Vom Comödienhaus zum KurTheater: Das Theater in Bad Liebenstein von 1800 bis heute 9783412217273, 9783412211011

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Vom Comödienhaus zum KurTheater: Das Theater in Bad Liebenstein von 1800 bis heute
 9783412217273, 9783412211011

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Christian Storch

Vom Comödienhaus zum KurTheater Das Theater in Bad Liebenstein von 1800 bis heute

2014 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch die Sparkassenstiftung der Wartburg-Region und den Förderverein KurTheater Bad Liebenstein e.V.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Kurplatz von Bad Liebenstein, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert (Privatbesitz des Autors)

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Einbandgestaltung: Satz + Layout Werkstatt Kluth, Erftstadt Druck und Bindung: Finidr, Cesky Tesin Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-412-21101-1

Der Abend im Kurort So ein Abend im Kurort sieht anders aus, wie bei den meisten von uns zu Haus. Es gibt der Veranstaltungen soviel, für den Geist und auch für das Gefühl. Der eine, der geht in ein Opernkonzert, dem anderen ist ein Skat viel mehr wert. Dann wieder welche, die wollen noch ein Stück laufen, die Schlimmsten, die gehn in die Kneipe und saufen. Und Pärchen, Pärchen sieht man im Walde verschwinden, ob die wohl alle eine Bank werden finden? Sie ist so verschieden, die lauschige Nacht, doch um zehn Uhr wird rücksichtslos Schluß gemacht. Jeder kriecht in die Kapsel, macht die Augen schön zu, der Mond lacht vom Himmel und im Kurort ist Ruh.

Thormeyer, Zur Erinnerung an meine Kur in Bad Liebenstein 29.3.–25.4.1957, Glauchau 1957

Inhalt

Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................ 9 Einleitung ....................................................................................................................11

1.

Georg I. von Sachsen-Meiningen und das Bad zu Liebenstein ....................... 14

2.

Erbauung und Eröffnung des Comödienhauses im Jahr 1800 .......................26

Exkurs: Jean Paul in Liebenstein.............................................................................. 41

Bildteil ........................................................................................................................49

3.

Der Theaterbetrieb bis zum Regierungsantritt Bernhards II. von Sachsen-Meiningen ........................................................................................... 81

Exkurs: Weimarer Badegäste in Liebenstein ...........................................................93

4.

Wandernde Schauspieler, berühmte Opern und eine englische Königin ..... 101

5.

Das herzogliche Hoftheater Georgs II. in Liebenstein................................... 118

6.

Operettenvergnügen am Vorabend des Ersten Weltkrieges ......................... 127

8

Inhalt

7.

Kur und Theater zwischen erster Demokratie und Zweitem Weltkrieg ....... 133

8.

Das Kurtheater im Volksheilbad zwischen Kultur und Ideologie ................. 146

9.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands: Dornröschenschlaf und ehrenamtlicher Neuanfang ..................................... 158

Anhang ..................................................................................................................... 167 Abbildungsnachweise .............................................................................................. 189 Bibliografie ............................................................................................................... 193 Personenindex......................................................................................................... 204

Abkürzungsverzeichnis

Abb. Anm. Anm. d. Verf. Art. Bd./ Bde. Bl. bspw. bzgl. bzw. ca. d.h. ders. Diss. Ebd./ ebd. etc. e.V. evt. f./ ff. fol. ggf. Goethe WA GSA

Abbildung Anmerkung Anmerkung des Verfassers Artikel Band/ Bände Blatt beispielsweise bezüglich beziehungsweise circa das heißt derselbe Dissertation Ebenda/ ebenda et cetera eingetragener Verein eventuell und folgende Seite/ und folgenden Seiten folio gegebenenfalls Goethes Werke, hrsg. im Auftrag der Großherzogin Sophie von Sachsen, Weimar: Böhlau, 1887–1919. Goethe-Schiller-Archiv Weimar

10 HAAB Hrsg. KZ masch. MGG2

N.N. Nr. o.S. r Red./ red. RISM RM S. Sen. Sp. Tab. ThHStAW ThStAMgn ThStAR u.a. [1] u.a. [2] UA v v.a. Vgl./vgl. z.B. z.T.

Abkürzungsverzeichnis Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar Herausgeber Konzentrationslager maschinenschriftlich Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, hrsg. von Ludwig Finscher, 29 Bde., 2. Auflage, Kassel u.a.: Bärenreiter u.a., 1994-2008. nomen nescio, unbekannter Verfasser Nummer ohne Seitenangabe recto, Vorderseite Redaktion/ redigiert Répertoire International des Sources Musicales (= Internationales Quellenlexikon der Musik) Reichsmark Seite Senior Spalte Tabelle Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar Thüringisches Staatsarchiv Meiningen Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt und andere/n unter anderem Datum der Uraufführung verso, Rückseite vor allem Vergleiche/vergleiche zum Beispiel zum Teil

Einleitung

Das Liebensteiner Kurtheater gehört heute zu den ältesten klassizistischen Kurtheaterbauten Deutschlands, auch wenn vor allem seine innere Erscheinung dies zunächst nicht vermuten lässt. Seine wechselvolle Geschichte von 1800, dem Jahr der Erbauung, bis heute ist nicht spurlos an dem Gebäude vorübergegangen: Technische Entwicklungen und programmatische wie ästhetische Prämissen aus den Umbauphasen haben dazu beigetragen, dass das Kurtheater heute eine Mischung aus klassizistischer, nationalsozialistischer und sozialistischer Architektur und Innenausstattung beinhaltet und es nahezu unmöglich sein dürfte, den ursprünglichen Zustand des Hauses wieder herzustellen. Hierzu tragen nicht nur fehlende oder unzureichende Angaben in diversen Archivbeständen bei, sondern ebenso ein Mangel an überliefertem historischem Bildmaterial, vor allem aus dem Inneren des Hauses. Dennoch lässt sich eine Geschichte des Kurtheaters von den Anfängen bis heute ein Stück weit rekonstruieren und soll deshalb Gegenstand der vorliegenden Abhandlung sein. Dabei geht es nicht darum, mehr als 200 Jahre Theatergeschichte lückenlos aufzuarbeiten, sondern anhand von ausgewählten Stationen des Theaters den Wandel hinsichtlich theatralischer und musikalischer Repertoires zu illustrieren sowie gerade auch die Verortung des Kurtheaters im Kurbetrieb der jeweiligen Zeit darzustellen, ein Unterfangen, das auch in Bezug auf andere Kurorte bislang weitgehend unterblieben ist. Das Buch ist in mehrere Kapitel untergliedert, die sich an historischen Einschnitten orientieren. Zu Beginn wird die Entstehungszeit und erste Nutzung unter Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen beleuchtet. Nach dessen Tod im Jahr 1803 gingen die Regierungsgeschäfte und damit auch die Verantwortung für

12 den Kurbetrieb in Liebenstein auf dessen Witwe Luise Eleonore über. Sie und die Liebensteiner Badedirektion unter Karl von Bibra sorgten in den Folgejahren für die Engagements wandernder oder höfischer Schauspielergesellschaften. Die Gastspielpraxis blieb auch unter der Regierung Bernhards II. von SachsenMeiningen weiterhin bestehen, bis einige Jahre nach dem Regierungsantritt von dessen Sohn Georg II. im Jahr 1866. Die theaterästhetischen und kulturpolitischen Prämissen des Herzogs äußerten sich teilweise auch auf der Liebensteiner Theaterbühne. Ab den späten 1870er Jahren gastierten wieder wandernde oder stehende Theaterensembles und brachten vor allem Lustspiele und Operetten auf die Bühne. Über die Kriegs- und Zwischenkriegsjahre ist hinsichtlich des Kurtheaters leider nicht allzu viel bekannt, außer dem noch heute sichtbaren Außenumbau im Jahr 1937. Mit Gründung des Volksheilbades Liebenstein nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte auch das Kurtheater eine neue Blüte im Repertoire, das vor allem durch Theater- und Musikdarbietungen gestaltet wurde. Nach der Friedlichen Revolution 1989 und der deutschen Wiedervereinigung wurde es zunehmend ruhiger um das altehrwürdige Haus, bis im Frühjahr 2002 eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des Autors Pläne schmiedete für eine erneute regelmäßige und ganzjährige Gastbespielung des Hauses ab dem Jahr 2004, die bis zum heutigen Tag andauert. Die vorliegende Arbeit basiert auf meinem Habilitationsprojekt zur Musikund Theaterpraxis im Kurbetrieb um 1800. Detaillierte Beschreibungen des Theaterbetriebs in den Anfangsjahren des Comödienhauses, wie es damals hieß, wie auch Rekonstruktionen der Spielpläne bleiben der Habilitationsschrift vorbehalten, die hoffentlich in wenigen Jahren ebenfalls gedruckt vorliegen wird. Zahlreiche Archiv- und Bibliotheksbestände wurden zur Quellenrecherche herangezogen. In allererster Linie ist das Kurarchiv Bad Liebenstein zu nennen, das sich in einem Nebenraum der Stadt- und Kurbibliothek im Palais Weimar befindet. Außerdem wurden konsultiert: das Goethe-Schiller-Archiv Weimar, das Thüringische Hauptstaatsarchiv Weimar, das Thüringische Staatsarchiv Meiningen sowie das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt. Ferner wurden die Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, der Forschungsbibliothek Gotha, des Theatermuseums Meiningen sowie der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen konsultiert. Gedankt sei deshalb in erster Linie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der genannten Bibliotheken und Archive und insbesondere Frau Petra Hohmann für den Zugang zum Kurarchiv Bad Liebenstein. Ein großer Dank geht ebenfalls an

Einleitung

13

Frau Sylvia Kissmann und Frau Petra Adam von der Touristinformation Bad Liebenstein, die mir beständig Zugang zum Kurarchiv gewährt haben. Ich danke zudem den Vorstandsmitgliedern des Fördervereins KurTheater Bad Liebenstein für das Korrekturlesen und die Bereitschaft, den Druck dieses Buches mit einem Druckkostenzuschuss zu unterstützen. In selbiger Hinsicht geht ein großer Dank an die Sparkassenstiftung des Wartburgskreises für ihre finanzielle Unterstützung. Nicht zuletzt danke ich Frau Susanne Kummer und Herrn Harald Liehr vom Böhlau-Verlag für ihre Begleitung und Unterstützung bei der Drucklegung. Ich widme dieses Buch den Bürgerinnen und Bürgern von Bad Liebenstein.

Bad Liebenstein, im Sommer 2014 Christian Storch

1.

Georg I. von Sachsen-Meiningen und das Bad zu Liebenstein

Was für den Meininger Herzog Georg I. der Auslöser war, im Winter des Jahres 1800 das Amt Liebenstein zu erwerben und das von seinem Großvater erbaute und seitdem ungenutzte Schloss Altenstein zur Sommerresidenz auszubauen, kann heute nicht mehr vollständig nachvollzogen werden. Sicher spielte die Lage des Altensteins mit seinem Panoramablick zum Werratal hin eine Rolle. Auch war die Quelle Liebensteins schon vor 1800 erschlossen und wurde von Georg selbst für Badekuren aufgesucht: »Vor dem Kauf hatte Georg I. 1798 und 1799 den Badeort bereits genutzt und sich von seinen Qualitäten überzeugt.«1 Die Brunnenschrift aus dem Jahr 1610 – eine der frühesten im deutschsprachigen Raum – lobt das Wasser und dessen Heilwirkung und begründete somit Liebensteins Rolle als Bad. Dass der Autor dieser Schrift mit dem Titel Tractatus Medicus Physicus unnd Historia deß fürtrefflichen Casimirianischen SawerBrunnen unter Libenstein nicht fern von Schmalkalden gelegen kein Geringerer als der damals renommierte Coburger Alchemieprofessor und Universalgelehrte Andreas Libavius (auch Liebau) war, konnte für den Erfolg des Badewesens nur förderlich sein.2 Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass bereits Ende des 18. Jahrhunderts mehrere Thüringer Fürsten auf dem Altenstein zu Gast waren. Im Juni des Jahres 1798 kam der Sachsen-Weimarische Herzog Carl August mit Georg aus dem nahegelegenen Badeort Ruhla auf den Altenstein geritten.3 Am 15. Juli besuchte er den Meininger Herzog auf dessen Sommerschloss erneut.4 Schon im darauffolgenden Jahr

Georg I. und Liebenstein

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war Carl August im Juni und August zwei weitere Male auf Schloss Altenstein zu Gast,5 zusammen mit Georgs Schwager Herzog Ernst II. von Sachsen-GothaAltenburg, dem Fürsten Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt6 und dem Landgrafen Adolf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld, der ebenfalls eine Schwester Georgs I., Prinzessin Wilhelmine Luise von Sachsen-Meiningen, geheiratet hatte.7 Das adlige Stelldichein auf dem Altenstein diente in diesen Jahren wohl vor allem dazu, dem Weimarer Herzog und Goethe-Freund, den Schwagern aus Gotha und Barchfeld sowie dem Fürsten aus Rudolstadt die ›neue‹ Sommerresidenz Altenstein vorzuführen. Ob von diesen vier Herren auch der Hinweis kam, ein Sommertheater würde dem Badeleben im nahegelegenen Liebenstein gut zu Gesicht stehen, ist nicht verbürgt. Allerdings hatten zumindest die Städte Weimar und Rudolstadt zu diesem Zeitpunkt schon eine recht lebendige, wenn auch nicht immer konstante Theatergeschichte vorzuweisen. Bereits im Jahr 1790 hatte der Meininger Hofarzt Friedrich Jahn in seinem Buch Versuch eines Handbuchs zur populären Arzneikunde über den Badeort Liebenstein moniert, daß die Kunst ihrer Mutter Natur so wenig zu Hülfe kam! Es ist bis itzt noch wenig für die Bequemlichkeit der Brunnengäste gesorgt, obgleich iährlich eine ziemliche Anzahl aus Eisenach, Gotha und Meiningen und der Gegend hingehen. Künstliche Anlagen, ob sie gleich zum Theil mit sehr mäßigen Kostenaufwand angelegt werden könnten, giebt es hier wenig, aber man kann sie auch entbehren, da durch die schöne Natur selbst der verwöhnte Geschmack gewiß befriedigt wird. Vielleicht wendet sich bald der alles überschauende Blick meines itzt regierenden durchlauchtigsten Herrn auch auf dieses verwaiste, traurende Oertchen! Vielleicht, daß Er dem guten Willen und allgemeinen Wunsche bald Nervenkraft und Realität giebt!8 Jahn schließt mit den berühmten Worten, die auch heute noch gerne zitiert werden: »Kein Wisbaden, Schwalbach und Ems war der Kultur so sehr werth, als Liebenstein!«9 Diese Äußerungen belegen, dass der Ort und seine Quelle schon damals über die Region hinaus eine gewisse Bekanntheit genossen, wenngleich es an einer adäquaten Infrastruktur mangelte. Auch wenn hier das Lob auf Liebenstein aus eher lokalpatriotischen Gründen fällt, sollte Jahn mit seiner Prophezeiung recht behalten, denn keine zehn Jahre später begann Georg tatsächlich,

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Kapitel 1

sich dem Altenstein und Liebenstein zu widmen und beide Orte in hohem Tempo zu seiner Sommerresidenz auszubauen. Im in Gotha herausgegebenen Kaiserlich privilegirten Reichs-Anzeiger lesen wir mehrere Annoncen, die ab Mai 1799 für das Bad Liebenstein werben: Sonnabends, den 11ten May 1799 Liebensteiner Bad Es wird hierdurch denen, die das Liebensteiner Bad sonst besucht haben, als auch solchen, die sich dieses Jahr von der Güte dieses Gesundbrunnens überzeugen wollen, hiermit bekannt gemacht: Daß Sr. Durchlaucht der Herzog von Meiningen zu besserer Aufnahme dieses Bades, und weil bisher so vielerley Beschwerden über den Mangel an Einrichtung eingelaufen waren, die Entschließung gefaßt haben, dieses Bad für dieses Jahr selbst zu übernehmen. Es wird für die bestmöglichen Bequemlichkeiten, so viel es die Zeit und die Umstände erlauben, gesorgt, und über die Aufsicht eigner Inspector bestellt werden. Ueber die Preise der Quartiere nach ihren Nummern, so wie über die verschiedenen Bedürfnisse der Brunnengäste wird in Liebenstein ein Verzeichniß bekannt gemacht werden. Personen, die Quartiere mit oder ohne Stallung zu haben wünschen, und auf wie lange, haben sich deshalb baldmöglichst an den Amtskastner Schenck auf dem Altenstein zu wenden.10 Diese Anzeige erschien nochmals am 18. und 28. Mai 1799. Am 22. Mai 1799 ließ Georg eine kurze allgemeine Beschreibung über Liebenstein folgen: Mittwochs, den 22ten May 1799 Bereits in ältern Zeiten war der Liebensteiner *) Brunnen ein stark besuchtes Bad. Bewährte Aerzte haben in eigenen Schriften seine, dem Pyrmonter nahe kommende Kraft und Würkung gepriesen, und in neuern Zeiten ist diese Heilkraft an mehrern hergestellten Kranken bewährt worden. Da nun gegenwärtig von Seiten des regierenden Herzogs von Meiningen auch für die Bequemlichkeit der Wohnung und für gute Bewirthung der Brunnengäste gesorgt werden soll: so wird die Heilkraft dieses Wassers vielleicht jetzt um so mehr benutzt

Georg I. und Liebenstein

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werden, da Liebenstein von allem Kriegsgewühle entfernt den Badegästen Ruhe und Sicherheit gewährt. *) Liebenstein, eine Stunde von Salzungen im Herzogthume S. C. Meiningen, auf der Hessischen und Eisenachischen Gränze, in einer angenehmen Gegend des Thüringer Waldes.11 Nur wenige Wochen später wurde eine umfangreiche »Beschreibung des Liebensteiner Gesund-Brunnens« des Gothaer Hofarztes Georg Christian Carl Stammler publiziert, der sich zunächst über die »Modesucht der Aerzte« echauffiert, dann aber doch dankbar dafür ist, daß der Herzog von Sachsen-Meiningen den menschenfreundlichen Entschluß gefaßt hat, den […] Liebensteiner Gesundbrunnen, eine der wirksamsten mineralischen Quellen, die aber bis jetzt unbenutzt im Stillen lag, in den Stand zu setzen, daß ein jeder Kranke, der ihn brauchen will, sich dessen mit der größten Bequemlichkeit, mit der besten Wartung und Pflege und mit wenig Kosten bedienen kann. Dank sey daher diesem menschenfreundlichen Fürsten für die große Wohlthat, die er hierdurch vielen Kranken erwiesen hat!12 Stammler berichtet zunächst von der Geschichte des Liebensteiner Brunnens und erläutert später die Zusammensetzung des Wassers und für welche Anwendungen es geeignet ist. Bereits drei Tage darauf ließ Georg ein Preisverzeichnis im Reichs-Anzeiger abdrucken, um den potentiellen Badegästen einen Aufenthalt in Liebenstein noch schmackhafter zu machen: Dienstags, den 18ten Junius 1799 Preisverzeichniß im Liebensteiner Bade. Nachdem die zu treffende Einrichtung in dem Badeorte Liebenstein nunmehr in so weit zu Stande gekommen, daß Badegäste daselbst gutes Logis und Verköstigung finden können; so ist von des Herrn Herzogs Durchlaucht die Verfügung getroffen worden, daß besagtes Bad von dem 13 dies. Monats Jun. an bis zu Ende Augusts kann besucht werden. Zugleich ist Sorge getragen, daß diese Zeit über täglich öffentlich und auf den Zimmern kann gespeiset werden, und es sind nachstehende gewiß billige Preise für Speise und Getränke, die in gehöriger Güte gegeben werden, regulirt worden.13

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Kapitel 1

Zu den ›billigen Preisen‹ gehörten u.a. eine Portion Mittagessen (4 Schüsseln) für 40 Kreutzer, eine Bouteille Limonade für 30 Kreutzer oder auch Champagner und Burgunder Wein, von denen die Bouteille 3 Gulden bzw. 1 Gulden und 24 Kreutzer kosten sollte. Wie dem Preisverzeichnis zu entnehmen ist, hatte Georg bereits in diesem Jahr einiges für die Unterbringung der Badegäste in die Wege geleitet. Die vorherige Anzeige vom 22. Mai zeigt außerdem, dass die relative Abgeschiedenheit Liebensteins von den urbanen Zentren durchaus ein Verkaufsargument sein sollte, um den Revolutionskriegen nach 1789 zu entgehen. Offenbar hatte Georgs umfangreiche Werbestrategie ihr Ziel nicht verfehlt. Im Journal des Luxus und der Moden lesen wir im Oktober 1799 einen äußerst interessanten und aufschlussreichen Bericht eines Gothaer Badegastes, der den Sommer über ein paar Wochen in Liebenstein und auf dem Altenstein verbracht hatte. Bei diesem Gast handelt es sich um den schon erwähnten Gothaer Arzt Stammler, der bereits im ReichsAnzeiger vom 15. Juni 1799 eine kurze Beschreibung Liebensteins veröffentlicht hatte. Aufgrund seiner Länge sei dieser Bericht hier nur in Auszügen wiedergegeben: Auch ich, mein Freund, bin in einem Arcadien gewesen, und ich habe jetzt nichts Angelegentlicheres zu thun als Ihnen die Anlagen, Einrichtungen und Umgebungen des Badeortes zu schildern, der zwar in N e u b e c k s G e s u n d b r u n n e n nicht ausdrücklich vorkömmt, aber in Ihrer treuen Badechronik durchaus nicht fehlen darf. L i e b e n s t e i n oder vielmehr S a u e r b r u n n e n (dieß ist der eigentliche Name des Dorfes; jenen führt es auch von seinem alten Bergschlosse) liegt in der fruchtbarsten, üppigsten, schönsten Gegend der gefürsteten Grafschaft Henneberg Meiningischen Antheils. Das Dorf gehört 2 Brüdern v. Fischer. Es liegt im Thal und hat bey vielen schlechten auch eine Anzahl ziemlich geräumiger Bauerhäuser. […] Herzog Casimir von Coburg brachte den Brunnen vom J. 1607 an zuerst in Aufnahme und verherrlichte ihn nebst seiner Familie mit seiner Gegenwart. Nach seinem Tode ward er vernachläßigt und erst in den letzten beyden Decaden des vor. Jahrh. wieder beachtet, von welcher Zeit an er bald mehr, bald weniger besucht ward. So fest auch sein Credit in der umliegenden Gegend begründet war, so war doch der Mangel aller Bequemlichkeit und aller Anstalten für Brunnengäste seinem Gedeihen und seinem Flor durchaus

Georg I. und Liebenstein

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hinderlich, bis der Herzog v. Meiningen in diesem Jahre den glücklichen Entschluß faßte, den Brunnen für diesen Sommer Versuchsweise zu übernehmen und ihn, wenn der erste Versuch gelänge, künftig in Pacht zu nehmen. Mit diesem Entschluß beginnt eine neue glückliche Epoche für den Gesundbrunnen. Was unter den Umständen, da der Herzog die Idee erst kurz vor dem Anfange der Brunnenzeit faßte, zu leisten möglich war, ist durch seine und seiner Brunnendirection Vorsorge geleistet worden. Ein angestellter BrunnenInspector sorgte für Logis, die mit den Hauswirthen vorher veraccordirt, und für die nothwendigsten Meubeln und Betten, die aus Meiningen herbeygeschaft worden waren. Man rechnet die Auslagen des Herzogs auf einige 1000 Rthlr. die ihm schwerlich in den ersten Jahren in klingender Münze, vielleicht aber auf eine belohnendere Weise ersetzt werden. […] Die öffentliche Bekanntmachung, daß der Herzog die Brunnenanstalten übernommen, hatte in Vergleichung mit den vor. Jahren sehr viele Gäste hingezogen. Von der letzten Hälfte des Jul. an waren ihrer gewöhnlich an 50, die Personen abgerechnet, welche zu ihrem Vergnügen auf Tage oder auf kurze Zeit hinkamen. Der Herzog und die Herzogin von Meiningen waren selbst unter den Brunnengästen und kamen täglich von Altenstein herunter zur Quelle des Heils. Der Herzog von Weimar hatte erst in seinem Bad Ruhla gebadet und kam hierauf nach Liebenstein, wo er auf dem Schloß wohnte und einige Wochen Brunnen und Bad gebrauchte. Am Geburtstage der reg. Herzogin von Meiningen, der in Liebenstein durch ein fröhliches Volksfest am 11. August begangen wurde, waren ausser den Herzogen von Meiningen und Weimar, auch der Herzog von Gotha, der Fürst von Rudolstadt, der Landgraf von Hessen-Barchfeld da. […] Bey der ungünstigen Brunnenwitterung des July traten freylich für die Brunnengäste Perioden der Leere ein, welche bey denen, die sie nicht durch Ressourcen in sich oder auf andre Art zu füllen wußten, Perioden der langen Weile wurden. Hier wäre unter andern eine kleine, auserlesene, der geistigen Brunnendiät angemessene Büchersammlung etwas, durch dessen Mittheilung aus seiner guten Privatbibliothek der Herzog sich neue Verdienste um seine Gäste erwerben könnte. […] Im Ganzen war der Ton der Gesellschaft gut, frey von Zwang und Steifheit, fröhlich und ohne drückende Prätensionen. […] Die Freuden des Tanzes darf ich nicht unbemerkt lassen. Des Sonntags Nachmittags und Abends wurde gewöhnlich getanzt; auch stellte die Gesellschaft einmal in der Woche einen Ball an. Der Herzog und die Herzogin v. M. so wie auch der Herzog von Weimar, nahmen selbst Antheil an den Tänzen.

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Kapitel 1 Als einmal der Absonderungstrieb zwischen Adelichen und Bürgerlichen hier sich zu äußern begann, tanzten der Herzog und die Herzogin v. M. selbst mit Bürgerlichen und nöthigten durch ihr Beyspiel und Aufmunterung Andre desselben gleichen zu thun. Ueberhaupt kann von der Popularität und der zuvorkommenden Güte des Herzogs und der Herzogin gegen die Brunnengäste nicht Gutes genug gesagt werden. Die von Geburt (und aus ihnen bestand die Mehrzahl der Gesellschaft) wurden auch einigemal vom Herzog zum Ball und Abendessen nach Altenstein geladen.14

In einem Tagebucheintrag gibt der Fürst Ludwig Friedrich II. von SchwarzburgRudolstadt einen kurzen Einblick in seinen Aufenthalt in Liebenstein, der die Ausführungen Stammlers bestätigt: Sonntag 11. August 1799: gingen wir spazieren. Speisten in einer abendtheuerlichen Grotte in einer großen Gesellschaft. Die Herzogl. Hautb. machten Musick – Abends gings wieder auf d. Altenstein.15 Die Meininger Herzogin Luise Eleonore macht in ihren Tagebuchaufzeichnungen ebenfalls Angaben über das kulturelle Leben in Liebenstein und bestätigt so Stammlers Bemerkungen über die stattfindenden Bälle. Diese wurden nahezu jeden Sonntag nach der Mittagstafel organisiert, manchmal im Fischernen Schloss bzw. Kurhaus, manchmal auf Schloss Altenstein. Luise Eleonore schreibt: »Es war ball in Altenstein, der bis 9. Uhr dauerte. Ich tanzte 2. Angloisen ein schleifer und ein dreher. Ich tanzte heute das baad aus.«16 Damit wird deutlich, dass Georg bereits vor der Errichtung des Theaters ein reges Kulturleben in Liebenstein etabliert hatte, was allerdings, so Stammler, nicht auszureichen schien. Darüber hinaus war Liebenstein bereits damals für Tagestouristen aus der näheren Umgebung attraktiv. Die Herzogin berichtet, dass am 7. Juli 1799, einem Sonntag, eine »große gesellschaft von Schmalkalden und Eisenach«17 im Ort gewesen sei. In den Folgejahren wird sich bestätigen, dass Liebenstein besonders an Wochenenden für die einheimische und regionale Bevölkerung ein bevorzugtes Ausflugsziel darstellte, was damit auf die Zusammensetzung des Publikums bei Theateraufführungen, Redouten und Bällen und demzufolge auch auf die Bedeutung des Theaters als ein kulturelles Zentrum für die Region schließen lässt. Georgs Wille, den Altenstein und Liebenstein binnen kürzester Zeit zu einer repräsentativen Sommerresidenz aus- und umzubauen, lässt sich an der

Georg I. und Liebenstein

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Entstehung des Comödienhauses, wie das Theater damals genannt wurde, gut ablesen. Offenbar hatte Georg zunächst jedoch vor, für Liebenstein und damit auch für die Bewirtschaftung der Badesaison einen Pächter zu finden. Noch im Februar 1800 ließ er im Reichs-Anzeiger ein diesbezügliches Angebot annoncieren: Donnerstags, den 6 Febr. 1800 Verpachtung der Liebensteiner Wirthschaft So wol diejenigen, welche sich bereits schon zu der Wirthschaft während der dießjährigen Brunnenzeit auf dem Liebenstein gemeldet haben, als auch diejenigen, welche sich noch dazu melden wollen, werden hierdurch benachrichtiget; sich längstens zu Ende des Monats Februar in Meiningen einzufinden, und sich an den Hofverwalter Werner daselbst zu wenden; damit derjenige, welcher diese Wirthschaft übernimmt, seine deßfalls nöthige Einrichtung dazu machen kann, oder, im Fall man wegen der Bedingungen nicht einig würde, dieserwegen andere Maßregeln getroffen werden können.18 Offenbar verlief diese Suche erfolglos oder aber Georg sagten die Angebote nicht zu, so dass er sich schließlich dazu entschloss, die Bewirtschaftung Liebensteins aufs Neue und nun dauerhaft selbst zu übernehmen. Wahrscheinlich war dies nicht in Georgs bisherigen finanziellen Plänen vorgesehen, denn nachdem er Liebenstein am 1. März 1800 an sich gebracht hatte, rührte er kräftig die Werbetrommel und veröffentlichte sowohl in den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten als auch im Reichs-Anzeiger und im in Weimar herausgegebenen Journal des Luxus und der Moden folgende Bekanntmachung, um noch mehr Publikum nach Liebenstein zu locken: Der Liebenstein mit all seinen Zugehörungen ist mein Eigenthum geworden, und ich bin dadurch in den Stand gesetzt, für die Aufnahme des durch seine Heilkräfte bekannten Gesundbrunnen daselbst mehr zu thun, als bisher. Das Schloß und die miterkauften Häuser werden bereits zu Wohnungen für Curgäste eingerichtet, um dem bisherigen Mangel daran abzuhelfen, und der angefangene Bau sonst nothwendiger Gebäude wird so eifrig als möglich fortgesetzt. Die Oekonomie und Wirthschaft auf dem Liebenstein wird während der Badezeit, deren Anfang ich auf die ersten Tage des Junius berechne, von meiner

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Kapitel 1 Hofökonomie besorgt, und auch auf jede andere Weise für gute Bewirthung und vermehrte Bequemlichkeit und Gemächlichkeit der Badegäste zu sorgen gesucht werden. Angenehme Unterhaltung und Zerstreuung ist in einem Bade zu sehr allgemeines Bedürfniß, für Viele, oft ein zu wirksames Heilmittel, als daß mir der Wunsch, dafür auch jetzt schon einiges zu thun, hätte fremd bleiben können. In dieser Absicht habe ich eine Schauspielergesellschaft engagirt, die während der Badezeit abwechselnd Lustspiele, und mit Begleitung meiner Capelle, Operetten geben wird. Ich wiederhole daher auch dieses Jahr an das Publicum die Einladung zum Besuch des L i e b e n s t e i n e r B a d e s , mit der Bitte an diejenigen, welche wegen Logis und anderer Bedürfnisse nähere Erkundigung einzuziehen oder vorläufige Bestellungen darauf zu machen wünschen, sich deshalb schriftlich an den Bauschreiber F e h r i n g e r auf dem Liebenstein bey Salzungen zu wenden. Meiningen, den 27. März 1800 Georg, H.z.S.19

Gehen wir noch einmal zu dem Bericht des Badegastes Stammler zurück und stellen wir diesen der Bekanntmachung Georgs gegenüber, so lassen sich aus den vorherigen Anmerkungen Stärken und Schwächen des Badelebens im Jahr 1799 erkennen, die Georg nach dem Kauf im Jahr 1800 offensichtlich ausbauen bzw. abstellen wollte. Zu einer dieser Schwächen zählte für Stammler der Mangel an Schlechtwettervarianten für eine angemessene Unterhaltung der Badegäste. Auch wenn er als erste Möglichkeit, diesem Problem Abhilfe zu verschaffen, an eine gut ausgestattete Bibliothek dachte, so war dies dem Herzog wohl nicht genug. Offensichtlich wollte Georg bereits im Jahr 1799 ein Singspiel aufführen. Wahrscheinlich wurde er von Carl August dazu angeregt, Goethe nachdrücklich darum zu bitten, ihm die Noten zu Wenzel Müllers Oper Das Neusonntagskind (UA 1793) zuzusenden. Goethe antwortete in einem Brief vom 10. Juli 1799: Ew. Durchl. [Georg I., Anm. d. Verf.] übersende ich sogleich befohlnermaßen Partitur und Stimmen von dem Sonntagskinde in so fern sie sich gegenwärtig hier beysammen finden. Denn leider kann ich nicht mit allen Singstimmen aufwarten indem mehrere Sänger die ihrige noch bey sich haben und gegenwärtig sich in Lauchstädt aufhalten. Ich wünsche daß dieser Umstand Ew.

Georg I. und Liebenstein

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Durchl. nicht hindern möge den ländlichen geselligen Zeitvertreib zu veranstalten.20 Ob die Aufführung dieses heute völlig unbekannten Stückes jemals zustande kam, ist nicht verbürgt. Allerdings hatten die Meininger Hautboisten die Brunnengesellschaft an der Tafel sowie bei Tänzen und Bällen begleitet, wie sowohl der Kurgast Stammler in seiner Schilderung als auch Fürst Ludwig Friedrich II. in seinem Tagebuch berichten. Dass Goethe in seinem Brief als ›ländlichen geselligen Zeitvertreib‹ erachtet, was für Georg eine wichtige und teure Investition in die Zukunft war, sei hier nur am Rande erwähnt. Goethe war zu diesem Zeitpunkt mit seinem eigenen ›Spielzeug‹, dem gekauften Lehngut Oberroßla, beschäftigt, was für ihn selbst einen netten Zeitvertreib darstellte.

Anmerkungen 1

2

3

4

Johanna PAHNKE, »Zwischen einem geologischen Lehrpark und Spa – Altenstein und Liebenstein«, in: Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen. Ein Präzedenzfall für den aufgeklärten Absolutismus?, red. von Andrea JAKOB (= Südthüringer Forschungen 33; zugleich Sonderveröffentlichung 2004 des HennebergischFränkischen Geschichtsvereins 21), Meiningen: Meininger Museen, 2005, S. 148– 161, hier S. 154. Ludwig Bechstein berichtet, dass Georg bereits im Jahr 1795 den Liebensteiner Brunnen in Pacht genommen hatte und u.a. den Weimarer Herzog Carl August als Gast begrüßen konnte. Vgl. Ludwig BECHSTEIN, Liebenstein und Altenstein. Ein Fremdenführer (anderer Titel: Das Mineralbad Liebenstein, seine Kaltwasser-Heilanstalt und seine Umgebungen), Gotha: Verlags-Comptoir, 1842, S. 8. Vgl. Andreas LIBAVIUS, Tractatus Medicus Physicus unnd Historia deß fürtrefflichen Casimirianischen SawerBrunnen unter Libenstein nicht fern von Schmalkalden gelegen, Coburg: Fürstl. Truckerey, 1610. Vgl. einen Brief von Christian Gottlob VOIGT an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 15. Juni 1798, in: Hans TÜMMLER (Hrsg.), Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt, Bd. 2, Weimar: Böhlau, 1951, S. 77. Vgl. Eva SCHMIDT, Julie von Bechtolsheim. Wielands ›Psyche‹. Eine Biographie, Rattenkirchen: PlayAlpha-Verlag, 2003, S. 65.

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Kapitel 1

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Vgl. ThHStAW, Hofmarschallamt, Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH, Nr. 4548, 1. Januar – 31. Dezember 1799, 6-13-5001, S. 135. Am 30. Juni 1799 reiste Carl August wieder ab, da »sich königl. Besuch in Weimar in Person der königl. Familie von Preußen angekündigt hat«. Vgl. ebd., S. 164. Am 9. August ritt Carl August zusammen mit dem Fürsten Friedrich Ludwig II. von Schwarzburg-Rudolstadt auf den Altenstein. Am 12. August 1799 verfasste Carl August von dort einen Brief an seinen Kanzler Johann Ludwig von Bechtolsheim und reiste zwei Tage später mit Georg nach Meiningen. Vgl. ThStAR, Schlossarchiv, Nachlass Fürstin Karoline Luise VON SCHWARZBURGRUDOLSTADT, Tagebücher Ludwig Friedrichs II., D 129, Tagebucheintrag vom 9. August 1799; ThHStAW, Großherzogliches Hausarchiv A XIX (Großherzog Carl August), 6-14-1190, 8a sowie ThStAMgn, Geheimes Archiv, XV FF 19, Tagebücher der Herzogin Luise Eleonore VON SACHSEN-MEININGEN, Tagebucheintrag vom 14. August 1799. Ludwig Friedrich II. weilte vom 9. bis zum 13. August in Liebenstein und reiste gemeinsam mit dem Landgrafen von Barchfeld ab nach Philippsthal. Vgl. ThStAR, D 129 (wie ebd.), Tagebucheintrag vom 13. August 1799. Vgl. Georg Christian Carl STAMMLER, »Gesundbrunnen in Liebenstein (Aus dem Briefe eines Badegastes)«, in: Journal des Luxus und der Moden 14 (1799), Heft 10, S. 496–508, hier S. 504. Friedrich JAHN, Versuch eines Handbuchs zur populären Arzneikunde, Jena: Akademische Buchhandlung, 1790, S. 310. Ebd. Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 11. Mai 1799, Nr. 107, Sp. 1240, vom 18. Mai 1799, Nr. 111, Sp. 1286f. und vom 28. Mai 1799, Nr. 119, Sp. 1392f. Zur Entstehung dieses Intelligenzblattes vgl. Werner GREILING, Presse und Öffentlichkeit in Thüringen. Mediale Verdichtung und kommunikative Vernetzung im 18. und 19. Jahrhundert (= Veröffentlichung der Historischen Kommission für Thüringen; Kleine Reihe 6), Köln, Weimar und Wien: Böhlau, 2003, S. 209ff. Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 22. Mai 1799, Nr. 114, Sp. 1330. Georg Christian Carl STAMMLER, »Beschreibung des Liebensteiner GesundBrunnens«, in: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 15. Juni 1799, Nr. 135, Sp. 1565–1570, hier Sp. 1566. Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 18. Juni 1799, Nr. 137, Sp. 1592. STAMMLER, »Gesundbrunnen« (wie Anm. 7), S. 496–507. ThStAR, D 129 (wie Anm. 5), Tagebucheintrag vom 11. August 1799. ThStAMgn, Tagebücher (wie Anm. 5), Tagebucheintrag vom 7. August 1799. Ebd., Tagebucheintrag vom 7. Juli 1799.

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Georg I. und Liebenstein

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Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, 6. Februar 1800, Nr. 31, Sp. 396. Meiningische wöchentliche Nachrichten, 29. März 1800, S. 49. Die Ankündigung erschien auch in: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, 3. April 1800, Sp. 997f. und in: Journal des Luxus und der Moden 15 (1800), Heft 5, S. 243f. Brief von Johann Wolfgang VON GOETHE an Herzog Georg I. VON SACHSENMEININGEN vom 10. Juli 1799, in: Goethes Werke, IV, 14, S. 129.

2.

