Vorlesungen über die Logik und Metaphysik: Heidelberg 1817. Mitgeschrieben von F.A. Good 9783787337835

Erst 1984 wurde in einem Schweizer Privatarchiv die Nachschrift einer Vorlesung über Logik und Metaphysik aus dem Sommer

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Vorlesungen über die Logik und Metaphysik: Heidelberg 1817. Mitgeschrieben von F.A. Good
 9783787337835

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G.w.F. Hegel

Vor lesungen Ausgewä hlte Nachschriften und M a nusk ripte

11

G.W. F. HEGEL · VORLE SUNGEN · BAND

11

GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL

VORLESUNGEN Ausgewählte Nachschriften und Manuskripte Band 11

FELIXMEINER VERLAG HAMBURG

GEORG WILHELM FRIEDRICH HEGEL

Vorlesungen über Logik und Metaphysik Heidelberg 1817 Mitgeschrieben von F. A. Good

Herausgegeben von KAREN GLOY unter Mitarbeit von Manuel Bachmann, Reinhard Heckmann und Rainer Lambrecht

FELIXMEINER VERLAG HAMBURG

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hege/, Georg Wilhelm Friedrich : Vorlesungen : ausgew. Nachschriften und Manuskripte I Georg Wilhelm Friedrich Hegel. - Harnburg : Meiner

NE: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: [Sammlung) Bd. 11. Vorlesungen über Logik und Metaphysik : Heidelberg 1817, mitgeschrieben von F. A. Good I hrsg. von Karen Gloy

unter Mitarb. von Manuel Bachmann ... - 1992. ISBN 3-7873-1003-7

NE: Gloy, Karen [Hrsg.)

0 Felix Meiner Verlag GmbH, Harnburg 1992. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Über­

setzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Über­ tragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Satz: Rheingold Satz Hildegard Smets, Mainz-Kastel. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständi­ gem Werkdruckpapier. Einband: Lüderitz & Bauer, Berlin. Printed in Ger­

many.

INHALT

Vorbemerkung der Herausgeberio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

Einleitung. Von Karen Gloy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IX

Logik und Metaphysik

nach der Vorlesung vom Sommer-Semester 1817 in Heide/berg Vorbegriff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3

Erster Teil . Die Lehre vom Sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71

Zweiter Teil . Die Lehre vom Wesen . . . . . . . . . . . . . . . . . .

111

Dritter Teil . Die Lehre vom Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

143

Anhang Zur Konstitution des Textes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Zeichen, Siglen, Kürzel, Abkürzungen . . . . . . . . . . . b) Beschreibung des Manuskripts . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Regeln der Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Auszug aus der Inhaltsanzeige der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse von 1817 . . Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bibliographische Hinweise z u Hegels Enzyklopädie der phi­ losophischen Wissenschaften im Grundrisse, insbesondere zum ersten Teil , der Wissenschaft der Logik. . . . . . . . . . . Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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VORBEMERKUNG DER HERAUSGEBERIN

Ein schöner Brauch gebietet es , nach vollbrachter Arbeit allen zu danken, die am Zustandekommen eines Werkes beteiligt waren. So gilt mein besonderer Dank dem Schweizerischen Nationalfonds, der durch die großzügige Bereitstellung von Forschungsmitteln sowie die Einrichtung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle wesent­ lich zur Edition beigetragen hat. Desgleichen gebührt Herrn Dr. Franz Anton Good, dem Besitzer der Nachschrift, ein besonderer Dank für die Transkription und Entzifferung des Textes . Die An­ merkungen stellen ein Gemeinschaftsprodukt meines wissenschaft­ lichen Mitarbeiterstabes und mir dar : auf Herrn Dr. Rainer Lam­ brecht von der Universität Zürich gehen die hegclinternen interpre­ tatorischen Anmerkungen zurück, auf Herrn Reinhard Heckmann, M.A. , speziell die Anmerkungen zu Fichte, Schelling, Eschenmayer und Jacobi , auf Herrn cand . phil. Manuel Bachmann von der Uni­ versität Basel die Anmerkungen begriffsgeschichtlicher und etymo­ logischer Art, mein eigener Beitrag sind die historischen Anmer­ kungen sowie die zu allen Namen . Alle Anmerkungen wurden aus­ führlich gemeinsam diskutiert und dann von mir im Sinne einer Vereinheitlichung überarbeitet. Nicht unerwähnt bleiben soll die Mühe , die Herr Bachmann mit der Entzifferung der Stenographie Goods gehabt hat und Herr Lambrecht mit der Erstellung der Lite­ raturliste. Und schließlich gilt mein Dank auch der Zentralbiblio­ thek Luzern und ihrem Bibliothekar, Herrn Rehor, der bei den schwierigen Bibliotheksrecherchen behilflich war, desgleichen dem Hegcl-Archiv in Bochum für freundliche Auskünfte und Bereitstel­ lung von Literatur. Karen Gloy

EINLEITUNG

I. Daß Mit- und Nachschriften Begelseher Vorlesungen aufgefunden werden, kommt zwar hin und wieder einmal vor, in den letzten Jahren sogar mehrfach, dennoch geschieht es zu selten, als daß es nicht jedesmal wieder das Interesse der Fachwelt entfachte. Um welchen Fund auch immer es sich handeln mag, er stellt im Blick auf das Hegeische Gesamtgebäude entweder einen Baustein inner­ halb des Rahmenwerks dar, der dem Ausbau und der Vervollständi­ gung des Grundkonzepts dient, oder sogar einen Eckstein, der einen Wendepunkt in Hegels Denken markiert, oder ein tragendes Fun­ dament, das in den Kontext der Genese des Hegeischen Systems ge­ hört. Vor einigen Jahren - 1984 - tauchte in einem Luzerner Privat­ archiv dank der umsichtigen archivansehen Tätigkeit des heutigen Besitzers , des Kunsthistorikers Dr. Franz Anton Good (geh. 1914) , eine Vorlesungsmitschrift über Logik und Metaphysik, vorgetragen von Hn. Prof Hege/ nach seiner Encyklopedie der phil. Wissenschaften, im Sommersemester 1817, auf. Sie stammt von dem Schweizer Jura-Stu­ denten Franz Anton Good aus Mels im Kanton St. Gallen, der wäh­ rend seines Auslandsstudiums in Heidelberg auch Hegels Vorlesung besuchte und mitschrieb. Den Besuch der Vorlesung bezeugt nicht nur die erhaltene Mit­ schrift, sondern auch ein Testat Hegels vom 20 . 9. 1817 mit dem Wortlaut : »Daß Herr Anton Good, aus St. Gal­ len, der Rechtsgelehrsamkeit Beflis­ sener, im verßoßenen Sommersemester 1817. meine Vorlesungen über Logik und Metaphysik

