Tagebuch eines Sturmführers

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24. 2. 1938. Ich übernehme einen Sturm! Geſtern kam ...

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HANS SNYCKERS

Tagebuch

eines

Sturmführers

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Hans Snyders / Tagebuch eines Sturmführers

Tagebuch eines Sturmführers

von

Hans Snyckers

19 € 40

Zentralverlag der NSDAP., Franz Eher Nachf., München

Alle Rechte vorbehalten - Printed in Germany Druck: Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn , München

Dem besten Kameraden :

Meiner lieben Frau

Gift Rimmers 4-25-46

Vorwort

Über Dienst und Wesen der SA. haben Außenstehende mitunter Ansich ten, die — untereinander sehr verſchieden —- ein Gemeinsames beſißen: ſie stimmen mit der Wirklichkeit nicht überein. Dem einen scheint das Kernstück der Arbeit der SA. die politisch-weltanschauliche Unterrichtung der SA.-Männer zu ſein, der zweite erblickt die Hauptaufgabe der SA. in der sportlichen Ertüchtigung ihrer Angehörigen, und ein dritter ſieht nur den propagandistischen Einsaß. Es mag sogar heute noch immer einen vierten geben, der meint, die SA. habe nach Erfüllung ihrer Aufgabe als Stoß´trupp der nationalsozialiſtiſchen Bewegung in der Kampfzeit keinen feſten Lebensinhalt mehr und greife nun überall da zu, wo gerade ein einzelner mehr oder weniger bedeutsamer Dienst für Volk und Staat geleistet werden könne. Alle ſolchen und ähnlichen Meinungen gehen am Wesentlichen vorbei. Dienst und Wesen der SA. werden hauptsächlich von zwei Dingen bestimmt: von dem Bestreben, die Wehrhaftigkeit der deutschen Mannschaft innerhalb und außerhalb der SA. zu erhöhen, und von dem Willen, jenen Geist echter nationalsozialistischer Einsagbereitschaft und soldatischer Kameradschaft zu erhalten und weiterzutragen, der als „ SA.-Geiſt“ zu einem festen Begriff im Bewußtsein unseres Volkes geworden ist. Das ist das

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Ziel der Arbeit der SA. , und dadurch wird ihr Wesen bestimmt. Der Weg, auf dem die SA. ihrem Ziel zumarschiert, iſt nicht mit wenigen Worten zu beſchreiben. Um ihn kennenzulernen, um zu ſehen, daß er ohne Windungen zum Ziel hinführt und doch nur unter vollem persönlichem Einsaß zu begehen ist, muß man ein Stück mit der SA. marſchieren. Man muß ihren Alltag und ihre besonderen Einsäße eine Zeitlang miterleben, wenn man sich eine zutreffende Vorstellung von ihrer Leistung und ihrer Haltung machen will . Anders kann die Arbeit der SA., die ebenso vielspältig in ihren Einzelheiten wie zielstrebig in ihrem Gesamtaufbau iſt, kaum richtig überblickt und noch weniger richtig bewertet werden . Die Aufzeichnungen, die in dieſem Buche zusammengefaßt sind, begleiten den Marsch eines SA.-Sturmes durch fünf viertel Jahre hindurch. Aus dem Erleben eines Sturmführers

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heraus entstanden, widerspiegeln ſie wahrheitsgetreu das Leben eines SA.Sturmes, wie es tausende im Großdeutschen Reich gibt, tausende, deren Arbeit ähnlich abläuft und deren Geiſt der gleiche iſt. Wenn das Tagebuch dazu beiträgt, das Verſtändnis für Wesen und Leistung der SA. zu vertiefen, dann ist sein Zweck erreicht. Möchte es manchem die Augen dafür öffnen, warum wir SA.-Männer es als Glück und Ehre betrachten, dem Führer in den Sturmabteilungen dienen zu dürfen. Dem SA.-Mann selbst soll das Büchlein Erinnerung an seine Arbeit ſein, dem Unterführer mag es da und dort Anregungen für die Dienſtgestaltung geben.

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24. 2. 1938. Ich übernehme einen Sturm ! Geſtern kam der Befehl. Ich freue mich mächtig, nach langer ausschließlicher Stabstätigkeit wieder eine Einheit zu bekommen . Für den hauptamtlichen SA.-Führer ist es nicht nur dienstlich notwendig, in möglichst enger Tuchfühlung mit der ehrenamtlich dienenden Front zu stehen - es tut ihm auch vor seinem eigenen SA.mäßigen Gewissen gut, wenn er sich neben der hauptamtlichen Dienſtleistung ehrenamtlich einſeßen und dabei Zeitopfer bringen muß, wie ſie ihm vor der hauptamtlichen Verwendung selbstverständlich waren und Führern und Männern der Front- SA. selbstverständlich sind . Für uns mittlere SA.-Führer im hauptamtlichen Dienſtverhältnis gilt das bestimmt ,,weiter oben“ ist es ja praktisch nicht mehr durchführbar. Ich bin entschlossen, mit aller Energie an der Front der SA. zu erproben, ob sich die Forderungen der Stäbe nach richtiger SA.-Führung" unter den gegebenen Verhältniſſen verwirklichen lassen. Und ich habe mir geschworen, mit allen dienstlich möglichen Mitteln zu meckern, wenn ich irgendwie die Überzeugung gewinne, daß Grüne-Tisch-Arbeit geleistet wird ! Das einzige, was ich gestern von meinem Sturm wußte, war, daß er seinen Sig in meinem oberhalb der Gauhauptstadt gelegenen Wohnort hat. So sauste ich sofort nach Dienſtſchluß los, um mich bei meinem neuen Sturmbannführer zu melden und von ihm Näheres zu erfahren. Meine erste Frage galt dem Gebiet des Sturmes . Er umfaßt zwei noch nicht eingemeindete Vorstädte der Hauptstadt und fünf Dörfer mit rein ländlichem Charakter. Sonstige Verhältnisse : Drei Trupps — in jedem Vorort einer und im ländlichen Gebiet zusammen noch mal einer — und neun Scharen . Papierstärke etwa 150 Mann. Antrittsstärke im I. Trupp (am Ort des Dienstsizes mit etwa 75 Mann Soll) sehr schlecht, im II . (ländliches Gebiet mit etwa 40 Mann) mittel und im III. (zweite Vorstadt mit etwa 35 Mann) gut. Noch einige Informationen über Unterführer und Männer, und die Ölung durch den Sturmbannführer war beendet. Da aber gerade Mittwoch, der Tag des wöchentlichen Abenddienstes, war, ordnete der

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Sturmbannführer für den Abend Einweiſungstour an. Der Dienst wird in den Trupps abgehalten — auch im ländlichen Gebiet geht das, die Dörfer liegen eng beieinander

, so kann man motorisiert an einem Abend ' rum-

kommen. Gut jezt, daß ich meinen kleinen zweiſißigen DKW. — garantiert geländegängig — habe ! Ein gewaltiger Vorteil zwar gegenüber den meiſten anderen Sturmführern, daran will ich denken, mir aber verdammt lieb, denn ich will versuchen, an jedem Dienſt bei jedem Trupp aufzukreuzen. Ohne Motorisierung wäre das unmöglich, und doch halte ich es für unerläßlich, wenn ein Sturmführer seine Einheit wirklich persönlich „führen “, das heißt ausrichten, ihre Ausbildung überwachen und die kameradschaftliche Verbindung mit den Männern herstellen und halten will . Um 20 Uhr hole ich den Stubaf. ab - los zum I. Trupp . Dienstlokal eine Schule - bei den anderen Trupps übrigens auch. Ich halte nicht viel von Schulen als SA.-Dienstlokalen -von Wirtshausnebenzimmern allerdings noch weniger. In Schulen müssen sich die Männer in Bänke hineinklemmen, in die sie schon körperlich nicht mehr hineinpaſſen. Außerdem kriegt auch der erwachsene Mann Schuljungenkomplere, wenn er, wie einſt im Mai, in einer Schulbank hockt. Da wird der dienſtleitende Unterführer, besonders wenn er noch den Katheder besteigt, nur zu leicht in der - wenn auch unbewußten - Vorstellung der Männer zum „, Herrn Lehrer", und Schulbubenmanieren - vom Zeigefingerhochrecken bei Fragen an brechen durch. Allein, was nüßt solche Überlegung - ehe sich nicht allgemein die Erkenntnis durchgesezt hat, daß erwachsene Männer mindestens ebenso abhängig von ihrer Umgebung sind wie die phantaſiebegabtere Jugend, wird wohl kaum eine „ SA.-Heim-Aktion“ in größerem Umfange gestartet werden. Und es ist noch lange nicht allgemeine Überzeugung , daß der seelische und sachliche Erfolg jedes Dienstes weitestgehend von der inneren Aufgeschlossenheit der Männer für den Dienst abhängt, diese innere Bereitschaft ihrerseits aber durch das „Milieu “ erheblich mitbestimmt wird . Gerade abends, wenn die Männer müde von der Arbeit und belastet mit allen Alltagssorgen antreten und häufig mit Wiſſenskram befaßt werden müssen! Bei der Ankunft des Sturmbannführers mit einem Sturmführer mit d soweit sie da sind!

roten Spiegeln große Augen der Männer! Das heißt

Ganze 12 Mann „haben sich zusammengefunden“. Ich bin leicht erschüttert und sehe mir den Truppführer sehr genau an- keinerlei Anlaß zu Begeiste-

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rung. Dagegen sehen die Scharführer und ein paar von den Männern so aus, als ob sie zu Höherem berufen seien. Alte SA.-Männer sind unter den Anwesenden überhaupt nicht — auch papiermäßig sind es nur wenige im ganzen Sturm . Der Sturmbannführer führt mich mit ein paar Worten ein. Die Männer betrachten währenddeſſen kritisch den jungen Sturmführer mit den roten Spiegeln. Dann spreche ich und gebe einen kurzen Abriß meiner Auffassung vom Wesen der SA. Ich habe nicht das Gefühl, daß der Abstand zu den Männern dabei kleiner wird. Ob ich zu schnell und zu schwungvoll spreche, ſo daß sie bezweifeln, daß das alles mein Ernst ist und arbeitsmäßiger Belastung standhält? Wahrscheinlich ist es mehr noch der landsmannschaftliche Unterſchied, den der ſtammesbewußte Süddeutſche mißtrauisch zur Kenntnis nimmt. Nach etwa 20 Minuten geht es weiter zum III. Trupp . 27 Mann von papiermäßig 35 sind da — das ſieht besser aus. Der Truppführer macht einen ausgezeichneten Eindruck, und die Männer ſcheinen gut beieinander. Aber auch hier habe ich das gleiche Gefühl starker innerer Vorbehalte gegen den rotbeſpiegelten „Reingeschmeckten“ aus Mitteldeutſchland . Na, wir werden sehen — und uns kennenlernen. Beim II . Trupp treffen wir 25 von 40 Mann an — auch dagegen ist in einem rein ländlichen, aus fünf Gemeinden bestehenden Gebiet nicht viel zu sagen. Der Truppführer — Norddeutscher — iſt alter Chef- AW.-Mann und recht zackig. Er macht einen leicht verbitterten Eindruck. Die Männer scheint er gut in der Hand zu haben. Mir fehlt der Kontakt hier noch mehr als in den beiden anderen Trupps. Da der Sturmbannführer noch mit mir zur Sturmdienststelle fahren will, um einige dringend gewordene Fälle durchzusprechen, muß ich an dieſem erſten Abend auf das kameradschaftliche Zuſammenſißen mit den Männern nach dem Dienst verzichten. Die Sturmdienststelle im Dachstock eines zweistöckigen älteren Hauses besteht aus einem recht netten Sturmführerzimmer, einem reichlich winkeligen Sturmgeschäftszimmer und der auf einem großen Boden gut untergebrachten Sturmkammer. Im ganzen kann man da arbeiten. Erfreulicherweise ist Telephon vorhanden. Ich halte das für ein unbedingtes Bedürfnis wenigstens bei Stürmen, die nicht ganz eng beieinander ſind. Wir treffen den Rechnungsführer und den Kammerwart an. Beide 11

gefallen mir. Der „ Scheinwerfer“ ist ein kleiner, ſehniger Mann mit großer Glaze und riesengroßen Augen, die „ den Neuen“ ungeheuer mißtrauisch ansehen. Er scheint die Gewiſſenhaftigkeit in Person. Der „ Kammerschorsch“ ſieht aus, als ob man ihn schneller gewinnen könnte — er hat so vergnügte Augen. Dabei ist er ein Mann von sicher schon 40 Jahren — ich komme mir sehr jung vor! —, soldatiſch straff, und auch sein Laden scheint in Ordnung. Papierkrieg ist offenbar genug zu bewältigen ― pfui Teufel! Aber er muß eben auch sein . Die beste Führungsarbeit hängt in der Luft, wenn ſie nicht in organiſatoriſcher Kleinarbeit fundiert wird . Die aber kann nur am Schreibtisch geleistet werden. Immerhin finde ich die Aussicht für mich persönlich recht bitter. Ich argwöhne - nicht erst seit heute und angesichts eines großen Haufens unerledigter Post —, daß bei den Stürmen zu einer gewaltigen Papierflut zuſammenſtrömt, was da von den Ämtern und Abteilungen der OSAF. und der Gruppen, von den Brigaden, Standarten und auch Sturmbannen im Verteiler V herausgegeben wird. Einzeln genommen ist es sicher nur wenig, jedenfalls möglich st wenig, was jede vorgeſeßte Dienſtſtelle durch--zuſammengenommen?? Vor allem scheint jedes noch so kleine

gibt

Stückchen Papier einen verflucht kurz anberaumten Termin (Marke ,,Noch gestern") zu enthalten. Es iſt 23 Uhr, als sich der Sturmbannführer verabschiedet, da hat es keinen Zweck mehr, die Männer noch in einer Gaststube aufzusuchen. Alſo fahre ich, nachdem ich den Sturmbannführer abgeſeßt habe, auch heim. Meiner Frau habe ich eröffnet, daß meine wirkliche Freizeit in Zukunft wohl recht knapp bemeſſen ſein wird . Das iſt ſchmerzlich, wenn man gerade vor vier Wochen von der Hochzeitsreise zurückgekommen ist aber Gott sei Dank hat sie als alte BDM. -Führerin Verſtändnis dafür.

4.3 . Die ersten 10 Tage der Führung meines neuen Sturmes liegen hinter mir.

Meine ersten Eindrücke haben sich ziemlich bestätigt. Der

I. Trupp ist das Sorgenkind— es fehlt jeder innere Zusammenhalt. Nach bilden sich 3 Gruppen. Zur den Abenddiensten - das ist bezeichnend ersten gehören die, die sofort nach Hause gehen. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn man schwer zu arbeiten hat und früh ’ raus muß . Die zweite Gruppe geht in ein Café und die dritte, 100 Meter davon entfernt, in ein Wirtshaus. Eigentlich sind es sogar 4 Gruppen

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die Herren der vierten

und größten gehen gar nicht erst zum Dienst. Ich will nun nicht gleich wie ein Berserker mit Umbeſegungen und Neuerungen im Sturm herumwüten - solange mich die Männer noch nicht kennen, mache ich sie damit nur kopfscheu und beſſere nichts. Außerdem muß ich erst wissen, wem ich welche Aufgaben zutrauen kann. Aber mit dem Truppführer I. geht es auf die Dauer kaum, wenn er sich nicht gewaltig zusammenreißt! Ich werde aus ihm nicht klug - er ist völlig verschlossen —, an sich soll er nämlich ganz brauchbar sein. Mein Stellvertreter, der schon lange zum Sturm gehört, ſagte mir wenigstens, der I. Trupp ſei vor nicht allzulanger Zeit noch recht gut gewesen. Komische Sache! „ Mein Stellvertreter" - das ist der Obertruppführer, der eine der wichtigsten Dienststellungen im Sturm innehat und für den es in der SA. keinen offiziellen Namen gibt.

Manche nennen ihn "I Sturmfeldwebel",

andere „diensthabenden Obertruppführer“ , „ Obertruppführer vom Innendienst" usw. In meinem Sturm hieß der Brave bisher "I Sturmfeldwebel", aber das halte ich für eine Mißbildung, das iſt ſo halb SA. , halb Wehrmacht nicht Fisch und nicht Fleisch. Aber wie dem auch sei — einen offiziellen Namen sollte dieſer für den Sturm als „ Spieß “ unentbehrliche Mann schon mal kriegen. Die erste Panne habe ich nun auch schon hinter mir: ich meine, daß in den kleineren Einheiten, die kameradschaftlich besonders eng verbunden sein sollen - bis zum Sturm einschließlich etwa—, Du und Dienstgrad in der außerdienstlichen Anrede auch des Vorgesezten das SA.-mäßig Richtige sind. Die „Zahl der Sterne “ und die Dienſtſtellung ſollten dabei keine Rolle spielen, denn wer sich den Männern gegenüber nicht ohne die Trennungswand des „ Sie“ durchſeßen kann, ist kein SA.-Führer. Ich ſeßte diese Auffassung als allgemeine voraus und duzte die Mitarbeiter der Sturmdienststelle und die Männer in den Trupps ganz munter drauflos. Gegenanrede „ Sturmführer“ und „ Sie “ . Peng ! Erst dachte ich, das „ Sie“ ſei im Sturm ganz allgemein Brauch und wollte es befehlsmäßig abſtellen, dann merkte ich, daß nur mir gegenüber eine Ausnahme vom „ Du“ gemacht wurde. Ob es Befangenheit war, ob die roten Spiegel einschüchternd wirkten oder ob ein bewußtes Abwarten gegenüber dem „ Neuen“ ausgedrückt werden sollte ich weiß es nicht. Es wird von allem etwas gewesen sein. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, daß es als Anbiederung gewirkt hätte, beſtünde ich jeßt, solange wir uns noch nicht näher kennen, auf dem Du. 13

Ein solches Mißverständnis aber muß unter allen Umständen vermieden werden. Die Kameradschaft zwischen meinen Männern und mir ſoll ja nicht am Biertisch oder in einer entsprechenden Atmoſphäre begründet werden, sondern durch einen Dienst, in dem Führer und Mann ihre Kraft voll einſeßen müſſen. Dabei fallen dann die Schranken SA .-mäßig falscher Formen allmählich ganz von ſelbſt. Mit dieſer Überlegung habe ich das „ Du“ wieder abgelegt und sieze nun auch meinerseits die Männer. Es geht jetzt überhaupt hölliſch dienſtlich her bei uns. Ich bin gewillt, ein so scharfes Tempo im Dienst vorzulegen, daß jeder abgehängt wird , der nicht ganz mitmachen will . Eine wirkliche Einheit von 80 oder 100 Mann ist zwanzigmal soviel wert wie ein doppelt so großer Haufen, der dauernd mit 40 oder 50 Prozent antritt!

7.3. In den legten 14 Tagen habe ich noch vorwiegend beobachtet es war auch noch kein Sonntagsdienst bisher und mich dem Papierkrieg zugewendet. Der allerdings ist ungeheuerlich. Wir machen uns in den Stäben wirklich nicht immer die richtigen Vorstellungen, was alles auf den Sturm hereinbricht! Meldungen über Meldungen an die verschiedensten Ressorts der vorgesetzten Dienststellen, Überweisungen, Verwaltungskram, Briefverkehr mit den örtlichen Parteidienſtſtellen in ſozialen Fragen oder sonst etwas , Schreibereien mit den Bürgermeistern und anderen Behörden, schriftliche Anordnungen auch an die Trupps und Scharen und - dick unterstrichen — die SA.- Sportabzeichenarbeit. Ich sehe, wenn das im jeßigen Tempo anhält und nicht nur „ Frühlingsstürme“ herrschen, für den Durchschnitt aller Sturmführer keine Möglichkeit, Führungs- und Schreibtischarbeit ohne selbständig arbeitende hauptamtliche Hilf8kraft zu bewältigen . Entweder der Sturmführer ersäuft im Papierkrieg und der Sturm verlottert, oder er hält seinen Sturm zuſammen und läßt den Papierkram hängen . Es ist eine verheerende Alternative : seinen Sturm ent weder führen oder verwalten, nicht aber beides zuſammen tun zu können ! Es ist gut befohlen: Die SA.- Sportabzeichenarbeit ist mit allen Mitteln auszubauen, jeder wehrfähige Deutsche muß Träger des SA.-Sportabzeichens werden, die Wiederholungsübungen ſind gewiſſenhaft zu organisieren uſw., wenn allein mit dem da mit verbundenen Papierkrieg ein Mann nahezu hauptamtlich beschäftigt werden könnte und dieſer Mann eben fehlt.

Ich soll vom 13. bis 29. März zum Prüferlehrgang nach Dresden

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erfreulicherweise habe ich die Sturmbannführerüberprüfung schon hinter mir und bleibe davon unbelastet —, da will ich gerade zum Thema SA.Sportabzeichen mal die Frontnöte vortragen. Mal sehen, was die SA.Führer der OSAF. Führerschule raten.

11.3. Bis nicht der Dresdener Kurs hinter mir liegt, lasse ich den Sturm noch ganz im bisherigen Geleiſe laufen . Danach ſoll's dann auch außendienstlich mit Volldampf losgehen. So eine Art Außendienst habe ich mit meinen Männern übrigens schon hinter mir. Am leßten Wochenende war WHW.-Sammelaktion . Es ist fein, mit welcher Freude die Männer an jede Dienstleistung herangehen, die für ſie greifbar ſinnvoll ist. Auch der I. Trupp war beſſer als sonst angetreten. Ich glaube, die oft schlechte Antrittsstärke der Einheiten geht zum Teil darauf zurück, daß viele Männer nicht vorbehaltlos von der inneren Notwendigkeit des normalen SA.-Ausbildungsdienstes überzeugt sind. Seien wir doch ehrlich — auch uns SA.-Führer plagt oft die Frage, ob er nicht manchmal zu ſehr Selbstzweck ist. Gewiß, wir erkennen die ungeheure Bedeutung eines festgefügten Blockes soldatischer Nationalsozialisten . Allein echtes politiſches Soldatentum wird sich nur da herauskriſtalliſieren, wo sich eine Gemeinſchaft von Männern in der Bewältigung eines Auftrages bewähren muß, deſſen Erfüllung für den lezten Mann offensichtlich

von vitaler Bedeutung für die nationale Existenz iſt.

Da erwächst dann aus der gemeinsamen Anstrengung im Dienst einer großen Aufgabe ganz von selbst jene Frontkameradschaft, deren Vorhandensein gerade für unseren Staat ständige Lebensvorausseßung iſt. Hat die SA . zur Zeit eine solche Aufgabe? Am ehesten in der SA.-Sportabzeichenarbeit. Das SA.-Sportabzeichen wird wohl einmal den Ansazpunkt für eine noch größere Aufgabenstellung der SA. bieten. Die augenblickliche Gestaltung kann noch nicht restlos befriedigen. Die Ausbildung auf rein freiwilliger Grundlage ist schön und gut — aber erfaßt werden so doch überwiegend die Volksgenossen, die eine Wehrertüchtigung und politische Erziehung relativ noch am wenigsten nötig haben. Als zu freiwilligem Einsag bereite Idealisten gehören sie meist schon irgendeiner nationalſozialistischen Organisation an und werden dort politiſch erzogen und auch körperlich mehr oder weniger geſchult. Den großen Haufen derer aber, denen der idealistische Wille zu freiwilliger Mitarbeit fehlt, können wir nicht 15

erfassen, obwohl es denen gerade am gesündesten wäre, in eine Gemeinschaftserziehung genommen zu werden. Gewiß, auch bei denen, die zu uns kommen, ist gerade auf dem Gebiet wehrhafter Erziehung und Ertüchtigung noch manches zu leisten. Aber zu einer umfassenden und dauerhaften Beseitigung aller Mängel reicht die kurze Ausbildungszeit zum SA.- Sportabzeichen nicht aus, und auch die Wiederholungsübungen in ihrer derzeitigen Form tun es nicht. In der SA. selbst ist auf dem Gebiet wehrhafter Ausbildung ja auch noch vieles ausbaufähig, und die Zeit reicht, ſyſtematiſch ausgenußt, auch aus. Dafür fällt aber eines desto schwerer ins Gewicht : d i e wehrmäßigen Ausbildungsmittel der SA. genügen bei weitem noch nicht. Sport, Marschieren, Geländedienst, theoretiſche Ausbildung in Kartenkunde, am Marschkompaß und Planzeiger, theoretische und praktische Schießausbildung am KK.-Gewehr und was weiß ich ―das alles ist und bleibt unerläßlich notwendig. Aber im fünften Dienſtjahr bringen die Männer nicht mehr das rechte Intereſſe dafür auf, wenn der Ausbildungsstoff nicht erweitert wird . Dazu aber fehlt uns weitgehend die Möglichkeit. Besonders die Frage der Schießausbildung ist brennend ! Natürlich kann man am KK. - Gewehr genau so zielen und alles Wesentliche sonst lernen wie am Großkalibergewehr. Aber wer das mal kann, der will als erwachsener wehrhafter Mann eben eine ernstzunehmende Knarre in die Hand kriegen. Gerade der Deutſche verbindet nun einmal ſeine Ehre mit dem Recht, eine Waffe zu führen, und sträubt ſich dagegen, mit einer aufzutreten, die nicht vollwertig ist. Er kriegt dann verflirt leicht Minderwertigkeitsgefühle.

12.3. Heute habe ich mich bei meinem neuen Standartenführer gemeldet, den ich schon von früher als einen pfundigen Front-SA. - Führer kenne. Er scheint sich zu freuen, einen der „ Herren des Gruppenſtabes" an der Front seiner Standarte arbeiten zu sehen, und nahm mich sehr herzlich in das Führerkorps der Standarte auf. Mit den Mitarbeitern der Sturmdienststelle scheine ich Glück zu haben. Sie machen alle einen SA.-mäßig ordentlichen, zuverläſſigen und arbeitswilligen Eindruck. Vor allem ein Oberscharführer, der die Personalangelegenheiten bearbeitet und dabei ein fanatiſcher SA.-Mann zu ſein scheint, fällt auf. Er tobt seine Einſaßbereitschaft zu meiner großen Freude dadurch aus, daß er muſtergültige Ordnung unter den Perſonalpapieren

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ſchafft. Immerhin muß ich mal sehen, ob er nicht auf die Dauer beſſer mit einer Führungsaufgabe betraut wird .

2. 4. Der Dresdener Kurs liegt hinter mir. Er war ganz prima. Man wird wirklich aufgemöbelt in Dresden. Die Nöte der Front ſind bekannt. Ich glaube, es geht keiner ohne das Gefühl nach Hauſe, daß der eingeschlagene Weg der Ausbildungsarbeit richtig ist und die Mühe lohnt, die der Frontdienst von Führer und Mann verlangt. Fein auch, daß man mal wieder mit Führern anderer Gliederungen Arbeitsdienst, NSKK., NSFK. und auch die politische Leitung waren vertreten — zusammenlebte. Geflucht haben wir allerdings alle, daß unsere Begeisterung in den Tagen der Heimkehr Österreichs keine tätigere Auswirkung finden konnte. Herrgott ― nochmal die Ostmark wieder im Reich! Was für eine Zeit dürfen wir miterleben! Man kann es sich nicht denken, daß es noch irgendjemanden in -Deutschland — im Großdeutschen Reich – geben kann, der nicht mit letter Hingabe dem Führer und seinem Werk dienen möchte! Gestern sprach der Führer in unserer Gauhauptstadt — ich bin noch halb heiser geſchrien und ganz erfüllt von der Begeisterung, die Hunderttausende gepackt hatte. Was muß der Führer empfinden — jezt, da er seine Heimat ins Reich heimholen durfte!

10.4. 1938. Arbeitsreiche Tage liegen hinter uns. Und viel Marschieren ! Am 3. und 6. April und gestern und heute sind wir kreuz und quer durch unsere sieben Ortschaften gezogen, um auch den leßten Volksgenossen noch einmal an ſeine Dankespflicht gegenüber dem Führer zu mahnen. Eben kommen die ersten Wahlergebniſſe im Radio durch, und sie sind, wie man es erwarten mußte. Die nächsten Tage werden kein Ausruhen bringen - am 24. April steigt die erste Wiederholungsübung . Vorher muß noch viel Papierkrieg erledigt werden. Wie wir alle die Liste lieben, auf der von jedem SA.- Sportabzeichenträger 16 verschiedene Angaben gemacht werden müſſen, und die zweite mit „ nur“ 5 weiteren und dazu die Teilnehmerkarte mit noch einmal 5 Angaben ! 400 SA.- Sportabzeichenträger inner- und außerhalb der SA. im Sturmgebiet soviel haben sich wenigstens auf mehrfachen Zeitungsaufruf hin gemeldet) mal 16 +5 +5 Eintragungen — das ſind über 10 000 schriftliche Vermerke über SA.- Sportabzeichenträger im Ge2 Snyders, Tagebuch

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biet ei ne 8 Sturmes . Und das ohne hauptamtliche Schreibkraft neben den übrigen Dienſtgeſchäften ! In meinem Sturm wird's hoffentlich klappen, wenn meine Frau auch nicht allzu begeistert war, daß ich die dienstfreien Tage von Karfreitag bis Ofterdienstag mit Ausnahme der Mahlzeiten ausſchließlich dazu benußt habe, den ganzen Papierkrieg nochmal ſelbſt zu überarbeiten. Es hat sich aber als notwendig erwiesen. Wenn die Wiederholungsübungen vorbei ſind, muß ich eine SAG . aufziehen, und dann muß ich auch mal einen Ausbildungsplan für meinen Sturm auf längere Sicht ausarbeiten. Die Methode, erst zwei Tage vor jedem Dienst den Dienstplan aufzustellen, ist auf die Dauer nicht erträglich. So kommt keine einheitliche Linie in die Ausbildung. Außerdem läßt die Dienstfreudigkeit der Männer begreiflicherweise nach, wenn sie nie vor Dienstbeginn wissen, worauf sie sich einrichten und gegebenenfalls vorbereiten sollen.

24. 4. Gut, daß ich die Tagebucheintragungen vor mir zum Dienst erhoben habe, sonst wär's bald darum geschehen ! Also los : Am 17. April Einweihung eines „ SA.-Mann“-Lesekastens beim III. Trupp . Ein schwerer eichenerKasten ist es, naturfarben gebeizt, und die Worte „ Der SA.-Mann “ find sauber herausgeschnißt. Den haben die Männer des III. Trupps nicht nur aus eigenen Mitteln bezahlt, sondern vor allem restlos selbst gearbeitet. Der Lesekasten wird uns gute Dienste leisten. Durch die Zeitschrift der SA., durch Bildberichte aus der Arbeit des Sturmes usw. wird er uns SA.Männer und die Bevölkerung des Sturmgebietes in ständiger Verbindung halten. Die Einweihung war kurz , aber würdig. III . Trupp, Politische Leiter und HJ. angetreten, Ortsgruppenleiter, Bürgermeister, HJ.-Führer und ich anwesend, Meldung des Truppführers an mich, Fünf-Minuten-Anſprache über die Aufgabe der SA., politiſch aufzuklären und in und außer Dienſt den Nationalsozialismus propagandistisch zu vertreten, ein paar anknüpfende Worte über den Zweck des Lesekastens, Sieg Heil ! — aus. Danach ein kurzer Propagandamarsch durch die kleine Stadt und Wegtreten. Am Sonntag vorher war der Wahldienst, und die heutige Wiederholungsübung stand bevor

da war ich doch sehr für Kürze. Nett der anschließende Früh-

schoppen mit den Männern des III . Trupps . Die fangen allmählich an aufzutauen! Mit einem gutgemeinten Liedersingen fingen sie an. Unsere

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alten Kampflieder können sie wirklich anständig ſingen, aber neue ·

o je.

Leichtsinnig genug behaupteten sie auf meine an alle gerichtete Frage, welche neuen Kampflieder ſie beherrschten : alle bekannteren. Der Truppführer versuchte abzulenken, und ich sehe seinem besorgten Gesicht an, daß er der Geschichte nicht traut . Troßdem zeige ich mich seinen Ablenkungsmanövern gegenüber taub, gebe lediglich mehrere Lieder zur Auswahl : „ Ein junges Volk", ', „ Im Sturmschritt der SA. “ , „ Nur der Freiheit gehört unser Leben “, Es zittern die morschen Knochen", Soldaten sind immer Soldaten", „Im Marsch der Kolonnen“ und „ Hört ihr es grollen “ . Betretene Gesichter weiß der Teufel, was die Männer unter „neuen Kampfliedern“ verstanden hatten! Ein Mutiger stimmt an — Ergebnis: „ Ein junges Volk" geht einigermaßen, die „ morschenKnochen “ zittern glaubwürdiger —der Rest ist Schweigen. Ich unterlaſſe nicht, ein paar häßliche Bemerkungen zu machen. Halb lachen die Männer, halb ärgern ſie ſich über die Panne, und ihrTruppführer ist leicht vergrämt. Das schadet aber nichts . In vier Wochen werden sie wie die Lerchen ſingen, nur, um sich an mir zu rächen ! Ich habe in Erwartung dieser Rache in der lezten Woche nochmal selbst alle möglichen Liederterte aufgefrischt, denn ich muß zu meiner Schande gestehen: richtig gesessen haben auch bei mir nicht mehr alle. Der legte Abenddienst bestand vorwiegend aus Sport. Ich bin nicht zufrieden mit den derzeitigen Möglichkeiten der sportlichen Ausbildung im Sturm. Sport ohne Geräte — das geht schon, aber mit Geräten geht's eben besser. Gestern habe ich deshalb mit den Ortsgruppenleitern und Bürgermeistern der beiden Vorstadtgemeinden konferiert, und das Ergebnis das ist nun erfreut mein Herz . Eine Schenkung erbitten darf ich nicht mal verboten —, außerdem dürfen die Gemeinden keine Zuwendungen schenkungshalber machen. Dagegen ist es den Gemeinden nicht verboten, Geräte zu Gemeindeeigentum zu erwerben, um damit die sportliche und wehrsportliche Ausbildung innerhalb der Gemeinde zu fördern . Und uns ist nicht verboten, Gemeindeeigentum leihweiſe zu benußen und gegebenenfalls zu verwahren. Auf dieser „ legalen Basis" habe ich - mit verständnis- von „ meinen “ Bürgerroller Unterstützung durch die Ortsgruppenleiter meistern Zusagen erhalten, und gestern sind in den beiden Gemeinderäten insgesamt 1100 RM. für derartige Gerätebeſchaffungen bewilligt worden. Auswahl und Bestellung des Gerätes nehme ich als Beauftragter der Bürgermeister vor, die Geräte kommen zu uns auf Kammer, und sie stehen

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zunächst meinem Sturm zur Verfügung. In zweiter Linie ſind ſie von Fall zu Fall an andere Verbände auszuleihen, aber die Anforderung ist an den Sturm zu richten und ich habe darüber zu entscheiden. Ich halte dieſe Lösung für brauchbar und möchte sie anderen Sturmführern zur Nachahmung empfehlen. 24. 4., abends. Heute nachmittag mußte ich abbrechen - mein Schreiber und 2 Männer vom I. und III. Trupp kamen, um mit mir die Teilnehmerkarten der „ Wiederholer“ auszufüllen. Jezt sind die 400 Teilnehmerkarten ausgeschrieben und ich bin eigentlich bettreif. Aber die Wiederholungsübung heute morgen verdient verbucht zu werden. Also : die Wiederholungsübung ist zugleich als Werbeaktion für das SA.-Sportabzeichen programmäßig abgerollt. Die 15 km Marschstrecke reichten gerade aus, um alle wesentlichen Ortschaften des Sturmgebietes mitzunehmen. Ich glaube, der propagandistische Erfolg ist nicht schlecht, denn der „Heer- machte sich ganz stattwurm der 400 " — genau waren es sogar 437 — lich. Die zwiſchengeschalteten 2 Spielmannszüge mußten ' ran

HI. und Feuerwehr

machten den erforderlichen Krach, und die Transparente,

die meine Malkünstler im Sturm in den lezten Tagen zusammengepinselt hatten, wirkten auch recht gut. Damit die 15 km nicht nur Propagandamarsch würden und die Wiederholer die Genugtuung einer Leiſtung gewönnen, bin ich ganz zünftig loggestiefelt. Langsam — schneller — noch schneller — wieder langſamer, dann die Pause zum Entfernungsschäßen, und dann nochmal hügelauf, hügelab das schöne Spiel. Mancher brave Volksgenosse hat schwer geſchnauft und den vielen Speck verflucht, den er sich in den lezten Jahren angefuttert hat! Mit dem Papierkrieg sind wir gut durchgekommen und auch das Entfernungsschäßen des ganzen Haufens war in drei Viertelſtunden erledigt. Es hat sich gelohnt, daß wir uns v or her den Kopf zerbrochen haben, wie wir die Masse der Wiederholer aufteilen und in Gruppen von etwa 20 Mann gleichzeitig von je einem geeigneten Unterführer abfertigen laſſen könnten. Dank des geringen Zeitverluſtes bei der Stärkemeldung und dem Verwaltungskram und dank der schnellen Abwicklung des Entfernungsſchäßens war die Stimmung der Kolonne glänzend. Entlassen habe ich die Wiederholer mit einer kurzen Ansprache über die Pflichten des SA.- Sportabzeichenträgers, die mich jezt noch im Halse 20

kragt! Ich hatte versäumt, die Wiederholer im Karree antreten zu laſſen und mußte mich deshalb den in Linie zu 3 Gliedern aufgestellten Vierhundert verständlich machen. Das kostet im Freien ohne Lautsprecher erstaunlich viel Lungenkraft. Das nächste Mal stelle ich's klüger an!

Die "Machtposition “ als Leiter der Wiederholungsübung habe ich — ich ― gestehe es ausgenußt. Unter den SA.- Sportabzeichenträgern befindet sich der Schriftleiter unserer nationalsozialistischen Heimatzeitung. Die Gelegenheit, ihn breitzuschlagen, schien mir günſtig, als er da so schön im Glied der Wiederholer meinem Kommando unterstand . Ich habe mich nicht getäuscht - am Mittwoch kommt eine Sonderseite über das SA.Sportabzeichen heraus . Ein Aufruf des Sturmbannführers, ein allgemein gehaltener Bericht über das SA.- Sportabzeichen, ein paar Bilder und eine Unterhaltung mit mir über die bevorstehende SA.-Sportabzeichengemeinſchaft meines Sturmes . Das soll der Schlag gegen die Trägheit derjenigen werden, die als wehrfähige Männer noch immer nicht Träger des SA.-Sportabzeichens sind.

3. 5. Es ist Mitternacht durch, und ich komme vom Sturmdienstzimmer. Ein Dienstag, der Tag meiner offiziellen Sprechstunde, liegt hinter mir. Nach einigen Volksgenoſſen, die auf den Aufruf zum Eintritt in die SA.-Sportabzeichengemeinschaft hin tausenderlei Fragen an mich richten. mußten, ehe sie sich zur Teilnahme entſchließen konnten, meldeten sich drei neu zugezogene SA.-Männer, alle drei aus der Oſtmark . Zwei davon waren Legionäre, einer ist Steiermärker, der andere Wiener. Der Steirer machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Beide schienen etwas verbittert. Nach ihnen meldet sich der dritte - er kommt aus Tirol. Das erste, was mir an ihm auffällt, ſind ſeine dicken Brillengläser, die ihm ein ziemlich unsoldatiſches Aussehen geben. Hinter dem linken Glas blickt das Auge merkwürdig ſtarr. Er meldet in einwandfreier Form, woher er zugezogen ist und bei welcher Einheit er zulezt gestanden hat. Da es sich um einen Ort des Altreichsgebietes handelt, frage ich ihn , wann und aus welchem Grunde er die Ostmark verlaſſen habe. „ Wegen der Ereigniſſe im Juli 1934. “ Ob er verfolgt worden sei? „Ja, ich habe schon 1933 ein halbes Jahr Kerker abſißen müſſen, und sie waren scharf hinter mir her. " Im Altreich habe er ſeinem Beruf als Bergmann nicht weiter nachgehen können, er sei daher in verschiedenen Stellen als Hilfsarbeiter tätig gewesen. Er habe aber nie allzulange aushalten

21

können, weil er für schwere Arbeit nicht mehr geſund genug ſei . -- Was ihm denn fehle? - Die Kerkerstrafe habe ihn seinerzeit ziemlich mitgenommen. Als er bald nach seiner Entlaſſung in einer Saalschlacht mit der Heimwehr durch einen Meſſerſtich das Sehvermögen des linken Auges verloren und einen Schuß wenig über dem Herzen abbekommen habe, da ſei es für ― · lange Zeit recht schlecht um ihn bestellt gewesen. Ich stuge, sehe mir den Mann genau an - er sagt das alles mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es sich um etwas Alltägliches handele. Das iſt ſo außergewöhnlich, daß sich ein Mißtrauen in mir regt. Aber der Mann ſieht anständig aus. Nicht _______ im entfernteſten ein Schwindlertyp . Immerhin ich frage weiter, ob er einen Nachweis für seine Angaben beſiße. Er bringt ein ziemlich zerleſenes Stück Papier zutage. Dabei fällt mir auf, daß der kleine Finger seiner rechten Hand weggekrümmt absteht. Auch das ſei von jener Saalschlacht: „Ja, wiſſen S', Sturmführer, da im ‚Bären' in Hötting, da ist's schon schwer die Innsbrucker SA. und die Heimwehr, die Penzplatten, die haben beide nicht schlecht hingelangt. “ Ich lese die Bescheinigung des

hergangen

Hilfsbundes der Deutsch-Österreicher. In ihr werden alle Angaben, die er mir eben gemacht hat, mit Unterschrift und Stempel bescheinigt. „Ja, Mann, was ist denn für Sie geschehen, als Sie ſich ins Reich durchgeschlagen hatten? “ „ Was soll geschehen sein, Sturmführer - nir ! " „Haben Sie sich denn nicht bei der Hilfskasse und so weiter gemeldet ?“ „Nein, das habe ich nicht. Ich habe mich nie um eine Unterſtüßung beworben, Sturmführer, ich hab' doch nir wie meine Pflicht getan. “ „Ja, aber — Mensch, Sie haben doch früher als gelernter Bergmann sicher mehr verdient als jezt als Hilf8arbeiter! Da Sie sich die Knochen im SA. -Dienſt haben zuſammenſchlagen laſſen, würde die Partei doch für einen Ausgleich sorgen, wenn ſie nur überhaupt von Ihnen wüßte ! Wieviel verdienen Sie?“ „ Ichschaffe beim Panzerregiment auf Kammer. Da hab' ich 68 Pfennig die Stunde. Auf dem Beruf hab' ich freilich früher mehr gehabt, da war die Arbeit aber auch schwerer." „ Sind Sie verheiratet?" Jawoll. " „Kinder? “ „ Ein Mädel." Sturmführer, Ich weiß immer noch nicht, ob ich ihm glauben soll. ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, es hat sich alles so zugetragen, wie ich's erzählt hab '. Und eine Eingabe hab' ich nicht gemacht, weil ich ja auch nicht mehr getan hab' als andere. Ich hab' halt nur ein biſſel mehr Pech gehabt, daß es mich erwiſcht hat, aber das ist ja ſchließlich kein Verdienst. Durchgeschlagen hab' ich mich noch alleweil." - So etwas gibt es : Da steht vor 22

mir ein SA.-Mann, Rottenführer wie hunderttausend andere, der hat sich im Kampf für den Nationalsozialismus nahezu zum Krüppel ſchlagen laſund sen, hat weiß Gott tausendmal mehr geopfert als die meisten von uns rührt ſich nicht drum. Ist nun fast vier Jahre im nationalsozialiſtiſchen Reich und hat nicht an die große Glocke gehängt, wie er ſich eingeſeßt hat. Hat nicht einmal versucht, einen Ausgleich für den Schaden zu bekommen, der ihm durch seine Verlegungen tagtäglich entſteht. Und warum? — „Ich habe doch nichts als meine Pflicht getan, das ist doch kein besonderes Verdienst." Auf dieſen Grund ist unser Reich gebaut, und auf dieſem Grunde wird es bestehen, solange deutsche Männer ſo denken wie dieſer unbekannte SA.Mann. Nur selten bin ich so bewußt stolz darauf gewesen, SA.-Mann und SA.-Führer zu sein, wie heute abend . Ich hoffe, daß es bald gelingt, dem Manne eine anständige Stelle zu verschaffen und ihn auch von seiten der Partei wenigstens materiell einigermaßen für das zu entschädigen, was er geopfert hat. Die notwendigen Schritte habe ich zum Teil noch vorhin unternommen, der Rest folgt morgen.

