterwerke bis zur widerlichen Veralberung aller Glaubensdinge, die bewußte Verzerrung kunstgeschichtlicher Auffassungen in das Gegenteil, die Vernarrung des gesunden und natürlichen Menschheitsempfindens, die Kultivierung des Abscheulichen und Häßlichen, des betont Krankhaften, dies alles sind nur einzelne Züge einer geschlossenen Handlung der Ablehnung der Ergebnisse der höchsten menschlichen Gemeinschaftsarbeit und Leistung. Und damit lehten Endes die Ablehnung dieser Gemeinschaftsgebilde an sich.

Raſſe, Politik und Kultur

So ist zwischen dem deſtruktiven Wirken des Judentums im wirtschaftlichen Leben und seinem nicht minder destruktiven auf allen Gebieten der menschlichen Kultur ein unlösbarer Zusammenhang gegeben. Dort aber, wo dieses Judentum scheinbar als kulturbejahend oder sogar kulturfördernd auftritt, handelt es sich fast stets um nichts anderes, als um eine mehr oder weniger gerissene geschäftliche Auswertung einer nun einmal gegebenen und im Augenblick doch nicht zu beseitigenden menschlichen Höchstleistung. Dies ist ein fundamentaler Grundſak. Es kann kein Mensch eine innere Beziehung zu einer kulturellen Leiſtung beſißen, die nicht in dem Wesen seiner eigenen Herkunft wurzelt. Es ist gewiß möglich, aus einer allgemeinen vornehmen Erziehung heraus auch die uns im tiefsten Innern unverſtändliche oder uns weniger berührende Kunstschöpfung anderer Völker zu respektieren und ihr unsere Achtung zu bezeugen. Allein · diese Gesinnung ist dem jüdischen Volk vollkommen fremd, das erstens in seinem tiefsten Wesen jedenfalls in produktivem Sinne gänzlich amuſiſch iſt und das zweitens in ſeiner tauſendjährigen Geschichte immer nur die häßliche Eigenſchaft des Negierens und nie die des Bejahens gezeigt hat. Oktober 1936

Grundsätzliches I

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Es ergibt sich aber aus einer solchen Betrachtung noch folgendes : Wenn schon das Geschwäß von einer „ Internationalität

der Kunst ebenso dumm wie gefährlich ist, so ist es aber

nicht minder schädlich, zu glauben, daß Politik und Kultur an ſich nichts miteinander zu tun habende Angelegenheiten ſeien. Nein, im Gegenteil: Wenn die Kultur als höchste Gemeinschaftsleistung anzusprechen ist und diese Gemeinschaftsleistung aber nur dank der Eristenz größerer gemeinschaftlicher Gebilde entstehen konnte, dann ist mithin die Kultur unzertrennlich verbunden mit jenen ewig ſchöpferischen Kräften, die die menschliche Gemeinſchaft bilden, die sie erhalten und die ihr den Flug ihres höchsten Geistes schenken. Was immer wir an menschlichen Fortschritten verfolgen können, sie alle sind vergänglich und werden stets von neuen Erkenntnissen, Erfahrungen und den daraus reſultierenden ſachlichen Ergebnissen abgelöst. Es wird manchesmal die scheinbar so richtige und doch so geistlose Äußerung vernommen, daß die Vorausseßung für jede Kunſt die Wirtschaft ſei nein ! nein ! Die Vorausseßung für die Wirtſchaft und für die Kunst ist der Staat, d. h. aber : die politische Gestaltungskraft findet ihre mehr oder weniger glückliche Fundierung ebenso im Wirtſchaftlichen und damit im Vergänglichen als auch im Kulturellen und damit Unsterblichen. Die Meinung, daß der größte wirtschaftliche Reichtum der Völker identisch mit einer höchsten menschlichen Kultur sei, beruht auf einer durchaus oberflächlichen Kenntnis , um nicht zu sagen, einer blinden Unkenntnis der menschlichen Entwicklungsgeschichte. Was uns das geſchichtliche Bild der Menschen in ihren Staaten wach hält, ist ja stets nur die kulturelle Leistung und nicht die wirtschaftliche. Es mag Völker gegeben haben, und es hat sie gegeben, von einem wahrscheinlich viel blühenderen wirtschaftlichen Leben, als es etwa die alten Griechen besaßen. Allein die einen sind der Menschheit unsterblich überliefert worden durch ihre Kulturleistungen, und die anderen sind

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Grundsätzliches I

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mangels solcher Leistungen einfach dem vollkommenen Vergeſſen anheimgefallen - und dies mit Recht. Denn was foll schon die Menschheit mit der Kenntnis von Menschen beschwert werden, deren einziger Lebenszweck es vielleicht war, sich die Bäuche zu füllen oder einen anderen nur in der Befriedigung persönlicher Bedürfnisse liegenden Lurus betrieben zu haben. Es ist so wie im einzelnen Leben. Alles das , was der Mensch an Reichtum für die primitiven Lebensbedürfniſſe verbraucht, wird vergeſſen, und nur das, was er erbaut und an dauernden Lebensdokumenten hinterläßt, wird auch nachher noch von ihm zeugen. Das handgeschriebene Buch eines vielleicht hungernden Philosophen lebt in der Menschheitsgeschichte ewiger als das lukrativste Geschäft des größten Kapitalproken. Und man sage mir nur ja nicht, daß eben dieser Philosoph ohne diesen Wirtschaftsproßen sein Buch nicht hätte schreiben können. Es gab Muſiker, die für die Welt unsterblich sind, und selber an Hungerthphus sterben mußten, und es gab Krösusse, denen jeder menschliche Wunsch befriedigt werden konnte und die troßdem - und Gott sei Lob und Dank, daß das so ist der Nachwelt aus den Augen entſchwunden sind. Die großen menschlichen Kulturleistungen, ſie ſind ohne Zweifel der erhabenste Ausdruck der Überhöhung, die der Mensch auf dieser Welt den anderen Lebewesen gegenüber gefunden hat. Sie sind allerdings daher auch ewig jenen fremd, die diesen Marsch der Menschheit weder veranlaßten, noch innerlich mitmachen konnten, sondern die irgendwie im und am Animalischen hängengeblieben sind. Daher schlummert auch in allen Völkern neben dem politischen Anarchismus der kulturelle, neben der politiſchen Ehrfurchtslosigkeit auch die Ehrfurchtslosigkeit vor der Kultur. Daher geht mit dem politischen Bolsche wis mus Hand in Hand der kulturelle.

Je einheitlicher aber die Masse ist, aus der sich ein Volk aufbaut, um ſo einheitlicher aber auch deren Einstellung zu den Problemen der Kultur, Kunst usw. Allein auch im

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Grundsätzliches I

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scheinbar geschlossenen Staat wird es doch stets zwei Augen geben, die die Kultur betrachten, das Auge des wahrhaft staatsbildenden Teiles, des wirkliche Kultur schöpfenden Faktors, und das Auge der in die Gemeinſchaft eingeſchmolzenen, aber ewig nur paſſiven Elemente. Wehe aber, wenn über den Umweg einer politischen Lockerung oder Auflösung dieser Gemeinschaft den weniger wertvollen Elementen die Auswirkungsmöglichkeiten ihres an ſich begrenzten individuellen Freiheitsbestrebens zurückgegeben werden. Dieses losgewordene Untermenschentum pflegt dann sofort die Brandfackel an die Kulturleistungen der nun zerbrochenen Gemeinſchaft zu legen. Auch Deutschland ſtand vor diesem Schicksal. Als der Kommunismus den Reichstag anzündete, sollte nur der Beginn einer Zerstörungsarbeit eingeleitet werden, die sich in gar nichts unterſchieden hätte von der der franzöſiſchen Kommune im Jahre 1871 oder der russischen bolſchewistischen Revolte oder dem Versuch, über die Brandstiftung des Wiener Juſtizpalastes den roten Hahn in die altehrwürdige Kulturmetropole an der Donau zu legen, oder der Niederbrennung der spanischen Kirchen und ehrwürdigen Paläste in diesen Tagen. (Schluß der Rede des Führers folgt in nächster Lieferung.)

Oktober 1936

Grundsätzliches I

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Von der Kulturfähigkeit eines Volkes

7a

( Fortsehung der Führerrede)

Es ist daher die menschliche Kultur abhängig von der Überwindung dieser destruktiven Erscheinungen der menschlichen Gemeinschaftsbildung, die weiter abhängt von der Überwindung der marriſtiſchen Infektion, die im Endergebnis ein Volk zur Führung der Welt erheben würde, das seinem ganzen Wesen nach kulturell unschöpferisch und amusisch ist. Denn: die Rasse der Staatsgründer kann nicht die Kultur in Auftrag geben oder bezahlen, ſondern die Kultur ist zu allen Zeiten nur denkbar als eigener kultureller Wesensausdruck der politischen Führung der Völker. Denn nur so entsteht eine geschlossene, in der Seele eines Volkes wurzelnde und vom vollen Wesen eines Volkes verstandene und damit lebendig getragenen Kunst. Sich durch phönizische Baumeister einen Tempel errichten zu lassen,

ist nicht der Beweis für

die

Kulturfähigkeit eines Volkes , sondern nur für einen angeborenen Snobismus . Es kann daher der heutigen Welt auch prophezeit werden, daß, wenn nicht eine Überwindung der demokratischen Zerſeßung und damit eine Beseitigung der Gefahr einer anarchistischen Rückentwicklung der Menschheit eintritt, die Kultur keine Zunahme, ſondern eine Minderung erfahren wird. Die größten kulturellen Leiſtungen der Menschheit verdanken ihren Auftrag, ihren Antrieb und ihre Erfüllung immer nur jenem autoritären Willen, der die menschlichen Gemeinſchaften geschaffen und geführt hat.

Der autoritäre Wille ist zu allen Zeiten der größte Auftraggeber für die Kunst gewesen. Er schafft aber nicht nur die allgemeine Vorausseßung für dieſe kulturellen Leistungen, sondern er war auch ihr Formgestalter. November 1936

Grundsätzliches I

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Je gewaltiger die Autorität des politischen Willens in der menschlichen Geſchichte der Völker und Staaten in Erscheinung trat, um so größer konnten auch die menschlichen Kulturleistungen sein. Daß aber die Höchstleistungen dieser menschlichen Kulturarbeit zum Beiſpiel auf dem Gebiet der Baukunst bei allen abendländischen Völkern immer wieder innerlich verwandte Züge tragen, hängt nur damit zuſammen, daß die Kraft, die diese Völker und Staaten begründete, bildete und formte, unter sich verwandt, immer aus einer gemeinsamen Wurzel kam . Diese gemeinsame Wurzel aber gibt uns europäischen Völkern auch die schöpferische Fähigkeit zu der irgendwie immer ähnlichen Art unserer kulturellen Leistung, genau so wie auch unsere politische Entwicklung troß aller familiären Streitigkeiten . nach gleichen Geseßen, aus gleichen Anfängen und in gleichen Methoden verlaufen ist.

Vom „ Nußen“ der Kultur

Wenn man nun die Frage des Nußens der menschlichen Kulturleistung anschneidet, eine Frage, die ebenso an Perikles herantrat, wie sie uns nicht erspart bleibt, so ist darauf folgendes zu antworten : Der ausschließlich wirtſchaftlich denkende Mensch sieht oder will ſeine Lebensaufgabe nur sehen im Rahmen seiner wirtschaftlichen Betätigung. Er kann aber nicht bestreiten, daß diese gewiß doch so notwendige wirtſchaftliche Betätigung nicht durch das Chaos ermöglicht wurde, ſondern durch die Ordnung, d. h. ehe eine höhere Wirtſchaftstätigkeit des Menschen eintreten kann, muß die Form einer höheren Ordnung, d. h. einer höheren Organiſation gefunden werden. Es iſt ſehr schlimm, wenn ſich die Wirtſchaft jemals einbildet, daß ſie Staaten emporführen oder auch nur retten könnte. Dies ist ein wirkliches Unglück, denn wie erst die Menschheit so zu denken beginnt, pflegt sie die Staaten zu zerſtören. Denn nicht die Wirtſchaft hat Staaten gegründet, ſon-

November 1936

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

dern Staatengründer haben der Wirtschaft die Voraussetzung für ihre Tätigkeit geschaffen.

Wenn aber die Existenz der Wirtschaft abhängig ist von der Existenz einer höheren Ordnung, also des

Staates, dann

kommt, rein wirtſchaftlich gesehen, alles dies der Gesamtheit auch materiell zugute, was geeignet ist, primär die Ordnung zu fördern, zu verstärken und zu bewahren. Es gibt nun nichts, was gewaltiger für die Größe einer Ordnung zeugen könnte, als die höchste Gemeinschaftsleistung dieser Ordnung. Diese Gemeinschaftsleistung ist aber stets die kulturelle, weil sie nicht der persönlichen Befriedigung der Bedürfnisse des einzelnen dient, sondern im Gesamten eine Verherrlichung der Gemeinschaftsarbeit durch diese ihre höchste Leistung darstellt. Es ist daher die kulturelle Tätigkeit ein Element der moralischen Rechtfertigung der menschlichen Gesellschaftsordnung. Sie wird daher auch von all denen, die die menſchliche Ordnung zu beseitigen beabsichtigen, als etwas Gefährliches angegriffen und wenn möglich vernichtet ; es ist daher logisch, daß umgekehrt ihre Erhaltung wesentlich im Interesse der Erhaltung der Ordnung liegt, d. h . aber : damit aber auch im Interesse des wirtschaftlichen Lebens. Ich kann daher das Ausmaß auch der wirtschaftlichen Einsicht von Staatsführungen zu allen Zeiten ermeſſen an dem Ausmaß ihres Verständnisses für die kulturellen Leistungen. Nichts auf dieser Welt ist ewig . Alles ist und bleibt umstritten. Jede staatliche Fürsorge ist nichts anderes als der Versuch, dem Rückfall der Zerstörung vorzubeugen. Durch nichts beuge ich aber dem Auseinanderfallen der Elemente einer menschlichen Gemeinſchaft mehr vor als durch die ſichtbare Demonstration der höchsten und unsterblichen Leistungen dieser Gemeinschaft. Daher haben zu allen Zeiten wahrhaft große Staats- und Gemeinschaftsführungen bei aller Erkenntnis und Berücksichtigung der allgemeinen Lebenserfordernisse und -notwendigkeiten dieser demonstrativen Untermauerung der Bedeutung der höheren Gemeinschaft ihr besonders Augenmerk zugewandt und ihre besondere Förderung ange-

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Grundsätzliches I

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deihen lassen. Es ist dabei ein gewaltiger Irrtum, zu glauben, daß irgendeine menschliche Gemeinschaft leichter gewesen. wäre, wenn sie auf bestimmte kulturelle Leistungen verzichtet hätte. Reichtum und Armut sind wie alles auf dieser Welt auch im letzten Grunde nur relative Begriffe. Wer nur an materielle Dinge denkt, ist stets als Ärmster anzusprechen. Wem es gelingt, ein Volk von materiellen Auffassungen zu ideellen hinzulenken, der wird am wenigsten unter der Not des Ewig-materiellen zu leiden haben. Wenn der Marrismus die materiellen Instinkte mobilisiert, dann nur, weil er glaubt, damit das verständliche Signal für jene passive Masse in den Völkern zu besißen, und zu geben, die nicht die Staaten gebildet hat, sondern die erst durch die Staatsbildung mitgeformt wurde. Es ist der Appell an die primitivsten Urinstinkte, die einmal mobilisiert, am ehesten zur Zerstörung jener Gemeinschaft angeseht werden können, die dem einzelnen an Freiheit nehmen muß, um einer Gesamtheit zum Leben zu nüßen, und die daher nur über einen idealistischen Verzicht des einzelnen zu einem materiellen Gewinn der Gesamtheit führen kann . Indem die Religionen den Göttern Tempel errichten, führen sie die Menschen von der ewig unzulänglich bleibenden Erfüllung der Einzelwünsche hinweg zum höheren Erleben eines gemeinsamen Jdeals. Sie sehen dem Glauben ein gewaltiges Monument, an dem auch die oberflächlichen Menschen nicht so ohne weiteres vorbeigehen können , erhebt.

das sie mahnt und zugleich

Und nur so soll man den Nugen der Kunst betrachten und ermessen. (Schluß folgt in der nächsten Lieferung)

November 1936

Grundsätzliches I

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Keine materielle Zielſtellung der deutſchen Kunſt

(Schluß der Führerrede)

7b

Es müßte uns alle nur mit Traurigkeit erfüllen, die andere Seite des materiellen Gewinns in Erwägung zu ziehen und in Rechnung zu sehen, z. B. daß der Fremdenverkehr ein sehr beachtliches Element unseres wirtschaftlichen Lebens sei. Fremde gingen aber nur dorthin, wo entweder die Natur oder die Menschen Gewaltiges und Schönes geschaffen haben. Die natürlichen Anziehungspunkte sind nun einmal festgelegt und unterliegen nicht einer menschlichen Korrektur, die künstlichen verdanken ihr Dasein der Energie und Tatkraft, dem Willen, der Opferwilligkeit der Menschen. Also : man schaffe große Bauten, man fördere dadurch die Anziehungskraft einer Stadt oder eines Landes und man wird im Laufe von 100 Jahren. ganz sichtlich ein Vielfaches der Opfer, rein materiell gesehen, wieder zurückvergütet erhalten. Was würde Venedig sein ohne seine Palazzos, seine Kirchen, was Rom ohne St. Peter oder die alten Tempel, die Ruinen seiner Vergangenheit. Ich möchte dieſe Art der Rechtfertigung für kulturelle Leiſtungen als eine bedauerliche Verbeugung vor der politiſchen und wirtschaftlichen Unvernunft ansehen. Gewiß: Die europäischen Völker sind einander im wesentlichen so verwandt, daß in den meisten Fällen die Kulturleiſtungen des einen Volkes auf ein mehr oder weniger großes Verständnis bei den anderen stoßen und daher auch aus innerstem Wesen heraus bewundert werden können. Dies nüßt sicherlich auch im kapitalistischen Sinn. Allein dies ist nicht der Zweck der Errichtung großer Bauten, der Tätigkeit großer Komponisten, unsterblicher Dichter und tiefer Denker. Der Wert dieser Arbeiten kann nicht allein nach dem oberfläch- · lichen Zweck einer Art internationaler Repräsentation oder deren geschäftlicher Auswertung gemessen werden. Nein, sie ist eine Demonstration der Berechtigung der Eriſtenz und des Bestehens einer solchen Volksgemeinschaft vor sich und vor

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den anderen, und indem durch solche Kulturleistungen das höhere Lebensrecht eines solchen Volkes für seine Gesamtstellung auf dieser Welt erwiesen wird, ergibt sich daraus dann auch der materielle Gewinn. Was aber den Staaten und anderen menschlichen Gemeinschaften auf solche Art die höchste Berechtigung für ihr Be stehen gibt, festigt diesen Bestand und hilft damit mit, die allgemeinen Voraussetzungen auch für das gesamte andere Leben zu fördern und zu sichern . Und in solchem Sinn ist der höchste ideelle Wert einer wahrhaft großen Kunst stets auch ein abwägbarer, materieller. Als der Deutsche Ritterorden sich seine Marienburg schuf, da war diese kulturelle Gemeinschaftsleistung zugleich die sicherste sachliche Fundierung der Festigung dieses Gebildes in einem Ausmaß, das in keinem Verhältnis stand zur realen Größe der Erscheinung. Möchten wir doch alle daraus lernen : denn der Nationalſozialismus hat die geſchichtliche Miſſion, in unserem auf dem Wege der Demokratie zum Anarchismus abrutſchenden Volkskörper eine neue Autorität aufzurichten. Indem wir den Staat aus der Umklammerung einer rein wirtschaftlichen Betrachtung lösen und seine höhere Zweckbestimmung erkennen, schaffen wir die Vorausseßung zu einer inneren seelischen Rückführung von Millionen Menschen in diese Gemeinschaft unseres deutschen Volkes. In einer Zeit der destruktiven Zerseßung und des allgemeinen Verfalls festigen wir das Gemeinschaftsgebilde unseres völkischen Lebens auf dieser Erde zum Zweck größerer Leistungen und damit aber auch mit dem Ergebnis eines größeren Nußens für alle einzelnen dieser Gemeinschaft. Möchte die ungeheure Bedeutung dieser langsamen Formung einer neuen und unerschütterlichen selbstsicheren Autorität doch von allen jenen begriffen werden, die selbst in ihrer Existenz unlösbar abhängig sind von einer solchen Autorität. Möchten dies begreifen die Träger unserer Wirtschaft, möchten dies begreifen die Führer unserer Kirchen, möchten dies vor allem

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aber auch begreifen die Anhänger und Förderer, Gestalter und Schöpfer unserer deutſchen Kultur. Möchten sie alle begreifen und verstehen, daß diese Arbeit der Wiederaufrichtung einer blinden und nicht der zerſeßenden Kritik unterworfenen Autorität in einer Zeit, da die anarchistischen Tendenzen der Auflösung überall sichtbar werden, die wichtigste ist, die überhaupt Menſchen gestellt werden kann, daß jedes Nagen und Nörgeln an dieser Autorität eine Verſündigung ist an unserer Gemeinschaft, daß jede Schwächung dieſer Autorität nur zu einer Lähmung des Gemeinſchaftswillens und damit zu einer Aufhebung der Gemeinschaftsbildung führen müssen. Möchten sie verstehen, daß die Wiederaufrichtung einer solchen Autorität uns über alle sonstigen Schwierigkeiten immer hinweghelfen wird, daß aber umgekehrt der Verlust dieser Autorität in der anarchiſtiſchen Auswirkung zu der größten Katastrophe führen müßte, die wir in Europa ſich zum Teil schon ankündigen ſehen, und daß am Ende dieser Katastrophe die Anarchie stehen wird oder die Wiederaufrichtung einer noch brutaleren Autorität. Möchten aber die Träger des kulturellen Lebens in unserem Volke es verstehen, daß eine solche Autorität nur dann von wahrhaftem Segen für die kulturelle Entwicklung unseres Volkes ſein kann, wenn sie blutsmäßig in unserem Volke wurzelt. Nur so kann die Vorausseßung geschaffen werden für einen Aufstieg unseres Volkes auf allen Gebieten der menschlichen Kultur. Möchten sie aber auch verstehen, daß der nationalsozialiſtiſche Staat, wenn er seiner Aufgabe gerecht werden will, wie alle ähnlichen großen Schöpfungen auf dieser Welt, die kulturelle Untermauerung benötigt, daß er sie wünscht und daß er sie daher auch schaffen wird . Und mögen sie dabei auch begreifen, daß ſo, wie der Aufbau der menschlichen Geſellſchaft nur denkbar ist durch die Überwindung der persönlichen Freizügigkeit d. H. der zügellosen Freiheit zugunsten einer größeren gemeinſamen Bindung auch kulturell eine große Generallinie gefunden werden muß, die die Schöpfungen der einzelnen Dezember 1936

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von einer größeren Idee erfüllt sein läßt, die ihnen das zügellos Willkürliche rein privater Auffassungen nimmt und ihnen dafür die Züge einer gemeinsamen Weltanschauung verleiht. Mögen sie aber auch dabei verstehen, daß sich diese einheitliche Linie weder im politischen oder wirtschaftlichen, noch im kulturellen Leben jemals aus dem sogenannten freien Spiel aller Kräfte von selbst ergibt. Mit dem Sieg des Nationalsozialismus ist das durch die Demokratie eingeleitete Spiel der freien Kräfte beendet worden. Denn der einzige Sinn dieses Spiels konnte nur sein, der Nation die stärkste Kraft. sichtbar vor Augen zu führen und als Führung zu geben. Dies ist geschehen!

Hin zur nationalsozialistischen Kunst ! Nach dem Spiel der freien Kräfte hat aber nun die Zeit der gemeinsamen Leistung und des gemeinsamen Wiederaufbaues zu kommen. Die Demokratie reißt nur ein. Das Prinzip des autoritären Willens aber will die Periode des Abbruchs beenden und eine neue des Aufstiegs , d. h. der konstruktiven Weiterentwicklung beginnen. Darum wird die aus dem Spiel der freien Kräfte als Siegerin hervorgegangene nationalsozialistische Idee und die sie tragende und fördernde Bewegung nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich und kulturell die Führung der Nation übernehmen. Sie stellt die Aufgaben und sie bestimmt die Tendenz ihrer Erfüllung. Nicmand verfügt über mehr Berechtigung als sie, niemand aber auch über eine größere innere Vorausseßung. So wie in aufbauenden Perioden dem gesamten politischen Leben nicht die Möglichkeit gegeben werden kann, sich nach willkürlichen Auffassungen auszuwirken, so wie in ordentlichen Zeiten dem einzelnen Mitglied der Gesellschaft nicht gestattet wird, seinen Tendenzen oder Neigungen ohne Rücksicht auf andere nachzuleben, das heißt sich an seiner Mitwelt versündigen, so wie in solchen Zeiträumen es der Wirtschaft

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nicht gestattet werden kann, nur nach privaten Interessen und persönlichen Auffassungen oder zum persönlichen Nußen willkürlich zu handeln, so kann in einer solchen Zeit auch nicht die Kunst- und Kulturentwicklung der Auffassung des einzelnen Individuums ausgeliefert sein. Denn diese Auffassungen ermessen nicht den Sinn einer Gemeinschaftshaltung, sie glauben nur zu oft entbunden zu sein von den Verpflichtungen dieser Gemeinschaft und von den besonderen Aufgaben, die ſie ſtellt. Dies ist aber ein kapitaler Irrtum. Ein christliches Zeitalter konnte nur eine christliche Kunst besißen, ein nationalsozialistisches Zeitalter nur eine nationalsozialistische. So wie der nationalsozialiſtiſche Staat die Aufgaben stellen wird und sie heute auch auf kulturellem Gebiete bereits gestellt hat, so wird er auch über die große Tendenz der Erfüllung wachen. Daher ist die Periode der bolschewistischen Kunstvernarrung in Deutschland nunmehr abgeschlossen, denn diese bolschewistische und futuristische Kunst ist eine anarchistische Zurückentwicklung. Die nationalsozialiſtiſche Kunst aber hat unserer Gemeinschaftsentwicklung zu dienen. Daher kann diese nationalsozialistische Kunst auch nicht mehr die Erscheinungen der hinter uns liegenden dekadenten Welt dulden, deren demokratische Zerstörungen ſich in ſichtbarer Deutlichkeit auch auf kulturelle Gebiete übertrugen. Wir lieben das Gesunde. Der beste Kern unseres Volkes an Leib und Seele gemessen, soll den bestimmenden Maßstab heben. Wir wünschen in unserer Kunſt nur deſſen Verherrlichung. Das Gebot unserer Schönheit soll immer heißen : Gesundheit. Für das Architektonische übersekt : Klarheit, Zweckmäßigkeit und - aus beiden entwickelt - wieder Schönheit. Wir haben nichts zu tun mit jenen Elementen, die den Nationalsozialismus nur vom Hören und Sagen her kennen und ihn daher nur zu leicht verwechseln mit undefinierbaren nordischen Phrasen, und die nun in irgendeinem sagenhaften atlantischen Kulturkreis ihre Motivforschungen beginnen. Der Nationalsozialismus lehnt Kultur schärfstens ab.

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diese Art von Boettcher- Straßen-

Grundsätzliches I

VORSCHLAGE DER RP.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Das neue deutsche Geschlecht

Wir sehen ein neues Geschlecht um uns wachsen. Licht, Luft und Sonne schenken uns ein neues Ideal. In seiner körperlichen Schönheit erleben wir die Wiedergeburt einer wahren neuen Kunst. Ihre Gesundheit garantiert uns die Übereinſtimmung mit unserem ſonſtigen politischen Wollen und Handeln. Indem wir diese Gesundheit und damit das Schönheitsempfinden des neuen Menschen als Maßstab für unſere kulturellen Leistungen anzulegen entschlossen sind, werden wir auch konstruktiv den Weg zu jener edlen, wahrhaft zeitlosen Form finden, die im gleichbleibenden Wesen unseres Volkes begründet ist. Diese unsere kulturelle Führung des Volkes muß sich auf alle Gebiete des Kunſtſchaffens erstrecken . Und wir haben schon heute das glückliche Wiſſen, daß dieses Streben kein Versuch ist, sondern daß es seine Erfüllung erfährt. Wer dabei nicht mitzugehen in der Lage ist, muß abgestoßen werden. So wie wir auf politischem Gebiet unser Volk befreien von den anarchistischen Elementen der Zerseßung und damit der Zerstörung, werden wir auch auf kulturellem Gebiet immer mehr diejenigen entfernen, die, sei es gewollt oder infolge mangelnden Könnens , mitgeholfen haben oder gar noch mithelfen wollen, die kulturellen Vorausseßungen für den politischen Verfall zu schaffen. Wir wiſſen dabei, daß man die einheitliche Erziehung eines Volkes nicht dadurch sicherstellt, daß zu gleicher Zeit an allen Orten eine Wahrheit verkündet wird, sondern daß sich zu einer Zeit und an einem Plaß zum erstenmal die neue Erkenntnis vor der Mitwelt enthüllt. So werden wir auch in unseren kulturellen Arbeiten mit einer Anzahl gewaltigster dokumentarischer Leistungen beginnen in der Überzeugung, daß das unsterbliche Vorbild die beste Lehrmeisterin bleibt für alle Zeiten. Denn dieſem gewaltigen Vorbild liegt die Kraft zu eigen, das zu erreichen, was den Anarchisten unausstehlich ist, nämlich die Form - und damit die ſtilbildende Wirkung. Es ist unser Wille, den Weg zu finden

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Grundsätzliches I

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zu jenem großen Stil einer sich gegenseitig ergänzenden und steigernden Gemeinschaftsarbeit. Diesem Zweck dienen die gewaltigen Bauvorhaben, die wir an einigen Orten des Reiches in Angriff nahmen und in kurzer Zeit in Angriff nehmen werden. Aus solchen Absichten entsteht das neue Nürnberg unserer Reichsparteitage. Es muß hier in gewaltigstem Ausmaß ein Dokument stilbildender Art geschaffen werden, das zugleich für Millionen Deutsche ein Denkmal des Stolzes sein soll, der Zugehörigkeit zu dieser Gemeinschaft, und aus dem gleichen Geist und mit der gleichen Zielsetzung findet die Umgestaltung der Hauptstadt der Bewegung statt und wird demnächst in Angriff genommen werden der Neuaufbau von Berlin als der Hauptstadt des Deutschen Reiches. Die hier entstehenden großen Werke werden aber unser Volk nicht nur in der Gegenwart beglücken, sondern auch in der Zukunft mit Stolz erfüllen. Denn die einzige wahrhaft unvergängliche Anlage der menschlichen Arbeitskraft und Arbeitsleistung ist die Kunst!"

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Grundsätzliches 1

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Erich Lauer:

Blasorchester im Aufbruch

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Ein Vorschlag zur Leistungssteigerung der Musikzüge der Bewegung. Es ist eine merkwürdige und kennzeichnende Erscheinung unserer Tage, daß sich ein bislang fast nebensächlich betrachteter und oft gar nicht ernstgenommener Instrumentalkörper mehr und mehr im Muſikleben Deutschlands durchzusetzen begonnen hat, ein Orchester, das man bisher seines rauhen Klanges", seiner ,,brutalen Bässe“ und seines , schreienden Blechs" wegen grundsäßlich als unkünstlerisch und jedem ästhetischen Empfinden entgegengesetzt" ablehnte. In Vorträgen früher maßgebender Musikliteraten wurde Sturm gelaufen gegen große Meister wie Bruckner und Wagner, die es gewagt hatten, in ihrem Orchesterkörper die Bläser zahlenmäßig zu verstärken, ihnen besondere Aufgaben zuzuteilen und oft sogar die Führung in der Musik zu überlassen. Bläsermusik galt damals als eine unfeine Angelegenheit der Straße, des Marktplages, des Kafernenhofes. Es läßt sich nicht leugnen, daß unsere deutsche Blasmusik ausschließlich aus der alten preußischen Militärmusik hervorgegangen ist, wenn auch ihre Entwicklung von der Besetzung der friderizianischen Zeit bis zum heutigen Tag ungeheuer groß ist. Während es damals nur einige Schalmeien, Dulciane (die früheren Fagotte) und eine einzige Trompete waren, so sind durch die Entwicklung dieser und der anderen, später erfundenen Blasinstrumente jenem bescheidenen Ansah ungeheure Steigerungsmöglichkeiten vorbehalten gewesen, die erst heute auf einer gewissen Endstufe angelangt zu sein scheinen. Allerdings muß auf der anderen Seite festgestellt werden, daß das Muſikschaffen der ganzen dazwischen liegenden Zeit mit der Entwicklung des Blasorchesters in keiner Weise Hand in Hand ging. Zwar haben auch die großen Meister dann und wann Blasmusik komponiert, aber - von ihrer Kammermusik abgesehen. waren es meist zeitgebundene Gelegenheitskompositionen oder Militärmärsche, die eine wesentliche Stilbildung der Bläsermusik nicht einleiten konnten.

Ist unsere Musik heroisch? Das Erlebnis unserer Zeit wird immer wieder mit Recht unter dem Begriff des Heroischen gesehen. Nun wäre es an sich falsch, unter

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Grundsätzliches I

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dem Heroiſchen nur das zu verstehen, was möglichst wuchtig, stählern und laut ist. Denn ebenso wie in einer kleinen Plastik oder einem Bild heroischer Geist gestaltet sein kann, wird auch manches schlichte Lied diese Geisteshaltung in sich tragen. Unsere Zeit aber, die aus dem Kleinen ins Große wächst und nach großen Ausdrucksformen verlangt, sieht sich hier glücklichen Mitteln gegenüber, die Schritt halten: Wie wir in der Baukunst heute schon die Ansäße eines heroischen Schöpferwillens erkennen können, ebenso tragen die ehernen Klänge und der aus dem Marschtritt unserer Zeit herausgewachsene Nhythmus neuerer Blasmusik diese heroische Haltung in sich. Auch hier können wir sehen, daß es das Erlebnis des Weltkrieges und später des Kampfes der nationalſozialistischen Bewegung war, das dieses Neue vorbereitete und einleitete. Georg Fürst's ,,BadenweilerMarsch ist im Schüßengraben entstanden, thematisch deutlich er= kennbar angeregt durch die aufpeitschenden Rufe der Signalhörner. Gerade in diesem Marsch, der ebenso Anspruch darauf erheben kann, zur symphonischen Musik unserer Zeit gerechnet zu werden wie irgend ein anderes Werk, verspüren wir erstmalig dieses Neue, das schlechthin heroisch zu nennen ist. Wir stehen an der Schwelle eines gänzlich neuen Musikstiles . und eines fast völlig unerschlossenen Musikzeitalters. Unsere Kundgebungen und Feiern, die sich an den großen Feiertagen des Jahres im Freien abspielen, verlangen, um überhaupt Muſik in dieſem Nahmen gestalten zu können, den Klangkörper des großen Blasorchesters. Es geht nun darum, hier alle Kräfte aufzurufen, um an der weiteren Entwicklung zu arbeiten.

Vom Charakter der Blasinstrumente Es ist überflüssig, in diesem Zuſammenhang auf das Material selbst, die Instrumente, näher einzugehen, die ihrer Art und Aufgabe nach allgemein bekannt sind. Doch etwas anderes ist wichtig : Wir müssen danach trachten, die einzelnen Instrumente auch im Blasorchester individueller zu behandeln, d. h. ihnen das zuzumuten, was ihrer Art entspricht. So geht es nicht, daß die Klarinetten und das gesamte Holz überhaupt fortan dazu ausersehen sind, die fehlenden Violinen zu ersehen. Geige und Klarinette sind so völlig verschiedene Inſtrumente, daß man niemals Schuberts ,,Unvollendete" mit dem Blasorchester spielen kann. Dieses Unterfangen kann nur als ein gänzliches Mißverstehen der schöpferischen Absicht aufgefaßt werden. Ähnlich liegt es bei den ungezählten Bearbeitungen aus der Opernmusik, mit denen man bislang die Mehrzahl unserer deutschen Kapellen musizieren

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hörte. Welchen Anteil an der Geschmacksverbildung des deutschen Volkes gerade diese Unterhaltungsprogramme haben, muß jedem mit erschreckender Deutlichkeit klar werden, der sich einmal die Mühe macht, die Programme dieser Blasmuſikkonzerte genau zu verfolgen oder im Rundfunk abzuhören. Hier muß endlich eine Änderung herbeigeführt werden, denn bei aller Notwendigkeit, dem Volke Unterhaltungsmusik zu bieten, muß die Frage nach dem künstlerischen Wert oder Unwert dabei unbedingt berücksichtigt bleiben.

Die Aufgaben der Komponisten Von hier aus ergeben sich für die Komponisten zwei große Aufgaben : Neue und gute Musik für Blasorchester zu schaffen, die diese Lücke allmählich auffüllen kann. Auch muß von den Programmgestaltern deutlich die Grenze zwischen der leichten und der schweren Musik (im wertmäßigen Sinn) eingehalten werden. Das „ Meistersinger"-Vorspiel übrigens ein typisches Beispiel für den meisterhaften Einſaß der Bläser —, das sich zur Übertragung auf Blasorchester gut eignet, gehört nicht in ein Unterhaltungskonzert, ebensowenig paßt ein Opernpotpourri in eine Feier der Bewegung. Für den nationalsozialistischen Musiker sind hier die dankbarsten Aufgaben gestellt, die er wünschen könnte. Nur wenige haben sich bis jetzt diesem Ziel verschrieben, um Feiermusiken zu schaffen, die äußerlich und innerlich einen herben, männlichen und klaren Stil in sich tragen und den Erfordernissen gerecht werden. Keiner soll glauben, dies durch eine übertriebene Volkstümelei , die leicht in Primitivität ausartet, zu erreichen. Auch hier stehen ihm . alle werkgerechten Mittel vom leichtverständlichen Kontra = punkt bis zur symphonischen Verarbeitung der Einfälle und Themen zur Verfügung. Auch ist es überflüssig, stun denlang den ganzen Apparat mit größtmöglichster Kraft und Tonstärke zu beschäftigen, um auf diese Weise „Heroismus “ anzuſtreben.

Das Idealbild der Besetzung Ein wesentlicher Weg zur Ausprägung eines bestimmten Blasmusikstiles ist die Vermehrung der Holzbläser und ihre Ordnung zu Chören, die dann soviel klangliche und tonliche Selbständigkeit besißen, daß sie sich neben dem vollen Blechklang deutlich durchſehen

Dezember 1936

Grundsätzliches I

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können. Kleine und große Flöten müßten mindestens zweifach besezt sein, die letzteren außerdem geteilt, Oboen und Fagotte (mit Kontrafagott), die augenblicklich allerhöchstens noch in einem einzigen Instrument vertreten sind, sollten ebenfalls doppelbesette Pulte haben. Besser steht es mit den Klarinetten, die sich aber schon durch ihre klangliche Eigenart besser durchseßen. Auch hier ist es nötig, daß Es-Klarinetten und B-Klarinetten (I, II und III) mindestens je zweifach besetzt sind. Im Blech sieht es wesentlich erfreulicher aus, wenngleich auch hier noch viel zu tun ist, um eine gewisse, zahlenmäßig notwendige Norm zu erhalten. Drei Trompeten (B), zwei Flügelhörner (B), vier Ventilhörner (Es) und drei Lenorhörner (B), ferner drei Lenorposaunen, eine Baßposaune und, als klangliche Brücke zu den beiden tiefen Baßtuben, das Baritonhorn müßte eine solche normale Besetzung in jedem Fall haben. Zu diesem Klangkörper gehören außerdem die zwei oder besser drei Pauken mit der kleinen und der großen Trommel. Damit ließe sich schon sehr erfreuliche Blasmusik gestalten.

Der Einsatz von Heroldstrompeten Eine weitere Frage ist die des Einsatzes der Fanfaren mit ihrer Naturstimmung in Es (oder seltener in C). Selbstverständlich kann davon nur bei den entsprechenden Grundtonarten eines Werkes die Rede sein. Aber einzelne Komponisten haben bewiesen, daß es durchaus möglich ist, die Fanfare mit ihrem bescheidenen Tonumfang und Stufenwechsel auch in grundtonartfremde Klänge einzubauen, da ein Ton meist mit der Grundtonart übereinstimmt. Das Hindurchführen der Fanfarenstimme durch längere harmonische Entwick lungen, wobei auch Septakkorde entstehen können, gibt diesen Teilen einen unerhört farbigen und ehernen Charakter. Daher sollte jede Kapelle vier, mindestens aber zwei ausgebildete Fanfarenbläser haben. Und warum sollten wir nicht in der Lage sein, von unseren Musikzügen wenigstens einen Teil dessen zu verlangen, was in früheren Jahrhunderten für jeden Fanfarenbläser Selbstverständlichkeit war: Lonreinheit und Beweglichkeit, Treffsicherheit auch in den Obertönen, die heute kaum noch von jemand geblasen werden können, und rhythmische Gewandtheit. Erst ein solches Durcharbeiten unserer gesamten Blasorchester, vor allen Dingen der Musikzüge unserer Formationen, schafft die Voraussetzung zu einem wirklich künstlerischen Einsaß unserer

Dezember 1936

Grundsätzliches I

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Kapellen. Es wird wohl unumgänglich sein, dieses Ziel auf dem Wege einer sehr straffen Reform unter einheitlicher Zusammenfassung aller verantwortlichen Stellen anzusteuern. Die geschmackliche Ausrichtung und programmtechnische Beratung der Musikzugführer muß damit Hand in hand gehen. Schließlich müßte die gleiche Stelle auch einen genauen Überblick über alle Musik, die für Blasorchester geschrieben wird, gewinnen können, um all das zu empfehlen, was gut und brauchbar ist. Für das Wertvollste vom Neuen darf aber der Einsaß keiner Mittel gescheut werden. Und insbesondere für die großen Feiern der Bewegung unter freiem Himmel muß es möglich sein, mehrere Kapellen eines Standortes zusammenzufassen, um dem teilnehmenden Volk auch in der muſikaliſchen Umrahmung ein gewaltiges, mitreißendes Erlebnis zu schenken.

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Grundsätzliches I

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207

Sonnwendfeier Dichtung von Gerhard Schumann *

Vorspiel (Orchester)

Feuerlied (Chor und Orchester)

Müde schleppt sich leeres Leben, das die Flamme nie gesengt, das sich niemals hingegeben ins verschmelzend große Weben, nur von Nächten dumpf beengt. Bis ein wilder Blik das dürre Leben anfacht mit dem Strahl, daß das dunkelschwere, wirre, das gefesselt, sinnlos irre plößlich aufflammt als Signal. Komm, o komm, befreite Flamme ! Brich in unser Herzblut ein! Alles, was in Saft und Stamme welk und müd, tilg aus, verdamme ! Brenn uns, glüh uns, schmelz uns rein !

* Zu dieser ,,Sonnwendfeier“ hat Erich Lauer eine Mustk für Mannschaftschor und Blasorchester geschrieben, die in der Reihe ,,Musik für Feierstunden im Jahreslauf" (Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf., München) als Folge 10 (Partitur, Or cheſterſtimmen und Liederblatt) erschienen iſt.

Dezember 1936

Feiern im Jahreslauf 1

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Feuerspruch I

(Sprecher)

Schweigend wollen wir hintreten in den uralt heiligen Kreis. Schweigen, das ist unser Beten. Schweigend tun wir das Geheiß.

Wie vor uns in tausend Nächten unsre Väter stumm vereint von sich taten Mal des Schlechten, daß sie sich zum Opfer brächten Harren wir. Das Licht erscheint.

Feiermusik (Orchester)

Feuerspruch II

(Sprecher)

Wie seit Urzeit unsre Ahnen froh der Sonne sich gebeugt, wann sie stieg die Weltenbahnen, so durchsonnt uns stolzes Mahnen : Wir sind alle lichtgezeugt.

Und nicht einſam ſprüht die Stätte. Berg an Berg ſich rufend reiht, purpurn lodernde Staffette! Wir sind Glied der Feuerkette aus der Urnacht in die Ewigkeit !

Flammenlied (Chor und Orchester) (Choral)

Und wenn wie eine Lanze die Glut durchs Herz uns fährt,

Dezember 1936 .

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

aus Opfern taucht das Ganze. Im Leid ist es verklärt.

Im wilden Flammentanze, der unsre Seele sehrt, wie wächst durch uns das Ganze und ist in uns verklärt.

Im wärmend wehen Glanze, der leuchtend uns verzehrt, wie sprüht aus uns das Ganze. Wir sind in ihm verklärt.

Aufruf Einer: Hier stehn wir unterm Dach des Weltenbaumes, An dem der Sterne kühle Früchte sacht Und schimmernd beben. Im Gewölb des Raumes Greift Schauer nach uns mit der Hand des Traumes. Die Nacht ist groß. Wir lieben auch die Nacht.

Alle:

Die Nacht ist groß. Wir lieben auch die Nacht.

Kurze Zwischenmusik

(Orchester)

Einer: Es wächst und webt von drohenden Gestalten, Die uns schier malmen , herzensschwer Gewicht, Die uns im Bann der untern Welten halten. Und doch: Das Dunkel will sich splitternd spalten, Denn du bist nahe, wiederkehrend Licht ! Alle :

Denn du bist nahe, wiederkehrend Licht!

Kurze Zwischenmusik Dezember 1936

(Orchester)

Feiern im Jahreslauf I

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Einer: Hoch über uns lenkt einer den uralten Sterngang des Alls mit schweigendem Gesicht. Im sanften Kampf der feindlichen Gewalten Läßt er das Leben dunkeln und entfalten, Bis endlich alles Licht ist, alles Licht! Alle:

Bis endlich alles Licht ist, alles Licht !

Kurze Zwischenmusik

(Orcheſter) *>

Feuerlied

(Chor und Orchester)

Müde schleppt sich leeres Leben, Das die Flamme nie geſengt, Das sich niemals hingegeben Ins verschmelzend große Weben, Nur von Nächten dumpf beengt ! Bis ein wilder Bliß das dürre Leben anfacht mit dem Strahl. Daß das dunkelschwere, wirre, Das gefesselt sinnlos irre Plößlich aufflammt als Signal !

Zuckend Feuer scheucht das Härmen . Tat steigt stahlhart aus der Qual. Da ein Herz in Funkenschwärmen - wärmen Sich verzehrt, zu leuchten Sternwärts loderndes Fanal!

Nachspiel

(Orchester).

Die Dichtung ,,Sonnwendfeier“ erschien im Verlag Albert LangenGeorg Müller, München.

*) Hier kann eine knappe Ansprache zur Sonnwende eingefügt werden.

Dezember 1936

Feiern im Jahreslaut I

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Gelpe

Warnungstafel!

Jahrgang 1936

Registerblatt 2

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Achtung !

Es ,,dannert“!

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Es dannert! Weithin vernehmbar dannert es aus Mühlhausen in Thüringen und ein heftiger Sturzbach von sogenannten. Laienspielen, Sprechchören, Vortragsbüchern, lebenden Bildern, Prologen und Ansprachen“ ergießt sich auf uns glückliche Nationalsozialisten. Willst Du Parteigenosse darum den von Dir zu betreuenden Volksgenossen zeigen, was eine wahrhaft nationalsozialistische Lebenshaltung ist, dann bestelle schleunigst den Katalog ,,Ratgeber für Fest- und Feiergestaltung“ bei G. Danner, Theaterbuchhandlung und Versandgeschäft in Mühlhausen i./Thür. Du wirst dort alles finden, was Dein Herz begehrt. Danner ist leistungsfähig, Danner kann Deine ausgefallenſten Wünsche erfüllen. Es gibt keinen Tag des Jahresablaufes, für den Danner nicht ein passendes Spiel, einen gefühlvollen Spruch, eine gutsißende Ansprache" auf Lager hätte. Daß es dabei für jede NS.-Formation etwas Eigenes, nach Maß Zugeschnittenes gibt, versteht sich am Rande. Jungvolk, HI., BDM., Frauenschaft, SA., SS., NSKK., Luftverband und Luftschuß, dann Arbeitsfront und Arbeitsdienst, Reichsnährstand bis zum Kyffhäuserbund, Sanitätskolonne und Feuerwehr, Danners Weitblick hat keines von seinen lieben Kindern vergessen. Und da er auch weiß, daß die Geschmäcker verschieden sind und daß man darüber nicht streiten soll, kann sein . wohlsortiertes Lager auch den ausgefallensten Sonderwünschen Rechnung tragen. Aber Danner sorgt nicht nur für eine umfangreiche Seelennahrung, er weiß auch Rat für die dazu gehörige Augenweide und so bemüht er sich, daß Du, Parteigenosse, Dir künftig nicht mehr den Kopf zu zerbrechen brauchst, wie Du für Deine Versammlungen und Feiern den Saal stilvoll ausgestalten kannst. Er hat da laut S. 110 des vorgenannten Ratgebers etwas ganz Neues, Einmaliges erfunden (bitte: D.R.G.M. ! ) , und das sind papierene Girlanden, in denen ebenso papierene Fähnchen mit einem prima Hakenkreuz angebracht werden! Aber nun Scherz beiseite, was uns die Firma Danner zumutet, geht über das Erträgliche hinaus . Sie scheint der Meinung zu sein, daß die nationalsozialiſtiſchen Feiern im Stile spießerlicher Vereinsmeiereien aufgezogen werden und darum als eine gute Absatzmög lichkeit für jeden Kitsch gelten können. Wir müssen uns darauf be= schränken, einige Stichproben der Dannerschen Hausdichter zu

Februar 1936

Kitschmuseum 2

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bringen, um anzudeuten, wie gering dieses Unternehmen uns hinsichtlich unserer geistigen Forderungen einzuschäßen weiß. Da gibt es ein Spiel ,,Der Weihnachtsmann im BDM.". Inhalt: Der Weihnachtsmann kommt in einen BDM.-Kreis, um dem Christkind Bericht über seine Erfahrungen erstatten zu können. Begleitet ist er von drei Zwergen. Darin dichtet“ die Verfasserin u. a. folgendermaßen: Weihnachtsmann : Gott Lob, daß wieder solche Reden klingen! Das Herz im Leib möcht' mir vor Freuden springen. Denk' ich nur an den Weltkrieg wieder: wie traurig klangen da die Weihnachtslieder, wie mancher Freund und Vater war schon tot. Das waren Weihnachten voll tiefer Herzensnot. Dann kam die Zeit von 18 an ! Umsonst das Blut geflossen nachdem man den Vertrag dort in Versailles geſchloſſen. Und dann die Jahre her! - Die (zeigt auf die Zwerge) können's euch beweisen. Ich hatte keine Lust mehr, hier als Weihnachtsmann zu reiſen. (Die Zwerge nicken. ) Wo waren Zucht und Ordnung hin ? Wer hört' noch Gottes Wort? - Herren“ Was für Gesindel — „ gar! traf man an manchem Ort! Doch sagte mir der Weihnachtsengel, als ich streiken wollte, daß ich es doch dies eine Mal nur noch versuchen sollte. Er sagte mir, daß and’rer Wind weh' in den deutſchen Gauen. Da trieb die Neugier mich, die Sache anzuschauen. Und diese Fahrt vergess' ich niemals mehr, das weiß ich, es war im Jahre 1933. ( !!)

1

6. Mädel: Ich glaube wohl, daß es dir hat gefallen; doch heut' sind wir viel weiter schon in allem . . .

4. Mädel: Ja, Adolf Hitler hat ein neues Leben dem deutschen Volk, dem deutschen Land gegeben. Weihnachtsmann:

Wohin ich komme in dem deutschen Land, da wird der Name Hitler mir genannt.

Februar 1936

Kitschmuseum 2

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L

1. Zwerg (mit froher Gebärde, als sei ihm plößlich etwas Wichtiges eingefallen) : Ein Adolf Hitler - fommt mir in den Sinn vor dreißig Jahren wohnt' zu Braunau er am Inn. 2. Zwerg (nickt zustimmend) : Nach Passau kamen die Eltern dann, siedelten sich später in Hafeld an.

3. Zwerg (ebenfalls zustimmend nickend) : In Lambach mußte er zur Schule wandern, wo wir als Chorſchüler ihn sahen unter andern.

1. Zwerg: In Linz besuchte er die hohe Schule drauf, in Leonding schlugen sie die Heimat auf. 2. Zwerg: Dort starb erst Vater, dann die Mutter ihm, der junge Adolf zog nach Wien ... ( !) Ein frischer, fleiß'ger Junge ! Doch 's ist gleich (!!) Der kann's nicht sein; ' s war ja in Oſterreich! -

4. Mädel:

Doch, doch - er ist's — er führt mit starker Hand das Zepter jezt im deutschen Vaterland. Weihnachtsmann: ,,Bund Deutscher Mädel" nennt sich euer Kreis. Von seinem Zweck und Ziel ich wenig weiß. Zu fragen hatt' bisher ich nie Gelegenheit, drum gebt mir einmal recht genau Beſcheid.

5. Mädel: Es soll der Name einem jeden sagen, daß Adolf Hitler wir im Herzen tragen, daß gern wir tun, was er uns macht zur Pflicht; Unrechtes und Unmögliches verlangt er nicht.

Februar 1936

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Weihnachtsmann :

Na, da möcht' wissen ich doch gleich: Was will denn Hitler nun von euch?

1. Mädel: Daß Zucht und Ordnung überall zu finden, die Flegel sollen allesamt verschwinden. (!!) usw. usw.

In einem chorischen Spiel ,,Luftschuh kut not", schwingt sich sein Verfasser Robert Drasdo zu folgenden Reimkünsten auf: Der Brandwart: ... Man kann mich nicht entbehren, ich bin gar sehr vonnöten. Ich muß den Flammen wehren, den Brand im Keime töten. Wenn die Sirenen schreien

und Bombenflieger künden, bin ich auf meinem Plaze im Augenblick zu finden. Ich stehe im Verschlage den dicke Bohlen schüßen, und achte, ob ein Brenner sich will im Haus versprißen ... Und kommt aus Himmelshöhen ein Bombenei mit Krachen, so werd' ich kurz und bündig schon meine Sache machen. - (!!)

Und nachher: 1. Sprechchor: Hört es, ihr Brüder und Schweſtern im Land, hört es mit klarem Sinn und Verſtand: ( !!) an allen Grenzen rings um uns her rüsten die Völker zu Land und zu Meer.

1. Sprecher: Rüsten zur Lust auch ohn' Unterlaß, ( !!) bauen Bomber von riesigem Maß !

(Hinter der Bühne seht wieder das Geräusch der Flugzeugmotore ein und begleitet die Worte des 2. und 4. Sprechers.)

Februar 1936

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2. Sprecher: Flugzeuggeschwader, o welch Gewimmel ! Motorgebrumm erschüttert den Himmel ! ( !!)

Dann weiter: in einem Spiel von Kurt Handrock „ Dorfgemeinschaft - deutsche Kraft" huldigt die reiche Bäuerin noch liberalistischen Anschauungen, ihre Tochter, die dem BDM. angehört, liebt den unvermeidlichen armen Knecht. Dieser rettet den reichen Bauern aus Lebensgefahr und alles ist in Butter, die Tochter bekommt ihren, Burschen, die Mutter wird Mitglied der Frauenschaft und ihrem beglückten Herzen entringt sich folgender Schlußſaß : ,,Sie können auf mich rechnen. Ich komme ! Einer für alle — alle für einen ! Volksgemeinschaft, Dorfgemeinschaft , deutsche Kraft.“ (!!) Wie die langsame Bekehrung dieser Mutter vor sich geht, mag folgende Szene zeigen:

4. Vorgang. Vorige. Erna. Erna Scheidig (ist mit der Klampfe eingekreten) : ,,Heil Hitler! Ei, das laß ich mir gefallen. Sechs Frauen um den Liſch herum mit Kaffee und Kuchen, Geſumm und Gebrumm! Elfriede:

Komm, kannst gleich mittun.

Erna: Da laß ich mich nicht lange nötigen.

Frau Müller: Was gibt's denn heute beim BDM. ?

Elfriede: Singestunde!

Frau Wimmer : Singestunde? Habt ihr denn nicht Singen genug gelernt beim Herrn Kantor?

Februar 1936

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Elfriede: Andre Zeiten, andre Lieder ! Wie man heute vom neuen Reich, von der neuen Volksgemeinschaft und von den neuen Zielen spricht, so wollen wir auch davon singen. Genau wie früher die Alten von ihren Freuden und Idealen gesungen haben ... Frau Scheidig: Nu, da gebt doch mal eens zum Besten, damit wir Alten poch davon profitieren !

Frau Wimmer: Aber was recht Gemütliches ! So was fürs Herze!

Erna: Mir soll's recht sein! Aber erst mal auskauen ! ( !!) (Steht auf.) So, nun kann's losgehen! Elfriede und Erna (ſingen ein neues Lied).

Die Frauen (hören mit Wohlgefallen zu und klatschen am Ende Beifall).

Frau Müller: Nun mal eins, was wir kennen, wo wir mitsingen können! Erna: Was nehmen wir denn da? Frau Scheidig: ,,Wer recht in Freuden wandern will!"

Elfriede: Aber jezt müssen wir gehn. ― Heil Hitler!

Erna : Heil Hitler! - Verderbt euch nicht den Magen mit den vielen Pfannkuchen ! (Erna und Elfriede ab.)" Diese Stilproben mögen für heute genügen. Sollte jemand auf den Gedanken kommen, ein Kitschmuseum zu errichten, so würde der Verlag Danner zweifellos einen geeigneten Grundstock hierfür bilden.

Februar 1936 Kitschmuseum 2 VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Zwei seiner Autoren" fallen dabei besonders auf, da sie durch eine große Anzahl von Werken" vertreten sind : P. J. Dietrich und Will Reeg. Dieser zeichnet zugleich als Herausgeber einiger Spielreihen. Die Verbindung zwischen diesen Herren und dem Verlag Danner scheint also besonders eng geknüpft zu sein. Aber gerade sie sind auch die Lieferanten des allerübelsten Kitsches. Man muß diese Dinge gelesen haben, um es glauben zu können, was dieser Verlag heute noch zu drucken und zu verbreiten wagt. Wir wollen nur noch einige Titel nennen: von P. I. Dietrich: ,,Wir bezwingen die Not" ,,Das Ferienkind" ,,Bauernblut" Warum nicht gleich so" „ So lob ich mir den Weihnachtsmann“ ,,Unrecht Gut gedeihet nicht“ ,,Die neue Hausgehilfin“

„ Umkehr !“ von Will Reeg:

Die eingebildete Kranke" (Soll ein fröhliches Mädchenspiel sein, stellt sich aber als ein ganz alberner, blöder Quatsch heraus.) ,,Lag der deutschen Mütter“ ,,Tag der deutschen Stämme" ,,Glück auf, Kamerad !" „Das Zauberkästchen“. ,,Der bekehrte Tippelbruder" „ Die deutsche Saar“ (Vortragsbuch) „Es ist Advent" (Vortragsbuch) ,,Drei Mädel und drei Mütter". Staatliche Maßnahmen gegen einen solchen Unfug sollten gar nicht erst notwendig werden, um unsere Bewegung vor dem Mißbrauch durch derartige Zeitgenossen zu schüßen. Es ist zu erwarten, daß alle Gliederungen der Partei die Angebote der Firma Danner nach solchen Kostproben grundsäßlich in den Papierkorb werfen. Das hilft am schnellsten.

Februar 1936,

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Neuigkeiten aus dem Kitſchmuſeum

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Der Theater- und Musikverlag Otto Leich in Leipzig hat uns entgegenkommender Weise einige seiner Verlagswerke gestiftet, die wert sind, daß wir uns hier etwas näher mit ihnen befassen. Herr Otto Teich nimmt hinsichtlich seiner Verlegertätigkeit einen zweifellos richtigen Standpunkt ein, wenn er im Vorwort zu seinem Verlagskatalog schreibt, daß er es als seine vornehmste Aufgabe betrachtet,,,in seiner Produktion immer aus dem Volksleben zu schöpfen für das Volk mit der stillen Tendenz, in einem gefunden Optimismus stets das Gute zu bejahen“. Wenn aber dabei der Verleger Otto Leich - der auch zugleich einer seiner vorherrschenden Verlagsautoren und Komponisten ist sich auf den bekannten Artikel. Dr. Goebbels Moral und Moralin" be zieht und lange Strecken daraus abdruckt, und wenn wir daraufhin diesen Katalog genauer durchsehen und einige der Verlagswerke selbst geprüft haben, so müssen wir feststellen, daß die schöne Auffassung, die im Vorwort zum Ausdruck kommt, nichts als eine kleine Spiegelfechterei ist. Herr Otto Leich ist in keiner Weise berechtigt, sich auf Dr. Goebbels zu berufen, im Gegenteil, wir fanden sogar, daß die in seinem Verlag erscheinenden und insbesondere die von ihm selbstverfaßten Theaterstücke zu einem großen Teil jenes Moralin enthalten, von dem der Minister in dem angezogenen Artikel spricht. Soweit es sich dabei um die üblichen farblosen, unpolitischen Dilettantenspiele handelt, haben wir keine Veranlassung, uns damit weiter zu beschäftigen, um so mehr wir der Meinung sind, daß diese Art von Theaterspielerei durch die Laienspielbewegung in absehbarer Zeit sich von selbst erledigen wird. Dort aber, wo man mit einer pſeudo-nationalsozialiſtiſchen Tendenz Geschäfte zu machen versucht, werden wir mit allen Mitteln dagegen ankämpfen. Auch der Verlag Otto Teich hat Morgenluft gewittert und versucht nun, uns nationalsozialistisch zu kommen. Zu diesem Zweck gibt er eine Anzahl von sogenannten Lustspielen und Schwänken heraus, deren Titel schon verraten sollen, daß ihre jeweilige Handlung auf einen 150 prozentigen Nationalsozialismus aufgebaut ist. SA., SS., Frauenschaft usw. werden darum im vorerwähnten Katalog auch dringend eingeladen, hiervon einen lebhaften Gebrauch zu machen.

August 1936 VORSCHLAGE DER R. P.L

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Damit zwingt uns der Verlag aber auch, unsere Gliederungen etwas über den Inhalt dieser Spiele aufzuklären, um sie vor unnüßen Ausgaben zu bewahren. Es gibt z . B. ein Spiel ,,NS . - Frauenschaft oder Gemein = nuß geht vor Eigennus". Handlung: Frau Helsing ist bei der NS. -Frauenschaft. Das ist Herrn Helsing nicht recht. Großartiger dramatischer Konflikt! - Aber es kommt noch schlimmer, denn über den Helsings wohnt der Musiker und Komponist Müller und dieser Unglücksrabe ist obendrein Scharführer bei einer SA.Kapelle. Außerdem hatte dieser Mensch noch die Frechheit, einen Walzer Liebesglocken" ( !) zu komponieren und diesen der schönen Frau Helsing zu widmen. Darob gerät wiederum Herr Helsing in einen Zustand chronischer Raserei. Der Scharführer läßt aber nicht locker, ihm gefällt seine Komposition so gut, daß er sie von früh bis spät auf dem Klavier herunterklopft. Herrn Helsings Seelennot steigt ins Ungemessene — wer kann's ihm verdenken ? Da kommt ein stellenloser Kaufmann ins Haus, um ein Zimmer zu mieten und da die Helsings gerade einen Gärtner brauchen, stellt ihn Frau Helsing ein, weil eben Gemeinnuß vor Eigennut geht! Von der Gärtnerei versteht er ja nicht besonders viel, aber da er ausgerechnet auch Müller heißen muß, braucht ihn der Verfasser Manfred Klaus zur Zuspihung der dramatischen Gegensähe. Und es kommt, wie es kommen muß, Herr Helsing hält den Gärtner Müller für den Komponisten Müller. Beide fahren sich in die Haare und wollen sich gegenseitig zum Haus hinauswerfen, bis dann die große Aufklärung und damit das gute, rührselige Ende kommt. Überschrift : „ NS.-Frauenſchaft“ !!! Ein gleich meisterliches Werk ist auch das Lustspiel "SA. auf Urlaub von ebendemselben , Dichter“ Manfred Klaus : Ein „Rundfunktenor" wird von allen Frauen und Mädchen unseres Planeten angehimmelt und sogar angedichtet. Eine Dorfschöne vers steigt sich sogar zu folgendem Erguß:

,,Rosen welken, Kühe melken, aber unsere Freundschaft nicht.“ Bitte kichern, denn der Verfasser freut sich über diesen Einfall so, daß er ihn gar nicht genug ausschlachten kann. Dieses Mal ist die Reihe an die Frau Rundfunktenor gekommen, Lobsuchtsanfälle zu kriegen. Der Lenor, von seinen Verehrerinnen auch „ süßer Hans “ genannt, weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als vor seiner

August 1936

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Xantippe davonzulaufen. Vorläufig auf Nimmerwiedersehn! Unerhörte tragische Wirkung : Die arme Käte, des Tenors ehe= liches Weib, kriegt das heulende Elend. Aber da erscheint als deus ex machina in einer gutſißenden Uniform Kätes Bruder Erwin als neugebackener Scharführer die Scharführer scheint der Dichter" Manfred Klaus besonders ins Herz geschlossen zu haben. und betritt strahlend von edler Männlichkeit mit dem echt nationalsozialistischen Gruß „ Grüß Gott, tritt ein, bring Glück herein" den Schauplah der ehelichen Tragödie. Frau Käte ist überglücklich, daß er seinen Urlaub in ihrem Hause verbringen will, denn es kommt ihr der famose Gedanke, in ihm einen „ Blizableiter“ zum Schuße ihrer ehelichen Seelenpein gefunden zu haben. „ Du bist hier der einzige SA. -Mann“, meint sie,,,bist ein hübscher, patenter Kerl, in Deiner Uniform siehst Du bezaubernd aus". Der bezaubernde Scharführer will sein Möglichstes tun und Manfred Klaus, der Verfasser, fügt das Seine hinzu, damit er sogleich die Probe aufs Exempel bestehen kann. Es erscheint nämlich unerwartet der Intendant des norddeuts schen Rundfunks " und bringt gleich die notwendige Nichte mit . Nach einer herzhaften Begrüßung mit ,,Grüß Gott" ,,habe die Ehre" und einigen „ Huchs “ und „ Hachs“ aus dem Mund der Nichte; spielt der Tausendsassa Scharführer die Rolle des Tenors . Zwischen ihm und der Nichte: Liebe auf den ersten Blick - aber wozu sollen wir den Schmarren noch zu Ende schildern. Daß alles zuleht in Butter ist, braucht nicht gesagt zu werden. Nach allseitiger Umarmung müssen die Darsteller aber noch das HorstWessel-Lied anstimmen ( !) und das ist eine Frechheit des Herrn Manfred Klaus, die wir uns ernstlich verbitten müſſen. Das herrlichste von allen ist aber das einaktige Lustspiel Deine Hand dem Handwerk" von dem gleichen Herrn Manfred Klaus. Zwei SA.-Männer, der eine Sturmführer und Studienrat, der andere SA.-Mann und Tischlermeister bewerben sich um die Hand zweier Baronessen. Die adlige Tante ist natürlich dagegen. Also Kampf gegen den Standesdünkel, pfundige ,,natione˝ozialiſtiſche" Tendenz !! Ein unerhörter Einfall; aber warum ,,Lustspiel“, man könnte doch daraus eine fürchterliche Tragödie" machen, bei der die Leichen sich auf der Bühne nur so auftürmen - Tragische Anfäße dazu hat Herr Klaus auch gefunden. So sagt die eine Baronesse, die den Studienrat heiraten will, einmal von der jüngeren, die zwar heimlich den Tischler liebt, aber einen richtigen Grafen

August 1936

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- Nun nehmen soll: ,,Ob sie auf der richtigen Fährte ist? einmal muß sie es ja doch erfahren ! Und wenn sie und ihr Graf dann Anstoß nehmen, werde ich ihre Verachtung zu tragen wissen!" Da bleibst'e auf der Strecke - vor so viel Seelengröße! Zwar auch die standesbewußte Lante ist nicht ganz ohne — mit dem Studienrat will sie sich zur Not abfinden, denn er kann ja Oberstudienrat, sogar Oberstudiendirektor werden. Nun aber kommt ungerufen der SA.-Mann und Tiſchler ins Haus und die beſagte Tante verwechselt ihn mit dem Oberstudiendirektor in spe. Und dieser Tischler ist ein gar ruppiger Kerl. Die Lante fällt von einem Ha“ ins andere! Hier eine Probe : Isolde (sarkastisch) : Nun - so leicht vermag ich mich über den Standesunterschied doch nicht hinwegzuſeßen — Peter (stußt jäh, sieht sie mit großen Augen an, dann) : Standes unterschied? Isolde (mißt ihn von oben bis unten) : Ihnen , Herr Studienrat Peter (erneutes Stußen). Isolde: - ſcheint der Sinn dafür freilich vollkommen gehen

abzu-

Peter: Allerdings ! Ich habe nie verstanden, daß es einen Unters schied zwischen anständigen Menschen geben soll?! Isolde (aufgestanden) : Nun, auf dieſe Bemerkung meinerseits auch nur einzugehen Peter : Aber Sie müssen doch einsehen, Fräulein Isolde (kalt, mit abwehrender Geste) : Bitte ! Jedes weitere Wort in dieser Sache ist überflüſſig Peter (nun immer erregter) : Ja kann man denn nicht vernünftig mit Ihnen reden?

Isolde: Ha! Was erlauben Sie sich? Peter: Haben Sie denn gar keine Ahnung, daß die Welt eine andere geworden ist, die mit dem alten Plunder vollständig aufgeräumt hat?

August 1936

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Isolde (ringt wieder nach Luft) : Herr - Herr Studienrat!? Peter (wütend ) : Was woll'n Sie nur immer mit dem rat"?

Studien-

Isolde (aufs neue persler) : Ha, sind Sie denn -

Peter: Tischler bin ich, der seine Meisterprüfung gemacht hat! Isolde (fällt wieder auf ihren Stuhl) : L - L - Lischler sind Sie?

Peter: Schon mein Vater war Tischler, mein Großvater hat eine Tischlerei gehabt - nur mein junger Bruder ist in gewissem Sinn aus der Art geschlagen, er ist Schlosserlehrling.

Isolde: Schl - Į — losserlehrling! Peter (nun immer wütender) : Jawoll, ja ! Und wenn Ihnen das nicht paßt, so soll mir das schnuppe sein ! Allerorts wird jest Front gemacht gegen den Standesdünkel, alle soll'n sich heute die Hände reichen und Sie sißen hier in der Mottenkiste und reiten auf Ihrem Adel rum! Isolde: Ha!

- Sie vergessen wo Sie sich befinden?

Peter: O das weiß ich schon ! (Mit Geste nunmehr) Hier sieht alles sehr vornehm aus — pikfein ist alles — dieser Schrank z. B., der hat mal sehr großen Wert gehabt Isolde (springt, während man aus dem Gasthaus Gesang hört, wieder auf) : Gehabt?

Zur Schmiede"

Peter (mit heftigem Ausbruch) : Ja sehen Sie denn das nicht ? und hier - überall ist der Holzwurm drin Hier und wie lange noch, dann fällt alles zusammen zu Stauf und Asche ! Aber Sie hören nicht den Holzwurm, der schon seit Jahren in all den Möbeln hier tickt und bohrt Isolde (immer schwächer) : Hal

August 1936

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Peter: - Sie sehn nur immer das Adelskrönchen und halten sich für etwas Besonderes ! Isolde: Ha! Peter: Gehn Sie mal dahin, wo die Maschinen dröhnen, wo die Sirenen heulen, die Krane rasseln - vielleicht spüren auch Sie ein wenig vom Geiſt dieser neuen Zeit, die wir unſerem Führer zu danken haben! (Mit Geste) Wissen Sie, was die da singen?

Brüder in Zechen und Gruben, Brüder, ihr hinter dem Pflug, aus den Fabriken und Stuben, Folgt unseres Banners Zug!

Sehn Sie zu denen gehöre ich ! Ich, der Tischler und mein Bruder, der Schlosserlehrling ! Und wenn Sie glauben, daß ich mein Mädel jetzt schwimmen ließe, dann sind Sie sehr auf dem Holzweg, Fräulein Isolde: Sie triumphieren zu früh ! Auch meine Nichte wird zur Besinnung kommen Peter: Das ist nicht nötig, wenn Sie nur erst zur Besinnung kämen. Isolde: Ha

- I

Peter: Aber da ich darauf nicht warten kann, will ich zunächſt noch mal mit Ihrem Herrn Bruder sprechen ! Sollte auch er sich an mein ehrliches Handwerk ( !! ) stoßen Isolde (gespannt und hochaufgerichtet) : Dann

?

Peter (vergnügt) : Nun dann nehm ich mein Mädel ganz einfach mit, denn sie liebt mich, wie ich sie liebe und sie weiß auch, daß sie bei mir nicht verhungern wird ! Denn wenn auch kein Krönchen an meiner Wiege war, ich kann

August 1936

Kitschmuseum 2

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arbeiten - nicht nur für Weib und Kind, sondern auch für alle die, die in einer Einheitsfront mit mir schreiten! Aber vielleicht werden auch Sie noch einsehn, daß Ihr (stark, mit Betonung) Standpunkt völlig veraltet ist daß wir jetzt das sind, was unser Führer wollte: ein Volk von Brüdern !! (Geht schnell durch die Tür links hinten hinaus).

Ha, Herr Manfred Klaus, diesen Dialog haben Sie geschmissen, da bleibt kein Auge trocken vor Freud und Schmerz ! Zum Glück kehrt jezt der Vater der Baronessen von einer langen Auslandsreise zurück und seine Koffer - oh Wunder sind vollgepfropft mit nationalsozialistischer Weltanschauung. Er sagt der Lante auch gleich in Bezug auf die künftigen Schwiegersöhne Bescheid: ,,Ob er ein Studienrat oder Tischler ist, das ist Nebensache! Oder siehst Du den Handwerker über die Achsel an ? Wo (! ) es das Bestreben des Führers ist, den Arbeiter in den Staat wieder einzustellen, ihn sogar zum Träger des Volkes zu machen." (!) Ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet, Herr Klaus, wenn Sie nur ein besseres Deutsch schreiben wollten. Jeht aber findet sich der wirkliche Studienrat ein und dem Baron gefällt er natürlich auf den ersten Blick und vor lauter Glück dringt beiden der Nationalsozialismus aus allen Poren. Endlich erscheint dann nochmals der Tischler, die Tante muß noch einige dramatische ,,ha's" ausstoßen. Der Baron aber ist ein Mann von Gesinnung; drum sagt er auch: Man muß heute vorwärtsschaun, nicht unter dem Schutt vergangener Jahre kramen. Das ist das Land Längstvorbei, das nie "1 wieder aufersteht.

,,Bravo, bravo," sagt der Tischler,,,ja ob Arbeiter der Stirn und der Faust - Ehrt den Arbeiter, wie unser Führer sagt." Da kann sich doch unser Führer freuen, daß er im Meisterwerk — des Herrn Manfred Klaus mitspielen darf! Also die beiden Paare kriegen sich, die Tante aber muß sich vor Schreck ins Bett legen und das ist nicht nett von Kläuschen, dem

August 1936

Kitschmuseum 2

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,,Dichter". Warum die arme Zante so lang leiden lassen, ein Schlaganfall auf der Bühne hätte doch die Wirkung erhöht.

Es ist nur gut, daß wir selbst so starke Nerven haben, sonst käme Herr Manfred Klaus noch in Gefahr, wegen fahrlässiger Tötung vor den Kadi zitiert zu werden. Leider ist uns eine Abwehr mit nassen Lappen nicht erlaubt, aber wir haben einen treuen, geduldigen Helfer. Er steht stramm bei jedwedem Anwurf, er nimmt ergeben auf, was wir ihm an Kitsch, Gesinnungstraktätchen und Konjunkturschmarren zuwerfen. Bei uns seren ehrlichen Zornausbrüchen bleibt er gelassen und still. Ihr kennt ihn alle es ist der brave Papierkorb!

1

August 1936

Kitschmuseum 2

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„ Volksspiel und Feier“

Ein Suchbuch nebst Stoffsammlung", gemeinſam herausgegeben von den Verlagen Christian Kaiser, München, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg und dem Theaterverlag Albert Langen - Georg Müller, Berlin. Im Vorwort zu diesem Buch wird davon gesprochen, daß „ das deutsche Volk zu sich selber aufgebrochen sei und zu eigener Art und Sitte zurückgefunden habe. Deshalb vertrauten die Verleger darauf, daß nun das Volk sein eigenes Leben in Brauchtum, Spruch und Lied, in Tanz und Spiel ausdrücken wird. In der Erwartung, daß das Volk sich durch dieses Vertrauen sehr geehrt fühlen wird, schien es ihnen daher an der Zeit zu sein, das vorhandene. Gut der Feier- und Freizeitgestaltung zu sammeln und es als zweckdienliches Handbuch allen denen zu übergeben, die erzieherische Gemeinschaftsarbeit leisten". Diese lobenswerte Absicht erweist sich aber beim näheren Zuſehn als eine kleine Irreführung, denn die Herren Herausgeber haben ihre Sammlertätigkeit, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, ausschließlich auf die in ihren Vertrieben befindlichen Spiele beschränkt und preisen nun diese mit mehr oder weniger. großzügigen Werturteilen an. Daraus ergibt sich aber von selbst, daß sich dieses ,,Suchbuch“ in nichts von einem geschickt zuſammengestellten Verlagskatalog abhebt. Gewißz - um dem Buch eine scheinbare umfassendere Bedeutung zu verleihen, wurde dem eigentlichen Verlagsverzeichnis ein erster Leil,,,das alphabetische Suchbuch“, vorangestellt. Dort werden nach Art eines Lerikons kurze Hinweise über die Bedeutung von Bezeichnungen, die mit der Feiergestaltung, nationalen und anderen Gedenktagen, mit Verlegerbräuchen uſw. zuſammenhängen, gegeben. Zwischenhinein teilen dann die Herausgeber auch gute Ratschläge aus, die zwar für ihren Geschäftsgang von Nußen sein können, die jedoch außerhalb der Zuständigkeit eines Verlegers liegen. Im ganzen wird in diesem ersten Teil" nur leeres Stroh gedroschen, was uns veranlaßt, ihn nicht ausführlicher zu behandeln. Wir können um so mehr darauf verzichten, als wir uns einige grunde fäßliche Bemerkungen für den zweiten Teil " vorbehalten wollen. In dem vorgenannten Vorwort steht des weiteren: ,,Die Formatio= nen, Verbände und Gemeinschaften, die Spiel- und Werkscharen, die Fachwalter in Lagern und Heimen, die Lehrer und Erzieher, furz jeder, der mit einem seiner Führung anvertrauten Kameradschaftskreis Weihestunden, Feierabende, Spielabende, Freizeit oder Feier-

September 1936 .

Was wir nicht wollen 2

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VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

veranstaltungen irgendwelcher Art durchzuführen hat - fie alle verlangen nach einem grundlegenden Beratungsbuch, in dem man Anregung, praktische Hilfe und guten Stoff findet. " Es dürfte nun auch den Herren Verfassern nicht entgangen sein, daß die Feier- und Freizeitgestaltung heute fast ausschließlich von nationalsozialistischen Organisationen durchgeführt wird. Wenn sie sich darum ausdrücklich an Formationen, Verbände - kurz an alle, die Weihestunden, Feierabende usw. durchzuführen haben, wenden, so müssen wir füglich annehmen, daß darunter in erster Linie unsere Dienststellen und ihre mit der Feiergestaltung beauftragten politischen Leiter bzw. Amtswalter gemeint sind. Das ist um so weniger abzuleugnen, als im zweiten Teil des Buches besondere Abteilungen für die Feiergestaltung in den Gliederungen der Partei eingerichtet wurden. Nun ist aber schon im ersten Teil rein konfessionellen Dingen ein breiter Raum gewidmet und diese werden dort oftmals in eine merkwürdige Verbindung mit nationalsozialistischen Zielen gebracht. Im zweiten Teil aber finden wir auf 166 Seiten des Verlagsverzeichnisses nur etwa 20 Laienspiele angeführt, aus denen eine eindeutige nationalsozialiſtiſche Grundhaltung spricht. Es ist dabei bezeichnend, daß ausgerechnet die besten davon nicht aus den Verlagen der drei Herausgeber stammen, sondern aus den Serien anderer Verlage mit aufgenommen wurden. Was sonst in wenigen Exemplaren noch als geeignet für nationalsozialistische Feiern empfohlen wird, ist von uns längst geprüft und als unzuläng = lich abgelehnt worden. Oftmals handelt es sich bei diesen Spielen um eine durchsichtige Bemühung, die vermeintliche Konjunktur nach Möglichkeit auszunüßen. Neben einer Reihe von farblosen Unterhaltungsstücken, meist dilettantischer Prägung, werden dann noch Werke angeboten, die ausschließlich für eine Berufsbühne in Betracht gezogen werden können. Daß sich darunter auch noch solche von einer typisch liberalistischen Einstellung befinden, sei nur nebenbei festgestellt. Besonders auffällig ist es aber, daß in dieſem zweiten Teil die weitaus überwiegende Zahl von etwa 160 Spielen eine rein konfessionelle Tendenz verfolgt. Man kann sich dabei des Eindrucks nicht erwehren, daß hier unseren Gliederungen konfessionelle Dinge empfohlen und mundgerecht gemacht werden sollen. Inwieweit das einer Absicht entspringt, kann nicht festgestellt werden. Das Gegenteil ist aber ebenfalls nicht nachzuweisen. Als besonders bedenklich erscheint uns dabei der Umstand, daß sich gerade unter der Reihe der konfessionell

September 1936

Was wir nicht wollen

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gebundenen Spiele ein ganz übler, süßlich sentimentaler Kitsch breit macht, der — abgesehen von der darin zutage tretenden weltschmerzlichen und wirklichkeitsfremden Lebensbetrachtung schon aus rein ethischen und künstlerischen Erwägungen heraus schroff abgelehnt werden muß. Wenn die Herren Verfasser noch in ihrem Vorwort schreiben, daß die drei Verlage lange genug im Kampf gegen jene gestanden, die aus Freizeiterfüllung einen möglichst fetten Markt für kulturloses Amusement zu machen suchen, so müssen wir darauf erwidern, daß der fette Markt für innerlich unwahre, triefende und entnervende Traktate um nichts weniger kulturfeindlich und verabscheuungswürdig ist. Wir werden darum gegen ihn ebenso nachdrücklich ankämpfen wie gegen den ,,Amüsementskitsch" oder gar einen getarnten, pseudonaticnalsozialistischen Konjunkturbetrieb. Abschließend können wir unsere Meinung über dieses Suchbuch, ,,Volksspiel und Feier" dahin zusammenfassen, daß es eine mögliche Lücke in gar keiner Weise auszufüllen vermag. Darüber hinaus aber müssen wir nachdrücklich darauf hinweisen, daß es nicht Sache der Verlage ist, sich in dieser Form an die Gliederungen der Partei zu wenden und diesen Vorschläge zur Feiergestaltung zu machen. Hierfür ist allein die Amtsleitung Kultur in der Reichspropagandaleitung zuständig und ihr obliegt es auch, das für die Freizeit und Feiergestaltung geeignete auszuwählen und vorzuschlagen. Dieses ,,Suchbuch", das übrigens zwei Mark kostet, hat in den Büchereien unserer Gliederungen nichts zu suchen.