X

Karen Gloy

mit vorzüglichem Fleiße und Aufmerk­ samkeit besucht hat, bezeugt hiermit Heidelberg G W F Hegel, Prof. p. o d 20 Sept. 1817. der Philosophie.«t Franz Anton Good sammelte sämtliche seiner Kollegnachschrif­ ten, sowohl die seines Jurastudiums wie die seiner übrigen Studien, ließ sie gleichmäßig in rötlich-braune Kartondeckel einbinden und bewahrte sie zusammen mit ererbten wie während seines Studiums erworbenen Büchern in seiner Bibliothek auf, die während seines späteren Advokaten- und Politikerlebens durch umfangreiche An­ käufe ergänzt wurde . Die Bibliothek blieb auch nach seinem Tod ununterbrochen in Familienbesitz und wurde von den Nach­ fahren teils durch Ankauf wertvoller Editionen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, teils durch Erbe der Bibliotheken Verwandter angerei­ chert. Sie zählt heute zu den größten Privatbibliotheken der Schweiz und enthält neben Philosophica und Theologica Iuridica, Medica, Chirurgica, Pharmaceutica , Architectonica, Militaria, Geo­ graphica, Historica, belletristische Werke sowie eine Reihe von Wörterbüchern und Nachschlagewerken.2 I »Archiv der Herren Good« . Zuerst publiziert von Hans-Christian Lu­ cas : Altes und Neues zu Hegels Rechtsphilosophie. In: Hegel-Studien. Bd 20 (1985). 291-302, bes . 302 Anm. 2 Einen Eindruck von ihrem Umfang vermittelt : Geschichte der Gemeinde Mels. Hrsg. von Paul Good. Mels 1973 . 172-174, wo eine Auswahl genannt wird. An Wörterbüchern wird erwähnt : >>Quinque linguarum urilissimus vocabulista larine, italice, gallice, hispanicc, alemannicc . . . Augsburg 1531 ; Buddaei Lexicon, Ausgabe 1722 ; Voltaire, Dictionnaire philoso­ phique. - Aus der neulateinischen Literatur . . . : Erasmus von Rotterdam , Eloge de Ia folie ; Lettres du pape Clement XVI Ganganelli, Liege 1776 ; Theologica varia. - Aus der französischen Literatur : Marechal de Bassom­ pierre, Memoires ; Paul Scarron, Romans ; La Fontaine, Fahles ; Racine, Tragedies ; Fenelon, Telemaque ; Joseph de Maistre, Du Pape ; L'Amirante de Casrille, in einer Ausgabe von Bruxelles 1832 ; Laure d'Abrantes ; Honore de Balzac, Romans ; Hippolyte Taine, einige Frühwerke . . . - Aus der ita­ lienischen Literatur: Gozzi ; Petrarca, Rime ; Silvio Pellico, Lc mie prigoni , Ausgabe 1838 . . . - Spanische Literatur: Cervantes, Don Quixote de Ia Mancha ; Thcodor de Almeyda, EI hombre feliz, indepiendente del mundo y de Ia fortuna, Madrid 1785 . . . - Englische : Swift, Voyages du capitaine

Einleitung

XI

Während in Deutschland Privatbibliotheken durch Kriegswirren zumeist zerstört worden sind, haben sich solche in der Schweiz er­ halten, wenn sie nicht gerade aus Platzmangel oder Unverständnis der Nachfahren als Altpapier in den Papierwolf wanderten. Unter den Vorlesungsnachschriften Goods finden sich auch solche, die dieser bei Hegels Vorgänger in Heidelberg, Jakob Fricdrich Fries , Gulliver en divers pays eloignes, La Haye 1767 ; Fenimore Cooper, Oeuv­ res , Bruxelles 1827 (Cooper unternahm eine Reise durchs Sarganserland) . . . - Aus dem arabischen Kulturkreis : Koran, Leben Mohammeds ; Omars Leben ; Tausend und eine Nacht . . . - Aus der deutschen Literatur: Schil­ ler, Goethe, Lessing, Klopstock, Graf von Stolberg, Matthisson, Kotzebue, Hebbel, Körner, Gregorovius . . . - Aus der Schweizerliteratur : Salomon Gessner; Pestalozzi ; Isabelle de Montolieu, Les chateaux suisses ; Hottinger und Schwab, Die Schweiz in ihren Ritterburgen, Chur 1828 ff . . . - Aus der Rechtswissenschaft: Pandectae, Ius canonicum, Code civil . . . - Lebenskunst : Marställerei, Frankfurt 1 53 1 ; Platina, Von allen Speysen und Gerichten . . . allerhand art . . . , Ausgburg 1 53 1 ; L'art du manege ; Leon­ hard Gmür, Aesthetik oder die Wissenschaft vom Schönen, St. Gallen 1859 . . . - Aus den Naturwissenschaften : La pharmacopee des pauvres, Paris 1757 ; Linne, Systema naturae, 1760 ; Winslow, Exposition anatomique de Ia structure du corps humain, Paris 1776 . . . - Aus Erd- und Länderbeschreibung : Geographiae Claudii Ptolemaei . . . libri VIII, samt Orbis universalis descriptio in handkolorierten Tafeln, Basel Petri 1 552 ; Beideiberg und seine Umgebung, Beideiberg 181 1 ; verschiedene Werke über die Geogra­ phie der Schweiz . . . - Aus der Weltgeschichte : Bossuet, Histoire univer­ selle, Paris 1766 ; Edward Gibbon, The history of the Roman Empire, Basel 1787 ; Charles, comte de Montalambert, einige polemische Schriften ; Strahlheim, Das Welttheater oder die allgemeine Weltgeschichte, Frank­ furt a. M. 1834-1840 . . . - Aus der Schweizergeschichte : Tschudi, Chro­ nicron Helveticum ; Fortunatus von Sprecher, Pallas Rhaetica armata et to­ gata, Basel 1617 ; Iselin, Historisches geographisches allgemeines Lexicon, Basel 1726 ; Spon, Histoire de Geneve, Geneve 1730 ; Lauffers Beschreibung Helvetischer Geschichte, Zürich 1737 ; Leu, Helvetisches Lexicon, Zürich 1747-1765 ; Ulysses von Salis, Fragmente der Staatsgeschichte des Thales Veltlin, 1792 ; Zschokke, Werke ; Anton von Tillier, Geschichte der Helve­ tischen Republik, Bern 1843 . . . - Aus der schweizerischen Militärge­ schichte : Baron de Zurlauben, Histoire militaire des Suisses au service de Ia France, Paris 1753 ; Histoire abrege des officiers suisses, Fribourg 1781 . . . Religiöse und Erbauungsbücher : Bibeln, Theologica, Gebet- und An­ dachtsbücher Imitatio Jesu Christi, lateinisch und französisch ; Fran!;ois de Sales, Introduction a Ia vie devote, u. a. in einer alten Luxusausgabe ; Masil­ lon, Petit careme ; La donna cristiana nel secolo etc.» Der Weg durch den Kopf in den Willen zur That ist ein langer Wecg / der durch einen Abgrund unterbrochen ist, über welchen F e ue r b a c h . nur das Herz die / Brüke baut. < Möge die Glut der Liebe für Wahrheit, Freyheit, Recht und Bieder­ keit (übergeschriebcn : sinn] die seit / der Widererwachung der ge­ drükten Völker Europas so vielseitig angefacht / ist,s und auch in (verbessert : das] dem zartem Herz edler /Jünglinge (gestrichen : eingedrungen] entglommen ist, / wachsend immer weiter um sich 4 Im >>Archiv der Herren Good« befinden sich u. a. folgende Stamm­ blätter mit den hier ausschnittweise wiedergegebenen Bemerkungen : - von Hermann Nettekoven, stud. iur., aus Mülheim am Rhein im Her­ zogtum Berg, datiert: Heidelberg im September 1817 : >>Mem. Die B u r ­ s c h e n s c h a ft (lebe hoch ! ! !) Commerse in der Hirschgaße, der Müllerey ­ Feier des 18ten Juny zu dem h. Berge - Jean Pauls Fakelzug Abschiedscom­ mers in Neckargmünd.« - von Jul . v . Beulwitz, stud. iur., aus Ansbach in Bayern, datiert: Heidel­ berg, den 28. September 1817: >>Memor. : Errichtung der Burschenschaft, am 1sten März, 1817. - Commerse in Mannheim auf dem Hausacker, in der Müllerey und Hirschgaße. Häufige Debatten an den beyden letzten Orten. Heftige Sträuße mit den Corps. Lezzenberger u. Strauß. - Feyer des 18ten Juny auf dem Heiligen Berge. Der 6te Septbr in Neckargmünd. Der Nachtfraß auf dem Gutmannischen Kaffeehause und hierauf Com­ mers, zu Ehren der anwesenden Jenenser Burschen. (Man hatte Beyspiele, daß manche und gewiße Leute sich etwas beknüllten.) - Commerse in Neuenheim. Vale, atque semper mihi save !« Die Blätter nehmen Bezug auf den 18. Juni 1817, an welchem dem Dichter Jean Paul Friedrich Richter die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg verliehen wurde und ihm zu Ehren ein Fackelzug stattfand. Diese Feier war ein wichtiger Gründungsanlaß der Heidelberger Burschen­ schaft. 5 Der folgende Zusatz >>Und auch . . . entglommen ist« steht am linken Rand des Originals quer, scheint aber sinngemäß hierher zu gehören.