8.5. Eine weitere Wiederholungsübung mit einigen Nachzüglern iſt heute vormittag kurz und schmerzlos abgerollt. Nun ist Schluß damit in meinem Gebiet. Die Säumigen kriegen in den nächsten Tagen ihren „ Liebesbrief" - Ablieferung des SA. - Sportabzeichens uſw. wegen unentſchuldigten Versäumens der Wiederholungsübung. Nur druff

bloß nicht

weich werden. Wenn jezt nicht durchgefahren wird, steht das Ansehen der Wiederholungsübungen und des SA. - Sportabzeichens ſelbſt aufdem Spiel! Heute habe ich endlich wieder einmal einen Sonntagnachmittag und abend dienstfrei halten können. Ich bin mir heute nachmittag - in Zivil mit meiner Frau spazierengehend - ganz wie ein braver Bürger vorgekommen. Die Überlegung, daß es der zweite derartige Sonntagnachmittag seit Ende Februar war, hat mich aber beruhigt. Meine Eltern, Geschwister und Freunde, mit denen meine Frau die schriftliche Verbindung aufrechterhält, fragen schon an, ob ich das Schreiben verlernt hätte. Wenn die wüßten! Schreiben hat jeder einzelne Mitarbeiter der Sturmdienststelle in den leßten Wochen gelernt, wenn er's nicht schon gekonnt hat. 143 Mann haben sich auf unsere Propagandaaktion für das SA. - Sportabzeichen zur SAG . gemeldet. Bei 60 wollte ich eigentlich Schluß machen, 23

denn mehr glaubte ich mit den vorhandenen Ausbildern nicht verkraften zu können. Ich hätte keine Bedenken gehabt, den Zuſtrom abzuſtoppen, denn dem Ansehen des SA.-Sportabzeichens wäre es sicher nicht abträglich gewesen, wenn es geheißen hätte : „ Bedaure, der Andrang ist zu stark, im Interesse der Gründlichkeit der Ausbildung können wir Sie nur zu einem späteren Kurs vormerken.“ Aber den Zeitpunkt habe ich glatt verpaßt. In drei Gemeinden hatte ich Meldestellen eingerichtet dadurch fehlte es mir am ständigen klaren Überblick über die Gesamtzahl der Meldungen, und durch die geschlossene Meldung von über 30 Politiſchen Leitern, 25 Feuerwehrmännern, etwa ebensoviel Werkscharangehörigen und 12 HJ.- und DJ.-Führern waren im Nu mehr als 90 Anwärter beisammen . Als ich nach acht Tagen die ersten Aufstellungen der Meldestellen durchſah, da waren es eben schon 140 Mann . Und mit denen müſſen wir nun fertig werden, wenn auch weiterer Zustrom verhindert worden ist. Dabei darf die Gründlichkeit der Ausbildung keinesfalls leiden. Davon ausgehend, daß mehr als 40 Mann höchstens nicht in einer SAG. zusammengefaßt werden sollen, habe ich jedem der drei Trupps eine SAG. aus den ortszuständigen Bewerbern angehängt, die mittwochs zusammen mit der SA. Dienst tut. So brauche ich keine besonderen Ausbilder für die SAG.s, und sie verwachsen stärker mit dem Sturm als bei getrennter Dienstleistung, was ich für wünschenswert halte. Eine vierte SAG. habe ich dann noch aus denjenigen SAG .-Männern des Gesamtgebietes zusammengestellt, die mittwochs keinen Dienst tun können - fie treten freitags an. Das dafür zusäßlich zum Normaldienst benötigte Ausbildungspersonal kann gestellt werden ― ein Unterführer übernimmt die verwaltungsmäßige Gesamtleitung , und im Dienst lösen sich mehrere Ausbilder von Stoffgebiet zu Stoffgebiet ab . So werden die lehrbefähigten Unterführer nicht übermäßig zusäßlich belastet, und da ich selbst über dem Ganzen schwebe, wird's schon einen Halt bekommen. Einen Haken hat die ganze Organiſation: Wenn ich auch sonntags bei den Sturmdienſten SA. und SAG.8 trennen und verschieden schweren Dienst für sie vorſehen, die SAG.8 außerdem an weiteren Sonntagen zuſäßlich heranziehen kann Mittwoch abends muß ich beiden den gleichen Stoff vorſeßen, „säuglingsmäßig“ für die SAG.8 zugeschnitten. Ich habe mich aus drei Gründen entschlossen, das in Kauf zu nehmen : Erstens : Es kann meines Erachtens einer nicht g a n z sattelfesten Einheit nichts schaden, wenn sie den 24

Stoff, mit dem sie sich zwar seit mehreren Jahren, aber oft ohne festes System beschäftigt, noch einmal, knapp zuſammengefaßt und ſyſtematiſch aufgebaut, durchackern muß. Zweitens : Es besigen noch ziemlich viele SA.Männer im Sturm das SA.- Sportabzeichen nicht. Sie will ich nicht mir nichts, dir nichts zu einer Prüfung heranholen, ohne vorher genau zu wiſſen, daß sie die Prüfung auch bestehen. Denn durchfallen darf ein SA.-Mann keinesfalls, und nach Abschluß der Prüfungen muß jeder Sturmangehörige das SA.-Sportabzeichen beſizen. Ihnen tut es also auf alle Fälle gut, die SAG.-Ausbildung mitzumachen . Drittens : Ich habe vorerst noch keinen endgültigen Überblick über den Ausbildungsstand im Sturm. Er scheint mir aber ziemlich ungleichmäßig zu sein. Die planmäßige SAG .-Ausbildung wird endgültig eine feste Grundlage schaffen, und ich selbst sehe dabei am genauesten, wie weit die Männer sind und wo es noch fehlt. Der Sturm meckert etwas über das Zuſammenwerfen von SA. und SAG. Besonders der I. Trupp , der am schlechtesten antritt und am wenigsten Leistungseifer zeigt, ist merklich unzufrieden und in seiner Würde gekränkt. Vom Truppführer einſchließlich an abwärts. Nun, ich habe gute Nerven und in ein paar Monaten weiß ich, wo die Meckerei herkommt. Der „Bock“ wird dann entfernt — worauf er sich verlassen kann ! Die ganze SAG.-Aufstellung wäre recht und gut ohne den entseßlichen Papierkrieg, in dem es leider auch an primitiven Hilfsmitteln fehlt. Neben der SAG. hat mich besonders die Aufstellung des Dienstplanes für den Sturm und die SAG.8 beschäftigt. Am 1. Mai ist er nach dem - stark ver― regneten Festzug und der Maikundgebung fertig geworden und ich habe ihn bis in die Morgenstunden des 2. Mai hinein gleich auf Matrizen getippt. Am 2. Mai ist das Produkt dann im Verteiler bis stellvertretende Scharführer abgezogen worden. Jezt hat jeder Unterführer für die Zeit vom 4. Mai bis zum 14. September einen bis ins Detail fertigen Dienstplan, aus dem er entnehmen kann, wann (Tag, Stunde, Minute), welche Ausbildungseinheit (Trupp, SAG., Unterführer), wo, worin (genaue Stoffangabe), von welchem dienstleitenden Unterführer (Dienststellung oder Name) ausgebildet wird. Die Dienste sind am gleichen Tage bei allen Abteilungen grundsäßlich die gleichen . Sie ſind nur in verschiedener Reihenfolge angeſeßt, damit ich an einem Abend wenigstens bei zwei Trupps die für mich vorbehaltenen Ausbildungsstoffe behandeln kann, ohne den „ Fahrplan" umzuwerfen .

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Ich halte es für wünschenswert, als Sturmführer mindestens einen Dienſt aus jedem Stoffgebiet persönlich vor den Trupps zu halten. Man zeigt dabei den Trupp- und Scharführern besser als durch häufiges Hineinreden bei Dienstkontrollen

die natürlich auch sein müssen

, wie man den Dienst

aufgebaut sehen möchte, und der eigene „ Stil“ seßt sich so am ſichersten im ganzen Sturm durch. Vor allem die weltanschauliche Schulung sollte der Sturmführer, soweit möglich, selbst in Händen halten. Ich habe mich mit einem sehr befähigten Scharführer darein geteilt, denn ich möchte, daß besonders auch die SAG .-Männer von diesen Diensten nicht weniger mit nach Hause nehmen als von der technischen Ausbildung. Und der Stoff verlangt schon ein Darüberstehen, das nicht von allen Trupp- oder Scharführern verlangt werden kann. „ Einführung in die SA. -Sportabzeichenarbeit“, „Die SA., ihr Auftrag und ihre Bedeutung seit ihrer Entstehung bis heute“, „ Die Verwirklichung des Parteiprogramms ſeit 1933 ″ (2 Vorträge), „ Das Werden des Deutschen Reiches" (4 Vorträge : 1. „ Grenzen, Stämme und Oberhaupt des ersten Deutschen Reiches bis zum Interregnum“, 2. „ Der Reichsgedanke ſeit Rudolf von Habsburg bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation “ , 3. „ Der Reichs. gedanke von den Freiheitskriegen bis Bismarck “, 4. „ Die Entwicklung des Reichsgedankens von Bismarck bis zur Erfüllung durch den Führer “), „ Das Deutschtum außerhalb der Reichsgrenzen und ſeine Lage“, „Die geopolitische Lage Deutschlands “ (2 Vorträge: 1. allgemeine Darstellung, 2. ſpeziell wehrmäßige Betrachtung) - das sind die vorgesehenen Stoffe. Ich werde mich auch selbst erheblich vorbereiten müſſen, um etwas Vernünftiges - Wenn man nur mehr Zeit hätte ! bieten zu können . 17.5. Mir hat nicht umsonst Böses geſchwant ! Vorgestern tag

Sonn-

morgen wollte ich die beiden Mannschaften 1:36 und 1:11 beim

Training besichtigen. Die Mannschaften sollten dazu zum erstenmal geſchloſſen antreten, während sie bisher in den vom jeweiligen Trupp gestellten Gruppen geübt haben. Schon vor Wochen hatte ich befohlen : der I. Trupp stellt insgesamt 18 Mann und 4 Erſaßmänner, der II . Trupp 14 Mann und 2 Erſaßmänner, der III . Trupp 15 Mann und 3 Erſaßmänner; Mannschaftsführer sind der Führer II . Trupp und der Führer III. Trupp. Von allen drei Trupps liegt längst die entſprechende, nach Mannschaften gegliederte namentliche Meldung der Wettkämpfer vor. 26

In ihr haben die Truppführer ausdrücklich versichert, daß jeder einzelne Eingeteilte den Befehl zur Teilnahme erhalten und keine Gegenvorstellungen erhoben habe. Troßdem war mir nicht ganz wohl, ehe ich die Mannschaften mochte mir der zur Betreuung des

nicht mit eigenen Augen gesehen hatte

Wettkampftrainings eingeteilte überzählige Truppführer auch versichern, es gehe alles in Ordnung. Am Sonntagmorgen um 7 Uhr komme ich auf -----unserem Sportplaß an — da ſteht ein recht bescheidenes Häuflein: statt 2:56 nur 2:38. 12 der 18 Fehlenden gehen auf das Konto I. Trupp, davon 11 der 14 unentschuldigt Fehlenden. Der Truppführer hat keine Ahnung, woher das kommen könnte. Ich verspreche ihm, daß ich in kürzester Zeit Bescheid wissen werde, laſſe mir die Adreſſen der Unentschuldigten geben und ſauſe los. Ich ſegne mal wieder meine Motorisierung . Ergebnis : Von den 11 Mann hatten 7 überhaupt keine Ahnung, daß sie eingeteilt sind, 3 wurden benachrichtigt, hatten aber ihres derzeitigen Geſundheitszustandes wegen Einwendungen erhoben und

als sie nichts weiter hörten

angenommen, die Sache habe sich für sie erledigt. Der 11. hatte verschlafen -er ist unterwegs zum Sportplag. Ich habe eine Saumut - eine viel zu große, als daß ich es verantworten könnte, ſie ſofort loszulaſſen. Außerdem kann ich den Truppführer nicht vor den Männern in der erforderlichen Weise anpfeifen, sonst ist seine Autorität vollends beim Teufel. So eröffne ich ihm nur in dürren Worten den Sachverhalt und schicke ihn mit dem Befehl, sich Montag abend — gestern - bei mir auf der Dienststelle zu melden, nach Hause. Den Trainingsleiter habe ich gleich auf dem Plaz abseits genommen und wegen seiner nachlässigen Aufsichtsführung angepfiffen. Das ließ sich noch so eben ohne schalldichte Abschirmung machen. Das Training ſelbst lief dann ordentlich, die Männer gaben sich viel Mühe- sie sahen mir wohl auch meine hochgradige Exploſivität an und nahmen sich besonders zusammen . Leider sind sie ziemlich unzufrieden, daß ich statt einer Mannschaft 1:36 oder 1:11 alle beide Mannschaften gemeldet habe. Sie möchten gern ſiegen und wiſſen natürlich, daß ſie ſo ziemlich sicher nur Plaßchancen haben, da die anderen Stürme nur eine Mannschaft aufstellten und daher beſſere Auslese halten konnten. Ich freue mich, daß die Männer mir gegenüber immerhin schon so weit aus sich herausgehen, daß sie mir ihre Bedenken offen vortragen und nicht — oder nicht nur hinter meinem Rücken maulen. Ich verstehe ihren Kummer natürlich gut. Troßdem habe ich versucht, sie zu meiner Anſicht zu bekehren, daß es mehr 27

auf Breitenleistung als auf Sieg ankommt. Wenn über ein Drittel des Sturmes im Wettkampf stehe, dann werde die Einheit zusammengeschweißt. Wenn bloß ein paar kämpften, dann würden ihr für die Dauer des Trainings gute Kräfte entzogen. Und wir wollten uns in diesem Jahre möglichst auf die Arbeit an uns selbst beschränken und gar nicht den Ehrgeiz haben, in die Gruppen- oder gar die Reichswettkämpfe zu kommen. Denn über solcher dauernden Wettkampfvorbereitung müßten wir unſere allgemeine Breitenarbeit in einer Weise vernachlässigen, die dem Ganzen des Sturmes ſicher nicht gut bekäme. Die Männer hören aufmerksam zu, ohne überzeugt zu sein. Immerhin glaube ich, sie sehen ein, daß ich mir überlegt habe, was ich befehle, und lassen nun das Meckern, da ich ja nun mal zu bestimmen habe. Mit einem Argument hätte ich sie sofort davon überzeugen können, daß sie kein Interesse am Sieg, sondern nur eines an einem anständigen Kampf zu haben brauchten, aber das habe ich ihnen lieber verschwiegen : Am Samstag habe ich erfahren, daß die OSAF. auf einmal befohlen hat, nicht Sturm , sondern Standartenmannschaften seien zu den Gruppen- und den Reichswettkämpfen und schließlich zu den NS.-Kampfspielen zu entsenden. Das geht über meinen Horizont, aber es ist nun mal ſo angeordnet. Mir scheint es ein Abgehen vom Grundſaß der Breitenleistung zugunsten des Prinzips der Spitzenleistung einzelner — denn wo ist noch gemeinschaftsbildende Breitenarbeit, wenn die 49 Beſten aus ein paar tauſend herausgeklaubt werden ? Na - mich geht das nichts an ; dagegen geht es mich an, daß meine Männer nicht nach einem Sieg erfahren müſſen, daß sie gar nicht — wie versprochen zu den Gruppenwettkämpfen kommen, sondern daß tros des Sieges aller nur die paar Besten diese Auszeichnung genießen. Ich glaube, das gäbe einen Riß in der Diſziplin, der schwer wieder zu kitten wäre. Fast vermute ich zwar, daß der Standartenführer die segensreiche Eigenmächtigkeit begehen wird, einfach die siegreiche wie ich ihn Sturmmannschaft als Standartenmannschaft loszuschicken kenne, tut er das sicher —, aber vorerst muß ich mich an das halten, was - wie gesagt ich weiß. Und das verschweige ich — meinen Männern lieber. Gestern abend habe ich mir in aller Ruhe den Truppführer I. vorgeknöpft. Das heißt, innerlich war ich wieder ruhig . Ich habe ihm eine leßte Chance gegeben, sich zu bewähren - bei der nächsten Pflichtvergessenheit sei es aus mit dem SA.-Führen . Er hat mir versprochen, jezt wieder zu 28

ziehen

ich hoffe, daß es ihm ernſt drum iſt und daß er es nicht nur infolge

geplaßter Nerven versprochen hat. Na -- wir werden sehen.

22. 5. Um 16 Uhr bin ich heut vom Dienst nach Hause gekommen. Vom ersten Außendienst mit Sturm und SAG.s. Disziplinmarsch mit Singen, bis die Waldwege anfingen ; Unterricht in der Natur über Geländebegriffe ; Beschreibenlaſſen des zurückgelegten Weges aus dem Gedächtnis, danach an Hand der Karte als Einführung in Kartenbenugung (mit Einrichten der Karte, Signaturenlesen usw.) ; Waldlauf zu einer anderen Stelle ; Beschreibung eines engbegrenzten Geländeabſchnittes ; Unterricht über Gangarten im Gelände und Grundsäße der Geländeausnußung ; Geländeausnußung praktiſch ; Marsch zum Sportplag; Zielgartenübungen ; Sport das war die „ gedrängte 4-Wochen-Überſicht“ . Dank der Aufteilung in kleine Gruppen und der guten Leistungen meiner Unterführer klappte es. Das Wetter war anständig und die acht Stunden von 6 bis 14 Uhr waren im Nu ' rum. Von der SAG. haben sich „ Stücker 10 “ schon vorher abgemeldet und zwei nachher ·— das sei ihnen denn doch zu anstrengend. Ich gab ihnen gern meinen Segen. Gestern nachmittag habe ich den heutigen Geländedienſt in einem anderen Raum und mit etwas gesteigerten Ansprüchen mit den Unterführern bis einschließlich stellvertretende Scharführer — durchererziert; Unterführerausbildung I. Das hat sich heute bewährt. Zum erstenmal, ſeit ich den Sturm führe, habe ich geſtern abend mit meinem kleinen Führerkorps kräftig einen gehoben. Es war sehr nett. Fast alle erwiesen sich unter beginnendem Alkoholeinfluß als die netten Kerls, für die ich sie vorher schon gehalten hatte. Keiner fiel völlig aus dem Rahmen. Die paar Mann des III. Trupps wirkten unter sich am stärksten als kleines „Korps" - ohne sich deswegen irgendwie abzusondern . Ich bin befriedigt und mit dem Gefühl, Kontakt zu bekommen, heimgegangen. Im Laufe der vorigen Woche sind die Truppenteile, für die bisher nur ein Teil des Stammperſonals die neuen Kaſernen einrichtete, in ihre neuen Garnisonen im Sturmgebiet eingerückt ein Panzerregiment in den Ort des Sturmsizes , eine Abteilung Luftnachrichtentruppe in die Gemeinde des III. Trupps. Das Panzerregiment hatte mich zu den Veranſtaltungen des Einzuges eingeladen, und vor allem das Zuſammenſein im Offizierheim war recht erfreulich. Zum legten SA.- Dienst vor dem Einzug der 29

Truppe habe ich folgenden schriftlichen Befehl im Verteiler bis SA.-Mann - bis zum letzten Sturmangehörigen also — ausgeben laſſen : „In den nächsten Tagen rücken stärkere Abteilungen der Wehrmacht in die Standorte des Sturmgebietes ein. Wir SA.-Männer freuen uns darüber aufrichtig und bringen als politiſche Soldaten des Führers den Waffenträgern der Nation die herzliche Kameradschaft entgegen, die soldatiſche deutsche Männer, die Nationalsozialisten untereinander verbindet. Dieser Gesinnung muß unser Gruß Ausdruck verleihen. Es gibt für uns SA.-Männer nicht die Frage, wer dem Dienſtalter oder dem Lebensalter nach zuerst zu grüßen habe. Es gibt kein Ablauern des Grußes . Für uns gilt allein der Grundſaz: Der besser Erzogene grüßt zu erst. Ich bin davon überzeugt, daß die Männer der Wehrmacht in gleicher Weise unterwiesen worden sind und daß es für sie wie für uns kein Grußproblem gibt. Von den Männern meines Sturmes jedenfalls verlange ich tadellosen Gruß gegenüber Wehrmachtangehörigen. Ich werde scharf gegen die einschreiten, die gegen diesen Befehl verstoßen." Den Befehl habe ich mit der Bitte um Kenntnisnahme an die Kommandeure mitgeteilt. Der Kommandeur des Panzerregiments hat mir mündlich erklärt, er habe den Befehl der Truppe mit einer entsprechenden Belehrung bekanntgeben laſſen.

26.5. Eine Neuerung im Papierkrieg. Eine selbstgewollte Vermehrung und doch eine Rationalisierung auf diesem Gebiet. Ich gebe von nun an laufend im Verteiler Standarte, Sturmbann, Sturm, Führer des Sturmes, Sachbearbeiter der Sturmdienststelle, Führer der Trupps, Führer der Scharen, Truppgeldverwalter, Truppſchießwarte, stellvertretende Scharführer umgedruckte Sturmbefehle heraus. In ihnen wird alles Wichtigere mitgeteilt. „ Allgemeines “, „ Ausbildung “, „ Personalangelegenheiten “, „Innendienſt“ , „ Preſſe und Propaganda“ ſind einige der vorgeſehenen Rubriken. So wird in Zukunft das restlose Bekanntwerden aller wichtigeren Befehle, Änderungen, Hinweise usw. gewährleistet, und die „Zettelwirtschaft“ hört auf, in der man nie klar auf etwas früher Angeordnetes Bezug nehmen konnte. Ich verspreche mir eine Festigung ſogar des inneren Zusammenhaltes des Sturmes von der papierenen Neuerung — die Männer sollen das Gefühl bekommen, daß im Sturm eine Ordnung herrscht, in der es keine Maschen zum Durchschlüpfen gibt. Sie sollen außerdem lau30

fend über alles für sie Wissenswerte unterrichtet werden. Eine Art Rückgrat der internen Verwaltungsarbeit sollen die Sturmbefehle bilden .

30.5. Die Standartenwettkämpfe sind in einem Sauwetter erster Klasse abgerollt. 14 Stürme traten im Wehrwettkampf 1:36 an, 11 im mehr leichtathletischen Wettkampf 1:11 . Wir lagen an 7. und 6. Stelle, also ziemlich genau in der Mitte. Wir waren aber der einzige Sturm mit 2 Mannschaften und im Kampf 1:36 der einzige, der ohne Ausfälle über die total verschlammte Strecke kam. Die Mannschaft 1:36 konnte das ausdrückliche Lob mit nach Hauſe nehmen, die nach Geſamthaltung, Ausrüstung usw. beste Mannschaft zu sein. Die Männer waren es zufrieden, denn sie hatten anständig und ohne Pech gekämpft, und der Punktabſtand zur besten Mannschaft war wesentlich geringer als der zur ſchlechtesten. Mit solchen Überlegungen errechneten sie, daß sie

eigentlich" viel weiter vorn

lägen, und das befriedigte ihren Ehrgeiz einigermaßen. Außerdem holten ſich unsere Einzelkämpfer den ersten Plaß unter allen 24 Stürmen . Mich freute natürlich auch dieses Ergebnis - gute Sportler sind immer ein Plus

, aber viel wertvoller war mir die gute Haltung der Mannschaften .

Im ganzen klappte die Sache, und die anderthalbstündige nächtliche Heimfahrt meiner 60 Krieger im Straßenbahnſonderzug wurde sehr vergnügt - vergnügter fast, als mir durch die Großstadt hindurch lieb war. Noch etwas Erfreuliches : „ Mein “ Oſtmärker kann übermorgen eine Stelle beim Finanzamt antreten, wo er keine körperlich schwere Arbeit leiſten muß und über die Hälfte mehr als bis jezt verdient. Außerdem hat er auch parteiſeitig schon den ersten Zuſchuß erhalten, nachdem eine Rückfrage bei seinem alten Innsbrucker Sturm- und Standartenführer die Wahrheit seiner Angaben erneut erwiesen hatte.

6.6. Heute

Pfingstmontag

ein ganz, völlig, total dienstfreier

Tag! Wie man das schäßen lernt ! Vormittags ausschlafen, nachmittags ins Grüne und abends —- nachher — ins Theater. Herrlich, aber als Normalzustand wär's doch langweilig . Gestern vormittag bin ich im Gelände 'rumgeſtiefelt, begleitet vom Führer III. Trupp und meinem „ Schulungsmitarbeiter“ als zukünftigem Führer IV . Trupp . (Den I. Trupp mit seiner Papierstärke von 80 und seiner Antrittsstärke von 15 Mann werde ich demnächst zur gründlicheren Be-

31

ackerung in einen I. und einen neuen IV. Trupp teilen.) Mit der Vorbereitung des nächsten Sonntagsdienstes waren wir bald fertig

Pfingsten

konnte beginnen . Die letzte Woche verlief normal, wenn auch nicht gerade ruhig : Bis Sonntagnacht Standartenwettkämpfe; Montagabend Papierkrieg; Dienstagabend Sprechstunde; Mittwochabend Abenddienst der Trupps ; Donnerstagabend Papierkrieg ; Freitagabend Dienst der SAG . IV ; Samstagnachmittag Vorbereitung der Unterführerausbildung

am

kommenden

Samstag und des Vortrages „ Grenzen, Stämme und Oberhaupt des ersten Reiches bis zum Interregnum “ ; Samstagabend „ nir wie ins Bett“ Schlafen ist soo was Schönes !

12.6. Marſch ins Gelände (ſtandortweise zu einem morgens 5 Uhr 55 durchtelephonierten Planzeigerpunkt) ; Festlegen des eigenen Standpunktes auf der Karte; Orientieren im Gelände (Vergleich der Karte mit der Natur) ; Einführung in das Anfertigen einer Ansichtsskizze (Übung am Einzelobjekt) ; Einführung in Zielansprache ; Marsch zum Schießstand; Zielgartenübungen ; Schießen ; Gangarten im Gelände (ererziermäßig) das war der heutige „ Speisezettel “ . Das Ganze, gestern nachmittag im Unterführerdienst durchgepaukt, hätte klappen sollen. Es klappte aber nicht. Wenigstens das Schießen. Zum erstenmal war ich mit dem Sturm auf dem Stand. Ich fürchtete manches und hatte deshalb gestern mit den Unterführern praktischen Schießdienst geradezu ererziert. Genügt hat's anscheinend nicht viel. Es war ein ausgesprochener Vereinsbetrieb heute mit der Einschränkung, daß die Maſſe der Nichtschießenden im Zielgarten beschäftigt wurde, statt herumzustehen. Aber das war auch das einzige! Auf dem Stand : Empfangen der Munition, Meldung bei der Aufsicht, Namensangabe beim Schreiber, Aufnehmen des Gewehres, Laden, Sichern, Entsichern, Anlegen, Zielen, Schuß abgeben, Nachsehen, Abnichts von kommen melden, Augen auf, Finger lang, Abſeßen uſw. alledem klappte so, wie es muß. Die Schießergebnisse waren teils — teils , die Haltung schlecht. Auf einem Schießſtand müſſen nicht nur soldatiſche, ſondern durchaus militärische Grundsäße gelten. Schießen ist nun mal ' ne Tätigkeit, die die Wehrmacht in langer Praris in die zweckmäßigsten Formen gebracht hat — warum also nicht das Bewährte übernehmen ? So sehr ich mir über die Unterschiede von SA. und Wehrmacht im klaren 32

29. Mai

Im sportlichen Wettkampf geübt

im militärischen Einsatz gekonnt

Rach 25 km Gepäckmarsch die Wehrkampfbahn

12. Juni

Ansichtsskizze oder entartete Kunst?

Im Zielgarten

26. Juni

Die Kritik der Übung wird vorbereitet

26. Juni

Waldlauf

Auf dem Rückmarsch

bin -

auf dem Gebiet des Schießens habe ich nur einen Ehrgeiz : daß

mein Sturm auf dem Stand ein Bild abgibt, das dem einer Infanteriekompanie möglichst gleicht! Nach dem, was ich heute erlebt habe, hat das noch gute Weile. Voraussetzung ist nicht zuleßt ein guter Sturmschießwart, der mir vorerst noch fehlt. Ehe sich nicht einer richtig ' reinkniet in die Schießarbeit, eher werden die Truppschießkladden nicht ordentlich geführt und die Munition nicht ordentlich nachgewiesen werden, eher werden die Schießbücher nicht in Ordnung kommen, und eher wird es nicht aufhören, daß der ganze Haufen immer ein und dieselbe Übung schießt. Heute 5 Schuß liegend aufgelegt, morgen 5 Schuß liegend freihändig, heute übers Jahr 5 Schuß liegend aufgelegt und morgen übers Jahr 5 Schuß liegend freihändig - nach dieser Melodie läuft der Schießbetrieb noch vielerorts und leider auch bei mir. Das muß anders werden . Der Schießbetrieb muß militärisch exakt ablaufen ; jeder muß seine Schießklaſſe kennen, muß wiſſen, welche Übung bei ihm „ dran“ ist; graphische Übersichten müssen angefertigt werden, mit bestimmten Zeichen für jede erfüllte Übung jeder Schießklaſſe und mit anderen für nichterfüllte Übungen; auf Grund dieser Überſichten müſſen Förderungsschießen für die schlechten Schüßen als Sonderdienste durchgeführt werden, damit die nicht immer die ganze Einheit im Schießergebnis drücken ; die Schießbücher müssen auf dem laufenden, die Schießkladden müſſen in Ordnung sein. Vieles, vieles „Müſſen“ -wenn mir bloß einer zum "Können" verhülfe ! Aber einen anständigen Schießbetrieb will ich in den Sturm noch ' reinkriegen! Zum Kozen, daß den Männern die richtige Erkenntnis von der wehrmäßigen Bedeutung des Schießdienstes weitgehend fehlt — immer wieder kommt der Einwand : „' s ist ja nur KK. ! " Ich verstehe es ja auch wieder - mir geht's selbst oft nicht anders —, das KK.- Schießen ist eben immer nur Vorschule, und so unentbehrlich es als solche iſt wenn die rich, tige Schule, das Großkaliberschießen, fehlt, dann fehlt auch der Eifer für die Vorschule . Die zweite Überraschung des Tages gab das Ansichtsskizzenzeichnen. Ich habe eine höhere Meinung vom militärischen Wert der Grundrißskizze

denn wie die anzulegen ist, kann man mehr oder weniger voll-

kommen jedem beibringen. In Dresden ſind wir nun immer wieder auf den hohen militärischen Wert einer guten Ansichtsskizze hingewiesen worden. Als folgsamer Untertan habe ich also Ansichtsskizzenzeichnen mit 3 Snyders, Tagebuch

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viel Mühe und wenig Kunst in den Abenddiensten drangenommen und nun meine Männer auf die Natur losgelaſſen. Objekt (von vorn zu zeichnen) : Eine Waldhütte, die — auf fumpfigem Gelände stehend - zum Schuß gegen gelegentliches Hochwasser auf vier etwa einen Meter hohen Pfosten - an jeder Ecke einen steht. Zugang eine kleine Leiter zu einer schmalen Tür. An der Türfront ein kleines Fenster sonst keine Lichtöffnung zu sehen. Dach fast flach, ein bißchen zur Türſeite hin abgeſchrägt. Auf dem ― von vorn Dach ein Schornstein in Geſtalt eines alten Ofenrohres, der gesehen etwa über der Tür einen Meter hoch in die Luft ragt. Man wird mir nicht bestreiten, daß diese Hütte eine außergewöhnliche Hütte mit vielen keineswegs alltäglichen Eigenſchaften ist! Ich war so stolz auf ihre Entdeckung! - Meine Männer zeichnen lachend drauflos — es dauert endlos . 20 Minuten

an sich schon viel zu lange

haben sie Zeit, nach 25 laſſe

ich rigoros einsammeln. Was sehen meine erstaunten Augen ? Teilweise Darstellungen, die sich recht und schlecht bemühen, das Wesentliche darzuſtellen — meinem eigenen Versuch peinlich ähnlich —, teilweiſe aber Bildnisse, die schlechthin keine Ähnlichkeit mit dem abzukonterfeienden Gegenstand zeigen. Ja, ein paar von den SAG .-Männern sind darunter, die zeich neten zweistöckige Siedlungshäuſer mit Spißgiebel, vier Fenſtern im Obergeschoß, dreien und der Tür im Erdgeschoß, mit einem niedrigen Backſteinschornstein und anderen Details ſtädtiſcher Neubauten. Zunächst denke ich, sie wollen mich auf den Arm nehmen. Dann aber wird mir angesichts der vor Hilflosigkeit geknickten Zeitgenossen klar, daß nicht böser Wille, ſondern das Unvermögen , zu sehen , diese Kunstwerke entstehen ließ. Die Sache beschäftigt mich — ich habe die Skizzen mit nach Hause genommen und vorhin noch einmal genau durchgesehen. Dabei habe ich mir die Männer vorgestellt, welche die guten zeichneten, und die, welche die schlechten verbrachen. Ergebnis : die brauchbareren Skizzen stam men durchweg von typmäßig bäuerlichen Männern, die schlechten von ausgesprochen städtiſchen Typen. Die Städter können nicht mehr sehen

sie sollen eine Hütte zeichnen, da tritt vor ihr Auge die „ Idee“

„Haus “, und die Realität verschwindet neben ihr. Sie zeichnen ihre Vorstellung

Haus " und sind außerstande, diese Vorstellung hinter die Wirk-

lichkeit zurückzudrängen. Die „ Idee“ ist mächtiger.

- Dem armen eigen-

willigen Waldhüttchen wurde heute vormittag viel Gewalt angetan ! 34

Mir scheint, das Ansichtsskizzenzeichnen hat unversehens ein Lebensproblem unserer Zeit angerührt. Das ist mir wichtig und intereſſant.

22.6. Die Teilung des I. Trupps in einen neuen I. und einen neuen IV. Trupp, der vor allem die jüngeren Männer des alten I. Trupps umfaßt, ist vollzogen. Fast gleichzeitig ist die Bombe mit dem Truppführer I. endgültig geplaßt. Hatte einen SAG.- Dienſt, deſſen Leitung ihm schriftlich befohlen worden war, glatt vergeſſen . Neuer Truppführer I. iſt nun mit Genehmigung der Standarte mein Personalsachbearbeiter geworden. Er freut sich sehr, und ich bin überzeugt, daß er den Trupp hinkriegt. Zunächſt ſoll er mal auf die Gruppenſchule zur Qualifikation und zum L-ScheinErwerb. Führer IV. Trupp ist mein „ Schulungshelfer“ -- Scharführer nur im Dienſtgrad, aber ein patenter Kerl, den alle im Sturm gérn mögen. Ich bin elend froh, daß ich nun endlich mit allen Unterführern gut zuſammenarbeite

besonders mit meinen Sturmmitarbeitern (ſogar mein miß-

trauischer "I Scheinwerfer" ist aufgetqut! ) und den vier Truppführern. Es ist ſo lähmend, dauernd mißtrauen zu müſſen. Ich glaube ſicher, daß es jeßt auch im I. Trupp Ruhe gibt und alle die wieder zu dienstlichem Leben erweckt werden, in denen der SA.-Mann noch nicht ganz gestorben ist. Bis nach dem Parteitag lasse ich allen Truppführern noch Zeit, ihre Schäflein wieder zusammenzuholen - danach wird „Rein Schiff“ gemacht. Über Bord mit dem Ramsch ! Gestern abend war Sonnwendfeier. In unserer Gemeinde von etwa 17 000 Einwohnern fanden sich etwas mehr als 2000 Menschen auf der hoch überm Ort gelegenen Feierstätte ein. Die Gliederungen der Partei und die übrigen Verbände stellten das Gros, aber auch mancher Zivilist war dabei. Wir SA. - Männer hatten die Feiergestaltung übernommen und dafür gesorgt, daß sie schlicht und soldatiſch, frei von bombaſtiſchem Wortgetöse und hohlem Mystizismus war. Ich habe die Feierrede gehalten — das Manuskript füge ich dem Tagebuch ein. Man sagte mir hinterher, es hätte manchen angerührt, daß nicht in großen Worten über die Maſſen hinweggeredet, sondern sachlich vom Empfinden des heutigen Menschen gesprochen worden sei.

3*

35

Rede zur Sonnwendfeier

Zur Feier der Sommersonnenwende sind wir um den Feuerstoß angetreten, und seltsam gebannt blickt ein jeder von uns in die lodernden Flammen. Auf dem Wege zu dieser Feierstätte hat wohl mancher über den Sinn des Festes der Sonnenwende nachgedacht. In dem einen und anderen hat ſich vielleicht das Gefühl geregt, uns Menschen von heute fehle die lebendige Beziehung zu diesem Feste des Lichts . Nun, am Feuerstoß, stehen wir doch alle irgendwie ergriffen, und es iſt die Zeit, dem Sinn und der Mahnung des Festes der Sonnenwende nachzudenken. Wir lassen unsere Gedanken zurückgehen in jene ferne Zeit, da unsere Vorfahren, da die Menschen der nordischen Blutsgemeinschaft ſich in dieser kürzesten Nacht des Jahres auf den Höhen nahe ihren Wohnſigen zuſammenfanden und sich - wie heute wir -- um das Sonnwendfeuer scharten . In jene ferne Zeit denken wir zurück, da so wie heute — von Höhe zu Höhe die Feuer sich grüßten und eine Brücke schlugen von jeder der kleinen Gemeinschaften nordischer Menschen zur anderen. Und schon der Gedanke daran, daß das Fest, das wir heute begehen, uns überkommen ist aus der Frühzeit unserer Geſchichte, daß es ſich durch die Jahrtausende erhalten hat bis auf unsere Tage, weckt in uns das Gefühl der Ehrfurcht, und wir ahnen etwas von dem ewigen Strom des Blutes, der uns mit den Menschen unserer Rasse in alle Vergangenheit und in alle Zukunft verbindet. Aber noch erkennen wir nicht mit voller Klarheit, was unsere Vorfahren veranlaßte, in der Nacht der Sonnenwende die Höhenfeuer zu entzünden : Im Laufe des Jahres iſt es der Tag der Sommerſonnenwende, an dem das lebenspendende Feuer der Sonne am längsten über den nördlichen Räumen unserer Raſſe leuchtet und an dem das Dunkel der Nacht die geringste Macht über unsere Heimat hat. Es ist der Tag, an dem das in der Sonne verkörperte Leben seinen größten Sieg über das Dunkel feiert. Es ist der Tag, an dem die Natur am reichsten das Wachstum der Erde fördert und die Arbeit der Menschen segnet, die um die Fruchtbarkeit der Acker arbeiten und ihnen ihr täglich Brot abgewinnen. Es ist aber auch der Tag, auf den im Jahreslauf die Zeit des zunehmenden Dunkels folgt

die Zeit, in der

die Menschen mehr und mehr durch Arbeit und Kampf gewinnen müſſen, was ihnen die Natur versagt. So wird uns klar, warum unsere Vorfahren,

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als Ackerbauer dem Kreislauf der Natur aufs innigſte verbunden, in dieſer Mittsommernacht hinauszogen auf die Höhen ihrer Heimat und die Feuer entzündeten: Am Feuer, das die Kraft der Sonne widerspiegelt, versammelten ſie ſich zu ehrfürchtigem Dank an die göttliche Macht, die ihre Arbeit segnete. Doch nicht schwächliche Demut war dabei in ihren Herzen - in ihnen brannte der Wille , nicht faul und ſatt das Geſchenk der Natur zu verschwenden, sondern es zu verdienen und zu nüßen in unermüdlicher Arbeit. Gerade in den kommenden Tagen, in denen die Gabe der Vorsehung sich auswirkt im Reifen der Saaten und in denen die lebenerneuernde Kraft des Lichtes sich mindert, durfte keiner erlahmen und in der Arbeit innehalten. So kamen sie denn zum Sonnwendfeuer, um sich feierlich zu ver pflichten

zu

neuem ,

verstärktem

Dienst

an

ihrem

Werk. Und sie kamen, um sich die Kraft dazu zu holen aus der Gemeinschaft , in die ſie der Wille der Vorsehung gestellt hatte, aus der Gemeinschaft ihres Stammes . Ringsumher auf den Höhen aber sahen ſie in dieſer Nacht die Mittſommerfeuer ihrer Nachbarn. Sie erlebten so auch die größere Gemeinschaft der Menschen ihres Blutes. So war es einst- und im Kern nicht anders ist es heute. Auch wir sind an diesem Abend zuſammengekommen zum Danke an die Vorsehung, die unserer Arbeit den Erfolg nicht versagte. Auch wir stehen hier zur Sammlung für den kommenden Einſaß, auch wir sind angetreten, uns in dieſer Nacht zu ganzer Hingabe an die uns geſtellten Aufgaben zu verpflichten und Kampfesfreudigkeit und Härte zu geloben. Aber größer noch und umfaſſender ist für uns nationalsozialiſtiſche Deutsche der Sinn der Sonnwendfeier geworden: Wir stehen hier nicht mehr als Angehörige einer kleinen Stammesgemeinschaft, die die Zugehörigkeit zur großen Gemeinschaft der Menschen gleicher Art nur unklar spürt

nein, wir stehen hier als Männer und Frauen, als Jungen und

Mädel eines großen, einigen und mächtigen Volkes

wir stehen hier

als Deutsche, als Männer und Frauen, als Jungen und Mädel des Großdeutschen Reiches. Für uns ist die Feier der Sonnenwende ſo in erster Linie eine Stunde der Besinnung auf die gottgewollte Zusammengehörigkeit aller Menschen deutschen Blutes — ohne Unterschied des Standes, des Berufes und des Herkommens. Wir wollen hier geloben, uns unter Hintanſeßung unserer 37

Perſon einzuseßen für die große soldatische Kameradschaft, die unser Volk verbinden muß , wenn es bestehen soll. Und wir wollen uns voll Stolz zu der Idee bekennen, aus der dieſe Kameradschaft allein erwachſen konnte, - zur nationalsozialistischen aus der allein sie sich in Zukunft vertiefen wird Weltanschauung. Wir wollen Mut, Kraft und Entschlossenheit schöpfen aus dem Gedenken an all das, was das nationalsozialiſtiſche Deutſchland in den fünfeinhalb Jahren seines Bestehens erkämpfen konnte. Wir wollen in diesem Jahre vor allen Dingen voll Glück und tiefer Freude an die Erfüllung unserer größten deutschen Sehnsucht denken — an den Zuſammenschluß mit unseren deutschen Brüdern der Ostmark. Und wir wollen geloben, die Not der Volksgenossen nicht zu vergeſſen, die heute noch an den Grenzen des Reiches in fremden Staaten bedrängt und unterdrückt leben müssen. All unsere Gedanken führen hin zu dem Manne, der das Schicksal unſeres Volkes wendete und der allein auch unseren künftigen Einſaß zum Segen unseres Volkes lenken wird, zum Führer. Ihm geloben wir in dieser feierlichen Stunde unverbrüchliche Treue, denn wir wissen es und haben es erlebt, daß er allein all unſere kleinen Taten zum großen Befreiungswerk für unser deutsches Volk vereinen kann. Wir wissen aber auch, daß eben unſere kleinen Taten es sind, aus denen der Führer die Waffen seines Kampfes schmiedet. Er selbst hat es vor zwei Jahren seiner alten SA. zugerufen: „Alles, was Ihr seid, ſeid Ihr durch mich, und alles, was ich bin, bin ich durch Euch allein. “ So empfinden wir die tiefe, verpflichtende Wahrheit, die heute für das ganze deutsche Volk die Worte haben, welche ein Dichter den Führer ſagen läßt: Ihr seid viel tausend hinter mir, und ihr seid ich und ich bin ihr. Ich habe keinen Gedanken gelebt, der nicht in euren Herzen gebebt. Und forme ich Worte, so weiß ich keins, das nicht mit eurem Wollen eins . denn ich bin ihr, und ihr seid ich, und wir alle glauben, Deutſchland , an dich! Wir grüßen den Führer und geloben ihm Treue. Adolf Hitler und ſein nationalsozialistisches Großdeutsches Reich Sieg Heil!

