Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos: Eine literaturtheoretische Neuinterpretation. Dissertationsschrift 9783825346317, 3825346315

Mit der vorliegenden Studie wird eine Neuinterpretation von Riesenfiguren in ausgewählten antiken Epen unter Zuhilfenahm

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos: Eine literaturtheoretische Neuinterpretation. Dissertationsschrift
 9783825346317, 3825346315

Table of contents :
Umschlag
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Antike und moderne Riesenfiguren
1.2 Das poetische Potenzial des (post)homerischen Typhon
1.3 Fragestellung und methodischer Ansatz
2 Hybridität von Riesenfiguren
2.1 Hesiods Typhon als Inbegriff riesenhafter Hybridität
2.2 Metaphorische Riesenfiguren bei Platon und Aristoteles
2.3 Literarische Hybridisierung bei Lukian
3 Topographische und geopoetische Verortungvon Riesenfiguren
3.1 Riesenfiguren im literarischen Raum
3.2 Entrückung von Riesenfiguren im archaischen Epos
3.3 Reintegration von Riesenfiguren im hellenistischen Epos
3.4 Literarisierung von Riesenfiguren im kaiserzeitlichen Epos
4 Posthomerische Riesenfiguren
4.1 Hybride Heldenfiguren
4.2 Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse in den ‚Posthomerica‘
4.3 Göttliche Gegner und kosmische Kämpfe
4.4 Riesenhafte Kriegsgegner und kosmische Duelle
4.5 Riesentode und das Ende eines Zeitalters
Anhang 1: Stellensammlung zu epischen Riesenfiguren
Anhang 2: Verortungen antiker Riesenfiguren
Anhang 3: Vorüberlegungen zu Vergleichen und Gleichnissen
Anhang 4: Vergleiche in den ‚Posthomerica‘
Anhang 5: Gleichnisse in den ‚Posthomerica‘
Bibliographie
Textausgaben
Kommentare, Übersetzungen und Nachschlagewerke
Sekundärliteratur
Stellenregister
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arnold bärtschi

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Eine literaturtheoretische Neuinterpretation

Universitätsverlag

win t e r

Heidelberg

kalliope Studien zur griechischen und lateinischen Poesie Band 17

arnold bärtschi

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Eine literaturtheoretische Neuinterpretation

Universitätsverlag

winter

Heidelberg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zugl.: Ruhr-Universität Bochum; Diss., 2017

umschlagbild Anna Bärtschi: Gigantomachie. Dulliken 2019

isbn 978-3-8253-4631-7 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2019 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg Imprimé en Allemagne · Printed in Germany Druck: Memminger MedienCentrum, 87700 Memmingen Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier. Den Verlag erreichen Sie im Internet unter: www.winter-verlag.de

Inhaltsverzeichnis Vorwort............................................................................................................. vii 1

Einleitung ..................................................................................................... 1 1.1 Antike und moderne Riesenfiguren.................................................. 1 1.2 Das poetische Potenzial des (post)homerischen Typhon.................12 1.3 Fragestellung und methodischer Ansatz..........................................28

2

Hybridität von Riesenfiguren.......................................................................37 2.1 Hesiods Typhon als Inbegriff riesenhafter Hybridität .....................37 2.2 Metaphorische Riesenfiguren bei Platon und Aristoteles................71 2.3 Literarische Hybridisierung bei Lukian...........................................82

3

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren..............105 3.1 Riesenfiguren im literarischen Raum ............................................105 3.2 Entrückung von Riesenfiguren im archaischen Epos ....................119 3.3 Reintegration von Riesenfiguren im hellenistischen Epos ............143 3.4 Literarisierung von Riesenfiguren im kaiserzeitlichen Epos .........160

4

Posthomerische Riesenfiguren...................................................................185 4.1 Hybride Heldenfiguren..................................................................185 4.2 Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse in den Posthomerica ................................................................................215 4.3 Göttliche Gegner und kosmische Kämpfe.....................................231 4.4 Riesenhafte Kriegsgegner und kosmische Duelle .........................268 4.5 Riesentode und das Ende eines Zeitalters......................................304

Anhang 1: Anhang 2: Anhang 3: Anhang 4: Anhang 5:

Stellensammlung zu epischen Riesenfiguren ................................355 Verortungen antiker Riesenfiguren ...............................................364 Vorüberlegungen zu Vergleichen und Gleichnissen .....................370 Vergleiche in den Posthomerica ...................................................373 Gleichnisse in den Posthomerica ..................................................380

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Bibliographie ...................................................................................................391 Textausgaben.............................................................................................391 Kommentare, Übersetzungen und Nachschlagewerke...............................393 Sekundärliteratur .......................................................................................401 Stellenregister ..................................................................................................419

Vorwort 6Die Riesen sind auf immer verschwunden aus Deutschland.¨ ¼oder doch nicht² Dieses Zitat aus Heinrich Heines Elementargeistern wurde mir 2016 in Form einer Postkarte im Anschluss an eine Präsentation meines Dissertationsthemas im Forschungskolloquium an der Universität Hamburg überreicht und um die drei genannten .örter ergänzt. Diese eine Zeile zeigt zum einen exemplarisch die fortwährende Aktualisierbarkeit von Riesenfiguren auf, steht zum anderen aber auch stellvertretend für persönliche Erfahrungen, die ich während der Bearbeitung dieser Thematik machen durfte. Im Rahmen mehrerer Vorträge durfte ich meine Überlegungen in unterschiedlichen Kontexten und vor verschiedenen Zuhörerschaften vorstellen und dabei in wohlwollenden und anregenden Diskussionen zahlreiche wichtige Rückmeldungen und Hinweise entgegennehmen, die die vorliegende Untersuchung ma•geblich bereichert haben. Sie stellt die überarbeitete Fassung meiner am 13.10.2017 an der Fakultät für Philologie der Ruhr-Universität Bochum eingereichten und am 14.03.2018 im Rahmen einer Disputation verteidigten Dissertation dar. Einigen Personen möchte ich im Folgenden besonders nachdrücklich für ihre Unterstützung danken. Meinen ehemaligen Lateinlehrern Thomas Henzi und Alessandro Sestito sowie meinem Griechischlehrer Dr. Bruno ªolpi danke ich dafür, dass sie mit ihrem vielseitigen Unterricht in mir eine nachhaltige Leidenschaft für die antike Literatur geweckt haben, meinen universitären Lehrer[innen Prof. Dr. Manuel Baumbach, Prof. Dr. Anton Bierl, Prof. Dr. Reinhold F. Glei, Prof. Dr. Henriette Harich-Schwarzbauer, Prof. Dr. ªlaudia Klodt und Prof. Dr. Rudolf .achter dafür, dass sie diese Leidenschaft weiter genährt haben. Im Rahmen eines Forschungskolloquiums an der Universität zu Köln durfte ich Anregungen von Prof. Dr. qan Felix Gärtner, Dr. Felix Meister

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

und Prof. Dr. Ren÷ àünlist entgegennehmen, an der Universität Hamburg von Prof. Dr. ªhristian Brockmann und Prof. Dr. ªlaudia Schindler. Zahlreiche Hinweise verdanke ich auch Prof. Dr. Reinhold Glei, Prof. Dr. ªlaudia Klodt, qan Echterling, Andreas Lenz, Dr. Daniel Pachurka, Simon Puschmann und Dr. Nina Tomaszewski, mit denen ich an der Ruhr-Universität Bochum seit 2014 in einer überaus konstruktiven Arbeitsatmosphäre zusammenarbeiten durfte. Im Rahmen regelmä•iger Kolloquien der Ruhr-Universität Bochum, der qustus-Liebig-Universität Gie•en sowie der Universität Zürich durfte ich stets an anregenden Diskussionen mit Dr. Helge Baumann, PD Dr. Mario Baumann, Dr. Bettina Bohle, Katrin Dolle, Dr. Anna-Lena Körfer, Prof. Dr. Helmut Krasser, Dr. Lena Kraus, Urs Müller, Laura Napoli, .iebke Nierste, Saskia Schomber und Dr. Fabian Zogg teilnehmen, deren kritische Anmerkungen wesentlich zur methodischen und strukturellen Schärfung meiner Arbeit beigetragen haben. .ährend zweier .orkshops zu 9uintus Smyrnaeus 2013 in London und 2016 in ªambridge durfte ich wichtige Kontakte zu Prof. Dr. Silvio Bär, Prof. Dr. Katerina ªarvounis, Prof. Dr. Simon Goldhill, Dr. Emma Greensmith, Prof. Dr. Richard Hunter, Dr. Emily Kneebone, Dr. ªalum Maciver, Dr. Leyla >zbek, Stephan Renker, Dr. Tine Schei¨nen, Dr. Vincent Tomasso und Prof. Dr. Tim .hitmarsh schlie•en, die sich schwerpunktmä•ig mit diesem Autor beschäftigen und denen ich für ihre Hinweise und den regen Austausch bei diesen Gelegenheiten danken möchte. Insbesondere Prof. Dr. Silvio Bär danke ich dafür, dass er mich bereits als Masterstudent in diesen Zirkel von 9uintus-Forscher[innen eingeführt hat. Ein Forschungsaufenthalt an der Faculty of ªlassics der University of ªambridge von >ktober 2017 bis März 2018, gefördert mit einem viermonatigen Kurzstipendium des DAAD, erlaubte mir die Fertigstellung meiner Dissertation und die Vorbereitung meiner Disputation in einem inspirierenden Umfeld. Für die unkomplizierte und in ¨eder Hinsicht hilfsbereite Unterstützung gebührt dem DAAD mein herzlicher Dank, der Gastuniversität für die Bereitstellung ihrer hervorragenden Ressourcen. Prof. Dr. qürgen Schwindt sowie Dr. Andreas Barth danke ich für die freundliche Aufnahme in die Reihe 6Kalliope ¬ Studien zur griechischen

Vorwort

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und lateinischen Poesie¨ des Universitätsverlags .inter Heidelberg, Dr. ªhristina Hünscher, Kathrin Sternberger und Ralf Stemper für die zuvorkommende Betreuung im Rahmen der Drucklegung. Dr. Daniel Pachurka, qan Echterling und Alexandra Scharfenberger sei für Ihre getreue Unterstützung bei der Korrektur des Manuskripts gedankt. Fehler, die trotz ihrer Umsicht stehen geblieben sind, liegen in meiner eigenen Verantwortung. Meinem Erstbetreuer Prof. Dr. Manuel Baumbach und meinem Zweitbetreuer Prof. Dr. Peter von Möllendorff danke ich ganz herzlich für ihre Bereitschaft, die Betreuung dieser Promotion zu übernehmen und bis zum Schluss zu begleiten. Prof. Dr. Manuel Baumbach im Besonderen danke ich dafür, dass er mich im Rahmen eines Hauptseminars im Masterstudium erstmals mit 9uintus Smyrnaeus in Kontakt gebracht hat, woraus die Idee zu dieser Studie entstanden ist. Seine unzähligen anregenden Anmerkungen und gemeinsame Diskussionen zu einzelnen Punkten haben mich nicht nur immer wieder vor riesenhafter Hybris bewahrt, sondern die ursprünglich titanische Pro¨ektskizze zu einem bewältigbaren Umfang mit ausgewählten Schlaglichtern werden lassen. Schlie•lich möchte ich meiner Mutter Brigitte Bärtschi und meinem verstorbenen Vater Rudolf Bärtschi von Herzen für ihre gro•artige Unterstützung danken, die sie mir in all den qahren der Beschäftigung mit Klassischer Philologie entgegengebracht haben. Ein herzliches Dankeschön möchte ich auch meiner Schwester Anna Bärtschi aussprechen, die das stimmungsvolle Titelbild gestaltet und umgesetzt hat. Meiner Frau Alexandra Scharfenberger gebührt der grö•te Dank für ihre unermüdliche Unterstützung, die sich gar nicht angemessen in .orte fassen lässt. Nicht nur hat sie mich auch in arbeitsreichen Zeiten erfolgreich davon abgehalten, den Boden unter den Fü•en zu verlieren, sondern sie hat mir auch inhaltlich und formal stets mit Gesprächsbereitschaft und eigenem Einsatz bei sorgfältiger Korrekturarbeit zur Seite gestanden, wodurch der Text ein besser lesbarer geworden ist. Sie ist meine am meisten geschätzte Leserin, der ich dieses Buch widmen möchte. Bochum, den 08.08.2019

Arnold Bärtschi

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Einleitung

1.1

Antike und moderne Riesenfiguren

Am 28. November 2015 trafen in der Esprit-Arena Düsseldorf die Boxer .ladimir Klitschko und Tyson Fury aufeinander in einem Titelkampf, der damit endete, dass Fury einstimmig nach Punkten zum fünffachen .eltmeister (IBF, IB>, Ring, .BA und .B>) ausgerufen wurde und Klitschkos beinahe zehn¨ährige Dominanz im Schwergewicht gebrochen war. Im Vorfeld wurde das Aufeinandertreffen vom übertragenden Privatsender RTL in einem Trailer als 8Kampf der Giganten€ inszeniert, was angesichts der stattlichen Grö•e der Kontrahenten von 1.98 Metern (Klitschko) bzw. 2.06 Metern (Fury) einen durchaus naheliegenden Vergleich darstellt.1 Zudem steht er damit in guter Tradition, denn bereits der Kampf von .ladimirs Bruder Vitali gegen Lennox Lewis am 21. quni 2003 im Staples ªenter Los Angeles wurde als 8Battle of the Titans€ beworben. Diese moderne Ankündigung eines Zweikampfs von Boxern als eines übermenschlichen Ereignisses wirft ein Schlaglicht auf zentrale Aspekte einer Untersuchung zu antiken Riesen und führt dabei unmittelbar in die Fragestellung der vorliegenden Arbeit ein. Zunächst weist diese Betitelung auf die ungebrochene Faszination hin, die Riesen wie Giganten oder Titanen auch noch in der ¨üngeren und ¨üngsten Gegenwart hervorrufen. Sie treten in zahlreichen Medien wie ªomics, Filmen und Videospielen in Erscheinung, wobei sie häufig als Antagonisten oder uralte, wiedererstandene Gefahren fungieren, die die .elt bedrohen und Konflikte kosmischen Ausma•es in Gang setzen. Insbesondere die Videospielreihe God of War (SªE Santa Monica Studio. 1

Vgl. die Aufzeichnung des Boxanlasses auf der .ebsite von TV NOW (kostenpflichtig): https:OOwww.tvnow.deOrtlOrtl-boxenOrtl-boxen-w-klitschkotyson-fury-komplett. Besonders bezeichnend für diese Art von Überhöhung ist die Inszenierung der posierenden Kontrahenten in einem Trailer, in dem sie in riesenhafter Grö•e zwischen .olkenkratzern aufeinander zustampfen und dabei an Godzilla und andere ¨apanische Riesenmonster erinnern.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

2005-2018. áPS2 O PS3 O PS Vita O PS4Û. Playa Vista, US: Sony ªomputer Entertainment), die Strategiespielerweiterung Age of Mythology: The Titans (Ensemble Studios. 2003. áPª O >S -Û. Dallas, US: Microsoft Game Studios O MacSoft), die Filme Hercules (R.: qohn MuskerO Ron ªlements. US 1997) Immortals (R.: Tarsem Singh. US 2011), Wrath of the Titans (R.: qonathan Liebesman. GB O ES O US 2012) und Percy Jackson: Sea of Monsters (R.: Thor Freudenthal. US 2013), aber auch die franko-belgische ªomicreihe Troie (A.: Nicolas qarry. Z.: Erion ªampanella Ardischa. 2012-2016) sowie die Mangas Gigantomakhia (A. O Z.: Miura KentarÕ. 2013) und Inarime (A.: Maria Ricco. Z.: Maria Ricco O Tommaso Bennato. 2016) bezeugen die Dominanz dieser Funktion.2 Mit ihrer Anziehungskraft bedienen Riesenfiguren zugleich ein reges Publikumsinteresse an Eindruck erweckenden und übermächtigen Gestalten, zu denen in den vergangenen qahrzehnten auch Riesenmonster wie Godzilla, Riesenroboter wie die Transformers oder riesenhafte Gottheiten in der Tradition H. P. Lovecrafts wie die au•erirdische .esenheit ªthulhu hinzugekommen sind. Antike Riesen sind somit lebendiger Teil einer langen und vielseitigen Tradition von riesenhaften Figuren, die sich aus unterschiedlichen Mythen- und Märchentraditionen, kulturellen Kontexten sowie literarischen und filmischen Gattungen speist. Sie stehen ¨edoch zeitlich den Beginn dieser Entwicklung: Die literarische Tradition von Riesen reicht bis zu den sumerischen Keilschrifttexten der zweiten Hälfte des 3. qahrtausends v. d. Z. zurück, die zu den ältesten literarischen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte gehören. Unter anderem wird in einer frühen Fassung des Heldenepos Gilgamesch das Aufeinandertreffen des titelgebenden Helden mit ¤uwawa, dem dämonischen und riesigen .ächter des göttlichen Zedernwalds dargestellt,3 in dem theogonischen 2 3

Vgl. ªhaudhuri (2014, x)¾ Stierstorfer (2017). Vgl. die Transkription und englische Übersetzung der beiden lückenhaft erhaltenen, sumerischen Fassungen t.1.8.1.5 und t.1.8.1.5.1 in The Electronic Text ªorpus of Sumerian Literature (ETªSL) bzw. die englische Übersetzung zur äu•erst fragmentarischen Tafel V der babylonischen Standard-Fassung in Dalley (2008). Vgl. dazu auch die Einführung von Sallaberger (2013). Eine möglicherweise rituelle Tonmaske aus dem irakischen Abu Habba (Nr. 116624) kann auf das 18. bis 16. qh. v. d. Z. datiert und aufgrund einer rückseitigen Keilschrift-Inschrift mit ziemlicher Sicherheit als Antlitz des Riesen ¤uwawa identifiziert werden¾ vgl. The British Museum.

Einleitung

3

Götterepos Enūma Eliš dagegen vom Kampf des .ettergotts Marduk gegen das riesige personifizierte Urmeer Tiamat berichtet.4 Insbesondere auf das griechische Epos haben diese orientalischen Texte merklich Einfluss ausgeübt, der sich heute allerdings nur noch ansatzweise bestimmen lässt.5 Die 8Riesenfiguren€ der griechisch-römischen Literatur ¬ dieser Begriff wird im Folgenden einerseits als Sammelbegriff für Riesen unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppierungen verwendet und unterstreicht andererseits die literarische Natur dieser Figuren ¬ lassen sich mythologisch gesehen in drei Gruppen einteilen: erstens in Titanen, zweitens in Giganten und drittens in Riesen, die als Individuen agieren.6 Der Theogonie Hesiods kommt bei dieser Einteilung in Kategorien eine zentrale Bedeutung zu, da in ihr die früheste Systematisierung von Riesenfiguren zu finden ist. Zu den Titanen gehören primär die namentlich häufig erwähnten Riesenfiguren Gaia, Uranos, >keanos, Kronos, Iapetos, Atlas und Prometheus.7 Ferner in den Kontext der Titanomachie einzuordnen sind die Hekatoncheiren sowie die Kyklopen. Aus der Gruppe der Giganten werden Enkelados und Alkyoneus namentlich herausgehoben.8 Die Titanomachie und die Gigantomachie fassen Titanen respektive Giganten ¨eweils in einem einheitlichen mythologischen Kontext zusammen, in dem ihr Konflikt mit den olympischen Göttern beschrieben wird. Die Gruppe der als Individuen agierenden Riesen gestaltet sich hingegen heterogener, da es sich bei ihnen zum Gro•teil um einzelne frevelhafte Riesenfiguren handelt, die gegen einzelne Helden 4 5 6

7 8

Vgl. die Transkription und englische Übersetzung von Lambert (2013). Vgl. dazu .est (1966, 18-31)¾ Mondi (1990)¾ .est (1997)¾ Massa-Pairault O Pouzadoux (2017). Vian (1952, 1f.) teilt die Gestalten in Titanen, Giganten und Typhon ein, wobei er die Riesen den Giganten zuordnet, da beide Gruppen anthropomorphe Gestalt besitzen, Typhon dagegen die Gestalt eines Ungeheuers. Im Gegensatz zu Vians an Kunstzeugnissen orientierte Gruppierungen wird in dieser Untersuchung die Einteilung nicht von der physischen Gestalt abhängig gemacht, sondern von dem Umstand, dass es sich um einzeln agierende Figuren handelt, die nicht in einen grö•eren mythologischen Zusammenhang eingeordnet sind. Zu einer vollständigen Auflistung aller Titanen vgl. .üst (1937, 1506-1508). Bedeutsam für die namentliche Identifizierung von Giganten ist insbesondere die Fülle an Inschriften am Gigantomachie-Fries des Pergamonaltars¾ vgl. Kästner (2004, 32¾ 56f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

wie Herakles oder Theseus bzw. Götter wie Apollon und Artemis vorgehen und deswegen von ihnen bekämpft werden. Zur Gruppe der als Individuen agierenden Riesen gehören die beiden Aloaden >tos und Ephialtes sowie die riesenhaften Figuren Tityos, >rion, Antaios und Geryoneus, insbesondere aber Typhon, der im Alleingang gegen die olympische .eltordnung ankämpft.9 In der römischen Literatur wird er meistens entweder als Titan oder Gigant dargestellt, worin die Tendenz späterer antiker Literatur erkennbar ist, die gro•en kosmischen Kämpfe der Titanomachie, Gigantomachie und Typhonomachie miteinander zu vermischen.10 Damit hängt zusammen, dass sich aus den erhaltenen literarischen Zeugnissen keine eindeutige chronologische Abfolge dieser Konflikte rekonstruieren lässt.11 In Hesiods Theogonie werden die Titanomachie (Hes. Th. 617-819)12 und die Typhonomachie (820-880) ausführlich als sukzessive Kämpfe geschildert, die Gigantomachie hingegen wird nur proleptisch angedeutet (50¾ 185f.) und scheint auf die beiden anderen Kämpfe zu folgen. Apollodor dagegen lässt die Typhonomachie explizit auf die Gigantomachie folgen (Apollod. 1.39).13 Nonnos wiederum lässt seine Dionysiaka mit der Typhonomachie beginnen (Nonn. D. 1f.) und mit der Gigantomachie enden (D. 48). Neben diesen ausführlichen Textzeugnissen zum Beginn, in der Mitte und zum Ende der antiken Literaturgeschichte sind eine archaische Titanomachie und zwei kaiserzeitliche Gigantomachien von Skopelianos und Dionysios bezeugt sowie ¨e eine griechische und lateinische Gigantomachie des ªlaudius ªlaudianus in Fragmenten erhalten.14 Bereits an dieser kurzen Auflistung erkennbar ist 9 10

11 12 13 14

Des .eiteren sind die riesenhaften Briganten zu nennen, die Theseus tötet¾ vgl. Vian (1952, 1). Vgl. Mayer (1887, 2)¾ Seippel (1939, 96-106)¾ .est (1966, 338 ad 617-719)¾ ªalame (1985, 153)¾ Käppel (2002, 944). Bereits im 5. qh. v. d. Z. werden in einzelnen bildlichen Darstellungen auch Titanen und Giganten miteinander gleichgesetzt¾ vgl. Dörig (1961, 12). 8Kosmisch€ wird in dieser Untersuchung stets in dem Sinne verwendet, dass sich etwas auf den gesamten Kosmos auswirkt. Vgl. zum Problem einer ªhronologie Seippel (1939, 99f.)¾ ªalame (1985, 148). Die Abkürzungen antiker .erktitel folgen dem LSq bzw. dem ThlL. Vgl. Seippel (1939, 50f.). Zur Überlieferungslage eigenständiger Titanomachien und Gigantomachien

Einleitung

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ein verstärktes Interesse an der Thematik kosmischer Konflikte in der Kaiserzeit und Spätantike, doch lässt sich eine ungebrochene Kontinuität von Riesenfiguren im antiken Epos feststellen.15 Im Griechischen existieren keine separaten Begriffe für die Dhb*—›" der Gigantomachie ¬ die Bezeichnung ist in diesem Fall zugleich der Eigenname dieser Riesen ¬ und die riesenhaften bhb*—›", die als einzelne Gestalten in der Mythologie auftauchen, obwohl beide Figurengruppen durchaus als voneinander unabhängig aufgefasst werden. Dazu kommt, dass die Bezeichnung bhb" nicht die Autorität eines Gattungsnamens besitzt, stattdessen werden Riesen wesentlich häufiger mit den Attributen ,•b" oder å›.Ð$Z&" indirekt als solche ausgewiesen.16 In modernen Sprachen werden sie teilweise mit unterschiedlichen Begriffen (im Deutschen 8Giganten€ und 8Riesen€) oder unterschiedlicher Schreibweise (im Französischen 8G÷ants€ und 8g÷ants€) differenziert.17 Die meisten dieser Riesenfiguren zeichnen sich in ihrer Darstellung in der griechisch-römischen Literatur und Kunst durch ihre Auflehnung gegen die olympischen Götter aus und weisen dementsprechend eine überwiegend negative Konnotation auf. Sowohl die Titanomachie als auch die Gigantomachie werden dabei oft als mythische Modelle für eine Dichotomie von olympischer .eltordnung und den Mächten des ªhaos herangezogen.18 .ährend sich zur Titanomachie keinerlei eindeutige Bildzeugnisse, sondern lediglich literarische Verarbeitungen finden lassen,19 erfreut sich die ikonographische Darstellung von Gigantomachien in der Antike überaus gro•er und andauernder Beliebtheit, wie allein zahllose Vasendarstellungen belegen.20 In der Funktion eines Kampfes zwischen >rdnung und ªhaos wird die Gigantomachie darüber hinaus stets von Neuem für politische Aussagen aktualisiert.21 So steht die am Parthenon angebrachte Gigantomachie metaphorisch für den Sieg der Hellenen über

15 16 17 18 19 20 21

vgl. Latacz (1998)¾ Latacz (2002)¾ Baumbach (2017, 495). Vgl. dazu die in Anhang 1 zusammengestellten Belegstellen. Vgl. Mayer (1887, 4f.). Vgl. zur modernen Begrifflichkeit Vian (1952, 2). Vgl. Kästner (2004, 31f.)¾ Bär (2009, 471 ad 179-180). Vgl. Mayer (1887, 1)¾ Dörig (1961)¾ Gigon (1961). Vgl. auch LIMª s. v. 6Titanen¨. Vgl. Mayer (1887, 1f.). Vgl. Sanford (1941, 55)¾ Vian (1952, 42)¾ Graf (1998, 1067)¾ Latacz (1998, 1069)¾ Latacz (2002, 625).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

die einfallenden Perser zu Beginn des 5. qh. v. d. Z., das überlebensgro•e Relief einer Gigantomachie auf dem Pergamonaltar des 2. qh. v. d. Z. illustriert dagegen die .ohltaten der Götter gegenüber dem pergamenischen König Eumenes II. in Zeiten, in denen er und seine Herrschaftsdynastie besonders bedroht waren.22 Bereits bei Hesiod lassen sich ¨edoch von dieser dominierenden Funktionalisierung abweichende Darstellungen von Riesenfiguren finden. .ährend der Titan Kronos und seine Herrschaft in der Theogonie negativ charakterisiert werden (Hes. Th. 207-210¾ 459-467),23 wird er in den Werken und Tagen als Garant des goldenen Zeitalters bezeichnet (Op. 109-111).24 In dieser positiven Funktion tritt er in der späteren römischen Literatur etwa auch in Vergils Aeneis (Verg. Aen. 8.319-327) und >vids Metamorphosen auf (>v. met. 1.89-115). In beiden hesiodeischen Gedichten tritt der Titan Prometheus als Helfer der Menschheit auf und ist dadurch als dezidiert positive Figur lesbar (Th. 535-569¾ Op. 47-52), was in AischylosÝ Gefesseltem Prometheus ins Zentrum der ªharakterisierung gerückt und ausführlich thematisiert wird.25 Parodistische Verarbeitungen von Riesenfiguren wiederum liegen etwa im Kyklops des Euripides und der Batrachomyomachie (Batr. 7¾ 169-171 bzw. 170a-b¾ 280-285) vor.26 Anhand dieser wenigen Beispiele wird bereits ersichtlich, dass die antiken Riesenfiguren sich nicht lediglich auf eine Funktion, die¨enige von Antagonisten, reduzieren lassen, sondern ganz unterschiedliche Potenziale zur Funktionalisierung aufweisen. Des .eiteren ist ihre Darstellung nicht allein auf die Gattung Epos beschränkt, obwohl diese aufgrund der .irkmächtigkeit der hesiodeischen und homerischen Gedichte durchgängig von der Archaik bis in die Spätantike zentral ist für die Tradierung literarischer Riesen. Die Präsenz von Riesenfiguren ist deutlich auch in benachbarten Gattungen spürbar,

22 23 24 25

26

Vgl. Gruen (2000)¾ Kästner (2004, 26¾ 28). Vgl. Mondi (1990, 157f.). Vgl. Mondi (1990, 175-177). Aus den erhaltenen literarischen Zeugnissen lässt sich au•erdem nicht eindeutig feststellen, welche Titanen an der Titanomachie als Feinde der Götter teilgenommen haben, sodass bei der Interpretation von Riesenfiguren vor einer einfachen Dichotomie von Titanen und olympischen Göttern Vorsicht geboten ist¾ vgl. .üst (1937, 1497¾ 1502). Vgl. Vian O Moore (1988, 192).

Einleitung

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die aufgrund intertextueller Verweise und einer intensiven Auseinandersetzung mit den homerischen und hesiodeischen Referenztexten den enormen Einfluss der archaischen Epen auf die weitere Rezeption von Riesenfiguren in der literarischen Tradition bezeugen.27 Drei kurze Beispiele mögen zur Illustration dienen, Pindars Epinikion P. 1, AristophanesÝ Komödie Die Vögel sowie AischylosÝ Tragödie Sieben gegen Theben. Gemeinsam ist diesen Passagen die Verwendung von Riesenfiguren zur ªharakterisierung anderer Figuren, worin ein .irkungspotenzial erkennbar wird, das in besonderer .eise im Fokus dieser Untersuchung steht. In der Beschreibung der vulkanischen Aktivitäten des unter dem Aitna festgesetzten Typhon in Pi. P. 1.13-28 wird die eigentliche Typhonomachie selbst übergangen und nur deren Ergebnis, das Besiegtsein des Riesen in Szene gesetzt, wodurch der Siegerstatus des Zeus in den Vordergrund gerückt wird und damit in indirekter .eise die militärischen Aktionen des laudandus Hieron glorifiziert werden, ohne dass der Aspekt der Gewalt in abträglicher .eise überbetont wird.28 Zusätzlich zu dieser politischen Aussage wird allerdings die Typhonfigur in überaus bildreicher .eise mit dem Feuer speienden Aitna aitiologisch verbunden,29 womit die poetische Transformation der Darstellungen des Riesen in homerischen und hesiodeischen Referenztexten30 auch als Repräsentation der Kunstfertigkeit der pindarischen Gedichte lesbar wird, die die literarische Tradition umformt und sogar ein riesenhaftes Ungetüm wie Typhon in ein ästhetisches lyrisches Bild zu verwandeln mag.31

27

28 29 30 31

Vgl. dazu die detaillierte Studie von Stamatopoulou (2017a, insbes. 53-63 zu Typhon¾ 127-167 zu Prometheus¾ 192-221 zu Titanomachie und Prometheus) zum Einfluss der hesiodeischen Gedichte auf die Dichtung der Klassik. Vgl. Mezger (1880, 77f.)¾ Kollmann (1989, 98f.)¾ Di Benedetto (1995, 134f.)¾ Gentili et al. (1995, 13f.¾ 17)¾ Stamatopoulou (2017a, 54f.¾ 60f.). Vgl. Boeckh (1821, 230 ad 21-28)¾ Mezger (1880, 77 ad 22¾ ad 26)¾ ªhrist (1896, 112¾ 116 ad 22-28)¾ Gentili et al. (1995, 13-15¾ 337f. ad locc.). Vgl. ªhrist (1896, 115 ad 15ss.¾ ad 17)¾ Kollmann (1989, 98-104)¾ Gentili et al. (1995, 334 ad 15)¾ Stamatopoulou (2017a, 56-59). Gestützt wird eine solche Lesart durch das zentrale und antithetisch angelegte Thema der Musenkunst im Eingangsteil der >de¾ vgl. dazu Mezger (1880, 77f.)¾ Schroeder (1922, 4)¾ Boeckh (1965, 226-228 ad 1-12)¾ Kollmann (1989, 33-144)¾ Gentili et al. (1995, 12f.)¾ Stamatopoulou (2017a, 59f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

In den Vögeln des Aristophanes dienen nicht nur der Konflikt der olympischen Götter mit den Giganten, sondern auch der¨enige mit den Titanen als zentrale Referenzpunkte des Streits zwischen Vögeln und Göttern. Dabei werden beide Riesenmythen gemä• der komischen .irkungsästhetik der Gattung adaptiert und parodiert, sodass sie ihre ernste Funktion im Rahmen der Errichtung der olympischen Herrschaft einbü•en und stattdessen in komischer .eise die Festigung der aberwitzigen Vogelherrschaft legitimieren, die im Gegensatz zur gescheiterten Auflehnung von Titanen und Giganten gelingt und ein neues Zeitalter einleitet.32 Insbesondere Prometheus (Ar. Av. 1494-1551) wird in seiner Rolle als gerissener Antagonist der Götter an seine Repräsentation im hesiodeischen >pferbetrug angelehnt, dabei aber in den charakteristischen Zügen überzeichnet und zur Karikatur ausgebaut.33 In der Tragödie seit Aischylos schlie•lich wird das Sinnpotenzial von Riesenfiguren zur Figurencharakterisierung in besonderer .eise ausgeschöpft, da sie aus ihren mythischen Kontexten herausgelöst und als Einzelfiguren zur direkten Figurencharakterisierung eingesetzt werden. Ma•geblich angesto•en wird diese Entwicklung durch die explizite Bezeichnung des Kapaneus in AischylosÝ Sieben gegen Theben als Riese,34 womit nicht nur seine überdurchschnittliche Grö•e, sondern auch seine Hybris gegenüber den Göttern hervorgehoben wird (A. Th. 423-426):35 32

33

34 35

Insbesondere die Erwähnung der Giganten Kebriones und Porphyrion (Ar. Av. 553) sowie Phlegras als ehemaliger Schlachtort der Gigantomachie (822-825) stützen diese Verbindung zum Bau .olkenkuckuckheims, der als neuerlicher Himmelssturm inszeniert wird. Vgl. Sch. Ar. Av. 553c¾ 824a Holwerda¾ Droysen (1835, 314 ad 553)¾ Blaydes (1882, 272 ad 553¾ 315 ad 824)¾ Merry (1889, 32 ad 553¾ 47f. ad 823)¾ Bickley Rogers (1906, 70 ad 552¾ 114 ad 824)¾ van Leeuwen (1906, 92 ad 553¾ 129 ad 825)¾ Schroeder (1927, 71f. ad 553¾ 104 ad 823b)¾ Kakridis (1974, 115 ad 553¾ 161 ad 823-825)¾ ªasevitz (1978, 54 ad 553¾ 66 ad 824)¾ Dunbar (1997, 375-377 ad 553¾ 493f. ad 823-4)¾ Stamatopoulou (2017a, 194-197). Vgl. auch Fabbro (2013). Vgl. Sch. Ar. Av. 1503 Holwerda¾ Blaydes (1882, 418f. ad 1494)¾ Merry (1889, 74 ad 1503¾ 76 ad 1549)¾ Bickley Rogers (1906, 201f. ad 1511)¾ van Leeuwen (1906, 232f. ad 1531sqq.)¾ Schroeder (1927, 169-171 ad 1535¾ ad 1549ff.)¾ Kakridis (1974, 259 ad 1494-1552)¾ Dunbar (1997, 693-710 ad 1494-1552)¾ Stamatopoulou (2017a, 211-215). Vgl. Seippel (1939, 122-125)¾ Vian (1952, 29)¾ ªarvounis (2007, 251 mit Anm. 35)¾ ªhaudhuri (2014, 39-55). Vgl. Tucker (1908, 85 ad 411)¾ Italie (1950, 70 ad 424)¾ Rose (1957, 197 424)¾

Einleitung èå*››" œ} zå} W.•Y—$™Z* ›A.^ü›* åÒ.Z"f bhb" øœ} ..&", —&0 å–$&" .›.›b,•*&þ ,›h`Ú*, þ YÔ,å&" œ} &é Y—} *\$Úå&* •$&*›P, >åÒ$b&Z" œ} ”å›Z.›P œ›h*}, ‘ ,ª Y$h*&Z —Òü^f836

9

425

Kapaneus aber erloste sich das Elektra-Tor, dieser andere ist ein Riese, grö•er als der zuvor genannte, sein Prahlen sinnt nicht auf menschliches Ma•, Furchtbares droht er den Mauern an, was das Schicksal nicht vollenden mögeÄ37

Daneben findet sich auch eine indirekte ªharakterisierung des Hippomedon, dessen Gestalt mit ,•b" —Òå&" (A. Th. 488) umschrieben wird38 und dessen Schildwappen der Feuer speiende Typhon ziert (493f.: ¤þ•À* D•*— åþ$å*Ô&* œZ¯ ™—Ô, O .Zb*›* ,•.Z**, EÔ.^* åþ$¢" Y–™Z*f ¬ 6áSc. der .appenzeichner setzte auf den SchildÛ Typhon, wie er durch seinen Feuer speienden Mund schwarzen Rauch verströmt, Feuers wendigen39 Bruder.¨), wodurch nicht nur die bedrohliche Erscheinung des Hippomedon, sondern aller argivischer Heerführer aus thebanischer Sicht untermauert wird.40 Darin erhält überdies das dominante Thema der Tragödie, der aus einem Bruderzwist entstandene Konflikt, in einer mise en abyme eine reflektierende Repräsentation.41 In der Folge hat sich diese Thematik

36 37 38 39

40

41

Groeneboom (1966, 159f. ad 422-425)¾ Lupau O Petre (1981, 141 ad 422-426)¾ Hutchinson (1985, 114 ad 424)¾ Di Benedetto (1995, 137)¾ Sommerstein (2008, 197 Anm. 55)¾ Marinis (2012, 10f.). In Sch. A. Th. 424a Smith wird der Vergleich nur auf die Grö•e bezogen. Verrall (1887 ad 411) sieht darin einen ironischen Seitenhieb auf den vorangegangenen und kleingewachsenen Tydeus. >riginaltexte folgen den in der Bibliographie aufgeführten Textausgaben. Sämtliche Übersetzungen stammen vom Verfasser dieser Untersuchung. Verrall (1887, 51 ad 475)¾ Marinis (2012, 12) beziehen diesen Ausdruck auf den Schild des Hippomedon. Verrall (1887, 53 ad 481)¾ Tucker (1908, 99 ad 481)¾ Italie (1950, 77 ad 494)¾ Hutchinson (1985, 123 ad 494) sehen darin die Bezeichnung für die Farbigkeit des Rauchs. Vgl. Marinis (2012). Zur Nähe des Schildwappens zu bildlichen TyphonDarstellungen in der Kunst vgl. Verrall (1887, 52 ad 480-483)¾ Tucker (1908, 99 ad 480)¾ Hutchinson (1985, 123 ad 493)¾ Berman (2007, 59f.)¾ Sommerstein (2008, 203 Anm. 66). Vgl. Lupau O Petre (1981, 162f. ad 491-496). Vgl. zum Konzept der mise en abyme Dällenbach (1989).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

riesenhafter Heldenfiguren dann fest in der attischen Tragödie etabliert. So ist bereits bei Euripides eine intensive Auseinandersetzung mit dieser neuen Funktionalisierung von Riesenfiguren spürbar, wenn in den Phoinissen statt Kapaneus Hippomedon direkt als Riese (bhb*—Z b^b›*•—Z å$&™Ô,&Z&", 5. Ph. 128) und Kapaneus stattdessen indirekt über sein Schildwappen charakterisiert werden (1130-1133):42 ™Zœ^$&*З&Z" œ} ”™åhœ&" YÒY.&Z" zåk* bhb" zå} Ê,&Z" b^b›*ª" ø.^* åÔ.Z* ••$Ú* ,&ü.&P™Z* z(*™å–™" d–\$Ú*, èåÔ*&Z* ^,P* &4 å›h™›—Z åÔ.Z".

1130

Auf der eisernen Rückseite der Rundung seines Schilds befand sich ein erdentsprossener Riese, der auf seinen Schultern eine ganze Stadt trägt, nachdem er sie mit Hebeln aus den Fundamenten gerissen hat, eine Andeutung für uns, was die Stadt erleiden wird.

Seine Hybris wird hier nicht lediglich ein weiteres Mal als götterlästerliche Stärke in Szene gesetzt, sondern mit gerissener Verschlagenheit verbunden,43 wodurch das Gigantenbild der Tragödie um eine Facette erweitert wird, die traditionellerweise eher mit Prometheus verbunden ist. Bedeutsam an dieser Verwendung von Riesenfiguren in der Tragödie ist die enge Verbindung, die zwischen unterschiedlichen Figurentypen hergestellt wird, nämlich Riesen auf der einen und Helden auf der anderen Seite, da sie einen wechselseitigen Austausch von Bedeutungsnuancen erlaubt, der in einer blo•en Adaption von Himmelssturmmythen nicht möglich wäre. Das Medium des Schilds (”™åhœZ, A. Th. 492¾ ”™åhœ&" E. Ph. 1130) und die damit verbundenen Ekphraseis der .appen deuten als besonders prädestinierte >rte für poetologische Aussagen zusätzlich auf das literarische Transformationspotenzial von Riesenfiguren hin und lenken die Aufmerksamkeit der Rezipienten von der Handlung hin zum gestalterischen Prozess im Hintergrund der beiden Passagen. Gerade der Typhonfigur kommt aufgrund ihres ªharakters und ihrer Ausgestaltung als hybrides Mischwesen ein besonderes poetologisches Potenzial zu, da sie 42

43

Vgl. Tucker (1908, 84 ad 410)¾ Italie (1950, 70 ad 424)¾ Groeneboom (1966, 168 ad 486-490)¾ Lupau O Petre (1981, 142 ad 422-426¾ 161 ad 486-488)¾ Saêd (1985, 506f.). Vgl. Saêd (1985, 508f.)¾ Encinas Reguero (2010, 30-33 mit Anm. 25).

Einleitung

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als Vergleichsfolie für literarische Prozesse prädestiniert ist, die auf der Verbindung unterschiedlicher Elemente der literarischen Tradition zu einem neuen Ganzen basieren. Diese Funktionalisierung von Riesenfiguren als Vergleichsfiguren zur Figurencharakterisierung und ihr Transformationspotenzial in unterschiedlichen narrativen Kontexten führt zurück zu der eingangs beschriebenen Metapher eines 8Kampfs der Giganten€ für den Boxkampf zwischen Tyson Fury und .ladimir Klitschko und lädt zu einem Vergleich moderner und antiker Arten von ªharakterisierung ein. Riesen werden in beiden Fällen als Vergleichsfiguren herangezogen, um besonders gro•e oder herausragende Menschen und Leistungen nachdrücklich hervorzuheben und zu überhöhen. Attribute wie 8gigantisch€ oder 8titanisch€ sind im heutigen deutschen Sprachgebrauch zu gängigen Superlativen geworden, die ¨edoch beinahe synonym zu 8gewaltig€ oder 8au•ergewöhnlich€ verwendet werden und dabei ihre vielseitigeren ursprünglichen, aus dem Mythos abgeleiteten Konnotationen weitgehend zugunsten einer Bedeutungsverengung eingebü•t haben.44 Dementsprechend werden mit einer solchen metaphorischen Verwendung von Riesenfiguren als Bezugspunkten eines Vergleichs andere Assoziationen geweckt, wenn sie auf .ladimir und Vitali Klitschko sowie Tyson Fury angewendet werden, als wenn sie mit antiken Heldenfiguren in Verbindung gebracht werden. Antike Helden wie Achilleus werden durch diesen Kunstgriff einerseits zwar ebenfalls überhöht, indem ihre Erscheinung und ihre Handlungen mit das menschliche Ma• übersteigender Grö•e versehen werden, wobei damit nicht allein die körperliche Grö•e gemeint ist. Andererseits schwingen aufgrund der vielfältigen Funktionalisierungen von Riesenfiguren in der antiken Literatur ganz unterschiedliche Konnotationen mit, die sich auf die ªharakterisierung von Heldenfiguren auswirken und den in vielen Helden angelegten ambivalenten ªharakter zusätzlich verstärken oder erweitern. Die gro•e Anzahl an Riesenfiguren, die in beinahe ¨edem Epos in Erscheinung tritt und für eine kontinuierliche Präsenz dieses Figurentypus sorgt, erlaubt eine starke Verknüpfung mit anderen Figurentypen wie Sterblichen und Göttern, sodass Riesenfiguren sich beinahe als dritte Figurenschicht der Epen bezeichnen lassen, die im Gegensatz zu aktiven Menschen- und Götterfiguren ¨edoch eher einen passiven Einfluss auf die literarische .elt ausüben. 44

Vgl. Duden s. v. 6gigantisch¨ bzw. 6titanisch¨.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Gerade aufgrund des beschriebenen poetischen Potenzials, in verschiedenen narrativen Kontexten in ihrer Bedeutung aktualisiert zu werden, weisen antike Riesenfiguren ¨edoch auch ein poetologisches Potenzial auf, um die kreative Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition und die daraus resultierende .irkungsästhetik zu thematisieren und ins Bewusstsein des Rezipienten zu rücken. Da in der Gattung Epos zahlreiche riesenhafte Helden, die allein schon aufgrund ihrer Körpergrö•e als herausragend zu bezeichnen sind, und eine verglichen mit anderen Gattungen auffällig hohe Anzahl Riesenfiguren auftauchen, erstaunt es wenig, dass sich erste Ansätze zu einer Gleichsetzung von Helden und Riesen bereits vor Aischylos in den homerischen Epen als den frühesten Zeugnissen des antiken Epos finden lassen.45 Richtungsweisend ist in dieser Hinsicht zunächst das archaische Typhongleichnis in Hom. Il. 2.780-785, weiterhin das kaiserzeitliche Typhongleichnis in 9.S. 5.484-486. Zwischen den beiden Gleichnissen liegt zwar ungefähr ein qahrtausend, aufgrund intertextueller Bezüge sind sie ¨edoch eng miteinander verbunden und deswegen besonders aufschlussreich für eine Untersuchung der .eiterentwicklung des poetischen Potenzials von Riesenfiguren innerhalb der Gattung Epos. Als besonders anschauliche Beispiele eignen sie sich für eine exemplarische Interpretation, die unmittelbar zur Fragestellung und den verwendeten methodischen Ansätzen dieser Untersuchung hinführen und deren Erkenntniswert für ein vertiefteres Verständnis von Riesenfiguren im Epos verdeutlichen soll. 1.2

Das poetische Potenzial des (post)homerischen Typhon &B œ} $} A™* Ð" ›A —› åþ$¦ ü\™* 劙 *•,&Z—&, bP œ} è囙—&*–üZ`› 7Z¦ Ì" —›$åZY›$Ò*ÚZ üÚ&,•*ÚZ, ø—› —} ”,•¦ ¤þ•Ú•Ø bP* D,–™™^Z ›E* Œ$h,&Z", ø\Z •™¦ ¤þ•Ú•&" {,,›*Z ›é*–". Ì" $ —À* èå¢ å&™™¦ ,•b ™—&*üh`›—& bP z$ü&,•*Ú*f ,–. œ} ÃY œZ•å$^™™&* 囜h&Z&.

45

780

785

Die vorliegende Untersuchung folgt der Forschungsmeinung, dass die homerischen vor den hesiodeischen Gedichten entstanden sind, doch spielt die Prioritätsfrage insofern keine Rolle, als die Beiträge dieser beiden literarischen Œuvres zur Riesenthematik sich nicht gegenseitig ausschlie•en, sondern gegenseitig ergänzen. Vgl. Stamatopoulou (2017a, 5f. mit Anm. 27).

Einleitung

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Die aber gingen also, als ob von Feuer der ganze Boden verzehrt würde. Die Erde stöhnte wie unter dem zornigen Zeus, dem blitzfrohen, wenn er rings um Typhon die Erde peitscht bei den Arimern, wo sich die Ruhestätte des Typhon befinden soll. So also stöhnte unter deren Fü•en mächtig die Erde, als sie einherschritten, sehr schnell aber durchma•en sie die Ebene.

Die beiden aufeinanderfolgenden Gleichnisse in Hom. Il. 2.780 und 2.781-785 illustrieren den Aufmarsch des Achaierheers zur ersten Schlacht, die in der Ilias Homers geschildert wird.46 Sie verdeutlichen damit einen wichtigen Moment im Handlungsverlauf und unterstreichen durch die verwendeten Bilder die Bedeutung und .irkung der Szene. Nacheinander wird das marschierende Heer der Achaier zuerst mit Feuer verglichen (2.780), daraufhin das Stampfen ihrer Schritte mit dem Dröhnen der Erde im Zuge der Typhonomachie veranschaulicht (2.781-785). Aufgrund der unmittelbaren Abfolge der beiden Gleichnisse aufeinander ohne Rückkehr in den narrativen Kontext handelt es sich um ein Doppelgleichnis. Dieses umfasst zwar zwei eigenständige Bilder, sie stehen aber nicht losgelöst nebeneinander, sondern ergänzen sich gegenseitig in ihren elementaren Aspekten 8Feuer€ und 8Blitz€.47 Dies spiegelt sich auch in der sorgfältigen Einbindung in den narrativen Kontext wider:48 Die Einleitung der beiden Gleichnisse, welche die eigentliche Handlung unterbrechen, erfolgt über zwei separate Vergleichspartikeln (Ð" ›E, 2.780¾ Ä", 2.781), wobei mit dem ersten Gleichnis das Verb des Gehens (A™*, 2.780) illustriert wird.49 Das zweite Gleichnis beleuchtet einen anderen Aspekt, der mit der Fortbewegung verbunden ist, den Lärm,50 woraufhin 46

47 48

49 50

Zugleich stellen sie die letzten ausführlichen Gleichnisse dar, die in Hom. Il. 2 erscheinen, da in 2.800 lediglich ein Doppelvergleich mit Blättern oder Sand und in 2.872 ein Vergleich mit einer qungfrau folgen¾ zur Unterscheidung von Gleichnis und Vergleich siehe unten Kapitel 1.3. Vgl. Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 253 ad 780). Zwei separate Gleichnisse sehen darin auch Fränkel (1921, 28f.¾ 49)¾ Lee (1964, 50)¾ Kirk (1985, 243 ad 780¾ ad 781-4). Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 253 ad 780-785) dagegen vermerken einen Vergleich und ein Gleichnis. Vgl. Kirk (1985, 243 ad 780). Kirk (1985, 243 ad 781-4) merkt an, dass implizit ein Erdbeben gemeint sein könnte, doch bezeichnet das Verb ™—&*üh`›—& (Hom. Il. 2.784) hier eher eine auditive Erscheinung als eine Erschütterung. Im Auftakt der Theomachie

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

durch die abschlie•ende Partikel Ä" á¼Û ™—&*üh`›—& bP (2.784) die Rückkehr in die Handlung erfolgt (2.784f.).51 Die nochmalige Erwähnung der Truppenbewegung in dem Partizip z$ü&,•*Ú* (2.785) greift das Verb der Bewegung A™* (2.780) wieder auf, sodass das Gleichnis von seinem narrativen Kontext eng umschlossen und mit ihm verbunden wird. Einen weiteren Bezugspunkt zwischen den beiden Gleichnissen und dem narrativen Kontext stellt der Erdboden dar, der in diesen sechs Versen dreimal erwähnt wird (ü\Ð*, 2.780¾ bP 2.781¾ 2.784).52 Abgesehen von dieser Ausgestaltung der Mikrostruktur ist das Doppelgleichnis in 2.780-785 aber auch in einen grö•eren narrativen Kontext eingearbeitet und erfüllt eine bedeutende Funktion in der Makrostruktur von Hom. Il. 2. Zusammen mit der langen Gleichniskette in 2.455-483, durch die das Geschehen besonders akzentuiert wird,53 umrahmt sie den Schiffskatalog, in welchem die Kontingente der einzelnen achaischen Heerführer aufgelistet werden (2.484-760). Thematisch nimmt das Feuergleichnis in 2.780 ringkompositorisch Bezug auf das erste Gleichnis der früheren Gleichniskette in 2.455-458, in welchem der Glanz der Rüstungen des heranmarschierenden Achaierheers ebenfalls mit Feuer verglichen wird.54 Ein weiterer semantischer Anklang findet sich in dem Ausdruck ü\Ð* á¼Û Y&*–dZ`› in 2.465f., der in 2.784 mit dem variierenden Ausdruck ™—&*üh`›—& bP wieder aufgenommen wird. Diese komplexe Einbindung der Gleichnisse in den Handlungsverlauf erzeugt über intratextuelle Referenzen ein Beziehungsgeflecht von Gleichnissen und sorgt dafür, dass sie trotz ihrer die Handlung zunächst

51

52 53

54

(20.57-60) wird vergleichsweise die Erschütterung der Erde durch Poseidon mit entsprechenden Verben bezeichnet (z—h*(›*, 20.57¾ z™™›h&*—&, 20.59), ohne dass dabei ™—›*üh`›Z* verwendet würde. Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 254 ad 782) merken dazu an, dass der Text diese Assoziation offenlässt. Zur Fokusverschiebung innerhalb von Gleichnissen vgl. Edwards (1991, 28). Die .iederaufnahme eines Schlüsselwortes zur verdeutlichenden Rückbindung an den narrativen Kontext findet sich häufig in homerischen Gleichnissen¾ vgl. Edwards (1991, 27). Vgl. Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 253 ad 780-785). Vgl. Bowra (1961, 272-274)¾ Edwards (1991, 40). Lee (1964, 12-14) dagegen sieht in einer Aneinanderreihung von Gleichnissen keine eigene narrative Funktion. Vgl. Kirk (1985, 243 ad 780)¾ Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 253 ad 780).

Einleitung

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retardierenden Funktion keine Fremdkörper, sondern integrale Bestandteile der Handlung darstellen, durch die das reflektiert und um zusätzliche Bedeutungsebenen ergänzt wird. Diese Parallelisierung von narrativem Kontext und Gleichnis zum Zweck der Illustration und Erweiterung lässt sich als Grundfunktion ¨edes Vergleichs und Gleichnisses ansehen, die bereits in den homerischen Epen in unterschiedlichen Elaborationen auffindbar ist.55 Gerade aufgrund der .andelbarkeit und thematischen Vielfalt dieses Erzählelements wurden homerische Vergleiche und Gleichnisse für alle nachfolgenden epischen Gedichte zu einem festen Bezugspunkt hinsichtlich des ihres Aufbaus und thematischen Repertoires. Angesichts der engen Verflechtung von narrativem Kontext mit Vergleichen und Gleichnissen erfüllen deren Vergleichs- und Gleichnisbilder eine wichtige Funktion bei der Figurencharakterisierung. Vor diesem Hintergrund ist die in Hom. Il. 2.781-783 ausgeführte Thematik der Typhonomachie bemerkenswert.56 Bis auf den Kampf der olympischen Götter, der sich über Hom. Il. 20f. erstreckt,57 sowie zwei kurze mythologische Verweise auf das Ergebnis der Titanomachie, die Gefangennahme des Kronos und Iapetos (8.479-481¾ 14.203f.), bildet dieses Gleichnis innerhalb der Ilias die einzige Reminiszenz an Götterkämpfe, wie sie ausführlich in Hesiods Theogonie geschildert werden.58 Ein besonderes Kennzeichen dieser Konflikte zwischen den olympischen Göttern und Riesenfiguren sind die Auswirkungen auf den gesamten Kosmos, was auch in Hom. Il. 20.54-66 und 21.385-390 anklingt, wo im Rahmen des Götterkampfes vom Donnern des Himmels und dem Beben der Erde die Rede ist und die Auswirkungen bis in den Hades hinabreichen.59 Im Typhongleichnis wird demgegenüber lediglich die Zerstörung der Erdoberfläche durch die Blitze des Zeus erwähnt,60 au•erdem scheint die Szene weniger den Kampfverlauf der Typhonomachie als vielmehr deren 55 56 57 58

59 60

Vgl. Landfester (1997, 89-91)¾ Nünlist O de qong (2000, 164). Diesen Aspekt übergeht Fränkel (1921, 28f.), indem er das Gleichnis lediglich dem Typus 8Gewitter€ zurechnet. Seit Homers Ilias gehören Götterkämpfe fest zum epischen Repertoire¾ vgl. ªarvounis (2008, 60). Vgl. .est (1966, 337 ad 617-719)¾ Edwards (1991, 36f. mit Anm. 44f.)¾ qanko (1992, 229-231 ad 18-31¾ 237f. ad 87-8¾ 247 ad 185-93¾ 250f. ad 224-5)¾ Burgess (2001, 209 Anm. 1)¾ ªlay (2005, 12). Vgl. Edwards (1991, 293 ad 54-66). Vgl. Dornseiff (1933, 18f.)¾ Seippel (1939, 52).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Ausgang darzustellen. Dies legt vor allem der Nebensatz mit ø—› (2.782) und iterativem Kon¨unktiv D,–™™^Z (2.782) nahe,61 der eine wiederholte Handlung und somit ein regelmä•iges Ritual bezeichnet, durch das Zeus seinen Kontrahenten auch nach seiner Unterwerfung peinigt. Dabei ist umstritten, ob das Substantiv ›é*–" (2.783) als temporäre oder permanente Ruhestätte, d. h. als das Grab des Typhon aufzufassen ist.62 Beide Bedeutungen stützen ¨edoch die Interpretation, dass mit den Blitzschlägen des Zeus die Folgen des Kampfs beschrieben werden, sodass Zeus nach seinem Sieg über Typhon entweder dessen ehemaliges Lager oder Grabstätte mit Blitzen schändet. Indirekt wird durch dieses nachhaltige .etterphänomen Typhon als besonders bedrohlicher und bestrafungswürdiger Riese ausgewiesen. Au•erdem betont die vorliegende Ausformung des Typhongleichnisses die zeitliche Distanz dieses kosmischen Konflikts zur Gegenwart des troianischen Kriegs, sodass die Typhonomachie als Teil einer vergangenen mythischen Vorzeit erscheint.63 Auffällig ist dabei allerdings die scheinbar genaue topographische Verortung der Szene bei den Arimern, die sowohl bei Homer (Hom. Il. 2.783) als auch bei Hesiod (Hes. Th. 304) im Zusammenhang mit Typhon erwähnt werden. Da es sich dabei allerdings um ein mythisches Volk handelt und dessen exakte Lokalisierung innerhalb der literarischen .elt mindestens problematisch, wenn nicht unmöglich ist, impliziert die Schil61 62

63

Vgl. Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 255 ad 782). Vgl. Seippel (1939, 53)¾ LSq s. v. 6›é*j¨ I 5., wo die vorliegende Stelle unter Vorbehalt aufgeführt wird: 6one’s last bed, the grave á¼Û (so some take ¤þ•Ú•&" ›é*h in Il. 2.783).¨ Kirk (1985, 243f. ad 781-4) interpretiert Typhons Lager als den >rt, an dem er nach seiner Bezwingung festgehalten wird. Er verweist zudem auf Hes. Th. 304, wo Echidna, mit der sich Typhon verbunden hat (306f.), ebenfalls bei den Arimern verortet wird. Bedenkenswert ist die Interpretation .ests (1966, 251 ad 304), dass Typhon dort auch sein 6Ehelager¨ gehabt haben könnte¾ dagegen sprechen sich Kirk (1985, 244 ad 780-4)¾ Brügger O Stoevesandt O Visser (2003, 255 ad 783) aus. Da keine eindeutigen Hinweise für die Richtigkeit einer Möglichkeit vorliegen und sich die beiden Alternativen nicht gegenseitig ausschlie•en, lässt sich mit der Übersetzung 6Ruhestätte¨ gerade die mehrdeutige >ffenheit des Begriffs betonen. Vgl. auch Burgess (2001, 209 Anm. 1) für eine Zusammenstellung von Stellen in den homerischen Gedichten, die auf au•erhalb des troianischen Kriegs liegende Mythen verweisen.

Einleitung

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derung eine Entrückung aus der für andere intradiegetische Figuren erfahrbaren literarischen .elt der Ilias.64 Zusätzlich zur zeitlichen Distanz des Kampfs zwischen Zeus und Typhon kommt also eine räumliche Unverortbarkeit, die dem besiegten Riesen einen ganz spezifischen Raum im Rahmen des .erks zuschreibt, nämlich den literarischen Raum der Ilias bzw. dem der Handlung enthobenen Reflexionsraum des Gleichnisses. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Formulierung ø—› —} ”,•¦ ¤þ•Ú•Ø bP* D,–™™^Z (2.782) den Eindruck erweckt, dass dieses Naturschauspiel auch noch in der Gegenwart der Kämpfer vor Troia und darüber hinaus sogar vom extradiegetischen Rezipienten der Ilias beobachtet werden könnte. In diesem Fall erfüllte das Gleichnis auch eine Brückenfunktion zwischen der mythischen Vorzeit der Typhonomachie, der mythischen Gegenwart vor Troia und der Gegenwart des Rezipienten der Ilias und bezeugte die Aktualisierbarkeit von Riesenfiguren in unterschiedlichen Zeitkontexten. Dadurch, dass es sich ¨edoch um einen entrückten >rt handelt, lässt sich eine direkte Rezeption des Geschehens weder von einem intradiegetischen noch einem extradiegetischen Rezipienten bewerkstelligen, sodass die Schilderung des Naturphänomens gänzlich vom Bericht des extradiegetischen Erzählers abhängt und gerade dadurch in poetologischer .eise seine rein literarische Natur offenbart. Abgesehen von dem Beitrag, den das Typhongleichnis zur Thematik von Götterkämpfen in der Ilias generell leistet, erhält es eine zusätzliche Bedeutung durch den Umstand, dass es als das älteste überlieferte Riesengleichnis des griechischen Epos gelten kann. Dabei sind in der Ausgestaltung von Hom. Il. 2.782-785 bereits charakteristische Merkmale erkennbar, die für Riesenvergleiche und -gleichnisse der späteren epischen Tradition von programmatischer Bedeutung sind. Zum einen ist das Gleichnis durch den Antagonismus bzw. die Dichotomie zwischen Zeus als dem obersten Vertreter der olympischen .eltordnung und dem Riesen Typhon gekennzeichnet, der diese >rdnung bedroht. Zwar ist diese anma•ende Haltung des Riesen nicht explizit benannt, sie lässt sich ¨edoch indirekt aus der ªharakterisierung des Zeus als Grollendem (üÚÔ,›*&" 2.782) herleiten, die auf eine anhaltende Feindschaft der beiden Figuren hinweist. Eine hervorgehobene Bedeutung erhält der Blitz als .affe und 64

Vgl. Paley (1883, 206 ad 304)¾ Dornseiff (1933, 18f.)¾ .orms (1953, 37f.)¾ Farnell (1965, 108f. ad 15-28)¾ .est (1966, 250f. ad 304-5)¾ .est (1988, 67 ad 304)¾ Arrighetti (1989, 143 ad 304)¾ Gentili et al. (1995, 335f. ad 18-20a)¾ Koning (2010, 111 mit Anm. 21).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Machtinstrument des Zeus, worauf das dem Göttervater Zeus vorbehaltene Epitheton —›$åZY•$þ*&" (2.781) hindeutet. Die Auswirkungen von dessen wiederholtem Einsatz schlie•lich (ø—› D,–™™^Z, 2.782) werden mit dem Ausdruck bP œ} è囙—&*–üZ`› (2.781), der in der Überleitung in den narrativen Kontext wieder aufgegriffen wird (,•b ™—&*üh`›—& bP, 2.784), besonders drastisch ausgemalt, wodurch der Auftritt des blitzeschleudernden Zeus eine bedrohliche .irkung erzeugt und den Göttervater indirekt als gefährliche Figur charakterisiert. Diese implizite .irkungsabsicht des Schreckens lässt sich auf das Achaierheer als Bezugspunkt des Typhongleichnisses übertragen, wobei dessen Potenzial zur Figurencharakterisierung deutlich wird. Damit verbunden ist zudem eine bestimmte Erwartungshaltung des Rezipienten, die mittels der Repräsentation der Zeusfigur im Gleichnis geweckt wird. Genauso wie Zeus siegreich aus dem Kampf gegen Typhon hervorgeht, wird damit proleptisch ein Sieg der Achaier in der ersten Schlacht der Ilias angedeutet. Anhand dieser exemplarischen Interpretation des homerischen Typhongleichnisses dürfte bereits deutlich werden, welche Bedeutungsebenen sich freilegen lassen, wenn literaturtheoretische Konzepte wie Narratologie, .irkungsästhetik, Geopoetik und Hybridität miteinander kombiniert werden. Darüber hinaus entfalten Riesenvergleiche und -gleichnisse allerdings auch in intertextueller Hinsicht ein gro•es poetisches Potenzial, wie ein etwa tausend qahre später entstandenes Typhongleichnis illustriert. Es handelt sich dabei um ein Gleichnis der Posthomerica des 9uintus Smyrnaeus in 9.S. 5.484-486, das eine markierte Einzeltextreferenz zu Hom. Il. 2.781-785 herstellt und den aufgerufenen Referenztext als Kontrastfolie funktionalisiert.65 Durch einen direkten Vergleich der beiden Passagen lässt sich somit nicht nur die Vielseitigkeit in der Funktionalisierung von Riesenfiguren untersuchen, sondern auch deren .eiterentwicklung innerhalb der Gattung Epos. Einer solchen Interpretation müssen ¨edoch zunächst einige Bemerkungen zur Kontextualisierung der Posthomerica vorangehen: Gemä• der communis opinio sind die Posthomerica höchstwahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 3. qh. n. d. Z. entstanden.66 Das Epos schlie•t, wie bereits der Titel suggeriert, inhaltlich unmittelbar an die Ilias an und schildert die mythischen Geschehnisse vor Troia bis zum Beginn der Odyssee. 65 66

Vgl. Niemeyer (1884, 17)¾ qames O Lee (2005, 132 ad 484). Zur Datierung der Posthomerica vgl. die Besprechung der Argumente bei Baumbach O Bär (2007, 1-8)¾ Bär (2009, 14-23).

Einleitung

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Doch nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich-stilistisch ist es eng an den homerischen Epen orientiert, die deswegen die wichtigsten Referenztexte bilden. Dies gilt insbesondere auch für die Vergleiche und Gleichnisse.67 Nach wie vor kontrovers diskutiert wird die Frage, ob die Posthomerica im Kontext der Zweiten Sophistik entstanden sind und an deren kaiserzeitliche .irkungsästhetik anschlie•en, doch spricht sich eine Mehrzahl an Forschern für einen solchen Entstehungskontext aus.68 Ein Grundproblem besteht dabei in dem Konzept 8Zweite Sophistik€ selbst und insbesondere in den Fragen, welche Zeitspanne und welche literarischen Zeugnisse mit dieser geistigen Strömung in Verbindung gebracht werden sollen. Auf der einen Seite steht ein enger gefasster Begriff, der im Anschluss an Philostrat darin lediglich ein zeitlich begrenztes Phänomen zwischen 50 und 250 n. d. Z. beschreibt, das auf kaiserzeitliche Prosa und insbesondere rhetorische Texte beschränkt ist.69 Auf der anderen Seite steht ein davon abgegrenztes und weiter gefasstes Konzept, das eine Übertragung der für die Zweite Sophistik charakteristischen Themen wie åZœ›h, hellenische Identitätsbildung, Klassizismus der griechischen Sprache und Rückwendung zur Literatur des 5. und 4. qh. v. d. Z. auch auf andere Gattungen der Kaiserzeit zulässt.70 Die Forschung tendiert immer stärker zur 8ffnung des bislang eher starren Konzepts und kritisiert grundsätzliche feste Epochengrenzen.71 67

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Vgl. qames (2007, 145)¾ Bär (2009, 53-61). Zur Bedeutung der homerischen Gleichnisse für die Posthomerica vgl. Vian (1954, 43f.). Zur programmatischen Bedeutung der homerischen Epen für die Posthomerica vgl. auch ausführlich unten Kapitel 4.1. Der Frage nach der Kontextualisierung der Posthomerica in der Zweiten Sophistik ist der Tagungsband Baumbach O Bär (2007a) gewidmet. Für eine positive Einschätzung der Beziehung der Posthomerica zur Zweiten Sophistik vgl. Baumbach O Bär (2007b)¾ Bär (2009, 85-91)¾ Bär (2010)¾ Tomasso (2010)¾ Andr÷ (2013)¾ Fields (2014)¾ Pinheiro (2016). Kritisch dagegen Maciver (2012a)¾ Lelli (2013)¾ Maciver (2014). Vgl. auch Usener (2007, 409)¾ Maciver (2012a, 13-27), die für den impliziten Rezipienten der Posthomerica eher einen an spätantike Leseanforderungen gewöhnten Leser annehmen. Vgl. Anderson (1993)¾ Swain (1996, 1-13)¾ Schmitz (1997)¾ .hitmarsh (2001, 42-45)¾ .hitmarsh (2005). Vgl. den Überblick bei Bär (2010). Vgl. .hitmarsh (2013, 1-7¾ 188-190), der stattdessen den Begriff 8Postklassizismus€ einführt. Vgl. Richter O qohnson (2017a)¾ (2017b)¾ .hitmarsh (2017a).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

>bwohl die Posthomerica eine wesentlich grö•ere Dichte an Vergleichen und Gleichnissen aufweisen als die homerischen Epen, wurden ihnen generell sowie den Riesenvergleichen und -gleichnissen im Speziellen vergleichsweise wenige Studien gewidmet, sodass auch die damit verbundene Thematik kosmischer Kämpfe bislang keine Aufmerksamkeit in Form einer ausführlichen Gesamtinterpretation erhalten hat.72 Im Rahmen von Untersuchungen des 19. und 20. qh. n. d. Z., die primär im Zeichen der Textkritik und der sogenannten 89uellenforschung€ standen,73 wurden einzelne Studien zum Verhältnis zwischen posthomerischen und homerischen Gleichnissen verfasst74 und erste Zusammenstellungen aller posthomerischen Vergleiche und Gleichnisse erstellt.75 Seit der Mitte des 20. qh. n. d. Z. erschienen in wachsender Zahl Untersuchungen zu einzelnen Gleichnisthemen, insbesondere den Tiergleichnissen.76 Einen .endepunkt in der Erforschung der Posthomerica stellt der 2007 erschienene Tagungsband von Manuel Baumbach und Silvio Bär dar, der die 72

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Vgl. die Anmerkungen bei Niemeyer (1884, 16-18)¾ ªarvounis (2008, 70)¾ Bär (2009, 470-472 ad 179-180)¾ Gärtner (2010a, 293 ad 179-80)¾ Maciver (2012a, 185 Anm. 226). Eine detaillierte Interpretation ausgewählter Riesengleichnisse bieten ªarvounis (2007, 248-254)¾ Langella (2016)¾ Schei¨nen (2018). Vgl. qames O Lee (2000, 19f.)¾ Macivers (2012a, 126 Anm. 2) kurze Forschungsüberblicke zu den posthomerischen Gleichnissen. Vgl. dazu den kritischen Forschungsüberblick bei Bär (2009, 33-43). An einem umfassenden Forschungsbericht zu 9uintus Smyrnaeus für die Reihe Lustrum arbeitet zurzeit Silvio Bär (University of >slo). Vgl. Niemeyer (1883)¾ (1884)¾ Paschal (1904, 45-63). Als erster fertigt Niemeyer (1883)¾ (1884) eine systematische Zusammenstellung der posthomerischen Gleichnisse an und nimmt eine Einteilung der Gleichnisse in die Gruppen 8Natur€, 8Menschenleben€, 8Götter- und Heldensage€ vor (1883, 11). Im Gegensatz zu Niemeyer (1883, 11) schlägt Paschal (1902, 38f.) eine Zweiteilung vor in Gleichnisse, die an Homer angelehnt sind (bspw. die Tiergleichnisse), und Gleichnisse, die eine höhere Eigenständigkeit aufweisen (bspw. Gleichnisse mit Alltagsthemen). Vgl. kritisch dazu Vian (1954, 30¾ 42). Maciver (2012a, 127f.) orientiert sich mit seiner Einteilung an Niemeyer (1883), wobei er dessen Kategorien anders benennt (8animal€, 8elemental€, 8mythological€) und eine zusätzliche Kategorie 8other€ einführt. Vgl. Robertson (1943)¾ Vian (1954)¾ qames (1969)¾ Giangrande (1974)¾ Gigli (1980)¾ Roberts (1986)¾ Rebelo Gonùalves (1987)¾ Fernandelli (1998)¾ Spinoula (2005)¾ ªarvounis (2007)¾ Spinoula (2008)¾ qahn (2009)¾ Maciver (2012b)¾ Langella (2016).

Einleitung

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Ergebnisse der an der Universität Zürich vom 28.09.2006 bis 01.10.2006 durchgeführten Tagung 69uintus Smyrnaeus ¬ ein kaiserzeitlicher Sophist im homerischen Gewand¨ enthält und einen modernen Zugang angeregt hat. Seither erschienene Studien zu den Vergleichen und Gleichnissen gehen einher mit der Verwendung ausgewählter moderner literaturwissenschaftlicher Zugriffsweisen wie der Intertextualität und Narratologie, die eine Überwindung der 9uellenforschung und eine Neubeurteilung der den Posthomerica eigenen .irkungsästhetik ermöglichen.77 Dazu tragen auch wesentlich die seit dem Anbruch des neuen Millenniums in grö•erer Zahl erscheinenden zweisprachigen Textausgaben,78 Kommentare,79 Sammelbände80 und Monographien bei.81 Auf diesem Hintergrund soll nun das posthomerische82 Typhongleichnis betrachtet werden, in dem der achaische Held Aias, der Sohn des Telamon, mit demselben Riesen verglichen wird (9.S. 5.484-486). Das Gleichnis steht am Ende von AiasÝ wahnsinnigen Amoklauf und folgt auf seinen letzten Monolog, um seinen Freitod zu illustrieren, der ihm als einziger Ausweg zur .iederherstellung seiner Ehre erscheint (9.S. 5.482-486):

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Vgl. Schei¨nen (2010 O 2011), zusammengefasst in Schei¨nen (2011)¾ Maciver (2012a)¾ Schei¨nen (2018)¾ Tsomis (2018a)¾ (2018b). Vgl. die Ausgaben mit Anmerkungen von qames (2004)¾ Toldedano Vargas (2004)¾ Gärtner (2010a)¾ (2010b)¾ Lelli et al. (2013)¾ Hopkinson (2018). Vgl. die Kommentare zu 9.S. 5 von qames O Lee (2000)¾ zu 9.S. 14 von ªarvounis (2004)¾ zu 9.S. 1.1-219 von Bär (2009)¾ zu 9.S. 2 von ªampagnolo (2010 O 2011)¾ zu 9.S. 2 von Ferreccio (2014)¾ zu 9.S. 7 von Tsomis (2018a)¾ zu 9.S. 10 von Tsomis (2018b)¾ zu 9.S. 14 von ªarvounis (2019). Stephan Renker (Universität Hamburg) arbeitet zurzeit an einem Kommentar zu 9.S. 13. Vgl. den Tagungsband von Baumbach O Bär (2007a)¾ vgl. zu dessen Bedeutung auch Bär (2009, 33). Ein Sammelband anlässlich des 100. Geburtstags von Francis Vian unter der Herausgeberschaft von Silvio Bär (University of >slo), Leyla >zbek (Scuola Normale Superiore di Pisa) und Emma Greensmith (University of ªambridge) ist in Vorbereitung. Vgl. .englinsky (2002)¾ Gärtner (2005)¾ Tomasso (2010)¾ Schei¨nen (2018). Der Begriff 8posthomerisch€ wird in der vorliegenden Untersuchung analog zu Macivers (2012, viii) Begriff 8Posthomeric€ als Ad¨ektiv zum Titel Posthomerica verwendet, um die Zugehörigkeit zu diesem spezifischen Epos auszudrücken.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos ¼" ›Eå™* å–Z" z™\.¢" zþ™\›*•&" ¤›.,À*&" xY—Ô$›&* (h•&" ٛ œZ} éü•*&"f zY œ• &D 4, z™™Ò,›*&* Y›.–$þ`›*. ì œ} z* Y&*hm™Z —*ҙ\^, ¤þ•À* Ì" —¢* 3^*¢" z*›å$j™*—& Y›$þ*&hf ”,•¦ œ­ bP ,•.Z* ,•b ™—&*–ü^™› 囙Ô*—&".

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Nachdem er so gesprochen hatte, stie• der tüchtige Sohn des überaus starken Telamon das Schwert des Hektor durch seinen Hals, sein Blut rann rasch aus ihm heraus. Er aber streckte sich hin in den Staub wie Typhon, den die Blitze des Zeus in Brand gesteckt hatten, ringsum aber stöhnte die schwarze Erde laut auf, als er fiel.

Ein entscheidender Unterschied gegenüber dem Typhongleichnis in Hom. Il. 2.780-785 liegt in den Vergleichspunkten der beiden Gleichnisse vor,83 denn während in der Ilias das Lärmen des marschierenden Heeres durch den donnernden Blitzsturm des Zeus verbildlicht wird, dessen Ziel Typhon ist und der somit keine unmittelbare Vergleichsfigur darstellt, wird in den Posthomerica der Fall des sterbenden Aias direkt mit dem Sturz des besiegten Typhon gleichgesetzt.84 Dadurch, dass im Gleichnis und dem narrativen Kontext genau dieselbe Handlung zum Ausdruck kommt, wird in den Posthomerica entsprechend eine viel engere Verbindung zwischen den beiden Figuren hergestellt, sodass Aias direkt mit Typhon verglichen wird und sich die mit dem Riesen verbundenen Konnotationen stärker auf den Helden übertragen. Eine solche unmittelbare Gleichsetzung von Helden- und Riesenfigur findet sich in den homerischen Epen an keiner Stelle, sodass diese .eiterentwicklung der ªharakterisierungsmöglichkeiten mithilfe von Riesenfiguren in der auf die homerischen Epen folgenden literarischen Tradition zu suchen ist. Im posthomerischen Typhongleichnis wird die enge Verbindung beider Figuren denn auch stark betont, wenn auch zunächst explizite Attribute fehlen, welche die Grö•e, Stärke oder Bedrohlichkeit Typhons als typische Riesenmerkmale unterstreichen. qedoch wird er über die Darstellung des Blitze schleudernden Zeus (3^*¢" z*›å$j™*—& Y›$þ*&h, 83

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Bereits Fränkel (1921, 1-13) warnt zu Recht davor, die Verbindung von Erzählung und Gleichnis auf einen einzigen Vergleichspunkt zu beschränken, der zudem genau deckungsgleich sein muss. Dementsprechend wird der Begriff 8Vergleichspunkt€ in dieser Untersuchung in einem weiteren Sinne verstanden. Vgl. auch Lelli et al. (2013, 742f. Anm. 56).

Einleitung

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9.S. 5.485) indirekt als Feind der olympischen .eltordnung charakterisiert und mit einem Bedrohungspotenzial versehen, für das er vom Göttervater bestraft wird. Auch die Aiasfigur wird über dieses Vergleichsbild um einen ambivalenten ªharakterzug erweitert und sein Freitod erhält vor diesem mythischen Hintergrund beinahe die Konnotation einer göttlichen Strafe.85 Doch nicht nur die Bedrohlichkeit der Riesenfigur, sondern auch ihre Grö•e wird indirekt thematisiert, indem im narrativen Kontext das laute Aufstöhnen der Erde (bP á¼Û ™—&*–ü^™›, 5.486) als Begleiterscheinung des Falls des Helden erwähnt wird. Dieses Detail setzt Aias einerseits in die Nähe zu anderen Heldenfiguren, die in ihrem Todesmoment mit lautem Getöse zu Boden stürzen,86 wobei eine Beziehung zum Fall des Achilleus in 9.S. 3.392-401 besonders naheliegt, da beide gleicherma•en zu den grö•ten Helden der Achaier gehören und sie auf achaischer Seite die zentralen Figuren der Handlung in 9.S. 1-5 darstellen. Insbesondere die körperliche Grö•e des Aias wird nach dem Tod des Achilleus wiederholt unterstrichen.87 Andererseits wird durch den laut dröhnenden Sturz auch die Riesenthematik des Gleichnisses um eine Bedeutungsebene erweitert und verstärkt. Denn da es sich bei Gaia um die Mutter des erdentsprossenen Riesen handelt, werden durch das Prädikat ™—&*–ü^™› nicht nur die akustischen Begleiterscheinungen des Sturzes beschrieben, sondern es lässt sich auch als Ausdruck der Trauer um den gefallenen Sohn interpretieren. Dabei wird in bP eine Doppeldeutigkeit deutlich, die den 6Erdboden¨ und zugleich den Namen der Riesenmutter bezeichnet. Anders als in den meisten Gleichnissen folgt auf das poetische Bild auch kein korrelatives Pronomen oder eine entsprechende Partikel als Gegenstück zur einleiten-

85 86 87

Vgl. Langella (2016, 570f.). Vgl. ªastiglioni (1921, 35) zur Häufigkeit dieses Motivs. Vgl. dazu das Argument des Aias beim Redewettstreit um die .affen des Achilleus, die Rüstungsteile würden nur ihm von allen Achaiern passen (9.S. 5.224-228). Tatsächlich sind sie vielfach durch Attribute gekennzeichnet, die die Grö•e des Helms (,•b, 5.102), des Brustpanzers (å&..Ô*, 5.110¾ d$Z$Ô*, 5.111), der Beinschienen (å›.Ð$ZZ, 5.112¾ ,–. ™—Zd$h, 5.113) sowie des Speers bezeichnen (úd$Z,&*, 5.118¾ èûZYÔ,&Z™Z* z›Zœ&,•*^, 5.119). .eitere Anspielungen auf die Körpergrö•e des Aias finden sich in 4.457-462, wo Aias die Rüstung des Memnon gewinnt, und 5.614f., wo der Leichnam des Aias von mehreren Männern getragen wird.

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den Vergleichspartikel, die das Gleichnis wieder in den narrativen Kontext überführt. Aus diesem Grund bleibt im Fall des Typhongleichnisses vollkommen offen, ob sich 5.486 noch auf Typhon oder bereits wieder auf Aias bezieht, wodurch die Verbindung von Held und Vergleichsfigur zusätzlich gestärkt wird. Eine intertextuelle Referenz auf die Typhonomachie in Hesiods Theogonie, die die früheste zusammenhängende Schilderung dieses Konflikts enthält und deswegen auch als Systemreferenz zur Typhonomachie generell anzusehen ist, stärkt eine solche Lesart des Ausdrucks bP á¼Û ™—&*–ü^™›, (9.S. 5.486). In Hesiods Theogonie kommt dieselbe qunktur dreimal vor (™—&*üh`›—& DP, Hes. Th. 159¾ z囙—›*®üZ`› œ­ bP, 843¾ ™—›*®üZ`› œ­ bP, 858), wobei sie in der ersten Stelle die gequälte Reaktion der Gaia auf Uranos} lüsternes Verhalten bezeichnet, und in der zweiten Stelle ihre Reaktion gegenüber Zeus beschreibt, der sich gegen Typhon erhebt. In der dritten Stelle dagegen bezieht sich die Reaktion auf den Fall des Typhon nach seiner Niederlage und lässt sich genauso wie im iliadischen Typhongleichnis (bP œ} è囙—o*–üZ`›, Hom. Il. 2.781) als Trauer Gaias um ihren gefallenen ¨üngsten Sohn interpretieren. Die posthomerische Aiasfigur wird über diese intertextuelle Systemreferenz als neue Typhonfigur inszeniert und, verbunden mit der Überbetonung ihrer körperlichen Grö•e, in kosmischer .eise überhöht. >bwohl Typhons wahre Grö•e sowohl im homerischen Typhongleichnis als auch in Hesiods Thyphonomachie nur indirekt erschlie•bar ist, wird sie etwa bei Apollodor in kosmische Dimensionen gesteigert (Apollod. 1.39): á¼Û ꗛ èå›$•ü›Z* ,­* å–*—Ú* —À* !$À*, ^ œ­ Y›•.ª å&..–YZ" Y¦ —À* ™—$Ú* {ûþ›f ¬ 6á¼Û sodass er alle Gebirge überragte, sein Kopf aber oftmals auch an die Sterne rührte.¨ AiasÝ ªharakterisierung als zweiter Typhon erhält mit diesem übersteigerten Vergleichsbild eine hyperbolische .irkung, die als weitere Lesart neben seiner bedrohlichen Inszenierung steht. Diese vielseitige Deutbarkeit des Falls des Aias wird zusätzlich unterstrichen durch die bereits genannte intertextuelle Verknüpfung des Gleichnisses mit dem homerischen Typhongleichnis in Hom. Il. 2.780785, die durch vielfache sprachliche Parallelen erzeugt und hervorgehoben wird. Das Verb ™—o*üh`›Z* leitet bei Homer das Gleichnis ein (Hom. Il. 2.781¾ 2.784), in den Posthomerica lässt sich das Stöhnen der Erde sowohl auf die Typhonfigur im Gleichnis als auch auf die Aiasfigur im narrativen Kontext beziehen (9.S. 5.486). In beiden Fällen fungiert

Einleitung

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bP als Sub¨ekt der Verbalhandlung (Hom. Il. 2.781¾ 2.784¾ 9.S. 5.486). Auch entsprechen sich die beiden poetischen Bilder beinahe. In beiden wird Zeus als Blitzeschleuderer gezeigt (7Zh á¼Û —›$åZY›$Ò*ÚZ, Hom. Il. 2.781¾ 3^*Ô" á¼Û Y›$þ*&h, 9.S. 5.485), der mit seinen Geschossen Typhon (”,•¦ ¤þ•Ú•Ø bP*, Hom. Il. 2.782¾ ¤þ•À*, 9.S. 5.485) bzw. dessen Ruhestätte in Brand steckt (¤þ•Ú•&" á¼Û ›é*–", Hom. Il. 2.783). Der Brand, der in den Posthomerica als Begleiterscheinung im Gleichnis geschildert wird (z*›å$j™*—&, 9.S. 5.485), findet sich bei Homer im Feuergleichnis (Hom. Il. 2.780), das dem Typhongleichnis vorangeht und das so mit dem nachfolgenden Typhongleichnis in eine enge Beziehung gesetzt werden kann. In beiden Fällen lassen sich die Flammen auf den göttlichen Einsatz des Blitzes zurückführen, wodurch zusätzlich das Motiv des .eltenbrands anklingt, das einen integralen Bestandteil der Typhonomachie und anderer kosmischer Kämpfe darstellt.88 Dadurch, dass die homerische Einzeltextreferenz aufgerufen wird, wird somit die potenzielle Bedrohlichkeit des Aias zusätzlich unterstrichen, zumal er als Einzelner die¨enige Vergleichsfigur in Anspruch nimmt, die in der Ilias noch zur ªharakterisierung eines ganzen Heeres verwendet wird. Die Bedrohlichkeit, die von diesem Bild ausgeht, lässt sich in der Ilias unmittelbar fassen. Denn auf die Beschreibung des Aufmarsches der Achaier folgt unmittelbar die Schilderung der Reaktion auf das Ausrücken des Achaierheeres, die sofortige Mobilmachung und Aufstellung der troianischen Streitkräfte (Hom. Il. 2.786-877). Eine enge Parallelisierung von homerischem und posthomerischem Typhongleichnis wird auch dadurch nahegelegt, dass die intertextuelle Referenz durch die Erwähnung von Hektors Schwert explizit markiert wird (xY—Ô$›&* (h•&", 9.S. 5.483), da Aias in der Ilias genau diese .affe als Geschenk von seinem Kontrahenten Hektor nach ihrem unentschiedenen Zweikampf erhält (Hom. Il. 7.303f.).89 Dass es sich um dasselbe Schwert handelt, ist insofern von Bedeutung, als es auch im sophokleischen Aias in Schlüsselmomenten von Aias erwähnt wird, erstens als {bü&" (S. Aj. 658) in der Trugrede gegenüber seiner Gemahlin Tekmessa (657-665), zweitens als ™•b›Ò" (815) in seinem Abschiedsmonolog kurz bevor er sich in das aufgerichtete Schwert stürzt (815-822) und drittens als Y*МÚ* (1025) im Gespräch zwischen dem trauernden Teukros und 88 89

Vgl. dazu ausführlich unten die Kapitel 2.1 und 4.3. Vgl. Vian (1966, 208 ad S. 37 Anm. 3)¾ Gärtner (2010a, 306 ad 483)¾ Lelli et al. (2013, 742 Anm. 54).

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dem ªhor. In allen drei Passagen wird einerseits das mit dem Schwert einhergehende Unglück betont, da es von einem Feind geschenkt wurde (zœ›(–,^* O å$} qY—&$&" œÐ$^, œþ™,›*›™—–—&þ, 661f.¾ œÀ$&* á¼Û ”*œ$¢" qY—&$&", 817¾ qY—Ú$ á¼Û zœÚ$j\^ å$–, 1029), andererseits wird damit aber auch eine der gro•en Heldentaten des Aias vor Troia, der Zweikampf mit Hektor, würdigend hervorgehoben. Das Aufrufen dieses Duells mit Hektor mithilfe der Erwähnung des Schwerts (xY—Ô$›&* (h•&", 9.S. 5.483) in den Posthomerica leistet somit eine .ürdigung der Heldentaten des Aias und bildet einen Kontrapunkt zu seiner ªharakterisierung als eine Bedrohung, die mit seinem Amoklauf unter den Viehherden und dem Typhongleichnis einhergeht (5.484-486). Au•erdem erlaubt diese Einzeltextreferenz, die allerdings nicht mit sprachlichen Parallelen markiert wird, sondern nur über motivische Parallelen herstellbar ist, eine Erweiterung der ªharakterisierung des Aias um seine tragische Repräsentation.90 Dadurch weist das Gleichnis auch das Potenzial einer mitleiderregenden .irkung auf, die durch die Interpretation von bP á¼Û ™—&*–ü^™›, (5.486) als Ausdruck der Trauer gestützt wird. Unter demselben Aspekt der .ürdigung lässt sich auch die Anspielung auf das Achaierheer in der Ilias interpretieren, in dem der fallende Aias ebenso viel Lärm verursacht wie das Achaierheer, wodurch die Kampfkraft des Aias der .ehrkraft des ganzen Heeres gegenübergestellt und die au•ergewöhnliche Stellung des Helden in positiver .eise gewürdigt wird. Auf eine solche lobende ªharakterisierung deutet auch das Attribut z™\.Ô" hin (9.S. 5.482), mit dem Aias unmittelbar vor dem Typhongleichnis versehen wird. Die .irkung des geräuschvollen Sturzes, der für den Tod epischer Helden kennzeichnend ist, lässt sich darüber hinaus als literarisches Mittel interpretieren, um den unrühmlichen Selbstmord des Aias abzuschwächen. Denn indem er wenigstens fällt wie ein im Kampf getöteter Held und diese Bedingung eines epischen Heldentods 90

Vgl. zu den intertextuellen Referenzen Noack (1892, 781¾ 808)¾ Vian (1959, 40)¾ Eucken (1991)¾ Lefõvre (1991, 112-115). Für Gemeinsamkeiten zwischen der sophokleischen und der posthomerischen Aiasfigur vgl. Paley (1879, 16f.), der allerdings keine direkte Beeinflussung, sondern gemeinsame Bezugnahme auf den Epischen Kyklos annimmt¾ Noack (1892, 781¾ 807)¾ Sodano (1951, 73)¾ Vian (1959, 94f.). Zum Einfluss der Gattung Tragödie auf die Posthomerica generell vgl. Paley (1879, 12-25)¾ Khemptzow (1891, 1629)¾ Noack (1892, 805-809)¾ Paschal (1904, 73-76)¾ Keydell (1931, 69f.¾ 73)¾ Mondino (1958)¾ Vian (1959, 94f.)¾ Lelli et al. (2013, xliv-liii).

Einleitung

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erfüllt, wird ein Teil seiner Ehre, die er durch seinen Amoklauf verloren hat, wiederhergestellt. Angesichts der miteinander verwobenen homerischen, hesiodeischen und sophokleischen Referenzen im posthomerischen Typhongleichnis in 9.S. 5.484-486, die für eine ambivalente und facettenreiche ªharakterisierung der Aiasfigur sorgen, erhält das Gleichnis nicht nur innerhalb der Erzählung eine bedeutende Funktion, sondern eröffnet darüber hinaus eine poetologische Bedeutungsebene. Typhon als hybride Riesenfigur ist dafür prädestiniert, da von ihr die intertextuellen Einzeltext- und Systemreferenzen ausgehen, die für die kreative Neugestaltung einer traditionellen Figur des antiken Epos sorgen. Der Aufbau der herausgearbeiteten ªharakterisierung stellt eine literarische Hybridisierung aus unterschiedlichen und einander bisweilen widerstrebenden Elementen dar, die in der Typhonfigur repräsentiert wird und gerade dadurch den Fokus des Rezipienten auf die literarische Gestaltung des Gleichnisses und den dahinterstehenden Umgang der Posthomerica mit der literarischen Tradition lenkt. Insbesondere in der Verbindung von homerischem Heldenepos, hesiodeischem genealogischen Lehrgedicht und sophokleischer Tragödie wird die Typhonfigur als synkretistische Zusammenführung voneinander unabhängiger Repräsentationen derselben Risenfigur ersichtlich, die neue poetische Möglichkeiten zur intertextuellen Figurencharakterisierung eröffnet. Da das Typhongleichnis in 9.S. 5.484-486 keine Einzelerscheinung ist, sondern in einer Reihe von insgesamt sechs Riesenvergleichen und elf Riesengleichnissen sowie zahlreichen weiteren Erwähnungen von Riesenfiguren in den Posthomerica steht, verspricht eine genaue Interpretation der vielseitigen Funktionalisierungsmöglichkeiten der Thematik kosmischer Kämpfe in diesem Epos, die anhand des besprochenen Beispiels ersichtlich wurden, einerseits einen Einblick in die .eiterentwicklung der Riesenthematik in der Gattung Epos seit den homerischen und hesiodeischen Gedichten und andererseits neue Erkenntnisse zur Produktions- und .irkungsästhetik eines kaiserzeitlichen Heldenepos.

28 1.3

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Fragestellung und methodischer Ansatz

In Ergänzung bisheriger ausführlicher Gesamtstudien zu antiken Riesenfiguren und insbesondere den Giganten91 sollen im Rahmen dieser Untersuchung moderne literaturtheoretische Ansätze zur Interpretation von epischen Riesenfiguren herangezogen werden, wofür sich in der Forschung zur Riesenfiguren bislang nur vereinzelt Beispiele finden.92 Anhand der Interpretation des homerischen und posthomerischen Beispiels in Kapitel 1.2 wurden die Bedeutung und das Potenzial literaturtheoretischer Ansätze bei der Gewinnung neuer Lesarten bereits ersichtlich. Insbesondere die Kombination verschiedener Ansätze kann dabei helfen, neue Lesarten der untersuchten Texte aufzudecken. Im Folgenden sollen die herangezogenen Ansätze benannt und der Aufbau der weiteren Untersuchung vor Augen geführt werden. Zu den seit Längerem in der Klassischen Philologie etablierten Literaturtheorien gehört erstens die Narratologie, deren Instrumentarium in dieser Studie basierend auf G÷rard Genettes Systematik Verwendung findet.93 Insbesondere die Kategorie der 8Stimme€ zur Analyse der Perspektivierung der Erzählung auf der intra- bzw. extradiegetischen Ebene spielt für die Interpretation von Vergleichen und Gleichnissen, aber auch für die Herausarbeitung von .irkungsästhetiken eine wesentliche Rolle. Für die Interpretation von Riesenfiguren im Epos ist es vielfach entscheidend, ob eine intradiegetische Figur mit ihnen in direkten Kontakt kommt oder ob vielmehr der extradiegetische Erzähler aus einer grö•eren Distanz und allwissenden Perspektive von ihnen berichtet. Ergänzend wird dabei Koen De Temmermans Ansatz zur Figurencharakterisierung herangezogen, der sich durch seine Unterscheidung von direkten und indirekten Merkmalen zur ªharakterisierung auszeichnet. Insbesondere durch den Einbezug von indirekten Aspekten wie Verhaltensweisen, Erscheinungsformen und Reden von Figuren oder durch die Berücksichtigung des Settings, in dem sie agieren, lassen sich umfassendere ªharakterisierungen gewinnen als bei einer Beschränkung auf explizit bewertende Attribute.94 91 92 93 94

Vgl. Mayer (1887)¾ .aser (1918)¾ Seippel (1939)¾ Vian (1952)¾ ªalame (1985)¾ Vian O Moore (1988). Vgl. ªhaudhuri (2014). Vgl. Genette (1998). Vgl. auch Schmitz (2002, 68-72)¾ Eagleton (2008, 9092)¾ Martïnez O Scheffel (2012). Vgl. De Temmerman (2014)¾ De Temmerman O van Emde Boas (2018b).

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Zweitens gehört dazu die Intertextualität, die sich konzeptuell auf qörg Helbigs Konzept markierter und unmarkierter Intertextualität zwischen Referenz- und Aufnahmetext stützt, womit ein ähnlicher Zugriff verfolgt wird wie in Fabian Zoggs Untersuchung von AristophanesÝ Frieden, der den Ansatz auch theoretisch reflektiert.95 Insbesondere zwei von ihm diskutierte Probleme sind auch für die vorliegende Untersuchung bedeutsam. Zunächst betrifft dies die blo• lückenhafte Überlieferung antiker Literatur, der vollständige und sichere Interpretationen, insbesondere zur intertextuellen Beeinflussung von Texten, nicht unerheblich erschwert.96 Gerade im Fall der literarischen Tradition antiker Riesenfiguren wurde in der Forschung immer wieder mit verlorenen Epen wie Gigantomachien argumentiert, um bestimmte Repräsentationen von Riesen zu erklären.97 Da sich solche Argumentationen ohne vorhandene Referenztexte naturgemä• niemals verifizieren lassen und zwangsläufig spekulativ bleiben müssen, zielt diese Studie ausschlie•lich erhaltene Texte für die Argumentation heran. Blinde Flecken in der Überlieferung können dementsprechend nicht ausgeschlossen werden, die auf unbelegten bzw. unbelegbaren und somit notwendigerweise spekulativen Vorannahmen fu•en. Ein weiteres zentrales Augenmerk dieses intertextuellen Zugriffs liegt in der Differenzierung von Einzeltext- und Systemreferenz. Vielfach sind intertextuelle Verweise auf Riesenfiguren der literarischen Tradition im antiken Epos nicht als explizite Einzeltextreferenzen auf spezifische Textpassagen fassbar, die eindeutige sprachliche Parallelen aufweisen, sondern lassen vielmehr die homerischen Epen und Hesiods Theogonie als Systemreferenzen erkennen. Dies hängt mit der kanonischen Stellung dieser Epen in der literarischen Tradition zusammen, zumal die Theogonie den Bezugsrahmen par excellence hinsichtlich antiker Riesenfiguren darstellt. Die ¨eweiligen Bedingungen für Einzel- und Systemreferenzen in den untersuchten Epen und die Deutlichkeit ihrer Markierung müssen dabei von Fall zu Fall gesondert diskutiert werden. Im Speziellen führen etwa die Prädominanz der homerischen Epen als Bezugshorizont der Posthomerica und das darin zu beobachtende Prinzip der imitatio cum

95 96 97

Vgl. Helbig (1996)¾ Zogg (2014, 13-16¾ 23-29). Vgl. Zogg (2014, 23f.). Besonders stark hat in seinen zahlreichen Studien Vian diese Position vertreten¾ vgl. bspw. Vian (1992). Vgl. auch Hardie (1986, 85-156).

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variatione, mit dem das intertextuelle Verhältnis zwischen den Posthomerica und den homerischen Epen bezeichnet wird,98 dazu, dass eine Markierung wesentlich weniger auffällig sein muss und dass ein Rezipient dieses Epos mit relativ kurzen Verweisen auf komplexe intertextuelle Zusammenhänge zu schlie•en in der Lage ist.99 Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorliegende Untersuchung drittens eine textbasierte Interpretation, die aus der Appellstruktur des literarischen Texts und seiner Leerstellen entwickelt wird und damit in der Tradition der .irkungsästhetik .olfgang Isers steht, die ein hohes Ma• an Leserbeteiligung voraussetzt.100 Als impliziter Leser der besprochenen Texte liegt dieser Untersuchung das ideale Konzept eines literarisch gebildeten Rezipienten zugrunde, der für die Lektüre der Passagen ein hohes Ma• an Zeit und Sorgfalt aufwendet, um die darin aufgerufenen intra- und intertextuellen Spuren aufzudecken und zusammen mit der narrativen Textstruktur zu einer Gesamtinterpretation der ¨eweiligen Passage im Kontext des .erkganzen zusammenzufügen.101 Angesichts dieses stark auf die Textrezeption fokussierten Blickwinkels ist es erforderlich, die daraus entwickelte Interpretation als maximales Rezeptionsangebot der Texte zu verstehen, das nur von einem überaus engagierten Rezipienten vollumfänglich realisiert werden kann. .irkungsästhetik wird dementsprechend als Sinnpotenzial verstanden, das in der Textstruktur angelegt ist und auf das mit entsprechenden Textsignalen hingewiesen wird, das ¨edoch keinen absoluten Anspruch erhebt. Aufgrund des modellhaften ªharakters dieses Lesers wird auf eine Rekonstruktion von Lesermöglichkeiten in unterschiedlichen Zeitkontexten mit divergierendem Vorwissen verzichtet. In diesem Zusammenhang wird somit auch keine Rekonstruktion einer Autorintention verfolgt, zumal sich auf die historischen Umstände der Autoren der besprochenen Texte keinerlei sichere Rückschlüsse ziehen lassen. Dies gilt in besonderem Ma•e für den historischen Autor 9uintus Smyrnaeus.102 .enn 98 99 100 101

102

Vgl. dazu Zogg (2014, 23f.). Vgl. allgemein zur Markierung von Intertextualität auch Broich (1985). Vgl. Iser (1984). Vgl. auch Iser (1972)¾ (1994)¾ Schmitz (2002, 102-105)¾ Eagleton (2008, 67-75). Vgl. auch Tsomis (2018a, 33f.). Die ausschlie•liche Benutzung maskuliner Begriffe wie 8Leser€ und 8Rezipient€ ist dabei als genderneutrale Verwendung zu verstehen, die als Platzhalter für alle Geschlechter fungiert. Zur Gefahr historischer Rekonstruktionen von Autorintentionen, die bereits

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überhaupt, so ist der Autor eines antiken Epos nur noch mit der von Foucault eingeführten Autorfunktion fassbar, die als Teil des >rdnungssystems des Texts in der Textstruktur aufgeht.103 Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung werden Autornamen deswegen lediglich als Mittel zur .erkzuweisung verwendet, nicht ¨edoch in der Absicht, damit Aussagen über den literarischen Schaffensprozess eines historischen Individuums zu treffen. Da diese Untersuchung viertens eine intensive Beschäftigung mit Vergleichen und Gleichnissen darstellt, sollen aufgrund der unterschiedlichen Handhabung dieser Stilmittel in der Forschung einige klärende Anmerkungen zur zugrundeliegenden Definition erfolgen. Der vorliegenden Untersuchung liegt eine begriffliche Trennung104 sowie eine linguistischstilistische Definition von 8Vergleichen€ und 8Gleichnissen€ zugrunde,

103

104

in der Antike aus werkimmanenten Informationen gewonnen wurden, vgl. Kofler (2003). Über den historischen Autor 9uintus Smyrnaeus und seine Lebensumstände ist nichts bekannt¾ vgl. Bär (2009, 11-14). Einzig in der 8Autorfunktion€ der Posthomerica, mit der die Entstehung des .erks als Systematik der Textgestaltung verstanden wird, ist 9uintus Smyrnaeus als impliziter Autor noch präsent¾ vgl. zu diesem Modell Foucault (2001, 1017-1019), das er als Antwort auf Barthes (2000) Postulat vom 8Tod des Autors€ formuliert. Zu seiner Unterscheidung von historischem Autor und Autorfunktion vgl. Foucault (2001, 1019-1021). Im modernen Sprachgebrauch gibt es für die begriffliche Trennung unterschiedliche Lösungen. So werden im Englischen meistens die Ausdrücke long simile und short simile bzw. long comparison und short comparison verwendet, bspw. von Edwards (1991, 25)¾ vgl. dazu Nünlist (2009, 282 Anm. 3). Nünlist (2009) verwendet in seiner Untersuchung konsequent simile für 8Gleichnis€ und comparison für 8Vergleich€, was sich aber bislang nicht allgemein durchgesetzt hat. Auch Maciver (2012a, 126 Anm. 3) bleibt bei den Bezeichnungen long simile und short simile, obwohl er Nünlist (2009) rezipiert. Im Deutschen ist die Unterscheidung mit den Begriffen 8Gleichnis€ und 8Vergleich€ eindeutig gelöst¾ vgl. Nünlist (2009, 282 Anm. 3). In der Forschung zu homerischen Vergleichen und Gleichnissen, die für die ganze epische Gattung zum Standard geworden sind, wird der Plural 8Gleichnisse€ häufig als Sammelbegriff für beide stilistischen Gestaltungsmittel verwendet wird¾ vgl. bspw. die Untersuchungen von Niemeyer (1883)¾ (1884)¾ Fränkel (1921)¾ Lee (1964). Zur antiken Begriffsgeschichte vgl. Heininger (1996, 1001f.)¾ Nünlist (2009, 282-285).

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wobei durch die beiden Begriffe dasselbe stilistische Gestaltungsmittel bezeichnet wird, das sich ¨edoch auf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen manifestiert. Vergleiche erscheinen gemä• ihrer sprachlichen Form auf der .ort- und Satzebene, Gleichnisse dagegen auf der Textebene.105 Gemeinsam ist beiden Erscheinungsformen die Einleitung über eine Vergleichspartikel106 bzw. generell ein Vergleichswort,107 womit nicht nur Partikeln wie Ð", sondern auch Verbformen wie {&ZY eingeschlossen sind.108 Gelegentlich können Vergleichswörter auch wegfallen, wenn der Vergleich dennoch als solcher erkennbar bleibt,109 wie bspw. der Vergleich ”œZ*З›$ *^åZ–ü&Z& (6heftiger als ein .aisenkind¨, 9.S. 5.503) zeigt, der einen genetivus comparationis anstelle eines Vergleichsworts enthält. Abgesehen von einem Vergleichswort verbindet auch ein tertium comparationis ein Gleichnis bzw. einen Vergleich mit dem narrativen Kontext,110 wobei in der Regel nicht nur ein einziger Vergleichspunkt vorliegt, der Gleichnis und narrativen Kontext genau verbindet,111 sondern in Form mehrerer Vergleichspunkte auftreten112 oder eine bestimmte Stimmung transportieren kann, die auch im narrativen Kontext fortwirkt.113 Der formale Unterschied zwischen Vergleich und Gleichnis besteht in der sprachlichen Ausgestaltung. Auf der .ortebene erscheint ein Vergleich lediglich in der Form eines Vergleichswortes und eines Substantivs, bspw. 5™&* á¼Û ~$^Z (6gleich dem Ares¨, 9.S. 1.513).114 Der Vergleich auf der .ortebene kann durch Attribute ergänzt werden, bspw. durch ein Partizip (~$›Ø ,Z,ÐÚ*—Z å*›hY›.&" ¬ 6dem rasenden Ares 105 106 107 108 109 110 111

112 113 114

Vgl. dazu Landfester (1997, 148f.). Vgl. Landfester (1997, 91). Vgl. Fränkel (1921, 6)¾ Lausberg (1990, ›846)¾ Edwards (1991, 25). Vgl. zu den der homerischen Vergleichswörtern Lee (1964, 17-21). Vgl. Landfester (1997, 120). Vgl. Landfester (1997, 91). Fränkel (1921, 1-13) widmet sich ausführlich der Vergleichspunkttheorie, welche die ältere Forschung vor ihm dominiert hatte¾ vgl. auch Edwards (1991, 30f.)¾ Proscurcin qunior (2014, 118-126). Vgl. kritisch zu letzterem Bärtschi (2015). Vgl. Fränkel (1921, 5). Vgl. Fränkel (1921, 4)¾ Bowra (1961, 276f.)¾ Edwards (1991, 34). Lausberg (1990, ›846) spricht in diesem Zusammenhang von einem minimalen Umfang des Vergleichs.

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ganz ähnlich¨, 2.212f.). Zu einem Vergleich auf der Satzebene tritt ebenfalls eine Ergänzung, die zwar nicht in allen Details an die Erzählung rückgebunden werden kann, das evozierte Bild aber nicht derma•en erweitert, dass es sich verselbstständigt: ü œ} {(&ü&" z™å›—& .À*, O oҗ› —Z" \Л™™Z .•Ú* z* ú$›™™Z ,›—›.\Ð*. (6.131f.) ¬ 6Der aber zog einher, die Kriegsscharen überragend, O wie ein Löwe, der in den Bergen zu Schakalen kommt.¨115 Die Kriegsscharen sind mit den Schakalen, Memnon mit dem Löwen gleichzusetzen, das Attribut {(&ü&" in 6.131 bildet den Vergleichspunkt, auch wenn es im Bild nicht mehr explizit ausgedrückt ist. Die vorangestellte Ergänzung entspricht der maximalen Erweiterung eines Vergleichs, wobei alles, was darüber hinausgeht, das Stilmittel als Gleichnis ausweist, das auf der Textebene realisiert wird. Entscheidend dabei ist, ob die Ergänzung durch ein Partizip, also eine infinite Verbform, wie in 9.S. 6.132 mit ,›—›.\Ð* realisiert wird, oder ob es sich um eine finite Verbform handelt.116 In Gleichnissen wird eine Erweiterung meist über Relativsätze oder adverbielle Nebensätze vorgenommen,117 wodurch sich die Gleichnisse in höherem Ma•e von dem Geschehen des narrativen Kontexts entfernen als Vergleiche.118 115 116

117 118

Vgl. auch die Beispiele, die Edwards (1991, 25)¾ Landfester (1997, 120) für dieses Phänomen angeben. Vgl. Edwards (1991, 25)¾ Maciver (2012a, 126 Anm. 3)¾ Schei¨nen (2017, 3)¾ Schei¨nen (2018, 40f.). Demgegenüber hat sich in der Homerforschung die von Fränkel (1921) eingeführte Unterscheidung in Vergleiche und Gleichnisse in Abhängigkeit von einem sogenannten 86So¨-Teil€ etabliert, der im Fall von Gleichnissen den 8Stichsatz€ und 86.ie¨-Teil€ ergänzt¾ vgl. bspw. Fränkel (1921, 4)¾ Lee (1964, 3)¾ Nünlist O de qong (2000, 164¾ 171)¾ Nünlist (2009, 283f. mit Anm. 8). Zu Fränkel vgl. Heininger (1996, 1001)¾ Nünlist (2009, 283f. mit Anm. 8). Allerdings ergeben sich bei dieser formalen Definition Probleme, da es sich dabei nicht um ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal handelt. Erstens folgt nämlich nicht bei allen Gleichnissen auf den 86.ie¨-Teil€ ein 86So¨-Teil€, obwohl es sich aufgrund des Umfangs des Gleichnisses eindeutig nicht um einen Vergleich handelt¾ vgl. Lee (1964, 3)¾ Edwards (1991, 27), die auf Ausnahmen hinweisen. Zweitens kann ein Gleichnis mit einem Vergleich verbunden sein, wobei sich Gleichnis und Vergleich einen gemeinsamen 86So¨-Teil€ teilen. Dieser Fall liegt bspw. beim Doppelgleichnis in Hom. Il. 2.780-785 vor. Vgl. Edwards (1991, 26f.). Einer These zur Entstehung homerischer Gleichnisse zufolge sollen sie aus einfachen Vergleichen entstanden sein, die sukzessive erweitert wurden¾ vgl.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Zu den beschriebenen literaturtheoretischen Ansätzen kommen zwei weitere hinzu, deren Bedeutung bereits in Kapitel 1.2 aufschienen. Dabei handelt es sich einerseits um den theoretischen Ansatz der Hybridität, andererseits um den Ansatz der Geopoetik. Da es sich hierbei um vergleichsweise neue Ansätze handelt, die neue Perspektiven auf antike Riesenfiguren erlauben, erhalten sie eigens in den Kapiteln 2 und 3 kurze theoretische Reflexionen, v. a. kommen sie ¨edoch praktisch für die Interpretation ausgewählter Riesenfiguren zum Einsatz. Dies führt zum im nachfolgend skizzierten Aufbau der weiteren Untersuchung. Zunächst werden in Kapitel 2 unterschiedliche Aspekte riesenhafter Hybridität in diachroner Perspektive analysiert, zunächst anhand der hesiodeischen Typhonomachie (Kapitel 2.1), daraufhin bei Platon und Aristoteles, bei denen insbesondere eine metaphorische Verwendung von Riesen zu beobachten ist (Kapitel 2.2). Überlegungen zu Lukians literarischem Konzept von Hybridität beschlie•en diese Erörterungen und liefern grundlegende Erkenntnisse zu kaiserzeitlicher .irkungsästhetik, die aus dem kreativen Umgang mit der literarischen Tradition entsteht (Kapitel 2.3). Kapitel 3 ist topographischen und geopoetischen Interpretationen epischer Riesenfiguren gewidmet, wobei nach einigen grundlegenden Überlegungen (Kapitel 3.1) nacheinander archaische (Kapitel 3.2), hellenistische (Kapitel 3.3) und kaiserzeitliche Verortungen von Riesen im Fokus stehen (Kapitel 3.4). Dieser diachrone Zugriff sowie der direkte Vergleich von Homers Odyssee, den Argonautika des Apollonios Rhodios und den Argonautica des Valerius Flaccus erlauben einerseits Einblicke in bestimmte Tendenzen hinsichtlich der Funktionalisierungen von Riesen in bestimmten Epochen der epischen Tradition, andererseits lässt sich eine gewisse Entwicklungslinie vom archaischen zum kaiserzeitlichen Epos nachverfolgen. Kapitel 4 schlie•lich ist den Riesenvergleichen und -gleichnissen der Posthomerica des 9uintus Smyrnaeus gewidmet. Darin soll, wie in Kapitel 1.2 exemplarisch vorgeführt, eine intensive Beschäftigung mit der intra- und intertextuellen Vernetzung von Riesenfiguren sowie deren Bedeutung für die Figurencharakterisierung im Mittelpunkt stehen, wobei auch die Ergebnisse aus Kapitel 2 zur Hybridität und aus Kapitel 3 zur dazu Fränkel (1921, 111f.)¾ Lee (1964, 1f.). In diesem Zusammenhang wird in der Forschung oft von einer retardierenden Funktion von Gleichnissen gesprochen¾ vgl. Edwards (1991, 39).

Einleitung

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Topographie O Geopoetik bei der Interpretation Berücksichtigung finden. Nacheinander werden die intra- und intertextuelle Verknüpfung einzelner Riesen- und Heldenfiguren (Kapitel 4.1), die generelle Bedeutung der Riesenthematik in den Posthomerica (Kapitel 4.2), die Ausgestaltung kosmischer Kämpfe sowie der Einfluss der Theogonie Hesiods auf die Posthomerica (Kapitel 4.3), die Realisierung kosmischer Kämpfe auf der Figurenebene und die entsprechende ªharakterisierung von Heldenfiguren in Schlüsselmomenten der Handlung (Kapitel 4.4) sowie die sukzessive Entfernung von Helden einer älteren Generation aus der literarischen .elt der Posthomerica untersucht (Kapitel 4.5). Durch die vollständige Berücksichtigung aller Erwähnungen von Riesenfiguren soll dabei auch der Versuch einer Gesamtinterpretation dieser Thematik für die Posthomerica unternommen werden. Ein kurzes Abschlusskapitel 5 fasst die zentralen Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Eine umfassende Darstellung aller Erwähnungen und Funktionalisierungen von Riesenfiguren in der gesamten antiken epischen Literatur ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht zu leisten, stattdessen soll ganz bewusst nur eine Auswahl besonders anschaulicher Beispiele zur Illustration der möglichen Funktionalisierungen von Riesen vorgenommen werden. Die Fallbeispiele entstammen Homer, Hesiod, Apollonios Rhodios, Valerius Flaccus und 9uintus Smyrnaeus. >bwohl es sich somit lediglich um einen Ausschnitt aus der epischen Gattungstradition handelt, stellen die die ausgewählten Epen aufgrund des ¨eweiligen Umfangs dennoch eine repräsentative Textmenge dar, sodass die daraus gewonnenen Erkenntnisse zu Tendenzen in der Entwicklung der Riesenthematik innerhalb der Gattung Epos eine gewisse Plausibilität beanspruchen können. Anhand der Auswahl wird auch eine dezidierte Fokussierung auf das griechische Epos deutlich, ¨edoch sind auch grundsätzliche Überlegungen zum lateinischen Epos durch die Untersuchung der Argonautica des Valerius Flaccus berücksichtigt. Des .eiteren umfasst die Untersuchung nicht das spätantike Epos, da die Anzahl von Riesenfiguren etwa bei ªlaudius ªlaudianus oder Nonnos im Vergleich zu früheren Epen noch einmal exponentiell ansteigt und eine Eigendynamik entwickelt, die gewinnbringender in einer eigenen Studie zu untersuchen wäre. Das skizzierte methodische Vorgehen soll dazu dienen, die genannten theoretischen Ansätze exemplarisch anzuwenden und damit ein erprobtes Instrumentarium für zukünftige Untersuchungen zu Riesenfiguren bereit-

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

zustellen. Als zusätzliche Hilfsmittel werden dem Leser dieser Untersuchung eine Zusammenstellung der Erwähnungen von Riesenfiguren innerhalb der behandelten .erke von Homer, Hesiod, Apollonios Rhodios, Valerius Flaccus und 9uintus Smyrnaeus von der Archaik bis zur Kaiserzeit (Anhang 1), drei Karten zu Verortungen von Riesenfiguren (Anhang 2) sowie eine Sammlung aller posthomerischen Vergleiche (Anhang 4) und Gleichnisse (Anhang 5) an die Hand gegeben, die auch als Nachschlagemöglichkeit für künftige Untersuchungen dienen sollen. Da es unterschiedliche Definitionen von Vergleichen und Gleichnissen gibt und Stellensammlungen zu diesen Stilmitteln deswegen von Untersuchung zu Untersuchung variieren, werden in Anhang 3 zusätzlich einige Vorbemerkungen zur Sammlung der posthomerischen Vergleiche und Gleichnisse gegeben, die zur Erläuterung der Anhänge 3 und 4 dienen. Ein Stellenindex soll in Kombination mit der Stellensammlung in Anhang 1 ein rasches Auffinden einzelner Riesenfiguren sowie eine spezialinteressengeleitete Lektüre erleichtern.

2

Hybridität von Riesenfiguren

2.1

Hesiods Typhon als Inbegriff riesenhafter Hybridität

Hesiods Theogonie ist in mehrfacher Hinsicht ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Untersuchung zu antiken Riesenfiguren, weist doch kein anderes antikes Gedicht eine so gro•e Anzahl an Riesen in einer vergleichbaren Dichte auf: In lediglich 1022 Versen wird insgesamt 220 Mal namentlich auf sie Bezug genommen.1 Dennoch werden sie nicht in Form blo•er Listen aufgezählt, sondern der Gesamtanlage des Gedichts entsprechend gruppiert und in eine systematische genealogische >rdnung gebracht.2 Aufgrund ihrer besonderen Stellung innerhalb der Sukzessionsmythen werden sie als ein integraler Bestandteil der mythischen, von Göttern gestalteten Frühzeit vor dem Heroenzeitalter dargestellt und erhalten deswegen mehr Raum und eingehendere ªharakterisierungen als in späteren antiken Texten. Insbesondere die Titanen, die Hekatoncheiren und Typhon erhalten ihre eigenen Binnenerzählungen im Gesamtkontext der Theogonie und erfüllen eine strukturierende Funktion im .erkverlauf. Infolge dieser Häufung und ausführlichen Darstellung von Riesenfiguren finden sich in der Theogonie zahlreiche charakteristische Aspekte, die auch noch mit Riesenfiguren der Spätantike verbunden werden. Durch diesen Fokus auf Riesenfiguren und aufgrund der Stellung der Theogonie am Beginn der griechisch-römischen Literatur hat sie bedeutenden Einfluss auf die Riesendarstellungen späterer Epen ausgeübt. Hybridität stellt dabei ein zentrales ªharakteristikum von Riesenfiguren dar, dem in der Theogonie besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Der .esenszug der Hybris oder des Übermuts, der sich in der Bedrohung der bestehenden .eltordnung äu•ert und neben der Riesengrö•e ein grundlegendes, wenn nicht sogar das wichtigste ªharakteristikum der meisten Riesen ist, macht sie zu hybriden Figuren im Sinne der àd$Z".3 1 2 3

Vgl. die Stellensammlung zur Theogonie in Anhang 1. Vgl. .est (1966, 31-39)¾ ªlay (2005, 13). Vgl. Mayer (1887, 5f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Der Begriff bezeichnet bereits in der archaischen Dichtung eine anma•ende und über ein bestimmtes Ma• hinausgehende Haltung und Verhaltensweise, die eine Bestrafung durch die Götter nach sich ziehen kann.4 >bwohl fast alle Riesen diesen .esenszug aufweisen, ist er keineswegs nur auf Riesenfiguren beschränkt, sondern lässt sich auch in anderen Figurentypen wie sterblichen Menschen oder Mischwesen finden. Von diesen beiden Gruppen grenzen sich Riesenfiguren allerdings dadurch ab, dass ihr Riesenwuchs als körperlicher Ausdruck ihres .esenszugs des Überma•es verstanden werden kann.5 In diesem Sinne weisen sie eine ihnen eigene Art von Hybridität auf, die allerdings auch auf andere Figurengruppen übertragen werden kann, wenn beispielsweise Riesen in Gleichnissen als Vergleichspunkte dienen und dadurch deren Konnotationen mit anderen Figurentypen verbunden werden. Das von Hybris gekennzeichnete .esen von Riesenfiguren birgt ein vielfältiges Konfliktpotenzial in sich, da sie stets in ein >ppositionsverhältnis gegenüber der bestehenden .eltordnung treten und entweder versuchen, aktiv dagegen vorzugehen, oder sie durch ihre blo•e Existenz bedrohen. Die Repräsentation von Riesen im Handlungsverlauf der Theogonie ist deswegen ma•geblich dadurch geprägt, dass sie mit allen Mitteln aus der .elt entfernt werden, um die teleologische Entwicklung hin zu einer durch die olympischen Götter bestimmten .eltordnung voranzutreiben und abzusichern.6 Zu diesem Zweck werden Riesenfiguren handlungsunfähig gemacht, an unerreichbaren >rten weggesperrt oder in Ausnahmefällen so in die neue .eltordnung eingegliedert, dass ihr bedrohliches Potenzial beschränkt oder zu positiven Zwecken umgenutzt wird.7 Aufgrund dieser dynamischen ªharakteristik erhalten Riesenfiguren nicht nur in mythologischer, sondern auch in literarischer Hinsicht ein enormes 4

5

6 7

Vgl. LfrgE s. v. 6àd$Z"¨. Diese offene Definition von Hybris entspricht einer traditionellen Auffassung des Begriffs, der Fisher in seiner Monographie ein enger gefasstes, an der Rechtspraxis im Athen der Klassik orientiertes Konzept entgegenstellt (Fisher 1992, 2-6)¾ vgl. insbes. seine Ausführungen zu Homer (151-184) und Hesiod (185-200). ªalame (1985, 147f.) sieht in Riesengestalten wie den Titanen die mythologische Verarbeitung des 8Zuviel€, das in der griechischen .eltordnung, die um die .ahrung von Ma• (,•—$&*) und Mitte (,•™&*) herum zentriert ist, ein Element darstellt, das die Grenzen dieser >rdnung überschreitet und bedroht. Vgl. ªlay (1993, 105)¾ ªlay (2005, 152f.)¾ Gerhard (2005, 13-16). Vgl. ªlay (1993, 107)¾ ªlay (2005, 22f.¾ 29¾ 153).

Hybridität von Riesenfiguren

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.irkungspotenzial, da sie als stets aktualisierbare Figuren eine enge Verbindung mit der literarischen .elt aufweisen. Vor diesem Hintergrund fällt allerdings auf, dass dieses Potenzial der Riesenfiguren in der Theogonie ganz bewusst eingeschränkt und neutralisiert wird, sodass am Ende des Gedichts die .elt unter der neu eingerichteten >rdnung der olympischen Götter nahezu riesenfrei ist, obwohl im gesamten .erkverlauf die Ursprünge der wichtigsten Riesen erläutert werden. Selbst im Falle von Riesen wie Geryoneus, die im Rahmen der Erzählung nicht direkt aus der abgebildeten .elt entfernt werden, wird, hier durch den Verweis auf Herakles} spätere Taten (Hes. Th. 982f.), bereits auf ihr drohendes Ende angespielt.8 Da die Theogonie mit einem Katalog von Heroenfiguren, die aus der Verbindung von Göttern und Sterblichen hervorgehen, endet (965-1020), lässt sich das .erk als Vorgeschichte zu den meisten anderen antiken Epen lesen, die im Heroenzeitalter angesiedelt sind.9 In der mythologischen Darstellung von Riesenfiguren bedeutet dies allerdings, dass die meisten Riesenfiguren bereits in der mythischen Vorzeit aus der literarischen .elt entfernt werden und somit gemä• der hesiodeischen Gedichte als Figuren nicht mehr unmittelbar präsent sind, sondern dementsprechend per se immer schon in einer mythischen Vorvergangenheit verortet werden. Dieser spezifisch hesiodeische Umgang mit dem hybriden ªharakter von Riesenfiguren steht ¨edoch im Kontrast zur homerischen Einarbeitung von Riesen insbesondere in die Odyssee, wo sie in Ausnahmefällen noch Teil der literarischen .elt sind und dadurch auch weiterhin geleitet von Hybris agieren können. Diesem Aspekt werden unter dem Aspekt der 8Geopoetik€ in Kapitel 3. ausführliche Überlegungen gewidmet. Mit Mischwesen ist der .esenszug des Hybris indes ebenfalls in besonderem Ma•e verbunden, da sie aufgrund ihrer Mischgestalt eine weitere Erscheinungsform von Hybridität aufweisen. Hybridität in diesem Sinne lässt sich formal als Kombination von mindestens zwei unterschiedlichen Bestandteilen zu einem neuen Dritten definieren, worunter Mischwesen wie die ªhimaira oder die Kentauren fallen.10 Die Bestandteile können dabei unterschiedliche Spezies wie Tier und Mensch, aber 8 9 10

Vgl. .est (1966, 243 ad 270-336)¾ Frazer (1983, 46f.)¾ ªlay (1993, 107¾ 109f.¾ 112f.)¾ ªlay (2005, 153)¾ Gerhard (2005, 13¾ 15). Vgl. ªlay (2005, 30). Vgl. ªlay (1995, 106)¾ ªlay (2005, 151)¾ Borgards O Holm O >esterle (2009)¾ .inkler-Horalek (2015, 4-8).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

auch unbelebte Elemente wie Feuer umfassen und bieten dementsprechend eine unendliche Zahl an Kombinationsmöglichkeiten.11 Da die Gestalt von Mischwesen die Körperlichkeit unvermischter Figuren überschreitet, lässt sich diese analog zur übermä•igen Körpergrö•e von Riesen ebenfalls als Ausdruck eines übermä•igen .esens interpretieren.12 Freilich lassen sich nicht alle in diesem .ortsinn hybriden Mischwesen mit àd$Z" in Verbindung bringen, wie bspw. das geflügelte Pferd Pegasos bezeugt, das stets als loyale Kreatur dargestellt wird, die in den Diensten des Bellerophon und Zeus zur Erhaltung der .eltordnung beiträgt.13 Die¨enigen Mischwesen ¨edoch, die sowohl eine hybride Gestalt als auch ein hybrides .esen aufweisen, lassen sich als hybride Figuren im doppelten Sinne auffassen.14 Insbesondere die Kentauren werden in der antiken Literatur und Kunst genauso wie die Giganten geradezu zur paradigmatischen Personifikation von Hybris, sodass beide Figurengruppen bisweilen sogar nebeneinander in Erscheinung treten.15 Aufgrund dieser doppelten Hybridität sind auch Mischwesen besonders davon bedroht,

11

12 13 14

15

Vgl. zur gro•en Anzahl und Vielfalt von Mischwesen in der archaischen Kunst .inkler-Horalek (2006, 204-208)¾ .inkler-Horalek (2015, 4f.). Für eine umfassende Besprechung vgl. die ausführlichen Studien von Müller (1978)¾ .inkler-Horalek (2006)¾ .inkler-Horalek (2015). Vgl. .inkler-Horalek (2015, 5). Vgl. zur Sonderstellung des Pegasos ªlay (1993, 111)¾ ªlay (2005, 157). Das Fremdwort 8hybrid€ bezeichnet zugleich ein 6überhebliches¨ .esen wie ein .esen 6von zweierlei Herkunft¨, weswegen es für diese ambivalente Bedeutung besonders geeignet ist¾ vgl. Duden s. v. 61hybrid¨ bzw. 62hybrid¨. Damit ist das .ort selbst ein Hybrid, da seine beiden Bedeutungen auf zwei voneinander unabhängige etymologische .urzeln zurückgeführt werden. Die Bedeutung 6überheblich¨ ist eine Ableitung von dem griechischen Substantiv àd$Z", die Bedeutung 6von zweierlei Herkunft¨ dagegen rührt von dem lateinischen Substantiv hybrida her. Die weitere Etymologie des griechischen wie des lateinischen Begriffs ist nicht sicher geklärt¾ vgl. ªhantraine¾ Frisk s. v. 6àd$Z"¨ sowie Ernout O Meillet s. v. 6hybrida¨. Eine Rückführung des lateinischen Begriffs hybrida auf das griechische .ort àd$Z" (so .alde O Hofmann s. v. 6hybrida¨) ist wahrscheinlich falsch¾ vgl. Ernout O Meillet s. v. 6hybrida¨. Vgl. in der Literatur bspw. E. HF 1273f., wo die Giganten und Kentauren gemeinsam als von Herakles überwundene Gegner aufgelistet werden, oder Batr. 170, wo Mäuse und Frösche zugleich mit Giganten und Kentauren ver-

Hybridität von Riesenfiguren

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aufgrund ihrer Unvereinbarkeit mit der bestehenden .eltordnung aus der literarischen .elt verbannt zu werden, wobei auch in diesem Fall Herakles als Erzgegner hybrider .esen eine zentrale Rolle einnimmt. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der Monstrosität von Mischwesen.16 Eine besondere Schnittmenge zwischen Riesenfiguren und Mischwesen bilden einige Riesenfiguren meist chthonischen Ursprungs, die zusätzlich zu ihrem hybriden .esen auch einen Mischcharakter ihrer körperlichen Gestalt aufweisen. Dieser manifestiert sich primär in Form von Schlangenleibern, bspw. bei den Giganten in ihrer Darstellung seit dem Hellenismus.17 In ihnen sind beide Erscheinungsformen von Hybridität eng miteinander verbunden, bedingen und verstärken sich gegenseitig, weswegen sie von allen Riesenfiguren das grö•te und vielseitigste Potenzial an Hybridität besitzen, gerade deswegen aber auch als besonders problematische und monströse Figuren auftreten. Beide Arten von Hybridität lassen sich in besonderem Ma•e in der Typhonfigur erkennen, der in der Theogonie als letzter Riese gegen die im Verlauf des Gedichts errichtete olympische .eltordnung unter Zeus revoltiert.18 Diese Figur lässt sich somit aufgrund ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit als Musterbeispiel für verschiedene Formen von Hybridität heranziehen, die bei antiken Riesenfiguren auftreten können, und verdient daher im Folgenden eine eingehende Interpretation (Hes. Th. 820-880):19

16

17 18

19

glichen werden. In der Kunst ist bspw. der Metopenfries des athenischen Parthenon-Tempels zu nennen, auf dessen Südseite der Kampf der Kentauren und Lapithen, auf dessen >stseite wiederum die Gigantomachie dargestellt werden. Vgl. auch .inkler-Horalek (2015, 9f.). Vgl. dazu die theoretischen Überlegungen zu den Begriffen 8hybride Kreatur€, 8Mischwesen€ und 8Monster€ bei .inkler-Horalek (2015, 4-11). Abweichend von .inkler-Horaleks formaler Definition steht im Fokus der Untersuchungen in Atherton (1998) eine Definition von Monstertum als Devianz von sozialen Normen, die in diachroner Sicht wiederum stets variieren¾ vgl. dazu .inkler-Horalek (2015, 9f.). Vgl. Vian (1952, 27). Vgl. Seippel (1939, 119)¾ ªlay (1993, 106)¾ ªlay (2005, 151). Vgl. generell zur ªharakterisierung des Typhon in der antiken Literatur die ausführlichen Untersuchungen von Seippel (1937)¾ >liveira (2014, 34-47) mit einer umfassenden Bibliographie. Zur Forschungsdiskussion über die Echtheit der Typhon-Passage vgl.

42

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos á;闯$ z囦 ¤Z—k*" ”å} &é$*&0 z(•.™› 3›Ò", þå.ԗ—&* —•Y› åPœ ¤þ•Ú• DP å›.Ð$^ ¤$—–$&þ z* •Z.ԗ^—Z œZ¯ ü$þ™•^* Œ•$&œh—^*f &Ø ü›P$›" ,­* ¤{™Z* zå} E™üÒZ {$b,—} {ü&þ™Z, Y¦ åԜ›" ”Y–,—&Z Y$—›$&0 \›&0f zY œ• &D Ê,Ú* Y* yY—¢* Y›•.¦ ú•Z&" œ›Z*&P& œ$–Y&*—&", b.Й™m™Z œ*&•›$j™Z .›.Zü,ԗ›"f z* œ• &D ú™™Ú* \›™å›™hm" Y›•.j™Z* èå} !•$ҙZ å0$ ”,–$þ™™›*f 坙•Ú* œ} zY Y›•.•Ú* å0$ Yh›—& œ›$Y&,•*&Z&f •Ú*¦ œ} z* 喙m™Z* {™* œ›Z*j" Y›•.j™Z, å*—&h^* úå} E›P™Z ”\•™•—&*f ..&—› ,­* b¯$ •\•bb&*\} Ä" —› \›&P™Z ™þ*Z•,›*, ..&—› œ} Þ—› —Ò$&þ z$Zd$Òü›Ú ,•*&" ”™ü•—&þ ú™™* ”bÒ$&þ, ..&—› œ} Þ—› .•&*—&" ”*Zœ• \þ,¢* {ü&*—&", ..&—› œ} Þ ™Yþ.–Y›™™Z* z&ZYԗ, \Ò,—} ”Y&0™Z, ..&—› œ} Þ 1&h`›™ü}, èå¢ œ} [ü››* &â$› ,Y$–. Yh *Ò Y›* {å.›—& {$b&* ”,jü*&* [,—Z Y›h*Â, Yh Y›* ø b› \*^—&P™Z Y¦ ”\*–—&Z™Z* *(›*, ›E ,ª $} !(› *Ô^™› 块ª$ ”*œ$À* —› \›À* —›f ™Y.^$¢* œ} zd$Ô*—^™› Y¦ úd$Z,&*, ”,•¦ œ­ bP ™,›$œ.•&* Y&*–d^™› Y¦ &é$*¢" ›é$›" àå›$\›* åÔ*—&" —} ÁY›*&0 —› 1&¦ Y¦ —–$—$ bh^". å&™™¦ œ} àå} ”\*–—&Z™Z ,•b" å›.›,h`›—} ë.þ,å&" !$*þ,•*&Z& *Y—&", z囙—›*–üZ`› œ­ bP. Y0, œ} èå} ”,•&—•$Ú* Y–—›ü›* E&›Zœ• åÔ*—&* d$&*—k" —› ™—›$&åk" —› åþ$Ô" —} ”å¢ —&P& å›.Ð$&þ å$^™—j$Ú* ”*•,Ú* —› Y›$þ*&0 —› •.›b•\&*—&", {`›› œ­ ü\™* 劙 Y¦ &é$*¢" oœ­ \–.™™f \þP› œ} $} ”,•} ”Y—¯" å›$h —} ”,•h —› YÒ,— ,Y$¯ 1Zåj àå} ”\*–—Ú*, {*&™Z" œ} ™d›™—&" !$Ð$›Zf —$•› œ} Œhœ^" z*•$&Z™Z Y—•\Z,•*&Z™Z* ”*–™™Ú* ¤Z—k*•" \} èå&—$—–$Z&Z è$Ô*&* ”,•¦" zÔ*—›" ”™d•™—&þ Y›.–œ&Z& Y¦ E*k" œ^Z&—k—&". 3››" œ} z囦 &Þ* YÔ$\þ*›* y¢* ,•*&", ›6.›—& œ} øå., d$&*—j* —› ™—›$&åj* —› Y¦ E\.ԛ*— Y›$þ*Ô*, å.k(›* ”å} Úé.Ò,å&Z& zå–.,›*&"f ”,•¦ œ­ 喙" {å$›™› \›™å›™h" Y›•.¯" œ›Z*&P& å›.Ð$&þ. é—¯$ z囦 œj ,Z* œ–,™› å.^bj™Z* D,–™™", [$Zå› bþZÚ\›h", ™—›*–üZ`› œ­ bP å›.Ð$^.

820

825

830

835

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855

Arrighetti (1984, 156f. ad 820-868¾ 163-180)¾ Fern7ndez Delgado (2014, 50 Anm. 52).

Hybridität von Riesenfiguren •.¢( œ­ Y›$þ*Ú\•*—&" ”å•™™þ—& —&P& *Y—&" &â$›&" z* dj™™m™Z* ”Zœ*j" åZå.&•™™m" å.^b•*—&", å&..ª œ­ å›.Ð$^ Yh›—& bP é—,j \›™å›™hm, Y¦ z—jY›—& Y™™h—›$&" Ì" —•ü*m èå} E`^À* èåÔ —Ý ›é—$j—&þ ü&–*&Z& \.•\›h", o­ ™hœ^$&", ø å›$ Y$—›$З—Ô" z™—Z*, &â$›&" z* dj™™m™Z œ,`Ô,›*&" åþ$¦ Y^.•Â —jY›—Z z* ü\&*¦ œhm è•} V•h™—&þ å.–,m™Z*f Ì" $ —jY›—& bP ™•.Z åþ$¢" E\&,•*&Z&. 1Pû› œ• ,Z* \þ,¿ ”Yü™* z" ¤–$—$&* ›é$Ò*. yY œ­ ¤þ•Ú•&" {™—} ”*•,Ú* ,•*&" èb$¢* ”•*—Ú*, *ԙ•Z àԗ&þ 9&$•Ú —› Y¦ Œ$b›™—•Ú 3›•Ò$&þ —›f &6 b› ,­* zY \›Ô•Z* b›*›j, \*^—&P" ,•b} ú*›Z$. D œ} ..Z ,¯û Þ$Z zåZå*›h&þ™Z \–.™™*f B œj —&Z åhå—&þ™Z z" o›$&›Zœ• åÔ*—&*, åk, ,•b \*^—&P™Z, YYj \þh&þ™Z* ”•..mf ..&—› œ} ..m ›Z™Z œZ™YZœ*Š™h —› *k" *Ò—" —› •\›h$&þ™Zf YY&0 œ} &é bh*›—Z ”.Yª ”*œ$–™Z* &B Y›h*m™Z ™þ*–*—Ú*—Z Y—¯ åÔ*—&*f B œ} Þ Y¦ Y—¯ bP* ”å›h$Z—&* ”*\›,ԛ™™* {$b} z$—¯ •\›h$&þ™Z ü,Zb›*•Ú* ”*\$ÐåÚ*, åZ,å.›P™Z YÔ*ZÔ" —› Y¦ ”$b.•&þ Y&.&™þ$—&0.Û

43 860

865

870

875

880

(820) Aber nachdem Zeus die Titanen aus dem Himmel vertrieben hatte, gebar die gewaltige Gaia als ¨üngsten Sohn den Typhoeus infolge der Vereinigung mit Tartaros wegen der goldenen Aphrodite. Seine Hände vermochten aufgrund ihrer Stärke gro•e Taten, seine Fü•e waren die unermüdlichen eines starken Gottes. Seinen Schultern entsprangen (825) hundert Schlangenhäupter eines furchtbaren Drachen, die mit dunklen Zungen züngelten. In seinen göttlichen Häuptern funkelten seine Augen unter den Brauen von Feuer, aus allen Häuptern stob Feuer hervor, wenn er sich umblickte. In allen furchtbaren Häuptern erklangen Stimmen, (830) wobei sie einen unaussprechlich vielfarbigen Klang von sich gaben: Bald nämlich klangen sie, als ob sie mit Göttern zu tun hätten, bald wiederum wie die Stimme eines laut brüllenden, an Stärke unkontrollierbaren und stolzen Stieres, bald wiederum wie die eines Löwen mit ruchloser Kühnheit, bald wiederum Hundewelpen ähnlich, wundersam anzuhören, (835) bald wiederum zischte es, worunter die hohen Berge widerhallten. Und nun wäre an ¨enem Tag ein .erk ohne Rettung verübt worden und Typhon hätte über Sterbliche wie Unsterbliche geherrscht, wenn nicht der Vater der Menschen und Götter es scharfsinnig erkannt hätte. Heftig und mächtig donnerte er, (840) ringsum aber wiederhallten furchterregend die Erde,

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos der weite Himmel darüber, das Meer und des >keanos} Strom sowie die Tiefen der Erde. Unter seinen unsterblichen Fü•en erzitterte der gro•e >lymp, als der Herrscher sich regte, es stöhnte die Erde. Sengende Hitze von beiden ásc. KontrahentenÛ umfing das veilchenfarbene Meer, (845) von Donner und Blitzlicht und dem Feuer des Riesenmonsters, von .irbelstürmen und .inden und glei•endem Blitz, die ganze Erde, der Himmel und das Meer kochten. Ringsum die Meeresküsten tosten gro•e .ogen unter dem Ansturm der Unsterblichen, und ein unauslöschliches Beben erhob sich. (850) Es fürchteten sich Hades, der Herrscher über die unterirdischen Verstorbenen, und die Titanen um Kronos unten im Tartaros wegen des unauslöschlichen Lärms und schrecklichen Schlachtengetümmels. Als Zeus seinen Kampfgeist gesteigert hatte, nahm er seine .affen, Donner und Blitzlicht und glei•enden Blitz, (855) und schlug mit voller Kraft, vom >lymp herabspringend. Ringsum verbrannte er alle göttlichen Häupter des furchterregenden Riesenmonsters. Als er ihn aber bezwungen und mit Schlägen geschlagen hatte, fiel dieser gelähmt nieder, die gewaltige Erde aber stöhnte auf. Eine Flamme aber entfloh dem vom Blitz getroffenen Herrscher (860) in den nicht einsehbaren, zerklüfteten Schluchten eines Berges, getroffen. Es brannte sehr die gewaltige Erde durch den göttlichen Atem und schmolz wie Zinn, mit Kunstfertigkeit von Rüstigen im schön durchlöcherten Schmelztiegel erhitzt, oder wie Eisen, das am stärksten ist, (865) nachdem es in Bergschluchten gebrochen wurde, durch brennendes Feuer schmilzt in der göttlichen Erde unter den Händen des Hephaistos. So wahrlich schmolz die Erde durch die Flamme des glei•enden Feuers. Zeus aber schleuderte ihn, in seinem Mute ergrimmt, in den weiten Tartaros. Aus Typhon aber ging die Gewalt von feucht wehenden .inden hervor, (870) au•er Notos und Boreas und ;rgestes und Zephyros. Die nämlich stammen von Göttern ab als Nutzen für die Sterblichen, die anderen .inde hingegen wehen nutzlos über das Meer. Indem sie in der Tat zum dunkel-verhangenen Meer stürzen wüten sie als ein gro•es Unheil für die Sterblichen mit üblem .irbelsturm. (875) Bald hierhin und dorthin wehen sie, zerstreuen Schiffe und vernichten Seeleute. Keine Abwehr des Übels gibt es für die Menschen, die mit ¨enen auf dem Meer aneinandergeraten. Die wiederum vernichten auch über die unermessliche, blumentragende Erde hinweg die geschätzten .erke der erdgeborenen Menschen, (880) indem sie sie mit Staub und mühevollem Schutt anfüllen.

Grundsätzlich zeichnet sich Typhon durch Riesenwuchs aus, wie das Ad¨ektiv å•.Ú$&" (å›.Ð$&þ, Hes. Th. 845¾ 856) anzeigt, womit ihm explizit ein konstitutives Merkmal von Riesenfiguren zugeschrieben wird. Diese

Hybridität von Riesenfiguren

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Riesengestalt geht naturgemä• mit übermächtiger Stärke (zå} E™üÒZ, 823¾20 Y$—›$&0 \›&0, 824) und Ausdauer (”Y–,—&Z, 824) einher.21 Dasselbe Attribut å•.Ú$&" wird in dieser Passage auch Gaia zugewiesen (å›.Ð$^, 821¾ 858¾ 861), wodurch eine enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn hergestellt wird.22 Abgesehen von den beiden Versen, in denen es für Typhon verwendet wird, ist dieses Ad¨ektiv zudem als feststehendes Epitheton beinahe exklusiv Gaia vorbehalten und tritt in der Theogonie ansonsten nur noch als Beiwort von Echidna in Erscheinung, die wiederum als Gefährtin Typhons in Erscheinung tritt, sodass das Beiwort innerhalb dieser kleinen Figurengruppe verbleibt.23 Über das Epitheton å•.Ú$&" wird Gaia, die als Mutter der bedeutendsten Riesen (Titanen, Kyklopen, Hekatoncheiren, Giganten, Typhon) genannt wird, als Riesenmutter par excellence dargestellt.24 Diese Funktion wird durch den Umstand unterstrichen, dass sie abgesehen von den wenigen weiblichen Titanen die einzige weibliche Riesenfigur der antiken Literatur ist, die ausführlich charakterisiert wird, während die Mehrheit der Riesenfiguren männlich ist. Der Riesenwuchs erhält in Typhons Fall eine besondere Bedeutung als Ausdruck seines hybriden .esens, die über die übliche Bezeichnung des Riesenwuchses von Figuren durch das Ad¨ektiv ,•b" hinausgeht, für die sich allein in der Theogonie zahlreiche Beispiele finden lassen, da es 20

21

22 23

24

Hes. Th. 823b wird in den Texteditionen gemeinhin als unrettbar verderbt gekennzeichnet¾ vgl. .est (1966, 384 ad 823)¾ Vianello de ªÑrdova (1978, ªªL--I- ad 823). Sinngemä• lässt sich ¨edoch erschlie•en, dass Typhons Hände bezüglich ihrer Stärke und Fähigkeit, gro•e Taten zu vollbringen, charakterisiert werden. Vgl. zur Stärke Paley (1883, 257f. ad 823)¾ Seippel (1939, 56f.)¾ .orms (1953, 32)¾ .est (1966, 384 ad 823)¾ >liveira (2013, 42)¾ zur Ausdauer Rood (2007, 119). Vgl. Rood (2007, 117). Vgl. Arrighetti (1984, 169)¾ Rood (2007, 117 mit Anm. 20)¾ .inkler-Horalek (2015, 11). In acht (Hes. Th. 159¾ 173¾ 479¾ 505¾ 731¾ 821¾ 858¾ 861) von insgesamt zwölf Belegstellen wird das Ad¨ektiv für Gaia verwendet¾ vgl. LfgrE s. v. 6å›.Ð$^¨¾ .est (1966, 215 ad 159). In dieser Verbindung tritt es nur bei Hesiod, nicht ¨edoch bei Homer in Erscheinung¾ vgl. .est (1966, 78). Als Epitheton von Göttern wird å•.Ú$&" in der restlichen griechischen Literatur durchgängig nur mit Gaia verbunden¾ vgl. Bruchmann (1893, 73 s. v. 6Dk¨). Zu Gaia als Riesenmutter vgl. Seippel (1939, 48 mit Anm. 3).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

die körperliche Grö•e von Titanen, olympischen Göttern und Monstern gleicherma•en bezeichnet.25 Bei näherer Betrachtung fällt ¨edoch auf, dass im Rahmen der Theogonie primär zwei Figuren als ,•b" bzw. sogar als ,•bZ™—&" bezeichnet werden, nämlich Kronos (fünfmal) und Zeus (zehnmal). .ird dieser Befund mit dem ªorpus von Epitheta abgeglichen, die Göttern in der archaischen griechischen Dichtung generell verliehen werden, so wird die Sonderstellung dieses bestimmten Epithetons bezogen auf diese beiden Gottheiten bestätigt.26 Dies legt den Schluss nahe, dass das Epitheton in diesem spezifischen Götterkontext nicht nur die physische Grö•e, sondern auch die hierarchische Stellung der damit bezeichneten Gottheit zum Ausdruck bringt. Dass Kronos und Zeus am häufigsten mit dem Epitheton verbunden werden, hängt demnach mit ihrer Stellung als oberste Götter und ihrer Funktion im Rahmen des Sukzessionsmythos zusammen, der die Herrschaftsabfolge Uranos ¬ Kronos ¬ Zeus ¬ Typhon zum Thema hat.27 Aufgrund dieser anteilsmä•ig 25

26

27

Vgl. Seippel (1939, 56f.). Auch in den homerischen Epen ist mehrfach die Vorstellung von den Göttern als riesenhaften Figuren erkennbar¾ vgl. bspw. Hom. Il. 18.516b-519a wo im Rahmen der Schildbeschreibung übermenschliche Grö•e (,›b–.Ú, 18.518) als allgemeines Merkmal der olympischen Götter bezeichnet wird: Y$ü› œ} $– ™•Z* ~$^" Y¦ ם..¯" Œ\j*^, O ,•Ú ü$þ™›hÚ, ü$ҙ›Z œ­ ›6,— z™\^*, O Y.™ Y¦ ,›b–.Ú ™›* —›Òü›™Z*, Ä" —› \›Ð å›$, O ”,•¦" ”$Z`j.Úf ¬ 6Es führten sie an Ares und Pallas Athene, beide golden, in goldene Gewänder gekleidet, schön und gro• mit ihren .affen, wie es die Götter sind, ringsum strahlend.¨ Bruchmann (1893) listet s. v. ,•b" abgesehen von mehreren Stellen für Zeus (133f.), Kronos (166) und Uranos (185) nur einzelne archaische Belegstellen für Apollon (27), Astraios (53), Helios (147), Poseidon (198) >keanos (223) auf, die zum Gro•teil aus der Theogonie stammen. Erst in späterer Zeit findet das Ad¨ektiv als Epitheton auch für andere Götter Verwendung. Die Sonderstellung des Epithetons für Zeus bestätigt auch Müller (1913, 308) in seiner Bruchmann ergänzenden Untersuchung griechischer Kultinschriften mit den Epitheta ,•b" oder ,•bZ™—&". Er merkt an, dass die Verwendungsweise dieser Beiwörter aus älteren Kulturen übernommen worden sei (Einleitung, ohne Seitenangabe) und sie im griechischen Kulturraum primär für übernommene Gottheiten wie die Kabiren oder die magna mater gebräuchlich gewesen seien (307). Zur Strukturierung der Theogonie durch den Sukzessionsmythos vgl. .est (1966, 16-19)¾ Athanassakis (1983, 6)¾ ªlay (2005, 13)¾ Gerhard (2005, 12)¾ Baumbach O Rudolph (2014, 22).

