Die Behandlung der Fieber, fieberhaften Hautausschläge und der primären Syphilis mit Wasser [Reprint 2020 ed.] 9783112366325, 9783112366318

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Die Behandlung der Fieber, fieberhaften Hautausschläge und der primären Syphilis mit Wasser [Reprint 2020 ed.]
 9783112366325, 9783112366318

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Die Behandlung; der

Fieber, fieberhaften Hautausschläge und

der

primären Syphilis mit

Wasser.

Dargestellt und durch Krankheitsfalle

erläutert

Vüll

D r . Ludwig; F r a n k e l , p r a c t i s c h c m A r z t e und A r z t e der W d s x e r h e i l - A u s t a l t z u B e r l i n , M i t ' gliede d e r G e s e l l s c h a f t fiir N a t u r - und H e i l k u n d e z u D r e s d e n .

P c r l t ii. V e r l a g

v o n

V e i t

1853.

&

C o m p .

Dem

WERGINE DER WASSERFREIIDE zu

in treuer

Anhänglichkeit

gewidmet

vom

Verfasser.

© i n i e i í u n 0. M a n erwarte

in den folgenden Blättern keine neuen

Theorieen über die Natur der Krankheiten, keine wiederholten Invectiven gegen die bisher üblichen Heilmethoden und deren Vertreter, gyrikus der Wasserkur.

keinen Ubermüthigen

Pane-

Die Litteratur der Wasserheil-

kunde ist nur zu reich an Schriften ähnlichen Inhaltes, und wenn das Wasser noch immer nicht eine allgemeinere Anerkennung bei Aerztcn und Kranken gefunden, so möchte die Art, wie es vertheidigt worden, fast eben so viel Schuld daran tragen, als die Verdächtigung, mit der man es verfolgt hat. — W a s

zunächst

die Theorieen betrifft, so darf man billig wohl fragen, für wen denn eigentlich jene langen Diskussionen

über

die Entstehung

unerquicklichen

und

die

inneren

Bedingungen der Krankheiten geschrieben sind?

Für



8

-

Wassers mit der ganzen überwältigenden Macht des Erfolges der erstaunten Welt presentirte, wahrlich die Wasserkur wäre vielleicht bereits in den sich in. unseren Tagen so rasch folgenden Fluthen von Ansichten und Meinungen untergegangen und bereits vergessen. Die Angriffe gegen die sonst üblichen Heilmethoden und ihre Vertreter waren bisher stets ein n o t wendiger Bestandteil jeder die Wasserkur behandelnden Schrift, und es hat diese Polemik, wenn auch durch die Art, wie sie bisweilen getrieben worden, manches Betrübende, doch eben nichts Auffallendes. Nach einem allgültigen Gesetze muss Jeder zerstören, der da menschlich gründen will; und wo es gilt, einer Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen, da ist der Kampf mit der bisherigen Usurpation unvermeidlich. Er wird um so heftiger entbrennen, je länger jene Usurpation gedauert, je mehr sie sich bereits mit dem legalen Kleide der Rechtmässigkeit umgeben, je tiefer sich schon die Menge in das ewig Gestrige hineingelebt, „das heute gilt, weil's gestern

hat gegolten."

Dass aber dieser Kampf gegen die Medicin in ihrer Allgemeinheit ein vollständig berechtigter, wird wohl von Niemandem bezweifelt werden, der den anarchischen Zustand der sogenannten practischen Heilkünde, deren Nacht höchstens vom bleichen Schimmer trügerischer



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Hypothesen durchzogen ist, in's Auge gefasst, der die Materia medica kennt, jenes riesige Ungeheuer, das sich im Laufe der Zeiten lavinenartig um den eigentlichen Kern der Heilkunde zusammengeballt, der es endlich weiss, wie sich auf einem Grunde von Erfahrungstrümmern eine Menge von Kurmethoden aufgebaut, die zum grossen Theil in sich selbst haltungslos, gew a l t t ä t i g und deshalb verwerflich sind.

Zu bedauern

ist daher die geistige Harthörigkeit so mancher Aerzte, welche sich noch immer vornehm von dem neuen Verfahren abschliessen, und wenn ich auch bei der Ehrenhaftigkeit des Standes entfernt davon bin, den Grund der Nichtanerkennung des Wassers als eines grossen Heilmittels Seilens der Aerzte, mit den Worten des Dr. Floyer zu bezeichnen, der bereits im Jahre 1702 die Heilkraft des Wassers in den verschiedenartigsten Krankheiten erprobt hatte: „Manche Medici sind überzeugt von dem Nutzen des kalten Wassers, aber sie sind ganz still davon gegen ihre Patienten, wohl wissend, das kalt Baden der Beschluss von der Komödie und das letzte Gericht auf der Tafel sein könnte, denn nur immer rathen: Badet kalt etc., das wirft wenig ab.

Andere, wenn sie nicht weiter können, und se-

hen, dass es nothwendig kalt gebadet sein muss, so resolviren sie sich dazu, ob sie schon vorher darauf



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-

geschimpft haben, nur damit nicht ein Anderer komme, und den Ruhm der Kur davon tragen möge", so bleibt doch nichts destoweniger das Verhalten der Aerzte in dieser Angelegenheit ein höchst tadelnswerthes.

In-

dessen ist nach dieser Richtung hin in den sogenannten Wasserschriften bereits mehr als genug geschehen, und in der Mehrzahl derselben findet man mehr Geschrei gegen die Medicin als positive, überzeugende Beweise für die Wirksamkeit des Wassers.

Es kann

daher eine Schrift, welche sich namentlich diese letztere Aufgabe

in

Betreff

einer grossen Klasse von

Krankheiten zum Ziel gestellt, jenes Beiwerks wohl füglich entbehren, und wie es keiner Polemik Seitens der Sonne bedarf, um die Nacht zu verdrängen^ sondern, wie diese dem siegenden Erscheinen der erstem von selbst weicht, so wird auch die frühere Dunkelheit der Arzneikunde am besten gebannt werden, wenn man nur die Wasserkur in ihrem ganzem und wahren Lichte zu zeigen weiss. Endlich

habe ich oben

noch angedeutet,

dass

man in diesen Blättern keinen tibermüthigen Panegyrikus der Wasserkur zu erwarten habe, und darüber noch einige erläuternde Worte.

Es ist eine bekannte

Erfahrung, dass eine Uebertreibung immer die andere hervorruft, und

da

das vernünftige Maasshalten

die



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schwächste Seite der menschlichen Natur zu sein scheint, so hat eine Vermittelung der Extreme selten recht gelingen wollen. wenn

man

Es darf daher nicht Wunder nehmen,

sich

häufig

gezwungen

sieht,

bei

Be-

schützung einer Sache sich gegen die e i g e n e n Anhänger derselben zu erklären, und dieselbe gewissermassen vor ihnen sicher zu stellen und zu retten. diesem Sinne muss

In

denn auch die Hydropathie vor

den Hydropathen gerettet werden.

Wem fällt nicht

bei dem Lesen der meisten Wasserschriften und dem leidenschaftlichen Gebahren so mancher Laien

jene

politische Propaganda ein, deren Führer alles Mögliche, auch das Unerreichbarste versprechen, um nur für ihre momentanen oft gewiss gutgemeinten Zwecke sich Anhänger zu verschaffen, und die dann, wenn das Zugesicherte verlangt wird, aber nicht geleistet werden kann, beschämt abtreten

müssen, und

eine

Reaction hervorrufen, welche den Abfall ihrer bisherigen Anhänger und die Vermehrung der feindlichen Reihen unabweislich zur

Folge

hat?

Da

giebt

es

keine Krankheit, die nicht durch Wasser, keine, die durch etwas anderes als Wasser geheilt wird, da ist kein Alter, das nicht in Jugend, kein Schwächezustand, der nicht in Kraft verkehrt werden kann, da werden die heftigsten Entzündungen, die schwersten Nerven-

-

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fieber in 3—4 Tagen vollständig beseitigt, ja selbst Entbindungen, das Kind mag gerade oder quer liegen, durch Wasser bewerkstelligt, kurz, da wird Alles versprochen und nicht daran gedacht, dass auch die Zeit kommt, wo das Versprochene auch geleistet werden soll.

Gelingt dann die Sache nicht, oder lehnt der

um Rath gefragte, eines Bessern belehrte Arzt hier seine Mitwirkung ab, dann giebt es für jene Leute keinen andern Ausweg, als sie Übertragen die Schwäche (wenn man es so nennen kann) der Methode auf die Individualität des Arztes und schreien in dem einen Falle über Mangel an Energie, in dem andern Uber das fehlende Vertrauen zur Wasserkur Seitens des Arztes.

Die Thoren 1 Sie wissen

nicht, dass das

Publikum ganz anders urtheilt, und weit eher geneigt ist, wie dies bei allen in der Minorität befindlichen Sekten der Fall, die Fehler des Einzelnen zu einem Verbrechen des Ganzen zu stempeln, und so der Wasserkur im Allgemeinen zuzurechnen, was nur der Unkundige, der sie ausgeübt, dadurch, dass er sie in derartigen Fällen, mit dem Versprechen eines glücklichen Erfolges ausgeübt, allein verschuldet hat. man wird mich nicht missverstehen,

Ich hoffe,

und das eben

Gesagte nicht etwa so deuten, als halte auch ich, wie die übrigen dissentirenden Aerzte, die Wasserkur nur



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für ein Mittel, das gleich allen übrigen nur in dieser oder jener Krankheit passe, die Beibehaltung des ganzen übrigen Heilapparats aber keinesweges entbehrlich mache. Ich halte im Gegentheile die methodische Wasserkur für ein Kapital, das den Arzt befähigt, seine b e d e u t e n d e r e n Leistungen am Krankenbette zu bestreiten, ohne ihn in die Notwendigkeit zu versetzen, zu Darlehnen aus anderen Kassen seine Zuflucht zu nehmen, ich muss aber auch zugeben, dass, wie Uberhaupt Krankheiten durch die übergreifende Macht der Lebensthätigkeit auch ohne Wasserkur geheilt werden können und täglich auch geheilt werden, es auch Krankheiten giebt, die jeder Kunsthülfe unzugänglich, auch der Wasserkur spotten, ja sogar durch die letztere in ihrem tödtlichen Verlaufe beschleunigt werden können. In den Fällen daher, wo der Arzt die Ueberzeugung von dem Vorhandensein eines organischen Leidens oder auch nur einer vorwaltenden Anlage zu einem solchen gewonnen, da ist er auf eine indirekte, das Leben fristende, die Leiden mindernde Behandlung beschränkt, und es bedarf in solchen Fällen einer sehr diskreten und erfahrenen Hand, soll überhaupt die Rede von der Anwendung der Wasserkur sein. Es wird diese letztere, wird sie in ihrem ganzen Umfange ausgeführt, in so gearteten Fällen sogar den Tod des-



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halb schneller herbeizuführen vermögen, weil sie — einer ihrer grössten Vorzüge —

an den Organismus

in seiner Gesammtheit appellirt, in Folge dessen aber auch das einzeln hervorsiechend leidende Organ gleichsam mit zur Arbeit heranzieht,

und

seine frühere Erschöpfung veranlasst. in

dadurch eben Dass ausserdem

Fällen, wo Verhältnisse der gestörten

Mechanik

concurriren, wie bei fehlerhafter Lage der Kinder, bei Wunden etc., die alleinige Anwendung des Wassers eine Absurdität, bedarf wohl kaum einer weitern Erörterung. — Ich habe diese kurze Digression, zu der ich in Rücksicht auf meinen Wirkungskreis mich ganz besonders veranlasst gesehen, hier flir nothwendig erachtet, um, so viel in meinen Kräften steht, eine Heilmethode, der ich gern die

allseitigste Anerkennung

zuwenden möchte, vor Nachtheilen sicher zu stellen, welche ihre ganze Existenz gefährden und den stets lauernden

Gegnern

nur Material, um daraus neue

Waffen gegen sie zu schmieden, an die Hand geben. So weit Uber das, was man in diesen Blättern nicht

zu erwarten hat.

Ich komme nun zu dem

p o s i t i v e n Inhalte der vorliegenden Schrift und bezeichne den ersten Theil derselben als e i n e a u f e i gene

Erfahrung

selbst

beobachtete

sich Fälle

gründende,

durch

veranschaulichte

— Darstellung Fiebern

der

und den

15 —

Heilkraft acuten,

des

Wassers

d. h. v o m

begleiteten Hautausschlägen.

in

Fieber

Niemals durfte

wohl ein Autor bei Abfassung einer Schrift mit grösserem Rechte darauf rechnen, alle Stimmen der hier Urteilsfähigen Uber das Bedürfniss einer solchen Arbeit für sich vereinigt zu sehen, als dies bei der vorliegenden der Fall ist, denn gerade dieser, durch die Häufigkeit und Gefährlichkeit der hier zur Sprache kommenden Krankheiten und durch die hohe Wirksamkeit der Wasseranwendung in ihnen so interessante Gegenstand ist bisher überaus stiefmütterlich, j a nebenbei berührt worden.

fast nur

Diese auffallende Vernach-

lässigung würde schwer zu erklären sein, wenn sie nicht gewissermassen durch den ganzen bisherigen Entwicklungsgang

der Wasserheilkunde

bedingt wäre.

Vergegenwärtigt man sich nämlich die Art und den Ort der Entstehung der Wasserheilkunde,

so findet

man, dass dem Begründer derselben die Objecte seiner heilkünstlerischen Thätigkeit nicht in seiner Umgebung gegeben waren, sondern ihm aus der Ferne zukamen,

und dass begreiflicherweise die Patienten,

welche bei ihm Hülfe suchten, nicht derjenigen Kategorie angehören konnten, welche uns hier beschäftigt. Mit fieberhaften Krankheiten behaftete Patienten reisen



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nicht, und da überdies jede neue Heilmethode gemeinhin das Contingent ihrer ersten Anhänger aus demjenigen Gebiete von Krankheiten bezieht, welche man wegen

ihrer langen Dauer und

Hartnäckigkeit

die

c h r o n i s c h e n zu nennen pflegt, so war es ganz natürlich, dass sich die Anwendung der Wasserkur fast ausschliesslich auf derartige Uebel beschränkte, und nur gelegentlich an Denen, welche während ihres Aufenthalts in Gräfenberg an fieberhaften Affectionen erkrank ten, die Heilkraft des Wassers von Priessnitz erprobt wurde.

Wie viele Wasserheilanstalten nun auch im

Laufe der Zeit nach dem Vorbilde Gräfenberg's entstanden, bei allen, vielleicht nur mit Ausnahme der unsrigen, hier in Berlin befindlichen, fand mehr oder minder das gleiche Verhältnis« statt, denn auch sie, die meist fern von bevölkerten Orten belegen, hatten es nur mit aus der Ferne gekommenen, also mit chronischen Kranken zu thun, und entbehrten somit der Gelegenheit, acute Uebel mit Wasser zu

behandeln.

So hat sich denn bei Aerzten und Publikum die Ansicht gebildet, es sei die Wasserkur nur für chronische Uebel geeignet, und rangire etwa in demselben Verhältnisse, wie die Mineralbäder und Brunnen, wohin man sich im Laufe des Sommers begiebt, um dort in einem, auf 4—6 Wochen begränzten Zeitraum eine so-

-

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genannte Kur zu machen. tere, für die Patienten, wickelung

und

Eine irrigere, unbegründeso wie

Anerkennung

für der

die

Weiterent-

Wasserheilkunde

gleich verderbliche Ansicht giebt es aber nicht,

und

es wird daher für Jeden, der in seinem Wirkungskreise Gelegenheit gehabt, wiederholt den hohen Nutzen des Wassers in acuten Krankheiten zu erproben,

zur

unabweisbaren Pflicht, jenen Irrthlimern mit dem ganzen Ernste der Ueberzeugung entgegen zu treten, und zu ihrer Berichtigung mitzuwirken.

Indem ich dieser

Pflicht hier nachzukommen suche, glaube ich bezüglich meiner Berechtigung zu einem vollgültigen Urtheile in dieser

Angelegenheil

noch

hervorheben

zu

müssen,

dass mein wasserärztliches Wirken in d e r Art von dem der meisten anderen, als Dirigenten von Wasserheilanstalten fungirenden. Aerzten verschieden war,

dass

ich seit Jahren nur in grossen Städten gelebt, und mir früher, wie jetzt in meiner Stellung bei einem nahe an 8 0 0 Mitglieder zählenden Vereine, als Hausarzt von der Hydropathie a u s s c h l i e s s l i c h

ergebenen Fami-

lien es natürlich niemals an Gelegenheit fehlen konnte, die Heilkraft des Wassers in den verschiedenartigsten Formen fieberhafter Krankheiten zu erproben.