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26.6. Sonntagsgeburtstag eines SA.- Mannes ( ,,eigentlich" ist heute mein Geburtstag) = Ganztagesdienst mit dem Sturm. Die Geburtstagsfeier wird

zu gegebener Zeit“ nachgeholt.

Um 6 Uhr ging es heute morgen los. Der erste Teil des Dienstes war für die SA. Männer wettkampfmäßig aufgebaut, allerdings ohne daß eine genaue Punktwertung stattfand. Die Männer wurden scharenweise in 5-Minuten-Abständen mit dem Auftrag weggeschickt, schnellstmöglich zu einem bei richtiger Wahl des Weges etwa 7 km entfernten Planzeigerpunkt zu marſchieren. Innerhalb der Scharen war ein Zuſammenarbeiten bei der Marschorientierung erlaubt, so daß die gegenseitige Kontrolle und die Wahrscheinlichkeit, ohne Umwege durch den zwischen Start und Ziel liegenden Wald zu kommen, um so größer wurde, je beſſer die Antrittsstärke der einzelnen Scharen war. Der Planzeigerpunkt, eine Wegegabel, lag 100 m von einem Schießstand entfernt. Dorthin wurden die Ankommenden durch einen Kontrollposten an der Wegegabel geschickt. Auf dem Schießstand schossen die Männer dann möglichst ohne Aufent halt je 3 Schuß liegend freihändig auf die 12er-Bruſtringſcheibe. Danach bekamen ſie eine Marſchzahl, nach der sie etwa 2 km querfeldein vorzugehen hatten. Das Ziel dieses zweiten Orientierungsmarsches war eine Straßenſpinne, an der sie wieder von einem Kontrollposten in Empfang genommen wurden. Dieser übermittelte ihnen den Auftrag, ſich unter Geländeausnugung auf ein etwa 1,5 km entferntes, weit über das Vorgelände blikkendes Schloß vorzuarbeiten, das möglicherweise von einem angenommenen Gegner besezt sei. Bei der ersten Beobachtung feindlicher Kräfte - SA.Männer mit weißem Müßenaufschlag - sei das Unternehmen abzubrechen und schriftliche, mit Grundrißſkizze versehene Meldung der Beobachtung auf der kartenmäßig bezeichneten Befehlsstelle des Sturmes zu erstatten. Das Gelände ließ praktisch nur eine Möglichkeit zu, die Spähtruppaufgabe durchzuführen . Auf dieser Strecke waren völlig getarnte Kontrollposten eingeſeßt, um zu prüfen, ob die Spähtrupps sich feldmäßig verhielten. Etwa 500 m unterhalb des Schlosses lag schlecht getarnt ein 3 Mann starker feindlicher Beobachtungsposten. Der war nicht zu übersehen, wohl aber war es möglich, seiner Aufmerksamkeit zu entgehen . Bis 9 Uhr 30 sollten bei planmäßigem Ablauf sämtliche Spähtrupps auf der Befehlsstelle des Sturmes angekommen sein - 9 Uhr 40 waren auch alle mit Ausnahme einer Scharmannschaft da. Zu meiner Freude 39

- von hatte sich gerade die Schar mit der schlechtesten Antrittsstärke papiermäßig 12 waren 3 Mann angetreten verlaufen. Gerechte Strafe! Gegen 9 Uhr 45 kamen die SAG.8 nach, die die Strecke unter Anleitung mehrerer Lehrberechtigter lehrmäßig durchlaufen hatten, und um 10 Uhr saß mein ganzer „ Verein“ im Saal der „ feindlichen“ Schloßgaſtſtätte, um die Morgenfeier unserer Gruppe im Rundfunk anzuhören. Es war sehr schade, daß diesmal nicht wie ſonſt meist der Gruppenführer sprach. Die Feier beschränkte sich vielmehr auf ziemlich schwer verdauliche musikalische Darbietungen und für meinen Geschmack etwas zu pathetische Rezitationen. Dadurch gab es eine ziemliche Panne. Die Männer hatten ― verschwißt, verdreckt und aufgedreht durch den bisherigen Dienst, wie sie waren

nicht das mindeſte Verständnis für die kulturvolle Ästhetik der

Feier und benußten die Gelegenheit, um die soldatiſche Kunſt zu üben, in guter Haltung zu schlafen. Ich hätte es ihnen nicht ungern nachgetan. Hinterher habe ich dann versucht, das in soldatisch einfachen Worten wiederzugeben, was in der Feier in dichterischer Form geboten worden war, damit die Männer wenigstens etwas von dem Gemeinschaftsempfang mitnahmen. Von 11 Uhr bis 12 Uhr 30 schloß sich eine Übungsstunde „ Orientieren im Gelände (Vergleich der Karte mit der Natur) " an. Von der breiten Schloßterrasse hat man bei guter Sicht das Wetter war herrlich einen weiten Blick über die dichtbesiedelte, mit einem engen Verkehrsneg überzogene Ebene. So bot sich eine selten günstige Gelegenheit, den Kartengebrauch zu üben. Truppführer und Lehrberechtigte sprachen die 23 Ziele an, die ich ihnen aufgegeben hatte, und jeder Mann schrieb auf einem Meldezettel das Ergebnis seiner „ Untersuchung" auf. Vor allem die SAG.8 waren mit großem Eifer bei der Sache. Während der Stunde habe ich die Meldungen der Spähtrupps über ihre

Feindbeobachtung " und die der Kontrollposten über das Verhalten

der Spähtrupps im Gelände überprüft und mir die verschiedenen „ Täter“ vorgeknöpft. Der Durchschnitt war zufriedenstellend. Das Verhalten im Gelände ließ allerdings an Feldmäßigkeit viel zu wünſchen übrig, aber die Fehler bei der Geländeausnußung sind wohl weniger aus Unvermögen gemacht worden als aus Faulheit, weil die Brüder sich unbeobachtet glaubten. Jedenfalls machten alle Angepfiffenen typisch das wenig intelligente Gesicht ertappter Jungen. Bei dieser Sachlage ist mir wichtiger, daß die Meldungen brauchbar waren. Mancher Kompaniechef wäre froh, wenn 40

er von jedem ſeiner Unteroffiziere Meldungen und Skizzen bekäme, wie ich ſie heute von den meiſten meiner Unterführer gekriegt habe! 12 Uhr 30 bis 14 Uhr Mittagspause. Verpflegung aus den eingesammelten Rationen aller. Das war zwar nicht nach jedermanns Geschmack, gehört aber auch zur Kameradschaftserziehung. 14 Uhr Abrücken zu einem 15 Minuten entfernten, schön schattigen und verwilderten Waldsportplag. Eine Stunde Sport fördert die Verdauung und verhindert, gründlich genug betrieben, garantiert jeden Fettansas. Unsere neuen gemeindeeigenen Medizinbälle wurden erstmals bei einem Sturmdienst verwendet -- mit viel Schweiß

getauft".

Nach dem Sport etwa 15 Minuten Marsch zu einer Höhe, von der aus ein weiter Rundblick sich öffnet. Hier nach zwei Seiten hin Wiederholung des schönen Spieles „Kartenlesen“. Das kann man meiner Anſicht nach gar nicht oft genug machen. Das Tempo wurde gegenüber dem Vormittag wesentlich gesteigert. Meine SA.- Männer fanden die Wiederholung offensichtlich langweilig ; die SAG.8 taten noch nicht so blasiert. Die Unluſt meiner Männer hat mich geärgert ― so vollendet können sie wahrhaftig noch nicht mit der Karte umgehen, daß sie nicht jede Übungsmöglichkeit benußen müßten. Ich konnte aber nicht viel machen — erstens spürte man ihr Mißvergnügen zwar, aber sie hüteten sich, greifbare Beweise zu geben, und zweitens war zu viel ziviles Volk in der Nähe, als daß ein herzhaftes Wort möglich gewesen wäre. Immerhin : statt mit den vorgesehenen Marscherleichterungen ging es in einem zünftigen Disziplinmarsch weiter. Das wirkte ganz gut. Um so mehr, als ich die wesentlich ermüdeteren SAG.8 mit Marscherleichterungen langsamer nachkommen ließ. Gut warm und zornig kamen wir kurz vor 17 Uhr 30 auf einem kleinen Schießſtand an. Ich hatte bewußt noch ein zweites Schießen an das Ende des Dienstes gesezt. Zwar waren die Männer ermüdet und vom Dienſt des Nachmittags hungrig, aber schließlich w o l l e n wir ja keine Schüßen züchten, die nur gut ausgeruht und mit vollem Magen etwas treffen, sondern wir wollen Soldaten ausbilden, die sich zuſammenreißen können und auch nach Strapazen noch gefechtsfähig sind . Nichts anderes ist doch der Sinn unserer Wehrertüchtigungsarbeit! Na meine SA.- Männer waren nun mal verbittert über ihren Schinder von Sturmführer und begannen angesichts des „ Unfinns“ eines solchen späten Schießdienstes hörbar zu meckern. Wieder fielen sie gegenüber den SAG.8 unangenehm auf. Da plagte mein dünnes 41

Geduldsfädchen. Die zu einer kurzen Pause weggetretene Mannschaft durfte mit der gebotenen Zackigkeit noch mal antreten und ein erhebliches Donnerwetter über sich ergehen lassen. Das beſſerte die Stimmung sichtlich, und der anschließende Schießdienst klappte zum ersten Male so, daß auch militärisch kritische Zuschauer leidlich zufrieden sein konnten. Selbst im Zielgarten und am Anschußtisch waren die Männer mit Eifer bei der Sache. Als um 19 Uhr das Schießen beendet wurde, war unsere Freundschaft wiederhergestellt. Sogar die im Schießſtand ausgegebene Abendverpflegung der Rest vom Mittag, aber diesmal fernab jeder Bierquelle — wurde klaglos hinuntergewürgt. Um 19 Uhr 30 ging's weiter -nun endgültig der 10 km entfernten „Heimat“ zu. Schon tief in der Dämmerung marschierte der Sturm gegen 21 Uhr 30 noch einmal an mir vorbei — dann beendete das „ Sieg-Heil“ auf den Obersten SA.-Führer den Dienst. 1512 Stunden harten Einsaßes - das war der Sonntag der SA.

Mögen die Spießer über die dummen Kerle lachen, die so ihre Freizeit drangeben

den Stolz und das Glück, SA.- Mann zu ſein, kennt nur der, der

ſelbſt der SA. anzugehören die Ehre hat. Von 22 Uhr bis 23 Uhr 30 haben wir noch einen kurzen Kameradschaftsabend angeschlossen, bei dem wunderbar zu hören nur Freibier floß. Der Beſißer einer großen Brauerei im Sturmstandort hat ein offenes Herz und eine offene Hand . Das zeigte sich heute abend in buchstäblich erfrischender Weiſe. Aber lange hielten wir troßdem nicht mehr aus die Mehrzahl der Männer war todmüde, und beſonders die SAG.Männer mußten nach Hause, um ihre nur provisorisch versorgten „Ballonbereifungen“ zu pflegen.

5.7. Die Gruppenwettkämpfe sind gut vorübergegangen. Zwei meiner Einzelkämpfer waren dabei und haben sich achtbare Pläße geholt. Zu den Berliner Reichswettkämpfen reicht es aber bei keinem von beiden. Auf der Dienststelle fand ich heute unheimliche Mengen Papier vor. Dabei beginnt jetzt eigentlich die mit Recht so beliebte „ Saure- Gurken- und Urlaubszeit“ . Bei uns im Sturm allerdings nicht. Solange die SAG.8 laufen, bis Mitte September also, ist an ein Pauſieren, besonders der Unterführer, nicht zu denken. Urlaubsgedanken wage ich in diesem Jahr gar nicht zu hegen.

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Gestern war ein tragikomiſcher Tag. Ich hatte mit meiner Frau verabredet, am gestrigen Montag — montags kann ich mich noch am ehesten im Sturm freimachen - meinen Geburtstag nachzufeiern . Wir wollten uns mittags in der Stadt treffen, irgendwo im Grünen nett eſſen, und abends sollte ich dann daheim beſchenkt werden. Es war ein Plan, zu ſchön, um wahr zu werden. Das Verhängnis nahte in Geſtalt des Obergruppenführers persönlich. Ich hatte, da ich bis zum Sonntag der Wettkämpfe wegen „ außer Landes “ war, keine Zivilerlaubnis für den Montag mehr einholen können und sie mir deshalb eigenmächtig erteilt. Ich hoffte, daß unterſtellt würde, ich käme schon nicht ohne Grund einmal in Zivil zum Dienſt, und der verschobene Geburtstag schien mir Grund genug . Ich täuschte mich auf der ganzen Linie. Erstens wurde ich abgerieben wegen des Zivils, zweitens kriegte ich wider Erwarten die Nachmittagsstunden, für die ich um Urlaub bat, nicht frei, damit ich -falls der Obergruppenführer nach mir frage - nicht noch einmal auffiele, und drittens hatte der Obergruppenführer - diesmal ohne einen Tadel im Hintergrund

wirklich noch etwas mit mir zu besprechen.

Kurz und schlecht : statt wie geplant um 13 Uhr, statt wie normal um 16 Uhr 30, kam ich um 18 Uhr 30 glücklich aus der Gruppe ' raus und war um 19 Uhr daheim. Gott sei Dank war meine Frau vernünftiger als ich und empfing mich weder verärgert noch betrübt wegen des ausgefallenen Nachmittagsausflugs, ſondern recht aufgedreht in dem Bemühen, mich doch noch ein biſſel in Geburtstagsſtimmung zu bringen. So wurde es troß allem ein schöner Abend. Der ganze Tag aber scheint mir auch ein Stück aus diesmal aus dem Privatleben . dem Leben eines SA.-Mannes

7.7. Eben vom Sturm zurück . 0 Uhr 30. Da wird sich vor 5 Minuten wieder irgendein Spießbürger unſerer Nachbarschaft aufgeregt haben. Kriegte ich doch gestern ein Schreiben unseres Hauseigentümers, ein Bewohner eines unserer Nachbarhäuser habe anonym Beschwerde darüber geführt, daß ich allabendlich in mitternächtlicher Stunde noch mit dem Auto vorführe. Das Motorgeräuſch ſtöre die Nachtruhe der Umwohner, und ich solle gefälligst zu Fuß gehen, wenn ich ſo ſpät abends noch außer Haus ſein müſſe. Da schlag doch einer lang hin ! Schiebt man als SA.-Führer beinahe Nacht für Nacht Dienst — zu einem Glase Bier reicht's höchstens mal im Anschluß an den Mittwochabenddienst und so ein vollgefressener

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Bursche, der gleich nach dem Abendeſſen zu Bett geht und überhaupt nichts über den bezahlten Beruf hinaus tut, beschwert sich, daß der SA.-Führer nicht auch noch täglich einen Nachtmarsch auf sich nimmt, um den löblichen Schlaf seines Herrn Nachbarn ja nicht durch das Tackern seines DKW.8 zu gefährden! Mich kribbelt die Luſt, den feigen Anonymling nach guter alter Weiſe „ aufzuklären “ — aber leider weiß ich ja nicht, wer es iſt. Die biederen Nachbarn sollten etwas mehr arbeiten und nicht so früh zu Bett gehen, dann wachten sie auch nicht vom Geräusch eines einfahrenden Autos auf. Mich kann eine ganze Panzerkolonne nicht wachkriegen ! Gestern abend haben wir den Ganztagesdienst noch mal theoretisch nachgearbeitet und dann mit dem Unterricht in „ Erste Hilfe “ angefangen. Vergnüglich, wie das Hauptintereſſe eindeutig der Behandlung von Blaſen, wundgelaufenen Füßen und „ Wölfen“ galt. Ja — der Sonntag!

10.7. Heute bin ich den ganzen Tag mit dem Führer IV. Trupp in der weiteren Umgebung unserer Sturmstandorte herumgestrolcht, um für den Wochenenddienst am 23./24 . Juli ein geeignetes, den Männern unbekanntes Übungsgelände und einen günstigen Biwakplaß auszumachen. Das war ein schöner und erholsamer Sonntag ― besonders nachdem wir einen nahezu idealen Plaß zum Zelten entdeckt hatten. Ein alter Sportplag am Waldrand ist es, 1 km von der Ortschaft weg und nicht weit von einem Schießstand und einem Badeteich entfernt. Der Ortsgruppenleiter und Bürgermeister und die NS.-Frauenſchaftsleiterin sind mobil gemacht und haben zugesagt, jedenfalls für warme Getränke zur Abend- und Morgenverpflegung zu sorgen, vielleicht sogar für mehr.

14.7. Der neue Führer I. Trupp ist seit ein paar Tagen auf der Gruppenſchule und hat mir heute einen begeisterten Brief geschrieben. Er büßt ſeine bisherige Schreibstubenarbeit als Personalsachbearbeiter zwar mit einem Muskelkater, der nicht von schlechten Eltern scheint, ist aber troßdem voll Lob über das Gebotene und die Art, wie es geboten wird . Hoffentlich kann ich bald wieder einen oder einige Unterführer zur Gruppenſchule abstellen — es ist für die Ausbildungsarbeit der Front so wertvoll, wenn die Unterführer in guten Lehrgängen auf Draht gebracht werden. Bedauerlich ist nur, daß es immer so schwer ist, sie im Beruf frei-

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zumachen. Bei dem Rang, der der SA. im Staate zukommt, ſollte es möglich sein, SA.-Männer durch Gestellungsbefehl wie bei der Wehrmacht zu SA.-Kursen einzuberufen. Dann müßte man nicht, wie jest häufig , mehr oder weniger wahllos den abstellen, der gerade im Beruf freikommen kann, ſondern könnte das Führer- und Unterführerkorps sy stematisch auf den Schulen durchkneten. Wenn dann die SA.- Schulen noch so ausgebaut würden, daß sie wirklich alle Unterführer in schneller Folge erfassen könnten was für einen Auftrieb erhielte die Arbeit der Front ! Überhaupt : in der SA. stecken so enorme Kräfte, die vorerst nicht voll ausgenußt werden was ließe sich da noch alles im Dienste der Wehrertüchtigung unseres Volkes herausholen, wenn der Auftrag der SA. klar umriſſen und ihre Arbeitsbedingungen in technischer und rechtlicher Beziehung verbessert wür den! Die Zeit der Erfüllung kommt für die SA. erſt — dereinst wird auch das Jahr 1938 zu den Jahren der Vorbereitung gehören !

17.7. Soder Wochenenddienst liegt papiermäßig fest . Es wird Mühe kosten, das „ Minutenprogramm " einzuhalten, aber es muß einfach gehen. Enttäuschen wird es die Männer, daß am Samstagabend kein ‚ Manöverball “ , ſondern ein Nachtmarsch mit einer Lehrnachtausbildung steigt. Aber sie sind ja allmählich Kummer gewöhnt und finden offensichtlich je länger desto mehr Gefallen an einem geradezu kommissig straffen Dienst. Gestern habe ich meine Unterführer mal wieder geschliffen. Unterführerausbildung am Samstagnachmittag. Um 16 Uhr mit kleinem Gepäck, Gewehr und Gasmaske auf Fahrrädern ' raus ins Gelände. Auf halbem Wege Gasalarm. Der klappte nicht gerade überwältigend , aber schließlich saßen die Masken doch. Dann weiter unter der Gasmaske. Auf ebener Strecke ging das ganz glatt . Ein paar Leichtsinnige verbrauchten sogar mehr Puste, als gut war, und begannen unaufgefordert zu ſingen. Mir war dieſe Diſziplinlosigkeit nur recht - sie würde ihnen bald genug leid tun. Schon kam der Berg, den man auch ohne Maske nur schwer mit dem Fahrrad hinauffahren kann. Da hatten meine armen Männer wieder einmal die Anständigkeit ihres Sturmführers überſchäßt. Der dachte nicht daran, abſißen zu lassen, sondern strampelte munter weiter die Anhöhe hinauf. Bald hörte ich hinter mir nur noch stoßweises röchelndes Atmen, und auch mir selbst wurde die Puste verdammt knapp . Da ließ ich die Kolonne erst mal an mir vorbeiziehen und sorgte dafür, daß Atmungserleichterungen durch unter 45

die Maske geschobene Schlüſſel und so weiter wegfielen . Richtig hatten ein paar meiner „ Sänger “ versucht, mich für dumm zu verkaufen. Auf drei Viertel der Anhöhe überwältigten mich dann dochdas Mitleid und die Atemnot, und ich ließ absigen und fünf Minuten rasten. Aber immer noch mit der Maske vorm Geſicht ! Die Männer ſollten lernen, wie man auch unter nach ein paar der Gasmaske den Atem wiedergewinnt. Und richtig Minuten war die Röchelei verstummt, und ganz von allein atmete jeder schön tief und langſam. Es war ein bißchen eine Pferdekur, aber ich bin sicher, daß die Männer in dieser halben Stunde beſſer mit der Gasmaske umzugehen gelernt haben als in vielen Abendunterrichten . Die Masken hatte uns netterweise der Reichsluftschußbund geliehen. Der Sturm besigt immer noch nicht mehr als drei uralte S-Masken . Wieder ein Mangel, der die Arbeit erschwert — den ganzen Sturm werde ich wohl nie „ unter die Maske bringen“. Die weitere Unterführerausbildung diente im wesentlichen der Vorberei tung für das nächste Wochenende. Die Neugier ist groß, wohin es da geht. Aber das wird sich schon zeigen . „Fahrt ins Blaue.“ Abends haben wir noch ein paar Stunden bei einem Glase Bier zusammengesessen, und ich habe wieder meine helle Freude über mein kleines Füh rerkorps gehabt. Es sind ſo prachtvoll anständige Kerle, die wahrhaft unermüdlich und ohne jeden eigennüßigen Hintergedanken ihre Zeit und oft auch ihr Geld für den Dienst opfern ! Wenn wir Sturmführer uns nicht auf unsere Unterführer verlassen könnten, brächten wir nicht das mindeſte zuwege. Denn sie sind es, die alle Befehle erst in mühevoller Kleinarbeit in die Tat umseßen. Der Sturmführer und erst recht die höheren Führer können wohl befehlen und die Richtung weisen ― ihre Befehle hängen aber hoffnungslos in der Luft, wenn nicht die Schar- und Truppführer mit voller Hingabe und viel eigener Initiative an ihrer Verwirklichung arbeiten. Das muß sich jeder Vorgesezte immer wieder ſagen, und deshalb muß er der Ausbildung, Erziehung und Betreuung seines Führerkorps das größte Gewicht beilegen. Das müßte auch in der Öffentlichkeit mehr gewürdigt werden. Welcher Betriebsführer zum Beiſpiel weiß, was es bedeutet, wenn er von dem oder jenem Gefolgschaftsmitglied an der Drehbank, im Büro oder im Lager erfährt, daß der SA. - Scharführer ist? Ist ihm dann klar, daß an diesen Mann außerhalb seines Berufes Anforderungen gestellt werden, deren ideale Erfüllung offiziersmäßige Leistungen von ihm verlangt?

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Denn es sind offiziersmäßige Anforderungen, denen Schar- und Truppführer theoretisch allein bei der ihnen ziemlich selbständig obliegenden Ausbildung der Männer zu genügen haben. Die mensch liche Führung und soziale Betreuung ihrer unterſtellten Kameraden kommt weitgehend hinzu. Der Sturmführer, der die SA. von fünf, sechs und mehr Ortschaften zu führen hat, ist oft zu weit vom Schuß, um alles selbst beobachten zu können. Er ist daher auf die selbsttätige Mitarbeit ſeiner Unterführer auch auf dieſen Gebieten angewieſen. Daß unſere Scharund Truppführer praktisch ihren Aufgaben noch nicht überall im vollen Umfang gewachsen sind, ändert an der grundsäglichen Feststellung nicht das mindeſte. Es beweist nur, daß die Möglichkeiten, das untere Führerkorps auszubilden und zu erziehen, ausgebaut werden müſſen.

21.7. Noch keine Woche ist es her, da ſchrieb ich : „ Den ganzen Sturm werde ich wohl nie unter die Maske bringen“ - und heute habe ich ihn drunter. Der Führer des II . Trupps legte das Kolumbusei, indem er mir sagte, wenn eine RLB.-Ortsgruppe 25 Masken ausgeliehen habe, dann müßten drei Ortsgruppen - und drei gehören mit Teilen zu meinem Sturmgebiet — 75 Masken zur Verfügung stellen können. Mehr als 75 Männer aber träten am nächsten Wochenende · von den SAG.8 abgesehen - doch nicht an. Mit beidem hat er recht, so recht, daß ich nicht begreife, warum ich nicht von selbst auf den Trichter gekommen bin. Die Masken habe ich nun schon, und wenn übermorgen 60 Prozent der Papierstärke antreten, dann bin ich bei dem Ernte- und Urlaubswetter heilfroh. Fein jedenfalls, daß ich die Männer im Gelände mit Gasmasken üben laſſen kann.

25.7. Es hat geklappt ! Am Samstag um 16 Uhr Antreten. 65 Mann Sturm und annähernd gleich viel SAG. Antrittsstärke je etwa 50 Prozent. Nicht viel, aber unter den gegebenen Verhältnissen kaum beſſer zu erwarten. Bis 16 Uhr 30 Ausgabe der feldmarschmäßigen Ausrüstung an die SAG .- Männer, die noch nicht ausgerüstet waren, und Einsammeln des Unkostenbeitrages von 60 Pfennigen pro Naſe. Dann zum Anwärmen ein 10 -km-Marsch auf schattigen Waldwegen zum Bahnhof eines größeren Nachbarstädtchens. Hier in leidlicher Ordnung Verladen in zwei bereitgestellte Waggons . Von 47

18 Uhr 34 bis 19 Uhr 07 20 km tiefer ins schwäbische Land hinein. Die Sonne knallte in julimäßiger Hiße auf die Erde. Kein Wölkchen am Himmel. Keine Wolke auch über meinem Haufen. Die Männer sangen eigentlich zum erstenmal - fast ununterbrochen aus eigenem Antrieb. Dabei zeigte sich, daß sie allmählich auch gute ne u e Kampflieder beherrschen und Freude an ihnen haben. Am Bahnhof unseres Lagerortes herzlicher Empfang durch den SA.Standortführer, den Ortsgruppenleiter und den Bürgermeister. Mit denen an der Spize singend zum 1,5 km entfernten Lagerplaß. Dort war inzwischen der LKW. mit dem — auch diesmal wieder eingesammelten — Proviant und den Sportgeräten eingetroffen. Zu unserer Freude ſtand ein zweiter LKW. daneben, auf dem ein großer Kaffeekessel dampfte. BDM.-Mädel, Mitglieder der Jugendgruppe der NS.-Frauenschaft und einige ältere Parteigenofsinnen von der NS.-Frauenschaft vervollständigten das erfreuliche Bild. Aber obwohl die Mägen knurrten und ein Berg Brotlaibe und ein Waschkorb voll kleiner Bierwürste sehr eindrucksvoll von der Fürsorge unſerer Gastgeber zeugten erst mußten die Zelte aufgeschlagen werden. Lange 30-Mann-Giebelzelte — je Trupp und zugehöriger SAG . eines — entstanden. Ein bißchen langſam zwar, weil die SAG .-Männer großenteils keine Ahnung hatten, wie man ein Zelt aufschlägt, und erſt „ aufgeklärt" werden mußten

aber immerhin : gegen 21 Uhr stand das Lager.

Kurz vor Vollendung des Lagerbaues war ein SA.-brauner Wagen mit Kommandostander des Führers einer Standarte herangerollt. Der Staf. ! Nicht nur auf eine Stippvisite war er gekommen, sondern zu gründlicher Besichtigung. Bald ſtand auch sein Zelt, und die Fütterung der Raubtiere begann. Solchen Kohldampf hatten wir alle lange nicht geschoben! Um 21 Uhr 15 rückte der Vorführtrupp für die Lehrnachtausbildung ab, um 21 Uhr 45 folgte das Gros - schon bei fast völliger Dunkelheit. 2,5 km Nachtmarsch zu einer Höhe, von der aus sich ein weiter Blick nach Nordwesten öffnet. Das hügelige Vorgelände mit Wiesen, mehreren Waldstücken und zahlreichen Buſchgruppen war prachtvoll geeignet für eine lehrmäßige Nachtübung . Auf dem Anmarsch gab's einen ärgerlichen Zwiſchenfall. Es war Schweigemarsch angeordnet — einmal um feldmäßiges Marschieren bei Nacht zu üben, zum andern um den Männern die Augen für die Schönheit dieser Nacht zu öffnen, für die viele wahrscheinlich vor Reden und Rauchen keinen Blick gehabt hätten, wären Marscherleichterungen zu-

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gelassen worden. Und die Nacht war wirklich so schön, wie eine sternenklare Hochsommernacht in unserer Heimat nur ſein kann. Die Sterne zogen ein breites Lichtband über den dunklen Himmel, vor uns wuchs immer deutlicher eine schwarze Waldsilhouette auf, zur Rechten unseres Weges konnte man die Umriſſe einer fernen Hügelkette ahnen, und unten im Tal leuchteten friedlich die Lichter eines Dorfes ; links aber neigten sich die reifen Halme großer Kornfelder leiſe rauſchend unter dem Darüberstreichen des Nachtwindes. Es lohnte schon, sich schweigend der Schönheit dieser Nacht aufzuschließen. Zuerst ging alles gut. Auf halbem Wege aber wurde es einigen offenbar zu langweilig . Jedenfalls hörte ich deutlich Flüſtern und Lachen vom Ende der Marschkolonne her, wo die „ Küken “ der SAG ., achtzehnjährige Jungens, marschierten . Nun ist Befehl Befehl, und wer schon keinen Sinn für die Schönheit der Natur aufbrachte, hatte wenigstens befehlsgemäß den Mund zu halten. Ich ließ die Kolonne alſo bis zur ungefähren Gegend der Delinquenten an mir vorbeirücken und verbat mir dann leise, aber scharf die Quatscherei. Kaum war ich wieder vorn, wehte mir der Wind, der in der Marſchrichtung blies, den Geruch von Zigarettenrauch in die Naſe, und richtigda hinten glühte ab und zu etwas auf. Dieſe Unverfrorenheit wahrscheinlich der gleichen Burschen hat mich fuchsteufelswild gemacht. Am Ziel angekommen, verlangte ich, daß sich die Raucher meldeten. Auf Sonntag früh war sowieso eine Stunde Ererzieren angeſeßt, da hätte ich mir die Brüder herausgeholt und ihnen höchsteigenhändig den Rauch aus den Gehirnen vertrieben . Damit wäre alles relativ ſchmerzlos erledigt geweſen. Die Täter meldeten sich aber nicht. Da gibt es nun unter Soldaten nur ein Mittel: Wenn einer zu feige iſt, um für ein Vergehen geradezuſtehen, und nicht ermittelt werden kann, dann muß die ganze Einheit leiden. Die Kameraden sorgen dann schon unter sich für ausgleichende Gerechtigkeit. Bevor ich meine schwarzen Pläne verwirklichte, rollte in voller Ruhe die Lehrnachtausbildung ab, in die alles hineingeſtopft war, was ich hineinbringen konnte: Entfernungsschäßen nach Lichtern verschiedener Helligkeitsgrade; Vortäuſchen einer Marſchbewegung durch Bewegen einer Lichtquelle in der Senkrechten ; Marschieren einer Abteilung auf einem Höhenrücken und einer anderen in Deckung der Anhöhe, je einmal in Schußfarbe (SA.-Mantel) und ohne schüßénde Uniformierung (übergestreiftes weißes Hemd) ; Aufleuchten eines Streichholzes und Glimmen einer Zigarette; 4 Snhcers, Tagebuch

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richtiges Kartenlesen bei Nacht (mit abgedeckter Lichtquelle) und falsches (mit nicht abgeblendetem Licht) ; richtiges und falsches Abkochen (Unterhalten offenen Feuers) bei Nacht ; Annäherung richtig (grau oder erdfarben) uniformierter und falsch (hell) angezogener Personen ; richtiges Verhalten einer Abteilung gegenüber Leuchtkugeln (sofortiges Hinwerfen möglichst schon beim Absch uß der Leuchtkugel) und falsches Verhalten (Durcheinanderlaufen oder Stehenbleiben im Leuchtkugellicht) ; Abgabe von Kommandos und Sprechen auf verschiedene Entfernungen ; Geräusch einer im Gleichschritt und einer „ ohne Tritt" marschierenden Kolonne; Lärm schlecht ſizender Ausrüstung (klapperndes Kochgeschirr) ; Geräuſch- von Schanzarbeiten und Holzhacken. Das alles klappte, und auch der Spaß kam zu seinem Recht, da der Führer IV. Trupp, der die Lehrabteilung führte, die Hörbarkeit zu lauten Redens durch Pflaumereien an meine Adreſſe nachwies. Das bereitete den Männern und — da der „ Flachs " wirklich auch dem Staf. und mir selbst viel Vergnügen, ohne den

wißig war

Lehrzweck zu beeinträchtigen . Die Männer, die zum ersten Male eine Nachtausbildung erhielten, waren mit großem Eifer bei der Sache. Das gute Gelingen der Nachtübung hinderte mich aber nicht, die Vergeltungsmaßnahmen wegen der Vorfälle beim Hermarsch durchzuführen. Der Rückmarsch wurde ein ausgesprochener Schlauch. Statt eines um 0 Uhr 15 an sich verdienten gemütlichen Nachhausezottelns mit allen Marscherleichterungen, wie ich es vorgesehen hatte, raſten wir ohne jede Erleichterung so zum Lager zurück, daß keiner von uns einen trockenen Faden am Leibe hatte, als wir 0 Uhr 35 ankamen. Deshalb konnten wir auch nicht gleich in die Zelte kriechen, sondern mußten uns erſt langſam bei mäßiger Bewegung abkühlen. Es hätte sonst böse Erkältungen geben können . So konnte ich erst nach 1 Uhr das Aufsuchen der Zelte erlauben und um 1 Uhr 15 Zapfenstreich blaſen laſſen. Da das Wecken auf 5 Uhr angeſeßt war, wurmte es uns alle, daß die Nachtruhe noch eine halbe Stunde kürzer geworden war. Wenigstens hätten die Männer diese halbe Stunde lieber zu Budenzauber in den Zelten als zur Abkühlung von der Rennerei des Rückmarsches benußt. Ich war gespannt, wie sich die Angelegenheit weiter entwickeln würde. Zur Ruhe gekommen bin ich in der Nacht dann nicht viel. Glücklich ſo einigermaßen im Zelt des I. Trupps verstaut und am Einpennen, ermunterten mich Geräusche, die zweifellos nicht zu einer ordnungsmäßigen Nacht50

ruhe gehörten. Da war irgendwo eine Balgerei im Gange. Als die „ nächtliche Ruhestörung“ anhielt und die Lagerwache offenbar nicht eingriff, rappelte ich mich zuſammen, um ſelbſt die Ordnung wiederherzustellen. Herausgekommen erkannte ich am Rande des den Lagerplaz umstehenden Waldes eine kleine Ansammlung und am anderen Ende des Plages den seelenruhig dastehenden Wachposten. Da dämmerte mir eine Ahnung auf, und ich wartete ein paar Sekunden. Richtig, schon legte sich das Durcheinander, und an seine Stelle trat das markante Geräusch, das entsteht, wenn ein Schulterriemen und ein gewisser Körperteil des Menschen in herzhafte Berührung kommen. Unterdrückte Schmerzens- und Wutlaute — es schien sich um drei Opfer zu handeln - schlossen jeden Zweifel aus : der „heilige Geist" war über die Raucher gekommen ! Was wollte ich da machen? Volkes Stimme ist Gottes Stimme, da soll man sich als Vorgeseßter nicht einmischen. Nicht einmal dem Posten konnte ich Vorhaltungen machen! Wieder eingepennt, es mag eine halbe Stunde später gewesen sein, kam der inzwischen abgelöste Posten des I. Trupps ins Zelt. Das merkte ich so genau, weil er mir beim Reinkriechen mit seinem genagelten Stiefel mitten in den Bauch trat. Dann weckte mich noch ein paarmal das unbestimmte und, wie sich zeigte, unrichtige Gefühl, der Poſten oder die Fahnenwache könnten schlafen . Nach all dem war ich heilfroh, als um 5 Uhr unser Hornist in greulichen Tönen der Arme war auch noch so müde ! — das Wecken blies. Beim Wecken ist für heute Zapfenstreich !

28. 7. Heute hätte ich den ganzen Tag über Zeit zum Tagebuchschreiben ! Ich liege gehunfähig zu Bett. Der Wochenenddienst hat meinem rechten Bein, das seit dem schweren Dienstunfall im Jahre 1934 nicht mehr recht mittut, den Rest gegeben. Dick angeschwollen ist es schon seit dem Früh, jahr durch die dauernde Überbeanspruchung im Sturmdienst, aber seit dem lezten Wochenende ist's ganz aus . Als ich heute morgen das Knie nicht mehr biegen konnte, siegte die in meiner Frau verkörperte Vernunft und ich blieb liegen. Nun will mich der Arzt spätestens nach Abschluß der Sommerarbeit zur „ Generalüberholung “ ins Krankenhaus stecken. Schöne Beſcherung! Na ... Am Sonntag früh um 5 Uhr krächzte alſo das Signal zum Wecken. Sekunden später riſſen die Signalpfeifen der Truppführer und ihr rauher 51

Schrei „ Aufstehen“ jeden alten Soldaten!

eine liebe Erinnerung an die Kommißzeit für auch die hartnäckigsten Schläfer aus den

„Federn". 5 Uhr 25 Antreten zur Morgenfeier. Etwas übernächtig sahen wir alle aus, und die Rasur war in der Eile auch mehr schlecht als recht geraten vom Waſchen ganz zu schweigen ! —, aber dafür ließ die Haltung des Sturmes und auch der SAG.8 wenig zu wünschen übrig . Die kritischen Blicke des Staf. mögen das ihre dazu beigetragen haben. Gegenüber der von einem Doppelposten flankierten, vor drei Gewehrpyramiden aufgestellten Fahne traten die Männer an, diesmal die SA. am rechten und linken Flügel und die SAG . in der Mitte.

