Syphilis und innere Medizin: II. Teil Die Syphilis der Baucheingeweide [1. Aufl.] 978-3-7091-4551-7;978-3-7091-4700-9

353 62 39MB

German Pages VI, 287 [293] Year 1926

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Syphilis und innere Medizin: II. Teil Die Syphilis der Baucheingeweide [1. Aufl.]
 978-3-7091-4551-7;978-3-7091-4700-9

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-VI
Syphilis der Leber und der Gallenwege (Hermann Schlesinger)....Pages 1-113
Syphilis des Verdauungskanals (Hermann Schlesinger)....Pages 113-185
Syphilis des Pankreas (Hermann Schlesinger)....Pages 185-201
Syphilis der Milz (Hermann Schlesinger)....Pages 201-211
Die Nierensyphilis (Hermann Schlesinger)....Pages 211-236
Back Matter ....Pages 236-286

Citation preview

SYPHILIS UND INNERE MEDIZIN VON

HOFRAT PROFESSOR DR.

HERMANN SCHLESINGER

VORSTAND DER i n . MEDIZINISCHEN ABTEILUNG DES ALLGEMEINEN KRANKENHAUSES IN WIEN

II. TEIL DIE SYPHILIS DER BAUCHEINGEWEIDE

MIT 17 ABBILDUNGEN IM TEXT

SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1926

ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN © SPRINGER-VERLAG WIEN 1926 URSPRÜNGLICH ERSCHIENEN BEI JULIUS SPRINGER IN VIENNA 1926

ISBN 978-3-7091-4551-7 ISBN 978-3-7091-4700-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-4700-9

Vorwort Der erste Teil des Werkes hat sich mit wenig studierten, zum Teil vollig neuen Krankheitsbildern befaBt. Das vorliegende Buch ist der Schilderung besser gekannter Syndrome gewidmet, von welchen mehrere im Mittelpunkte reger Diskussionen stehen. Auf Grund eigener klinischer Erfahrungen war es mir moglich, zu den meisten Themen kritisch Stellung zu nehmen. Als alter Krankenhausarzt konnte ich eines gewissen Skeptizismus bei der Beurteilung mancher ,,Ergebnisse" und ,,Tatsachen" nicht entraten. Diese personliche Note diirfte dem Zwecke des Buches nicht abtraglich sein, da ich bloB die gesicherten Beziehungen zwischen Syphilis und Innerer Medizin darstellen wollte. Die Durchsicht des W erkes wird dem Leser zeigen, daB gerade die Bearbeitung dieses Stoffes eine abwagende und sorgfaltig sichtende Kritik dringend erheischt, um Tatsachliches von dem ungeniigend fundierten Hypothetischen zu trennen. Ich brauche kaum zu betonen, daB die Kritik nur der Sache, nicht der Person gilt. Die ins Ungeheuerliche angewachsene Literatur ist, so weit es moglich war, beriicksichtigt. Fiir die wertvollen Ratschlage und fiir die Uberlassung anatomischen Materials bin ich den Professoren MA.RESCH, C. STERNBERG und Dozent PRIESEL besonders verpflichtet. Dr. H. S. LOBEL hat mich bei der Zusammenstellung des Materials sehr unterstiitzt. Ich danke an dieser Stelle allen Kollegen fiir ihre liebenswiirdige Hilfe auf das Allerwarmste. Wien, im Juli 1926