Und auf

Grund dieser meiner langjährigen Erfahrung muss ich denn als meine wahrste, lebendigste Ueberzeugung aus2



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sprechen, dass die Wasseranwendung in acuten Krankheiten an Sicherheit und zuweilen auch an Schnelligkeit, die Wirkung aller übrigen Heilmittel übertrifft, dass nur Unkenntniss oder bciser Wille ihr ein Terrain streitig machen können, auf dem sie ihre schönsten Triumphe feiert, und dass die bisherige Abgränzung ihres Gebiets eine schreiende Ungerechtigkeit

gegen

die Methode, eine schreiende Ungerechtigkeit

gegen

die Kranken ist.

Ungerecht gegen die Methode ist sie,

weil bei der Beschränkung auf bloss chronische Krankheiten die Wasserheilkunde, ihren noch immer nicht ganz freundlich sehenden Schwestern gegenüber, n o t wendig zu kurz kommen und in eine Stellung gedrängt werden muss, welche eben keine achtunggebietende genannt werden darf.

Jene durch Dauer und voraus-

gegangene, sicher nicht immer zweckgemässe, arzneiliche Behandlung eingeätzten und eingebeizten Krankheiten, welche den Quell des Lebens oft so vergiftet haben, dass eine Wiederherstellung kaum mehr möglich, sie sind es wahrlich nicht, welche einer Methode Bedeutung und Anerkennung zu verleihen vermögen, die vor noch nicht gar zu geraumer Zeit aus ihrem Dunkel hervorgetreten, und gar vieler begünstigenden Umstände bedarf, um mit Aussicht auf Erfolg ihren, durch die Macht der Gewohnheit mindestens eben so

-

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sehr als durch ihre innere Bedeutung getragenen Nebenbuhlerinnen entgegentreten zu können.

Denn jene

chronischen Krankheiten stellen leider nur zu oft den bereits v o l l e n d e t e n Abfall des kranken Systems oder Organs von dem allgemeinen Verbände dar; das Leben hat gewissermassen den Kampf aufgegeben, und scheint sich in das Unvermeidliche finden zu wollen, und wenn es auch in vielen Fällen durch die Wasserkur gelingt, den Kampf wieder anzufachen, d. h. das chronische Uebel in ein acutes zu verwandeln, so wird der Ausgang

doch

zuweilen deshalb ein zweifelhafter

weil das abgefallene

Organ, unbekümmert

um

sein, den

Zweck des Ganzen, sich in sein krankes Leben schon zu lange hineingelebt, um noch ferner

in der Kette

der Organe ein nützliches und brauchbares Glied abgeben zu können. — Anders aber gestaltet sich die Sache in der acuten Krankheit.

In der acuten Krank-

heit arbeitet das Leben für den Kranken, und insofern die Wiederherstellung

dieses letztern gemeinhin

dem

gebrauchten Mittel zugeschrieben wird, auch für dies e s ; von ihr schöpfen alle Kurmethoden ihren eigentlichen Lebensathem, durch

sie allein können

sie zu

einer Anerkennung kommen, und gar manche, j a vielleicht alle Kunstleistung würde ihres Glanzes entkleidet werden,

wenn

die innere Naturheilkraft, 2*

welche



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nicht selten Krankheit u n d Mittel zu bekämpfen hat, auch

nach Aussen

machen verstände.

hin

ihre Leistungen geltend zu

Die acute Krankheit ist eine nur

momentane Verirrung eines oder mehrer Organe von der

ihrem

Wirken

vorgezeichneten

gesetzmässigen

Bahn, und gerade die Heftigkeit, mit der sie in der Regel auftritt, giebt Zeugniss von den Anstrengungen, welche das Leben macht, diese Störung wieder auszugleichen, und das gewissermassen rebellische Organ wieder mit dem Ganzen zu versöhnen.

Hier nun aber

ist das wahre Terrain für die Wasserheilmethode, ftir d i e Heilmethode, welche es vor Allen am klarsten erkannt hat, dass der unendlichen Mannichfaltigkeit der dem menschlichen Organismus eigenthlimlichen Krankheitsformen nichts so sehr entspricht, als die eben so unendliche innere Modiflcationsthätigkeit desselben Organismus, welche in den Bemühungen der Naturheilkraft den souveränsten Regulator aller ihrer Thätigkeit anerkennt, welche endlich auf ihrem Paniere die Devise trägt: Man dürfe die Natur wohl u n t e r s t ü t z e n , ja e r w e i t e r n , niemals aber über sie h i n a u s g e h e n . Hand in Hand mit der Diätetik, d. h. mit einer klugen Regelung aller wesentlichen Lebensbedingungen, wie der den Kranken umgebenden Luft, deren Temperatur, Helle und Reinheit, der Speisen und Getränke,



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des Maasses und der Art der geistigen und körperlichen Thätigkeit im Verhältniss zur Ruhe etc., vermag

sie

kühn die Krankheit in die Schranken zu fordern, und wenn

auch

sie

dem Schicksale

aller

menschlichen

Leistungen nicht entgehen wird, das angestrebte Ziel in manchen Fällen nicht zu erreichen, so w i r d es ihr doch gewiss nicht an zahlreichen Triumphen fehlen, welche ihr in der Reihe der Heilmethoden einen hervorragenden, ja den ersten Platz zu sichern im Stande sind. — Ungerecht aber gegen die Kranken ist jene Abgrenzung, weil durch sie eine Menge von Leidenden der grossen Vortheile verlustig gehen, welche eine besonnene, sachgemässe Anwendung des Wassers ihnen zu gewähren vermag, und sie so dem Tode oder einem langjährigen Siechthum in gar vielen Fällen zum Opfer werden, in denen ihnen Leben und Gesundheit hätte erhalten werden können. Es ist eine unabweisbare Pflicht jedes mit der W a s serheilmethode vertrauten Arztes, den hohen Werth der Wasseranwendung gerade in den

fieberhaften

Krank-

heiten mit den lebendigsten Farben zu schildern, und wie Cato dem römischen Senate bei jeder Gelegenheit sein auf Zerstörung

hinzielendes

„Ceterum

censeo"

zurief, so muss der Wasserarzt dem Publikum immer wieder die auf Genesung und Erhaltung

gerichtete



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Anwendung des Wassers in den gedachten Krankheiten m's

Gedächtniss rufen.

genden

Mittheilungen

Mögen daher die nachfolkräftig

dazu beitragen,

dem

Publikum die Ueberzeugung zu gewähren, dass es in der Wasseranwendung gerade in den schwersten, Tod und chronisches Siechthum in ihrem Gefolge führenden Leiden ein Mittel besitzt, welches jenen Gefahren sicherer und energischer entgegen zu treteil im Stande ist, als die anderen üblichen, von ihm so oft vergebens angerufenen Heilmethoden.

I. Von den Fiebern W enn ein Mensch über V e r s t i m m u n g d e s G e m e i n g e f ü h l s , also über Abgeschlagenheit, Mattigkeit, Schwere in den Gliedern, Kopfweh, Appetitmangel, u n r u higen Schlaf Jclagt, wenn dabei sich eine e r h ö h t e T e m p e r a t u r , meist nach vorausgegangenem Frösteln kund giebt, wenn der A r t e r i e n s c h l a g (Puls) rasch und häufig ist, wenn die A b - und A u s s o n d e r u n g e n des Körpers g e s t ö r t , meist vermindert oder gehemmt sind, so sagen wir, der Kranke leidet an einem F i e b e r . Die gewöhnlichste Ursache solcher Erscheinungen ist eine Verunreinigung des Blutes durch zurückgehaltene normale Auswurfsstoffe, wie i. B. der Hautausdünstung in Folge von Erkältung; das so beschaffene Blut reizt dann das H e » zu einer verstärkten Bewegung (der vermehrte Pulsschlag), wird aber dadurch wieder zu einem Moment der Heilung, indem eben durch jene vermehrte Bewegung die Möglichkeit gegeben ist, die Krankheilsprodukte schnell zu verarbeiten, sie reichlich nach den Ausscheidungsorten hinzuführen und dort auszuscheiden (Krisen). — Beschränkt



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sich die Krankheit auf die hier genannten Zeichen, und wird die nöthige Ruhe und Diät dabei beobachtet, so pflegt schon nach einem kurzen Zeiträume, etwa am siebenten oder neunten T a g e , die Krankheit sich durch Schweiss oder Urin zu entscheiden, worauf dann wieder Schlaf, ruhiger Puls, Appetit eintreten, und alle sonstigen krankhaften Erscheinungen sich verlieren. Tausendfältig wird ein solcher Zustand ohne alle und jede ärztliehe E i n wirkung beseitigt, wenn defr Patient sich nur in angemessener Weise dabei verhält, d. h. geistige und körperliche Ruhe, namentlich in liegender Stellung, beobachtet, keine Nahrung zu sich n i m m t , welche durch ihre scharfe, aufregende Beschaffenheit den schon beschleunigten Blulumlauf noph mehr steigert, und Behufs der Kühlung und rascheren Ausscheidung aus dem Blute recht viel frisches, kaltes Wasser trinkt. Schlägt der Patient dieses mehr n e gative Verfahren ein, ist er gebildet genug, es einzusehen, dass in der Regulirung der wesentlichen Lebensbedingungen der eigentliche Nerv der ganzen sogenannten „ B e handlung" liegt, dass die wahre Hülfe aus der im Innern schaftenden, von allen Hemmnissen entfesselten, hier in der Form eines massigen Fiebers sich kundgebende)} Heilkraft, und nicht aus der grossen Summe der von Aussen dargebotenen Mittel resultirt, bringt er nicht durch sofortiges Schwitzen, Abfuhren etc. in den gesetzmässigen, in geheimster Werkstätte des Lebens sich abspinnenden P r o zess eine gefahrliche Störung hervor, dann wird er bei der leider noch immer so grossen Zahl allzugeschäftiger Aerzte in hundert und aber hundert Fällen so besser b e rathen s e i n , als wenn er die Hülfe eines sogenannten

Sachverständigen

25

-

in Anspruch

nimmt.

Wendet

er

sich

a b e r an einen solchen, so hüte er sich wohl, d a r i n , dass d e r Arzt sich in seinen Anordnungen auf psychisch-diätetis c h e Mittel b e s c h r ä n k t ,

eine Vernachlässigung o d e r einen

M a n g e l an Energie zu erblicken, denn ein solcher Schluss wäre

eben so ungerecht gegen

f ü r d e n Patienten selbst. fene Kuriren Schaden

und

gestiftet,

den A r z t ,

Das u n b e s o n n e n e

Hineinstürmen, wird

nur

das

als

gefährlich

und

schon

unberu-

so

vielen

zu häufig f ü r E n e r g i e u n d

Tüchtigkeit g e n o m m e n , und dadurch gewissermassen b e i m Arzte provocirt; u n d Abwarten

man bedenkt dabei n i c h t ,

den des K r a n k e n , Kenntnissen Geduld

dass Z u s e h e n

nicht etwa Theilnahmlosigkeit an d e n L e i nicht etwa Schwäche

bedeuten,

sondern

dass

u n d Besonnenheit Atlribuie

u n d Mangel

gerade

jene

an

Ruhe,

desjenigen Arztes

zu

sein p f l e g e n , welcher in d e m E r k e n n e n u n d d e r V o r h e r b e s t i m m u n g des Verlaufs d e r Krankheiten sich sicher fühlt, u n d welcher mit den möglichen W e n d u n g e n u n d A u s g ä n gen des Uebcls bekannt genug ist,

a m den rechten Zeit-

punkt f ü r ein tliätiges Einschreiten

zu treffen u n d

zunehmen.



Wenn

in

dem

oben

näher

wahr-

bezeichneten

Zustande die Haut sehr trocken u n d heiss i s t , so k ö n n e n täglich 1 bis 2 Abreibungen mit einem, in kaltes W a s s e r getauchten und gut ausgewundenen, T u c h e g e m a c h t ,

und

damit auch nach eingetretenem kritischen Schweisse

fort-

gefahren w e r d e n , weil im ersten Falle die H a u t zur s c h n e l leren u n d sicheren Ausscheidung befähigt, im zweiten a b e r das d u r c h den Schweiss etwas ermattete Organ von n e u e m wieder gekräftigt und gestärkt wird. Nicht immer gestaltet sich indessen die Sache so e i n -

-

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fach und gutartig, sondern es erhalten nur zu häufig die Fieber theils durch die heftigeren Reaktionen des Blutnnd Nervensystems, theils durch das vorzugsweise Ergriffensein bestimmter Systeme und Gebiete des Organismus eine erhöhte Bedeutung und eine eigcnthiimliche Färbung. Die wichtigsten Formen derartiger Fieber sind folgende: 1.

Entzündliches Fieber.

Symptome: Starker Frost mit anhaltender, brennender, glühender, gleichmässig verbreiteter Hitze, rotbe heisse, trockene Hawt, rothes, aufgetriebenes Gesicht, mit glänzenden, gegen das Licht empfindlichen Augen, Klopfen der Hals- und Schläfenarterien, heftiger Kopfschmerz, voller, harter, häufiger Pols, heisser und beschleunigter Athem, trockener Mund und Zunge, starker Durst, spärlicher Urin, verstopfter Leib. 2.

Katarrhalisches Fieber.

Zu den gewöhnlichen Fiebersvmtomen, unter denen namentlich der schnelle Wechsel von Frösteln und überlaufender Hitze hervortritt, gesellt sich hier noch eine entzündliche Reizung der Schleimhäute, welche sich durch Schwere und Druck am Kopfe in der Gegend der Stirnhöhlen, durch die thränenden, schwimmenden Augen, das häufige Niesen mit steter Aufforderung zur Aussonderung einer Anfangs dünnflüssigen, wässerigen und scharfen Feuchtigkeit, durch die weissbelegte Zunge, durch Halsschmerz, Heiserkeit, Husten und zuweilen auch, wenn die

— 27

-

Schleimhaut des Nahrungskanals ergriffen, durch

Brech-

neigung und Diarrhoe kund giebt.

3.

Rheumatisches Fieber.

Es karakterisirt sich dasselbe, neben den bereite genannten Symptomen, vornehmlich durch die entweder fixirten oder schnell wandernden, brennenden, reissenden, stechenden oder bohrenden Schmerzen, welche bei der leisesten Berührung, oft schon durch einen Luftzug, b e deutend an Heftigkeit zunehmen, und namentlich an den Gelenken, die häufig angeschwollen und geröthet, heiss und gespannt sind, ihren Sitz h a b e n , durch den rosenfarbenen, ziegelmehlartigen Bodensatz im Harne und durch die reichlichen, den Zustand jedoch nicht erleichternden, einen säuerlichen Geruch verbreitenden Schweisse.

4.

Gastrisches Fieber.

Es giebt sich durch folgende Erscheinungen zu e r kennen: Mit zähem, galligem Schleime belegte Zunge, bitterer Geschmack, Brechneigung oder wirkliches erleichterndes Erbrechen, heftige Kopfschmerzen, namentlich in der Stirngegend, Gefühl von Druck und Spannung in der Herzgrube, aufgetriebener, gespannter, zuweilen gegen die Berührung empfindlicher Leib mit Stuhlverstopfung oder übelriechenden Darmausleerungen, trüber, milchiger Urin, Zunahme des. Fiebers am Abend und Nachlas« desselben in den Morgenstunden. W o sich zu den eben genannten Symptomen noch die des Nervenfiebers (s. u n t e n ) gesel-

— 38 — len, da entsteht jener gefährliche, unter dein Namen des gastrisch-nervösen Fiebers bekannte Krankheitszustand.

5.

Nervenfieber, Typhöses Fieber, Typhus.