Aus dem

Glauben an den Führer die Bereitschaft zu Opfer und Tat “ war der Leitgedanke unserer Morgenfeier, die ich mit Hilfe des Führers IV. Trupp, meines

Schulungshelfers ", ausgearbeitet hatte. Es ist uns nicht leicht

gefallen, aus der großen Menge der Lieder, Feierterte und Gedichte der Bewegung etwas zuſammenzustellen, was das schlichte soldatische Empfinden des SA.-Mannes ansprechen kann und nicht als Schwall unverstandener großer Worte über ihn hinwegbraust. Ich füge den Tert der Feier dem Tagebuch bei. Es ist schwer zu sagen, ob die Feierstunde die Männer beeindruckt hat. Fast schien es mir ſo, aber man ſieht es einer starr im Gliede stehenden Truppe ja nie genau an, welche Gefühle sie beherrschen. Nach der Morgenfeier wieder ' raus aus den Klamotten und mit einem zünftigen Waldlauf zum Badeteich. Dort ging der Dreck ' runter, der bei der Kazenwäsche nach dem Wecken übriggeblieben war . Medizinbälle, Taue und Borhandschuhe hatten wir mitgenommen, denn neben dem Teich liegt eine große Wieſe, wie geschaffen für unseren Frühsport. Ein munterer Betrieb entwickelte sich. Die vier Trupps, jeweils mit ihrer SAG ., hatten für jede der vier Sportarten (Schwimmen, Boren, Tauziehen, Medizinballübungen) je eine Viertelstunde Zeit — nach einer Stunde war jeder mit allem drangekommen . Noch einmal platschte die ganze Meute ins Wassermeine Armbanduhr steht seitdem und soll zehn Mark Reparatur kosten ! —, dann im Laufschritt zurück zum Lager. Leid tat mir der Dienstleiter beim Boren, der neue Sportwart des Sturmes. Der hatte die ganze Zeit nur zu tun, daß er die Kampfhähne auseinanderhielt. Alle wollten „frei weg" aufeinander eindreſchen, während unterrichtsmäßiges Boren befohlen war 52

und ich dem „ Oberborer" noch extra ans Herz gelegt hatte, ja keine K.o.8 am Beginn dieſes ſtrapazenreichen Tages zuzulaſſen. Im Lager hatten sich inzwischen unsere Gastgeberinnen vom Samstagabend wieder eingefunden. Diesmal mit einem Rieſenkeſſel Tee und einer Unmenge frischer Wecken. „ Gschamig " guckten sie weg, als 130 Männer auf einmal in die Hosen fuhren, aber danach war bald ein vertrautes Verhältnis hergestellt. Um 8 Uhr 30 war der Frühstückshunger gestillt, hatte gestillt zu sein, und der Ernst des Lebens begann mit Zeltabbauen, Ererzieren und Schießdienſt. 30 Minuten ſtanden zum Zeltabſchlagen und Tornisterpacken, 2 Stunden zum Ererzieren und Schießen zur Verfügung . In den 2 Stunden kam man mit 3 Abteilungen von je 40 bis 45 Mann bei präziser Zeiteinteilung gerade durch : 40 Minuten Ererzieren, 40 Minuten Zielgarten und 40 Minuten Schießen (auf insgesamt 6 Ständen jeder Mann 5 Schuß liegend freihändig) . Dadurch, daß der Zielgarten zwischen Ererzieren und Schießen geschaltet war, kamen die Männer nicht allzu abgehezt auf den Schragen. Im übrigen zeigte es sich: Die Abteilung, die bald nach dem Frühstück satt und ausgeruht zum Schießen antrat, schoß im Durchschnitt keine Spur beſſer als die Abteilung, die 112 Stunden später nach gründlichem Ererzieren ihre Übung durchschoß. Dabei waren die Männer beim Ererzieren gewaltig ' rangenommen worden, denn ich huldige dem Grundfag: wenig Ererzieren , aber das Wenige gründ lich. Es ist ein altes Leiden, daß da und dort immer mal wieder ein hilfloser Unterführer im Rechts- um“ und „ Links - um " das Allheilmittel ſieht, obgleich gerade solche Leute meist die schwere Kunst des Ererzierdienstes am wenigsten beherrschen. Das ist einer der schlimmsten Fehler, die ein SA.-Führer machen kann ! Wir sind keine Paradesoldaten und wollen keine sein. Deshalb brauchen wir nur so viel zu ererzieren, daß wir einzeln und als Truppe die soldatische Haltung erwerben, die uns als Nationalsozialiſten innere Notwendigkeit ist. Diese Mindeſtgrundlage allerdings muß geschaffen werden. Sie wird erarbeitet durch einen zwar seltenen, dann aber hundertprozentig scharfen Ererzierdienst, den die besten Exerziermeister jeder Einheit und ja keine Stümper abzuhalten haben. Wir ererzierten am Sonntag zum erstenmal, seit ich den Sturm führe, und es war allmählich wieder mal nötig. Mein alter Chef-AW.-Mann, der Führer II . Trupp , der ein vorzügliches Kommando hat, und ich teilten uns in die Aufgabe, den Schleifstein zu drehen. Der Staf. verabschiedete

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sich vorher, worüber ich in Anbetracht der zu erwartenden Bilder ganz froh war. Mit kurzer Einzelausbildung, Stellung und Haltung und Gruß, ging es an. Dabei jeden einzelnen von oben bis unten durchkorrigiert. Zum Heulen verkrampfte „ Stillgestanden"-Figuren bauten sich teilweise auf! Dann Antreteübungen noch und noch ! Daß das Ausrichten einer Linie nicht bloß in einer Blickwendung nach rechts und zaghaftem Wackeln in den Knien besteht, sondern daß da eine ständige, erst langsam von rechts nach links erstarrende Bewegung in der Abteilung iſt, lernen viele ungeheuer schwer ! Schließlich Formveränderungen im Halten und in der Bewegung . Im Halten ging es im allgemeinen ganz ordentlich, aber in der Bewegung - da sinkt schon beim Geradeausmarschieren nur zu gern die Nase in den Dreck, die Finger werden krumm und krümmer, und die Ausrichtung nach dem Vordermann geht ebenso zum Teufel wie die Seitenrichtung und die Abstände. Von Formveränderungen in der Bewegung ganz zu schweigen! Während wir uns auf dem Lagerplaß mit unseren SA.-Männern und SAG.-Rekruten abplagten, führten der Führer III . Trupp das Schießen und die Führer I. und IV. Trupp die Zielgartenübungen durch. Ich habe immer mal wieder nach diesen beiden anderen Abteilungen geſehen und unterdessen dem Truppführer II . die Ererzierabteilung allein überlassen. Da hat mich gefreut, mit welcher Eraktheit sowohl im Schießstand wie im Zielgarten gearbeitet wurde. Kaum ein Rückfall in „zwanglose “ Vereins― manieren und wenn einer vorkam, funkten die Dienstleiter sofort dazwischen. Die Männer aber hatten sichtlich Spaß an dem Betrieb. Kein gelangweilter Haufen stand mehr nachlässig und schwagend vor oder gar in dem Schießstand herum —- ein paar Männer nur warteten auf den Aufruf zum Schießen, und die waren sauber in Reihe angetreten. Auch die Zweckmäßigkeit der Zielgarten- und Anſchußtiſchübungen ſcheint den Männern allmählich aufzugehen. Es kommt eben nur darauf an, daß die Dienſtleiter ihren Verband während des Dienstes nie aus der Hand laſſen, das heißt, daß sie den Dienst so einteilen, daß keine zu großen Gruppen zu irgendwelchen Übungen anstehen müſſen und daß die einzelnen Dienste zügig ablaufen. Kurz vor 11 Uhr war alles planmäßig beendet. Jeßt kam das Kernstück des Wochenenddienstes : In 10 -Minuten-Abständen wurde die SA. truppweise, die SAG . am Schluß in 2 Abteilungen abgelaſſen, wobei jeder Führer der 6 Gruppen zunächst nur den Auftrag erhielt, seine Abteilung schnellstmöglich zur Todtenbachmühle zu führen und sich dort auf der 54

Befehlsstelle des Sturmes zur Entgegennahme weiterer Befehle zu melden. Das hört sich harmloſer an, als es war, denn zwischen unserem Lagerort und der Todtenbachmühle lagen etwa 3,5 km teilweiſe bewaldetes Hügelland, durch das die Karte 1 : 100 000 keinen direkten Weg zeigt. Die in Frage kommenden eingetragenen Wege waren zudem ausnahmslos Feldwege, und von denen gibt es in Wirklichkeit bekanntlich verwirrend viel mehr, als auf dieser Karte angegeben sind. Die Führer peilten die Kartenlage, teilten den Auftrag ihren Männern mit und hauten ab . Mittagsverpflegung war ausgegeben worden― mochten die einzelnen Gruppen ihre Mittagsrast legen , wie sie es dem Auftrag gegen. über verantworten konnten. Man würde ja ſehen, ob die Abteilungen in der Reihenfolge des Abmarsches am Ziel ankämen oder ob sich eine überrunden ließ. Als die leßte Gruppe weg war, ſauſte ich mit dem LKW. los, um mich zunächst auf Umwegen über fahrbare Straßen an die Todtenbachmühle heranzukringeln und dort zu sehen, ob die mit einem Unterführer besezte Befehlsstelle schon Arbeit gehabt hätte. 12 Uhr 30 kam ich an, da war der I. Trupp vor kurzem „fahrplanmäßig“ durch. Der III. kam gerade ander II . erst fünf Minuten später. Der für alle 6 Gruppen gleiche, ſchriftlich erteilte Befehl lautete: „ Im Frontabschnitt Weil im Schönbuch-Dettenhausen ist der Gegner durch unsere von SW vorrückenden Truppen zur Aufgabe seiner Stellungen gezwungen worden. Er hat sich in nordostwärtiger Richtung auf Waldenbuch zurückgezogen. Es liegen widersprechende Meldungen darüber vor, ob der Rückzug in nördlicher und nordnordostwärtiger Richtung auf Steinenbronn-Weidach fortgesezt wird, oder ob sich der Gegner nach NW festſeßt und insbesondere am nordostwärtigen Hang des Aichtales zwischen Waldenbuch und Obere Rauhmühle in Stellung geht. Erkunden Sie mit Ihrer Abteilung, ob der n o r do st wärtige Hang des Aichtales zwischen Oberer Sägemühle und Oberer Rauhmühle und ob die Obere Sägemühle, die Untere Rauhmühle und die Obere Rauhmühle vom Feinde besezt ſind . Melden Sie jede Feindbeobachtung sofort dem Sturm. Die Befehlsstelle des Sturmes wird nach Punkt Rechtswert (35) 05,1 , Hochwert (53) 89,7 verlegt. 55

Nach Durchführung Ihres Auftrages führen Sie Ihre Abteilung zur neuen Befehlsstelle des Sturmes . Das Aichtal zwischen Waldenbuch und Oberer Rauhmühle hat unter Gasbeschuß gelegen und ist mit Gasſicherung zu überwinden. “ Zu diesem Spähtruppauftrag erhielt jeder Abteilungsführer folgenden Zusaßbefehl: „1. Geben Sie Ihren Männern Lage und Auftrag und Ihren Entschluß bekannt! 2. Sorgen Sie für feldmäßiges Verhalten Ihrer Männer ! 3. Sorgen Sie während der Gasmaskenübung für richtigen Siß der Maske und verhindern Sie unerlaubte Erleichterungen ! 4. Lassen Sie nach jeder Feindbeobachtung von allen Männern eine Meldung mit Grundrißſkizze anfertigen . Dem Sturm ſind jeweils a lle Meldungen zu überbringen. 5. Laſſen Sie die von Ihnen und Ihren Männern gefertigten Meldungen jeweils durch 2 Melder überbringen. “ Die Aufgabe war nicht „ ohne“ : 1. Man hatte sich durch einen etwa 2 km breiten, in Richtung des Auftrages weglosen Wald sauber von der Todtenbachmühle in die Gegend der Oberen Sägemühle durchzufranzen. 2. Man mußte sich, vom „ Feind “ unbemerkt, in das wenig Deckung bietende Aichtal herunterarbeiten, um an die verſchiedenen Mühlen und möglichst sogar den nordostwärtigen Hang heranzukommen . Unter der Gasmaske keine reine Freude. Der „ Feind " — verkörpert durch drei 3-MannPosten - hatte sich am Nordosthang des Aichtales gegenüber der Oberen Sägemühle und der Unteren und Oberen Rauhmühle eingegraben. Die Männer auf dieſem Druckposten beobachteten die Annäherung der Spähtrupps und eröffneten ein wildes Plagpatronenfeuer, sobald sie den herannahenden "1 Gegner" bemerkten . 3. Hatten sich die entdeckten Spähtrupps- und keinem gelang es, bis an die Mühlen heranzukommen, ohne Feuer zu erhalten — glücklich wieder in den Wald am Südwesthang des Tales zurückgerettet, dann durfte jeder einzelne Mann eine Meldung mit Skizze über die Feinderkundung anfertigen. Das bei drei Mühlen und immer unter der Gasmaske. 4. Die Melder von jeder Gruppe dreimal 2, von den 4 SA.-Trupps also insgesamt 24 Mann - mußten selbständig zur neuen Befehls56

stelle des Sturmes beim Punkt Rechtswert (35) 05,1 , Hochwert (53) 89,7 hinfinden. An Hilfsmitteln ſtanden ihnen dabei Karte, Planzeiger und Marschkompaß zur Verfügung . Dieser Auftrag verlangte von jedem Melderpaar 2,5 bis 3,5 km Marsch durch den in Richtung auf die neue Befehlsstelle nahezu wegloſen Wald. 5. Die Reste der Spähtrupps mußten ebenfalls die Befehlsstelle des Sturmes erreichen . Das war nicht einfach. Denn : der gegebene Planzeigerpunkt bezeichnete den trigonometrischen Punkt A 441 nordostwärts Neuweiler. Diesen trigonometriſchen Punkt hatte ich vor 14 Tagen mit dem Führer IV. Trupp (der am Sonntag die Postenaufstellung vorgenommen und den Trupp seinem Stellvertreter übergeben hatte) buchstäblich ausgegraben. Es ist ein alter Feldstein, der tief zwiſchen Kornfeldern auf einem Grenzrain eingelassen ist und den man kaum anders als mit Hilfe eines in der Nähe stehenden, auf der Karte ebenfalls eingetragenen alten Kugelbaumes finden kann. Eine Stunde lang haben wir neulich auf dem Rain herumgewühlt, ehe das Ding zutage kam und wir ſicher waren, uns nicht selbst verfranzt zu haben ! Dort saß wohlgetarnt der legte Kontrollposten, und nur wer voller Vertrauen zur Zuverlässigkeit seiner Orientierungskunst auf dem schmalen Rain weit zwiſchen die Felder hineinging, stieß auf den Posten und war am Ziel. Für die SAG.s war der Auftrag vereinfacht worden : 1. Sie brauchten den eigentlichen Spähtruppauftrag durch das Aichtal nicht mit Gasmasken zu durchlaufen. Diese wurden ihnen vielmehr, da ſie für SA. und SAG . nicht ausreichten, erst an der Oberen Rauhmühle ausgehändigt. Dort waren sie den SA.-Trupps durch einen am Südwesthang des Tales aufgestellten Kontrollposten abgenommen worden. Die etwa 2,5 km SAG.8 marschierten dann bloß den Rest des Weges bis zur Befehlsstelle des Sturmes unter den Masken. 2. Die SAG.8 hatten nur zwei Meldungen abzufaſſen. Und von dieſen beiden wurde die erste noch einmal lehrmäßig in Gemeinschaftsarbeit nach Anleitung der Abteilungsführer aufgesezt. Erst die zweite

der ersten in

Wortlaut und Skizze ziemlich ähnlich - war ernstfallmäßig von jedem für sich anzufertigen. 3. Die SAG.8 brauchten keine Melder abzuschicken, sondern blieben während der ganzen Übung geſchloſſen zuſammen. Sonſt hätten wir noch 57

die Einsaßaufgabe „ Durchkämmen eines größeren Waldstückes “ anhängen können, um der SAG. -Melder wieder habhaft zu werden ! Die ganze Übung erstreckte sich vom Lagerplaß an über ungefähr 10 km Luftlinie. Von 11 Uhr 15 bis 12 Uhr 15 waren die sechs Abteilungen abgelaſſen worden; ich rechnete daher unter Berücksichtigung der Einlagen mit einem Eintreffen der ersten Gruppe gegen 15 Uhr, mit dem der leßten bis spätestens 17 Uhr ein kräftiges Herumirren eingerechnet. Da hätten alle noch in Ruhe im nahen Neuweiler ein Bier trinken können, ehe der Schlußmarsch zur etwa 7 km entfernten Bahnstation angetreten werden mußte. Um 19 Uhr 27 ging der Zug - das sollte dick langen. Gegen 14 Uhr hatte ich

motorisiert

sämtliche Postenaufstellungen

durchkontrolliert und war beim Schlußmann, dem Führer IV. Trupp selbst, angekommen. Hier gedachte ich mich auf die faule Haut zu legen, zu „veschpern“ und meine Schäflein zu erwarten. Es ließ sich auch alles vorzüglich an: Um 14 Uhr 32 trudelte das erste Melderpaar mit der zweiten Meldung des I. Trupps ein, um 14 Uhr 37 kam die erste des I. nach, um 14 Uhr 51 traf schon die erste Meldung vom III . Trupp ein, und um 15 Uhr 06 war der ganze I. Trupp gleichzeitig mit seinem dritten Melderpaar da. Wenige Minuten später wurde der III . Trupp gemeldet. Ich hatte eine Mordsfreude über diese Leistungen meiner Männer ! Alle Ankommenden wurden schleunigst nach Neuweiler in Marsch geſeßt, sonst hätte die Menschenanſammlung das gut getarnte Ziel verraten. Mochten sie bei einem Bier die müden Knochen ausruhen . Verdient hatten sie's. Ich selbst stürzte mich auf die Meldungen und Skizzen, um die „große Kritik" gehörig vorzubereiten. Unter dieser Beschäftigung und dem ſtändigen Kommen und Gehen ver· ging die Zeit im Fluge. Ich sah erst wieder mit Bewußtsein auf die Uhr, als mir große Regentropfen auf den Kopf platschten. 16 Uhr 37. Na -- so langsam sollten auch die letzten kommen. Der Führer IV. und ich krochen vor dem hereinbrechenden Gewitterſchauer unter ein paar Zeltbahnen, und dann fragte ich ihn, der über die „ Eingänge “ Buch geführt hatte, wer noch fehle. 16 Uhr 13 - vor 25 Minuten -war die lezte Ankunft. Dritte Meldung des IV . Trupps . Es stehen noch aus : zweite Meldung des II. Trupps, erste Meldung des IV. Trupps und die ganze 2. SAG.Abteilung." „Wann ist die leßte Gruppe des II . Trupps angekommen ?" „15 Uhr 47 - vor fast einer Stunde." „Wann die lezte Gruppe des 58

IV. Trupps ?"

16 Uhr 11— vor 35 Minuten. " „Wann die 1. SAG . ? "

„ 16 Uhr 13 — vor einer starken halben Stunde. " Hm, die Melder vom IV. Trupp und die 2. SAG . sollten schon noch ankommen

aber wo blieb

das zweite Melderpaar des II . Trupps ? Um 16 Uhr 48 kamen die zwei vom IV. Trupp . Sie hatten „ eine leichte Panne" im Walde gehabt. Die beiden anderen Abgänge waren auch 17 Uhr 15 noch nicht da. Mir wurde warm - wenn die zwei SA.-Männer des II. Trupps sich verlaufen hatten, dann war das nicht weiter schlimm. Die fanden schon wieder nach Hause, und ein bißchen Rumlaufen schadete ihnen nichts . Warum hatten sie nicht besser aufgepaßt. Aber die

ganze

2. SAG . — —! Das wäre eine böse Panne. Doch was half alles Überlegen — wir mußten abbauen . Die anderen gingen vor. An beiden Zugängen

unseres " Raines legten wir Plakate aus zusammengehefteten

Meldezetteln aus, auf denen der derzeitige Aufenthaltsort des Sturmes und das nächste Marſchziel, der Bahnhof, angegeben waren. Mehr konnten wir im Augenblick nicht tun. Gegen 17 Uhr 30 liefen der Truppführer IV. und ich im Ruhequartier ein. Auf eine Bier- und Zigarettenlänge reichte es auch für uns gerade noch. Mir hatte es ein biſſel die Petersilie verhagelt, daß die 2. SAG . nicht da war, aber bei den Männern herrschte ein ſo zünftiger Betrieb, und die Begeisterung von SA. und SAG . über den Dienst des Tages war so einhellig, daß der Ärger bald in den Hintergrund trat. Die Kritik verschob ich auf später

die hauptsächlich von ihr Betroffenen sollten sie keinesfalls

verpaſſen. Beim Antreten um 18 Uhr zeigte sich, daß es eine ganze Anzahl Fußkranker gab, die sich den Schlußmarsch zum Bahnhof nicht mehr zutrauten. Erfreulicherweise waren es fast ausnahmslos SAG.-Männer. Meine SA.-Männer biſſen troß der Ballonbereifung, die sich mancher zugelegt hatte, die Zähne zuſammen und tippelten eisern los. Schlapp machen gab's nicht! Als die Kolonne schon abrückte, kamen plößlich die zwei versprengten Melder vom II . Trupp noch an. Die armen Kerle waren seit 11 Uhr 25 vormittags ununterbrochen auf den Beinen und mußten nun gleich mit der Abteilung weiter, statt sich erst mal von den Irrfahrten des Tages ausruhen zu dürfen. Das tat mir leid, ließ sich aber nicht ändern. Nun fehlte nur noch die 2. SAG . ! 59

AmBahnhof ſollten uns die mit dem LKW. vorausgefahrenen „ Leichen“ erwarten. 20 Mann etwa im ganzen . Erwartet wurden wir von mehr als 50 Männern! Wir trauten unseren Augen kaum stand da nicht tatsäch lich unsere geplatte SAG . ? Wir träumten nicht. Die da mit hängenden Ohren herumlungerten, waren unsere SAG .-Kameraden ! Ihr Führer, ein an sich im Ausbildungsdienst brauchbarer Obertruppführer mit Lehrberechtigung und allem, was dazu gehört, hatte sie buchstäblich im Kreise geführt. Um 16 Uhr waren sie wieder an der Todtenbachmühle angekommen, die ſie kurz vor 13 Uhr 30 verlaſſen hatten . Peinlich, peinlich ! Zum guten Glück wußte der Obertruppführer, von wo aus wir zurückfahren wollten, und hatte seinen Haufen, diesmal auf dem kürzesten Weg, zum Bahnhof geführt. So alſo trafen wir uns wieder ! Die Männer der 2. SAG . waren wütend auf ihren Führer, dem Lehrberechtigten ſelbſt ſtanden die Zornestränen in den Augen, und die übrigen Männer begeisterten sich -roh, wie unsereins ist — an der Irrfahrt der anderen. Es wurde bald Zeit, daß ich wieder antreten ließ, sonst wäre das Ganze noch in eine Keilerei ausgeartet. Den Übermut der Erfolgreichen habe ich dann ein bißchen gedämpft, indem ich eine Kritik der Übung gab, bei der die „ Sieger“ etwas zu schlecht, die Versprengten " etwas zu gut wegkamen. Die Heimfahrt glich die Stimmungen vollends aus, und zu Hauſe angekommen haben wir vom Bahnhof bis zur Sturmdienststelle noch einen netten kleinen Propagandamarsch gemacht. Am Schluß ließ ich den Sturm an mir vorbeimarschieren, und da haben meine Männer - Fußkranke wie Geſunde — einen Exerziermarsch hingelegt, wie ich ihn bei ihnen noch nicht erlebt hatte. Vor dem Wegtreten habe ich dann noch gesagt, ich glaubte, wir kennten uns jest gut genug, um das „ Sie “ mit dem „ Du“ vertauschen zu können . Und siehe da

als wir von 21 bis 22 Uhr noch eine Stunde kamerad-

schaftlich zusammensaßen, hat keiner mehr Hemmungen mit dem „ Du“ gehabt. So sind wir nun auch in diesem Punkte eine ganze SA.-Einheit ge worden. Und meiner dienstlichen Autorität bricht bestimmt keine Zacke ab, weil meine Männer jest „, du" zu mir sagen.

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Morgenfeier : „Aus dem Glauben an den Führer die Bereitschaft zu Opfer und Tat." Gesamte SA. und SA G. singt: Siehst du im Osten das Morgenrot? Ein Zeichen zur Freiheit, zur Sonne ! Wir halten zusammen, ob Leben, ob Tod, mag kommen , was immer da wolle! Warum jezt noch zweifeln, hört auf mit dem Hadern, noch fließt uns deutsches Blut in den Adern. : Volk ans Gewehr! : Viele Jahre zogen dahin, geknechtet das Volk und betrogen; Verräter und Juden hatten Gewinn,

fie forderten Opferlegionen . Im Volke geboren, erſtand uns ein Führer, gab Glauben und Hoffnung an Deutſchland uns wieder. : Volk ans Gewehr! : Einzelsprech er trägt vor : Mein Führer! Als ich dich sah zum erstenmal, da wußt' ich: du bist die Treue, du bist mir Wille und Gebot, der eine, der aus Nacht und Not uns vorwärts führt aufs neue. Erst jezt hat dieses Leben Sinn : Ich habe wieder heimgefunden . Wo ich auch immer ſtehen mag, zu jeder Stunde, jedem Tag, bin ich mit Deutschland und mit dir verbunden .

Und so, bereit zu jeder Opfertat, will ich dein Kämpfer ſein und dein Soldat! (Aus: Das Lied der Getreuen, Seite 17.) 61

Sturmführer liest: Die SA. bekennt: Wir glauben an den Führer und an seine Idee. Dieſe Tatsache ist uns SA.-Männern eine so selbstverständliche Angelegenheit, daß wir fast hilflos einem Menschen gegenüberstehen, der uns fragt, warum wir glauben. Wir bekennen uns in allem, was wir denken und schaffen, zu unserem Glauben an den Führer. Wenn wir aber eine Antwort geben ſollen auf die Warum ? ", so stellen wir als Träger des Braunhemdes mit sol-

Frage:

datischer Freude fest, daß dieses „ Warum“ bei uns weniger eine kalte Angelegenheit des überlegenden Verſtandes als eine Stimme unſeres Blutes und Herzens ist, die nie fragt, sondern immer zur Tat und zum Opfer ruft. Uns SA.-Männern ist der Glaube nicht aus der Tatsache gewachsen, daß es dem Führer gelungen ist, unſer nationalsozialistisches Programm, das Herzstück unserer Idee, in die Tat umzusehen. Wir glauben auch nicht deshalb an den Führer, weil er uns Arbeit und Brot gegeben hat, weil er uns aus den Fesseln der Schande befreite, weil er unserem deutschen Volke wieder ein deutsches Gesicht gab. Nein, wir glauben an den Führer, weil er der Führer ist. Wir glauben blind und bedingungslos. Wir würden auch an ihn glauben, wenn er alle diese Dinge noch nicht erfüllt hätte. Wir glauben an den Führer und wir würden auch an ihn glauben, wenn sich das Geschick gegen ihn gewendet hätte. Wir würden dann mit aller unserer Kraft um so härter für ihn streiten, denn er ist ja ein Teil von uns, er ist unser Ich. Und so können wir den Fragenden, den Zweiflern und den Ungläubigen nur antworten, daß uns SA.-Männer nicht die Lösung der sozialen oder irgendeiner anderen Frage zum Glauben an den Führer bekehrt hat, ſondern daß uns dies nur nachträglich bewiesen hat, daß wir richtig glaubten. Darüber aber bestand und besteht bei uns kein Zweifel, und es fällt uns daher verdammt schwer, uns in die nur verstandesmäßige, kalte Denkart der Fragenden hineinzufinden. Unser SA.-mäßiges Denken kommt aus dem Herzen, es iſt ſoldatisch. Und beweisen können wir den Glauben an unseren Führer nicht durch eine Zergliederung im Sinne intellektueller Schwäger, sondern allein durch unsere Tat, durch unser Handeln und durch unseren Einſaß. Und es möge der Welt mit allen Fragenden gesagt sein, daß das Be-

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kenntnis der SA. lautet : Wir glauben an den Führer

wir beweisen

dieſen Glauben durch die Tat. Der Führer mag von uns fordern, was er will, Hab und Gut und Leib und Leben, Geist und Herz . Denn der Führer iſt aus uns, und wir sind eins durch den Führer. Er ist die Summe unſerer Kraft, und wir leben durch ihn. (Aus: „Unſer Glaube“ in „ Der SA. -Führer“ , Aprilheft 1936.) Gesamte SA. und SA G. ſingt : Deutscher, wach auf und reihe dich ein, wir schreiten dem Siege entgegen. Frei soll die Arbeit und frei woll'n wir sein und mutig und trosig verwegen.

Wir ballen die Fäuste und werden es wagen, es gibt kein Zurück mehr, und keiner darf zagen. : Volk ans Gewehr ! : Jugend und Alter, Mann für Mann, umklammern das Hakenkreuzbanner. Ob Bürger, ob Bauer, ob Arbeitsmann, sie schwingen das Schwert und den Hammer für Hitler, für Freiheit, für Arbeit und Brot. Deutschland erwache ! Ein Ende der Not. : Volk ans Gewehr !: Einzelsprech er trägt vor : Der Führer spricht : Der Nationalsozialismus ist keine Lehre der Trägheit, sondern eine Lehre des Kampfes, keine Lehre des Glückes , des Zufalls, ſondern eine Lehre der Arbeit, eine Lehre des Ringens und damit auch eine Lehre der Opfer. Das haben wir im Kampfe so gehalten, in dieſen Jahren war es nicht anders, und in der Zukunft wird es so bleiben. Unverrückbar wollen wir kämpfen, daß die Macht, die der neue Gedanke, die der neue politische Glaube in Deutschland erobert hat, nimmermehr entſchwindet, sondern im Gegenteil immer fester und fester wird . Sturmführer hält eine kurze Ansprache, die an die bisherigen Gedanken der Feier anknüpft und schließt: 63

Wir wollen, daß wir nichts als Volksgenossen sind von allen, die mit uns im Alltag leben. Wir wollen, daß in Deutschland Mann und Frau und Kind mit uns und wir mit ihnen vorwärtsstreben.

Wir wollen Rufer sein, berufen von der Zeit, doch nicht die müß'ge Hand am offnen Munde. Wir wollen , daß zum Opfer wir, zum Tod bereit, und daß wir kämpfen müſſen jede Stunde.

Wir wollen, wenn der Feind uns seinen Kampf anſagt, im Angriff unsre stolze Fahne tragen. Wir wollen, wenn der Feind den Angriff selber wagt, ihn mit geballter Kraft zu Boden ſchlagen.

Wir wollen, daß sich unsre Faust am Schwerte übt, und daß wir Schicksal — nicht nur Worte Wir wollen, daß wir sehen, wo der Blick ſich trübt so vieler, die den Sinn der Dinge normen.

Wir wollen immer, was des Führers Wille ist, ſein Wollen in die Herzen aller brennen. Wir wollen,

daß kein Enkel seine Tat vergißt, und wenn Jahrtauſende ihn davon trennen .

Wir wollen, daß uns allen jene stolze Kraft gemein, die aus dem Wollen starke Tat gebiert. 64

formen.

24. Juli

Nach kurzem Schlaf auf hartem Lager.

Morgenfeier

Elsenwalde Schutzenhsle

Schlafle Weidad

Rot

433

FW

Schonaic h 435

458 nbronn

Steine

eine Speidels M

Wolfen Laubach SC

5390

417

Neuweile

408 Wette

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Breitenstein

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TodtenbachM Toa

Weilim Schonbuch

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479

490

Dettenlisin Bh

5385

Schwarz

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2.

3505

509

3510

Wir wollen Kämpfer und nach unsrem Tode Wächter sein am Rand der Straße, die das Volk marschiert.

(Aus:

Bekenntnis der SA." von Pidder Lüng. )

Einzelsprech er trägt vor : Stellt euch um die Standarte rund,

Nun kann kein Teufel uns was tun!

die Hände schlagt um ihren Schaft:

Die Fahne flattert wild im Wind :

von dieser Fahne kommt die Kraft,

Die Siege unsrer Jugend sind

die Burgen baut dem jungen Bund!

Ein Ruf an alle, die noch ruhn !

(Aus : „Die Fahne der Verfolgten“, Seite 58, von Baldur v . Schirach.) Gesamte SA. und SA G. ſingt : Wenn die Fahnen und Standarten stolz wie Adler vor uns ziehn, schlagen unsre trogig harten Herzen stürmisch ihren Takt dahin. Tausend Jahre dumpfes Sehnen wettert aus dem roten Tuch,

Blut und Untergang und Tränen, Rauch und Trümmer, Leid und Haß und Fluch.

Und dann eines Frührots Dämmern, eines Aufgangs wilde Wucht, der mit hingeriſs'nem Hämmern Macht und Seele - und nur Deutschland sucht. Was die tausend Jahre harrten,

zwang der Führer in die Zeit. Mit den Fahnen und Standarten zieht es brausend in die Ewigkeit. (Lied der SA.-Gruppe Südwest.) Zu Karte links : Ausschnitt aus der Karte 1 : 100 000, vergrößert auf 1 : 50 000. (24. Juli) 1 = Lagerplat ; 2 = Befehlsstelle des Sturmes (Todtenbachmühle) ; 3 = Obere Sägemühle im Aichtal ; 4 = Untere Rauhmühle; 5 = Obere Rauhmühle ; 6 = neue Befehlsstelle des Sturmes (A 441). 5 Snyders, Tagebuch

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30. 7. Vorgestern habe ich die Bettruhe noch benußt, um den Sturmbefehl 5/38 fertig auszuarbeiten und auf Matrizen zu tippen. Heute ist er abgezogen worden und kann nun am nächsten Mittwoch ausgegeben werden. Sein Kernstück ist der neue Ausbildungsplan. Vor einigen Tagen kam Befehl der Gruppe, daß der Dienst bis nach dem Reichsparteitag tunlichst einzuschränken sei . Das hat mir mein schönes Arbeitsprogramm umgeworfen. Vor allem habe ich SA.- und SAG . -Dienſt trennen müſſen, denn am SAG .-Dienst läßt sich beim besten Willen nichts kürzen . Für die im Gliede stehenden SA.- Männer bedeutet der neue Dienstplan eine spürbare Entlastung in den kommenden zwei Monaten, für die Unterführer, die überwiegend gleichzeitig SAG.-Ausbilder ſind , ändert sich wenig am bisherigen Zustand . Zwar habe ich die vier SAG.8 in zwei zuſammenlegen können, da ſie von jezt an ſelbſtändig — nicht mehr mit der SA. zusammen Dienſt tun werden und außerdem ein erklecklicher Prozentſaß schon abgesprungen ist, weil der Dienst zu anstrengend war, aber dafür beginnen bald die Prüfungen, deren Vorbereitung und Durchführung erhöhten Arbeitseinsah zahlreicher Unterführer erfordert. So bietet sich das übliche Bild: Auf dem Sturmführer und seinen Unterführern — und unter ihnen wieder besonders auf einzelnen unermüdlichen - ruht die ganze Last des Dienstes. Keine Diensterleichterung kommt diesen Männern spürbar zugute, obgleich sie in erster Linie ein Anrecht auf eine Pause hätten. Ich bin nur froh, daß meine Unterführer so gut ziehen, denn wenn es denen einmal zuriel würde und sie sich ins Glied zurückzögen — wofür jeder einen unwider leglichen Grund vorbringen könnte —, dann gute Nacht! Wir SA.-Führer müſſen wirklich jedem Mitarbeiter dankbar sein, der über einen längeren Zeitraum hinweg die idealistische Bereitschaft behält, die vielen zusäßlichen Anforderungen in ehrenamtlichem Einſaß zu erfüllen, die an einen SA.Unterführer gestellt werden. Und stolz können wir sein, daß es doch so viele find, die der SA. bereitwillig Jahr für Jahr den größten Teil ihrer Freizeit zur Verfügung stellen, ohne dafür äußere Anerkennung einzuheimſen. Bemerkenswert ist in dem neuen Sturmbefehl noch die große Zahl der Zu- und Abgänge im Sturm. Das ist eine weitere Schwierigkeit, mit der die SA. im Gegensatz zu kasernierten Verbänden zu kämpfen hat und die oft nicht genug beachtet wird : Während bei Wehrmacht und Arbeitsdienst die Männer vom Beginn bis zum Ende der Dienstzeit einer bestimmten Einheit angehören und mit ihr ganz von selbst verwachſen, findet bei uns ein

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starker Wechsel statt. Ich habe in meinem Sturm nachgerechnet: seit dem ― 20. Februar in rund 5 Monaten also sind 45 Mann ausgeschieden und 47 Mann dazugekommen. Äußerlich scheint nichts verändert - die Geſamtſtärke iſt ja annähernd gleich geblieben —, im Innern aber hat eine Verschiebung von über 30 vom Hundert ſtattgefunden. Der Großteil der Änderungen geht auf Wohnungswechsel zurück. Nun mag nicht überall die Zahl der Umzüge so groß sein wie in meinem Stadtrandgebiet mit zahlreichen neuen Siedlungen. Aber zumindest bei St a dtstürmen ſieht es nirgends viel anders aus . Unter dieſen Umständen ist es wirklich nicht leicht, aus dem „ Haufen von Reisenden" eine Einheit zu formen und in dieſer Einheit einen gleichmäßigen Leistungsstand zu schaffen ! Es ist billig, die Ausbildungsergebniſſe der SA. zu kritisieren, aber schwer, es beſſer zu machen, als es die Mehrzahl der SA.- Einheitsführer tut !

31. 7. Ein dienstfreier Sonntag ! Und der Geburtstag meiner Mutter daheim. Grund genug, ein Fest zu feiern ! Um 10 Uhr aus dem Bett, um 11 Uhr Frühstück - wie im Roman ! Nachher fahre ich mit meiner. Frau hinaus in dieses schöne Land - bis zum Abend. Ich weiß ein kleines Dorfgasthaus, der Wirt Erbhofbauer, Bürgermeister und SA.Sturmführer, da ſigt man in der holzgetäfelten Wirtsſtube unter alten Zinntellern und Bauernkeramiken, trifft wohl den einen oder anderen Kameraden und bekommt die frischesten Forellen und den besten Tropfen in -100 km Umkreis . An'alledem wird „ mein Kerl" Freude haben — und das ist ihr so zu gönnen ! Das dauernde Alleinſein nimmt sie in ihrem jezigen Zustand wie wir uns auf unser Erstes freuen ! — doch arg mit. Außer dem schleppt sie noch die Sorge mit sich herum, ich könnte meinen kaputten Haren vollends ruinieren. Es ist schon nicht leicht, die Frau eines SA.Führers zu sein und dabei immer den Kopf oben zu behalten, den Mann ſogar noch aufzutragen, wenn er dann und wann verärgert und borstig vom Dienst heimkommt. Und doch ist es so wichtig und ein unerschöpflicher Kraftquell für uns Männer. Der ganze Schwung -— und die ganze Ehe - ginge zum Teufel, wenn daheim ein griesgrämiges oder verheultes Weib säße! Manchmal unterliege ich Anfällen von Vernunft. So habe ich mir ab 26. September Urlaub zusichern laſſen, um mich im Krankenhaus auszukurieren. Das geht ganz gut : Am 18. September steigt die 2. Wiederholungsübung zum SA.- Sportabzeichen zum zweitenmal und am 25. September 5*

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das Vergleichsschießen unserer SA.-Gruppe. Damit ist die Sommerarbeit dann abgeſchloſſen. In den Herbſtmonaten mögen die Trupps mal ruhig auf eigene Faust loswurschteln, soweit der Dienst nicht von „hoch oben“ befohlen wird. Ich bin gespannt, was sie aus eigener Initiative ſchaffen werden. Da der Papierladen jezt auch zu meiner Zufriedenheit klappt und ohne mich genau so weiterlaufen wird, kann ich mich ruhig einige Zeit „ aus dem öffentlichen Leben zurückziehen“ . Bis dahin allerdings wird der Dienst mich noch auf Touren halten!

4. 8. Es läßt sich nicht länger leugnen : Der I. Trupp und der von ihm abgezweigte IV. Trupp kommen in Schwung ! Geſtern abend waren beim I. Trupp von 52 Mann Papierſtärke immerhin 33, beim IV. Trupp von 35 Mann Papierſtärke 25 angetreten. Bei der Jahreszeit ist nicht mehr zu verlangen. Das sieht anders aus als die 12 Mann von über 80, mit denen der frühere Truppführer I. aufwartete ! Den habe ich übrigens vorgestern zur Entlassung eingegeben. Hatte mich angelogen und kaum noch Dienst getan. Raus damit. Es sind jezt noch fünf Wochen bis zum Reichsparteitag, dann ist die Gnadenfriſt auch für die übrigen „ Entſchlafenen“ ' rum - mir ist, als ob so an die 30 im September die Bluse des SA.Mannes mit dem ihnen gemäßeren Rock des Zivilisten vertauschen würden. Dafür kann ich mit den übrigen 120 aber Pferde stehlen ! Auch das In-verschiedene- Lokale- Laufen haben sich der I. und IV. Trupp abgewöhnt. Da wir regelmäßig vor Mitternacht aufbrechen, kommt der Schlaf auch bei den Frühaufstehern noch zu seinem Recht. Ich sehe es schon gern, wenn die Männer nach dem Dienst nicht sofort auseinanderlaufen. Gerade im I. und IV. Trupp , deren Zuſammenſeßung am stärksten wechſelt, tut ein kameradschaftliches Zuſammenſein nach dem Dienſt gut.

7. 8. Sturmschießdienst. Als Vorübung auf das Vergleichsschießen je Mann 5 Schuß liegend freihändig über 50 m auf die 12er-Bruſtringscheibe für KK.-Gewehr. Jeder Schuß angezeigt. Bedingung : ein Ringdurchschnitt von mindestens 7. Nur wenn wir den erreichen, haben wir Aussicht, unter den ersten hundert Stürmen der Gruppe zu landen. Die ersten zehn liegen immer über 9 Durchschnitt, aber dahin kommen wir sicher nicht ― dazu haben wir uns viel zuwenig auf das Schießen ſpezialisiert. Wenn man mit 150 Mann bei 5 Schuß liegend freihändig einen 9er-Ring 68

durchschnitt erzielen will, dann muß man die Sonntage faſt ausschließlich mit Schießdienst belegen. Das werde ich aber auch in Zukunft nicht tun. Jedes Spezialistentum ist in der SA. fehl am Play ! Wir müssen Männer ausbilden, die im Ernstfall ohne Anlaufzeit in jeder Beziehung vollwertige Infanteristen abgeben. Das iſt unſer Ausbildungsziel und nicht die Dressur von Kurz-, Mittel- oder Langstreckenläufern, die im Sportanzug glänzende Zeiten laufen, feldmarschmäßig bepackt aber versagen, auch nicht die Züchtung von Scharfschüßen, die auf dem Stand lauter Zwölfer schießen, im Gelände aber hilflos sind ! Immerhin — auf einen Ringdurchschnitt von 7 bis 8 sollten wir es auch im „totalen SA.-Dienſt“ (ſchönes Wort für eine Selbstverständlichkeit!) bringen. Deshalb werden diejenigen, die heute die 7 nicht erreicht haben, von jezt an Sonntag für Sonntag zusäßlich im Zielgarten üben und schießen, bis sie dreimal hintereinander den geforderten Durchschnitt erreicht haben. Eben bin ich mit der Zuſammenstellung der Teilnehmer am „ Förderungsschießen" fertig geworden — es sind doch über 40 von den 106, die heute angetreten waren. Beim Schießen heute früh habe ich ausgesprochen Schwein gehabt. Ich schieße nicht schlecht, bin aber auch kein Meisterschüße. Heute morgen waren die „ Förderungsschüßen“ nun ziemlich erboſt über ihre zusäßliche Dienstbelastung. Als ich gegen 12 Uhr 30 Schluß machen wollte, ohne ſelbſt zum Schießen gekommen zu sein, hörte ich Stimmen wie: „Der Sturmführer selber hat heute gar nicht geschossen - ob er Angst hat, ſelbſt Förderungsschüße zu werden?" Den Männern mußte geholfen werden. Ich haute mich auf den Schragen und — spürte 100 Augenpaare auf mich gerichtet. So ein Gefühl beruhigt nicht gerade. Troßdem gelang mir die Konzentration, und der Schießgott war gnädig . Erſte Serie: 47 Ringe, zweite Serie: 53 Ringe - ein sauberer 10er- Durchschnitt bei 10 Schuß. Die Männer fühlten sich um eine herrliche Schadenfreude betrogen, ich aber dankte den Göttern!