Hybridität von Riesenfiguren

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eindeutigen Zuweisung des Epithetons lassen sich andere Figuren, die dieses Beiwort zugewiesen bekommen, als Usurpatoren des Titels interpretieren, wobei auch die Frage nach ihrer Göttlichkeit aufgeworfen wird. Denn während die Titanen Helios, >keanos und Astraios sowie die Hekatoncheiren, die mit demselben Epitheton versehen werden, in der Theogonie als direkte Nachkommen von Gaia eingeführt werden, besitzen die in späteren Generationen entstandenen Monster Echidna, ªhimäre und Pegasos sowie die Giganten einen ganz anderen Status, der ihnen eine weniger bedeutende Stellung im Pantheon zuweist.28 Dass Typhon trotz seiner Stellung in der Herrschaftsabfolge dieser erhabene Titel, der den höchsten Göttern vorbehalten bleibt, nicht mit diesem Attribut, sondern mit dem Beiwort å•.Ú$&" versehen wird, lässt sich als Untermauern seines hybriden Verhaltens interpretieren und brandmarkt ihn als unrechtmä•igen Usurpator.29 Das Bedrohungspotenzial Typhons ist dabei primär seinem anma•enden ªharakter zuzuschreiben, der nach einer Überschreitung von vorgegebenen Grenzen trachtet und der aus seiner Riesengestalt und Riesenkraft erwächst. Explizit wird Typhon in Hes. Th. 307 als èd$Z™—j" bezeichnet, der einzigen anderen Erwähnung Typhons in der Theogonie, wo er als Gefährte der Echidna und Vater zahlreicher Ungeheuer in Erscheinung tritt.30 >bwohl sich sein hybrides .esen auch implizit in seinem Verhalten bemerkbar macht, wird durch die explizite Zuschreibung des Begriffs dieser .esenszug zusätzlich hervorgehoben. .erden die Belegstellen der .örter àd$Z" und èd$Z™—j" im hesiodeischen Gesamtwerk betrachtet, so sticht das hohe Ma• von Selektivität ins Auge, die der Verwendung der Begriffe zugrunde liegt. Insgesamt wird dieser Begriff eines anma•enden Überschreitens von Grenzen nur an 13 Stellen der hesiodeischen Gedichte verwendet, drei Mal in der Theogonie, sieben Mal in den Werken und Tagen und drei Mal in den erhaltenen Fragmenten. Abgesehen von Typhon werden in der Theogonie nur der Titan Menoitios (Th. 514) und Pelias (Th. 996), der Vetter des Herakles, als èd$Z™—h bezeichnet, in den Fragmenten Salmoneus (fr. 30.17 M.-..) und vermutlich eine Schlange (fr. 204.137 M.-..).31 Sowohl Menoitios (Th. 514-516), der über das Ad¨ektiv èå›$YҜ" (Th. 510) und die .endung ›6*›Y} 28 29 30 31

Zur Heterogenität des Pantheons der Theogonie vgl. ªlay (2005, 14). Vgl. zum Herrschaftsanspruch des Typhon >liveira (2013, 41f. mit Anm. 45). Vgl. Paley (1883, 206 ad 306). Vgl. LfgrE s. v. 6èd$Z™—j"¨¾ Hirschberger (2004, 422f. ad 129ff.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

”—™\.h^" —› Y¦ o*&$•^" èå›$Ôå.&þ (6wegen seiner Vermessenheit und anma•enden Stärke¨, Th. 516) als Frevler charakterisiert wird, als auch der als ”—–™\.&" bezeichnete Zeusimitator Salmoneus (fr. 30.18 M.-..) werden für ihr anma•endes Verhalten von Zeus persönlich mit Blitzschlägen bestraft, in Œ™—$&*&,h^ fr. 7 D.-K. wird >rion für sein hybrides Verhalten geblendet. In den Werken und Tagen dagegen wird der Begriff àd$Z" ¨eweils einmal für die Menschen des silbernen (Op. 134), bronzenen (146) und eisernen Menschenzeitalters (191) verwendet und durchzieht die daran anschlie•ende .arnung des Erzählers vor ungerechtem Verhalten, wobei es zweimal in einer Gnome erscheint (214¾ 217), einmal auf Perses (213) und einmal generell auf die aktuell lebenden Menschen (238) bezogen wird.32 Dabei fällt auf, dass der Begriff nur in diesen beiden Teilen des .erks in gro•er Häufung Verwendung findet und danach aus dem Gedicht verschwindet, was auf eine sehr spezifische Funktionalisierung für diesen moralischen Teil des .erks hindeutet.33 Typhon steht somit in einer Reihe von anma•enden Frevlern, die für Ihre Übertretungen zum Gro•teil durch Zeus persönlich bestraft werden.34 Diese explizite Hervorhebung bestimmter Frevler bedeutet nicht, dass sie die einzigen Frevler der hesiodeischen .erke wären, denn sowohl die Theogonie als auch die Werke und Tage thematisieren in leitmotivischer Art und .eise verschiedene Formen von hybriden Überschreitungen. Dennoch werden die mit den Begriffen èd$Z™—j" und àd$Z" versehenen Figuren als besonders wichtige Beispiele ausgewiesen und von anderen Figuren abgehoben, die zwar ebenfalls hybrid agieren, aber nicht explizit als Frevler ausgewiesen werden. Typhons Bedrohungspotenzial übertrifft ¨edoch das¨enige aller anderen hesiodeischen Frevler bei .eitem, bedeutet seine Auflehnung gegen die olympische .eltordnung und sein Kampf gegen Zeus doch nichts weniger als das letzte Hindernis, das der .eiterentwicklung der .elt und der endgültigen Einrichtung sowie dem Erhalt der neuen olympischen .eltordnung im .eg steht.35 Typhon erfüllt damit eine symbolträchtige antagonistische Funktion als .idersacher der Götter und speziell des Göt32 33 34 35

Vgl. LfrgE s. v. 6àd$Z"¨. Vgl. Fisher (1992, 185-200). Vgl. >liveira (2013, 37 mit Anm. 36). Vgl. Leclerc (1999, 90)¾ ªlay (2005, 25)¾ ªassanmagnago (2009, 942f. Anm. 122).

Hybridität von Riesenfiguren

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tervaters Zeus. Dass die Typhonomachie ebenfalls im Rahmen des Sukzessionsmythos zu interpretieren ist, wird intratextuell durch das Ad¨ektiv þå.ԗ—&" (Hes. Th. 821) angezeigt, das ihn als ¨üngsten Nachkommen Gaias ausweist und sowohl mit Kronos (—&›" œ­ ,•\} þå.ԗ—&" b•*›—& è$Ô*&" ”bYþ.&,j—^" ¬ 6nach diesen aber wurde als ¨üngster der krummsinnige Kronos geboren¨, 137) als auch mit Zeus (þååԗ} $} þå.ԗ—&* åhœÚ* [,›..› —›Y•™\Z, O 3k* ,•b*f ¬ 6als sie im Begriff war, den gro•en Zeus als ¨üngsten der Kinder zu gebären¨, 478f.) in Verbindung bringt.36 Alle drei Gottheiten können aufgrund ihres Status als ¨üngste Nachkommen einer Generation als Thronanwärter auf die Herrschaft im Himmel Anspruch erheben, verfolgen dabei allerdings verschiedene Ziele und agieren mit unterschiedlichen Mitteln.37 Gaia übernimmt dabei eine zentrale Funktion als unfreiwillige Anstifterin der Herrschaftswechsel und Verbündete des ¨eweils nächsten Thronanwärters.38 Im Fall von Uranos} Kastration gibt sie ihrem Sohn Kronos mit der Sägezahnsichel das geeignete Mittel an die Hand (Hes. Th. 161175), um seinen Vater Uranos zu kastrieren und seine Herrschaft zu übernehmen, wodurch Gaia sich aus ihrer eigenen Notlage einer immerwährenden Schwangerschaft und Überfüllung durch Gefangensetzung ihrer Kinder durch Uranos in ihrem Leib befreit (154-160). Die Herrschaftsfolge, die ihren Anfang beim Hass des Uranos auf seine Nachkommen nimmt, ist in diesem Fall lediglich ein Nebenprodukt von Gaias verzweifelter Selbstverteidigung.39 Im Fall von Kronos} Überlistung durch Zeus wiederum ist sie auf Bitten ihrer Tochter Rheia hin (468-473) ma•geblich dafür verantwortlich, dass Zeus} Geburt unbemerkt bleibt (474-484) und er als Erwachsener die Herrschaft seines Vaters anfechten kann. Gaia 36

37 38 39

Vgl. .est (1966, 383 ad 821). Dass das Ad¨ektiv noch ein weiteres Mal zur Bezeichnung der Schlange verwendet wird, die die goldenen 3pfel bewacht, stärkt einmal mehr die Verbindung Typhons zum Ungeheuerkatalog¾ vgl. Hes. Th. 333f.: è^—™ œ} þå.ԗ—&* žÔ$YþZ •Z.ԗ^—Z ,Zb›P™ O b›h*—& œ›Z*¢* ú•Z* á¼Û. ¬ 6Keto aber gebar als ¨üngste eine furchtbare Schlange, nachdem sie sich mit Phorkys in Liebe vermischt hatte á¼Û.¨ Vgl. dazu Baumbach O Rudolph (2014, 22f.). Vgl. dagegen Arrighetti (1984, 157 ad 820-868). Vgl. Marconi (1952)¾ .orms (1953, 43)¾ Athanassakis (1983, 10)¾ Mondi (1990, 185). ªlay (2005, 25). Vgl. Baumbach O Rudolph (2014, 22). ªlay (2005, 27f.) dagegen plädiert für eine willentliche Beteiligung Gaias an der Herrschaftsfolge.

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selbst erleidet in diesen ersten beiden Phasen des Sukzessionsmythos, die mit einem erfolgreichen Herrschaftswechsel enden, keine Repressalien, da sie ¨eweils zum .ohle ihrer Kinder (Titanen) bzw. Enkel (olympische Götter) handelt. Im Fall von Typhons Auflehnung allerdings steht sie zusammen mit ihrem ¨üngsten Sohn auf der Verliererseite und kommt deswegen nicht schadlos davon, sondern wird durch den feurigen Atem des besiegten Typhon, ihres eigenen Sohnes, verbrannt (861-867).40 Auch in dieser Phase der Herrschaftsfolge wird keine andere Motivation Gaias genannt als ihre familiäre Verbundenheit mit ihrem Urenkel Typhon, wodurch ihre Verletzung als mitleiderregender Kollateralschaden des kosmischen Konflikts erscheint. Mit seinem Sieg über den letzten Gegner seiner Herrschaft hält Zeus freilich den Fortgang der Sukzession erfolgreich auf und unterbindet eine weitere Einflussnahme Gaias.41 Die Konkurrenz der beiden Gottheiten Zeus und Typhon hinsichtlich der obersten Herrschaft wird auch auf sprachlicher Ebene pointiert ausgedrückt (Hes. Th. 836-838): Yh *Ò Y›* {å.›—& {$b&* ”,jü*&* [,—Z Y›h* Yh Y›* ø b› \*^—&P™Z Y¦ ”\*–—&Z™Z* *(›*, ›E ,ª $} !(› *Ô^™› 块ª$ ”*œ$À* —› \›À* —›. Und nun wäre an ¨enem Tag ein .erk ohne Rettung verübt worden und er ái. e. TyphonÛ hätte über Sterbliche wie Unsterbliche geherrscht, wenn nicht der Vater der Menschen und Götter es scharfsinnig erkannt hätte.

Beide Gegner werden mit Menschen und Göttern, die in derselben Reihenfolge genannt werden, in Verbindung gebracht, ¨edoch ist die .ahl unterschiedlicher Begriffe für die beiden Gruppen in Hes. Th. 837 und 838 auffällig. .ährend die eher abstrakten Begriffe \*^—&P™Z und ”\*–—&Z™Z* den spezifischeren Begriffen ”*œ$À* und \›À* entgegenstehen, weisen auch ihre syntaktischen Bezugswörter im ¨eweiligen Satz eine klare Unterscheidung in der Nuancierung auf. .ährend die erste Gruppe im Dativ von *(›* abhängig gemacht wird, wird die zweite Gruppe im Genetiv an 块j$ angeschlossen, wobei die beiden Bezugswörter mit den von ihnen abhängigen Substantiven eine chiastische Anordnung aufweisen. Nicht nur grammatikalisch, sondern auch inhaltlich 40 41

Vgl. ªlay (2005, 25 Anm. 39). Vgl. ªlay (2005, 26-28). Zu Gaias verräterischer Seite vgl. Seippel (1939, 50).

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entsteht dadurch ein starker Kontrast: Im Gegensatz zu Typhons Herrschaft über namenlose Massen von Sterblichen und Unsterblichen wird Zeus} Verhältnis zu seinen Untertanen wesentlich persönlicher und mit Begriffen charakterisiert, die Familienbande andeuten. Die .elteroberungspläne Typhons werden dementsprechend sehr eindeutig in einem negativen Licht dargestellt und sein drohender Sieg als die schlechtere Variante hervorgehoben ({$b&* ”,jü*&*, Hes. Th. 836). Trotz dieser polarisierenden Gegenüberstellung von Zeus und Typhon wird die Göttlichkeit des letzteren ¨edoch nicht negiert, stattdessen wird sie durch seine Abstammung von Gaia und positive ªharakterisierung in 824 (\›&0)¾ 827 (\›™å›™hm")¾ 849 (”\*–—Ú*)¾ 856 (\›™å›™h")¾ 859 (*Y—&") mehrfach explizit betont.42 Mit der Göttlichkeit, die Typhon und andere Riesen mit den olympischen Göttern verbindet, geht ein Machtanspruch auf die Vorherrschaft einher, der zum kosmischen Konflikt führt.43 Die kosmischen Ausma•e des Kampfes werden durch die Verwendung elementarer Kräfte durch beide Kontrahenten unterstrichen. In mehreren Versen wird auf die Fähigkeit von Typhons Drachenköpfen, Feuer zu speien, hingewiesen (Hes. Th. 826-828¾ 845¾ 861-867). Das fortwährende Feuer, das nach der Niederlage aus den hundert Rachen des Riesen strömt (859-862), wird sogar mit einem au•ergewöhnlichen Doppelgleichnis illustriert, das in zwei aufeinanderfolgenden und voneinander durch die Partikel o• (864) abgegrenzten Bildern das Einschmelzen von Zinn bzw. Eisen zum Thema hat (862-868) und dieses Merkmal des Typhon zusätzlich unterstreicht.44 Zugleich wird durch dieses poetische Ge-

42

43 44

Vgl. Seippel (1939, 56f.)¾ .orms (1953, 36)¾ .est (1966, 384 ad 824). Damit zeichnet er sich vor den anderen Ungeheuern der Theogonie aus, bei denen diese ªharakterisierung vermieden wird. Hes. Th. 871, in dem die göttliche Abkunft der von Typhon erzeugten .inde scheinbar abgestritten wird, muss nicht zwingend die Göttlichkeit Typhons infrage stellen wie von .est (1966, 384 ad 824) angemerkt, werden doch nur die bereits zuvor in 379f. erwähnten .inde Notos, Boreas und Zephyros davon ausgenommen¾ vgl. auch .orms (1952, 37)¾ Schwabl (1962, 122 Anm. 3). Vgl. ªlay (2005, 25). Vgl. .orms (1953, 29)¾ Mondi (1990, 182f.)¾ ªlay (2005, 26)¾ Rood (2007). Rood (2007, 112-114 mit Anm. 3) verweist im Rahmen ihrer Kontextua-

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staltungsmittel die Rolle Gaias im letzten kosmischen Konflikt beleuchtet, da Typhon im geschwächten Zustand seine eigene Mutter verbrennt (å&..ª œ­ å›.Ð$^ Yh›—& bP, 861¾ —jY›—Z z* ü\&*¦, 866¾ Ì" $ —jY›—& bP ™•.Z åþ$¢" E\&,•*&Z&, 867), wodurch nicht nur die Macht seiner Elementarkräfte, sondern auch deren Unberechenbarkeit hervorgehoben werden.45 Dabei lässt sich die Flamme, die dem besiegten Typhon entströmt (Hes. Th. 859-862), unterschiedlich interpretieren, zum einen als Flamme, die den Riesen infolge der Blitzeinschläge durch Zeus verbrennt,46 zum anderen als von ihm erzeugtes Feuer, das seinem Rachen entströmt. Die regelmä•ige Verwendung des Substantivs ”Ö—,j (862) in der Bedeutung 6Hauch¨ bei Homer scheint allerdings letztere Interpretation zu stützen, dass Typhon die Flamme tatsächlich ausatmet, was freilich nicht ausschlie•t, dass Typhon auch innerlich vom Feuer der Blitzschläge zerfressen wird. In den homerischen Gedichten wird das Substantiv ”Ö—,j an fünf Stellen im Sinne von 6Hauch¨ mit Feuer in Verbindung gebracht,47 an drei weiteren mit Atem,48 weswegen die Bedeutung 6Hauch¨ als die geläufige anzusehen ist. Die Fähigkeit Feuer zu speien rückt Typhon in die Nähe anderer Mischwesen mit derselben Eigenschaft, bspw. die ªhimäre, worin ein erstes Anzeichen seiner körperlichen Hybridität erkennbar ist. Möglicherweise lässt sich in diesen Versen der Theogonie bereits die Zuschreibung von vulkanischen Aktivitäten zum besiegten Typhon erkennen, explizite Hinweise darauf finden sich allerdings nicht im Text.

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lisierung und Interpretation des Gleichnisses auf Gleichnisse mit technologischem Inhalt in den homerischen Epen, durch die eine Überlegenheit von kultivierter Geisteskraft gegenüber roher Gewalt zum Ausdruck gebracht wird. In Absetzung dazu sieht sie die Funktion des hesiodeischen Gleichnisses darin, in programmatischer .eise die positive Nutzung von Gewalt zu betonen, die in sinnvolle Bahnen gelenkt wird (120f.). Vgl. Seippel (1939, 71). Vgl. >liveira (2013, 37f.). In diesem Sinne unterstreicht das Doppelgleichnis auch einen wichtigen Moment in der Herrschaftssicherung des Zeus¾ vgl. ªlay (2005, 26)¾ Rood (2007, 112). Vgl. Seippel (1937, 133)¾ .orms (1952, 36). Vgl. den Kampf des Hephaistos gegen Skamandros (Hom. Il. 21.365f.)¾ die Blendung des Polyphemos (Hom. Od. 9.389)¾ die Verwahrung der .affen durch Telemachos (Hom. Od. 16.290¾ 19.9¾ 19.20) Vgl. Hom. Il. 9.609¾ 10.89¾ 23.765.

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Im archaischen Epos bleibt auch die Verortung der Typhonomachie weitestgehend unbestimmt, denn nur in Hom. Il. 2.783 und Hes. Th. 301-307 wird eine Grotte bei den mythischen Arimern als Lager von Typhon und Echidna genannt und in Th. 868 sein Sturz in den Tartaros geschildert.49 Erst bei Pindar (Pi. P. 1.15-28) und Aischylos (A. Pr. 351-372) ist der durch Typhon verursachte Vulkanismus dann ein Hauptcharakteristikum des Riesen, das mit einer Verortung seines Gefängnisses unter dem Aitna auf Sikelia verbunden wird.50 Diese beiden Aspekte haben eine spätere mythologische Umdeutung des Typhon zu einem Giganten und die gelegentliche Gleichsetzung mit Enkelados und seiner Gefangenschaft unter dem Aitna gefördert, sodass in späteren Texten beide Figuren mit dem Vulkanismus Sikelias in Verbindung gebracht werden.51 In dem Substantiv ”Ö—,j ist allerdings noch ein zweiter elementarer Aspekt Typhons erkennbar, der im Gegensatz zu seinem vulkanischen .esen in der Theogonie explizit ausgeführt wird. Als Urheber zahlreicher schädlicher .inde (Hes. Th. 869-880)52 wird ein Fortbestehen Typhons 49 50

51 52

Vgl. ªlay (2005, 25f.), die darauf hinweist, dass Zeus damit das Verhalten des Uranos und Kronos nachahmt. Vgl. Paley (1883, 257 ad 820)¾ Seippel (1937, 38)¾ .orms (1953, 36)¾ Vianello de ªÑrdova (1978, ªªª---III ad 306)¾ Frazer (1983, 82)¾ >liveira (2013, 36 mit Anm. 32f.¾ 44 Anm. 51). Mit gro•er .ahrscheinlichkeit ist deswegen die von Tzetzes für Th. 860 vorgeschlagene Lesart ;A—*^" statt ”Zœ*j", die in den Handschriften ansonsten nicht auftaucht, eine Rückpro¨ektion dieser späteren Verortung¾ vgl. .orms (1952, 31 mit Anm. 1)¾ .est (1966, 393 ad 860)¾ Vianello de ªÑrdova (1978, ªªL---III ad 860)¾ .est (1988, 70f. ad 860). Seippel (1937, 135) plädiert dagegen für eine frühe Verortung Typhons im .esten. Eine frühe Gleichsetzung von Typhon und Giganten nimmt Seippel (1939, 48 Anm. 2) an. Vgl. Paley (1883, 262 ad 870)¾ Seippel (1939, 103 und 118f.)¾ .orms (1953, 36f.)¾ .est (1966, 395 ad 869)¾ Arrighetti (1984, 158 ad 820-868)¾ ªassanmagnago (2009, 943 Anm. 122). Die alternative Lesart *›,&*, die von einigen wenigen Handschriften in Hes. Th. 307 für *&,&* angeboten wird und von einigen Forschern als zusätzlicher expliziter Hinweis auf die Funktion des Typhon als .indgott angesehen wird, lässt sich nicht sicher stützen, zumal das Ad¨ektiv *&,&" die Beschreibung von Typhon als œ›Z*Ô* —} èd$Z™—j* \} *&,&* passend ergänzt. Vgl. Seippel (1937, 117 mit Anm. 80), der diese Lesart in Betracht zieht. Vgl. dagegen .orms (1956, 30 Anm. 1)¾ .est (1966, 252 ad 306).

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in der späteren Rezeption im gleichnamigen .irbelsturm gesehen, einer Funktion dieses Riesen, die in der Theogonie bereits sehr deutlich anklingt,53 insbesondere in 846 (å$^™—j$Ú* ”*•,Ú*).54 Der verderbliche Einfluss wird damit unterstrichen, dass die Zerstörungsgewalt dieser .ettererscheinungen mit zahlreichen negativen Begriffen versehen wird. Ihre Nutzlosigkeit wird mit dem Adverb ,–û (872) und der Kontrastierung mit den nützlichen .inden Notos, Boreas und Zephyros verdeutlicht (,•b} ú*›Z$, 871), ihr Schaden durch gehäufte negative .endungen (åk, ,•b á¼Û YYj á¼Û ”•..m, 874¾ YY&0 œ} &é bh*›—Z ”.Yj, 876¾ ”$b.•&þ Y&.&™þ$—&0, 880). Speziell betont wird die tödliche Gefahr für die Menschen, die von ihnen ausgeht (œZ™YZœ*Š™Z, 875¾ •\›h$&þ™Z, 876¾ 880). Der feurige Hauch (”Ö—,j, 862), den Typhon im Moment seiner Niederlage ausstö•t, lässt sich als Hinweis auf diese weitere elementare Kraft des Typhon lesen. Dies wird gestützt durch Belegstellen bei Homer, wird der Begriff doch auch in der Odyssee dreimal für .inde verwendet.55 In einer weiteren Passage der Ilias werden beide Elemente sogar miteinander verbunden, denn in Hom. Il. 18.471 wird die Zugluft beschrieben, die die magischen Blasebälge des Hephaistos produzieren, um seinen Schmelzofen zu belüften, was wiederum demselben semantischen Kontext zugehört, in dem sich auch das Doppelgleichnis in Hes. Th. 861-867 bewegt. Insgesamt spielen in dem Kampf zwischen Zeus und Typhon also die elementaren Kräfte des Feuers, Blitzes und der .inde eine zentrale Rolle, was in Hes. Th. 845f. auf knappem Raum auf den Punkt gebracht wird, wobei durch die chiastische Anordnung der Kampfmittel der Schlachtverlauf auch auf formaler Ebene stark betont wird:56 d$&*—k" —› ™—›$&åk" —› åþ$Ô" —} ”å¢ —&P& å›.Ð$&þ O å$^™—j$Ú* ”*•,Ú* —› Y›$þ*&0 —› •.›b•\&*—&" ¬ 6von Donner und Blitzlicht und dem Feuer des Riesenmonsters, von .irbelstürmen und .inden und glei•endem Blitz¨. Als primäres Kampfmittel beider Gegner (844-846) dient das Feuer, das aus

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55 56

Ausführlich zur Bedeutung und zum Nachleben Typhons als .indgott vgl. Seippel (1937, 109-123). Vgl. auch Dornseiff (1933, 18)¾ .est (1966, 381 ad 820-80)¾ >liveira (2013, 35 mit Anm. 31). Vgl. Paley (1883, 260 ad 846), der darin eher einen Hinweis auf Vulkanismus erkennt¾ Seippel (1937, 127-130). Skeptisch dagegen .est (1966, 390 ad 846). Vgl. Hom. Od. 3.289¾ 11.400¾ 11.407. Vgl. Seippel (1937, 131f.)¾ .orms (1952, 30)¾ Kollmann (1989, 101).

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Typhons Rachen und aus Zeus} Blitzen entsteht.57 Die Auswirkungen des Kampfes auf die .elt wiederum werden ausführlich und in bedrohlicher .eise beschrieben,58 wobei diese Schilderung den anderen in der Theogonie dargestellten Götterkampf, die Titanomachie (678-686¾ 693-710), intratextuell wieder aufnimmt und dadurch eindeutig den Kontext des Sukzessionsmythos aktualisiert.59 Die Typhonomachie erstreckt sich genauso auf alle Sphären der .elt vom Himmel über die Erde bis in den Tartaros hinab (839-852) und erhält dadurch kosmische Dimensionen, die das Ausma• von Typhons au•erordentlicher àd$Z" illustriert. Nach diesen Überlegungen zur charakterlichen Hybridität Typhons soll nun seine Mischwesenhaftigkeit in den Fokus gerückt werden, für die bereits der Feueratem einen ersten Anhaltspunkt lieferte. Allein schon sein Name, der bei Hesiod in den Varianten ¤þ•Ú›Ò" (Hes. Th. 821¾ 869) und ¤þ•–Ú* (306), in der restlichen antiken Literatur auch als ¤þ•Ð" und ¤þ•À* in Erscheinung tritt, illustriert seinen Formenreichtum und seine .andelbarkeit.60 Im Gegensatz zu archaischen Vasendarstellungen, die einen anthropomorphen >berkörper Typhons zeigen, der in Schlangenbeine ausläuft,61 ist ein menschengestaltiger Körper bei Hesiod auf den ersten Blick nicht eindeutig nachweisbar, denn die erwähnten Körperteile, die auf menschliche Gestalt hinweisen könnten, sind zunächst derart allgemein gehalten, dass sie sich genauso gut auf Tiere übertragen lie•en. .ird ¨edoch die Verwendung der Begriffe Hände (ü›P$›", 823), Fü•e 57 58

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60 61

Vgl. Paley (1883, 259 ad 844)¾ .est (1966, 390 ad 846)¾ ªlay (2005, 26)¾ Rood (2007, 120 mit Anm. 34). Vgl. Kollmann (1989, 102). Seippel (1939, 131f.) weist auf die Unklarheit hin, wer von den beiden Kontrahenten für welche Verwüstungen verantwortlich ist. Vgl. .orms (1953, 32-34)¾ Schwabl (1962, 122f.)¾ .est (1966, 337 ad 617719¾ 383 ad 820-80)¾ Vianello de ªÑrdova (1978, ªªL---I ad 844¾ ad 847)¾ Athanassakis (1983, 53 ad 820-80)¾ Frazer (1983, 82)¾ Arrighetti (1984, 157 ad 820-868)¾ Leclerc (1999, 84f.¾ 89)¾ ªassanmagnago (2009, 942 Anm 122). Paley (1883, 244f. ad 692¾ 702) sieht darin historische Ereignisse. Vgl. .est (1966, 252 ad 306)¾ Backõs (2001, 360 ad 306)¾ ªassanmagnago (2009, 932 Anm. 59). Zur Illustration mag eine der berühmtesten Vasendarstellungen des Typhon auf der archaischen Hydria mit der Inv. Nr. 596 dienen, die aus dem 6. qh. v. d. Z. stammt und im Museum antiker Kleinkunst in München aufbewahrt wird. Typhon wird darauf mit Schlangenfü•en und menschlichem >berkörper dargestellt¾ vgl. Seippel (1939, 56¾ 102f.).

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(åԜ›", 824),62 Schultern und Brauen (!•$ҙZ, 827) speziell im .erkkontext der Theogonie betrachtet, so wird deutlich, dass sie keineswegs für Tiere gebraucht werden, wodurch die >ffenheit der Begriffe eingegrenzt wird. Stattdessen verweisen diese Körperteile Typhons teilweise explizit auf zuvor dargestellte Riesenfiguren zurück und werden so als charakteristische Merkmale von Riesenfiguren hervorgehoben. In besonderem Ma•e trifft dies auf Hände (ü›P$›", 823)63 und Schultern (Ê,Ú*, 824)64 zu, anhand derer die ungeheure Kraft der entsprechenden Riesen betont wird, v. a. der Hekatoncheiren und des Riesen Atlas, der den Himmel mit seinen Händen stützt.65 Eine anthropomorphe Gestalt Typhons mit Ausnahme des Kopfbereichs lässt sich aufgrund dieser Indizien als wahrscheinlich bezeichnen, womit in der Theogonie ein Typhonbild gezeichnet wird, das der ikonographischen Darstellung entgegengesetzt ist.66 Die hundertarmigen Hekatoncheiren stehen mit Typhon in einer besonders engen Beziehung, da diese genauso wie er über zusätzliche Körperglieder verfügen, doch werden sie von Typhon dahingehend übertroffen, dass er nicht nur fünfzig, sondern sogar hundert Köpfe aufweist (yY—¢* Y›•.h, 825).67 Somit wird die Typhonfigur durch eine Vervielfältigung eines bestimmten Körperteils körperlich hybridisiert.68 Auf dieses distinktive Merkmal wird durch die häufige .iederholung des Substantivs Y›•.j (Y›•.h, 825¾ Y›•.j™Z*, 827¾ Y›•.•Ú*, 828¾ Y›•.j™Z, 829¾ Y›•.–", 856) besonderes Gewicht gelegt, da nicht nur die reine Anzahl, sondern auch die Ausformung der Köpfe als Drachenhäupter von besonderer Bedeutung ist (ú•Z&" œ›Z*&P& œ$–Y&*—&", 825). 62 63 64 65

66 67

68

Vgl. die Betonung der Fü•e der Götter im Rahmen der Titanomachie in Hes. Th. 682. Vgl. zu den Händen der Hekatoncheiren Hes. Th. 150¾ 649¾ 671¾ 675¾ 677¾ 715¾ 719, zu den Händen von Atlas 519¾ 747. Vgl. zu den Schultern der Hekatoncheiren Hes. Th. 150¾ 152¾ 671¾ 673. Vergados (2013, 4-6) weist darauf hin, dass in der Beschreibung der Kyklopen und Hekatoncheiren das verwendete Vokabular ihr hybrides .esen widerspiegelt, sodass eine Einheit von Form und Inhalt erkennbar wird. Vgl. .est (1966, 384 ad 825). Vgl. Seippel (1939, 97). Vgl. zu den Hekatoncheiren Hes. Th. 151¾ 672. Vielköpfigkeit tritt darüber hinaus bei Geryoneus (Hes. Th. 287), Kerberos (312) und der ªhimäre (321) auf, besonderes Gewicht wird au•erdem auf die Köpfe von Medusa (280) und Atlas (519¾ 747) gelegt. Zur Vervielfältigung von Körpergliedern als Merkmal für Hybridität vgl. ªlay (1993, 106)¾ ªlay (2005, 151).

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Diese Drachenköpfe werden sogleich noch stärker hybridisiert, indem ihnen eine Vielzahl von Stimmen zugeschrieben wird, die zum Gro•teil tierischer Natur sind69 und wie die Laute von Stieren (—Ò$&þ, Hes. Th. 832), Löwen (.•&*—&", 833), Hundewelpen (™Yþ.–Y›™™Z*, 834) oder Schlangen (1&h`›™Y›, 835) klingen.70 Dass alle diese Tierstimmen aus Drachenhäuptern und nicht aus ihnen entsprechenden Tierköpfen stammen,71 ist als weitere Stufe der Hybridisierung lesbar. Einige Stimmen sind dagegen wenigstens für Götter verständlich (Ä" —› \›&P™Z ™þ*Z•,›*, 831), worin die Vorstellung zum Ausdruck käme, dass die Götter eine eigene Sprache sprechen.72 Zusammen mit den Hinweisen auf Typhons Göttlichkeit (824¾ 827¾ 849¾ 856¾ 859) bedeuten diese Laute ¨edoch auch, dass Typhon zumindest über eine gewisse Intelligenz verfügen muss und nicht als Monster ohne Verstand zu verstehen ist. Die aus der Mehrstimmigkeit der Drachenhäupter resultierende Kakophonie (å*—&h^* úå} E›P™Z ”\•™•—&*, 830) wird durch entsprechende Attribute der Tiere negativ charakterisiert (b.Й™m™Z œ*&•›$j™Z .›.Zü,ԗ›", 826¾ ”™ü•—&þ, 832¾ ”*Zœ•, 833), was insbesondere durch die .iederholung des Ad¨ektivs œ›Z*Ô" (825¾ 829¾ 856) angezeigt wird. .ie bei den Körperteilen Typhons, die auf frühere Riesenfiguren zurückverweisen, lassen sich auch in den tierischen Stimmen von Typhons Köpfen Rückbezüge insbesondere zum Ungeheuerkatalog feststellen.73 Die Löwenstimmen (Hes. Th. 833) verweisen auf die ªhimäre (321, 323¾ 327), die .elpenstimmen (834) auf die Hunde >rthos (309) und Kerberos (311¾ 769), wobei in diesen Versen statt des Substantivs ™YÒ.( die Bezeichnung YÒÚ* verwendet wird. Für das Zischen, das höchstwahrscheinlich auf Schlangen zurückzuführen ist, findet sich keine wörtliche 69 70

71 72 73

Zur Vielstimmigkeit Typhons vgl. Seippel (1937, 94f.)¾ >liveira (2013, 37 mit Anm. 36). Paley (1883, 258 ad 831) sieht in den Tierstimmen Geräusche, die Erderschütterungen begleiten und auf die Funktion des Typhon als Vulkangott verweisen¾ .orms (1953, 35) interpretiert sie als Anzeichen für die .indnatur des Riesen¾ .est (1966, 386 ad 351-5) sieht darin den Hinweis auf eine ältere Mythenfassung, in der Typhon als Gestaltwandler dargestellt wurde, zumal die genannten Tiere typische Metamorphosen von Gestaltwandlern seien. Vgl. Paley (1883, ad 832). Vgl. ausführlich Güntert (1921)¾ knapp Seippel (1939, 58)¾ .est (1966, 386388 ad 831). Vgl. ªlay (1993, 110).

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Parallele, doch verweisen die Drachenköpfe (825) erneut auf die ªhimäre (322f.). Ferner können über die Bezeichnung ú•Z", die gemä• Vers 322 auch synonym zu œ$–YÚ* verwendet werden kann (^ œ} ú•Z&" Y$—›$&P& œ$–Y&*—&" ¬ 6áein anderer KopfÛ war der einer starken Drachenschlange¨), auch Echidna (299) und die Hesperidenschlange (334) als Bezugspunkte mitgeführt werden.74 Typhons Mehrstimmigkeit unterstreicht somit noch zusätzlich seine Vaterschaft zahlreicher Ungeheuer und lässt diese, deren Ende durch verschiedene Helden bereits im Ungeheuerkatalog angedeutet wird, als Mächte der Unordnung noch einmal aufleben. Typhon wird damit zum Repräsentanten der chaotischen und bedrohlichen Kräfte, die im Verlauf der Theogonie durch die Einrichtung der olympischen .eltordnung beseitigt oder gebunden werden.75 Diese überbordende Hybridität von Typhons Gestalt und seine enge Verbindung zum Ungeheuerkatalog charakterisieren ihn zusätzlich zu seinem Riesenstatus als regelrechtes Ungeheuer, wofür das Epitheton å•.Ú$&" einen expliziten Hinweis liefert, da es sich nicht nur mit 6gewaltig¨, sondern auch mit 6monströs¨ übersetzen lässt76 ¬ besonders prominent äu•ert sich diese Bedeutung im Kontext der Polyphem-Episode der Odyssee.77 Da Typhon dieses Epitheton von seiner Mutter Gaia übernimmt, stellt sich im Umkehrschluss die Frage, ob Gaia selbst ebenfalls als monströse Riesin anzusehen ist.78 Insgesamt lässt sich in der Theogonie die Tendenz feststellen, dass das Epitheton häufig in Szenen verwendet wird, in denen schreckliche Ereignisse dargestellt werden.79 Überdies wird auch das Ungeheuer Echidna, mit dem Typhon zahlreiche Mischwesen zeugt, im Ungeheuerkatalog zweimal kurz hintereinander als 6Ungeheuer¨ (å•.Ú$&*, Hes. Th. 295¾ 299) bezeichnet, wobei der Begriff ¨eweils an derselben metrischen Position steht und die ªharakterisierung 74 75 76 77 78 79

Zur Austauschbarkeit der Begriffe 8ú•Z"€ und 8œ$–YÚ*€ in der frühgriechischen Epik vgl. LSq s. v. 6œ$–YÚ*¨¾ LfgrE s. v. 6œ$–YÚ*¨. Vgl. .orms (1953, 44)¾ Frazer (1983, 47)¾ ªlay (1993, 115f.)¾ Athanassakis (1983, 54 ad 820-80)¾ Leclerc (1999, 89)¾ ªlay (2005, 26¾ 161). Vgl. zur ambivalenten Bedeutung LSq s. v. 6å•.Ú$&"¨: 6monstrous, prodigious, huge¨¾ LfgrE s. v. 6å•.Ú$, å•.Ú$&*¨. Vgl. Rood (2007, 117). Vgl. ihre ambivalente ªharakterisierung bei Deforge (1992). Vgl. LfgrE s. v. 6å›.Ð$^¨. Rood (2007, 113¾ 117-119) erkennt in der Typhonomachie eine Unterstützung von Typhons Gewalt durch Gaias Geisteskraft, doch finden sich dafür keine Hinweise in der Theogonie.

Hybridität von Riesenfiguren

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dadurch nachdrücklich betont.80 Darüber hinaus wird Echidna als 6schreckliche und gro•e Schlange¨ (ú•Z* œ›Z*Ô* —› ,•b* —›, 299) charakterisiert, womit ihr auch das semantisch aufgeladene Epitheton ,•b" zugewiesen wird, das die rechtmä•igen Thronfolger in der himmlischen Herrschaft bezeichnet. Nicht nur das anma•ende .esen, sondern auch die körperliche Hybridität Echidnas und Typhons prägen ihre nachfolgend aufgeführten Kinder (308-332), die dieselben ªharaktermerkmale erben.81 Auch die übermä•ige Stärke Typhons, die in 823f. betont wird, überträgt sich als Merkmal auf seine Nachkommen.82 Schlie•lich wird eine enge Beziehung zwischen den drei Figuren Typhon, Echidna und Gaia auch dadurch gestärkt, dass der dauernde Aufenthaltsort Echidnas im Innern Gaias verortet ist (èå¢ Y›Ò\›™Z bh^", 300), sie also ähnlich wie die Kyklopen, Hekatoncheiren und Titanen in Gaias Riesenleib eingesperrt wird.83 Aufgrund dieses Umstands lie•e sich eine Korrumpierung Gaias durch die in ihr hausenden Ungeheuer annehmen, die nicht aus einer ihr als Riesin eigenen verderbten Gesinnung, sondern aus einer verderbten Körperlichkeit entstünde. Dennoch lässt sich in der Theogonie keine Korrumpierung Gaias erkennen, weder körperlich noch charakterlich, sodass sie ihren Nachkommen lediglich Riesenwuchs (sowie gelegentliche Vielgliedrigkeit wie im Fall der Hekatoncheiren und Typhon) vererbt,84 nicht ¨edoch deren hybrides .esen.85 Auch in Darstellungen der Bildenden Kunst lassen sich keine Zeugnisse einer verderbten Riesenmutter finden, stattdessen wird sie stets als anthropomorphe Figur ohne monströse Merkmale abgebildet, wobei sie in ihrer primären Funktion als Riesenmutter ihren Kindern, den Giganten, Tityos Erichthonios beisteht. Nach 500 v. d. Z. wird sie überdies als aus dem Erdboden ragender Torso zur Verdeutlichung ihrer Repräsentation der Erde dargestellt.86

80

81 82 83 84 85 86

Zu Typhons Rolle im Ungeheuerkatalog vgl. .orms (1953, 37). Zur Genealogie des Ungeheuerkatalogs vgl. Lemke (1968)¾ Schwabl (1969)¾ ªlay (1993)¾ ªlay (2005, 151-161). Vgl. ªlay (1993, 110)¾ ªlay (2005, 155f.). Vgl. Rood (2007, 115f.), die Hesiods Monster primär durch ihre physische Stärke bestimmt sieht. Vgl. Lemke (1968, 50)¾ Frazer (1983, 82)¾ ªlay (1993, 110)¾ ªlay (2005, 155). Vgl. ªlay (1993, 107)¾ ªlay (2005, 153). Vgl. auch ªlay (2005, 17). Vgl. Moore (1988, 171-177).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Zur vielschichtigen Hybridität Typhons im Rahmen der Typhonomachie gehören Textsignale, die darauf hinweisen, dass mit der Typhonomachie insgesamt eine .irkungsästhetik des Schreckens verfolgt wird.87 Dazu tragen zunächst die Ad¨ektive œ›Z*Ô" (Hes. Th. 825¾ 829¾ 856) und å•.Ú$&" (845¾ 856) bei, die Typhons Erscheinung eindeutig negativ charakterisieren.88 Hinzu kommt die Unmöglichkeit, die Beschreibung seiner Gestalt, die bspw. die exakte Ausgestaltung seines Torsos unbestimmt lässt, sowie die damit verbundene klangliche Kakophonie zu einer eindeutigen bildlichen Vorstellung auszuformen. Indirekt rührt seine bedrohliche .irkung von seiner Verbindung zum Ungeheuerkatalog und seinen Familienbanden zu einigen der bekanntesten und berüchtigtsten Monster der griechischen Mythologie, darunter Kerberos, der lernäischen Hydra und der ªhimäre. Auch seine antagonistische Haltung gegen die .eltordnung des Zeus und seine drohende .eltherrschaft, die in 836-838 als schlechtestmöglicher Ausgang des kosmischen Konflikts aufgezeigt wird, liefert einen indirekten Hinweis. Zu keinem geringen Teil wird der Schrecken dieser Handlungsvariante durch die angedeutete Möglichkeit erzeugt, Zeus könne den Kampf verlieren.89 So ist die erste Hälfte der Kampfschilderung (839-852) dem wechselseitigen Einsatz von Blitzen und Feuer gewidmet, ohne dass einer der beiden Kontrahenten die >berhand gewinnt. Zuerst werden das Donnern und Blitzen des .ettergotts dargestellt (839-843), dann der Schlagabtausch der beiden Gottheiten (844-852). Erst mit der eigentlichen Epiphanie des Zeus (853-855)90 und der anschlie•enden einseitigen Niederschlagung des Typhon (855-861¾ 868) wird die Übermacht des Zeus in ihrem ganzen Umfang augenscheinlich. In den Versen 836-838 freilich ist bereits ein eindeutiger Hinweis auf den Sieg des Zeus erkennbar, handelt es sich dabei doch um eine

87

88 89 90

Vgl. Seippel (1939, 56¾ 76¾ 79). Bereits in der Beschreibung des Typhon in Hes. Th. 820-835 sieht Paley (1883, 259 ad 836) erste Drohgebärden des Riesen. Diese Ad¨ektive weisen in der archaischen Dichtung überwiegend negative Bedeutungen auf¾ vgl. LfgrE s. v. 6œ›Z*Ô"¨¾ s. v. 6å•.Ú$, å•.Ú$&*¨. Vgl. Seippel (1939, 80 Anm. 24). In der Forschung werden der Einstieg des .ettergottes in den Kampf und die Auswirkungen seines Kämpfens auf die .elt seit Kroll (1963) als 8Descensus-Motiv€ bezeichnet¾ vgl. Seippel (1937, 73-75)¾ .orms (1952, 33f.), der hierin homerischen Einfluss erkennt.

Hybridität von Riesenfiguren

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8Beinahe-Episode€,91 die alternative Handlungsverläufe thematisiert und durch die sofortige Verneinung als unzutreffend kennzeichnet. Dieses Erzählmittel stellt seit Homer ein typisches episches Motiv dar,92 das bereits in den Homerscholien explizit thematisiert wird.93 In der Theogonie weist sie sogar die bei Homer typische Einbindung in ein Konditionalgefüge mit der Formel Yh *Ò Y›* á¼Û ›E ,j auf,94 die durch das wiederholte Yh Y›* (837) verdoppelt wird. Sie nimmt im Erzählzusammenhang des Gedichts eine hervorgehobene Stellung ein, denn nur an dieser Stelle taucht sie in der Theogonie auf, wodurch der letzte kosmische Konflikt des Gedichts durch das aufscheinende alternative Ende besonders betont wird.95 Angesichts dieser spannungsreichen Darstellung der Handlung fällt ¨edoch auf, dass nicht nur Typhon eine .irkung des Schreckens entfaltet, sondern auch sein .idersacher Zeus, der mit seinen Handlungen bei den Bewohnern der Unterwelt genau denselben Effekt erzielt. In Hes. Th. 850f. wird der Schrecken, den der Kampf zwischen Zeus und Typhon erzeugt, explizit ausgedrückt (—$•›, 850) und im Tartaros bei Hades und den dort eingekerkerten Titanen verortet: —$•› œ} Œhœ^" z*•$&Z™Z Y—•\Z,•*&Z™Z* ”*–™™Ú* O ¤Z—k*•" \} èå&—$—–$Z&Z è$Ô*&* ”,•¦" zÔ*—›" á¼Û ¬ 6Es zitterten Hades, Herrscher über die Verstorbenen der Unterwelt, und die unterirdischen Titanen um Kronos á¼Û.¨96 Sie stellen die einzigen intradiegetischen Rezipienten des Geschehens dar, die benannt werden, wobei sie den Kampf auch nur indirekt infolge der mehrfach und mit unterschiedlichen Verben beschriebenen Erderschütterungen (Y&*–d^™›, 840¾ å›.›,h`›—á&Û, 842¾ z囙—›*–üZ`›, 843¾ {`››, 847) 91 92

93 94 95

96

Vgl. .orms (1953, 42). Zum Begriff vgl. Nesselrath (1992, 1-4). Vgl. Nesselraths kritischen Forschungsüberblick (1992, 5-10). Systematische Studien zu diesem epischen Phänomen stammen von de qong (1987, 68-81), die die Passagen der Ilias bezüglich ihrer Bedeutung für den Handlungsverlauf untersucht, Lang (1989), die auch Homers Odyssee berücksichtigt, sowie Nesselrath (1992), der das gesamte griechisch-römische Epos untersucht. Vgl. Nesselrath (1992, 3). In den Hesiodscholien dagegen wird dieses Phänomen in Hes. Th. 836-838 nicht kommentiert. Vgl. .est (1966, 388 ad 836)¾ Nesselrath (1992, 3). Vgl. Nesselrath (1992, 41f.) für die Besprechung dreier möglicher, aber nicht sicher überlieferter Beinahe-Episoden in Hesiods Aspis (Hes. Sc. 366f.) und im Frauenkatalog (fr. 54áaÛ M.-..¾ fr. 57 M.-..¾ fr. 197 M.-..). Vgl. au•erdem Baumbach O Rudolph (2014, 22 Anm. 6). Vgl. .est (1866, 391 ad 850).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

mitverfolgen. Auffällig ist au•erdem, dass die Auswirkungen des .eltenbrandes, der aus dem Aufeinandertreffen der Gottheiten resultiert und alle Sphären umfasst, auf eine bestimmte Gruppe von Lebewesen, die Menschheit, keinerlei Erwähnung finden. >bwohl in der Theogonie ohnehin nur sehr beiläufig auf die Entstehung und Existenz der Menschen hingewiesen wird,97 werden sie in der Typhonepisode mit den Substantiven \*^—&P™Z (837) und ”*œ$À* (838) explizit erwähnt und somit als mögliche intradiegetische Rezipienten und Betroffene des kosmischen Kampfs ins Spiel gebracht. Die Perspektivierung der Episode wie des Epos als Ganzes auf die göttliche Figurenebene mag erklären, warum diesbezüglich dennoch keine Aussage getätigt wird. Festzuhalten bleibt ¨edoch, dass Zeus und Typhon gleicherma•en als Verursacher einer kataklystischen Katastrophe inszeniert werden, wobei in Typhons Fall das Ausma• seines Bedrohungspotenzials betont wird, im Fall von Zeus die ihm als oberstem Gott zur Verfügung stehende Macht. Diese wird durch seine wichtigsten .affen d$&*—j* —› ™—›$&åj* —› Y¦ E\.ԛ*— Y›$þ*Ô* (6Donner und Blitzlicht und glei•enden Blitz¨, 854) symbolisiert, die für ihn im Rahmen der Titanomachie von den befreiten Kyklopen hergestellt werden (139-141) und die ihm als Zeichen seiner Herrschaft dienen. Gerade die Intensität des kosmischen Kampfes und die ausführliche Schilderung der Auswirkungen auf die Umwelt lassen neben einer .irkung des Schreckens allerdings ein weiteres wirkungsästhetisches Lektüreangebot erkennen, das in einer gewissen Spannung zur beschriebenen schreckenerregenden Darstellung steht. Die Szenerie des .eltenbrandes und der bebenden Erde wird nämlich durch verstärkende Beiwörter mehrfach in ihrer Intensität betont.98 Die drei Adverben ™Y.^$Ô* (Hes. Th. 839), úd$Z,&* (839) und ™,›$œ.•&* (840) unterstreichen das Donnern des Zeus, das Beben der Erde und der Zweikampf an sich werden mit dem Ad¨ektiv ™d›™—&" (849¾ 852) und dem Ad¨ektiv E*Ô" (852) verdeutlicht, die Flutwellen als ,Y$– (848) bezeichnet. Ein expliziter Hinweis auf eine alternative Lesart der .irkung wird bereits in der Beschreibung der Typhonfigur erkennbar, denn in 834 wird mit dem Erzählerkommentar \Ò,—} ”Y&0™Z eine rezeptionssteuernde Aussage getätigt. Trotz der bedrohlichen Szenerie und der schrecklichen Erscheinung der im Ver-

97 98

Vgl. ªlay (2005, 81¾ 95-99¾ 161)¾ Gerhard (2005, 14). Vgl. .est (1966, 337 ad 617-719).

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gleich mit anderen Riesenfiguren besonders monströs ausgestalteten Typhonfigur wird hiermit die Möglichkeit eingeräumt, die ganze Typhonomachie nicht nur mit Schrecken, sondern auch mit Staunen wahrzunehmen.99 Angesichts der umfangreichen Beschreibung von Typhons monströsen Zügen lässt sich dabei auch von einer 3sthetik des Hässlichen sprechen, in deren Zentrum die Darstellung des Hässlichen zum Zweck des ästhetischen Genusses steht. >bwohl das einer solchen Lesart zugrunde liegende ästhetische Konzept ein Produkt des 18. qh. ist100 und der Begriff ma•geblich von Karl Rosenkranz geprägt wurde,101 finden sich Ansätze zu einer ästhetischen Inszenierung des Hässlichen bereits in der Antike.102 Eine theoretische Reflexion über ein solches Konzept findet sich bereits in der Poetik des Aristoteles im Rahmen von Überlegungen zur Mimesis (Arist. Po. 1448b9-12): ™^,›P&* œ­ —&җ&þ —¢ ™þ,dP*&* zå¦ —À* {$bÚ*f ‘ b¯$ é—¯ .þå^$À" þ$À,›*, —&җÚ* —¯" ›EYÔ*" —¯" ,–.Z™— oY$ZdÚ,•*" üh$&,›* \›Ú$&0*—›", &4&* \^$hÚ* —› ,&$•¯" —À* ”—Z,&—–—Ú* Y¦ *›Y$À*.

Ein Beweis dafür ist dieser Umstand aus der Praxis.103 .as wir nämlich als Solches betrachten, dass es uns betrübt, darüber freuen wir uns, wenn es als Abbilder äu•erst genau ausgeführt wird, wie zum Beispiel die Gestalten von ehrlosen Tieren oder Toten. 99

100 101 102

103

Vgl. Andr÷ (2013, 183f.) zum homerischen Konzept des Staunens, wobei das Substantiv \0, ebenso wie bei Hesiod den Gegenstand des Staunens bezeichnet, der sinnlich wahrgenommen wird. Vgl. Männlein-Robert (2014, 101-110). Vgl. Rosenkranz (2015). Vgl. zu seinem Konzept des Hässlichen in Relation zum Schönen auch Scheer (2006)¾ Eco (2007, 16). Vgl. Männlein-Roberts (2014, 91-101) Untersuchung zur antiken Inszenierung des Hässlichen anhand der Philoktetfigur. Vgl. au•erdem den interdisziplinären Sammelband von qau• (1991), insbesondere die Beiträge zur griechischen und lateinischen Literatur von Müller (1991)¾ Fuhrmann (1991) sowie die kritische Diskussion zu ihren Beiträgen in Müller O Fuhrmann (1991). Vgl. au•erdem Eco (2007, 22-41). Der communis opinio zufolge sind mit dem Ausdruck zå¦ —À* {$bÚ* nicht Kunstwerke gemeint¾ vgl. Bywater (1909, 126 ad 1448b10)¾ Gudemann (1934, 117 ad 1448b10)¾ Rostagni (1945, 18 ad 1448b9ff.)¾ Else (1957, 127f. ad 48b4-24)¾ Lucas (1968, 71 ad 48b10).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Eingebettet ist der Gedanke in die These, der Hang zur Mimesis sei eine dem Menschen von Natur aus angeborene Eigenschaft (Arist. Po. 1448b5-9).104 Dieser Definition zufolge wird beispielsweise das Hässliche, das in realer Form negative Gefühle auslöst (.þå^$À"), erst durch die mimetische Darstellung in der Kunst als ästhetische Kategorie rezipierbar.105 >bwohl oder gerade weil es dabei in detaillierter Form (,–.Z™— oY$ZdÚ,•*") abgebildet wird,106 ermöglicht diese mimetische Abbildung eine positive Rezeption (üh$&,›*). Die Beispiele von wilden Tieren und Toten, die angeführt werden, sind durchaus keine abgelegenen Motive, sondern ergeben sich durch mythische und historische Themen.107 Zu ergänzen ist hierbei, dass im Kontext dieser Passage allerdings nicht eine ästhetische .ahrnehmung als Selbstzweck im Zentrum steht, sondern dass das Erkennen mimetischer Abbildung den natürlichen Lerntrieb des Menschen befriedigt (1448b12-19).108 Die Freude an der Mimesis wird dementsprechend als .irkung eines intellektuellen Rezeptionsprozesses verstanden.109 Unabhängig von dieser aristotelischen Einschränkung lassen sich hybride Figuren wie Typhon, die aufgrund ihres ªharakters als Mischwesen eben gerade vom Detailreichtum ihrer Einzelteile leben, ebenfalls unter diese ästhetische Kategorie des Hässlichen zählen. Sie entwickeln dabei ihre ganz eigene .irkungsästhetik, wie das Typhonbeispiel der Theogonie im Folgenden zeigt.110 Die Spannung, die in der Typhonomachie aus der Gegenüberstellung einer .irkungsästhetik des Schreckens und des Staunens entsteht, sorgt

104 105 106 107

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109 110

Vgl. Else (1957, 129f. ad 48b4-24)¾ Tar7n O Gutas (2012, 239 ad 1448b4-19. Vgl. Eco (2007, 19f.)¾ Männlein-Robert (2014, 97). Eine detailgetreue Abbildung fördert auch die Illusion von Realität¾ vgl. Lucas (1968, 71 ad 48b11). Vgl. Lucas (1968, 72 ad 48b12). Gudemann (1934, 117 ad 1448b10) führt als Beispiele aus der Kunst unter anderem die Giganten auf dem Pergamonaltar an. Vgl. Gudemann (1934, 117 ad 1448b10)¾ Else (1957, 131f. ad 48b4-24)¾ Gallavotti (1984, 130 ad 4,8)¾ Schmitt (2008, 269)¾ Tar7n O Gutas (2012, 239 ad 1448b4-19). Vgl. Else (1957, 129f. ad 48b4-24)¾ Lanza (1987, 126 Anm. 1)¾ Schmitt (2008, 269). Vgl. bspw. Müller (1991, 13f.), demzufolge das Hässliche in Form von schädlichen Gottheiten einen notwendigen Platz im Kosmos hat.

Hybridität von Riesenfiguren

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dafür, dass ein Rezipient von der Darstellung zugleich angezogen und abgesto•en werden kann. Diese doppelte .irkungsästhetik lässt sich mit dem Begriff 8Faszination€ fassen, die genau in dieser Polarität von Anziehung und Absto•ung angesiedelt ist.111 >bwohl für das Phänomen Faszination in der antiken Literatur kein eigener Begriff existiert,112 lassen sich zum einen verschiedene Konzeptionen von Faszination unterscheiden,113 zum anderen narrative Strategien zur Erzeugung von Faszination beobachten, die bestimmte Zeitkontexte transzendieren und ein fortwährendes Bewusstsein antiker Autoren für dieses Phänomen nahelegen. Sibylle Baumbach exemplifiziert dies anhand der Mythen von >rpheus, Narziss und speziell Medusa und leitet daraus ihr Konzept der 111

112

113

Vgl. Baumbach S. (2015, 2f.¾ 25¾ 62-64¾ 69). Demgegenüber beschränken sich Konzepte wie das 8Sublime€ oder das 8Erhabene€ auf einen der beiden Pole und entfalten daher lediglich eine .irkungsästhetik des Staunens. Überdies ist die antike Vorstellung vom Sublimen stark abhängig von Ps.-Longins stilistischem Traktat כ$¦ àû&þ", was eine dezidiert anders ausgerichtete Definition des Begriffs nötig macht. Im Anschluss an alternative Sublimitätsbegriffe, die in Untersuchungen zu Lukrez erarbeitet wurden, versucht ªhaudhuri (2014, 13f. mit Anm. 39), das Sublime als wirkungsästhetische Kategorie für seine Untersuchung von Göttergegnern zu nutzen. Zur Überschneidung bzw. Abgrenzung von benachbarten Konzepten der Faszination vgl. die Überlegungen von Baumbach S. (2015, 11-24). Hahnemann O .eyand (2009) sprechen in diesem Zusammenhang von einer 6Begriffsgeschichte ohne Begriff¨ (23 mit Anm. 55¾ 30f.). Das Fehlen eines Begriffs sehen sie als Herausforderung (30): 6Es ái. e. das Unternehmen, Faszination unabhängig von wortgeschichtlichen Spuren zu untersuchenÛ kann und sollte darüber hinaus ¨edoch einerseits wagen, Faszination als ganz reale, wirkungsästhetisch relevante Kategorie zu profilieren und sich dazu ebenso an den Dingen und Sachgeschichten zu orientieren anstatt allein an den .orten. á¼Û Andererseits ermöglicht die Ablösung vom positivistisch nachweisbaren Begriff die Ausarbeitung und Etablierung einer Heuristik der Faszination, die imstande ist, die Funktionsweise der Faszination auch dort aufzudecken, wo sie nicht schon zugleich expliziert wird.¨ Vgl. dazu Degen (2012, 373-382), der die antike Begriffsentwicklung in ein materialistisch-anthropologisches Konzept von Demokrit bis Plutarch (373377) und ein in christlicher Tradition stehendes dämonologisch-epistemologisches Konzept (377-382) unterteilt. Vgl. auch Baumbach S. (2015, 3561), die eine Kultur- und Geistesgeschichte der Faszination mit besonderem Fokus auf der Frühen Neuzeit gibt.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

6medusamorphosis¨ ab,114 demzufolge faszinierende Narrative auf folgende Art und .eise zustande kommen: The term €medusamorphoses} denotes medusamorphic texts, that is, texts that not only deal with fascination, often in connection with the Medusa, but also, and significantly so, absorb the powerful and overwhelming combination of attraction and repulsion in their narratives. This is achieved in different ways: (1) by the inclusion of markers of fascination, for example themes and figures that are connected with this ambivalent yet intense power of attraction and repulsion, including, yet not restricted to, images of the Medusa¾ (2) by narrative strategies that support cognitive disorientation, such as multi-perspectivity, multi-temporality and also unreliability¾ and (3) by reflecting upon their own narrative fascination, its potential dangers and seductive qualities, including references to autopoiesis, safe readership, the limits of representation and considerations of reader response, thus multiplying the levels of narrative fascination and providing a reference point for readers to draw them into their enchanting narrative web.115

.ie die vorangegangene Untersuchung der Typhonepisode gezeigt hat, erfüllt sie auf ¨eden Fall die ersten beiden Bedingungen für faszinierende Narrative. Zum einen ist die Typhonfigur aufgrund ihrer vielschichtigen Hybridität in besonderem Ma•e für die gleichzeitige Erzeugung von Absto•ung und Anziehung geeignet,116 zum anderen lässt sich ein Spiel mit dem Rezipienten in der Einarbeitung einer Beinahe-Episode in den Erzählverlauf sowie im Spannungsbogen der Episode erkennen. Auch die dritte Bedingung ist insofern erfüllt, als eine mögliche Anziehung des Rezipienten zur Erzählung daraus resultiert, dass der .eltenbrand von ihm aus sicherer Distanz unbeschadet betrachtet werden kann.117 Darin unterscheidet sich die extradiegetische Rezeptionsweise von der intradiegetischen, denn für die verschwiegenen menschlichen Figuren der hesiodeischen .elt wird die aus dem .eltenbrand resultierende Todesgefahr mehrfach betont (Hes. Th. 875-880). .ie die Medusafigur, so üben 114 115 116

117

Vgl. Baumbach S. (2015, 61-70). Vgl. Baumbach S. (2015, 67f.). Die ästhetische Abbildung von Hässlichem in der Literatur stellt ein weiteres wichtiges Merkmal von faszinierenden Narrativen dar¾ vgl. Baumbach S. (2015, 68). Vgl. Baumbach S. (2015, 20¾ 34f.).

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auch Riesenfiguren in der antiken Literatur eine fortwährende Faszination aus, wie die ununterbrochene Tradition ihrer Repräsentation beweist. Ein zentraler Grund für ihre Nachwirkung liegt in der Aktualisierbarkeit von Riesenfiguren und ihrem literarischen Potenzial, das auch in der Typhonomachie der Theogonie in Erscheinung tritt und eine poetologische Lesart eröffnet. .ird die Schilderung der Typhonfigur insgesamt in den Blick genommen, so fällt auf, dass im ersten Teil der Beschreibung seiner Gestalt der Fokus auf der äu•eren Gestalt des Riesen liegt (Hes. Th. 820-828). Besonders hervorgehoben wird dies durch die detaillierten Ausführungen zu Typhons Augen und Blicken (ú™™Ú* á¼Û èå} !•$ҙZ å0$ ”,–$þ™™›* á¼Û å0$ Yh›—& œ›$Y&,•*&Z&, 826-828).118 Im zweiten Teil dagegen verschiebt sich der Fokus fast ausschlie•lich auf eine auditive .ahrnehmung (829-835). Besonders in dem rezeptionssteuernden Ausdruck \Ò,—} ”Y&0™Z (834), der als Schlüsselbegriff für eine rezeptionsästhetische .irkung dient, wird dieser Aspekt explizit ausformuliert. Variantenreich wird das vielfarbige Klanggebilde (å*—&h^*, 830), das Typhon erzeugt, in einzelne Bestandteile zerlegt, und werden die Stimmen (•Ú*h, 829) nacheinander beschrieben. Darunter finden sich das Gebrüll (z$Zd$Òü›Ú, 832) eines Stieres und eines Löwen sowie das Zischeln von Schlangen (1&h`›™Y›, 835). Das Gebell der Hundewelpen wird nicht mit einem spezifischen Tierlaut versehen, sondern mit dem auf mögliche Zuhörer fokussierten ”Y&0™Z (834) kommentiert. Am Beginn der Aufzählung steht die göttliche Stimme, die mit •\•bb&*—o (831) beschrieben und durch ihre Stellung besonders hervorgehoben wird sowie als einziger Laut Sprache impliziert. Das Verb [ü››* (835) dagegen, das die Reichweite der Stimmen angibt (&â$› ,Y$–), beschlie•t die Schilderung. Diese bunte Vielfalt, die ma•geblich zur Hybridität Typhons beiträgt, ist somit von einer gro•en Anzahl von Einzelelementen gekennzeichnet, aber auch von einer stets changierenden Zusammensetzung, wie das fünffach wiederholte Adverb ..&—› (830¾ 831¾ 833¾ 834¾ 835) anzeigt. Die auffällige Anapher in den Versen 833-835, die überdies in den Versanfängen auftaucht, verstärkt paradoxerweise gerade durch den Gleichklang den Eindruck schneller Stimmwechsel, was vom Erzähler mit dem Verb [ü››* sogar explizit benannt wird. Bereits an dieser stilis118

Die Betonung von Typhons Blick stützt eine faszinierende .irkung zusätzlich, lässt sich darin doch auch das Motiv vom bösen Blick erkennen¾ vgl. Baumbach S. (2015, 25f.¾ 36-39).

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tischen Textgestaltung im Kleinen wird eine poetologische Bedeutungsebene deutlich, die das Gestaltungsprinzip der Passage in den Vordergrund rückt und deren klangliche Vielfalt als sprachlichen Ausdruck der Hybridität Typhons kommentiert. Der produktionsästhetische ªharakter dieser auditiven Ausgestaltung bleibt allerdings nicht auf den Umfang weniger Verse beschränkt, sondern gewinnt auch eine strukturelle Bedeutung, da die Typhonschilderung, wie oben besprochen, über unterschiedliche Stichworte vielfach auf frühere Teile der Theogonie Bezug nimmt, insbesondere auf andere Riesen wie die Hekatoncheiren, den Ungeheuerkatalog, die frevelhaften Söhne des Koios oder den Sukzessionsmythos. Aufgrund dieser intensiven intratextuellen Vernetzung der Typhonepisode mit der restlichen Theogonie bietet es sich deswegen an, das Verb [ü››* (Hes. Th. 835) als weiterführenden poetologischen Kommentar zu interpretieren. Nicht nur die Berge hallen somit auf inhaltlicher Ebene wider, sondern im poetologischen Sinne auch das Gedicht, indem die Typhonfigur über ihre hybride Ausgestaltung intratextuell frühere Passagen aufruft und in einer hybriden Episode zusammenführt. Unterstrichen wird dieses Aufrufen intratextueller Spuren durch das fünfmal erscheinende Adverb ..&—›, das in diesem Sinne auf die unterschiedlichen Herkunftsorte der einzelnen Referenzen innerhalb der Theogonie verweist. Dadurch, dass Typhon über seine Vielstimmigkeit einen besonders starken Bezug zum Ungeheuerkatalog herstellt, der gleichfalls aus Mischwesen besteht, werden diese früheren Stimmen des Epos erneuert und in die Typhonomachie überführt. >bwohl die chaotischen Mächte dieser Ungeheuer bereits im Verlauf des Gedichts au•er Kraft gesetzt werden, leben sie in Typhon wieder auf und unterstreichen somit noch einmal zusätzlich die Bedeutung dieses letzten kosmischen Kampfes als Klimax der Einrichtung der olympischen .eltordnung. Durch das erneute Aufrufen anderer problematischer Riesenfiguren wie der Hekatoncheiren wird zum einen das ambivalente Potenzial dieser Figuren unterstrichen, die ¨e nachdem entweder gegen eine .eltordnung agieren oder sie stützen können,119 zum anderen die Sonderstellung Typhons als eines Riesen und Mischwesens noch einmal nachdrücklich betont, der aufgrund dieser Konnotationen zum letzten Repräsentanten der gegen die .eltordnung gerichteten Kräfte erhoben wird.

119

Vgl. Frazer (1983, 71)¾ Leclerc (1999, 84)¾ Gerhard (2005, 15f.)

Hybridität von Riesenfiguren

69

Darüber hinaus weist diese poetologische Bedeutungsebene auf eine Hybridisierung der Erzählstruktur der Theogonie hin, die zwar ein Ganzes bildet, dabei aber aus zahlreichen einzelnen Genealogien aufgebaut ist, die keiner diachronen Anordnung folgen, sondern einander teilweise überlagern und gar zu widersprechen scheinen.120 Gerade der Ungeheuerkatalog mit seinen Prolepsen, die auf die spätere Unschädlichmachung von mehreren der beschriebenen Mischwesen hinweisen,121 aber auch die proleptische Beschreibung der Schicksale anderer Riesenfiguren wie der Iapetiden (Hes. Th. 507-534) sorgen dafür, dass der Aufbau der Theogonie aus ihren einzelnen genealogischen Episoden im Bewusstsein des Rezipienten bleibt. Der dargestellten Entwicklung der .elt aus dem ªhaos hin zur >rdnung im Gedicht entspricht in poetologischer Deutung die >rdnung des Gedichts aus unübersichtlichen und einander entgegenlaufenden Genealogien, die im Verlauf des Epos geordnet und zum Ende hin miteinander harmonisiert werden.122 In der Typhonfigur, die aufgrund ihrer vielschichtigen Natur dafür prädestiniert ist, erfährt die Theogonie ihre poetologische Kulmination und lässt Typhon als komplexe Repräsentation ihrer selbst lesbar werden, die zu einer Übertragung der mit dem Riesen verbundenen .irkungsästhetik einlädt. Übertragen auf die Theogonie als .erk würde die .irkung des Schreckens aus dessen Heterogenität entstehen, die eine Gesamtdeutung des Gedichts zu verhindern droht. In der Überwindung der schwer greifbaren und stets changierenden Typhonfigur durch die ordnenden Kräfte des Zeus ¨edoch wird zugleich die .andelbarkeit der fortlaufenden Handlung der einzelnen genealogischen Episoden repräsentiert. In übertragener Bedeutung folgt die Theogonie letztlich einem teleologischen Ziel und ihre charakteristische Heterogenität wird durch die den Mythos systematisierende Ausgestaltung der Erzählung hinsichtlich ihrer bedrohlichen .irkung gebändigt. Das poetologische Potenzial der Typhonfigur als Repräsentation der Theogonie, lässt sich abschlie•end ansatzweise noch einen Schritt weiterdenken. Über die intratextuellen 9uerverweise innerhalb der Theogonie hinaus erlaubt die Hybridität der Riesenfigur auch eine Repräsentation 120 121 122

Vgl. zum Gesamtaufbau .est (1988, x-xiii)¾ ªlay (1993, 107)¾ ªlay (2005, 12-30¾ 152f.). Vgl. ªlay (2005, 21). Vgl. allgemein zu den Hekatoncheiren Shiroe (1987)¾ Mazzocchini (2003). ªlay (2005, 4¾ 24) weist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung bestimmter 8Knotenpunkte€ im Verlauf der Erzählung hin.

70

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

und Thematisierung intertextueller Hybridisierung. Im Fall der Theogonie ist insbesondere an den Einfluss vorderorientalischer Gattungen, Mythen und spezifischer Referenztexte zu denken, der in Bezug auf die Typhonfigur bereits in zahlreichen Untersuchungen plausibel gemacht wurde.123 Vor allem Typhons Tierstimmen (Hes. Th. 829-835) könnten demgemä• frühere orientalische Repräsentationen des Riesen mit vergleichbaren Tieraspekten aufrufen.124 Auch wenn sich sprachliche Intertextualität aufgrund zeitlicher und kultureller Differenzen nicht eindeutig nachweisen lässt, sind dennoch auffällige Parallelen erkennbar, die zumindest auf gemeinsame literarische Motive hinweisen, die von sumerischer über ägyptische Literatur bis zur Theogonie ihren Niederschlag gefunden haben und motivische Intertextualität nahelegen.125 Die Annahme einer älteren archaischen Typhonomachie bzw. Gigantomachie, von der sich nichts erhalten und die als 8Vorlage€ oder 89uelle€ der hesiodeischen Typhonomachie gedient habe, lässt sich aufgrund fehlender Zeugnisse nicht halten.126 Genauso wie die widerhallende Vielstimmigkeit der Typhonfigur einen intertextuellen Rückblick auf orientalische Referenztexte erlaubt, lässt sich darin auch ein intertextueller Ausblick erkennen, wodurch diese Riesenfigur über die Grenzen des eigenen Gedichts hinausweist und auf die mögliche Nachwirkung der Theogonie in der nachfolgenden literarischen Tradition hindeutet. Rezipienten der Typhonomachie werden somit zu einem doppelten intertextuellen Spiel eingeladen, das einen Vergleich der Typhondarstellung in der Theogonie mit früheren orientalischen Referenztexten sowie späteren griechischen Aufnahmetexten nahelegt und die theogonische Typhonfigur als Knotenpunkt dieses intertextuellen Geflechts ins Zentrum rückt. >bwohl Hybridität in der Theogonie anhand von Riesenfiguren also bereits in unterschiedlichen Hinsichten dargestellt 123

124 125 126

Vgl. bspw. Kroll (1963, 364f.)¾ Dornseiff (1933, 23¾ 26)¾ Seippel (1937, 5-46¾ 55-59)¾ .est (1966, 379f. ad 820-80)¾ Athanassakis (1983, 3-5)¾ Frazer (1983, 8f.¾ 82f.)¾ ªassanmagnago (2009, 943 Anm. 122)¾ LÑpez-Ruiz (2010, 84-129)¾ >liveira (2013, 42 Anm. 47) mit umfangreichen bibliographischen Angaben. Vgl. dagegen Arrighetti (1984, 163-180). Seippel (1939, 89-91 mit Anm. 73)¾ Schlegel O .einfield (2006, 91 ad 83135)¾ Mondi (1990, 194 Anm. 40). Vgl. bspw. Athanassakis (1983, 53 ad 820-80). Zu den methodischen Schwierigkeiten eines komparatistischen Zugriffs vgl. LÑpez-Ruiz (2014). Vgl. Seippel (1939, 47 mit Anm. 2¾ 49¾ 51f.¾ 54f.¾ 90 Anm. 73¾ 94¾ 99¾ 100 Anm. 32¾ 131¾ 134f.¾ 146).

Hybridität von Riesenfiguren

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und auch für poetologische Aussagen zur Konzeption des .erkganzen genutzt wird, erfolgt diese literarische Hybridisierung ¨edoch noch sehr implizit und wird nicht von einer expliziten theoretischen Reflexion begleitet, wie sie später bei Platon und Aristoteles vorgenommen wird. 2.2

Metaphorische Riesenfiguren bei Platon und Aristoteles

In der späteren Literatur finden sich auch explizite Reflexionen über Hybridität, die die spezifische 3sthetik von Hybridisierungen thematisieren. Dadurch ergeben sich weitere Verwendungsmöglichkeiten von Riesenfiguren in der Literatur. Einen wichtigen Beitrag dazu liefert Platon in seinem Dialog Phaidros, in dem eine Verschiebung von hybriden Merkmalen vom 3u•eren ins Innere einer Figur vorgenommen wird, wodurch das betreffende hybride .esen nicht auf den Aspekt einer Grenzüberschreitung oder Vermischung unterschiedlicher Teile in seiner Gestalt reduziert wird, sondern auch durch die Vereinigung von einander widerstrebenden Elementen im Innern gekennzeichnet sein kann. Diese Erweiterung bildet eine theoretische Grundlage für die metaphorische Verwendung von Riesenfiguren in Vergleichen und Gleichnissen, die insbesondere für die ªharakterisierung der mit ihnen in Verbindung gebrachten Figuren ein neues .irkungspotenzial entfaltet. Der Dialog beginnt damit, dass Sokrates und der titelgebende Phaidros vor der Stadt Athen einen gemeinsamen Spaziergang unternehmen, um an einem schattigen >rt über die Rhetorik des Lysias zu diskutieren (Pl. Phdr. 227a-229b). Der Gang am Fluss Ilissos entlang bringt das Gespräch auf den lokalen Mythos von der Entführung der >reithyia durch Boreas (229b-229d),127 woraufhin Phaidros Sokrates fragt, ob er an die Richtigkeit der Erzählung glaube. Sokrates wehrt ab und führt als Begründung folgende Erklärung an (229d2-230a): zb™ œ•, à žPœ$›, ..Ú" ,­* —¯ —&Z0— ü$h›*— ^b&0,Z, .h* œ­ œ›Z*&0 Y¦ zåZåÔ*&þ Y¦ &é å–*þ ›é—þü&0" ”*œ$Ô", Y—} ..& ,­* &霕*, ø—Z œ} é—¿ ”*–bY^ ,›—¯ —&0—& —¢ —À* 2åå&Y›*—Ò$Ú* ›5œ&" zå*&$\&0™\Z, Y¦ Þ\Z" —¢ —k"  Z,h$", Y¦ zåZ$$›P œ­ úü.&" —&Z&җÚ* D&$bÔ*Ú* Y¦ ×^b–™Ú* Y¦ (229e) ..Ú* ”,^ü–*Ú* å.j\^ —› Y¦ ”—&åhZ —›$—&.ÔbÚ* 127

Vgl. Moore (2014, 393f.). Boreas fungiert dabei als Konstrastfigur zu Typhon (394 mit Anm. 12).

72

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos —Z*À* •Ò™›Ú*f 4" ›A —Z" ”åZ™—À* å$&™dZdˆ Y—¯ —¢ ›EY¢" zY™—&*, —› ”b$&hY —Z*¦ ™&•hŽ ü$Ð,›*&", å&..k" é—¿ ™ü&.k" œ›j™›Z. z,&¦ œ­ å$¢" é—¯ &霝,À" z™—Z ™ü&.jf —¢ œ­ A—Z&*, à •h.›, —&җ&þ —Ôœ›. &é œÒ*,h åÚ Y—¯ —¢ 7›.•ZY¢* b$–,, b*À*Z z,þ—Ô*f b›.&P&* œj ,&Z •h*›—Z (230a) —&0—& {—Z ”b*&&0*— —¯ ”..ԗ$Z ™Y&å›P*. ø\›* œª üh$›Z* z–™" —0—, å›Z\Ô,›*&" œ­ —¿ *&,Z`&,•* å›$¦ é—À*, ü *þ*œª {.›b&*, ™Y&åÀ &é —0— ”..} z,þ—Ô*, ›A—› —Z \^$h&* ý* —þbü–*Ú ¤þ•À*&" å&.þå.&YЗ›$&* Y¦ ,Š..&* zåZ—›\þ,,•*&*, ›A—› ^,›$З›$Ô* —› Y¦ “å.&ҙ—›$&* `¿&*, \›h" —Z*¢" Y¦ ”—Ò•&þ ,&h$" •Ò™›Z ,›—•ü&*. Ich aber, lieber Phaidros, halte solcherlei generell für schlaue Einfälle eines sehr gewitzten und arbeitsamen, aber nicht eben glücklichen Mannes, aus keinem anderen Grund als weil er danach zwangsweise die Gestalt der Hippokentauren richtigstellen muss, dann wiederum die der ªhimäre, und es flie•t ihm zu eine Menge solcher Gorgonen und Pegasoi, eine Fülle (229e) von anderen unvorstellbaren .esen und au•ergewöhnliche Naturen irgendwelcher unheilvoller Geschöpfe. .enn aber ¨emand im Unglauben daran ¨edes gemä• der .ahrscheinlichkeit zurechtstutzt unter Anwendung einer freimütigen Schläue, bedarf er gro•er Mu•e. Ich aber habe dafür keineswegs Zeit. Der Grund dafür, mein Freund, ist der Folgende. Ich bin wohl nicht imstande, mich dem delphischen Spruch gemä• selbst zu erkennen, da erscheint es mir lächerlich, (230a) noch in Unkenntnis dessen seltsame Dinge prüfend zu betrachten. Deswegen lasse ich diese Dinge gut sein und vertraue auf das, was man gemeinhin darüber glaubt, was ich eben erzählte, prüfe aber nicht dieses, sondern mich selbst, ob ich etwa ein verwickelteres und aufgeblaseneres Untier bin als Typhon oder ein harmloseres und einfacheres Lebewesen, das von Natur aus Anteil hat an irgendeinem göttlichen und bescheidenen Los.

Ins Zentrum dieser kritischen Betrachtung von Mythenrationalisierung,128 die im 4. qh. v. d. Z. durch .erke wie die Schrift Über unglaubliche Dinge des Palaiphatos eine Blüte erlebte und auch im politischen Geschehen eine wichtige Rolle spielte,129 stellt Sokrates einige der bekanntesten

128

129

Zu diesem Aspekt vgl. Moore (2014), dessen Untersuchung für die nachfolgende Analyse eine zentrale Grundlage bildet. Für einen Überblick zu Verfahren der Mythenrationalisierung vgl. Hawes (2014, 3-35¾ 15-17 zum Phaidros). Vgl. Moore (2014, 404). Zur Datierung von Palaiphatos vgl. Stern (1996, 24).

Hybridität von Riesenfiguren

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mythischen Mischwesen nebeneinander, wobei er namentlich die Hippokentauren, die ªhimäre, die Gorgonen und Pegasos (Pl. Phdr. 229d) benennt. Die tautologische Variante Dåå&Y•*—þ$&" unterstreicht die hybride Natur dieser mythischen Figur gegenüber dem simplex Y•*—þ$&" noch zusätzlich. Die Pluralformen  Z,h$", D&$bÔ*Ú* und ×^b–™Ú* sowie die Andeutung einer nicht näher bezeichneten Menge weiterer Mischgestalten (úü.&", 229d á¼Û å.j\^, 229e) lässt dem Rezipienten die Möglichkeit, die Liste nach Belieben weiter zu ergänzen, und macht zugleich die gro•e Anzahl solcher Figuren deutlich.130 Die gro•e Menge der .esen, die es im Rahmen von Mythenrationalisierung einzeln zu beleuchten und hinsichtlich ihres .ahrheitsgehaltes richtigzustellen (zå*&$\&0™\Z, 229d) gälte, stellt einen möglichen Grund dafür dar, warum Sokrates von einem solchen Verfahren absieht. Unterstrichen wird diese Position durch die Verwendung negativer Attribute (”,^ü–*Ú*¾ —›$—&.ÔbÚ*, 229e¾ ”..ԗ$Z, 230a), die zunächst eine strikte Ablehnung dieser Tätigkeit nahezulegen scheint.131 Darauf, dass Sokrates die Tätigkeit des Mythenrationalisierers allerdings nicht vollständig zurückweist, weisen die Bewertung von dessen Person als œ›Z*&0 Y¦ zåZåÔ*&þ á¼Û ”*œ$Ô" (Pl. Phdr. 229d) sowie die Aussage ”b$&hY —Z*¦ ™&•hŽ ü$Ð,›*&" (229e) hin. Diese .endung bezeichnet vermutlich nicht in abfälliger .eise 6Bauernschläue¨, sondern 6freimütige Meinungsäu•erung¨ nach Art der Kommunikationsweise, die Sokrates auch sonst pflegt, wie der Gebrauch von b$&ZY&" im Gesamtwerk Platons nahelegt.132 Über diese Gemeinsamkeit rücken Sokrates und der namentlich nicht genannte Mythenrationalisierer näher zusammen. Die unglückliche Lage dieser Person (&é å–*þ ›é—þü&0", 229d) ergibt sich demnach nicht aus der Sinnlosigkeit solcher Tätigkeit, wovon an keiner Stelle explizit die Rede ist, sondern durch die notwendige Gründlichkeit des Verfahrens133 sowie den hohen Zeitaufwand, den dieses mit sich bringt.134 Explizit betont Sokrates, dass er keine Mu•e für Mythenrationalisierung habe (z,&¦ œ­ å$¢" é—¯ &霝,À" z™—Z ™ü&.j, 229e), die sich

130 131 132 133 134

Vgl. Stallbaum (1857, 17 Anm. ad 229e)¾ de Vries (1969, 50 ad 229d7). Vgl. æunis (2011, 93f. ad 229e4). Vgl. Moore (2014, 398f. mit Anm. 30). Vgl. Moore (2014, 404-407). Vgl. Görgemanns (1993, 128f.)¾ Moore (2014, 395f.¾ 402 mit Anm. 40¾ 406¾ 411f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

mit Dingen beschäftigt, die nicht ihn selbst betreffen (”..ԗ$Z, 230a).135 Dieser Ablehnung stellt er ein dringenderes Problem entgegen, nämlich seine eigene Suche nach Selbsterkenntnis.136 Dies begründet er mit dem berühmten delphischen Götterspruch (Y—¯ —¢ 7›.•ZY¢* b$–,, b*À*Z z,þ—Ô*, 229e), der im platonischen Œuvre nur hier erwähnt wird.137 Auf den ersten Blick paradox erscheint, dass Sokrates im Folgenden trotz seiner reservierten Haltung gegenüber der Mythenrationalisierung mit Typhon seinerseits eine hybride Mythenfigur zur Ausdeutung heranzieht, zumal er die Beschäftigung mit solchen Dingen, die eben nicht seine Selbsterkenntnis betreffen, mit dem Ausdruck b›.&P&* œj ,&Z •h*›—Z (Pl. Phdr. 229e) kommentiert. .ie Moore anhand eines terminologischen Vergleichs aufzeigt, bildet das Vorgehen der Mythenrationalisierer allerdings ein geeignetes Modell für die Suche nach dem Selbst, die Sokrates anstrebt.138 Aus diesem Grund übernimmt Sokrates das Prüfungsverfahren der Mythenrationalisierung, passt es ¨edoch seinen eigenen Bedürfnissen an und verkürzt damit auch die Zeit, die mit einer solchen Methode einhergeht.139 Sokrates wählt die Riesenfigur Typhon als mythisches Beispiel, hebt sie von den anderen genannten hybriden Mythengestalten aber insofern ab, als er diese als Metapher für sein eigenes zu erforschendes .esen verwendet (230a):140 ™Y&åÀ á¼Û z,þ—Ô*, ›A—› —Z \^$h&* ý* —þbü–*Ú ¤þ•À*&" å&.þå.&YЗ›$&* Y¦ ,Š..&* zåZ—›\þ,,•*&* ¬ 6ich prüfe á¼Û mich selbst, ob ich etwa ein verwickelteres und grimmigeres Untier bin als Typhon.¨ Im Zentrum dieser Metapher steht die Hybridität Typhons, die mehrere der bereits in der Theogonie greifbaren Aspekte enthält.141 Zum einen 135

136 137 138

139 140 141

Vgl. >liveira (2013, 26-28)¾ Moore (2014, 410). Darin ist zudem ein ironischer Rückbezug auf den Beginn des Dialogs zu sehen¾ vgl. æunis (2011, 93f. ad 229e4). Vgl. Görgemanns (1993, 128)¾ æunis (2011, 94 ad 230a1)¾ >liveira (2013, 25¾ 28f.)¾ Moore (2014, 396¾ 410f.). Vgl. Moore (2014, 390). Die delphische Gottheit wird damit den hybriden Ungeheuern entgegengesetzt¾ vgl. æunis (2011, 94 ad 229e5). Vgl. Moore (2014, 391¾ 396-400¾ 407). Vgl. dagegen Heitsch (1993, 73f.). De Vries (1969, 51 ad 229e3) sieht darin gar eine Verteidigung der Poesie gegen mythenrationalisierende Allegorien. Vgl. Rower (1988, 139). Vgl. Robin (1985, ---VIIIf.). Vgl. dazu >liveira (2013, 34-45).

Hybridität von Riesenfiguren

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wird auf seine körperliche Hybridität mit dem Ad¨ektiv å&.þå.&YЗ›$&* verwiesen, wobei in dem .ortstamm å.&Y- sogar die .indungen seiner Drachenköpfe mitgelesen werden können.142 Zum anderen bezeichnet das Attribut zåZ—›\þ,,•*&* (6aufgeblasen¨) sein übermä•iges .esen, das einerseits seinen anma•enden und trotzigen Himmelssturm aufruft, andererseits aber als etymologisches .ortspiel erkennbar ist, das auf sein elementares .esen als Rauch- und .indgott verweist.143 >bwohl über diese wenigen Attribute die traditionelle Typhonfigur eindeutig aufgerufen wird, zeichnet sich die Verwendungsart durch Sokrates hauptsächlich dadurch aus, dass Typhon zugleich seiner konkreten Gegenständlichkeit vollständig enthoben wird. Die dominanten Eigenschaften werden durch die abstrahierende Verwendung nämlich von der Riesengestalt losgelöst und als Folie für die Verfasstheit des sokratischen Selbst verwendbar gemacht.144 Dieses Selbst bewegt sich dabei im Spannungsfeld mehrerer gegensätzlicher Pole, einem grimmigen und komplizierten .esen auf der einen (å&.þå.&YЗ›$&* Y¦ ,Š..&* zåZ—›\þ,,•*&*), einem sanftmütigen und einfachen .esen auf der anderen Seite (^,›$З›$Ô* —› Y¦ “å.&ҙ—›$&*, Pl. Phdr. 230a).145 Die Gegenüberstellung wird durch die chiastische Anordnung der Attribute noch zusätzlich betont.146 Bereits an diesen Begriffen, die allesamt im Komparativ stehen, ist allerdings erkennbar, dass es sich nicht um ein einfaches zweipoliges Modell handelt, sondern dass einerseits graduelle Abstufungen vorhanden sein müssen, andererseits sogar noch Steigerungspotenzial zu den scheinbaren Extrempolen besteht, da diese nicht mit Superlativen, sondern Komparativen bezeichnet werden.147 Die eine Seite des Modells, das durch die Typhonfigur verbildlicht 142 143

144 145 146 147

Vgl. >liveira (2013, 48), der darin auch eine Betonung der Vermischung von Einzelteilen sieht. Vgl. dazu und zur etymologischen Herleitung von —þ•›P* Sch. Pl. Phdr. 230a¾ de Stallbaum (1857, 19 Anm. ad 230a)¾ .orms (1953, 34f. mit Anm. 2)¾ .est (1966, 252 ad 306)¾ de Vries (1969, 52 ad 230a4-5)¾ Heitsch (1993, 13 Anm. 2¾ 242)¾ æunis (2011, 94 ad 230a3-6¾ 95 ad 230a4)¾ >liveira (2013, 39-42 mit Anm. 42f.¾ 50f. mit Anm. 61). Vgl. Seippel (1939, 77 Anm. 15). Vgl. >liveira (2013, 49f.). Vgl. Stallbaum (1857, 19 Anm. ad 230a)¾ de Vries (1969, 52 ad 230a4-5)¾ æunis (2011, 93 ad 229e1-2). >liveira zufolge ergibt sich aus diesen vielschichtigen Bedeutungsebenen und

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

wird, ist mit dem charakterisierenden Substantiv \^$h&* eindeutig als schlechtere Variante gekennzeichnet,148 die dem positiveren und ¨e nach Deutung menschlicheren Begriff `¿&* entgegensteht.149 Zugleich wird das Hybrid-Verwickelte (å&.þå.&YЗ›$&*) gegenüber dem Einfachen (“å.&ҙ—›$&*) abgewertet und dient als Negativfolie für eine Verfasstheit des Selbst, die aus Sokrates} Sicht nicht erstrebenswert ist. Verstärkt wird diese Bevorzugung durch den Verweis, dass nur die zweite Verfasstheit 6Anteil hat an irgendeinem göttlichen und bescheidenen Los¨ (\›h" —Z*¢" Y¦ ”—Ò•&þ ,&h$" •Ò™›Z ,›—•ü&*, 230a). .orin genau dieser (teilweise) göttliche Anteil besteht, wird nicht weiter erörtert, doch weist ein weiteres etymologisches .ortspiel in ”—Ò•&þ, das sich auf Typhon rückbezieht,150 darauf hin, dass es wahrscheinlich in einer Gegenposition zu dem .esen der Riesenfigur zu suchen ist.151 Auch das weite semantische Feld, das dieses Beiwort eröffnet,152 stärkt eine Verbindung zu der komplizierten Riesenfigur und steht im Gegensatz zu zåZ—›\þ,,•*&*.153 Die vielschichtige Metapher dient als Sinnbild für die Suche des Sokrates nach Erkenntnis seiner selbst.154 Die Formulierung als indirekte Frage (›A—› —Z \^$h&* ý* —þbü–*Ú á¼Û, ›A—› á¼Û `¿&*, Pl. Phdr. 230a) deutet darauf hin, dass zunächst eine grundsätzliche Verortung innerhalb dieser extremen Möglichkeiten und daraufhin eine differenzierte Einordnung erforderlich sind.155 Sie verleiht damit in verdichteter und poetischer

148 149 150

151 152 153 154

155

Gegensatzpaaren ein komplexes Modell, das aus einer dreiteiligen Skala Tier ¬ Mensch ¬ Gott (2013, 52f. mit Anm. 68¾ Anm. 70) sowie einer weiteren dreiteiligen Skala nicht-typhonisch ¬ typhonisch ¬ hypertyphonisch besteht (32-34), wobei letztere den komparativen Ausdrücken der Gegensatzpaare Rechnung trägt. Vgl. >liveira (2013, 51). Vgl. >liveira (2013, 55 mit Anm. 71). Vgl. Stallbaum (1857, 19 Anm. ad 230a)¾ Robin (1985, 6 Anm. 3)¾ Rower (1988, 140f. ad 230a3-6)¾ Heitsch (1993, 241f.)¾ æunis (2011, 95 ad 230a5)¾ >liveira (2013, 43 Anm. 49¾ 57 Anm. 76). Vgl. æunis (2011, 94 ad 230a4). Vgl. >liveira (2013, 40 Anm. 43). Vgl. Thompson (1973, 9 Anm. ad 230A). Umstritten ist, ob damit das Selbst des Sokrates oder eine allgemeine Verfasstheit des menschlichen Selbst thematisiert wird¾ vgl. >liveira (2013, 59f. Anm. 79)¾ Moore (2014, 391). >liveira (2013, 55-58 mit Anm. 75) sieht darin eine enge Verbindung zum Vorangegangenen.

Hybridität von Riesenfiguren

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Form dem¨enigen Unterfangen Ausdruck, dem Sokrates seine volle Aufmerksamkeit schenken will. Zugleich dient sie als Mahnung für Sokrates, den delphischen Götterspruch zu beherzigen und dieser Tätigkeit oberste Priorität einzuräumen.156 Aufgrund ihrer Hybridität, die sowohl in körperlicher als auch in charakterlicher Hinsicht aufgerufen wird, ist die Typhonfigur besonders geeignet für ein solches Sinnbild und erhält deswegen auch eine Sonderstellung gegenüber den anderen hybriden Mythenwesen in 229d. Die Einordnung der Typhonfigur in eine Reihe von Mischwesen erlaubt ¨edoch auch eine Ausweitung dieser abstrakten Thematisierung von Hybridität auf andere Figuren. Damit ist die Typhonmetapher nicht als beiläufige Spielerei und blo•e Negativfolie für Sokrates zu sehen, sondern erhält eine zentrale Bedeutung als Reflexionsmöglichkeit über das philosophische Ziel des Sokrates. In dieser Funktion nimmt sie auch proleptisch spätere Teile des Dialogs Phaidros vorweg,157 in denen Sokrates unter anderem eine ausführliche Allegorie von der Seele als Pferdegespann konstruiert, die er anschlie•end mit den Mitteln der Mythenallegorese ausdeutet.158 Die Typhonmetapher bildet somit in prägnanter Form die Aufgabe des Sokrates sowie deren Komplexität ab, mit der er sich während seines philosophischen Denkens und Handelns stets konfrontiert sieht, und exemplifiziert anhand einer knappen Metapher, wie eine sokratische Mythenallegorese funktionieren und was sie bei entsprechender Umsetzung leisten kann.159 Dass diese Form der Mythenallegorese anhand eines Mischwesens keinen Einzelfall im platonischen Œuvre darstellt, zeigen vergleichbare Reflexionen in anderen Dialogen. Explizite intertextuelle Einzeltextreferenzen zur Typhonmetapher in Pl. Phdr. 230a finden sich auch im Staat, wo ein ähnliches Bild vom niederen Teil der menschlichen Seele gezeichnet und mit einem vielköpfigen Monster verglichen wird (R. 9.588c):160 156

Vgl. >liveira (2013, 45-47). Vgl. qowett (1892, 393-420) zum Aufbau des Dialogs allgemein¾ de Vries (1969, 51 ad 229e6)¾ Robin (1985, ---VI-L--IV¾ bes. ---VIIIf.)¾ Rower (1988, 140f. ad 230a3-6)¾ Görgemanns (1993, 128)¾ æunis (2011, 94 ad 230a3-6¾ 235f. ad 277c2-3)¾ >liveira (2013, 24¾ 58 mit Anm. 77¾ 60f.)¾ Moore (2014, 395f.¾ 401¾ 409f.¾ 415). 158 Vgl. Rower (1988, 140f. ad 230a3-6)¾ >liveira (2013, 58f.). 159 Vgl. dazu ausführlich Moore (2014, 401¾ 406-413). 160 Vgl. dazu qowett (1892, 413)¾ de Vries (1969, 52 ad 230a4-5)¾ Thompson 157

78

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos ×&h* —Z*–¾ Y œ} ø". ¤À* —&Z&җÚ* —Z*–, Y* œ} zbÐ, &4Z ,þ\&.&b&0*—Z å.Z¦ b›*•™\Z •Ò™›Z", Z —›  Z,h$" Y¦ ^ ¦YÒ..^" Y¦ è›$d•$&þ, Y¦ ..Z —Z*­" ™þü*¦ .•b&*—Z ™þ,囕þYþPZ Eœ•Z å&..¦ ›E" |* b›*•™\Z. æ•b&*—Z b–$, {•^. ×.–——› —&h*þ* ,h* ,­* Eœ•* \^$h&þ å&ZYh.&þ Y¦ å&.þY›•–.&þ, ^,•$Ú* œ­ \^$hÚ* {ü&*—&" Y›•.¯" YÒY. Y¦ ”b$hÚ*, Y¦ œþ*—&0 ,›—d–..›Z* Y¦ •Ò›Z* z( è—&0 å–*— —0—. 6.as für ein Abbild²¨, fragte er. 6Eine von solcherma•en beschaffenen, althergebrachten Naturen}, sagte ich, €wovon die Mythen berichten, die¨enige der ªhimären und der Skylla und des Kerberos, und zahlreiche andere, von denen man sagt, es seien mehrere zu Einem zusammengewachsene Formen.¨ 6So wird darüber berichtet¨, sagte er. 6Bilde dementsprechend eine einzige Form eines mannigfachen und vielköpfigem Untiers, das ringsum die Häupter zahmer und wilder Tiere besitzt und fähig ist, all dies zu verändern und aus sich selbst heraus wachsen zu lassen.¨

Die Parallelen zur Typhonmetapher in Pl. Phdr. 230a sind deutlich und über die beiden Begriffe \^$h&* und Z,›$&" (R. 588c) explizit markiert. Eine Verbindung der beiden Passagen wird zusätzlich gestützt durch die Aufnahme des narrativen Kontextes, denn das Verb ,þ\&.&b›P* sowie die Aufzählung hybrider Mythenfiguren erinnern an die Reflexionen über Nutzen und Einschränkungen von Mythenrationalisierung im Phaidros. Doch auch in diesem Punkt ergänzt die Darstellung im Staat die Unterhaltung im Phaidros, denn nur die namentlich genannte ªhimäre ist beiden Aufzählungen gemein, die restlichen Figuren lassen sich mit den ¨eweiligen .endungen ..Ú* ”,^ü–*Ú* å.j\^ —› Y¦ ”—&åhZ —›$—&.ÔbÚ* —Z*À* •Ò™›Ú* (Phdr. 229e) und ..Z —Z*­" ™þü*h (R. 588c) in beiden Passagen ¨eweils gegenseitig ergänzen.161

161

(1973, 9 Anm. ad 230;)¾ Rower (1988, 140f. ad 230a3-6)¾ Görgemanns (1993, 128). Solche Zusammenstellungen von Riesenfiguren und anderen hybriden .esen finden sich auch noch häufig bei späteren Autoren wie >vid wieder, wo sie für vielfältige poteologische Reflexionen fungieren. Als Beispiele seien >v. am. 3.12.21-28 und trist. 4.7.11-20 genannt, wo sie metaliterarischen Überlegungen zur fiktiven und ästhetischen 9ualität hybrider Figuren dienen. Zur poetologischen Verwendung von Hybridität vgl. ªasanova-Robin (2009).

Hybridität von Riesenfiguren

79

.ie in der Typhonmetapher wird im Staat ein innerer Gegensatz des kreierten .esens zwischen .ildheit (\^$h&þ¾ \^$hÚ*¾ ”b$hÚ*) und Zahmheit (^,•$Ú*) dargestellt, die Komplexität des Geschöpfs wird mit den Ad¨ektiven å&ZYh.&þ und å&.þY›•–.&þ verdeutlicht, die zugleich auf die Hybridität der Typhonfigur Hesiods anspielen. Das ständige und dynamische ªhangieren dieses Gebildes, das in Phdr. 230a nur implizit in der Gesamtanlage der Metapher erkennbar wird, wird hier explizit mit den Verben ,›—d–..›Z* und z( è—&0 å–*— —0— •Ò›Z* verdeutlicht (R. 588c). Explizit wird dieses Gedankengebilde überdies als ›EYÐ* bezeichnet (588b), womit die metaphorische Verwendung des hybriden Gedankenmodells auf selbstreferentielle Art und .eise für den Rezipienten transparent gemacht wird. Aufgrund dieser unmissverständlichen Kommentierung der verwendeten Hybridität lässt sich das Bild des vielköpfigen Untiers im Staat als Fortsetzung und Ausdeutung der Typhonmetapher im Phaidros lesen. Besonders bemerkenswert ist hierbei der Umstand, dass sich aus dem Gedankenmodell auch eine ausführlichere Reflexion über die Komposition literarischer Hybridität herausfiltern lässt. Entscheidend beim geschilderten Hybridisierungsprozess ist die Zusammensetzung der hybriden Gestalt aus mehreren Elementen (Eœ•Z å&..h, Pl. R. 588c), die fest miteinander verbunden sind (™þ,囕þYþPZ, 588c) und eine Einheit bilden (›E" z*, 588c), womit das grundlegende Konzept von Hybridität explizit auf den Punkt gebracht wird. Speziell betont wird dabei der Aspekt des Zusammengewachsen- bzw. Festgewachsenseins der Einzelteile. Dass diese Hybridisierung allerdings aufgrund der heterogenen Bestandteile instabil sein kann und das Potenzial weiterer Hybridisierung besitzt, wird durch die Formulierung ,›—d–..›Z* Y¦ •Ò›Z* z( è—&0 (588c) ebenfalls angedeutet. Dass eine solche fortschreitende Hybridisierung aus der hybriden Gestalt selbst erfolgt, weist auf die generelle >ffenheit und Erweiterbarkeit hybrider Figuren hin. In diesem Sinne enthält die Untiermetapher im Staat auch eine poetologische Bedeutungsebene, die in selbstreferentieller .eise die metaphorische Gestaltungsleistung des Sokrates in ihrer Anlage und in ihrem Potenzial transparent macht. Hybride Figuren besitzen demnach stets das Potenzial, weitere hybride Figuren aus sich hervorzubringen bzw. sich zusätzlich zu hybridisieren. Diese grundlegenden Überlegungen zur Komposition hybrider Figuren werden auch in Texten nachfolgender Autoren verhandelt, ¨edoch nicht mehr anhand der Typhonfigur als hybrider Folie, sondern anhand

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

der Kentaurenfigur, die bereits in der Aufzählung hybrider Figuren in Pl. Phdr. 229d als geeigneter Ausgangspunkt der Reflexion angeboten wird und ähnliche Funktionen erfüllen kann wie hybride Riesenfiguren.162 In der Poetik des Aristoteles findet sich ebenfalls eine kurze Reflexion über Hybridität, wobei der Schwerpunkt wie in den platonischen Dialogen auf der Vermischung von unterschiedlichen Elementen zu einem neuen Ganzen liegt. Der kurze Gedanke ist eingebunden in eine kritische Diskussion der traditionellen, aber ungenauen Einteilung von Gedichten in Gattungen gemä• ihren Metren.163 Zur Illustration von Sonderfällen, die sich einer einfachen Kategorisierung entziehen und für die es keine eigene Gattungsbezeichnung gibt, wird der Kentauros des ªhairemon angeführt (Arist. Po. 1447b20-23):164 þ,&hÚ" œ­ Y’* ›A —Z" å*— —¯ ,•—$ ,Zb*ÒÚ* å&Z&P—& —ª* ,h,^™Z* Y\–å›$  Z$j,Ú* zå&h^™› è•*—þ$&* ,ZY—ª* 1ûœh* z( “å–*—Ú* —À* ,•—$Ú*, Y¦ å&Z^—ª* å$&™b&$›þ—•&*.

162

163 164

Erstmals explizit thematisiert wird die hybride Natur der Kentauren in Pi. P. 2.42-48 wo ihre Abstammung von Ixion erläutert wird, danach finden sich Hinweise auf ihre Mischgestalt in grö•erer Zahl bei verschiedenen klassischen Autoren. Aischylos (A. fr. 314c Mette) stellt sie anthropomorph dar¾ Euripides (E. HF 181) bezeichnet sie als vierbeinig und stellt sie als Mischwesen mit Typhon und den Giganten zusammen (HF 1271-1273)¾ bei Isokrates (Isoc. 10.26) werden sie als zweigestaltig bezeichnet. In allen Passagen wird ¨edoch lediglich auf die Gestalt dieser mythischen Figuren hingewiesen, ohne darüber hinausgehende poetologische Implikationen zu behandeln. Vgl. Lucas (1968, 58f. ad 47a28-47b2). Vgl. Bywater (1909, 109 ad 1447b20)¾ Gudemann (1934, 95 ad 1447b20)¾ Else (1957, 55f.¾ 61 ad 47b20-23)¾ ªollard (1970, 24). Eine andere Forschungsmeinung, die das Bindewort þ,&hÚ" anders an die vorangegangenen Gedanken anschlie•t, geht davon aus, dass ªhairemons Gedicht nicht als Beispiel für Dichtungen ohne Gattungsbezeichnung angeführt wird, sondern die generelle Akzeptanz desselben als Dichtung überhaupt thematisiert, doch scheint die Betonung der Vermischung von Metren bei ªhairemon eher für eine direkte illustrative Funktion des Beispiels zu sprechen¾ vgl. zu dieser Frage Bywater (1909, 110f. ad 1447b22)¾ Gudemann (1934, 94 ad 1447b20)¾ Else (1957, 54 ad 47b20-23)¾ ªollard (1970, 27)¾ Schmitt (2008, 228)¾ Tar7n O Gutas (2012, 231f. ad 1447b20-23).

Hybridität von Riesenfiguren

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Gleicherma•en müsste allerdings auch dann einer als Dichter bezeichnet werden, wenn er durch Mischung aller Metren ein Kunstprodukt anfertigt, wie ªhairemon in seinem Kentauros ein Mischgedicht aus allen Metren schuf.

ªhairemons Gedicht Kentauros wird als Beispiel für eine Mischkomposition aus verschiedenen Metren angeführt, womit höchstwahrscheinlich iambische, trochäische und daktylische Metren gemeint sind, nicht aber lyrische,165 da ªhairemon in den wenigen erhaltenen Testimonien primär mit der Tragödie in Verbindung gebracht wird.166 .ie genau dieses Mischgedicht sich präsentiert hat, lässt sich indes nicht rekonstruieren, weswegen auch die Interpretation des genannten Begriffs 1ûœh* umstritten ist.167 Möglicherweise soll aber genau diese undurchsichtige Zuschreibung der Gattungsbezeichnung die zuvor erfolgte Argumentation gegen ungenaue Zuschreibung von Dichtungen zu allzu groben Gattungsbegriffen illustrieren. Denkbar wäre aufgrund der wenigen Hinweise ein polymetrisches Drama mit einem hohen Anteil an Dialogen,168 wobei der Titel Kentauros auf die Kentauren ªheiron oder Pholos hindeuten könnte, analog zum Kyklops des Euripides, der Polyphem als Protagonisten präsentiert.169 Besonders interessant ist dieser kurze Kommentar zum Kentauros allerdings hinsichtlich seines Beitrags zur theoretischen Reflexion über Hybridität. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Begriffe ,Zb*ÒÚ* und 165

166

167

168

169

Vgl. Bywater (1909, 110 ad 1447b22)¾ Gudemann (1934, 95f. ad 1447b20)¾ Else (1957, 56f. ad 47b20-23)¾ Lucas (1968, 61 ad 47b20)¾ ªollard (1970, 23¾ 25). Vgl. Bywater (1909, 109 ad 1447b21), der von einem 6bizarre experiment¨ und 6its monstrous combination of metres¨ spricht¾ Gudemann (1934, 96 ad 1447b21). ªollard (1970, 26f.) nimmt aufgrund der Vermischung von Metren einen satyrischen Inhalt an. Vgl. Gudemann (1934, 96 ad 1447b20), der eine Zuweisung des Gedichts zum Epos annimmt¾ Else (1957, 59 ad 47b20-23), der für eine Athetierung des Begriffs plädiert. Vgl. Lorenzonis (1995) Analyse von fr. 10 Snell, die einen Einblick in die literarische Gestaltung des Kentauros erlaubt. Vgl. Else (1957, 58f. ad 47b20-23)¾ ªollard (1970, 22). Gudemann (1934, 96 ad 1447b21) geht eher von einem Epyllion mit Dialogpartien aus, Rostagni (1945, 8 ad 1447b21) von einer Mischung aus Drama und Epos vergleichbar mit der Alexandra Lykophrons. Vgl. Gudemann (1934, 95 ad 1447b20)¾ ªollard (1970, 27).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

,ZY—ª*, die sowohl den Prozess der Hybridisierung als auch das hybride Resultat bezeichnen. Im Gegensatz zu den hybriden Figuren bei Platon, die entweder zusammengewachsen oder zusammengesetzt sind, wird bei Aristoteles die Verschmelzung der einzelnen Elemente als literarischer Prozess ins Zentrum gerückt. Damit wird die Figur des Kentauren erstmals explizit als Produkt dichterischen Schaffens dargestellt und als poetologisches Bild für eine neue Art der Hybridisierung genutzt, nämlich der Gattungsmischung. ªhairemons Gedicht, das aufgrund seiner polymetrischen Anlage Gattungsgrenzen überschreitet und verschiedene Gattungscharakteristika in sich vereint, hat somit nicht nur eine hybride Figur zum Inhalt, sondern ist selber ein literarischer Kentaur, worauf möglicherweise auch der Titel explizit hinweist.170 Diese neue Hybridität von Gattungen geht über die bisher herausgearbeiteten poetologischen und strukturellen Formen von Hybridität hinaus und entfaltet sich auf einer konzeptuellen Ebene, die eine über einen Einzeltext hinausgehende literarische Produktionsästhetik schafft. >b ªhairemon selbst eine solche poetologische Bedeutungsebene in seiner Tragödie ebenfalls verarbeitet hat, lässt sich aus den erhaltenen Fragmenten leider nicht erschlie•en,171 doch leistet diese Ergänzung der früheren theoretischen Überlegungen zu Hybridität in literarischen Texten eine entscheidende .eiterentwicklung der bisherigen Modelle. 2.3

Literarische Hybridisierung bei Lukian

In besonderem Ma•e werden Hybridität und speziell die Figur des (Hippo-)Kentauren in den .erken Lukians thematisiert.172 Diese Metapher kommt insbesondere in den Dialogen zur Anwendung, in denen poetologische Überlegungen zur .erkprogrammatik sichtbar gemacht werden.173 Dabei durchziehen bestimmte gemeinsame Elemente mehrere 170 171 172

173

Vgl. Rostagni (1945, 8 ad 1447b21). Für eine Gesamtbetrachtung der erhaltenen Fragmente vgl. ªollard (1970). Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 13)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 176). Vgl. zu Hybridität bei Lukian ausführlich von Möllendorff (2006)¾ ni-Mheallaigh (2014, 1-38)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 171-216). Vgl. die Verwendung der Begriffe Y•*—þ$&" und Dåå&Y•*—þ$&" mit ihren unterschiedlichen Funktionen im ¨eweiligen Kontext: Luc. VH 1.16¾ 1.18¾ 1.28 (au•erirdische Nephylokentauren)¾ 1.42 (Name eines Riesenhäuptlings)¾

Hybridität von Riesenfiguren

83

.erke, obwohl ihre Funktionalisierung im ¨eweiligen Kontext nicht immer gleich ist, sodass es mitunter zu Diskrepanzen zwischen verschiedenen Ausprägungen und Verwendungsweisen dieser Metapher kommt. Zu diesen Aspekten gehören erstens die Definition von Hybridisieren als einem Prozess des Zusammensetzens (™þ*—Z\•*Z) und bzw. oder Vermischens (,›Zb*Ò*Z) bzw. des Zusammenwachsens (™þ,•Ò›Z*), zweitens die Innovativität bzw. der Verfremdungseffekt des Resultats dieses Prozesses (YZ*Ô*¾ (•*&*¾ å$–œ&(&*¾ ”..ÔY&—&*) sowie drittens die damit verbundenen produktions- und wirkungsästhetischen sowie poetologischen Implikationen. Besondere Bedeutung erhalten diese Reflexionen über Hybridität im Rahmen der lukianischen Gattungsneuschöpfung des 6komödischen Dialogs¨, der typische Elemente aus den Gattungen Komödie und philosophischem Dialog in sich vereint,174 worin eine Form von generischer Hybridität auf einer strukturellen Ebene erkennbar wird, die auch in Arist. Po. 1447b20-23 in Bezug auf die Vermischung verschiedener Metren beschrieben wird. Im Folgenden soll allerdings nicht diese in der Forschung ausführlich behandelte Gattungsmischung im Vordergrund stehen, sondern die Verwendung der Metapher des Hippokentauren als poetologischen Reflexionsmediums zum Umgang mit der literarischen Tradition allgemein. Die ausführlichsten und explizit formulierten Überlegungen zu Hybridität finden sich im Zeuxis und insbesondere in der Schilderung und Deutung eines Kentaurenbildes des gleichnamigen Malers. Aufgrund der etymologischen Herleitung des Namens von `›Òb*þ,Z erhält dieser eine programmatische Funktion für eine Erörterung zur Hybridität und ist als sprechender Name erkennbar, der von vornherein auf die poetologische Dimension der Ausführungen hinweist.175 Auf dem knappen Raum von

174 175

Symp. 45 (Mythos der Kentauromachie)¾ JTr. 21 (Mythos um Herakles und die Kentauren)¾ Bis Acc. 33 (poetologisch zum komödischen Dialog, Definition)¾ Ind. 5 (Abstammung der Kentauren)¾ Peregr. 25 (KentaurenMythos)¾ Fug. 10 (Mischgestalt der Hippokentauren)¾ Salt. 48 (KentaurenMythos)¾ Zeux. 3-6 (poetologisch)¾ Herm. 72 (Fiktionalität, Reihe von Beispielen)¾ Prom.Es. 5 (poetologisch zum komödischen Dialog)¾ DMort. 11.4 (Mischwesen, Vergleich für Halbgötter)¾ Trag. 304 (Kentauren-Mythos). Zum Begriff des komödischen Dialogs und seiner ªharakteristika vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 177-180). Vgl. von Möllendorff (2006, 75f.). Zur Bedeutung von Zeuxis als wiederkehrender Figur in ästhetischen Diskursen der Zweiten Sophistik vgl.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Luc. Zeux. 3-6 finden sich zum einen die zuvor bei Platon und Aristoteles beobachteten Elemente wieder, zum anderen werden diese hier weiterentwickelt und für die Formulierung einer den .erken Lukians eigenen 3sthetik nutzbar gemacht. Aus diesem Grund eignet sich die Passage besonders für eine Rekapitulation und Zusammenführung der zuvor herausgearbeiteten Aspekte und dokumentiert eine .eiterentwicklung des antiken Hybriditätsmodells, die nicht nur von den Schriftstellern, sondern auch von ihren Rezipienten einen neuartigen Umgang mit diesem Konzept einfordert.176 Aufgrund von Lukians bedeutsamer Stellung innerhalb der Zweiten Sophistik und seiner Nachwirkung gewinnt dieser neuartige Zugriff auf literarische .erke nachhaltige Bedeutung als Rezeptionsstrategie für die nachfolgende Literatur der Kaiserzeit und Spätantike, sodass sie auch für das kaiserzeitliche Epos, zu dem u. a. die Posthomerica des 9uintus Smyrnaeus gehören, als möglicher literaturtheoretischer Hintergrund zu beachten sind. Der Zeuxis beginnt damit, dass der auktoriale Erzähler von einem Erfolg bei einem seiner Redeauftritte berichtet, sich allerdings über die Beschränktheit seiner Zuhörer enerviert, da diese lediglich die Neuheit seines Vortrags, nicht ¨edoch seine kunstvolle Ausführung zu würdigen wissen (Luc. Zeux. 1f.).177 Da sowohl der Inhalt der Rede als auch die Umstände des Auftritts völlig offengelassen werden, drängt sich der Eindruck auf, dass der Erzähler mit seinen Ausführungen primär nicht den konkreten Anlass zu reflektieren, sondern vielmehr grundlegende Überlegungen zu seinen .erken anzustellen gedenkt.178 Als illustrierende Beispiele für ebenfalls gescheiterte Rezeptionsversuche führt er eine Anekdote um den Maler Zeuxis (3-7) und eine Anekdote um den König Antiochos an (811), woraufhin er aus den misslungenen Rezeptionszeugnissen seine Lehre zieht (12). Das Beispiel um Zeuxis nimmt in dem kurzen, zumeist als å$&..Z– eingestuften Text die Mittelstellung ein und die darin enthaltene Ekphrasis seines Kentaurengemäldes liefert den Ausgangspunkt für detaillierte Reflexionen über künstlerische Hybridität (3-6):

176 177 178

ni-Mheallaigh (2014, 14-17). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 175). Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 2f.)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 172). Vgl. zu diesem Aspekt ausführlich Baldwin (1973, 61-74). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 171).

Hybridität von Riesenfiguren

85

(3) y\•.Ú b&0* è,P* Y¦ —¢ —&0 b$••Ú" œZ^bj™™\Z. þ 3›0(Z" zY›P*&" $Z™—&" b$••Ú* b›*Ô,›*&" —¯ œ^,М^ Y¦ —¯ Y&Z*¯ —0— &éY {b$•›*, ] ø™ å–*þ !.hb, Z$ڝ" ] \›&›" ] å&.•,&þ", ”›¦ œ­ YZ*&å&Z›P* zå›Z$Š—& Yh —Z ”..ÔY&—&* ’* Y¦ (•*&* zåZ*&j™" zå} zY›h* —ª* ”Y$hd›Z* —k" —•ü*^" z囜›hY*þ—&. z* œ­ —&P" ..&Z" —&.,j,™Z Y¦ \j.›Z* 2åå&Y•*—þ$&* þ 3›0(Z" é—¢" zå&h^™›*, ”*—$••&þ™–* b› å$&™•—Z åZœhÚ 2åå&Y›*—Ò$Ú œZœÒ,Ú Y&,Zœj *^åhÚ. —k" ›EYÔ*&" —Ò—^" ”*—hb$•Ô" z™—Z *0* Œ\j*^™Z å$¢" é—ª* zY›h*^* ”Y$Zd›P —j ™—–\,m ,›—›*^*›b,•*^. —¢ ”$ü•—þå&* œ­ é—¢ ¦Ò.." þ &Ú,hÚ* ™—$—^b¢" z.•b›—& ,›—¯ —À* ..Ú* ›E" 3—.h* å›å&,••*Z, ›5— å›$¦ ã.•* &5,Z Y—œÒ™^" —k" þ.Y–œ&" ”å&.•™\Z å*— Y¦ —ª* b$•j*. å.ª* ”..¯ —j* b› ›EYÔ* —k" ›EYÔ*&" ›5œ&*, Y¦ é—¢" è,P* Ð" ’* &4Ô" —› à œ›h(Ú —¿ .ÔbÂ, &é ,¯ —¢* 7h b$•ZYÔ" —Z" Ê*, ”..¯ å–*þ ,•,*^,Z &é å$¢ å&..&0 Eœ™* {* —Z*&" —À* b$••Ú* Œ\j*^™Z. Y¦ —¢ èå›$\þ,–™Z —Ô—› —ª* —•ü*^* —–ü} * ,&Z Y¦ *0* å$¢" —¢ ™••™—›$&* œ^.À™Z ™þ*bÚ*h™Z—&. (4) yå¦ ü.Ô^" ›é\.&0" ^ è•*—þ$&"f à—^ å›å&h^—Z ø.m ,­* —j 6åå ü,¦ Y›Z,•*^, Y¦ ”å&—•—*—Z ›E" —&éåh™Ú &D åԜ›"f —¢ œ­ bþ*ZY›P&* ø™&* é—k" o$•, zå›bjb›$—Z Y¦ zå} ”bYÀ*Ô" z™—Z*, &D œ­ åԜ›" &D {,å$&™\›* &éY•—Z Y¦ &ؗ&Z ”å&—–œ^*, &4&* zå¦ å.›þ$¯* Y›Z,•*^", ”..} þ ,­* !Y.–`&*—Z {&ZY›* þ Y,åÒ.&" è囙—.,•*m —j þå.j, þ œ­ {,å.Z* zå*h™——Z Y¦ —&0 zœ–•&þ" ”*—Z.,d–*›—Z, &4&h ›E™Z* 6åå&Z å›Z$Ð,›*&Z ”*å^œŠ*. —&P* *›&b*&P* œ­ —¢ ,­* *Ú {ü›Z é—ª z* —P" ”bY–.Z" Y¦ —$••›Z ”*\$ÚåZYÀ" zå•ü&þ™ —¢* bþ*ZY›P&* ,™—Ô*, —¢ œ} z—›$&* zY —k" 6åå&þ \^.–`›Z z" —¢* åÚ.ZY¢* —$Ôå&*. *Ú œ­ —k" ›EYÔ*&" &4&* ”åÔ —Z*&" ™Y&åk" 2åå&Y•*—þ$Ô" —Z", ”*ª$ zY›h*^" œ^.œª —k" —¯ d$••^ ”,•&—•$Ú\›* —Z\^*&þ,•*^", zåZYÒ嗛Z b›.À* &éü ø.&" •Z*Ô,›*&", ”..} z" ,•™&* —¢* 6åå&*, .•&*—&" ™YÒ,*&* ”*•üÚ* —j œ›(Zˆ Y¦ èå­$ yþ—¢* EÚ$À*, Ð" œ›œh(Z—& ™›* åZœZˆ —¯ d$••^. (5) ¤¯ ,­* &Þ* .. —k" b$•k", z•} ø™ —&P" EœZЗZ" ^,P* &é å–*—m z,•*k ú*— —ª* ø.^* {ü›Z ø,Ú" œÒ*,Z* —k" —•ü*^" ¬ &4&* —¢ ”å&—›P*Z —¯" b$,,¯" z" —¢ ›é\җ—&* Y¦ —À* ü$Ú,–—Ú* ”Y$Zdk —ª* Y$Š™Z* Y¦ ›âYZ$&* —ª* zåZd&.ª* å&Zj™™\Z Y¦ ™YZ–™Z z" œ•&* Y¦ —&0 ,›b•\&þ" —¢* .Ôb&* Y¦ —ª* —À* ,›$À* å$¢" —¢ ø.&* E™Ô—^— Y¦ “$,&*h* ¬ b$••Ú* åPœ›" zåZ*&Ò*—Ú*, &4" {$b&* ›Eœ•*Z —¯ —&Z0—. zb™ œ­ —&0 3›Ò(Zœ&" zY›P*& ,–.Z™— zål*›™, ø—Z z* ,Zˆ Y¦ —j é—j èå&\•™›Z å&ZYh.Ú" —¢ å›$Z——¢* z囜›h(—& —k" —•ü*^", —¢* ,­* *œ$ å&Zj™" å–*—m •&d›$¢* Y¦ Y&,Zœj b$Z&*, ™&d$¢* —j üh—m, .–™Z&* —¯ å&..¯ &é Y—¯ —¢* 6åå&* é—&0 ,Ô*&*, ”..¯ Y¦ Y—¯ ™—•$*&* —&0 ”*\$Ðå&þ Y¦ Ê,&þ" zå¦ å.›P™—&*, —¢ d.•,,, Yh—&Z b›.À*—&", \^$ZÀœ›" ø.&* ú$›ZÔ* —Z Y¦ ”*j,›$&*. (6) ¤&Z&0—&* ,­* zY›P*&*. l—ª*H \j.›Z* œ­ 6åå&þ —› —k" Y..h™—^", &4Z ,–.Z™— D Ÿ›——.h ›E™Z*, ”œ,k—›" {—Z Y¦ d—&Z, —¢ œ­ *Ú

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos ^,h—&,&* bþ*ZY¢" å–bY.&* {(Ú —À* ʗÚ*f zY›P* œ­ ,Ô* ™—þ$М^ z™—¦* é—j. Y¦ ^ ,h(Z" œ­ Y¦ ^ “$,&bª —À* ™Ú,–—Ú*, Y\} ü ™þ*–å—›—Z Y¦ ™þ*œ›P—Z —¿ bþ*ZY›h —¢ DååZYÔ*, o$•, Y¦ &éY ”\$ÔÚ" ,›—dh*&þ™ Y¦ zY å$&™bÚbk" —$›å&,•*^ .*\–*›Z —ª* úûZ* zY \—•$&þ ›E" —¢ z—›$&* èåb&,•*^. —À* *›&b*À* œ­ —¢ z* —¿ *^åh ø,Ú" b$Z&* Y¦ z* —¿ “å.¿ [œ^ •&d›$Ô*, Y¦ —&0—& \þ,™—¢* &4&* {œ&(• ,&Z, Y¦ ø—Z åZœZYÀ" ,–. å$¢" —¢* ™YÒ,*&* —&0 .•&*—&" ”*d.•å&þ™Zn, ,›—(› —k" \^.k" yY–—›$&" zå›Z.^,,•*&Z z* ü$¿ —j ,^—$¦ å$&™Z™—–,›*&Z. (3) Ich will euch also das Beispiel des Malers berichten. >bwohl ¨ener berühmte Zeuxis der beste Maler war, malte er nicht diese populären und gemeinen Themen, oder wenigstens nur sehr selten, Helden oder Götter oder Schlachten, sondern immer versuchte er etwas Neues zu schaffen, und dachte er sich etwas Unübliches und Fremdartiges aus, stellte er damit die Sorgfalt seiner Kunst unter Beweis. Unter anderen .agnissen malte Zeuxis selbst auch eine weibliche Hippokentaurin, die ihre Kinder, noch ganz kleine Hippokentauren-Zwillinge säugt. Eine Kopie dieses Bildes befindet sich ¨etzt in Athen, die eben diesem gemä• mit sorgfältigem Pinselstrich angefertigt wurde. Das >riginal selbst soll der römische Feldherr Sulla zusammen mit anderen nach Italien geschickt haben, dann aber, meine ich, sind sie um Malea infolge eines Schiffsbruchs allesamt verloren gegangen, auch das Gemälde. qedenfalls habe ich das Abbild des Gemäldes gesehen, und ich selbst werde es euch, so gut ich kann, mit meiner Rede zeigen, obwohl ich, bei Zeus, kein Kunstverständiger bin. Dennoch erinnere ich mich sehr gut daran, da ich es erst vor kurzem in Athen im Haus eines Malers sah. Vielleicht mag es mir ¨etzt auch zustattenkommen, dass ich die Kunstfertigkeit damals über die Ma•en bestaunte, um es umso deutlicher zu beschreiben. (4) Auf blühendem Gras ist die Kentaurin gemalt, wie sie mit dem ganzen Pferdeteil auf dem Boden liegt, ihre Hinterläufe sind ausgestreckt. .ie viel aber an ihr weiblich ist, ist leicht erhoben und stützt sich auf einen Ellbogen, ihre Vorderläufe aber sind nicht mehr ganz ausgestreckt als liege sie auf der Seite, sondern scheint sich gekrümmt zu beugen mit zurückgezogenem Huf, der andere dagegen ist erhoben und stemmt sich dem Boden entgegen, wie es Pferde tun, die aufzuspringen versuchen. Das eine der beiden Neugeborenen hält sie in den Armbeugen hoch und säugt es in menschlicher .eise, indem sie es an ihre weibliche Brust hält, das andere saugt an der Pferdezitze nach Art eines Fohlens. >ben im Bild, wie von einer Anhöhe, ist irgendein Hippokentaur, offensichtlich der Mann der Kentaurin, die auf beiden Seiten ihren Nachwuchs säugt. Lachend beugt er sich darüber, nicht ganz sichtbar, sondern nur bis zur Mitte des Pferdeleibs, wobei er mit seiner Rechten ein Löwen¨unges hochhält und

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über sich selbst hebt, um mit seinem Scherz die Kleinkinder zu erschrecken. (5) Die restlichen Aspekte des Gemäldes, soweit es für uns Laien nicht gänzlich augenscheinlich die ganze Kraft der Kunst besitzt ¬ wie zum Beispiel die ganz genaue Linienführung, die sorgfältige Mischung und passende Auftragung der Farben, die richtige Schattierung, das Grö•enverhältnis und das harmonische Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen ¬ das sollen Kinder von Malern loben, deren Aufgabe es ist, solcherlei zu wissen. Ich aber lobte ¨enes an Zeuxis besonders, dass er in ein und demselben Su¨et das Au•ergewöhnliche seiner Kunst mannigfach aufzeigte, indem er den Mann gänzlich furchterregend und ganz wild malte, mit hochmütiger Mähne, grö•tenteils dicht behaart, nicht nur an seiner Pferdehälfte, sondern auch an seiner Männerbrust und an seinen Schultern am allermeisten, seinen Blick, obwohl lachend, wildtierhaft, gänzlich Gebirge durchstreifend und ungezähmt. (6) Solcherma•en hatte er ihn gemalt. Die weibliche Kentaurin hingegen schuf er aus einer überaus schönen Stute, wie am ehesten die thessalischen sind, ungezähmt und ungeritten, und die obere Hälfte wunderschön aus einer Frau abgesehen von den >hren. Diese sind bei ihr als einziges satyrhaft. Auch täuscht die Mischung und Verbindung der Körper, wodurch der Pferdeteil mit dem Frauenteil zusammengefügt und verbunden wird, den Blick, da sie dezent und nicht plötzlich durch schrittweise Annäherung einen Übergang schafft und vom einen zum anderen überführt. Bei den Neugeborenen hat das Kleinkindalter gleichwohl etwas .ildes und bereits in der Zartheit etwas Furchterregendes, und dies schien mir erstaunenswert, auch dass sie sehr kindlich zum Löwen¨ungen blicken, während sie die beiden Nippel fassen und sich dicht an ihrer Mutter halten.

Gleich zu Beginn und noch bevor der Erzähler, der als auktoriale Rednerfigur in eine mittelbare Nähe zu Lukian als Schriftstellerfigur zu setzen ist, mit der Ekphrasis beginnt, wird Zeuxis als Maler dadurch hervorgehoben, dass er nicht blo• gängige Motive (—¯ œ^,М^ Y¦ —¯ Y&Z*–, Luc. Zeux. 3) in seinen .erken verarbeitet, sondern stets auf Neuschöpfungen (YZ*&å&Z›P*, 3) und Verfremdungseffekte (”..ÔY&—&* ’* Y¦ (•*&*, 3) abzielt.179 Diese Begriffe durchziehen leitmotivisch den ganzen 179

Vgl. auch Luc. Bis Acc. 33 ((•*&*)¾ Herm. 72 ((•* Y¦ ”..ÔY&—), wo gleichfalls das Kentaurenbild als poetologische Folie für literarische Neuschöpfung verwendet wird¾ vgl. von Möllendorff (2006, 81)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 181f.¾ 195).

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Dialog und unterstreichen damit die Aspekte, die im Fokus der poetologischen Reflexion stehen.180 Mit der Themenwahl einerseits und der künstlerischen Umsetzung andererseits werden damit die zentralen Punkte angesprochen, die über die 3sthetik und das Gelingen künstlerischer Hybridisierungen entscheiden.181 Dass es sich um einen künstlerischen Schaffensprozess handelt, wird allein durch die Häufung entsprechender Verben im ersten Satz deutlich gemacht (b$••Ú*¾ {b$•›*¾ YZ*&å&Z›P*¾ zåZ*&j™", 3) und in der nachfolgenden Ekphrasis permanent und nachdrücklich betont. Die Schaffung eines künstlerisch hochstehenden Produkts wird mit den Verweisen þ 3›0(Z" zY›P*&" $Z™—&" b$••Ú* und —ª* ”Y$hd›Z* —k" —•ü*^" (3) betont. Das Neue und Verfremdende der Themenwahl wird daraufhin direkt benannt, denn es handelt sich um die Darstellung einer Hippokentaurin (\j.›Z* 2åå&Y•*—þ$&*, 3) und zweier kleinkindlicher Hippokentauren (å$&™•—Z åZœhÚ 2åå&Y›*—Ò$Ú, 3), die mit einem traditionellen männlichen Hippokentauren zu einer Familienszene verbunden werden.182 Die Hybridität, die die Bildbeschreibung dominiert, wird also in zweierlei Hinsicht realisiert, nämlich zum einen als körperliche Hybridität in den Figuren der dargestellten Kentauren, zum anderen als strukturelle Hybridität in der Verbindung traditioneller und neuer bzw. fremdartiger Elemente.183 Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der körperlichen Hybridität, die anhand der Kentaurin ausgeführt wird. Im Detail wird in Luc. Zeux. 6 beschrieben, wie die künstlerische Umsetzung zu erfolgen

180

181 182

183

Im gesamtem Zeuxis wird der Aspekt der Neuheit zusätzlich mit dem Ad¨ektiv YZ*Ô" (Luc. Zeux. 2¾ 7¾ 11¾ 12) und den Substantiven YZ*ԗ^" (1¾ 2) und YZ*&—&,h (7) unterstrichen, das Allgemeine mit dem Ad¨ektiv Y&Z*Ô" (2), die Fremdheit der Darstellung mit dem Ad¨ektiv (•*&" (1 ázweimalÛ¾ 7¾ 12). Von Möllendorff (2006, 76f.) weist zusätzlich auf die Betonung der Buntheit der Schilderung hin. Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 3). Vgl. für künstlerische Umsetzungen bspw. den in Saint-M÷dard dÝEyrans gefundenen und heute mit der Inv.-Nr. Ma1346 im Louvre verzeichneten römischen Sarkophag aus dem 3. qh. n. d. Z., der im Gefolge der Ariadne und des Dionysos eine weibliche Kentaurin mit ihrem Kentaurensohn abbildet¾ vgl. Louvre s. v. 6Sarcophagus with the Myth of Dionysos and Ariadne¨. Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 4). Zur damit verbundenen Absetzung von klassizistischer Literatur der Zweiten Sophistik vgl. ni-Mheallaigh (2014, 4f.¾ 10).

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hat, damit das Ergebnis einem ästhetischen Anspruch genügen kann. Dabei begegnen die beiden für den Hybridisierungsprozess bedeutsamen Ausdrücke des Zusammenfügens von Einzelteilen (™þ*–å—›—Z Y¦ ™þ*œ›P—Z, 6), das ausführlich beschrieben wird, und die Verschmelzung der Teile zu einem untrennbaren Ganzen (^ ,h(Z" œ­ Y¦ “$,&bj, 6),184 das nicht einmal mehr die Trennlinie der Einzelteile erkennen lässt (o$•, Y¦ &éY ”\$ÔÚ" ,›—dh*&þ™ Y¦ zY å$&™bÚbk" —$›å&,•*^ .*\–*›Z —ª* úûZ* zY \—•$&þ ›E" —¢ z—›$&* èåb&,•*^, 6).185 Diese detaillierte Beschreibung sowie die an mehreren Stellen betonte sorgfältige Ausführung der beschriebenen Malerei, die als poetologische Folie für die literarische Umsetzung der Bildbetrachtung in eine Ekphrasis zu interpretieren ist, rückt den produktionsästhetischen Aspekt stark in den Vordergrund. >bwohl eine starke Fokussierung auf die körperliche Hybridisierung der Kentaurin vorgenommen wird, werden damit auch Hinweise auf die strukturelle Hybridität der Darstellung gegeben, die den Blick auf die entscheidenden Punkte der Ekphrasis legen, die Neuheit der Darstellung und deren adäquate Interpretation. Die körperliche Zusammensetzung einer Kentaurenfigur aus Menschen- und Pferdekörper an sich ist keine Neuerung gegenüber der literarischen Tradition, die .ahl der Einzelteile hingegen schon. Bei dem Menschenteil handelt es sich um einen weiblichen und überdies sehr schönen >berkörper (å–bY.&*, Luc. Zeux. 6), womit er zu dem ebenfalls als ästhetisch ansprechend beschriebenen Pferdeteil passt (Y..h™—^", 6). Ein Element, das ebenfalls über die bisherige Tradition hinausgeht, sind die satyrhaften >hren ({(Ú —À* ʗÚ*f zY›P* œ­ ,Ô* ™—þ$М^, 6), die der Frau aufgesetzt werden und die sie dadurch zusätzlich hybridisieren. Das friedliche Verhalten des weiblichen und der

184

185

Anhand der Kentaurenfigur werden diese Aspekte auch in Luc. Bis. Acc. 33 (Y$–™Z* á¼Û Y•Y$,Z¾ ™Ò*\›—&*)¾ DMort. 11.4 (™þ*\•—&þ" á¼Û ›E" z* ™þ,囕þYԗ›")¾ Fug. 10 (™Ò*\›—Ô* —Z Y¦ ,ZY—Ô*) diskutiert. Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 172). Vgl. im Gegensatz dazu geometrische ikonographische Darstellungen von Kentauren, bei denen die Zusammensetzung aus Menschen- und Pferdegestalt noch eine klare Trennlinie erkennen lässt, bspw. die Terrakottafigur eines drohenden Kentauren aus dem späten 8. qh. v. d. Z. in den Staatlichen Antikensammlungen München oder den Krater mit Kriegerfries und Kentauren aus dem sogenannten athenischen .orkshop von 760-700 v. d. Z. mit der Inv.-Nr. ªA 3256 im Louvre¾ vgl. Louvre Atlas database of exhibits s. v. 6Atelier de lÝAmphore dÝAthõnes 894¨.

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kindlichen Kentauren an sich wiederum ist ebenfalls keine Neuschöpfung, da die mythische Tradition seit Homers Ilias den ebenfalls zivilisierten Kentauren und Erzieher ªheiron kennt, der sich vom wilden Verhalten des restlichen Kentaurengeschlechts abhebt ( ›h$Ú* á¼Û œZYZԗ—&" è›*—Ò$Ú* ¬ 6ªheiron, der gerechteste der Kentauren¨, Hom. Il. 11.832).186 In noch höherem Ma•e als die körperliche Hybridität bestimmt die strukturelle Komposition der Figuren zu einer Familienszene die Neuheit des Bildes. Die beschriebene Art und .eise des Bildaufbaus fördert eine Spannung zutage, die das ganze Bild beherrscht und die .irkungsästhetik der Schilderung ma•geblich prägt.187 Der säugenden Kentaurin und den beiden saugenden Kindern wird, durch entsprechende adversative Partikeln verdeutlicht (—¢* ,­* *œ$ á¼Û. ¤&Z&0—&* ,­* zY›P*&*. l—ª*H \j.›Z* œ•, Luc. Zeux. 5f.), der männliche Kentaur gegenübergestellt, der ganz der literarischen Tradition gemä• als wild und bedrohlich dargestellt wird (å–*—m •&d›$¢* Y¦ Y&,Zœj b$Z&*¾ —¢ d.•,, á¼Û \^$ZÀœ›" ø.&* ú$›ZÔ* —Z Y¦ ”*j,›$&*, 5) und ein hybrides .esen erkennen lässt. Diese .irkung wird auch nicht durch das Lachen abgemildert, das er zeigt (b›.À*, 4). Dies wird durch die konzessive Partikel beim Partizip sogar eigens expliziert (Yh—&Z b›.À*—&", 5).188 .ie die Kentaurin durch ihre satyrhaften >hren zusätzlich hybridisiert wird, so lässt sich der widersprüchliche und komplexe Ausdruck der Augen des Kentauren als poetologischer Marker auf seine hybride Ausgestaltung interpretieren.189 Seine struppige Erscheinung (å–*—m •&d›$¢* Y¦ Y&,Zœj b$Z&*, ™&d$¢* —j üh—m, .–™Z&* —¯ å&..¯ &é Y—¯ —¢* 6åå&* é—&0 ,Ô*&*, ”..¯ Y¦ Y—¯ ™—•$*&* —&0 ”*\$Ðå&þ Y¦ Ê,&þ" zå¦ å.›P™—&*, 5) steht in starkem ästhetischem Kontrast zur anschlie•end beschriebenen Kentaurin. Zudem lässt sich der männliche Kentaur gar nicht in seiner Ganzheit erfassen, da er nur bis zur Hälfte seines Pferdeleibs sichtbar ist (&éü ø.&" •Z*Ô,›*&", ”..} z" ,•™&* —¢* 6åå&*, 4) und von der davor liegenden Kentaurin verdeckt wird.190

186 187 188 189 190

Vgl. .inkler-Horalek (2015, 10f.). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 174f.). Vgl. dagegen von Möllendorff (2006, 77). Vgl. zum Ausdruck der Augen des Kentauren Husson (1994, 179). Von Möllendorff (2006, 77) erkennt in der partiellen Verdeckung eine Abschwächung der .ildheit des männlichen Kentauren.

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Durch diese spannungsreichen Kontraste der Ekphrasis wird die 3sthetik des Schönen, die mittels der Beschreibung der Kentaurin erzeugt wird, durch eine 3sthetik des Schrecklichen, die im männlichen Kentauren zutage tritt, ergänzt. Aufgrund seiner wilden Erscheinung und seines Gebarens, die ihn im Gegensatz zum menschlichen Verhalten der Kentaurin und der beiden Kindern eher in die Nähe wilder Tiere rückt, lässt sich darin möglicherweise sogar eine 3sthetik des Hässlichen erkennen, zumal seine unzivilisierte Erscheinung an typische Darstellungen der Kentauren in der Vasenmalerei erinnert.191 Die ambivalente .irkungsästhetik dieser strukturellen Hybridität klingt insbesondere in Luc. Zeux. 4 und 6 an, wo die idyllische Familienszene durch Verweise auf das den Familienfrieden störende Verhalten des Kentauren (œ›œh(Z—& á¼Û —¯ d$••^, 4) und die inhärente .ildheit und Bedrohlichkeit der beiden Säuglinge (—À* *›&b*À* œ­ —¢ z* —¿ *^åhÂ192 ø,Ú" b$Z&* Y¦ z* —¿ “å.¿ [œ^ •&d›$Ô*, 6) aufgebrochen und um eine Spannungen erzeugende Unterminierung erweitert wird.193 Das beschriebene Bild spielt somit mit der literarischen Tradition und den damit verbundenen Erwartungen, indem neue körperliche Elemente wie die kleinen Kentauren eingeführt und als Teile der Bildkomposition funktionalisiert, zugleich aber direkt mit traditionellen Elementen wie der .ildheit des männlichen Kentauren kontrastiert werden. Die damit erzielte doppelte .irkungsästhetik, die zwischen Anziehung und Absto•ung oszilliert, lässt sich als Faszination fassen, die genau von diesem .iderspiel gegensätzlicher .irkungen lebt.194 Das Bild erfüllt diesbezüglich auch die Funktion einer mise en abyme, die den 191 192

193 194

Vgl. LIMª s. v. 6Kentauren¨. Bei der auf beide Kentaurenkinder bezogenen Lesart —¢ z* —¿ *^åh handelt es sich um eine Emendation von Gronovius, während die handschriftlich überlieferte Variante —¢ z* —À* *^åhÚ* nur einem der beiden Säuglinge ein wildes .esen zuschreiben. Da die beiden Kinder nicht im Detail beschrieben und voneinander in ihrem .esen abgegrenzt werden, liegt es näher, die spannungsreiche Gesamtwirkung der Ekphrasis auf beide Kinder zu übertragen, die sich damit als kleine Geschöpfe mit verstecktem wilden .esen ebenfalls als hybride Gestalten deuten lassen. Dafür spricht auch, dass die Geschlechter der beiden Kentaurenkinder verschwiegen wird, sodass nicht ersichtlich wird, ob sie ¨eweils abgesehen von ihrem wilden Kern Züge ihrer Mutter oder ihres Vaters tragen. Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 4). Vgl. zu dieser Art der Erzeugung von Faszination Baumbach S. (2015, 2f., 25¾ 62-64¾ 69).

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Dialog Zeuxis in seinem hybriden Aufbau aus mehreren Anekdoten widerspiegelt und eine klare Befürwortung vielseitiger Gestaltungsformen von Erzählungen darstellt. .ird nun allerdings die .irkungsästhetik der Faszination als die eigentliche Kunstfertigkeit des Bildes interpretiert, geht der extradiegetische Rezipient denselben falschen .eg, den die intradiegetischen Rezipienten in Luc. Zeux. 7 gehen. Die Reaktion der intradiegetischen Betrachter wird durch Zeuxis genauso abgelehnt wie die¨enige der extradiegetischen Rezipienten durch den auktorialen Erzähler des Dialogs, der eingangs von seiner Enttäuschung berichtet und sein Publikum kritisch hinterfragt (1f.). Dass diese einzig auf die Innovativität der Darstellung ausgerichtete Rezeptionsweise falsch ist, wird implizit bereits in der Art und .eise der Bildbeschreibung angedeutet. Eine angemessene Deutung des Bildes kann der für die Ekphrasis verantwortliche Erzähler nicht leisten, da ironischerweise mehrfach seine mangelnde Kompetenz für ein solches Unterfangen unterstrichen und teilweise von ihm selbst zugegeben wird. So hebt er noch vor Beginn der eigentlichen Ekphrasis hervor, dass er selbst gar kein Maler sei (&é ,¯ —¢* 7h b$•ZYÔ" —Z" Ê*, 3) und nur ein Abbild des verschollenen >riginalgemäldes gesehen habe (—j* b› ›EYÔ* —k" ›EYÔ*&" ›5œ&*, 3). Dementsprechend stellt seine eigene literarische Beschreibung das literarische Abbild eines nachgemalten Abbilds des gemalten >riginalbildes dar. Zudem muss hierbei die Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, dass das beschriebene Bild gar nie existiert haben könnte, obwohl sich der Erzähler alle Mühe gibt, eine möglichst detaillierte Geschichte zum Verbleib des Gemäldes nachzuzeichnen.195 Angesichts dieses offenen Umstands erhält ¨edoch die literarische Ekphrasis des Bildes einen höheren wirkungsästhetischen Eigenwert, denn wenn das ganze Gemälde erfunden ist und somit nicht auf einer gemalten Vorlage basiert, dann sind die zahlreichen produktionsästhetischen Kommentare zur künstlerischen Umsetzung, die vordergründig der Malkunst gelten, eigentlich poetologisch und auf die literarische Gestaltung zu beziehen.196 Im weiteren Verlauf verweist der Erzähler erneut auf seinen vorgeblich laienhaften Kunstverstand, wobei er sogar die Rezipienten einschlie•t (—&P" EœZЗZ" ^,P*, Luc. Zeux. 5). Au•erdem empfiehlt er für Detailfragen zur künstlerischen Ausführung fachkundige Leute (b$••Ú* åPœ›" 195 196

Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 3 Anm. 9)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 174). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 173f.).