September 1936

Was wir nicht wollen 2

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UnsereDichtung

Jahrgang 1936

Registerblatt 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Bekenntnis der SA.“

Wir wollen,

1

daß wir nichts als Volksgenossen sind

von allen, die mit uns im Alltag leben. Wir wollen, daß in Deutschland Mann und Frau und mit uns und wir mit ihnen vorwärtsstreben.

[Kind

(Ch.) : (Wir wollen !) Wir wollen unser überschäumend klingend Herz mit unsern stillen Kameraden teilen.

Wir wollen Sorgen lindern und den stummen Schmerz, mit neuer Hoffnung alte Wunden heilen. (Ch.) : (Wir wollen ! ) Wir wollen Rufer sein, berufen von der Zeit, doch nicht die müßge Hand am offnen Munde. Wir wollen,

daß zum Opfer wir, zum Tod bereit, und daß wir kämpfen müſſen jede Stunde.

(Ch.) : (Wir wollen !) Wir wollen Künder sein von Führer, Volk und Reich und immer mitten in der Menge stehen. Wir wollen, daß der Pulsschlag mit dem Marschtritt gleich, auch dann noch, wenn wir manchmal einſam gehen.

(Ch.) : (Wir wollen ! )

Wir wollen, daß die Hirne, ohne Herz und Sinn für unsern Kampf, nicht ihre Feder führen.

Januar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Wir wollen, daß ihr Wort voll klingendem Gewinn erstickt in ihren falschen Treueſchwüren. (Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen gegen alle Muckertheorie uns die Natur als besten Lehrer wählen. Wir wollen

mit dem Geist in edler Harmonie den Körper durch die harte Übung stählen. (Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen, wenn der Feind uns seinen Kampf anſagt, im Angriff unsre stolze Fahne tragen. Wir wollen, wenn der Feind den Angriff selber wagt,. ihn mit geballter Kraft zu Boden schlagen.

(Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen, daß sich unsre Faust am Schwerte übt, — nicht nur Worte und daß wir Schicksal Wir wollen,

formen.

daß wir sehen, wo der Blick ſich trübt so vieler, die den Sinn der Dinge normen.

(Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen, daß in Reinheit kreist das deutsche Blut als Stimme des Gewiſſens und der Ehre. Wir wollen,

daß der Ahnen hohes Sittengut nie mehr verschüttet wird durch falsche Lehre. (Ch.) : (Wir wollen !) Januar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Wir wollen, frei vom fremden Pharisäergeist, in die Jahrtausende der Väter tauchen. Wir wollen, daß Vergangenes die Zukunft weist mit alten Schäßen, die wir wieder brauchen. (Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen schmieden an dem Band der Einigkeit und als das schlimmste Gift die Zwietracht hassen. Wir wollen Brücken bauen über Schmach und Leid aus Jahren, wo das Volk sich selbst verlassen. (Ch.): (Wir wollen !)

Wir wollen neue heilge Ziele suchen gehn, für neues Werden neue Deutung finden. Wir wollen,

daß die Siegesfahnen ewig wehn und morsche Dinge unter ihnen schwinden. (Ch.) : (Wir wollen ! )

Wir wollen jenen Glauben, der uns immer jung die Kraft erhält, die keine Jahre scheue. Wir wollen, daß die Fackel der Begeisterung sich in uns selber immerfort erneue.

(Ch.): (Wir wollen !) Wir wollen stets in der November-Weihenacht mit unsern Auferstandnen Zwiesprach tauschen.

Januar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Wir wollen stehen, wo der Sturm Horst Wessel wacht, und voller Inbrunſt ſeiner Mahnung lauſchen. (Ch.) : (Wir wollen ! )

Wir wollen immer, was des Führers Wille ist, ſein Wollen in die Herzen aller brennen. Wir wollen,

daß kein Enkel seine Tat vergißt, und wenn Jahrtausende ihn davon trennen. (Ch.) : (Wir wollen !)

Wir wollen, daß uns allen jene stolze Kraft gemein, die aus dem Wollen starke Tat gebiert. Wir wollen Kämpfer und nach unserm Tode Wächter sein am Rand der Straße, die das Volk marschiert!

(Ch.) : (Wir wollen !) Von Pidder Lüng. Entnommen dem ,,Illustrierten Beobachter". Von der Abteilung PK. der Obersten SA-Führung für politische Kundgebungen der SA. besonders empfohlen.

Januar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„ Denkt daran!" 601

Es rauscht um die Gräber der Frühlingswind Und weckt unsre toten Soldaten. Der heilige Brunnen der Urzeit rinnt Und raunt, daß wir Jungen gekommen sind, Wie dort unterm Schnee unsre Saaten.

Ihr Kreuze da drüben im Feindesland, Ihr Kreuze in deutscher Erde, Ihr Namen, verweht und unbekannt, Und dennoch uns ewig ins Herz gebrannt, Daß keiner vergessen werde.

Ihr grauen Soldaten, wir denken daran, Wir wissen, wir sind eure Erben,

む Und was auch die Bosheit der Hölle ersann, Wie oft uns das Schwert auch zerbrechen kann, Wir lassen das Reich nicht verderben. Und wären wir alle dem Tode geweiht, Wir woll'n auch in Schande nicht leben. Nur eins überdauert die Nöte der Zeit: (Ch.):

Der Ruhm unserer Toten, die stark und bereit

(Ch.) :

Ihr Blut für die Ehre gegeben. Tief unter den Wurzeln des Lebens spinnt Die Morne den ewigen Faden.

Es rauscht um die Gräber der Frühlingswind, Der heilige Brunnen der Urzeit rinnt. (Ch.):

Schlaft ruhig, Kameraden.

Aus : Anne-Marie Koeppen ,,Wir trugen die Fahne". (Vers lag Neue Nation, Berlin. Preis : RM. 2,85.) Besonders geeignet für den Rahmen einer Feier zum Heldengedenktag.

Januar 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Den toten Helden" 602 Mag das, was sterblich an euch war, in fremder Erde bleichen, (Ch.) :

ihr seid nicht tot. Wer im Gedenken einer Nachwelt steht, wer ewig jung im Blut des Volkes lebt

(Ch.) :

wie ihr, kann nicht gestorben sein. Tot ſind nur die, die man vergessen hat. Aus euren Gräbern wuchs die große Tat, aus eurem Glauben ward der heilige Sieg, und eure Hoffnung war die grüne Saat, aus der ein neu Geschlecht, ein neues Volk und Vaterland erstieg. Ob uns die Ferne trennt,

(Ch.) :

ihr seid uns nah. Wo immer Deutsche sind, sind tote Helden da. Wir schreiten Hand in Hand mit euch durch Nacht und Tod zu Sieg und Auferstehn. Und das für alle Zeit! Und euer Ehrenmal ist hart wie Stein und Stahl, weil euer Grab das Herz der Deutſchen ist.

Von Heinz Küting. Aus : ,,Gedenke!" (Verlag Diesterweg, Frankfurt. Preis RM. 1,60 .) Besonders geeignet für den Nahmen einer Feier zum Helden= gedenktag.

Januar 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Zum Heldengedenktag" 603

(Ch.) :

Ihr habt gewacht, gekämpft und gestrittenFür Deutschland !

(Ch.):

Für uns !

(Ch.):

Für ein Auferstehn! Ihr habt gedarbt, gehungert, gelitten in Flandern und an den masurischen Seen.

(Ch.): (Ch.):

Es grinste der Tod bei Tag und in Nächten In Schnee und Eis, in der Sonne Glut! In Unterständen, in Stollen und Schächten traf euch der stählernen Sense Wut.

(Ch.) : (Ch.): (Ch.) :

Und noch im Sterben glühte die Seele: Für Deutschland ! Für uns ! Für ein freies Geschlecht! In lehter Atemnot rang von der Kehle der Ruf sich: ,,Deutschland und Freiheit und Recht!"

So habt ihr gewacht, gekämpft und gerungen in Flandern und an den masurischen Seen, bis still der Schlag des Herzens verklungen (Ch.):

Für Deutschland!

(Ch. ) :

Für uns !

(Ch.):

Für ein Auferstehn !

Von Heinz Meiswinkel. Aus : ,,Rufe in das Reich". (Verlag Junge Generation, Berlin. Preis RM. 4.80.)

Januar 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Totenwacht"

604 Ihr toten Brüder, jenseits der tiefen Nacht, Schaut ihr die Feuer unserer Totenwacht? Habt ihr der Lieder, habt ihr des Lebens acht? Unſre jungen Seelen sind loh entfacht, Opferfeuer für euch am gähnenden Schacht Dunkelnder Ewigkeiten und toter Zeit. Unfre Seelen sind eurer Antwort bereit! Unsre Feuer verdämmern in eure Nacht, Lichter, Gedanken und Lieder schicken wir weit, Weit hinüber zu euch durch Dunkelheit, Hört uns, ihr Brüder, wir halten Totenwacht! Unfre jungen Seelen ſind loh entfacht, Unfre jungen Seelen sind wach und bereit. Um die Feuer sißen wir, Hüter der Zeit, Schickt uns zur Antwort Kräfte der Ewigkeit!

Aus : ,,Sonne und Schild", Kriegsgesänge und Gedichte von Walter Flex. (Verlag Georg Westermann, Braunschweig.)

Januar 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Fahne

2 Fahne, wir haben dir alles gegeben. Freude und Jugend, Liebe und Leben . Aber du gabst uns Glauben und Kraft, Gabst uns heilige Leidenschaft. Gib uns von neuem Glauben und Mut, Gieß uns neues Feuer ins Bluti

(Ch.) : Fahne, reiß unsre Herzen hinauf, (Ch.) : Fahne, steig auf!

Gerhard Seeger - Ahlert.

Der Führer 3 Eine Trommel geht in Deutschland um und der sie schlägt, der führt, und die ihm folgen, folgen stumm, sie sind von ihm gekürt.

Sie schwören ihm den Fahnenschwur, Gefolgschaft und Gericht,

er wirbelt ihres Schicksals Spur mit ehernem Gesicht. Er schreitet hart der Sonne zu

mit angespannter Kraft. Seine Trommel, Deutschland, das bist du! (Ch.) : Volk, werde Leidenschaft! Aus : Herbert Böhme,,,Des Blutes Gesänge", Gedichte. S. 17. Albert Langen - Georg Müller, Verlag, München. 1934. 2,80 RM.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Dem Führer

4 Das ist die Wahrheit, die mich dir verband : Ich suchte dich und fand mein Vaterland.

Ich war ein Blatt im unbegrenzten Raum, nun bist du Heimat mir und bist mein Baum.

Wie weit verweht, verginge ich im Wind, wärst du nicht Kraft, die von der Wurzel rinnt.

Ich glaub an dich, denn du bist die Nation, Ich glaub an Deutſchland, weil du Deutschlands Sohn. Aus: Baldur v. Schirach,,,Die Fahne der Verfolgten". S. 38 . Zeitgeschichte", Verlag und Vertriebs- Ges. m.b.H., Berlin W 35. 1,50 RM.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Hitler

5 Du bist im Wachsen der Ähren, Du bist in der Kinder Gesang. Du bist im Schürfen des Pfluges Und in der Sensen Klang. (Ch.) : Jm Brausen der Räder und Wellen, (Ch.): Im dröhnenden Hammerschlag. (Ch.) : In den ruhenden Ackerschollen, (Ch.) : Im Bergwerk, tief unter Tag.

Wo immer Deutsche schaffen, Da klingt auch dein Name dazu. Gott rief eines Volkes Seele, Und diese Seele bist du.

Aus: Anne-Marie Koeppen,,,Wir trugen die Fahne". S. 11. Verlag Neue Nation, Berlin-Schöneberg, Inh. Eleonore Bartling. 1934. 2,85 RM.

25

Nur einer 6 Nur einer tat's. Der zwang das Leid, Der ließ den Glauben nicht. Nur einer war zum Kampf bereit, Nur einer sah den Sinn der Zeit Und gab ihr sein Gesicht.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Nur einer troßte, einer fand Den Weg durch deutsche Nacht. Nur einer brach den Widerstand, Nur einer rettete das Land Und hat das Werk vollbracht.

Euch alle hat die Zeit gefragt, Und alle bliebt ihr ſtumm! Nicht einer hat's wie er gewagt, Nur er allein hat ja geſagt! Warum nicht du ? Warum?

Aus : Hans Fuchs, „ Das Mark der Ehre“. Gedichte eines Soldaten. S. 60. . Verlag N. G. Elwert, Marburg.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Vieltausend sind wir

7 Vieltausend sind wir, die die Fahne tragen. Und doch, wie oft, da stehn wir ganz allein und sehn uns an, und alle Worte sagen nur Leeres hin, und alles Tun wird Schein.

Mit Hieb und Faust, das ist ein offenes Wagen, doch Heuchlerbrut tritt hinter deinen Rücken, du siehst sie nicht der Ränke Neße schlagen um Haupt und Leib, dich feige zu ersticken.

Packst du sie dann, so tragen sie dein Zeichen und stehn, du staunst noch, plößlich vorne an. Und in den nächsten schweren Stunden schleichen sie sich dann lautlos hinter ihren Mann.

Du wirst ganz still. Nur deine Kameraden verstehn dein Brennen, dein verstummtes Glühn. Nur sie, die mit dir opfernd und beladen in ihres Glaubens große Zukunft ziehn.

Vieltausend sind wir, die die Fahne tragen, ein Block, ein Wall, der eines sicher weiß: Gott ist die Treue. Treu sind wir. So schlagen wir uns zu Gott durch in den heilgen Kreis. Wolfgang Jünemann.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Volkwerdung

б

Ein Unbekannter, stieg er aus dem Graben, Durch Kampf geläutert, neuem Kampf geweiht; Und mit dem Blick, den nur Erwählte haben, Sah er prophetisch in das Herz der Zeit.

Heiß stürmte seine Stimme durch die Gaſſen, Ein Mahner Jedem, der den Ruf gehört; Und strahlend stieg aus wahnberauschten Maſſen, Die Gier geblendet und der Haß betört : Das Volk !

Aus : ,,Herzschlag der Zeit“. Gedichte von Frit Woike. S. 19. Verlag Emil Müller, Wuppertal - Barmen. 1935.

Februar 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Dem unbekannten Arbeiter

401

Wo aus Hallen dröhnend Schläge dringen, wo sich tausend Räder emsig dreh'n, die das ew'ge Lied der Arbeit singen, bleibe du in stiller Ehrfurcht steh'n.

Wo in schwiel'gen Fäusten Hämmer schwingen, wo manch erstes Meisterstück gelingt, wo in zähem Schaffen und Bezwingen, irgendeiner Tat um Tat vollbringt, wo sich arbeitsharte Hände falten, wenn des Tages lester Schein erlischt: Dort, wo stumm und namenlos sie walten, tun Millionen ihre harte Pflicht.

Wo aus Hallen dröhnend Schläge dringen, wo sich tausend Räder emsig dreh'n, die das ew'ge Lied der Arbeit singen, bleibe du in stiller Ehrfurcht steh'n.

Heinz Schuster.

April 1936

Arbeitertum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Reißt eure Fahnen am Maſt empor

402

Reißt eure Fahnen am Mast empor ! Wir müſſen marschieren, marſchieren. Ein Volk, das sich dem Morgen verſchwor, Darf nicht in die Sterne ſtieren. (Ch.) : (Ch.) :

Wir sind das Feuer, wir sind der Brand. Wir lodern vor Deutschlands Altare.

(Ch.) :

Wir tragen die Trommel über das Land

(Ch.) :

Und sind der Erhebung Fanfare. Und stürmt durch unsre Reihen der Tod Und drohen die Schwerter und blinken, Solange die Fahne noch über uns loht, Mag alles um uns versinken! Denn einer ist, der zündet und führt. Wir aber marschieren, marſchieren.

(Ch.) : (Ch.) :

Die Fäuste geballt, und die Trommel gerührt ! Wir haben ein Reich zu verlieren.

Gustav Sichelschmidt.

April 1936

Arbeitertum 3

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Zur Sonnenwende Im folgenden (3/9-22) wird eine Auswahl von Dichtungen veröffentlicht, die sich zur Gestaltung von Sonnwendfeiern (als Feuersprüche und Bekenntnisse) eignen.

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Feuer, spring auf!

Diese Dichtung eignet sich in besonderem Maße als Befehl und Aufruf zur Entzündung des Feuers. Der gut (aber auch vorsichtig!) mit leicht brennbaren Stoffen vorbereitete Holzstoß wird durch Einwerfen von Fackeln schlagartig entzündet, wenn der Chor spring auf!" spricht.

Daß die Glocken wieder schallen, daß die Ketten von uns fallen, daß die Zeit uns reife, daß der alte Zorn uns greife, daß die Glut die Tränen sauf:

(Ch. :)

Feuer, spring auf! Allem Lauen, allem Halben, aller Asche:

(Ch. :)

den Krieg !

(Ch. :)

und Wege weist: den Sieg.

Aller reinen Flamme, die durchbricht

Georg Stammler.

Aus : Der deutsche Sprechchor von Werner Pleister, Heft 7, S. 67. Preis : RM. 2.50. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg.

Mai 1936

Bekenntnis 3

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10 Flammenspruch

Wer je die Flamme umschritt Bleibe der Flamme Trabant! Wie er auch wandert und kreiſt: Wo noch ihr Schein ihn erreicht Irrt er zu weit nie vom Ziel. Nur wenn sein Blick sie verlor Eigener Schimmer ihn trügt : Fehlt ihm der Mitte Gesek Treibt er zerstiebend ins All. Aus : Stefan George, „ Der Stern des Bundes“, S. 84. Verlag Georg Bondi, Berlin.

11

Eine Flamme ward gegeben Die Flammen, die heut auf den Bergen stehn ſind morgen tot.

Chor : Chor:

Wir aber glühn, wenn wir zum Sturme gehn ins Morgenrot. Und immer wird ein Licht ſein überm Land, das uns umwirbt -

Chor : Chor :

Denn unsre Fahne ist ein heller Brand, der niemals stirbt.

Hans Baumann. Sonnwendlieder und FeuerAus: „ Eine Flamme ward gegeben“. sprüche, S. 8. Herausgeg. vom Kulturamt der Reichsjugendführung. Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel/Berlin 1936.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

12

Feuer, spring auf! Siehe, es leuchtet die Schwelle die uns vom Dunkel befreit, hinten strahlet die Helle, herrliche kommende Zeit.

Die Tore der Zukunft sind offen dem, der die Zukunft bestand und in gläubigem Hoffen heute die Fackel entbrannt. Stehet über dem Staube!

Ihr seid Gottes Gericht, hell erglühet der Glaube an die Schwelle im Licht.

Baldur von Schirach.

Aus: ,,Eine Flamme ward gegeben". Sonnwendlieder und Feuersprüche, S. 4. Herausgeg. vom Kulturamt der Reichsjugendführung. Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel/Berlin 1936.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

13

Flammenspruch

über allen Wolken Bist du, o Sonne ! über aller Nacht Ift Licht! über all dem dunklen Weh Der Welt Schwebt der Feuerball Der Wonne.

Erhebe dich, Mensch, Und verzage nicht !

Emil Gött. Aus : Gott, Freiheit, Vaterland, Sprech-Chöre der HI., S. 97. Herausgeg. von Eugen Frieder Bartelmäs und Richard Noethlichs. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig. Preis : RM. 1.—.

14

Feuerspruch



(Ch.:

Ein jedes Volk bestimmt sich selbst sein Los Zu Freiheit - oder Sklaverei! — Und ist das Dunkel noch so groß Und ist das Dunkel noch so groß —) Ein Weg zum Licht ist immer frei !

(Ch.:

Ein Weg zum Licht ist immer frei ! ) Aus dem Gedicht „ Moltke und St. Peter“.

Aus : Bogislav von Selchow, „ Von Troß und Treue“, Gedichte, S. 80. N. G. Elwert, Verlag, Marburg 1932.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Die Zeit ist reif

15

Die Zeit ist reif, es dreht das Sonnenrad zu neuem Lauf auf altem Schicksalspfad im Jahreskreis der Sonnenwend. Brenn, Flamme, brenn in uns und reiß uns mit, brenn klar die Herzen und der Augen Blick nach Urgeseß der Sonnenwend!

Nun braust der Sonne ew'ger Sternengang, die Kraft der Erde neu als Wiederklang im Urgesek der Sonnenwend . Im gleichen Strom des Blutes schließt den Ring ; neu komm uns Kraft, daß unser Weg geling im Jahreskreis der Sonnenwend !

Walter Kurka.

Aus : ,,Eine Flamme ward gegeben". Sonnwendlieder und Feuer sprüche, S. 6. Herausgeg. vom Kulturamt der Reichsjugendführung. Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel/Berlin 1936.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

16 Feuerspruch

Rot steigt das Feuer auf und brennt zum Himmel -, und mit des roten Feuers Rauch steigt unsre Sehnsucht auf in den Himmel. 1. Chor: 1. Chor:

Flamme, verbrenne das alte Jahrhundert !

2. Chor: 2. Chor:

Flamme, entbrenne die neue Zeit! Wenn die Lüge im Feuer verbrannt ist, wenn die Feigheit aus Deutschland verbannt ist, wird unser Reich.

Alle:

Flamme zum Himmel -, du rotes Feuer ! Leuchte, leuchte unserm Weg voran.

Aus : Kurt Eggers, „ Sturmſignale“. Revolutionäre Sprechchöre, S. 20. Verlag Arwed Strauch, Leipzig 1934.

Mai 1936

Preis: MM. 1.-.

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

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Spruch zur Sonne Von den Gipfeln unsrer Gaue in das sternnacht Dunkelblaue flammen wir den Gruß dir zu,

daß die Lohe aufwärts schlage, und der längste Tag dich trage, Künderin der Gottheit, du! Durch den Kranz der wilden Brände, Sehnsucht, deine heißen Hände streben in das ferne Nichts.

Doch es jauchzen unsre Flammen, alles Trügende zu dammen, Urquell des lebendigen Lichts . Stürze durch die trübe Wolke, gib den Segen deinem Volke jauchzend in die Brust hinein und verschwende deine Helle! Wiederkehrend trägt die Welle deines Samens Ernte ein.

Aus: Herbert Böhme,,,Des Blutes Gesänge", Gedichte, S. 14. Albert Langen- Georg Müller - Verlag, München, 1934. Preis : RM. 2.80.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

18 Zum Flammensprung . Wir sind des Lichtes kündende Schar, zu Berge bauen wir den Altar, laßt uns durchs Feuer springen.

(1. Gruppe)

Wir sind des Lebens bannender Spruch zur Flamme wird das Fahnentuch, (Sprung)

wir wollen den Kampf beſingen. (2. Gruppe)

Wir sind der Pflicht geballte Gewalt, die Sonne wird in uns Gestalt,

(Sprung)

daß wir das Ziel erringen. (3. Gruppe)

Wir sind vom Licht geborene Saat, so wachſen wir auf, und werden zur Tat und wollen den Tod bezwingen.

(Sprung)

Aus : Herbert Böhme, „ Des Blutes Gefänge“, Gedichte, S. 9. Albert Langen- Georg Müller - Verlag, München, 1934. Preis : RM. 2.80.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

19

Wir sind eine Mauer

Wir sind eine Mauer, Ein stählerner Ring, Ob rings eine Welt In Schande verging. Wir hungern nach dir, Du heilige Erde, Und in uns lebt Ein großes Werde! Wir ringen um dich Mit heißem Bemühn, Mit allen den Gluten, Die in uns glühn.

Wir segnen dich, Du gewaltige Not. Wir wissen nur eines : Sieg oder Tod!" Wir kennen den Weg, Der Erlösung uns schafft: (Chor:)

Zurück zur Erde,

(Chor:)

Zurück zur Kraft. Eugen Frieder Bartelmäs.

Aus: Gott, Freiheit, Vaterland, Sprech-Chöre der HI., S. 60. Herausgeg. von Eugen Frieder Bartelmäs und Richard Noethlichs. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig. Preis : RM. 1.-.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

20

Fackelträger Kameraden, Fackelträger Deutschen Glaubens sollt ihr sein! Heil'ge Lehre sollt ihr künden, Herz um Herz sollt ihr entzünden, Und zu hohen Taten weihn! Kameraden, Fackelträger Deutscher Liebe sollt ihr sein!

Helft dem Bruder, der entrechtet, Helft dem Bruder, der geknechtet Sich verzehrt in Sorg' und Pein!

Kameraden, Fackelträger Deutscher Hoffnung sollt ihr sein! Lehrt die Zweifelnden Vertrauen, Laßt sie ahnen, laßt sie schauen Deutscher Zukunft Morgenschein.

Aus : Heinrich Anacker, „ Die Trommel“, S. 103. Verlag Frz. Eher Nachf., München 1934. Preis : NM. 3.—.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Ausklang

21

Schlummre, süße Heimat du! Flammen schüßen deine Ruh. Tausend junge Herzen schlagen, Daß das Licht dir wieder möge tagen.

Heimlich stille Flügel sind gespannt Über dir, mein deutsches Land. Tausend Feuer reichen sich die Hände, Daß die Nacht, die Nacht von dir sich wende.

Georg Stammler. Aus : Gott, Freiheit, Vaterland. Herausgegeben von Eugen Frieder Bartelmäs und Richard Noethlichs . Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart/Berlin/Leipzig . Preis RM. 1.-.

Mag unser

22

Sein ... . . .

Mag unser Sein ins Dunkel gehen, versinken in der schnellen Zeit: es wird doch, was wir wollten, stehen

im Sonnenglanz der Ewigkeit. Und ist auch unser Sein verglommen, das Werk doch wie ein Berg besteht und kündet allen, die da kommen : dies war ihr Glaube im Gebet. Aus : Baldur von Schirach,,,Die Fahne der Verfolgten", S. 21 . ,,Zeitgeschichte“, Verlag und Vertriebsges. m. b. H., Berlin W 35. Preis : RM. 1.50.

Mai 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Herz, Herz, warum dich kränken Mit Schatten goldener Zeit? Du sollst nichts andres denken Als deines Volkes Leid!

Wir mögen in Lumpen lungern Durch Frost und Feindesland, Nur du, du sollst nicht hungern, Mein Volk und Vaterland !

Aus: ,,Sonne und Schild", Kriegsgesänge und Gedichte von Walter Fler, S. 43/44. (Verlag George Westermann, Braunschweig 1915.)

608

Deutsche Schicksalstunde

Nun schlägt der Haß wie Wetter in alles deutsche Land. Vernichter oder Retter, erschein' im Weltenbrand!

Wir sind der Haß der Erde, ob Mann, ob Weib, ob Kind. Doch was auch daraus werde, wir bleiben, was wir sind! Die Welt will keine Liebe von uns . Wir wissen das und kühl❜n im Kampfgetriebe die Stirn am fremden Haß.

Der Stolz nur kann uns taugen zum Labetrunk der Kraft. Narr, wer auf fremde Augen und fremde Mäuler gafft!

Juli 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Will euch nach Liebe dürsten, so liebt, was deutſch und echt ! Wir woll'n mit Liebe fürsten den ärmsten deutschen Knecht.

Wir steh'n vor Gott im Bunde und teilen Recht und Schuld und werfen vor die Hunde des Fremden Haß und Huld. So laßt uns schwör’n und ſingen in Nacht und Sturm hinein, deutsch bis zum Todesringen und nichts als deutſch zu ſein! Aus : ,,Im Felde zwiſchen Nacht und Tag“, Gedichte S. 34 und 35. Gesammelte Werke von Walter Flex (1. Band). (C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.)

Juli 1930

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Unsere Soldaten

901

Wer singt das Lied des deutschen Soldaten ? Nicht die Heeresberichte, die in Verlegenheit gerieten, woher fie neue Worte des Lobes und der Huldigung nehmen sollten. Nicht die Orden, mit denen man die Überlebenden freigebig geschmückt. Nicht die Denkmäler, die man den Toten daheim errichtet. Es ist eine ganz stille, ganz verschwiegene Angelegenheit des Herzens. Ein Verneigen, eine wehmütige Trauer, ein Erschauern, ein Zähnezusammenbeißen und ein Gebet. Aus : Werner Beumelberg,,,Sperrfeuer um Deutschland", S. 373. (Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. D.)

902

Der Glaube unserer Soldaten im großen Krieg Mir ist der Krieg eine ernste, ewige Sache, ein Ding von Gott, das jedem zum Segen werden soll, wenn er nicht ein Mensch ohne Ewigkeit ist. Gewiß will auch ich den Frieden und bete heiß und ernst darum, aber ich will als deutscher Mensch durch den Krieg hindurchgehen und will, daß er mich heiligt. Er soll nicht an mir vorübergehen, sondern mir durch das Herz stürmen. Aus : Gorch Fock,,,Sterne überm Meer", Tagebuchblätter und Gedichte, S. 158 und 159. (Verlag M. Glogau jr., Hamburg 1917.)

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

903

Es gibt kein Umſonſt

Ein heiliges Vermächtnis lebt in uns, ein Erbe, das uns verpflichtet. Eine Verkündigung und Offenbarung der Nation, so begeisternd heilig und schwer, daß wir nicht Ruhe und Rast haben, daß wir hinausgehen müſſen in die deutſchen Lande, um zu predigen vom Reiche und von der Freiheit. Es gibt kein Umsonst, solange deutsche Menschen in Stunden und Tagen des Gedenkens an Größe und Opfer deutscher Helden ihre Seelen wandern lassen über Städte und Dörfer, über Wiesen und Felder, über Höhen und Weiten deutschen Landes und ferne Reiche bis hin zu den Stätten, da die Krieger ruhen. Solange ſie an diesen Stätten beten und danken können, solange sie dort Kraft suchen und finden für den Kampf, der um Freiheit und Zukunft willen verordnet ist .. Es gibt kein Umsonst, solange die Freiheit der Nation als oberstes Gefeß über dem Fühlen und Handeln deutſcher Menschen steht. Und alle die deutschen Soldaten, die, um

"

Leben zu schaffen und zu erhalten, starben, liegen wie Meilensteine auf dem Wege, der in die Freiheit Deutſchlands führt. An dem Kreuz, das über ihrem Hügel steht, betet ein ganzes Volk. Ein neues Deutschland, Altäre baut.

das der Idee des Opfers

Ein neues Deutschland, das die Märtyrer dieser Idee heilig gesprochen hat. Ein Volk, das eine Antwort auf seine Frage nach dem Warum des Opfertodes fand. Es gibt kein Umsonst!

Aus : Kurt Eggers, Deutsches Bekenntnis" S. 17. (WidukindVerlag, Alexander Boß, Berlin-Lichterfelde 1934.)

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Glaube und Kampf

904

Mut ist der Wind, der zu fernen Küsten treibt, Schlüssel zu allen Schäßen, Hammer, der große Reiche schmiedete, Schild, ohne den keine Kultur besteht. Mut ist der volle Einsaß der Person bis zur eisernsten Konsequenz, Mut ist der Ansprung der Idee gegen Fels und Materie, ohne Rücksicht, was daraus werden mag. Mut heißt, sich als einzelner ans Kreuz schlagen lassen für seine Sache, Mut heißt, im leßten Nervenzucken mit verlöschendem Atem noch den Gedanken in die Welt hinausschreien, für den man stand und fiel. Zum Teufel mit einer Zeit, die uns den Mut und die Männer nehmen will ! Der Mut hat etwas Unwiderstehliches, das im Augenblicke der Tat von Herz zu Herzen springt. Dem Gefühl für das Heroische kann sich so leicht keiner entziehen. Gewiß wird der Kampf durch seine Sache geheiligt; mehr noch wird eine Sache durch Kampf geheiligt.

Aus: Ernst Jünger: ,,Der Kampf als inneres Erlebnis ", S. 46 und 47. (E. S. Mittler & Sohn -Verlag, Berlin 1922.)

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Das Gesicht der Toten von Langemarck

905

Es ist das Gesicht des ewigen deutschen Soldaten, das Gesicht des ewigen jungen Deutschen, der einer Welt der Finsternis und Lüge, der Auflösung von Volk und Staat, der Zerstörung des deutschen Gedankens , das Bekenntnis des Idealismus mit ſeinem Leben entgegenstellt. Für dieses Bekenntnis sind in der Würdelosigkeit der Nachkriegsjahre 350 junge deutsche Arbeiter und Studenten in den Tod gegangen. Ermordet im Kampf um Deutschland. Studenten und Arbeiter - sie wuchsen im Glauben an

Deutschland zuſammen. Dieser Toten Geſicht ſieht uns an.

Ihren Glauben an Deutſchland, ihre Liebe zu Deutſchland in einer zwischen zwei Welten wandernden Jugend zu wecken und zu gestalten, das allein ist die Aufgabe des Frontgeschlechtes, das aus dem Grauen, aber auch aus der Größe des Krieges heimkam, das Erbe der toten Kameraden in zur Faust geballten Händen und das Ziel, für das sie starben, im brennenden Herzen : Deutschland ! Will Decker.

Aus : ,,Das Langemarckbuch der deutschen Studentenschaft“, S. 170, herausgegeben von Karl August Walther. (Verlag K. F. Koehler, Leipzig, 1933.)

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

906 „ Kamerad, ſag - ist's ein Schwindel ?“ Die Nacht ist kühl. Nebelstreifen ziehen über das Feld. Unsere Artillerie macht einen prachtvollen Gasüberfall nach drüben. Die englischen Geschüße unterhalten nur lässiges Feuer. Noch wissen wir nicht, was im Gegenangriff erreicht worden ist, aber die Schlacht steht. Der Durchbruch der Engländer ist bös mißlungen. Und das erfüllt uns mit einer grimmigen Freude. M.G.-Wagen unseres Regiments rattern von hinten im Trab heran mit frischer Munition. Sie wollen zum Brigadehaus ; dahin wollen wir auch und springen auf, um ihnen den Weg zu weisen. Im Nu sind wir am ,,Pelikan" und schwenken zum Brigadehaus ab. Die dampfenden Pferde zerren die Wagen nur so über die Trichter in der Straße mit heftigen Rucken, daß wir uns anklammern müssen, um nicht herabzufallen. Neben dem Betonblock des Brigadehauses ist in Mauertrümmern ein enger, gewölbter Raum enthalten, in dem eine Menge Leute steckt, Ordonnanzen und Fernsprecher. Dahinein schlichten wir die Kästen. M.G. - Schüßen warten schon darauf und schleppen gleich einen Teil davon weg. Einer sagt auf unsere Frage nach der Kompagnie, bei seinem Gewehr lägen nebenan Leute von uns, so daß wir ohne Besinnen einige Kasten Munition nehmen und mit ihm losſchieben. Schon wie wir aus dem Steinhaufen hinaussteigen ins freie Feld, faßt uns plößlich das Feuer der Artillerie. Wir meinen noch anfangs, es sei eine vereinzelte Lage, und laufen, was wir können, durch die sandigen, tief aufgewühlten Trichter. Aber vor uns legt sich ein feuerzuckender Riegel. Stiebende Erde schlägt uns im bitteren Pikrindunst ins Gesicht. Da fährt es blendend nahe auf.

Gedankenschnell liege ich am

Boden, der Mar plumpst auf mich drauf. Der vor mir gewesene M.G.-Schüße springt plößlich wieder zurück und da schleudert ihn der jähe Bliß eines Schrapnells zu Boden. Ich krieche die paar Meter Entfernung zu ihm hin und finde

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

ihn mit zerschmettertem Schädel unterm zertrümmerten Stahlhelm schon tot. Da schüttelt mich das Grauen, daß ich entsekt aufspringe und laufe, bis wir einen frisch ausgeworfenen großen Trichter finden. Da seßen wir uns hinein und rasten. Ich hätte es mir ja gleich denken können, daß das mit dem M.G. -Schüßen kein gutes Ende nimmt, denn hinten beim Brigadehaus habe ich gemeint, daß ihm ein bleiches Kreuz auf der Stirn schwamm. Ich mußte schlafen, meine Nerven waren sicher überreizt. Seit zwei Tagen hatte ich kein Auge mehr zugebracht. „ Jekt läßt du mich eine Stunde schlafen ; dann kommst du dran ; paß derweil auf, was los ist, und schau, ob du keinen laufen siehst, der unser Bataillon weiß !" sage ich zum Mar und rolle meinen Mantel auf zum Zudecken, denn mich schüttelte der Frost. Es ist mir zumute, als würde ich wieder krank. Nur jezt nicht krank werden, wo wir nicht bei der Kompagnie ſind ! Die Stunde konnte noch nicht um sein, als mich der Mar wieder wachrüttelte und sagte: „ Du, Hans, horch einmal, da jammert einer schon die ganze Zeit, daß man sich fürchten könnte ; dem müssen wir doch helfen.“ Ich lauſchte erregt. Und, nachdem hinten in Kockuit eine schwere Rollsalve verkracht war, hörte ich ganz deutlich : „ Ohh - ohh - ohh!" Weit weg konnte das nicht ſein. Mir ist es eiskalt über den Rücken gefahren ; sollte ich schon wieder solch ein Kreuz sehen müssen? War das eine Qual ! Wenn ich mir nur die Ohren zuhalten könnte! Doch bäumte sich das Schamgefühl in mir auf, und ich sagte fest : „ Bleibe da, Mar, ich suche ihn ; dem müssen wir freilich helfen." Dann ging ich dem Jammern nach . Gefallene Engländer lagen herum ; ich blieb stehen und lauschte. Da war es nicht; da, links voraus , mußte es ſein, ganz nahe ſchon. Und dann fand ich ihn . Wie ich mich niederbückte und fragte : „ Na, Kamerad, wo fehlt's ?", klammerte er sich an mich und bettelte : „ Wasser — ohh ohh!" Ich ſuchte erst, was ihm fehlte. Und dabei mußte ich dem da ins Gesicht sehen, und da stand das Kreuz darauf. Doch ich

Juli 1936

Prosadichtung 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

erschrak nicht mehr davor, da ich es gewiß wußte. Er war ein Korporal von meinem Regiment. Ich gab ihm zu trinken und tappte dabei ungeschickt mit den Fingern an seiner Seite in fulziges, geronnenes Blut. Ach Gott, dem hatte es die Brust aufgerissen; ein schwarzes, zerfektes Loch war da. Mit dem Tagesgrauen starb er gewiß. Das war so die Zeit zum Antreten für die Hinüberfahrt. Was sollte ich da noch helfen? ,,Du - ich glaub, ― ich muß sterben“, keuchte er unter leisem, erstickendem Wimmern. Ich nickte mit dem Kopf; ich konnte jeßt nicht lügen, so gerne ich es getan hätte. Vielleicht sah er es nicht einmal im Finstern. Er neſtelte unruhig mit den Fingern an seinem aufgerissenen Waffenrock, er suchte etwas. „ Ich werde schon deiner Frau schreiben“, sagte ich ungeſchickt, nur um etwas Tröstendes zu sagen und ohne zu wiſſen, ob er überhaupt eine Frau hatte : „Ja —— da ſei so gut da !" Er zog stöhnend ein blutiges Papier heraus. Seiner Mundart nach mußte er ein Franke sein. Sicher hatte er auch Kinder daheim; ich traute mir aber nicht danach zu fragen und würgte aus heiserer Kehle : „ Freilich, Kamerad, freilich!" Er begann zu keuchen. Dann taſtete er nach mir mit kalten, nassen Fingern, hob ein wenig den Kopf und stieß hervor : ,,Sei ehrlich), Kamerad ! Sag — ist's ein Schwindel?" „Wa ... was ſagſt? Ein Schwindel ? Na - na- na",

stotterte ich, denn das hatte mich wie ein Hammer ans Hirn getroffen. So hatte mich noch keiner gefragt, und so hatte mich noch nie Grauen und Entſeßen geſchüttelt. Der möchte von mir wiſſen, wofür er sterben muß ... Ach, das möchten wir alle gerne ― in dieser Zeit. Ich stüßte ihm den Kopf hoch und fühlte warm, wie plöglich das Gewissen aus mir heraus zu sprechen begann : „ Nein, es ist kein Schwindel, Kamerad. Wir tun's für die Unsern daheim, für deine Frau, deine Kinder. Denn die drüben wollen uns die Gurgel zudrücken. — Und daß unser Land nicht daß es noch eine

zerschossen werden kann, so wie Flandern,

Gerechtigkeit gibt auf der Welt, nicht lauter Schwindel und

Juli 1936 VORSCHLAGE

Prosadichtung 3. DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Betrug. Hörst du's ?" Er nickte leicht, und ich fuhr fort : ,,Schwindler gibt's genug, jawohl ! Oben mehr wie unten. Wir zwei gehören nicht dazu, sonst wären wir nicht da vorne, wo es einen treffen kann, daß man sterben muß. Aber laß uns erst einmal wieder heimkommen, dann wird aufgeräumt mit dem Geschmeiß, da kannst du dich drauf verlassen!" „ Red nur zu !“ flüsterte er. Schrapnelle blißten rot über uns, daß die Bleikugeln zur Erde klatschten. Der Mare kam heran, er hatte sich hingeworfen. Ich winkte ihm mit der Hand ab und sprach eindringlich leise weiter : „ Weißt, der Krieg ist für uns Feldgraue schwer, aber er ist der Anfang von einer neuen, besseren Zeit. Später einmal werden sie es ja ſehen daheim, daß keiner umsonst oder für einen Schwindel gefallen ist wenn die neue Zeit kommt. Es gibt eine Gerechtigkeit, die alles heimzahlt. Und die kommt, verlaß dich drauf! Da ſchneiden dann wir Soldaten sicher nicht schlecht ab, weil wir ehrlich waren und keine Schwindler. Wir nicht — Kamerad!" Dann wollte ich ihm noch einmal zu trinken geben, er schob aber unwillig meine Hand weg und begann zu phantasieren. Von Poelkapelle her flog ein leichter heller Schein an den grauen Himmel.

Jekt ging er zum großen Appell. Stumm hockte ich neben dem Sterbenden. Mir war, als drücke das ganze unsägliche Leid der Welt auf meine ängstlich flackernde Seele. Er wollte aufrumpeln, sank aber stöhnend um. Heiser, mit weitaufgeriſſenen Augen im zerfurchten Geſicht, über das ein grauer Schein des Tages flog, stieß er hervor : „ Nach rechts und links hinaus ― schwärm schwärmen - marsch - Gewehr marsch - da - da ! Zum Sturm rrrr -

Er knirschte mit den Zähnen noch einmal, dann

wich langſam die Spannung aus seinem Gesicht. Jekt hat er sich doch noch den Himmel erstürmt. Aus : Hans Zöberlein, „ Der Glaube an Deutschland“, - Ein Kriegserleben von Verdun bis zum Umsturz, S. 322/26 . (Verlag Frz. Eher Nachf. München, 1934. Preis : NM. 7.20 .)

Prosadichtung 3

Juli 1936

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG



An einem Kriegergrab

605

Er focht für Deutschland.

Wer tat das nicht? Ganz Deutschland wurde ein Heldengedicht. Er starb für Deutschland. Was Fürst, was Bauer! Wir sind eine graue lebendige Mauer, darein der eiserne Hagel fegt

und wahllos blutige Bresche schlägt. Aus : Walter Fler, Gesammelte Werke, 1. Bd. S. 44. Im Felde zwischen Nacht und Tag", Gedichte. (C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.)

Den Soldaten des großen Krieges

606

Sie haben höher gelitten als Worte sagen, Sie haben Hunger, Kälte und Wunden

schweigend getragen. Dann hat man sie irgendwo gefunden : verschüttet, zerschossen oder erschlagen. Hebt diesen Toten hoch zum Gruß die Hand! Sie sind so fern vom Vaterland gefallen, die Türme aber ihrer Treue ragen

uns allen, allen mitten im Land.

Aus : Baldur v. Schirach: Die Fahne der Verfolgten" (S. 13). (,,Zeitgeschichte", Verlag und Vertriebs-Gesellschaft m.b.H., Berlin W 35. Preis : 1.50 RM.)

Juli 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L ZUR FEIERGESTALTUNG

607

Im Schüßengraben

. In Frankreichs Erde haben Wir uns hinabgewühlt Und lauern im Schüßengraben, Von welscher Erde durchkühlt. Wir lauern nachtdurchfrostet Und regenüberbraust, Die treue Büchse rostet, Am Kolben liegt die Faust. Wir lauern am Waldesrafen, Altweibersommer weht, Der Mond baut Silberstraßen Zum Feind, der drüben steht. Wir liegen wie in Grüften Unter Mond und Sonnenschein Und saugen das fremde Düften Der welschen Erde ein. Granaten gurgeln und krachen Und streuen Tod umher, Wir lauern und warten und wachen, Die Augen werden uns schwer. Wir hören des Nachts im Walde Die Totenkäuze schrei'n ; Der Graben kann uns, wie balde,

Zum Grab bereitet sein. Die Nebel fallen und steigen, Die Blätter treiben ihr Spiel. Herz, Herz, du solltest schweigen Und redest, ach, so viel!

Juli 1936

Soldatentum 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

23

Kriegsweihnacht

Der Sturm fuhr krachend über Rußlands Schnee und wurde nimmer müd, das Eis zu fegen hohnlachend über deutsches Weihnachtsweh. Frosthart, mit derber Faust stieß er mir gegen den grauen Mantel, der brettsteif gefror. Und knirschend krisch der Schnee auf meinen Wegen. Der Schneestaub scheuerte mir Stirn und Ohr. So revidiert' ich nachts die Grabenposten . Der Sturm pfiff schrillend übers Büchsenrohr. Froststarr und formlos wie verschneite Pfosten zu weit ins Dunkel standen sie gebaut und lauerten geduckt zum Feind nach Osten.

— ,,Losung!"

Die frostgestraffte Lippenhaut

war kaum zu einem kargen Wort gefüge und gab nur tonlos rauhen, fremden Laut. So taten wir der spröden Pflicht Genüge . Ein Schuß zerriß mit scharfem Knall die Nacht, als lachte er der armen Weihnachtslüge. Da, plöglich klang es aus der Erde Schacht auftönend, tönend ... Horch! Die Erde sang! Die dunkle Erde . . . sang fromm und sacht.

Das ,

du fröhl'che, o du sel'ge" klang

aus ihrem Schoß, wo tief und warm vergraben die Kompagnie mit ihrem Heimweh rang. Dort hockten sie bei ihren Liebesgaben im Mantel, umgeschnallt, alarmbereit und dennoch alle, alle wieder Knaben ...

November 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Und gnadenbringend war die Weihnachtszeit trok Rußlands Frost und Tod : Christ war geboren ... Tief durch die Erde rann das Lied, weit, weit Als säng', in dunkelsüßen Traum verloren, ringsum das viele stille junge Blut, das Gott der Herr zum Opfertod erkoren.

In unsren Herzen war mit einmal Glut. Die heil'ge Nacht war reich und voller Gnaden, und alles war wie einstmals schön und gut. Wir waren zu dem schönsten Fest geladen, aus jedem Herzen wuchs ein Weihnachtsbaum. So dachten wir der toten Kameraden . .

Die Erde klang von ihrem Weihnachtstraum.

Walter Flex.

Aus : ,,Im Felde zwischen Nacht und Lag“, Gedichte. Verlag: Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.

November 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Frontweihnacht 1917

24

Auf Sappenwache am heiligen Christ unser lieber Kamerad gefallen ist. Die Kugel traf ihn so gut, so gut. In purpurnen Röslein erblühte sein Blut. Wir haben leise geſummt und gesungen . ,,Es ist ein Ros' entsprungen -"

Wir brachten den toten Mann zur Ruh und deckten ihn ganz mit Zweigen zu. Wir steckten ein Reislein in seine Hand als Tannengruß aus dem Heimatland. Der Himmel stand hoch in klarer Pracht ,,Stille Nacht, heilige Nacht ... " Am andern Morgen lagen wir im zerschossenen Dorfquartier. Las einer aus einem Bibelbuch uns manchen alten, bekannten Spruch. ,,Das ,,Gloria inexcelsis Deo" erklang. Wir hörten alle andern Gesang . Wir hörten alle den Kehrreim gehn : " Gloria! Viktoria ! In der Heimat, da gibt's ein Wiedersehn ! ...“

Karl Bröger.

Aus : ,,Soldaten der Erde", neue Kriegsgedichte. Verlag : Eugen Diederichs, Jena.

November 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

25

Frontweihnacht 1931 Nun ist es wieder wie vor fünfzehn Jahren : So feierten die Weihnacht sie im Feld, In Not und Blut, vom Lärm der Schlacht umgellt, Und doch das Herz bereit dem Wunderbaren .

Ergriffen lauschte mancher harte Held Den Liedern, die ihm lang versunken waren;

Und noch den Sterbenswunden auf den Bahren Ward wundersam die bange Nacht erhellt. Wir aber sind die Erben jener Front. Auch wir vertauschten mit dem Schwert die Leier, Von deutschem Zukunftsglauben überſonnt. So treten wir zur stillen Christnachtfeier .. Empor den Blick, du Volk! Am Horizont Aufsteigt dein Stern : Auch dir naht der Befreier !

Aus : Heinrich Anacker,,,Die Fanfare", Gedichte (S. 23). Verlag Frz. Eher Nachf., München 1934.

November 1936

Preis: 3,- RM.

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Drei Kerzen

26

Notweihnacht in der Kampfzeit

Drei Kerzen, mein Weib, nun zünde sie an Auf dünnen grünen Zweigen. Das einzige, was ich uns schenken kann : Den Kindern den Christbaum zu zeigen.

Die Not, die hat mich hart gémacht, Mich gelehrt die Träumer verlachen. Nun will mich diese stille Nacht Gar selbst noch zum Träumer machen. Drei Kerzen ! Es geht mir nicht aus dem Sinn, Als müßt es ein Wunder geben. Es knistert und duftet so heimlich darin, Wie warmes, pulſendes Leben. Die erste, das muß unsre Liebe ſein. Noch hat sie die Not nicht bezwungen. Die zweite mit ihrem hellen Schein, Das sind unsre hellblonden Jungen.

Die dritte, ja Frau, nun gib mir die Hand, Die dritte, die brennt für das Leben Des Führers, der uns und dem Vaterland Die Ehre wiedergegeben .

Still ! Hörst du da draußen die Glocken gehn, Notweihnacht einzuläuten?

Jezt mag auch er unterm Christbaum ſtehn Und seine Kerzen ſich deuten. Vielleicht sieht er in ihrem Schein Auch unfre Lichter brennen.

November 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

1

Geh, Frau, und ruf unsre Kinder herein, Damit sie sich freuen können.

Aus : Anne-Marie Koeppen : ,,Wir trugen die Fahne“, S. 60. Verlag Neue Nation, Inh. Eleonore Bartling, Berlin- Schöneberg. 1934. Preis : 2,85 RM.

27

Deutsche Weihnacht 1931

(Gesprochen bei einer Weihnachtsfeier der SA. im Jahre 19 3 1) Rings reckt Verzweiflung die verlorenen Hände In roter Himmel fahlen Untergang.

Befehlend drängt zu neuer Tat ein Ende Und fordert, daß die Jugend sich verschwende. Wir aber ruhen eine Stunde lang.

Wir haben keine Qual und keine Schmach vergessen. Doch knien wir atmend um den Gottestraum. So werden wir zu schweigenden Gefäßen. Erfüllt mit Licht. Wir drängen in den Raum. Hand wächst in Hand. Die ſtumme Bruderſchaft Schließt ihren Ring, der Herzen gleichen Brand. Wir fliehen nicht. Wir holen neue Kraft. Das Wunder bindet, wie das Blut uns band.

Aus : Gerhard Schumann, „ Fahne und Stern", Gedichte (S. 55) . Albert Langen - Georg Müller - Verlag, München 1934. Preis : 2,80 RM.

November 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Sonnenwende

28

Wir stehen schweigend am nächtlichen Feuer. Auf allen Höhen flammen die Signale neuer Zeit.

Ein Jahr der Arbeit und des Kampfes zicht an uns vorüber.

Und einer spricht vom Feuer, das in uns brennt, solang wir leben, und das wir

weitertragen müssen als heilige Verpflichtung, weil wir den Auftrag haben von Geschlechtern.

Wir halten Andacht mit dem Feuer

und versprechen uns, es immer wach zu halten und stets aufs neue

uns zu läutern an der heiligen Flamme.

Ein Lied klingt auf. Und alle Feuer auf den Höhen

Dezember 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

erstrahlen hell in neuem Mut. Und unsre Ahnen stehen unsichtbar im Kreis .

Otto Fersch . (Manuskript.)

Dezember 1936

Bekenntnis 3

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

ImSprechchor

Jahrgang 1936

Registerblatt 4

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Heldische Feier 51 Von Gerhard Schumann.

Einer:

Wie Narren sind wir einſam angetreten. Grell schwirrte Hohn auf, gellte Schimpf und Scherz

Wir aber glaubten. Denn da half kein Beten. Wir wußten nur: in uns schlug Deutschlands Herz. Alle:

Wir wußten nur : in uns schlug Deutschlands Herz. Einer: Wir haben nicht das Mögliche erwogen . Und noch die Sterne schwangen uns zu nah. Das Ziel, nach dem uns Traum und Wille flogen,

Zwang als Geseß, das über uns geschah. Alle:

Zwang als Geseß, das über uns geschah. Einer: Und was die Weisen mitleidvoll belachten, Das schmolzen wir in unserem Blut zu Stahl. Die müde Achseln zuckten voll Verachten, Die wurden bei dem Glanz der Waffen fahl. Alle :

Die wurden bei dem Glanz der Waffen fahl. Einer:

Was jenen Torheit, brach aus uns als Leben. Was jenen Wahnsinn, glühte uns zum Sinn.

Februar 1936

Längere chorische Dichtungen 4

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Was sie bezwang, mußt brauſend uns erheben. Aus ihrem Ende sprang für uns Beginn. Alle:

Aus ihrem Ende sprang für uns Beginn. Einers

Denn aus dem Raum, wo Blik und Donner wachsen, Und wo die Sterne stürzen aus dem Nichts,

Und wo das Weltall stürmt um seine Achsen, Fuhr einer zu uns, leuchtenden Gesichts. Alle: Hielt leuchtenden Gesichts Tafeln des Gerichts ! Wehende Fahne des Lichts !

Einer:

Uns liebt der Tod, weil wir das Leben lieben. Er liebt uns hart in seinem dunklen Zorn. Denn, die vor seiner Hand wie Spreu zerstieben, Verachtet er. Wir aber ſind das Korn.

Alle : Wir aber sind das Korn. Einer : Er spürt in uns, die unerbittlich hassen Und die ihn bis zum leßten Hauch verfluchen. Vielleicht will sich der Tod besiegen laſſen . Wir sind bereit. Mit uns ſoll er's verſuchen. Alle:

Wir sind bereit. Mit uns soll er's versuchen.

Februar 1936 Längere chorische Dichtungen 4

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Einer:

So sind wir mit dem Tod vertraut geworden. Wir rangen Brust an Brust mit dem Erlöser. Umdroht von Mächten und von tausend Morden Verwuchsen wir zu dem verschworenen Orden. Ob jedem Toten weht die Fahne größer. Alle: Umdroht von Nächten und von tausend Morden Verwuchsen wir zu dem verschworenen Orden. Ob jedem Toten weht die Fahne größer.

Einer: Und wenn auch Mütter steh'n mit tränennassen — Und wunden Augen, weil sie dies gezollt — Schon knien sie und können es kaum fassen, Wie aus den Gräbern und aus den Gelassen

Der Söhne Geist die Fahne rot entrollt. Alle: Gesegnet sei der Tod, der ihre Schwaden Mit hartem Schnitt ins Ewige geholt. Gesegnet sei'n die stummen Kameraden, Unsterblichkeit strahlt um die stummen Taten. Die Fahne rauscht. Gott hat es so gewollt.

(Bei der Aufführung mit der Musik von Franz Philipp wird zu Beginn des folgenden dritten Teiles die Schlußstrophe des zweiten Gesegnet sei der Lod ...") wiederholt.

Februar 1936

Längere chorische Dichtungen 4

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Einer: Wir aber sind von dieſen ſtummen Toten Und ihrem ewig dröhnenden Geheiß Zum atemlosen harten Werk entboten, Das sich in die Vollendung wachsen weiß.

Me: Das sich in die Vollendung wachsen weiß. Einer: Da ist nicht Tag, da ist nicht Nacht zu enden. Denn ihre herrischen Befehle klingen. — Und wenn das Blut uns springt von unsern Händen Wir ruhen nicht. Die ſtummen Brüder zwingen.

Alle: Und wenn das Blut uns springt von unseren Händen Wir ruhen nicht. Die ſtummen Brüder zwingen. Einer : In's Ungeheure steigt die Kathedrale Die dunkel über allen Deutschen ragt Der Welt zum ruhelosen Totenmale. — Denn er befiehlt, was keiner noch gewagt.

Alle: Denn er befiehlt, was keiner noch gewagt. 1 Einer: Denn er befiehlt, daß wir gehorchen dürfen.. Und tausend Fäuste packen zu und schaffen Aus schwarzen Mooren Äcker, umzuschürfen, Durch's Land in kühnen ungeahnten Würfen Stürmische Straßen aus dem Grund zu raffen.

Februar 1936

Längere chorische Dichtungen 4

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Rauchsäulen weh'n von feuersatten Essen Die Erde dröhnt vom Marschtritt der Soldaten. Geschwader donnern schwarz ins Licht, indessen Die schimmernden Schiffe stumm die Flut durchmessen. Denn über Toten türmen sich die Taten. Alle : Denn über Toten türmen sich die Taten. Einer: Und plöglich steht uns über dem Gewimmel Von Hast, Befehl und werkdurchtobtem Schwalle Einsam und groß am aufgebrochnen Himmel Das Bild der rot bestrahlten Feldherrnhalle. Alle:

Wir bau'n des Reiches ewige Feldherrnhallen, Die Stufen in die Ewigkeit hinein. Bis uns die Hämmer aus den Fäusten fallen. Dann mauert uns in die Altäre ein.

(Erschienen als Sonderdruck im Verlag Langen - Müller, Berlin.) Die Uraufführung dieser formal und inhaltlich beispielhaften Bekenntnisdichtung fand zusammen mit der von Prof. Franz Philipp dazu geschaffenen Feiermusik im Rahmen der 10-Jahresfeier des NSDSTB. am 26. Januar 1936 in München statt. Eine ausführliche Besprechung folgt. Vorweggenommen sei, daß dieses Werk einen außerordentlich tiefen Eindruck hinterlassen hat und zwar auch bei Menschen, die bis dahin dem Sprechchor als Gestaltungsmittel sehr skeptisch gegenüberstanden. Das Geheimnis dieser tiefen Wirkung liegt, abgesehen von der hohen Qualität der Ausführung durch eine hervorragend geschulte Sprechchorgruppe und das Reichssinfonieorchester unter Franz Adam, von der Dichtung her geschen darin, daß hier der Sprechchor ganz seinem inneren Sinn entsprechend eingesetzt ist. Dazu kommt Gerhard Schumanns unerhört einfache und große Sprache. Über die Musik von Franz Philipp sagt der ,,Völkische Beobachter" das Wesentlichste, wenn er u. a. schreibt : ,,Es ist nicht das erstemal, daß im Rahmen einer nationalsoziali stischen Feier versucht wurde, das Zaubermittel des durch Wort und

Februar 1936

Längere chorische Dichtungen 4

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Musik anfeuernden Rhythmus und das Pathos der politischen Idee zum Einklang einer Feier zu vereinigen. Aber es ist u. E. das erste= mal, daß, von der Musik her gesehen, dieses Unternehmen mit einer so hinreißenden Kraft und Geschlossenheit geglückt ist. Es ist keine Musik, die etwa illustrierend der Dichtung folgen würde, obgleich sie den Anspruch erhebt,,,Dienerin des Wortes" zu sein. Sie gestaltet ihre Heldische Feier" in einer vollkommen selbständigen Weise aus eigenen musikalischen Bausteinen, deren Form und Material aus den lebendigen Formen des Anrufs und seiner Wiederholungen und Veränderungen gebildet ist. In der Gesamtschau zeichnet sich die Komposition Philipps durch den großen Einsatz aller Mittel eines modernen Orchesters aus, die aber — und das erscheint uns als das eigentlich Wertvolle von einer wirklich schöpferischen Potenz vorgetragen werden. Die Herbheit und die Härte manchen Klanges mag manchem Ohr zunächst fremd sein. Wir sind aber überzeugt, daß diese Fremdheit bald überwunden sein wird ; denn jeder möge bedenken, daß die Kunst erst dann ihre tiefste Wirkung ausüben wird, wenn neben dem schönen Schein auch die Stürme des Lebens selbst in ihr sind. Die künstlerische Form, die dem Kampf entspricht, wird nie weiche und fließende Mittel bevorzugen dürfen ; denn wenn sie solches täte, se würde sie, wiewohl sie vielen gefallen würde, in ihrem lehten Grunde nicht der Wahrheit entsprechen. Wir nennen die Komposition Philipps deshalb eine nationalsozialistische Komposition, weil der Geist unseres Kampfes und die gestaltenden Mächte dieser Musik als zwei gültige Zeugen der inneren Wahrheit dieses neuen Weltbildes vor uns stehen."

Februar 1936

Längere chorische Dichtungen

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

führer

worte

ausRede

und Schrift

Jahrgang 1936

Registerblatt 5

VORSCHLAGE DER R.P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Unser Wollen 1 ,,Wir wollen wiederherstellen die Einheit des Geistes und des Willens der deutschen Nation ! Wir wollen wahren die ewigen Fundamente unseres Lebens : Unser Volkstum und die ihm gegebenen Kräfte und Werte. Wir wollen die Organisation und die Führung unseres Staates wieder jenen Grundsäßen unterwerfen, die zu allen Zeiten die Vorbedingung der Größe der Völker und Reiche waren.

Wir wollen die großen Traditionen unseres Volkes, seiner Geschichte und seiner Kultur in demütiger Ehrfurcht pflegen als unversiegbare Quellen einer wirklichen inneren Stärke und einer möglichen Erneuerung in trüben Zeiten. Wir wollen das Vertrauen in die gesunden, weil natürlichen und richtigen Grundsäge der Lebensführung verbinden mit einer Stetigkeit der politischen Entwicklung im Innern und Außern. Wir wollen an die Stelle des ewigen Schwankens die Festigkeit einer Regierung seßen, die unserm Volke damit wieder eine unerschütterliche Autorität geben soll. Wir wollen alle die Erfahrungen berücksichtigen, sowohl im Einzel- und im Gemeinschaftsleben, wie aber auch unserer Wirtschaft, die sich in Jahrtausenden als nüßlich für die Wohlfahrt der Menschen erwiesen haben. Wir wollen wiederherstellen das Primat der Politik, die berufen ist, den Lebenskampf der Nation zu organisieren und zu leiten. Wir wollen aber auch alle wirklich lebendigen Kräfte des Volkes als die tragenden Faktoren der deutschen Zukunft erfassen, wollen uns redlich bemühen, diejenigen zusammenzufügen, die eines guten Willens sind, und diejenigen unschädlich zu machen, die dem Volke zu schaden versuchen." Worte des Führers am ,,Lag von Potsdam" (21. März 1933).

Januar 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2

Denkt daran!

Niemals sind wir in unserer Geſchichte durch die Kraft unserer Gegner besiegt worden, ſondern immer nur durch unſere eigenen Laſter und durch die Feinde in unſerem eigenen Lager. Aus : Adolf Hitler, „ Mein Kampf“ , S. 775. Verlag Frz. Eher Nachf.,• München.

3

Heilige Erde

Vergeßt nie, daß das heiligste Recht auf dieser Welt das Recht auf Erde ist, die man selbst bebauen will, und das heiligste Opfer das Blut, das man für diese Erde vergießt. Aus: Adolf Hitler,,,Mein Kampf", S. 754/55. Verlag Frz. Eher Nachf., München.

4

Führer und Volk

Aus dem Volke bin ich gewachsen, im Volk bin ich geblieben, zum Volk kehre ich zurück! Aus der Rede des Führers in Hamburg am 21. März 1936.

Leidenschaftliche Hingabe

56

Völkerschicksale vermag nur ein Sturm von heißer Leidenschaft zu wenden, Leidenschaft erwecken aber kann nur, wer sie selbst im Innern trägt. Aus : Adolf Hitler, „ Mein Kampf“, S. 116. Verlag Frz. Eher Nachf., München.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

6

Unser Wollen

Aufbauen wollen wir eine wahre Gemeinschaft aus den deutſchen Stämmen, aus den Ständen, den Berufen und den bisherigen Klaſſen. Sie soll zu jenem gerechten Ausgleich der Lebensinteressen befähigt sein, den des gesamten Volkes Zukunft erfordert. Aus Bauern, Bürgern und Arbeitern muß wieder werden ein deutsches Volk. Es soll dann für ewige Zeiten in ſeine treue Verwahrung nehmen unseren Glauben und unsere Kultur, unſere Ehre und unsere Freiheit. Der Welt gegenüber aber wollen wir, die Opfer des Krieges von einſt ermeſſend, aufrichtige Freunde sein eines Friedens, der endlich die Wunden heilen soll, unter denen alle leiden. Aus : Adolf Hitlers Appell an das deutsche Volk beim Staatsakt in Potsdam am 21. März 1933.

7

Unser Glaube

Ich bin Deutscher ! Ich glaube an mein Volk ! Ich glaube an seine Ehre! Ich glaube an seine Zukunft ! Ich glaube an sein Recht, und ich trete ein für dieses Recht ! Ich trete ein für seine Freiheit, und ich trete damit ein für einen besseren Frieden als den Frieden des Unſegens und des Haſſes der Vergangenheit. Das glaube ich und das bekenne ich im Namen meines Volkes vor der ganzen Welt. Aus der Nedė des Führers am 22. März 1935 in Breslau.

Wille und Weg „Was wir sind, sind wir durch uns selbst; was wir werden, werden wir kraft unseres Willens, unserer Entschlossenheit und unserer niemals erlöschenden Liebe zum deutschen Volk." Aus der Rede des Führers am 30. Oktober 1932 in Dortmund.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

9 Miſſion des Deutſchtums Wer von einer Mission des deutschen Volkes auf der Erde redet, muß wiſſen, daß sie nur in der Bildung eines Staates bestehen kann, der seine höchste Aufgabe in der Erhaltung und Förderung der unverlegt gebliebenen edelsten Bestandteile unseres Volkstums, ja der ganzen Menschheit sieht.

Aus : Adolf Hitler,,,Mein Kampf", S. 439. Verlag Frz. Eher Nachf., München.

10

Sozialismus

Wenn das Wort Sozialismus überhaupt einen Sinn haben soll, dann kann es nur den haben, in eiserner Gerechtigkeit, das heißt tiefster Einsicht, jedem an der Erhaltung des Gesamten das aufzubürden, was ihm dank seiner angeborenen Veranlagung und damit ſeinem Werte entſpricht. Aus der Schlußrede des Führers vor dem Parteikongreß 1933.

11 Kopf- und Handarbeiter Kopf- und Handarbeiter dürfen niemals gegeneinander ſtehen. Deshalb rotten wir jenen dünkelhaften Sinn aus, der so leicht den einzelnen befällt und von oben herunterſchauen läßt auf die Kameraden, die „ nur“ am Schraubstock stehen, an der Maſchine oder hinter dem Pflug. Aber nicht nur muß jeder Deutsche diese Art Arbeit einmal kennen lernen, ſondern umgekehrt muß der Handarbeiter wissen, daß auch geistige Arbeit notwendig ist. Auch ihm muß beigebracht werden, daß keiner das Recht hat, auf andere herabzusehen, sich selbst besser zu dünken, sondern jeder bereit sein muß zur großen Gemeinschaft. Aus der Rede des Führers am 1. Mai 1933.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5.

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Die wahre Sittlichkeit

12

Mögen wir „ inhuman“ ſein, aber wenn wir Deutſchland retten, haben wir die größte Tat der Welt vollbracht! Mögen wir Unrecht tun" - aber wenn wir Deutschland retten, haben wir das größte Unrecht der Welt wieder beseitigt! Mögen wir „ unſittlich" ſein, aber wenn unser Volk gerettet wird, haben wir der Sittlichkeit wieder Bahn gebrochen ! Aus der Rede des Führers am 20. April 1923 in München.

13

Kraft der Einigkeit

Fleiß und Arbeit allein schaffen nicht das Leben, wenn sie sich nicht vermählen mit der Kraft und dem Willen eines Volkes. Fleiß und Arbeit, Kraft und Wille, wenn ſie zuſammen wirken, erst wenn hinter der Arbeit des einzelnen die starke Faust der Nation zu Schuß und Schirm sich erhebt, kann wirklicher Segen erwachsen. Deutsches Volk! Du bist stark, wenn Du eins wirst, wenn Du den Geist des Klassenkampfes und Deiner Zwietracht aus Deinem Herzen reißeſt. Du kannst hinter Deine Arbeit eine unerhörte Kraft stellen, wenn Du die Arbeit verbindest mit dem Lebenswillen Deines gesamten Volkstums ! Wir träumen von einem Staat deutscher Nation, der unserem Volk wieder das tägliche Brot auf Erden zu sichern vermag, und wir wissen, daß hierzu die geballte Kraft der Nation notwendig ist. Aus der Nede des Führers am 1. Mai 1933.

14

Innere Gläubigkeit

,,Nicht äußere Lippenbekenntnisse machen die Kraft einer Nation aus, sondern die innere Gläubigkeit, mit der sich ein Volk einer Idee ergibt, die lebengestaltend ist.“

Aus der Nede des Führers in Frankfurt am 17. März 1936.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

"

15

Wir wollen kämpfen

Unverrückbar wollen wir kämpfen, daß die Macht, die der neue Gedanke, der neue politische Glaube in Deutſchland erobert hat, nimmermehr entſchwindet, ſondern im Gegenteil immer fester und fester wird. Wir wollen kämpfen dafür, daß die neue Idee sich siegreich

über ganz Deutschland erhebt und allmählich das ganze deutſche Volk in die Gewalt ihres Bannes zieht. Wir wollen mutig und entſchloſſen diese Fahne der Auferstehung unseres Volkes verteidigen gegen jeden, der ſie glaubt niederreißen zu können. Wir wollen das Selbstgefühl und das Selbstbewußtſein in unserm Volk neu erwecken und dauernd zu steigern versuchen. Aus der Rede des Führers am 1. Mai 1933.

16

Wir wollen stolz sein

Deutsches Volk! Du bist nicht zweitklaſſig, und wenn tauſendmal die Welt es haben will. Du bist nicht zweiten Wertes, nicht zweiter Bedeutung . Deutsches Volk, besinne Dich auf Dich selbst, auf Deine Vergangenheit und die Leiſtung Deiner Väter, ja, auf die Leistung Deiner eigenen Generation. Vergif 14 Jahre des Verfalles, hebe Dich empor zu zweitausend Jahren deutscher Geschichte. Aus der Rede des Führers am 1. Mai 1933.

17

Auslese der Besten

Man fordere Opfer und Mut, Tapferkeit, Treue, Glauben und Heroismus, und melden wird sich der Teil des Volkes, der diese Tugenden ſein eigen nennt. Dies aber war zu allen Zeiten jener Faktor, der Geschichte machte. Aus der Schlußrede des Führers vor dem Parteikongreß 1933 in Nürnberg .

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Ehrfurcht vor wahrer Kunst

18

Nur wenigen Gottbegnadeten hat zu allen Zeiten die Vorsehung die Miſſion aufgegeben, wirklich unsterblich Neues zu gestalten. Damit sind diese aber die Wegweiser für eine lange Zukunft, und es gehört mit zur Erziehung einer Nation, den Menschen vor diesen Großen die nötige Ehrfurcht beizubringen ; denn sie sind die Fleischwerdung der höchsten Werte eines Volkes . Aus der Nede des Führers auf der Kulturtagung des Reichsparteitages 1933.

19

Ich und Wir

Die Nation ist nicht ein Begriff, an dem du keinen Anteil haſt, ſondern du selbst bist Träger der Nation, du gehörst zu ihr, du kannst dich nicht von ihr trennen, dein Leben ist gebunden an das Leben deines ganzen Volkes, das ist nicht nur die Wurzel auch für deine Kraft, ſondern auch die Wurzel für dein Leben ! Aus der Rede des Führers am 24. Oktober 1933 in Berlin.

Dem Mutigen hilft Gott

20

..,,Baue auf deine eigene Kraft und hoffe nicht auf die Hilfe der anderen ! Du verdienſt ſie ſonſt gar nicht. Du mußt in Dir selbst verankert ſein und mußt Dich mit festen Füßen auf dieſe ſchwankende Erde ſtellen. Dann erſt kannſt Du Dich zu Deinem Gott erheben und ihn bitten, Deinen Mut, Deine Arbeit, Deine Ausdauer, Deine Kraft, Deine Beharrlichkeit und damit Deinen Lebensanspruch auf dieser Welt zu unterstüßen und zu ſegnen!" Aus der Rede des Führers in Frankfurt am 17. März 1936.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Sozialismus und Nationalſkolz

21

Wer sein Volk liebt, beweiſt es einzig durch die Opfer, die er für dieſes zu bringen bereit ist. Nationalgefühl, das nur auf Gewinn ausgeht, gibt es nicht. Nationalismus, der nur Klaſsen umschließt, gibt es ebensowenig. Hurraſchreien bezeugt nichts und gibt kein Recht, ſich national zu nennen, wenn dahinter nicht die große liebende Sorge für die Erhaltung eines allgemeinen, geſunden Volkstums steht. Ein Grund zum Stolz auf sein Volk ist erst dann vorhanden, wenn man ſich keines Standes mehr zu schämen braucht. Ein Volk aber, von dem die eine Hälfte elend und abgehärmt oder gar verkommen ist, gibt ein so schlechtes Bild, daß niemand Stolz darüber empfinden soll. Erst wenn ein Volkstum in allen ſeinen Gliedern an Leib und Seele geſund ist, kann sich die Freude, ihm anzugehören, bei allen mit Recht zu jenem hohen Gefühl ſteigern, das wir mit Nationalſtolz bezeichnen. Dieſen höchsten , Stolz aber wird auch nur der empfinden, der eben die Größe seines Volkstums kennt. Aus : Adolf Hitler, „ Mein Kampf", S. 474.

22 Wer in diesem Volke mitfühlt mit dem Ärmsten seiner Bürger, wer in diesem Volke in jedem einzelnen das wertvolle Glied der Gesamtheit erblickt, und wer erkennt, daß dieſe nur dann gedeihen kann, wenn nicht Herrschende und Unterdrückte ſie bilden, ſondern wenn alle gemäß ihrem Können ihre Pflicht am Vaterlande und der Volksgemeinschaft gegenüber erfüllen und demgemäß geschäßt werden, wer eintritt für die Erhaltung der urwüchsigen Kraft und der Jugendfriſche der Millionen arbeitenden Menschen, und wer vor allem eintritt dafür, daß unser kostbarstes Gut, die Jugend, nicht frühzeitig in ungesunder, schädlicher Arbeit verbraucht wird, der iſt nicht nur Sozialist, sondern national im höchsten Sinne des Wortes ! Aus der Nede des Führers vom 28. Juli 1922 in München.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Nationalismus und Sozialismus

23

„National“ und „ſozial“ sind zwei identische Begriffe. National sein, heißt in allererster Linie in grenzenloser, alles umspannender Liebe zum ganzen Volke handeln und wenn notwendig, dafür auch sterben. Und also heißt sozial sein, den Staat und die Volksgemeinschaft so aufbauen, daß jeder einzelne für die Volksgemeinschaft handelt und demgemäß auch überzeugt sein muß von der Güte und der ehrlichen Redlichkeit dieser Volksgemeinschaft, um dafür sterben zu können. Aus der Rede des Führers am 12. April 1922 im Bürgerbräukeller in München. ,,V.B.“ vom 22. April 1922.

24 Jeder wahrhaft nationale Gedanke ist leßten Endes sozial, d. H.: Wer bereit ist, für sein Volk so vollständig einzutreten, daß er wirklich kein höheres Ideal kennt, als nur das Wohlergehen dieſes ſeines Volkes, wer unſer großes Lied „ Deutſchland, Deutschland über alles" so erfaßt hat, daß nichts auf dieser Welt ihm höher steht als dieses Deutschland, Volk und Land, Land und Volk, der ist ein Sozialiſt. Aus der Rede des Führers vom 28. Juli 1922 in München.

Nationalsozialismus und Jugend

25

Die innige Vermählung von Nationalismus und sozialem Gerechtigkeitssinn iſt ſchon in das junge Herz hineinzupflanzen. Dann wird dereinst ein Volk von Staatsbürgern erstehen, miteinander verbunden und zusammengeschmiedet durch eine gemeinsame Liebe und einen gemeinsamen Stolz, unerschütterlich und unbesiegbar für immer. Aus : Adolf Hitler,

Juni 1936

Mein Kampf", S. 474/75.

Führerworte aus Rede und Schrift 5

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Liebe, Glaube, Hoffnung

26

Für uns sind die drei Worte, die viele gedankenlos aussprechen, mehr als Schlagwort: die Worte Liebe, Glaube und Hoffnung. Wir Nationalsozialisten wollen unser Vaterland lieben und lieben lernen, eifersüchtig lieben lernen, allein und keinen anderen Gößen neben ihm dulden. Wir kennen nur ein Interesse und das ist das unseres Volkes . Wir glauben an das urewige Recht unseres Volkes . Wir protestieren dagegen, daß jedes andere Volk ein Recht besigen soll, nur das unsere nicht. Wir müssen lernen, diesen blinden Glauben zu bekommen an das Recht unseres Volkes, den Glauben an die Notwendigkeit, diesem Recht zu dienen, und den Glauben, daß einer solch fanatischen Gesinnung der Sieg allmählich beschert sein muß. Und aus dieser Liebe und aus diesem Glauben heraus schält sich für uns der Begriff der Hoffnung. Wenn andere an der Zukunft Deutschlands zwei— feln und schwankend werden wir zweifeln nicht. Wir hoffen und glauben, daß Deutschland wieder groß und gewaltig wird und werden muß. Aus der Rede des Führers vom 1. Mai 1923 in München.

Der Sinn unseres Kampfes

27

Wenn wir von jedem das Höchste verlangen, so nur, um ihm und seinem Kinde das Höchste wieder geben zu können : die Achtung der übrigen Welt. Aus der Rede des Führers vom 24. April 1923 in München.

28

Leben ist Kampf

Nichts, was groß ist auf dieser Welt, ist dem Menschen geschenkt worden. Alles muß bitter schwer erkämpft werden ; auch die Erhebung eines Volkes wird nicht leichthin Wirklichkeit, auch sie muß innerlich errungen werden. Aus der Rede des Führers am 1. Mai 1933.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

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Gegen die Kriegsschuldlüge

29

Wir können nicht oft genug vor der Welt festhalten, daß die Behauptung der Schuld Deutschlands am Kriege unwahr ist, daß sie wider besseres Wissen nur aus Furcht unterschrieben wurde. Für uns ist das eine Warnung, nicht aus Angst vor der Gegenwart zu einer gleichen Lüge zu greifen. Aus der Nede des Führers am 1. November 1933 in Weimar.

30

Immer und immer wieder müſſen wir frei und öffentlich vor der Welt bekennen, daß man das deutsche Volk nicht überzeugt hat und es nicht überzeugen kann, die Schuld an dieſem furchtbaren Krieg zu tragen. Aus der Rede des Führers am 2. November 1933 in Essen.

31

Ehre und Freiheit

„Ich glaube nicht an die Kraft eines Menschen, wenn ſie sich nicht verbindet mit einem lebendigen Gefühl für seine Ehre! Ich glaube nicht an die Kraft einer Nation zur Bezwingung der Widerstände des Lebens, wenn diese Kraft nicht einen sichtbaren und stolzen Ausdruck findet in dem allgemeinen Bewußtsein der Ehre ! Nicht nur der Ehre nach innen, sondern auch der Ehre nach außen ! Und zu dieſer Ehre gehört als nicht von ihr zu trennende Erscheinung die Freiheit.“ Aus der Rede des Führers in Frankfurt am 17. März 1936.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Der Führer als „ Angeklagter"

32

Das ist der größte Gewinn des 9. November, daß er nicht zur Depression geführt hat, sondern dazu beitrug, das Volk aufs höchste zu begeistern. Ich glaube, daß die Stunde kommen wird, da die Massen, die heute mit unserer Kreuzfahne auf der Straße stehen, sich vereinen werden mit denen, die am 9. November auf uns geschossen haben. Ich glaube daran, daß das Blut nicht ewig uns trennen wird. Als ich erfuhr, daß die Grüne Polizei es war, die geschossen hat, hatte ich das glückliche Gefühl : Wenigstens nicht das Reichsheer war es - es steht noch so unversehrt da wie früher. Einmal wird die Stunde kommen, daß die Reichswehr an unserer Seite stehen wird, Offiziere und Mannschaften. Die Armee, die wir herangebildet haben, die wächst von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde schneller. Gerade in diesen Tagen habe ich die stolze Hoffnung, daß einmal die Stunde T kommt, daß diese wilden Scharen zu Bataillonen, die Bataillone zu Regimentern, die Regimenter zu Divisionen werden, daß die alte Kokarde aus dem Schmuk geholt wird, daß die alten Fahnen wieder voranflattern, daß dann die Versöhnung kommt beim ewigen leßten Gottesgericht, zu dem anzutreten wir willens sind. Dann wird aus unseren Knochen und aus unseren Gräbern die Stimme des Gerichtshofes sprechen, der allein berufen ist, über uns zu Gericht zu fißen. Denn nicht Sie, meine Herren, sprechen das Urteil über uns, das Urteil spricht das ewige Gericht der Geschichte, das sich aussprechen wird über die Anklage, die gegen uns erhoben ist. Ihr Urteil, das Sie fällen werden, kenne ich.

Juni 1936

Führerworté aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Aber jenes Gericht wird uns nicht fragen : Habt ihr Hochverrat getrieben oder nicht? Jenes Gericht wird über uns richten, die als Deutsche das Beste gewollt haben für ihr Volk und Vaterland, die kämpfen und sterben wollten. Mögen Sie uns tausendmal schuldig sprechen, die Göttin des ewigen Gerichts der Geschichte wird lächelnd den Antrag des Staatsanwaltes und das Urteil des Gerichtes zerreißen ; denn sie spricht uns frei." Schlußwort des Führers vor dem „,,Volksgericht" am 27. März 1924.

Juni 1936

Führerworte aus Rede und Schrift 5

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Deutsche

Merk

worte

aus derVer

gangenheit

Jahrgang 1936

Registerblatt 6

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Ein Wort zu SA-Veranstaltungen

1

Als Zeichen dafür, daß auch die SA. mit Veranstaltungen, wie sie z. B. die sogenannten „ Deutschen Abende“ darstellten, aufräumt, möge ein Befehl der Gruppe Thüringen dienen, in dem es u. a. heißt: „Wenn die SA mit geselligen Veranstaltungen heiterer oder ernster Art an die Öffentlichkeit tritt, so kann dies ihrem Wesen nach nur in einem ganz bestimmten Stile erfolgen, und dieser muß sein: a) bei heiteren Veranstaltungen, der wurzelechter, unverfälschter Volksfeste, oder der von Kameradschaftsabenden in echtem, kraftvollem SA.-Geiſte; b) bei ernsten Veranstaltungen, der einer durchaus heldischen Grundlage. Betrachtet man daraufhin die Darbietungen der SA. in den lezten Jahren, dann sieht man immer noch unmögliche Dinge, die be weisen, daß die SA. noch zu einem Teile in den ausgefahrenen Gleisen der geschmacklosen Veranstaltungen überlebten Spießertums wandelt.