11. 8. Wir tragen auf der Gruppe jest weiße Sommerröcke, die bei Hize praktischer sind als die dicken braunen Uniformen. Und von der Annehmlichkeit abgesehen : Bisher verschwißte ich jeden Sommer einen Waffenrock für siebzig bis achtzig Mark bis nahezu zur Unbrauchbarkeit — mit dem waschbaren weißen Rock, der bloß dreißig Mark koſtet, paſſiert das nicht. Dafür wirkt der weiße Rock allerdings sch. . . . fein. Er wird des69

halb von manchem anständigen SA.-Mann rein instinktiv als un- SA.. mäßig abgelehnt. Ich habe mich nun gefragt, ob ich dieser Stimmung nachgeben und den Rock gar nicht oder nur im Dienſt des Gruppenſtabes oder ob ich ihn auch zur Dienstzimmerarbeit des Sturmes tragen sollte. Ich konnte nur die dritte Lösung wählen. Das Hallo blieb nicht aus. Der Sturmführer mit langer Hose und weißem Rock auf dem Dienſtzimmer ! Daran werden viele und nicht die schlechtesten meiner Männer eine Weile zu kauen haben. Und doch werde ich es weiter tun. Ebenso wie ich genau nach der SA.-Anzugsordnung Handschuhe trage — und wenn ſie mir manchmal noch so lästig sind ! Ich sehe auch auf diesem Gebiet eine Erziehungsaufgabe des SA.-Führers : Wir müssen unseren Männern zeigen, daß Nationalsozialist und gepflegt ſein keine Gegenſäße ſind . Da sind bei manchen noch Reste marristischer Einstellung zurückgeblieben, da macht ein guter oder gar eleganter Anzug seinen Träger noch verdächtig und erweckt Mißtrauen gegen deſſen nationalsozialiſtiſche Zuverläſſigkeit ! Daß das so ist, liegt allerdings zu einem guten Teil daran, daß es tatsächlich relativ vielen „ besseren Herrschaften" noch nicht allzu ernst um die Volksgemeinschaft, die klaſſenloſe Kameradschaft der Volksgenossen, iſt. Troßdem dürfen wir ein solches an Außerlichkeiten gebundenes Mißtrauen, das einerseits der Marrismus, andererseits die Arroganz einer aussterbenden Reaktion im Volke verschuldet haben, nicht weiterwuchern lassen. Wir müſſen von den ſozial Beſſergestellten verlangen, daß sie sich kameradschaftlich in die Volksgemeinschaft eingliedern, wir müssen aber auch der breiten Masse unseres Volkes einhämmern, daß unsere Volksgemeinschaft keine allgemeine Gleichmacherei, kein Herabdrücken aller auf das niedrigste Niveau, ist. Das geschieht meines Erachtens am besten dadurch, daß der in günſtigen sozialen Verhältniſſen lebende Nationalsozialiſt ſeinen Lebensstil auch im Kreiſe materiell weniger glücklicher Kameraden nicht verheimlicht. Ist er ein Kerl und bemüht er sich, als Nationalsozialiſt zu leben, dann werden seine Kameraden, seine Gefolgschaftsmitglieder — alle, die um ihn ſind, ganz von allein lernen, ihm aufs Herz und nicht auf den Rock zu ſehen . So wird sich allmählich auch auf dieſem Gebiet nationalsozialiſtiſche Gesinnung durchſeßen, und Äußerlichkeiten werden aufhören, Klaſſenunterſchiede anzudeuten. Daß ich mit dieſer - von der „ Melone “ eben volljähriger JüngAuffassung nicht Faßkereien linge bis zum Monokel gleichaltriger Zeitgenossen -decken will, bedarf keiner Betonung. 70

12. 8. Am 24. August sollen wir hier oben den Film der Obersten SA.-Führung „ NS.-Kampfspiele 1937 " vor einem möglichst großen zivilen Publikum zeigen . Das muß ganz groß werden! Vorhin war ich kurz beim Ortsgruppenleiter, mit dem sich vorzüglich zusammenarbeiten. läßt, und habe erwirkt, daß das Unternehmen gleichzeitig Ortsgruppenpflichtabend wird . Der größte Saal unseres Ortes, die neue Versammlungshalle der Gemeinde, ist auch schon reserviert -nun müssen „ nur noch" die mindestens 700 Menschen auf die Beine gebracht werden, die nötig sind, um den Raum einigermaßen zu füllen. Das wird bei unſeren 17 000 Einwohnern in dieser Jahreszeit nicht einfach sein. Wenn noch das Panzerregiment da wäre! Aber die sind bis auf ein Restkommando auf dem Übungsplaß . Da muß die Heimatpresse wieder mal herhalten. Erfreulicherweise arbeitet der Sturm mit der Schriftleitung gut zuſammen . So ist mir zugesagt worden, außer dem offiziellen Werbematerial, das die OSAF. zur Verfügung stellt, noch täglich eine Schlagzeile auf der dritten Seite aufzunehmen. Außerdem kann ich noch einige einschlägige Kurzberichte aus der Arbeit der SA. bringen . Deren

Zubereitung " gibt mor

gen eine schöne Samstagnachmittag -Beſchäftigung ! Ich benuze gern die Gelegenheit, unsere Arbeit der Öffentlichkeit etwas in Erinnerung zu bringen. Die SA. sollte sich nicht allzu sehr im Hintergrund halten! Bescheidenheit ist schön und gehört zu den vornehmsten Tugenden des Soldaten. Deshalb braucht man aber die tatsächlichen Leistungen nicht unter den Scheffel zu stellen. Ein bißchen Klingeln gehört auch bei uns zum Handwerk. Schließlich sind wir ja nicht zulezt Propagandisten der Bewegung, müſſen also durch unsere Leistungen dauernd werben und überzeugen — das kann uns aber nur gelingen, wenn unsere Arbeit überhaupt weiteren Kreisen bekannt wird . Deswegen: ' ran an die Parteipresse ! Sie bringt unsere Beiträge gern!

14.8. Mit 70 Mann meines Sturmes und seiner SAG.8 bin ich heute morgen hinausgezogen zum freiwilligen Arbeitsdienst für die SA.. Siedlung, die vor den Toren unseres Ortes entsteht. Ein wilder Haufen versammelte sich bald nach 6 Uhr in der Bahnhofstraße beim Postamt. Verdächtige Gestalten standen herum, bis um 6 Uhr 30 ein Kommando auf einmal Ordnung in die Anſammlung brachte. Ich sehe noch die 71

erstaunten Gesichter einiger „ früher“ oder „sehr später" Volksgenossen, denen offenbar erſt beim Antreten aufging, daß es sich um SA. oder so etwas Ähnliches handeln müſſe. Bis um 12 Uhr wollten wir buddeln, aber kurz vor 10 Uhr seßte ein so starker und anhaltender Regen ein, daß wir abbrechen mußten. Na- einige Baugruben sind doch ausgeschachtet worden. Ein paar der Siedler sind Sturmkameraden; die haben eine Mordsfreude gehabt, daß ihr Sturm mit Hand anlegte. Mir selbst hat die Schipperei deutlich gemacht, daß zwischen dem Führen eines Füllfederhalters und einer Schaufel ein gewisser Unterschied besteht. Ich verfüge zur Zeit über mehr Blasen an den Händen, als ich Finger habe. Im ganzen war der Einsag ebenso nüßlich wie vergnüglich .

18. 8. „Wiederholung der Grundbegriffe der ersten Hilfe“ ſtand gestern unter anderem auf dem Dienstplan der SAG.8. Ich hielt es für nüglich, diesen Unterricht vor der Prüfung noch einmal auf Soldatenart durchzuführen, denn unsere Ärzte waren beim erstenmal etwas arg gelehrt gewesen. Es klappte auch ganz nett- bloß bei der künstlichen Atmung find wir alle fast gestorben : einer aus Atemnot, der zweite hinterher aus Ärger, wir übrigen vor Lachen. „ Freiwillige vor zur künstlichen Atmung!" Es finden sich ein „ Opfer“, ein ziemlich schmächtiges Kerlchen, das überall da ist, wo Freiwillige gesucht werden, und ein „ Retter", der dickste und größte Kerl der ganzen SAG . — mindestens zwei Zentner Nettogewicht. Das „Opfer" legt sich auf den Tisch, der „Retter“ geht ans Werk. Und weiß der Teufel, wo er beim ersten Unterricht seine Augen hatte er kniet sich nicht über die „ Leiche", sondern auf sie - ein Knie in die Magengrube, das andere unten auf den Brustkasten . Dann beginnt er ganz munter und auch ziemlich richtig mit den Armbewegungen des „ Opfers ". Der Kleine will ſich wehren, ist aber viel zu ſchwach gegen den großen Kerl. Außerdem kriegt er keine Luft mehr und dementsprechend keinen Ton aus der Kehle. Der Dicke merkt nichts . Schließlich stelle ich den Unfug ab, als mein Kleiner blaurot anläuft. Der Dicke wird nun wohl zeitlebens die richtigen Griffe behalten.

20.8. Die Prüfung Gruppe I liegt hinter den „Kandidaten“ und mir. 76 Mann stark gehen die SAG.s in die Prüfungen mit etwas 72

mehr als der Hälfte der Anfangsstärke. Der Rest hat sich mit einer entseglichen Hochachtung vor den Anforderungen des SA.- Sportabzeichens im Laufe der Zeit verkrümelt. Dabei ist wirklich nicht mehr verlangt wor den, als ein wehrhafter Mann können muß. Es sind wohl auch weniger die Prüfungsanforderungen, vor denen so viele zurückgeschreckt sind , als das „wehrhafte Tempo " der ganzen Ausbildung . Das hatten sich einige Herren gemütlicher gedacht. Es ist schon so : der Deutſche ist einerseits der geborene Soldat, andererseits hat er eine Schlagſeite zum Spießbürger hin. Da erweist es sich als Nachteil, daß die Ausbildung im Rahmen des SA.Sportabzeichens freiwillig ist. Die am dringendsten aus ihrer ſatten Behaglichkeit aufgestört werden müßten, die melden ſich gar nicht erst oder sie hauen vorzeitig wieder ab, wenn ihnen der scharfe Wind einer soldatischen Erziehung um die Nase weht. Ihnen gegenüber müßte man mit erbarmungsloser Kaltschnäuzigkeit

auftreten

können.

Dem staatlichen

Zwang entzögen ſie ſich nicht ! Wahrscheinlich täten ſie ſogar zum großen Teil ganz gern mit, wenn ſie der Notwendigkeit überhoben würden, von ſich aus den Entschluß zu freiwilliger Mitarbeit zu faſſen, deſſen ſie nicht fähig sind. Angetreten waren heute 59 Mann. Die restlichen 17 hatten sich entſchuldigt und kommen am 27. dran. Leider haben zwei der älteren und einer der jüngeren Bewerber troß allen Trainings die 3000 m nicht in der vorgeschriebenen Zeit geschafft. Zuviel Fett ums Herz ! Um den einen tut es mir besonders leid — das ist wirklich ein patenter und schneidiger Kerl, dem ich das SA.-Sportabzeichen gegönnt hätte! Als bester Leichtathlet erwies sich ein Feldwebel des Panzerregiments, der mit Genehmigung des Standortkommandos seit einem Monat an der vorbereitenden Ausbildung teilnimmt. Ich habe ihn als Berufsfoldaten noch in die laufende SAG . hineingenommen, bin aber gar nicht sicher, ob er im Gelände alle Bedingungen erfüllen wird . Er war nur einmal mit draußen, und da war es mit dem Orientieren und Entfernungsschäßen nicht weit her. Der Kameradschaft der SAG . fügt sich „unser Soldat" gut ein — alle mögen ihn gern, und er scheint sich bei uns auch wohl zu fühlen . Jedenfalls fragte er mich heute, ob ich nicht in den kommenden Monaten eine SAG. nur aus Soldaten ― Unteroffizieren des Regiments - durchführen würde. An der Genehmigung des Standortkommandos sei nicht zu zwei73

feln, da sie ihm ja auch erteilt worden sei. Ich habe ihm sagen müſſen, daß ich ab Ende September einen Krankheitsurlaub antreten würde, ich bäte aber gern einen Nachbarprüfer, die Ausbildung zu übernehmen . Seine Kameraden möchten sich immerhin in der zweiten Septemberhälfte beim Sturm melden. Mal sehen, was daraus wird !

21.8. KK.-Schießen und Handgranatenzielwurf von 57 Mann ausnahmslos bestanden. Die übrigen paar werden am nächsten Sonntag ver arztet. Wenn alles so klappte!

25.8. Die Filmvorführung gestern wurde ein „ Schlager" ! 685 zahlende Besucher, davon etwa 500 Nicht- SA.- Angehörige. Das ist Rekord ! Die Gesamtbesucherzahl von rund 700 mit den Ehrengästen ist der offiziellen Liste nach die drittbeste im Gruppenbereich, obgleich der Film auch in den Großstädten vorgeführt wurde. Meine Männer sind mit Recht stolz auf dieses Ergebnis, und auch ich freue mich sehr darüber. Es ist ohne Zweifel zu einem wesentlichen Teil dank der Unterstützung durch den Ortsgruppenleiter und die Preſſe zustande gekommen, aber es zeugt doch auch von leb. hafter Anteilnahme der Parteigenoſſenſchaft und der Bevölkerung an unserer Arbeit. Vor allem die Anwesenheit von ungefähr 150 Hitlerjungen hat mich gefreut. Ich bin neugierig, wie viele von den Achtzehnjährigen am 9. November den Weg zu uns finden! Das Programm wurde ohne Reibungen und eindrucksvoll abgewickelt. Nach der Meldung an mich sang die SA. - auch der A II-Sturm war angetreten

einleitend das Lied „ Ein junges Volk steht auf". Das kön

nen allmählich alle, und die HJ. fiel prompt und wunschgemäß ein. Danach sprach ich kurz und auf Außenstehende zugeschnitten über den Inhalt und den Sinn des Dienstes , insbesondere des Ausbildungsdienstes der SA. Der Film, der gut und spannend zuſammengestellt ist, rollte anschließend ab. Er zog die Zuschauer mindestens so wie eine gute Wochenschau in seinen Bann. Mir ging dabei auf, wie wirksam für die SA. und ihre Arbeit - und damit für die nationalsozialiſtiſche Wehrertüchtigung unseres Volkes - geworben werden könnte, wenn man einmal einen Kultur- oder Spielfilm aus dem alltäglichen Dienst der SA. (aber dem Dienst, wie er wirklich ist!) drehte und in den öffentlichen

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Lichtspielhäusern vorführte. Das würde sicher nicht weniger aufklärend und werbend wirken als die Filme aus dem Leben der Wehrmacht. Nach dem Film sprach der Ortsgruppenleiter noch sehr nett und herzlich. Er schloß mit dem Appell an alle nationalsozialiſtiſch Empfindenden, ſich im Geiste der SA., der als „ SA.-Geist " zur Verkörperung nationalsozia listischer Lebenshaltung schlechthin geworden ſei, einzuſeßen und insbesondere die Arbeit der SA. für die Wehrhaftmachung unseres Volkes tätig zu unterstützen. Hinterher saßen wir SA.- Männer noch mit einem Teil unserer Gäſte im Saal des hiesigen Parteilokals zusammen. Dabei kamen zwei junge Männer zu mir, die vor kurzem ihre Dienstzeit bei der Wehrmacht beendet und nicht gewußt hatten, wohin sie sich nun wenden sollten, und baten um ihre Aufnahme in die SA. Beſter Nachweis für die Wirksamkeit, ja, im großen gesehen sogar Notwendigkeit solcher öffentlichen Veranstaltungen der SA.!

28.8. Montag Papierkrieg, Dienstag Sprechstunde, Mittwoch Filmveranstaltung, Donnerstag Vorbereitung der Prüfung Gruppe III mit dem Truppführer III . im Gelände, Freitag erste Durchführung des 25, km-Gepäckmarsches für das SA.-Sportabzeichen, Samstag Wiederholung Gruppe I, heute Wiederholung KK.-Schießen und Handgranatenzielwurf. Anschließend Musterung meiner sieben Reichsparteitagteilnehmer durch einen z.V.-Führer der Standarte. Das war mal wieder so eine ‚ SA.-Woche “ . Die Hauptsache aber: es hat alles geklappt. Für die Prüfung Gruppe III nimmt mir der Führer III . Trupp den Großteil der vorbereitenden Arbeit ab. Ich kann ihm das ohne weiteres überlaſſen, denn er ist gerade ausbildungsmäßig mein beſter und zuverlässigſter Unterführer. Ich habe überhaupt den unſchäßbaren Duſel, faſt nur tadellose Mitarbeiter zu besigen, so daß ich besser dran bin als manche anderen Sturmführer. Der Gepäckmarsch war mit 52 Mann in 4 Stunden 35 Minuten bei 35 Minuten Pausen beendet, ohne daß auch nur einer mit „Ballonreifen“ wiedergekommen wäre. In so guter Stimmung wie nach dieſem nicht unerheblichen Schlauch sind die SAG.-Männer nur nach dem WochenGODD enddienst im Juli gewesen – soweit sie damals nicht zur versprengten Ab, teilung gehörten! 75

Bei der Gruppe I hat diesmal niemand versagt. Beim KK.- Schießen fiel einer aus . Beim Handgranatenzielwerfen erlitt der gleiche Mann Schiffbruch. Besonders erfreulich war die Musterung für den Reichsparteitag. Das Urteil des besichtigenden Standartenführers, der uns als leßten Sturm der Standarte vorgenommen hatte: „ Alle 7 Mann zusammen beurteilt : der nach Gesamthaltung und Ausrüstung beste Sturm der Standarte. Einzeln genommen: der Truppführer da (gemeint war der Truppführer III ., der dieses Jahr mit nach Nürnberg geht) beſter Mann der Standarte. “ Das freut mich für meinen Truppführer III . sehr. Er hat die Anerkennung ehrlich verdient.

2.9. Die

Prüfungsmaschine “ läuft auf höchsten Touren:

Am Dienstag der zweite 25-km-Gepäckmarsch, den ich diesmal einem Lehrberechtigten und einem Sanitäter selbständig überlassen habe. Der Doktor saß auf Abruf daheim, ohne abgerufen zu werden, und ich papierkriegte auf dem Sturm. Da der Marsch von der Sturmdienststelle nach der Sturmdienststelle ging, konnte ich als Prüfer die Zeiten nehmen und die Anfangs- und Schlußkontrolle durchführen. Im übrigen mochten die 20 Nachzügler allein tippeln. 4 Stunden 57 Minuten haben sie diesmal einschließlich Pausen gebraucht. Ausfälle gab es wiederum nicht. Am Mittwoch um 18 Uhr Schwimmen, um 19 Uhr Radfahren, um 20 Uhr 15 Erste-Hilfe-Prüfung ! Von den 37 Radfahrern dieſes ersten Schubs sind zwei zuſammengepraſſelt, nachdem sie das Ziel ſchon paſſiert hatten. Das Knie des einen ſah böse aus, es waren aber nur Abſchürfungen, die er sich ebenso wie sein „ Gegner“ zugezogen hatte. Die Achten in den Rädern waren beachtlich! Troß dieses Pechs haben mir heute beide gemeldet, daß sie am Sonntag zur Gruppe III antreten werden . Im Ergebnis gab's beim Radfahren und Schwimmen am Mittwoch ebensowenig Ausfälle wie am Donnerstag bei der Wiederholung. Auch die Erste Hilfe ſah am Mittwoch und bei der heutigen zweiten Prüfungsabnahme nur ,, Sieger". So sind von den 76 zur Prüfung zugelassenen SAG . Männern jezt noch 69 übrig. 3 haben die Gruppe I nicht geschafft, 1 ist beim Schießen und Handgranatenzielwerfen liegengeblieben, und 3 konnten zu irgendwelchen Prüfungsterminen weder beim erstenmal noch bei der Wiederholung antreten. Am Sonntag steigt nun als leßtes die 76

Gruppe III, die ich nur einmal durchführe ― der Termin ist lange genug bekannt

, und was dann noch nicht alle Prüfungen mitgemacht oder nicht

alle bestanden hat, wird zur Nachbar-SAG . abgeschoben, die erst im Oktober mit den Prüfungen beginnt. Ich habe keine Zeit mehr für Nachzügler : Am Sonntag, 4. September, Querfeldeinlauf mit Gasmaske und Gruppe III ; am 11. September die erste Durchführung der 2. Wiederholungsübung für die Träger des SA.- Sportabzeichens ; am 18. September die zweite Durchführung der 2. Wiederholungsübung ; am 25. September das Vergleichsschießen und die 2. Wiederholungsübung für die SA.- Sportabzeichenträger des Sturmes. Damit habe ich mir dann, glaube ich, den Krankenhausaufenthalt „verdient“. Eben blättere ich zurück und stelle fest, daß ich seit meiner Rückkehr aus Dresden am 29. März bis zum Beginn meines Urlaubs am 26. September, im Laufe von sechs Monaten alſo, unter 26 e in en dienstfreien Sonntag gehabt haben werde. Das ist der „Sommerfahrplan" eines r-beliebigen SA.-Sturmführers ! Und nicht allein die Sturmführer ſind es, deren Sonntage kein Privatleben kennen. Unter den 25 ist nur ein Sonntag, an dem nicht wenigstens ein paar Unterführer · Truppführer, Scharführer - mit mir zuſammen losziehen mußten. Für uns SA.-Männer iſt dieſer Zuſtand ja kein Opfer, wir haben unsere Freude dran und finden Befriedigung in der Gemeinschaft unserer Einheiten, aber denkt man auch daran, was das für unsere Frauen bedeutet ? Ein wieviel größeres Opfer haben ſie doch zu bringen, die immer nur den Mann hergeben müſſen, ohne an dem Erlebnis des Dienstes und der Kameradschaft teilzuhaben! Das sollten wir SA.-Männer nicht vergessen, und davor ſollten erst recht diejenigen Achtung haben, die solchen Verzicht nicht kennen !

5. 9. Der Querfeldeinlauf mit Gasmaske und die anſchließende Prüfung Gruppe III aufgebaut als Spähtruppaufgabe mit den 8 Prüfungsstationen als Einlagen, die ſich aus der Aufgabenstellung zwanglos ergaben haben einen ganzen Tag beansprucht. Dafür funktionierte aber auch alles prima. Von den 66 angetretenen Prüflingen haben 64 den Anspruch auf das SA. - Sportabzeichen rühmlich erworben. Zwei haben es nicht geschafft, einer davon ist zu meinem Bedauern unser Feldwebel. In allen leistungssportlichen Übungen war er glänzend, im KK.-Schießen 77

reichte es dem ans MG . - Schießen Gewöhnten gerade noch, im Orientieren und im Entfernungsschäßen aber hakte es aus. Es tut mir leid, daß die Sache für ihn schief ging, aber schließlich kann ich keine Schiebung inszenieren. Das Ganze ſcheint mir ein Beweis dafür, daß die hohe Techniſierung unserer modernen Waffen und die dadurch bedingte weitgehende Spezialisierung der militärischen Ausbildung der Wehrmacht nach einer Ergänzung nicht nur wehrgeistiger, sondern auch allgemein wehrmäßiger Art verlangt. Vormilitärisch schon muß ein Grund gelegt werden, auf dem die Wehrmacht ihren Bau errichten kann, nach militärisch muß das Fundament verbreitert und der Bau abgeſtüßt werden. Es besteht sonst die Gefahr, daß unsere Reservisten wohl das technische Können einigermaßen bewahren, daß aber das geistige Element - die soldatische Haltung und die allgemein wehrmäßige Grundlage der Instinkt des Soldaten für die natürlichen Bedingungen des Kampfes, die Vertrautvor allem bei den Angehörigen der technischen

heit mit dem Gelände

Waffen allmählich verlorengehen. Die Wehrmacht kann dieſe Voraussegungen einer dauerhaften Wehrhaftmachung eines Volkes durch die zweijährige Dienstzeit und die wenigen Reserveübungen weder allein schaffen noch erhalten; niemand ist geeigneter als die SA. , diese Aufgabe zu übernehmen. Die SA. - Sportabzeichenarbeit könnte die Grundlage bilden. Diese Gedanken habe ich heute in klare Worte zu fassen versucht und sie zuſammen mit einem nicht gerade freudeſtrahlenden Bericht über die Lage eines SA. Sturmes nach oben" eingereicht. Vielleicht können an maß geblicher Stelle die Ansichten und Erfahrungen eines kleinen Frontschweins ausgewertet werden. Die Gruppe III wurde vom SA. - Sportabzeichenreferenten der SA.Gruppe eingehend besichtigt. Er tauchte unerwartet an den verschiedensten Stellen der etwa 3 km langen Prüfungsstrecke auf, fand aber wenig auszusehen. Ich habe seine Anerkennung dem Truppführer III . weitergeben können, denn deſſen Kopf entstammt im wesentlichen die Anlage und Vorbereitung der Prüfung. Während wir mit unseren „ Kandidaten“ im Gelände herumkrochen, hat der nicht an den Prüfungen beteiligte Rest des Sturmes noch ein Übungsschießen zur Vorbereitung des

Vergleichsschießens durchgeführt.

Der

Durchschnitt von 5 Schuß liegend freihändig lag diesmal bei 7,3 . Aller-

78

dings waren nur etwa 60 Mann beim Schießen ― dafür aber in der Mehrzahl Förderungsschüßen. Hoffentlich bleibt's auch mit 140 so!

7.9. Zwei erfreuliche Meldungen liegen mir heute vor: 1. Seit dem 1. September gehören · sämtliche Männer des Sturmes der NSV. an. Auch die ärmsten Schlucker, die selbst Unterstügung erhiel ten, wären sie nicht zu stolz, sich darum zu bewerben, steuern ihre 50 Pfennige im Monat zu dem großen sozialistischen Hilfswerk der NSDAP. bei. Ich bin auf dieſen neuen Beweis der nationalsozialiſtiſchen Gesinnung meiner Kameraden ſo ſtolz, als ob er mein eigenes Verdienst wäre ! Es könnte sich wirklich mancher bessersituierte Volksgenosse eine Scheibe von der Opferbereitschaft dieſer SA.- Männer abſchneiden ! 2. Nach der Prüfung vom leßten Sonntag zählt der Sturm mehr als 95 v. H. SA.- Sportabzeichenträger. Durchgefallen ist von den SA.-Männern niemand . Bei einem mehr gutwilligen als intelligenten Mann fürchtete ich es zwar, aber es hat gerade noch gelangt. Daß wir die 100 v. H. nicht erreicht haben, liegt nur an dem starken Wechsel im Sturm, durch den immer wieder Männer ohne SA.- Sportabzeichen dazukommen, und an den zwei SA.-Anwärtern von der Filmvorführung her, die ich noch nicht zur Prüfung zulassen konnte. Von meinen alten Männern iſt jezt nur noch ein einziger ohne das Abzeichen oder den Anspruch auf seine Verleihung. Der aber leidet ſeit zwei Monaten an einer schweren Sehnenzerrung im Bein.

8.9. Ich benuge die Ruhe der Reichsparteitagwoche, um die Entlaſſungen Ungeeigneter vorzubereiten. Die in Frage kommenden Männer sind alle nicht strafweise zu packen, sie haben stets nicht zu widerlegende Gründe für ihre Nachlässigkeit gefunden. So habe ich ihnen zunächſt anheimstellen müſſen, von sich aus um ihre Entlaſſung einzukommen. Einige waren klug genug, das zu tun, die anderen muß die „ Entlaſſung als ungeeignet für die SA." darüber belehren, daß SA.-Mann sein sich nicht in der mehr oder weniger pünktlichen Bezahlung verschiedener Gebühren erschöpft. 32 ſtehen auf der „ Todesliste “ , 13 haben um ihren Abschied gebeten, 19 werden ihn ungebeten und wie mir der Staf. zugesichert hat - unverzüglich erhalten. Dann ist der Sturm nach dem Stand von 79

heute noch 119 Mann ſtark ; so klein war er noch nie. Die aber bleiben, ſind dafür auch „oho“!

10.9 . Meine Gedanken sind bei den Nürnberg- Fahrern. Morgen der „Tag der SA.“ - der Vorbeimarsch am Führer. Da wäre ich schon gern wieder dabei! Meine Sieben schreiben vergnügte Postkarten. Auffällig ist, daß jeder anmerkt, es wäre gut, wenn nächstes Jahr bei der Verpflegung Tee und Rum bereits vermischt und nicht, wie diesmal, getrennt ausgeschenkt würden !! Als ich gestern abend papierkriegshalber zum Sturm tigerte, fand ich dort die Aufnahmegesuche von vier SAG.- Männern in die SA. Es hätte ihnen so gut bei der SAG . gefallen und die Aufgabe der SA. scheine ihnen so wichtig, die Kameradschaft in der SA. ſo ſchön, daß sie gern weiter mitmachen würden. Darüber habe ich mich mächtig gefreut. Um so mehr, als es durchweg ordentliche Kerle sind . Ich hatte gar nicht darauf gehofft, daß SAG.-Männer bei uns blieben, denn ſie ſind bis auf neun Mann alle schon in der PL ., der HJ., den Werkscharen, der Feuerwehr oder dem Roten Kreuz organisiert und erklärten noch vor ein paar Wochen sämt lich - die neun „ Vollzivilisten“ eingeschloſſen —, daß ihnen ein Eintritt in die SA. aus 1001 Gründen unmöglich sei. Noch andere Anwärter haben sich gemeldet. Ich hatte zu Beginn der Diensteinschränkung Ende Juli allen denen, die dadurch wirklich begün, stigt wurden, aufgetragen, sich in der ruhigeren Zeit etwas nach geeignetem Nachwuchs für den Sturm umzutun. Dabei warnte ich allerdings gleichzeitig so heftig davor, bloß um des Werbeerfolges willen irgendwelche halblebigen Figuren aufzutun, daß bis Ende August überhaupt nichts erfolgte. Aber in den ersten Septembertagen brachten mir einige Männer doch noch sechs Anwärter, von denen sie behaupten, es ſeien ordentliche Kerls. Es hätte ihnen bisher nur am nötigen Schubs gefehlt, um den Anschluß an eine Kampfgliederung der Partei zu finden. Wenn sich das bewahrheitet, dann haben meine Männer die Werbung wirklich so durch, geführt, wie ich es mir gewünscht habe. Denn so wenig Intereſſe ich an einem großen und schlechten Haufen habe — sonst seßte ich ja jezt nicht 32 Mann an die Luft —, so sicher scheint es mir, daß in Deutſchland immer noch eine ganze Menge brauchbare junge Kerls ' rumlaufen, die nur zu ſchwerfällig sind , um von sich aus zu einem Kampfverband zu stoßen, 80

14. August

7

Arbeitsdienst für die SA.- Siedlung

5. September

Förderungsschießen. Zielspiegelkontrolle am Anschußtisch

Weihnachten 1938

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ß ou Findnsell d ein ßals s y inmhu u o ß e so gr al< en . fr

Das Werk der Kameraden

und die einen Rippenstoß brauchen, um aufzuwachen. Auf solche Kerle kommt es mir an, denn die können wir zu SA.-Männern erziehen. 12.9. Gestern rollte im Anschluß an die Übertragung vom Großen Appell in Nürnberg die 2. Wiederholungsübung zum SA . - Sportabzeichen zum ersten Male ab. 123 Teilnehmer. KK.- Schießen, Handgranatenziel wurf, Handgranatenweitwurf. Die Ergebnisse waren erschütternd . Gemessen an den Bedingungen des SA.- Sportabzeichens haben im KK.Schießen 47 Mann, im Handgranatenzielwurf 35 Mann und im Handgranatenweitwurf 4 Mann nicht erfüllt. 9 der schlechten Schüßen schoſſen 5 „ Fahrkarten“ hintereinander! Bedarf es eines beſſeren Beweises für die Notwendigkeit nicht nur der Wiederholungsübungen, sondern einer noch viel strafferen ständigen Erfassung aller Wehrfähigen außerhalb der Wehrmacht? Alle dieſe Männer haben früher die Bedingungen des SA.-Sportabzeichens erfüllt, zum Teil ausweislich der Leistungsbücher ſogar gut — 2 oder 3 Jahre haben ſie ſeitdem auf der faulen Haut gelegen, und alles ist wieder beim Teufel.

15.9. Das Vergleichsschießen bedarf erheblicher papiermäßiger Vorbereitung. Von meinen 120 Mann sind zurZeit 19 kurzfristig bei der Wehrmacht, 7 beim Bauvorhaben West und 12 nach auswärts beurlaubt. Das find beinahe 32 v. H. der Papierstärke. Die müssen am 25. September ausnahmslos auf die Beine gebracht werden, denn beim Vergleichsschießen wird neben dem Schießergebnis entscheidend die Antrittsstärke gewertet. Da die betreffenden Männer zum großen Teil über den Sonntag nicht nach Hause kommen können, muß ihnen ihre Scheibe zugeschickt werden. Sie müssen sie dann beim SA.-Sturm ihres Aufenthaltsortes beschießen. Außerdem muß ihnen nachdrücklich ans Herz gelegt werden, daß ſie dieſem Befehl oder, soweit sie bei der Truppe sind, dieser Bitte! — auch wirk lich nachkommen und die beſchoſſene Scheibe sofort an den Sturm zurückschicken. Mit all diesen Schreibereien ist der vorbereitende Papierkrieg keineswegs erledigt. Auch den übrigen Männern muß die Wichtigkeit des Vergleichsschießens noch einmal aufgezeigt werden. Die ortsanwesenden Beurlaubten müssen darauf hingewiesen werden, daß ihre Beurlaubungen am 25. rücksichtslos aufgehoben sind . Ehe ich nun diese ganze Arbeit auf die Trupp- und Scharführer abwälze, lasse ich lieber im Verteiler bis SA.-

6 Snyders, Tagebuch

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Mann einen entſprechenden Befehl abziehen und dann einfach austeilen. Da habe ich dann wenigstens die Gewähr, daß jeder einzelne in klarer Form benachrichtigt worden ist und sich hinterher keiner mit Nichtwiſſen oder Mißverstandenhaben herausreden kann . Den ganzen Kram darf der Sturmführer selber machen ! Warum? Warum diktiert er nicht einfach seinem Schreiber die entsprechenden Befehle und läßt sie sich am nächsten Tag zur Unterschrift vorlegen ? Tja, meine Herrweil der Schreiber tagsüber einen Beruf hat und weil er an den drei Abenden, die er ebenso wie seine Hilfskraft wöchentlich der SA.

schaften

opfert, mit Mühe und Not den laufenden Papierkrieg bewältigt! Zusäßlich kann man den armen Kerlen wirklich nichts mehr aufhängen, und wenn etwas Zusäßliches geschafft werden muß , dann hat es eben der Sturmführer selber zu machen; er hat ja ſchließlich auch die Ehre, Führer eines SA. Sturmes zu sein. Also habe ich die ganze vorlegte Nacht getippt, Briefe gefaltet, Umschläge beleckt und Briefmarken beſpuckt. Etwas bittere Gefühle habe ich bei dem Unternehmen ja gehabt. Es ist schon belämmernd, daß wir praktisch jedem einzelnen nachlaufen müſſen, wenn wir hundertprozentige Arbeit leisten wollen. Der SA.- Dienst sollte nicht nur für den SA.-Mann allen anderen Anforderungen vorgehen, er müßte vor allem auch im bürgerlichen Leben den gleichen Rang erhalten wie der Dienst in der Wehrmacht oder im Arbeitsdienst. Es geht auf die Dauer nicht an, daß jeder Arbeitgeber ein Gefolgschaftsmitglied einfach aus beruflichen Gründen vom SA.- Dienst fernhalten, daß jeder SA.-Mann sich mit privaten Entschuldigungsgründen vom Dienſt freimachen kann. Wenn der Gestellungsbefehl des Wehrmeldeamtes kommt, tritt auch alles andere zurück ; wenn der Dienstbefehl des SA.- Sturmes kommt, muß das genau so sein. Das wird aber nur dann so werden, wenn der SA.-Dienſt durch staatlichen Akt die gleiche öffentliche Geltung erlangt wie die staatlichen Dienstverpflichtungen, und wenn die Machtmittel des Staates zu seinem Schuße eingeſeßt werden. Dem Prinzip der Freiwilligkeit steht dieſe Forderung keineswegs entgegen -- es kann ja jeder nach seinem Belieben um Aufnahme in die SA. nachsuchen und mit triftigen Gründen seinen Abschied erbitten. In der Zwischenzeit aber muß nicht nur der SA.-Mann selbst mit allen Mitteln zur Dienſtleiſtung herangeholt werden können (dieſe Möglichkeit besteht ja in gewiſſem Umfang auf Grund der SA.-Disziplinargerichtsbarkeit), ſondern es muß sich vor allem jeder Außenstehende die

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Finger verbrennen, der versucht, seine persönlichen Dienstansprüche uſw. gegen einen SA.-Mann vor die SA.- Dienſtverpflichtung zu ſeßen. In der Unmöglichkeit, die Forderungen des SA.-Dienstes Dritten gegenüber rücksichtslos durchzuseßen, liegt ein Übel, das meines Erachtens die Würde des SA.- Dienstes beeinträchtigt.

18.9. Eben zum zweitenmal die 2. Wiederholungsübung abgefertigt. 79 Teilnehmer. Abgesehen von den SA.-Sportabzeichenträgern der SA., die mit dem Vergleichsschießen zuſammen die Wiederholungsübung am nächsten Sonntag ablegen werden, fehlen noch rund 50 Mann. So soll Gnade für Recht ergehen und im Oktober noch ein drittes Mal eine Wiederholungsübung steigen. Wer aber auch dann noch fehlt, ohne durch Wehrmachtsdienst oder Krankheit entſchuldigt zu ſein, iſt ſein SA.-Sportabzeichen los. „Landgraf, werde hart! " Wenn wir jest locker lassen, verlieren wir viel Boden, den wir ſpäter mühselig wieder erkämpfen müſſen ! Die Ergebnisse entsprechen denen vom vorigen Sonntag. Erschreckend viel wehrmäßiges Können geht durch mangelnde Übung verloren ! Heute habe ich endlich einen Schießwart aufgetan, von dem ich glaube, es

daß er den Laden in Schwung bringt ! Er führt zwar schon eine Schar

sind ja immer die gleichen, die noch und noch dienstbereit sind ! —, aber er wird auch die Schießarbeit bewältigen. Bisher hat er sich hartnäckig geſträubt, aber heute habe ich ihn ' rumgekriegt, und wenn er einmal etwas verspricht, dann hält er es auch. Der bisherige Schießwart, der seit Ende Juni „ amtierte“, zieht weg. E i n i g e Ordnung hat er in den drei Monaten seiner Tätigkeit schon geschaffen, aber um etwas Ganzes aufzubauen, fehlte es ihm an der Zeit.

Da sizt man nun und organiſiert und teilt ein — und vielleicht stecken. wir in ein paar Tagen alle im grauen Rock und unsere Arbeit wird jäh unterbrochen. Aber umsonst wird sie dann nicht geweſen ſein — im Gegen teil : ich glaube fest daran, daß erst der Ernstfall einmal zeigen wird, w a s die SA. geleistet hat . Unter den ungünstigsten Bedingungen geleiſtet !

20. 9. Die Entlaſſungen sind gestern von der Standarte verfügt und sofort zugestellt worden. So konnte ich die Kadetten heute alle noch aus der Stärkemeldung ausbuchen laſſen, die nach dem Stichtag vom 20. jeden Monats anzufertigen ist. Das freut mich im Intereſſe der Antrittsstärke des

6*

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Vergleichsschießens ungemein, denn die „ Todeskandidaten“, die ihr Schicksal kennen, hätte ich weder auf die Beine bringen können noch wollen .

22.9. Mein bisheriger Stellvertreter ist mit Wirkung vom 25. Sep. tember als Fürsorgewart zum Sturmbannſtab verſezt worden . Der Führer 1. Trupp, zugleich einer meiner treueſten und zuverläſſigſten Mitarbeiter auf der Sturmdienststelle, wird unter Beibehaltung seiner bisherigen Dienststellung stellvertretender Sturmführer. Das ist schön, ich gehe so um -- oder zur Truppe ! Wenn mein neuer Stell vieles beruhigter in Urlaub — vertreter auch erst Oberscharführer ist — die Arbeit führt er sicher in meinem Sinne fort und auch den Männern gegenüber wird er sich durchsetzen. Schließlich traue ja nicht nur ich ihm das zu, ſondern auch die Gruppenſchule hat ihn damals im Juli als entwicklungsfähig zum Sturmführer qualifiziert. Zur Beförderung zum Truppführer wird es ihm am 9. November sicher reichen. Dann ist er wenigstens nicht mehr dienſtgradjünger als andere Unterführer des Sturmes.

27.9. Seit geſtern ſize ich nun urlaubsmäßig mit meiner Frau hier oben im Schwarzwald auf Abruf bereit. Ins Krankenhaus bringt man mich erst, wenn die Kriegsgefahr vorbeigeht. Vorerst ſieht's nicht so aus, aber man weiß ja nicht, welche Wendung der Führer den Dingen noch geben wird. Ehe ich nun dieses Tagebuch zuklappe, um es vielleicht lange Zeit nicht mehr zu öffnen, will ich den Bericht über die Sommerarbeit noch in gehöriger Form abschließen: Das Vergleichsschießen brachte dem Sturm ehrliche 100 Prozent Antrittsstärke! Das heißt, tatsächlich im Sturm angetreten waren 116 von den „papiermäßigen " 123 Mann . Fast 30 meiner nach auswärts oder zur Wehrmacht usw. beurlaubten Männer hatten Sonntagsurlaub 'raus, geschunden und standen mit da. Das hat mich höllisch gefreut. Bis zur Papierstärke fehlten also noch 7 Mann. Von diesen 7 habe ich nun inzwischen restlos die beschossenen und beglaubigten Scheiben zurückbekommen . Die 100 Prozent ſind damit voll geworden. Der Durchschnitt der 123 mal 5 Schuß liegend freihändig beträgt 6,84 Ringe. Das könnte besser sein, ist aber auch nicht schlecht. Auch das anschließende Handgranatenziel 84

und

weitwerfen für die

Wiederholungsübung war nicht schlecht. Nur ganz wenige erfüllten die Bedingungen nicht

ein auffälliger und erfreulicher Gegensatz zu den

Ergebnissen bei den zivilen SA. - Sportabzeichenträgern ! Ich war so froh über meine Männer und auch so erfüllt von dem Geschehen dieser Tage, daß ich sie am Schluß mit einer kurzen Ansprache entlaſſen habe, die wohl zu den besten gehört, die ich bisher gehalten habe. Mir war das Herz aber auch voll, und der Gedanke, meinen Haufen in seiner jeßigen Form vielleicht zum leztenmal vor mir zu haben, bewegte mich ſtark. Um 14 Uhr ungefähr entließ ich den Sturm. Eine halbe Stunde später erhielt ich den Befehl der Standarte, bis zum Abend die gesamten Kammerbestände abzuliefern . Wenige Minuten früher wäre die Ausführung dieſes Befehls noch eine Kinderei gewesen, jezt aber durfte man jedem einzelnen nachlaufen, um ihm Mantel, Tornister und so weiter abzunehmen. Erfreulicherweise fanden sich Freiwillige genug, die auch den Sonntagnachmittag noch dranhezten und als Ordonnanzen und Helfer des Kammerwarts beim Zuſammentragen und Ordnen der Beſtände mittaten. So war bis gegen 19 Uhr alles auf zwei LKW.8 verstaut und rollte ab feldmäßiger Verwendung zu . Dieser Nachmittag hat uns allen den Ernst der Lage wirklich finnfällig vor Augen geführt ! Am Abend stieg dann troßdem der feierliche Kameradschaftsabend mit SAG.8 und Frauen zum Abschluß des Sommerdienstes . Zunächst verab schiedete ich kurz meinen bisherigen Stellvertreter, dankte meinen Unterführern für ihre Mitarbeit und gab einen kurzen Überblick über den zurückliegenden Zeitabschnitt. Dann kamen die Männer mit lustigen Darbietungen zu Worte. Unheimlich haben sie mich angepflaumt, aber kein einziges Mal dabei im Ton vorbeigehauen. Der Abend wurde noch recht rund, und das halbe Jahr harten Dienstes ging mit einem fröhlichen Schlußakkord zu Ende. Für die kommende Zeit aber ist unser Wille zum Einsatz nur gestiegen mag ſie uns im grauen oder im braunen Rock finden. Wohin der Weg ung auch führt : die Arbeit der SA. für Führer und Volk wird nicht umsonst Wie sagte unser alter Lehrer immer : „ Quod di bene gewesen sein. vertant !"