Dieses eine so grosse Rolle in den Todtenlisten spielende Leiden tritt unter folgenden Erscheinungen auf: a) S t a d i u m d e r V o r b o t e n . Schwere Verletzung des tiemeingefühls, auffallende Verzagtheit, Vorgefühl einer herannahenden, schweren Krankheit, Neigung zum Seufzen, Weinen, Gefühl ausserordentlicher Mattigkeit, bleierne Schwere in den Gliedern, auffallende Trübung und Veränderung der geistigen Thätigkeit, dumpfe Eingenommenheit des Kopfes, Anfälle von Schwindel, auffallende Veränderung des Gesichtsausdruckes , von schweren Träumen unterbrochener Schlaf. Krankheit. b) S t a d i u m d e r a u s g e b r o c h e n e n Disharmonie und rasche Veränderlichkeit aller Sympt o m e , Widerspruch derselben unter e i n a n d e r , wie trockene Zunge und kein Durst, kleiner Puls und heftiges Delirium, äussere Exaltation bei innerer Kraftlosigkeit; ferner grosse Muskelschwäche, Unvermögen sich aufrecht zu erhalten oder die Lage im Bette zu verändern, zitternde Z u n g e , erschwertes Sprechen, sehr rascher ( 1 0 0 — 1 3 0 Schläge in der Minute) kleiner, zitternder Puls, Delirium, still oder geschwätzig, heftig oder murmelnd, einseitig gesteigerte, gesunkene oder der Art nach veränderte Thätigkeit der Sinnesorgane, wie Lichtscheu, sehr geschärftes Gehör oder



29



Taubheit und dergl., trockene, r o t h e , wie lackirte, später braune, schmutzig belegte, rissige Zunge, aufgetriebener Leib und Schmerz in der rechten W e i chengegend bei stärkerem Drucke, Diarrhoe, grosse Geneigtheit zur Entstehung von Brand. Wie man aus der hier in kurzen Zügen entworfenen Karakteristik der wichtigsten Fieberformen ersieht, kommen alle darin überein, dass sie: 1) mit einer verstärkten Herzbewegung ( d e r fieberhafte P u l s ) ;

verbunden sind

2) dass sich bei allen mehr oder weniger eine E r h ö hung der Eigenwärme des Körpers zeigt (Fieberhitze) ; 3 ) endlich, dass sie einen gewissermassen gesetzlichen Verlauf h a b e n , sich gewöhnlich in dem Zeiträume vom 7ten bis zum 21slen Tage abwickeln, und meistens mit wahrnehmbaren Ausscheidungen (Krisen) erlöschen. Da nun eine durch Jahrhunderte fortgesetzte Beobachtung ergeben h a t , dass die zu einer glücklichen L ö sung und Entscheidung der Krankheit nolhwendigen Ausscheidungen vorzugsweise, und zwar an meistens im Voraus zu bestimmenden Tagen, dem 7ten, 14ten, 21sten, da eintreten, wo die unter 1) und 2 ) bezeichneten Momente gegeben sind, so hat man von jeher diese letzteren als das Bestreben der Natur, ein dem Leben drohendes Unheil abzuwehren, angesehen, und so dem Fieber eine Art von Heilkraft zugeschrieben. Und wirklich hat diese A n sicht auch so viel für sich, und scheint aus einer naturgemässen Beobachtung sich so ungezwungen zu ergeben, dass es nur

— ao — lebhaft zu b e d a u e r n d a s s

sie stets mehr theoretisch ge-

golten, als praktisch bethätigt worden ist.

Man hat zwar

dagegen geltend zu machen gesucht, dass gerade die F i e ber es seien, an welchen so viele Menseben ihr Leben einbüssen, und dass man bei dieser Lebensgefahilichkeit eben so gut von einer Unheilkraft ab von einer Heilkraft der Fieber zu sprechen

berechtigt sei.

Dieser Einwand

indessen scheint mir jenen oben angedeuteten Thatsachen gegenüber

der

Begründung

zu ermangeln.

Allerdings

sterben sehr viele Menschen am Fieber, aHein sie sterben meiner Meinung

nach nicht,

weil

sie F i e b e r ,

sondern

ungeachtet

sie Fieber haben; wie Jemand

Kampfe fällt,

nicht w e i l er sich gewehrt, sondern

schon

er sich gewehrt hat,

weder nicht ausgereicht

hat,

in einem ob-

sein Widerstand aber entden Gegner unschädlich zu

machen, oder so unzweckmässig gewesen,

dass er seinen

Zweck verfehlen gemusst, oder endlich der ihm geleistete Beistand demselben mehr geschadet als genützt hat.

Das

Fieber wird unter allen Umstanden, der durch den krankmachenden Einfluss in den organischen Verrichtungen hervorgerufenen Störung gegenüber, Organismus, Harmonie

als eine

gerichtete

als eine Gegenwehr des

auf Wiederherstellung d«r frühern Reaction

aufzufassen

sein,

und

es

ändert in dieser Auffassung nichts, ob der Kranke gesund wird oder stirbt.

In beiden Fällen hat es an einer G e -

genwehr des Organismus nicht gefehlt, nur war im erstern Falle

die V e r t e i d i g u n g , sei es nun durch

eigene K r a ß

eder von Aussen her geleistete Hülfe, dem Angriffe adäquat, d. h. es war die verstärkte Herzbewegung gerade in dem Maasse vorhanden, welches erforderlich, die Krank-

heitsprodukte s c h n e i zu verarbeiten, sie reichlich nach den Ausscheidungsorganen hinzuführen und dort auszuscheiden, während im zweiten jene das Fieber wesentlich darstellende Bewegung entweder zu stürmisch oder zu schwach gewesen, um ihren Zweck zu erreichen, oder wohl gar durch die zur Unterstützung herbeigeeilte ärztliche Hülfe in einer Weise gedämpft worden ist, die jede weitere heilsame Wirksamkeit ausschloss. Und hieran knüpft sich denn von selbst die praktische Bemerkung, dass das Fieber, wo die Intervention des Arztes nothweodig geworden, von diesem letztem nicht gehoben, sondern geleitet sein will, dass es hier gemässigt, dort passend erhöht, niemals aber in seiner eigentlichen Bedeutung als im Innern schaffendes Heilmittel verkannt und durch äusserlich dargereichte sogenannte Heilmittel neutralisirt werden darf. Die Verkennung dieser einfachen Wahrheit, so wie die Wahl der bisher in der Medicin bei fieberhaften Krankheilsformen gebräuchlichen Mittel hat sicher nicht wenig dazu beigetragen, den Fiebern eine für das Leben der Menschen so traurige Bedeutung zu verleihen, und die wohlthätige Absicht der Natur in so vielen Fällen zu vereiteln. Welchen Nachtheil die starken Blutentziehungen schon in uazähligen Fällen gebracht und noch immer bringen, welch langes Siechthum der Vampyrismus mancher Aerzte entweder, weil der Körper den Verlust des edlen Lebenssaftes nicht zu überwinden vermocht, oder weil durch gewaltsame Schwächung des Organismus die zu einer wirklichen Entscheidung der fieberhaften Krankheit nothwendige Lebenskraft gebrochen worden, und nun das Leben durch die Residuen der nicht entschiede-

— 33

-

rien Krankheit bedrängt wird, zur Folge g e h a b t , ist zu bekannt, um es hier weitläufiger auseinander setzen zu müssen. Hervorheben will ieh nur, dass, wie namentlich von dem erfahrenen, englischen Arzte Marshall Hall dargethan worden, auf die Blutentziehung gewöhnlich eine Reaction erfolgt, welche mit den Erscheinungen der VollblQtigkeit, der Bliitaufregung und Uberhaupt mit zu neuen filutentziehungen auffordernden Symptomen die grösste Aehnlichkeit h a t , und zu höchst gefährlichen Misgriffen verleiten kann, und nur zu oft verleitet hat. Denn wird von Neuem Blut entzogen, so mindern sich zwar momentan jene Zufälle, kehren aber bald mit erneuerter Heftigkeit wieder, so lange der Körper noch bei einigen Kräften ist, bis endlich durch eine nochmals wiederholte Blutentziehung der Tod erfolgt. — Welchen unsäglichen Schaden haben nicht schon bei Fiebern B r e c h - , A b f ü h r - , erhitzende, schweisstreibende, kurz alle jene Mittel hervorger u f e n , welche Ausleerungen gewaltsam erzwingen wollen, die nur dann bei schon entstandenem Fiebersturme einen heilsamen Karakter an sich tragen, wenn sie als Resultat der eigensten Thätigkeit des Organismus auttreten? Sind die Fälle etwa so selten, wo voreilig dargereichte B r e c h mittel in gastrisehen Fiebern jenen tödtlichen Abdominaltyphus herbeigeführt oder entzündliche Zustände in dem für das Leben so nothwendigen Nahrungskanalc heraufbeschworen h a b e n ? — Was die Abführmittel betrifft, die man so häufig als ableitende Mittel bei Fiebern in d e r Medicin anwendet, so haben sie, wie nothwendig es auch im Allgemeinen sein m a g , bei allen fieberhaften Krankheiten die Leibesöffnung ungestört zu erhalten, nicht n u r

— 33 die grosse I n c o n v e n i e n z ,

-

dass sie nicht selten zu gewalt-

sam u n d stürmisch w i r k e n ,

u n d d u r c h den d a d u r c h

her-

b e i g e f ü h r t e n Säfleverlust eine leicht gefährliche Schwächc h e r v o r r u f e n , s o n d e r n sie theil,

dass

durch

gewissermassen

h a b e n auch den grossen N a c h -

solche künstliche Operation

gezwungen

sie zu

gehen

wird,

die Natur

einen W e g

vielleicht

gen,

den

hat,

u n d so d e r naturgemässen E n t s c h e i d u n g nicht selten

eine Diversion bereitet w i r d ,

gar

welche

nicht

einzuschlabeabsichtigt

den T o d

oder eine

unvollständige K r i s e , u n d damit den ersten G r u n d zu einem nachfolgenden

chronischen S i e c h t h u m zur Folge hat.

Die W a s s e r h e i l k u n d e

verwirft

alle diese Mittel,

als

ihren Fundamentalprinzipien w i d e r s p r e c h e n d e , u n d erkennt lediglich folgende Heilanzeigen bei F i e b e r n , weicher Natur sie auch seien,

an:

1) J e d e s F i e b e r wird mus a n g e s e h e n , Art

geleitet,

als H e i l b e s l r c b u n g

und

demgemäss

dass es so lange

des

Organis-

vom Arzle

in d e r

einen mittlem

Grad

d e r Stärke behauptet, bis die d u r c h dasselbe zu v e r mittelnden Ausscheidungen

(die K o c h u n g d e r A l l e n )

zu Stande g e k o m m e n . 2) Jede

gewaltsame

streng zur

Erregung

vermieden,

Befreiung

und

und

nur

einer

Ausleerung

indirekt

Entlastung

dahin

innerer

wird

gewirkt,

bedrängter

O r g a n e d e m Zuge d e r Säfte die R i c h t u n g von I n n e n n a c h Aussen u n d vorzugsweise nach d e m j e n i g e n O r gane zu g e b e n , welches erfahrungsgemäss a m meisten geeignet

ist,

durch

Ausscheidungen

eine

die in

i h m vor sich g e h e n d e n

Ausgleichung

und

glückliche

L ö s u n g des Krankheitsprozesses h e r b e i z u f ü h r e n . 3

-

34 —

Zur Erfüllung dieser Heilanzeigen Wasserkur folgender Mittel:

bedient sich die

a ) Neben der zweckentsprechenden Anordnung der Diät und des geistigen Verhallens der Kranken nimmt der reichliche G e n u s s von f r i s c h e m k a l t e n Wasser den ersten Platz ein. In dem Wasser besitzen wir das natürlichste und einfachste Getränk, welches dem Organismus unter allen übrigen offenbar das homogenste ist, da Wasser den bei weitem grössten Theil der flüssigen und festen Körpersubstanz bildet, so dass z. B. die Leichen der in den afrikanischen Sandwüsten vor Durst umgekommenen und von der Sonnengluth ganz ausgedörrten Menschen und Thiere so viel von ihrem Gewichte eingebUsst, dass sie mit der grössten Leichtigkeit aufgehoben werden können. Es stillt den Durst am besten, stimmt die Empfindlichkeit der Nerven h e r a b , und wirkt durch seinen Gehalt an Kohlensäure und atmosphärischer Luft erregend auf die Muskelhaut des Darmkanals. Es wird schnell eingesogen, dem Blute zugeführt, dessen Umlauf es befördert, und durch die Harnwerkzeuge und die Haut wieder ausgeschieden. Da nun ausserdem Wasser bei jedem Mischungsprozesse das Vehikel des chemischen Processes im Körper abgiebt, und bei der Ausdünstung durch Lungen und H a u t , so wie bei der Absonderung aller anderen Flüssigkeiten stets eine grosse Menge davon verbraucht w i r d , so ergiebt sich von selbst, eine wie nothwendige Lehensbedingung der hinreichende Ersatz seines unaufhörlichen Verlustes ist. Wahrlich, man darf sich nur die Eigenschaften, die eben hier aufgeführt worden, in der ganzen Grösse ihrer Bedeulung recapituliren,

— 35 u n d man schon in

wird

nicht

anstehen k ö n n e n ,

als blosser Flüssigkeit

welcher

der

— in d e m

eine Substanz

diätetische Nutzen

mit

zu

Wasser erblicken,

der H e i l k r a f t

so

innig verschmolzen erscheint, dass k a u m ein Mittel so g e eignet sein dürfte, das Yermittelungsglied zwischen tik und Heilkunde abzugeben. neren TheiJe,

f o r t w ä h r e n d e r Ersatz

f ü r die Lebensökonomie Herabstimmen

der

für

den

so unentbehrlichen

zu hoch

Diäte-

Stete A n f e u c h t u n g d e r i n -

gesteigerten

Verlust

der

Flüssigkeiten,

Nervenempfind-

Iichkeit, Begünstigung eines stets u n g e h i n d e r t e n ,

flüssigen

Kreislaufs, A n r e g u n g d e r Thätigkeit des D a r m k a n a l s ,

vor

Allem über Offenhalten aller

wo-

durch

der K ö r p e r

sich

natürlichen

seiner

unbrauchbar

B e s t a n d t e i l e zu entledigen sucht — ten, welche und

dem Wasser

in

gewordenen

das sind E i g e n s c h a f -

den Stempel

des Nutzens namentlich

Schleusen,

der B r a u c h b a r k e i t

fieberhaften

Krankheiten

in nicht zu v e r k e n n e n d e r Weise a u f d r ü c k e n . b) Z u r Mässigung zum Z w c c k e ,

dei

Fieberhitze,

namentlich

aber

d e m Zuge der Säfte die Richtung von I n -

n e n nach Aussen zu geben, und so die kritische E n t s c h e i d u n g allmälig vorzubereiten, wird die H a u t in einer, dem jedesmaligen

Bedürfnisse

mit

dem

und

Einschlagungen

gebracht. bern

so

entsprechenden

kalten W a s s e r in Form in

nasse

Wiederholung Abreibungen

T ü c h e r in B e r ü h r u n g

Z u m näheren Versländniss dieser bei allen F i e höchst

wirksamen Operation ist es n ö t h i g ,

die W i r k u n g zu vergegenwärtigen, nisch

von

lebenden

Körper

bei

der

welche in dem Berührung

mit

sich orga-

kaltem

W a s s e r hervorgerufen wird. Das kalte Wasser wirkt zunächst als ein starkes ö r t 3*

— 36 — liebes Reizmittel auf die äussere Haut des K ö r p e r s . Hauterregung entsteht,

indem

nach

Diese

dem bekannten

phy-

sikalischen Gesetze die W ä r m e des K ö r p e r s nach den mit kaltem W a s s e r berührten Stellen der Haut hineilt das W a s s e r wie

strömt,

des K ö r p e r s

das Medium

ab,

um

die T e m p e r a t u r e n

und in

des Wassers

auszugleichen.

D i e Haut

durch

die Auswechselung

welches

Temperaturen geschieht.

giebt hierbei der

Gerade deshalb wird sie in h ö -

h e r e Thätigkeit versetzt, gereizt, durch die rascher zu ihr von Innen strömende und von ihr nach Aussen Wärme,

welche

hinter sich ren

nachträglich

h e r von

Blutgefässen

den

den innern

zieht.

fliehende

Blutumlauf

nach den

I n d e m nun die

äusseOberhaut

bei der W a s s e r k u r täglich in i h r e m ganzen Umfange und in partiellen Bädern b e d e c k t ,

gereizt und durch die d a r -

auf folgende Reibung und K ö r p e r b e w e g u n g wieder erhitzt wird, zieht sich allmälig der Zudrang des Blutes und der Säfte

aus

Gefässen und

den Gefässen dieser

diese

so

des

innern

Körpers

gereizten O b e r f l ä c h e

specielle

Wirkung,

welche

nach

den

vorwiegend

hin,

sich

dass selbst Stockungen und Ablagerungen die Gegend Peripherie

der K n o c h e n hin nachgeben

heilende Operation die H a u t ,

müssen,

durch

in der W a s s e r k u r .