Einleitung

XV

greifen, um [gestrichen : bald] einst als helle / Flamme das ganze Herz der ganzen Menschheit zu erleuchten und zu erwärmen./ Das vereinte Streben nach diesem hehren und würdigen Ziele , / werde zum Bande unserer unzertrennlichen Freundschaft./ Wir bereiten uns vor auf die Feyer der Geburt einer bessern / Zeit. Vorureheile und Finsterniß müssen besiegt werden. Aber nur / durch eine höhere Begeisterung [gestrichen : kann] wird das ange­ zündete Licht genährt / und [gestrichen : gestärkt werden ; darunter gestrichen : erweitert] weit ausgebreitet.«6 Mehrfach traf Good mit dem Burschenschafder Carl Ludwig Sand zusammen.7 Beide tauschten Stammblätter aus . Von Sand stammt die Widmung : »Hn . Goth . T u g e n d! W i s s e n s c h f t! V a t e r l a n d! Lebe wohl , wackerer Schweitzer, u. ge-/ denke in Deinem schönen Gebürgs-/ lande, auch Deines Dich innigliebenden/Bewohner eines anderen Teutschen / Gebürges , / Deines / Teutschen Bruders / Carl Sand aus / Wunsiedel im Fichtelge-/bürge. Heidelbg d. 7 . Apr. 1817.« 6

>>Archiv der Herren Good>Bey seiner Reise auf Heidelberg / zur Vorbereitung der deutschen Bur­ schen-/schaft - nach dem Wartburgfest [am 18. Oktober 1817] - / machte ich seine Bekanntschaft. und Smollis - / Wir theilten uns Stammblätter mit -I Auf meiner Heimreise v. Göttingen im April / 1818. führte er mich in Hanau in die / Versammlung der dort soeben versammelten / Abgeord­ neten der deutschen Bursehen/schaften und wollte mich des andern Tages / mit aufs Schlachtfeld nehmen - was / ich ihm verdankte. Ich kannte ihn nur / als ein sehr sittlich und fürs Vaterland / äußerst begeisterten - schö­ nen und kräftigen / Jüngling - / Der l.[iebe] G.[ott] vergebe ihm - und führe ihn / z. [um] E.[wigen] L.[eben] A.[men] .« Es handelt sich um Aufzeichnungen Goods, die er seinen >>Notizen aus dem neuen Pitaval, ein[er] Sammlung der intressantesten Criminalge­ schichten aller Länder aus älter[er] und neurer Zeit - herausgegeben v. Criminal Director Dr. I . E. Hitzig und Dr. A. Häring /.W. Alexis / 2te Auflage. I Thl . 1 . Heft Leipzig. Brockhaus 1857. NB . Über Carl L. SandArchiv der Herren Good«) .

XVI

Karen Gloy

und von Good an Sand : »Dies lieber Sand zum Andenken I an deinen Schweizerfreund I Good Sarunetus Cant St Gallen.«B Die Freundschaft und Hochschätzung, die Good Sand entgegen­ brachte, konnte auch durch dessen Mord an Kotzebue nicht gemin­ dert werden. So notierte Good später : »Sand opferte Kotzebue der Menschheit d 23ten März 1819 I Abends zwischen 5-6 in Manheim. N. B . Sand starb in Manheim auf dem Blutgerüste d 20ten May 1820 1 des Morgends 5 Uhr mit den Worten an das Publicuml >Meine Seele gehört Gott, mein Körper Euch und das Geheimniß mtr< R. I . P.«9 Von Göttingen wurde Good wegen des Todes seines Vaters in seine Heimat zurückgerufen, um die Mutter finanziell zu unterstüt­ zen und für die Ausbildung der übrigen Geschwister zu sorgen, von denen zwei Brüder wie er Juristen wurden und drei Ärzte . Good heiratete eine Bürgerstochter aus angesehenem Hause, Barbara Per­ ret, und wurde Rechtsanwalt. Mit dem Anbruch der Regeneration 183013 1 eröffnete sich für ihn eine politische Karriere, er wurde in den Verfassungsrat berufen, gehörte seit 1833 für mehr als zwei Jahrzehnte bis 1859 dem Großen Rat von St. Gallen, dem höchsten Regierungsgremium des Kantons, an. Während seines Advokaten­ und Politikerlebens legte er die erwähnte Bibliothek an. Er starb am 7. 7. 1866 in Mels . Da laut amtlichem Zeugnis des Prorektors der Universität Hei­ delberg, Zachariä, vom 4. Oktober 1817 die von Good besuchten Vorlesungen bezeugt sind und da die Kolleghefte aus der Heidel­ berger und Göttinger Studienzeit vollständig erhalten sind, läßt sich

s

9

»Archiv der Herren Good« . »Archiv der Herren Good« .