Erbauung und Eröffnung des Comödienhauses im Jahr 1800

Der Begriff Comödienhaus ist im Zusammenhang mit dem Liebensteiner Kurtheater ein wenig irreführend, denn er suggeriert ein dezidiert der Unterhaltung gewidmetes Gebäude ohne weitere Funktionen, so wie es etwa das Comödienhaus im hanauischen Wilhelmsbad vorgezeigt hat. Tatsächlich handelte es sich beim Liebensteiner Comödienhaus um einen herkömmlichen, stilistisch aus dem Barockzeitalter ererbten Kurhaustypus mit innenliegendem Veranstaltungssaal und außenliegenden Badekammern, der aber bereits von Zeitgenossen eher als Schauspielhaus wahrgenommen wurde denn als Kurhaus. Unterhaltung und Zerstreuung bildeten somit auch architektonisch den Mittelpunkt des Badelebens. Damit der Badegesellschaft nicht noch einmal langweilig werden sollte, versprach Georg in seiner Ankündigung vom März 1800 schon ab Juni das Auftreten einer Schauspielertruppe, die in Begleitung der Meininger Hofkapelle auch Operetten zum Besten geben sollte. In einem Brief an einen namentlich nicht bekannten Rat in Gotha präzisierte Georg sein Vorhaben: Für das Bad Liebenstein habe ich auf die Sommermonate von Ende Mai an eine Schauspielergesellschaft unter Direction des jetzigen churfürstlichen Hofschauspielers von Wedell zu Dresden engagiert, und bin berechtigt zu hoffen, dass die Gesellschaft mehr als mittelmäßig ist. Sie soll wöchentlich auf dem Liebenstein […] Vorstellungen geben […].1

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Von Ende März bis Ende Mai waren es allerdings nur zwei Monate. Allein hierin äußern sich bereits Georgs Ehrgeiz und sein hohes Tempo zur Ausstattung Liebensteins und zur Errichtung des Parks Altenstein, gleichzeitig aber auch ein illusorischer Zeitplan hinsichtlich der Fertigstellung des Comödienhauses. Schon im Jahr 1799 begannen die Straßenarbeiten zum Altenstein hinauf, bei denen die Höhle entdeckt und diese sogleich erkundet wurde. Georgs Pläne für Liebenstein müssen in diesem Jahr konkret geworden sein, auch wenn er zunächst versuchte, die Bewirtschaftung der Einrichtungen in externe Hände zu geben. Denn wie sonst konnte er sicher sein, zwischen dem Kauf des Ortes im März 1800 und dem Beginn der Badezeit, die er für Ende Mai oder Anfang Juni desselben Jahres anberaumt hatte, bereits Logierhäuser und das Comödienhaus fertiggestellt zu haben? Betrachten wir nun die Maßnahmen zum Bau des Theaters, die in den Liebensteiner Baurechnungen ab 1800 dokumentiert sind und aus deren detaillierter Auflistung sich der Ablauf von der Grundsteinlegung bis zur Einweihung des Theaters nachzeichnen lässt, genauer.2 Wie Alfred Erck und Dana Kern mitteilen, muss die Errichtung eines Theaters in Liebenstein für Georg eine besondere Bedeutung gehabt haben, denn »[e]s ist ja auch die einzige Maßnahme dieser Art gewesen, bei der er den Bauherrn gespielt hat«3. Umso erstaunlicher ist, dass an den Planungen für die vorgesehenen Bauten nicht nur der Meininger Architekt und Bauinspektor Johannes Feer (auch Fehr)4 beteiligt war, sondern ebenfalls der 22-jährige Karlsruher Architekturstudent Johann Anton Ferdinand Thierry, der jüngere Bruder des Meininger Hofmalers Wilhelm Adam Thierry, der auch als Kunstlehrer am Meininger Lyceum wirkte.5 Beide, Wilhelm Adam und Johann Ferdinand Thierry, hatten in Karlsruhe beim renommierten Architekten und Stadtplaner Friedrich Weinbrenner studiert. Wilhelm Adam war 1793/1794 nach Meiningen gekommen, um in die Dienste Georgs I. zu treten.6 Ferdinand, fast 16 Jahre jünger als sein Bruder, war um 1800 noch Student bei Weinbrenner.7 An den Bildunterschriften erhaltener Kupferstiche lässt sich erkennen, dass das Theater und das neue Gasthaus (der heutige Lange Bau) vom Meininger Architekten, der Umbau des Fischernen Schlosses sowie das Brunnenhaus hingegen von Ferdinand Thierry geplant worden sind. Inwieweit es hier eine Zusammenarbeit zwischen beiden Architekten gab und die Aufteilung lediglich aus diplomatischen Gründen geschah, ist unbekannt. In den 1820er Jahren schuf Ferdinand Thierry als badischer Landbaumeister in Heidelberg und Umgebung noch heute existierende Gebäude wie das Palais Boisserée, das Alte Rathaus in Eberbach am Neckar und das Amthaus in Neckarbischofsheim,

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an denen einige Stilelemente wie der mittige Giebel mit dem darunter liegenden halbrunden Dachfenster wiedererkannt werden können.8 Wilhelm Adam Thierry war ebenfalls an der Entstehung des Comödienhauses insofern beteiligt, als er in den ersten Jahren als Theatermaler fungierte. Außerdem stammen vom ihm die zahlreichen kolorierten Kupferstiche mit Motiven Liebensteins und Altensteins, die in den Ausgaben der Jahre 1801 und 1803 im Meiningischen jährlichen gemeinnützigen Taschenbuch veröffentlicht wurden und zum Teil in der vorliegenden Abhandlung abgedruckt sind. Betrachten wir nun den Baubeginn für das Comödienhaus im Detail. Georg ließ seiner Ankündigung Taten folgen. Aus den Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen geht hervor, dass es im Ort ab 1800 zu umfangreichen Baumaßnahmen gekommen war. Neben der Befestigung einer Straße, die die beiden Ortsteile Sauerbrunnen (wo das Comödienhaus errichtet werden sollte) und Grumbach verbinden würde, verfügte Georg über den Bau des Comödienhauses, den Bau und Umbau von Wohn- und Logierhäusern für die Badegäste, den Umbau des Fischernen Schlosses als Kur- und Gasthaus sowie weitere Bau- und Verschönerungsmaßnahmen. In einem Geometrischen Plan des Schlosses und Sauerbrunnens zu Liebenstein, den ein Herr Zocher anfertigte, lassen sich die »theils schon ausgeführten, theils projectierten Gebäuden und Anlagen« gut erkennen. (siehe Abb. 5) Dieser Plan ist als kolorierter Kupferstich nebst Legende im Taschenbuch für das Jahr 1801 abgedruckt, d.h. der Plan selbst stammt höchstwahrscheinlich noch aus dem Jahr 1800, da das Taschenbuch immer am Anfang des entsprechenden Jahres herausgegeben wurde. Inwieweit Georgs Bau- und Umbauarbeiten auf den Planungen Zochers beruhten oder ob letzterer erst im Laufe des Jahres 1800 – als das Comödienhaus schon längst erbaut war – mit einem stadtplanerischen Entwurf beauftragt wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Offenbar waren aber zu dem Zeitpunkt, als der Kupferstich im Taschenbuch erschien, die mit ›projectiert‹ versehenen Gebäude und Objekte noch nicht erbaut, im Umkehrschluss aber alle anderen schon fertig oder zumindest im Entstehen. Der vorliegende Plan gibt deshalb einen interessanten Überblick über das damalige Umfeld des Comödienhauses. Besonderes Augenmerk verdienen die Reitbahn, der Fischteich und die hinter dem Schloss liegenden Rasenplätze – von diesen Flächen ist heute nichts mehr zu sehen. Den Buchungen in den Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen zu Folge waren im April 1800 die Bauarbeiten für das Comödienhaus in vollem Gange.

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Für den neuen Musen- und Gesundheitstempel wurden im April und Mai Holz und Backsteine transportiert. Tagelöhner aus Sauerbrunnen bzw. Liebenstein, wie das Dorf schon damals oft genannt wurde, Grumbach und den umliegenden Dörfern erledigten diese Aufgaben. Im Jahr 1800 zählten die beiden Dörfer, die später zu Liebenstein vereinigt werden sollten, zusammen 478 Einwohner; genug also, um aus ihnen einige Hilfskräfte zum Bau der neuen Anlagen zu rekrutieren.9 Jedoch schritten die Bauarbeiten offenbar nicht so schnell voran, wie Georg sich dies vorgestellt hatte. Die bereits im März angekündigte Schauspielergesellschaft konnte ihren Spielbetrieb in der laufenden Badesaison nicht mehr aufnehmen, so dass der Herzog gezwungen war, dem Schauspieldirektor Ludwig von Wedel ein »gnädigst verwilligte[s] Abfindungsquantum wegen dessen Engagement auf das Liebensteiner Theater«10 von insgesamt 180 Reichstalern zu zahlen. Auch wenn es im Jahr 1800 mit einer fest engagierten Schauspielertruppe noch nicht klappen sollte und Georgs Hoffnungen dahingehend enttäuscht würden, erfolgte die Erbauung des Comödienhauses in einer relativ kurzen, wenn auch für damalige Verhältnisse nicht unüblichen Zeit. Bereits Ende Mai lässt sich aus einer Annonce des Liebensteiner Kämmerers und Badeinspektors Johannes Kleimenhagen in den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten sowie im Reichs-Anzeiger ablesen, dass bereits etliche Reservierungen von Badegästen eingegangen waren: Da, nach den bereits geschehenen Bestellungen, dieses Jahr in dem Bade zu Liebenstein, eine beträchtliche Anzahl Cur- und Brunnengäste erwartet wird; so werden diejenigen, welche noch überdieß dahin zu kommen gesonnen seyn dürften, Badedirectionswegen hiermit höflichst ersucht, sich in Zeiten mit ihren Aufträgen an Endesgenannten gefälligst zu wenden, um zu deren Aufnahme und möglichst bequeme Einrichtung allda, die gehörigen Anstalten treffen zu können. Johannes Kleimenhagen. Herzogl. Kämmerierer zu Liebenstein ohnweit Salzungen.11 Es scheint, als habe Georg für die Eröffnung des neuen Kurgebäudes ein Datum anvisiert, das realistischer zu sein schien, nämlich den Geburtstag seiner Mutter Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen, der in jedem Jahr am 10. August mit einem Fest begangen wurde. Bereits am 21. Juni 1800 konnte mit den Dachdeckerarbeiten begonnen werden. Zwischen Juni und August wurden außerdem

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Schlosserarbeiten durchgeführt, bei denen die »ganz große Saalthür«12 angeschlagen wurde. Ein Vermerk in den Baurechnungen erweckt jedoch einige Irritationen, die auch Erck und Kern in ihren Ausführungen aufgefallen sind: Um den 5. Juli herum wurde offenbar damit begonnen, das Schlosstheater im Meininger Riesensaal abzubauen, nach Liebenstein zu transportieren und dort wieder aufzurichten. Georgs Hofzimmermann Johann Christian Friedrich Gorr sowie einige Tagelöhner erhielten zu diesem Zwecke Gelder, laut Belegen vom 5., 12. und 26. Juli und vom 2. August.13 Ob diese Arbeiten lediglich dazu dienten, eine Vorlage einzupassen, nach deren Maßen eine neue Inneneinrichtung geschaffen werden sollte, oder ob sich Georg mit den Meininger Materialien aus Kosten- oder Zeitgründen behelfen musste oder wollte, kann nicht eindeutig nachvollzogen werden. Wahrscheinlich ist allerdings letzteres, wie ein Blick in die Baurechnungen der Folgejahre zeigen wird. Was allerdings recht eindeutig aus den Bau- und Anlagerechnungen hervorgeht, ist der Termin des Richtfestes für das neue Comödienhaus: Am Wochenende vor oder direkt am Montag, dem 21. Juli 1800, wurde zünftig der »Tanz der Zimmerleute und Maurer beim Aufrichten des Comödienhauses« gefeiert.14 Die Musik dazu lieferte ein Herr Johann Heinrich Schwarz, für die er 5 Reichstaler erhielt. Der Wirt Valtin Apfel bekam 55 Reichstaler für die Verköstigung der Zimmerleute und Maurer. Aus den hohen Verpflegungskosten lässt sich ableiten, dass es ein großes Richtfest gewesen sein muss, an dem wohl auch die heimische Bevölkerung teilgenommen hatte, zumindest diejenigen, die nicht gerade anderweitig mit Arbeit versehen worden waren. Denn parallel zu den Bauarbeiten am Comödienhaus wurden die Straße nach Grumbach befestigt, alte Bauernhäuser abgerissen und neue Wohn- und Logiergebäude errichtet sowie das alte Fischerne Schloss zum Kur- und Gasthaus umgebaut, für das bereits am Samstag, den 24. Mai 1800, ein Richtfest gefeiert worden war.15 Während all der Baumaßnahmen lief parallel dazu der eigentliche Badebetrieb. Wie einer Gästeliste aus dem Jahr 1800 zu entnehmen ist (siehe Anhang 1), waren in jenem Sommer zahlreiche Personen aus Weimar anwesend, so u.a. erneut der Herzog Carl August sowie Charlotte von Stein und Christian August Vulpius, Registrator der von Goethe geleiteten Bibliothek und später dessen Schwager. In einem Brief an Goethe vom 17. Juli 1800 berichtet Vulpius von den Verhältnissen in Liebenstein:

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Liebenstein, den 17. Jul. 1800 Ew. Exzellenz muß ich doch wohl vorläufig melden, wie ich Liebenstein gefunden habe? Theuer, ausserordentlich theuer. Ein schlechtes Logis in einer Bauern Stube, wöchentl. 2 sl. 30 xr. Mittagstisch 48 xr. Abendessen 36 xr. Eine Portion Kaffe 12 xr. auch eine Fl. Bier. In gleichem Verhältnis, stehen die andern Ausgaben. 30 sl. Wöchentl., mit dem Bade, werden wohl aufgehen. Es ist noch wenig gebaut, aber viel angefangen. – Die Gegend ist schön. Bis jetzt, sind 40 Badegäste hier, größtentheils, Adel. Ich u noch 2, sind die einzigen Bürgerlichen. Es läßt sich nichts Erhebliches sprechen. – Fr. Ob. StallM. v. Stein wohnt mir gegenüber. Sie ist krank hierher gekommen, u noch nicht ausgegangen. Das Theater ist noch nicht fertig. – Md. Burgdorf, deren Mann sich jetzt Hr. v. Wedel, u seine Truppe, die von Wedelische, nennt, ist abgefunden worden, u treibt ihr Unwesen in Brückenau. Von Franzoßen hört u sieht man hier nichts, was auch gut ist. Viele Deserteure gehen durch. Sie sind bei Gelnhausen. Man will sie hier bei München geschlagen wißen. Wie das Bad mir anschlagen wird, weiß ich freilich noch nicht, Aber das weiß ich, daß es nicht an mir liegen soll, wenn es nichts hilft. Ich beobachte alle diätetischen Regeln aufs strengste. Hr. Ch. v. Mellisch der auch hier ist, fragte mich: ob Hr. Hofr. Schiller noch in Weimar ist? Er laße ihn mit Absendung des Mspts. der Maria Stuart im Stiche. Ich habe an den Hr. Ghr. Voigt nach Eisenach geschrieben. Ich bin Ew. Exzellenz unterth. Diener Vulpius.16 Neben den für Vulpius offensichtlich schockierend hohen Preisen – immerhin hatten sich die Kosten für ein Mittagsgericht von 40 Kreutzer im Jahr 1799 um 20% auf 48 Kreutzer erhöht – sind der Verweis auf das unfertige Theater und die abgesagte Schauspielergesellschaft wichtig, da sie die bisherigen Indizien verifizieren. Auch wenn von Georg im Jahr 1800 noch kein dezidierter Badearzt bestellt worden war, so schien den Aussagen Vulpius’ zufolge die Badeverwaltung doch auf eine geregelte Kur Wert zu legen. Dass für diese Maßnahmen der Meininger Hofarzt Friedrich Jahn zuständig war, ist unwahrscheinlich, da dieser erst im August nach Liebenstein kam und dort lediglich als Badegast gelistet wurde. (siehe Anhang 1, dort S. 143)

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Knapp zehn Tage später schrieb Vulpius erneut an Goethe, da ihm ein Bote die Nachricht vom Tod des Weimarer Schauspielers Johann Andreas Heinrich Vohs nach Liebenstein überbracht hatte. Vulpius erwähnt in diesem Brief auch einige Details über Liebenstein, die hier wiedergegeben werden sollen: Liebenstein, den 26. Jul. 1800 Ew. Exzellenz, […] Die Badegäste haben sich jetzt auf 66 vermehrt. Frl. Imhof ist auch hier. Außerdem noch von Weimar Hr. v. Sekendorf u ObFM. v. Stein. Wir waren alle sehr betroffen, als der junge Elkan die Nachricht von Vohs Tode hieher brachte. Das Wetter ist entsetzlich. Man muß beinahe jeden Morgen einheitzen. Man badet sehr ungern. Die Theuerung nimmt zu. Ich werde es nicht mehr lange hier aushalten können. Ich bin Ew. Exzellenz unterth. Vulpius.17 Offensichtlich war das Wetter Ende Juli kalt und feucht, was sich allerdings in den nachfolgenden Tagen grundlegend ändern sollte. Neben dem Ehemann der Charlotte von Stein war auch der Weimarer Regierungsassessor Franz Karl Leopold Freiherr von Seckendorf-Aberdar, Neffe des Weimarer Komponisten und Directeur des plaisirs Anna Amalias,18 Freiherr Siegmund von Seckendorf, zur Kur nach Liebenstein gereist. Da Vulpius in der Gästeliste für August nicht mehr aufgeführt wird, ist anzunehmen, dass er Ende des Monats nach Weimar zurückgereist ist und demzufolge der Eröffnung des Comödienhauses nicht mehr beiwohnen konnte. Zu den in Liebenstein anwesenden adligen Kurgästen gehörte erneut Fürst Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt. Er weilte vom 15. bis zum 22. Juli in Liebenstein bzw. auf dem Altenstein und nahm mehrere Bäder (»das 6te Bad« am 21. Juli). In seinem Reisetagebuch erwähnt er außerdem Billardspiel, »Marionetten-Comedie«, ein Konzert am 20. Juli sowie am selben Abend einen Ball. Am 18. Juli kam Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg und am 19. Juli sein »lieber Schwager Ernst, mit der Frf. von Zillerhardten« in Liebenstein an.19 Auch Luise Eleonore erwähnt in ihrem Tagebuch mehrere Veranstaltungen in Liebenstein, so am 15. Juli einen Ball sowie am 18. Juli und

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13. August Marionettenspiele.20 Offensichtlich hatte Georg auch ohne das sich noch im Bau befindliche Theater bereits ein reges Kulturleben in Liebenstein und auf Altenstein etablieren können, zumindest für den adligen Teil der Badegesellschaft. Auch war, trotz der Absage an die Schauspielergesellschaft, die herzogliche Hofkapelle in Liebenstein und auf dem Altenstein engagiert, um Konzerte zu geben und Bälle musikalisch zu begleiten. Wie sah aber das entstehende Comödienhaus aus? Georg hatte seinen Architekten Johannes Feer damit beauftragt, ein multifunktionales Gebäude zu entwerfen, das sowohl Theater, Ballsaal als auch Badehaus sein sollte. Wie in einem Grundriss von Feer gut zu erkennen ist, waren die Badekammern links vom Saal und von der Theaterbühne auf zwei Etagen angeordnet. (siehe Abb. 3) Die Belege, die in den Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen aufgeführt sind, lassen darauf schließen, dass Feers Entwurf auch tatsächlich so ausgeführt wurde. Sollte zudem tatsächlich die Meininger Schlossbühne nach Liebenstein verfrachtet und dort eingepasst worden sein, so kann man anhand des Grundrisses des Comödienhauses die theaterbaulichen Bedingungen im Meiningen des späten 18. Jahrhunderts rekonstruieren: Die Bühne verfügte über je vier Kulisseneinheiten links und rechts mit je drei Kulissengassen. Ein Proszenium gab es offenkundig nicht, ebenso wenig eine Seiten- oder Hinterbühne. Der Orchesterraum befand sich, wie üblich, direkt vor dem Bühnenportal. Im hinteren Teil muss es einen Bühnenprospekt sowie Soffitten über dem Bühnenraum gegeben haben. Zudem verfügte das Theater ab 1804 über ein mechanisches Flugwerk, um Spezialeffekte wie einfliegende Engel oder Fabelwesen darzustellen. Kehren wir noch einmal zur Bauphase des Comödienhauses zurück. Mit dem Richtfest waren die Bauarbeiten allerdings keineswegs abgeschlossen worden. Neben der großen Saaltür wurden vom Hofschlosser Johann Friedrich Jäger, der wie viele andere Handwerksmeister extra aus Meiningen nach Liebenstein beordert worden war, zwei große Fenster, vier doppelte Türen und eine zweiflüglige Tür beschlagen, für die er allein 36 Reichstaler erhielt. Zum »Aufschrauben der Fußbodentafeln« wurden 2.500 Holzschrauben benötigt, drei »große Leuchterhaken« mussten angebracht werden. In summa erhielt Jäger für seine Schlosserarbeiten 174 Reichstaler und 4 Gulden. Einen ähnlich hohen Betrag bekam der Meininger Hofglaser Johann Gottlob Walther für »unterschiedliche Fenster«, die ins Comödienhaus eingebaut werden mussten.21 All diese wichtigen Arbeiten, die nötig waren, um ein solches Objekt nutzen zu können, mussten vor dem 10. August abgeschlossen oder zumindest soweit fortgeschritten sein,

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dass sie eine Eröffnungsfeier nicht behinderten. Tatsächlich wurden Jägers Schlosserarbeiten am 8. August quittiert, Walthers Glaserarbeiten jedoch erst am 18. August, was darauf schließen lässt, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung des Theaters möglicherweise noch nicht alle Fenster eingepasst gewesen sind, was bei den plötzlich auftretenden hochsommerlichen Temperaturen22 wohl eher von Vorteil denn von Nachteil war. Trotz vieler liegengebliebener Arbeiten vor allem im Badebereich des Gebäudes und der eher improvisierten Einpassung der Meininger Bühne in den Theaterbereich konnte der Termin zur Einweihung des Comödienhauses am 10. August 1800 gehalten werden. Bereits eine Woche zuvor annoncierte Kleimenhagen in den Meiningischen Nachrichten und im Reichs-Anzeiger: Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß den 10. August an dem Geburtstage der verwittweten Frau Herzoginn Herzogl. Durchlaucht, der neue erbaute Saal durch einen Masquenball eingeweihet werden soll. Diejenigen, welche hieran Theil nehmen wollen, werden gebeten, sich um 5 Uhr Abends, in ihren Masquenkleidungen, auf dem Brunnenplatz zu versammeln. Die Entrée ist frey. Erfrischungen sind um billige Preise zu haben. Liebenstein, den 28 Jul. 1800 Joh. Kleimenhagen23 Der 10. August 1800 muss ein sonniger und heißer Sonntag gewesen sein, der sinnbildlich war für die Dürreperiode des einsetzenden Sommerwetters: »Die anhaltende dürre, mit auszehrenden Winden verbundene, Witterung muß jedes nachdenkende Gemüth täglich besorgter für die Zukunft machen.«24 Der Zufall wollte es, dass Georgs Ehefrau Luise Eleonore am 11. August 1763 zur Welt gekommen war und damit ihr Geburtstag einen Tag nach Charlotte Amalies begangen werden konnte (siehe den Badebericht im Journal von 1799 weiter oben). Die Einweihungsfeier für das Comödienhaus wurde deshalb zu einer zweitägigen Geburtstagsfeier ausgedehnt. Johannes Kleimenhagen, der herzogliche Kämmerer und Badeinspektor in Liebenstein, war im Übrigen auch Violinist und Waldhornist und damit Mitglied der herzoglichen Hofkapelle. Seine Schwester Anna Katharina war Kammersängerin, sein Bruder Johann Friedrich Violinist und ebenfalls Mitglied der herzoglichen Kapelle.25

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In der Badechronik des Journals des Luxus und der Moden vom Oktober 1800 lesen wir über die Festivitäten zu den Geburtstagen einen aufschlussreichen Beitrag eines unbekannten Gothaer Badegastes. Um einen tieferen Einblick in das Badeleben dieser zwei Tage zu erhalten, sei der Bericht hier ausführlich wiedergegeben: Gotha, den 25 August 1800 Ein dankbarer Brunnengast hat im vorigen Jahre das Bad Liebenstein in Ihrer Zeitschrift gefeyert. Damals war aber noch alles im ersten Werden; itzt, da der Herzog von Meiningen als Besitzer von Liebenstein mehr hat thun können und wollen, muß Ihre Badechronik dessen billig gedenken. Sie wissen aus dem Reichs-Anzeiger und andern öffentlichen Blättern, was für Anstalten der Herzog zum Empfang der Gäste treffen ließ. Wenn uns gleich der Aufenthalt in diesem Jahre theurer zu stehen kam als im vorigen, so hatten wir dafür auch mehr Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten, und wir werden deren noch mehrere im künftigen haben, wenn wir wieder dahin zurückkehren, mit welchem Vorsatz wenigstens viele von uns, die sich wohl und behaglich dort befunden hatten, von der Liebensteinischen Nymphe Abschied nahmen. Man hatte auf mehrere Gäste als im vorigen Jahre gerechnet. Daß man sich nicht verrechnet hatte, lehrte der Erfolg, und wiewohl das Schloß und das ehmalige geräumige v. Fischersche Haus eine Anzahl von Zimmern für Brunnengäste darbot und sonst im Orte mehr Logis als ehemals eingerichtet waren: so fehlte es doch oft schier an Quartieren. Die kleinen niedlichen Häuser mit dem gefälligen Aeußern, welche in der Geschwindigkeit an der Allee nach Grumbach hin, welches Dörfchen fast unmittelbar mit Sauerbrunnen oder Liebenstein zusammenhängt, erbaut worden waren, konnten noch nicht bewohnt werden. Ein artiges Schauspielhaus steht itzt auf dem Brunnenplatz, und, wiewohl die bestellte Schauspieler-Gesellschaft wieder abbestellt worden war, so konnte es doch zu andern Lustbarkeiten gebraucht werden. Der herrliche Platz um die Grotte ist erweitert worden. Diese durch Felsen und herüberhängende Bäume beschattete und stets kühle Stelle bot der Gesellschaft bey der brennenden Hitze des Julius und August und bey dem ohnehin heißen und sonnigten Local von Liebenstein einen herrlichen Zufluchtsort dar. Man aß und brachte die meisten Stunden des Tages hier zu. […] Der gesunden und bloß ihren Vergnügen nachgehenden Kurgäste waren mehrere als der kranken, und dieß machte den Aufenthalt noch angenehmer. Aus Meiningen und der dortigen Gegend

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Kapitel 2 kam natürlich die Mehrheit der Gäste, nicht etwa, als wenn sie commandirt würden, nur in diesem einheimischen Bade ihre Gesundheit oder ihr Vergnügen zu suchen, sondern weil es ihnen das nächste ist, weil es Heilsamkeit mit vielen Annehmlichkeiten vereint, weil sie es aus Patriotismus besuchen. Außerdem waren viele Fremde aus nahen und fernen Gegenden da, und man sah insonderheit eine so zahlreiche Fürsten-Gesellschaft hier, wie sie sich kaum in den größern Bädern zusammen findet. Man zählte einmal einige 20 fürstliche Personen. Wenn sie die gedruckten verschiednen Listen der Anwesenden durchlaufen wollen, werden Sie manche bekannte und interessante Namen darunter antreffen. Um nur ein paar Gäste Ihres Ortes zu nennen, machten wir hier die persönliche Bekanntschaft mit der Frau von Wohlzogen und dem Fräulein v Imhof, die wir schon in der Agnes von Lilien und den Schwestern von Lesbos hatten schätzen lernen. Wir hatten bey guter Gesellschaft keine lange Weile, so einförmig auch im Ganzen unser Brunnen-Leben und so sehr die Tageshitze Excursionen in die schönen Umgebungen von Liebenstein entgegen war. Getanzt wurde wenig. Alle Montage ließ der Herzog die merkwürdige große Höhle bey Glücksbrunnen zur Gemüths-Ergötzlichkeit der Fremden erleuchten. Die einzigen Festlichkeiten fielen hier am 10 und 11 Aug vor, wo die Geburtstage der verwitweten und der reg Herzogin von Meiningen sehr artig begangen wurden. Am erstern veranstaltete der Herzog (und die Gäste fügten sich gern seinem Wunsche), daß die Brunnengäste als Bauern und Bäuerinnen gekleidet des Morgens nach Altenstein fuhren und dort der Königin des Tages ihre ländlichen Opfer darbrachten. Der Herzog war als Schulze der Wortführer und bildete den Landdialect und die Sitten des Landes trefflich nach. Der Geh Rth v Thümmel war als berühmter Dichter zum Ossian der Landgemeinde auserkohren, und sein einfaches, herzliches Lied, das ich Ihnen hier beylege, wurde von der ganzen Schaar mit Rührung abgesungen. […] Frau v Bechtolsheim aus Eisenach überreichte als Nymphe gekleidet eine Opferschaale mit dem lieblichen Liede, das hier eine Stelle verdient. Den Nachmittag und Abend wurde der neue Komödien-Saal mit einem Maskenball eingeweiht, auf welchem nahe an 300 Masken waren. Der Geburtstag der reg Herzogin wurde mit ähnlichen Solennitäten und Lustbarkeiten begangen. Den Nachmittag brachte der Hofcirkel in einer schönen Waldgegend zu, wo ein scherzhafter Angriff auf den Wagen der Herzogin von einer in eine Zigeunerbande verkleideten Gesellschaft gemacht und sehr natürlich ausgeführt wurde. Ein Theil der Gesellschaft hatte sich vorgenommen, die U n g l ü c k l i c h e n

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v o n K o t z e b u e an diesem Tage aufzuführen, aber der Herzog hatte kein Wohlgefallen daran und ließ dafür Marionetten kommen. Noch muß ich erwähnen, daß die Frau v Bechtolsheim auch der reg Herzogin als Nymphe bey der Felsen-Grotte erschien und ihr einige in Verse gefaßte prophetische Worte sagte.26 Das Comödienhaus wurde also tatsächlich mit einem Maskenball eröffnet, zu dem höchstwahrscheinlich ein Großteil der in der Gästeliste aufgeführten Personen anwesend war, so unter anderem der Weimarer Herzog Carl August, der am Morgen von Weimar aus zunächst nach Altenstein angereist war.27 Bedauerlich ist, dass die Aufführung von Kotzebues Lustspiel in einem Akt, Die Unglücklichen (1798), nicht stattgefunden hat. Denn erstens hätte man damit die allererste Aufführung im neuen Theater dokumentiert gehabt und zweitens hätte das Stück gut zum damaligen hochsommerlichen Wetter gepasst, denn in den Unglücklichen wird schon in der ersten Szene geschwitzt. Über das Repertoire der herzoglichen Hautboisten unter der Leitung Carl Andreas Göpferts, die vermutlich zur Einweihung des Theaters aufgespielt und den Maskenball musikalisch umrahmt haben, ist leider nichts bekannt. In der Meininger Musikaliensammlung sind keine Noten erhalten geblieben, die dezidiert dem Liebensteiner Kurbetrieb zuzuordnen wären. In der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar befinden sich zwei Kopien der von Julie von Bechtolsheim am Erdfall vorgetragenen Gedichte, die wahrscheinlich von einem der Weimarer Badegäste mitgebracht und archiviert worden sind. Von wem diese Kopien stammen, konnte bisher nicht herausgefunden werden. (siehe Abb. 7 und 8) Die erste Badesaison, die Georg I. als nunmehriger Eigentümer Liebensteins organisiert und zum Erfolg gebracht hat, fand ihren Höhepunkt offenbar in dem Maskenball zur Eröffnung des (noch halbfertigen) Comödienhauses.

Anmerkungen 1

Zitiert nach Alfred ERCK und Dana KERN, »Georg I. und die Theaterkunst in Meiningen zwischen 1774 und 1803«, in: Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen. Ein Präzedenzfall für den aufgeklärten Absolutismus?, red. von Andrea Jakob

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(= Südthüringer Forschungen 33; zugleich Sonderveröffentlichung 2004 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins 21), Meiningen: Meininger Museen, 2005, S. 163–195, hier S. 189. Die folgenden Ausführungen beruhen auf Abschriften aus den Liebensteiner Bauund Anlagerechnungen der Jahre 1800 bis 1811 aus dem Thüringischen Staatsarchiv Meiningen. Vgl. ThStAMgn, Altes Rechnungswesen VIII, Liebensteiner Bauund Anlagerechnungen, Sig. 4-11-220. ERCK und KERN, »Georg I.« (wie Anm. 1), S. 188. Vgl. Art. »Feer, Johannes«, in: Neues allgemeines Künstler-Lexikon, hrsg. von Georg Kaspar NAGLER, Bd. 4, Linz: Mareis, 21905, S. 477 und Art. »Feer, Johannes«, in: Saur Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 37, München und Leipzig: Saur, 2003, S. 469f. Vgl. Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung 5 (1808), Heft 52, Sp. 427. Vgl. Art. »Thierry, Wilhelm«, in: NAGLER (Hrsg.), Künstler-Lexikon (wie Anm. 4), Bd. 20, Linz 21912, S. 514f. und Art. »Thierry, Wilhelm Adam«, in: Allgemeines Lexikon der bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. von Ulrich THIEME und Felix BECKER, Bd. 33/34, Leipzig: Seemann, 1939, Reprint Leipzig: Seemann, 1999, S. 34f. Vgl. Art. »Thierry, Ferdinand«, in: ebd., S. 33. Vgl. , 27. Mai 2014 und Franz HOFMANN, »Johann Anton Ferdinand Thierry (1776/77-1833); großherzoglich badischer Landbaumeister und Bezirksbauinspektor«, in: Hegau 63 (2006), S. 39–62, hier S. 61. Vgl. Johann Heinrich Gottlieb SCHLEGEL, Die Mineralquelle zu Liebenstein, ein historisch-topographischer und heilkundiger Versuch, Meiningen: Keyßnersche Hofbuchhandlung, 1827, S. 2. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1800/1801, fol. 57v. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 24. Mai 1800, S. 81 und Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 30. Mai 1800, Nr. 123, Sp. 1584f. Diese Anzeige erschien im Reichs-Anzeiger nochmals am 4. Juni 1800, Nr. 125, Sp. 1607 und am 7. Juni 1800, Nr. 128, Sp. 1642. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1800/1801, fol. 28v. Vgl. ERCK und KERN, »Georg I.« (wie Anm. 1), S. 190. Ob das Richtfest bereits am Wochenende oder erst am Montag – dem Tag der Buchung – stattfand, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Möglich ist, dass der Bauschreiber Fehringer erst am Montag die Auszahlung für Aufwendungen vom Wo-

Erbauung und Eröffnung des Comödienhauses

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chenende vorgenommen hat. Vgl. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1800/1801, fol. 60r. Vgl. ebd. Brief von Christian August VULPIUS an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 17. Juli 1800, GSA 28/30, Bl. 280.288. Veröffentlicht in Andreas MEIER (Hrsg.), Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit (= Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 28,1 = 262,1), Bd. 1, Berlin: de Gruyter, 2003, S. 51f. Brief von Christian August VULPIUS an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 26. Juli 1800, GSA 28/30, Bl. 317f. Veröffentlicht in ebd., S. 52f. Vgl. Sandra DREISE-BECKMANN, Herzogin Anna Amalia von Sachsen-WeimarEisenach (1739-1807). Musikliebhaberin und Mäzenin (= Schriften zur mitteldeutschen Musikgeschichte 9), Schneverdingen: Wagner, 2004, S. 30. Alle Zitate: ThStAR, Schlossarchiv, Nachlass Fürstin Karoline Luise VON SCHWARZBURG-RUDOLSTADT, Tagebücher Ludwig Friedrichs II., D 131, Tagebucheinträge vom 15.–22. Juli 1800. Am Beginn dieses Tagebuchs sind vier Tuscheskizzen der Liebensteiner Ruine eingetragen. Bei dem benannten Schwager Ernst handelt es sich um den Prinzen Ernst Constantin von Hessen-Philippsthal, der Ludwig Friedrich jüngere Schwester Christiane Louise geheiratet hatte. Die im Tagebuch genannte Freifrau von Zillerhardten findet eigenartigerweise in der Gästeliste keine Erwähnung, was darauf schließen lässt, dass diese ggf. unvollständig ist oder aber Tagestouristen und Kurzurlauber hier ausgespart sind. Vgl. ThStAMgn, Geheimes Archiv, XV FF 19, Tagebücher der Herzogin Luise Eleonore VON SACHSEN-MEININGEN, Tagebucheinträge vom 15. Juli, 18. Juli und 13. August. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1800/1801, fol. 32v. Nach Auskunft mehrerer Wetterchroniken muss zumindest der August des Jahres 1800 ein sehr heißer gewesen sein. Vgl. beispielhaft die Aufzeichnungen für Zwickau: »Ein dürrer Sommer ließ die Getreidepreise in die Höhe steigen. Wegen der anhaltenden und außerordentlichen Dürre kam man im August selbst von Plauen anher, um in den hiesigen Mühlen zu mahlen.« Historische Wetterereignisse in der Stadt Zwickau und im Umland der letzten Jahrhunderte bis in die Neuzeit. Unwetter – Hochwasser – Stürme – Erdbeben – Naturereignisse, , 27. Mai 2014. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 2. August 1800, S. 87 und Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 2. August 1800, Nr. 176, Sp. 2267.

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Kapitel 2

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G. F., »Oekonomischer Vorschlag, aus dem Reichs Anzeiger. Wie wäre dem gänzlichen Futtermangel vorzubeugen«, in: Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr. 66, 16. August 1800, S. 263f., hier S. 263. Vgl. Maren GOLTZ, Musiker-Lexikon des Herzogtums Sachsen-Meiningen (1680– 1918), Meiningen: Meininger Museen, 2008, S. 179. N.N., »Ueber das Liebensteiner Bad in Franken«, in: Journal des Luxus und der Moden 15 (1800), Heft 10, S. 513–518. »Sämtl. […] Herrschaften giengen [am 10. August, Anm. d. Verf.] um 9 Uhr nach Altenstein ab.«, ThHStAW, Hofmarschallamt, Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH, Nr. 4549, 1. Januar – 31. Dezember 1800, S. 146. Carl August blieb allerdings nur eine Nacht und kehrte bereits am Montagabend gegen 22 Uhr nach Weimar zurück. Vgl. ebd.