Man sieht und hört : Muſikſtücke ohne einheitliche Linie (auch Potpourris) Gesangsdarbietungen gemieteter Kräfte Mehrstimmige Männer-, Frauen- oder gemischte Chöre Turnerische Vorführungen

Artistische Darbietungen Kitschige Theaterstücke (SA.-Männer in Frauenrollen !) Tombolas (zu Weihnachten !) „Humoriſtiſche“ Militärszenen Funkstunden, Reportagen

Zweifelhafte Komiker Musikklowns Sentimentale phrasenhafte Deklamationen und dergleichen mehr - !!! bunt durcheinander So geht es nicht ! Es muß deshalb - und zwar bei seiner Wich— tigkeit besonders auch auf diesem Gebiete eine ernſte Erziehungs-

Juni 1936

SA. im Kameradschaftskreis 7

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

arbeit einsehen, die kompromißlos dem allgemeinen Geschmack entgegentritt und dem eigenen Stil zum Siege verhilft. Echte VolksEunst ist immer einfach gestaltet worden von Menschen aus dem Volke und wirkt infolge ihres aus leidenschaftlich gläubigem Herzen kommenden eindringlichen Ernstes. Auf den kommt es an!" Der Befehl stellt dann u. a. zwei Beispiele für Kameradschaftsabende einander gegenüber :

Falsch!

Kameradschaftsabend der SA. (Tanzabend mit Funkreportage)

Die Tanzkapelle XYZ spielt auf. Die Melodian Harmonists" singen Schlager und Volkslieder. Fräulein

singt den Frühlingsstimmenwalzer von Strauß.

Auftreten des Komikers X.

Lustige Szene: ,,Die dummen Rekruten". Tombola, Verlosung usw. Sämtliche Programmpunkte werden im Stile einer Funkreportage angesagt. Ansager : Y.

Dieses Programm ist aus der Praxis genommen ! Alle Mitwirkenden außer der Sängerin waren SA.-Männer. All das ist in seiner Art übelster Kitsch und degradiert die SA. zu einem seichten Vergnügungsklub. Jeder wahrhafte SA.-Mann lehnt die Aufforderung, einen solchen Abend zu besuchen, grundsätzlich ab. Denn Braunhemd, Schlager und Vereinsmeierei sind unvereinbare Gegensätze. Einen SA.-Abend mit einer Funkreportage zu veranstalten, ent Springt übertriebener Vergnügungssucht und Sensationshascherei, die eines SA.-Mannes unwürdig ist. Geselligkeit der SA. und Kameradschaft sind für uns heilige Begriffe, die unantastbar bleiben. Für den SA .-Mann ergibt sich daraus die eiserne Forderung, auch in Zivil derartige Abende, die von anderer Seite veranstaltet werden, zu meiden, ja, sie zu bekämpfen.

Juni 1936

SA, im Kameradschaftskreis 7

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Richtig !

Kameradschaftsabend der SA (mit Tanz) Preußens Gloria (mit S3 .) . Ansprache des Führers der Einheit (von fröhlicher Kameradschaft in echtem_SA.- Geiſt, nach hartem Dienst im Thüringer Land) . Gemeinsames Lied

Im Thüringer Land ...“.

Aufforderung zum Tanz ·

Weber.

Allgemeiner Tanz. Allgemeiner Gesang (Märkische Heide, Blaue Dragoner usw.) . Beides in bunter Folge.

Dieses Programm ſoll Anregung geben zur Gestaltung eines SA.Lanzes, bei dem Lanz und Unterhaltung wechseln. Es ist vor allem darauf zu achten, den Abend auf eine einheitliche Linie zu bringen. Die Unterhaltung besteht aus Gesangs- und Musikdarbietungen, niemals aber aus einem Theaterstück, einer Posse, durch einen vers pflichteten Komiker usw. Daß auf einem Abend der SA. keine Sängerin auftreten darf, daß Quartette und Orchester keine blöden Schlager singen und spielen dürfen, ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn SA.-Männer die Gabe haben, Erlebnisse des Kampfes oder Dienstes humorvoll zu schildern, so sollen sie dies tun. Aber nicht zuviel des Guten, vor allem darf ein SA.-Mann nicht zum Komifer werden.

Juni 1936

SA. im Kameradschaftskreis 7

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2 Vom Singen in der SA. Bevor wir ein Lied anstimmen, zumal in der Öffentlichkeit, müssen wir uns immer zuerst darüber klar sein, in welchem Zusammenhang und bei welcher Gelegenheit es geschieht. Sind wir auf dem Marsch zum Geländesport? Nehmen wir an einer öffentlichen Kundgebung teil? Ist ein besonderer Gedenktag der Bewegung oder gar ein gröBerer nationaler Feiertag? Sind wir im engen Kreis versammelt, zur weltanschaulichen Schulung oder aber zum fröhlichen Kameradschaftsabend ? An diesen Fragen erhellt schon ohne weiteres, was wichtig und wesentlich ist: nicht jedes Lied ist bei jeder Gelegenheit geeignet ! Falsch gewählt, kann es sogar manchmal peinlich wirken. Es sollte eigentlich überflüssig sein, über diese Frage lange Worte zu verlieren, aber leider wird durch alle Formationen hindurch in diesem Punkt noch allzuviel gesündigt. Es ist überflüssig, Beispiele anzuführen, wie man es nicht machen soll, wichtig jedoch, das Positive herauszustellen und einen Wegweiser zu geben, wie solche Fehler vermieden werden können.

Auf dem Marsche singen wir auch weiterhin unsere alten, lieben Kampf- und Marsch= lieder, die uns in der Kampfzeit treue Begleiter geworden sind auf manchem langen und auch schweren Weg. Wie oft, bei Tag und bei Nacht, haben wir diese Weisen gesungen : Als die goldne Abendfonne" , ,,War einst ein junger Sturmsoldat" - ,,SA. marschiert, Achtung, die Straße frei!" - ,,Wir traben in die Weite" — Mär— kische Heide" Der Wind streicht über Felder" - ,,Auf, auf, zum Kampf sind wir geboren", dann das ,,Seeräuberlied" und all die übrigen alten Landsknechtsweisen. Auf dem Marsche werden sie auch in Zukunft unerschöpfliches Liedgut sein, das die Straße verkürzt und die Laune hebt. Troßdem aber wollen wir uns allmählich auch in der SA. jene neueren Lieder mehr zu eigen machen, die in unseren Tagen da und dort entstanden sind und die auch schon jenen zeitgemäßeren Geist und Rhythmus besigen, der unserem Empfinden. viel stärkeren Ausdruck gibt, mehr als es die vielgesungenen Marschlieder tun können. Es sei besonders an Lieder gedacht, wie: ,,Der Himmel grau und die Erde braun" - ,,Was fragt ihr dumm?" und Wir zieh'n auf stillen Wegen", alle drei von Werner Altendorf,,,Es dröhnt der Marsch der Kolonne" und ,,Jeht müssen wir marschieren", beide von Herbert Napiersky,,,Kameraden fragen

Juni 1936

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nicht lange woher“, „ Soldaten tragen Gewehre“ und „ Wir kreten ohne Gewehre an“, um nur drei von den bereits weit verbreiteten Liedern von Hans Baumann zu nennen. Auch die beiden herrlichen Revolutionslieder, „ Siehst du im Osten das Morgenrot ?“ von Arno Pardun und Hört ihr es grollen durch Straßen und Gassen?" von Werner Altendorf, die beide von all diesen am bekanntesten sind, sollten auf dem Marsche durch Stadt und Land immer wieder erklingen. Manches davon ist in der HI. entstanden, anderes wieder in SA. oder SS., doch gehören diese Lieder der nationalsozialiſtiſchen Mannschaft in gleicher Weise. Es ist selbstverständlich, daß wir auf dem Propaganda marsch und bei Umzügen politischer Art die ausgesprochen kämpferischen Lieder den anderen vorziehen. Sie manifestieren, wenn sie flott gesungen werden, immer wieder unseren Kampfeswillen und damit den Geist der Mannschaft überhaupt.

Im Formaldienst sollten wir uns angewöhnen, sei es beim Spork, beim Ererzieren, bei der Schulung oder sonst einem Anlaß, den Dienst mit dem gemeinsamen Gesang eines Liedes zu beginnen und zwar nicht mit einem wenig sagenden Soldatenlied, sondern mit einem solchen, das gleichzeitig Bekenntnis ist zu Führer, Volk, Bewegung oder Deutschland. Denn all unser Lun geschieht in diesem Auftrag, und nach solchem Bekennen — sei es noch so schlicht in der Art seiner Ausführung, hier also der unbegleitete, einstimmige Gefang der angetretenen Mannschaft - sehen wir die Aufgaben mit ganz anderen Augen. Und ebenso muß auch am Schluß des Dienstes vor dem Siegheil auf den Führer wieder ein solches Bekenntnislied stehen. Seine Worte und seine Melodie nehmen wir mit in den Alltag, um dann auch dort leichter ans Werk zu gehen. Vielleicht ist es besser, solche Vertiefungen des SA.-Dienstes nicht anzuordnen, ſondern wie es da und dort auch schon geschehen ist - wachsen zu lassen. Dazu sind auch die gegebenen Möglichkeiten am Anfang noch bei jedem Sturm, jedem Trupp, jeder Schar zu verschieden. Über die Möglichkeiten solcher Ausgestaltung des SA. -Dienstes wird später noch zu sprechen sein.

Der Kameradschaftsabend ist ein Anlaß, bei dem der gemeinsame Gesang unerläßlich ist. Aber auch hier müssen wir uns darüber klar sein, welchem Zweck der Abend dient. Kampflieder und Bekenntnislieder wollen wie

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grundsäßlich nur dann singen, wenn wir uns beispielsweise zu weltanschaulicher Aussprache oder zu einem Vortrag über Kultur oder Politik versammeln. Dagegen ſind diese Lieder sehrschlecht angebracht, wenn der Abend ungezwungener und zerstreuender Fröhlichkeit dienen soll, die wir durch den entsprechenden ,,Kantus“ noch wesentlich erhöhen können. Unter fröhlichen Liedern verstehen wir SA.-Männer weder ſtudentiſches" Gebrüll, noch jene kitschigen Rheinweinlieder und immer wiederkehrenden, ausgedroschenen Geschichten von der Lore oder der Annemarie (mit dem ganzen, ungeschriebenen Strophenbandwurm !) . Wir haben all das gar nicht nötig, zumal heute Liedersammlungen vorhanden sind, die das in reicher Zahl enthalten, was an diesen Abenden, mitunter auch auf dem Marsch über Land, angebracht ist. Da erschien zunächst im Voggenreiter-Verlag (Potsdam) der Kilometerstein" mit allerlei lustigen Schnurren. Noch reichhaltiger ist der eben im Kallmeyer-Verlag (Wolfenbüttel) in neu durchgearbeiteter Fassung herauskommende ,,Pott". Der Vorspruch auf seiner Titelseite sagt alles : „ Muſikaliſch Gebildete oder sonstwie ernst zu nehmende Leute benüßen das Buch auf eigene Verantwortung und Gefahr".

Wo finden wir unsere Lieder ? Wir wollen es offen aussprechen : die bisher erschienenen ,,Nationalsozialistischen Liederbücher", darunter auch das frühere „ SA.-Liederbuch" waren keine Idealbeispiele von Sammlungen wirklich wertvollen Liedgutes der Bewegung. Deshalb ist es an der Zeit, daß von berufener Hand diese Lücke ausgefüllt wird, und es bleibt zu hoffen, daß diese völlig neu aufzubauende Liedersammlung in Kürze vorliegen wird. Die Vorbereitungen dazu ſind in vollem Gange. Troßdem ist es angebracht, den Blick einstweilen auf andere Liederbücher zu werfen, die bausteinhaft manches enthalten, was wir brauchen. Zuverlässige Sammlung ſind die von der Reichsjugendführung im Verlag Kallmeyer (Wolfenbüttel) herausgegebenen „Liederblätter" mit den dazugehörenden Musikblättern“, die die Begleitsäße enthalten. In dem hier zusammengetragenen Liedgut neuer und alter Zeit läßt sich eine Menge finden, was auch in der SA. seine Gültigkeit hat. Die beiden Hefte Junge Gefolg= schaft“ (I und II), sowie der 1935 erschienene Jahrband der ,,Liederblätter der HI.“ sind eine vollwertige Zusammenfassung dieses Liedgutes. Ein ausgezeichnetes Heft ähnlicher Art ist im Longer-Verlag (Köln) erſchienen : „ Uns geht die Sonne nicht

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unter". Der darin beigegebene Klaviersaß eignet sich wohl zum Einüben, doch sollte man die Lieder im übrigen unbegleitet singen, wo keine Instrumente zur Verfügung stehen. Aber vielleicht kann auch heute schon da und dort ein Sturm eine kleine Instrumentalgruppe zusammenstellen. Der Voggenreiter-Verlag (Potsdam) hat mit seiner Liedersammlung Die weiße Trommel" einen sehr guten Querschnitt durch echte Vaterlandslieder, Soldaten- und Landsknechtslieder und Volksweisen gelegt. Für das Jahresbrauchtum bestimmt ist ,,Der Ring" (im gleichen Verlag), der für alle Jahreszeiten und Tageszeiten übergenug enthält. Für " Biwack und Lagerfeuer" hat der Verlag Günther Wolff (Plauen) gesorgt, auch die Sammlung ,,Soldaten, Kameraden", die die reichhaltigste Soldatenliedersammlung ist, soll nicht unerwähnt bleiben. Das Liederbuch Blut und Ehre" des Deutschen Jugendverlages, sowie die beiden Bücher ,,Wohlauf Kame= raden" (Bärenreiter, Kassel) und ,,Der Musikant" (Kallmeyer, Wolfenbüttel) geben ebenfalls gute Querschnitte durch das allgemein gesungene Liedgut der Mannschaft. Von weiteren Liedblattreihen wären die ,,,Lieder der Jugend am Pflug" (im gleichnamigen Verlag, Berlin NW 40) und die kürzlich begonnenen Lieder der Werkscharen" (Voggenreiter-Verlag) zu nennen, außerdem die lieder für Alle" (Bärenreiter-Verlag). Aber auch die stattliche Reihe von Liederheften einzelner Kameraden der jungen Mannschaft soll nachdrücklichst erwähnt sein. Werner Altendorf, der schon früher erwähnt wurde, hat im VoggenreiterVerlag eine Sammlung mit seinen besten Liedern herausgegeben: Ein junges Volk steht auf", Hans Baumann im gleichen Verlag seine Hefte: ,,Unser Trommelbube" und ,,Die Trommel der Rebellen", beide vereinigt in dem Heft „Horch auf, Kamerad ", und im Kallmeyer-Verlag feine Bauernlieder". Erich Lauer hat vierzehn Lieder für die Feier nach Texten von Herbert Böhme unter dem Titel Fahne, steh auf" bei Voggenreiter erscheinen lassen. Diese Übersicht möge genügen, um jeder Einheit die Möglichkeit zu geben, das für sie passende Liedgut anzuschaffen und auch zu pflegen.

Juni 1936

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Die Mitgliederversammlung

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Keine Vereinssihung ! Die Mitgliederversammlungen (Ortsgruppen- und Zellenabende) der NSDAP. werden vielfach noch ganz im Stil von Vorstandssizungen bürgerlicher Vereine aufgezogen. Wie dort der Vorstand die Sizung eröffnet und dann nacheinander den Kassenwart, den Schriftführer, den Vergnügungsausschuß usw. zu Worte kommen läßt, so kann man Mitgliederversammlungen der NSDAP . erleben, die sich aus nichts anderem zusammensetzen als den Erörterungen über die Tagesarbeit in den einzelnen Ortsgruppenämtern. Es gibt ſogar Fälle, in denen Streitigkeiten zwischen einzelnen Parteigenossen in solche Versammlungen hineingetragen und ausgiebig erörtert werden. Daß von solchen Mitgliederversammlungen keine Stärkung des Kampfgeistes beim einzelnen Parteigenossen zu erwarten ist, versteht sich von selbst. Es ist auch durchaus nicht verwunderlich, wenn sich die Parteigenossen zu solchen Mitgliederverſammlungen nicht drängen. Gewiß ist es notwendig, daß in den Mitgliederversammlungen die Parteigenossen aufgeklärt werden über neu erlaſſene Bestimmungen und neu gestellte Aufgaben für den Tageskampf. Aber noch viel notwendiger ist die Beschränkung auf wirklich Wesentliches. Und was gesagt wird, soll in möglichst lebendiger Form vorgetragen werden. Von geradezu tötender Langweile ist es, wenn vier oder fünf Amtsleiter der Ortsgruppe nacheinander sämtliche im leßten Monat eingelaufenen Rundschreiben zur Verlesung bringen, darunter auch solche, die nur einen verschwindenden Prozentsaß der versammelten Parteigenossen sachlich betreffen. Und wenn das alles auch noch in einem einschläfernden Tonfall geschieht, so hat niemand das Recht, den Parteigenossen Interesselosigkeit vorzuwerfen, wenn sie müde von der am Tage geleisteten Arbeit ein kleines Nickerchen machen. Nicht alle bisher unternommenen Versuche, den Ablauf solcher Mitgliederversammlungen und Ortsgruppenabende lebendiger zu geſtalten, können als glücklich bezeichnet werden. Nichts wird z. B. dadurch gewonnen, daß sich etwa nach der Begrüßung und Eröffnung der Versammlung durch den Ortsgruppenleiter zunächſt ein Gesangsquartett aufbaut, um etwas zu singen, was einst unsere Großväter erfreut hat, etwa den schönen Chor : „ Sonntag ist's".

Juni 1936

Die Mitgliederversammlung 7

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Durchaus entbehrlich und ungeeignet sind auch Solo-Gesangsvorträge mit Klavierbegleitung, selbst wenn sie etwa von der Frauenschaftsleiterin und dem Ortsgruppenleiter selbst dargeboten werden. Durch die Verwendung solcher Requisiten der Programmgestaltung wechselt ja der Stil eines solchen Abends allerhöchstens zu dem eines Kaffeekränzchens der Frauenvereine von ehedem.

Geist und Erlebnis der Kampfzeit. Die Aufgabe ist ganz klar und eindeutig : In unſeren Mitgliederverſammlungen sihen doch erfahrungsgemäß heute überwiegend Parteigenossen, die den Kampf der nationalsozialiſtiſchen Bewegung vor 1933 nicht aktiv mitgemacht haben. Es ist zweifellos Aufgabe der Mitgliederversammlungen im kleinen Kreis, diese Parteigenossen immer wieder neu etwas verspüren zu laſſen vom Kampfgeist der Jahre 1933. Dies muß aber mit Mitteln geschehen, die auch den alten Parteigenossen, der mitten unter ihnen sißt, ansprechen. Ausscheiden müssen deshalb bewegungsgeschichtliche Vorträge üblichen Stiles, mögen sie noch so fleißig erarbeitet sein. Für sie ist der Ort nicht die Mitgliederversammlung, sondern ein nach bestimmten Grundsätzen ausgewählter Schulungskreis. In der Mitgliederversammlung wollen wir Geist und Erlebnis der Kampfzeit regelmäßig in anderer Weise lebendig werden lassen: Um eine möglichst lebensvolle Beziehung zur Gegenwart herzustellen, gehen wir vom Tag der Veranstaltung aus. Die Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung ist so reich an bedeutsamen Lagen, daß es immer möglich sein wird, Bezug zu nehmen auf einen wichtigen Gedenktag des nationalsozialistischen Kampfes. Mit drei bis vier Säßen stellen wir die Situation klar, in der sich die Bewegung vor Jahren um diese Zeit befunden hat. Dann aber halten wir keinen Vortrag, sondern lassen diesen Ausschnitt nationalsozialistischer Geschichte lebendig werden durch Worte des Führers zu der damaligen Lage oder durch die damaligen Äußerungen seiner nächsten Mitarbeiter. Hierzu geeignete Dokumente des nationalsozialistischen Kampfes und auch sonstige geschichtliche Dokumente werden in den nächsten Monaten im Rahmen dieser Blätter ver öffentlicht werden. Wie lebendig und gegenwartsnah die Äußerungen des Führers aus den ersten Kampfjahren heute auf uns einwirken, das zeigen die für die heutige Lieferung ausgesuchten Zitate. Beginnen können wir unsere Mitgliederversammlungen immer mit einem ganz kurzen grundsäßlichen Wort des Führers und mit einem gemeinsam gesungenen Kampflied der Bewegung. Darnach

Juni 1936

Die Mitgliederversammlung 7

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foll in der angedeuteten Form ein Ausschnitt nationalsozialiſtiſcher Geschichte lebendig werden. Erst dann soll knapp und sachlich die Lagesarbeit geleistet werden. Den Beschluß mag wiederum ein Kampflied, das traditionelle Sieg-Heil auf den Führer und das Horst-Wessel-Lied bilden. An einem ausführlichen Beispielvorschlag in der nächsten Lieferung dieser Blätter soll gezeigt werden, wie man durch eine sorgfältige Auswahl von Wort und Lied eine solche Veranstaltung ganz unter F. K. einen einzigen Erlebnisbogen bringen kann.

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Die Mitgliederversammlung 7

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Herbert-Norkus- Gedenkfeier der HJ.

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Die Reichsjugendführung schlägt für Gedenkfeiern am 24. Januar folgendes Rahmenprogramm vor : Lied: ,,Lasset im Winde die Fahnen wehn, ihr lieben Kameraden" Junge Gefolgschaft“, Heft 3) Einer:

Einer ist als Führer auferstanden, Und er hat die Schau und das Gebot. Und wie sie sich alle zu ihm fanden, Färbt ihr Blutschwur seine Fahne rot. Sie sind wie dem Land dem Meer entstiegen, Neues Volk in einer alten Welt, Seht den jungen Tag die Nacht besiegen, Unaufhaltsam steigt er und erhellt. (H. Menzel) Feiermusik: ,,Nichts kann uns rauben" (Heyden.— A. Nagel - Verlag, Hannover) Streichorchester und Blockflöte. Einer: Um unsre Augen war es wie ein Dämmern, als uns die Kunde kam von unsrer Pflicht, und unser heißes Herz begann zu hämmern und plöglich ſtanden wir im grellen Licht. Fern lag uns nun der Kindheit dunkle Pforte. Es dröhnten Trommeln, leuchteten Standarten, Kampf um die Straße und Kommandoworte. Dann Tote, die zum grauen Himmel ſtarrten. Ist auch der Mut umſäumt mit tauſend Bahren, so sterben wir, wie jene es gekonnt,

Dezember 1936

Hitlerjugend unter sich 7

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die Helden waren schon mit achtzehn Jahren, und nennen das : die Feier unserer Front. (B. v. Schirach)

Lied (1. Str.): Nichts kann uns rauben, Liebe und Glauben zu unserm Land / Es zu erhalten und zu gestalten, sind wir gesandt. (K. Bröger)

Einer: Stellt euch um die Standarte rund, die Hände schlagt um ihren Schaft. Von dieser Fahne kommt die Kraft, die Burgen baut dem jungen Bund ! Nun kann kein Teufel uns was tun ! Die Fahne flattert wild im Wind : Die Siege unsrer Jugend sind ein Ruf an alle, die noch ruhn. (B. v. Schirach) Lied: "Was fragt ihr dumm, was fragt ihr klein" (W. Altendorf - „ Junge Gefolgschaft“ 3)

oser : ,,Ein junges Volk steht auf" (W. Altendorf - Junge Gefolgschaft“ 3) ,,Nun laßt die Fahnen fliegen" (H. Baumann - Junge Gefolgschaft" 2) ,,Wir Jungen tragen die Fahne" (E. W. MöllerJunge Gefolgschaft“ 2) Fanfarenruf

Einer: Wer kann unsre Hände binden, wer den Flammengeist vernichten ! Unser Werk wird Freiheit finden, wird die bange Nacht durchlichten: Bodentreu, durch tausend Streben, eng geschlungen,

Dezember 1936

Hitlerjugend unter sich 7

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in die schwere deutsche Erde hart gedrungen, quillt uns Leben, unser Leben. (E. G. Kolbenheyer)

Einer spricht: Im Jahre 1932 hielt immer noch Not und Verrat das Reich gefangen. Aber auf den Straßen marschierte schon die junge Kolonne, gewaltig an Zahl, für die Freiheit und die Ehre. Heftiger denn je zuvor, war das Morden der roten Banden.

Viele mußten ihr junges Leben laſſen. Aber unbeirrt marschierte die deutsche Revolution ihrem Höhepunkt entgegen. Lied: „Hört ihr es grollen durch Straßen und Gaſſen“ (W. Altendorf)

Einer : Im Beusselkiek des roten Berlin kämpft eine kleine ScharEs ist der 24. Januar 1932. Jungen gehen von Tür zu Tür und verteilen Zettel. Zettel, die das Volk wachrütteln sollen. Auch Herbert Norkus ist dabei. Bald hat die Kommune Wind.

Gesindel jagt hinter Herbert Norkus her Herbert suchte umsonst in der Hansa-Molkerei Schuß. Die große eiserne Tür war verſchloſſen. Nun heßt er auf den Milchladen gegenüber der Hansa-Molkerei zu. Die Roten schreien hinter ihm her. Der Milchladen wird ihn retten. Irgendwo wird er ihn verstecken. Nein, er wird den Laden zuſperren. Und bis die Roten die Ladentüre eingeschlagen haben, wird er schon weiter sein. Er greift die Ladenklinke. Die Türe geht nicht auf. Sie haben ihm drinnen den Schlüſſel umgedreht. Er raft

Dezember 1936

Hitlerjugend unter sich 7

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zur Schulhaustür. Aber am Sonntag ist die Schule auch geschlossen. Jeht haben sie ihn und schlagen ihn nieder. Aus den offenen Fenstern der Zwinglistraße schaut die Neugierde. Keiner hilft dem 15jährigen Helden in ſeiner Todesnot. Da erhebt er sich noch einmal, das leßtemal. Der Plättladen, auf den er zustürzt, hat auch zu . Nun muß das Ende kommen. Er kann nicht mehr. Wenn nur sein Vater bei ihm wäre — oder Gerd. Mit den Stiefelabſäßen treten ſie ihm ins Gesicht. Die feigen, hißigen Messer der Roten arbeiten. Eine Stunde später stirbt Herbert Norkus im Moabiter Krankenhaus. (Aus dem Buch von R. Ramlow: ,,Herbert Norkus ? Hier!" Verlag Union Deutsche Verlagsgesellschaft.)

Schweigen Lied: ,,Der Himmel grau und die Erde braun" (W. Altendorf) Einer: Auch Tote stehn in unsern Reihn :

Den ihr uns gestern erschlagen, Den haben wir nicht zu Grabe getragen, Nein! Den ihr uns gestern in feiger Nacht Auf dunkler Straße umgebracht, Ist, als das Dämmern des Tags begann, Aufgewacht! Des Toten Gesicht

Tragen heut hunderttausend Mann Und sind Gericht. (B. v. Schirach)

Lied: Mögen wir sterben, unseren Erben gilt dann die Pflicht, — Deutschland — stirbt es zu erhalten und zu gestalten nicht.

(K. Bröger) Dezember 1936

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Wintersounwendfeier der SA..

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Die SA. wird dieses Jahr am 21. Dezember an allen ihren Standorten den Tag der Wintersonnenwende in kurzen Feiern am Flammenstoß begehen. Von der Abteilung ,,Weltanschauung und Kultur" der Obersten SA.-Führung sind für diese Feier Anweisungen ausgearbeitet worden, die im nachfolgenden wiedergegeben sind. Dieses Beispiel zeigt klar, daß auch mit einfachsten Mitteln (Einzelsprecher, Mannschaftschor und Blasorchester), wie sie nun einmal in der SA. ge= geben sind, eindrucksvoll eine solche Feier im Freien gestaltet wer den kann.

Aus ursprünglich deutschem Brauchtum heraus begeht die SA. in der Nacht, in der das Licht die Dunkelheit überwindet, symbolisch die Feier der Wintersonnenwende. In dieser geweihten Nacht werden allerorts SA .-Männer den Flammenstoß entzünden, um auch damit erneut im Glauben an den Sieg des Lichtes ein Bekenntnis zur Kameradschaft abzulegen, das sie dann mit hineintragen in den Kreis der Familie.

Die Feier am Flammenstoß

Nach Eintritt der Dunkelheit marschieren die Einheiten mit ihren Fahnen zu der Stelle, wo der Holzstoß bereits aufgeschichtet ist. In kleineren Orten wird er nach Möglichkeit außerhalb und auf einer Anhöhe stehen, während größere Orte einen geeigneten Plat inmitten des Stadtbildes wählen. Der Marsch zum Holzstoß ist ein Schweigemarsch. Haben sich die Einheiten um den Holzstoß aufgestellt, so tritt ein Sturmführer vor und spricht folgenden Fahnenspruch:

Wo immer die Fahne steht, stehen auch wir, kämpfen durch Macht und Not und streben, als Volk, gläubig empor zu unsterblichem Licht.

Dezember 1936

SA. im Kameradschaftskreis 7

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Hierauf wird von allen das Lied Flamme empor" gemeinsam gesungen, währenddessen zwei SA.-Männer den Flammenstoß entzünden. Bis das Feuer hell aufloht und den ganzen Stoß erfaßt hat, verharren die versammelten Einheiten schweigend. Dann spricht der Standortführer, dessen Feuerrede durch nachstehende Gedanken ergänzt werden kann:

Feuerrede:

,,Wie jede Nacht ihre Sterne hat, ob wir sie auch nicht immer er kennen, so hat ein jedes Herz sein inneres Leuchten. Mit solchem inneren Leuchten wollen wir diese Nacht der Sonnenwende erhellen, denn Gott soll erkennen, wo die Starken sich sammeln in aller Finsternis und in des Winters Härte, und, die feines Glaubens so voll sind. Des Winters Hochmut wird am Lichte gebrochen. Voll seines Schimmers steht unser Glaube. Und wie in dieser Nacht des Feuers Flamme ragt, so lebt in aller Not das Mahnmal unserer Liebe. Zum Zeichen dessen tragen wir die Fahne. Sie ist unserer Herzen bleibendes Fanal: Flamme des Glaubens, schlage gewaltig empor und grüße das Feuer der Liebe in unserer Fahne und mache die Finsternis, da die Sonne uns am fernsten steht, zur Nacht, da das Herz uns am höchsten schlägt. Und, laßt die Liebe zum Licht sein die lebendigste Sprache unseres Blutes : Die Notüberwinderin, die Mutter der Kindheit, die Wahrerin unseres ewigen Volkes . Wer ihrer entbehrt, entbehrt des lebendigen Gottes. Schlage, Flamme, empor, grüße den Schöpfer ! In uns schließt sich der Kreis, und die entbrannten Herzen harren seiner Verkündung, daß die Sonne, die uns alle erhellt, sich wieder zu uns wende. Der Schwur dieser Stunde aber soll heißen: Wer sich in Treue verschwor, offenbart sich im Glauben. Wer sich zum Blute bekennt, lebt in der Bruderschaft gemeinsamen Werkes. Und fühlt er die Liebe nicht, wie will er die Not überwinden ! Wie überwände die Sonne den Berg dieser Nacht ! Gott steht in der Fahne derer, die Flamme sind und von der Glut eines tieferen Wissens brennen. Ihr Glaube muß lebendige Liebe sein. Ihr Glaube lebt in des Allmächtigen Daseins herrlichster Offenbarung: dem Licht. Zu ihm flammen wir alle empor, in ihm werden wir Deutschland."

Dezember 1936

SA. im Kameradschaftskreis 7

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Zum Einwerfen der Flammenkränze ,,Also gedenken wir in der Stunde dieser Nacht derer, die starben, damit Deutschland lebe.“ Erster SA.-Mann (tritt vor): Den Helden des Krieges !" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.)

Zweiter SA.-Mann (tritt vor): ,,Der ewigen Wache, den toten Soldaten des Führers !" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.)

Dritter SA.-Mann (tritt vor) : „ Den Opfern um unser täglich Brot !" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.) Der Standortführer spricht : ,,Und wir gedenken in dieser Stunde des werdenden Lichtes unserer deutschen Zukunft.“

Vierter SA.-Mann (tritt vor): Den Müttern !" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.) Fünfter SA.-Mann (tritt vor) : ,,Der Jugend!" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.) Sechster SA.-Mann (tritt vor) :

,,Dem Vaterland !" (Wirft seinen Kranz ins Feuer.) Der Standortführer spricht, während zwei Fackelträger vortreten und ihre Fackeln am Flammenstoß anbrennen : ,,Entzündet die Fackeln und tragt sie als Zeichen des wiedergeborenen Lichtes durch die Weihenacht, daß sie die Herzen all derer entflammen, die an die Fahne glauben.

Dezember 1936.

SA. im Kameradschaftskreis 7

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Adolf Hitler, der diese Fahne ins Licht hob und Deutschland errettete, ihm geloben wir auch in dieser Stunde Treue und Gefolgschaft. Dem Führer Sieg Heil!" Wo die Möglichkeit besteht, mit den Einheiten vorher Lieder einzuüben, soll als Schlußlied der Sonnwend - Choral „ Wir stehen um den Flammenstoß und loben Gott in der Höhe "gesungen werden. Darauf erfolgt der Befehl zum geschlossenen Abmarsch (Spiel kann gerührt werden). Die vorgesehenen Lieder erschienen im Liederblatt, Folge 2 der ,,Lieder der Mannschaft" im Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf., München 2 NO. Ebenso wurden leichte Begleitsäße zu beiden Liedern für Blasorchester im gleichen Verlag herausgebracht.

Dezember 1936

SA. im Kameradschaftskrets 7

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Scherz undGraft

im

Jahrgang 1936

Spiel

Registerblatt 8

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Deutsche Jugendspiele

201

Das Kulturamt der Reichsjugendführung empfiehlt für die kommende Lagerzeit zwei lustige Spielhefte : 1. ,,Jahrmarktrummel"

Von Oskar Seidat. Verlag: Münchener Laienspiele, Chr. Kaiser, München. 2. ,,Lagerzirkus"

Lieder, Verse und lustige Szenen veröffentlicht im 1. Beiheft der ,,Spielschar". Verlag : Armed Strauch, Leipzig. Aus dem letzteren Heft ist besondere das Spiel ,,Das Raritätenfabinett" gut gelungen, in tem ein ,,Rakalei“ (Raritäten-Kabinettsleiter) auftritt, der in einem Herrn Al die Idealgestalt des internationalen Menschen" vorführt, die ,,bis an die Zähne bewaffnete" deutsche Jugend zeigt, ferner ein Zeitungsbündel mit abessinischen Siegesmeldungen, ein Haar, an dem der Sieg der Abessinier bei Ual-Ual hing und andere zeitgemäße Dinge.

Juni 1936

Lagerzirkus und Ulk 8

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".

2

1 „ Der Sieg der

Anne Kortüm'"

von Erich Seifert. Fünf junge Menschen haben sich zu einer Seglergemeinschaft zusammengefunden. Sie wollen an einer Regatta teilnehmen und hoffen zuversichtlich auf einen Sieg. Ein reicher Amerikaner will sie durch das Anerbieten von Geldmitteln, und da dies keinen Erfolg hat, durch Drohungen von ihrer Absicht abbringen. Die Kameradschaft hält jedoch auf Hieb und Stich zusammen und siegt über den Mammonismus des Plutokraten. In diesem guten Laienspiel wird kein politisches Thema angeschlagen, aber die Haltung der jungen Menschen entspricht der besten nationalsozialistischen Lebensanschauung. Wir können darum das Spiel bestens empfehlen.

Zehn Männerrollen . Eine einfache Zimmerdekoration.

Aufführungsdauer : Etwa 35 Minuten. Schwierigkeitsgrad : Leicht. Eignet sich für gesellige Veranstaltungen.

Verlag: Armed Strauch (Leipzig).

Juli 1936

Das Laienspiel 8

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2

Spiele der deutschen Jugend Das Kulturamt der RIF. gibt den Einheiten der HI. bekannt:

Um dem großen Mangel an brauchbarem Spielgut für die Einheiten der Hitlerjugend abzuhelfen, beginnt das Kulturamt der Reichsjugendführung jeht im Verlag Arwed Strauch, Leipzig C 1, die Reihe ,,Spiele der deutschen Jugend" herauszugeben. Gewiß sind heute hier und dort gute und auch für uns brauchbare Spiele erschienen, im ganzen herrscht aber eine solche Richtungslosigkeit und ist damit die Auswahl der Spiele für die Einheitsführer so sehr erschwert, daß diese neue Reihe als eine klar ausgerichtete und ganz auf die Bedürfnisse unserer Einheiten zugeschnitz tene Auswahl eine dringende Notwendigkeit war. Die ersten Spiele sind im Druck und werden in kurzer Zeit vorliegen. Sie können schon jet bestellt werden : Heft 1 Das große Zeittheater. Ein Jungenspiel von Erich Colberg. Heft 2 Goldmarie und Pechmarie. Ein Mädelspiel von Hedwig von Olfers. Heft 3 Ewiges Volk. Von Wolfram Brockmeier. Heft 4 Politischer Zirkus. Heft 5 Die Jungen vom steilen Hang. Von Trude Sand. Heft 6 Pflug und Schwerk. Von Hans Falk. Eine ausführliche Besprechung und die Ankündigung der weiteren Spiele erfolgte in der letzten Nummer der ,,Spielschar". Neben dieser neuen Reihe wird das Hauptreferat ,,Feier und Freizeit" im Kulturamt der Reichsjugendführung in ganz kurzer Zeit Blätter zur Spielberatung herausgeben, die der Spielschar" bei gelegt und außerdem allen Einheiten zugestellt werden sollen. Daneben werden sie vom Verlag Arwed Strauch zu beziehen sein. Auf diesen Beratungsblättern soll langsam eine Sichtung des ge= famten Materials für die Feier- und Freizeitgestaltung vorgenom= men werden, verbunden mit ausführlicher Stellungnahme über Qualität und Brauchbarkeit für unsere Arbeit.

August 1936

Das Laienspiel 8

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1 „ Der heilige Sturm" Volksspiel von Heinz Schwißke. Das Spiel umschreibt in symbolischer Form den Weg der deukschen Erhebung. Vor dem Lore der Stadt liegt der Lindwurm und fordert immer größere Opfer vom Volke. Als schon das leßte verloren scheint, kommt der Retter und befreit es aus Bedrückung und Not. Handlung und Dialog sind so gestaltet, daß ohne sichtbare Tendenz die Beziehung zur Gegenwart spürbar wird. Das ausgezeichnete Spiel eignet sich in besonderem Maße für die Freilichtbühne. Mit geringen Mitteln kann die Dekoration angedeutet werden, dagegen bietet der freie Raum die Möglichkeit zur Entfaltung größerer Volksmengen. Wir empfehlen das Spiel schon mit Rücksicht auf den Mangel an guten Freilichtspielen. Hinzu kommt, daß bei feierlichen Anlässen immer wieder sogenannte Weihe- oder Festspiele aufgeführt werden, die- oftmals für den betreffenden Tag verfaßt einen geradezu jämmerlichen Eindruck hinterlassen und die ob ihrer dramaturgischen Unzulänglichkeit und der oftmals schief gesehenen, groben Tendenz eine tiefe Verärgerung auslösen. Voraussetzung für eine Aufführung des hier empfohlenen Werkes ist freilich, daß seine Rollen mit sehr gewandten Sprechern, die die Versform einwandfrei beherrschen, beseßt sind. Wo sich hierfür keine geeigneten Laienspieler finden, wird man Berufsschau spieler hierzu heranziehen müssen. Dagegen können die kleineren Rollen, sowie das Volk von Laienspielern gegeben werden. 16 Personen : 9 männlich, 7 weiblich, 4 Nebenrollen, Volksmenge und Bewaffnete. Dekoration : Eine Straße der Stadt (angedeutet). Aufführungsdauer : Etwa 40 Minuten. Schwierigkeitsgrad : Mittelschwer. Die Aufführung eines solchen Stückes auf einer Freilichtbühne kann gut in das Programm eines mehrtägigen Gau- oder Kreisparteitages einbezogen werden. Verlag: Langen-Müller (München), Theater und Freilichttheater 9, Juli 1936.

Juli 1936

Theater und Freilichttheater 9

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Franz Moraller : : Das deutsche Freilicht- und Volksschauſpiel

Völkische und kulturelle Aufgabe. Soweit sich bis heute übersehen läßt, werden in der kommenden Spielzeit nicht weniger als etwa 200 Freilichtspielunternehmungen in Deutschland wieder zu spielen beginnen. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahre eine wesentliche Zunahme der Unternehmungen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Spielzeit wird die Zahl der Besucher bei diesen Freilichtspielunternehmungen wieder in die Millionen gehen. Ein großer Teil des deutschen Volkes findet in diesen Spie= len Entspannung und innere Erhebung über die Sorgen des Alltags und damit die Kraft zu neuer Arbeit. Großen Umfang werden in diesem Jahre auch die Abschlüsse zum Gemeinschaftsbesuch zwischen der Organisation ,,Kraft durch Freude" und den einzelnen Freilichtspielen haben. Schon aus diesen wenigen Latsachen geht die große Bedeutung des Freilichtspieles im kulturellen Leben der Nation hervor. Es ergibt sich hieraus aber auch die große Verantwor tung, die das Freilichtspielwesen gegenüber der Volksgemeinschaft trägt, denn es ist in seiner rasch aufblühenden Entwicklung zu einem wesentlichen Faktor völkischen Gemeinschaftslebens geworden. Für das Volk aber ist das Beste gerade gut genug. Darum muß im gesamten Freilichtspielwesen die Verpflichtung zu höchster Leistung und innerer Wahrhaftigkeit erkannt werden, denn das Freilichtspiel ist nicht dazu da, allein unter wirtschaftlichen oder fremden verkehrstechnischen Gesichtspunkten Massen anzuziehen, sondern es hat seine ihm eigene, kulturelle Aufgabe zu erfüllen.

Eigene Spielgesete. Jegliches Spiel im Freien stellt sich der ganzen Vielfalt aller Natur: Lag und Dunkel, Sonne und Sterne, Luft und Wind, Regen und Wetter bestimmen entscheidend alle Aufführungen unter freiem Himmel, die so unter Gesehen, sehr wohl verschieden von denen des Innentheaters, stehen. Perücken und Schminke, ohne die in den Bereichen des Rampenlichtes keine Charakterisierung des Handelnden möglich ist, verlieren am hellen Tag ihre Kraft. Ko-

August 1936

Theater und Freilichttheater 9

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stüme, nach Form und Farbe auf den Bühnenausschnitt bezogen, gewinnen im Freilichttheater nur selten die Maße, die wirksam sind. Dekorationen, die im Bühnenraum ihr Material zu Bühnenbildern zu erhöhen vermögen, zerfallen im Freien wieder in das, was ſie ſind : in Holz, Leim, Leinen und Papier. Gesten und Bewegungen aus den Grenzen des Guckkastens verlieren sich im Freien und werden klein. Das Pathos der Sprache, das im Innenraum temperiert werden mag, verlangt in der freien Luft eigene Härte und beständige Fülle. Heben und Senken des Vorhanges öffnet und schließt die Welt der Bühne dem Zuschauer. Im Freien erfolgt als Anfang und Ende einer an einem bestimmten Ort ge= bundenen Handlung die Bewegung des Aufmarsches und Ab= zuges. Ein eigentliches Freilichtspiel ist erst da gegeben, wo Stoff und Gestaltung aus dem Raum des Einzelmenschen hinaus in die Öffentlichkeit drängen, wo ein allgemeines Schicksal und großes Geschehnis völkischen Lebens ersteht, um sich in dem ihm angemess senen Raum auszuwirken. Das Spiel muß derart sein, daß es die Natur als seine Umwelt verlangt, aber von ihren Wechselfällen (Sonne und Regen) seiner Anlage und Sprache nach nicht abhängig ist. Die Gestalten des Freilichtspiels, seine Helden“, find nicht Privatpersonen, sondern Typen, in denen ein gemeinſames, über alles einzelne hinausweisende Anliegen zur Erſcheinung kommt.

Keine falsche Volkstümelei ! Heute sollte man keinesfalls, so volkstümlich dergleichen auch ge-. meint sein mag, „ Trachtenspiele", die zum größten Teil Überbleibsel der Moden höherer Schichten vergangener Zeiten sind, noch Revue paſſieren lassen. Und nur mit größter Vorsicht sollte man sich zur Wiedererweckung populärer Singspiele entschlieBen, die meistens nur eine verdünnte Auflage der in ihr Haus gehörigen . Oper sind. Die Dramen unserer Klassiker sind im allgemeinen, auch wo sie ein landschaftliches Panorama erfordern, dem Wesen ihrer. Gestalten nach im Innern des Theaters zu belassen, für das sie geschrieben sind. Massenszenen sind nicht unbedingt schon deswegen ins Freie zu verlegen, weil ihnen dort ein größerer Spielraum zur Verfügung steht, sondern Einſaß, Vollzug und Ausklang der

August 1936

Theater und Freilichttheater

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Handlung müssen, wie angedeutet, auf den freien Raum in seiner ganzen Weite ausgerichtet und mit jener Kraft geladen sein, die ihn zu füllen vermag. Das wiedererwachte Freilichtspiel um die Wende des Jahrhunderts wurde vor allem durch eine ,,romantische" Haltung bestimmt. Auf Waldbühnen wurde das gespielt, was seinem Gegenstand nach stimmungsvolle Naturkulissen und grünen Hintergrund verlangte. Die Reihe mancherorts erstandener Markt- und Heimatspiele veräußerlichte oftmals das Wesen solchen Mühens. Sie stellten zwar farbenprächtige lebende Bilder zur Schau, deren kalte Pracht jedoch meistens nicht in das Bewußtsein des Volkes drang. Erst nach vielen mühsam gewonnenen Einsichten über die Eigenart und die besondere Aufgabe des Volksschauspiels ist es möglich, eine neue Art deg Spieles im Freien zu gestalten. Heute erst besißen wir in Deutschland die wesentlichste Voraussetzung für diese Art des Volksschauspiels : ein geeintes deutsches Volk, erfüllt von einer großen Gemeinschaftsidee.

Das echte Volksschauspiel. Im Volksschauspiel spielt ein ganzes Land und sein Volk mit; nicht in Außerungen romantisierender oder veralteter Vorstellungen von Heimatspiel als einer Trachtenschau, noch in der Ausgeburt archivalischer Ausgrabungen, auch nicht nach Gebrauchsanweisungen reimeschmiedender Jubiläendichter — wohl aber aus. der gebannten Fülle völkischen Lebens, das, leidenschaftlich gebunden, durch einen wirklichen Dichter Gestalt gewonnen hat und durch einen Spielführer lebendig geworden ist. Im Laufe dieses Sommers werden sich in allen Gauen des Reiches die Spiele unter freiem Himmel den Elementen der Natur und dem deutschen Volke stellen. Noch entsprechen nicht alle Spiele den Forderungen eines wirklichen Volksschauspieles. Die meisten jedoch sind über dem Verheißen hinaus auf dem guten Wege einer Erfüllung. Diese neue Sinngebung für das gesamte deutsche Freilichtspielwesen zur Lat werden zu lassen, ist die große Aufgabe, die dem Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e. V. von seinem Schirmherrn, Reichsminister Dr. Goebbels, gestellt ist. Es wird hierzu einer Entwicklung bedürfen, die ihren Abschluß wohl erst in Jahren finden wird. Das Entscheidende aber ist, daß heute bereits von einer zentralen Organisation, der aller Freilicht- und Volksschauspielunternehmen in Deutschland ange-

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hören müssen, diese Gedanken auf dem Gebiete der Spielplangestaltung und Spielformgebung klar und eindeutig herausgestellt werden. Die Reichsfestspiele in Heidelberg, die vom Reichsbund der deutschen Freilicht und Volksschauſpiele veranstaltet werden, werden beispielhaft bestes deutsches Kulturschaffen vor aller Welt sichtbar werden lassen und damit wegweisend für die Entwicklung des deutschen Freilichtſpieles in der Zukunft sein.

August 1936 ... VORSCHLAGE

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3

„Kämpfende Mannschaft“ von Wilhelm Schöttler.

Ein erfreuliches, gut gebautes Spiel von Gemeinschaftsgeist, Opferbereitschaft und kämpferischer Haltung. Der Inhalt ist kurz folgender : Der Steuermann hält für die Hansestadt eine am Meer liegende Außenveſte beſeßt und verteidigt sie gegen alle Bedrohungen. Die Lage der Besaßung ist schwierig, es fehlt am Nötigsten. Der Rat der Stadt trägt sich mit dem Gedanken, die Beste zu räumen. Aber der Steuermann mit seinen Leuten hält aus. Nur einer, Bernt, bittet den Winter über um Urlaub. Er will dorthin, wo wirklich gekämpft wird. Der Steuermann läßt ihn ziehen, betrachtet ihn aber als einen Abtrünnigen. Der Freibeuter, Ritter Göde, kommt mit einem gefälschten Edikt des Rates der Stadt und verlangt vom Steuermann die Übergabe der Veste. Dieser weist ihn zurück. Nun will Göde die Veste durch einen Handstreich nehmen. Bernt stößt zu Göde, erkennt die Gefahr für die Veste und seine Kameraden und läßt sich von dem Freibeuter anheuern, um seine Pläne zu durchkreuzen. Es gelingt ihm, und er besiegelt seine Einsatzbereitschaft mit dem Opfertod. In dem Spiel sind einige chorische Stellen eingebaut. Diese lassen. sich leicht für Einzelsprecher aufteilen. Die szenische Gestaltung ist so, daß das Spiel auch auf der Freilichtbühne gegeben werden kann, die Wirkung würde dadurch sogar erhöht werden. Jedenfalls ist das Spiel sehr empfehlenswert. Acht männliche Personen, eine kleine Anzahl von Statisten. Dekoration : Einfacher Raum und freie Gegend. Bei Freilichtaufführungen wären die Szenen des Raumes ohne weiteres in den hof der Veste zu verlegen. Aufführungsdauer: etwa 50 Minuten. Schwierigkeitsgrad : mittelschwer. Eignet sich besonders zum Einbau in das Programm eines mehrtägigen Gau- oder Kreisparteitages. Verlag: Chr. Kaiser, München.

August 1936

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10

1

DerRundfunk

Jahrgang 1936

Registerblatt II

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„ Stunde der jungen Nation" Sendeplan für die nächsten Wochen 201 8.1.36: RS. Königsberg : ,,Weg übers Meer". 15.1.36 : RS. München :

"1Ein Volk vergeht". Schicksal der Wandalen.

Vom

22.1.36: DS.: Gemeinschaftssendung SA., SS., HI ,. Arbeitsdienst. 29.1.36: RS . Leipzig : ,,Das Erbe im Blut". Eine Bauernchronik. 5.2.36 : RS. Köln : BDM. 12.2.36: RS. Frankfurt/M.: ,,Helden und Händler". 19.2.36 : DS.:,,Ausverkauf bei Plüsch & Co.".

Eine

Zeitsatire. 26.2.36 : RS. Breslau : ,,Der Erbstrom". 4.3.36: DS.:,,Lieder, die in der HJ. entstanden". 11.3.36: RS. Stuttgart : ,,Die Insel der Ordnung". Deutschland zwischen gestern und heute.

18.3.36 : RS. Berlin : Gemeinschaftssendung SA., SS.,. HJ., Arbeitsdienst. 25.3.36: RS. Hamburg:

Januar 1936

Land wächst unterm Spaten".

Vor- und Rückschau II

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102

„ Stunde der jungen Nation“ in den Monaten Mai und Juni.

29. 4. 36 : Landsknechte. 6.5.36 : Musik der Jugend. 13.5.36: Der Soldatenkönig von Eberhard Wolfgang Möller. 20.5.36 : Winde wehn, Schiffe gehn. Auf Segelfahrt nach Hallig Hooge.

27.5.36: Scharnhorst. 3.6.36 : Gemeinſchaftssendung. 10.6.36 : Volk, fliege wieder.

17.6.36 : Die friesische Herrin. 24. 6. 36 : Vom Wecken bis zum Zapfenstreich.

Mai 1936

Vor- und Rückschau II

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103

Stunde der jungen Nation“

Sendeplan für den Monat November 1936.

4. 11. 1936 : RS. Hamburg : Jugend am Pflug. " — Landdienst Landjugend Landjahr . 11. 11. 1936 : RS. Leipzig : „ Bauerntreu' und Bauerntrok sind stärker als das Sterben."

Szenen aus der Geschichte des Bauerntums. 18. 11. 1936 : RS. Königsberg : flink."

Ihr Spielleut' halt' euch

Bauerntänze und Bauernmärsche. 25.11 . 1936 : RS. Köln : „ Ein Abend auf Schloß Varenholz mit Josepha Berens-Totenohl.“

Von den „ Musiktagen der Hitlerjugend" in Braunschweig vom 30. 10. bis 1. 11 , 1936 werden folgende Sendungen übertragen:

30. 10. 1936 : „ Heilig ist unsere Arbeit und groß.“ Eine Werkfeier zur Eröffnung der Braunschweiger Musiktage.

1. 11. 1936 : 9.00-9.45 Uhr Morgenfeier : ,,Die Kunst dient dem Volke." Es spielt Prof. Hermann Diener mit seinem Collegium musicum.

Oktober 1936

Vor- und Rückschau II

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1 8

3

104

,,Stunde der jungen Nation"

Sendeplan für den Monat Dezember 1936

2. 12. 1936:

RS. München : ,,Nur der Freiheit gehört unser Leben". Gemeinschaftssendung HJ. und Wehrmacht.

9. 12. 1936: 16. 12. 1936:

RS. Breslau : ,,Segen der Erde". Deutschlandsender : ,,Welt liegt im Winterkleid". Eine Jungmädel-Ringsendung.

23.12.1936:

RS. Berlin : ,, Du Feuer, flieg von Berg zu Berg". Eine Sendung zur Sonnenwende.

30.12. 1936 :

November 1936 VORSCHLAGE

Jahr an der Wende".

Vor- und Rückschau II DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

?

Volksliedu . Volkstanz

Jahrgang 1936

Registerblatt 12

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Drei lustige Volkslieder Für heitere Gemeinschaftsabende gibt die RIF. für HI. und BDM. drei heitere Lieder an, die der Liederfolge Nr. 12 aus den Liederblättern der Hitlerjugend, Verlag Kallmeyer, Wolfenbüttel, entnommen sind. Es handelt sich um die drei Volkslieder ,,Die Binschgauer wollten wallfahrten gehn“, „ Ießt fahren wir übern See" und Kennt' ji all dat nije Leed ?" Die Lieder eignen sich für heiteres, gemeinsames Singen (Volksliedſingen). Das einzelne Liederblatt kostet 2 Rpf., Mindestbezug 10 Stück. Bestellungen sind zu richten an den Verlag Kallmeyer, Wolfenbüttel.

1

Die Binschgauer Aus Bayern

1. Die Binschgauer wollten wallfahrten gebn , die Binschgauer

wollten

wallfahrten gehn, fietäten gerne fin gen und

funtens nit gar ſchön , ſie tä- ten gerne ſingen und funteng nit gar

ichön

zida.ho ,

Zicha hi ,

icha

hi

a

bio

bo ! Die

Binsch ger sind schon wieder, wie der do! Jetzt schau fein , daß ein

jeder, je · der,

Rän - jele.

Februar-1936

bo,

ſe · der, jeder , je , der, je - der ſei

-fei

Rän

jele

bo!

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLÄGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2. Die Binschgauer zogen weit vom Heimatland, sie schauten viele Stadeln und wurden rings bekannt. Zſchahi uſw. 3. Die Binschgauer hatten lange Freud und Not, bis hoch des Domes Zinne erglänzt im Abendrot. Zschahi usw. 4. Die Binschgauer gängen um den Dom herum, die Fahnestang is broche, jeßt gängens mit dem Trumm. Zschahi usw. 5. Die Binschgauer gängen in den Dom hinein, die Heiligen täten schlafe, sie kunntens nit daſchrein. Zſchahi uſw.

2 Jetzt fahrn wir übern See

Nordböhmen

1.Jetzt fabrn wir übern See , übern See,Jetzt fahrn wir übern

See

mit

Wurzel, Wurzel,

Wurzel, fein

einer

hölzern

Wurzel, mit

Wurzel,

et • ner hölzern

Ru der war nicht

dran.

2. Und als wir drüber warn, drüber warn, und als wir drüber warn, da sangen alle Vöglein, Vöglein, Vöglein, da ſangen alle Vöglein, der helle Tag brach an. 3. Der Jäger rief ins Horn, in das Horn, der Jäger rief ins Horn. Da bliesen alle Jäger, Jäger, Jäger, Jäger, da bliesen alle Jäger, ein jeder in ſein Horn.

Februar 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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3

Kennt' ji all dat nije Leed?

Norddeutschland

1.Kennt ji all dat

wat dat ganje

ni je Leed, ni

je Leed, ni

je Leed,

Dörp all weet, von Herrn Pa- tur fin Kaub?

Sing man tau, fing man rau von Herrn Daftur sin Kauh, jau jau,

fing man tau, fing man tau von Herrn Pa-stur fin Kauh!

2. Ostern wier sei dick un drall, Pingsten leeg sei dot in'n Stall uns' Herrn Pastur sin Kauh.

3. As sei wier in Stücken snädn, hett dat ganze Dörp wat krägn von Herrn Pastur sin Kauh. 4. Jochen Sleif, de Trängsuldat, kreeg ' n Pott vull Mulsalat von Herrn usw. 5. Un de ole Stadtkapell kreeg ' n nieges Trummelfell. 6. Un de niege Füerwehr kreeg ' n Pott vull Wagensmeer. 7. Sleswig-Holstein meerumslungen hannelt nu mit Offentungen. 8. De Meckelbörger leet nich slapen, sei fettn den Kopp int Lanneswappen. 9. Dat linke Oog von unse Kauh, dat kreeg, ick weit nich mier genau. of vergäten, ick glöw, dat hebbn 10. Dat rechte Dog hew'k ok de Swien upfräten.

Februar 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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Volkstümliche Mai- und Frühlingslieder

4-9 Wenn am 1. Mai auf den größten Pläßen unserer Städte und Dörfer die Teilnehmer an den Feiern zum Tag der nationalen Arbeit aufmarschieren, so haben sie, besonders in den Großstädten, oft schon einen Marsch von mehreren Stunden hinter sich. So sehr wir alle Kräfte darauf richten, die Anmarschwege und Wartezeiten so kurz wie möglich einzurichten, so wenig wird es sich in der Großstadt vermeiden lassen, daß die Teilnehmer der Feiern zum Tag der nationalen Arbeit oft eine beträchtliche Zeit warten müssen bis zum Beginn der eigentlichen Feier, für die unter 1/202 und 1/206 ge= eignete Vorschläge gemacht wurden. Hier müssen wir die wartenden Menschen durch den Einsaß geeigneter Musik innerlich friſch halten, wenn wir vermeiden wollen, daß sie müde und abgespannt sind, wenn die eigentliche Feier beginnt. Was hier eine frische Marſchmusik und ein gutes Trommler- und Pfeiferkorps vermag, ist bekannt. Nicht übersehen aber darf auch die Wirkung der Abwechslung werden. Zweckmäßigerweise werden wir, insbesondere wenn längere Zeiträume auszufüllen ſind, zwiſchen die Marschmusik während des Anmarsches der Teilnehmer immer wieder frohe Mai- und Frühlingslieder einschalten, die, soweit sie nicht allgemein bekannt sind, von möglichst großen Singgruppen des BDM., der HI. oder von Schulchören gesungen werden. Neben den im letzten Jahrgang dieser Blätter unter 12/1-18 aufgeführten Volksliedern, verweisen wir im folgenden noch auf einige andere hierfür geeignete Lieder:

„Maikanon“

4

Worte: Karl Seidelmann.

Weise: Jürgen Linde. Verlag: Ludwig Voggenreiter, Potsdam. Aus „Der Ring“.

Zert : Nun kommt auf alle Straßen, der Mai will heut' empfangen ſein. Nun kommet all' herbei ! /

April 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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„Es tönen die Lieder" "

5

Volkslied . Als Frühlingskanon in Folge 4 der ,,Lieder der Jugend am Pflug" erschienen.

Text : 1. Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder, es spielet der Hirte auf seiner Schalmei : La, la, la. /

„Nach grüner Farb' mein Herz verlangt“

6 Worte: Volkslied des 15. Jahrhunderts. Weise: Michael Praetorius, 1610.

Verlag : Jugend am Pflug", Folge 4 der gleichnamigen Liederblätter. Diese Ausgabe enthält einen guten zweistimmigen Sah von Ewald Sotke.

Zert :

T 1. Nach grüner Farb' mein Herz verlangt zu dieser Winterzeit, in Trauern sich mein Herze bangt, die Seele ist voll Leid. Verblichen ist der Sonne Schein, ist alles worden kahl, verStummt der Sang der Vögelein, verdorret wohl blau Blümelein, grün Laub ist worden fahl. / 2. Will wieder kleiden mich in Grün, spazieren will ich gahn, wenn Blümlein wieder also blühn, der Sommer fahet an. Will kleiden mich in lichtes Blau, bedeut't: Vergißnichtmein. O Blümelein auf grüner Au, du Sonnenlicht, lieb Himmelsblau, wollt nicht mehr ferne sein ! /

April 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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7

Maienfahrt

Altes Mailied

I.

Nun will der Lenz uns grü • aus allenWie •ſen ſprie ·

1.

· Nunwill der Lenz uns grü aus allen Wiesen sprie •

lau; blau.

weht rot

Draus

es und

lau; blau .

ein Ge-wand gar

de fich ein

flei

.

wob

Mit • tag weht es Blu -men rot und

ken, von Mit-tag ben die Blu men

die braune

De

zum

Hei

de lich

Draus mob die brauneHei

und

fein

lädt

Gewand gar fein

Feft • tags . Flei

April 1936

fen ,von Ben die

Mai en • tan · je

De

im Fest-tags.

und lädt im

ein.

zum Mai en · tanze ein.

Volkslied und Volkstanz 12

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2. Waldvöglein Lieder singen, wie ihr sie nur begehrt, drum auf zum frohen Springen, die Reis' ist Goldes wert! Hei, unter grünen Linden, da leuchten weiße Kleid'. Heija, nun hat uns Kindern ein End all Wintersleid . / In einem zweistimmigen Sah von Walter Rein veröffentlicht im ,,Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 34, Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel.

Reigen um den Maibaum

8 Aus dem Siebengebirge

1. Der Mai,

der Mai, der

tommt her · an • ge

• rau

luftige Mai,



ichet.

Jd

Busch und brach mir ei - nen Mai , der Mai und

grü



10,

ne,

der Mai

la 8 ra , tra

tra

und

der

war

Der

ging in den

der

roar

lal∙ lal lal∙lal

grü⚫ ne!

Veröffentlicht im

Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 34, Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel. Abdruck mit Genehmigung des Musikreferenten der Reichsjugendführung.

April 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Frühjahrs Anfang

Aus dem Rheinland

1. Jest fängt das schō

al · les fängt

Heid

Frühjahr an, und

ne

zu

und ü · ber

blühen an auf grüner

·

· all .

2. Es blüh'n die Blumen auf dem Feld, sie blühen weiß, blau, rot und gelb, so wie es meinem Schaß gefällt. /

3. Jest leg ich mich in grünen Klee, da singt das Vöglein in der Höh, weil ich zu mein Feinsliebchen geh. / 4. Jest geh ich in den grünen Wald, da ſuch ich meinen Aufenthalt, weil mir mein Schaß nicht mehr gefallt. / Veröffentlicht im Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 34, Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel. Abdruck mit Genehmigung des Musikreferenten der Reichsjugendführung.

April 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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„Deutsche Tänze für Fest und Feierabend" 10 Eine sehr geschmackvolle und ungeſchraubte Zuſammenstellung von deutschen Tänzen durch Ilse Berthold-Baczynski und Kurt Krauſpe hat der Verlag Conrad Glaser, Leipzig, herausgebracht. Zwar ist nicht alles einer Empfehlung für unseren Gebrauch wert, doch soll auf einiges hingewiesen werden, was aus alten Volkstanzformen entwickelt ist. Der in einem Anhang mitgegebene dreistimmige Klaviersaß ist nach Möglichkeit von ein- oder mehrfach beseßten Instrumenten gespielt gedacht, Streichern oder Holzbläsern. Die Musik soll dabei aber nicht Selbstzweck sein, sondern nur ein Weg, auf dem „ Tänzer und Spieler durch ernste Zusammenarbeit in die Lanz- und Muſikformen hineinwachsen", wie im Vorwort betont wird. Dadurch ist es auch möglich, den deutschen Volkstanz in einer eben möglichen Form in unseren Reihen zu pflegen. Nach einer kurzen Einleitung mit Erklärungen über die verschiedenen Tanzschritte werden in verschiedenen Abschnitten für bestimmte Jahreslauffeste Anregungen gegeben, so z . B. das ,,Winteraustreiben“, dann ein Singtanz ,,Heut iſt ja Mai !“, ein Bändertanz um den Maienbaum ; der Sonnwendreigen" ist tertlich nicht brauchbar, dagegen für Herbst und Ernte das „ Hafermähen“ und der ,,Windmüller", ein alter Vierpaartanz aus Norddeutſchland. Auch das Flachsernten“ ist sehr lustig. Die übrigen Tänze dürften wohl nur in besonderen Fällen in Frage kommen.

Mai 1936

Volkslied und Volkstanz 12

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13

„Auf, auf zum fröhlichen Jagen !"

Volkslied aus Kärnten.

1. Auf, auf zum fröhlichen Jagen , auf

Heid!

Es fangt ſchon an zu

Zeit . Die

ta · gen , es

in die grüne

ist die schönste

Vögel in den Wäldern sind schon vomSchlaf er-

macht und haben auf den

bracht .Tri-di '• he 1 jo

o tri • di o,

di

he jo di

Feldern das Mor gen lied voll .

be

jo di

hejo di

he

tri - di- o

di

he

di

tri- di • D.

2. Frühmorgens, als der Jäger in grünem Walde kam, da sah er mit Vergnügen das schöne Wildpret an. Die Gamslein, Paar um Paare, sie kommen von weit her, die Rehe und das Hirschlein, das schöne Wildpret schwer . / 3. Das edle Jägerleben vergnüget meine Brust, dem Wilde nachzustreifen, ist meine höchste Lust. Wir laden unsre Büchsen mit Pulver und mit Blei ; wir führen das schönste Leben, im Walde sein wir frei. /

Aus dem „ Liederblatt der HI. “ Nr. 38, Verlag G. Kallmeyer.

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

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1.4

Im Frühtau zu Berge"

Schwedisches Volkslied.

1. Im früh

tau zu Berge wir gehn, fal · le · ra,

schimmern wie Sma-rag ·den alle Söhn, fal · le · ra.

grün

Wir

wan-dern ohne Sorgen fröh·lich ſin.gend in den Mor-gen noch

e . he

im

Ta · le

die Hähne schon krähn.

2. Ihr alten und hochweisen Leute, fallera, ihr denkt wohl, wir wären nicht gescheit, fallera. Wer sollte aber fingen, wenn wir auch schon Grillen fingen in dieſes jungen Frühlings herrlicher Zeit? / 3. Ihr Menschen, vergeßt eure Qual, fallera, kommt mit uns auf die Höhen aus dem Tal, fallera. Wir sind hinausgegangen, um den Sonnenschein zu fangen. So kommt und verſucht es mit uns auch einmal ! /

Aus : Die weiße Trommel" (Voggenreiter Verlag, Potsdam), in neuer Bearbeitung von Gustav Schulten.

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

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15 „Wohlauf, wer baß will wandern“ Volkslied aus einer alten Handschrift ( 15. Jahrhundert).

GA

D

D

1. Wohl · auf, wer baß ' ) will wan D

land ! Der fäum sich hier nicht A

D

G

dern, wobl-auf zum Ba - ter-

A



lan D

ge, die

A



D

meil er mag von D

dan nen, mach sich dort baß be- kannt, mach sich dort baß be 1 kannt!

2. Die Wolken ziehn so schnelle, der Lenzwind brauſt durchs Land. Die Lerche singt so helle, am Baum die Knospen schwellen [ : im lieben Vaterland. : ] / 3. Wirst hold ein Blümchen finden, das heißt Vergißnichtmein ; am Anger bei der Linden wird es dein eigen sein, [ : das lieb Blauäugelein . :] / 4. Wie 1. Str.

1) gut (zu beſſer).

Aus dem „ Singkamerad “ (Franz Eher-Verlag).

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

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.16 „Das Wandern bringt große Freud“

Worte: Philipp Lewalter. Weise: Volkslied.

$ 1JUN JULLAHYAILA 1. Das Wandern bringt groß Freud , das wissen al - le

Leut.

Ich

man-dre froh feld - ein, feld -aus in Got-tes wei - te Welt hin-aus. A-

(a · De)

(a . De) de

a · De!

Das Wan-dern mir ge • fällt.

2. Wie schön ist Gottes Welt ! Ein wonnig Lustgezelt ! Es blüht das Tal, es grünt der Rain, es singt und klingt in Buſch und Hain. [ : Wie schön, :] wie schön ist Gottes Welt ! / 3. O weites Blättermeer, o Wald so hoch und hehr ! Ich kehr heut ein bei dir als Gast, auf deinem Moos, da halt ich Rast. [: Es winkt, :] der Wald zur füßen Rast. / 4. Wenn dann im Dämmerſchein es muß geschieden sein, ich sing noch, daß es weithin ſchallt : „ Ade, ihr Berge, Feld und Wald!" [ Ade, :] es muß geschieden sein!" /

Aus dem Singkamerad“ (Verlag Franz Eher Nachf.) . Das Lied ist außerdem in den meisten Volksliedersammlungen enthalten, mit einem dreistimmigen Sah u. a. in „ Deutſche Lieder“. (Verlag Morig Diesterweg, Frankfurt am Main).

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

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17

Wohlan die Zeit ist kommen"

Soldatenweise.

1. Wohl

an, die

Zeit ist

kom - men, mein Pferd, das muß ge

ſat ย telt sein, ich

hab mirs vor

rit 8 ten muß es

sein.

ru - la la la la,

hab mirs vor - ge

ge

nommen,

de .

Fi

fi- di - ru - la

110m · men,

ru

la

la

ru

la

gerit ten muß es

ge -

ru

la,

la

ich-

lein.

2. In meines Vaters Garten, da ſtehn viel schöne Blum, ja Blum. Drei Jahr muß ich noch warten, drei Jahr sind bald herum. / 3. Du glaubst, du wärst die Schönste wohl auf der ganzen Welt, ja Welt, und auch die Angenehmste, ist aber weit gefehlt. / 4. Der Kaiser streit für's Ländle, der Herzog für ſein Geld, ja Geld, und ich streit für mein Schäßle, solang es mir gefällt. / 5. Solang ich leb' auf Erden, sollst du mein Trimpele, Trampele sein, und wenn ich dann gestorben bin, ſo trampelſt hinterdrein. /

Aus dem „ Singkamerad “ (Franz Eher-Verlag).

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

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11-17

Alte und neue Wanderlieder

Für die kommende Wanderzeit haben die Liederblätter der HI. verschiedene gute und leicht eingängliche Lieder gebracht, von denen wir nachfolgend einige abdrucken. Außerdem haben wir einige aus anderen Sammlungen entnommen.

11

,,Auf, auf, ihr Wandersleut !" Nach Hoffmann und Richter 1842.

Wanders-leut, jum

1. Auf, auf, ihr

Zeit!

Zul

euch nit

Gottes Na 8 men

im . mer • fort

an

lang

Der

rei • fen! Das

et

nen

Wandern fommt die

mei

len, in

Glüd.das lau- fet

an . dern

Ort.

2. Ihr liebsten Eltern mein, ich will euch dankbar sein; die ihr mir habt gegeben von Gott ein langes Leben, so gebet mir gleich einer Speis' den Segen auf die Reis'. / 3. Der Tau vom Himmel fällt, hell wird das Firmament. Die Vöglein in der Höhe, wenn sie vom Schlaf aufstehen, da singen sie mir zu meiner Freud : lebt wohl, ihr WandersIeut! /

Aus dem

Juli 1936

Liederblatt der HI" Nr. 38, Verlag G. Kallmeyer.

Volkslied u. Volkstanz 12

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„Wann wir schreiten Seit' an Seit’“

12

Worte: Hermann Claudius. Weise: Armin Knab.

1.Wann wir ſchreiten Seit’an Seit und die al · ten Lie - der sin gen

und die Wäl - der wi -der- klin-gen , füh- len wir, es muß ge- lin- gen:

Mit

uns zieht die

neu •

Zeit!

2. Einer Woche Hammerschlag, einer Woche Häuferquadern zittern noch in unsern Adern. Aber keiner wagt zu hadern : Herrlich lockt der Sonnentag ! / 3. Birkenlaub und Saatengrün ! Wie mit bittender Gebärde hält die alte Mutter Erde, daß der Mensch ihr eigen werde, ihm die vollen Hände hin. / 4. Wann wir schreiten Seit' an Seit' und die alten Lieder singen, und die Wälder widerklingen, fühlen wir, es muß gelingen : Mit uns zieht die neue Zeit! /

Aus :

Liederblatt der HI." Nr. 36 a, Verlag G. Kallmeyer.

Juli 1936

Volkslied u. Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Volkstümliche Erntedanklieder (18-25)

18

Es steht ein goldnes Garbenfeld

Gustav Schulten.

1. Es stebt

1. Es



an

ben

le,

nes Gar • ben · feld,

mahle,

Mühle,

das

nes

Mable,

Mab

feld.

mah



gold

den Rand der Welt.

mah • le, Mühle,

Mab

gold

ein

steht

' gebt bis

Gar

ein

·

Müb . le,

le,

mah . le!

·

2. Es stockt der Wind im weiten Land, viel Mühlen steh'n am Himmelsrand. Mahle, Mühle, mahle! /

September 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Es kommt ein dunkles Abendrot, viel arme Leute schrein nach Brot. Mahle, Mühle, mahle! / 4. Es hält die Nacht den Sturm im Schoß, und morgen geht die Arbeit los . Mahle, Mühle, mahle! / 5. Es fegt der Sturm die Felder rein, es wird kein Mensch mehr Hunger schrein. Mahle, Mühle, mahle! /

Aus : ,,Der Ning", wo dem Lied der obige Sah von Gustav Schulten beigegeben ist. Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam.

19

Wir schnitten die Saaten Worte: Conrad Ferdinand Meyer. Weise: Paul Hermann. Verlag : Ludwig Voggenreiter, Potsdam. Aus : ,,Der Ring", mit einem teils zweistimmigen Satz und einer Stimme für Begleitinstrumente (z. B. Klarinetten oder Streicher).

Text : 1. Wir schnitten die Saaten, wir Buben und Dirnen, mit nackenden Armen und triefenden Stirnen, von donnernden dunkeln . Gewittern bedroht. Gerettet das Korn! Und nicht einer der darbe ! Von Garbe zu Garbe ist Raum für den Tod wie schwellen die Lippen des Lebens so rot! / 2. Hoch thronet, ihr Schönen, auf güldenen Siken, in strogenden Garben umflimmert von Bligen — nicht eine, die darbe. Wir bringen das Brot ! Zum Reigen, zum Tanze, zur tosenden Runde ! Von Munde zu Munde ist Raum für den Tod — wie schwellen die Lippen des Lebens so rót ! /

September 1936 VORSCHLAGE

Volkslied und Volkstanz 12 DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

20 Wir pflügen und wir streuen

Joh. Abr. P. Schulz ( 1747-1800).

4 1. Wir

pflü - gen

und

streu ·

wir

en

den

Sa-men auf das Land, doch Wachs-tum und Ge dei B hen steht

in des Him "mels

We • hen

sich

Hand ;

mild

träuft, wenn heim wir

der

tut mit

und heimlich

auf

lei sem

und

gehen, Wuchs und Ge-dei-hen drauf.

2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein und wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein, und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot; es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott./ 3. Was nah und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, das Sandkorn und das Meer ; von ihm sind Busch und Blätter, und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm. / 4. Er läßt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf, er läßt die Winde wehen und tut die Wolken auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt dem Vich die Weide und seinen Menschen Brot. / (Math. Claudius, 1740-1815.) Aus: ,,222 Deutsche Volkslieder ", Verlag Trowitsch & Sohn, Berlin W 8. Veröffentlichung hier aus dem ,,Singkamerad", EherVerlag.

Volkslied und Volkstanz 12 September 1936 VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

21

Mit lautem Jubel bringen wir

Erntelied um 1800 Joh. Abr. P. Schulz (1747-1800).

1. Mit

fchön-ften

lau

Ern = te

lichten Bracht diel

tem Ju = bel

= franz

mehr

als

bringen wir

mit

Gol

ben

ſei = ner Ah=ren

= des

Glanz.

2. Die vollen Scheuern stroßen gar vor mildem Überfluß. So haben wir nun auf ein Jahr den reichlichsten Genuß. / 3. So auch der brave Bauersmann, er ist kein Tagedieb, er nüßt und nimmt ſolang er kann, mit wenigem vorlieb. /

4. Das Brot schmeckt uns gedoppelt gut, wir wissen, was das heißt, weil wir mit ſaurem Schweiß und Blut es selbst verdient und g’ſpeiſt. / 5. Nun wünſchen wir dem Herrn viel Glück und schenken ihm den Kranz. Er ist der Schnitter Meisterstück und mehr als Goldesglanz. / (Aufgezeichnet von Friz Lilge.) Aus: Der Ring", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam, außer dem enthalten auf dem Liederblatt der HI. Nr. 3 (Kallmeyers Verlag). Dieses Lied wurde schon im vergangenen Jahr als Erntedanke lied der Jugend empfohlen und zwar vor allem für die vielfach gebräuchliche Übergabe eines Erntekranzes. Ein Instrumentalsah dazu ist in den Musikblättern der HI.“ Nr. 6/7. erschienen.

September 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Goldne Ähre, du mußt fallen

22

Peter Müller (1791-1877).

Innig

Gold: ne

: re, darfst nicht mehr in

warm, :{ Urm.

du mußt fallen! Üh 3 re, reif und Wogen wal-len, sinkst von meinem

Daß sichFleiß und Arbeit näh-re, reift dichSon- nen-

1. strahl: fal: le, fal ፡ le,

gold: ne

Äh : re! M - les fällt ein =

1. mal, fällt einmal,fällt ein 8 mal,fällt ein-mal,fällt eins mal.

2. Abends bindet man die Garben, fährt sie fröhlich heim. • Menschen kamen auch und starben, alles kehret heim. Einst auch geh ich Schnittermädchen so dahin, und es regt sich wohl kein Blättchen, daß ich nicht mehr bin. / 3. Aber Frühlingsodem wehet über Grab und Flur und aus toter Hüll' erstehet schönere Natur. Falle, falle, goldne Ähre, reif vom Sonnenstrahl, trink zuleht noch diese Zähre unter Sang im Tal! /

Aus: ,,Deutsche Lieder für die Jugend", Verlag Morih Diesterweg, Frankfurt a. M.

September 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

23

Die Felder, die sind alle leer

I. Die

Scheuern

wir

广 der die sind

fel

al⚫ le

ein • her

und

P doll.

brin • gen

· alle leer,

die

Frob . lok · kend zie ben

unsern

3ou.

2. Und dreißigmal ein jeder Halm das Körnchen wieder bringt, das wir in Furchen, Berg und Tal, in Feldern ausgestreut. / 3. Hoch türmen wir die Fuder auf, mit reichem Segen schwer, das frohe Mädchen seßt sich drauf, der Schnitter scherzt mit ihr. /

4. Dem Gastwirt wünschen wir viel Glück und schenken ihm den Kranz, das ist der Jungfrau Meisterstück, der schöne Erntekranz. / (Aufgezeichnet von B. Boehme.)

Dieses Lied wurde in verschiedenen schlesischen Gegenden beim Erntefest im Gasthaus gesungen, nachdem man vorher mit Musik und mit dem Erntekranz vom Gutshof zum Wirt gezogen war.

September 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

24

Wir bringen mit Gesang und Tanz (Erntemarsch)

Joh. Abr. P. Schulz ( 1747-1800).



1. Wir brin gen mit

ren

Ab

Ge

fang und Tanz dir die = fen

franz durch Bräu ti

schallt, die

boe

er

hoch

und jauchzet

gam und Braut. Die

Gloffen gehn, und

laut, springt hoch und

Fie

blan-ken

del und Da

Jung und Alt springt

jauch get

laut.

2. Er hängt, er hängt, der blanke Kranz ; beginnt ihr Schnitter, Reihentanz und singt mit frohem Mut: Es lebe unser Vater hoch; und seine Frau und Kinder hoch ! Juchheißa, schwingt den Hut ! / (H. Voß.)

Aus :

Der Ring", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam.

September 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

25

Abends unterm Weizenkranz

Georg Blumenfaat.

1.2 bende un 2.Un fre gu

term Wel te Dorf

zen tranz mu fit

Wirts = haus Ernte s tanz. fig Stüd für Stüd.

al 3 le aus = ge

Lag. magt.

Je Bal

fein. ra.

Runft, Lanz.

int der

Plag lacht

211 Je

ber s gef nur fau

= beg = zer.

mad chen Bol : fa,

je Baß

de und

Mü = he toird heut

= sen die 8 re Mie

8 3

sen ne

macht fich fein Hopiate fa.

roill bie Gei = ge

But = ichen und Bursch

fonft er Seil : fa

$ le = der

im heut

in spielt

Beigt heut Mabel

herbt ihr un = term

Schön- fle Bum :da =

eu re hoh im

leine unt! Wei-sen-frana !

Aus dem Liederblatt der HI." Nr. 3, Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel.

Sep tember 1936

Volkslied und Volkstanz 12

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG



Lieder derFront

Jahrgang 1936

Registerblatt 13

VORSCHLAGE DER R.P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Lieder der Bewegung

,,Unter der Fahne schreiten wir" Fahnenlied") Sehr starkes Bekenntnislied.

Worte: Mar Barthel. Weise: Georg Blumenfaat. Verlag: Bote & Bock, Berlin. Dieses aus den Reihen der HJ. kommende Bekenntnislied, das schon in ungezählten Feiern mit starkem Eindruck gemeinsam gesungen wurde, gehört auch zum Liedgut der übrigen nationalsozialistischen Formationen. Einen ausgezeichneten Begleitsah brachte das Heft II der ,,Jungen Gefolgschaft" (Verlag Georg Kallmeyer). Dieser Saß läßt sich auch gut auf Blasinstrumente übertragen.

Text: 1. Unter der Fahne schreiten wir, 7 unter der Fahne streiten wir, / unter der Fahne sausendem Schwung / wagen wir alle nach vorwärts den Sprung. / In Reihen zu dreien mar- · schieren wir, / voran unser leuchtendes Siegespanier. / Hebt hoch unsre Fahne, / die Fahne hebt hoch. /

2. Unter der Fahne leben wir, 7 unter der Fahne schweben wir,

unter der Fahne sausender Bahn / tragen wir unsere

Herzen hinan. / In Reihen zu dreien ... /

Februar 1936

Lieder der Bewegung 13

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Wir ziehen über die Straßen" Kämpferisches Marschlied. Verfasser unbekannt. Erschienen im „ Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 23 (Jahresband 1935, S. 50), in ,,Die weiße Trommel" (Verlag Voggenreiter) mit Angabe der Harmonik für Begleitung, außerdem enthalten in ,,Blut und Ehre" (Deutscher Jugendverlag).