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zåZ*&Ò*—Ú*, &4" {$b&* ›Eœ•*Z —¯ —&Z0—, 5), die als Kinder von Malern vermutlich ihr ganzes Leben lang den Umgang mit Kunst gelernt haben. Dennoch lobt der Erzähler die meisterhafte künstlerische Umsetzung an mehreren Stellen, besonders hervorgehoben in Zeux. 3 durch den wirkungsästhetischen Kommentar èå›$\þ,–™Z.197 Zwei weitere ähnliche Hervorhebungen sind besonders bemerkenswert, zum einen der Verweis ,–.Z™— zål*›™ (5), mit dem die Schilderung der wilden Erscheinung des männlichen Kentauren eingeleitet wird, zum anderen der auf die inhärente .ildheit der Kentaurenkinder rückverweisende Kommentar —&0—& \þ,™—¢* &4&* {œ&(• ,&Z (6). An diesen beiden Stellen, an denen rezeptionssteuernde Hinweise des auktorialen Erzählers besonders prominent auftreten, wird genau der Aspekt des Kentaurenbildes betont, der dem traditionellen Kentaurenbild der zügellosen wilden Kreatur entstammt,198 und auf diese .eise die innovative und friedfertige Atmosphäre der Bildkomposition unterminiert. Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, wenn die in Zeux. 7 geschilderte Rezeption des Bildes auf der intradiegetischen Ebene scheitert, da nur die Spannung zwischen traditionellen und neuartigen Elementen in den Vordergrund gerückt wird. In der ªharakterisierung des Erzählers, der als Erzeuger des Gemäldes zwar genau zu wissen scheint, wie eine ästhetisch erfolgreiche Hybridisierung erreicht werden kann, als Deuter hingegen genauso wenig geeignet ist für eine angemessene Interpretation dieser neuen Art von Literatur, wird dieses Scheitern exemplarisch aufgezeigt und als Reflexionsebene in die Bildbeschreibung eingebaut. .orin besteht nun aber der eigentliche Fehler des Erzählers und der Rezipienten, der eine angemessene .ürdigung des Gemäldes verunmöglicht² Die Fehlinterpretation besteht nicht darin, dass der Erzähler mit seinen Rezipienten die spannungsreiche und faszinierende .irkungsästhetik des Bildes nicht erkennt oder das Spiel von Tradition und Innovation ignoriert, sondern darin, dass diese Interpretation nicht weit genug geht. Der Erzähler, der stellvertretend auch die Rolle der Rezipienten einnimmt, ist schlichtweg nicht kompetent genug, da er die der Bildbeschreibung zugrundeliegende literarische Tradition nicht gut genug kennt und die Verarbeitung derselben nicht in ihrer Ganzheit erfassen kann. Die Inkompetenz in Fragen der Malerei ist dementsprechend gleichzusetzen 197 198

Zur Bedeutung von Staunen für die lukianischen Schriften vgl. ni-Mheallaigh (2014, 3f.). Vgl. ni-Mheallaigh (2014, 3 mit Anm. 8).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

mit mangelnder literarischer Bildung, was für die Rezipienten wiederum bedeutet, dass genau die¨enigen Fachleute als ideale Rezipienten intendiert sind, auf die der inkompetente Deuter verweist (b$••Ú* åPœ›" zåZ*&Ò*—Ú*, &4" {$b&* ›Eœ•*Z —¯ —&Z0—, Luc. Zeux. 5). Nur Rezipienten, die über eine ausreichend umfassende åZœ›h verfügen, erkennen in der hybriden Bildkomposition intertextuelle Verweise auf Referenztexte der literarischen Tradition, deren subtile Einblendung erst eine Gesamtdeutung des Bildes ermöglicht.199 Eine weitergehende Interpretation der Familienszene der Kentauren stellt die Parallelisierung mit der Verabschiedung des Hektor von Andromache und Astyanax und die Furcht des letzteren vor dem Helmbusch des Vaters in Homers Ilias (Hom. Il. 6.466-471) dar, wodurch die menschliche Seite der Familienszene stärker betont wird und auch die Rollen der beteiligten Figuren eine andere Gewichtung erhalten.200 Vor diesem Hintergrund wird die hervorgehobene Bedrohlichkeit des männlichen Kentauren unterstrichen und sein Verhalten als stimmiger Teil der Gesamtkomposition des Bildes verdeutlicht.201 Die eingeforderte ideale Rezeptionsweise besteht demnach darin, einerseits die kunstvolle literarische Hybridisierung aus überlieferten und innovativen Elementen in all ihren einzelnen Aspekten zu erfassen und andererseits das daraus resultierende Ganze in seiner Gesamtheit zu würdigen. Körperliche und strukturelle Hybridität können so nur im Zusammenspiel eine neue .irkungsästhetik erzeugen, deren Reiz gerade im Erkennen und Verbinden der zusammengesetzten Einzelteile besteht, womit der Rezipient den Hybridisierungsprozess der literarischen Neuschöpfung im Zuge der Rezeption transparent machen, nachvollziehen und in eigenen literarischen Schöpfungen nachahmen kann.202 Die Inszenierung von ¨ungen Kentauren als Kinder von Kentauren lassen sich deswegen als poe-

199

200

201 202

Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 175), die ¨edoch betonen, dass eine ganzheitliche Betrachtung des Bildes einer Detailbetrachtung vorausgehen muss. Zur Bedeutung von åZœ›h in den lukianischen .erken vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 59-100). Vgl. von Möllendorff (2006, 78). Solche intertextuellen Anspielungen können implizit auf den Status von Mischformen verweisen¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 189). Vgl. von Möllendorff (2006, 77). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 175f.).

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tologischer Hinweis auf das Potenzial weiterer Hybridisierung und Neuschöpfung interpretieren, womit die literarische Potenz dieses Verfahrens und des daraus resultierenden künstlerischen Produkts unterstrichen wird. Da dasselbe Gestaltungsprinzip auch in anderen Dialogen reflektiert und zur Anwendung gebracht wird, muss ein Rezipient der lukianischen .erke stets mit diesem neuartigen Anspruch an die Entschlüsselung seiner Texte gehen, sich aber zugleich der Tatsache bewusst sein, dass Hybridisierung demzufolge nie nach einem festen Schema vorgenommen werden kann, sondern sich stets weiterentwickelt und neue Aspekte mit sich führt.203 Vor diesem Hintergrund lassen sich möglicherweise die voneinander divergierenden Überlegungen zu Hybridität in den Dialogen erklären, die nicht gänzlich miteinander zur Deckung zu bringen sind.204 Im lukianischen Œuvre wird allerdings nicht ausschlie•lich die Kentaurenfigur für poetologische Reflexionen zur Hybridität verwendet, sondern auch unterschiedliche Riesenfiguren werden zu diesem Zweck verwendet, darunter die Prometheusfigur, die im Prometheus es in verbis zum poetologischen Repräsentanten des auktorialen Erzählers wird,205 oder die Kyklopenfigur Polyphem in DMar. 1, anhand von dessen innerer und äu•erer Hässlichkeit die hybride Vermischung von ästhetischen und unästhetischen Elementen innerhalb eines literarischen .erks thematisiert wird.206 Besonders illustrativ für das poetologische Potenzial von Riesenfiguren ist ¨edoch die parodistische Verarbeitung des homerischen Aloadenmythos (Hom. Od. 11.305-320)207 im Dialog Contemplantes, die die folgenden abschlie•enden Überlegungen zur literarischen 203 204

205 206 207

Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 194) zum Beispiel der in den lukianischen Dialogen häufig wiederkehrenden Figur des Menipp. Vgl. Möllendorff (2006, 81¾ 86)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 183f.). In Luc. Prom.es in verbis 5 bspw. wird die Figur des Kentauren als poetologisches Bild für misslungene Hybridität verwendet, wobei die wichtigen Punkte im Mischungsverhältnis und der Erkennbarkeit der einzelnen Teile nach der Vermischung liegen¾ vgl. von Möllendorff (2006, 65 mit Anm. 4¾ 80f.)¾ ni-Mheallaigh (2014, 5)¾ Baumbach O von Möllendorff (2017, 182¾ 189). Ebenso im .iderspruch zum Zeuxis scheinen die dortigen Überlegungen zum Honigwein und dem baktrischen Kamel zu stehen, wo die komplette Vermischung gelobt und die Erkennbarkeit der einzelnen Elemente problematisiert werden¾ vgl. dazu von Möllendorff (2006, 66f.). Vgl. von Möllendorff (2006, 64). Vgl. von Möllendorff (2006, 68-72). Vgl. Sommerbrodt (1888, 21 ad 12)¾ qacobitz (1931, 79 ad 3).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Hybridität von Riesenfiguren und zu ihrer Nachwirkung in der Literatur der Kaiserzeit ermöglicht (Luc. Cont. 3-5):208 (3) 5Õãì¦ ö$\À" .•b›Z"f é—¢" b¯$ ›A™&,Z —h å&Z^—•&* Y¦ z(›þ$j™Ú

—ª* DY*ª* ™Y&åj*. Ž$} &Þ* þ èÒY™&" zåZ—jœ›Z&" ] þ ם$*™™¢" ] èû^.ԗ›$&" ”,•&P* þ ë.þ,å&" zY›Z*&™h¾ Yh—&Z &é •0.&* ü ”*›,*j™\^* z" —¢* ë.þ,å&* ”åZœÐ*f ™þbY,›P* œ• —Z Y¦ èå&þ$bk™Z Y¦ ™­ œ›P.  ;՜à ×$ԙ———›f èå&þ$bj™Ú b¯$ ø™ œþ*—–. 5Õãì¦ ê,^$&" þ å&Z^—j" •^™Z —&›" Œ.ڕÚ" þD•", œÒ& Y¦ é—&›" ú*—", {—Z åPœ" z\›.k™h å&—› —ª* 뙙* zY d–\$Ú* ”*™å–™*—" zåZ\›P*Z —¿ ö.Ò,åÂ, ›5— —¢ ×j.Z&* zå} é—j, DY*ª* —Ò—^* Y.h,Y z(›Z* &E&,•*&þ" Y¦ å$ԙd™Z* zå¦ —¢* &é$*Ô*. zY›h*Ú ,­* &Þ* —™ ,›Z$YhÚ, ”—™\–.Ú b¯$ [™—^*, œhY" z—Z™–—^*f *™ œ­ ¬ &é b¯$ zå¦ YY¿ —À* \›À* —0— d&þ.›Ò&,›* ¬ —h &éü¦ &EY&œ&,&0,›* Y¦ é—&¦ Y—¯ —¯ é—¯ zåZYþ.Z*œ&0*—›" zå–..^. —¯ ú$^, Ð" {ü&Z,›* ”•} èû^.&—•$&þ ”Y$Zd›™—•$* —ª* ™Y&åj*¾ (4)  ;՜à 蝦 œþ*^™Ô,›\, à x$,k, œÒ} ú*—›" ”*\•™\Z ”$–,›*&Z —¢ ×j.Z&* ] —ª* 뙙*¾ 5Õãì¦ 7Z¯ —h œ} &éY *, à  –$Ú*¾ ] ”(Z&P" ^,Š" ”b›**›™—•$&þ" ›5*Z —&P* d$›•þ..h&Z* zY›h*&Z*, Y¦ —0— \›&›" èå–$ü&*—"¾  ;՜à ÚâY, ”..¯ —¢ å$Šb, œ&Y›P ,&Z ”åh\*Ô* —Z* —ª* ,›b.&þ$bh* {ü›Z*. 5Õãì¦ 5EYԗÚ"f EœZЗ^" b¯$ ›5, à  –$Ú*, Y¦ ZYZ™— å&Z^—ZYÔ"f þ œ­ b›**–œ" ê,^$&" ”å¢ œþ&P* ™—hü&Z* é—hY ^,P* ”,d—¢* zå&h^™›* —¢* &é$*Ô*, &à—Ú 1ŽœhÚ" ™þ*\›¦" —¯ ú$^. Y¦ \þ,–`Ú ›A ™&Z —0— —›$–™—Z ›5*Z œ&Y›P —¢* ~—.*— œ^.œª ›EœÔ—Z, ü" —¢* åÔ.&* é—¢* ›4" Î* ••$›Z ”*•üÚ* ^,Š" å*—". ”Y&қZ" œ• b› A™Ú" Y¦ å›$¦ —&0 ”œ›.•&0 —&0 z,&0 —&0 V$Y.•&þ", Ð" œZœ•(Z—Ô å&—› é—¢" zY›P*&* —¢* ~—.*—, Y¦ ”*åÒ™›Z› å$¢" !.hb&* —&0 ü\&þ" èå&\›¦" yþ—¢* —¿ •&$—hÂ.  ;Õœà ŒY&ÒÚ Y¦ —0—f ›E œ­ ”.^\k z™—Z*, ™› *, à x$,k, Y¦ &D å&Z^—¦ ›Eœ›h^—›. 5Õãì¦ Œ.^\•™——, à  –$Ú*. ] —h*&" b¯$ z*›Y ™&•&¦ *œ$›" zû›Òœ&*—& *¾ ꗛ ”*,&ü.›ÒÚ,›* —ª* 뙙* å$À—&*, ęå›$ ^,P* è•^b›P—Z —¢ {å&" Y¦ þ ”$üZ—•Y—Ú* ê,^$&", 8é—¯$ zå} 뙙m ×j.Z&* ›E*&™h•þ..&*€. þ$ˆ" øåÚ" 1ŽœhÚ" , Y¦ å&Z^—ZYÀ" z(›Z$b™–,›\¾ ••$} &Þ* ”*d¯" AœÚ ›E Y¦ é—j zå&ZY&œ&,›P* {—Z œ›j™›Z. (5) ååP, Y–—Ú {—Z z™,­* z* èåÚ$›hŽ —&0 &é$*&0f ”å¢ ,­* b¯$ —À* yÁÚ* ,ÔbZ" 3Ú*h Y¦ æþœh 208

Vgl. dazu ausführlich Baumbach O von Möllendorff (2017, 212-216).

Hybridität von Riesenfiguren

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•h*›—Z, ”å¢ œ­ —k" y™å•$" &é å.•&* 3—.h" Y¦ ¦ZY›.h", ”å¢ œ­ —À* ”$Y—ÁÚ* —¯ zå¦ —–œ› —&0 /™—$&þ ,Ô*&*, Y”Y›P\›* ^ è$j—^ &é å–*þ ™•À". ,›—YZ*^—• ^,P*, à å&$\,›0, Y¦ ^ ÚA—^, Ð" {&ZY›*, ›5— þ ם$*™™¢" zå¦ åŠ™Z*.  ;՜à Úà—Ú å&ZÀ,›*. ø$ ,Ô*&* ,ª .›å—Ô—›$&* z(›$b™Ð,›\ —¢ {$b&* ”å&,^YÒ**—›" å•$ —&0 åZ\*&0, ›5— ™þbY—$$Z••*—›" é—¿ åZY$Š" —k" ô,j$&þ &EY&œ&,ZYk" å›Z$\À,›* (þ*—$Zd•*—›" —À* Y$*hÚ*. 5Õãì¦ Ÿ–$$›Zf ”™•.À" b¯$ z(›Z å*—. ,›——h\›Z —ª* ÚA—^*f zåZYþ.Z*œ›h™\Ú þ ם$*™™Ô".  ;՜à Eœ&› œj. 5Õãì¦ zå–*›Z,Z Þ\Z"f ›Þ {ü›Zf å–*— þ$Àf ”*–dZ*› [œ^ Y¦ ™Ò.  ;՜à ë$›(&*, à x$,k, —ª* ü›P$f &é b¯$ zå¦ ,ZY$–* ,› —Ò—^* ,^ü*ª* ”*dZd–`›Z". 5Õãì¦ 5A b› Y¦ Eœ›P* z\•.›Z", à  –$Ú*, å*—f &éY {*Z œ­ ,•Ú Y¦ ”™•.k Y¦ •Z.&\›–,&* ›5*Z. ”..} {ü&þ ,&þ —k" œ›(ZŠ" Y¦ •›hœ&þ ,ª Y—¯ —&0 !.Z™\^$&0 块›P*. ›Þ b›. ”*›.j.þ\" Y¦ ™Òf zå›hå›$ œ­ œZYÔ$þ,d&" þ ם$*™™Ô" z™—Z, ,h* yY–—›$&" Y$* ”å&.dÔ,›*&Z Y\›`Ð,›\f ™› œ• ,&Z [œ^ z* YÒY. å›$Zd.•åÚ* zåZ™YÔå›Z å*—. (3) HERMES 6Du hast Recht, denn selbst werde ich wissen, was zu tun ist, und den geeigneten Aussichtspunkt finden. Ist nun also der Kaukasos geeignet oder der Parnass oder der >lymp, der höher als ¨ene beiden ist² Freilich fällt mir nichts Schlechtes ein, wenn ich zum >lymp hinüberschaue. Dafür ist es nötig, dass wir uns zusammen ein wenig abmühen und dass auch du mithilfst.¨ ªHAR>N 6Trag nur auf, denn ich werde mithelfen, soweit es möglich ist.¨ HERMES 6Der Dichter Homer sagt, dass die Söhne des Aloeus, ebenfalls zwei, noch als Kinder einstmals den aus seinem Grundgestein herausgerissenen >ssa auf den >lymp türmen wollten, dann den Pelion auf diesen, weil sie meinten, diese Leiter würde ausreichen, um Zugang zum Himmel zu erlangen. qene beiden qüngelchen also haben ihre Strafe erhalten, denn sie waren frevelhaft. .arum aber bauen wir beide nicht ¬ denn wir beabsichtigen dies ¨a nicht zum Schaden der Götter ¬ und wälzen selbst genauso die Gebirge aufeinander, damit wir vom höheren Punkt aus einen genaueren Ausblick haben²¨ (4) ªHAR>N 6Vermögen wir, Hermes, denn nur zu weit den Pelion oder >ssa hochzuheben und aufzutürmen²¨ HERMES 6.arum denn nicht, ªharon² >der schätzt du uns schwächer ein als ¨ene beiden Kleinkindchen, obwohl wir doch Götter sind²¨ ªHAR>N 6Nein, aber das Unterfangen scheint mir eine gewisse unglaubliche Gro•artigkeit zu besitzen.¨

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos HERMES 6Klar, du bist ein prosaischer Mensch, ªharon, und am allerwenigsten ein Dichter. Der edle Homer dagegen hat uns den Himmel durch zwei Verse sofort begehbar gemacht, indem er so leicht die Gebirge zusammengetürmt hat. Auch staune ich, wenn dir dies wunderbar zu sein scheint, da du doch offensichtlich Atlas kennst, der als einzelner das Himmelsgewölbe selbst trägt und uns dabei allesamt hochhält. Vielleicht hast du ¨a auch von meinem Bruder Herakles gehört, wie er selbst einstmals ¨enen Atlas abgelöst und eine kurze .eile von der Anstrengung ausruhen lie•, während er sich selbst unter die Last stellte.¨ ªHAR>N 6Davon habe ich gehört. .enn es aber wahr ist, Hermes, dürften du und die Dichter es wissen.¨ HERMES 6Überaus wahr, ªharon. >der weswegen würden denn weise Männer lügen² Daher lass uns zuerst den >ssa aushebeln, wie uns das Epos und der Baumeister Homer anleiten, 8aber auf den >ssa den Pelion mit zitterndem Laub€. Siehst du, wie leicht und dichterisch zugleich wir es bewerkstelligt haben² Aber auf, nun will ich hinaufsteigen und sehen, ob dies auch ausreicht oder ob es nötig sein wird, darauf noch weiter aufzubauen. (5) >¨e, wir befinden uns noch unten am Fu• des Himmels, gen >sten sind kaum Ionien und Lydien zu erkennen, gen .esten nicht mehr als Italia und Sikelia, gen Norden nur das diesseitige Gebiet der Donau und dort nicht besonders deutlich Kreta. Fährmann, wir müssen auch noch den >ita und danach den Parnass auf alle bewegen, wie es scheint.¨ ªHAR>N 6Lass es uns so machen. Pass blo• auf, dass wir das .erk nicht zu dünn in die Länge ziehen, wenn wir es über das Mögliche hinaus ausreizen, und dass wir uns dann nicht an der heiklen Bauweise Homers versuchen und mit ihm zusammen hinuntergeschleudert werden und uns die Schädel zertrümmernĨ HERMES 6Sei zuversichtlich, denn es wird alles zusammenhalten. Setze den >ita darauf, der Parnass soll sich daraufwälzen.¨ ªHAR>N 6Pass aufĨ HERMEs 6Ich wiederhole es noch einmal: Es hält wunderbar. Ich sehe alles, steige nun auch du heraufĨ ªHAR>N 6Streck mir deine Hand entgegen, HermesÄ Denn du lässt mich auf kein kleines Gebilde steigen.¨ HERMES 6Falls du auch alles sehen möchtest, ªharonÄ Beides ist nicht möglich, sowohl sicher als auch schaulustig zu seinÄ Aber ergreife meine Rechte und gib Acht, dass du nicht auf eine schlüpfrige Stelle trittstÄ Sehr gut. Auch du bist oben angekommen. Da der Parnass zweigipfelig ist, lass uns ¨eder einen Gipfel wählen und uns setzen. Du aber spähe mir nun nach allem, während du dich im Kreis umblickst.¨

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Da die beiden Aloaden >tos und Ephialtes im Mythos zu zweit agieren (œÒ& Y¦ é—&›" ú*—", Luc. Cont. 3¾ œÒÝ ú*—›", 4) und neben den Giganten und Typhon als Himmelsstürmer par excellence gelten, stellen sie die idealen Vergleichsfiguren für ªharon und Hermes dar, die durch eine ähnliche Auftürmung von Gebirgen einen Aussichtspunkt erschaffen möchten, der ihnen einen Überblick über das irdische Leben in seiner Gesamtheit ermöglichen soll.209 Dass es sich dabei um eine literarische Unternehmung handelt, wird durch explizite Textsignale offengelegt, einerseits durch die Bezeichnung des ªharon als Prosaiker (EœZЗ^" á¼Û Y¦ ZYZ™— å&Z^—ZYÔ", 4), die ihn und Hermes als Autoren benennen, andererseits mittels der Beschreibung ihres Unterfangens als eines dichterischen Akts (øåÚ" 1ŽœhÚ" , Y¦ å&Z^—ZYÀ" z(›Z$b™–,›\, 4), worin die zuvor beschriebene Schöpfung des aloadischen Himmelssturms durch Homer wieder anklingt (&à—Ú 1ŽœhÚ" ™þ*\›¦" —¯ ú$^, 4). Durch diese untrennbare Verflechtung von Handlung und Dichtung, die in der Homer zugeschriebenen Handlung ”å¢ œþ&P* ™—hü&Z* é—hY ^,P* ”,d—¢* zå&h^™›* —¢* &é$*Ô* (4) ihren deutlichsten Ausdruck findet, eröffnet sich eine poetologische Bedeutungsebene und rückt in den Vordergrund, die die ganze Passage durchzieht und auf der der literarische Schaffensprozess des Dialogs Contemplantes für den Rezipienten transparent gemacht und verhandelt wird.210 In einem späteren Ausspruch des Hermes gegen Ende des Dialogs wird dieses literarische Unterfangen rückblickend explizit als Homer-Parodie charakterisiert (5Þ b› å$œ›P", Luc. Cont. 14),211 wodurch dem Rezipienten der Schlüssel zur korrekten Lesart des Dialogs an die Hand gegeben wird. Vor diesem Hintergrund entsteht die Aloaden-Episode vor den Augen des Rezipienten als literarischer Nachbau der homerischen Passage, wobei zahlreiche Ausdrücke diesen Schaffensprozess metaphorisch beschreiben. Dazu gehören die Auswahl des passenden Stoffs (zåZ—jœ›Z&", 3), die Anstrengung bei der Ausarbeitung (™þbY,›P*¾ èå&þ$bk™Z, 3), die im Kontrast zur leichten Bewerkstelligung (1ŽœhÚ", 4 ázweimalÛ) ironisiert wird, sowie der Versbau, für den Begriffe aus dem Bauwesen verwendet werden (&EY&œ&,&0,›*¾ zåZYþ.Z*œ&0*—›" zå–..^., 3¾ þ ”$üZ—•Y—Ú*¾ ™þ*\›h"¾ å&Z^—ZYÀ" z(›Z$b™–,›\, 4¾ z(›$b™Ð,›\ —¢ 209 210 211

In dieser Funktion werden sie auch im Dialog Ikaromenipp (Luc. Icar. 4) erwähnt. Bompaire (2008, 6f.). Baumbach O von Möllendorff (2017, 212).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

{$b&*¾ &EY&œ&,ZYk", 5). Durch die mehrmalige Nennung Homers (ê,^$&", 3¾ 4 ázweimalÛ¾ ô,j$&þ, 5) und die wörtliche Zitation von Hom. Od. 11.315b-316a212 als Einzeltextreferenz wird die Intertextualität mit der Odyssee explizit markiert, durch die Paraphrase in Luc. Cont. 3, die implizite Referenz auf Hom. Od. 11.316 mittels des Ad¨ektivs ”,d—Ô* (Luc. Cont. 4)213 sowie die gro•e Dichte an Referenzen im ganzen Dialog weiter bestätigt.214 .ie das Schlüsselwort å$œ•Ú (Luc. Cont. 14) allerdings anzeigt, erschöpft sich die Intertextualität mit Homers Odyssee nicht in einer blo•en Nacherzählung, sondern stellt eine Transformation des Referenztexts zu einem neuen literarischen .erk dar. Ganz der Funktion einer 8seriöstotalen€ Parodie entsprechend positioniert sich das Ergebnis dieser Transformation in einer kritischen .eise zum Referenztext und tritt dadurch in unmittelbare literarische Konkurrenz zu ihm.215 Diese Konkurrenzsituation wiederum wird im Verlauf der lukianischen Aloadenepisode an mehreren Stellen thematisiert und mit entsprechenden Konnotationen versehen. Das .erk der ursprünglichen, d. h. homerischen Aloaden wird als frevelhaftes .erk (”—™\–.Ú, Cont. 3) mit dem gottgefälligen Unterfangen des Hermes und des ªharon kontrastiert (&é b¯$ zå¦ YY¿ —À* \›À* —0— d&þ.›Ò&,›*, 3), was dadurch Sinn ergibt, dass in diesem erneuten Himmelssturm nicht Riesen, sondern Götter am .erk sind, die ihr Handeln durch ihre eigene Götternatur als gottgefällig legitimieren. Über den homerischen Referenztext geht die Neukonstruktion allein dadurch hinaus, dass die ursprüngliche Auftürmung der Gebirge >lymp, >ssa und Pelion nicht ausreicht (5), sondern um die Gebirge >ita und Parnass erweitert werden muss, wodurch die Erweiterung der Odyssee-Passage auch in poetologischer Hinsicht stellvertretend für den innovativen Umgang mit der literarischen Tradition lesbar wird.216 212 213 214 215

216

Vgl. Sommerbrodt (1888, 22 ad 18)¾ qacobitz (1931, 80f. ad 4)¾ von Schirnding (1984, 69 Anm. 15)¾ Bompaire (2008, 20 Anm. 19). Vgl. Sommerbrodt (1888, 22 ad 4)¾ qacobitz (1931, 80 ad 4). Bouquiaux-Simon (1968, 380)¾ Bompaire (2008, 6). Vgl. dazu das Parodie-Konzept von Freund (1981, 14f.), das aufgrund seiner Einfachheit und >ffenheit besonders geeignet ist für eine Anwendung in der Klassischen Philologie. Vgl. dazu die theoretischen Überlegungen von Ax (1984)¾ Ax (1991)¾ Glei (1992)¾ Ax (1993) in Abgrenzung zu den ParodieModellen von Verweyen O .itting (1979)¾ Genette (1993)¾ Rose (1993). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 213f.).

Hybridität von Riesenfiguren

101

Dieser Transformationsprozess selbst, der im Gesprächsverlauf zwischen ªharon und Hermes Schritt für Schritt nachgezeichnet wird, wird als gewagtes Unterfangen inszeniert, das die Hybridität der Aloaden als Thema aufgreift und dieses ebenfalls für poetologische Überlegungen funktionalisiert. Da bereits die homerische Auftürmung der Gebirge von ªharon als riskantes Unternehmen wahrgenommen wird (åZY$Š" —k" ô,j$&þ &EY&œ&,ZYk" å›Z$\À,›*, Luc. Cont. 5), stellt sich auch die darüber hinausgehende Erneuerung dieses Vorgangs als àd$Z" (,›b.&þ$bh*, 4¾ &é á¼Û zå¦ ,ZY$–* á¼Û —Ò—^* ,^ü*j*, 5)217 und heikler Drahtseilakt dar (ø$ ,Ô*&* ,ª .›å—Ô—›$&* z(›$b™Ð,›\ —¢ {$b&* ”å&,^YÒ**—›" å•$ —&0 åZ\*&0, 5), dessen Scheitern (™þbY—$$Z••*—›" é—¿¾ (þ*—$Zd•*—›" —À* Y$*hÚ*, 5) in poetologischer Hinsicht eine misslungene Parodie bedeuten würde. Doch entgegen den Befürchtungen des ªharon gelingt die Transformation und bietet sich als erfolgreiche Neuschöpfung dar, was von Hermes wiederholt betont wird (”™•.À" b¯$ z(›Z å*—¾ ›Þ {ü›Z, 5). Die zum nächsten Teil des Dialogs überleitende Aufforderung z* YÒY. å›$Zd.•åÚ* zåZ™YÔå›Z å*— (5) beschlie•t die literarische Abarbeitung am homerischen Referenztext und lädt als rezeptionssteuerndes Signal die intradiegetische ªharonfigur als Stellvertreter für den extradiegetischen Rezipienten dazu ein, die lukianische Neuschöpfung in seiner Gesamtheit zu betrachten.218 Als solche präsentiert sich der Dialog Contemplantes genauso wie die Prolalie Zeuxis bei näherer Betrachtung als hybride Vermischung aus alten und neuen Elementen zu einem neuen, stimmigen und ästhetischen Gesamtbild, das aufgrund seiner engen Verflechtung mit der literarischen Tradition gewisserma•en zur Repräsentation des neu erreichten Stands derselben wird, der an seinem aktuellen Endpunkt den Dialog Contemplantes mit schlie•t.219

217

218

219

Zur Mehrdeutigkeit des Begriffs ,^ü*j, der nicht nur einen geistigen Einfall, sondern auch die gleichnamige Bühnenmaschine bedeuten und deswegen auch als poetologischer Hinweis auf die theatralische Inszenierung der Passage hindeuten könnte, vgl. Bompaire (2008, 23 Anm. 24). Dass dieser mehrdeutige Aspekt des Betrachtens einen Kernpunkt des Dialogs darstellt, lässt sich an dessen Titel  –$Ú* ] yåZ™Y&å&0*—›" erkennen¾ vgl. Bompaire (2008, 3f. mit Anm. 2¾ 23 Anm. 27). Betont wird dieser Betrachtungsvorgang auch durch den in Luc. Cont. 7 thematisierten Scharfblick, den Hermes ªharon verleiht¾ vgl. von Schirnding (1989, 13f.). Vgl. von Schirnding (1984, 6f.).

102

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Abschlie•end lassen sich die beiden Riesenfiguren der Aloaden als poetologische Vergleichsfiguren deuten. Dadurch nämlich, dass ªharon und Hermes nicht nur in die Fu•stapfen des Dichters Homer, sondern aufgrund der engen Verbindung von Dichtungsprozess und mythologischem Vorgang auch in die¨enigen der beiden Riesenfiguren treten, die für das Auftürmen der Gebirge verantwortlich zeichnen, werden ausgerechnet zwei Götter, die eigentlich mit Figuren wie den Aloaden verfeindet sein sollten, selbst zu hybriden Riesenfiguren. In gewisser .eise werden sie sogar zu schlimmeren Frevlern als >tos und Ephialtes, deren Stärke ªharon in abschätziger .eise unterminiert (] ”(Z&P" ^,Š" ”b›**›™—•$&þ" ›5*Z —&P* d$›•þ..h&Z* zY›h*&Z*, Luc. Cont. 4) und deren Tat sie mit ihrem eigenen Himmelssturm übertreffen wollen. Eine enge Verbindung von Göttern und Riesen wird auch durch die vergleichende Erwähnung des Titanen Atlas und des göttlichen Herakles gestützt, die beide den Himmel auf ihren Schultern zu tragen vermögen (4). Angesichts des bereits besprochenen Risikos einer transformativen Auseinandersetzung mit dem homerischen Referenztext, die letzten Endes ein erfolgreiches Produkt zutage fördert, lässt sich die Übernahme der Rolle der Riesenfiguren durch die beiden Götter ªharon und Hermes als poetologische Reflexion über den hohen Anspruch an Literatur deuten, die eine innovative Verarbeitung eines so kanonischen Texts wie der Odyssee wagt. In gewisser .eise ist eine solche Form von riesenhafter àd$Z" notwendig und legitim, um ein solches literarisches Unterfangen zum Erfolg zu führen. Die dargestellten Götter als Ausdruck des literarischen Schaffensprozesses220 akquirieren somit notwendigerweise die Rolle der Riesenfiguren, um die Textmassen der literarischen Tradition in Bewegung zu bringen. Als hybride Figuren im doppelten Sinn spiegeln sie somit die herausgearbeitete Vermischung von alten und neuen Elementen und die daraus entstehende Hybridität wider, die ¨eden Text auszeichnet, der sich selbst in Beziehung zur literarischen Tradition setzt. Eine besondere Rolle in diesem Prozess der Aktualisierung, die auf das nachfolgende Kapitel 3 zur Geopoetik vorverweist, spielt die mit Riesenfiguren verbundene Topographie. Im Fall der Aloaden sind dies die drei traditionellerweise mit deren Himmelssturm verbundenen Gebirge >lymp, >ssa und Pelion, die durch ªharon und Hermes um die Gebirge >ita und Parnass erweitert und somit poetisch weitergeschrieben werden. 220

Bompaire (2008, 5).

Hybridität von Riesenfiguren

103

Daran zeigt sich nicht nur exemplarisch die Funktion, die topographische Angaben bei der Literarisierung von >rten spielen, sondern auch deren Potenzial zu intertextuellem Spiel und innovativem Fortschreiben der literarischen Tradition.

3

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

3.1

Riesenfiguren im literarischen Raum ™•\›* œ} zb™ &éY ”.›bh`Ú üÚ&,•*^", &éœ} ›A Y› —¯ *›h— å›h$\} 6Y^Z bh^" Y¦ åÔ*—&Z&, 6*} 3å›—Ô" —› è$Ô*&" —› Z,›*&Z &â—} éb^Z" ×å›$h&*&" W›.h&Z& —•$å&*—} &â—} ”*•,&Z™Z, d\›" œ• —› ¤–$—$&" ”,•h"f (Hom Il. 8.477b-481)

480

Deinetwegen mache ich mir keine Gedanken, wenn du zürnst, auch nicht, wenn du zu den äu•ersten Grenzen der Erde und des Meeres kämst, wo Iapetos und Kronos sitzen und sich weder am Sonnenlicht des Hyperionsohns Helios erfreuen noch an den .inden, tief um sie herum aber liegt der Tartaros. Ì" {•—}, &éœ} ”åh\^™› \›¯ .›þYÐ.›*&" H$^, Ê,*þ› œ} Ð" zY•.›þ›, \›&›" œ} !*Ô,^*›* å*—" —&›" èå&—$—$h&þ" &B ¤Z—k*›" Y.•&*—Z. (Hom. Il. 14.277-279) So sprach áder SchlafÛ, und nicht war die wei•armige Göttin Hera seinen .orten ungehorsam, sondern sie schwor, wie er befahl, und benannte alle Götter, die unten im Tartaros sind und Titanen gehei•en werden. ,–. b–$ Y› ,–ü^" zåÒ\&*—& Y¦ ..&Z, &6 å›$ z*•$—›$&h ›E™Z \›&¦, è$Ô*&* ”,•¦" zÔ*—›". (Hom. Il. 15.224f.)

225

Sehr deutlich nämlich würden auch die anderen von unserem ái. e. Poseidons und Zeus}Û Kampf erfahren, die Götter der Unterwelt sind und rings um Kronos weilen.

106

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Anhand dieser drei Passagen der Ilias Homers, die explizite Verweise auf die Titanen enthalten und als Beispiele für die nachfolgenden Überlegungen zur Topographie und Geopoetik dienen sollen, lässt sich exemplarisch eine Grundproblematik epischer Riesen hinsichtlich ihrer Lokalisierung im literarischen Raum verdeutlichen. Da der troianische Krieg im heroischen Zeitalter angesiedelt ist, liegen die gro•en Götterkämpfe und damit auch die Titanomachie bereits lange zurück in der mythischen Vorvergangenheit. Dementsprechend bezeichnet der Aufenthaltsort der Titanen ihr aus ihrer Niederlage resultierendes Gefängnis, das über den fortdauernden Istzustand ihres Daseins Auskunft gibt. Namentlich Kronos als ehemaliger Herrscher im Himmel sowie Iapetos (Hom. Il. 8.479¾ 15.225) werden aus dieser Riesengruppe hervorgehoben. .ie in Hesiods Theogonie, wo von der Gefangensetzung der Titanen berichtet wird (Hes. Th. 719-736), wird dieser >rt in der Ilias als 8Tartaros€ bezeichnet (Hom. Il. 8.481¾ 14.279), wobei das Ad¨ektiv èå&—$—–$Z&" (Hom. Il. 14.279¾ Hes. Th. 851) in beiden .erken ein hapax legomenon darstellt und eine intertextuelle Verknüpfung der Gedichte ermöglicht.1 Anhand der gleichen Verortung der Titanen bei beiden Autoren lässt sich der Tartaros als >rt erkennen, der fest mit dieser Gruppe von Riesenfiguren verbunden wird. Schwieriger als die Zuschreibung des Aufenthaltsorts ist ¨edoch die topographische Verortung des Tartaros in der literarisch abgebildeten .elt an sich, denn hierzu finden sich allein in der Ilias mehrdeutige Angaben. Zum einen werden die Titanen an die äu•ersten Grenzen der .elt versetzt (*›h— å›h$—, Hom. Il. 8.478), die auf den ersten Blick eine horizontale Distanz im Raum nahelegen, da die Meerriesen >keanos und Tethys an anderer Stelle ebenfalls am .eltenrand angesiedelt werden (14.200f.¾ 14.301f.).2 Zum anderen werden die Titanen aber auch unter die Erde versetzt, wie das Ad¨ektiv d\Ò" (8.481) und die Ad¨ektive èå&—$—–$Z&" (14.279) und z*•$—›$&" (15.225) anzeigen.3 Innerhalb des homerischen .eltbilds, das darauf basiert, dass die Erde vom Ringstrom >keanos umflossen wird, wie die Ekphrasis des Schilds des Achilleus 1

2 3

Vgl. .est (1966, 391 ad 851)¾ qanko (1992, 195 ad 278-9)¾ Krieter-Spiro (2015, 134 ad 279). Das Ad¨ektiv tritt nach Homer und Hesiod au•erhalb von Scholien erst wieder in Luc. Herc. 1 in Erscheinung. Vgl. Kirk (1985, 334 ad 477-83). Vgl. auch Hom. Il. 5.898¾ 14.274, wo mit dem Ad¨ektiv z*•$—›$&" bzw. &D {*›$\› \›&h auf den tief gelegenen Aufenthaltsort der Titanen verwiesen wird¾ vgl. Kirk (1985, 334 ad 477-83)¾ Krieter-Spiro (2015, 100 ad 203b-204).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

107

verdeutlicht (18.489¾ 18.607), scheint die Verortung des Tartaros sogar diese Grenzen zu sprengen, denn in 8.478f. werden die Grenzen (å›h$—) um die Genetive bh^" Y¦ åÔ*—&Z& ergänzt und somit genauer definiert. Der Hinweis, dass nicht einmal Sonne und .inde die Titanen erreichen (8.480f.), lassen sie gänzlich aus der für andere intradiegetische Figuren wahrnehmbaren .elt heraustreten. Mit dieser Beschreibung erscheint zugleich eine vertikale Situierung des Tartaros im Erdinnern, wohin das Sonnenlicht nicht dringen kann, wahrscheinlicher als eine horizontale am .eltenrand.4 Bestätigt wird dies durch einen weiteren expliziten Verweis auf den Sieg des Zeus über Kronos in 14.203f.: á¼Û ø—› —› è$Ô*&* ›é$Ò&å 3›Ò" O bh^" *•$\› Y\›P™› Y¦ ”—$þb•—&Z& \.–™™^"f ¬ 6á¼Û als der weitblickende Zeus Kronos unter die Erde und das unfruchtbare Meer hinabschleuderte.¨5 Auch die Beschreibung des Tartaros in Hom. Il. 8.13-16 spricht für eine im Verhältnis zu Erde und Himmel vertikale Verortung des Tartaros. Dieselbe Konzeption dieses >rtes findet sich auch in Hesiods Theogonie, illustriert durch den Fall eines Ambosses vom >lymp in den Tartaros (Hes. Th. 720-725), womit diese topographische Verortung der Titanen zusätzlich gestützt wird. Eine konkrete topographische Lokalisierung ist in diesem Fall ¨edoch unmöglich, vielmehr scheint die Unmöglichkeit einer Verortung geradezu das zentrale ªharakteristikum und die Funktion des Tartaros darzustellen. Mit Miller lässt sich deswegen in diesem Fall von einem 8Atopos€ sprechen, der weder erreichbar, noch erfahrbar und dementsprechend auch nicht kartographierbar ist.6 Alternativ lässt sich im Anschluss an Foucault auch von einer Utopie sprechen, die nicht lokalisierbar ist und aus der Imagination entsteht.7 Trotz der Entrückung behält der Tartaros ¨edoch 4

5 6 7

Vgl. Kirk (1985, 296f. ad 13). Die Unmöglichkeit, dass die Sonne in der Unterwelt scheint, wird durch eine entsprechende Drohung des Helios in Hom. Od. 12.382f. verdeutlicht. Vgl. allgemein zur archaischen Konzeption des Hades ªerri (1995). Vgl. Krieter-Spiro (2015, 133 ad 279). Vgl. Miller (1995, 7f.). Vgl. Foucault (2014a, 9). Im Rahmen von Überlegungen zur Utopie von Körperlichkeit interpretiert Foucault auch den Riesenkörper selbst als Utopie (2014b, 31): 6Der menschliche Körper ist der Hauptakteur aller Utopien. Schlie•lich ist eine der ältesten Utopien, welche die Menschen einander erzählen, der Traum von einem riesigen, überdimensionalen Körper, der den Raum verschlingt und die .elt beherrscht. Das ist die alte Utopie der Riesen.¨

108

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

die Funktion eines >rtes, denn zum einen wird er über die unbestimmte >rtsangabe 6* (8.479) eindeutig als solcher ausgewiesen, zum anderen existiert er um die Titanen herum (”,•h", 8.481) und weist somit eine unbestimmte räumliche Ausdehnung auf.8 Die Unerreichbarkeit dieses Gefängnisses wiederum kennzeichnet zugleich die darin eingesperrten Riesen, die mit allen Mitteln aus der von anderen intradiegetischen Figuren erfahrbaren .elt entfernt werden. Der >rt Tartaros und die in ihm befindlichen Titanen stehen somit in einem engen Verhältnis zueinander und charakterisieren sich wechselseitig, sodass der der Tartaros über die bedrohlichen Riesenfiguren, die sich an ihm aufhalten, zu einem >rt des Schreckens wird. Die Unmöglichkeit einer konkreten Lokalisierung trägt entscheidend zu ihrer Darstellung bei und zeigt überdies auf, dass literarische .elten ihren eigenen zeitlichen und räumlichen Gesetzmä•igkeiten folgen. >bwohl allerdings die gesamte Schilderung der Titanen in ihrem au•er- und unterweltlichen Gefängnis auf ihre Abwesenheit hin angelegt ist, behalten sie dennoch einen Kontakt zur literarischen .elt der Ilias, wie Hom. Il. 15.224f. andeutet. Das Dröhnen und die Reichweite von Götterkämpfen, auf die Zeus in dieser Passage anspielt, reichen in ihrer Intensität so weit, dass sogar die Titanen an ihrem entrückten Aufenthaltsort davon erfahren können (zåÒ\&*—&, 15.224). Gelingen könnte ein direkter Kontakt aber scheinbar nur Göttern, wie zum einen der hypothetische Götterkampf zwischen Zeus und Poseidon (15.224), zum anderen die angenommene Reise der Hera ans Ende der .elt zu den Titanen (8.478) suggerieren. Keine der beiden Reisen wird ¨edoch tatsächlich umgesetzt, sodass sie als rein hypothetische Gedankenspiele im Raum stehen bleiben. Auch den sterblichen Figuren wird ¨edoch unter bestimmten Umständen eine indirekte Kontaktaufnahme mit Riesenfiguren in der Unterwelt ermöglicht, wie die Nekyia in Hom. Od. 11.23-635 nahelegt. >dysseus gelingt es nämlich, an einem seinerseits entrückten Eingang zur Unterwelt in einen Dialog mit den Toten zu treten und von seinem irdischen Standpunkt aus die Riesen >rion (11.572-575) und Tityos (11.576-581) zu beobachten, die ihrerseits ¨edoch nicht wie die anderen Toten an die >berfläche und zur von >dysseus ausgehobenen >pfergrube voller Blut drän-

8

Vgl. Aspekt Baumbach O Müller (2015, 417), die diesen Aspekt anhand der Nauagika Poseidipps herausarbeiten.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

109

gen, sondern handlungsunfähig bleiben. Sie besitzen weniger Handlungsmöglichkeiten als die menschlichen Toten, allen voran Teiresias (11.90151), die Mutter des >dysseus (11.152-225), Agamemnon (11.387-466) und Achilleus (11.467-540), die mit >dysseus wenigstens durch mündliche Kommunikation interagieren können. Das blo•e Beobachten der Riesen >rion und Tityos und ihres gegenwärtigen Zustands in der Unterwelt wird durch entsprechende Verben (›E™›*Ô^™, 11.572¾ ›5œ&*, 11.576) explizit als solches ausgewiesen. Da die Titanen und der mit ihnen verbundene Tartaros weder im Kontext der Nekyia noch in der restlichen Odyssee erwähnt werden, ist implizit eine Abtrennung des Tartaros von der restlichen Unterwelt anzunehmen, die als Hades bzw. seltener als Erebos bezeichnet wird.9 Im Gegensatz zu >rion und Tityos werden die Titanen als Erzfeinde der olympischen Götter somit an einem noch unzugänglicheren >rt festgesetzt als die restlichen Riesen, zu dem wirklich nur die Götter gelangen können. Mit der Unerreichbarkeit der Titanen geht eine vollständige Handlungsunfähigkeit einher, denn au•er zu sitzen (Z,›*&Z, Hom. Il. 8.480) und passiv wahrzunehmen (zåÒ\&*—&, 15.224), bleiben ihnen keine weiteren Handlungsmöglichkeiten.10 Ihre Passivität wird noch dadurch gesteigert, dass die .ahrnehmung eines Götterkampfs nur im Rahmen einer hypothetischen Annahme in der Rede des Poseidon angedeutet wird, die mit dem Irrealis überdies als unwirkliches Geschehen gekennzeichnet wird (Y› á¼Û zåÒ\&*—&, 15.224). Alle anderen Aktivitäten werden ihnen abgesprochen und sogar ihr Dasein ist grundlegenden Einschränkungen unterworfen, was ihre .ahrnehmung anbelangt (&â—á›Û á¼Û —•$å&*—Z, 8.480f.). Ein weiteres Anzeichen für ihre Passivität ist die einzige Funktion, die sie in der Ilias erfüllen, nämlich als Zeugen für den Göttereid durch Hera (14.277-279) angerufen zu werden, wobei sie lediglich als Repräsentanten der Unterweltsgötter einspringen, ohne in irgendeiner .eise 9

10

Auch in Hesiods Theogonie scheint eine solche zusätzliche Abtrennung vorzuliegen¾ vgl. .orms (1953, 38f.). Die >rtsbezeichnung s$›d&" wird im Gegensatz zur Bezeichnung }Zœ^" wesentlich seltener verwendet¾ vgl. Hom. Il. 8.368¾ 16.327¾ Od. 10.528¾ 11.37¾ 11.564¾ 12.81¾ 20.356. Zur synonymen Verwendung von s$›d&" und }Zœ^" bei Homer vgl. LfgrE s. v. 6s$›d&"¨ (682f.)¾ Brügger (2016, 149 ad 327). In Hes. Th. 515¾ 669 dagegen scheint s$›d&" synonym mit ¤–$—$&" verwendet zu werden¾ vgl. .est (1966, 310 ad 515)¾ LfgrE s. v. 6s$›d&"¨ (682f.). Vgl. Krieter-Spiro (2015, 133 ad 179).

110

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

auf die Anrufung zu reagieren.11 Angesichts dieser Einschränkung ihrer Handlungsfähigkeit, die zugleich als Beschränkung ihres literarischen Potenzials als antagonistische Figuren gegenüber der olympischen .eltordnung lesbar wird, stehen sie in starkem Gegensatz zu den menschlichen Toten der Unterwelt, die unter bestimmten Umständen, die durch die Nekyia des >dysseus illustriert werden, wieder aktiv werden und den Handlungsverlauf beeinflussen können. Zur Untätigkeit der Titanen kommt der Umstand hinzu, dass die Titanomachie, auf die bei Homer lediglich in Hom. Il. 14.203f. explizit angespielt wird, bereits mythische Vorvergangenheit ist, die im aktuellen Zeitpunkt, in dem Hera ihren Schwur ablegt, in der fortdauernden Gefangenschaft der Titanen nachwirkt. Die räumliche Entrückung geht dabei zugleich mit einer zeitlichen Ablösung von einer Handlung einher, denn die Festsetzung der Titanen im Tartaros im Anschluss an die Titanomachie friert das Fortschreiten der Zeit für diese Figurengruppe ein und transformiert einen zeitlichen Ablauf somit in einen einzigen fortdauernden Zustand. Der Tartaros als >rt ist damit nicht nur hinsichtlich seiner Räumlichkeit, sondern auch seiner Zeitlichkeit ein Sonderfall, der eigenen Gesetzmä•igkeiten folgt und sich aufgrund dieser Verbindung beider Merkmale als 8ªhronotopos€ interpretieren lässt. Michail M. Bachtin als Urheber dieses räumlich-zeitlichen Modells charakterisiert einen solchen >rt wie folgt: Im künstlerisch-literarischen ªhronotopos verschmelzen räumliche und zeitliche Merkmale zu einem sinnvollen und konkreten Ganzen. Die Zeit verdichtet sich hierbei, sie zieht sich zusammen und wird auf künstlerische .eise sichtbar¾ der Raum gewinnt Intensität, er wird in die Bewegung der Zeit, des Su¨ets, der Geschichte hineingezogen. Die Merkmale der Zeit offenbaren sich im Raum, und der Raum wird von der Zeit mit Sinn erfüllt und dimensioniert.12

11

12

Vgl. Krieter-Spiro (2015, 131 ad 274). Die Verwendung der Titanen als Erzfeinde der Götter im Rahmen des Eids weist auf die Ernsthaftigkeit des Schwurs hin, da die Verletzung desselben einer direkten Bedrohung der olympischen .eltordnung gleichkäme¾ vgl. qanko (1992, 194 ad 271-9). Vgl. Bachtin (2014, 7).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

111

Angesichts der verschiedenen Formen von ªhronotopoi, die Bachtin in Einzelanalysen unterschiedlicher Texte herausarbeitet, weist sein ªhronotopos des 8Schlosses€ dieselbe Funktion auf wie Homers Tartaros. Das Gefängnis der Titanen dient als Speicher eines bestimmten Ereignisses der mythischen Vergangenheit und führt dieses in ¨eder Passage mit, in der er ausgestaltet wird.13 Die Inaktivität der Titanen lässt diesen ªhronotopos zudem als abgeschlossenen >rt erkennen, der einer Aktualisierung durch neue Geschehnisse zu widerstreben scheint und auf die Funktion eines 8Erinnerungsorts€ beschränkt bleibt. In seiner Unverortbarkeit, als Atopos, folgt der Tartaros als ªhronotopos dennoch seinen eigenen Gesetzmä•igkeiten, die von anderen Räumen der Ilias nicht erfüllt werden können. Gerade aufgrund dieser Sonderfunktion wird eine topographische Verortung in der literarischen .elt der Ilias besonders erschwert und dies verdeutlicht, dass ein solcher >rt nur als literarischer >rt existieren kann und der Text der Ilias somit die eigentliche Lokalisierung des Tartaros darstellt. Aufgrund dieser speziellen Handhabung in der Ilias sind die im Tartaros gefangenen Titanen zugleich abwesend und anwesend, werden einerseits durch ihre Nichtverortung aus der Handlung herausgeschrieben, durch ihre relative Lokalisierung andererseits aber wieder in die literarische .elt der Ilias eingeschrieben. In dieser doppelten räumlichen Verfasstheit der Titanen lässt sich ein räumliches Hauptcharakteristikum von Riesenfiguren in der epischen Dichtung generell erkennen, das mit ihrem hybriden .esen in enger Beziehung steht. Ein positives Gegenbild zu diesem negativen Aufenthaltsort homerischer Riesen bildet der >lymp, auf dem die olympischen Götter wohnen. >bwohl es sich dabei ebenfalls um einen entrückten Atopos handelt, der losgelöst vom gleichnamigen Berg in ätherischen Sphären lokalisiert wird,14 unterscheidet er sich insofern vom Gefängnis der Titanen, als die olympischen Götter stets handlungsfähig bleiben, den >lymp nach Belieben betreten und verlassen können und von dort aus nicht nur das .eltgeschehen verfolgen, sondern auch aktiv eingreifen können. In diesem Kontrastbild zum Tartaros wird somit die ewige Feindschaft zwischen den beiden Götterparteien in ihre ¨eweiligen Aufenthaltsorte eingeschrieben, wobei Tartaros und >lymp in ihrer Funktion als ªhronotopoi ganz ähnlich funktionalisiert werden. Genauso wie sich der Tartaros in einem 13 14

Vgl. Bachtin (2014, 183). Vgl. Anghelina (2008).

112

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

unveränderlichen Zustand befindet, weist auch der >lymp dauerhafte Konstanz auf, die den Bestand der olympischen .eltordnung garantiert. Angesichts dieser Dichotomie von olympischen Göttern und Titanen ist es bemerkenswert, dass letzteren abgesehen von ihrer Gefangenschaft im Tartaros eine weitere Form des Fortlebens zuteilwird, das aufs engste mit ihren Bezwingern verbunden ist. Da sie ¨edoch nicht nur Kontrahenten, sondern auch Vorfahren der olympischen Götter sind, erhalten sie in Form von genealogischen Epitheta auch einen dauerhaften Platz in der literarischen .elt. Mit weitaus den meisten Belegstellen betrifft dies primär den Titanen Kronos, der durch die Epitheta è$&*hÚ* bzw. è$&*hœ^", die meistens mit seinem Sohn und Nachfolger Zeus verbunden werden, trotz seiner Festsetzung im unzugänglichen Tartaros in der epischen Dichtung überaus präsent bleibt.15 Dasselbe gilt für zahlreiche andere Titanen wie Iapetos, Hyperion, Uranos oder Atlas, die in Form von Patronymika einen rein literarischen Platz ausfüllen, der nicht topographisch in der literarischen .elt verortet werden kann. Der Riese Argos dagegen lebt in dem Epitheton Œ$b›Z•Ô*—^" weiter, das exklusiv für seinen Bezwinger Hermes Verwendung findet. Zwar wird in diesen Fällen keine Verbindung zwischen den betreffenden Riesenfiguren und literarischen Landschaften hergestellt, doch eröffnet diese Art der Verwendung die Möglichkeit der Erinnerung und Aufrechterhaltung einer gewissen Präsenz dieser Riesen. Neben diesen beiden konkurrierenden Parteien findet sich eine dritte Gruppe von Figuren, die ebenfalls eine besondere topographische Verortung besitzen. Es handelt sich dabei um die¨enigen Urriesen und Titanen, die nicht zusammen mit den restlichen Titanen um Kronos gegen die olympische .eltherrschaft angekämpft, sondern diese unterstützt haben und daraufhin produktiv in die neue .eltordnung integriert wurden, sodass sie weiterhin eine aktive Rolle darin übernehmen.16 Dazu gehören 15 16

Vgl. Mondi (1990, 165). Bezeichnend für diese Funktionalisierung ist auch die Darstellung der mit den olympischen Göttern verbündeten Titanen in der Gigantomachie auf dem Pergamonaltar¾ vgl. Kästner (2004, 32 und 56f.). Die Erwähnung von Helios} Vater Hyperion (Hom. Il. 8.480), dessen Schicksal als Titan in der Ilias wie in der Theogonie im Unklaren bleibt, ist vor diesem Hintergrund besonders bezeichnend. Sein Name, der nur an wenigen Stellen im homerischen Œuvre in Erscheinung tritt, wird teilweise als Patronymikon, teilweise als Synonym für Helios verwendet¾ vgl. Kirk (1985, 335 ad 480).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

113

einerseits die Titanen Helios, Eos und Selene sowie der Einzelriese >rion, die aufgrund ihrer Funktion als Himmelskörper meistens am Firmament verortet werden und sich nur dann von ihren regelmä•igen Bahnen lösen, wenn sie ihre Tages- bzw. Nachtschicht beendet haben und unter den .eltenrand tauchen. Da die Namen dieser Gottheiten mit den üblichen griechischen Bezeichnungen für Sonne, Mond, Morgenröte usw. zusammenfallen, wird eine eindeutige Bestimmung als Riesenfiguren bisweilen erschwert, doch sind sie über entsprechende Beiwörter wie œP&" weiterhin als handlungsfähige Gottheiten identifizierbar.17 Andererseits betrifft dies auch die Urriesen Uranos, Gaia, >keanos und Tethys,18 die dadurch in der literarischen .elt allgegenwärtig sind, dass sie zusammen den Gro•teil der .elt ausmachen und Erdmasse, Himmel und .eltmeer repräsentieren. Sie nehmen dementsprechend nicht punktuelle >rte, sondern gro•e zusammenhängende Flächen ein und erhalten somit als Urriesen eine Sonderstellung, da sie selbst Raum repräsentieren, der wiederum anderen Riesen als Lebensraum dient. Insbesondere Gaia als Riesenmutter steht aufgrund dieser Sonderrolle mit zahlreichen Riesenfiguren in einer engen Verbindung, da viele von ihnen erdgeboren sind oder nach ihrer Niederschlagung wieder in der Erde gefangengesetzt werden. Trotz dieser primär räumlichen Funktion treten diese Riesenfiguren aber genauso wie die Gruppe von Riesen, die Gestirne repräsentieren, auch als handelnde Figuren auf, sodass ihre personifizierte Ausgestaltung nicht vollständig in ihrer Funktion als Lebensräume verloren geht. In diesen einführenden Überlegungen klingen bereits zentrale Aspekte und Probleme an, die eine Beschäftigung mit literarischen Räumen und >rten mit sich bringt. Erstens stellt sich bei sämtlichen literarischen Räumen die Frage, inwiefern sie sich topographisch abbilden lassen, da die 17

18

In die Kartenlegenden in Anhang 2 werden diese Gestirne entsprechend auch nur dann aufgenommen, wenn ihr göttlicher Aspekt in irgendeiner .eise verdeutlicht ist. .ährend >keanos und Tethys bei Homer ein kosmisches Urpaar sind, sind sie bei Hesiod ein weniger bedeutsames Götterpaar neben vielen anderen¾ vgl. ªlay (2005, 16 Anm. 13). Aus der Verbindung der beiden Meerriesen entstehen in Hesiods Theogonie (Hes. Th. 337-370) sämtliche Flüsse und >keaniden, weswegen sie wie >keanos eine Rolle als Personifikation des Meeres erhält. Vgl. zur Sonderstellung des >keanos Krieter-Spiro (2015, 101 ad 203b-204).

114

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Überprüfung der (Un-)Möglichkeit einer räumlichen Verortung entscheidende Hinweise zur Bestimmung der Funktion von Räumen liefert, wie das Beispiel des Tartaros in Bezug auf die Titanen illustriert. .eiterhin drängt sich insbesondere bei Vorliegen von >rtsbezeichnungen die Frage auf, ob sich entsprechende Räume auch geographisch lokalisieren und somit an eine au•ertextliche .irklichkeit rückbinden lassen.19 Aufgrund der gro•en zeitlichen Distanz zur antiken Literatur und wegen beträchtlicher Unterschiede hinsichtlich des geographischen .issens zu den unterschiedlichen Zeitpunkten der einzelnen qahrhunderte kann eine Rekonstruktion antiker Geographie ¨edoch nicht das Ziel solcher Überlegungen sein. Dies gilt in besonderem Ma•e für epische Gedichte, die zum Gro•teil in einer mythischen Vorzeit angesiedelt sind und deswegen einer geographischen Verortung zusätzlich entrückt sind. Besonders deutlich wird die Unmöglichkeit der genauen Verortung von Schauplätzen epischer Handlungen durch die zahllosen Versuche seit der Antike, Troia20 und die Reisestationen der Fahrten des >dysseus geographisch zu lokalisieren.21 Bereits in der Antike wurden verschiedene Herangehensweisen an diese Fragestellung diskutiert, nämlich eine konkrete geographische Verortung der Reisestationen des >dysseus im Mittelmeerraum, eine relative geographische Lokalisierung im >keanos sowie die Annahme, dass es sich bei der Schilderung um keine real-historisch fassbare, sondern um eine fiktive Reise handelt.22 Letzteres wird insbesondere durch die erzählerische Gestaltung der Irrfahrten nahegelegt, die von >dysseus als homodiegetisch-intradiegetischem Erzähler abhängen und deswegen hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit zumindest kritisch zu hinterfragen sind. Selbst im Falle des historischen Troias, das mit hoher .ahrscheinlichkeit als Vorlage für das literarische Troia gedient haben dürfte, wird die gro•e Diskrepanz zwischen realhistorischem und literarischem >rt deutlich. qeder >rt wird durch die Aufnahme in einen literarischen Kontext automatisch transformiert und lässt sich trotz bestehender Berührungspunkte niemals gänzlich mit realen geographischen Räumen in Deckung bringen. 19 20

21 22

Vgl. dazu Miller (1995, 3f.)¾ MarszaMek O Sasse (2010b, 9f.). Vgl. bspw. die forschungsgeschichtliche Arbeit von Ulf O Rollinger (2011), in der die lang¨ährige Debatte zwischen qoachim Latacz und Raoul Schrott in der Frage nach der Verortung Troias nachgezeichnet wird. Vgl. dazu die umfassende Zusammenstellung aller Lokalisierungsversuche durch .olf (2009, 225-309). Vgl. .olf (2009, 225-233).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

115

Vor diesem Hintergrund bietet sich für die Interpretation literarischer Räume ein geopoetischer Ansatz an, der, wie der Begriff 8Geo-Poetik€ nahelegt, einen starken Fokus auf die Erzeugung und Ausgestaltung von Räumen mit literarischen Mitteln legt. Es handelt sich dabei um einen relativ ¨ungen Ansatz, der durch Kenneth .hite bereits 1987 begrifflich geprägt,23 sich als Konzept aber erst in den letzten zehn qahren als Nebenzweig topographischer Forschung herausgebildet hat,24 die seit dem sogenannten 8Spatial Turn€ in vielen Disziplinen angesto•en wurde.25 In der Klassischen Philologie wiederum wurde Geopoetik erst in einigen wenigen Studien vor allem zu hellenistischer Dichtung zur Anwendung gebracht.26 Magdalena MarszaMek und Sylvia Sasse definieren die Möglichkeiten und das Ziel eines geopoetischen Ansatzes wie folgt: 23 24

25

26

Vgl. .hite (1987)¾ MarszaMek O Sasse (2010b, 7f.). Vgl. vor allem den Sammelband von MarszaMek O Sasse (2010a)¾ Probst (2017). In den Untersuchungen von Miller (1995)¾ .estphal (2007)¾ Hallet O Neumann (2009)¾ Piatti (2009)¾ Lamberz (2011) wird die Darstellung von Räumen in der Literatur zwar mit einer ähnlichen Ausrichtung, aber mit anderen Begrifflichkeiten untersucht. In den unterschiedlichen philologischen Disziplinen wurde seither eine gro•e Breite an theoretischen Ansätzen entwickelt, die einerseits eine enorme >ffenheit des Untersuchungsfeldes nach sich gezogen hat. Andererseits sind damit aber eine gro•e Disparität zwischen den einzelnen Modellen und eine Vielzahl von Begrifflichkeiten einhergegangen, die eine systematische Beschäftigung mit dem Thema erschweren. Ein weiteres Problem ist das Übergewicht theoretischer Ansätze gegenüber systematischen methodischen Überlegungen, sodass ein praxisorientiertes Instrumentarium für die konkrete Interpretationsarbeit fehlt. Vgl. dazu Vgl. Hallet O Neumann (2009b, 11)¾ Frank (2011, 277f.). Der Humangeograph Edward So¨a hat diese Bezeichnung für die Forschungswende 1987 geprägt¾ vgl. Hallet O Neumann (2009b, 11)¾ Frank (2011, 277). Vgl. Stephens (2004)¾ Bing (2005)¾ Asper (2011)¾ Lightfoot (2014, 133-181), die den Begriff allerdings nur in der Überschrift verwendet und nicht erläutert¾ Baumbach O Müller (2015)¾ Baumbach (2015). Für die Geopoetik im Speziellen liegt bislang kein systematisches theoretisches Modell vor. So werden denn auch in den wenigen Untersuchungen in der Klassischen Philologie, die mit dem Terminus arbeiten, unterschiedliche Auffassungen mit dem Begriff verbunden. .ährend in den übrigen Untersuchungen der Begriff 8Geopoetik€ im Sinne von MarszaMek O Sasse (2010b) verwendet wird, steht er in den Aufsätzen von Bing (2005)¾ Asper (2011) eher für das Konzept der 8Geopolitik€,

116

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Zunächst möchten wir den Fokus im .ort Geopoetik auf die Poetik, auf das Herstellen von Territorien und Landschaften in der Literatur richten. Eine solche Geopoetik reflektiert und kommentiert zugleich auch die Konstruiertheit von Geographie au•erhalb der Literatur ¬ das Benennen und Einordnen von geographischen Räumen in Landschaften, Regionen, Klimazonen, Staaten oder Kontinenten. In diesem Kontext kann diskutiert werden, mit welchen Schreibweisen, Verfahren, Narrativen, Symbolen und Motiven spezifische Raum-Poetiken hervorgebracht, semantisch aufgeladen und an bestimmte >rte, Landschaften und Territorien gekoppelt werden.27

Zentrale Fragen für eine geopoetische Analyse sind, wie der literarische Raum konstruiert wird, welche Gesetzmä•igkeiten und .irkungsästhetik er aufweist und welche Bedeutungen durch ihn als Setting für die Erzählung eröffnet werden.28 Ein narratologischer Zugriff kann Aufschluss über diese Bedeutungen literarischer Räume im Erzählzusammenhang geben,29 wobei insbesondere die Perspektivierung der Landschaftsschilderung durch einen Erzähler oder Rezipienten als Betrachter von Bedeutung ist.30 Eine bedeutende Rolle spielt dabei die literarische Tradition von Räumen, die für eine Vernetzung einzelner Räume untereinander sorgt und die mit dem Instrumentarium der Intertextualität am besten nachgezeichnet werden kann. In diesem Zusammenhang stellt sich insbesondere die Frage, wie ein neuer literarischer Raum mit früheren Räumen umgeht und welche poetologische Bedeutungsdimension sich aus diesem Verarbeitungsprozess ergibt.31 In diesem Zusammenhang von erzählerischer Ausgestaltung und intertextueller Verknüpfung lässt sich auch die räumliche Sonderform des ªhronotopos ansiedeln.32

27 28 29 30 31 32

das neben literarischen Gesichtspunkten auch historische und kulturwissenschaftliche umfasst. Theoretisch sehr gründlich reflektiert und praktisch angewendet wird das Modell bei Baumbach O Müller (2015)¾ Baumbach (2015). Vgl. MarszaMek O Sasse (2010b) 9f. Vgl. Baumbach O Müller (2015, 411). Vgl. Lotmann (1972)¾ Dennerlein (2009)¾ Martïnez O Scheffel (2012). Vgl. Schmitz-Emans (2007, 10). Vgl. Baumbach O Müller (2015, 411)¾ Bärtschi (Aufsatz a). Foucaults Modell der 8Heterotopie€ dagegen bietet sich für die Analyse epischer literarischer Räume weniger an, da mit diesem Begriff stets real-historisch verortbare Räume bezeichnet werden, die ihre besondere Bedeutung aus einer Sonderstellung innerhalb der Gesellschaft beziehen¾ vgl. dazu Foucault

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

117

Die nachfolgende geopoetische Untersuchung wird auf der Grundlage kartographischer Darstellungen erfolgen, die einen Überblick über Dichte und Verteilung von Verortungen epischer Riesenfiguren im Mittelmeerraum geben sowie Rückschlüsse ermöglichen, ob die ¨eweiligen Riesen in die bewohnte .elt der Epen eingeschrieben oder im Gegenteil aus ihr herausgeschrieben werden (Anhang 2).33 Aufgeführt werden darin lediglich die¨enigen epischen Riesenfiguren, zu denen sich topographische Hinweise in den Epen selbst finden lassen, erläuternde Metatexte wie Kommentare bei späteren Autoren und Scholien finden dagegen keine Berücksichtigung, da es sich dabei um metatextuelle Kommentare handelt, die stark auf realhistorische Lokalisierungsversuche ausgerichtet sind und eine zusätzliche Ebene in der kartographischen Abbildung erforderlich machen würden.34 Der Mittelmeerraum als Referenzrahmen bietet sich deswegen an, weil er stets das Zentrum antiker .eltbilder bildet, soweit sich diese rekonstruieren lassen, und deswegen als grundlegender Handlungsraum antiker Texte dient.35 Aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit dieser Karten wird zum einen eine moderne Karte des Mittelmeerraums zugrunde gelegt, zum anderen wird eine epochenweise Darstellung der Verortungen von Riesenfiguren in archaischen, hellenistischen, kaiserzeitlichen und spätantiken Epen vorgenommen. Die Verwendung einer modernen Karte ermöglicht modernen Rezipienten einerseits eine schnellere >rientierung, andererseits wird damit das Problem umgangen, für ¨ede Epoche eine dem Zeitkontext entsprechende Karte anfertigen zu müssen. Diese Vereinfachung lässt sich damit rechtfertigen, dass sich zur antiken Kartographie kaum Zeugnisse erhalten haben und antike .eltbilder dementsprechend ohnehin nur

33 34

35

(2014b, 9-11). Vgl. dazu Piatti (2009, 55). Durch diese Einschränkung wird zwar ein möglicher .issenshorizont antiker Rezipienten ausgeblendet, doch handelt es sich bei den überlieferten Scholien zumeist um später entstandene Metatexte, die nicht denselben .issensstand abbilden wie zur Zeit der Entstehung der Epen. Analog zum alexandrinischen Prinzip der Interpretation ê,^$&* z( ô,j$&þ ™•^*h`›Z* (6Homer aus Homer heraus erklären¨) sollen deswegen lediglich die aus den Epen selbst eruierbaren Angaben verwertet werden. Zum Begriff 8Metatext€ vgl. Genette (1993, 13). Vgl. Baumbach (2015, 227).

118

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

in modernen Rekonstruktionen fassbar sind.36 Au•erdem ist die Vorstellung vom Mittelmeerraum mit den angrenzenden Ländern, in denen der Gro•teil der Riesenfiguren verortet wird, über die qahrhunderte hinweg im Gro•en und Ganzen relativ konstant geblieben.37 Basierend auf den vorangegangenen Überlegungen zum Tartaros werden in die kartographische Darstellung auch nicht lokalisierbare Atopoi aufgenommen, da die Abwesenheit von Riesenfiguren in diesen Fällen genauso bedeutsam ist wie ihre Anwesenheit in der literarischen .elt.38 Da diese >rte nicht Teil des abbildbaren Mittelmeerraums sind und eine spezielle Räumlichkeit aufweisen, werden sie in eigenen Bereichen unter der Mittelmeerraumkarte abgebildet und in die Gruppen 8Himmel€, 8Unterwelt€ und 8Atopoi€ unterteilt. Die epochenweise Gliederung wiederum ist weniger als zeitlich determinierte Diachronie von Lokalisierungen zu verstehen, sondern mehr als thematische Gruppierung von Epen, die in gemeinsamen Zeitkontexten entstanden sind und dementsprechend gemeinsame Tendenzen aufweisen. Ebenfalls der Benutzerfreundlichkeit dienen die beigefügten Legenden, denen die >rtsbezeichnungen, die betroffenen Riesenfiguren und Verweise auf die zugehörigen literarischen Zeugnisse entnommen werden können. Basierend auf dieser kartographischen Erfassung der Verortungen epischer Riesenfiguren wird die konkrete Ausgestaltung ausgewählter Ausschnitte aus literarischen Raumbeschreibungen hinsichtlich ihrer Funktion für die Darstellung der mit ihnen verbundenen Riesen untersucht. Dabei fungiert der Begriff 8Raum€ als übergeordnete Kategorie, Raumkategorien wie 8>rte€ bzw. aus >rten zusammengesetzte 8Landschaften€ werden dieser dagegen untergeordnet. Konkret wird Raum dabei verstanden als die Gesamtheit der abgebildeten .elt eines literarischen .erks, die demnach als Gefä• fungiert, in dem wiederum kleinere Einheiten wie >rte und Landschaften enthalten sind. .ährend Raum primär in relationaler und struktureller Art und .eise fassbar wird, setzen sich >rte und Landschaften aus konkreten topographischen Elementen wie Bäumen, Bergen, Flüssen usw. zusammen und ergeben zusammengenommen ein bestimmtes Gesamtbild. 36 37 38

Vgl. zur Verfügbarkeit von Karten in der Antike Geus (2003). Vgl. dazu die .eltbilder unterschiedlicher antiker Gelehrter bei .ittke O >lshausen O Szydlak (2012, 4f.). Vgl. Piatti (2009, 52).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

3.2

119

Entrückung von Riesenfiguren im archaischen Epos

Karte 1 zur Lokalisierung von Riesenfiguren im archaischen Epos (Anhang 2) bestätigt die bereits in Kapitel 2.1 zu Hesiods Theogonie und in Kapitel 3.1 zu den Titanen in Homers Ilias herausgearbeitete Tendenz, dass Riesenfiguren gezielt aus der literarischen .elt des archaischen Epos herausgeschrieben werden. Die wenigsten von ihnen lassen sich topographisch genau verorten, was durch einen Mangel an >rtsbezeichnungen befördert wird, wobei sich die wenigen konkreten topographischen >rtsangaben auf das griechische Festland konzentrieren und in den Kontext der Himmelssturmmythen gehören, die an berühmte Gebirge gebunden sind. Im Rahmen der Titanomachie in Hesiods Theogonie bspw. werden die Titanen auf dem Berg >rthrys (Hes. Th. 631f.), die Hekatoncheiren als riesige Verbündete der olympischen Götter dagegen auf dem >lymp verortet, wie sich indirekt aus dem narrativen Kontext erschlie•en lässt (624-675¾ 713-716a). Doch auch die vorhandenen >rtsbezeichnungen lassen nicht automatisch eine Lokalisierung zu, sondern täuschen in vielen Fällen eine solche nur vor. In der Mehrzahl lassen sich archaische Riesenfiguren nur relativ lokalisieren, wobei die beschriebene Topographie über die Nennung von Landschaftselementen zwar bestimmte Landschaften und Lebensräume von Riesen evoziert, allerdings keinerlei Aufschluss über ihren Platz innerhalb der literarischen .elt gibt.39 Diese lückenhafte Lokalisierung führt zu einer Entrückung von Riesen aus der bewohnten literarischen .elt, wodurch ihr atopischer Aufenthaltsort einen Sonderstatus erhält und sich in besonderer .eise auf den Handlungsverlauf auswirkt, sofern sie auf der intradiegetischen Ebene in Kontakt mit anderen Figuren gelangen. Dass es sich bei diesem Herausschreiben von Riesenfiguren nicht um einen unumkehrbaren Prozess handelt, beweisen etwa die Hekatoncheiren in Hesiods Theogonie. Im Handlungsverlauf werden sie gleich mehrfach in die literarische .elt ein- und aus ihr herausgeschrieben, denn zuerst werden sie nach ihrer Geburt von Uranos in das Innere der Erde bzw. die Unterwelt verbannt (Hes. Th. 154-161a¾ 617-623), bevor Zeus sie aus

39

Daran zeigt sich, dass eine geopoetische Gestaltung nicht primär über >rtsnamen funktioniert, sondern auf der Verwendung literarischer Gestaltungsmittel basiert¾ vgl. Baumbach O Müller (2015, 415).

120

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

ihrem unterirdischen Gefängnis befreit,40 sie als Mitstreiter gegen die Titanen gewinnt und auf den >lymp führt (624-675¾ 713-716a). Im Anschluss an die Titanomachie werden die Hekatoncheiren als .ächter der Titanen schlie•lich erneut an einem entlegenen >rt im Tartaros angesiedelt (713-720¾ 734f.), wodurch ihre Stärke für den Erhalt der olympischen .eltordnung eingesetzt wird und ihr Bedrohungspotenzial für die Erdoberfläche neutralisiert wird.41 In den homerischen Epen, deren Handlung innerhalb der mythologischen ªhronologie später angesiedelt ist als die Theogonie, sind diese Umsiedlungsma•nahmen zwar grö•tenteils bereits abgeschlossen, doch werden solche >rtsveränderungen teilweise als Analepsen in die Erzählung eingeschrieben, sodass mehrere Riesen, die in der Gegenwart der Handlung bereits die Unterwelt bevölkern, zusätzlich mit ihren ursprünglichen .irkungsorten verbunden werden. Der Himmelssturm der Aloaden wird mit >lymp, Pelion und >ssa (11.315f.) in Verbindung gebracht, Tityos wiederum in der Umgebung von Pytho angesiedelt (11.581), wo er nach einer versuchten Vergewaltigung Letos von deren Sohn Apollon getötet wird. Eine zentrale Rolle in diesen Beschreibungen von Riesenfiguren spielt die Erzählerperspektive, von der die Glaubwürdigkeit der Schilderung wesentlich abhängt, da sich etwa für die Beschreibung der in der Unterwelt festgesetzten Riesen >tos, Ephialtes und Tityos durch >dysseus als homodiegetisch-intradiegetischem Erzähler keine parallelen Berichte in der Odyssee finden lassen.42 Sowohl die intradiegetischen als auch die extradiegetischen Rezipienten sind demnach vollkommen von >dysseus als Erzähler der Apologen abhängig und sind nicht in der Lage, eine unabhängige und sichere Bewertung der darin vorgenommenen Lokalisierungen vorzunehmen. Im Gegensatz dazu werden >dysseusÝ Begegnungen mit den Kyklopen (Hom. Od. 9.106-566) und den Laistrygonen (10.77-132), von denen

40 41

42

Vgl. .est (1966, 206 ad 139-53). Vgl. ªlay (2005, 25). ªalame (1985, 150-152) betont, dass die Entscheidung der Titanomachie weitestgehend davon abhängt, dass die olympischen Götter die ungeordnete Stärke der Titanen durch die gebändigten Kräfte der Hekatoncheiren und der Natur in Form des Blitzes besiegen. Sie greifen demnach auf dieselbe kosmische Stärke zurück, um die neue .eltordnung zu etablieren. Zu den Aspekten, die diese Erzählperspektive mit sich bringt, vgl. de qong (2001, 224-227).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

121

er im Rahmen der Apologen berichtet, an anderer Stelle vom heterodiegetisch-extradiegetischen Erzähler der Odyssee bestätigt, sodass diese Riesenepisoden gegenüber anderen, eindeutigen Lügengeschichten des >dysseus an Glaubwürdigkeit gewinnen.43 Die Verortung gerade dieser Riesenfiguren ist von besonderem Interesse, als sie auf der intradiegetischen Figurenebene nach wie vor präsent und erfahrbar bleiben. Überdies verfügt >dysseus als homodiegetisch-intradiegetischer Erzähler somit über einen .issensvorsprung gegenüber anderen intradiegetischen Figuren44 und liefert als Augenzeuge mithilfe seiner beschriebenen Reaktionen wichtige wirkungsästhetische Hinweise für den Rezipienten. Durch die äu•erst detailreiche topographische Schilderung und ihre andauernden Präsenz in der literarischen .elt bieten sich die Kyklopen und Laistrygonen als Paradebeispiele für eine geopoetische Deutung archaischer Riesenfiguren an. Dies wird deutlich in der besonderen Erzählsituation, in der der Erzähler >dysseus den erfahrenen Lebensraum der Riesen sprachlich nachbildet, ihn mit topographischen Merkmalen ausstattet und somit als literarische Landschaft Stück für Stück vor dem geistigen Auge des Rezipienten entstehen lässt. Somit liefert die Erzählung keine rein mimetische Abbildung der erlebten Landschaft, sondern betont die Entstehung der Landschaft im Prozess des Erzählens,45 was durch die Perspektivierung der Erzählung auf die Figur des >dysseus bestärkt wird, der sich selbst als Entdecker einer fremden .elt inszeniert. Für die in diesem Lebensraum agierenden Riesenfiguren erhält die geopoetische Landschaftsbeschreibung im Umkehrschluss charakterisierende Funktion, da zwischen den Kyklopen und Laistrygonen sowie ihrem Aufenthaltsort eine enge Beziehung aufgebaut wird. Gleich zu Beginn wird die Kyklopenepisode (9.106-566) mit einer kurzen topographischen Beschreibung der natürlichen Beschaffenheit der Heimat der Kyklopen eingeleitet (9.105115):

43 44 45

Vgl. de qong (2001, 221f.). Vgl. zum .issensvorsprung des Erzählers >dysseus de qong (2001, 226). Vgl. zu diesem zentralen geopoetischen Aspekt sowie zur Rolle der Imagination im Rezeptionsprozess Bärtschi (Aufsatz a).

122

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos {*\›* œ­ å$&—•$Ú å.•&,›* ”Yüj,›*&Z Y—&$. èþY.ÐåÚ* œ} z" bP* èå›$•Z–.Ú* ”\›,h™—Ú* DYÔ,›\}, &6 1 \›&P™Z å›å&Z\ԗ›" ”\*–—&Z™Z* &◛ •þ—›Ò&þ™Z* ü›$™¦* •þ—¢* &â—} ”$ÔڙZ*f ”..¯ —– b} ™å$— Y¦ ”*j$&— å–*— •Ò&*—Z, åþ$&¦ Y¦ Y$Z\¦ oœ} ,å›.&Z, 6 —› ••$&þ™Z* &5*&* z$Z™—–•þ.&*, Yh ™•Z* 7Z¢" ú,d$&" ”•(›Z. —&P™Z* œ} &â—} ”b&$¦ d&þ.^•Ô$&Z &◛ \•,Z™—›", ”..} &6 b} èû^.À* !$•Ú* *h&þ™Z Y–$^* z* ™å•™™Z b.•þ$&P™Z, \›,Z™—›Ò›Z œ­ zY™—&" åhœÚ* oœ} ”.ÔüÚ*, &éœ} ”..j.Ú* ”.•b&þ™Z.

105

110

115

Von dort segelten wir weiter betrübten Herzens. .ir gelangten aber zum Land der überheblichen und gesetzlosen Kyklopen, die im Vertrauen auf die unsterblichen Götter weder mit den Händen Gewächse pflanzen noch pflügen, sondern das wächst alles ungesät und ungepflügt, .eizen und Gerste und .einreben, die reiche Trauben tragen, und der Regen des Zeus vermehrt es ihnen. Sie haben weder beratende Versammlungen noch Gesetze, sondern sie bewohnen die Häupter hoher Berge in gewölbten Höhlen, ¨eder aber spricht Recht über seine Kinder und Gattinnen, und sie scheren sich nicht um einander.

Die Lebenswelt der Kyklopen zeichnet sich durch eine üppige Natur aus, die infolge von Regen (7Z¢" ú,d$&", Hom. Od. 9.111) von sich aus .eizen, Gerste und .einreben hervorbringt (åþ$&¦ Y¦ Y$Z\¦ oœ} ,å›.&Z, 9.110).46 Höhlen (z* ™å•™™Z b.•þ$&P™Z, 9.114) auf den Gipfeln hoher Berge (èû^.À* !$•Ú* *h&þ™Z Y–$^*, 9.113) dienen den Riesen als .ohnstatt. Die Landschaft, in der sie leben, wird nicht namentlich genannt, sondern behelfsmä•ig als 8Kyklopenland€ bezeichnet (Od. 9.106¾ 9.117¾ 9.166). Sie lässt sich demnach nicht geographisch verorten, doch lässt sowohl der Begriff bP* (9.106) als auch die Bezeichnung des benachbarten Eilands als *k™&" (9.116), die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kyklopenland befindet (bh^" èþY.ÐåÚ* &◛ ™ü›œ¢* &â—} ”å&—^.&0, 9.117) und deren auffälligstes Merkmal die zahlreichen wilden Ziegen sind (5b›" ”å›Z$•™ZZ á¼Û b$ZZ, 9.118f.), eher auf eine Situierung auf dem Festland schlie•en. Die äu•erst relativen Angaben zur Reise vor der Ankunft im (9.105) und nach der Abfahrt aus dem Kyklopenland (9.565), die durch denselben Iteratvers wiedergegeben werden ({*\›* œ­ 46

Vgl. de qong (2001, 231f. ad 106-566).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

123

å$&—•$Ú å.•&,›* ”Yüj,›*&Z Y—&$ ¬ 6von dort segelten wir weiter mit Kummer im Herzen¨),47 geben keinerlei Aufschluss über genaue räumliche oder zeitliche Umstände der Reise. Dies hat zur Folge, dass die ganze Kyklopenepisode einen unwirklichen Zug erhält und aus greifbaren Raum- und Zeitverhältnissen entrückt zu sein scheint.48 Verstärkt wird dieser märchenhafte ªharakter der Landschaft durch die Umstände, unter denen >dysseus und seine Gefährten die Ziegeninsel anlaufen (9.142148):49 {*\ Y—›å.•&,›*, Yh —Z" \›¢" ^b›,Ô*›þ› *ÒY— œZ} !$•*h^*, &霭 å$&镝h*›—} Eœ•™\Zf ”ª$ b¯$ å›$¦ *^þ™¦ d\›P} Y*, &霭 ™›.j*^ &é$*Ô\›* å$&╝Z*›, Y—›hü›—& œ­ *›••›™™Z*. {*\} &⠗Z" —ª* *k™&* z™•œ$Y›* !•\.,&P™Z*, &â—} &Þ* YÒ,— ,Y$¯ Yþ.Z*œÔ,›* å&—¦ ü•$™&* ›E™hœ&,›*, å$¦* *k" zþ™™•.,&þ" zåZY•.™Z.

145

Dorthin segelten wir, und ein Gott führte uns durch die dunkle Nacht, und nichts zeigte sich, um gesehen zu werden. Ein dichter Nebel umgab nämlich die Schiffe, und nicht erschien der Mond vom Himmel her, sondern er wurde von .olken zurückgehalten. Nicht einer erblickte dort die Insel mit seinen Augen, und dementsprechend sahen wir auch nicht die hohen .ellen, die sich zum Land hinwälzten, bis die gut verdeckten Schiffe aufliefen.

Die Beschreibung der Anfahrt auf die Ziegeninsel stützt den Eindruck, es handle sich um einen Atopos, da sich alle möglichen topographischen >rientierungspunkte der .ahrnehmung der Bootsbesatzungen entziehen, was mit zahlreichen negierten Ausdrücken (&霕, ì&m. Od. 9.143 und 9.144¾ &⠗Z", 9.146¾ &◛, 9.147) betont wird. Gleich zu Beginn der Szene wird die grundsätzliche Abwesenheit von visuell erfahrbaren .egpunkten konstatiert (&霭 å$&镝h*›—} Eœ•™\Z, 9.143) und im Anschluss durch das Ausbleiben von Mondlicht (&霭 ™›.j*^ O &é$*Ô\›* å$&╝Z*›, 47

48 49

Derselbe Iteratvers bezeichnet die .eiterfahrt auch nach dem verlustreichen Kampf gegen die Kikonen (Hom. Od. 9.62), nach dem erfolglosen zweiten Besuch bei Aiolos (10.77) und nach dem Massaker durch die Laistrygonen (10.133), dem nur das Schiff des >dysseus entkommt. Vgl. Stanford (1978, 352 ad 106). Vgl. Heubeck O Hoekstra (1990, 23 ad 142-5).

124

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

9.144f.) und die Unmöglichkeit visueller .ahrnehmbarkeit (&霭 á¼Û Eœ•™\Z, 9.143¾ &⠗Z" á¼Û z™•œ$Y›* !•\.,&P™Z*, 9.146¾ &◛ á¼Û ›E™hœ&,›*, 9.147f.) verdeutlicht. Darüber hinaus scheint sich die Landschaft der .ahrnehmung aktiv zu entziehen, wie die teilweise negierten Verbformen å$&镝h*›—& (9.143), å$&╝Z*› und Y—›hü›—& (9.145) andeuten. Zudem weisen Dunst (”j$, 9.144), .olken (*›••›™™Z*, 9.145) sowie die vermutete Präsenz eines Gottes darauf hin (—Z" \›Ô", 9.142), dass >dysseus und seine Mannschaft einen >rt ansteuern, der einer gewöhnlichen .elt entrückt ist. Auch das benachbarte Kyklopenland ist demnach als Atopos einzuschätzen, das aus einer normal erfahrbaren .elt entrückt ist. In der stark betonten visuellen Nichtwahrnehmbarkeit lassen sich überdies ein poetologischer Hinweis auf die zweifelhafte Zuverlässigkeit des >dysseus als eines homodiegetisch-intradiegetischen Erzählers erkennen sowie ein Rezeptionshinweis auf die Bedeutung von Imagination im Rahmen der Lektüre dieser geopoetischen Landschaftsschilderung. Trotz dieser atopischen Nichtverortbarkeit des Kyklopenlandes und der Ziegeninsel entsteht dennoch der Eindruck einer greifbaren Landschaft, die aus detaillierten topographischen Merkmalen aufgebaut wird.50 Noch ausführlicher als das Kyklopenland wird die Topographie der benachbarten Ziegeninsel beschrieben (Hom. Od. 9.116-141), auf der >dysseus und seine Gefährten ihr Lager aufschlagen. Sie ist flach (.–ü›Z, 9.116) und waldreich (è.j›™™, 9.118), besitzt feuchte und weiche .iesen in Meeresnähe (.›Z,À*›" “.¢" å&.Z&P& å$} úü\" O èœ$^.&¦ ,.Y&h, 9.132f.), ebenes Ackerland ($&™Z" .›h^, 9.134), einen natürlichen Hafen (.Z,ª* ›â&$,&", 9.136) und eine 9uelle mit Frischwasser (”b.¢* àœÚ$, O Y$j*^ èå¢ ™å›h&þ", 9.140f.).51 Die .ohnung des Polyphem schlie•lich wird detailreich beschrieben als eine hohe Höhle (™å•&" á¼Û èû^.Ô*, Hom. Od. 9.182f.) am Rande des Kyklopenlands (z™ü—Zj, 9.182) und in Meeresnähe (büZ \.–™™^", 9.182), die von Lorbeerbäumen beschattet wird (œ–•*m™Z Y—^$›••", 9.183). Ein aus Steinen, Fichten und Eichen gefertigter Hof vervollständigt die Szenerie (9.184-186) und stellt das einzige Bauwerk dar, das auf Bewohnung hindeutet. Die .ohnstatt des Polyphem in ihrer Ausgestaltung fügt sich damit nahtlos in die zuvor aufgeru50 51

Vgl. Dion (1969, 61f.)¾ de qong (2001, 233f. ad 116-41). Vgl. Heubeck (1983, 193 ad 116-36)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 21f. ad 11636).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

125

fene Topographie des Kyklopenlandes ein, wird allerdings durch ihre Abgeschiedenheit von den anderen Kyklopenwohnungen besonders hervorgehoben (”åÔå$&\›*, 9.188¾ ”å–*›þ\›*, 9.189) und innerhalb dieser nicht verortbaren Landschaft relativ genau situiert. Zwischen der Landschaft und dem ªharakter des Polyphem wird eine enge Verbindung hergestellt, da er selbst explizit als Einzelgänger charakterisiert wird (&5&" á¼Û &霭 ,›—} ..&þ" O åÚ.›P—á&Û, 9.188f.), sodass sich seine innere und äu•ere Isolation wechselseitig spiegeln. Über diese doppelte Entrückung des Kyklopenlandes sowie der einzelnen Höhle wird eine starke .irkung der Isolation erzeugt, die beim Rezipienten eine ambivalente Erwartungshaltung hinsichtlich des weiteren Handlungsverlaufs schürt, da sich die intradiegetischen Figuren um >dysseus an einen in mehrfacher Hinsicht entrückten >rt begeben, der normalerweise nicht von menschlichen Figuren besucht wird. Die üppige Natur der Landschaft stellt von sich aus alle lebensnotwendigen Mittel zur Verfügung, denn weder das Kyklopenland (—– b} ™å$— Y¦ ”*j$&— å–*— •Ò&*—Z, Hom. Od. 9.109) noch die Ziegeninsel (Z b} ™å$—&" Y¦ ”*j$&—&", 9.123) werden landwirtschaftlich genutzt, wofür in den beiden entsprechenden Vershälften dieselben Ausdrücke und derselbe metrische Rhythmus verwendet werden. Die Naturbelassenheit sowohl des beschriebenen Festlands als auch der Ziegeninsel bildet somit ein einheitliches Landschaftsbild, in dem die Kyklopen angesiedelt werden. Zugleich weist diese Landschaftsbeschreibung Merkmale auf, die aufgrund ihrer natürlichen Fülle an das Goldene Zeitalter erinnern,52 wie es auch in Hes. Op. 109-126 geschildert wird, und speziell die idyllische Beschreibung der Höhle des Polyphem lässt an einen locus amoenus denken. Bereits in Hom. Od. 5.55-74 wird die Umgebung der Höhle der Kalypso mit ähnlichen Landschaftsmerkmalen beschrieben und somit durch die Beschreibung der Kyklopenhöhle beim Rezipienten eine ähnliche Erwartungshaltung aufgebaut.53 Die Landschaft setzt sich konkret zusammen aus der gro•en (,•b ™å•&", 5.57) und gewölbten Höhle (™å›h&þ" b.•þ$&P&, 5.68), die umgeben ist von einem kräftigen .ald (à.^ œ­ ™å•&" ”,•¦ 囕ÒY›Z —^.›\Ôڙ, 5.63) mit Erlen, Pappeln und Zypressen (Y.j\$^ —} Ab›Z$Ô" —› Y¦ ›éМ^" Yþå–$Z™™&", 5.64), einem .einstock (^,›$¦" ^dÐڙ, 5.69), vier 9uellen (Y$k*Z œ} y(›h^" åh™þ$›" 52 53

Vgl. de qong (2001, 231f. ad 106-566). Vgl. de qong (2001, 128 ad 63-75).

126

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

1•&* àœ—Z .›þY¿, 5.70) und .iesen aus Veilchen und Eppich (”,•¦ œ­ .›Z,À*›" ,.Y&¦ A&þ oœ­ ™›.h*&þ O \j.›&*, 5.72f.). Die Idylle und Anmut des >rtes wird durch den Vogelreichtum ergänzt (5.65-67) und mit einem expliziten wirkungsästhetischen Hinweis darauf ausgestattet, welche .irkung diese Landschaft beim Rezipienten erzielen soll (5.73b-76): {*\ Y} {å›Z— Y¦ ”\–*—Ô" å›$ zå›.\™* \^j™Z—& Eœ™* Y¦ —›$•\›h^ •$›™¦* ʙZ*. {*\ ™—¯" \^›P—& œZ–Y—&$&" Œ$b›Ø•Ô*—^". é—¯$ z囦 œª å–*— y¿ \^j™—& \þ,¿, á¼Û.

75

Auch ein Unsterblicher hätte wohl sodann bei diesem Anblick gestaunt und sich in seinen Sinnen gefreut, wenn er dorthin gelangte. Als er dort stehen blieb, staunte der Geleiter, der Argostöter. Aber nachdem er alles in seinem Gemüt bestaunt hatte, á¼Û.

Zunächst werden das Staunen und die Freude der Götter mit einem Potentialis lediglich als Möglichkeit ausgewiesen (Y› á¼Û \^j™Z—& á¼Û —›$•\›h^, Hom. Od. 5.73f.). Direkt im Anschluss wird diese Reaktion ¨edoch durch Hermes als intradiegetische Figur konkret umgesetzt, wobei sein Verhalten durch die Verbformen \^›P—& und \^j™—& in zwei aufeinanderfolgenden Versen besonders betont wird (5.75f.).54 Die dreimalige Verwendung des Verbs \^•&,Z in lediglich drei Versen erzeugt aufgrund seiner Semantik des Staunens55 zum einen eine leserlenkende .irkung, die den Rezipienten ebenfalls zum Staunen einladen soll, und betont zum anderen die visuelle .irkmächtigkeit der ganzen Szene, was mit dem Partizip EœÐ* (5.74) zusätzlich unterstrichen wird. Insgesamt ist in dieser Beschreibung der Kalypsogrotte somit eine .irkungsästhetik erkennbar, die der¨enigen der Ziegeninsel, die sich gerade durch ihre visuelle Nichtwahrnehmbarkeit auszeichnet, diametral entgegengesetzt ist. Da der heterodiegetisch-extradiegetische Erzähler für die Schilderung der Kalypsohöhle verantwortlich zeichnet, erhält diese über seine dichterische Autorität in ihrer Existenz grö•ere Glaubwürdigkeit als die Kyklopenhöhle, die von der Binnenerzählung des homodiegetisch-intradiegetischen Erzählers >dysseus abhängig ist. Auch im Fall der Kalypso-Höhle lässt sich die Betonung ihrer visuellen Rezeption als poetologischer Kommentar zur 54 55

Vgl. de qong (2001, 129 ad 63-75). Vgl. Autenrieth O Kaegi (1999) s. v. 6\^•&,Z¨.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

127

geopoetischen Erzeugung der Landschaft vor dem geistigen Auge des Rezipienten lesen. Vor dem Hintergrund dieses locus amoenus, der im Handlungsverlauf bereits vor der Kyklopenepisode auftritt und dessen Besonderheit stark betont wird, lässt die geopoetische Inszenierung des Kyklopenlandes und der Ziegeninsel eine ähnliche Idylle und rezeptionsästhetische .irkung erwarten. Allerdings erweist sich diese Erwartung einerseits als trügerisch, zumal ein ganz wesentliches Merkmal eines locus amoenus darin besteht, dass er sich plötzlich und unerwartet in einen locus horribilis verwandeln kann. Andererseits steht diese Landschaftsgestaltung unter ganz anderen Vorzeichen, denn bereits die einleitenden Verse der KyklopenEpisode weisen deutlich auf eine bedrohliche Seite der Landschaft hin. Die idyllisch wirkende Naturbeschreibung des Kyklopenlandes (Hom. Od. 9.108-111) wird nämlich gerahmt durch Hinweise auf das hybride und gesetzlose .esen der Riesenfiguren (èå›$•Z–.Ú* ”\›,h™—Ú* 9.106)56 und das Fehlen gesellschaftlicher Strukturen, die eine Gemeinschaft über einzelne Familien hinaus ermöglichen (9.112-115). Das Volk der Kyklopen als Ganzes erscheint dadurch äu•erst unzivilisiert57 und Polyphem, der sich mit seinem peripheren .ohnort noch zusätzlich von diesem abgrenzt (9.182-189),58 wirkt wie ein asozialer Einzelgänger, dessen hybride Gesinnung gleich bei seiner ersten namentlichen Erwähnung durch >dysseus betont (”\›,h™—Z ͜^, 9.189) und in seiner späteren götterverachtenden Rede verstärkt wird (9.273-278). Die abgeschiedene Lage seiner .ohnhöhle und die damit verbundene zurückgezogene Lebensweise werden zusätzlich mit einem kurzen Gleichnis illustriert (9.190192): Y¦ b¯$ \0,} z—•—þY—& å›.Ð$Z&*, &霭 zÁY›Z ”*œ$h b› ™Z—&•–bÂ, ”..¯ 1h è.j›*—Z èû^.À* !$•Ú*, ø —› •h*›—Z &5&* ”å} ..Ú*.

56 57

58

190

Vgl. qones (1988, 82 ad 106-7)¾ de qong (2001, 232 ad 106-566). Vgl. Stanford (1976, 352 ad 106)¾ Heubeck (1983, 191 ad 106-15)¾ qones (1988, 83 ad 112)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 20f. ad 106-15)¾ de qong (2001, 233 ad 106-15). Vgl. Heubeck (1983, 196 ad 188-9)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 21 ad 10615¾ 25 ad 188-9)¾ de qong (2001, 231f. ad 106-566).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Auch war er als ein gewaltiges .under erschaffen worden und er glich keinem Mann, der sich von Brot ernährt, sondern einem waldreichen Gipfel hoher Gebirge, der sich allein, abgesondert von anderen zeigt.

Durch das Berggleichnis wird allerdings nicht nur das Einzelgängertum dieser Riesenfigur hervorgehoben, sondern zugleich ihre enge Verbindung mit der Landschaft, in der sie wohnt. .ährend die anderen Kyklopen nämlich auf den Gipfeln hoher Berge wohnen (èû^.À* !$•Ú* *h&þ™Z Y–$^*, Hom. Od. 9.113), die somit ein markantes Landschaftsmerkmal des Kyklopenlandes darstellen, wird Polyphem seinerseits selbst als Berggipfel bezeichnet (1h è.j›*—Z O èû^.À* !$•Ú*, 9.191f.),59 der in nur zwei Versen mit zahlreichen topographischen Merkmalen ausgestattet wird. Infolge der Beschreibung dieses Berggipfels als waldreich (è.j›*—Z, 9.191) und alleinstehend (&5&* ”å} ..Ú*, 9.192), was besonders nachdrücklich betont wird und die Isolation des Polyphem wörtlich wieder aufnimmt (&5&", 9.188), wird im Gleichnis eine eigene kleine Landschaft abgebildet, die sich zugleich an die Beschreibung des Kyklopenlands anschlie•t und sich von ihr absetzt. Polyphem selbst wird dadurch als typischer Repräsentant der Landschaft lesbar, in der er lebt, und das Gleichnis lässt sich als mise en abyme des Kyklopenlands lesen. Als solche lässt sie sich zusätzlich als poetologischer Kommentar zur geopoetischen Erzeugung des Kyklopenlandes interpretieren, die im Kleinen das poetische Potenzial der Landschaft zur ªharakterisierung des Riesen verdeutlicht sowie zu einer Engführung von Landschaftsschilderung und Figurencharakterisierung bei der Lektüre einlädt. Über das Gleichnis werden erneut die Entrückung der Riesen aus einer bewohnten .elt und ihre Isolation betont, die ¨eglichen Kontakt mit auswärtigen Lebewesen verunmöglicht.60 Vor diesem Hintergrund wird die Inszenierung der isolierten Kyklopen als Gegenbild etwa zu Kalypso oder Kirke lesbar, die ihrerseits allein auf unbewohnten und abgelegenen Inseln leben, ¨edoch im Gegensatz zu den Kyklopen und insbesondere Polyphem die griechischen Grundprinzipien der Gastfreundschaft kennen, auch wenn sie die Ankömmlinge ihrerseits ihrer Gewalt unterwerfen. 59 60

Vgl. Stanford (1978, 355 ad 192)¾ Heubeck (1983, 196 ad 188-9)¾ qones (1988, 84 ad 189-92)¾ de qong (2001, 231 ad 106-566). Vgl. Stanford (1978, 355 ad 192). Die isolierte Lage der Höhle spielt auch für die spätere Überlistung des Kyklopen durch den falschen Namen des >dysseus eine bedeutsame Rolle¾ vgl. de qong (2001, 236 ad 182-92).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

129

Besonders bezeichnend ist in diesem Zusammenhang das ambivalente Ad¨ektiv å›.Ð$Z&" (Hom Od. 9.190), das Polyphem bereits einige Verse zuvor als hybriden Riesen ausweist (”*ª$ á¼Û å›.Ð$Z&", 9.187), wobei ihm durch den anschlie•enden negativen Vergleich &霭 zÁY›Z O ”*œ$h b› ™Z—&•–b (9.190f.) ¨egliche Menschlichkeit direkt abgesprochen wird, die in ”*j$ (9.187) zunächst noch mitschwingt. Nur in 11.572 wird å›.Ð$Z&" ein weiteres Mal als Epitheton für ein Lebewesen verwendet, und zwar für den Riesen >rion, den >dysseus in der Unterwelt sieht. In 9.190 bezeichnet es allerdings nicht nur die Riesengrö•e des Polyphem, sondern durch die Verbindung mit dem Substantiv \0, auch die von ihm erzeugte .irkungsästhetik, die zum einen die mit der idyllischen Landschaft verbundene ambivalente Erwartungshaltung erneut aktiviert, zum anderen aber auch das anfängliche Staunen des Erkundungstrupps um >dysseus vorwegnimmt, mit dem sie das Innere der Höhle würdigen (\þ,–`&*—›", 9.153¾ z\^›Ò,›™\, 9.218).61 Die Hinweise auf diese negative ªharakterisierung der Kyklopen und speziell des Polyphem, die über die Einleitung der Kyklopenepisode hinweg eingestreut werden, erfolgen aus der Rückschau des >dysseus als eines homodiegetisch-intradiegetischen Erzählers, der somit einen .issensvorsprung vor den Phaiaken als intradiegetische Rezipienten zu besitzen scheint.62 Mit diesen proleptischen Verweisen auf die wahre Natur der Kyklopen innerhalb der Erzählung der Apologen sorgt er bei seinen intradiegetischen Rezipienten scheinbar für Leserlenkung, doch handelt es sich bei den Phaiaken um die¨enigen intradiegetischen Figuren, die die Kyklopen am besten kennen. Bereits zuvor in Hom. Od. 7.205f. nennt der Phaiakenkönig Alkinoos die Kyklopen und stellt sie in eine Reihe mit den Giganten und den Phaiaken selbst als Völker, die den Göttern nahestehen (zå›h ™•Z™Z* zbbÒ\›* ›E,•*, O Ä" å›$ èÒY.Úå•" —› Y¦ b$Z •0. DZb–*—Ú* ¬ 6da wir ihnen nahestehen wie die Kyklopen und die wilden Stämme der Giganten¨).63 >dysseus seinerseits kann allerdings nicht wissen, dass die Phaiaken als ehemalige Nachbarn das hybride .esen der Riesen in der Vergangenheit am eigenen Leib erfahren mussten und zur Umsiedlung gezwungen wurden, worauf der heterodiegetisch-extradiege-

61 62 63

Vgl. qones (1988, 84 ad 218)¾ de qong (2001, 232 ad 106-566). Vgl. de qong (2001, 232 ad 106-566). Vgl. ªalame (1985, 154)¾ .inkler-Horalek (2015, 10).

130

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

tische Erzähler in seiner Einführung der Phaiaken hinweist und proleptisch die spätere Erzählung des >dysseus beglaubigt (6.4-6):64 &B å$¦* ,•* å&—} {*Z&* z* ›é$þüÔ$ ×å›$›hm, ”bü&0 èþY.ÐåÚ* ”*œ$À* èå›$^*&$›Ô*—Ú*, &6 ™•›" ™Z*•™Y&*—&, dh^•Z œ­ ••$—›$&Z Y™*.

5

Die aber lebten zuvor einmal im weitläufigen Hypereia, nahe bei den Kyklopen, übermä•igen Männern, die sie zu berauben pflegten, an Gewalt waren sie aber viel stärker.

Nicht nur wird in diesem kurzen Erzählerkommentar ebenfalls auf das hybride .esen (”*œ$À* èå›$^*&$›Ô*—Ú*, Hom. Od. 6.5) und frevelhafte Verhalten der Riesen hingewiesen (™Z*•™Y&*—&, 6.6), sondern es wird ein weiterer topographischer Hinweis auf die Lokalisierung der Kyklopen gegeben, da Hypereia in der unmittelbaren Nähe des Kyklopenlandes angesiedelt werden muss, da die Kyklopen >dysseus zufolge keine Seefahrt betreiben (9.125-129). Doch auch dieser >rt entpuppt sich aufgrund des Mangels an weiteren Angaben als Atopos, auf dessen entlegene Lage auch der >rtsname mit seinem .ortbestandteil èå•$ hinweist.65 >bwohl also >dysseus vor den Phaiaken einen .issensvorsprung bezüglich der Kyklopen zu besitzen scheint, verhält es sich genau umgekehrt und die Phaiaken kennen die Riesen aufgrund der langen Nachbarschaft besser als >dysseus, der nur eineinhalb Tage in ihrer Nähe zugebracht hat. Die Nähe der Phaiaken zu Giganten und Kyklopen lässt sich darüber hinaus auch als proleptischer Hinweis darauf interpretieren, dass die Phaiaken nach der Heimführung des >dysseus ebenfalls zu einem entrückten Volk werden, deren .ohnort durch das göttliche .irken des Poseidon für immer aus der für andere intradiegetische Figuren erfahrbaren .elt verschwindet (8.564-571¾ 13.153-187). Verstärkt wird diese Entrückung auch durch die Umstände, unter denen >dysseus von den Phaiaken nach Hause gebracht wird, da er während der Reise in tiefen Schlaf versinkt (13.79f.¾ 13.92¾ 13.119). In gewisser .eise wird damit die mysteriöse Anfahrt der Schiffe des >dysseus auf die Ziegeninsel wieder aufgenommen, wodurch

64 65

Vgl. de qong (2001, 232 ad 106-566). Zum .ortspiel von ×å›$›hm und èå›$^*&$›Ô*—Ú* vgl. Dion (1969, 48), zu sprechenden Namen bei Homer allgemein (47-50).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

131

>dysseusÝ Eingang in eine und Ausgang aus einer entrückten Märchenwelt ringkompositorisch markiert und der Handlungsraum zumindest des darin enthaltenen Teils seiner Irrfahrten als atopischer Raum charakterisiert wird, der sich einer eindeutigen Rezeption entzieht. Doch auch der extradiegetische Rezipient der Odyssee, dem in Gestalt der Phaiaken als intradiegetischen Rezipienten der Apologen des >dysseus geeignete Identifikationsfiguren angeboten werden, wei• aufgrund seiner Kenntnis des Mythos, spätestens aber mit dem Beginn des Epos, dass die Lebenswelt der Kyklopen ein gefährlicher >rt ist. Bereits in Hom. Od. 1.69-73 wird Polyphem in der intradiegetischen Rede des Zeus namentlich eingeführt (1.70) und auf seine selbst für Kyklopenverhältnisse übermä•ige Stärke hingewiesen (ø&þ Y$–—&" z™—¦ ,•bZ™—&* O 劙Z* èþY.Ð囙™Z, 1.70f.). .ährend die hybride Natur des Riesen an dieser Stelle noch verschwiegen und hinsichtlich der Erlebnisse in der Kyklopenhöhle lediglich auf die Blendung des Polyphem hingewiesen wird, verweist der extradiegetische Erzähler in 2.19f. explizit auf die Tötung des Ithakers Antiphon in der Höhle des Kyklopen (—¢* œ} b$Z&" {Y—*› èÒY.Úû O z* ™åkZ b.•þ$¿ ¬ 6diesen aber tötete der wilde Kyklop in der gewölbten Höhle¨). Die topographische Beschreibung z* ™åkZ b.•þ$¿, die mit zunehmender Anzahl von Höhlen im Handlungsverlauf leitmotivischen ªharakter erhält, erscheint also früh im Handlungsverlauf und lässt sich von Beginn an mit einer negativen Erwartungshaltung verbinden, bevor mit der idyllischen Beschreibung der Nymphenhöhle der Kalypso ein positives Gegenbild eingeführt wird. Dementsprechend ist der Rezipient auch imstande, die Landschaftsbeschreibung des Kyklopenlandes in Od. 9 von Beginn an als trügerische Idylle zu identifizieren und in den Verweisen auf die Riesenhöhlen (z* ™å•™™Z b.•þ$&P™Z, 9.114¾ ™å•&" á¼Û èû^.Ô*, 9.182f.) eine immanente Bedrohung zu erkennen, die von deren Bewohnern ausgeht.66 Gerade dadurch, dass sowohl der extradiegetische Rezipient der Odyssee als auch die intradiegetischen Rezipienten nicht der Erzählerhinweise des >dysseus bedürfen, um die dargestellte Landschaft richtig zu interpretieren, wird seine eigene intradiegetische Perspektive betont in den Vordergrund gerückt, in der das Kyklopenland als spannungsvolle Land66

Zur Interpretation der homerischen Höhlen als >rte von Unterweltserfahrungen, die eine 3sthetik des ambivalenten Schreckens befördern, vgl. Männlein-Robert (2019).

132

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

schaft zwischen natürlicher Idylle und hybriden Riesenfiguren ohne Zivilisation präsentiert werden.67 Die eindeutige Bewertung, die >dysseus dabei vornimmt, unterstützt diese Ambivalenz zusätzlich und lässt Zweifel an seiner eigenen Interpretation der Landschaft aufkommen. .as nämlich insbesondere die Landschaftsbeschreibung der Ziegeninsel durch >dysseus auszeichnet, sind Überlegungen, wie sich die natürlichen unberührten Gegebenheiten zu einer zivilisierten Siedlung mit Acker- und Schiffbau umgestalten lie•en.68 Diese zivilisatorische Sichtweise des >dysseus steht im Kontrast zur natürlichen Beschaffenheit der Insel, von der er basierend auf seiner eigenen .ahrnehmung berichtet, und überlagert diese als eine zusätzliche Bedeutungsebene. Die Beschreibung dieser alternativen zivilisierten Landschaft ist wesentlich geprägt durch die Verwendung von Negationen (&é, 9.119¾ &霕, 9.120¾ &◛ á¼Û &◛, 9.122¾ &é, 9.125¾ &霕, 9.126¾ &é, 9.131¾ &é, 9.136¾ &◛ á¼Û &◛, 9.137), des Potentialis (Y› Y–,&Z›*, 9.126¾ Y›* —›.•&Z›*, 9.127¾ ••$&Z á¼Û Y›*, 9.131¾ Y› á¼Û ›5›*, 9.133¾ Y›* á¼Û ”,¿›*, 9.134f.), des Irrealis (Y› á¼Û zY–,&*—&, 9.130) sowie des Eventualis (Y› á¼Û zå&—$Ò*m á¼Û zåZå*›Ò™Ú™Z*, 9.138f.), wodurch der hypothetische Status dieser Gegenwelt nachdrücklich betont und als geistiges Produkt des >dysseus erkennbar wird.69 Dadurch, dass >dysseus als homodiegetisch-intradiegetischer Erzähler somit mit sprachlichen Mitteln gleich zwei Ziegeninseln vor dem geistigen Auge des Rezipienten entstehen lässt ¬ einerseits in ihrer natürlichen, andererseits in einer zivilisierten Ausprägung ¬, ermöglicht er dem extradiegetischen Rezipienten die Möglichkeit, darin auf einer zusätzlichen Bedeutungsebene einen poetologischen Kommentar zur geopoetischen Erzeugung von Landschaft zu erkennen. Durch die doppelte Sichtweise des >dysseus wird das unendliche poetische Potenzial geopoetischer Gestaltung und der .andlungsreichtum der davon betroffenen Landschaft anhand zweier gegensätzlicher Beispiele für den Rezipienten in besonderer .eise transparent und nachvollziehbar gemacht. Vor dem Hintergrund der ohnehin schon als Atopos ausgezeichneten Ziegeninsel wird der extradiegetische Rezipient somit zum Zuschauer der 67 68

69

Vgl. ªalame (1985, 157-160). Vgl. Heubeck (1983, 193 ad 116-36)¾ qones (1988, 83 ad 116)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 21f. ad 116-36), die au•erdem auf Parallelen zur Phaiakeninsel hinweisen¾ de qong (2001, 232 ad 106-566)¾ Di Benedetto (2010, 508f. ad 125-39). Vgl. Stanford (1978, 353 ad 133-5)¾ de qong (2001, 234 ad 116-41).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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sukzessiven Erzeugung einer doppelten und inkongruenten Landschaft, die durch die Gegenüberstellung von natürlichen und als erstrebenswert ausgewiesenen kulturellen Merkmalen kontrastreich aufgebaut wird. Infolge dieser geopoetischen Erzeugung von Raum wird eine zweite, kultivierte Ziegeninsel erschaffen, die als Folie über die bestehende, naturbelassene Ziegeninsel fungiert.70 >bwohl die beiden Repräsentationen derselben Insel über Berührungspunkte miteinander verbunden sind, entsteht ein starker Kontrast, der die Spannung zwischen Kultur und Natürlichkeit der Kyklopenepisode zusätzlich betont und als Grundproblematik des Abenteuers verdeutlicht.71 Dadurch, dass >dysseus als Erzähler, Interpret und Erzeuger dieser Landschaft seine sub¨ektive Sicht darauf wiedergibt und gemä• seinen eigenen Ma•stäben beurteilt, liefert er ein Beispiel für eine falsche Deutung, die angesichts der hybriden Bewohner in die Katastrophe führt.72 Statt dass sich >dysseus auf die Unberührtheit der Landschaft und die naturnahe Lebensweise ihrer Bewohner einlässt, hält er an seinen eigenen griechischen Denkmustern fest und verkennt dabei, dass er nicht dieselben Erwartungen an diese fremden Höhlenbewohner an einem entrückten >rt der .elt herantragen kann wie an Landsleute seiner Heimat.73 Seine Fehleinschätzung der Lage erhält angesichts seiner proleptischen Hinweise auf die hybride Verhaltensweise der Kyklopen, die er im Rückblick einfügen kann, eine besonders ironische Note.74 Der Rezipient kann sich angesichts der proleptischen Verweise auf die Frevelhaftigkeit der Riesen, die >dysseus gleich zu Beginn der Kyklopenepisode einstreut, die Frage stellen, warum >dysseus die Anzeichen für die nahe Bedrohung nicht früher erkennt und sich gegen die .arnungen seiner Gefährten stellt (9.224-229). Ein Hinweis auf dieses intradie-

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72 73 74

Zu .ortspielen in der Schilderung der Ziegeninsel vgl. ªasevitz (1989, 56). Vgl. Heubeck (1983, 192 ad 106-115)¾ ªalame (1985, 157-160)¾ de qong (2001, 231 ad 106-566). Dion (1969, 36-50) weist allerdings auf Unstimmigkeiten in der Darstellung der Kyklopen als unzivilisierte Riesen hin, da sie trotz allem gewisse Umgangsformen, Viehhaltung und rudimentäre .einherstellung kennen, weswegen er dieses Riesengeschlecht als travestierte Hellenen interpretiert. Vgl. de qong (2001, 233 ad 106-566). Vgl. zu einer vielschichtigen ªharakterisierung der Kyklopen Bärtschi (Aufsatz b). Vgl. de qong (2001, 231 ad 106-566).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

getische Scheitern der Landschaftsinterpretation lässt sich in den negierten Verben der .ahrnehmung erkennen, die die Anfahrt auf die Ziegeninsel begleiten (&霭 á¼Û Eœ•™\Z, 9.143¾ &⠗Z" á¼Û z™•œ$Y›* !•\.,&P™Z*, 9.146 und &◛ á¼Û ›E™hœ&,›*, 9.147f.) und zusätzlich auf die Unmöglichkeit der .ahrnehmung dieser von >dysseus verkannten und verdoppelten Landschaft hindeuten.75 Dieses Dilemma falscher Landschaftsinterpretation angesichts von Atopoi wird auf andere .eise in der Laistrygonenepisode aufgenommen und fortgeführt (Hom. Od. 10.77-132). Beide Episoden weisen in Motivik und Aufbau zahlreiche Parallelen auf und folgen im Handlungsverlauf relativ dicht aufeinander, unterscheiden sich ¨edoch in Länge, Ausführlichkeit und Handlungsverlauf.76 Im Gegensatz zur Fahrt zum Kyklopenland wird die Route von der Insel des Aiolos zum Laistrygonenland mit zeitlichen Angaben versehen und der Landungsprozess detailreich geschildert (10.80-99): y(k,$ ,­* þ,À" å.•&,›* *ÒY—" —› Y¦ Y,$f ydœ&,–—m œ} DYÔ,›™\ æ–,&þ Eå› å—&.h›\$&*, ¤^.•åþ.&* æZ™—$þb&*h^*, ø\Z å&Z,•* å&Z,ª* oåқZ ›E™›.–Ú*, þ œ• —} z(›.–Ú* èåY&қZ. {*\ Y} þå*&" ”*ª$ œ&Z&›" z(j$—& ,Z™\&Ò", —¢* ,­* d&þY&.•Ú*, —¢* œ} $bþ• ,k. *&,›ÒÚ*f zbb›" b¯$ *þY—Ô" —› Y¦ [,—Ô" ›E™Z Y•.›þ\&Z. {*\} z囦 z" .Z,•* Y.þ—¢* [.\&,›*, ü* å•$Z 啗$^ o.hd—&" —›—Òü^Y› œZ,å›$­" ”,•&—•$Ú\›*, ”Y—¦ œ­ å$&d.k—›" z**—hZ ”..j.m™Z* z* ™—Ô,—Z å$&âü&þ™Z*, ”$Zª œ} ›A™&œÔ" z™—Z*, {*\} &6 b} ›A™Ú å–*—›" {ü&* *•" ”,•Z›.h™™". B ,­* ‘$ {*—&™\›* .Z,•*&" Y&h.&Z& œ•œ›*—& å.^™hZf &é ,­* b–$ å&—} ”•(›—& Y0,– b} z* é—¿, &◛ ,•b} &â—} !.hb&*, .›þYª œ} Y* ”,•¦ b.j*^. é—¯$ zb™* &5&" ™ü•\&* {(Ú *k ,•.Z**, é—&0 zå} z™ü—Zj, 啗$^" zY å›h™,— œj™". {™—^* œ­ ™Y&åZª* z" åZå.ԛ™™* ”*›.\Ð*f {*\ ,­* &◛ d&À* &â—} ”*œ$À* •h*›—& {$b, Yå*¢* œ} &5&* þ$À,›* ”å¢ ü\&*¢" ”h™™&*—. 75 76

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Vgl. Heubeck O Hoekstra (1990, 21 ad 106-15). Vgl. Page (1970, 21). Aufgrund dieser Parallelen wurde die Laistrygonenepisode oftmals als Dublette der Kyklopenepisode aufgefasst.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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Gleicherma•en segelten wir sechs Tage lang die Nächte hindurch und tagsüber. Am siebten gelangten wir aber zur steil aufragenden Stadt des Lamos, Telepylos im Laistrygonenland, wo der Hirte den Hirten beim Eintreiben ruft, der aber hört auf ihn beim Austreiben. Dort würde ein schlafloser Mann doppelten Lohn verdienen, den einen für Dienst als Rinderhirte, den anderen als Hirte der silberwei•en Schafe. Nahe nämlich sind die .ege der Nacht und des Tags. Als wir dort in den berühmten Hafen kamen, um den sich ringsum hoher Fels durchwegs auf beiden Seiten erstreckt, vorragende Kliffe laufen in der Mündung einander gegenüber vor, schmal aber ist die Einfahrt. Dort hinein hielten alle ihre beidseitig geschweiften Schiffe, die im Innern des hohlen Hafens eng beisammen vertäut wurden, denn es hob sich in ihm niemals die .oge, weder viel noch wenig, sondern es herrschte eine klare .indstille. Ich aber hielt das schwarze Schiff als einziger drau•en, am äu•ersten Rand des Hafens, und band die Taue an einen Felsen. Ich aber trat nach einem Aufstieg auf einen zerklüfteten Aussichtspunkt. Dort zeigten sich weder die .erke von Rindern noch Menschen, einzig Rauch sahen wir, der von dem Land aufstieg.

Auf den ersten Blick scheint diese Einleitung der Laistrygonenepisode eine konkrete Verortung zu ermöglichen, werden doch zum einen mit der Zeitangabe zur Reisedauer (y(k,$ ,­* þ,À" å.•&,›* *ÒY—" —› Y¦ Y,$, Hom. Od. 10.80), dem >rtsnamen Telepylos (10.82) und dem möglichen Verweis auf einen Breitengrad, in dem Tag und Nacht beinahe gleich lang dauern (zbb›" b¯$ *þY—Ô" —› Y¦ [,—Ô" ›E™Z Y•.›þ\&Z, 10.86),77 scheinbar hinreichende Anhaltspunkte für eine nautische Situierung des Laistrygonenlandes gegeben.78 Zum einen ¨edoch werden diese Angaben von >dysseus aus der Rückschau heraus in die Erzählung eingefügt79 und verlieren zum anderen ihren .ert dadurch, dass die vorherige Station, die Insel des Aiolos, genauso wenig lokalisierbar ist wie die

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78 79

Vgl. zu diesem viel besprochenen Vers Vos (1963)¾ Rebuffat (1965)¾ Stanford (1978, 368 ad 82ff.)¾ Heubeck (1983, 226 ad 82-8)¾ qones (1988, 92 ad 86)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 48 ad 82-6)¾ Huxley (2000)¾ Scodel (2003)¾ Nakassis (2004)¾ Di Benedetto (2010, 552 ad 86)¾ Anghelina (2011)¾ Argenziano (2012)¾ Lombardi (2015). Vgl. Dion (1969, 9f.). Vgl. de qong (2001, 253 ad 80-134).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

meisten anderen Reisestationen, sodass lediglich der Anschein einer berechenbaren Seeroute bleibt.80 Auch die Bezeichnung der Landschaft selbst lässt keine konkreten Schlüsse auf ihre Verortung zu, wird doch wie im Fall des Kyklopenlands die behelfsmä•ige Bezeichnung 8Laistrygonenland€ (æZ™—$þb&*h^*, 10.82) verwendet.81 Auch der Name der einzigen benannten Stadt Telepylos (¤^.•åþ.&*, 10.82), als deren Gründer oder früherer König Lamos angegeben wird (æ–,&þ Eå› å—&.h›\$&*, 10.81),82 deutet aufgrund des Namensbestandteils —k.› wiederum auf eine entrückte Lage hin83 wie im Fall der Gegend Hypereia, dem ehemaligen .ohnort der Phaiaken. Auch bei dem Laistrygonenland und der Stadt Telepylos handelt es sich somit um Atopoi, die aufgrund der problemlosen Erreichbarkeit per Schiff zwar weniger entrückt scheinen als das Kyklopenland mit der benachbarten Ziegeninsel, deswegen ¨edoch nicht greifbarer werden, da sie genauso zum märchenhaften Handlungsraum der Apologen gehören wie das Kyklopenland. Gegenüber den Atopoi des Phaiaken- und Kyklopenlandes zeichnet sich das Laistrygonenland durch eine andere Topographie aus. >dysseus als homodiegetisch-intradiegetischer Erzähler setzt dementsprechend andere Schwerpunkte in der Landschaftsbeschreibung und stellt damit den Variantenreichtum geopoetischer Landschaftserzeugung unter Beweis, bleibt dabei allerdings seiner bisherigen, an zivilisatorischen Erwartungen orientierten Perspektive treu. So wird die Einfahrt in den natürlichen Hafen, der sich durch eine schmale Einfahrt sowie ein von den Gezeiten nicht betroffenes, umschlossenes Hafenbecken auszeichnet, mit gro•er 80 81 82

83

Vgl. de qong (2001, 231 ad 82). Auch dabei handelt es sich um einen sprechenden Namen, der die Laistrygonen als 6erntende Räuber¨ charakterisiert¾ vgl. Dion (1969, 50). In der Forschung ist umstritten, welche der drei Namen als >rtsbezeichnungen aufzufassen sind, denn æ–,&" könnte auch als >rtsname und —^.•åþ.&" als Ad¨ektiv gedeutet werden. Die communis opinio tendiert ¨edoch dazu, ¤^.•åþ.&" als Städtenamen zu interpretieren¾ vgl. Page (1970, 22f.). Dion (1969, 54) sieht darin den Namen des Stadtgründers und interpretiert die Darstellung der Laistrygonen als konkrete Parodie Megaras zur Zeit der Kolonisation (53-58). Vgl. auch Heubeck (1983, 225 ad 81-2)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 48 ad 81-2). Vgl. dagegen Page (1970, 23f.), der in Analogie zum Eigennamen ¤^.•,ü&" von einer anderen .ortbedeutung ausgeht und für den .ortbestandteil einen vorgriechischen Ursprung annimmt. Vgl. dazu auch Dion (1969, 51).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

137

Sorgfalt beschrieben (Hom. Od. 10.87-96).84 Die bewusst gesteuerte Einfahrt in den Hafen und die Vertäuung der Schiffe steht dabei im Gegensatz zum blinden Auflaufen am Ankerplatz der Ziegeninsel, der aufgrund seiner offenen (›â&$,&", 9.136) und leicht zugänglichen Topographie ein Ankern unnötig macht (9.137-139) und somit einen weiteren Kontrast zur Abgeschlossenheit des Laistrygonenhafens bildet. Die natürliche Beschaffenheit beider Anlagen, die keine Merkmale künstlicher Bauweise aufweisen, sowie das Fehlen weiterer Hafenanlagen im Handlungsverlauf zwischen der Kyklopen- und der Laistrygonenepisode legen einen direkten Vergleich der beiden 8rtlichkeiten nahe. Mit seiner natürlichen Hafenanlage erfüllt das Laistrygonenland ¨edoch eine Bedingung der Ideallandschaft, die >dysseus im Rahmen seiner Beschreibung der Ziegeninsel als imaginärer Alternativlandschaft erschafft. Der mehrfache Verweis auf die Stadt Telepylos im Laistrygonenland wiederum (å—&.h›\$&*, Hom Od. 10.81¾ ™—›&", 10.105¾ ™—þ, 10.108¾ ™—›&", 10.118) verleiht seinem zivilisatorischen Fokus auf Bebauung und Kultivierung der Landschaft Nachdruck, was auch in seinen Anmerkungen zur Viehhaltung anklingt (10.82-85), die ihrerseits um eine hypothetische Annahme im Irrealis ergänzt wird (Yá›Û á¼Û z(j$—&, 10.84). In diesen Kommentaren wird also dieselbe Perspektivierung in der Landschaftsbetrachtung erkennbar, die >dysseus auch zuvor verfolgt hat. Dementsprechend veranlasst ihn die Sichtung von Rauch (Yå*¢* œ} &5&* þ$À,›* ”å¢ ü\&*¢" ”h™™&*—, 10.99) ebenso wie im Kyklopenland dazu (Yå*Ô*, 9.167), als Ursache eine menschliche Siedlung zu vermuten und Kontakt mit deren Bewohnern aufzunehmen (9.173-176¾ 10.100-102).85 Dadurch, dass >dysseus an seinem Verständnis einer Ideallandschaft festhält, begeht er einen ähnlich folgenschweren Fehler wie zuvor und führt seine Gefährten mit seiner Fehleinschätzung gleicherma•en in die Katastrophe, da er immer noch auf eine gastliche Aufnahme hofft, obwohl sich die Sichtung von Rauch schon einmal als trügerisch erwiesen hat. Zunächst ¨edoch scheint sich die optimistische Annahme einer zivilisierten Stadt zu bestätigen, verfügt Telepylos doch über eine mehrfach 84

85

Vgl. Heubeck (1983, 226 ad 87-94)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 48f. ad 8794), die auf Gemeinsamkeiten mit der Phaiakeninsel hinweisen. Die hohen Klippen erweisen sich im Rahmen des Angriffs der Laistrygonen als trügerische Falle¾ vgl. (1983, 226 ad 87-94)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 47 ad 80132)¾ de qong (2001, 254 ad 87-96). Vgl. zum Motiv de qong (2001, 235 ad 166-7¾ 254 ad 99).

138

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

erwähnte städtische Baustruktur, einen .eg in die Berge für Fuhrwerke (.›h^* þœÔ*, Ê å›$ ,(Z O ™—þœ} ”•} èû^.À* !$•Ú* Y—bh*›&* à.^*, Hom. Od. 10.103f.), eine 9uelle (Y$j*^*, 10.107), die sogar über einen Namen verfügt (Œ$—Yh^*, 10.108),86 Häuser (èû›$›•­" œÀ, 10.111¾ œÐ,—, 10.112), einen König (d™Z.›Ò", 10.110) sowie über einen Versammlungsplatz (”b&$k", 10.114), womit sie gesellschaftliche Einrichtungen aufweist, die den Kyklopen explizit abgesprochen werden (9.112115).87 Auch die menschengro•e Tochter des Laistrygonenkönigs Antiphates erregt zunächst noch keinen Verdacht.88 Deren Mutter wird ¨edoch sogleich über einen Vergleich explizit als Riesin ausgewiesen (10.112f.): —ª* œ­ bþ*PY O ›Ø$&* ø™^* —} ú$›&" Y&$þ•j* ¬ 6seine Frau ¨edoch fanden sie so gro• vor wie den Gipfel eines Berges¨. Mit dem Bild des kurzen Vergleichs wird sowohl die .ohnstatt der Kyklopen aufgerufen (èû^.À* !$•Ú* á¼Û Y–$^*, 9.113) als auch das Gleichnis, das Polyphem mit einem Berggipfel gleichsetzt (1h è.j›*—Z O èû^.À* !$•Ú*, 9.191f.).89 Durch die Verwendung desselben Vergleichsbildes wird eine Verbindung der beiden Riesenvölker hergestellt und auf die Bedeutung der Landschaft auch für die ªharakterisierung der Laistrygonen hingewiesen. >bwohl die Laistrygonenkönigin genauso wie Polyphem als Berg in Szene gesetzt wird, sind die beiden Lebenswelten der Laistrygonen und Kyklopen einander diametral entgegengesetzt. Unmittelbar nach der ªharakterisierung der Laistrygonenkönigin werden auch die übrigen Laistrygonen mit einem entsprechenden Vergleich bedacht, der zugleich ihre Riesengrö•e und ihre Unmenschlichkeit unterstreicht (10.120): &éY *œ$›™™Z* z&ZYԗ›", ”..¯ Dhb™Z* ¬ 6nicht Menschen ähnlich, sondern den Giganten¨. Damit liegt eine ähnliche Ausgestaltung des Vergleichs vor wie bei Polyphem, dessen Gleichnis ebenfalls mit einem negierten Vergleichspunkt eingeleitet und einem Kontrapunkt fortgeführt wird (9.190f.): &霭 zÁY›Z O ”*œ$h b› ™Z—&•–bÂ, ”..– á¼Û ¬ 6und nicht glich er einem brotessenden Mann, sondern á¼Û¨. Sowohl die Tochter des Antiphates (10.106) 86

87 88 89

Page (1970, 25)¾ Stanford (1978, 368 ad 108)¾ Heubeck (1983, 227 ad 108)¾ qones (1988, 93 ad 108)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 49 ad 108) sehen darin einen Hinweis auf eine Übertragung der Laistrygonensage aus dem Sagengut der Argonautensage. Vgl. Dion (1969, 50f.)¾ Page (1970, 21)¾ qones (1988, 92 ad 87-102)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 47 ad 80-132)¾ de qong (2001, 253f. ad 80-134). Vgl. Dion (1969, 56f.)¾ Page (1970, 25). Vgl. qones (1988, 93 ad 113)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 49f. ad 112-116).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

139

als auch die übrigen Laistrygonen (10.119) werden mit dem Ad¨ektiv A•\Z,&" versehen, wodurch sie hinsichtlich ihrer Gestalt in die Nähe der Kyklopen gerückt werden (Y$–—&" á¼Û ,•bZ™—&*, 1.70). Sie werfen mit Felsen nach den ankernden Schiffen (10.121f.) wie Polyphem nach dem fliehenden Schiff des >dysseus (9.481-483¾ 9.537f.)90 und betätigen sich wie er als Menschenfresser (9.291-293¾ 9.311¾ 9.344¾ 10.124).91 >bwohl die Laistrygonen also genau die¨enigen Merkmale von Zivilisation aufweisen, die den Kyklopen fehlen und die >dysseus sich für die Ziegeninsel vorstellt, stehen sie den Kyklopen in ihrem hybriden .esen und ihrer Riesengestalt in nichts nach. Später erinnern sich die Gefährten an die Begegnungen mit den beiden Riesenvölkern und aufgrund ihres ähnlichen Verhaltens werden sie im gleichen Atemzug genannt (10.198-200): Ì" z•–,^*, —&P™Z* œ­ Y—›Y.–™\^ •h.&* Y—&$ ,*^™,•*&Z" {$bÚ* æZ™—$þbÔ*&" Œ*—Z•–—& èÒY.ÚåÔ" —› dh^" ,›b.j—&$&" ”*œ$&•–b&Z&.

200

So sprach ich, den Gefährten aber zerbrach ihr liebes Herz, da sie sich an die Taten des Laistrygonen Antiphates und die Gewalt des Kyklopen erinnerten, des anma•enden Menschenfressers.

Somit erweist sich auch der Atopos Telepylos als trügerisch, obwohl seine Landschaft nicht dieselbe Spannung zwischen idyllischer Natürlichkeit und erwünschter Kultivierung aufweist wie das Kyklopenland, sondern eigentlich alle Merkmale einer zivilisierten Lebenswelt bereitstellt. Das hat zur Folge, dass auch die zweite Landschaftsinterpretation des >dysseus scheitert und noch folgenschwerere Konsequenzen zeitigt als im Kyklopenland, woran allerdings in erster Linie die beiden überlebenden Kundschafter schuld sind, die mit ihrer kopflosen Flucht zu den Schiffen (—™ œ­ œÒ} ”h(*—› •þbj zå¦ *k" DY•™\^*, Hom. Od. 10.117) sämtliche Laistrygonen zum Ankerplatz führen. Das rasante Erzähltempo gegen Ende der Laistrygonenepisode illustriert dabei die Plötzlichkeit des herein-

90 91

Vgl. Heubeck (1983, 228 ad 112-6)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 50 ad 112-6)¾ Di Benedetto (2010, 554 ad 112ff.). Vgl. Dion (1969, 8)¾ Page (1970, 21)¾ Stanford (1978, 368 ad 116-18)¾ Heubeck (1983, 228 ad 112-6)¾ ªalame (1985, 158)¾ Heubeck O Hoekstra (1990, 50 ad 112-116).

140

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

brechenden Unglücks und die Hilflosigkeit des >dysseus angesichts dieser unerwarteten Katastrophe. Da er im Gegensatz zur Begegnung mit dem Kyklopen nicht selbst Teil des Erkundungstrupps ist, hilft ihm und seinen Gefährten in dieser Situation auch seine Erfindungsgabe nicht mehr weiter, sodass er seine eigene Schuld an dem Desaster relativiert. Als >dysseus im weiteren Handlungsverlauf, nachdem er auf der Insel der Kirke angelegt hat (Hom. Od. 10.135-141), wiederum in der Ferne Rauch aufsteigen sieht (z›h™—& Yå*¢" ”å¢ ü\&*¢" ›é$þ&œ›h^", 10.149),92 überlegt er dieses Mal erst ausführlich, ob er einen Erkundungstrupp ausschicken soll (10.151-155). Aus dem früheren Unglück scheint er an diesem Punkt seine Lehren gezogen zu haben und angesichts des Rauchs, der sich bereits zweimal als trügerisch erwiesen hat, vorsichtiger zu agieren. Zwar birgt auch das Aufeinandertreffen mit der Zauberin Kirke seine Gefahren, doch erweist sie sich im Gegensatz zu Polyphem als gastfreundlich, nachdem >dysseus sich ihrer Zauberkünste erwehrt hat. Die abgeschiedene .ohnsituation der Kirke setzt sie zwar in eine Reihe mit den Kyklopen und Laistrygonen, allerdings handelt es sich bei ihrer Behausung weder um eine Höhle mit dem Potenzial der Ambivalenz noch um eine Stadt voller Riesen, sondern schlicht um œÐ,—. Deren Status als Haus wird im weiteren Verlauf der Kirke-Episode mehrfach betont93 und das darin enthaltene ,•b$&* als typischer Hausbestandteil der literarischen .elt der Odyssee garantiert die von >dysseus so sehr ersehnte Gastfreundschaft.94 Die Nichtverortbarkeit und räumliche Entrückung sowohl des Kyklopen- als auch des Laistrygonenlands wiederum erweisen sich als Sicherheitsvorkehrungen, um normalsterbliche Figuren vor einer verhängnisvollen Begegnung mit den unterschiedlichen Riesenvölkern zu bewahren. Dafür spricht auch die ªharakterisierung der Giganten, des dritten Volks von Riesen, das in der Odyssee dreimal erwähnt wird. Dadurch, dass die Laistrygonen explizit mit diesen Riesenfiguren verglichen werden (Hom. Od. 10.120) wird eine enge Verbindung der beiden Figurengruppen erzeugt, wobei auch die Ausgestaltung der Lebenswelt der Giganten eine Parallele zu den Laistrygonen aufweist, da die Giganten ebenfalls einen 92 93 94

Vgl. Heubeck O Hoekstra (1990, 52f. ad 145-50)¾ de qong (2001, 256 ad 14952). Vgl. Hom. Od. 10.210¾ 10.252¾ 10.276¾ 10.278¾ 10.287¾ 10.308¾ 10.349¾ 10.398¾ 10.426¾ 10.434¾ 10.445¾ 10.449¾ 10.454¾ 10.546¾ 10.554¾ 12.9. Vgl. Hom. Od. 10.150¾ 10.338¾ 10.348¾ 10.388¾ 10.432¾ 10.452¾ 10.479.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

141

König namens Eurymedon besitzen (d™h.›þ›*, 7.59). Im Gegensatz zu den Kyklopen und Laistrygonen ¨edoch sind die Giganten überhaupt nicht mehr in der literarischen .elt der Odyssee auffindbar, da sie aufgrund ihres hybriden Gebarens bereits untergegangen sind (7.58-60): þå.&—–—^ \þb–—^$ ,›b.j—&$&" 5é$þ,•œ&*—&", ø" å&\} èå›$\Ò,&Z™Z DZb–*—›™™Z* d™h.›þ›*. ”..} ü ,­* Ê.›™› .¢* ”—–™\.&*, Ê.›—& œ} é—Ô"f

60

áPeriboia,Û die ¨üngste Tochter des anma•enden Eurymedon, der einstmals über die anma•enden Giganten als König herrschte. Aber der hat sein frevelmütiges Volk zugrunde gerichtet, er selbst aber ist seinerseits zugrunde gegangen.

Da sich keinerlei topographische Angaben zu ihrer Verortung finden und auch ihr aktueller Aufenthaltsort im Gegensatz zu anderen verstorbenen oder verbannten Riesenfiguren nicht genannt wird, lassen sie sich nicht einmal an einem Atopos ansiedeln. Die Häufung von negativen Attributen in den lediglich zweieinhalb Versen, die ihr hybrides .esen bezeichnen (,›b.j—&$&", Hom. Od. 7.58¾ èå›$\Ò,&Z™Z, 7.59¾ ”—–™\.&*, 7.60),95 hebt ihr Verhalten sogar von dem menschenfressenden Verhalten der Kyklopen und Laistrygonen ab, sodass ihre vollständige Auslöschung, verdeutlicht durch die doppelte Verwendung von ”å&..Ò*Z im selben Vers 7.60, umso nachdrücklicher betont wird. Die Umstände ihrer Vernichtung bleiben ungenannt, weswegen in ihrem Fall unklar bleibt, ob sie mit den erdentsprossenen Giganten der Gigantomachie in Verbindung stehen, die bei Hesiod dreimal kurz erwähnt werden, ohne dass der Kontext der Gigantomachie thematisiert oder gar benannt würde (Hes. Th. 50¾ 185¾ fr. 43a M.-..).96 Explizit werden sie ¨edoch auch dadurch als besonders problematische Riesen ausgewiesen, dass sie von Alkinoos zwar in eine 95

96

Vgl. Heubeck O .est O Hainsworth (1988, 324 ad 7.60). Mit dem Beiwort ,›b.j—Ú$ wird auch Polyphem in Hom. Od. 10.200 charakterisiert, wobei die negative Spezialbedeutung 6anma•end¨ gegenüber der ansonsten positiven Verwendung des Ad¨ektivs für Heldenfiguren auffällt¾ vgl. Autenrieth O Kaegi (1999, 154 s. v. ,›b.j—Ú$). Vgl. Seippel (1939, 48)¾ Vian (1952, 27)¾ .est (1966, 173 ad 50¾ 220 ad 185¾ 220f. ad 186)¾ ªalame (1985, 154)¾ Heubeck O .est O Hainsworth (1988, 324 ad 59). Dion (1969, 42-47) weist auch auf die unterschiedliche Darstellung der Kyklopen bei Homer und Hesiod hin.

142

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Reihe von Völkern gesetzt werden, die in besonderer Nähe zu den Göttern stehen, dabei aber als b$Z •0. DZb–*—Ú* charakterisiert werden (Hom. Od. 7.206). Das einzige Nachleben, das ihnen somit in der Odyssee beschieden ist, ist der literarische Raum der Odyssee, der in drei kurzen Passagen die Erinnerung an sie wachhält, wobei dies im Fall der intradiegetischen Rede des Alkinoos und des Berichts des homodiegetisch-intradiegetischen Erzählers >dysseus (Hom. Od. 10.120) in mündlicher Form, im Fall des analeptischen Kommentars des extradiegetischen Erzählers in schriftlicher Form geschieht. Sie stehen damit im Gegensatz zu anderen toten oder aus der .elt verbannten Riesen, denen als Erinnerungsort noch die Unterwelt bzw. der Tartaros zur Verfügung stehen. Dadurch, dass die Laistrygonen allerdings mit den Giganten verglichen werden (10.120), erhalten letztere in gewissem Sinn angemessene Nachfolger, die sowohl ihre Riesenhaftigkeit als auch ihr hybrides .esen erben.97 Auch die Kyklopen, die ihnen nahestehen (7.206), können als überlebende Repräsentanten der Riesenspezies gewertet werden, sodass den Giganten trotz ihrer spurlosen Entfernung ein Fortbestehen in der literarischen .elt zuteilwird, auch wenn dies nur noch im Text der Odyssee und speziell dem poetischen Raum des Vergleichs realisiert wird. Über diese intratextuellen 9uerverbindungen wird zwischen den einzelnen Riesengruppen ein enges Verbindungsnetz geschaffen, wodurch sie sich und ihre Lebenswelten nicht nur gegenseitig bezüglich ihrer ªharakterisierung beeinflussen, sondern dem Rezipienten auch ein metapoetisches Spiel ermöglichen. Dieser wird durch die fortwährende Bezugnahme auf andere Riesen der literarischen .elt dazu aufgefordert, die einzelnen geopoetischen Landschaftsschilderungen zusammenzubringen, zu vergleichen und einer Gesamtdeutung zu unterziehen. In diesem Interpretationsprozess wiederum wird deutlich, dass eine geopoetische Gestaltung nicht nur die topographische Darstellung von Landschaften auf der Handlungsebene betrifft, sondern sich unter bestimmten Voraussetzungen, wie die doppelte Repräsentation der Ziegeninsel in der Erzählung des >dysseus zeigte, auch auf eine übergeordnete Bedeutungsebene erstrecken und den Prozess geopoetischer Raumgestaltung poetologisch durchleuchten kann. Riesenvergleiche und

97

Vgl. Mayer (1887, 6), der in dem Vergleich primär eine Betonung der Grö•e sieht.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

143

-gleichnisse erhalten in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung als retardierende Abschnitte innerhalb der Erzählung, die sich als Reflexionsebene anbieten, um auf die poetische Schöpfung des literarischen Texts hinzuweisen. 3.3

Reintegration von Riesenfiguren im hellenistischen Epos

Bei einem direkten Vergleich der beiden Karten 1 und 2 (Anhang 2) wird auf einen Blick die unterschiedliche Handhabung bei der Lokalisierung von Riesenfiguren und damit eine neue Tendenz im hellenistischen Epos deutlich. Ma•geblich darüber Aufschluss geben die Argonautika des Apollonios Rhodios, welche deswegen im Folgenden im Fokus der Untersuchung stehen. Im Gegensatz zum archaischen Epos werden praktisch alle Riesen sehr genau in der literarischen .elt verortet, wobei sich viele der >rte ¬ zumindest dem Anschein nach ¬ sogar an au•ertextliche geographische Gegebenheiten rückbinden lassen.98 In diesem Interesse für genaue Lokalisierung sind der Einfluss alexandrinischer Gelehrsamkeit im Umfeld der Bibliothek von Alexandria, in deren Kontext das Epos entstanden ist, sowie das damit zusammenhängende Bestreben zu erkennen, literarische .erke mit zahllosen detailreichen Anspielungen zu versehen.99 Diese topographische Genauigkeit der Verortungen geht dabei mit einer prägnanten Kürze einher, die ein ªharakteristikum des hellenistischen Epos generell darstellt, das nach den programmatischen Ansprüchen einer Kleinform ausgestaltet und dadurch in einen expliziten .ettstreit insbesondere mit den homerischen Epen gesetzt wird. Aus der Kürze in der Schilderung einzelner Episoden resultieren relativ knappe topographische Beschreibungen, die stärker über >rtsnamen als über ausführliche topographische Gestaltungselemente funktionieren. Die gelehrte Ausgestaltung dieser Passagen erfordert vom Rezipienten eine gänzlich andere Herangehensweise an die Lektüre und Interpretation des Epos,100 zumal die Anlage der literarischen .elt der Argonautika 98 99

100

Vgl. zur genauen Lokalisierung der Mythen als ªharakteristikum der Argonautika Delage (1930, 291). Vgl. zur alexandrinischen Gelehrsamkeit Glei O Natzel-Glei (1986a, -III)¾ Fantuzzi O Hunter (2004, 89). Zur Bedeutung geographischen .issens für die hellenistische Dichtung generell vgl. Delage (1930, 15-19¾ 293). Vgl. Delage (1930, 282)¾ Glei O Natzel-Glei (1986a, -IV).