Hermann Schlesinger

Inhaltsverzeichnis des zweiten Bandes Syphilis der Leber und der Gallenwege. Historisches . . . I. Lebersyphilis. Symptomatologie Formen der Lebersyphilis Erwachseuer I. Die groBe glatte Leber . . . . 2. Die syphilitische Leberzirrhose . 3. Die gelappte Leber und die neoplasmaahnlichen Formen 4. Cholecystitis luetica, Cholangitis und der luetische PseudoabszeB der Leber . . . . . . . 5. Latente Lebersyphilis . . . . . . . . 6. Lebererkrankungen bei Heredosyphilis tardiva. Komplikationen . Diagnose . . . . . Differentialdiagnose . . . Prognose . . . . . . . . . Anamnese. At.iologische Momente Haufigkeit . . . . . . Beginn. Verlauf . . . . . . Pathologische Anatomie . . II. Ikterus syphiliticus praecox . Der syphilitische Spatikterus III. Der Salvarsanikterus und die akute gelbe Leberatrophie . a) Salvarsanikterus . . . . . b) Akute gelbe Leberatrophie. . . Krankheitsstadien. . . . . . . I. Das Prodromalstadium . . 2. Das Stadium der ausgebildeten Leberatrophie 3. Das Stadium der klinischen Heilung Dauer. Prognose. Pathogenese. . . . Diagnose . . . . . Differentialdiagnose Patbologische Anatomie Die Tberapie der Lebersyphilis Syphilis des Verdauungskanales Historiscbe Bemerkungen. I. Die Syphilis des 6sopbagus Kliniscbe Symptome . Diagnose . . . . . Differentialdiagnose .

Seite

1 2 19 19 21 22 28 31 31 33 34 37 51 53 54 55

56 65 70 70 70

81 82 82 83 88 91 92 97

100

I 03

106

113 115 119 119 120

Inhaltsverzeichnis des zweiten Bandes

v Seite

II. Die Magensyphilis. . . . . . . Vorbemerkungen . . . . . . 121 Symptome der Magensyphilis . 121 129 Klinische Formen . . . . . . 1. Die syphilitische Gastritis . 129 2. Das Ulcu.s syphiliticum, die tumorartige Magensyphilis und der sypbilitische Schrumpfmagen . . . . . . . . . . . . 131 a) Das Ulcu.s pepticum und seine Beziehungen zur Lues 131 b) Das Ulcu.s syphiliticum ventriculi unddiegeschwulstartige Magensyphilis. Die liinitis plastica . . . . 134 3. Der syphilitische Sanduhrmagen und die Pyloru.ssten.osen. bei Syphilis . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 140 Komplikationen. und begleitende Krankheitsprozesse 142 Magen.beschwerden. bei Lues 143 Diagnose der Magensyphilis Verlauf. Progn.ose 147 Alter. Geschlecht . 149 Haufigkeit . . . . 149 Differen.tialdiagn.ose 151 Pathologische Anatomie 155 III. Die Syphilis des Darmes . 161 1. Die Enteritis syphilitica catarrha.lis 161 2. Die syphilitische ulzerose Enteritis und die luetische Darmstriktur . 162 3. Rektalsyphilis. . 166 Diagnose . . . . . . . 167 170 Verlauf. Prognose. Haufigkeit Alter. Gelegenheitsursachen 171 Differentialdiagnose . . . . 171 Pathologische Anatomie . . 17 4 Therapie der syphilitischen. Erkrankungen des Verdauungskanales. . . . . . . . . 179 Die Syphilis des Peritoneum 183 Syphilis des Pan.kreas . . . . . 185 Historisches . . . . . . . . . . 185 186 a) Die Pankreasveran.derungen bei hereditarer Lues b) Die Pankreasveran.derungen. bei erworbener Lues 188 Diabetes und Syphilis . . . . . . . . . . . . . 195 Syphilis der Milz 1. Syphilitische Affektion. unter dem Symptomenkomplex der Ban.tischen Krankheit (Banti-Typu.s der Abdomin.al-Lues) 201 203 2. Die akute Milzschwellung in den Friihstadien der Syphilis. 205 3. Die gummose und interstitielle Splenitis 206 4. Der thrombophlebitische Milztumor 207 5. Die Amyloidose der Milz Diagnose . . . . . 208 Differentialdiagnose . . . . 208 Prognose . . . . . . . . . 209 Pathologisch-anatomische Veranderungen. 209 Therapie der Milzsyphilis. . . . . . . 210 Die Nierensyphilis . . . . . . . . . . . . 210 1. Die gummose Erkrankung der Nieren 211

VI

Inhaltsverzeichnis des zweiten Bandes

2. Die syphilitische Nephrose . 3. Die syphilitische Schrumpfniere 4. Nierenaffektionen durch Merkur und Salvarsan 5. Die Syphilis des Nierenbeckens Differentialdiagnose . . Pathologische Anatomie . . . . . . Therapie . . . . . . . . . . . . . Anhang: Die Nierensyphilis bei hereditarer Lues Die paroxysmale Hamoglobinurie. Li teraturverzeichnis Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . .