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Exkurs: Jean Paul in Liebenstein

Jean Paul bzw. Johann Paul Friedrich Richter, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, kam im Juni 1801 von Berlin nach Meiningen, einer Einladung Georgs folgend. Er und seine Frau Karoline bezogen eine Wohnung in der Unteren Marktgasse (heute Georgstraße), zogen aber im November desselben Jahres in eine andere Wohnung in derselben Straße um.1 Über Jean Pauls Beziehung zu Georg I. und die Situation in Meiningen insgesamt hat Andreas Seifert in seinem Aufsatz bereits Wesentliches publiziert.2 Interessanter für die vorliegenden Ausführungen sind Jean Pauls Aufenthalte in Liebenstein. Für die Jahre 1801 und 1802 sind solche durch ihn selbst bestätigt. Seiferts Angaben zufolge befand sich der Hof bei Ankunft Jean Pauls in Meiningen bereits in Liebenstein.3 In einem Brief an seinen Freund Christian Otto vom 21. oder 22. Juni 1801 kündigt Jean Paul seine Reise nach Liebenstein an: »Solltest du [Christian Otto, Anm. d. Verf.] innerhalb 16 Tage kommen: so melde mirs, damit ich nicht in Liebenstein bin. – Der ganze künftige Monat wird herlich blau; richte dich darnach.«4 Ob Jean Paul mit ›herlich blau‹ lediglich eine freie Zeit in Liebenstein meint oder darüber hinaus seine allseits bekannte Biersucht bzw. deren Auswirkungen, kann hier nicht mehr nachvollzogen werden. Die Zeitangaben offenbaren lediglich, dass der Schriftsteller wohl Anfang Juli nach Liebenstein gereist sein muss und dort höchstwahrscheinlich bis zum 10. August blieb. Denn einen Tag vor diesem Datum schrieb Jean Paul aus Liebenstein an seine Frau Karoline nach Meiningen:

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Exkurs An Karoline Richter in Meiningen Sontags Morg. [Liebenstein, 9. Aug. 1801] Du gute Seele! Mitten im Tumult der Lust schreib’ ich dir. Wie wirst du Einsame dich sehnen! Mir fuhr, so oft ich hier an einem neuen Altar der herlichen Gegend stand, der Gedanke an deine Ferne wie ein Stich durchs Herz. Du meine Gute! Morgen Mittag komm ich mit dem Herzog, weil ich dich nicht länger missen kann. Möge dir wohl sein! Du must einmal hierher. Lebe wohl! Wie werd ich dir morgen ans treue Herz fallen! Unsäglich sehn‘ ich mich – R.5

Aus dem Brief geht – neben einer großen Verehrung Jean Pauls für seine Gattin – hervor, dass zumindest Georg am 10. August ebenfalls von Liebenstein bzw. dem Altenstein nach Meiningen abreiste. Das Tagebuch der Luise Eleonore offenbart, dass sie diese ihren Mann begleitete und damit vermutlich ein Teil des gesamten Hofes mitfuhr. Die weiteren Einträge belegen, dass die Herzogin Mutter Charlotte Amalie aufgrund ihres Gesundheitszustands den Sommer über nicht auf dem Altenstein weilte, weshalb der Hof zu den Geburtstagsfeierlichkeiten nach Meiningen reisen musste. Am 12. August kehrten Georg und Luise Eleonore zurück auf den Altenstein. Bereits in der nächsten Nacht musste das Herzogspaar wieder nach Meiningen abreisen, da »die Mutter sehr schlecht«6 war; sie verstarb schließlich am 7. September 1801 in Meiningen. Der Herzog ließ zur Sicherheit bereits Anfang September verkünden, dass die dritte Redoute, die für den 10. des Monats angesetzt war, abgesagt sei: Da unvorhergesehener Umstände wegen, die auf den 10 Sept. festgesetzte Redoute in dem Bade zu Liebenstein nicht gehalten werden kann; so wird solches hierdurch bekannt gemacht. Liebenstein den 29 August 18017 Ob Jean Paul bei seinen Aufenthalten in Liebenstein Aufführungen im Theater besucht hat, ist unbekannt, aber wahrscheinlich. Zumindest die Herzogin erwähnt in ihrem Tagebuch Opern- und Schauspielaufführungen, bei denen ihr Mann und damit auch Jean Paul anwesend gewesen sein dürften (besonders bei solchen Einträgen, in denen sie in der Wir-Form spricht, so am 3, 5., 6. und 9. August). Am Tag nach seiner Abreise schrieb Jean Paul einen Brief an die Gräfin Henriette von Schlabrendorff, die sich noch in Liebenstein befand, mit der Bitte um Erledigung verschiedener Dinge vor Ort:

Jean Paul in Liebenstein

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An Gräfin Schlabrendorff in Liebenstein M. d. 10. Aug. 1801 Liebe! Haushaltung geht voran, weil man den ganzen Tag gar nicht aus sich herauskommt. Ich habe sieben Bitten: 1) daß Sie meinen Matin bei dem Bedienten Händrichs – 2) und eine Glasbouteille und 3) einen Stok bei dem Kämmerier fodern lassen, um es auf Ihren Wagen zu werfen 4) und daß Sie gütig dem Kämmerier, der meinen Mantelsak dem nächsten Pferde oder Menschenrücken aufpacken sol, seine Zimmermiethe, die ich ihm heute nicht unter das Dekbette schieben wollte, auf dasselbe legen lassen, und 5) dem Kelner eine Wenigkeit abreichen und 6) daß Sie zwei Briefe von Caroline an mich, die mich dort wahrscheinlich suchen, in Ihre Tasche stecken und 7. daß Sie so viele Bitten vergeben. Jezt am Schreibtisch fassen mich auf einmal die unsichtbaren Ketten der Musen wieder an, die mich auf keinen Berg hinauflassen als auf den Musenberg; so gern ich auch den himlischen Himmel und die erhabene Liebensteiner Erde neben Ihnen und den zwei schönen und leidenden Schwestern-Augenpaaren geniessen möchte, die ich recht warm grüsse. Meine Caroline grüsset und wünschet Sie herzlich. Unser Wiedersehen war unsere zweite Kopulazion. Bleiben Sie froh unter den Guten, so wie Sie gut bleiben unter den Frohen! – Richter8 Dieser Brief offenbart, dass Jean Paul sich in Liebenstein ein Zimmer gemietet hatte. Ob dieses Zimmer direkt von Kleimenhagen vermietet wurde oder dieser als Badeinspektor allgemein für Zimmerabrechnungen zuständig war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, da unbekannt ist, wo Kleimenhagen sich selbst in Liebenstein aufhielt; möglicherweise im Fischernen Schloss, das als das größte Kurhaus am Ort auswärtigen Gästen offenstand. Offenbar gab es einen (nahezu) täglichen Verkehr zwischen Liebenstein und der Residenzstadt Meiningen, der es erlaubte, Gepäck per Boten von einem Ort in den anderen zu schicken. Vermutlich konnte deshalb Jean Paul noch am Sonntag einen Brief an seine Ehefrau schicken, der dann am Abend in Meiningen angekommen sein muss. Jean Paul erwähnt überdies weder eine Erkrankung der Herzogin Mutter noch irgendetwas über geplante Geburtstagsfeiern. Dafür scheint sich der Dichter in Liebenstein zwischen seinen adligen Frauenbekanntschaften sehr wohl gefühlt zu haben. Seifert verweist in seinem Aufsatz auf eine enge

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Exkurs

Beziehung Jean Pauls zu den vier Schwestern Königin Luise von Preußen, Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen, Fürstin Therese von Thurn und Taxis und Fürstin Friederike von Solms.9 Wir wissen nicht, ob Jean Paul diese Schwestern in seinem Brief gemeint hat oder ob gar von völlig anderen Personen – vielleicht sogar den beiden Kinder Georgs, Adelheid und Ida – die Rede ist. Interessanterweise scheint Liebenstein Jean Paul trotz der Schönheit seiner es umgebenden Natur zunächst keine recht poetische Inspiration gegeben zu haben. Im darauffolgenden Jahr und mit zunehmender Abneigung gegenüber dem Wohnort Meiningen wurde Liebenstein jedoch für Jean Paul zu einer erholsamen Abwechslung, die auch für literarischen Gedankenaustausch Raum ließ, u.a. mit dem erneut im Badeort weilenden Erbprinzen Emil Leopold August von SachsenGotha-Altenburg, mit dem er in Liebenstein über dessen Roman Kyllenion. Ein Jahr in Arkadien10 sprechen wollte, wie aus einem Brief vom 4. Juli 1801 hervorgeht: Ich wünschte mir recht sehr das Ende dieses Wunder-Geschöpfes [den Roman, Anm. d. Verf.] gelesen zu haben, und alles langsamer, als ich hier konnte. Vielleicht begleitet es volendet Sie nach Liebenstein; und ich fände da den Schöpfer und das Geschöpf.11 Leider musste es bei einem Gedankenaustausch bleiben, denn Kyllenion wurde vom Erbprinzen erst im Jahr 1805 fertiggestellt. Im darauffolgenden Jahr war Jean Paul mit seiner Frau nur für ein paar Tage in Liebenstein. In einem Brief an seinen Bayreuther Freund Emanuel Osmund gibt der Dichter darüber Auskunft: An Emanuel Meiningen 17. Aug. 1802 […] Hab’ ichs im July schon geschrieben, daß das gute Wetter den 6. August anfängt und dauert bis Ende Septemb.? Hier ists sehr bekannt. – Ich und meine C. waren einige Tage während der Hölle des heissen Wetters im Himmel von Liebenstein, wo ich die alte Natur und die neue Freude recht genos, daß der alte Herzog alles für mich – bezahlte. Vielleicht blieb ich eben darum, da mir alles und der beste Weinkeller offenstand, nur drei Tage.12

Jean Paul in Liebenstein

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Der Brief offenbart, dass Jean Paul Liebenstein als ein Paradies betrachtete, was ihn jedoch in seiner Fülle an Möglichkeiten und Satisfaktionen zu langweilen begann, so dass er nach wenigen Tagen wieder abreiste. Andreas Seifert hat in ähnlichen Zusammenhängen anderer Briefe Jean Pauls bei diesem eine »Fantasieplanung« seines Lebens ausgemacht, die »also immer das, was der Dichter an dem jeweils aktuellen Ort gerade nicht oder nicht ausreichend hatte«,13 in Sehnsüchte nach anderen Orten zu wandeln begann. Jean Pauls Wegzug aus Berlin nach Meiningen war ein solcher ›Sehnsuchtsumzug‹, die Weiterreise nach Coburg im Jahr 1803 ähnlichen Beweggründen geschuldet. In der Tat hatte Meiningen mit seinen im Jahr 1800 knapp 4.000 Einwohnern weniger Abwechslung zu bieten als Berlin oder Leipzig. Dennoch zog Jean Paul gerade aus seinem Aufenthalt in Liebenstein die Inspiration für mindestens eines seiner Werke: die Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise aus den Jahren 1807/08. Hier findet das Bad Liebenstein nicht nur namentlich Erwähnung, sondern dient gleichsam als reelle Vorlage für den fiktiven Badeort Bad Maulbronn, in den der Naturwissenschaftler Dr. Katzenberger mit seiner Tochter Theoda und dem Herrn Theudobach von Nieß reist, um sich an einem kritischen Rezensenten zu rächen. In der 6. Summula heißt es: Ihr [Theoda, Anm. d. Verf.] war nämlich ein unauslöschliches Bild von der Stunde geblieben, wo ihre Mutter sie als Kind in einer großen, mit Lampen erhellten Zauberhöhle des Orts – ähnlich der Höhle im Bade Liebenstein – umhergetragen hatte.14 In der 40. Summula schließlich besucht Theoda diese Höhle, deren Beschreibung nahezu identisch mit dem Vorbild der Altensteiner Höhle ist: Theoda trat mit dem Gedanken an die mütterliche Schlafhöhle in den kühlen düstern Gang und sah anfangs nur Nacht unten und Lichtsternchen oben – endlich tat sich ihr das Schattenreich auf, mit einer schimmernden Sternendecke und mit Hügeln, Felsen, Grotten und Höhlen in der Höhle. Alles schien eine Unterwelt zu bedeuten; der Volkstrom, den sie so lange draußen im Taglichte in die Tür einfluten sah, schien hier, wie ein Menschengeschlecht in Gräbern, ganz vertropft zu sein; und bald erschien auf den Hügeln da ein Schatte, bald kam aus den langen Gängen dort einer her. […] Jetzt ungestört, ging sie unter den andern Lichtschatten herum – sie kam vor eine kleine

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Exkurs Bergschloßruine – dann vor ein Schieferhäuschen, bloß aus Schiefern voll Schieferabdrücke gemacht – dann tönte auf den entfernten unterirdischen Alpen zuweilen ein Alphorn die Höhlungen hindurch – sie kam an einen Bach, in welchem die unterirdischen Lampen zum zweiten Male unterirdisch widerglänzten – dann an einen kleinen See, worin eine abgespiegelte Gestalt gegen den umgekehrten Himmel hinunterhing; es war die Bildsäule der FürstinMutter, die ihr Sohn dicht neben ihrem Grabe aufgestellt. Theoda eilte zu dem blassen Marmor, wie zu einer stillen Geistergestalt, und setzte sich auf das Grab daneben. Sie durfte jetzt alles vergessen und nur an ihre Mutter denken und sogar weinen; wer konnt es im Dunkel bemerken?15

Die Beschreibung der Höhle ist eindeutig dem Altensteiner Vorbild entlehnt. Damit hat Jean Paul nicht nur dem Badeort Liebenstein ein kleines Denkmal gesetzt, sondern den Ort selbst und vor allem die Altensteiner Höhle in der Literaturwelt verewigt, auch wenn Dr. Katzenbergers Badereise in der Jean-Paul-Rezeption hinter Werken wie dem Titan (der im Übrigen in Meiningen geschrieben wurde), dem Schulmeisterlein Wutz oder Quintus Fixlein zurücksteht. Festgehalten werden kann indes, dass Jean Paul den Ort und die Umgebung von Liebenstein als ein Paradies betrachtet hat, was ihn allerdings nicht davon abhalten konnte, im Juni des Jahres 1803 nach Coburg überzusiedeln. Dem Herzog blieb er bis zu dessen Tod am Heiligabend desselben Jahres freundschaftlich verbunden.

Anmerkungen 1

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Vgl. Andreas SEIFERT, »›Sie sollen hier bleiben / Und schreiben…‹. Georg I. und Jean Paul«, in: Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen. Ein Präzedenzfall für den aufgeklärten Absolutismus?, red. von Andrea Jakob (= Südthüringer Forschungen 33; zugleich Sonderveröffentlichung 2004 des HennebergischFränkischen Geschichtsvereins 21), Meiningen: Meininger Museen, 2005, S. 235– 250, hier S. 239. Vgl. ebd. Vgl. ebd., S. 241.

Jean Paul in Liebenstein

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Brief von Johann Paul Friedrich RICHTER an Christian OTTO vom 21. oder 22. Juni 1801, in: Jean Pauls Sämtliche Werke. Dritte Abteilung, hrsg. von Eduard BEREND, Bd. 4: Briefe 1800–1804, Weimar: Böhlau, 1960, S. 80. Brief von Johann Paul Friedrich RICHTER an Karoline RICHTER vom 9. August 1801, in: ebd., S. 96. ThStAMgn, Geheimes Archiv, XV FF 19, Tagebücher der Herzogin Luise Eleonore VON SACHSEN-MEININGEN, Tagebucheintrag vom 13. August 1801. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 5. September 1801, S. 149 und Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 3. September 1801, Nr. 227, Sp. 2979. Brief von Johann Paul Friedrich RICHTER an Henriette von SCHLABRENDORFF vom 10. August 1801, in: BEREND (Hrsg.), Sämtliche Werke (wie Anm. 4), S. 96f. SEIFERT, »Jean Paul« (wie Anm. 1), S. 241. August Herzog VON SACHSEN-GOTHA, Kyllenion. Ein Jahr in Arkadien, Jena: Frommann und Wesselhöft, 1805, Reprint Berlin: Rosa Winkel, 1985. Brief von Johann Paul Friedrich RICHTER an Emil Leopold August, Erbprinz VON SACHSEN-GOTHA-ALTENBURG, vom 4. Juli 1801, in: BEREND (Hrsg.), Sämtliche Werke (wie Anm. 4), S. 158. Brief von Johann Paul Friedrich RICHTER an Emanuel OSMUND vom 17. August 1802, in: ebd., S. 169ff. SEIFERT, »Jean Paul« (wie Anm. 1), S. 241 und 245. Jean PAUL, Dr. Katzenbergers Badereise, in: ders., Werke in zwei Bänden, (= Bibliothek deutscher Klassiker), Bd. 2, Berlin und Weimar: Aufbau, 1968, S. 75. Ebd., S. 188f.

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Abb. 1: Comödiensaal und Baadehaus, kolorierter Kupferstich von Wilhelm Adam Thierry, 1800/1801

Abb. 2: Das neue Schloss (Kurhaus), kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, 1800/1801

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 3: Grund-Riss vom Comödiensaal und Baadehaus, Kupferstich von W. A. Thierry, 1800/1801

Abb. 4: Comödien-Haus, Legende, 1800/1801

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Abb. 5: Geometrischer Plan des Schlosses und Sauerbrunnens zu Liebenstein, kolorierter Kupferstich von Zocher, 1800/1801

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 6: Erläuterung des Plans vom Liebenstein, 1800/1801

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Abb. 7: Julie von Bechtolsheim, Die Nymphe der Liebensteiner Quelle an die Herzogin Mutter bey Darreichung einer Schaale, 10. August 1800

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 8: Julie von Bechtolsheim, Die Nymphe der Liebensteiner Quelle bei der Felsen-Grotte an die regierende Herzogin von Sachsen Meiningen (11. August 1800)

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Abb. 9: Der Wasserfall in der grosen Höhle, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, 1801/1802

Abb. 10: Der Erdfall, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, 1801/1802

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 11: Brief von Karl von Bibra an Johann Wolfgang von Goethe, 9. Februar 1802

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Abb. 11: Fortsetzung

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Abb. 11: Fortsetzung

Vom Comödienhaus zum KurTheater

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Abb. 12: Liebenstein, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, 1801/1802

Abb. 13: The New House of Her Sere Highness The Duchess Regent of Saxe Meiningen, at Liebenstein, kolorierter Kupferstich, 1817

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Abb. 14: Gastspielvertrag mit dem Schauspiel-Director Gerlach, 22. Juni 1824

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Abb. 14: Fortsetzung

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 15: Kurplatz in Liebenstein, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert

Abb. 16: Liebenstein, nach einer Originalzeichnung von Werte, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert

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Abb. 17: Kurplatz in Liebenstein, Lithografie von H. Williard, Mitte 19. Jahrhundert

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 18: Herzoglich Sachsen-Meiningen’sches Hoftheater, Theaterplakat vom 22. August 1873

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Abb. 19: Herzoglich Sachsen-Meiningen’sches Hoftheater, Theaterplakat vom 7. September 1873

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 20: Kurtheater, Georg Schaffnit, Anzeige für Eröffnungsvorstellung am 24. Juni 1894

Abb. 21: Kurtheater Bad Liebenstein, Reinhard Goeschke, Anzeige für Eröffnungsvorstellung am 16. Juni 1895

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Abb. 22: Stahlbad Liebenstein (S. – M.), Trinkpromenade, Fotografie, um 1900

Abb. 23: Theater mit Hauptstrasse, Fotografie, um 1900

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 24: Bad Liebenstein S.-M. (via Eisenach), Quellentempel mit Trinkhalle & Theater, gezeichnetes Postkartenmotiv, 1917

Abb. 25: Kur-Theater Bad Liebenstein, Kurt Seder, Anzeige für Eröffnungs-Vorstellung am 28. Mai 1926

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Abb. 26: Bad Liebenstein, Kur- und Fremdenliste, 1926

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 27: Bad Liebenstein, Kur- und Fremdenliste, 1930

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Abb. 28: Kurtheater Bad Liebenstein, Dr. M. Friedmann, Theateranzeige, 1930

Abb. 29: Umbau des Kurtheaters und Badehauses, Fotografie, 1937

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 30: Brief des NSDAP-Ortsgruppenleiters Fritz Ottoselig an die Badeverwaltung Bad Liebenstein, 16. Februar 1938

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Abb. 31: Gedenkfeier für Heinrich Mann, Programmflyer, 27. März 1950

Abb. 32: Feier zur 33. Wiederkehr der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Fotografie, Oktober 1950

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 33: Außenansicht Kurtheater seit 1974, Fotografie, 2006

Abb. 34: Eingangshalle mit neuem Toilettenbereich, Fotografie, 2012

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Abb. 35: Straßenansicht mit Notausgang Parkett (links) und Bühneneingang (rechts), Fotografie, 2006

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 36: Plakat zur Auftaktveranstaltung »200 Jahre Kurtheater« am 24. Januar 2004

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Abb. 37: Blick auf die Bühne, Fotografie, 2012

Abb. 38: Blick von der Bühne in den Zuschauerraum, Fotografie, 2012

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 39: Foyer (früherer Eingangsbereich), Fotografie, 2012

Abb. 40: Logo des Fördervereins KurTheater Bad Liebenstein e.V. seit 2005

3.

Der Theaterbetrieb bis zum Regierungsantritt Bernhards II. von Sachsen-Meiningen

Das Liebensteiner Comödienhaus war von Anfang an als Gastspieltheater konzipiert. Dafür bürgt nicht nur die Abfindung, die Georg I. dem Dresdner Schauspieler Wedel im Jahr 1800 gezahlt hat, sondern auch die in den erwähnten Zeitungen gegebenen Formulierungen bzgl. der geplanten Schauspiel- und Opernaufführungen in Begleitung der herzoglichen Hofkapelle. In den ersten Jahren des Comödienhauses wechselten sich wandernde Schauspielergesellschaften mit höfischen Theatertruppen, die den Sommer hindurch wenig an ihrem jeweiligen Hof zu tun hatten, ab. Den Anfang machte im Jahr 1801 die Theatergesellschaft Karl Witters, eines jungen Schauspielers, der zuvor mit der Krügerschen Schauspielergesellschaft in den Jahren 1798 und 1799 in Meiningen zu Gast gewesen war und sich im Jahr 1800 offenbar selbstständig gemacht hatte. Die erste reguläre Sommersaison im Liebensteiner Comödienhaus begann allerdings mit einem Maskenball am 24. Juni 1801. Den Quellen nach zu urteilen wurden theatralische Werke erst ab dem 13. Juli gegeben, beginnend mit August von Kotzebues Komödie Die beyden Klingsberg. Dieser Komödie folgten in den kommenden Wochen zahlreiche weitere Lustspiele sowie Opern nach, etwa von Heinrich Beck, Kotzebue, Luigi Cherubini und Giovanni Paisiello.1 Allerdings war das Gebäude im Jahr 1800 nicht fertiggestellt worden. In den Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen finden sich deshalb noch in den Folgejahren verschiedene Beträge aufgelistet, die neben den üblichen Vorbereitungsund Durchführungsarbeiten für die Spielsaison sowohl mehrere Bau- und

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Kapitel 3

Instandhaltungsmaßnahmen als auch Reparaturen am Gebäude belegen, von der Notwendigkeit der eigentlichen Theatereinrichtung ganz zu schweigen. Offensichtlich musste auch die Qualität der baulichen Tätigkeiten am Theater dem hohen Tempo seiner Errichtung Tribut zollen. Noch während der Eröffnungsphase des Theaters im Sommer 1800 und darüber hinaus waren Dachdeckerarbeiten sowohl am Theater als auch am Schloss, d.h. dem neuen Kurhaus, im Gange, die vom Zeitraum des 21. Juni bis zum 13. September angegeben sind und für die der Dachdecker August Melchior Knapp aus Maßfeld 102 Reichstaler und 19 Gulden erhielt. Auch waren noch einige Stuck- und Kleiberarbeiten (d.h. Lehmbauarbeiten) durchgeführt worden, für die der Kleiber Thomas Borkmann aus Elmenthal Ende September des Jahres 1800 knapp 20 Reichstaler bekam. Der Einbau »unterschiedliche[r] Fenster ins Komödienhaus« wurde durch den Meininger Hofglaser Johann Gottlob Walther (Beleg vom 18. August 1800) und Schlosser- und Drechselarbeiten durch den Schlossermeister Schrödler aus Kassel (Beleg vom 21. September 1800) ausgeführt.2 Im Frühjahr 1801 wurden die Baumaßnahmen fortgesetzt und reichten bis in die neue Badesaison hinein. Am 22. Mai 1801 lesen wir im Kaiserlich privilegirten Reichs-Anzeiger eine Werbeanzeige, die neben den üblichen Ankündigungen noch einmal die gesundheitlichen Vorzüge des Liebensteiner Brunnens beschreibt. Die Anzeige sei hier um die detaillierte Beschreibung des Sauerbrunnens verkürzt: Gesundheitskunde. Nachricht von dem Liebensteiner Gesundbrunnen. Der Gesundbrunnen zu Liebenstein, vier Stunden von Eisenach und beynahe gleich weit von Gotha entfernt, ist bekanntlich ein eisenhaltiger Sauerbrunnen, der aber bisher nicht nach Verdienst bekannt war. Sr. Durchl. der Herr Herzog von S. Meiningen haben in dem verfloßnen Jahre die Veranstaltung getroffen, daß er von dem berühmten Chemiker, Herrn Professor Göttling zu Jena untersucht worden ist […]. […] Wer genauere Nachricht von der Anwendbarkeit des Liebensteiner Wassers gegen individuelle Uebel zu haben wünscht, und sie von einem nähern Arzt nicht erhalten kann, dem wird, auf eingeschickte deutliche Beschreibung seines Zustandes, der dermahlige Brunnenarzt und Hofmedicus, Hr. D Panzerbieter zu Meiningen dieselbe mit Vergnügen ertheilen. Da im May der Brunnen schon seine volle Kraft hat, so wird die Wirthschaft vom ersten Junius an eröffnet werden. Mit dem letzten August aber geschlossen.

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Uebrigens werden die Brunnengäste, welche das Bad zu Liebenstein dieses Jahr zu besuchen gedenken, um ihrer eignen Bequemlichkeit willen ersucht, wenigstens ein Paar Tage vor ihrer Ankunft, bey dem Cämmerier Kleimenhagen, dermahlen in Meiningen, vom ersten Junius an aber in Liebenstein, sich das nöthige Logis zu bestellen. Meiningen den 10 May 18013 Mit Beginn der Badesaison am 1. Juni 1801 waren allerdings die Baumaßnahmen am Comödienhaus noch nicht abgeschlossen. Es ist davon auszugehen, dass auch die Spielzeit 1801 in einem noch nicht fertiggestellten Theater stattfand. Mehrere Einträge in den Baurechnungen geben hierüber Auskunft. So wurden am 29. Mai 50 Rollen für das Theater an Gotthilf Wilzheimer aus Steinbach quittiert, am 3. Juni noch einmal 23. Diese Rollen dienten höchstwahrscheinlich für die Wandlung der Kulissen, wie sie heute noch im Ekhof-Theater in Gotha zu bewundern ist. Am 4. Juli erhielt Just Werner aus Schweina 1 Reichstaler und 14 Gulden für 300 Rollen, die explizit für die Kulissen ausgewiesen sind. Im Juli wurden außerdem Schreinerarbeiten durchgeführt und vier neue Kronleuchter im Gebäude angebracht.4 Über das Engagement von Karl Witters Schauspielergesellschaft und deren Vorstellungen erfahren wir aus den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten vom 18. Juli 1801. Hierin heißt es: Die Tagesordnung im Bade zu Liebenstein. (Zur Nachricht für solche, die das Bad besuchen wollen.) Des Morgens von 7 – 10 Uhr kommt die Gesellschaft im Comödiensaale, welcher nahe am Brunnen liegt, zusammen, um daselbst den Brunnen zu trinken und zu frühstücken. Mittags um 1 Uhr und Abends um 8 Uhr wird gegessen. Sonntags wird von der hier anwesenden Schauspielergesellschaft jedesmal eine Oper gegeben. Abends ist Ball im Comödiensaale. Montags Nachmittag von 3 – 4 Uhr wird die große Höhle, am Altensteiner Weg, erleuchtet. Abends ist Comödie. Dienstags von halb 5 – halb 8 Uhr Abends ist Ball im Comödiensaale. Mittwochs ist Oper oder Schauspiel. Donnerstags Ball von halb 5 – halb 8 Uhr. Freytags von 4 – 5 Uhr Nachmittags wird die große Höhle wieder erleuchtet. Sonnabends ist Comödie. Liebensteiner Badedirection.5

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Aus dieser Anzeige geht nicht nur der reguläre Wochenplan für die Badegesellschaft hervor, sondern auch die Vielfalt, die für die Nutzung des neuen Comödienhauses vorgesehen war. Neben theatralischen Aufführungen wie Oper und Schauspiel war der Saal ebenso für Bälle gedacht und sogar als Raum zum Einnehmen der Hauptmahlzeiten. Auch musste die Bestuhlung so eingerichtet sein, dass sonntags relativ schnell von Theaterbestuhlung auf Ballbestuhlung umdisponiert werden konnte. D.h. entweder musste die Bestuhlung entfernt werden, um das Parkett als Tanzfläche zu benutzen, oder aber die Bühnendekoration musste für diesen Zweck entfernt und in den anliegenden Kammern verstaut werden. In der mittlerweile etablierten Badechronik Gothaer Badegäste im Journal des Luxus und der Moden lesen wir am 18. August 1801 einen Bericht, der die Angaben aus den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten bestätigt und darüber hinaus weitere Details offenbart: Gotha, den 18ten August 1801 Das Bad Liebenstein hat dieß Jahr wieder so viele Brunnen- und Badegäste, daß sie der Raum kaum faßt, wiewohl durch die neu angelegten Häuser und getroffenen Einrichtungen an Logis gewonnen worden ist. Aber einen beträchtlichen Theil nimmt theils der bekannte Hr. Chevalier La Motte weg, der das ganze v. Fischersche Haus gemiethet hat und auch ein großes Haus macht, theils das aus 30 Individuen bestehende Schauspielerpersonale. Das Wetter war im Julius so ungünstig als möglich für das Vergnügen und für das Genesen. Was hätte man an einem Orte, wo die Hauptquelle der Freuden aus der schönen Natur entspringt, bei rauhen, kalten, trüben Himmel und Regenwetter anfangen wollen, hätte nicht das edle Pharospiel und einige andre Lustbarkeiten die lange Weile etwas abgeleitet? Es werden wöchentlich dreimal Schauund Lustspiele und Sonntags Oper auf dem neuen Theatersaale von der Witterschen Schauspielergesellschaft gegeben. Ebendaselbst wird Sonntags und Dienstags auch getanzt. Montags und Freitags wird die große, immer mehr erweiterte und an Schönheit, Größe und Höhe der Baumanns- und Bielshöle ähnliche Höle bei Altenstein über Glücksbrunn, illuminirt. Musik und Tanz in den weiten Gewölben dieser durch Tausende von Lampen erleuchteten Höle, dazu das Rauschen eines starken Baches, der bei Glücksbrunn aus seinen unterirdischen Nymphäen sich einen Ausgang eröffnet, giebt eine der Feerei ähnliche Szene. Sie kennen den neuen Meiningischen

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Almanach, der vorzüglich der Verherrlichung Liebensteins geweiht ist, und der in kleinen illuminirten Küpferchen die Ruine des alten Liebensteins und die Hauptgebäude und neuen Anlagen, auch die, welche noch als Entwurf auf dem Papier stehen, von Liebenstein darstellt, ein angenehmes Geschenk für die Fremden, welche den Brunnen besuchen. Nun hat auch Hr. D. Sickler in Gotha, Verfasser einer bei Cotta erscheinenden Geschichte der Pomologie (Sohn des bekannten Pomologen), einige romantisch-malerische Partien von Liebenstein und der Umgegend gezeichnet, die er in kolorirten Kupfern herausgeben will. […] Einen Mangel, den die wirklich Kranken in Liebenstein vormals stark empfanden, hat der Herzog nun auch durch Ernennung des allgemein in Meiningen geschätzten D. Panzerbieter zum Brunnenarzt von Liebenstein abgeholfen, der sich während der Brunnenzeit hier aufhält. Auch hat sich seit einiger Zeit ein junger Arzt, Heym, in Liebenstein angesiedelt, der sich viel mit Vaccine beschäftigt.6 Etwas eigenartig ist, dass der Badegast das Pharospiel – ein Kartenspiel – namentlich erwähnt, dafür aber unter ›andere Lustbarkeiten‹ mehrere Dinge zusammenfasst, so unter anderem auch Redouten bzw. Maskenbälle, die der Herzog aufgrund der schlechten Witterung zur Unterhaltung der Badegäste ins Programm genommen hatte. Die erste dieser Redouten fand am 6. August statt; die Badesaison sollte aufgrund der bisherigen Wetterlage bis in den September hinein verlängert werden, worüber die Meiningischen Nachrichten am 1. August und der Reichs-Anzeiger am 4. August 1801 Auskunft geben: Da die bisher anhaltende nasse Witterung für Badegäste ungünstig war, so wird hierdurch bekannt gemacht, daß die hiesige Wirthschaft nicht, wie anfänglich angekündigt worden ist, mit Ende Augusts geschlossen, sondern bis zum 20 Sept. fortgeführt wird. Zugleich wird die Nachricht beygefügt, daß den 6 Aug. die erste, den 20 Aug. die zweyte und den 10 Sept. die dritte Redoute im hiesigen Comödiensaale gehalten werden wird. Liebenstein den 30 July 1801. Bade-Direction7 Die obige Badechronik verweist zudem auf einen Sachverhalt, der sich schon im Vorjahr angedeutet hatte und in den Folgejahren zum Renommee des Ortes als

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dem aristokratischen Badeort der gesamten Region beigetragen hatte: Liebenstein war von Touristen und Kurgästen völlig überlaufen, so dass es in jeder Saison an Unterkünften für die zum nicht geringen Teil adligen Gäste mangelte. In den Bauund Anlagerechnungen für Liebenstein sind in jedem Jahr Investitionen in Gastund Logierhäuser vermerkt, um dem Mangel an Unterkünften entgegenzuwirken. Auch die Ernennung eines ausgewiesenen Badearztes war offensichtlich auf Beschwerden der Badegäste zurückzuführen.8 Georgs Marketingstrategie war demnach aufgegangen, unterstützt von dynastischen Verbindungen und Freundschaften, die wiederum für Adlige ›der zweiten Reihe‹ und Bürgerliche einen Aufenthalt in Liebenstein umso attraktiver machten. Im Jahr 1802 konnte keine Schauspielergesellschaft engagiert werden. In einem Brief des zum Liebensteiner Badedirektor9 ernannten Meininger Kammerrats Karl von Bibra an Goethe vom 9. Februar 1802 bittet jener zwar um Prüfung eines Engagements des Weimarer Hoftheaters in Liebenstein: Hochwohlgeborner Insonders hochverehrtester Herr Geheim-Rath! Des Herrn Herzogs Durchlaucht, mein gnädigster Herr, tragen mir so eben auf, Ew. Hochwohlgeb. nebst vielen freundschaftlichen Empfehlungen folgendes project in betreff des Liebensteiner Bads mitzutheilen und dieselben um gefällige Auskunft zu ersuchen, in wie weit solches zu realisiren seyn möchte. Es wird Ew. Hochwohlgeb. nicht unbekannt geblieben seyn, daß in Liebenstein ein neues Theater erbaut worden und dort schon im verflossenen Jahr die Witterische Schauspieler-Gesellschaft daselbst während der Bade Zeit gespielt und ohnerachtet diese Schauspieler nur unter die Classe der mittelmäsigen gehörten, denoch meistens bey vollem Hause spielten. Die notorischen Vorzüge des Weimarischen Theaters hat bey des Herrn Herzogs Durchlaucht den Wunsch erregt, daß diese Gesellschaft, die ohnehin die Sommer-Monathe auswärts spielt, hirzu das Bad Liebenstein während der Bade-Zeit wählen möchte und es ist wahrscheinlich daß der Ruf ihrer Güte und die Nachbarschaft der Städte Eisenach, Gotha, Meiningen und Saltzungen (wo das ganze Jahr hindurch keine Schauspieler sind) – ihr – noch auser der BadeGesellschaft selbst, den zahlreichsten Zuspruch gewähren würde. Ob und inwiefern dieser Plan auszuführen, darüber darf ich wohl von denenselben und wenn es nicht unbescheiden zu bitten ist, baldmöglichst einige Nachricht erwarten, und da ähnliche bestimungen wohl hauptsächlich nur

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von Ew. Hochwohlgeb. abhängen und mein gnädigster Herr, von dero freundschaftlichen bereitwilligkeit für Ihn überzeugt sind, so hoffen Sie daß dieser Vorschlag um so leichter auszuführen sey. Es freut mich hiernächst unendlich bey dieser Gelegenheit denenselben den Grad von Hochachtung wiederholt versichern zu können, mit welcher ich jederzeit zu verharren die Ehre habe Ew. Hochwohlgebohren ganz gehorsamster Diener v Bibra Cammer-Rath10 Von Goethe ist jedoch das Konzept eines ablehnenden Antwortschreibens überliefert, das so oder ähnlich wahrscheinlich am oder nach dem 12. März abgeschickt wurde: Auf das von Ew. Hochwohlgeb. an mich erlassene gefällige Schreiben, vom 9. Feb., habe ich eine schuldige Antwort bis jetzt zurück gehalten, weil wir uns eben, in Absicht auf den Sommeraufenthalt unserer Schauspieler, in einer Crise befanden, welche sich erst später entschieden hat. Es entstand nämlich die Frage: ob das Haus in Lauchstädt neu erbaut, oder nicht lieber die dortige Concession aufgegeben werden solle? In dem letzten Falle wäre denn freylich die, von Ihro Durchl. des Herzogs von Sachsen Meiningen gnädig zugedachte Aufnahme der Gesellschaft in Liebenstein höchst erwünscht gewesen. Da nun aber, nach langer Überlegung und mehrseitiger Betrachtung des Unternehmens, endlich der Lauchstädter Theaterbau von unserm gnädigsten Herrn resolvirt, auch die Risse approbirt und die deßfalls nöthigen Erklärungen abgegeben worden; so ist dadurch aufs neue jenes Verhältniß, für mehrere folgende Jahre angeknüpft und wir außer Stand gesetzt von der gnädigen Einladung nach Liebenstein Gebrauch zu machen. Ew. Hochwohlgeb. haben die Güte mich Ihres gnädigsten Herrn Hochfürstl. Durchl. bey Gelegenheit eines Vortrags über dieses Geschäft, zu Gnaden zu empfehlen und sich selbst der vorzüglichen Hochachtung versichert zu halten, mit welcher ich mich zu unterzeichnen die Ehre habe. Weimar am 12. Mrz 180211

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Bibras Anfrage an den Leiter des renommierten Weimarer Hoftheaters wurde demnach negativ beschieden, so dass es nie zu einem Engagement Goethes in Liebenstein gekommen ist. Bevor im Jahr 1803 die Bamberger Schauspielergesellschaft des Julius Graf von Soden ihre Arbeit aufnahm – der Engagementvertrag ist im Kurarchiv Bad Liebenstein erhalten12 –, erhielt das Comödienhaus ein zierendes Element, das in aktualisierter Form noch heute vorhanden ist: Der Hofzimmermann Gorr erhielt im Mai 1803 vier Reichstaler »für Arbeit beim Fortstellen des alten Uhrgehäuses von der alten Schule auf das Komödienhaus«13. Vermutlich im August desselben Jahres wurde die Uhr eingepasst, denn »Uhrmacher Valtin Dreißigacker in Walldorf [erhielt] für seine Bemühungen beim Einlegen der Uhr auf der alten Schule und Aufstellen derselben auf dem Komödienhause«14 34 Reichstaler und 20 Gulden. Bezüglich des genauen Standorts der alten Schule gibt es durch den Vorbericht in den Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen aus den Rechnungsjahren 1801/02 gesicherte Aufzeichnungen. Der Überlieferung nach soll das Comödienhaus an der Stelle der alten Schule errichtet worden sein, was allerdings nicht stimmt.15 Vielmehr stand die alte Schule in unmittelbarer Nähe zum neu erbauten Comödienhaus und damit auch den weiteren städtebaulichen Planungen im Weg, weshalb es offensichtlich im Frühjahr 1803 zum Abriss des alten Schulgebäudes gekommen ist. Auf dem geometrischen Plan aus dem Jahr 1801 ist die Schule direkt neben dem Comödienhaus gut erkennbar. Der Eintrag im besagten Vorbericht lautet wie folgt: Da nun das alte Schulgebäude ohnweit dem Brunnenhaus zwar noch in bewohnbarem Stande ist, wegen des demselben zu nahe stehenden Komödienhauses aber und wegen der projectirten Bauanlagen überhaupt nicht stehen bleiben kann, so sind die sämtlichen Baukosten von der ietzt ohnweit der Kirche aufgebauten neuen Schule auf ausdrücklichen Befehl Ihro Herzoglichen Durchlaucht aus der Herrschaftlichen Baukasse bestritten worden.16 Durch den Abriss der alten Schule entstand um das Comödienhaus mehr Raum zum Flanieren, der »mit harten Steinen«17 gepflastert wurde. Damit wird deutlich, dass sich das Kurviertel mehr und mehr zu einem repräsentativen Podium für die Badegesellschaft entwickelte, verstärkt auch durch den begonnenen Bau des Herrschaftshauses, des späteren Palais Weimar.

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Karl Witters Schauspielergesellschaft kehrte übrigens noch einmal in den Jahren 1804 und 1805 nach Liebenstein zurück, im Gepäck die neuesten Komödien von August von Kotzebue und Opern des Wiener Erfolgskomponisten Wenzel Müller, darüber hinaus aber auch William Shakespeares König Lear (am 15. August 1804), Gotthold Ephraim Lessings Emilia Galotti (am 3. Juli 1805) und Wolfgang Amadeus Mozarts Die Zauberflöte (am 11. August 1805). Nachdem Georg I. am Heiligabend des Jahres 1803 gestorben war, verbrachte die verwitwete Luise Eleonore den Sommer 1804 nicht auf Altenstein und in Liebenstein, sondern in Sonneberg. Erst 1805 kehrte sie ins Altensteiner Oberland zurück. In ihr Tagebuch schrieb sie am Tag ihrer Fahrt von Meiningen nach Altenstein am 20. Juni: »Nachmittags 3. Uhr fuhren wir nach Altenstein. dieser Tag wird mir unvergeßlich bleiben.«18 Ein Jahr später gastierte die Kurfürstliche Hoftheatergesellschaft von HessenKassel, die Friedrich Mosengeil in seinem Buch Das Bad Liebenstein und seine Umgebungen (Gotha 1815) als die herausragende aller Truppen der ersten 15 Jahre erachtet.19 Deren Repertoire unterschied sich jedoch nicht signifikant von anderen Schauspielergesellschaften und beinhaltete u.a. Luigi Cherubinis Der Wasserträger (am 13. Juli 1806), Ferdinando Paërs Camilla oder das Burgverließ (am 6. und 24. Juli 1806) sowie Mozarts Don Giovanni (am 27. Juli 1806). Im Laufe des Jahres 1807 wurde ein zweibändiger Reiseführer über den Thüringer Wald veröffentlicht: Karl Ernst Adolf von Hoff und Christian Wilhelm Jacobs, Der Thüringer Wald. Besonders für Reisende geschildert, 2 Bde., Gotha 1807. Im ersten Band ist ein umfangreicher Beitrag über Liebenstein und seine Umgebung abgedruckt, in dem es heißt: Für die Unterhaltung der Brunnengäste ist also durch die Anlagen der Kunst sowohl, als durch die Geschenke der Natur reichlich gesorgt und sie gewinnt noch an Ausdehnung und Mannichfaltigkeit durch die Nähe des Schlosses Altenstein, seines Parks, der Glücksbrunner Höle, durch Schauspiel und Ball, und durch die ab- und zuwallende Besuche aus den nahegelegenen Städten und Orten, von welchen Eisenach sechs –, Gotha und Meiningen acht Stunden entfernt sind. Die Gesundheitssorge übernimmt der Hofmedicus D. Panzerbieter aus Meiningen, der als ein eben so geschickte als thätiger Arzt bekannt und geschätzt ist. Auch für die Bequemlichkeit der Curgäste ist alles gethan, was billige Wünsche befriedigen kann: das Innere ihrer Zimmer, ihre Betten, die Badewannen für den Gebrauch in den Zimmern sowohl als die öffentlichen

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Kapitel 3 Bäder, die Wäsche dazu, und was sonst das Bedürfniss der Curgäste fordert, sind reinlich und zweckmässig. Oft zwar hört man über die Preise klagen, die hier gesezt sind: allein auch diese Klagen sind, wenn man alle Verhältnisse gegen einander abwägt, wirklich fast durchaus sehr übertrieben: vielleicht ist der Wein der einzige Artikel, bey welchem eine Verminderung der gesetzten Taxe möglich wäre.20

Ein besonderes Augenmerk verdient das Jahr 1811, in dem die Gesellschaft des Schauspiel- und Ballettdirektors Ludwig Nuth gastierte und neben Lustspielen zwar keine Opern, dafür aber nahezu tagtäglich Ballette auf die Bühne des Comödienhauses brachte. Am 21. Juli 1811 beispielsweise, einem Sonntag, wurde zunächst Kotzebues Die Feuerprobe gegeben. Danach folgte das Ballett Die tanzlustige Merkedenterin. Hiernach gab es erneut Schauspiel und Ballett: Auf Wilhelm Vogels Der Versuch folgte Liebe und Betrug.21 Es ist anzunehmen, dass die Ballette von der Meininger Hofkapelle begleitet worden sind, wenigstens aber von den Hofhautboisten, die zudem auch für die Tafelmusik und die musikalische Gestaltung der abendlichen Bälle verantwortlich waren. Im Jahr 1812 erfolgte die letzte Bespielung des Comödienhauses vor den Napoleonischen Befreiungskriegen und der Völkerschlacht bei Leipzig. Zu Gast war die Truppe eines Herrn Helwig, die neben den bekannten ›leichten‹ Stücken der Zeit auch anspruchsvollere Werke wie Friedrich Schillers Maria Stuart und ältere Opern wie Georg Anton Bendas Ariadne auf Naxos zum Besten gab. Danach scheint die Zeit für wandernde Schauspielergesellschaften zu gefährlich geworden zu sein, so dass erst wieder ab 1816 – vermutlich durch die Bamberger Nationalbühne, für deren Engagement im Liebensteiner Kurarchiv ein Vertragsentwurf vorhanden ist22 – das Theater regelmäßig bespielt wurde. Im Jahr 1820 wurde erneut – nach dem vergeblichen Anwerbeversuch des damaligen Kurdirektors Karl von Bibra im Jahr 1802 – die Weimarer Hoftheatergesellschaft um ein Engagement gebeten, zu dem es aber offenkundig nie kam.23 Ein Jahr darauf übernahm der nun volljährige Erbprinz Bernhard Erich Freund als Herzog Bernhard II. von Sachsen-Meiningen die Amtsgeschäfte. Ihm und seiner Kurdirektion oblag es nun, in Liebenstein für ein reiches Theaterleben zu sorgen.