144

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

andere räumliche und zeitliche Voraussetzungen aufweist. .ährend Hesiods Theogonie die ganze .elt als Setting umfasst, aus der Riesenfiguren bis zum Beginn des Heroenzeitalters systematisch herausgeschrieben werden, spielt die Ilias auf einem lokal begrenzten Kriegsschauplatz gegen Ende des heroischen Zeitalters, auf dem keine Riesen mehr angetroffen werden können. Die Odyssee schlie•lich stellt ein Reiseepos dar wie die Argonautika, doch wird ein Gro•teil der Irrfahrten in einem entrückten Teil der literarischen .elt angesiedelt, sodass die beschriebenen Schiffsreisen weite Strecken über offenes Meer führen. Die Handlung der Argonautika dagegen ist mythenchronologisch gesehen nach der Theogonie und eine Generation vor den homerischen Epen angesiedelt, wodurch sich andere Möglichkeiten zur Gestaltung der literarischen .elt eröffnen.101 Dieses Reiseepos präsentiert trotz gro•er mythologischer und thematischer Nähe zur Odyssee102 eine andere Art der Seefahrt, die eher einem Periplus gleicht und entlang genau lokalisierbarer Küsten führt,103 wodurch die topographische Gestaltung des Epos eine besondere eigene Rolle spielt.104 Der explizite Hinweis auf eine .eltkarte in A.R. 4.279281 unterstreicht diesen Schwerpunkt des Epos und lädt den Rezipienten explizit dazu ein, für eine angemessene Rezeption des Epos eine Karte zugrunde zu legen und die literarischen Reisestationen mit vorhandenem geographischen .issen abzugleichen,105 wodurch der Aspekt der Literarisierung dieser >rte besonders betont wird. Die Reiseschilderung hängt wesentlich von der intradiegetischen Perspektivierung der Argonauten ab, aus deren Sicht die Fahrt der Argo nachgezeichnet wird. Dementsprechend werden grö•tenteils >rte und Landschaften beschrieben, an denen diese vorüberfahren.106 Darüber hinaus 101 102 103

104 105

106

Vgl. Mertz (1970, 43)¾ Fantuzzi O Hunter (2004, 99). Vgl. Fantuzzi O Hunter (2004, 90). Vgl. Delage (1930, 12¾ 281f.)¾ Glei O Natzel-Glei (1986a, -IV). Vgl. auch die Rekonstruktionen der Reiseroute der Argonautika bei Glei O Natzel-Glei (1986a, Umschlag innen)¾ (1986b, Umschlag innen)¾ Alvares (1996, 811). Vgl. Delage (1930, 9-13¾ 280). Vgl. Glei O Natzel-Glei (1986a, 162f. Anm. 26)¾ Glei O Natzel-Glei (1986b, 192 Anm. 29)¾ Hunter (2015, 121f. ad 279-81). Die in den Argonautika beschriebene steinerne Karte dürfte allerdings fiktiv sein¾ vgl. Dräger (2002, 521 ad 279-281). Vgl. zur Häufigkeit geographischer Exkurse, die von der Reiseroute der Argonauten wegführen Delage (1930, 21-37).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

145

wird die Fahrt der Argo als Entdeckungsfahrt inszeniert, die beständig die Ränder der bekannten .elt verschiebt, ¨e weiter die Schiffsbesatzung auf ihrer Reise vorankommt. Gestützt wird eine solche Lesart etwa durch wiederholte topographische Hinweise auf die Au•engrenzen bestimmter Regionen oder der .elt mit dem Substantiv å›P$$.107 Besonders bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die an den Seher Phineus gerichtete Rede des Iason, in deren Verlauf er Aia, das Ziel der Argonautenfahrt, in Kolchis an den äu•ersten Grenzen von Erde und Meer verortet (;5 œ­ è&.üh" O ×Ô*—&þ Y¦ bh^" zåZY•Y.Z—Z z™ü—Zj™Z*, 2.417f.). Der literarische Text der Argonautika repräsentiert somit in seinem Verlauf und Anwachsen auch die stetige Zunahme der Kenntnis der literarischen .elt, worin eine geopoetische Gestaltung besonders deutlich wird. Dadurch, dass die Argonauten mittels ihrer Fahrt die Kenntnis der literarischen .elt erweitern, verändert sich aber auch der Status von Riesenfiguren wie Prometheus und Atlas, die traditionellerweise an den Rändern der .elt angesiedelt sind. Indem die Argonauten in deren Nähe gelangen, werden sie aus einer noch unbekannten .elt in eine durch die Entdeckung erweiterte .elt eingeschrieben. Einerseits werden dadurch auf der Handlungsebene neue Formen der Interaktion zwischen sterblichen intradiegetischen Figuren und Riesenfiguren ermöglicht, andererseits weist dieser Kontrast zur Handhabung von Riesen im archaischen Epos auf eine andersartige Funktionalisierung von Riesen in den Argonautika hin, die sich in unterschiedlichen Formen äu•ert und im Folgenden anhand ausgewählter Passagen diskutiert wird. Als illustratives Beispiel für eine erste Erscheinungsform dieses vom archaischen Epos abweichenden Aneignungsprozesses von Riesenfiguren lässt sich die mit Thrinakie benannte Insel des Titanen Helios heranziehen. Über ihre explizite Benennung (Hom. Od. 11.107¾ 12.127¾ 12.135¾ 19.275¾ A.R. 4.965¾ 4.994) und die Beschreibung der dort weidenden Rinderherden des Helios (Hom. Od. 12.127-141¾ 12.260-402¾ A.R. 4.965¾ 4.968-978) wird die enge intertextuelle Verbindung der beiden Einzeltexte deutlich markiert und ein direkter Vergleich der beiden literarischen Repräsentationen derselben Insel samt den drohenden Gefahren nahegelegt, die eine Landung mit sich bringt.108 .ährend Thrinakie in der Odyssee ¨edoch Teil der Apologen ist und als Atopos in einem entrückten Teil 107 108

Vgl. A.R. 1.81¾ 1.413¾ 2.310¾ 2.365¾ 2.1261¾ 3.680¾ 4.1227¾ 4.1567. Vgl. Delage (1930, 245-247)¾ Dräger (2002, 541 ad 965)¾ Hunter (2015, 964f.). Anhand dieser doppelten Eigenschaft Thrinakies als lokalisierbarer

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

der literarischen .elt angesiedelt wird, wird sie in den Argonautika aufgrund topographischer Bezeichnungen, die explizit auf die Adria verweisen (å&$\,&P& á¼Û 3&*h&Z&, A.R. 4.982¾ è›$þ*hm ›E* “.h, 4.983), konkret als Sikelia identifizierbar. Im Gegensatz zu >dysseus fahren die Argonauten auch nur an der Insel vorbei (A.R. 4.979) und vermeiden somit die Gefahr, die Rinder des Titanen anzutasten.109 In dieser Umschiffung wird nicht nur die zeitliche Dimension der Argonautika, sondern auch deren Verhältnis zur Odyssee beleuchtet und für den Rezipienten transparent gemacht. Da die Argonauten eine Heldengeneration vor >dysseus an Thrinakie vorübersegeln, lässt sich diese Passage der Argonautika als Prolepse der Handlung der Odyssee lesen, wobei genau die¨enigen Rinder zum dargestellten Zeitpunkt noch lebendig und munter weidend dargestellt werden, die später dem Hunger der Gefährten des >dysseus zum >pfer fallen. >bwohl also Thrinakie im später entstandenen Epos Argonautika in einem früheren Zustand gezeigt wird als im früher verfassten Epos Odyssee, erinnert sich gleichsam die literarische Landschaft an ihre frühere literarische Darstellung und rückt durch den direkten intertextuellen Vergleich ihre aktuelle, abweichende Repräsentation umso stärker in den Vordergrund.110 Darin ist einer der zentralen Mechanismen geopoetischer Gestaltung zu sehen.111 Die Fahrt der Argo wird somit auch zu einem Beispiel für eine poetologische Reflexion über den Umgang der Argonautika mit der literarischen Tradition: Durch das Umschiffen der homerischen Landschaft wird die Aufmerksamkeit des Rezipienten auf das neue 8Fahrwasser€ des Epos bzw. seine kreative Auseinandersetzung

109

110

111

und literarischer Landschaft wird die Buntheit der geopoetischen Gestaltung der Argonautika besonders deutlich¾ vgl. Delage (1930, 37). Vgl. allgemein zum geopoetischen .echselspiel von geographischer Verortung und literarischer Aufrufung desselben >rts Baumbach O Müller (2015, 419). Vgl. Delage (1930, 246)¾ Glei O Natzel-Glei (1986b, 199 Anm. 101)¾ Hunter (2015, 218 ad 979). Zur konstanten intertextuellen Auseinandersetzung mit der Odyssee und Umgestaltung homerischer Motive vgl. Fantuzzi O Hunter (2004, 94f.). Eine Zusammenstellung intertextueller Referenzen liefert ªampbell (1981). Vgl. Delage (1930, 52-73¾ 278-281¾ 286) zur reichhaltigen literarischen Tradition, die im Hintergrund der Argonautika steht und zahllose topographische Anknüpfungspunkte bietet, wobei Homer keine primäre Stellung einzunehmen scheint (277f.). Vgl. Baumbach O Müller (2015, 411).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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mit früheren Erscheinungsformen literarischer Landschaft gelenkt. In der geopoetischen Ausgestaltung der literarischen .elt im Zuge der Argonautenfahrt ist deswegen nicht nur eine Erschaffung von .elt, sondern zugleich eine Umarbeitung und Neuschöpfung der .elt auf der Basis der epischen Tradition zu erkennen.112 Die Figur des Titanen Prometheus wiederum lässt sich als Beispiel für eine zweite Verwendungsart von Riesenfiguren in den Argonautika heranziehen. Sein Bestrafungsort, der in Hesiods Theogonie nur mit spärlichen topographischen Hinweisen ausgestattet wird und deswegen atopisch aufzufassen ist, wird nun mit einer festen Landschaft in Verbindung gebracht, die sich genau lokalisieren lässt (A.R. 2.1247-1259):113 Y¦ œª èþY™hÚ* !$•Ú* ”*•—›..&* z$hå*Z o.hd—&Z, —Ô\Z bþP å›$¦ ™—þ•›.&P™Z å–b&Z™Z* E..Ô,›*&" ü.Y•m™Z* ”.þY—&啜m™Z ×$&,^\›Ò" E›—¢* Z块Z ••$d› å.Z,囗­" ¤”h™™&*—f á¼Û œ^$¢* œ} &é ,›—•å›Z— å&.ҙ—&*&* Z&* éœj* Xå$ ”*›.Y&,•*&Z& ×$&,^\•&", {Y—þå› œ} E\j$ &E,Úbj, ,•™•} Þ—Z" ”å} &â$›&" ”h™™&*— E›—¢* Ò,^™—ª* é—ª* þœ¢* ›E™›*Ô^™*.

1250 1256

Und schon erschienen die hohen Klüfte der Kaukasischen Berge, wo Prometheus, an seinen Gliedern mit eisernen Banden an harte Felsen gekettet, einen stets aufs Neue heranstürzenden Adler mit seiner Leber ernährte. á¼Û Nicht lange danach aber hörten sie die seufzerreiche Stimme des Prometheus, als seine Leber herausgerissen wurde, der 3ther aber erscholl von seinem .ehklagen, bis sie wieder den rohes Fleisch fressenden Adler bemerkten, wie er auf derselben Flugbahn vom Gebirge wegschoss.

Die Festsetzung des Prometheus im Kaukasos wird topographisch eindeutig verortet, indem das Gebirge eindeutig benannt (èþY™hÚ* !$•Ú*, A.R. 2.1247) und mit dem Adverb —Ô\Z (2.1248) als Aufenthaltsort des Prometheus gekennzeichnet wird.114 Zwar sehen die Argonauten lediglich 112 113 114

Vgl. zu diesem Aspekt Bärtschi (Aufsatz a). Prometheus wird erstmals in Aischylos fr. 321a Mette áErgänzung des lückenhaften TextsÛ¾ 326a7n Mette im Kaukasos verortet. Glei O Natzel-Glei (1986b, 162f.) verweisen darauf, dass die genaue Verortung im Schwarzen Meer die Verwendung einer Karte voraussetzt.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

den Adler (Aœ&*, 2.1251¾ ›E™›*Ô^™*, 2.1259), der Prometheus peinigt und über die Argo hinwegfliegt (2.1251-1255), doch hören sie das Stöhnen des Titanen (Z&* éœj*, 2.1256¾ {Y—þå› œ} E\j$, 2.1257), als dieser an seiner Leber zerrt. Somit kommen die Argonauten nicht direkt mit Prometheus in Kontakt, doch sind sie als intradiegetische Figuren mittelbare Zeugen seiner Anwesenheit in der literarischen .elt der Argonautika. Im weiteren Handlungsverlauf wird Prometheus noch zweimal erwähnt, zum einen als Erzeuger Deukalions im Land Haimonia (A.R. 3.1086f.), mit dem Iason seine Heimat Thessalien bezeichnet. Durch die Rede des Iason wird das .issen dieser intradiegetischen Figur um die Existenz des Prometheus unter Beweis gestellt und ein weiterer >rt mit dem Titanen in Verbindung gebracht, dessen Zeugungsakt (—•Y›, 3.1087) an einem bestimmten >rt (bP á¼Û {*\, 3.1085f.) die Funktion eines Aitions erfüllt.115 Im Gegensatz zu der atopischen Verortung des Titanen in der Theogonie und seiner vollständigen Abwesenheit in den homerischen Epen werden dieser Riesenfigur in den Argonautika somit nicht nur verschiedene >rten der literarischen .elt zugewiesen, wobei überdies zwei unterschiedliche Lebensstationen benannt werden. Stattdessen wird seine Existenz auch im Bewusstsein anderer intradiegetischer Figuren verankert, wodurch er eine grö•ere Präsenz innerhalb der literarischen .elt erhält als etwa die in den Tartaros verbannten Titanen in Homers Ilias. Dies wird gestärkt durch eine weitere Passage, in der Medeia das sogenannte Prometheuskraut (×$&,j\›Z&*, 3.845) sammelt, das ebenfalls im Kaukasosgebirge (Y*^,&P" {*Z èþY™h&Z™Z*, 3.852) aus den vergossenen Blutstropfen des Titanen aufsprie•t (3.851-853).116 Mit dem Ad¨ektiv å$ڗ&•þ•" (3.851) wird diese Entstehung programmatisch als Aition ausgewiesen. Des .eiteren interagiert Medeia als intradiegetische Figur sogar mit dem Riesen, da das Abschneiden der Pflanze mit einem Stöhnen aus der Erde verbunden ist und dem Titanen Schmerzen verursacht (3.864-866).117 Die detaillierte botanische Beschreibung der Pflanze (3.854-857), die sich zur Veranschaulichung Vergleichen mit der Farbe 115

116 117

Vgl. Delage (1930, 23). Generell zur Bedeutung von Aitien für die Argonautika vgl. Fantuzzi O Hunter (2004, 92f. mit Anm. 15)¾ Köhnken (2010, 146f.). Zur symbolischen Bedeutung Haimoniens als Versprechen Iasons an Medeia im Austausch gegen das aus dem Blut des Prometheus aufsprie•ende Prometheuskraut vgl. Hunter (1989, 218 ad 1086). Vgl. Dräger (2002, 478 ad 1248-59). Vgl. Hunter (1989, 189 ad 851-3).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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von Safran (AY›.&* Y$ÔYÂ, 3.855) und aufgeschnittenem Fleisch bedient (™$Y¦ *›&—,j— z*.ZbYh^, 3.857),118 ist ein Zeichen für den Einfluss alexandrinischer Gelehrsamkeit auf die Gestaltung des Gedichts, denn zum einen wird damit intertextuell auf das Zauberkraut Moly in der Odyssee Bezug genommen, mit dem >dysseus sich gegen die Zauberkunst der Kirke immunisiert (Hom. Od. 10.302-306),119 zum anderen wird damit möglicherweise auch ein real existierendes Kraut fachgerecht besprochen.120 Diese quasi-wissenschaftliche Einbindung des Prometheus in die literarische .elt der Argonautika und die darüber erzeugte Verbindung zum Zeitkontext, in dem die Argonautika entstanden sind, lässt sich auch in den topographischen Verortungen des Riesen im Kaukasos und in Haimonia erkennen, wodurch eine Brücke zwischen der mythischen Vergangenheit und der Gegenwart des Rezipienten erzeugt wird, die eine Identifikation mit seiner zeitgenössischen Lebenswelt erlaubt.121 Somit erhält Prometheus nicht nur eine stärkere, sondern über das aus ihm entstandene Kraut auch eine andauernde Präsenz in der literarischen .elt, deren Nachhaltigkeit bis zur Zeit des Rezipienten über das Aition angedeutet wird. Diese Aktualisierung der mythischen Vergangenheit bzw. Bewahrung einer unmittelbaren Präsenz von Riesenfiguren mithilfe von Aitien ist eng mit der geopoetischen Gestaltung des Epos verbunden.122 Darin nämlich, dass viele der Aitien an >rten lokalisiert werden, die als Reisestationen der Argonauten dienen und deren sukzessive Ausgestaltung eine Neuschöpfung der literarischen .elt repräsentiert,123 lassen eine deutliche Absetzung von der geopoetischen Gestaltung des archaischen Epos und eine poetologische Bedeutungsebene erkennen, auf der dieser Umgang mit der literarischen Tradition thematisiert wird. Mehrere Riesen erhalten

118 119 120

121 122 123

Vgl. Hunter (1989, 190 ad 856-7)¾ Dräger (2002, 501 ad 855-857). Vgl. Glei O Natzel-Glei (1986b, 186 Anm. 66)¾ Dräger (2002, 501 ad 854857). Vgl. Glei O Natzel-Glei (1986b, 186 Anm. 65)¾ Dräger (2002, 500 ad 845). Vgl. zur Kombination mythischer und wissenschaftlicher Aspekte in den Argonautika Delage (1930, 290). Vgl. zu diesem zeitlichen Aspekt der Argonautika Fantuzzi O Hunter (2004, 92f.)¾ Schmitz (2005, 116)¾ Köhnken (2010, 137). Vgl. Delage (1930, 283f.). Vgl. Köhnken (2010, 137).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

nämlich wie Prometheus nicht nur genauere, sondern ganz neue Verortungen, die auf selteneren Mythenversionen basieren und die alexandrinische Gelehrsamkeit bezeugen, die als dominanter Einfluss auf diese .eltneuschöpfung festzustellen ist.124 So wird beispielsweise der Titanin Rheia in Gleichsetzung mit Kybele eine als 8Bärengebirge€ bezeichnete Insel zugeteilt und von den Argonauten als Kultort institutionalisiert, an dem diese rituelle Handlungen zu ihren Ehren durchführen (A.R. 1.11171145).125 Kronos wiederum erhält mehrere zusätzliche Verortungen, die gleichzeitig als Aitien für die entsprechenden >rtsbezeichnungen angeführt werden. So wird die Anwesenheit des Kronos und der Titanen in einem doppelten Aition als Grund für die Benennung der sichelförmigen Insel Drepane angegeben (4.982-991),126 Kronos} Stelldichein mit Philyra verleiht der philyräischen Insel ihren Namen (2.1231-1241).127 Überdies fungiert der Titan als Namensgeber für das adriatische Meer, das in den Argonautika als 8Kronos-Meer€ bezeichnet wird (è$&*h^* á¼Û .œáÛ, 4.327¾ è$&*h^" “.Ô", 4.509), worin Kronos im Gegensatz zu seiner permanenten Verbannung im archaischen Epos eine dauerhafte Präsenz in der literarischen .elt der Argonautika erhält.128 Gerade im Fall dieser beiden Riesenfiguren wird die geopoetische Ergänzung von Riesenverortungen noch einen Schritt weitergeführt, nämlich in der Neugestaltung des Sukzessionsmythos, der in einer intradiegetischen, von >rpheus vorgetragenen Theogonie in A.R. 1.496-511 präsentiert, ¨edoch vom extradiegetischen Erzähler in indirekter Rede wie124 125 126 127 128

Vgl. Delage (1930, 11¾ 285). Vgl. Delage (1930, 93-98)¾ Race (2008, 93 Anm. 115f.). Vgl. Delage (1930, 247f.)¾ Dräger (2002, 541f. ad 985f.)¾ Hunter (2015, 218 ad 984-92). Vgl. Delage (1930, 179). Vgl. Dräger (2002, 523f. ad 323-328)¾ Race (2008, 355 Anm. 41)¾ Hunter (2015, 128 ad 327). In den orphischen Argonautika, die in die Spätantike zu datieren sind und die eine andere Reiseroute der Argo verarbeiten als Apollonios Rhodios und Valerius Flaccus, wird das Kronos-Meer dagegen an den .eltrand im hohen Norden verlegt (>rph. A. 1081)¾ vgl. Delage (1930, 210f.)¾ Vian (2002, 37 mit Anm. 2). Generell lässt sich für die Gestaltung des Handlungsverlaufs das Verfahren des 8Exokeanismos€, also der Verlagerung der Reisestationen ins .eltmeer feststellen, die einer der unterschiedlichen hellenistischen Verortungsvarianten der Reisestationen des >dysseus entspricht¾ vgl. Vian (2002, 41f.¾ 45)¾ .olf (2009, 229f.).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

151

dergegeben wird. Aufgrund der Thematik sowie des strukturellen Aufbaus der kurzen Binnenerzählung aus nacheinander entstandenen Gottheiten liegt eine intertextuelle Verbindung mit Hesiods Theogonie nahe, weswegen diese als möglicher Referenztext und Kontrastfolie aufgerufen wird. Im theogonischen Lied der Argonautika wird einerseits die Herrschaft der Titanen Kronos und Rheia auf dem >lymp verortet statt auf dem >rthrys (1.503-506¾ 2.1232f.), wobei offenbleibt, ob es sich dabei um den Berg oder den in ätherischen Gefilden situierten Göttersitz handelt.129 Andererseits wird mit >phion und Eurynome eine frühere Generation in der Sukzession der himmlischen Herrschaft eingeschoben, die das Urriesenpaar Uranos und Gaia ersetzt (1.503-506):130 [›Zœ›* œ} Ð" å$À—&* ö•hÚ* 5é$þ*Ô,^ —› ÁY›*¦" *Z•Ô›*—&" {ü&* Y$–—&" Úé.Ò,å&Z&f Ä" —› dhm Y¦ ü›$™¦* þ ,­* è$Ô* ›AY\› —Z,k", ^ œ­ &•m, {囙&* œ} z*¦ YÒ,™Z* ÁY›*&P&f

505

Er besang, wie als erstes >phion und die >keanostocher Eurynome die Macht des schneereichen >lymp innehatten und wie er vor Kronos aufgrund von dessen Gewalt und Tatkraft aus seiner Ehrenstellung wich, sie aber vor Rhea, sie aber stürzten in die .ogen des >keanos.

Die Lokalisierungen von Riesenfiguren werden somit nicht nur ergänzt, sondern gegenüber dem archaischen Epos auch gezielt korrigiert, um eine geopoetische Neugestaltung der literarischen .elt zu befördern. Die Verortung der beiden Herrschergenerationen vor Zeus auf dem >lymp sorgt dafür, dass die Sukzession an denselben >rt gebunden und somit dessen Funktion als traditioneller Herrschaftssitz gestärkt wird. Auch in der Vertreibung der beiden Urriesen >phion und Eurynome in den >keanos (A.R. 1.506) ist ein anderer Umgang mit besiegten Riesenfiguren als im archaischen Epos erkennbar. Zwar stellt auch der >keanos als .eltmeer keinen konkret verortbaren Aufenthaltsort dar, doch präsentiert sich der Aspekt des Herausschreibens aus der .elt in einem anderen Licht, denn statt >phion und Eurynome in einem unzugänglichen Atopos festzusetzen, verschwinden sie spurlos aus dem Gedicht und fallen damit dem

129 130

Vgl. Delage (1930, 82). Vgl. Dräger (2002, 444 ad 503-511). Vgl. auch Mondi (1990, 182).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Vergessen anheim. Besonders deutlich wird diese abweichende Behandlung einzelner Riesenfiguren in den Argonautika anhand des Grabmals des Hekatoncheir Aigaion (A.R. 1.1165), der bei Hesiod neben Kottos und Gyes als Briareos mehrfach namentlich erwähnt wird (Hes. Th. 149¾ 617¾ 714¾ 734¾ 817) und auch in der Ilias eine herausgehobene Stellung erhält (Hom. Il. 1.402-406). .ährend er bei Hesiod im Anschluss an die gewonnene Titanomachie mit seinen zwei Brüdern die Bewachung der Titanen im Tartaros übernimmt und dadurch genau wie diese aus der hesiodeischen .elt entfernt wird (Hes. Th. 734f.), ist er gemä• der Mythenvariante in den Argonautika nicht nur verstorben, sondern erhält ein physisches in der literarischen .elt präsentes und lokalisierbares Grabmal an der Rhyndakosmündung in Phrygien, das ihm im Gegensatz zu >phion und Eurynome einen beständigen Platz in der .elt zuweist (1.11641166):131 ”..} ø—› œj, ãþ™À* .›.Z^,•*&Z oå›h$&Z&, &þ*œYhœ" å$&ü&¯" ,•b —} o$h&* ;EbhÚ*&" —þ—\¢* èå­Y ž$þbh^" å$›,•—$›&* ›E™&$ÔÚ*—›" á¼Û.

1165

Aber als sie auf das Festland der Myser zuhielten, passierten sie mit Blick darauf die Mündungen des Rhyndakos und das gro•e Grabmal des Aigaion ein Stück weit entfernt von Phrygien á¼Û.

Dass es sich um das Grabmal eines Riesen handelt, wird nur indirekt über das Attribut ,•b (A.R. 1.1165) angedeutet, während auch seine Lokalisierung nur mit relativen Angaben bestimmt wird (—þ—\¢* èå­Y ž$þbh^" å$›,•—$›&*, 1.1166). >b die Argonauten das Grab als das¨enige des Aigaion identifizieren und somit um dessen Existenz als Riesen wissen, geht aus der knappen Erwähnung durch den extradiegetischen Erzähler nicht hervor. Ungeachtet dieses Umstands bewahrt das Grabmal als Erinnerungsort ¨edoch das Andenken an den Riesen und übernimmt damit auch die¨enige Funktion eines ªhronotopos, die der Tartaros in der Theogonie und den homerischen Epen erfüllt, da es als örtlich begrenzter Speicher einer vergangenen Zeit fungiert.132 Das Partizip ›E™&$ÔÚ*—›" (1.1166) weist die Argonauten wie im Fall des Prometheus zumindest als passive 131 132

Vgl. Delage (1930, 114f.). Vgl. zur Überschreibung von älteren >rten durch neue unter Beibehaltung von deren Funktion Baumbach O Müller (2015, 416).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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intradiegetische Zeugen dieses Nachwirkens aus und hebt die Funktion des Grabs als Landmarker im Rahmen der Argonautenfahrt hervor. Darüber hinaus weist das Grabmal als solches relativ zu Beginn der Argonautenfahrt auf die Möglichkeit hin, dass Riesenfiguren in der literarischen .elt der Argonautika sterben können, ¨edoch nicht in ¨edem Fall ein die Erinnerung bewahrendes Nachleben erhalten. .ie weit die geopoetische Neuschöpfung der literarischen .elt und der damit verbundenen Verortungen von Riesenfiguren geht, wird insbesondere durch Lokalisierung des Titanen Atlas illustriert. .ährend die Verortungen der meisten anderen Riesen der Argonautika infolge der Verbindung mit realhistorisch greifbaren >rtsnamen eine relativ sichere Zuschreibung zu zeitgenössischen geographischen Gegebenheiten suggerieren, entzieht sich die Situierung des Atlas einer solchen Gleichsetzung und verdeutlicht, dass literarische >rte nicht mit geographischen gleichgesetzt werden können. Bereits in Hdt. 4.184.3 wird der Gebirgszug im .esten Libyens mit dem Namen Atlas versehen und aufgrund der Beschreibung als Yh&* —&0 &é$*&0 als Lokalisierung des Riesen etabliert:133 {ü›—Z œ­ —&0 “.¢" —&җ&þ ú$&" —¿ &â*&,– z™—Z ~—.". {™—Z œ­ ™—›Z*¢* Y¦ YþY.&—›$­" å–*—m, èû^.¢* œ­ &à—Ú œj —Z .•b›—Z Ð" —¯" Y&$þ•¯" é—&0 &éY &4– —› ›5*Z Eœ•™\Zf &霕Y&—› b¯$ é—¯" ”å&.›hå›Z* *••› &◛ \•$›&" &◛ ü›Z,À*&". —&0—& —¢* Yh&* —&0 &é$*&0 .•b&þ™Z &D zåZüÐ$Z&Z ›5*Z. An dieses Salzgebiet aber schlie•t sich ein Gebirge an, das mit dem Namen Atlas versehen ist. Es ist schmal und auf allen Seiten abgerundet, so hoch soll es aber tatsächlich sein, dass es nicht möglich sei, seine Gipfel zu erblicken. Denn niemals würden die .olken sie verlassen, weder im Sommer noch im .inter. Die Einwohner behaupten, dies sei die Säule des Himmels.

Die Reiseroute der Argonauten ¨edoch weckt von vornherein eigentlich nicht die Erwartung, dass die intradiegetischen Figuren auf Atlas treffen, da sich ihre Abenteuer in Libyen auf das Gebiet Kyrenes beschränken, das durch die namentliche Erwähnung der Gro•en Syrte (¦Ò$—Z*, A.R. 133

Die frühere Nennung in Hes. fr. 150.25 M.-.. (~—.*—Ô" —} ú$&") stellt lediglich eine Ergänzung des lückenhaften Texts durch .est dar.

154

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

4.1235), in die die Argonauten unfreiwillig einlaufen (4.1232-1244), und den Tritonsee (¤$Z—Ú*hœ&" àœ™Z .h,*^", 4.1391), zu dem sie nach einem zwölftägigen Marsch durch die .üste gelangen (4.1338-1387), topographisch markiert wird.134 Nach ihrer Ankunft wird die Gegend um den Tritonsee ¨edoch überraschenderweise explizit als Aufenthaltsort des Atlas und der Hesperiden ausgewiesen (4.1396b-1399): á¼Û 4(&* œ} D›$¢* 啜&*, ¦ {*Z 斜Ú* ›E™•—Z å&þ ü\Z`¢* åbü$ҙ› 1қ—& ,k. üÐ$ z* ~—.*—&", ü\Ô*Z&" ú•Z", ”,•¦ œ­ *Ò,•Z x™å›$hœ›" å&hå*þ&* z•h,›$&* ”›hœ&þ™Zf á¼Û Sie gelangten aber zur heiligen Ebene, in der Ladon wohl noch gestern die 3pfel aus purem Gold bewachte im Land des Atlas, die Schlange aus der Erde, ringsum aber schwirrten mit lieblichem Gesang die Nymphen, die Hesperiden umher.

Die Erwähnung der Hesperiden mit ihrem sprechenden, auf eine westliche Lokalisierung hindeutenden Namen (A.R. 4.1398f.), verbunden mit der >rtsbezeichnung üÐ$ z* ~—.*—&" (4.1398) und dem Verweis auf die Riesenschlange Ladon (4.1396-1398), die deren 3pfel bewacht, legen eigentlich eine Verortung am westlichen .eltenrand nahe,135 wobei auffälligerweise ein expliziter Hinweis auf ein Gebirge fehlt, obwohl dies angesichts der etablierten Verortung des Titanen zu erwarten wäre. Auch der einleitende Erzählerkommentar der Libyenepisode, dass die Argonauten an den äu•ersten Regionen Libyens (æZdÒ^" zå¦ å›h$™Z*, 4.1227) Leiden zu überstehen haben, bevor sie in ihre Heimat zurückkehren können (4.1225-1227), deutet auf eine Lokalisierung im .esten hin. Mit dieser Lokalisierung des Atlas und der Hesperiden in Libyen erfolgt eine neue Verortung weiter im >sten, die der literarischen Tradition entgegengesetzt ist. Dies deutet auf den poetischen Anspruch des geopoetischen .eltbilds hin, das den Argonautika zugrunde liegt.136 Die Verrückung des

134 135 136

Vgl. Delage (1930, 261-263)¾ Race (2008, 441 Anm. 169). Vgl. Dräger (2002, 551 ad 1396-99)¾ Hunter (2015, 269 ad 1396-1460¾ ad 1398). Dräger (2002, 547 ad 1227) vermutet darin ältere literarische Ausgestaltungen der Libyenepisode, die eine andere geographische Gestaltung aufweisen.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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Atlas dient vor diesem Hintergrund nicht nur dem Zweck, die aus der Gattung Epos ererbte literarische .elt neuzugestalten, sondern den Teil Libyens, den die Argonauten erkunden, als neuen .eltenrand zu markieren, der wesentlich von der intradiegetischen Perspektive der Heldenfiguren abhängt, die die tatsächlichen Ausma•e des restlichen Libyens nicht kennen. Zudem wird durch die Aufhebung der Rückbindung der Landschaft an eine au•ertextliche geographische Realität erst die Möglichkeit geschaffen, Herakles als Retter der Argonauten in Libyen zu funktionalisieren, durch dessen Erschlie•ung einer 9uelle im Rahmen seines Hesperidenabenteuers die Schiffsbesatzung vor dem Verdursten gerettet wird (4.1444-1459).137 In dieser Mythenkorrektur mit geopoetischen Gestaltungsmitteln wird somit auf einer poetologischen Bedeutungsebene der Umgang mit der literarischen Tradition thematisiert, wobei dem Aition die Funktion eines Markers zukommt. Dem gelehrten Rezipienten der Argonautika dürfte angesichts der ansonsten genau lokalisierten >rte im .erkverlauf die abweichende Lokalisierung des Atlas umso stärker ins Auge fallen und ihn dazu einladen, die geopoetische Gestaltung des Epos als Ganze kritisch zu hinterfragen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass trotz der ansonsten sehr genau nachvollziehbaren Reiseroute der Argo die geringste Deckung von literarischer und geographischer .elt ausgerechnet in der Gegend auftritt, die die grö•te Nähe zur Bibliothek von Alexandria aufweist, dem Ursprung dieser gelehrten Form von Dichtung, der die zahlreichen Aitia der Argonautika zu verdanken sind. Über das Setting im Umland von Kyrene wird somit auch eine geopolitische Bedeutungsebene angedeutet, die auf die Situierung des Atlas im Ptolemäerreich anspielt und als ªharakteristikum hellenistischer Dichtung auch bei anderen Schriftstellern wie Kallimachos oder Poseidippos erkennbar ist.138 Ebenso bezeichnend ist die implizite Ausführung dieser Thematisierung der politischen Machtverhältnisse und Lebenswelt im Ptolemäerreich, in dem Alexandria als Hauptstadt eine besondere Stellung einnimmt, ohne durch eine allzu deutliche >ffenlegung dieses kulturellen Entstehungskontexts des Epos die literarische .elt der Argonautika in ihrer geopoetischen Gestaltung aufzubrechen.139 137 138

139

Vgl. Dräger (2002, 552 ad 1458-60). Zu Kallimachos vgl. Asper (2011)¾ Baumbach (2015, 242). Zu Poseidonios vgl. Stephens (2004)¾ Bing (2005)¾ Baumbach O Müller (2015, 412¾ 414)¾ Baumbach (2015, 238-241). Vgl. Köhnken (2010, 136).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Die Lokalisierung des Atlas verweist darüber hinaus mit dem topographischen Hinweis üÐ$ z* ~—.*—&" (A.R. 4.1398) und dem auf die Riesenschlange Ladon bezogenen Attribut ü\Ô*Z&" auf ein weiteres ªharakteristikum der Riesenfiguren in den Argonautika, nämlich ihre untrennbare Verbundenheit mit spezifischen >rten der literarischen .elt. Dies trifft insbesondere auf die¨enigen Riesen zu, die mit dem Attribut b^b›*j" versehen werden, wodurch zum einen im Sinne eines Matronymikons ihre Geburt aus der Riesenmutter Gaia bezeichnet wird, zum anderen aber auch ihre enge Verbindung mit dem ¨eweiligen >rt ihrer Entstehung. Mit umschreibenden Ausdrücken werden etwa die Riesen Tityos (\$•û›* œ­ Y¦ ’û z.&ü›Ò™—& DP, A.R. 1.762) und Amykos (é—k" O Dh^" á¼Û å•.Ú$ —•Y&", 2.38f.) explizit als Söhne Gaias gekennzeichnet und neben den Kyklopen (b^b›*•›" èÒY.Úå›", 1.510) mit dem Attribut b^b›*j" vor allem die sechsarmigen Riesen des Bärengebirges, mit Abstand am häufigsten ¨edoch die Sparten in Kolchis versehen.140 Sowohl auf die sechsarmigen Riesen (A.R. 1.989-1011) als auch auf die Sparten (3.1354-1404) treffen die Argonauten im Verlauf ihrer Fahrt und sind für deren Tod unmittelbar verantwortlich.141 In dieser Darstellung der Tötung von Riesen durch menschliche Heldenfiguren ist eine Neuerung gegenüber den homerischen Epen zu sehen, in denen überhaupt nur >dysseus mit seinen Gefährten auf Riesenfiguren trifft, ohne diese ¨edoch aus der .elt entfernen zu können. Die einzige andere Heldenfigur, der dies gelingt, ist Herakles, auf dessen Tötung des dreigestaltigen Geryoneus bereits in der Theogonie proleptisch verwiesen wird (Hes. Th. 982). Die Argonauten dagegen, die zur Heldengeneration des Herakles gehören und zeitweise auf dessen Kampfkraft vertrauen können (A.R. 1.992-994), erhalten nicht nur grundsätzlich die Gelegenheit, auf Riesenfiguren zu treffen, sondern verfügen auch über die Fähigkeiten, gegen diese anzukommen. So streckt Polydeukes im Faustkampf den Riesen Amykos nieder (2.94-96) und Iason überwindet mithilfe der Medeia die Sparten (3.1363-1404) und Talos (4.1665-1688). Paradoxerweise besiegelt die 140

141

Vgl. für die sechsarmigen Riesen A.R. 1.943¾ 1.951¾ 1.989¾ 1.1000¾ für die kolchischen Sparten 3.499¾ 3.1048¾ 3.1338¾ 3.1347¾ 3.1355¾ 3.1380¾ 3.1391¾ 4.151¾ 4.365¾ 4.1034. Sie gehören zu den phantastischen Elementen der Argonautika, die einerseits im Gegensatz zur gelehrten Beschreibung der .elt stehen, andererseits aber die Bedeutung lokaler Aitien für das Epos bezeugen¾ vgl. Delage (1930, 285¾ 287).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

157

Entdeckung der sechsarmigen Riesen und des Talos durch die Argonauten, die für eine Einschreibung der Riesen in die literarische .elt sorgt, zugleich ihr Ende und ihr spurloses Verschwinden aus derselben. Im Gegensatz zu Aigaion nämlich, dessen Grabmal ihm einen fortdauernden Platz in der .elt ermöglicht, wird für die von den Argonauten getöteten Riesenfiguren weder ein Aufenthaltsort nach ihrem Ableben angegeben noch wird ihr Tod als Aition für eine Nachwirkung funktionalisiert. Als Erinnerungsort fungiert somit einzig der >rt ihrer Entstehung aufgrund seiner engen Verbindung zu den Riesen, ohne ¨edoch mit einem sichtbaren Mahnmal oder einem gelehrten Exkurs durch den extradiegetischen Erzähler verbunden zu werden. Diese Riesen verschwinden zugleich mit ihrem Ableben aus dem Epos und fallen somit dem Vergessen anheim. Der >rt innerhalb der literarischen .elt, mit dem sie in einer besonderen Beziehung stehen, entspricht deswegen auch einem spezifischen Platz im literarischen Text, au•erhalb dessen sie keine Existenzberechtigung haben, worin ein poetologischer Kommentar zur geopoetischen Gestaltung des literarischen Texts der Argonautika erkennbar wird. Im Falle der Talosfigur etwa bedeutet dies, dass ihr Auftreten auf Kreta in 4.1665-1688 lediglich ein literarisches Nachleben an dieser spezifischen Stelle der Argonautika zeitigt, ohne dass dieses durch ein zusätzliches topographisches Element wie ein Grabmal auch innerhalb der literarischen .elt verankert würde. In poetologischer Hinsicht wird damit über die Verfügungsgewalt des Erzählers über seine Figuren und die genaue Ausgestaltung der literarischen .elt reflektiert. Die Spartenepisode (A.R. 3.1354-1404) sticht hinsichtlich ihrer geopoetischen Gestaltung vor den anderen ortsverbundenen Riesenfiguren insofern besonders hervor, als die Aussaat der Drachenzähne (3.13341347), die Entstehung der Riesen aus der Erde des Aresfelds in Kolchis (3.1354-1363) und ihre Vernichtung (3.1364-1404) in derselben Passage dargestellt werden. Dadurch bildet der literarische Text zugleich den Prozess des Einschreibens der Riesen in die literarische .elt und das Herausschreiben aus ihr ab und wird als poetologischer Kommentar zur Gestaltung des Epos lesbar, das die literarische .elt vor den Augen des Rezipienten Stück für Stück entstehen lässt. Besonders betont wird dieser literarische Prozess der .elterschaffung durch die Verwendung metaphorischer Sprache, die das Aufschie•en der Sparten bezeichnet

158

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

(”*™—üқ™Y&*, 3.1354¾ ”*.œj™Y&*—›", 3.1363),142 sowie zweier Gleichnisse, in denen die Sparten mit abgemähten (3.1386-1391) oder durch Hagel geschädigten 3hren (3.1399-1404) verglichen werden,143 womit au•erdem die >rtsverbundenheit auf poetische .eise zusätzlich illustriert wird. Bezeichnend für diese >rtsverbundenheit ist insbesondere auch die Abgrenzung von einer weiteren, früheren Gruppe von Sparten (3.1186), die Kadmos aus den Zähnen des von ihm getöteten Drachen ausgesät hat und aus denen die Stammväter der Bevölkerung des neu gegründeten Theben hervorgegangen sind (3.1185-1187): Yh 1} þ ,­* Œ&*h&Z™Z* z*Z™å›h$" 囜h&Z™Z* 薜,&" Œb^*&$hœ^" bZ^b›*k ›6™—& .Ô*, ~$›&" ”,Ð&*—&" ø™&Z èå¢ œ&þ$¦ .hå&*—&f

1185

Und nachdem der Agenoride Kadmos ásc. die ZähneÛ in den aonischen Ebenen ausgesät hatte, siedelte er das erdentsprossene Volk an, so viele unter dem Speer des niedermähenden Ares übriggeblieben waren.

Beide Gruppen von Sparten stammen aus den Zähnen desselben Drachen, die Athene sowohl Aietes als auch Kadmos als Geschenk überreicht hat (A.R. 3.1183f.). Über das Beiwort b^b›*j" werden beide Gruppen sehr eng mit ihrem Entstehungsort in der Ebene des künftigen Theben bzw. auf dem Aresfeld Aias verbunden,144 wobei die Variation des Attributs mit bZ^b›*k (3.1186), das ein å( .›bÔ,›*&* in den Argonautika und der gesamten griechischen Literatur darstellt, die Unterscheidung der beiden Riesengruppen unterstreicht. Der Akt des Aussäens der Zähne und das Aufsprie•en der Sparten legen trotz fehlender sprachlicher Parallelen einen direkten intratextuellen Vergleich der beiden Passagen nahe, der einen starken Kontrast hinsichtlich des Schicksals der Riesenfiguren offenlegt. Auf der einen Seite metzeln sich die thebanischen Sparten ebenfalls gegenseitig nieder, einige von ihnen überleben ¨edoch (ø™&Z á¼Û .hå&*—&, 3.1187) und werden zu den Stammvätern Thebens (bZ^b›*k ›6™—& .Ô*,

142 143

144

Vgl. Dräger (2002, 513 ad 1338). Vgl. dazu Fantuzzi O Hunter (2004, 280-282), die auch die intertextuell aufgerufenen Passagen der Ilias berücksichtigen. Vgl. au•erdem Hunter (1989, 251 ad 1386-91¾ 254 ad 1399-1404). Zur Erwähnung Thebens als geographischem Exkurs vgl. Delage (1930, 28).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

159

3.1186),145 worin sich wiederum eine aitiologische Funktionalisierung dieser Figuren erkennen lässt. Die kolchischen Sparten dagegen sterben allesamt, ohne eine Auswirkung auf die Zukunft des mit ihnen verbundenen >rtes zu haben, und erhalten dadurch kein andauerndes Fortleben. Unterstrichen wird diese lediglich temporäre Existenz der kolchischen Sparten durch die Aussage des Aietes, dass er selbst gewohnheitsmä•ig Drachenzähne aussäe und die daraus aufsprie•enden Riesen besiege (3.411-418a).146 Nur in der Erinnerung der intradiegetischen Figuren, vor allem Medeias, die noch zweimal auf ihre eigene Rolle bei der Überwindung der Sparten verweist (b^b›*•›™™Z*, 4.365¾ ”*œ$À* á¼Û b^b›*•Ú*, 4.1033f.), werden diese Riesen im weiteren Handlungsverlauf noch mitgeführt.147 Dabei steht die Abhängigkeit sowohl von einer mündlichen Überlieferung als auch von der Erinnerung der Medeia als Einzelperson im Kontrast zu den fortdauernden Hinterlassenschaften anderer Riesen und legt ein baldiges, komplettes Verschwinden der kolchischen Sparten aus der .elt nahe. Als Gegenbeispiel lässt sich der Riese Amykos heranziehen, in dessen Fall die mündliche Überlieferung im weiteren Handlungsverlauf dafür sorgt, dass der Riese auch weiterhin im Gedächtnis der intradiegetischen Figuren mitgeführt und seine Anwesenheit im Epos bewahrt wird. Dies wird insbesondere im Rahmen der gastlichen Aufnahme der Argonauten bei den Mariandynern deutlich (2.752-761), die bereits zuvor von der Tötung des Amykos und der Bebryker vernommen haben (2.754: é\•*—Z Œ,ÒY&Z& Y—¯ Y.•&" ü å$¦* Y&þ&* ¬ 6die Mörder des Amykos gemä• der Kunde, die sie zuvor erfahren hatten¨) und denen Iason von den bisherigen Abenteuern berichtet (2.762-771). Dabei trägt er eine geschönte Version der Ereignisse vor, die vom extradiegetischen Rezipienten der Argonautika als solche hervorgehoben wird.148 Mittels des Y.•&" der Heldentat wird die Erinnerung an den Riesen auf eine alternative Art und .eise zur Konservierung durch ein Aition gefestigt, die auch von einer grö•eren Gruppe getragen wird, wobei über deren langfristigen Fortbestand allerdings ebenfalls keine Anhaltspunkte gegeben werden. 145 146 147 148

Vgl. Hunter (1989, 227f. ad 1187)¾ Race (2008, 309 Anm. 99). Vgl. Dräger (2002, 510 ad 1178-87¾ 511 ad 1228). Zur Bedeutung der Medeia für den Handlungsverlauf der Argonautika vgl. Natzel (1992)¾ Köhnken (2010, 142f.). Vgl. Glei O Natzel-Glei (1986a, 165 Anm. 44).

160

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

3.4

Literarisierung von Riesenfiguren im kaiserzeitlichen Epos

In der zunehmenden Literarisierung von Riesenfiguren in den Argonautika des Apollonios Rhodios lässt sich bereits eine Tendenz feststellen, die im kaiserzeitlichen Epos zunimmt und sich insbesondere in der Verwendung von Riesenfiguren in Vergleichen und Gleichnissen äu•ert. An der hohen Anzahl von dargestellten Riesenfiguren im kaiserzeitlichen Epos (Karte 3) lässt sich ein verstärktes Interesse an diesem Figurentyp ablesen, wobei die Verwendung sowohl atopischer als auch eindeutiger Verortungen zugleich von einer Bezugnahme auf die Nichtverortbarkeit von Riesen im archaischen (Karte 1) wie auch auf die Tendenz zu exakter Lokalisierung im hellenistischen Epos zeugt (Karte 2). ªharakteristisch für diesen doppelten Bezugsrahmen ist einerseits der Umstand, dass zahlreiche Verortungen von Riesenfiguren den weiter verbreiteten Mythenversionen folgen anstatt den entlegenen Varianten des hellenistischen Epos, ohne ¨edoch zugleich das Gestaltungsmittel des Aitions aufzugeben. Bezeichnend ist andererseits, dass die beschriebene Verwendung von Riesenfiguren sowohl im römischen als auch im griechischen Epos der Kaiserzeit zu beobachten ist, also ein generelles Merkmal der Gattung in diesem Zeitkontext darstellt, wodurch überdies eine enge intertextuelle Verknüpfung der Epen naheliegt. Gerade der Einfluss von römischer auf griechische Literatur der Kaiserzeit wurde in der Forschung vielfach und im Fall der Posthomerica des 9uintus Smyrnaeus besonders intensiv diskutiert, sodass diese Debatte in der Forschungsgeschichte in Analogie zur 8Homerischen Frage€ mit der Bezeichnung 8Lateinische Frage€ versehen wurde. Detailstudien zum möglichen Einfluss lateinischer Dichtung, insbesondere der Epik, auf die Posthomerica lassen aufgrund der unüberbrückbaren sprachlichen Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten mit anderen griechischen .erken keine letztgültigen Schlüsse zu,149 doch besteht anhand auffälliger Parallelen zumindest eine hohe .ahrscheinlichkeit intertextueller Referenzen griechischer Dichtung auf lateinische Dichtung, seien es Einzeltext- oder 149

Vgl. Gärtners (2005, 279-287) zurückhaltendes Fazit am Ende ihrer umfassenden Vergleichsstudie zwischen Vergils Aeneis und den Posthomerica, das diese Unsicherheit deutlich widerspiegelt, obwohl aufgrund des Umfangs von schlagkräftigen Ergebnissen durchaus eine deutlichere Positionierung für eine intertextuelle Verbindung vertreten werden kann.

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

161

Systemreferenzen. Vor diesem Hintergrund muss eine intertextuelle Verbindung zwischen lateinischer Literatur und den Posthomerica im Speziellen sowie der griechischen Literatur generell zumindest als Möglichkeit in der Forschungsdiskussion berücksichtigt werden, was inzwischen auch als communis opinio überwiegende Akzeptanz gefunden hat.150 Besonders augenscheinlich wird die Einarbeitung unterschiedlicher Verortungen von Riesenfiguren der literarischen Tradition anhand der Argonautica des Valerius Flaccus, in denen dieselbe Reiseroute präsentiert wird wie in den Argonautika des Apollonios Rhodios, wodurch letztere als wichtigster Referenztext dieses römischen Epos und ein direkter Vergleich beider .erke nahegelegt werden.151 Da die Handlung der Argonautica auf der Insel Peuce vor der Einfahrt in den Danuvius abbricht (Val. Fl. 8.375-378) und die Schilderung der Rückfahrt somit fehlt, lässt sich freilich nicht die komplette Reiseroute nachvollziehen. Die Frage, ob das Gedicht damit unvollendet blieb oder ob es von vornherein als Fragment angelegt wurde, wird in der Forschung kontrovers diskutiert, doch besteht zumindest die Möglichkeit, dass die Rückfahrt der Argo im Gegensatz zur Hinfahrt wesentlich weniger Raum erhalten sollte.152 Die Schifffahrt der Argonauten in den Argonautica des Valerius Flaccus präsentiert sich ähnlich wie in den Argonautika des Apollonios Rhodios, in denen die Fahrt der Argo zum grö•ten Teil aus der intradiegetischen Sicht der Argonauten geschildert wird, nach dem Schema eines Periplous, wobei die Argonauten eine Landschaft nach der anderen ansteuern und somit 150

151 152

Vgl. eine beinahe vollständige Übersicht der Forschungsmeinungen zum Einfluss Vergils bei Gärtner (2005, 30-37). Ergänzend dazu sprechen sich für römischen Einfluss auf die Posthomerica Usener (2007)¾ qames (2007)¾ Had¨ittofi (2007)¾ qahn (2009)¾ Maciver (2011)¾ Maciver (2012a)¾ Maciver (2012b)¾ Migu÷lez-ªavero (2013)¾ Frantantuono (2016)¾ Pinheiro (2016) aus. Skeptisch dagegen äu•ert sich Dubielzig (1996, 20-26). Im Folgenden werden die beiden Epen durch die Schreibung Argonautika bzw. Argonautica voneinander unterschieden. Vgl. zum unvollendeten Zustand der Argonautica als Teil des poetischen Programms Hershkowitz (1998, 1-34). Dräger (2003, 556 ad 467) geht aufgrund des mit den Argonautika vergleichbaren Umfangs der Argonautica davon aus, dass die Rückreise nur noch summarisch in Val. Fl. 8 geschildert worden und der Abbruch durch einen Verlust in der Textüberlieferung bedingt sein könnte.

162

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

als Entdecker dieser literarischen .elt auftreten. Darüber hinaus werden in den kaiserzeitlichen Argonautica ebenfalls Landschaften und >rte in den Blick genommen, die nicht unmittelbar mit der Argonautenfahrt zusammenhängen, doch scheinen diese räumlichen Exkurse noch häufiger aufzutreten als in den Argonautika. Ein deutliches Beispiel für diese geopoetische Gestaltung der literarischen .elt der Argonautica, die in einen kreativen .ettstreit mit der¨enigen der Argonautika tritt, stellt die Insel Sicula bzw. Trinacria dar. Diese laufen die Argonauten gemä• der Reiseroute bei Apollonios Rhodios erst auf der Rückfahrt an (A.R. 4.964b-979a), sodass sie dementsprechend im vorhandenen Teil der Argonautica noch nicht als Reisestation vorkommen kann und deswegen als topographischer Exkurs markiert wird.153 Dieser wird in die Schilderung der Vorbeifahrt der Argo an der chalkidischen Halbinsel und von Pallene als Austragungsort der Gigantomachie integriert (Val. Fl. 2.16b-33): metus ecce deum damnataque bello Pallene circumque vident immania monstra terrigenum caelo quondam adversata Gigantum, quos scopulis trabibusque parens miserata iugisque induit et versos extruxit in aethera montes. quisque suas in rupe minas pugnamque metusque servat adhuc, quatit ipse hiemes et torquet ab alto fulmina crebra pater, scopulis sed maximus illis horror abest, Sicula pressus tellure Typhoeus. nunc profugum et sacras revomentem pectore flammas, ut memorant, prensum ipse comis Neptunus in altum abstulit implicuitque vadis totiensque cruenta mole resurgentem torquentemque anguibus undas Sicanium dedit usque fretum cumque urbibus Aetnam intulit ora premens. trux ille eiectat adesi fundamenta iugi, pariter tunc omnis anhelat Trinacria, iniectam fesso dum pectore molem commovet experiens gemituque reponit inani.

153

20

25

30

Vgl. zur Behandlung der Typhonepisode als Exkurs Spaltenstein (2002, 314 ad 21).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

163

Schau, die Schrecken der Götter und das infolge des Kriegs verfluchte PalleneÄ Ringsum sehen ásc. die ArgonautenÛ die gewaltigen Schreckensgestalten der erdgeborenen Giganten, die einstmals dem Himmel .iderstand leisteten. Diese umgab ihre Mutter, die Mitleid mit ihnen hatte, mit Felsen, Baumstämmen und Gebirgsketten, und schichtete sie zu Bergen auf, die zum 3ther aufragen. qeder bewahrt bis ¨etzt im Gestein seine Drohgebärden, seine Kampfhaltung und seinen Schrecken, und Vater Zeus erregt Sturmwetter und schleudert aus der Höhe Blitze in dichter Folge. Der grö•te Schrecken ¨edoch ist diesen Felsen fern, Typhoeus, von der siculischen Erde beschwert. Ihn, der auf der Flucht heilige Flammen aus seiner Brust spie, packte ¨etzt, wie man erzählt, Neptun persönlich an den Haaren, schaffte ihn in die hohe See und versenkte ihn in den Untiefen, und so oft tauchte er mit seiner blutenden Masse wieder auf und peitschte mit seinen Schlangen die .ogen, bis er ihn zum sicanischen Meer schleifte und den Aetna samt Städten auf ihn türmte, um seine Häupter zu beschweren. Grimmig speit er die Grundfesten der aufgezehrten Bergrücken aus, zugleich keucht dann ganz Trinacria, während er die Felsmasse von seiner erschöpften Brust zu bewegen versucht und mit vergeblichem Stöhnen wieder zurücksetzt.

Die Passage beginnt zunächst damit, dass die Argonauten die Halbinsel Pallene passieren, die hier wie bei Apollonios Rhodios (Y.h—› ם..j*Z, A.R. 1.599) mit ihrem >rtsnamen aufgerufen (Pallene, Val. Fl. 2.17), nun ¨edoch explizit als Austragungsort der Gigantomachie bezeichnet wird, wie der Verweis auf den göttlichen Krieg (damnataque bello, 2.16) und den versuchten Himmelssturm (caelo quondam adversata, 2.18) sowie die Benennung der Giganten (terrigenum á¼Û Gigantum, 2.18) deutlich machen.154 Bereits in 1.564 ruft Iuppiter in seiner Rede die Gigantomachie auf und bereitet damit die Vorbeifahrt der Argo an Pallene vor, wobei er Phlegra, den älteren Namen des Schlachtfelds verwendet:155 Iapeti post bella trucis Phlegraeque labores ¬ 6nach den Kriegen gegen den grimmigen Iapetus und den Mühen in Phlegra¨. Die detaillierte Schilderung der Topographie der Halbinsel durch die Verweise auf deren Gebirge (scopulis á¼Û iugisque, 2.19¾ montes, 2.20¾ rupe, 2.21¾ scopulis, 2.23) und .älder (trabibusque, 2.19) erweckt zunächst 154 155

Vgl. Poortvliet (1991, 34 ad 16f.)¾ ªaviglia (1999, 219 Anm. 10)¾ Dräger (2003, 374 ad 17a). Vgl. .i¨sman (2000, 83 ad 169)¾ Dräger (2003, 359 ad 564¾ 374 ad 17b-33)¾ Zissos (2008, 323f. ad 563-5).

164

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

den Eindruck einer unbewohnten, natürlichen Gegend, die allerdings durch die Betonung der ihr innewohnenden Schrecken eine äu•erst düstere und schaurige Färbung erhält.156 Dazu tragen erstens die zahlreichen negativen Ausdrücke des Schreckens bei, die die ganze Landschaftsbeschreibung durchziehen (metus, 2.16¾ minas pugnamque metusque, 2.21¾ horror, 2.24),157 zweitens die göttlich verursachten stürmischen .etterverhältnisse (hiemes, 2.22¾ fulmina crebra, 2.23) und drittens die direkte ªharakterisierung der Giganten mithilfe von negativen Attributen (damnataque bello, 2.16¾ immania monstra á¼Û caelo á¼Û adversata, 2.17f.). Über diese sprachlichen Signale wird eine .irkungsästhetik des Schreckens aufgebaut, die einerseits als intradiegetische Rezeptionsästhetik ausgestaltet wird, da die Argonauten als Augenzeugen präsentiert werden (vident, 2.17). Andererseits wird darüber aber auch eine extradiegetische Rezeptionsästhetik vermittelt, indem der Rezipient der Argonautica direkt angesprochen (ecce, 2.16) und somit seinerseits zum unmittelbaren Teilnehmer am Geschehen und Betrachter der Landschaft gemacht wird.158 Bei einer intensiven Lektüre der Szene fallen denn auch mehrere Aspekte auf, die für eine geopoetische Deutung bedeutsam sind. Erstens ist festzuhalten, dass die Landschaftsbeschreibung als Prozess erfolgt, der die Entstehung der Landschaft vor den Augen des Rezipienten als Prozess nachvollziehbar macht. Durch die göttliche Hilfe der Gaia (parens, Val. Fl. 2.19) werden die besiegten Giganten nämlich zu Landschaftselementen transformiert, wobei der insgesamt knapp geschilderte Umwandlungsprozess in einem Vers komprimiert und dadurch besonders betont wird (induit á¼Û extruxit, 2.20).159 Die Landschaft entsteht also erst durch die Aktivität der involvierten Riesenfiguren und steht in einer engen Verbindung mit ihnen, wobei der extradiegetische Rezipient der Argonautica als direkt in die Handlung involvierter Zuschauer unmittelbar an der Genese der Landschaft teilnimmt. Aufgrund dieser starken Involvierung des Rezipienten wird auch eine poetologische Lesart der Landschaft ermöglicht, die die Erschaffung dieser Lebenswelt der Giganten als literarischen 156 157 158 159

Vgl. Poortvliet (1991, 35 ad 17f.)¾ Dräger (2003, 17b-33). Vgl. Langen (1896, 130 ad 16)¾ Spaltenstein (2002, 313 ad 16¾ 314 ad 21). Vgl. Spaltenstein (2002, 313 ad 16). Vgl. Langen (1896, 131 ad 17f.)¾ Rupprecht (1987, 48 ad 24)¾ Poortvliet (1991, 36 ad 19f.)¾ Spaltenstein (2002, 313 ad 16).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

165

Schaffensprozess thematisiert. Besonders gewichtig ist vor diesem Hintergrund das Ad¨ektiv terrigenum (2.18), das nicht nur im mythologischen Sinn als genealogisches Epitheton interpretiert werden kann,160 sondern, da Gaia in diesem Kontext als Gestalterin in die literarische .elt eingreift, auch als poetologischer Marker, der die Schöpfung der Landschaft durch den Einfluss Gaias als literarisches Unterfangen ausweist. Zweitens wird durch die Zeitadverbien quondam (Val. Fl. 2.18) und adhuc (2.22) ein zeitlicher Gegensatz zwischen dem Kampf der mythischen Vergangenheit und der ¨eweiligen Gegenwart der Argonauten bzw. des Rezipienten hergestellt. Befördert wird diese Überbrückung der zeitlichen Distanz durch den Verweis auf die versuchte Erstürmung des Himmels (caelo á¼Û adversata, 2.18) und den Verweis, dass Pallenes Berge in den Himmel weisen (versos á¼Û in aethera montes, 2.20), womit die Landschaft die früheren Ambitionen der Riesenfiguren bewahrt.161 Unterstützt wird dies durch die Konservierung der Drohgebärden und Kampfhaltungen der Riesen (minas pugnamque metusque, 2.21), die auch in der ¨eweiligen Gegenwart noch erfahrbar sind, worauf das Präsens servat (2.22) hinweist.162 Die Transformation der Giganten zu topographischen Merkmalen sorgt darüber hinaus dafür, dass der >rt zu einem ªhronotopos wird, der die Geschehnisse der mythischen Vergangenheit konserviert und als Mahnmal für spätere Generationen sichtbar macht. Ein zentrales Signal stellt in diesem Zusammenhang der Ausdruck quisque á¼Û servat dar (2.21f.), mit dem die Konservierung der Gigantomachie als aktive Handlung der Giganten inszeniert wird, obwohl die Umwandlung der Riesen zu Landschaftsmerkmalen von Gaia ausgeht (induit á¼Û exstruxit, 2.20). Landschaft und Riesen stehen demnach in einem engen wechselseitigen Verhältnis, denn die erstarrten Haltungen der Riesen prägen noch zur Zeit der Argonauten die Landschaft, während umgekehrt die Landschaft als Erinnerungsort an die Gigantomachie fungiert. Drittens funktioniert dieser ªhronotopos auf drei Ebenen, da er in einem ersten Schritt die Ereignisse der mythischen Vorvergangenheit einfängt, diese in einem zweiten Schritt für die mythische Gegenwart der Argonauten aufbereitet und in einem dritten Schritt auch für den Zeitkontext des Rezipienten der Argonautica bewahrt. Letzterer wird somit 160 161 162

Vgl. Poortvliet (1991, 36 ad 17f.)¾ Spaltenstein (2002, 313 ad 16)¾ Dräger (2003, 374 ad 18a). Vgl. Spaltenstein (2002, 313f. ad 16). Vgl. Poortvliet (1991, 37 ad 21f.).

166

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

nicht nur zum unmittelbaren Betrachter der literarischen Landschaft, sondern zugleich dazu aufgefordert, die bisherigen literarischen Verarbeitungen Pallenes bis zu seiner Zeit zu überprüfen und mit der Darstellung in den Argonautica zu vergleichen. Die Gigantomachie wird somit auch als Aition der Landschaftsentstehung in Pallene funktionalisiert und erfüllt damit eine ähnliche Funktion wie die Aitien bei Apollonios Rhodios, über die die Erinnerung an verstorbene Riesenfiguren bewahrt wird. Die explizite Benennung des >rtes legt zudem eine eindeutige Verortung und Identifikation mit einer realhistorischen geographischen Landschaft nahe, wobei die Erschaffung der Landschaft mit literarischen Gestaltungsmitteln als .arnung vor einer Gleichsetzung fungiert. Auf der intradiegetischen Handlungsebene der Argonautica wird die Landschaft allerdings auch zu einem Beispiel für die Gefährlichkeit der Fahrt, die die Argo und ihre Besatzung an urtümliche und von Ungeheuern bewohnte >rte führt, wobei die Halbinsel Pallene im Handlungsverlauf das Verlassen der bekannten Seerouten markiert.163 Sie unterstützt damit das teleologische Ziel des Unternehmens, das durch Zeus zur Umsetzung des Schicksals befördert wird und darin besteht, durch die Erschlie•ung von Seewegen den kulturellen Fortschritt der .elt voranzutreiben (Val. Fl. 1.556-560). In diesem Zusammenhang ist der auf die Beschreibung Pallenes folgende Exkurs zu Typhoeus besonders interessant.164 Dieser wird mit einem adversativen sed direkt an die Landschaftsbeschreibung angeschlossen, wobei das Substantiv horror (2.24) die Substantive metus zu Beginn (2.16) und in der Mitte (2.21) der Palleneepisode aufnimmt und damit auch die .irkungsästhetik des Schreckens fortführt.165 Mit dem Substantiv scopulis (2.23) wird zudem noch einmal auf dasselbe Substantiv in 2.19 Bezug genommen und die topographische Beschreibung Pallenes damit ringkompositorisch abgeschlossen. Auffällig ist ¨edoch die negative Fortführung dieser Riesenepisode, denn mit der Überleitung scopulis sed maximus illis O horror abest (Val. Fl. 2.23f.) wird die Landschaft um ein fehlendes Element ergänzt, nämlich den Riesen Typhoeus, der noch im selben Vers explizit unter der Insel Sicula lokalisiert wird (Sicula pressus tellure Typhoeus, 2.24).166 .eitere 163 164 165 166

Vgl. ªaviglia (1999, 219 Anm. 10). Vgl. Poortvliet (1991, 38 ad 23f.). Vgl. Spaltenstein (2002, 314 ad 21). Anhand dieser doppelten >rtsbezeichnung lässt sich die Praxis der inter-

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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topographische Verweise auf das Sicanium á¼Û fretum (2.29), den Berg Aetna (Aetnam, 2.29) und den alternativen, aus dem Griechischen hergeleiteten Namen der Insel Trinacria (2.32) vervollständigen und verstärken diese Verortung.167 .as die Lokalisierung des Typhoeus allerdings gegenüber anderen Riesenfiguren in den Argonautica auszeichnet, ist der Umstand, dass nicht blo• der Aufenthaltsort des Riesen (Sicula pressus tellure, 2.24), sondern auch der .eg dorthin im literarischen Text abgebildet werden.168 Im Kampf gegen Neptun wird er nämlich erst auf die unbenannte hohe See hinausgeschleift (in altum O abstulit, 2.26f.) und dort versenkt (implicuitque, 2.27), lässt sich ¨edoch nicht langfristig festsetzen (resurgentem torquentemque á¼Û undas, 2.28), sodass Neptun ihn als nächstes zum sicanischen Meer bringt (Sicanium dedit usque fretum, 2.29)169 und den Berg Aetna auf ihn türmt (Aetnam O intulit, 2.29f.). Das Ad¨ektiv profugum (2.25) bezeichnet dabei prägnant die gehetzte Verfassung des Riesen, der in der ganzen Szene als in Bewegung befindlich dargestellt wird. Diese räumliche Verschiebung entzieht sich der .ahrnehmung der Argonauten als intradiegetischen Rezipienten aufgrund der zeitlichen Distanz. Der Perspektivwechsel wird auch explizit mit dem Erzählerkommentar ut memorant (2.26) markiert, der darauf verweist, dass die nachfolgende Schilderung vom extradiegetischen Erzähler auf der Basis mündlicher Überlieferung sowie aus einer distanzierteren Erzählerperspektive vorgenommen wird. Im Gegensatz zu den Giganten in Pallene, die auch die intradiegetischen Figuren der Argonauten wahrnehmen, wird somit nur der extradiegetische Rezipient zum Zeugen dieser Raumveränderung des Typhoeus.

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pretatio Romana nachvollziehen, die aus der griechischen literarischen Tradition übernommene >rtsbezeichnungen mit eigenen gleichsetzt. Dasselbe Prinzip gilt auch für einige Riesenfiguren wie Helios, der bei Valerius Flaccus auch als Sol, Phaeton und Phoebus bezeichnet wird und teilweise mit Apollo als Sonnengott verschmolzen wird, oder Selene, die auch als Luna, Phoebe und Diana in Erscheinung tritt. Diese partielle Gleichsetzung und Koexistenz mehrerer Namen erschweren bisweilen eine eindeutige Bestimmung der Riesenfiguren, was insbesondere für die als Gestirne fungierenden Gottheiten gilt, sodass die Verbindung mit Attributen, die die Göttlichkeit der Figuren unterstreichen, umso wichtiger wird. Vgl. Poortvliet (1991, 41 ad 27ff.)¾ Spaltenstein (2002, 314 ad 21). Vgl. zu diesem geopoetischen Aspekt Baumbach O Müller (2015, 418f.). Vgl. zum Aspekt der Bewegung Libermann (1997, 179 Anm. 7).

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Dafür, dass dennoch wie im Fall der Giganten eine Verbindung von mythischer Vergangenheit und Gegenwart der intradiegetischen bzw. des extradiegetischen Rezipienten hergestellt wird, sorgt die Beschreibung des gefangenen Typhoeus, der seinen .iderstand im Kampf mit Neptun feuerspeiend (sacras revomentem pectore flammas, 2.25)170 auch unter dem Aetna fortsetzt (eiectat adesi O fundamenta iugi, 2.30f.) und versucht, die Insel von seiner Brust zu heben (commovet experiens á¼Û reponit, 2.33), womit ein Aition für den fortdauernden Vulkanismus des Aetna und die damit einhergehenden Erderschütterungen geschaffen wird.171 Die Verbindung mit der Gegenwart sowohl der intradiegetischen als auch der extradiegetischen Rezipienten wird dadurch gestärkt, dass der Aetna als besiedelt bezeichnet wird (cumque urbibus, 2.29) und die ganze Insel beim .üten des Riesen aufstöhnt (omnis anhelat O Trinacria, 2.31f.), wobei die Verwendung des Präsens in den Prädikaten eiectat (2.30), anhelat (2.31), commovet (2.33), reponit (2.33) diese zeitliche Überbrückung deutlich markieren. .ie in der Landschaftsbeschreibung Pallenes, so wird auch im Fall des Aetna und der Insel Sicula eine Landschaft in ihrer Entstehung bzw. Veränderung gezeigt, die den Blick des Rezipienten auf die geopoetische Gestaltung und literarische Erschaffung lenkt, die aufgrund des Kommentars ut memorant (2.26) ganz in der Verantwortung des extradiegetischen Erzählers liegt. Die adversative Überleitung von den Giganten in Pallene zu Typhoeus unter dem Aetna wirft weiterhin die Frage auf, wie diese Riesen und die mit ihnen verbundenen Landschaften miteinander zusammenhängen. Dadurch, dass Typhoeus als maximus á¼Û horror (Val. Fl. 2.23f.) charakterisiert wird, wird er nicht nur in räumlicher Hinsicht, sondern auch bezüglich seines Gefahrenpotenzials von den Giganten abgetrennt.172 Angesichts der besonderen Stellung des Typhoeus im Mythos und der literarischen Tradition, der schon in der Theogonie allein eine Bedrohung für die

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Poortvliet (1991, 39 ad 25ff.)¾ Spaltenstein (2002, 315 ad 25)¾ Dräger (2003, 374 ad 25) sehen darin allerdings die Nachwirkung der mit sacras angedeuteten göttlichen Blitze, wobei das Fehlen der Zeusfigur diese Interpretation erschwert¾ vgl. Libermann (1997, 178 Anm. 5). Vgl. dieselbe Uneindeutigkeit in der Typhonomachie in Hes. Th. 859. Vgl. Langen (1896, 132 ad 33)¾ Spaltenstein (2002, 316f. ad 30)¾ Manuwald (2015, 101 ad 130-2). Vgl. Poortvliet (2002, 38 ad 23f.).

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olympische .eltordnung darstellt, ist die Steigerung des Schreckenspotenzials nachvollziehbar, doch sorgt es zugleich für eine Abschwächung der zuvor durch die Beschreibung Pallenes aufgebauten .irkungsästhetik des Schreckens, was durch den unmittelbaren Anschluss an die Gigantenepisode noch befördert wird. Dem grö•eren Gefahrenpotenzial des Typhoeus entspricht auch eine ausführlichere Schilderung gegenüber den Giganten, wobei sich die Frage stellt, warum er breiteren literarischen Raum erhält als die¨enigen Riesenfiguren, denen die Argonauten während ihrer Fahrt direkt begegnen. Freilich wird auch in früheren Epen von Riesenfiguren berichtet, deren Lokalisierung vom eigentlichen Setting der Handlung abweicht, speziell die Behandlung der Typhonfigur bei Apollonios Rhodios legt allerdings eine intertextuelle Einzeltextreferenz und einen direkten Vergleich der beiden Passagen nahe (A.R. 2.1208b-1215): á¼Û —&PÔ" ,Z* ú•Z" å›$h —} ”,•h —} {$þ—Z ”\–*—&" Y¦ þå*&", ü* é—ª DP} ”*••þ™›* èþY–™&þ z* Y*^,&P™Z, ¤þ•&*h^ ø\Z 啗$^, {*\ ¤þ•–&*– •™Z, 7Z¢" è$&*hœ& Y›$þ*¿ d.j,›*&* þååԗ› &D ™—Zd$¯" zå&$•(—& ü›P$", \›$,¢* ”å¢ Y$—¢" ™—–(Z •Ô*&*f 6Y›—& œ} â—Ú"173 &â$› Y¦ 囜h&* àþ™jZ&*, {*\} {—Z *0* å›$ Y›P—Z, èå&d$ÒüZ&" ¦›$dÚ*hœ&" àœ™Z .h,*^".

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Eine so gro•e Schlange windet sich rings um ásc. das Goldene VliesÛ, eine unsterbliche und schlaflose, die Gaia selbst aufzog in den Klüften des Kaukasos, wo sich der typhaonische Felsen befindet, wo Typhaon warmes Blut von seinem Haupt habe tropfen lassen, als er, verwundet durch den Blitz des Zeus, seine starken Arme nach ihm ausstreckte. Genau so erreichte er aber die Gebirge und Ebene von Nysa, wo er auch ¨etzt noch unter der .asseroberfläche in den Fluten des serbonischen Sees liegt.

In den Argonautika wird also ein vergleichbarer >rtswechsel im literarischen Raum dargestellt (6Y›—&, A.R. 2.1213),174 wobei der von Zeus ver-

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â—Ú" wird von Fränkel (1970) mit einer crux versehen, obwohl der Sinn durch den Ausdruck keineswegs verschleiert wird¾ vgl. Glei O Natzel-Glei (1986a, 181 ad 1213). Vgl. zu >rtswechseln im Rahmen des Typhonomachiemythos Dornseiff (1933, 25f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

wundete und seinerseits fliehende Typhon zunächst am Kaukasos vorbeikommt (èþY–™&þ z* Y*^,&P™Z, 2.1210), wo seine vergossenen Blutstropfen in aitiologischer .eise den Drachen von Kolchis erzeugen.175 Daraufhin schleppt sich der Riese zur nysäischen Ebene (&â$› Y¦ 囜h&* àþ™jZ&*, 2.1214) und dem serbonischen See (¦›$dÚ*hœ&" àœ™Z .h,*^", 2.1215), wo er bis in die Gegenwart verbleibt ({—Z *0*, 2.1214), wobei in diesem Fall offenbleibt, ob er an seinen .unden verstirbt oder noch lebend unter der .asseroberfläche liegt.176 .ie in den Argonautica bildet der Kaukasos als eine Reisestation der Argonauten den Ausgangspunkt dieses räumlichen Exkurses, der von der eigentlichen Reiseroute der Argo wegführt und den Blick des Rezipienten auf einen entfernteren Teil der .elt lenkt, obwohl die Handlung ansonsten in ihrer Perspektivierung sehr konstant an der Schiffsreise orientiert ist.177 Aufgrund der Lage der geschilderten Landschaft im Grenzgebiet zwischen 3gypten, Arabien und Syrien,178 die im Rahmen der Diadochenkriege ein umkämpftes Territorium zwischen dem Ptolemäer- und dem Seleukidenreich darstellte, lässt sich darin eine implizite geopolitische Anspielung erkennen, die das umstrittene Grenzgebiet in die Argonautika einschreibt, aufgrund der unauffälligen Natur des Exkurses ¨edoch nicht ausdrücklich betont. Die Typhonepisode in den Argonautica weist dieselbe geopoetische Funktionalisierung der Riesenfigur auf, wobei sich die 3hnlichkeit aus strukturellen Parallelen ergibt und nicht aus wörtlichen Referenzen. Dennoch wird vor diesem Hintergrund durch die Verlagerung des Fokus auf den westlichen Mittelmeerraum und die Insel Sicula die Möglichkeit einer geopolitischen Lesart eröffnet, die durch weitere räumliche Exkurse zu diesem Raum verstärkt wird.179 Durch die räumliche Verschiebung wird 175

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Vgl. Dräger (2002, 477 ad 1210-13). Die Gestaltung dieses Aitions gleicht der Entstehung des Prometheuskrauts aus dem Blut des Prometheus (A.R. 3.851853) und der Schlangen Libyens aus dem Blut der Gorgo (4.1513-1516)¾ vgl. Glei O Natzel-Glei (1986a, 168 Anm. 71)¾ Glei O Natzel-Glei (1986b 186 Anm. 66). Vgl. Langen (1896, 131f. ad 24)¾ Delage (1930, 36)¾ Dräger (2002, 477 ad 1214f.)¾ Race (2008, 209 Anm. 102). Vgl. zu diesem mythologischen Exkurs Delage (1930, 36¾ 292), der auch auf die ungewöhnliche Verortung der nysäischen Ebene hinweist. Vgl. Race (2008, 209 Anm. 102). Vgl. beispielsweise die Erklärung der Kontinentalverschiebung anhand der >rte >enotria und Sicula (cum flens Siculos Oenotria fines O perderet, Val. Fl.

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nämlich ein Handlungsraum in den Blick gerückt, der erst wesentlich später im Handlungsverlauf im Rahmen der Rückfahrt der Argo aktuell geworden wäre. Aufgrund der in den Argonautica dargestellten Reisestationen der Hinfahrt, die im .esentlichen dem Kurs der Argo in den Argonautika folgen, lassen sich ¨edoch keine sicheren Schlüsse ableiten, da nicht die Hinfahrt, sondern die Rückfahrt der Argo grö•ere Unterschiede zwischen verschiedenen Mythenversionen aufweist, was darin ersichtlich wird, dass in den Argonautika aller .ahrscheinlichkeit nach eine Kombination früherer Routen der Argo wiedergegeben wird.180 Dass dennoch immer wieder der Blick in den westlichen Teil des Mittelmeers gelenkt wird, der dem Handlungsort in den erhaltenen Büchern entgegengesetzt ist, deutet auf eine implizite geopolitische Bedeutungsebene hin, über die das imperium Romanum als Rezeptionskontext des zeitgenössischen Rezipienten in die literarische .elt eingeschrieben wird. Dies ist insofern auch für das zeitliche Setting der Argonautica von Bedeutung, als das Epos in einer mythischen Vergangenheit angesiedelt ist, die noch vor dem Troianischen Krieg und der Fahrt des Aeneas nach Latium liegt, also den¨enigen mythischen Ereignissen, die in Vergils Aeneis zur Grundsteinlegung des späteren imperium Romanum führen. Auf eine solche geopolitische Bedeutungsebene wird deutlich dadurch verwiesen, dass Iuppiter im Zuge der Erläuterung seines .eltenplans auf die .eltherrschaftsfolge der Asiaten (Val. Fl. 1.537-543a), Hellenen (1.543b-555a) und weiterer namenloser Völker verweist (gentesque fovebo O mox alias, Val. Fl. 1.555f.), wobei die Römer zwar nicht explizit benannt, aber zwischen den Zeilen dennoch deutlich als designierte Nachfolger angedeutet werden.181 Vordergründig werden stattdessen die 8ffnung und Sicherung der .eltmeere in den Vordergrund gestellt (1.556560),182 was bereits im Proömium an prominenter Stelle thematisiert wird

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1.589f.) oder die Schilderung des Seesturms in 1.574-692, als dessen Ausgangspunkt Trinacria benannt wird (aequore Trinacrio, 1.579)¾ vgl. auch Dräger (2003, 360 ad 589f.). Vgl. Delage (1930, 287-289). Die kartographische Rekonstruktion der weiteren Fahrt der Argonauten bei Valerius Flaccus von Libermann (1997, Bucheinband) ist angesichts des fehlenden .erkendes rein hypothetisch. Vgl. Spaltenstein (2002, 223 ad 555)¾ Kleywegt (2005, 326 ad 555-557)¾ Zissos (2008, 321 ad 555-6)¾ Bernstein (2014, 160f.). Vgl. Preiswerk (1934, 435-438)¾ Dräger (2003, 358 ad 556f.). Zu den militärischen Implikationen dieser Erschlie•ung der Seewege vgl. Kleywegt (2005,

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

(1.7-21).183 Da es sich bei den Argonauten um hellenische Helden handelt, die keinen Beitrag zur späteren Mission des Aeneas leisten können, erfüllen sie konsequenterweise ein anderes teleologisches Ziel. >bwohl das imperium Romanum also nicht explizit in die literarische .elt der Argonautica eingeschrieben wird, finden sich im Handlungsverlauf zahlreiche Anspielungen auf römische Kultur und Geschichte, die eine Brücke zwischen der mythischen Vergangenheit und dem Zeitkontext des extradiegetischen Rezipienten schlagen, eine allzu eindeutige Benennung bestimmter >rte und Ereignisse ¨edoch vermeiden.184 So werden beispielsweise die italische Halbinsel oder die Hauptstadt Roma an keiner Stelle namentlich erwähnt, doch finden sich indirekte Hinweise darauf in topographischen Verweisen auf Ausonien (Ausoniam, Val. Fl. 7.86¾ Ausonii, 7.232), Hesperien (Hesperiae, 4.508), den Tiber (Thybris, 6.406¾ Tiberine, 7.84)185 oder die Stadt Alba (2.304). Unterschiedlichen erzähltechnischen Gestaltungsmitteln wiederum kommt eine besonders wichtige Rolle bei der Einbindung dieser geopolitischen Bedeutungsebene in den Handlungsverlauf zu. Dazu gehören erstens externe Prolepsen wie die Erwähnung der Nachkommen des Aeneas (genus Aeneadum, 2.573),186 des Vesuvausbruchs (Vesbius, 3.209¾ Vesevi, 4.507),187 oder eines römischen Thronanwärterkriegs (Romanas á¼Û legiones, 6.402¾ pilis, 6.403¾ aquilis, 6.404).188 Generell werden die letzten beiden Anspielungen in der Forschung als Anachronismen bezeichnet, die auf eine au•ertextliche .irklichkeit Bezug nehmen und dadurch die Fiktion der Erzählung

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326 ad 555-557¾ 328f. ad 558-560)¾ Zissos (2008, 321 ad 556-7¾ 321f. ad 55860). Zum göttlichen .eltenplan vgl. ausführlich .acht (1991). Vgl. Spaltenstein (2002, 28-35 ad locc.)¾ Dräger (2003, 317 ad 7b-8a)¾ Kleywegt (2005, 13f. ad 7b-10)¾ Zissos (2008, 82 ad 7-9). Auch im Proömium wird das imperium Romanum nur mit den impliziten Anspielungen Cumaeae á¼Û vatis (Val. Fl. 1.5)¾ Phrygios á¼Û Iulos (1.9)¾ Latias á¼Û urbes (1.21) thematisiert. Vgl. zum Proömium ausführlich Lefõvre (1971). Vgl. dazu Preiswerk (1934, 433-435¾ 439-442). Vgl. Baier (2001, 196f. ad 406-6). Vgl. Langen (1896, 193 ad 573)¾ Dräger (2003, 399 ad 573). Vgl. Murgatroyd (2009, 249 ad 508f.)¾ Manuwald (2015, 121 ad 208-9). Langen (1896, 225 ad 209)¾ Strand (1972, 35f.)¾ Dräger (2003, 412 ad 208f.) sehen in Val. Fl. 3.208f. lediglich die Beschreibung einer Erderschütterung. Vgl. zu möglichen historischen Anspielungen Langen (1897, 441 ad 402ff.¾ ad 403)¾ .i¨sman (2000, 161 ad 402-409)¾ Baier (2001, 196 ad 402-6¾ ad 4024)¾ Dräger (2003, 496 ad 402-406).

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durchbrechen, doch lassen sich diese Referenzen gleichsam als externe Prolepsen interpretieren, die au•ertextliche Phänomene literarisieren und dadurch zu einem Bestandteil der Erzählung machen.189 Zweitens wird die geopolitische Bedeutungsebene durch mythische Exkurse befördert, die ebenfalls auf den westlichen Mittelmeerraum Bezug nehmen. Sicula stellt nicht nur Typhons Gefängnis, sondern auch das Setting für Polyphem und Galatea (Siculo á¼Û litore, Val. Fl. 1.136), Proserpina (Sicula sub rupe, 5.344) und einen schmiedenden ªyclopen dar (Siculo á¼Û in aequore, 7.648), worin eine poetische Verbindung von Mythos und Geopolitik erkennbar ist. Dass es sich dabei um eine gezielte Literarisierung handelt, wird drittens anhand der geopoetischen Ausgestaltung von Gleichnissen deutlich. Sowohl der Vesuvausbruch (3.208211¾ 4.507-511)190 als auch die römische Schlachtenszene (6.402-409)191 werden durch die Einbindung in ein Gleichnis von der intradiegetischen Erzählebene abgehoben und in einen besonders literarischen Raum transferiert, der von der Schilderung des extradiegetischen Erzählers abhängt und nur für den extradiegetischen Rezipienten rezipierbar ist. Auch die damit verbundenen Landschaften und >rte werden dadurch auf eine übergeordnete literarische Ebene gehoben, die sich als zweite Schicht über die Handlungsebene der Argonautica und literarische .elt legt.192 Diese geopoetische Verdoppelung der literarischen .elt durch aufeinander aufbauende Bedeutungsebenen erlaubt nicht nur eine polyvalente Ausgestaltung derselben Landschaften aus verschiedenen Perspektiven, sondern erzeugt auch einen intratextuellen Nexus verschiedener Passagen des Handlungsverlaufs, der für eine gegenseitige Anreicherung der Landschaften mit zusätzlichen Bedeutungsebenen sorgt. Dies führt zurück zur Typhonepisode in Val. Fl. 2.24b-33 und der offenen Frage nach dem Grund für seine Abwesenheit in Pallene (abest, 189

190 191 192

Vgl. zur traditionellen Definition antiker Anachronismen Stemplinger (1956)¾ Easterling (1985)¾ Rutherford (2011)¾ Solodow (2011)¾ Easterling (2014). Vgl. zur relativ geringen Anzahl von Anachronismen in den Argonautica Bernstein (2014, 156). Zu einer alternativen narratologischen Konzeption von Anachronismen vgl. qunghan• O Kaiser O Pausch (2019)¾ Bärtschi (Aufsatz c). Vgl. Dräger (2003, 442 ad 507-509)¾ Murgatroyd (2009, 248 ad 507ff.)¾ Manuwald (2015, 121 ad 208-9). Vgl. .i¨sman (2000, 161f. ad 402-409)¾ Bernstein (2014, 164f.). Vgl. zu diesem geopoetischen Aspekt Baumbach O Müller (2015, 416)¾ Bärtschi (Aufsatz a).

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2.24). Aufgeworfen wird diese durch das Ad¨ektiv profugum (2.25), das den Riesen als auf der Flucht befindlich kennzeichnet, wobei der Startpunkt dieser Bewegung nicht explizit erwähnt wird. Bezeugt wird eine Flucht Typhons nach Sikelia bei Apollodor (Apollod. 1.44), wobei sie dort eindeutig im Kontext der Typhonomachie steht (1.39-44). Auffällig ist auch die Überwältigung und Gefangennahme durch Neptun, der nur in den Argonautica in der Rolle des Kontrahenten und Überwinders des Typhoeus zu finden ist, die sonst in der Tradition von Zeus eingenommen wird.193 Da die Typhonepisode der Argonautica ¨edoch unmittelbar auf die Gigantenepisode (Val. Fl. 2.16b-23a) folgt und syntaktisch an sie anschlie•t, liegt Pallene als Ausgangspunkt der Flucht und eine Beteiligung des Typhoeus an der Gigantomachie nahe, was mit der römischen Gleichsetzung von Typhonomachie und Gigantomachie erklärbar wäre.194 Für diese Deutung spricht zum einen der Umstand, dass die Gefangensetzung unter dem Berg Aetna in den Argonautica nicht für den Anführer der Giganten Enceladus, der kein einziges Mal namentlich erwähnt wird, sondern für Typhoeus reserviert ist.195 Über intertextuelle Anspielungen auf einen ähnlichen Riesenexkurs in Vergils Aeneis, der vor allem mittels der topographischen Bezeichnungen aufgerufen wird (Aetnam, Verg. Aen. 3.579¾ omnem á¼Û Trinacriam, 3.581f.) und der die Gefangensetzung des Enceladus unter dem Aetna behandelt (3.578-582), wird diese abweichende Nutzung des >rtes allerdings implizit über einen Vergleich der beiden Passagen thematisiert.196 Ein weiterer römischer Referenztext findet sich auch in der Schilderung der Typhonomachie in >vids Metamorphosen (>v. met. 5.346-355), die ebenfalls die Gefangensetzung Typhons als Giganten (giganteis, 5.346) unter Trinacria (5.347) und dem Berg Aetna (5.352) zeigt.197 193 194 195

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Vgl. Poortvliet (1991, 38f. ad 25ff.)¾ Spaltenstein (2002, 315 ad 25)¾ Dräger (2003, 374 ad 26). Vgl. Langen (1896, 131 ad 24)¾ Soubiran (2002, 220 ad 16-33)¾ Spaltenstein (2002, 314 ad 21). Vgl. Poortvliet (1991, 38 ad 23f.)¾ Soubiran (2002, 220 ad 16-33)¾ Spaltenstein (2002, 314f. ad 25), der darin auf eine mögliche Anspielung auf den Sieg des Zeus über Typhon in Hes. Th. 836-868 sieht. Vgl. Langen (1896, 131 ad 24)¾ Poortvliet (1991, 38 ad 23f.)¾ .i¨sman (2000, 83 ad 170)¾ Spaltenstein (2002, 314f. ad 25). Vgl. Langen (1896, 132 ad 30)¾ Poortvliet (1991, 38 ad 23f.)¾ Libermann (1997, 179 Anm. 9)¾ Soubiran (2002, 220 ad 16-33)¾ Spaltenstein (2002, 314

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

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Gegen eine eindeutige Gleichsetzung mit Giganten spricht ¨edoch die Verwendung des Typhoeus im späteren Handlungsverlauf,198 denn erstens wird in einem Himmelssturmgleichnis in Val. Fl. 4.236-239 sein Kampf gegen die olympische .eltordnung im Alleingang dargestellt, um die voreilige Prahlerei des Amycus angesichts seines scheinbar sicheren Sieges zu illustrieren:199 non aliter iam regna poli, iam capta Typhoeus astra ferens Bacchum ante acies primamque deorum Pallada et oppositos doluit sibi virginis angues. sic adeo insequitur rabidoque ita murmure terret á¼Û. Nicht anders schmerzte es Typhoeus, als er schon die Herrschaft über den Himmel und die eroberten Gestirne in seiner Reichweite hatte, dass Bacchus vor den Schlachtreihen und als erste der Götter Pallas ihm die Schlangen der qungfrau entgegengestellt hatten. Ebensosehr setzte er ihm nach und schreckte ihn so mit grimmigem Gebrummel á¼Û.

Gegenüber der Typhonomachie in Hesiods Theogonie weist die Passage die Beteiligung anderer Gottheiten auf und weitet den Konflikt somit von einem Duell zu einer grö•eren Schlacht kosmischen Ausma•es aus (regna poli, Val. Fl. 4.236¾ astra, 4.237), wodurch Typhons au•erordentliche Bedrohlichkeit zusätzlich unterstrichen wird.200 Dadurch, dass der Riese Amycus in dieser Passage mit demselben Riesen wie im Typhongleichnis bei Apollonios Rhodios (A.R. 2.38-40a) verglichen wird, wird eine intertextuelle Verbindung der Gleichnisse nahegelegt, die sich bei näherer Betrachtung als kreative Fortführung der ªharakterisierung des Typhon in den Argonautika interpretieren lässt: ”..} þ ,­* ] !.&&P& ¤þ•Ú•&" o­ Y¦ é—k" Dh^" ›5*Z {ZY—& å•.Ú$ —•Y&" &4 å–$&Z\›* üÚ&,•*^ 7Z¦ —hY—›*f

198 199 200

40

ad 21). Vgl. Poortvliet (1991, 38 ad 23f.). Vgl. zum Aspekt des Feuers Langen (1896, 217 ad 130)¾ Liberman (1997, 221 Anm. 26)¾ Dräger (2003, 409 ad 130)¾ Manuwald (2015, 101 ad 130-2). Vgl. Murgatroyd (2009, 135 ad 236-238).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Der eine aber schien ein gewaltiger Spross entweder von dem verderblichen Typhon oder Gaia selbst zu sein, wie sie vormals einen im Zorn auf Zeus zur .elt brachte.

Die Riesenhaftigkeit des Amykos wird in den Argonautika doppelt durch das Attribut å•.Ú$ (A.R. 2.39) und die angenommene Abstammung von der Riesenmutter Gaia bezeichnet (2.39f.), der anma•ende ªharakter mit dem Verweis auf den in vielerlei Hinsicht hybriden Typhon (¤þ•Ú•&", 2.38), der zudem mit dem negativen Beiwort !.&&P& (2.38) versehen wird. Die Gestaltung als Doppelgleichnis mit der Partikel o•, die zwei hypothetische Annahmen aneinanderreiht, verstärkt die hybride ªharakterisierung noch zusätzlich. Amykos als Gegner des Polydeukes wird dadurch als hybrider Riese präsentiert und mit einem Repräsentanten der olympischen .eltordnung kontrastiert.201 In den Argonautica wiederum wird Amycus nicht nur als potenzieller Sohn des Typhon dargestellt, sondern mit ihm selbst in einen direkten Vergleich gesetzt, sodass das spätere Typhongleichnis als mythologische Korrektur des früheren erscheint. .ährend diese Gleichsetzung von Amycus und Typhon auf die Typhonpassage in Val. Fl. 2.24b-33 zurückverweist und dadurch eine negative ªharakterisierung befördert, werden die ebenfalls im Himmelssturmgleichnis erwähnten Götter Minerva und Bacchus als positive Gegenbilder lesbar, die sich als Vergleichsfiguren auf Pollux beziehen, der Amycus im Boxkampf besiegt.202 Pollux erhält dadurch seinerseits die Konnotation, Vertreter der olympischen >rdnung zu sein, der gegen eine Bedrohung derselben einschreitet. Damit erscheint der Zweikampf zwischen Amycus und Pollux als eine Reinszenierung der Typhonomachie203 und es wird derselbe überhöhende Kontrast zwischen den Kontrahenten aufgebaut wie in den Argonautika. Die positive Repräsentation des Pollux gegenüber dem Referenztext wird noch dadurch gesteigert, dass Bacchus und Minerva als zusätzliche Vergleichsfiguren in Erscheinung treten.204 201 202

203 204

Vgl. Fränkel (1952, 146 mit Anm. 10)¾ Drögemüller (1956, 100f.¾ 124)¾ Dräger (2002, 458 ad 38-40). Dräger (2003, 374 ad 17b-33¾ 435 ad 236-238¾ Murgatroyd (2009, 135 ad 236-238). Langen (1897, 295 ad 236f.) weist darauf hin, dass diese beiden Gegner des Typhon als Hinweis auf die Gleichsetzung des Riesen mit einem Giganten hindeuten könnten. Vgl. Dräger (2003, 435 ad 236-238)¾ Murgatroyd (2009, 135f. ad 236-238). Vgl. Murgatroyd (2009, 135f. ad 236-238).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

177

Zweitens wird auch in dem Zeusgleichnis in Val. Fl. 6.168-170 auf die Typhonomachie angespielt, wobei Typhon ¨edoch in einen engen Zusammenhang mit der Gigantomachie gebracht wird, da sich die Blitze des Zeus sowohl gegen das Schlachtfeld Phlegra als auch gegen Typhon richten, der mit Blitzschlägen gepeitscht wird:205 ipse rotis gemit ictus ager tremibundaque pulsu nutat humus, quatit ut saevo cum fulmine Phlegram Iuppiter atque imis Typhoea verberat arvis.

170

Das Feld selbst stöhnt getroffen von den Rädern auf und zitternd wankt das Erdreich durch den Schlag, wie Iuppiter mit furchtbarem Blitz Phlegra erschüttert und Typhoeus in den tiefsten Gefilden peitscht.

Das Gleichnis bezieht sich aufgrund der expliziten Benennung der Landschaft (Pallene, Val. Fl. 2.17¾ Phlegra, 6.169) und des Verweises auf die Blitzschläge Iuppiters (quatit, 2.22¾ fulmina 2.23¾ quatit á¼Û cum fulmine, 6.169) nicht nur intratextuell auf die Schilderung Phlegras und die anschlie•ende Niederschlagung Typhons in 2.16b-33 zurück, sondern präsentiert einen alternativen Ausgang der mythischen Ereignisse, indem eine konkurrierende Verortung Typhons in der Unterwelt vorgenommen wird. Diese ist ¨edoch nicht explizit benannt, sondern mit dem Ausdruck imis á¼Û arvis umschrieben (6.170). Zwar findet das Ad¨ektiv imus nicht exklusiv für die Unterwelt Verwendung und könnte somit auch Typhons Gefangenschaft unter dem Aetna und im Erdinnern bezeichnen, doch weist das Substantiv arvum eher auf eine offene Fläche hin, sodass eine topographische Anspielung auf die Unterwelt wahrscheinlicher ist. Die Verortung in der Unterwelt wird durch einen weiteren Auftritt des Typhon in 4.515-528 gestärkt, wo er sich aus dem Abgrund erhebt, um die beiden Boreaden von der Verfolgung der Harpyien abzuhalten.206 Zugleich lässt sich das Peitschen der Blitze als intertextuelle Einzeltextreferenz auf das in Kapitel 1.2 untersuchte Typhongleichnis in Hom. Il. 2.781-785 interpretieren, in dem dieselbe Handlung mit dem Ausdruck 205 206

Vgl. auch Spaltenstein (2002, 314 ad 21). Zu dieser Passage, die eine alternative Ausgestaltung der Vertreibung der Harpyien und eine Kontrastfolie zu den Argonautika darstellt, vgl. ausführlich Murgatroyd (2006)¾ Murgatroyd (2009, 251-256 ad locc.). Vgl. au•erdem Dräger (2003, 443 ad 516-526).

178

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

ø—› —} ”,•¦ ¤þ•Ú•Ø bP* D,–™™^Z (6wenn ásc. ZeusÛ die Erde um Typhon herum peitscht¨, Hom. Il. 2.782) wiedergegeben wird, wobei das Prädikat D,–™™^Z durch die lateinische Verbform verberat aufgerufen wird (Val. Fl. 6.170).207 Gestärkt wird diese homerische Einzeltextreferenz durch den Umstand, dass in beiden Fällen die Erderschütterung infolge eines in den Krieg ziehenden Heeres (Ì" $ —À* èå¢ å&™™¦ ,•b ™—&*üh`›—& bP O z$ü&,•*Ú*, Hom. Il. 2.784f.¾ ipse rotis gemit ictus ager tremibundaque pulsu O nutat humus, Val. Fl. 6.168f.) mit den gegen Typhon gerichteten Blitzeinschlägen des Zeus verglichen wird. Hinzu kommt, dass die namentliche Nennung Phlegras (Val. Fl. 6.169) als Schlachtfeld der Gigantomachie für eine negative ªharakterisierung des verglichenen Schlachtfelds sorgt, auf dem sich die Argonauten und Kolcher gegen die Heerscharen unter Perses erwehren müssen.208 Der Kampf zwischen den beiden Kriegsparteien wird infolge der intertextuellen Ausgestaltung des Gleichnisses nicht nur als Neuinszenierung der Gigantomachie lesbar, sondern unterstreicht aufgrund der Vermischung von Typhonomachie und Gigantomachie auch seine eigene Poetizität. Das Gleichnis im übergeordneten literarischen Raum gibt somit ein verzerrtes Spiegelbild der Erzählung wieder, in der Typhon von Neptun unter dem Aetna begraben wird, und weist dadurch deutlich auf die Inkongruenz der einzelnen Repräsentationen des Typhon in der Erzählung hin. Drittens wird er in dem .irbelsturmgleichnis in Val. Fl. 3.129-132 als Unwettererscheinung dargestellt, der an seine Funktion als .indgott in der Theogonie erinnert (Hes. Th. 869-880):209 arduus et late fumanti nube coruscus. quantus ubi immenso prospexit ab aethere Typhon. igne simul ventisque rubens, quem Iuppiter alte crine tenet. trepidant diro sub lumine puppes.

130

áSc. Phlygyas suchteÛ hoch aufragend und weithin durch den rauchenden Dunst schimmernd, so gro• wie Typhon, wenn er aus dem unermesslichen Aether herabblickt, zugleich durch Feuer und .inde rötlich eingefärbt, den Iuppiter an seinem Haarschopf in der Höhe hält, unter diesem grauenvollen Licht aber schwanken die Schiffe. 207 208 209

Vgl. .i¨sman (2000, 83 ad 170)¾ Liberman (2002, 222 Anm. 105). Vgl. Dräger (2003, 169f.). Vgl. Manuwald (2015, 101 ad 130-2).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

179

Auch in diesem Gleichnis wird die Typhonomachie dadurch aufgerufen, dass die Siegerhaltung Iuppiters (alte O crine tenet, Val. Fl. 3.131f.) die Beendigung des Zweikampfs suggeriert, der aufgrund des topographischen Hinweises ab aethere (3.130) eine kosmische Dimension erhält. Zugleich erscheint Typhon nicht rein als Figur, auch wenn der Haarschopf (crine, 3.132) einen expliziten Hinweis darauf liefert, sondern auch in Form einer Naturkatastrophe, worauf die Namensvariante Typhon hinweisen könnte, die zur Bezeichnung von .irbelstürmen gebraucht wird. Somit wird in der Szene nicht nur der Abschluss der Typhonomachie gezeigt, sondern auch ein Ausblick auf Typhons Nachleben in Form einer Unwettererscheinung verwiesen, worin ein alternatives Aition zum Vulkanismus des Aetna (2.30-33) enthalten ist. Somit erweitert auch dieses Gleichnis die Repräsentationsformen des Riesen Typhon in den Argonautica und lässt ihn als schillernde Figur erscheinen. Die Namensformen Typhoeus (Val. Fl. 2.24¾ 4.236¾ 6.170) und Typhon (3.130¾ 4.428¾ 4.516) spiegeln diesen .andlungsreichtum wider und sind in den Argonautica wie auch in Hesiods Theogonie als Synonyme anzusehen.210 Insbesondere der Kontrast zwischen der Situierung unter dem Aetna (2.29) und der Lokalisierung in der Unterwelt (imis á¼Û arvis, 6.170), aber auch die konkurrierenden Erscheinungsformen seines .eiterlebens als Auslöser von Vulkanismus (2.30-33) und .irbelsturm (3.130-132) deuten darauf hin, dass verschiedene Versionen des Mythos nebeneinanderstehen und nicht vollständig miteinander in Deckung gebracht werden können.211 Auf die Veränderbarkeit des Mythos weist auch der Erzählerkommentar ut memorant (2.26) hin, der die Autorität des extradiegetischen Erzählers relativiert und aufgrund der Unbestimmtheit dieser anonymen Sprecher Distanz zum Geschehen schafft.212 Trotz der Spannungen, die zwischen den Inhalten der einzelnen Typhonpassagen der Argonautica und den damit verbundenen Lokalisierungen des Riesen entstehen, lässt sich die gemeinsame literarische Form des Gleichnisses und deren besondere Stellung innerhalb der Erzählung als Erklärung für die divergierenden Repräsentationen des Typhon inner210 211 212

Vgl. dagegen Poortvliet (1991, 38 ad 23f.). Vgl. Liberman (2002, 221 Anm. 105). Vgl. Poortvliet (1991, 39 ad 25ff.)¾ Spaltenstein (2002, 315 ad 25), der darin einen poetologischen Hinweis darauf erkennt, dass es sich um eine gelehrte Anspielung handelt.

180

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

halb derselben Erzählung deuten. .ährend die Gefangensetzung des Riesen unter dem Aetna (Val. Fl. 2.24b-33) über die Verbindung mit der Gegenwart der Argonauten Teil der intradiegetischen Handlung ist und eine topographische Verortung in der literarischen .elt der Argonautica erlaubt, finden die nachfolgenden Typhonepisoden lediglich im übergeordneten literarischen Raum statt, der dem intradiegetischen Handlungsraum enthoben ist und diesen um zusätzliche Bedeutungsebenen ergänzt. Sowohl das .irbelsturmgleichnis (3.129-132) als auch das Himmelssturmgleichnis (4.236-239) sowie das Zeusgleichnis (6.169f.) kommentieren und vervollständigen somit die erste Typhonepisode der Argonautica, wobei der literarische Raum des Gleichnisses aufgrund seines hohen Grads an Poetizität prädestiniert ist für eine intertextuelle Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition. In diesem Sinne fungiert der Gleichnisraum auch als literarischer Erinnerungsort, der frühere Repräsentationen der beschriebenen >rte und Riesen aufruft und den Rezipienten zum direkten Vergleich einlädt. Die Vielfalt an konkurrierenden Lokalisierungsmöglichkeiten weist darüber hinaus auf den literarischen Status der Typhonfigur in den Argonautica hin, deren schillernde ªharakterisierung wesentlich von intra- und intertextuellen Referenzen abhängt, die einen komplexen Nexus von Riesendarstellungen bilden. Gerade aufgrund der dabei ins Auge fallenden Inkongruenz, die einen genauen Abgleich der Passagen erforderlich macht, lässt sich die Gleichnisebene auch als poetologischer Reflexionsrahmen interpretieren. Darin wird der kreative Umgang der Argonautica mit der literarischen Tradition als solcher transparent und somit auch der poetische Schaffensprozess in den Vordergrund gerückt, wobei die geopoetische Erschaffung einer literarischen .elt und die Erzeugung des literarischen Textes der Argonautica einander wechselseitig beleuchten. Als abschlie•endes Beispiel für diese geopoetische Ausgestaltung von Riesengleichnissen, das aufgrund seiner Bedeutung für die Figurencharakterisierung auf das nachfolgende Kapitel vorausweist, soll das Unterweltsgleichnis in Val. Fl. 3.223b-228 interpretiert werden. Gegenüber den anderen Gleichnissen der Argonautica, die Riesen als Vergleichsfiguren enthalten,213 zeichnet sich dieses zur ªharakterisierung des ªyzicus eingesetzte Gleichnis dadurch aus, dass es nicht eine von vornherein negative 213

Vgl. Val. Fl. 3.129-132¾ 3.223b-228¾ 4.104-111¾ 4.236-239¾ 4.286-288¾ 5.565f.¾ 7.647f. In 6.169f. dagegen ist Typhon im Vergleich lediglich als Geg-

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

181

Figur wie den Riesen Amycus mit Typhon als einem anderen Riesen in Beziehung setzt, sondern eine an und für sich positiv besetzte Heldenfigur mit dem hybriden Titanen ªoeus (3.220-230a):214 ªyzicus hic aciem vanis discursibus implet fata trahens. iam pulsa sibi cessisse Pelasgum agmina, iam passim vacuos disiecta per agros credit ovans. tales habitus, ea gaudia fingit ira deum. fundo veluti cum ªoeus in imo vincla Iovis fractoque trahens adamante catenas Saturnum Tityumque vocat spemque aetheris amens concipit, ast illum fluviis et nocte remensa Eumenidum canis et sparsae iuba reppulit Hydrae. saevit acerba fremens tardumque a moenibus agmen increpitat.

220

225

230

Hier erfüllt ªyzicus die Schlachtreihe mit leeren Reden, sein Schicksal im Schlepptau. Bereits glaubt er im Freudentaumel, dass die Heerscharen der Pelasger geschlagen, bereits, dass sie ohne >rdnung zersprengt über die Felder vor ihm zurückgewichen sind. Solche Gesinnungen, diese freudigen Regungen schafft der Zorn der Götter, wie wenn ªoeus in der untersten Tiefe die Fesseln des Iuppiter und die Ketten von zerbrochenem Adamant hinter sich herzieht, Saturnus und Tityus ruft und von Sinnen Hoffnung auf Erstürmung des 3thers fasst, ihn aber sto•en der Hund der Eumeniden und der ausgebreitete Kamm der Hydra zurück, nachdem er die Flüsse und die Nacht durchmessen hat. ªyzicus wütet und indem er bittere 3u•erungen vorbringt, fährt er die säumige, von der Mauer her ásc. kommendeÛ Heerschar an.

Die beiden Titanen ªoeus (Val. Fl. 3.224) und Saturnus sowie der Riese Tityus (Saturnum Tityumque, 3.226) werden eindeutig in der Unterwelt verortet (fundo á¼Û in imo, 3.224), wobei sie als typische Bewohner die-

214

ner des Zeus dargestellt. In den Argonautika sind im Vergleich zu den Argonautica lediglich drei Riesengleichnisse (A.R. 1.1201-1205a¾ 2.38-40a¾ 3.1228-1230) zu verzeichnen, die Drögemüller (1956, 122) den wenigen Gleichnissen mit göttlichen Vergleichsfiguren zurechnet. Vgl. allgemein zu den Gleichnissen in den Argonautica Gärtner (1994). Vgl. Dräger (2003, 224b-228). Vgl. zu ªyzicus in den Argonautica ausführlich Manuwald (1999).

182

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

ses Atopos fungieren. Der Ausbruchsversuch des ªoeus aus seinem unterirdischen Gefängnis, der nur in den Argonautica bezeugt ist,215 stellt eine doppelte Bewegung innerhalb dieser atopischen Landschaft dar, da er durch die Unterwelt in Richtung der Erdoberfläche zieht (remensa, 3.227), bevor er vom Hund der Eumeniden und der Hydra zu seinem Verwahrungsort zurückgedrängt wird (reppulit, 3.228).216 Die atopische Landschaft der Unterwelt wird nur mit einzelnen, ¨edoch typischen topographischen Merkmalen wie immerwährender Dunkelheit (nocte, 3.227) und den Unterweltsflüssen (fluviis, 3.227) markiert. Über die gesprengten Fesseln, die ihm von Zeus angelegt wurden (vincla Iovis fractoque trahens adamante catenas, 3.225),217 und die Absicht eines erneuten Himmelssturms (spemque aetheris amens O concipit, 3.226f.)218 wird er explizit als hybride Figur und Feind der olympischen Götter ausgewiesen, was sich zugleich auf die ªharakterisierung des ªyzicus auswirkt. Zwischen Gleichnis und narrativem Kontext besteht aufgrund mehrerer Vergleichspunkte eine enge Verbindung, denn die leeren Reden des ªyzicus (vanis discursibus implet, 3.220) und die an seine Soldaten gerichteten Scheltreden (acerba fremens á¼Û increpitat, 3.229f.), die das Gleichnis umrahmen, finden ihre Parallele in den Rufen des ªoeus (vocat, 3.226), der Ausdruck fata trahens (3.221) im narrativen Kontext wird im Gleichnis durch trahens á¼Û catenas (3.225) aufgenommen, das .üten des ªyzicus (saevit, 3.229) spiegelt das unsinnige Verhalten des Titanen wider (amens, 3.226).219 Auch die über den Ausdruck spemque aetheris (3.226) angedeutete Feindschaft des ªoeus mit den olympischen Göttern wird in dem .ahnbild des ªyzicus aufgenommen, der in den anrückenden Argonauten die Pelasger als Erzfeinde der Kyziker zu erkennen glaubt.220 Der gescheiterte Ausbruchsversuch sowie das nächtliche Setting der Unterwelt wiederum lassen sich als proleptische Hinweise auf die

215 216 217

218 219 220

Vgl. Manuwald (2015, 126 ad 224). Vgl. Langen (1896, 227 ad 227)¾ Manuwald (2015, 126 ad 227), die ¨edoch von einem Rückweg des Titanen an die Erdoberfläche spricht. Da das mythische Metall Adamant das stärkste Material überhaupt darstellt, charakterisiert dessen Sprengung durch ªoeus seine enorme Stärke¾ vgl. Manuwald (2015, 125 ad 225). Vgl. dazu Manuwald (2015, 126 ad 226). Vgl. Langen (1896, 227 ad 228)¾ Manuwald (2015, 125f. ad 224-8). Vgl. ªaviglia (1999, 314 Anm. 73).

Topographische und geopoetische Verortung von Riesenfiguren

183

Niederlage des ªyzicus und seiner Truppen in dem anschlie•enden nächtlichen Gefecht interpretieren. Im Gleichnis, das wie die anderen Riesengleichnisse der Argonautica eine eigene kurze Erzählung in einem übergeordneten literarischen Reflexionsraum darstellt, wird somit die eigentliche Handlung in mehreren Punkten gespiegelt und kommentiert. ªyzicus wird über dieses komplexe Gleichnis in einem überaus negativen Licht dargestellt und angesichts seiner ansonsten positiven Rolle im Handlungsverlauf zu einer ambivalenten Figur transformiert, die sowohl indirekt über das ªoeus-Gleichnis als auch mit einem direkten Erzählerkommentar (tales habitus, ea gaudia fingit O ira deum, Val. Fl. 3.223f.) als Feind der Götter gezeichnet wird.221 Über diese ªharakterisierung als Riesenfigur und die Einflussnahme der Götter wird einerseits eine Erklärung für das au•ergewöhnliche Verhalten des Helden gegeben, andererseits ein Vorwand für seine Vernichtung geschaffen. Dadurch, dass er zum hybriden Götterfeind aufgebaut wird, besteht eine hinreichende Grundlage für sein Verschwinden aus der literarischen .elt der Argonautica. Das Prädikat fingit (3.223) lässt sich darüber hinaus als Marker für eine poetologische Lesart des direkt auf diesen Erzählerkommentar folgenden Gleichnisses (3.223b-228) interpretieren, wodurch dessen literarische und geopoetische Ausgestaltung besonders in den Fokus des Rezipienten gerückt wird. Die Zusammenstellung des in der römischen Literatur nur selten verwendeten Titanen ªoeus222 mit den traditionell in der Unterwelt verorteten Riesen Saturnus und Tityus, die wiederum separaten Mythenkomplexen entstammen, in einer gemeinsamen Szene betont den literarischen Status dieser Vergleichsfiguren und deutet auf den Umgang mit der literarischen Tradition hin, aus der voneinander unabhängige Elemente herausgegriffen und zu einem neuen Ganzen zusammengefügt werden. Dadurch, dass Riesenfiguren nicht nur als wechselseitige Vergleichsfiguren untereinander funktionalisiert werden, sondern auch explizit mit anderen Figurentypen wie Helden in Beziehung gesetzt werden, wird eine andere Form der Beeinflussung von intradiegetischer Erzählebene und übergeordnetem Gleichnisraum ermöglicht. .ährend sich diese Form der Funktionalisierung von Riesenfiguren in den Argonautica auf die Figur des ªyzicus beschränkt, ist sie in den Posthomerica in wesent221 222

Vgl. Manuwald (2015, 125 ad 223-4). Vgl. Varro ling. 7.2.16¾ Verg. Aen. 4.179¾ >v. met. 6.185¾ 6.366¾ Hyg. fab. praef. 4¾ Manil. carm. fr. 2

184

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

lich grö•erem Umfang durchgeführt. Entsprechend widmet sich das nachfolgende Kapitel 4 der Funktionalisierung von Riesenfiguren in diesem .erk.

4

Posthomerische Riesenfiguren

4.1

Hybride Heldenfiguren

In den Posthomerica des 9uintus Smyrnaeus lassen sich viele der in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten Aspekte epischer Riesenfiguren wiederfinden und in einem komplexen literarischen Zusammenspiel beobachten. Die Posthomerica sind deswegen für eine solche synkretistische Untersuchung besonders geeignet, da sich in ihnen in noch höherem Ma•e als bei Valerius Flaccus eine intratextuelle Verknüpfung von Erwähnungen von Riesenfiguren im .erkverlauf und eine intertextuelle Bezugnahme auf Referenztexte der literarischen Tradition beobachten lässt. Speziell in der Verwendung von Riesenfiguren in Vergleichen und Gleichnissen zur ªharakterisierung von Heldenfiguren wird ihr vielschichtiges literarisches Potenzial deutlich. Bevor die Verteilung von Riesenvergleichen und -gleichnissen in den Posthomerica und die Bedeutung der Riesenthematik im .erkganzen in Kapitel 4.2 thematisiert wird, soll der Einstieg mithilfe einer detaillierten Textinterpretation die Funktionsweise der posthomerischen Gleichnistechnik vor Augen führen, woran sich zum einen zentrale Aussagen der .erkprogrammatik, zum anderen grundsätzliche Eckpunkte zur .irkungsästhetik und zum impliziten Rezipienten der Posthomerica herausarbeiten lassen. Besonders anschaulich lässt sich das Zusammenspiel dieser Gestaltungsmittel im ersten ausführlichen Riesengleichnis in 9.S. 1.515-522 feststellen. Es illustriert den gemeinsamen Einzug der achaischen Helden Achilleus und Aias, des Sohnes des Telamon,1 in die erste Schlacht des Epos gegen Penthesileia und ihre Amazonen. Dabei werden sie mit den beiden Aloaden >tos und Ephialtes verglichen, die in der literarischen Tradition seit Hom. Od. 11.305-320 gemeinsam zu einer Bedrohung der olympischen >rdnung werden, ohne einer grö•eren Gruppe wie Titanen 1

Im Folgenden wird Aias, der Sohn des Telamon mit 8Aias T.€ bezeichnet, um ihn von Aias, dem Sohn des >ileus abzugrenzen, auf den im Folgenden mit 8Aias >.€ verwiesen wird.

186

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

oder Giganten anzugehören. Als Einzelgestalten besitzen sie aber dennoch ein gro•es Gefahrenpotenzial. Das Aloadengleichnis (1.515-522) bildet den mittleren Teil einer dreiteiligen Gleichniskette: es folgt auf einen Aresvergleich (1.512-514) und steht vor einem Löwengleichnis (1.523-528), wobei Aias und Achilleus die¨enigen Figuren sind, denen diese Gleichnisse und dieser Vergleich zuteilwerden. Solche Gleichnisketten erscheinen in den Posthomerica wesentlich häufiger als in den homerischen Gedichten und dienen einerseits der besonderen Betonung wichtiger Passagen im Handlungsverlauf,2 besitzen darüber hinaus aber auch eigene narrative Bedeutung als in die Erzählung eingeschobene Binnenerzählungen, die den narrativen Kontext mit zusätzlichen Aspekten bereichern:3 Œ$b›P&Z œ} zü–$^™*, z囦 Aœ&* *œ$› Y$—Z™ ›Eœ&,•*Ú åhœ›™™Z* Œ.Úk&" ,›b–.&Z&, &6 å&—} zå} ›é$›* ë.þ,å&* {•* \•,›* &â$› ,Y$–, 뙙* l—}H Eå›Z*ª* Y¦ ×j.Z&* èûZY–$^*&*, øååÚ" œª ,›,À—› Y¦ &é$*¢* ›E™•hYÚ*—Zf —&P&Z $} ”*—•™—^™* ”—$—^$&0 å&.•,&Z& ;EYhœZ, ,•b ü–$, .Z.Z&,•*&Z™Z* ŒüZ&P", ,•Ú zå›ZbÔ,›*&Z œ^hÚ* ”å¢ .¢* !.•™™Z.

515

520

Die Argeier aber freuten sich, als sie die starken Männer erblickten, die den Kindern des gro•en Aloeus glichen, die einst meinten, gewaltige Gebirge auf den weiten >lymp zu türmen, den hohen >ssa und den Pelion mit hohem Gipfel, damit sie sogar den Himmel in ihrem Ansturm erreichten. Dergestalt traten die Aiakiden dem verderblichen Krieg entgegen, eine gro•e Freude für die Achaier, die sich sehr nach ihnen sehnten, und sie stürmten beide heran, um das Kriegsvolk der Feinde zu vernichten.

Augenfällig ist zunächst, dass zwei Helden gemeinsam durch ein einzelnes Gleichnis charakterisiert werden und dafür zwei eng miteinander verbundene Riesenfiguren verwendet werden, die Brüder sind und im Mythos stets gemeinsam in Erscheinung treten, was auch mit den Dualformen unterstrichen wird (*œ$› Y$—Z™ O ›Eœ&,•*Ú, 9.S. 1.515f.¾ ,›,À—›, 1.519). Das Riesengleichnis beginnt programmatisch mit der

2 3

Vgl. Paschal (1904, 40). Vgl. zum Aloadengleichnis Langella (2016, 560-562).

Posthomerische Riesenfiguren

187

Betonung der Stärke der beiden Helden (Y$—ZÐ, 1.515).4 Ihre Erscheinung wird mit den Söhnen des Aloeus, also >tos und Ephialtes, verglichen. Ihre Grö•e wird nicht explizit genannt, doch wird sie über den Verweis auf ihren gro•en Vater Aloeus (,›b–.&Z&, 1.516) indirekt thematisiert. Darauf folgt eine knappe Schilderung der berühmtesten Tat der Aloaden, des Versuchs >lymp, Pelion und >ssa aufeinander zu schichten. Das Partizip ,›,À—› im Gleichnis, das den Ansturm der beiden Helden bezeichnet, wird semantisch durch das Partizip zå›ZbÔ,›*&Z (1.522) in der Überleitung in den narrativen Kontext nach dem Gleichnis wieder aufgenommen, wodurch eine enge Verflechtung von Gleichnis und narrativem Kontext erreicht wird. Au•erdem wird dadurch die Handlungsweise der Aloaden und der beiden achaischen Kämpfer näher zusammengerückt. Das anma•ende Verhalten der Riesenfiguren lässt sich durch den Vergleich auf die beiden Heldenfiguren übertragen, deren ªharakterisierung damit ebenfalls um einen hybriden ªharakterzug erweitert wird. Das Partizip zå›ZbÔ,›*&Z wiederum nimmt das Partizip zå›Zb&,•*&Z™Z aus dem vorausgegangenen Aresvergleich (1.514) wieder auf und verbindet Aresvergleich und Aloadengleichnis eng miteinander zu einer Gleichniskette. Der letzte Satzteil des Gleichnisses verdeutlicht das Ausma• des Vorhabens und schlie•t das Gleichnis pointiert ab (Y¦ &é$*¢* ›E™•hYÚ*—Z, 1.519). Die Himmelsstürmer bedrohen mit ihrem Vorhaben die .eltordnung der olympischen Götter unter Zeus und machen sich deshalb eines hybriden Verhaltens schuldig. Diese somit dezidiert negativ konnotierte Erwähnung des Himmelssturms lässt auch die die beiden achaischen Helden in einem Licht erscheinen, das sie als eine Bedrohung ausweist.5 Diese negative ªharakterisierung wird verstärkt durch die intertextuelle Bezugnahme auf den locus classicus des Aloadenmythos in Hom. Od. 11.305-320.6 Die Beschreibung des Himmelssturms der Aloaden erscheint dort im Rahmen der Nekyia (11.23-635), während derer >dysseus 4 5

6

Vgl. Maciver (2012a, 141 Anm. 62). Das Motiv des Himmelssturms nähert die beiden Riesenfiguren anderen hybriden Riesen an, die sich gegen den >lymp wenden¾ vgl. Kirk (1990, 100f. ad 385-7). Zur Bedeutung negativer Aspekte in Vergleichen und Gleichnissen für die Figurencharakterisierung vgl. überblicksartig Langella (2016). Vgl. Vian (1954, 46)¾ Vian (1963, 162 ad S. 32 Anm. 3)¾ Gärtner (2010a, 294 ad 516-9)¾ Langella (2016, 561). Maciver (2012a, 172) hält in seiner Untersuchung posthomerischer Gleichnisse fest, dass intertextuelle Bezüge in den Gleichnissen für eine komplexe ªharakterisierung der Figuren sorgen.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

die Mutter der beiden Aloaden sieht und das kurze Leben ihrer Söhne vom homodiegetisch-intradiegetischen Erzähler, der mit >dysseus gleichzusetzen ist, beschrieben wird: —ª* œ­ ,•—} 3•Z,•œ›Z*, Œ.Úk&" å$–Y&Z—Z*, ›A™Zœ&*, \ œª •–™Y› ×&™›Zœ–Ú*Z ,Zbk*Z, Yh 1} {—›Y›* œÒ& åPœ›, ,Z*þ*\œhÚ œ­ b›*•™\^*, ¶—Ô* —} ”*—h\›&* —^.›Y.›Z—Ô* —} y•Z–.—^*, &ä" œª ,^Yh™—&þ" \$•û› `›hœÚ$&" $&þ$ Y¦ å&.› Y..h™—&þ" ,›—– b› Y.þ—¢* Á$hÚ*f z**•Ú$&Z b¯$ —&h b› Y¦ z**›åjü››" Y™* ›Þ$&", ”—¯$ ,kYÔ" b› b›*•™\^* z**›Ô$bþZ&Z. &6 1 Y¦ ”\*–—&Z™Z* ”å›Z.j—^* z* ö.Ò,堕þ.ÔåZœ ™—j™›Z* å&.þ–ZY&" å&.•,&Z&f 뙙* zå} Úé.Ò,å ,•,™* \•,›*, é—¯$ zå} 뙙m ×j.Z&* ›E*&™h•þ..&*, 6*} &é$*¢" ”,d—¢" ›A^. Yh *Ò Y›* z(›—•.›™™*, ›E Zd^" ,•—$&* 6Y&*—&f ”..} ú.›™›* 7Z¢" þDÔ", ü* oÒY&,&" —•Y› æ^—Ð, ”,•&—•$Ú, å$h* ™•ÀZ* èå¢ Y$&—–•&Z™Z* E&Ò.&þ" ”*\k™Z åþY–™Z —› b•*þ" ›é*\•Z .–ü*m.

305

310

315

320

Nach dieser aber erblickte ich Iphimedeia, die Gemahlin des Aloeus, von der man sagte, sie habe sich mit Poseidon verbunden, und sie hatte wahrlich zwei Söhne geboren, auch wenn sie kurzlebig waren, den gottgleichen >tos und den weithin berühmten Ephialtes. Diese nährte die lebensspendende Erde wahrhaftig als die Grö•ten und bei weitem Schönsten nach dem berühmten >rion, denn im Alter von neun qahren ma•en sie bereits neun Ellen in der Breite, in der Grö•e aber neun Klafter. Diese drohten, sogar an die Unsterblichen im >lymp das Schlachtgetümmel des wilden Krieges heranzutragen. Sie strebten eifrig danach, den >ssa auf den >lymp zu setzen, auf den >ssa aber den Pelion mit zitterndem Laub, damit der Himmel ersteigbar würde. Und nun hätten sie es vollendet, wenn sie zum Ma• ihrer qugend gelangt wären, aber sie vernichtete der Sohn des Zeus, den die schönhaarige Leto geboren hatte, beide zusammen, bevor ihnen unter den Schläfen Bartflaum sprie•en und die .angen mit blühendem Flaum bedecken konnte.

Die intertextuelle Verbindung der Posthomerica mit der Odyssee wird auf unterschiedlichen Ebenen hergestellt. Erstens dürfte die Erzählung der Odyssee, das früheste literarische Zeugnis dieser Tat der Aloaden, beim Rezipienten allein durch ihre Bekanntheit aufgerufen werden. Aufgrund

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der Rezeption zahlreicher Details der homerischen Epen in den Posthomerica, die teilweise sogar Streitpunkte alexandrinischer Homerkritik einschlie•t, ist beim Rezipienten der Posthomerica grundsätzlich von einem gelehrten Rezipienten auszugehen, der sehr vertraut ist mit den homerischen Gedichten und ein philologisches, auch auf feinste Textnuancen ausgerichtetes Interesse besitzt.7 Zweitens wird die Aufzählung aller drei Gebirge in der griechischen Dichtung nur in Hom. Od. 11.315f. und 9.S. 1.517f. vorgenommen. Drittens lässt sich auch sprachliche Intertextualität zwischen den beiden Darstellungen feststellen, die v. a. auf Hom. Od. 11.315f. verweist. .örtliche Anklänge sind zu finden in den topographischen Bezeichnungen 뙙* (Hom. Od. 11.315¾ 9.S. 1.518), ×j.Z&* (Hom. Od. 11.316¾ 9.S. 1.518) und &é$*Ô" (Hom. Od. 11.316) bzw. &é$*¢* (9.S. 1.519), dem Ausdruck zå} Úé.Ò,å (Hom. Od. 11.315) bzw. zå} ë.þ,å&* (9.S. 1.517) sowie dem Infinitiv \•,›* (Hom. Od. 11.315¾ 9.S. 1.517). Ein weiterer wörtlicher Anklang ist die Verbform ,›,À—› (9.S. 1.519), die in Hom. Od. 11.315 als Aoristform erscheint (,•,™*). Statt 6* (Hom. Od. 11.316) steht in den Posthomerica øååÚ" (9.S. 1.519), der Ausdruck ”,d—¢" ›A^ (Hom. Od. 11.316) wird durch das Verb ›E™•hYÚ*—Z (9.S. 1.519) ersetzt. Des .eiteren ist festzuhalten, dass die einzelnen Berge in den Posthomerica mit zusätzlichen Epitheta versehen werden (›é$›* ë.þ,å&*, 9.S. 1.517¾ 뙙* á¼Û Eå›Z*j*, 9.S. 1.518¾ ×j.Z&* èûZY–$^*&*, 9.S. 1.518), die die Grö•e der Berge betonen. Au•erdem wird der Vorgang des Aufeinanderschichtens nicht Berg für Berg geschildert wie in Hom. Od. 11.315f., sondern summarischer, indem beschrieben wird, dass &â$› ,Y$– auf den >lymp getürmt werden (9.S. 1.517), die in einer Apposition im Vers darauf separat benannt werden (9.S. 1.518). Abschlie•end lässt sich demnach zur Intertextualität mit der Odyssee-Stelle sagen, dass in den Posthomerica zwar wörtliche Übernahmen aus einzelnen Versen zu finden sind, daneben aber auch Ausdrücke ersetzt bzw. ergänzt werden. Bereits diese sprachliche Transformation der Odyssee-Stelle lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei nicht um eine blo•e intertextuelle Aufrufung, sondern um eine krea-

7

Vgl. zum gelehrten Rezipienten, der für die Posthomerica angenommen werden muss, ªombellack (1968, 10)¾ Usener (2007, 397f.)¾ Maciver (2011, 691). Vgl. auch Bär (2009, 64 mit Anm. 228), der ein Beispiel für eine gelehrte interpretatio Homeri herausarbeitet.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

tive Verarbeitung des Referenztexts handelt, die typisch ist für den Umgang der Posthomerica mit der literarischen Tradition.8 Dieser Aspekt wird durch die geopoetische Gestaltung des Aloadengleichnisses gestützt, die zudem Hinweise auf zusätzliche Bedeutungsebenen liefert. Die knappe topographische Beschreibung der Berge >lymp, >ssa und Pelion ist gänzlich darauf ausgelegt, die Gewaltigkeit der Handlung zu untermalen, weswegen sie mit Epitheta versehen werden, die ihre Ausma•e und Höhe betonen (›é$›* ë.þ,å&*, 9.S. 1.517¾ &â$› ,Y$–, 1.517¾ 뙙* l—}H Eå›Z*j*, 1.518¾ ×j.Z&* èûZY–$^*&*, 1.518). Durch diese Betonung ihrer Ausdehnung wird indirekt auch die Grö•e der Aloaden und damit das Ausma• ihres hybriden Verhaltens unterstrichen. Dem umfangreichen geographischen Raum, den die drei Berge einnehmen, steht der knappe Raum im Text gegenüber, der der Beschreibung der drei Gebirge zugewiesen wird. In nur zwei Versen werden sie aufgezählt, wobei >ssa und Pelion, die auf den >lymp getürmt werden, mitsamt ihren Attributen in einem einzelnen Vers aufgelistet und parallel angeordnet werden. Aufgrund ihrer geographischen Nähe und der Gebirgskette, die sie zusammen bilden, werden diese drei Gebirge in antiken geographischen Texten häufig zusammen genannt.9 In der griechischen Literatur wird diese gemeinsame Nennung der Gebirge in der Regel mit dem Aloadenmythos verbunden,10 in der römischen Literatur entweder mit dem Giganten-11 oder Aloadenmythos,12 wobei teilweise eine Vermischung der beiden Mythen zu beobachten ist. Allen Zeugnissen ist ¨edoch die versuchte Aufschichtung der Gebirge gemein, die den Himmelssturm ermöglichen soll.13 Somit handelt es sich bei der Gruppierung von >lymp, >ssa und Pelion um topographische Bezeichnungen, die eine 8 9 10 11 12

13

Vgl. zu dieser Art von Rezeption in den Posthomerica Vian (1954, 44-47)¾ ªhrysafis (1985, 17¾ 27-32). Vgl. bspw. Hdt. 7.129¾ Plb. 34.10.15¾ Str. 4.6.12¾ 7a.1.15¾ Ptol. Geog. 3.12.16. Vgl. bspw. Philo Iudaeus De confusione linguarum 5¾ Apollod. 1.54¾ Luc. Cont. 3¾ Max.Tyr. 12.1¾ D.L. 7.29¾ qul. Ep. 98.29¾ 98.32. Vgl. bspw. >v. am. 2.1.13f.¾ >v. met. 1.155f.¾ >v. Pont. 2.2.9¾ Sen. Ag 338f.¾ Sen. Herc. O. 1152¾ Sen Thy. 812f.¾ Ps.-Verg. Aet. 51. Vgl. bspw. Prop. 2.1.19f.¾ Verg. georg. 1.281f.¾ Theb. 6.719-721. Nicht eindeutig einer mythischen Riesengruppierung zuzuordnen sind die Stellen Stat. silv. 3.2.68f.¾ Stat.¾ Mart. 8.36.6. Vgl. zur Verbindung des Aloadenmythos mit den drei Gebirgen und den unterschiedlichen Darstellungen des Himmelssturms Schmidt (1939, 305-307).

Posthomerische Riesenfiguren

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sehr konstante mythologische Funktionalisierung aufweisen und durch ihre blo•e Aufzählung die mit ihnen verbundenen Mythen aufzurufen vermögen. Die Bedeutung der posthomerischen Verarbeitung besteht ¨edoch nicht nur in der blo•en intertextuelle Verbindung des Aloadengleichnisses mit dem homerischen Referenztext und der literarischen Tradition, denn gerade durch das Aufrufen der Vorgängertexte werden die Unterschiede zur posthomerischen Verarbeitung besonders evident. Angesichts der in Kapitel 2.3 besprochenen Parodie derselben homerischen Einzeltextreferenz in Luc. Cont. 3-5 und des damit verbundenen literarischen Hybridisierung unterschiedlicher Traditionen zu einer poetischen Neuschöpfung stellt sich die Frage, ob die posthomerische Verarbeitung eine ähnliche Produktionsästhetik aufweist.14 Angesichts der poetologischen Aufladung der Auftürmung der Berge bei Lukian stellt sich für die Posthomerica, die in der Tradition der Zweiten Sophistik stehen, insbesondere die Frage, ob auch dem Aloadengleichnis eine poetologische Reflexion eingeschrieben ist. Dafür spricht, dass die Ausstattung der Berge mit zusätzlichen, auf ihre räumlichen Ausma•e abzielenden Attributen sowie der Ausdruck &â$› ,Y$– die Gebirge noch mächtiger erscheinen lassen als in der Odyssee-Passage und einen poetologischen Hinweis darauf geben, dass die Gestaltung der Posthomerica mit anderen Repräsentationen der Gebirge in der literarischen Tradition wetteifert. Dieser Umstand lässt sich als poetologische Reflexion des Gestaltungsprozesses der Posthomerica lesen, denn aufgrund der langen literarischen Tradition und der gleichbleibenden mythologischen Bedeutung der Gebirge führen diese von Text zu Text, in dem sie aufs Neue verarbeitet werden, umfangreichere intertextuelle Konnotationen mit sich, die für ihre ¨eweils aktuelle Verarbeitung aktiviert werden können. Die Verarbeitung der Posthomerica, über die dieser Traditionsreichtum aufgerufen wird, operiert demnach nicht nur mit bereits stark angewachsenen Bergen, sondern unternimmt darüber hinaus selbst eine gewaltige Leistung, indem sie eigene &â$› ,Y$– darauftürmt. Dieser Ausdruck lässt sich demnach nicht nur als summarische Angabe für die folgenden Appositionen interpretieren, sondern auch als Hinweis auf den Umfang des literarischen Unterfangens. Verglichen mit dem poetologischen Bild in Lukians Contemplantes wird dabei auch eine andere Schwerpunktsetzung 14

Vgl. auch Pinheiro (2016).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

der Transformation erkennbar. Einerseits wird nämlich im Gegensatz zur lukianischen Parodie nicht die Anzahl, sondern das Ausma• der Berge erweitert, was in poetologischer Hinsicht darauf hinweist, dass in den Posthomerica keine literarische Hybridisierung durch mehr Elemente, sondern durch gleich viele, dafür aber umfangreichere Teile erfolgt. Vor diesem Hintergrund ist die posthomerische Verarbeitung auch von einer Hybridisierung von Gattungselementen abzusetzen, die bei Lukian vielfach im Vordergrund steht und für dessen komödischen Dialog charakteristisch ist.15 Im Fall der Posthomerica erfolgt die Hybridisierung stattdessen einerseits durch eine Aufschichtung unterschiedlicher Bedeutungsebenen, die über inter- und intratextuelle Referenzen in die ¨eweilige Passage eingeführt und zu einem neuen Gesamtbild zusammengesetzt werden. Andererseits ist in dieser Vermischung von Einzelelementen auch eine Grenzüberschreitung feststellbar, die im Übertreffen früherer Referenztexte der literarischen Tradition hinsichtlich der Komplexität der Bedeutungsebenen besteht. Vor diesem Hintergrund erhält auch das hybride Verhalten der Riesenfiguren eine poetologische Bedeutung und lässt sich als Metapher für das literarische Unterfangen der Posthomerica interpretieren, die literarische Tradition und insbesondere die homerischen Referenztexte umzuformen und zu ergänzen, wodurch dieser Aneignungsprozess als gewagtes Unterfangen charakterisiert wird.16 Auf diese spezifische Art von Hybridisierung weist zunächst die Funktionalisierung der homerischen Passage in 9.S. 1.515-522 hin, denn insgesamt wird aus der Aloaden-Episode der Odyssee (Hom. Od. 11.305320) nur ein kurzes Stück (11.315f.) explizit aufgerufen und in einen neuen Kontext überführt. .ährend die Rekapitulation des Lebens der beiden Riesen in der Odyssee aus der Sicht des >dysseus als homodiegetischintradiegetischen Erzählers vorgenommen wird und somit Teil der Figurenebene ist, werden dieselben Riesen in den Posthomerica zu Vergleichsfiguren innerhalb eines Gleichnisses,17 das der heterodiegetischextradiegetische Erzähler wiedergibt, wodurch die Handlung aus einer übergeordneten Erzählperspektive mit grö•erer Autorität kommentiert wird. Als Gleichnis erfüllt die Aloadenepisode zudem eine andere literarische Funktion als in der Odyssee und leistet einen wichtigen Beitrag zur Figurencharakterisierung. 15 16 17

Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 215). Vgl. Baumbach O von Möllendorff (2017, 213f.). Vgl. Langella (2016, 565).

Posthomerische Riesenfiguren

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Die in den Posthomerica verwendete Perspektivierung des Aloadengleichnisses relativiert den zunächst negativen Eindruck, der aus dem Vergleich mit hybriden Riesenfiguren ensteht. In der Darstellung der beiden Helden Achilleus und Aias lässt sich bei genauerer Analyse eine sehr ambivalente .irkung fassen, die über eine doppelte .irkungsästhetik auf der extradiegetischen und intradiegetischen Ebene erzeugt wird.18 Zwar ist der extradiegetische Erzähler Urheber des Gleichnisses und sorgt somit auch für die negative Konnotation der Heldenfiguren durch die für den Vergleich gewählten Riesenfiguren. Doch wird diese Integration des Gleichnisses sehr eng geführt mit der intradiegetischen Figurenebene, die eine dem entgegengesetzte .ahrnehmung der Helden vonseiten ihrer Mitkämpfer präsentiert. Die Achaier als direkte Beobachter freuen sich über die Kampfkraft ihrer Helden (zü–$^™*, 9.S. 1.515¾ ,•b ü–$, 1.521), das Partizip .Z.Z&,•*&Z™Z* (1.521) betont diese Affektäu•erung zusätzlich und verweist auf die missliche Lage der Achaier, die vor dem Eintritt von Aias und Achilleus ins Gefecht von den Amazonen aufgerieben werden. Die doppelte Ausführung der freudigen Reaktion rahmt das Aloadengleichnis, wodurch eine spürbare Leserlenkung erzielt wird.19 Dies wird erreicht durch einen kaum merklichen Übergang von der intradiegetischen Perspektive zur extradiegetischen Gleichnisschilderung im gleichen Nebensatz. .ährend die Nebensatzeinleitung z囦 Aœ&* *œ$› Y$—ZÐ (9.S. 1.515) noch auf die intradiegetischen Figuren bezogen ist, wechselt die Perspektive mit der von dem >b¨ekt *œ$› abhängigen Partizipialkonstruktion ›Eœ&,•*Ú åhœ›™™Z* Œ.Úk&" ,›b–.&Z& (1.516) auf die extradiegetische Erzählerebene und verbleibt dort bis zur Überleitung zurück in den narrativen Kontext (1.520-522), in die mit dem Kommentar ,•b ü–$, .Z.Z&,•*&Z™Z* ŒüZ&P" (1.521) noch einmal die intradiegetische Figurenperspektive eingeschoben ist. Dieser schnelle .echsel von intradiegetischer Reaktion und extradiegetischer Figurencharakterisierung erzeugt eine ambivalente .irkung, die aufgrund der doppelten .irkungsästhetik des Schreckens und der Freude Faszination erzeugt, wobei aufgrund der verschwommenen Grenzen zwischen intra- und 18 19

Mansur (1940, 7) dagegen spricht sich gegen eine ªharakterisierung durch Autorkommentare aus. Mansur (1940, 37) beobachtet, dass Figuren häufig indirekt über Reaktionen von anderen Figuren charakterisiert werden. Für die .ichtigkeit der Beachtung des Kontexts bei der Interpretation spricht sich auch Maciver (2012a, 129) aus.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

extradiegetischer Ebene zumindest die Möglichkeit aufscheint, dass auch die Achaier ihre Helden als übermenschliche Riesenfiguren wahrnehmen.20 Die Ambivalenz der Figurencharakterisierung wird direkt im Anschluss an das Aloadengleichnis noch dadurch verstärkt, dass das zerstörerische Potenzial der beiden Helden für ihre Gegner, die Amazonen und Troianer, unmittelbar mit einem weiteren Gleichnis verdeutlicht wird, das die beiden Helden als Löwen zeigt, die unter Kleinvieh wüten (9.S. 1.523-528).21 Es führt somit die Gleichniskette fort, schlie•t sie zugleich ab und illustriert überdies den Handlungsverlauf: ×&..&›" œ} zbü›hm™Z* ”,Z,Y•—m™Z œ–,™™*f Ð" œ} ø—› åh&* ,k. d&&œ,^—k$› .•&*—› ›è$Ô*—} z* (þ.Ôü&Z™Z •h.Ú* ”å–*›þ\› *&,jÚ* å*™þœhm Y—›h*ڙZ*, ü$Z" ,•.* 4, åZÔ*—›" ™å.–bü*Ú* z,å.j™Ú*—Z yª* å&.þü*œ• *^œÒ*f Ì" &6 b} ,•Ú ú.›™™* ”å›Z$•™Z&* ™—$—¢* ”*œ$À*.

525

Viele aber bezwangen sie mit ihren unermüdlichen Lanzen. .ie wenn zwei rinderbezwingende Löwen fettes Kleinvieh in einem Gehölz fern von den lieben .eiden finden und mit vollem Eifer töten, bis sie ihren vielfassenden Magen mit Eingeweiden füllen, schwarzes Blut trinkend, so richteten die beiden ein unermesslich gro•es Heer von Männern zugrunde.

>bwohl das tertium comparationis des Löwengleichnisses primär in der Vernichtung der Rinder respektive der Troianer besteht, wofür sowohl im narrativen Kontext als auch im Gleichnis mehrere Verbalausdrücke verwendet werden (œ–,™™*, 9.S. 1.523¾ Y—›h*ڙZ*, 1.526¾ ú.›™™*, 1.528), ist das Löwengleichnis zugleich eine Nobilitierung der beiden achaischen Heldenfiguren, da es ihren Mut und ihre Kampfkraft in be-

20

21

Zur Abhängigkeit der .irkung von Gleichnissen ¨e nach Perspektivierung vgl. auch Maciver (2012a, 136). Zur generellen Bedeutung von Staunen in den Posthomerica (mit Fokus auf literarischen Landschaften) vgl. Andr÷ (2013, 182). Zur Bedeutung von Gleichnissen für die Illustrierung von Furcht- und Fluchtszenen und für daraus resultierender Leserlenkung vgl. qahn (2009, 96-107). Vgl. zum Löwengleichnis Langella (2016, 560, mit Anm. 27).

Posthomerische Riesenfiguren

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sonders traditioneller .eise illustriert, denn der Löwe stellt in den Heldenvergleichen innerhalb der homerischen Epen das häufigste Su¨et dar.22 Überdies nimmt es die zuvor im narrativen Kontext des Aloadengleichnisses ausgeführte intradiegetische Reaktion der Achaier auf, die sich gerade nach diesem Verhalten ihrer Helden sehnen. Umgesetzt wird dies dadurch, dass die Achaier selbst die Stärke der Helden wahrnehmen (Aœ&* *œ$› Y$—ZÐ, 1.515) und die zerstörerische Absicht der Aiakiden (”å¢ .¢* !.•™™Z, 1.522) als Bestätigung der Erwartungshaltung der Achaier (,•b ü–$, .Z.Z&,•*&Z™Z* ŒüZ&P", 1.521) dargestellt wird. Das Löwengleichnis in 9.S. 1.523-528 bezieht sich zudem auf den Anfang der Posthomerica zurück und lädt den extradiegetischen Rezipienten zu einem intratextuellen Spiel ein. In der knappen Rekapitulation des Endes der homerischen Ilias23 und der Schilderung der aktuellen Verhältnisse in 9.S. 1.1-17, die ein traditionelles Proömium ersetzt, ist der Figur des Achilleus das allererste Gleichnis des Epos gewidmet, das als Löwengleichnis ausgestaltet ist (1.3-8): œª —Ô—› ¤$À›" {,Z,*&* ”*¯ ×$Z–,&Z& åÔ.^ œ›ZœZԗ›" ,•*&" o› \$™Ò•$&*&" ;EYhœ&f oҗ} z*¦ (þ.Ôü&Z™Z dԛ" d.&™þ$&P& .•&*—&" z.\•,›* &éY z\•.&þ™Z* z**—hZ, ”..¯ ••d&*—Z E.^œ¢* å—Й™&þ™Z ”*¯ 1ÚåjZ åþY*–f Ì" &B ”*¯ å—&.h›\$&* è啗$›™* úd$Z,&* *œ$ á¼Û.

5

Damals blieben die Troer wahrlich in der Stadt des Priamos aus Furcht vor der tüchtigen Stärke des starkmütigen Aiakiden. .ie wenn in einem Gehölz Rinder nicht einem zottigen Löwen entgegengehen wollen, sondern zitternd scharenweise in dichtes Gestrüpp flüchten, so zitterten die in der Stadt vor dem starken Mann á¼Û.

Beide Löwengleichnisse in 9.S. 1.5-8 und 1.523-528 stehen in einem engen intratextuellen Zusammenhang. Dafür sprechen mehrere wörtliche 22

23

Vgl. Paschal (1904, 46)¾ Edwards (1991, 34)¾ Bär (2009, 151 ad 5-8). Zur Bedeutung von Tiergleichnissen für die ªharakterisierung von Kämpfern vgl. Schei¨nen (2017, 6). Zu den homerischen Löwengleichnissen vgl. Lee (1964, 21-24)¾ Moulton (1974). In den Posthomerica finden sich insgesamt zwölf Vergleiche und 19 Gleichnisse, die Löwen gewidmet sind. Zur Bedeutung von Analepsen als intertextuellem Verbindungsglied zwischen der Ilias und den Posthomerica vgl. Schmitz (2007, 66).

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Referenzen. In beiden Gleichnissen stehen Löwen (.•&*—&", 1.5¾ .•&*—›, 1.524) mit Rindern in Verbindung (dԛ", 1.5¾ d&&œ,^—k$›, 1.524), wobei sich die Beutetiere beide Male in einem Gehölz verbergen (z*¦ (þ.Ôü&Z™Z, 1.5¾ z* (þ.Ôü&Z™Z, 1.525). Unterschiede wiederum bestehen darin, dass es sich in 1.5-8 um einen, in 1.524-528 um zwei Löwen, in 1.5-8 um Rinder als Beutetiere, in 1.524-528 um Kleinvieh handelt, doch werden mit dem Attribut d&&œ,^—k$› (1.524) auch die Rinder aus dem ersten Löwengleichnis wieder aufgerufen. Besonders betont wird die enge Beziehung der Gleichnisse ¨edoch durch die Ausgestaltung der beiden Gleichnisbilder. Das Gleichnis in 1.5-8, in dem sich die Beutetiere noch erfolgreich vor dem Löwen verbergen (z.\•,›* &éY z\•.&þ™Z* z**—hZ, ”..¯ ••d&*—Z O E.^œ¢* å—Й™&þ™Z ”*¯ 1ÚåjZ åþY*–f, 1.6f.), wird durch das Gleichnis in 1.523-528 nämlich in gewisser .eise fortgeführt, indem dessen Löwenfiguren ihre Beute finden und angreifen (›è$Ô*—} z* (þ.Ôü&Z™Z •h.Ú* ”å–*›þ\› *&,jÚ* O å*™þœhm Y—›h*ڙZ*, 1.525f.). Bestärkt wird diese Interpretation durch das Fehlen weiterer Löwengleichnisse im literarischen Text zwischen diesen beiden Gleichnissen, wodurch in den ersten beiden Löwengleichnissen der Posthomerica gleichsam eine Erzählung in Fortsetzung geboten wird. Ein einzelner Löwenvergleich in 9.S. 1.277f. (,–. œ} ÃY, .•Ú* Ì" åЛ™Z ,j.Ú*, O {*\&$›f ¬ 6Er aber rannte sehr schnell, wie ein Löwe zu Herden von Schafen.¨) weist eine gänzlich andere Ausgestaltung hinsichtlich des poetischen Bildes und der Funktion auf24 und spricht deswegen auch nicht gegen die intratextuelle Verbindung der beiden ausführlicheren Löwengleichnisse, sondern lässt sich im Gegenteil aufgrund der darin dargestellten Beutetiere (åЛ™Z ,j.Ú*, 1.277) sogar als proleptischer Verweis auf das zweite Löwengleichnis interpretieren, das ebenfalls ,k. als Beutetiere nennt (1.524). In beiden Fällen fungiert überdies Achilleus als Bezugspunkt der Gleichnisse, wodurch die intratextuelle Verbindung der beiden Passagen zusätzlich gestärkt wird. In Verbindung

24

In einem Vergleich in 9.S. 1.277 wird der Sohn des Phyleus mit einem Löwen verglichen, der sich auf Schafherden stürzt, allerdings fehlt hier das entscheidende Motiv des Gehölzes als Versteck, das die beiden Löwengleichnisse verbindet. Zudem wird mit diesem Vergleich die Schnelligkeit des Phyleussohns verdeutlicht (,–. œ} ÃY, 1.277), während im ersten Löwengleichnis die Furcht (è啗$›™*, 1.8) und im zweiten die Menge der getöteten Gegner veranschaulicht wird (å&..&Ò", 1.523 und ”å›Z$•™Z&* ™—$—Ô*, 1.528).