Text: 1. Wir ziehen über die Straßen 7 mit ruhig festem Schritt / und über uns die Fahne, / ſie fliegt und flattert mit. / Trum, trum, trum, trum, hei, diri, diri, trum. /

2. Voran der Trommelbube 7 er schlägt die Trommel gut, / der Knab' weiß nicht, wie Liebe, / weiß nicht, wie Scheiden tut. //

3. Er trommelte schon manchem 7 ins Blut und in ſein Grab, / und dennoch liebt ein jeder / den frohen Trommelknab. /

4. Vielleicht bin ich es morgen, 7 der sterben muß im Blut, / der Knab' weiß nicht, wie Liebe, / weiß nicht, wie Scheiden tut. /

Februar 1936

Lieder der Bewegung 13

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Landsknechts- und Soldatenlieder

"Ich habe Lust, im weiten Feld"

301

Kämpferisches Marschlied. Erschienen im Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 23 (Jahresband 1935, Seite 50) . Eine Wiedergabe des Liedes mit Angabe der Harmonik für die Begleitung findet sich in dem Liederbuch „ Die weiße Trommel", (Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam). Dieses alte Kriegslied, dessen Urheber längst verschollen sind, ist auch heute noch eines der weitverbreitetſten Lieder auf dem Marsch. Die befreiende Melodie macht es für unsere Formationen unentbehrlich.

Text: 1. Ich habe Lust, im weiten Feld / zu streiten mit dem Feind/ wohl als ein tapfrer Kriegesheld, / der's treu und ehrlich meint. / Wohlan, die Fahne weht, / wohl dem, der zu ihr steht! / Die Trommeln schallen weit und breit. / Frisch auf, frisch auf zum Streit! / 2. Willst du nun mit, ſo ſage ja / und seße dich zu Pferd !7 Das Sattelzeug, es ist schon da, / das dir zu Diensten werd. / Die Hochzeit ist bestellt, / die Kirche ist das Zelt, / die Erde ist das Bettelein, / drin schläft man still und fein. / 3. Ihr Musikanten, spielet wohl, / Dukaten sind hier zwei ; / und wer da hat ein Säcklein voll, / leg flugs noch welche bei ! / Und nun in Fröhlichkeit, / friſch auf, ich bin bereit! / Es helfe uns der Herre Gott / zum Sieg aus aller Not. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Bei dem Donner der Kartaunen"

302

Altes Kriegslies. Nach Wilhelm von Ditfurth. Veröffentlicht im Liederbuch der H'itlerjugend" Nr. 28, zweistimmiger Sah im Liederbuch „ Die weiße Trommel" (Verlag Ludwig Voggenreiter). Ein sehr frisches Landsknechtlied mit köstlichem Text, für Marſch und Kameradschaftsabend geeignet.

Text: 1. Bei dem Donner der Kartaunen, / Bomben und Granaten sprüh'n, / darf ein Kriegsmann sich nit saumen, / herzhaft an den Feind zu gehn ; / muß voll Mut / Leib und Blut / sehen an des Feindes Wut, / und ihn zwingen mit dem Schwert, / daß er flicht und Fried' begehrt. / 2. Dann muß er gar tapfer fechten, 7 schießen, hauen, stechen drein; / nie ſich fürchten, ob zur Rechten, / links auch viel gefallen sein. / Ob zur Stell' / gar die Höll / einher auf ihn stürmen wöll', / soll er doch gar ritterlich / selbst dem Teufel halten Stich. / 3. Kann man allzeit auch nicht siegen, 7 darf man doch nicht ſchändlich fliehn; / sondern, muß man unterliegen, / ſtets in Ehr'n zurück sich ziehn. / Schritt vor Schritt, / Tritt vor Tritt, / sich verteid'gen, ob man nit / noch dem Feind kann Abbruch tun. / Ehr und Ruhm hat solches Tun. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Die Glocken stürmten vom Bernwardsturm"

Worte: Börries Frh. von Münchhausen.

303

Weise: Hans Wendelmuth.

Aus der Sammlung ,,Unsere Lieder" von Friß Sotke, SauerlandVerlag, Iserlohn. Mit Angabe der Begleitharmonik veröffentlicht in ,,Die weiße Trommel" (Voggenreiter-Verlag). Ein sehr mitreißendes, revolutionäres Bauernlied, das auf dem Marsche gern angeſtimmt wird.

Tert: 1. Die Glocken stürmten vom Bernwardsturm, / der Regen durchrauschte die Straßen, / und durch die Glocken und durch den Sturm / erschallte des Urhorns Blasen. / 2. Das Büffelhorn, das so lang geruht, / Veit Stoßberg nahm's aus der Lade. / Das alte Horn, das brüllt nach Blut / und wimmert : Gott genade. / 3. Ja, gnade dir Gott, du Ritterschaft, 7 der Bauer stund auf im Lande, / und tausendjährige Bauernkraft / macht Schild und Schärpe zuschande. / 4. Die Klingsburg hoch am Berge lag, 7 sie zogen hinauf in Waffen ; / auframmte der Schmied mit einem Schlag / das Tor, das er fronend geschaffen. / 5. Dem Ritter fuhr ein Schlag ins Gesicht / und ein Spaten zwischen die Rippen ; / er brachte das Schwert aus der Scheide nicht / und nicht den Fluch von den Lippen . / 6. Aufrauschte die Flamme mit aller Kraft, / brach Balken und Bozen und Bande. / Ja, gnade dir Gott, du Ritterschaft,

März 1936

der Bauer stund auf im Lande. /

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

,,Vivat, jest geht's ins Feld" Altes Soldatenlied.

304

Erschienen im „ Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 13 (Jahresband 1935, Seite 27), außerdem in ,,Die weiße Trommel" (Voggenreiter-Verlag) . Dieses fränkische Kriegslied, das sich tertlich mit dem Feldzug Friedrichs des Großen 1757 befaßt, hat eine sehr leicht eingehende und herzerfrischende Melodie, kraft deren es sich schnell zum Marschliedergut unserer Jugend gesellte.

Text: 1. Vivat ! jezt geht's ins Feld, 7 mit Waffen und Gezelt, / mit Waffen und mit meiner Kron', / zu streiten in dem Feld. / 2. Und Friedrich der Große, / er zeigt's den Feinden an, / und ziehet dann ins Sachſenland, / zwei Schwerter in der Hand. / 3. General Daun, der steht vor Prag, / und der ist wohl postiert; / und Friedrich rückt in Böhmen ein / und wird schon attackiert. / 4. In drei Kolonnen frisch aufmarschiert, / der König geht voran; / er gibt uns gleich das Feldgeſchrei / und kommandiert: heran ! / 5. Schlagt an, schlagt an, schlagt an ! / Schlagt an in schneller Reih', / und weichet nicht von dieser Stell', / bis sich der Feind zerteilt ! /

6. Groß' Wunder ist zu sagen, 7 was Friedrich hat getan : / er hat den Feind geschlagen / mit hunderttausend Mann. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Als wir nach Frankreich zogen"

305

Soldatenlied aus dem Weltkrieg.

Worte: Josef von Souff. Weise: Verfasser unbekannt. Erschienen in der Liedersammlung ,,Die weiße Trommel" (Verlag Ludwig Voggenreiter), außerdem Blut und Ehre" (Deutscher Jugendverlag, Berlin).

Von der Hitlerjugend, der SA. und SS. viel gesungenes Marschlied, dessen schlichte Melodie rasch eingeht.

Text: 1. Als wir nach Frankreich zogen, / wir waren unser drei : / ein Schüße und ein Jäger / und ich, der Fahnenträger / der schweren Reiterei. /

2. Drei Brüder und drei Herzen, 7 der Fahne folgten sie, / zu Lüttich auf dem Plane, / da flüsterte die Fahne: / ,,Herr Jesus und Marie!" / 3. Und als wir weiter zogen, / wir waren unser zwei : / ein Bückeburger Jäger / und ich, der Fahnenträger / der schweren Reiterei. 4. Zwei Brüder und zwei Herzen / begrüßten Tau und Tag. / Am Abend purpurfarben / zu Longwy in den Garben / die Fahne „ Amen“ sprach. / 5. Und als sie „ Amen“ sagte, 7 riß noch ein Herz entzwei : / ,,Ade, mein lieber Jäger, / dich grüßt der Fahnenträger / der schweren Reiterei !" / 6. „ Ach Mutter, liebste Mutter, / nur fest auf Gott gebaut, / noch tut die Fahne schweben, Leben,

die mir auf Tod und

mein Kaiser anvertraut."

7. Und flüstert sie einst leise: / ,,Nun gilt es dir, Gefell !" / Dann folgt der Fahnenträger / dem großen Trommelschläger, / zum himmlischen Appell. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L ZUR FEIERGESTALTUNG

306

Rote Husaren" Heiß ist die Liebe"). Soldatenlied aus dem Weltkrieg. Worte: Hermann Löns. Weise: O. Koch.

Erschienen im Lönsliederbuch“ von Heeren-Koch (Verlag Georg Kallmeyer), außerdem in „ Die weiße Trommel" (Verlag Ludwig Voggenreiter), in „ Blut und Ehre“ (Deutſcher Jugendverlag, Berlin).

Text: 1. Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee ; / Scheiden und Meiden und das tut weh. / Rote Huſaren, die reiten niemals Schritt, / herzliebes Mädel und du, du kannſt nicht mit. / 2. Weiß ist die Feder an meinem roten Hut; / schwarz ist das Pulver, und rot ist das Blut. / Rote Huſaren uſw. 3. Das grüne Gläslein zersprang mir in der Hand, / Brüder, ich sterbe für's Vaterland. / Rote Husaren uſw. / 4. Auf meinem Grabe sollen rote Rosen stehn. / Die roten Roſen und die ſind ſchön. / Rote Huſaren uſw. /

„Die blauen Dragoner"

307

Soldatenlied (seit 1919 bekannt) .

Verfasser nicht bekannt. Erschienen in " Blut und Ehre" (Deutscher Jugendverlag), auch in ,,Die weiße Trommel". Lettere Ausgabe mit Begleitharmonik. Ein weitverbreitetes Marschlied in SA. und SS.

Text:

1. Die blauen Dragoner, sie reiten / mit klingendem Spiel durch das Tor. / Fanfaren sie begleiten / hell zu den Dünen empor. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2. Die wichernden Rosse stampfen, / die Birken wiegen sich lind, / die Fähnlein an den Lanzen / flattern im Morgenwind./ 3. Morgen müssen sie reiten, / mein Liebster wird bei ihnen sein, / morgen in alle Weiten, / morgen, da bin ich allein. / 4. Die blauen Dragoner, sie reiten / mit klingendem Spiel durch das Tor. / Fanfaren sie begleiten / hell zu den Dünen empor. /

Morgen marschieren wir in Feindesland"

308

Soldatenlied aus dem Weltkrieg.

Worte: Unbekannter Dichter. Weise: Hans Heeren. Mit Angabe der Harmonik erschienen in (Verlag Ludwig Voggenreiter).

Die weiße Trommel"

Viel gesungenes Marschlied unserer Formationen.

Text: 1. Morgen marschieren wir in Feindesland. / Heiß in den Herzen glüht der Freiheit Brand. / Kehr ich nicht mehr zurück, was ist dabei ? / Wenn nur mein Vaterland, wenn Deutschland frei. / 2. Drüben am Waldesrand, blutroter Schein, / ruft uns zur Wehr und Pflicht wohl übern Rhein. / Seh ich dein Aug nicht mehr, was ist dabei ? / Wenn nur mein Vaterland, wenn Deutschland frei. / 3. Sterb ich im Norden dann und du im Süd, / auf unsern Gräbern bald die Lilie blüht. / Kämpfen und sterben, was ist dabei? /Wenn nur mein Vaterland, wenn Deutschland frei. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

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„Kameraden, die Trompete ruft"

309

Soldatenlied. Wahrscheinlich im Weltkrieg entstanden. Verfasser unbekannt.

Veröffentlicht im Liederblatt der Hitlerjugend" Nr. 18, (Jahresband 1935, Seite 37), außerdem in Die weiße Trommel" (Voggenreiter-Verlag). Marschlied der Hitlerjugend.

Text: 1. Kameraden, die Trompete ruft. / Heute heißt es wandern. / Morgen scheint die Sonne uns / in Rußland oder Flandern. / 2. Kameraden, macht das Herze leicht, / laßt die Trommeln rühren! / Pfeifen und heißt marschieren. /

Trommeln müssen sein, / denn es

3. Meine Liebste, ja die mag mich nicht,

hat mich längst

verlaſſen. / Kam'rad, morgen schon vielleicht / ſterb ich auf der Straßen. / 4. Kam'raden ; die Trompete ruft, / heute heißt es wandern . / Morgen scheint die Sonne uns / in Rußland oder Flandern. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Die Trommel schlägt und schmettert"

310

Soldatisches Marschlied. Worte: Karl Seidelmann. Weise: von 1738. Erschienen in ,,Die schwarze Fahne" (Verlag Ludwig Voggenreiter) . Ein musikalisch und tertlich ausgezeichnetes Marschlied, soldatisch straff, noch wenig bekannt.

Text : 1. Die Trommel schlägt und schmettert, rataplan, don diri der Hauptmann murrt und wettert, rataplan, don don, wehen in dem Wind, / diri don. / Fahnen knattern hell, es gilt frisch voran, Gesell, / komm mit uns geschwind, die neue Welt. / 2. Die neue Zeit kommt morgen, rataplan, don diri don. / Soldat kennt keine Sorgen, rataplan, don diri don. / Hinter uns vergeht, / was noch gestern galt. / Rote Sonne steht / abends überm Wald, / und morgen ist neue Zeit. / 3. Die Nacht steht schwarz im Dunkeln, rataplan, don diri don.

Doch unsre Sterne funkeln, rataplan, don diri don. /

Feuer weit und breit / leuchten übers Feld, / und die Männlichkeit stirbt nicht in der Welt,

unser Herz ist fest und

jung. / 4. Kam'rad, laß uns nur ziehen, rataplan, don diri don. / Scheust du auch Not und Mühen, rataplan, don diri don. / Neue Welt ist not / und sie bricht herein, / woll'n beim Abendrot / überm Berge sein, / dann trifft auch uns die Ruh. /

März 1936

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Erich Lauer:

Das Lied der Mannſchaft

1

Lieder der Mannſchaft hat es immer und zu allen Zeiten gegeben. Gerade das alte Liedgut der Landsknechte hat sich bis in unsere Lage erhalten und in Heer und Jugend eine lebendige Fortführung gefunden. Und auch das, was im Weltkrieg an neuen Liedern entstand, ist zum größten Teil Glied in der Kette dieſer uralten Tradition, von den heiteren, schnurrenhaften Soldatenliedern bis zu den tiefsinnigen Weisen von Kampf, Glaube, Heldentod. In der Zeit des großen Krieges liegen auch jene Keime verborgen, die dem Lied der singenden Mannschaft allmählich einen neuen herberen Ausdruck mitgaben, das häufig Weichliche und Sentimentale durch einen ehrlichen Ausdruck erseßten. Dazu kommt, daß mancher Tert von berufenen Dichtern geschaffen wurde, die - wie Hermann Löns, Walter Fler u. a. — selbst in der großen Kameradschaft der Front standen und ihrem Erleben in allgemein gültiger, packender Form Gestaltung gaben. Die Melodien zu diesen Lerten mußten notgedrungen stärker ſein als die vorausgegangenen, die mehr oder weniger an der Oberfläche blieben. Im Erlebnis des Weltkrieges liegt demnach ein neues Beginnen, ein neuartiges Gestalten, das in den Freikorps und den vater ländischen Verbänden der Nachkriegszeit zwar noch weiterlebte, aber keine Höherführung mehr finden konnte. Erst mit der Geburt 1 der nationalsozialistischen Bewegung mußte ein neuer Aufbruch erfolgen. Zwar sangen auch die ersten innerhalb der jungen NSDAP. organisierten Mannschaften, die sich großenteils aus Freikorpskämpfern und Soldaten des Weltkrieges bildeten, zunächst jenes Liedgut, das die Vergangenheit und insbesondere die Jahre 1914 bis 1918 ihnen mitgegeben hatten. Aber doch brachen schon bald da und dort neue Lieder durch mit aufrufenden und verpflichtenden Lerten, meist von unbekannten Schöpfern, die irgendwo in den Reihen mitmarschierten. Es war die vom Führer damals gebildete SA., die dieses neue Liedgut begeistert aufgriff, um eine neue Tradition anzutreten, die sich bis heute in allen seither entstandenen Gliederungen, wie SS., Hitlerjugend, Arbeitsdienst usw. fortgepflanzt und somit auch seitswärts vertieft hat. Erste Kraft dieses neugestalteten Willens aber war die SA., die durch ihren unsterblichen Sturmführer Horst Wessel dem deutschen Volke seine neue Nationalhymne geschenkt hat. Und wie das Horst-Wessel-Lied zuerst nur Lied der Mannschaft war, um dann auf das ganze Volk überzugreifen, ebenso ist auch manche andere Kampfweiſe Allgemein-

Juni 1936

Anweisungen zur Liedpflege 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

gut geworden. Das neue Lied der Mannschaft war ſomit entstanden: Das Kampflied. Es gibt keinen Zweifel darüber, daß dieſes neue Lied wesentlichen Anteil an der erfolgreichen Führung unseres Kampfes hat. Es ist schon mehr als einmal von unserem Volk gesagt worden, daß es sich „ freigesungen“ hat. Die in die jüngere Zeit der deutschen Geschichte fallende Saarabstimmung hat den Beweis dafür erneut gebracht, daß gerade wir Deutschen uns am echten Lied geradezu leidenschaftlich begeistern können. Mit Bestimmtheit können wir sagen, daß alle diese Lieder, die aus einer Mannſchaft herausgewachsen sind, durch alle Jahrhunderte hindurch eine unbedingt zuverlässige Kurve darstellen, an der sich genau die Kraftstöße des völkischen Willens verfolgen lassen. Noch zu allen großen Zeiten sind diese Lieder am häufigsten und echtesten gewesen, im Bauernkrieg wie in der Reformation, in der Zeit des Großen Friedrich von Preußen wie in den Freiheitskriegen, im Weltkrieg ebenso wie in der deutschen Revolution. Diese Erkenntnis kann und muß uns Deutsche mit Stolz erfüllen, denn die Völker, die ähnliches von sich sagen können, sind gezählt. Vielleicht gibt es überhaupt kein Land auf dieser Erde, von dem gleiches zu berichten ist. Seit dem Sieg der nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland hat in den Liedern der singenden Mannschaft noch eine neue Kraftquelle zu gestalten begonnen: der Wille, in den Liedern unsere Weltanschauung, unseren Glauben und unser Arbeiten für Deutschland zu vertiefen. Und so entstand aus dem Lied der Kampfzeit die neue Form : das Bekenntnislied, das Lied der Feier. Ungezählte, bekannte und unbekannte junge Soldaten der Bewegung, zumal in H 'I. und SA., haben dieses neue Liedgut geschaffen, in ehrlichem Ningen um die uns heute beseelenden heiligen Begriffe unserer Weltanschauung. Längst ist nicht alles fertig und gereift, was in Liederbüchern und -blättern vor uns liegt. Und doch könnten wir nur auf das Wenigste davon verzichten, weil uns diese Lieder, die von Kampf und Opfer, Tod und Leben singen, ans Herz gewachsen sind, weil sie uns nach schwerer Tagesarbeit im Kreis der Kameradschaft oder in der großen Versammlung und Kundgebung wieder neu aufrichten und stärken. Darum sind der jungen Mannschaft diese Lieder heiliges Gut geworden. Und eben deshalb wollen wir uns davor hüten, daß sie, bei unpassender Gelegenheit gesungen, ihren inneren Wert einbüßen. Das Lied der Mannschaft, wie es schon heute in unseren Reihen lebt, ist ein Teilstück jenes neuen künstlerischen Ausdruckswillens, wie er eben, ganz vom Volke herkommend, anhebt, die Gebiete der deutschen Kultur neuer Größe entgegenzuführen.

Juni 1936

Anweisungen zur Liedpflege 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

201

Wir treten ohne Gewehre an

Hans Baumann

1. Wir tre

Waffen:

ten oh · ne Geweh , re

ein

junges heer im

an, mar. schieren oh ne

jun ges heer im

eignen Land, ein

eignen Land ! Was hat das heer zu schaffen.

2. Wir steh'n für Deutschland von morgen bereit, drum müſsen wir heute marschieren ; an uns'rer Straße wartet die Zeit, sie muß uns're Trommel rühren. / 3. Und vor uns reitet der Tod im Schritt, der hat uns manchen genommen. Die Toten geh'n bei der Fahne mit, ſie ſind zum Appell gekommen. / 4. Die Toten geh'n bei der Fahne mit, solang wir weiter. marschieren, die Toten haben den festen Tritt, daß wir den Schritt nicht verlieren. / 5. An uns'rer Straße wartet die Zeit, ſie muß unſ're Trommel rühren - wir steh'n für das Deutſchland von morgen bereit, drum müſſen wir heute marschieren. /

(Hang Baumann)

Aus dem Liederbuch von Hans Baumann „ Horch auf Kamerad", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam. 1935 bei 13/75)

August 1936

(Siehe auch Jahrgang

Besondere Lieder der HJ. 13

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Und ihr rufenden Fanfaren

202

.

Hans Baumann

rufen den San fa ⚫ren

1. Und ihr

all,

al : ten

die

fich das

Wall ,ja

fin

det die Jungen:

Stür men be: wah -ren — _ ge . gen -den

gegen den

al . ten

Wall.

2. Und ihr rufenden Fanfaren findet die große Stadt, die in allen den Jahren Jungen geboren hat. / 3. Und ihr rufenden Fanfaren findet das weite Feld, ruft, ihr guten Fanfaren : Jungen gehört die Welt ! / 4. Und ihr leuchtenden Fanfaren findet das Morgenrot, findet uns treu in Gefahren stehen in Leben und Tod. /

(Hans Baumann)

Aus dem Liederbuch von Hans Baumann „ Horch auf, Kamerad“, Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam.

August 1936

Besondere Lieder der HJ. 13

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

203

Wieder stehen nun Burgen auf

Hans Baumann

1.Wie

9.

der stehen nun

mie

Bur • gen auf

3

im

mer, wenn Deutschland erwacht.

Fab - ne

auf

als Zurm in

Jung voll stellt fei-ne

die dro hen de

Nacht,

2. Wieder brennen die Feuer hell, die Feuer nach schwerer Not. Brennen soll eine alte Zeit, die Zeit der Zwietracht ist tot. / 3. Wieder stehen die Mauern fest, aus unsern Leibern gebaut. Uns täuscht keine Wehr aus Stein, wir haben uns selber vertraut. /

4. Wieder krachen die Tore auf, von innen sind sie gesprengt : Jungvolk hebt seine Fahne auf, daß sie kein Feind mehr beengt. /

(Hans Baumann.)

Aus dem „ Liederblatt der HI. " Nr. 36 b, Verlag G. Kallmeyer.

August 1936

Besondere Lieder der HJ. 13

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311 Im ganzen Land marschieren nun Soldaten

Hans Baumann

mar • Schie · ren

gan • zen Land

1. 3m

helm und Ge: weh 3 re

bereit ,

lang find die Straßen,

A •

ber

das-

ist

nun horch.

und

da

ein heller

trost im Graben liegen,

nun

heiß

ist

Sol · da . ten,

der Sommer und

wir marschieren noch weit.

vor . ne

die

Schrei.

Cagt

Trom 3 pe •

te!

al = len Gram ge •

das macht die her 8 zen

frei.

2. Früh steht der Himmel oft in Morgenröten, davor hat Angst alle Welt. Vor dem Soldaten ist die Furcht in Nöten, vor ihm muß sie aus dem Feld. Aber nun horch ... / 3. Für den Soldaten sind die frohen Stunden nicht weit vom Sterben entfernt - beim Kameraden in Tod und schweren Wunden hat er das Reden verlernt. Aber nun horch 4. Und so marschieren wir trok Tod und Teufel, Stolz wird im Herzen uns laut, stolz tragen wir den Helm und die Gewehre, weil uns die Heimat vertraut. Aber nun horch ... / (Hans Baumann .) Aus dem Liederbuch von Hans Baumann : Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam.

August 1936

Horch auf Kamerad",

Soldaten- und Landsknechtslieder 13

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Das neue „ Liederbuch der NSDAP.“

2

Ein Rüstzeug für die Versammlungen, Kundgebungen und Feierstunden der Partei und der Gliederungen . Nachdem sich durch das Entstehen ungezählter neuer Lieder der Bewegung während der letzten Jahre die Ersetzung des bisherigen alten ,,Liederbuches der NSDAP." durch eine neue Sammlung des Liedgutes als unerläßlich ergeben hatte, übernahm das Kulturamt der Reichspropagandaleitung die Aufgabe, in Zu sammenarbeit mit den Gliederungen der Partei die völlige Neuüberarbeitung und Neuzusammenstellung vorzunehmen. In verhältnismäßig kurzer Zeit ist das gesamte Liedgut der Bewegung gesichtet worden, so daß bereits zum Reichsparteitag das neue Liederbuch der NSDAP." vorlag. Es ist erfreulich, daß sich diese Sammlung, die sich in der Tat aus dem Liedgut aller nationalsozialistischer Formationen zusammenseßt, bereits in den ersten beiden Wochen ihres Erscheinens so rasch durchgesezt hat, daß eine Neuauflage in Kürze folgen wird. Um so wichtiger ist es besonders für die Gaue, jezt schon Sammelbestellungen beim Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf., Abt. Musikverlag, München 2 NO, Thierschstraße 11, aufzugeben, da sich sonst beim Verlag Schwierigkeiten in der Lieferung ergeben. Mit diesem Liederbuch ist den Kulturstellenleitern und den Propagandisten in den Gauen, Kreisen, Ortsgruppen und Stützpunkten und darüber hinaus allen Parteigenossen jenes Rüstzeug in die Hand gegeben, das für die künstlerische Gestaltung der Parteiveranstaltungen notwendig war. Diese rund 100 Lieder bilden zunächst einen völlig ausreichenden Grundstock für alle Anlässe unserer Veranstaltungen, denn es sind zum größten Teil nur solche Lieder, die bereits in den Vorschlägen der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" empfohlen worden sind. Es ergab sich schon im Hinblick auf den praktischen Gebrauch des Liederbuches die Gruppierung der Lieder in fünf Teile, unter denen zunächst unsere Hymnen" erscheinen: das Deutschland-Lied, das Horst-Wessel-Lied, das Lied der HI., außerdem die Lieder ,,Volk ans Gewehr",,,Sturm, Sturm, Sturm ",,,Deutsch ist die Saar",,,Wenn alle untreu werden",,,Wir treten zum Beten" und ,,Ich hatt einen Kameraden". Ihnen folgen ,,Lieder für unsere Feiern", also Bekenntnislieder, die entweder von Mannschafts-

Oktober 1936

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chören oder auch gemeinsam von allen Teilnehmern der Feiern als Bekenntnis gesungen werden. Allgemeine Feierlieder, wie Heilig Vaterland“, „ Deutschland, heiliges Deutſchland“, „ Grüßt die Fahnen“, „ Führer, wir rufen dich an“ und andere leiten diese Gruppe ein, ihnen schließen sich Lieder für die Feiern im Jahreslauf, also zum Tag der Arbeit, zur Sonnenwende, zum Erntedanktag und für Lotenfeiern an. Als notwendige Ergänzung zu diesem Teil ergibt sich eine neue Gruppe, Fahneneinmarschlieder für unsere Feiern", die unsere Fahnenträger bei ihrem stolzen Dienst in unseren Kundgebungen begleiten sollen. Unter ihnen sind die besten und auch zum großen Teil schon allgemein bekannten Lieder dieser Gattung enthalten. Wie die Feierlieder sind auch diese Einmarschlieder zum Teil ihrem tertlichen Inhalt entsprechend auf die einzelnen Feiertage ausgerichtet. Für den allgemeinen Dienst in den Formationen sind „ Unsere Marschlieder" bestimmt, die eine sehr umfangreiche Gruppe bilden. Was im Kampf der Bewegung an wirklich gutem Liedgut entſtand und was junge Kämpfer, wie Altendorf, Baumann, Buder, Dorscht, Sotke und andere inzwiſchen uns gefchenkt haben, alles das ist hier aufgezeichnet. Den Schluß des Liederbuches bilden die zahlreichen „ Landsknechts- und Soldatenlieder" alter und neuer Zeit, Lieder, die fast ausnahmslos in allen Gliederungen lebendig sind. Doch sind auch hier einige neue Lieder aufgenommen, die sich bereits da oder dort durchgesezt haben. Nicht nur auf dem Marsch durch Stadt und Land sollen diese Lieder gesungen werden, sondern auch bei den Kameradschaftsabenden ausspannender Art. Mit Hilfe des neuen ,,Liederbuches der NSDAP.“ lassen sich Rahmenprogramme für jeden denkbaren Anlaß sehr leicht zusammenstellen. Gerade durch die sinnfällige Untergliederung der Lieder nach ihren Gattungen und ihrem Inhalt ist es auch mög lich, bei jeder Gelegenheit das richtige Lied zu finden, damit endlich der Zustand aufhört, daß wertvolle Bekenntnislieder auf den Marsch oder beim heiteren Kameradschaftsabend zerſungen werden oder anderseits Marſchlieder, die nun einmal auf die Straße gehören, bei feierlichen Anlässen als Notlösung dienen müssen. Um für die Aufführung all dieser Lieder die notwendigen Instrumen = – soweit das möglich war talmittel einseßen zu können, ist auf etwa vorhandene Begleitsäße bei den einzelnen Liedern hingewiesen.

Oktober 1936

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Lieder der Bewegung für Blasorchester

3

Eine neue Reihe des Zentralverlages der NSDAP . Herausgeber: Kulturamt der Reichspropagandaleitung und Kulturabteilung der Obersten SA. = Führung .

Da zu den allerwenigsten der in den letzten Jahren entstandenen neuen Lieder der Bewegung bereits Begleitsäße für Blasorchester bestehen und auch die meisten Verleger nicht die Möglichkeit haben, solche Säße selbst herauszugeben, hat sich der Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf. (Abt. Musikverlag), München 2 NO, bereit erklärt, den gemeinsamen Vorschlag des Kulturamtes der Reichspropagandaleitung und der Kulturabteilung der Obersten SA.Führung aufzugreifen und in einer eigenen Reihe diese Bearbeitun= gen herauszugeben. Unter dem Titel Lieder der Bewegung für Blasorchester" werden nun fortlaufend die besten und in der Feiergestaltung der Bewegung und ihrer Gliederungen notwendigsten Lieder im Blasorchestersaß erscheinen und zwar jeweils eine Direktionsstimme mit dem Stimmen material. Es besteht außerdem die Absicht, diese Reihe durch die parallel laufende Herausgabe der entsprechenden Klavierauszüge dieser Bearbeitungen zu ergänzen, um den Leitern der Mannschaftschöre die zum Einstudieren sehr nüßliche Klavierbegleitung zu verschaffen. Außerdem haben die Angehörigen der Formationen und damit auch jedermann Gelegenheit, diese Lieder selbst mit einem guten Begleitsah zu erwerben. Nicht gedacht wird selbstverständlich an eine Aufführung der Lieder mit dieser Klavierbegleitung, die in jedem Fall durch Blasorchester zu ersehen ist. Um für die am 9. November stattfindenden Feiern bereits die Blasorchestersäße zu den beiden unter 19/64 und 65 vorgeschlagenen Liedern zur Verfügung zu haben, sind in der Folge 1 der neuen Reihe zunächst diese beiden Lieder berücksichtigt worden. Die Folge 2 ent= hält zwei in der Hitlerjugend entstandene, heute aber auch schon in anderen Gliederungen verbreitete Lieder, während die Folge 3 zwei Lieder der SA. bringt. Die drei ersten, bereits gedruckt vorliegenden Folgen bringen also folgende Bearbeitungen :

Oktober 1936

Anweisungen zur Liederpflege 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Folge 1: 1. Weckruf zum 9. November für 3 Trompeten in B 2. Heute schreiten hunderttausend Fahnen Fahneneinmarschlied zum 9. November Worte und Weise: Friß Kaiser (Blasorchestersah : Erich Lauer) 3. Fanfaren, kündet mit chernem Ton Feierlied zum 9. November Worte: Herbert Böhme Weise und Sah: Erich Lauer

4. Schlußfanfare zum 9. November für 3 Trompeten in B

Folge 2 : 1. Lang war die Nacht (Lied des Tambour) Feierlied Worte: Herbert Böhme Weise: Heinrich Spitta (Blasorchestersah : Erich Lauer)

2. Soldaten tragen Gewehre Kämpferisches Marschlied Worte und Weise: Hans Baumann (Blasorchestersatz : Erich Lauer)

Folge 3: 1. Arbeiter, Bauern, Soldaten Fahneneinmarschlied Worte: Herbert Böhme Weise und Sah: Erich Lauer (Aus ,,Volk der Arbeit", Feiermusik zum 1. Mai) 2. Jugend, wir tragen die Fahnen Kämpferisches Marschlied Worte: Herybert Menzel Weise und Sah: Erich Lauer

Oktober 1936

Anweisungen zur Liederpflege 13

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

.

கு

Deutschland

5

Historische und

neueMärsche

Jahrgang 1936

Registerblatt 14

VORSCHLAGE DER R.P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Feiermulikfür

Blasorchetter

Jahrgang 1936

Registerblatt 15

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Feiermusik zum 9. November

( 101-106)

Für die musikalische Ausgestaltung der Feiern des 9. November sollen nachstehend einige Werke empfohlen werden, die entweder für Blasorchester geschrieben wurden oder aber in einer entsprechenden Bearbeitung vorhanden sind. Es ist nicht der Sinn dieses Lages, in grundlose Monotonie und in weichliche Trübsal zu versinken, sondern alle Musik, die an diesem Tag in unseren Feiern erklingt, soll neben ihrem Ernst auch den Charakter des Heldischen, Aufwärtsblickenden tragen. Es ist aus diesem Grunde auch nicht angebracht, die sonst üblichen Trauermärsche heranzuziehen, die am Heldengedenktag einen besseren Platz haben, sondern auch die Feiermusik soll, wie das Liedgut des 9. November, das Erlösende und Lebensbejahende in sich tragen.

Folgende Werke werden dieser Forderung gerecht:

,,Feiermusik zum 9. November"

101

für Blasorchester, von Erich Lauer (Werk 16 b) Verlag : Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf. (Abt. Musikverlag), München 2 NO. Folge 1 der Reihe ,,Musik für Feierstunden im Jahreslauf". (Dirigierauszug und Stimmen) Diese Feiermusik ist bereits im vergangenen Jahre vorgeschlagen worden und erlebte bei den seinerzeitigen Feiern am 9. November in 69 Orten des Reiches, sowie im Rundfunk Aufführungen. Die zugrunde liegende Besetzung ist so gewählt, daß sie jeder Durchschnittskapelle entspricht. Auch läßt der Saß die Auslassung mehrerer Stimmen ohne weiteres zu . Aufführungsdauer : 4 Minuten

102

,,Trauermusik" für Blasorchester, von Heisig Verlag: Halter, Karlsruhe

Schwierigkeitsgrad : mittel Aufführungsdauer: 4 Minuten Oktober 1936

Feiermusik für Blasorchester (ernst) 15

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„ Trauermarsch“ 103

für Blasorchester bearbeitet, von Edvard Grieg Verlag: Edition C. F. Peters, Leipzig Beschung : kein volles Blasorchester Schwierigkeitsgrad : mittelschwer Aufführungszeit : 6 Minuten

Vorspiel zu „ Sigurd Jorsalfar" Von Edvard Grieg .

104

Blasorchester-Bearbeitungen in verschiedenen Verlagen . Schwierigkeitsgrad : mittel. Aufführungsdauer : 4 bis 5 Minuten.

Trauermarsch"

105 Von Georg Friedrich Händel (aus „ Saul“). Für Blasorchester bearbeitet von Heisig und anderen. Schwierigkeitsgrad : mittel. Aufführungsdauer: 3 bis 4 Minuten.

,,Egmont "-Ouvertüre

706

Von Ludwig van Beethoven. Blasorchester-Bearbeitung im Verlag: Dertel. Schwierigkeitsgrad : schwer. Aufführungsdauer : 8 Minuten .

Oktober 1936

Feiermusik für Blasorchester (ernst) 15

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

1

Zwei Feiermärsche Für Blasorchester, Fanfaren in Es und Pauken.

Von Adolf von Beckerath. Verlag: Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf. (Abt. Musikverlag) München 2 NO.

Dem dringenden Bedürfnis nach guten und von einer neuen Haltung in der Musik zeugenden Märschen für unsere Kundgebungen und Feiern ist Alfred von Beckerath mit diesen beiden Feier . märschen entgegengekommen, die als Folge 6 in der vom Zentralverlag der NSDAP., Abt. Musikverlag, herausgegebenen Reihe Musik für Feierstunden im Jahreslauf" erschienen sind. Dem Komponisten ist es darauf angekommen, bei größtmöglichster Beschränfung auf die in einer Durchschnittskapelle vorhandenen technischen Möglichkeiten den Charakter des Blasorchesters mit der unserer neueren Musik eigenen straffen und doch lockeren Beschwingtheit in Rhythmus und Tonsprache zu verbinden, was ihm ebensogut gelang wie sein Versuch, die eigentlich auf ihre Stimmungstonart begrenzten Fanfaren in Es auch in anderen Tonartbereichen durchzuführen. So wird zum Beispiel in dem einen Marsch, dessen Mittelteil in H-dur steht, die Fanfarenstimme troßdem nicht unterbrochen, was nur durch eine geschickte enharmonische Gleichsehung des Ais mit B und des Dis mit Es möglich war, so daß also praktisch gleichzeitig H-dur im Blasorchester und Es-dur in den Fanfaren erklingt. Klanglich ist gerade dieser Teil von eigenartiger und eindrucksvoller Wirkung. Beiden Märschen gemeinsam eigen ist ein klar empfundenes feierliches Schreiten, das man in ähnlicher Weise auch bei Händel finden könnte. Die Thematik ist einprägsam und macht die Stücke volkstümlich in bestem Sinne. Es ist deshalb angebracht, auf diese beiden Feiermärsche hinzuweisen und ihre Aufführung in den Feiern sehr zu empfehlen. Als festlicher Auftakt, als Zwischenmusik oder auch feierlicher Ausklang sind beide gleichwertig und gleich gut geeignet. Außer den Blasorchesterstimmen liegt im Druck auch ein mit den notwendigen instrumentalen Angaben versehener Klavierund Dirigierauszug vor, der für die Aufführung vollständig genügt, zumal die Fanfarenstimme auf einem besonderen System beigegeben ist.

November 1936

Feiermusik für Blasorchester (festlich) 15

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Trompetenfanfaren

u.Spielmannsmufit

Jahrgang 1936

Registerblatt 16

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Fanfaren zum 24. Februar

Weckrufe

L

2 bis 6 Trompeten in B

Schlußfanfaren

2

2 bis 6 Trompeten in B

Januar 1936

„Fanfaren“ zur Feier 16

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Kameraden die Trompete ruft“

101

Vorwort zu einem dieser Tage bei Kallmeyer erscheinenden Fanfarenheft.

Nicht erst heute wird die Trompete bei uns heimisch. Seit vielen Jahrhunderten ist sie - wie das Blasinstrument überhaupt - für uns Deutsche ein zu uns gehöriges Instrument. Wenn auch der helle Klang unserer Trompeten und Hörner in den lezten Jahrhunderten unserer deutschen Musik weniger ein Merkmal aufgeprägt hat, so steht doch immer wieder auch in den Schöpfungen der großen Kunst an besonders bedeutsamer Stelle das Schmettern der Trompeten und das Klingen der Hörner. Wer einmal Karl Maria von Webers ,,Freischüß“ gehört hat, spürt sehr stark, wie nah verwandt diese Klänge unserem Musikempfinden sind. Die Fanfare (wir haben uns daran gewöhnt, die ventillose Trom= pete so zu nennen, nachdem ursprünglich nur die darauf geblasenen Signale , Fanfaren" genannt wurden) ist am stärksten mit dem Leben des Mannes, des Kriegers und Soldaten verbunden. Heroldsund Feldtrompeter bildeten im Mittelalter eine geachtete Zunft. Trompeten und Signalhörner gehören zum Leben_des_Soldaten, und heute sind die Fanfaren ein Wahrzeichen der Hitlerjugend und des Jungvolks. Sie geben unseren Aufmärschen und Feierstunden das Gepräge und bedeuten uns mit ihren strahlenden und weithin hallenden Rufen Aufruf und Sammlung. Der herrliche Klang unserer Blasinstrumente wird in der Zukunft unsere gesamte Musik beeinflussen. Und das Streichinstrument, das im ausgehenden Jahrhundert der Romantik seine höchste Pflege erfuhr, wird nicht mehr die allein verständliche Sprache zu uns reden können. Darum freuen wir uns, daß wir eine neue Trompeterkunst ins Leben gerufen haben, deren sichtbare Anfänge überall zu erkennen find. Der Aufgabe einer Zusammenfassung wichtiger Literatur und der Weiterschulung unserer Fanfarenzüge soll die vorliegende Sammlung dienen. Signale für Lager und Fahrt, Märsche für festliche Stunden und feierliche Rufe lassen die weiten Aufgaben erkennen, die wir der Fanfare stellen können. Aus diesen Anfängen soll eine neue Blaskunst wachsen, die eng mit unserem Leben verbünden ist und sich mit der Zeit messen kann, die der Blasmusik den Ehrenplag in der Kunst einräumte.

April 1936

Musik für Trommeln und Fanfaren 16

VORSCHLÄGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Kameraden

mutizieren

Jahrgang 1936

Registerblatt 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Neue Spielmusiken

1

Der Verlag P. J. Longer, Köln, hat mit der Herausgabe einer Reihe begonnen, in der neue und alte Werke veröffentlicht werden, die sich zur Musikpflege im Kameradschaftskreis eignen. Bis jet liegen die drei unten genannten zeitgenössischen Kompositionen vor, die alle drei Zeugnis geben von einem ehrlichen Musikdenken ihrer Schöpfer. Wie im Vorwort betont wird, soll dieser Musik die eine fache Form gemeinsam sein, ob sie sich nun in den Bezeichnungen an die Säße der alten Suite oder anderer Tanzformen anschließt oder völlig neue Formen prägt. Technisch erfordern die Stücke nur das Mindestmaß von Voraussetzungen, so geht z. B. das Spiel faſt nie über die erste Lage bei den Streichern hinaus. Es ist selbstverständlich, daß jede Besetzung möglich ist, die einfache, wie die mehrfache. Bis jezt sind folgende Hefte (Partitur und Stimmen) erschienen: "Partita" für drei Geigen oder dreistimmigen Geigenchor von Gottfried Nüdinger.

Suite für Streicher" bei quartett- oder orchestermäßiger Besehung von Heinrich Lemacher. „Tafelmusik" eine Suite in vier Säßen für Flöte, Oboe, Trompete, Klavier (besser Cembalo) und Streichorchester von Hans Lang.

Mai 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„ Die Welt gehört den Führenden"

2

Eine Liedkantate von Reinhold Heyden.. Nach Dichtungen von Herbert Menzel und Bernd Poieß. Verlag : Adolph Nagel, Hannover, 1936 . Mit diesem Werk hat der Verlag Nagel eine Reihe begonnen, die von Reinhold Heyden und Bernd Poieß unter dem Titel ,,Deutsche Feierstunde" herausgegeben wird. Diese Kantate ist schon in ihrem Aufbau dadurch besonders glücklich gelungen, daß sie zum größeren Teil aus Zwischenmusiken und Liedern be steht, in die sinngemäß für Einzelsprecher Texte eingefügt sind. Diese Form ergab sich, wie im Vorwort mitgeteilt wird, aus dem Bedürfnis nach einer erweiterten und doch geschlossen-einfachen musikalischen Feierform. Die Kantate kann von jedem, auch ungeschulten Chor gesungen werden und ist deshalb besonders für die Einheiten der Bewegung für die Feiergestaltung geeignet. Um troßdem zur Mehrstimmigkeit vorzustoßen, hat Reinhold Heyden die Form des Kanons gewählt, der bekanntlich aus dem einstimmigen Singen hervorgegangen ist. Auch die instrumentalen Leile mit den Begleitsäßen der Lieder sind denkbar einfach und leicht spielbar. Allerdings ist eine chorische Beseßung der Instrumental stimmen einem Trio nach Möglichkeit vorzuziehen. Auch Bläser können leicht einbezogen werden, für die besondere Stimmen vom Verlag erhältlich sind, so daß also mit den drei Grundstimmen 1. und 2. Geige und Violoncello (dazu evtl. Bratsche und Kontrabaß) noch zwei Trompeten, Klarinette in C (Flöte oder Oboe) und Klarinetten in B zu einem Aufführungskörper vereinigt werden können. Die Kanons sind auch leicht unbegleitet zu singen. Für kleinere Feiern ist dieses Werk, das wirklich nur die mindes sten künstlerischen Gestaltungsmittel verlangt und durch seinen veränderungsfähigen Aufbau leicht vereinfacht wie auch erweitert wer den kann, unbedingt zu empfehlen. Die Haltung der Musik ist schlicht, eingänglich und echt empfunden, was auch von den unterlegten Lerten gesagt werden kann. Die große Erfahrung, die Reinhold Heyden in seiner HJ.-Arbeit sammeln konnte, hat sich hier beispielhaft kristallisiert. Besonders im Hinblick auf die möglichste Vermeidung des Sprech chores ist diese Kantate wegbahnend.

Juni 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3

„Volk musiziert“ Werkreihe, herausgegeben von Reinhold Heyden. Verlag: Adolph Nagel, Hannover.

Reinhold Heyden, der auch diese neue Reihe zusammenstellt, sagt in einem Geleitwort der beiden ersten vorliegenden Hefte, daß dieses hier zur Veröffentlichung kommende Musikgut an rein instrumentaler Volksmusik vor allem für die Spielscharen der HI. und die Instrumentalkreise in Schule und Haus bestimmt ist, wobei schon die kleinste Besetzung wie Flöte oder Geige und Laute, aber ebenso jede Erweiterung bis zum Instrumentenchor aus Blockflöten, Lauten, Streicher und anderen Holzbläsern möglich sein fann .

Heft 1 : ,,Nordische Volksmärsche" Im 1. Heft sind 16 Bauernmärsche aus Schweden und Norwegen dreistimmig für verschiedene Besetzungen bearbeitet worden. Im Notenbild hat Reinhold Heyden teilweise Vorschläge gemacht, wie man bei Besetzung von Streichern und Holzbläsern durch wechselweise Besehung sehr feine Wirkungen erzielen kann.

Heft 2:

Spielmusik aus Altösterreich"

Das 2. Heft bringt Märsche, Ländler, Deutsche Tänze, Walzer und eine Hochzeitsmusik, ebenfalls dreistimmig für verschiedene Besehungen, bearbeitet durch Viktor Korda. Auch hier ist in erster Linie an chorische Besehung gedacht, wobei außer Blockflöten auch Oboe, Klarinette und Fagott zu den Streichinstrumenten hinzutreten können. Beide Hefte sind für die Spielmusik im Kameradschaftskreis eine wertvolle Bereicherung, auf die nachdrücklich hingewiesen sei.

Juni 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feierlieder"

4

In dreistimmigen Instrumentalsägen herausgegeben von Reinhold Heyden und Wilhelm Twittenhoff Verlag: Adolph Nagel, Hannover. Reihe: ,,musica (Nr. 50).

practica"

Drei der bekanntesten Lieder, die in der HI. entstanden sind, haben = hier dreistimmige Begleitsäße erhalten, die troh ihrer Einfachheit ge konnt und kontrapunktisch interessant geschrieben sind und auch ohne Gesang gespielt werden können. Die Stimmen sind ebenso gut von Streichern wie von Bläsern ausführbar. Es handelt sich um Vorschlägen der Reichspropagandaleitung zur folgende, in den nationalsozialistischen Feiergestaltung" empfohlene Lieder :

,,Nichts kann uns rauben" (2. Jahrg. 19/35) Weise: Heinrich Spitta. Sah: Reinhold Heyden.

,,Nun laßt die Fahnen fliegen" (2. Jabra. 19/6) Worte und Weise : Hans Baumann. Sah: Reinhold Heyden.

Weit laßt die Fahnen wehen" (1. Jahrg. 13/6) ,, Weise: Gustav Schulten. Sah: Reinhold Heyden.

Juni 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

5-6

„Feier der Jugend "

In der früheren Werkreihe für Feiergestaltung" des Longer-Verlages, die nunmehr unter dem Titel ,,Feier der Jugend" von der HI. herausgegeben wird, ist eine Reihe von neuen kleinen Kantaten erschienen, die für die deutsche Jugend, den Arbeitsdienst, die Wehrmacht, für Chorvereine und Schulen gedacht sind und von denen wir nachfolgend zwei zur Gestaltung empfehlen wollen:

5

„ Heldenfeier"

Ein Chorwerk von Rolf Wägele, Musik von Hugo W. Schmidt. (Folge 3 der Reihe ,,Feier der Jugend".) Diese Dichtung ist vornehmlich für die Ausgestaltung der Heldengedenktage bestimmt. Die Dichtung führt vom Treuschwur für die Helden des Krieges zu einer schlichten Ehrung der Heldenmutter. Schließlich wird der Ruf zu Pflicht, Kampf und Lat wach, zum Leben und Sterben für unser Reich. Die eingestreuten Lieder sind nicht sehr leicht und verlangen sorgsamste Vorbereitung im Chor. Einfach ist die instrumentale Begleitung der Lieder mit den kurzen Zwischenspielen. Es ist notwendig, die Teile des Sprechchores auf Einzelsprecher zu verteilen.

„ Die Trommel ruft - wir Jungen folgen"

6

Eine Kantate für das Jungvolk.

Worte: Hannes Kraft. Musik: Josef Baumhof. (Folge 6 der Reihe ,,Feier der Jugend".) In dieser Dichtung wird die Trommel als führende und mitreißende Kraft versinnbildlicht, hinter der sich eine kampferprobte und aktivistische Gefolgschaft sammelt, um ihr durch die Lande zu folgen. Dieses Werk mit seiner schlichten, packenden

Juli 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Sprachgestaltung ist ein Bekenntnis der Jugend zur deutschen Volksgemeinschaft und für die Gestaltung von Feiern innerhalb des Jungvolkes und der HI. besonders gut geeignet. Im Gegensatz zur Heldenfeier" sind hier die Lieder leichter zu erlernen, sicher auch großenteils eingänglich. Aufrüttelnd ist das die Feier umrahmende Lied ,,Trommel, was rufst du uns in die Nacht". Die Besehung der instrumentalen Teile ist offen gelassen : entweder Streicher, Bläser (Holz und Blech) oder gemischt. Dazu treten noch Landsknechtstrommeln.

Bei Aufführungen beider Werke ist eine sinngemäße Kürzung der Sprechterte unerläßlich, was schon durch den (auf Grund des Verbotes durch den Reichspropagandaleiter) notwendigen Ausfall des Sprech chores erreicht wird.

„ Das Fähnlein der schwarzen Knechte“

7

Deutsche Landknechtskantate. Dichtung von Eugen Frieder Bartelmäs. Musik von Helmut Majewski. Verlag : Arwed Strauch, Leipzig. Schwierigkeitsgrad : leicht. Wie der Herausgeber im Vorwort betont, sind die praktischen Anforderungen der Aufführungsmöglichkeit besonders berücksichtigt. Der Liedersatz ist fast durchweg einstimmig, so daß sich bei einer Aufführung selbst mit Anfängergruppen kaum Schwierigkeiten ergeben, zumal auch die Stimmen der Instrumente leicht spielbar sind. Lertlich schließt sich das kleine Werk eng an die Stimmung und Härte der alten Landsknechtsgesänge an. Ein kurzes Vorspiel der Instrumente hebt an, dann lösen sich Lieder, und Sprechstimmen ab, unterbrochen nochmal durch eine instrumentale Zwischenmusik. Die Sprechchorstellen sind zu streichen. Besetzung: Flöten, Trompete (C) Fanfaren (Es) Streicher, Landsknechtstrommeln und Pauken.

Juli 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

8 Feierstunde zur Hochzeit Die unter 1/301 zum Abdruck gelangte Dichtung von Herybert Menzel zur Umrahmung einer Trauung im Kameradenkreis oder im Standesamt ist inzwischen mit der Musik von Georg Blumensaat im Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin, in der Reihe ,,Feierliche Musik" als Nr. 3 im Druck erschienen. Die Besehung sieht folgende künstlerische Gestaltungsmittel vor: Chor, Flöte, Oboe und Streichorchester. Die Aufführungsdauer beträgt 20 Minuten. Die Sonderaufgabe dieses Werkes geht klar aus der Formulierung des Titels hervor. Das Werk weist einen Weg zur Gestaltung einer Feier im Kameradenkreis oder auch zur Ge= staltung einer standesamtlichen Trauung, die dann zweckmäßig in einem festlichen Raum verlegt wird.

August 1936

Kameraden musizieren 17

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feiermusikfürgroßes Orchester

Jahrgang 1936

Registerblatt 18

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

1

7

Klassische Musik für unsere Feiern

5

12

Es ist selbstverständlich, daß bei der Auswahl jeglicher Musik für die nationalsozialistische Feiergestaltung bei aller Achtung vor dem absoluten Wert des Musikschaffens der Vergangenheit vieles ausscheiden muß, was schon durch eine ausgesprochene Zweckbestimmtheit (Konzertmusik, Kammermusik, Kirchenmusik usw. ) nur in ganz seltenen Fällen für uns in Frage kommen kann. Dagegen wollen wir aber nun, nachdem für die künstlerische Ausgestaltung aller Veranstaltungen der Partei reichere Mittel zur Verfügung stehen, dazu übergehen, all jene Werke heranzuziehen, die ihrem geistigen Inhalt oder ihrer Form nach in unseren Feiern ihren Plaß haben können und sollen. Dabei wollen wir zielbewußt vorgehen und bei den alten Meistern beginnen, zunächst also bei Bach und Händel, deren Musik troh der dazwischen liegenden zwei Jahrhunderte mit dem Geist unserer neuen Zeit so auffallend viel gemeinsames aufweist: Einfachheit und Klarheit des Stiles, echte Haltung, volkstümliche Melodik und in der Harmonik wie in der Wahl der Mittel bescheidene Beschränkung auf das Notwendigste. Mit der Musik Johann Sebastian Bachs beginnen wir heute. Allerdings ist es nicht möglich, jedem der hier genannten Werke oder einzelner ihrer Säße nun auch einen bestimmten Anlaß im Jahreslauf beizugeben, denn diese Musik eignet sich fast durchweg für alle Anlässe. Troßdem föllen einige Hinweise in der Art gegeben werden, daß der Grundcharakter der einzelnen Musiken genannt ist und man diese dann entsprechend bei den passenden Gelegenheiten einsehen kann. Wir beschränken uns dabei zunächst auf die „ Bran: denburgischen Konzerte" für Orchester und die Suiten" für Orchester von J. S. Bach: Für Aufführungen empfehlen wir die im Verlag C. F. Peters, Leipzig, erschienenen Neuausgaben dieser Werke in der Bearbeitung von Kurt Noldan.

Brandenburgisches Konzert Nr. 1 (F-dur )

5

Für uns brauchbar : 1. und 3. Sah, beide von festlichem Charakter, als Einleitungs- und Schlußmuſik geeignet. Schwierigkeitsgrad : mittelschwër. Besehung: 3 Oboen, 2 Hörner in F, Fagott, Solo-Violine Violino piccolo ), Streichorchester und Cembalo (Klavier).

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (festlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Brandenburgisches Konzert Nr. 2 (F-dur)

6

Für uns brauchbar: 1. und 3. Sah, beide wiederum von fest= lichem und freudigem Charakter, als Einleitungs- und Schlußmusik geeignet. Schwierigkeitsgrad : mittelschwer bis schwer (Trompete !). Besehung: Flöte, Oboe, Trompete in F, Solo-Violine, Streichorchester und Cembalo (Klavier).

7

Für uns brauchbar : 1. Sah, von echt preußischem Stil, breit fließend und feierlich, harmonisch sehr vielgestaltig, als Einleitungsmusik besonders gut geeignet. Schwierigkeitsgrad : mittelschwer. Beseßung: Streichorchester (Violinen, Bratschen und Celli dreifach geteilt) und Cembalo (Klavier).

Brandenburgisches Konzert Nr. 4 (G-dur )

8

Für uns brauchbar : 1. und 2. Sak, im ersten von paſtoraler, lebhafter Bewegung, im zweiten (e-moll) von ruhiger, entrückender Ausgeglichenheit, lehterer ist als Feiermusik bei ernsten Anlässen von großer Wirkung.

Schwierigkeitsgrad : ziemlich leicht bis mittelschwer. Besehung: 2 Flöten, Solo-Violine, Streichorchester und Cembalo (Klavier). Die " Brandenburgischen Konzerte" Nr. 5 (D-dur) und Nr. 6 (B-dur) sind wohl kaum praktisch verwendbar, da beide ausgesprochen konzertant geführt sind und das zweite außerdem beſeßungsmäßig Schwierigkeiten macht, da die erforderlichen Gamben nur in seltenen Fällen besetzt werden können. Wir müſſen uns alſo auf die vier ersten Konzerte beschränken. Dafür stehen uns aber in den sogenannten Ouvertüren" (besser Suiten") für Orchester wundervolle Säße zur Verfügung :

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (festlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

1

Brandenburgisches Konzert Nr. 3 (G-dur)

Suite Nr. 1 (C- dur)

9

Für uns brauchbar: die Ouvertüre mit feierlich ruhiger Bewegung, als Einleitungsmusik einer Feier denkbar, dann die Gavotte (I und II ) als Zwischenmusik und die Bourrée (I und II), ebenfalls als Zwischenmusik geeignet. Schwierigkeitsgrad : ziemlich leicht bis mittelschwer. Besehung: 2 Oboen, Fagott, Streichorchester und Cembalo (Klavier).

Suite Nr. 2 (H-moll)

10

Für uns brauchbar : die Ouvertüre mit der weit ausgesponnenen. Fuge kommt wohl seltener in Frage, dafür aber das herrliche Rondeau, das als Feiermusik bei Anlässen ernsteren Cha = rakters von tiefstem Eindruck sein wird. Auch die Sarabande ist bei ähnlichem Anlaß denkbar, während der lebendig pulsierende lehte Sah als Schlußmusik gespielt werden kann.

Schwierigkeitsgrad : mittelschwer. Beseßung : Flöte, Streichorchester und Cembalo (Klavier).

Suite Nr. 3 (D-dur)

11

Für uns brauchbar : auch hier ist an die Ouvertüre eine Fuge angeschlossen, die in festlicher Breite hinfließt. An diesen großartigen, einleitenden Sah sollte sich nur ein geübter Orchesterkörper. heranwagen. Als feierliche Zwischenmusik ist jedoch der lang= same Sah, eine Air, spielbar, die mit zum schönsten gehört, was aus dem Schaffen Bachs in unseren Feiern erklingen sollte. Auch die Gavotte (I und II) und die Bourrée können an die gleiche Stelle treten oder eine Feier beschließen, beide sind von freudigem Inhalt. Schwierigkeitsgrad: mittelschwer. Besehung: 2 Oboen, 3 Trompeten in D, Pauken, Streichorchester und Cembalo (Klavier). Zur Beachtung : D-Trompeten sind selten!

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (festlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Suite Nr. 4 (D-dur)

12

Für uns brauchbar : bei gutem Orchester die Ouvertüre mit einem etwas schwierig spielbaren, fugenartigen Zwiſchensaß, leichter jedoch die Bourrée (I und II) und auch das Menuett, bei dem die D-Trompeten in Wegfall kommen. Als Einleitungs- und Zwischenmusik sind beide Säße geeignet. Schwierigkeitsgrad : mittelschwer bis schwer. Besehung: 3 Oboen, 1 Fagott, 3 Trompeten in D, Pauken, Streichorchester und Cembalo (Klavier).

13-14

Feierliche Musik

Chorwerke, Instrumentalmuſik und Kantaten für Fest und Feier, herausgegeben vom Kulturamt der Reichsjugendführung. Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel und Berlin. Die Reihe „ Feierliche Muſik“ bringt neue Werke für die muſikalische Ausgestaltung von Kundgebungen, Feierstunden und Morgenfeiern, für festliche Einleitung oder Ausklang großer Veranstaltungen. Die Haltung, die in den Werken dieser Reihe ihren Ausdruck findet, unterscheidet sich in wesentlichen Dingen von anderen großen Kompositionen für Chor oder Orchester. Sie sind als notwendige Folge aus dem Liedschaffen der jungen Generation und ihrem Kunstwillen erwachsen und nicht denkbar als reine Konzertmusik ohne Verbindung zu einer Gemeinschaft, für die sie geschrieben wurden. Eine neue Sinngebung, eine. neue Aufgabe für unser Muſikleben wird aus diesen Feierlichen Musiken" deutlich. Sie fordern einen tragenden Kreis, eine Ge= meinschaft, der sie dienen und sind nicht denkbar als beziehungslose Musik wie sie das Konzert der lezten 50 Jahre fast ausschließlich kannte. Das gilt für die Feierliche Musik von Spitta über das Lied Nichts kann uns rauben“ ebenso wie für die Musik von Gerhard Maaß oder die „ Deutsche Suite“ von Erich Lauer und wird noch deutlicher bei dem Werk von Georg Blumensaat mit seiner Zweckbestimmung oder dem „ Jahr überm Pflug" von Heinrich Spitta und Hans Baumann.

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (festlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Wenn die Werke dieser Reihe zum Teil über das technische Vermögen einer Spielschar oder eines HI.-Orchesters hinausgehen, so ist das einmal begründet in ihrer Bestimmung für große Feiern , zum anderen aber auch darin, daß die muſikaliſche Ge= staltung an dieser Stelle der Entwicklung keine Rücksicht mehr nehmen kann auf technische Beschränkung. Das ist um so wichtiger, da die Werke nicht nur die Hitler - Jugend angehen, aus der sie herkommen, sondern den Kundgebungen und Feiern aller Formationen dienen sollen. Nachstehend sollen die bis jezt vorliegenden Werke der jungen nationalsozialistischen Musiker angeführt und zur Gestaltung in den Feiern der Bewegung nachdrücklich empfohlen werden.

Feierliche Musik für Orchester

13

von Heinrich Spitta (Werk 37). Partitur 16 Seiten, RM. 3.50, 13 Stimmen je RM. —.20. Aufführungsdauer : 8-9 Minuten. Die Feierliche Muſik“ hat das Lied „ Nichts kann uns rauben …….“ zum Thema und weitet es zu einer großen festlichen Musik. Nach seiner ganzen Haltung kann diese Musik weder als Vorspiel zu dem Liede dienen (das darum auch nicht als Abschluß gesungen werden soll), noch ist es als reines Konzertwerk denkbar. Sein Sinn erfüllt sich im Dienst an einem Ganzen, für das és zum verpflichtenden Ausdruck wird.

Deutsche Suite für Kammerorchester

14

von Erich Lauer (Werk 18 b). Partitur 16 Seiten, RM. 3.50,

6 Stimmen je RM. -.35.

Aufführungsdauer : 12 Minuten (alle vier Säße zuſammen) . Dieses Werk das bereits wiederholt im Rundfunk aufgeführt wurde, ist besonders geeignet, bei festlichen Veranstaltungen je hälftig als Auftakt oder als Schlußmusik zu dienen. Der einfache klare Sah für Flöte, Oboe und Streicher ist klanglich von großer Wirkung und wurde bei seiner Erstaufführung in der Sendung ,,Vom ewig Deutschen" (Reichssender München und Stuttgart, Dezember 1935) sehr gut aufgenommen.

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (festlich) 18

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Klassische Musik für unsere Feiern

101-103

101 Brandenburgisches Konzert Nr. 4 (G- dur)

von Johann Sebastian Bach. Als Feiermusik für ernste Anlässe ist der 2. Sah (e-moll) ge= eignet. Näheres unter 18/8.

Suite Nr. 2 (H-moll)

102

von Johann Sebastian Bach. Als Feiermusiken für ernste Anlässe sind der 2. und der 3. Sah Sarabande") geeignet. Näheres unter 18/10. (,,Rondeau" und

Suite Nr. 3 (D-dur)

103

von Johann Sebastian Bach. Als Feiermusik für ernste Anlässe ist der 2. Sah (,,Air") sehr geeignet. Näheres unter 18/11 .

August 1936

Feiermusik für großes Orchester (ernst) 18

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Festliches Vorspiel"

1

zu einer nationalsozialistischen Feier für großes Orchester von Carl Ehrenberg op. 34 Verlag für Deutsche Musik (Robert Rühle) Berlin. Der Münnchener Komponist Carl Ehrenberg, ein Könner auf dem Gebiet der sinfonischen Musik, hat dieses Werk auf Anregung der NS.- Gemeinschaft Kraft durch Freude" für eine nationalsozialistische Veranstaltung geschrieben. Seitdem hat es sich rasch im Musikleben eingebürgert, zumal auch im Funk. In unserer Feiergestaltung ist es als Feiermusik sehr gut verwendbar, zumal der formale Aufbau troß aller Kontrapunktik frei ist von gewagten Künsteleien. Der ,,Völkische Beobachter" schrieb im Anschluß an eine Münchener Aufführung des Werkes : In der äußerst knapp gehaltenen Architektur des Werkes liegt ein Teil der zwingenden Wirkung. Saztechnische und kontrapunktische Behandlung stehen auf erstaunlicher Stufe. Mit einfachsten rhythmischen Mitteln wird der Einsaß der nationalen Kampflieder vorbereitet. Mögen Wagner und Weber Pate gestanden haben, das Ganze trägt in seiner festlichen und dabei doch so` durchsichtigen Instrumentierung den Stempel des Persönlichen und Zeitnahen"

Eine vaterländische Ouvertüre

2

für großes Orchester und Orgel von Mar Neger (op. 140) Verlag: C. F. Peters (Simrock) Leipzig. Dieses Werk kann als eröffnende oder abschließende Feiermusik für solche Anlässe empfohlen werden, bei denen große Mittel eine gesezt werden können. Großes Symphonieorchester ist hier unerläßlich. Diese Musik fließt in einer breiten und gläubigen Schlichtheit hin und verrät in jedem Takt den genialen Schöpfer, der nicht durch äußerliche Steigerung der Mittel, sondern mehr noch durch die Ehrlichkeit der Arbeit dem Reich ein Lied singt. Als Höhepunkt fällt die Orgel mit dem Choral ,,Nun danket alle Gott" in das Spiel des Orchesters ein.

März 1936

Feiermusik für großes Orchester (feftlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„ Deutscher Choral"

3

für Instrumente (Streicher oder Bläser) von Gerhard Maß

Verlag : Nies & Erler, Berlin Aufführungsgrad: leicht. Dieser schlichte, meist vierstimmige Choralsaß stellt technisch nicht viel Anforderungen und ist daher auch von den Musikscharen der HI. leicht auszuführen. Eine Verwendung wird besonders zur Einleitung von kleineren Feiern zu empfehlen sein.

4

„ Fest-Ouvertüre"

für Streichorchester und Tasteninstrument (Orgel, Cembalo oder Klavier) von Friedrich dem Großen Verlag: Chr. Friedrich Vieweg, Berlin-Lichterfelde Aufführungsgrad: mittelschwer.

Ein freudiges Werk von barocker Haltung, das sich zur Einleitung von kleineren Veranstaltungen gut eignet. Nach Möglichkeit sollte man nur Orgel oder Cembalo verwenden, man kann das Tasteninstrument aber ebenso auch weglassen und sich auf Streicher beschränken.

März 1936

Feiermufik für großes Orchester (feftlich) 18

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2

Die Welt gehört den Führenden Wort und Weise von Herybert Menzel

1.Die Welt gehört den Führen den, fie

Lauf

Und

find die Mar - Ichie 1 ren den, und

wir

teiner bält uns

Mor -ſche fällt,wir

gebn der Sonne

auf.

Alte wanft,das

Das

sind der junge

Sturm , Wir

sind der Sieg! Sprung auf, marsch, marsch ! Die Fahne auf den Turm! 2. Die Welt gehört den Bauenden, aus Trümmern steigt es kühn. Wir sind die fest Vertrauenden, das Reich wird neu erblühn. Das Alte ... usw.

3. Der Kerl muß nicht geraten sein, den unser Lied nicht packt. Ein Kerl muß bei Soldaten sein, gleich schlägt sein Herz im Takt. Das Alte ... usw. 4. Holt alle hinterm Ofen vor, grad den, dem's nicht gefällt. Und ſingt ihm unsre Strophen vor, bis er das Lied behält. Das Alte ... uſw.

Die Lieder sind den beiden Kantaten von Herzbert . Menzel Das große Gelöbnis" und „ In unseren Fahnen lodert Gott" entnommen. Sie sind erschienen in der Reihe Junges Volk", Verlag Franz Eher Nachf., München. Preis des Einzeltertheftes 20 Rpf.

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

11. ||

Erntelied

3

Heinrich Svifta

(Hermann Roth)

1.Wir

ma

ben den Al 3 ter zur

sä . en

uns 1 re Zeit, wir

ben als Pflüger durch

ge

in

hei • li

ge

Frucht bereit

Er

den,

und

Es

wachsen die Saaten,die Ern -te istweit: Doch über unsere Wer

gäng-lich-feit

wandert das deutsche

Wer, s

den:

Männer: 2. Wir haben gesät und gerühret die Hand, gewartet bis Saat in der Reife stand und unsere Ernte gehalten. Wann sich erfüllet unsere Zeit wird über unsre Vergänglichkeit Reife sich neu entfalten.

Frauen: 3. Wir schauen die Erben von unserem Blut, in denen Wille und Zukunft ruht und schauen auf ihre Saaten. Wir hüten die deutsche Gläubigkeit. Denn über unsre Vergänglichkeit wachsen neue Taten.

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Alle: 4. Wir haben Mut und Willen zur Saat und glauben an die Vollendung der Tat, die wir schaffend gegründet. Und ist unsre Ernte so fern und weit : Hinaus über alle Vergänglichkeit unsterbliches Leben sich findet. Mit Genehmigung des Georg Kallmeyer - Verlages, Wolfenbüttel, entnommen aus Junge Gefolgschaft“, Heft 2.

4 Heiliges Deutschland !

Reinhold Neubert

(Herobert Menzel) 3

1. Deutschland, bei-fi- ges Deutschland , du ichauft aus der Jungen Ge Deutschland,bei li-ges Deutſchland, in

ficti πιφτ

Wofte : ben wie hier

leuchtend dem Ewigen

Edöne

treu?

die

Ewig- feit ftirbt du

Söhne

To

Deutschland in blü-hen - der

immer er hebft du dich

neu!

2. Deutschland, heiliges Deutschland, wir ringen um deinen Kranz. Deutſchland, heiliges Deutschland, nur du gibst unsterblichen Glanz. Deutſchland, in dir sind die Helden, in dir die Getreuesten bewahrt. Deutschland, nur du wirst melden den Spätesten heldiſche Art.

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Deutschland, heiliges Deutschland, du von den Sternen umkreist, Deutſchland, heiliges Deutschland, dein Schwert in die Ewigkeit weiſt. Deutſchland, dich würden sie träumen, solltest du jemals vergehn, weit über Zeiten und Räumen immer als Glanz wirst du ſtehn .

5

Rollt die blutigroten Fahnen auf

Worte und Weise von Werner Altendorf

1. Rollt nun

ra

den ,

die blutig : ro ten

zu den Waffen!

Sie geslauf, die

an!

Freiheit

Drauf und ordn!

dran!

Sie

Auf

geslauf,

Februar 1936

Sahnen

die

in

Freiheit

auf

Ka

me s

Auf in den let - ten hei-ßen

31

Tre tet

an!

den leg

ten

3u

Tretet

ſchaffen!

Drauf und

het 8 Ben

Ichaffen!

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2. Auf geht die Sonne aus der tiefen Nacht, Kameraden, zu den Waffen ! Nah ist der Tag, da unſer Deutſchland erwacht, die Freiheit zu schaffen. [ :Tretet an, drauf und dran !:] Nah ist der Tag, da unser Deutschland erwacht, die Freiheit zu schaffen. 3. Sturmsignale gellen vom Schlesierland, Kameraden, zu · den Waffen: Sturm reißt sie hoch übers deutsche Land, die Freiheit zu schaffen. [ :Tretet an, drauf und dran !:] Sturm reißt sie hoch übers deutsche Land, die Freiheit zu schaffen. 4. Rollt nun die blutigroten Fahnen auf! Kameraden, zu den Waffen ! Auf in den leßten heißen Siegeslauf, die Freiheit zu schaffen. [ :Tretet an, drauf und dran !: ] Auf in den leßten heißen Siegeslauf, die Freiheit zu schaffen!

Eigentum des Ludwig Voggenreiter - Verlages, Potsdam. Abdruck hier mit Genehmigung des Muſikreferenten der RIF.

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

6 Nun laßt die Fahnen fliegen Wort und Weise Hans Baumann

Mun

gro- fe

laft

Die

Fahnen flie, gen

Morgen - rot.

neuen Sie · gen

leuchtet

das

oder

in

uns

das

ju

brennt zum Tod.

2. Denn mögen wir auch fallen ― wie ein Dom steht unser Staat. Ein Volk hat hundert Ernten und geht hundertmal zur Saat.

3. Deutschland, ſich uns, wir weihen dir den Tod als kleinste Tat, grüßt er einst unsre Reihen, werden wir die große Saat.

4. Drum laßt die Fahnen fliegen in das große Morgenrot, das uns zu neuen Siegen leuchtet oder brennt zum Tod.

Eigentum des Ludwig Voggenreiter - Verlages, Potsdam . Abdruck hier im Einvernehmen mit dem Muſikreferenten der RIF.

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

,, Der deutschen Arbeit Feiertag"

7

für einstimmigen Chor mit Blasorchester. 1

Worte: Albert Sergel. Musik: Joseph Haas.

Verlag: B. Schott's Söhne, Mainz.

Mit diesem Lied zur Feier des 1. Mai hat der bekannte Komponist ein sehr schlicht, aber doch kraftvoll geformtes Chorwerk geschaffen, das zur Aufführung im entsprechenden Rahmen empfohlen werden kann. Die technischen Möglichkeiten einer Aufführung sind dadurch wesentlich geweitet, daß die Begleitung von acht Stimmen an spielbar ist, also keineswegs volles Blasorchester Voraussetzung sein muß. Die Melodie ist leicht eingehend, hymnisch und choralartig in der Bewegung und besonders bei großem Chor von starker Wirkung.

Text : 1. Laßt einen Tag die Arbeit ruhn, 7 laßt ſtill ſtehn alle Räder ! / Heut leuchtet uns ein Feiertag ! / Legt Hammer hin und Feder ! / Kopf und Hand — Stadt und Land- / um alle schlingt sich fest ein Band : / Arbeit für das Vaterland, Arbeit für das deutsche Vaterland. / 2. Am ersten Mai marschieren wir, / die Alten und die Jungen, / arm neben reich im gleichen Schritt : / die Einheit ist errungen! / Kopf und Hand ... / 3. Wir kennen keine Zwietracht mehr, 7 kein Hassen und kein Hadern, / rollt doch das gleiche deutsche Blut / uns allen in den Adern. / Kopf und Hand …… . / 4. Dem Führer Heil ! Ihm gilt der Dank / der ArbeitsMillionen! / Sein Wille hat das Volk geeint, / soweit nur Deutsche wohnen : / Kopf und Hand ……… /… 5. So heiß ersehnt, so hart erkämpft, / das Dritte Reich stieg nieder : / Ein Herz, ein Schlag ! Ein Feiertag / für alle deutschen Brüder! / Kopf und Hand .../

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„ Die Zukunft, die wird unser sein! “

8 Lieder für einstimmigen Massenchor. Nach verschiedenen Dichtern. Musik: Ernst Lothar v. Knorr. Verlag : Ludwig Voggenreiter, Potsdam. Diese Lieder von Knorr sind zum größten Teil für unsere Feiergestaltung gut verwendbar. Allerdings auf keinen Fall mit der wie im Anhang des Heftes beigegebenen Klavierbegleitung, die auch vorgeschlagen wird — am besten durch Blechbläser zu erseßen ist. Die Lieder sind für die Feiern des Jahreslaufes geschrieben, so für 1. Mai, Sonnenwende, Fahnenweihe, Lotengedenken, Jahreswende. Im Verlauf einiger der Stücke kommen oft Taktänderungen vor, die anfänglich etwas schwierig scheinen, aber aus dem Rhythmus des Lertes herausgewachsen sind und deshalb leicht eingehen. Doch sollten sich nur geschulte Chorgruppen an die Aufführung dieser Lieder wagen. Unbegleitet gesungen sind die Lieder nicht zu empfehlen,

„Die Zukunft, die wird unſer ſein"

8

(Jürgen Brand). Terte : 1. Das alte Jahr ist hingeſchwunden. 7 Vorbei, vorbei, ein leßter Schein / von seinen Freuden, ſeinen Wunden, / was tot ist, soll begraben sein. / 2. Schon steigt das neue aus den Fluten / und will beglückt empfangen sein. / Mit seiner Jugend Morgengluten / blickt weit es in das Land hinein. / 3. Jest gilt's, den Blick nach vorn zu wenden / mit klaren Augen, scharf und hell. / Schon reckt und rührt ſich's aller Enden, / merk auf du junger Kampfgesell ! / 4. Ein scharfer Ton klingt aus der Ferne / und Kampfgeschrei durchzieht das Land. / Empor den Blick zu eurem Sterne! / Und schließt die Reihen Hand in Hand! /

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

5. Man hat euch Untergang geschworen, 7 von Feinden rührt sich eine Welt. / Doch ist die Jugend nicht verloren, / wenn ſie nur feſt zuſammenhält. / 6. Des Geistes Schwert, das scharfe, hütet / und faßt es sicher, führt es gut. / Wie auch der Feind besessen wütet: / Ihr spottet seiner blinden Wut. / 7. Verlaßt die Fahne nicht, ihr Jungen ! / Sie führt zum Siege, fie allein. / Der Feind, ihr Brüder, wird bezwungen, / . die Zukunft, die wird unſer ſein. / LG.

9

Aufruf" (Walter Schenk)

1. In unsern Adern braust und schäumt das junge Leben, 7 in unſerm Hirn erblüht das Wiſſen neuer Zeit ! / Wenn unſre Sinne sich im Sonnendrang erheben, / wird unter unſerm Schritt der Erdball glühn und beben, / weil laut in uns ein stürmisches Verlangen ſchreit. 7 2. Die Sehnsucht ruft uns aus den freudearmen Tagen, / von heißem Haß durchblutet und durchweint von Leid, / ins Licht empor, in das nur freie Berge ragen ! / Drum gilt es, Brüder, noch ein übermöglich Wagen – / So schreitet vorwärts kühn, zum legten Kampf bereit. / 3. Wir sind wie Sonne Macht, die jedes Dunkel spaltet, / im Licht der Höhn verbrennt in uns der Haß, der Neid ; / Wir sind der Werdensgeist, der tief in allem waltet, / der nie in uns erlischt, eh nicht die Welt erkaltet. / In unserm Wollen, Brüder, ringt die neue Zeit! /

Wir bauen mit an neuer Welt“

10

(Karl Seidelmann) Wir bauen mit an neuer Welt, / wir junges Volk aus deutschem Blut. / Uns ist ein jeder zugesellt, / in unsre Reih'n

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

hineingestellt, 7-wen stark im Herzen treibt der Mut. 7 In dem Schreiten unsrer Lieder / klingt der tapfre Pulsschlag die für wieder / unsrer Männer, unsrer jungen Knaben, Volk und Vaterland hingaben / all ihr Streben, Gut und Leben, jung und früh. / Unſern Farben einst sie starben, Erſtgeblüh. / Neuem Reiche frühe Opfergaben. /

21

„Mai, wir sind frei! "

(Ludwig Lessen) 1. Aus tausend Blüten lacht der Mai, 7 und ist doch sonst die Welt so bang ... / aus tausend Herzen gellt ein Schrei, / wie selten er so wild erklang : / Mai, mach uns frei ! / 2. Wohl haucht der Wind noch rauh und roh, / doch schweigt ſein Ungestüm gar bald / und stirbt verwiſpernd irgendwo …../ und sehnend es ringsum erschallt : / Mai, mach uns froh! / 3. Was sich noch scheu und still verbarg, / wagt jeßt sich vor ans liebe Licht, / und kennt nicht Furcht und kennt nicht Arg./ ./ Mai, mach uns ſtark! / Die lehte Kette reißt und bricht …… 4. Wie schwer das Leben immer sei,

wir zwingen es mit

fester Faust, / bis stumm des Elends lehter Schrei / und rings es jubelnd hell erbrauſt : / Mai, wir sind frei ! /

Wär ich ein Bannerträger"

12

(Otto Krille) 1. Wär ich ein Bannerträger, / ein Rufer gar im Streit, / ein kecker, wilder Schläger, / allzeit zum Kampf bereit. / 2. Mein Schwert, es sollte bliken, / und schlagen euch vom • Kopf / die Schlaf- und Büttelmüßen, / und euren_langen Zopf. /

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Mein Schlachtruf sollte gellen, / ein dröhnend Rolandshorn, / und über Land und Wellen / hintragen meinen Zorn. / 4. Wär ich ... o zahmer Wäger, / nun werde endlich wild ! / Mein Lied, es sei mein Schläger / und auch mein Wappenschild. /

,,Mutterland - Vaterland"

13

(Mar Barthel Dem Land, das uns geboren, / dem, Brüder, sind wir treu, 7 dem Land sind wir verschworen / mit jedem Tage neu. / Deutſchland, du unser erster Schrei, / Deutſchland, du unser lektes Wort, / Mutterland und Vaterland, Land unsrer Kinder, blüh und gedeih! /

Sonnenwende”

14

(Karl Riedel) 1. Wie springen rote Flammen / kühn empor zum Firmament. / Brüder, Schwestern sind beiſammen, / wo das Sonnwendfeuer brennt. / 2. Weihevoll sind alle Herzen / und von Zauber sanft umwebt./Still entweichen Haß und Schmerzen, / wo das Sonnwendfeuer brennt. /

3. Feuer, wecke in den Seelen / frohen Sinn und frischen Mut. / Laß die Jugendkraft erstarken / bei der Sonnwendfeuerglut. / 4. Sei Symbol in unserm Kampfe, / der von Liebe sei gelenkt, / daß der Liebe goldner Segen / täglich uns aufs neu beschenkt. /

Februar 1936 VORSCHLAGE

Chorlieder zur Feier 19 DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

5. Fühlt ihr nicht ein heilig Ahnen ? - / Brüder, nehmet wahr den Geiſt, / der durch Trug und fälschen Glauben / uns den Weg zum Ziele weist. / 6. Brüder, zeigt auf unsrer Erde / Menschtum in dem schönſten Licht, / daß dereinst ein neues „Werde“ / aus der alten Menschheit bricht ! / 7. Einigkeit im Geist des Guten / schwören wir beim Feuerſchein. / Sonnwendfeuer, — Menſchenliebe / ſoll dein tiefster Sinn uns sein! /

Psalm der Bewunderung"

15

(Mar Barthel 1. Wiederum wie eine Klage / klingt das alte Lied der Hirten / auf dem winterlichen Feld. / Neugeboren ſei der Held, / der erlöse von der Plage, / der erlöse die Verirrten. / Und die Völker ſieht man schreiten / wie vor alten, alten Zeiten / voller Andacht und Beschwerden : / Friede, Friede sei auf Erden ! / 2. Durch die Nächte und die Tage / brennen Weihrauch und auch Mhrten. / Tiefe Nacht liegt auf dem Feld, / und gekreuzigt ist der Held / unter Grabgesang und Klage, / als die Kriegsgeräte klirrten. / Und die Völker ... / 3. Heute aus dem Dunst der Sage / klingt das alte Lied der Hirten / neu auf winterlichem Feld : / Volk, du selber bist der Held, / selber endige die Plage, / selbst erlöse die Verirrten! / Und die Völker ... /

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

1

16

„Land"

für Frauen- und Männerstimmen mit Blasorchester. Worte: Baldur von Schirach.