Einleitung

XVII

der Ablauf seines Studiums genau rekonstruieren . Das Zeugnis lau­ tet : »Wir Prorector und übrigen Mitglie-/ der des akademischen Senats der Groshcrzoglich-Ba-/ dischcn Universität Heidelberg bezeugen / hierdurch, daß der am 7ten November 1815. als / hiesiger Akade­ miker immatriculirte Studiosus / juris Franz Anton G o o d aus Mcls im Canton St Gallen, während seines bisherigen hiesigen Aufent­ halts folgende Vorlesungen, und zwar: im W i n t e r s e m e s t e r 1 8 1 5 - 1 6 . über Encyklopädie der Naturwissenschaften / und Experimental­ Physik, Geschichte des / Mittelalters , juristische Encyclopädie und / Methodologie und Institutionen des römischen / Rechts ; im Sommersemester 1 8 1 6 . über Psychologie, Völkerrecht, Geschichte des / römischen Rechts , juristische Hermeneutik und / Theorie des Civilprozesses ; i m W i n t e r s e m e s t e r 18 1 6 . - 1 7 . über Pandecten, Criminalrecht und gerichtliche / Arzneywissen­ schaft ; i n d e m e b e n v e r fl o s s e n e n S o m m e r- / s e m e s t e r e n d l i c h . über Logik und Metaphysik, Naturrecht ver-/ bunden mit der Poli­ tik und Philosophie der / positiven Gesetze, den Code Napoleon , all-/ gemeines und deutsches Staatsrecht und / Civilproceßpraxis ; sämmdich mit vorzüglichem Fleiß und aus-/ gezeichneter Auf­ merksamkeit besucht, auch / in dem Ietztern Collegia gute Rechts­ kenntnisse / bewiesen und übrigens , ohne die geringste Aus-/ nahme, gesetzmäßig und anständig sich betra-/ gen habe . Urkund­ lich der gewöhnlichen Unter-/ schrift und des vorgedruckten grö­ ßern Uni-/ versitäts-Insiegels , Heidelberg am 4ten Octo-/ ber 1817 S. K Zachariä d. Z. Pror. Jolly Universitäts-Amtmann . Vt Maurer.«IO

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»Archiv der Herren Good>Vorwort« seine eigenen 1819 und 1820 nachgeschriebenen Hefte sowie die von Hotho und Michelet und aus späterer Zeit das Heft von Geyer an (Bd 6. VIII [abgedruckt auch in : Hege/: Werke. Bd 8. 4]) .

Einleitung

XLI

besteht nach ihrem Vorwort darin, einen »Leitfaden« für Hegels philosophische Vorlesungen zu erstellen, und zwar in dem Sinne , daß sie a) eine »Uebersicht des gesammten Umfanges der Philoso­ phie« in ihren einzelnen Teilgebieten - der Logik, der Naturphilo­ sophie und der Philosophie des Geistes sowie deren weiteren Unter­ teilungen - verschafft und b) einen Grundriß der Gedankenbestim­ mungen - der verschiedenen Manifestationen der einen Idee - in ihrer Enrwicklung durch die diversen Teilbereiche enrwirft, ohne jedoch eine »erschöpfende Ausführung« zu geben.53 Norwendig weist ein solcher schematischer Abriß zwei Mängel auf. Zum einen fehlt ihm inhaltlich die Ausführlichkeit der Darstellung, die nur er­ reicht werden kann durch Beispiele und Erläuterungen der sonst dürr und trocken bleibenden Paragraphen, zum anderen fehlt ihm formal die Durchführung der Deduktion, das , was Hegel »Beweis« nennt und was für ein wissenschaftliches Philosophieren unerläßlich ist.S4 Von hier aus gesehen fällt der Einzelvorlesung über Logik und Metaphysik die Aufgabe zu, die Ausarbeitung des ersten Teils der drei Teile umfassenden Enzyklopädie zu liefern, und zwar des logi­ schen als des fundamentalen, und dies in genau dem beschriebenen Sinne, daß die beiden Mängel beseitigt werden, indem zum einen eine inhaltliche Explikation vorgenommen und zum anderen die sy­ stematische Ableitung der Gedankenbestimmungen durchgeführt wird. Ob die Vorlesung diesen Aufgaben genügt, kann nur ein de­ taillierter Vergleich mit der Enzyklopädie zeigen. Schon ganz äußerlich fällt auf, daß die Erweiterung vor allem den »Vorbegriff« betrifft. Der »Vorbegriff« der Enzyklopädie, eine Art Einleitung in die »Wissenschaft der Logik« , macht zusammen mit den drei Teilen der letzteren : der Lehre vom Sein, der Lehre vom Wesen und der Lehre vom Begriff, nach der ersten Ausgabe insgesamt 1 12 Seiten aus, wovon der »Vorbegriff« 18 Seiten, die Seinslogik 17 Seiten, die Wesenslogik 28 Seiten und die Begriffslogik 53 Georg Wilhelm Friedrich Regel: Encyklopädie der philosophischen Wissen­ schaften im Grundrisse. Zum Gebrauch seiner Vorlesungen. Heidelberg 1817. III (abgedruckt auch in: Regel: Werke. Bd 6. 3). 54 Vgl. a. a. 0. Illf (abgedruckt auch in: Regel: Werke. Bd 6. 3 �-

XLII

Karen Gloy

49 Seiten umfaßt. Vergleichsweise nehmen von den 192 Seiten der Vorlesungsnachschrift der »Vorbegriff>Da haben wir diesen Unterschied vom Denken und vom Ausgedehnten, Räumlichen, Außereinander. Das Denken, Begriff, Geistiges, Selbstbewußtes ist das,

236

Anhang

was bei sich ist, und hat den Gegensatz des Nichtbeisichselbstseyenden, Ausgedehnten, Unfreien . . . Aber die ausgedehnte Substanz, das Reich der Natur, und die geistige Substanz bedürfen einander nicht. Man kann sie Substanzen nennen, weil Jedes dieser ganze Umfang, eine Totalität für sich ist; Jedes der Beiden, das Ganze jeder Seite, kann ohne das Andere gefaßt werden. Diese bedürfen nur der Konkurrenz Gottes ; d. h. das Reich des Denkens ist eine Totalität in sich, und die Natur ist ebenso ein totales Sy­ stem.« Descartes begründet seine dualistische Konzeption in den Meditationes, beson­ ders in der VI. mit dem Titel >>De rerum materialium existenria, et reali men­ tis a corpore disrincrione«, p. 35-46 (Descartes : CEuvres. Bd 7. 71-90), fol­ gendermaßen : Gemäß dem Prinzip, daß es genügt, sich eine Sache klar und deut­ lich auch ohne eine andere vorstellen zu können, um zu wissen, daß sie von dieser verschieden ist, da zumindest Gott sie getrennt setzen kann, muß gelten, daß ich als denkendes Wesen von meinem Körper unterschieden bin und ohne ihn existie­ ren kann, da ich sowohl eine klare und deutliche Vorstellung von mir, sofern ich nur denkend und nicht ausgedehnt bin, als auch von meinem Körper, sofern er nur etwas Ausgedehntes und nicht denkend ist, habe. Obgleich zwischen beiden ein großer Unterschied besteht, da der Körper beliebig teilbar, der Geist hingegen un­ teilbar ist {vgl. p. 43f {a. a. 0. 85j]), sind sie doch eng miteinander verbunden, gleichsam vermischt, so daß sie zusammen eine Einheit bilden {vgl. p. 4 1 {a. a. 0. 81]). Nach Descartes ist der menschliche Körper gleichsam eine Maschine, in der der Geist existiert (vgl. p. 43 {a. a. 0. 84./]), wobei der Körperteil, der den Geist unmittelbar beeinjlußt, das Gehirn ist (vgl. a. a. 0. p. 44 {a. a. 0. 86]). - Zum Ganzen vgl. auch Descartes : Discours. Part. V. 55-60 (Descartes : CEuvres. Bd 6. 55-60). Zum Leib-Seele-Problem bei Descartes vgl. Hege! : Werke. Bd 1 9. 366f He­ gels eigene Lösung zielt auf die Aufhebung der Dualität und ihre ursprüngliche Einheit dergestalt, daß die Seele das Allgemeine, die Materie das Besondere ist, das Allgemeine aber im Besonderen und das Besondere im Allgemeinen ist. 35,35-36 Der scholastische Begriff der >qualitates occultae< bezeichnet auf der Grundlage der aristotelischen Qualitäten/ehre, welche die Sinnesqualitäten der Dinge aus der Wechselwirkung der sog. >primären< Qualitäten - der Beschaffen­ heilen der vier empedokleischen Elemente: Wärme und Kälte, Trockenheit und Feuchtigkeit - hervorgehen läßt, eine Klasse nicht wahrnehmbarer Qualitäten, welche die aus den primären Qualitäten, nämlich den wahrnehmbaren Eigen­ schaften der Elemente, nicht ableitbaren Erscheinungen und Wirkungen erklären sollen. Unergründbare Erscheinungen bzw. Wirkungen werden auf verborgene, nur erschließbare und nicht weiter bestimmbare Eigenschaften der Substanzen, auf unbekannte Kräfte derselben, zurückgeführt. Hierbei kann noch zwischen den sichtbaren Wirkungen unsichtbarer und unbekannter Kräfte und den unsichtbaren, nur angenommenen Wirkungen unbekannter Kräfte unterschieden werden. Als Beispiele für die ersteren werden die Wirkungen von Heilpflanzen, Drogen, Edel­ steinen, Basiliskenblick, das Phänomen des Magnetismus u . a. genannt, für die