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Der detaillierte Spielplan der ersten Theatersaison in Liebenstein ist zu finden bei Christian STORCH, »Musik und Theater in der Badekultur um 1800. Das Comödienhaus in Bad Liebenstein«, in: Die Musikforschung 67 (2014), Heft 2, S. 154–174, hier S. 168f. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1800/1801, fol. 32v und 29r. Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 22. Mai 1801, Nr. 126, Sp. 1725f. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1801/1802, fol. 69r und 33v. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 18. Juli 1801, S. 121. N.N., »Liebenstein«, in: Journal des Luxus und der Moden 16 (1801), Heft 9, S. 489–491. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 1. August 1801, S. 129 und Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 4. August 1801, Nr. 197, Sp. 2585. Offensichtlich liegt an dieser Stelle in den Ausführungen von Ulrich Heß ein Fehler vor, denn dieser bestimmt Nikolaus Friedrich Jahn als Badearzt bereits ab dem Jahr 1801. Laut den Aussagen im Reichs-Anzeiger bzw. Allgemeinen Anzeiger wurde Jahn aber erst nach dem Tod Panzerbieters im Jahr 1810 zum Liebensteiner Badearzt benannt. Inwieweit demzufolge die anderen Angaben zu Liebenstein der Wahrheit entsprechen, bleibt ungewiss. Vgl. Ulrich HEß, Forschungen zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Herzogtums Sachsen-Coburg-Meiningen 1680-1829, Bd. 3: Behörden und Beamtenschaft, Meiningen: N.N., 1954, S. 144. In den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten und im Reichs-Anzeiger werden die Annoncen ab 1801 mit »Bade-Direction« unterzeichnet, weshalb die Anstellung Bibras als Badedirektor ab dieser Saison wahrscheinlich ist. Johannes Kleimenhagen blieb weiterhin für das Übernachtungsmanagement verantwortlich. Brief von Karl VON BIBRA an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 9. Februar 1802, GSA 28/35, Bl. 106f. (siehe Abb. 11) Konzept eines Briefes von Johann Wolfgang VON GOETHE an Karl VON BIBRA vom 12. März 1802, in: Goethes Werke, IV, 16, S. 52f. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0071, Nr. 70. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1803/1804, fol. 27r. Ebd., fol. 40v. Vgl. Walter BÖRNER, Bad Liebenstein. Kleine Chronik des Bades, Bad Liebenstein: Deutscher Kulturbund, 51965, S. 12f. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1801/1802, Vorbericht. Liebensteiner Bau- und Anlagerechnungen 1803/1804, fol. 23v.

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Kapitel 3

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ThStAMgn, Geheimes Archiv, XV FF 19, Tagebücher der Herzogin Luise Eleonore VON SACHSEN-MEININGEN, Tagebucheintrag vom 20. Juni 1805. Vgl. Friedrich MOSENGEIL, Das Bad Liebenstein und seine Umgebungen, Gotha: Ettinger, 1815, S. 10. Karl Ernst Adolf VON HOFF und Christian Wilhelm JACOBS, Der Thüringer Wald. Besonders für Reisende geschildert, Bd. 1: Erste oder nordwestliche Hälfte, Gotha: Ettinger, 1807, S. 562f. Vgl. Meiningische Wöchentliche Nachrichten vom 20. Juli 1811, S. 153f. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0070, Theaterakten 1816–1844, Vertragsentwurf mit der Bamberger Nationalbühne 1816. ThHStAW, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters, Nr. 1272/51

19 20

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Exkurs: Weimarer Badegäste in Liebenstein

Dass der Weimarer Herzog Carl August das Liebensteiner Bad des Öfteren nutzte und zusammen mit seiner Familie auch bei der Eröffnung des Comödienhauses zugegen war, wurde bereits weiter oben geschildert. Der Herzog war aber nicht der einzige Badegast, der insbesondere in den Anfangsjahren des Liebensteiner Theaterbetriebs regelmäßig aus Weimar anreiste. Zahlreiche adlige und nichtadlige Gäste aus der Goethe-Stadt weilten den Sommer über in Liebenstein – bis auf Goethe selbst, der Liebenstein nie besucht hat. Dafür kam Christian August Vulpius, Goethes Bibliothekar, zwischen 1800 und 1819 immer wieder zur Kur und erstattete Goethe Bericht, wie wir gesehen haben. Vulpius dichtete sogar einen Vers auf den Kurort, den er in den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten im Jahr 1811 veröffentlichte: Empfindungen in Liebenstein, den 29. Jul. 1811 Gegrüßt zum drittenmale, du freundliche Najade des schönen Liebenstein! nah’ ich mich deinem Silberbade, im Morgensonnenschein. Noch dampft das Thal; Gehüllt der Nebelschleyer hebt sich der Berge Kranz. Die Sonne kömmt; es wird die Aussicht freyer, die Gegend überstralt ein überirrd’scher Glanz. Mein Herz erbebt. Von Freude übergossen hab’ ich was ich geträumt, genossen.

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Exkurs Mit Zuversicht werf’ ich mich in die Wellen, entgegen dir die meine Wünsche kennt. Du wirst die Zukunft mir erhellen, und ewig werd’ ich nicht von dir getrennt. A. Vulpius1

In seinen Briefen an Goethe aus dem Jahr 1800 erwähnte Vulpius den Weimarer Regierungsassessor Franz Karl Leopold Freiherr von Seckendorf-Aberdar, den Kammerherrn Carl von Mellisch, Charlotte von Stein und Amalie von Imhoff. In der Badechronik des Journals des Luxus und der Moden im Jahr 1800 wurde zudem Caroline von Wolzogen als Kurgast genannt. Wolzogen, geb. Lengefeld, war die Schwägerin von Friedrich Schiller. Als Schriftstellerin selbst aktiv, prägte sie nachhaltig das Weimarer Kultur- und Literaturleben um 1800. Besonders ihr Roman Agnes von Lilien, den sie im Jahr 1798 unter eigenem Namen – etwas eher Untypisches für die Zeit – veröffentlicht hatte, machte sie schlagartig berühmt, so dass ihr Aufenthalt in Liebenstein nicht zu Unrecht eine besondere Erwähnung wert ist. Ebenso verhält es sich mit Amalie von Imhoff, die, knapp dreizehn Jahre jünger als Caroline von Wolzogen, als Nichte der Charlotte von Stein und Hofdame in Weimar im Jahr 1800 das Versepos Die Schwestern von Lesbos in Schillers Musenalmanach veröffentlichte. Heute ist Amalie von Imhoff unter dem Namen von Helvig bekannt, denn im Jahr 1803 ehelichte sie den schwedischen Oberst Karl Gottfried von Helvig, der sich im selben Jahr vergeblich bemühte, in Liebenstein Unterkunft zu finden: [I]ch wünschte schon jetzt ihn wenigstens in Liebenstein zu wissen, und er ging mit der ehrlichen Absicht ein Quartier zu suchen dahin, die Menge der Fremden aber machte es ihm unmöglich dort unter zu kommen, und ich weiß nicht, wo ich ihn sonst hätte hin verweisen können, da er zumal das Bad wirklich brauchen muß […].2 Auch in den Folgejahren waren regelmäßig Kurgäste aus Weimar in Liebenstein präsent. Ein Badebericht des Weimarer Landschaftskonsulenten Carl Bertuch, Sohn des Industriellen und Herausgebers des Journals des Luxus und der Moden, Friedrich Justin Bertuch, aus dem Jahr 1808 gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Badegesellschaft und damit auch des Publikums der Theateraufführungen.

Weimarer Badegäste in Liebenstein

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Er erwähnt, dass neben der Hildburghäuser Herzogin auch zahlreiche Intellektuelle als Kurgäste in Liebenstein weilten. Der Inhalt des Badeberichtes lautet wie folgt: Auch dieses Jahr wurde das wirksame Stahlbad L i e b e n s t e i n , (3 Stunden von Eisenach und 5 Stunden von Meinungen) von dem in dieser Zeitschrift mehrmals, vorzüglich im September- und October-Stück 1804 Erwähnung geschah, häufig besucht. Der Julius war wegen der anhaltend heißen Witterung den Badenden besonders günstig, und die Gesellschaft da am zahlreichsten. Gebildete Männer und Frauen gaben den Ton an, und wußten eine fröhliche, heitere Einigkeit in diesen kleinen temporären Freistaat zu bringen. Wenige Bäder sind mit einer solchen Mannichfaltigkeit von Naturschönheiten umgeben, wie L i e b e n s t e i n ; diese zu benutzen, wurden die meisten schönen Abende verwendet. Des Mittags an der table d’hôte (die in den Wochentagen aus 40 bis 50 Couverts, an den Sonntagen aus 150 bis 200 Couverts bestand,) bestimmte man den Punct der Wallfahrt, und gegen Abend wanderte die Gesellschaft entweder nach dem romantischen Felsentheater, nach dem Aschberg, wo sich das liebliche Werrathal entfaltet, oder nach andern Orten. Unter schattigen Bäumen wurde ein Pikenik von kalten Speisen ausgebreitet, heiterer Scherz und Munterkeit verkürzte die Zeit, und erst bei untergehender Sonne kehrten Alle nach Liebenstein zurück. Zu den angenehmen, etwas entferntern Lustpartieen, die dieses Jahr ein Theil der Badegesellschaft unternahm, gehörte auch eine kleine Reise auf den I n s e l s b e r g , bis zu dessen Gipfel man 3 Stunden von Liebenstein rechnet. Der gefällige Badedirector, Herr von B i b r a , hatte einen vierspännigen Wagen für 12 Personen bequem einrichten lassen, und so fuhren wir ohne Gefahr bis auf den höchsten Gipfel des Inselsberges, wo man das herrlichste Panorama der ganzen Gegend genießt. Wir überblickten den größten Theil des Thüringer Waldes, des Rhöngebirges, des entfernten Harzes, so wie die Gegend um Cassel, wo man bei hellem Himmel selbst den Hercules auf der Wilhelmshöhe mit guten Fernröhren sieht. – Ueberhaupt ist dem Freunde der Naturund Gebirgskunde die Gegend um Liebenstein sehr interessant, um so mehr, da man an des Herrn von Hoff schätzbarem Werke *) einen trefflichen Wegweiser hat. Auch dieses Jahr beehrte die regierende Frau Herzogin von SachsenHildburghausen Liebenstein mit ihrer Gegenwart, und Hoheit mit Grazie und

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Exkurs anspruchsloser Humanität sahen wir in ihr vereint. Sie begleitete die erstern Tage Ihr Durchl. Bruder, der Erbprinz von Mecklenburg-Strelitz, ein junger Fürst, in dessen Geist und Herzen seinem Lande die schönsten Hoffnungen blühen. *) Der Thüringer Wald, besonders für Reisende, geschildert von A. von Hoff und E. W. Jacobs. Gotha, bei Ettinger 1807. mit Kupfern und 1 Charte.3

Aus einem Brief des Weimarer Künstlers und Direktors der Fürstlichen freien Zeichenschule, Johann Heinrich Meyer, an Goethe vom 3. August 1808 wissen wir, dass zu den Badegästen in Liebenstein jenes Jahres auch der Weimarer Kunsttheoretiker und Bibliothekar Carl Ludwig Fernow und dessen Frau sowie Johanna Schopenhauer, Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer und Biografin Fernows, und deren Tochter gehörten: Madame Schopenhauer wird mit Fernow in diesen Tagen aus Liebenstein erwartet; Fernows Frau soll ohne Hoffnung krank seyn, mit ihm selbst gehe es etwas besser, doch auch nicht sonderlich.4 Die Biografie Schopenhauers über Fernow, der sich am 4. Dezember desselben Jahres nach dem Tod seiner Frau in Weimar das Leben nahm, erschien im Jahr 1810 in Tübingen und erläutert auch seinen mehrwöchigen Aufenthalt in Liebenstein im Jahr 1808, der zudem einen nicht unbedeutenden Einblick in den Kuralltag und damit in das soziale Umfeld des Theaterbetriebs gibt, wenngleich aufgrund des offensichtlich schlechten Gesundheitszustands Fernows von Schauspiel- oder Opernaufführungen leider keine Rede ist: Zu Ende Aprils erholte er sich so weit, um wieder ausgehen zu können. Seine Arzte [sic!] riethen ihm, die Heilkräfte der Quelle von L i e b e n s t e i n zu versuchen, einem Bade am Fuße des Thüringer Waldes, einige Stunden von E i s e n a c h , welches in einer sehr romantischen Gegend, eine reizende Lage hat. Begleitet von der Herausgeberin dieser Blätter [Johanna Schopenhauer, Anm. d. Verf.] und ihrer Tochter [der Schriftstellerin Adele Schopenhauer, Anm. d. Verf.] reisete er in der Mitte des Juni Monats dorthin ab. Höchst ermattet von der kleinen Reise von zwölf Meilen erreichte er L i e b e n s t e i n und fieng sobald er sich etwas erholt hatte, an, unter der Leitung des dortigen sehr geschickten Brunnenarztes die Quelle zu trinken, und zu baden. Die ruhi-

Weimarer Badegäste in Liebenstein

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ge Stille des um die Jahreszeit noch sehr wenig besuchten Bades that ihm anfänglich wohl, die nahen reizenden Umgebungen der Quelle erfreuten ihn; vielleicht war es auch Wirkung der Reise, der Veränderung der Luft und des Aufenthalts. […] Er konnte freilich an den, solchen Oertern eigenen, Belustigen keinen Antheil nehmen, doch speisete er jeden Tag mit der Gesellschaft an der großen Tafel, und brachte auch mit ihr manche Abend- und Morgenstunde, wenn das Wetter es erlaubte, auf dem schönen Platze vor dem, den Badegästen zum Bewohnen eingeräumten Schlosse, zu. Hier knüpfte er noch manche Bekanntschaft an, die ihn erfreute und ermunterte, sogar einige alte, die er in Italien gemacht hatte; auch hatte er das Vergnügen, viele von seinen Freunden aus W e i m a r, welche theils mit ihm die Kur brauchten, theils mit dem herzoglichen Hofe den Sommer in dem nah gelegenen Lustschlosse W i l h e l m s t h a l zubrachten, in L i e b e n s t e i n wiederzusehen. Theilnehmend, gesprächig, geistreich und gleichmüthig fanden ihn auch hier seine ältern und neuern Bekannten. Sein leidender Anblick flößte allgemeines Mitleiden ein, während sein Gespräch die Gemüther wieder erhob. Man glaubte sich selbst gestärkt zu fühlen, wenn man ihn das Schwere tragen sah, wie er es trug. Seine alte Liebe zum Schachspiele war nach langem Schlummer wieder erwacht und er spielte fast täglich mit wahrer Lust, und dem ihm eignen Geiste einige Parthien. So verlebte er hier sechs bis sieben Wochen, anfangs hoffnungsvoll, zuletzt mit stiller Ergebung. Ihm schien so wohl hier zu seyn, als es ihm in seiner Lage seyn konnte; nur des Sonntags, wenn alles aus den nahgelegenen Städten auf dem beschränkten Platze zusammenströmte und des Geräusches, auch für den gesunden Brunnengast, fast zu viel wird, zog er sich gern in ein kleines, abgelegenes Zimmerchen zurück, welches für ihn eigends dazu einrichtet ward. Er hatte hier die Freude den geistreichen und liebenswürdigen Erbprinzen von M e c k l e n b u r g S t r e l i t z wiederzusehen, den er schon in Italien gekannt hatte, und der sich sehr huldreich seiner wieder erinnerte. In lebhaften Erinnerungen an das schöne Land, in welchem sein Geist noch immer gern weilte, brachte er manche angenehme Stunde mit dem Prinzen zu.5 Carl Bertuch, der im Juli desselben Jahres in Liebenstein zu Gast war, spricht in einem Brief an seinen Freund Ludwig Friedrich von Froriep gar von einer »förmliche[n] Weimarer Colonie«6, die im Sommer 1808 nach Liebenstein reiste. Er nennt neben Schopenhauer und Fernow einige weitere Badegäste, darunter

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Exkurs

auch die Witwe Johann Gottfried Herders, Maria Karoline. Außerdem erwähnt Bertuch, dass der Weimarer Herzog Carl August Mitte Juli an einer table d’hote teilgenommen hätte und gegen Abend nach Wilhelmsthal zurückgereist sei.7 Das Weimarer Fourierbuch für Juli 1808 bestätigt diese Aussage allerdings nicht; erst für den 19. August ist ein Besuch Carl Augusts auf Schloss Altenstein zu einem Diner angegeben.8 In seinen drei aus Liebenstein abgeschickten Briefen, die Bertuch zwischen dem 12. und 17. Juli 1808 verfasst hatte, erwähnt er keinerlei Theateraufführungen. Er schien eher als Beobachter der ›Weimarer Colonie‹ vor Ort gewesen zu sein. Seine Beschreibungen, wie sich welcher (Weimarer) Badegast zu wem verhalten hat, machen den Großteil seiner Briefinhalte aus. Ein weiterer Badebericht Bertuchs findet sich im Journal des Luxus und der Moden im Jahr 1809: Liebenstein den 16ten August Du wünschtest, liebe Minna [gemeint ist Minna Bäcker, die Verlobte Carl Bertuchs, Anm. d. Verf.], einige Bemerkungen über Liebenstein und die diesjährigen Badevergnügungen von mir zu haben; gern erfülle ich jetzt Dein Verlangen. Dir darf ich nicht erst eine Beschreibung der hiesigen wunderschönen Gegend machen. Du wirst Dich schon in Gedanken wieder in diese bezaubernden Stellen versetzt haben, wo Natur und Kunst sich vereinigen, um jeden, dem Sinn für das Schöne eigen ist, auf das angenehmste zu überraschen, und fortdauernd zu unterhalten. – Obgleich das Bad, wegen kriegerischer Aussichten diesmal nicht so besucht als sonst, so fand ich doch hier einen angenehmen Kreis gebildeter Menschen, die sich um so inniger an einander schlossen. Die Herzogin von M e i n i n g e n bewohnt auch dieses Jahr das nahgelegene Schloß Altenstein, und belebt mit ihrer Familie und Hofe das Liebensteiner Bad. Die edle Fürstin, jetzt als Obervormünderin die weise Regentin des Landes, ist wie immer herablassend freundlich, und nimmt an den meisten Vergnügungen Antheil, speißt öfters an table d’hôte, welche Sonntags fast immer zwei bis dreihundert Personen zählt. Besonders zahlreich war es hier am 11ten August, als dem Geburtstage der Herzogin; Alles trug dazu bei, diesen Tag froh zu begehen. Mehrere fremde Herrschaften waren zugegen; während der Tafel wurde mit Begleitung der Musik ein zur Feier des frohen Tags verfertigtes Gedicht gesungen, nach der Melodie des englischen Volksliedes: God save the King. Abends wurde der

Weimarer Badegäste in Liebenstein

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Erdfall (Du kennst dieses romantische Felsen-Parterre, wo an schönen Tagen im Freien gespeiset wird) schön erleuchtet; die Bäume waren ganz mit bunten Lampen umwunden, über dem Sphinx beim Eingange in die Höhle sah man den Namen der Herzogin; davor zwei opfernde Priesterinnen. Kein Lüftchen störte die schöne sanfte Musik; nur hier und da blickten freundlich die Sterne durch die schöne Wölbung der Bäume. Hierauf beschloß ein überaus zahlreicher und glänzender Ball die Freuden des Tages. Den folgenden Tag wurden von einem Theil der anwesenden Badegäste zwei kleine Lustspiele (d i e b e i d e n B i l l e t s und d e r H a u s v e r k a u f ) recht artig aufgeführt; zum Schluß sang ein Chor von Bauern und Bäuerinnen einen passenden Rundgesang. Alle übrigen Vergnügungen, welche man durch die schönen Partieen der Spaziergänge genießt, werden auch diesmal nicht verabsäumt. Der a l t e L i e b e n s t e i n erscheint mit jedem Jahre ehrwürdiger. Majestätisch erhebt er sich über die herrlich gruppierten schön bewachsenen Berge. In Altenstein wird Alles im schönsten Zustande erhalten, die Ritter-Kapelle, das chinesische Häuschen, die Sennenhütte, die himmlische Aeolsharfe – Alles bietet den schönsten Genuß, so daß es gewiß Niemand bereut, diese kleine Feenwelt besucht zu haben.9 Zu den Weimarer Badegästen gehörte im Jahr 1809 auch der Geheimrat und spätere Kanzler des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Friedrich von Müller, der in einem Brief an Goethe vom 12. August angibt, »zur Heimholung meiner Frau auf 8-10 Tage nach Liebenstein«10 zu reisen. Zu den Feierlichkeiten anlässlich des Geburtstags der Herzogin kam Müller freilich zu spät; vielleicht hatte er aber noch Schauspiel- und Opernaufführungen miterlebt.

Anmerkungen 1

Christian August VULPIUS, »Empfindungen in Liebenstein, den 29. Jul. 1811«, in: Meiningische Wöchentliche Nachrichten, 17. August 1811, S. 171. Im Jahr 1819 weilte Vulpius offenbar ein letztes Mal in Liebenstein und erstatte Goethe in zwei Briefen vom 27. und 31. Juli u.a. über die Anwesenheit Carl Augusts sowie weiterer Persönlichkeiten Bericht. Vgl. GSA 28/83, Bl. 258f. und Bl. 264.

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Exkurs

Brief von Amalie VON IMHOFF an Caroline VON WOLZOGEN vom 21. Juli 1803, in: Caroline von Wolzogen. Gesammelte Schriften, hrsg. von Peter BOERNER, Bd. 3: Literarischer Nachlaß, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1849, Reprint Hildesheim, Zürich und New York: Olms, 1990, S. 245. Carl BERTUCH, »Das Bad zu Liebenstein im Julius 1808«, in: Journal des Luxus und der Moden 23 (1808), Heft 8, S. 620–622. Brief von Johann Heinrich MEYER an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 3. August 1808, in: Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer, hrsg. von Max HECKER, Bd. 2, Weimar: Verlag der Goethe-Gesellschaft, 1919, S. 323. Johanna SCHOPENHAUER (Hrsg.), Carl Ludwig Fernow’s Leben: mit zwei Kupfern, Tübingen: Cotta, 1810, S. 403–406. Zum Leben und Wirken Fernows vgl. außerdem Reinhard WEGNER (Hrsg.), Kunst als Wissenschaft: Carl Ludwig Fernow – ein Begründer der Kunstgeschichte (= Ästhetik um 1800 2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005. Brief von Carl BERTUCH an Ludwig Friedrich VON FRORIEP vom 2. Juni 1808, GSA 6/148, Bl. 61. In einem weiteren Brief an Froriep vom 26. Juni 1808 schreibt Bertuch, dass er aufgrund des schlechten Wetters erst am 28. Juni abreisen werde und drei Wochen in Liebenstein bleiben wolle. Er erwähnt erneut die Weimarer Badegäste. Vgl. Brief von Carl BERTUCH an FRORIEP vom 26. Juni 1808, ebd., Bl. 62. Vgl. Brief von Carl BERTUCH an Friedrich Justin BERTUCH vom 17. Juli 1808, ebd., Bl. 67. ThHStAW, Hofmarschallamt, Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August VON SACHSEN-WEIMAR-EISENACH, Nr. 4557, 1. Januar – 31. Dezember 1808, S. 139 & 161. Carl BERTUCH, »Liebenstein im Jahre 1809«, in: Journal des Luxus und der Moden 24 (1809), Heft 9, S. 573–575. Brief von Friedrich Theodor Adam Heinrich VON MÜLLER an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 12. August 1809, GSA 28/633a,1.

4.

Wandernde Schauspieler, berühmte Opern und eine englische Königin

Unter Bernhard II., der im Jahr 1820 die Regierungsgeschäfte in Meiningen und damit auch das Liebensteiner Bad übernommen hatte, entwickelte sich der Ort weiter – wenn auch mit Phasen der Stagnation – zu einem mondänen Modebad, in das leidende und weniger leidende adelige wie bürgerliche Kurgäste strömten. Die internationale Ausstrahlung des Bades rührte allerdings auch von der Verheiratung seiner Schwester Adelheid nach England her, die zwischen 1830 und 1837 zu Besuchen der nunmehrigen Queen Adelaide in ihrer Heimat führte und damit das Renommee Liebensteins weiter steigerte. Zudem fällt in Bernhards Regierungszeit dasjenige Ereignis, von dem die Residenzstadt Meiningen bis heute zehrt: der Neubau des Hoftheaters, dessen Eröffnung im Jahr 1831 gefeiert wurde und das den Grundstein legte für die Entwicklung zu einem der europaweit angesehensten Theaterensembles des späten 19. Jahrhunderts, zumindest nach 1860. Denn bis dahin wurden in Meiningen lediglich wandernde Schauspielergesellschaften engagiert, deren Repertoire sich am Geschmack eines breiten Publikums orientierte, wie der ehemalige Meininger Schauspieler und Regisseur Max Grube in seinen Schilderungen zur Geschichte der ›Meininger‹ belegt.1 Für Liebenstein bedeutete der Neubau des Meininger Hoftheaters deshalb zunächst keine Veränderung. Die Gastspielpraxis wurde auch nach Bernhards Regierungsantritt beibehalten. Interessanterweise klafft in der Geschichtsschreibung des Meininger Herzogshauses bei Bernhard II. eine große Lücke. Die zwei einzigen biografischen Darstellungen stammen aus dem Jahr 1900, verfasst anlässlich

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Kapitel 4

seines 100. Geburtstages, und dem Jahr 1994 und sind beide weit von einer umfangreichen Personengeschichte entfernt.2 Auch sein Wirken für Altenstein und Liebenstein ist bislang kaum aufgearbeitet worden, so dass sich eine Rekonstruktion des Theaterbetriebes im Comödienhaus schwierig gestaltet, zumal die Medienpräsenz Liebensteins im Laufe der Jahre nachlässt. Dies hat zur Folge, dass etwaige Spielplanangaben, wie sie noch in den Anfangsjahren in den Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten und im Kaiserlich privilegirten Reichs-Anzeiger zu finden sind, in den Zeitungen nur noch lückenhaft abgedruckt werden. Dennoch lassen sich einige Momente des Theaterlebens in Liebenstein festhalten, die im Folgenden erläutert werden sollen. Die Erkenntnisse beruhen dabei einerseits auf den Beständen im Kurarchiv Bad Liebenstein, andererseits auf den Recherchen Walter Börners, der in den 1950er Jahren anhand weiterer Archivquellen und der Meiningischen Wöchentlichen Nachrichten einige Theaterveranstaltungen und sonstige Ereignisse dokumentieren konnte, sowie auf der Arbeit von Horst Arnold und Günther Hofmann, die als Mitglieder des Meininger Opernchores sich der Geschichte der Spielplangestaltung am Meininger Theater hinsichtlich Oper gewidmet und einige interessante Details auch über Liebenstein herausgefunden haben. So gastierte im Jahr 1825 eine Erfurt-Rudolstädter Schauspielergesellschaft unter der Leitung von Friedrich Eberwein, Cousin des Rudolstädter Hofkapellmeisters Traugott Maximilian Eberwein und selbst Oboist in der Schwarzburger Hofkapelle. In einem erhaltenen Vertrag zwischen Eberwein und der Badedirektion wird in § 2 explizit bemerkt, die Schauspielergesellschaft möge »wöchentlich wenigstens eine gute Oper geben«3. Ein Einleger im Vertragsentwurf vom 12. Februar 1825 gibt die Werke wieder, die in dieser Saison durch Eberwein und seine Truppe entweder aufgeführt worden sind oder aufgeführt werden sollten (das Blatt ist undatiert): Tab. 1: Spielplan der Schauspielergesellschaft Eberweins in Liebenstein, 1825 Datum

Autor / Komponist

Titel des Werkes (Gattung)

22. Juli 1825

Carl Lebrun

Nummer 777 (Lustspiel in 1 Akt)

Louis Angely

Die sieben Mädchen in Uniform (Vaudeville in 1 Akt)

Schauspieler, Opern und eine englische Königin

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23. Juli 1825

Niccolò Isouard

Aschenbrödel (Zauberoper in 3 Akten)

24. Juli 1825

Hell

Schein und Sein (Lustspiel in 5 Akten)

26. Juli 1825

Wolfgang Amadeus Mozart

Don Giovanni (Oper in 2 Akten)

29. Juli 1825

Carl von Decker

Hagelschlag (Lustspiel in 1 Akt)

Karl von Holtei

Die Berliner in Wien (Vaudeville in 1 Akt)

30. Juli 1825

Daniel Auber

Das Concert bei Hofe (Oper in 1 Akt)

31. Juli 1825

N.N.

Kunst und Natur (Lustspiel in 5 Akten)

2. August 1825

Ernst Raupach

Die Leibeigenen, oder Isidor und Olga (Trauerspiel in 5 Akten)

5. August 1825

Louis Angely

Das Abentheuer in der polnischen Schenke (Vaudeville in 1 Aufzug)

6. August 1825

Ferdinand Hérold

Das Zauberglöckchen (Komische Oper in 3 Aufzügen)

7. August 1825

N.N.

Schülerschwärme (Vaudeville)

9. August 1825

Götz von Rheiner

René Cardillac, der Diamanträuber oder Die Ruinen von St. Paul (Melodram in 3 Akten)

11. August 1825

Gaspare Spontini

Die Vestalin (Große Oper in 3 Aufzügen)

12. August 1825

Müller

Atme oder daß Bad Liebenstein in einem anderen Welttheile (Komische Local-Posse in 3 Acten)

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Kapitel 4

14. August 1825

Daniel Auber

Der Schnee (Komische Oper in 4 Akten)

19. August 1825

Hell

Die Benefitz-Vorstellung (Lustspiel)

Bereits im Dezember des Vorjahres hatte der Meininger Kammer- und Liebensteiner Badedirektor von Bibra seine Anwerbung Eberweins formuliert und in seinem Brief selbstbewusst geschrieben, dass das Liebensteiner Theater »zu den vorzüglichsten gehört«, dass es »sehr besucht ist und daß besonders die Opern durch die hiesige Capelle eine besondere Stütze finde[n]«.4 Ob ein Brief Eberweins an Bibra vom 22. Dezember 1825, in dem ersterer sich um ein erneutes Engagement in der kommenden Badezeit bewirbt, Erfolg hatte, ist bislang ungewiss. Ein erhaltener Spielplan des Liebensteiner Theaters ist undatiert und enthält keinerlei Informationen zur Schauspielergesellschaft. Ein Vergleich mit der Eberweinschen Repertoireliste legt nahe, dass es sich um diese Gesellschaft gehandelt haben könnte, was u.a. durch Lustspiele wie Magister Quadrat (von Wilhelm Vogel, am 2. Juli 18xx) oder Opern wie Die Hochzeit des Figaro (von Mozart, am 3. Juli 18xx) belegt sein könnte. Andererseits kam in Liebenstein am 10. Juli des unbekannten Jahres William Shakespeares Othello auf die Bühne, welcher bei Eberwein fehlt. Unter den aufgelisteten Werken – vor allem Opern – befinden sich zudem Peter von Winters Das unterbrochene Opferfest (am 6. Juli), Gioachino Rossinis Barbier von Sevilla (am 17. Juli), Mozarts Don Giovanni (am 24. Juli), Carl Maria von Webers Euryante (am 31 Juli und 15. August) und Der Freischütz (am 7. August), Mozarts Die Entführung aus dem Serail (am 8. August, »frenetisch«), Cherubinis Der Wasserträger (am 11. August) sowie Wenzel Müllers Die Schwestern von Prag (am 13. August).5 In den Jahren 1827 und 1828 hatten sich die Badedirektion und das Meininger Herzogshaus für die herzogliche Coburger Schauspielergesellschaft unter Direktion eines Herrn Lübke entschieden.6 Die nachweisbaren Opern illustrieren die inhaltliche wie stilistische Bandbreite, wie sie für Theateraufführungen in Kurorten jener Zeit signifikant war. So kam am 10. August 1827 erneut Daniel Aubers zweiaktige Oper Das Konzert am Hofe zur Aufführung. Das einaktige Singspiel Das Ochsenmenuett, komponiert von Ignaz Xaver Ritter von Seyfried auf eine Komposition von Joseph Haydn, wurde am 12. August gegeben. Seyfried, heute nahezu unbekannt, war ein fleißiger Komponist, der in seinem

Schauspieler, Opern und eine englische Königin

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Leben insgesamt über 100 Bühnenwerke für verschiedene Wiener Theater komponiert hat und der Nachwelt vor allem als Dirigent der Uraufführung von Ludwig van Beethovens 5. Sinfonie im Gedächtnis geblieben ist. Zwischen diesen beiden damals modernen, heute jedoch weitgehend vergessenen Werken lag am 11. August die Aufführung von Rossinis Der Barbier von Sevilla, einer Oper, die sich bis heute im Kanon des Musiktheaters befindet und deren Uraufführung zum Zeitpunkt der Liebensteiner Aufführung bereits mehr als zehn Jahre zurücklag. Die Bildung eines musik- und opernhistorischen Kanons im Laufe des 19. Jahrhunderts lässt sich gerade an den Spielplänen von wandernden Schauspielergesellschaften, seien sie bürgerlich oder höfisch, eindrücklich ablesen. Denn deren Repertoire musste aus solchen Werken bestehen, die in Kurorten, Residenzen oder Städten ohne eigene stehende Ensembles genügend Publikum fanden, um durch den Kartenverkauf die nicht immer kostendeckenden Zuschüsse durch Badedirektionen oder herzogliche Schatullen aufzustocken. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich in den Theaterprogrammen ›große‹ Werke neben heute nahezu unbekannten Schauspielen und Opern wiederfinden. Zwei Beispiele bieten hierfür die im Liebensteiner Kurarchiv erhaltenen Repertoirelisten der Eberweinschen und der Coburger Schauspielergesellschaft, in denen neben (heute) kanonisierten Werken Mozarts (u.a. Cosi fan tutte, Don Giovanni, Die Hochzeit des Figaro und Die Zauberflöte) und Carl Maria von Webers (u.a. Der Freischütz und Oberon) auch Opern von Joseph Weigl (Die Schweizerfamilie) oder Peter von Winter (Das unterbrochene Opferfest) enthalten sind, Kompositionen also, die im Laufe der Jahre zunehmend aus dem Repertoire verschwanden und die heute kaum noch geläufig sind.7 Welche dieser Opern zudem zwischen 1825 und 1827 in Liebenstein zur Aufführung gekommen sind, ist weitgehend unbekannt. Zumindest Don Giovanni war laut Ankündigung Lübkes zur Eröffnung der Spielzeit Anfang August 1827 geplant. Blicken wir nun in die folgende Spielzeit des Jahres 1828, so ist zu erkennen, dass in diesem Jahr vorrangig französische drei- und vieraktige Opern auf die Bühne kamen, u.a. Werke von Daniel Auber (Der Maurer und der Schlosser am 13. August und Der Schnee oder Der neue Eginhard am 17. August), Nicolas Isouard (Joconde oder Die Abenteurer am 3. August) und François-Adrien Boieldieu (Die weiße Dame am 11. August). Außerdem wurden das einaktige Vaudeville mit dem Namen Sieben Mädchen in Uniform des Berliner Komponisten und Lustspieldichters Louis Angely (am 3. August), Mozarts Don Giovanni (am 9. August) sowie Carl Eules Einakter Der Unsichtbare (am 16. August) aufgeführt.

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Kapitel 4

Auch in den Jahren 1830 und 1831 wechselten sich kanonisierte und modische Werke ab. So standen neben Mozarts Die Hochzeit des Figaro (am 21. Juli 1831) und Rossinis Barbier von Sevilla (am 31. Juli 1831) Werke auf dem Spielplan, die zwar bis weit ins 19. Jahrhundert hinein beliebt waren und oft aufgeführt wurden, jedoch schlussendlich aus den Repertoires der Opernhäuser verschwanden und heute nahezu unbekannt sind. Hierzu gehören neben der erwähnten Oper Die weiße Dame (gegeben am 11. August 1830 und am 14. Juli 1831) von Boieldieu auch Ferdinand Kauers Das Donauweibchen, das in Liebenstein bereits in den ersten Jahren nach der Eröffnung fast jährlich aufgeführt worden war und nun noch einmal am 24. Juli 1831 auf die Bühne kam. Blickt man in die Eröffnungssaison 1831/32 des neu erbauten Meininger Hoftheaters,8 so lassen sich inhaltliche Parallelen in der Spielplangestaltung erkennen, was den Schluss nahelegt, dass die Bethmannsche Schauspielergesellschaft, die die ersten beiden Meininger Spielzeiten 1831/32 und 1832/33 bestritten hat, zuvor, danach und ggf. auch dazwischen in Liebenstein zu Gast gewesen ist. Untypisch wäre diese Konstellation nicht, denn wandernde Schauspielergesellschaften suchten sich in der Regel ein Winterquartier in der Nähe ihres Sommerengagements. Ein Blick in das Liebensteiner Kurarchiv offenbart für 1832 jedoch einen anderen Prinzipal: einen Herrn Petri aus Altona, der mit seiner Gesellschaft den Sommer über in Liebenstein gastierte. Laut einiger Anzeigen im Eisenachischen Wochenblatt9 und im Schmalkaldischen Anzeiger10 kamen u.a. folgende Werke zur Aufführung: Tab. 2: Spielplan der Schauspielergesellschaft Herrn Petris in Liebenstein, 1832 (Auswahl) Datum

Autor / Komponist

Titel des Werkes (Gattung)

28. Juli 1832

Adalbert Prix

Das Irrenhaus in Dijon (Drama in 3 Akten)

29. Juli 1832

Francois-Adrien Boieldieu

Johann von Paris (Große Oper in 3 Akten)

4. August 1832

Johann Rautenstrauch11

Der Jurist und der Bauer (Lustspiel in 2 Akten)

Louis Angely

List und Phlegma (Vaudeville in 1 Akt)

Schauspieler, Opern und eine englische Königin

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5. August 1832

Nicolas-Etienne Méhul

Joseph in Egypten (Oper in 3 Akten)

8. August 1832

August von Kotzebue

Der gerade Weg ist der beste (Lustspiel in 1 Akt)

Carl Blum

Der Schiffskapitän (Vaudeville in 1 Akt)

N.N.