Musik:

Wilhelm Weißenborn ,

op. 45 Nr. 1

Verlag : F. W. Gadow & Sohn, Hildburghausen. Diese Komposition unterscheidet sich von den zahllosen anderen vorliegenden Vertonungen dieses Tertes durch ihre schlichte Melodie und einen ebenso klaren, echt erfundenen Begleitsah. Eigentlich hat der Komponist die eine Gesangsstimme als Solo gedacht, doch ist diese bei einer etwaigen Aufführung in einer nationalsozialiſtiſchen Feier besser durch Jugendchor zu ersehen, während einstimmiger Männerchor die zweite Gesangsstimme übernimmt. Begleitung durch Klavier ist undenkbar, dafür aber um so geeigneter - vor allem im Freien Blasorchesterbegleitung . Im geschlossenen Raum ist auch Streichorchester möglich. Das Werk würde sich beispielsweise sehr gut zur Aufführung am Erntedanktag eignen.

Text : O Land, o Land, ich weiß : die deinen Boden traten, liebten dich heiß. Um dich sind die alten Spaten rostig von Schweiß ; doch wir, o Land, ringen ums Volk, wie die Väter taten um deinen Bestand. Segne, ſegne, segne deiner Söhne Saaten, o Land . /

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Unser Leben“

17

„Wer kann unsre Seele töten?

für einstimmigen Chor mit Streiche oder Blasorchester, Worte : E. G. Kolbenheyer. Musik: Armin Knab.

Verlag : B. Schott's Söhne, Mainz. Zwei Zeit-Lieder" betitelten Heft hat Armin Knab In einem neben einer guten Vertonung des ,,Befreiungsliedes der Deutschen" (Goethe) eine außerordentlich kraftvolle Chorkomposition herausgebracht, die zwar auf den ersten Blick_taktlich nicht ganz einfach erscheint, aber schon nach einmaligem Singen durch den klaren und auf dem Rhythmus der Sprache aufgebauten Melodieverlauf sofort ſigt". Eine Singschar der HI. hat dieses Lied bei den Musiktagen" in Erfurt gesungen. Der Eindruck war unerhört stark. Was die Begleitung betrifft, ist zu beachten, daß die in der Partitur enthaltenen Streicher- und Bläsersäße nicht zusammen gespielt werden sollen, sondern je wahlweise. Für die Feiergestaltung sind natürlich, besonders in großen Räumen, Bläser unbe dingt vorzuziehen, die auch dem herben, eigenwilligen Converlauf mehr entsprechen, als der weichere Streicherklang. Allerdings kann das Lied auch unbegleitet gesungen werden, dann möglichst im gemischten Chor, wobei auch einzelne Strophen auf verschiedene Stimmgattungen entsprechend verteilt werden können. Bei all diesen Chorliedern kommt für uns eine Begleitung durch Klavier nicht in Frage. Lieber unbegleitet ſingen !

Text: 1. Wer kann unsre Seele töten, 7 wer das junge Blut verderben ! / Ringt der Baum in Sturmesnöten, / rinnt der Stamm aus offnen Kerben : / Tief im Boden tausend Streben / eng geschlungen, / in die schwere deutsche Erde / hart gedrungen — / hält die Wurzel und ſaugt Leben. / 2. Wer kann unsre Herzen zwingen, / wer die hellen Augen blenden! / Not lehrt deine Pulse singen, / Not lehrt deine Blicke wenden / tief in dich, wo - tausend Streben, / eng ge-

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

schlungen, / in die schwere deutsche Erde / hart gedrungen / deines Blutes Wurzeln leben. / 3. Wer kann unsre Hände binden. / wer den Flammengeiſt vernichten! / Unser Werk wird Freiheit finden, / wird die bange Nacht durchlichten : / Bodentreu, durch tauſend Streben - eng geschlungen, / in die ſchwere deutſche Erde / hart ge/—

drungen — / quillt uns Leben, unser Leben ! /

Februar 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

18

Arbeiter, Bauern,Soldaten Fahneneinmarschlied zum 1. Mai

(Erich Lauer) Wuchtig €

1. Ar • bei ter, Bau-ern, Sol · da · ten,

ra den der Pflicht,

Ra - me.

hal tet die Fahne der Tasten,

daß euer Werk nicht zer-bricht ! Mögen die Un-dern noch

war -ten-― - Sklaven die nen der Zeit -

ihr aber

bei den Standar ten seid für das Leg te bereit. 2. Arbeiter, Bauern, Soldaten,

/ haltet die Geißel der

Zucht, / jedes Volk, das mißraten, / ward vom Lichte verflucht. / Mögen die andern noch prassen, / Sklaven der Eitelkeit, / nicht voneinander laſſen / dürft ihr in zagender Zeit. / 3.

Arbeiter, Bauern,

Soldaten, / schürt

eure Feuer im

Herd, / hämmernd schmiedet die Taten / mit Pflug und MeiBel und Schwert. / Dome erstehen aus Hallen, / schwingen in ehernem Ton. / Wir alle kämpfen und fallen / in einem Glauben, Nation ! /

(Herbert Böhme)

Eigentum des Verlages Ludwig Voggenreiter, Potsdam . Aus dem Heft , Fahne, steh auf“, vierzehn Lieder für die Feier. Abdruck hier mit Genehmigung des Komponisten.

März 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

19

Wir Jungen tragen die Fahne

Georg Blumenfaat

1.Wir Jun-gen tra -gen die Fah - ne zum Stur 8 me der Ju- gend

vor.

Sie

stehe und steige und

Feu - er zumHimmel empor.

eidigt

be wie

lo

Wir— ſind auf die Fah -ne ver •

für - immer und al - le- zeit;

wer die

Fab-ne, die Fab- ne belei - leidigt ,der— ſei ver- ma - le - deit.

2. Die Fahne ist unser Glaube an Gott und Volk und Land. Wer sie rauben will, der raube uns eher Leben und Hand. Für die Fahne wollen wir sorgen wie für unsere Mutter gut, denn die Fahne ist unser Morgen und die Ehre und der Mut. (W. E. Moeller)

März 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

20

20

Langemarck

Alfred von Beckerath.

haben ein Grab ge. 2. haben so brav ge 3. trie-ben ihn… ü - ber die

1. Wir

1. gra · ben 2. strit D ten, 3. En fer,

Knaben, ist jun e ge für lau · ter den bitt ren er Lit · ten, ge. Tod da blühten die Lor ⚫ beer · ret · ſer rings

1. Seder noch ein Kind. 2. trun-ken als wäre er Wein. 3. auf dem flandrischenFeld.

123

Rei · hen und auch) zu zweien und drei- en, wie ihnen gar • nicht bange, weit san · ge, es mar ü . ber Alles, û ber Fal . les klang Deutschland

1. fie. ge · fal · len den Feind 2 in hin in der 3. Al⚫ les

4 nicht eine Hand-voll

wer - den, fie

April 1936

gen Sie liegen in lan Ge. mit Sie lie fen Taumeldes Und noch im

·

Er

2. Sie 3. Sie 4. Und

find. ein. Welt.

den soll

ihnen mun

liegen in frem-dem Land..

da von

Das

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

4. macht ihnen

me . nig

4. Schlum-mer nun

Kummer, weil Seder in

e · wige Hei ย mat fand.

tie -fem

(Will Vesper)

Dieses musikalisch echte und sangbare Med ist vor allem zur Ausgestaltung der Feiern am Heldengedenktag und zum Gedächtnis der Gefallenen von Langemarck gedacht. Es ist in der Reihe „Musik für Feierstunden im Jahreslauf" (Franz Eher - Verlag, München) als Liederblatt 2 erschienen. In der gleichen Reihe wurde auch der dazu gehörende Begleitsaß für Blasorchester veröffentlicht. Durch ein Sonderrundschreiben der Reichspropagandaleitung war bereits auf diese Neuerscheinung hingewiesen worden. Für besondere Gelegenheiten (z. B. Rundfunk) steht auch ein Begleitsak für Symphonie - Orchester zur Verfügung. Partitur und Stimmen sind vom Komponisten über den Eher-Verlag oder die Reichspropagandaleitung anzufordern.

April 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

21

Führer, wir rufen dich an!

Erich Lauer. Befreiend

1. Im • mer,

wenn

wir

zu · ſam - men • ſte - hen,

die Standar • ten

immer, wenn

Friede Frie de und Rampf, für

ruft

Ehre und Recht,

dich das ganze, das deutsche

führer, wir rufen dich an!

fah • ne hin · an

Heilig.tum ,

Geschlecht :

führer, trage die

zu Wolken und Sonne, zu

Freiheit und Ruhm, denn die

April 1936

we · hen in

führer,

Fahne

ist un - ser

schrei te vor

an !

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2. Jmmer,

wenn wir zusammentreten,

immer, wenn die

Standarten beten zu Feier und Fest, für Ehre und Recht, ruft dich das ganze, das deutsche Geschlecht: Führer, wir rufen dich an ... / 3. Immer, wenn wir die Helden geleiten, immer, und sollten wir selber schreiten im Glauben zum Tod, für Ehre und Recht, ruft dich das ganze, das deutsche Geschlecht : Führer, wir rufen dich an ... / (Herbert Böhme.)

Dieses sehr starke und leicht eingängige Lied ist vor allen Dingen als Lied der Verpflichtung" für solche Feiern gedacht, die - wie z. B. am 30. Januar oder am 20. April - in erster Linie Bekenntnis zum Führer selbst sind . Aber ebenso ist es bei jeder Feier im Jahreslauf denkbar, wo es als Treugelöbnis von stärkster Wirkung sein wird. Das Lied ist dem Heft , Fahne, steh auf!", 14 neue Lieder für die Feier nach Dichtungen von Herbert Böhme, von Erich Lauer (Verlag : Ludwig Voggenreiter, Potsdam) entnommen. Der Komponist stellt für Aufführungen einen Begleitsak für 3 Trompeten, 3 Posaunen, Baßtuba und Pauken zur Verfügung. Die Handschrift der Partitur ist über den VoggenreiterVerlag anzufordern.

April 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Feierlieder der Arbeit

22-25

„Unser die Sonne, unser die Erde“

22

Worte: Alfred Thieme. Weise: Georg Blumensaat. Verlag: Bote & Bock, Berlin. Aus ,,Lieder der jungen Generation". Der Tert wurde schon in der Julilieferung 1935 unter 13/35 abgedruckt.

„ Die Fahnen geschwungen,

die Trommel gerührt“

23

Worte und Weise: Christoph Tucher. Verlag, P. J. Longer, Köln. Aus : „ Neue Lieder der Jugend". Zert : 1. Die Fahnen geschwungen, die Trommel gerührt ! Die Lieder gesungen und aufmarschiert ! Es ist ein neues Banner uns aufgerichtet : die Heimat sie nimmt uns in Dienst und Pflicht./ 2. Wir ziehen hinaus zu dem fröhlichen Werk, der Wald uns erwartet, der Acker, der Berg. Es ist ein neues Banner uns aufgerichtet: ... / 3. Der eine für alle und alle für ihn. Wir binden, was ewig zerrissen uns schien. Es ist ein neues Banner ... /

April 1936

Chorlieder zur Feier •19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

24

„ Du Werksoldat“

Worte: Ferdinand Oppenberg. Weise: Mar Bischoff. Verlag: Ludwig Voggenreiter, Potsdam. Veröffentlicht im Blatt 5 der „ lieder der Werkscharen“. Dieses Lied kann auch als zweistimmiger Kanon gesungen werden, wobei noch Instrumente und Landsknechtstrommeln als Begleitung hinzutreten können.

Zert : 1. Wir schreiten Kolonnen, voran ! Voran ! Wir haben begonnen, packt an ! Packt an ! Die Hammer, sie schwingen, schlagt zu ! Schlagt zu ! Wir schaffen, vollbringen. Auch du, auch du! / 2. Die Straßen, sie hallen von unserm Schritt. Du, einer von allen, zich mit ! Zich mit ! Die Täler, ſie dämmern . Der Morgen naht. Auch du mußt hämmern, du Werkſoldat ! /

„Wir Werkleute all"

25

Worte: Heinrich Lersch. Weise: Ernst Lothar von Knorr. Verlag: Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg . Aus : Lobeda-Singeblatt Nr. 9 ,,Ans Werk ! Ans Werk!" Dieser Kanon ist eines der knappsten und doch starken Bekenntnisse für Arbeit und Freiheit.

Zert : Wir Werkleute all schmieden ein neues Volk in stolzer Freiheit wieder zusammen. /

April 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Lieder zur Sonnenwende Die beste, für uns brauchbare Sammlung mit Liedern für nationalsozialistische Sonnwendfeiern erſchien in einer Zuſammenſtellung des Muſikrefernten der Reichsjugendführung im Verlag Georg Kallmeyer unter dem Titel

,,Eine Flamme ward gegeben. Verschiedenes davon ist schon früher in den „ Vorschlägen der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung“ empfohlen worden, u. a. die folgenden Lieder:

,,Roter Brand glühe auf" (Jahrgang 1935, 13/58.) Worte: Hans Scheu, Weise : Paul Dorscht. ,,Eine Flamme ward gegeben" (Jahrgang 1935, 13/28.) Worte und Weise : Heinrich Spitta.

,,Soldaten tragen Gewehre" (Jahrgang 1935, 13/74.) Worte und Weise : Hans Baumann.

„Wir gehen als Pflüger" (Jahrgang 1935, 13/72 und Jahrgang 1936, 19/3.) Worte: Hermann Roth, Weise : Heinrich Spitta.

,,Heilig Vaterland" (Jahrgang 1935, 13/12.)

Worte: R. A. Schrödter, Weise : Heinrich Spitta. Außerdem sind in diesem Heft verschiedene Lieder enthalten, die bekannt zu werden verdienen :

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

26

Volk will zu Volk

Paul Dorscht

1. Dolk

will

Flamme will

zu Dolk

zu

heil C ge Glut, rauſch

und

Flam :me!

fort

Blut

3u Blut

will

Steig

Don Stamm zu

auf

und

zum Him -mel

Stamme,

2. Volk will zu Volk, ein Opferstrom soll alle Herzen einen. Hoch über einen deutſchen Dom ſoll Gottes Sonne scheinen. 3. Volk will zu Volk und Blut will zu Blut und Flamme will zu Flamme! Steig auf zum Himmel heil'ge Glut, rauſch' fort von Stamm zu Stamme.

(H. Gutberlet.)

27

Flamme empor !

Kanon zu vier Stimmen.

2.

Flam-me

em- por,

uns, führ uns zum Heil . *) Alle Stimmen vereinigen fich im Schlußton.

Mai 1936

3.

Christoph Praetorius (gcb. 1574) 4.

leuchte

in dir! *)

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Der Berg ist lange ſtumm und tot

28

Worte und Weise von Hans Baumann

1.Der Berg ist lange

ges · sen.

le

Nun

dig sein von

al

foll

stumm und tot , da

er wie

der

wir ihn ganz ver?

wer : den rot , soll -

ler Not. Die Glut soll keiner messen .

2. Der Berg, der ist aus bestem Stein und ist ein guter Hüter. Er wahrt die Äcker groß und klein, daß Blik und Schlag nicht fahren drein und keine schweren Wetter. 3. Die Sterne ſind vom Berg nicht weit, das kann ein jeder spüren. Hier ist nicht viel von Eil und Zeit, hier kann die Hand der Ewigkeit die heiße Stirn berühren. 4. Du Berg nun horch auf unsern Schritt, wir wollen

auf dich trauen. Das Feuer woll'n wir nach der Sitt auf deiner Höchst und deiner Mitt bis in die Sterne bauen.

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG .

29

Feuerspruch

Heinrich Spitta, 1932

Daß die Glok-ken wie der schallen, daß die Ketten von uns fallen,

daß die 3eit uns rei

fe,

daß der al diad

duf Gluthemmeder Tränen Lauf:

Seu-erspring auf!

te 3orn uns grei - fe.

Feuser spring auf! Feu- er spring auf!

Al-lem Lau-en, al-lem hal-ben,

Feuerspring auf!

(aller Asche den Krieg! Al

ler

Dun-kel hellt und We- ge weist, den Sieg!

Seuserspring auf! Seus erspring auf!

reinen Flam-me, die das

Seu : er spring auf!

Seuer, Seu er ſpring auf!

(G. Stammler.)

Aus der Kantate ,,Sonnenwende" op. 32, mehrstimmiger Sah dazu in Singstunde, Partitur-Ausgabe Nr. 43, RM. —.50. Georg Kallmeyer Verlag, Wolfenbüttel-Berlin.

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

30

Feuer steh auf dieser Erde

Worte und Weise von Hans Baumann

Feu er steh auf

die 8 fer Er • de

wie ein aufge

richtet Schwert,

das

den Neid und

Un · beil

Don

die 3 fem

weit

al

les

After wehrt..

2. Denn zum Acker wird der Boden, den ein Deutscher je betrat, weil er geht den Schritt der Pflüger, und sein Händewerk ist Saat. 3. Deutschland, wie sie dich verstehen : Tausendmal bist du verkannt ! Doch du schweigst und stehst im Werke, bis du allen Spott gebannt. 4. Trägst das Feuer deines Glaubens mitten in die Dunkelheit, bis die Glut die Menschen aufruft und das Land den Sternen weiht.

Eigentum des Verlages Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin. Die Liederblätter zu diesen Liedern sind einzeln bei Kallmeyer als ,,Liederblatt der Hitlerjugend " erhältlich. Die Begleitsäße fast alle ebenda.

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

31

Kameraden fragen nicht lange : woher?

Worte und Weise von Hans Baumann

1. Ka me

ra

lange: wo bist

den fra : gen nicht

du ge

einem Heer und

bo ren?

et : ner

lange: wo ፡ her? nicht

Sie

Fah = ne

ha ben al = le zu

ge

schwore

n

2. Kameraden fragen nicht lange: wohin ? und nicht nach Tod und Verderben. Sie haben alle ein Herz und ein Sinn, kann einer für den anderen sterben. 3. Kameraden fragen nicht lange : warum? warum die Haut denn wagen ? Denn Deutschland ist stolz und Deutschland ist stumm und läßt sich von keinem erst fragen.

Eigentum des Verlages Ludwig Voggenreiter, Potsdam ; aus : „Die Trommel der Rebellen"; Lieder von Hans Baumann.

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

zu empfehlen sind außerdem noch folgende Sonnwendlieder:

32

Die Zeit ist reif Worte: Walter Kurka.

Weise: Gerd Benoit. Verlag: Grenze und Ausland, Berlin-Stuttgart. Aus Gerd Benoit: Aus allen Gauen". Enthalten auch in: Der Ring", Verlag L Voggenreiter, Potsdam.

Text : 1. Die Zeit ist reif, es dreht das Sonnenrad zu neuem Lauf auf altem Schicksalspfad im Jahreskreis der Sonnenwend. 2. Brenn, Flamme, brenn in uns und reiß uns mit, brenn klar die Herzen und der Augen Blick nach Urgesek der Sonnenwend. 3. Nun braust der Sonne ew'ger Sternengang die Kraft der Erde neu als Widerklang im Urgeseß der Sonnenwend. 4. Im gleichen Strom des Blutes schließt den Ring : neu komm uns Kraft, daß unser Weg geling im Jahreskreis der Sonnenwend.

33

„Rauschende Flamme" Spruch zum Feuersprung (dreistimmiger Kanon). Worte: Walter Kurka. Weise: Mar Bischoff, 1934. Verlag : Ludwig Voggenreiter, Potsdam. Aus ,,Der Ring".

Text : Rauschende Flamme, rauschendes Blut, wahr jedem Manne der Treue Glut !

Mai 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Funke sprühe, Flamme glühe !

34

Worte : Josef Bauer. Weise: Paul Höffer, 1934. Verlag: Ludwig Voggenreiter, Potsdam . Aus „ Der Ring", zweistimmiger Sah.

Text : 1. Funke sprühe, Flamme glühe ! Zünde, künde, was wir wollen, was wir sind! 2. Glanz erhelle, Strahl zerschelle, was beschattet und ermattet, Mann und Kind!

3. Feuerfahne, schreck und mahne, daß wir wandeln, aufrecht handeln hin zu Gott!

Außerdem wird noch auf eine Reihe von Liedern verwiesen, die sich 3 Feier der Sonnenwende eignen und die im Jahrgang 1935 be= reits vorgeschlagen worden sind : Wenn alle untreu werden" Volksweise, zuerst bei Silcher (Wilhelmuslied) (Jahrgang 1935, 13/7) Heiliges Feuer brennt in dem Land" Worte und Weise: Will Decker

(Jahrgang 1935, 13/62) „Zündet das Feuer an !" Worte und Weise : Herbert Napiersky (Jahrgang 1935, 13/67)

Mai 1936 Chorlieder zur Feier 19 VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Nichts kann uns rauben

35 Heinrich,Spitta

1. Nichts lann uns

un

ferm

und zu

rau

Land;

ben

Liebe und Glauben jy

es

zu

er , bala ten

gestalten , sind wir

ge

• fandt

2. Mögen wir sterben, unseren Erben gilt dann die Pflicht: Es zu erhalten und zu gestalten : Deutſchland stirbt nicht.

Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin. Veröffentlicht in Junge Gefolgschaft" (Folge II), der Begleitsah erschien in der betreffenden Instrumentalausgabe zu diesem Heft. Außerdem ist die Singstimme auch in der Nr. 15 der ,,Liederblätter der HI." enthalten, ebenso im Jahrband 1935 dieser Reihe.

Juni 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Nun hebt ein neu Marschieren an“

36

Marschlied für einstimmigen Gesang und Orchester. Worte: Gustav Schüler Weise: Ernst Lothar von Knorr Verlag: Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 36. Die vorliegende Klavierausgabe ist für unsere Arbeit ausschließlich als Klavierauszug zu betrachten, jedenfalls ist eine Aufführung nur mit Begleitung durch Orchester denkbar, wo dieses Lied mit seiner besonders markanten Einleitungsmusik von starker Wirkung sein wird. Nach Möglichkeit sollte man Blasorchester verwenden. Stimmen für Bläser (oder Streicher) sind vom Verlag zu beziehen.

Text: 1. Nun hebt ein neu Marschieren an : Student marschiert und Arbeitsmann, Gesell und Lehrling, Seit an Seit, und auch der Meister steht bereit. Ein Wollen durch die Herzen rinnt, wo immer deutsche Menschen sind, wo Deutſche ſind. 2. Von hoch und niedrig ist nichts mehr, wir sind ein großes Bruderheer ! Hie Stirn und Faust in eins geschweißt, als deutscher Arm und deutſcher Geiſt! Nichts als ein Bund und eine Bahn, so geht's voran, so geht's voran ! / 3. Ob Sturmgewalt, ob Sonnenschein - ins neue Leben geht's hinein ! Was auch an Schicksal uns geschah, ist einer für den andern da, und ob uns Unheil finster droht, wir zwingen doch die deutsche Not: Das hilft uns Gott ! /

Juni 1936 VORSCHLAGE

Chorlieder zur Feier 19 DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Fahne, steh auf“

37

Vierzehn Lieder für die Feier von Erich Lauer, nach Dichtungen von Herbert Böhme. Verlag: Ludwig Voggenreiter, Potsdam . Diese neuen Feierlieder, die aus dem Erlebnis der Kameradschaft heraus von Dichter und Komponist gestaltet wurden, haben schon in kurzer Zeit ihren Weg zu den Formationen, vor allem zur Hitlerjugend, zum Arbeitsdienst und zur SA. gefunden. Während die hymne an die Fahne" ( 19/39) und das lied der Verpflichtung" (19/40) für verschiedene Feieranlässe geeignet sind, ist der Kanon " Pflug und Schwert und Bruderschaft", mit dem das Heft beginnt, mehr für den Kameradschaftskreis und das Lager gedacht. Das Lied ,,Arbeiter, Bauern , Soldaten" ( 19/18) ist als Fahneneinmarschlied zum 1. Mai auch in dem Werk ,,Volk der Arbeit" (Verlag L. Voggenreiter, Potsdam) (f. 1/126) ent= halten. Die Hymne Führer, wir rufen dich an" (19/21 ) ist ein starkes Bekenntnis zum Führer und Abschluß für Feiern am 30. Januar oder am 20. April besonders zu empfehlen. Das aufrüttelnde Lied ,,Eine Trommel geht in Deutschland um" ist als Fahneneinmarschlied bei verschiedenen Anlässen denkbar, während der Spruch zum Licht" (19/38), der tertlich zugleich ein Bekenntnis zur kämpferischen Lat darstellt, am Sonnwendfeuer zu singen ist. Die Lieder ,,Gesang an die Toten der Bewegung", Herrgott , laß uns nicht beugen" (Choral) und Wer in Verpflichtung steht" (Choral) stammen aus Herbert Böhmes ,,Kantate zum 9. November" und eignen sich im besonderen für Feiern zum Gedächtnis der toten Kämpfer der Bewegung. Zur Wintersonnenwende rufen die vier lehten Lieder, die der Kantate Steht ein Flammenstoß in tiefer Nacht" (Verlag G. Kallmeyer, Wolfenbüttel) entnommen sind. Entsprechend der zeitlichen Gebundenheit der Lieder zum 9. November und zum 21. Dezember werden nähere Angaben über deren Ver wendungsmöglichkeiten und der Abdruck einzelner von ihnen für später vorbehalten. Begleitfäße zu allen Liedern dieses Heftes, das einen klaren Querschnitt gibt für alle Feiern im Jahreslauf, ſtehen - soweit sie nicht gedruckt vorliegen - handschriftlich durch Vermittlung des Verlages zur Verfügung.

Juni 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER RP.L ZUR FEIERGESTALTUNG

38

Spruch zum Licht Wir sind des Lichtes kündende Schar" ) Sommersonnenwendlies.

Erich Lauer. Freudig

1. Wir sind des Lichtes künden de Schar,

Berge bauen wir den Altar,

Feuer-springen,

zu

laßt uns durch's

laßt uns durch's Feuer springen !

2. Wir sind des Lebens bannender Spruch, zur Flamme wird das Fahnentuch, wir wollen den Kampf besingen. / 3. Wir sind der Pflicht geballte Gewalt, die Sonne wird in uns Gestalt, daß wir das Ziel erringen. / 4. Wir sind vom Licht geborene Saat, so wachsen wir auf und werden zur Tat und wollen den Tod bezwingen. /

(Herbert Böhme.)

Aus dem Liederheft reiter, Potsdam).

Juni 1936

Fahne, steh auf" (Verlag Ludwig Voggen

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

39

Hymne an die Fahne Aus unserm Lande aufgeragte Fahne".)

Erich Lauer. Feierliches Schreiten

1. Aus unserm Lande auf S ge- rag

aus uns - rer Er

de for 1

Und, daß an deinem

te

fahne,

me Stamm und Stein !

Holz uns Gott

er • ah ・ ne,

gib, daß uns Gott zu neuem Stolz ge mahine, ger Etwas

rechter

Wächter uns · res

Bluts zu sein..

So

brefter

he

ben wir dich zum Gruß

Landes heiliges

Juni 1936

3ei › cen.

em

des

por,

Wer

je

den

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Glauben

an

dich

Ban ne weichen!

fa

re der Pflicht

Ruf in das Licht,

ver . Ior

muß dei nem

Du un fer Mahn -mal, fan.

du

fabine,

un ser knat • ternader,

treate, vor ant

2. Aus unserm Blute aufgeragte Fahne, in unsern Fäusten sehne dich zum Licht und, daß an deiner Kraft uns Gott erahne, gib, daß uns Gott in seiner Kraft gemahne, eh unser Schwert in Feuerglut zerbricht. So heben wir dich zum Gruß empor, des Blutes heiliges Zeichen, wer je den Glauben an dich verlor, muß deinem Banne weichen. Du, unser Mahnmal, Fanfare der Pflicht, du, unser knatternder Ruf in das Licht, Fahne, trete voran ! /

3. Aus unserm Reiche, hochgereckte Fahne, aus deinem Volke rage gläubig auf. Und, daß an deinem Blick uns Gott erahne, gib, daß uns Gott mit seinem Blick gemahne, es siegt das Licht ob aller Stürme Lauf. / So heben wir dich zum Gruß empor, des Reiches heiliges Zeichen, wer je den Glau ben an dich verlor, muß deinem Banne weichen. Du, unser Mahnmal, Fanfare der Pflicht, du, unser knatternder Ruf in das Licht, Fahne, himmelhinan ! / (Herbert Böhme.) Starkes Bekenntnislied, auch als Fahneneinmarschlied geeignet. Aus dem Liederheft Fahne, steh auf" (Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam).

Juni 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

40 Lied der Verpflichtung Heilig ist unser Schwur" )

Erich Lauer.

Nicht zu breit 2

Heilig

ist

der Standar

Tod.

und

unser Schwur,

te

löst

uns von

Verpflichtet sind wir dem

Ehre des

Reiches zu

wahren ,

un . ter

ihm nur der

Blut,

die

nichts gel· ten,

uns Gefahren, nichts gelten fluch und Not.

fahne, steh auf,

pflanze dich ein,

Rächer und Richter zu

auf!

Wer sich an

wer nicht mit dir

Juni 1936

im

sein.

deinem

Rufer und

fah

ne, steh

Licht ver-geht,

Stur-me weht, der ſtirbt wie. 1 Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Staub, den to-tet die Zeit. Wer dir treu bleibt, lebt in Un (Breiter)

sterblich keit :

Deutschland, e

wiges Dolf

(Herbert Böhme.) Als feierliches Schlußbekenntnis für die verschiedensten Anlässe möglich. Aus dem Liederheft Fahne, steh auf" (Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam).

Juni 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

2

Gesamtverantwortlich : Frig Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Gaupropagandalettungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck : J. G. Weiß'sche Buchdruckerei, München.

41

Kameraden, Kamerad zu ſein

Friz .Henschke

Ra mera

den ! Rame - rad

zu

Reiner für sich,

Ruf unserer Zeit.

je · der dem andern zur Seit'.

sein, das

ist

der

keiner allein,

Ob licht der Tag,

ob

bo dumpf die Nacht, dem Ra - me - ra · den zu · ge · lacht und

mit ihm

in

den Streit !

Rame

ra .den !

Ra.me. ·

rad

zu sein,

das

ist der Ruf uns' -rer

3eit !

2. Kameraden ! Kamerad zu ſein, ist uns're heilige Pflicht. Hier meine Hand, Bruder ſchlag ein, und wir verlaſſen uns nicht! Ob licht der Tag, ob dumpf die Nacht, dem Kameraden zugelacht und mit ihm in den Streit ! Kameraden! Kamerad zu sein, das ist die Pflicht uns'rer Zeit. /

3. Kameraden ! Kamerad zu sein, das ist das deutsche Gebot. Keiner für sich, keiner allein, Freude gemeinsam und Not !

August 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Ob licht der Tag, ob dumpf die Nacht, dem Kameraden zugelacht und mit ihm in den Streit ! Kameraden ! Kamerad zu ſein, ſteh'n wir für Deutschland bereit ! / (Schulz - Luckau)

Aus Folge 3 der ,,Lieder der Werkscharen ", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam.

42

Wir schreiten, Kolonnen, voran !

Straff

Mar Bischoff

Dir schreiten Ro lon nen, vor an !

Dorian !

Wir

..

ha · ben

Ham

begonnen, pact

an !

.. Pact an ! Die

mer, sie schwingen, schlagt zu ! Schlagt zu ! Wir.

schaffen, voll bringen. Auch

du !

Auch du !

2. Die Straßen, sie hallen von unserm Schritt. Du, einer von allen, zich mit ! Zich mit ! Die Täler sie dämmern. Der Morgen naht. Auch du mußt hämmern, du Werksoldat ! / (Ferdinand Oppenberg)

Kanon für zwei Stimmen mit Instrumenten und Landsknechtstrommeln aus Folge 5 der Lieder der Werkscharen", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam .

August 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

43

Der Führer hat gerufen

Heinrich Spitta

1.Das Banner fliegt, die

dröhnt die Luft, fie

Kind

und Weiber,

Trommel ruft, vom Schritt der Hee-=re

stäubt von

helf

Rof

ses

euch Gott, wir

hu . fen. Ihr

Männer sind da

vor :ne- not: der Führer, der Führer hat ge • ru , fen.

2. Ihr, die ihr hoch in Lüften thront, ihr, die ihr tief in Klüften wohnt, ihr Väter, hört das Rufen ! Steigt auf in alter Heldenwehr und zieht vor unseren Scharen her : Der Führer hat gerufen. /

3. Sie haben schon uns klein geglaubt. Nun komme zehnfach auf ihr Haupt, die Not, die sie uns schufen. Die Zeit ist reif und reif die Saat. Ihr deutschen Schnitter, auf zur Mahd : Der Führer hat gerufen . /

4. Und zieht das dreiste Lumpenpack die alten Lügen aus dem Sack, drauf sie sich stets berufen ; wir gerben ihm sein lüstern Fell, wir kommen wie Gewitter schnell : Der Führer hat gerufen./

(R. A. Schröder)

Aus ,,Junge Gefolgschaft" (Folge 3) Kallmeyer-Verlag, Wolfenbüttel.

August 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

44

Die Welt gehört den Führenden

Reinhold Heyden

1. Die

Welt gehört den

Lauf.

und

auf.

Das

Führen-den, ſie

gehn der Sonne

wir sind die Marschieren den, und keiner hält uns

Alte wankt,das Mor-sche fällt,

୫ wir

find der junge.

Sturm , wir sind der Sieg,ſprung auf,marsch, marsch die Fah- ne auf den Türm

2. Die Welt gehört den Bauenden , aus Trümmern ſteigt ſie kühn, wir sind die fest Vertrauenden, das Reich muß neu erblühn. Das Alte wankt ... / 3. Der Kerl muß nicht geraten sein, den unser Lied nicht packt, ein Kerl muß bei Soldaten sein, gleich schlägt sein Herz im Takt. Das Alte wankt 4. Holt alle hinterm Ofen vor, grad den, dem's nicht gefällt, und singt ihm unsere Strophen vor, bis er das Lied behält. Das Alte wankt ... /

5. Die Welt gehört den Führenden, sie geh'n der Sonne Lauf, und wir sind die Marschierenden, und keiner hält uns auf. Das Alte wankt, das Morſche fällt. Wir sind der junge Sturm, wir sind der Sieg, die Fahne loht wie Brand vom Turm zu Turm. / (Herbert Menzel) Aus der Kantate ,,Die Welt gehört den Führenden" von Reinhold Heyden, Verlag Adolph Nagel, Hannover. Siehe 17/2.

August 1936

Chorlieder zur Feier : 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Wir Jungen, wir schaffen ein neues Land

Aus dem

45

Berchtesgadener Sagenspiel" von Otto Deiglmayr.

Weise und Sak für Blasorchester von Gottfried Rüdinger. Verlag: Anton Böhm und Sohn, Augsburg. Dieses starke und eingängliche Lied, das in einer Ausgabe mit Klavierauszug vorliegt und zu dem eine für uns in Frage kommende Fassung für Blasorchester erschienen ist, stellt insofern ein besonders glückliches Werk dar, als hier tatsächlich eine Brücke zum volkstümlichen Liedsak zum barock-freudigen Stil gefunden wurde. Die Singstimme selbst liegt auch als Liederblatt für den Chor vor. Praktisch wird dieses Lied wohl am besten in Feiern der Jugend (HI., Arbeitsdienst) einzusehen sein.

Text : 1. Wir Jungen, wir schaffen ein neues Land, ein Deutschland der Ehre und Treue. Wir Jungen, wir sehen es wieder in Stand, verbinden das Alte und Neue./ 2. Und wahren die Ehrfurcht vor altgroßer Zeit, vor großem Geschehn unsrer Ahnen, und sind so wie sie auch zum Sterben bereit im Anblick der führenden Fahnen./ 3. Wir Jungen, wir wahren den Frieden im Land, getreu unserm Führer verbunden ; wir reichen den Völkern versöhnend die Hand, die Willen zum Frieden bekunden./ 4. Doch naht einst ein Tag, da das Land in Gefahr, wo Feinde bedrohend sich melden, da wird uns der Geist der Gefallenen Schar geleiten ins Reich unsrer Helden./

August 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Lieder zum Erntedanktag Das nahende Erntedankfest ist in gleichem Maße wie der Tag der Arbeit einer jener Anlässe, bei denen es dem Sinn dieses vom ganzen deutschen Volke festlich begangenen Feiertages entspricht, das Liedgut in vielfältigster Weise zum Einsatz zu bringen. Sei es beim feierlichen Einholen des lehten Erntewagens, wie es in vielen Gegenden noch lebendiger Brauch ist, beim Anbringen der Erntekränze, Schmücken der Häuser, bei der eigentlichen Erntedankfeier und den sich vielfach am Abend anschließenden bei all diesen Gelegenheiten verbinden diese Volksfesten ― Lieder, die von den Früchten des Sommers, von der eingebrachten Ernte, von der geheiligten Erde, vom Brot und vom Dank an den Herrgott singen, die Menschen' aller Stände zur Besinnung auf das ewig Wachsende. Wir wollen es uns aus diesem Grunde besonders angelegen sein lassen, in großer Zahl alle diese Lieder, die aus dem Brauchtum herkommen, am Erntedanktag zu singen und zwar zusammen mit den entsprechenden weltanschaulichen Feierliedern, die in der eigentlichen Erntedankfeier ihren Platz haben. Unter den ,,Chorliedern zur Feier (19) wird eine Reihe von Liedern für die Feiern empfohlen. Einige davon sind schon im Jahrgang 1935 der Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" aufgeführt worden. Die mehrstimmigen Chorlieder sind am Schluß dieser Aufstellung zusammengefaßt, während die volkstümlichen Weisen in der Hauptgruppe 12 gesammelt sind. Aus den Lehteren lassen sich für Volkstanzabende oder ähnliche volkstümliche Veranstaltungen am Erntedanktag mit Leichtigkeit kleine Kantaten zusammenstellen, bei denen unter Umständen das ganze Volk, das versammelt ist, mitsingt, soweit diese Weisen in den betreffenden Gegenden belannt sind. Möglich ist auch, die Terte als Sonderdrucke zu verteilen, wie es vielfach schon mit großem Erfolg gemacht worden ist. Was die Begleitung all dieser Lieder betrifft, so ist es selbstverständlich, daß in keinem Fall Klavier heranzuziehen ist. Meist ist es den Aufführenden überlassen, die Entscheidung über die instrumentalen Mittel selbst zu treffen, d. h. in einigen Fällen wird es nötig sein, die Stimmen für die Instrumente aus den vorhande nen Säßen auszuschreiben. Jedoch ist es empfehlenswert, sich vorher mit den betreffenden Verlagen in Verbindung zu sehen, die in den meisten Fällen etwa bereits geschriebene Stimmen ausleihen oder

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R.P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

besonders herstellen lassen. Es ist durchaus denkbar, bei Aufführun gen dieser Chöre in Räumen Streichorchester zu verwenden, jedoch ist bei den Feiern im Freien unbedingt aus akustischen Gründen ein Bläserkörper vorzuziehen.

Lieder für Erntedankfeiern

46-53

Wir gehen als Pflüger durch unsere Zeit

46

Worte: Hermann Roth. Weise: Heinrich Spitta. Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin. Aus der gleichnamigen Erntekantate, deren Partitur mit dem Aufführungsmaterial vom Verlag erhältlich ist. Singstimme und Text dieses Chorliedes, das strophenweise von Männern und Frauen gesungen wird, wurden unter 19/3 zum Abdruck gebracht.

Nichts kann uns rauben

47

Worte: Karl Bröger. Weise: Heinrich Spitta. Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin. Aus : Junge Gefolgschaft“ (Folge II).

Begleitsah in der Instrumentalausgabe dieses Heftes . Singstimme und Text wurden unter 19/35 abgedruckt.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

48 Wir sind die Männer vom Bauernstand

Kurt von Herzberg.

1. Wir

find

die Männer vom Bauernstand ,

Heimat zur

Ers

de,

to

halsten zur

den bas Geld und

pflügen das Land und · ſen = len die Saatin die

Er

be. Wir

baun das Haus aufden festen Grund und schlie-ßen aufs neuze

alten Bund, den Bund zwi=schen Mensſchen und Er

ben

: de .

2. Wir sind die Bauern, wir schaffen das Brot für unſeres Volkes Genossen, sind an des Volkes Zusammenbruch auf ewig zusammengeschlossen. Wir baun das Haus auf dem festen Grund, wir baun auf den starken, den mächtigen Bund, den Städter und Bauern geschlossen. / 3. Und kommt unser. Feind ins Land herein, will uns den Boden entreißen, dann wolln wir des Landes Soldaten sein und wehrhafte Bauern heißen. Was wir geschaffen in Frieden und Ruh, kein Teufel soll haben die Macht dazu, es unſerem Hort zu entreißen. / (Conrad Liß.)

Dieses meistgesungene Bauernlied ist wie kein anderes für den Erntedanktag geeignet. Die Singstimme ist auf dem Liederblatt der HI." Nr. 3, Kallmeyer-Verlag, Wolfenbüttel, erschienen. Blasorchesterbegleitung ist vom Verlag Sanssouci, Berlin, erhältlich.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

49 Wir sind die junge Bauernschaft Heinrich Spitta.

1. Wir

Dol

find

kes Mark, des

Pflug die Faust, ob

find

die junge

Bauern 3 schaft,

Lan-des Kraft; wir

Son ne dörrt, ob

des Bodens

Fauſt, die— mäht, ſind



ter.

uns

die

nenstumm, am

Sturm uns zaust:

Die Hand, die

re

des.

fät,

wir

die

A : dels : gü - ter.

2. Das Korn erkeimt, es steigt der Halm, die Ühren rauschen großen Psalm ; aus unseres Tagwerks Müh und Not erwächst dem Volk ein gutes Brot und wahret es vor Schaden. Der es bricht, vergesse nicht: es wuchs aus Tat und Gnaden. / 3. Und scheint die Gnade uns versagt, wird doch zur Tat die Hand gewagt; und weigert uns das Land den Sieg, wir kämpfen stumm den ewgen Krieg mit Sonne, Wind und Regen. Wir halten Stand, bebaun das Land, erzwingen uns den Segen. / (Wolfram Brockmeier.) Aus Junge Gefolgschaft" (Folge 2), Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel. Vierstimmiger Begleitsaß in der Instrumentalausgabe dieses Heftes. Das Lied entstammt der Bauernkantate" von Wolfram Brockmeier, Musik von Heinrich Spitta.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

50 Du starke deutsche Bauernschaft

Aus dem Arbeitsdienst

1. Du

du

star 2 ke deutsche

trägst

ein

großes

Bau - ern-schaft,

Le : hen,

der

ſtolze Hof, der Deutschland heißt, der zwischen Saat u.

Ern - te kreist,

den sollst duwohl ver

se = hen.

2. Du starke deutsche Bauernschaft sollst fest am Acker halten. Der stolze Hof, der Deutschland ist, fragt nicht nach dir, nicht, wer du bist, fragt nur nach Werk und Walten. /

3. Du starke deutsche Bauernschaft, magst frei und freudig schreiten. Der stolze Hof, der Deutschland heißt, trägt dein Gesicht, trägt deinen Geist in alle Ewigkeiten. /

Thilo Scheller.) (

Aus dem Chorspiel ,,Der Acker ruft" von Thilo Scheller, Aufführungsmaterial ist von der Reichsleitung des Reichsarbeitsdienstes, Berlin N 24, Friedrichstraße 110/112, anzufordern.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

Du ſehr verachteter Bauernstand

51

Weise aus dem 17. Jahrhundert.

1. Du

sehr

ver ach • te ter

doch der beste

in dem Land,

Bau

ern-ſtand, bift

kein Mann dich g'nug.sam

C

preisen kann, wann er

dich

nur recht

fie • bet an.

2. Es ist fast alles unter dir, was die Erde bringt herfür, wovon ernähret wird das Land, geht dir anfänglich durch die Hand. / 3. Fleisch zu der Speis' zeugst auf allein, von dir wird auch gebaut der Wein, dein Pflug der Erden tut so not, daß sic uns gibt genugsam Brot. /

4. Die Erde wär' ganz wild durchaus, wenn du auf ihr nicht hieltest Haus, ganz traurig auf der Welt es ständ', wenn man kein' Bauersmann mehr fänd'. / 5. Drum bist du billig hoch zu ehren, weil du uns alle tust ernähren. Natur, die liebt dich selber auch, Gott segne deinen Bauernbrauch! / (H. I. Ch. von Grimmelshausen.) Aus : ,,Der Ring", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam, dreistimmiger Saß in " Schaffendes Volk", Verlag Chr. Fr. Vieweg, Berlin-Lichterfelde.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

52

Erde schafft das Neue

Heinrich Spitta.

1. Er deschafft das Neu-e, Erde nimmt das Al- te, deutscheheil- ge

uns allein er : halte:

Er- de-

sie hatuns ge : boren, ihr gehören wir, Kehrreim:

Treue, ew-geTreue kündet das Pa-nier. Wir Jungen schreiten gläubig, der

Son ne zu gewandt, wir sind einheilger Frühling,ins deutsche Land. 2. Glaube schafft das Neue, Glaube tilgt das Alte, deutscher heilger Glaube nie in uns erkalte, neu ist er geboren aus der Dunkelheit, Wimpel wehend künden : Deutschland ist befreit. Wir Jungen usw. /

3. Wille schafft das Neue, Wille zwingt das Alte, deutscher heilger Wille immer jung uns halte; himmlische Gnade uns den Führer gab, wir geloben Hitler Treue bis ins Grab. Wir Jungen usw. / (Heinrich Spitta.)

Aus: ,,Junge Gefolgschaft" (Folge 1 ), Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel, Instrumentalsag hierzu in den Musikblättern der HI. September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

53

Wir, aus Erde, staubgeboren

Ernst Lothar von Knorr. (1.)

(2.)

1.Wir, aus Er , de, staub-ge B boren, sind von hei- li-ger Luft durch-

bebt durch das Licht der rei-nen Sehnsucht, das aus deinem We- sen

lebt.

2. Was von deinen Erdgeschenken du uns gabst, ward heilig Gut: Weib und Bruder, Volk und Freiheit, heilig durch der Liebe Glut. / 3. Nur, was irdisch und vergänglich, senkt sich dem Verderben zu. Aber du, du heilige Flamme, unsre Sehnsucht, glühe du! / (Ernst Lothar von Knorr.)

Aus einer Kantate von Ernst Lothar von Knorr in den ,,Losen Blättern", Verlag Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel. Dieses Lied kann auch, wie angegeben, als zweistimmiger Kanon gesungen werden.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Mehrstimmige

Chorlieder zum Erntedanktag (54-60)

Unter Sen ungezählten mehrstimmigen Chorliedern, in denen textlich Themen aus dem Leben des Bauern und im einzelnen auch zum Erntedanktag gestaltet sind, lassen sich leider nur wenige für unsere Feiergestaltung verwenden. Meist scheitert ihre Einsatzmöglichkeit an dem immer noch in ausgetretenen Bahnen wandelnden Liedertafelstil, was vor allen Dingen für die Männerchöre zutrifft. Andererseits gibt es gerade in dichterischer Hinsicht Leute genug, die allzugerne und plöglich den Bauern und die deutsche Erde besingen und dabei gar nicht merken, wie wenig erlebnisnah und überzeugend ihnen das gelingt. Alle diese kläglichen Versuche müssen wir aus unseren Feiern peinlich genau fernhalten. Um aber troßdem die Möglichkeit zu schaffen, da und dort die vorhandenen Chorvereinigungen am Erntedanktag mit einzubeziehen, seien im folgenden einige mehrstimmige Chorlieder aufgeführt, die sich allesamt durch eine künstlerisch gekonnte und ehrlich ge = wollte Gestaltung auszeichnen. Dabei ist noch zu beachten, daß in verschiedenen dieser Kompositionen trok des vorhandenen mehrstimmigen Chorsaßes die Ein- oder Zweistimmigkeit bevorzugt wird. Besonders gute Beispiele, wie Chorkompositionen Land" neuerer Haltung sein sollen, bieten die beiden Lieder , (Dichtung von Baldur von Schirach, Musik von Wilhelm Weißenborn) für Doppelchor und ,,Wir sind die Bauern" (Dichtung von Eberhard Wolfgang Möller, Musik von Paul Wege) für vierstimmigen Männerchor. Wo hier eine instrumentale Begleitung überhaupt nicht vorgesehen ist, empfieht es sich, die einzelnen Chorstimmen mit Bläsern zu verstärken, was dem Ganzen schon äußerlich einen festlicheren Klang gibt. Außerdem aber hat man dabei den Vorteil, jeder Chorstimme eine zuverlässige Führung beizuordnen, schließlich kann man auch, bei Strophengesängen vor allem, diese Bläser kurze Vor, Zwischen- und Nachspiele ausführen lassen, die bei einigem Geschick jeder Leiter einer Blaskapelle an Hand der Säße selbst schreiben kann.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER K. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

D Land!

54

Worte: Baldur von Schirach. Musik: Wilhelm Weißenborn , op. 45 Nr. 1. Verlag : F. W. Gadow & Sohn, Hildburghausen. Text und Näheres über die Aufführung ſiehe unter 19/16.

55

Wir pflügen den Acker

Worte: Wolfram Krupka. Musik: Hans Lang. Verlag: P. J. Longer, Köln. Aus : „ Neue Lieder“ für gemischten Chor, herausgegeben von Hans Lang und Bruno Stürmer. In diesem Chor, der als Besetzung Sopran, Alt, Tenor und Baß vorsieht, sind teilweise die Stimmen unisono geführt, ein be= wußter Verzicht auf harmonische Experimente, der diesem Chorlied eine sehr herbe und eigenwillige Note verleiht. Es ist für Feiern am Erntedanktag deshalb sehr gut geeignet.

Text : Wir pflügen den Acker und ſtreuen die Saat. Wir haſſen das Unkraut und wagen die Tat. Wir hüten das Erbe : das Blut und den Staat, daß niemals verderbe, was echt ist und grad. Um unsre Beschwerde, um unsere Not gebiert euch die Erde das kostbare Brot. Wir pflügen den Acker und ſtreuen die Saat. Wir hassen das Unkraut und wagen die Tat./

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLÄGE DER R.PL ZUR FEIERGESTALTUNG

Gott läßt es reifen

56

Deutsches Brot") Worte: Ludwig Schuster.

Musik: Hans Lang. Verlag : Kistner & Siegel, Leipzig.

Aus : ,,Der Landchor", eine Sammlung für gemischten Chor, herausgegeben von Dr. Walter Lott (Reihe B, Blatt 14). Dieser kurze, eindringliche Chorsaß für Sopran, Alt, Tenor und Baß ist wie der vorige ausgezeichnet durch eine bewußte Gruppierung der Stimmen zueinander, wobei auch wieder teilweise Ein- und Zweistimmigkeit entsteht. Zechnisch ist dieser Chor auch von wenig geschulten Kräften leicht zu erarbeiten. Auch hier " empfiehlt es sich, Bläser mit einzubeziehen und die erste Hälfte des Liedes dem Ganzen als Vorspiel vorangehen zu lassen, ebenso kann man die sieben lehten Lakte den Bläsern als Zwischen- und Nachspiel geben.

Zert : 1. Gott läßt es reifen, daß wir begreifen, wie er uns liebt. Was aus der Erde kam, heilig und wundersam, baut unser Mark. Wirke und nähre, goldene Ühre, stähle uns stark! / A

2. Er spricht sein Werde über die Erde, daß sie uns gibt. Was aus der Erde kam, usw. /

57

In der Erde rüht die Saat Worte: Frit Woike. Musik: Karl Schüler. Verlag: Chr. Friedrich Vieweg, Berlin-Lichterfelde.

Aus : ,,Neues Singen", eine Liederfolge für zwei, drei oder vier beliebige Stimmen von Karl Schüler (erstes Heft). Der Satz dieses Liedes ist so angelegt, daß er schon von zwei Stimmen allein ausgeführt werden kann und eine dritte oder schließlich eine vierte je nach Belieben hinzutreten soll. Ebenso ist der Satz

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

für gemischten und für Männerchor gleichzeitig brauchbar. Alles Nähere ergibt sich aus den Anmerkungen des Komponisten..

Text : 1. 1 In der Erde ruht die Saat, segne, Herr, der Hände Tat./ 2. Rufe sie ins goldne Licht, daß sie stark die Scholle bricht. / 3. Sende gnädig zum Gedeihn Regen, Wind und Sonnenſchein. / 4. Wende ab mit starker Hand Hagel, Fluten, Wurm und Brand. / 5. Stell als Hüter, Herr der Welt, deine Engel um das Feld. /

Der du die Tiere weidest

58

Worte: Frit Woike. Musik: Karl Schüler. Verlag: Chr. Friedrich Vieweg, Berlin-Lichterfelde. Aus : ,,Neues Singen", eine Liederfolge für zwei, drei oder vier beliebige Stimmen von Karl Schüler (erstes Heft). Für dieses Chorlied gilt, was die Ausführung betrifft, dasselbe wie für das Vorangegangene. Es empfiehlt sich, nur die beiden ersten Strophen singen zu lassen.

Zert : 1. Der du die Tiere weidest, mit Wolle sie bekleidest; die Felder prangend schmückest, mit Blumen sie bestickest: Du hast uns aus Gnaden an deinen Tisch geladen, aus Erde, Licht und Regen wuchs uns das Brot entgegen. / 2. Groß wie der Himmelsbogen stand überm Ührenwogen dein Wort, das du gegeben, du aller Heil und Leben ! Nun halten wir in Armen dein väterlich Erbarmen, zu deines Namens Preise dein Brot als unsre Speiſe. /

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

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59

Wir danken Herr für Brot und Kleid

Christian Lahusen.

Wir danken, Herr, für Brot und Kleid, was du uns gabst, ist hoch ? ge · weiht,

€ de ; Simmels Spen leer . ten Sän · de.

für deines füllt die ents

Uch, daß nach aller

Så.e.

声 :

# zeit,

wenn un ser Werk

dei . ner

wig feit

3u

Ln

.

de, im Reich - tum

es volle Ernte fån · .de.

(Josef Baum.) Aus : ,,Der Ring", Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam, Sah von Christian Lahusen.

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

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60

Wir sind die Bauern

Worte: Eberhard Wolfgang Möller. Aus: ,,Berufung der Zeit." Musik: Paul Wege , op. 30. Verlag: P. J. Longer, Köln. Aus : ,,Männer- und gemischte Chöre zeitgenössischer Komponisten ." Für dieses Chorlied gilt in besonderem Maße das, was für die neue Chormusik überhaupt Wesensmerkmal sein muß : Möglichst unkomplizierte, logische Stimmführung, Schwerpunkt in der Einstimmigkeit und vielstimmige Entfaltung nur unter Vermeidung der oft so peinlich wirkenden Harmonieüberfütterung, wie sie in den Männerchören alten Stiles die Regel war. Gerade dieser Chorfah von Paul Wege ist daher in jeder Hinsicht erfreulich, vorausgeseßt, daß er mit der gleichen Schlichtheit gesungen wird, mit welcher der Komponist die Worte Möllers in Muſik gesezt hat. Auch hier ist Bläserbegleitung möglich. Text :

1. Wir sind die Bauern, welche fromm hinter dem Pfluge find. Wir beten so : o Herr Gott, komm und hilf mit deiner Hand uns vom Hagelschlag und vom Wind. / 2. Wir beten so: o hilf uns aus aller Pest und Trockenheit, bewahr' die Äcker vor Rost und Maus und mach die Scheuern und das Haus feuerfest, hoch und weit. / 3. Wir beten; mache gut und stark, o Herr Gott, unsere Fraun, daß einst die Kinder ohne Arg und allen Vorwurf noch im Sarg hin zu der Mutter ſchaun. /

September 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Lieder für Feiern am 9. November

(61-65)

In der September-Lieferung des lehtjährigen Jahrganges der Vorschläge der Reichspropagandaleitung zur nationalsozialistischen Feiergestaltung" war unter 1/18 bereits ein Rahmenprogramm als Beispiel für die Durchführung der Feier des 9. November angeführt worden, innerhalb dessen auch Dichtungen für Sprecher empfohlen worden sind. Da nun gerade die Begehung dieses Trauertages der Bewegung örtlich allzusehr verschieden geregelt wird, wobei auch die jahreszeitlichen Verhältnisse eine Rolle spielen, wird diesmal auf einen vollständigen Vorschlag verzichtet. Hingegen sollen für die musikalische Gestaltung dieser Feierstunde einige Lieder vorgeschlagen werden, da gerade diese Frage erfahrungsgemäß infolge des vorläufigen Mangels eines größeren Liedgutes für diesen Tag meist Schwierigkeiten verursacht. Im nachfolgenden sollen zunächst einige Lieder allgemeinerer Art genannt werden, die bei diesen Feiern gesungen werden können :

,,Horch auf, Kamerad, die Trommel ruft"

61

(Jahrgang 1935: 13/30) Worte und Weise: Hans Baumann. Verlag Ludwig Voggenreiter, Potsdam, aus ,,Horch auf, Kamerad". Im Liederblatt der HI." Nr. 9 erschienen (Kallmeyer-Verlag) . „ Der Tod reit' auf einem kohlschwarzen Rappen"

62

(Jahrgang 1935 : 13/52) Soldatenlied aus dem Weltkrieg. Bearbeitung für einstimmigen Gesang und Fanfare in Es erschien in Nr. 3 der Musikblätter der HI." (Kallmeyer-Verlag) . ,,Lang war die Macht" (Jahrgang 1935 : 13/60)

63

Worte: Herbert Böhme; Weise: Heinrich Spitta. Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin. Aus Junge Gefolgschaft" (Folge 2). Blasorchestersat in der Reihe ,,Lieder der Bewegung für Blasorchester" des Zentralverlages der NSDAP., Franz Eher Nachf. (Abteilung Musikverlag), Müns chen 2 NO, erschienen.

Für die Gestaltung der Feiern am 9. November im besonderen sind aber die folgenden beiden Lieder gedacht:

Oktober 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

64

Heute schreiten hunderttausend Fahnen Etwas verlangsamtes Marschtempo (Kein Trauermarschtempo)

F. K.

1. Heu = te schreiten hun- dert-tau- ſend

nen Fahn

durch

Fester sind

um

Wälder

weite Land.

die Sturm ፡ sol ፡ da = ten-fäu = ste

den Schaft

len ins

das

Tal.

kahl .

Ne - bel fal-

gespannt .

Stürme

Und

die

Fegen die

gro = Ben

Glok - ken in den Do -men ſchwin - gen im Cho - ral.

2. Auf den dumpfen Trommeln tanzt der Schlägel, ruft zur Totenwacht. Einmal zogen alle diese Toten mit uns durch die Nacht. Tambour schlage das Fell. Heute haben wir Großappell. Heute sind die toten Kameraden alle mit zur Stell' . /

Oktober 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

3. Auf die Kränze mit den roten Bändern fällt das braune Laub. Alle Blumen draußen in den Gärten welken in den Staub. Auch für uns kommt die Zeit. Jeden Tag sind wir marſchbereit. Unſre hohen Banner aber ragen in die Ewigfeit. / 4. Jeder Herbstwind führt mit seinem Brausen Laub und Saat zuhauf. Welke Blätter modern in der Erde, Saaten gehen auf. Alles mag vergehn, unsern Staub kann der Sturm verwehn : Wenn nur immer unter den Standarten junge Kämpfer stehn. 7 Eigentum des Zentralverlages der NSDAP., Franz Eher Nachf. (Abt. Muſikverlag), München, als Liederblatt Nr. 1 erschienen. Dieses Lied, das für den Fahneneinmarsch bei den Feiern am 9. November geschrieben und gedacht ist, wurde bereits im vergangenen Jahr zu diesem Zweck vorgeschlagen. Es empfiehlt sich, die beiden ersten Strophen zum Einmarsch der Fahnen bei Beginn der Feier und die beiden lezten zum Ausmarsch derselben am Schluß zu singen. Nachdem bereits leztes Jahr diesem Lied ein Instrumentalsaß für zwei Trompeten (B), drei Posaunen, Baßtuba und Rührtrommeln mitgegeben worden war, der in der Reihe „ Muſik für Feierstunden im Jahreslauf" als Folge 2 erschien, liegt nunmehr auch ein Sah für volles Blasorchester als Folge 1 der neuen Reihe ,,Lieder der Bewegung für Blasorchester" in Druck vor. Dieses Fahneneinmarschlied ist am 9. November des vergangenen Jahres in rund 50 Gedenkfeiern bereits aufgeführt worden und zwar zusammen mit der ebenfalls damals erſchienenen Feiermusik zum 9. November" von Erich Lauer, deren Besehung auch dieser Liedbearbeitung zugrunde gelegt ist, so daß beide Stücke aufführungsmäßig einheitlich sind. Diese Einheitlichkeit wird dadurch noch verstärkt, daß in den Säßen beider Kompositionen die seinerzeit vorgeschlagenen Weckrufe kontrapunktisch mit einbezogen sind. Diese Weckrufe sind in den Trompeten= stimmen der neuen Blasorchesterausgabe enthalten, ſo daß sie nunmehr auch in Stimmen gedruckt vorliegen. Es empfiehlt sich, mit den Blasorchesterstimmen zusammen auch den kleinen Instrumentalsaß zu bestellen, da darin eine gute Rührtrommelstimme vorhanden ist.

Oktober 1936

Chorlieder zur Feier 19

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

65

Fanfaren, kündet mit ehernem Ton (Gesang an die Toten der Bewegung)

Sehr kraftvoll

Erich Lauer

1. Fan - fa - ren , kün - det mite - her-nem

Die

Ton, wir schreiten zu euch un-sern Toten. 3.

Trom-meln wir - beln :

einst

seid

da

Re-volution,

die Her - zen euch

uns - res Blutes

großen, neu- en Zeit,

Aufgebot für

eu

loh - ten.

Mor - gen- rot

wir

re

wie

Ihr

einer

grüßen euch

das

Un-ſterblich - keit.

2. Fanfaren, kündet mit jubelndem Ton, wir steigen die Stufen des Lebens . Die Trommeln wirbeln : Revolution, euch nach folgte keiner vergebens . Ihr seid unsres Blutes Morgenrot einer großen, neuen Zeit. Wir grüßen euch, das Aufgebot für eure Unsterblichkeit. /

Oktober 1936

Chorlieder zur Feier 19

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3. Fanfaren, kündet mit ewigem Ton der Stufen zur Feldherrnhalle. Die Trommeln wirbeln : Revolution, wie einst, daß die Fahne nicht falle. Ihr seid unsres Blutes Morgenrot einer großen, neuen Zeit. Wir grüßen euch, das Aufgebot für eure Unsterblichkeit. / (Herbert Böhme) Aus: ,,Fahne steh auf", neue Lieder für die Feier, von Erich Lauer, nach Dichtungen von Herbert Böhme. Verlag : Ludwig Voggen= reiter, Potsdam. Dieses Lied ist auch im Deutschen Gebet", einer hymnischen Feierdichtung von Herbert Böhme mit der Musik von Erich Lauer, enthalten, die in der Reihe ,,Musik für Feierstunden im Jahreslauf" als Folge 4 erschien. (Zentralverlag der NSDAP . ) Als Chorstimme ist das Liederblatt Nr. 4 (Zentralverlag der NSDAP.) zu beziehen. Der im ,,Deutschen Gebet" enthaltene Begleitsaß für Blasorchester ist ebenfalls in der bereits erwähnten Folge 1 der Reihe ,,Lieder der Bewegung für Blasorchester" enthalten, so daß also die Blasorchestersäße des Fahneneinmarschliedes (19/61 ) und des Feierliedes in einem Sonderdruck vorliegen, der zudem die Weckrufe und Schlußfanfaren zum 9. November enthält. Auch dieses Feierlied hat ungefähr die gleiche Besetzung wie das Fahneneinmarschlied. Wo Rührtrommeln für die Feiern zur Verfügung stehen, haben diese die Stimme der großen Trommel zu spielen.

Oktober 1936

Chorlieder zur Feier 19

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Größere

Werke

derMufik

Jahrgang 1936

Registerblatt 20

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1

Feierstunden im Werk

Im Verlag Armed Strauch, Leipzig C1 , beginnt das Gauamt Hessen-Naſſau der NS. - Gemeinſchaft ,,Kraft durch Freude" mit der Herausgabe einer Reihe ,,Feierstunden im Werk", die Alwin Rüffer zusammenstellt. Der Zweck dieser neuen Reihe ist, für die Feiergestaltung in den Betrieben brauchbare Dichtungen und Musik bereitzustellen. Bis jest liegt folgende erste Veröffentlichung vor:

,,Werkkantate" Dichtung von Ludwig Hebold, Muſik von Hans Knab. Im Mittelpunkt dieser Feier soll eine größere Maſchine ſtehen, um die sich die Chöre und Fahnen gruppieren. Aus einer beigegebenen Skizze ist die Aufstellung im einzelnen ersichtlich. Was die Wahl der musikalischen Mittel betrifft, so ist auch hier unbedingt Blasorchester allem anderen vorzuziehen. Streichorchester wäre zu blaß und zu trocken für die Gestaltung einer arbeitertümlichen Musik, Klavier ist gänzlich ungeeignet. Was die Gestaltung der gesprochenen Teile anbelangt, iſt es nötig, die Sprechchorteile Einzelsprechern zu übertragen. Inhaltlich führt die Dichtung aus der dumpfen Grauheit und Niedergeschlagenheit einer überwundenen Einstellung zum Thema ,,Arbeit“ zum glühenden Fanatismus unserer Lage, in denen sich alle Schaffenden die Hände reichen. Die Musik ist überzeugend und echt empfunden, auch formal gut gearbeitet. Das Werk als solches ist ein erfreulicher Versuch des Hineintragens kultureller Gestaltung in den Betrieb, an den Plaß der täglichen Arbeit. Für Werkfeiern ist es deshalb unbedingt empfehlenswert.

August 1936

Kantaten 20

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2 „Das Jahr überm Pflug" Dichtung von Hans Baumann, Musik von Heinrich Spitta (Werk 38) für Sprecher, Chor und Streicher.

Aufführungsdauer : 25 Minuten. Das Jahr überm Pflug" ist eine hohe dichterische Kündung vom Bauern, dessen Leben unter dem Leitsah ,,Eh' daß der Bauer untreu wird, eh' muß die Welt vergehen“ steht. Die klare, natürliche und dabei zwingende Sprache Hans Baumanns hebt sich bildhaft von der ebenso einfachen und strengen Muſik von Heinrich Spitta ab. Über die Gestaltung der Kantate gibt Heinrich Spitta im Vorwort folgendes an: Ebenso wie der Zert von wenigen Einzelsprèchern vorgetragen werden kann, erfordert die Musik vorerst nur ein Streichquar tett zur Ausführung. Aber ebenso wie dort, kann dieser Grundstock eines Klangkörpers nach Belieben erweitert werden; das wie auch in bezug auf Streicher und Bläser muß dem Einfühlungsvermögen des " einzelnen überlassen bleiben. Der gesamte Wortlaut des Textes, der sich in der Partitur nur stichwortartig findet, ist unter dem gleichen Titel als Heft 3 in der Reihe Junges Volk" erschienen und muß zur Aufführung bezogen werden (Verlag Eher, München, Preis 20 Pfg.) . Die in der Vertonung vorliegende Form läßt die ganze Szene vom Roten Reiter" und das Jungbauernlied aus. Sie erfordert ein inniges Aufeinandergestimmtsein von Wort und Lon. Der Sprecher in Nr. 4 hat in dem bezeichneten Naum ohne melodramatische Versuche frei zu sprechen; die Musik läuft unabhängig davon. Einzelne Instrumentalsäße und die Chorlieder können auch für sich musiziert. werden. Ergänzungsstimmen (Bläser) für den Orchesterkörper befinden sich in Vorbereitung.

August 1936

Kantaten 20

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„ Steht ein Flammenstoß in tiefer Nacht“

3

Eine Kantate zur Feier der Winterfonnenwende. Dichtung von Herbert Böhme, Musik von Erich Lauer (Werk 18 a), für ein- und vierstimmigen gemischten Chor, Jugendchor, Altstimme und Kammerorchester, Rufer, drei Einzelsprecher und Sprecherin. Verlag: Georg Kallmeyer, Wolfenbüttel-Berlin.

Aufführungsdauer : 55 Minuten. (Partitur mit vollständigem Text: RM. 3,50, Orchesterstimmen. RM.-, 50, Chorstimmen NM. -,30, Tertausgabe NM. -,70.) Dieses Werk ist weniger zur Gestaltung der ortsüblichen Sonnwendfeiern gedacht, sondern soll in seiner tertlich und musikalischen Geschlossenheit mehr im Sinne des Oratorienhaften das Erlebnis der Lichtwende den Menschen vermitteln. Darum bedient sich die Musik auch eines Kammerorchesters, wodurch das Werk unzweideutig an den Feierraum gebunden ist.. Der in vielen Gauen Deutschlands noch lebendige Brauch des Wintersonnwendfeuers ist als dichterische Vision geformt, als Bekenntnis zur tätigen Liebe, also ein Grundthema, das gerade in den Tagen der Aufführung im Vordergrund steht. Musik und Dichtung sind wirklich gekonnt, die Kantate ist ein nicht alltägliches Werk. Die Besehung ist auf zwei Holzbläser (Flöte und Oboe) und Streichorchester beschränkt, also auf Mittel, die fast überall vorhanden sind, ebenso wie der ein- und vierstimmige Chor, der bei durchschnittlicher Pultbesehung des Orchesters mindestens 30 Sänger und Sängerinnen haben sollte. Das Lied für Altstimme kann auch vom Frauenchor gesungen werden, ebenso kann der Gesamtchor den Teil des Jugendchors übernehmen. Schlichtheit und Gemeinsamkeitsgefühl müssen die Grundsäße aller Mitwirkenden sein, vor allem auch der Sprecher, deren Organe sich voneinander etwas abheben sollen. Die instrumentalen Teile sind als ,,Deutsche Suite" in einem Sonderdruck (siehe 18/14) erschienen und spielbar.

Dezember 1936

Kantaten 20

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+

Künstlerische

Formgebung

Jahrgang 1936

Registerblatt 21

VORSCHLAGE DER R. P. L ZUR FEIERGESTALTUNG

1

Künstlerische Formgebung Leitsäße für die Werkarbeit der Jugend.

1. Kitsch entsteht überall dort, wo Nicht-Könner oder Böswillige sich an die Gestaltung großer Themen wagen und sie durch unzu-. längliche oder verlogene Formgebung herabsehen und verfälschen. Die Überwindung des Kitsches ist nicht allein eine Angelegenheit von Verordnungen und Verboten, sondern ist zutiefst verbunden mit der weltanschaulichen Erfassung des gesamten Volkes . Je einheitlicher und stärker diese Weltanschauung ist und je mehr sie umfaßt, um so stärker werden auch ihre Träger darangehen, jede Arbeit aus dieser Haltung heraus zu tun. 2. Wir umschreiben diese Haltung, die in der Gestaltung sowohl eines Gebrauchsgegenstandes als auch des größten Kunstwerkes selbstverständlich sein muß, mit den Worten sauber, einfach, flar und werkgerecht. 3. In der Werkarbeit und den Werkkursen von HI. und BDM., in der zusätzlichen Berufsschulung unserer jungen Tischler, Schmiede, Schlosser usw. ist schon an den einfachsten Beispielen mit der Erziehung zu materialgerechtem Arbeiten zu beginnen : Stahl verlangt in seiner Härte und Geschmeidigkeit eine nur ihm zukommende Bearbeitung. Es geht nicht an, ihn in Formen zu pressen, die vom Steinmetz, Löpfer oder Stuckateur entlichen sind. Holz mauern wir nicht in dicken Platten wie Steine aufeinander. Es ist ein feines, gewachsenes Material, das selbst beim kleinsten Leuchter gute und saubere Verbindungen verlangt. Wir schämen uns nicht der guten und, einfachen Hölzer unserer Wälder. Wir werden eine Platte aus Kiefernholz nicht mit einem nußbaumartigen Anstrich versehen, sondern sie sandeln oder beizen und die Maserung des Holzes nicht verdecken. Wir täuschen auch nicht durch Broncieren dort Gold vor, wo Eisen nötig und richtig ist. 4. Damit wächst der Sinn für die innere Qualität eines Stoffes und seine Ausdrucksmöglichkeiten. So verlangt die Gestaltung unserer Symbole und Zeichen ein echtes Material und eine edle Form, die ihrer Hoheit entspricht. 5. Ein in Silberpappe geprägtes Hoheitsabzeichen ist der Partei nicht würdig. Es ist bei allen Feiern, Versammlungen und Kundgebungen zu ersehen durch ein aus Eisen geschmiedetes, durch ein

Februar 1936

Künstlerische Formgebung 21

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aus Stein gehauenes, durch ein aus Holz gefügtes, durch ein in Metall getriebenes. Diese Aufträge sind in erster Linie örtlichen Handwerkern und Künſtlern zu geben. (Gute Gestaltungsbeispiele, die vom Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung in der NPL. begutachtet sind, werden gelegentlich hier veröffentlicht werden.)

Gejamtverantwortlich : Friz Katser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in. ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezuo nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDUP . und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck : J. G. Weiß'iche Buchdruckerei. München

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2 24

Stelle des Raumes angeblich störend wirkt. Wir reißen es nicht aus Zeitschriften heraus, um es uns mit Reißzwecken an die Wand zu heften. Für uns ist das Bild der lebendigste und sinnfälligste Ausdruck der Haltung, aus der heraus der gesamte Naum gestaltet wurde. Auf uns geht von jedem Bilde eine Wirkung aus, die, ähnlich wie die Lieder und Chöre unserer Kameraden, uns in unserer Art bestärken muß. Das ist die im besten Sinne politische Bedeutung des Bildes. Je sauberer und wahrer, echter und klarer wir ein Heim in allen seinen Teilen gestalten, je stärker wir uns um jeden einzelnen Gegenstand mühen, um so größer wird diese Bindung, um so stärker aber auch die Wirkung und der Einfluß, den dieser Raum auf alle ausübt, die in ihm arbeiten. Die Haltung unserer Lager und Berufswettkämpfe darf nicht vor den Wänden unserer Heime Halt machen. Nicht Weichheit und Unentschiedenheit, nicht seelenlose Kälte und Primitivität wollen wir in diesen Räumen empfangen, sondern Klarheit und Kraft. An positiven Einzelbeispielen über die Gestaltung von Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände werden diese Grundsäße erläutert werden.

Gejamtverantwortlich : Fritz Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in. ternes Rundschreiben der NSDAP. herausgegeben vom Zentralverlag Frans Eher Nachf., München 2 NO. Bezua nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck: J. G. Weiß'iche Buchdruckerei. München.

24

TOK

Architekturund

Plastik

Jahrgang 1936

Registerblatt 23

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

24

Zum Bau von HJ.-Heimen

1

Wir haben den Auftrag, dafür Sorge zu tragen, daß mit den immerhin knappen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, wirklich auch nur ganz Hervorragendes geleistet wird. Das Bauen, meine Kameraden, das ist so etwas wie eine Religion, d. h. es hat viel weniger mit Stein und Mörtel zu tun als mit Erleben und mit dem Glauben. Jeder von uns, ganz gleich, an welcher Stelle er auch steht, der dazu das Recht erhalten hat, einen Bauauftrag zu geben und der Jugend dadurch einen neuen Raum zu schaffen, er muß wissen, daß er damit einen Auftrag von der Ewigkeit erhalten hat und daß er in der Erfüllung dieses Auftrages auch zugleich etwas Ewiges gestalten muß. Denn alles, was wir baulich ges ſtalten, ist nicht für diese Zeit, obwohl es aus dieser Zeit ist, sondern alles, was wir formen, und alles, was wir gestalten, ist für alle Zeit und für die Ewigkeit.“

(Aus einer Rede des Reichsjugendführers Baldur v. Schirach.)

Die Kraft einer geschlossenen und gesunden Weltanschauung formt nicht allein ihre Träger, sondern prägt durch diese Träger der gesamten Lebenswelt - angefangen vom kleinsten Gegenstand des alltäglichen Gebrauches bis hin zum größten Kunstwerk - ihre arteigene Form auf. Acker und Wege, die Bauern und Arbeiter schaffen, bestimmen das Gesicht unseres Raumes und künden von der Stärke dieser formenden Kräfte. Ihre reinste und überzeugendste Verkörperung aber müssen unsere Bauten sein. Sie dürfen nicht als Fremdkörper in der Landschaft stehen, sondern müssen gewachsener, lebendigster Höhepunkt in ihr sein. Wir wissen heute, daß dieser geprägte Raum einer der stärksten erzieherischen Mächte ist. Deshalb können wir nicht dulden, daß seine Gestaltung auch weiterhin von artfremden, sich widerstrebenden und bekämpfenden Weltanschauungen bestimmt wird.

Was wir deshalb nicht wollen : 1. In einem größeren Heimbauprogramm wurden der Hitlerjugend eine Reihe von zweistöckigen Häusern gebaut mit Erkerchen, Rundbogenfensterchen, mit lieblichen Aufgängen, Kino-Drehtüren, mit Balkönchen und wehenden Birken im Wind: Eine Villa ist kein HI-Heim.

April 1936

Architektur und Plastik 23

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2. Wie wir diese Filmstar- und Geſellſchaftsromantik ablehnen, so wenden wir uns auch gegen alle Versuche, der Hitlerjugend die Bauten des Mittelalters als die ihr allein gemäßen aufzureden. Genau so wie wir keine sonst unbrauchbaren Villen und Häuser der Gründerzeit mit dem hohlen Pathos ihrer Stuckfaſſaden gebrauchen können, so wollen wir auch nicht alte Burgen, Stadttürme und Zwinger. Wenn aber kürzlich ein Architekt versuchte, uns ein HIHeim in der Form eines Burgturmes neu zu bauen, so stellen wir dagegen nur fest, daß die Jugend des Reichsberufswettkampfes, die an der Maschine steht, für solche Bauten keinerlei Verwendung mehr hat. 3. Wir haben uns schärfstens gegen den Primitivismus beſtimmter Bauten zu wenden, die man uns als Ausdruck unserer Einfachheit und Härte erstellen will. Aus alten Eisenbahnwagen entsteht kein gutes HI -Heim. Schuppen und Lagerhäuser, stallartige Gebäude und Wellblechbaracken mögen in ein Land paſſen, das gerade kolonisiert wird, sie gehören aber nicht als Ausdruck unserer Haltung in die deutsche Landschaft. Wir haben zu verhindern, daß weiterhin reihenweise Baracken nach einem einheitlichen Typ in einem ganzen Lande grenzauf, grenzab gebaut und in Anknüpfung an eine KarlMay-Romantik den Jungen als Blockhäuser schmackhaft gemacht werden. Der HI.-Heimbau ist auch kein Versuchsfeld für die rührigen Hersteller künstlicher Bau- und Ersatzstoffe, die uns unmögliche Kästen und Gartenlauben als Heime bauen laſſen, um dann damit Reklame zu machen. 4. Wir wenden uns dagegen, daß man bäuerliche Bauformen als unſeren alleinigen Ausdruck in die Stadt trägt. Wir lehnen es aber auch umgekehrt ab, die Baustoffe der Stadt, Stahl und Beton, in einem Dorf zu verwenden, in dem alle Häuser bis auf den Tag z. B. aus Holz und Ziegeln gebaut und mit Schiefer gedeckt wurden.

Einordnung in die Landſchaft. Unsere Heime dürfen nicht unſchön, störend und fremd in der Landschaft stehen, sondern müssen in ihr heimisch sein. Es kann nicht jeder überall so bauen, wie er will. Wo seit Jahrzehnten und Jahrhunderten eine durch örtliche Verhältnisse und örtliche Baustoffe bedingte besondere Bauweise (z. B. eine besondere Dachneigung) üblich ist, werden wir auch das HJ.-Heim in diesen Rahmen einfügen. Wir verlangen bei jedem Bau die Verwendung örtlicher Baustoffe. Ein einzelstehendes Haus lassen wir durch Hinzufügen eines kleineren Nebengebäudes, durch Garten und Bäume organisch aus der Landschaft wachsen. Ein Heim der Jugend ist kein Privat

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Architektur und Plastik 23

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

bau, sondern er hat als öffentlicher Bau das Recht, auch gut und seiner Bedeutung entsprechend in das Dorf- oder Stadtbild eingefügt und eingegliedert zu werden. Seine Umgebung muß nach Möglichkeit zu diesem Bau hinleiten. Dies gilt vor allem von den größeren Häusern der Jugend , die aber auch nicht durch betonte Vornehmheit oder gewollte und verkrampfte Monumentalität auffallen sollen.

Zusammenarbeit mit der Formation. Ein HI -Heimbau ist ein Zweckbau. Er ist im besten Sinne sachlich, wenn er allen Anforderungen des HJ.-Dienstes entspricht und darüber hinaus in der Sauberkeit seiner handwerklichen Durchbildung und in der Schönheit seiner Verhältnisse etwas von unserer Haltung vermittelt. Wer ein HJ.-Heim entwirft, muß mit dem örtlichen Formationsführer das Raumprogramm aufstellen unter Beachtung der Stärke der einzelnen Formationen, ihrer späteren Auffüllung durch die Reichsjugend und einer möglichen stärkeren Bevölkerungszunahme des betreffenden Ortes . Wir erwarten von jedem Architekten, der einen solchen Auftrag erhält, daß er ihn als Auftrag der gesamten Jugend wertet, daß er sich um ihr Leben, ihren Dienst und ihre Ziele kümmert, daß er hingeht zu den Formationen, um aus ihrem Dienstbetrieb und aus ihrer Haltung heraus die beste Lösung seiner Aufgabe zu finden.