Anmerkungen

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letzteren die siderischen Einflüsse auf die irdische Welt, die den Gegenstand der Astrologie bilden. - Der Terminus taucht erstmals bei Marsilius von Inghen (1330- 1396) auf, der in den Questiones quoque in prefatos libros de genera­ tione. ltem questiones subtilissime magistri Alberti de Saxonia in eosdem libros de generatione ultra nusquam impresse . Venedig 1505. Lib. 2. Q. 1 . Dist. 1 . Pol. 98 rb zwischen >>qualitates sensibiles>qualitates insensibi­ les>qualitates insensibiles>qualitates spirituales>influentiae caelestesquali­ tates virtuales>influentiae caelesteS>qualitates occulraeVirtutes occul­ tae>asylum ignorantiaequalitas occulta< allgemein zu einem pejorativen Schlagwort gegen die naturphilo­ sophischen Hypothesen scholastischer oder generell nicht-mechanistischer Prove­ nienz. 35,41-42 Inwieforn die Notwendigkeit bzw. der Zusammenhang von Ursache und Wirkung die höchste Reflexionsstufe des Seins darstellt, läßt sich der Vorle­ sung allein schwerlich entnehmen. Ohne die detaillierteren Ausführungen in der Wissenschaft der Logik dürfte hier nicht weiterzukommen sein. Die Wissen­ schaft der Logik hilft aber nur insofern weiter, als man ein bestimmtes Verständ­ nis der sog. höchsten Reflexionsstufe des Seins unterstellt, nämlich daß sie das ent­ wickeltste Voraussetzen innerhalb der Wesenslogik sei. Dieses findet in der Wech­ selwirkung statt. Hege! formuliert in der Wissenschaft der Logik. In : Hege! : Werke. Bd 4. 718: >>Zunächst stellt die Wechselwirkung sich dar als eine gegenseitige Kausalität von v o r a u s g e s e t z t e n , sich b e d i n g e n d e n S u b s t a n z e n . . . >ebenso sehr einfache Unmittelbarkeit oder r e i n e s S e y n , als einfa­ che Reflexion-in-sich, oder r e i n e s W e s e n ; sie ist dieß, daß dieß Beides ein und dasselbe ist« (ebd.}. Der Zweiseitigkeil der absoluten Notwendigkeit ge­ mäß, sowohl Sein wie Wesen zu sein, sind die in ihr Unterschiedenen - nämlich die Unterschiede der Form - einerseits seiend, a. a. 0. 694 : >> . . . f r e i e W i r k ­ l i c h k e i t e n , deren k e i n s i m A n d e r n s c h e i n t , keins eine Spur seiner Beziehung auf das Andrre an ihm zeigen will . . . . . . das hervorbrechende S c h e i n e n oder die R e fl e x i o n ist an den S e y e n d e n als W e r d e n oder U e b e r g e h e n des Seyns in Nichts.logi­ schen< Darstellung sich in die andere aufheben soll. 36,53-54 Gemeint ist Kant: Critik der Urtheilskraft. Zu dieser Schrift vgl.

Anmerkungen Hegcl : Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie . Werke . Bd 1 9. 596-609.

239

In :

Hegcl :

Das Theorem, daß unsere Welt die beste und vollkommenste aller möglichen Welten sei, führt Leibniz insbesondere in der populären, für Königin Sophie Charlotte von Preußen angefertigten Schrift Essais de Thcodicce . Pars. I. §§ 7-8 (Leibniz : Opera [ed. Dutens] . Tomus I. p. 126- 1 28; Leibniz : Philo­ sophische Schriften [ed . Gerhardt] . Bd 6. 106j} und in den Principes de Ia Nature et de Ia Grace . § 10 (Leibniz : Opera [ed . D utens] . Tomus Il. Pars I. p. 36; Leibniz : Philosophische Schriften [ed. Gerhardt] . Bd 6. 603) aus. Zu­ meist mokiert sich Hege/ über den Leibnizischen Optimismus, so in den Vorle­ sungen über die Geschichte der Philosophie . In : Hegcl : Werke . Bd 1 9. 465 : 36,69-73

»Leibnitz hat den langweiligen Gedanken , daß Gott unter den unendlich möglichen Welten die beste ausgewählt habe , - O p t i m i s m u s . Das ist ein schlechter, popularer Ausdruck, so ein Geschwätze von Möglichkeit der Vorstellung oder Einbildung ; Voltaire hat ihn lustig persi flirt. Weil die Welt ein Inbegriff endlicher Wesen seyn sollte , so konnte das Uebcl nicht von ihr getrennt werden , da Uebcl Negation, Endlichkeit ist. Es bleibt da die Realität und Negation ebenso gegeneinander über stehen, als vorhin. Das ist Hauptvorstell ung in der Theodicee. - So was kann man wohl im gemeinen Leben sagen. Wenn ich eine Waare auf dem Markt in einer Stadt holen lasse , und sage , sie sey zwar nicht vollkommen, aber die beste , die zu haben gewesen : so ist dieß ein ganz guter Grund , mich zufrieden zu geben . Aber Begreifen ist ein ganz Anderes . Es ist weiter nichts gesagt als, die Welt sey gut, aber auch Uebcls darin ; - es bleibt dasselbe vor, wie nach . > Weil sie einmal habe endlich seyn sollen , < - das ist bloße Wah l , Willkür. Waru m u n d w i e i s t im Absoluten u n d in seinen Entschlüssen Endlichkeit? Und dann wird aus der Bestimmung der Endlichkeit geschlos­

sen , worin es allerdings liegt, das Uebcl abzuleiten . Begriff, oder, wenn man lieber will , das Urtheil : Ich denke« >>das Vehikel aller Begriffe über­ haupt, und mithin auch der transscendentalen« nennt, der >>also unter diesen jederzeit mit begriffen werde, und daher eben sowol transseendental sey,