5. 10. 1938. Nun hat sich die politische Lage in letter Minute doch noch geklärt. Fast sieht es so aus, als wollte sich eine höhere europäische Vernunft

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durchseßen. Troßdem kann man dem Frieden noch nicht ganz trauen. Daß der Führer und Muſſolini ihn wünschen, ist sicher. Aber ob die westlichen Demokratien nicht nur vor der Entschlossenheit der autoritären Staaten zurückgewichen sind, um ein nächſtes Mal besser gerüstet den Status quo desto hartnäckiger zu vertreten ? Wie dem auch sei — unsere Arbeit geht jedenfalls zunächst mal im alten Geleise weiter. Von meiner persönlichen Tätigkeit kann ich das allerdings nicht ſagen — ſeit gestern liege ich hier in der alten Universitätsstadt des Schwarzwaldes im Krankenhaus. Der Professor meinte, mit 8 Wochen stationärer Behandlung solle ich ruhig rechnen. Er meinte auch noch mehr, was meiner Vernunft nicht gerade schmeichelte, als er sich das Bein ansah. Aber es wird schon wieder werden Gott verläßt keinen SA.-Mann! 8 Tage bin ich jezt von meinem Sturm weg, und schon fange ich an, den liebgewordenen Betrieb zu entbehren. Tausenderlei fällt mir ein, was gemacht werden müßte, und ich bin ganz kribbelig bei dem Gedanken, daß es falsch gemacht werden könnte. Diese Gefühle muß ich mir abgewöhnen. Der Sturm ist in bester Obhut, und es ist Selbstüberschäßung, zu denken, daß es ohne mich nicht ginge. Es geht sogar ſicher prima. Als sich am 29. September die politische Lage klärte, habe ich meinem Sturm als lezte ,,Amtshandlung“ schnell noch ein Ausbildungsziel für die Wintermonate gesteckt. Wie die Trupps sich an dieses Ziel heranarbeiten und wie sie die Vorbereitung mit den übrigen dienstlichen Anforderungen vereinbaren, habe ich den Truppführern überlassen. Mal sehen, was die aus eigener Initiative leisten und ob sie etwas von der Planung der Ausbildung im Sommer gelernt haben. Das Ausbildungsziel ist ein Scharwett kampf im Frühjahr 1939. Hier die Ausschreibung : „ I. Im Frühjahr 1939 wird innerhalb des Sturmes ein Scharwett kampf durchgeführt werden, an dem sich jede Schar mit einer Mannschaft 1 : 3 zu beteiligen hat. Zur Auswahl der besten Wett kämpfer haben sich alle Männer jeder Schar am Training während dessen ganzer Dauer zu beteiligen. Die vorbereitenden Übungen sind n a ch Anordnung der Truppführer an den hierfür zur Verfügung gestellten Abenden und Sonntagen durchzuführen. Etwaige zusäßliche Vorbereitungsdienste werden von den Truppführern ſelbſtändig angeſeßt und sind dem Sturm mindestens 1 Woche vorher zu melden. Als Siegespreis erhält jeder Angehörige der Siegermannſchaft und 86

der Führer der 2. Mannschaft einen SA.-Dienstdolch mit der Widmung : ,Dem Wettkämpfer der Siegermannſchaft ../ .. (Nummer der Schar und des Trupps) im Scharwettkampf 1939 des Sturmes ../ ..' oder einer sinngemäß entsprechenden Widmung . Folgende Übungen wird der Scharwettkampf enthalten : 1.100-m-Freistilschwimmen. Anzug : Badehose. 2. 10-km-Radfahren in feldmarschmäßiger Ausrüstung (großer Dienstanzug ohne Mantel, Tornister mit Zeltbahn und Decke, Brotbeutel, Feldflasche, Gewehr). Rennräder verboten. Die Strecke wird bei Beginn des Wettkampfes bekanntgegeben. Sie besteht mindeſtens zur Hälfte aus Feldwegen o. ä. 3. KK.-Schießen unter der Gasmaske. 3 Schuß liegend aufgelegt auf 12er Brustringscheibe über 50 m. (Anzug und Ausrüstung wie zu 2.) 4. 15-km -Orientierungsgepäckmarsch. Kontrollpunkte werden kartenmäßig bezeichnet oder auf mitgegebener Karte eingetragen. Unterwegs folgende Einlagen : a) Überwinden einer Wehrkampfbahn oder entsprechender natürlicher Hindernisse. b) Handgranatenweitwurf. c) Ballonschießen oder gefechtsmäßiges Schießen aufKopffallscheiben. d) Handgranatenzielwurf. e) Zielerkennen mit Anfertigung einer einfachen Grundrißſkizze des betreffenden Geländes. Die Skizze darf an Hand der Karte 1 :100 000 angefertigt werden und muß außer den anzusprechenden Zielen genügend Eintragungen enthalten, um ein Auffinden des skizzierten Geländes auf der Karte 1 :100 000 eindeutig zu ermöglichen. f) Zielansprache.

g) Entfernungsschäßen. h) Überbringen einer mündlich während des Marſches aufgetragenen Meldung, die nicht schriftlich niedergelegt werden darf und deren Inhalt für jeden Angehörigen einer Mannſchaft verschieden ist. (Jede Mannschaft 1 :3 hat also 4 verschiedene Meldungen zu überbringen, die sich aber von Mannschaft zu Mannschaft wieder. holen.)

87

i) Bau zweier Giebelzelte aus je 2 der mitgeführten Viereckbahnen, Abbau der Zelte und Packen der Tornister. k) Meldung der Mannschaft mit Ausrüstungsmuſterung und Verfaſsungswertung . (Anzug und Ausrüstung zu 4. a bis k wie zu 2.) Der Wettkampf wird mit Ausnahme des Schwimmens (Nr. 1) , das an einem früheren Zeitpunkt abgenommen wird , in einem Stück mit den notwendigen Zwangspausen in der obigen Reihenfolge der Übungen 2. bis 4. durchgeführt. Die Reihenfolge der Einlagen zu 4. (4.a bis k) ſteht dagegen - mit Ausnahme der Wertung k am Ende des Wettkampfes — noch nicht fest und bleibt auch unbekannt. II. Mit der Vorbereitung des Scharwettkampfes ist für den Winter 1938/39 das wesentlichste Ausbildungsziel gesteckt. Soweit nicht ausdrücklich etwas anderes befohlen wird, stehen die Abend- und Sonntags, dienste den Truppführern dafür zu freier Verfügung. Zeitpunkt und Dauer der Dienste werden voraussichtlich durch vorgeseßte Dienststellen befohlen. Soweit im Rahmen einer solchen zu erwartenden Regelung möglich, ordne ich an : 1. Die Abenddienste finden wie bisher einmal wöchentlich mittwochs statt. 2. Ihre Dauer wird während der Winterausbildung auf 2 Stunden beschränkt. 3. Mindestens einmal im Monat soll sonntags Dienſt abgehalten werden. 4. Die Sonntagsdienste sollen etwa 6 Stunden dauern.. 5. Während der Winterausbildung soll mindestens ein Sonntagsdienst ein Ganztagesdienst sein . Die Truppführer können den Ganztagesdienst auf den Dienſtſonntag legen, der in ihrem Trupp am besten dafür geeignet ist. Sie haben dem Sturm den Zeitpunkt des Ganztagesdienstes mindestens 14 Tage vorher zu melden. Der Ganztagesdienst muß der Vorbereitung des Scharwettkampfes dienen. III. Die Dienstregelung des Sturmes im Winter 1938/39 läßt den Unterführern größte Freiheit in der Dienſtgeſtaltung und legt ihnen damit erhöhte Verantwortung gegenüber ihren Männern auf. Wer das vergißt und statt eines zügigen, frischen Dienstbetriebes eine verschlafene, langweilige Herumſteherei veranstaltet, iſt alles andere mehr als ein SA .-Führer. 88

Er verdient nicht länger, SA.-Männern voranmarschieren zu dürfen, und muß unverzüglich einem Besseren Plaß machen . Ich erwarte aber, daß keiner meiner Unterführer das in ihn geseßte Vertrauen enttäuſcht. “ So- der Startschuß ist gelöst. Heute abend muß der Sturmbefehl 6/38 an die Unterführer bis einschließlich stellvertretende Scharführer ausgegeben werden. Ich bin neugierig, wer das Rennen macht und in welcher Form die Rivalen den Kampf bestehen !

10. 10. Die Beförderungsanträge zum 9. November, die ich ſelbſt fertig bearbeiten wollte, sind weg. Wenn die Standarte meinen Anträgen entspricht, wird ein beträchtlicher "I Sternensegen" über meinen Sturm hereinbrechen: 3 neue Truppführer, 3 Oberscharführer, 1 Verwaltungs, Oberscharführer und 17 Scharführer ! Es wird Zeit, daß die Unterführer Dienstgrade erhalten, die ihrer Dienststellung entsprechen. Bisher ist auf diesem Gebiet nach dem Grundsat "/ Anerkennung ist der Tod jeglichen. Fleißes" verfahren worden — einem Grundſag , den ich nicht teile. Wer sich, meist jahrelang, unermüdlich eingesezt hat, beſißt einen Anspruch auf sichtbare Anerkennung . Bleibt die aus, dann darf man ſich nicht wundern, wenn die Einsaßfreudigkeit nachläßt. Verdient haben meine Unterführer nach dem Sommer alle redlich, ausgezeichnet zu werden ! Mit den im Gliede stehenden Männern werde ich viel ſparſamer ſein : Zum Rottenführer werden nur 3 Mann, zum Sturmmann nur 5 aufsteigen. Und auch von dieſen 8 tun 2 Unterführerdienste. 13.10 . Meine Männer mühen sich rührend um mein leibliches Wohl ! Täglich kommen Päckchen mit Absendern wie III . Trupp , Schar 2/11, Sturmdienststelle, I. Trupp und so weiter. Inhalt: Alkoholika. Der Professor fragte mich gestern, ob ich eine Weinhandlung in der Klinik eröffnen oder eine „ Alkoholtherapie" erproben wolle! Mehr noch als die materiellen Genüsse freuen mich die mitkommenden Grüße. Meist ungelenk, oft orthographisch nicht ganz einwandfrei, zeugen ſie von treuer Kameradschaft und Anhänglichkeit, die mir das Herz warm machen. So deutlich habe ich die menschliche Aktivseite des Einſages als SA.-Mann noch nie empfunden. Arm sind die Menschen, die das Gefühl nicht kennen, Glied einer echten Gemeinschaft zu sein!

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15.10 . Die heutige Post verdient, im Tagebuch erwähnt zu werden. Mein Stellvertreter legt mir die Dienstpläne vor, die die Truppführer für die ihnen überlassene Zeit der Winterausbildung ſelbſtändig ausgearbeitet haben. Erfreuliches Ergebnis : Keiner, der nicht mindeſtens auf 4 Wochen im voraus plant oder der versäumt, seinen Männern eingehende Kenntnis vom Dienst des ganzen Zeitabſchnittes zu geben. Beſonders gut der Dienstplan des III . Trupps . Syſtematiſch aufgebaut, bis in Einzelheiten durchdacht, abwechslungsreich gestaltet und übersichtlich dargestellt. Prima ! 19. 10. Aus einem Brief eines Kameraden des Gruppenstabs : „Daß Dein Sturm beim Vergleichsschießen in der Wertung aller Stürme der Gruppe einen Sprung über rund 200 Pläge nach vorn gemacht hat, wird Dich sicher freuen.“ Und ob!

27.10. Heute schreibt mir mein Stellvertreter aus der Arbeit des Sturmes : „Am Sonntag, 16. Oktober, waren wir 51 Mann ſtark zum freiwilligen Arbeitsdienst in der SA.-Siedlung. Diesmal hielt das Wetter durch, und wir sind schön vorangekommen . ... An den Mittwochen findet wieder normaler Abenddienst statt. ... Am leßten Samstagnachmittag (22. Ottober) war Schrottſammlung . 4 Waggons haben wir vollgeſtopft mit insgesamt 30 Tonnen Altmaterial. Am kommenden Samstag (29. Oktober) werden wir noch einmal die gleiche Menge verladen müſſen. ... Samstag abend reichte die Zeit nach der Schrottſammlung kaum, um sich zu waschen, umzuziehen und etwas zu essen. Die Großkundgebung mit dem Standartenführer aus der Reichsstatthalterei als Redner begann schon um 19 Uhr 45. .. Am Sonntagmorgen (23. Oktober) wieder Hochbetrieb : Förderungsschießen für die Schüßen, die beim Vergleichsschießen unter 7 geblieben waren. Der Ringdurchschnitt stieg auf 6,6, nachdem er bei den Betref, fenden beim Vergleichsschießen nur 6,3 betragen hatte. Gleichzeitig Trai ning des Sturmes zu dem von der Standarte befohlenen Sturmwettkampf am 13. November. Die leichtathletiſchen Leiſtungen aller Männer sollen festgestellt und sturmweise bewertet werden. Die lehte Abnahme der 2. Wiederholungsübung für das SA.- Sportabzeichen führe ich am näch ſten Sonntag (30. Oktober) durch. Am übernächsten (6. November) iſt 90

dann - wie schon am 5. November

WHW.-Sammlung. Außerdem

Einweihung der Autobahnteilstrecke, wozu wir 60 Mann zum SA.-Ehrensturm abstellen müſſen.... Am 9. November soll die Überführung der achtzehnjährigen Hitlerjungen vorgenommen werden. Nach den Meldungen der HJ .-Dienststellen werden 31 Jungen zu uns kommen . Dann sind wir wieder so stark wie vor den Rauswürfen im September. ... Jezt kommt auch das schöne Geschäft mit dem Nachtragen der Teilnehmerkarten für die Wiederholungsübung. Zwei Mann ſizen schon daran. Da ſieht's noch böse aus, viele Besitzeugnisnummern usw. fehlen und sind nicht beizubringen. Den Scharwettkampf bereiten wir zur Zeit vorwiegend dadurch vor, daß Dienstag abends zusäßlicher Dienſt im Schwimmen ist. Die meisten schwim men wie bleierne Enten. Das soll aufgehört haben, bis Du zurückkommst. ... Du siehst, an Arbeit fehlt's nicht. Was für eine Kleinarbeit geleistet werden muß, um allen dienſtlichen Anforderungen gerecht zu wer den, weißt Du selbst am besten. Die Schreiber, der Rechnungsführer und ich kommen keinen Abend vor Mitternacht von der Dienststelle. Aber dafür klappt auch alles, ſo daß Du beruhigt ſein kannſt. Das einzige, was unſern Laden durcheinanderbringen kann, sind Krankheiten. Die Schar 3/11 iſt zur Zeit wegen Maul- und Klauenſeuche vom Dienst ausgeschloſſen, und hier im Ort sind einzelne Fälle ſpinaler Kinderlähmung vorgekommen, so daß man nie weiß, ob nicht morgen schon ,Quarantäne' verhängt ist. “ Ich fasse zusammen : Der Dienst läuft mit der gleichen Tourenzahl wie im Sommer weiter, und es geht prima ohne mich.

8.11 . Bei der WHW.-Sammlung am 5./6. November haben die 60 Mann des I. und IV. Trupps RM. 372.68 zuſammengebracht. Der im Standort annähernd gleich starke AII -Sturm ſammelte RM. 291.10, der SA. Reitertrupp RM. 154.54, 44 , NSKK. und NSFK. zuſammen RM. 227.68.

11.11 . Meine Beförderungsanträge sind genehmigt worden! Ich habe vorgeſtern den halben Tag Glückwünſche geschrieben. Diesmal hat es bei mir selber auch zum Obersturmführer gereicht. Die Männer freuen sich darüber offenbar noch mehr als ich selber. Jedenfalls habe ich Glückwünsche wie bei einer Hochzeit gekriegt.

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16. 11. Die HJ.-Übernahme ist dem Bericht nach planmäßig durch. geführt worden. 25 der gemeldeten 31 Jungen sind eingegliedert, bei den restlichen 6 und einigen Nachgemeldeten ist noch nicht alles klar. Am Sturmsig sind 18 Hitlerjungen übergetreten. Die kriegt der IV . Trupp zunächst als Sonderſchar zu „ bevorzugtem Schliff“ und Vorbereitung auf das SA.- Sportabzeichen. Der Trupp IV ist damit vom kleinſten zum größten des Sturmes geworden! Übrigens SA.- Sportabzeichen : Die Soldaten-SAG . iſt nun doch nicht zustande gekommen. Das Mißgeschick des Feldwebels scheint ihnen vorerst die Lust genommen zu haben. Schade! Der Sturmmettkampf am vergangenen Sonntag brachte mittlere Ergebniſſe bei 84 v . H. Antrittsstärke. Die vier Sonntage Sturmdienst hintereinander waren zu viel. Da kriegt man keine 100 Prozent mehr auf die Beine. Dummerweise hat es einen Unfall gegeben: Muskelriß. Der arme Kerl, ein Scharführer, muß mindeſtens 4 Wochen liegen.

19. 11. Das war mal eine nette Überraschung : Nach der Mittagsruhe kommt die Schwester ' rein: draußen seien vier Herren, die möchten mich sprechen. Wer war's? Vier meiner Unterführer, deren einer einen alten Opel besißt. Die hatten sich heute, am Samstagvormittag, ein biſſel früher an ihren Arbeitspläßen freigemacht und in die Kiste geklemmt, um mal nach dem Sturmführer zu schauen. Da immerhin 185 km zwiſchen hier und dem Sturmsig liegen, freut und überrascht mich das gleichermaßen . Zu erzählen hatten sie unendlich viel, beruhigenderweise nichts Unerfreuliches. Ich meinerseits konnte ihnen feierlich eröffnen, daß ich am Monatsende meine „Residenz" wieder betreten würde - allerdings zunächst nur als „stiller Teilhaber am Sturm“, da ich nicht vor Jahresende wieder dienſtfähig ſein werde. Der frische Wind des Sturmes tat gut nach den fast sieben Wochen Krankenhaus !

2.12. Wieder daheim! Noch ein bißchen schlapp zwar von der langen Liegerei, aber das wird sich auch noch geben. Vor allem bin ich froh, in dieſen Tagen in der Nähe meiner Frau zu leben, denn lange kann es nicht mehr dauern, dann werden wir eine richtiggehende Familie sein. Ob's ein Bub wird oder ein Mädel ? Uns Eltern ― wie das klingt! ist's ganz egal. Einzig wichtig ist, daß es ein gesundes Kerlchen wird . Ich verstehe 92

nicht, warum sich viele Väter so auf Buben versteifen

ich bin meinen

Schwiegereltern dankbar, daß meine Frau als Mä d e l das Licht der Welt erblickt hat! Zum Sturm zieht's mich gewaltig hin, aber ich muß mich beherrschen. Solange ich auf ärztlichen Befehl den Dienst im Gruppenstab noch nicht wieder aufnehmen darf, kann ich auch als Sturmführer nicht in Erscheinung treten.

4. 12. 1938. Hans-Hugo ist da ! 6 % Pfund schwer, mit einer Mordsstimme begabt. Und meiner Frau geht's den Umständen entsprechend gut.

10. 12. Gestern habe ich den ersten Schritt zur Rückkehr ins „ offizielle Leben“ getan. Vortragsabend und geselliges Beiſammenſein des Offizierkorps unseres Panzerregiments . Es war nicht nur gemütlich, sondern es war auch für mein SA.-Herz äußerst wohltuend . Erstens war der Empfang nett und kameradschaftlich, und zweitens bestand allgemein ein außererdentlich reges Interesse für die Arbeit der SA. „Was tun Sie denn nun eigentlich in der SA. ?" Diese Frage kehrte immer wieder. Sie ſcheint mir zu beweisen, daß wir spätestens jeßt aus der allzu bescheidenen Zurückhaltung heraustreten und in aller Öffentlichkeit auf unsere Ausbil dungs- und Erziehungsarbeit hinweiſen müſſen. Als ich unseren Dienst in kurzen Worten skizziert hatte, meinte der eine Abteilungskommandeur : „Wenn d a 8 die Arbeit der SA. iſt, dann ist ſie genau das, was w i r zur Ergänzung unserer Arbeit noch brauchen . Denn wir können in den zwei Jahren der aktiven Dienstzeit und den paar Reserveübungen beim besten Willen nichts anderes treiben als die militärtechnische Ausbildung unserer Soldaten. Eine allgemein wehrmäßige Ausbildung können wir, ſo notwendig ſie wäre, nur noch in recht bescheidenem Umfang durchführen, und eine wehrpolitische, we hr geistige Erziehung, wie Sie sagen, entfällt völlig , soweit sie nicht durch das Kasernenleben und den Soldatendienst an sich gegeben ist. Ich muß Ihnen auch gestehen, daß es mir dazu ― und das gilt wohl für die Mehrzahl der Offiziere — an der Vorschulung fehlt. Das habe ich in den 23 Jahren meines Soldatenlebens nicht gelernt und das lerne ich auf meine alten Tage auch nicht mehr. Aber Sie haben schon recht — nüßlich, vielleicht notwendig, ist auch diese Arbeit, und uns kann's nur lieb sein, wenn die SA. uns hier zur Seite steht." 93

Bei der Schilderung, was für Zeit- und Geldopfer von den Männern und vor allem den Unterführern laufend gebracht werden und welche minimalen Hilfsmittel für unsere Arbeit zur Verfügung stehen, erhob sich staunendes Kopfschütteln ! Im vorläufigen Offizierheim das endgültige ist noch nicht fertig und das vorläufige wird später Unteroffizierheim bin ich wieder mit leiſem Neid herumgegangen . Wenn wir doch von einem Zehntel des Geldes, das allein in diesem Heim steckt, ein Haus für den Sturm bauen könnten ! Ein paar Geschäftszimmer, eine Kammer und vor allem ein paar anständige Unterrichtsräume - welchen Auftrieb bekäme unsere Arbeit, wenn wir irgendwo Herr im eigenen Hauſe wären ! In Ermangelung eines „ SA.-Heimes " und in Anbetracht des Wunſches, einmal ganz privat mit meinen Unterführern zuſammenzukommen, habe ich gestern den Entschluß gefaßt, die ganze Meute zu mir in die Wohnung einzuladen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, wie wir in den zwei in Frage kommenden Zimmern unſerer kleinen 3 -Zimmer-Wohnung an die 30 Menschen unterbringen und verpflegen sollen, aber meine Mutter, die mich wäh rend der Abwesenheit meiner Frau versorgt und Erfahrung in solchen Unternehmungen hat, behauptet, es ginge. Also habe ich feierlich alle irgend welchen Mitarbeiter der Sturmdienststelle, die Truppführer und die stellvertretenden Truppführer --- zusammen 25 Mann - auf Donnerstag, 15. Dezember, 19 Uhr 30, zu mir gebeten.

16. 12. Das große Ereignis ist vorüber. Gut vorüber! Zunächst waren meine Kameraden durch die ungewohnte Umgebung und die Anwesenheit des Standartenführers und des Sturmbannführers etwas bedrückt . Aber dann halfen die Berge von Kartoffelsalat und Fleischklößchen und der Bowlenquell bald über die Hemmungen hinweg . Die Unterbringungsfrage war mit Hilfe von als Sitzgelegenheiten getarnten Koffern, Matragen und so weiter glänzend gelöst worden. Ab 22 Uhr fand sich sogar alles in einem Raum, unserem großen Wohnzimmer, zuſammen, ohne sich gegenseitig totzuquetschen. Wie, iſt mir ſchon heute wieder schleierhaft. In der Erwartung einigen Kraches hatte ich Unter- und Überwohner von der Einladung unterrichtet und ihre Nachsicht erbeten. Das wäre aber

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gar nicht nötig gewesen, denn Lärm entstand kaum. Alles unterhielt sich lebhaft und vergnügt, aber ohne Ausgelaſſenheit. Obgleich das Beiſammenſein in vollſter Ruhe verlief, konnten ein paar spießbürgerliche Herzen über dem Gedanken, daß unter ihnen ein Haufen SA.-Männer vergnügt beiſammenſäße, keine Ruhe finden. Um 3/41 Uhr klingelte es, und draußen ſtand im Morgenrock die Tochter der über uns wohnenden Familie. Ich möchte meine Gäste entlaſſen. „ Wie bitte?“ „Ja, bitte entlassen Sie Ihre Gäſte. Wir haben uns auf der Polizei erkundigt: länger als bis 1/21 Uhr brauchen wir keinen Besuch im Hause zu dulden.“ „Ja, sagen Sie mal, ſtören wir Sie eigentlich?“ „ Es geht ja ruhig zu, das muß man sagen, aber wenn dreißig Menschen sich unterhalten, entsteht eben doch ein brummendes Geräusch im Haus, das die Nachtruhe stört. Also ― bitte, entlassen Sie Ihre Gäste. " Nun ich habe mit höflicher Schärfe festgestellt, daß meine Gäste gingen, wann es ihnen paſſe, und daß in meiner Wohnung ich Herr im Hause sei, habe weiter angenehme Ruhe gewünscht und der Dame die Tür vor der Naſe zugemacht. Aber geärgert hat mich die Unverfrorenheit doch elend . Es genügt, daß irgendwo ein paar SA.-Männer zusammen sind, schon ist der Spießer auf den Beinen und lauert auf einen „ Erzeß“. Bleibt der aus der Sensationshascher die feste Regel ist

was zum großen Bedauern , dann muß eben auf andere

Art darauf hingewiesen werden, daß Ruhe das erste Bürgerrecht ist und daß unruhige Geiſter wie SA.-Männer unbequeme Zeitgenoſſen ſind . Aber laſſen wir die kleinen Geiſter ruhig kläffen — wir haben ein dickes Fell und kennen manchen Trostspruch! Morgen steigt nun die Sturmweihnachtsfeier. Da bin ich noch einmal zu Gast bei meinem eigenen Sturm. Dann aber ist bald Weihnachten und Neujahr und ich nehme die Zügel wieder selber in die Hand . Darauf freue ich mich mächtig. Andererseits beruhigt es mich sehr, daß die vergangenen zwei Monate meine Entbehrlichkeit für den Sturm einwandfrei nachgewiefen haben. Mein Stellvertreter und die Truppführer haben gezeigt, daß sie den Laden auch allein ſchmeißen können.

18.12. Gestern abend um 20 Uhr begann die Weihnachtsfeier des Sturmes. Ich ging mit meiner Mutter hin, geſpannt, wie die Männer die Sache aufgezogen hätten. Ich hatte eine Mordsfreude über das Wiederſehen mit meinen Kameraden und ſie anscheinend umgekehrt auch. Dann 95

stieg der „ offizielle Teil " . Der Saal unseres Parteilokals war weihnachtlich hergerichtet, die Tische waren nett geschmückt. Vor der Bühne ſtand ein großer Weihnachtsbaum, der als einzigen Schmuck viele Kerzen trug. Ihr Schein erfüllte den Saal während der kurzen Feierstunde, die der Führer des IV. Trupps ausgearbeitet hatte, mit hellem und doch nicht alltäglichem Licht. Einige Streicher, Männer des Sturmes, leiteten die Feier mit Melodien aus dem Kaiserquartett von Haydn ein, in denen immer wieder das Motiv des Deutschlandliedes anklingt. Nachdem sie geendet hatten, gab der Füh. rer des IV. Trupps der Feier ihren Leitgedanken mit dem Spruch von Walter Flex:

"I Was Frost und Leid ! Mich brennt ein Eid. Der glüht wie Feuerbrände durch Schwert und Herz und Hände. Es ende drum, wie's ende

Deutschland, ich bin bereit. " Denselben Geist atmete ein anschließend von einem SA.-Mann des III. Trupps vorgelesener Weihnachtsbrief aus den „Kriegsbriefen gefalle. ner Studenten", der gleichzeitig den Gedanken „ Weihnachten “ in die Feier hineintrug. Es war jener Brief, der schließt: „ Einen Geistlichen hatten wir nicht. Aber wozu auch : War es nicht viel schöner so ? Da saßen sie bei einander, Katholiken und Protestanten, die doch nur einen Glauben haben sollten, den deutschen Glauben. Und wie Erz und Eiſen klangen die Worte über das Wesen des Deutschen, deſſen Höchstes die Treue und die Liebe ist, aber nicht eine kindische Liebe, ſondern die Liebe zur Raſſe und zum Volk, das sein Recht mit dem Eisen in der Faust verteidigt bis zum Tode . " Der Sinn der deutschen Weihnacht war nun schon angedeutet. Klarer arbeitete ihn der Führer des IV. Trupps mit den Versen von Matthäus heraus : „ Das Licht wird siegen, die Nacht unterliegen! Zum Himmel steigt mit neuer Kraft hellodernde Flamme, vertreibt die Nacht! Sie zeigt uns den Weg zu Höhe und Licht! Ihr Mächte des Finsteren, ihr zwingt uns nicht !

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Bei der Flamme, die hochauf loht, wenn Finsternis auch zu ſiegen droht, schwören wir einen heiligen Schwur: Zu kämpfen mit nimmer sinkendem Mut, zu brennen in nie verlöschender Glut!" Als diese Worte verklungen waren, seßte die Musik mit der feierlichen Weise des Liedes „Berghoch am Walde " ein . Einmal spielte die Musik die Melodie allein, dann ſang der III . Trupp , der das Lied geübt hatte, die beiden Verse dieses schönen neuen Weihnachtsliedes mit, das viel echten Volksliedcharakter beſißt. Als Abschluß sangen wir dann alle „ O Tannebaum". So niedergeschrieben merkt man der Feier mehr noch als im tatsächlichen Ablauf an, daß ihr Guß nicht ohne Sprünge iſt, und das Bedauern steigt wieder hoch, daß es uns noch an Feiern fehlt, in denen unser Empfinden als Nationalsozialisten echten und ganzen künstlerischen Ausdruck findet. Aber das ist wohl notwendig so, daß junge Kräfte Zeit brauchen, ehe sie Form gewinnen, und daß sie dadurch mitunter den nur noch aus Form bestehenden alten Kräften sogar unterlegen scheinen. Wie dem auch sei

ich wüßte

nicht, wie man mit dem vorhandenen Material etwas Besseres hätte zuſammenſtellen können, und mitgegeben hat uns die Feier allen etwas . Ich wüßte nicht einmal, was man an Stelle des Liedes „O Tannebaum“, das dem übrigen Inhalt der Feier am fremdeſten war, hätte ſingen sollen. Gibt es doch unter den Weihnachtsliedern, die alle beherrschen, sonst keines, das überhaupt in unseren Feiern möglich ist. So war es schon richtig, daß sie den „Tannebaum“ gewählt hatten, denn ein von allen geſungenes Lied soll am Ende jeder Feierstunde stehen. Das faßt die

Gemeinde" noch

einmal zuſammen und verbindet wie jedes gemeinſame Tun. Ich war befriedigt über die Feier und wollte das eben meinem Stellrertreter und dem Truppführer IV . ſagen, als ein Tuſch Ruhe gebot. Verwundert ging ich zu meinem Plaß zurück. Was stand noch bevor? Der feierliche Teil" war beendet, nun wurde der Knecht Ruprecht mit seinem Krabbelsack erwartet, und die Frauen sehnten sich nach einem Tanze! Der stellvertretende Sturmführer begann zu sprechen : Der Sturm freue sich, daß ich leidlich gesund wiedergekommen wäre. Er freue sich auch über die Ankunft unseres Stammhalters . Um dieſer Freude Ausdruck zu verleihen, 7 Snyders, Tagebuch

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hätten sich die Männer des Sturmes zu einem Geschenk zuſammengetan. Entwurf, Arbeit, Material und Mittel dazu ſeien ausschließlich innerhalb des Sturmes aufgebracht worden, keine fremde Hand habe mitgewirkt. Andererseits habe sich keiner der Männer des Sturmes davon ausgeschloſſen, irgendwie zum Zuſtandekommen des Geschenkes beizutragen . Er übergebe mir eine Wiege aus Eichenholz , in der unser Junge geſund dem Leben entgegenschlafen möge. Das ist das Weihnachtsgeschenk meiner Männer ! Es macht mich stolz und froh. Dabei weiß ich nicht, was mich mehr freut : der Gedanke meiner Kameraden oder die Wiege selbst. Die ist ein Prachtstück ! Aus hellem Eichenholz, geschmackvoll, praktisch und stabil. Die Vorderfront zeigt, sauber ineinandergearbeitet, ein großes Sonnenrad, vor dem sich ein Eichenlaubzweig mit 5 Blättern erhebt. „ Hans-Hugo“ steht auf dem Blatt rechts unten. Die Jahreszahl 1938 krönt die Stirnfront ; an ihrem unteren Ende ist eingeschnigt: „3um 4. Dezember" und die Nummer des Sturmes . Am Kopfende aber, wo unser Bub bald sein dickes Köpfchen hin- und herdrehen wird, ist die Lebensrune eingegraben und der alte Spruch: „ Eyn kind so klein als eyn mauß, macht enn freud so groß als ein hauß" . Über der Schönheit hat man die Zweckmäßigkeit nicht vernachlässigt. Die Wiege kann in die vier Seitenteile und den Rost zusammengelegt und ebensogut als Matragen wie als Torfmullbett verwendet werden. Meine Frau hat keine geringere Freude als ich gehabt, als sie heute alles erfuhr. Ich konnte ihr die Wiege sogar schon im Bilde zeigen. Auch daran hatten die Männer gedacht : 4 Photos waren mir ausgehändigt worden, „damit meine Frau einen Eindruck bekäme und keine Angst vor dem Möbel hätte, in das sie ihr Kind hineinlegen sollte". Auf die Gesichter unserer verschiedenen Besucher bin ich gespannt. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie alle begeistert und einige dann perpler sind, wenn sie erfahren, daß die Schöpfer dieses Kunstwerkes die Männer eines r-beliebigen kleinen SA.- Sturmes sind . Bei diesen anständigen, schlichten und soldatiſchen Menschen kann mancher intellektuelle Ästhet echte Kultur kennenlernen ! Meine „Rabauken “ !

23.12. Klammgefroren, aber sehr zufrieden von einer ſechsstündigen Fahrt als Weihnachtsmann zurück. Die NSV. hatte 100 Päckchen aus den Pfundſammlungen und einige Unterwäsche für bedürftige SA.-Män98

ner zur Verfügung gestellt und der Ortsgruppenleiter 100 Mark in bar dazugelegt. Das war ganz prima, nur wurde die Verteilung etwas schwierig, weil die Zuwendung der NSV. erst gestern abend zur Auslieferung kam . Schließlich konnte ich nicht so etwas wie eine WHW.-Ausgabe inszenieren, wenn die betreffenden Männer wirklich eine Weihnachtsfreude empfinden sollten. Da hat meine Mutter, die eine ebenso begeisterte „ SA.Mutter" ist wie meine Frau eine ,, SA.-Frau ", die Sache gerettet. Bis um 1/23 Uhr morgens haben wir weihnachtliche Pakete gepackt wir , soweit meine ungeschickte Mitwirkung bei dem Geschäft mitrechnete. Schließlich aber verwandelte sich das Durcheinander der Pfunde doch noch in eine statt liche Menge ansehnlicher Weihnachtspakete. Heute mittag haben wir nun das unergründliche Hinterteil meines DKW. vollgestopft und „ Postboteng“ gespielt. Der Führer IV. Trupp ſauſte in die Häuser hinein und gab die Sendungen ohne weiteren Aufenthalt ab, und ich betätigte mich als Chauffeur und Paketausgeber. Mein braver „ Puck “ aber schnaufte schwer auf den tiefverschneiten Straßen der Dörfer und fand das Rumtrödeln und ewige Warten bei der Kälte scheußlich. Da ich die Kühlerhaube zugelaſſen hatte, kochte er schließlich seine Wut mitſamt dem Glyſantin heraus !

30.12. Mein Dienstplan für die nächsten drei Monate ist so ziemlich fertig. Mit der Privatinitiative der Truppführer wird's dabei allerdings ab Januar wieder aus sein. Doch das ist von der Gruppe her so angeordnet, da kann ich nir dran ändern. Ich habe einen neuen Dreh gefunden, den Dienst zweckmäßiger aufzubauen. Ganz sicher, daß er funktioniert, bin ich aber erst, wenn ich noch etwas mehr Ausbildungsmittel zuſammenkriege. Mir fehlen noch etwa 30 Gewehre, wenn alles wunſchgemäß vor sich gehen soll . Die muß ich jezt erst mal organisieren". Sammeln gehen darf ich nicht um Gottes wil Ien! freiwillige Geldspenden annehmen darf ich auch nur bedingt. Da muß erst die Genehmigung von x vorgeſeßten Verwaltungsdienststellen eingeholt werden, und ehe dann das Geld in Form von Ausbildungsmitteln dem Sturm zugute kommt, bin ich ein alter Mann. Dagegen ist mir keine Vorschrift bekannt, die verbietet, daß ich bei einer privaten Unterhaltung ,,weniger" tut's auch , die

mit mehr oder weniger guten Bekannten

zufällig Geld haben, einfließen lasse : „Ja, ich sollte halt noch so 30 Gewehre haben“ oder so etwas Ähnliches. Wenn der mehr oder weniger gute Be-

7*

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kannte ein Herz im Leibe hat, dann wird er mir bald nach einer solchen Unterredung einen Brief ſchreiben : „ Lieber Freund ! “ oder „ Sehr geehrter Obersturmführer!“ „Ich erlaube mir, Sie zu bitten, für Ihren Sturm eine Zuwendung anzunehmen, die ich freiwillig und unaufgefordert vornehmen möchte, um die Arbeit der SA. nach meinem Vermögen zu fördern. Um Ihnen die mit der Verwaltung einer Geldsumme verbundene Mühe zu ersparen, überweiſe ich Ihnen keinen Barbetrag , ſondern habe Auftrag erteilt, Ihrem Sturm schnellstmöglich 10 KK. - Gewehre (Sportmodell) zuzustellen . Meine Schenkung mache ich davon ab , hängig, daß sie jezt und in Zukunft ausschließlich der SA. im Gebiet Ihres jezigen Sturmes zugute kommt. Ich hoffe, daß Sie für die Waffen Verwendung haben, und begrüße Sie mit Heil Hitler! " Auf solche oder ähnliche Briefe warte ich seit vorgestern ! Sie dürfen auch ruhig weniger höflich sein, wenn sie nur freiwillig und unaufgefordert eingehen und Sachzuwendungen ankündigen!

1. 1. 1939. Mit ein paar guten Kameraden haben wir uns ins Neue Jahr hineingefeiert. Für mich war der Anfang gut : Ab 1. Januar 1939 0 Uhr 00 wieder aktiv Führer meines Sturmes !

3.1 . Dreimal Heil ! 37 Gewehre mehr!