Posthomerische Riesenfiguren

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mit dem Aloadengleichnis in 1.515-522 sorgt diese intratextuelle Verknüpfung mit den Löwengleichnissen in 1.5-8 und 1.523-528 für eine Intensivierung der bedrohlich-ambivalenten .irkung der beiden Heldenfiguren.25 Dies umso mehr, als die intratextuelle Rückschau auf den .erkbeginn auch die desolate und hoffnungslose Lage der Troianer wieder in Erinnerung ruft, die mit empathischer Fokussierung aus ihrer Perspektive beschrieben wird.26 Vor diesem Hintergrund wird die Bedrohlichkeit der beiden achaischen Heldenfiguren bei ihrem Eintritt in die Schlacht noch zusätzlich unterstrichen und setzt zugleich das Leid der Troianer in starken Kontrast zur Freude der Achaier, die dadurch als Schadenfreude lesbar wird, da sie auf Kosten der Troianer entsteht.27 Au•erdem gibt die Gestaltung des Beginns der Posthomerica einen programmatischen Hinweis darauf, wie das intertextuelle Verhältnis der Posthomerica zu den homerischen Epen einzustufen ist. Speziell die Achilleusfigur wird gleich im ersten Vers in die Tradition der homerischen Ilias gestellt, indem in 9.S. 1.1 der Sieg über Hektor zur Ausgangslage des Epos gemacht wird: 5Þ\} èå¢ ×^.›hÚ*Z œ–,^ \›&›hY›.&" qY—Ú$ ¬ 6Als vom Peleussohn der gottgleiche Hektor bezwungen worden war¨.28 Sowohl das Ausbleiben eines traditionellen Proömiums als auch der unmittelbare Anschluss an die Handlung der Ilias rücken diese Traditionslinie gleich zu Beginn markant in den Vordergrund.29 Durch diesen Kunstgriff wird die Bedeutung der Achilleusfigur für die Handlung

25

26

27

28 29

Dazu trägt wesentlich auch die Überleitung in den narrativen Kontext bei, der die Furcht der Troianer zusätzlich betont (9.S. 1.8)¾ zu weiteren solcher Überleitungen in den Posthomerica vgl. qahn (2009, 105). Diese Thematisierung der Furcht der Troianer im Gleichnis ist zudem programmatisch für den weiteren Handlungsverlauf, in dem die Furcht der Troianer wesentlich häufiger mit Gleichnissen illustriert wird als die¨enige der Achaier¾ vgl. qahn (2009, 99-107). Zu diesem posthomerischen Einsatz von Freude und Gelächter zur Erzeugung von Kontrasten, in denen im besonderen Ma•e Schadenfreude erzeugt wird, vgl. Bärtschi (Aufsatz d). Vgl. Ferrari (1963, 50)¾ ªombellack (1968, 9f.)¾ Bär (2009, 145 ad 1-4)¾ ªerri (2015, 129). Vgl. .inkler (1875, 4)¾ Paschal (1904, 45)¾ ªombellack (1968, 10)¾ Appel (1994, 6)¾ Schmitz (2005, 120)¾ Bär (2009, 144 ad 1-17)¾ Maciver (2012a, 2733)¾ (2016, 124).

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der Posthomerica von Anfang an thematisiert30 und zusätzlich unterstrichen durch das allererste Gleichnis der Posthomerica in 9.S. 1.5-8, das den Peliden mit einem Löwen als typischer Vergleichsfigur gleichsetzt. Es unterstützt auch dadurch die suggerierte nahtlose Kontinuität mit Hom. Il. 24, dass unter den letzten Vergleichen und Gleichnissen der Ilias auch ein Löwenvergleich figuriert (×^.›hœ^" œ} &AY&Z& .•Ú* Ì" .—& \Ò$`› ¬ 6der Pelide sprang zur Tür der Hütte wie ein Löwe¨, Hom. Il. 24.572), wobei ¨edoch keine wörtlichen Parallelen auf eine besonders enge intertextuelle Beziehung zwischen diesem Vergleich der Ilias und dem ersten Löwengleichnis der Posthomerica hinweisen.31 Generell befinden sich alle Löwenvergleiche und -gleichnisse zu Achilleus im letzten Viertel der Ilias, was sich aus seinem späten Eintritt in das Schlachtgeschehen erklärt. Auf Achilleus entfallen davon zwei Vergleiche und drei Gleichnisse, auf Hektor dagegen ein Vergleich und sechs Gleichnisse, sodass beide für die Ilias so zentralen Kontrahenten gleicherma•en mit demselben Bild bedacht werden.32 Der Ersatz eines traditionellen Proömiums durch das Löwengleichnis in den Posthomerica weist ¨edoch nicht nur auf eine literarische Fortsetzung der Ilias, sondern zugleich auf einen anderen Umgang mit der epischen Gattung hin, der für die Posthomerica insgesamt programmatische Bedeutung besitzt.33 In dieser Verbindung von direktem Anschluss an und 30 31

32

33

Vgl. Ferrari (1963, 46f.¾ 50). Das letzte Gleichnis der Ilias setzt Priamos mit einem Schutzflehenden gleich (Hom. Il. 24.480-484), der letzte Vergleich verdeutlicht Hektors 3hnlichkeit mit Göttern (24.630). Vgl. Bär (2009, 151 ad 5-8). Zu den Stellen siehe Spinoula (2008, 3 Anm. 2), die ¨edoch keine Unterscheidung von Vergleichen und Gleichnissen vornimmt. Dies lässt sich auch in der Gleichnisverwendung gleich zu Beginn der Posthomerica beobachten, denn im Gegensatz dazu taucht das erste Gleichnis der Ilias erst in Hom. Il. 2.87-93 auf. Dieser Umstand wird auch von den Kommentatoren in Schol. AbT Hom. Il. 2.87a und Schol. D. Hom. Il. 1.611 explizit als Auffälligkeit hervorgehoben (å$З^ œ­ à—^ å$d&.ª —¿ å&Z^—j)¾ vgl. ªombellack (1968, 10)¾ Bär (2009, 151f. ad 5-8 mit Anm. 407), der diesen Umgang als Bruch mit der homerischen Tradition interpretiert¾ Nünlist (2009, 282 mit Anm. 2). Für die alexandrinische Homerphilologie generell lässt sich ein besonderes Interesse an den homerischen Gleichnissen feststellen¾ vgl. Nünlist (2009, 298).

Posthomerische Riesenfiguren

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Absetzung von der Ilias lässt sich eine poetologische Aussage zum .erkprogramm der Posthomerica erkennen, die die Ilias als Vorgeschichte bzw. eine Art Proömium der Posthomerica ausweist.34 Demzufolge stehen die Posthomerica zwar in der Tradition Homers und insbesondere der Ilias, bieten aber auch eine Neugestaltung der traditionellen Gattungselemente, was insbesondere die Ausgestaltung der zu Beginn so prominent in Szene gesetzten Achilleusfigur betrifft.35 Dadurch, dass die Posthomerica an den Schluss der Ilias mit der endgültigen Beendigung des handlungsbestimmenden Zorns und der Aussöhnung mit Priamos anschlie•en, wird ein Hinweis darauf gegeben, dass der Rezipient in den Posthomerica mit einem anderen Fokus in der Figurencharakterisierung Achills zu rechnen hat, die zwar an seine ambivalente Zeichnung in der Ilias anschlie•t, diese ¨edoch um zusätzliche Bedeutungsebenen erweitert.36 Zu dieser programmatischen Fortführung bei gleichzeitiger Neuausrichtung der Ilias durch die Posthomerica treten intertextuelle Verweise auf das Proömium der Ilias und die Odyssee, die den Blick des Rezipienten zusätzlich auf den Beginn und das Ende der homerischen Epen lenken.37 Der unmittelbare inhaltliche Anschluss der Odyssee an das Ende der Posthomerica wird somit bereits von Beginn an vorbereitet und eröffnet in intertextueller Hinsicht einen doppelten Erwartungshorizont, der sich sowohl im chronologischen Rückblick den vergangenen Ereignissen der Ilias als auch im Ausblick den noch folgenden Ereignissen der Odyssee zuwendet. Angesichts dieser poetologischen Bedeutung der Löwenthematik in Vergleichen und Gleichnissen für die Posthomerica verweisen die beiden ersten Löwengleichnisse des Epos über ihre poetischen Bilder explizit auf die homerische Gleichnistradition und rufen diese als literarischen Hintergrund für die Deutung des Aloadengleichnisses in 9.S. 1.515-522 auf. Überblickt man diese Gleichnisthematik in den homerischen Gedichten, sind in der Ilias weitere Löwengleichnisse zu finden, die als poetisches Bild zwei Löwen verwenden.38 In Hom. Il. 5.554-560 sind es Agamemnon und Menelaos, in 10.296-298 >dysseus und Diomedes, die gemeinsam in die Schlacht ziehen und deren Bedrohlichkeit durch den Vergleich 34 35 36 37 38

Vgl. ªombellack (1968, 3). Vgl. Usener (2007, 405). Vgl. Langella (2016, 568). Vgl. Bär (2009, 138-166 ad 1-17)¾ Maciver (2017, 124). In diesen Fällen ist stets eine Zusammenarbeit der beiden Raubtiere dargestellt¾ vgl. Robertson (1943, 6).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

mit Raubtieren herausgestellt wird. Das erste dieser beiden homerischen Löwengleichnisse stellt den Raub von Rindern und Kleinvieh dar (dԝ" Y¦ A•Z ,k., Hom. Il. 5.556), während in den beiden posthomerischen Gleichnissen ¨eweils eine Art von Nutztieren getötet wird (dԛ", 9.S. 1.5¾ ,k., 1.524). Überdies wird eine gemeinsame qagd zweier Löwen auch ausführlich im Rahmen der homerischen Ekphrasis des Schilds des Achilleus abgebildet (Hom. Il. 18.579-586), was aufgrund von dessen poetologischer Bedeutung für die Ilias insgesamt besonderes Gewicht auf diese Gleichnisthematik legt. Sowohl in Hom. Il. 10.298 und 18.583 als auch in 9.S. 1.526 wird die Nahrung der Löwen mit dem Ausdruck ,•.* 4, bezeichnet. >bwohl also die Verwendung zweier Löwen per se keine Au•ergewöhnlichkeit gegenüber der homerischen Tradition darstellt, lässt sich in der erzählerischen Verbindung der posthomerischen Löwengleichnisse in 9.S. 1.5-8 und 1.523-528 gleichsam zu einer fortgesetzten Binnenerzählung im Gleichnisraum eine kreative Neuerung erkennen. Zugleich nimmt die Intensität der poetischen Bilder nicht nur aufgrund des höheren Grades an Bedrohlichkeit vom ersten zum zweiten Gleichnis zu, sondern auch durch die Verdoppelung der Vergleichsfiguren. .ährend nämlich Achilleus im ersten Löwengleichnis noch allein für die Furcht der Troianer verantwortlich zeichnet, werden im zweiten Achilleus und Aias gemeinsam für diese .irkung verantwortlich gemacht, wodurch die Bedrohlichkeit des Gleichnisses gewisserma•en vervielfacht wird. Auch das intratextuelle Aufrufen des auf Achilleus fokussierten .erkbeginns gibt einen Hinweis darauf, dass in der Gleichniskette, die Aias und Achilleus gewidmet ist, Achilleus in stärkerem Ma•e charakterisiert wird. Die intratextuelle Verbindung der beiden Löwengleichnisse unterstreicht damit einerseits deren Potenzial für eine ambivalente Figurencharakterisierung, die davon abhängt, welchen Aspekt der Rezipient fokussiert. Andererseits wird gerade durch diese unterschiedliche Lesbarkeit der Gleichnisse auf die Instabilität einer eindeutigen Figurencharakterisierung hingewiesen. Demnach liefern die Gleichnisse keine eindeutige Bewertung der betroffenen Heldenfiguren und lassen selbst in ihrer Ambivalenz keine klare Ausrichtung erkennen, sondern vielmehr ein >szillieren zwischen verschiedenen Bedeutungen, die mit ¨eder neuen intra- und intertextuellen Spur eine Neueinschätzung der Figurencharakterisierung durch den Rezipienten der Posthomerica erforderlich macht.

Posthomerische Riesenfiguren

201

Angesichts der engen intertextuellen Beziehung zu den homerischen Epen werden Veränderungen in der posthomerischen Figurenzeichnung umso evidenter, wobei die literarische Hybridität als neues Gestaltungsmerkmal der posthomerischen Figuren in kreativen Kontrast zur homerischen Tradition tritt. Die beiden Löwengleichnisse erhalten somit ein starkes programmatisches Gewicht und lassen sich auch zur poetologischen Reflexion über den kreativen Umgang der Posthomerica mit der epischen Gattungstradition generell interpretieren. Die literarische Hybridisierung der Achilleus- und Aiasfigur sowie daraus resultierende schillernde ªharakterisierung wird wesentlich durch die geopoetische und intra- wie intertextuelle Ausgestaltung der Gleichnisse erzeugt. .enn auch Achilleus aufgrund der herausgearbeiteten intratextuellen Verweise zunächst stärker betont wird, wird die Aiasfigur gleicherma•en in die ambivalente ªharakterisierung einbezogen. Bereits in der intratextuellen Verknüpfung des Aloadengleichnisses in 9.S. 1.515-522 mit den Löwengleichnissen in 1.5-8 und 1.523-528 ist eine ähnliche Funktionalisierung von Gleichnissen erkennbar wie in den Typhongleichnissen bei Valerius Flaccus, die in Kapitel 3.4 diskutiert wurden. Genauso sorgt die intratextuelle Verknüpfung der Riesenvergleiche und -gleichnisse in den Posthomerica für eine Engführung verschiedener Heldenfiguren und einen literarischen Nexus von Riesenfiguren. Die davon betroffenen Heldenfiguren werden miteinander in einen kreativen und kontrastreichen Dialog gesetzt und lassen in der Gesamtschau eine Veränderung des homerischen Heldenbilds erkennen, wie im Folgenden gezeigt werden soll. Eine ambivalente ªharakterzeichnung der Aias- und Achilleusfigur wird verstärkt durch den Aresvergleich, in dem direkt vor dem Aloadengleichnis in 9.S. 1.515-522 der Mut der beiden Aiakiden mit dem Mut des Ares verglichen wird (1.512-514): —À* œ} $ —›Òü› Y.¯ ,•b} {d$ü›, ,h*›—& œ• ™•Z* 5™&* \þ,¢" ~$^Z, —Ô™&* ™\•*&" ”,•&—•$&Z™Z œÀY›* zå›Zb&,•*&Z™Z ™Y•™å.&" Œ—$þ—Ð*^. Ihre schönen .affen dröhnten laut, ihr Mut raste ihnen aber gleich dem Ares, eine solche Kraft verlieh beiden die unermüdliche Athene, als sie herbeistürmten.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

>bwohl Vergleiche von Heldenfiguren mit dem Kriegsgott in der epischen Tradition keine Seltenheit darstellen und sowohl in der Ilias39 als auch in den Posthomerica40 vielfach Verwendung finden, fällt bei der Durchsicht der Belegstellen auf, dass diese Gottheit in den Posthomerica bei wesentlich weniger Figuren für einen Vergleich herangezogen wird. Die .endung 5™&* á¼Û ~$^Z folgt dabei der bei Homer weniger verbreiteten Form, die nur in Hom. Il. 12.130 für Leonteus und in 20.46 für Achilleus gebraucht wird, Aias wiederum ist eines von lediglich zwei Aresgleichnissen in 7.208-213 gewidmet. Dementsprechend werden beide Heldenfiguren, die in 9.S. 1.512-514 mit Ares verglichen werden, bereits bei Homer in besonders wichtigen Momenten des Handlungsverlaufs mit dem Kriegsgott assoziiert, nämlich Aias vor seinem Zweikampf gegen Hektor, Achilleus bei seinem Einzug in die¨enige Schlacht, in der Hektor im Zweikampf stirbt.41 .erden der Aresvergleich (Hom. Il. 20.46) und das Aresgleichnis (7.208-213) der Ilias mitsamt ihren narrativen Kontexten als Einzeltextreferenzen für die Lektüre des posthomerischen Aresvergleichs aufgerufen, so erhält dieser gemeinsame Einzug von Aias und Achilleus in die Schlacht noch stärkeres Gewicht. Ihre früheren Leistungen in der Ilias lassen ähnlich erfolgreiche Taten in den Posthomerica erwarten, wodurch die Stellung der Helden in positiver .eise erhöht wird.42 Im narrativen Kontext wird ¨edoch diese zunächst überaus positive Lesart des Aresvergleichs zuerst durch das unmittelbar anschlie•ende, mit seiner Thematik hybrider Riesen ambivalente Aloadengleichnis kontrastiert, dann durch die positive intradiegetische Perspektive der freudigen 39

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41 42

Vgl. Agamemnon (Hom. Il. 2.479)¾ Pylaimenes (5.576)¾ Hektor (8.215¾ 11.295¾ 13.802¾ 17.72)¾ Patroklos (11.604¾ 16.784)¾ Leonteus (12.130)¾ Meriones (13.295¾ 13.328¾ 13.528)¾ Aineias und Idomeneus (13.500)¾ Meges (15.302)¾ Automedon (17.536)¾ Achilleus (20.46)¾ Euryalos (Hom. Od. 8.115)¾ >dysseus (8.518). Vgl. die Gleichnisse zu Aias (T.) (Hom. Il. 7.208213)¾ Idomeneus (13.298-305). Vgl. Drögemüller (1956, 122f.) Vgl. die Vergleiche zu Memnon (9.S. 2.212f.)¾ Eurypylos (6.294¾ 7.98)¾ in verneinter Form Neoptolemos (8.258) Philoktet (10.170). Vgl. die Gleichnisse zu Achilleus (3.419-421)¾ Neoptolemos (7.358-365¾ 9.218-222)¾ Philoktet (10.170-177). Zu dieser kontextgebundenen Verwendung vgl. auch Seyffert (1949, 44)¾ Drögemüller (1956, 122). Vgl. Drögemüller (1956, 123).

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Achaier wiederum bestätigt, und zuletzt durch das bedrohliche Löwengleichnis wieder kontrastiert. Diese in ihrer Bedeutung schwankende, ambivalente Lesart der Gleichniskette insgesamt wird mittels einer weiteren intertextuellen Refrenz zusätzlich verstärkt, indem auf eine kurze Episode der Ilias angespielt wird, in der die Fesselung des Kriegsgottes durch die Aloaden geschildert wird (Hom. Il. 5.385-391): —.k ,­* ~$^" ø—› ,Z* ¶—&" Y$—›$Ô" —} yåZ–.—^", åPœ›" Œ.Úk&", œk™* Y$—›$ÀZ z*¦ œ›™,ÀZf ü.Y•ÚZ œ} z* Y›$–, œ•œ›—& —$›Z™Yhœ›Y ,k*". Yh *Ò Y›* {*\} ”åÔ.&Z—& ~$^" Ž—&" å&.•,&Z&, ›E ,ª ,^—$þZª å›$ZY..ª" W›$hd&Z, x$,•Z z(jbb›Z.›*f ü œ} z(•Y.›û›* ~$^ [œ^ —›Z$Ô,›*&*, ü.›å¢" œ• y œ›™,¢" zœ–,*.

385

390

Ares erduldete es, als ihn der starke >tos und Ephialtes, die Söhne des Aloeus, in starker Fessel banden. Dreizehn Monate lang lag er in einem ehernen Gefä• gebunden, und nun wäre Ares dort zugrunde gegangen, der Unersättliche im Krieg, wenn nicht die Stiefmutter der Aloaden, die überaus schöne Eeriboia es dem Hermes gemeldet hätte. Der aber stahl den Ares heraus, da er bereits aufgerieben war, die mühselige Fessel aber hatte ihn bezwungen.

In den Posthomerica werden durch die Verkettung des Aresvergleichs (9.S. 1.512-514) mit dem Aloadengleichnis (1.515-522) also die Aloaden und die¨enige Gottheit zusammengeführt, die der Aloadenepisode in der Ilias zufolge unter den beiden Riesen am meisten zu leiden hatte. Für den Rezipienten der Posthomerica, der die homerischen Epen als wichtigste Systemreferenz präsent hat, dürfte allein die Kombination der Figuren des Ares und der Aloaden in wenigen aufeinanderfolgenden Versen ein hinreichender Hinweis auf diese intertextuelle Einzeltextreferenz sein.43 Dieser Verweis auf die oftmals als 8Götterburleske€ bezeichnete Stelle der Ilias44 wird zusammen mit dem nachfolgenden Aloadengleichnis als weiterer Aspekt literarischer Hybridisierung aus verschiedenen Elementen 43

44

Dass intertextuelle Referenzen gelehrte Anspielungen für einen gelehrten Rezipienten darstellen, merkt Bär (2009, 69) an. Allein die Verwendung der homerischen Sprache sorgt für eine permanente Präsenz der homerischen Epen in den Posthomerica¾ zur Homerizität in der Sprache vgl. Bär (2009, 53-61). Vgl. Burkert (1983, 363f.)¾ Muth (1992, 27).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

lesbar. Sie wird mit dem 3nderungsverfahren der Kontamination, d. h. der Vermischung zweier Referenztexte realisiert: die Aresfigur wird hierbei aus dem ursprünglichen mythischen Kontext der Gefangennahme in den mythischen Kontext des Himmelssturms der Aloaden gebracht, indem zwei homerische Passagen in den Posthomerica zu einer Gleichniskette verbunden werden. Dadurch treten au•erdem zwei Passagen aus der Ilias auf der einen und der Odyssee auf der anderen Seite miteinander in einen Dialog. Sie enthalten zwar dieselben Riesenfiguren, zeigen sie aber in unterschiedlichen mythischen Kontexten, die unabhängig voneinander in sich geschlossene narrative Einheiten bilden.45 Dabei ist zu fragen, was mit dem komischen Potenzial geschieht, das in der Götterburleske des Referenztexts angelegt ist.46 Dass mit der Episode zur Gefangennahme des Ares eine komische Absicht verfolgt wird,47 wird in Hom. Il. 5.385-391 nicht mit einer entsprechenden intradiegetischen Reaktion wie dem Gelächter von Figuren explizit angedeutet, wie es in anderen Passagen mit komischer .irkung, bspw. der Blo•stellung des Ares und der Aphrodite in Hom. Od. 8.261-367, der Fall ist. Es lässt sich ¨edoch ein Kontrast zwischen der Darstellung des hilflosen und zermürbten Ares in dieser mythischen Analepse, die Zeus der verletzten Aphrodite zum Trost erzählt, und der Darstellung des Kriegsgottes im restlichen Handlungsverlauf von Il. 5 feststellen. Ausgerechnet dort ist er besonders aktiv und erfährt 43 namentliche Nennungen, unterliegt allerdings schlie•lich dem von Athene angeführten Diomedes, wodurch die

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Die Unabhängigkeit beider Passagen zeigt sich neben der Nichterwähnung von Himmelssturm und Aresgefangennahme im ¨eweils anderen Text auch deutlich in den Nebenfiguren, die nicht die gleichen sind¾ vgl. Kirk (1990, 100f. ad 385-7). Reinhardt (1960, 24-26)¾ Burkert (1983, 351-354) sehen in den Götterburlesken der Ilias ein unernstes Gegenbild zur ernsten menschlichen Handlungsebene, Muth (1992, 18-20) dagegen eine kritische Pro¨ektion der Adelswelt auf die Götterwelt. Eine Definition antiker Komik ist aufgrund der Abhängigkeit von zeitlichen und kulturellen Umständen sowie des Mangels an antiken Theorien zum antiken Humor nur schwer formulierbar, doch lässt sich das Funktionieren von Komik im Kern auf einen Moment des Kontrasts oder der Inkongruenz reduzieren, durch den eine entsprechende Reaktion ermöglicht wird¾ vgl. ªlarke (1969, 246). Vgl. Nesselrath (1992, 26f.)

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burleske Episode in 5.385-391 als Kontrastfolie und Prolepse des Scheiterns und der Verwundung des Ares in 5.850-867 fungiert. Der Kontrast der beiden Episoden wird zusätzlich durch die Tatsache verstärkt, dass infolge der Gefangennahme des Kriegsgottes ein Krieg gänzlich verunmöglicht wird, was angesichts der intensiven Kriegstreiberei des Ares im gesamten fünften Buch ein besonders komisches Potenzial entwickelt. Dieses komische Potenzial der iliadischen Aresepisode lässt sich grundsätzlich auch in die Lektüre der posthomerischen Gleichniskette überführen, denn der Aresvergleich dient nicht nur einer Verstärkung, sondern auch einer Kontrastierung des nachfolgenden Aloadengleichnisses. Die beiden achaischen Helden werden nämlich nicht nur Ares angeglichen, sondern dieser Vergleich wird sofort überboten, indem sie in die Nähe von noch stärkeren mythischen Gestalten rücken, denen es gelang, den Kriegsgott selbst zu fesseln und einzusperren. Der in der Aloadenepisode der Ilias überwältigte Ares wird in den Posthomerica durch die Kombination von Aresvergleich und Aloadengleichnis somit ebenfalls von den Aloaden übertroffen, wodurch sowohl 9.S. 1.512-514 als auch 1.515-522 letztlich der Hervorhebung der beiden Helden Aias und Achilleus dienen. In der Kombination von Ares und Aloaden als Vergleichsfolie ist deswegen eine Hybridisierung unterschiedlicher Elemente erkennbar, wobei der Vergleich mit Ares durch das Aloadengleichnis sogleich aufgehoben und letzteres somit stärker betont wird. Durch diesen Kontrastreichtum in der Funktionalisierung mythischer Figuren und durch die als Referenztext aufgerufene Götterburleske besteht für die in den Posthomerica erzeugte Figurencharakterisierung zumindest die Möglichkeit einer Lesart als komische Überzeichnung, zumal die Zusammenführung der unterschiedlichen Referenztexte in den Posthomerica nicht nahtlos erfolgt. Gerade die miteinander konkurrierenden Bedeutungsebenen sorgen für Spannung und fordern den Rezipienten dazu auf, aus den einzelnen Elementen ein Gesamtbild zu konstruieren.48 Dieses posthomerische Gestaltungsmittel einer Überzeichnung traditioneller Heldenfiguren mit potenziell komischer .irkung lässt sich am besten mit dem Stilmittel der Hyperbel fassen, in dessen Fokus primär die literarische Übersteigerung und nur sekundär eine komische Funktionalisierung steht.49 48 49

Vgl. Mansur (1940, 6¾ 58f.). Vgl. Landfester (1997, 95), der eine Hyperbel als 6áüÛbertreibendeánÛ Ausdruck mit dem Ziel der Ausdrucksverstärkung und (komischen) Affektstei-

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Eine komische Lesart wird durch einen weiteren geopoetischen Aspekt des Aloadengleichnisses in 9.S. 1.515-522 gestärkt. Der Pelion besitzt abgesehen von seiner Bedeutung im Rahmen der Himmelssturmmythen eine weitere feststehende literarische Funktion als .ohnort des Kentauren ªheiron, der als Mentor verschiedener Heroen auch die Erziehung des Achilleus übernimmt.50 Darüber hinaus fungiert der Pelion sowohl in der Ilias als auch in den Posthomerica als >rt, an dem Peleus und Thetis ihre Hochzeit abhalten,51 sowie als Herkunftsort der Eschenlanze des Peleus und des Achilleus.52 Beide Aspekte werden im ersten Drittel der Posthomerica und v. a. im Kontext der Leichenspiele für Achilleus in 9.S. 4 mehrfach erwähnt und damit stark hervorgehoben. Der Pelion wird demnach über mehrere mythische Aspekte mit Achilleus in Verbindung gebracht, weswegen die Kombination von Achilleus als Bezugspunkt des Aloadengleichnisses und Pelion eine zusätzliche geopoetische Bedeutungsebene für die Interpretation eröffnet. Achilleus, der so einen persönlichen Bezug zum Pelion hat, wird zusammen mit Aias ausgerechnet mit den Aloaden verglichen, die genau diesen Berg als Trittleiter in den Himmel nutzen wollen, mit dem AchilleusÝ Biographie in vielfacher Hinsicht verknüpft ist. Dadurch wird die Achilleusfigur noch stärker in die Nähe der hybriden Riesen gerückt, da er vor diesem Hintergrund als eine Figur erscheint, die sogar gegen die eigene Heimat agieren könnte. Diese zusätzliche Hybridisierung trägt zur Verstärkung der Ambivalenz des Achilleus bei. Aus poetologischer Sicht legt der literarische Hybridisierungsprozess der Posthomerica somit eine vielschichtige .irkungsästhetik nahe, die aus der vom Rezipienten eingeforderten literarischen Zusammenführung intra- und intertextueller Referenzen entsteht. Auf der einen Seite wird der Rezipient auf den kreativen Umgang mit der homerischen Gat-

50

51 52

gerung¨ definiert. Vgl. zu hyperbolischen Gestaltungsmitteln in den Posthomerica Maciver (2012a, 13f.). Vgl. auch Hardie (1986, 241-292) zu diesem Gestaltungsmittel in Vergils Aeneis. Vgl. bereits Hom. Il. 11.831f., des .eiteren bspw. Pi. N. 3.43-63, wo Iason, Asklepios und Achilleus als Schüler des ªheiron genannt werden. In Sen. Herc.f. 968-973a wird ªheiron im Rahmen der .ahnrede des Herakles explizit im Kontext der Auftürmung der drei Berge genannt. Vgl. 9.S. 4.40-54¾ 4.131-143¾ 5.73-79. Vgl. Hom. Il. 16.143f.¾ 19.390f.¾ 9.S. 1.593¾ 5.118-120¾ 7.450a¾ 8.159-161¾ 8.200.

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tungstradition hingewiesen und zur Neuinterpretation bekannter Heldenfiguren eingeladen, auf der anderen Seite aber durch die komplexe Vermischung unterschiedlicher Bedeutungsebenen davor gewarnt, lediglich eine .irkung anzunehmen, und dazu aufgefordert, eine Vielzahl von ªharakterisierungen zuzulassen. Dieses vielschichtige Spiel mit der literarischen Tradition lässt sich noch weiterverfolgen, wenn der Blick auf die¨enigen Aspekte der Einzeltextreferenzen zu Ilias und Odyssee gerichtet wird, die durch die posthomerische Transformation ausgespart werden. .as in dem AloadenGleichnis der Posthomerica im Unterschied zu den homerischen Aloadenepisoden nämlich nicht ausgeführt ist, ist erstens die Betonung der Schönheit der Aloaden, zweitens das .echselspiel von Scheitern und Erfolg ihrer Unternehmungen in beiden homerischen Passagen, und drittens die Schilderung ihres Todes durch die Pfeile Apollons, der die olympische >rdnung damit vor deren Himmelssturm bewahrt.53 Da diese drei Aspekte in den Posthomerica nicht explizit erwähnt werden, müssen sie durch den Rezipienten bei der Lektüre ergänzt werden und hängen somit wesentlich davon ab, in eine wie enge Beziehung die intertextuell verknüpften homerischen und posthomerischen Textpassagen gesetzt werden. Erstens wird die Schönheit der beiden Riesen im Rahmen ihres Himmelssturms in Hom. Od. 11.310 mit dem Superlativ Y..h™—&þ" und dem verstärkenden Adverb å&.Ò ausgedrückt und mit >rion, einem anderen Riesen, verglichen (,›—– b› Y.þ—¢* Á$hÚ*). Die qugend der Aloaden wird am Ende der Episode mit Hinweisen auf ihren fehlenden Bartwuchs hervorgehoben (å$h* ™•ÀZ* èå¢ Y$&—–•&Z™Z* E&Ò.&þ" O ”*\k™Z åþY–™Z —› b•*þ" ›é*\•Z .–ü*m ¬ 6bevor ihnen unter den Schläfen Bartflaum sprie•en und die .angen mit blühendem Flaum bedecken konnte¨, 11.319f.), wodurch ihr Tod nicht allein als Bestrafung frevelhafter Riesen dargestellt, sondern auch als bedauernswerter Verlust lesbar ist. Auch die beiden Epitheta ”*—h\›&" und —^.›Y.›Z—Ô" weisen in diese Richtung durchaus positiver Konnotation und betonen, dass sie aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften an die oplympischen Götter heranreichen. So lassen sich die Aloaden der Odyssee als hybride Riesenfiguren lesen, die trotz ihres anma•enden .esens auch eine 3sthetik des Schönen verkörpern. Auf diesen Aspekt der beiden Riesen wird in den Posthomerica zwar intertextell nicht explizit verwiesen, doch lässt sie sich dennoch als 53

Vgl. Langella (2016, 561).

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möglicher literarischer Hintergrund für die Interpretation des Aloadengleichnisses mitführen, die dadurch zusätzliche Bedeutungsebenen erhält. Die Vieldeutigkeit der Aias- und Achilleusfigur wird dadurch noch weiter verstärkt und die daraus resultierende Spannung zwischen positiver Überhöhung und dennoch vorhandener Bedrohlichkeit erweitert die Komplexität der zugrundeliegenden literarischen Hybridisierung. Ein .echselspiel von Scheitern und Erfolg wiederum ist in beiden homerischen Aloadenepisoden dargestellt, denn zum einen gelingt es den Aloaden in der Ilias, den Kriegsgott zu fesseln (Hom. Il. 5.385f.), allerdings nur, bis die Tat von Eeriboia aufgedeckt und Ares von Hermes gerettet wird (5.389-391). Zum anderen drohen sie in der Odyssee den olympischen Göttern mit der Erstürmung des >lymps (Hom. Od. 11.313-316), werden ¨edoch von Apollon getötet, bevor sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen können (11.318-320). In beiden Fällen ist göttliche Intervention erforderlich, um die Pläne der beiden Riesen zu vereiteln. Dabei ist beiden Episoden gemein, dass die Möglichkeit einer erfolgreichen Ausführung ihrer Taten ¨eweils durch eine Beinahe-Episode markiert wird, die durch ein Kondizionalgefüge ausgestaltet ist. In der Beinahe-Episode der Ilias (Hom. Il. 5.388-390)54 folgt auf eine Apodosis mit potentialem Sinn (Yh *Ò Y›* á¼Û ”åÔ.&Z—&, 5.388) eine verneinte Protasis mit irrealem Sinn (›E ,j á¼Û z(jbb›Z.›*, 5.389f.). Die gemischte Form des Kondizionalgefüges und insbesondere die Verwendung des Potentialis in der Apodosis trägt der realen Möglichkeit Rechnung, dass der Kriegsgott ohne äu•ere Hilfe tatsächlich hätte zugrunde gehen können. In der Beinahe-Episode der Odyssee (Hom. Od. 11.317)55 dagegen wird mit der Verwendung des Irrealis sowohl in der Apodosis (Yh *Ò Y›* z(›—•.›™™*) als auch in der Protasis (›E á¼Û 6Y&*—&) einerseits angedeutet, dass die Aloaden zum Gelingen des Unterfangens ein bestimmtes Alter hätten erreichen müssen und dass ihr Himmelssturm unter diesen Vorzeichen von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Andererseits wird dadurch aber auch ihr gro•es Gefahrenpotenzial unterstrichen, wodurch ihre Tötung in ¨ungem Alter gerechtfertigt wird. Auffällig gegenüber anderen Himmelssturmmythen wie der Typhonomachie ist im Fall der Aloaden, dass nicht Zeus als oberster Gott die Beseitigung der Frevler übernimmt, sondern mit Hermes

54 55

Vgl. Nesselrath (1992, 27). Vgl. Nesselrath (1992, 33).

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und Apollon Götter einer ¨üngeren Generation. Dieses homerische .echselspiel von Erfolg und Misserfolg, das vom Rezipienten des posthomerischen Aloadengleichnisses als im Hintergrund stehende Einzeltextreferenzen mitgelesen werden kann, lässt den Einzug der beiden Helden Achilleus und Aias in einem Licht erscheinen, das den Ausgang ihres Auftretens offen lässt, und weckt zugleich Erwartungen, ob sie in der nachfolgenden Schlacht gegen Penthesileia und die anderen Amazonen möglicherweise ebenfalls gegen Götter zu kämpfen haben werden wie die mit ihnen verglichenen Aloaden. In der Tat wird eine solche Möglichkeit im weiteren Handlungsverlauf konkret benannt, ¨edoch nicht realisiert (9.S. 1.675-715).56 Drittens ist dieser Aspekt von Erfolg und Misserfolg verbunden mit dem Schicksal der beiden Aloaden, das in den Posthomerica ebenfalls ausgespart bleibt, nämlich ihrer Tötung durch den Gott Apollon (ú.›™›* 7Z¢" þDÔ", Hom. Od. 11.318). Dazu kommt der narrative Kontext der odysseeischen Aloadenepisode, die in >dysseus} Nekyia (11.23-635) und seine Betrachtung berühmter Heroinen (11.225-332) eingefügt ist. .erden sowohl der Unterweltskontext der odysseeischen Aloadenepisode als auch der Tod der beiden Riesenfiguren bei der Lektüre des posthomerischen Aloadengleichnisses als zusätzliche narrative Kontexte mitgeführt, so lässt sich das Aloadengleichnis als proleptische Vorwegnahme des Todes des Aias T. und des Achilleus in den Posthomerica interpretieren. Denn bereits in 9.S. 3.175-179 wird zuerst Achilleus, in 5.482-486 Aias den Tod finden.57 Für eine solche proleptische Funktion spricht auch der Umstand, dass der Gott Apollon sowohl für den Tod der Aloaden in der Odyssee als auch für den Tod des Achilleus in den Posthomerica unmittelbar verantwortlich zeichnet (9.S. 3.32-134), zumal er dort eigenhändig den Pfeil auf AchilleusÝ Ferse abschie•t und nicht wie in anderen Mythenversionen die Hand des eigentlichen Schützen Paris lenkt.58 >bwohl dem Rezipienten aufgrund seiner genauen Kenntnis des Mythos und, möglicherweise, dessen Darstellung in der kyklischen Aithiopis durchaus bewusst sein dürfte, dass die beiden Helden nicht in der Schlacht gegen die Amazonen ihr Leben lassen, sondern unter anderen Umständen, wei• er im Rahmen der ersten Lektüre der Posthomerica nicht, an welcher 56 57 58

Vgl. dazu ausführlich unten Kapitel 4.3. Zur generellen Bedeutung von Prolepsen für die Posthomerica vgl. Duckworth (1936)¾ Schmitz (2005, 122-126)¾ Schmitz (2007). Vgl. Langella (2016, 567)¾ Pinheiro (2016, 198).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Stelle im .erkverlauf die bekannten Episoden eingebaut sind, die das Ende des Achilleus und Aias zum Inhalt haben. Aus diesem Grund betrifft die mithilfe einer solchen Prolepse evozierte Erwartungshaltung eher den Zeitpunkt als die Umstände des ¨eweiligen Todes dieser Helden. Eine ähnliche Funktion erfüllt in den Argonautika des Apollonios Rhodios die Gleichsetzung des Idas mit den Aloaden in zwei kurz aufeinander folgenden Gleichnissen im Gespräch der Figuren Idmon und Idas (A.R. 1.479-489), wobei der Vergleichspunkt im ersten Gleichnis auf der Überheblichkeit der Figuren (1.480-484), im zweiten Gleichnis dagegen auf dem unausweichlichen Tod der Riesen durch den Gott Apollon liegt (1.487-489): 6..&Z ,0\&Z {™Z å$jb&$&Z &4™h å›$ ”*j$ \$™Ò*&Z z—$&*f ™› œ} ”—–™\. å–,å* {›Zå". —&P •–—Z" Y¦ —&›" å$¦* zåZ•.қZ* ,Y–$›™™Z* þ4" Œ.ÚZ–œ", &4" &éœ} ø™&* E™&•$h`›Z" o*&$•^*, {,å^" œ­ \&&P" zœ–,^™* !Z™—&P" ,•Ú æ^—&=œ&, Y¦ A•\Z,&h å›$ zÔ*—›".„ °" {•—}f zY œ} zb•.™™›* œ^* Œ•$jZ&" /œ", Yh ,Z* zåZ..h`Ú* o,›hd›—& Y›$—&,h&Z™Z*f ¨~b$›Z *þ* —Ôœ› ™j™Z \›&å$&åhm™Z* z*h™å›", ›E Y¦ z,&¦ —&ZÔ*œ› \›&¦ —›.•&þ™Z* ú.›\$&* &4&* Œ.ÚZ–œm™Z 块ª$ —›¢" zbbþ–.Z(›f¨

480

485

6Andere aufmunternde .orte gibt es, mit denen ein Mann seinem Gefährten Mut zusprechen kann, du aber hast durch und durch Frevelhaftes gesprochen. Es geht die Kunde, dass Solches vormals auch die Söhne des Aloeus gegen die Seligen dahergeredet haben, denen du nicht so sehr an Mannhaftigkeit gleichkommst. Nichtsdestotrotz gingen beide durch die schnellen Pfeile des Letoiden zugrunde, auch wenn sie sehr stark waren.¨ So sprach ásc. IdmonÛ, es lachte aber frei heraus Idas, der Sohn des Aphareus, und er antwortete ihm höhnisch mit spottenden .orten: 6AufÄ Verkündige dies nun mit deinen Sehersprüchen, falls auch mir die Götter ein solches Verderben vollenden wie dein Vater es den Aloaden hat zukommen lassenĨ

Der Vergleich zwischen Idas und den Aloaden wird über die beiden Pronomen &4&", —&P&" und ø" mehrfach betont (—&P á¼Û Yh, A.R. 1.481¾ &4" &éœ} ø™&* E™&•$h`›Z", 1.482¾ Y¦ z,&¦ —&ZÔ*œ› á¼Û ú.›\$&*, 1.488¾ &4&*,

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1.489), wobei er aufgrund des Hinweises auf die Unvergleichbarkeit bezüglich der Mannhaftigkeit (&4" &éœ} ø™&* E™&•$h`›Z", 1.482) eine auffällige Spannung enthält, die die Gleichsetzung der Figuren relativiert und die Stärke der Riesen im Unterschied zu Idas stärker betont (A•\Z,&h å›$ zÔ*—›", 1.484). Auch der anma•ende ªharakter des Idas wird nicht nur durch den doppelten Vergleich, sondern auch durch zahlreiche qualifizierende Ausdrücke herausgestrichen (”—–™\. å–,å*, 1.480¾ zåZ•.қZ* ,Y–$›™™Z*, 4.481¾ zb•.™™›* œ^*, 1.485 und zåZ..h`Ú* o,›hd›—& Y›$—&,h&Z™Z*, 1.486), die ihn in einem negativen Licht erscheinen lassen und als höchst ambivalente und problematische Heldenfigur charakterisieren. Bereits in 1.151 wird er mit dem Attribut èå•$dZ&" eingeführt, im weiteren Handlungsverlauf wird er als Kritiker der Führung Iasons (1.462-471¾ 3.1169f.¾ 3.1252f.), Gotteslästerer (1.466-470¾ 1.486-491) und Frauenfeind (3.556-565), aber auch als tüchtiger Krieger dargestellt (1.1044¾ 2.830f.¾ 3.516f.).59 Der Hinweis auf die Vernichtung der Riesen durch Apollon (zœ–,^™*, 1.483¾ ú.›\$&* á¼Û zbbþ–.Z(›, 1.488f.) wird auf der intradiegetischen Ebene im Gespräch zweier Helden mit dem proleptischen Hinweis auf die letztendliche Tötung des Helden durch Apollon parallelisiert (z,&¦ —&ZÔ*œ› \›&¦ —›.•&þ™Z* ú.›\$&*, 1.488), die Vernichtung selbst ¨edoch im Handlungsverlauf der Argonautika nicht realisiert und der Hinweis darauf fungiert somit als externe Prolepse, deren .ahrheitsgehalt letztlich innerhalb des Textes der Argonautika unbestätigt bleibt. Zwischen A.R. 1.479-489 und 9.S. 1.515-522 lassen sich zwar keine expliziten intertextuellen sprachlichen Signale feststellen, doch lassen sich die beiden Aloadengleichnisse der Argonautika, in denen in der Gattung Epos zum ersten Mal ein direkter Vergleich zwischen diesen Riesenfiguren und einem Helden ausgestaltet wird, von einem gelehrten Rezipienten durchaus als Einzeltextreferenz erkennen, zumal die Riesengleichnisse der Argonautika aufgrund ihrer geringen Anzahl stärker ins Auge fallen. Ein Aufrufen dieser beiden Gleichnisse würde zum einen die unbestimmte Funktionalisierung des posthomerischen Aloadengleichnisses als einer Prolepse stärken, zum anderen die ambivalente ªharakterisierung der Aiakiden durch die Einblendung der äu•erst hybriden und problematischen Idasfigur stützen und zusätzlich hybridisieren. 59

Vgl. Hübscher (1936, 59f.)¾ von .ilamowitz-Moellendorff (1962, 216 mit Anm. 1)¾ Glei O Natzel-Glei (1986a, 151 Anm. 31). Für eine ausführliche ªharakterisierung der Idasfigur vgl. Fränkel (1960).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Aufgrund dieser durch die intertextuellen Einzeltextreferenzen eingeführten zusätzlichen Bedeutungsebenen wird der Aloadenmythos noch stärker als Reflexionsraum für die posthomerische Figurencharakterisierung lesbar. Dabei erhält der Aspekt göttlicher Intervention auf der Figurenebene zunehmende Bedeutung, die den meisten posthomerischen Riesenvergleichen und -gleichnissen innewohnt und deswegen auch Auswirkungen auf das Heldenbild der Posthomerica hat. Im Vergleich der beiden Helden mit den Aloaden in 9.S. 1.515-522 ist freilich eine gewisse Unschärfe in der Deckung von Handlung und Gleichnis erkennbar, da Achilleus und Aias durchaus nicht dieselbe Bedrohung darstellen wie die aufgerufenen Riesenfiguren. .ährend die beiden Riesen den ganzen Götterhimmel bedrohen und deswegen beseitigt werden müssen, wird den achaischen Helden ein solches Bedrohungspotenzial lediglich implizit zugeschrieben, ohne dass es im Handlungsverlauf letztlich tatsächlich realisiert würde. Zwar droht Achilleus dem Gott Apollon kurz vor dem berühmten Schuss in die Ferse (9.S. 3.43-52), doch kommt es dort zu keiner Theomachie wie gegen den Flussgott Skamandris in Hom. Il. 21.212-327. Somit wird genau wie in Homers Ilias, in der Achilleus Apollon mit Gewalt droht (Hom. Il. 22.15-20), das Potenzial einer Theomachie aufgebaut, ¨edoch nicht realisiert.60 Da die Riesenvergleiche und -gleichnisse im weiteren Handlungsverlauf der Posthomerica allerdings dieses Gefahrenpotenzial einzelner Helden immer wieder aufgreifen und fortführen, entsteht dennoch der Eindruck, dass sich die Helden einer älteren Generation, d. h. der Generation des Achilleus im Unterschied zu seinem Sohn Neoptolemos, der einer ¨üngeren Generation angehört, irgendwann zu einer Gefahr für die Götter entwickeln könnten und deswegen aus der .elt entfernt werden müssen.61 .ie oben in den Kapiteln 2 und 3 gezeigt wurde, handelt es sich dabei um ein grundlegendes Merkmal antiker Riesenmythen. Explizit wird eine Beseitigung der Heroen im letzten Buch der Posthomerica thematisiert, wo infolge des von Athene erzeugten Seesturms, der die heim-

60 61

Vgl. zu homerischen Theomachien ªhaudhuri (2014, 15-39)¾ Stamatopoulou (2017b). Im Gegensatz zu dieser ªharakterisierung betont Mansur (1940, 1) die überaus idealisierte Darstellung der posthomerischen Heldenfiguren. Vgl. auch Schei¨nen (2018, 351-353).

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kehrenden Achaier vernichtet oder zerstreut, das Ende des Heroenzeitalters eingeleitet wird (9.S. 14.419-658).62 Vor diesem Hintergrund erscheint die Beseitigung des Achilleus durch Apollon einerseits als Teil eines umfassenderen göttlichen Plans zur Entfernung der älteren Helden auf der intradiegetischen Figurenebene, andererseits als erzählerische Strategie auf der extradiegetischen, vom Erzähler abhängigen Ebene. Im Falle des Aias T. entbehrt die Einflussnahme Athenes (9.S. 5.360364), die ihn nach seiner Niederlage im .ettstreitt um die .affen des Achilleus erst in den .ahnsinn und dann in den Selbstmord treibt, nicht einer gewissen Ironie, ist es doch gerade diese Göttin, die ihm und Achilleus beim Einzug in die Schlacht in 9.S. 1 eine solche Stärke einflö•t, die sie in die Nähe des Kriegsgottes selbst rückt (1.512-514): —Ô™&* ™\•*&" ”,•&—•$&Z™Z O œÀY›* zå›Zb&,•*&Z™Z ™Y•™å.&" Œ—$þ—Ð*^. ¬ 6So gro•e Stärke verlieh beiden die schildschwingende Atrytone, als sie heranstürmten.¨63 Da zudem die olympischen Götter in den Posthomerica eine wesentlich passivere Rolle einnehmen als in den homerischen Epen, fällt ihre aktive Einflussnahme umso stärker ins Auge und erhält grö•eres narratives Gewicht.64 Die zwiespältige Rolle der Athene als einer göttlichen Helferin und Gegnerin der Aiakiden lässt sich abschlie•end noch ein Stück weiterführen, worin zugleich die Dichte und Reichweite intratextueller Verknüpfungen zwischen einzelnen Passagen der Posthomerica verdeutlicht wird, die ein zentrales Merkmal posthomerischer Gleichnistechnik darstellt. Die Göttin Athene fungiert nämlich insgesamt nur in einem Vergleich und zwei Gleichnissen als Vergleichsfigur.65 In Verbindung mit dem Aloadengleichnis in 9.S. 1.515-522 erhält das Gleichnis in 3.419-421 besonderes Gewicht, da darin der von Apollon getötete Achilleus mit Ares verglichen wird, der im Gleichnisbild seinerseits durch einen Steinwurf der Athene verletzt wird (3.417-421):

62 63 64 65

Vgl. dazu ausführlich unten Kapitel 4.5. Vgl. Frantantuono (2016, 225). Vgl. dazu ausführlicher unten Kapitel 4.4. Vgl. den Vergleich in 9.S. 1.363-366a sowie die Gleichnisse in 3.419-421¾ 14.582-587.

214

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos —&h^ Y¦ å$¯ *^þ™¦* ŒüZÀ* {å.›—} ”þ—j, &à*›Y} ”&™™^—ª$ 7*À*, å–Z" ;EYhœ&, Y›P—& ,•b" å$¯ *^þ™¦ \›&Y,j—&Z™Z d›.•,*&Z", &4&" ~$^", ø—› ,Z* œ›Z*ª \›¢" !d$Z,&喗$^ ¤$ÐÚ* z* 囜h å&.þü\•Z Y–dd.› 啗$m.

420

Ein solches Geschrei gab es bei den Schiffen der Achaier, weil der Helfer der Danaer, der Sohn des Aiakiden, gro• bei den Schiffen lag infolge der gottgefertigten Geschosse, wie Ares, als ihn die furchterregende Göttin, Tochter eines mächtigen Vaters, in der Ebene der Troer mit einem schmerzensreichen Felsen getroffen hatte.

In diesem kurzen Gleichnis wird ein Vierecksverhältnis zwischen Achilleus und Apollon auf der einen, Ares und Athene auf der anderen Seite konstruiert, wodurch in mehrfacher Hinsicht eine intratextuelle Verknüpfung mit dem Aresvergleich (9.S. 1.512-514) und dem Aloadengleichnis (1.515-522) hergestellt wird. Erstens werden die in der Gleichniskette aus Ares- und Aloadengleichnis in 1.512-522 miteinander in Beziehung gesetzten Figuren Achilleus, Ares und Athene erneut zusammengebracht. Zweitens wird die intratextuelle Anspielung auf die Aloadenepisoden in Hom. Il. 5.385-391 und Hom. Od. 11.305-320 und die implizite Lektüre ihrer Kontexte rückwirkend gestärkt, da dort Ares und Apollon ebenfalls als göttliche Gegner der Aloaden in Erscheinung treten. Drittens wird der proleptische Hinweis auf den Tod des Achilleus im Aloadengleichnis durch das Gleichnis in 3.419-421 rückwirkend bestätigt, zumal die Betonung der Grö•e des getöteten Achilleus (,•b", 3.419) einen impliziten Bezug zur Riesenthematik des Aloadengleichnisses erkennen lässt. Zugleich sind die Verse 9.S. 3.420f. eine intertextuelle Anspielung auf das Duell zwischen Athene und Ares im Rahmen der Götterkämpfe der Ilias (Hom. Il. 21.403-408).66 Hierin lässt sich dieselbe Verarbeitung eines homerischen Einzelreferenztexts beobachten wie im Aloadengleichnis, denn auch in diesem Fall wird die homerische Episode in den Posthomerica zum Gleichnis umfunktioniert, wobei die Gegnerschaft zwischen Ares und Athene mitgeführt wird und für eine neuartige Verwendung der Aresfigur als Vergleichsfigur sorgt. .ährend die Aresfigur nämlich im Aresvergleich in 9.S. 1.512-514 und an zahlreichen anderen Stellen der Posthomerica in traditioneller .eise Verwendung findet, um 66

Vgl. Vian (1963, 112 Anm. 1).

Posthomerische Riesenfiguren

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besonders mächtig einherschreitende Helden in ihrer Imposanz zu charakterisieren und positiv zu überhöhen, wird er in 9.S. 3.419-421 in gänzlich untypischer und unterlegener Pose dargestellt, die vielmehr an die burleske Aresfigur der iliadischen Aloadenepisode in Hom. Il. 5.385-391 erinnert. Die Verbindung zwischen Ares- und Achilleusfigur in 9.S. 1.512f. und 3.419-421 erhält deswegen im direkten Vergleich auch eine kontrastierende Nuance. Dadurch, dass zahlreiche Helden- und Götterfiguren mittels fein nuancierter Verbindungen miteinander in Beziehung gesetzt werden, wird ein komplexes intratextuelles Netz geschaffen, das vom gebildeten Rezipienten aufgedeckt und interpretiert werden muss. Folgt er diesem literarischen Spiel, indem er die einzelnen Elemente miteinander in Verbindung bringt, realisiert er eine Lesart der mit Riesen verglichenen Heldenfiguren, die aufgrund ihrer ambivalenten und hybriden Merkmale eine überaus schillernde ªharakterisierung erhalten. Zur Gleichnistechnik der Posthomerica lässt sich aufgrund der vorgenommenen Beobachtungen festhalten, dass sie wesentlich darauf ausgerichtet ist, über bestimmte wiederkehrende Themen wie Riesenfiguren einzelne und voneinander getrennte Figuren und Passagen der Posthomerica miteinander in einen intratextuellen Dialog zu bringen. Infolge dieser Form literarischer Hybridisierung aus unterschiedlichen Elementen weist das Gleichnisgeflecht der Posthomerica eine eigene 3sthetik auf, die den Rezipienten zu sorgfältiger Beobachtung und ständigem Überdenken der vorliegenden Figurencharakterisierung anregt. 4.2

Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse in den Posthomerica

.erden sämtliche Riesenvergleiche und -gleichnisse der Posthomerica dahingehend betrachtet, welche Heldenfiguren durch sie charakterisiert werden, lässt sich das in Kapitel 4.1 untersuchte intratextuelle Beziehungsgeflecht zwischen einzelnen Figuren auf eine bestimmte Anzahl von Helden eingrenzen. Insgesamt finden sich in den Posthomerica sechs Riesenvergleiche und elf Riesengleichnisse.67 Von insgesamt 218 Ver-

67

Vgl. die Riesenvergleiche in 9.S. 1.713-715¾ 2.205¾ 2.518f.¾ 3.724f.¾ 5.404¾

216

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

gleichen und 215 Gleichnissen in den Posthomerica machen die Riesenvergleiche dementsprechend einen Anteil von 2.75¿, die Riesengleichnisse einen Anteil von 5.05¿ aus.68 Zwar weisen diese Zahlen auf das gesamte Epos gesehen zunächst keinen besonders hohen Anteil aus, bei den einzelnen betroffenen Heldenfiguren liegt der Anteil allerdings wesentlich höher, wie die nachfolgende Tabelle 1 zeigt: Tabelle 1: Anteil der Riesenvergleiche O Riesengleichnisse Figur Vergleiche Anteil Gleichnisse Achilleus 29 3 (10.34¿) 20 Aias >. 2 1 (50¿) 1 Aias T. 16 1 (6.25¿) 25 Aineias 5 13 Ares 3 1 (33.33¿) 2 Memnon 6 1 (16.67¿) 9 Neoptolemos 27 27 Penthesileia 7 20

Anteil 3 (15¿) 1 (100¿) 4 (16¿) 1 (7.69¿) 1 (3.70) 3 (15¿)

Aus dieser Aufstellung lässt sich ein zentrales ªharakteristikum der Riesenvergleiche und -gleichnisse ableiten, durch das die in Kapitel 4.1 beobachtete Gegnerschaft von Heldenfiguren mit olympischen Göttern und ihre Entfernung aus der literarischen .elt bestätigt wird. Riesenfiguren werden nämlich fast ausschlie•lich für Heldenfiguren der älteren Generation verwendet, wozu auf achaischer Seite Achilleus, Aias T. und Aias >., auf troianischer Seite Penthesileia, Aineias und Memnon gehören. Sie stehen dabei im Gegensatz zu ¨üngeren Helden wie Neoptolemos oder seinem Gegner Eurypylos, die erst im zweiten Drittel der Posthomerica in Erscheinung treten und zu den letzten Neuankömmlingen vor Troia gehören. Neoptolemos als ¨üngerer Held und Ares als Gott nehmen somit innerhalb der Riesenvergleiche und -gleichnisse eine Sonderstellung ein. In Anbetracht der Anteile, die Riesenvergleiche und -gleichnisse

68

14.550. Vgl. die Riesengleichnisse in 1.37-41¾ 1.48-53¾ 1.179-181¾ 1.515-522¾ 2.208-211¾ 3.392-401¾ 5.484-486¾ 5.639b-643¾ 8.28-33a¾ 11.415-421a¾ 14.582-587. Die Basis für diese Zahlen bildet die Zusammenstellung in den Anhängen 3 und 4. Demgegenüber verzeichnen Maciver (2012a, 13) 79 Vergleiche und 226 Gleichnisse¾ Schei¨nen (2018, 39) 194 Vergleiche und 192 Gleichnisse, ¨edoch ohne Stellensammlung.

Posthomerische Riesenfiguren

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bezogen auf alle Vergleiche und Gleichnisse einzelner Heldenfiguren aufweisen, wird ihre Relevanz für die ªharakterisierung der ¨eweiligen Figuren deutlich. Unterstrichen wird dies dadurch, dass sie an besonders wichtigen Stellen im Handlungsverlauf zur ªharakterisierung erscheinen und Höhepunkte der posthomerischen Biographien der Helden illustrieren. Dazu gehören insbesondere ihr Eintritt in wichtige Schlachten, Zweikämpfe und Todesmomente. Die Fokussierung der Riesenvergleiche und -gleichnisse auf diese Handlungsmomente und die fast ausschlie•liche Beschränkung auf die ältere Heldengeneration sorgen für eine markante Verteilung der Gleichnisse auf die 14 Bücher der Posthomerica, wie aus der nachfolgenden Tabelle 2 ersichtlich wird: Tabelle 2: Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse auf die 14 Bücher der Posthomerica Buch 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Gleichnisse 3 1 1 - 2 - - 1 1 1 Vergleiche 1 2 1 - 1 - - - 1

Da Aias T., Achilleus, Memnon und Penthesileia bereits im ersten Drittel der Posthomerica sterben, konzentriert sich dementsprechend die Mehrzahl der Riesenvergleiche und -gleichnisse auf 9.S. 1-5. Im zweiten Drittel der Posthomerica finden sich nur zwei Gleichnisse, im letzten Drittel immerhin noch zwei Gleichnisse und ein Vergleich mit Riesenthematik.69 Dies ist insofern von Bedeutung, als die Posthomerica in ihrer Makrostruktur gemä• der communis opinio der Forschung in drei Triaden eingeteilt werden, die die Bücher 1-5, 6-10 und 11-14 umfassen, wobei im Zentrum der einzelnen Buchgruppen die Taten des Achilleus und Aias T. bzw. des Neoptolemos sowie der sukzessive Untergang Troias stehen.70 Anhand der Achilleusfigur wird ¨edoch deutlich, dass sie trotz ihres relativ frühen Verschwindens aus der Handlung in 9.S. 3 eine kontinuierliche Präsenz in der literarischen .elt bewahrt. Von den insgesamt 29

69 70

Vgl. auch Schei¨nen (2018, 351). Vgl. Bär (2009, 93f.)¾ Tsomis (2018b, 25-28). Im Gegensatz dazu konstatiert Vian (1954, 41f.) eine fehlende Handlungsstrukturierung der einzelnen Episoden.

218

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Vergleichen und 20 Gleichnissen, die ihr gewidmet sind, entfallen 19 Vergleiche und 18 Gleichnisse auf die Bücher 9.S. 1-3, was zunächst den Eindruck eines schnellen Herausschreibens aus der literarischen .elt zu bestätigen scheint. 9.S. 4 und 5 stehen ganz im Zeichen der Leichenspiele zu Ehren des Achilleus, in deren Rahmen Nestor eine laudatio auf den Verstorbenen hält (4.131-170).71 Spätestens mit dem Selbstmord des Aias in 9.S. 5 ist dieses Gedenken formal abgeschlossen und das erste Drittel der Posthomerica zu Ende. In der Folge bleibt Achilleus allerdings entgegen der neuen Erwartung, die Figur sei damit gänzlich aus dem Epos verschwunden, weiterhin in der Handlung präsent.72 In 9.S. 7 holen >dysseus und Diomedes Neoptolemos, den Sohn des Achilleus, nach Troia. Im Zuge von dessen Überredung, Überfahrt und Ankunft im Achaierlager wird einerseits über Vergleiche die Beziehung zwischen Achilleus, Neoptolemos und anderen Figuren thematisiert.73 Insgesamt fungiert die Achilleusfigur selbst als Vergleichspunkt in 20 Vergleichen für andere Heldenfiguren und insbesondere für Neoptolemos, womit ihr in der Funktion einer Vergleichsfigur mit Abstand am meisten Vergleiche gewidmet sind und eine fortdauernde Präsenz erreicht wird. Andererseits wird das Fortleben des Achilleus als Gottheit thematisiert.74 In 9.S. 14 schlie•lich tritt Achilleus als Traumerscheinung noch einmal auf und gibt seinem Sohn Ratschläge für sein weiteres Leben.75 Über die Figur des Neoptolemos, die regelmä•ig mit Achilleus verglichen wird, bleibt letzterer über weite Strecken der Posthomerica präsent, sodass beinahe der Eindruck erweckt wird, die Achilleusfigur sei gar nicht aus dem Handlungsverlauf entfernt worden.76 Des .eiteren stellt sich aufgrund der ungleichmä•igen Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse im Handlungsverlauf zum einen die Frage, welche Bedeutung die Riesenthematik im Handlungsverlauf insgesamt besitzt und zum anderen, inwiefern sie für den Rezipienten im Rahmen seiner Lektüre präsent bleibt. Die Häufung zu Beginn des Epos 71 72 73 74 75 76

Zur Stellung im Rahmen der Leichenspiele vgl. Appel (1994, 11). Vgl. Ferrari (1963, 46). Vgl. die Vergleiche in 9.S. 7.645¾ 7.647f.¾ das Gleichnis in 9.S. 7.715-722. Vgl. auch Tsomis (2018a, 347 ad 647-648¾ 375 ad 715-722). Vgl. die Vergleiche in 9.S. 7.186¾ 7.195-197¾ 7.206¾ 7.652. Vgl. auch Tsomis (2018a, 142f. ad 185-186). Vgl. Guez (1999)¾ Schei¨nen (2018, 322-337). Vgl. dazu ausführlich unten Kapitel 4.4.

Posthomerische Riesenfiguren

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spricht zunächst für eine feste Etablierung der Thematik, deren Bedeutung im Verlauf des .erks ¨edoch abzunehmen scheint, da mit dem Verschwinden der meisten Heldenfiguren, die mit Riesen verglichen werden, auch die Präsenz riesenhafter Vergleichsfiguren im .erkverlauf abnimmt. Am .erkende wird die Riesenthematik ¨edoch mit einem Vergleich und einem Gleichnis zu Aias >. noch einmal sehr exponiert thematisiert, denn der Titanenvergleich in 9.S. 14.550 ist der viertletzte Vergleich insgesamt, das Enkeladosgleichnis in 14.582-587 sogar das allerletzte Gleichnis der Posthomerica. Dadurch, dass diese beiden Passagen für die ªharakterisierung des Aias >., dem insgesamt nur zwei Vergleiche und ein Gleichnis gewidmet sind, ein hohes Gewicht erhalten, wird auch deren Bedeutung für die Figurencharakterisierung anhand dieses Helden noch einmal unterstrichen. Diese Betonung der Riesenthematik am Ende des Epos nimmt ringkompositorisch die Häufung von Riesenfiguren zum .erkbeginn auf und deutet somit einerseits darauf hin, dass sie durchaus für die Lektüre des gesamten Epos von Bedeutung sind. Für solche 9uerverbindungen spricht auch der in Kapitel 4.1 herausgearbeitete hohe Grad an Intratextualität, der für eine enge Verbindung der Riesenvergleiche und -gleichnisse untereinander sorgt und dabei auch Bücher- und Triadengrenzen überwindet. Andererseits lässt sich der ringkompositorische Rückbezug aufgrund der prominenten Position am .erkende auch als Aufforderung zu einer zweiten Lektüre verstehen, in deren Verlauf verstärkt ein Augenmerk auf die netzwerkartige Verknüpfung der Gleichnisverwendung gelegt werden soll. Angesichts der gro•en Lücke zwischen der ersten Triade, die die meisten Riesenvergleiche und -gleichnisse enthält, und dem .erkende stellt sich ¨edoch die Frage, ob die Riesenthematik dadurch nicht eine zu punktuelle Funktionalisierung aufweist, um eine Bedeutung für das .erkganze zu entwickeln. Zur Klärung dieser Frage ist ein Überblick über die restlichen Erwähnungen von Riesenfiguren im .erkverlauf von Bedeutung, die der nachfolgenden Tabelle 3 zu entnehmen sind:

220

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Tabelle 3: Anderweitige Erwähnungen von Riesenfiguren in den 14 Büchern der Posthomerica.77 Buch 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Genealogie 3 13 1 3 2 1 - - 1 2 2 1 1 Geopoetik 7 10 5 3 7 3 7 4 2 5 2 4 1 3 Ekphraseis - - - 4 5 - - - 5 Übrige - 10 1 3 2 - - 2 - 1 1 3 2

Zunächst bestätigt diese Zusammenstellung den Eindruck, den auch die Verteilung der Riesenvergleiche und -gleichnisse vermittelt, dass sich nämlich die meisten Erwähnungen von Riesenfiguren in der ersten Triade der Posthomerica finden und danach ein Schwund gegen das .erkende hin feststellbar ist. Dazu kommt, dass viele der Nennungen auf Riesen wie Eos, Helios oder >keanos entfallen, die aufgrund ihrer traditionellen Funktion als Gestirne bzw. .eltenteile im Epos generell häufige Erwähnung finden. Davon abgesehen enthält ¨edoch ¨edes Buch der Posthomerica wenigstens einige Bezugnahmen auf Riesenfiguren, sodass keine Lücke im .erkverlauf festzustellen ist. Von besonderer Bedeutung sind dabei die vier Ekphraseis, die Riesenfiguren thematisieren, wozu die Beschreibung des Schilds (9.S. 5.3b-101) und des Helms des Achilleus (5.102-109), des Schilds des Eurypylos (6.198-293) und des Köchers des Philoktet gehören (10.188-205). Diese stellen wie die Vergleiche und Gleichnisse besondere literarische Räume dar und sind aufgrund ihres hohen Grades an Poetizität prädestiniert für poetologische Reflexionen über die Bedeutung spezifischer Thematiken.78 .ährend die Darstellung des >keanos (5.14¾ 5.99) und der Tethys (5.14) auf dem Schild des Achilleus dieselbe geopoetische Funktion der Einfassung der .elt erfüllen wie in der iliadischen Ekphrasis des Schilds des Achilleus,79 leisten die anderen 77

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Überschneidungen zwischen den einzelnen Funktionen sind möglich, weswegen es teilweise zu Mehrfachnennungen vereinzelter Passagen kommt¾ siehe dazu auch die Stellensammlung unten in Anhang 1. Bereits in den Argonautika des Apollonios Rhodios werden Riesen auch in Ekphraseis thematisiert, insbesondere als Bildwerke auf dem Mantel des Iason (A.R. 1.721-768), auf dem die Kyklopen (1.730-734) und Tityos (1.759762) abgebildet sind¾ vgl. dazu Dräger (2002, 449 ad 730-734¾ 450 ad 759762). Vgl. die zwei Verweise auf den .eltstrom >keanos (Hom. Il. 18.489¾ 18.607), die innerhalb des Bildaufbaus eine rahmende Funktion erfüllen¾ vgl.

Posthomerische Riesenfiguren

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drei Ekphraseis einen wichtigen Beitrag zur Verankerung der Riesenthematik in den Posthomerica und deren Funktion zur Figurencharakterisierung. Mit der Beschreibung des Helms des Achilleus (5.102-109) wird das Motiv der Titanomachie in die Posthomerica eingeführt und zugleich auf die Rolle kosmischer Kämpfe verwiesen, die durch Riesenfiguren ausgelöst werden.80 Zur zeitlichen Distanz von Kämpfen gegen Riesenfiguren in den Posthomerica geben insbesondere die Ekphraseis auf dem Schild des Eurypylos (9.S. 6.198-293) und auf dem Köcher Philoktets Auskunft (10.188205). Auf ersterem sind die Heldentaten des Herakles dargestellt, wodurch auch der aktuelle Träger des Schilds, HeraklesÝ Sohn Eurypylos, indirekt charakterisiert wird. Besonders betont wird darauf die zivilisatorische Rolle des Herakles als Beseitiger urzeitlicher Ungeheuer, wozu auch die Riesen Geryoneus (6.249-251) und Antaios (6.285-288) gehören. In beiden Fällen liegt der Fokus auf der Tötung der Kontrahenten (—›\*Ô—&", 6.250¾ œ,•*—, 6.251¾ ™þ*•(›, 6.288), womit die Entfernung der Riesen aus der literarischen .elt eine Heldengeneration vor Eurypylos stark betont wird. Über diese Funktion als Riesentöter markiert Herakles in gewisser .eise auch den Endpunkt einer mythischen Vorzeit, in der Riesen noch aktiv in der literarischen .elt präsent waren, was etwa auch dadurch verdeutlicht wird, dass Herakles als einziger sterblicher Held an der Gigantomachie, der letzten kosmischen Schlacht der olympischen Götter gegen Riesen, teilgenommen hat.81 Im Fall des Antaios wird die Verortung in der mythischen Vorzeit auch im Rahmen der Leichenspiele thematisiert, denn Aias T. schleudert eine .urfscheibe, die Herakles einst von Antaios erbeutet und Telamon geschenkt hatte (9.S. 4.445-456). Über mehrere zeitliche Partikeln (å–$&Z\›, 4.445¾ å$h*, 4.447¾ à™—›$&*, 4.450) wird diese Abfolge der Besitzer als chronologische Abfolge markiert und schrittweise an die Gegenwart herangeführt, wodurch zwar ein mittelbares .eiterexistieren des

80

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ªoray (2016, 194, 265 ad 607-8). Auf die Häufigkeit der Thematik kosmischer Kämpfe verweisen bereits Niemeyer (1884, 16), Bär (2009, 470-472 ad 179-180)¾ Gärtner (2010a, 293 ad 179-80)¾ Maciver (2012a, 185 Anm. 226). Zur Funktion des Herakles als mythischer Heldenfigur vor dem Troianischen Krieg in der griechischen Epik vgl. Bär (2018, 100-117). Vgl. allgemein Bär (2009, 75)¾ Tomasso (2010, 85-159) zum Ausgreifen auf eine mythische Vergangenheit in den Posthomerica.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Riesen über das mit ihm verbundene Artefakt bezeugt wird, zugleich aber auch die zeitliche Distanz zu dessen Überwindung betont wird. Zugleich wird anhand der .eitergabe der .urfscheibe an Telamon und Aias T. deutlich, dass posthomerische Riesenfiguren ein literarisches Fortbestehen über die Verbindung mit Heldenfiguren erhalten. Gerade Aias T., dem von allen Heldenfiguren am meisten Riesengleichnisse gewidmet sind, wird aufgrund dieses Artefakts indirekt als Nachfolger des Antaios dargestellt, da er als einziger imstande ist (&5&", 4.439), das Eisen zu schleudern. Seine Leistung wird zusätzlich dadurch hervorgehoben, dass die .urfscheibe als gro• (å›$Z,jY›, 4.436), schwer (d$Z$Ô*, 4.436) und mächtig (™—Zd$¢* ,–.áÛ, 4.438) beschrieben wird, von keinem der Achaier geworfen (&⠗Z" d.•›Z* œÒ*—&, 4.438) und nur von zwei Männern angehoben werden kann (”*•$› ü›$™h œÒÚ ,&b•&*—›" ›Z$*, 4.444). Eine Verbindung von Riesen- und Heldenfigur wird überdies dadurch betont, dass die Mühelosigkeit von Aias} .urf eigens mit einem Gleichnis illustriert wird (4.440-442), in dem ein verdorrter Eichenast geschleudert wird, was direkt im Anschluss thematisch mit dem Adverb 1^ZœhÚ" (4.446) aufgenommen wird, das die Leichtigkeit von Antaios} .ürfen bezeichnet. Anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass die Riesen der Posthomerica zur Zeit des Troianischen Kriegs einerseits zwar als Handlungsträger bereits aus der literarischen .elt verschwunden sind und nur noch in der mythischen Erinnerung anderer intradiegetischer Figuren oder in Form bildlicher Darstellungen auf Gegenständen fortexistieren, die Teil der literarischen .elt sind. Andererseits können sie aber dennoch über ausgewählte Heldenfiguren einer älteren Generation hinsichtlich ihrer Präsenz aktualisiert werden. Hierin lassen sich zugleich verschiedene Umgangsweisen mit Riesenfiguren im archaischen, hellenistischen und kaiserzeitlichen Epos erkennen, wobei das mythische Setting des Troianischen Kriegs eine mythenchronologische Nähe zu den Erzählungen der homerischen Epen und einen ähnlichen Umgang mit Riesen nahelegt. Das Fortleben von Riesen über Artefakte dagegen entspricht einer Überbrückung unterschiedlicher Zeiten wie im hellenistischen Epos. Die Verbindung von Riesenfiguren mit Heldenfiguren schlie•lich ist als ªharakteristik kaiserzeitlicher Figurencharakterisierung erkennbar. Abgesehen von Geryoneus und Antaios wird in der Ekphrasis des Eurypylosschilds namentlich auch der Titan Prometheus genannt (9.S. 6.269¾ 6.271), dessen Befreiung durch Herakles darauf abgebildet ist (6.268b-272). Diese Episode steht zwar als eine Heldentat des Herakles

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neben zahlreichen anderen, nimmt aber dadurch eine besondere Stellung ein, dass Herakles den Titanen befreit anstatt ihn zu töten: ªy—•—þY—& œ} ”åÔå$&\›* bY› ,Y$¯

èþY–™&þf ”,•¦ œ­ œ›™,¯ ×$&,^\•&" ..þœZ" .. é—j" ™›* 啗$m™Z* ”*$$j(" ”$$þhm" .0› ,•b* ¤Z—k*f .þb$¢" œ• &D ”büÔ\Z Y›P—& E›—¢" ”.bZ*ԛ*—Z œ•," d›d.^,•*&" E¿.ª

270

Darauf gefertigt waren aber in der Ferne die langen Gebirgstäler des Kaukasos. Nachdem ásc. HeraklesÛ ringsum die Fesseln hier und dort mitsamt den daran angefügten Felsen zerbrochen hatte, befreite er den gro•en Titanen. In seiner Nähe aber lag der verderbliche Adler, dessen Gestalt von einem schmerzensreichen Pfeil getroffen worden war.

Das Bild zeigt einen sehr eingegrenzten Ausschnitt aus dem Prometheusmythos, wobei im Gegensatz zu anderen ekphrastischen Schilderungen keine Bewegung der dargestellten Figuren thematisiert, sondern eine statische Szene beschrieben wird. Auffällig ist das Fehlen des mythischen Kontexts, in den die Momentaufnahme einzuordnen ist, denn weder werden eine Begründung für die Fesselung des Prometheus noch ein Hinweis auf den wiederholten Verzehr seiner Leber gegeben. >bwohl Prometheus aufgrund seiner Grö•e und der Bezeichnung als Titan (,•b* ¤Z—k*, 9.S. 6.271) eindeutig als Riese ausgewiesen wird, wird eine negative ªharakterisierung nicht ihm, sondern dem getöteten Adler zugewiesen (.þb$Ô", 6.271). Dies sorgt dafür, dass die Sympathie des Rezipienten, der sich der mythischen Umstände um den Diebstahl des Feuers zugunsten der Menschheit freilich bewusst ist, mit dem Riesen verbunden wird. Verglichen mit den bereits erwähnten Riesenfiguren innerhalb derselben Ekphrasis befindet sich Prometheus damit in guter Gesellschaft, denn weder Geryoneus noch Antaios werden in ihren Episoden als hybride Riesenfiguren dargestellt, sondern lediglich als unermüdliche (”Y,–—&Z& á¼Û D^$þ&*k&", 6.249) bzw. starke (!d$h,&þ Œ*—h&Z& ,•b ™\•*&", 6.286) Riesen charakterisiert. In beiden Fällen wird eine explizite Begründung und damit auch Legitimation ihrer Tötung durch Herakles ausgespart, sodass der mythische Hintergrund der Taten erst durch den Rezipienten ergänzt werden muss. Durch diese Aussparung wird eine eindeutige ªharakterisierung des Herakles und der beiden Riesen Geryoneus und An-

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taios erschwert und auf das ambivalente Potenzial der involvierten Figurentypen hingewiesen. In einem weiteren Interpretationsschritt lässt sich diese Ambivalenz, genauso wie im Fall der .urfscheibe des Antaios, auch auf Eurypylos als Träger des Schilds übertragen, der als Nachkomme des Herakles dessen ideelle Nachfolge antritt und damit in einen direkten Vergleich mit diesem Riesentöter tritt. Im Fall des Prometheus lädt die topographische Verortung im Kaukasos (bY› ,Y$¯ O èþY–™&þ, 9.S. 6.268f.), die zugleich als geopoetischer Marker des Prometheusmythos dient, den Rezipienten dazu ein, frühere literarische Repräsentationen derselben Landschaft aufzurufen und für die Interpretation der Passage heranzuziehen. .ährend die Bestrafung des Prometheus in den hesiodeischen Epen noch atopisch dargestellt ist, wird durch die explizite Benennung der Verortung des Titanen im Kaukasos bei Apollonios Rhodios und Valerius Flaccus (KþY™hÚ* !$•Ú*, A.R. 2.1247¾ Caucaseum, Val. Fl. 4.63¾ Caucaseae, 4.72¾ Caucasus, 5.155¾ 5.161) dieselbe Lokalisierung vorgenommen wie in den Posthomerica. Aus diesem Grund liegt es nahe, diese Beschreibungen der Gefangenschaft und Peinigung des Prometheus in A.R. 2.1246-1259¾ Val. Fl. 4.62-81¾ 5.154-176 als Einzeltextreferenzen der Posthomerica zu berücksichtigen.82 In allen drei Passagen liegt der Fokus der Erzählung auf den leidvollen Ausrufen des Prometheus (å&.ҙ—&*&* á¼Û éœj*, A.R. 2.1256¾ &E,Úbj, 2.1258¾ gemitu maestaque fatigat O voce, Val. Fl. 4.69f.¾ clamoribus, 4.72¾ grave á¼Û O vociferans, 5.169f.), für die die vorbeifahrenden Argonauten als indirekte Zeugen fungieren (Z&*, A.R. 2.1256¾ ›E™›*Ô^™*, 2.1259¾ horruit, Val. Fl. 5.165¾ timuere, 5.167¾ audiri, 5.169¾ mirantur, 5.173). .örtliche Parallelen lassen sich ¨edoch nicht feststellen, sodass intertextuelle Einzeltextreferenzen nicht markiert sind und nur über das gemeinsame Motiv aktiviert werden können. Nimmt der Rezipient ¨edoch eine Einblendung dieser Vorgängertexte vor, verstärkt dieser die ªharakterisierung des Prometheus als eines Sympathieträgers und des Herakles als eines .ohltäters. Das Adverb ”åÔå$&\›* (9.S. 6.268) wiederum verweist innerhalb der posthomerischen Ekphrasis auf die entrückte Lokalisierung der Szene, wobei unklar bleibt, ob damit eine topographische Entfernung des Kaukasos oder eine Distanz zu den anderen Bildwerken der Ekphrasis gemeint ist. 82

Vgl. die Verortungen des Prometheus auf den Karten 1 und 2 in Anhang 2 sowie Tsomis (2018b, 137 ad 199-202). Zum möglichen Einfluss lateinischer Literatur auf die Posthomerica vgl. oben Kapitel 3.4.

Posthomerische Riesenfiguren

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Prometheus wird ¨edoch nicht nur auf dem Schild des Eurypylos dargestellt, sondern tritt an zwei weiteren Stellen der Posthomerica in Erscheinung (9.S. 5.338-345¾ 10.199-202). Diese beiden Passagen stehen dabei in enger Verbindung mit der Ekphrasis in 9.S. 6 und erlauben einerseits einen weiteren Einblick in die intratextuelle Vernetzung von Riesenpassagen innerhalb des Epos, andererseits beleuchten sie auch die posthomerische Funktionalisierung von Ekphraseis generell. In 5.338-345 schimpfen die Nereiden, die Thetis als Gefolge zum Meeresgrund begleiten, über Prometheus, durch dessen .eissagungen Zeus von einer Liebschaft mit Thetis absah und sie stattdessen Peleus zur Frau gab: ;B œ­ ,•b ™YÒ`&*—& ×$&,^\•Z ,^—ZÔÚ*—Z ,*Ð,›*Z Ð" Y›h*&Z& \›&å$&åhm™Z è$&*hÚ* œÀY› Ÿ•—Z* ×^.kZ Y¦ &éY z\•.&þ™* b›™\Z. èþ,&\Ô^ œ} z* —j™Z ,•b} ”™ü.Ôڙ} ”bÔ$›þ›*f 6¾ åÔå&Z, Ð" ø b› .þb$¢" zå–(Z åj,\} è啗.^ œ›™,¿ z* ”$$jY—Â, ø—› &D ,•b" E›—¢" Xå$ Y›P$›* ”›(Ô,›*&* Y—¯ *^œÒ&" {*œ&\Z œÒ*Ú*.¨ ¼" •–—& èþ,&\Ô^ Yþ*&å.&Y–,&Z" “.hm™Z*.

340

345

Die ásc. NereidenÛ aber grollten sehr dem planenden Prometheus, da sie sich erinnerten, wie Kronion auf seine Sehersprüche hin Thetis dem Peleus gegen ihren .illen zur Frau gab. Kymothoe aber sprach unter ihnen überaus wütend: 6Ach, wie doch der Verderbliche verdiente Leiden zu erdulden hatte in unzerbrechlicher Fessel, als ihm der gro•e Adler die Leber ausri•, als sie sich vergrö•erte, indem er in seinen Unterleib eintauchte.¨ So sprach Kymothoe zu den dunkellockigen Meeresbewohnerinnen.

Die Szene bildet den Abschluss der Leichenspiele zu Ehren des verstorbenen Achilleus, die von Thetis ausgerichtet werden und 9.S. 4 und 5.1345 umfassen, wobei die Klage der Nereustöchter zugleich auch den Abschluss von Thetis} Klagen um den gefallenen Achilleus darstellt. Im Kontrast zur Ekphrasis in 6.268b-272 werden in dieser intradiegetischen Rede der Nereide Kymothoe und die Beschreibung der feindseligen Einstellung der Nereiden gegenüber Prometheus eine ganz andere Perspektive gezeigt und eine negative ªharakterisierung des Prometheus vorgenommen. Betont wird dies insbesondere dadurch, dass der Zorn der Nereiden (™YÒ`&*—&, 5.338¾ ,•b} ”™ü.Ôڙ, 5.341) und die Darstellung der

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Leiden des Prometheus unterstrichen werden, die überdies als gerecht bezeichnet werden (zå–(Z, 5.342). Klare intratextuelle Parallelen zwischen den beiden Prometheusepisoden verstärken diesen Kontrast zusätzlich, indem dieselben Vokabeln in gegensätzlicher .eise verwendet sind. Die unzerbrechlichen Fesseln in der Rede der Kymothoe (œ›™,¿ z* ”$$jY—Â, 5.343) werden nämlich in der Ekphrasis von Herakles zerbrochen (œ›™,– á¼Û ”*$$j(", 6.269f.), au•erdem werden die Beiwörter vertauscht, indem Kymothoe in ihrer Rede das Ad¨ektiv ,•b" nicht auf Prometheus (,•b* ¤Z—k*, 6.271), sondern auf den Adler (,•b" E›—Ô", 5.343), und das Ad¨ektiv .þb$Ô" nicht auf den Adler (.þb$Ô" á¼Û E›—Ô", 6.271f.), sondern Prometheus (ø b› .þb$Ô", 5.342) bezieht. Kymothoe als intradiegetische Sprecherin ergänzt somit die Ekphrasis des extradiegetischen Erzählers, die die Befreiung des Titanen zeigt, um die vorangehende Bestrafung und kommentiert die Ekphrasis in kontrastierender .eise, wodurch sie als Ausdeuterin der Ekphrasis interpretiert werden kann, die eine zusätzliche poetologische Bedeutungsebene eröffnet.83 Dafür ist sie insofern prädestiniert, als sie in den Posthomerica zum ersten Mal in der literarischen Tradition überhaupt eine Stimme erhält. In Homers Nereidenkatalog der Ilias (Hom. Il. 18.41), in Hesiods Nereidenkatalog der Theogonie (Hes. Th. 245) und in Apollodors Nereidenkatalog der Bibliotheke (Apollod. 1.11) wird sie nur als eine von vielen Nereiden aufgelistet und erhält nicht einmal ein Epitheton.84 In ihrer posthomerischen Ausgestaltung ist Kymothoe dagegen auch eine poetologische Reflexionsfigur, die den Blick des Rezipienten gerade aufgrund ihrer eigenen neuartigen Darstellung auf die literarische Ausgestaltung der Passage lenkt und mit ihrer Rede zugleich poetologisch reflektiert. Auffällig ist dabei, dass sie ihre Deutung der Ekphrasis vornimmt, bevor die eigentliche Beschreibung des Schilds ausgeführt wird, sodass ihre Ausführungen proleptisch auf die spätere Ekphrasis vorausdeuten. Gestützt wird eine poetologische Lesart durch das Partizip ,*Ð,›*Z (5.339), das einerseits die zeitliche Distanz zum mythischen Geschehen bezeichnet, andererseits als Marker der intratextuellen Verknüpfung fungiert und darauf 83 84

Vgl. dazu generell Baumbach (2007, 118f.). Vgl. allerdings Verg. Aen. 1.144¾ Val. Fl. 2.605, wo Kymothoe zwar keine Stimme erhält, in kleinem Umfang aber als handelnde Nebenfigur dargestellt wird¾ vgl. Vian (1963, 30 Anm. 4)¾ qames O Lee (2000, 109f. ad 333-351)¾ Lelli et al. (2013, 741 Anm. 39). Vgl. generell zu den Nereidenkatalogen .achter (1990).

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hindeutet, dass sich die Nereiden nicht nur an eine vergangene mythische Begebenheit, sondern auch an frühere literarische Ausgestaltungen der Leiden des Prometheus erinnern.85 In der Tat ist die Rede der Kymothoe nicht nur intratextuell mit der Ekphrasis in 9.S. 6 verbunden, sondern auch intertextuell mit der Schilderung der Peinigung des Riesen Tityos im Rahmen der Nekyia der Odyssee (Hom. Od. 11.578f.):86 b0å› œ• ,Z* yY–—›$\› å$^,•*Ú Xå$ {Y›Z$&*, O œ•$—$&* {™Ú œÒ*&*—›"f ¬ 6Zwei Geier aber sa•en zu beiden Seiten und rissen seine Leber heraus, wobei sie in sein Zwerchfell eintauchten.¨ Sprachliche Parallelen finden sich in dem Substantiv Xå$ (Hom. Od. 11.578¾ 9.S. 5.343), dem Verb Y›h$›Z* ({Y›Z$&*, Hom. Od. 11.578¾ Y›P$›*, 9.S. 5.344), dem Partizip von œþ›P* (œÒ*&*—›", Hom. Od. 11.579¾ Y—¯ á¼Û œÒ*Ú*, 9.S. 5.344) sowie dem damit verbundenen >rtsadverb ({™Ú, Hom. Od. 11.579¾ {*œ&\Z 9.S. 5.344). Indem Prometheus mit Tityos in Verbindung gebracht wird, der für seine versuchte Vergewaltigung der Leto in der Unterwelt bü•t (Hom. Od. 11.580f.), wird die negative ªharakterisierung des Prometheus aus der Sicht der Nereiden zusätzlich verstärkt. Dazu kommt der Umstand, dass in der Rede der Kymothoe (9.S. 5.342-344) genauso wie in der Ekphrasis (6.268b-272) die eigentlichen Vergehen des Prometheus, der >pferbetrug oder die .eitergabe des Feuers an die Menschheit, die eine Bestrafung durch Zeus nach sich ziehen, ausgeblendet werden, womit auch seine Funktion als Kulturbringer und Unterstützer der Menschheit unterdrückt wird. Angesichts dieser Aussparung werden die Sehersprüche (\›&å$&åhm™Z, 5.339) des Prometheus in der Perspektivierung der Nereiden zum eigentlichen Frevel gemacht.87 Im Kontrast wiederum zu dieser tendenziösen Darstellung der Bestrafung des Titanen aus der Perspektive der Nereiden findet sich im Rahmen der Ekphrasis von Philoktets Köcher (9.S. 10.188-205) eine weitere Verarbeitung des Prometheusmythos, die genau dieselbe Szene erneut abbildet (10.199-202):88

85 86 87 88

Vgl. Hinds (1997, 4) zu Ausdrücken des Erinnerns als poetologischen Markern für Intertextualität. Vgl. qames O Lee (2000, 110 ad 343f.). Vgl. Vian (1963, 31f. Anm. 5)¾ qames O Lee (2000, 109f. ad 333-351). Vgl. Tsomis (2018b, 136-138 ad 199-202).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

z* œ­ Y¦ ”Y,–—&Z& ,•b" å–Z" 3å›—&P&

èþY–™&þ o.Zd–—&Z& å$mÐ$^—& Y&.Ð*m œ›™,¿ z* ”$$jY—Âf Y›P$›l*H œ• &D E›—¢" Xå$ E­* ”›(Ô,›*&*f ü œ} $ ™—›*–ü&*—Z zÁY›Z.

200

Darauf war aber auch der gro•e Sohn des unermüdlichen Iapetos, der an einem Gipfel des hohen Kaukasus in unzerbrechlicher Bande aufgehängt war. Ihm fra• ein Adler die Leber auf, die beständig nachwuchs, der aber glich einem Stöhnenden.

Auch in dieser Repräsentation des Prometheus finden sich intratextuelle Spuren sowohl zur Ekphrasis von Eurypylos} Schild (9.S. 6.268b-272) als auch zur Rede der Kymothoe (5.341-345). Mit der Ekphrasis des Eurypylosschilds teilt die Ekphrasis auf dem Köcher die explizite Verortung im Kaukasos, wobei die >rtsbezeichnung ¨eweils den Versanfang einnimmt (èþY–™&þ, 6.269¾ 10.200), sowie das Beiwort des Titanen (,•b* ¤Z—k*, 6.271¾ ,•b" å–Z", 10.199), wodurch sich die Ekphrasis in 9.S. 10 von der Rede der Kymothoe absetzt. Die geopoetische Gestaltung der Prometheusepisode auf dem Eurypylosschild wird au•erdem dadurch ergänzt, dass auf Philoktets Köcher statt der langen Gebirgstäler (bY› ,Y$–, 6.268) nun die Szenerie um einen Berggipfel (Y&.Ð*m, 10.200) ergänzt wird, wobei insbesondere die Höhe des Kaukasos (o.Zd–—&Z&, 10.200) hervorgehoben wird. Auch an dieser Stelle wird über die topographische Verortung die Prometheusepisode der Argonautika als Einzeltextreferenz aufgerufen, zumal dort die Berggipfel des Kaukasos ebenfalls mit dem Attribut o.hd—&Z (A.R. 2.1248) versehen werden und der Fokus der Passage auf dem Stöhnen des Prometheus liegt (å&.ҙ—&*&* á¼Û éœj*, 2.1256¾ &E,Úbj, 2.1258), was in der posthomerischen Ekphrasis mit dem Partizip ™—›*–ü&*—Z (9.S. 10.202) aufgenommen wird.89 Durch diese stärker markierte intertextuelle Verbindung erhält im Rückblick zumindest die angenommene Verbindung von 9.S. 6.268b-272 mit A.R. 2.1246-1259 grö•ere Plausibilität. Dadurch, dass dieser Aspekt mit einem Vergleich innerhalb der Ekphrasis (™—›*–ü&*—Z zÁY›Z, 10.202) poetisch zusätzlich betont wird und für eine Belebung der Szene sorgt, legt diese Darstellung des Riesen wie die ªharakterisierung in 6.268b-272 eine Interpretation des Prometheus als Sympathieträger nahe.

89

Vgl. Tsomis (2018b, 136 ad 199-202).

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Neben dieser mitleiderregenden Darstellung des Prometheus wird auf dem Köcher auch die Tötung des vieläugigen Argos durch Hermes abgebildet (9.S. 10.189-191), wobei das Attribut ,•b* (10.190) Argos gleicherma•en als Riesen charakterisiert wie Prometheus (,•b" å–Z" 3å›—&P&, 10.199). Zwar gehört das Ad¨ektiv ,•b" mit insgesamt 497 Nennungen zu den am meisten verwendeten .örtern der Posthomerica,90 doch erhält es in der Ekphrasis aufgrund des Bezugs auf die beiden Riesen eine verbindende Funktion, die durch die traditionelle Verwendung dieses Attributs für Riesenfiguren gestärkt wird. Genauso wie bei den Riesen Geryoneus (6.249-251) und Antaios (6.285-288) auf dem Schild des Eurypylos werden auf dem Köcher Philoktets die Umstände der Tötung des Riesen durch Hermes nicht erläutert.91 Für den gelehrten Rezipienten stellen die namentlichen Benennungen des Riesen Argos sowie des Flusses Inachos freilich hinreichende Hinweise auf den Io-Mythos als narrativen Kontext dar, doch erscheint gerade aufgrund der selektiven Ausblendung dieses Kontexts die Tötung des Riesen ebenso willkürlich wie die Ermordung des Geroyneus und Antaios durch den Heros Herakles. .ie in der Ekphrasis des Eurypylosschilds wird die Sympathie erzeugende Darstellung des Prometheus auch auf dem Köcher durch die Abbildung anderer Riesen ergänzt und gestützt. Gerade aufgrund dieser positiven .irkungsästhetik steht die Ekphrasis des Köchers in 9.S. 10.199-202 ¨edoch in starkem Kontrast zur Rede der Kymothoe (5.342-344), zu der eine besonders enge intratextuelle Beziehung besteht.92 Die Verse 5.343 (œ›™,¿ z* ”$$jY—Â, ø—› &D ,•b" E›—¢" Xå$) und 10.201 (œ›™,¿ z* ”$$jY—Âf Y›P$›l*H œ• &D E›—¢" Xå$) entsprechen sich nämlich beinahe, da in beiden Fällen der Versanfang von dem Ausdruck œ›™,¿ z* ”$$jY— und das Versende durch die beiden Substantive E›—¢" Xå$ eingenommen werden.93 In beiden Szenen werden zudem die Handlung des Adlers mit der Verbform Y›P$›* ausgedrückt (5.344¾ 10.201) und die Leber mit dem Partizip ”›(Ô,›*&* versehen (5.344¾ 10.202).94 Die intradiegetische Rede der Kymothoe lässt sich deswegen gleichsam als Zitat der späteren Ekphrasis interpretieren, die vom 90 91 92 93 94

Bär (2009, 58) zählt das Ad¨ektiv ,•b" zu den absoluten 6Lieblingswörtern¨ von 9uintus Smyrnaeus¾ vgl. auch Lelli et al. (2013, 745 Anm. 74). Vgl. Tsomis (2018b, 131f. ad 189-191). Vgl. Tsomis (2018b, 137 ad 199-202). Vgl. qames O Lee (2000, 110 ad 343). Tychsens Kon¨ektur von Y›P$› zu Y›P$›* in 9.S. 10.200 ist aus metrischen

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

extradiegetischen Erzähler vorgenommen wird, sodass im Sinne einer mise en abyme die intradiegetische Erzählebene der Ekphrasis durch die metadiegetische der Figurenrede gespiegelt wird. Dies erlaubt in einem weiteren Schritt eine poetologische Deutung der kontrastreichen Schilderung des Prometheusmythos, anhand derer die poetischen Möglichkeiten in der posthomerischen Gestaltung von Riesenfiguren sowie deren schillernde Veränderbarkeit ¨e nach eingenommener Perspektive verdeutlicht werden. Posthomerische Riesenfiguren besitzen somit grundsätzlich ein ambivalentes Potenzial, das ¨e nach narrativem Kontext verschiedentlich funktionalisiert wird und ¨e nach Erzählerinstanz unterschiedliche .irkungsästhetiken erzeugt. Darüber hinaus wird Kymothoe als Deuterin der beiden nachfolgenden Prometheusekphraseis in 9.S. 6.268b-272 und 10.199-202 als implizite Rezipientin der Posthomerica lesbar, wodurch der richtige Lektüremodus dieser Passagen thematisiert wird, deren Gesamtbedeutung im .erkzusammenhang ma•geblich von der intra- und intertextuellen Verknüpfung mit anderen Riesenfiguren abhängt. Im Sinne einer mise en abyme spiegelt die Nereide somit auf der Mikroebene auch den Lektüreprozess des extradiegetischen Rezipienten auf der Makroebene wider.95 Das enge Beziehungsgeflecht der Riesenthematik verdeutlicht, dass mit intratextuellen Anspielungen und motivischen Parallelen auch Bücherund Triadengrenzen und damit weite Teile der Posthomerica überbrückt werden können. Für die Präsenz von Riesenfiguren bedeutet dies, dass dem Rezipienten im Verlauf des Textes durchaus literarische Signale an die Hand gegeben werden, um diese spezifische Thematik auch in den¨enigen Teilen des Epos zu verfolgen, die weniger Erwähnungen von Riesen aufweisen und in denen keine Riesenvergleiche und -gleichnisse ausgearbeitet sind. Da es sich dabei um kleine sprachliche Details, intratextuelle und motivische Referenzen handelt, fordert die Textstruktur der Posthomerica einen sehr genauen Lektürevorgang, der durch rückwärts gerichtete Referenzen teilweise erst im Nachhinein die Deutung früherer Passagen bestätigt. Dies wird insbesondere anhand der Art und .eise intratextueller Verknüpfung der beiden Prometheusekphraseis mit der Rede der Kymothoe deutlich, wobei die darüber eröffnete poetologische Be-

95

Gründen sicherlich richtig¾ vgl. Vian (1969, apparatus ad loc.). Vgl. Maciver (2012a, 55).

Posthomerische Riesenfiguren

231

deutungsebene, auf der die Lektüre des Rezipienten der Posthomerica reflektiert wird, die .ichtigkeit der Riesenthematik verdeutlicht und dem Rezipienten eine erneute Lektüre der Posthomerica nahelegt, um alle Verbindungen zwischen den einzelnen Riesenpassagen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. 4.3

Göttliche Gegner und kosmische Kämpfe

Angesichts dieser in den Posthomerica stark präsenten Riesenthematik lohnt es sich, noch einmal zu der in Kapitel 4.1 besprochenen Gleichniskette in 9.S. 1.512-522 zurückzukehren. Zwei weitere intratextuelle Verbindungslinien stützen das bislang herausgearbeitete Beziehungsgeflecht und geben einen Einblick in die Art und .eise, wie der für Riesenfiguren typische Aspekt kosmischer Kämpfe mit den olympischen Göttern in den Posthomerica funktionalisiert und mit hesiodeischen Darstellungen kosmischer Kämpfe verknüpft wird. Auch wenn der Rezipient trotz proleptischer Hinweise, die aus dem Vergleich der Helden mit den Aloaden resultieren, kein frühzeitiges Ausscheiden von Aias T. und Achilleus im Rahmen der Amazonomachie in 9.S. 1 erwartet, scheint eine solche Möglichkeit explizit im Handlungsverlauf auf. Denn sobald Ares vom Tod seiner Tochter Penthesileia durch Achilleus erfährt (1.681-688), macht er sich auf den .eg zum Schlachtfeld in der Absicht, den Aiakiden eigenhändig zu töten (1.689¾ 1.709f.). Nur durch die Intervention des Zeus, der mehrere Blitze direkt vor seine Fü•e schleudert, wird er von seinem Vorhaben abgebracht (1.690-705),96 was durch eine Beinahe-Episode illustriert wird.97 Auf diese drastische .arnung des Zeus folgt ein Riesenvergleich, der gegenüber anderen Vergleichen und Gleichnissen mit derselben Thematik einen Sonderfall darstellt (1.713-715):98 ¤&â*›Y} ”å} Œ$b›hÚ* yY¯" [Z›*f Y b¯$ {,›..› Y›P™\Z þ,À" ¤Z—k™Z œ,›¦" ™—&*ԛ*—Z Y›$þ*¿, ›E 7lZH¢" ”\*–—&Z& å$} zY *Ô&* .. ,›*&h*.

96 97 98

Vgl. Vian (1963, 39 Anm. 1). Vgl. Nesselrath (1992, 59). Vgl. Lelli et al. (2013, 697 Anm. 134)¾ Langella (2016, 562).

715

232

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Deswegen ging er fort von den Argeiern, denn er war im Begriff, den Titanen gleich dazuliegen, vom schmerzensreichen Blitz bezwungen, falls er nach anderem trachtete entgegen dem Sinn des unsterblichen Zeus.

Dass ein Gott mit anderen göttlichen .esen verglichen wird, ist für sich bereits eine Seltenheit.99 Dass er überdies ausgerechnet mit den Titanen, den Erzfeinden der olympischen Götter, in Verbindung gebracht wird, ist in den Posthomerica sogar singulär. Insgesamt sind drei Vergleiche und zwei Gleichnisse der ªharakterisierung des Ares gewidmet,100 in sieben Vergleichen und vier Gleichnissen dient er selbst als Vergleichsfigur.101 Verglichen mit diesen Repräsentationen des Gottes in den Posthomerica sticht die spezielle Rolle im Titanenvergleich besonders hervor, da Ares die hybride Haltung der Titanen zugewiesen wird. Da dies einer hybriden Überschreitung von vorgegebenen Grenzen gleichkommt, was durch den Hinweis auf das Zuwiderhandeln gegen den .illen des Zeus unterstrichen wird (7Z¢" ”\*–—&Z& å$} zY *Ô&*, 9.S. 1.715), ist der Eingriff des obersten Gottes Zeus in diesem Zusammenhang besonders passend und legitimiert. Die Verwendung des Plurals ¤Z—k™Z (1.714) ist besonders auffällig, wird dadurch doch auch die Titanomachie als Ganze in den Vergleich eingeführt und der Eingriff des Zeus ebenfalls in diesen Kontext gestellt. Als Konsequenz ergibt sich daraus eine ªharakterisierung der Aresfigur, die seine Bedrohlichkeit dezidiert unterstreicht. Entscheidend ist dabei allerdings die sprachliche Formulierung des Vergleichs als irreales Kondizionalgefüge, das zwar nicht der typischen Form einer Beinahe-Episode folgt, diese auflehnende Haltung aber gleicherma•en als unwirkliche Handlungsvariante ausweist.102 Das irreale Kondizionalgefüge weist in der Protasis (›E á¼Û ,›*&h*, 1.715) auf die

99

100 101 102

Vgl. die Vergleiche, in denen Eris und Enyo mit den Erinnyen verglichen werden (9.S. 11.8f.) und Athene mit dem kämpfenden Zeus (14.463-465). Vgl. auch 3.392-401¾ 3.419-421. Vgl. die Vergleiche in 9.S. 1.685¾ 7.362¾ 9.221 sowie die Gleichnisse in 9.S. 1.677-681¾ 1.696-703. Vgl. die Vergleiche in 9.S. 1.129¾ 1.512f.¾ 2.212f.¾ 6.294¾ 7.98¾ 8.258¾ 10.170 sowie die Gleichnisse in 9.S. 3.419-421¾ 7.358-365¾ 9.218-222¾ 10.170-177. Zur Bedeutung von Beinahe-Episoden, die verglichen mit den homerischen Epen in höherer Dichte auftreten, vgl. Nesselrath (1992, 53).

Posthomerische Riesenfiguren

233

Unmöglichkeit des geschilderten Geschehens hin und relativiert den bedrohlichen Auftritt sowie den aufgerufenen Kontext der Titanomachie.103 Dazu kommt, dass bereits zuvor mit einer Beinahe-Episode das nur knapp abgewendete Verderben der Myrmidonen unterstrichen und durch die Verwendung des Irrealis in der Apodosis (Yh *Ò Y› á¼Û Ê坙›*) und Protasis (›E ,j á¼Û •Ôd^™›) als hypothetisches, aber unmögliches Ereignis der Zukunft ausgewiesen wird (1.689-693a):104 èh *Ò Y› ãþ$,ZœÔ*›™™Z å&.ҙ—&*&* Ê坙›* Y,$, ›E ,j ,Z* 3››" é—¢" ”å} Úé.Ò,å&Z& •Ôd^™› ™,›$œ.•m" ™—›$&åj™Z Y¦ ”$b.•&Z™Z Y›$þ*&P" &6 &D å$ԙ\› å&œÀ* \,•›" å&—•&*—& œZ} A\$^" œ›Z*¢* ”åZ\Ô,›*&Z.

690

Und nun hätte er den Myrmidonen einen klagereichen Tag beschert, wenn ihn nicht Zeus persönlich vom >lymp herab in Schrecken versetzt hätte mit furchteinflö•enden .etterstrahlen und schmerzvollen Blitzen, die ihm häufig vor die Fü•e flogen, auf ihrem .eg durch den 3ther furchtbar Feuer fangend.

Durch die Häufung hypothetischer Annahmen wird der ganze Auftritt des Ares in seiner Auswirkung auf das Handlungsgeschehen stark relativiert und das durch den Titanenvergleich angedeutete hybride Verhalten des Ares letztlich nicht realisiert, da Ares kurz vor der Überschreitung der Grenzen vor seinem Vorhaben zurückschreckt. Genauso wie in der Andeutung einer Theomachie zwischen den Aiakiden und Ares in der Gleichniskette in 9.S. 1.512-522 wird auch in dieser Inszenierung des Ares das homerische Potenzial einer Theomachie aufgebaut, das allerdings nicht ausgestaltet wird. Darin zeigt sich erneut das literarische Gestaltungsprinzip der Posthomerica, typische Elemente in enger Anlehnung an die homerischen Epen in kreativer .eise umzugestalten. Au•erdem weisen diese hypothetische Gestaltung des Titanenvergleichs und das Motiv des vom Blitz getroffenen Ares auf eine intertextuelle Verbindung mit einer Götterszene in Hom. Il. 15.83-150 hin, in der die 103 104

Vgl. Nesselrath (1992, 59 Anm. 109), der darin auch eine mögliche Anspielung auf die Aloadenepisode in Hom. Il. 5.385-391 erkennt. Verglichen mit den Beinahe-Episoden der homerischen Epen wird deren sprachliche Ausgestaltung mit der Formel Yh *Ò Y› á¼Û ›E ,j gegenüber anderen Konstruktionen stark präferiert¾ vgl. Nesselrath (1992, 53 mit Anm. 98).

234

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Götter über das Verbot des Zeus beraten, sich in das Schlachtgeschehen einzumischen. Im Zuge dieses Disputs verschafft Ares seinem 3rger Luft und gibt sein Vorhaben bekannt, den Tod seines Sohns Askalaphos (15.111f.) zu rächen. Dabei verleiht er in 15.117f. seiner Furchtlosigkeit vor der Bestrafung durch Zeus mit den .orten Ausdruck, dass er in die Schlacht eingreifen will, 6auch wenn es mein Schicksal wäre, vom Blitz des Zeus getroffen zusammen mit den Toten im Blut und Staub zu liegen¨ (›A å•$ ,&Z Y¦ ,&P$ 7Z¢" å.^b•*—Z Y›$þ*ÚZ O Y›P™\Z þ,&0 *›Yқ™™Z ,›\} 6,—Z Y¦ Y&*h^Z™Z*). Die geplante Vergeltung für den Tod eines Kindes, die hypothetische Formulierung, das Bild des am Boden liegenden Kriegsgottes und die Stichwörter Y›$þ*Ô" (15.117) und Y›P™\Z (15.118) unterstreichen eine enge Verbindung zwischen der iliadischen Szene und dem posthomerischen Vergleich. Hinzu kommt der Umstand, dass die Handlung der Götterszene durch eine Beinahe-Episode weitergeführt wird, in der Athene für eine Abwendung dieser angedeuteten Niederstreckung des Ares sorgt (15.121-124a):105 {*\– Y} {—Z ,•`Ú* —› Y¦ ”$b.›Ð—›$&" ..&" å¯$ 7Z¢" ”\*–—&Z™Z üÔ.&" Y¦ ,k*Z" z—Òü\^, ›E ,ª Œ\j*^ 劙Z å›$Zœœ›h™™ \›&P™Z* Ã$—& œZ­Y å$&\Ò$&þ á¼Û. Dort wäre noch grö•er und anderweitiger, schlimmerer Groll und Zorn den Unsterblichen von Zeus entstanden, wenn nicht Athene in gro•er Furcht um alle Götter durch die Vorhalle hinausgestürmt wäre á¼Û.

Dass ausgerechnet Athene, die in der Ilias als ständige Konkurrentin des Kriegsgottes fungiert und ihm sowohl in Hom. Il. 5.855-867 als auch 21.403-408 schmachvolle Niederlagen zufügt, Ares von seinem Vorhaben abbringt, sorgt für eine Unterminierung seiner gro•spurigen Ankündigung, wodurch auch die ªharakterisierung in 9.S. 1.713-715 relativiert wird. Darüber hinaus wird bereits die in Kapitel 4.1 herausgearbeitete Gruppierung von Ares und Athene im posthomerischen Aresvergleich (1.512-514) und dem Ares-Athene-Gleichnis (3.419-421) vor dem Hintergrund der iliadischen Konkurrenz der beiden Gottheiten in ihrer ambivalenten .irkung gestärkt. Die intertextuelle Verknüpfung der Passagen 105

Vgl. Nesselrath (1992, 27), der primär den Spannungsbogen der Beinahe-Episode betont.

Posthomerische Riesenfiguren

235

wird durch die Aresfigur selbst markiert, denn bevor Ares von seinem Racheplan Abstand nimmt, überlegt er hin und her (1.706-710), bis er schlie•lich zu folgender Erkenntnis gelangt (1.710b-712):106 öû­ œ• &D Yk$ ,*j™\} ø™&Z Y¦ 3^*¢" z*¦ å—&.•,&Z™Z œ–,^™* þD•›" &4" &éœ} é—¢" zåj$Y›™›* !..þ,•*&Z™Z.

710

Nach langem ásc. ÜberlegenÛ aber erinnerte sich sein Herz daran, wie viele Söhne sogar des Zeus im Kriegsgeschehen bezwungen wurden, denen nicht einmal dieser selbst zu Hilfe kam, als sie zugrunde gingen.

Da diese Reflexion des Ares unmittelbar vor dem intertextuell verknüpften Titanenvergleich steht, lässt sich das Verb ,*j™—& (9.S. 1.711) nicht nur als intradiegetische Aktion, sondern auch als poetologische Markierung der intertextuellen Referenz auf Hom. Il. 15.117f. interpretieren. Ares erinnert sich dementsprechend einerseits an sein Verhalten als intradiegetische Figur innerhalb der fortlaufenden Erzählung der Ilias und Posthomerica, andererseits aber auch auf einer übergeordneten Bedeutungsebene an ihre frühere literarische Ausgestaltung im homerischen Epos. Die Aresfigur wird somit als Identifikationsfigur des Rezipienten funktionalisiert und demonstriert in dieser Rolle, welcher Rezeptionsvorgang durch den nachfolgenden Titanenvergleich nahegelegt wird. Darüber hinaus hebt der Titanenvergleich in 9.S. 1.713-715 trotz seiner Kürze zwei grundlegende Motive hervor, die sich in einem Gro•teil der Riesenvergleiche und -gleichnisse der Posthomerica finden und ihrerseits zur Komplexität intratextueller Verknüpfung beitragen. Zum einen handelt es sich dabei um das Thema der Titanomachie, das in dem Titanenvergleich zum ersten Mal im Verlauf der Posthomerica in Erscheinung tritt. Zum anderen betrifft dies das Motiv des Blitzes, das zwar bereits vor dem Titanenvergleich als Gleichnisbild eingeführt wird, im Titanenvergleich aber erstmals mit der Riesenthematik verbunden wird und im weiteren Handlungsverlauf eine zunehmende Bedeutung für die Riesenthematik erhält.107 Im Rahmen der Posthomerica erscheint die Blitzmotivik insgesamt in fünf Vergleichen und vier Gleichnissen und ist mit 106 107

Vgl. Nesselrath (1992, 59). Schon Niemeyer (1883, 12) merkt an, dass der Blitz bei 9uintus zur Veranschaulichung von Glanz, Schnelligkeit und Zerstörungskraft verwendet wird

236

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

ausgewählten Heldenfiguren sowie deren .affen verbunden.108 Anhand dieser illustren Reihe von Helden wird erstens deutlich, dass sowohl Achaier als auch Troianer in dieser .eise überhöht werden und das Motiv somit nicht exklusiv einer Kriegspartei vorbehalten ist. Dies bedeutet zweitens, dass es mit erfolgreichen wie erfolglosen Kämpfern der Posthomerica verbunden wird und nicht als Garantie für einen Erfolg gewertet werden kann, obwohl es das Machtinstrument des obersten olympischen Gottes darstellt. Drittens zeigt sich in dem häufigen Vergleich von .affen mit dem Glanz von Blitzen wiederum die enge Verbindung von Heldenfiguren mit ihrer Ausrüstung, mit der sie in den Kampf ziehen, und das daraus resultierende poetische Potenzial für die Figurencharakterisierung. Die Bedeutung der Blitzmotivik im Titanenvergleich in 9.S. 1.713715 wird beim Eingreifen des Zeus durch eine entsprechende Häufung der Substantive Y›$þ*Ô" (1.677¾ 1.691¾ 1.698¾ 1.714) und ™—›$&åj (1.691) unterstrichen, wobei in 1.691 sogar beide Begriffe in einem Vers erscheinen und durch ihre Pluralformen ein wahres Blitzgewitter evozieren (™,›$œ.•m" ™—›$&åj™Z Y¦ ”$b.•&Z™Z Y›$þ*&P"). Angesichts dieses regelrechten Bombardements zur Ruhigstellung eines einzigen Gottes erhält der Eingriff des Zeus eine hyperbolische .irkung. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass der Aufbruch des Ares einige Verse zuvor mit einem Blitzgleichnis illustriert wird (1.676b-683a): ¤–ü œ} {Y\&$›* Úé.Ò,å&Z&, ™,›$œ.•Â ”—–.*—&" ”›¦ Y—þå•&*—Z Y›$þ*¿ ø* —› 3››" å$&=^™Z*, ü œ} ”Y,–—^" ”å¢ ü›Z$¢" {™™þ—Z ] zå¦ åÔ*—&* ”å›h$Z—&* ] zå¦ bP* ,$,h$Ú*, —¿ œ} ”,•¦ ,•b" å›.›,h`›—} ë.þ,å&"f —&P&" ~$^" —*&P& œZ} o•$&" ”™ü.ÔÚ* Yk$ {™™þ—& ™›* —›Òü›™™Z*, z囦 ,Ô$&* E*¢* Y&þ™› åZœ¢" yk"f

108

680

und somit auf unterschiedliche Vergleichspunkte ausgerichtet ist. Vgl. zur Verbindung der Blitzmotivik mit Zeus und Götterkämpfen ªarvounis (2008, 66-69)¾ Bär (2009, 435 ad 153-156)¾ Maciver (2012a, 139 Anm. 55). Vgl. die Blitzmotivik in den Vergleichen in 9.S. 2.207 (.affen des Achilleus)¾ 3.293 (Aias T.)¾ 6.197 (Rüstung des Eurypylos)¾ 9.295 (.ege des Apollon)¾ 11.411 (.affen des Aineias) sowie in den Gleichnissen in 1.152-156 (Penthesileia)¾ 1.677-681 (Ares)¾ 8.69-74 (Achaier und Troianer)¾ 8.221-227 (Neoptolemos). Vgl. Ferreccio (2014, 125 ad 207).

Posthomerische Riesenfiguren

237

Schnell aber sprang er vom >lymp herab, einem furchterregenden, stets krachenden Blitz gleich, den Zeus entsendet, der aber enteilt leuchtend aus der unermüdlichen Hand entweder zum unermesslichen Meer oder zur Erde, rings um diesen aber zittert der gro•e >lymp. Solcherma•en stürmte Ares in seinen .affen durch die weiten Lüfte, im Herzen zürnend, als er vom schlimmen Tod seines eigenen Sohns hörte.

Ares wird ausgerechnet mit dem Mittel zur Einschüchterung verglichen, von dem er hinterher von seinem Vorhaben abgebracht wird. Das Ad¨ektiv ™,›$œ.•&" wird sowohl im Blitzgleichnis (9.S. 1.677) als auch im Rahmen von ZeusÝ Blitzgewitter (™,›$œ.•m" ™—›$&åj™Z Y¦ ”$b.•&Z™Z Y›$þ*&P", 1.691) als Attribut der Blitze verwendet, wodurch beide Szenen deutlicher miteinander verbunden und der Kontrast der darin agierenden Figuren stärker betont wird. Insbesondere die Handlungsunfähigkeit des Ares wird durch seine Ausschaltung nach seinem fulminanten Auftritt zusätzlich unterstrichen, was wiederum eine unterminierende Lesart der Figur befördert.109 Des .eiteren wird durch die Erwähnung des Blitzes im Kontext der Titanomachie der Fokus auf Zeus gelenkt, der seinen Blitz zur Abschreckung einsetzt.110 Gerade das Aufrufen der Titanomachie als eines Beweises für die erfolgreiche Machtdemonstration des Zeus schreckt die olympischen Götter im weiteren Verlauf der Posthomerica mehrfach davon ab, sich aktiv an der Handlung zu beteiligen, und erhält dadurch leitmotivische Bedeutung. Dabei wird die homerische Tradition dieses Motivs aufgenommen, neu verarbeitet und ins Extreme gesteigert.111 Die sukzessive Steigerung von Drohungen kulminiert zum einen auf der göttlichen Handlungsebene in der Beendigung des Götterkampfs durch Zeus in 9.S. 12.189-201, zum anderen auf der menschlichen Handlungsebene im verheerenden Sturm in 14.466-658, in dessen Vorfeld Zeus sein Machtsymbol zeitweise an Athene abtritt.112 Angesichts dieser dominanten Präsenz der Blitzmotivik in Verbindung mit der Titanonachie-Thematik lässt 109

110 111 112

Da in 9.S. 9.295 auf ähnliche .eise der .eg des Apollon mit einem Blitz verglichen wird, wird über dieses Gleichnis auch die Verbindung beider Götter gestärkt, die im Ares-Athene-Gleichnis ausgestaltet wird (3.417-421). Vgl. ªampbell (1981, 59f.). Vgl. ªarvounis (2008, 61-69), die das Motiv in seiner sukzessiven Entwicklung im Verlauf der Posthomerica untersucht. Vgl. ªarvounis (2008, 70f.). Vgl. dazu ausführlich unten Kapitel 4.5.

238

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

sich der poetologisch aufgeladene Erinnerungsakt des Ares (,*j™—&, 1.711) nicht nur auf die Ilias, sondern auch auf andere Referenztexte beziehen, die für das Titanengleichnis naheliegen. Angesichts des dort angedeuteten Schicksals der Titanen bietet sich insbesondere die Theogonie Hesiods als intertextuelle Referenz an, da sich in ihr die ausführlichste epische Schilderung der Titanomachie findet, die in der nachfolgenden literarischen Tradition kanonischen Status erhält.113 Dass Hesiod als literarischer Vorgänger in besonderem Ma•e auf die Posthomerica gewirkt hat, bezeugt insbesondere das Binnenproömium der Posthomerica (9.S. 12.306-313), in dem sich der Erzähler über deutliche intertextuelle Referenzen in die Tradition der hesiodeischen Musenweihe (Hes. Th. 22-34) und deren Rezeption in den Aitien des Kallimachos (Kall. Aet. fr. 1 Asper) einschreibt:114 ¤&Ò" ,&Z *0* Y\} zY™—&* ”*›Z$&,•* ™–•, ã&0™Z, {™å›\} ø™&Z Y—•d^™* {™Ú å&.þü*œ•&" 6åå&þf è,›P" b¯$ 劙–* ,&Z z*¦ •$›™¦ \jY—} ”&Zœj*, å$h* ,&Z l{—}H ”,•¦ å$›Z¯ Y—™Yhœ*™\Z A&þ.&*, ¦,Ò$*^" z* œå•œ&Z™Z å›$ZY.þ—¯ ,k. *•,&*—Z —$¦" —Ô™&* q$,&þ åÚ\›* ø™&* d&ÔÚ*—&" ”Y&0™Z, Œ$—•,Zœ&" å›$¦ *^¢* y.›þ\›$h z*¦ YjåÂ, &â$›Ø &◛ .h^* ü\,.¿ &â\} èûÔ\Z å&..¿.

310

Nennt mir Fragendem nun deutlich der Reihe nach die¨enigen, ihr Musen, so viele in das viel fassende Pferd hineinstiegen, denn ihr habt mir den ganzen Gesang in den Sinn gelegt, noch bevor sich mir Bartflaum um die .angen ausbreitete, als ich auf den Fluren Smyrnas hochberühmte Schafe weidete, dreimal so weit vom Hermos entfernt, wie man einen Rufenden hört, rings um das Heiligtum der Artemis im eleutherischen Garten, auf einem weder sehr niedrigen noch sehr hohen Berg.

Eine wichtige Rolle in diesem Selbstporträt des Erzählers spielen dabei die zahlreichen topographischen Landschaftsmarker, die auf den ersten Blick eine genaue Verortung nahelegen und in der Forschung vielfach für Spekulationen zum Herkunftsort des historischen Autors 9uintus

113 114

Vgl. Vian (1963, 39 Anm. 5)¾ ªalame (1985, 149). Vgl. dazu Keydell (1931, 69)¾ ªombellack (1968, 4)¾ Bär (2007)¾ Maciver (2012a, 34)¾ Maciver (2012b, 64-68)¾ ªerri (2015, 143f.).

Posthomerische Riesenfiguren

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Smyrnaeus angeregt haben.115 Dafür sorgen erstens die namentliche Nennung der Stadt Smyrna (¦,Ò$*^", 9.S. 12.310), des Flusses Hermos (q$,&þ, 12.311), des Artemistempels (Œ$—•,Zœ&" å›$¦ *^Ô*, 12.312) und des eleutherischen Hains (y.›þ\›$h z*¦ YjåÂ, 12.312), zweitens die relativen Distanzangaben (—$¦" —Ô™&* á¼Û åÚ\›* ø™&*, 12.311), drittens die zahlreichen örtlichen Präpositionen (z*, 12.310¾ å›$h á¼Û z*h, 12.312) und viertens die zusätzlich genannten Landschaftselemente (œå•œ&Z™Z, 12.310¾ &â$›Ø, 12.313) zur genaueren Ausgestaltung. Die vage Beschreibung des Berges ¨edoch (&◛ .h^* ü\,.¿ &â\} èûÔ\Z å&..¿, 12.313) sowie die nicht messbare Distanzangabe (—$¦" —Ô™&* q$,&þ åÚ\›* ø™&* d&ÔÚ*—&" ”Y&0™Z, 12.311) deuten ¨edoch eher darauf hin, dass es sich nur um eine scheinbare Verortung handelt. Naheliegender ist es deswegen, diese Landschaftsbeschreibung als geopoetische Erzeugung eines literarisch aufgeladenen >rts zu interpretieren, der einen poetologischen Kommentar zum Erzähler der Posthomerica und seinem Umgang mit der literarischen Tradition gibt.116 Smyrna als einer der umstrittenen Herkunftsorte Homers etwa fungiert als Vertreter für die homerischen Epen, den wichtigsten Referenztexten der Posthomerica.117 Die doppelte Anspielung sowohl auf die Musenweihe der Theogonie als auch die¨enige der Aitien wiederum stellt eine programmatische Positionierung der Posthomerica innerhalb der literarischen Tradition dar und weist die hesiodeischen Gedichte und die hellenistische Dichtung als zentrale Systemreferenzen dieses kaiserzeitlichen Epos aus.118 Hesiodeischer Einfluss auf die Posthomerica lässt sich insbesondere am Ende des Epos erkennen, wo intertextuell sowohl auf den Zeitaltermythos der Werke und Tage als auch auf die kosmischen Kämpfe der Theogonie verwiesen wird.119 Die Ekphraseis der Posthomerica wiederum weisen zahlreiche motivische Parallelen zur Theogonie und den darin 115 116

117 118

119

Vgl. S7nchez Hern7ndez (2008)¾ ªerri (2015, 145). Vgl. zur geopolitischen Dimension dieser Verbindung von geographischer und geopoetischer Darstellung im Rahmen der Zweiten Sophistik Andr÷ (2013, 182f.¾ 190-200). Vgl. zu den poetologischen Aussagen des Binnenproömiums Bär (2007)¾ ªerri (2015, 143-147). Vgl. ªombellack (1968, 4)¾ ªerri (2015, 144)¾ Maciver (2017, 125). Vgl. zur Bedeutung der Theogonie als Referenztext der Posthomerica Kehmptzow (1891, 15)¾ .est (1969)¾ ªampbell (1981, 57). Vgl. zum Einfluss hellenistischer Dichtung Greensmith (2018). Vgl. dazu ausführlich ªarvounis (2007)¾ Schei¨nen (2018, 345-358)¾

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dargestellten kosmischen Kämpfen auf, die eine intertextuelle Bezugnahme nahelegen und für sämtliche Riesenvergleiche und gleichnisse leitmotivische Bedeutung gewinnen.120 Dabei handelt es sich zumeist um Systemreferenzen, wobei dies die Plausibilität intertextueller Referenzen insofern nicht relativiert, als gerade der freie Umgang mit der literarischen Tradition als Hauptcharakteristikum der Posthomerica anzusehen ist, der sich etwa durch die Vermeidung von Iteratversen und allzu wörtlichen Übernahmen auszeichnet. Anhand des in Kapitel 4.1 besprochenen Aloadengleichnisses in 9.S. 1.515-522 wurde diese mit sprachlichen Details arbeitende literarische Gestaltungstechnik bereits beleuchtet. Als Ausgangspunkt für die nachfolgende Untersuchung kosmischer Ekphraseis ist zunächst der Helm des Achilleus einer genauen Betrachtung zu unterziehen, der im Kontext der øå.Ú* Y$h™Z" zwischen Aias und >dysseus beschrieben wird und auf dem die Titanomachie dargestellt ist (9.S. 5.102-109):121 ¤j œ} $ å$Y—•Y›Z—& YÔ$þ" ,•b d›d$Z\þPf 3››" œ• &D ”,•›—•—þY—& ,•b} ”™ü.ÔÚ*—Z z&ZYÐ", &é$*¿ z,d›dÐ"f å›$¦ œ} ”\–*—&Z å&*•&*—& ¤Z—j*Ú* z$ZœZ*&,•*Ú* 7Z¦ ™þ,,&b•&*—›". ¤&›" œ} [œ^ Y$—›$¢* å0$ ,•›ü›*f zY œ­ Y›$þ*&¦ ..^Y—&Z *Z•–œ›™™Z* z&ZYԗ›" z(›ü•&*—& &é$*Ô\›*f 3^*¢" b¯$ l”H–™å›—&* Ê$*þ—& Y–$—&"f &B œ} $} {—} E\&,•*&Z™Z* z&ZYԗ›" ”,å*›h›™Y&*.

105

Neben diesem lag nun der gro•e Helm, der ein hohes Gewicht aufwies. Zeus war rings auf ihm abgebildet, einem überaus Zornigen gleichend, wie er im Himmel stand. Ringsum mühten sich die Unsterblichen, als sie an der Seite des Zeus kämpften, da die Titanen mit ihnen stritten. Diese hielt allerdings bereits starkes Feuer umfasst, beständig ergossen sich Blitze vom Himmel her, Schneegestöber gleichend. Es erhob sich die unermessliche Kraft des Zeus, die aber atmeten noch, während sie Verbrennenden glichen.

Zeus zeichnet sich in der posthomerischen Ekphrasis der Titanomachie vor den anderen >lympiern durch seine Standhaftigkeit (&é$*¿ ªarvounis (2019) und unten Kapitel 4.5. Vgl. zu den Ekphraseis Baumbach (2007)¾ Maciver (2012a, 48-86). 121 Vgl. ªarvounis (2007, 253 Anm. 43). 120

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z,d›dÐ", 9.S. 5.104) und seine Stärke (Y–$—&", 5.108) aus, womit er seine herausgehobene Stellung als Anführer der olympischen Götter ausfüllt, die ihm auch in der Theogonie zugeschrieben wird (Hes. Th. 687694¾ 706-709). Dabei ist festzuhalten, dass die Darstellung der Ekphrasis zwar keine sprachlichen Parallelen mit der Theogonie erkennen lässt, ¨edoch motivische Gemeinsamkeiten mit der hesiodeischen Titanomachie aufweist, die die Repräsentation des Zeus besonders dominieren.122 Zum einen betrifft dies die Stärke des Göttervaters (Y–$—&", 9.S. 5.108), die bei Hesiod im Rahmen der Titanomachie mit dem Synonym ,•*&" (Hes. Th. 687¾ 688) hervorgehoben wird. Das Substantiv erscheint im Verlauf der Theogonie lediglich neunmal und wird überwiegend für Zeus verwendet (492¾ 687¾ 688¾ 853¾ 869).123 In ähnlicher .eise gilt dies für das Substantiv Y–$—&" (Y–$—›Z, 49¾ 73), wobei es auch für die in der Titanomachie auf dem Spiel stehende >berherrschaft Verwendung findet (647¾ 662¾ 710) und erst nach der Entscheidung rückblickend als Eigenschaft des Zeus bestätigt wird. Demgegenüber erfährt das Substantiv Y–$—&" in den Posthomerica insgesamt 62 Nennungen, die Form Y$–—&" zwei, das dazugehörige Ad¨ektiv Y$—›$Ô" 92, die Form Y$—›$Ô" vier, sodass die Begriffe aufgrund ihrer Häufigkeit sich nicht auf die Verwendung zusammen mit bestimmten Figuren begrenzen lassen.124 Bei Homer findet sich das Substantiv Y–$—&" 13 Mal, die Form Y$–—&" 30 Mal,, das Ad¨ektiv Y$—›$Ô" 149 Mal, die Form Y$—›$Ô" 28 Mal, sodass sich die vergleichbare Häufigkeit in den Posthomerica demnach durch Anknüpfung an homerischen Sprachgebrauch erklären lässt. Auch die mehrfache Betonung seiner als .affe eingesetzten Blitze (Hes. Th. 690f.¾ 699¾ 707), die im gesamten .erkverlauf immer mit Zeus verbunden werden, stärken die Systemreferenz zwischen der Posthomerica und der Theogonie. Auch in der Ekphrasis spielt das Machtinstrument des Zeus (Y›$þ*&h, 9.S. 5.106) eine zentrale Rolle, dessen Auswirkungen auf die besiegten Titanen mit den .endungen Y$—›$¢* å0$ ,•›ü›* 122

123 124

Vgl. qames O Lee (2000, 65 ad 102-120) sehen in der Ekphrasis des Helms überhaupt keine Beeinflussung durch Hesiod, sondern nehmen einen Einfluss bildlicher Darstellungen an. Auch Vian (1966, 205 ad S. 22 Anm. 6) hebt die bildliche 9ualität der Schilderung hervor und zieht archäologische Zeugnisse zum Vergleich heran. Ansonsten wird es für die ªhimaira (Hes. Th. 324), die Gewalt des Feuers (563) und Typhon (832¾ 869) verwendet. Vgl. zu den häufigsten Beiwörtern auch Bär (2009, 580).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

(5.106) und E\&,•*&Z™Z* z&ZYԗ›" (5.109) in dramatischer .eise beschrieben werden. In diesen knappen Bildern wird in kondensierter Form der von Zeus verursachte .eltenbrand in Hes. Th. 693-702 wiedergegeben, in dem die Titanen ebenfalls von Feuer umgeben werden (,•›å› \›$,¢" ”þ—,j, 696f.). Trotz des überschaubaren Umfangs der Bildbeschreibung wird der Szenerie mit drei kurzen Vergleichen ”™ü.ÔÚ*—Z z&ZYÐ" (9.S. 5.103), *Z•–œ›™™Z* z&ZYԗ›" (5.107) und E\&,•*&Z™Z* z&ZYԗ›" (5.109) Lebendigkeit verliehen, die als poetische Gestaltungsmittel die Literarizität der Ekphrasis hervorheben und sie als besonderen literarischen Raum ausweisen. Au•erdem sorgen die Vergleiche für eine explizite ªharakterisierung der Kontrahenten, indem sie Zeus in seinem Zorn darstellen, die Intensität des Blitzgewitters untermalen und die Titanen als Verlierer zeigen. Durch die negative und auf ihr anma•endes .esen fokussierte ªharakterisierung der Titanen als z$ZœZ*&,•*Ú* (9.S. 5.105) wird eine Legitimation für ihre Unterwerfung durch Zeus gegeben, die sich auf andere posthomerische Riesenvergleiche und -gleichnisse überträgt. Die künstlerische Darstellung der Titanen, die infolge der Blitzschläge von Feuer umgeben sind, innerhalb der literarischen .elt ergänzt das Bild des Titanenvergleichs in 1.713-715, in dem genau dieser Ausgang der Titanomachie angedeutet wird. Gerade darin lässt sich ¨edoch ein Unterschied zur hesiodeischen Titanomachie feststellen, in deren Verlauf die Titanen durch die unablässigen Steinwürfe der Hekatoncheiren unter die Erde gedrängt werden (Hes. Th. 713-720). Auch die stehende Position des Zeus im Himmel (&é$*¿ z,d›dÐ", 9.S. 5.104) steht im Kontrast zur Theogonie, in der Zeus vom >lymp herabsteigt (”å} &é$*&0 oœ} ”å} ö.Ò,å&þ, Hes. Th. 689). In 9.S. 5.108 dagegen werden die Blitzwürfe aus dem Himmel und damit die überlegene Position des Zeus stärker betont, wodurch die Dichotomie zwischen Zeus und den Titanen noch stärker in den Vordergrund gerückt und Zeus als allmächtiger Gott in Szene gesetzt wird. Aufgrund der Funktion eines besonderen literarischen Reflexionsraums, die in Kapitel 4.2 bereits anhand der Ekphraseis des Schilds des Eurypylos (9.S. 6.198-293) und des Köchers des Philoktet (10.188-205) herausgearbeitet wurde, ist auch die Ekphrasis des Helms des Achilleus (5.102-109) für poetologische Aussagen zu ihrer Bedeutung für die Riesenthematik und ihren Umgang mit der literarischen Tradition prädes-

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tiniert. Erstens wird mit dieser Ekphrasis eine Leerstelle Homers ausgefüllt,125 denn in der Ilias wird Achilleus} Helm im Anschluss an die Ekphrasis des Schilds nur kurz erwähnt, ohne dass seine Verzierung beschrieben würde (Hom. Il. 18.611f.): —›0(› œ• &D YÔ$þ\ d$Z$ª* Y$&—–•&Z" ”$$þP*, O Y.j*, œZœ.•^* ¬ 6er fertigte ihm auch einen starken Helm, angepasst an seine Schläfen, schön und bildreich¨. Durch das Ad¨ektiv œZœ.•^* (Hom. Il. 18.611) bietet freilich bereits der homerische Referenztext eine weitere literarische Ausgestaltung des Helms förmlich an. Zweitens wird über die Ausgestaltung der Bilder eine Mythenkorrektur gegenüber der hesiodeischen Titanomachie vorgenommen, was auch damit zusammenhängen mag, dass es sich um einen primär homerischen und nicht um einen hesiodeischen Helm handelt. Drittens bezeugt allerdings gerade die Kombination aus homerischem Artefakt und hesiodeischem Bildmotiv einen synkretistischen Umgang mit zentralen Referenztexten zu einem neuen und einzigartigen posthomerischen Gebilde, dessen literarische Gestaltung aus unterschiedlichen Elementen besonders in den Vordergrund gerückt wird. Viertens wird damit eine doppelte Perspektive eröffnet, denn zum einen ermöglicht die Ekphrasis den intradiegetischen Figuren der Posthomerica, über den Helm als künstlerisches Medium die Thematik der Titanomachie unmittelbar zu rezipieren. Damit wird sie der kosmischen Sphäre der Götter enthoben und der menschlichen Handlungsebene eingeschrieben. Darin enthalten ist ein weiterer Gegensatz zu Hesiods Theogonie, in der die menschliche Figurenebene im Rahmen der Götterkämpfe und ihrer Folgen für das .eltgefüge vollständig ausgeblendet wird. Zum anderen dient das Erzählmittel der Ekphrasis einmal mehr dazu, die Bedeutung der Thematik der Titanomachie für die Figurencharakterisierung in den Posthomerica hervorzuheben, und sorgt für eine entsprechende Leserlenkung. Indem die knappe Schilderung der Titanomachie die wichtigsten Motive enthält, die in den meisten Riesenvergleichen und -gleichnissen der Posthomerica wieder aufgenommen werden, wird auf das bedrohliche Potenzial von Riesenfiguren sowie auf die Allmacht des Zeus als deren Erzfeind hingewiesen und eine Erwartungshaltung geweckt, inwiefern sich dieses Potenzial auf 125

Vgl. qames O Lee (2000, 63)¾ Gärtner (2010a, 304 ad 102-20). Dieses Ausschreiben von Leerstellen in Ergänzung zu Homer lässt sich auch an anderen Stellen der Posthomerica beobachten¾ vgl. Baumbach (2007, 127), der die Ekphraseis der Posthomerica im Verhältnis zu epischen Vorgängertexten untersucht.

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die mit Riesen assoziierten Heldenfiguren überträgt. Bereits in Kapitel 4.2 wurde dies anhand der Ekphrasis des Schilds des Eurypylos illustriert, auf dem die Heldentaten seines Vaters abgebildet sind und ihn als neuen, ambivalenten Herakles charakterisieren (9.S. 6.198-293). Dieses Potenzial von Ekphraseis zur Figurencharakterisierung stellt den Rezipienten allerdings gerade im Fall des Helms des Achilleus, der eindeutig an seinen ehemaligen Besitzer rückgebunden wird,126 vor eine interpretatorische Herausforderung, da sich durch die Helmbeschreibung unterschiedliche .irkungsästhetiken realisieren lassen. Zunächst bieten sich grundsätzlich zwei mögliche Vergleiche für einen Helden an, der den Helm mit der Darstellung der Titanomachie trägt: zum einen Zeus als Anführer der olympischen Götter, zum anderen die besiegten Titanen. Ein Vergleich mit Zeus erzeugt aufgrund von dessen Siegespose über die brennenden Riesen eine positive und nobilitierende .irkung, da der Sieg aufgrund der hybriden ªharakterisierung der Titanen als rechtmä•iger Ausgang des kosmischen Kampfs ausgewiesen wird. Die Titanen stellen demgegenüber negative und abwertende Vergleichsfiguren dar und scheinen deswegen auf den ersten Blick die abwegigere Deutungsvariante darzustellen. Sie weisen aufgrund ihrer Auflehnung gegen die Götter ein hohes Bedrohungspotenzial auf, das allerdings durch den auf das Ende der Schlacht fokussierten Bildausschnitt bereits neutralisiert ist. Ihr brennender Zustand erzeugt somit einerseits eine abschreckende .irkung, die vor den Konsequenzen hybriden Verhaltens gegenüber den olympischen Göttern warnt. Andererseits lässt sich darin auch eine Nuance des Mitleids erkennen, da in dem verbrannten Zustand der Titanen ihre Hilflosigkeit angesichts der Übermacht des Göttervaters besonders betont wird. Zeus weist aufgrund seiner direkten ªharakterisierung als zornige Gottheit (,•b} ”™ü.ÔÚ*—Z z&ZYÐ", 5.103) und durch die indirekte Darstellung seiner Unerbittlichkeit durch das von ihm entfachte Blitzgewitter sowie den daraus resultierenden .eltenbrand allerdings seinerseits ein hohes Bedrohungspotenzial auf. Angesichts dieser Inszenierung erscheint er nicht weniger ambivalent als die besiegten Titanen. Angesichts dieses vielfältigen Deutungsangebots der Ekphrasis stellt sich die Frage, welche der darin enthaltenen .irkungen für die Achilleusfigur zu realisieren ist. Ausgerechnet diese Heldenfigur wird ¨edoch 126

Diese Rückbindung steht im Gegensatz zum Schild des Achilleus (9.S. 5.3b101)¾ vgl. Baumbach (2007, 118).

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mehrfach in Momenten, in denen sie den Helm trägt, sowohl mit Riesenfiguren verglichen als auch in die Nähe zu Zeus gesetzt, sodass sie sich einer eindeutigen .irkungsästhetik entzieht und vielmehr gerade die Mehrdeutigkeit des Helmschmucks repräsentiert. Besonders augenscheinlich wird diese Vielschichtigkeit der Achilleusfigur im Rahmen ihres Einzugs in den Kampf gegen den Aithioper Memnon (9.S. 2.204b211), wo er zuerst mit Titanen (2.204f.), dann mit Blitzen (2.206f.) und Helios verglichen wird (2.208-211): ›5\$ œ­ å›$¦ ü$&T ü.Y¢* z™*—& Y–$—›Ø ×^.›hœ& å›å&Z\ԗ›". ì" œ} z*¦ ,•™™&Z" [Z› ¤Z—j*›™™Z å&.þ™\›*•›™™Z* z&ZYÐ", YþœZÔÚ* 6åå&Z™Z Y¦ $,™Zf —&0 œ} $ —›Òü^ å–*—m ,$,h$›™Y&* ”.hbYZ&* ”™—›$&åj™Z*. Ú4&" œ} zY å›$–—Ú* bZ^Ôü&þ ÁY›*&P& {$ü›—Z W•.Z&" •›™h,d$&—&" &é$*¢* ›A™Ú å,•*ÔÚ*, —$•›$ª œ­ b›.ˆ å›$¦ bP Y¦ E\j$f —&P&" z* Œ$b›h&Z™Z —Ô—} {™™þ—& ×^.•&" þDÔ".

205

210

Sofort aber legten ásc. die AchaierÛ Erz um ihre Haut im Vertrauen auf die Stärke des Peliden. Der aber ging mitten unter ihnen, den gro•mächtigen Titanen ähnlich, siegesgewiss durch Pferde und .agen, seine .affen glänzten überall Blitzen gleich. .ie von den Grenzen der Erde des erdumfassenden >keanos Helios hell leuchtend zum Himmel kommt und das Licht bringt, es lachen aber ringsum die trockene Erde und der 3ther, so stürmte damals unter den Argeiern der Peleussohn heran.

Diese Gleichniskette aus zwei Vergleichen und einem Gleichnis illustriert nacheinander verschiedene Aspekte der Achilleusfigur und erzeugt eine schillernde ªharakterisierung. Zunächst wird Achilleus nicht nur mit einem, sondern gleich mit mehreren Titanen (¤Z—j*›™™Z, 9.S. 2.205) verglichen, wobei über das Substantiv Y–$—›Ø (2.204) im narrativen Kontext und das auf die Titanen bezogene Beiwort å&.þ™\›*•›™™Z* (2.205) im Vergleich eine enge Verbindung zwischen beiden Bereichen hergestellt wird, wodurch der Aspekt der Stärke besonders in den Vordergrund rückt.127 Die Verwendung des Plurals ¤Z—j*›™™Z überhöht Achilleus als einzelnen Kämpfer zusätzlich und steigert seine Bedrohlichkeit etwa gegenüber 127

Vgl. Ferreccio (2014, 121 ad 202-214)¾ Langella (2016, 564). Zur Stärke als ªharakteristikum der Titanen vgl. ªalame (1985, 155).

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dem Aloadengleichnis (1.515-522), in dem er zusammen mit Aias T. mit den beiden Aloaden verglichen wird, sodass der Eindruck erweckt wird, als sei seine Kampfkraft verglichen mit seinem Kampfeinsatz in 9.S. 1 noch weiter angewachsen. Dass Achilleus in diesem Moment ein Höchstma• an Stärke erreicht hat, wird dadurch bestätigt, dass das Attribut å&.þ™\›*j" im späteren Handlungsverlauf noch zwei weitere Male für Achilleus verwendet wird, allerdings nur noch im Rahmen des Totengedenkens an die verstorbenen Aiakiden (5.603 ¸ 6.21: ;A*—&" •\Z,•*&Z& å&.þ™\›*•&" —} ŒüZ.k&" ¬ 6ásc. TrauerÛ um den verstorbenen Aias und den starkmächtigen Achilleus¨. Bemerkenswert ist dabei insbesondere, dass es sich um einen der wenigen Iteratverse der Posthomerica handelt,128 der die beiden wichtigsten gefallenen Kämpfer der Achaier poetisch vereint. Da das Ad¨ektiv im Vergleich zu anderen Ad¨ektiven der Posthomerica nur sehr selten verwendet wird, lässt sich in der Verwendung für Achilleus, Zeus (3.128), Machaon (6.394), die Götter (7.186) und die Achaier (8.422¾ 11.131¾ 13.191)129 eine tendenziöse Funktionalisierung des Beiworts feststellen, die die achaische und göttliche Seite präferiert und deswegen eher eine positive Heldendarstellung des Achilleus aus achaischer Perspektive unterstützt.130 Die Gleichsetzung mit Titanen bewirkt dementsprechend trotz ihrer unterlegenen Pose im Gleichnis und auf dem Helm keine Unterminierung der Heldenfigur Achilleus, sondern betont eher seine übermä•ige Stärke. Der direkt an den Titanenvergleich anschlie•ende Blitzvergleich (”.hbYZ&* ”™—›$&åj™Z*, 9.S. 2.207) aktiviert die zweite Vergleichsmöglichkeit des Helms des Achilleus, nämlich das Bild des Blitze schleudernden Zeus. Über den Hinweis, dass seine gesamte Rüstung einschlie•lich des Helms mit blitzähnlichem Glanz versehen ist (—›Òü^ á¼Û å–*—m, 2.206f.), wird diese Bedeutungsebene der Ekphrasis besonders betont. Auch über das Substantiv ”™—›$&åj (2.207), das in den Posthomerica wie

128 129 130

Vgl. Paschal (1904, 36)¾ Elderkin (1906, 33). Vgl. dagegen zur Häufigkeit bestimmter qunkturen ªastiglioni (1921, 39f.)¾ ªhrysafis (1985, 27-32). Vgl. Ferreccio (2014, 123 ad 205). Eine Ausnahme bildet lediglich die Verwendung für die auf dem Schild des Eurypylos abgebildeten Kentauren (9.S. 6.273). Vgl. ªastiglioni (1921, 37f.)¾ Keydell (1931, 66)¾ qames O Lee (2000, 24-30) zur gro•en Zahl von generischen Epitheta in den Posthomerica. Zur Sicht der Achaier auf Achilleus vgl. Ferrari (1963, 48).