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aber keinen besondern Titel haben könne, weil er nur dazu dient, alles Denken, als zum Bewußtseyn gehörig, aufzuführen«. In dem Abschnitt >Non den Paralogismen der reinen Vernunft« zeigt Kant, daß das Ich ein einfaches, numerisch identisches Subjekt ist, allerdings keine un­ teilbare und unzerstörbare, ewige Substanz; so a. a. 0. B 407 (a. a. 0. 267}: >>In allen Urtheilen bin ich nun immer das bestimmende Subject desjenigen Verhältnisses, welches das Urtheil ausmacht. Daß aber Ich, der ich denke, im Denken immer als Subject, und als etwas, was nicht bloß wie Prädicat dem Denken anhänge, betrachtet werden kann, gelten müsse, ist ein apo­ dictischer und selbst identischer Satz ; aber er bedeutet nicht, daß ich, als Object, ein, für mich, selbst bestehendes Wesen, oder Substanz sey.>Daß das Ich der Apperception, folglich in je­ dem Denken, ein Singular sey, der nicht in eine Vielheit der Subjecte auf­ gelöset werden kann, mithin ein logisch einfaches Subject bezeichne, liegt schon im Begriffe des Denkens, ist folglich ein analytischer Satz . . . >Der Satz der Identität meiner selbst bey al­ lem Mannigfaltigen, dessen ich mir bewußt bin, ist ein eben so wol in den Begriffen selbst liegender, mithin analytischer Satz . . . transzendenten< von dem legiti­ men >immanenten< Gebrauch der Ideen, wobei er mit dem ersteren ihre Verwen­ dung zum Zwecke der vermeintlichen Erkenntnis des Unbedingten meint, die >>in Ansehung der gesamten möglichen Erfahrung ü b e r f l i e g e n d >Zum Grunde derselben [der Paralogismen] können wir aber nichts anderes legen, als die einfache und für sich selbst an Inhalt gänzlich leere Vorstellung : I c h ; von der man nicht einmal sagen kann, daß sie ein Begriff sey, sondern ein bloßes Bewußtseyn, das alle Begriffe begleitet. Durch dieses Ich, oder Er, oder Es (das Ding) , welches denket, wird nun nichts weiter, als ein transeendentales Subject der Gedanken vorgestellt x, welches nur durch die Gedanken, die seine Prädieare sind, erkannt wird, und wovon wir, ab­ gesondert, niemals den mindesten Begriff haben können ; um welches wir uns daher in einem beständigen Cirkel herumdrehen, indem wir uns seiner Vorstellung jederzeit schon bedienen müssen, um irgend etwas von ihm zu urtheilen . . .>Man siehet aus allem die­ sem, daß ein bloßer Mißverstand der rationalen Psychologie ihren Ur­ sprung gebe. Die Einheit des Bewußstseyns, welche den Categorien zum Grunde liegt, wird hier für Anschauung des Subjects als Objects genom­ men, und darauf die Categorie der Substanz angewandt. Sie ist aber nur die =

Anmerkungen

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Einheit im D e n k e n , wodurch allein kein Object gegeben wird, worauf also die Categorie der Substanz, als die jederzeit gegebene A n s c h a u u n g voraussetzt, nicht angewandt, mithin dieses Subject gar nicht erkannt wer­ den kann. Das Subject der Categorien kann also dadurch, daß es diese denkt, nicht von sich selbst als einem Objecte der Categorien einen Begriff bekommen ; denn, um diese zu denken, muß es sein reines Selbstbewußt­ seyn, welches doch hat erklärt werden sollen, zum Grunde legen.« A. a. 0. B 422f Anm. (a. a. 0. 2 75f Anm.}: »Das Ich denke ist, wie schon gesagt, ein empirischer Satz, und hält den Satz Ich existire, in sich . . . Er drückt eine unbestimmte empirische Anschauung, d. i. Wahrnehmung, aus, . . . geht aber vor der Erfahrung vorher, die das Object der Wahrneh­ mung durch die Categorie in Ansehung der Zeit bestimmen soll, und die Existenz ist hier noch keine Categorie, als welche nicht auf ein unbestimmt gegebenes Object, sondern nur ein solches, davon man einen Begriff hat, und wovon man wissen will, ob es auch außer diesem Begriffe gesetzt sey, oder nicht, Beziehung hat. Eine unbestimmte Wahrnehmung bedeutet hier nur etwas Reales, das gegeben worden, und zwar nur zum Denken über­ haupt, also nicht als Erscheinung, auch nicht als Sache an sich selbst, (Noumenon) sondern als Etwas, was in der That existirt, und in dem Satze, ich denke, als ein solches bezeichnet wird. Denn es ist zu merken, daß, wenn ich den Satz : ich denke, einen empirischen Satz genannt habe, ich dadurch nicht sagen will, das I c h in diesem Satze sey empirische Vorstel­ lung; vielmehr ist sie rein intellectuell, weil sie zum Denken überhaupt ge­ hört. Allein ohne irgend eine empirische Vorstellung, die den Stoff zum Denken abgiebt, würde der Actus, Ich denke, doch nicht stattfinden, und das Empirische ist nur die Bedingung der Anwendung, oder des Gebrauchs des reinen intellectucllen Vermögens.« Eine kritische Darstellung des »Erste[n] Paralogism der Substantialität« aus Kants Critik der reinen Vernunft. A 348Jf(Kant: Werke. Bd 4. 220f} - nur auf diesen geht Hege/ ein - gibt Hege/ in den Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. In : Hege! : Werke. Bd 19. 5 7 7-5 79. Hier (5 78f}findet sich auch der zu der Aussage »Er glaubt, das Prädikat der Substanz sei zu gut für das I c h « {vorliegender Band 56,686-687) analoge Satz: »Seyn, Ding, Substanz hat bei Kant die Gestalt, als ob dieß zu hoch wäre für's Subjekt, zu viel vom Subjekt gesagt würde.« Und Hege/fügt hinzu : »Vielmehr ist solche Be­ stimmung aber arm, das Lebendige ist kein Ding : ebenso wenig Seele, Geist; Ding, Substanz ist vielmehr zu schlecht für das Ich, - es ist Katego­ rie des Verstandes.>Der Transscen­ dentalen Dialectik Zweytes Buch. Zweytes Hauptstück. Die Antinomie der reinen Vernunftregula­ tive Prinzip der Vernunft< besagt hier, daß, obgleich im Gebiet der Erscheinungen weder eine freie Ursache noch ein notwendiges Wesen möglich ist, diese doch, als lediglich intelligible Bedingungen, ohne Widerspruch gedacht werden können. 57,727-731 Hege/ wiifi der Kantischen Philosophie hier ihren Subjektivismus vor, wie er etwa in der Cririk der reinen Vernunft. Vorrede. B XVI (Kant: Werke. Bd 3. 1 1j) im Zusammenhang der kopernikanischen Wende zum Vor­ schein kommt: »Bisher nahm man an, alle unsere Erkenntniß müsse sich nach den Gegenständen richten ; aber alle Versuche über sie a priori etwas durch Begriffe auszumachen, wodurch unsere Erkenntniß erweitert würde, gingen unter dieser Voraussetzung zunichte. Man versuche es daher ein­ mal, ob wir nicht in den Aufgaben der Metaphysik damit besser fortkom­ men, daß wir annehmen, die Gegenstände müssen sich nach unserem Er­ kennmiß richten . . . es folgt auch na­ türlicher Weise aus dem Begriffe einer Erscheinung überhaupt : daß ihr et­ was entsprechen müsse, was an sich nicht Erscheinung ist, weil Erschei­ nung nichts für sich selbst, und ausser unserer Vorstellungsart seyn kann, mithin, wo nicht ein beständiger Cirkel herauskommen soll, das Wort Er­ scheinung schon eine Beziehung auf Etwas anzeigt, dessen unmittelbare Vorstellung zwar sinnlich ist, was aber an sich selbst, auch ohne diese Be­ schaffenheit unserer Sinnlichkeit, (worauf sich die Form unserer Anschau­ ung gründet), Etwas, d. i. ein von der Sinnlichkeit unabhängiger Gegen­ stand seyn muß. [-] Hieraus entspringt nun der Begriff von einem Nou­ menon, der aber gar nicht positiv, und eine bestirnte Erkenmiß von irgend einem Dinge, sondern nur das Denken von Etwas überhaupt bedeutet, bey welchem ich von aller Form der sinnlichen Anschauung abstrahire.« Oder a. a. 0. B 30 7 (a. a. 0. Bd 3. 209j}: »Wenn wir unter Noumenon ein Ding verstehen, so fern es nicht Object unserer sinnlichen Anschauung ist, indem wir von unserer Anschauungsart desselben abstrahiren ; so ist dieses ein Noumenon im negativen Verstande. Verstehen wir aber darunter ein Object einer nichtsinnlichen Anschauung, so nehmen wir eine besondere Anschauungsart an, nemlich die intellectuelle, die aber nicht die unsrige ist, von welcher wir auch die Möglichkeit nicht einsehen können, und das wäre das Noumenon in positiver Bedeutung.« 58,770 Zum »caput mortuum« vgl. auch vorliegenden Band 65, 990; 1 13, 71. ­ Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der Alchimie, in deren älterer, griechischer Tradition er sich auf das Haupt des toten und mumifizierten Osiris bezieht. Dieses symbolisiert das unedle Metall, das seiner Veredelung harrt und zur Weiterverar­ beitung analog der Osiris-Mumie in Binden eingewickelt wird. In späterer Zeit bezeichnet >caput mortuum< den bei der Destillation oder Extraktion flüchtiger Substanzen in der Retorte zurückbleibenden Rückstand, der auch {exTeere­ mentum< oder >Corpus< heißt. Da nach alchimistischer Vorstellung die destillier•