Zur Hohen Geburtstagsfeier der Durchlauchtigsten Frau Herzogin Mutter. Allegorie. Der Lebenskranz

Gioachino Rossini

Tancred (Große Oper in 2 Akten)

Carl Maria von Weber

Der Freischütz (Oper in 4 Akten)

11. August 1832

12. August 1832

Für das Jahr 1833 schließlich ist ein »Contract« zwischen Heinrich Eduard Bethmann und der Herzoglich-Sächsischen Badedirection überliefert, unterzeichnet am 8. Mai 1833.12 Der von Horst Arnold und Günther Hofmann in Teilen herausgearbeitete Spielplan verweist – neben Kapellrechnungen im Liebensteiner Kurarchiv13 – inhaltlich auf das, was im darauffolgenden Jahr in Meiningen gegeben wurde. Hierzu zählen außer den Opern Die Hochzeit des Figaro (am 21. Juli) von Mozart sowie Fra Diavolo (am 4. August), Maurer und Schlosser (am 7. August), Fiorella (am 11. August, zur Feier des Geburtstages der Herzogin Mutter Luise Eleonore) und Die Stumme von Partici (am 13. August) von Daniel Auber auch die beiden Schauspiele Liebe kann Alles oder die bezähmte Widerspenstige (am 10. August) von Franz von Holbein, ein vieraktiges Lustspiel frei nach William Shakespeare, sowie Die beiden Pächter (am 12. August) von Louis Schneider, eine Adaption in zwei Aufzügen des englischsprachigen Dramas Luke, the labourer von John Baldwin Buckstone. Leider kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die genannten Opern und Schauspiele im Comödienhaus oder aber im Freien am sogenannten Erdfall aufgeführt worden sind, da dieser Bereich bereits zu jener Zeit für Freiluftveranstaltungen genutzt wurde. Ein besonderes Highlight in dem hier betrachteten Zeitraum, das zudem internationale Aufmerksamkeit erfahren hat, war sicher der Besuch der englischen

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Kapitel 4

Königin Adelaide, geborene Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen und Schwester Bernhards II., im Jahr 1834, der von den englischen Medien umfangreich dokumentiert wurde. Leider sind bislang aus diesem Jahr weder die engagierte Schauspielergesellschaft noch deren Repertoire oder Spielplan für das Liebensteiner Theater bekannt, so dass wir nicht wissen, welche Opern und/oder Schauspiele Adelheid besucht haben könnte. England war zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Weg, weltweit das spätere British Empire zu implementieren, und so dürfte der Besuch einer englischen Queen in Liebenstein und auf Schloss Altenstein – ungeachtet deren regionaler Herkunft – eines der zentralen historischen Momente singulären Charakters für den Ort und die Region darstellen. Die meisten in Großbritannien erschienenen Pressemitteilungen zu dieser Reise stammen allerdings aus deutschen Blättern und wurden für das englische Publikum übersetzt, so dass die Untertanen regen Anteil an den Reisetätigkeiten ihrer Königin nehmen konnten. Am 15. Juli 1834 erschien im London Standard eine vom Meininger Herzoghaus herausgegebene Pressemitteilung, in der die Reiseroute und das Ankunftsdatum der Königin auf Schloss Altenstein mitgeteilt werden: Our duke [Bernhard II. von Sachsen-Meiningen, Anm. d. Verf.], who is gone to England to accompany his sister, the Queen, to the Continent, will arrive with her on the 12th, at the Castle of Altenstein, near Liebenstein. The duchess dowager, her Majesty’s mother [Luise Eleonore, Anm. d. Verf.], has already taken up her summer residence here. The reigning duchess [Herzogin Marie, Anm. d. Verf.] is gone to Cassel to visit her mother, the Electress of Hesse, whence she will come to Altenstein. The Electress of Hesse, and her eldest daughter, Princess Caroline, sister to our duchess, are also expected there. The presence of the Queen of England will fill Liebenstein this season with distinguished company.14 Die Morning Post berichtet am 21. Juli vom »arrival of the Queen of ENGLAND at the Castle of Altenstein, near Liebenstein«15. Neben der Kurfürstin Auguste von Hessen-Kassel und deren Tochter Caroline kamen zahlreiche weitere Fürstinnen und Fürsten nach Liebenstein, um dem königlichen Besuch ihre Reverenz zu erweisen. Hierzu gehörten u.a. der Weimarer Großherzog Carl Friedrich und dessen Ehefrau, Herzogin und Großfürstin von Russland, Maria Pawlowna16 sowie der

Schauspieler, Opern und eine englische Königin

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Gothaer Herzog Ernst, dem Schwiegersohn des Herzogs August von SachsenGotha-Altenburg, der Anfang des Jahrhunderts bereits in Liebenstein weilte. Vor der Ankunft auf Schloss Altenstein absolvierte die Königin ein Begrüßungszeremoniell in Salzungen, wo sie einige Stunden verweilte und auch ihre Mutter zum ersten Mal nach offenbar sehr langer Zeit wieder traf. Die hochemotionale Situation wird eindrücklich im London Standard geschildert: On the frontiers of Salzungen, she was received by the magistrates under a fine triumphal arch and escorted by numbers of persons who had followed our court in carriages and on horseback. About seven o’clock a bustle among the people who crowded the avenue announced her Majesty’s arrival. First rode the peasantry in their holiday clothes, after them the citizens of Salrungen [sic!] with flags and music, then a coach and four with some English gentlemen, and the coach and six in which was the Queen with the young Duchess. The Queen almost precipitated herself out of the carriage, to throw herself, bathed in tears, into the arms of her mother, who long held her embraced; both of them had at that moment certainly forgotten all that surrounded them. Not an eye remained dry. The Queen remained some minutes alone with her mother, and then stepped into the balcony, where she was welcomed with the most joyous acclamations, and saluted the Duke and Duchess of Cambridge across the street, who had waited for her arrival in the same house in which we were, in order not to interrupt the first moments of the meeting of her Majesty with her mother. The Duke and Duchess now went over, and remained with the Queen till late in the morning. The Duchess, her Majesty’s mother, had resolved quietly to wait up stairs in her own apartment for the arrival of the Queen in order not to manifest her feelings; but her impatience to see her daughter brought her down stairs, and she seated herself on a bench under the gateway till the carriage drove up. The Queen dines to-day at Altenstein with the Duke and family.17 Am 28. Juli reiste Adelheid kurz in ihre Geburtsstadt Meiningen, wo sie von einem »great concourse of people«18 erwartet wurde. Abends ging es zurück nach Altenstein. Bereits wenige Tage später unternahm die Königin gemeinsam mit ihrem Bruder Bernhard und dem mitgereisten Hofstaat einen Tagesausflug auf den Inselsberg, wo sie mit dem regierenden Herzog Ernst von Sachsen-Coburg

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Kapitel 4

und Gotha – auf dessen Territorium sich der Inselsberg seinerzeit befand –, der Großherzogin von Russland – Maria Pawlowna aus Weimar –, Herzog Alexander von Württemberg nebst dessen Söhnen Ernst und Albert sowie Landgraf Karl von Hessen-Philippsthal-Barchfeld und weiteren Adligen zusammentraf. Ein umfangreiches Zeremoniell, an dem auch die gemeine Bevölkerung als Zaungäste partizipieren durfte, beinhaltete dort Kanonenschüsse, Gewehrsalven, gesprochene Toasts auf das Wohl von König und Königin sowie musikalische Grußformeln wie das God save the King.19 Der 11. August 1834 – der Geburtstag von Adelheids Mutter Luise Eleonore – wurde in Liebenstein verbracht. Ludwig Bechstein beschreibt die Nutzung des Erdfalls während der Badesaison und erwähnt dabei auch die Festlichkeiten: Bietet der Erdfall an sonnigen Tagen schon einen des Besuches und Verweilens werthen Punkt, umfaßt er, wie nicht selten, die ganze Badegesellschaft an heitrer Tafelrunde – als die verwittwete Königin von England am 11. August 1834 des Geburtstag der hochverehrten Mutter in Liebenstein mitfeierte, speiste der Hof und zahlreiche Fremde und Einheimische im Erdfall an weit über 300 Gedecken – so verklärt sich sein Reiz zu einem Feentempel, wenn er in heitern Nächten erleuchtet prangt, was wenigstens ein Mal in jedem Sommer stattfindet, wenn bis hoch zu der Bäume Wipfeln hinauf die goldnen Lämpchen durch das Laubgrün flimmern, wenn Harmonienklänge darüber hintönen, und viele Hunderte festlich froh gestimmt in diesem wahrhaften Naturtempel wandeln.20 Wenige Tage später reiste Adelheid über Mainz zurück nach England. Zuvor tat sie noch etwas für die weibliche Emanzipation: Sie übergab den Magistraten der Städte Meiningen und Wasungen 200 bzw. 100 Dukaten, um neue Mädchenschulen zu errichten.21 Ob die Queen in Liebenstein auch Vorführungen im Comödienhaus besucht hat, ist bislang nicht bekannt und müsste noch über evt. erhaltene Tagebücher oder Protokolle recherchiert werden. Abwegig ist es sicher nicht, denn das Theater stellte nachwievor den kulturellen Mittelpunkt des Kurviertels dar; das benachbarte Palais diente zudem als Sommersitz Luise Eleonores, so dass Besuche Adelheids dort wie auch im Theater anzunehmen sind, zumal die Meininger Herzogsfamilie immer regen Anteil am Badeleben nahm, um die Attraktivität des Ortes hoch zu halten.

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Wie schon in den Anfangsjahren des Comödienhauses und des Bades Liebenstein unter dem Protektorat des Meininger Herzoghauses wurde der Kurbetrieb kontinuierlich von unabhängigen oder von Meiningen aus gesteuerten Veröffentlichungen begleitet, in denen die Vorzüge Liebensteins als Kurort beschrieben oder gar ›besungen‹ wurden. Hierzu gehörten neben dem erwähnten Buch von Friedrich Jahn auch Friedrich Sicklers Versesammlung Der Gesundbrunnen zu Liebenstein. Eine Schilderung aus dem Jahr 1801, Johann Matthäus Bechsteins Lieder zur Erhöhung gesellschaftlicher Freuden vorzüglich im Bade zu Liebenstein aus dem Jahr 1802, Johann Conrad Ihlings ebenfalls im Versmaß verfasstes Buch Der Gesundbrunnen zu Liebenstein. Ein Gedicht von 1804, Friedrich Mosengeils Reiseführer Das Bad Liebenstein und seine Umgebungen (1815) und Liebenstein und die neuen Arkadier aus dem Jahr 1826 sowie Ludwig Bechsteins bereits zitierte Schrift Liebenstein und Altenstein. Ein Fremdenführer (anderer Titel: Das Mineralbad Liebenstein. Seine Kaltwasserheilanstalt und seine Umgebungen) von 1842. All diesen Autoren ist gemein, dass sie entweder aus Meiningen selbst oder aus fürstlich verbundenen und befreundeten Residenzstädten kamen: Jahn war Meininger Hofarzt, Johann Matthäus Bechstein Meininger Forstdirektor und Begründer der Forstakademie Dreißigacker, sein Neffe Ludwig Bechstein Hofrat und Hofbibliothekar, Ihling ebenfalls Hofbibliothekar und Mosengeil der Prinzenerzieher Bernhards. Friedrich Sickler war Hofarzt in Gotha und in den Jahren 1800 und 1801 in Liebenstein selbst Kurgast.22 Für das vorliegende Kapitel sind die Bemerkungen Mosengeils aus seiner Fortsetzung des Reiseführers äußerst aufschlussreich, zumal er einige Kupferstiche beigibt, auf denen vor allem Orte und Plätze in der Umgebung des Altensteins abgebildet sind wie der Gerberstein, die Lutherbuche oder die Wirtschaftsgebäude. Mosengeil schreibt in Bezug auf das nun Schauspielhaus genannte Theater und die darin aufgeführten Opern: Auf dem zunächst sich öffnenden B r u n n e n p l a t z nimmt das Schauspielhaus, vielleicht weniger durch seine Aussenseite, als durch seinen Inhalt, unsre Aufmerksamkeit zuerst in Anspruch. Der Bühnensaal ist, besonders nach seiner neuen Einrichtung, gefällig und geräumig genug. Kleinere Schauspielhäuser ersetzen vielfach dem Ohre, was die g r o ß e n in volkreichen Städten zum wahren Nachteil der dramatischen Kunst, dem Auge Prunkvolles bieten. […] In einem zweckmäßig gebauten, nicht übermäßig ausgedehnten Raum, wie er sich h i e r findet, wird sogar ein gehörig artikuliertes Lispeln von der Bühne

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herab überall vernehmlich. Man wird also im kleinen Liebenstein mehr, als im großen Berlin und Wien, auf S c h a u - und H ö r s p i e l e rechnen dürfen, wogegen man gern auf S c h a u s t ü c k e , Dekorations-Zauber, Pracht- und Krönungszüge, – worin die Theaterschneider oft mehr, als die Theaterhelden ihren Triumph feiern, gern Verzicht leisten kann. [sic!] Uebrigens ist in einer Reihe von Jahren über diese Bühne, wie es auf jeder, selbst auf der großen Welt-Bühne zu gehen pflegt, Gutes und Schlechtes wechselnd vorübergezogen. In der Regel aber hat der unparteiische Beurtheiler gewiß so Vieles zu leben gefunden, daß er k e i n e m Theater eines Badeortes, wo sichs auch finden möge, vor d i e s e m den Vorzug geben wird. Anerkannt trefflich ist die Herzogliche Kapelle, welche während der Badezeit hier ihre Leistungen mit denen irgend einer wandernden Schauspielergesellschaft vereinigt, und aus derselben jeden Sänger hervorhebt, der sich nur irgend noch heben läßt. Wenn man berichtet, daß mehrere Haupt-Werke Mozarts, Pärs Sargine [Sargino, Anm. d. Verf.], Winters Opferfest, und von den Neueren, Spohr’s Jessonda, Weber’s Euryanthe, Rosini’s Barbier von Sevilla u. a. m. binnen wenigen Monaten gehört, und zwar manche höchst schwierige, wie z. B. Jessonda, in tadelloser Präcision gehört wurden; so hat man diesem anspruchslosen Theater gewiß ein Zeugniß ausgestellt, welches der glänzenden wortreichen Theaterkritiken, die zum großen Verdruß der meisten Leser unsre Tagblätter überfüllen, gar nicht bedarf, um bei echten Kunstfreunden anerkennende Würdigung zu finden. Im Erdgeschoß des Hauses gibt es Logen anderer Art, worin jeder, der sein Billet löst, bei verschlossener Thüre und verhangenem Fenster, täglich die oft langweilige Rolle eine halbe Stunde lang durchprobirt, die ihm der Brunnenarzt vorgeschrieben hat. – Die sogenannten M a r m o r b ä d e r , – geräumige, mit Metallröhren für warmes und kaltes Mineralwasser versehene, und mit inländischem Marmor sauber ausgelegte Badekessel, – befinden sich hier; – eine so fleißig und verständig ausgeführte Heilanstalt, daß man sie schwerlich irgendwo übertroffen finden dürfte!23 Bemerkt sei an dieser Stelle, dass insbesondere die Handlungen von Peter von Winters Das unterbrochene Opferfest (UA 1796) und Louis Spohrs Jessonda (UA 1823) in exotischer Umgebung stattfinden: das Opferfest im kolonialen Peru und Jessonda in Goa.24 Zudem bedürfen beide Opern eines umfangreichen Bühnenbildes sowie zahlreicher Spezialeffekte und Massenszenen. Von welchem

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Aufführungszeitraum Mosengeil hierbei spricht, ist unbekannt. Möglicherweise wurde Ferdinando Paërs 1803 uraufgeführte Oper Sargino oder Der Zögling der Liebe schon vor 1812 gegeben, ohne dass hierüber Quellen erhalten geblieben sind. Auch Ludwig Bechstein, der große Märchen- und Sagensammler, hatte ein Faible für Liebenstein und Altenstein. Seine Sagensammlung25 über die beiden Orte hat viele Erzählungen, die sonst verloren gegangen wären, für die Nachwelt erhalten. In seinem oben zitierten Reiseführer über Liebenstein erwähnt er auch theatralische Vorstellungen und Chorgesänge im Bereich des Erdfalls: Ein heitrer Hinabblick auf die Gebäude und Boskets des Vorgrunds und eine nicht minder heitre Fernsicht auf die Felder, Wiesen und Orte des Werrathales ist dort gewährt; in den Morgenstunden erfreuen während der Saison täglich die Vorträge anziehender Concert- und Opernstücke durch die herzogliche Hofmusik, die alljährlich einen Theil der Saison in Liebenstein verweilt. […] Oft erfreuen auch die Gesänge des Steinbacher Singvereins, und selbst die Dorfmusik wird höherer Ausbildung entgegengeführt.26 Über welches Inventar das Schauspielhaus zu dieser Zeit verfügte, belegt eindrücklich – und für den deutschsprachigen Raum nahezu einzigartig – das Theaterinventarium zu Liebenstein 1837, erhalten im Liebensteiner Kurarchiv. Allein die Liste der Dekorationen und Kulissen deckt nahezu sämtliche damals gängigen Bühnenbilder ab: 1.)

rothes dürftiges Zimmer mit 6 Coulissen, auf der Rückseite Bauernzimmer. 2.) moderner Saal mit 8 Coul. auf der Rücks. Felsen. 3.) Garten mit 8 Coul. auf der Rücks. Zimmer zum Freischütz. 4.) Wald mit 8 Cou. auf der Rückseite alte Straße. 5.) Moderner Saal, 8 Cou. auf der R. altgothischer Saal. 6.) Ritter-Saal. 6 Coul. 7.) gothische Gallerie. 6 Coul. Aussicht in die freie Gegend. 8.) neue Straße. 6 Coul. 9.) neuer moderner Saal. 8 Coul. 10.) grünes Zimmer. 5 Coul. auf der Rückseite Kerker. 11.) Fürsten-Zimmer. 4 Cou.

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Tapeten-Zimmer. 4 Cou. 15 Seiten-Thüren. 3 Thüren mit Fenster. 3 Fenster. hierzu 21 Prospecte27

Wie alt diese Dekorationen, Kulissen und Prospekte waren und ob ein Teil davon vielleicht sogar bis in die Anfänge des Theaters zurückreicht, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ein erhaltenes Verzeügnüß der von mir gemahlten Decuration des Theaterdieners A. Küchen (er gehörte zu einer namentlich nicht genannten Schauspielergesellschaft) hilft hier nicht weiter, da es undatiert ist. Das ›Zimmer zum Freischütz‹ wurde sicher schon in den 1820er Jahren sowie 1832 verwendet. Dass die Dekorationen und Kulissen vorder- und rückseitig benutzt und bemalt wurden, ist ein hochinteressantes Detail der Ausstattungspraxis in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die für andere Theater in kleinen und mittleren Städten wie auch in Kurorten noch überprüft werden müsste. Zudem wurden mit den aufgeführten Dekorationen alle gängigen Szenerien des Theaters abgedeckt: Zimmer unterschiedlicher Größe und Ausstattung, Straßen, Gärten, Wälder und sogar Gefängniszellen. Die im Inventarium weiter unten aufgeführten »VersetzStücke« – also die mobilen Requisiten – beinhalteten u.a. einen Ziehbrunnen, ein Pferd »in Lebensgröße« und einen ebensogroßen Ochsen, verschiedene Treppen, Schweizer Landschaften, ein Schiff, Ufer-, Burg und Schlosselemente sowie als Effekte Wasser- und Blitzmaschinen.28 Man fragt sich, wo all diese Kulissen und Requisiten aufbewahrt worden sind. Die Hinterbühne war, dem Grundriss von 1800 zu urteilen, nicht sonderlich groß. Vielleicht sind deshalb im Laufe der Jahre einige Kammern umgenutzt worden, um die mit der Zeit angesammelten Dekorationen und Requisiten unterzubringen. Abschließend sei noch ein Blick auf Herzog Bernhard II. von SachsenMeiningen gerichtet. Wie in Adelskreisen seit Jahrhunderten üblich, gab sich auch Bernhard musischen Aktivitäten hin und reihte sich damit in die Riege fürstlicher Kulturakteure ein: Während Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und Bernhards Enkelin Marie Elisabeth von Sachsen-Meiningen komponierten, spielten Bernhards Vater und dessen Geschwister in jungen Jahren aufgeklärtes Theater unter der Obhut von Charlotte Amalie, verwitwete Herzogin von SachsenMeiningen und Bernhards Großmutter. Der Gothaer Erbprinz Emil August verfasste, wie weiter oben erwähnt, Anfang des 19. Jahrhunderts den Roman

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Kyllenion und Bernhard selbst versuchte sich im Schreiben eines zweiaktigen Lustspiels. Dieses trägt den Spannung versprechenden Namen Gefahr im Verzuge, basiert auf einer französischen Vorlage und wurde 1857 in Meiningen gedruckt.29 Der Inhalt ist allerdings recht schnell erzählt: Albert, der Sohn der Baronin von Bitré, macht Caroline den Hof. Diese ist allerdings mit dem Ministerialdirektor Roselle verheiratet, dem Patenkind der Baronin. Roselle arbeitet Tag und Nacht und ist so gut wie nie zu Hause, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass er von den Besuchen Alberts nichts mitbekommt. Caroline allerdings bleibt standhaft und treu. Ein fälschlich abgeschicktes Billet des Grafen Favière, dem Onkel Carolines und Freund der Baronin, an Roselle verleumdet Albert und bezichtigt ihn einer Liebelei mit der Angebeteten. Anders ist wohl Roselle nicht zur Eifersucht zu bewegen. Diese fällt umso rasender aus, wird aber durch Carolines Keuschheit abgemildert und schließlich durch die Auflösung der Intrige durch Favière selbst aufgelöst. Das Lustspiel ist im Stil der Stücke Kotzebues, Schröders oder Ifflands verfasst, hat aber einige Längen in den Dialogen, in denen immer wieder um die eigentliche Kernaussage der jeweiligen Szene herumgeredet wird, ohne einen zweiten oder dritten Handlungsstrang zu bedienen und damit Spannung aufrecht zu erhalten. Ob dieses Schauspiel jemals aufgeführt worden ist, vielleicht sogar in Liebenstein, ist bislang nicht erforscht.

Anmerkungen 1

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Vgl. Max GRUBE, Geschichte der Meininger, mit 131 Zeichnungen des Herzogs Georg Georg II. von Sachsen-Meiningen und 21 Künstlerbildnissen, Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1926, S. 24–26. Vgl. W. GERMANN, Bernhard Erich Freund, Herzog von Sachsen-MeiningenHildburghausen, Festschrift zur Säkularfeier seines Geburtstages am 17. Dezember 1900, Leipzig: Duncker & Humblot, 1900 sowie Hannelore SCHNEIDER und Alfred ERCK, »Bernhard Erich Freund, Herzog von Sachsen-Meiningen«, in: Herrscher und Mäzene. Thüringer Fürsten von Hermenefred bis Georg II., hrsg. von Detlef IGNASIAK, Rudolstadt: Hain, 1994, S. 395–412. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0065, Kurtheater Akten und Verträge von 1824 bis 1833, Vertrag zwischen Herzog Bernhard II. VON SACHSEN-COBURG-

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MEININGEN und Friedrich EBERWEIN sowie Carl Wilhelm Friedrich MUSAEUS vom 19. Februar 1825. Ebd., Brief von Karl VON BIBRA an Friedrich EBERWEIN vom 31. Dezember 1824. Ebd., Repertoire in Bad Liebenstein. Vgl. ebd., Brief von EBERWEIN an VON BIBRA vom 22. Dezember 1825 sowie Brief von Karl VON BIBRA [?] an Herrn LÜBKE vom Frühjahr 1827 (Briefkonzept). Vgl. ebd., Repertoire der von der Erfurt-Rudolstädter Schauspiel-Gesellschaft gegeben werdenden Opern und Schauspiele sowie Repertoir der Opern und Stücke (der Coburger Schauspielergesellschaft). Vgl. Horst ARNOLD und Günther HOFMANN, Chronik des Meininger Opernchores. Spielplangestaltung der Oper am Meininger Theater von 1831 bis 1866 und von 1909 bis 1944 sowie des Musiktheaters von 1945 bis 2010, Meiningen: Südthüringisches Staatstheater, 2012, S. 12f. Eisenachisches Wochenblatt, Nr. 58, 28. Juli 1832, S. 259. Schmalkaldischer Anzeiger, Nr. 29, 21. Juli 1832, S. 174; Nr. 31, 4. August 1832, S. 190 und Nr. 32, 11. August 1832, S. 194. Im Schmalkaldischen Anzeiger ist hier fälschlicherweise Christoph Friedrich Bretzner als Autor angegeben. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0065 (wie Anm. 3), Akte des Land- und Stadtgerichts Salzungen sowie Contract mit Herrn Schauspieldirector Bethmann wegen theatralischer Vorstellungen im Bade Liebenstein im Sommer 1833. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0072, Berechnung der Kosten für den Capellmeister Grund und 9. Capellisten zur Aufführung der Oper Figaro am 21. Jul. sowie Berechnung der Kosten für den Capellmeister Grund, 8 Capellisten, 8. Militär-Hornisten, welche zur Aufführung der Oper Frau Diavolo auf 4. Tage hier waren (6. August 1833). London Standard, 15. Juli 1834. Morning Post, 21. Juli 1834. Vgl. Caledonian Mercury, 4. August 1834. London Standard, 30. Juli 1834. London Standard, 6. August 1834. Vgl. London Standard, 14. August 1834. Ludwig BECHSTEIN, Liebenstein und Altenstein. Ein Fremdenführer (anderer Titel: Das Mineralbad Liebenstein, seine Kaltwasser-Heilanstalt und seine Umgebungen), Gotha: Verlags-Comptoir, 1842, S. 37. Vgl. London Standard, 2. September 1834. Vgl. Gerhard STEINER, Die Sphinx zu Hildburghausen. Friedrich Sickler, ein schöpferischer Geist der Goethezeit, Weimar: Böhlau, 1985, S. 55.

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Friedrich MOSENGEIL, Liebenstein und die neuen Arkadier, Frankfurt am Main: Wilmans, 21826, S. 13–16. Vgl. hierzu Anke SCHMITT, Der Exotismus in der deutschen Oper zwischen Mozart und Spohr (= Hamburger Beiträge zur Musikwissenschaft 36), Hamburg: Wagner, 1988. Vgl. Ludwig BECHSTEIN, Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue, des Werragrundes und von Liebenstein und Altenstein (= Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes 4), Meiningen und Hildburghausen: Kesselring, 1838. BECHSTEIN, Liebenstein und Altenstein (wie Anm. 20), S. 20f. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0072/4, Theater-Inventarium zu Liebenstein 1837. Ebd. Vgl. [Herzog Bernhard II. VON SACHSEN-MEININGEN], Gefahr im Verzuge. Lustspiel in zwei Akten. Frei nach dem Französischen, Meiningen: Gadow und Sohn, 1857.

5.

Das herzogliche Hoftheater Georgs II. in Liebenstein

Bad Liebenstein, den 27.8.1877 Ich bin Herzoglicher Meiningenscher Hofschauspieler! (mit 360 Mark Monatsgehalt in Meiningen und 720 Mark Gage auf Gastspielen mit freien Reisekosten; sechs Wochen Urlaub jährlich, einen Sommeraufenthalt, der seinesgleichen an Schönheit sucht.) Beiliegend ein Bild davon. Es ist das Bad Liebenstein. Das Dach, worauf ein Kreuz ist, ist der Musentempel, der innen genauso aussieht wie das Residenztheater in Wien. Rechts davon, der kleine Säulentempel, sind die Stahlquellen, darüber das Kurhaus. Nun zu den Nachrichten! Am letzten Mittwoch stellte ich mich dem Direktor Chronegk vor. Er ist ein liebenswürdiger, sehr ruhiger Mann, ungefähr am Ende der Dreißiger. Er zeigte mir an, daß am nächsten Sonnabend die erste Probe von »Kabale und Liebe« sei, in der ich den Ferdinand spielen werde. Am Sonnabend ging ich denn mit sehr schwerem Herzen zur Probe; ich hatte vorher eine »Clavigo«Vorstellung gesehen und konnte darnach beurteilen, in welch ein vorzügliches Ensemble ich da komme. Die erste Probe ging ohne besondere Ereignisse vorüber. Nur sah man schon, daß die Luise und die Milford schrecklich sind. Mit meinen zukünftigen Kollegen stand ich nach einer halben Stunde auf dem besten Fuß. Um fünf Uhr nachmittags war die zweite Probe angesetzt, und auf diese sollten der Herzog und die Freifrau kommen. Allgemeine Panik! Aber er wurde unwohl und kam nicht. Wir probierten bis um halb zehn Uhr, und nun

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ging’s zu Bette. Am andern Morgen kam Gutjahr, der meinem Debüt beiwohnen wollte, und die Schwester Holsteins in der gleichen Absicht. Das Kostüm war prachtvoll; ich bekam alles geliefert, sogar die Wäsche. Nur waren keine Stiefel für meinen Fuß da, unter etlichen und zwanzig Paaren waren alle zu groß. Ich spielte also in meinen eigenen. Was soll ich Euch viel erzählen! Der Herzog war anwesend, das Theater, wie es sich in einem großen Badeort von selbst versteht, mit Menschen aus aller Herren Länder überfüllt, und ich wurde sechsmal gerufen. Nach dem zweiten Akt applaudierte der Herzog in seiner Loge wie rasend. Heute bestellte mich Chronegk zu sich und erklärte mir da in äußerst liebenswürdiger Weise, daß ich engagiert sei für ausgesprochenes erstes Fach. Ich müßte schon auf den Gastspielen in Dresden den Lorenzo im ›Kaufmann von Venedig‹ spielen, sollte mir daraus nichts machen, wenn ich auf den jetzigen Gastspielen weniger beschäftigt wäre, da die Rollen schon meistenteils besetzt sind. Ich müßte jedoch gewärtig sein, alle Tage einzuspringen in den ersten Rollen. Er sagte mir, ein zweites Gastspiel wäre nach diesem unnötig, er werde mir aber nichtsdestoweniger es so anrechnen, als ob ich zweimal gespielt hätte, und mir für jeden Abend morgen 100 Mark, im ganzen also 200 Mark, auszahlen lassen. ([Ist] das kulant!? Beinahe so wie bei Förster!) Er sagte mir, ich hätte eine Gage, wie sie in Meiningen noch kein jugendlicher Liebhaber gehabt hätte. Ich müßte bedenken, daß ich alle halbe Monate auf den Gastspielen 300 Mark verdiente. Also vom 15. September bis zum 1. Dezember ein Gehalt von 1800 Mark verdiente. Er schloß mit den Worten: ›Und so freue ich mich unendlich, Sie als den Unseren begrüßen zu können.‹ Mir wurde sogleich von allen Seiten gratuliert, und ich werde morgen wahrscheinlich nach Meiningen abreisen. Am 1. September beginnen da die Proben, und am 10. September geht’s nach Dresden. Dorthin soll dann die Mutter kommen. Heute kann ich Euch nicht mehr schreiben, die glücklichen Ereignisse der letzten Tage, der große Wechsel meines Schicksals dringt zu heftig auf mich ein. Ich habe meine Gedanken nicht beisammen. Ich muß hinaus in die freie Natur und dort dem danken, der das größte Unglück zum Glücke, der alles zum Guten wendet. Mir fängt an, vor mir selber zu grauen. Ich, der ich so leichtsinnig war, in Leipzig meine Entlassung zu begehren, ohne etwas anderes in der Tasche zu haben, habe drei Wochen darauf ein Engagement, das seinesgleichen sucht.1

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Kapitel 5

Nach dem Regierungsantritt Georgs II. im Jahr 1866 dauerte es nicht lange, bis die zunächst für Meiningen geplanten Theaterreformen, für die der Herzog in die Theatergeschichte Europas eingehen sollte, auch in Liebenstein ihren bescheidenen Widerhall fanden. Josef Kainz, geboren 1858, kam mit gerade einmal 19 Jahren zur Herzoglichen Hoftheatergesellschaft, um sein Talent zuallererst in Liebenstein vorzustellen. Zu diesem Zeitpunkt war das Herzogliche Hoftheater Meiningen unter der Leitung des Herzogs – der 1873 in Liebenstein die Schauspielerin Ellen Franz geheiratet hatte – schon seit einigen Jahren des Sommers zur Badezeit im Kurort engagiert. Im Theatermuseum Meiningen befinden sich zahlreiche Theaterzettel der Saisons 1873–1875, die im Folgenden aufgeschlüsselt werden sollen, um einen Einblick in das Repertoire der ›Meininger‹ in der Blütezeit ihres Wirkens und am Vorabend ihres europäischen Durchbruchs zu gewinnen.2 Denn die Städtetourneen des Ensembles, die von Meiningen und Liebenstein aus nach Berlin, Dresden, Moskau, London, Wien oder Amsterdam führten, begannen Ende September, also kurz nachdem Kainz in Liebenstein zum ersten Mal die herzoglichen Bretter, die bekanntlich die Welt bedeuten, betreten hatte. Liebenstein diente als Auftrittsort und öffentliche Probenbühne zugleich. Die erhaltenen Theaterzettel geben – gemäß dem Fokus Georgs – lediglich Schauspielvorstellungen wieder und sind möglicherweise unvollständig. Weitere Ankündigungen sind bislang allerdings nicht auffindbar. Die Zettelsammlung beginnt mit einer Aufführung des Lustspiels Feen-Hände von Eugene Scribe in einer Bearbeitung von Theodor Gaßmann am 24. Juli 1873. Vorstellungsbeginn war 19 Uhr. Die Preiskategorien offenbaren, dass es zu diesem Zeitpunkt im Haus eine (wohl herzogliche) Mittelloge gab sowie einen seitlichen Rang. Das Parkett war dreigeteilt in Hauptparkett sowie zwei Parterregruppen, die insgesamt deutlich günstiger waren als die Emporenplätze. An Vorstellungstagen wurde auf dem Theater eine Fahne gehisst, um die abendliche Bespielung für die Öffentlichkeit anzuzeigen. Ein weiterer Blick in die Theaterzettel führt zu einer gewissen Ernüchterung: Die klassischen Werke, für deren Inszenierungen die ›Meininger‹ auf ihren Städtetourneen so hochgelobt wurden, befanden sich zwar im Liebensteiner Repertoire, machten aber nicht einmal die Hälfte der Spielpläne aus. Der Fokus lag viel mehr auf den neuesten Schwänken und Lustspielen der Zeit, etwa Roderich Benedix’ Ein Lustspiel (am 3. August 1873) und Johann Baptist von Schweitzers Epidemisch (am 16. Juli 1874). Die meisten Autorennamen und Schauspieltitel

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sind heute weitgehend unbekannt: Arthur Müller (Gute Nacht, Hänschen! am 7. August 1873), Charlotte Birch-Pfeiffer (Die Grille am 14. September 1873), Rudolf Kneisel (Die Tochter Belial’s, oder: Die Scheinheiligen am 23. Juli 1874 und 12. August 1875) oder auch Wolfgang Müller von Königswinter (Sie hat ihr Herz entdeckt am 5. August 1875). Klassiker der Theaterliteratur wurden teilweise nur ausschnittsweise gegeben, so die ersten beiden Akte aus Johann Wolfgang von Goethes Faust, der Tragödie erster Teil am 4. September 1873 oder die Akte 1, 3 und 5 aus Friedrich Schillers Maria Stuart am 13. August 1874. Daneben kamen Jean Baptiste Molières Gelehrte Frauen (am 5. August 1873 und 8. August 1875), Gotthold Ephraim Lessings Emilia Galotti (am 7. September 1873 und 15. August 1875), William Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung (am 26. Juli 1874), August Wilhelm Ifflands Die Jäger (am 2. und 25. August 1874), Franz Grillparzers Sappho (am 6. und 11. August 1874), Molières Der eingebildete Kranke (am 16. und 27. August 1874) sowie Goethes Die Geschwister (am 15. Juli 1875) und Clavigo (am 3. August 1875) auf die Liebensteiner Bühne. Da die Theaterzettel auch die Besetzungen der einzelnen Stücke wiedergeben, lässt sich unter anderem erkennen, in welchen Inszenierungen Ludwig Chronegk, Schauspieler und Regisseur am Herzoglichen Hoftheater in Meiningen und wichtigster Manager Georgs II. für die Gastspieltourneen, mitgewirkt hat. So spielte er u.a. die Rolle des Isidor von Fernau in Eduard von Bauernfelds Lustspiel Moderne Jugend (am 31. Juli 1873), einen Dorfbader in Salomon Hermann von Mosenthals Volksschauspiel Deborah (am 12. und 31. August 1873) oder auch den Grumio in Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung. Zudem werden Gastrollen extra angekündigt: In Goethes Faust sowie in Lessings Emilia Galotti wirkte ein Leipziger Schauspieler namens Teller mit. 1875 gehörte er bereits zu Georgs fest engagiertem Hoftheaterensemble. Interessant ist zudem zu erwähnen, dass es zumindest 1873 und 1874 ausgewiesene Veranstaltungen »Zum Besten der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger« gegeben hat. Im Jahr 1873 wurde hierfür für den 22. August eine Sondervorstellung konzipiert, die aus drei »Abteilungen« mit »Musikalischdeclamatorisch-dramatischer Abend-Unterhaltung« bestand:

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Kapitel 5

1. Abteilung Ouvertüre zu Die Felsenmühle von Carl Gottlieb Reißiger Das Kind der Witwe von Friedrich Halm Mein Lied von Ferdinand Gumpert Frau Nachtigall von Wilhelm Taubert Der Alchymist von Robert Eduard Prutz Amor vor ein Kriegsgericht Das seltene Blümlein »Zug der Frauen« aus Lohengrin von Richard Wagner 2. Abteilung Ouvertüre zu Wilhelm Tell von Gioachino Rossini Minnelied von Emanuel Geibel Becker’s Geschichte, Lustspiel von Eduard Jacobson 3. Abteilung Künstlerleben, Walzer von Johann Strauß (Sohn) Ein weißer Othello, Possenspiel von Friedrich Wilhelm Riese Eine weitere Benefizveranstaltung am 30. August 1874 bestand lediglich aus einer regulären Theatervorführung. Da hier allerdings zwei Theaterzettel für dasselbe Datum und dieselbe Uhrzeit existieren, ist das genaue Stück unklar. Es könnte einerseits Friedrich Schillers Kabale und Liebe gewesen sein; andererseits Rudolf Kneisels Die Tochter Belial’s. Die Beschaffenheit der beiden erhaltenen Theaterzettel spricht eher für letzteres Werk: Der untere Teil eines anderen SchillerTheaterzettels mit den Angaben zum Werk wurde abgetrennt und mit dem Kneisel-Stück überklebt. Der damalige Meininger Schauspieler Max Grube, der in zahlreichen Stücken mitgewirkt hat, hat sein Liebensteiner Badeengagement in seinem Buch Jugenderinnerungen eines Glückskindes festgehalten: Liebenstein, das jetzt eine verhältnismäßig bescheidene Rolle unter den deutschen Bädern spielt, war damals ein Mode-, ja fast ein Luxusbad. Das mochte wohl großenteils darin liegen, daß der Meininger Hof im Sommer dort residierte und daß es in unserem lieben Vaterlande viele Erlkönige gibt, die beglückt sind, wenn sie ›Erreicht den Hof mit Müh und Not‹. Auch in diesem

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Jahre [1874, Anm. d. Verf.] hatte Herzog Georg die hübsche kleine Villa in Liebenstein bezogen und besuchte mit seiner jungen Gemahlin fleißig das kleine Theaterchen. Da es nur eine Hofloge enthielt, so war durch diese eine dicke rote Schnur gezogen, auf deren einer Seite der regierende Herr, auf der anderen seine ›nicht ebenbürtige Gemahlin‹, Freifrau von Heldburg, Platz nahmen, denn irgendwie mußte der Rangunterschied doch gewahrt werden. Über diese Hofetikette wird niemand mehr gelächelt haben als Herzog Georg, der nicht nur ein freisinniger Fürst, sondern auch ein wahrhaft freisinniger Mann war. In Liebenstein kümmerte sich der Herzog übrigens nicht um die Inszenierungen, der Spielplan bestand meist aus leichterer Ware, doch fehlten auch Molière- und Shakespearesche Lustspiele nicht. Selbst mit meinen 75 Gulden wars in Liebenstein doch nicht leicht für mich, auszukommen, ich bezog mit meinem lieben Kollegen Zimmermann zusammen ein Stübchen mit Schlafkammer ›am Felsenkeller‹. Ziemlich eng wars, aber behaglich, und das hochgelegene Häuschen bot eine entzückende Fernsicht. […] Da nicht täglich gespielt wurde, gings mit meiner Beschäftigung, wenngleich besser als bisher, doch nur recht mäßig vorwärts. Aber in der hübschen Umgebung wurde einem der Verzicht aufs Komödiespielen nicht so schwer […].3 Offenkundig hatte das Hoftheater extra für Liebenstein einen gesonderten – ›leichten‹ – Spielplan konzipiert, der dem Geschmack der anwesenden Kurgäste aus aller Herren Länder entsprach. Auch wenn Georg, nach Aussage Grubes, selbst nicht auf die Inszenierungen Einfluss nahm oder diese gar leitete, so ist doch davon auszugehen, dass die Produktionen den ›Meininger Prinzipien‹ des Regietheaters gehorchten, zumindest diejenigen Stücke aus dem Kanon der Theaterliteratur. In jenen Jahren, in denen das Meininger Hoftheater den Sommer über in Liebenstein zu Gast war, weilte auch Henrik Ibsen im Kurort. Ein Brief an Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen vom 6. Juli 1876 gibt Ibsens positive Eindrücke von seinem Liebenstein-Aufenthalt wieder, auch wenn er während seines Besuches noch keine Theatervorführungen miterlebt haben dürfte, da die Theatersaison des Herzoglichen Hoftheaters erst Mitte oder Ende Juli begann:

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Kapitel 5

Gnädigster Herzog! Seit meiner Zurückkunft hieher, habe ich es täglich als einen Drang meines Herzens empfunden, Ew: Hoheit und Ihrer gnädigen Frau Gemahlin einen Ausdruck der Dankbarkeit, von der ich mich durchdrungen fühle, unterthänigst darzubringen. Denn, in der That, Ew: Hoheit haben mich hoch beglückt, nicht nur durch das Zeichen der Gnade und Gewogenheit, welches ich bei meiner Abreise die Ehre hatte von Ew: Hoheit zu empfangen, sondern auch dadurch, dass es mir vergönnt wurde einen lange und sehnsüchtig gehegten Wunsch erfüllt und verwirklicht zu sehen, und endlich nicht am wenigsten durch die Eindrücke der Schönheit und hoher Menschlichkeit, die ich von Liebenstein als Besitz und Bereicherung für kommende Tage mitgenommen habe. Ueberhaupt, der Aufenthalt in Liebenstein steht vor meinem Gedächtniss als ein schöner Traum. So oft ich darauf zurückschaue, muss ich an die isländischen Skalden der Vorzeit denken. Von ihnen wird erzählt, dass sie, wenn der Frühling herannahte, von Sehnsucht nach dem Leben in den reicheren und wärmeren Ländern, wo die Sonne höher stände, ergriffen wurden. So segelten sie denn nach Süden, suchten die Fürstenhöfe auf, sangen dort ihre besten Lieder und kehrten mit reichen Gaben nach der einsamen Insel zurück. Dann aber, fügt die Sage hinzu, war es ihnen leichter die Einsamkeit zu ertragen, denn sie sassen da mit dem Reichthum der Erinnerungen. Und es wird ferner hinzugefügt, dass sie schöner dichteten als früher; denn wie der Mensch, innerlich genommen, nur das Verlorne besitzt, so sieht und beherrscht auch der Dichter am klarsten und am meisten energisch diejenige Wirklichkeit, welche Zeit gewonnen hat sich als Erinnerung zu veredeln und zu verherrlichen. Nun habe ich freilich in Liebenstein weder gedichtet noch gesungen; aber ein sehnsuchtsvoller Wunsch zog mich doch lange dorthin, und fürstlich bereichert bin ich wieder davon gezogen. Und so gewiss als ein jeder bedeutungsvoller Punkt meines Lebens bisher in einer Dichtung seinen Abschluss gefunden hat, ebenso sicher weiss ich, dass die schönen Erinnerungen, die mich jetzt erfüllen, auf ähnliche Weise ihre Befreiung fordern werden, zwar nicht als ein Spiegelbild des wirklich Erlebten, vielleicht nur – davon als von einer Stimmung durchhaucht, aber dennoch durch das entstanden, was ich in mir aufgenommen habe und worauf ich stets als auf etwas wunderbar Fernes und zugleich Nahes zurückblicken werde. Und wenn eine solche Dichtung einmal zu Stande gebracht ist, dann bitte ich darum, sie vor Ew: Hoheit und Ihrer hohen

Das herzogliche Hoftheater Georgs II. in Liebenstein

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Frau Gemahlin niederlegen zu dürfen, als denjenigen, welchen ich ein schönes Sommermärchen zu verdanken habe. München den 6. Juli 1876. Unterthänigst Henrik Ibsen. Georg II. nutzte seine Sommerresidenz Schloss Altenstein und den mittlerweile international bekannten Kurort Liebenstein, um in den Folgejahren zahlreiche Künstler von europäischem Rang hierhin einzuladen, unter ihnen Henrik Ibsen, Franz Liszt, Anton Rubinstein – der in Liebenstein im Jahr 1870 für die Pianistin Laura Rappoldi-Kahrer ein Konzert organisierte, das aber aufgrund der deutschfranzösischen Kriegserklärung ohne Publikum blieb4 – Joseph Joachim, Ferdinand Hiller und natürlich Johannes Brahms. Die Zeit des Meininger Hoftheaters in Liebenstein war jedoch trotz aller Kunstsinnigkeit des Herzogs schnell wieder vorbei: Bereits ab 1878 oder 18795 gastierten erneut, wie zu Beginn, auswärtige und nahezu jährlich wechselnde Schauspieler- und Theatergesellschaften, im Gepäck die neuesten Lustspiele, Schwänke und Operetten. Das Repertoire des nun ›Bade-Theater‹, ab ca. 1891 ›Kurtheater‹ genannten Hauses entsprach damit dem typischen Programmschema deutscher Kurstädte. Von der Präsenz zahlreicher deutscher und internationaler Kurgäste zeugen die erhaltenen Kurlisten jener Jahre im Liebensteiner Kurarchiv. Ergänzt wurden diese wöchentlich gedruckten Listen durch Anzeigen vornehmlich lokaler Hotels wie dem Kaiserhof, Gastronomiebetriebe, Gesundheitspraxen und des Einzelhandels. Besonders die Anzeigen der Hofbuchhandlung Brückner & Renner für diverse Ansichtsmappen mit Lithografien oder gar Fotos vom Kurort erregen Aufmerksamkeit, viel mehr aber der Ort des Verlages im Theatergebäude. Offenbar waren die zu Anfang des Jahrhunderts bereits umgenutzten Räumlichkeiten zur Straße hin zu Geschäften ausgebaut worden. Auch befand sich dort eine Wohnung, in der in den 1880er Jahren ein Physiotherapeut namens F. Körner und dessen Frau aus Berlin während der Badesaison Massagen und Heilgymnastik anboten. Zudem nutzte der Meininger »Hof-Goldarbeiter und Juwelier« C. Göpfert das Theatergebäude für »wohlgeeignete Gelegenheitsgeschenke zu den solidesten Preisen und in schönster Auswahl: feinste Bijouterien und courante Gold- und Silberwaare«6. Aber auch Bekleidung wurde während der Badesaison im Theater selbst oder in den Seitenräumen angeboten, beispielsweise im Jahr 1876 von J. Sachs: Herrengarderobe, Stoffe, Regen- und Sonnenschirme, Wäsche und vieles mehr.7

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Anmerkungen

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Brief von Josef KAINZ vom 27. August 1877, in: Die Sterne dürfet ihr verschwenden. Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts, hrsg. von Barbara und Günter ALBRECHT, Berlin: Der Morgen, 1980, S. 461–463. Die Theaterzettel des Herzoglich Sachsen-Meiningen’schen Hoftheaters in Bad Liebenstein befinden sich als Depositum im Meininger Theatermuseum. Max GRUBE, Erinnerungen eines Glückskindes, Leipzig: Grethlein, 1917, S. 253f. »Meine Eltern reisten zunächst in verschiedene Bäder, so z. B. nach Kösen, Salzungen und Liebenstein, wo A n t o n R u b i n s t e i n für mich ein Konzert arrangierte, welches aber durch die soeben erfolgte Kriegserklärung – 1870 – ganz leer war. Der Meister mit seiner Frau und Familie war aber zugegen und wir blieben nach dem Konzert noch lange zusammen. (R u b i n s t e i n verkaufte soviele Billets, daß mein Vater mit dem leeren Saal ganz zufrieden sein konnte)« Felix VON LEPEL (Hrsg.), Memoiren von Laura Rappoldi-Kahrer, Dresden: Nitzsche, 1929, S. 13. Im Jahr 1879 gastierte eine Theatertruppe unter der Leitung von Richard Manz. Für 1878 konnte bislang noch kein Schauspielensemble recherchiert werden, weshalb unklar ist, ob das Meininger Hoftheater in diesem Jahr ein weiteres und letztes Mal in Liebenstein zu Gast war. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0006, Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad Liebenstein, Nr. 5, 12. Juli 1879, S. 4. Ebd., Nr. 5, 12. Juli 1884, Beilage. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0007, Liste der anwesenden Kurgäste und Durchreisenden zu Bad Liebenstein, Nr. 10, 19. August 1876, S. 3.