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den homerischen Epen weniger häufig Verwendung findet als die Substantive Y›$þ*Ô" oder ™—›$&åj, wird die Nähe zu Zeus betont, zumal das seltene, von ”™—›$&åj abgeleitete Epitheton ”™—›$&å^—j", exklusiv Zeus vorbehalten ist und in Homers Ilias nur viermal auftaucht. In Hesiods Theogonie stellt es sogar ein hapax legomenon dar (Hes. Th. 390)131 und wird Zeus im Rahmen der Vorbereitungen für die Titanomachie genau in dem Moment zugewiesen, als er die Götter zum Kampf gegen die Titanen aufruft und ihnen Ehrenstellungen in seiner neuen .eltordnung zusichert (390-396), sodass über diese mögliche, allerdings unmarkierte Einzeltextreferenz der Kontext der Titanomachie auch in den Blitzvergleich (9.S. 2.207) integriert wird. Achilleus wird somit sehr nachdrücklich als Zeusfigur im Rahmen des Kampfs gegen die Titanen dargestellt. Der vorangehende Vergleich mit den Titanen wird dabei trotz des eindrücklichen Gegenbildes nicht gänzlich aufgehoben und sorgt für eine ambivalente ªharakterisierung. Durch das gleichzeitige Aufrufen der Titanen und des Zeus als des Blitzeschleuderers wird Achilleus zugleich überhöht und in eine kosmische Sphäre gehoben, wobei er sowohl die Bedrohung der kosmischen >rdnung als auch deren Schutz repräsentiert. Verstärkt wird diese Überhöhung durch das unmittelbar folgende Heliosgleichnis (9.S. 2.208-211), das die Gleichniskette abschlie•t und aufgrund seiner Länge und Positionierung am Ende besonderes Gewicht erhält.132 Das Bild des sich erhebenden Titanen Helios verstärkt infolge der verwendeten Epitheta (•›™h,d$&—&", 2.209¾ å,•*ÔÚ*, 2.210) den vorangehenden Blitzvergleich und erweitert ihn um eine räumliche Komponente, da der .eg, den Helios zurücklegt, ausführlich beschrieben und das Gleichnis dadurch um eine geopoetische Bedeutungsebene angereichert wird.133 Darin eingeschlossen sind weitere Riesenfiguren, die bestimmte Teile der .elt repräsentieren, wozu >keanos, Uranos und Gaia gehören. Für eine personifizierte Darstellung dieser .eltgegenden als Riesen sprechen die Epitheta, die mit >keanos (bZ^Ôü&þ, 2.208) und Gaia (—$•›$j, 2.210) verbunden werden, sowie die Prädikate, die das Aufgehen des Helios ({$ü›—Z, 2.209) und das Lachen von Gaia und 3ther 131

132 133

Vgl. Hom. Il. 1.580¾ 1.609¾ 7.443¾ 12.275. Vgl. Bruchmann (1893, 125) s. v. 6”™—›$&å^—j"¨. .inkler (1875, 31) weist allerdings darauf hin, dass das homerische Epitheton selbst nicht in den Posthomerica erscheint. Vgl. Lelli et al. (2013, 706 Anm. 31)¾ Ferreccio (2014, 125f. ad 208-209). Ferreccio (2014, 122 ad 202-214) dagegen sieht erkennt darin lediglich einen Vergleich mit einem Himmelskörper.

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bezeichnen (b›.ˆ, 2.210).134 Durch den Einbezug dieser .eltgegenden erhält das Gleichnis eine kosmische Dimension, zumal die olympische .eltordnung dadurch repräsentiert wird, dass es sich um Riesenfiguren handelt, die in konstruktiver .eise am Aufbau und Erhalt derselben beteiligt sind. Dementsprechend bildet das Heliosgleichnis einen möglichen Kontrast zum Titanenvergleich (2.205) und Helm des Achilleus (5.102109), der nur die Titanen abbildet, die gegen diese .eltordnung agieren. Durch die Korrelation von &4&" (2.208) und —&P&" (2.211) wird eine enge Verbindung des abschlie•enden Heliosgleichnisses zum narrativen Kontext hergestellt, wodurch in der qunktur z* Œ$b›h&Z™Z (2.211) diese positiv überhöhende Repräsentation des Achilleus als .irkung auf die intradiegetischen Rezipienten verdeutlicht wird. Dieses Spiel mit unterschiedlichen .irkungen in der ªharakterisierung des Achilleus ist insofern von Bedeutung, als sie auch Auswirkungen auf Neoptolemos, den Sohn und Nachfolger des Achilleus als wichtigsten Kämpfer auf achaischer Seite hat, der die .affen seines Vaters erbt und sich dadurch auch dessen Symbolik zu eigen macht.135 In 9.S. 8.28-33a wird er seinerseits mit Helios verglichen, was angesichts des Umstands, dass in den Posthomerica nur zwei Heliosgleichnisse erscheinen, eine enge intratextuelle Verbindung zwischen Vater und Sohn hergestellt wird: Ú4&" œ} zY å›$–—Ú* ”*lH•h*›—Z ÁY›*&P& W•.Z&" \^^—¢* zå¦ ü\Ô* å0$ ”,$ҙ™Ú*, å0$, ø—› &D åÐ.&Z™Z Y¦ $,™Z ™þ,••$›—} ”™—ª$ ¦›h$Z&" ø" —› d$&—&P™Z ••$›Z å&.þY^œ• *&0™&*f —&P&" zå¦ ¤$ÐÚ* ™—$—¢* [Z›* úd$Z,&" Z$Ú", þD¢" ŒüZ..k&".

30

.ie von den äu•ersten Grenzen des >keanos her Helios erscheint und sein wunderbares Feuer zur Erde strahlen lässt, sein Feuer, wenn der Stern Seirios mit seinen Fohlen und seinem .agen zusammentreffen, der den Sterblichen betrübliche Krankheit bringt, so schritt gegen das Heer der Troer der starke Held einher, der Sohn des Achilleus. 134

135

Vian (1963-1969) markiert Uranos mit Gro•schreibung des Namens lediglich in 9.S. 2.626 als Riesen, Gaia hingegen kein einziges Mal. Vgl. auch Ferreccio (2014, 126 ad 208¾ 127f. ad 210). Vgl. Ferreccio (2014, 121f. ad 202-214). Zur ªharakterisierung des Neoptolemos in den Posthomerica vgl. ausführlich Schei¨nen (2015)¾ Langella (2016, 575-580)¾ Schei¨nen (2018, 156-225).

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Eine intratextuelle Verbindung der beiden Heliosgleichnisse wird über die Markierung des Startpunkts von HeliosÝ Aufgang an den äu•ersten Enden des >keanos hergestellt (zY å›$–—Ú* á¼Û ÁY›*&P&, 9.S. 2.208¾ zY å›$–—Ú* á¼Û ÁY›*&P&, 8.28), wobei die qunktur genau dieselbe metrische Position einnimmt. Au•erdem findet sich in beiden Gleichnissen die Korrelation &4&" (2.208¾ 8.28) und —&P&" (2.211¾ 8.32) zur Überleitung in den narrativen Kontext. Ansonsten ¨edoch wird das Bild des späteren Heliosgleichnisses gegenüber dem früheren stark variiert, indem nicht mehr alle .eltteile, sondern nur noch die Erde genannt wird, wobei zugleich der Ausdruck variiert und dadurch die personifizierte Repräsentation durch Gaia aufgegeben wird (zå¦ ü\Ô*, 8.29). Die geopoetische Gestaltung des zweiten Heliosgleichnisses bü•t demgemä• auch die kosmische Überhöhung ein, die aus dem Aufrufen der olympischen .eltordnung resultiert. Helios ¨edoch wird aufgrund der Hinweise auf sein Pferdegespann (åÐ.&Z™Z Y¦ $,™Z, 8.30) eindeutig als personifizierte Figur ausgewiesen, wohingegen diese Darstellung in 2.208-211 nur angedeutet wird. Au•erdem wird mit dem Stern Seirios zugleich eine Verstärkung des Heliosbildes und eine Kontrastfolie dazu in das Gleichnis eingeschrieben, die über das doppelt aufgeführte Substantiv å0$ (9.S. 8.29¾ 8.30) eingeleitet wird. Diese Kontrastierung eines Gestirns, das die Erde mit wunderbarem Licht erfüllt (\^^—¢* zå¦ ü\Ô* å0$, 8.29), mit einem Stern, der bekannt dafür ist, Krankheit zu verursachen (••$›Z å&.þY^œ• *&0™&*, 8.31), lässt in einem einzigen Gleichnis zwei einander entgegengesetzte .irkungsästhetiken sichtbar werden, die in der Gleichniskette in 2.204b211 aus hybriden Titanen, zerstörerischem Blitz und lebensbe¨ahender Sonne auf zwei Vergleiche und ein Gleichnis verteilt werden. Da allerdings Neoptolemos nur mit Helios gleichgesetzt wird und nicht mit Seirios, wird seine positive ªharakterisierung durch diese Kontrastfolie nicht eingeschränkt, sodass stattdessen ein Kontrast zur ªharakterisierung des Achilleus aufgebaut wird. .ie Achilleus in 9.S. 2.206f. wird Neoptolemos im weiteren Handlungsverlauf ebenfalls mit Blitzen verglichen (8.221-227), sodass er über diese Motivik nur erhöht zu werden scheint, ohne die damit verbundene bedrohliche Ambivalenz der allmächtigen Zeusfigur zu übernehmen. Dies ist insbesondere im Kontext des Buchbeginns in 9.S. 8 von Bedeutung, da die Darstellung des Neoptolemos als Helios den Moment des

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Einzugs in die Schlacht illustriert, der für alle Heldenfiguren, die mit Riesen assoziiert werden, von gro•er Relevanz ist und ihre ªharakterisierung in diesem Schlüsselmoment wesentlich bestimmt. Die Freude der Pferde des Achilleus (zü–$^™*, 8.36), die Neoptolemos auf seinem .agen in die Schlacht ziehen, sowie die Freude der ausrückenden Achaier (,•b Ybü.ÔÚ*—›", 8.39) stärkt aufgrund der Perspektivierung des Geschehens in 8.13-58 auf die Achaier eine positive .irkung des Helden. Und doch lässt sich die ªharakterisierung des Neoptolemos von der¨enigen des Achilleus nicht gänzlich trennen, wird er doch gerade im Moment seines Einzugs in die Schlacht mit seinem Vater in Verbindung gebracht. So wird er dreimal als Sohn des Achilleus bezeichnet (å–Z" á¼Û ŒüZ..•&", 9.S. 8.5¾ ŒüZ..•&" á¼Û þDÔ", 8.13¾ þD¢" ŒüZ..k&", 8.33), besteigt das väterliche Gespann (z,d›d™" 6åå&Z™Z* y&0 块$¢" ”\*–—&Z™Z*, 8.27) und wird sogar von den beiden unsterblichen Pferden mit Achilleus verglichen (›AY›.&* ;EYhœm, 8.37) in der Hoffnung, dass er ihm an Tüchtigkeit gleichkommt (8.37f.): —Àl*H œ} •\Z—&* Y—&$ zÐ.å›Z O {,,›*Z ”*•$ Y›P*&* ŒüZ..•&" &⠗Z ü›$›hÚ. ¬ 6Deren unvergängliches Herz hatte gehofft, dass ¨ener Mann nicht irgendwie schlechter sei als Achilleus.¨ Erst in 8.40 wird er in diesem Buch der Posthomerica überhaupt mit seinem eigenen Namen benannt. Insgesamt wird Neoptolemos in 19 Vergleichen mit seinem Vater in Verbindung gebracht,136 wovon 17 Vergleiche auf 9.S. 7-9 entfallen, in denen er nach Troia geholt wird und sich im Kampf gegen Eurypylos, den letzten mächtigen Verbündeten der Troianer, bewährt. Da er seinem Vater an Tüchtigkeit in nichts nachsteht, übernimmt er im Achaierheer schnell dessen Funktion als wichtigster Kämpfer und genie•t entsprechende Ehrungen.137 Von besonderem Interesse hinsichtlich einer .eitervererbung der ambivalenten ªharakterisierung des Achilleus auf Neoptolemos ist nun die Beanspruchung der väterlichen Rüstung, zu der der Helm mit der Abbildung der Titanomachie gehört. Bereits in 9.S. 7.194-212 verspricht >dysseus die .eitergabe der .affen des Achilleus,138 in 7.445-451 legt Neoptolemos sie zum ersten Mal,139 in 8.23 zum zweiten Mal an. Seine 136

137 138 139

Vgl. die Vergleiche in 9.S. 3.121f.¾ 7.177¾ 7.185f.¾ 7.294¾ 7.433f.¾ 7.446¾ 7.567¾ 7.631¾ 7.653¾ 7.674¾ 7.690f.¾ 7.695¾ 8.37¾ 8.491f.¾ 9.13¾ 9.60¾ 9.237f.¾ 9.268¾ 11.226. Vgl. dazu auch Ferrari (1963, 49f.)¾ Tsomis (2018a, 29). Vgl. Tsomis (2018a, 31). Vgl. Tsomis (2018a, 145f. ad 194-197a¾ Vgl. Tsomis (2018a, 262f. ad 445-449a).

Posthomerische Riesenfiguren

251

Erscheinung in den .affen seines Vaters wird im Verlauf seines ersten Kampfes vor Troia zweimal insbesondere aus der Sicht der Troianer mit einem Achilleusvergleich hervorgehoben (7.537-539¾ 7.671), wodurch die Übernahme der Rolle des Achilleus durch Neoptolemos mehrfach nachdrücklich betont wird.140 Die Szene, in der Neoptolemos zum ersten Mal in die .affen seines Vaters taucht, ist deswegen insofern besonders wichtig, als dort der Helm explizit erwähnt wird, doch ist ausgerechnet in diesen Versen eine Lücke von mindestens eineinhalb Versen anzunehmen, da in der Textüberlieferung offenbar die Beschreibung des Helms mit der¨enigen des Speers vermischt wurde (7.445-451):141 ¢D¢" œ} Þ—} ŒüZ.k&" zœÒ™›—& —›Òü› 块$Ô", Yh &D •h*›—& å–,å* ”.hbYZ&"f ”,•¦ œ} z.•$¯ V•h™—&þ å.–,m™Z å›$¦ ,›.•›™™Z* ”$j$›Z, Yh å›$ zÔ*\} y—•$&Z™Z å›.Ð$Zf —¿ œ} , å–*— •h*›—& —›Òü› Y&0•f Y–$^ œ• &D &⠗Z d–$þ*› åj.^( . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....................................... l×^.Z–"H, ”..– y ü›$™¦ Y¦ o.hd—Ô* å›$ z&0™* 1^ZœhÚ" ”*–›Z$›* {\} 6,—&" E™ü*Ôڙ*.

445

450 450 450a

Der Sohn des Achilleus wiederum tauchte in die .affen seines Vaters, und er erschien ihm ganz und gar ähnlich. Ringsum fügte sie sich leicht um seine Glieder infolge der Hände des Hephaistos, und das obwohl sie für alle anderen riesig waren. Ihm aber erschienen alle .affen zusammen leicht zu sein. Sein Haupt beschwerte der Helm in keiner .eise á¼Û, lder Eschenspeer vom PelionH, sondern ihn hob er leicht mit seinen Händen auf, obwohl er sehr lang war und noch nach Blut verlangte.

Auch in dieser Passage wird Neoptolemos nicht namentlich genannt, sondern als Sohn des Achilleus bezeichnet (þD¢" á¼Û ŒüZ.k&", 9.S. 7.445), die .affen wiederum werden als die¨enigen seines Vaters markiert (—›Òü› 块$Ô", 7.445). Die mühelose Transformation in einen zweiten Achilleus wird durch mehrere adverbielle Ergänzungen betont (z.•$–, 7.446¾ Y&0•, 7.449¾ 1^ZœhÚ", 7.451) und in Kontrast gestellt zur übermä•igen Grö•e der .affen für die anderen Achaier (å›.Ð$Z, 7.448), die insbesondere durch Aias T. als einzigen würdigen Träger der Rüstung vor 140 141

Vgl. Paschal (1904, 65f.)¾ Maciver (2012a, 172¾ 182f.). Vgl. die Überlegungen von Tsomis (2018a, 263-265 ad 449bf.).

252

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

der Ankunft des Neoptolemos hervorgehoben wird.142 Das Ad¨ektiv verweist dabei nicht nur auf die übermenschlichen Ma•e der .affen, sondern lässt auch an die damit verbundene hybride Riesenhaftigkeit des Achilleus denken, der allein schon durch das Tragen dieser Rüstung menschliche Ma•stäbe überschreitet. Dies befördert zunächst die Erwartungshaltung, dass auch Neoptolemos eine ähnliche ªharakterisierung erfährt, um sich der Rüstung würdig zu erweisen. Durch die wiederholte Kommentierung der Rüstungsszene durch den extradiegetischen Erzähler wird ¨edoch diese Erwartungshaltung konsequent dekonstruiert. Dazu trägt im .esentlichen die fragmentarische Beschreibung des Helms in 9.S. 7.449f. bei, die nicht die Passgenauigkeit der Rüstung wie in den Versen zuvor, sondern das Gewicht des Ausrüstungsgegenstands thematisiert (&⠗Z d–$þ*›, 7.449). Der Verweis darauf, dass der Helm das Haupt des Neoptolemos nicht beschwert, lässt sich nicht nur auf dessen ausreichende Stärke beziehen, sondern in übertragener .eise auch auf die darauf abgebildete Titanomachie. Angesichts der poetologischen Aufladung der Ekphrasis der darauf abgebildeten Titanomachie liegt die Deutung nahe, dass die Neoptolemosfigur auch nicht von dem literarischen Gewicht des Helms beschwert wird, er eine lange literarische Tradition hat. Derselbe Aspekt wird beim nachfolgend beschriebenen Eschenspeer in den Vordergrund gerückt und mit einer konzessiven Partizipialkonstruktion versehen (å›$ z&0™*, 7.450a), die NeoptolemosÝ mühelose Handhabung der .affe trotz ihrer blutrünstigen Vergangenheit unterstreicht ({\} 6,—&" E™ü*Ôڙ*, 7.451).143 Aufgrund der Lücke im Text lassen sich keine weiteren Hinweise auf eine solche ªharakterisierung des Neoptolemos finden, doch entsteht bereits aufgrund der überlieferten Aspekte der Eindruck, dass Neoptolemos trotz der Engführung mit der Achilleusfigur als Repräsentant einer ¨üngeren Heldengeneration dargestellt wird, die frei ist von dem riesenhaften Bedrohungspotenzial ihrer Vorgänger.144 Diese Hypothese wird im weiteren 142 143 144

Vgl. dazu Tsomis (262-266 ad 445-449a¾ ad 449bf.¾ ad 450a-451) und oben Kapitel 1.2. Vgl. Tsomis (2018a, 263-265 ad 449bf.). Vgl. Schmidt (1999, 150), der darauf verweist, dass auch Eurypylos als Angehöriger derselben Heldengeneration eine ähnlich glorifizierende Darstellung wie Neoptolemos aufweist. Usener (2007, 404f.) erkennt in dieser Beziehung zwischen Achilleus und Neoptolemos auch eine poetologische Reflexion über verschiedene Sagenvarianten. Vgl. auch Langella (2016, 580f.).

Posthomerische Riesenfiguren

253

Handlungsverlauf insbesondere dadurch bestätigt, dass weder Neoptolemos noch Eurypylos im Rahmen ihres Zweikampfs, der das letzte bedeutsame Duell der Posthomerica bildet, mit Riesenfiguren verglichen werden, obwohl die Aktivierung der Riesenthematik mithilfe ihrer .affen, den Helm des Neoptolemos bzw. den Schild des Eurypylos, ohne Probleme möglich gewesen wäre. Eine solche Repräsentation des Neoptolemos als Titanentöter oder Titan bzw. des Eurypylos als Riesenbezwinger oder Riesenbefreier hätte über intratextuelle Referenzen dieselbe Ambivalenz wie bei Helden der älteren Generation erzeugt, doch werden beide auffälligerweise von einer solchen ªharakterisierung ausgenommen. Dass Neoptolemos trotz des konstanten Vergleichs mit Achilleus erfolgreich aus dem Schatten der ªharakterisierung seines Vaters heraustreten und einen unbelasteten Gegenpol zu diesem einnehmen kann, lässt die Ambivalenz des letzteren umso deutlicher aufscheinen. Deutlich wird dieser Kontrast insbesondere im Rahmen der Traumrede des Achilleus in 9.S. 14.185-222, in der er seinen Sohn Neoptolemos zu tugendhaftem Verhalten anhält (14.189-209),145 direkt im Anschluss ¨edoch ein Menschenopfer einfordert, um an der Plünderung Troias seinen Anteil zu erhalten (14.209-220) und als neu eingesetzter Gott gebührend geehrt zu werden.146 Zwar richtet sich der humane Ratschlag an seinen Sohn, während das Menschenopfer eine Vergeltungsaktion gegen die troianischen Feinde darstellt, sodass ein perspektivischer Unterschied in Handlungen gegenüber Feinden und Freunden besteht, doch illustriert eine ähnliche Reaktion des Achilleus mit vertauschten Zielpunkten bereits früh im .erkverlauf die Problematik dieser Doppelmoral.147 In 1.671-674 und 1.718-721 bereut er nämlich die Tötung der schönen Amazone Penthesileia und zeigt dementsprechend Mitleid mit einer Feindin,148 tötet aber kurz darauf im Affekt den achaischen Spötter und demgemä• eigentlich Verbündeten Thersites (1.741-747), was beinahe eine Fehde mit dessen

145 146 147 148

Vgl. Maciver (2012a, 73 f.¾ 79-81)¾ (2017, 133f.). Vgl. Vian (1959, 76f. Anm. 6)¾ Ferrari (1963, 50)¾ Usener (2007, 404f.)¾ Langella (2016, 568). Dagegen konstatieren Mansur (1940, 4-7)¾ Usener (2007, 407) eher eine gemä•igte ªharakterisierung der Achilleusfigur. Vgl. Sodano (1947-1950, 53), der diese humane Seite der posthomerischen Achilleusfigur betont¾ Sodano (1951, 67f.)¾ Ferrari (1963, 47)¾ King (1985, 26-28).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

entferntem Verwandten Diomedes auslöst (1.767-781).149 Die Neoptolemosfigur erscheint vor dem Hintergrund dieser Unberechenbarkeit der Achilleusfigur umso geradliniger und beinahe uneingeschränkt positiv.150 Diese glorifizierende Tendenz in der ªharakterisierung des Neoptolemos zeigt sich auch in Schlüsselmomenten des Mythos dieser Figur wie der Tötung des Priamos in 13.220-250, die verglichen mit anderen literarischen Darstellungen in ihrer Brutalität gemildert wird, um Neoptolemos als integren Heros nicht zu unterminieren.151 Dies bedeutet ¨edoch nicht, dass Neoptolemos ¨egliche Ambivalenz abgesprochen wird, wie etwa ein Gleichnis in 8.331-336 illustriert, in dem Neoptolemos} .üten unter den Troianern mit einem Kind verglichen wird, das spielerisch Fliegen erschlägt,152 oder der >pferung der Polyxena am Grab seines Vaters (14.304-319) als Reaktion auf dessen Forderung nach einem Menschenopfer,153 doch lässt sich in solchen Passagen eine für die Achaier vorteilhafte Handlungsweise des ¨ungen Helden erkennen, sodass sein Handeln als loyales Verhalten gegenüber seinen Verbündeten erscheint wie von Achilleus angeraten. Nachdem dieser Exkurs zur ªharakterisierung des Achilleus und Neoptolemos als Träger desselben Helms gezeigt hat, wie unterschiedlich die damit verbundenen .irkungsästhetiken ¨e nach narrativem Kontext realisiert werden können, gilt es nun, die Bedeutung dieser Ekphrasis einer Titanomachie im weiteren Handlungsverlauf zu untersuchen. Die vielschichtige Deutbarkeit der Ekphrasis wird in einer Rede des Nestor (9.S. 8.452-477) und somit auf einer metadiegetischen Erzählebene wieder aufgenommen.154 Mit seiner Ansprache ermuntert dieser die achaischen 149

150 151 152 153 154

Vgl. Sodano (1951, 70f.¾ 73)¾ Ferrari (1963, 47)¾ Bär (2009, 113f. mit Anm. 350)¾ Maciver (2014, 75-77)¾ Frantantuono (2016, 229f.). Mansur (1940, 1719) beurteilt die gegenüber der literarischen Tradition neuartigen Einarbeitung dieses Verwandtschaftsverhältnisses als unglückliche Entscheidung, die das Ansehen von Diomedes schmälert. Zur parodistischen Verarbeitung der homerischen Thersitesszene in den Posthomerica vgl. Bärtschi (Aufsatz d). Vgl. Mansur (1940, 4-7)¾ Ferrari (1963, 43-45)¾ Tsomis (2018a, 31f.). Vgl. Paschal (1904, 65f.)¾ Ferrari (1963, 44)¾ Gärtner (2005, 238f.¾ 242)¾ qahn (2009, 90f.). Vgl. Maciver (2012a, 173-176). Vgl. zu NeoptolemosÝ ambivalenter ªharakterisierung über Vergleiche und Gleichnisse Langella (2016, 575-580). Vgl. Ferrari (1963, 44f.)¾ Schei¨nen (2018, 337-343). Vgl. Maciver (2012a, 185 Anm. 226). In Hom. Il. 8.139-144 übernimmt er

Posthomerische Riesenfiguren

255

Truppen zum Rückzug, da Zeus mit Donner und Blitz deutlich macht, dass er im aktuellen Schlachtgeschehen eindeutig die Troianer begünstigt (8.444-451).155 Seine Furcht vor einer Niederlage illustriert Nestor mit einer Schilderung der Brutalität des Zeus während der Titanomachie (8.461-470):156 蝦 b¯$ ¤Z—j*›™™Z* èå›$•Z–.&Z™Z ü&.Ú\›¦" &é$*Ô\›* Y—•ü›þ› åþ$¢" ,•*&"f \ œ} èå•*›$\› Yh›—& å–*—&\› bP, Y¦ ÁY›*&0 å.—› ü›0, {`››* zY dþ™™&P& Y¦ z" å•$—} ü$Z" DY•™\Zf Y¦ å&—,À* —•$™&*—& 1&¦ ,–. ,Y$¯ 1›Ô*—Ú*f œ–,*—& œ} þååԙ •0. •›$•™dZ&" {—$›•› bP oœ} ø™ åÔ*—&" {•›$d›* ”å›h$Z—&" oœ} þåԙ} àœÚ$ ”›*–Ú* å&—,À*f zå¦ œ• ™•Z™Z* ™å›—&" E\ª$ —••$m èå›Y$ҕ\^ Y¦ .Zb*ÒZf —›h$›—& œ­ ü\Ð*. ¤&â*›Y} zb™ œ›hœ&ZY 7Z¢" ,•*&" [,—Z —¿œ›.

465

470

Denn auch auf die anma•enden Titanen schüttete er vom Himmel herab die Kraft des Feuers, da er ihnen grollte. Die Erde darunter aber brannte auf allen Seiten, und die weite Flut des >keanos siedete aus der Tiefe, bis sie sogar zu den äu•ersten Enden der .elt gelangte. Sogar die Ströme der weit flie•enden Flüsse trockneten aus. Bezwungen aber wurden alle Völker, so viele die lebensspendende Erde ernährte, so viele das unermessliche Meer nährte und so viele das .asser der nicht versiegenden Flüsse. Über ihnen aber wurde der unendliche 3ther von Asche und Rauch verborgen, die Erde aber wurde gequält. Deswegen fürchte ich die Kraft des Zeus auch an diesem Tage.

Die Nestorrede nimmt intratextuell auf die Ekphrasis des Helms des Achilleus Bezug und stellt damit eine enge Verbindung beider Titanomachien her. Zeus erscheint in beiden Passagen als Bezwinger der Titanen und schleudert Blitze (Y$—›$¢* åÒ$, 9.S. 5.106¾ åþ$¢" ,•*&", 8.462) vom Himmel herab (&é$*Ô\›*, 5.108¾ 8.462). Das Adverb wird dabei ¨eweils zu Versbeginn genannt und erscheint auch einige Verse zuvor in

155

156

eine ähnliche Funktion¾ vgl. Gärtner (2010b, 234 ad 452-77). Dieselbe Funktion erfüllt Nestor bereits in der Ilias (Hom. Il. 8.140-144)¾ vgl. Paschal (1904, 57). Die direkten Reden besitzen in den Posthomerica grundsätzlich eine handlungsbestimmende Funktion¾ vgl. Bär (2009, 98f.). Vgl. Niemeyer (1883, 4)¾ Bär (2009, 471 ad 179-180).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

der Beschreibung des Blitzgewitters an derselben metrischen Position (&é$*Ô\›*, 8.450). Dadurch wird eine direkte Verbindung zwischen der Handlung der Posthomerica und der Titanomachie der Nestorrede hergestellt (8.449f.): Œ,•¦ œ} $ d$&*—h —› Y¦ ”™—›$&坦 Y—þå•&*—& O &é$*Ô\›* ¬ 6Ringsum also krachten Donnergrollen und Blitze vom Himmel herab.¨ Sowohl in der Ekphrasis als auch in der Nestorrede findet zudem das Verb ü›P* Verwendung für das Schleudern der Blitze (z(›ü•&*—&, 5.107¾ Y—•ü›þ›, 8.462). Die Titanen sind mit dem Epitheton èå›$•Z–.&Z™Z (8.461) versehen, über das sie wie in der Ekphrasis (z$ZœZ*&,•*Ú*, 5.105) als hybride Figuren charakterisiert werden. Anstatt allerdings die Niederlage der Titanen näher zu beschreiben, werden in der Nestorrede die Auswirkungen der Titanomachie auf die Lebenswelt der Menschen geschildert. Durch das Verbrennen der Erde (8.463) und Verdampfen des .assers (8.463-465) wird den Menschen ¨egliche Lebensgrundlage entzogen, sodass sie allesamt sterben (8.466-468). Im Gegensatz zur Darstellung der Titanomachie in der Theogonie wird in den Posthomerica somit deutlich der Preis vor Augen geführt, den die Menschheit für die Errichtung der olympischen >rdnung zu zahlen hatte. Diese kontrastreiche Form der Mythenkorrektur sorgt dafür, dass der kosmische Kampf auch auf eine menschliche Ebene heruntergebrochen wird und die Errichtung der olympischen .eltordnung nicht mehr eindeutig als .ohltat des Zeus dargestellt wird. Eine ähnliche Ambivalenz der Thronfolge in der himmlischen Herrschaft lässt sich bereits in den Werken und Tagen Hesiods feststellen, wo das goldene Zeitalter als sorgenfreier Zustand gerade nicht unter die Herrschaft des olympischen Zeus, sondern des Kronos gezählt wird (&B ,­* zå¦ è$Ô*&þ Y™*, ø—} &é$*¿ z,d™h.›þ›*f, Hes. Op. 111).157 Aus der Sicht der Menschen erscheint die Zerstörung der .elt infolge des Götterkampfs somit als äu•erst zwiespältige Angelegenheit, da sie der Menschheit zum einen gro•e >pfer abverlangt, zum anderen aber eigentlich keine Verbesserung der Lebenssituation mit sich bringt, da die Abfolge der Zeitalter nach dem Ende des goldenen Zeitalters sukzessive zur Vernichtung der Menschen führt. In dieser Darstellung eines .eltenbrands lassen sich auch sprachliche Referenzen zur hesiodeischen Titanomachie feststellen. Zum einen

157

Zur Vereinbarkeit der hesiodeischen Zeitalterfolge in der Theognie und den Werken und Tagen vgl. ªlay (2005, 81-99).

Posthomerische Riesenfiguren

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nimmt {`››* (9.S. 8.464) Bezug auf {`›› (Hes. Th. 695), wobei es in derselben metrischen Position am Versbeginn erscheint und dadurch als intertextueller Verweis markiert wird. .ährend das Verb in der Theogonie allerdings das Sieden der Erde, des >keanos und des Meeres bezeichnet, wird es in den Posthomerica exklusiv für den >keanos verwendet. In der Theogonie dient der Halbvers Hes. Th. 695a ({`›› œ­ ü\™* 劙 Yh) zusätzlich als intratextuelle Referenz zur Typhonomachie, wo das Sieden von Erde, Himmel und Meer beschrieben wird und wodurch die beiden letzten kosmischen Kämpfe der Theogonie miteinander in eine enge Beziehung gesetzt werden. Zum anderen lässt sich die zeitliche Bestimmung [,—Z —¿œ› (9.S. 8.470), mit der Nestor auf seine eigene Gegenwart verweist, als Verweis zur Einleitung der Titanomachie lesen, wo der Beginn der letzten Schlacht zwischen >lympiern, Hekatoncheiren und Titanen mit dem Ausdruck [,—Z Y›h* an derselben Position am Versende kommentiert wird (Hes. Th. 667). Dieselbe qunktur findet sich auch in der Typhonomachie (836),158 sodass durch Nestors Rede beide kosmischen Kämpfe miteinander verknüpft werden. Über die unterschiedlichen Demonstrativpronomen (Y›h*Â, —¿œ›, Hes. Th. 667¾ 836¾ 9.S. 8.470) wird der Gegensatz zwischen der mythischen Vorzeit und Nestors Gegenwart besonders hervorgehoben, zugleich wird letztere allerdings durch diesen Erinnerungsakt aktualisiert. Nestors Furcht vor der Macht des Zeus wird durch diesen mythologischen Exkurs begründet und die Bedrohlichkeit der Blitze, die die Achaier zum Rückzug bewegen sollen (9.S. 8.446451), wird infolge der Kontextualisierung in den kosmischen Kämpfen der Titanomachie und Typhonomachie ins Unermessliche gesteigert. Dass solche Konsequenzen kataklysmischen Ausma•es, wie sie Nestor beschreibt, im Rahmen von Götterkämpfen durchaus keine blo•e Erfindung des intradiegetischen Sprechers Nestors sind, wird im weiteren Handlungsverlauf unter Beweis gestellt. Im Kontext des kurzen Kampfes der olympischen Götter untereinander werden die Auswirkungen dieses Konflikts auf die Umwelt in bedrohlichen .orten beschrieben (9.S. 12.175b-189a), die in ihrer Intensität an die Schilderung des .eltenbrands durch Nestor erinnert:

158

Vgl. .est (1966, 389 ad 836).

258

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos ”,•¦ œ­ åÔ*—&" ›é$›" è囙,$–b^™›f Y›.Z*ª œ} {—$›,› bP ”\*–—Ú* èå¢ å&™™h. ãY$¢* œ} , å–*—›" þ™*f ™,›$œ.•^ œ} z*&åª ,•ü$Z" &é$*¢* ›é$›* 6Y*›, ,•ü$Z" zå} ŒZœ&*k&" èå›$\Ò,&Z& d•$›\$&*f ¤Z—k*›" œ} èå•*›$\› ,•b} {—$›™*. Œ,•¦ œ­ ,Y$ª /œ^ è啙—›*› 劙 Y¦ oüj›*— 1•›\$ ”›*–Ú* å&—,À*, œ&.Zü¦ œ} , —&P™Z ü$–œ$Z *k•" —} Œ$b›hÚ* ×$Z–,&ZÔ —› YҜZ,&* ™—þf ”..} &éY ”*\$Ðå&Z™Z å•.›* œ•&", &éœ} z*Ô^™* é—À* z**›™hm™Z \›À* {$Z*. ÚB œ­ Y&.Ð*" ü›$™¦* ”å&$$j(*—›" ”å} &â$›&" 3œh&Z& d–..&* zå} ”..j.&þ"f B œ­ û,–\&Z™Z* þ,&PZ 1›P œZ›™Yhœ**—& \›À* å›$¦ ™ü›— bþP 1^b*Ò,›*lZH œZ¯ —þ—\–.

175

180

185

Ringsum aber hallte darunter das weite Meer wider, die schwarze Erde zitterte unter den Fü•en der Unsterblichen. .eithin aber schrien alle zusammen, fürchterlich drang ihr Geschrei bis zum weiten Himmel, bis zur Tiefe des anma•enden Hades, die Titanen aber erzitterten sehr dort unten. Ringsum stöhnten das ganze weite Idagebirge auf und die rauschenden Ströme immerflie•ender Flüsse, zugleich mit diesen auch die langen Bergschluchten und die Schiffe der Argeier und die berühmte Stadt des Priamos. Die Menschen aber hatten keine Furcht, und sie bemerkten auch nicht den Streit gemä• dem .illen der Götter selbst. Die aber brachen mit den Händen Berggipfel vom Idagebirge ab und warfen sie gegeneinander. Die aber, Sandkörnern gleich, wurden leicht zerstreut um die unwiderstehlichen Glieder der Götter, indem sie in kleine Stücke zerbrachen.

.ährend in der von Nestor beschriebenen Titanomachie das Blitzgewitter des Zeus und der daraus resultierende .eltenbrand im Zentrum stehen, ist die Theomachie v. a. von Lärm und Erderschütterungen gekennzeichnet. Intratextuelle Verknüpfungen zur Nestorrede finden sich nur wenige, die gemeinsame Verwendung des Ausdrucks ”›*–Ú* å&—,À* in 9.S. 8.468 und 12.182 ¨edoch ist aufgrund seiner exponierten Position am ¨eweiligen Versanfang besonders markiert.159 >bwohl es sich bei der Theomachie nicht um eine Titanomachie handelt, wird der Götterkampf dem Konflikt mit den urzeitlichen Riesen über unterschiedliche gestalterische 159

Vgl. ªampbell (1981, 68 ad 182).

Posthomerische Riesenfiguren

259

Mittel angenähert. Zunächst werden die Titanen explizit in den Götterkampf eingeschrieben, indem das Kampfgeschrei der olympischen Götter bis in den Himmel hinauf- (,•ü$Z" &é$*¢* ›é$Ò*, 12.178) und bis in den Hades hinabreicht (,•ü$Z" zå} ŒZœ&*k&" èå›$\Ò,&Z& d•$›\$&*, 12.179), wobei dieser aufgrund des Beiworts èå›$\Ò,&Z& indirekt zwar als Gott, über die topographische Angabe d•$›\$&* allerdings auch als Verortung in der Unterwelt charakterisiert wird.160 Abhängig davon werden die Titanen ebenfalls als Bewohner der Unterwelt dargestellt (¤Z—k*›" œ} èå•*›$\› ,•b} {—$›™*, 12.180), wobei das Adverb èå•*›$\› (12.180) nicht eindeutig angibt, ob sie sich generell in der Unterwelt oder noch tiefer unter dem Hades im Tartaros befinden.161 Von besonderer Bedeutung ist ¨edoch ihre Reaktion auf das überirdische Geschehen (,•b} {—$›™*, 12.180), die sie als Figuren charakterisiert, die zwar aus der >berwelt in unerreichbare Tiefen entfernt wurden, aber dennoch gefangen an ihrem atopischen ªhronotopos weiterexistieren. Hierin wird ein ähnlicher geopoetischer Umgang mit diesen Riesenfiguren deutlich, der oben in Kapitel 3.1 auch für Homers Ilias herausgearbeitet wurde. Über den abgebildeten Schrecken der Titanen werden diese allerdings nicht nur indirekt charakterisiert, sondern es wird auch ein erstes Textsignal für eine bestimmte .irkungsästhetik gegeben, die mit dem Götterkampf verbunden ist. Das Motiv der auf eine Theomachie reagierenden Titanen erscheint bereits in Hom. Il. 15.224f., wo Poseidon einen Kampf mit Zeus allerdings nur hypothetisch androht, im Rahmen der Typhonomachie in Hes. Th. 851f. wird das Motiv der zitternden Titanen hingegen als intradiegetische Reaktion auf den letzten kosmischen Konflikt fest in die Erzählung eingeschrieben.162 Über zahlreiche Einzeltextreferenzen in der posthomerischen Theomachie zur Titanomachie und Typhonomachie der Theogonie, die in der Forschung bereits intensiv diskutiert wurden,163 wird der Götterkampf der Posthomerica auf eine Stufe mit diesen kosmischen 160

161 162 163

Vgl. dazu Hom. Il. 20.61-65, wo im Rahmen der Vorbereitungen der olympischen Götter zur Theomachie Hades durch die Donnerschläge des Zeus und die Erderschütterungen Poseidons aufgeschreckt wird¾ vgl. Edwards (1993, 293f. ad 54-66). Vgl. allgemein zur posthomerischen Unterweltskonzeption Maciver (2017). Vgl. zu diesem Motiv Kroll (1963, 367-369)¾ ªampbell (1981, 67 ad 180). Vgl. dazu die Zusammenstellung bei ªampbell (1981, 58f.)¾ Gärtner (2005, 170 Anm. 44).

260

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Konflikten der mythischen Vorzeit gestellt. Besonders auffällig ist das ausführlich geschilderte Motiv des Schleuderns von Berggipfeln (9.S. 12.185b-189a), das zum einen an die Entscheidung der hesiodeischen Titanomachie durch die Felswürfe der Hekatoncheiren (Hes. Th. 713-720), zum anderen aber auch an Verarbeitungen von Gigantomachien in Kunst und Literatur erinnert, in denen das .erfen von Felsen und Bergen das geläufigste Kampfmittel dieser Riesen darstellt.164 Die olympischen Götter bedienen sich in den Posthomerica damit eines typischen Kampfmittels von Riesenfiguren. >bwohl es wie im Fall der Hekatoncheiren unter bestimmten Umständen zum .ohl der olympischen .eltordnung Verwendung finden kann, stellt dessen Gebrauch für die olympischen Götter dennoch ein äu•erst ungewöhnliches Verhalten dar, was insbesondere im direkten Vergleich mit der Theomachie der Ilias evident wird (Hom. Il. 20.31-75a¾ 21.330-514), in der die Götter lediglich mit .orten und .affen gegeneinander antreten. Diese ungewöhnliche Darstellung der olympischen Götter sowie die Annäherung ihres Konflikts an frühere kosmische Kämpfe lassen sie in einem bedrohlicheren Licht erscheinen als ihr wesentlich harmloseres Gezanke in der Ilias. Zugleich wirkt der Einsatz dieses Kampfmittels, das im Rahmen der Titanomachie ein notwendiges Mittel zur Erlangung des Siegs über die Titanen darstellte, wie eine Hyperbel, denn im gegenwärtigen Kontext kämpfen sie nicht gegen eine Bedrohung der olympischen .eltordnung, sondern gegeneinander. Dieser interne Zwist ist allerdings derart von Ernst und unverhältnismä•igem Einsatz von überdimensionierten Geschossen geprägt, dass er hyperbolische Züge annimmt. Diese Lesart wird insbesondere durch die Ausgestaltung des Götterkampfs in der Ilias gestützt, in dessen Verlauf nur die Duelle von Hephaistos gegen Skamandros (21.330-384)165 sowie Athene gegen Ares und Aphrodite (21.391-434) als ernsthafte Kampfhandlungen bezeichnet werden können, während Hera Artemis mit ihrem eigenen Bogen verprügelt (21.479-496), Apollon und Poseidon einvernehmlich von einem Kampf absehen (21.435-478) und sich Hermes schlichtweg vor einem Kampf mit Leto drückt (21.497-504). Das genüssliche Lachen des Zeus (21.388a-390¾ 21.503), der unbeteiligt auf das Spektakel blickt, lässt 164

165

Vgl. Keydell (1963, 1287)¾ ªampbell (1981, 59)¾ ªarvounis (2008, 70). Da sich vor ªlaudius ªlaudianus keine eigenständigen Gigantomachien erhalten haben, lassen sich keine intertextuellen Referenzen zu bestimmten Referenztext herstellen. ªf. Ratinaud-Lachkar (2010, 154).

Posthomerische Riesenfiguren

261

ebenfalls darauf schlie•en, dass der iliadische Götterkampf nicht viel mehr ist als ein Zeitvertreib für die unsterblichen Götter und eine komische .irkungsästhetik suggeriert.166 Für die Interpretation dieser Episode ist als besonderer Umstand ¨edoch eine weitere intradiegetische Reaktion zu berücksichtigen, die in 9.S. 12.184f. explizit in die Erzählung eingeschrieben wird. Vielmehr handelt es sich dabei ¨edoch um eine Nichtreaktion, denn weder verspüren die Menschen, die sich in unmittelbarer Nähe des Kampfsettings aufhalten, Furcht (&éY ”*\$Ðå&Z™Z å•.›* œ•&", 12.184) noch werden sie sich der Vorgänge überhaupt in irgendeiner .eise bewusst (&éœ} z*Ô^™*, 12.184), da die Götter ihren Zwist ganz bewusst einer menschlichen .ahrnehmung entziehen (é—À* z**›™hm™Z \›À*, 12.185).167 Diese negierte intradiegetische Reaktion steht dabei in direktem Kontrast zur intradiegetischen Reaktion der Titanen (12.180), die nur einige Verse zuvor beschrieben wird, und spricht der menschlichen Perspektive genau die .irkungsästhetik des Schreckens ab, die durch die Titanen erzeugt wird, wodurch eine strenge Trennung zwischen menschlicher und göttlicher Handlungsebene erfolgt. Au•erdem besitzt der extradiegetische Rezipient somit einen .issensvorsprung vor den intradiegetischen Menschenfiguren, was den Kontrast zusätzlich unterstreicht. Diese der Episode inhärente Spannung marginalisiert in gewisser .eise den kosmischen ªharakter des Götterzwists, und in der Tat hat die Götterschlacht keine nachhaltigen Auswirkungen, sondern wird sehr schnell durch abschreckende Blitzschläge des Zeus (12.196-200) und eine drohende .arnung vonseiten der Themis (12.202-214) gänzlich unterbunden.168 Darüber hinaus lässt der schnelle .echsel der .irkungsästhetik die Theomachie sogar in eine komische Überzeichnung umkippen, wofür insbesondere zwei Aspekte der Darstellung beitragen. Erstens wirkt die Behauptung, dass die Menschen rein gar nichts von dem kosmischen Kampf wahrnehmen, obwohl der Himmel von Kampfgeschrei erdröhnt, die Erde erbebt und ganze Berggipfel durch die Luft geschleudert werden, angesichts des schieren Ausma•es des Konflikts höchst unglaubwürdig. Im Kontrast dazu werden in der Nestorrede gerade die menschliche Perspek166 167 168

Zur Interpretation des posthomerischen Götterkampfs als Parodie des iliadischen Referentexts vgl. Bärtschi (Aufsatz d). Vgl. Gärtner (2005, 169f.). Vgl. Langella (2016, 563).

262

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

tive auf den .eltenbrand und die tatsächlichen Konsequenzen für die Lebenswelt der Sterblichen betont (9.S. 8.466-468). Zweitens wirkt die rasante emotionale .andlung der an der Theomachie beteiligten Götter in Verbindung mit dem Umschlagen der .irkungsästhetik wie eine Überzeichnung. Zunächst werden die olympischen Götter wie in einer zweiten Titanomachie oder Typhonomachie dargestellt, sodass sich sogar die Titanen ob der Kampfauswirkungen (,•b} {—$›™*, 12.180) fürchten, dann wird den Menschen ¨egliche Furcht abgesprochen (&éY ”*\$Ðå&Z™Z å•.›* œ•&", 12.184), daraufhin erscheinen die Götter als Berggipfel schleudernde Riesenfiguren (12.185b-189a). Sobald Zeus ¨edoch seine Blitze schleudert, ängstigen sich die Götter (èå¢ •$•*" {,囙› œ›P,, 12.200), was sich sogar physisch äu•ert ({—$›,› bþP, 12.201), und fürchtet sich Themis um ihr .ohl (å›$Zœœ›h™™, 12.202), woraufhin die Theomachie mit dem erneuten Verweis auf die Furcht der Götter abgeschlossen wird (—$&,•&*—›", 12.214). Angesichts dieses raschen Perspektivenwechsels in der Darstellung von Furcht wird au•erdem Zeus als wesentlich bedrohlichere Figur gezeichnet als alle olympischen Götter zusammen (12.196201): .Y›—& œ} Úé.Ò,å&Z& 1h&* ,•bf ™›* œ} z—h*(›* o•$ 劙* àå›$\› ü&.&Ò,›*&"f ..&\› œ} ..Z d$&*—¦ þ,À" ™—›$&åj™Z ,•b} {Y—þå&*f zY œ­ Y›$þ*&¦ —$••›" z(›ü•&*—& å&—¦ ü\Ô*f Yh›—& œ} ”ª$ ™å›—&*. Œ\*–—&Z™Z œ} èå¢ •$•*" {,囙› œ›P,f å–*—Ú* œ} {—$›,› bþP Y¦ ”\*–—Ú* å›$ zÔ*—Ú*.

200

áSc. ZeusÛ gelangte zum gro•en Gipfel des >lymps. In seinem Zorn erschütterte er zusammen mit diesem den gesamten Luftraum darüber, hierhin und dorthin erdröhnten laute Donnerschläge zusammen mit Blitzschlägen, in dichter Folge ergossen sich Blitze zur Erde herab, es brannte der unermessliche Luftraum. Furcht befiel ¨äh die Sinne der Unsterblichen, die Glieder aller zitterten, obwohl sie doch unsterblich waren.

Im furchteinflö•enden Auftritt des Göttervaters lassen sich insbesondere zwei Textsignale erkenenn, die seine Intervention ebenfalls als eine neuerliche Titanomachie erscheinen lassen und intratextuell mit dem Helm des Achilleus (9.S. 5.102-109) und der Nestorrede verbunden sind (8.461-470). Zum einen betrifft dies seinen Zorn, der seine ªharakterisierung gleicherma•en in 5.103 (”™ü.ÔÚ*—Z)¾ 8.461 (ü&.Ú\›h")¾ 12.197

Posthomerische Riesenfiguren

263

(ü&.&Ò,›*&") prägt. Zum anderen wird dies deutlich im Schleudern der Blitze, was ¨eweils mit dem Verb ü›P* bezeichnet wird (z(›ü•&*—&, 5.107¾ Y—•ü›þ›, 8.462¾ z(›ü•&*—&, 12.199). Besonders eng miteinander verbunden sind die Verse 5.106f. und 12.198f., in denen ¨eweils am Versende der Ausdruck zY œ­ Y›$þ*&h steht (5.106¾ 12.198) und im En¨ambement ein prädikativ verwendetes Ad¨ektiv verwendet wird, das die dichte Folge der Blitze zum Ausdruck bringt (..^Y—&Z, 5.107¾ —$••›" 12.199), gefolgt von exakt demselben Prädikat (z(›ü•&*—&, 5.107¾ 12.199), das ¨edoch nicht in derselben metrischen Position erscheint. Dazu kommt die Blitzmotivik, die durch die in einem einzigen Vers zusammengedrängten Kampfmittel des Zeus (d$&*—¦ þ,À" ™—›$&åj™Z ,•b} {Y—þå&*f zY œ­ Y›$þ*&h, 12.198) besonders pointiert hervorgehoben wird. Aufgrund dieser engen intratextuellen Verbindung der beiden Auftritte des Zeus lässt sich sein Eingreifen in die Theomachie als Reinszenierung seiner Rolle im Rahmen der Titanomachie interpretieren, die zum Zeitpunkt der Handlung bereits Teil der mythischen Vergangenheit geworden ist und Eingang gefunden hat in künstlerische Darstellungen wie der Verzierung des Helms des Achilleus, hier ¨edoch aufs Neue aktualisiert wird.169 Durch eben ¨ene bildliche Einschreibung der Titanomachie in die intradiegetische Ebene (9.S. 5.102-109) wird, wie bereits vermerkt, die Thematik auch von der extradiegetischen Erzählerebene gelöst, auf der sie im Rahmen von Riesenvergleichen und -gleichnissen normalerweise verbleibt. Im Kontrast dazu steht die Theomachie, die einer Rezeption durch die intradiegetischen Figuren explizit enthoben wird (12.184f.) und verdeutlicht, dass auf der intradiegetischen Ebene nicht alle Figuren zu ¨edem Zeitpunkt von dieser Thematik Notiz nehmen können. Da im Rahmen der Ekphrasis der .affen des Achilleus keinerlei Reaktion auf deren Bildwerke geschildert und dementsprechend auch kein Betrachter der Titanomachie auf dem Helm abgebildet wird, ist der narrative Kontext der Nestorrede (8.461-470) insofern von besonderer Bedeutung, als damit eine explizite menschliche Reaktion auf das Blitzgewitter des Zeus und die Schilderung der Titanomachie verbunden wird. Da es sich beim Helm des Achilleus um ein achaisches Rüstungsstück handelt, erhält dieses durch Nestors spätere Mahnrede eine apotropäische Bedeutung, die seine Betrachter daran erinnern soll, über welche Allmacht Zeus als oberster Gott 169

ªarvounis (2008, 70) bezeichnet diesen Auftritt des Zeus als Klimax hinsichtlich des Einsatzes von Blitzen in den Posthomerica.

264

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

verfügt und dass er leicht zum Feind aller menschlichen Konfliktparteien werden kann. Die intradiegetische Reaktion Nestors auf die Vorzeichen des Zeus (œ›hœ&ZY, 8.470) suggeriert somit auf den ersten Blick eine 3sthetik des Schreckens, die durch den ehrfurchtsvollen Rückzug der Achaier bestätigt wird (—$&,•&*—›", 8.479). Diese Reaktion steht allerdings in einem gewissen Kontrast zur Reaktion der Achaier unmittelbar vor der Nestorrede, die primär durch Staunen angesichts des Naturspektakels gekennzeichnet ist (\–,d›&*, 8.451). Die doppelte Reaktion lässt sich dahingehend deuten, dass die Achaier das Geschehen entweder erst infolge von Nestors Erklärungen richtig begreifen oder erst durch seine Ausführungen in Schrecken versetzt werden. Auf die zweite Variante deutet der tendenziöse Begriff —›$–›™™Z (8.458) in der Nestorrede hin, mit dem der Greis die Blitze bezeichnet und der grundsätzlich eher für Schreckenszeichen als für neutrale Vorzeichen verwendet wird.170 Angesichts dieser ambivalenten .irkung der Nestorrede, der Intensität in der Gegenüberstellung von Blitzgewitter und Titanomachie sowie der kontrastreichen Darstellung des Zeus, der im Rahmen der Titanomachie nebenbei die .elt zerstört, wird die Bedrohlichkeit des Göttervaters ins Unermessliche gesteigert und die Frage aufgeworfen, ob eigentlich Zeus oder die Titanen das grö•ere Übel für die .elt darstellen. Da Nestor in der epischen Tradition seit den homerischen Gedichten als Berater und Erzähler früherer Zeiten schlechthin fungiert, ist er geradezu dafür prädestiniert, die Deutung von ZeusÝ Schreckenszeichen vorzunehmen. Zwar erhält Nestor in den Posthomerica wesentlich weniger Raum für Erzählungen als in der Ilias,171 doch stellt seine Rede zur Titanomachie seinen umfangreichsten Exkurs in den Posthomerica dar.172 In der Ilias erzählt er stets nur aus seiner eigenen Vergangenheit (Hom. Il. 1.259-274¾ 7.132-160¾ 11.670-762¾ 23.629-643a),173 wohingegen er in der Odyssee eine Rückschau auf die Mühen der Achaier vor Troia und die Probleme der Heimfahrt hält (Hom. Od. 3.103-198), die sowohl den intradiegetischen als auch den extradiegetischen Rezipienten die Möglichkeit zur Bewahrung und Aktualisierung von Ereignissen der ¨üngeren Vergangenheit gibt. Im Kontrast zu diesen früheren Funktionen übernimmt er in den Posthomerica die Rolle eines Mythenerzählers, als welcher er über 170 171 172 173

Vgl. Bloch (1997). Vgl. Elderkin (1906, 43). Vgl. Mansur (1940, 27f.). Vgl. Fields (2014, 102).

Posthomerische Riesenfiguren

265

das erinnernde Bewahren und .iedergeben von Ereignissen der ¨üngeren Vergangenheit hinausgeht und stattdessen auch auf eine weiter zurückliegende mythische Vorzeit ausgreift, was ihn eher in die Nähe von intradiegetischen Erzählern wie Demodokos in der Odyssee rückt. In dieser posthomerischen Funktion erhält Nestor eine grö•ere Autorität als sekundärer Erzähler, der dazu befähigt ist, mythisches Geschehen wiederzugeben und aus seiner eigenen Perspektive passend zur ¨eweiligen Situation zu aktualisieren. Dadurch, dass die von ihm beschriebene Titanomachie die Ekphrasis des Helms des Achilleus ausdeutet, bei der es sich zunächst lediglich um eine starre Fixierung der mythischen Vergangenheit handelt, stellt er das Potenzial zur ständigen Neuinterpretation dieser künstlerischen Repräsentation unter Beweis. Au•erdem leistet Nestor mit seiner Rede zwei wichtige Ergänzungen zur poetologischen Reflexion über die Thematik der Titanomachie in den Posthomerica. Erstens wird die Präsenz von Riesenfiguren durch seine intradiegetischen Erläuterungen von der extradiegetischen Ebene des Erzählers, aus dessen Sicht alle Riesenvergleiche und -gleichnisse vorgenommen werden, auf die intradiegetische Figurenebene transferiert und dadurch auch für andere Figuren der Posthomerica rezipierbar gemacht. .ie die Ekphrasis auf dem Helm des Achilleus, allerdings in noch stärkerem Ma•e, sorgt diese Rede dafür, dass auf der intradiegetischen Erzählebene Riesenfiguren und speziell die Titanen viel stärker im Bewusstsein der Figuren vor Troia präsent sind als üblich, da sie auch in der literarischen .elt der Posthomerica grö•tenteils geopoetisch an unzugänglichen atopischen >rten oder zeitlich distanziert in einer mythischen Vergangenheit angesiedelt werden. Dies sorgt auch für eine Verstärkung der .irkung von Riesenvergleichen und gleichnissen, da die Trennung von Riesendarstellungen auf der intradiegetischen und extradiegetischen Ebene durch Figuren wie Nestor aufgehoben wird und dadurch Helden und Riesenfiguren noch enger zusammengerückt werden. Zweitens leistet die Rede eine inhaltliche Ergänzung der Ekphrasis des Helms des Achilleus. .ährend in 9.S. 5.102-109 lediglich die Niederlage der Titanen geschildert wird, werden in 8.461-470 die verheerenden Konsequenzen des kosmischen Kampfes für die Menschheit ausgestaltet. .erden die beiden Passagen im Vergleich nebeneinandergestellt, scheint Nestor dementsprechend die Ekphrasis auf dem Helm zu erweitern und fortzuführen. Diese kennt er höchstwahrscheinlich aus dem Kontext des Redestreits zwischen Aias T. und >dysseus, da Thetis die .affen

266

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

für alle Achaier sichtbar präsentiert (5.2f.). Diese mythische Erweiterung legt nahe, dass Nestor über mehr .issen verfügt als die bildlichen Darstellungen des Helms vermitteln, wodurch er als sekundärer Erzähler zusätzliche Autorität gewinnt. Vor dem Hintergrund, dass die .affen des Achilleus durch den Gott Hephaistos hergestellt und mit Bildwerken versehen wurden (5.3-5), erscheint Nestors .issensvorsprung selbst gegenüber einem Gott noch erstaunlicher, zumal sich göttlich erzeugte Bildwerke gerade dadurch auszeichnen, dass sie mehr Details und Lebendigkeit aufweisen, als bei einer künstlerischen Darstellung möglich sind. In einem weiteren Interpretationsschritt erfüllt Nestor deswegen auch eine Funktion als modellhafter Deuter dieser Ekphrasis und Stellvertreter für den Rezipienten der Posthomerica. In dieser Funktion liefert er dem extradiegetischen Rezipienten aufgrund der intratextuellen Bezugnahme auf die Ekphrasis des Helms des Achilleus Hinweise darauf, wie dieser mit der darauf abgebildeten Titanenthematik bei der Lektüre zu verfahren hat. Diese rückwirkende Ausdeutung einer Ekphrasis durch eine intradiegetische Figur ist in den Posthomerica nicht singulär, sondern wurde bereits in Kapitel 4.2 anhand der Rede der Nymphe Komothoe (9.S. 5.342344) unter Beweis gestellt, in der sie auf die Darstellung des Prometheusmythos auf dem Schild des Eurypylos zurück- (6.268b-272) und auf die Ekphrasis auf dem Köcher des Philoktet (10.199-202) vorausweist. In ähnlicher .eise sorgt Nestor in 8.461-470 zugleich für eine Rezipierbarkeit der Riesenthematik auf der intradiegetischen Figurenebene und für eine poetologische Reflexion für den extradiegetischen Rezipienten. Zentrale Bedeutung für eine solche poetologische Lesart der posthomerischen Ekphraseis besitzt die Ekphrasis des Schilds des Achilleus in 9.S. 5.6-101. Zusammen mit den nachfolgend beschriebenen Rüstungsteilen in 5.102-120 stellt sie nicht nur die längste Ekphrasis der Posthomerica dar ¬ dicht gefolgt von der Ekphrasis des Schilds des Eurypylos als direktes Gegenstück (6.198-293) ¬, sondern bildet aufgrund der intensiven intertextuellen Auseinandersetzung mit der poetologisch aufgeladenen Schildbeschreibung in Hom. Il. 18.481-608 einen essenziellen Reflexionsraum für poetologische Überlegungen zur .erkgestaltung der Posthomerica und ihre Umgestaltung der literarischen Tradition. >dysseus, der sich im Rahmen des Streits um die .affen des Achilleus auf die Ekphrasis des Schilds bezieht (9.S. 5.121-332), wird seinerseits als intradiegetische Figur zum poetologischen Deuter der wichtigsten posthomerischen Ekphrasis und nimmt im Nachhinein und in impliziter .eise eine

Posthomerische Riesenfiguren

267

poetologische Kommentierung der Bildwerke vor. Dadurch werden auch Kymothoe und Nestor als Figuren bestätigt, deren Ausdeutung auch eine poetologische Ebene enthält, sodass die entsprechenden Ekphraseis und ihre Deuter stellvertretend für die Posthomerica und den extradiegetischen Rezipienten stehen und die intradiegetische Lektüre der Ekphraseis somit im Sinne einer mise en abyme die Rezeption der Posthomerica durch den Rezipienten spiegelt.174 Vor dem Hintergrund des poetologischen Potenzials der posthomerischen Ekphraseis lässt sich auch für die Ekphrasis des Helms des Achilleus und die Nestorrede zur Titanomachie der Schluss ziehen, dass über dieses poetologisch aufgeladene Gestaltungsmittel der Blick des Rezipienten auf die Bedeutung dieser Thematik im .erkzusammenhang und für die Figurencharakterisierung im Speziellen gelenkt wird. Da diese poetologischen Reflexionen zur Riesenthematik durch Nestor im zweiten Drittel der Posthomerica erfolgen und Bezug nehmen auf die Ekphrasis des Helms des Achilleus im ersten Drittel, werden wie in den anderen Ekphraseis die Grenzen einzelner Bücher und .erkteile überbrückt. Die Präsenz von Riesenfiguren wird dadurch auch in den Büchern gestärkt, die keine Riesenvergleiche und -gleichnisse aufweisen und in denen Helden einer ¨üngeren Generation wie Neoptolemos und Eurypylos agieren, die weitestgehend frei sind von den hybriden ªharakterisierungen ihrer Vorgänger. Nestor als Deuter und modellhafter Rezipient der Posthomerica gibt über diese Buchgrenzen übergreifenden intratextuellen 9uerverweise einen poetologischen Hinweis darauf, dass der Rezipient der Posthomerica eine zweite Lektüre des Epos vornehmen muss, um durch eine sorgfältige Zusammenführung aller Erwähnungen von Riesenfiguren ein Gesamtbild der Riesenthematik im .erkganzen zu erhalten. Dem Titanenvergleich in 9.S. 1.713-715, von dem dieses Kapitel seinen Ausgang nahm, kommt angesichts dieser Untersuchungsergebnisse zur Thematik kosmischer Kämpfe in den Posthomerica im Rückblick eine programmatische Funktion zu, da in ihm trotz seiner Kürze bereits die für die Riesenthematik zentralen Elemente der Blitzmotivik und Feindschaft zwischen Zeus und riesenhaften Gegnern enthalten sind. Durch die frühe Stellung im Epos erhält der Titanenvergleich somit eine

174

Vgl. Maciver (2012a, 55), der eine ausführliche Gesamtdeutung dieser Ekphrasis vornimmt (39-86). Vgl. auch Maciver (2017, 129).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Schlüsselstellung, die den Blick des Rezipienten für intra- und intertextuelle Verknüpfungen sowie die leitmotivische Funktion kosmischer Kämpfe in den Posthomerica schärft. 4.4

Riesenhafte Kriegsgegner und kosmische Duelle

Nachdem in Kapitel 4.3 die Thematik kosmischer Kämpfe insbesondere im Rahmen der Ekphraseis und des .erkverlaufs der Posthomerica insgesamt im Zentrum stand, ist nun die Bedeutung dieser Thematik für die ªharakterisierung einzelner Heldenfiguren zu untersuchen, deren Potenzial anhand des Helms des Achilleus bereits herausgearbeitet wurde. In diesem Zusammenhang ist von besonderem Interesse auch das Zusammenspiel der Riesenvergleiche und -gleichnisse mit anderen Vergleichsbildern zur Unterstützung respektive Kontrastierung von .irkungen. Zu den Figuren, die einen Vergleich oder ein Gleichnis erhalten, gehören neben Aineias und Achilleus primär Penthesileia, die als Tochter des Ares und Unterstützerin der Troianer wesentlich für den Handlungsverlauf von 9.S. 1 auf der menschlichen wie göttlichen Erzählebene verantwortlich zeichnet. Damit hängt unmittelbar die exklusive Perspektivierung der Erzählung auf die Situation der Troianer zu Beginn des Epos zusammen, wobei sie als erste gro•e Gegnerin des Achilleus in den Posthomerica fungiert und die erste Aristie des achaischen Helden in der zweiten Hälfte von 9.S. 1 ermöglicht. In dieser engen Verbindung mit der Achilleusfigur, die beinahe als eine Art Diptychon angelegt ist, gewinnt die eigene ªharakterisierung Penthesileias als bedrohliche Gegnerin eine antagonistische Funktion, die auch in den ihr gewidmeten sieben Vergleichen und 20 Gleichnissen deutlich zum Ausdruck kommt.175 Au•erdem wird sie insgesamt sechsmal mit Göttinnen gleichgesetzt176 sowie in einem Vergleich und sechs Gleichnissen mit Gestirnen oder .ettererscheinungen verglichen, wozu ein Selene- (9.S. 1.37-41) und ein Eosgleichnis gehören (1.48-53), die beide zu den drei Riesengleichnissen zählen, die Penthesileia gewidmet sind.177 Verglichen mit dem geringen literarischen Raum, 175 176

177

Bär (2009, 472 ad 179-180). Vgl. die Vergleiche in 9.S. 1.56¾ 1.190¾ 1.363-366a¾ 1.673f. sowie die Gleichnisse in 9.S. 1.179-181¾ 1.663-668. Vgl. zu diesem Leitmotiv auch Frantantuono (2016, 231). Vgl. den Vergleich in 9.S. 1.658 und die Gleichnisse in 9.S. 1.37-41¾ 1.48-

Posthomerische Riesenfiguren

269

den sie im .erkverlauf erhält, und in Relation zu den anderen Heldenfiguren wird sie au•ergewöhnlich intensiv mithilfe dieses literarischen Gestaltungsmittels charakterisiert.178 Dass es sich beim Selene- (9.S. 1.37-41) und Eosgleichnis (1.48-53) auch um Riesengleichnisse handelt und nicht nur um blo•e Gleichsetzungen mit riesengro•en Naturerscheinungen, wird durch Hinweise auf die anthropomorphe Göttergestalt der beiden Titaninnen verdeutlicht. Im Selenegleichnis wird dieser Umstand durch das Beiwort œP (1.37), im Eosgleichnis durch die Beschreibung von EosÝ Freude an ihrem Gespann (”b..&,•*^ •$•*" 6åå&Z", 1.49) zum Ausdruck gebracht. Zum einen stellen diese beiden Gleichnisse nach dem ersten, Achilleus gewidmeten Löwengleichnis (1.5-8) das zweite und dritte Gleichnis der Posthomerica überhaupt dar, zum anderen wird mit ihnen bereits zu Beginn des Epos die Riesenthematik eingeführt. Beide Aspekte dienen dazu, den spannungsvollen Antagonismus zwischen Penthesileia und Achilleus von Anfang an aufzubauen, denn einerseits werden den beiden Heldenfiguren die drei ersten Gleichnisse gewidmet, wodurch der Rezipient bereits eine erste Verbindung zwischen beiden Figuren herstellen kann. Allerdings weisen die für Penthesileia verwendeten Riesenfiguren einen entscheidenden Unterschied zu den meisten anderen Riesenvergleichen und -gleichnissen der Posthomerica auf. .ährend nämlich Achilleus und Aias T. im Rahmen ihres ersten Einzugs in die Schlacht mit den Aloaden (1.515-522) und Ares mit den besiegten Titanen (1.713-715) verglichen werden und damit höchst hybride und ambivalente Vergleichsfiguren erhalten, wird Penthesileia mit Riesenfiguren assoziiert, die aufgrund ihrer Funktion als Gestirne in konstruktiver .eise in die olympische .eltordnung eingefügt sind. Dass damit eine positive und überhöhende ªharakterisierung verbunden ist, wird gestützt durch die topographische Angabe Úé.Ò,å&Z& (1.48), die den Ausgangspunkt von EosÝ Abstieg (Y—•$ü›—Z, 1.48) auf ihrem Gespann bezeichnet und sie mit dem Sitz der olympischen Götter in Verbindung bringt, sodass sie als Vertreterin dieser .eltordnung charakterisiert wird.

178

53¾ 1.63-72¾ 1.76-83¾ 1.147-150¾ 1.152-156. Zur Verbindung der Vergleiche und Gleichnisse zu Penthesileia untereinander vgl. Maciver (2012a, 134). Zu einer möglichen intertextuellen Verknüpfung des Eosgleichnisses mit Verg. Aen. 11.1 vgl. Frantantuono (2016, 215). Vgl. zur ªharakterisierung Penthesileias Schubert (1996)¾ Maciver (2012a, 125-153).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Diese positive Repräsentation wird im narrativen Kontext entsprechend der dominanten Perspektivierung gestützt durch die intradiegetischen Reaktionen der Troianer, die die Ankunft Penthesileias mit Staunen (,•bÝ z\–,d›&*, 9.S. 1.54) und Freude (”,•›b–*þ*—&, 1.62¾ üh$&þ™Zl*H, 1.69¾ bj\›&*, 1.72) beobachten,179 was zusätzlich mit einem Gleichnis illustriert wird, in dem Penthesileia mit Iris als personifiziertem Regenbogen gleichgesetzt wird (1.63-72). Anhand dieser kurz aufeinanderfolgenden Reihe von drei Gleichnissen mit göttlichen Vergleichsfiguren wird die Amazone Penthesileia von Anfang an als Liebling der Götter charakterisiert und gegenüber anderen Heldenfiguren in einzigartiger .eise hervorgehoben, wie der weitere Handlungsverlauf der Posthomerica bestätigt.180 Dieser Tendenz in der Figurencharakterisierung folgt auch das allererste Riesengleichnis der Posthomerica, in dem Penthesileia im Rahmen ihres Einzugs in die erste Schlacht mit Athene verglichen wird, die gegen Giganten kämpft (9.S. 1.179-181):181 J œ} &6^ ¤$Z—Ú*h", ø—} [.þ\›* *— DZb–*—Ú*, ] s$Z" zb$›YҜ&Z,&" ”*¯ ™—$—¢* ”h™™&þ™, —&h^ z*¦ ¤$Л™™Z \&ª å•.› כ*\›™h.›Z.

180

Sie aber war wie Tritonis, als diese den Giganten entgegentrat, oder wie Eris, die Schlachtgetümmel erregt, wenn sie durch ein Heer stürmt. Derart schritt Penthesileia schnell unter den Troern einher.

Das kurze Gleichnisbild der Gigantomachie mit Athene als Protagonistin hebt dieses Riesengleichnis von den meisten anderen insofern ab, als die betroffene Heldenfigur mit einer Gottheit identifiziert wird, die Riesen bekämpft, wodurch die antagonistische ªharakterisierung der Penthesileia im Gegensatz zu ihrem Kontrahenten Achilleus als aktualisierter Aloade gestärkt wird.182 Gestützt wird eine solche Verbindung beider Figuren dadurch, dass zum einen in beiden Fällen der Moment des Eintritts in den Kampf illustriert wird und dass zum anderen Athene nur an drei

179 180 181 182

Vgl. Langella (2016, 562). Vgl. Ferrari (1963, 39). Frantantuono (2016, 218) sieht hierin eine intertextuelle Referenz zu Verg. Aen. 2.226 und eine Verbindung Penthesileias mit der ªamillafigur. Vgl. Frantantuono (2016, 225)¾ Schei¨nen (2018, 61).

Posthomerische Riesenfiguren

271

Stellen im Handlungsverlauf als Vergleichsfigur Verwendung findet, wozu auch das in Kapitel 4.1 besprochene Gleichnis gehört, das Apollon und Achilleus mit Athene und Ares vergleicht (9.S. 3.419-421).183 Insgesamt tritt Athene in den Posthomerica 24 Mal in Erscheinung und gehört damit zu den aktivsten Gottheiten des Epos. Zu den Auftritten zählt auch die Unterstützung des Achilleus und des Aias T. bei ihrem Einzug in die erste Schlacht (1.512-514), wodurch das Beziehungsgeflecht zwischen den Figuren weiter gestützt und das Athenegleichnis in 1.179-181 in gewisser .eise von dem Aloadengleichnis in 1.515-522 gespiegelt wird, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen hinsichtlich einer kosmischen Überhöhung. Da die olympischen Götter in den Posthomerica gegenüber anderen Gottheiten, insbesondere Personifikationen abstrakter Kriegsphänomene oder Schicksalsmächte, zurücktreten, erhält die Inszenierung Athenes als Gigantentöterin umso grö•ere Bedeutung.184 In dem Athenegleichnis in 9.S. 1.179-181 ¨edoch werden diese beiden Götterparteien vereint und stehen gleichberechtigt nebeneinander, handelt es sich doch dabei um ein durch die Partikel [ verdeutlichtes Doppelgleichnis, das direkt im Anschluss an den Vergleich von Penthesileia mit Athene in Eris als personifiziertem Streit eine alternative Vergleichsfigur anbietet, die gegenüber der olympischen Athenefigur als ambivalente Personifikation des Kriegsgetümmels eine zusätzliche Nuance zur ªharakterisierung der Penthesileia beisteuert. Dies wird insbesondere durch das Attribut zb$›YҜ&Z,&" (1.180) nahegelegt, doch lässt sich aufgrund der Nähe zu Athene und des kurzen Umfangs des Gleichnisses in der Nebeneinanderstellung der beiden Göttinnen statt eines Konkurrenzverhältnisses auch eine Allianz erkennen. Eine solche Gruppierung von Athene und Eris als Antreiberinnen des Schlachtgeschehens wird bereits zweimal in der Ilias vorgenommen (Hom. Il. 4.439f.¾ 20.48f.), sodass das Doppelgleichnis in 9.S. 1.179-181 als traditionelles Motiv der epischen Tradition bezeichnet werden kann. Dieser Umstand wird dadurch bestätigt, dass Eris in den Posthomerica insgesamt 17 Mal in Erscheinung tritt, wobei sie in 1.180 ihren ersten Auftritt hat, und damit im Handlungsverlauf

183 184

Vgl. au•erdem das Gleichnis in 9.S. 14.582-587, in dem Athene im Kampf gegen Enkelados dargestellt wird¾ vgl. dazu unten Kapitel 4.5. Vgl. .inkler (1875, 4)¾ Paschal (1904, 40-42)¾ .englinsky (1999)¾ (2002). Zur Rolle des Schicksals in den Posthomerica vgl. Gärtner (2007)¾ (2014).

272

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

nicht wesentlich weniger Präsenz vorzuweisen hat als Athene.185 .ie die restlichen Riesenvergleiche und -gleichnisse wirkt sich auch das Gigantengleichnis in seinem narrativen Zusammenhang auf die Erzählung und die Figurencharakterisierung aus. Die Thematik der Gigantomachie als einer der gro•en kosmischen Kämpfe gegen Riesenfiguren wird über das Doppelgleichnis in 1.179-181 erstmalig in die Posthomerica eingeführt, wodurch ihm eine programmatische Funktion im .erkzusammenhang und bezüglich der Riesenthematik zukommt.186 Das Doppelgleichnis ist unmittelbar in den ersten Auszug der Troianer in die Schlacht eingebettet und illustriert die Führerrolle der Penthesileia im Kampfgeschehen, was bereits einige Verse davor dadurch unterstrichen wird, dass die Troianer mit Schafen verglichen werden, die einem .idder folgen (9.S. 1.175-178). Im weiteren narrativen Kontext wirkt sich die Gleichsetzung der Gigantentöterin Athene mit Penthesileia allerdings auch auf die ªharakterisierung der Achaier aus, wodurch diese als Gegner der Amazone (und damit Athenes) implizit als Giganten in Szene gesetzt werden. Diese hybride ªharakterisierung der Achaier trägt auch zum Spannungsaufbau bei, der die Gegnerschaft und das Duell zwischen Penthesileia und Achilleus vorbereitet. Diese ªharakterisierung der Gegner Troias ist konsistent mit der Perspektive der Troianer zu Beginn des Epos (9.S. 1.18-204), zu Beginn des Kampfgeschehens selbst ¨edoch werden die beiden Kriegsparteien genau umgekehrt dargestellt, da in einem kurzen Gleichnis nun die Achaier mit Schafen verglichen werden, die von wilden Tieren angegriffen werden (1.207f.). Anstelle der Troianer erhalten nun die Achaier einen Vergleich mit Schafen, wohingegen die Troianer mit einer martialischeren Vergleichsfolie bedacht werden. Die Achaier werden im Gegensatz zur davor erfolgten impliziten ªharakterisierung als Giganten nun als harmloses Vieh inszeniert. Ein weiterer Vergleich in 1.222 schlie•lich beschreibt sowohl Achaier als auch Troianer als fleischfressende Tiere, wodurch die tendenziöse ªharakterisierung der Kriegsparteien relativiert und der Fokus der Gleichnisse von den verglichenen Figuren hin zur Intensität des Kampfes verschoben wird. In diesem schnellen Perspektivwechsel und der damit verbundenen wechselhaften Darstellung der Figuren lässt sich zudem die Tendenz der posthomerischen Erzähltechnik erkennen, in 185 186

Vian (1963, 19 Anm. 3) weist auf die posthomerische Präferenz für die Verwendung von Eris als Personifikation des Zwists hin. Vgl. Gärtner (2010a, 293 ad 179-80).

Posthomerische Riesenfiguren

273

Kampfszenen keine der beiden Kriegsparteien gegenüber der anderen besonders zu bevorzugen, sondern eine gewisse Ausgeglichenheit der ªharakterisierungen in den Vordergrund zu rücken.187 Davon ist allerdings die ªharakterisierung der Penthesileia nicht betroffen, die auch weiterhin als Göttin in Szene gesetzt und deren Übermacht im Schlachtgeschehen gegenüber den Achaiern in zahlreichen Vergleichen und Gleichnissen betont wird.188 In einem weiteren Vergleich wird sie nochmals mit Athene und Eris verglichen, wobei letztere als Vergleichsfigur somit exklusiv Penthesileia vorbehalten bleibt. Die Bandbreite an Göttinnen wird allerdings zusätzlich um zwei weitere Vergleichsfiguren erweitert, sodass es sich sogar um einen Vierfachvergleich handelt (9.S. 1.363-366a):189 Úé b¯$ —j*œ› bþ*PY– b} !h&,Z ›E™&$–™\Z à—Ú" \$™.•^* —› Y¦ ”b.¯ —›Òü›} {ü&þ™*, ”..} $} Œ\^*h^* ] Y$—›$Ô\þ,&* y*þ™ ] s$Z* ol­H Y.þ—ª* æ^—Úhœf

365

Denn in ihr, die so mutig ist und glänzende .affen trägt, meine ich nicht eine Frau zu sehen, sondern Athene oder die mächtige Enyo oder Eris oder die berühmte Tochter der Leto.

In diesem Vierfachvergleich wird neben Athene und Eris auch Enyo als eine weitere Personifikation des Krieges sowie Artemis als ihrerseits krie-

187

188

189

In diesem Punkt stehen die Posthomerica in der Tradition von Homers Ilias, in der trotz einer leichten Favorisierung der Achaier ebenfalls eine ausgeglichene Darstellung der Kriegsparteien erkennbar ist¾ vgl. Stoevesandt (2004)¾ qahn (2009, 87¾ 93-96). Vgl. die Gleichnisse in 9.S. 1.209f. (Penthesileia als Feuer gegen die Achaier als Buschwerk)¾ 1.315-318 (Penthesileia als Löwin gegen die Achaier als Beutetiere)¾ 1.320-324 (Penthesileia als wogende See gegen die Achaier als beschleunigte Schiffe)¾ 1.354-356 (Penthesileia als Seesturm)¾ 1.395-402 (Penthesileia als Kalb gegen die Achaier als tauiges Gras)¾ 1.479-481 (Penthesileia als Panther gegen die Achaier als sterbende Ziegen)¾ 1.488-493 (Penthesileia als Sturmwind gegen die Danaer als entwurzelte Bäume). Vgl. auch Frantantuono (2016, 221-225). Vgl. Bär (2009, 470f. ad 179-180)¾ Frantantuono (2016, 222), der die übermä•ige Häufung von Vergleichsfiguren betont.

274

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

gerische Göttin. Auch durch diese Kombination von Göttinnen wird Penthesileia in besonderer .eise erhöht, denn Enyo erscheint nur hier als Vergleichsfigur, Artemis immerhin noch in zwei weiteren Gleichnissen (9.S. 1.633-638¾ 1.663-668), die ebenfalls Penthesileia gewidmet sind. Diese exklusive Beschränkung der göttlichen und zugleich kriegerischen Vergleichsfiguren auf die Amazone Penthesileia lässt sich damit erklären, dass sie die einzige Frauenfigur ist, die auf dem Schlachtfeld agiert, doch lässt sich darin auch eine Beschränkung der verwendeten Göttinnen auf den Kriegskontext erkennen. Im Handlungsverlauf der Posthomerica erscheinen nämlich etwa mit den anderen Amazonen in 9.S. 1, >inone in 9.S. 10 oder Kassandra in 9.S. 12 durchaus andere menschliche Frauenfiguren, die als Nebenfiguren eine zentrale Rolle im Handlungsverlauf spielen und auch mit diesen Göttinnen hätten verglichen werden können. Durch diese Engführung der Gleichsetzung mit Göttinnen wird die herausragende Stellung der Penthesileia besonders betont, die auch in einer Episode thematisiert wird, in der die Troianerinnen aufgrund der Kampfkraft der Amazone beinahe selbst in den Krieg ziehen (1.403-476).190 Diese au•ergewöhnliche Passage der Posthomerica wie auch der Vierfachvergleich in 1.363-366a zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass die Rolle der Penthesileia aus einer intradiegetischen Perspektive behandelt wird. So wird der Vergleich mit vier Göttinnen explizit durch eine intradiegetische Figur vorgenommen und unterstützt die .irkung der Erscheinung der Penthesileia aus der Perspektivierung der intradiegetischen Rezipienten, die zugleich als Stellvertreter der extradiegetischen Leser fungieren. Durch den narrativen Kontext der Rede des unbenannten Troianers, in dem der Hoffnung (zå} z.åÚ$j™Z*, 1.357) und Freude (z*¦ •$›™¦ å–büþ b›b^\Ð", 1.373) der Troianer paradigmatisch Ausdruck verliehen wird, wird die ªharakterisierung der Athene als Kriegstreiberin eindeutig als positive Darstellung erkennbar, obwohl personifizierte Kriegsphänomene wie Eris oder Enyo aufgrund ihrer Funktion auch als äu•erst ambivalente Figuren in Erscheinung treten. Gegenüber der ambivalenten ªharakterisierung des Achilleus und Aias durch die Gleichniskette in 1.512528 auf der extradiegetischen und intradiegetischen Erzählebene sowie in expliziter und impliziter .eise erzeugt die Darstellung der Penthesileia als deren Gegnerin eine eindeutig positive .irkung. 190

Vgl. Sodano (1951, 63f.)¾ Kakridis (1964, 9-11)¾ ªalero Secall (1992, 166f.)¾ Dillon (1995)¾ Frantantuono (2016, 223f.).

Posthomerische Riesenfiguren

275

Trotz dieser überhöhenden Darstellung der Penthesileia auf der einen und der kontrastreichen Inszenierung des Achilleus und Aias T. auf der anderen Seite erlischt allerdings das antagonistische Potenzial des über die Gleichnisse vorbereiteten Zweikampfs, der durch die eingesetzten Gleichnisbilder zunächst auf eine kosmische Stufe gehoben wird, äu•erst schnell und ohne eine nachhaltige .irkung zu erzielen.191 Nicht nur kann eine ernsthafte Erwartungshaltung, dass Penthesileia als Gigantentöterin die beiden Aiakiden tötet, aufgrund des eindeutigen Ausgangs des Mythos gar nicht erst aufkommen, sondern der Rezipient erhält bereits früh im Verlauf der Einführung der Amazone in hoher Dichte und expliziter .eise Hinweise durch den extradiegetischen Erzähler, dass sie keinen Erfolg mit ihren militärischen Taten haben wird. Auch die hohe Anzahl an Vergleichen und Gleichnissen, die ihren Zweikampf und Tod illustrieren und die Penthesileia eindeutig als unterlegene Duellantin auszeichnen, verstärkt diese Kontrastwirkung.192 Dies wiegt umso schwerer, als der erste Teil der Erzählung in 9.S. 1 gänzlich aus der troianischen Perspektive berichtet wird. So wird sie vom extradiegetischen Erzähler in ihrer Hoffnung auf einen Sieg über Achilleus bereits nach ihrer Ankunft als *^åh^ (1.96) bezeichnet und auch die intradiegetische Reaktion des anonymen Troianers, der Penthesileia mit Göttinnen vergleicht, wird mit dem Ad¨ektiv ,ûhœZ&" als eitle Hoffnung markiert (,ûZœhm™Z* zå} z.åÚ$j™Z*, 1.357).193 Im direkten Vergleich der beiden Parteien dieses pseudokosmischen Duells scheinen dementsprechend die Riesenfiguren gegenüber den Götterfiguren die >berhand zu behalten und im konkreten Handlungsgeschehen ein grö•eres Bedrohungspotenzial zu realisieren. Einerseits wird damit eine Interpretation der mit Riesen verglichenen Heldenfiguren als Bedrohung für die olympische >rdnung gestärkt und ihre Beseitigung aus dem Epos zusätzlich motiviert. Andererseits wirkt die

191 192

193

Vgl. Maciver (2012a, 140f.). Vgl. dazu auch Bär (2009, 472 ad 179-180). Vgl. den Vergleich in 9.S. 1.572 (Penthesileia als Taube gegen Achilleus als Falken) sowie die Gleichnisse in 1.540-546 (Penthesileia als Panther gegen Achilleus und Aias T. als qäger)¾ 1.586f. (Penthesileia als Rehkitz gegen Achilleus als Löwen)¾ 1.613-621 (Penthesileia und ihr Pferd als Grillfleisch oder durchbohrter Hirsch)¾ 1.625-629 (Penthesileia als vom Nordwind entwurzelte Tanne). Vgl. dazu auch Frantantuono (2016, 226f.)¾ Schei¨nen (2017, 9-11). Vgl. dazu auch Schei¨nen (2017, 11 mit Anm. 24).

276

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

nachdrückliche ªharakterisierung der Penthesileia als einer Repräsentantin mehrerer Göttinnen wie eine Überzeichnung. Diese Diskrepanz zwischen der Figurencharakterisierung in Vergleichen und Gleichnissen und der Darstellung von Figuren auf der Handlungsebene lässt sich zwar mit der grundsätzlichen Unschärfe dieses poetischen Gestaltungsmittels erklären, das nicht in allen Punkten mit dem verglichenen Gegenstand der Erzählung übereinstimmen muss, sondern sich als poetisches Bild auch verselbstständigen und eigene .irkungen entfalten kann. qedoch deutet die enge Verbindung von Vergleichen und Gleichen mit der intradiegetischen Figurenebene sowie deren sorgfältige Rückbindung an den narrativen Kontext eher darauf hin, dass diese kontrastreiche .irkung im Zentrum der Riesenvergleiche und -gleichnisse und der mit ihnen verbundenen Heldenfiguren steht und gerade den Gegensatz von Göttern und Riesen besonders in den Fokus rückt. Angesichts dieser engen Verbindung von Vergleichsbildern und Handlung deutet sich somit auch eine klare Übertragung der Feindschaft von Riesenfiguren mit den olympischen Göttern in Vergleichen und Gleichnissen auf die intradiegetische Figurenebene an. Zu dieser antagonistischen Gegenüberstellung mit Achilleus tragen wesentlich zwei Vergleichsbilder bei, von denen das erste in der Gleichsetzung von Penthesileia mit einem unter Vieh wütenden Löwen besteht, wodurch ihre Übermacht gegenüber den Achaiern verdeutlicht wird (9.S. 1.315-318): ”..} Ä" —h" —› dԛ™™Z Y—} &â$› ,Y$¯ .•Z* z*\Ô$m ”h(™ d\þ™Y&å•.&þ œZ¯ dj™™^" 6,—&" D,›h$&þ™, —Ô &D ,–. \þ,¢* Eh*›Zf Ì" —k,&" 7*&P™Z* Œ$^Z¯" {*\&$› Y&Ò$^.

315

.ie aber eine bestimmte Löwin in den weiten Gebirgszügen über Rinder herfällt, wenn sie durch eine Talsenke mit hohen Kliffen stürzt in ihrer Gier nach Blut, dieses aber erwärmt ihr sehr das Gemüt: So fiel damals die Tochter des Ares über die Danaer her.

Sowohl zu dem programmatischen ersten Löwengleichnis der Posthomerica in 9.S. 1.5-8, das die scheinbar unbesiegbare Übermacht des Achilleus nach der Tötung Hektors illustriert, als auch zum Löwengleichnis in 1.523-528, das den Einzug von Achilleus und Aias T. in die Schlacht un-

Posthomerische Riesenfiguren

277

termalt, stellt das Penthesileia gewidmete Löwengleichnis deutliche intratextuelle Bezüge her. Dazu gehören das Tier des Vergleichs (.•&*—&", 1.5¾ .•Z*, 1.315¾ .•&*—›, 1.524), das in Penthesileias Fall passend zu einer Löwin umgeformt wird, sowie die Beutetiere (dԛ", 1.5¾ dԛ™™Z, 1.315 d&&œ,^—k$›, 1.524) und das daraus gewonnene Blut (6,—&", 1.317¾ 4,, 1.526). Penthesileia reiht sich in ihrem Kampfverhalten somit in diese Gleichnisreihe ein, wodurch sie in Rückbindung an die homerische Gleichnistradition auch als traditionelle Kämpferin vor Troia inszeniert wird. Zugleich ergänzt ihr Löwengleichnis die Binnenerzählung der beiden anderen, indem nach dem Aufspüren der Beutetiere in 1.5-8 und dem Auffressen der erlegten >pfer (1.523-528) quasi als Zwischenschritt der Angriff auf die Beute selbst thematisiert wird (1.315-318).194 Freilich wird gerade durch diese Mittelposition und die Verbindung des Endpunkts der Binnenerzählung mit den achaischen Helden proleptisch angedeutet, dass Penthesileia selbst zum >pfer wird und nicht gegen die grö•ere Bedrohung bestehen kann. Auch in ihrer programmatischen Darstellung als traditionelle homerische Kämpferin unterliegt sie der innovativeren Achilleusfigur, die mit der neuen Riesenthematik verbunden wird, sich also von der homerischen Figurencharakterisierung entfernt und dadurch ein ganz neuartiges Bedrohungspotenzial erhält. Zweitens wird die Gegnerschaft zu Achilleus durch die Blitzmotivik gestärkt, die Penthesileia im Rahmen ihrer Rüstungsszene vor der ersten Schlacht der Posthomerica gewidmet ist, wodurch sie das allererste (programmatische) Blitzgleichnis des Epos für sich beanspruchen kann (9.S. 1.152-156): ¼" \ ,­* ,&$ԛ*— å›$¦ ü$&T \jY—& —›Òü^f ”™—›$&åj œ} ”—–.*—&" z›hœ›—&, —ª* ”å} ö.Ò,å&þ z" bP* å$&=^™Z 7Z¢" ,•*&" ”Y,–—&Z& œ›ZY*›" ”*\$Ðå&Z™Z ,•*&" d$þ^ü•&" ú,d$&þ o­ å&.þ$$&h`Ú* ”*•,Ú* ..^Y—&* EÚj*.

155

So legte sie die mühevoll angefertigten .affen um ihre Haut. Einem Blitz gleich erschien sie, den vom >lymp die Stärke des unermüdlichen Zeus zur Erde schleudert, wobei er den Menschen die Stärke des tief dröhnenden Regens oder den unaufhörlichen Schall laut rauschender .inde zeigt.

194

Vgl. dazu oben Kapitel 4.1.

278

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Die Gleichsetzung der Erscheinung der Penthesileia mit dem Glanz der Blitze des Zeus verstärkt die positive Darstellung und göttliche Überhöhung der Amazone. Ein weiterer Doppelvergleich in 9.S. 1.658, mit dem der Glanz von Penthesileias Helm illustriert wird, verwendet implizit dasselbe Bild und stützt diese ªharakterisierung: o›.h&þ ”Y—P™Z* ”.hbYZ&* ] 7Z¢" Ab.m ¬ 6den Strahlen der Sonne gleich oder dem Glanz des Zeus¨. Allerdings wird Zeus in dem ausführlichen Gleichnis als .ettergott und nicht als Riesentöter dargestellt wie etwa auf dem Helm des Achilleus (5.102-109), in einem späteren Enkeladosgleichnis (5.639b-643) oder in der Nestorrede (8.452-477), wodurch ein impliziter Hinweis auf die unzureichende Kampfkraft der Penthesileia gegeben wird, obwohl in dem ihr gewidmeten Blitzgleichnis die Stärke des Zeus mehrfach betont wird (,•*&", 1.154¾ 155). Über das Motiv des Blitze schleudernden Zeus wiederum ist sie mit ihrem Vater Ares verbunden, dessen .eg zur Erde ebenfalls mit einem Blitzgleichnis illustriert wird (1.676b-683a) und der vom Göttervater mit einem Blitzgewitter aufgehalten wird (1.690-693).195 Somit dient die Blitzmotivik einerseits dazu, das in 9.S. 1 stetig erweiterte Figurennetzwerk zwischen ausgewählten Akteuren zu festigen und durch die Positionierung relativ zum Beginn (1.152-156) und Ende des Buches (1.713-715) ringkompositorisch abzuschlie•en. Eine zusätzliche 9uerverbindung zwischen unterschiedlichen Riesenpassagen über Büchergrenzen und .erkteile der Posthomerica hinweg wird dadurch hergestellt, dass der Titanenvergleich in 1.713-715 intratextuell mit dem Enkeladosgleichnis in 5.639b-643 verknüpft wird, denn der Ausdruck ™—&*ԛ*—Z Y›$þ*¿ findet sich in beiden Stellen (1.714¾ 5.641) an derselben Position am Versende, wodurch er besonders markiert ist.196 Die Verbindung mit dem Enkeladosgleichnis bereitet au•erdem ein weiteres Enkeladosgleichnis am .erkende vor, in dem Athene im Kampf gegen den Giganten Enkelados dargestellt wird (14.582-589). Für die Thematik der Gigantomachie ist die Verbindung der beiden Gleichnisse, die 195 196

Vgl. ªarvounis (2008, 68). Dieselbe qunktur erscheint in 9.S. 2.381 au•erdem im Rahmen eines Felssturzgleichnisses (2.379-387), das die Flucht der Achaier vor Memnon illustriert, und in 10.482 in einem mythologischen Gleichnis (10.479-482), womit die sich selbst auf den Scheiterhaufen des Paris legende >inone mit Euadne, der Gemahlin des von Zeus getöteten Kapaneus charakterisiert wird. Zur formelhaften Verwendung dieses Ausdrucks, der insgesamt viermal in den Posthomerica auftaucht, vgl. qames O Lee (2000, 145 ad 641).

Posthomerische Riesenfiguren

279

Athene als Gigantentöterin zeigen (1.152-156¾ 14.582-589), in viererlei Hinsicht von Bedeutung. Erstens wird in 14.582-589 das sehr knappe Doppelgleichnis in 1.179-181 ausgeführt und konkret ergänzt. Zweitens wird über die Verwendung desselben Motivs eine ringkompositorische Brücke zwischen Beginn und Ende der Posthomerica hergestellt, die den Rezipienten zu einer zweiten Lektüre des Epos einlädt. Drittens wird die Vergleichsfigur der erfolgreichen Riesentöterin Athene rückblickend als Kontrastfolie zur Amazone Penthesileia lesbar, die sich im Handlungsverlauf als unzureichende Riesentöterin herausstellt. Die gehäuften Vergleiche und Gleichnisse mit Göttinnen, die ihr gewidmet sind, erzeugen somit eine zunächst irreführende ªharakterisierung dieser Figur und eine täuschende Leserlenkung. Viertens wird der .ettstreit zwischen olympischen Göttern und Riesenfiguren, der wiederholt in den Riesenvergleichen und -gleichnissen verhandelt wird, somit am Ende des .erks mit einem klaren Sieg der Götter zu einem Ende geführt, was dadurch unterstrichen wird, dass es sich bei dem Enkeladosgleichnis um das letzte Gleichnis der Posthomerica handelt.197 Penthesileias ªharakterisierung als Riesentöterin erfüllt somit nicht nur eine antagonistische Funktion gegenüber und in Verbindung mit der Achilleusfigur in 9.S. 1, sondern hat auch eine programmatische Bedeutung, da sie die kosmische Gegnerschaft von Götter- und Riesenfiguren sowohl auf der Gleichnis- als auch auf der Figurenebene vorbereitet. Über die Blitzmotivik wird die Penthesileiafigur allerdings auch intratextuell mit der Aineiasfigur verbunden, was v. a. angesichts des Umstands von besonderer Bedeutung ist, dass nur diese beiden Heldenfiguren mit Riesengleichnissen versehen werden, in denen sie die Rolle der olympischen Götter und nicht die¨enige der Riesenfiguren einnehmen. Aufgrund der enttäuschten Erwartungshaltung hinsichtlich einer kosmischen Überhöhung im Fall Penthesileias stellt sich dabei die Frage, ob die ªharakterisierung des Aineias in ähnlicher .eise für eine irreführende Leserlenkung funktionalisiert wird oder ob damit eine alternative .irkung verbunden wird. Zunächst wird die Riesenthematik über die Blitzmotivik aktualisiert und mit der Aineiasfigur verknüpft, indem seine .affen mit Blitzen verglichen werden (9.S. 11.411): —›Òü› \›™å›™hm™Z* z›ZœÔ,›* ™—›$&åj™Z* ¬ 6seine .affen ásc. glänztenÛ, in dem sie göttlichen Blitzen

197

Vgl. dazu ausführlich unten Kapitel 4.5.

280

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

glichen¨. Direkt im Anschluss wird er im Rahmen der versuchten Erstürmung der Mauern Troias durch die Achaier mit Zeus verglichen, der gegen die Giganten kämpft (11.415-421a): ã–$*—& œ} Ð" þåԗ} é—¢" ö.Ò,åZ&" &é$*Ô\›* 3››" ”™ü.ÔÚ* zœ–Z`›* èå•$dZ •0. DZb–*—Ú* ™,›$œ.•Ú*, Y¦ bP* ”å›Z$›™h^* z—h*™™› ¤^\Ò* —} ÁY›*Ô* —› Y¦ &é$*Ô*, ”,•¦ œ­ å–*—m bþP} z.›.h`›—} ~—.*—&" èå} ”Y,–—&þ 7Z¢" þ$,k"f Ì" $} èå} ;E*›h& Y—^$›hå&*—& •–.bb›" Œ$b›hÚ* ”*¯ œk$Z*f

415

420

Er kämpfte wie einst der >lympier Zeus selbst, als er vom Himmel aus voller Zorn die anma•enden Stämme der schrecklichen Giganten tötete und die unermessliche Erde erschütterte sowie Tethys und >keanos und den Himmel, ringsum aber erzitterten die Knie des Atlas unter dem Ungestüm des unermüdlichen Zeus. So also fielen unter Aineias die Schlachtreihen der Argeier im Getümmel.

.ie in dem Athenevergleich in 9.S. 1.179-181 wird Aineias mit einer Gottheit verglichen, die gegen Giganten kämpft.198 .ährend Penthesileia ¨edoch Athene als Vergleichsfigur erhält, wird Aineias mit dem Göttervater selbst verglichen, dessen Position im Pantheon und in diesem kosmischen Konflikt durch das programmatische Beiwort ö.Ò,åZ&" (9.S. 11.415) deutlich unterstrichen wird.199 Die .ahl der Götterfigur ist angesichts der unterschiedlichen Geschlechter der beiden Heldenfiguren eine naheliegende Angleichung des Vergleichsbilds, führt ¨edoch auch dazu, dass Aineias mit einer noch mächtigeren Vergleichsfigur assoziiert wird, die im Verlauf der Posthomerica mehrfach in ihrer kompromisslosen Allmacht in Szene gesetzt wird. Nur wenigen Heldenfiguren wird diese ehrende Darstellung im Handlungsverlauf der Posthomerica zuteil, wobei die entsprechenden Passagen ¨eweils besondere narrative Kontexte aufweisen. Herakles wird im Rahmen der Ekphrasis des Schilds des Eurypylos als Säugling dargestellt, dessen Kraft mit der¨enigen des Zeus verglichen wird (6.204f.), und dem bereits verstorbenen Achilleus spricht >dysseus in 7.206 dieselben Ehrungen unter den Achaiern zu wie dem 198 199

Vgl. Maciver (2012a, 141 Anm. 63). Vgl. Gärtner (2010b, 240 ad 415-9)¾ Maciver (2012a, 141 Anm. 63).

Posthomerische Riesenfiguren

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obersten Gott. Auf der Götterebene wird Athene im Rahmen ihres Seesturms mit dem kämpfenden Zeus in Beziehung gesetzt und damit positiv erhöht (14.465). Aineias wird somit im Rahmen der Posthomerica als einzige menschliche Heldenfigur zu Lebzeiten mit Zeus verglichen, wodurch er sich von den restlichen Heldenfiguren deutlich absetzt. Verstärkt wird diese positive Überhöhung durch ein weiteres Zeusgleichnis in 11.401408, in dem der kämpfende Aineias erneut mit Zeus gleichgesetzt wird, der vom Himmel herab Blitze schleudert (èå¢ d$&*—j™Z Y¦ E\.ԛ*—Z Y›$þ*¿, 11.403). Über den Standort des Zeus, der in beiden Gleichnissen mit derselben qunktur &é$*Ô\›* 3›Ò" (11.401¾ 11.415) konkretisiert wird, lässt sich im Gigantengleichnis der Einsatz des Blitzes als .affe implizit ergänzen, obwohl er im Vergleichsbild nicht explizit ausgestaltet ist. Da der Himmel auch in anderen posthomerischen Passagen den Standort des kämpfenden Zeus darstellt, insbesondere in der programmatischen Ekphrasis des Helms des Achilleus (&é$*¿ z,d›dÐ", 5.104) oder der Nestorrede (&é$*Ô\›*, 8.462), werden die beiden Zeusgleichnisse auch in einen direkten Zusammenhang mit den kosmischen Kämpfen gebracht, in denen Zeus als allmächtiger Göttervater für die olympische .eltordnung kämpft. In diesem Zusammenhang für die ªharakterisierung des Aineias von Bedeutung ist die mit Zeus verbundene 3sthetik des Schreckens, die auch im Gigantengleichnis in 9.S. 11.415-421a zum Ausdruck kommt und durch die ªharakterisierung des Zeus als zorniger Gottheit (”™ü.ÔÚ*, 11.416) nahegelegt wird. Die Auswirkungen des Kampfes gegen die Giganten werden mit topographischen Angaben verdeutlicht, die aufgrund ihrer Reichweite analeptisch an frühere kosmische Konflikte gegen Riesenfiguren wie die Titanomachie der Nestorrede erinnern (8.461-470) und proleptisch auf die spätere Theomachie der olympischen Götter vorausdeuten (12.175b-189a).200 Die Erschütterungen (z—h*™™›, 11.417) infolge der Gigantomachie erstrecken sich auf die Erde (bP* ”å›Z$›™h^*, 11.417), das .eltenmeer, das durch >keanos und Tethys repräsentiert wird, sowie den Himmel, wobei die letzten drei Namen in einem einzigen Vers zusammengestellt werden (¤^\Ò* —} ÁY›*Ô* —› Y¦ &é$*Ô*, 11.418). >bwohl keine entsprechenden Attribute diese .eltgegenden explizit als Riesenfiguren ausweisen, wird eine solche personifizierte Vorstellung indirekt durch die nachfolgende Erwähnung des Titanen Atlas 200

Vgl. ªarvounis (2008, 62f.).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

und die explizite Nennung seiner schlotternden Knie (bþP} z.›.h`›—} ~—.*—&", 11.419) nahegelegt, wobei Atlas an dieser Stelle die traditionell dargestellte Furcht der Titanen in der Unterwelt, bspw. in 12.180 (¤Z—k*›" œ} èå•*›$\› ,•b} {—$›™*), neu übernimmt.201 Gerade durch die atopische Lokalisierung der namentlich aufgeführten Riesen, mit denen indirekt die Enden der .elt markiert werden, wird der Eindruck eines grenzenloses Ausma•es der beschriebenen Gigantomachie noch verstärkt und der Kampf des Aineias zu einem kosmischen Konflikt aufgebaut, der eine dezidierte .irkungsästhetik des Schreckens verfolgt. Die vorliegende Vermischung von Giganten und Titanen in einem einzigen Gleichnis ist insofern auffällig, als der Titan Atlas und damit Angehöriger einer älteren Riesengeneration, die ebenfalls mit den olympischen Göttern im Konflikt stand, auf die Gigantomachie reagiert, die mythologisch gesehen nach der Titanomachie angesiedelt ist. Insofern dient das Gigantengleichnis in 11.415-421a auch als Reflexionsraum, in dem unterschiedliche Mythenkomplexe kosmischer Kämpfe, die normalerweise streng voneinander getrennt werden, als literarische Hybridisierung miteinander verbunden werden. Diese erzeugt gerade aufgrund der Vermischung unzugehöriger Teile neue Bedeutungsebenen und eine innovative Sichtweise auf die Thematik von Kämpfen gegen Riesen, die hier in einer diachronen Perspektive angeordnet und thematisiert werden. Dadurch, dass kosmische Kämpfe gegen Riesen an dieser Stelle nicht wie üblich als abgeschlossene Einzelereignisse einer zeitlich weit entfernten mythischen Vorzeit dargestellt und reflektiert werden, sondern als aktualisierbare mythische Vergleichsfolien, wird in poetologischer .eise ihr poetisches Potenzial sowie ihre kreative Aktualisierung in den Posthomerica verdeutlicht, die sich insbesondere auf die mit Riesenfiguren verbundenen Heldenfiguren auswirkt. Angesichts dieser komplexen Überhöhung des Aineias ist die ªharakterisierung der Gegner des Aineias von besonderer Bedeutung, denn während er selbst über das Beiwort des Zeus ö.Ò,åZ&" (9.S. 11.415) als Anführer der olympischen Götter und Bewahrer ihrer .eltordnung ausgewiesen wird, werden die Achaier im Kontrast dazu mit Giganten gleichgesetzt,202 was angesichts der dominierenden Perspektivierung der Erzählung während des intensivsten Kampfes um die Mauern in 11.388-439 aus 201 202

Vgl. zu diesem Motiv oben Kapitel 4.3. Vgl. Gärtner (2010, 293 ad 179-80).

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der Sicht der Verteidiger Troias besonders nachvollziehbar ist und die bedrohliche Lage der Troianer widerspiegelt. Darüber hinaus sind die Riesenfiguren im Gleichnis mit zwei direkten und wertenden Attributen versehen (èå•$dZ, 11.416¾ ™,›$œ.•Ú*, 11.417), die sie eindeutig als hybride Figuren ausweisen, wodurch ihre Vernichtung durch Zeus (zœ–Z`›*, 11.416) innerhalb des Gleichnisses motiviert und legitimiert wird. Der Ausdruck •0. DZb–*—Ú* verstärkt diese negative ªharakterisierung zusätzlich, indem damit intertextuell auf die sporadisch erwähnten Giganten der Odyssee angespielt wird (Hom. Od. 7.206).203 Dort werden die Giganten in eine Reihe mit den Kyklopen und Phaiaken gestellt und durch das Attribut b$Z als hybride Figuren charakterisiert. Das hybride Verhalten der homerischen Figuren wird auch in der einzigen weiteren Passage in der Odyssee aufgerufen (7.58-60), wo sie sich vornehmlich durch ihre Frevelhaftigkeit auszeichnen (èå›$\Ò,&Z™Z á¼Û ”—–™\.&*, 7.59f.).204 Für die indirekte ªharakterisierung der Achaier mithilfe des Gigantengleichnisses in 9.S. 11.415-421a leistet die Anspielung auf den homerischen Referenztext einen zweifachen Beitrag, denn zum einen wird die hybride ªharakterisierung der Giganten durch die Betonung ihrer Hybridität in einem früheren Epos verstärkt, zum anderen wird die vollständige Auslöschung der Giganten, die in der Odyssee doppelt unterstrichen wird (Ê.›™› á¼Û Ê.›—&, Hom. Od. 7.60) und ein spurloses Verschwinden der Riesen aus der literarischen .elt zur Folge hat, als Prolepse der vollständigen Niederlage der Achaier bei der Erstürmung der Mauern Troias lesbar. Des .eiteren besitzt die qunktur •0. DZb–*—Ú* auch eine poetologische Implikation, denn dadurch, dass darüber die Giganten der Odyssee intertextuell aufgerufen werden, wird im Gigantengleichnis der Posthomerica eine weitere Leerstelle der homerischen Epik gefüllt. Mit dieser negativen ªharakterisierung der Achaier geht zugleich eine Stärkung der Aineiasfigur einher, die bereits in 9.S. 10 und im Handlungsverlauf vor dem Gigantengleichnis vorbereitet und aufgebaut wird.205 .ährend sich die Achaier und Troianer in der ersten Hälfte von 9.S. 11 noch eine Feldschlacht liefern (9.S. 11.1-329), wird die zweite 203

204 205

Vgl. Mayer (1887, 4 Anm. 3). Der Ausdruck erscheint vor den Posthomerica abgesehen von Hom. Od. 11.206 nur noch in Alcid. fr. 5.59¾ Certamen 112¾ Batr. 283 und ist dementsprechend sehr deutlich als Einzeltextreferenz auf die homerische Passage erkennbar. Vgl. Ferreccio (2014, 274 ad 518). Vgl. dazu ausführlich oben Kapitel 3.2. Vgl. qahn (2009, 93).

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Buchhälfte, markiert durch den Anbruch eines neuen Tages (11.330f.), von der Belagerung Troias durch die Achaier eingenommen (11.330501), wobei sich die Troianer von der Stadtmauer herab verteidigen. Im ganzen Buch weist Aineias als letzter Verteidiger Troias eine starke Präsenz auf und insbesondere im Rahmen der Stadtverteidigung erhält er eine ausführliche Aristie (11.393-501), in deren Verlauf er geradezu im Alleingang die anstürmenden Achaier von der Stadtmauer abwehrt. Zuerst vereitelt er die Zerstörung der Tore Troias durch die Achaier, die im Schutze einer improvisierten Schildkrötenformation an die Mauern herangerückt sind (11.393-407a), wobei die Zersprengung der Formation mit zwei Felssturzgleichnissen (11.396-398¾ 11.401-405) illustriert wird. Das zweite der beiden Gleichnisse, das lückenhaft überliefert ist, setzt Aineias im Moment seines ersten Siegs über die Belagerer mit dem Blitze schleudernden Zeus gleich (ö.Ò,åZ&" &é$*Ô\›* 3›Ò", 11.401), wodurch das nachfolgende Gigantengleichnis (11.415-421a) vorbereitet wird. In der Erzählung zwischen diesen beiden Zeusgleichnissen werden au•erdem Ares als göttlicher Unterstützer erwähnt (11.407f.¾ 11.412-414) und die .affen des Aineias mit Blitzen verglichen, wodurch seine göttliche Überhöhung Stück für Stück gesteigert wird. Diese hohe Dichte an Vergleichen mit Göttern findet sich für Aineias nur an dieser Stelle, obwohl ihm im früheren Handlungsverlauf in 9.S. 11 bereits ein Vergleich und sieben Gleichnisse gewidmet sind, die ¨edoch überwiegend Vergleichsbilder aus der Tierwelt aufweisen.206 Seine Aristie wird angesichts dieser Steigerung der Gleichnisbilder hin zu den beiden Zeusgleichnissen stetig weiter nobilitiert und bildet den Höhepunkt seines Handelns in den Posthomerica. Im Kontrast zu Penthesileia, deren Gleichsetzung mit der Gigantentöterin Athene im .iderspruch zu ihrem frühen Tod durch die Hand des neuen Aloaden Achilleus steht, ist die Aristie des Aineias von Erfolg gekrönt, da er nicht nur eine Erstürmung Troias verhindert, sondern die Achaier zum Rückzug und Strategiewechsel zwingt. Allerdings erzeugt das Gigantengleichnis im narrativen Kontext auch eine alternative .irkung, die im Kontrast zur überhöhenden Inszenierung des Aineias als eines neuen Zeus steht. In 9.S. 11.354f.¾ 11.393-396¾ 11.399f.¾ 11.421b-425¾ 11.460-463¾ 11.486-489 bewirft Aineias die

206

Vgl. den Vergleich in 9.S. 11.132f. sowie die Gleichnisse in 11.146-151¾ 11.156-160¾ 11.163f.¾ 11.170-179¾ 11.207-216¾ 11.217f.¾ 11.228-234.

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Achaier wiederholt mit Steinen, um die Schildkrötenformation aufzulösen und die Feinde von der Erstürmung der Mauer abzuhalten. Durch die beiden Felssturzgleichnisse (11.396-399¾ 11.401-405) wird diese Darstellung noch zusätzlich unterstrichen. Zwar gehört das .erfen von Steinen und Felsbrocken seit der Ilias zu den etablierten Kampfmitteln vor Troia und lässt sich auch in den Posthomerica als solches wiedererkennen,207 bspw. im Zweikampf zwischen Achilleus und Memnon (2.517-524), doch legt die starke Überbetonung dieser Verteidigungsma•nahme des Aineias in Verbindung mit dem Gigantengleichnis eine Interpretation des Aineias als Titan oder Gigant nahe, deren wichtigstes Kampfmittel gemä• literarischer Tradition sowie der Kunst geworfene Felsen darstellen. Ein wichtiges Beispiel ist etwa die hesiodeische Titanomachie, die wesentlich durch Steinwürfe gekennzeichnet ist (Hes. Th. 674f.¾ 683f.) und letztlich auch dadurch entschieden wird (713-719).208 Insbesondere in literarischen wie ikonographischen Darstellungen von Gigantomachien ist das Schleudern von Felsen weit verbreitet, wie etwa Apollod. 1.34 illustriert.209 Die versuchte Versenkung des Schiffs des >dysseus durch Polyphemos (Hom. Od. 9.481-483¾ 9.537f.) sowie die Zerstörung der Flotte des >dysseus durch Steinwürfe der Laistrygonen (10.121f.) stellen weitere Beispiele dafür dar, dass Riesenfiguren aufgrund ihrer übermä•igen Stärke primär auf diese Art von .affen zurückgreifen.210 Angesichts dieser Implikationen wird Aineias indirekt auch als Riesenfigur charakterisiert, allerdings nicht wie im Fall anderer Heldenfiguren über das poetische Gestaltungsmittel von Vergleichen und Gleichnissen in einem übergeordneten literarischen Raum, sondern durch sein Handeln auf der intradiegetischen Erzählebene. Dadurch wird seine so sorgfältig aufgebaute Gleichsetzung mit Zeus unterminiert, noch bevor der extradiegetische Erzähler ihm die beiden Zeusgleichnisse angedeihen lässt, da er wie gezeigt ab 9.S. 11.354f. wiederholt auf Felswürfe zurückgreift. Besonders betont wird dieses Verhalten dadurch, dass er als einziger troianischer Held dazu imstande ist, einen riesigen Felsblock auf die heranrückende Schildkrötenformation zu werfen, die diese zu sprengen vermag, während die vorherigen Steinwürfe der Troianer ohne Erfolg 207 208 209 210

Vgl. .inkler (1875, 8). Vgl. .est (1966, 356 ad 715). Für künstlerische Darstellungen vgl. Boardman (1975, Abb. 187)¾ (1989, 327). Vgl. au•erdem .est (1966, 220f. ad 186). Vgl. dazu auch oben Kapitel 3.2.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

bleiben und sogar mit Regentropfen verglichen werden, die wirkungslos auf ein Hausdach prasseln (11.374f.).211 Diese Ausnahmeleistung des Aineias illustriert einerseits seinen Status als letzter Halbgott Troias, der über nennenswerte Kampfkraft verfügt, um die Stadt zu verteidigen, unterstreicht andererseits aber auch seine übermenschliche Stärke, die ihn unweigerlich in die Nähe von Riesenfiguren rückt und deren Bedrohungspotenzial aufscheinen lässt. .ie die restlichen mit Riesen assoziierten Heldenfiguren weist auch die Aineiasfigur somit eine ambivalente ªharakterisierung auf, die einen Kontrast zwischen der Inszenierung im Gleichnis und seinem Handeln in der Erzählung offenbart. Genauso wie Penthesileia kann Aineias dementsprechend die ihm zugewiesene Rolle als zweiter Zeus nur bedingt erfüllen, wird aber im Gegensatz zur Amazone, die nicht mit den Giganten verglichen wird, gegen die sie im literarischen Raum des Gleichnisses kämpft, auch mit seinen Gegnern im Gleichnis assoziiert. Ein impliziter Hinweis auf dieses ambivalente Potenzial lässt sich im Attribut ”Y,–—&þ (11.419) erkennen, das Zeus im Gigantengleichnis zugewiesen wird und in den Posthomerica mehrfach als Attribut von Riesenfiguren Verwendung findet, sodass es in seiner Bedeutung zumindest eine zwiespältige Nuance enthält. Im weiteren Handlungsverlauf lässt die hyperbolische Überhöhung des Aineias als zweitem Zeus bei gleichzeitiger indirekter ªharakterisierung als Gigant eine zusätzliche komische .irkung erkennen, die in der Erzählung greifbar wird, wie Aineias alles auf die Achaier wirft, was ihm auf den .ehrgängen gerade in die Hände kommt (9.S. 11.421b-425): ü b¯$ å›$¦ —›hü› å–*— {™™þ—& œþ™,›*•›™™Z ü&.&Ò,›*&", zY œ} $ ü›Z$À* åŠ* ø —h &D å$•Yþ$™›* zå›Zb&,•* å&—¦ ,À.&* d–..›*, z囦 ,–. å&..¯ YYk" ”.Y—j$Z ü–$,^" Y›P—& ,›*›å—&.•,Ú* zå¦ —›hü›™Z 7$œ*ZÐ*Ú*f

425

Denn er stürmte rings über alle Mauern voller Groll auf seine Feinde, aus seinen Händen aber schleuderte er alles, was ihm, den es zum Kampfgetümmel drängte, gerade in Reichweite kam, da sehr viele .ehrmittel gegen den schlimmen Kampf auf den Mauern der im Kampf standhaften Dardaner lagen. 211

Zum .echselspiel von Misserfolg und Erfolg, das diese Schilderung dominiert, vgl. Bärtschi (Aufsatz b).

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Der Geschosshagel des Aineias, der allein schon aufgrund der Menge an Felsen au•ergewöhnlich ist, wird noch dadurch gesteigert, dass alle erdenklichen zusätzlichen >b¨ekte als Munition herangezogen werden. Zwar werden keine konkreten Gegenstände genannt, doch ermöglicht die Formulierung åŠ* ø —h &D å$•Yþ$™›* (9.S. 11.423) dem Rezipienten genügen Freiraum, dass dieser sich ein eigenes Bild der troianischen .ehrgänge machen kann. Die Vorstellung, dass Aineias die angreifenden Achaier nicht nur mit Kriegsmaterial, sondern auch mit herumliegenden Alltagsgegenständen wie Eimern bewirft, entbehrt dabei nicht eines gewissen komischen Slapstickpotenzials, zumal das Verb å$YÒ$›Z* die Zufälligkeit seines Handelns betont.212 Gestärkt wird eine solche komische Lesart von Aineias} Verhalten durch eine kurze Rede, die Philoktet dem wütenden Aineias vom Fu• der Stadtmauer entgegenschleudert (11.490-495), in der er ihn für seine Verteidigung von der Mauer herab als Feigling und Frau bezeichnet und ihn zum Kampf vor der Mauer herausfordert. Bemerkenswert an dieser Szene ist, dass Aineias keine Zeit findet, um angemessen auf diese Provokation zu reagieren, sodass die seit Homer typische Herabsetzung des Gegners, wie sie in den Posthomerica besonders anschaulich vor dem Zweikampf des Achilleus und Memnon in 2.410-453 dargestellt wird, nach einseitiger Schmähung vorzeitig beendet wird. Als Begründung für das Schweigen des Aineias wird vom extradiegetischen Erzähler das anhaltende Schlachtgeschehen angegeben (11.497-501), wobei die als konzessiv markierte Partizipialkonstruktion Yh å›$ z›.œÔ,›*&" (11.497) die Zwangslage des Aineias unterstreicht, da er eigentlich seinem Heldenstatus gemä• auf die Rede antworten möchte. Das Fehlen einer Erwiderung vonseiten des Aineias auf diese Schmähung hat in der Forschung teilweise zu der Schlussfolgerung geführt, dass hinter dieser Darstellung des Helden eine gezielte negative Schmälerung steckt, die als impliziter Seitenhieb auf seine Funktion als Vorvater der Römer zu verstehen ist. Die anachronistische Einarbeitung einer römischen Schildkrötenformation in 9.S. 11.358-407a spricht zwar durchaus für eine implizite Bedeutungsebene, auf der zusätzliche Reflexionen zur Kontextualisierung der Posthomerica in einer Zeit römischer >berherrschaft enthalten sind,213 doch lassen sich hier genauso wenig wie in einem Arenagleichnis in 6.532-537 und einer Prophezeiung des Kalchas zur 212 213

Vgl. LSq s. v. 6å$—þbü–*Ú¨. Zu Anachronismen und der Kritik an diesem Konzept vgl. oben Kapitel 3.4.

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

künftigen Rolle des Aineias bei der Gründung Roms in 13.334-341 sichere Hinweise ausmachen, die eine antirömisch-subversive .irkung der ªharakterisierung des Aineias rechtfertigen würden.214 Auch die Lesart einer komischen Hyperbole seines Auftretens bei der Verteidigung Troias unterminiert das Bild des Aineias nicht in ausreichendem Ma•e, um eine antirömische Interpretation zu stützen, sondern bewegt sich innerhalb einer Intensität, die zuvor auch bei anderen Heldenfiguren beobachtet wurde.215 Insgesamt erwecken diese Passagen eher den Eindruck einer wertneutralen, impliziten Einarbeitung des Entstehungskontextes des Epos im imperium Romanum, das über anachronistische Hinweise darauf eine Brücke zwischen der mythischen Vergangenheit und der Gegenwart des Rezipienten schlägt,216 die möglicherweise eine politische Bedeutungsebene mit einschlie•t und eine literarische Auseinandersetzung mit der Zweiten Sophistik darstellt.217 Auch die im Verlauf der Posthomerica verfolgbare positive ªharakterisierung des Aineias und die Gleichsetzung mit Zeus in 9.S. 11 sprechen eher gegen eine antirömische Repräsentation.218 Im Gegensatz zu Homers Ilias kommt Aineias in den Posthomerica eine bedeutendere Rolle als Kämpfer der Troianer zu, da er nach dem Tod Hektors als Halbgott der letzte gro•e Verteidiger Troias ist. Nach dem Tod Penthesileias in 9.S. 1, Memnons in 9.S. 2 und des Eurypylos in 9.S. 8 erhalten die Troianer keine Unterstützung mehr durch Verbündete von au•erhalb, wodurch Aineias in noch höherem Ma•e als militärischer Anführer gefordert ist. Auch spielen die familiären Differenzen in der Königsfamilie, die das Ansehen des Aineias in Homers Ilias vermindern (Hom. Il. 13.459b-461), in den Posthomerica keine Rolle.219 214

215 216 217

218 219

Vgl. qahn (2009, 107), die sich mit ihrer progriechischen Interpretation (108) ¨edoch selbst widerspricht. Für eine subversive Gestaltung spricht sich Had¨ittofi (2007, 358-370) aus, wobei sie ihre Argumentation zumeist auf 8bewusste Auslassungen durch 9uintus€ stützt. Vgl. oben Kapitel 4.1 und 4.3. Vgl. Tomasso (2010, 122-159). Vgl. qahn (2009, 108)¾ Lelli et al. (2013, 840 Anm. 68), der die Gleichsetzung des Aineias mit Zeus um eine politische Dimension auflädt, indem er auf die in der Kaiserzeit gängige Praxis verweist, den Kaiser als obersten Gott darzustellen. Zur Frage nach der Zugehörigkeit der Posthomerica zur Zweiten Sophistik vgl. oben Kapitel 1.2. Vgl. qahn (2009, 107). Für eine Deutung der Aineiasfigur vgl. >zbek (2018). Vgl. Mansur (1940, 8-10). Zur marginalisierten Rolle des Aineias in Homers

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Trotz der ambivalent-hyperbolischen ªharakterisierung des Aineias durch das Gigantengleichnis überwiegt demnach insgesamt eine positive .ürdigung des Helden in den Posthomerica, was ihn zusammen mit Penthesileia von den anderen Heldenfiguren abhebt, die mit Riesen verglichen werden. Doch auch von Penthesileia, die als Gigantentöterin dargestellt wird, unterscheidet sich Aineias insofern, als er am Ende des Epos als einziger mit Riesenfiguren assoziierter Held überlebt. Dank der Prophezeiung des achaischen Sehers Kalchas,220 in der seine Rolle als Gründungsvater Roms thematisiert wird (9.S. 13.334-341), sowie dem Hinweis auf den göttlichen Schutz, den er genie•t (13.336), gelingt ihm die Flucht aus dem untergehenden Troia (13.300-332¾ 13.350-352a). .ährend somit die anderen als Riesen inszenierten Helden der älteren Generation einer nach dem anderen aus der literarischen .elt der Posthomerica entfernt werden, wird Aineias eine über das .erkende hinausreichende konstruktive Funktion zugeteilt, womit die Gleichsetzung mit Zeus als Erhalter der olympischen .eltordnung im Rückblick bestätigt wird. Gegenüber der bereits in Homers Ilias formulierten Prophezeiung des Poseidon (Hom. Il. 20.300-309), die in allgemeineren .orten auf ein Nachleben des Aineias und seiner Nachkommen als Herrscher in der Troas vorverweist,221 deutet die Prophezeiung in 9.S. 13.333-341, die entweder als Anachronismus oder externe Prolepse interpretiert werden kann,222 auf den Status des imperium Romanum als .eltreich hin und schlie•t mit dem Verweis auf die spätere Apotheose des Aineias (13.342349). In dieser Hinsicht steht er wiederum in enger Verbindung mit Achilleus, der in den Posthomerica nach seinem Ableben neben Aineias als einziger Held zu einem Gott wird und göttliche Verehrung erfährt, was insbesondere in der Traumrede mit seinem Sohn Neoptolemos thematisiert wird (9.S. 14.185-222). Gerade diese Vergöttlichung des Achilleus erscheint allerdings vor dem Hintergrund seiner mehrfachen Gleichsetzungen mit Riesenfiguren im Leben (1.515-522¾ 2.205¾ 2.208-211¾ 2.518f.) wie im Tod (3.392-401¾ 3.724f.) besonders auffällig und unter-

220 221 222

Ilias vgl. Erbse (1991)¾ >zbek (2018). Vgl. zur Rolle der Vorhersagen des Kalchas als Handlungskatalysator Schmitz (2005, 122f.). Vgl. Schmitz (2005, 122f.). Vgl. dazu Bärtschi (Aufsatz c).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

streicht sein ambivalentes Potenzial, das zwischen olympischer Göttlichkeit und hybrider Riesenhaftigkeit oszilliert. Im Gegensatz zu Penthesileia und Aineias, die in ihren Gleichnissen primär mit olympischen Mächten gleichgesetzt werden und deren kosmische Überhöhungen sich letztlich nicht in einem entsprechenden Zweikampf entladen, wird das kosmische Potenzial des Achilleus, das aus der Gleichsetzung mit Riesen resultiert, tatsächlich auf der Figurenebene realisiert und als Aktualisierung kosmischer Kämpfe durchgespielt. Bereits in Kapitel 4.3 untersucht wurde sein Einzug in die¨enige Schlacht, in der er im Zweikampf gegen Memnon als seinen letzten namhaften Kontrahenten antritt. Die Gleichniskette in 9.S. 2.204b-211, die eine sukzessive Gleichsetzung des Helden mit Titanen (2.204f.), Blitzen (2.206f.) und Helios vornimmt (2.208-211) und in schillerndem .echselspiel mit der Ekphrasis der Titanomachie auf dem Helm des Achilleus steht, dient in AchilleusÝ Fall einem Aufbau von Spannung und kosmischem Bedrohungspotenzial. Insofern präsentiert sich der Einzug des Achilleus in den Kampf ähnlich wie in Penthesileias und AineiasÝ Fall, doch erhält Achilleus im Gegensatz zu diesen beiden Helden einen Kontrahenten, mit dem er sich ebenbürtig messen und sein Potenzial voll und ganz ausschöpfen kann. Dies wird insbesondere daran deutlich, dass das Heliosgleichnis in 2.208-211, das über eine enge intratextuelle Verknüpfung mit dem Heliosgleichnis in 8.28-33a die beiden Helden Achilleus und Neoptolemos in eine enge Verbindung zueinander stellt, unmittelbar auch für die ªharakterisierung Memnons funktionalisiert wird und deswegen sein kosmisches Potenzial auch auf den Gegner des Achilleus überträgt.223 Die Gleichniskette in 2.204b-211 wird in ihren einzelnen Bestandteilen zwar über separate Vergleichswörter eingeleitet (z&ZYÐ", 2.205¾ ”.hbYZ&*, 2.207¾ &4&", 2.208). Als Ganze wird sie ¨edoch erst über das korrelative Pronomen —&P&" (2.211) wieder in den narrativen Kontext überführt. Dabei wird ¨edoch nicht nur die intradiegetische Sichtweise der Achaier in den Fokus gerückt (—&P&" z* Œ$b›h&Z™Z —Ô—} {™™þ—& ×^.•&" þDÔ", 2.211), sondern indem die ganze Gleichniskette in Memnon eine weitere Zielperson erhält, bereitet sie zugleich auch explizit das Aufeinandertreffen von Achilleus und Memnon vor (2.212-214):

223

Ferreccio (2014, 123 ad 202-214)¾ Langella (2016, 564) dagegen beziehen die Gleichniskette nur auf Achilleus.

Posthomerische Riesenfiguren

291

¼" œ­ Y¦ z* ¤$Л™™Z* ”$jZ&" [Z› ã•,*Ú* ~$›Ø ,Z,ÐÚ*—Z å*›hY›.&", ”,•¦ œ­ .&¦ å$&•$&*•Ú" z••å&*—& å$›™™Ò,›*&Z d™Z.kZ. So aber schritt auch unter den Troern der kriegerische Memnon einher, in allem dem rasenden Ares ähnlich, ringsum aber folgten ihm eifrig die Kriegsscharen, indem sie neben ihrem König dahineilten.

Allein durch die Partikeln Ä" œ­ Yh (9.S. 2.212) wird die ganze vorangehende Gleichniskette auf Memnon erweitert und damit eine summarische Gegenperspektive zum Einzug des Achilleus und der Achaier präsentiert, wobei die Parallelität der beiden Perspektiven durch die .iederholung des Verbs ™›Ò›Z* verdeutlicht wird ({™™þ—&, 2.211¾ å$›™™Ò,›*&Z, 2.214). Für Memnon bedeutet dies, dass er genau dieselbe ambivalentkosmische ªharakterisierung erhält wie Achilleus und seinerseits zwischen bedrohlicher Darstellung als Titan und überhöhender Repräsentation als Zeus und Helios oszilliert. Im Gegensatz ¨edoch zu AchilleusÝ ªharakterisierung verstärkt kein Artefakt wie der Helm mit entsprechendem Bildwerk die in 2.204f. aufgerufene Motivik der Titanomachie, wodurch diese Seite des spannungsreichen Kontrasts weniger stark aktiviert wird. Dass sowohl Achilleus als auch Memnon beim Einzug in die Schlacht mit Titanen verglichen werden, stellt einen proleptischen Hinweis dar, der in programmatischer .eise ihr Duell gegen Ende von 9.S. 2 vorbereitet und diesen als konsequente Fortsetzung der beim Einzug in die Schlacht erzeugten .irkung markiert. Beide Helden treffen schlie•lich im Zweikampf aufeinander (2.517-524) und werden dabei in der Endphase ihres Duells zugleich mit Titanen und Giganten verglichen (2.518f.) sowie unmittelbar im Anschluss daran mit Vorgebirgen (2.522f.): žh^" Y› ™—&*ԛ*— Y—¯ ,Ô\&* [,—Z Y›h* ,–$*™\} Ä" —› Dhb*—" ”—›Z$•" o­ Y$—Z&›" ¤Z—k*"f ™\›*$ª b¯$ zå¦ ™•h™Z œk$Z" !$Ð$›Zf o,­* þ—­ (Z••›™™Z ™þ*•œ$,&*, oœ} þ—­ .Š" d–..&* z囙™Ò,›*&Z å›$Z,jY›". Ú霕 —Z" é—À* ü–`›—& d..&,•*Ú* &éœ} {—$›™*, ”..} —› å$À*›" z™—™* ”Y,k—›" Y—›Z,•*&Z ™å›—&* ”.Yj*f ,•Ú b¯$ ,›b–.&Z& 7Z¢" b•*&" ›éü›—ÔÚ*—&.

520

292

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Man hätte meinen können, dass sie an ¨enem Tag im seufzerreichen Schlachtgetümmel kämpften wie unbeugsame Giganten oder starke Titanen. Denn ein mächtiger Streit erhob sich unter ihnen beiden, sowohl, als sie mit Schwertern aufeinander zuliefen, als auch, als sie beim Heranstürmen überaus gro•e Felsen warfen. Und keiner von beiden wich zurück, auch wenn sie getroffen wurden, und sie fürchteten sich nicht, sondern wie Vorgebirge standen sie unbezwungen da, angetan mit unaussprechlicher .ehrkraft, denn beide rühmten sich ihrer Abkunft vom gro•en Zeus.

.ie im Titanenvergleich (9.S. 2.205) werden die Titanen als Vergleichspunkt aufgerufen, ¨edoch liegt der Schwerpunkt im Gegensatz dazu nicht nur auf ihrer Erscheinung und Stärke (”—›Z$•" o­ Y$—Z&Ò", 2.518), sondern zusätzlich auf ihrer Handlungsweise, die sie als Kämpfer charakterisiert (,–$*™\áZÛ, 2.518). Der militärische Kontext wird durch die qunktur ™—&*ԛ*— Y—¯ ,Ô\&* (2.517) zusätzlich unterstrichen und in der Überleitung in den narrativen Kontext semantisch fortgeführt (™\›*$ª á¼Û œk$Z", 2.519), wodurch eine enge Verbindung von Vergleichsfiguren und Heldenfiguren hergestellt wird. Durch diese Fokusverschiebung auf das kriegerische Verhalten der Riesen wird der Kontext der Titanomachie bzw. Gigantomachie aufgerufen, ¨edoch werden die Titanen und Giganten nicht wie auf dem Helm des Achilleus (5.102-109), in der Nestorrede (8.461-470) oder im Gigantomachiegleichnis (11.415-421a) in besiegtem Zustand am Ende des ¨eweiligen Konflikts gezeigt, sondern in dessen Verlauf. Gestützt wird dieser mythologische Rahmen durch den Ausdruck [,—Z Y›h* (2.517), der als intertextuelle Spur auf den Endkampf der Titanomachie in der Theogonie verweist, die mit derselben Zeitangabe eingeleitet wird (Hes. Th. 667). Da sich dieselbe intertextuelle Verknüpfung zur Theogonie auch in der Nestorrede zur Titanomachie findet ([,—Z —¿œ›, 9.S. 8.470), wird dieser mythische Kontext zusätzlich intratextuell gestärkt. Zugleich wird damit die Symbolik der Titanomachie auf dem Helm des Achilleus aktiviert, sodass der Zweikampf zwischen Achilleus und Memnon deutlich als Reinszenierung dieses kosmischen Konflikts ausgewiesen wird.224 Die Riesenthematik wird noch zusätzlich betont, indem im gleichen Zug auch die Gigantomachie aufgerufen wird. .ie die Partikel [ anzeigt,

224

Vgl. Langella (2016, 564f.).

Posthomerische Riesenfiguren

293

liegt somit ein Doppelvergleich vor, der eine Alternative als Vergleichspunkt liefert, wobei die verwendeten Figuren in diesem Fall einen ähnlichen mythologischen Kontext kosmischer Konflikte liefern. In dieser Zusammenstellung von Titanen und Giganten ist eine Vermischung der beiden Riesengruppen erkennbar wie im Gigantengleichnis, das Aineias gewidmet ist (9.S. 11.415-421a), sodass in dem Titanen-Giganten-Vergleich dieselbe Form literarischer Hybridisierung vorliegt. Auffällig ist dabei, dass wie im Titanenvergleich in 2.205 auch hier die Pluralformen der Riesen Verwendung findet (Dhb*—", 2.518¾ ¤Z—k*", 2.519). Da in diesem Fall zwei Heldenfiguren mit den Riesen verglichen werden, lässt sich der Plural zum einen konkret mit dieser Anzahl erklären, zum anderen lässt sich die Mehrzahl an Titanen und Giganten aber auch wie im Titanenvergleich als zusätzliche Überhöhung der Helden deuten, worin gegenüber dem Titanenvergleich noch eine zusätzliche Steigerung durch die Erweiterung um eine zweite Riesengruppe vorgenommen wird. Da keine eindeutige Zuweisung von Titanen und Giganten entweder zu Achilleus oder Memnon erfolgt, lassen sich beide Helden mit den Riesengruppen assoziieren.225 Durch diese Übersteigerung der beiden Helden wird ihr Zweikampf auf eine kosmische Stufe gehoben, wozu in der Schilderung des Zweikampfes in 9.S. 2.517-524 mehrere Aspekte zusätzlich beitragen.226 Erstens leisten die Attribute der Titanen (Y$—Z&Ò", 2.518) und Giganten (”—›Z$•", 2.518) einen wichtigen Beitrag, zweitens der unmittelbar anschlie•ende Vergleich der Helden mit Vorgebirgen (—› å$À*›", 2.522) und drittens der Verweis auf ihre Abstammung von Zeus (,•Ú b¯$ ,›b–.&Z& 7Z¢" b•*&" ›éü›—ÔÚ*—&, 2.524). Das Ad¨ektiv Y$—ZÔ", das in dieselbe .ortfamilie gehört wie das Substantiv Y$–—&" und die Ad¨ektive Y$—›$Ô" und Y$—›$Ô", hebt wie im Titanenvergleich (2.205) die Stärke der riesenhaften Vergleichsfiguren hervor.227 Dieses ªharakteristikum von Riesenfiguren findet sich darüber hinaus auch im Rahmen des Aloadengleichnisses zu Beginn (1.515) und im narrativen Kontext des Titanenvergleichs am Ende der Posthomerica (14.551¾ 14.553). Durch den Ausdruck Y—›Z,•*&Z ™å›—&* ”.Yj* (2.523) wird diese Eigenschaft einige Verse später noch zusätzlich unterstrichen. Das Ad¨ektiv ”—›Z$j" wiederum erscheint in den Posthomerica insgesamt 23 Mal, wovon es 225 226 227

Vgl. Vian (1954, 237f. mit Anm. 1). Vgl. Ferreccio (2014, 272 ad 517-548). Vgl. Vian (1952, 29¾ 42)¾ Ferreccio (2014, 124 ad 205).

294

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

neben der hier besprochenen Stelle noch ein weiteres Mal in einem Riesenvergleich als Attribut eines Giganten in Erscheinung tritt (3.725), der die Gebeine des Achilleus mit den¨enigen eines Giganten in Verbindung bringt. In den homerischen Epen bezeichnet es häufig die Beständigkeit von Bronze oder Eisen, wird hier allerdings in übertragener Bedeutung für Lebewesen eingesetzt.228 Diese Eigenschaft wird auch durch das Attribut ”Y,k—›" betont (2.523), mit dem Achilleus und Memnon versehen werden, die den unmittelbaren Vergleichspunkt des Vergleichs mit Vorgebirgen bildet (2.522f.).229 Genau dieser stützt den Titanen-GigantenVergleich insofern rückwirkend, als damit die Grö•e der Riesen als zusätzlicher Aspekt indirekt in die ªharakterisierung der Helden einflie•t, der im Vergleich mit den Riesen nicht explizit ausformuliert ist. .ie im Aloadengleichnis (1.515-522), die über die von ihnen aufgetürmten Gebirge indirekt charakterisiert werden, dienen auch die Vorgebirge in 2.522 demselben Zweck. Der Verweis schlie•lich, dass beide Helden von Zeus abstammen, erzeugt einerseits den Eindruck, dass die Kontrahenten einander ebenbürtig sind, andererseits wird dabei aber auch die Dichotomie von Zeus und Riesenfiguren, die für die Thematik der Titanomachie wie der Gigantomachie so zentral ist, indirekt wieder in die ªharakterisierung der beiden Helden eingeführt. .ie in der Gleichniskette in 2.204b-211a weisen Achilleus und Memnon auch in 2.517-524 dieselbe hybride .irkung auf, die zwischen den Potenzialen zur Bedrohung und dem Erhalt der olympischen .eltordnung schwankt. In diesem Zusammenhang ist auch die Darstellung der verwendeten Kampfmittel von Bedeutung. Die Nennung der beiden Kampfarten mit Schwertern oder Steinwürfen lässt sich aus dem Handlungszusammenhang erklären. Vor dem Titanen-Giganten-Vergleich in 9.S. 2.404b-410a und danach in 2.461-467a liefern sich Achilleus und Memnon einen Schlagabtausch mit ihren Speeren, wobei sie zwischendurch in 2.452f. auch zu ihren Schwertern greifen. Das gegenseitige Bewerfen mit Steinen wird au•erdem bereits durch den ersten Angriff des Memnon in 2.401b404a vorbereitet. Durch den schnellen .echsel der Kampfmittel, der in seiner Vielseitigkeit und Menge über das normale Ma• epischer Zweikämpfe hinausgeht, wird die Versatilität der beiden Kontrahenten betont

228 229

Vgl. LSq s. v. 6”—›Z$j"¨. Vgl. Ferreccio (2014, 272 ad 517-548¾ 275 ad 522).

Posthomerische Riesenfiguren

295

und ihr Ringen, das alle möglichen .affenarten umfasst, zu einem übermenschlichen Kampf überhöht.230 Das .erfen von Felsbrocken stellt in Homers Ilias wie auch in den Posthomerica eine gängige Angriffsform dar, erhält aber wie im Fall des Aineias, der in 9.S. 11 in besonderem Ma•e Gebrauch davon macht, auch eine Bedeutungsnuance zur ªharakterisierung der Helden als Riesenfiguren. Auch die Bewaffnung mit Schwertern entspricht nicht nur der epischen Tradition, sondern gehört auch dem Bildrepertoire von Gigantomachien, da insbesondere in archaischer und klassischer Zeit die Giganten komplett gerüstet aus ihrer Mutter Gaia entspringen und als Hopliten gegen die olympischen Götter kämpfen, was etwa auf zeitgenössischen Vasendarstellungen und in Hes. Th. 185f. deutlich wird:231 b›h*—} y$Z*0" —› Y$—›$¯" ,›b–.&þ" —› Dhb*—", —›Òü›™Z .,å&,•*&þ", œ&.hü} {bü› ü›$™¦* {ü&*—" á¼Û.

185

áSc. GaiaÛ zeugte auch die starken Erinnyen sowie die gro•en Giganten, erstrahlend in .affen und lange Speere in den Händen haltend, á¼Û.

Erst in hellenistischer Zeit werden sie in Literatur und Kunst vorrangig mit Schlangenfü•en dargestellt, um ihren chthonischen Ursprung zu verdeutlichen, wie etwa Apollodors Schilderung der Gigantomachie bezeugt (Apollod. 1.34).232 Dennoch verschwinden wie Hopliten bewaffnete Giganten nie ganz aus der Kunst und stehen teilweise neben schlangenfü•igen Giganten,233 wofür der Pergamonaltar als besonders illustratives Beispiel herangezogen werden kann.234 Da die Nennung beider Kampfmittel des Achilleus und des Memnon in 9.S. 2.520 unmittelbar an den 230 231

232 233 234

Becker (1913, 72) bezeichnet den häufigen .affenwechsel dagegen als unmotiviert. Vgl. .est (1966, 173 ad 50¾ 220 ad 185¾ 220f. ad 186). Vgl. archaische attisch-schwarzfigurige Vasen bei Boardman (1974, Abb. 64¾ 154¾ 206¾ 259), archaische attisch-rotfigurige bei Boardman (1975, Abb. 187¾ 196¾ 280¾ 337.2) und klassische attisch-rotfigurige Vasen bei Boardman (1989, Abb. 6¾ 9¾ 10¾ 158¾ 289¾ 326¾ 327¾ 329¾ 330). Vgl. auch die detaillierte Besprechung bei Vian (1952, 20-29)¾ Vian O Moore (1988). Vgl. au•erdem .est (1966, 220f. ad 186)¾ ªalame (1985, 152f.). Vgl. Seippel (1939, 98 Anm. 15¾ 102)¾ Sanford (1941, 55)¾ Vian (1952, 27). Vgl. Vian (1952, 28). Vgl. die Abbildungen in Kästner (2004).

296

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Vergleich mit Riesenfiguren anschlie•t und durch die Partikel b–$ in 2.519 als Erklärung des vorangegangenen Bildes markiert wird, wird der Rezipient der Posthomerica dazu eingeladen, gerade diese vielseitige Bewaffnung mit Steinen und .affen mit der Riesenmotivik zu verbinden und mit entsprechenden ikonographischen Darstellungen von Gigantomachien zu vergleichen. Angesichts der nachdrücklichen Ausgestaltung der Zweikampfszene mit Elementen der Titanomachie und Gigantomachie sticht das Fehlen einer expliziten Gegenpartei in diesem durch den Vergleich suggerierten kosmischen Konflikt umso stärker ins Auge, zumal sowohl Achilleus als auch Memnon mit Zeus in Verbindung gebracht werden und somit keine eindeutige Rollenzuweisung erfolgt. .ährend in den anderen Riesenvergleichen und -gleichnissen wie auch in der Ekphrasis des Helms des Achilleus (9.S. 5.102-109) sowie in der Nestorrede (8.461-470) diese Gegnerschaft vielfach und explizit thematisiert wird,235 erweckt der Doppelvergleich in 2.518f. stattdessen den Eindruck, als kämpften Titanen und Giganten gegeneinander, was durch den Kontext des Zweikampfs umso mehr betont wird. Mit diesem 8Bruderkrieg€ zwischen Titanen und Giganten liegt eine kreative Neuverarbeitung des Mythos vor, die unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten eröffnet. Zunächst illustriert sie erneut die gleiche kosmische ªharakterisierung und Ebenbürtigkeit der beiden Helden, die gleicherma•en mit diesen Riesenfiguren verglichen und dadurch auf eine gemeinsame Stufe gestellt werden. Diese Gleichsetzung erschwert zugleich die Parteinahme für einen der beiden Helden, was durch das Ausblenden intradiegetischer achaischer oder troianischer Rezipienten in dieser Passage befördert wird, wodurch auch eine Leserlenkung zu einer spezifischen .irkungsästhetik hin ausbleibt. Die Einleitung des Vergleichs (•h^" Y›, 2.517) kann dabei trotz ihrer unpersönlichen Sinnrichtung auch als direkte .endung an den Rezipienten gedeutet werden, der dadurch zu einer eigenen Deutung angeregt wird. Statt einer Bewertung des Kampfs durch intradiegetische Menschenfiguren finden sich im weiteren Kontext des Duells explizite Hinweise darauf, dass eine bestimmte .irkungsästhetik eher auf der göttlichen Figurenebene als auf 235

Vgl. den Vergleich in sowie die Gleichnisse in 9.S. 1.713-715 (Zeus gegen die Titanen)¾ 5.484-486 (Zeus gegen Typhon)¾ 5.639b-643 (Zeus gegen Enkelados)¾ 11.415-421a (Zeus gegen die Giganten)¾ 14.582-587 (Athene gegen Enkelados).

Posthomerische Riesenfiguren

297

der menschlichen erzeugt wird. Im Vorfeld des Titanen-Giganten-Vergleichs sorgt nämlich Zeus höchstpersönlich dafür, dass Achilleus und Memnon über menschliches Ma• hinauswachsen (2.458-460): 3››" œ­ ,•b} ”,•&—•$&Z™Z •h. •$&*•Ú* d–.› Y–$—&", —›0(› œ} $} ”Y,–—&þ" Y¦ ,›h`&*", &霭* þ,&h&þ" ”*œ$–™Z*, ”..¯ \›&P™Z*f s$Z" œ} zå›bj\››* ,•Ú.

460

Zeus aber warf in beide gro•e Stärke, da er ihnen gewogen war, er machte sie aber unermüdlich und grö•er, keineswegs mehr Menschen gleich, sondern Göttern, Eris aber freute sich über beide.