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baren oder extrahierbaren Bestandteile eines Stoffes nichts anderes als >Geister< sind (entsprechend wird der Retortenauflatz >Helm für Geister< genannt), die sein Lebensprinzip und seine Wirksamkeit ausmachen, bedeutet das >caput mortuum< jenen Rückstand, dem aller Geist ausgezogen ist. So heißt es zum Beispiel in der Alchymia Andreae Libavii, recognita, emendata, et aucta, turn dogmatibus & experimentis nonnullis ; turn commentario medico physico chymico : qui exornatus est variis Instrumentorum Chymicorum picturis ; partem aliunde translatis, partim plane nouis. Frankfurt 1 606. Lib. 1 . Gap. 38. 24 : >>Cum item essentiae coniuncta sit virtus, qua res viuere dicitur, seu in rigore esse & valere : id a quo extrahitur, remanens in imo vasis, caput mortuum e contrario nominatur, qua tarnen voce designatur nonnunquam & essentia subsistens in fundo.« {>>Da mit der Essenz zugleich die Wirkkraft verbun­ den ist, durch die der Stoff, wie man sagt, >lebt< oder >in Blüte steht< und kraftvoll ist, so wird das, von dem extrahiert wird und das am Boden des Gefäßes zurückbleibt, im Gegensatz dazu caput mortuum (Totenkopf) ge­ nannt; mit diesem Ausdruck wird jedoch manchmal auch eine am Boden bleibende Essenz bezeichnet.«] Den Ausdruck benutzt Hege/ zur Beschreibung des Kantischen Dings an sich auch in einer Parallelstelle zu 58, 770 des vorliegenden Bandes im System der Philosophie. In : Hege! : Werke . Bd 8. 133 : >>Das D i n g a n s i c h (- und un­ ter dem D i n g wird auch der Geist, Gott, befaßt) drückt den Gegenstand aus, insofern von Allem, was er für das Bewußtseyn ist, von allen Gefühls­ bestimmungen, wie von allen bestimmten Gedanken desselben a b s t r a ­ h i r t wird. E s ist leicht z u sehen, was übrig bleibt, - das v ö l l i g e A b ­ s t r a k t u rn , das ganz L e e r e , bestimmt nur noch als J e n s e i t s ; das N e ­ g a ti v e der Vorstellung, des Gefühls, des bestimmten Denkens u.s.f. Eben so einfach aber ist die Reflexion, daß dieß Caput mortuum selbst nur d a s P r o d u k t des Denkens ist, eben des zur reinen Abstraktion fortgegangenen Denkens, des leeren Ich, das diese leere I d e n t i t ä t seiner selbst sich zum G e g e n s t a n d e macht.« Ferner Vorlesungen über die Geschichte der Philo­ sophie . In : Hege! : Werke . Bd 1 9. 606 : >>Wir wissen nicht, was diese Dinge an sich sind. Das Ansich ist aber nur das caput mortuum, die todte Ab­ straktion des Andern, das leere, unbestimmte Jenseits.« Das >caput mortuum< ist im Sinne eines bloßen Abstraktionsprodukts zu verstehen, das insofern - um die Verbindung zur ursprünglichen Bedeutung in der Alchimie zu schlagen - ein Geistloses bzw. Lebloses verkörpert, sei es als abstrakter Wesensbegrijf, von wel­ chem Hege/ das >Wesen< in seinem Verständnis abgrenzt (vgl. vorliegenden Band 1 13, 71-72), oder im Gegensatz zu Hegels >Idee>kein bloßes caput mortuum«, >>sondern das absolut Lebendige selbstgroßen Werkes< in den Zustand höchster Vollkommenheit gelangte, der als Einheit der Gegensätze galt. 63,9 1 1-913 Hege/ bezieht sich hier auf die Jacobi-Mendelssohn-Kontroverse, wie sie ihren Niederschlag gefunden hat in : Jacobi : Ueber die Lehre des Spinoza aacobi : Werke. Bd 4. Abt. 1). Jacobis und Mendelssohns philosophischer Streit beginnt mit einer brieflichen Mitteilung Jacobis über ein Gespräch, das er mit Les­ sing kurz vor dessen Tod geführt habe und in dem sich Lessing zu Spinoza be­ kannt habe. Ihn, Jacobi, selbst habe Spinoza »ZU der vollkommenen Ueber­ zeugung . . . geleitet . . . , daß sich gewisse Dinge nicht [durch begriffliche Demonstration] entwickeln lassen«, weshalb man sie »nehmen muß, wie man sie findet« (a. a. 0. 40 [a. a. 0. 70]}. Ein solches nicht durch Vernunfi­ �ründe vermitteltes Fürwahrhalten nennt Jacobi >Glaube< (vgl. a. a. 0. 216 fa. a. 0. 210]). - Hierzu bemerkt Mendelsso hn gegenüber Jacobi (a . a. 0. 91f {a . a. 0. 1 15j}), daß dies ein »Rückzug unter die Fahne des GlaubensGlaube< ins Kreuzfeuer der Kritik. Jacobi sah sich daraufhin veranlaßt, in seinem David Hume die Wahl dieses Ausdrucks zu rechtfertigen und sich gegen den Vorwurf der Apologie religiöser >Glaubenswahrheiten< zu verteidigen, indem er das, was er >Glaube< nennt, als rein formale epistemische Kategorie geltend macht. Er ver­ sucht zu zeigen, daß Hume »sich des Wortes G 1 a u b e nicht allein in demsel­ bigen Verstande, worinn es von mir gebraucht worden ist, bedient, son­ dern auch bey demselben mit Bedacht sich aufhält, um zu erhärten, daß es das eigentliche Wort für die Sache sey ; das E i n z i g e , dessen man sich da­ bey mit Fug bedienen könne« (David Hume . 30f {Jacobi : Werke . Bd 2. 150j}). - >>Das . . . Wort G l a u b e kommt immer wieder vor, und Sie wer-