Es

zweierlei Functionen.

die rasch

zu

ihr

nach Aussen strömende W ä r m e , Blutumlauf

der Säfte nach

der

das ist die eigentlich übt

demnach

wird sie wiederholt mit dem kalten W a s s e r in

Berührung g e b r a c h t , lich,

dem Zuge

so verstärkt,

ganz nahe u m

hinter

sich

her

von

von Innen

Einmal

welche nachträglich den

näm-

und v o n

inneren

nach

ihr den den

äusseren Blutgefässen zieht, die Anziehung der Säftecirku-

iation

aus

den

37 —

inneren

Gefässen

nach

den

möglichst

ä u s s e r e n , dann die nachträgliche F o r l s c h a f f u n g k r a n k h a f t e r Stoffe aus dem Bereiche des O r g a n i s m u s o d e r , wo dies nicht hinreicht,

durch

Schweiss

durch Geschwüre.

Durch

diese Wirkungsweise wird aber das so a n g e w a n d t e W a s s e r zu einem mächtig ableitenden und d e m n a c h aus d e n o b e n a n g e f ü h r t e n Gründen fieberhaften

zu einem s o u v e r ä n e n Mittel

Krankheiten.

Wer

schlagungen bei Fiebern

einmal

bat kennen

in d e n

die nassen

lernen,

Ein-

w e r es e r -

f a h r e n , wie rasch und sicher die g e f a h r d r o h e n d e H e f t i g keit des Fiebers dadurch gebrochen wird, wie b e r u h i g e n d , die N e r v e n a u f r e g u n g besänftigend, d i e s e l b e n auf d e n K r a n ken wirken, der kommt sichcr nicht in die L a g e , zu a n d e r e n Mitteln greifen zu m ü s s e n ; d e r wird keinen A u g e n blick

anstehen,

jenes Einschlagen

Heilmittellehre zu zählen.

Wenn

zu

dieses Mittel mit richtigem Takte u n d zung

des

vorhandenen

so wird m a n

sich

den

man

es

Heroen nur

umsichtiger

Kraftverhältnisses zu

der

versteht, Schät-

handhaben,

für die Mehrzahl d e r f i e b e r h a f t e n ,

so

oft lödtlichcn Krankheiten die Garantie eines Erfolges v e r schafft h a b e n , wie sie kein anderes H e i l v e r f a h r e n zu sten v e r m a g . T ü c h e r als so geschieht

Wenn

ich

hier das Einschlagen

ein vorzugsweise dies eigentlich

ableitendes nicht

Mittel

den Erklärungswcisc.

leinasse

hinstelle,

im E i n k l ä n g e

ü b e r die W i r k u n g s a r t der nassen U m h ü l l u n g e n selben ausschliesslich

in

mit d e r

herrschen-

Man hat nämlich den Effekt d e r als einen w ä r m e e n t z i e h e n d e n

aufge-

fasst, und daraus allein die wohlthätige W i r k u n g herzuleiten versucht.

Da

nämlich

der

fieberhafte u n d

Entzün-

dungsprozess stets mit W ä r m c c r h ö h u n g v e r b u n d e n ist,

so

-

88

w i r d es wahrscheinlich,



dass derselbe zu seiner E n l w i c k e -

l u n g eine gewisse H ö h e der Körpertemperatur nöthig habe, und

bei

einen man

der

Erniedrigung

gewissen nun

der

Eigenwärme

bis

Grad

nicht

fortbestehen

könne.

die

kalte

Umhüllung

die

durch

W ä r m e in d e m M a a s s e ,

w i e sie

unter Indem

überflüssige

entwickelt w i r d ,

wieder

entzieht, so glaubt man dadurch, die Fortdauer des K r a n k heitsprozesses sicher zu v e r h i n d e r n , und ihn so gewissermassen durch W ä r m e e n t z i e h u n g zu ersticke W e r t h ich a b e r

nun

hüllung erfolgende

auch

auf

die

bei

So

grossen

der nassen

plötzliche A b k ü h l u n g

der

in den

UmGe-

fässen der Haut cirkulirendcn grossen Menge Blutes, eine A b k ü h l u n g , die sich auch gewiss dem übrigen Blute mittheilt, lege, so will es mir doch s c h e i n e n , der

ableitenden,

den

Wirkung

innere

die

bedrängte

eigentlich

indem man wiederholt

heilende

den Reiz

als besiehe in

Organe

frei

muchen-

Operation.

der Kälte

auf

Denn

die H a u t

wirken lässt, muss sich, dem obenerwähnten physikalischen, auf A u s g l e i c h u n g beider T e m p e r a t u r e n beruhenden Gesetze gemäss,

der Zug

der Säfte vorwaltend

aus

den

innern

n a c h den äusseren Gefässen ziehen, und so die bei j e n e n Krankheiten m e h r centripetale Richtung des Blutes in die entgegengesetzte

centrifugale

umwandeln.

In

demselben

Maasse aber, als die inneren Theile frei werden, wird die Thätigkeit in der H a u t

und

den

übrigen

der O b e r f l ä c h e

nahe gelegenen O r g a n e n durch den Z u d r a n g der Säfte g e steigert,

und

hervorgerufen,

so in

zuletzt

eine A b s o n d e r u n g in

w e l c h e r die Krankheit

denselben

endlich

erlischt.



E s ist hier auch d e r schickliche Ort, bezüglich j e n e r ,

in

der

Hydriatrik

eine

so

grosse Rolle

spielenden

Ein-

schlagungen

einer

39 —

irrigen

Auffassung zu

m a n bei Aerzten u n d L a i e n ,

welche

begegnen,

das eigentlich

die We-

senhafte der "Wasserkur nicht e r k a n n t , u n d n u r so o b e n hin Kennlniss von ihr genommen h a b e n , häufig anzutreffen pflegt.

Es ist dies nämlich die A n n a h m e , als hätten

die Einwickelungen Schweiss

nur

und

hervorzurufen

zu heilen.

und

ausschliesslich durch

diesen

Von dieser Voraussetzung

n u n die Aerzte anscheinend nicht

den

Zweck,

die Krankheit

ausgehend,

ohne Grund:

fragen

mit

wel-

chem R e c h t e wollt Ihr H y d r o p a t h e n , die I h r E u r e r H e i l m e t h o d e vor allen übrigen gemässen Natur

vindicirt,

die B e n e n n u n g einer

mit welchem R e c h t e

z w i n g e n , j e d e Krankheit

scheiden,

d u r c h Schweiss

da ja die E r f a h r u n g l e h r t ,

natur-

wollt I h r die zu

ent-

dass die Natur zur

E r r e i c h u n g dieses Zweckes noch a n d e r e W e g e beiritt, und auch a n d e r e Ausscheidungen mit grossem Erfolge h e r v o r r u f t ? Die Aerzte hätten Recht, wenn die den H y d r o p a t h e n impulirte Absicht wirklich vorhanden w ä r e , sie haben a b e r Unrecht,

weil j e n e Beschuldigung eine

n e m fflil W a s s e r

behandelnden Arzte,

falsche ist.

Kei-

d e r ü b e r das von

i h m befolgte V e r f a h r e n nachgedacht, k a n n es einfallen, die Natur

immer

und

W e g e s zwingen die

durch

den

der

allen Fällen

Schweiss

E r verfiele j a bei

in

u n d ihr eine und dann

Würdigung

Fehler n ä m l i c h ,

in

z u r Betretung dieselbe

nämlich,

a u f d r i n g e n zu wollen.

den F e h l e r ,

d e n ich erst v o r h e r

d e r Abführmittel

d e r Naturthätigkeit

eines

Entscheidung,

erwähnt,

dadurch

in

den

häufig

eine

gefährliche Diversion zu b e r e i t e n , dass e r sie zu A e u s s e rungen ihrer

gewaltsam Absicht

veranlasst,

gelegen.

die vielleicht g a r

So wenig

d e r Allopath

nicht in deshalb,

— 40

-

weil er seine Arzeneien dem Magen einverleibt, alle Krankheiten durch diesen entschieden haben will, eben so wenig will der Hydropath, -weil er seine Mittel auf die Haut anwendet, in allen Krankheiten die Krisis durch die verstärkte Absonderung dieser letzteren herbeiführen. Ihm ist die Haut zunächst nur Einverleibungsorgan für das Mittel, mit dem er operirt; seine Absicht geht nur dahin, neben der Herabstimmung der in allen, acuten Krankheiten mehr oder minder erhöhten Eigenwärme, durch den auf die Haut angebrachten Reiz der Kälte den Zug der Säfte aus den inneren Gefässen nach den möglichst äusseren zu leiten, es dann der Natur überlassend, in welcher Absonderung sie nun die Krankheit gleichsam e r löschen lassen will. Dass er dabei die Hoffnung hat, es werde die so gesteigerte Thätigkeit in- den äusseren Gefässen einen Schweiss zur Folge haben, kann nur gerechtfertigt werden, da die Natur bei Entscheidung von Krankheiten diesen Weg häufiger als jeden andern betritt, und es für den Arzt bei seinen Kunstbemühungen ja Regel sein muss, sich nach derselben Scala eiuzurichten. Allein ein directer Zwang findet dabei durchaus nicht statt, und es ist wahrlich ein Unterschied, ob ich durch wiederholtes Einschlagen innere Organe frei zu machen und die peripherische Thätigkeit anzuregen suche, oder ob ich solche Mittel gebe, durch welche ich d a d u r c h , dass sie gewisse Funktionen in ganz bestimmter Weise ansprechen, wie z. B. die Brech-, Abführmittel etc., in die Gefahr gcrathe, bei der bisherigen, noch so mangelhaften Kenntniss des n a t ü r l i c h e n Verlaufs und Ausgangs der einzelnen Krankheitsformen grossen Schaden durch die direkte Bethätigung

— 41 einer F u n c t i o n ,

die hier gar nicht hätte bethätigt w e r d e n

d ü r f e n , anzurichten. heiten

auf

die

-

J e d e r Arzt,

der

hat, wird es mit mir beobachtet Blutungen

aus

fieberhafte

angedeutete Weise mit W a s s e r der Nase

und

Durchfälle und E r b r e c h e n des K r a n k e n eingetreten

haben,

wie nieht selten

den H ä m o r r h o i d a l g e f ä s s e n ,

etc. zur grossen und

Krankbehandelt

Erleichterung

sich als w a h r h a f t kritische

E r s c h e i n u n g e n bewährt haben. Die nassen Einschlagungen lasse ich auf die b e k a n n t e Weise

bei

heftiger Fieberhitze

in der A r t m a c h e n ,

dass

d e r Patient 3 — 6 Mal hintereinander, n a c h d e m er in j e d e r E i n p a c k u n g etwa 2 0 Minuten gelegen, eingeschlagen u n d in der letzten etwa

a

/4 Stunden

verharrt,

wird

worauf

er

dann gebadet oder kalt abgerieben, und mit einem H e m d e bekleidet wieder iii's Bell gebracht wird, worin er so lange ruhig bei reichlichem Wassertrinken verweilt, bis eine n e u e Steigerung des Fiebers, je nach ihrer Heftigkeit, eine n e u e A b r e i b u n g oder Einschlagung nölhig m a c h t . — schon oben e r w ä h n t , Takte

und

kraft

diese

dass j e d e r Arzt,

richtiger ¡Schätzung

der

feuchten Einhüllungen

ü b e r ein Mittel gebietet,

der

Ich h a b e

mit richtigem

vorhandenen

Lebens-

zu g e b r a u c h e n

dem kein a n d e r e s an

d e r W i r k u n g an die Seite zu setzen

ist.

Man

weiss,

Sicherheit vergegen-

wärtige sich bei seiner A n w e n d u n g n u r i m m e r genau d e n Zweck, d e r hier erreicht werden soll; nicht ein plötzliches Aufhören,

Coupiren und Ersticken

nicht e i n e

gewaltsame

der

es, die angestrebt werden d ü r f e n , n e i n , m u n g d e r zu hoch gesteigerten, henden,

sich durch die

Fieberbewegung,

Anregung d e r Hautthätigkeit über

sind

eine H e r a b s t i m -

ihr Ziel

flammende H i t z e ,

den

hinausgeschnellen



42



Pulsschlag, die raschen Athemzüge kund gebenden Lebensthätigkcil bis zu d e r mittleren Stärke, "welche zur "kritischen Entscheidung unbedingt erforderlich, so wie ein stetes Hinleiten des, Säftezuges von den innern nach den äusseren Theilen das sind die Aufgaben, die hier gelöst werden sollen, und die auch sicher auf die angegebene Weise gelöst werden. In wie hohem Grade daher auch dieses Mittel das Vertrauen jedes Arztes verdient, so bitte ich doch ausdrücklich, dieses Vertrauen nicht etwa so weit extendiren zu wollen, dass man die schwersten Fieberformen durch ein Paar Einwickelungen besiegen zu können vermeint, und, wie ich dies von manchen es mit dem Wasser gutmeinenden, in seiner Handhabung aber nicht erfahrenen Aerzten gesehen , den Muth verliert und sich nach anderen Hülfsmitteln umsieht, wenn, wie natürlich, jene Erwartung getäuscht wird. Den innern gesetzmässigen Verlauf, der den Fiebern von der Natur vorgezeichnet zu sein scheint, ändert auch die Wasserkur nicht, und darf es sich auch nicht zur Aufgabe machen, ihn zu ä n d e r n ; nur in allmäliger Stufenfolge reihen sich die inneren Vorgänge, als deren Spitze die kritische Lösung erscheint, an einander, und es bedarf daher einer fortwährenden Leitung und Ueberwachung, einer steten und wiederholten Anregung des Organismus, jenen durch die Einschlagungen und Abreibungen vorgezeichneten W e g nach Aussen zu betreten, um keine Störung aufkommen zu lass e n , und das ersehnte Ziel endlich herbeizuführen. Bei diesem Verfahren wird dann, wenn auch oft nicht rascher als bei anderen Methoden, doch jedenfalls stets s i c h e r e r geheilt, und es ist nebenher der Vortheil gewiss



43

nicht gering anzuschlagen,



dass

hier sich n i c h t ,

h ä u f i g in der Allopathie, auch wo sie glücklich der

widerliche

wie so gewesen,

Misston einmischt, dass d e r K ö r p e r

naeh

d e r Beseitigung der Krankheit einem Gebäude gleicht, b e i dessen Rettung aus einer F e u e r s b r u n s t die H a n d des R e t t e n d e n m e h r Schaden Elements. —

gestiftet, als

Bäder vermeide

ich

die W u t h des wilden gewöhnlich,

w e n n sie

nicht durch besondere Umstände geboten sind ( s .

unten),

in d e n erslen Stadien des Fiebers ganz und g a r ; sie s c h e i nen zu aufregend zu wirken, und werden d u r c h die A b reibungen

passend

ihre Anwendung

in

ersetzt, ganz

abgesehen d a v o n ,

der Privatpraxis häufig auf

dass

unüber-

windliche Schwierigkeiten stÖsst. c) K a l t e

Umschläge,

von denen es zwei, in i h r e r

W i r k u n g wesentlich verschiedene Varietäten

giebt:

a j Kalte, entzündungswidrige Umschläge, welche in ein e m mehrfach zusammengelegten Stüek L e i n w a n d

be-

stehen, d a s , in kaltes W a s s e r getaucht u n d nicht zu stark a u s g e w u n d e n ,

auf d e n

u n d so wie es sich e r w ä r m t ,

leidenden Theil gelegt, also oft schon nach

2

Minuten, erneuert wird. Diese dung,

Umschläge kommen

wo

edle Organe

namentlich

oder Höhlen

da zur

des

Anwen-

Körpers,

wie

K o p f , Brust etc. von Blutüberfüllungen und A b l a g e r u n g e n b e d r o h t w e r d e n , und es räthlich erscheint, n e b e n d e r allg e m e i n e n , ableitenden Behandlung, auch dem g e f ä h r d e t e n O r g a n e einen örtlichen Schutz zu gewähren. f a h r in solchen

Fällen

von

Da die Ge-

der Blutanhäufuug u n d Blut-

s t o c k u n g in sich erweiternden Haargefässchen

des b e t r e f -

f e n d e n Theiles herrührt, so giebt es kein p a s s e n d e r e s Mit-



44



tel, derselben zu begegnen, als die A n w e n d u n g der Kälte in der eben erwähnten Weise.