Auch in dieser Unterstützung der Helden durch Zeus wird die ebenbürtige Stellung des Achilleus und Memnons hervorgehoben, was durch die Pronomen ”,•&—•$&Z™Z (9.S. 2.458) und ,•Ú (2.460) verdeutlicht wird. Durch die Intervention des Zeus wird zudem der spätere Titanen-Giganten-Vergleich vorbereitet und motiviert, denn die Stärke der Helden (Y–$—&", 2.458), ihre Ausdauer und Grö•e (”Y,–—&þ" Y¦ ,›h`&*", 2.459) werden auch dort als zentrale ªharakteristika der Riesenfiguren genannt (”—›Z$•" o­ Y$—Z&Ò", 2.518), wobei die Ausdrücke variiert werden und die Grö•e nur indirekt thematisiert wird.236 Gerade diese Aspekte ¨edoch lassen die Handlung des Zeus auf den ersten Blick in einem seltsamen Licht erscheinen, da sie zu einer Steigerung von Eigenschaften führt, die in den Posthomerica vielfach mit Riesenfiguren verbunden werden. Dies trifft hauptsächlich auf deren Ausdauer zu, die im Tityosgleichnis (3.394), >riongleichnis (5.367), >rionvergleich (5.404), in der ekphrastischen Beschreibung der Geryoneusepisode (6.249), im Titanenvergleich (14.550) und Enkeladosgleichnis (14.584) mit dem Ad¨ektiv ”Y–,—&" sowie im Gigantenvergleich (3.725) mit dem Ad¨ektiv ”—›Z$j" bezeichnet wird. Das Epitheton ”Y–,—&" kommt insgesamt 60 Mal in den Posthomerica vor, kann also aufgrund seiner Häufigkeit nicht exklusiv mit Riesenfiguren in Beziehung gebracht werden und besitzt deswegen generische 9ualität, doch spricht die hohe Anzahl an Riesenvergleichen und -gleichnissen zumindest für eine besondere Verbindung dieser Eigenschaft mit der Riesenthematik. Diese Funktionalisierung wird

236

Vgl. Ferreccio (2014, 274 ad 518-519) zur homerischen Verbindung des Attributs Y$—ZÔ" mit der Zeusfigur.

298

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

zudem durch die epische Tradition gestützt, da das Ad¨ektiv normalerweise nicht als Beiwort von Figuren erscheint und in dieser Funktion erstmals in Hesiods Theogonie als Beiwort für Atlas (Hes. Th. 747) und Typhon (824) verwendet wird.237 Bei genauerer Betrachtung der Verteilung in den Posthomerica zeugt sich im Unterschied dazu ¨edoch, die Betonung von Stärke und Ausdauer auch wesentliche Bestandteile der Zeusdarstellungen sind, sodass das Ad¨ektiv ”Y–,—&" zu einem beträchtlichen Prozentsatz als Epitheton entweder von Riesenfiguren oder der Zeusfigur Verwendung findet.238 Vor diesem Hintergrund erscheint die Steigerung der Ausdauer der beiden Helden durch Zeus (9.S. 2.458-460) zumindest als eine ambivalente Handlung, da er sie damit einerseits sich selbst, andererseits aber auch Riesen annähert. Somit stärkt Zeus die beiden Helden Achilleus und Memnon in Eigenschaften, durch die er sich selbst ma•geblich auszeichnet, so dass sie menschliches Ma• überschreiten und in ihrem kosmischen Potenzial nicht nur den anderen olympischen Göttern, sondern dem Göttervater selbst nahekommen, was durch einen Doppelvergleich explizit verdeutlicht wird (&霭* þ,&h&þ" O ”*œ$–™Z*, ”..¯ \›&P™Z*, 9.S. 2.459f.). Seltsam mutet dabei die Bezeichnung der beiden Heroen als Nachkommen des Zeus an (,›b–.&Z& 7Z¢" b•*&" ›éü›—ÔÚ*—&, 2.524), was lediglich für Achilleus als Aiakiden, nicht ¨edoch für den von Eos und Tithonos abstammenden Memnon zutrifft. Aufgrund des zuvor vorgenommenen Vergleichs mit den olympischen Göttern (”..¯ \›&P™Z*, 2.460) liegt es ¨edoch nahe, das entscheidende Substantiv b•*&" (2.524) nicht als streng genealogischen Verweis, sondern als Bezeichnung der Götternatur zu deuten. Ausgerechnet der Göttervater, der in den Posthomeria als erbitterster Gegner der Titanen und Giganten in Szene gesetzt wird, macht somit Achilleus und Memnon zu hybriden und übermenschlich starken Riesenfiguren. Seine Bereitwilligkeit (•h. •$&*•Ú*, 2.458), mit der er dies vollendet, unterstreicht seine positive Absicht gegenüber den beiden Helden und hebt die Spannung hervor, die im Kontrast mit dem späteren Titanen-GigantenVergleich entsteht. Dessen literarische Hybridisierung von Titanen- und 237

238

Vgl. Seippel (1939, 101 Anm. 37). In den homerischen Epen wird es stets nur als Beiwort von Feuer verwendet wird¾ vgl. .est (1966, 170 ad 39). Ansonsten bezeichnet es auch in der epischen Tradition lediglich Elementargewalten, Körperteile oder Stärke¾ vgl. LSq s. v. 6”Y–,—&"¨. Das Beiwort ”Y–,—&" wird in 9.S. 1.154¾ 1.678¾ 2.380¾ 3.130¾ 4.56¾ 8.223¾ 10.47¾ 10.319¾ 11.419¾ 14.465 für Zeus verwendet.

Posthomerische Riesenfiguren

299

Gigantenfiguren stützt rückwirkend die durch den Eingriff des Zeus erfolgte Hybridisierung der beiden Heldenfiguren. In kreativer .eise werden durch diese mehrstufige Transformation Helden und unterschiedliche Riesenfiguren der literarischen Tradition zu einer neuen Art von 8Überheld€ fusioniert. Diese riesenhafte Überhöhung des Achilleus und des Memnon wird auch auf der intradiegetischen Ebene der Götter mit spannungsgeladenen Reaktionen aufgenommen, die zwischen Freude (9.S. 2.492-494¾ 2.513), Furcht (2.497b-500) und Trauer (2.512f.) schwanken, dabei ¨edoch primär ihre Rolle als Unterstützer einer der beiden Parteien widerspiegeln.239 Durch die Gegenüberstellung der Freude der beiden Götterparteien durch &B ,•* á¼Û &B œ• (2.493f.) sowie durch die unmittelbare Kontrastierung von Freude und Trauer in 2.512f. wird die Intensität dieses Mitfieberns besonders prägnant dargestellt.240 Aufgrund dieser in raschem .echsel changierenden .irkungsästhetik werden die olympischen Götter genauso wie Zeus als Befürworter des andauernden Duells charakterisiert, was die beiden Helden wiederum in positiver .eise überhöht. Dass die menschlichen Helden dabei ein hybrides Gefahrenpotenzial entwickeln, wird ¨edoch in keiner .eise thematisiert. Dies ist vor dem Hintergrund der Schilderung des Ausma•es des Zweikampfs umso bemerkenswerter, denn die Auswirkungen des Kampfes auf die Umwelt werden mit ähnlichen .orten beschrieben wie im Rahmen von Götterkämpfen (2.495-499):241 ×ûÔ\› œ} &é$*¢" ›é$›" zå•d$ü›*, ”,•¦ œ­ åÔ*—&" Aü›, Yþ*•^ œ­ å•$Z( z.›.h`›—& bP ”,•&—•$Ú* èå¢ å&™™h. כ$Z—$&,•&*—& œ­ 劙Z ”,•¦ Ÿ•—Z* à^$k&" èå›$\Ò,&Z& \Òb—$›" !d$h,&þ ”,•} ŒüZ.k&" Eœ} ™å›— œ›Z,h*&*—&.

495

In der Höhe dröhnte der weite Himmel, ringsum aber brüllte das Meer, die dunkle Erde erbebte unter den Fü•en der beiden. Alle Töchter des hochgemuten Nereus um Thetis zitterten und ängstigten sich unsagbar um den starken Achilleus.

239 240 241

Vgl. Ferreccio (2014, 252 ad 481-499). Zu dieser unmittelbaren Kontrastierung von Freude mit gegenteiligen Emotionen vgl. Bärtschi (Aufsatz d). Vgl. Langella (2016, 565).

300

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Von dem Duell der beiden riesenhaften Helden sind dieselben Teile der .elt betroffen, die auch in der Schilderung der Titanomachie durch Nestor (9.S. 8.461-470), in der Theomachie (12.175b-189a) und deren Beendigung durch Zeus (12.196-200) genannt werden. Die Folgen reichen bis in den Himmel (&é$*Ô", 2.495¾ &é$*Ô\›*, 8.462¾ E\j$, 8.468¾ &é$*Ô*, 12.178¾ o•$, 12.197¾ ”j$, 12.199), über die Erde (bP, 2.496¾ 8.466¾ ü\Ð*, 8.469¾ bP, 12.176¾ ü\Ô*, 12.199) und das Meer (åÔ*—&", 2.495¾ ÁY›*&0, 8.463¾ åÔ*—&", 12.175).242 .ährend die Nestorrede ¨edoch das Bild eines kataklysmischen .eltenbrands zeichnet, liegt der Fokus beim Zweikampf zwischen Achilleus und Memnon wie auch der Theomachie der olympischen Götter auf den Aspekten Lärm und Erschütterung, sodass sich zwischen diesen beiden Konflikten engere intratextuelle Parallelen finden lassen als zur Titanomachie, wodurch das Setting eines Bruderzwists zwischen kosmischen .esen in den Vordergrund gerückt wird. In beiden Passagen dringt der Lärm zum weiten Himmel (&é$*¢" ›é$›" zå•d$ü›*, 2.495¾ z*&åª ,•ü$Z" &é$*¢* ›é$›* 6Y*›, 12.178), erdröhnt das Meer (”,•¦ œ­ åÔ*—&" O Aü›, 2.495f.¾ ”,•¦ œ­ åÔ*—&" O ›é$›" è囙,$–b^™›, 12.175f.) und erzittert die dunkle Erde (Yþ*•^ œ­ å•$Z( z.›.h`›—& bP, 2.496¾ Y›.Z*ª œÝ {—$›,› bP, 12.176), wobei die entsprechenden Ausdrücke wiederum deutlich variiert werden.243 Besonders auffällig sind dabei zwei Aspekte, zum einen die Tatsache, dass das Auftreten der Helden und Götter mit ihren Fü•en auf den Erdboden seismische Erschütterungen auslöst (”,•&—•$Ú* èå¢ å&™™h, 2.497¾ ”\*–—Ú* èå¢ å&™™h, 12.177) und zum anderen die Einbeziehung topographisch weit entfernter Gottheiten, die durch den kosmischen Konflikt in Schrecken versetzt werden (å›$Z—$&,•&*—&, 2.497¾ œ›Z,h*&*—&, 2.499¾ ,•bÝ {—$›™*, 12.180). Auch die Gestaltung dieses für Götterkämpfe typischen Motivs ist nicht in beiden Passagen identisch, sondern insofern an die daran beteiligten Figuren angepasst, als sich nicht die Titanen im Hades (12.180), sondern die Nereiden um Thetis auf dem Meeresgrund um Achilleus ängstigen (2.497b-499). Angesichts dieser weitreichenden Konsequenzen des Zweikampfs auf die .eltordnung stellt sich die Frage, ob es sich bei der kosmischen Überhöhung der beiden Heldenfiguren letztlich um eine ernsthafte Neuinsze-

242 243

Vgl. Ferreccio (2014, 261-263 ad locc.). Vgl. Ferreccio (2014, 261-263 ad 495¾ ad 496).

Posthomerische Riesenfiguren

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nierung eines kosmischen Konflikts oder um eine Hyperbole handelt. Insbesondere das Setting des Bruderzwists und die intratextuelle Verbindung mit der Theomachie in 9.S. 12.175b-189a liefern hierfür bedeutsame Hinweise. Da die posthomerische Theomachie im Kontrast zur homerischen in Hom. Il. 20.31-75a¾ 21.330-514 zwar als wesentlich ernsthafterer Kampf inszeniert ist, aber in seinen Ausma•en derart hyperbolisch ausgestaltet ist und in der Furcht der olympischen Götter vor der unerbittlichen Allmacht des Zeus endet, dass sie letztlich eine komische .irkung erzeugt, wirkt sie sich rückwirkend auch als Vergleichsfolie auf den Zweikampf zwischen Achilleus und Memnon aus. Im Rahmen einer zweiten Lektüre erhält der Rezipient somit die Möglichkeit, mit der Kenntnis um die Konnotation der göttlichen Theomachie in 9.S. 12 das Duell der beiden kosmisch überhöhten Helden in 9.S. 2 unter neuen Vorzeichen zu interpretieren. Eine solche hyperbolische Lesart wird wesentlich durch den Schauspielcharakter befördert, den der Zweikampf angesichts des mitfiebernden göttlichen Publikums gewinnt (2.489-513). Dies ist insofern von Bedeutung, als dieser kosmische Kampf genauso von Zeus sanktioniert ist (9.S. 2.458-460) wie die iliadische Theomachie (Hom. Il. 20.19-31), deren Verlauf Zeus mit übermä•iger Freude verfolgt (21.388b390). Im Gegensatz dazu kämpfen die Götter in 9.S. 12.175b-189a in Abwesenheit und gegen den .illen des Zeus (12.160f.¾ 12.189b-191a), sodass der Zweikampf der beiden sterblichen Helden dem Göttervater ein willkommeneres Schauspiel bietet als ein Zwist innerhalb des Pantheons, obwohl es sich bei ersterem ironischerweise um eine Neuinszenierung der Titanomachie und Gigantomachie handelt, die Zeus aufgrund seiner Stärkung der Helden erst ermöglicht. Die Unterstützung der sterblichen Helden durch die mitfiebernden olympischen Götter und Zeus, die im weiteren Handlungsverlauf einen Konflikt mit ähnlichen Auswirkungen bestreiten, wirkt vor diesem Hintergrund besonders zwiespältig. Gerade angesichts des Schauspielcharakters wird ¨edoch das Duell sterblicher Helden wiederum als blo•e Reinszenierung kosmischer Konflikte transparent gemacht, wodurch das kosmische Gefahrenpotenzial und das Ausma• des Kampfes unterminiert werden. Dies stärkt die Interpretation der Überhöhung des Achilleus und Memnons als Hyperbel, die trotz der göttlichen Stärkung und Gleichsetzung mit Titanen und Giganten im Vergleich menschliche Figuren bleiben. Ihre hybride ªharakterisierung als Überschreiter menschlicher Grenzen und die zugrundeliegende literarische Hybridisierung werden vor diesem Hintergrund implizit als

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

hybrides literarisches Unterfangen präsentiert, das letztlich aufgrund seiner übermä•igen Ernsthaftigkeit scheitert. Als Referenztext einer hyperbolischen Inszenierung kosmischer Konflikte lässt sich das Proömium der Batrachomyomachie heranziehen, zu dem die Posthomerica zwar keine expliziten intertextuellen Bezüge aufweisen, das ¨edoch genau diese Funktionalisierung von Riesenfiguren aufweist (Batr. 5-8):244 ›éüÔ,›*&" ,›$Ô囙™Z* z" &❗ 劙Z d.•™\Z åÀ" ,қ" z* d—$–ü&Z™Z* ”$Z™—›Ò™*—›" {d^™*, b^b›*•Ú* ”*œ$À* ,Z,&Ò,›*&Z {$b DZb–*—Ú*, Ð" .Ôb&" z* \*^—&P™Z* {^*f —&h^* œ} {ü›* ”$üj*.

5

Ich bete, dass allen Sterblichen zu >hren kommt, wie die Mäuse mit den Fröschen im Kampf aneinandergerieten, wobei sie die Taten der erdentsprossenen Giganten nachahmten, wie unter den Sterblichen die Sage ging: Einen solchen Anfang hatte sie.

Genauso wie die Frösche und Mäuse die Gigantomachie nur nachahmen können (,Z,&Ò,›*&Z, Batr. 7), ist auch die scheinbare Theomachie des Achilleus und Memnon in 9.S. 2.517-524 nur eine harmlosere Variante des späteren Kampfes der olympischen Götter in 12.175b-189a. Der Auftritt der Achilleusfigur als Titan oder Gigant in 9.S. 2.518f. wird angesichts ihrer mythischen Vergangenheit zusätzlich unterminiert, da gerade diese Heldenfigur in Homers Ilias eine wirkliche Theomachie gegen den troianischen Fluss Skamandros bestreitet (Hom. Il. 21.212-327) und dem Gott Apollon, der ihn mit einer Illusion von Hektor weglockt, mit einer solchen droht (22.7-20). Trotz dieser in den Zweikampf des Achilleus und Memnon eingeschriebenen Unterminierung einer kosmischen Dimension stellt das Duell aber dennoch die Klimax im Handeln der beiden Helden im Verlauf der Posthomerica dar. Memnon unterliegt Achilleus am Ende dieses ausführlich beschriebenen Kampfes (2.541b-546) und Achilleus wird direkt zu Beginn des nächsten Buches durch den Pfeilschuss des Apollon getötet (3.60-179a), sodass ihr Zweikampf im unmittelbaren Rückblick gleichsam als Schwanengesang der beiden Helden erscheint.245 244 245

Zur Bedeutung von Riesenfiguren für die Batrachomyomachie als Ganze vgl. Bärtschi (Aufsatz e). Hierin wird ein Ungleichgewicht in der Darstellung der achaischen und troianischen Hauptkämpfer ersichtlich, denn während Penthesileia, Memnon und

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303

Ihre Überhöhung und die Stilisierung ihres Ringens als kosmischer Konflikt samt der Beteiligung aller Götter bleibt somit als positive .ürdigung ihrer au•ergewöhnlichen Stellung für die beiden Kriegsparteien bewahrt, wobei eine Stärkung dieser Lesart zugleich auch das kosmische Gefahrenpotenzial der Helden aktuell hält. Speziell für Achilleus, der im Verlauf der Posthomerica noch häufig mit Göttern verglichen wird246 und nach seinem Tod gottgleiche Ehren erhält,247 deutet diese ambivalente ªharakterisierung im Moment seines wichtigsten Zweikampfes mit einem gänzlich ebenbürtigen Gegner, als er auch auf dem Höhepunkt seiner Macht steht, auf seinen problematischen Status im restlichen .erkverlauf hin. Seine früheren homerischen Theomachien gewinnen dabei beinahe die Funktion von Prolepsen auf sein nahes Ende, da er im Kampf gegen Skamandros um ein Haar ertrinkt (Hom. Il. 21.257-283¾ 21.300b-329) und ein drohender Konflikt gegen Apollon nur zu seinem Tod führen kann, wie die Prophezeiung seiner beiden Pferde deutlich macht (19.408417). Angesichts dieses Höhepunktes in der Darstellung des Achilleus als hybrides Mischwesen aus Titan, Gigant und Götterliebling und angesichts seines Sieges in einem zumindest als Theomachie inszenierten Kampf liegt es nahe, dass seine ªharakterisierung im Folgenden nur entweder noch stärker überhöht oder durch seinen Tod zu einem Ende gebracht werden kann. Dieser Erwartungshorizont erscheint insofern als gerechtfertigt, als mit Riesenfiguren neben den Aspekten übermä•iger Stärke und hybrider Grenzüberschreitung auch der Moment des unweigerlichen Scheiterns ihre Ambitionen als zentrales Merkmal verbunden wird. Im nachfolgenden letzten Kapitel 4.5 soll deswegen die Funktionalisierung der posthomerischen Riesenvergleiche und -gleichnisse zur Illustration von Heldentoden im Mittelpunkt stehen, die zudem Aufschluss gibt über das letztgültige Schicksal der mit Riesenfiguren verglichenen Heldenfiguren in den Posthomerica.248

246 247 248

Eurypylos durch die Hand achaischer Helden fallen, werden die achaischen Heroen Achilleus (direkt) und Aias T. (indirekt) durch Götter getötet¾ vgl. qahn (2009, 93). Vgl. die Vergleiche in 9.S. 1.512f.: 2.459f.¾ 7.206 sowie die Gleichnisse in 2.208-211¾ 3.419-421. Vgl. die Vergleiche in 9.S. 3.779¾ 7.186¾ 7.195-197¾ 7.652¾ 14.246. Vergleiche und Gleichnisse spielen in den homerischen Epen und den Posthomerica eine bedeutende Rolle zur Illustration von Heldentoden¾ vgl. Schei¨nen (2017).

304 4.5

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Riesentode und das Ende eines Zeitalters

Gemä• der zuvor formulierten Erwartungshaltung ist Achilleus der erste Held der Posthomerica, der im Sterben mit besiegten Riesenfiguren verglichen wird. Genau der Gott, dem Achilleus in Homers Ilias den Kampf androht (Hom. Il. 22.15-20) und der gemä• der Prophezeiung der Pferde des Achilleus für seinen Tod verantwortlich sein wird (19.399-417), leitet in den Posthomerica nur einen Tag nach dem Zweikampf gegen Memnon den Untergang des Achilleus ein. Mit einer ausführlichen irrealen Beinahe-Episode (9.S. 3.26-30) wird gleich zu Beginn von 9.S. 3 angedeutet, dass Achilleus an diesem Tag ohne das Eingreifen des Apollon im Alleingang Troia erobert hätte (Yh *Ò Y› á¼Û ú.›™™› á¼Û ™þ*•(›*, 3.26¾ {\^Y›, 3.28¾ œZ•å$\›, 3.29¾ ›E ,j á¼Û üЙ—&, 3.30). Dies charakterisiert ihn als eine so gro•e Bedrohung, dass er augenblicklich aus der literarischen .elt entfernt werden muss.249 Angesichts dieses drastischen Vorgehens von göttlicher Seite wird im Rückblick auf den Zweikampf zwischen Achilleus und Memnon in 2.517-524 das darin inszenierte kosmische Bedrohungspotenzial trotz der Möglichkeit einer hyperbolischen Lesart bestätigt. Apollon warnt Achilleus zumindest zuvor vor den Konsequenzen seines Handelns und dass einer der olympischen Götter höchstpersönlich gegen ihn kämpfen wird, wenn er seiner Aufforderung zum augenblicklichen Rückzug nicht Folge leistet (3.39-42). Achilleus wiederum antwortet ihm, indem er explizit auf die Täuschung des Gottes in Homers Ilias zurückverweist (3.48-50) und ihm erneut mit Kampf droht (3.51f.), wobei er zumindest deutlich zum Ausdruck bringt, dass er sich nicht willentlich mit einem Gott messen will (\›&P™Z Y¦ &é ,›,À— ,–ü›™\Z, 3.46).250 Diese Zurückhaltung ¨edoch gibt er auf, sobald er von dem tödlichen Geschoss getroffen wurde und er sein nahendes Ende erkennt, da er sich an dem Schützen rächen will, selbst wenn es sich um einen Gott handelt (Y¦ ›E \›¢" ›âü›—Z ›5*Z, 3.77).251 Die Missachtung der göttlichen Anweisung, mit der ihm seine Grenzen aufgezeigt werden, wird im weiteren Handlungsverlauf durch die Nestorrede kontrastiert 249

250 251

In den Posthomerica werden Beinahe-Episoden meistens zur Hervorhebung von Schlüsselmomenten im Schlachtgeschehen verwendet¾ vgl. Nesselrath (1992, 54 mit Anm. 98). Vgl. Langella (2016, 567). Vgl. Ferrari (1963, 49)¾ Langella (2016, 567).

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(8.461-470), in der das Befolgen der göttlichen .arnung und der rechtzeitige Rückzug aus der ungünstigen Schlacht das Überleben der Achaier garantiert, sodass die hybride Missachtung durch Achilleus im weiteren Handlungsverlauf eine abschreckende .irkung entfaltet. Das langsame Sterben des Achilleus und sein letztes Aufbäumen, im Zuge dessen er noch viele Troianer tötet (9.S. 3.138b-163), erhält in der Erzählung breiten Raum (3.60-185), wobei zwei Löwengleichnisse seine furchterregende Erscheinung illustrieren (3.141-148a¾ 3.170-174).252 Mithilfe der Vergleichsbilder und der darin erzeugten .irkungsästhetik des Schreckens (—›\^åԗ›", 3.143¾ è啗$›™*, 3.170¾ —$&,•Ú™Z, 3.171¾ èå&—$&,•›™Y&*, 3.174) werden die beiden Löwengleichnisse in 1.5-8 und 1.523-528 wieder aufgenommen und das damit verbundene bedrohliche .irkungspotenzial erneut aktiviert, wobei auch hier eine intradiegetische Perspektivierung auf das Geschehen aus Sicht der Troianer dominiert. Ein weiteres Gleichnis, das Achilleus mit einem nicht näher bestimmten wilden Tier gleichsetzt (3.181-185), verstärkt diese .irkung selbst dann noch, als die Troianer nur noch den reglosen Leichnam des achaischen Helden betrachten (”å›Z$•™Z&* —$&,•›™Y&*, 3.180¾ å›$Z—$&,•&þ™Z, 3.182¾ •&d•&*—&, 3.185).253 Das Fallen des Achilleus wiederum wird direkt nach dem Eindringen des Pfeils mit einem Gleichnis illustriert, das einen umstürzenden Turm zeigt (3.63b-66), der Moment seines Todes schlie•lich wird mit einem umstürzenden Berg veranschaulicht (3.177). .ährend die Todesmomente von Helden in der epischen Tradition normalerweise durch Vergleiche mit umstürzenden Bäumen nobilitiert werden,254 handelt es sich bei diesen beiden Vergleichsbildern um singuläre Überhöhungen in den Posthomerica, die nur Achilleus zuteilwerden und anzeigen, dass für die charakterisierende Darstellung der Au•ergewöhnlichkeit dieses Helden traditionelle Vergleichsbilder nicht mehr ausreichen. Sowohl das Turmgleichnis als auch der Bergvergleich bereiten aufgrund der Betonung der Grö•e das Riesengleichnis im weiteren Handlungsverlauf vor,255 denn der aus dem Schlachtgeschehen gerettete Leichnam des Achilleus, wird mit dem Riesen Tityos verglichen (3.392-401): 252

Vgl. Schei¨nen (2017, 12f.). Vgl. ªastiglioni (1921, 35)¾ Ferrari (1963, 49)¾ qahn (2009, 100¾ 104)¾ Schei¨nen (2017, 14). 254 Vgl. Schei¨nen (2017, 4f.). 255 Vgl. Schei¨nen (2017, 13) auch den Bergvergleich in 9.S. 12.185b-189a in Verbindung mit dem Enkeladosgleichnis in 14.580f. 253

306

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos &4&" èå›$•h.&" ¤Z—þ¢" 啙›*, þååԗ› æ^—™ z$ü&,•*^* ×þ\™ œ­ dZ–`›—&, Yh y ü&.Ú\›¦" ”Y–,—Ô* å›$ zÔ*— \&À" è囜–,*—} ŒåÔ..Ú* .Zû^$&P" d›.•›™™Z*, ü œ} ”$b.•Â z*¦ .Ò\$ å&þ.þå•.›\$&" {Y›Z—& Y—¯ ü\&*¢" ›é$þ啜&Z& ,^—$¢" yk", \ œ} þ4 å›$Z™—&*–ü^™› 囙Ô*— zü\Ô,›*&* ,Y–$›™™Z, b•.™™› œ­ åԗ*Z æ^—Ðf —&P&" $} ;EYhœ^" œ^hÚ* zåZY–å囙› bhm, ü–$, ••$Ú* ¤$Л™™Z, bÔ&* œ} ”.h™—&* ŒüZ&P". .À* ,þ$&,•*Ú*, å›$¦ œ} {d$›,› d•*\› åÔ*—&þ.

395

400

.ie der anma•ende Tityos fiel, als er versuchte, Leto Gewalt anzutun, als sie nach Pytho kam, und ihn rasch der erzürnte Apollon mit seinen schnellen Geschossen bezwang, obwohl er unermüdlich war, der aber lag in schrecklichem Mordblut über viele Plethren der weiten Erde, seiner Mutter, ausgebreitet, die laut ihren Sohn betrauerte, als er den Göttern verhasst fiel, die hehre Leto aber lachte auf. Derart war der Aiakide im Land der Feinde gefallen, wobei er den Troern Freude, den Achaiern aber unaufhörliche Trauer brachte. á¼Û256 der trauernden Kriegsscharen, ringsum aber brausten die Tiefen des Meeres. 256

Der Text folgt hier Vian (1963), der die von Köchly vermutete Lücke nach 9.S. 3.400 übernimmt¾ vgl. Vian (1963, apparatus ad loc.). ªecchetti (2015, 272) schlägt statt einer Lücke eine Identifizierung des Meeres (åÔ*—&þ, 3.401) mit der trauernden Thetis vor. Gärtner (2010a, 314 ad 3.401)¾ Lelli et al. (2013, 715 Anm. 30) schlagen statt einer Lücke einen temporalen Anschluss des Verses 3.401 an das Gleichnis an. Dieser Anschluss ist allerdings in zweierlei Hinsicht problematisch, denn erstens widerspricht der direkte Anschluss der inneren Logik der Stelle, da das Gleichnis den Tod des Achilleus illustriert, wie durch das Verb zåZY–å囙› (3.399) verdeutlicht wird, nicht den daliegenden Leichnam. Die in 3.400 beschriebenen Folgen seines Todes sind also allgemein aufzufassen und stehen nicht in temporalem Verhältnis zu 3.401. Zweitens steht die zweite Vershälfte von 3.401 isoliert da, zumal sie die Partikel œ• enthält, und lässt sich nicht logisch an den Inhalt der ersten Vershälfte oder den vorangegangenen Vers 3.400 rückbinden. Ein ausgefallener Vers könnte stattdessen den Lärm der trauernden Heerscharen beschrieben haben, etwa im Sinne von 6und ihr Geschrei reichte bis in den Himmel¨, die dann im Genetiv als Urheber im En¨ambement nachgeschoben würden. Die Nennung des brausenden Meeres würde demgemä• eine zweite Illustration der Reichweite des Trauergeschreis darstellen, die mit der Partikel œ• an ein korrespondierendes ,•* im ausgefallenen Vers angeschlossen würde. Vgl. auch Vians (1963, 111f. Anm. 4) Überlegungen zur Textstelle.

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>bwohl sich das Gleichnis auf den Leichnam des Achilleus bezieht, der bereits im Achaierlager niedergelegt wurde, illustriert das Vergleichsbild, das eine kurze Binnenerzählung von Tityos darstellt, sowohl den Fall als auch den Tod des Achilleus, was durch die dreimalige Verwendung des Verbs åhå—Ú im Gleichnis (啙›*, 9.S. 3.392: 囙Ô*—, 3.397) und im narrativen Kontext (zåZY–å囙›, 3.399) verdeutlicht wird. Bereits das Turmgleichnis (3.63b-66) und der Bergvergleich (3.177) illustrieren genau diesen Aspekt, wobei Synonyme für åh嗛Z* verwendet werden (”*›—$–å›—á&Û, 3.63¾ zY.h\^, 3.66¾ [$Zå›*, 3.177), wodurch eine intratextuelle Verknüpfung der homerischen Tityosepisode und dem posthomerischen Tityosgleichnis hergestellt wird, die auch die Grö•e des Riesen Tityos zusätzlich stützt. Darüber hinaus finden sich zahlreiche weitere Vergleichspunkte, die das Gleichnis eng in den narrativen Kontext einbinden: Apollon nämlich zeichnet sowohl im Gleichnis für den Tod des Tityos wie auch in der Erzählung für den Tod des Achilleus verantwortlich, wobei auch sein Tötungsinstrument in beiden Fällen mit demselben Vokabular wieder aufgenommen wird (™—þb›$Ô* á¼Û d•.›,*&*, 3.61¾ .Zû^$&P" d›.•›™™Z*, 3.395). Auch der Groll des Gottes Apollon im Gleichnis (ü&.Ú\›h", 3.393) spiegelt die Situation kurz vor der Tötung des Achilleus, als Apollon erst durch das .üten des Achilleus unter den Troianern, dann durch seine hochmütige Rede erzürnt wird (üЙ—& \Ò,Â, 3.30¾ ”™ü.ÔÚ* z*¦ \Ò,Â, 3.55). Die Trauer der Gaia im Gleichnis (å›$Z™—&*–ü^™›, 3.397) wird durch die Trauer der Achaier im narrativen Kontext (bÔ&*, 3.400), die Freude der Leto im Gleichnis (b•.™™›, 3.398) durch die Freude der Troianer im narrativen Kontext (ü–$,, 3.400) wieder aufgenommen. Diese unmittelbare Kontrastierung von Trauer und Freude, die von einem raschen Perspektivenwechsel lebt, erzeugt eine stark betonte doppelte .irkungsästhetik. Gaia ist trotz der Verschleierung ihres Namens durch das Substantiv ü\Ð* durch ihre Trauer deutlich als Riesenmutter ausgewiesen (Y—¯ ü\&*¢" ›é$þ啜&Z& O ,^—$¢" yk", \ œ} þ4 å›$Z™—&*–ü^™› 囙Ô*—, 3.396f.). Dabei stellt der Ausdruck å›$Z™—&*–ü^™› 囙Ô*— (3.397) eine intratextuelle Verbindung her zum Typhongleichnis, mit dem der Tod des Aias T. in 5.484-486 illustriert wird und das ebenfalls die trauernde Gaia beschreibt.257 Bereits im Moment seines Todes wird das Niedersinken des Achilleus mit einem ähnlichen Ausdruck versehen (3.178f.), der nicht nur die laute Klage der Gaia 257

Vgl. zu diesem Aspekt oben Kapitel 1.2.

308

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

vorwegnimmt, sondern durch das Ausma• des Lärms auch auf die Riesengrö•e des Achilleus und Tityos hindeutet: bP œ} èå›å.—–b^™› Y¦ ™å›—&* {d$ü› —›Òü^ O ×^.›hœ& 囙Ô*—&" ”,Ò,&*&". ¬ 6Die Erde aber krachte und unendlich dröhnten seine .affen, als der untadelige Pelide fiel.¨ Auch das Ad¨ektiv ”Y–,—&* (3.394) als häufiges Beiwort posthomerischer Riesen fungiert als intratextuelles Element der Verbindung mit anderen Riesenvergleichen und -gleichnissen und stützt eine hybride ªharakterisierung. Besonders auffällig ist in diesem Riesengleichnis die eindeutig negative ªharakterisierung des Tityos aufgrund des Ad¨ektivs èå›$•h.&" (9.S. 3.392), der Partizipialkonstruktion zü\Ô,›*&* ,Y–$›™™Z (3.398), die bereits einige Vers zuvor durch das Partizip ü&.Ú\›h" vorbereitet wird (3.393), sowie seiner versuchten Gewaltausübung an einer Göttin (dZ–`›—&, 3.393).258 Hierzu trägt nicht unwesentlich der mythische Hintergrund der Riesenfigur Tityos bei, die im Gegensatz zu anderen Riesenfiguren wie den Aloaden oder >rion, deren ªharakterisierungen im Mythos gelegentlich auch positive Aspekte aufweisen, stets als hybrider Frevler par excellence charakterisiert wird.259 Insbesondere das Ad¨ektiv èå›$•h.&" (3.392), das in den Posthomerica nur siebenmal verwendet wird, bezeichnet das hybride .esen des Riesen nicht nur hier in abwertender .eise, sondern wird in derselben Funktion auch als Epitheton für die Titanen in der Nestorrede (¤Z—j*›™™Z* èå›$•Z–.&Z™Z, 8.461) gebraucht, was im Rückblick die hybride ªharakterisierung des Tityos sowie seine Feindschaft mit den Göttern bestätigt. Au•erdem erscheint es in 5.455f. (d$&—&P™Z* O á¼Û èå›$•Z–.&Z™Z) und 10.302 (”*\$Ðå&Z™Z* èå›$•Z–.&Z") als Attribut für überhebliche Sterbliche, die von den Erinnyen bzw. den Liten für ihren Übermut bestraft werden. Als Beiwort des Tityos passt es auch insofern besonders gut, als es zur Bezeichnung von Memnons Schmährede gegen Achilleus eingesetzt wird (èå›$•Z–.&Z" z啛™™Z, 2.411), sodass die Herabsetzung seines Gegners schon auf das Tityosgleichnis vorausweist. Auch Achilleus selbst verwendet es in seiner Schmährede gegen Apollon als Beiwort für die Troianer (¤$Л™™Z* èå›$•Z–.&Z™Z*, 3.47). Von besonderer Bedeutung ist ¨edoch der Umstand, dass Achilleus kurz nach dem Tityosgleichnis von den trauernden Myrmidonen gerade als Held charakterisiert wird, der eben nicht èå›$•h.&" ist 258 259

Vgl. Langella (2016, 566). Vgl. dazu Ker÷nyi (2010, 108 mit Anm. 418-423).

Posthomerische Riesenfiguren

309

(&é b¯$ èå›$•h.&" å•.›* ”*œ$–™Z* &éœ} !.&ԕ$Ú*, 3.425 ¬ 6denn er war nicht anma•end gegenüber den Männern und auch nicht verderbensinnend¨). Dies hat eine Diskrepanz zwischen dem vom extradiegetischen Erzähler geschilderten Tityosgleichnis und der intradiegetischen Figurenperspektive, die einander konträr gegenüberstehen, zur Folge, sodass zwei unterschiedliche .irkungsästhetiken miteinander konkurrieren und dem Rezipienten als alternative Lesarten zur Verfügung stehen.260 Das Attribut å&þ.þå•.›\$&" (9.S. 3.396) bezeichnet in unbestimmter .eise die Grö•e des Tityos, die riesenhaft ausfällt, beträgt ein Plethron doch ungefähr 100 Fu•, was bei einem durchschnittlichen Ma• von ca. 30 cm pro Fu• ungefähr 30 Metern entspricht.261 Das nur in den Posthomerica bezeugte Ad¨ektiv, das eine Nebenform zu å&þ.Òå.›\$&" darstellt, dient darüber hinaus als intertextuelle Referenz auf die älteste erhaltene literarische Darstellung des Tityos in Homers Odyssee, in der die Grö•e des Tityos mit neun Plethren angegeben wird.262 Dieser locus classicus enthält nicht nur eine kurze Anspielung auf die versuchte Entführung der Leto durch den Riesen, sondern auch eine Schilderung seiner posthumen Marterung im Hades (Hom. Od. 11.576-581), die in späteren Aufzählungen ewiger Bü•er einen festen Platz einnimmt:263 Y¦ ¤Z—þ¢* ›5œ&*, Dh^" z$ZYþœ•&" þDÔ*, Y›h,›*&* z* œå•œÂ. þ œ} zå} z**• Y›P—& å•.›\$. b0å› œ• ,Z* yY–—›$\› å$^,•*Ú Xå$ {Y›Z$&*, œ•$—$&* {™Ú œÒ*&*—›"f þ œ} &éY ”å,Ò*›—& ü›$™h. æ^—™ b¯$ Z.Y^™›, 7Z¢" Yþœ$ª* å$–Y&Z—Z*, ×þ\М} z$ü&,•*^* œZ¯ Y..ZüÔ$&þ ם*&åk&".

580

Auch Tityos sah ich, den Sohn der glorreichen Gaia, wie er auf dem Erdboden lag. Der lag aber über neun Plethren hinweg, zwei Geier aber fra•en, auf beiden Seiten neben ihm sitzend, seine Leber auf, indem sie in seine Eingeweide eintauchten, er aber konnte sie nicht mit seinen Händen 260 261 262

263

Vgl. Langella (2016, 566). Vgl. Hultsch (1972, 697 Tabelle II B). Die in der ersten Silbe gelängte Form des Ad¨ektivs (å&þ.þå•.›\$&") stellt zudem ein hapax legomenon der griechischen Literatur dar¾ vgl. LSq s. v. 6å&.þå•.›\$&"¨. Zu den homerischen hapax legomena in den Posthomerica vgl. ausführlich Appel (1994). Vgl. Niemeyer (1884, 17)¾ Gärtner (2010a, 299 ad 392-8)¾ Langella (2016, 566).

310

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos abwehren. Leto nämlich hatte er verschleppt, die herrliche Gemahlin des Zeus, als sie nach Pytho kam durch den schönflie•enden Panopeus.

Sprachliche Parallelen zwischen den beiden Passagen sind zum einen in der Grö•enangabe des Tityos (z**• Y›P—& å•.›\$, Hom. Od. 11.577¾ å&þ.þå•.›\$&", 9.S. 3.396), zum anderen im topographischen Setting (×þ\М} z$ü&,•*^*, Hom. Od. 11.581¾ z$ü&,•*^* ×þ\Ð, 9.S. 3.393) festzustellen, das in den Posthomerica zwar variiert, allerdings ebenfalls mit einem participium coniunctum zu Leto konstruiert wird. Die Verwendung des älteren epischen Substantivs å•.›\$&* anstelle des ¨üngeren å.•\$&* in dem zusammengesetzten Ad¨ektiv å&þ.þå•.›\$&" (9.S. 3.396) stützt die intertextuelle Verbindung zusätzlich (å•.›\$, Hom. Od. 11.577).264 Das Ad¨ektiv å&þ.þå•.›\$&" (9.S. 3.396) in den Posthomerica wiederum stellt durch seine dezidierte >ffenheit eine Steigerung gegenüber der konkreten homerischen Angabe dar (z**• á¼Û å•.›\$, Hom. Od. 11.577) und wird deswegen auch als poetologischer Hinweis auf die kreative Verarbeitung des homerischen Referenztextes lesbar: In den Posthomerica wird der ohnehin gewaltige Riese zusätzlich vergrö•ert, sodass er als poetologisches Bild metonymisch für das Anwachsen der literarischen Tradition der Tityosfigur seit der Odyssee fungiert. Eine solche Lesart wird insofern gestützt, als sich die Tityosepisoden der Odyssee und der Posthomerica aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtung gegenseitig ergänzen. .ährend in den Posthomerica die Rolle des Tityos als Bü•er in der Unterwelt nicht erwähnt wird, wird dafür der Angriff auf Leto und der Tod des Riesen gegenüber der homerischen Darstellung ausführlicher dargestellt. Der homerische Referenztext wird somit im Tityosgleichnis intertextuell aufgerufen und flie•t flie•t bei der Lektüre in ein Verständnis der posthomerischen Stelle mit ein, wodurch die ªharakterisierung des Achilleus als eines hybriden Frevlers verstärkt wird. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die geopoetische Gestaltung des Gleichnisses, denn durch die genaue topographische Verortung auf dem .eg nach Pytho (Hom. Od. 11.581¾ 9.S. 3.393) im Rahmen der Tötung des Riesen wird seine anschlie•ende Entfernung aus der literarischen .elt bzw. seine Verschiebung in die Unterwelt umso stärker betont. Zentral für diese Bedeutungsebene ist der narrative Kontext der Tityosepisode in der Odyssee, namentlich die Nekyia des >dysseus (Hom. Od. 11.23635), die wie im Fall des Aloadengleichnisses in 9.S. 1.515-522 implizit 264

Vgl. LSq s. v. 6å•.›\$&*¨¾ 6å.•\$&*¨.

Posthomerische Riesenfiguren

311

die Lektüre der Stelle des Riesengleichnisses beeinflusst. Vor diesem Hintergrund erscheint der Tod des Achilleus durch den Pfeil des Apollon als gerechte Strafe für eine hybride Grenzüberschreitung, wobei der homerische Referenztext die Bestrafung implizit stark überhöht. Die Legitimation für die Liquidierung des achaischen Helden scheint aufgrund der gro•en zeitlichen Nähe zum Zweikampf gegen Memnon in seinem kosmischen Bedrohungspotenzial zu liegen, wodurch sich die gottgleiche Überhöhung des Helden durch Zeus in der vorangegangenen Schlacht im Nachhinein als äu•erst zwiespältige Handlung bestätigt. Diese negative und bedrohliche ªharakterisierung des Achilleus wird durch den narrativen Kontext des Tityosgleichnisses und die Perspektivierung der Erzählung aus der Sicht der Achaier als intradiegetischen Rezipienten seines Todes wiederum sehr stark kontrastiert. Die Trauer der Achaier nimmt breiten Raum ein (9.S. 3.388-513), womit das Riesengleichnis (3.392-401) direkt zu Beginn dieses Handlungsabschnitts eine ganze Reihe von Totenklagen einleitet und dadurch eine Schlüsselposition innerhalb der Erzählung innehat.265 In die kollektive Trauer der Achaier (3.388-421¾ 3.506-514) sind die Totenklagen der Myrmidonen (3.422-426), des Aias T. (3.427-459), des Phoinix (3.460-490) und des Agamemnon (3.491-504a) eingewoben. Erst die Mahnrede Nestors bringt das Heer dazu, die Vorbereitungen für die Bestattung in Angriff zu nehmen (3.515-525). Dieser starke Kontrast zwischen ehrender Trauer durch die Achaier als intradiegetischen Figuren und negativer ªharakterisierung durch das Tityosgleichnis, für das der extradiegetische Erzähler verantwortlich zeichnet, erzeugt eine enorme Ambivalenz in der Nachwirkung der Achilleusfigur, die auch im letzten achilleischen Riesenvergleich (3.724f.) am Ende von 9.S. 3, der die eingeäscherten Überreste des Achilleus beschreibt, erhalten bleibt und einen thematisch adäquaten Abschluss erhält. Nach der ausführlichen Trauer der Achaier wird Achilleus mit gebührenden Ehren eingeäschert (3.719-729): ãþ$,ZœÔ*›" œ}, ø—} *Y— å›.Ð$Z&* à™——&* ..Ú* [*þ™› å0$ ”hœ^.&* ”å&Y—,•*Ú* å›$¦ *›Y$¿ 6ååÚ* —} E`^À* —› Y¦ ..} ø™ œ–Y$þ ü•&*—›" úd$Z,&* ”,•¦ *•Yþ* Y›Z,j.Z \kY* ŒüZ&h, œª —Ô—› åþ$YØª* &A* ™d•™*f !™—• œ} é—&0 •h*›—} ”$Z•$œ•Ú", z囦 &éü y—•$&Z™Z* þ,&P 265

Vgl. Lelli et al. (2013, 715f. Anm. 31).

720

312

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos Y*, ”..} &4 Dhb*—&" ”—›Z$•&", &霭 ,­* .. ™›* Y›h*&Z" z,•,ZY—}, z囦 Y dԛ" oœ­ Y¦ 6åå&Z Y¦ åPœ›" ¤$ÐÚ* ,hbœ Y—,•*&Z™Z Y¦ ..&Z" dZ¢* åÚ\› Y•&*—& å›$¦ *•Yþ*, ü" œ} z*¦ ,•™™&Z" 1Zåj è•} V•h™—&þ œ›œ,^,•*&" &5&" {Y›Z—&.

725

Die Myrmidonen aber und die Tränen vergie•enden Achaier löschten, als das zerstörerische Feuer ihren gewaltigen Herrscher als letzten von den anderen Toten verzehrt hatte, von den Pferden und ¨ungen Männern, die sie um den Leichnam herum getötet hatten, und die anderen Kleinode, so viele sie um den Leichnam herum aufgeschichtet hatten, daraufhin den Scheiterhaufen mit .ein. Seine Knochen aber erschienen deutlich, da sie den anderen nicht ähnlich waren, sondern wie die eines unbeugsamen Giganten. Im Übrigen waren auch die anderen nicht mit ¨enen vermischt, da Rinder und Pferde und Kinder von Troern vermischt mit anderen Kadavern ein Stück weit entfernt um den Leichnam herumlagen, der in ihrer Mitte von dem Ansturm des Hephaistos so bezwungen worden war, wie er dalag.

.ie im Titanen-Giganten-Vergleich in 9.S. 2.518f. wird die Gigantenfigur mit dem Attribut ”—›Z$•&" versehen (3.725),266 wobei das Ad¨ektiv einerseits im Kontrast zum narrativen Kontext steht, da die Situation der Bestattung und die beiden Verbformen [*þ™› (3.720) und œ›œ,^,•*&" (4.729) gerade den Umstand verdeutlichen, dass der Held von Tod und Flammen bezwungen wurde, andererseits wiederum den Erhalt der Knochen trotz der Flammengewalt treffend charakterisiert. Die Grö•e der Gigantenfigur wird zusätzlich durch das Attribut å›.Ð$Z&* (3.719), das die Statur des Achilleus beschreibt und im weiteren Handlungsverlauf auch die Ma•e seiner Rüstung beschreibt, implizit als Vergleichspunkt aufgerufen.267 Im Aspekt der Grö•e besteht denn auch der Unterschied zu den restlichen Knochen, die in dem ausgebrannten Scheiterhaufen liegen, was dadurch verdeutlicht wird, dass der Gigantenvergleich als Doppelvergleich ausgestaltet ist, der einen Kontrast zu den restlichen menschlichen und tierischen Überresten erzeugt (&éü y—•$&Z™Z* þ,&P, 3.724). Mit dem kurzen Vergleich wird somit nicht nur die Gigantenthematik aufgerufen, sondern auch die Übermenschlichkeit des Achilleus prägnant in Szene gesetzt. 266 267

Vgl. Ferreccio (2014, 273f. ad 518). Vgl. dazu oben Kapitel 1.2.

Posthomerische Riesenfiguren

313

Dabei stellt die Beschaffenheit der Knochen im Gigantenvergleich das auffälligste Element der Bestattungsszene dar, die ihrerseits intertextuell Bezug nimmt auf die Bestattung des Patroklos in Homers Ilias (Hom. Il. 23.238b-242):268 é—¯$ {å›Z— !™—• ם—$ÔY.&Z& ã›*&Z—Z–œ& .•bÚ,›* ›Þ œZbZb*ЙY&*—›". ”$Z•$œ• œ­ —•—þY—Zf z* ,•™™^Z b¯$ {Y›Z—& åþ$kZ, —&¦ œ} ..&Z *›þ\›* z™ü—ZkZ Yh&*—} zåZ,¦( 6åå&Z —› Y¦ *œ$›".

240

Aber lasst uns daraufhin die Knochen des Menoitiossohns Patroklos sammeln, indem wir sie gut unterscheidenÄ Sie wurden aber gut sichtbar gemacht: Sie liegen nämlich in der Mitte des Scheiterhaufens, die anderen aber sind davon entfernt am Rand verbrannt, Pferde und Männer zusammen vermischt.

Die Intertextualität zwischen den beiden Passagen ist in diesem Fall nicht durch sprachliche Parallelen explizit markiert, aber dennoch deutlich, da in den Posthomerica die meisten Elemente der iliadischen Bestattungsszene semantisch aufgenommen und gemä• dem posthomerischen Umgang mit Referenztexten sprachlich variiert werden, wodurch die Passage eine dezidiert eigene Ausprägung erhält. Statt —•—þY—Z (Hom. Il. 23.240) steht •h*›—á&Û (9.S. 3.724), statt *›þ\›* O z™ü—Z^Z (Hom. Il. 23.241f.) steht dZ¢* åÚ\› (9.S. 3.728), statt z* ,•™™^Z á¼Û åþ$^Z (Hom. Il. 23.241) steht z*¦ ,•™™&Z" (9.S. 3.728), statt zåZ,h( (Hom. Il. 23.242) steht ,hbœ (9.S. 3.727). Au•erdem ist die Verbform {Y›Z—& an anderen Stellen der Schilderung eingebaut (Hom. Il. 23.241¾ 9.S. 3.729), die >pfer 6åå&Z —› Y¦ *œ$›" (Hom. Il. 23.242) werden zuerst durch 6ååÚ* —} E`^À* (9.S. 3.721) ersetzt, dann durch 6åå&Z O Y¦ åPœ›" ¤$ÐÚ* (9.S. 3.726f.) variiert und schlie•lich durch dԛ" (9.S. 3.726) und Y—,•*&Z™Z Y¦ ..&Z" (9.S. 3.727) ergänzt. Eine sprachlich markierte intertextuelle Referenz stellt in Verbindung mit dem Kontext der Bestattungsszene lediglich das Ad¨ektiv ”$Z•$œj" dar, das in der Ilias nur zweimal, in der Odyssee dreimal und in den Posthomerica ebenfalls nur zweimal auftaucht, wobei es in beiden posthomerischen Passagen als Adverb (”$Z•$œ•Ú") 268

Vgl. .inkler (1875, 5)¾ Noack (1892, 778 mit Anm. 1)¾ Paschal (1904, 50)¾ Pinheiro (2016, 198).

314

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

verwendet wird.269 Anhand dieser intensiven Verarbeitung der Ilias-Passage wird ersichtlich, wie eng sich die posthomerische Szene der Bestattung des Achilleus an die Darstellung der Bestattung des Patroklos anschlie•t und dadurch die besondere Verbindung dieser beiden Helden über die .erkgrenzen der Ilias und Posthomerica hinweg stärkt. Angesichts der zahlreichen intertextuellen Referenzen fällt der posthomerische Gigantenvergleich als Neuerung gegenüber den anderen, aus Homers Ilias übernommenen traditionellen Elementen der Bestattung umso mehr ins Auge. Dies trifft umso mehr zu, wenn für die Lektüre der posthomerischen Bestattung des Achilleus auch deren Repräsentation in Hom. Od. 24.36-94 herangezogen wird, wo Knochen des Achilleus zweimal erwähnt werden (.›ÒY} !™—•, 24.72¾ 24.76), wobei lediglich auf ihre Farbe verwiesen wird. Die Grö•e der Knochen, die mit dem Vergleich illustriert wird, liefert neben der in der Ilias beschriebenen räumlichen Trennung der Knochen des kremierten Helden und der Tier- und Menschenopfer (Hom. Il. 23.241f.) ein zusätzliches Erkennungsmerkmal bei der Sortierung der Überreste. Eine genaue Bestimmung der Bedeutung des Gigantenvergleichs für die ªharakterisierung des Achilleus an dieser Stelle wird erschwert durch das Fehlen einer intradiegetischen Reaktion der Achaier beim Auffinden der Knochen abgesehen von einem erneuten Hinweis auf ihre Trauer (å›$Z™—›*–ü&*—›", 3.730), stattdessen werden diese von Thetis und den Nereiden mit Ambrosia und 8len behandelt und sorgsam in einer von Hephaistos geschaffenen Amphore niedergelegt. Au•er im Gigantenvergleich wird die Grö•e der Knochen des Achilleus dabei nicht weiter thematisiert (!™—•, 3.730¾ 3.739). Die Trauer der Myrmidonen und der Verweis auf die Ehrung des Achilleus durch die göttliche Behandlung der Knochen (,•báÛ á¼Û Yþœh*&þ™Z, 3.734) zeichnen ihn daher eher als au•ergewöhnlichen Helden und von den Göttern Begünstigter aus, der in positiver .eise gewürdigt wird.270

269

270

Vgl. neben den beiden genannten Passagen Hom. Il. 23.326 (Nestor gibt seinem Sohn Antilochos Ratschläge zum .agenrennen)¾ Hom. Od. 11.126 (Teiresias weissagt >dysseus seine Zukunft nach dem Freiermord)¾ 21.217 (>dysseus zeigt Telemachos und Eumaios seine Narbe)¾ 23.73 (Eurykleia erinnert Penelope an die Narbe des >dysseus)¾ 9.S. 2.43 (Memnon sichert Priamos die Vernichtung der Achaier zu). An dieser Stelle ist angesichts dieser positiven Hinweise eine Idealisierung der Achilleusfigur erkennbar, wie sie Mansur (1940, 4-7) konstatiert.

Posthomerische Riesenfiguren

315

Eine ambivalente ªharakterisierung des Achilleus erfolgt somit in diesem Vergleich nicht in expliziter, sondern in impliziter .eise. In dem verbrannten Zustand der Knochen ist ein erster Hinweis auf eine solche Unterminierung der vordergründig positiven .ürdigung versteckt, denn Verbrennungen im Zuge eines Kampfes mit den olympischen Göttern sind ein Merkmal aller kosmischen Kämpfe von Riesenfiguren, wie in den Posthomerica anhand des Titanenvergleichs (9.S. 1.713-715), der Ekphrasis des Helms des Achilleus (5.102-109) und der Nestorrede (8.461470) deutlich wird. Einen besonders wichtigen Anhaltspunkt zur Bedeutung dieses Details liefert zudem das erste der beiden Enkeladosgleichnisse (5.639b-643), in dem der auf dem Scheiterhaufen liegende Aias T. mit dem Anführer der Giganten verglichen wird. Dieses Gleichnis teilt sich mit dem Gigantenvergleich den Bestattungskontext und präsentiert den einzigen verbrannten Giganten der Posthomerica. Das Aufrufen der Gigantenthematik lässt darüber hinaus eine intratextuelle Verknüpfung sowohl zum Gigantengleichnis in 1.179-181, mithilfe dessen Penthesileia als Gigantentöterin charakterisiert wird, als auch zum zweiten Enkeladosgleichnis in 14.582-587 zu, wodurch der Gigantenvergleich in 3.724f. in zweierlei Hinsicht eine rahmende Funktion erfüllt. Einerseits wird damit die proleptische ªharakterisierung der Achaier und des Achilleus als Giganten durch das Penthesileia gewidmete Gigantengleichnis (1.179-181) bestätigt und somit ein letztes Mal die stark inszenierte Gegnerschaft der beiden Heldenfiguren aufgerufen, wobei der Bestattungskontext eine implizite Lesart bestärkt, derzufolge Achilleus als posthomerischer Gigant letztlich doch noch bezwungen wurde, allerdings nicht durch Penthesileia wie in ihrem Gigantengleichnis angedeutet. Zwar ist es Penthesileia als zweiter Athene und Gigantentöterin nicht selbst gelungen, Achilleus niederzustrecken, doch liegt sein Leichnam letzten Ende eben doch wie ein besiegter und verbrannter Gigant da, wodurch das kurze Heldenleben des Achilleus in den Posthomerica durch die Gigantenthematik gerahmt wird. Andererseits erlaubt die thematische Verbindung mit dem letzten Riesengleichnis der Posthomerica (14.582-587) die Einordnung des verstorbenen Achilleus in die Reihe von problematischen Heldenfiguren, die bis zum Ende des Epos aus der literarischen .elt entfernt werden, wozu auf achaischer Seite Achilleus, Aias T. und Aias >. gehören. Einen weiteren Hinweis auf eine ambivalente Bedeutung der Gigantenknochen liefert eine Stelle in den Liebeselegien des Properz (Prop. 2.9.13f.), die bezeugt, dass das ungewöhnliche Motiv der riesenhaften

316

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Knochen des Achilleus in der literarischen Tradition bereits vor den Posthomerica vorzufinden ist:271 et tanti272 corpus Achilli O maximaque in parva sustulit ossa manu. ¬ 6Und mit ihrer kleinen Hand nahm ásc. BriseisÛ den Leib des so gro•en Achilleus und seine übergro•en Knochen auf.¨ Insbesondere der Kontrast zwischen den Attributen für BriseisÝ Hände (parva, 2.9.14) und die Knochen des Achilleus (maxima, 2.9.14), die zusätzlich mit einem Superlativ bedacht werden, lässt die Überreste des Achilleus übermenschlich gro• erscheinen, zumal dessen Körper mit dem Pronomen tanti versehen wird (2.9.13). Zwar lässt der narrative Kontext dieser Beschreibung keine Rückschlüsse auf eine weitere Bedeutung der Knochen oder eine indirekte ªharakterisierung des Achilleus zu, allerdings sind in diesem Zusammenhang die bei verschiedenen antiken Schriftstellern überlieferten Hinweise auf Funde von riesigen Knochen von Bedeutung, die in öffentlichen Gebäuden wie Tempeln ausgestellt wurden. Etwa bei Pausanias und Philostrat, insbesondere aber auch in der Mirabilienliteratur, die in der Forschung als möglicher Referenzpunkt der Posthomerica in Betracht gezogen wurde,273 wird an mehreren Stellen die Existenz von Giganten diskutiert, indem auf Funde riesiger Knochen verwiesen wird, die in .irklichkeit wahrscheinlich von prähistorischen Tieren stammten.274 Dieser Diskurs der Kaiserzeit bietet einen möglichen Deutungshorizont des ansonsten kryptischen Gigantenvergleichs und liefert einen Hinweus darauf, dass durch die Nennung der Gigantenknochen eine .eiterführung der Ambivalenz der Achilleusfigur und anderer Helden, die mit Riesen assoziiert werden, über deren Tod und das Ende des Heroenzeitalters hinaus suggeriert wird. Da es sich bei den Riesenknochen also gleicherma•en um Artefakte handelt, die als Vermächtnis für 271 272 273

274

Vgl. dazu auch Vian (1963, 173 ad S. 123 Anm. 2)¾ Pinheiro (2016, 200). Anstelle der Kon¨ektur 8adusti€ von Heyworth wird hier das allgemein überlieferte Pronomen 8tanti€ beibehalten. Vgl. Vian (1959, 102)¾ Andr÷ (2013), die mit Fokus auf wunderbare Landschaften in den Posthomerica (190-200) aufzeigt, inwiefern darin homerische (183f.), hellenistische (185-188) und römische (188-190) Konzepte von Staunen verarbeitet sind. Das Florieren paradoxographischer Sammlungen in der Kaiserzeit stützt eine mögliche Beeinflussung auch der Posthomerica¾ vgl. Trzaskoma (2017). Vgl. Vian (1963, 173 ad S. 123 Anm. 2), dessen Stellenangaben allerdings nicht alle korrekt sind¾ vgl. Paus. 8.29.4¾ 8.32.5¾ Philostr. Her. 8.6-16¾ VA 5.16f.¾ Phleg. mir. 11-19. Vgl. auch Pinheiro (2016, 200).

Posthomerische Riesenfiguren

317

die Nachwelt aufbewahrt werden, lässt sich in dem Gigantenvergleich auch eine Überbrückung der zeitlichen Distanz zwischen der mythischen Zeit des Troianischen Krieges und nachfolgender Zeiten erkennen, darunter auch die¨enige des extradiegetischen Rezipienten.275 Dabei liegt der Fokus ¨edoch auf der Fehlinterpretation dieser Relikte, die im Rückblick nicht mehr als Knochen eines au•ergewöhnlichen Helden, sondern eines Riesen interpretiert werden und dadurch den Nachruhm des betroffenen Helden kontaminieren. Illustriert wird eine solche Fehlinterpretation menschlicher Relikte in Vergils Georgica, worin sich auch die Funktionalisierung der Gigantomachie als poetische Folie für politische Konflikte verbirgt, die insbesondere im lateinischen kaiserzeitlichen Epos eine zentrale Bedeutung erhält (Verg. georg. 1.493-497):276 scilicet et tempus ueniet, cum finibus illis agricola incuruo terram molitus aratro exesa inueniet scabra robigine pila, aut grauibus rastris galeas pulsabit inanis grandiaque effosis mirabitur ossa sepulcris.

495

Freilich wird auch eine Zeit kommen, wenn in ¨ener Gegend ein Bauer, nachdem er mit dem gekrümmten Pflug die Erde bearbeitet hat, vom rauhen Rost zernagte .urfspeere finden oder mit schweren Hacken auf hohle Helme sto•en und gro•e Knochen aus ausgegrabenen Gräbern bestaunen wird.

Der Gigantenvergleich in 9.S. 3.724f. führt vor diesem Hintergrund die ambivalente ªharakterisierung des Achilleus nicht nur über seinen Tod hinaus fort, was durch seine kontinuierliche Präsenz im weiteren Handlungsverlauf bestätigt wird, sondern auch über das Ende der Posthomerica hinaus, das zugleich das Ende des Heroenzeitalters markiert. Somit wird das kosmische Bedrohungspotenzial auch nach der augenscheinlichen Entfernung des Achilleus als einer aktiven Figur aus dem Handlungsverlauf nicht aufgelöst, sondern wirkt in indirekter Form nach und verweist dadurch auf den posthomerischen Umgang mit riesenhaften Hel-

275 276

Vgl. zu dieser Verknüpfung der Posthomerica mit der Zeit des extradiegetischen Rezpienten ausführlich Tomasso (2010). Vgl. dazu Littlewood (2013, 206-211)

318

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

denfiguren, die zwar wie Riesen im homerischen Epos aus der literarischen .elt entfernt werden, sich allerdings insbesondere über die intratextuelle Verknüpfung mit anderen Riesenfiguren einen dauerhaften Platz im literarischen Raum der Posthomerica sichern. Da dies vor allem über Vergleiche und Gleichnisse als speziellen Räumen mit poetologischem Bedeutungspotenzial geschieht, wird dem extradiegetischen Rezipienten der Posthomerica zugleich die Möglichkeit eröffnet, das mythische Geschehen in seiner vorliegenden literarischen Gestaltung zu reflektieren. Ganz im Zeichen der Entfernung aus der literarischen .elt und Beendigung des Heorenzeitalters stehen auch die letzten beiden mit Riesenfiguren verglichenen Heldenfiguren Aias T. und Aias >., wobei in ihrem Fall im Gegensatz zur Achilleusfigur nicht so sehr kontinuierlich ein kosmisches Bedrohungspotenzial aufgebaut wird, sondern sie vielmehr punktuell kosmisch überhöht werden, was narrativ gänzlich auf ihren Tod ausgerichtet ist. .ährend Achilleus nämlich infolge seiner zu kosmischen Kämpfen übersteigerten Duelle zwar als wichtigster Kämpfer der Achaier fungiert, dabei aber zu einer Bedrohung für die Götter selbst aufgebaut wird, erweist sich Aias T. insofern als problematische Figur, als er nach der Niederlage im Streit um die .affen des Achilleus (9.S. 5.121-332) für die Achaier als seinen Verbündeten zur Bedrohung wird.277 3hnliches gilt für Aias >., der aufgrund seiner Vergewaltigung der Kassandra bei der Einnahme Troias das gesamte Achaierheer ins Verderben stürzt. Aufgrund dieser ähnlichen Funktionalisierung bietet es sich an, in der folgenden Interpretation Aias T. und Aias >. gemeinsam zu untersuchen. Trotz dieser unterschiedlichen Ausrichtung der ªharakterisierung steht Aias T. zunächst mit Achilleus in einer engen Verbindung, wie bereits in dem Aloadengleichnis in 9.S. 1.515-522 und der Gleichniskette in 1.512-528 insgesamt zum Ausdruck kommt, die seinen gemeinsamen Einzug mit Achilleus in die erste Schlacht der Posthomerica illstriert und ihn von Anfang an mit Riesenfiguren in Beziehung setzt. Zusammen mit Achilleus und Neoptolemos erhält er am meisten Vergleiche (16) und Gleichnisse (25), worauf ein Riesenvergleich und vier Riesengleichnisse entfallen.278 .ie Achilleus ist er besonders im ersten .erkdrittel (9.S. 1277

278

Langella (2016, 573-575) sieht im Unvermögen des Aias T., den Ausgang des Disputs gelassen zu ertragen, den Hauptgrund seiner negativen ªharakterisierung. Damit wird er wie Achilleus, für den zwei Gleichnisse (9.S. 1.515-522¾ 3.392-401) und drei Vergleiche (2.205¾ 2.518f.¾ 3.724f.) zu verzeichnen sind,

Posthomerische Riesenfiguren

319

5) stark präsent und stellt neben Achilleus die wichtigste Kampfkraft im Heer der Achaier dar wie in Homers Ilias.279 Auch eine Reaktion der Thetis im Rahmen der Leichenspiele zu Ehren des Achilleus in 9.S. 4 unterstreicht die Nähe der beiden Helden, als sie ihn beim .ettkampf beobachtet und sich dabei schmerzlich an ihren Sohn erinnert fühlt (4.498f.).280 Aufgrund dieser ªharakterisierung könnte die Erwartung geweckt werden, dass Aias T. nach dem Tod des Achilleus dessen Funktion im Achaierheer übernimmt, doch wird diese aufgrund seines zeitnahen Selbstmords in 9.S. 5 und sein daraus resultierendes Verschwinden aus dem Epos früh im Handlungsverlauf enttäuscht. Dadurch, dass etwa gleich viele der Aias T. gewidmeten Vergleiche und Gleichnisse, die eine gro•e inhaltliche Vielfalt an Vergleichsbildern aufweisen, zur Illustration seines .ahnsinns eingesetzt werden (vier Vergleiche und elf Gleichnisse) wie zur Illustration seiner Taten im Kampfgeschehen (elf Vergleiche und elf Gleichnisse), wird dieser Aspekt seiner ªharakterisierung, der .ahnsinn, mindestens genauso stark, wenn nicht infolge der handlungschronologisch späteren Stellung sogar noch stärker betont, sodass seine vorher vollbrachten Taten beinahe hinter seinen Abstieg ins Verderben zurücktreten.281 Dies wird etwa auch dadurch markiert, dass ausgerechnet Athene, die ihn ironischerweise in der Schlacht gegen Penthesileia und die Amazonen noch direkt unterstützt hatte (1.513f.), ihn im weiteren Handlungsverlauf mit .ahnsinn schlägt (5.359-362), um seinen Groll in andere Bahnen zu lenken, den er gegen >dysseus und die Achaier hegt (5.321-332¾ 5.352-354a) und der ihn zum Vorhaben verleitet, an ihnen allen Rache zu üben (5.354b-358).282 Eingeleitet wird die Beschreibung seines .ütens mit der längsten Gleichniskette der Posthomerica, in der Aias T. nacheinander in drei Gleichnissen mit einem Seesturm (5.364b-370), einem wilden Tier (5.371-379a) und einem überkochenden Kessel (5.379b-385), daraufhin

279

280 281 282

insgesamt fünfmal mit Riesenfiguren verglichen. Siehe auch Tabelle 1 oben Kapitel 4.2. Hervorzuheben sind die Beteiligung an den Kämpfen in 9.S. 1-3, der Kampf um den Leichnam des Achilleus in 9.S. 3, die Teilnahme an den Leichenspielen zu Ehren des Achilleus in 9.S. 4, das Rededuell mit >dysseus und sein fataler Amoklauf in 9.S. 5¾ vgl. Ferrari (1963, 36)¾ Langella (2016, 569). Vgl. Langella (2016, 560). Vgl. dazu unten die Anhänge 4 und 5. Vgl. Langella (2016, 569).

320

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

in einem Doppelvergleich mit dem Tosen von Meer oder Sturm (5.386) und in einem abschlie•enden Gleichnis mit einer Feuersbrunst verglichen wird (5.387-391a).283 .ie die Gleichniskette in 1.512-528 dient auch diese zur Gestaltung eines bedeutsamen Schlüsselmoments des Epos,284 wobei durch die nachdrückliche Ausgestaltung des .ahnsinns des Aias, ein und desselben Zustands, durch gleich mehrere Vergleichsbilder dessen zerstörerische .irkung besonders eindringlich veranschaulcht wird.285 Das Seesturmgleichnis ist insofern von Bedeutung, als in ihm >rion in seiner traditionellen Form als Gestirn erscheint (5.368), ohne ¨edoch einen direkten Vergleichspunkt zu Aias T. zu bilden.286 Diese Funktionalisierung als eines riesenhaften qägers als gleichnamigen Gestirns stellt seit den homerischen Gedichten ein traditionelles episches Motiv dar und auch in 9.S. 7.304 wird das Sinken des >rion als natürlicher Vorgang zur Angabe der Zeit verwendet.287 Dennoch bereitet >rion aufgrund seiner Nennung im Seesturmgleichnis (5.364b-370) die Riesenthematik in einer ganzen Reihe weiterer Vergleiche und Gleichnisse vor, zumal durch das Beiwort å›$ZY.þ—Ô* (5.368) zumindest angedeutet wird, dass es sich bei >rion auch um eine Riesenfigur handelt. Kurz danach nämlich wird der Angriff des Aias T. auf die Viehherden der Achaier mit einer weiteren, kürzeren Gleichniskette illustriert, die mit einem >rionvergleich beginnt und mit einem Löwengleichnis (5.406f.) sowie einem Boreasgleichnis 283 284

285 286 287

Vgl. Langella (2016, 569). Niemeyer (1883, 10) sieht in der Häufung lediglich eine Steigerung der Anschaulichkeit. Mansur (1940, 61) ist der Ansicht, die Gleichnisse verlören durch die dichte Reihung an .irkung, au•erdem seien verglichen mit den homerischen Gleichnissen darin auch keine zusätzlichen Aspekte zu beobachten. Dagegen spricht sich Maciver (2012a, 133) aus, der in der Reihung genau diese Funktion erkennt, nämlich verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten. Gärtner (2005, 196) erkennt in der Motivdoppelung und Steigerung ein Ausgestalten des Textes nach den Prinzipien von imitatio und aemulatio. Vian (1959, 48 mit Anm. 5) bezeichnet die .iederholung von Gleichnissen mit Verweis auf die hesiodeische Aspis als spezifisches Erzählmittel, wobei letztere beide in der Tradition der 9uellenforschung stehen und deswegen eine wertende Position einnehmen. Vgl. Niemeyer (1883, 17). Vgl. qames O Lee (2000, 121f. ad 404). Vgl. die Erwähnungen >rions in Hom. Il. 18.486¾ 18.488¾ 22.29¾ Od. 5.274. Vgl. auch Tsomis (2018a, 186 ad 303-304).

Posthomerische Riesenfiguren

321

(5.408-411) fortgesetzt wird. >rion erscheint somit in diesen Gleichnisketten gleich zweimal, wobei er im >rionvergleich eindeutig als bedrohlicher Riese vor seiner Verstirnung dargestellt wird (5.404f.): ;A" œ} ”Y,–— z*.hbYZ&" Á$hÚ*Z •&h— z*¦ ™—•$*&Z™Z* {üÚ* !.&ԕ$&* æҙ™*.

405

Aias aber schwärmte umher, dem unermüdlichen >rion gleich, wobei er verderbensinnenden .ahnsinn in der Brust hatte.

Über das Beiwort ”Y,–— (9.S. 5.404) lässt sich eine direkte intratextuelle Verbindung zu mehreren Riesenfiguren der Posthomerica herstellen, die ebenfalls mit dieser Eigenschaft bezeichnet werden, wodurch die >rionfigur als typische posthomerische Riesenfigur erscheint. Au•erdem erlaubt die rasche Überleitung vom Vergleichsbild zum narrativen Kontext im selben Satz eine wechselseitige ªharakterisierung von >rion und Aias T., dessen .ahsinn als !.&ԕ$&* (5.405) bezeichnet wird, wodurch der Riese durch den narrativen Kontext eine deutlich negativere Konnotation erhält. Dies ist insofern von Bedeutung, als >rion trotz seiner Riesenhaftigkeit im Mythos nicht prinzipiell negativ konnotiert ist. Stattdessen existieren verschiedene Sagenvarianten um den riesengro•en qäger, die ihn sowohl als positive als auch als negative Figur charakterisieren.288 In Homers Odyssee etwa wird er von Kalypso als Beispiel für gescheiterte Liebesbeziehungen zwischen Göttinnen und sterblichen Männern herangezogen (Hom. Od. 5.121-124), wobei auf >rions Beziehung mit Eos und seinen Tod durch Artemis hingewiesen wird. Zwar wird dieser mythische Exkurs nicht durch ein Vergleichswort eingeleitet, doch folgt darauf ein zweites Beispiel um Demeter und Iasion (5.125-128), wobei beide Exkurse mit einem anaphorischen Ä" eingeleitet werden (5.121¾ 5.125) und dieselbe Partikel zur gegenwärtigen Lage der Kalypso überleitet (5.129), wodurch die Beispiele vergleichenden ªharakter erhalten und als Gleichnisse gelesen werden können,289 die sich als positive Vergleichsfolien auf >dysseus beziehen. Zentrale Bestandteile des Mythos sind darüber hinaus sein gewaltsames Ende durch die Hand der Artemis

288 289

Vgl. Ker÷nyi (2007, 159-161)¾ Langella (2016, 570). Vgl. de qong (2001, 132 ad 118-129), die diese Reihe von Beispielen als Priamel klassifiziert.

322

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

oder einen Riesenskorpion,290 wobei seine Tötung erst in hellenistischer Zeit als göttliche Bestrafung für ein Vergehen seinerseits dargestellt wird,291 sowie seine anschlie•ende Verstirnung. In dem Nebeneinander von >rion als Gestirn (9.S. 5.368) und Riesenfigur (5.404) in den Posthomerica werden deswegen die beiden zentralen Stationen seiner Existenz als lebendiger Riese und als Gestirn nach seinem Tod im Kleinen abgebildet, wobei die Erwähnung als Gestirn im Seesturmgleichnis (5.364-370) implizit sein Ableben thematisiert und auf den nachfolgenden >rionvergleich (5.404f.) vorausdeutet, sodass die Ergänzung beider Vergleichsbilder die Lesart eines proleptischen Verweises auf den nahen Tod des Aias T. ermöglicht. Direkt auf den >rionvergleich folgt ein Löwengleichnis (9.S. 5.406f.), durch welches das bedrohliche Potenzial des >rionvergleichs gestärkt und eine ªharakterisierung des Aias als einer Bedrohung fortgeführt wird: y* œ} {\&$›* ,j.&Z™Z, .•Ú* Ì" !d$Z,Ô\þ,&" .Z,¿ èå} ”$b.•m œ›œ,^,•*&" b$Z&* Y—&$. Er sprang unter die Schafe wie ein starkmütiger Löwe, der in seinem wilden Herzen von furchtbarem Hunger bezwungen ist.

Durch den unmittelbaren Anschluss an den >rionvergleich dient das Löwengleichnis dazu, diesen um weitere ªharakterisierungsmöglichkeiten zu ergänzen. Es beschreibt die blutrünstige qagd eines Löwen auf Kleinvieh und bildet somit einen Anschluss an die beiden Löwengleichnisse in 9.S. 1.5-8 und insbesondere 9.S. 1.523-528, in dem Aias T. zusammen mit Achilleus als Raubtier dargestellt wird, wobei das Element des Hungers (1.526f.¾ 5.407) eine intratextuelle Verbindung der Gleichnisse unterstreicht und die homerische Löwenmotivik dieser Passagen erneut aktiviert. Die .ahl eines Löwen als Vergleichsbild ist in diesem Zusammenhang insofern besonders passend, als der wahnsinnige Held tatsächlich Vieh abschlachtet, wodurch eine besonders enge Verbindung von Held und Raubtier hergestellt wird.292 Gerade diese Engführung erzeugt

290 291 292

Vgl. qames O Lee (2000, 121f. ad 5.404)¾ Ker÷nyi (2007, 161). Vgl. die Stellen bei Ker÷nyi (2007, 161). Vgl. Langella (2016, 570).

Posthomerische Riesenfiguren

323

¨edoch einen starken Kontrast zur traditionellen Verwendung von Löwengleichnissen, die mit dem .üten der Raubtiere die Tötung von feindlichen Kriegern im Schlachtgeschehen illustrieren, was im narrativen Kontext des Löwengleichnisses in 9.S. 5.406f. gerade nicht der Fall ist. Aias T. wird abgesehen vom Löwengleichnis in 1.523-528 in zwei weiteren Vergleichen mit Löwen assoziiert (3.267f.¾ 3.276), wodurch sein Abschlachten von Schafen ein gewichtiges Gegenbild zu seinem heroischen Auftreten im Schlachtgeschehen liefert und dabei die ganze Tragik seines Amoklaufs unter dem Vieh der Achaiaer pointiert kommentiert. Auch die .ahl des mythischen qägers >rion als einer Vergleichsfigur zur ªharakterisierung des Aias T. stützt eine solche Gleichnisverwendung entgegen der epischen Tradition,293 da auch qagdgleichnisse normalerweise die Kämpfe von Helden nobilitierend illustrieren. In 1.540-546 werden auch Aias T. und Achilleus als qäger dargestellt, die qagd auf einen Panther machen, der in diesem Fall als Platzhalter für Penthesileia fungiert. Durch die Kombination aus >rionvergleich (5.404f.) und Löwengleichnis (5.406f.) wird somit die frühere heroische Überhöhung des Helden in den Posthomerica durch traditionelle Gleichnisbilder aufgerufen, durch deren Einbindung in einen ganz anderen narrativen Kontext ¨edoch ihrer traditionellen Funktion enthoben, wodurch der Status des Aias T. als wichtigster lebender Kämpfer des Achaierheers deutlich unterminiert wird. In ähnlicher .eise wie im Fall des Aresvergleichs (9.S. 1.512-514) und des Aloadengleichnisses (1.515-522) ruft die Verbindung von >rionvergleich (9.S. 5.404f.) und Löwengleichnis (5.406f.) au•erdem Hom. Od. 11.572-575 als Einzeltextreferenz auf, eine Stelle, in der >dysseus im Rahmen der Nekyia den Riesen >rion als qäger in der Unterwelt sieht: —¢* œ­ ,•—} Á$hÚ* å›.Ð$Z&* ›E™›*Ô^™ \k$" þ,&0 ›E.›0*— Y—} ”™•&œ›.¢* .›Z,À*, —&›" é—¢" Y—•å›•*›* z* &E&åÔ.&Z™Z* ú$›™™Z, ü›$™¦* {üÚ* 1Ôå.&* åbü–.Y›&*, E­* ”b•".

575

Danach erblickte ich den gewaltigen >rion, wie er wilde Tiere aus der Asphodeloswiese am selben >rt zusammentrieb, die er selbst in den einsamen Bergen getötet hatte, wobei er in seinen Händen eine Keule hielt, ganz aus Erz und immerzu ungebrochen.

293

Vgl. qames O Lee (2000, 121f. ad 404).

324

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

>bwohl keine sprachliche Intertextualität zum >rionvergleich der Posthomerica besteht (9.S. 5.404f.), liegt aufgrund des Status dieser Passage als eines locus classicus und wegen der programmatischen Anspielung auf die homerische Gleichnistradition durch das Löwengleichnis in 5.406f. ein intertextueller Bezug durchaus nahe. Ein direkter Vergleich der beiden >riondarstellungen unterstreicht die unterminierende ªharakterisierung des Aias T. in der posthomerischen Gleichniskette, denn während >rion in Homers Odyssee mit einer ehernen Keule (1Ôå.&* åbü–.Y›&*, Hom. Od. 11.575) qagd auf wilde Tiere (\k$", Hom. Od. 11.573) macht, ist die posthomerische >rionfigur wesentlich durch den narrativen Kontext, d. h. das wahnsinnige Agieren des Aias T. ausgestaltet, der tragischerweise in voller Kampfmontur (9.S. 5.354f.) harmlose Schafe erlegt (,j.&Z™Z, 9.S. 5.406). Der Kontrast zwischen der homerischen und der posthomerischen Darstellung sorgt an dieser Stelle für eine ambivalente .irkung, die noch dadurch verstärkt wird, dass die >rionfigur über das Beiwort ”Y,–— (9.S. 5.404) zusätzlich intratextuell mit Riesenfiguren wie Tityos, den Titanen und dem Giganten Enkelados in Verbindung gebracht wird, sodass sie im Vergleich dazu wie eine Parodie von Riesen erscheint. Diese Kontrastwirkung unterstreicht das tragische Schicksal des Aias T. und fokussiert die Handlung auf die Demütigung des Helden infolge seines unkontrollierten .ütens, dessen Unangemessenheit für einen epischen Helden implizit durch die Vergleichsbilder illustriert wird. In poetologischer Hinsicht wird damit implizit auch auf eine verglichen mit der homerischen Tradition unangemessene Gleichnisverwendung im falschen narrativen Kontext hingewiesen und damit eine kontrastive Funktionalisierung der homerischen Gleichnisbilder transparent gemacht. Auch aus der intradiegetischen Figurenperspektive ist zunächst keine positive Nuance in der ªharakterisierung des Aias T. feststellbar, da die .irkung, die von Aias ausgeht, als reine Bedrohung dargestellt wird. Dies wird illustriert durch die auf die erste Gleichniskette (5.364b-391a) folgende Erwähnung von intradiegetischen Augenzeugen seines .ahnsinns (5.393f.): ¤&¦ œ} þ$ÔÚ*—›" O å–*—›" þ,À" y*¢" ”*œ$¢" èå&—$&,•›™Y&* þ,&Y.j*. ¬ 6Die¨enigen aber, die ihn sahen, zitterten alle gleicherma•en vor der Bedrohung eines einzigen Mannes.¨ Auf die zweite Gleichniskette wiederum (5.404-411) folgt ein Gespräch zwischen Menelaos und Agamemnon (5.413-432), durch welches das zerstörerische Potenzial des Aias abgeschwächt und eine Kontrastfolie zur ªharakterisierung infolge

Posthomerische Riesenfiguren

325

der Gleichnisse geboten wird.294 In der Rede des Menelaos (5.413-426) wird zunächst das negative Attribut !.&ԕ$&* (5.405) semantisch wieder aufgegriffen (!.•\$Z&*, 5.415¾ ú.›\$&*, 5.426), das drohende Verderben allerdings durch eine göttliche Ursache erklärt (5.424b-426): Œ..} $ Y¦ —¢* O ^,•Ú* z(›.ÔڙZ \›&¦ YY¯ *ÀZ* b&*—›", O Ä" Y›* å–*—›" Z™—&Z ”*å.j™Ú,›* ú.›\$&*. ¬ 6Aber auch den entrei•en uns die Götter, die uns beiden Übel bereiten, sodass wir alle, die Besten, wohl unseren Untergang erfüllen werden.¨ Agamemnon greift diese Schuldzuweisung an die Götter mit den .orten ”..¯ \›&P" &B *ÀZ* !.•\$Z ,^—ZÔÚ*—Z (6sondern ásc. grolleÛ den Göttern, die uns beiden Verderben bereiten¨, 5.429) auf und gebraucht denselben Ausdruck !.•\$Z wie sein Bruder.295 Aias dagegen wird mit Verweis auf seine Leistungen von beiden Atriden lobend erwähnt (,›b–.&Z&, 9.S. 5.416¾ ,•b} ”,›h*&*Z •Ú—h, 5.420) und seine Stellung im Heer pointiert auf den Punkt gebracht (5.423f.): z$Y&" b¯$ å&.•,&Z& œ›œ&þåԗ&" ;EYhœ& O ,&0*&* {—} Y* ;A*—&" z› ™\•*&". ¬ 6Denn ein Schutz vor dem Kriege war nur noch die tüchtige Stärke des Aias, nachdem der Aiakide gefallen war.¨ Agamemnon geht in seiner Antwort sogar so weit, sämtliche Schuld von Aias T. zu nehmen und ihn angesichts seiner vergangenen Taten vollständig zu rehabilitieren (5.430f.): &é b¯$ ø b} A—ZÔ" z™—Z*, z囦 ,–. å&..–YZ" ^,P* O bh*›—Z z™\.¢* ú*›Z$, ü&" œ} $ œþ™,›*•›™™Z*. ¬ 6Denn er trägt wahrlich keine Schuld, da er für uns sehr oft eine tüchtige Hilfe bedeutet, den Feinden hingegen Leid.¨). Bereits im Rahmen der Schilderung des Massakers am Vieh wird somit die Integrität der Aiasfigur durch das Gespräch der Heerführer wiederhergestellt und seine bedrohliche Seite abgeschwächt. In diesem unmittelbaren Versuch einer Rehabilitierung verbirgt sich ¨edoch eine ironische Nuance, da die Bedrohlichkeit des Massakers, das Aias eigentlich an den Achaiern verüben will, von Menelaos selbst in überaus drastischen .orten geschildert wird (5.415-418): 6¦j,›$&* Y —–ü 劙Z* !.•\$Z&* {™™›—Z Y,$ ;A*—&" ,›b–.&Z& å›$¦ •$›™¦ ,Z*&,•*&Z&, ü" —–ü *k" z*Zå$j™›Z, Y—*•›Z œ­ Y¦ ^,l•H" å–*—" z*¦ Y.Z™hm™Z Y&—›™™–,›*&" å›$¦ —›þü•Ú*. á¼Û¨ 294

295

415

Im Vergleich mit den homerischen Epen erscheinen in den Posthomerica wesentlich weniger Dialoge, doch erhalten die vorhandenen aufgrund dieses Umstands grö•eres Gewicht¾ vgl. Elderkin (1906, 40f.). Vgl. auch Lelli et al. (2013, 742 Anm. 51).

326

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 6Der heutige Tag wird wirklich für alle den Untergang bedeuten, da der gro•e Aias rast in seinem Sinn, der vielleicht unsere Schiffe in Brand stecken und uns alle in unseren Hütten töten wird, da er wegen der .affen grollt. á¼Û¨

Die nachdrückliche Betonung des Ausma•es des Amoklaufs durch die Pronomen 劙Z* (9.S. 5.415)¾ ^,l•H" (5.417)¾ å–*—" (5.418), die die Gesamtheit der Achaier und ihrer Anführer bezeichnen, trägt angesichts der unmittelbar darauffolgenden Entlastung des Aias ebenso zu einer ironischen Einfärbung bei wie die Bezeichnung des Aias als ,›b–.&Z& (5.416), die den >rionvergleich aufnimmt und das zerstörerische .alten des Aias als hybride Tat eines Riesen konnotiert. Die drohende Inbrandsetzung der Schiffe wiederum (5.417), die zuletzt in Homers Ilias von Hektor als ärgstem Feind der Achaier und stärkstem Verteidiger Troias versucht wurde (Hom. Il. 13-16), erweist sich angesichts der Tatsache, dass gerade Aias T. als einziger Held bis zuletzt einen solchen verhinderte (Hom. Il. 16.102-123), als besonders bittere Ironie.296 .ie im Fall des >rionvergleichs und des Löwengleichnisses, so wird auch in dieser Ausmalung seiner möglichen Schädigung des Achaierheers eine Verkehrung und Unterminierung seines Heldenstatus dargestellt, die im direkten Kontrast zu den Relativierungen der Atriden steht. Besonders ironisch nimmt sich diesbezüglich auch der von Agamemnon angeführte Grundsatz von der Unterstützung der Verbündeten und der Schädigung der Feinde aus, an den sich Aias T. in seinem Rasen gerade nicht mehr hält (^,P* O bh*›—Z z™\.¢* ú*›Z$, ü&" œ} $ œþ™,›*•›™™Z*, 5.430f.). Die widersprüchliche Haltung der Atriden steht in besonders starkem Kontrast zur früheren Verarbeitung des Sagenstoffes im Aias des Sophokles, in dem die Bestürzung und die .ut der bedrohten Achaierfürsten das ganze letzte .erkdrittel bestimmen (S. Aj. 1040-1420) und ausgerechnet Agamemnon und Menelaos dem Toten eine Bestattung verweigern wollen. Vor diesem Hintergrund und im Vergleich dazu blicken die beiden Feldherren der Posthomerica ungemein gelassen und distanziert auf das Geschehen und erscheinen ungewöhnlich nachsichtig. Die Schuldzuweisung an die Götter erinnert au•erdem an die scheinheilige Entschuldigung des Agamemnon gegenüber Achilleus in Homers Ilias

296

Vgl. Paley (1879, 16 mit Anm. 6).

Posthomerische Riesenfiguren

327

(Hom. Il. 19.78-144),297 wo ausgerechnet er sein eigenes unrechtes Handeln gegenüber Achilleus auf göttliche Verblendung zurückzuführen und sich damit selbst zu entlasten versucht (19.86b-94).298 Der Ausdruck zb™ œ} &éY A—ZÔ" ›E,Z (Hom. Il. 19.86) weist dabei gewisse 3hnlichkeiten mit der posthomerischen Formulierung &é b¯$ ø b} A—ZÔ" z™—Z* (9.S. 5.430) auf, eine intertextuelle Referenz ist allerdings nicht durch eine vergleichbare metrische Positionierung markiert, sondern vielmehr durch die Verbindung von Ausrede und Sprecher. Eine intratextuelle Referenz unterstützt diese regelrechte Verharmlosung des Massakers durch die Atriden zusätzlich und erschwert eine nachhaltige Rehabilitierung der Aiasfigur. Sie wird über das Ad¨ektiv !.&ԕ$Ú* hergestellt, das in den Posthomerica nicht nur >rion als Vergleichsfigur des Aias T. (9.S. 5.404), sondern auch Achilleus in der zuvor thematisierten Schilderung der Trauer der Myrmidonen um den gefallenen Achilleus charakterisiert (3.422-426). Da das Ad¨ektiv nur an diesen beiden Stellen der Posthomerica Verwendung findet, liegt ein enger Bezug beider damit bezeichneten Figuren nahe: ãþ$,ZœÔ*›" œ} ..^Y—&* ”*›™—›*–ü&*—} ŒüZ.k ›E.Ô,›*&Z å›$¦ *›Y$¢* ”,Ò,&*&" &4& *Y—&", oåh&þ, ü" å–*—›™™Z* A™&" å–$&" Y›* y—P$&"f &é b¯$ èå›$•h.&" å•.›* ”*œ$–™Z* &éœ} !.&ԕ$Ú*, ”..¯ ™&•$&™Ò*m Y¦ Y–$—›Ø å–*—} zY•Y™—&.

425

Die Myrmidonen aber beklagten unaufhörlich Achilleus, als sie sich um den Leichnam ihres untadeligen Herrschers zusammendrängten, des milden, der vormals allen gleicherma•en ein Gefährte gewesen, denn nicht war er anma•end den Männern gegenüber und auch nicht verderbensinnend, sondern durch Besonnenheit und durch Stärke zeichnete er sich in allem aus.

Die Trauerszene zeichnet sich dadurch aus, dass dem verstorbenen Achilleus einerseits aus der intradiegetischen Perspektive der Myrmidonen posthum negative Eigenschaften wie Übermut (&é b¯$ èå›$•h.&", 9.S. 3.425) und verderbliche Gesinnung (&éœ} !.&ԕ$Ú*, 3.425) explizit abgesprochen werden, andererseits durch die äu•erst positive .ürdigung 297 298

Vgl. Paschal (1904, 53). Vgl. dazu ªoray (2009, 46 ad 79-84¾ 48f. ad 86b-138¾ 51 ad 88).

328

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

(”,Ò,&*&", 3.423¾ ™&•$&™Ò*m Y¦ Y–$—›Ø å–*—} zY•Y™—&, 3.426) sein Status als Heros der Achaier positiv überhöht wird. Für die ªharakterisierung des Aias T. im Zuge seines wahnsinnigen Gebarens bedeutet diese intratextuelle Verknüpfung mit der Achilleusfigur erstens eine Stärkung der Rehabilitierung durch das Gespräch der beiden Atriden, die ihrerseits die Bedeutung des Aias T. für die Achaier betonen. Zweitens wird trotz dieser abmildernden Erklärung seines negativen Verhaltens ein starker Kontrast zur Ehrung des Achilleus durch die Myrmidonen erzeugt, denn im Gegensatz zu Achilleus wird das mit !.&ԕ$&* (5.405) bezeichnete Verhalten des riesenhaften Aias T. nicht aufgehoben. Auch wird das in der Menelaosrede angekündigte (!.•\$Z&*, 5.415) und in der Agamemnonrede wieder aufgenommene Verderben (!.•\$Z, 5.429a) lediglich auf einen anderen Urheber transferiert, ohne es zu negieren. Das zerstörerische Potenzial des wahnsinnigen Helden richtet sich zudem gerade gegen die¨enigen Menschen, gegen die Achilleus seinerseits kein Verderben sinnt (”*œ$–™Z*, 3.425), was in der Menelaosrede nachdrücklich betont wird (5.415-418). Vor diesem Hintergrund behält die Aiasfigur in ähnlicher .eise wie die Achilleusfigur trotz der Entlastung durch intradiegetische Rezipienten ihre bedrohliche Ambivalenz, wobei in dieser ªharakterisierung zugleich die Tragik ihres Niedergangs als Heldenfigur deutlich wird. Drittens fungiert der intratextuelle Verweis auf die Trauerszene der Myrmidonen auch als proleptischer Hinweis auf den nahen Tod des Aias T., was durch den .ortwechsel der Atriden (5.413-432) bestärkt wird, in der die Möglichkeit eines Verlusts des letzten Bollwerks der Achaier explizit in Betracht gezogen wird (—¢* O ^,•Ú* z(›.ÔڙZ \›&h, 5.424f.). Vor dem Hintergrund dieses ständigen .echsels zwischen der Betonung des ambivalenten Bedrohungspotenzials des Aias T. und seiner (nur) teilweisen Rehabilitierung als Held durch andere intradiegetische Figuren weckt das Typhongleichnis in 9.S. 5.482-486, das den Freitod des Aias T. illustriert, zunächst die Erwartungshaltung, dass die zuvor vorgenommene Dekonstruktion des homerischen Helden weiter fortgeführt wird, zumal Typhon als Vergleichsfigur noch zwei weitere Male in den Posthomerica in Erscheinung tritt. Zum einen wird er als Vater der beiden Schlangen bezeichnet, die Laokoons Kinder auffressen ({—}

Posthomerische Riesenfiguren

329

&é.&,•*&Z& b›*•\.^" O ¤þ•À*&", 12.451f.),299 zum anderen wird im Rahmen der Ekphrasis des Schildes des Eurypylos, auf dem unter anderem die Bezwingung des Kerberos durch Herakles dargestellt wird, eine genealogische Verbindung zwischen diesem Ungeheuer und Typhon hergestellt (6.260-262a): y* œ} $} {^* ,•b œ›P, Y¦ ”\*–—&Z™Z* Eœ•™\Z è•$d›$&" ø* 1} ”Y–,*—Z ¤þ•Ú•Z b›h*—} süZœ* *—$ èå} !Y$þԛ*—Z, ,›.h*^" ”büÔ\Z àþY—¢" ”$b.•^".

260 262a

Darauf aber war Kerberos ásc. abgebildetÛ, auch für Unsterbliche ein gro•er Schrecken, den Echidna dem unermüdlichen Typhon gebar in einer furchtbaren Höhle, nahe bei der schwarzen und schmerzvollen Nacht.

Über das Beiwort ”Y–,*—Z (9.S. 6.261) wird Typhon intratextuell mit zahlreichen weiteren Riesenfiguren der Posthomerica verbunden und als übermä•ige Figur gekennzeichnet. Au•erdem wird das aus seiner Verbindung mit Echidna generierte Bedrohungspotenzial mit mehreren negativen Ad¨ektiven in der Passage verdeutlicht, die die Umstände der Zeugung des Kerberos beschreiben (,•b œ›P,, 6.260¾ !Y$þԛ*—Z, 6.262¾ ”$b.•^", 6.262a). Bereits in der Theogonie wird Kerberos im Monsterkatalog, der die Nachkommen von Echidna und Typhon auflistet (Hes. Th. 306-325), als Kind dieser Verbindung genannt (310-312), wodurch im Rückblick die intratextuelle Verknüpfung des Typhongleichnisses in 9.S. 5.482-486 mit Hesiods Theogonie gestärkt wird.300 Die Erwähnung der Höhle in der posthomerischen Stelle (*—$ èå} !Y$þԛ*—Z, 9.S. 6.262) ist dabei als deutliche intertextuelle Referenz auf das Liebesnest der beiden Ungeheuer unter der Erde zu erkennen (Hes. Th. 304-307), wobei die Erwähnung des mythischen Volkes der Arimer (›E* Œ$h,&Z™Z* èå¢ ü\Ô*, Hes. Th. 304) zusätzlich eine Verbindung zum iliadischen Typhongleichnis ermöglicht (›E* Œ$h,&Z", Hom. Il. 2.783). Angesichts dieses intra- und intertextuellen Netzes von charakterisierenden Passagen rückt 299

300

Die Bezeichnung des Verwandtschaftsverhältnisses illustriert an dieser Stelle die Bedrohlichkeit der beiden Schlangen und erhält dadurch eine wirkungsästhetische Bedeutung. Vgl. ªampbell (1981, 156 ad 451-452)¾ Lelli et al. (2013, 742f. Anm. 56). Vgl. Vian (1969, 221 ad S. 107 Anm. 5)¾ Lelli et al. (2013, 853 Anm. 116).

330

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

insgesamt die hesiodeische Funktionalisierung Typhons als Erzeuger zahlreicher weiterer Ungeheuer deutlich in den Vordergrund. Dies wird überdies durch eine bereits oben in Kapitel 4.4 thematisierte Passage der Argonautika des Apollonios Rhodios gestützt, in der der riesenhafte Bebrykerfürst Amykos mithilfe eines Gleichnisses als Nachkomme des Typhon charakterisiert wird (A.R. 2.38-40a). .eil in dieser Passage ebenfalls der genealogische Aspekt im Zentrum steht und die Funktionalisierung Typhons als direkte Vergleichsfigur der Verwendung im posthomerischen Typhongleichnis entspricht (9.S. 5.484-486), rückt dieses Gleichnis als weitere Einzeltextreferenz ins Blickfeld des Rezipienten. Dies insofern, als es ein wichtiges Bindeglied zwischen dem posthomerischen (9.S. 5.484-486) und dem homerischen Typhongleichnis (Hom. Il. 2.781-785) darstellt, weil darin die indirekte ªharakterisierung durch die homerische Typhonfigur weiterentwickelt und Typhon als direkte Vergleichsfigur in der epischen Gleichnistradition verankert. Angesichts dieser komplexen ªharakterisierung der Typhonfigur als Erzeuger von Ungeheuern im weiteren Verlauf der Posthomerica und besonders in 9.S. 6.260-262a scheint es nahezuliegen, dass auch die Verwendung desselben Riesen im posthomerischen Typhongleichnis (9.S. 5.484-486) wesentlich durch diese ªharakterisierung bestimmt wird. .ie allerdings die detaillierte Interpretation des Typhongleichnisses (9.S. 5.482-486) oben in Kapitel 1.2 gezeigt hat, wird die Ambivalenz des Aias T. mithilfe intertextueller Referenzen zum homerischen Typhongleichnis (Hom. Il. 2.781-785) und zur hesiodeischen Typhonomachie zwar durchaus fortgeführt, durch die damit verbundene positive Überhöhung des Aias T. als Heros der Achaier sowie die intertextuelle Verknüpfung mit dem sophokleischen Aias ¨edoch stark relativiert, da darüber im Gegenzug wieder die homerischen Heldentaten in den Vordergrund rücken und eine Rehabilitierung seines Heldenstatus vorgenommen wird. Insofern verstärkt zwar der Vergleich mit Typhon als einer der bedrohlichsten Riesenfiguren durchaus die ambivalente ªharakterisierung des Aias T., doch sorgt letztlich genau dieses Gleichnis aufgrund seiner intertextuellen Anspielungen für eine Nobilitierung, wie sie aus der Sicht der Atriden vorgenommen wird (9.S. 5.413-432). Auch das letzte Aias T. gewidmete Riesengleichnis, das seine Kremation illustriert, setzt diese zwiespältige Bewertung des Helden fort, indem ein ähnliches Bild wie im

Posthomerische Riesenfiguren

331

Typhongleichnis (5.484-486) Verwendung findet.301 Bei der Einäscherung seines Scheiterhaufens wird er mit dem Giganten Enkelados verglichen (5.639b-643): ü œ­ *ÒY— Y¦ oÀ Yh›—& å¯$ *j›™™Z* zå›Zb&,•*&þ ”*•,&Z&. Ú4Ô" å&þ —¢ å–$&Z\› 7Z¢" ™—&*ԛ*—Z Y›$þ*¿ ybY•.œ&" œ•œ,^—& Y—} ”Y,–—&Z& \.–™™^" Ÿ$Z*Yh^" èå•*›$\›*, ø.^ œ} è囗ҕ›—& *k™&"f

640

Der ásc. ScheiterhaufenÛ aber brannte die Nacht und den Morgen hindurch bei den Schiffen, weil der .ind heranstürmte. So wie früher wohl Enkelados durch den leidvollen Blitz des Zeus bezwungen wurde unter dem unermüdlichen Meer, unterhalb von Thrinakie, gänzlich aber glomm die Insel im Verborgenen.

Das Gleichnis stellt primär das Feuer als tertium comparationis ins Zentrum und illustriert den durch göttlichen Beistand heftig brennenden Scheiterhaufen. Die Grö•e und ehemalige Stärke des Aias T., die unmittelbar vor dem Gleichnis betont werden (;A*—&" ,›b–.&Z& dh^, 9.S. 5.639a), werden nur indirekt durch den Giganten Enkelados illustriert, da ein entsprechendes Attribut im Gleichnis selbst fehlt. .ie im Typhongleichnis zuvor ist wiederum Zeus (3^*Ô", 5.485¾ 7ZÔ", 5.641) als Bestrafer mit seinem Herrschaftssymbol (Y›$þ*&h, 5.485¾ ™—&*ԛ*—Z Y›$þ*¿, 5.641) dargestellt, der mithilfe seiner himmlischen Geschosse den Riesen in Brand setzt (z*›å$j™*—&, 5.485¾ è囗ҕ›—&, 5.643). Insbesondere die Verse 5.641f. im Enkeladosgleichnis und 5.485 im Typhongleichnis vermitteln die 3hnlichkeit der beiden Riesenkämpfe, wobei die entsprechenden Ausdrücke variiert werden.302 Das Vergleichsbild des Enkeladosgleichnisses hebt sich zusätzlich dadurch vom Typhongleichnis ab, dass sich das Feuer nicht auf Enkelados, sondern auf die Insel (è囗ҕ›—& *k™&", 5.643) bezieht. Dasselbe gilt für das typische Riesenepitheton ”Y,–—&Z& (5.642), das hier nicht als Attribut des Enkelados, sondern des den Riesen umgebenden Meeres erscheint, der seine Riesenmerkmale in poetischer Hinsicht an seine Umgebung abgibt, in der er gefangengesetzt wird. 301 302

Vgl. Lelli et al. (2013, 742 Anm. 56). Vgl. qames O Lee (2000, 154 ad 641-3)¾ Gärtner (2005, 100).

332

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch der zeitliche Verweis å–$&Z\› (9.S. 5.641), der das Vergleichsbild explizit als Ereignis der mythischen Vorzeit auszeichnet und damit auf den abgeschlossenen Status dieses kosmischen Kampfes hindeutet, worauf auch das Plusquamperfekt œ•œ,^—& (5.642) hindeutet. Dass die Bezwingung des Riesen dadurch in der mythischen Vergangenheit fixiert wird, erweckt den Eindruck, dass das Bedrohungspotenzial des Giganten erloschen ist und nur noch im Mythos bzw. im literarischen Raum des Gleichnisses fortbesteht. In der Übertragung des Gleichnisbildes auf den narrativen Kontext wiederum bedeutete dies für die Aiasfigur, dass auch ihr Bedrohungspotenzial spätestens mit der Einäscherung verschwindet, was bereits in der Erzählung zwischen den beiden Riesengleichnissen in 5.484-486 und 5.639b-643 vorbereitet wird. Unmittelbar nach dem Selbstmord des Aias wird eine intradiegetische Reaktion des Achaierheeres geschildert, die eine solche Interpretation stützt und sowohl Furcht vor dem toten Helden als auch einsetzende Trauer zum Ausdruck bringt (5.487-490a): 蝦 —Ô—› œª 7*&¦ Yh&* ”\$Ô&Z, Ð" z™hœ&*—& Y›h,›*&* z* Y&*hm™Zf å–$&" œ• &D &⠗Z" 6Y*›* zbbÒ", z囦 ,–. å–*—" {ü›* œ•&" ›E™&$ÔÚ*—". ;5û œ} $ Y—,•* å›$ZY–å囙&*f

490

Und darauf kamen die Danaer dicht versammelt, als sie ihn im Staub liegen sahen. Zuvor aber kam niemand nahe an ihn heran, da Furcht alle heftig umfangen hielt, die ihn sahen. Sofort aber fielen sie nun rings um den Getöteten nieder.

Zunächst dominiert die Furcht der Achaier vor Aias T, wobei durch das Zeitadverb å–$&" (9.S. 5.488) offengelassen wird, ob sich diese Reaktion auf das wahnsinnige Rasen oder den Selbstmord des Helden bezieht. Beides scheint plausibel, denn einerseits wird die Angst der Augenzeugen seines .ahnsinns bereits in 5.393f. erwähnt, wobei dort genauso ihre visuelle Partizipation am Geschehen betont wird (—&¦ œ} þ$ÔÚ*—›", 5.393) wie im direkten Anschluss an den Selbstmord (z™hœ&*—&, 5.487). Durch die unmittelbare zeitliche Gegenüberstellung des ¨etzigen (Ð" z™hœ&*—&, 5.487) und früheren mentalen Zustands der Achaier (å–$&" á¼Û ›E™&$ÔÚ*—", 5.488f.) andererseits werden die unterschiedlichen Reaktionen der Achaier vor und nach dem Selbstmord prägnant miteinander kontrastiert und durch die unmittelbar einsetzenden ehrenden Trauergesten

Posthomerische Riesenfiguren

333

der Achaier abgelöst, wie mit dem Adverb 5û am Versanfang verdeutlicht wird (5.490).303 Diese Szene der trauernden Krieger erinnert motivisch an die Trauer der Myrmidonen um den toten Achilleus in 3.422426,304 die bereits zuvor im >rionvergleich in 5.404f. über eine intratextuelle Referenz aufgerufen wird. Gestärkt wird die Verbindung der beiden Heldentode von Aias T. und Achilleus auch durch den Vers 3.427, in dem Aias T. nach den Myrmidonen betont unter die ersten Trauernden gezählt wird: ;A" œ} z* å$З&Z™Z ,•b ™—›*–üÚ* zb›bÐ*›Z ¬ 6Aias aber lie• sich unter den ersten laut vernehmen, mächtig aufstöhnend.¨ .ährend ¨edoch die Bedrohlichkeit des Aias T. sofort (5û, 5.490) nach seinem Tod zu erlöschen scheint, übt selbst der Leichnam des Achilleus noch gewaltigen Schrecken auf die umstehenden Troianer aus (3.181-185). Die Trauer um Aias T. erstreckt sich im Folgenden vom Achaierheer als Kollektiv auf persönliche Angehörige und hochrangige Angehörige der Führungsschicht. Bevor der Scheiterhaufen in Brand gesteckt wird, ist von der Trauer des gesamten Achaierheeres die Rede (9.S. 5.490-508). Teukros (5.509-520), Tekmessa (5.532-558), Agamemnon (5.559-568a) und >dysseus (5. 574-597) halten ¨e eine Trauerrede,305 nur Nestors Rede (5.601-611) bewegt sie schlie•lich dazu, die Bestattung in Angriff zu nehmen. Der wahnsinnige Amoklauf des Aias T., der erst kurz zuvor vorgefallen ist, wird dabei mit keinem .ort mehr erwähnt und durch diese stillschweigende damnatio memoriae noch stärker verharmlost als in den Reden der beiden Atriden. Der Scheiterhaufen wird mit vielen Grabbeigaben versehen (5.620-625) und Thetis selbst treibt die .inde dazu an, den Brand anzufachen (5.637b-639a). All dies verdeutlicht die .ertschätzung und Achtung, die der Heros im Achaierheer genie•t.306 Auch das direkt auf das Enkeladosgleichnis (9.S. 5.639b-643) folgende Heraklesgleichnis, das den Helden bei seiner Brandbestattung zeigt (5.644-651) und mit dem vorangehenden Riesengleichnis eine Gleichniskette bildet, scheint die Aiasfigur in erster Linie zu nobilitieren, da Aias T.

303 304 305

306

Vgl. Lelli et al. (2013, 743 Anm. 57). Vgl. Vian (1966, 208 ad S. 37 Anm. 4)¾ Lelli et al. (2013, 743 Anm. 57). Auch die Trauerreden weisen vielfach Bezüge zum sophokleischen Aias auf¾ vgl. dazu Lelli et al. (2013, 743f. Anm. 59f.¾ Anm. 64f.¾ Anm. 67). Vgl. zur Trauerrede des >dysseus Langella (2016, 574). Vgl. Lelli et al. (2013, 743 Anm. 57).

334

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

hier mit dem berühmtesten aller Helden verglichen wird.307 Dafür sprechen insbesondere die Hervorhebung der Tatkraft des Herakles (,•b {$b&*, 5.646), seiner Berühmtheit (”$hœ^.&*, 5.648) und seiner Vergöttlichung (z*›Y$h*\^ œ­ \›&P™Z*, 5.648) sowie das Pronomen —&P&" (5.650), das mit der Gleichniseinleitung o4&" (5.644) korreliert und wieder in den narrativen Kontext überleitet. qedoch wird Herakles in weiteren Passagen der Posthomerica, etwa im Rahmen der Ekphrasis des Schildes des Eurypylos, durchaus als ambivalenter Held charakterisiert, wie anhand der Riesendarstellungen oben in Kapitel 4.2 herausgearbeitet wurde, die er scheinbar ohne Legitimierung bezwingt. Darüber hinaus werden durch ein dichtes Netz analeptischer Bezüge Herakles und Aias T. über die Motive .ahnsinn, Prometheus und Nessos in ein enges Verhältnis zueinander gesetzt und gleicherma•en als zwiespältige Helden charakterisiert.308 Da diese Anspielungen wechselseitig interpretierbar sind, wirkt sich die intratextuelle Verknüpfung der Heldenfiguren auf deren ¨eweilige ªharakterisierung aus. Explizit wird eine direkte Verbindung von Aias T. und Herakles einerseits in 4.445-456 hergestellt, wo die einzelnen Besitzer der .urfscheibe des Riesen Antaios, darunter Herakles und Aias T., aufgezählt werden.309 Andererseits ermahnt Aias T. in 1.502b-507 seinen Mitstreiter Achilleus,310 sie mögen ihren Vätern keine Schande bereiten, die zusammen mit Herakles Troia zum ersten Mal zerstört hatten.311 .eitere Erwähnungen des Herakles in den Posthomerica zeichnen ein ambivalentes Bild von Herakles als einem Angehörigen einer früheren Heldengeneration. So mahnt Nestor seinen Sohn Thrasymedes in 2.272-274, ebensolchen Mut zu zeigen wie sein >nkel Periklymenos, der Herakles entgegengetreten und deswegen gestorben ist.312 In 3.770-772 tröstet Poseidon 307 308

309 310 311

312

Vgl. Lelli et al. (2013, 744f. Anm. 74). Vgl. dazu ausführlich Baumbach (2007, 136-138). Vgl. auch Langella (2016, 572). Für eine Gesamtinterpretation der Heraklesfigur in den Posthomerica vgl. Bär (2018, 100-117). Vgl. Lelli et al. (2013, 732f. Anm. 50). In 9.S. 1.506 wird zu Recht eine Lücke angenommen¾ vgl. Vian (1963, 32f. Anm. 2). Zur ungewöhnlichen Mythenvariante, die Peleus an der ersten Zerstörung Troias teilhaben lässt, vgl. Gärtner (2010a, 294 ad 502-5)¾ Lelli et al. (2013, 693 Anm. 97). Vgl. zum Mythos, der seit Hom. Il. 11.690-693 bekannt ist, Gärtner (2010a, 296 ad 273-4)¾ Lelli et al. (2013, 707 Anm. 40).

Posthomerische Riesenfiguren

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die trauernde Thetis damit, dass Achilleus wie Dionysos und Herakles als Gott verehrt werde, wobei Herakles als positive Vergleichsfigur Verwendung findet. In der Ekphrasis des Schildes des Eurypylos wird er sechsmal erwähnt,313 au•erdem wird er siebenmal im Zusammenhang mit seinem Sohn Eurypylos genannt,314 wobei er mit diesem insbesondere mithilfe eines Vergleichs (6.303) und eines Gleichnisses (7.107-113b) in eine enge Beziehung gesetzt wird. Auch nach dem Tod seines Sohnes und Nachfolgers Eurypylos bleibt Herakles im Handlungsverlauf der Posthomerica gleichsam präsent durch seinen Bogen (9.395b-397¾ 10.178-180a¾ 10.203-205), den er Philoktet vermacht hat. Angesichts dieser Funktionalisierung der Heraklesfigur erfüllt er dieselbe Funktion wie der verstorbene Achilleus für seinen Sohn Neoptolemos, wobei Achilleus dadurch, dass er selbst auch als Handlungsträger der Posthomerica auftritt, eine stärkere Präsenz aufweist als Herakles. Dieser ist seinerseits bereits zur mythischen Figur geworden und kann nun wie die aus der literarischen .elt entfernten Riesenfiguren als Bildwerk auf einem Schild abgebildet werden. Die zuvor festgestellte Ambivalenz des Herakles als Vergleichsfigur für Aias T. wird durch diese unterschiedlichen Erwähnungen bestätigt, sind doch insbesondere die Tötung des Periklymenos und die Identifikation mit Eurypylos als Verbündetem der Troianer aus achaischer Sicht eindeutig negativ zu werten. Das Aufrufen der herakleischen Ambivalenz im Heraklesgleichnis (9.S. 5.644-651) sorgt somit dafür, dass das Bedrohungspotenzial des Aias T. trotz der würdigenden Bestattung und Trauer des Achaierheers implizit fortbesteht und ähnlich wie im Fall der Überreste des Achilleus, die mit Gigantenknochen verglichen werden (3.724f.), auch eine posthume ªharakterisierung als Riese ermöglichen. Dass beiden Helden eine ähnliche Nachwirkung zugeschrieben wird, wird im Anschluss an die Bestattung durch den Hinweis des extradiegetischen Erzählers gestützt, dass die Achaier Aias T. ebenso in Ehren halten wie Achilleus (—¢* b¯$ —h&* 5™&* ŒüZ..›P, 5.658). Dass Achilleus im Zuge dessen als Vergleichsfigur funktionalisiert wird zeigt ¨edoch, dass er im Gegensatz zu Aias eine dauerhaftere Präsenz im literarischen Raum des Gleichnisses erhält, was auch daran ersichtlich wird, dass Aias T. im weiteren Handlunsgverlauf nur noch dreimal namentlich erwähnt wird, wobei dies stets in Form eines 313 314

Vgl. 9.S. 6.199¾ 6.209¾ 6.215¾ 6.230¾ 6.235¾ 6.275. Vgl. 9.S. 6.120¾ 6.137¾ 6.142¾ 6.302¾ 6.371¾ 7.108¾ 7.131.

336

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Rückblicks geschieht, ohne dass seine Präsenz erneuert würde.315 Angesichts dieses regelrechten Herausschreibens aus dem Epos erscheint Aias T. noch stärker als Achilleus als problematischer Angehöriger einer älteren Heldengeneration, dessen Anwesenheit in der literarischen .elt aufgrund seines Bedrohungspotenzials genauso ein Ende finden muss wie die zu seiner ªharakterisierung als Vergleichsfiguren herangezogenen Riesen. Dennoch verschwindet Aias T. als Held nicht vollständig aus der literarischen .elt der Posthomerica, sondern erhält ein indirektes Fortleben, das auch die bedrohliche Ambivalenz seiner Verbindung mit Riesenfiguren wenigstens teilweise bewahrt. Zwei Hinweise darauf sind in dem Enkeladosgleichnis (9.S. 5.639b-643) entalten. Zum einen wird mit dem Imperfekt in è囗ҕ›—& (5.643) angezeigt, dass die Insel Thrinakie nach dem Sieg des Zeus über Enkelados noch über einen längeren Zeitraum hinweg glüht, was durch das vorangegangene Plusquamperfekt œ•œ,^—& (5.642) noch verstärkt wird. Da weiterhin kein zeitlicher Endpunkt dieser topographischen Konsequenzen der Gigantomachie genannt wird, lassen sich diese als durativer Dauerzustand deuten, wodurch der Sieg über Enkelados implizit als Aition für Vulkanismus ausgewiesen wird. Zum anderen spielt die Benennung der Insel mit dem Namen Thrinakie (Ÿ$Z*Yh^", 9.S. 5.643) eine grö•ere Rolle, da sie einen topographischen Hinweis auf die Lokalisierung der Bezwingung des Enkelados durch Zeus gibt. Dies ist insofern von Bedeutung, als diese Namensform auf die Insel des Helios verweist, die in Homers Odyssee (Hom. Od. 11.107¾ 12.127¾ 12.135¾ 19.275) und den Argonautika des Apollonios Rhodios (A.R. 4.965) ebenso genannt wird, in den beiden Epen allerdings divergierende Verortungen erhält. .ährend die Insel in Homers Odyssee einen unverortbaren Atopos darstellt, wird sie in den Argonautika aufgrund weiterer topographischer Bezeichnungen explizit mit der Insel Sikelia identifiziert.316 Diese doppelte Verortbarkeit in der literarischen Vergangenheit der Insel wirft die Frage auf, welche geopoetische Ausgestaltung der Insel in den Posthomerica vorliegt und welche Bedeutung 315

316

In 9.S. 6.21 wird er gemeinsam mit Achilleus als verstorbener Heros der Achaier genannt (;A*—&" •\Z,•*&Z& å&.þ™\›*•&" —} ŒüZ.k&"), in 6.633 als ehemaliger Anführer der getöteten Brüder Mosynos und Phorkys, in 14.135f. schlie•lich als Bezwinger des Glaukos im Rahmen einer analeptischen Gesamtschau auf den Verlauf des Troianischen Kriegs in 14.125-142. Vgl. dazu oben Kapitel 3.3.

Posthomerische Riesenfiguren

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diese für das Enkeladosgleichnis erhält. Aufgrund fehlender weiterer topographischer Merkmale scheint in 9.S. 5.643 zunächst eine engere Verbindung zur Repräsentation in Homers Odyssee zu bestehen,317 doch wird diese atopische Verortung am Ende der Posthomerica aufgehoben, da das erste Enkeladosgleichnis in 9.S. 5.639b-643 ergänzt wird durch ein weiteres Gleichnis zur selben Thematik, in dem Aias >. seinerseits mit Enkelados gleichsetzt wird (14.582-587):318 5ޗ› å–$&" ,›b–.&Z& Y—} ybY›.–œ&Z& œ=•$Ú* ם..¯" ”›Z$,•*^ l¦HZY›.ª* zåZY–dd.› *k™&* Z 1} {—Z Yh›—lZH E­* èå} ”Y,–—&Z& Dhb*—&" E\.ԛ* å*›h&*—&" {™Ú ü\&*Ô"f Ì" $ æ&Y$À* ”,•›Y–.þû›* *Y— œþ™–,,&$&* &â$›&" Y$^ èûÔ\›* z(›$Zå&0™f d–$þ*› œ­ Y$—›$¢* *œ$.

585

.ie früher die kriegerische Pallas die Insel Sikelia, nachdem sie sie hochgehoben hatte, auf den gro•en Enkelados hinabwarf, die noch immer brennt durch den unermüdlichen Giganten, wenn er in der Erde Feuer aushaucht, so barg ringsum der Gipfel des Gebirges den sehr unglücklichen Gebieter über die Lokrer, als er von oben herabfiel und er beschwerte den starken Mann.

Das zweite Enkeladosgleichnis in 9.S. 14.582-587 ergänzt das erste in 5.639b-643 insofern, als es in gewisser .eise dessen Vorgeschichte darstellt und ausführt, wie genau die Insel Thrinakie zum Gefängnis des Giganten wird, wohingegen Enkelados im ersten Gleichnis bereits im besiegten Zustand präsentiert wird. Besonders auffällig ist dabei die abweichende Benennung der Insel, die im zweiten Enkeladosgleichnis den Namen Sikele (l¦HZY›.j* á¼Û *k™&*, 14.583) erhält und dadurch eine alternative Lokalisierung sowie eine topographische Identifikation mit Sikelia zulässt. Eine intratextuelle Verbindung zwischen den beiden Gleichnissen stellt auch das Attribut ”Y–,—&" her, das in beiden Stellen erscheint, im

317 318

Vgl. Tomasso (2010, 153 Anm. 186), der in der verwendeten Namensform eine an die homerischen Epen angelehnte Archaisierung erkennt. Vgl. qames O Lee (2000, 154 ad 641-3)¾ Gärtner (2010a, 306 ad 641-3)¾ Lelli et al. (2013, 886 Anm. 141). Für eine ausführliche Interpretation dieses Gleichnisses und des Titanenvergleichs in 9.S. 14.550 vgl. ªarvounis (2007, 248-254).

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Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

zweiten Enkeladosgleichnis allerdings als Beiwort des Giganten verwendet wird (”Y,–—&Z& Dhb*—&", 14.584). Dies unterstreicht den Eindruck einer fortlaufenden Binnenerzählung innerhalb der beiden Enkeladosgleichnisse, da der kämpfende Gigant im zweiten Gleichnis noch über die typischen Eigenschaften seiner Riesenhaftigkeit verfügt, während seine besiegte Version im ersten Gleichnis diese bereits eingebü•t hat. Auch die Beschreibung der vulkanischen Natur der Insel verbindet die beiden Gleichnisse intratextuell miteinander, wobei das andauernde Glühen (è囗ҕ›—&, 5.643) der Insel im ersten Gleichnis, dessen Funktion als Aition nur angedeutet wird, im zweiten Gleichnis durch die Beschreibung des fortwährenden Vulkanismus infolge des gefangengesetzten Giganten verstärkt und in seiner dauerhaften Bedeutung bestätigt wird ({—Z Yh›—lZH E­* èå} ”Y,–—&Z& Dhb*—&" O E\.ԛ* å*›h&*—&", 14.584f.). Insbesondere die Präsensform Yh›—Z und die Zeitadverbien {—Z (14.584) und E•* (14.584) stützen die Funktionalisierung als Aition und sorgen au•erdem dafür, dass damit die zeitliche Distanz zwischen der mythischen Vergangenheit und der Gegenwart des Rezipienten überbrückt wird. Die Bezeichnung der Insel mit dem Namen ¦ZY›.j lässt sich vor diesem Hintergrund auch als impliziter Fingerzeig auf das imperium Romanum der Kaiserzeit interpretieren.319 In dieser anachronistischen Funktionalisierung erzeugt die geopoetische Ausgestaltung des zweiten Enkeladosgleichnis somit eine implizite geopolitische .irkung und erfüllt eine ähnliche Funktion wie der Typhonexkurs in den Argonautica des Valerius Flaccus.320 Über die .iederaufnahme der Enkeladosfigur wird somit zum einen indirekt die ªharakterisierung des Aias T. als bedrohlicher Riesenheld über 9.S. 5 hinaus mitgeführt, zum anderen aber auch die Riesenthematik der Posthomerica generell aus einer zusätzlichen Perspektive beleuchtet. Das Gleichnisbild wird nämlich in 14.582-587 gegenüber 5.639b-643 entscheidend dadurch variiert, dass eine andere olympische Gottheit gegen den Giganten kämpft und eine alternative Version der geschilderten Gigantomachie präsentiert. Zwar bildet in beiden Gleichnissen das Gefängnis des Giganten den Endpunkt der Gleichnishandlung, doch kommt in 5.641 Zeus, in 14.583 dagegen Athene als Gegnerin des Enkelados zum Einsatz.321 Zeus verbrennt den Giganten mit Blitzen (Y›$þ*¿, 5.641), 319 320 321

Vgl. Tomasso (2010, 121f.). Vgl. dazu oben Kapitel 3.4. Vgl. zur hier dargestellten Mythenversion (Vian 1969, 172). Vian (1959, 84f.)

Posthomerische Riesenfiguren

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was seiner üblichen Repräsentation in kosmischen Kämpfen der Posthomerica entspricht, wohingegen Athene ihn mit der Insel Sikele bewirft und darunter begräbt (”›Z$,•*^ l¦HZY›.ª* zåZY–dd.› *k™&*, 14.583). Durch diese Variation desselben Mythos,322 die zwei inkongruente Mythenversionen intratextuell nebeneinanderstellt, wird der Rezipient dazu eingeladen, sein literarisches .issen unter Beweis zu stellen, und dazu aufgefordert, die Variation als alexandrinische Fu•note zu interpretieren. Zugleich wird auf einer poetologischen Bedeutungsebene, die durch die inkongruente Dissonanz der Mythenversionen suggeriert wird, die zugrundeliegende Produktionsästhetik der Posthomerica in den Vordergrund gerückt, in kreativer .eise mit der literarischen Tradition umzugehen und den Gleichnisraum für literarische Innovationen zu nutzen.323 Darüber hinaus wird dem Rezipienten aufgrund der gro•en Distanz zwischen den beiden Enkeladosgleichnissen im Text erneut nahelegt, eine zweite Lektüre der Posthomerica vorzunehmen, um die einzelnen Riesenpassagen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.324 Da es sich bei dem ersten Enkeladosgleichnis (5.639b-643) um das letzte Riesengleichnis im ersten

322

323

324

plädiert dafür, dass die Szene durch eine hellenistische Gigantomachie oder Typhonomachie angeregt worden sein könnte. In den meisten literarischen Zeugnissen ist Athene im Kampf mit Enkelados dargestellt, Zeus dagegen nur selten¾ vgl. Bloch (1997, 1035). Anzuführen ist allerdings eine Stelle in Vergils Aeneis (Verg. Aen. 3.578-582), wo die Verbrennungen des Enkelados ebenfalls auf Blitze zurückgeführt werden (semustum fulmine, 3.578). Auch bei >ppian (C. 1.273-275) findet sich eine ähnliche Schilderung¾ vgl. Gärtner (2010b, 254 ad 582-5). Tatsächlich ist der Sieg des Zeus über Enkelados aber ein verbreitetes literarisches Motiv speziell der Kaiserzeit¾ vgl. Vian (1966, 209 ad S. 43 Anm. 3). Ein früher Hinweis auf diese Mythenvariante findet sich bereits in der Batrachomyomachie (Batr. 283)¾ vgl. Vian (1966, 209 ad S. 43 Anm. 3)¾ Gärtner (2010b, 254 ad 582-5). Die archäologischen Zeugnisse wiederum spiegeln die Variation wider, denn bereits im 5. qh. v. d. Z. steht die gro•e Popularität Athenes in attisch-rotfigurigen Vasendarstellungen der Gigantomachie dem selteneren Erscheinen des Zeus gegenüber¾ vgl. Vian (1952, 47¾ 50). Schmitz (2005, 130-132) zeigt auf, wie verschiedene Mythenversionen in posthomerischen Vorhersagen verarbeitet werden, um für den Rezipienten die literarische Entstehung der Posthomerica auf einer poetologischen Ebene transparent zu machen. Vgl. auch Maciver (2012a, 133), der dasselbe Phänomen an anderer Stelle beobachtet.

340

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

.erkdrittel der Posthomerica handelt, wird mithilfe desselben Gleichnisbildes in 14.582-587 bei der ªharakterisierung des Aias >., das seinerseits das allerletzte Riesengleichnis der Posthomerica darstellt, eine Überbrückung separater .erkteile erreicht. Zugleich verbindet die Gigantenthematik die beiden Enkeladosgleichnisse auch mit dem Gigantengleichnis in 9.S. 1 (1.179-181), das Penthesileia gewidmet ist, sowie mit dem Gigantengleichnis zu Aineias in 9.S. 11 (11.415-421a), wodurch ihr eine ringkompositorische Funktion zukommt. Die intratextuelle Verbindung der beiden Gleichnisse leistet schlie•lich einen Beitrag zur ªharakterisierung der beiden Aiasfiguren und sorgt dafür, dass Aias T. auch nach seinem Ausscheiden aus der Erzählung in 9.S. 5 im weiteren Handlungsverlauf indirekt mitgeführt wird. Dadurch, dass Aias T. und Aias >. denselben Namen tragen und einander ümithilfe der beiden Enkeladosgleichnisse in 5.639b-643 und 14.582-587 angenähert werden, teilen sie sich auch die aus Riesenvergleichen und -gleichnissen resultierende ªharakterisierung.325 Verstärkt wird diese Beziehung durch die literarische Vergangenheit der beiden Helden, die in Homers Ilias oft zusammen in Erscheinung treten,326 insbesondere bei der Verteidigung der Lagermauer (Hom. Il. 12), dem Kampf bei den Schiffen (Hom. Il. 13-16) und bei der Bergung des toten Patroklos (Hom. Il. 17).327 Im Rahmen der Leichenspiele für Patroklos tritt Aias >. ¨edoch nur als Streitsüchtiger auf und rutscht beim .ettlauf im Mist aus (Hom. Il. 23). In den Posthomerica treten Aias >. und Aias T. demgegenüber nicht gemeinsam in Aktion, stattdessen bildet Aias T. ein festes Duo mit Achilleus, wie bspw. das Aloadengleichnis in 9.S. 1.515-522 illustriert.328 Überhaupt spielt Aias >. in den Posthomerica eine wesentlich geringere Rolle als sein Namensvetter und steht somit im Schatten berühmterer achaischer Helden, allen voran Achilleus, Neoptolemos und Aias T. Überdies wird Aias >. im Kampfgeschehen der Posthomerica selten erwähnt und tritt erst bei der Eroberung der Stadt vermehrt in Erscheinung, 325

326 327 328

Für die Annäherung von Figuren über ähnlich ausgestaltete Gleichnisse vgl. auch Maciver (2012a, 148). Vgl. zur Interpretation der beiden Riesengleichnisse in 9.S. 14 durch ªarvounis (2007, 248-254). Insgesamt 35 Mal werden die beiden Aias in Homers Ilias zusammen genannt¾ vgl. Stoevesandt (2009a, 136 Anm. 15)¾ (2009b, 175). Insgesamt 28 Mal wird Aias >. in Homers Ilias allein genannt¾ vgl. Stoevesandt (2009a, 136)¾ (2009b, 175). Vgl. Langella (2016, 560).

Posthomerische Riesenfiguren

341

da er sich unter den Helden befindet, die die Besatzung des troianischen Pferdes bilden (12.319). Dabei erhält er keine einzige Aristie und aufgrund dieser untergeordneten Stellung lediglich zwei Vergleiche (4.196¾ 14.550) und ein Gleichnis (14.582-587).329 Bei den Leichenspielen für Achilleus tut er sich im .ettlauf (4.180b-209)330 und im Bogenschie•en (4.405-412a) hervor. .ährend der Nyktomachie schlie•lich begeht er seinen verhängnisvollen Tempelfrevel (13.420-429), der ihm und dem gesamten Achaierheer den Zorn Athenes einhandelt.331 Für die Achaier gehört er dementsprechend einerseits zum inneren Kreis der Anführer, andererseits tut er sich im Kampf nicht merklich hervor und bringt durch sein unbeherrschtes Handeln nicht nur Tod über sich selbst, sondern über das ganze Heer. Gerade diese letzte Rolle, die ihm in 9.S. 14 zugewiesen wird, lässt Aias >. insgesamt in einem so eindeutig negativen Licht erscheinen, wie dies bei keiner anderen Heldenfigur der Posthomerica der Fall ist, die mit Riesenfiguren in Verbindung gebracht wird. Da im Handlungsverlauf der Posthomerica schlichtweg Passagen fehlen, in denen er als tüchtiger Held gezeigt wird, dominiert bei seiner ªharakterisierung primär der letzte Eindruck, den der Rezipient von ihm gewinnt.332 Für das Heldenbild der Posthomerica insgesamt und die Repräsentation des mit ihm intratextuell verbundenen Aias T. leistet die ªharakterzeichnung des Aias >. demnach einen vernichtenden Beitrag, was die Frage aufwirft, warum Aias T. gerade mit diesem Helden intratextuell verknüpft wird. Eine Erklärung bietet der Umstand, dass Aias >. gemessen an der Gesamtzahl der ihm gewidmeten Vergleiche und Gleichnisse gegenüber den anderen posthomerischen Heroen den höchsten Anteil von Riesenvergleichen und -gleichnissen aufweist.333 Somit gehört er als letzter Achaier zu 329

330 331 332

333

Insgesamt 19 Mal wird Aias in den Posthomerica namenlich genannt. Aias T. kommt dagegen auf 68 namentliche Nennungen, obwohl er nur in 9.S. 1-5 aktiv an der Handlung beteiligt ist. Zur Darstellung des Aias >. im .ettlauf als Parodie derselben Szene in Homers Ilias vgl. Bärtschi (Aufsatz d). Vgl. dazu Vian (1969, 230 ad S. 146 Anm. 4)¾ ªarvounis (2007, 248)¾ Lelli et al. (2013, 870f. Anm. 85). Die ªharakterisierung der Aiasfigur wäre demnach eine Stütze für Mansurs (1940, 31) These, dass sich bei den Helden der Posthomerica häufig eine Konzentration auf eine ªharaktereigenschaft bemerken lässt wie Übermut im Falle des Aias >.¾ vgl. dazu auch Gärtner (2005, 189f.). Vgl. dazu Tabelle 1 oben Kapitel 4.2.

342

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

einer älteren Heldengeneration, die mit Riesenfiguren in Verbindung gebracht werden und dadurch einen problematischen Status innerhalb der literarischen .elt erhalten. Dass gerade seine ªharakterisierung als Riesenfigur am Ende der Posthomerica steht, wirkt sich in programmatischer .eise auf alle früheren Riesenpassagen zuvor aus und entlässt den Rezipienten mit einer letzten leserlenkenden .irkungsästhetik in eine zweite Lektüre, in deren Rahmen der Rezipient nicht nur auf die Riesenthematik, sondern auch auf das davon beeinflusste Heldenbild fokussieren soll. Abschlie•end soll deswegen zunächst die ªharakterisierung des Aias >. untersucht werden, im Anschluss daran deren Einbettung in den Handlungszusammenhang von 9.S. 14. Im Gegensatz zur ambivalenten .irkung des Enkeladosgleichnisses in 9.S. 5.639b-643, das ganz im Dienst der schillernden ªharakterisierung des Aias T. zwischen Bedrohung und nobilitierender Rehabilitierung steht, illustriert das Enkeladosgleichnis in 14.582-587 in rein negativer .eise den Todesmoment des Aias >. Die Vergleichsfigur Enkelados wird mithilfe typischer Beiwörter zu seiner Grö•e (,›b–.&Z&, 14.582) und Ausdauer (”Y,–—&Z&, 14.584) explizit als Riese ausgewiesen und so intratextuell mit den früheren posthomerischen Riesen in Beziehung gesetzt.334 Dies gilt insbesondere für den kurzen Vergleich in 14.550, in dem er mit einem Titanen gleichgesetzt wird, während er sich schwimmend aus dem Seesturm zu retten versucht (14.548-553a): ;A" œ} ..&—› ,­* å›$Z*jü›—& œ&Ò$—Z *^Ô", ..&—› œ} Þ ü›h$›™™Z œZj*þ›* “.,þ$¯ d•*\^, ”Y,–— ¤Z—k*Z dh^* èå•$&å.&* z&ZYÐ". ¦üh`›—& œ} “.,þ$¢* &5œ, å›$¦ Y$—›$j™Z ü•$›™™Z* ”*œ$¢" èå›$\Ò,&Z&f \›&¦ œ• ,Z* ›E™&$ÔÚ*—›" o*&$•^* Y¦ Y–$—&" z\–,d›&*.

550

Aias aber schwamm bald mit einem Schiffsbalken umher, bald legte er wiederum mit seinen Armen eine Strecke salziger Meerestiefe zurück, einem unermüdlichen Titanen ähnlich in seiner übermächtigen Kraft. Der salzige .ogenschwall wurde um die starken Hände des anma•enden Mannes geteilt. Als ihn die Götter aber sahen, bestaunten sie seine Tapferkeit und seine Stärke.

334

Vgl. Ferreccio (2014, 274 ad 518).

Posthomerische Riesenfiguren

343

Sehr nachdrücklich werden in diesem kurzen Vergleich und dem narrativen Kontext Stärke (dh^* èå•$&å.&*, 9.S. 14.550¾ Y$—›$j™Z, 14.551¾ Y–$—&", 14.553), Mut (o*&$•^*, 14.553) und Ausdauer (”Y,–—Â, 14.550) des Aias >. als eines Titanen hervorgehoben, wobei speziell die Stärke seiner Arme unmittelbar danach eigens noch einmal betont wird (&éœ} ø b› ü›P$" O Y–,*› å&.þ—.j—&þ", 14.556f.). Aufgrund dieser direkten ªharakterisierung des Titanen wird eine enge intratextuelle Verknüpfung mit dem mittelbar nachfolgenden Enkeladosgleichnis hergestellt, in dem die Beiwörter ”Y,–—&Z& (14.584) und Y$—›$Ô* (14.587) dieselben Riesenmerkmale hervorheben. Sogar die Götter als intradiegetische Augenzeugen der Szene staunen über diese übermenschliche Leistung des Aias >. (z\–,d›&*, 14.553) und liefern dadurch einen wirkungsästhetischen Hinweis.335 Der durative Aspekt der Verben in dieser Passage (å›$Z*jü›—&, 14.448¾ œZj*þ›*, 14.449¾ ™üh`›—&, 14.551¾ z\–,d›&*, 14.553) verdeutlicht das lange Ringen des Aias mit dem Meer und die anhaltende Bewunderung der Götter. Auf den ersten Blick scheint das Gleichnis somit vor allem die Stärke des Helden zu verdeutlichen und als positive Erhöhung zu fungieren.336 Da es sich ¨edoch um ein typisches Riesenmerkmal handelt, das auch im Aloadengleichnis (9.S. 1.515-522), im Titanenvergleich (2.205) sowie im Titanen-Giganten-Vergleich (2.518f.) betont wird, erhält die ªharakterisierung eine hybride Konnotation. Dies wird explizit dadurch unterstrichen, dass diese Überhöhung des Aias >. über menschliches Ma• hinaus mit den Ad¨ektiven èå•$&å.&* (14.550) und èå›$\Ò,&Z& (14.552) explizit und gegenüber anderen Riesenvergleichen und -gleichnissen noch deutlicher markiert wird. Diese bedrohliche ªharakterisierung des Aias >. wird gestützt durch zahlreiche intertextuelle Anspielungen auf Hesiods Theogonie und insbesondere die darin geschilderte Titanomachie, wobei die genannten Epitheta, die qunktur dh^* èå•$&å.&* (14.550) sowie das Substantiv o*&$•^* (14.553) ein dichtes Netz von intertextuellen Referenzen bilden, die die hesiodeischen Hekatoncheiren, Titanen und den Iapetiden Menoitios als zusätzliche Vergleichsfiguren des Helden aufrufen.337 Das Beiwort ”Y,–— (14.550) wiederum wird einige 335 336 337

Vgl. Ferrari (1963, 33)¾ ªarvounis (2007, 250¾ 252). vgl. ªarvounis (2007, 249f. mit Anm. 30). Vgl. ªarvounis (2007, 252). Vgl. ªarvounis (2007, 252f. mit Anm. 40)¾ Lelli et al. (2013, 885 Anm. 127)¾ Langella (2016, 573).

344

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Verse zuvor als Beiwort der Kyklopen verwendet (ü›$™¦* èå} ”Y,–—&Z™Z* z—›Y—j**—& èÒY.Úå›", 14.446), die als Schmiede von ZeusÝ Blitzen erwähnt werden, und der Ausdruck dh^* èå•$&å.&* (14.550) lässt sich als mögliche Referenz auf die Amykosfigur der Argonautika deuten.338 Durch das gleichzeitige Aufrufen dieser zahlreichen Riesen, die teilweise auf Seiten der olympischen Götter, teilweise gegen sie kämpfen, wird die Bedrohlichkeit des Aias >. ins Unermessliche gesteigert und seine Beseitigung durch die olympischen Götter legitimiert. Zugleich stellen dieses intra- und intertextuelle Geflecht sowie die damit verbundene Vermischung unterschiedlicher Riesenfiguren eine literarische Hybridisierung dar, die die Heldenfigur als literarisches Mischwesen ausweist. Als solches repräsentiert Aias >. die im Verlauf der Posthomerica in Erscheinung getretenen Riesenfiguren und aktualisiert ihre ªharakterisierungen am Ende des Epos noch einmal in hochkonzentrierter Form. Im Vergleich mit den übrigen posthomerischen Heldenfiguren, die mit einzelnen Riesen verglichen werden, erweist sich diese Hybridisierung ¨edoch als wesentlich instabiler, zumal Aias >. in seiner übermenschlichen Auflehnung gegen das .alten der Götter die Funktion eines Theomachos übernimmt. In diesem Sinne wird er zwar der Achilleusfigur angenähert, der seinerseits beinahe eine Fehde mit Apollon beginnt (9.S. 3.34-59), wird aber noch expliziter als frevelhafter Held dargestellt. Dies wird insbesondere in einem Kommentar des extradiegetischen Erzählers deutlich, der die Gesinnung das Aias >. beschreibt, als dieser bereits durch die Blitzschläge der Athene von seinem Schiff geschleudert wurde. Poseidon, der Athene in ihrer Strafaktion unterstützt (14.507f.), bereitet Aias >. einen qualvollen Tod, nachdem dieser trotz des Sturms der anma•enden Meinung ist, den Göttern trotzen zu können (14.565567):339 •k œ•, Y¦ ›E ,–. å–*—›" ö.Ò,åZ&Z ›E" |* 6YÚ*—Z üÚÔ,›*&Z Y¦ 劙* ”*™—j™Ú™Z \–.™™*, zY•þb•›Z*. Œ..} &⠗Z \›À* èå–.þ(›* þ,&Y.j*f

338 339

565

Vgl. ªarvounis (2007, 252 Anm. 39). Vgl. Vian (1959, 84)¾ ªarvounis (2007, 253f.)¾ Lelli et al. (2013, 885 Anm. 132)¾ Langella (2016, 573)¾ Schei¨nen (2018, 352).

Posthomerische Riesenfiguren

345

Er meinte aber entkommen zu können, selbst wenn alle >lympier voller Zorn zu einem >rt gelangten und das ganze Meer sich erheben lie•en. Aber er entging keineswegs dem Angriff der Götter.

Dass Aias >. sich mit seiner hybriden Gesinnung sein eigenes feuchtes Grab schaufelt, wird durch die Einarbeitung einer irrealen Beinahe-Episode im weiteren Handlungsverlauf unmittelbar vor dem Enkeladosgleichnis und somit kurz vor seinem Tod verdeutlicht (9.S. 14.580f.):340 èh *Ò Y›* z(j.þ(› YY¢* ,Ô$&*, ›E ,ª ø b} é—¿ O 1j(" lbHP* {*›$\›* zåZå$&•^Y› Y&.Ð*^*. ¬ 6Und nun wäre er seinem schlimmen Verderben entkommen, wenn nicht áPoseidonÛ das Land von unten zerbrochen und einen Felskamm auf ihn geschleudert hätte.¨ Die ganze Schilderung dieses hybriden Ringens mit dem Tod ruft intertextuell die Rede des Nestor in Homers Odyssee auf, in der dieser von der Rückfahrt der Achaierflotte und dem Tod des Aias >. berichtet (Hom. Od. 4.499-510).341 Von besonderer Bedeutung ist dabei die ªharakterisierung des Helden als eines hybriden Spötters (Hom. Od. 4.502-505): Yh *Ò Y›* {Y•þb› Yk$, Y¦ zü\Ô,›*Ô" å›$ Œ\j*m, ›E ,ª èå›$•h.&* {å&" {Yd.› Y¦ ,•b} ”–™\^f •k 1} ”•Y^—Z \›À* •þb•›Z* ,•b .P—, \.–™™^". —&0 œ­ ×&™›Zœ–Ú* ,›b–.} {Y.þ›* éœj™*—&"f

505

Und nun wäre er dem Tod entflohen, obwohl er Athene verhasst war, wenn er nicht ein anma•endes .ort ausgesto•en hätte und überaus verblendet wurde. Er meinte tatsächlich, gegen den .illen der Götter der gro•en Tiefe des Meeres zu entkommen. Ihn aber hörte Poseidon, als er gro•spurig redete.

Die anma•ende Haltung des Aias >. wird durch zahlreiche Ausdrücke (zü\Ô,›*&", Hom. Od. 4.502¾ èå›$•h.&* {å&" {Yd.› Y¦ ,•b} ”–™\^, 4.503¾ ,›b–.áÛ á¼Û éœj™*—&", 4.505) explizit hervorgehoben und durch die Gestaltung als irreale Beinahe-Episode (Yh *Ò Y›* {Y•þb›, 4.502¾ ›E ,ª á¼Û {Yd.› Y¦ á¼Û ”–™\^, 4.503) zusätzlich verdeutlicht. 340 341

Vgl. Nesselrath (1992, 61-63). Vgl. Paley (1879, 30)¾ Noack (1892, 790). Vgl. Vian (1969, 171-173) zum Vergleich mit anderen literarischen Darstellungen. Bereits in den Darstellungen Vergils und Senecas ist Aias implizit als Gigant charakterisiert¾ vgl. ªarvounis (249f. mit Anm. 30).

346

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Im direkten Vergleich der beiden Schilderungen des Todes des Aias >. (Hom. Od. 4.499-510¾ 9.S. 14.548-589) wird deutlich, dass der Held in den Posthomerica wesentlich negativer dargestellt wird als in Homers Odyssee und dass seine posthomerische Repräsentation eine Steigerung gegenüber der homerischen darstellt. .ährend nämlich in Homers Odyssee sein Tod nicht mit der Schändung der Kassandra in Verbindung gebracht wird, wird er in den Posthomerica einerseits zum Verantwortlichen für die Zerstörung der Achaierflotte gemacht und andererseits zu einer Überriesenfigur überhöht, die ein kosmisches Bedrohungspotenzial aufweist. Gegenüber anderen posthomerischen Heldenfiguren zeichnet er sich ¨edoch dadurch aus, dass er nicht nur indirekt mithilfe von Riesenvergleichen und -gleichnissen, sondern auch direkt als Frevler charakterisiert wird. Insofern steht er in der literarischen Tradition übermächtiger, aber frevelhafter Helden, die aufgrund ihrer Hybris von den Göttern mit dem Tod bestraft werden.342 Exemplarisch dafür steht insbesondere Kapaneus, der bereits in den Sieben gegen Theben des Aischylos als Riese bezeichnet wird (bhb" øœ} ..&", A. Th. 424a) und auch in den Posthomerica als negative Vergleichsfigur funktionalisiert wird (9.S. 10.481f.). In einem Gleichnis, das den selbst gewählten Feuertod der >inone illustriert (10.479-482), wird der aufgebahrte Paris mit dem vom Blitz erschlagenen Kapaneus verglichen (œ,^\•*— 7Z¢" ™—&*ԛ*—Z Y›$þ*¿, 10.482). Als Vergleichsfolie auch für Aias >. ist die Kapaneusfigur insofern geeignet, als auch Athene vehement versucht, den schwimmenden Aias >. mit Blitzen zu erschlagen, wodurch sie genau die Rolle als Bewahrerin der olympischen .eltordnung übernimmt, die in den Posthomerica ansonsten Zeus vorbehalten bleibt (14.557f.): ×&..&h b› ,­* {*\ Y¦ {*\ O ™d›**Ò,›*&Z ™,$–bZ`&* {™Ú åÔ*—&Z& Y›$þ*&hf ¬ 6Zahlreich krachten wahrlich die Blitze hier und dort verlöschend ins Meer.¨ Angesichts dieser eindeutig negativen und hybriden ªharakterisierung des Aias >. stellt sich abschlie•end die Frage, wie sich seine Repräsentation auf die mit ihm verbundenen Heldenfiguren, allen voran Aias T. auswirkt. Im Gegensatz zu Achilleus und Aias T. erfährt Aias >. nämlich keine positive .ürdigung durch intradiegetische Rezipienten, die zu einer Rehabilitierung seines Heldenstatus beitragen könnten. Stattdessen verschwindet er als Götterfeind spurlos aus der literarischen .elt, wodurch sein kosmisches Bedrohungspotenzial genauso schnell erlischt, wie es 342

Vgl. Schei¨nen (2018, 350-353).