Fleißige Planung. Wir erwarten, daß der Architekt sich nicht zufrieden gibt, wenn er bei seinem Entwurf die verlangten Räume im Baukörper untergebracht hat. Wir wollen, daß er dann weiter schafft, bis die Grundrißlöſung die größte Klarheit und Einfachheit, Ordnung und Übersichtlichkeit erhält. Wir erwarten von ihm, daß er sich unermüdlich das feine Ge= fühl für die Proportionen und Verhältnisse erarbeitet, die Landschaft, Umgebung und Zweck des Baues verlangen. Wir wollen unsere Heime nicht nach einer flüchtigen Skizze bauen, wir wollen saubere Arbeit, bis ins kleinste maßstäblich genau gezeichnete und durchdachte Einzelausbildungen. Es hat keiner das Recht, von Gestaltung zu sprechen, der nicht bewiesen hat, daß er zeichnen kann. Zur praktischen Durchführung dieser Grundsäße hat das Kulturamt der Reichsjugendführung angeordnet : 1. Sämtliche geplanten Jugendheim-Neu- und -Umbauten, Bauten von Jugend-Führerschulen usw. sind dem Kulturamt der Reichs-

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Architektur und Plastik 23

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

T

für bildende Kunst, zu melden. Sie ' jugendführung, Hauptreferat sollen künftig in direkter Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Reichsjugendführung und mit den von ihm gesammelten und geschulten Fachkräften entstehen. Diese Meldung hat auch dann zu er folgen, wenn die Bauten nicht von Gliederungen der Partei finanziert werden. 2. Soweit für diese Bauten schon Pläne von örtlichen Architekten, staatlichen oder kommunalen Stellen vorliegen, sind sie dem Kulturamt der Reichsjugendführung zur Prüfung einzureichen. Die Prüfung erfolgt in Form eines eingehenden schriftlichen Gutachtens, nötigenfalls werden weitere Planvorschläge gemacht. 3. Das Kulturamt der Reichsjugendführung ist bereit, in Zu sammenarbeit mit der Reichskammer der bildenden Künste allen Stellen, die den Bau eines HI.-Heimes planen, einen Architekten des betreffenden Ortes oder der betreffenden Landschaft aus den Reihen der Fachkräfte namhaft zu machen, die für diese besonderen Aufgaben auf Grund ihrer fachlichen Leistung und ihrer Arbeit in der Bewegung laufend ausgewählt, geprüft und in Lagern und Kursen weiter geschult werden. 4. Auch beim kleinsten Bau soll nach Möglichkeit ein Architekt mit der sorgfältigen Planung beauftragt werden. Die Erhöhung durch das Honorar für die Planbearbeitung wird durch entsprechende Ersparnisse beim Bauen nach einem gut durchgearbeiteten Plan wieder ausgeglichen. 5. Soweit noch kein Architekt mit der Planung beauftragt ist, sind der Meldung nach Möglichkeit beizufügen: Angaben über Stärke der Formationen und der Gesamtjugend, Lageplan des ausgewählten Grundstückes, Finanzierungsplan. 6. Die Durchführung der einzelnen Bauten hat in allen Fällen nicht durch Beauftragung von Großunternehmern, sondern durch örtliche Handwerker zu geschehen. 7. Der reihenweiſe Bau von sogenannten Typenheimen ist untersagt. Wir verlangen eine sorgfältige Bearbeitung jedes einzelnen Projektes nach den besonderen örtlichen Verhältnissen. Schlechte und unwürdige Heimbauten werden in Zuſammenarbeit mit dem Reichsbeauftragten für künstlerische Formgebung, Pg. Schweizer, verboten.

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Architektur und Plastik 23

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Professor Hubert Schrade :

Das Problem der „Thingstätte“

2

In der Zeitschrift Volk im Werden" nimmt Prof. Hubert Schrade, Heidelberg, in ganz ausgezeichneter Weise Stellung zum „ Problem der Thingſtätte“. Seine Ausführungen sind geeignet, dem Geschwäß Unberufener über diese Frage den Boden zu entziehen. Mit einer Schnelligkeit, die erstaunen machte, sind seit der Eroberung der Staatsmacht durch den Nationalsozialismus eine Reihe von Thingstätten erbaut, viele andere geplant worden. Bereits 1934 fonnte eine sehr stattliche Anzahl von Modellen und Entwürfen zu einer eindrucksvollen Ausstellung vereinigt werden. Es gab da wohl manches Widerspruchsvolle, auch einiges Unmögliche, aber im allgemeinen schien doch über das Grundsätzliche durchaus Klarheit zu herrschen, ſo daß man mit Recht glaubte schließen zu dürfen: was so spontan entstanden ist, im Osten wie im Westen, im Norden wie im Süden des Reiches einen solchen Anklang findet, was troß aller Verschiedenheiten der einzelnen Entwürfe im Hauptsächlichen so einheitlich erscheint, das kann nur aus einer echten Notwendigkeit kommen, das besißt wirkliches Erscheinungsrecht. Und ohne daß die meisten klare Rechenschaft darüber hätten ablegen können, empfanden sie doch: es ist eine nationalsozialistische Aufgabe, die da in Angriff genommen, geplant, in Entwürfen erprobt wird ; der nationalsozialiſtiſche Ursprung ist es, der ihr den Charakter des Notwendigen verleiht. Im Nationalsozialismus aber eine Wiedergeburt des Germanischen erkennend, hielten sie es für ein berechtigtes Bekenntnis zu ihr, daß diese neuen Schöpfungen Thingstätten genannt wurden. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die erste Begeisterung für die Thingstätten bei vielen heute bereits verrauscht ist. Sie hören nun sehr gern auf die Kritiker, die ja immer da waren und die schon von vornherein gefragt hatten, wozu diese sogenannten Thingstätten eigentlich dienen sollen. Die Idee, die sie hervorgebracht hat, mag ja immerhin ganz schön“ sein, aber Ideen sind noch keine Wirklichkeiten, und jedenfalls die Wirklichkeiten, in denen wir stehen, haben keinen Raum für solche Gebilde, wie es Thingstätten sind oder sein wollen. Legt man sie dennoch an, so unter-

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Architektur und Plastik 23

VORSCHLAGE DER R. P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

nimmt man etwas ganz Künstliches, das sich in Kürze auch den verwegenſten Enthusiasten als das erweisen wird, was es für die Hellsichtigen schon von vornherein gewesen ist: etwas schlechthin Überflüssiges. In der Tat: hört man nicht von allen Seiten, daß die Spiele, die bis jezt auf den Thingstätten gespielt worden sind, trok alles bewiesenen guten Willens und auch manches wohl beachtungswürdigen Ansahes im ganzen doch als verfehlt betrachtet werden müssen ? Wenn es aber an zureichenden Thingspielen fehlt und allem Anschein nach noch eine gute Weile fehlen wird war es dann nicht offenbarer Übereifer, die Thingstätten zu bauen ? Ist man bei dem Bau der Thingstätten nicht in eben der Weise vorgegangen, die der Nationalsozialismus sonst so sehr bekämpft, der formalistischen nämlich, die eine Form einfach um der Form willen hinseßt, nach dem Inhalt aber überhaupt nicht fragt? Wenn wir darauf keine Antwort zu geben wissen, haben die KritiFer, die Zweifler von der ersten Stunde an recht. Wir geben die Antwort, um sie möglichst konkret werden zu lassen, von einem bestimmten Beispiele her : der Heidelberger Thingstätte auf dem Heiligen Berge.

2. Das ist doch keine Thingstätte ! Wie unsicher auch unser Wissen und vollends unsere Anschauung von germanischen und mittelalterlichen Thingplähen sei, so unsicher sind sie nun wieder nicht, daß wir nicht mit der größten Gewißheit sagen dürften : dieser architektonisch gestaltete Plaß auf dem Heiligen Berge hat mit den Thingstätten (unserer Vorfahren nichts, aber auch nicht das geringste zu tun. Es sei mit diesem architektonisch gestalteten Plaß im übrigen, wie es wolle, den Namen Thingstätte führt er jedenfalls völlig zu Unrecht. Der Name muß fort, er stiftet nur Verwirrung, er macht uns vor den Germanisten der ganzen Welt lächerlich! Das würde er unzweifelhaft tun, wenn bei der Anlage dieses „Thing"plaßes auf dem Heiligen Berge die Absicht bestanden hätte, die Rekonstruktion oder auch nur eine Art von Rekonstruktion eines germanischen Thingplaßes zu geben. Aber hat irgend jemand eine solche Absicht gehabt ? Die Auftraggeber etwa oder der Architekt, Hermann Alker ? Es ist nichts davon laut geworden. Also ein Grund mehr, den Namen als widersinnig abzulehnen. Doch gemach! Mit demselben Grunde könnte man auch der Ver-

April 1936 VORSCHLAGE DER R.PL

Architektur und Plastik 23 ZUR FEIERGESTALTUNG

anstaltung, die in Garmisch-Partenkirchen stattgefunden hat und im Sommer ihre Fortseßung in Berlin finden wird, das Recht auf den Namen „ Olympia“ abstreiten. Oder ist diese Veranstaltung etwa eine wirkliche Fortsehung der alten Olympiaden ? Sie will es sein, aber zu behaupten, daß sie es in Wahrheit wäre, wird kein gewissenhafter Gräzist auf sich nehmen. Haben sich deswegen die Veranlasser dieser Veranstaltungen lächerlich gemacht, als sie den Namen „ Olympiade" wählten ? Wer so fragt, macht sich lächerlich. Und dem Thing" sollte nicht billig sein, was der Olym piade" recht ist? Aber das Thing ist ja etwas Germanisches, unter allen Umständen muß das mit besonderem Maßstabe gemessen werden. Allein die Olympiade hat einen klar bestimmten Zweck, den körperlichen Wettstreit der Nationen, und wie sehr dieser sich auch nach Anlaß, Teilnehmerschaft, Sinn und festlicher Bedeutung von den antiken Olympiaden unterscheide, körperlicher Wettstreit bildete die Mitte auch der antiken Olympiaden. Ist wenigstens ein vergleichlicher Zusammenhang zwischen dem ger manischen und dem gegenwärtigen Thing" festzustellen ? Man sucht ihn, aber man sieht ihn nicht. Also scheint es doch nichts zu geben, was den Namen Thingstätte rechtfertigen könnte, die Namengebung ist scheinbar doch nur ganz unbestimmten Vorstellungen von der Möglichkeit der Wiederkunft des Germanischen entsprungen. Jedenfalls ſinnfälliger als der vielleicht mögliche, aber ganz dunkle und unbestimmbare Zusammenhang mit dem germanischen Thing erscheint den meisten ein anderer Zusammenhang.

3. Diese Thingstätte auf dem Heiligen Berge steht doch offenkundig im engsten gestalterischen Zusammenhange mit den antiken Theatern! Es sind sicherlich Unterschiede vorhanden, die Bühnen" Anlage ist eine andere, sie ist enger mit dem aufsteigenden Halbrund der Zuschauerstufen verbunden, sie greift sogar unmittelbar in dieses ein. Aber sind das so wesentliche Unterschiede, sind das nicht bloß beiläufige Abwandlungen, die an der Haupttatsache der grundsäglichen gestalterischen Verwandtschaft der Gesamtanlage mit antiken Theatern nichts ändern ? Dann wäre also der Thingplak nichts als eine Nachahmung, vielleicht eine gute, ja vielleicht sogar eine höchst vortreffliche Nachahmung, aber eben doch eine solche, mit allen Mängeln einer solchen. Und deren wesentlichster ist,

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Architektur und Plastik 23

VORSCHLÄGE DER R.P.L ZUR FEIERGESTALTUNG

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daß die Nachahmung der Lebensvoraussetzungen zu entbehren pflegt, die das ursprüngliche Werk geschaffen haben. Trifft das für die Thingstätte nicht in bedenklichster Weise zu ? Die antiken Theaterbauten, mit denen sie anscheinend in der engsten Verwandtschaft steht, sind erst entstanden, als die antike Tragödie bereits da war. Keiner der heute noch bestehenden antiken Theaterbauten mit der charakteristischen Verbindung eines Bühnen-Plazes oder Hauses! und eines amphitheatralischen Zuschauerraumes ist älter als die klassische Tragödie. Gewiß haben die heute noch vorhandenen Steinbauten ihre Vorformen gehabt, die sich in der Zeit der entstehenden Tragödie bildeten. Aber in dieser Zeit war die Form des Theaterbaus noch nicht`,,fertig", sie entwickelte sich vielmehr an der Tragödie, sie wurde durch die Tragödie, sie entstand also in einem ganz natürlichen Wachstum, in ständiger schöpferischer Einheit mit der dichterischen Wirklichkeit, die sie verlangte. Wie steht es in dieser Beziehung mit der Thingstätte ? Dichtung hat sie weder gefordert noch gebildet, sie ist ganz unabhängig von irgendwelchen dichterischen Tragödien entstanden, ihr Bau scheint einfach beschlossen und errichtet worden zu sein. Nun ist er da und wartet auf das Spiel. Auf welches Spiel? Das scheinen selbst die Dichter nicht zu wissen. Wenn sie es nicht wissen, wer soll es dann wissen? Aber die Dichter sind ja auch gar nicht gefragt worden, sie konnten also gar nicht mitwirken, was Wunder, daß sie nun schweigen. So sieht es denn ganz danach aus, daß eine Form geschaffen ist, die in jeder Hinsicht der Lebensvorausseßungen und des Lebenszusammenhanges entbehrt, die auf das Leben noch wartet. Sie mag lange warten, werden die Zyniker sagen, sie liegt auf dem Berge.

Aber Entstehung, Sinn und innere Notwendigkeit der Schöpfung auf dem Heiligen Berge sind weder zu begreifen, wenn man von den Vorstellungen ausgeht, die das germanische Thing als historische Latsache wachruft, noch wenn man für die Form den Vergleich mit dem antiken Theater zum Ausgangspunkt nimmt. Entstehung, Sinn und Gestalt des Thingplazes können nur von den Bedingungen, Forderungen gestaltenden Kräften unserer Gegenwart her begriffen werden. Nur von ihnen her ist auch die Frage beantwortbar, ob die Thingstätten eine echte Notwendigkeit haben oder nicht.

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Architektur und Plastik. 23

VORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Dabei handelt es sich wesentlich um drei Punkte: 1. um das Verhältnis der Thingstätte zur modernen Massenarena, 2. um das Verhältnis der Thingſtätte zum modernen Theater, 3. um das Verhältnis der Thingstätte zum Nationalsozialismus. Ein wesentliches Kennzeichen der meisten errichteten oder geplanten Thingpläße ist ihre Einbeziehung der Arenenform. Die Arenenform ist nie ganz vollständig, sie kommt nur bis zum Halb-Dreiviertel-Kreise oder Oval, aber sie ist da und ein entscheidender Bestandteil der Thingplähe. Es hat da also teilweise eine Aufgabe vorgelegen, wie sie auch eine der kennzeichnendsten Schöpfungen · des modernen Lebens, die Sportarena, hat. Die moderne Sportarena ist nun durchaus Massenform, ihr Zweck die Unterbringung von Menschenmaſſen bis zu vielen Zehntausenden, derart, daß alle diese Zehntausende das erregende Schauspiel der Wettkämpfe, die ausgetragen werden, grundsäßlich gleich gut sehen, daß alle gleichermaßen an diesem Schauspiel teilnehmen können. Wenn die Gleichmäßigkeit der Teilhaberschaft tatsächlich_auch niemals ganz erreichbar ist, so wird sie doch grundsäßlich erstrebt, und in den besten Sportſtadien ist sie auch bis zu einem sehr hohen Grade erreicht. Sie ist erreicht worden durch eine Form, die der des antiken Amphitheaters nahe kommt, eine Abwandlung von ihr darstellt. Aber wenn diese Nähe auch besteht, ja wenn die Architekten der modernen Sportarenen des hohen Vorbilds, das die Antike dafür gegeben, sich auch bewußt geworden sind, so wäre es gleichwohl ganz abwegig, die Verwandtschaft irgend im Sinne einer Nachahmung zu bewerten. Wo die Erfordernisse ähnliche sind, kommt es sehr leicht zu ähnlichen Formen . Eine große Masse von Menschen so unterzubringen, daß sie alle einen Vorgang, der sich in ihrer Mitte abspielt, möglichst gleich gut und gleichzeitig sehen können - für diese Aufgabe bedeutet nun einmal die amphitheatralische Form die natürlichste Lösung. Es macht den Ruhm der Antike aus, sie erstmals monumentaliſiert zu haben. Aber es macht die moderne Architekten noch längst nicht zu Nachahmern der Antike, wenn auch sie bei dem Versuche der Lösung der Aufgabe, die ihnen gestellt war, die amphitheatralische Form als die zweckerfüllendste erkann= ten. Das Sportstadion ist aber fraglos eine der wenigen echten architektonischen Aufgaben unserer Zeit, und schon deshalb wird hier die Frage der Nachahmung vollkommen gegenstandslos.

April 1936

Architektur und Plastik 23

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Warum wir davon sprechen? Eben weil die Sportarena in unserer Zeit eine der wenigen architektonischen Aufgaben ist, deren Bestimmung über das bloß Nüßliche hinausgeht, und weil sie als so bestimmte Aufgabe echt ist. Denn es ist der Lebenswille der Zeit selbst, der sie stellt. Und es sind nicht bloß Einzelne, es sind mit ihnen die Massen, die ihn bekunden. Gibt es doch kaum etwas, das die Masse aller Nationen so sehr in Bewegung bringt, so leidenschaftlich erregt wie der Sport. Aber mehr: es ist keine leere Phrase, wenn heute von der verbindenden Kraft des Sports gesprochen wird. Denn es ist unleugbare Lat sache, daß der Sport auch zwischen Menschen, die sonst nichts oder wenig miteinander gemein haben, Gemeinsamkeiten der Teilnahme, der Haltung, der Wertung zu stiften vermag ; der Haltung und der Wertung, weil der Sport troß aller Leidenschaften, die er entfesselt, zugleich Zucht ist oder doch sein will und kann. Höchster Leistungswille, Beherrschung, Geistesgegenwart, Sachlichkeit, In Form sein", Wettstreitbereitschaft, fairness , das sind die Werte, welche die Zucht des Sportes bildet. Überhaupt aber ist der Sport der sinnfälligste Ausdruck des Weltbejahungswillens unserer Epoche, ein Gegenpol zu den Herrschaftsansprüchen des reinen Intellek tualismus. Das gegenwärtige Leben hat alle Bedingungen geschaffen, um die Errichtung von Sportarenen als ein echtes Erfordernis erſcheinen zu lassen. Es bedarf da keinerlei künstlicher Begründungen, die Sportarena ist eine Notwendigkeit unseres Daseins. Sie ist aus ihm einfach nicht fortdenkbar. Daher konnten in der Welt so viele gute Stadien gebaut werden, und die besten von ihnen sind durch die Geschlossenheit, die sie haben, eindringliches Zeugnis der Gemeinschaften, die der Sport stiftet. Aber so vorzüglich und troß aller Verwandtschaft mit den antiken Amphitheatern auch eigenständig die architektonischen Leistungen auf diesem Gebiete sind, so bleibt doch eines verwunderlich und denk würdig. Die Bedeutung des Sports in unserem Leben hat sich bisher nur architektonisch auszudrücken vermocht. Wo mehr versucht wurde, wie etwa beim Foro Mussolini in Rom, ist das Versagen offenkundig. Die Plastik, die da ringsum aufgestellt ist, hat nichts von dem modernen Sportgeiste, sie ist mehr pathetisch als sportlich und die Übergröße ihrer Maßstäbe mehr Ausdruck der Massen, die sich in dem Stadion versammeln, als der Durchgebildetheit der Körper der Männer, die zum Wettstreit antreten. Aber auch abgesehen von diesem Einzelfall iſt es erstaunlich, wie wenig die darstellenden

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Künste überhaupt das Lebensgefühl und den Zuchtwillen widerspiegeln, die sich im Sport bekunden. Im Gegenteil : die größte Begeisterung für die vollkommenſte Durchgebildetheit von Körpern hat in der Kunst das Gegenbild des Kubismus haben können, der den Körpern als gestaltbaren Gegenstand überhaupt verneinte, oder des Expressionismus, der alles Körperliche der Übergewalt des Seelischen auslieferte. Ja selbst für Künstler, bei denen man es noch am ehesten meint erwarten zu dürfen, für den Bildhauer Georg Kolbe etwa, ist das sportliche Körperideal keineswegs das gestalterisch entscheidende. Seine wohl mit Recht berühmteste Figur ist eine weibliche Gestalt, die Tänzerin - betörend schön und beglückend frei in der Gelöstheit ihrer Bewegung. Aber für die Entstehung dieses Meisterwerks war nicht der vorwiegend männliche Sport, sondern der vorwiegend weibliche Lanz Voraussetzung. Was endlich dort, wo der Sport am unmittelbarsten mit den darstellenden Künsten in Berührung tritt, im Bereiche der Sportpreise, entsteht, dahin als in ein so gut wie stockfinsteres Gebiet versucht man am besten überhaupt nicht erst einzudringen. Wie läßt sich nun aber erklären, daß der Sport, obschon ein sehr wesentlicher Ausdruck des Lebensgefühls unserer Epoche und als solcher auch imstande, eine architektonische Form zu schaffen, der man gemeinschaftsbildenden Charakter nicht absprechen kann, dennoch von so geringem Einfluß auf die darstellenden Künste ist ? Haben die Künstler keinen Sinn für den Sport? Aber es ist ja gerade eine alte Behauptung der Künstler, daß die griechischen Bildhauer so unvergleichlich glücklich in ihrem Schaffen sein konnten, weil sie die vollkommenen Leiber, die sie gestalteten, tagtäglich vor Augen hatten. Nun bietet die Gegenwart den Künstlern die gleiche Möglichkeit warum gehen sie an ihr vorüber ? Sollten sie etwa im heutigen Sport, so sehr sie ihn auch bejahen mögen, die leßte Sinn gegebenheit nicht finden, ohne die sie nicht schaffen können ? Wäre also das sonst kaum erklärliche Abseitsstehen der darstellenden Künste, deren vornehmste Aufgabe immer die Verſinnbildlichung bestimmter Sinngegebenheiten ist, Zeichen der lezten Sinnferne des heutigen Sports und damit Zeichen der Grenze, die ihm als gemeinschaftsbildender Macht gesezt ist ? Man muß es wohl glauben. Aber wie immer man auch das Abseitsstehen der darstellenden Künste erkläre, Tatsache ist, daß der heutige Sport einer solchen bestimmten lezten Sinngegebenheit entbehrt. Denn er ist der Ausdruck des Lebensgefühls und des Lebenswillens unserer Epoche in seiner absoluten Geschichtslosigkeit. In dieser seiner Geschichtslosigkeit hat der Sport zwar seine bestimmte geſchichtliche Sendung, die gar nicht hoch genug

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· eingeschäßt werden kann. Nach einer Epoche des Historismus, der Verkleidungen und Verkruſtungen aller Art ist er ein mächtigſter Vorstoß zum Leben in seiner jugendlichen Unmittelbarkeit und reinen Kraft. Aber eben dies ist auch seine Grenze, die er von ſich aus nicht zu überwinden vermag. Beweis dafür ist nicht nur das Abseitsstehen der darstellenden Künste, sondern mehr noch die ungeheure Macht, die auf die gleichen Massen, die der Sport zu einer leidenschaftlichen " Gemeinschaft“ werden läßt, der Film ausüben kann. Sie suchen den Film mik der gleichen Leidenschaft wie den Sport, weil der Sport allein offen= bar nicht alle ihre Bedürfnisse befriedigt, diejenigen nämlich nicht, die auf irgendeine Weise nach Sinndeutungen der Welt verlangen. Der Film gibt sie, wenn auch fast immer nur auf irgendeine Weise“, Wahrscheinlichkeit und Echtheit sind da durchaus nicht die ersten Forderungen, die gestellt werden. Ein ganz zielloses Bedürfnis nach Sinnenthüllung und erfüllung, ein vages Transzendenzbedürfnis verlangen einfach Befriedigung und sei es nur durch Senſationen, die ja auch beim Sport nicht fehlen.

4. Die Thingstätte hat nun mit der Sportarena gemein, daß auch ſie für die Aufnahme von Massen berechnet ist, zwar nicht so großer, wie sie die Stadien aufzunehmen vermögen, aber immerhin höchst beträchtlicher Massen. Die äußere Form ihrer Unterbringung wurde daher eine sehr ähnliche. Nur schließen sich die ansteigenden Zuschauerstufen nicht zu dem Oval des Stadions, den Abschluß besorgt eine Art von Bühne. Also ist das Ganze nichts als ein Theater der „ Zehntausende“, ein Theater zur Befriedigung der Massen, das man, weil Maſſe und Volk nicht dasselbe sind, ein völkisches Vorzeichen im Zeitalter des Nationalsozialismus aber notwendig war, wenigstens mit einem völkischen Namen belegte ? Aber warum ist man dann nicht bei der Form des Stadions geblieben ? Ebensogut wie den Zuschauerringen gegenüber hätte die Bühne“ doch auch in deren Mitte liegen können, sie hätte dann denselben Plak gehabt wie das Kampffeld im Stadion, und es wäre damit der Vorteil verbunden gewesen, daß man, weil die Zuschauerstufen sich zum Oval oder Kreis geschlossen hätten, eine wesentlich größere Masse von Zuschauern hätte unterbringen können. Es wäre also nur nötig gewesen, das Prinzip des aus einem Zirkus umgewandelten Berliner Großen Schauspielhauses" auf eine Freilichtanlage zu übertragen

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oder Versuche fortzusehen, wie sie beispielsweise im Stadion von Amsterdam gemacht worden sind. Dort hat man 1932 ein Pfingstſpiel „ Der Graal" an eben der Stelle aufgeführt, an der sonst die körperlichen Wettkämpfe stattfinden, und das konnte vor Massen geschehen, wie sie kein geschlossener Theaterbau aufzunehmen im-. stande ist. Wäre das Problem der Thingstätte einfach das Problem des Massentheaters, so wäre in der Tat nicht einzusehen, warum man den Amsterdamer Versuch nicht fortsette. Zöge damit doch in das Stadion ganz unmittelbar der " Sinn" ein, dessen es sonst entbehrt. Aber weder ist das Problem der Thingstätte das des Maſſentheaters, noch ist der Amsterdamer Versuch fortsetzbar. Die Unmöglichkeit seiner Fortsetzbarkeit wird allein schon auf Grund der Photographie einer Hauptszene deutlich. Um das riesige Oval der Kampfbahn zu füllen, ist ein Massenaufwand von Spielern notwendig, dessen Regie schlechterdings nur nach weitgehend rein dekorativen und damit dem eigentlichen Sinn der Handlung entrückten Gesichtspunkten möglich ist. Es mag durch die Figuren", die dabei entstehen, ein gewisser Rhythmus sichtbar werden, aber dieser Rhythmus wird den Kern der Handlung zwangsläufig mehr verſchleiern als herausheben. Man wird am Ende überhaupt nicht wissen, wozu eigentlich eine an Einzel= gestalten gebundene Handlung da ist, denn das Augenfälligste und Füllendste sind ja die Massenaufgebote und ihre rhythmischen Bewegungen. Dem dichterischen Wort, das den Sinn der Handlung schafft, wird unmöglich gemacht, sich gegenüber diesen rein dekoras tiven Massen von Figuranten auch nur zu behaupten, geschweige denn, sie in seinen Dienst zu bringen. Die Masse der Zuschauer wird freilich kaum danach fragen, sie hält sich an das, was ihr entspricht, an die Masse in ihrer Mitte. Ist damit aber der bestimmte ,,Sinn" in das Stadion eingekehrt ? Die Masse ist ungestaltet geblieben, sie hat nur die Bestätigung ihrer selbst erhalten. Das aber ist das Ziel der Thingstätte gerade nicht. Obwohl für gröBere Zuschauerzahlen berechnet als das geschlossene Theater, obwohl also durchaus „ Maſſen“-Form, soll es doch ihre Aufgabe sein, die Maſſe zu überwinden, aus der Maſſe je und je Volk zu machen. Die Zahl der unterzubringenden Zuschauer soll zwar möglichst sein, aber die Zahl ist nicht ausschlaggebend, denn es kommt auf die Masse, sondern auf deren Gestaltung an. Deshalb auch die allseitige Geschlossenheit des Stadions nicht gebraucht

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groß nicht kann wers

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den, sie schafft wohl eine Einheit, aber keine gestalterisch klare Spannung in ihr, immer sieht die Masse nicht nur die Vorgänge der Mitte, sondern infolge der Rundform zugleich sich selbst. Eine echte gestalterische Spannung kann nur im Gegenüber von Gestalten und Stoff entstehen, dieses Gegenüber löst überhaupt erst den ge= stalterischen Trieb aus. Das ist in der Kunst so wie im Leben. Der Inhaber der Befehlsgewalt muß, um den Befehl zu geben, der Mannschaft gegenüber (oder, was dasselbe bedeutet, vor sie hin) treten. Befehl ist aber nichts anderes als der Anruf des gestaltenden Willens. Bei der Thingstätte ist dieses gestalterische Grundgeseß das Gegenüber beobachtet worden, es bestimmt ihre Form. Aber hat sie damit nicht die alte Form des Theaters beibehalten, die Bühne und Zuschauerraum gegenüberstellt? Und ist nicht gerade dieses Gegenüber als der größte Mangel des Theaters empfunden worden? Was hat man nicht alles für Versuche angestellt, die Grenze der Rampe und des Vorhangs zu überwinden ! Denn Rampe und Vorhang erschienen förmlich als Symbole für die Autonomie der Bühne, die ihr eigenes Leben haben, vom Zuſchauerraum unbedingt geschieden sein wollte. So daß als Folge davon der Zusammenhang zwischen den Bühnen= vorgängen und den Zuschauern immer loser, zufälliger, individueller, die Gesamtheit des Publikums zur absoluten Passivität gezwungen wurde, vom Theater als einer Gemeinschaft bildenden Macht keine Rede mehr sein konnte. Man hat auf die verschiedenste Weise herumexperimentiert, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Es ist nicht gelungen, auch durch das moderne Freilichttheater nicht, obwohl dieses den stärksten Vorstoß darzustellen scheint. Denn im modernen Freilichttheater gibt es weder Vorhang noch Rampe, und die Natur hilft auch sonst, die äußere Einheit zwischen Zuschauerraum und Bühne enger erscheinen zu lassen, als es im geschlossenen Theaterbau der Fall ist. Hinzu kommt die Möglichkeit der weitgehenden Befreiung von den Requisiten, dieser Vehikel eines Eigengesetzlichkeit fordernden Bühnenilluſionismus. Anstatt einer gemalten, kann die wirkliche Welt der Schauplatz der Geschehnisse sein, eine Lebensnähe ist gesichert, wie sie keine Bühne eines geschlossenen Theaters jemals zu erreichen vermag, die Natur selbst ist zur Mitwirkerin in der Welt der Dichtung geworden. Darf man da nicht sagen, daß in der Freilichtbühne alle Gemeinschaft verhindernden Elemente des Theaters überwunden sind, das gestalterische Gegenüber, das sich im geschlossenen Theater zur reinen Geschiedenheit verwandelt hat, wieder schöpferisch fruchtbar geworden ist ? Hat man daraus nicht für den Bau der

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Thingstätten gelernt, sehen die Thingstätten nicht den Versuch der Freilichtbühnen fort, sind sie nicht überhaupt Freilichtbühnen, Maſſen-Freilichtbühnen ?

5. Wenn die Thingstätten Freilichtbühnen wären, müßte es möglich sein, alle die Tragödien und Komödien, Opern und Operetten, die man schon bisher auf Freilichtbühnen zu geben versucht hat, auch auf den Thingpläßen aufzuführen. Aber wer die Heidelberger Thingstätte oder die von Borna in Schlesien sieht, sollte sofort erkennen, daß das nicht möglich ist. Versuchte man es dennoch, so wäre das ein ebenso verfehltes Unterfangen wie die Aufführung des " Graal", im Amsterdamer Stadion. Es wäre ein Zeichen gröbster Formlosigkeit, es würde den Sinn der Thingstätten vollkommen aufheben, ihre Erbauung wäre dann überhaupt nicht zu rechtfertigen. Aber die Inanspruchnahme der Thingstätten als Freilichtbühnen ist glücklicherweise ein Ding der Unmöglichkeit. Wäre die Heidelberger Thingstätte nichts als eine Freilichtbühne, ſo müßte auf ihr die Inszenierung beispielsweise des Käthchen von Heilbronn“ ebenso vorstellbar sein, wie sie es im Hof des Heidelberger Schlosses ist. Sie ist aber auf der Thingstätte ſchlechthin unvorstellbar. Denn die Gestalt der Thingstätten-,,Bühne“ ist derart, daß sie von dem Regiſſeur, der die Inszenierung . versuchen wollte, geradezu verleugnet werden müßte, die Bühne“ würde nicht im geringsten sein Unternehmen fördern, dagegen ihm dauernd und überall den hartnäckigſten Widerstand entgegenseßen. Keine der Illuſionen, die er erwecken will und muß, ist hier möglich, die steinerne Gestalt der Bühne“ in ihrer starren Unveränderlichkeit zerstört sie von vornherein. So wüßte sich der Regisseur am Ende nicht anders als durch die Benutzung von Kulissen und sonstigen Requiſiten zu helfen, und damit wäre ja wohl erwiesen, daß die Thingstätte eine sehr schlechte Freilichtbühne ist. Man muß förmlich Täuschungsmanöver vornehmen, um sie dazu zu machen. Und wird dieses Ziel doch nie erreichen. Denn die Freilichtbühne ist ja gerade dadurch ausgezeichnet, daß sie zur Bühne ein Stück der Welt selbst macht, die Bühne im ,,natürlichen“ Zusammenhange mit der Welt erscheinen lassen will. Bei den Thingstätten hingegen ist dieser unmittelbare Zusammenhang geflissentlich aufgehoben, ein gestaltender Wille dazwischengetreten, der der „Bühne“ eine architektonische Gestalt gegeben hat, die jenen unmittelbaren Naturzusammenhang nicht zuläßt. Dieser erscheint vielmehr angesichts der Thingstätten-,,Bühne“ als formlos..

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Nun ist schon die übliche Freilichtbühne eine ausschließende Form des Theaters. Man kann nicht alles auf Freilichtbühnen spielen. Stücke, deren ganze Haltung an die Wirklichkeit eines Binnenraumes gebunden ist, würden auf der Freilichtbühne unerträglich sein, „ Minna von Barnhelm“ etwa. Ein bestimmtes Gesek läßt sich freilich kaum aufstellen. Im Einzelfall werden immer die Besonderheiten der Örtlichkeit und das Geschick des Regisseurs die Entscheidung haben. Dichtungen, die von vornherein für eine Freilichtbühne geschaffen worden wären, gibt es aber kaum. Insofern bes deutet jede Freilichtinszenierung eine Willkürlichkeit gegenüber den Absichten des Dichters. Damit hängt es zusammen, daß das ausschließende Moment der Freilichtbühne mehr zufällig als normativ, mehr negativen als poſitiven Ursprungs iſt. Auch die Thingstätte ist eine ausschließende Form. Aber sie ist es in einem wesentlich bestimmteren und zugleich radikaleren Sinne. Sie schließt überhaupt alles gewohnte ,,Theater" aus. Gleichwohl zeigen die Thingstätten von Heidelberg und von Borna an der Stelle der Bühne des Theaters etwas sehr Vergleichliches : podiumartige Erhöhungen, die in den Zuschauerraum eingreifen, von dieſem her über Stufen beschreitbar sind, und hinten haben sie einen wandhaften Abschluß (in Heidelberg brückenartig und sehr viel breiter als in Borna, dort überdies sich dem Rund der Podien anſchmiegend, hier den vorgelagerten Flächen entsprechend gerade), zu dem ebenfalls Treppen hinaufführen. Sodann haben diese Abschlußwände in der Mitte Lore, die den Zugang zur „ Bühne“ von hinten ermöglichen. Aber auch von den Seiten her kann man dię ,,Bühne“ betreten.

An das Theater im alten Sinne erinnern hier genau genommen nur die Abschlußwände mit ihren Toren. Ohne wirklich Hintergrundskulissen zu sein, könnten sie doch deren Aufgabe übernehmen. Und die Tore deuten die Möglichkeit des Auftritts" an. Die Form der Podien selbst verleugnet hingegen alle Bühnentradition, nur daß sie wie die Bühne dem Zuschauerraum gegenüber liegen, jedoch nicht in der strengen Geschiedenheit des Theaters. Es gibt da also wohl Erinnerungen an das Theater. Aber das meiste ist mit dem üblichen Theater schwer oder überhaupt nicht vereinbar. Die bühnenähnlichen Flächen, ihr Gegenüber zu einem Zuschauerraume scheinen eine Art von Spiel zu fordern, nur, welcher Art? Sicher scheint allein, daß hier weder der

Gög“ noch die

„ Räuber“, weder der „ Wilhelm Tell" noch der „Faust“, weder

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die ,,Hermannsschlacht“ noch die

Nibelungen“ aufführbar ſind.

Eine so ausschließende Kraft hat die Thingstätte.

Kommen wir nicht aus Zeiten, deren hervorstechendste Eigenschaft der Relativismus aller ihrer Wertungen war? Ließ man nicht alles gelten? Wer konnte da noch wissen, was wirklich gültig ist. Ein Maßstab, der als unbedingt verpflichtend hätte erscheinen dürfen, ließ sich nicht auffinden. Die Spielpläne der Theater gaben dafür alle Belege, die man nur wünschen mochte. Daß der Angriff auf dieses alle Werte entrechtende Allerweltsallerlei schlechterdings nicht mehr ausbleiben könne, der Versuch der Sehung wertender Ordnungen gemacht werden müſſe, davon waren allmählich viele überzeugt. Daß dieser Versuch aber als tiefgreifende Revolution auftreten würde, brauchte durchaus noch nicht zu den Erwartungen jener Überzeugten zu gehören. Ihnen genügte die Forderung der Reinigung der Spielpläne, die Sicherung des unbedingten Vorrangs der deutschen Werke, an die Zukunft dachten sie weiter nicht. Nun geschah es aber, daß jenem Werte verspielenden Theater Schöpfungen entgegengestellt wurden, die sich nicht nur gegenüber dem Allerweltsallerlei, ſondern sogar gegenüber den besten theatralischen Werken deutscher Dichter abweisend zeigen. Und diese Schöpfungen, obwohl sie der Zukunft zugeeignet sein sollen, haben doch einen Namen erhalten, der an älteste deutsche Vorzeit erinnert. Aber war und ist das alles nicht bloße Geste? Was nüßt dieſe neue Schöpfung, wenn sie zwar das Pathos der radikalen Ablehnung alles ihr nicht Artgemäßen hat, aber sonst nichts ? Das Pathos mag sehr eindrucksvoll sein, und in der Tat kann sich niemand, der überhaupt Formensprache vernimmt, der zwingenden Gewalt und der gestalterischen Reinheit der Thingstätte auf dem Heiligen Berge entziehen. Aber wo bleibt das Spiel, das dieser, alle überlieferten Theaterillusionen so unerbittlich verscheuchenden Stätte Inhalt, Sinn und damit überhaupt erst wirkliche Daseinsberechtigung gibt ? Die radikale Ablehnung ist immer noch die leichteste Form der Wertung gewesen und nicht minder leicht ist es, im selben Zuge alle Erwartungen auf die Zukunft zu sehen. Aber eine Gegenwart, die selbst nichts ist, hat auch keine Zukunft. Die Zukunft, wie immer sie sei, wird unabhängig von dieser nichtigen Gegenwart sein. Aus Nichts wird nichts. Ablehnung allein ist noch nichts, Erwartung des Zukünftigen allein ist auch noch nichts. Ist das der Fall der Thingstätte, die mit einer großen Geste das gegenwärtige Theater ablehnt, um auf das Spiel der Zukunft zu warten?

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7. Daß dies der Fall der Thingstätte nicht ist, hat die Einweihungsfeier auf dem Heiligen Berge bewiesen, genauer, nicht die ganze Feier, sondern nur ihr erster Teil. Sie ging am Abend vor sich. Sie begann mit dem Einzug der Fahnen, denen die Arbeitsdienstmänner folgten, deren Werk die Thingstätte ist. Der Einzug ge= schah von oben her, also mitten durch den Zuschauer'raum, auf die Bühne“ zu. Die Zuschauer hatten sich erhoben und grüßten die Fahnen, die in dem Licht der Scheinwerfer herrlich aufleuch-` teten. Dabei herrschte eine Stille, in der man nur das Flattern der Fahnen, den gemessenen Schritt der Fahnenträger und der Arbeitsdienstmänner, den dumpfen Klang der Trommeln hörte, die Jungvolk auf der Bühne“ schlug. Die Fahnenträger nahmen

Kundgebungsplah Werder/Havel Gau Kurmark

Wie der Einbau einer festen Rednerkanzel beweist, dachte man hier bei der architektonischen Gestaltung viel weniger an ,,Spiel" und "Theater", als an die realen Notwendigkeiten einer nationalsozialistischen Kundgebung.

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Teilansicht (Rednerstandort) des Kundgebungsplaßes Werder/Havel Gau Kurmark

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Aufstellung auf der Brücke der Abschlußwand der Bühne“. Dann hielt der Arbeitsdienstführer von der Mitte der Bühne“ aus eine Nede, in der er von der Mühe des Werks und von der Freude über seine Vollendung sprach. Diese Einweihungsfeier konnte schon darüber aufklären, daß die Thingstätte weder ihrer Entstehung noch ihrem Sinn nach vom Theater her begriffen werden kann. Sie hat nicht das Theater, ſondern die nationalsozialiſtiſche Bewegung zur Vorausſeßung. Die Einweihungsfeier bewies das aufs eindringlichste. Sie fügte sich dem geschaffenen architektonischen Rahmen vollkommen ein, sie war nichts Fremdes in ihm, er nahm sie ganz auf und steigerte sie. Die Einweihungsfeier selbst war aber nur eine gesteigerte Form der gewohnten nationalsozialistischen Kundgebungen, deren Hauptelemente der Fahneneinmarsch, die Fahnenaufstellung, die Rede ſind. Das ist nun freilich für den, der auf der Thingstätte das Theater sucht, sehr wenig. Aber wer dort das Theater sucht, ist durchaus am falschen Orte. Der Sinn der Thingstätte erfüllt ſich nur, wenn ſie die Stätte feierlicher Begehungen ist. Denn alles an ihr hat das Pathos des Feierlichen und fordert deshalb Feierlichkeit. Die „ Bühne“ ist von solcher Art, daß sie nur die gebundene Bewegung duldet, gebunden auch dann noch, wenn sie sich zu lösen scheint. Die Architektonik der Bühne“ erzwingt diese Bindung. Bühne“ erscheint, muß von der Alle Bewegung, die auf der Sonst heben sich Architektur und Be-

Form sein, die jene hat. wegung gegenseitig auf.

Gebundene Bewegung ist das nicht der Nationalsozialismus schon als Ganzes ? Als gebundene Bewegung erscheint er daher in allen seinen Formationen, überhaupt in allem, wodurch er sich bekundet . Jezt endlich begreifen wir, welches Bild der Einbildungskraft den Architekten vorschwebte und gestalterisch wirksam wurde, als sie die Bühnen " der Thingstätten entwarfen . Es war das Bild der nationalsozialistischen Formationen . Ihr Lebensrhythmus wurde zum Rhythmus der Architektur. Sie zogen, sagten wir, bei der Einweihungsfeier von oben herab durch den Zuschauerraum auf die „ Bühne“ zu. Da ihnen die Fahnen vorangetragen wurden, erhoben sich die Zuschauer und erwiesen

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den Symbolen schweigend den Ehrengruß. Waren es noch , Zuschauer", die das taten, Zuschauer, die irgendeine Augenweide erwarteten? Oder wurde nicht in ihnen durch Schweigen und Ehrengruß Ehr-Furcht wach? Hoben sie sich durch Beides nicht selbst in den Bereich des Feierlichen? Man muß sich erinnern, wieviel Überlegungen in den letzten Jahrzehnten angestellt worden sind, das Theater zu einer Feierstätte, das Publikum ehrfürchtig zu machen. Man ist dabei aber immer nur von einer Künstlichkeit in die andere gefallen. Das Theaterpublikum ließ sich nicht ändern, das Theater blieb Theater, und während es vor dem Kriege noch üblich war, sich für das Theater besonders anzuziehen, kam nach dem Kriege auch dieser Rest äußerlicher Festlichkeitsabsicht in Abgang, man fand nichts mehr daran, das Theater im Straßenanzug aufzusuchen. Was für einen Anzug einer anhatte, war bei der Einweihungsfeier der Thingstätte ganz gleichgültig. Jeder kam, wie er kommen konnte, denn es kam ja das Volk aus allen Schichten. Die Kleidungen waren ganz unfeierlich. Trotzdem wurde die Feier vollkommen feier lich. Denn die Feierlichkeit entstand nicht durch Attribute, ſondern durch Akte, durch die Ur-Akte aller Feierlichkeit : durch das Schweigen, dadurch der Mensch sich empfänglich macht, und durch die ſinnbildliche Gebärde, mit welcher der Mensch sich bekennt. Das Schweigen des Volkes bei der Einweihungsfeier würde niemals ſo vollkommen gewesen sein, wenn es einfach eine Sache der Verabredung gewesen wäre. Es waren die einziehenden Symbole der Bewegung, die das Schweigen schufen. Über dem schweigenden Volke aber wölbte sich der weite nachtdunkle Himmel. Es liegt im Wesen eines solchen Schweigens, daß es erwartend macht. Seine Erwartung wird aber nur dann erfüllt, wenn die Erfüllung Gestaltung dessen ist, was das Schweigen bewirkt hat. Eine Gestaltung, die davon abwiche, die etwas ganz anderes wäre oder sein wollte, würde das Schweigen sinnlos, zu einem rein konventionellen Akt machen. Das heißt aber in unserem Falle : die im Schweigen wach werdende Erwartung muß sich in einer Gestaltung erfüllt ſehen, die der Welt angehört, deren Zeichen das nationalsozialistische Symbol iſt.

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Dem Einzug der Fahnen und Formationen folgte bei der Einweihungsfeier eine Rede. Sie galt dem bestimmten Ereignis und hatte deshalb den Charakter des Einmaligen. Aber an sich war die feierliche Rede, das bestimmte sinngebende gestaltende Wort das Erwartete. Dieser Augenblick der Wortwerdung des durch den Einzug der Symbole, das Schweigen, die sinnbildliche Gebärde gegenwärtig gewordenen Sinnes entscheidet über das Schicksal der Thingstätten. Denn bis dahin ist der Sinn zwar schon in Zeichen und Akten gegenwärtig geworden, aber erst ganz allgemein, nun ſoll er zur Bestimmtheit gebracht werden, und es kann nur das Wort sein, das diese Bestimmtheit bringt. Wir stehen nicht an zu behaupten, daß dieses Wort vorerst nur die politische Rede sein kann. Die politische Rede wird freilich keine Versammlungsrede ſein dürfen. Sie wird dem feierlichen Orte, an dem sie gehalten wird, der feierlichen Erwartung, die ihr vorausgegangen ist, entsprechen müssen. Sie wird zu einer gebundenen Geſtalt kommen müssen. Die strenge Form des Ortes, an dem sie gesprochen wird, wird immer ihr formaler Maßstab sein. Aber bedeutet das nicht einen vollkommenen Verzicht auf das ,,Spiel“? Ja, es bedeutet diesen Verzicht, wenigstens fürs erste. Das

Spiel" will ſchon am Anfang, was erst im Laufe einer Ent-

wicklung Wirklichkeit werden kann, dann aber beſtimmt ganz anders aussehen wird als diese Spiele. Nicht auf das Spiel kommt es hier zunächst an, sondern auf das Wort, das gestaltete und gestaltende Wort, die Sinnbeſtimmung der gebundenen Bewegung. Gestaltet muß das Wort sein, weil es die Architektonik der Stätte ſo verlangt. Ein bloßes Daherreden würde den Sinn der Tatsache aufheben, daß die Stätte eine gestaltete iſt. Bloß daherreden kann man überall, dazu bedarf es einer solchen Stätte nicht. Geſtaltend muß das Wort sein, weil die innere Form der Stätte es verlangt. Denn die Geschlossenheit, die das Ganze hat, wird dadurch erreicht, daß in ihr die zur Gestaltung auffordernde Spannung eines „ Gegenüber“ da ist. Mit dem Wort ist nun keineswegs nur die Einzelrede gemeint, son dern ebenso auch der Sprechchor, wie ja die Anordnung der Bühnenflächen des Bornaer Thingplates offenkundig auf Sprechchöre berechnet ist. Und mit dem Sprechchor ist auch schon die Mög lichkeit von Rede und Gegenrede, sodann auch des Einsaßes der

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Musik gegeben. Freilich wird die Musik keinen Eigenanspruch im Sinne des Konzerts erheben dürfen. Ob und wie sich aus diesen Elementen Handlung" entwickeln wird, darf jeßt unsere Sorge noch nicht sein. Es ist möglich, wünschbar, aber vorerst noch nicht das Ziel. Die jeßige Aufgabe ist vielmehr, von den Thingstätten alles fernzuhalten, was ihrem Wesen widerspricht. Uns muß das sinngebende, ſinndeutende Wort wichtiger sein als irgendeine Spielhandlung. Es ist eine oft gehörte Klage, daß das Theater das dichterische Wort allzu leicht verspiele. Auf dem Thingplah hat das Wort wieder die Möglichkeit der reinen Wirkung. Dem Gegenüber der „ Bühne“ und „Zuſchauerraum“ ist auf der Thingstätte wieder seine gestalterische Freiheit gesichert. Gestalten kann hier aber niemals heißen: irgend etwas, irgendein Erlebnis zur Gestalt bringen. Es kann hier immer nur heißen : die völkisch-politische Wirklichkeit Gegenwart werden laſſen. Denn aus der Wirklichkeit überhaupt die völkisch-politische Wirklichkeit herausheben, ist das nicht schon ein Gestalten? Die

Thingstätten

werden

entweder

Stätten

der

Vergegen-

wärtigung dieser Wirklichkeit sein oder sie werden sinnlos ſein. Je weniger sich dabei die Vergegenwärtigung der völkiſch-politiſchen Wirklichkeit vorerst von den bisherigen Kundgebungsformen der nationalsozialistischen Bewegung entfernt, also von der Form, die dem ersten Teil der Einweihungsfeier der Heidelberger Thingstätte Gestalt gab, um so zuversichtlicher dürfen wir auf die künftige Entwicklung blicken, um so gewisser werden die Thingſtätten die Orte der Vergegenwärtigung

eines

bestimmten Sinnes sein, um so

zwingender werden sie aus der Maſſe je und je Volk machen, also eine Aufgabe erfüllen, die weder Stadion noch Kino, die beiden kennzeichnendsten Stätten der Anziehung der heutigen Maſſen, zu erfüllen vermögen. Sie werden in einer Aufgabengemeinschaft mit den Bauten der Parteitage in Nürnberg erscheinen. Dann und nur dann werden sie auch ihren Namen rechtfertigen, insofern das alte Thing Zeugnis der Volksgemeinschaft war. Der Name wird soviel bedeuten wie Stätte der Volkwerdung. Man wird auch einfach von der Volksstätte sprechen können.

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Gejamtverantwortlich : Frig Kater: Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nacht , München 2 NO Bezuia nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP , und nur für Dienststellen der Partei. - Rotationsdruck J. G. Weik'iche Buchdruckeret. München

Nationalsozialiſtiſches Bauen .

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Aus dem Vortrag, den der Hauptreferent für bildende Kunst des Kulturamtes der RJF.,.Heinrich Hartmann, auf der Bautagung des Deutschen Jugendherbergsverbandes über „Bauaufgaben der jungen Generation" hielt, werden nachfolgend die wesentlichsten Abschnitte veröffentlicht: Nicht umsonst haben wir Gesek und Ordnung als Wesensmerkmale unserer gestaltenden Arbeit immer und immer wieder herausgestellt. Nicht umsonst haben wir die Aufgaben des Bauens immer und immer wieder als Aufgaben der Weltanschauung gesehen und auf die Verantwortung hingewiesen, die jeder trägt, der mit einem Bau zugleich dem Gesicht des Landes einen neuen Zug gibt. Wohl haben wir einen Teil des liberalistischen Zerfalls überwunden, die Phantasien aus Eisenteilen, Glaswänden und Betonklößen ; die Wohnhäuser in Form von Schiffsdecken oder Straßenbahnwartehäuschen und Bedürfnisanſtalten gehören endgültig der Vergangenheit an. Erfüllt wird heute auch wieder die mindeste Forderung, die an einen Bau gestellt werden kann, daß er nicht einfällt und dicht ist. Dies alles aber ist noch kein architektonisches Schaffen. Klarheit und Ordnung verlangen wir in erster Linie in der Grundrißlösung. Wenn das Raumprogramm in Zusammenarbeit mit Formationsführern den sachlichen Anforderungen entsprechend fest= gelegt worden ist, dann können wir uns nicht mit einer Lösung zufrieden geben, die diese Räumlichkeiten überhaupt einmal in einem möglichen Grundriß untergebracht hat, sondern gerade dann beginnt unsere Arbeit des Ordnens. Ein unklares Ineinanderſchachteln von Führerzimmern, Windfängen, Garderoben und Toiletten ist in unseren Heimen genau so unmöglich, wie ein notdürftig untergebrachtes Gemengsel von Nebenräumen in unseren Jugendherbergen. Klarheit des Grundriſſes verlangt höchste Zweckmäßigkeit der Raumaufteilung, die freilich nur der wird lösen können, der den Dienstbetrieb der Hitlerjugend kennt. Darüber hinaus verlangen wir aber, daß die Gesamtanlage der Räume im Grundriß Gesicht und Richtung hat, daß man in ein Haus der Jugend nicht durch ein Hinterpförtchen eintritt und eine unklare Anordnung von Gängen und Stichkorridoren braucht, um alle Räume zu erreichen. Ein Haus der Jugend ist kein bürgerlicher Privatbau, in dem Erker und Nischen, dunkle Korridore und Ecken romantische Pläkchen bieten. Für uns ist auch der kleinste Heimbau und die kleinste Herberge ein Bau der Bewegung und hat vom Grundriß bis zur legten Einzelausbildung die Haltung und Würde dieser Bewegung

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zu verkörpern. Dazu ist es nötig, daß der Eingang geradewegs und großzügig in die Ordnung des Hauses einführt, daß in der Eingangshalle die Gesamtgliederung und Aufteilung des Hauses klar zu erkennen ist, daß in der Hauptachse des Gebäudes auch die und wesentlichen Räume liegen die Räume der Gemeinſchaft daß sich Wirtschaftsräume dieſem Gesicht der gesamten Anlage unterordnen. Wir wissen, daß eine solche Ordnung des Grundrisses erst das Ergebnis einer wiederholten und lange planenden Arbeit ist, nur nach eingehender Beschäftigung gewinnt die Lösung dann jene über zeugende Einfachheit und Schönheit, die wir für unsere Bauten brauchen. Wir lehnen daher bewußt für unsere Bauten alle die Unternehmer ab, die glauben, mit skizzenhaften und unſauberen Zeichnungen einem solchen Bau Genüge zu tun. Wer für Bauten der Bewegung die sauberen und echten Formen finden will, die allein die Idee auszudrücken vermögen, der muß dieſe ſaubere Haltung bis hinein ins Kleinste seiner Arbeit haben, der muß uns vor allen Dingen beweisen, daß er sauber und klar zeichnen und darstellen kann. Und wir trauen allen denen nicht zu, daß sie ihre Aufgabe mit Liebe ausführen, die schon in der eigenen Behandlung ihrer Pläne nicht die nötige Achtung und Sauberkeit erkennen lassen. Die gleiche Ordnung und Klarheit aber, die wir vom Grundriß verlangen, verlangen wir von den Ansichten. Wer die verschiedensten Formenelemente wir sahen Rundbogenfensterchen, kreisförmige, rechteckige und quadratische Fenster, Erkerchen und Balkönchen und Drehtüren in einer Fassade — ohne sachliche Berechtigung zuſammenkombiniert, läßt diese Klarheit vermissen. Er wird aber auch nicht diese Ordnung finden, die wir in bezug auf die Lage unserer Heime und Herbergen zum Dorf- oder Stadtbild verlangen. Genau so wie wir uns dagegen wehren und es verbieten, daß man uns grenzauf, grenzab Blockhäuſer oder Baracken als Heime der Hitlerjugend und als Ausdruck unseres Kulturwillens baut, so können wir nicht zugeben, daß unsere Herbergsneubauten in der Stadt dazu dienen, eine Baulücke im Stadtgefüge zu schließen. Ein Haus, das die Geschlossenheit und Größe dieser neuen Jugend verkörpern soll, das zugleich aber in seiner Gestaltung einer der stärk ſten erzieherischen Faktoren im Leben dieser Jugend ist, kann nicht nebensächlich und belanglos in Landschaft, Dorf- oder Stadtbild eingefügt werden. Wir müssen verlangen, daß es in diesem Gefüge einen gewissen Höhepunkt bildet, daß z . B. eine Straße darauf zuführt, daß es in einer städtebaulichen Achse liegt usw. Dieselbe Ordnung und Klarheit aber verlangen wir auch bei der Gestaltung der einzelnen Räume, vor allem aber in denen, die

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unserer Feier dienen sollen. Denn wir lösen die Arbeit der Raumausgestaltung nicht vom Bau und nicht von der Arbeit des Architekten. Dabei ist dasselbe Prinzip, nach dem wir den Grundriß einer, Herberge ordnen, auch beim Anlegen eines Aufmarschplates oder beim Einrichten eines Feierraumes maßgebend. Die Form des disziplinierten Aufmarsches, bei dem allein die Ordnung der einzelnen Formationen schon stärkste Gestaltung unserer Idee ist, ist eine aus dem Kampf gewonnene, ganz eigene Schöpfung der Bewegung, die dem Leben der Nation heute ihr Gepräge gibt. Wie dabei schon der Aufmarsch der Formationen, der Einmarsch der Fahnen zu einer feierlichen Handlung wird, die in ihren einzelnen Leilen eine ungeheure Ausdrucksgewalt in sich trägt und jeden Beteiligten in ihren Bann zwingt, so mußten naturnotwendig auch die Plähe solcher Aufmärsche ihr besonderes Gepräge erhalten. Uralte rassische Gesetzlichkeiten der Raumgestaltung beginnen dabei wieder wirksam zu werden. Wir erinnern uns, daß das älteste uns bekannte germanische Haus einen rechteckigen Grundriß hat. So ist für den nordischen Menschen ein Raumerlebnis immer nur dort möglich, wo er in einen, in der Längsachse ausgerichteten Raum hineinſchreitet, zuschreitet auf den Punkt des Naumes, der darin höchſtes Symbol ist. Lange Zeit war es das Herdfeuer, das der Halle unserer Häuser Richtungs- und Mittelpunkt war. Von der gleichen Art ist das Raumerlebnis der gotischen Dome, die in der Längsachse vom Eingangsportal aus ausgerichtet sind auf den lebendigsten Punkt des ganzen Raumes, auf den Altar mit seinen Gestalten. Zentralbauten mit allseitig kreisförmigen Grundriß waren uns immer fremd. Auch heute ist selbst in der kleinsten Gruppe die Form unserer Aufstellung nicht die des geschlossenen Kreiſes, der in sich zusammenhängt, sich nach außen abschließt und keine Richtung hat. Wer in einen solchen Kreis tritt, hat immer die Hälfte hinter sich, hat nie vor sich eine feste und geordnete Gemeinschaft, die ihm gegenübergestellt ist und zu der er spricht. Dieses Gegenüberstehen aber entspricht nordischer Seelenhaltung, die immer Abstand hält und aus diesem Abstand heraus ein festes Ziel angreift. So war es auch auf die Dauer unmöglich, daß unsere Aufmarschpläße ohne feste äußere Begrenzung und ohne eine klare tektonische Fassung in die übrige Landschaft oder in das Gelände der Stadt übergingen. Es war auch nicht möglich, allein durch das gleiche Ausrichten der Kolonnen den Zielpunkt zu schaffen. Zum erstenmal wird in Nürnberg ein ganzer Aufmarschplay in Stein gefaßt, werden sich die Tribünen in klaren und schönen Verhältnissen sauber in Stein gefügt, erheben, werden an der Stirnſeite offene Säulenhallen gegen den Himmel stehen, wird das Hoheitsabzeichen in

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Stein ausgehauen werden und den mächtigen Blickpunkt der ge samten Anlage bilden. Auf dieses Zeichen wird alles, Formationen, Einmarschtore, Fahnenaufmarsch usw. ausgerichtet. Mit dieſem Symbol des Stolzes und der Macht der Bewegung werden die geordneten Kolonnen Zwiesprache halten, bis der Führer auf den mächtigen, herausgehobenen Block unterhalb dieses Zeichens tritt, um in lebendigster und stärkster Form die Blicke der Hundert= tausend auf sich zu vereinigen. Dann steht da der Mann, der in seiner Persönlichkeit die gesamte Bewegung verkörpert, als Führer vor seiner Gefolgschaft und spricht zu ihr. Was in der Ordnung und Anlage des Baues schon ausgedrückt ist, erhält durch die For mationen, die ihn füllen und durch ihren Führer die lebendigste Deutung und wird zum Erlebnis : Führer und Gefolgschaft! Was dort in Nürnberg im großen geschieht, soll auch in der Gestaltung der Pläße, die schon hier und da zu unseren Jugendherbergen hinzugefügt werden, aber auch in der Gestaltung unserer Feierräume verwirklicht werden. Ein gestalteter Raum nimmt die geschlossene Formation auf und richtet sie aus auf ein Symbol, auf ein großes Wandbild, auf eine Plastik, auf eine lebendigste und überzeugendste Gestaltung der Idee. Eine Feier in solchem Raum wird dann in sich alle Elemente unserer Kulturarbeit vereinen und in unserem Sinn ein Gesamtkunstwerk sein, ein Gesamtkunstwerk nicht in ästhetischer, sondern in politischer Bedeutung. Da werden wir nicht genießende Zuschauer und Darbietende kennen, nicht erste und zweite Pläße, nicht Reporter und Filmphotographen, da wird keine Formation einen Sprech= chor bieten", da wird niemand ein „ Gedicht vortragen", da wird kein Gesangverein eine Hymne „ zu Gehör bringen" denn dort stehen wir dann alle mitten drin. Da gehört der Aufmarsch unserer Gliederungen mit ihren Fahnen, sein Rhythmus und sein hartes Schweigen schon zur Feier. Da marschieren dann unsere Kolonnen ein in einen Raum, der nicht beherrscht ist von der Unruhe der Tribünen, sondern der dieselbe Einfachheit und Schlichtheit hat, wie sie unserem Leben zu eigen ist. Dort wird dann einer unserer Führer zu uns sprechen mit der überzeugenden Sachlichkeit und Kraft der politischen Sprache, dort klingen dann unsere Lieder und Chöre auf als Antwort und Bekenntnis. Da dient dann nicht eine Kunstgattung der anderen und ist ihr untergeordnet, da hat nicht eine nur aus der Existenz der anderen heraus ihre Berechtigung, sondern alle dienen gemeinsam einem reinen Bekenntnis des Volkes . Durch alle Zeiten der Geschichte gilt der Saß, daß, wenn es nicht ein geschlossenes Volk mit einem festen politischen Willen war, sich zumindestens die Herrschenden in großen Bauten ihre Denkmäler

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ſeßten. Aus Ser religiösen Geſchloſſenheit eines ganzen Volkes entstanden einst die Dome. Die Herren des Mittelalters bauten ihre Burgen. Als der Bürger Herr wurde, entstanden die glänzenden Städte mit ihren wahrhaft großen Bürgerbauten. Und die absoluten Fürsten schmückten ihre Residenzen mit prächtigen Schlössern. Selbst die Sozialdemokratie hat sich in der Zeit, da sie an der Macht war, ihre Bauten geschaffen: Gemeindeämter, Krankenkassenpaläste, so= genannte Volkshäuser, die Häuser der Naturfreunde usw., und auch diese Bauten richten zur Genüge die Weltanschauung, aus der ſie entstanden und versinnbildlichten ihre lächerliche, angemaßte Größe. Wir Jungen blicken heute auf unſer Reich, in dem ein ganzes Volk am Werke ist, jeder schaffend an seinem Plaß, jeder irgendwie mitbauend. Wir haben erlebt, wie sich dieses gesamte Volk plöglich des großen, alle Arbeit umfassenden Sinnes bewußt wurde. Wie plötzlich all die kleinen oft verachteten Tätigkeiten dieselbe Ehre der Arbeit gewannen, die allem Großen den Glanz gibt, wie auch der lehte Arbeiter merkte, daß seine Arbeit dies eine Ziel hat: das Volk, das Reich, Deutschland. Alle Arbeit unseres Volkes ist ein Bauen. Die großen Bauten der Zukunft aber sollen die stärksten Zeichen unserer völkischen Kraft, die ewig zeugenden Sinnbilder unserer Weltanschauung sein, vor denen selbst dann, wenn unser Volk einmal nicht mehr sein sollte, eine Welt in Ehrfurcht stehen soll. Daran wollen wir denken, wenn roir bauen .

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Gesamtverantwortlich : Fry Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP. herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Vezug nur durch die Gauvropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. - Rotationsdruck: J G. Weiß'sche Buchdruckerei, München.

Graphik

und 問

Malerei

Jahrgang 1936

Registerblatt 24

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13. Auguſt (1932)

Man vergesse niemals, daß alles wirklich Große auf dieser Welt nicht erkämpft wurde von Koalitionen, sondern daß es stets der Erfolg eines einzelnen Siegers war. Koalitionserfolge tragen schon durch die Art ihrer Herkunft den Keim zu künftigem Abbröckeln, ja zum Verlust des schon Erreichten. Große, wahrhaft weltumwälzende Revolutionen geistiger Art sind überhaupt nur denkbar und zu verwirklichen als Titanenkämpfe von Einzelgebilden, niemals aber als Unternehmen von Koalitionen.

Mein Kampf", S. 578.)

Vorgeschichte Als am 31. Juli 1932 die NSDAP . einen ganz großen Wahlsieg errungen hatte, erließ der Führer an die Partei folgenden Aufruf, der die Kräfte zum entſcheidenden Endkampf freimachte :

,,Nationalsozialisten ! Nationalsozialistinnen ! Ein großer Sieg ist errungen ! Die Nationalsozialiſtiſche Deutsche Arbeiterpartei ist nunmehr zur weitaus stärksten Partei des Deutschen Reichstages emporgestiegen. Diese in der Geschichte unseres Volkes einzig dastehende Entwicklung

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ist das Ergebnis einer ungeheuren Arbeit, einer immer gleichbleibenden Beharrlichkeit. Es kann angesichts dieses größten Erfolges unserer Bewegung für niemanden einen Dank geben, ſondern für uns alle nur die Pflicht, den Kampf nunmehr erneut und mit erhöhter Kraft aufzunehmen und fortzuführen. Adolf Hitler."

Die nationalsozialistische Parteikorrespondenz meldete den Anspruch der Partei auf die Führung des Reiches am 1. August 1932 mit folgenden Worten an: „ Der unaufhaltsame Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung findet seinen Ausdruck in der gewaltigen Stimmenzahl von fast 14 Millionen, die wiederum den bei der zweiten Reichspräsidentenwahl und den leßten Landtagswahlen erreichten Erfolg überschritten haben.

Damit ist die Stellung der NSDAP. gegenüber den übrigen Parteien so überragend und im Willen des deutschen Volkes so stark verwurzelt, daß ihr das Recht auf die Staatsführung im Reiche nicht mehr streitig gemacht werden kann. Die NSDAP. ist um so mehr entschlossen, dieses Recht für ſich in Anspruch zu nehmen, als die allernächsten außen- und innenpolitischen Erwägungen, insbesondere auch die bei dieser Wahl wieder deutlich gewordene bolschewistische Gefahr eine starke, im Volk verankerte Reichsregierung gebieterisch erfordern." ,,V. B." Nr. 214/215 vom 1.72. August 1932.

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Das historische Nein des Führers Die nationalsozialistische Parteikorrespondenz veröffentlichte über die Vorgänge des 13. August 1932 den folgenden amtlichen Bericht:

,,Der Führer wurde am Samstag zu Besprechungen vom Reichskanzler von Papen und im Anschluß daran zum Reichspräsidenten von Hindenburg gebeten. Auf die ihm vorgelegte Frage, ob er und die Partei bereit seien, in eine Regierung von Papen einzutreten, erklärte der Führer :

Wir sind gewillt und entſchloſſen, die volle Verantwortung für die deutsche Politik in jeder Beziehung zu übernehmen, wenn man uns dafür die eindeutige Führung der Regierung anvertraut. Ist das nicht der Fall, so kann die nationalsozialistische Bewegung weder an der Macht noch an der Verantwortung teilnehmen ; insbesondere kommt ein Eintritt in die Regierung von Papen für die Partei nicht in Frage. Da Reichspräsident von Hindenburg es jedoch ablehnte, die nationalsozialiſtiſche Bewegung als stärkste Partei mit der Führung der Regierung zu betrauen, wurden die Verhandlungen als ergebnislos abgebrochen.

Die nunmehr zu treffenden Maßnahmen für die weitere Fortführung des Kampfes der nationalsozialiſtiſchen Bewegung

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werden in einer in der kommenden Woche ſtattfindenden

Führertagung bekanntgegeben werden. Der Führer verließ noch am Sonnabend Berlin.“

Eine Bewegung, die in einer Zeit der Herrschaft der Majorität in allem und jedem sich selbst grundsäßlich auf das Prinzip des Führergedankens und der daraus bedingten Verantwortlichkeit einstellt, wird eines Tages mit mathematischer Sicherheit den bisherigen Zustand überwinden und als Siegerin hervorgehen. Mein Kampf", S. 662)

Gesamtverantwortlich : Frit Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in. ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck : J. G. Weiß'sche Buchdruckerei, München.

14. September (1930) Da jede Regierungsgewalt selbstverständlich die Pflicht der Erhaltung der Staatsautorität für sich in Anspruch nimmt, mag sie auch noch so schlecht sein und die Belange eines Volkstums tausendmal verraten, so wird der völkische Selbsterhaltungstrieb bei Niederkämpfung einer solchen Macht, zur Erringung der Freiheit oder Unabhängigkeit, dieſelben Waffen zu führen haben, mittels deren der Gegner ſich zu halten versucht. Der Kampf wird demnach solange mit ,,legalen“ Mitteln gekämpft werden, solange auch die zu stürzende Gewalt sich solcher bedient; es wird aber auch nicht vor illegalen zurückzuschrecken sein, wenn auch der Unterdrücker solche anwendet.” Worte des Führers Seite 104).

aus

dem Jahre 1924

(,,Mein Kampf",

Vorgeschichte Der 14. September 1930 hat eine der wichtigsten Wahlentscheidun= gen des deutschen Volkes gebracht. An diesem Lage zeigte das Regierungssystem der Vergangenheit der Welt zum ersten Mal seine ganze Brüchigkeit. Die parlamentarische Demokratie hatte sich in den ersten Monaten des Jahres 1930 selbst widerlegt. Das Parteienunwesen trieb die tollsten Blüten. Wohl rund drei Dußend verschiedener Parteien. buhlten um die Gunst der Wählerschaft. Fast jede Woche konnte man von neuen Gründungen irgendwelcher Art lesen. In jenen Tagen

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entstand z . B. in Dresden eine ,,Reichspartei der volksschulgebilde ten Staatsbürger und in der Altmark rief der Wanderprediger ,,gustaf nagel" seine „ deutſch-kristliche mittelstands -volkspartei" ins Leben. Wie frech damals die Juden in Deutschland ihre Vorherrschaft verteidigten, zeigt die Drohung, die der ,,Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" im Hauptorgan der Bayerischen Volkspartei ( !) erscheinen ließ: „ In lekter Stunde warnen wir eindringlichst, auf unserem Rücken eine politische Entwicklung herbeizuführen, die für das ganze Vaterland, an deſſen Wiederaufbau wir tatkräftig mitarbeiten wollen, ein nationales Unglück bedeuten würde." Bayerischer Kurier" Nr. 256 , 13. Sept. 1930).

Die Zentrumspartei hatte keine Bedenken, durch die Aufstellung von Rassejuden, ja sogar auch von solchen, die nicht nur dem Blut, sondern auch der Religion nach dem Judentum angehörten, auf Stimmenfang auszugehen. „ Im Namen Chriſti“ wurden die Gläubigen aufgefordert, Zentrum und . Bayerische Volkspartei zu wählen und damit ihre Stimme auch für einen jüdischen Synagogenvorsteher abzugeben. Im Altöttinger Liebfrauenboten" konnte man damals lesen: ,,Meine liebe Botenpfarrei, zeige Dich der großen, ernsten Zeit, in der wir leben, würdig und gewachsen! Einst gab Bischof Ulrich von Augsburg gegen die Hunnen die Parole aus : Die Männer zum Kampf auf die Mauer, die Frauen zum Gebet in die Kirche! Der noch gefährlichere Kampf gegen die Neu-Hunnen (das sind wir !) fordert neue Methoden: Männer und Frauen in gleicher Weise aufs Kampffeld der Wahlurne. Männer und Frauen gemeinsam zum Gebet! Gott zum Gruß Euch allen, er lenke Euren Sinn !" In der Gemeinde Mosurau forderte der Pfarrer Hassa, die Frauen seiner Gemeinde auf, ,,am Wahltage ihre Männer bei der Hand zu nehmen, mit ihnen an die Wahlurne zu treten und darüber zu wachen, daß

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der Mann auch Zentrum wähle. Tue das der Mann nicht, dann wüßten die Frauen ja, was sie am Abend mit den Männern zu tun haben." Die katholische Bischofskonferenz ordneke schon am 1. September 1930. gottesdienstliche Gebete ,,um eine die Interessen von Staat und Kirche sichernde gute Wahl" für alle Diöz zesen an . In ganz Deutschland wurde zwei Sonntage lang eine kirchliche Kollekte für den Wahlkampf veranstaltet. Überall wurden die Wahlversammlungen des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei unter der Überschrift ,, Gottesdienstordnung" an den Kirchentüren angeschlagen und von den Kanzeln bekanntgegeben. Die Sozialdemokratie tobte in ihrer Presse darüber, daß die soge= nannten ,,katholischen Parteien", mit denen sie in der Koalition saßen, nunmehr aus wahltaktiſchen Gründen von ihren Freunden abrückten. Der damalige Vorsißende der SPD., Otto Wels, präsentierte seinen schwarzen Freunden in öffentlicher Rede folgende Rechnung: ,,Mit dem Zentrum und den Zentrumsarbeitern hat die Sozialdemokratie für die Liquidierung des Krieges gesorgt. Faſt zehn Jahre haben Zentrum und Bayerische Volkspartei Politik getrieben mit der Sozialdemokratie und die Sozialpolitik ist schon im Kaiserreich geführt worden von der Sozialdemokratie und den christlichen Gewerkschaften. Hat die Bayerische Volkspartei denn vergessen, daß an den Kaisergräbern im Dom von Speyer die ersten Verhandlungen geführt wurden zwischen dem Sozialdemokraten Franz Joseph Ehrhart und dem Erzbischof Bettinger, durch die das erste Wahlkompromiß zwischen Sozialdemokraten und Zentrum in die Wege geleitet wurde?" (,,Münchner Post Nr. 190, 20. August 1930). Einig aber waren alle im Kampf gegen die erwachende Nation, die sich in Scharen der nationalsozialistischen Bewegung zuwandte. In unſeren Reihen wußte jeder, daß wir in eine Entscheidungsschlacht zogen. Mit dem Einsaß der leßten Kräfte wurde um die Seele des deutschen Volkes gerungen. Das Ergebnis war überwältigend.

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Die Durchbruchsschlacht der Legalität Die nationalsozialistische Bewegung hatte am 20. Mai 1928 : 809 939 Stimmen und 12 Reichstagsmandate erhalten. Am 14. Septem= ber 1930 erhielt die nationalsozialistische Liste 6401210 Stimmen und 107 Reichstagsabgeordnete

Über die Bedeutung dieses großen Sieges sprach der Führer am 16. September, zwei Tage nach dem historischen Wahlsieg der NSDAP., in einer Riesenkundgebung im Zirkus Krone. Wir hören Worte des Führers aus dieser Rede : ,,Ein großer Sieg ist erfochten worden. Die nationalsozialistische Bewegung kann sagen, daß sie das Allerschwerste hinter sich hat. Denn wir fassen als das Schwerste nicht den Kampf an sich auf, sondern wir sehen als das Schwerste an die zunächst vorhandene und wenn auch nur scheinbare Aussichtslosigkeit des Kampfes. Das Schwerste war die Zeit, in der jeder Wunsch und Wille zunächst daran scheiterte, daß niemand uns überhaupt auch nur hörte. Was wir wollten, war damals belanglos . Was wir wünschten, vollständig gleichgültig. Es war die Zeit des Totgeschwiegenseins und Totgeschwiegenwerdens ... Das ist der Sinn des Sieges von vorgestern : Wir haben nun eine große Zeit der schwersten Kämpfe hinter uns : Gegen unsichtbare Gegner, gegen das Totgeschwiegenwerden, gegen die blödsinnigsten Verleumdungen, die dümmsten Lügen. Den Kampf gegen den Terror schäße ich weit weniger schlimm ein, am wenigsten den Kampf gegen den organisierten politischen Wahnsinn und Aberwiß . . . Wenn wir uns fragen: Woher kommt es, daß unsere politischen Gegner sich in den Aberwiß einspinnen, eine solche Bewegung mit ganz kleinen Mäßchen beseitigen zu können, durch Mäßchen wie: „ Ich verbiete Euch das Hemd von 9-6 Uhr !"

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oder

Ich verbiete Euch, daß Ihr Bier trinkt, ich verbiete

Euch, daß Ihr Euch aus Pappgläsern Milch ausschenken laßt!" oder „Ich befehle, daß man die Stühle zusammenbindet!", so gibt es darauf nur eine Antwort :

So wie die Geister sind, sehen sie auch den Geist der anderen! Wenn Sie die Ausführungen unserer

Gegner nach ihrer

grauenhaften Niederlage durchlesen, werden Sie einen Leitſaß finden, der sich durch alle ihre Ausführungen hindurchzieht und der lautet: Wir verwahren uns dagegen, daß nunmehr nationalsozialiſtischer Geist oder nationalsozialiſtiſches Wollen in Deutſchland respektiert oder gar übernommen werden – es muß alles beim Alten bleiben. Sie sagen das heute ganz offen. Sie trompeten das schon jezt per Rundfunk in die Welt hinaus, sie sagen: ,,Beruhigt Euch, es bleibt alles beim Alten!" Natürlich, Ihr seid auch die Alten geblieben, Ihr könnt gar nichts Neues produzieren und die Klügsten von Euch, die die Schwächen Euerer Poſition erkennen, ſind auch noch lange keine Produzenten, sondern bleiben Diebe, geistige Diebe, die räubern gehen wie die Elſtern, die herumſuchen und herauszuſchnüffeln beginnen : Was bringt denen die Masse zu ? Dann kapieren sie etwas und ſagen : Die Jugend ! Dann nehmen ſie auch einen Ledergürtel und versuchen ihren Bauch hineinzuzwängen und ſagen: „ Wir wollen auch die Jugend, wir müssen auch die Jugend haben“ und sie sind überzeugt, daß sich die Jugend dann augenblicklich ihnen anschließen wird. Und so machen sie es mit allem. Sie sagen, was zieht denen die Massen heran ? Der nationale Gedanke ! Und dann sagen sie: Wir werden auch diesen nationalen Gedanken künftighin etwas mehr in den Vordergrund rücken ! Oder ſie sagen: Es ist der Wehrgedanke ! Wir müssen künftig auch etwas mehr davon reden, das zieht die Menschen an.

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Nein, diese Parteien machen uns den Sieg nie und nimmermehr streitig. Für uns ist auch dieſer parlamentarische Sieg nicht das Signal : „ Alles ruht, der Kampf ist zu Ende und das parlamentarische Geschiebe beginnt !"

Nein, im Gegen-

teil: Für alle Zukunft ist für uns der Begriff ,,Kampf" vers bunden mit der Überzeugung, daß nur aus ihm ganz allein die Kraft kommen kann zur Überwindung der Schwächen, die heute unser Volk auf allen Gebieten lähmen. Der Staat hat nur einen Sinn, wenn er den Kampf der Menschen für Ehre und Existenzerhaltung organisiert und gewährleistet. Dieser Kampf ist nur denkbar, wenn die höchsten Kräfte mobilisiert werden. Es wird einst kommen zuerst Ehre, dann Freiheit, aus beiden heraus Glück, Wohlstand, Leben, kurz, es wird dann wieder der Zustand kommen, den wir Deutſche vielleicht sehend vor dem Kriege ahnten, der Zustand, in dem den einzelnen das Leben wieder innerlich freuen wird, weil es einen Sinn und Zweck hat, weil der Abschluß seines Lebens nicht das Ende an sich, sondern Glied einer endlosen Geschlechterfolge sein wird. Weil er weiß : Was ich schaffe, versinkt nicht in den Orkus, nein, es geht auf Kind und Kindeskinder über ... Und so ist der Sieg, den wir erfochten haben, nichts anderes als die Gewinnung einer neuen Waffe zum Kampf. 107 Mann ſtehen nun auf dem legalen Fechtboden unserer heutigen Geschichte. Und diese 107 Mann werden beweisen, daß wir Nationalsozialisten nicht nur die Maſſen bewegen und beherrschen können, sondern daß wir auch Florett fechten können auf diesem Boden. Wir werden dort alle Möglichkeiten kühlsten Sinnes wahrnehmen, die uns unserem Ziele näherbringen können. Wir werden dort ununterbrochen betonen und verkünden, daß das Parlament nicht unser Ziel an ſich ist. Nicht um Abgeordnetenmandate kämpften wir, ſondern Mandate eroberten wir, um das deutsche Volk dereinst frei, machen zu können.

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Glauben Sie, es wird einst ein Erwachen kommen, da werden alle unsere Gegner sehen, wie läppisch, klein, blöde und dumm ihre Hoffnungen und Methoden im Kampf gegen eine neue Weltanschauung gewesen sind. Das Ziel liegt vor uns und keine Sekunde dürfen wir es aus dem Auge verlieren, niemals ermüden und ermatten. Und wenn mancher Parteigenosse angesichts der Opfer, mancher SA.-Mann angesichts der Verfolgungen vielleicht dem Verzweifeln nahe ist, mag er bedenken : Wenn Menschen miteinander kämpfen, dann sind auf beiden Seiten Weſen aus Fleiſch und Blut mit all ihren Vorzügen und allen Fehlern und Unzulänglichkeiten behaftet. Was Menschen bauen, können Menschen zerstören. Was Menschen zertrümmern, können Menschen wieder errichten. Menschen zu besiegen wird immer möglich sein, wenn der Wille des einen größer ist als der Wille des anderen. Wir aber haben unserem Gegner eines voraus. Er kämpft für eine verlorene Sache. Er hat kein hohes Ziel und daher auch keine Jugend. Die haben wir. Und wenn Du, mein lieber SA.-Mann, am Verzweifeln bist, dann bitte ich Dich: Erinnere Dich daran, was unsere Vorväter vor Dir geleistet haben, welche unendlichen Opfer so viele Geschlechterfolgen vor uns bringen mußten, und vergiß nicht, welche Opfer zum Teil Deine Brüder, Väter und Volksgenossen vor 15 Jahren zu bringen hatten. Was wir heute tun müssen, ist im Grunde gering. Zwei Jahre Kampf von heute wiegen nicht auf zehn Stunden Trommelfeuer von damals. Vergiß das niemals . Und wenn Du heute Not leidest, vergiß nicht : Deine Not kann nie so groß sein, wie die Not von Millionen Deutſchen war, die tage- und wochenlang kein Lager hatten, im Schneeſturm genau so wie im strömenden Regen im Freien bleiben, wochenlang im Granatloch hocken mußten mit hungrigem Magen, dauernd von Todesangst umkrallt — vergiß das nie und Dein Opfer wird sofort wieder erträglicher sein. Du wirst fühlen,

B

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daß alles, was wir an Opfer bringen, nur Bruchteil dessen ist, was unsere Kameraden einst gebracht haben für Deutschland, für das deutsche Volk und damit auch dafür, daß wir heute noch leben ... So wollen wir auch erkennen, daß diefer Sieg von vorgestern für uns nur die Verpflichtung zu einem um so hartnäckigeren, entschlosseneren Kampf bedeuten kann.