Bringt

man

nämlich die

Kälte so oft u n d rasch wiederholt an eine Stelle des Körpers, dass d e r Austausch der K ö r p e r w ä r m e mit der W a s serkälte nicht rasch Kälte

genug

die ü b e r w u n d e n e

erfolgen k a n n ,

Haut

zusammen,

so zieht

die

dringt in

die

Körpertheile d a r u n t e r , zieht auch dort Gefässe u n d

Mus-

keln z u s a m m e n , wodurch die befallenen Haargefässe sich wieder v e r e n g e n , in den dem erkrankten Gefassnetze b e nachbarten Haargefässen lebhaftere Strömungen welche die stockenden Blutkügelchen

entstehen,

mit fortreissen,

bis

nach u n d nach das kranke Netz wieder entleert u n d d u r c h gängig geworden

ist.

Gleichzeitig

wird auch die gestei-

gerte Nerventhätigkeit in dem befallenen Organe herabgestimmt, u n d so d e r an dieser Stelle entstandene Schmerz vermindert u n d beseitigt.

A m meisten m a c h t sich in Fie-

b e r n die Nothwendigkeit dieser Umschläge am Kopfe geltend,

und

wo

immer

heftige Schmerzen

dieses Theils,

I r r e r e d e n , starker B l u t a n d r a n g nach dem Gehirne sich b e merklich m a c h e n , da wird man mit Nutzen zu jenen k ü h lenden u n d beruhigenden Umschlägen greifen können, b) Erwärmend ein

mehrfach

erregende

Umschläge.

zusammengelegtes

Auch hier wird

Stück Leinwand

in

kaltes Wasser g e t a u c h t , und s t a r k ausgerungen auf den

betreffenden Theil

fest auf d e r H a u t anliegt.

in d e r A r t gelegt,

dass es

Mit einem trocknen T u c h e

oder einem Stück Wachstuch

wird es wohl bedeckt,

dass kein Luftzutritt stattfinden k a n n ,

u n d erst dann

erneuert, wenn es heiss und trocken geworden, was

— je

45



nach dem F i e b e r z u s t a n d e in

1—3

Stunden

der

Fall sein kann. I h r e W i r k u n g besteht namentlich d a r i n , dass sie d u r c h die v e r m e h r t e Hautthätigkeit

und

die h e r v o r g e r u f e n e R e -

action an d e r bedeckten Stelle ein U e b e r m a a s s von W ä r m e erzeugen,

durch

unter der

Haut

diese

feuchte W ä r m e

belegenen

Organen

a b e r die in den

befindlichen

Krank-

heitsstoffe auflösen, und ihre allmäiige A u s s c h e i d u n g v o r bereiten.

Diese

Umschläge

werden

am

häufigsten

Magen und Unterleib angewendet, u n d dienen bei gastrischen gegen

eine

und nervösen Fiebern theils zum

entzündliche

Affection d e r

theils zur allmäligen V e r a r b e i t u n g vorhandenen werden

Unreinigkeiten.

die

Umschlägen

hervorstechend

auf

namentlich Schutze

Darmschleimhaut,

der im Nahrungskanale

Bei rheumatischen leidenden Theile

Fiebern

mit solchen

belegt.

d) K a i l t e

Klystire.

Ich

habe

schon

oben

bei

E r w ä h n u n g d e r Abführmittel b e m e r k t ,

dass es bei allen

fieberhaften

auf

Krankheiten

d e r t e Vonstallengehen

rätblicli

ist,

d e r täglichen

das

ungehin-

LeibesöfFnung hinzu-

w i r k e n , weil die E r f a h r u n g es tausendfältig g e l e h r t , nicht

leichter

das

das H e r z k l o p f e n ,

vorhandene Fieber,

dass

der Kopfschmerz,

die Unruhe etc. gesteigert w e r d e n ,

als

wenn d e r L e i b verstopft ist, a n d e r e n t e i l s a b e r fast i m m e r eine sofortige wesentliche Erleichterung der genannten Z u fälle eintritt, wenn LeibesöfTnung erfolgt ist. öffnung soll aber aus den ebenfalls andergesetzten Gründen

nur

Die L e i b e s -

bereits oben

unterhalten,

nicht

auseinvermehrt

u n d gewaltsam erzwungen w e r d e n , es soll n u r d e r schon v o r h a n d e n e und geformte K o ( h ,

welcher

bei seinem Zu--



46



rückbleiben im D a r m k a n a l e einen höchst feindlichen E i n Duss auf

den O r g a n i s m u s ,

namentlich

auf

das

Nerven-

system, auszuüben pflegt, aus dem linken u n d absteigend e n Dickdarm auf eine den natürlichen Stuhlgängen ä h n liche W e i s e

entleert

^Verden,

und

dazu

dienen

in

der

Mehrzahl d e r Fälle ganz treftlich die kalten Klyslire, deren entleerende W i r k u p g noch durch die gleichzeitig kühlende und

ableitende

nicht

an

beim Kranken abgeht, darin,

ergänzt

Fällen, es

wird.

zurückbleibt

b.al

Allerdings

wo das eingespritzte oder

dies j e d o c h

Richtung,

z. B.

nach

der

Grund

sich

nach

auch

entweder

ohne W i r k u n g

seinen

dass die Naturlhätigkeit

fehlt es

Wasser

wieder

nicht einer

selten andern

mit dem Darmkanale in einer

A r t von Gegensatz (Antagonismus) stehenden H a u t ,

vor-

waltend g e w e n d e t h a t , und so die w u r m f ö r m i g e , austreib e n d e Bewegung

des e r s t e m

den im Organismus gelten-

den Gesetzen gemäss momentan suspendirt ist. k e n n u n g dieses Gesetzes kann

Eine Ver-

für den Kranken

die un-

glücklichsten Folgen h a b e n , u n d hat sie bei der beliebten D a r r e i c h u n g stark wirkender Abführmittel in F i e b e r n nur zu oft, wie ich

denn

unten an einem Falle eines schwe-

ren typhösen Fiebers nachweisen w e r d e , wie gerathen es sei, sich es z u m unumstösslichen Gesetze zu m a c h e n , nicht durch

einseitige gewaltsame Anregung

bei Fiebern

d e n gesetzlichen

von

Ausleerungen

Gang derselben

zu

stören

u n d gegen das schon von älteren Aerzlen aufgestellte, leider

so oft missachtete Gebot:

•moveto —

In

magnis

motibus

nihil

( b e i grossen Bewegungen im K ö r p e r darf der

Arzt nicht noch künstlich s e n ) — zu Verstössen,

eine neue Bewegung veranlas-

— e) B ä d e r . ich mich n u r

Ich

47 —

habe

bereits

oben

erwähnt,

selten in die Nöthwendigkeit

dass

versetzt g e s e -

h e n , bei fieberhaften K r a n k h e i t e n B ä d e r a n z u w e n d e n , u n d d a s s in

d e r Mehrzahl

d e r Fälle

f o l g e n d e A b r e i b u n g den hier schung

die

den

Einschlagungen

vorliegenden Z w e c k ,

u n d Bethätigung des H a u t o r g a n s ,

füllt h a b e n .

Die G r ü n d e ,

Erfri-

hinreichend

welche mich b e s t i m m e n ,

erdem

B a d e in derartigen K r a n k h e i t e n eine n u r beschränkte A n w e n d u n g z u z u g e s t e h e n , b e r u h e n v o r n e h m l i c h auf d e r E r f a h r u n g , dass einestheils die d e m B a d e folgende Reaction leicht eine zu starke wird, u n d • den eben durch die E i n schlagungen

beruhigten

heraufbeschwört,

Fieberslurm

ariderentheils

angegriffene K r a n k e

den

Druck

m e e g e n u r schwer erträgt.

einer

auch zugleich

c h e n Fällen u n d

auf weiche W e i s e

werden

selten

wieder

grössern

Wasser-

Beide hier angeführten Gründe

g e b e n uns d e n n angewendet

nicht

der gewöhnlich doch s e h r

müsse.

einen F i n g e r z e i g , das Bad

Gerade,

in wel-

hei F i e b e r n

weil die

Reaction

n a c h d e m , in einem e n t s p r e c h e n d e n T e m p e r a t u r g r a d e

und

einer a n g e m e s s e n e n D a u e r a n g e w e n d e t e m B a d e eine kräftigere ist, u n d grössere Thäligkeitsäusserung zur Folge hat, als die A b r e i b u n g , die F ä l l e ,

passt

dasselbe auch

vorzugsweise f ü r

wo die K r ä f t e des L e b e n s u n d namentlich

die

des Nervensystems d u r c h nicht i m m e r zu ermittelnde E i n flüsse, a m häufigsten wohl d u r c h die E i n w i r k u n g eines in seinem Bestandtheile s e h r v e r ä n d e r t e n , gleichsam vergifteten Blutes, wie in B a n d e n liegen, u n d einer stärkeren A u f rüttelung b e d ü r f e n , u m i h r e zur glücklichen E n t s c h e i d u n g des Fiebers

nicht zu

e n t b e h r e n d e Thätigkeit

entfalten zu

können.

Namentlich

sind

wieder

es die

frei

schweren

-

48

-

F o r m e n des Nervenfiebers, wo die Haut m e h r

kühl,

der

Puls klein, der K r a n k e sehr in sich versunken ist, in d e nen j e n e

Bäder

am

zweckmässigsten

und so lange fortgesetzt w e r d e n ,

die K u r

einleiten,

bis j e n e r mittlere

Grad

der Fieberstärke erreicht ist, den wir oben als zur glücklichen E n t s c h e i d u n g erforderlich das W i e

bezeichnet

B ä d e r in fieberhaften Krankheiten n i e m a l s , sie

haben.

stets

bis

auf 1 4 — 1 8 ° R.

erwärmen

sondern

und

der

Kranke

etwa

5

-8

mit W a s s e r

Minuten

lang

mehreren W ä r t e r n kräftig mit den in das Wasser ten Händen gerieben Diese

hier

dungsformen Apparat,

a)

bis

kalten

r ü s t e t , wenn

er berufen ist,

tigkeit

die Macht

grossen

e)

aufgeführten

Wassers

bilden

Anwen-

den

ganzen

mit welchem der hydropathische Arzt sich

gegen

zu legen.

von

getauch-

wird.

von

des

lasse

und in der Art

anwenden, dass die B a d e w a n n e nur m a s s i g gefüllt,

Was

der Anwendung betrifft, so gebe ich ganz kalte

seine heilkünstlerische

des Fiebers

in

die

ausThä-

Waagschale

W i e unscheinbar sich auch dieser Apparat den

Rüstkammern

der

Allopathie

und Homöopathie,

in denen neben dem ungeschlachten Schwerdte der Vorzeit die zierliche m o d e r n e W a f f e , neben dem tödtlichsten

Ge-

schosse die nichtssagendsten, unwirksamsten Dinge in b u n ter Unordnung aufgestapelt liegen, ausnehmen mag, er wird nichtsdestoweniger in seiner sinnigen Einfachheit, die hier wie ü b e r a l l , an sich trägt,

das sich

unauslöschbare

Gepräge

auch ferner wie bisher

der

Wahrheit

zu

bewähren

wissen, wenn er von kundiger Hand angewendet und handhabt wird, und es kann seinen Werth wahrlich

genicht

beeinträchtigen, wenn auch in einzelnen Fällen die m e n s c h -

— 49 liehe

Hülfe

der

weichen muss. kann

Uebermacht

des

andringenden

Todes

Denn nur gemindert, nicht ganz beseitigt

die Tödtlichkeit j e n e r Krankheitsformen

durch

die

W a s s e r a n w e n d u n g werden, und wer aus dem unglücklichen Ausgange einzelner mit Wasser behandelter Fälle u n s e r e m Mittel den Vorwurf

der Unzulänglichkeit u n d

Unwirksam-

keit m a c h e n wollte, der würde an die Macht der m e n s c h lichen

Kunsthülfe,

sie f ü h r e einen N a m e n ,

welchen

sie

wolle, einen Maassslab anlegen, den dieselbe, weil u n p a s send u n d

i h r e m W e s e n nicht entsprechend, zurückweisen

muss, der b e d ä c h t e ausserdem n i c h t , aber

Tausende

schon

bei

dass Tausende u n d

dem hergebrachten

Verfahren

gestorben sind u n d noch sterben, u n d dass man

dennoch

i m m e r w i e d e r zu demselben seine Zuflucht nimmt.

Des-

halb darf auch jenes Geschrei, welches der grosse H a u f e e r h e b t , w e n n ein K r a n k e r einmal bei der Behandlung mit W a s s e r g e s t o r b e n , den so behandelnden Arzt nicht s c h r e k ken,

d e s h a l b darf

dadurch

seine Ueberzeugung von d e r

W a h r h e i t des von ihm geübten Verfahrens nicht erschüttert w e r d e n , d e n n nicht der

einzelne,

unglücklich e n d e n d e

Fall entscheidet, sondern die Summe der glücklich erzielten H e i l u n g e n .

Mögen sich jene

Tadler

überdies

erin-

n e r n , dass ihre Resignation bei dem Tode

eines

auf die

herkömmliche

sich

eben so

leicht

aus

Weise

der

behandelten Kranken

traurigen Gewohnheit

eines solchen Aus-

ganges, als aus dem Bewusstsein, d a s s , wie die beliebte P h r a s e heisst, A l l e s geschehen s e i , dass ihre V e r w u n d e r u n g , o h n e Medicin w i d e r , leicht als

dass

herleiten l ä s s t , u n d

ein Kranker

hat sterben k ö n n e n , eine Beschuldigung

auch

einmal

ihren Absichten zuder

altern M e t h o d e

4

— 50 — und eine indirekte Anerkennung der von uns geübten gellen könnt«. Noch rauss ich gewisserraassen als Anhang zu dem Kapitel von den Fiebern einer Fieberform Erwähnung tfaun, welche gleichsam in der Mitte zwischen den acuten und chronischen Krankheiten steht. Ich meine die k a l tfen oder W e c h s e l f i e b e r . Das Hauptzeichen derselben ist die Feriodicität', indem nämlich nach beendigtem Fiebcranfalle alle Krankheits-Symptome cessiren und der Patient sich gewöhnlich von allen Beschwerden frei fühlt. Man unterscheidet bei diesen Fiebern drei gesonderte Stadien: a) Das F r o s t s t a d i u m . Es karakterisirt sich durch Frost, von den Lenden beginnend und den Rücken entlang aufsteigend '/4 Stunden und länger anhaltend, dureh blasses Gesicht, blaue Lippen und Nägel, eingeschrumpfte H a u t , Zittern,t,Zähneklappern, Eingenommenheit des Kopfes, schnelles und ängstliches Athmen, Durst, häufigen Puls, farblosen und wässerigen Urin. b ) Das H i t z s t a d i u m . Es währt 2 — 8 Stunden und bekundet sich durch die trockene und brennende heisse Haut, das geröthete Gesicht, die heftigen Kopfschmerzen, den trockenen Mund, anhaltenden Durst, vollen und harten Puls, den feurigen Urin. c) Das S c h w e i s s s t a d i u m . Die Dauer desselben ist gewöhnlich eine 1 — 3 stündige, und es wird bezeichnet durch allgemeine, reichliche, säuerlich riechendc Schweisse, durch einen ziegelmehlarligen Bodensatz