Seite

217 222 224 226 226 228 230 233 234 236 269

Syphilis der Leber und der Gallenwege Historisches FRERICHS gibt in seiner Klinik der Leberkrankheiten eine Ubersicht iiber die iiltere Literatur der Lebersyphilis. Nach diesem Autor haben FALLOPIA, Muso, MoNTANEUS, GALLUS u. a. die Idee einer primaren syphilitischen Erkrankung der Leber vertreten, wahrend fast gleichzeitig andere Autoren schon die Ansicht verfochten, daB die venerische Hauterkrankung der Leberveranderung voranging. Unter diesen sind besonders CuTANEus, VELLA, FERRO, BoTALLI, PETRONius, MERCURIALIS, PARACELSUS, welche oft die Leber auch bei Obduktionen gesund gefunden hatten. Aber noch 1604 und spitter behaupteten RANCHIN (Montpellier), J. KEIL (Breslau), JoNSTON, daB die Syphilis von der Leber ausgeht. BONET berichtet iiber schwere Leberveranderungen, betonte aber deren Seltenheit. MoRGAGNI hat nie Erkrankungen der Leber in Leichen Syphilitischer gesehen (1762). AsTRUC, VAN SWIETEN, PORTAL haben aber syphilitische Leberaffektionen beschrieben. Spaterhin berichten RICORD und RAYER iiber analoge Befunde. Die wichtigste iiltere Arbeit ist die aus dem Jahre 1849 stammende Mitteilung von DITTRICH, der die anatomischen Grundlagen der Lebersyphilis festlegte. Weitere Publikationen von GUBLER, WILKS, BRISTOWE, VrncHOW und die von FRERICHS lieBen das Bild der gummosen Leberveranderung deutlich erkennen. Schon in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war Eruptionsikterus beobachtet worden (GUBLER, LANCERAUX, CoRNIL, MAURIAC). Seine Deutung rief viel Diskussionen hervor. ENGEL-REIMERS hat das Auftreten akuter gelber Leberatrophie bei rezenter Syphilis im Jahre 1892 beschrieben. Mit diesen Befunden beschaftigten sich auch SENATOR, QUINCKE, BAUMLER, MINKOWSKI-LIEBERMEISTER. Im Jahre 1894 konnte LASCH schon 49 Falle von Ikterus syph. praecox zusammenstellen. Die Zahl der Fiille von akuter Leberatrophie bei Syphilitischen wuchs allmahlich. Schlesinger, Syphilis II.

1

2

Lebersyphilis

Mit der Einfiihrung des Salvarsans in die Therapie der Lues beginnt ein neues Kapitel der luetischen Leberaffektionen, welches auBerordentlich viel bearbeitet und zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Schon die Bezeichnungen Salvarsanikterus, Leberatrophie nach Salvars~n zeigen, daB ursachliche Beziehungen von Autoren gesucht, von anderen ebenso energisch abgelehnt werden. Die letzten zwei Dezennien haben nicht nur die Kenntnis der schweren Parenchymerkrankungen der Leber gefOrdert, eine groB.e Zahl wichtiger Arbeiten iiber Funktionsstorungen des Organs bei Syphilis gebracht, sondern uns auch iiber regenerative Vorgange in der Leber bei und nach Leberatrophie unterrichtet. Immerhin ist jetzt ein gewisser AbschluB der Forschungen erreicht, so daB eine zusammenfassende Darstellung der gesicherten Resultate moglich ist.