6.

Operettenvergnügen am Vorabend des Ersten Weltkrieges

In den Jahren unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte Liebenstein eine immense Blüte. Lagen die Gästezahlen in den 1890er Jahren noch bei ca. 2.000 Personen pro Badesaison, so kamen beispielsweise im Jahr 1913 fast 30.000 Kurgäste zum Sommeraufenthalt nach Liebenstein. Auch im Folgejahr war Liebenstein ein aristokratisches Modebad par excellence mit europäischer Ausstrahlung, wenngleich nicht ganz so mondän wie etwa Baden-Baden, Wiesbaden oder Kissingen. Dennoch kamen aus zahlreichen europäischen Ländern Vertreterinnen und Vertreter des höheren und niederen Adels in den Kurort und genossen gemeinsam mit deutschen Aristokraten und Bürgerlichen sowie den Einheimischen ihre Kur und die kulturellen Angebote – weit weg vom politischen Messerwetzen und den deutschen Großmachtgelüsten. Die erste Ausgabe der Liebensteiner Bade-Woche vom 6. Mai 1914 zählt denn auch genüsslich die hohen Damen und Herrschaften auf, die im Vorjahr das Bad besucht hatten. Zu diesen gehörte u.a. die griechische Königin-Mutter Olga Constantinowna, die mehrere Wochen in der Villa Modesta weilte und auch 1914 erneut nach Liebenstein kam. Nebenbei sei hier bemerkt, dass Olga erst ein Jahr zuvor aufgrund der Ermordung ihres Mannes, König Georg I. von Griechenland, die Regierungsgeschäfte in die Hände ihres Sohnes gegeben hatte. Dafür brachte sie ihre Tochter, Großfürstin Maria Georgijewna Romanow von Russland mit nach Liebenstein, die wiederum mit ihren Töchtern Nina und Xenia anreiste. Zu dieser königlichen Runde gesellten sich weitere Mitglieder europäischer

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Königshäuser wie die Prinzessin Therese von Bayern, die Prinzen Christophor und Andreas von Griechenland, Prinz Adalbert von Preußen sowie der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen. Außerdem waren, neben den Mitgliedern des Meininger Herzoghauses, die Fürstin-Witwe Marie Gasparine von SchwarzburgSondershausen, Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg mit Ehefrau, Prinz Eugen von Anhalt, Erbprinz Lamoral und Prinz Friedrich von Thurn und Taxis sowie Prinz Friedrich Wilhelm zur Lippe nebst zahlreichen anderen Adligen mit exponierter und weniger exponierter Abstammung zu Gast.1 Sicherlich saßen einige dieser Fürsten, Grafen und Königskinder im Kurtheater und genossen die Vorstellungen der engagierten Theatertruppe. Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen hatte bereits in den späten 1870er Jahren die Direktion des ehemaligen Herzoglichen Hoftheaters Liebenstein in die Hände der Kurverwaltung gelegt, weshalb seit dieser Zeit – verbunden mit einer Renovierung, die u.a. neue Dekorationen und die Elektrifizierung der Lichtanlagen beinhaltete2 – wieder wie zu Beginn des Comödienhauses ab 1801 auswärtige Schauspielergesellschaften engagiert wurden. Maximilian Graf von Wiser und der Gräfin Rüdiger, ab 1913 Eigentümer der Kuranlagen Liebensteins, gehörte demzufolge auch das Theatergebäude, weshalb es fortan Gräfliches Kurtheater hieß. Ausgerechnet im Kriegsjahr 1914 sollte eine neue Epoche dieses Musentempels eingeläutet werden. Die Liebensteiner Kurdirektion zählt nicht ohne Stolz die durch umfangreiche Renovierungsarbeiten entstandenen Veränderungen im Innenbereich des Theaters auf: Das Kurtheater wird sich dem Publikum in beinahe völlig neuer Gestalt präsentieren, denn mit grossem Kostenaufwande wurden Zuschauerraum und Bühne einer durchgreifenden Renovation unterzogen. Entsprechend den Vorbildern der letzten Theaterneubauten ist das Orchester versenkt worden, der Schnürboden wurde, um einen schnelleren Dekorationswechsel zu erzielen, bedeutend erhöht, die Bühnenbeleuchtung verbessert, so dass in bühnentechnischer Hinsicht unser Kurtheater nunmehr auch höheren Anforderungen als bisher genügen kann. Im Zuschauerraum ist eine Verlängerung des I. Ranges bis an den Bühnenrahmen erfolgt, neue Aufgänge für die Logen sind geschaffen worden, die Beleuchtung wurde verstärkt, und die Verkleidung der Wände auf einen ruhigen, vornehmen Ton gestimmt, dem sich die in weiss gehaltene Decke harmonisch anpasst. Foyer, Kasse und Publikumsgarderoben sind ebenfalls ganz verändert

Operettenvergnügen am Vorabend des Ersten Weltkrieges

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worden und das Parkett hat durchweg Klappstühle und einige Reihen Fauteuils erhalten. Kurz, die Badedirektion hat ihr Möglichstes getan, um sowohl den Badegästen als auch den Bewohnern von Liebenstein und Umgebung eine unserem Kurorte würdige Kunst- und Erholungsstätte zu schaffen. Die ganze Neugestaltung ist, wie alles bisher, grosszügig und vornehm.3 Die Wiedereröffnung des im Innenbereich von Grund auf renovierten und erweiterten Kurtheaters fand am Pfingstsonntag, den 31. Mai 1914 mit dem OperettenVaudeville Wie einst im Mai (1913) statt. Verantwortlich für die dramaturgische Ausgestaltung der Theatersaison war Ferdinand Skuhra, der den Rest des Jahres als Intendant des Stadttheaters in Brandenburg an der Havel fungierte und somit seine Truppe mit nach Liebenstein gebracht hatte: Am vorigen Sonntag wurde die diesjährige Sommerspielzeit mit der Aufführung des Operetten-Vaudeville ›Wie einst im Mai‹ eröffnet. Das gut besuchte Haus folgte mit Interesse den lustig-sentimentalen Vorgängen auf der Bühne. Die eingestreuten Schlager, trefflich vorgetragen, verfehlten ihre Wirkung nicht, wenn auch die Kühle des Theaters eine wärmere Stimmung nicht aufkommen ließ. Das Ensemble führte sich mit der Aufführung aufs Beste ein und am nächsten Tag, an dem der Schwank ›Die spanische Fliege‹ in Szene ging, zeigte, daß Herr Direktor Skuhra für das Schauspiel in gleich guter Weise gesorgt hat, wie für die Operette. Das Gebäude ist in den letzten Wochen einem umfassenden Umbau unterzogen worden, auf den wir in einer der nächsten Ausgaben näher zurückkommen werden. Heute wollen wir nur erwähnen, das [sic!] inzwischen auch die Dampfheizung gelegt worden ist, deren Fehlen sich in den ersten Vorstellungen sehr bemerkbar machte. – Der morgige Sonntag bringt ›Die Kino-Königin‹ aufs Repertoire, das neueste und erfolgreichste Werk Gilberts.4 Skuhra war offenbar bekannt für seine qualitativ hochwertigen Theaterproduktionen, die er ab 1912 in Brandenburg mit einem siebzigköpfigen Ensemble bot. Die Auflistung sämtlicher Mitwirkenden an den Liebensteiner Theateraufführungen (von Schauspielern/Sängern über den Chor bis hin zur Spielleitung und den Technikern) im Deutschen Bühnen-Jahrbuch5 wie auch diesbezügliche Bemerkungen der Kurdirektion in der Bade-Woche legen nahe, dass der größte Teil des Ensembles mit nach Liebenstein gereist ist. Unterstützt wurde das Ensemble von

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den 21 Mitgliedern des Gräflichen Kurorchesters aus Liebenstein, das auch für die weiteren musikalischen Kurangebote wie Konzerte und Bälle verantwortlich zeichnete. Hinsichtlich des Theaterprogramms, das in jenem Jahr für das Kurtheater vorgesehen war, gibt es weitere Hinweise in den Ausgaben der Liebensteiner Bade-Woche. Die Kurdirektion verweist u.a. darauf, dass auch die Kostüme und Dekorationen von Brandenburg mit nach Liebenstein gebracht würden, von denen letztere »nach Entwürfen Berliner Kunstmaler«6 angefertigt seien. Ferner erwähnt sie, dass alle in Brandenburg im vorherigen Winter aufgeführten neuen Stücke – sowohl Operetten als auch Lustspiele – auch auf der Bühne des Kurtheaters gegeben würden. Als Beispiele werden die Operetten Wie einst im Mai (UA 1913) von Walter Kollo und Polenblut (UA 1913) von Oskar Nedbal nach einer literarischen Vorlage von Alexander Puschkin sowie die Lustspiele Das kleine Chocoladenmädchen (1910) von Paul Gavault, Kammermusik (ca. 1913) von Heinrich Ilgenstein und Die heitere Residenz (1912) von Georg Engel genannt – heute alles weitgehend unbekannte Werke aus dem sogenannten ›leichten Repertoire‹.7 Berücksichtigt man zudem die im Neuen Theater-Almanach für Brandenburg angegebenen »Neuheiten«, so erweitert sich das Operetten- und Lustspielrepertoire um – neben den bereits genannten Werken Die spanische Fliege (Lustspiel, ca. 1913) von Siegismund Elfeld und Die Kino-Königin (Operette, ca. 1913) von Jean Gilbert – folgende Stücke: Der gute Ruf (Schauspiel, ca. 1913) von Hermann Sudermann, 777:10 (Schwank, UA 1913) von Otto Schwartz und Carl Mathern, Die Heimkehr des Odysseus (Operette, ca. 1913) von Leopold Schmidt, Der Brandstifter (Das Spionerl) – Eine oberbayrische Geschichte (Schauspiel, ca. 1909) von Viktor Blüthgen, Das Buch einer Frau (Lustspiel, ca. 1913) von Lothar Schmidt sowie Die Generalsecke (Lustspiel, 1912) von Richard Skowronnek und Die Tangoprinzessin (Operette, ca. 1913) von Jean Gilbert.8 Außerdem wurde das Gräfliche Kurtheater am 6. Juni dazu genutzt, die Einweihung des neuen Kurhauses (dem heutigen Hotel Kaiserhof) gegenüber zu feiern: Die Aufführung im Gräfl. Kurtheater wurde mit der Fest-Ouvertüre von E. Lassen eingeleitet. Herr Kapellmeister Hönicke dirigierte mit gewohntem feinen Verständnis die ausführende Gräfl. Kurkapelle, die auch unter Herrn Theaterkapellmeister Zernik die Begleitung des 1. Aktes ›Die Kino-Königin‹

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von Jean Gilbert und des während des Cabarats [sic!] von Herrn von Ahn mit sechs Damen vorgetragenen Liedes aus derselben Operette ›Liebliche kleine Dingerchen‹ übernahm. Die Vorstellung sowohl wie die Einzelvorträge wurden mit dem verdienten Beifall aufgenommen. Alle gaben ihr Bestes und so wollen wir uns damit begnügen, die Namen der Mitwirkenden und ihrer Vorträge aufzuführen. In der ›Kino-Königin‹ traten auf: Martin Holtmann, Alma Hohlfeld, Marga Petrowska-Hiller, Friedrich von Ahn, Max Hiller, Aida Bergé, Watkin Brauer, Oskar Spielmann. Als Cabarettisten zeigten sich ausser dem oben erwähnten Herrn von Ahn folgende Mitglieder des Gräfl. Kurtheaterensembles: Frau Petrowska-Hiller (Rosenlieb, Lied von Harry Waldau), Herr Watkin Brauer (Die beiden Konsulstöchter, humor. Vortrag), Herr Martin Holtmann (Ohne Kompott und Salat, Couplet. Finkenlied, Couplet), Fräulein Aida Bergé (Englische Lieder) sowie Frau Hilma Otto, deren Wirken auf hiesiger Bühne noch vom vorigen Jahre in bester Erinnerung steht mit zwei Liedern ›Strampelchen‹ von Hildach und ›Zu Gast‹ von Bohm. Am Klavier Herr Kapellmeister Zernik. Das Fest, dessen Gesamtarrangements in den bewährten Händen des Herrn Generaldirektor Müller-Frese lagen, neigte sich seinem Ende zu und mit dem Gefühl des Dankes für die Gastgeber Frau Gräfin Rüdiger und Herrn Dr. Graf Wiser schieden die Gäste in der Hoffnung, dass das Kurhaus, dessen Einweihung der Abend gegolten hatte, für alle Zukunft die an dasselbe geknüpften Erwartungen erfüllen möge.9 Darüber hinaus wird in der Liebensteiner Bade-Woche erwähnt, dass der Intendant Skuhra selbst als Regisseur in Erscheinung treten werde, und zwar mit klassischen Stücken »in der von ihm geschaffenen Stilbühne«10. Leider ließen sich im Liebensteiner Kurarchiv keine weiteren Details eruieren, so dass die Titel dieser Klassiker unbekannt bleiben müssen. Die Frage ist allerdings, ob alle genannten Werke tatsächlich aufgeführt worden sind. Am 14. Juni 1914 starb Georg II. von Sachsen-Meiningen, so dass eine zumindest mehrtägige Staatstrauer auch in Liebenstein angeordnet worden sein dürfte, innerhalb derer Theatervorführungen ein Tabu waren. Nur zwei Wochen nach Georgs Tod starb in Sarajewo der österreichische Thronfolger Ferdinand durch ein Attentat. Die Badesaison 1914 überspannt damit genau den Beginn des Ersten Weltkrieges, dessen unmittelbarer Ausbruch am 1. August auch

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Auswirkungen auf das Theaterleben in zahlreichen Städten des Kaiserreiches wie auch den Kuralltag in Liebenstein hatte: »Das Theater wurde bei Ausbruch des Krieges behördlich geschlossen. Die Verträge wurden gelöst, jedem Mitgliede wurde eine Entschädigung von 10 Mk. ausgezahlt.«11 Die neue große Zeit des Liebensteiner Kurtheaters unter der Direktion Ferdinand Skuhras, der aus über 90 Bewerbungen ausgewählt worden war, schien bereits wieder zu Ende zu sein, bevor sie richtig begonnen hatte.

Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Vgl. Gräfl. Stahlbad Liebenstein. Bade-Woche (Kurliste), Nr. 1, 6. Mai 1914, o. S. Vgl. »Bad Liebenstein, Kurtheater«, in: Neuer Theater-Almanach 3 (1892), S. 347. Bade-Woche, Nr. 1 (wie Anm. 1). N.N., »Eröffnung des Kurtheaters«, in: Gräfl. Stahlbad Liebenstein. Bade-Woche (Kurliste), Nr. 4, 6. Juni 1914, o. S. »Liebenstein (S.-M.), Gräfl. Kurtheater«, in: Deutsches Bühnen-Jahrbuch 26 (1915), S. 480. Ebd. Vgl. Bade-Woche, Nr. 1 (wie Anm. 1). Vgl. »Brandenburg a. d. H., Stadttheater«, in: Neuer Theater-Almanach 25 (1914), S. 343f. F. G., »Die Eröffnung des Kurhauses am Sonnabend, den 6. Juni 1914«, in: Gräfl. Stahlbad Liebenstein. Bade-Woche (Kurliste), Nr. 5, 13. Juni 1914, o. S. Bade-Woche, Nr. 1 (wie Anm. 1). »Liebenstein« (wie Anm. 5).

7.

Kur und Theater zwischen erster Demokratie und Zweitem Weltkrieg

Tatsächlich wurde das Kurtheater bereits ab 1916 wieder bespielt, zunächst unter der Direktion von Erwin Senff-Georgi, ab 1917 von Carl Strickrodt, der parallel mit seinem Ensemble auch im Bad Salzunger Kurtheater gastierte. Der Erste Weltkrieg, der bekanntlich vor allem an den Außengrenzen des Deutschen Kaiserreiches tobte, schränkte das Kurleben insofern ein, als Liebenstein Lazarettstadt war und damit das Kurtheater auch von verwundeten Soldaten besucht werden konnte. In den 1920er Jahren erholte sich der Kurbetrieb in Liebenstein und eröffnete ein neues großes Entwicklungspotenzial: Allein zwischen 1922 und 1939 erhöhte sich die Anzahl der Kurgäste von 3.624 auf 10.817.1 Auch das Kurtheater profitierte vom ökonomischen Aufschwung in der ersten deutschen Demokratie. Zunächst war bereits im Jahr 1917 das Gräfliche Bad von Rüdiger und Wiser abgekauft und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, die allerdings bis in die späten 1920er Jahre defizitär blieb.2 Ab den zwanziger Jahren kamen mehr und mehr Kurgäste nach Bad Liebenstein und genossen die Kur wie auch die kulturellen Angebote. Im Folgenden sei ein Blick in die Zeit ab den frühen 1930er Jahren geworfen, die von Walter Börner umfangreich dokumentiert worden ist. Leider bleibt dieser die meisten genauen Quellenangaben seiner Materialsammlung schuldig, so dass diese zum Teil nur sekundär zitiert werden können. Dennoch geben die Angaben

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einen detaillierten Blick in das Theaterleben auf dem Weg in die Diktatur des Dritten Reiches. Offenbar in einer lokalen Zeitung vom 18. Juni 1930 wurde das Liebensteiner Kulturleben der Kursaison unter dem Titel »Italienische Nacht« vorgestellt: Die Jahreszeit schreitet rasch ihrem Höhepunkt zu. Die Rosen stehen in voller Blüte, die Kastanien haben abgeblüht und setzen Frucht an, der Aufenthalt im Freien wird nach heissen Tagen als grosse Wohltat empfunden. Der grosse, wohl 500 Menschen fassende Garten des Kaffee Feodora erstrahlte gestern in buntem Lampion- und Lichterschmuck. Im Garten spielte das 30 Köpfe starke Mandolinen-Orchester, während in den Innenräumen, nachdem es draussen durch einen frischen Wind etwas kühl geworden war, die Jugend sich nach den Klängen eines Solisten-Trio im Tanz drehte. – Allerlei Vergnügungen reihen sich nun in der Hochsaison aneinander an. Im ›Kaiserhof‹ ist nächsten Sonnabend Grosser Amateur-Kabarett-Abend (man beachte die Plakate), während für den 24. Juni ein Kinderfest angekündigt ist. Auch sonst fehlt es nicht an Unterhaltungen aller Art, wie Theater, Konzert pp. Man braucht nur in den ›Stammgast‹ zu schauen und die diesbezügl. Anzeigen zu studieren. Die schöne Jahreszeit verschwindet leider immer nur allzu bald.3 Im Kurtheater gastierte ab 1932 das Gothaer Landestheater unter der Leitung des Intendanten Strickrodt. Zur Aufführung kamen vor allem Schauspiele, Operetten und szenische Balladen, so u.a. am 30. Mai 1932 Joachim Ringelnatz’ Die Flasche, ein Stück, das »reichlich sentimental gestimmt war« und bei dem »wohl manche Träne beim Aufflammen des Lichtes unter möglichst unauffälliger Bewegung aus den Augen gewischt wurde«4. Zwei Tage später erfolgte die Liebensteiner Erstaufführung der Operette Die Dubarry von Carl Millöcker in einer musikalischen Bearbeitung von Theo Mackeben. Mitte Juni weilte der Theater- und Filmschauspieler Harry Liedtke, berühmt geworden durch seine Rollen u.a. in der Stummfilmreihe Der Mann ohne Namen sowie an der Seite von Marlene Dietrich in Ich küsse ihre Hand, Madame, in Liebenstein und brachte gleich ein kleines Schauspielensemble mit, das im Kurtheater gastierte. Börner zitiert aus einem nicht näher bezeichneten Presseartikel: ›Er‹ war da, Harry Lietdke, der Liebling des Films der Frauen und zeigte sich uns einmal nicht als Filmstar, sondern im Kreise von Kolleginnen und

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Kollegen der Bühne so wie er leibt und lebt; nämlich, man möchte fast sagen, als Mensch unter Menschen. Wir wollen es ehrlich gestehen, wer gestern abend mit der leisen Skepsis im Herzen zum Gastspielabend Harry Liedtkes ging, der Filmschauspieler würde auf den Brettern, die die Welt bedeuten, viel von seinem Nymbus der Leinwand verlieren, der war gewiss angenehm enttäuscht. Hy. Liedtke zeigte sich ohne jede gemachte Aufdringlichkeit als ein sympathischer Schauspieler mit glänzender Mimik, gewinnender Natürlichkeit und herzerfrischendem Humor. Das kurzweilige Lustspiel ›Der Mann mit den grauen Schläfen‹ [von Leo Lenz, ca. 1932, Anm. d. Verf.] war so recht nach seiner Facon, er mimte den Baron Jaro Milanovici Senior und Junior so verblüffend, dass man wirklich im Zweifel sein konnte, ob beide nur eine Person waren. Diese Doppelrolle, wo der Sohn […] den Vater markiert, um Sabine, die Auserwählte seines Herzens, die nur für einen Mann mit interessanten grauen Schläfen schwärmt, mit List und Humor für sich zu gewinnen, schu[f] mancherlei ergötzliche Szenen, sodass das vollbesetzte Haus bald in fröhlicher Stimmung die Sorgen des Alltags vergaß. Das Zusammenspiel und die Charakterdarstellung des Ensembles war wie aus einem Guss und wiederholt brach der spontane Beifall durch. Alles in allem, es war, um die Worte Harry Liedtkes selbst zu gebrauchen, ›wirklich bezaubernd!‹.5 Erste Vorboten der nationalsozialistischen ›Erweckung‹ Deutschlands fanden ihren Weg auch nach Liebenstein. Eine Rezension über die Aufführung der Operette Das Schwarzwaldmädel von Léon Jessel (UA 1917) am 29. Juni 1932 verbleibt nur kurz bei der Besprechung des Stückes. Gleich eingangs werden die »jüdisch-exotischen Zwei- und vielmehr Eindeutigkeiten« gebrandmarkt, die in dieser Operette zum Glück nicht vorkamen. Der Verbalangriff auf »jüdische Spitzbuben«, die mit Hilfe von »SPD-Grössen« das deutsche Volk ausplündern würden, mündet in einen radikalen Gewaltaufruf, der gleichzeitig als ›Wahlempfehlung‹ verstanden werden kann: »Da konnten wir nichts machen, als protestieren und dem Volke zurufen: ›Deutschland erwache!‹ Und es wird erwachen und wird allen Schmutz und alle Schmutzfinken und Halunken mit eisernem Besen wegfegen. Wir glauben an Deutschland das verloren wäre, wenn es am 31. Juli wieder so wählen würde, dass diese dunklen, reichsfeindlichen Mächte auch weiter über uns herrschen könnten, sodass die nationalen Elemente ihnen machtlos gegenüberstünden. Gebt ihnen die unbedingte Macht und auch auf den Bühnen werden

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dann nicht mehr Stücke aufgeführt, die alles Schamgefühl ertöten, sondern Stücke, die dem deutschen Charakter entsprechen wie das ›Schwarzwaldmädel‹.«6 An dieser ›Rezension‹ offenbart sich die ganze Perfidität und Schizophrenie der nationalsozialistischen Ideologie, die auch in Liebenstein ihren fruchtbaren Boden gefunden hatte: Ausgerechnet die Operette Léon Jessels, eines Komponisten jüdischer Abstammung, wird als Charakterstück deutscher Kultur apostrophiert. Jessel selbst halfen solche Gefallensbekundungen aus Nazi-Mündern nicht. Zunächst wurde er in den 1930er Jahren mit einem Aufführungsverbot belegt, 1941 von der Gestapo verhaftet und von dieser so schwer misshandelt, dass er schließlich am 4. Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Berlin starb. Die Machtübernahme Hitlers im Januar 1933 brachte zunächst wenig Veränderung im Kuralltag. Die Theatersaison dieses Jahres wurde von Rolf Ziegler gestaltet, der Intendant des Gubener Stadttheaters war und bereits zwischen 1920 und 1923 mit seinem Ensemble die Kurtheater in Bad Liebenstein und Bad Salzungen bespielt hatte. Der Beginn der Theatervorführungen in Liebenstein war für den 9. Juni vorgesehen, danach folgten jeweils dienstags und donnerstags Gastspiele in Bad Salzungen und Friedrichroda. Sitz des Ensembles, das offenkundig nahezu geschlossen anreiste, war Bad Liebenstein, wo demzufolge auch die Proben vorgenommen wurden. Einige extra engagierte Solistinnen und Solisten ergänzten die Truppe und sollten das Theaterprogramm noch attraktiver machen. Hierzu gehörten 1933 Hans Mierendorff, der berühmte Schauspieler und Filmdarsteller, die Berliner Theaterschauspielerin Agnes Straub sowie der Kabarettist und Schauspieler Max Adalbert, der 1931 die Titelrolle im Film Der Hauptmann von Köpenick übernommen hatte und wenige Wochen nach seinem Liebenstein-Engagement an einer Lungenentzündung starb. Nach den vermutlich aus dem Stammgast entnommenen Angaben Börners war es das Bestreben der Kurdirektion, »den Spielplan möglichst bunt und abwechslungsreich zu gestalten«. Ein Tanzgastspiel sollte ebenso zur Unterhaltung der Kurgäste beitragen wie ein bunter Abend mit dem jüdischen Leipziger Schriftsteller und Bühnendichter Gustav Herrmann. Darüber hinaus wurden Schau- und Lustspiele sowie Operetten gegeben. Eröffnet wurde die Saison am 9. Juni mit Pepina, einer dreiaktigen Operette von Robert Stolz, »die ein Zugstück aller Großstadtbühnen war«.7 Während der Badesaison wurden in Liebenstein nicht nur Operetten und Lustspiele aufgeführt oder bunte Literaturabende veranstaltet, es gab auch Konzerte im Kurgarten, in der Wandelhalle und gelegentlich im Kurtheater. Musikalisch changierte das Repertoire des Liebensteiner Kurorchesters zwischen Schlager-

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und Operettenmelodien, Walzern und Märschen auf der einen Seite und hochklassigen Kammermusikabenden und Sinfoniekonzerten auf der anderen Seite. So zitiert Börner aus einem Zeitzeugenbericht, der sich äußerst wohlwollend über ein Kammerkonzert in der Wandelhalle im August 1933 auslässt: Während meines mehrwöchigen Aufenthalts in Bad Liebenstein haben mich, aus dem sächsischen Musewinkel stammend, die Konzerte der hiesigen Kurkapelle lebhaft interessiert und ich habe die erfreuliche Feststellung machen können, dass das verhältnismässig kleine Orchester unter der kunstverständigen Leitung des Herrn Kapellmeisters Hahn eine wirklich ausgezeichnete Kurmusik bietet. Aber nicht nur das, Herr Kapellmeister Hahn ist auch bestrebt, hin und wieder über den Rahmen der alltäglichen Unterhaltungsmusik hinaus besondere, auf höherer Warte stehende Darbietungen zu bringen. So gestern Abend, wo das K[ai]serquartett von Haydn in das Programm aufgenommen worden war, eine so melod[i]öse Komposition, die jeden Musikfreund immer wieder entzücken muss. Sie wurde von den Herren Kapellmeister Hahn und seinem talentvollen Sohn, sowie den Herren Konzertmeister Schulz und Behne wirklich prächtig gespielt und kam, weil das Konzert in der Wandelhalle stattfand, in all ihren Feinheiten voll zur Geltung. Schade nur, dass des schlechten Wetters wegen nur eine verhältnismässig kleine Zuhörerschaft diesen Kunstgenuss geniessen konnte. Ich habe die Kurkonzerte in Wiesbaden, in Reichenhall, in Bad Gastein, in Karlsbad gehört, sie sind natürlich nicht zu vergleichen mit den Konzerten der hiesigen Kurkapelle, einmal deshalb nicht, weil die Kapellen in diesen Weltbädern eine ganz andere Stärke haben und zumeist von namhaften Künstlern gebildet werden, aber die kleine Liebensteiner Kurkapelle kann sich wohl sehen und hören lassen. Das werden alle bestätigen können, die mit Aufmerksamkeit und einem gewissen musikalischen Verständnis ihren Darbietungen lauschen.8 Das relativ klein besetzte Kurorchester war allerdings durchaus in der Lage, größere sinfonische Werke aufzuführen. Im Jahr 1934 spielte es eine ganze Reihe von Sinfoniekonzerten vornehmlich im Kurgarten, in denen u.a. Beethovens Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 sowie dessen Egmont-Ouvertüre, Mozarts 2. Flötenkonzert, die Fantasie aus Richard Wagners Oper Lohengrin, Jean Sibelius’ Suite Pelleas et Melisande und Franz Liszts sinfonische Dichtung Les Préludes zu Gehör gebracht wurden.

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Ein weiteres sinfonisches Konzert, das allerdings nur mäßig besucht worden ist, fand am 3. August 1934 im Kurtheater statt. Börner zitiert: Ein künstlerisches Erlebnis, dem Ernst der Zeit entsprechend, hatten die Besucher gestern Abend in unserem Kurtheater. Eröffnet wurde der Abend mit der Egmont-Ouvertüre von Beethoven, von Kapellmeister Hahn sauber und exakt dirigiert, darauf folgte von Elsa Suhr das Parzenlied aus Goethes ›Iphigenie;‹ eine Heldin liess uns voller Ergriffenheit Goethes Worte vernehmen. Von Fritz Hahn jun. begleitet sang unser Heldentenor Ernst Bauer die Romanerzählung mit klangvollem, sonorem Organ, wir haben den Sänger noch nicht in dieser Vollendung gehört. Die Weise von Liebe und Tod wurde von Carl Berland gefühl- und temperamentvoll vorgetragen. Der erste Teil schloss mit dem Vorspiel Parsifal, Weihe und Ergriffenheit, unser Kurorchester übertraf sich selbst, so auch mit der Hamlet-Ouvertüre von [Carl Philipp Emanuel] Bach und ›Heldengrüsse‹ von Man[…]fred [Heinrich]. Else Heinemann – Der Tod und das Mädchen, Ave Maria und der Wegweiser – sang die drei Lieder voller Andacht. Wir lernten auch diese Künstlerin von einer ganz neuen Seite kennen. Prachtvoll von Hella-Ruth Weidlich wurde das von Ernst Bauer komponierte Lied gesungen ›Es spricht der Tod‹ und mit klarem Organ riss sie das Publikum mit sich in der Scene aus Tor und Tod. Wilhelmi rezitierte geschmackvoll ›unerkannte Schätze‹ von Keller, ein Lied der Treue. Ein Abend, der jeder Großstadt zur Ehre gereichen würde, schade um die vielen Gäste, die ihn versäumten. Wir hören, dass am Sonntag eine Wiederholung stattfinden soll. Es wäre unseren Künstlern für diesen literarisch wertvollen Abend ein volles Haus zu wünschen.9 Freilich bildeten derartige sinfonische und kammermusikalische Konzerte sogenannter ›ernster‹ Musik eher die Ausnahme. Sie bedienten das Bedürfnis lediglich eines Teils der Badegesellschaft, neben den leichten – mitunter auch seichten – Operetten und Unterhaltungsmusiken auch ›höher stehende‹ Werke kanonisierter Komponisten zu hören zu bekommen. An dieser Programmpolitik hatte sich im Grunde seit Eröffnung des Comödienhauses im Jahr 1800 kaum etwas geändert. Schon damals dominierten Komödien und Singspiele das Repertoire, durchsetzt von einigen Tragödien, sinfonischen Konzerten und ernsteren Opern. Und offenkundig erfüllten Hahn und das Liebensteiner Kurorchester solche Wünsche zur vollsten Zufriedenheit des Publikums, wie es seinerzeit die Meiningische

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Herzogliche Hofkapelle unter der Leitung von Johann Matthäus Feiler getan hatte. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass zum Abschluss der Kursaison 1934 eine Operette zur Aufführung kam, und zwar Der Zigeunerbaron von Johann Strauß »in vollständig neuer Einstudierung«. Das besondere an dieser Aufführung war, dass neben dem Gesangsensemble und dem Kurorchester auch der Männergesangsverein »Sängerkranz« sowie der Frauenchor Bad Liebenstein mitwirkten: Die Aufführung dieser an sich populären Oper stellt keine leichte Aufgabe für Leitung und Mitwirkende dar. Und man muss gestehen: Die Aufführung war in allen ihren Teilen eine wohlgelungene, sowohl in gesanglicher wie in instrumental musikalischer Hinsicht. Sowohl die Haupt- und Einzelpartien, wie auch der Gesangschor lösten ihre Aufgaben glänzend. Die künstlerische Gestaltung erhielt noch eine besondere Note durch die Tanzeinlagen der als Gast mitwirkenden Solotänzerin Marlene Peters im 1. Akt durch den temperamentvollen ›Zigeunertanz‹, im 3. Akt durch die rhythmisch-harmonische Tanzdichtung ›Wiener Walzer‹, welche Tänze infolge des starken Beifalls zum Teil wiederholt werden mussten. Auch für die hervorragenden gesanglichen Leistungen der Künstler wurde reicher Beifall gespendet. Einzelheiten können wir uns wohl sparen mit Rücksicht auf die früheren Besprechungen. Am Schluss der Vorstellung wurden an Herrn Kapellmeister Otto Hahn in Erinnerung an die Aufführungen ›D[o]rf ohne Glocke‹ [von Eduard Künneke, ca. 1919, Anm. d. Verf.] und der ›Zigeunerbaron‹ ein Lorbeerkranz mit Schleife, sowie an 16 Mitwirkende prächtige Blumenspenden überreicht. Das Haus war vollbesetzt, was die beste Anerkennung für Intendanz, Leitung und Mitwirkende von Publikumsseite für die ausgezeichneten Darbietungen war. Sie werden in gutem Andenken in Bad Liebenstein bleiben, welches den Künstlern auch weiterhin beste Erfolge im künstlerischen Streben und Wirken wünscht.10 Mit Strauß’ Fledermaus war der Betrieb des Kurtheaters für diese Saison allerdings noch nicht beendet. Am 30. September gastierte die Tegernseer Bauernbühne »vor ausverkauftem Hause […] unter grossem Lacherfolg und stürmischem Beifall«11. Was genau aufgeführt wurde, ist nicht bekannt. Allerdings zeigt sich, dass Operetten und Bauernpossen ein weitaus größeres Publikum fanden als Streichquartette von Haydn und Ouvertüren von Beethoven.

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Kapitel 7

Im Jahr 1935 gastierte erneut Rolf Ziegler mit seinem Theaterensemble in Liebenstein. Den Winter hatte er in Mönchengladbach und Rheydt in NordrheinWestfalen verbracht und dort die Städtischen Bühnen bespielt. Neben bereits in Liebenstein bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern wie Willi Wilhelmi und Elsa Suhr brachte Ziegler auch neue Akteure mit, so u.a. die Altistin Henriette Böhmer und den Operettentenor Walter Hackel. Auf dem Spielplan standen u.a. folgende Operetten: Drei arme kleine Mädels von Walter Kollo (UA 1927), Polenblut von Oskar Nedbal, Paganini von Franz Léhar (UA 1925), Der Vetter aus Dingsda von Eduard Künneke (UA 1921) und Der Vogelhändler von Carl Zeller (UA 1891). An Schauspielen wurden gegeben Der Mustergatte von Avery Hopwood (Schwank, ca. 1930), Der Störenfried von Roderich Benedix (Lustspiel, ca. 1863), Alt Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster (Schauspiel, ca. 1902), Im weißen Rößl von Ralph Benatzky (Singspiel, 1930), Preziosa von Carl Maria von Weber nach Pius Alexander Wolff (Schauspiel mit Musik, UA 1821) sowie William Shakespeares Ein Sommernachtstraum (Schauspiel, ca. 1600) und »noch einige Neu-Erscheinungen«. Das Kurtheater stand, wie seit Anbeginn, auch der lokalen Bevölkerung offen; niedrige Eintrittspreise sollten auch die Einwohner Liebensteins, Schweinas, Steinbachs und Barchfelds und alle, die »die Kunst zu schätzen« wissen, in das Theater locken.12 Im Jahr 1936 trat das engagierte Ensemble betreffend eine Neuerung ein, die gleichsam – wenn auch nur für eine Saison – eine Rückkehr zu Liebensteiner Theatertraditionen bedeutete: Die Meininger kehrten zurück. Unter der Leitung von Georg Lang, Oberspielleiter am Meininger Landestheater, gastierte eine Truppe bestehend aus Mitgliedern dieses Theaters, verstärkt durch auswärtige Operettensängerinnen und -sänger. Der Spielplan bedeutete indes freilich keine Rehabilitation des ›Meininger Prinzips‹ mit ihrer Fokussierung auf Klassiker der Theaterliteratur und entsprechender Inszenierungsstrategien, die das Theaterensemble einst berühmt gemacht hatten. Stattdessen wurden, als »Vereinigte Kurtheater in Bad Liebenstein, Bad Salzungen und Friedrichroda«, die gängigen Lustspiele und Operetten der Zeit gegeben. Börner zählt einige auf: Der Sprung aus dem Alltag von Heinrich Zerkaulen Der 18. Oktober von Walter Erich Schäfer Dicht unter dem Himmel von Max Koller Meine Tochter, deine Tochter von Leo Lenz und Ralph Arthur Roberts Regatta von Paul Leuchsenring

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Ehe in Dosen von Lenz und Roberts Junge Füchse von Fritz Schwiefert Der Strom von Max Halbe Schwarze Husaren von Walter W. Goetze Die wilde Auguste von Theo Halton und Walter Kollo Spiel nicht mit der Liebe von Richard Keßler und Walter Bromme Hans und Hanna von Johannes Müller Die Malerprinzess von Heinrich Kipp Die Fledermaus von Johann Strauß (Sohn)13 Gegen Ende des Jahres wurde damit begonnen, die Badeanlagen grundlegend umzubauen und zu erweitern. Diese Maßnahmen betrafen auch das Kurtheater, das nun seine heute noch sichtbare äußere Form erhielt, indem es durch eine gemeinsame Empfangshalle mit dem Badehaus verbunden wurde. Die Neueröffnung des erweiterten Theaters fand am 6. Juni 1937 statt. Das Gastspiel der Meininger im vergangenen Jahr blieb ein Einzelfall: Im Jahr 1937 übernahm die Thüringische Gaubühne Weimar die Bespielung des Kurtheaters, erneut gemeinsam mit Bad Salzungen und Friedrichroda. Auf dem Spielplan standen üblicherweise Operetten, Schau- und Lustspiele. Die Leitung des Operetten-Ensemble hatte ein gewisser Oberspielleiter Weber; Aufenthaltsort der Truppe war Bad Salzungen. Dadurch reduzierten sich die Theatertage auf zwei: Pro Woche wurden nur eine Operette und lediglich ein Schau- oder Lustspiel gegeben. Der Eröffnungstag des neuen Badehauses wird von Börner umfangreich dokumentiert. So kommen u.a. die Umbauten im Kurtheater zur Sprache: Wir verlassen den Badebetrieb und passieren noch einmal die grosse Empfangshalle, von hier aus die von Grund aus erneuerten bezw. zum Teil umgestalteten Räume des Theaters zu besichtigen. Die rechts von der Marmortreppe befindliche untere offene Hallendecke eröffnet den Blick in einen tiefen, völlig freien und einheitlichen Raum von dem aus jetzt je ein bequemer Zugang zu den verschiedenen Plätzen im Parterre des Theaters führt. Rechts am Eingang zu diesem Raum hat das Theaterbüfett seinen Platz, und weiter rechts anschliessend die geräumige Garderoben-Ablage. Dieser gegenüber können vorzugsweise die geehrten Damen noch einen letzten prüfenden Blick in den dort aufgestellten Spiegel werfen, welch notwendige Ergänzung sicherlich grossen Anklang findet. Eine Marmortreppe führt uns hinauf zum ersten Stock.