-

51 —

im Urine, und durch die zuweilen am Munde und Lippen sich bildenden Wasserbläschen. In Bezug auf die einzelnen Varietäten des Wechselfiebers genügt es, hier daran zu erinnern, dass das Fieber entweder alle 24 Stunden, gewöhnlich des Morgens, einen Anfall macht, worauf vom Mittag bis zu den Frühstunden des folgenden Tages fieberfreie Zeit ist — tägliche Fieber — oder dass alle 4 8 Stunden ein Anfall eintritt, und der mittlere Tag frei ist — dreitägige Fieber — oder cndlich, dass alle 72 Stunden ein Anfall erscheint, und die zwei mittleren Tage frei bleiben — viertägiges Fieber. — Es dürfte wohl allgemein|bekannt sein, dass die Medicin ein sehr rasch wirkendes Specificum, uas Chinin in seinen verschiedenen Verbindungen nämlich, gegen diese Fieberformen besitzt, und dass, wenn ein momentanes Coupiren der Anfälle gleichbedeutend mit einer radicalen Heilung wäre, es kaum die Mühe lohnte, sich nach einem andern Mittel umzusehen. Allein in dieser Verschiedenheit zwischen der gehinderten A e u s s e r u n g des Fiebers und dem Beseitigen der i n n e r l i c h e n Bedingungendesselben liegt gerade die Schwierigkeit, und so wirksam das Chinin sich in ersterer Beziehung erweist, so machtlos ist es in der Mehrzahl der Fälle in der letzteren, und es ist eben keine seltene Erscheinung, dass schon nach kurzer Unterbrechung seines Gebrauchs das Fieber von Neuem wiederkehrt, und dem Kranken durch diese Wiederholungen zu einer unerträglichen, seine Kräfte wahrhaft unterwühlenden Quaal wird. So wechseln denn Fieberanfälle mit immer erneuten Darreichungen von Chinin oder auch wohl 4*

— 52 — von Arsenik, bis der Körper des Patienten endlich dermassen mit Medicamenten dieser Art gesättigt ist, dass zu den Störungen, welche das Fieber hervorgerufen, sich n u n auch die nachtheiligen Wirkungen der Arzneien hinzugesellen, und der Patient zuletzt die Beute Beider wird. Denn das Chinin, längere Zeit hindurch gebraucht, wirkt höchst feindlich auf die Verdauung und die gesammte Reproduclion, macht leicht Anschoppungen d e r Leber u n d Milz, und führt endlich wohl gar wassersüchtige Anschwellungen herbei, was Alles in noch viel höherem Grade vom Arsenik, diesem tödtlichsten aller Gifte, gilt. Dazu kommt noch der sehr wichtige Umstand, dass das kalte Fieber so häufig nur als ein Heilbestreben der Natur zur Beseitigung schon vorhandener Krankheitsziistände auftritt, dass es lediglich als solches vom Arzte aufgefasst sein will, und dass daher für solche Fälle eine schnelle Unterdrückung, ein gewaltsames Verstummenmachen dieser Aeusserungen nirgends weniger am Platze ist, als hier. Frägt man nun, was das Wasserheilverfahren in dieser Fieberform bis jetzt geleistet, so lehrt die Erfahrung, dass die bisher übliche Behandlungsweise mit Wasser allerdings an Schnelligkeit der Wirkung der allopathischen mit Chinin weit nachsteht, und dass so behandelte Fieber oft Monate lang gedauert, ehe sie durch das Wasser zu einem gedeihlichen Ende geführt worden sind. Unter diesen Umständen durfte es daher auch nicht überraschen, dass die Kranken, deren Wünsche ja immer auf möglichst r a s c h e Heilung gerichtet sind, es vorzogen, statt einer anhaltenden Wasserkur sich zu unterziehen, zu dem auf die Dauer freilich unsicheren, momentan aber doch in der

— 53



Mehrzahl der Fälle rasch wirkenden Chinin zu greifen, und an dessen fiebervertreibende Kraft bei der jedesmaligen Wiederkehr der Anfalle immer von Neuem zu appelliren. Es war mir daher sehr willkommen, durch eine Mittheilung des Dr. Fleury zu Meudon Kenntniss von einem Verfahren zu erhallen, das an Schneiligkeil der Wirkung dem Chinin fast gleich kommt, es an Sicherheit und Nachhaltigkeit aber noch weit zu übertreffen scheint. Es b e steht dies Verfahren darin, dass der Patient jedesmal eine Stunde vor dem Anfalle des Fiebers, und ebenso am fieberfreien Tage, die Douche 5 Minuten lang auf die Milzgegend einwirken lässt, während gleichzeitig die Brause die übrigen Theile des Körpers fortwährend nass erhält. Die Versuche, welehe ich mit dieser Verfahrungsart in hiesiger Anstalt angestellt, gewährten ein überraschend günstiges Resultat, und ich werde später mehrere Fälle näher a n f u h r e n , in denen die Patienten unter dem Einfluss jener Gebrauchsweise des Wassers rasch und dauernd von ihrem Fieber befreit worden sind. Unter diesen Fällen befinden sich zwei, in denen die Kranken ausser der Douche und Brause nichts weiter gebraucht, bei den übrigen wurde allerdings gleichzeitig ein weiteres, gleich näher zu bezeichnendes Verfahren damit combinirt. Die specielle Behandlung der kalten Fieber würde sich meinen Erfahrungen zu Folge nun so stellen. Leicht e r e , durch den epidemischen EinQuss hervorgerufene Wechselfieber, welche bei bis dahin gesunden Individuen auftreten und mit keinen anderweitigen, besonders hervorstechenden, namentlich gastrischen Erscheinungen verbunden sind, bedürfen zu ihrer Beseitigung keiner weiteren

— 54 — Behandlung, als der eben näher bezeichneten durch Douche und Brause. Der jedesmalige Anfall selbst verlangt im Froststadium nur passende Bedeckung, im Hitzstadium reichlichen Wassergenuss, und nach Beendigung des darauf folgenden Schweisses eine nasse Abreibung. Bei solchen Fiebern aber, wclche durch die Heftigkeit der Anfälle selbst, den sehr starken Frost, die übermässig trockene Hitze und sonstige begleitende Erscheinungen eine grössere Bedeutung beanspruchen, wird es n o t w e n dig, namentlich in den ersten Anfallen, ein modificirtes Verfahren einzuschlagen. Ist der Frost sehr heftig und glaubt man aus der damit fast immer verbundenen ü b e r wiegend centripetalen Richtung des Blutes Befürchtungen schöpfen zu müssen, so passen 1 oder 2 Abreibungen, um eben jene Richtung in eine centrifugale zu verwandeln, und so die peripherische Thätigkeit mehr anzuregen. Tritt dann die Hitze ein, ist der Kopf sehr eingenommen, so wird der Patient in ein nasses Leintuch eingeschlagen, und dieses nach 20 Minuten mit einem zweiten, nöthigenfalls auch mit einem dritten vertauscht, worin der Patient dann den Schweiss abwartet; eine Abreibung beschliesst das ganze Verfahren. Gleichzeitig muss auch an den fieberfreien Tagen die Behandlung in der Art fortgesetzt werden, dass der Kranke jeden Morgen etwa 3 /4 Stunden im nassen Leintuche dünstet, darauf Abreibung oder Bad von 14° R. nimmt, einen alle 3 Stunden zu wechselnden Umschlag um den Leib trägt, und im Laufe des Tages ein Sitzbad von der Dauer einer Viertelstunde und der Temperatur von 12° R. gebraucht. Erst dann, wenn diese vorbereitende Behandlung einige Zeit hindurch fort-

-

55

-

gesetzt w o r d e n , kann man zum Gebrauche der Douche übergehen und durch den Einfluss derselben das Fieber coupiren. — Die N o t w e n d i g k e i t einer gründlichen B e handlung macht sich aber vor Allem in den Fällen geltend, wo das Fieber bei schon mit chronischen Krankheiten behafteten Individuen auftritt, und die Hoffnung vorhanden ist, dass es heilsam auf jene zurückwirken könnte. Hier kann ein rasches Unterdrücken grossen Schaden b r i n g e n , nnd es muss dem praktischen Takte und der Umsicht des behandelnden Arztes überlassen bleiben, das Fieber so zu leiten, dass es im möglichst grossen Umfange den etwaigen Karakter seiner Heilsamkeit entfalten kann, worüber sich natürlich nicht specielle Vorschriften geben lassen, da die Individualität der Krankheit und des T r ä gers derselben, des Patienten, hier allein massgebend sind. Ich werde jetzt aus der ziemlich reichhaltigen Sammlung der von mir beobachteten und ausschliesslich mit Wasser behandelten Fieber einige Fälle mittheilen, welche, obwohl sie gerade nicht alle eine besondere Bedeutung zu beanspruchen vermögen, doch als Beispiele und als praktische Erläuterung des bis hierher Vorgetragenen gelten können. Für Diejenigen, denen es auffallen sollte, dass ich nur solche Fälle mittheile, bei denen der Ausgang ein glücklicher gewesen, diene die Bemerkung, dass die von mir behandelten F i e b e r , bei denen die Wasseranwendung in entschiedener und consequenter Weise gleich vom A n fange an durchgeführt w o r d e n , allerdings sämmtlieh mit Genesung geendigt h a b e n , dass es aber auch an solchen

— 56

-

nicht gefehlt, wo der Tod eingetreten, nachdem im entscheidenden Momente und bei anscheinend grosser Gefahr die bis dahin gebrauchte Wasserkur mit einer medicinischen vertauscht worden war. Ob hier bei fortgesetzter hydriatrischer Behandlung das Leben erhalten worden, oder trotz derselben der Tod gleichfalls eingetreten wäre, ist eine Frage, die natürlich nicht zu entscheiden ist und deshalb in suspenso gelassen werden muss. Entzündliches Fieber. Herr S., ein kräf1. Fall. tiger Mann in den dreissiger J a h r e n , bekam am 25. F e bruar v. J., nachdem ein leichtes Unwohlsein einige Tage hindurch vorausgegangen, einen heftigen Fieberanfall mit bedeutender Brustbeklemmung, weshalb er mich noch am Abend zu sich hin bescheiden liess. Die Erscheinungen, welche sich mir darboten, waren folgende: Der Kranke hatte einen harten, raschen Puls von etwa 9 5 Schlägen in der Minute, die Haut fühlte sich heiss und trocken an, der Kopf war im hohen Grade eingenommen und schmerzh a f t , und wenn auch keine Delirien vorhanden und der Patient sich seiner vollkommen bewusst w a r , so tauchten doch, so wie er die Augen zu schliessen versuchte, allerhand wirre Traumgebilde vor ihm auf. Dabei war der Athem kurz und schnell, bei tiefer Inspiration von etwas Husten begleitet und durch ein Gefühl der Oppression, das sich namentlich an der linken Seite am stärkesten äusserte, nicht wenig beeinträchtigt. Der Urin war spars a m , der Leib seit 2 4 Stunden verstopft. — Wiewohl aus den hier aufgeführten Erscheinungen sich nicht sofort eine feste Diagnose entnehmen liess, namentlich nicht die Bedeutung, welche bei weiterer E n t w i c k l u n g die E r -

— 57

-

scheinungen am Kopfe und in der Brust gewinnen konnt e n , nach ihrem ganzen Umfange zu ermessen w a r , so stand doch so viel fest, dass hier eine bedeutende, wichtige Centralorgane bedrohende Aufregung im Gefassystem vorhanden, der schnell die gebührenden Schranken gesetzt werden mussten. Ich verordnete daher sofortige nasse Einschlagungen und zwar in der A r t , dass der Patient die ersten beiden Laken alle 2 0 Minuten bekommen, in dem dritten aber etwa 3 /4 Stunden verharren u n d dann mit einem feuchten Tuche abgerieben werden sollte. Bei einer näheren "Würdigung, welche Berücksichtigung den örtlichen Beschwerden am Kopfe und in der Brust zuzuwenden sei, entschied ich mich, vorzugsweise auf die letzteren meine Aufmerksamkeit zu richten, da die Kopfsvmptome füglicher aus dem allgemeinen Fieberzustande zu erklären waren, und verordnete demgemäss einen, alle Stunde zu wechselnden nassen Umschlag auf die schmerzhafte Stelle zu appliciren. Für den offenen Leib wurde durch ein Lavement von kaltem Wasser gesorgt. Bei meinem Besuche am 2 6 . Februar erfuhr i c h , dass nach pünktlicher Befolgung der so eben mitgetheilten Vorschriften die Nacht erträglich gewesen; die brennende Hitze der H a u t hatte sich gemindert, der Patient hatte, wenn auch fast ganz ohne Schlaf, doch ruhiger liegen können, der Athem war freier geworden, jedoch noch immer mit Oppressionsgefühl und etwas Husten bei tiefer Inspiration verbunden; der Puls ergab 8 0 Schläge. Ich verordnete nun zwei nasse Einschlagungen, in deren ersterer der Patient 2 0 Minuten, in deren zweiter er 3 k Stunden verharrte und dann kalt abgerieben wurde; mit den Umschlä-

-

58

-

gen auf der Brust wurde fortgefahren, die Diät des Kranken in entsprechender Weise geregelt und für Leibesöffnung durch Klystire gesorgt. Am Abend desselben Tages fand ieb die Brustbesehwerden wesentlich gemindert, da indessen, wie dies um diese Zeit gewöhnlich, das Fieber und die Hitze wieder etwas gesteigert waren, so Hess ich das Verfahren vom Morgen ganz in derselben Weise wiederholen. Die Nacht verlief hierauf sehr r u h i g , es trat, wenn auch mit Unterbrechungen, Schlaf ein, und der Zustand des Patienten war am nächsten Morgen so befriedigend, dass die Umschläge von der Brust ganz entfernt werden konnten, und die Anwendung nur eines nassen Lakens hinreichend erschien, um die weicher gewordene, etwas duftende Haut zu einer weitem Bethätigung anzuregen. N a c h d e m i n dieser Weise noch einige Tage hindurch fortgefahren war, und die täglich gegen Morgen sieh einstellenden Sehweisse eine glückliche Lösung der Krankheit bekundet hatten, konnte der Patient als voHständig geheilt am 3. März aus der Kur entlassen werden. Ich bin weil davon entfernt, den hier vorgetragenen Krankheitsfall etwa für einen besonders gefährlichen h i n zustellen, oder zu behaupten, dass derselbe nicht auch durch eine anderweitige ärztliche Behandlung hätte beseitigt werden k ö n n e n ; ich habe ihn nur mitgetheilt, um an einem concreten Falle das oben allgemein angedeutete V e r fahren zu veranschaulichen, und zu zeigen, wie entschieden gfinstig die hydropathische Behandlung in derartigen Krankheiten zu wirken pflegt. Denn hierauf scheint es mir zunächst anzukommen, und es dürfte sich für jetzt weniger darum handeln, dem hülfsbedürftigen Publikum die

-

59 —

Superiorität des wasserärztlichen V e r f a h r e n s vor d e m h e r üblichen

nachzuweisen,

bis-

als vielmehr d a r u m , i h m die

U e b e r z e u g u n g zu verschaffen, dass das W a s s e r a n s i c h e r e r u n d verhültnissmässig schneller W i r k u n g den Arzneimitteln wahrlich nicht nachsteht. holt glücklich den

Ist erst d u r c h H ä u f u n g w i e d e r -

erzielter Resultate diese U e b e r z e u g u n g bei

Kranken

eine

lebendige

und

dann erscheint mir der T r i u m p h

gesicherte

geworden,

der Wasserkur,

gegen-

ü b e r ihrer Nebenbuhlerin, gar keinem Zweifel zu unterliegen, da kein Mensch bei der W a h l , ob er d u r c h

verschieden-

artige, so häutig eine schädliche N e b e n w i r k u n g entwickelnde M e d i c a m c n t e o d e r durch einfaches kaltes W a s s e r ,

diesen

wesentlichsten B e s t a n d t e i l unserer Diät auch in g e s u n d e n Tagen, geheilt w e r d e n will, sich f ü r die ersteren entscheiden m ö c h t e . dass

Auch

ist dabei keinesweges

ich bei m e i n e r A n n a h m e ,

b e i anderweitiger ohne besonders

zu ü b e r s e h e n ,

es hätte j e n e r Fall a u c h

ärztlicher B e h a n d l u n g eben

so gut u n d

üble Nachwirkung f ü r den K r a n k e n

heilt w e r d e n k ö n n e n , von der Voraussetzung w ä r e j e n e B e h a n d l u n g eine m i l d e ,

ge-

ausgehe,

es

b e s o n n e n e , sich n i c h t

ü b e r s t ü r z e n d e gewesen — einer V o r a u s s e t z u n g ,

die

eben

nicht

wie

nahe

immer

gerechtfertigt sein

dürfte.

lag nicht hier bei dem heftigen F i e b e r ,

Denn

d e m sehr e i n g e -

n o m m e n e n Kopfe, der starken mit Husten b e i m E i n a t h m e n verbundenen Oppression, wohl, ich e r i n h e r e

hier

die Indication zu e i n e m , an

der Blutentziehung Gesagte, wie leicht hätte nicht

dieser

das o b e n

auch

ü b e r die W i r k u n g

wiederholten A d e r l a s s e ,

und

der ganzen Krankheit einen

a n d e r e n K a r a k l e r a u f d r ü c k e n , oder doch die Rekonvalescenz weit

hinaus

über

das

natürliche Maass

schleppen



60

-

können? Es sind dies Fragen, weiphe bei Würdigung des Werthes unseres Heilverfahrens nicht müssig sind, sondern die sorgfältigste Beachtung verdienen.