Schreibt jest auf Euere Fahnen nicht mehr das Wort , Sieg!" . Es soll heute zum lektenmal gesprochen sein. Streicht dieses Wort wieder durch und schreibt an seine Stelle wieder das andere Wort hinauf, das für uns beſſer paßt:

Kampf!

„ Auch die Revolution will organisiert ſein. Wenn Revolution nichts anderes bedeutet als Durchbruch einer neuen ſeeliſchen Haltung mit anders gerichteten geistigen und politiſchen Inhalten, und wenn der Revolutionär von der Richtigkeit und Notwendigkeit dieſes Durchbruches innerlich so unerschütterbar überzeugt ist, daß er notfalls sein Leben darum zu opfern bereit wäre, dann wird er auch Mittel und Wege finden, dieſen Durchbruch praktiſch in Marsch zu seßen.“

Dr. Goebbels im „ Angriff“ (18. Februar 1929).

Gesamtverantwortlich : Friz Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP. herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Vezug nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck: J. G. Weiß'sche Buchdruckerei, München,

15. Oktober (1922)

,,Die Größe jeder gewaltigen Organisation als Verkörperung einer Idee auf dieser Welt liegt im religiösen Fanatismus, mit dem sie sich, unduldſam gegen alles andere, fanatisch überzeugt vom eigenen Recht durchſeßt. Wenn eine Idee an sich richtig ist und, in solcher Weise gerüstet, den Kampf auf dieser Erde aufnimmt, ist sie unbesiegbar, und jede Verfolgung wird nur zu ihrer inneren Stärkung führen." Worte des Führers aus dem Jahre 1924 (,,Mein Kampf", Seite 385).

Vorgeschichte

Am 15. Oktober 1922 fand in Coburg ein von den verschiedensten völkischen Verbänden veranstalteter sogenannter Deutscher Lag" ſtatt, der für die Entwicklung der nationalsozialiſtiſchen Bewegung, insbesondere für ihren Kampf gegen den Marrismus von entschei= dender Bedeutung war. Bis zu diesem Zeitpunkt galt in Deutschland der Marrismus als unbestrittener Herr der Straße. Die roten Horden waren daran gewöhnt, jedem Verſuch, ihr Vorrecht auf die Straße zu brechen, mit brutaler Gewalt entgegenzutreten. In Coburg mußten sie erstmals erfahren, daß Nationalsozialisten einem solchen Terror sich nicht beugen. Darin liegt die große, geschichtliche Bedeutung des Deutschen Tages " von Coburg. Die bürgerliche Presse von damals allerdings ahnte von dieser ge= schichtlichen Bedeutung nichts. Die meisten Blätter schwiegen sich ganz aus. Ein angesehenes Münchener Blatt, das sonst großen Wert auf schnelle und umfassende Berichterstattung legt, brauchte drei volle Lage, bis es sich über die bedeutungsvollen Ereignisse von Coburg die folgenden Zeilen abgerungen hatte:

September 1936

Anhang: „ Denkt daran !" / 15. Oktober B

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„Deutsch- völkische Tagung" Die deutsch-völkischen Verbände Deutschlands und DeutschÖsterreichs hielten lehter Tage in Coburg ihren dritten Deutschen Tag ab. Es waren einige tausend Teilnehmer verſammelt, da die Münchener Nationalsozialistische Partei stark vertreten war. Die Polizei hatte zwar Vorsichtsmaßregeln zur Wahrung von Ruhe und Ordnung getroffen, • doch kam es mehrfach zu Zusammenstößen zwischen Deutsch-Völkischen und Kommunisten, wobei die Polizei eingriff und mehrere Verhaftungen vornahm. ( M. N. N.“ Nr. 430/18. 10. 1922.) Im Gegensatz dazu tobte die marristische Presse über die vernichtende Niederlage, die ein aufgeheßtes rotes Gesindel in Coburg durch die SA. Adolf Hitlers hinnehmen mußte. Auch sie brauchte allerdings drei Tage, bis sie sich von ihrem Schrecken über die bezogenen Prügel erholt hatte. Am dritten Tage konnte man dann auf der ersten Seite der Münchener Post“ u. a. folgenden Bericht“ lesen:

„Bayerns Schandfleck" „In Koburg war am Samstag und Sonntag ein sogenannter

Deutscher Tag", dessen Richtung und Inhalt dadurch

gekennzeichnet wurde, daß das organisierte Münchner Rowdytum,

alias

„ Nationalsozialiſtiſche

Arbeiterpartei",

unter

Führung seines Räuberhauptmanns Hitler die Mitglieder seiner sämtlichen Sturmtrupps in einem ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellten Sonderzug nach Koburg entsandte, wo sie unter den Klängen der Kapelle Peuppus in geschlossenem Zuge einzogen ... Die spärlichen

Heil"-Rufe der begrüßenden „ völkischen“

Anhänger gingen unter in den entrüsteten Pfui-Rufen anwesender Arbeiter. - Und gleich zeigte sich auch Hitler als „ Herr der Lage". Trok des Ersuchens der behördlichen Stellen, aus wohlgemeinter Berücksichtigung der Verhältnisse den

Ein-

zug" unter klingendem Spiel zu unterlassen, ließ Hitler die Trompeten blasen"

September 1936

Anhang: ,,Denkt daran !" / 15. Oktober B

NORSCHLAGE DER R. P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Die Staatsgewalt kapitulierte vor einem Hitler! .. Um so tiefer ist dafür das Maß der Verachtung für ein solches Treiben in allen Kreisen, die auf die Aufrechterhaltung persönlichen und politiſchen Anstandes auch in Bayern Wert legen. Unter diesen Umständen atmete in der Stadt Koburg alles auf, als am Sonntag nacht diese Gesellschaft wieder mit ihrem Extrazug heimbefördert wurde. Wenn sich solche Provokationen

gegenüber der Republik,

wenn die Beschmiererei des Bahnhofes sich wiederholen sollten, dann werden auch die Beſchüßer der Republik einmal ein Wörtchen mitſprechen.“ ( Münchener Poſt" Nr. 243/18. 10. 1922.)

Der Tag von Coburg Der Führer selbst schildert in folgt:

Mein Kampf" die Ereignisse wie

„ Völkische“ Verbände beabsichtigten in Coburg einen sogenannten „ Deutschen Tag" abzuhalten. Ich selbst erhielt eine Einladung hierzu mit dem Vermerk, daß es erwünſcht wäre, wenn ich noch einige Begleitung mitbrächte. Dieſes Ersuchen, das ich vormittags um elf Uhr in die Hand erhielt, kam mir sehr gelegen. Schon eine Stunde später waren die Anordnungen zu

einem Besuch

dieses

deutschen Tages

hinaus-

gegeben. Als „ Begleitung“ beſtimmte ich achthundert Mann der SA., die in ungefähr vierzehn Hundertschaften von München aus durch Sonderzug nach dem bayerisch gewordenen Städtchen befördert werden sollten. Entsprechende Befehle gingen an nationalsozialiſtiſche SA.- Gruppen, die unterdes an anderen Orten gebildet worden waren, hinaus, Es war das erstemal, daß in Deutſchland ein derartiger Sonderzug fuhr. An allen Orten, an denen neue SA.-Leute einstiegen, erregte der Transport größtes Aufsehen. Viele

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hatten unsere Fahnen noch nie vorher gesehen; der Eindruck derselben war ein sehr großer. Als wir in Coburg auf dem Bahnhof eintrafen, empfing uns eine Deputation der Festleitung des „ Deutschen Tages", die uns einen als „ Vereinbarung“ bezeichneten Befehl der dortigen Gewerkschaften, beziehungsweise der Unabhängigen und Kommunistischen Partei, übermittelte, des Inhalts, daß wir die Stadt nicht mit entrollten Fahnen, nicht mit Muſik (wir hatten eine eigene vierundzwanzig Mann starke Kapelle mitgenommen) und nicht in geschlossenem Zuge betreten dürften. Ich lehnte diese schmählichen Bedingungen sofort glatt ab, versäumte aber nicht, den anwesenden Herren der Leitung dieser Tagung mein Befremden darüber auszudrücken, daß mit diesen Menschen Verhandlungen gepflogen und Abkommen getroffen würden, und erklärte, daß die SA. augenblicklich in Hundertschaften antreten und mit klingender Muſik und wehenden Fahnen in die Stadt marschieren werde.

So geschah es dann auch. Schon auf dem Bahnhofsplaß empfing uns eine nach vielen Taufenden zählende, gröhlende und johlende Menſchenmenge. „ Mörder“, „ Banditen“, „ Räuber“, „Verbrecher" waren die Kosenamen, mit denen uns die vorbildlichen Begründer der deutschen Republik liebreich überschütteten. Die junge SA. hielt mustergültige Ordnung, die Hundertschaften formierten sich auf dem Plaß vor dem Bahnhof und nahmen zunächst von den Anpöbelungen keine Notiz. Durch ängstliche Polizeiorgane wurde der abmarschierende Zug in der für uns alle ganz fremden Stadt nicht, wie beſtimmt, in unser Quartier, eine an der Peripherie Coburgs liegende Schüßenhalle, sondern in den Hofbräuhauskeller, nahe dem Zentrum der Stadt, geleitet. Links und rechts vom Zuge nahm das Toben der begleitenden Volksmassen immer mehr zu. Kaum daß die lehte Hundertſchaft in den Hof des Kellers eingebogen war, versuchten auch schon große Massen unter ohrenbetäubendem . Geſchrei nachzudrücken. Um dies zu verhüten, schloß die Polizei den Keller ab. Da dieser Zustand ein unerträglicher war,

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ließ ich nun die SA. noch einmal antreten, ermahnte sie kurz und forderte von der Polizei die augenblickliche Öffnung der Tore. Nach längerem Zögern kamen sie dem auch nach. Wir marschierten nun den Weg, den wir gekommen waren, wieder zurück, um zu unserem Quartier zu gelangen, und da mußte nun allerdings endlich Front gemacht werden. Nachdem man durch Schreien und beleidigende Zurufe die Hundertſchaften nicht aus der Ruhe hatte bringen können, griffen die Vertreter des wahren Sozialismus, der Gleichheit und Brüderlichkeit, zu Steinen. Damit war unsere Geduld zu Ende, und so hagelte es zehn Minuten lang links und rechts vernichtend nieder, und eine Viertelstunde später war nichts Rotes mehr auf den Straßen zu sehen. Nachts kam es noch zu schweren Zusammenstößen. Patrouillen der SA. hatten Nationalsozialisten, die einzeln überfallen worden waren, in gräßlichem Zustande aufgefunden. Daraufhin wurde mit den Gegnern kurzer Prozeß gemacht. Schon am nächsten Morgen war der rote Terror, unter dem Coburg schon seit Jahren gelitten hatte, niedergebrochen. Mit echt marriſtiſch-jüdischer Verlogenheit versuchte man nun durch Handzettel die

Genossen und Genossinnen des inter-

nationalen Proletariats" noch einmal auf die Straße zu hehen, indem man, unter vollständiger Verdrehung der Tatsachen, behauptete, daß unsere Mordbanden" den ,,Ausrottungskrieg gegen friedliche Arbeiter" in Coburg begonnen hätten. Um halb zwei Uhr sollte die große ,,Volksdemonstration", zu der man Zehntausende von Arbeitern aus der ganzen Umgebung erhoffte, stattfinden. Ich ließ deshalb, fest entschlossen, den roten Terror endgültig zu erledigen, um zwölf Uhr die SA. antreten, die unterdes auf fast eineinhalbtausend Mann angeschwollen war und seßte mich mit ihr in Marsch zur Feste Coburg, über den großen Plak, auf dem die rote Demonſtration ſtattfinden sollte. Ich wollte ſehen, ob sie es noch einmal wagen würden, uns zu belästigen. Als wir den Plag betraten, waren anstatt der angekündigten Zehntausend nur wenige Hundert anwesend, die bei unserem

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Mahen sich im allgemeinen still verhielten, teilweise ausriſſen. Nur an einigen Stellen versuchten rote Trupps, die unterdessen von außen gekommen waren und uns noch nicht kannten, uns wieder anzustänkern ; aber im Handumdrehen wurde ihnen gründlich die Lust dazu genommen. Und nun konnte man sehen, wie die bisher ängstlich eingeschüchterte Bevölkerung langsam aufwachte, Mut bekam, durch Zurufe uns zu begrüßen wagte und abends bei unserem Abzug an vielen Stellen in spontanen Jubel ausbrach. Plöhlich erklärte uns am Bahnhof das Eisenbahnpersonal, daß es den Zug nicht fahren würde. Ich ließ darauf einigen Rädelsführern mitteilen, daß ich in diesem Falle zuſammenzufangen gedächte, was mir an roten Bonzen in die Hände fiele, und daß wir dann eben selbst fahren würden, allerdings auf Lokomotive und Tender und in jedem Wagen ein paar Dußend von Brüdern der internationalen Solidarität mitzunehmen vorhätten. Ich versäumte auch nicht, die Herren aufmerksam zu machen, daß die Fahrt mit unseren eigenen Kräften selbstverständlich ein unendlich riskantes Unternehmen sein würde und es nicht ausgeschlossen wäre, daß wir uns alle zusammen Genick und Knochen brächen. Freuen würde uns aber, dann wenigstens nicht allein, ſondern in Gleichheit und Brüderlichkeit mit den roten Herrschaften ins Jenseits zu wandern. Daraufhin fuhr der Zug sehr pünktlich ab, und wir kamen am nächsten Morgen wieder heil in München an. In Coburg wurde damit zum ersten Male seit dem Jahre 1914 die Gleichheit der Staatsbürger vor dem Gesek wiederhergestellt. Denn wenn heute irgendein gimpelhafter höherer Beamter sich zu der Behauptung versteigt, daß der Staat das Leben seiner Bürger beſchüße, dann traf dies für damals jedenfalls nicht zu ; denn die Bürger mußten sich in jener Zeit vor den Repräsentanten des heutigen Staates verteidigen. Die Bedeutung dieſes Tages konnte in seinen Folgen zunächſt gar nicht voll eingeſchäßt werden. Nicht nur, daß die sieghafte SA. in ihrem Selbstvertrauen und im Glauben an die

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Richtigkeit ihrer Führung

außerordentlich gehoben wurde,

begann auch die Umwelt ſich mit uns eingehender zu beſchäftigen, und viele erkannten zum ersten Male in der nationalsozialiſtiſchen Bewegung die Institution, die aller Wahrſcheinlichkeit nach dereinst berufen ſein würde, dem marriſtiſchen Wahnsinn ein entsprechendes Ende zu bereiten.

Nur die Demokratie ſtöhnte, daß man es wagen konnte, sich nicht friedlich den Schädel einſchlagen zu laſſen, ſondern daß wir uns in einer demokratischen Republik unterstanden hatten, einem brutalen Angriff mit Fäusten und Stöcken ſtatt mit pazifistischen Gesängen entgegenzutreten. Die bürgerliche Preſſe im allgemeinen war teils jämmerlich, teils gemein, wie immer, und nur wenige aufrichtige Zeitungen begrüßten es, daß man wenigstens an einer Stelle den marristischen Wegelagerern endlich das Handwerk gelegt hatte. In Coburg selbst aber hat immerhin ein Teil der marristischen Arbeiterschaft, der übrigens selbst nur als verführt angesehen werden mußte, durch die Fäuste nationalsozialiſtiſcher Arbeiter belehrt, einsehen gelernt, daß auch diese Arbeiter für Ideale kämpfen, da man sich erfahrungsgemäß nur für etwas, an das man glaubt und das man liebt, auch schlägt. Den größten Nußen hatte allerdings die SA. selbst. Sie wuchs nun sehr schnell an, ſo daß beim Parteitag am 27. Januar 1923 bereits gegen sechstauſend Mann an der Fahnenweihe teilnehmen konnten . Die Erfahrungen von Coburg hatten aber noch weiter die Bedeutung, daß wir nun daran gingen, planmäßig in allen Orten, in denen der rote Terror seit vielen Jahren jede Versammlung Andersdenkender verhindert hatte, diesen zu brechen und die Versammlungsfreiheit herzustellen. Ab jekt wurden immer wieder nationalsozialistische Bataillone in ſolchen Orten zuſammengezogen und allmählich fiel in Bayern eine rote Hochburg nach der anderen der nationalsozialiſtiſchen Propaganda zum Opfer." (Worte des Führers aus

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Mein Kampf", S. 614/19.)

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So wurde aus einem Tag, der ursprünglich ein Vereinstreffen werden sollte, ein entscheidender Schicksaltstag der deutschen Nation. Bei den Vorständen der völkischen Vereine und Bünde verschloß man sich nicht überall der Einsicht, daß das Geseß des Handelns durch diesen Tag auf Adolf Hitler übergegangen war. Einer von ihnen sprach zu seinen Leuten in Coburg die ahnungsvollen Worte: ,,Ein heißes Sehnen geht heute nach starken Persönlichkeiten. Ein mannhaftes Geſchlecht wird heranwachsen. Sie alle haben dem kernigen Hitler zugejubelt. Nicht jeder kann ein Hitler ſein, aber wenn alle in Wechselwirkung zusammenarbeiten, werden wir ans Ziel gelangen, dem wir zuſtreben!“ (,,V. B.“ Nr. 83/18. 10. 1922.)

Ganz klar und eindeutig aber spricht Dietrich Eckart, der Dichter der nationalsozialistischen Revolution, in seiner Rückſchau auf die Coburg-Ereignisse das aus, was die deutschen Herzen in Coburg bewegte. „ Der „ Deutsche Tag" in Coburg begann, als der Zug der Nationalsozialisten in die Stadt einzog und mit rücksichtsloser Hand

dafür sorgte,

daß

alle Anpöbelungen bezahl-

ter Halunken und verheßter Volksgenossen aufhörten. Deutscher Tag war, als wir mit unseren Bannern den Saal beſeßten und als Adolf Hitler Feuer in die Seelen der Versammelten goß.

Deutscher Tag war

draußen in unserem

Standquartier, Deutscher Tag war, als von den Zinnen der altehrwürdigen Feste deutsche Lieder gesungen wurden und Fahnen mit dem germanischen Symbol im Winde flatterten. Und der Deutsche Tag war zu Ende, als der Zug der Nationalsozialisten Coburg verließ. Von innerer Erneuerung und, von Geistesrevolution wurde im Saale geredet, bei den jungen Burschen und reifen Männern, die in unserem Zuge gingen, ist diese Wiedergeburt schon Tat geworden. Der Erfolg unserer Reise aber war der Nachweis, daß es auch heute möglich ist, sich durchzusehen, wenn man den Willen dazu hat und bereit ist, mit seiner ganzen Persönlichkeit für die deutsche Sache einzutreten. (,,V. B.” Nr. 83/18. 10. 1922.)

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Zehn Jahre später Am 16. Oktober 1932 war der Führer zur Zehnjahresfeier der damaligen Ereignisse wieder in Coburg. Die nationalsozialiſtiſche Bewegung stand kurz vor ihrem Siege. Zwei Kabinette des ,,Herrenklubs" waren die letzten Bastionen, die noch erstürmt werden mußten. Drei Wochen später sollte das deutsche Volk, zum drittenmal in diesem Jahr, an die Wahlurne gerufen werden. In dieser Situation hielt der Führer Rückschau auf die Ereignisse vom 15. Oktober 1922. Er sagte u. a.:

Zehn Jahre sind im Völkerleben eine sehr kurze Zeit, allein zehn Jahre Kampf ſind kaum rückblickend mehr abzumeſſen. Im Jahre 1922 hat die damalige nationalsozialistische Bewegung zum ersten Male den Entschluß gefaßt, nunmehr die Fahnen aus der Gründungsstadt hinauszutragen und, wenn nötig, der brachialen Gewalt anderer brachialen Widerstand entgegenzuſeßen, ein Entschluß, der uns nicht leicht wurde, denn innerlich streben wir nicht darnach,

einem deutschen

Volksgenossen wehe zu tun. Unser Ziel ist, ihn zu erobern, ihn innerlich zu gewinnen. Auch in diese Stadt sind wir damals nicht eingezogen mit der Absicht, irgendeinem ein Leid zuzufügen, allerdings schon mit dem Entschluß, unter keinen Umſtänden die Fahne einzuziehen, mag kommen, was da will. Deutschland gehört nicht Deutschland

glauben,

denen,

sondern

die

denen,

nicht

an

die

in

Deutschland alles sehen. Die Straßen und die Pläße unſerer Heimat, wir laſſen ſie uns nicht nur nicht nehmen, im Gegenteil, wir sind der Überzeugung, daß sie uns gehören, und so mußte es damals zu dieſen Kämpfen kommen. Ich bin heute glücklich, daß ich meine alten ehemaligen Kameraden, die ſchon damals treu und mutig mir zur Seite ſtanden, wieder begrüßen kann. In diesen zehn Jahren mußte ja mancher von uns ſcheiden, viele sind grau und manche weiß geworden.

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In diesen zehn Jahren hat unsere Bewegung nun einen unerhörten Siegeszug angetreten. Damals marschierte ich in diese Stadt ein mit knapp 800 Mann, und zu uns stießen . wenige aus Württemberg, Sachsen und Thüringen. Aus diesen damaligen, insgesamt verfügbaren nationalsozialistischen Kämpfern von noch nicht 1500 Mann ist heute eine Armee geworden, allein von 540,000 Mann SA., über 60000 Mann SS. und über 300 000 Hitler-Jungen. Eine gewaltige Macht, ein Symbol einer neuen, werdender Volksgemeinschaft, und zu ihnen stehen weit über eine Million Parteigenossen, und hinter ihnen fast 14 Millionen Deutsche. Diejenigen, die uns heute das Recht auf die Staatsführung verweigern wollen, die kennen nicht unsere Entschlossenheit und unseren Willen. Sie können heute eines Stelle aus von mir vernehmen :

von dieser

Ich habe die Energie und die Zähigkeit gehabt, aus den damaligen 1000 Mann vor zehn Jahren bis heute 14 Millionen zu machen, und ich werde aus den 14 Millionen die 20 und 30 Millionen machen. Und die Parole ist heute dieselbe wie damals : unsere Fahne wird nicht eingerollt. Das Wort Kapitulation gibt es in der nationalsozialistischen Bewegung nicht, und wir können nicht anders handeln, denn in diesen Jahren haben wir nicht etwa 14 Millionen chemaliger Bürger erobert, sondern 14 Millionen Menschen aus allen deutschen Berufsständen, Millionen Arbeiter, Millionen Bauern, Millionen Intellektueller und geistiger Arbeiter. Sie haben in unserer Bewegung zum ersten Male wieder eine Plattform gefunden, die sie gemeinsam trägt, und auf der sie gemeinsam sich wohlfühlen können. Ich habe aber nicht um diese deutschen Seelen gerungen, habe nicht gekämpft, um den deutschen Arbeiter aus seinen marristischen Klassenparteien herauszubringen, um jest plöglich auf das

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zu verzichten, was der Sinn dieses ganzen Kampfes war. Man soll nicht denken, daß jekt plöhlich das Wort Volksgemeinschaft wieder keinen Sinn mehr haben soll und an ihre Stelle wieder das Regiment einer anderen Klasse treten muß. Deutſchland ſoll dem Schickfal dankbar ſein, das einer Weltauffassung des Marrismus die nationalsozialistische Bewegung entgegensehen ließ. Und das, was heute das deutsche Volk braucht, ist nichts anderes als das, was es vor zehn Jahren gebraucht hat. Es ist die Überbrückung der Klassengegensäte, Überbrückung unserer Stände und Berufsgruppen und die politische Überbrückung unserer Konfessionen. Es ist die Zusammenfassung unseres Volkes zu einer lebendigen Gemeinschaft. Das ist unser Werk und von dem wird niemand uns trennen. Die Gegner denken, die Partei ist schon in Auflösung begriffen. Wir werden ihnen am 6. November eine Antwort erteilen, daß ihnen Hören und Sehen vergeht. Wir werden ihnen zeigen, daß das, was mit soviel Blut und soviel Treue und Opfer an Deutſchland geschaffen wurde, alle Konjunkturerscheinungen überwindet. Wir werden bleiben, weil der Nationalsozialis . mus bestehen muß, wenn nicht Deutschland am Ende doch wieder vergehen soll. Gehen Sie nun, meine Parteigenossen, damit hinaus zum Kampf, gehen Sie hinaus in dieses Ringen um eine Entscheidung. Es gibt keine Ruhe und keinen Frieden, es gibt immer nur Ernst und immer nur Ringen und Kampf! Auch für uns muß dieſer Grundſaß gelten : Und wenn die Welt voll Teufel wär', uns wird es und muß .es doch gelingen!" (Worte des Führers in Coburg am 16. 10. 1932.)

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,,Unser Symbol ist kein Vereinszeichen, sondern ein Siegesbanner. Es muß und wird einmal

ebenso über

dem Berliner

Schloß wie über der letzten Bauernhütte flattern. In neuer Form sollen die Farben des Deutschen Reiches wiedererstehen."

(Worte des Führers in Coburg 1922.)

September 1936

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16. Oktober (1917)

,,Es ist nicht damit getan, sittliche Forde rungen aufzustellen, ſondern man muß ſie an sich vollstrecken, um ihnen Leben zu geben." (Walter Flex.)

Walter Flex Am 16. Oktober 1917 ließ Walter Fler in der Kampffront des östlichen Kriegschauplahes sein Leben für das Reich. In einem Feldpostbrief, den er wenige Wochen vor seinem Tode schrieb, stehen die Worte, die wir heute als Losung vorausgestellt haben. Hunderttausende sind wie er gefallen. Wenn wir ihn ehren, denken wir an sie alle. Ihn aber stellen wir voran, weil er einer von denen war, die das Erlebnis des Krieges zu einem ganz großen Menschenund Führertum läuterte. Wenn wir heute in seinem hinterlassenen Werke blättern, so kann es keinen Zweifel für uns geben, daß er einer der ersten in unseren Reihen war und daß auch er , im Geist in unseren Reihen mitmarschiert". Mit 24 Jahren, drei Jahre vor dem Ausbruch des Krieges, schrieb er das Wort nieder: ,,Ein Volk, das die Staatsautorität nicht wie ein heiliges Dogma hütet, ist für den Staatsgedanken noch nicht reif ……. Wir brauchen einen zähen, opferbereiten, hartherzigen nationalen Idealismus. Den haben den Deutschen immer nur die Feinde beigebracht!" Daß das nicht so sehr als Verteidigungsrede der damaligen Monarchie, sondern vielmehr als Mahnung und Forderung gemeint war, bestätigt er selbst in seinem Brief vom 28. April 1917, in dem es heißt: ,,Was ich von der

Ewigkeit des deutschen Volkes

der welterlösenden

Sendung des

September 1936

Deutschtums

und von geschrieben

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habe, hat nichts mit nationalem Egoismus zu tun, ſondern iſt ein sittlicher Glaube, der sich selbst in der Niederlage oder, wie Ernst Wurche gesagt haben würde, im Heldentod eines Volkes verwirklichen kann. Ich war nie ein alldeutscher Parteidichter, für den man mich vielerorts hält, und ich gestehe, daß mein politiſches Denken nicht so klar ist, daß es nicht im Nachdenken über die notwendigen inneren und äußeren politischen Ziele ſchwankte. Eine klare Grenze des Denkens habe ich freilich immer festgehalten: Ich glaube, daß die Menschheitsentwicklung ihre für das Individuum und seine innere Entwicklung vollkommenste Form im Volke erreicht und daß der Menschheitspatriotismus eine Auflösung bedeutet, die den in der Volksliebe gebundenen persönlichen Egoismus wieder freimacht und auf seine nackteste Form zurückschraubt. Mein Glaube ist, daß der deutsche Geist im August 1914 und darüber hinaus eine Höhe erreicht hat, wie sie kein Volk vordem gesehen hat. Glücklich jeder, der auf diesem Gipfel gestanden hat und nicht wieder herabzusteigen braucht. Die Nachgeborenen des eigenen und fremder Völker werden diese Flutmarke Gottes über sich sehen an den Ufern, an denen sie vorwärtsschreiten. Das ist mein Glaube und mein Stolz und mein Glück, das mich allen persönlichen Sorgen entreißt.“ Welten trennten ihn vom Hurra-Patriotismus des Kaiserreiches. Nicht für einen Monarchen zog er ins Feld, sondern als Vorkämpfer einer reinen völkiſchen Idee, in der Nationalismus und Sozialismus schon zur Einheit geworden waren Aus dem Felde schrieb er seiner Mutter, daß er gerne eine Patenschaft übernehmen wolle, aber es müßte an einem gesunden Arbeiterkind sein. Zeugnis eines männlichen deutschen Sozialismus ist auch das Wort, das er in seinem „ Wanderer zwiſchen beiden Welten“ niedergelegt hat: ,,Nur wer beherzt und bescheiden die ganze Not und Armseligkeit der Vielen, ihre Freuden und Gefahren mitträgt, Hunger und Durst, Frost und Schlaflosigkeit, Schmuß und Ungeziefer, Gefahr und Krankheit leidet, nur dem erschließt das Volk seine heimlichen Kammern, seine Rumpelkammern

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und seine Schakkammern. Wer mit hellen und gütigen Augen durch diese Kammern hindurchgegangen ist, der ist wohl berufen, unter die Führer des Volkes zu treten." Wo andere Dichter seiner Zeit vom „ Großen Kaiserreich" sprachen, sprach er von der Heiligkeit und Größe der Gemeinschaft und des Volkes, von der Hingabe des Ich" an das ,,Wir" und von der Notwendigkeit des Opferns für die Gesamtheit : „Die Nachtkälte auf den Ardennenhöhen geht durch alle Knochen, wenn man auf freiem Feld oder im Schüßengraben liegt. Troß allem iſt es ein wunderbares Gefühl, Glied dieſer eisernen Bruderschaft zu sein, die unser Volk schüßt.“

(Oktober 1914.)

,,Der Wille geht auf ein Ziel, Ziel ist Dauer. Keine Dauer hat das Ich. Dauer ist Familie —— Vaterland.'

„ Der Blick auf die große gerechte Sache eines im Mark geſunden und im Geist ehrlichen Volkes muß uns stärken. Wir dürfen für nichts eigenes mehr Dauer verlangen, solange die Dauer des Volkes bedroht ist." (September 1914.)

Draußen im Schüßengraben entstand auch die Dichtung ,,Ahnen und Enkel", die Zeugnis davon ablegt, aus welchen Bereichen Walter Fler die Kraft schöpfte, auszuhalten in den Stahlgewittern des Weltkrieges : Nun muß ich oft in tiefer Nacht das Ohr Leis zu der dunklen deutschen Erde neigen Und lauschen, lauſchen in das ew’ge Schweigen, In das sich tauſendjähr’ger Lärm verlor. Mir ist, ich hör' der Toten Herzen schlagen, Die halberweckt von unsern großen Tagen Die Auferstehung deutschen Volkes wittern Und von dem Hauch der Ewigkeit erzittern,

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Als habe Gott der Herr ins deutsche Land Den eh'rnen Engel des Gerichts gesandt.

Es drängt herauf und schwillt wie Glockenton Aus toten Städten in versunknen Tiefen, Als regten sich die Toten rings und riefen : Sei wach und bete, Sohn und Enkelsohn ! Sei wach! Die Ewigkeit ist angebrochen, Die Gott der Herr dem deutschen Volk versprochen.

Nun wach und bete ! Nimm in beide Hände Den heil'gen Stahl und ſteh der Schickfalswende! Sei wach! Heut braucht der Gott des ew'gen Lichts Das deutsche Volk zum Engel des Gerichts !

Ich hör' die Toten rings und leg' die Hand Zu stummem Schwure auf die dunkle Erde. Wohl, wir´ ſind wach, nun Gott ſein großes „ Werde!“ Gerufen über unser Vaterland. Gebet und Tat sind heil'ges Vätererbe. Wohlan, ich schwör's : Und ob ich darum sterbe, Ich will die deutsche Ewigkeit bereiten. Hört uns, ihr Toten! Wir sind wach und schreiten Zum Ziel, an das ihr einſt wie wir geglaubt, Und das kein Teufel unserm Volke raubt. Diese seelische Grundhaltung ist fast noch stärker in seinen religiösen Bekenntnissen fühlbar. Von seinem gefallenen Kameraden Ernst Wurche weiß er als schönstes und höchstes zu berichten: Sein Christentum war ganz Kraft und Leben. Die religiöse Erweckung aus Feigheit war ihm erbärmlich. Er hatte eine stille, herzliche Verachtung für das draußen und daheim wuchernde Angschristentum und die Gebetspanik der Feigen. Von ihnen sagte er einmal :

Sie suchen immer in Gottes Willen hineinzupfuschen. Gottes Wille ist ihnen nicht so heilig, wie ihr bißchen Leben. Man ſollte immer nur um Kraft beten. Der Mensch soll nach

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Gottes Hand greifen, nicht nach den Pfennigen in seiner Hand. Sein Gott war mit einem Schwerte gegürtet, und auch sein Christus trug wohl ein helles Schwert, wenn er mit ihm in den Kampf schritt." Der Kamerad Ernst Würche, über den er diese Worte schrieb, fiel im August 1915. Der Brief, den der Dichter an Wurches Eltern(am 24. August 1915) ſchrieb, erschließt für uns einen tiefen Blick in die Seele des großen Menschen Walter Flex. Er schreibt u. a.: ,, ... Als ſtummen,

ich vor dem Toten kniete und ihm lange, in einſamen

Abschied in

das

reine, stolze

Gesicht

schaute, hatte ich nur den einen Wunsch für seine Eltern, sie möchten ihn so wie ich liegen sehen, sie würden dann ruhiger an ihrem Schmerze tragen. An Ihrem Ernst hat mich immer neben so vielem anderen in seinem reichen, lieben Herzen! die helle Klarheit seines Empfindens und die von aller Menschenfurcht ferne Bereitschaft seiner Seele zu jedem Opfer, das Gott und sein Vaterland von ihm fordern könnten, innig und freudig bewegt. Nun lag er vor mir, hat das größte und lehte Opfer gebracht und auf seinen jungen Zügen lag der feierlich große Ausdruck eben dieſer geläuterten Seelenbereitschaft und Ergebenheit in Gottes Willen ... Ernst war nachts auf Patrouille gegangen ... Dabei wurde er von einem feindlichen Posten bemerkt, der alsbald auf ihn feuerte. Eine Kugel drang ihm in den Leib, die großen Blutgefäße zerreißend und seinen Tod in kurzer Zeit herbeiführend. Seine Leute bargen ihn noch aus dem Feuer. Einer fragte ihn, wie sie ihn trugen : „ Geht es so, Herr Leutnant? Er antwortete noch ruhig wie immer : „ Gut, ganz gut!" Dann verließen ihn die Sinne und er starb ohne zu leiden. ... Am heutigen Morgen nach Poſiminicze geeilt, ließ ich ſein Heldengrab unter zwei schönen Linden vor einem lettiſchen Gehöft ausheben, das in einem Wäldchen westlich des SimuoSees liegt. In das grün ausgekleidete Grab ließ ich ihn in seiner vollen Öffiziersausrüstung senken mit Helm und Seiten-

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gewehr und in die Hand gab ich ihm eine schöne große Sonnenblume mit großen goldenen Blüten. Auf dem rasenverkleideten Hügel steht eine Sonnenblume und ein Kreuz ... Gott gebe Ihren elterlichen Herzen einen Teil der Kraft und des Stolzes seiner Heldenseele! Glauben Sie mir, Sie tun ihm die lehte Liebe, wenn Sie seinen Tod so tragen, wie es seiner würdig ist und wie er es wünschen würde !"

In jenen Tagen entstand das ,,Weihnachtsmärchen des 50. Regiments", in dem Walter Fler seinen gefallenen Kameraden das folgende unvergängliche Denkmal sette:

Ihr toten deutschen Soldaten, grau endlos ziehende Schar, wie leuchten von Leiden und Taten die Stirnen euch bleich und klar !

Ihr scheidet von Sonnen und Saaten, nach blutiger Heldenfahrt und werdet Gottes Soldaten,

wie ihr Kaisers Soldaten war't.

Gott schart euch zu grauen Heeren und sest euch zu Wächtern der Zeit am hellen Brunnquell der Ehren, am dunklen Brünnlein Leid.

Als heimliche Könige schaltet, gesalbt mit Erdenschmerz, ihr über die Erde und waltet still über des Volkes Herz.

Fest als Reichsapfel haltet die Handvoll Ackerland,

die ihr sterbend zur Kugel balltet, ihr königlich in der Hand.

September 1936

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Die Herrscherzeichen blinken von beiden Händen euch wert: der Reichsapfel in der Linken, in der Rechten das deutsche Schwert.

Ihr heiligen grauen Reihen geht unter Wolken des Ruhms und tragt die blutigen Weihen des heimlichen Königtums !

Wie Walter Fler starb Am 15. Oktober 1917, an demselben Tage, als Walter Fler auf der Insel Ösel von einer tödlichen Kugel der Russen getroffen wurde, kam bei seinen Eltern noch ein Feldpostbrief aus seiner Hand an, in dem die ahnungsvollen Worte standen:

,,Dankbar bin ich immer von neuem für das Gleichgewicht des Herzens, das mir nie ernstlich erschüttert worden ist. Nicht etwa, daß ich das Gefühl hätte, vor anderen bewahrt und auf- gehoben zu sein aber ich habe das geruhige, innere Wissen, daß alles, was mit mir geſchicht und geschehen kann, Teil einer lebendigen Entwicklung ist, über die nichts Totes Macht hat." Am 14. Oktober war Walter Fler Kompanieführer des auf Shel liegenden Truppenteils geworden. Um 2 Uhr, am Nachmittag dieses Lages, meldeten Flieger, der Feind befinde sich in unmittelbarer Nähe. Um 3 Uhr sind die ersten Schüsse gefallen. Die deutschen Truppen waren durch angestrengtesten Marsch völlig ermattet, so daß es ihnen nicht gelang, den Feind zu werfen. Am 15. Oktober morgens begann der Kampf auf beiden Seiten mit neuer Kraft. Die Schlacht war erbittert, die Russen suchten den Durchbruch zu erzwingen, aber das Regiment 138 sette im Kampfe bei Lewal, an der Nordostecke der Insel, alles ein, um die Absichten der Russen zu vereiteln. Nach zähem Ningen war endlich die erste Linie des Feindes gegen 1 Uhr nachmittags geworfen. Walter Flex, seiner Kompanie voran, nahm die Verfolgung auf. Mit einem Vortrupp durchjagte er das Dorf Lewal und prallte

September 1936

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hinter dieſem auf die zusammengeballte Macht der Russen. Durch Handgranaten versuchten sie nun Verwirrung in die feindlichen Massen zu bringen. Daraufhin gingen an einigen Stellen weiße Fähnchen hoch, die Truppen waren zur Übergabe bereit, die Offiziere schienen jedoch zu erneutem Widerstand aufgefordert zu haben, da sie der Meinung waren, die indes anrückende Kompanie von Walter Fler sei ohne Rückendeckung. Ein Zugführer von Walter Fler ging vor und forderte die Russen zur Übergabe auf. Russische Offiziere dagegen erklärten den deutschen Offizier für gefangen. Dieser sprang zurück, legte das Gewehr an und rief: ,,Sie wollen sich nicht ergeben ?" Walter Fler hatte inzwischen ein russisches Beutepferd gegriffen, sprang auf und ritt vor. Der erste Schuß, der ihm galt, ging fehl. Er zog den am Sattel hängenden Säbel und ritt mit blanker Klinge gegen den Schüßen vor. Russische Gewehre richteten sich plötzlich auf ihn, die Kugeln durchpfiffen die Luft, eine durchfuhr die Degenhand des Dichters, drang in den Leib und warf ihn vom Pferde. Die Kompanie griff daraufhin die Russen an, ein kurzer Kampf noch, dann ergaben sie sich. Der Verwundete wurde vorerst in das Pförtnerhäuschen . gebracht, das zu dem in der Nähe gelegenen Gute Peudehof gehörte. Die Frage des Offiziers, als er aus schwerer Ohnmacht erwachte, galt dem Stande des Gefechts . Beruhigt ſank er wieder zurück, als er vernahm, die Russen hätten sich ergeben. Den Eltern teilte er noch durch die Hand des Burschen mit : „ Liebe Eltern ! Diese Karte diktiere ich, weil ich am Zeigefinger der rechten Hand leicht verwundet bin. Sonst geht es mir sehr gut. Habt keinerlei Sorge ! Viele herzliche Grüße Euer Walter."

„Totenklage“, so schreibt Fler an einer Stelle im Wanderer“, ist ein_arger Totendienſt . . . . Macht uns nicht ganz zu greisenhaft ernsten Schatten, laßt uns den feuchten Duft der Heiterkeit, der als Glanz und Schimmer über unserer Jugend lag." An anderer Stelle heißt es : ,,Leid kann tätig oder tatenmüde machen, aber sicher ist, daß das größte Leid auch die tätigſten Herzen schafft." In diesem Geiste männlicher Trauer wollen wir dem Kämpfer Walter Fler die Worte nachrufen, die er selbst einem gefallenen Kameraden gewidmet hat:

September 1936

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VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

„Er war ein Hüter, getreu und rein, Des Feuers auf Deutschlands Herde. Nun blüht seiner Jugend Heiligenſchein Als Opferflamme im Heldenhain Über der blutigen Erde.

Die Fackel, die seinem Grabe entloht, Soll Jugend um Jugend hüten, Bis unter Morgen- und Abendrot In Friedensträumen und Schlachtentod Die lehten Deutſchen verblühten .

Ein Flammenengel des Weltgerichts. Schläft ſtill in ſchimmernden Waffen. Einst wird er, zerstäuben die Welten in Nichts , Die blühende Lanze voll schimmernden Lichts Von seinem Grabe raffen.

Dann leuchtet sein Leib aus der Toten Chor, Ein Blik aus wogender Wolke,

Dann bricht er mit Fackel und Schwert hervor Und leuchtet durch der Ewigkeit Tor Voran seinem deutschen Volke.“

„ Leutnantsdienst tun, heißt seinen Leuten vorleben. Das Vorsterben ist dann wohl einmal ein Teil davon. Vorzu sterben verſtehen viele, aber das Schönere und Schwere bleibt das Vorleben."` (Walter Flex.)

September 1936

Anhang : ,,Denkt daran !" / 16. Oktober B

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Gesamtverantwortlich : Frih Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Cher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP . und nur für Dienststellen der Partei.. - Rotationsdruck: J. G. Weiß'sche Buchdruckerei, München.

9. November (1923)

An dem deutschen Weg zur Freiheit stehen Kreuze. Solange es einen deutschen Weg in der Geschichte gab, so lange fallen die Schatten der Kreuze auf ihn. Und das ist das Zeichen, daß über ihm die Sonne scheint. Weil das Opfer lebt, lebt das Volk. Will Decker.

Am 9. November 1923 wurde der Führer und seine junge Bewegung schmählichst verraten. Die Namen der Feiglinge, die bei der Ausrufung der nationalen Revolution durch Adolf Hitler am Abend des 8. November öffentliche Schwüre auf ein neues Reich der Ehre ablegten und schon in der nächsten Stunde die Träger der nationalsozialistischen Revolution mit allen Mitteln einer abgefeimten Schurkerei hintergingen und Heer und Polizei gegen die Garde des erwachenden Deutschland alarmierten, die Namen Kahr, Lossow und Seiffer werden in der deutschen Geschichte immer nur mit Schimpf und Schande genannt werden können. Es gibt Feinde und Widersacher, von denen man auch als Gegner mit Achtung sprechen muß. Aus solchem Holze waren diese drei nicht geschnitzt. Dazu entbehrten sie jeder männlichen Haltung. Sie waren nur die Handlanger und Söldlinge finsterster Mächte, die bei den Ereignissen selbst im Hintergrund blieben, und die es sich zum Ziel gesezt hatten, dem Reich in seiner schwersten Stunde den Todesstoß zu versehen. Nicht für immer werden die wahren Hintermänner des Verrates vom 9. November im ſchüßenden Dunkel bleiben. Der Führer selbst hat angekündigt, daß er sie einmal entlarven wird. Am 8. November 1935, am gleichen Lage, als die 16 Loten der Feldherrnhalle in nächtlicher Stunde zur ewigen Wache aufzogen, sagte der Führer im Bürgerbräufeller u. a.:

Oktober 1936

Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

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Im Sommer (1923) ſchon war uns klar, daß nach der einen oder anderen Seite in Deutschland die Würfel fallen mußten. Wir hatten damals die Einsicht, daß wir, die wir ziffernmäßig vielleicht die schwächsten waren, wertmäßig weitaus an der Spike ſtanden. Als der Herbst kam und hier sich die Ereignisse zusammenballten, wurde immer mehr sichtbar, daß unter dem Druck der Ruhrbeseßung gewiſſenlose Halunken versuchten, Deutſchland am Ende noch zu zerreißen. Da wuchs bei uns, ich darf es sagen, bei mir, der Entschluß, wenn es je soweit kommen sollte, dann wenigstens 24 Stunden vorher das Geſeß des Handelns an uns zu reißen und nicht zu warten, bis die andere Seite vielleicht den Mut zum Entschluß und damit zur Tat fand . Denn das war klar : Wer in der Inflationszeit, in dieser Zeit des Zuſammenbruches von allem und jedem, den Mut zu einem Entschluß aufbrachte, der hatte das Volk hinter sich ... Ich brauche die Einzelheiten heute nicht zu verraten. Ich werde es tun, wenn ich nicht mehr lebe. Wie das damals kam, man braucht es heute noch nicht zu wissen, aber das kann ich ruhig sagen : es war der verwegenſte Entschluß meines Lebens . Wenn ich jekt daran zurückdenke, ſchwindelt mir davon. Der Entschluß, an einer Stelle Deutschlands loszuschlagen und die gesamte feindliche Macht mit einem Schlag gefangen zu nehmen - es war ein kühner Entschluß, und zwar deshalb, weil man den Mut haben mußte, mit dem Vorhandenen und es war wenig die Macht zu übernehmen. Dieſer Entschluß war aber unumgänglich notwendig. Es gab gar kein anderes Handeln als das . Irgendeiner mußte in dieser Stunde dem Verrat entgegentreten und mußte dieſen Verrätern die nationale Parole entgegenhalten. Wer es tat, war am Ende gleichgültig . Wir haben es getan. Ich habe es gewagt. Das Schicksal aber hat es dann gut gemeint mit uns . Es hat eine Aktion nicht gelingen lassen, die, wenn sie gelungen

Oktober 1936

Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

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wäre, am Ende an der inneren Unreife der Bewegung und ihrer damaligen mangelhaften organisatorischen und geistigen Grundlagen hätte scheitern müssen. Wir wissen das heute ! Damals haben wir nur männlich und tapfer gehandelt. Die Vorsehung aber hat weise gehandelt. Allein dieses tapfere Handeln ist nicht vergeblich gewesen. Denn aus ihm ist dann am Ende doch die große nationale Bewegung gekommen.“

Vorgeschichte Nach dem Willen des Führers wird also über den letzten Hintergründen des Schicksalstages der nationalsozialistischen Bewegung bis auf weiteres noch der Schleier des Vergessens gebreitet bleiben. Es sind deshalb nur einige äußere Merkmale der furchtbaren Notzeit des Jahres 1923, die wir uns in das Gedächtnis zurückrufen können: Zunächst einige nüchterne Zahlen über das Wirtschaftschaos. Am 1. und 2. November hat das Reichsbankdirektorium insgesamt 6 Bekanntmachungen über die Ausgabe von Papiergeld veröffentlicht. Es wurden an diesen beiden Lagen nacheinander ausgegeben: Fünfzig Milliarden Mark, zweihundert Milliarden Mark, eine Billion Mark, fünf Billionen Mark, zehn Billionen Mark und einhundert Billionen Mark. Vom Zerfall der deutschen Währung bekommen wir einen Begriff, wenn wir hören, daß für einen Dollar am 1. August 1923 rund eine Million und im November 1923 über vier Billionen Mark bezahlt werden mußten. Wer damals einen einzigen Dollar statt mit Milliardenſcheinen mit Markstücken hätte bezahlen wollen, hätte die Säule der erforderlichen Markstücke mehr als 150 mal rund um die Erde legen können. In den Zeitungen jener Tage findet man fast in jeder Nummer eine Ankündigung über Nachforderungen des Bezugspreises, bis zuletzt für eine einzige Zeitungsnummer auf der Straße Milliardenbeträge bezahlt werden mußten.

Oktober 1936

Anhang : ,,Denkt daran !" / 9. November B

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Von den politischen Verhältnissen können wir uns heute kaum mehr eine Vorstellung machen. In der Pfalz erließ eine Regierung der Pfälzischen Republik" in den ersten Novembertagen 1923 eine ,,Proklamation", wonach die Pfalz als Autonomer Staat im Verbande mit der Rheinischen Regierung" ausgerufen wurde. Gleichzeitig verkündete diese Regierung" das Standrecht. In Bayern wurde die Reichswehr am 22. Oktober 1923 auf die Bayerische Landesregierung neu vereidigt, da die Beziehungen zwischen der bayerischen und der Reichsregierung gestört" waren. Der Reichswehrminister hatte versucht, den Bayerischen Landeskommandanten der Reichswehr abzusehen. Daraufhin hat die Bayerische Staatsregierung von sich aus eine Führung des bayerischen Teiles des Reichsheeres" bestimmt. Die Veröffentlichung dieses Vorgangs in der Presse trug die Überſchrift : Bayern verweigert dem Geßlerhut die Referenz". Mitten in diesem politischen Wirrwarr hatten gewisse klerikale Kreiſe Bayerns keine wichtigere Aufgabe, als eine bayerische Monarchie herbeizusehnen. Am 6. November 1923 z . B. kocht der Bayerische Kurier" über vor Entrüstung, weil ihm folgende Äußerung des Führers hinterbracht worden war : „ Die Dynastien, welche die Geschichte weggefegt hat, sollen und dürfen in deutschen Landen niemals mehr regieren.“ Unter der Überschrift „ Der wahre Hitler“ schreibt das Blatt dann : ,,Darüber muß sich ein Politiker, der in Bayern eine große nationale Bewegung anfachen will, klar sein, daß er sich mit Ansichten, wie sie die oben genannte Äußerung Hitlers enthalten, in schroffſten Widerspruch zu einem sehr großen Teil der national gesinnten bayerischen Bevölkerung seßt. Wer ſich zu dieſem Volkswillen so in Kampfgegensak stellt, wie es Hitler hier getan hat, der hat kein Recht auf Volksführerſchaft in unserem Lande, ebensowenig wie jene, die, von einem verhängnisvollen kulturkämpferischen Geiste besessen, katholische Art und katholisches Wesen nicht begreifen können und wollen. Man sieht auch hier, wie fremd eigentlich Hitler in unserem Lande ist. Er ist sich völlig im unklaren sowohl über die wahren Quellen der bayerischen Stärke als über die Grenzen bayerischer politiſcher Energien.“

Oktober 1936

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Überhaupt entwickelte der politische Katholizismus in jenen Tagen eine außerordentliche Emsigkeit. Mitten auf dem Kulminationspunkt der Inflation, also in der Zeit der ausgeprägtesten und frechsten Judenherrschaft, hielt es der Kardinal Faulhaber in München für notwendig, in der Allerseelenpredigt (1) gegen die antisemitische Presse und die dahinterstehende Bewegung loszuwettern. Nicht einmal in dieser Zeit des krassesten jüdischen Schiebertums hat Kardinal Faulhaber also etwas von der inneren Berechtigung des Antisemitismus verspürt. Dagegen hatte er es für angebracht gehalten, am 26. Oktober 1919, aus Anlaß des Münchener Katholikentages dem deutschen Volke folgende Vorlesung über „ völkische Demut“ zu halten : Das achte Gebot Gottes ist als Gebot der Wahrheit auch ein Gebot der völkischen Demut. Wir Deutsche werden dann die Meinung ablegen, als ob wir ein ganz besonders auserwähltes Volk wären, als ob wir zu einer ganz besonderen Weltmachtstellung berufen wären. Wir werden uns dann bescheiden auf den Plak stellen, und auf dem Fleck Erde arbeiten, wo Gottes Vorsehung uns hingestellt hat. Das Gebot der Wahrheit wird uns auch ehrlich die Augen aufmachen vor dem, was gefehlt worden ist ... Und fällt da nicht ein Schlaglicht auf die Akten, die uns während des Krieges verheimlicht wurden, wie beim ersten Einmarsch in Belgien katholische Belgier von einzelnen deutſchen Soldaten behandelt worden sind?" Am 8. November 1923 wurde auch ein Antwortbrief des Kardinals Faulhaber an den damaligen Reichskanzler Stresemann veröffentlicht, der ein bezeichnendes Licht darauf wirft, in welchem Maße der politische Katholizismus damals sich gleichzeitig zum Schüßer der Juden und Wegbereiter der Monarchie aufwerfen konnte. Es heißt in diesem Brief u. a.: „Wie wollen wir über die ins Riesenhafte gewachsene wirtschaftliche Not, über das mit der Arbeitslosigkeit kommende Elend dieſes Winters Herr werden, wenn nicht alle ſittlichen Mächte ohne Unterschied der Konfeſſion und Partei zuſammenhelfen ? Wie wollen wir sonst den Haß abbauen, der blindwütig über unsere israelitischen Mitbürger oder über andere Volksgruppen in Bausch und Bogen, ohne Schuld-

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nachweis von Kopf zu Kopf den Stab bricht, oder den Bürgerkrieg anrät, der unabsehbare neue Verwüstungen anstiften. und die Verelendung unseres armen Volkes durch Selbſtzerfleischung besiegeln würde ? ... Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, daß die Treue des baherischen Volkes zu seinem Königshaus das Recht der völkischen Selbstbestimmung für sich in Anspruch nimmt ...“ Interessant ist es auch, wie es zu diesem Briefwechsel zwischen dem Freimaurer Stresemann und dem Kardinal Faulhaber kam. Dem offiziösen Kommentar zur Veröffentlichung des Faulhaberſchen Antwortschreibens ist zu entnehmen, daß ,,dem Reichskanzler Äußerungen des Kardinals über die gegenwärtige Lage Deutschlands bekanntgeworden seien und daß er daraufhin bei dem Kardinal angeregt habe, in einer großen Kundgebung aller politischen Parteien in der Reichshauptstadt oder an einem anderen Ort seine Gedanken über die sittliche Erneuerung des Volkes als Voraussetzung für eine soziale und politische Gesundung Deutschlands zu entwickeln. In dem Brief des Reichskanzlers sei gesagt worden, daß jeder an seinem Plaße im Sinne der Reichs = einheit wirken müſſe.“ Diesen Wunsch des Reichskanzlers Stresemann hat aber Kardinal Faulhaber ,,aus gesundheitlichen Gründen und aus kirchenrechtlichem Bedenken" abgelehnt . In diesem Zusammenhang muß auch folgende Tatsache erwähnt wer den. Unter dem Datum des 8. November 1923, an demselben Lage, alſo, an dem in München abends die nationale Revolution prokla= miert wurde, übergab die französische Regierung der Presse in Paris die folgende Meldung: Frankreich will keine deutsche Diktatur. Paris, 8. Nov. Die französische Regierung hat ihren Berliner Gesandten beauftragt, der Reichsregierung mitzuteilen, daß sie die Bildung einer Diktatur-Regierung in Deutschland. nicht dulden werde (!) . Der Schritt Poincarés richtet sich vor allem gegen eine reaktionäre und militärische Diktatur. Am Quai d'Orsay wird dazu noch folgendes mitgeteilt: Frank reich liege es ferne, sich in die inneren

Angelegenheiten.

Deutschlands einzumischen ; es habe aber die Pflicht, sein.

Oktober 1936

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Augenmerk auf die Möglichkeit eines Regierungswechsels in Deutschland zu richten und ferner sich die Gefahr des Zuſtandekommens einer reaktionären Diktatur vor Augen zu führen, die nicht nur den Versailler Vertrag gefährden könne, sondern auch die Gefahr eines nahen Revanchekrieges mit sich bringe. Herr Margerie wird in dem Telegramm, das die französische Regierung an ihn richtet, beauftragt, Herrn Streſemann die Besorgnisse Poincarés in dieser Frage auseinanderzusehen und gleichzeitig den Wunsch der franzöſiſchen Regierung zu betonen, daß sich das republikanische Regime in Deutschland befestigen möge ( !) .

In genau diesem Wortlaut veröffentlichte das Organ des politiſchen Katholizismus in Bayern diese Meldung zusammen mit einem gänzlich objektiven Bericht über die Proklamation der nationalen Revolution in der Morgenausgabe des 9. November. Das Blatt fügte hinzu, daß diese Meldung ,,durch die Ereignisse des gestrigen Abends in München überholt“ sei.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in München die Nachricht von der Ausrufung der nationalen Nevolution durch Adolf Hitler. Eine flammende Begeisterung ergriff die ganze Stadt, eine Tatsache, die selbst der Bayerische Kurier" seinen Lesern nicht verschweigen konnte. Wo immer an diesem Abend Menschen beisammen waren, überallhin drang die Kunde von dem großen geschichtlichen Ereignis. Die Münchener Neuesten Nachrichten" schildern dies in der Morgenausgabe vom 9. November ausführlich. Im Wagner- Saal in München fand am Abend des 8. November ein Unterhaltungsabend für Pfälzer Ausgewiesene statt. Nach dem Bericht dieser Zeitung wurde die Nachricht von der Neubildung der Regierung unter Füh11 Uhr bekannt. Wörtlich heißt es in rung Adolf Hitlers gegen dem Bericht weiter : „Die Nachricht lautete hier zunächst, daß Hitlerſche Truppen den Bürgerbräufeller beseßt hätten. Kardinal Faulhaber, der ſich mit Generalſtaatsanwalt Nork, dem Staatskommiſſar für die Pfalz, Geheimrat Wappes, und anderen bekannten

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Persönlichkeiten aus vaterländischen Kreisen unter den Ehrengästen befand, verabschiedete sich darauf alsbald von dem Gastgeber. Nach dem plöklichen Aufbruch der Ehrengäste verbreitete sich die Nachricht von den neuen Ereigniſſen rasch im Saal ..

Eine Stunde später aber hatten die Herren Kahr, Lossow und Seiſſer den Verrat an Adolf Hitler schon vollzogen. Noch in der Nacht sette sich auf ihren Befehl auswärtige Polizei und Reichswehr in Marsch. In den frühen Morgenstunden klebte an den Plakatsäulen Münchens ein „ Aufruf“ Kahrs, in dem von „ Trug und Wortbruch ehrgeiziger Gesellen" den Männern gegenüber die Rede war, denen derselbe Herr von Kahr wenige Stunden vorher im Angesicht von Tausenden von Menschen mit Treueschwüren die Hand geschüttelt hatte. In demselben Aufruf wurde auch schon die Auflöſung der Nationalſozialistischen Deutschen Arbeiterpartei bekanntgegeben. Ein einziger Entrüstungsschrei ging durch ganz München, schon bevor die Salven an der Feldherrnhalle die Vorkämpfer eines besseren Deutschlands niedergemäht hatten. Das Volk hatte in seiner überwiegenden Mehrheit ein feines Gefühl dafür, welche Meineids = tat in der Nacht vom 8. zum 9. November begangen worden war.

Der 9. November Über den Marsch zur Feldherrnhalle berichtet ein SA.-Mann, der dabei war, folgendes : Ich war SA.-Mann in der 2. Kompanie des Regiments München. Damals hatten wir noch die militärischen Bezeichnungen, und unsere Uniform bestand aus Waffenrock oder Windjacke und „ Hitlermüße“ sowie Armbinde. Die damalige politiſche Lage trieb einem Höhepunkt zu . Wir hatten in der Woche ſechsmal Dienſt: Verſammlungsschuß, Appell, Versammlungsschuß, Ererzieren, Nachtübung, Versammlungsschuß. Hitler selbst sprach jede Woche zweimal im Zirkus „ Krone“, jedesmal vor fast 7000 Menschen.

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Die Regierung Bayerns hatte der SA. erlaubt, sich von der Reichswehr im Ererzieren ausbilden zu lassen. Jede Woche ein- bis zweimal standen wir in der Ererzierhalle der Infanteriekaſerne und wurden ausgebildet. So auch am 8. November 1923. Der übliche Alarmierungszettel hatte keine besonderen Vermerke gehabt, es war ein Ererzierabend wie jeder andere in den bisherigen Wochen. Nur sollte diesmal wieder eine Besichtigung sein. Es ist aber keine gekommen. Aber: Kurz nach 10 Uhr entstand am Eingange zur Ererzierhalle Bewegung. Ein junger Roßbacher stürzte herein und machte unserem Bataillonsführer eine Meldung . Der rief die Kompanieführer zu sich und besprach sich mit ihnen und dem Ausbildungsoffizier. Wir merkten, es mußte was ganz Wichtiges los sein. Eine laute Stimme erscholl : „ Halbkreis ! Marsch-marsch !" Und nun erfuhren wir von dem Ereignis : Die Regierung der Novemberverbrecher ist gestürzt. Hitler, Ludendorff, Pöhner, Kahr, Lossow und Seiſſer bilden die nationale völkische Diktatur ! Ungeheurer Jubel herrschte unter uns und den anwesenden Reichswehrſoldaten. Ein donnerndes „ Heil !" dem befreiten Vaterlande tönte in die Stille der Novembernacht hinaus. Bis 11 Uhr mußten wir in der Kaserne bleiben. Endlich wurde der Befehl zum Abmarſch gegeben. Wir wollten gleich unsere allerdings fast durchweg unbrauchbaren Ererziergewehre mitnehmen, aber schließlich ließen wir sie dem geängstigten Gewehrunteroffizier. Das Bataillon marschierte, getrennt in zwei Abteilungen, zum Bürgerbräukeller, dem provisorischen „ Hauptquartier". Durch leere Vorstadtstraßen führte uns der Weg. Einige inflationsstarke Nachtſchwärmer bummelten ihrer Behausung zu. Wir waren mißtrauisch und marschierten anfangs mit Marschsicherung und eingerollten Fahnen. Erst als wir uns dem Innern der Stadt näherten, der Verkehr lebhafter wurde, sich einzelne Gruppen von Zivilisten bemerkbar mach-

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ten, die uns mit lauten Heilrufen begrüßten, wurde die Marschsicherung eingezogen, Sturmlied angestimmt.

die Fahnen entrollt und das

Am Bahnhofplah trafen wir eine Abteilung Oberländler, die sich uns anschloß. Merkwürdig berührte uns, als wir am Telegraphenamt statt Sturmabteilung Schupo sahen. Als aber auch sie uns ,,Heil !" zuriefen, war unser Argwohn vorbei. - Ein Lied nach dem andern stieg zum Sternenhimmel, die Bevölkerung begrüßte uns mit „ Heil Hitler !“ und sogar die Eckensteher der blauen Polizei grüßten unsere Fahnen. Der Weg führte uns auch — vielleicht absichtlich an dem Redaktionsgebäude der Münchener Post“, dem sozialdemokratischen Schmierblatt, vorbei. Da erlebten wir eine weitere große Freude: Der ,,Stoßtrupp Hitler“, in voller militärischer Ausrüstung, hatte die Straße abgesperrt. Ein Teil war damit beschäftigt, die leßten Aktenbündel aus dieser Giftküche zu holen und in ein vor dem Gebäude brennendes Feuer zu werfen ... Unser Marsch ging weiter. Wir hatten nur noch eine kurze Strecke zum Hauptquartier, als uns eine etwa 200 Mann starke Abteilung begegnete : voraus ein Offizier, eine Hakenkreuzfahne; dann die Truppe : feldmarschmäßig ausgerüstet, mit MG. auf Handwagen. Jeder Mann hatte die Hakenkreuzarmbinde an. Aber an den Schulterklappen erkannte ich sie als Reichswehr. Es war die Infanterie-Schule, der Nachwuchs des Offizierkorps . Vor dem Bürgerbräukeller wogte cine Menschenmenge auf und ab, vaterländische Lieder ſingend. Eine Abteilung der SA. sorgte für Ruhe und Ordnung. Wir traten in den größten Saal Münchens. Welch ein Bild. bot sich uns ! Ein wahres Feldlager !

Der erste Dienst am 9. November war Gewehrfassen. Im Garten standen einige Lastautos voll davon. Früh 4 Uhr erhielten die einzelnen Kompanien, die noch nicht bewaffnet Oktober 1936

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waren, also auch wir, ihre Gewehre und die dazu gehörige Munition. Um 6 Uhr mußte unsere Kompanie antreten. Wir marschierten in die Gegend des Mar - Weber - Plakes, ein Standquartier, also Feldwache, wurde errichtet und die Mannschaften auf Straßenpatrouille ausgeschickt. Nasser Schnee fiel vom Himmel. Erst mittags wurde das Wetter besser. Die Arbeiter gingen ruhig in die Fabrik, sie waren froh, daß der alte Inflationsschwindel aufhören sollte. Wir bekamen gegen 9 Uhr einen Stoß Flugblätter, die wir an die Bevölkerung zu verteilen hatten. Um 12 Uhr mittags zogen wir die Zugswachen ein, die Kompanie sammelte, marschierte an die Ludwigsbrücke und traf dort auf das I. Bataillon der SA. Am anderen Ende der Brücke, stadteinwärts, stand eine kleine Schupowache. Wir hörten das Gerücht, daß die Schupo keine Leute von uns ins Innere der Stadt ließ . Es blieb nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, denn vom Bürgerbräukeller kamen Tausende, von Menschen herunter : ein langer Zug, die ganze Straßenbreite einnehmend, in der Mitte, in 18er-Reihen, die Truppen der SA., die Oberlandler und Roßbacher, und an der Spike, vor den Fahnen, die Führer : Hitler, Ludendorff uſw. Unser Kompanieführer kommandierte, wir nahmen die Gewehre über und schwenkten in Gruppen in den Zug ein, an den uns zustehenden Plak, neben der 1. Kompanie, alſo gleich hinter den Fahnen. Mühsam bahnten wir uns dabei den Weg durch die Zivilisten, die uns mit Heilrufen begrüßt hatten. Wir paſſierten die Brücke (die Schupowache war unterdeſſen von einer Abteilung des ,,Stoßtrupps Hitler" entwaffnet worden) und marſchierten ſomit an der Spike des Zuges ins Innere der Stadt ein. Die Häuser hatten zahlreich beflaggt, schwarz-weiß-rot und verschiedene

sogar

mit Hakenkreuzfahnen.

Eine

unzählige

Menschenmenge begleitete den Zug, ununterbrochen

Heil

Hitler!" rufend. Der ,,Stoßtrupp Hitler", links und rechts von Führern und Fahnen, konnte nur durch sanfte Gewalt ein Vorwärtskommen des Zuges ermöglichen . Bald ſtimmten wir

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Lieder an. Die Menge sang mit. Mächtig brauste das Hitlerlied durch die Straßen. Um Marienplak, der schwarz von Menschen war, herrschte ungeheurer Jubel : vom Rathaus wehte die Hakenkreuzfahne ! Wir bogen rechts in die Theatinerstraße ein und zogen durch die Perusastraße in die Residenzstraße. Links hatten wir Privathäuser, rechts die Breitſeite der Reſidenz, und vor uns die Feldherrnhalle mit dem Odeonsplak. Es wurde das Lied „ O Deutschland hoch in Ehren ..." angestimmt; der Sang schallte mächtig in der schmalen Straße. Die Spike des Zuges, etwa 10 Meter vor unserer Kompanie, mußte an der Residenzwache, gegenüber der Feldherrnhalle, angelangt sein, wir waren in Höhe des Preysing-Palais, als plößlich unser Gesang jäh unterbrochen wurde : rrrrr ... tack-tack-tack ... ! Das Lied verstummte, weiter hinten starb es langsam ab. Die Menschenmenge, die die ganze Straßenbreite eingenommen hatte, stockte. Sekundenlang Ruhe. Nur : ……. tack-tack-tack…… .! Dann: gellende Schreie ! Und ein Zurückfluten der Menschen links und rechts vom Zuge. Wir ſtanden eingekeilt, Schulter an Schulter. - ,,Sie Das Gewehr heruntergerissen : ,,Was ist los ?" schießen! Zurück, zurück !" - Doch wir standen. Hundert Gedanken durchstürmten auf einmal den Kopf: „ Sie schießen? Wer? Wo? Und Hitler ? Ludendorff? Die Fahnen ?" Links drängten die Zivilisten zurück. Vor und neben mir noch einige - - tack -tack-

Reihen Sturmabteilung. Und immer noch tack ... !

Da drängte es auch in unseren Reihen, einige sprangen seitwärts, andere lagen am Boden. Nun sah ich vor mir graugrüne Uniform. Und Gewehrläufe. Und Blike daraus ! Ich wurde zurückgedrängt, ein — zwei Meter, und stürzte über ein am Boden liegendes Fahrrad.

Und wieder päng . . . päng .

über meinem Kopf und wie-

der Schreie, Todesrufe, gellend laut. Mein rechter NebenOktober 1936

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mann ſprang auf, wollte zurück. Ich packte ihn am Fuß, er fiel wieder hin. ,,Kriech zurück!" Ich nahm noch ein Gewehr und kroch, fest an den Asphalt gedrückt, einige Meter zurück in die Seitenstraße hinter das Preyſing-Palais, außer Schußlinie. Hunderte von Menschen in dieser kleinen Gasse. Ich stand auf, blickte zurück. In der Residenzstraße zehn -zwanzig dreißig Menschen auf dem Boden liegend. Im Blute !

Und Gewehre, eine Müße, ein Mantel, ein Fahrrad — und eine Fahne. An der Ecke das MG . - Das Schießen hatte aufgehört. ,,Du ― hol die Fahne ! — Schnell, die Fahne! — Ich das MG . !" Ein junger Oberländler sprang hinaus, packte die Fahne, eilte zurück in die Deckung. Ich zog mit einem Kameraden das MG . um die Ecke. - Motorgeknatter. Ein Auto fuhr von hinten vor, bis zur Spike, und wieder zurück. Ich kann heute noch nicht begreifen, wie schnell das gegangen ist.

Wieder trat Ruhe ein. Doch jest: Hitler ? Ludendorff? Gerüchte: Ludendorff tot, Hitler verwundet ! Nein, das konnte nicht sein! ,,Holt eure Verwundeten !" Ein grüner Schupoleutnant schrie uns das zu. Wir eilten hinaus, holten vier - fünf Ver. wundete. Im Stiegenhaus Dußende von Menschen. Männer, Frauen, Kinder ; Sturmleute, ein Verlekter, ein Toter ! — Blut! Und diese Luft in dem dunklen Flur. Ein alter Mann bekommt einen Nervenschock. Wir helfen. Wir verbinden, mit Hemdfeßen, Taschentüchern . Ich hatte ein Verbandspäckchen Herr Leutnant!" - ,,Wo in meinem Waffenrock. „ Hier -?/1 Im ersten Stockist die Kompaniefahne werk hält sie ein Mann. “ "Fahne her!" Das Fahnentuch, feucht von Blut, heruntergeriſſen. Anton bindet es sich unter dem Waffenrock um den Leib. Und ich das weiß-blaue Band - das wir beim Deutschen Tag in Nürnberg am 2. September 1923 an die Fahne heften durften jekt hat es rote Flecken !

Oktober 1936

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Deutsches Blut! Von Kameraden, von Freunden! Durch Verrat! Sanitätsautos kamen, holten Verwundete, Tote .... von der Straße, vom Flur, aus der Konditorei in unserem Hause. Was nun? Wir sind abgeschnitten. Schupo wird kommen ! - Und unsere Waffen? - Die bekommt sie nie!

Wir trugen unsere Waffen in das erste Stockwerk. Hier war die Küche der Konditorei. Nun ging es ans Verstecken. Jemand gab uns die Erlaubnis. Also : Gewehre hinter Schränke, unter Öfen. Pistolen, Seitengewehre, Munition usw. in volle Mehlsäcke, in Kaffeemaschinen, in Tortenschachteln . Auf dem Heimweg begegnete uns Reichswehr — das war ja die Kompanie, in der ich noch vor einem halben Jahre gedient habe, drüben in Augsburg . Und jest ... sie erkannten mich, schüttelten den Kopf. Ich ballte die Faust ... Wir gingen heim, sagten kein Wort. Nur denken : Rache! Rache! Abends trafen wir uns wieder. Gingen in die Stadt : fast an jeder Ecke Reichswehr und Schupo mit Maschinengewehren, mit aufgepflanztem Seitengewehr . Gummiknüttel.

Die Schupo noch mit

Und doch : auf und ab wogten durch die Straßen unabsehbare Menschenmengen.

,,Heil Hitler !" - ,,Heil!" „ Rache für unsere Toten ! - Rache ! ..." ,, Hitler-Lied !" Brausend sang die Menge entblößten Hauptes ... Reden wurden gehalten. Plakate der ,,alten" Regierung ab1 gekraßt. Tausende Menschen überall. ,,Heil Hitler!" - Ein Schuß Oktober 1936

noch einer.

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Schupo zu Pferde. Attacke in die Menge 1 mit Reitpeitschen ſchlugen ſie auf Männer, Frauen, Kinder. Auf Deutsche ― auf Deutsche!! Drei, vier Tage ging es in München so zu. Dann trat allmählich äußerliche Ruhe ein. Die Toten wurden begraben.

Und so berichtet ein anderer Teilnehmer des Marsches zur FeldHerrnhalle :

Im Scheine der blaſſen, dünnen Novemberſonne stehen wir angetreten auf der Rosenheimer Straße vor dem Bürgerbräufeller. Wir, das sind Teile des Regiments München der SA., sind Leute vom Oberland und Männer vom Freikorps Roßbach. Alle fiebern sie dem Ereignis entgegen, das jekt kommen soll, kommen muß, nachdem Hitler gestern abend die nationale Regierung gebildet hat: Der Marsch nach Berlin, um da oben die vom November 1918 aus ihren Sesseln zu holen. Heute vor fünf Jahren, da sind wir in Erwartung des Waffenstillstandes in unseren Gräben und Löchern gelegen, ſind hinter unseren Geſchüßen gestanden und haben in Ohnmacht denjenigen geflucht, die uns in erbärmlichſter Feigheit die Waffe aus der Hand ſchlugen. Und jeßt wollen wir marschieren, wir, die alten Frontsoldaten des Weltkrieges und die Jugend, die sich mittlerweile zu uns gefunden, um die Schmach, die Schande jenes grauen Novembertages auszulöschen. Um unser Deutschland, unser Reich aufzurichten, jenes Deutschland, für das wir vier Jahre an der Front geblutet und das wir in stillen Stunden uns für die Zukunft gewünſcht hatten. Und gestern abend war es Tatsache geworden. Da hat unser Führer, unser Hitler, mit seinem Feuergeist, mit seinem Wollen das Zaudern der Spießer niedergerungen und sie zur Tat hingerissen, zu der Tat, die das Schandregime der leßten fünf Jahre wegfegen sollte.

Oktober 1936

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Noch klingt in unseren Ohren und Herzen der Jubel nach, der den Raum des Löwenbräukellers erfüllte, als Effer unter atemlosen Schweigen die Ausrufung der nationalen Revolution bekanntgab. Es war erschütternd, zu sehen und zu hören, wie sich die Begeisterung Bahn brach aus Herzen, die die Not, das Elend, die Schande der leßten Jahre verhärtet zu haben schienen .

„In Gruppen rechts schwenkt - marsch !" weckt mich ein Kommando aus meinen Sinnen. Ruck, zuck, schwenken die Gruppen ein. Da lacht mein altes Soldatenherz, wie ich sehe, wie unsere Jungens, denen wir heute noch die ersten Gewehrgriffe beibrachten, mit fest angezogenem Gewehr einſchwenken. Ernst und ruhig kommen unsere Führer an uns vorbei. Voraus Hitler, flankiert von der Hünengeſtalt Ludendorffs und Göring im Ledermantel, dann die vielen anderen. Rittmeister Rickmers winkt mir im Vorbeigehen zu. Die Führer seßen sich an die Spike des Zuges. Hart trappen unsere Schritte auf dem Pflaster hinunter zur Ludwigsbrücke. Ich marschiere als Flügelmann der achten Gruppe. Unſer Marſchtritt dröhnt auf der Brücke. Unten rauscht die Jſar der Donau zu. Wie lange wird es dauern, dann überschreiten wir die Donau, wie lange, dann stehen wir vor den Toren, Berlins und pochen mit harter Faust daran, unser Recht zu fordern. Da stockt der Zug. Ich erblicke eine Kette Landespolizei, die die Brücke nach der Stadt zu absperrt. Einer unserer Führer spricht mit einem Offizier der Polizisten. Was soll das bedeuten? Aber da geben die Grünröcke den Weg frei. Schon seht sich unsere Spike wieder in Bewegung. Gesang bricht aus der Kolonne auf. Vorbei an den mit bleichen Geſichtern am Brückenrand stehenden Landespolizisten marſchieren wir. Einer ihrer Offiziere hebt salutierend die Hand an den Stahlhelm . Durchs Jſartor geht unser Weg. Im Tal ſäumen Menschenmauern den Straßenrand. Brauſend widerhallt unser Gesang an den Wänden der Häuser, donnernd bricht sich der

Oktober 1936

Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Schall tausender jubelnder Stimmen der Menschen an den Quadern des Münchener Rathauses. Ein Jauchzen geht durch die Maſſen, die unſeren Weg ſäumen, eine Begeisterung, die uns mit tausend guten Wünschen begleitet. Durch die Dienerstraße gelangen wir auf den MaxJoseph-Plak. Menschenleer ist der weite Raum vor dem Nationaltheater. Oberleutnant Roßbach hat ihn mit ſeinen Infanterie - Schülern von der Maximilianstraße sauber abgesperrt. Vorbei. Hart trappen unsere Schritte in die Enge der Reſidenzstraße. Von vorne her steigt das Lied ,,O Deutschland hoch in Ehren" in die Luft. Alle, alle stimmen wir begeistert ein. Wir singen mit den Versen dieses Liedes unsere Begeisterung, unsere Hoffnung hinein in den Novembertag.

An meinen Vordermännern vorbeiblickend, sehe ich die lange, gerade Zeile der Ludwigstraße leer vor uns liegen. Mein Nebenmann ruft mir etwas zu, lachend und freudig klingt seine Stimme. Ein Ruck geht durch unseren Zug . Hart pralle ich auf meinen Vordermann auf. Seitwärts heraustretend sehe ich plößlich eine Doppellinie Landespolizei quer über unsere Marſchrichtung springen, uns den Weiterweg versperrend. Vorne ruft einer etwas. An der Stimme glaube ich Hitler zu erkennen. Was soll das heißen, daß sie uns aufhalten? ― wir haben und mir noch einen weiten Weg vor uns . Da sehe ich - - einer der ist's, als gefröre mir das Blut in den Adern Tschakomänner springt vor, reißt einem Polizisten den Karabiner aus der Hand, legt an, und krachend bricht der Schuß aus dem Lauf. Was ist das? Die, die schießen auf

— - uns ?

Knallen, Knattern, Pfeifen und Zischen erfüllt mit einem Male die Luft. Von drei Seiten bricht das Feuer auf unſere Spike herein.

Oktober 1936

Anhang : ,,Denkt daran !" / 9. November B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Droben auf der Feldherrnhalle züngelt ein Maschinengewehr blutlüstern auf. Klatschend und surrend sprißen Querschläger vom Plaſter.

Ein Schreien, ein Toben ist in der Luft, als lachten tausend Teufel. Vorne, wo eben noch unsere Führer standen, ist nur mehr ein blutender, zuckender Knäuel von Menschenleibern, mitten darunter die Fahne, unsere Fahne mit dem Zeichen der Sonne, der Siegrune. Immer noch stehe ich aufrecht, fassungslos dem fürchterlichen Geschehen gegenüber. Um mich peitschen die Geschosse der Schergen einer dunklen Macht, eines Verrats, wie er schändlicher nie geschah. Da packt mich eine Wut, eine richtiggehende baherische Stinkwut. Meine Pistole reiße ich heraus und schieße auf die Teufel da vorne, auf die, die meinen Führer, meine Kameraden zuſammenknallen wie tolle Hunde. Ein Schlag trifft meinen linken Arm. Ich werfe mich hin. Vor mir liegt einer auf dem Plaster, stöhnend, in einer immer größer werdenden Blutläche. Klatschend schlagen neue Geschosse in seinen wunden Körper, der sich aufbäumt und endlich stilliegt. Endlich schweigt das Feuer. Endlich, als die Straße tot, ausgestorben daliegt. Nur vorne, da, wo unsere Führer ſtanden, vor Minuten noch, da zuckt es noch im Haufen der übereinandergeworfenen Menschenleiber.

Ich erhebe mich langsam. Blut tropft aus meinem Ärmel. Ich achte es nicht. Meine Kameraden rufe ich, die sich im Portal des Preysing-Palais gedeckt haben. Langsam kommen sie näher. Wir bergen die Verwundeten und Toten da vorne, ohne daß uns die Landespolizei dabei stört. Einer, ein Oberleutnant, steht da, auf seinen Karabiner geſtüßt. Ich muß an mich halten, um ihm nicht an den Hals zu springen.

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Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Es ist eine traurige Arbeit, die wir da verrichten. Bei vielen, allzuvielen ist unser Bemühen vergebens . Aber plöglich, da heißt es : Hitler lebt ! . Und da überkommt mich in all dem Grauen um mich herum eine wilde Freude. Der Mann, der Deutschland allein retten kann, er lebt noch, wir werden unter ihm weiterkämpfen, und wir werden einmal, einmal siegen. Unsere Toten und unsere Verwundeten haben wir geborgen . Die Arbeit ist getan. Unser Marsch, angetreten in der Hoffnung auf ein neues Deutschland, im Vertrauen auf Manneswort und Mannestreue, ist zusammengebrochen unter den Kugeln der Reaktion und des schnöden, gemeinsten Verrates. Ich achte meiner Wunde nicht. Was zählt auch die gegen das junge Leben, das hier starb, sterben mußte, weil ihm Deutschland mehr galt als das eigene kleine Ich? Aber eines will ich. Weiterkämpfen, weiterarbeiten im Sinne der Toten da, um ihren Traum von einem neuen Deutſchland zur Gewißheit zu machen. Ich trenne mich von meinen Kameraden. Der Händedruck, den ich von ihnen empfange, gibt mir die Gewißheit, daß sie gleichen Sinnes mit mir ſind. Wir sind eins in unserem Wollen. Der Tod unserer Kameraden an der Feldherrnhalle ist uns eine Verpflichtung . Und in unserem Händedruck brennt der Schwur : Auf den Tag, Kamerad!

Nach den tragischen Ereignissen des 9. Novembers ließen die Blätter des bayerischen politischen Katholizismus die Maske fallen. Kübel von Schmug, Verleumdung und Niedertracht wurden über den Führer ausgegossen. Ein widerliches Gemisch von Gemeinheit und geheucheltem, salbungsvollen Mitleid mit den Toten des 9. November starrt uns aus ihren Spalten in diesen Lagen entgegen, viel widerlicher als das offene Triumphgeschrei der marristischen Presse.