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Kapitel 7

Auch hier oben sind durch Umgestaltung des jetzt einheitlicher wirkenden Raumes längs der frontalen Fensterflucht bequeme Zugänge zu den oberen Rangplätzen und Logen geschaffen worden. Unsere letzte Betrachtung gilt dem eigentlichen Theaterraum. Die Bühnenöffnung ist, dem Ganzen angepasst, etwas niedriger als früher gehalten. Der rote Sammet-Vorhang hebt sich prachtvoll ab gegen die hellen, das Auge erfreuenden Farben der Brüstungen, Wände und Decke, geziert mit schönen, modernen Beleuchtungskörpern. So ist ein Theaterraum geschaffen, leicht fasslich, intim und heiter, eine Stätte, an der man die kleinen Sorgen und Nöte des Alltags vergessen und neue Kräfte für die Pflichten des kommenden Tages sammeln soll und wird.14 Der Eröffnungstag des neuen Badehauses und Kurtheaters fand seinen krönenden Abschluss mit einer Operettenaufführung im Theater: Diesen für die Geschichte unseres Badeortes bedeutsamen Tag beschloss eine Festvorstellung im neuen Kurtheater vor völlig ausverkauftem Hause. Zur Aufführung gelangte die reizende Biedermeier-Operette ›Die vier Schlaumeier‹ [von Walter W. Goetze, ca. 1924], die in vollendeter Wiedergabe durch die Gaubühne Weimar reichsten Beifall erntete. Die Damen Hanna Dunkel, Gerda Pönitz und Ilse Blume wurden durch Blumenspenden ausgezeichnet. Der Abend bildete einen schönen Abschluss der Einweihungsfeier unseres neuen Badehauses.15 Ähnlich wie schon 1914 erfolgte ein Umbau des Kurtheaters zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Auch wenn politische Aspekte – bis auf die typischen Dankesreverenzen an den mit einer Büste in der Empfangshalle geehrten »Führer« während der Eröffnungsfeierlichkeiten – aus dem Kurbetrieb weitgehend herausgehalten wurden, so schien die ideologische Deutschtümelei der Nazis nicht nur in manchen Konzertprogrammen und Presserezensionen durch. Auch die Judenfrage wurde in deutschen Kurorten gestellt, so auch in Bad Liebenstein: Der Reichsinnenminister hat im Einvernehmen mit dem Reichspropagandaminister neue Richtlinien für die Regelung des Besuches jüdischer Kurgäste in Bädern und Kurorten erlassen. Danach sind jüdische Kurgäste in Heilbädern und heilklimatischen Kurorten dann zuzulassen, wenn ihnen durch ärztliches Attest im Einzelfall eine Kurbehandlung verordnet ist und wenn ausserdem die

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Möglichkeit besteht, sie getrennt von den übrigen Kurgästen in jüdischen Kuranstalten, Hotels, Pensionen und Fremdenheimen usw. unterzubringen. Voraussetzung ist dabei, dass in diesen Anstalten und Betrieben deutschblütiges weibliches Personal unter 45 Jahren nicht beschäftigt wird. Ein von einem jüdischen Behandler ausgestelltes Attest für die Kurbehandlung bedarf der Bestätigung durch das Gesundheitsamt. Gemeinschaftseinrichtungen, deren Benutzung für den erstrebten Heilerfolg unerlässlich ist, wie Trinkhallen und Badehäuser, sind den zugelassenen Juden zur Verfügung zu stellen. Mit Rücksicht auf die nicht jüdischen Kurgäste können den Juden angemessene örtliche und zeitliche Beschränkungen hinsichtlich der Benutzung auferlegt werden. Von den Gemeinschaftseinrichtungen, die nicht unmittelbar Heilzwecken dienen, z. B. von eingezäunten Kurgärten, Sportplätzen[,] Kurgaststätten, Kurkonzerten, Lesesälen, Strandbädern und ähnlichen Einrichtungen, sind die Juden auszuschliessen. Wenn einem in Mischehe lebenden Deutschblütigen durch ärztliches Zeugnis bescheinigt wird, dass er zur Durchführung einer Kur der ständigen Begleitung durch seine Ehefrau bedarf, so fallen für die jüdische Ehefrau die genannten Beschränkungen fort. In allen übrigen Bädern und Kurorten sind Juden von den Kureinrichtungen durch jüdische Kurgäste von den Trägern der Kureinrichtungen zu regeln. Vorher soll dem Reichsfremdenverkehrsverband Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Die Bestimmungen dürfen sich nicht auf die exterritorialen Angehörigen der diplomatischen Vertretungen usw. beziehen. Wer Jude ist, bestimmt das Reichsbürgergesetz, eine Unterscheidung zwischen in- und ausländischen Juden findet dabei nicht statt. Es wird noch darauf hingewiesen, dass die jüdischen Kurgäste die Pflicht haben, bei der polizeilichen Meldung unaufgefordert auf ihre Eigenschaft als Juden hinzuweisen. Die für die Juden ausgestellten Kurkarten können durch eine besondere Farbe kenntlich gemacht werden.16 Ob jüdische Kurgäste auch in Liebenstein farblich derart ›markiert‹ worden sind, ist bislang unbekannt. Schizophren war die Situation hier allemal: Juden durften zwar unter bestimmten Voraussetzungen im umgebauten Badehaus die Kurangebote nutzen. Der im neuen Foyer gegenüberliegende Eingang zum Kurtheater blieb diesen Kurgästen allerdings verwehrt. Der Liebensteiner Ortsgruppenleiter der NSDAP machte im Jahr 1938 deutlich, dass Liebenstein judenfrei werden und bleiben sollte:

144

Kapitel 7

An die Badeverwaltung, Bad Liebenstein Es ist der Wunsch der Partei, dass Bad Liebenstein auf Grund seines bisherigen guten Rufes auch künftighin 100% judenrein gehalten wird. Um dieses zu erreichen, halte ich es für notwendig, dass bei allen auswärtigen Anfragen nach Unterkunftsmöglichkeiten bei der hiesigen Badeverwaltung, sowohl auch bei Hotels, Gaststäten [sic!] und Privatpensionen, die Antwortschreiben mit einem Hinweis versehen werden, dass Juden in Bad Liebenstein unerwünscht sind. Ich darf mich wohl der Hoffnung hingeben, dass Sie diesen Wunsch der Partei erfüllen und mir Ihre Bestätigung zusagen. Heil, Hitler! Fritz Ottoselig Ortsgruppenleiter17 In Liebenstein selbst lebten vor dem Zweiten Weltkrieg nur neun Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Darunter gehörten acht zur Familie Bernhard Liebensteins, eines Textilunternehmers mit Geschäften in der Aschenbergstraße 2, der Hauptstraße (heute Herzog-Georg-Straße) 21 sowie einem Sommergeschäft in der Wandelhalle. Letzteres wurde 1938 behördlich geschlossen. Im Jahr 1944 lebten noch zwei »Volljuden« in Liebenstein, die zu einem unbekannten Zeitpunkt in das KZ Theresienstadt deportiert wurden und nach dem Krieg für kurze Zeit nach Liebenstein zurückkehrten. Alle anderen waren emigriert oder in Konzentrationslagern ermordet worden.18

Anmerkungen 1

2

Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0003, Kur- und Fremdenliste 1922 und ebd., Ordner 0005, Kurliste 1939. Der Durchbruch der 10.000er-Marke bei den Kurgastzahlen im September 1938 wurde reichsweit medial wahrgenommen. Vgl. ebd., Ordner 0049/5, passim. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0027, Berichte der Revisions- und Treuhand-A.-G. Thüringen, Meiningen über die bei der Firma Herzogl. Bad Liebensteiner Thüringer Wald A.-G., Bad Liebenstein durchgeführte Prüfung des Rechnungsabschlusses, 1927–1929. Die Jahresbilanzen weisen Verluste von bis zu 129.922,08 RM per anno aus.

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3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

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Walter BÖRNER, Die Entwicklung des Bades Liebenstein 1610-1939, masch., Bad Liebenstein 1953, S. 118. Ebd., S. 133. Ebd., S. 135f. Ebd., S. 137f. Ebd., S. 141f. Ebd., S. 143. Ebd., S. 149f. Ebd., S. 150f. Ebd., S. 151. Ebd., S. 158f. Ebd., S. 171. Ebd., S. 191f. Ebd., S. 194f. Ebd., S. 238f. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0051, Brief des NSDAP-Ortsgruppenleiters Fritz OTTOSELIG an die Badeverwaltung Bad Liebenstein vom 16. Februar 1938. Vgl. Hans NOTHNAGEL (Hrsg.), Juden in Südthüringen geschützt und gejagt, Bd. 6, Suhl: Buchhaus, 1998, S. 125–135.

8.

Das Kurtheater im Volksheilbad zwischen Kultur und Ideologie

Welche Funktion dem Kurtheater im neuen Volksheilbad der DDR zukommen sollte, geht u.a. aus dem Dorfwirtschaftsplan der Gemeinde Bad Liebenstein für 1952 hervor: Die grundlegende Aufgabe auf kultur-politischem Gebiet besteht darin, eine neue demokratische Kultur zu schaffen, die, auf dem grossen deutschen Kulturerbe aufbauend, auf allen Gebieten der Wissenschaft und der Kunst, die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse in der Deutschen Demokratischen Republik zum Ausdruck bringt. […] Um unseren Bauern nach ihrer schweren Arbeit Erholung und Entspannung zu geben, werden vor allem in den Wintermonaten kulturelle Abende durchgeführt, die auf bäuerliche Belange abgestellt sind. Die Kurverwaltung wird sich bemühen, einige Operetten im hiesigen Kurtheater zu geben, wozu die benötigte Anzahl Eintrittskarten gegen Bezahlung der VdgB zur Verfügung gestellt werden.1 Wie umfangreich und vielfältig die kulturelle Nutzung des Kurtheaters in den Anfangsjahren der DDR ausfiel, belegt der Veranstaltungsplan des Volkheilbades vom Juni 1950:

Das Kurtheater im Volksheilbad

147

Tab. 3: Veranstaltungsplan des Kurtheaters im Juni 1950 Datum

Titel der Veranstaltung

Ausführende

3. Juni 1950

Der eifersüchtige Hof (Lustspiel)

Chiemseer Bauernbühne

5. Juni 1950

Frauen haben das gern (Operette)

Stadttheater Eisenach

8. Juni 1950

Albrecht Dürer als Mensch und Künstler (Vortrag)

Dr. Seitz, Bad Liebenstein

9. Juni 1950

Balladen- und Märchenabend

Ingeborg Stier-Gerhard, Stadttheater Eisenach

10. Juni 1950

Operettenabend

Kurkapelle Bad Liebenstein

11. Juni 1950

Das sind die schönsten Lieder

Madrigal-Chor Eisenach

14. Juni 1950

Musik schlägt Brücken. Perlen russischer Musik und Dichtung

Das Erfurter Trio; Rezitation: Gudrun MariaMeincke

15. Juni 1950

Der Maler und Zeichner Ludwig Richter (Vortrag)

Dr. Seitz, Bad Liebenstein

16. Juni 1950

Frau ohne Kuß (Musikalisches Lustspiel)

Landestheater Meiningen

17. Juni 1950

Lehar-Linke-Abend

Kurkapelle Bad Liebenstein

18. Juni 1950

Beliebte Melodien

Konzert-Trio Helmut Kempf, Meiningen

19. Juni 1950

Das Musikschaffen der Gegenwart (Vortrag)

Rudolf Schricker

20. Juni 1950

Ein deutscher Malerpoet Moritz v. Schwind (Vortrag)

Dr. Seitz, Bad Liebenstein

21. Juni 1950

Die Spieldose (Schauspiel)

Landestheater Meiningen

148

Kapitel 8

22. Juni 1950

Tag des Überfalls auf die Sowjetunion

Gesellschaft für DeutschSowjetische Freundschaft

23. Juni 1950

Kammermusik-Abend deutscher u. ausländischer Komponisten (Konzert für 2 Klaviere und Violoncello)

Erich Jäcksch, Kurt Berlig, Alfred Bartsch

24. Juni 1950

Im weißen Röss’l (Lustspiel)

Laienspielgruppe Wasungen

27. Juni 1950

Alle meine Söhne (Schauspiel)

Stadttheater Eisenach

28. Juni 1950

Musik der Nationen

Kurkapelle Bad Liebenstein

29. Juni 1950

Deutsche Kunst in Wandel der Zeiten (Vortrag)

Dr. Seitz, Bad Liebenstein

Das Kurtheater wurde demnach fast täglich für Veranstaltungen genutzt, vom kunsthistorischen Vortrag über Kammermusikabende bis hin zu Operetten. Die Konzerte der Kurkapelle wurden bei schönem Wetter allerdings auf dem Kurplatz gegeben, so dass sie ggf. aus der Tabelle herausfallen. In den Folgejahren sah der Spielplan des Theaters ähnlich üppig bestückt aus, mit Gastspielen des Meininger Theaters, Konzerten der Kurorchester aus Bad Liebenstein und Bad Salzungen, der obligatorischen Festveranstaltung am 7. Oktober oder auch Diavorträgen und ein Konzert über »Volksinstrumente – einmal anders«2. Im Jahr 1959 erfolgten schließlich die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der DDR; ein Jahr darauf zum fünfzehnjährigen Bestehen des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), die u.a. mit einer Festveranstaltung »Wer schaffen will, muß fröhlich sein« am 17. Juni begangen wurden.3 Offenkundig reichten diese Bemühungen der Liebensteiner Kulturabteilung, »eine politisch-kulturelle Offensive in die Reihen derjenigen vorzutragen, die im Dämmer geschichtlich längst überalterter Vorstellungen dahinleben und ständig Gefahr laufen, gegen die Interessen unseres Volkes und gegen ihre eigenen Interessen mißbraucht zu werden«4, nicht aus, so dass sie in einem selbstkritischen Jahresbericht 1961 zu dem Schluss kommt: »Wir müssen noch mehr Laienspielgruppen, Arbeitertheater in unsere Programme aufnehmen.«5 Im ganzen

Das Kurtheater im Volksheilbad

149

Jahr 1961 wurden im Kurtheater insgesamt lediglich 19 Theaterveranstaltungen gegeben mit einer Gesamtzahl von 2.482 Besuchern. Das Theater war also zu diesem Zeitpunkt kein wirklicher Publikumsmagnet mehr, auch wenn momentan Quellen darüber fehlen, wer es bespielt hat. Im Jahr 1962 bestand offenbar ein Vertrag mit dem Eisenacher Theater, der 1963 zugunsten eines Engagements des Meininger Theaters aufgegeben wurde. Gleichwohl wünschte sich die Liebensteiner Kulturabteilung »mehr Abwechslung in ihre[n] Aufführungen« und lobte einer verbesserte »Disziplin der Meininger Künstler und Musiker«.6 Die Aufführungs- und Besucherzahlen zu den Meininger Gastspielen lagen bereits im Jahr 1964 deutlich höher. An 34 Veranstaltungstagen zwischen Januar und Dezember strömten insgesamt 10.393 Besucher in das Kurtheater, wobei aus der Statistik nicht hervorgeht, ob z.B. die beiden Augustvorstellungen mit allein 1.373 Besuchern nicht Open Air am Erdfall stattgefunden haben.7 Trotz dieser erfreulichen Entwicklung kritisierte die Kulturabteilung u.a. Schwierigkeiten bei der Terminierung der Vorstellungen sowie eine teilweise Diskrepanz zwischen Darbietung und Publikumsgeschmack.8 Die 1970er Jahre sind für das Kurtheater von besonderer Bedeutung, denn aufgrund der nunmehr eingetretenen Baufälligkeit und einer damit einhergehenden behördlichen Schließung bedurfte es umfassender Restaurierungsarbeiten, die sich im Inneren des Hauses noch heute bemerkbar machen. Bereits 1956 ergab eine Brandschutzrevision erhebliche Mängel am Haus, so dass eine Sperrung drohte, was »in Bezug auf die kulturelle Betreuung eine Katastrophe für Bad Liebenstein wäre«9. In welchem Umfang damals brandschutztechnische Maßnahmen umgesetzt wurden, um den Spielbetrieb zumindest für einige Jahre aufrecht zu erhalten, geht aus dem verfügbaren Archivmaterial nicht hervor. Im Jahr 1959 drohte nach einer Begehung der Staatlichen Bauaufsicht neues Ungemach: Die Statik des Ranges war so unsicher, dass ab dem 26. Mai 1959 zahlreiche Plätze gesperrt werden mussten, vor allem diejenigen, die sich seinerzeit über der damaligen Garderobe befanden. Als Auflage wurde festgelegt, dass ein neuer Ort für die Garderobe gefunden werden musste.10 Sie wanderte schließlich ins Badehaus. Die Restaurierungsarbeiten begannen im Jahr 1973 und sollten bis Mai 1974 abgeschlossen sein. Die Akten betonen, dass das Theater zu diesem Zeitpunkt bereits gesperrt gewesen ist. In einer Konzeption des Volksheilbades für Herzund Kreislauferkrankungen Bad Liebenstein zur perspektivischen Entwicklung unter besonderer Beachtung der Entwicklung zum Staatsbad der Deutschen Demokratischen Republik vom 30. August 1973 werden die das Kurtheater betref-

150

Kapitel 8

fenden Baumaßnahmen aufgeschlüsselt und mit Zahlen unterlegt. Die zwei größten Posten – und demzufolge auch notwendigsten Restaurierungsarbeiten – stellen nicht näher spezifizierte Abbruch-, Erd-, Maurer- und Betonarbeiten mit 107.000 Mark sowie die Erneuerung von Heizung und Lüftung mit 125.000 Mark dar. Für die Innenausstattung und sonstige Arbeiten waren 90.000 Mark eingeplant, für Zimmerer- und Bautischlerarbeiten 69.300 Mark. Die Erneuerung der Elektrik sollte 25.000 Mark verschlingen, Maler- und Putzarbeiten 41.300 Mark, die Neudeckung des Daches 11.000 Mark und Sanitär- und Klempnerarbeiten schließlich 13.400 Mark. Auch auf dem Vorplatz des Kurtheaters sollten Arbeiten in Kostenhöhe von 38.500 Mark durchgeführt werden. Alles in allem war die Restaurierung des Kurtheaters also mit einer Summe von 520.500 Mark projektiert – im Geldwert der Zeit etwa so viel wie fünf Einfamilienhäuser!11 Nach einer feierlichen Wiedereröffnung im Jahr 1975 wurde das Kurtheater in den Folgejahren wieder rege für theatralische und andere Veranstaltungen genutzt. Exemplarisch sei ein Blick in das Jahr 1978 geworfen, in dem nicht nur ein regulärer Spielbetrieb stattfand, sondern in dem das Kurtheater auch als einer der Veranstaltungsorte für die 17. Arbeiterfestspiele der DDR im Bezirk Suhl fungierte. Ähnlich wie in den Jahren und Jahrzehnten zuvor wurde das Kurtheater ganzjährig und nahezu täglich bespielt. Ensemblegastspiele der Meininger gab es allerdings durchschnittlich nur ein- bis zweimal im Monat; weitere Veranstaltungen bildeten Vorträge, Diaabende oder Chor- und Volksgruppendarbietungen. Im Folgenden sei deshalb beispielhaft der Monat Mai 1978 tabellarisch dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient hier das Konzert von Herbert Roth am 26. Mai. Ob er das Rennsteiglied im Gepäck hatte, ist unbekannt, aber bei dem Programmtitel So klingt’s in den Bergen äußerst wahrscheinlich. Tab. 4: Veranstaltungen im Kurtheater im Mai 197812 Datum

Titel der Veranstaltung

Ausführende

2. Mai 1978

Als Zoodirektor in der Sowjetunion (Farblichtbildervortrag)

Dr. Altmann, Direktor des Thüringer Zooparkes Erfurt

4. Mai 1978

Deine Gesundheit liegt in Deiner Hand (Vortrag)

Dr. Waldemar Töpfer

Das Kurtheater im Volksheilbad

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5. Mai 1978

Die Mitschuldigen (Lustspiel von Johann Wolfgang von Goethe)

Meininger Theater

6. Mai 1978

V a r n a – Bulgariens Sonnenküste (Filmvorführung)

Günter Pistl, Braunsdorf

7. Mai 1978

Glückliche Reise (Musikalischer Abend)

Hanna Paura (Sopran), Helmut Weidel (Tenor), Peter Moik (Buffo und Sprecher), Kurorchester

8. Mai 1978

Land, das lieben wir (Konzert)

Solisten und Blasorchester des VEB UMK Ruhla

10. Mai 1978

Grüße vom Thüringer Wald (Konzert)

Pappenheimer Schrammeln

11. Mai 1978

Annemarie und Günther (Chanson-Konzert)

Die Ludwigs

12. Mai 1978

Kamerajagd im Land der Seen (TonfarbbildReportage)

Frank Bannasch und Wolfgang Hahn, Staßfurt

15. Mai 1978

Spaß muß sein (Revue)

Sonderveranstaltung des KGD Suhl

17. Mai 1978

Mit Sang und Klang durch das Thüringer Land (Konzert)

Trusetaler Wanderfreunde, VEB Kombinat Sportgeräte Schmalkalden

18. Mai 1978

Auf Fotopirsch im Thüringer Wald (Farbdiavortrag)

Volker Kellner, Schmalkalden

19. Mai 1978

Das Märchen, eine kitschige Begebenheit; Die Kommode (zwei Einakter von Curt Goetz)

Meininger Theater

21. Mai 1978

Ohne Liebe wär’ ich heute schon verkühlt (Konzert)

Weimar-Ensemble des Nationaltheaters Weimar

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Kapitel 8 Mit den Schiffen der DDR-Handelsflotte in ferne Länder (StereoColor-Erlebnisbericht)

Herbert Habermalz, Leuna

22. Mai 1978

Nee, so was (Musikalisch-literarischer Abend)

Albert John (Landestheater Eisenach) und Ludwig Siebert

23. Mai 1978

Heitere Erlebnisse des braven Schülers Ottokar

Ottokar Domma (Eulenspiegel)

24. Mai 1978

Die Volksmusikanten sind da (Konzert)

Hachelsteiner, Asbach

25. Mai 1978

Urlaub in Ungarn (Stereovortrag)

Margot und Olaf Koch

26. Mai 1978

So klingt’s in den Bergen (Musikalische Wanderung)

Herbert Roth, Waltraut Schulz und Instrumentalgruppe

27. Mai 1978

Modenschau

Mannequin-Studio Sonja Voigt, Erfurt

28. Mai 1978

Mit Schwung und guter Laune (Konzert)

Marlene Reinhard (Sopran), Rudolf Rehfeld (Bariton), Karl-Heinz Koch (Tenor und Conferencier), Kurorchester

31. Mai 1978

Singendes, klingendes Thüringen (Konzert)

Falkensteiner Musikanten

Es ist offensichtlich, dass das kulturpolitische Verdikt, Kultur von Werktätigen für Werktätige anzubieten, gelebte Praxis war. Die zahlreichen Kombinatsensembles beispielsweise aus Ruhla, Suhl und Schmalkalden wie auch Volksmusikgruppen aus der näheren und weiteren Umgebung Liebensteins traten regelmäßig im Kurort auf, sowohl im Kurtheater als auch im Kurhaus (Kaiserhof) oder in der Wandelhalle. Die Gastspiele der Meininger beschränkten sich in der Regel auf Solistenabende oder Lustspiele, etwa von Goethe oder Curt Goetz, einem deutschschweizerischen Schauspieler und Schriftsteller, dessen Komödien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weite Verbreitung fanden.

Das Kurtheater im Volksheilbad

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Eines der wichtigsten kulturellen Highlights des Jahres 1978 bildeten sicher die 17. Arbeiterfestspiele, die auch im Kurtheater gefeiert wurden. Sie fanden vom 30. Juni bis 2. Juli an mehreren Orten im Kreis Bad Salzungen statt, in Liebenstein u.a. im Kurtheater, im Pavillon des Kurparks sowie in der Wandelhalle. Die Stadt muss voller Menschen gewesen sein – neben den hoffentlich zahlreich erschienenen Arbeitern und Bauern auch die Ensembles und Orchester, die aus der ganzen DDR angereist waren. Im Kurtheater kam es zu folgenden Veranstaltungen: Tab. 5: Veranstaltungen der 17. Arbeiterfestspiele der DDR im Kurtheater 1978 Datum

Titel der Veranstaltung

Ausführende

30. Juni 1978

Die Nachtigall (Märchen für Erwachsene nach Hans Christian Andersen)

Arbeitertheater des VEB Geräte- und Reglerwerk Teltow

1. Juli 1978

Das Schöne in unserer Zeit (Konzert)

Kammerorchester und Rostocker Nonett beim VEB Schiffswerft »Neptun« Rostock

Konzert

Arbeitersinfonieorchester beim VEB Carl Zeiss Jena

Hütet euch vor Haltungsschäden

Kabarett »Rote Funken« der Gewerkschaftshochschule »Fritz Heckert« beim Bundesvorstand des FDGB

Wir lachen weiter

Kabarett »Zünder« beim VEB BMK Ost, Betrieb Industriebau Schwedt

Freundlich ist der neue Tag (Konzert)

Volksinstrumentenorchester des BergarbeiterKulturhauses »Glück auf« Gera der SDAG Wismut, Bergbaubetrieb Schmirchau

2. Juli 1978

154

Kapitel 8

Auf dem im Kurarchiv erhaltenen Programm des Carl-Zeiss-Orchesters stand zunächst die Suite für großes Orchester von Hansjürgen Schmidt, einem 1935 geborenen Jenaer Komponisten. Die viersätzige Orchesterkomposition war ein Auftragswerk des Arbeitersinfonieorchesters zum 25. Jahrestag der DDR im Jahr 1974 und wird in Schmidts aktuellem Werkverzeichnis lapidar als Orchestermusik bezeichnet.13 Außerdem kamen Edvard Griegs Klavierkonzert a-Moll op. 16 sowie Dmitri Schostakowitschs Festliche Ouvertüre op. 96 zur Aufführung.14 Im Programmheft zu den Arbeiterfestspielen ist zudem eine Veranstaltung vermerkt, die unmittelbar vor dem Festival bereits am 29. Juni 1978 im Kurtheater stattfand: ein Gastspiel des Kabaretts Leipziger Pfeffermühle mit dem Programm Lebens(Ver)weise. Ein Blick in das dazugehörige Programmheft offenbart, wie zweideutig viele Sätze formuliert sind und wie scharfzüngig doch die politkabarettistische Kritik am System und Alltag der DDR durchdringt: Krüger sagt stets: ›Ei wie wahr!‹ Zu keinem Plenum hat er Fragen. Alles ist ihm sonnenklar, wie es ist, wie’s kommt, wie’s war. Krüger hört man niemals klagen. Krüger, der weiß ganz genau: Beschlüsse und Gesetze gestatten ihm nur eine Frau, ein Sommerhaus im Eigenbau und manchmal Ferienplätze. Krüger kennt sich gründlich aus, er weiß um seine Rechte. Nie stritt er mit ’ner weißen Maus, nie fiel er mit ’ner Tür ins Haus. Krüger will nie, Krüger möchte. Krüger, der auch Fernsehen guckt, ist da einer von den Festen. Wenn auch das Bild mal rennt und zuckt und Adlershof mit Störung muckt:

Das Kurtheater im Volksheilbad

155

Krüger dreht nicht auf den Westen. Krüger könnte Vorbild sein für Disziplin und Lebensweise. Niemals macht er Schererei’n. Wohnraummangel sieht er ein. Krüger schimpft auch nicht auf Preise. Krüger ist stets erster Wähler, immer wählt er offen. Als eingefuchster Stimmenzähler korrigiert er Rechenfehler. Krüger war noch nie besoffen. Krüger, der ist staatsbewußt, der ganze Mann strahlt Pflicht. Sechs Orden schmücken seine Brust, ihn anzusehn ist eine Lust, ihn anzuhören ein Gedicht. Krüger, so, in diesem Licht läßt uns beinahe erschauern. Gemach. Er steht nur im Bericht. Bis jetzt gibt’s diesen Krüger nicht. Und kaum ein Mensch wird das bedauern.15 Ein solches Vokabular ausgerechnet im Umfeld eines staatlich organisierten Festivals zu artikulieren, beweist Mut, zumal in der restriktiver werdenden zweiten Hälfte der 1970er Jahre. An der Begeisterung allerdings von Kurgästen und Liebensteinern für politisches Kabarett wird sich bis zum heutigen Tage nichts ändern. Wie das Programm des Kurtheaters in den 1980er Jahren aussah, lässt sich aus den Liebensteiner Archivbeständen nicht erschließen, da gerade für dieses Jahrzehnt eine große Lücke klafft, insbesondere auch in Bezug auf das zwischen 1980 und 1982 errichtete »Mehrzweckkulturhaus«, die spätere Stadthalle. Aus der 1973 erstellten Konzeption für das Volksheilbad geht allerdings hervor,

156

Kapitel 8

dass nach Fertigstellung dieses Kulturzentrums ein Umbau und eine Umfunktionierung des Kurtheaters zum »Lichtspielbetrieb«, d.h. zum reinen Kinosaal geplant waren.16 Zur Ausführung dieser Pläne ist es glücklicherweise nie gekommen.

Anmerkungen 1

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

12 13

14

Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0010, Dorfwirtschaftsplan der Gemeinde Bad Liebenstein für 1952, S. 2 und 4. Im angefügten »Terminplan des Dorfwirtschaftsplanes 1952« erscheint lediglich eine geplante Operette im Februar des Jahres. Vgl. ebd., Terminplan des Dorfwirtschaftsplanes, S. 3. Volksheilbad Liebenstein, Veranstaltungsplan Oktober 1958, Veranstaltung am 30. Oktober 1958, S. 25. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0031, Protokoll über die am 4.6.1960 stattgefundene Leitungssitzung, S. 1. Ebd., Ordner 0026, Jahresbericht der Kulturabteilung und Auswertung der Kritiken 1961, S. 1. Ebd., S. 6. Ebd., Kulturabteilung, Jahresanalyse 1963, S. 3. Ebd., Kulturabteilung, Jahresbericht 1964, Statistik. Vgl. ebd., Ordner 0026, Kulturabteilung, Ausarbeitung des Jahresberichts 1965, S. 2. Ebd., Ordner 0079, Brief des Liebensteiner Verwaltungsleiters ZAPPE an die Staatliche Geologische Kommission der DDR vom 21. Juni 1956, S. 1. Vgl. ebd., Ordner 0107/1, Theatergebäude im Volksheilbad Bad Liebenstein, Niederschrift vom 26. Mai 1959, S. 1f. Vgl. ebd., Konzeption des Volksheilbades für Herz- und Kreislauferkrankungen Bad Liebenstein zur perspektivischen Entwicklung unter besonderer Beachtung der Entwicklung zum Staatsbad der Deutschen Demokratischen Republik, Anlage 6. Ebd., Ordner 110/3, Veranstaltungsplan Monat Mai 1978, passim. Sofern es sich hierbei um diese Komposition handelt und Schmidt nicht – wie viele andere Komponisten der DDR und der Warschauer Pakt-Staaten – ein staatliches Auftragswerk im Nachhinein aus seinem Œuvre entfernt hat. Vgl. , 25. Mai 2014. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0091, Programmfolge des Arbeitersinfonieorchesters.

Das Kurtheater im Volksheilbad

15 16

157

»Krüger«, in: ebd., Programmflyer des Kabaretts Leipziger Pfeffermühle in Bad Liebenstein am 29. Juni 1978. Vgl. Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 107/1 (wie Anm. 11), S. 14.

9.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands: Dornröschenschlaf und ehrenamtlicher Neuanfang

Als sich im Sommer 2002 die Arbeitsgruppe Kultur unter der Leitung des Verfassers konstituierte, lag das Theater selbst weitgehend im Dornröschenschlaf. Seit den 1990er Jahren wurde es immer seltener für Theateraufführungen genutzt, einhergehend mit einer mangelnden medialen wie werbetechnischen Präsenz. Zu den Highlights des Hauses zählten neben den von Jürgen Wisner organisierten Bad Liebensteiner Filmtagen lediglich alljährliche Jugendweihen und Abiturfeiern. Die von der damaligen Kurverwaltung organisierten Theaterabende, wie etwa im Jahr 2002 mit dem freien eisenacher burgtheater, fanden wenig Resonanz. Dem Verfasser dieses Buches schwebte seinerzeit eine besondere Kulturveranstaltung vor, die er im immer mehr verwaisenden Kurtheater dauerhaft etablieren wollte: ein Thüringer Comedy-Festival, das mit einem Wettstreit und Preisverleihungen verbunden sein sollte. Diese Idee besprach er im Frühjahr 2002 zunächst mit der Mitarbeiterin der Kurverwaltung, Christina Sieland, die wiederum ein Treffen mit dem damaligen Kurdirektor Siegfried Peschel ermöglichte. Im persönlichen Gespräch zwischen dem Verfasser und Peschel erwähnte letzterer, dass das Kurtheater bereits seit 1803 genutzt wurde, was im Umkehrschluss hieß, dass im Jahr 2003 sein 200. Geburtstag gefeiert werden müsste. Darauf vom Verfasser angesprochen, reagierte Peschel sofort und schlug ein Festkomitee vor, das aus Persönlichkeiten des Liebensteiner Politik- und Kulturlebens bestehen sollte. Jedoch wartete der Verfasser vergeblich auf eine weitere Rückmeldung Peschels:

Dornröschenschlaf und ehrenamtlicher Neuanfang

159

Wenige Wochen nach dem gemeinsamen Gespräch war er kein Kurdirektor mehr. Damit standen nun auch die Planungen für das Theaterjubiläum in den Sternen. Nach kurzer Überlegung und Beratung mit der Leiterin der Stadt- und Kurbibliothek, Petra Hohmann, entschloss sich der Verfasser, selbst die Initiative zu ergreifen und ein solches Komitee zusammenzurufen. Diesem gehörte an: Christian Storch, als Vorsitzender, Petra Hohmann, Cornelia Nagel, Hauptamtsleiterin der Stadt Bad Liebenstein, Brigitte Lorenz, Erste Beigeordnete der Stadt Bad Liebenstein, Sylvia Kissmann, Mitarbeiterin der Touristinformation, Horst Weinberg, Vorsitzender des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn e.V., Jürgen Biedermannn, Vorstandsmitglied des Vereins der Natur- und Heimatfreunde Bad Liebenstein e.V., Fritz Lauterbach, Direktor der Kurparkklinik Dr. Lauterbach, Jürgen Krause, Ethiklehrer am Herzog-Georg-Gymnasium sowie Hans-Jürgen Liebau, Vorsitzender des Kunst- und Kulturvereins Bad Liebenstein e.V. Das erste Treffen der formierten Arbeitsgruppe Kultur, wie sie sich zunächst nennen sollte, fand im Sommer 2002 in der Villa Feodora statt. Bereits hier wurde signalisiert, dass ein solches Jubiläum nicht auf eine oder zwei Festwochen beschränkt, sondern das Theater das ganze Jahr über in den Fokus gerückt werden sollte. Idealerweise wollte nicht allein die Arbeitsgruppe das Jubiläum ausgestalten, sondern es sollten sich auch weitere Liebensteiner Vereine mit eigenen Programmpunkten an den Veranstaltungen beteiligen. Die positive und konstruktive Atmosphäre der ersten Zusammenkunft hatte alle davon überzeugt, gemeinsam die Sache anzugehen und sich von nun an regelmäßig zu treffen. Bereits bei der zweiten Besprechung am 9. September 2002 wurde allerdings deutlich, dass man mit den Planungen sehr weit hinterher war, um tatsächlich 12 bis 14 Veranstaltungen das Jahr 2003 über – d.h. im Schnitt ca. eine Veranstaltung pro Monat – zu organisieren bzw. zu initiieren. Da das genaue Eröffnungsdatum des Kurtheaters zum damaligen Zeitpunkt im Dunkeln lag, kam die Idee auf, die Geburtstagsfeierlichkeiten um ein Jahr nach hinten zu verschieben, also auf das Jahr 2004. Angeblich sei das Theater sowieso erst 1804 an die Badedirektion übergeben worden und so könnte man dieses Datum als die eigentliche Geburtsstunde des Kurtheaters Bad Liebenstein bezeichnen. Dass sowohl das angenommene Erbauungsjahr 1803 als auch eine Übergabe an die Badedirektion im Jahr 1804 in den Bereich der Legendenbildung gehören und jeglicher Quellengrundlage entbehren, ist mittlerweile erwiesen (siehe Kapitel 2). Das Jahr 2003 wollte die Arbeitsgruppe Kultur dennoch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Im März jährte sich der Geburtstag Jean Pauls, der, wie gesehen,

160

Kapitel 9

mehrfach in Liebenstein geweilt hatte, zum 240. Mal. Die Arbeitsgruppe plante zwei Veranstaltungen: eine Lesung zu Dr. Katzenbergers Badereise mit dem bekannten Berliner Schauspieler Hans-Jürgen Schatz vor geladenen Gästen am 21. März 2003 mit anschließendem Büffet in der Villa Feodora sowie einen öffentlichen musikalisch-literarischen Vortrag am 22. März 2003 im Palais Weimar mit anschließender Wanderung zur Altensteiner Höhle und dortigem musikalisch begleitetem Diner, verbunden mit einer von Liebensteiner Gymnasiasten organisierten Ausstellung mit Aphorismen Jean Pauls im öffentlichen Raum. Dieser Event sollte gleichzeitig ein Testlauf sein, ob die Arbeitsgruppe in der Lage wäre, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und Veranstaltungen auch über einen längeren Zeitraum zu organisieren. Der Test glückte, und so sah sich die Arbeitsgruppe bestärkt in ihrem Ansinnen, das Kurtheater aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Der Spielplan des Jubiläumsjahres umfasste insgesamt 13 Veranstaltungen: Tab. 6: Spielplan der Arbeitsgruppe Kultur zum angenommenen 200. Geburtstag des Kurtheaters 2004 Datum und Ort

Titel der Veranstaltung

Ausführende

24. Januar 2004, Kurtheater

Auftaktveranstaltung (musikalischliterarischer Abend)

Aurora-Quartett Weimar; Heidi Brüsch, Bad Liebenstein (Rezitation)

12. März 2004, Kurtheater

Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe (Schauspiel)

Deutsches Nationaltheater Weimar

1. April 2004, Kurtheater

Zum Geburtstag von Herzog Georg II. (festlicher Abend)

Herzog-GeorgGymnasium Bad Liebenstein

19. April 2004, Kurtheater

Vom Menschen Johannes Brahms (musikalisch-literarischer Abend)

Gastveranstaltung der Rheumaliga Thüringen

30. April 2004, Kurtheater

Cars (Schauspiel)

freies eisenacher burgtheater

Dornröschenschlaf und ehrenamtlicher Neuanfang

161

5. Juni 2004, Kurtheater

Brahms zu Gast bei Georg II. (musikalischliterarischer Abend)

Prof. Kurt und Renate Hofmann, Lübeck

25. Juni 2004, Kurtheater

Bolero (Tanztheater)

Ballett der Staatsoper Hannover

29. August 2004, Schloss Altenstein

Sommerkonzert

Streichorchester der Musikschule Wartburgkreis, Bad Salzungen

12. September 2004, Kurtheater

Tag des offenen Denkmals

Arbeitsgruppe Kultur

19. September 2004, Friedenskirche

Kirchenkonzert

Kirchenchöre Bad Liebenstein, Breitungen und Steinbach

2. Oktober 2004, Kurtheater

Die Meininger kommen! (Live-Talkshow)

Südthüringisches Staatstheater Meiningen

16. Oktober 2004, Palais Weimar

Theaterkunst unter Georg I. (Soiree)

Prof. Dr. Alfred Erck und Dr. Hannelore Schneider, Meiningen

20. November 2004, Kurtheater

Abschlussveranstaltung (Konzert)

Vereine der Stadt Bad Liebenstein

Wie der Programmliste zu entnehmen ist, wurde nur ein Teil der Jubiläumsveranstaltungen von der Arbeitsgruppe selbst organisiert und betreut. Es war der Gruppe wichtig, möglichst viele Liebensteiner Akteure in den vermeintlichen Theatergeburtstag zu integrieren und mit eigenen Programmpunkten teilhaben zu lassen. Glücklicherweise hatten alle angesprochenen Vereine diese Anfrage positiv entgegen genommen. Die Arbeitsgruppe Kultur begann das Jubiläumsjahr ohne ein eigenes Budget oder städtische Gelder. Die Stadt verzichtete zu Beginn zwar auf Miete und Nebenkosten und leistete enorme Eigenleistungen. Dennoch ging die Arbeitsgruppe ein erhebliches Risiko ein, denn ein unvorhergesehenes Ausbleiben des Publikums hätte den finanziellen Ruin und das Ende des Jubiläums bedeutet. Die Zuversicht auf allen Seiten siegte allerdings: Am Abend der Auftaktveranstaltung, zu der das Aurora-Quartett aus Weimar die theaterhistorischen Ausführungen Heidi Brüschs musikalisch umrahmte, kamen über 160 Gäste ins Kurtheater. Dornröschen war wach.