5.1 . Die neuen Dienstpläne ſind fertig ! Viel Betrieb in dieſem „ Zeitabschnitt A“ vom 9. Januar bis 5. April 1939 ! Vor allem 9 Montagabenddienste zusäßlich für die Unterführer. Es ist eine gute und notwendige Festigung der Unterführerausbildung, die die Gruppe erreichen will, aber bitter in der Praxis bei der schon ohnedies bestehenden Überlastung. Ich befehle diesmal nicht nur alle, die der Dienststellung nach mindestens stellvertretende Scharführer sind, zur Unterführerausbildung, sondern auch alle, die dem Dienst grad nach mindestens Scharführer, zur Zeit aber aus irgendwelchen Gründen ohne Dienststellung sind. Die sollen weder vergessen, daß sie als „Besternte“ erhöhte Pflichten haben, noch das Gefühl bekommen, daß sie nicht mehr als Führer bewertet werden, weil sie augenblicklich im Gliede stehen. So kommen rund 45 Mann zu den Unterführerdienſten zuſammen. Der neue Dreh" im Ausbildungsplan ist, daß ich nicht mehr alle Trupps

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am gleichen Abend dasselbe treiben lasse, sondern jeden etwas anderes, das dann im Wechsel von Trupp zu Trupp drangenommen wird . Alſo ſo : Das Schwergewicht jedes Dienstes liegt auf einer bestimmten Ausbildungsaufgabe

Sport oder Ererzieren ohne und mit Gewehr oder Boren oder

weltanschauliche Schulung oder Vorbereitung des Scharwettkampfes nach Anordnung der Truppführer und so weiter. Um diesen Mittelpunkt des Dienstes gruppieren sich die notwendigen Nebendienste möglichst sinngemäß, damit der Abenddienst ein einheitliches Gesicht bekommt . Zur weltanschaulichen Schulung tritt alſo etwa Singen, zum Ererzieren Ordnungsdienst und ſo fort. Die „ abendfüllenden Gesamtdienſte“ werden in Gruppen zusammengefaßt. Jede Gruppe umfaßt ſo viele verschiedenen Dienste, wie der Sturm Trupps hat. Bei meinen vier Trupps also vier Dienste. Die Trupps führen nun die Dienste nicht gleichzeitig, sondern im Wechsel durch. Bei wöchentlich einem Abenddienst kommt jeder der vier Trupps im Laufe von vier Wochen mit jedem der vier Dienste einer Gruppe dran. Dann be ginnt ein neuer Rundlauf. Dadurch wird erreicht, daß an einem Abend jeweils ein Trupp das gesamte im Sturm vorhandene Ausbildungsgerät des betreffenden Dienstzweiges erhalten kann. Der Trupp , der Sport treibt, alles Sportgerät, der Trupp , der ererziert, alle Gewehre, der Trupp , der bort, alle Borhandschuhe, der Trupp , der den Scharwettkampf vorbereitet, alle Marschkompasse usw. Jeder Trupp erhält so viermal soviel Ausbil dungsmittel wie bei gleichzeitiger Durchführung desselben Dienstes in allen Trupps. Bei der weltanschaulichen Schulung verhält es sich entsprechend : statt daß in vier Trupps je ein für das betreffende Thema geeigneter Mann gesucht werden muß, kann ich den geeignetſten aus dem ganzen Sturm auswählen. Der muß seine Platte dann allerdings viermal ablaufen laſſen, aber das schadet bei einem ſtets neuen Zuhörerkreis der Güte des Vortrags sicher nicht. Eine gewisse Schwierigkeit besteht darin, daß die Trupps jeweils vor Dienstbeginn ihr Ausbildungsgerät beim Sturm abholen und es spätestens am nächsten Tag zurückbringen müſſen. Aber dieser Nachteil ist belanglos neben der Förderung, die die Ausbildung erfährt. Irgendein LKW .-Beſizer kann von jedem Trupp aufgetrieben werden, der sein Fahrzeug zweimal in der Woche nach Feierabend je 5 bis 10 Kilometer zugunsten der SA. laufen läßt, um das Gerät zu holen und wieder zurückzubringen . Die Truppführer, die ich um ihre Ansicht fragte, stimmten meiner Auffassung zu und schienen sich über das neue Programm zu freuen. 101

Der Sturmbefehl 1/39 ist auch vom Ausbildungsplan abgeſehen recht umfangreich geworden. Es schien mir notwendig, verschiedene mehr oder weniger grundsägliche Dinge mal wieder aufzuwärmen. Außerdem enthält er einige Neuerungen zur strafferen Zusammenfassung der Einheit - wie die Einführung des „ Prüfdienstes" oder zur Erweiterung des -Ausbildungsstoffes — wie die Ausbildung mit der Waffe, für die jezt Gewehre in ausreichender Zahl da ſind . Ich füge den Sturmbefehl auszugsweise dem Tagebuch ein. Aus dem Sturmbefehl 1/39 : Anden Sturm . ...Im Jahre 1939 wird nicht nur ebensoviel , sondern mehr von uns verlangt werden als 1938. Nur wenn wir uns von Anfang an zuſammenreißen und uns manche privaten Freuden und Bequemlichkeiten von vornherein verkneifen, können wir den Anforderun gen genügen. Das von uns Verlangte aber werden wir leisten

dafür

werde ich mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln ohne Rücksicht auf Verluste sorgen. ... Wer nicht bereit ist, sein Beste s herzugeben, um durch seinen Einsaß im Sturm der SA. und damit dem Nationalsozialismus und dem Führer zu dienen, wird zum gefährlichen Schädling, wenn er nicht sofort um seine Entlassung einkommt. Wer seinem Wesen nach nicht Soldat ist oder aus irgendeinem anderen Grunde der SA. fernbleibt oder aus ihr ausscheidet, kann zweifellos troßdem ein anständiger und ehrlicher Mann sein. Wer in der SA . bleibt , ohne ihr mit voller Hingabe dienen zu wollen , verrät die Arbeit und die Kameradschaft der SA. und wird in den Augen jedes echten SA.- Mannes und Nationalsozialisten zum Lumpen , der aus der SA. ausgemerzt werden muß...

Einführung neu zum Sturmgekommener SA. - Männer. Mir ist mehrfach unangenehm aufgefallen, daß neu zum Sturm gekommene SA.- Männer beim ersten Dienst in ihrer neuen Einheit durch den dienstleitenden Trupp- oder Scharführer nicht vorgestellt wurden. Dadurch wird das Gefühl der Fremdheit, das man nun einmal beim Eintritt in einen neuen Kreis zunächst hat, in unnötiger und unerfreulicher Weise bis zum Eindruck, unerwünſcht zu sein, gesteigert. Auch die „ alten“ Männer 102

ſtehen einem „ Neuen“ dann beziehungsloser gegenüber, als gut ist. Es iſt eine Selbstverständlichkeit, daß die Unterführer des Sturmes , besonders in Einheiten mit vielen Zu- und Abgängen wie unser Sturm, alles tun müſſen, um „ Neue “ schnellstmöglich im Kreise der Schar- und Truppkameraden heimisch zu machen. Dazu gehört, daß der zuständige Schar- und Truppführer sich spätestens vor Beginn des ersten Dienstes des neuen Mannes über deſſen persönliche und dienſtliche Verhältnisse unterrichtet, dann im Dienst den Zugang bekanntgibt, ein paar Worte über die SA.dienstliche Vergangenheit des „ Neuen" ſagt und ihn im Kreise des Trupps bzw. der Schar willkommen heißt.

Verhalten bei trittsgesuch e n.

Urlaubs ,,

Entlassungs-

und

Über-

Es zeugt von einem offenbar schwer auszurottenden Mangel an ſoldatischer Haltung, daß manche SA.-Männer noch immer zu glauben scheinen, durch das Einreichen eines Urlaubs-, eines Entlaſſungs- oder eines Übertrittsgesuches ohne weiteres mit sofortiger Wirkung von ihren SA.-dienstlichen Verpflichtungen entbunden zu sein. Für jeden soldatisch empfindenden Menschen ist es selbstverständlich, daß die SA.Dienstverpflichtung erst mit der Mitteilung der Genehmigung eines derartigen Gesuches zu ruhen beginnt. Eine Beurlaubung vor Zustellung dieser schriftlichen Genehmigung tritt nur in Ausnahmefällen durch meine eigene mündliche Genehmigung ein. Wer, ohne wenigstens diese Genehmigung eingeholt zu haben, dem Dienst auf eigene Faust fernbleibt, macht sich durch unentschuldig . tes Fehlen , nach Belehrung wegen Gehorsam s verweigerung strafbar. Mit Schreiben vom 3. Dezember 1938 ordnet die Standarte für solche Fälle Ablehnung des Gesuches und Einleitung des Dienststrafverfahrens mit dem Ziele strafweiser Entlassung des betreffenden SA.-Mannes an!

Einrichtung eines „ Prüfdienstes“ . Da im Jahre 1939 von Anfang an schärfster Dienstbetrieb herrscht und zur Erreichung des Ausbildungszieles unbedingt eine ſo regelmäßige Dienſtbeteiligung aller Männer gehört, wie ſie bisher nicht überall gewährleistet war, ordne ich, bindend für alle Trupps , an:

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Zu jedem der mindestens im Truppverband stattfindenden Dienste (mit Ausnahme der Unterführerdienſte) iſt innerhalb der Trupps ein „Prüfdienst" in folgender Form durchzuführen : Ein Besizer eines PKW. oder ein sonstwie über ein Kraftfahrzeug verfügender Truppangehöriger (die es in jedem der 4 Trupps gibt!) und ein geeigneter SA . - Unterführer vom Dienstgrad Scharführeraufwä r t 8 werden unmittelbar nach Fertigstellung der Stärkemeldung durch den Truppführer, bei Sturmdienſten den Sturmführer, in die Wohnung derjenigen Männer geschickt, die unentschuldigt oder ungenügend entschuldigt fehlen. Der „ SA.-Unterführer vom Prüfdienst" stellt den Grund des Fernbleibens fest bzw. überprüft die Stichhaltigkeit der vorgebrachten Entschuldigung . Liegt nach Ansicht des Unterführers kein ausreichender Grund vor, den Dienst zu versäumen, so hat er den betreffenden Mann aufzufordern, sofort wenn der säumige SA.Mann in Zivil ist, im Zivilanzug - mit ihm zum Dienst zu fahren. Kommt der SA.-Mann dem Befehl nach, so ist er mir innerhalb 2 Tagen nach dem Dienst namentlich als „säumig und durch Prüfdienst geholt“ zu melden . Er wird dann wie bisher die unentschuldigt Fehlenden behandelt, d . h. beim 1. Male schriftlich verwarnt, beim 2. Male unter Strafandrohung schriftlich verwarnt, beim 3. Male mit einem strengen Verweis bestraft und beim 4. Male unter Beurlaubung vom Dienst und Verbot zum Tragen des Dienstanzuges zur strafweisen Entlassung aus der SA. eingegeben. Weigert sich der säumige SA.-Mann, dem Befehl des SA.-Unterführers vom Prüfdienst nachzukommen, ſo iſt er mir mit dem Zuſaß „ verweigert dem Prüfdienst den Gehorsam“ zu melden . In diesem Falle werde ich den Betreffenden sofort unter Verbot zum Tragen des Dienstanzuges beurlauben und das Dienststrafverfahren wegen Gehorsamsverweigerung gegen ihn eröffnen. Ergibt die Untersuchung, daß er tatsächlich den Gehorsam verweigert hat, ob , gleich er in der Lage war , dem Befehl Folge zu leisten , so werde ich seine dauernde strafweise Entlassung aus der SA. beantragen. Dieser Befehl mag zunächst befremden — bei näherer Überlegung wird jeder einsehen, daß der ordentliche SA. - Mann nur in den seltenſten Fällen etwas mit dem Prüfdienst zu tun bekommt, nämlich dann, wenn

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er wirklich einmal aus einem zwingenden Grund die Verhinderung an der Dienstteilnahme nicht mehr rechtzeitig hat melden können, oder dann, wenn er durch unvermeidliche Behinderung stark verspätet zum Dienst kommen muß. In beiden Fällen ist der Prüfdienst aber nur eine Hilfe für den unverschuldet säumigen SA. - Mann ! Denn: Stellt der SA. -Unterführer vom Prüfdienst fest, daß der fehlende SA.Mann tatsächlich aus gutem Grunde verhindert iſt, am Dienst teilzunehmen, und nicht in der Lage war, das rechtzeitig zu melden, so wird der Betreffende für dieſen Dienst ohne weitere Entschuldigung als „entschuldigt fehlend “ geführt. Will der bei der Dienstkontrolle fehlende SA.-Mann aber noch zum Dienst kommen und war nur zwingend verhindert, pünktlich zu ſein, ſo kommt er mit dem Kraftfahrzeug ſchneller zum Dienſt als zu Fuß und kann darüber nur froh sein. In diesem Falle ist der betreffende SA.-Mann nicht schuldhaft säumig und daher natürlich auch nicht als „durch Prüfdienſt geholt" zu melden. Der Prüfdienst bedeutet also für den guten SA.Manneine Erleichterung und nur fürdenschlechten eine Drohung. Ich hoffe daher, daß die Truppführer in ſehr kurzer Zeit melden können, daß gerade dank des Prüfdienstes auch die leßten etwa noch im Sturm befindlichen schlappen Kerle ausgemerzt werden konnten und dieser ausschließlich zugunsten der ordentlichen SA. - Män ner eingesetzt wird.

Schießklasseneinteilung. Mit Beginn des Jahres 1939 hört der bisher leider auch bei uns noch nicht überwundene Zuſtand auf, daß bei jedem Schulſchießen der Einheit alle die gleiche Übung schießen. In Zukunft erfährt jeder Schüße vor Abgabe seiner Schüsse, welche Übung er an dem betreffenden Schießtag durchzuschießen hat. So schießt der eine z . B. die 2. Übung der II . Schießklaſſe, der andere die 3. der II . Klaſſe, ein Fortgeschrittener dagegen die 3. der 1. Klasse usw. So wird von nun an eine genaue Überwachung der Schießleistungen und Auslese der Schü ß e n ebenso wie e in e ständige Entwicklung der Schüßen und ein Vorwärts . kommen bis zur Meisterklasse möglich sein. 105

Auf die Schießausbildung wird im neuen Jahr noch größerer Wert gelegt werden als im Vorjahr.

Ausbildung mit der Waffe. Da dem Sturm nunmehr 43 Gewehre für Ausbildungszwecke zur Verfügung stehen, kann die Ausbildung mit der Waffe auf eine breitere Grundlage gestellt werden. Wenn jeder Beſizer eines Gewehres zu den Außendienſten und zu den für die Ausbildung mit der Waffe bestimmten Abenddiensten sein Gewehr mitbringt, kann jeweils mindestens 1 Trupp vollständig

mit

Gewehren

ausgerüstet werden.

Der

Sturm wird daher in Zukunft stets mit einem Trupp unter Gewehr ausrücken, wobei die Trupps abwechselnd an die Reihe kommen . Den Besizern eigener Gewehre sichere ich ausdrücklich zu , daß sie nicht verpflichtet werden können, ihre Gewehre zur Ausbildung im Gelände, zum Schießen oder sonstwie herzuleihen, sondern ihre Waffe stets ihnen selbst zur Verfügung steht. Unter dieser Vorausseßung halte ich es aber für selbstverständlich, daß jeder Gewehrbesizer zu den entsprechenden Diensten seine Waffe (ohne Hülle) mitbringt. Ich empfehle allen Gewehrbeſißern, für richtig lange Gewehrriemen und Mündungsschoner zu sorgen ! Wenn eine größere Untereinheit des Sturmes in Zukunft unter Gewehr in der Öffentlichkeit auftritt, so muß erreicht werden, daß das Ab- und Übernehmen sowie das Zusammenseßen der Gewehre einigermaßen gleichmäßig klappt und die Gewehre nicht allmählich zu Boden oder zur Schulter wakkeln. Wenn wir auch nicht mit der SA.- Standarte „ Feldherrnhalle“ konkurrieren können, einigermaßen exakt müssen und werden wir die Griffe auch hinkriegen. Ich habe deshalb einige Male Üben von Gewehrgriffen in den Dienstplan eingeſeßt. Dabei handelt es sich um Kara binergriffe , die in Tempos zerlegt geübt werden sollen. „ Das Gewehr - über“, „Gewehr — ab “ und „ Seßt die Gewehre — zuſammen “ sind dabei die einzigen Übungen . „ Mäßchen “, wie es bei uns Präſentiergriffe o. ä. wären, haben rest los zu unterbleiben ! Als Dienstleiter kommen beim Gewehrererzieren nur Männer in Frage, die die genannten Griffe einwandfrei beherrschen, in erster Linie alſo mindestens zweijährig Gediente.

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8. 1. Vom 9. Januar bis zum 5. April

das sind 87 Tage. Da-

von haben wir an 40 Tagen Außendienst irgendwelcher Art! Und zwar nicht, weil ich nicht genug kriegen kann, ſondern weil es sich in Durchführung der von oben kommenden Befehle so ergibt. Nun müſſen nicht etwa alle Männer jeden zweiten Tag antreten, sondern teilweiſe nur die Unterführer oder die übernommenen Hitlerjungen, die zugleich eine ſturminterne SAG . bilden, oder die förderungsbedürftigen Schüßen. Eine übermäßige Beanspruchung der Männer tritt also nicht ein. Aber bei sämtlichen Diensten wird ein mehr oder weniger großer Bruchteil der Unterführer benötigt. Und unter diesen sind es wieder einige fünf oder sechs vielleicht —, die praktiſch i m m e r dabei ſein müſſen. (Vom „darüberschwebenden" Sturmführer ganz zu schweigen, der zu allem andern noch den Sprechstundenabend und den Sturmpapierkrieg auf dem Halse hat.) Für die Unterführer steigen daher die außendienstlichen Anforderungen ganz außerordentlich. Die mit der Führung der Scharen und Trupps verbundenen Verwaltungsgeschäfte kommen hinzu . Das gibt eine Belastung, ja, eine Überlastung des Unterführerkorps, die auf die Dauer nicht gut ist. Wenn man kein Durchkommen mehr ſieht oder dauernd nur zu „wühlen“ hat, dann läßt der Schwung nach. Ich habe vorhin einen kurzen Bericht zu diesem Thema gemacht. Der gipfelt in der schärfſten Ablehnung des Grundſages : „ Man muß das Unmögliche verlangen, um das Mögliche zu erreichen." Meines Erachtens ist nichts verderblicher als eine Führungspraxis, die zufrieden ist, wenn 40 Prozent des Befohlenen erreicht werden . Ich finde: Die Befehleim Rah men des Möglichen halten , dann aber auch mit allen Mitteln auf ihre hundertprozentige Durchführung drücken !

10. 1. Gestern abend 20 Uhr 15— so spät, weil ein Teil der Unterführer nicht früher antreten kann -Unterführerdienst 1. Als ich um 20 Uhr 08 in aller Gemütlichkeit den Schulhof betrete

gemütlich, um

nicht zu früh in einen noch nicht geordneten Schwarm hineinzuplagen —, steht da der Kompressor der Gruppe mit dem Kommandostander des Gruppenführers . Erster Schock. Wesentlich beschwingteren Schrittes eile ich in das Gebäude. Wer steht auf halber Treppe ? Der Obergruppenführer mit dem Adjutanten. Zweiter Schock. „ Ich dachte, bei euch ginge

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es‚um' los ! “ Während ich mich melde und erkläre, daß und warum der Dienst erst 20 Uhr 15 anfängt, bohrt in mir der Gedanke, ob da oben bei meinen Männern auch alles klappt. Vor allen Dingen : wieviel von den 45 befohlenen Unterführern sind überhaupt da? Aber ich kann nicht weg, der OGruf. lächelt hinterhältig wohlwollend und sagt : „ Na, dann gehen Sie mal nachher mit uns zuſammen ' rein und erzählen Sie mir inzwiſchen, was ihr heute abend vorhabt. " Das war's ja gerade : auf dem Dienstplan stand : 60 Minuten Einführung in die Arbeit des Ausbildungsjahres 1939 durch Sturmführer, 60 Minuten Unterricht über die Durchführung des praktischen Schießdienstes durch Sturmschießwart. Ich hatte meine Ausführungen etwas aus dem Alltäglichen herausheben und deshalb einleitend Auszüge aus einer Rede des Obergruppenführers über die Aufgaben der SA. und des SA.-Führerkorps vorlesen wollen. Daran anknüpfend hätte ich gut den Absprung zu den konkreten Aufgaben der nächsten Zukunft gefunden. Nun stand der OGruf. in Perſon vor uns , da konnte ich schließlich nicht sein Buch zücken und beginnen : „ Der Obergruppenführer ſagt !" Ich muß gestehen, daß mir in dieſen paar Minuten vor Dienstbeginn ganz ekelhaft zumute war. Die gänzlich unerwartete Besichtigung hatte meine bewährte Bierruhe um die Ecke gebracht und ich hatte ein Herzklopfen wie ein Sertaner vorm Rektor. Na - schließlich wurde es 20 Uhr 15, ich hatte Rede und Antwort gestanden, ohne daß offenbar wurde, daß ich wegen Herzklopfens und nicht wegen eines eiligen Anmarsches etwas kurzatmig war, und der Obergruppenführer betrat den Saal. Erste Erleichterung : Es herrschte Ordnung, und die Männer ſauſten auf das „ Achtung “ wie die geölten Blize in die Höhe. Zweite Erleichterung : 35 von 45 waren angetreten, rund 80 Prozent, und von den 10 Fehlenden lagen 10 Entschuldigungen auf dem vorderen Tisch. Da gewann ich allmählich wieder Oberwaſſer. Ganz in Form war ich immer noch nicht, benahm mich vielmehr bei der Einleitung des Dienstes ziemlich dämlich, aber nach und nach kriegte ich den Anſchluß. Als ich dann fühlte, daß alles in den richtigen Schwung kam, vor allem die Unterführer ein wirklich anständiges Bild boten, da wandelte sich die Beklemmung über die unerwartete Besichtigung in eine ebenso große Freude. Mein Unterführerkorps konnte sich schließlich ſehen laſſen, und verdient hatten es die Männer auch, daß der Obergruppenführer sie als erste in dem neuen Ausbildungsjahr besichtigte. Der Obergruppenführer sprach dann selbst etwa 20 Minuten lang, und

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das wird ein lange wirkender Antrieb bleiben. Daß er neben grundsäg lichen Ausführungen ein Wort der Anerkennung für den Sturm fand, hat uns natürlich noch extra gefreut.

12. 1. Gestern folgendes vom Ortsgruppenleiter und mir unterschriebenes Rundschreiben an zahlreiche Parteigenossen herausgelaſſen :

„ Parteigenosse! Wir haben festgestellt, daß Sie als Parteigenoſſe in einſaßfähigem Alter bisher noch keine Dienstleistung in der Partei oder ihren Gliederungen auf sich genommen haben. Da wir keinen Anlaß haben, an Ihrer nationalſozialistischen Dienſtbereitschaft zu zweifeln, nehmen wir an, daß Sie nur noch nicht auf ein angemeſſenes Einſaßgebiet hingewieſen worden sind. Für Sie als Mann und Parteigenoſſen im wehrfähigen Alter ist die Organiſation, in der Sie zunächst und vor allem Ihre Opferbereitschaft im Dienste der Bewegung bewähren können und sollen, die SA. Sie ist nach " dem Willen des Führers die Schule der Bewegung, in der die Kraft der Nationalsozialisten sich im Dienste der politischen Idee des Nationalsozialismus und der Wehrhaftigkeit unseres Volkes erproben und stählen soll. Erst aus den in der SA. bewährten Männern soll sich das Korps der Politischen Leiter erneuern. Wir erwarten daher, daß Sie, Parteigenosse, sich einreihen in die Gemeinschaft der Soldaten der Bewegung . Nur sehr triftige Gründe könnten es nach unserer Ansicht rechtfertigen, wenn Sie es auch weiterhin bei der untätigen Mitgliedschaft zur Partei bewenden lassen wollten. In jedem Falle

gleichgültig, welche Entscheidung Sie treffen

for-

dern wir Sie auf, uns Ihre Stellungnahme bis spätestens Montag, den 23. Januar 1939, vorzutragen." Man sollte noch viel weitere Kreise zur Dienſtleiſtung heranziehen können. Allerdings könnte man die dann nicht mehr alle in die SA. hereinnehmen, aber gut wäre es , wenn unsere Erziehungsarbeit auf die gesamte wehrfähige Mannschaft ausgedehnt werden könnte !

15. 1. Das erste Schulschießen in der neuen Schießklasseneinteilung . Es klappte. Der Schießwart bewährt sich ungemein! Von der Standarte sind ausgezeichnete Vordrucke für graphische Überſichten der Schießleistungen herausgegeben worden. Die hat er schon tadellos ausgefüllt, und ich 109

bin sicher, daß er sie ebenso ordentlich auf dem laufenden halten wird. End, lich kriegt auch der Schießbetrieb den richtigen Dreh ! Von 10 Uhr bis 10 Uhr 30 war wieder einmal Gemeinschaftsempfang einer Morgenfeier der Gruppe eingeschaltet. Heute wurde es ein echtes Erlebnis für alle. Der Gruppenführer sprach, und deſſen Reden packen stets. Was nicht gerade schoß, wurde heute nicht nur mit Zielgartenübungen, sondern vor allem mit Griffekloppen und Gangarten im Gelände mit Gewehr ererziermäßig beschäftigt. Gehen, Kriechen, Robben, Gleiten mit Gewehr das hat den Männern einen Mordsspaß gemacht, obwohl die Erde mit ihrer verharschten Schneedecke nicht gerade warm war. Ebenso viel guten Willen zeigten sie bei den Gewehrgriffen . Wenn das ein paarmal kräftig geübt wird, dann blamieren wir uns wenigstens nicht mehr, wenn die Gewehre vorm Anmarschieren oder Wegtreten in der Öffentlichkeit über- oder abgenommen werden. Vorläufig sieht es allerdings noch schauerlich aus. So viele Schläge wie Männer ! Aber das wird bald beſſer werden es müßten keine SA.-Männer ſein, wenn sie nicht für den Umgang mit der Waffe den größten Eifer aufbrächten. Wir alle haben unsere Freude an dem Trupp unter Gewehr Gewehre sind.

wenn es auch nur KK.-

Als ich zum Mittagessen heimkam, war's wieder 16 Uhr.

19. 1. Unser Gemeinderat hat auf einen kleinen Stups sofort reagiert und heute die Umbenennung des Rathausplages in „Plaß der SA.“ beschlossen. Das soll zunächst vertraulich bleiben und dann in einer Feier von SA., Partei und Bevölkerung bekanntgegeben werden. In Aus sicht genommen ist der 30. Januar, da nach den bisherigen Anordnungen diesmal nicht mit einer Führerrede zu rechnen ist. Es sollen dann gleichzeitig die SA.-Sportabzeichen an die SAG .- Männer des vorigen Jahres ausgegeben werden. Der Plaß wird zur Zeit ausgebaut und soll später einen Brunnen erhalten, der durch ein SA. -Relief oder die Figur eines SA.-Mannes oder so etwas ähnliches auf den Namen des Plages hinweist. Da unsere Gemeinde großzügig in dem ist, wozu ſie ſich einmal entſchloſſen hat, wird sicher etwas Anständiges geschaffen werden.

20. 1. Morgen Sturmführerappell unſerer Gruppe unten in der Stadt.

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Der wird uns geplagten Frontschweinen gut tun und neuen Schwung geben. Schwierig nur, daß die Parole wieder heißen wird : „ Weiterarbeiten, nicht nachlaſſen, immer noch bessere Leistungen vollbringen ; die größere Aufgabe, auf die wir seit 5 Jahren hoffen, wird dann desto sicherer kommen !" Aber was tut das — auch jezt lohnt der SA. - Dienſt den vollen Einſaß der Kräfte, und Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden.

22. 1. 1939. Noch kann ich es nicht ganz fassen : die größere langersehnte Aufgabe für die SA. ist da ! Der Führer hat seinen Sturmabtei lungen die gesamte nach- und vormilitärische Wehrerziehung übertragen ! Die SA. hat einen Auftrag erhalten, der ihr nun auch im Rahmen des staatlichen Aufbaues die ihr zukommende Bedeutung verleiht. Was uns zu leisten aufgegeben ist, das ſteht an Bedeutung bei Gott nicht hinter dem zurück, was Wehrmacht, Arbeitsdienst und Hitler-Jugend zu ſchaffen haben! Ich werde es nie vergessen, wie gestern beim Führerappell im Staatstheater der Obergruppenführer nach einleitenden Worten, die uns in höchste Spannung versezten, ein Telegramm des Stabschefs verlas : „ Führer hat foeben Erlaß über gesamte vor- und nachmilitärische Wehrerziehung durch SA. unterzeichnet.“ Und wie er dann den Erlaß verkündete, der die stolzeste Rechtfertigung unserer bisherigen Arbeit, die Erfüllung unserer Hoffnungen und eine unerhörte Verpflichtung für die Zukunft ist. Der Jubel, in den wir 800 SA.-Führer der Gruppe ausbrachen, war frenetisch. Die ganze innere Befreiung, die der neue Auftrag für uns bedeutet, brach aus uns heraus. So erschüttert hat mich seit langem nichts wie dieser nüchterne und doch so inhaltsreiche Erlaß des Führers. Jeßt heißt es „ Arſchbacken zusammenkneifen" und von vornherein ganze Arbeit leisten. Den Männern, die nach zwei Dienſtjahren aus der Wehrmacht ausscheiden, muß wirklich etwas geboten werden. Denn wenn wir sie auch alle kraft staatlichen Zwanges in die Hände kriegen und zum Dienst „ preſſen " können das Ziel ist doch, die gezwungen zu uns Gekommenen durch unsere Erziehungsund Ausbildungsarbeit zu einer großen Gemeinſchaft innerlich „ Freiwilliger" zusammenzuſchmieden. Heute morgen war Förderungsschießen Nr. 1 mit ungefähr 45 Mann. Da war es eine Freude, an den leuchtenden Augen der Männer zu ſehen, wie auch der lette SA.- Mann die Größe des Führerbefehls erkennt ! 111

27. 1. Nun spricht der Führer doch am 30. Januar. Schon ist die Spannung riesengroß, was er vor dem 1. Reichstag Großdeutſchlands seinem Volk zu sagen hat. Unsere Feier auf dem „ Plaß der SA . " fällt nun natürlich aus. Am Montag begann beim Unterführerdienst 2 eine aus sieben Vorträgen bestehende Schulung über Rassenkunde. Die Rassenfrage ist auf Befehl der Gruppe in den Mittelpunkt der weltanschaulichen Schulung dieses Dienstjahres zu stellen. Da finde ich nun, man soll die Unterführer eingehender über dieses Kernstück der nationalsozialistischen Lehre unterrichten, als es im normalen Ausbildungsdienst möglich ist. Der Führer IV. Trupp mußte mal wieder herhalten und die Referatgruppe übernehmen . Dem ersten Vortrag nach macht er es sehr ordentlich. Es belebt ungemein, daß Lichtbilder gezeigt werden können.

2. 2. „Ich betrachte es als die höchste Aufgabe der nationalsozialistischen Staatsführung , auf dem Gebiet der Stärkung unserer Wehrkraft alles zu tun, was überhaupt menschenmöglich ist.“ Dieses Wort aus der großen ernsten Rede des Führers am 30. Januar geht auch an unsere, der SA., Adreſſe. Es ist die Richtſchnur für unser zukünftiges , die Beſtätigung für unser vergangenes Tun.

3. 2. Morgen und übermorgen WHW.-Straßenſammlung. Die muß ein pfundiges Ergebnis bringen. Der

Sternensegen" am 30. Januar war wesentlich dünner als der am

9. November. Wer dran war, ist drangekommen, und jezt hat die liebe Beförderei mal wieder ' ne Weile Ruhe.

6.2. 5690 Abzeichen waren zu vertreiben, 5690 Abzeichen sind vertrieben worden. 1138 RM. waren abzuliefern, 1440.29 RM. ſind abgeliefert worden. Von den Abzeichen hat mein Sturm 3170 Stück vertrieben.

914.76 RM. brachten wir heim,

280.96 RM.

von

den

302.29 RM. Überschuß entfallen alſo auf uns. An zweiter Stelle liegt der AII- Sturm mit 1422 vertriebenen Abzeichen und 297.45 RM. Einnahme. Dann kommt der SA.-Reitertrupp mit 300 Abzeichen und 64.05 RM., das NSFK. mit 292 Abzeichen und 58.85 RM., die 44 mit 250 Abzeichen und 54.08 RM. und schließlich das NSKK. mit 240 Abzeichen 112

und 51.10 RM. Einnahme. Kein Anlaß, mit meinen Männern unzu frieden zu sein! Geärgert habe ich mich beim Sammeln wieder einige Male heftig. Es ist immer dasselbe: Die Damen im Pelzmantel und die Herren mit Gehpelz und Melone „ haben“ meist „schon einmal “ . Daß sie sich ihres Geizes nicht schämen, wenn sie die Sammler straßauf, straßab sausen sehen, blaugefroren von der Kälte und doch unentwegt mit fröhlichem Gesicht „ klingelnd"! Man erlebt aber auch Schönes beim Sammeln. Da kam ein altes Mütterchen, der sah man die Armut an, so daß ich mich angelegentlich um einen hartgeſottenen alten Knaben bemühte, um sie unauffällig ungeſcho-

: ren laſſen zu können. Da wartete ſie und kam dann zu mir: „ Sie, Herr SA.-Mann, mir müſſet Se aber au e Abzeiche verkaufe. I bin zwar Altersrentnerin un hab net viel, aber für der Führer geb i gern no ebbes!"

12. 2. Unser Ausbildungsgerät hat wieder eine erfreuliche Ergänzung erfahren: 6 automatisch aufstehende Kopffallscheiben ! 3 hat uns die hiesige Ortsgruppe geſchenkt, die immer hilfsbereit ist, und 3 haben wir aus eigenen „ zusäßlichen Mitteln“ erstanden. Sturmführer, Sturmrechnungsführer, Sturmschreiber und Kammerwart bekommen nämlich je eine kleine Aufwandsentschädigung, eine Entschädigung übrigens, die hinter dem tatsächlichen Aufwand zurückbleibt. Dieses Geld stecken wir nun nicht mehr selber ein, sondern kaufen dem Sturm dafür Ausbildungsmittel, die dann in der vorgeschriebenen Weise als Schenkung in das Sturmgerät übernommen werden. Die Kameraden haben den Vorschlag zu dieser Lösung von sich aus gemacht. Er ist ihnen hoch anzurechnen, denn ſie ſind durchweg bescheiden verdienende Handarbeiter, die zumindest den Erſat ihrer Auslagen gut brauchen könnten. Aber es sind eben SA.-Männer!

16. 2. Das Boren bekommt allmählich eine Grundlage. Auch der Sport, der unter dem Leitgedanken : „ Erziehung zur Härte und Überwindung des inneren Schweinehundes “ steht, hat Schmiß . Manchmal fürchte ich für die guten Knochen meiner Männer, aber es paſſiert nichts, obgleich sie ohne Rücksicht auf sich selbst losrammeln.

18. 2. Vorgestern gab der Kreisleiter in der Kreisstadt eine Gegeneinladung an die Offizierkorps des Kreiſes, zu der alle Führer der Partei auf8 Snyders, Tagebuch

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gefordert waren. Der Abend wurde nett und rund und hatte nicht weniger Stil als die Vortragsabende in den Offizierheimen. In einem sind wir aber doch immer im Nachteil : es bleibt ein Unterschied, ob man im eigenen Haus, im Kaſino alſo, Gäſte empfangen kann, oder ob man auf einen Gaſthaussaal angewiesen ist, mag der so nett sein, wie er will !

19. 2. Ausgabe der Wehrabzeichen an die Bewerber vom Vorjahr. Mir ist hundselend von einer Grippe oder so was Ähnlichem. Aber durchstehen ließ sich die Sache und auch noch das anschließende Förderungsschießen. Die neuen Wehrabzeichenträger waren sichtlich stolz, die letzten ganz Freiwilligen zu sein! Nun kommen die Fastnachtstage, da gibt's etwas Luft in der Arbeit. Das heißt: wir können auf der Sturmdienststelle den Papierkrieg aufarbeiten, der wegen der Fülle der Ausbildungsarbeit liegenbleiben mußte.

26. 2. Erster Geländedienst mit Gewehren ! Aufgezogen als Spähtruppaufgabe. Vorher noch einmal eine Stunde Gangarten im Gelände mit und ohne Waffe ererziermäßig . Dann Rundfunkgemeinſchaftsempfang. Anschließend scharenweiſe im 5-Minuten-Abstand mit folgendem Befehl ab: „Stellen Sie fest, ob Wasserleitung 300 m westlich Untere Körschmühle in dem von hier zur Unteren Körschmühle führenden Steinbachtal zerstört und Untere Körschmühle vom Feinde besezt ist. Meldung nach Wegegabel bei Punkt 446 Hochwert (53) 96,85, Rechtswert (35) 07,2.“ Kurz vor der Wasserleitung trafen die Spähtrupps, die sich in Deckung der Böschung des Baches vorarbeiten konnten, auf einen getarnten Kontrollposten, den Truppführer III. , der ihr seitheriges Vorgehen kritisierte, den Auftrag für abgebrochen erklärte und Anweiſung gab, ſich exerziermäßig bis auf 50 m an drei Kopfscheiben heranzuarbeiten, die am Fuße eines Steilhanges aufgebaut waren. Die 50-m-Entfernung war durch einen Sägemehlstreifen markiert, außerdem lag dort ein Patronenausgeber, der Feuerbefehl auf die Kopffallscheiben erteilte. Das Gelände zwischen dem Standort des Truppführers III . und dem Patronenausgeber mußte in mehreren kurzen Sprüngen von einer Bodenwelle zur nächsten überwunden werden. Während des Vorgehens begleitete ein beim Truppführer III. stationierter Scharführer, ein zweijährig gedienter Soldat und Feldwebel d.-R., die Spähtrupps und verbesserte die Feh-

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ler beim Hinwerfen mit Gewehr und so weiter. Nach dem - meist ergebnislosen Schießen auf die Fallscheiben begann der Orientierungsmarsch zum gegebenen, etwa 5 km Luftlinie entfernten Planzeigerpunkt. Der war ſehr ſchwer anzulaufen, weil die tatsächlichen Verhältnisse mit dem Kartenbild nicht mehr übereinstimmten . Die in der Nähe vorbeigeführte Autobahn hatte das Gesicht der Landschaft weitgehend verändert. Immerhin konnte ich gegen 13 Uhr auch die lezte Mannschaft einkaſſieren . Dann noch 3 km Rückmarsch zur Sturmdienststelle und Wegtreten. Das Ganze hat Führern und Männern Spaß gemacht und uns wieder ein Stückchen in der Ausbildung vorangebracht.

4. 3. Heute war Großkampftag zugunsten der „ SA.- Mann" -Werbeaktion. Die Presse hat wieder prima mitgearbeitet. 148 neue Bezieher __ das sollte zu einer Prämie reichen. 1937 war der Sturm schon mal Standartendritter.

5. 3. Morgen wird der Sturmalarmplan im Unterführerdienst überarbeitet; den habe ich bisher schlimm vernachlässigt. Irgendwann im ſchönen Frühjahr gibt es dann an einem Sonntagmorgen um 4 Uhr einen „ Aufſtand" im Sturm. Wenn der nicht klappt, wird das schöne Spiel bald wiederholt! 6. 3. Bums, da fiel die Lampe um. „ SA.-Mann “ -Werbeaktion abgeblasen, und wir ſizen da mit unsern 150 neuen Beziehern ! 12. 3. Ich komme eben von einer würdigen Heldengedenkfeier des Panzerregiments. Der Sturm war mit der Fahnenschar und 2 Trupps unter Führung des stellvertretenden Sturmführers angetreten, da die Partei mit allen Gliederungen an der Feier teilnahm. Beim Vorbeimarsch des Regiments bat der Kommandeur den Vertreter des Kreisleiters und mich als SA.-Standortführer an seine Seite. Das freute mich als neuer Beweis für die Achtung, die „ der kleine Sturm" sich verschafft hat. 16.3 . 1939.

Protektorat Böhmen und Mähren !" Der Führer hat die

Faust, die mitten ins Reich hineinragte, endgültig aufgebrochen ! Jahrtausendaltes deutsches Kulturland ist zum Reich zurückgekehrt ! Welch große Zeit! Aber das Ausland wütet, und nicht umsonst wird der Führer die

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Steigerung der Wehrkraft unſeres Volkes als oberstes Geſeß proklamiert haben. Wieder einmal sehen auch wir SA.-Männer die größeren Zusammenhänge, in die unsere Arbeit gestellt ist. Der Führer an der Spiße ſeiner Truppen in Prag. Herrlich und groß - aber elende Sorge hat man doch. Vorm Jahr der Einzug in die jubelnde Ostmark das war etwas anderes als dieses Mal die Fahrt durch Feindesland. Und doch : dem Führer wird nichts zustoßen, ehe er ſeine Miſsion nicht vollendet hat.

18. 3. Von gestern bis morgen Versammlungswelle im Kreis . Wir kommen morgen dran. Da bleibt vom Sonntag wieder nicht viel übrig, denn tagsüber werde ich mit dem Truppführer III . auf Achſe ſein, um das Gelände für den Scharwettkampf zu erkunden, der am 2. April steigen soll. Die technische Hauptarbeit - Tabellen zeichnen, Wertungslisten ausschreiben usw.

nimmt mir erfreulicherweise der Truppführer III . ab,

das ist eine große Erleichterung .

22. 3. Heute ist Mittwoch abend, und troßdem ſize ich friedlich zu Hauſe, nachdem ich mal kurz auf der Sturmdienststelle war ! „ Ganzer Abenddienst zur Vorbereitung des Scharwettkampfes nach Anordnung am 2. April der Truppführer.“ Da will ich mich völlig draußenhalten werde ich schon sehen, was geleistet worden ist. Am Sonntag haben wir ein prima Gelände aufgetan, das die Männer noch nicht kennen und in dem alles untergebracht werden kann, was zum Wettkampf gehört . Eine Schwierigkeit war, daß weder eine Wehrkampfbahn noch ein entsprechendes Gelände in dem gewählten Raum liegt. Dieſem Mangel wird nun durch das Entgegenkommen eines Bürgermeisters abgeholfen, der sich in ſehr netter Weiſe bereit erklärt hat, auf einem ſtoppeligen Heidestück eine einfache Wehrkampfbahn durch die Waldarbeiter ſeiner Gemeinde anlegen zu laſſen. Wir fuhren gleich ' raus und beſtimmten eine 200-m- Strecke, die durch Baumstümpfe, morastige Stellen und ein durchfließendes Rinnsal schon einige natürliche Hindernisse bietet. Dort werden nun 2 ſpaniſche Reiter, 1 Hochweitſprung über das Rinnſal weg, 1 Holzstoß aus zwei Festmeter Buchenprügeln (etwa 1,80 m hoch und 1 m breit), 2 Schwebebalken (von etwa 140 cm Höhe) und 1 Hochsprung (eine genagelte Latte in 60 cm Höhe) aufgebaut. 20 m hinter dem Ziel 116

wird außerdem ein Graben für das Handgranatenzielwerfen ausgehoben, das unmittelbar nach Durchlaufen des Zieles stattfindet. Das alles will der Bürgermeister anlegen laſſen, ohne daß es uns einen Pfennig kostet. Die Startreihenfolge habe ich gestern mit den Truppführern ausgelost. Der IV. Trupp stellt außer seinen Scharmannschaften noch eine „ JungSA.-Mannschaft“ aus den übernommenen Hitlerjungen unter Führung eines meiner alten SA.- Männer. So treten 13 Mannschaften an. Wenn das kein Glück bringt ! 52 Wettkämpfer, mehr als ein Drittel des Stur mes, „ringen um den Lorbeer". Den habe ich in Form von 5 Dienstdolchen zum Gravieren gegeben. Wer nicht im Wettkampf steht, wird als Kontrollposten, beim Schießen oder sonstwie gebraucht. Kaum einer wird schlachtenbummeln können . Morgen gehen nun die Einladungen an die Hoheitsträger, die Offizierkorps und die Bürgermeister heraus. Hoffentlich kommen viele, denn der Wettkampf gibt einen Querschnitt durch die Arbeit der SA., wie ihn der Sturm nicht alle Tage vorererzieren kann. Die genauen Meldungen an die vorgesezten Dienststellen sind gestern schon weg. „ Strömt herbei, ihr Völkerscharen!"

23.3. 1939. Noch hat man den Wandel der Dinge nicht begriffen, der durch die Errichtung des Protektorates eingetreten ist, da folgt schon eine neue Großtat: das Memelland wieder im Reich. Es wird allmählich zur Gewohnheit für viele, daß alle paar Tage ein epochales Ereignis eintritt! Heute war das ganz auffällig . Mit einer fast alltäglichen Selbstverständlichkeit kaufte jeder ein Extrablatt, las es, war befriedigt und dachte nicht weiter darüber nach, wie groß auch diese neue Tat des Führers iſt . Wir alle müſſen uns davor hüten, durch die Gewöhnung an große Ereigniſſe den Blick für die Größe zu verlieren . Wie leicht stumpft man doch ab und wird undankbar !