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den finden, daß wir ohne Glauben nicht vor die Thüre gehen, und weder zu Tische noch zu Bette kommen können« (a. a. 0. 49 [a. a. 0. 1 64]). Glaube ist nach Jacobi eine fundamentale Bedingung selbstbewußten >In-der­ Welt-SeinsGlaube< als terminologischen Mißgriff und spricht statt dessen von der »Vernunft« als dem >>Organ der Vernehmung des Uebersinnlichen>Was aber die Vernunft wirklich und wahrhaft ist : das Vermögen der Voraussetzung des an sich Wahren, Guten und Schö­ nen, mit der vollen Zuversicht zu der objectiven Gültigkeit dieser Voraus­ setzung, stellte er [der Verfasser, d. h. Jacobi} auf unter dem Namen Glau­ benskraft, als ein Vermögen ü b e r der Vernunft; welches zu argen Miß­ verständnissen Anlaß geben . . . mußte.Glaube< beruht, zum einen für die unmittelbare Gewißheit Gottes und somit ewiger Wahrheiten, zum anderen für die unmittelbare Gewiß­ heit empirischer, sinnlicher Gegenstände und somit endlicher Wahrheiten, geht Hege/ ausführlich in Glauben und Wissen oder die Reflexionsphilosophie der Subjektivität, in der Vollständigkeit ihrer Formen, als Kantische, Jacobische und Fichtesche Philosophie. In : Hege! : Werke. Bd 1 . 3 73-38 1 ein (auf den Glauben in bezug auf Endliches a. a. 0. 3 73-3 78, auf den Glauben in bezug auf Ewiges a. a. 0. 3 78-38 1). Eine aufschlußreiche Stelle über die neue, von der Tradition abweichende Bedeutungfindet sich in den Vorlesungen über die Phi­ losophie der Religion. In : Hege! : Werke. Bd 15. 130: >>In neueren Zeiten hat man nun Glauben im Sinne der Gewißheit genommen, die zur Einsicht in die Nochwendigkeit eines Inhalts im Gegensatz steht. Das ist besonders die Bedeutung des Glaubens, die J a c o b i aufgebracht hat. So sagt Jacobi : wir glauben nur, daß wir einen Körper haben, das wissen wir nicht. Da hat das Wissen diese nähere Bedeutung : Kenntniß der Nothwendigkeit. Näm­ lich ich sehe dieß - dieß, sagt Jacobi, ist nur ein Glauben : denn ich schaue an, fühle ; so ein sinnliches Wissen ist ganz unmittelbar, unvermittelt, es ist kein Grund. Hier hat Glauben überhaupt die Bedeutung der u n m i t t e l ­ b a r e n Gewißheit . . . Der Glaube ist insofern etwas S u bj e c t i v e s , inso­ fern man die Nochwendigkeit des Inhalts, das Bewiesenseyn das Objektive nennt, objectives Wissen, Erkennen. Man glaubt an Gott, insofern man nicht die Einsicht hat in die Nochwendigkeit dieses Inhalts, daß er ist, was er ist.das All sey Eins.< Er nannte dieß auch Gott : >und Gott

Anmerkungen

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allen Dingen eingepflanzt, und er sey< unsinnlich, >unveränderlich,< . . . >ohne Anfang, Mitte und Ende,< unbewegt.« Hegels Gleichsetzung des eleati­ schen Einen mit dem Sein folgt aus seiner eigenen Konzeption, wonach das Abso­ lute qua Unmittelbares Sein bedeutet, a. a. 0. 300 : »Das Princip [des Xeno­ phanes] ist: Es ist nur das Eine, es ist nur das Seyn. Das Eins ist hier das un­ mittelbare Produkt des reinen Gedankens ; in seiner Unmittelbarkeit ist es das Seyn.« 73 ,77-84 Zur Parmenideischen Lehre vgl. auch Hegels Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie . In : Hege! : Werke. Bd 1 7. 306-3 16. Nach dem mehr dichterischen Xenophanes ist Parmenides der erste begrifflich denkende Phi­ losoph unter den Eleaten. Seine Bedeutung für die Geschichte der Philosophie gibt Regel in der Wissenschaft der Logik. In : Hege! : Werke . Bd 4. 89ffolgender­ maßen wieder: »Den einfachen Gedanken d e s r e i n e n S e y n s haben die E l e a t e n zuerst, vorzüglich P a r m e n i d e s als das Absolute und als einzige Wahrheit, und in den übergebliebenen Fragmenten von ihm, mit der rei­ nen Begeisterung des Denkens, das zum ersten Male sich in seiner absolu­ ten Abstraktion erfaßt, ausgesprochen: n u r d a s S e y n i s t , u n d d a s N i c h t s i s t g a r n i c h t .Enzyklopädie« von 1830. 2 Bde. Freiburg, München 1979-85. Labarriere, P.-J. : Hege/: Le spiculatif, ou Ia positivite rationelle. In : Laval theo­ logique et philosophique. Bd 37 ( 1981 ) . Nr. 3. 323-330.

Bibliographische Hinweise

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Peperzak, A. Th. : Hegels kritiek van de metafysiek. In : Algemeen Nederlands Tijdschrift voor Wijsbegeerte. Bd 73 ( 1981 ) . Nr. 2. 75-93 . Kimmerle, H. : Hegels » Wissenschaft der Logik