2. Fall.

Rheumatisches Fieber.

Herr B. in Mag-

deburg, 4 0 Jahr alt, von schwächlicher Constitution, wurde in Folge einer Erkältung, die er sich wahrscheinlich beim Auspacken von Waaren in einem zugigen Hausflure zugezogen, am 3. Oktober 1 8 4 7 von einem ziemlich heftigen Frost befallen, dem bald starke Hitze folgte. Bei meinem Besuche an dem nämlichen Tage fand ich den Kranken heftig fiebernd, mit einem Pulse von 9 5 — 1 0 0 Schlägen, die Haut war zwar heiss, doch mehr feucht als trocken anzufühlen, der Kopf eingenommen, die Zunge weisslich belegt, das Gesicht roth und etwas aufgedunsen. Gleichzeitig klagte der Patient Uber heftige, ziehende und reissende Schmerzen in der rechten Hand und dem rechten Fusse, so dass er den genannten Theilen fortwährend eine andere Lage zu geben versuchte, um sich dadurch einige Erleichterung zu verschaffen. Ich konnte wohl kaum darüber im Zweifel sein, dass ich es hier mit einem rheumatischen Fieber zu thun hatte, welchcs sich Patient bei der eben erwähnten Veranlassung zugezogen, und das ausserdem in der gerade herrschenden, derartige Affectionen begünstigenden Krankheitsconslitution seine weitere Erklärung fand. Bei der Feststellung des Heilplans, welcher Mässigung des Fiebers und demnächstige Wiederherstellung der gestörten Hautthätigkeit zum Ziel haben musste, hatte ich vor Allem die Individualität des Patienten und eben jene Krankheitsconslitution scharf in's Auge zu fassen, da zu befürchten stand, dass durch beide die Krankheit leicht



61



in die nervöse Fieberform hinübergespielt Ich

zog es demnach

in seiner

mehr

vor,

das Wasser

flüchtigen,

werden hier

etwas anregenden

weise anzuwenden, und empfahl demgemäss welche

alle 4

auch

Anfange

Gebrauchs-

Abreibungen,

Stunden wiederholt werden sollten.

4 . October. lich

konnte.

im

lebhaften

D e r Kranke hatte die Nacht unter ziemSchmerzen

war j e n e r

wässrige,

und

fast schlaflos

säuerlich

zugebracht,

riechende

Schweiss

eingetreten, welcher den rheumatischen Fiebern e i g e n t ü m lich,

bloss symptomatisch und ohne alle kritische

tung ist.

Der

Zunge war noch etwas stärker belegt, der L e i b d e r H a r n blas«, die Sehmerzen hatten mindert,

Bedeu-

Puls ergab beim Befühlen 9 0 Schläge, sich am A r m

dagegen am Fuss m e h r verstärkt, Ich verordnete n u n ,

ge-

und schienen

sich am K n ö c h e l , der etwas angeschwollen w a r , triren zu wollen.

die

verstopft,

concen-

dass der K r a n k e ,

da die Haut sehr feucht w a r , zunächst a b g e r i e b e n , dann in dasselbe T u c h , mit dem dies g e s c h e h e n ,

und einge-

schlagen werden, und darin eine Stunde verharren, dann ausgewickelt

und

wieder

kalt

abgerieben

werden

sollte.

Gleichzeitig wurden erregende Umschläge um den K n ö c h e l , welche,

je

nachdem

sie warm

geworden,

zu

erneuern

w a r e n , und für den übrigen Theil des Tages eine A b r e i bung

am

Mittag,

gegen Abend

auch für die Nacht angeordnet.

und j e

nach Bedürfniss

Für Leibesöffnung

wurde

durch Klvstire gesorgt, j e d o c h dadurch nur eine sehr g e ringe

8

Tagen

blieb, da der Krankheitszustand keine wesentliche

Ausleerung

Verän-

derung zeigte,

Modifi-

cationen

erzielt.



In

den

nächsten

die Behandlung mit unerheblichen

dieselbe,

wie sie hier

geschildert w o r d e n ,

und



6S



erst vom 13. ab stellte sich unter Abnahme von Fieber und Verminderung der abmattenden Schweisse eine sichtbare Besserung ein, indem die Schmerzen am Knöchel, an welchem ein rother, pustulöser Ausschlag sich gebildet hatte, in hohem Grade nachliessen, die Zunge sich reinigte, Appetit und Schlaf sich wieder einzustellen begannen , und auch der Harn etwas Bodensatz zeigte. Zur Begünstigung der nunmehr begonnenen kritischen Entscheidung, welche sich auch durch den sich über den immer reichlicheren Bodensatz klärenden Urin bekundete, iiess ich von nun an den Kranken mehrere Tage hindurch 2 Mal des Tages, jedesmal etwa 3 /t Stunden lang, nass einwickeln und beschränkte die Abreibung auf die beiden, welche der jedesmaligen Auswickelung folgen mussten. Die Reconvalescenz ging nun ungestört vor sich, und am 23. konnte Patient, nachdem er bereits am 18. das Bett verlassen hatte, aus der Kur entlassen werden. Auch dieser Fall gehört nicht unter die hervorragend bedeutenden, ist jedoch immer geeignet genug, um die Wirksamkeit des Wassers in ähnlichen Fieberformen au veranschaulichen. Wie schwer es auch ist, aus dem blossen Erfolge die Richtigkeit eines Heilplans mit überzeugender Klarkeit darzuthun, da es dazu — gewiss ein nie zu erfüllendes Desiderat — eines in allen Stücken gleichen, auf entgegengesetzte Weise aber behandelten Falles bedürfte, so glaube ich doch im Rechte gewesen zu sein, als ich es vorzog, das Fieber in dem vorliegenden Falle durch wiederholte kalte Einschlagungen nicht gleich im Anfange so entschieden niederzuhalten, wie dies im vorigen geschehen war, da Individualität des Kranken wie

Witterungsconstitution

63

-

hier eine V o r s i c h t g e b o t e n ,

dort nicht erforderlich schien. leidenden

Theile örtlich

Dass

mit

hatte darin seinen Grund,

Umschlägen

weil

welche

ich nicht gleich die bedecken

Jiess,

die S c h m e r z e n mir ü b e r

einen zu grossen Kaum verbreitet s c h i e n e n , und ich deshalb

mehr

eine

Concentration

derselben

schränkteren Raum abwarten wollte, und

neben

der

allgemeinen

auch

auf einen

um sie eine

dort

lokale

befixiren

Entschei-

dung hervorrufen zu können. 3.

Fall.

Gastrisches

erkrankte am 6 . F e b r u a r

unter folgenden Erscheinungen. Tage

Das K i n d des Herrn

Fieber.

L . , ein 3 j ä h r i g e r K n a b e ,

vorher etwas blass ausgesehen,

und eine auffallende

Trägheit in

verminderte

Esslast

seinen B e w e g u n g e n

zeigt, aueh mehrere dünne Stühle g e h a b t h a l t e , am genannten Tage

1850

Nachdem das K i n d einige

gegen Abend

von einer

ge-

ward es

brennenden

Hitze u n d grosser Unruhe befallen, w o b e i es auf Befragen ü b e r S c h m e i z c n im Kopfe

und zuweilen

liche Empfindungen im Leibe klagte. am

nächsten

Morgen

fand

aueh ü b e r ähn-

B e i meinem B e s u c h e

ich das

Gesicht

des

Knaben

roth und aufgedunsen, die Zunge weissgelblich belegt, den A t h e m krankhaft

riechend,

den

Unterleib

voll

und g e -

spannt, auch in der Magengegend gegen den Druck etwas empfindlich;

der Puls hatte gegen 9 0 S c h l ä g e , die R e s p i -

ration war beschleunigt, zufühlen.

die Haut

Das Kind trank viel,

a u f s Entschiedenste zurück. m e h r m a l nach dem Stuhl nur eine

geringe,

bestehende

aus

Entleerung

trocken und heiss

wies

an-

a b e r j e d e Nahrung

In der Nacht hatte der K n a b e verlangt,

einer

braun

gehabt. —

dabei

aber jedesmal

gefärbten Die

eben

Flüssigkeit genannten

— Erscheinungen

ergaben

64 — wohl unzweifelhaft,

dass man es

h i e r mit j e n e r Fieberform zu thun hatte, welche, von m a teriellen Störungen in den ersten W e g e n , gen

und

Namen

Darmkanale

ausgehend,

gastrisches F i e b e r

belegt

d. h. dem

gewöhnlich

wird;

die

mit

Madem

Heilanzeigen

waren demnach auch hier keine anderen, als das auf die Reinigung des Blutes

von

den

in

dasselbe

schädlichen Stoffen hinzielende F i e b e r

gedrungenen

so zu l e i t e n ,

dass

dieser Zweck möglichst sicher erreicht werde, und a u s s e r dem

den

örtlichen Erscheinungen

Rücksicht

zuzuwenden.

Ich

die ihnen

verordnete

gebührende

demgemäss

eine

zweimalige nasse Einschlagung, die erste von 2 0 Minuten, die zweite

von

3

/i

Stunden

mit

darauf folgender kalter

A b r e i b u n g , ordnete das Umlegen eines n a s s e n ,

alle zwei

Stunden

Leib

an,

wieder

ein-

zu

wechselnden

und empfahl

der

Umschlages

im Laufe

des

um

Tages

den

etwa

tretenden Fieberhitze sofort mit einer kalten A b r e i b u n g zu begegnen. genuss, 4

Ausserdem wurde, neben reichlichem W a s s e r -

die Application

von kalten Ivlystiren, welche

Stunden wiederholt werden

Stuhlzwanges

vorgeschrieben.

K n a b e n lebhaft

fiebernd,

sollten, Am

alle

zur Milderung des

Abend

fand

die Haut sehr h e i s s ,

ich

den

der

Kopf

war zwar eingenommen, doch war volles Bewusstsein

vor-

handen, das K i n d verstand die an dasselbe gestellten F r a gen, zeigte auf E r l o r d e r n die Zunge u. dergl.

A u c h war

im

Erbrechen

Laufe

des

Tages

einigemal W ü r g e n

und

einer geringen z ä h e n , schleimigen Masse e i n g e t r e t e n , durch den Stuhl bezeichnete

die

erfolgten Ausleerungen zeigten die oben

Beschaffenheit.

Zur Minderung

der F i e b e r -

hitze wurde der K r a n k e kalt abgerieben, dasselbe für die



65 —

Nacht bei wieder aufflammender Hitze vorgeschrieben, mit den Umschlägen fortzufahren.

und

D i e Nacht verlief sehr

unruhig, das Kind musste noch 2 Mal abgerieben werden, dagegen zeigte das F i e b e r am Morgen des 8 t e n , wie dies um

diese

Fall,

Tageszeit

eine

frcquent

und

alle übrigen dauerten.

bei

allen

gastrischen

kleine E r m ä s s i g u n g , die Hitze

nicht

indem

so fühlbar

Krankheitserscheinungen Ich

ordnete

welcher das Kind

Zuständen war,

während

unvermindert

eine nasse Einschlagung

etwa

3

der

der Puls weniger

/ t Stunden

fort-

an,

in

meist schlafend ver-

harrte, und dann kalt abgerieben wurde, die übrigen V o r schriften

blieben

dieselben wie

am vorigen Tage.

Auch

die nächste Nacht verlief sehr unruhig uud machte r e r e kalte A b r e i b u n g e n nöthig, 9ten derselbe Nachlass die K u r

consequent

wogegen am Morgen

sich bemerklich machte.

in

der

meh-

eben

des

Obwohl

bezeichneten W e i s e in

den nächsten T a g e n fortgesetzt wurde, so zeigten sich doch erst am 1 6 t c n

die ersten Spuren

serung d a d u r c h , reinigen,

die

der

eingetretenen

dass die Zunge anfing

Fieber-Exacerbation

am

sich

Bes-

allmälig

Abend

zu

geringer

wurde, das Kind zwar blass, aber nicht m e h r so gedunsen und graugelblich um die Nasenflügel aussah, auch ab und zu

etwas Milch

zu

sich

nahm.

auch die Stuhlentleerungen

Von

da

an

gewannen

mehr an Consistenz,

und als

am 2 0 s t e n noch um den rechten Mundwinkel ein aus k l e i nen Bläschen bestehender Ausschlag hervorgekommen war, änderten

sich

alle Krankheitserscheinungen

so wesentlich,

dass man das Kind als in die Rekonvalescenz betrachten konnte. den

Diät

und

Unter Anordnung dem

täglich

einer

eingetreten entsprechen-

Morgens

wiederholten 5

-

66



Dünsten im nassen Lcintuche halte dann die Genesung ihren ungestörten Fortgang, und so konnte das Kind noch vur Ausgang des Monats als vollkommen geheilt aus der Kur entlassen werden. Der hier imtgethcilte Fall, an und für sich nicht ohne Bedeutung, gewinnt durch das noch so zarte Alter des Kranken selbst ein erhöhtes Interesse und erscheint ganz geeignet, daran einige allgemeine Betrachtungen über die Anwendung der Wasserkur bei Krankheiten des kindlichen Alters zu knüpfen. Als Thatsache und als E r g e b n i s eigener vieljährigen Erfahrung, sei hier zunächst bemerkt, dass gerade bei Krankheiten der Kinder die Anwendung des Wassers in seinen verschiedenen Formen sich in zahllosen Fällen mit einer Sicherheit des Erfolges bewährt h a t , welche die Wirksamkeit aller andern hier zur Anwendung kommenden Heilmittel weit hinter sich lässt. Dies hat die Praxis am Krankenbette auf unwiderlegbare Weise gelehrt, und wird es jedem Arzte l e h r e n , der mit Sachkunde und praktischem Takte von dem genannten Mittel bei Kinderkrankheiten Gebrauch m a c h t , allein auch die Theorie tritt hier ergänzend h i n z u , und giebt uus den erklärenden Schlüssel für diese Erscheinung. Fasst man nämlich die Individualität des kindlichen Organismus scharf in's A u g e , so findet m a n , dass in den ersten Perioden nach der Geburt Verdauung und Blutbereitung, d. h. die Vegetation, den höchsten Zweck des Lebens abgiebt, dass dieselbe aber häufig über ihr eigentliches Ziel hinausgeht, und daher die meisten Kinderkrankheiten das Gepräge einer vorwaltenden plastischen Thätigkeit an sich tragen. Die Natur tritt hier oft ver-

— 67

-

mitlelnd ein, und bedient sich namentlich dcir H a u t ,

um

die Produkte einer solchen zu starken Vegietatiion aus d e m K ö r p e r zu schaffen, wie ausschlägen , welche s i n d , u n d wodurch zungen

und

dies aus den zahlreichen

dem

Haut-

kindlichen Alter cigenthümlich

so oft j e n e n gefiihrlic:hcm Ausschwitr

Ergiessungen

in

inneren

Oirgamen

auf

die

sicherste Weise vorgebeugt wird, unzweifelhaft hervorgeht. E i n e Ableitung nach der Haut und eine dladmrch bewirkte grössere

Thätigkeit

in derselben

wird

daher

als irgendwo an ihrem Platze s e i n , wozu

hier

mehr

n a c h der s e h r

wichtige Umstand kommt, dass bei einem derartigen V e r fahren

das

bei Kindern

so

reizbare

Vcndaiuungssystem,

Magen und Darmkanal, ganz unberührt bleibt, dafür a b e r ein

Organ

vermöge

zum T r ä g e r

der Kur

gemacht wiird,

welches

seiner regen Wechselwirkung mit adlen übrigen

Systemen des Körpers die in diesem entstandenen S t ö r u n gen a m

sichersten

auszugleichen im Standle ¡ist. —

weitere Eigenthümliehkeit eben

Eine

des kindlichen Altfcrs, mif d e r

erwähnten lebhaften Bildungsthätigkciit amfs innigste

zusammenhiinggfiil, ist die in diesem Lehcns.absichrntte noch so rege Naturheilkraft und Neigung zu kritischen N a l u r .bemühungen,

so

dass

es hier oft nur

darauif ankommt,

Alles, was diesen Heilbestrebungen hindernd i n den W e g tritt, zu entfernen, und dieselben de» Kräften des Patienten

gemäss

zu

leiten.