162

Kapitel 9

Die folgenden Veranstaltungen verbuchten insgesamt ein erfreuliches Publikumsergebnis. Besonders gut besucht waren die Veranstaltungen des Deutschen Nationaltheaters Weimar und des Herzog-Georg-Gymnasiums sowie das ausverkaufte, von Fritz Lauterbach organisierte Gastspiel des Balletts der Staatsoper Hannover, zu dem auch zahlreiche auswärtige Besucher ins Kurtheater strömten. Bereits im Frühjahr 2004 stellte sich für die Arbeitsgruppe allerdings die Frage, ob man Planungen für eine Spielzeit 2005 aufnehmen sollte. Angesichts des äußerst positiv verlaufenen Beginns wurde diese Frage von allen Mitgliedern bejaht, so dass erste Überlegungen für eine reguläre, von einer ehrenamtlich agierenden Arbeitsgruppe konzipierte Spielzeit am Kurtheater Bad Liebenstein in Angriff genommen werden konnten. Da für das Spielzeitjahr 2005 der Aufmerksamkeitsbonus des Jubiläums wegfallen würde, die Arbeitsgruppe aber durch die gut besuchten Veranstaltungen sich ein kleines finanzielles Polster zulegen konnte, so war sie genötigt, sich besondere Programmhighlights zu überlegen, die auch ohne die mehrfache Beteiligung Liebensteiner Akteure auskommen konnte, denn ein alljährliches Engagement des Gymnasiums, der Kirchenchöre oder der Vereine der Stadt wäre personell und ressourcentechnisch nicht zu stemmen gewesen. Dennoch sollte es zumindest einen Abend geben, der von Liebensteinern gestaltet werden würde. So fand am 26. November 2005 die »Produktion Bad Liebenstein« statt, in der Schüler des Herzog-Georg-Gymnasiums sowie verschiedener Chöre der Region gemeinsam ihr künstlerisches Potential ausleuchteten. Daneben gab es Gastspiele u.a. vom freien eisenacher burgtheater (mit Faust I zu Zweit am 21. Januar), der Neuen Bühne Senftenberg (mit Kabale und Liebe am 14. Mai), Cornelia Schirmer vom Thalia-Theater Hamburg (mit Fritz der Traktorist am 24. September) oder auch dem Kabarett Leipziger Pfeffermühle am 18. November, das seitdem alle zwei Jahre in Liebenstein eine Doppelveranstaltung gibt. Ein besonderes Highlight stellte das Gastspiel des Theater- und Kinoschauspielers André Eisermann (Kaspar Hauser, Schlafes Bruder) am 30. Juli 2005 dar, der mit seiner »SpokenWord-Performance« Goethe.Werther.Eisermann das fast ausverkaufte Kurtheater begeisterte und schauspielerische Weltklasse auf die hiesige Bühne brachte. Seit dieser Zeit treten regelmäßig national bekannte und berühmte Solisten im Kurtheater auf, vornehmlich aus der Sparte Kabarett. So gastierten im Jahr 2006 Georg Schramm, 2008 Frank Lüdecke, 2010 Django Asül, 2012 Rolf Miller, 2013 Jochen Malmsheimer sowie 2014 Gerd Dudenhöffer und Lisa Fitz. Sie garantieren

Dornröschenschlaf und ehrenamtlicher Neuanfang

163

dem Theater eine überregionale Aufmerksamkeit, hohen Publikumszuspruch und damit einhergehend auch bessere finanzielle Einnahmen. Auch in der Presse wurden und werden der Förderverein KurTheater und seine Theaterveranstaltungen positiv gewürdigt: Die Zuschauer in Bad Liebenstein sind hingerissen, ohne Zugaben darf Frank Lüdecke nicht von der Bühne. Sein Auftritt beweist einmal mehr, dass sich das Liebensteiner Kurtheater mittlerweile zu einem erfolgreichen Mekka des Kabaretts entwickelt hat, zu dem die Leute mit Begeisterung pilgern.1 Im Herbst 2004 hatte der Verfasser aufgrund eines längeren Auslandsaufenthalts den Vorsitz der Arbeitsgruppe an Dr. Jochen Retzlaff abgegeben, der bereits im Jahr 2003 zusammen mit Heidi Brüsch zu dieser dazu gestoßen war. Im Laufe der Jahre veränderte sich die Zusammensetzung der Arbeitsgruppe und reduzierte sich insgesamt auf acht Personen: Dr. Jochen Retzlaff, Heidi Brüsch, Horst Weinberg, Jürgen Biedermann, Petra Hohmann, Sylvia Kissmann, Kathleen Heß und Christian Storch. Unter dem Vorsitz Retzlaffs wurde 2007 ein Förderverein ins Leben gerufen, so dass die Rechtsgeschäfte nicht mehr wie bisher über den Förderverein Altenstein-Glücksbrunn getätigt werden mussten. Ein Vertrag mit der Stadtverwaltung Bad Liebenstein garantiert bis heute dem Verein die mietfreie Nutzung des Hauses bei Zahlung der entstehenden Nebenkosten wie Reinigung, Brandwache, Strom, Wasser und Heizung. Alle anfallenden Einnahmen des Vereins werden am Ende des Jahres – abzüglich der Kosten und etwaiger Ausgleiche des Reservekontos – an die Stadt zweckgebunden für das Kurtheater überwiesen. So konnten mithilfe des Vereins der Bühnenvorhang erneuert, einige Scheinwerfer angeschafft, ein Teil des Parketts restauriert sowie weitere diverse optische und technische Verbesserungen vorgenommen werden. Der Arbeitsgruppe und ihrer Nachfolgeorganisation, dem Förderverein KurTheater Bad Liebenstein e.V., war es in jahrelanger stetiger Arbeit gelungen, das Kurtheater zu einer fest im Kulturleben der Stadt Bad Liebenstein und der gesamten Region verankerten Einrichtung zu entwickeln, die heute kaum mehr wegzudenken ist. Überregional distribuierte Plakate und Flyer, eine eigene Internetpräsenz sowie nicht zuletzt eine Medienpartnerschaft mit dem Freien Wort und der Südthüringer Zeitung haben es ermöglicht, dass die meisten stattgefundenen Veranstaltungen ein interessiertes Publikum erreicht haben und es für viele Liebensteiner mittlerweile wieder selbstverständlich ist, in der eigenen Stadt ins

164

Kapitel 9

Theater zu gehen, ganz abgesehen von der Bedeutung für Kurgäste und Touristen. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass sich auch weiterhin engagierte Personen finden, die den Förderverein auf Dauer am Leben halten und damit auch dem Kurtheater eine kulturelle Nutzung garantieren.

Anmerkungen 1

ANN, »Oder doch mit Mutti in den Harz?«, in: Südthüringer Zeitung, 6. Mai 2008, S. 14.

Anhang Anhang 1: Verzeichnis derjenigen Personen, welche den Gesundbrunnen besucht haben (1800)

168

Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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176

Anhang

Anhang 2: Liebensteiner Badeliste auf das Jahr 1808, No. 1

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

177

178

Anhang

Anhang 3: Fremden-Liste im Bade Liebenstein 1818, No. I–III

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Anhang

Gästelisten 1800, 1808 & 1818

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Abbildungsnachweise

Abb. 1

Comödiensaal und Baadehaus, kolorierter Kupferstich von Wilhelm Adam Thierry, aus: Herzoglich Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

Abb. 2

Das neue Schloss (Kurhaus), kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, aus: Herzoglich Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

Abb. 3

Grund-Riss vom Comödiensaal und Baadehaus, Kupferstich von W. A. Thierry, aus: Herzoglich Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

Abb. 4

Comödien-Haus, Legende, aus: Herzoglich CoburgMeiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

Abb. 5

Geometrischer Plan des Schlosses und Sauerbrunnens zu Liebenstein, kolorierter Kupferstich von Zocher, aus: Herzoglich Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

Abb. 6

Erläuterung des Plans vom Liebenstein, aus: Herzoglich CoburgMeiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1801, Privatbesitz Dr. Daniel Rimbach

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 7

Julie von Bechtholsheim, Die Nymphe der Liebensteiner Quelle an die Herzogin Mutter bey Darreichung einer Schaale, 10. August 1800, HAAB Weimar 19 C 16807

Abb. 8

Julie von Bechtholmsheim, Die Nymphe der Liebensteiner Quelle bei der Felsen-Grotte an die regierende Herzogin von Sachsen Meiningen (11. August 1800), HAAB Weimar 19 C 16809

Abb. 9

Der Wasserfall in der grosen Höhle, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, aus: Herzoglich S. Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1802, HAAB Weimar Ff 1 : 72 (2)

Abb. 10

Der Erdfall, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, aus: Herzoglich S. Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1802, HAAB Weimar Ff 1 : 72 (2)

Abb. 11

Brief von Karl von Bibra an Johann Wolfgang von Goethe, 9. Februar 1802, GSA Weimar 28/35 Bl. 106f.

Abb. 12

Liebenstein, kolorierter Kupferstich von W. A. Thierry, aus: Herzoglich S. Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch 1802, HAAB Weimar Ff 1 : 72 (2)

Abb. 13

The New House of Her Sere Highness The Duchess Regent of Saxe Meiningen, at Liebenstein, kolorierter Kupferstich, 1817, Privatbesitz Dr. Christian Storch

Abb. 14

Gastspielvertrag mit dem Schauspiel-Director Gerlach, 22. Juni 1824, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0023

Abb. 15

Kurplatz in Liebenstein, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert, Privatbesitz Dr. Christian Storch

Abb. 16

Liebenstein, nach einer Originalzeichnung von Werte, kolorierter Kupferstich, Mitte 19. Jahrhundert, Privatbesitz Dr. Christian Storch

Abb. 17

Kurplatz in Liebenstein, Lithografie von Hans A. Williard, Mitte 19. Jahrhundert, Privatbesitz Helmut Hartmann

Abb. 18

Herzoglich Sachsen-Meiningen’sches Hoftheater, Theaterplakat vom 22. August 1873, Theatermuseum Meiningen

Abb. 19

Herzoglich Sachsen-Meiningen’sches Hoftheater, Theaterplakat vom 7. September 1873, Theatermuseum Meiningen

Abbildungsnachweise

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Abb. 20

Kurtheater, Georg Schaffnit, Anzeige für Eröffnungsvorstellung am 24. Juni 1894, aus: Kurliste für Bad Liebenstein, Nr. 2, 16. Juni 1894, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0007

Abb. 21

Kurtheater Bad Liebenstein, Reinhard Goeschke, Anzeige für Eröffnungsvorstellung am 16. Juni 1895, aus: Kurliste für Bad Liebenstein, Nr. 2, 15. Juni 1895, S. 4, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0007

Abb. 22

Stahlbad Liebenstein (S. – M.), Trinkpromenade, Fotografie, um 1900, Privatarchiv Wolfgang Malek

Abb. 23

Theater mit Hauptstrasse, Fotografie, um 1900, Privatarchiv Wolfgang Malek

Abb. 24

Bad Liebenstein S.-M. (via Eisenach), Quellentempel mit Trinkhalle & Theater, gezeichnetes Postkartenmotiv, 1917, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 25

Kur-Theater Bad Liebenstein, Kurt Seder, Anzeige für Eröffnungs-Vorstellung am 28. Mai 1926, aus: Herzogliches Bad Liebenstein, Kur- und Fremdenliste 1926, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0008

Abb. 26

Herzogliches Bad Liebenstein, Kur- und Fremdenliste 1926, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0008

Abb. 27

Bad Liebenstein, Kur- und Fremdenliste 1930, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0008

Abb. 28

Kurtheater Bad Liebenstein, Dr. M. Friedmann, Theateranzeige, aus: Bad Liebenstein, Kur- und Fremdeliste 1930, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0008

Abb. 29

Umbau des Kurtheaters und Badehauses, Fotografie, 1937, Privatarchiv Wolfgang Malek

Abb. 30

Brief des NSDAP-Ortsgruppenleiters Fritz Ottoselig an die Badeverwaltung Bad Liebenstein, 16. Februar 1938, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0051

Abb. 31

Gedenkfeier für Heinrich Mann, Programmflyer, 27. März 1950, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0051

Abb. 32

Feier zur 33. Wiederkehr der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, Fotografie, Oktober 1950, Privatarchiv Wolfgang Malek

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Abb. 33

Außenansicht Kurtheater seit ca. 1975, Fotografie, 2006, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 34

Eingangshalle mit neuem Toilettenbereich, Fotografie, 2012, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 35

Straßenansicht mit Notausgang Parkett (links) und Bühneneingang (rechts), Fotografie, 2006, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 36

Plakat zur Auftaktveranstaltung »200 Jahre Kurtheater« am 24. Januar 2004, PDF-Datei, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 37

Blick auf die Bühne, Fotografie, 2012, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 38

Blick von der Bühne in den Zuschauerraum, Fotografie, 2012, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 39

Foyer (früherer Eingangsbereich), Fotografie, 2012, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Abb. 40

Logo des Fördervereins KurTheater Bad Liebenstein e.V. seit 2005, JPEG-Datei, Privatarchiv Dr. Christian Storch

Bibliografie

Archivquellen Kurarchiv Bad Liebenstein Ordner 0003 Kur- und Fremdenliste 1922. Ordner 0005 Kurliste 1939. Ordner 0006 Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad Liebenstein, Nr. 5, 12. Juli 1879. Liste der anwesenden Kurgäste und Durchgereisten zu Bad Liebenstein, Nr. 5, 12. Juli 1884, Beilage. Ordner 0007 Liste der anwesenden Kurgäste und Durchreisenden zu Bad Liebenstein, Nr. 10, 19. August 1876. Ordner 0010 Dorfwirtschaftsplan der Gemeinde Bad Liebenstein für 1952. Ordner 0026 Jahresbericht der Kulturabteilung und Auswertung der Kritiken 1961. Kulturabteilung, Jahresanalyse 1963. Kulturabteilung, Jahresbericht 1964, Statistik. Kulturabteilung, Ausarbeitung des Jahresberichts 1965.

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Ordner 0027 Berichte der Revisions- und Treuhand-A.-G. Thüringen, Meiningen über die bei der Firma Herzogl. Bad Liebensteiner Thüringer Wald A.-G., Bad Liebenstein durchgeführte Prüfung des Rechnungsabschlusses, 1927–1929. Ordner 0031 Protokoll über die am 4.6.1960 stattgefundene Leitungssitzung. Ordner 0049/5 Pressespiegel zu den Kurgastzahlen in Bad Liebenstein 1938. Ordner 0065 Kurtheater Akten und Verträge von 1824 bis 1833, Vertrag zwischen Herzog Bernhard II. VON SACHSEN-COBURG-MEININGEN und Friedrich EBERWEIN sowie Carl Wilhelm Friedrich MUSAEUS vom 19. Februar 1825. Repertoire [einer unbekannten Schauspielergesellschaft] in Bad Liebenstein [ca. 1820–ca. 1830]. Repertoire der von der Erfurt-Rudolstädter Schauspiel-Gesellschaft gegeben werdenden Opern und Schauspiele. Repertoir der Opern und Stücke [Coburger Schauspielergesellschaft]. Akte des Land- und Stadtgerichts Salzungen. Contract mit Herrn Schauspieldirector Bethmann wegen theatralischer Vorstellungen im Bade Liebenstein im Sommer 1833. Ordner 0070 Theaterakten 1816–1844, Vertragsentwurf mit der Bamberger Nationalbühne 1816. Ordner 0071 Engagementvertrag mit Julius Graf von Soden, 1803. Ordner 0072 Berechnung der Kosten für den Capellmeister Grund und 9. Capellisten zur Aufführung der Oper Figaro am 21. Jul. Berechnung der Kosten für den Capellmeister Grund, 8 Capellisten, 8. Militär-Hornisten, welche zur Aufführung der Oper Frau Diavolo auf 4. Tage hier waren (6. August 1833). Theater-Inventarium zu Liebenstein 1837.

Bibliografie

195

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Vom Comödienhaus zum KurTheater

Unveröffentlichte und veröffentlichte Briefe BERTUCH, Carl an Ludwig Friedrich VON FRORIEP vom 2. Juni 1808, GSA 6/148, Bl. 61. BERTUCH, Carl an Ludwig Friedrich VON FRORIEP vom 26. Juni 1808, GSA 6/148, Bl. 62. BERTUCH, Carl an Friedrich Justin BERTUCH vom 17. Juli 1808, GSA 6/148, Bl. 67. BIBRA, Karl VON an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 9. Februar 1802, GSA 28/35, Bl. 106f. BIBRA, Karl VON an Friedrich EBERWEIN vom 31. Dezember 1824, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0065. BIBRA, Karl VON [?] an Herrn LÜBKE vom Frühjahr 1827 [Konzept], Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0065. EBERWEIN, Friedrich an Karl VON BIBRA vom 22. Dezember 1825, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0065. GOETHE, Johann Wolfgang VON an Herzog Georg I. VON SACHSEN-MEININGEN vom 10. Juli 1799, in: Goethes Werke, IV, 14, S. 129. GOETHE, Johann Wolfgang VON an Karl VON BIBRA vom 12. März 1802 [Konzept], in: Goethes Werke, IV, 16, S. 52f. IMHOFF, Amalie VON an Caroline VON WOLZOGEN vom 21. Juli 1803, in: Caroline von Wolzogen. Gesammelte Schriften, hrsg. von Peter BOERNER, Bd. 3: Literarischer Nachlaß, Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1849, Reprint Hildesheim, Zürich und New York: Olms, 1990, S. 245. KAINZ, Josef vom 27. August 1877, in: Die Sterne dürfet ihr verschwenden. Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts, hrsg. von Barbara und Günter ALBRECHT, Berlin: Der Morgen, 1980, S. 461–463. MEYER, Johann Heinrich an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 3. August 1808, in: Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer, hrsg. von Max HECKER, Bd. 2, Weimar: Verlag der Goethe-Gesellschaft, 1919, S. 323. MÜLLER, Friedrich Theodor Adam Heinrich VON an Johann Wolfgang VON GOETHE vom 12. August 1809, GSA 28/633a,1. OTTOSELIG, Fritz an die Badeverwaltung Bad Liebenstein vom 16. Februar 1938, Kurarchiv Bad Liebenstein, Ordner 0051. RICHTER, Johann Paul Friedrich an Christian OTTO vom 21. oder 22. Juni 1801, in: Jean Pauls Sämtliche Werke. Dritte Abteilung, hrsg. von Eduard BEREND, Bd. 4: Briefe 1800–1804, Weimar: Böhlau, 1960, S. 80.

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7. Juni 1800, Nr. 128, Sp. 1642 2. August 1800, Nr. 176, Sp. 2267 22. Mai 1801, Nr. 126, Sp. 1725f. 4. August 1801, Nr. 197, Sp. 2585 3. September 1801, Nr. 227, Sp. 2979 »Liebenstein (S.-M.), Gräfl. Kurtheater«, in: Deutsches Bühnen-Jahrbuch 26 (1915), S. 480. London Standard 15. Juli 1834 30. Juli 1834 6. August 1834 14. August 1834 2. September 1834 Meiningische wöchentliche Nachrichten 29. März 1800, S. 49 24. Mai 1800, S. 81 2. August 1800, S. 87 18. Juli 1801, S. 121 1. August 1801, S. 129 5. September 1801, S. 149 20. Juli 1811, S. 153f. Morning Post, 21. Juli 1834. N.N., »Eröffnung des Kurtheaters«, in: Gräfl. Stahlbad Liebenstein. Bade-Woche (Kurliste), Nr. 4, 6. Juni 1914. N.N., »Liebenstein«, in: Journal des Luxus und der Moden 16 (1801), Heft 9, S. 489–491. N.N., »Ueber das Liebensteiner Bad in Franken«, in: Journal des Luxus und der Moden 15 (1800), Heft 10, S. 513–518. Schmalkaldischer Anzeiger Nr. 29, 21. Juli 1832, S. 174. Nr. 31, 4. August 1832, S. 190. Nr. 32, 11. August 1832, S. 194. STAMMLER, Georg Christian Carl: »Beschreibung des Liebensteiner GesundBrunnens«, in: Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger vom 15. Juni 1799, Nr. 135, Sp. 1565–1570.

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Sonstige Literatur ARNOLD, Horst und HOFMANN, Günther: Chronik des Meininger Opernchores. Spielplangestaltung der Oper am Meininger Theater von 1831 bis 1866 und von 1909 bis 1944 sowie des Musiktheaters von 1945 bis 2010, Meiningen: Südthüringisches Staatstheater, 2012.

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Personenindex

Adalbert, Max 136 Adam, Petra 13 Ahn, Friedrich von 131 Albrecht, Barbara 126 Albrecht, Günter 126 Altmann (Zoodirektor) 150 Andersen, Hans Christian 153 Angely, Louis 102f., 105f. Anhalt, Prinz Eugen von 128 Apfel, Valtin 30 Arnold, Horst 102, 107, 116 Asül, Django 162 Auber, Daniel 103–107 Bach, Carl Philipp Emanuel 138 Bäcker, Minna 98 Bannasch, Frank 151 Bartsch, Alfred 148 Bauer, Ernst 138 Bauernfeld, Eduard von 121 Bayern, Prinzessin Therese von 128 Bechstein, Johann Matthäus 111 Bechstein, Ludwig 23, 110–117

Bechtolsheim, Johann Ludwig Freiherr von 24 Bechtolsheim, Julie Freifrau von 23, 36, 37, 55f. Beck, Heinrich 81 Becker, Felix 38 Beethoven, Ludwig van 105, 137ff. Behne (Konzertmeister) 137 Benatzky, Ralph 140 Benda, Georg Anton 90 Benedix, Roderich 120, 140 Berend, Eduard 47 Bergé, Aida 131 Berland, Carl 138 Berlig, Kurt 148 Bertuch, Carl 94 Bertuch, Friedrich Justin 94, 97f., 100 Bethmann, Heinrich Eduard 106f., 116 Bibra, Karl von 12, 58ff., 86–91, 95, 104, 116, 190 Biedermann, Jürgen 159, 163

Personenindex Birch-Pfeiffer, Charlotte 121 Blüthgen, Viktor 130 Blum, Carl 107 Blume, Ilse 142 Böhmer, Henriette 140 Boerner, Peter 100 Börner, Walter 91, 102, 133f., 136ff., 140f., 145 Bohm, Carl 131 Boieldieu, François-Adrien 105f. Borkmann, Thomas 82 Brahms, Johannes 125, 160f. Brauer, Watkin 131 Bretzner, Christoph Friedrich 116 Bromme, Walter 141 Brückner & Renner (Hofbuchhandlung) 125 Brüsch, Heidi 160f., 163 Buckstone, John Baldwin 107 Burgdorf (Schauspielerin) 31 Cambridge, Herzog Adolphus Frederick von 109 Cambridge, Herzogin Auguste von 109 Cherubini, Luigi 81, 89, 104 Chronegk, Ludwig 118f., 121 Decker, Carl von 103 Dietrich, Marlene 134 Domma, Ottokar 152 Dreise-Beckmann, Sandra 39 Dreißigacker, Valtin 88 Dudenhöffer, Gerd 162 Dürer, Albrecht 147 Dunkel, Hanna 142

205 Eberwein, Friedrich 102, 104f., 116 Eberwein, Traugott Maximilian 102 Eisermann, André 162 Elfeld, Siegismund 130 Elkan, Israel Julius 32 Engel, Georg 130 Erck, Alfred 27, 30, 37f., 115, 161 Eule, Carl 105 Feer (Fehr), Johannes 27, 33, 38 Fehringer (Bauschreiber) 22, 38 Feiler, Johann Matthäus 139 Fernow, Carl Ludwig 96 Fernow, Maria Theresa 96f., 100 Fitz, Lisa 162 Förster (Schauspieldirektor) 119 Franz, Ellen (siehe Heldburg, Helene Freifrau von) Friedmann, M. (Intendant) 73, 191 Froriep, Ludwig Friedrich von 97, 100 Gaßmann, Theodor 120 Gavault, Paul 130 Geibel, Emanuel 122 Gerlach (Schauspieldirektor) 62, 190 Germann, W. 115 Gilbert, Jean 129ff. Göpfert, C. (Juwelier) 125 Göpfert, Carl Andreas 37 Goeschke, Reinhard 68, 191 Goethe, Johann Wolfgang von 15, 22f., 25, 30, 32, 39, 58ff., 86ff., 91, 93f., 96, 99f., 121, 138, 151f., 160, 162, 190

206 Göttling, Johann Friedrich August 82 Goetz, Curt 151f. Goetze, Walter W. 141f. Goltz, Maren 40 Gorr, Johann Christian Friedrich 30, 88 Greiling, Werner 24 Griechenland, König Georg I. von 127 Griechenland, Königin-Mutter Olga Constantinowna von 127 Griechenland, Prinz Andreas von 128 Griechenland, Prinz Christophor von 128 Grieg, Edvard 154 Grillparzer, Franz 121 Großbritannien und Irland, Königin Adelheid von 44, 101, 107–110 Grube, Max 101, 115, 122f., 126 Grund, Eduard 116 Gumpert, Ferdinand 122 Gutjahr (Schauspieler?) 119 Habermalz, Herbert 152 Hackel, Walter 140 Händrichs (Bediensteter) 43 Hahn, Fritz 137f. Hahn, Otto 137ff. Hahn, Wolfgang 151 Halbe, Max 141 Halm, Friedrich 122 Halton, Theo 141 Hartmann, Helmut 190 Haydn, Joseph 104, 137, 139

Vom Comödienhaus zum KurTheater Hecker, Max 100 Heinemann, Else 138 Heinrich, Manfred 138 Heldburg, Helene Freifrau von (vormals Ellen Franz) 118, 120, 123ff. Hell (Dramatiker) 103 Helvig, Amalie von (siehe Imhoff, Amalie von) Helvig, Karl Gottfried von 94 Helwig (Schauspieldirektor) 90 Herder, Johann Gottfried 98 Herder, Maria Karoline 98 Hérold, Ferdinand 103 Herrmann, Gustav 136 Heß, Kathleen 163 Heß, Ulrich 91 Hessen, Großherzog Ernst Ludwig von 128 Hessen-Kassel, Kurfürstin Auguste von 108 Hessen-Kassel, Prinzessin Caroline Friederike Wilhelmine von 108 Hessen-Philippsthal-Barchfeld, Landgraf Adolf von 15, 19 Hessen-Philippsthal-Barchfeld, Landgraf Karl von 110 Hessen-Philippsthal, Prinz Ernst Constantin von 39 Heym (Arzt) 85 Hildach, Eugen 131 Hiller, Ferdinand 125 Hiller, Max 131 Hönicke (Kapellmeister) 130 Hoff, Karl Ernst Adolf von 89, 92, 95f.

Personenindex Hofmann, Franz 38 Hofmann, Günther 102, 107, 116 Hofmann, Kurt 161 Hofmann, Renate 161 Hohlfeld, Alma 131 Hohmann, Petra 12, 159, 163 Holbein, Franz von 107 Holstein (Schwester) 119 Holtei, Karl von 103 Holtmann, Martin 131 Hopwood, Avery 140 Ibsen, Henrik 123ff. Iffland, August Wilhelm 115, 121 Ignasiak, Detlef 115 Ihling, Johann Conrad 111 Ilgenstein, Heinrich 130 Imhoff, Amalie von 36, 94, 100 Isouard, Niccolò 103, 105 Jacobs, Christian Wilhelm 92, 96 Jacobson, Eduard 122 Jäcksch, Erich 148 Jäger, Johann Friedrich 33f. Jahn, Friedrich 15, 24, 31, 91, 111 Jakob, Andrea 23, 37, 46 Jessel, Léon 135f. Joachim, Joseph 125 John, Albert 152 Kainz, Josef 118ff., 126 Kauer, Ferdinand 106 Keller (Komponist/Liederdichter) 138 Kellner, Volker 151 Kempf, Helmut 147

207 Kern, Dana 27, 30, 37f. Keßler, Richard 141 Kipp, Heinrich 141 Kissmann, Sylvia 13, 159, 163 Kleimenhagen, Anna Katharina 34 Kleimenhagen, Johann Friedrich 34 Kleimenhagen, Johannes 29, 34, 43, 83, 91 Knapp, August Melchior 82 Kneisel, Rudolf 121f. Koch, Karl-Heinz 152 Koch, Margot 152 Koch, Olaf 152 Körner (Ehefrau von F.) 125 Körner, F. (Physiotherapeut) 125 Koller, Max 140 Kollo, Walter 130, 140f. Kotzebue, August von 37, 81, 89f., 107, 115 Krause, Jürgen 159 Krüger, Carl Friedrich 81 Küchen, A. (Theaterdiener) 114 Künneke, Eduard 139f. Kummer, Susanne 13 Lang, Georg 140 Lassen, Eduard 130 Lauterbach, Fritz 159, 162 Lebrun, Carl 102 Léhar, Franz 140 Lenz, Leo 135, 140f. Lepel, Felix von 126 Lessing, Gotthold Ephraim 89, 121 Leuchsenring, Paul 140 Libavius (Liebau), Andreas 14, 23

208 Liebau, Hans-Jürgen 159 Liebenstein, Bernhard 144 Liehr, Harald S. 13 Liedtke, Harry 134f. Lippe, Prinz Friedrich Wilhelm zur 128 Liszt, Franz 125, 137 Lorenz, Brigitte 159 Lübke (Schauspieldirektor) 104f., 116 Lüdecke, Frank 162f. Mackeben, Theo 134 Malek, Wolfgang 191 Malmsheimer, Jochen 162 Mann, Heinrich 75, 191 Manz, Richard 126 Maria-Meincke, Gudrun 147 Mathern, Carl 130 Mecklenburg-Strelitz, Prinz Georg von 96f. Méhul, Nicolas-Etienne 107 Meier, Andreas 39 Mellish (Mellisch) of Blyth, Joseph Charles (Carl von) 31, 94 Meyer, Johann Heinrich 96, 100 Meyer-Förster, Wilhelm 140 Mierendorff, Hans 136 Miller, Rolf 162 Millöcker, Carl 134 Moik, Peter 151 Molière, Jean Baptiste 121 Mosengeil, Friedrich 89, 92, 111ff., 117 Mosenthal, Salomon Hermann von 121

Vom Comödienhaus zum KurTheater Motte, Chevalier la 84 Mozart, Wolfgang Amadeus 89, 104ff., 112, 117, 137 Müller, Arthur 121 Müller (Dramatiker) 103 Müller, Friedrich von 99f. Müller (Ehefrau von Friedrich von Müller) 99 Müller, Johannes 141 Müller, Wenzel 22, 89, 104 Müller von Königswinter, Wolfgang 121 Müller-Frese (Generaldirektor) 131 Musaeus, Carl Wilhelm Friedrich 116 Nagel, Cornelia 159 Nagler, Georg Kaspar 38 Nedbal, Oskar 130, 140 Neubeck, Valerius Wilhelm 18 Nothnagel, Hans 145 Österreich-Este, Erzherzog Franz Ferdinand von 131 Osmund, Emanuel 44f., 47 Otto, Christian 41, 47 Otto, Hilma 131 Ottoselig, Fritz 74, 144f., 191 Paër, Ferdinando 89, 113 Pahnke, Johanna 23 Paisiello, Giovanni 81 Panzerbieter, Johann Christian Friedrich 82, 85, 91 Paul, Jean (siehe Richter, Johann Paul Friedrich)

Personenindex Paura, Hanna 151 Peschel, Siegfried 158f. Peters, Marlene 139 Petri (Schauspieldirektor) 106f. Petrowska-Hiller, Marga 131 Pistl, Günter 151 Pönitz, Gerda 142 Preußen, Königin Luise von 44 Preußen, Prinz Adalbert von 128 Prix, Adalbert 106 Prutz, Robert Eduard 122 Puschkin, Alexander 130 Rappoldi-Kahrer, Laura 125f. Raupach, Ernst 103 Rautenstrauch, Johann 106 Rehfeld, Rudolf 152 Reinhard, Marlene 152 Reißiger, Carl Gottlieb 122 Retzlaff, Jochen 163 Rheiner, Götz von 103 Richter, Johann Paul Friedrich (Jean Paul) 41–47 Richter, Karoline 41–47 Richter, Ludwig 147 Riese, Friedrich Wilhelm 122 Rimbach, Daniel 189 Ringelnatz, Joachim 134 Roberts, Ralph Arthur 140f. Rossini, Gioachino 104ff., 122 Roth, Herbert 150, 152 Rubinstein, Anton 125f. Rüdiger, Gräfin 131, 133 Russland, Großfürstin Maria Georgijewna Romanow von 127

209 Russland, Prinzessin Nina Romanow von 127 Russland, Prinzessin Xenia Romanow von 127 Sachs, J. (Textilienhändler) 125 Sachsen-Altenburg, Herzog Ernst von 128 Sachsen-Altenburg, Herzogin Adelheid von 128 Sachsen-Coburg, Herzog Johann Casimir von 18f. Sachsen-Coburg-Gotha, Herzog Ernst von 109f. Sachsen-Gotha-Altenburg, Herzog Ernst II. von 15, 19, 32 Sachsen-Gotha-Altenburg, Herzog Emil Leopold August von 44, 47, 109, 114 Sachsen-Hildburghausen, Herzogin Charlotte von 44, 95 Sachsen-Meiningen, Herzog Bernhard I. von 14 Sachsen-Meiningen, Herzog Bernhard II. von 12, 81, 90, 101f., 108f., 111, 114f., 117 Sachsen-Meiningen, Herzog Georg I. von 11, 14–25, 26–38, 41–46, 81, 86f., 89, 144, 161 Sachsen-Meiningen, Herzog Georg II. von 12, 115, 118–125, 128, 131, 159ff. Sachsen-Meiningen, Herzogin Charlotte Amalie von 29, 34, 42, 114, 55

210 Sachsen-Meiningen, Herzogin Luise Eleonore von 12, 20, 24, 32ff., 39, 42, 47, 56, 89, 92, 107f., 110 Sachsen-Meiningen, Herzogin Marie von 108 Sachsen-Meiningen, Prinzessin Adelheid von (siehe Großbritannien und Irland, Königin Adelheid von) Sachsen-Meiningen, Prinzessin Ida von 44 Sachsen-Meiningen, Prinzessin Marie Elisabeth von 114 Sachsen-Meiningen, Prinzessin Wilhelmine Luise von 15 Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzog Carl Friedrich von 108 Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzogin Maria Pawlowna von 108, 110 Sachsen-Weimar-Eisenach, Herzog Carl August 14f., 19, 22ff., 30, 36f., 40, 93, 98ff. Sachsen-Weimar-Eisenach, Herzogin Anna Amalia von 32, 114 Schaffnit, Georg 68, 191 Schatz, Hans-Jürgen 160 Schäfer, Walter Erich 140 Schenck (Amtskastner) 16 Schiller, Friedrich (von) 31, 90, 94, 121f. Schirmer, Cornelia 162 Schlabrendorff, Henriette von 42f., 47 Schlegel, Johann Heinrich Gottlieb 38

Vom Comödienhaus zum KurTheater Schmidt, Eva 23 Schmidt, Hansjürgen 154, 156 Schmidt, Leopold 130 Schmidt, Lothar 130 Schmitt, Anke 117 Schneider, Hannelore 115 Schneider, Louis 107 Schopenhauer, Adele 96 Schopenhauer, Arthur 96 Schopenhauer, Johanna 96f., 100 Schostakowitsch, Dmitri 154 Schramm, Georg 162 Schricker, Rudolf 147 Schrödler (Schlossermeister) 82 Schulz (Konzertmeister) 137 Schulz, Waltraut 152 Schwartz, Otto 130 Schwarz, Johann Heinrich 30 Schwarzburg-Rudolstadt, Fürst Ludwig Friedrich II. von 15, 20, 23f., 32, 39 Schwarzburg-Rudolstadt, Fürstin Karoline von 24, 39 Schwarzburg-Rudolstadt, Prinzessin Christine Louise von 39 Schwarzburg-Sondershausen, Fürstin-Witwe Marie Gasparine von 128 Schweitzer, Johann Baptist von 120 Schwiefert, Fritz 141 Schwind, Moritz von 147 Scribe, Eugene 120 Seckendorff-Aberdar, Franz Karl Leopold Freiherr von 32, 94 Seckendorff-Aberdar, Karl Siegmund von 32

Personenindex Seder, Kurt 70, 191 Seifert, Andreas 41, 43, 45ff. Seitz, Dr. 147f. Senff-Georgi, Erwin 133 Seyfried, Ignaz Xaver Ritter von 104f. Shakespeare, William 89, 104, 107, 121, 123, 140 Sibelius, Jean 137 Sickler, Friedrich 85, 111, 116 Siebert, Ludwig 152 Sieland, Christina 158 Skowronnek, Richard 130 Skuhra, Ferdinand 129–132 Soden, Julius Graf von 88 Solms, Fürstin Friederike von 44 Spielmann, Oskar 131 Spohr, Louis 112, 117 Spontini, Gaspare 103 Stammler, Georg Christian Carl 17– 20, 22ff. Stein, Charlotte von 30, 32, 94 Stein, Gottlob Ernst Josias Friedrich Freiherr von 32 Steiner, Gerhard 116 Stier-Gerhard, Ingeborg 147 Stolz, Robert 136 Storch, Christian 91, 159, 163, 190ff. Straub, Agnes 136 Strauß, Johann (Sohn) 122, 139, 141 Strickrodt, Carl 133f. Sudermann, Hermann 130 Suhr, Elsa 138, 140 Taubert, Wilhelm 122 Teller (Schauspieler) 121

211 Thieme, Ulrich 38 Thierry, Johann Anton Ferdinand 27, 38 Thierry, Wilhelm Adam 27f., 38, 51f., 57, 61, 189f. Thormeyer 1 Thümmel, Moritz August von 36 Thurn und Taxis, Fürstin Therese von 44 Thurn und Taxis, Erbprinz Lamoral von 128 Thurn und Taxis, Prinz Friedrich von 128 Töpfer, Waldemar 150 Tümmler, Hans 23 Vogel, Wilhelm 90, 104 Vohs, Johann Heinrich 32 Voigt, Christian Gottlob 23, 31 Voigt, Sonja 152 Vulpius, Christian August 30ff., 39, 93f., 99 Wagner, Richard 122, 137 Waldau, Harry 131 Walther, Johann Gottlob 33f., 82 Weber, Carl Maria von 104f., 107, 122, 140 Weber (Oberspielleiter) 141 Wedel, Ludwig von 26, 29, 31, 81 Wegner, Reinhard 100 Weidel, Helmut 151 Weidlich, Hella-Ruth 138 Weigl, Joseph 105 Weinberg, Horst 159, 163 Weinbrenner, Friedrich 27

212 Werner (Hofverwalter) 21 Werner, Just 83 Werte (Zeichner) 64, 190 Wilhelmi, Willi 138, 140 Williard, Hans A. 65, 190 Wilzheimer, Gotthilf 83 Winter, Peter von 104f., 112 Wiser, Maximilian Graf von 128, 131, 133 Wisner, Jürgen 158 Witter, Karl 81, 83f., 86, 89 Wolff, Pius Alexander 140 Wolzogen, Caroline von 36, 94, 100 Württemberg, Herzog Alexander von 110 Württemberg, Prinz Albert von 110 Württemberg, Prinz Ernst von 110 Zappe (Verwaltungsleiter) 156 Zeller, Carl 140 Zerkaulen, Heinrich 140 Zernik (Theaterkapellmeister) 130f. Ziegler, Rolf 136, 140 Zillerhardten, Freifrau von 32, 39 Zimmermann (Schauspieler) 123 Zocher 28, 53, 189

Vom Comödienhaus zum KurTheater

CHRISTIAN STORCH

DER KOMPONIST ALS AUTOR ALFRED SCHNITTKES KLAVIERKONZERTE (SCHRIFTENREIHE DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK FRANZ LISZT WEIMAR, BAND 8)

Alfred Schnittke (1934–1998) gilt gemeinhin als Komponist, der mit dem Begriff der Polystilistik das Paradigma der Postmoderne ausformuliert hat. Damit werden Fragen nach der Autorschaft und Originalität Schnittkes aufgeworfen. Das Buch hinterfragt das Verhältnis von Autor, Werk und Rezeption in der Musik am Beispiel seiner Klavierkonzerte unter Verwendung literaturtheoretischer, soziologischer und philosophischer Theorien. Die Solokonzerte für Klavier decken einen langen Zeitraum seines Schaffens ab und lassen deshalb Entwicklungsstränge wie die Rezeptionsgeschichte Schnittkes und seiner Werke erkennen. 2011. IV, 288 S. MIT ZAHLR. NOTENBEISPIELEN. BR. 170 X 240 MM. ISBN 978-3-412-20762-5

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KATRIN STÖCK

MUSIKTHEATER IN DER DDR SZENISCHE KAMMERMUSIK UND KAMMEROPER DER 1970ER UND 1980ER JAHRE (KLANGZEITEN, BAND 10)

Die Gattungen szenische Kammermusik und Kammeroper stellten in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR komplexe ästhetische Phänomene dar. In ihnen spiegelten sich die »Windungen« der Kulturpolitik jener Jahre, ihre Analyse eröffnet tiefgehende Erkenntnisse über das Musikleben der DDR. Das Buch offenbart ebenso die stilistische, strukturelle und gestalterische Vielfalt der Werke, die von der Raummusik zur Kammeroper, von den Instrumentalisten als Interpreten zu Sängern, von spätromantischen Kompositionsprinzipien bis zu avanciertesten Techniken, von systemaffirmativen bis zu oppositionellen Inhalten reicht. 2013. 317 S. 30 S/W-ABB. BR. 170 X 240 MM | ISBN 978-3-412-20878-3

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