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Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Geschichtlich besonders interessant ist es, daß in diesen Tagen die Person des Kardinals Faulhaber immer wieder öffentlich in Schuh genommen werden mußte gegen den Unwillen der Münchener Bevölkerung. Die schwarze Presse versichert in dieser Zeit jeden Tag neu, ,,daß nicht der Kardinal den Generalstaatskommissar von Kahr umgestimmt und von Hitler abgedrängt habe. Tatsächlich habe er weder in der kritischen Nacht, noch seither ein Wort oder eine Zeile mit Dr. von Kahr gewechselt und nicht im geringsten in die Bewegung eingegriffen.“ (Bayerischer Kurier, am 14. November 1923.) Auf derselben Linie liegt ein Aufruf des „ Zentralkomitees der Katholiken Münchens “, der im „ Bayerischen Kurier“ am 17. November 1923 erschien. Dort heißt es u. a.: „ Wohl hat Se. Eminenz einige Tage vor den traurigen Ereigniſſen zum Frieden gemahnt und vor dem Bruderkriege gewarnt, wohl hat er im Hinblick auf die offen ausgesprochene Drohung, daß alle Juden wahllos erschossen werden sollen ( ?? !) , gemahnt, niemand bloß um ſeines Glaubens willen zu verurteilen und zu verfolgen, aber das dürfte doch keinen Grund bilden, unſeren Oberhirten in so rauher Weise anzugreifen ..." In diesen Tagen war es auch, daß in München, Nürnberg und anderen süddeutschen Städten das Gerücht umging, die drei füddeutschen Staaten sollten unter dem Protektorat Frankreichs mit Öster= reich vereinigt und vom Reiche losgetrennt werden. Daß Bestrebungen, Deutschland zu zerreißen, seit längerer Zeit im Gange waren, hat uns der Führer am 8. November 1935 bestätigt mit den schon erwähnten Worten: ,,Als der Herbst kam und hier sich die Ereignisse zusammenballten, wurde immer mehr sichtbar, daß unter dem Druck der Ruhrbeſeßung gewiſſenlose Halunken versuchten, Deutschland am Ende noch zu zerreißen. Da wuchs bei uns, ich darf es sagen, bei mir, der Entschluß, wenn es je soweit kommen ſollte, dann wenigstens 24 Stunden vorher das Gesek des Handelns an uns zu reißen und nicht zu warten, bis die andere Seite vielleicht den Mut zum Entſchluß und damit zur Tat fand."

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Anhang: ,,Denkt daran !“ / 9. November B

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Vom Führer selbst wird das deutsche Volk einmal die lehten Zusammenhänge dieser schwersten Stunde der deutschen Geschichte erfahren. Bis dahin können wir alle nur ahnen, welcher Schurkenstreich durch das Fanal des 9. November 1923 in lester Stunde verhindert wurde.

Unvergänglich sind die Namen der sechzehn Loten der Feldherrnhalle in die deutsche Geschichte eingegraben. So groß und erhaben das Denkmal ist, das der Führer ihnen auf dem Königlichen Plah in München errichtet hat, - das herrlichste Mahnmal ihres Opferganges ist das unsterbliche Reich, das sich heute wie ein Dom über ihren ehernen Särgen wölbt. Und nie werden auch die Worte vergehen, die der Führer in der weihevollen Nacht ihres Aufzuges zur ewigen Wache gesprochen hat: ,,Wahrhaftig, die Bahrtücher dieser sechzehn Gefallenen haben eine Wiederauferstehung gefeiert, die weltgeschichtlich einzigartig ist. Sie sind zu Freiheitsbannern ihres Volkes geworden. Und es ist das Wunderbare, daß aus diesem Opfer heraus diese große Einigkeit in Deutſchland kam, dieser Sieg einer Bewegung, einer Idee, und die Verpflichtung des ganzen Volkes darauf. Und alles das verdanken wir mit diesen ersten Männern . Denn wenn ich damals niemanden gefunden hätte, für dieses Reich mit Leib und Leben einzutreten, dann wäre dies auch später unmöglich geworden. Alle folgenden Blutopfer waren inspiriert durch das Opfer dieſer ersten Männer. Deshalb heben wir sie heraus aus dem Dunkel des Vergeſſens und stellen sie hinein in die große Aufmerksamkeit des deutschen Volkes für immer ..

"... So wie es bei mir feststand, daß, wenn mir das Schicksal einmal die Macht übergeben wird, ich diese Kameraden aus ihren Friedhöfen herausholen und sie ehren und der Nation zeigen werde, so wie mir dieser Entschluß immer vor dem Auge blieb, so habe ich ihn nun erfüllt. Sie gehen jeßt ein in die deutsche Unsterblichkeit. Damals, da konnten sie das heu-

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Anhang: ,,Denkt daran !" / 9. November B

VORSCHLAGE DER R.P.L. ZUR FEIERGESTALTUNG

tige Reich noch nicht sehen, nur ahnen. Das Schicksal hat es ihnen verwehrt, dieses Reich zu erleben. Nachdem aber sie dieses Reich nicht mehr erleben und nicht mehr ſehen durften, werden wir dafür sorgen, daß dieses Reich sie sehen wird. Und deshalb habe ich sie in keine Gruft gelegt und in kein Gewölbe verbannt. Nein, so wie sie damals mit offener Brust marschierten, ſo sollen sie jest in Wind und Wetter, bei Sturm und Schnee unter Gottes freiem Himmel liegen, immer als Mahnzeichen für die deutsche Nation. Und für uns sind sie nicht tot. Diese Tempel sind keine Grüfte, sondern eine Ewige Wache. Hier stehen sie für Deutſchland und wachen für unser Volk. Hier liegen ſie als treue Zeugen unserer Bewegung."

Einst wird die Zeit kommen und fragen : Seid ihr des Zeitalters und der Gottesſiege würdig geblieben ; habt ihr hernach so gesprochen und gedacht, wie gefiegt und geblutet? Ist nicht jeder Blutstropfen der Toten ein Herzbluttropfen zum Bewegen eures Herzens? Jean Paul.

Gesamtverantwortlich : Fritz Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in. 1ernes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Gaupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck : J. G. Weißz'iche Buchdruckerei, München.

t

Weihnacht Weihnachtszeit ...! Was umschließt dieses eine Wort doch alles für Menschen deutschen Blutes. Frohe Kindheitserinnerungen werden in uns allen wach, wenn wir den grünen Baum in unsere Stube stellen und rüsten zum Fest der Freude und des Schenkens. Millionen deutscher Männer aber denken in diesen Tagen auch zurück an die vier Weihnachtsfeiern, die sie draußen im Schüßengraben erlebt haben, wo es außer dem Inhalt der Feldpostpakete nichts zu verschenken gab als eine eiserne Frontkameradschaft. Eine solche Kriegsweihnacht wollen wir nacherleben in einer Schilderung Hans Zöberleins :

Weihnacht in der Siegfriedstellung ... Kalt ist es wie in Sibirien . Der Drahtverhau ächzt und klirrt leise im Nordwind. Wenn ein Schuß in die vereiste Deckung schlägt, sprühen Funken davon. Von Zeit zu Zeit rattert eine Serie aus den Maschinengewehren in die beginnende Dunkelheit, damit die Läufe nicht einfrieren. Und im leßten Schein der Dämmerung schleicht der Horchposten vom Girgl seiner Gruppe ins Vorfeld. Im Graben der Nachbarkompagnie gehen schwere Minen nieder und ſprühen dunkles Feuer zum sternübersäten Nachthimmel. In einer halben Stunde ist mein Grabendienst vorüber, dann ist heiliger Abend in unserem Unterſtand. Aus dem Rauchrohr unseres Ofens züngelt Feuer in den Graben heraus, daß ich warnen muß, nicht gar so verrückt einzuschüren, aber gern meine ſtarren Hände an dem warmen Rohr wärme und mich von der Hiße anfächeln lasse. Unser Posten lehnt regungslos an der Grabenbrüstung. Der Underl und der Xari sind es ; flüsternd reden wir miteinander. „Heut' ist es ruhig drüben.“

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Anhang: ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

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,,Werden halt auch Weihnachten feiern."

„ Aber besser schon als wir.“ „ Freilich, die haben ja alles, was ein Herz begehrt.“ ,,Einen Christbaum haben sie doch nicht.“

„Wir ja auch nicht." ,,Doch, ich habe einen von daheim geschickt bekommen, so einen kleinen wie voriges Jahr." Ein emsiges Treiben ist im Unterſtand. Behagliche Wärme löst meine froststarren Glieder. Der Schmiedmartl hat schon Wasser aus einem vereiſten Trichter auf die glühende Ofenplatte gestellt. Einer bratet Äpfel und zaubert 1 Wohlgerüche in den engen, hölzernen Raum. Dann sehe ich mich nieder und Lebpacke bedächtig genießerisch aus, was von daheim kam, kuchen von der Mutter, Nüsse und Äpfel, sogar ein Stück Butter und geselchte Bratwürste wo sie die nur her haben — mag in dieser hungrigen Zeit? ein neues griffestes Messer und im Eck wahrhaftig eine ganze Kiste „ Meriko“, die meinem Vater wohl schwere Beschaffungsſorgen machte, eine Flasche Rotwein, die Marke kenne ich noch, die ist aus dem Friedensvorrat, dem ich im Keller daheim oft heimlich zu Leibe ging; allerlei Backwerk von der Schwester und ganz unten ein Buch „ Geschichten aus dem heiligen Landl", etwas zum freudigen Lachen; da werde ich nachher draus vorlesen. Die Kameraden stehen herum und freuen sich mit, denn bei uns gehört es allen, was einer bekommt. Da habe ich noch ein Packl, da staunen ſie alle wie kleine Kinder, als ich es aufmache; denn da liegt ein kleines, zierliches Christbäumchen drin mit feinen Kerzen und silbernem Tand. Das stelle ich auf ein Brett im Eck und zünde es an mit feierlicher Art, wie ein Mesner in der Kirche. Festliche Ruhe umfängt uns weich ! Da sißen wir nun, stumm wie Hackstöcke, und fressen das Heimweh in uns hinein. Nur die zarte Lichterpracht des Bäumchens im Eck strahlt schwach über die harten, abwesenden Gesichter.

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Anhang : ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

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Einer schneuzt sich verhalten, und der Heiner spielt mit dem Finger an dem silbernen Glöcklein, das von einem Zweige hängt. Ganz leise fängt der Schmiedmartl auf seiner Mundharmonika zu spielen an, als rausche von fern eine Orgel aus einer offenen Kirchentüre. Und dann löst sich fein und zart wie eine Kinderstimme die Legende der heiligen Macht heraus und läßt unsere Herzen überquellen, daß wir erst leise mitſummen und dann immer - heilige Nacht

inniger zu singen beginnen : ,, Stille Nacht alles schläft, einsam wacht —:"

So ſingen wir und schauen aneinander vorbei, weit in die Erinnerung zurück, wie es einstens gewesen ist - daheim. Und wie die Strophe geendet hat, fangen wir wieder an: ,,Stille Nacht - heilige Nacht - Hirten erst ku ——." Da stocken wir und horchen hinauf, denn der Schlag einer Handgranate vibriert durch die seichte Decke : Tſſuung ! Der Martl ſeßt die Mundharmonika ab. Ist das nicht unser Posten ? Was hat denn der so rüpelhaft unsere Feier zu stören ? Da ! - Tffuung! Tſſuung !! Und jekt - das ist unser Maschinengewehr, das so hölzern dumpf loshämmert. Wir rumpeln auf. Der Heiner bläst geschwind die Kerzen aus. Trappeln oben, die Decke am Eingang wird weggerissen : „ Raus ! der Tommy !" Wir haben schon die Gewehre und Handgranaten gepackt, rennen den Ofen halb um und stehen plöslich in der eiskalten Nacht oben, die von Leuchtkugeln erhellt ist. ,,Da drüben am Horchposten !" schreit einer. Beim Girgl seiner Gruppe feßen sie ganz verrückt mit Hand granaten. Schwere Minenſalven ſchüttern mit reißendem Donnern, und dieſes wüſte Toben wird nun urplößlich durch den Wirbel unserer Handgranaten gesteigert. Rote Sterne zersprühen in der Nacht: Sperrfeuer Sperrfeuer !

Ich knalle immer wieder Leuchtkugeln in den Drahtverhau, wo die Magneſiumballen grellhell verglühen. „ Wo ſind ſie denn, November 1936

-Anhang : ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

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ich sehe nichts ?", schreie ich den Guſtl an, der alarmiert hat. „Vorhin waren sie da draußen, ganz gewiß, ich habe sie stehen sehen." Rrumms ! haut eine Mine hinter den Graben, daß wir uns ducken vor den pfeifenden Spittern. Leuchtkugel um ,,da! — da ſind ſie! Halbrechts

Leuchtkugel hinaus und

im Drahtverhau!" Ein ganzes Rudel, sie haben Schneemäntel an, man sieht nur ein undeutliches Gezappel, wie sie über das Hindernis turnen. Den Heiner zur Seite stoßend, reiße ich das M.G. herum und haue mit sprühendem Feuer in den Haufen hinein. Ein Höllenlärm raubt alle Besinnung. Ratatatatatat. Da sind sie nur drauf, drauf! Sonst kommen sie uns herein in den Graben. Sprißendes Feuer schlägt mir ins Gesicht, sie schießen auf uns, nur nicht nachgeben, lange machen sie das nimmer unter der rasenden Garbe meines Gewehres ― · ratatatatatatat - ratatatatattat „ Gurt durch !” schreit mir der Guftl beim Stocken der Feuerserie in die Ohren, da sprißt wieder dieses Feuer, der Gustl heult brüllend auf und fällt zur Grabensohle. Wütend reiße ich einen neuen Kasten auf. „ Gib her, ich hab sie jest!", brüllt mich der Heiner an und stößt mich weg. „ Sie müſſen ſchon im Graben ſein. Sperr ab ! Sperr ab!" Tsenng, tssinng ! Das sind englische Handgranaten in unserem Graben. Harte Brocken von einem Minenschlag kollern vor meine Füße. Stickender Pulverschwaden weht. Da stoße ich mit brüllenden Geſtalten zuſammen, die hinter die Schulterwehr zurückweichen : „ Der Tommy ! Herinnen ist er! Dableiben, absperren ! Nichts wie Handgranaten ! Du Xari, zum Kompagnieführer, der Stoßtrupp ſoll vor !" Da fliegt ein Stück vor uns im Graben eine feurige Wolke auf, schwarze Bälle kollern heran. Sie rollen zu uns herauf! Wir pressen uns an die eisige Wand der Schulterwehr und ziehen ab und ziehen ab.

,,Nur drauf, drauf, nicht mehr auslassen."

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Anhang: ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Da steht der Guftl mit stieren Augen im blutigen Gesicht plöglich neben mir und schrillt mit übergeschnappter Stimme : — laßt's mich hin - lala", und hält mich ,,Laßt's mich am Arm mit der zischenden Handgranate, daß ich ihn entseßt zurückstoße und gerade noch werfen kann, ehe sie in meiner Hand losgeht. Raſend haut unser M.G. mit wütendem Peitschen über unsere Köpfe hinweg den Graben entlang und reißt Funken aus dem Eis an den Wänden. Da kommen sie uns so leicht nicht heran, der Martl schießt flach den Graben entlang Leuchtkugel um Leuchtkugel, rote, weiße, gelbe, grüne, was ihm gerade für Patronen unter die Finger kommen und horch ! Sscht wumm - ſchſcht wumm! Endlich unsere Artillerie. Gott ſei - Dank! „Plak machen!" schreit wer von hinten. Unser Kompagnieführer ist da und hinter ihm der ganze Graben voller Leute ! „ Den Stoßtrupp vorlaſſen !“ ,,Wo san's ?" fragt mich der Hans ganz atemlos und dann schreit er schon:

— ,,Salvece

Achtung ! -Wurff !"

Da stürze ich mit vor und hinein in den weißen Dampf. ,,Achtung, Salveee, Wurff!" Trumm - fffrrr ! ,,Llooss !!// Hoppla, da liegt einer, ein Tommy ! Da wieder einer ! Weiter! Es kommt keine Gegenwehr. Der Graben ist leer. Sie sind anscheinend schon wieder fort. Von dunklen Blutflecken ziehen Spuren durch den Schnee ins Niemandsland hinaus. Da steigt vor uns eine deutsche Leuchtkugel und eine Stimme ruft: „ Langsam, öha, mir ſan a no da!" Das ist der Girgl. Hinter ihm steht auch der ganze Graben voller Leute, die von der Nachbarkompagnie herbeigestürzt sind zur Hilfe. „ Was war denn los ? " frage ich.

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Anhang : ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

VORSCHLÄGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

,,Von unseren Horchposten ist einer tot, grad haben wir es noch gespannt, sonst hätten sie ihn hinübergezogen." , Wer ist es denn?" ,,Der junge Allgäuer, der Simmerl. Da liegt er, gleich beim Unterstand. Der Peter hat ein paar Splitter im Buckel. Sonst ist nichts los bei uns . Aber die Elfte hat von einer Mine drei Tote und ein paar ganz Schwere. Euer M.G. ist halt grad noch recht gekommen, sonst hätten sie uns von drei Seiten gehabt. Aber dann haben wir selber nichts mehr machen können, so habt's zu uns herg'funkt." Erleichtert kehren wir um. Das ist noch gut abgegangen. ,,Das sind so Christen, die Engländer, nicht einmal heute können sie Ruhe geben", schimpft einer voll Grimm. Für ein paar vor uns und ein gutes Dußend Engländer ist es für immer stille Nacht geworden. Knapp vor dem Graben liegen ihre starren Gestalten überund nebeneinander, wie sie die tödliche Garbe hinwarf. Im Drahtverhau hängt ein ganzer Klumpen wirr mit verrenkten Gliedern. Dunkle Flecke und Streifen von Blut zeichnen in seltsamen Figuren den weißen, verharschten Schnee. Das Sausen unserer Granaten erstirbt wieder über dem noch unruhig und nervös flackernden Feuer der Posten. In den Unterständen hocken die Kameraden des Reservezuges während dieser Nacht eng auf den Stufen. Emsig gehen die Grabenseiten auf und ab. Der Feind streut Minen und Granaten auf unsere Stellung bis zur Mitternacht; dann scheinen die Batterien drüben auch endlich an Weihnachten zu denken. Feierliche Stille liegt über dem Schnee. Mit einem Male ist mir, als hätte ich einen tiefschluchzenden Seufzer gehört. Und wieder ! ,,Da lebt einer noch", sagte der Martl, der mit mir eben über die Strecke des Kampfes patrouillierte. Im Schein einer Leuchtkugel sah ich, wie eine der Gestalten im Drahtverhau sich regte und den Arm hob und wieder fallen ließ. ,,Eigentlich sollten wir ihn hängen lassen, aber wir sind ja keine Engländer", sagte ich, noch erfüllt von der Wut des Kampfes. Ein ins Herz schneidender Ruf kam von draußen : ,,Help - help - comrades !"

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Da stiegen wir hinaus und zogen den Engländer aus dem Stacheldraht . Eine schrecklich große Blutlache stand im Schnee unter der Stelle, wo er gehangen hatte. Wir schafften ihn in den Unterstand und legten ihn auf ein Stollenbrett, auf dem der Guftl mit ſeinem verbundenen Schädel ſaß und knurrte, als er unseren Gast sah. Einer schob dem Engländer seinen Torniſter unter den Kopf, und ein anderer ging fort, unseren Sanitätsschnapser zum Verbinden zu holen. Flüsternd ging die Unterhaltung ; eine unsichtbare Hoheit war mit dem verwundeten Feind bei uns eingekehrt. Wir brauchten nicht erst den Sanitäter fragen, wir sahen, daß dem Tommy der Tod im Gesicht stand, das merkwürdig hübsch und bubenhaft war, gar nicht recht passend zu der hünenhaft breiten Gestalt. Er mußte der Eleganz seiner Uniform nach ein Offizier sein, trug aber keine Abzeichen, die darauf schließen Lassen konnten. Ein paar angstvoll irre Augen gingen im engen Raum umher und dann flüsterte der Feind : ,,I thank you, comrades !" Jch knöpfte seinen schweißnaſſen Rock unter dem weißen Schneemantel auf und erſchrak, wie ich die ganze Bruſt auf der rechten Seite von einer Handgranate aufgerissen fand, daß geknicktes Gebein der Rippen hervorstand. Der mußte ein unglaublich zähes Leben haben. Wie ihm unser Sanitäter weißen Zellstoff darüberlegte und mich bedeutsam dabei ansah, ging ein merklich feines Lächeln, das leise Wimmern unterbrechend, über das todgeweihte Gesicht. Und noch einmal — da sah er das kleine Chriſtbäumchen vor sich im Eck. Das hatte sogar der Gustl bemerkt, der finster den Engländer angeſtarrt hatte, und würgend heiſer meinte er : „ Geh, zündts ihm den Christbaum noch einmal an — in seiner lehten Stund' !" Das tat ich mit zitternden Händen, und alle wurden still und wagten kaum zu atmen. Da klang wieder wie vor Stunden von der Treppe her silbern fein die Mundharmonika vom Schmiedmartl auf und trug noch einmal die

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Heilige

Anhang: „ Denkt daran !" / Weihnacht B

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Nacht" zu uns herein. Aber wir konnten nicht mitsingen, wir mußten immer den Tommy anschauen, wie er mit dem leßten Licht seiner Augen das brennende Bäumchen umfing und nach der Melodie horchte wie nach einer glücklichen Botschaft. ,,I thank you, comrades!", lispelte er noch einmal und freute sich über sein ganzes Bubengesicht. Ich nahm seine tastende, blutbespriste Hand und hielt sie ruhig in der meinen. Oben gingen ein paar behutsam hinaus in die Nacht. Bei der dritten Strophe ging er hinüber in den Frieden auf Erden. Da verglomm der lehte Docht, und ein Duft von Wachs ging um unsere gesenkten Köpfe. Müde stand ich auf, deckte den blutigen Schneemantel über die ausgereckte Gestalt, und der Sanitäter drückte ihm die erloschenen Augen zu. Immer noch sang eine Engelsstimme in meinen Ohren : ,,Sti-ille Nacht, - hei - lige Nacht, alles schläft -. Beim Hinausgehen steckte ich mein Christbäumchen unter die weiße Decke, und der Heiner sagte gepreßt vor sich hin : „Jekt wird's aber bald Zeit mit dem Frieden ... "

So erlebten unsere Soldaten Weihnacht im Felde. Und als sie heimgekehrt waren aus dem großen Kriege, da ging für die besten von ihnen der Kampf um Deutschland weiter. So wie sie vier Jahre in der grauen Front gestanden hatten, so standen sie nun eineinhalb Jahrzehnte in der braunen Kampffront Adolf Hitlers gegen die inneren Feinde der Nation, Schulter an Schulter mit der kämpferischen Jugend, die dem Nuf des Führers gefolgt war. In diesen Jahren des inneren Kampfes war manche Weihnacht für die Getreuen Adolf Hitlers nicht weniger von Not, Gefahr und bittersten Entbehrungen umwettert, als die Weihnachten im Felde. Auch in den Tagen des regierungsseitig alljährlich notverordneten Weihnachtsfriedens" riß die Kette der marristischen Mordüberfälle auf Nationalsozialisten nicht ab. Einige Überschriften des ,,Völkischen Beobachters" aus den Weihnachtstagen der letzten drei Jahre vor der Machtergreifung sollen uns das ins Gedächtnis zurückrufen :

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Anhang: „Denkt daran !" /Weihnacht B

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3

Dezember 1930 : Die Bluttat in Köln : 5 Nationalsozialisten durch Pistolenſchüſſe ſchwer verleßt einer von ihnen ringt mit dem Tode.

Mordverſuch an einem SA.-Mann in Amberg.

Kommunisten überfallen

eine Hitlerjugendversammlung in

Düsseldorf.

Wieder ein Nationalsozialist in Berlin ermordet.

Den Leib aufgeschlißt — SA. -Mann in Hagen (Westf.) von roten Bestien schrecklich zugerichtet.

10 SS.-Männer schwer verleßt

ein SS.-Mann erhält

7 Messerstiche.

SA.-Mann in Ölsnik im Erzgebirge ermordet, das sechste Todesopfer innerhalb einer Woche.

SS.-Mann ohne Wortwechsel von Kommunisten erschossen. Neue marristische Bluttaten - 300 Reichsbanner- und Rotfrontſtrolche überfallen 25 SA.-Männer (Höchst a. M.).

Marristisches Banditenwesen überall - zwei Schwerverleßte in Bonn - Saalschlacht in Neustadt a. d. H.

Kommunistischer Revolverüberfall auf eine nationalsozialistische Weihnachtsfeier (Berlin)

Rotmord überfällt Nationalsozialisten in Nürnberg.

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Anhang: ,,Denkt daran!" /Weihnacht B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Dezember 1931 : - Reichsbanner Viele Dußend verlekter Nationalsozialisten und Rotmordbanditen wüten in allen Orten (Kassel, Han-

nover, Schwandorf, Aachen, Worms) . 30 SA.-Männer verleßt. Gräßliche Saalschlacht in Fürstenwalde.

Reichsbannerterror über Kassel : Blutige Ausschreitungen der Hörsingbanditen - zahlreiche Überfälle auf Nationalsozialisten.

Reichsbannerleute und Kommunisten überfallen

30

SA.-

Männer in Hamburg. 46 zum Teil schwerverlette Nationalsozialisten (in verschiedenen Städten). Die Straßenschlacht bei Aue im Erzgebirge : 300 Reichsbannerleute verleßten 34 SA.- und SS . -Männer. — Mit Pflastersteinen, Gasrohren, Autokurbeln und Dolchen gegen nationalsozialistische Arbeiter.

Mordversuch an einem Sturmführer in Osnabrück.

Kommune überfällt und beschießt SA. (Köln).

SA.-Mann von fünf Kommunisten bewußtlos

geschlagen

(Buer). SA.-Mann von rückwärts niedergeschlagen (München) .

2 Schwer

und 3 Leichtverlette als Opfer des Marrismus

(Elbingerode).

November 1936

Anhang: Denkt daran!" /Weihnacht B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

2 verlegte SA.-Männer (Lünen) .

2 Parteigenossen von 40 Marristen überfallen (Uelzen) . 2 verlegte SA.-Männer (Bad Deieburg) .

Dezember 1932 :

Kommunistischer Mordversuch: Kommunistische Terrorgruppe bricht in die Wohnung eines Nationalsozialisten ein und schießt ihn brutal nieder (Düsseldorf) . SA.-Mann von Reichsbannerleuten grundlos niedergeschlagen (Berlin) . Parteigenosse in Wolfratshausen zusammengestochen. Gemeiner Überfall auf einen SA.-Mann in Spandau . Reichsbanner beschießt SS. - Zahlreiche verlekte SS.Kameraden (Duisburg- Hamborn) .

Kommunistischer Feuerüberfall auf ein nationalsozialistisches Verkehrslokal in Hamburg. Bombenanschlag auf ein Altonaer SS.-Lokal.

SA.-Mann schwer verleßt (Berlin). Kommunistische Terrorgruppe in Nürnberg. Gemeiner kommuniſtiſcher Überfall auf SA. - Männer in München. Schwere kommunistische Terrorakte in Dortmund.

Wieder ein Nationalsozialist schwer verlegt (Berlin) . NSBO.-Mann durch das Fenster unter dem brennenden Lichterbaum niedergeknallt.

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Anhang : ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

Das alles geschah im Zeichen eines notverordneten Weihnachtsfriedens" allein in den Weihnachtstagen der Jahre 1930, 1931 und 1932.

Zu den gewohnten Erscheinungen dieses ,,Weihnachtsfriedens " gehörten auch die alljährlichen Hungerdemonstrationen und Geschäftsplünderungen unter kommunistischer Führung. In allen deutschen Großstädten bestand jahrelang der Weihnachtsdienst der deutschen Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft und fast in jedem Jahre hatte auch die Polizei in den Weihnachtstagen mehrere Lodesopfer des roten Terrors zu beklagen. Troßdem hatte sie eindeutigen Befehl von oben, alle erlassenen Ausnahmeverordnungen in besonderem Maße gegen die Nationalsozialisten durchzuführen. So entstanden dann Dokumente, wie die drei folgenden, die im Dezember 1931 an die Gauleitung München-Oberbayern gerichtet wurden:

,,Die für Dienstag, den 22. 12. 31 , um 20 Uhr, geplante Weihnachtsfeier in der Tonhalle fällt unter § S 1 Kap. IV 8. Teil der vierten Notverordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schuße des inneren Friedens vom 8. 12. 31 und ist damit verboten. i. A.: gez. Unterschrift."

,,Das für Mittwoch, den 16. 12. 31, um 20 Uhr, im Zirkus Krone geplante ,,Symphoniekonzert" des nat.-soz. Symphonieorchesters fällt unter § 1 Kap. IV 8. Teil der 4. Notverordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schuße des inneren Friedens vom 8. 12. 31 und ist damit verboten. i. A.: gez. Unterschrift."

,,Die für Samstag, den 12. 12. 31 , um 20 Uhr, im Bürgerbräukeller an der Rosenheimer Straße geplante Weihnachts-

November 1936

Anhang: ,,Denkt daran !" / Weihnacht B

VORSCHLAGE DER R. P. L. ZUR FEIERGESTALTUNG

feier der 1. SS.- Standarte mit Festrede von Adolf Wagner fällt unter § 1 Kap. IV 8. Teil der vierten Notverordnung des Reichspräsidenten zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zum Schuße des inneren Friedens vom 8. Dezember 1931 und ist damit verboten. i. A.: gez. Unterschrift.“

Und im Völkischen Beobachter" vom 23. Dezember 1931 konnte man lesen: ,,Kraft der Weihnachtsfrieden-Notverordnung hat das Bezirksamt Miesbach das für den ersten Weihnachtsfeiertag im Waikingerkeller anberaumte I. volkstümliche Konzert der SA.Kapelle Miesbach verboten. Ferner hat die gleiche Behörde Christverboten, daß die SA.-Kapelle am Hl. Abend am baum für alle“ das Weihnachtslied ,,Stille Nacht" spielt."

Auffallenderweise häuften sich auch immer um die Weihnachtszeit in den Kampfjahren die Nachrichten von der Verweigerung kirchlicher Sakramente an Nationalsozialisten durch gewisse ,,Seelsorger“. 1930 verbot in Bayern ein wild gewordener Kaplan unter Berufung auf eine Verordnung des bischöflichen Ordinariats in Regensburg jedem Träger eines nationalsozialistischen Parteiabzeichens das Betreten von Kirche und Friedhof. (,,V.B.“ Nr. 302.) Fast gleichzeitig machte in der Pfalz ein anderer ,,Seelsorger“ dieser Art die Absolution von dem Versprechen abhängig, künftig Zentrum oder Bayerische Volkspartei zu wählen. (,,V.B. “ Nr. 300.) 1931 schickte ein anderer Streiter Chriſti in Offenbach eine Parteigenossin von der Kommunionbank weg, nur weil sie ihm als Nationalsozialistin bekannt war. (,,V.B. “ Nr. 364.) 1932, ebenfalls in der Weihnachtswoche, verweigerten in Ettlingen (Baden) sowohl der katholische wie der protestantische Ortsgeistliche einem Parteigenossen das kirchliche Begräbnis. Dasselbe hatte ein katholischer Geistlicher drei Tage vorher in Hamm (Westf.) für richtig gehalten. (,,V.B.“ Nr. 363 u. 365.) Ein besonders sinniges Weihnachtsgeschenk hatte sich 1930 der Bischof von Augsburg für den katholischen Pfarrer Dr. Häusser ausNovember 1936

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gedacht. Er erhielt gerade zu Weihnacht ein ,,striktes Redeverbot", weil er im Rahmen einer nationalsozialistischen Weihnachtsfeier in deutschbewußtem Sinne gesprochen hatte. Ein Jahr später hielt Heinrich Brüning die Weihnachtszeit für den geeignetsten Termin zur Verkündung einer allgemeinen Lohn- und Gehaltskürzung mit gleichzeitiger Erhöhung verschiedener Steuern. Die Wirtschafts- und Arbeitsnot des deutschen Volkes aber stieg von Jahr zu Jahr höher. Mit ihr die Zahl der Selbstmorde, die gerade an den Weihnachtstagen der letzten Notjahre oft in die Hunderte ging.

In diese tiefste Elendszeit führt uns auch der folgende Tatsachen= bericht Gerhard Pantels von einem Weihnachtsabend im roten Fischerkiez in Berlin zurück : ,,Na also ! Ihr wißt doch, daß Weihnachtsfriede is, die Regierung hat ihn verordnet . . ."

Wir grinsen. ,,Verfluchter Mist, schon wieder verloren" — Schweinebacke schmeißt die Karten hin, nimmt einen tiefen Zug aus der Zi'garette ,,außerdem habe ick absolut keene Weihnachtsstimmung. Von wejen, vom Himmel hoch, da komm ick her ..." Da schlägt es zweimal an die Tür. Hans springt auf, fragt:

„Wer ist da?" „ Ich

Artur, mach schon auf!"

Der Schlüssel knarrt im Schloß, Artur Kullak steht vor uns : ,,Heil euch ! Wißt ihr schon ? Den kleenen Fischer von der ersten Standarte haben sie heut nacht umgelegt. Tot ! Ich komme grade vom Gau. Am Sonnabend ist Beiseßung, aber wir sollen erst am Sonntag zum Grab marschieren, weil die Beteiligung der SA. an der Beiseßung verboten is." Irgend etwas schnürt uns den Hals zu. Ist es das Grauen, ist es das Mitgefühl für den toten Kameraden?

,,Der kleine Walter Fischer,

ausgerechnet

den hat's

ge-

schnappt!" Wie ein Flüstern kommen die Worte von Richards November 1936

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Lippen: ,,Herrgott nochmal, wann ist dieses Morden bloß mal zu Ende ..."

Wir stehen auf, reichen Richard die Hand. Jekt muß wohl jeder mit sich allein ſein. Ja, ich werde auch noch schnell zum Gau fahren," sagt er, „ damit ich Näheres erfahre. Sehen wir uns heute abend im Sturmlokal?

„ Klar !“ Jeder geht, und alle Gedanken sind bei dem SA.-Mann Walter Fischer ...

Wie war das doch mit Walter Fischer? ... Ein fabelhafter Kerl, jung, blutjung, wie immer die Tapfersten und Besten.

18 Jahre alt. Die Penne hat er hinter sich, jest gilt der Kampf um Deutſchland. Es gilt, ſich einzusehen als SA. -Mann im Frontabſchnitt Berlin, der Hölle des Kampfes um die Seele des deutschen Arbeiters.

Der Vater sagt nein. - Walter Fischer fügt sich äußerlich. Er bringt Braunhemd, den Affen, das Koppelzeug und sonstige Ausrüstungsgegenstände ein paar Straßen weiter zu einem Sturmkameraden. Alles verschwindet aus der elterlichen Wohnung, denn der Vater duldet es nicht. Den Vater zwingen wirtschaftliche Verhältnisse ; er ist Chauffeur des rosaroten Polizeikommandeurs Heimannsberg ! Da kann er vielleicht nicht anders . Schweren Herzens muß er seinem Jungen den Dienst in der SA. verbieten. Und Walter Fischer sagt nichts und - handelt. Es gibt keinen treueren SA. -Mann im Sturm als den gläubigen Jüngsten unter den alten wissenden Frontsoldaten, der Elite des vordersten Grabens. Wie war es doch mit diesem Walter Fischer?

November 1936

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Nach langer Zeit marschiert eines Tages der Gausturm Berlin durch das rote Neukölln. Die Kommune gebärdet sich hysterisch. - Durch alle möglichen und unmöglichen Manöver versucht sie, den Marsch der soldatischen Truppe aufzuhalten. Die roten Weiber sorgen bestens dafür, daß die Straßen mit Blumentöpfen bepflastert werden. Die SA. wird bespien und verhöhnt, aber die Polizei greift nicht ein ... Ein schneller Opel-Wagen biegt vor den Kolonnen in den Vorplaß des Görlißer Bahnhofs . Ein weißer Mantel flattert im Fahrwind. Tausend Hände recken sich dem ,,Doktor" entgegen. An der nächsten Ecke hält er, läßt sie vorbeimarschieren, bis der lehte einfache SA. -Mann vorüber ist.

Auf der anderen Seite hat sich lichtscheues Gesindel gesammelt. Der lekte Sturm, die lehte Gruppe ist vorbei - da heulen die roten Strolche los, stürmen gegen den Wagen. Knarren werden gezogen, Pistolenschüsse peitschen und Schreckensschreie verstörter Weibsbilder durchgellen die Luft. Die SA. flutet zurück. Der Fahrer versucht mit dem Wagen aus der Schußlinie zu kommen, eine wohlgezielte Klamotte klatscht an seinen Kopf, das Blut rinnt, er sackt zusammen. Der Wagen steht. Fünf Schritte vor dem Wagen aber steht ebenso ruhig, kaltblütig, ohne Deckung der SA.-Mann Walter Fischer, in der Hand eine Schreckschußpistole, und feuert Schuß auf Schuß gegen die Kommune.

Ein Teil türmt, der andere Haufe

liegt platt auf der Straße. Von überall stürmt Schupo mit gezogener Knarre heran .. Das war Walter Fischer! Und gestern abend machte er Versammlungsschuß. Die ganze erste Standarte schob Dienst. — In schweigendem Marsch geht es zurück ins Sturmlokal. Auf den nachtdunklen Straßen nur die SA.-Männer, dahinter ein Polizeioffizier. An den Straßenecken .lungern vertierte rote Verbrecher. Sie warten auf die fällige Beute!

November 1936

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Der Sturmführer, besorgt um die Sicherheit seiner Männer, weist den Polizeioffizier darauf hin. „ Ach was, dazu habe ich keine Zeit. Machen Sie, daß Sie mit Ihren Leuten ins Sturmlokal kommen!" Im Sturmlokal ziehen sich die Männer um. Sie müssen sich für den Nachhauseweg tarnen. Zivilmantel über die Uniform, Müge in die Tasche, dafür einen Spießerhut aufgeseßt, fertig sind sie. Dann vielleicht noch ein Glas Bier, ein guter Skat, ein paar Wiße und es wird Zeit, nach Hause zu gehen. Eine Salve dröhnt ! Die Ladenscheibe splittert. Zuerst ist der Sturmführer draußen. Die Straße ist dunkel, die Laternen sind ausgelöscht — nichts zu sehen. Das Mündungsfeuer einer neuen Salve zerreißt die lähmende Dunkelheit. Jeht hat der ganze Sturm die Straße erreicht. Einer wälzt sich schon auf der Erde. Den feigen Schüßen hat man geſehen. Acht SA. -Männer rasen hinterher, wollen den Lumpen fassen. An der einzigen brennenden Laterne dreht er sich um, ein peitſchender Knall — der erste SA.-Mann macht noch ein paar Schritte - dann bricht er lautlos zusammen. Unter der Laterne, im fahlen Licht, liegt der SA.-Mann Walter Fischer .. Er wird nicht mehr mit strahlenden Augen seine Sturmfahne grüßen, ſein Plaß wird leer bleiben, denn von seinem braunen Hemd, seinem Heiligtum, ſickert rotes Blut .. Einer der Besten - das war sein Los - muß im Rinnſtein enden. Sie haben ihn geschüttelt, meinten, er sei nur bewußtlos, baten ihn, ein einziges Mal noch die Augen aufzumachen. Walter Fischer ist tot! Es geht schon dem neuen Tag entgegen, als Werner und ich das Sturmlokal verlassen. Unsere Schritte hallen über das menschenleere Pflaster. Alle Kameraden waren heute abend beiſammen. Der Tod Walter Fischers hatte sie auf die Beine gebracht.

November 1936

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Wir durften Walter Fischer nicht auf seinem lehten Weg begleiten, denn der Terror machte auch vor diesem gemeuchelten Jungen nicht halt. So sprach nur der Geistliche am offenen Grabe. Worte, die immer wiederkehren und doch nicht trösten fönnen. An der Mordstelle standen zur selben Zeit im Abendgewühl der Weltstadt zwei SA.-Männer seines Sturmes, in der Hand feurige Fackeln .

Heute aber, im Reiche Adolf Hitlers, ist Weihnacht ein Fest des ganzen Volkes geworden. Über Klassen, Stände und Konfessionen hinweg findet sich alljährlich die ganze Nation zusammen zur Tatreligion des Winterhilfswerkes . Auf den Plähen unserer Städte und Dörfer erstrahlen die Volksweihnachtsbäume, umgeben von langen Gabentischen, auf denen die Weihnachtsspenden für unsere ärmsten Volksgenossen zu Bergen aufgestapelt sind. Weihnacht, das alte Fest der Freude und des Schenkens, ist heute hinausgewachsen aus dem engen Kreis der Familie in die große Gemeinschaft des Volkes. Bis in die ärmste Hütte strahlt im Deutschland Adolf Hitlers etwas vom Zauber dieses uralten Festes. Gerade darin enthüllt sich jezt für uns sein tiefster Sinn, der nie mehr verloren gehen wird, solange es Männer gibt, die treu zur Fahne des Führers stehen. Mit diesem Gelöbnis auf den Lippen und im Herzen stehen wir unter den Lichterbäumen und an den Flammenstößen zur Wintersonnenwende. In diesem Geiste soll auch noch in Jahrhunderten deutsche Weihnacht gefeiert werden, von denen, die nach uns kommen.

Gesamtverantwortlich: Frig Kaiser. Im Auftrag der Reichspropagandaleitung als in ternes Rundschreiben der NSDAP. herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf., München 2 NO. Bezug nur durch die Baupropagandaleitungen der NSDAP . und nur für Dienststellen der Partei. Rotationsdruck: J. G. Weiß'iche Buchdruckerei, München.

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27./30. Januar (1923)

Was in unserem Volk noch Idealismus besist, wird sich uns zuwenden. Was noch Glauben hegt für eine kommende Größe des Vaterlandes, wird auf uns hoffen. Und was überzeugt ist, daß des deutschen Volkes Befreiung nicht ein Geschenk des Himmels, sondern die Frucht einer Tat ſein wird, muß uns lieben.

Worte des Führers zum Parteitag 1923.

In den Tagen vom 27. bis 30. Januar 1923, genau zehn Jahre vor der Machtübernahme also, rief der Führer seine Mitkämpfer zum erstenmal zu einem großen Parteitag nach München in die Hauptstadt der Bewegung. Mit diesem ersten Parteitag der NSDAP. wurde der Grundstein gelegt zu der stolzen Tradition, die nun für alle Zeiten in den alljährlichen Reichsparteitagen in Nürnberg weiterlebt. Auf dieſem ersten Parteitag hat der Führer seinen Sturmabteilungen die ersten Standarten verliehen, jene ehrwürdigen Feld= zeichen, die wir und alle Kommenden nun alljährlich in den Partei= kongreß als erste hinter der Blutfahne einziehen sehen. Das allein schon wäre Anlaß genug, daß wir Nationalsozialisten uns jedes Jahr von neuem dieser geschichtlichen Lage vom Januar 1923 in Ehrfurcht erinnern. Noch viel weniger aber dürfen wir und die kommenden Geschlechter je vergessen, daß diese erste große Proklamation des Macht- und Siegeswillens der nationalsozialistischen Bewegung zeitlich zusammenfiel mit der größten politischen Demütigung der deutschen Nation nach dem Zuſammenbruch von 1918.

Die politischen Ereignisse des Januar 1923 zeigen Deutschland in tiefster Ohnmacht. Daß die deutsche Nation vier Jahre lang eine Regierung von Vaterlandsverrätern geduldet hatte, ermutigte Deutschlands Feinde zu einem legten vernichtenden Schlag gegen unser wehrloses Volk.

Dezember 1936

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Vom 2. bis 4. Januar 1923 tagte in Paris unter dem Vorsit Poincarés die Reparationskonferenz. Trotzdem seit Jahr und Lag die Eisenbahnzüge mit Milliardenwerten von deutschen Reparationslieferungen über die Grenze gerollt waren, stellte diese Konferenz Verfehlungen“ Deutschlands hinsichtlich seiner Kohlenlieferungen fest. Am 10. Januar beschloß der französische Ministerrat die Entsendung einer ,,Kontrollkommission" in das Rhein- und Ruhrgebiet, für deren Schuß man 40 000 Mann Militär für notwendig hielt. Von diesem Beschluß wurde die deutsche Regierung noch am gleichen Lage in Kenntnis geseßt. Allerdings waren die französischen Truppen zum Zeitpunkt der Benachrichtigung der Berliner Regierung schon auf dem Marsch. Fast zu derselben Stunde überschritten litauische Truppen die Grenzen des Freistaates Memel und bemächtigten sich Memels durch Handstreich. So tief in Ehr- und Wehrlosigkeit hatten die Novemberverbrecher Deutschland hineinregiert, daß man selbst einen militärischen Einfall mitten im Frieden in deutsches Land wagen konnte, ohne mehr als papierene Proteste befürchten zu müſſen. Was in diesen Tagen im Führer vorging, hat er uns in MeinKampf für immer hinterlassen. Er schreibt dort u. a.:

,,Mit der Besehung des Ruhrgebietes hat das Schicksal noch einmal dem deutschen Volk die Hand zum Wiederaufstieg geboten. Denn was im ersten Augenblick als schweres Unglück erscheinen mußte, umschloß bei näherer Betrachtung die unendlich verheißende Möglichkeit zur Beendigung des deutschen Leidens überhaupt." Als der Franzose seine Drohungen wahr machte und endlich im niederdeutschen Kohlengebiet, erst noch sehr vorsichtig und zaghaft, einzurücken begann, da hatte für Deutschland eine große, entscheidende

Schicksalsstunde geschlagen.

diesem Augenblick unser Volk

Wenn in

einen Wandel seiner Ge-

sinnung verband mit einer Änderung der bisherigen Haltung, dann konnte das deutsche Ruhrgebiet für Frankreich zum napoleonischen Moskau werden. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder man ließ sich auch das noch gefallen und tat nichts, oder man schuf dem deutschen Volk, mit dem Blick auf das Gebiet der glühenden Essen und qualmenden Öfen,

Dezember 1936

Anhang: ,,Denkt daran!" / 27./30. Januar B

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· zugleich den glühenden Willen, diese ewige Schande zu be enden und lieber den Schrecken des Augenblicks auf sich zu nehmen, als den endlosen Schrecken weiter zu ertragen. Einen dritten Weg entdeckt zu haben, war das unsterbliche Verdienst des damaligen Reichskanzlers Cuno, und ihn bewundert und mitgemacht zu haben, das noch ruhmvollere unserer bürgerlichen Parteiwelt." „Für eine nationale deutsche Regierung konnte es nur einen einzigen Weg geben, nämlich den, den die Ehre vorſchrich. Es war sicher, daß man zunächst nicht mit aktiver Waffengewalk Frankreich entgegentreten konnte; allein es war notwendig, sich klarzumachen, daß alles Verhandeln ohne Macht hinter sich lächerlich und unfruchtbar sein würde. Es war unsinnig, sich ohne Möglichkeit eines

aktiven Widerstandes auf den

Standpunkt zu stellen : „ Wir gehen zu keiner Verhandlung !” aber es war noch viel unsinniger, dann endlich doch zur Verhandlung zu gehen, ohne sich unterdes eine Macht geschaffen zu haben." Dem damaligen Reichskanzler Cuno aber fiel in dieser Schicksalsſtunde zur Abwehr des französischen Raubüberfalles nichts anderes ein, als die Organiſation eines vom ganzen deutschen Volke zu bez zahlenden Generalstreikes unter der Parole einer ,,Nationalen Einheitsfront. Als am Abend des 11. Januar 1923 die ersten Nachrichten von Mißhandlungen deutscher Männer und Frauen im Ruhrgebiet durch die einmarschierende französische Soldateska einliefen, wurden in der Reichskanzlei schon die Vorbereitungen zu einer großzügig finanzierten Verbrüderungsaktion mit den marxistischen Lodfeinden jedes deutschen Wehr- und Ehrwillens getroffen. Der Führer aber stand zu derselben Stunde auf dem Rednerpodium einer Massenversammlung im Zirkus Krone in München, die schon eine Stunde vor Beginn so überfüllt war, daß sie durch drei Parallelversammlungen in den größten Münchener Sälen ergänzt werden mußte. ,,Nieder mit den Novemberverbrechern!" lautete die eindeutige Gegenparole des Führers zu dem wahnwißigen Plan des Reichskanzlers Cuno, die deutsche Ehre ausgerechnet mit Hilfe marristischer Hochverräter zu verteidigen. Mit unerbittlicher Härte schleuderte der Führer dieser faulen bürgerlichmarristischen Einheitsfront" seine flammenden Anklagen ins Gesicht:

Dezember 1936

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,,Ein Volk wird so geehrt, wie es sich zur Ehre stellt. Ehrlose herrschten während des Krieges in den Parlamenten ; das dortige Gesindel machte die

Deutschen

an einen Wilson

glauben. Ehrlos präsentierte man vor Franzosen und riß unseren Führern die Achselstücke herunter. Ehrlos war das Verbrechen vom 9. November. Nur wer ehrlos ist, ergibt sich . Ein Recht ist nur dann gültig auf dieser Erde, wenn ein eiserner Wille dahintersteht, es Macht werden zu laſſen. Unsere sogenannten Führer" aber sind das rechtlose Sklavenjoch gewohnt. Sie schwingen für ein Butterbrot die Peitsche über unserem Volk. Zweck des Versailler Schandstücks war die Entehrung der Nation, Zerstückelung des deutschen Bodens, Verwandlung der freien Deutschen zu Sklaven. Frankreich im Bunde mit der internationalen Hochfinanz waren es, die uns knechten wollten, und unsere Parlamentarier haben ihnen dazu geholfen. Frankreichs alte Gier nach deutschen Landen war immer da, unsere Arbeiterführer" logen aber dem Volke etwas anderes vor. Jest wird Herr Auer - ,,national". Die Judenbörse erstrebt die Verpfändung aller unserer Habe. Und vor brennender Scham müssen wir heute sagen, daß zwei Millionen deutsche Helden umsonst ihr Leben geopfert haben. Die Judenherrschaft war möglich durch den Klassenkampf, den Ihre Partei, Herr Auer, uns predigte. Jest schreit ihr nach Einigkeit aus Furcht, daß das Volk aufsteht wider euch ! Die feige Demokratie und der volksverräterische Marrismus haben uns ausgeliefert. Aber der Rächer kommt! Jest zeigt sich wieder die Lüge von der internationalen Solidarität. Das deutsche Volk wird vergewaltigt, kein Rad aber steht deshalb draußen still, wie es geheißen hat. Lächerliche Proteste täuschen darüber nicht hinweg. Bei der Verweigerung der nationalen Rüstung, bei der Börsenrevolution vom 9. November, bei den Konferenzbetrügereien, überall haben

Dezember 1936

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uns die gleichen Würger verraten und verschachert. Solange wird das gehen, bis die ,,Ruhe und Ordnung“ eines Leichenfeldes in Deutschland herrscht. Dann verlaſſen vielleicht selbst die Parlamentarier das Land.“

Rückschauend auf die Ereignisse dieser Tage schreibt der Führer in ,,Mein Kampf": „Es war ein klassischer Fall, der uns Nationalsozialisten zwang, gegen eine sogenannte nationale Parole schärfstens Stellung zu nehmen. Und wir taten dies auch. Ich wurde in diesen Monaten nicht wenig angegriffen von Menschen, deren ganze nationale Gesinnung nur eine Mischung von Dummheit und äußerm Schein war, die alle nur mitſchrien, weil sie dem angenehmen Kikel erlagen, nun plößlich ohne Gefahr auch national tun zu können. Ich habe diese jammervollſte aller Einheitsfronten als eine der lächerlichsten Erscheinungen angesehen, und die Geschichte gab mir recht. Sowie die Gewerkschaften ihre Kassen mit den Cunoschen Geldern annähernd aufgefüllt hatten und der paſſive Widerstand vor die Entscheidung kam, aus faulenzender Abwehr zum aktiven Angriff überzugehen, brachen die roten Hhänen augenblicklich aus der nationalen Schafherde aus und wurden wieder zu dem, was sie immer waren. Sang- und klanglos zog sich Herr Cuno zurück zu seinen Schiffen, Deutschland aber war um eine Erfahrung reicher und um eine große Hoffnung ärmer geworden.“

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Der erste Parteitag der NSDAP. In diese Zeit politischer Hochspannung fielen die Vorbereitungen zum ersten Parteitag der NSDAP. Das vorgesehene Programm erstreckte sich über drei Tage. Vorgesehen und den Hütern demokratischer Ruhe und Ordnung" vorschriftsmäßig gemeldet waren folgende Veranstaltungen: 27. Jan. 1923 :

12 Massenversammlungen in den großen Münchener Sälen. Thema: ,,Was hat zu geschehen und was wollen wir Nationalsozialisten?"

28. Jan. 1923 :

Aufmarsch der Sturmabteilungen und Weihe der Fahnen und Standarten.

29. Jan. 1923:

Generalmitgliederversammlung der NSDAP .

Die damalige schwarz-rote bayerische Staatsregierung hatte in dieser Zeit sehr arbeitsreiche Lage. Galt es doch, einerseits die ,,nationalen Parolen" des Reichskanzlers Cuno möglichst laut zu verkünden, gleichzeitig aber ein wirkliches nationales Erwachen des Volkes im Sinne der nationalsozialistischen Kampfansage gegen die schwarzrote Brüderschaft zu verhindern. Nur aus diesem inneren Widerspruch lassen sich die Musterbeispiele demokratischer Regierungskunst erklären, mit denen die Woche vor dem ersten Parteitag der NSD AP. von der bayerischen Staatsregierung ausgefüllt wurde. Der Versuch, den ersten nationalsozialistischen Parteitag zu verhindern oder auf den Umfang eines Kriegervereinstreffens einzuschränken, wurde zu einer endlosen Kette von Regierungsblamagen, die den damaligen bayerischen Innenminister um ein Haar aus dem Sesselchen gehoben hätten. Amtlich verbreiteten Lügen über die Ereignisse dieser Tage verdanken. wir es, daß der Führer selbst der Öffentlichkeit eine klare Darstellung der Tatsachen übergab. Es heißt darin u. a.:

Montag, den 22. Januar 1923, wurde von seiten der Parteileitung gebeten, zur Fahnenweihe den Plak vor dem Armeemuseum freizugeben. Das Recht zu einer solchen Fahnenweihe und auf diesem Plak wird der Herr Minister denen nicht bestreiten können, die nicht nur ihr Mundwerk, sondern vor allem ihre Knochen für das Vaterland zu Markt getragen

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haben. Der Plaß wurde abgelehnt, und zwar nach zweitägiger Wartezeit. Die Parteileitung hat nun mit gar nichts

gedroht“, sondern

einfach gebeten, ihr an Stelle dessen den Königsplaß überweisen zu wollen. Da das Staatsministerium einst diesen Plak „ Nie-wieder-Krieg-Feiern“ ebenso wie zur Erinnerung an die durch einen Erzbischof als Meineid bezeichnete Revolution ohne weiteres zur Verfügung gestellt hat, glaubten wir auch in diesem Falle keinen unbescheidenen Wunsch vorzubringen. Nach zweitägiger Wartezeit, im Verlauf derer man uns mit allen möglichen Ausflüchten hingehalten hatte, erhielten wir auch hier einen ablehnenden Bescheid. Und zwar zunächſt telephonisch. Da wir nun so unvorsichtig waren, telephonisch fofort zurückzurufen, ob uns evtl. ein Plaß im Englischen Garten bzw. auf dem Marsfeld, evtl. in einem umfriedeten Raum in der Marsfeldkaserne genehmigt werden würde, erhielten wir denn auch am nächsten Tag prompt den schriftlichen Bescheid, daß die Fahnenweihe überhaupt nicht unter freiem Himmel stattfinden dürfe. Das bedeutete tatsächlich das Verbot der Fahnenweihe überhaupt. Bei einer Donnerstag, abends, im Beisein von zwei Herren als Zeugen vorgenommenen Aussprache beim Polizeipräsidenten Nork, zu der ich übrigens nicht selber gebeten habe, ſondern zu der man mich hinbat, erklärte ich dem Herrn Polizeipräsidenten, daß ich dieses Verbot im Augenblick, in dem man von einer nationalen Einheitsfront schwägt, als einen ungeheuerlichen Schlag ins Gesicht derjenigen Deutschen empfinde, die die Vertretung ihrer nationalen Interessen nicht von parteipolitiſchen Konzeſſionen abhängig machten einst und auch jekt - die aber eine derartige Behandlung als glatte Kriegserklärung gegen die nationale Wiedergeburt empfinden müssen. Ich erklärte dem Herrn Polizeipräsidenten ſchon dort, daß ein Verbot der Fahnenweihe zu einer maßloſen Erbitterung und Empörung führen müßte. Und ich erklärte ihm endlich, daß ich damit für alles Kommende die Verant-

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wortung ablehne und im übrigen die Regierung warne, dauernd mit Schießen zu drohen, da es sonst passieren könnte, daß sich Leute fänden, die bereit wären, sich erschießen zu lassen. Welche Folgen aus einem derartigen Wahnsinn herauskommen müßten, sollte den Herren klar sein. Denn falls man wirklich gegen harmlose Festteilnehmer nur deshalb, weil sie einer radikal-nationalen Gesinnung huldigen, mit der Waffe vorgehen wollte, müßte dies in der Folgewirkung zur Beseitigung des Ministeriums führen. Als mich Herr Polizeipräsident Nork bat, in das Ministerium des Innern zu gehen und dort meine Stellungnahme persönlich vorzutragen, habe ich dies allerdings entschieden abgelehnt."

Bis zu diesem Punkt waren die Ereignisse gedichen, als die bayerische Staatsregierung sich zu einer nächtlichen Sizung zusammenfand und mit Rücksicht auf die Notwendigkeit der Zusammenfassung aller Kräfte zur einheitlichen Abwehr der äußeren Feinde" beschloß, über das ganze rechtsrheinische Bayern den Ausnahmezustand zu verhängen. Gleichzeitig wurde ein Verbot aller Veranstaltungen unter freiem Himmel erlassen und in der näheren Begründung des Ausnahmezustandes ausdrücklich betont, daß er wegen der drohenden Haltung der Nationalsozialisten unvermeidlich gewesen wäre. Die stille Hoffnung des bayerischen Innenministers war, daß Adolf Hitler unter diesen Umständen auf die Abhaltung des Parteitages der NSDAP . verzichten würde. Um sich von der Richtigkeit seiner Annahme vorsichtshalber zu überzeugen, hielt es der neugebackene Generalstaatskommissar Dr. Schweyer jedoch für angebracht, Adolf Hitler mehrfach zu Verhandlungen zu sich zu bitten. Den weiteren Fortgang der Ereignisse schildert Adolf Hitler folgendermaßen: Im Verlaufe des Freitags wurde ich zu drei Regierungsstellen gebeten. Diese Aussprachen fanden sämtlich unter Zeugen statt. Ich habe bei den beiden ersteren Stellen kategorisch erklärt, daß es für mich in dieser Angelegenheit kein Verhandeln gäbe, ohne die volle Genehmigung des Parteitages in dem einmal festgeseßten Rahmen und Umfang. Ich habe

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der einen sowie der zweiten Stelle gegenüber erklärt, daß die von der Regierung in Umlauf gesezten Putschgerüchte auf Unwahrheit beruhen. Ich habe weiter erklärt, daß ich aus diesem Grunde erst recht darauf bestehen müßte, daß der Bewegung das gleiche Recht zugebilligt wird, das anderen Verbänden ebenfalls zur Verfügung steht. Weiter wollte ich nichts und habe auch sonst nichts verlangt. Freitagabend wurde ich nun zur dritten Stelle, der Polizeidirektion, gebeten, nachdem mir vorher mitgeteilt worden war, daß im Ministerium des Innern unterdes eine Sinnesänderung eingetreten wäre. Und zwar wurde ich verständigt, daß der Parteitag nun stattfinden dürfte, jedoch müßte er in einem Rahmen gehalten werden, der etwa dem Katholikentag entspräche. Ich habe diese Bedingung geradezu als einen Hohn empfunden, da wir ja überhaupt niemals mehr gefordert hatten, man uns aber ja gerade das unmöglich machen wollte. Ich empfand es als ungeheuerlich, einen Ausnahmezustand zu verhängen, um nachher eine Äußerung von sich zu geben, die zehn Stunden vorher alles in Friede und Freundschaft erledigt hätte. Ich habe auch bei dieser Unterredung dem Herrn Polizeipräsidenten erklärt, daß ich Konzessionen irgendwelcher Art deshalb nicht machen könne, da das, was wir verlangten, vom ersten Augenblick an nicht mehr war, als ein Recht, das bisher noch jedem zugebilligt wurde. Ich erklärte mich lediglich bereit, im Falle infolge der ganzen Entwicklung etwa die Fahnenweihe in der Besucherzahl leiden sollte, sie im Zirkus abzuhalten, betonte aber gleich hier, daß, falls der Zirkus räumlich nicht auslangen würde, die Weihe vor dem Zirkus stattfände.

Samstagnachmittag wurde ich durch einen Beamten der Polizeidirektion abermals gebeten, auf die Polizeidirektion zu kommen. Es wurde mir dort mitgeteilt, und zwar durch den Herrn Präsidenten, daß aus diesen und jenen Gründen ich die Konzession machen sollte, sechs Versammlungen abzusagen bzw. nur als Parallelversammlungen zu veranstalten.

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Ich wäre, um die Autorität der Staatsregierung nicht lächerlich zu machen, bereit gewesen, diesem Wunsche nachzukommen, wenn nicht die Sache von vornherein technisch undurchführbar gewesen wäre. So blieb es auch bei diesen zwölf Versammlungen. Ich stelle damit zum Schlusse noch fest, daß alle diese Verhandlungen unter Zeugen stattgefunden haben, daß ich überall dort, wo krasse Putschangst zutage trat, selbstverständlich erklärte, daß dies ein Blödsinn wäre, im übrigen aber das Recht der Bewegung ohne jede Konzession bis zum äußersten verteidigte. Sollte jedoch mein Auftreten einer Staatsregierung noch als kniefälliges Bitten" erschienen sein, dann kann ich mir allerdings nicht gut vorstellen, welche Stellung man einnähme, wenn einst jemand käme, der ,,fordern" würde."

So entlarvte sich also die schwarz-rote Demokratie in diesen Tagen selbst vor der Öffentlichkeit als eine klägliche Mischung von Dumm heit und Angst. In einem Augenblick, als selbst die einmarschierenden Franzosen noch irgendwie das Entflammen einer nationalen deutschen Empörung befürchteten, fand eine deutsche Regierung den traurigen Mut, über ein ganzes Land den Ausnahmezustand zu vers hängen, um den Parteitag der einzigen nationalen Bewegung zu verhindern. Sie hatte auch noch den Mut, wider besseres Wissen diese Maßnahme mit Putschabsichten der nationalsozialistischen Bewegung zu begründen. In dem Augenblick aber, als sich herausstellte, daß der Führer dieser Bewegung entschlossen war, sich unter keinen Umständen einem Verbot zu beugen, da verlegten sich diese mutigen Männer auf ein jüdisches Aushandeln ihrer Absichten. Das ursprüngliche Generalverbot wurde eingeschränkt auf ein Verbot des Aufmarsches unter freiem Himmel. Das ursprüngliche Verbot, überhaupt Versammlungen abzuhalten, verwandelte sich in ein Teilverbot von sechs Versammlungen. Schließlich wurde der erste Parteis tag der NSDAP . trotz Ausnahmezustand genau in demselben Rahmen und Umfang durchgeführt, wie er von allem Anfang an geplant war. Und der ganze Eifer der verantwortlichen Regierungsmänner war nur noch darauf gerichtet, diese Tatsache nachträglich zu sanktionieren und den Eindruck zu erwecken, als sei ihre eigene Blaz mage in Wahrheit gar noch ein Sieg gewesen.

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Tatsächlich hat ganz Bayern in diesen Lagen nur noch gelacht über die Eiertänze seines schwarzen Innenministers . Am letzten Tag des Parteitages der NSDAP . veröffentlichten die Münchener Neuesten Nachrichten“ in einer Telegrammausgabe den Rücktritt des bayerischen Innenministers. Er wurde von der bayerischen Staatsregierung schleunigst dementiert. Es ist bezeichnend, mit welchem Kommentar dieses Dementi in diesem damals sicher nicht nationalsozialistischen Blatt erschien. Man las da u. a.: ‚Wir müſſen gestehen, daß wir den Rücktritt des Miniſters Schweher für so selbstverständlich gehalten haben, daß wir eine Nachprüfung der Meldung unseres Gewährsmannes unterließen. Und wir müſſen ferner gestehen, daß nach unserer Meinung für den Minister des Innern sogar der absolute Zwang zum Rücktritt besteht. Man sage nicht, es sei nichts geſchehen in München ſeit der Verhängung des Ausnahmezustandes. Im Gegenteil! Es ist sehr viel geschehen. Erstens einmal hat seit Freitagnachmittag die Staatsregierung sich um jegliche persönliche Autorität gebracht. Sie hat nämlich am Freitag den Ausnahmezustand für ganz Bayern rechts des Rheins erklärt und Versammlungen verboten unter ausdrücklicher Beziehung auf den nationalsozialistischen Parteitag in München. Wenige Stunden ſpäter wurden die angeſagten nationalsozialiſtiſchen Versammlungen erlaubt, dann wurden wieder sechs verboten, dann fanden schließlich alle statt. Schon bei der Verhängung des Ausnahmezustandes, dann aber bei der weiteren Entwicklung wechselnder Verbote und Erlaubnisse haben die politischen Kreise Münchens zwei Tage lang jeden Ernst vermißt. Als gar das Bild so wurde, daß die sozialistischen Parteien, die man doch durch diese Maßnahmen für die „ Einheitsfront" gewinnen wollte, schließlich die einzig Leidtragenden waren und infolgedessen außerordentlich entrüstet wurden, da hat in der Tat die Staatsregierung für München eine „ Einheitsfront“ hergestellt. Nämlich die Einheitsfront in dem Urteil: ,,So kann man wirklich nicht regieren!"

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Noch ergöhlicher aber ist, was gleichzeitig das schwarze Regierungsorgan, der Bayerische Kurier", unter der Überschrift Staatsautorität" von sich gab:

Durch seinen lehten Vorstoß hat der Nationalsozialismus die Staatsautorität nicht nur unmittelbar geschädigt und damit den Geſundungsprozeß in Bayern jäh unterbrochen, er hat auch mittelbar dadurch Unheil angerichtet, daß er die Regierung zu einer an sich widerspruchsvollen Stellung veranlaßte, die ihrerseits der Stärkung der Staatsautorität keineswegs zuträglich war. Es hat keinen Sinn, vor dieser Tatsache die Augen zu verschließen."

Zum Überfluß schickte der Verlag des ,,Völkischen Beobachters" der bayerischen Staatsregierung noch eine Rechnung für die von einem starken Polizeiaufgebot im Übereifer vernichteten Druckplatten seiner Ausgabe vom 27. Januar. Der bayerische Innenminister hatte nämlich mit Sicherhit angenommen, daß am Abend der Verhängung des Ausnahmezustandes im ,,Völkischen Beobachter" ein geharnischter Protest gegen seine Regierungsweisheit erscheinen würde, was jedoch durchaus nicht der Fall war, und von der eifrigen Polizei erst nach ihrem Zerstörungswerk entdeckt wurde. Im ganzen betrachtet, hatte also die bayerische Staatsregierung, wenn auch gegen ihren Willen, viel getan, um die Aufmerksamkeit des deutschen Volkes troß der angespannten außenpolitischen Sitt. tion auf diesen ersten großen Parteitag der NSDAP. zu richten. Ja selbst amerikanische Journalisten waren durch die von der bayerischen Staatsregierung ausgestreuten Putschgerüchte so aufgeschreckt worden, daß sie sich in Essen, am Schauplatz der jüngsten französischen Ruhmestaten, zu dreien einen Sonderzug nach München kauften, um an unserem staatsgefährlichen Parteitag teilnehmen zu können. Sie sollen angeblich etwas enttäuscht gewesen sein, als sie in den zwölf Massenversammlungen am ersten Abend des Parteitages aus dem Munde des Führers hörten, daß die Informationen des bayerischen Staatsministeriums über nationalsozialistische Putschabsichten offenbar ,,von einer Waschfrau oder einem Bäckerjungen" herrührten.

Dezember 1936

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Die Putschangst hatte sich inzwischen auf allen schwarzen und roten Regierungsstühlen des Deutschen Reiches breit gemacht. In verschiedenen Städten, so z . B. in Stuttgart und Nürnberg wurden in letzter Minute die bestellten und teilweise schon bezahlten Sonderzüge nach München gestoppt. In Berlin war Isidor Weiß sogar selbst zum Anhalter Bahnhof geeilt, um auch hier das Ausfahrtssignal in lester Minute auf Halt zu stellen. Zwar liefen zu derselben Stunde in Leipzig die Züge für die Teilnehmer eines kommunistischen Parteitages durchaus ungestört ein. Und einige Stunden später konnte das jüdische Schandweib Klara Zetkin in öffentlicher Rede die Ungeheuerlichkeit aussprechen: ,,Die Deutschen haben keine Veranlassung zu sittlicher Entrüstung über gebrochene Verträge." Isidor Weiß aber hatte selbstverständlich nur den einen Auftrag, im Interesse der sich eben bildenden ,,Nationalen Einheitsfront" keinen Nationalsozialisten nach München zu lassen. Diesen Auftrag führte er aus, mit welchem Erfolg, das schildert uns der nachstehende Bericht des Transportführers dieses Sonderzuges. Der Sonderzug, am Dienstag bestellt, sollte um 3 Uhr abfahren. Ich ging um 12 Uhr zum Bahnhofsvorsteher, um die Fahrtkosten zu bezahlen. Der Beamte war anscheinend stark beschäftigt und nirgends zu finden. Endlich erwischte ich ihn. Er hatte es furchtbar eilig und merkwürdige Ausreden machten mir den Mann verdächtig. Man nennt das ,,Lunte riechen", wie ihr wißt. Ich hatte den Geruch noch gar nicht richtig weg, da betreten einige Herren, darunter Herr Bernhard Weiß, den Bahnhof. Einige Schußpolizisten und Kriminalbeamte gaben dem hohen Würdenträger das Geleit. Sie kamen auf mich, der ich als Transportführer verpflichtet war, zu und eröffneten mir, daß der Herr Preußische Innenminister Severing der Reichsbahn verboten habe, einen Sonderzug nach München abzufertigen. Da hättet ihr mal die Jungen, die schon seit einiger Zeit unruhig waren, hören sollen. Die Bahnhofshalle dröhnte : Heil! Nieder mit Weiß! Nieder mit Severing ! Heil! Es lebe Deutschland ! Eine Hundertschaft rückte heran. Sturmriemen unter dem Kinn und Karabiner in der Hand. Das war das Geschenk, das uns Herr Severing für den Parteitag zugedacht hatte.

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Weiß empfahl mir bei seinem Abschiede, die Leute mit dem nächsten fahrplanmäßigen Zuge in ihre Heimatgarnisonen, Garnisonen hat er gesagt, abzutransportieren. Wir waren entschlossen, unter allen Umständen nach München zu fahren und stellten fest, daß der nächste fahrplanmäßige Zug, der für uns allein in Frage kam, um 4 Uhr nach München fuhr. Die Zivilisten unter uns besorgten die Fahrkarten 4. Klasse und lange vor Abfahrt des Zuges war dieser mit München-Fahrern beseßt. Die Stimmung war prachtvoll ! Dieser Zug hatte Ähnlichkeit mit Truppentransporten an die Front: Gesang und derbe Soldatenspäße ! So fuhren wir trok Weiß und Severing nach München und freuten uns des gelungenen Streiches. Ich saß mit einigen . Kameraden ,,als Transportleitung" in einem besonderen Abteil des Zuges. Gegen 8 Uhr lief unser Zug in Gera ein. Und hier kam es zum Klappen. ,,Alle Personen mit Fahrkarten vierter Klasse nach München aussteigen. Gepäck mitnehmen ! Der Zug fährt nicht weiter !" Die Kerls haben geflucht wie die Waldteufel. Raus aus dem Schlafsack, Affen über die Schulter, Stiefel in die Hand, raus ! Ich greife zum Koffer, der die Reisekasse mit dem Geld für die Rückfahrt verwahrt, und springe auf den Bahnsteig. Unsere Leute stehen in einer langen Reihe angetreten; halb angezogen, in Pantoffeln, ein Anblick, der selbst Göttern neu gewesen sein muß.

Dann beginnt

die Waffensuche.

Ein

,,Terzerol" war das Ergebnis dieses eifrigen Bemühens . Die Gummiknüppel wurden nicht gefunden. Die Männer hatten die Gummiknüppel vorsorglich vor sich auf den Bahnsteig geworfen und ihre Mäntel oder Tornister darüber gelegt. Schließlich trat ein Polizeioffizier vor die Front: ,,Die thüringische Regierung befürchtet, daß beim Parteitag der NSDAP. ein Staatsstreich vorbereitet werden soll. Sie

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untersagt daher die Reise. Alle Teilnehmer werden in Schußhaft genommen. Meine Herren : Sie sind verhaftet!" Die Reisekasse muß aber unter allen Umständen in Sicherheit gebracht werden. Ich habe mich schon vorsichtig am Ende des Bahnsteiges abseits von den Kameraden aufgestellt. Aber ein findiger Polizeioffizier kam auf mich zu und nahm mir den Koffer aus der Hand. „ Gehören Sie auch dazu?" ,,Nein, ich bin Geschäftsreisender."

Ich verhandle mit ihm, um ihn zu überzeugen, daß ich mich auf einer dringenden Geſchäftsreise befinde und die Dame neben mir eine Geschäftsfreundin sei. Da rief ein anderer Polizeioffizier, daß die Passagiere, die nicht zum Münchener Transport gehören, wieder einsteigen müssen. Frau R. ging ungehindert zum Zuge zurück. Aber ich, Herr Gott nochmal, ich hatte weder die Genehmigung einzusteigen, noch meinen Koffer. Jeßt fuhr der Zug an. Ich greife nach meinem Koffer, den der Polizeioffizier neben sich gestellt hatte, laufe, laufe neben dem fahrenden Zug her : Pelz ! Mensch, Pelz, das Geld ! Unser Fahrgeld, Pelz ! Mensch, Pelz, unser Geld!" und immer leiser mit der zunehmenden Entfernung : ,,He Pelz, Pelz, unser Geld !" Der Zug hält nicht, auch dann nicht, als die Polizeioffiziere hinterher schreien : ,,He ! Pelz !" Ich war mir darüber klar, daß mich mein Schicksal auf der nächsten Haltestelle in Geſtalt eines Schupomannes erreichen würde. Ich trenne mich von Frau R. und seßte mich in ein Abteil im entgegengeseßten Ende des Zuges. Vorher vertauſchten wir aber vorsorglich unſere Koffer. In Jena erfüllte sich mein Schicksal nicht, auch nicht in Rudolstadt, aber in Saalfeld. Polizeioffiziere untersuchten den Zug. Sie trafen auch auf mich: Sind Sie der Mann mit der Parteikasse?" ,,Nein, ich bitte Sie, mit welcher Parteikasse?"

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"Zeigen Sie Ihren Koffer." Ich öffnete mein Köfferchen, das weder Geld, noch sonstige Dinge enthielt, die die Polizei interessieren konnten. Mit wenig freundlichem Dank erhielt ich das Köfferchen zurück und der Zug durfte weiterfahren und ihr wißt, ich traf dann ja auch mit geringer Verspätung in München ein. Es war sicher für euch eine Enttäuschung, daß statt 450 norddeutschen Männern in München nur Frau R., Pelz und das Köfferchen eintrafen. Und ich bin glücklich, daß ich entwischen konnte. Nur dadurch war es mir möglich, die Stunde zu erleben, in der Hitler die Freikorpsoffiziere zu sich rief. Das war der Augenblick, in dem wir den Führer kennenlernten.

Aus : Erich F. Berendt,,,Soldaten der Freiheit".

Troß aller Schikanen aber wurde dieser erste Parteitag der NSDAP. für Zehntausende zum flammenden Fanal des Glaubens an die deutsche Zukunft. Hier stand einer und predigte von den einzig mög lichen Voraussetzungen eines deutschen Wiederaufstieges, kompromißlos, klar und unsentimental: ,,Wie nun auch das Schicksal seine Hiebe auf Deutschland fallen lassen mag : Solange dieses Volk nicht den Meuchelmördern im eigenen Körper das Handwerk legt, wird ihm ein Erfolg nach außen nie beschieden sein. Bastardenhafte Zwitter von Willen und Feigheit werden des Deutschen Reiches Freiheit nicht erkämpfen. Die ewige Natur schon verweigert ihnen die Kraft im Daseinskampf, und wenn Völker sich ihrer bedienen, so leisten sie damit Verzicht auf die allererste Vorausschung zum Erfolg, die klare, positive Einstellung nach einer bestimmten Richtung.

Und das fehlt dem heutigen Deutschland.

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Während man papierene und rednerische Proteste gegen Frankreich hinausbläst, ist der Todfeind der deutschen Rasse noch innerhalb der Mauern des Reiches und treibt sein wühlerisches Handwerk weiter. Frankreich kennt die heutigen Schwächen des deutschen Widerstandes. Denn solange sich die Flamme der Begeisterung für Freiheit und Macht und Herrlichkeit des Vaterlandes nicht in alle Hütten zu ergießen vermag, wird der Tag nicht kommen, an dem der deutsche Sturm losbricht. Wer aber will, daß endlich diese Glut auch den leßten Deutſchen ergreift, muß wissen, daß die Todfeinde der deutſchen Freiheit, die Verräter am deutschen Vaterlande zuerst zu beseitigen sind. Mit vermehrter Wucht hat deshalb heute sich der Wille zusammenzustählen zur Erfüllung der

sittlichsten"

Rechts-

forderung : Nieder mit den Novemberverbrechern ! Und da seßt die augenblickliche große Miſſion unserer Bewegung ein. In all dem Geflunker und Geschwäß von „ Einheitsfront" usw. haben wir nicht zu vergessen, daß sich zwischen uns und Volksbetrügern, Arbeiterverführern und bürgerlichen Parteiverbrechern zwei Millionen Tote schieben.

Wir haben uns immer daran zu erinnern, daß jeder neue Kampf nach außen, mit den Novemberverbrechern im Rücken, dem deutschen Siegfried sofort wieder den Speer in den Rücken stieße. Wir haben die ganze Glut unserer Liebe zum Vaterland, den heißen Wunsch, ihm dereinst die Feſſeln ſeiner internationalen Bedrücker zu lösen, alles zusammenzuraffen in dem fanatischen Entschluß, dem deutschen Volk für diese größere Tat die Bahn im Innern freizumachen. Ohne innere Wiedergeburt wird uns ein gerechter Himmel keine äußere Auferstehung schenken.

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Ohne sittliche Erneuerung bekommen wir nie eine innere Wiedergeburt. Ohne Wiedergewinnung unseres Rechtsempfindens ist eine sittliche Erneuerung nicht denkbar. Unser Rechtsempfinden jedoch sagt uns, daß nicht nur der kleine Dieb zu hängen, sondern der große National- und Vaterlandsverräter zu vernichten ist. Und dieser fanatische Entschluß zu einer notwendigen Reinigung des deutschen Blutes, er wird uns unendliche Kräfte zuführen. Was in unserem Volk noch Idealismus besißt, es wird uns sich zuwenden. Was noch Glauben hegt für eine kommende Größe des Vaterlandes, wird auf uns hoffen. Und was überzeugt ist, daß des deutschen Volkes Befreiung nicht ein Geschenk des Himmels, sondern die Frucht einer Tat sein wird, muß uns lieben. Begeifert, verleumdet und befehdet können wir mit Stolz feststellen, daß die siegende Gewalt unseres Glaubens im leßten Jahre wieder Hunderttausende zu unserer Fahne gerissen hat. Es soll unsere Aufgabe sein, im kommenden Jahre die Kräfte noch zu steigern, auf daß jeder Deutsche endlich erkenne : Das erwachende Deutschland ist die nationalsozialistische Bewegung."

Am 30. Januar 1933 auf den Tag genau zehn Jahre nach diesem ersten Großappell in München, zog Adolf Hitler als Führer und Kanzler der deutschen Nation in die Reichskanzlei ein, um nunmehr mit der von ihm geschaffenen nationalsozialistischen Bewegung die innere und äußere Freiheit des deutschen Volkes nun auch als Staatsmann zu erkämpfen. Genau zehn Jahre waren vergangen, als am Abend des 30. Januar 1933 der Reichspropagandaleiter Dr. Goebbels die folgenden knap= pen Säße in sein Tagebuch schrieb:

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30. Januar 1933. Es ist fast wie ein Traum. Die Wilhelmstraße gehört uns. Der Führer arbeitet bereits in der Reichskanzlei. Wir stehen oben am Fenster, und Hunderttausende und Hunderttauſende von Menschen ziehen im lodernden Schein der Fackeln am greisen Reichspräsidenten 1:8 jungen Kanzler vorbei und rufen ihre Dankbarkeit und ihren Jubel zu. Mittags saßen wir alle im Kaiserhof und warteten. Der Führer war beim Reichspräsidenten.

Eine unbeschreibliche

Spannung nahm uns fast den Atem. Draußen standen die Menschen zwischen Kaiserhof und Reichskanzlei und schwiegen und harrten. Wie wird es drinnen ? Unsere Herzen werden hin und her gerissen zwischen Zweifel, Hoffnung, Glück und Mutlosigkeit. Wir sind zu oft enttäuscht worden, um uneingeschränkt an das große Wunder glauben zu können . Ununterbrochen beobachten wir von einem Fenster aus den Ausgang zur Reichskanzlei. Hier muß der Führer herauskommen. Man wird es seinem Gesicht ansehen können, ob es gelungen ist. Peinigende Stunden des Wartens . Endlich biegt ein Wagen um die Ecke des Eingangs. Die Maſſen rufen und grüßen. Sie scheinen zu ahnen, daß die große Wendung bevorſteht oder gar schon eingetreten ist. Der Führer kommt! Einige Minuten später ist er bei uns im Zimmer. Er sagt nichts, und wir alle ſagen auch nichts . Aber seine Augen stehen voll Wasser. Es ist so weit! Der Führer ist zum Kanzler berufen . Er hat bereits in die Hand des Reichspräsidenten ſeinen Eid abgelegt. Die große Entscheidung ist gefallen. Deutschland steht vor seiner historischen Wende.

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Wir alle sind stumm vor Ergriffenheit. Jeder drückt dem Führer die Hand, und es ist, als würde unser alter Treuebund hier aufs neue beschlossen.

Niemand kann von einer kommenden Generation erwarten, was die lebende versäumt, und ihr Aufgaben aufbürden, die sie selbst zu lösen nicht den Mut und den Charakter besikt.

Dr. Joseph Goebbels .

Gesamtverantwortlich : Friz Kaijer. Jm Auftrag der Reichspropagandaleitung als in: ternes Rundschreiben der NSDAP . herausgegeben vom Zentralverlag Franz Eher Nachf.. München 2 NO. Bezug nur durch die Goupropagandaleitungen der NSDAP. und nur für Dienststellen der Partei. 1 Rotationsdruck: J. G. Weiß'iche Buchdruckerei , München.

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