Posthomerische Riesenfiguren

347

durch die übermä•ige Hybridisierung erzeugt wurde, zugleich allerdings eine kataklysmische Katastrophe über die Achaier bringt. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich wesentlich von Achilleus und Aias T., deren Bedrohlichkeit als Riesenfiguren zwar selbst nach ihrem Tod nachhallt, dabei aber keine so schwerwiegenden Konsequenzen zeitigt wie der Frevel des Aias >. Darauf, dass eine solche Nachwirkung im Fall des Aias >. explizit ausgeschlossen wird, deutet die zeitliche Gestaltung des Enkeladosgleichnisses als Aition für den Vulkanismus der Insel Sikele hin. Diese überzeitliche Ausgestaltung des Gleichnisbildes in 14.582-587 sorgt dafür, dass Enkelados als Kontrastfolie fungiert, denn im Gegensatz zu dem Giganten, der die Topographie der Insel Sikele auch nach seiner Niederlage mit seinem Feueratem zu beeinflussen vermag, ist Aias ganz einfach tot, wie ein an das Gleichnis anschlie•ender Kommentar des extradiegetischen Erzählers unmissverständlich verdeutlicht (14.588f.): Œ,•¦ œ• ,Z* \*–—&Z& ,•." zYZüj™—} ë.›\$&" bhm þ,À" œ,^\•*— Y¦ ”—$þb•— z*¦ åÔ*—Â. Ringsum aber erreichte ihn das schwarze Verderben des Todes, auf dieselbe .eise durch die Erde und im rastlos wogenden Meer bezwungen.

>bwohl durch die Partikel þ,À" die beiden Begriffe bP und åÔ*—&" und damit die beiden Todesarten miteinander koordiniert werden (9.S. 14.589), wodurch das Vergleichsmoment zwischen Enkelados und Aias gestärkt wird, dass sowohl die Vergleichsfigur als auch die mit ihr assoziierte Heldenfigur auf dieselbe Art und .eise durch Erde und Meer sterben, ist Aias >. eben doch nur ein sterblicher Mensch ohne ªhance auf eine fortwährende Präsenz, was mit der qunktur \*–—&Z& ,•." á¼Û ë.›\$&" (14.588) verdeutlicht wird. Zwar lässt der extradiegetische Erzähler dem Helden in seinen letzten Momenten wenigstens ein mitleiderregendes Ad¨ektiv œþ™–,,&$&* (14.586) zukommen, ¨edoch bleibt dies der einzige Kommentar zu seinem Ableben, sodass sein Tod im Vergleich mit den prächtigen Bestattungsszenen der anderen mit Riesen assoziierten Helden und dem trauernden Kollektiv der Achaier eine unrühmliche und unterminierende .irkung erzeugt. Dieser Kontrast wird noch verstärkt im Vergleich mit dem Enkeladosgleichnis in 9.S. 5.639b-643, da die Bestattung des Aias T. in die Trauer des ganzen Achaierheeres eingebettet ist, der Tod des Aias >. dagegen in

348

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

die Zerstörung der achaischen Flotte, für die er aufgrund seiner Schändung der Kassandra sogar unmittelbar verantwortlich gemacht wird. Dies weist auf die Bedeutung des narrativen Kontexts für die ªharakterisierung des Aias >. und die damit zusammenhängende .irkungsästhetik hin, die das Ende der Posthomerica bestimmt. Das hybride Verhalten des Aias >. bei der Einnahme Troias wirkt nämlich als Handlungskatalysator auf der göttlichen Ebene der Erzählung, die den Schluss der Posthomerica einleitet.343 Die Klimax des Epos bildet der¨enige Seesturm, der die achaische Flotte vernichtet und das Epos als unmittelbare Vorgeschichte zu den Nostoi und Homers Odyssee enden lässt, wie die allerletzten Verse summarisch andeuten (9.S. 14.655b-658):344 &B œ} z*¦ *^þ™¦* Œ$b›P&Z å.Л™Y&* ø™&þ" œZ¯ ü›P, Y•œ™™›*f ..m œ} ..&" 6Y*›*, øåm \›¢" Yb›* zY™—&*, ø™™&Z èå­$ åÔ*—&Z& .þb$¯" èå–.þ(* ”•..".

655

Die Argeier aber segelten in ihren Schiffen, so viele der Sturm zerstreut hatte. qeder gelangte an einen anderen >rt, wohin einen ¨eden ein Gott führte, so viele auf dem Meer dem furchtbaren Sturm entkommen waren.

Die Rolle des Aias >. als Verursacher des göttlichen Eingreifens wird zum einen durch eine irreale Beinahe-Episode verdeutlicht, die eine sichere Heimkehr des Achaierheers als hypothetischen Handlungsverlauf präsentiert (Yh *Ò Y›* Œ$b›P&Z Yh&* á¼Û ›E ,j á¼Û *›,•™^™›* Œ\j*^, 9.S. 14.419-421). Zum anderen wird die Schuld durch die nachdrückliche Betonung des anhaltenden Grolls der Athene bestätigt (*›,•™^™›*, 14.421¾ ™ü›—&* ”™ü.Ôڙ, 14.424), als dessen Verursacher Aias >. benannt wird (”,•¦ æ&Y$À* d™Z.kZ, 14.424).345 Bereits im Rahmen der Schilderung der Schändung der Kassandra (13.420-429) weist der extradiegetische Erzähler in einer eindeutigen Prolepse auf sein bevorstehendes Verderben hin (13.423f.): J œ• &D E*¢* O ›E™&åh™Ú d–.› åk, Y¦ ”*•$ —h™—& .Ðd^". ¬ 6Sie aber traf ihn hinterher mit einem schlimmen Unheil und strafte den Mann für seine Gewalttat.¨ In ihrem Zorn wendet sich Athene zunächst an Zeus und weist in ihrer Rede ebenfalls auf den 343 344 345

Vgl. dazu die ausführliche Interpretation von ªarvounis (2007). Vgl. ªerri (2015, 130)¾ Maciver (2017, 124). Vgl. Vian (1959, 79)¾ ªarvounis (2007, 241)¾ qames (2007, 150).

Posthomerische Riesenfiguren

349

Frevel des Aias >. hin, wodurch dieser nicht nur aus der Perspektive des extradiegetischen Erzählers, sondern auch aus der intradiegetischen Sicht der Götter als hybrider Frevler charakterisiert wird (14.434b-439):346 á¼Û, ›E ,ª ŒüZÀ* —h™&,} ”—™\.h^*, z囦 Y *Ò ,&Z {*œ&\Z *^&0 þD¢" öZ.k&" ,•b} z*j.Z—›*, &éœ} z.•Z$› 蝙™–*œ$^* !$•b&þ™* ”Y^œ•" ›E" z,­ ü›P$" å&..–YZ", &éœ} {œœ›Z™›* z,¢* ,•*&", &霕 —Z \þ,¿ ќ•™—} ”\*–—^*, ”..} ™ü›—&* {$b&* {$›(›.

435

á¼Û, wenn ich nicht den Frevel der Achaier rächen kann, da mir ¨etzt wahrlich im Innern meines Tempels der Sohn des >ileus gefrevelt hat und sich weder der Kassandra erbarmte, die oft zu mir ihre hilflosen Arme ausstreckte, noch meine Stärke fürchtete, noch sich irgendwie in seinem Gemüt scheute vor mir Unsterblichen, sondern eine unerträgliche Tat beging.

.ährend Athene den Frevel des Aias >. klar benennt (þD¢" öZ.k&" ,•b} z*j.Z—›*, 9.S. 14.436), hebt sie sein Vergehen zugleich auf eine allgemeine Ebene und präsentiert es stellvertretend für die Verrohung des ganzen Menschengeschlechts (14.427-433a). Die Argumentation Athenes ist mit zahlreichen intertextuellen Referenzen auf die Abfolge der Menschenzeitalter in Hesiods Werken und Tagen versehen, die das dort ausgearbeitete Deszendenzmodell der Zeitalterfolge evozieren (Hes. Op. 106-201). Durch die programmatische Stellung dieser Einzeltextreferenz am Ende der Posthomerica wird somit erneut die Bedeutung der hesiodeischen Gedichte als Referenztexte der Posthomerica untermalt.347 In der Argumentation der Athene fällt auf sprachlicher Ebene besonders die Ausschmückung mit charakteristischen Elementen des Eisenzeitalters auf, worin deutliche Hinweise auf die zugrundeliegende .irkungsästhetik der posthomerischen Verarbeitung der Werke und Tage zu erkennen sind. Gemä• dem hesiodeischen Deszendenzmodell folgt das eiserne Zeitalter nämlich erst auf das heroische, das seinerseits innerhalb der stetigen Verschlechterung der Menschengeschlechter eine Verbesserung darstellt und 346 347

Dieses Göttergespräch ist in der literarischen Tradition nur in den Posthomerica ausgestaltet¾ vgl. ªarvounis (2007, 243)¾ Schei¨nen (2018, 345-349). Vgl. ªarvounis (2007, 245-247)¾ Lelli et al. (2013, 882 Anm. 91).

350

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

mit dem Troianischen Krieg endet.348 Dadurch, dass die Merkmale der Verrohung des Eisenzeitalters in den Posthomerica in das ausgehende heroische Zeitalter vorgezogen werden, wird das Ende der Posthomerica zugleich als Endpunkt der Zeitalterfolge markiert, sodass auch die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden Heroen in ein sehr zwiespältiges Licht rücken.349 Mit dieser Verallgemeinerung der Untat des Aias >. als eines repräsentativen Beispiels für den moralischen Verfall aller Menschen wird das umfangreiche göttliche Eingreifen in den Handlungsverlauf legitimiert. Damit nimmt der göttliche Seesturm eine Sonderstellung ein, da eine koordinierte Aktion mehrerer olympischer Götter solchen Ausma•es im gesamten Verlauf der Posthomerica nicht zu beobachten ist und selbst im Rahmen der Theomachie in 9.S. 12.189-216 von Zeus vehement unterbunden wird.350 Zeus akzeptiert Athenes Interpretation der menschlichen Verhältnisse und Aias >. als deren schlimmsten Repräsentanten, was durch die Übergabe des Blitzes als seines Herrschaftssymbols zum Erhalt der kosmischen >rdnung an seine Tochter Athene symbolisch verdeutlicht wird.351 Damit übernimmt Athene die Rolle der Verteidigerin der olympischen .eltordnung, die ihr bereits im Gigantengleichnis in 1.179181 zugeteilt wird, ohne dass sie dort ¨edoch über das Kampfmittel des 348

349 350

351

Most zeigt in seinem Aufsatz zu Hesiods Zeitaltermythos, dass die Zeitalterfolge nicht nur eine permanente Verschlechterung darstellt (1997, 108), sondern dass das Heroenzeitalter eine Sonderstellung darin einnimmt, da eine moralische Verbesserung der Menschheit stattfindet und somit ein temporärer Gegentrend eingeleitet wird (104). Der Übergang zwischen Heroen- und Eisenzeitalter ist bewusst verwischt (111-113), ¨edoch ist durch eine Zweiteilung des Heroengeschlechts nach moralischen Ma•stäben der Anschluss an das Eisenzeitalter gewährleistet (117-119). Die letzten Heroen werden nach ihrem Tod entweder belohnt oder bestraft (123f.), wodurch der Abwärtstrend der Zeitalterfolge wieder einsetzt. Vgl. dazu auch ªlay (2005, 81-99). Vgl. ªarvounis (2007, 247 mit Anm. 18). Vgl. ªarvounis (2007, 244f.)¾ (2008, 70). Vgl. dazu auch oben Kapitel 4.3. Eine Darstellung des spannungsvollen Verhältnisses zwischen Göttern und Menschen findet sich ¨edoch bereits in der Ekphrasis des Schilds des Achilleus in 9.S. 5.6-101, wie Baumbach (2007, 117) aufzeigt. Vgl. ªarvounis (2007, 247f. mit Anm. 21)¾ (2008, 66). Die Übergabe des Blitzes erinnert an die Kyklopen aus Hesiods Theogonie, die Zeus im Rahmen der Titanomachie die .affen an die Hand geben, mit denen er die olympische Herrschaft errichtet¾ vgl. auch ªalame (1985, 159).

Posthomerische Riesenfiguren

351

Blitzes verfügt. Die Aiasfigur wird durch das Aufrufen der hesiodeischen Gedichte nicht nur zu einem Sündenbock und Repräsentanten der menschlichen Schlechtigkeit, sondern auch zu einer Bedrohung für die olympische .eltordnung stilisiert, die durch direktes göttliches Eingreifen beseitigt werden muss. Diesbezüglich wird ihm explizit eine Bedrohlichkeit zugeschrieben, die über die Gefährlichkeit des Achilleus, der von Apollon getötet wird, und des Aias T., der letztlich infolge des von Athene verhängten .ahnsinns umkommt, noch hinausgeht. Mit der negativen ªharakterisierung des Aias >. und der Aufhebung seiner kurzlebigen Bedrohlichkeit findet zugleich auch die Funktionalisierung von Riesenfiguren in den Posthomerica ihr Ende. Mit Aias >. verschwindet infolge des göttlichen Eingriffs der letzte mit Riesen assoziierte Held aus der literarischen .elt, sodass das Bedrohungspotenzial der älteren Heldengeneration aufgehoben scheint. Die Gestaltung der Erzählung am Ende des Epos (9.S. 14.655b-658), in deren Rahmen keiner der überlebenden Helden namentlich genannt, sondern nur in sehr allgemeinen Ausdrücken auf die heimkehrenden Achaier verwiesen wird (Œ$b›P&Z á¼Û ø™&þ", 14.656¾ ..m œ} ..&" á¼Û zY™—&*, 14.657¾ ø™™&Z, 14.658), überlässt es dem Rezipienten, die Posthomerica mithilfe seiner literarischen Bildung selbst zu ergänzen oder durch die Lektüre der Nostoi oder der Odyssee fortzuführen. .er genau von den Kämpfern vor Troia zusammen mit Aias >. im Rahmen des Seesturms aus der literarischen .elt entfernt wird, bleibt dementsprechend offen und wird auch in der Darstellung der in den Fluten umkommenden Achaier (14.590-628a) nicht spezifiziert. Stattdessen überwiegen auch hier anonyme .endungen für Achaier (..&Z, 14.590¾ &B ,•*, á¼Û &B œ•, 14.491¾ å–*—", 14.592¾ å&..&h, 14.606¾ å&.•", 14.608¾ ~..&Z œ} ..^* Yk$ á¼Û &B ,•*, 14.611¾ l&BH œá•Û, 14.612¾ å0$&Z, 14.627) und das .ehgeschrei namenloser Sprecher (Yh —Z" {•^, 14.602¾ Ì" $} {•^ 7*À* —Z", 14.605). Die einzige Ausnahme bildet dabei der namentlich genannte >dysseus, über dessen Benennung sowie über die Sorge der Athene (14.629f.) und den Zorn Poseidons (14.630f.) ein proleptischer Hinweis auf die Anschlussfunktion der Posthomerica an Homers Odyssee eingearbeitet wird.352 Zugleich erweckt die systematische Anonymisierung der Achaier den Eindruck, als seien tatsächlich keine nennenswerten Krieger des Kampfes vor Troia mehr am Leben und alle Heroen aus der literarischen .elt verschwunden. 352

Vgl. Vian (1963: --V)¾ Gärtner (2010b, 254 ad 629-31).

352

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Dass mit dieser letzten und grö•ten Machtdemonstration der Götter im Verlauf der Posthomerica nicht nur der Troianische Krieg, sondern zugleich auch das Heroenzeitalter sein Ende findet,353 wird durch das an die Tötung des Aias >. anschlie•ende 8Aufräumen€ des Kriegsschauplatzes durch Poseidon deutlich gemacht (9.S. 14.632-655a), worauf bereits in Homers Ilias proleptisch hingewiesen wird (Hom. Il. 7.446-463), sodass die Ausgestaltung dieser Götterhandlung als posthomerische Ergänzung einer homerischen Leerstelle erscheint.354 Mit der Hilfe der Meeresfluten des Hellespont (14.635-637a), dem Regen des Zeus (14.637f.), den Flüssen der Troas (14.639-641) sowie einem Erdbeben (14.646b-652a) zerstört Poseidon das ehemalige Lager und die Lagermauer der Achaier, sodass am Ende nur scheinbar unberührter Sandstrand übrigbleibt (14.652b654a). Somit findet sich direkt im Anschluss an den von Athene veranlassten Seesturm noch einmal ein massiver göttlicher Eingriff in den Handlungsverlauf, der die wichtigste Erinnerung an die Präsenz der Achaier vor Troia beseitigt und damit endgültig aus der literarischen .elt entfernt.355 Dabei stellt sich angesichts der generellen Zurückhaltung der Götter im Handlungsverlauf der Posthomerica die Frage, ob diese beiden Machtdemonstrationen am Ende des Epos, die aufgrund ihrer Intensität kosmische Ausma•e annehmen, angemessen oder übertrieben sind. Dies ist insbesondere angesichts der hybriden ªharakterisierung des Aias >. zu hinterfragen, der als Einzelfigur zum direkten Urheber des kataklysmischen Unheils gemacht wird, das die Achaierflotte ereilt, und dessen Bedrohungspotenzial als Pseudoriese erlischt, bevor er in irgendeiner signifikanten .eise den Göttern schaden könnte. Vor diesem Hintergrund erscheint das letzte Aufbäumen der Götter am Ende des Epos vielmehr als komisch-hyperbolische denn als kosmische Überzeichnung.356 Einen Hinweis auf eine solche Bedeutungsebene liefert ein Erzählerkommentar, der den Abschluss der Götterhandlung in 9.S. 14 markiert und sich unmittelbar an die Zerstörung der Lagermauer anschlie•t (14.654f.): Œ..¯ —¯ 353 354 355 356

Vgl. ªarvounis (2007, 255-257)¾ Gärtner (2010b, 254 ad 632-55) Vgl. Schmitz (2005, 113). Vgl. ªarvounis (2007, 255-257)¾ Gärtner (2010b, 254 ad 632-55)¾ Schei¨nen (2018, 353-355). Schei¨nen (2018, 253) dagegen sieht in dieser Machtdemonstration einen deutlichen Hinweis darauf, dass die olympischen Götter zum Schluss des Epos in ihrer Autorität bestätigt werden.

Posthomerische Riesenfiguren

353

,•* å&þ O ”\*–—Ú* z—•.›™™› YY¢" *Ô&"f ¬ 6Dies aber vollendete wohl die üble Gesinnung der Unsterblichen.¨ Diese explizite Bewertung des Geschehens durch den extradiegetischen Erzähler ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung, da in ihr zum einen die Götterhandlung explizit in einem negativen Licht präsentiert wird (YY¢" *Ô&", 14.655), die nicht so sehr die Schlechtigkeit der Menschheit betont, wie von Athene in ihrer Bitte an Zeus vorgenommen (14.425-442), sondern die böswillige Absicht der Götter. Möglicherweise lässt sich darin eine intertextuelle Referenz auf die in den Kyprien fr. 1 Bernab÷ thematisierte Motivation des Zeus erkennen, den Troianischen Krieg zum Zweck der Dezimierung der Menschheit zu veranstalten, allerdings erschwert der fragmentarische Zustand des Epischen Kyklos die Verifizierung einer solchen Verknüpfung.357 Zum anderen fällt die Einschränkung der Aussage mittels der Partikel å&þ auf, wodurch der extradiegetische Erzähler in eine gewisse Distanz zu seiner Erzählung tritt, entweder weil er darüber keine sichere Aussage tätigen kann oder weil er selbst davon Abstand nehmen will. Dies würde darauf hindeuten, dass der Erzähler an dieser Stelle eine negative Bewertung der Handlung vornimmt und sich auf die Seite der intradiegetischen Figuren stellt. Eine solche Lesart würde die Legitimation der Götterhandlung unterwandern und das offene Ende der Posthomerica, die auf die Heimfahrten einzelner Helden vorausdeutet, ebenfalls auf die menschliche Figurenebene fokussieren. Diese kritische Einfärbung des .erkendes fungiert darüber hinaus als Einladung zu einer zweiten Lektüre mit verändertem Augenmerk, in deren Rahmen der Rezipient das Ende der Posthomerica stärker im Bewusstsein behält als beim ersten Durchgang, in dem durch den unmittelbaren Anschluss an Homers Ilias vor allem dieser Referenztext als Fokus im Vordergrund steht. In diesem Zusammenhang erhält auch die Interpretation der Figurencharakterisierung eine andere Gewichtung, da die Bestrafung der Achaier im Lichte des Zeitaltermythos am .erkende bei einer Zweitlektüre von Beginn an mitgeführt wird und das posthomerische Heldenbild aus einer neuen Perspektive kommentiert. Insbesondere die ªharakterisierung von Helden durch Riesenvergleichen und -gleichnissen trägt dabei zu einer Überprüfung dieser Folie bei und erlaubt einen 357

Vgl. dazu ªarvounis (2007, 256 Anm. 52). Vgl. zur Diskussion über das Verhältnis der Posthomerica zum Epischen Kyklos Baumbach O Bär (2015)¾ ªerri (2015, 129-141).

354

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Vergleich mit der göttlichen Handlungsebene, die angesichts der negativen Überzeichnung der Götter in 9.S. 14 eine kritische Hinterfragung der posthomerischen Beziehung zwischen Menschen und Göttern aufdrängt. Der Riesenthematik kommt dabei eine programmatische Funktion zu, da sie an Schlüsselstellen des Epos auf diesen schwelenden Konflikt zwischen Menschen und Göttern hindeutet und in der ªharakterisierung einzelner Heldenfiguren auf die fortwährende Aktualisierbarkeit kosmischer Kämpfe hinweist. Durch die zugrundeliegende literarische Hybridisierung als zentralem Merkmal für die Verarbeitung der literarischen Tradition wird der Rezipient darüber hinaus aufgefordert, diese spezifisch posthomerische Ausgestaltung der Figurencharakterisierung mit unterschiedlichen Referenztexten, insbesondere aber mit der epischen Tradition Homers und Hesiods zu vergleichen und zu kontrastieren. Mittels dieses komplexen Spiels, das über intratextuelle, intertextuelle und geopoetische Verweise funktioniert, wird der Text der Posthomerica gegenüber der literarischen Tradition geöffnet und erlaubt dem Rezipienten ein vielfältiges Deutungsangebot. Hybride Riesenfiguren, die in vielerlei Hinsicht Grenzen überschreiten und auf einer poetologischen Bedeutungsebene eine solche Hybridisierung von Literatur widerspiegeln, erfüllen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Funktion als Katalysatoren, die dieses literarische Spiel in Gang setzen.

Anhang 1: Stellensammlung zu epischen Riesenfiguren In der nachfolgenden Aufstellung sind alle namentlichen Nennungen von Riesenfiguren in den untersuchen Epen verzeichnet. Sie sind gemä• ihrer Einbindung in grö•ere Mythenkomplexe ¨eweils nach Titanen, Giganten und einzeln agierende Riesen sortiert. Mit hochgestellten Buchstaben hinter den Stellenangaben werden folgende spezifischen Funktionalisierungen der Figuren im ¨eweiligen narrativen Kontext bezeichnet: E(kphrasis)¾ G(enealogie)¾ Gl(eichnis)¾ T(opographie) und V(ergleich). Einige der Stellenangaben werden durch Bemerkungen in Klammern zusätzlich kommentiert, um bspw. eine genaue Identifikation der genannten Riesenfigur zu erleichtern.

Apollonios Rhodios Argonautika Aigaion: Atlas: Eos: Eurynome: Gaia: Helios:

Iapetos: KronideG: Kronos: Koios: Kyklopen: Mene: >keanos: >phion: Perse: Perses: Prometheus:

1.1165T (Grabmal) 1.916G¾ 4.575G (Kalypso)¾ 4.1398T 1.519¾ 1.985¾ 4.183¾ 4.1170 1.503T 1.496T¾ 1.762¾ 2.39G¾ 2.1209¾ 2.1273¾ 3.699¾ 3.716¾ 3.1374G 2.1204G (Aietes)¾ 3.233 (Gigantomachie)¾ 3.309G¾ 3.362G¾ 3.598G¾ 3.999G¾ 3.1230Gl¾ 4.221¾ 4.229¾ 4.591G (Kirke)¾ 4.598¾ 4.604G (Heliaden)¾ 4.727G¾ 4.971G (Phañtusa)¾ 4.1019T 3.866G (Prometheus)¾ 3.1087G (Prometheus) 1.1110¾ 2.524¾ 2.1147¾ 2.1211¾ 4.520¾ 4.753¾ 4.1643 1.505T¾ 2.1232T¾ 4.327T¾ 4.509T¾ 4.548¾ 4.986 2.710G (Leto) 1.730E 4.55T (Selene) 1.506¾ 3.244G¾ 3.957¾ 3.1230¾ 4.282¾ 4.632¾ 4.638¾ 4.1414G 1.503T (>lymp) 4.591G (Kirke) 3.478G¾ 3.1035G¾ 4.1020G 2.1249T¾ 2.1257T¾ 3.845T (Prometheuskraut)¾ 3.853T¾ 3.1086T

356 Rheia: Tethys: Themis: Titanen: Uranos: Giganten: Mimas: Phlegra: Aloaden: Amykos: b^b›*›P":

>rion: Talos: Tityos: Typhon:

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 1.506T¾ 1.1139T (Bärengebirge)¾ 1.1151T¾ 2.1235 3.244G 4.800 1.507 (Lied des >rpheus)¾ 2.1233¾ 3.865T (Prometheuskraut)¾ 4.45T (Mond)¾ 4.131T (Aia)¾ 4.989 1.496T¾ 2.1232G (Uranide)¾ 3.699¾ 4.985¾ 4.992G-T (Uranionen ¸ Phaiaken) 3.1054 (Sparten) 3.1227T 3.234¾ 3.1227T 1.482Gl (Idas)¾ 1.489Gl (Idas) 2.1T¾ 2.48¾ 2.51¾ 2.90¾ 2.110¾ 2.136T¾ 2.303¾ 2.754T¾ 2.768T¾ 2.792T 1.510G (Kyklopen)¾ (1.762: Tityos)¾ 1.943T (sechsarmige Riesen)¾ 1.951T (sechsarmige Riesen)¾ 1.989T (sechsarmige Riesen)¾ 1.1000T (sechsarmige Riesen)¾ 3.499T (Sparten)¾ 3.1048T (Sparten)¾ 3.1186T (Sparten in Theben)¾ 3.1338T (Sparten)¾ 3.1347T (Sparten)¾ 3.1355T¾ 3.1380T¾ 3.1391T¾ 4.151 (Schlange)¾ 4.365T¾ 4.1033f.T (Sparten) 1.1202Gl (Stern)¾ 3.745T 4.1638T 1.181G (Grossvater des Euphemos)¾ 1.761E (Gewand des Iason) 2.38Gl (Amykos)¾ 2.1210T¾ 2.1211

Hesiod Theogonie Arges: Asteria: Astraios: Atlas: Briareos: Brontes: Eos: Epimetheus: Eurybie: Gaia:

140 409 376¾ 378G 509¾ 517T¾ 938G 149T¾ 714T¾ 817T 140 19¾ 372T¾ 378G¾ 381G¾ 451T¾ 984G 511 375G 20¾ 45G¾ 106G¾ 108T¾ 117T¾ 125G¾ 154G¾ 159T¾ 173¾ 176¾ 184¾ 238G¾ 463G¾ 470¾ 479¾ 494¾ 505¾ 626¾ 644G¾ 679T¾ 693T¾ 702¾ 720T¾ 731T¾

Anhänge Gyes: Hekate: Helios: Hyperion: Iapetos: Koios: Kottos: Krios: KronideG: KronionG: Kronos: Kyklopen: Menoitios: Mnemosyne: >briareos: >keanos: Pallas: Perses: Phoibe: Prometheus: Rheia: Selene: Steropes: Tethys: Theia: Themis: Titanen: Uranos:

Giganten: Geryoneus: Typhon:

357

753T¾ 762T¾ 821G¾ 839T¾ 858¾ 884¾ 891 149T¾ 618T¾ 714T¾ 734T¾ 817T 411¾ 418¾ 441 19¾ 371¾ 760T¾ 956G¾ 958G¾ 1011G 134¾ 374G¾ 1011G 18¾ 134¾ 502G¾ 528G¾ 543G¾ 559G¾ 565G¾ 614G¾ 746G (Atlas) 134¾ 404G 149T¾ 618T¾ 654T¾ 714T¾ 734T¾ 817T 134¾ 375G 53¾ 402¾ 423¾ 450¾ 572¾ 624 4¾ 534¾ 949 18¾ 73¾ 137¾ 168¾ 395¾ 453G¾ 459¾ 473¾ 476¾ 495¾ 625G¾ 631G¾ 634G¾ 648G¾ 660G¾ 668G¾ 851 139T¾ 144T 510¾ 514 54G¾ 135 617T¾ 734T 20¾ 133T¾ 242G¾ 265G¾ 274T¾ 282T¾ 292T¾ 337G¾ 362G¾ 368G¾ 383G¾ 389G¾ 421G¾ 695T¾ 776G¾ 789¾ 841T¾ 908G¾ 959G¾ 979G 376¾ 383G 377¾ 409G 136¾ 404G 510¾ 521T¾ 546¾ 614 135¾ 453G¾ 467T¾ 625G¾ 634G 19¾ 371T 140 136¾ 337G¾ 362G¾ 368G 135¾ 371G 135¾ 901 207¾ 392¾ 424¾ 631T¾ 632T (>thrys)¾ 648¾ 650¾ 663¾ 668T¾ 674T¾ 676¾ 697¾ 717T¾ 729T¾ 814T¾ 820T¾ 851T¾ 882 45G¾ 106G¾ 110T¾ 127T¾ 133G¾ 154G¾ 159¾ 176¾ 208¾ 421G¾ 461G (Uranionen)¾ 463G¾ 470¾ 486G (Uranide)¾ 502G (Uraniden)¾ 644G¾ 679¾ 702¾ 720T¾ 808T¾ 840T¾ 847T¾ 891¾ 929G (Uranionen) 50¾ 185¾ fr. 43a Merkelbach O .est 287¾ 309¾ 982T 306T¾ 821¾ 869

358

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Hesiod Werke und Tage Atlas: Eos: Epimetheus: Helios: Iapetos: KronideG: KronionG: Kronos: >keanos: Prometheus: >rion:

382G 609T 84¾ 85 413T¾ 525T¾ 726T 50G¾ 54G 18¾ 71¾ 138¾ 158¾ 168¾ 238¾ 246 69¾ 258¾ 275 111 170T¾ 565T 48 597T¾ 608T¾ 614T¾ 618T

Hesiod Aspis KronionG: Kyknos:

53G¾ 56G 57T¾ 65¾ 329¾ 331¾ 346¾ 350¾ 368¾ 413¾ 468¾ 472T

Homer Ilias Aigaion: Briareos: Eos: Gaia: Helios: Hyperion: Iapetos: KronideG:

KronionG:

1.404 1.403 7.451T¾ 7.458T¾ 8.1T¾ 8.508T¾ 9.240T¾ 9.662T¾ 11.1T¾ 18.255T¾ 19.1¾ 23.109T¾ 24.417T 3.104T¾ 15.36T¾ 19.259T 3.277¾ 7.421T¾ 8.480T¾ 14.344¾ 18.239T¾ 19.259¾ 24.695T¾ 24.785T¾ 24.788T 8.480G¾ 19.398 8.479T 1.498¾ 1.552¾ 2.111¾ 2.375¾ 4.5¾ 4.25¾ 4.166¾ 5.419¾ 5.756¾ 6.234¾ 7.69¾ 8.31¾ 8.141¾ 8.414¾ 8.462¾ 9.18¾ 9.172¾ 9.236¾ 11.53¾ 11.289¾ 14.330¾ 15.152¾ 16.440¾ 16.845¾ 17.593¾ 18.185¾ 18.361¾ 18.431¾ 20.31¾ 20.301¾ 20.304¾ 21.508¾ 21.570¾ 22.60¾ 24.98¾ 24.143¾ 24.241 1.397¾ 1.405¾ 1.502¾ 1.528¾ 1.539¾ 2.102¾ 2.350¾ 2.403¾ 2.419¾

Anhänge

Kronos:

>keanos:

Rheia: Tethys: Themis: Titanen: UranionenG: Uranos: Aloaden: Argos: Ephialtes: Ereuthalion: >rion: >tos: Typhon:

359

2.670¾ 3.302¾ 4.249¾ 5.522¾ 5.753¾ 5.869¾ 5.906¾ 6.267¾ 7.194¾ 7.200¾ 7.209¾ 7.315¾ 7.481¾ 8.175¾ 8.210¾ 8.470¾ 9.511¾ 11.27¾ 11.78¾ 11.336¾ 11.406¾ 13.226¾ 13.242¾ 13.319¾ 13.783¾ 14.247¾ 15.254¾ 16.662¾ 17.209¾ 17.269¾ 17.441¾ 18.118¾ 19.120¾ 19.340¾ 20.306¾ 21.184¾ 21.193¾ 21.230¾ 24.290¾ 24.611 2.205G¾ 2.319G¾ 4.59G¾ 4.75G¾ 5.721G¾ 6.139G¾ 8.383G¾ 8.415G¾ 8.479T¾ 9.37G¾ 12.450G¾ 13.345G¾ 14.194G (Hera)¾ 14.203¾ 14.243G (Hera)¾ 14.274T¾ 14.346G¾ 15.91G¾ 15.187G¾ 15.225T¾ 16.431G¾ 18.293G¾ 21.216G¾ 21.415G 1.423¾ 3.5T¾ 5.6T¾ 7.422T¾ 8.485T¾ 14.201G¾ 14.246T¾ 14.302G¾ 14.311¾ 16.151T¾ 18.240¾ 18.399T¾ 18.402T¾ 18.489T¾ 18.607T¾ 19.1T¾ 20.7¾ 21.195T¾ 23.205T 15.187G¾ 14.302T 14.201G¾ 14.302G 15.87¾ 15.93¾ 20.4 2.735T (Berg)¾ 5.898 (Uranionen)¾ 14.274T¾ 14.279T¾ 15.224T 5.373G (Götter)¾ 5.898G (Titanen)¾ 17.195G (Götter)¾ 21.275G (Götter)¾ 24.612G (Götter) 15.36T 5.386 2.103¾ 16.181¾ 21.497¾ 24.24¾ 24.109¾ 24.153¾ 24.182¾ 24.339¾ 24.345¾ 24.378¾ 24.389¾ 24.410¾ 24.432¾ 24.445 5.385 7.149 18.486T¾ 18.488¾ 22.29T 5.385 2.782Gl (Erschütterung durch Zeus)¾ 2.783T

Homer Odyssee Atlas: Eos:

1.52G¾ 7.245G 2.1T¾ 3.404T¾ 3.491T¾ 4.188¾ 4.194T¾ 4.306T¾ 4.431T¾ 4.576T¾ 5.1T¾ 5.121¾ 5.228T¾ 5.390T¾ 6.48T¾ 8.1T¾ 9.76T¾ 9.151T¾ 9.152T¾ 9.170T¾ 9.306T¾ 9.307T¾ 9.436T¾ 9.437T¾ 9.560T¾ 10.144T¾ 10.187T¾ 10.541T¾ 12.3T (Höhle)¾ 12.7T¾ 12.8T¾ 12.142T¾ 12.316T¾ 13.18T¾ 13.94T¾ 14.502T¾ 15.56T¾ 15.189T¾ 15.250¾ 15.495T¾ 16.368T¾ 17.1T¾ 17.497T¾ 18.318T¾ 19.50T¾ 19.319T¾ 19.342T¾ 19.428T¾ 20.91T¾ 23.241T¾ 23.243T¾ 23.246T

360

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

11.576T 1.8T (Thrinakie)¾ 3.1T¾ 8.271T¾ 8.302T¾ 10.138T (Thrinakie)¾ 11.16T¾ 11.109T (Thrinakie)¾ 12.4T¾ 12.128T (Thrinakie)¾ 12.133T (Thrinakie)¾ 12.176T¾ 12.263T (Thrinakie)¾ 12.269T (Thrinakie)¾ 12.274T (Thrinakie)¾ 12.323T (Thrinakie)¾ 12.343T (Thrinakie)¾ 12.346T (Thrinakie)¾ 12.353T (Thrinakie)¾ 12.374T (Thrinakie)¾ 12.385T¾ 12.398T (Thrinakie)¾ 19.276T (Thrinakie)¾ 19.433T¾ 23.329T (Thrinakie)¾ 24.12T HyperionG: 1.8¾ 1.24¾ 12.133¾ 12.263¾ 12.346¾ 12.374 KronideG: 1.45¾ 1.81¾ 9.552¾ 13.25¾ 24.473¾ 24.539¾ 24.544 KronionG: 1.386¾ 3.88¾ 3.119¾ 4.207¾ 4.699¾ 8.289¾ 10.21¾ 11.620¾12.399¾ 12.405¾ 14.184¾ 14.303¾ 14.406¾ 15.477¾ 16.117¾ 16.291¾ 17.424¾ 18.376¾ 19.80¾ 20.236¾ 20.273¾ 21.102¾ 22.51¾ 24.472 Kronos: 21.415G Kyklopen: 1.69¾ 1.71¾ 2.19T¾ 6.5T¾ 7.206¾ 9.106T¾ 9.117T¾ 9.125¾ 9.166T¾ 9.275¾ 9.296¾ 9.316¾ 9.319¾ 9.345¾ 9.347¾ 9.357T¾ 9.362¾ 9.364¾ 9.399T¾ 9.415T¾ 9.428¾ 9.474¾ 9.475¾ 9.492¾ 9.502¾ 9.510¾ 9.548T¾ 10.200¾ 10.435¾ 12.209T¾ 20.19¾ 23.312 >keanos: 4.568T¾ 5.275T¾ 10.139G¾ 10.508T¾ 10.511T¾ 11.13T¾ 11.21T¾ 11.158T¾ 11.639T¾ 12.1T¾ 19.434T¾ 20.65T¾ 22.197T¾ 23.244T¾ 23.347T¾ 24.11T Perse: 10.139 Polyphemos: 1.70¾ 9.403¾ 9.407T¾ 9.446 Selene: 4.45¾ 7.84¾ 9.144¾ 24.148 Themis: 2.68 Eurymedon: 7.58 (Gigant) Giganten: 7.59T (Frevler)¾ 7.206 (Stämme)¾ 10.120V (Laistrygonen) Aloaden: 11.305T Antiphates: 10.106T¾ 10.114T¾ 10.199T Argos: 1.38¾ 1.84¾ 5.43¾ 5.49¾ 5.75¾ 5.94¾ 5.145¾ 5.148¾ 7.137¾ 8.338¾ 10.302¾ 10.331¾ 24.99 Ephialtes: 11.308T Laistrygonen: 10.82T¾ 10.106T¾ 10.119T¾ 10.199T¾ 23.318T Lamos: 10.81T (Laistrygone) >rion: 5.121Gl¾ 5.274T¾ 11.310¾ 11.572T >tos: 11.308T Tityos: 7.324T¾ 11.576T (Nekyia) Gaia: Helios:

Anhänge

361

9uintus Smyrnaeus Posthomerica Atlas: Eos:

Helios: Hyperion: Iapetos: KronideG: KronionG: Kyklopen: >keanos:

Prometheus: Selene: Tethys: Themis: Titanen:

Uranos: Enkelados: Giganten:

Aloaden: Antaios:

11.419Gl (Aineias) 1.48Gl (Penthesileia)¾ 1.138T¾ 1.827T¾ 1.830T¾ 2.111G¾ 2.115G¾ 2.186G¾ 2.189T¾ 2.235G¾ 2.418G¾ 2.494¾ 2.549¾ 2.553G¾ 2.568G¾ 2.592G¾ 2.593¾ 2.608¾ 2.628¾ 2.641¾ 2.643¾ 2.652¾ 2.656¾ 2.657¾ 3.1T¾ 3.608¾ 3.665T¾ 4.62T¾ 4.75T¾ 4.161G¾ 5.395T¾ 6.1T¾ 6.191T¾ 7.1T¾ 7.253T¾ 7.400T¾ 7.621T¾ 8.2T (Höhle)¾ 9.1T¾ 9.68T¾ 11.330T¾ 12.117T¾ 12.352T¾ 13.360T¾ 14.1T 1.118T¾ 2.209T¾ 2.501G¾ 5.346T¾ 5.626G¾ 5.629¾ 8.28Gl (Neoptolemos)¾ 8.488T¾ 10.198E¾ 10.337¾ 14.228T 2.596 (Helios) 10.199G (Prometheus) 1.707¾ 2.177¾ 2.615¾ 3.58 1.182¾ 1.578¾ 2.165¾ 2.194¾ 4.20¾ 4.48¾ 5.339¾ 5.400¾ 9.264¾ 10.359¾ 11.257¾ 11.378¾ 14.98 8.126 (Polyphem)¾ 14.446 1.119T¾ 1.148T¾ 1.826T¾ 2.117T¾ 2.119T¾ 2.208T¾ 2.419T¾ 2.663T¾ 3.656T¾ 3.748T¾ 4.62T¾ 5.14E-T¾ 5.99E-T¾ 5.367T¾ 5.395T¾ 6.1T¾ 7.303T¾ 7.673T¾ 8.28T¾ 8.463T¾ 10.197E-T¾ 10.436T¾ 11.330T¾ 11.418Gl (Aineias)¾ 12.160T¾ 12.191T¾ 14.1T 5.338¾ 6.269E-T (auf Schild) 10.129T¾ 10.337T¾ 10.454T 2.117T¾ 3.748T¾ 5.14T (Ekphrasis)¾ 5.398¾ 11.418Gl (Aineias)¾ 12.160T (Höhle) 4.136¾ 8.73¾ 12.202¾ 13.299¾ 13.369 1.714V (Ares)¾ 2.205V (Achilleus)¾ 2.519V (Achilleus und Memnon)¾ 5.105E (Titanomachie auf Helm)¾ 6.271E-T (Prometheus auf Schild)¾ 8.461 (Titanomachie)¾ 10.163G (Berg)¾ 12.180T (Götterschlacht)¾ 14.550V (Aias >.) 2.626T 5.642Gl (Aias T.)¾ 14.582Gl (Aias, Gigantomachie) 1.179Gl (Penthesileia als Athena in Gigantomachie)¾ 2.518V (Achilleus und Memnon)¾ 3.725V (Knochen des Achilleus)¾ 11.416Gl (Aineias als Zeus in Gigantomachie)¾ 14.584Gl (Aias >., Enkelados in Gigantomachie) 1.516Gl (Achilleus und Aias) 4.445¾ 6.286E

362 Argos: Geryoneus: èyknos: >rion: Typhon: Tityos:

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 10.190E (Ekphrasis)¾ 10.191E 6.249E 4.153¾ 14.131 5.368Gl (Aias)¾ 5.404V (Aias)¾ 7.304T 5.485Gl (Aias)¾ 6.261E-G¾ 12.452G (Schlangen) 3.392Gl (Achilleus)

Valerius Flaccus Argonautica Atlas: Aurora: ªoeus: ªyclops: HyperionG: Iapetus: LunaT: >ceanus: Perses: Phañton: PhoebeT: PhoebusT: (Pleêone:) Polyphemus: Prometheus: Saturnus: Sol:

Steropes: Tethys: Titanen:

Tithonia: Giganten: Pallene:

1.841G¾ 2.72G (Pleiaden)¾ 2.620T¾ 5.409T 1.283T¾ 2.261T¾ 4.423T¾ 5.559T 3.224Gl-T 1.136E-T (Polyphem, Ekphrasis)¾ 4.104Gl-T¾ 4.287Gl-T¾ 7.648Gl-T 2.34 (Sol)¾ 5.471 (Aeetes) 1.564¾ 4.74T 3.196¾ 8.30 1.9T¾ 1.589T¾ 3.404T¾ 4.91T¾ 5.410T¾ 5.565Gl-T 6.495G (Hecate)¾ 7.238G¾ 7.450G (Hecate) 3.214 (Sol) 4.361¾ 7.366 1.5¾ 1.230¾ 1.311¾ 1.383¾ 2.76¾ 2.316¾ 3.437¾ 3.481¾ 3.541¾ 3.55¾ 4.76¾ 4.9¾ 4.468¾ 5.331¾ 5.403¾ 5.483¾ 6.468¾ 8.116 1.738G 4.107 4.63¾ 5.154¾ 7.356 (Kraut) 1.112G (Hera)¾ 1.304G (Hera)¾ 1.500¾ 1.530G (Hera)¾ 2.364¾ 3.224¾ 4.543G¾ 5.153G¾ 6.458G¾ 6.477G¾ 8.324G (Hera) 1.504¾ 3.401T¾ 4.92T¾ 5.177 T¾ 5.223G¾ 5.224 T¾ 5.263G¾ 5.317G¾ 5.403G¾ 5.456G¾ 5.483G¾ 5.567G¾ 5.581G¾ 6.442G¾ 6.518G¾ 8.282G¾ 8.350G¾ 8.459G 1.46 2.36T¾ 5.41 2.37 (Sol)¾ 2.57 (Sol)¾ 4.79 (Prometheus)¾ 4.91T (Höhle des Sol)¾ 5.156 (Prometheus)¾ 5.169 (Prometheus)¾ 5.463 (Sol)¾ 6.79T (ªyris)¾ 7.212G (ªirce)¾ 7.347 (ªirce)¾ 7.449 (Prometheus) 1.311T¾ 3.1T (Aurora) 2.18T (Pallene) 2.17T (Gigantomachie)

Anhänge Phlegra: Aloiden: Amycus: >rion: Sparten:

Tityus: Typhoeus: Typhon:

363

1.564¾ 5.692¾ 6.169V 5.651 4.101T¾ 4.148¾ 4.160¾ 4.165¾ 4.200T (gigas)¾ 4.232¾ 4.243¾ 4.276¾ 4.290¾ 4.296¾ 4.317T¾ 4.651T¾ 4.745¾ 6.626 1.647T (Gestirn)¾ 2.62T (Gestirn)¾ 2.508Gl-T¾ 4.123 7.75¾ 7.96¾ 7.283¾ 7.469¾ 7.471¾ 7.505 (terrigenae)¾ 7.549¾ 7.613T¾ 7.629T (terrigenae)¾ 7.642T¾ 8.107 (terrigenae)¾ 8.343¾ 8.450 (terrigenae) 3.226Gl-T 2.24T (Trinacria, Aetna)¾ 4.236Gl¾ 6.170V 3.130Gl¾ 4.428G¾ 4.516G

364

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Anhang 2: Verortungen antiker Riesenfiguren

‘éwqÆ [= IÆw€wqo„ÀƄ m€„ TºÆtƄúÀowƄ èƺ š€ˆÆw o„É šÆtº€É Œwˆ ]wq TºÆtƄúÀowƄ QqƳ³Æ„[ 1 Arimer Typhon Hom. Il. 2.783¾ Hes. Th. 306 2 Erde Gaia Hom. Il. 3.104¾ 15.36¾ 19.259¾ Od. 11.576¾ Hes. Th. s. Anhang 1 3 Erytheia Geryoneus Hes. Th. 982 4 Hades Aloaden Hom. Od. 11.305 5 Hades Tityos Hom. Od. 11.576 6 Himmel Eos Hom. Il. und Od. s. Anhang 1¾ Hes. Th. 372¾ 451¾ Op. 609 7 Himmel Helios Hom. Il und Od. s. Anhang 1¾ Hes. Th. 760¾ Op. 413¾ 525¾ 726 1

Die Stellenangaben beziehen sich wie in Anhang 1 auf die namentliche Nennung von Riesen, wobei sich aus dem unmittelbaren narrativen Kontext Rückschlüsse auf deren Verortung ziehen lassen.

Anhänge

365

8

Himmel

>rion

9 10 11

Himmel Himmel Himmel

Selene Titanen Uranos

12 13

Kreta Kyklopenland

Rheia Kyklopen

14

Polyphemos

15

Kyklopenland (Höhle) >keanos

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

>lympos >lympos >ssa >thrys Pagasai Pelion Pheia Pytho Tartaros Tartaros Tartaros Tartaros

Aloaden Hekatoncheiren Aloaden Titanen Kyknos Aloaden Ereuthalion Tityos Hekatoncheiren Iapetos Kronos Titanen

28

Telepylos

Laistrygonen

29 30 31 32

Thrinakie Säule Schlucht namenlose Stadt Unterwelt Unterwelt Unterwelt .eltrand .eltrand .eltrand .eltrand

Helios Prometheus Typhon Giganten

Hom. Il. 18.486¾ 22.29¾ Od. 5.274¾ Hes. Op. 597¾ 608¾ 614¾ 618 Hes. Th. 371 Hes. Th. 820 Hom. Il. 15.36¾ Hes. Th. 110¾ 127¾ 720¾ 808¾ 840¾ 847 Hes. Th. 467 Hom. Od. 6.5¾ 9.106¾ 9.117¾ 9.166¾ 9.357 Hom. Od. 2.19¾ 9.407¾ 9.399¾ 9.415¾ 9.548¾ 12.209 Hom. Il. und Od. s. Anhang 1¾ Hes. Th. 133¾ 274¾ 282¾ 292¾ 695¾ 841¾ Op. 170¾ 565 Hom. Od. 11.305 Hom. Il. 1.403f.¾ Hes. Th. 654¾ 714 Hom. Od. 11.305 Hes. Th. 631f. Hes. Sc. 57¾ 472 Hom. Od. 11.305 Hom. Il. 7.149 Hom. Od. 11.576 Hes. Th. 734¾ 817 Hom. Il. 8.479 Hom. Il. 8.479¾ 14.274¾ 15.225 Hom. Il. 14.275¾ 14.279¾ 15.225¾ Hes. Th. 717¾ 729¾ 814¾ 851 Hom. Od. 10.82¾ 10.106¾ 10.114¾ 10.119 Hom. Od. s. Anhang 1 Hes. Th. 521 Hes. Th. 859 Hom. Od. 7.58f.

Hekatoncheiren Kyklopen >rion Atlas >keanos Tethys Tityos

Hes. Th. 149¾ 617f. Hes. Th. 139f.¾ 140 Hom. Od. 11.572 Hes. Th. 517 Hom. Il. 14.201¾ 14.302 Hom. Il. 14.201¾ 14.302 Hom. Od. 7.324

33 34 35 36 37 38 39

>keanos

366

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

‘éwqÆ X= IÆw€wqo„ÀƄ m€„ TºÆtƄúÀowƄ èƺ ×}€³³€„º€t T½€Éº€t Œwˆ ]wq TºÆtƄúÀowƄ QqƳ³Æ„é„ÀéèƄX 1 Aia (AresKolchische A.R. 3.1338¾ 3.1347¾ 3.1355¾ feld) Sparten 3.1380¾ 3.1391 2 Aia Helios A.R. 4.131 3 Aonische Thebanische A.R. 3.1186 Ebenen Sparten 4 Bärengebirge sechsarmige A.R. 1.943¾ 1.951¾ 1.989¾ 1.1000 Riesen 5 Bärengebirge Rheia A.R. 1.1139¾ 1.1151 6 Bebrykerland Amykos A.R. 2.1¾ 2.136¾ 2.754¾ 2.768¾ 2.792 7 Drepane Kronos A.R. 4.986 8 Drepane Titanen A.R. 4.989 9 Erde Gaia A.R. 1.496 10 Haimonia Prometheus A.R. 3.1086 11 Himmel Eos A.R. 1.519¾ 4.183¾ 4.1170 12 Himmel Helios A.R. 3.1230¾ 4.1019 2

Die Stellenangaben beziehen sich wie in Anhang 1 auf die namentliche Nennung von Riesen, wobei sich aus dem unmittelbaren narrativen Kontext Rückschlüsse auf deren Verortung ziehen lassen.

Anhänge 13 14 15 16 17

Himmel Himmel Himmel Kaukasos Kaukasos

>rion Selene Uranos Gaia Prometheus

18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Kaukasos Kreta Kronos-Meer Libye >keanos >keanos >keanos >lympos >lympos >lympos >lympos >lympos Philyraiische Insel Phlegra Phlegra RhyndakosMündung Serbonischer See Thrinakie

Typhon Talos Kronos Atlas Eurynome >keanos >phion Eurynome Kronos Rheia Titanen >phion Kronos

A.R. 3.745 A.R. 4.55 A.R. 1.496 A.R. 2.1209 A.R. 2.1249¾ 2.1257¾ 3.853¾ 3.1086 A.R. 2.1210f. A.R. 4.1638 A.R. 4.327¾ 4.509 A.R. 4.1398 A.R. 1.503 A.R. siehe Anhang 1 A.R. 1.506 A.R. 1.506 A.R. 1.505¾ 2.1232 A.R. 1.506 A.R. 2.1233 A.R. 1.503 A.R. 2.1231

Helios Mimas Aigaion

A.R. 3.233¾ 3.1227 A.R. 3.1227 A.R. 1.1165

Typhon

A.R. 2.1215

Helios

A.R. 4.965

31 32 33 34 35

367

368

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

‘éwqÆ U= IÆw€wqo„ÀƄ m€„ TºÆtƄúÀowƄ èƺ Ié³Æwºot  ³éÌÌot o„É Woº„qot QˆDw„éÆot Œwˆ ]wq TºÆtƄúÀowƄ QqƳ³Æ„é„ÀéèƄU 1 Aea Sol Val. Fl. s. Anhang 1 2 Aea Sparten, Mars-Feld Val. Fl. 7.613¾ 7.629¾ 7.642 3 Aetna Kyklopen Val. Fl. 4.104¾ 4.287 4 Aetna Typhoeus Val. Fl. 2.24 5 Bebrycerland Amycus Val. Fl. 4.123¾ 4.200¾ 4.651 6 Erde Gaia 9.S. s. Anhang 1 7 Hades Titanen 9.S. 12.180 8 Himmel Aurora O Eos Val. Fl. 1.283¾ 2.261¾ 3.1¾ 4.421¾ 4.423¾ 5.559¾ 9.S. s. Anhang 1 9 Himmel Helios O Val. Fl. s. Anhang 1¾ 9.S. 1.118¾ Phoebus O Sol 2.209¾ 2.596¾ 5.346¾ 8.488¾ 14.228 10 Himmel >rion Val. Fl. 2.508¾ 9.S. 5.368¾ 7.304 11 Himmel Diana O Luna O Val. Fl. s. Anhang 1¾ 9.S. 10.129¾ Phoebe O Selene 10.337¾ 10.454 3

Die Stellenangaben beziehen sich wie in Anhang 1 auf die namentliche Nennung von Riesen, wobei sich aus dem unmittelbaren narrativen Kontext Rückschlüsse auf deren Verortung ziehen lassen.

Anhänge 12 13 14 15 16

Saturnus Typhoeus Uranos Argos Prometheus

17 18 19

Himmel Himmel Himmel Inachos Kaukasos O ªaucasus Libya >ceanus >keanos

20 21 22 23 24 25 26 27

>lympos >ssa Pallene Pelion Phlegra Phrygien Pytho Sicula

28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

Sikele Tartarus Tartarus Tartarus Tartarus Thrinakie Trinacria Unterwelt Unterwelt .eltrand (Höhle) .eltrand (Höhle) .eltrand (Höhle) .eltrand (Höhle)

Aloaden Aloaden Giganten Aloaden Giganten Selene Tityos Kyklopen O Polyphemus Enkelados ªoeus Saturnus Tityus Typhoeus Enkelados Typhoeus Iapetus >rion Tethys

38 39 40

Atlas Atlas >keanos

369

Val. Fl. 2.364 Val. Fl. 3.130¾ 4.236 9.S. 2.626 9.S. 10.190f. Val. Fl. 4.63¾ 5.154¾ 7.356¾ 9.S. 6.26¾ 6.271¾ 10.199 Val. Fl. 2.620 Val. Fl. 5.409 Val. Fl. 1.9¾ 1.589¾ 3.404¾ 4.91¾ 5.410¾ 5.565f.¾ 9.S. s. Anhang 1 9.S. 1.516 9.S. 1.516 Val. Fl. 2.17f. 9.S. 1.516 Val. Fl. 6.169 9.S. 10.129 9.S. 3.392 Val. Fl. 1.136¾ 7.648

Eos

9.S. 14.582 Val. Fl. 3.224 Val. Fl. 3.226 Val. Fl. 3.226 Val. Fl. 6.170 9.S. 5.642 Val. Fl. 2.24 Val. Fl. 4.74 Val. Fl. 4.123 Val. Fl. 2.36¾ 9.S. 2.117¾ 3.748¾ 5.14¾ 12.160 9.S. 8.2

Typhoeus

9.S. 6.261

Phoebus O Sol

Val. Fl. 4.92¾ 4.98

370

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Anhang 3: Vorüberlegungen zu Vergleichen und Gleichnissen in den Posthomerica Die vorangegangenen Überlegungen sind von Bedeutung, um eine systematische Zusammenstellung von Vergleichen und Gleichnissen in den Posthomerica zu erstellen. Insbesondere die Unterscheidung von erweiterten Vergleichen auf der Satzebene und Gleichnissen wurde in früheren Untersuchungen nicht immer konsequent eingehalten. Die in den Anhängen 3 und 4 vorgelegte Aufstellung basiert auf der Zusammenstellung posthomerischer Gleichnisse von Maciver (2012), wurde allerdings ergänzt und an diversen Punkten angepasst.4 Gemä• der zuvor definierten Unterscheidung von Vergleichen und Gleichnissen werden insbesondere einige Stellen anders zu Vergleichen und Gleichnissen zugeordnet.5 Grundsätzlich wird bei allen Stellenangaben zu Vergleichen und Gleichnissen die Überleitung in den narrativen Kontext (der sogenannte 8So€Teil) mit aufgenommen, au•erdem der narrative Kontext vor dem Vergleichswort so weit, wie er mit dem ¨eweiligen Vergleich- bzw. Gleichnisbild verbunden ist.6 Dies soll insbesondere dazu dienen, die Einbindung der Vergleiche und Gleichnisse in den narrativen Kontext zu betonen. Aus diesem Grundsatz resultieren einige von Maciver abweichende Stellenangaben.7 Die von Maciver vorgenommene Kategorisierung der Vergleich- und Gleichnisthemen in die Bereiche 8animal€, 8elemental€, 4 5

6 7

Vgl. Maciver (2012a, 126 Anm. 3¾ 127f. Anm. 10¾ 11¾ 128 Anm. 13¾ 143 Anm. 70). Von Gleichnissen zu Vergleichen neu eingeteilt wurden 9.S. 1.673f.¾ 3.267f.¾ 3.279-281¾ 3.293-295¾ 5.386¾ 8.361-363¾ 8.363¾ 8.363f.¾ 11.476¾ 13.68-70. Von den Vergleichen zu den Gleichnissen verschoben wurden 10.247¾ 10.248¾ 11.163 Gegensätzlich verfährt Lee (1964, 3) bei der Zusammenstellung der homerischen Vergleiche und Gleichnisse. Vgl. die Vergleiche in 9.S. 3.369¾ 11.463f. und 14.554f.¾ vgl. die Gleichnisse in 1.37-41¾ 1.175-178¾ 1.262-266¾ 1.315-318¾ 1.354-356¾ 1.515-522¾ 2.221227¾ 5.379-385¾ 5.493-498¾ 8.40-46¾ 11.74-79¾ 11.207-216¾ 13.72-75¾ 13.103108¾ 13.133-142¾ 13.241-243.

Anhänge

371

8mythological€, 8other€ wird nicht übernommen, da sie in dieser Untersuchung keine Rolle spielt. In der vorliegenden Auflistung werden sämtliche Gleichnisketten in ihre einzelnen Bestandteile aufgetrennt und separat aufgeführt, da es sich in der Regel um unterschiedliche Bilder handelt, die formal voneinander getrennt sind.8 Als Doppelvergleich bzw. Doppelgleichnis werden die¨enigen Vergleiche bzw. Gleichnisse mit 8؀ gekennzeichnet,9 wenn innerhalb des aufgerufenen Bildes eine Variante mit der Partikel [ gegeben wird, wie bspw. in \&&P" •Ò..&Z™Z* z&ZYԗ›" ] û›Y–œ›™™Z (6schnellen Blättern oder Regentropfen gleich¨, 9.S. 1.345).10 Seltener tritt auch ein Doppelgleichnis in Erscheinung, wenn zwei Vergleiche bzw. Gleichnisse sich eindeutig zu einem Doppelvergleich bzw. gleichnis ergänzen, sei es durch inhaltlichen Bezug11 oder eine gemeinsame Überleitung in den narrativen Kontext.12 Mit 8[€ werden die Vergleiche und Gleichnisse bezeichnet, die in einer Rede erscheinen und dementsprechend aus der Sicht einer intradiegetischen Figur geschildert werden,13 sodass sie eine bestimmte Perspektivierung erhalten.14 Mit 8¡€ schlie•lich werden Vergleiche markiert, die innerhalb von Gleichnissen erscheinen. Abschlie•end ist die Erwähnung von vier speziellen Kontexte von Vergleichen und Gleichnissen zu erwähnen, die in die Zusammenstellung aufgenommen werden.15 Erstens haben einige Vergleiche den ªharakter von Epitheta,16 weswegen sie in früheren Untersuchungen bisweilen nicht behandelt oder nicht in Listen aufgenommen werden.17 Betroffen sind ins8 9 10 11

12 13 14 15 16 17

In diesem Punkt weicht die vorliegende Zusammenstellung ebenfalls von Maciver (2012a) ab. Das Zeichen 8؀ wird von Maciver (2012a, 152f.) übernommen. Auch diese Einarbeitung von Varianten findet sich bereits in den homerischen Gleichnissen¾ vgl. Fränkel (1921, 108f.)¾ Edwards (1991, 37). Dies ist der Fall in den Vergleichen 9.S. 8.237f., wo zwei getrennte Bilder aufgerufen werden, aber dennoch dieselben beiden Parteien (Troianer und Neoptolemos) bezeichnen. Dies ist der Fall im Vergleich in 9.S. 8.361-364 und den Gleichnissen 1.613621¾ 5.641-651¾ 10.66-72. Das Zeichen 8[€ wird von Maciver (2012a, 152f.) übernommen. Vgl. Edwards (1991, 33f.¾ 39). Diese Spezialfälle werden von Maciver (2012a) nicht oder z. T. aufgelistet. Vgl. Edwards (1991, 25). Vgl. Lee (1964, 4).

372

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

besondere Vergleiche wie {&ZY›* zå&þ$*hm™Z \›j™Z* (6sie glich himmlischen Göttinnen¨, 9.S. 1.190),18 die an Epitheta wie ”*—h\›&" oder \›&›hœ^" (6gottgleich¨) erinnern. Um eine möglichst vollständige Auflistung zu gewinnen, werden diese Vergleiche ebenfalls mit aufgenommen. 3hnlich wird zweitens mit Vergleichen verfahren, welche die Verwandlung einer Gottheit bezeichnen können,19 wobei in einigen Fällen eindeutig Verwandlungen gemeint sind,20 in anderen eine klare Entscheidung ¨edoch nicht möglich ist.21 Drittens treten Vergleiche auch innerhalb von Ekphraseis auf, meistens mit dem Ziel, die Lebendigkeit der Darstellung zu verdeutlichen.22 Viertens werden einige Vergleiche und Gleichnisse von keinem Vergleichswort, sondern von einem anderen Ausdruck mit vergleichendem ªharakter eingeleitet, entweder durch den Ausdruck •h^" (Y›*),23 durch einen Komparativ und den genetivus comparationis,24 durch eine Partizip-Konstruktion mit komparativem Sinn,25 durch ein einfaches Partizip ohne adverbielle Nebenbestimmung26 oder durch einen Infinitiv.27

18

19 20 21 22

23 24 25 26 27

Maciver (2012a, 126 Anm. 3) sieht in vielen Fällen ebenfalls davon ab, sie in seine Auflistung aufzunehmen. Von den insgesamt 19 Stellen bspw., in denen Neoptolemos mit seinem Vater Achilleus verglichen wird, gibt Maciver (2012, 126 Anm. 3) nur 9.S. 7.433f.¾ 7.446¾ 7.567¾ 7.653¾ 7.695¾ 9.237f. an. Auch in homerischen Gleichnissen ist nicht immer klar, ob tatsächlich eine Verwandlung gemeint ist¾ vgl. Edwards (1991, 29f. mit Anm. 32). Vgl. die Vergleiche in 9.S. 1.129¾ 12.107 sowie das Gleichnis in 11.135f. Maciver (2012a) verzeichnet gar keine Verwandlungen. Vgl. die Vergleiche 9.S. 3.781¾ 4.111. Vgl. 9.S. 5.13¾ 5.42¾ 5.68¾ 5.95f.¾ 5.103¾ 5.106f.¾ 5.109¾ 6.201¾ 6.204¾ 6.211¾ 6.231¾ 10.185¾ 10.198f.¾ 10.202¾ 12.142f.¾ 12.146¾ 12.150. Maciver (2012a, 126 Anm. 3) verzeichnet lediglich den letzten Vergleich. Vgl. 9.S. 1.216¾ 3.556f.¾ 5.13¾ 10.134f.¾ 11.199¾ 14.473. Maciver (2012a, 126 Anm. 3) verzeichnet 3.556f.¾ 14.473¾ vgl. Vian (1954, 237f. mit Anm. 1). Vgl. 9.S. 5.503-505¾ 9.237f.¾ 9.462. Maciver (2012a, 128 Anm. 13) verzeichnet 5.503-505. Vgl. 9.S. 10.198f.¾ 12.142f.¾ 12.146¾ 12.272¾ 14.181f. Maciver (2012a) verzeichnet keine Stelle. Vgl. 9.S. 6.152. Dabei handelt es sich um einen Einzelfall, der ¨edoch auch von Maciver (2012a, 126 Anm. 3) verzeichnet wird. Vgl. 9.S. 1.363-366. Auch hier handelt es sich um einen Einzelfall, wobei sich der Vergleich dadurch auszeichnet, dass er drei Bildvarianten gibt.

373

Anhänge

Anhang 4: Vergleiche in den Posthomerica Legende: [ sekundärer Erzähler Ø Variante in Gleichnis ¡ Vergleich in Gleichnis Œwˆ 1 2 3 4 5

QqƳ³Æ 1.56 1.86 1.129 1.190[ 1.216[

6

1.222

 ºÀowƄ Penthesileia Penthesileia Traum Penthesileia unbekannter Antreiber Troianer, Achaier

7 8

1.277 1.345Ø

Sohn des Phyleus Achaier

9

1.352

10

1.363366aØØØ[

troianische Pferde, Achaier Penthesileia

11 12 13

1.512-514 1.539 1.549

14

1.572[

15

1.658Ø

16

1.673f.

Penthesileia

17 18

1.685 1.713-715

Ares Ares

Achilleus, Aias T. Achilleus, Aias T. Schild des Achilleus Penthesileia, Achilleus Helm der Penthesileia

Õº³É Götter Tochter Ares Göttinnen Gott

IÆwÀ³ÆºÌ½tL€wq zZœ&,•*^* ›Þ—› z&ZYÐ" {&ZY›* •h^" Y›*

fleischfressende Bestien Löwe, Schafe fallende Blätter, Regentropfen gedroschenes Getreide nicht eine Frau, sondern Athene oder Enyo oder Eris oder Artemis Ares wilde Tiere Felsen

z&ZYԗ›" Ä" z&ZYԗ›" øåÚ" ›E™&$–™\Z

5™&* øåÚ" ›Þ—›

Taube, Falke

øåÚ"

Sonnenstrahl oder Glanz des Zeus unsterbliche Göttin Stumwind Titanen

z*.hbYZ&* þ,&h^ 5™&" þ,À"

374

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

19 20

2.131[ 2.198Ø¡

Memnon Heuschrecken

21 22

2.205 2.207

23 24 25 26

2.212f. 2.306 2.429 2.449[

27

2.459f.Ø

28

2.518f.Ø

29

2.522f.

30 31

2.548 2.565f.

Achilleus .affen des Achilleus Memnon Nestor Thetis Achilleus, Memnon Achilleus, Memnon Achilleus, Memnon Achilleus, Memnon Achilleus blutroter Fluss Paphlagonios

32 33 34 35 36 37 38 39 40 41

2.623f. 3.32 3.121f.[ 3.177 3.217 3.260[ 3.264f.[ 3.267f. 3.276 3.279f.

42 43 44 45

3.293 3.331 3.369 3.497[

46 47 48 49

3.536 3.542 3.543 3.556f.

50

3.648[

Eos Apollon Neoptolemos Achilleus Aias T. Aias T. Troianer Aias T. Troianer, Aias T. Achilleus, Sohn des Hippolochos Aias T. Aias T. Aias T., Troianer Achilleus, Troianer Achilleus Achilleus Achilleus Kratzwunden der Briseis Thetis

Götter .olke oder Regen Titanen Blitze

{&ZY" Ð" z&ZYÐ" ”.hbYZ&*

Ares Gefallener Unsterbliche törichte Kinder

å*›hY›.&" z*.hbYZ&* zh™YÚ z&ZYԗ›"

nicht Menschen, sondern Götter Titanen oder Giganten Vorgebirge

þ,&h&þ" Ä" —›

.irbelsturm faulendes Blut und Gestank aus tödlicher .unde Fluss wildes Tier Achilleus Berg Götter Diomedes Fliege Löwe Schweine, Löwe Eiche, Gebüsch

5™&" •h^" Y›* z*.hbYZ&* z&ZYÐ" ›AY›.&" ”.hbYZ&" z*.hbYZ&" Ð" z&ZYԗ›" Ä" øåÚ" ›Þ—›

Blitze Aisa Hirte, Schafe Löwe, Schafe

”.hbYZ&" z*.hbYZ&" Ä" Ä"

Atmender Lebender Schlafender Blut, Milch

›AY›.&* å*›hY›.&* zÁY›Z •h^" Y›*

schwache Frau

A™&*

375

Anhänge 51 52

3.691 3.724f.

53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64

3.779 3.781 4.111 4.196 4.219 4.260 4.337 4.430 4.432 4.513 4.533[ 5.13Ø

.ein Gebeine des Achilleus Achilleus Poseidon Thetis Teukros, Aias >. Diomedes, Aias T. Diomedes Epeios Troilos Troilos Pferde Pferde des Pelops Vögel

65

5.42Ø

Gestaltungen

66 67 68 69 70 71 72 73 74

5.68 5.95f. 5.103 5.106f. 5.109 5.119 5.188 5.329 5.386Ø

Frauenchöre Delphine Zeus Blitze Titanen AchilleusÝ Speer >dysseus, Aias T. Aias T. Aias T.

75 76 77 78 79 80 81

5.396 5.404 5.527 5.558[ 5.563[ 5.658 6.131f.

82 83 84

6.133 6.152 6.197

85 86

6.201 6.204

Hypnos Aias T. Eurysakes Aias T. Tekmessa Aias T. Eurypylos, Kriegsscharen Eurypylos Helena Rüstung des Eurypylos Schlangen Herakles

Nektar Gigant

5™&* &4

Poseidon Hauch Morgenluft Habichte Götter Felsen Löwe Götter qunge Harpyien .inde Lebende und Fliegende Lebende und Bewegende Lebende Schwimmende Ungehaltener Schneeflocken Verbrennende Fichten Hund, Löwe Unbeweglicher Meer oder Sturm Hauch >rion (qäger) Aias T. Gott Göttin Achilleus Löwe, Schakale

5™&* ›AY›.&" z*.hbYZ&" z&ZYԗ›" þ,&P&Z oҗ› Ä" z*.hbYZ&* þ,À" z&ZYԗ›" ›Aœ&*—& •h^" Y› z&ZYԗ ”.hbYZ ›Aœ&*—& z&ZYÐ" z&ZYԗ›" z&ZYԗ›" z›Zœ&,•*^ ø™™&* z*.hbYZ&" oҗ› ›AY›.&" z*.hbYZ&" z&ZYԗ Ä" Ä" 5™&* oҗ›

Hektor ªhariten Blitze

5™&* zåZ›Z,•*^ z›ZœÔ,›*

Bewegende Zeus

z&ZYԗ›" zÁY›Z

376

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

87

6.211

Nemeischer Löwe

88 89

6.231 6.294

Herakles Eurypylos

90 91 92 93

6.303[ 6.309[ 6.353 6.368

Eurypylos Priamos RüstungenO.affen Eurypylos

94 95

6.372 6.410

96 97 98 99 100 101

6.466 6.477 6.606[ 7.7 7.14f. 7.40[

Nireus Machaon, Eurypylos Fluss Parthenios kaltes .asser Danaer Nireus Machaon Podaleirios

102

7.60[

103

7.77[

104 105 106 107 108

7.98 7.177 7.185f.[ 7.186[¡ 7.195197Ø[

109 110 111 112 113 114

7.203[ 7.206 7.294 7.346 7.362¡ 7.387f.Ø

115 116 117 118 119

7.392 7.433f. 7.446 7.516[ 7.560

Machaon, Podaleirios Verteilung des Glücks Eurypylos Neoptolemos Neoptolemos Achilleus .affen des Achilleus Tiere Achilleus Neoptolemos Neoptolemos Augen des Ares Herz der Deidameia Segel Neoptolemos Neoptolemos Troer Athene

Leben Aushauchender sich Mühender heranstürmender Ares Herakles Götter Feuer schwarzer Sturm Götter Stier, Löwe

zÁY›Z z&ZYÐ" 5™&" {&ZY" z&ZYÐ" A™&* 5™&" z*.hbYZ&* Ð" ø—›

8l Eis Schafe Götter Götter Frau eines Gefallenen Vater, Sohn

oҗ› ”—–.*—&* z&ZYԗ›" zÁY›Z 5™&* &4

.indhauch

Ä"

Ares Achilleus Achilleus Götter nicht .affen von Menschen, sondern Göttern Bewegende Zeus Achilleus Stern Feuer Blei oder .achs

”—–.*—&" þ,&P&* zh™Y&,›* zÁY›Z 5™ z&ZYԗ A™&* z&ZYÐ" å*›hY›.&* A™&* øåÚ"

Dunst Achilleus Achilleus Hunde .olken

þ,&P zÁY›Z ”.hbYZ&" ›Þ—› zZœ&,•*^*

Ð"

377

Anhänge 120 121

7.567 7.596

122 123

7.631 7.645[

124 125 126 127 128 129 130 131 132

7.647f.[ 7.648[ 7.652[ 7.653[ 7.674 7.689691[ 7.695[ 7.730 8.10

133 134

8.37 8.65

135 136

8.104 8.157[

137 138

8.184 8.197f.

139

8.237f.Ø

140

8.237f.Ø

141 142 143

8.258 8.361¬ 363Ø 363Ø

144

8.363f.Ø

145 146 147 148

8.371 8.491f. 8.495 9.13[

149

9.60[

Neoptolemos Neoptolemos, Troianer Neoptolemos Achilleus Achilleus Phoinix Achilleus Neoptolemos Neoptolemos Neoptolemos Neoptolemos Eurypylos Hoffnung des Eurypylos Neoptolemos .ellen ªhlemos Pferde des Neoptolemos Kriegsscharen Neoptolemos, Eurypylos Troer, Neoptolemos Troer, Neoptolemos Neoptolemos Achaier, weichende Troianer Achaier, weichende Troianer Achaier, weichende Troianer Achaier, Troianer Neoptolemos Neoptolemos unerkannter Neoptolemos Neoptolemos

Achilleus Schneeflocken um Felsen Achilleus grünender Sprössling Sohn Vater Götter Achilleus Achilleus Achilleus

[ZY—& Ð" z&ZYԗ øåÚ" A™&* A™&* zÁY›Z {&ZY" A™&* {&ZY"

Achilleus Hektor Hauch

{&ZY" þååԙ&* z*.hbYZ&"

Achilleus hochragende Berge König .inde

{ZY›.&* z&ZYԗ

.inde unermüdliche Bergspitzen Kälber, Löwe

z&ZYԗ›" z&ZYԗ›"

Ð" A™&*

›Þ—›

.ildschweine, Regenguss Ares .inde, Schiffe

›Þ—› 5™&* oҗ›

Feuer, Gestrüpp

oҗ›

schnelle Hunde, Hirschkälber Hirten, Lämmer Achilleus Unermüdlicher Achilleus

oҗ›

Achilleus

z*.hbYZ&*

øåÚ" 5™ z*.hbYZ&* ”.hbYZ&"

378

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

150 151 152 153

9.77 9.159 9.221¡ 9.237f.

Achaier Aineias .affen des Ares Neoptolemos

.olke .irbelwind Feuer Achilleus

154

9.253

Löwe, Hirsch

155 156 157 158

9.268 9.282 9.295 9.406

Achilleus Frauen Blitze Betrübte

z&ZYÐ" &4 A™&* z&ZYԗ›

159

9.462

Neoptolemos, Deiphobos Neoptolemos Achaier .ege des Apollon Diomedes, >dysseus Podaleirios

Ä" ”.hbYZ&" A™&* &⠗&Yk&" ,›h&* Ä"

160 161 162 163 164

9.463 9.484 9.503f.[ 10.101 10.134f.

Podaleirios Philoktet Aisa, Menschen Eurymenes Endymion-9uelle

ÒYҗ›$&* *&j,—&" 5™&" &4&" ›EœÔ,›*&Z z&ZYÐ" •h^"

165 166 167

10.166 10.170 10.185

168 169 170 171 172 173

10.198f. 10.202 10.434 10.440 11.8f. 11.132f.

174 175

11.199 11.224

176 177 178 179 180 181

11.226 11.249 11.265 11.300 11.305f. 11.368

182

11.374f.

Skylakeus Philoktet .ölfe, Eber, Löwen brennende Erde Prometheus >inone >inone Eris und Enyo Aineias und Eurymachos abgetrennte Hand Kraft der Myrmidonen Neoptolemos Staub Geschosse Achaier Blut testudo der Achaier Getöse der Geschosse

schneller als ein Gedanke Götter wie früher .ind, Blätter Ker grauwei•e Milch Gott Ares Lebendige

Ä" 5™&" z&ZYԗ›"

wie echt Stöhnender .achs im Feuer .irbelwind Erinyen alte starke Rinder vor .agen lenkende Hand .irbelwind

Ð" z—›Ô* zÁY›Z —› oҗ› {ZY›.Z ›Þ—›

Achilleus Nebel Schneeflocken wilde Tiere Regen Fels

z&ZYÐ" Ä" z&ZYԗ z&ZYԗ›" Ä" Ð"

Prasseln von Regentropfen

—›

•h^" Y›* ”—–.*—&*

379

Anhänge 183

11.411

.affen des Aineias Alkimedon, Leiter Aineias Athene Mähne des Troianischen Pferdes Troianisches Pferd Troianisches Pferd Hügel des Idagebirges Themis Nestor Sinon Laokoon erlöschende Flammen Hals der Kassandra Troianer Achaier

184 185 186 187

11.463f. 11.476 12.107 12.142f.

188 189 190

12.146 12.150 12.187

191 192 193 194 195

12.202 12.272 12.365 12.411 12.504

196

12.538

197 198

12.551 13.13[

199

13.68-70

200 201

13.125 13.156f.

202 203 204 205 206 207 208 209 210 211

13.350 14.23 14.55 14.61 14.181f. 14.223 14.246 14.271 14.463465 14.473ØØ

Iris

212 213 214

14.490 14.494 14.525

.ellen .ellental Achaier

Achaier, Troia (Lücken) Tod Troianer Aineias Augen der Hekabe Helena Helena Achilleus Achilleus Achilleus Haut der Polyxena Athene

Blitze

z›ZœÔ,›*

Pfeil, Sehne wildes Tier ¨unges Mädchen Bewegende

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Lebendes .ieherndes Sandkörner

Ð" z—›Ô* zÁY›Z þ,&PZ

Gedanke qüngling Fels Rasender Regen

›Þ—› Ð" ^dÐÚ* oҗ› [ZY—& øåÚ"

im .ind zitternder Baumstamm Schattengeister Kinder oder Frauen Schafe, Stall

—›

Träume verletzte wilde Tiere Gott 9uelle Kypris Gottheit Lebender Hauch Gott Elfenbein kämpfender Zeus Feuer und Luft und schwarzes .asser schroffe Berge Steilhang Tote

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380 215 216 217 218

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 14.550 14.554f. 14.556 14.600

Aias >. .ellenkamm .ellental Regen

Titan Bergspitze Schlucht Fluss

z&ZYÐ" oҗ› &4 .hbYZ&"

Anhang 5: Gleichnisse in den Posthomerica Legende: [ sekundärer Erzähler Ø Variante im Gleichnis ¡ Vergleich im Gleichnis Œwˆ

QqƳ³Æ

 ºÀowƄ

Õº³É

1

1.5-8

Vieh, Löwe

2

1.37-41

Mond, Sterne

Ð"

3

1.48-53

Eos, qahreszeiten

øZ^

4

1.63-72 1.76-83

6

1.147-150

7

1.152-156

8

1.175-178

Bauern, Regenbogen blinder Mann, Morgenröte aufgehender Mond Blitzstrahl vom >lymp Schafe, .idder

Ð" œ} þåԗ›

5

9

1.179-181Ø

Troianer, Achilleus Penthesileia, Zuschauer Penthesileia, Amazonen Troianer, Penthesileia Priamos, Penthesileia Schild der Penthesileia Penthesileia in Rüstung Troianer, Penthesileia Penthesileia, Troianer

IÆwÀ³ÆºÌ½t‹ L€wq oҗ›

10

1.207f.

Troianer, Achaier

11

1.209f.

12 13

1.249-253 1.262-266

Penthesileia, Achaier Bremousa Amazonen, Diomedes

Tritonis im Kampf mit Giganten oder Eris Bergbestien, Schafe Feuer, Gebüsch Esche, Holzfäller Kälber, starker Mann

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381

Anhänge 14 15

1.315-318 1.320-324

16

1.354-356

Penthesileia Penthesileia, Achaier Penthesileia

17

1.395-402

Penthesileia

18 19

1.440-445 1.479-481

20

1.488-493

troianische Frauen Achaier, Penthesileia Penthesileia, Danaer

21 22

1.515-522 1.523-528

Achilleus, Aias T. Achilleus, Aias T., Troianer

23

1.534-537

24

1.540-546

25

1.586f.[

26

1.613-621Ø

Achilleus, Aias T., Troianer Penthesileia, Achilleus, Aias T. Achilleus, Penthesileia Achilleus, Penthesileia, ihr Pferd

27 28

1.625-629 1.633-642

Penthesileia Troianer, Troia

29 30 31

1.663-668 1.677-681 1.698-703

Penthesileia Ares Ares, Zeus

32

2.103-106

Troianer, Memnon

33

2.193-195

34

2.196-200

35 36

2.208-211 2.217f.

Aithioper, Troianer Aithioper, Troianer Achilleus Achaier, Troianer, Aithioper

Löwin, Vieh wogende See, schnelle Schiffe Seesturm, Sonne, Steinbock Kalb, Frühling, tauiges Gras Bienen sterbende Ziegen, Panther heulender Sturmwind, entwurzelte Bäume, abgebrochene Zweige Aloaden herdenvernichtende Löwen, schäferlose Schafe Feuer, rasender .ind, .ald Panther, qäger

Ð" oҗ› z*.hbYZ&* Ð" œ} þåԗ› Ð" ø—› —› Ð" ø—›

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Rehkitz, herdentötender Löwe Mann, Innereien über Feuer O qäger, Hirsch, Pinie Tanne, Nordwind schiffbrüchige Seeleute, Stadt Artemis Blitz des Zeus Fels einer Klippe, Sturm von Zeus Seeleute, gro•er Bär dunkle .olken

›Þ—›

weizenvertilgende Heuschrecken Helios Meereswogen

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›Þ—›OÐ" ›Þ—› Ð" ø—› oҗ› ”—–.*—&" Ð" ø—› oҗ› z&ZYԗ›"

&4&" —›

382

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

37

2.221-227

Kampflärm

38

2.230-234

39 40

2.235-237 2.248-251

41

2.282-287Ø

42

2.298-300

43 44

2.330-336[ 2.345-354

Achilleus, Troianer Memnon Antilochos, Memnon Thrasymedes, Phereus Thrasymedes, Phereus, Memnon Nestor, Memnon Memnon, Achaier

45 46

2.371-378 2.379387ØØ

Memnon, Achaier Memnon, Achaier

47

2.471-480

Staub, Kriegsscharen

48 49

2.533f. 2.535-537

Erde, Leichen Kriegsscharen

50

2.575-582Ø

51

3.63-66

52

3.141-148

53

3.170-174

Memnon, Achilleus, Aithioper Achilleus, Apollon Achilleus, Troer, Apollon Troer, Achilleus

54

3.181-185

Troer, Achilleus, Apollon

55

3.201205Ø[

Troerinnen, Achilleus

donnernde Flüsse infolge eines Gewitters von Zeus Erdbeben

›Þ—›

Aisa Löwe, Eber

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qäger, Eber oder Bär Schakale, Löwe

Ä" ø—*

alter Löwe, Hund brausender Bergfluss infolge eines Gewitters von Zeus, Überschemmung qäger, Hirsche durch Blitzschlag stürzender Fels, Schafe oder Rinder oder anderes Bergnebel, Schäfer, .ölfe und wilde Tiere Himmel, .olken Blätter bei .intereinbruch qäger, Eber oder Löwe, Gefährten Turm stürzt infolge eines Sturms Löwe, Hirten, qäger Hirschkälber, Löwe Schafe, totes wildes Tier, tötende Männer Leopardinnen oder Löwinnen, qäger

Ð" ø—›

—› Ä" Ð" ø—›

Ð" ø—› Ð" œ} þåԗ›

›Þ—› Ä" —› Ð" ø—* oҗ› ›Þ—› ›Þ—› Ð" ø—› oҗ›

383

Anhänge 56

3.221-227

57

3.270-274Ø

Aias T., Glaukos, Aineias, Agenor, Troer Troer, Aias T.

58

3.325-328

Danaer, Troer

59

3.353-357

60 61

3.358-365 3.375-381

62

3.392-401

63

3.413-417

Troer, Aias T., Achilleus, Apollon Troer, Aias T. gefallene Krieger, Aisa Achilleus, Apollon, Troer, Achaier Achaier, Apollon, Achilleus

64

3.419-421

65

3.508-513

66

3.577-581

67 68

3.589-591 4.78-81Ø

Tränen, Augen der Briseis Nereiden Argiver

69

4.220-224

Tydeus, Aias T.

70 71

4.237-246 4.248f.

Tydeus, Aias T. Tydeus, Aias T.

72

4.349-354

Epeios, Akamas

73

4.423-431Ø

Troilos, Achilleus

74

4.439-442

Diskus

75 76

4.518-521Ø 4.552-557

Staubwolke Pferde

Achilleus, Apollon Klage der Danaer

Bienen, Imker

›Þ—›

Fische, Seeungeheuer oder Delphin schnelle .inde, hingestreute Blätter im Herbst Geier, Adler, Schafe, .ölfe

Ä"

Stare, Habicht Saat, Schnitter

z&ZYԗ›" Ð" ø—›

Tityos, Apollon, Leto, Gaia

&4&"

Kriegsflüchtlinge, Feinde, zerstörte Stadt Ares, Athene

&6^

Dröhnen von sich brechende .ellen schwarzes .asser, felsige 9uelle Kraniche Ikarische See oder Getreidefeld kämpfende wilde Tiere Stiere aneinanderschlagende 3ste schnelle Gewitterwolken 3hre oder Mohn, Gärtner verdorrter Eichenast Rauch oder Nebel .inde

Ð" ø—›

›Þ—› z&ZYԗ›"

&4&"

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384 77 78

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

79

5.131-133 5.298300Ø[ 5.364-370

Aias T. Troer, Aias T. Aias T.

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89

5.371-379 5.379-385 5.387-391 5.406f. 5.408-411 5.433-438 5.461f. 5.484-486 5.493-498 5.503-507

Aias T. Aias T. Aias T. Aias T. Aias T., Schafe Aias T., Hirten Aias T. Aias T. Aias T., Achaier Teukros

90 91 92

5.639-643Ø 5.644-651Ø 6.43Ø[

Aias T. Aias T. Menelaos

93

6.107-113

94

6.125-128

rudernde Mannschaft Troer, Eurypylos

95 96

6.253f. 6.324-327

97

6.330-335

>rthros Kriegsscharen, Eurypylos und troische Elite Troianer

98

6.341-348

Achaier, Troianer

99

6.377-382

Nireus

100

6.395-399Ø

101

6.532-537Ø

102

6.611f.

Eurypylos, Machaon Agamemnon, Menelaos, Eurypylos, Aineias, Paris Troianer, Achaier

Abendstern Gänse oder Kraniche, Adler Seesturm infolge des >rion wildes Tier Kessel Feuersbrunst Löwe Boreas, Blätter Adler, Hasen Fels Typhon Lämmer, Schafe .aisenkind Enkelados Herakles auf >ita schwaches Kind oder schwache Frau Rinder unter dem qoch zahme Gänse, Fütternder Kerberos Bienen, Anführer Getöse der durch .ind aufgewühlten Brandung Kühe, Kälber, Lärm unterspülter 8lbaum-Sprössling Löwe oder Eber, qäger Eber oder Löwen in einer Arena, Sklaven Hunde, Hirschkälber

Ä" z&ZYԗ›" 5™&" z&ZYÐ" ›Þ—› oҗ› Ä" oҗ› Ð" ø—* z*.hbYZ&" Ä" Ð" ø—* ”œZ*З›$ *^åZ–ü&Z& &4&" &4&" Ð" Ð" ø—› Ð" œ} þåԗ› z*.hbYZ&" Ð" ›E Ð" øå&—* ›Þ—› øåÚ" Ð" ›Þ—› Ä"

385

Anhänge 103

7.107-113

Eurypylos, Achaier Eurypylos, Achaier Achaier, Eurypylos Deidameia

104

7.115-122

105

7.132-141

106

7.229-231

107

7.257-261

108

7.317-326

109

7.330-338

110

7.358-365

111

7.455-463

Achaier, Neoptolemos

112

7.464-473

113

7.486-492

114

7.504-511Ø

Neoptolemos, Troianer >dysseus, Diomedes, Neoptolemos, Leonteus, Eurypylos, Troianer Achaier, Schiffe, Troianer

115 116

7.530-534 7.545-552

Troianer Troianer

117

7.569-577

118

7.586-593

119

7.637-641

120

7.715-722

121 122 123

8.28-33 8.40-46 8.49-53

Neoptolemos, Troianer Neoptolemos, Kampf und Furcht Neoptolemos, Phoinix Neoptolemos, Achilleus Neoptolemos Achaier Kriegsscharen, Erde

Deidameia, Neoptolemos Deidameia, Neoptolemos Deidameia, Neoptolemos Neoptolemos

Herakles, Kentauren Fluss, einstürzende Böschungen Ziegen, eisiger .ind schmelzender Schnee Kuh, Kalb

›Þ—›

Reiter, ungeduldiges Pferd Schwalbe, gefressene Nestlinge Ares, der in den Krieg zieht gestrandete Seeleute, günstiger .ind Löwe, qäger

Ð" ø—›

Hunde, Hirten, Löwen, Kälber und Rinder

Ð" ø—›

Schakale oder .ölfe, ihre qungen, qäger, Hunde Kinder, Donner Reisende vor Gie•bach Fischer, Fische

z&ZYԗ›"

Fluss, Feuersbrunst heimkehrender Sohn, Vater Löwen¨unges, Löwe Helios .espen .olke, Himmel

z&ZYÐ"

Ð" ø—› øåÚ" Ð" ›E oҗ›

&6^ &4&" Ð" ø—› ›Þ—›

Ð" ø—› Ð" ø—› Ð"

›Þ—› Ð" ø—› &4&" z&ZYԗ›" &4&*

386

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

124

8.59-67

Achaier, Troianer

125

8.69-74Ø

Achaier, Troianer

126

8.89-92

127

8.130-133

128

8.167¬170

Troianer, Neoptolemos Achaier, Eurypylos Neoptolemos, Fels

129

8.175-181

130 131 132 133

8.204-207Ø 8.222-227 8.230-233 8.268-271

134

8.278-283

135

8.331-336

136

8.338-340

137

8.372-375

Neoptolemos, Troianer Neoptolemos, Troianer Achaier

138

8.379-385

Troianer

139

8.387-392

Achaier, Troianer

140

8.405-407

141

8.414-419

Phylodamas, Meriones Polites, Pfeil

142 143

9.70-72 9.162-167

144

9.172-179

145

9.198-202

Neoptolemos

146

9.218-222

Neoptolemos

Neoptolemos, Eurypylos Eurypylos Neoptolemos Troianer Troianer, Neoptolemos, Helenos Kriegsscharen

Achaier Deiphobos, Achaier Deiphobos, Achaier

.ellen in Seesturm Donnerschläge oder Blitze trockene Büsche, Feuer Bäume, Eisen

Ð" ø—›

Bergvorsprung, Regenströme wilde Tiere

—›

Fichte oder Tanne Blitz von Zeus Blätter Hunde, .olf, Schafhirt .inzer im .einberg kleiner qunge, Fliegen um Milch Berg, .ind

oҗ› &4&" Ð" ø—› oҗ›

ermüdete Pflugrinder Schäfer in den Ställen während .intersturm Stare oder Dohlen, Gärtner Lämmergeier, Bogenschütze Seemann weicht Klippen aus Schneeflocken HolzfällerOKöhler, .ald Fischer mit Dreizack, Schwertfische >livenbauer, >liven Ares

Ð" œ} þåԗ›

z&ZYԗ›" z&ZYԗ›" oҗ›

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387

Anhänge 147

9.235

148

9.240-245

149

9.270-273

150 151

9.364-370 9.378-383

152

9.451-458Ø

153

9.473-478

Deiphobos, Neoptolemos Deiphobos, Troianer, Achaier, Neoptolemos Neoptolemos, Troianer Philoktet Fu• des Philoktet, Gift Philoktet, Krankheit, >dysseus und Diomedes Philoktet

154 155

10.66-68Ø 10.68f.Ø

Gebrüll der Eris Gebrüll der Eris

156

10.69-72Ø

Gebrüll der Eris

157

10.114-117

158 159 160

10.170-177 10.242-245 10.248251ØØ

Aineias, Deileon und Amphion Philoktet Paris, Philoktet Kriegsscharen, Ker

161

10.277-282

Paris

162 163

10.415-422 10.441-446

164 165

10.479-482 11.74-79

>inone >inone, Paris, wilde Tiere >inone, Paris Hand des Hellos

166

11.110-117

167

11.122-126

Troianer, Euryalos, Stein Kriegsscharen

168

11.135f.

Apollon

Feuer, .asser

øåÚ"

.ildschwein, Frischlinge, Schakale, Löwe hohe .elle, Seeleute wildes Tier Felsvorsprung, Meer Eiche oder Fichte, Baumfäller, Sprösslinge wieder aufblühendes Getreidefeld Frühlingswinde Feuer im trockenen Gehölz Donnern des aufgewühlten Meeres .inzer, .espen

Ð" ø—›

Ares Hund, Löwe Regentropfen oder Hagel oder Schneeflocken, Zephyros und .intersturm Schwerkranker mit Fieber schmelzendes Eis Färse, Stier, Rinderhirt Euadne, Kapaneus Schlange mit abgeschlagenem Schwanz Kraniche, Feldaufseher, Stein fallende Bäume infolge von .ind Polymestor

oҗ› øåÚ" Ð" ø—› oҗ› Ð" œ} þåԗ› Ä" Ð" ø—› Ð" Ð" ø—› 5™&" Ä" z&ZYԗ›"

Ð" ø—› &6^ Ð" ø—› ›Þ—› —› Ð" ø—› Ð" ø—› z›hœ&,›*&"

388

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

169

11.146-151

170

11.156-160

171

11.163f.

172

11.170-179

173

11.207-216

Aineias, Eurymachos Achaier, Aineias und Eurymachos Aineias, Eurymachos (Lücke) Apollon, Achaier, Troianer, Aineias und Eurymachos Achaier, Aineias

174

11.217f.[

Achaier, Aineias

175

11.228-234

176

11.308-315

Kriegsscharen, Aineias, Neoptolemos Kriegsscharen

177

11.362-366

178

11.377f.

179

11.383

180

11.396-399

181

11.401-405

Aineias, Steine, Achaier

182

11.415-421

Aineias

183

11.483-485

184

12.409f.

185

12.428-434

186

12.489-496

187

12.530-534

Turm, Mimas, Philoktet Augen des Laokoon, Tränen Troianer, Troianisches Pferd Frau Laokoons, ihre Kinder, Schlangen von Kalydna Kassandra

testudo der Achaier testudo der Achaier Klang der testudo der Achaier Achaier, Stein

.espen, Bienen

z&ZYԗ›"

Getreide, Schnitter Löwen, Schafe

oҗ›

Bauer, .ildschweine, Getreide, Hunde Rinder, Bremse, Bauer nutzlose Stare, Habicht .ellen, Boreas, anderer Sturmwind gelöste Baumstämme eines Flo•es Hausdach gegen .ind und Regen dunstige .olke

—› Ð" ø—› z&ZYԗ›" z&ZYԗ›" oҗ› ”.hbYZ&* •h^" Y›* Ð"

Summen von Bienen Ziegen, abgebrochener Fels Zeus, Felsblöcke, Schafhirten, (Schafe) Zeus, Gigantomachie Fels, Ziege, qäger

&4&*

Fels, .asser mit Schnee Seeleute, Schiff

&4&*

Nachtigall, Nestlinge, Schlange

Ð" ø—›

verwundete Löwin

›Þ—›

›Þ—› Ð" ø—› Ð" þåԗ› ›Þ—›

oҗ›

389

Anhänge 188

12.580-584

189

13.44-49

190

13.55-58

191

13.72-75

Kassandra, Troianer, Troianisches Pferd >dysseus, Troianisches Pferd Achaier, Troianisches Pferd Achaier, Troianer

192 193

13.103-108 13.127-130

Troianerinnen Troianer, Achaier

194

13.132142Ø

(Lücke)

195

13.241-243

196

13.258-266

197

13.309-316

Neoptolemos, Haupt des Priamos Achaier, Astyanax, Mauer, Andromache, Achaier Aineias

198 199

13.395-398 13.480-487

Menelaos Achaier, Troia

200

13.488-493

201

13.535-543

brennendes Troia, Troianer Aithre, Demophoon, Akamas

202

14.5-10

Achaier, Troia

203

14.33-37

204

14.47-54

Achaier, Troianerinnen, Ferkel Helena, Achaier

Leopardin, Hunde und Hirten, Gehöft .olf, Herdenzaun

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.espen, Ast

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Raubtier (²), getötete Schafe Kraniche, Adler Schweine für Festmahl, Herrscher Schakale oder .ölfe, Schafe, beengter Platz Schnitter, 3hre

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.ölfe, Kalb, Abhang, Kuh, Löwen

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Seefahrer im Sturm, der sein Schiff verlässt trockener Baum Sturmwinde, zerstörte Schiffe Brand in Bergwald, .ild Heimker eines Totgeglaubten, Freudentränen der Angehörigen .interströme, weggespülte Bäume und Berggipfel Schweinehirten, Schweine, Ferkel Kypris beim Ehebruch, olympische Götter

Ð" ø—› Ä" oҗ› oҗ› Ð" œ} þåԗ›

z&ZYԗ›"

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390

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

205

14.63-67

Achaier, Helena

206

14.75-81

207

14.89-92

zerstörtes Troia, -anthos Gesang der Achaier

208

14.175-178

209

14.207f.

210

14.258-261

211

14.263-269

212

14.282-288

213

14.317319Ø

Hekabe, Achaier, Söhne, Polyxenas Hals, Blut

214

14.457f.

Aigis

215

14.582-587

Aias (>.), Poseidon, Gyraiischer Felsen

Menelaos und Helena, Bett Menschengeschlecht Achaier, Polyxena, Hekabe Tränen der Polyxena, Achaier

umherirrende Seefahrer, Vaterland Hagel auf Saatfeld, Landbesitzer Geschrei der Dohlen bei Frühlingsbeginn Efeu und .einranken, Stumpf Blumen im Gras

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Hirten, ¨unge Kuh, Mutterkuh 8l von 8lpresse, die von Männern bewegt wird Hündin, Besitzer, .elpen Schnee, Blut von .ildschwein oder Bär Aither erdröhnt durch Blitzschläge Enkelados, Athene, Sikelia

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Bibliographie Die verwendeten Abkürzungen von Zeitschriften folgen der Année Philologique, Abkürzungen von Nachschlagewerken dem erweiterten Abkürzungsverzeichnis des Neuen Pauly.

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Stellenregister Aeschylus Fragmenta fr. 314c Mette fr. 321a Mette fr. 326a7n Mette

80 Anm. 162 147 Anm. 113 147 Anm. 113

Prometheus Vinctus 351-372

6 53

Septem contra Thebas 423-426 488 492 493f.

7f.¾ 346 8f. 9 10 9

Aethiopis

209

Alcidamas å›$¦ ™&•Z™—À* fr. 5.59 AvezzÆ

283 Anm. 203

Apollodorus Bibliotheca 1.11 1.34 1.39-44 1.39 1.44 1.54

226 285 174 4¾ 24 174 190 Anm. 10

Apollonius Rhodius Argonautica 1.81 1.151

34¾ 143-162¾ 169-171¾ 175-177¾ 181¾ 210f.¾ 220¾ 228¾ 330¾ 336¾ 344 145 Anm. 107 211

420 1.413 1.462-471 1.466-470 1.479-489 1.480-484 1.480 1.481 1.482 1.484 1.485 1.486-491 1.486 1.487-489 1.488f. 1.488 1.489 1.496-511 1.503-506 1.506 1.510 1.599 1.721-768 1.730-734 1.759-762 1.762 1.943 1.951 1.989-1011 1.989 1.992-994 1.1000 1.1044 1.1117-1145 1.1164-1166 1.1165 1.1166 1.1201-1205a 2.38-40a 2.38f. 2.39f. 2.39 2.94-96

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 145 Anm. 107 211 211 210f. 210 211 211 210f. 211 211 211 211 210 211 211 211 150 151 151 156 163 220 Anm. 78 220 Anm. 78 220 Anm. 78 156 156 Anm. 140 156 Anm. 140 156 156 Anm. 140 156 156 Anm. 140 211 150 152 152 152 181 Anm. 213 175¾ 181 Anm. 213¾ 330 156 176 176 156

Stellenregister 2.310 2.365 2.417f. 2.752-761 2.754 2.762-771 2.830f. 2.1208b-1215 2.1210 2.1213 2.1214 2.1215 2.1231-1241 2.1232f. 2.1247-1259 2.1247 2.1248 2.1251-1255 2.1251 2.1256 2.1257 2.1258 2.1259 2.1261 3.43-52 3.411-418a 3.499 3.516f. 3.556-565 3.680 3.845 3.851-853 3.851 3.852 3.854-857 3.855 3.857 3.864-866 3.1085f. 3.1086f. 3.1087 3.1169f.

145 Anm. 107 145 Anm. 107 145 159 159 159 211 169 170 169 170 170 150 151 147 147, 224 147¾ 228 148 148 148¾ 224¾ 228 148 224¾ 228 148¾ 224 145 Anm. 107 212 159 156 Anm. 140 211 211 145 Anm. 107 148 148 170 Anm. 175 148 148 149 149 148 148 148 148 211

421

422 3.1183f. 3.1185-1187 3.1186 3.1187 3.1228-1230 3.1252f. 3.1334-1347 3.1338 3.1347 3.1354-1404 3.1354-1363 3.1354 3.1355 3.1363 3.1364-1404 3.1380 3.1386-1391 3.1391 3.1399-1404 4.151 4.279-281 4.327 4.365 4.509 4.964b-979a 4.965 4.968-978 4.979 4.982-991 4.982 4.983 4.994 4.1033f. 4.1034 4.1225-1227 4.1227 4.1232-1244 4.1235 4.1338-1387 4.1391 4.1396b-1399 4.1396-1398

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 158 158 158f. 158 181 Anm. 213 211 157 156 Anm. 140 156 Anm. 140 156f. 157 158 156 Anm. 140 158 157 156 Anm. 140 158 156 Anm. 140 158 156 Anm. 140 144 150 156 Anm. 140 150 162 145¾ 336 145 146 150 146 146 145 159 156 Anm. 140 154 145 Anm. 107¾ 154 154 154 154 154 154 154

Stellenregister 4.1398f. 4.1398 4.1444-1459 4.1567 4.1665-1688 Aristophanes Aves 553 822-825 1494-1551 Pax

154 154¾ 156 155 145 Anm. 197 156f. 7f. 8 Anm. 32 8 Anm. 32 8 29

Aristoteles Poetica 1147b20-23 1448b5-9 1448b9-12 1448b12-19

63¾ 80 80¾ 83 64 63 64

Batrachomyomachia 5-8 7 169-171 170 170a-b 280-285 283

6¾ 302 mit Anm. 244¾ 339 302 6¾ 302 6 40 Anm. 15 6 6 283 Anm. 203

ªallimachus Aetia fr. 1 Asper

238f. 238

Certamen Homeri et Hesiodi 112

283 Anm. 203

ªhaeremon Centaurus fr. 10 Snell

80-82 mit Anm. 164 81 Anm. 167

423

424

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

ªlaudius ªlaudianus carm. min. 53 DZb*—&,üh

4¾ 35¾ 260 Anm. 164 4 4

Cypria fr. 1 Bernab÷

353

Diogenes Laertius Vitae philosophorum 7.29

190 Anm. 10

Euripides Cyclops

6¾ 81

Hercules Furens 181 1271-1273

80 Anm. 162 80 Anm. 162

Phoenissae 128 1130-1133 1130

10 10 10 10

Herodotus Historiae 4.184.3 7.129

153 190 Anm. 8

Hesiodus Fragmenta astronomica fr. 7 Diels-Kranz

48

Feminarum Catalogus fr. 30.17 Merkelbach-.est fr. 30.18 Merkelbach-.est fr. 43a.65 Merkelbach-.est fr. 54áaÛ Merkelbach-.est fr. 57 Merkelbach-.est fr. 197 Merkelbach-.est fr. 204.137 Merkelbach-.est

47 47 141 61 Anm. 95 61 Anm. 95 61 Anm. 95 47

Stellenregister Opera et Dies 47-52 104 106-201 109-126 109-111 111 134 146 191 213 214 217 238

6¾ 47f.¾ 239¾ 256 mit Anm. 157¾ 349 6 350 Anm. 348 349 125 6 350 Anm. 348 48 48 48 48 48 48 48

Scutum 366f.

61 Anm. 95

Theogonia

22-34 49 50 73 137 139-141 149 150 151 152 154-161a 154-160 159 161-175 185f. 185 207-210 245 280

425

3f.¾ 6¾ 15¾ 24¾ 29¾ 35¾ 37-39¾ 41¾ 45-48¾ 51-56¾ 58f.¾ 61f.¾ 64¾ 67-70¾ 74¾ 106f.¾ 109¾ 112f.¾ 119f.¾ 144¾ 147f.¾ 150-152¾ 156¾ 168¾ 175¾ 178f.¾ 226¾ 238f.¾ 241-243¾ 247¾ 256f.¾ 259¾ 292¾ 298¾ 329¾ 343¾ 350 238 241 141 241 49 62 152 56 Anm. 63f. 56 Anm. 67 56 Anm. 64 119 49 24¾ 45 Anm. 23 49 4¾ 295 46 Anm. 26¾ 141 6 226 56 Anm. 67

426 287 295 299 300 301-307 304-307 304 306-325 306f. 306 307 308-332 309 310-312 311 312 321 322f. 322 324 333f. 334 337-370 379f. 390-396 390 459-467 468-473 474-484 478f. 492 507-534 510 514-516 514 515 516 519 535-569 563 617-819 617-623

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 56 Anm. 67 58 58f. 59 53 329 16 mit Anm. 62¾ 329 329 16 Anm. 62 55 47¾ 53 Anm. 52 59 57 329 57 56 Anm. 67 56 Anm. 67¾ 57 58 58 241 Anm. 123 49 Anm. 36 58 113 Anm. 18 51 Anm. 42 247 247 6 49 49 49 241 69 47 47 47 109 Anm. 9 48 56 Anm. 63 6 241 Anm. 123 4 119

Stellenregister 617 624-675 631f. 647 649 662 667 669 671 672 673 674f. 675 677 678-686 682 683f. 687-694 687 688 689 690f. 693-710 693-702 695 695a 696f. 699 706-709 707 710 713-720 713-719 713-716a 714 715 719-736 719 720-725 734f. 734 747

152 119f. 119 241 56 Anm. 63 241 257¾ 292 109 56 Anm. 63f. 56 Anm. 67 56 Anm. 64 285 56 Anm. 63 56 Anm. 63 55 56 Anm. 62 285 241 241 241 242 241 55 242 257 257 242 241 241 241 241 120¾ 242¾ 260 285 119f. 152 56 Anm. 63 106 56 Anm. 63 107 120¾ 152 152 56 Anm. 63¾ 56 Anm. 67¾ 298

427

428 769 817 820-880 820-835 820-828 821 823f. 823 823b 824 825 826-828 826 827 828 829-835 829 830 831 832 833-835 833 834 835 836-868 836-838 836 837 838 839-852 839-843 839 840 842 843 844-852 844-846 845f. 845 846 847 848

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 57 152 4¾ 41 60 Anm. 87 67 45 mit Anm. 23¾ 49¾ 55 59 45 mit Anm. 20¾ 55f. 45 Anm. 20 45¾ 51¾ 56f.¾ 298 56-60 51¾ 67 57 51¾ 56f. 56 67¾ 70 56 57¾ 67 57¾ 67 57¾ 67¾ 241 Anm. 123 67 57¾ 67 57¾ 62¾ 67 57¾ 67f. 174 Anm. 174 50¾ 60¾ 61 Anm. 93 51¾ 257 50¾ 61f. 50¾ 62 55¾ 60 60 62 61f. 61 24¾ 61 60 54 54 44¾ 51¾ 60 54 61 62

Stellenregister 849 850f. 850 851f. 851 852 853-855 853 854 855-861 856 858 859-862 859 860 861-867 861 862-868 862 864 866 867 868 869-880 869 871 872 874 875-880 875 876 880 965-1020 982f. 982 996 Homerus Ilias

429

51¾ 57¾ 62 61 61 259 106 62 60 241 62 60 44¾ 51¾ 56f.¾ 60 24¾ 45 mit Anm. 23 51f. 51¾ 57¾ 168 Anm. 170 53 Anm. 50 50f.¾ 54 45 mit Anm. 23¾ 52 51 52¾ 54 51 52 52 53¾ 60 53¾ 178 55¾ 241 mit Anm. 123 51 Anm. 42¾ 54 54 54 66 54 54 54 39 39 146¾ 156 47 13¾ 15 mit Anm. 57¾ 17f.¾ 22¾ 24-26¾ 50¾ 54¾ 61 Anm. 92¾ 90¾ 94¾ 106¾ 108f.¾ 111¾ 112 Anm. 16¾ 119¾ 144¾ 148¾ 152¾ 158 Anm. 143¾ 195 mit Anm. 23¾ 197-200¾

430

1.259-274 1.402-406 1.580 1.609 2 2.87-93 2.455-483 2.455-458 2.465f. 2.484-760 2.780-785 2.781-785 2.781-783 2.782-785 2.780 2.781 2.782 2.783 2.784f. 2.784 2.785 2.786-877 2.800 2.872 4.439f. 5.385-391 5.385f. 5.388-390 5.388 5.389-391 5.389f. 5.554-560 5.556 5.576 5.850-867 5.855-867 5.898

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 202-208¾ 212¾ 214f.¾ 220¾ 226¾ 234f.¾ 238¾ 243¾ 247¾ 255 Anm. 155¾ 259-261¾ 264¾ 271¾ 273¾ 285¾ 288f.¾ 295¾ 301f.¾ 304¾ 313f.¾ 319¾ 326¾ 329¾ 340 mit Anm. 326f.¾ 340 Anm. 330¾ 352f. 264 152 247 Anm. 131 247 Anm. 131 13 Anm. 46¾ 14 198 Anm. 33 14 14 14 14 12¾ 14¾ 22¾ 24¾ 33 13¾ 18¾ 177¾ 330 15 17 13f.¾ 25 13f.¾ 18¾ 24f. 16-18¾ 25¾ 178 16 mit Anm. 62¾ 25¾ 53¾ 329 14¾ 178 13¾ Anm. 50¾ 14¾ 18¾ 24f.¾ 178 14 25 13 Anm. 46 13 Anm. 46 271 203-205¾ 214f.¾ 233 208 208 208 208 208 199 200 202 Anm. 39 205 234 106 Anm. 3

Stellenregister 6.466-471 7.132-160 7.208-213 7.303f. 7.443 8.13-16 8.139-144 8.140-144 8.215 8.368 8.477b-481 8.478 8.479-481 8.479 8.480f. 8.480 8.481 9.609 10.89 10.296-298 10.298 11.295 11.670-762 11.690-693 11.831f. 11.832 12 12.130 12.275 13-16 13.298-305 13.328 13.459b-461 13.500 13.528 14.200f. 14.203f. 14.277-279 14.279 14.301f. 15.83-150 15.111f.

94 264 202 mit Anm. 39 25 247 107 254 Anm. 154 255 Anm. 155 202 Anm. 39 109 Anm. 9 105 106-108 15 106¾ 108¾ 264 107¾ 109 109¾ 112 Anm. 16 106¾ 108 52 Anm. 48 52 Anm. 48 199 200 202 Anm. 39 264 334 Anm. 312 206 Anm. 50 90 340 202 mit Anm. 39 247 Anm. 131 326¾ 340 202 Anm. 39 202 Anm. 39 288 202 Anm. 39 202 Anm. 39 106 15¾ 107¾ 110 105¾ 109 106 106 233 234

431

432 15.117f. 15.117 15.118 15.121-124a 15.224f. 15.225 15.302 16.102-123 16.143f. 16.327 17 17.536 18.41 18.471 18.481-608 18.486 18.488 18.489 18.516b-519a 18.518 18.579-586 18.583 18.607 18.611f. 18.611 19.78-144 19.86b-94 19.86 19.390f. 19.399-417 20f. 20.19-31 20.31-75a 20.46 20.48f. 20.54-66 20.57-60 20.57 20.59 20.61-65 20.300-309 21.212-327

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 234f. 234 234 234 105¾ 108¾ 259 106 202 Anm. 39 326 206 Anm. 52 109 Anm. 9 340 202 Anm. 39 226 54 266 320 Anm. 287 320 Anm. 287 107 46 Anm. 25 46 Anm. 25 200 200 220 Anm. 79 243 243 327 327 327 206 Anm. 52 304 15 301 260¾ 301 202 mit Anm. 39 271 15 14 14 Anm. 50 14 Anm. 50 259 Anm. 160 289 212¾ 302

Stellenregister 21.257-283 21.300b-329 21.330-514 21.330-384 21.365f. 21.385-390 21.388b-390 21.391-434 21.403-408 21.435-478 21.479-496 21.497-504 21.503 22.7-20 22.15-20 22.29 23 23.238b-242 23.240 23.241f. 23.241 23.242 23.326 23.629-643a 23.765 24 24.480-484 24.630 Odyssea

1.69-73 1.70f. 1.70 2.19f. 3.103-198 3.289 4.499-510 4.502-505

433

303 303 260¾ 301 260 52 Anm. 47 15 301 260 214¾ 234 260 260 260 260 302 212, 304 320 Anm. 287 340 313 313 313f. 313 313 314 Anm. 269 264 52 198 198 Anm. 31 198 Anm. 31 18¾ 34¾ 39¾ 54¾ 58¾ 61 Anm. 92¾ 100¾ 102¾ 109¾ 120f.¾ 131¾ 140-142¾ 144-146¾ 149¾ 188f.¾ 191f.¾ 199¾ 204¾ 207-209¾ 227¾ 264f.¾ 283¾ 309f.¾ 313¾ 321¾ 324¾ 336f.¾ 345f.¾ 248¾ 351 131 131 131¾ 139 131 264 54 Anm. 55 345f. 345

434 4.502 4.503 4.505 5.55-74 5.57 5.63 5.64 5.65-67 5.68 5.69 5.70 5.72f. 5.73f. 5.73b-76 5.74 5.75f. 5.121-124 5.121 5.125-128 5.125 5.129 5.274 6.4-6 6.5 6.6 7.58-60 7.58 7.59 7.60 7.205f. 7.206 8.115 8.261-367 8.518 8.564-571 9 9.62 9.105-115 9.105 9.106-566 9.106

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 345 345 345 125 125 125 125 126 125 125 126 126 126 126 126 126 234: 321 321 321 321 321 320 130 130 130 141¾ 283 141 141 141 mit Anm. 95¾ 283 129 142¾ 218 Anm. 74¾ 280¾ 283¾ 303 Anm. 246 202 Anm. 39 204 46 Anm. 25¾ 202 Anm. 39 130 131 123 Anm. 47 121 122 120f. 122¾ 127

Stellenregister 9.108-111 9.109 9.110 9.111 9.112-115 9.113 9.114 9.116-141 9.116 9.117 9.118f. 9.118 9.119 9.120 9.122 9.123 9.125-129 9.125 9.126 9.127 9.130 9.131 9.132f. 9.133 9.134f. 9.134 9.136 9.137 9.138f. 9.140f. 9.142-148 9.142 9.143 9.144f. 9.144 9.146 9.147f. 9.147 9.153 9.166 9.173-176 9.182-189

127 125 122 122 127¾ 138 122¾ 138 122¾ 131 124 122¾ 124 122 122 124 132 132 132 125 130 132 132 132 132 132 124 132 132 124 124¾ 132¾ 137 132 132 124 123 124 123f.¾ 134 124 123f. 123f.¾ 134 124¾ 134 123 129 122 137 127

435

436 9.182f. 9.182 9.183 9.184-186 9.187 9.188f. 9.188 9.189 9.190-192 9.190f. 9.190 9.191f. 9.191 9.192 9.218 9.224-229 9.273-278 9.291-293 9.311 9.344 9.389 9.481-483 9.537f. 9.565 10.77-132 10.77 10.80-99 10.80 10.81 10.84 10.82-85 10.82 10.86 10.87-96 10.99 10.100-102 10.103f. 10.105 10.106 10.107 10.108 10.110

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 124¾ 131 124 124 124 129 125 125¾ 128 125¾ 127 127 129¾ 138 129 128¾ 138 128 128 129 133 127 139 139 139 52 Anm. 47 139¾ 285 139¾ 285 122 134 123 Anm. 47 134 135 136f. 137 137 135f. 135 137 137 137 138 137 138 138 137f. 138

Stellenregister 10.111 10.112f. 10.112 10.114 10.117 10.118 10.119 10.120 10.121f. 10.124 10.133 10.135-141 10.149 10.150 10.151-155 10.198-200 10.200 10.210 10.252 10.276 10.278 10.287 10.302-306 10.308 10.338 10.348 10.349 10.388 10.398 10.426 10.432 10.434 10.445 10.449 10.452 10.454 10.479 10.528 10.546 10.554 11.23-635 11.37

138 138 138 138 139 137 139 138¾ 140¾ 142 139¾ 285 139 123 Anm. 47 140 140 140 Anm. 94 140 139 141 Anm. 95 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 93 149 140 Anm. 93 140 Anm. 94 140 Anm. 94 140 Anm. 93 140 Anm. 94 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 94 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 93 140 Anm. 94 140 Anm. 93 140 Anm. 94 109 Anm. 9 140 Anm. 93 140 Anm. 93 108¾ 187¾ 209¾ 310 109 Anm. 9

437

438 11.90-151 11.107 11.126 11.152-225 11.206 11.225-332 11.305-320 11.310 11.313-316 11.315f. 11.315 11.315b-316a 11.316 11.317 11.318-320 11.318 11.387-466 11.467-540 11.400 11.407 11.564 11.572-575 11.572 11.573 11.575 11.576-581 11.576 11.577 11.578f. 11.578 11.579 11.580f. 11.581 12.9 12.81 12.127-141 12.127 12.135 12.260-402 12.382f. 13.79f. 13.92

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 109 145¾ 336 314 Anm. 269 109 283 Anm. 203 209 95¾ 185¾ 187¾ 192¾ 214 207 208 120¾ 189¾ 192 189 100 100¾ 189 208 208 209 109 109 54 Anm. 55 54 Anm. 55 109 Anm. 9 108¾ 323 109¾ 129 324 324 108¾ 309 109 310 227 227 227 227 120¾ 310 140 Anm. 93 109 Anm. 9 145 145¾ 336 145¾ 336 145 107 Anm. 4 130 130

Stellenregister 13.119 13.153-187 16.290 19.9 19.20 19.275 20.356 21.217 23.73 24.36-94 24.72 24.76

439

130 130 52 Anm. 47 52 Anm. 47 52 Anm. 47 145¾ 336 109 Anm. 9 314 314 314 314 314

Hyginus Fabulae praef. 4

183 Anm. 222

Isocrates Orationes 10.26

80 Anm. 162

Iulianus Imperator Epistulae 98.29 98.32

190 Anm. 10 190 Anm. 10

Lucianus Adversus Indoctum 5

83 Anm. 173

Bis Accusatus 33

83 Anm. 173¾ 87 Anm. 179¾ 89 Anm. 184

Contemplantes 3-5 3 4 5 7 14

95¾ 99¾ 101¾ 191 96 99f. 99-102 100f. 101 Anm. 218 99f.

440

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

De Saltatione 48

83 Anm. 173

Dialogi Mortuorum 11.4

89 Anm. 184

Dialogi Marini 1

95

Fugitivi 10

83 Anm. 173¾ 89 Anm. 184

Hercules 1

106 Anm. 1

Hermotimus 72

83 Anm. 173¾ 87 Anm. 179

Icaromenippus 4

99 Anm. 209

Jupiter Tragoedus 21

83 Anm. 173

Peregrinus 25

83 Anm. 173

Prometheus es in verbis 5

83 Anm. 173¾ 95 mit Anm. 204

Symposium 45

83 Anm. 173

Tragodopodagra 304

83 Anm. 173

Verae Historiae 1.16 1.18 1.28 1.42

82 Anm. 173 82 Anm. 173 82 Anm. 173 82 Anm. 173

Stellenregister Zeuxis 1f. 2 3-7 3-6 3 4 5f. 5 6 7 8-11 11 12

441

83f.¾ 88 Anm. 180¾ 92¾ 95 Anm. 204¾ 101 84¾ 88 Anm. 180¾ 92 88 Anm. 180 84 83 Anm. 173¾ 84 87f.¾ 92f. 90f. 90 90¾ 92-94 88f.¾ 91¾ 93 88 Anm. 180¾ 92f. 84 88 Anm. 180 84¾ 88 Anm. 180

Lycophron Alexandra

81 Anm. 168

Manilius Carmina fr. 2 Blänsdorf

183 Anm. 222

Martialis Epigrammata 8.36.6

190 Anm. 12

Maximus Tyrius Sophista Dissertationes 12.1

190 Anm. 10

Nonnus Dionysiaca 1f. 48

4 4 4

Nostoi

348¾ 351

>ppianus Cynegetica 1.273-275

339 Anm. 322

442

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

>rpheus Argonautica 1081

150 Anm. 128 150 Anm. 128

>vidius Amores 2.1.13f. 3.12.21-28

190 Anm. 11 78 Anm. 161

Epistulae ex Ponto 2.2.9

190 Anm. 11

Metamorphoses 1.89-115 1.155f. 5.346-355 5.346 5.347 5.352 6.185 6.366

6¾ 174 6 190 Anm. 11 174 174 174 174 183 Anm. 222 183 Anm. 222

Tristia 4.7.11-20

78 Anm. 161

Pausanias Graeciae descriptio 8.29.4 8.32.5

316 Anm. 274 316 Anm. 274

Philo Iudaeus De confusione linguarum 5

190 Anm. 10

Philostratus Heroicus 8.6-16

316 Anm. 274

Vita Apollonii 5.16f.

316 Anm. 274

Stellenregister Phlegon De mirabilibus 11-19

316 Anm. 274

Pindarus Nemea 3.43-63

206 Anm. 50

Pythia 1 1.13-28 1.15-28 2.42-48

7 7 53 80 Anm. 162

Plato Phaedrus 227a-229b 229b-229d 229d2-230a 229d 229e 230a Respublica 9.588c

71¾ 77f. 71 71 71 73¾ 77¾ 80 73f.¾ 78 78f. 77-79 77

Polybius Historiae 34.10.15

190 Anm. 9

Propertius Elegiae 2.1.19f. 2.9.13f. 2.9.14

315 190 Anm. 12 315 316

Ps.-Longinus De sublimitate

65 Anm. 111

Ps.-Vergilius Aetna 51

190 Anm. 11

443

444

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Ptolemaeus Mathematicus Geographia 3.12.16 9uintus Smyrnaeus Posthomerica

1-5 1-3 1 1.1-219 1.1-17 1.1 1.3-8 1.5-8 1.5 1.6f. 1.8 1.18-204 1.37-41 1.37 1.48-53 1.48 1.49 1.54 1.56 1.62 1.63-72 1.69 1.72 1.76-83 1.96 1.129 1.147-150 1.152-156 1.154 1.179-181

190 Anm. 9 18-22¾ 24-27¾ 29-31¾ 34f.¾ 84¾ 160f.¾ 183¾ 185f.¾ 188-207¾ 209¾ 212-222¾ 224-226¾ 229-233¾ 235-241¾ 243¾ 246-248¾ 250¾ 253-257¾ 259f.¾ 263-274¾ 276-289¾ 293¾ 295-298¾ 302-305¾ 308-310¾ 313-319¾ 321-330¾ 334-342¾ 344¾ 346¾ 348-354 23¾ 206¾ 217f.¾ 267¾ 318f.¾ 339-341 218¾ 319 Anm. 279 231¾ 246¾ 268¾ 274f.¾ 278f.¾ 288¾ 340 21 Anm. 79 195 197 195 195-198¾ 200f.¾ 269¾ 276f.¾ 305 196¾ 200 196 196 Anm. 24¾ 197 272 216 Anm. 67¾ 268f. 269 216¾ 268f. 269 269 270 268 Anm. 176 270 269 Anm. 177¾ 270 270 270 269 Anm. 177 275 232 Anm. 101 269 Anm. 177 336 Anm. 108¾ 269 Anm. 177¾ 277-279 278¾ 298 Anm. 238 216 Anm. 67¾ 268 Anm. 176¾ 270-272¾ 279f.¾ 315¾ 340¾ 350

Stellenregister 1.180 1.190 1.207f. 1.209f. 1.222 1.277f. 1.277 1.315-318 1.315 1.317 1.320-324 1.354-356 1.357 1.363-366a 1.373 1.395-402 1.403-476 1.479-481 1.488-493 1.502b-507 1.512-528 1.512-522 1.512-514 1.512f. 1.513f. 1.513 1.514 1.515-522 1.515f. 1.515 1.516 1.517f. 1.517 1.518 1.519 1.520-522 1.521 1.522 1.523-528 1.523

445

271 268 Anm. 176 272 273 272 196 196 mit Anm. 24 273 Anm. 188¾ 276f. 277 277 273 Anm. 188 273 Anm. 188 274f. 213 Anm. 65¾ 268 Anm. 176¾ 273f. 274 273 Anm. 188 274 273 Anm. 188 273 Anm. 188 334 274 214¾ 231¾ 233 186¾ 201-203¾ 205¾ 213f.¾ 234¾ 271¾ 323 215¾ 232 Anm. 101¾ 303 Anm. 246 319 32 187 185f.¾ 192¾ 197¾ 199¾ 201¾ 203¾ 205f.¾ 211-214¾ 216¾ 240¾ 246¾ 269¾ 271¾ 289¾ 294¾ 310¾ 318¾ 323¾ 340¾ 343 186 187¾ 193¾ 195¾ 293 187¾ 193 189 189f. 189f. 186f.¾ 189 193 193¾ 195 187¾ 195 186¾ 194-197¾ 200f.¾ 276f.¾ 305¾ 322f. 194¾ 196 Anm. 24

446 1.524-528 1.524 1.525f. 1.525 1.526f. 1.526 1.528 1.540-546 1.572 1.586f. 1.593 1.613-621 1.625-629 1.633-638 1.658 1.663-668 1.671-674 1.673f. 1.675-715 1.676b-683a 1.677-681 1.677 1.678 1.681-688 1.685 1.689-693a 1.689 1.691 1.690-705 1.690-693 1.696-703 1.698 1.706-710 1.709f. 1.710b-712 1.711 1.713-715 1.714 1.715 1.718-721 1.741-747

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 196 196¾ 200¾ 277 196 196 322 194¾ 200¾ 277 194¾ 196 Anm. 24 275 Anm. 192¾ 323 275 Anm. 192 275 Anm. 192 206 Anm. 52 275 Anm. 192 275 Anm. 192 274 268 Anm. 177¾ 278 268 Anm. 176¾ 274 253 268 Anm. 176 209 236¾ 278 232 Anm. 100¾ 236 Anm. 108 236f. 298 Anm. 238 231 232 Anm. 100 233 231 236f. 231 278¾ 334 Anm. 312 232 Anm. 100 236 235 231 235 235¾ 238 215 Anm. 67¾ 231¾ 234-236¾ 242¾ 267¾ 269¾ 278¾ 296 Anm. 235¾ 315 232¾ 236¾ 278 232 253 253

Stellenregister 1.767-781 2 2.43 2.204b-211 2.204f. 2.204 2.205 2.206f. 2.207 2.208-211 2.208 2.209 2.210 2.211 2.212-214 2.212f. 2.212 2.214 2.272-274 2.379-387 2.380 2.381 2.401b-404a 2.404b-410a 2.410-453 2.411 2.452f. 2.458-460 2.458 2.459f. 2.459 2.460 2.461-467 2.489-513 2.492-494 2.493f. 2.495-499 2.495f. 2.495 2.496

447

254 21 Anm. 79¾ 288¾ 291¾ 301 314 Anm. 269 245¾ 249¾ 290¾ 294 245¾ 290f. 245 215 Anm. 67¾ 245¾ 248¾ 289f.¾ 292f.¾ 318 Anm. 278¾ 343 245f.¾ 249¾ 290 236 Anm. 108¾ 246f.¾ 290 216 Anm. 67¾ 245¾ 247¾ 249¾ 289¾ 303 Anm. 246 247-249¾ 290 247 247f. 248f.¾ 290f. 290 33¾ 202 Anm. 40¾ 232 291 262¾ 291 334 278 Anm. 196 298 278 Anm. 196 294 294 287 308 294 297f.¾ 301 297f. 298¾ 303 Anm. 246 297 297f. 294 301 299 299 299 300 300 300

448 2.497b-500 2.497b-499 2.497 2.499 2.512f. 2.513 2.517-524 2.517 2.518f. 2.518 2.519 2.520 2.522f. 2.522 2.523 2.524 2.541b-546 3 3.26-30 3.26 3.28 3.29 3.30 3.32-134 3.34-59 3.39-42 3.46 3.47 3.48-50 3.51f. 3.55 3.60-185 3.60-179a 3.61 3.63b-66 3.63 3.66 3.77 3.121f. 3.128 3.130

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 299 300 300 300 299 299 285¾ 291¾ 293f.¾ 302¾ 304 292¾ 296 215 Anm. 67¾ 289¾ 291¾ 296¾ 302¾ 312¾ 318 Anm. 278¾ 343 292f.¾ 297 292f.¾ 296 295 291¾ 294 293f. 293f. 293¾ 298 302 217¾ 304¾ 311¾ 319 Anm. 279 304 304 304 304 304¾ 307 209 344 304 304 308 304 304 307 305 302 307 305¾ 307 307 307 304 250 Anm. 136 246 298 Anm. 238

Stellenregister 3.138b-163 3.141-148a 3.143 3.170-174 3.170 3.171 3.174 3.175-179 3.177 3.178f. 3.180 3.181-185 3.182 3.185 3.267f. 3.276 3.388-513 3.388-421 3.392-401 3.392 3.393 3.394 3.395 3.396f. 3.396 3.397 3.398 3.399 3.400 3.401 3.417-421 3.419-421 3.419 3.422-426 3.423 3.425 3.426 3.427-459 3.427 3.460-490

449

305 305 305 305 305 305 305 209 305¾ 307 307 305 305¾ 333 305 305 323 323 311 311 23¾ 216 Anm. 67¾ 232 Anm. 99¾ 289¾ 305¾ 311¾ 318 Anm. 278 307f. 307f.¾ 310 297¾ 308 307 307 309f. 307 307f. 306 Anm. 256¾ 307 306 Anm. 256¾ 307 306 Anm. 256 213¾ 237 Anm. 109 202 Anm. 40¾ 213-215¾ 232 Anm. 99¾ 232 Anm. 101¾ 234¾ 271¾ 303 Anm. 246 214 311¾ 327¾ 333 328¾ 348 309¾ 327¾ 328 328 311 311¾ 333 311

450 3.491-504a 3.506-514 3.515-525 3.719-729 3.719 3.720 3.721 3.724f. 3.724 3.725 3.726f. 3.726 3.727 3.728 3.729 3.730 3.734 3.739 3.770-772 3.779 4 4.40-54 4.56 4.131-170 4.131-143 4.180b-209 4.196 4.436 4.438 4.439 4.405-412a 4.440-442 4.444 4.445-456 4.445 4.446 4.447 4.450 4.457-462 4.498f. 5

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 311 311 311 311 312 312 313 215¾ 289¾ 311¾ 315¾ 317¾ 318 Anm. 278¾ 335 312f. 294¾ 297¾ 312 313 313 313 313 313 314 314 314 334 303 Anm. 247 206¾ 218¾ 225¾ 319 mit Anm. 279 206 Anm. 51 298 Anm. 238 218 206 Anm. 51 341 341 222¾ 349 222 222¾ 271 341 222 222 221¾ 334 221 222 221 221 23 Anm. 87 319 21 Anm. 79¾ 218¾ 319 mit Anm. 279¾ 338¾

Stellenregister 5.1-345 5.2f. 5.3b-101 5.3-5 5.6-101 5.14 5.99 5.73-79 5.102-120 5.102-109 5.102 5.103 5.104 5.105 5.106f. 5.106 5.107 5.108 5.109 5.110 5.111 5.112 5.113 5.118-120 5.118 5.119 5.121-332 5.224-228 5.338-345 5.338 5.339 5.341-345 5.341 5.342-344 5.342 5.343 5.344 5.352-354a 5.354b-358 5.354f.

451

340 225 266 220¾ 244 Anm. 126 266 266¾ 350 Anm. 350 220 220 206 Anm. 51 266 220f.¾ 240¾ 242¾ 248¾ 262f.¾ 265¾ 278¾ 292¾ 296¾ 315 23 Anm. 87 242¾ 244¾ 262 241f.¾ 281 242¾ 256 263 241f.¾ 255¾ 263 242¾ 256¾ 263 241f.¾ 255 242 23 Anm. 87 23 Anm. 87¾ 234 23 Anm. 87 23 Anm. 87 206 Anm. 52 23 Anm. 87¾ 234 23 Anm. 87 266¾ 318 23 Anm. 87 225 225 226f. 228 225 227¾ 229¾ 266 226 226f.¾ 229 173¾ 227¾ 229 319 319 324

452 5.359-362 5.360-364 5.364b-391a 5.367 5.368 5.371-379a 5.379b-385 5.386 5.387-391a 5.393f. 5.393 5.404-411 5.404f. 5.404 5.405 5.406f. 5.406 5.407 5.408-411 5.413-432 5.413-426 5.415-418 5.415 5.416 5.417 5.418 5.420 5.423f. 5.424b-426 5.424f. 5.426 5.429 5.429a 5.430f. 5.430 5.455f. 5.464b-370 5.482-486 5.482 5.483 5.484-486

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 319 213 324 297 320¾ 322 319 319 320 320 324¾ 332 332 324 321-324¾ 333 215 Anm. 67¾ 297¾ 321¾ 324¾ 327 321¾ 325¾ 328 320¾ 322-324 324 322 321 324¾ 328¾ 330 325 325¾ 328 325f.¾ 328 325f. 326 326 325 325 325 328 325 325 328 325f. 327 308 319f.¾ 322 21¾ 209¾ 328¾ -330 26 25f. 12¾ 18¾ 21¾ 26f.¾ 216 Anm. 67¾ 296 Anm. 235¾ 307¾ 330¾ 331f.

Stellenregister 5.485 5.486 5.487-490a 5.487 5.488f. 5.488 5.490-508 5.490 5.503 5.509-520 5.532-558 5.559-568a 5.601-611 5.603 5.614f. 5.620-625 5.637b-639a 5.639b-643 5.639a 5.641f. 5.641 5.642 5.643 5.644-651 5.644 5.646 5.648 5.650 5.658 6-10 6 6.21 6.120 6.131f. 6.131 6.132 6.137 6.142 6.197 6.198-293 6.199

453

23¾ 25¾ 331 23-26 332 332 332 332 333 333 32 333 333 333 333 246 23 Anm. 87 333 333 216¾ 278¾ 296¾ 315¾ 331-333¾ 336-340¾ 342¾ 347 331 331 278¾ 331f.¾ 338 331f.¾ 336 331¾ 336-338 333¾ 335 334 334 334 334 335 216f.¾ 267 225¾ 227 336 Anm. 315 335 Anm. 314 33 33 33 335 Anm. 314 335 Anm. 314 236 Anm. 108 220f.¾ 242¾ 244¾ 266 335 Anm. 313

454 6.204f. 6.209 6.215 6.230 6.235 6.249-251 6.249 6.250 6.251 6.260-262a 6.260 6.261 6.262 6.262a 6.268b-272 6.268f. 6.268 6.269f. 6.269 6.271f. 6.271 6.275 6.285-288 6.268b-272 6.286 6.288 6.294 6.302 6.303 6.371 6.394 6.532-537 6.633 7 7.98 7.107-113 7.108 7.131 7.177 7.185f. 7.186 7.194-212

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 280 335 Anm. 313 335 Anm. 313 335 Anm. 313 335 Anm. 313 221¾ 229 223¾ 297 221 221 329f. 329 329 329 329 222¾ 225¾ 227f.¾ 230¾ 266 224 224¾ 228 226 222¾ 228 226 222f.¾ 226¾ 228 335 Anm. 313 221¾ 229 222¾ 225¾ 227f.¾ 230¾ 266 223 221 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 335 Anm. 314 335 335 Anm. 314 246 287 336 21 Anm. 79¾ 218 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 335 335 Anm. 314 335 Anm. 314 250 Anm. 136 250 Anm. 136 218 Anm. 74¾ 246¾ 303 Anm. 247 250

Stellenregister 7.195-197 7.206 7.294 7.304 7.358-365 7.362 7.433f. 7.445-451 7.445 7.446-463 7.446 7.448 7.449f. 7.449 7.451 7.450a 7.451 7.537-539 7.567 7.631 7.645 7.647f. 7.652 7.653 7.671 7.674 7.690f. 7.695 7.715-722 8 8.5 8.13-58 8.13 8.23 8.27 8.28-33a 8.28 8.29 8.30 8.32 8.33 8.36

303 Anm. 247 218 Anm. 74¾ 280¾ 303 Anm. 246 250 320 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 232 Anm. 100 250 Anm. 136 250f. 251 352 250 Anm. 136¾ 251 251 252 251f. 251f. 206 Anm. 52¾ 252 251f. 251 250 Anm. 136 250 Anm. 136 218 Anm. 73 218 Anm. 73 218 Anm. 74¾ 303 Anm. 247 250 Anm. 136 251 250 Anm. 136 250 Anm. 136 250 Anm. 136 218 Anm. 73 249¾ 288 250 250 250 250 250 216 Anm. 67¾ 248¾ 290 249 249 249 249 250 250

455

456 8.37f. 8.37 8.39 8.40 8.69-74 8.159-161 8.200 8.221-227 8.223 8.258 8.331-336 8.422 8.444-451 8.446-451 8.449f. 8.450 8.451 8.452-477 8.458 8.461-470 8.461 8.462 8.463-465 8.463 8.464 8.466-468 8.466 8.468 8.469 8.470 8.479 8.491f. 9.13 9.60 9.218-222 9.221 9.237f. 9.268 9.295 9.395b-397 10

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 250 250 mit Anm. 136 250 250 236 Anm. 108 206 Anm. 52 206 Anm. 52 236 Anm. 108¾ 249 298 Anm. 238 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 254 246 255 257 256 256 264 278¾ 254 264 255¾ 262f.¾ 265f.¾ 281¾ 292¾ 296¾ 300¾ 305¾ 315 256¾ 262¾ 308 255f.¾ 263¾ 281¾ 300 256 256¾ 300 257 256¾ 262 300 258¾ 300 300 257¾ 264¾ 292 264 250 Anm. 136 250 Anm. 136 250 Anm. 136 202 Anm. 40 232 Anm. 100 250 Anm. 136 250 Anm. 136 236 Anm. 108¾ 237 Anm. 109 335 21 Anm. 79¾ 228¾ 274¾ 283

Stellenregister 10.47 10.170-177 10.170 10.178-180a 10.188-205 10.189-191 10.190 10.199-202 10.199 10.200 10.201 10.202 10.203-205 10.302 10.319 10.479-482 10.481f. 10.482 11-14 11 11.1-329 11.8f. 11.131 11.132f. 11.146-151 11.156-160 11.163f. 11.170-179 11.207-216 11.217f. 11.228-234 11.330-501 11.330f. 11.354f. 11.358-407a 11.374f. 11.388-439 11.393-501 11.393-407a 11.393-196 11.396-398 11.399f.

298 Anm. 238 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 202 Anm. 40¾ 232 Anm. 101 335 220f.¾ 227¾ 242 229 229 225¾ 227¾ 229f.¾ 266 228f. 141 Anm. 95¾ 228¾ 229 Anm. 94 229 228f. 335 308 298 Anm. 238 278 Anm. 196¾ 346 346 278 Anm. 196¾ 346 217 283f.¾ 288¾ 295¾ 340 283 232 Anm. 99 246 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 Anm. 206 284 284 284f. 287 286 282 284 284 284 284 284

457

458 11.401-408 11.401-405 11.401 11.403 11.407f. 11.411 11.412-414 11.415-421a 11.415 11.416 11.417 11.418 11.419 11.421b-425 11.423 11.460-463 11.486-489 11.490-495 11.497-501 11.497 12 12.160f. 12.175b-189a 12.175f. 12.175 12.176 12.177 12.178 12.179 12.180 12.182 12.184f. 12.184 12.185b-189a 12.185 12.189-216 12.189-201 12.189b-191a 12.196-201 12.196-200 12.197

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 281 284f. 281¾ 284 281 284 236 Anm. 108¾ 279 284 216 Anm. 67¾ 280-284¾ 292f.¾ 296 Anm. 235¾ 340 280-282 281¾ 283 281¾ 283 281 282¾ 286¾ 298 Anm. 238 284¾ 286 287 284 284 287 287 287 274¾ 301 301 257¾ 281¾ 300-302 300 300 300 300 259¾ 300 259 259¾ 261f.¾ 282¾ 300 258 261¾ 263 261f. 260¾ 262¾ 305 Anm. 255 261 350 237 301 262 261¾ 300 262¾ 300

Stellenregister 12.198f. 12.198 12.199 12.200 12.201 12.202-214 12.202 12.214 12.306-313 12.310 12.311 12.312 12.313 12.319 12.451f. 13 13.191 13.220-250 13.300-332 13.334-341 13.336 13.342-349 13.350-352a 13.420-429 13.423f. 14 14.125-142 14.135f. 14.185-222 14.189-209 14.209-220 14.246 14.304-319 14.419-658 14.419-421 14.421 14.424 14.425-442 14.427-433a 14.434b-439 14.436

459

263 263 263¾ 300 262 262 261 262 262 238 239 239 239 239 241 329 21 Anm. 79 246 254 289 288f. 289 289 289 341¾ 348 348 21 Anm. 79¾ 218¾ 340 Anm. 325¾ 341f.¾ 352¾ 354 336 Anm. 315 336 Anm. 315 253¾ 289 253 253 303 Anm. 247 254 213 348 348 348 353 349 349 349

460 14.446 14.448 14.449 14.463-465 14.465 14.466-658 14.507f. 14.548-589 14.548-553a 14.550 14.551 14.552 14.553 14.556f. 14.557f. 14.565-567 14.580f. 14.582-587 14.582 14.583 14.584f. 14.584 14.586 14.587 14.588f. 14.589 14.590-628a 14.590 14.592 14.602 14.605 14.606 14.608 14.611 14.612 14.627 14.629f. 14.630f. 14.632-655a

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 344 343 343 232 281¾ 298 Anm. 238 237 344 346 342 216 Anm. 67¾ 219¾ 297¾ 337 Anm. 318¾ 341-344 293¾ 343 343 293¾ 343 343 346 344 305¾ 345 213 Anm. 65¾ 216 Anm. 67¾ 219¾ 271 Anm. 183¾ 296 Anm. 235¾ 315¾ 337f.¾ 340-342¾ 347 342 337-339 338 297¾ 338¾ 342f. 347 343 347 347 351 351 351 351 351 351 351 351 351 351 351 351 352

Stellenregister 14.635-637a 14.637f. 14.639-641 14.646b-652a 14.652b-654a 14.654f. 14.655b-658 14.655 14.656 14.657 14.658 Scholia in Aeschyli Septem contra Thebas 424a

352 352 352 352 352 352 348¾ 351 353 351 351 351

9 Anm. 35

in Aristophanis Aves 553c 824a 1503

8 Anm. 32 8 Anm. 32 8 Anm. 33

AbT in Homeri Iliadis 2.87a

198 Anm. 33

D in Homeri Iliadis 1.611

198 Anm. 33

Sophocles Aias 657-665 658 661f. 815-822 815 817 1025 1029 1040-1420

25-27¾ 326¾ 330¾ 333 Anm. 305 25 25 26 25 25 26 25 26 326

Seneca Agamemnon 338f.

190 Anm. 11

461

462

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos

Hercules furens 968-873a

206 Anm. 50

Hercules Oetaeus 1152

190 Anm. 11

Thyestes 812f.

190 Anm. 11

Statius Silvae 3.2.68f.

190 Anm. 12

Thebais 6.719-721

190 Anm. 12

Strabo Geographica 4.6.12 7a.1.15

190 Anm. 9 190 Anm. 9

Valerius Flaccus Argonautica 1.5 1.7-21 1.9 1.21 1.136 1.537-543a 1.543b-555a 1.555f. 1.556-560 1.564 1.574-692 1.579 1.589f. 2.16b-33 2.16b-23a 2.16 2.17f. 2.17

33f.¾ 160f.¾ 163-166¾ 169-173¾ 178-182¾ 337 172 Anm. 183 172 172 Anm. 183 172 Anm. 183 173 171 171 171 171 163 171 Anm. 179 171 Anm. 179 171 Anm. 179 162¾ 177 174 163f.¾ 166 164 163¾ 164¾ 177

Stellenregister 2.18 2.19 2.20 2.21f. 2.21 2.22 2.23f. 2.23 2.24b-33 2.24 2.25 2.26f. 2.27 2.28 2.29f. 2.29 2.30-33 2.30f. 2.31f. 2.31 2.32 2.33 2.304 2.573 2.605 3.129-132 3.130-132 3.130 3.131f. 3.132 3.208-211 3.209 3.220-230a 3.220 3.221 3.223b-228 3.223f. 3.223 3.224 3.225 3.226f. 3.226

163¾ 165 163f.¾ 166 163-165 165 163-166 164f.¾ 177 166¾ 168 163f.¾ 166¾ 177 173¾ 176¾ 180 164¾ 166f.¾ 174¾ 179 167f.¾ 174 167 167 167 167 167f.¾ 179 179 168 168 168 167 168 172 172 225 Anm. 84 178¾ 180 mit Anm. 213 179 179 179 179 173 172 181 182 182 180 mit Anm. 213¾ 183 183 183 181 182 182 181f.

463

464 3.227 3.228 3.229f. 3.229 4.62-81 4.63 4.69f. 4.72 4.104-111 4.236-239 4.236 4.237 4.286-288 4.428 4.507-511 4.507 4.508 4.515-528 4.516 5.154-176 5.155 5.161 5.165 5.167 5.169f. 5.169 5.173 5.344 5.565f. 6.168-170 6.168f. 6.169f. 6.169 6.170 6.402-409 6.402 6.403 6.404 6.406 7.84 7.86 7.232

Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos 182 182 182 182 224 224 224 224 180 Anm. 213 175¾ 180 mit Anm. 213 175¾ 179 175 180 Anm. 213 179 173 172 172 177 179 224 224 224 224 224 224 224 224 173 180 Anm. 213 177 178 180 mit Anm. 213 177f. 177-179 173 172 172 172 172 172 172 172

Stellenregister 7.647f. 7.648 8 8.375-378 Varro De lingua Latina 7.2.16 Vergilius Aeneis 1.144 2.226 3.578-582 3.578 3.579 3.581f. 4.179 8.319-327 11.1 Georgica 1.281f. 1.493-497

465

180 Anm. 213¾ 218 Anm. 73 173 161 Anm. 152 161

183 Anm. 222 6¾ 149¾ 171¾ 174¾ 206 Anm. 49¾ 339 Anm. 322 226 Anm. 84 270 Anm. 181 174¾ 339 Anm. 322 339 Anm. 322 174 174 183 Anm. 222 6 269 Anm. 177 317 190 Anm. 12 317

bärtschi Titanen, Giganten und Riesen im antiken Epos it der vorliegenden Studie wird eine Neuinterpretation von Riesenfiguren in ausgewählten antiken Epen unter Zuhilfenahme literaturtheoretischer Methoden vorgelegt. Titanen, Giganten und einzelne Riesenfiguren sind in dieser Gattung kontinuierlich präsent und lassen eine Vielzahl von Funktionalisierungen im jeweiligen Werkkontext erkennen. Dazu gehören insbesondere ihr hybrides Wesen, ihre Bedeutung für die Darstellung literarischer Räume oder ihre Rolle als Vergleichsfolien in Gleichnissen zur Figurencharakterisierung. Vielfach ermöglichen dieseVerwendungsarten auch poetologische Reflexionen zur Werkprogrammatik der Epen. Anhand ausgewählter Passagen aus Homer, Hesiod, Apollonios Rhodios, Valerius Flaccus und Quintus Smyrnaeus werden diese Funktionalisierungen systematisch untersucht. Bei der Interpretation werden neben etablierten literaturtheoretischen Methoden wie Intertextualität, Narratologie und Wirkungsästhetik auch neuere Ansätze zur Hybridität und Geopoetik herangezogen.

isbn 978-3-8253-4631-7