I. Lebersyphilis Symptomatologie Die Veranderungen der Leber betreffen in den gummosen, zirkumskripten Formen nicht immer das ganze Organ. Bisweilen ist nur der linke Leberlappen, etwas seltener der rechte isoliert ergriffen, jedoch ist, entgegen den Angaben der Literatur, doch in den meisten Fallen eine Beteiligung beider Leberhalften nachweisbar. Allerdings muB mit G. HUBERT zugegeben werden, daB haufig eine Leberhalfte schwerer erkrankt. Die Oberflache der Leber laBt grobe Unebenheiten bei der· Palpation erkennen. Die prominierenden Hocker sind von verschiedener GroBe, manchmal kaum tastbar, andere von Erbsen- bis WalnuB-, ja bis ApfelgroBe. In den friiheren Stadien des Leidens sind die Tumoren weich, sie weisen oft eine Pseudofluktuation- auf, welche besonders W. EBSTEIN, MATTHES hervorheben. Das umliegende Lebergewebe ist palpatorisch nicht verandert. Die Geschwiilste sind oft nur in geringer Zahl zu finden, gelangen aber manchmal derart gehauft zur Entwicklung, daB man an Stelle der Leber ein knolliges, aus kleineren und groBeren Tumoren zusammengesetztes Gebilde palpiert. Die alteren Gummen fiihlen sich hart und derb an; bisweilen sind in ihnen reichlicher Kalksalze abgelagert, welche dem Tumor eine erhebliche Harte verleihen. In der Regel ist das Organ im ganzen vergroBert. Ich habe einige Male eine sehr betrachtliche Zunahme der Leber gesehen, in einem Falle eine so erhebliche, daB das enorm intumeszierte, mit Buckeln besetzte Hepar die ganze rechte Bauchseite bis zur Symphyse einnahm. Wenn aber die Erkrankung langere Zeit besteht und namentlich, wenn zeitweilig antiluetische Kuren vorgenommen worden waren, so kann das Organ nicht

Symptomatologie

3

unerheblich verkleinert und verbildet sein. Dies ist namentlich dann der Fall, wenn an die Stelle der gummi:isen Bildungen miichtige Narbenstriinge getreten sind, deren Retraktion die charakteristische Lappung der Leber herbeifohrt. Man fohlt dann tiefe Kerben, zwischen welchen sich Hugel von miiBig derbem Lebergewebe erheben. Der Leberrand ist verdickt. An manchen Stellen wi:ilbt sich ein gummi:iser Knoten vor oder es ist ein tiefer Einschnitt zu tasten. Bisweilen sind in der Gegend des Leberrandes sehr gut verschiebbare Geschwiilste von verschiedener Konfiguration (nierenformig, kugelig, birnformig) zu tasten. Der Nachweis, daB es sich um gestielte, der Leber zugehi:irige Tumoren handelt, ist nicht immer leicht zu erbringen. Die Palpation des Leberrandes wie der Leber iiberhaupt ist oft maBig schmerzhaft. Eine stiirkere Druckempfindlichkeit ist nur ganz ausnahmsweise vorhanden. Im Zweifelsfalle wiirde eine erhebliche Schmerzhaftigkeit beim Betasten eher gegen die Lebersyphilis sprechen. Der Palpationsbefund ist bei der zirrhotischen Form wesentlich anders und entspricht dem der LAENNECschen Zirrhose. Die Leber ist gleichmii13ig derb in ihren verschiedenen Teilen, der Rand plump ohne groBe Hocker, die Oberfliiche ist uneben, aber ohne erhebliche Vorwi:ilbungen. Auch die luetische Leberzirrhose ist nur wenig druckem pfindlich. Der per ku torische Befund liiBt manchmal sehr deutlich ein Ansteigen der Leberdiimpfung gegen die Axillarlinie zu statt des normalen Abfalles erkennen. Dieser Perkussionsbefund ist