25.3. So, die Wertungstabellen sind fertig:

1.4 X 100 - m - Freistilschwimmen. Anweisung : Tritt eine Mannschaft mit weniger als 1 :3 Mann an, so erhält sie für den ersten Fehlenden 2, für den zweiten 4, für den dritten 8 und für den vierten 16 Strafpunkte. Nur beim Schwimmwettkampf wird ein nicht

8*

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vollzähliges Antreten zugelaſſen. Beim Hauptwettkampf m u ß die Mannschaft vollzählig sein, sonst scheidet sie von vornherein aus. Wer mit geschwommen ist, m u ß auch am Hauptwettkampf teilnehmen. Die Mannschaften sind daher beim Hauptwettkampf zwar um etwa beim Schwimmen fehlende Männer zu ergänzen , dagegen ist ein Ersaß von Teilnehmern am Schwimmwettkampf durch andere beim Hauptwettkampf unzulässig . Bei nicht vollzählig angetretenen Mannschaften ist die tatsächliche Mannſchaftsschwimmzeit auf die Wertungstabelle umzurechnen, indem die Durchſchnittszeit des einzelnen Wettkämpfers mittels Teilung der Mannschaftszeit durch Zahl der Wettkämpfer ermittelt und mit 4 vervielfacht wird. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertungstabelle :

Mannschaftsschwimmzeit: Min./Set. 8,31- 9,00 9,01-9,30 9,31-10,00 10,01-10,30 10,31-11,00 11,01-11,30 11,31-12,00 12,01-12,30 12,31-13,00 13,01-13,30 13,31-14,00

15,31-16,00

13 12 11 10 9 8 7 6 5 4

32

14,01-14,30 14,31-15,00 15,01-15,30

Punktzahl 15 14

1

(Diese Tabelle ist auf meine „ bleiernen Enten “ zugeschnitten, die eben erst ,,ad hoc“ schwimmen gelernt haben.)

2. 10 s km Radfahren. Anweisung : Mannschaft soll ziemlich geſchloſſen durchs Ziel gehen. Beim lezten Mann wird Zeit abgelesen.

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Abgangszeit vermerkt Starter. Uhren von Starter und Zielrichter gleichstellen. Fällt ein Mann während des Wettkampfes aus, gleichgültig aus welchem Grund, so erhält die Mannschaft 3 Strafpunkte. Als ausgefallen gilt ein Wettkämpfer auch dann, wenn er mit Hilfe nicht zur Mannschaft gehörender Personen oder nicht durch Mannschaftsangehörige mitgeführter Sachen (Werkzeuge uſw.) Pannen an ſeinem Fahrrad behebt. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertungstabelle : Fahrzeit: Min./Sek.

8 25,01-26,00 26,01-27,00 27,01-28,00 28,01-29,00 29,01-30,00 30,01-31,00 31,01-32,00 32,01-33,00 33,01-34,00 34,01-35,00 35,01-38,00 38,01-42,00 42,01-46,00

Punktzahl 20 19 18 17 16 15 13 11 9 7 5 3 1

(Diese Tabelle rechnet mit mehr als der Hälfte der Strecke Feldwegen, auf denen die Räder teilweise geschoben werden müſſen .) 3. KK.- Schießen I. 3 Schuß liegend aufgelegt unter der Gasmaske auf 12er - Brustringscheibe über 50 m . Anweisung : Mannschaftsführer meldet dem Schießleiter vor Beginn und nach Bes endigung des Schießens die Mannschaft mit aufgeſeßten Masken. Die Munition wird jedem Mann vor Beginn des Schießens für alle 3 Schuß übergeben. Die Mannschaft schießt gleichzeitig auf 4 Ständen. Tornister dürfen nicht abgenommen werden. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt.

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Wertungstabelle : Ringzahl = Punktzahl. Verfehlen der Scheibe („ Fahrkarte “) = 1 Strafpunkt. 4. 15 km Orientierungsmarsch mit Einlagen. a) Marschleistung .

Anweisung : Start- und Ankunftszeit werden vom gleichen Kontrollnehmer nach der gleichen Uhr festgestellt. Die Normalmarschzeit für den 15-km-Orientierungsmarsch mit Einlagen abzüglich neutraliſierter Zeiten wird nach Beendigung des Wettkampfes festgestellt, indem der Durchschnitt sämtlicher Marschzeiten errechnet wird . Wertung : Die Normalmarschzeit wird mit 30 Punkten bewertet. Mannschaften, die unter der Normalmarschzeit bleiben, erhalten für 5 Minuten je 1 Gutpunkt. Mannschaften, die eine längere Zeit als die Normalmarſchzeit benötigen, bekommen für 5 Minuten je 1 Punkt Abzug. Bei Ausscheiden eines Wettkämpfers während des Wettkampfes wird die Mannschaft ohne Rücksicht auf den Grund des Ausfalles mit 20 Strafpunkten belegt. (Die Marschleistung wird verhältnismäßig schlecht bewertet. Das soll die Wettkämpfer davon abhalten, wie die Irren loszurasen und darüber die ebenso wehrwichtigen Übungen an den „ Einlage-Stationen“ zu vernachlässigen. Andererseits ist die Punktzahl hoch genug, um eine Bummelei zu verhindern. Es müßten denn a l l e bummeln und dadurch die Durchschnittszeit gleichmäßig drücken. Das ist aber bei einem Wettkampf ausgeschlossen. Die nachträgliche Festseßung der Normalmarschzeit bleibt die gerechteste Lösung ; sie geht auf die Unmöglichkeit einer vorherigen genauen Schäßung zurück.)

Zu Karte rechts : Ausschnitt aus der Karte 1 : 100 000, vergrößert auf 1 : 50 000. (2. April) A Start; 1 = Kontrollposten 1 ; 2 = Kontrollposten 2 (Handgranatenweitwurf) ; K = Kugelbaum oftwärts Steinenbronn ; 3 = Kontrollposten 3 (Entfernungsschäßen) ; 4 = Kontrollposten 4 (Zielerkennen mit Anfertigen einer Grundrißſkizze, Zielanſprache) ; 5 - Kontrollposten 5 (Geländeschießen auf Kopffallscheiben) ; 6A = Kontrollposten 6A (Start der Wehrkampfbahn) ; 6B = Kontrollposten 6B (Ziel der Wehrkampfbahn, Handgranatenzielwurf) ; 7 = Kontrollposten 7 (Zeltbau, Tornisterpacken) ; 8 = Kon trollposten 8 (Auftragen der Meldungen) ; H = Höhe 472 ; A = Ziel (Entgegennahme der Meldungen, Ausrüstungsmusterung, Haltungswertung) . 120

Demfelden Aspach

Echterdingen

495 Rieser O schanze O ebrückenM HA 02

5395

388 Fl

ei

ns

Stetten B chlechtsM

410 Weidach

Под Ho

Stbr

OK 458

WalzenM

Plattenhardt

Brand 465

Steinenbronn

Grbhgl

ChenM

464

Bildhau

5395

6B

FA

4403 A

B

Hasenhof

417

klewnicheles

WALDENBUCH Unt Lieben

65

Burkhardts

380

407 Glashütte

ich Junquieh merde

B

Neuenhaus 485

500

3515

3510 j

2. April

Stimmt die Marschrichtung?

55

Die Grundrißskizze entsteht

b) Handgranatenweitwurf.

Anweisung : Jeder Mann hat 2 Würfe. Wurfstellung beliebig. Bei Übertreten wird der schlechteste Wurf ungültig . Gemeſſen wird von der Stelle, wo die Handgranate liegenbleibt. Gewehre dürfen nicht abgelegt, aber beliebig getragen werden. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Die Gesamtpunktzahl beträgt 1 Viertel der aus der Wertungstabelle ermittelten Punktzahl .

Wertungstabelle : m

34,01-36 36,01-38 38,01-40 40,01-42

42,01-44 44,01-46 46,01-48 48,01-50 50,01-52 52,01-54 54,01-55 55,01-56 56,01-57 57,01-58 58,01-59 59,01-60

Punkte

123456

25,01-28 28,01-30 30,01-32 32,01-34

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

c) Entfernung ss ch ä ß e n .

Anweisung : Jeder Wettkämpfer trägt auf dem ihm übergebenen Entfernungsschäßzettel die selbständig geschäßten Entfernungen ein . (4 Tiefenund 1 Breitenentfernung .) 121

Schäßung genügt, wenn Schäßfehler nicht mehr als 20 Prozent der tatsächlichen Entfernung beträgt. Gewehre dürfen zuſammengesetzt werden. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jede genügende Schäßung 1 Gutpunkt.

d) Zielerkennen und Anfertigen einer Grundrißskizze ; Zielansprache. Anweisung: Den Mannschaften sind die Grenzen des Geländeausschnittes, in dem sich die Ziele (Kopfscheiben) befinden, der beiliegenden Skizze entsprechend zu bezeichnen. Die Zahl der aufgestellten Kopfscheiben (6) ist nicht bekanntzugeben. Jeder Wettkämpfer hat eine Skizze, die ein Auffinden des Geländes auf der Karte 1 :100 000 ermöglicht, anzufertigen und die von ihm festgestellten Ziele darin einzutragen. Maßstab der Skizze etwa 1 :10000 . Die Karte 1 : 100 000 wird zur Verfügung gestellt. Nach Fertigstellung der Skizzen hat jeder Wettkämpfer einen markanten Punkt im Gelände nach seiner Wahl anzusprechen . Wiederholungen innerhalb der gleichen Mannschaft ſind nicht gestattet. Gewehre dürfen zuſammengesezt werden. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jede fehlerlose Skizze mit 6 richtig eingetragenen Kopfscheiben: 10 Gutpunkte. Jede Unrichtig oder Unvollständigkeit der Skizze als solcher 1 Punkt Abzug. Jede Skizze hat 12 Fehlermöglichkeiten (siehe beiliegendes Muster) . Jede fehlende Kopfscheibe 2 Punkte Abzug. Brauchbare Zielansprache 2 Gutpunkte. Ungenügende Zielansprache 0 Punkte.

e) KK.- Schießen II (Geländeschießen ). 2 Schuß liegend aufgelegt auf Kopffallscheibe über ungefähr 50 m. Anweisung : Je Mann 2 Schuß Munition ausgeben und Mannschaft Abschußstelle bezeichnen.

122

Jede Mannschaft schießt geſchloſſen. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jedes Fallen einer Kopffallscheibe 10 Gutpunkte.

f) Wehrkampfbahn. Anweisung : Nach Meldung 5 Minuten neutraliſierte Zwangspause. Mannschaft startet geſchloſſen. Die gesamte Ausrüstung iſt mitzuführen. Jeder Mann erhält am Start 2 Handgranaten, mit denen er nach Durchlaufen der Kampfbahn den Handgranatenzielwurf durchzuführen hat. Der letzte Mann jeder Mannschaft wird gestoppt. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Die Normallaufzeit beträgt 100 Sekunden . Sie wird mit 12 Gutpunkten bewertet. Bei schnellerem Durchlaufen je 2 Sekunden 1 Gutpunkt, bei langsamerem Durchlaufen je 2 Sekunden 1 Punkt Abzug. Jedes nicht ordnungsmäßige Überwinden eines Hinderniſſes durch einen Wettkämpfer 1 Punkt Abzug.

g) Handgranatenzielwurf.

Anweisung : Mannschaft wirft geſchloſſen auf Kommando des Mannschaftsführers. Jeder Mann hat 2 Würfe. Gewehre dürfen nicht abgenommen werden. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jede Handgranate, die im Zielgraben liegt, 2 Gutpunkte. h) Bauzweier Giebelzelte aus je 2 Zeltbahnen. Anweisung :

Gewehre zusammenseßen lassen. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jedes ordnungsmäßig erſtellte Zelt 5 Gutpunkte. Jede Beschädigung von Zeltbahnen oder Zubehör 2 Punkte Abzug . Jede Unsachgemäßheit (Knöpffehler, falsch eingeschlagene Pflöcke, nicht genügend straffe Spannung) 1 Punkt Abzug. 123

i) Auftragen einer Meldung.

Anweisung : Jedem Wettkämpfer eine der folgenden 4 Meldungen, keinem die gleiche auftragen. 1. 9 Uhr 53 wurde feindlicher Feldposten in Stärke von 2 Mann am Nordausgang Bärendorf abgelöſt. 2. 11 Uhr 38 wurde feindlicher Feldposten in Stärke von 3 Mann am Südausgang Steinbach abgelöst. 3. 10 Uhr 17 wurde einzelner feindlicher Feldposten am Weſtausgang Löwenfeld abgelöst. 4. 12 Uhr 42 wurde feindlicher Feldposten in Stärke von 2 Mann am Ostausgang Hochkirch abgelöst.

Keine Notizen zulaſſen. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Keine Wertung .

k) Entgegennahme der Meldung und Ausrüstungsmusterung.

Anweisung : Meldungen entgegennehmen und an Hand des beiliegend gegebenen Wortlautes überprüfen . Jede Meldung enthält 5 Fehlermöglichkeiten (siehe beiliegenden WortIaut) . „Posten" statt „ Feldposten“ ist kein Fehler. Ausrüstungsmusterung (besonders Tornister beachten !) ohne nachteilige Berücksichtigung von „ Wettkampfschmug“ an Uniform oder Ausrüstung. Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Wertung : Jede richtige Meldung 2 Gutpunkte. Jeder Fehler einer Meldung 1 Minuspunkt.

gut

mäßig schlecht 124

6 Punkte 4 "I 2 "I

420

befriedigend

"I

=

Ausrüstungsmusterung :

1) Schlußmeldung mit Haltungswertung . Anweisung : Sofort nach Entgegennahme der Meldung und Begrüßung der Mannschaft mit "I X-te Mannschaft - Heil Hitler “

„ Heil Hitler“ Zeit nehmen .

Disziplinwidriges Verhalten wird jeweils mit 1 Strafpunkt belegt. Zu werten ist Gesamteindruck der Mannſchaft, exerziermäßige Haltung, Kommando des Mannschaftsführers .

Wertung :

gut befriedigend

6 Punkte 4 "

mäßig

2

schlecht

0

So - das sind die mit viel Mühe ausgearbeiteten Wertungslisten . Im wesentlichen ein Werk des Truppführers III . , der sich wieder einmal als vorbildlicher Mitarbeiter bewährt. Er hat alles schon gebrauchsfertig auf Kartons gezeichnet und betippt. Von uns aus kann der „Krieg“ beginnen.

29. 3. Noch einmal haben die Trupps einen ganzen Abend zur Vorbereitung des Scharwettkampfes, der gestern abend mit dem Schwimmen begonnen hat. Das war eine ziemlich dünne Angelegenheit. Erstens konnten von der vollen Zahl von 52 Wettkämpfern nur 43 antreten, weil 9 noch nicht schwimmen können, und zweitens hatten von den 43 Mann 22 das Schwimmen erst im Hinblick auf den Scharwettkampf gelernt. Über die kläglichen Leistungen half es aber hinweg, daß die Männer ſich rührend abmühten. Und schließlich ist der Hauptzweck, daß die Zahl der abſoluten Nichtschwimmer im Sturm geringer werden sollte, ja erreicht. Die beste Mannschaft schwamm die 4 X 100 m (je Mann dreimal wenden) in 8,52 — das war ganz gut —, die schlechteste strampelte sich 13,40 Minuten ab.

3. 4. Sieg auf der ganzen Linie! Besichtigung durch den Stabsführer der Gruppe i. V. des Obergruppenführers , den Brigadeführer, den Leiter der Führungsabteilung der Gruppe, den Standartenführer und den Sturmbannführer. Besuch durch eine Anzahl Hoheitsträger, Offiziere, 125

Bürgermeister und den Rundfunk. Trozdem hat's geklappt wie am Schnürchen . Vom Wetter angefangen. Kurzbericht: 5 Uhr 45 Antreten der „Trägerkolonne“, das heißt: der Nichtwettkämpfer des Sturmes, 6 Uhr 45 Antreten der Mannschaften. Alle 52 „papiermäßigen“ Wettkämpfer pünktlich zur Stelle . Ab 7 Uhr 15 in 7-Minuten-Abſtänden Start der Radfahrstreife. 7 Uhr 50 Ankunft der ersten Mannschaft am Ziel. 9 Uhr 02 lezter Start. 9 Uhr 37 Ankunft der lezten Mannschaft am Ziel — in der Nähe des Schießſtandes für das erſte Schießen. Nach dem Schießen unter der Gasmaske ab 8 Uhr 06 Start der Mannschaften zum 15-km-Orientierungsgepäckmarsch. In 15-Minuten-Abständen bis 11 Uhr 16. 14 Uhr 01 Rückkehr der ersten Mannschaft - Startnummer 4

, 17 Uhr 43 Eintreffen der letzten Mannschaft . Alles

vollzählig, gesund und ſtrahlend . Durchschnittsmarschzeit nach Abzug der Neutralisierungen einschließlich Einlagen 5 Stunden 21 Minuten . Beste Marschleistung 4 Stunden 31 Minuten, schlechteſte 6 Stunden 12 Minuten. Soweit das Gerippe. Nun der Inhalt

die Aufgaben des Orien-

tierungsmarsches. Am Start kriegte jeder Mannschaftsführer eine Karte 1 : 100 000 und den schriftlichen Befehl: „Sie befinden sich bei dem auf der mitgegebenen Karte eingetragenen Punkt A. Marschieren Sie auf kürzestem Wege zum eingetragenen Punkt 1. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten 1. Der Posten 1 unterschreibt Ihre Wettkampfkarte und gibt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl." Die Wettkampfkarten hatten wir in einer Lithographie für wenig Geld auf steifen Karton drucken laſſen. Auf ihnen war für jede einzelne Übung des Gesamtwettkampfes einzutragen : „Zeit der Ankunft “ , „Zeit des Abmarsches “, „Neutralisierte Zeit in Minuten (bei unverschuldetem Aufenthalt) “, „ Unterschrift des Kontrollpoſtens “ . Die Mannschaftsführer hatten die Dinger um den Hals hängen und führten ſo den Nachweis mit sich, daß sie den Wettkampf ordnungsgemäß von Station zu Station durchlaufen hatten . Der Hügel.

Weg“ von A nach 1 führt etwa 1,5 km weglos über bewaldete

Vom Kontrollposten 1 wurde folgender Befehl ausgegeben : „Marschieren Sie auf dem von hier füdsüdoſtwärts führenden Feldweg, 126

bis Sie nach etwa 400 m auf den nächſten Poſten (2) auflaufen. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten. Danach führen Sie mit Ihrer Mannſchaft auf Weiſung des Poſtens den Handgranatenweitwurf durch. Anschließend unterschreibt der Posten 2 Ihre Wettkampfkarte und gibt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl." Nach dem Handgranatenweitwurf hieß es weiter: Marschieren Sie auf kürzestem Wege zu dem auf der mitgegebenen Karte mit K bezeichneten Kugelbaum oftwärts Steinenbronn. Dort finden Sie weiteren schriftlichen Befehl vor.“ Der Weg dorthin führte teilweise über wegloſe Hügel, zum andern Teil mußte man sich zwischen Feldern hindurchschlängeln. Kugelbäume standen viele herum, an dem „richtigen“ war eine „ Quittungsliste “ angeheftet, in die die Mannschaftsführer Ankunftszeit und Namen einzutragen hatten. Außerdem fanden sie den Befehl:

in einer Botaniſiertrommel regenſicher verpackt —

„Marschieren Sie auf kürzestem Wege zum Hasenhof, wo Sie an dem bei der Südwestecke des Gehöftes gelegenen Wasserturm auf einen Kontrollposten (3) treffen. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten. Danach führen Sie nach Weiſung des Poſtens ein Entfernungsschäßen durch, an dem sich jeder Ihrer Mannschaftsangehörigen zu beteiligen hat. Nach Abgabe der Entfernungsschäßzettel unterschreibt der Posten 3 Ihre Wettkampfkarte und gibt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl. " Zum Hasenhof waren es etwa 2 km Feldweg

verhältnismäßig ein-

fachzufinden. Dort das Entfernungsschäßen nach 5 Zielen. Dann der Befehl : „Marschieren Sie auf kürzestem Wege zum Planzeigerpunkt Rechtswert (35) 12,55, Hochwert (53) 88,75. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten 4. Danach fertigen Sie und je der Ihrer Mannschaftsangehörigen eine Grundrißskizze des Geländes etwa im Maßstab 1 : 10000 an. Dazu dürfen zur Verfügung gestellte Karten 1 : 100 000 als Hilfsmittel verwendet werden. In die Skizze sind von jedem Mannschaftsangehörigen die von ihm erkannten feindlichen Schüßen (Kopfscheiben) einzutragen, die sich in einem vom Kontrollposten bezeichneten Abschnitt befinden. Nach Abgabe der Skizzen Zielansprache nach Weisung des Kontrollpostens . Danach unterschreibt der Posten 4 Ihre Wettkampfkarte und gibt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl. " 127

Dorthin ging es 2 km durch den Wald. Das war schwer zu finden und ein paar Mannschaften „ kringelten “ sich ins Ziel. Nach dieser zeitraubenden und schwierigen Station der weitere Befehl : „Marschieren Sie auf der von hier nach Plattenhardt führenden Straße, bis Sie nach etwa 600 m auf einen Kontrollposten (5) auflaufen. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten. Danach geben Sie und jeder Ihrer Mannschaftsangehörigen nach Weisungen des Postens je 2 Schuß auf Kopffallscheiben ab . Anſchließend unterschreibt der Posten 5 Ihre Wettkampfkarte und erteilt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl." Die Kopffallscheiben waren am Ende eines Steinbruches aufgebaut und wackelten recht selten. Ich selbst schoß von vier Schuß drei daneben. Die Dinger sind gar nicht leicht zu treffen . Nach dieſer netten Einlage die Weisung : Marschieren Sie auf der Straße nach Plattenhardt weiter, bis Sie nach etwa 1,5 km auf einen Vorposten auflaufen, der Sie zu der nördlich der Straße gelegenen Kampfbahn weisen wird . Am Start der Kampfbahn melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten 6 A. Dieser unterschreibt die Wettkampfkarte. Anschließend tritt eine Zwangspause von 5 Minuten ein. Die 5 Minuten werden neutralisiert. Danach führen Sie Ihre Mannschaft über die Kampfbahn . Im unmittelbaren Anſchluß an das Durchlaufen der Bahn haben Sie mit Ihrer Mannschaft ein Handgranatenzielwerfen durchzuführen. Anſchließend unterschreibt der Kontrollposten 6 B Ihre Wettkampfkarte und erteilt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl." Da also kam die Wehrkampfbahn mit ihren Tücken und das Handgranatenzielwerfen. Immerhin, eine Mannschaft kam in 86,7 Sekunden über die Bahn, und länger als 115 Sekunden brauchte niemand , obwohl alle schon recht geschlaucht waren. Am Mittag wurde die Wehrkampfbahn das Ziel des Sonntagsspazierganges der Plattenhardter.

Nach dem Handgranatenzielwerfen hieß es : „Marschieren Sie auf der Straße nach Plattenhardt weiter, dann durch Plattenhardt hindurch auf der Straße nach Echterdingen, bis Sie auf einen Vorposten auflaufen, der Sie zum nächsten Kontrollposten (7) weiſt. Dem Kontrollposten 7 melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung. Danach errichten Sie auf dem Ihnen zugewiesenen Plaß mit Ihrer 128

2. April

Unterwegs

Geländeschießen auf Kopffallscheiben

2. April

Auch mit müden Knochen muß es gehen

Mannschaft aus dem mitgeführten Zeltgerät 2 Giebelzelte aus je 2 Bahnen. Nach Fertigstellung bitten Sie den Kontrollposten, den Zeltbau zu werten. Nach Beendigung der Wertung sind die Zelte abzuschlagen und die Tornister wieder zu packen. Danach unterschreibt der Kontrollposten 7 Ihre Wettkampfkarte und erteilt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl.“ Der Zeltbau klappte gut. So schnell und doch ordentlich sah ich meine Männer noch nie Tornister packen wie danach im Hinblick auf die Ausrüstungsmusterung ! Weiter ging es nach folgendem Befehl : „Marschieren Sie auf kürzestem Wege zum Planzeigerpunkt Rechtswert (35) 12,2, Hochwert (53) 92,45 . Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten 8. Der Poſten gibt Ihnen und jedem Ihrer Mannschaftsangehörigen mündlich eine Meldung auf, die am Ziel nach späterer Weisung zu erstatten ist. Dann unterschreibt der Kontrollposten 8 Ihre Wettkampfkarte und erteilt Ihnen weiteren schriftlichen Befehl." Zum gegebenen Punkt, einer Straßengabel in Weidach, hatte man 1,5 km teilweise querbeet zu marschieren. Dort wurde den Männern ihre Meldung aufgetragen und folgender Befehl ausgehändigt : "I Marschieren Sie auf kürzestem Wege zu der auf der mitgegebenen Karte mit H bezeichneten Höhe 472. Dort finden Sie weiteren schriftlichen Befehl vor." Auf der Höhe 472 wiederholte sich das gender Befehl lag dort :

Spiel vom Kugelbaum “. Fol-

„Marschieren Sie auf kürzestem Wege zu der auf der mitgegebenen Karte eingetragenen Ablaufstelle A. Dort melden Sie Ihre Mannschaft mit Blickwendung dem Kontrollposten 9. Danach iſt dieſem durch jeden Mannschaftsangehörigen die dem betreffenden Mann aufgetragene Meldung zu erstatten. Unmittelbar anschließend findet die Ausrüstungsmusterung statt. Danach wird die Wettkampfkarte vom Kontrollposten 9 unterschrieben. Nach Beendigung der Ausrüstungsmuſterung haben Sie die Mannschaft mit Blickwendung dem Führer des Sturmes oder seinem zur Entgegennahme der Meldung bestimmten Vertreter zu melden. Dieser begrüßt die Mannschaft mit ‚X-te Mannſchaft - Heil Hitler!' Die Mannschaft antwortet : Heil Hitler !" Damit ist der Wettkampf beendet. Sie übergeben Ihre Wettkampfkarte zur Schlußeintragung ."

129

Der

kürzeste Weg “ führte noch einmal 1 km durch den Wald, und

dann war's geschafft ! Die Meldungserstattung klappte, die Ausrüstungsmusterung befriedigte und das „ Allgemeinbefinden “ der Mannschaften war rorzüglich. " Tote“ hat es nicht im entfernteſten gegeben. Das Rote Kreuz hatte auf meine Bitte den Wettkampf als kleine Einſaßübung auch für seine Männer angesehen und zehn Sanitäter mit allem Material abgestellt. Ein SA.-Arzt stand auch motorisiert bereit. Aber außer Rißwunden und ſolchen Kleinigkeiten kam Gott sei Dank nichts vor. Der Arzt blieb arbeitslos . Die Ergebnisse rechnet eben der Truppführer III. noch nach - sie werden erst am Mittwoch beim nächsten Dienst bekanntgegeben . Gekämpft haben alle anständig . Und die „Reifeprüfung des Geländedienſtes “ haben auch alle bestanden, denn keine Mannschaft hat grundsäßliche Fehler begangen. Die hohen Besichtigenden lobten mehr, als man gewohnt ist, und nach Ostern stellen wir den Wettkampf nochmal als 20-Minuten- Sendung unseres Reichssenders : „Aus der Arbeit der SA.“ So konnten wir geſtern zufrieden zu Bett gehen. Ich bin glücklich über dieſen Nachweis der geländemäßigen Tüchtigkeit meiner Männer !

4. 4.

Über dem alles beherrschenden Scharwettkampf habe ich von

nichts anderem berichtet. Da ist nun vor allem nachzutragen, daß am 31. März der Sturmbefehl 2/39 mit dem Ausbildungsplan für den „Zeitabschnitt B" vom 12. April bis 28. Juni 1939 im Verteiler bis SA.Mann herausgegangen ist. Den „ neuen Dreh“, die Ausbildung im truppweisen Wechsel der Dienste, habe ich beibehalten. Er hat sich durchaus bewährt. Neu ist, daß jeden Monat ein ganzer Abenddienst für die Durchführung einer Spähtruppaufgabe oder eines Orientierungsmarsches bestimmt ist. ― das ist mindestens

Jezt muß die Nachtgewöhnung geübt werden

so wehrwichtig wie der Geländedienst bei Tag. Morgen steigt nach der Verkündung der Sieger im Scharwettkampf noch eine Lehr nachtausbildung , dann muß der Sturm „fertig “ zu praktischen Übungen im nächtlichen Gelände sein. Den genauen Entwurf der Nachtdienste haben die Truppführer schon 14 Tage vorher einzureichen. Ich kann dann, wenn das je nötig sein sollte, noch rechtzeitig ergänzen oder berichtigen.

130

Am 22./23. April wird als verdiente Ausspannung nach dem harten Dienst des ersten Jahres meiner „ Regierung“ eine Wochenendfahrt weit über Land ohne dienstlichen Schlauch steigen. Donaueschingen, den Bodensee und Heiligenberg sollen die Männer kennenlernen . Sollen ſehen, daß unser Vaterland nicht nur im 20-km-Umkreis des eigenen Geburtsortes schön und Heimat für uns ist. Der Termin liegt schon lange fest, jezt ist alles endgültig bestimmt. Die Finanzierung macht mir noch etwas Sorge. Denn wenn auch jeder Sturmangehörige, ob er teilnehmen kann dadurch kommt doch erst ein Bruchteil oder nicht, einen Beitrag leistet der Gesamtunkosten zusammen . Aber unsere „ bewährten Gönner" werden uns sicher auch diesmal nicht im Stich laſſen. Das Riſiko muß ich allerdings auf meine Kappe nehmen. Ich bin aber so überzeugt, daß die Sache klappt, daß ich keine Bedenken habe. Ich habe es übrigens der Selbſteinſchäßung jedes einzelnen überlaſſen, welchen Betrag er beisteuert. Mal sehen, wie weit die geldliche Selbstdisziplin und die Kameradschaft vor allem der Bessergestellten reicht!

6. 4. Die Ergebniſſe des Scharwettkampfes : 1. Sieger: die 4. Mannschaft des IV. Trupps mit 201 Punkten. 2. Sieger: die Schar 2/II mit 196 Punkten. Auf den nächſten Pläßen : die Schar 1 /III mit 192 Punkten und die Schar 1/I mit 174 Punkten. So ist unter den ersten vier jeder der vier Trupps vertreten. Der 12. und 13. „ Sieger" liegen mit 149 und 145 Punkten nur etwas mehr als ein Viertel der Gesamtpunktzahl hinter der Siegermannschaft. Das ist bei 14 verschiedenen Einzelwertungen keine große Differenz . Beſonders erfreulich sind die Truppdurchschnitte : An erster Stelle der III. Trupp mit 172½ Punkten, an zweiter der II . Trupp mit 172 Punkten, an dritter der I. Trupp mit 166 Punkten und an vierter der IV. Trupp mit 165 Punkten. 7½ Punkte, 1 Dreiundzwanzigſtel der Gesamtpunktzahl, Unterſchied zwischen dem besten und dem „schlechtesten“ Trupp ! Wenn das kein gleichmäßiger Ausbildungsstand ist ! Ausgefallen ist auch nicht ―― ein einziger Wettkämpfer Sturmführerherz, was willst du mehr ! Die Wertungstabellen haben sich übrigens absolut bewährt. Die Ergebnisse sind

das kann man ja nach einem Wettkampf, den man

selbst in allen Phasen beobachtet hat, am besten beurteilen — durchaus gerecht. Es hat sich auch - wesentliches Symptom keinerlei

131

Meckerei unter den Wettkämpfern über die Platfolge erhoben. Ich kann die Tabellen also mit gutem Gewissen zur Nachahmung empfehlen. Die Siegerehrung fand leider in strömendem Regen statt und wurde dadurch ebenso wie die folgende Lehrnachtausbildung wesentlich beeinträchtigt. Aber gefreut haben sich die Sieger doch mächtig . Die Gruppe hatte noch nachträglich als Trostpreis für jeden Mannschaftsführer der „ferner laufenden" Mannschaften und als Anerkennung für die vier Truppführer je ein Heft der „ IB . “ - Sondernummer „Alles, was Ihr seid, ſeid Ihr durch mich, und alles, was ich bin, bin ich durch Euch allein" gestiftet. Das erhöhte die Freude bei der Preisverteilung . Die Zeitung hat auch diesmal hervorragend mitgearbeitet. Am Montag anderthalb Seiten, drei Viertel der Lokalbeilage, guter bebilderter Bericht über den Wettkampf und heute, groß aufgemacht auf der dritten Seite, die Ergebnisse. Der Lokalschriftleiter war aber auch ehrlich begeistert. Die Preſſemitarbeit soll man ja nicht unterſchäßen. Zur Zeit ſpricht die ganze Bevölkerung unserer Standorte über unseren Wettkampf, und mancher brave Bürger ſieht den SA.- Mann mit „wieder einmal" etwas anderen Augen an. So wirkt die ausbildungsdienstliche Leistung zugleich als Propaganda für die nationalsozialiſtiſche Wehrertüchtigung unseres Volkes.

14. 4. Statt heute abend dem Dienst der Jung-SA.- und SAG.Männer beiwohnen zu können, liege ich mal wieder auf der Naſe! Am Ostermontag, vor vier Tagen, packt mich eine Wundrose und wirft mich mit hohem Fieber aufs Bett. Aber jezt ist das Fieber schon wieder fast vorbei, und ich kann anfangen, vom Bett aus „ mitzuregieren“. Das iſt aber auch nötig, denn die Wochenendfahrt will fertig vorbereitet werden. Die habe ich mal wieder zu ſehr auf meine zwei Beine gestellt, nun kann sich ein Vertreter nicht ſo in der Geschwindigkeit hereinfinden. Im Sturm vertritt mich zur Zeit der Truppführer III . Der Truppführer I. hat 14 Tage Urlaub und kutscht in Bayern herum. Aber der Truppführer III . iſt nicht weniger zuverläſſig und tüchtig. Es wäre schwer zu entſcheiden, wer von beiden an meiner Stelle den Sturm übernehmen sollte, wenn ich ausschiede. Doch ist der Truppführer I. sowohl rangdienstälter als auch zeitlich weniger in Druck. Da er zudem ohnehin stellvertretender Sturmführer ist und mich schon einmal 3 Monate lang gut vertreten hat, würde ich ihn vorschlagen. 132

2. April

e 1

2 t

Drahtverhau

Nun noch die Handgranaten in den Graben

2. April

Beim Zeltbau

Wie mit dem Lineal gezogen, muß die Zeltbahn auf dem Tornister liegen

22. April

Sturm 26

Heil Hitler!"

Deutsche Redahn

„Auffigen!"

"Heil Hitler!"

22./23. April

S

Tee? Kaffee? — Einheitstrank! Aber er wärmt!

Am Backofen der Pfahlbauern

Diese Überlegungen sind vielleicht nicht so abwegig, wie ich hoffe, daß sie sein möchten. Am 1. Mai kommt die Neugliederung auf Grund des Führerbefehls vom 19. Januar― da munkelt man so Verschiedenes, unter anderem, daß ich einen neuen Sturmbann übernehmen sollte. Es fiele mir verdammt schwer, mich von meinem alten Sturm loszureißen ! Na, vorerst muß ich am 22./23. April mit an den Bodensee fahren können. Alles andere sind spätere Fragen.

20.4.1939. Des Führers 50. Geburtstag . Meine Männer sind zum Fackelzug angetreten ich muß noch daheim bleiben. Aber übermorgen. und am Sonntag darf ich mitfahren. Der Arzt hatte ein Einsehen. Die Mannschaftstransportwagen der Deutschen Reichsbahn sind fest zugesagt, ebenso das Sonderſchiff über den Bodensee. Und Geld genug haben wir auch. Vor allem: Keiner meiner Männer hat sich schäbig gezeigt jeder hat einen seinem Einkommen wirklich angemessenen Beitrag geleistet. Auch die, die nicht mitkommen können ! SA.-Kameradschaft!

24. 4. Den Wochenenddienst vergessen wir nicht so bald ! Am Sams tag um 14 Uhr Verladen auf 4 Mannschaftstransportwagen der Reichsbahn. Dann eine Propagandafahrt kreuz und quer durch die Ortschaften des Sturmgebietes. Auf dem ersten Wagen unsere im Winde knatternde Sturmfahne. Ein altes Kampflied nach dem andern klang auf — so wie früher. Danach weit über Land nach Donaueschingen. Dort Begrüßung durch den Donaueschinger Standartenführer und Einquartierung in der Schulturnhalle. Feldküchenverpflegung . Propagandamarsch durch Donaueschingen. Und dann der Kameradschaftsabend mit der Donaueschinger SA. und Partei. Die Reden des Standartenführers und des alten Fürsten, der als Standartenführer z . V. der SA. angehört und uns mit der kameradschaftlichen Aufgeschlossenheit und Herzlichkeit, die der Siebzigjährige jedem SA.- Mann entgegenbringt, auf sein Schloß Heiligenberg einlud . Das alles waren Eindrücke, die haften bleiben. Auch das vergnüg liche Nachtlager auf Schüttſtroh in der Turnhalle machte meiner „ Hundertschaft" - genau! viel Spaß. Noch schöner wurde es am Sonntag : Morgens auf stillen Straßen über die Höhen des Schwarzwalds zum Bodensee. Dort - in Unteruhldingen - Besichtigung der Pfahlbauten. Und dann der Höhepunkt: der „ Ritt über den Bodensee" auf dem über

133

die Toppen beflaggten Sonderschiff. Da strahlten meine Landratten, von denen viele ihrer Lebtag noch nicht den schwankenden Boden eines Schiffes betreten hatten. Nach der - viel zu kurzen - Seefahrt Besuch des Dornierund des Zeppelinmuseums in Friedrichshafen. Dort auch die Mittagsverpflegung. Anschließend wieder auf die LKW.8, die leer von Unteruhldingen nachgekommen waren. Auf ihnen im Nachmittagssonnenschein die Seestraße entlang. Über Meersburg und Überlingen hinauf nach Heiligenberg. Nach der Führung durch das schöne alte. Schloß eine Überraſchung : Abendverpflegung als Gäſte des Fürſten. Es kostete einige Überwindung, schon bald wieder von den wohlgedeckten Tischen aufzustehen, aber die Heimfahrt war noch lang. In tiefer Dunkelheit um 21 Uhr 30 wieder -Es war viel Neues und Schönes, was wir aufzunehmen und

daheim.

zu verarbeiten hatten. Aber die Freude der Fahrtteilnehmer war auch ehrlich und groß. Für mich kam noch hinzu, daß alles klappte und daß meine Männer einmal eine Erholung und ein Reiſeerlebnis durch die SA. erhielten, wie es Außenstehenden nicht zuteil wird. Das hatten sie sich durch ihren unermüdlichen Einsaß ehrlich verdient!

29. 4. Die Rundfunkaufnahme unseres Scharwettkampfes hat stattgefunden! Am 5. Mai werden wir der staunenden Mitwelt " Aus Zeit und Leben" berichten!

30.4. 1939. Heute ist es wahr geworden: Am 2. Mai muß ich den Sturmbann II übernehmen und meinen alten Sturm abgeben. Mir ist bei dem Gedanken daran recht elend zumute, aber andererseits freue ich mich natürlich auch auf den Sturmbann. Das Tagebuch des Sturms geht nun zu Ende. Ich kann es nicht beſſer schließen als mit dem Dank an meine SA.-Männer. So wie sie jahraus, jahrein unermüdlich marschieren, Handarbeiter und Kopfarbeiter in unterschiedsloser Kameradschaft nebeneinander, alle nur von dem Willen erfüllt, dem Führer und Deutschland zu dienen, so marschieren im Großdeutschen Reich zehntausend SA.- Stürme in gleicher Haltung und leiſten das gleiche. Alle diese Hunderttausende unbekannter SA.-Männer aber bilden den Kitt, der das Werk des Führers zusammenhält, und es gibt keinen größeren Stolz, als Führer in dieser Gemeinschaft der treuesten Soldaten Adolf Hitlers zu ſein.

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Vom gleichen Verfasser ist erschienen :

SA.- Wehrmannschaften – wehrbereites Volk Die Bedeutung des Führererlaſſes über die SA.- Wehrmannschaften für die deutsche Wehrverfassung und für die staatsrechtliche Stellung der SA.

In dieser fesselnden und wertvollen Schrift seßt sich der Verfaſſer mit der wehrmäßigen und rechtlichen Bedeutung des Führerbefehls vom 19. Januar 1939 auseinander. Er entwickelt mit zwingender Logik die gesamten For. derungen, die sich auf diesem Gebiet ergeben. In allen seinen Teilen muß dem Buch die Anerkennung gezollt werden, daß es in knapper und an regender Sprache eine Fülle von Material und Gedanken bringt, die klar herausgearbeitet sind und zielbewußt vorgetragen werden. So sehr die dankenswerte Arbeit keiner Einzelfrage ausweicht, so bewußt behält sie die grundsäßliche Linie im Auge. (,,Der SA..Führer”, Zeitschrift der SA. Führer der NSDAP .) In wenigen Buchseiten wird eine Fülle von Wissen vermittelt, die weiteste Verbreitung im deutschen Volk verdient. Insgesamt betrachtet wird durch Snyckers Schrift neben ihren juristischen Darlegungen in aller Klarheit die Aufgabe herausgestellt, die die SA. im Aufbauwerk des Führers gefunden hat. (,,Völkischer Beobachter", München.) Diese juristische Darstellung der Tragweite des Führerbefehls vom 19. Januar 1939 über die nachmilitärische Wehrerziehung durch die SA..Wehrmann. schaften stellt einen wertvollen Beitrag zur deutschen Wehrverfaſſung und staatsrechtlichen Stellung der SA. dar. (,,Nationalsozialistische Monatshefte".) Bevor der Verfaſſer die Führerverfügung vom 19. Januar 1939 über die SA. Wehrmannschaften behandelt, zeigt er uns den Wehrgeist und die Wehrverfassung der deutschen Geschichte in ihrem allmählichen Wandel auf. Dieses Kapitel beleuchtet unsere engste Gegenwart, die Gründe für Deutsch, lands siegreiches Voranschreiten. (Westfälische Landeszeitung ,,Rote Erde" , Dortmund.) Das Buch vermittelt so viel interessantes Wissen wehrpolitischer und wehr. rechtlicher Art, daß es jeden feſſeln wird, der es in die Hand nimmt. (,,Berliner Lokalanzeiger”.)

Umfang 116 Seiten

Leinen RM. 3.—

Erhältlich in jeder Buchhandlung

Zentralverlag der NSDAP ., Franz Eher Nachf., G. m. b. H. , München

UNIVERSITY OF MICHIGAN

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1989