Dass

hierzu

Arzneimittel nicht passen, ist b e k a n n t ; bei

der

hohen

Beweglichkeit

und

stark leicht

ieingreifende äussern sie

Empfäingllichkeil

des

kindlichen O r g a n i s m u s , statt der beabsichtigtem heilenden, eine

zerstörende Wirkung.

dagegen,

bei

Viel

angemessener

erscheint

so bewandten Umständen, dlie innere

wie



68

-

äussere Anwendung einer so indifferenten,

der Kälte als

Träger dienenden Flüssigkeit, wie sie das Wasser i s t ;

es

greift diese nicht eigentlich heilend ein, sondern appellirt mehr in der oben

näher angedeuteten Art an den Ge-

sammt-Organismus, stellungskraft

frei

seine ihm innewohnende zu

entfalten,

es

ihm

Wiederher-

in letzter

In-

stanz Uberlassend, ob er durch Schweiss, Ausschlag oder Darmausleerung die Heilung bewirken will.

Endlich ist

noch zu erwägen, dass eine grosse Klasse von Krankheitsursachen bei Kindern aus den Entwickelungsvorgängen des Organismus

selbst

resultirt.

In

keinem Alter gehen so

häufig umfassende, tief eingreifende organische Entwickelungen, — ich erinnere nur an das Zahnen, die Ausbildung der Sinnen- und Gehirnthätigkeit, — ersten Jahren der Kindheit.

vor sich, als in

wickelungsvorgänge von Statten gehen können, muss wendig das bildende Leben

den

Damit nun aber diese E n t not-

in den bis dahin gleichsam

ruhenden und unthätigen Organen unter vermehrter m a terieller und dynamischer Ausbildung und Steigerung e r wachen.

"Vermehrte

Gefässthätigkeit,

plastische Wirksamkeit,

reichlichere

Zuführung

von

verstärkte Säften

etc.

sind daher nothwendige Bedingungen bei jedem Entwickelungsgeschäfte.

Daher aber aueh fieberhafte Bewegungen,

Blutwallungen,

Rothe,

gängen n u n ,

Hitze etc.

die, obschon sie

Karakter annehmen können, gemäss

angesehen

Schwierigkeit

werden

Bei allen diesen V o r -

leicht einen

krankhaften

doch immer nur als naturmüssen,

der Behandlung,

(woher

auch

die

da sie nur zu mässigen,

nicht zu unterdrücken sind) ist es weniger die zu grosse Menge Blutes,

als das ungestüme

Andrängen

desselben

— nach einzelnen T h e i l e n , scheinungen, die als

69

welches zu den krankhaften

Gefässreizung

ten, Veranlassung giebt. m a s s e , wodurch des

— oder

Nicht also Minderung d e r B l u t -

leicht der Organismus zur D u r c h f ü h r u n g

Entwickelungsvorganges

unfähig

gemacht

werden

könnte, sondern Ableitung von einzelnen bedrohten len

Er-

Krampf a u f t r e -

u n d Wiederherstellung

der

Thei-

centrifugalen Richtung

in

dem Blutumlaufe ist hier Heilobjekt, und gerade die B e seitigung nicht

solcher

entzündlichen

die M a s s e ,

sondern

Aufregungen,

in

denen

das gestörte Gleichgewicht zu

b e k ä m p f e n , ist ein Glanzpunkt der Wasserheilmethode. Von dieser

kurzen

Abschweifung wende

ich

mich

— nun

noch einmal zu d e m vorher mitgetheilten Krankheitsfalle, u n d glaube

nicht

mit Unrecht

hervorheben

zu

müssen,

dass d e r glücklich«; Ausgang desselben sehr in Frage gestellt worden w ä r e , das Kind

wenn

ein B r e c h m i t t e l ,

bei

hier s e h r n a h e zu liegen schien, die Voraussetzung

einer

allopathischer B e h a n d l u n g

dessen Anwendung

allerdings

bekommen hätte.

solchen Verordnung

Dass

keine

ganz

u n b e g r ü n d e t e und ungerechtfertigte, dürfte wohl von D e n e n begriffen w e r d e n , wo

welche es wissen,

gastrische Unreinigkeiten

wie oft in F i e b e r n ,

mit im Spiele,

Brechmittel

angewendet w e r d e n , und wenn es noch nöthig wäre, ärztliche Autoritäten

f ü r die Häufigkeit dieses Gebrauchs zu

citiren, so darf ich n u r an eine gewiss unbezweifelte, Hufeland,

erinnern,

an

d e r in seinen Schriften ü b e r K i n d e r -

krankheiten geradezu s a g t , eines jeden Fiebers p a s s e n ,

dass Brechmittel im

Anfange

wenn sich, wie fast allemal,

verlorene Esslust oder öfteres Aufstossen, W ü r g e n , wohl wirkliches E r b r e c h e n dabei äussert.

auch

Mein verewig-

-

Ii)

-

ter Lehrer mag es mir verzeihen, wenn ich diesen Rath als einen gefährlichen bezeichne, und in ihm den Gfund für zahllose unglückliche Ausgänge bei fieberhaften Leiden der Kinder 'finde, was Jeder Icicht einsehen w i r d , wenn er sich die Vorgänge beim Brechakte vergegenwärtigt. Während des Brechens nämlich ist d e r Athem immer mehr oder weniger gehemmt, der Umlauf des Blutes in den Lungen stockt, die rechte Herzhälfte überfüllt sich mit Blut, die Hohladern können nicht mehr frei ihr Blut in dasselbe ergiessen. Besonders stark aber tritt diese Hinderung des freien Blutabflusses i n der absteigenden H'ohlader, derjenigen nämlich, welche das Blut vom Kopfe zum Herzen zurückführt, hervor, so dass man beim E r brechen immer das Gesicht sich röthen und bläulich Werden und die Drosselader stark aufschwellen sieht, während bei der aufsteigenden Hohlader, derjenigen nämlich, welche das gesammte Blut des übrigen Körpers dem H e r zen wieder zuführt, wahrscheinlich dasselbe stattfindet, nur dass man es nicht so deutlich wahrnehmen kann. Bei allen hitzigen Krankheiten ist daher die Vorsicht mit Brechmitteln mehr als gerechtfertigt, und ihrem unzeitigen Gebrauche sind gewiss die häufigen Gchirnleiden , die so oft den Tod herbeiführen, zuzuschreiben. Möglich ist es, was ich nicht leugnen will, dass mit der Auswerfung der im Magen befindlichen angesammelten Stoffe zuweilen dem durch sie im Körper erregten Fiebersturm auf einmal ein Ende gemacht werden k a n n , indessen es bleibt diese Procedur doch immer aus den angeführten Gründen eine sehr zweideutige, und die Wasserkur thut wohl daran, die Entfernung jener Stoffe lieber auf dem aller-



71

d i n g s etwas l a n g s a m e m Stande kommen



Wege

zu lassen.

d a n n einen W e r t h , wenn

der

kritischen

Lösung

Das schnelle K u r i r e n es

n i c h t auf K o s t e n

zu

hat n u r

der

erfor-

derlichen Sicherheit geschieht; wo dies nicht d e r Fall, d a w i r d es zu e i n e m g e f ä h r l i c h e n E x p e r i m e n t i r e n , Wichtigkeit

des

s t a t t h a f t ist.

hier

vorliegenden

Objects

d a s bei

der

durchaus

un-

M a n h a t es a u c h v e r s u c h t , d e m m e d i c i n i s c h e n

B r e c h m i t t e l d a s in k u r z e n Z w i s c l i c n r ä n m e n zu h a l b e n G l ä s e r n g e t r u n k e n e W a s s e r als ein s o l c h e s zu s u b s t i t u i r e n , dessen

scheint,

Principien

mir,

abgesehen

Wasserkur

davon,

den

gewaltsam

Ausdenn

Qualität

des

widerspricht,

in-

d a s s es

l e e r u n g e n zu erzw ingen, d a m i t g a r n i c h t s g e w o n u e n , nicht die

der

ganz

Mittels,

sondern der Vorgang

s e i n e r W i r k u n g ist das eigentlich

Schädliche,

und

iiier wie bei d e r Arznei w o h l ein u n d d e r s e l b e . mich

deshalb

auch

regen, bei F i e b e r n 4.

Fall.

niemals dieser Art,

von

starkem

Mitte d e s N o v e m b e r s wo

sie sich

als

Erbrechen

lieber.

Körperbau,

1 8 4 9 , auf e i n e m

Hauslehrerin

F o l g e von G e m i i t h s b e w e g u n g , Dies

folg, v i e l m e h r

zu

aufhielt,

halte

steigerte

aber sich

W.,

in

wahrscheinlich

lichen

Obhut

jetzt

wo

ein

nicht den

Brechmittel

gewünschten

die K r a n k h e i t

danach

V e r e i n s , sich

Er-

durch dass

entschloss,

Transport noch möglich,

h i e r h e r b r i n g e n zu l a s s e n u n d anzuvertrauen.

in

an a l l e r h a n d g a s t r i s c h e n E r -

d e r B r u d e r , ein Mitglied u n s e r e s der Eisenbahn

der

Gute bei Neustadt,

d e n H i n z u t r i t t eines n i c h t u n b e d e u t e n d e n F i e b e r s , s o die Patientin,

er-

Friiulcin erkrankte

s c h e i n u n g e n , w o g e g e n i h r d e r d o r t i g e A r z t ein verordnete.

ist

Ich h a b e

bedient.

(iastrisch-ncrvüses

2 0 J a h r e alt,

bei

der

meiner

Die K r a n k e traf u n t e r

auf ärztBe-

-

72 —

gleitung ihrer Mutter am 17. November gegen Abend hier ein und ich sah sie bald nach ihrer Ankunft. Die E r scheinungen, welche sich mir bei der Untersuchung darb o t e n , waren folgende: Grosse Hitze der Haut und zwar von jener beissenden Beschaffenheit (calor mordax), die auch auf die Hand des Befühlenden einen unangenehmen Eindruck macht, sehr starker Kopfschmerz, Gefühl von grosser Schwäche, kleiner, frequenter Puls, Druck in der Magengegend, klebriger Geschmack im Munde, trockene^ ziemlich harte, weissgelblich belegte Zunge, wiederholte Ausleerungen von flüssigen, dünnen, übelriechenden Stühlen. Diese hier aufgeführten Symptome bekundeten nur zu deutlich, dass hier jener Zustand vorlag, welcher, aus einer Mischung von gastrischen und nervösen Zufällen zusammengesetzt, gemeinhin mit dem Namen eines gastrischnervösen Fiebers bezeichnet wird. Bei der vorgerückten Abendzeit beschränkte ich mich auf die Anordnung einer Abreibung, eines Umschlags um den Leib und des reichlichen Trinkens von Wasser, empfahl auch gleich am nächsten Morgen für eine Badewanne zu sorgen, da voraussichtlich sich die Nothwendigkeit der Bäder hier wohl gellend machen würde. Bei meinem Besuche am folgenden Tage fand ich den Krankheitszustand in einem nicht unbedenklichen Grade gesteigert, es hatten sich während der Nacht Delirien eingestellt, und auch jetzt noch war eine gewisse Schwerbesinnlichkeit nicht zu verkennen; so dass die Kranke die ihr vorgelegten Fragen nur schwer verstand, und sie nur theilweise mit zitternder Zunge b e antwortete. Ich verordnete jetzt eine nasse Einschlagung, in welcher die Kranke 3 / i Stunden lang verharren, und

— 73 — dann in einem H a l b b a d e von 1 6 ° R. 5 Miniuten lang von d e r Mutter u n d d e r angestellten Krankenwärterin

gerieben

w e r d e n sollte; w ä h r e n d der Einschlagung w u r d e d e r Kopf mit, alle 3 Minuten frisch gewechselten kalten Umschlägen bedeckt, fahren.

u n d ausserdem mit den Leibumsc:hlägen f o r t g e Am A b e n d

ändertem Zustande;

fand ich die Kranke

in fast u n v e r -

sie hatte ab und zu wieder irre g e -

s p r o c h e n , m e h r e r e dünne Ausleerungen g e h a b t , bot

dieselbe Beschaffenheit dar.

auf

den

Kopf

auf

Abreibung,

die Dauer von

d e r Puls Umschläge

2 Stunden,

fleissige

W e c h s e l u n g d e r Leibumschläge. 19. November.

Zustand unverändert, die Zunge hart

wie L e d e r , b r a u n u n d rissig, Leib aufgetrieben und etwas empfindlich gegen den Druck, Puls 100, ab u n d zu I r r e reden.

V e r o r d n u n g wie gestern, eben so a m

Bis zum 2 8 . dauerte

Abend.

der eben geschilderte Zustand

mit kleinen Schwankungen, welche bald eine Tendenz zum B e s s e r n , bald a b e r das Gegentheil anzukündigen schienen, fort, u n d auch die Behandlung blieb im Ganzen d i e s e l b e ; a m gedachten T a g e aber stellten Sich pliiUlich wiederholte Abgänge

von

geronnenem

Blute aus dem After e i n ,

in

welchen ich A n f a n g s eine sehr bedenkliche W e n d u n g

der

K r a n k h e i t e r k e n n e n zu müssen glaubte.

der

D a indessen

Zustand sich d a r n a c h nicht verschlimmerte, S c h w ä c h e u n d F i e b e r nicht z u n a h m e n , so berücksichtigte ich diesen Z u fall n u r in so f e r n , dass ich kalte Klyslire, m e h r m a l s des Tages w i e d e r h o l t , a n o r d n e t e , Blutung v o r z u b e u g e n ,

um theils einer zu p r o f u s e n

theils auch das etwa

zurückgeblie-

b e n e Blutgerinnsel durch das Wasser herauszuspülen. zum 2 . D e c e m b e r zeigte sich keine erhebliche

Bis

Verände-



74



r u n g in dem Zustande der K r a n k e n ; am M o r g e n des genannten Tages,

namentlich

in

langsamer

dem

etwas

a b e r am A b e n d e glaubte ich gewordenen

Pulse,

der

mehr

weichen H a u t , der grösseren Feuchtigkeit d e r Z u n g e u n d dem

freieren,

bewussteren

Aussehen

der

Kranken

auf

eine beginnende günstige W e n d u n g der K r a n k h e i t schliessen zu d ü r f e n , u n d diese H o f f n u n g täuschte mich

nicht.

D e n n nicht n u r , dass die Nacht viel ruhiger als die v o r h e r g e h e n d e u n d nicht ganz ohne Schlaf verlief,

es stellte

sich auch gegen Morgen ein ziemlich reichlicher Schweiss ein, und ich fand die Patientin Vormittage freundlich in

einem

sehr

auf

bei m e i n e m B e s u c h e

meine Fragen

erleichterten

Zustande.

antwortend Bei

fortgesetztem

Baden und Dünsten im nassen Lcintuche u n d einer Schwächezustande

entsprechenden Lät

r u n g unter reichlichcn Schweissen

in

am und

schritt

dem

die Besse-

erfreulicher

Weise

i m m e r m e h r v o r , u n d wenn auch die Reconvalescenz sich etwas länger h i n z o g , auch die H a a r e späterhin zum

gro-

ssen Theile

zum

ausgingen,

so war

doch

die Patientin

Weihnachtsfeste als vollkommen hergestellt >.u b e t r a c h t e n . Es

darf wohl

nicht

erst

besonders

hervorgehoben

w e r d e n , dass d e r hier eben mitgctheilte Fall zu den deutenderen seiner Art gehört solcher Zustände k e n n t ,

hat,

u n d wer

wird mit m i r

die

be-

Gefahr

in d e m s e l b e n

ge-

wiss einen neuen Beleg f ü r die Wirksamkeit d e r W a s s e r k u r in

derartigen

Fieberformen

anerkennen.

Wie

weit

das

dargereichte Brechmittel dazu beigetragen, die im A n f a n g e v o r h a n d e n e n gastrischen Beschwerden

zu d e m gefährlichen

Processe eines gastrisch-nervösen Fiebers

hinaufzuschrau-

b e n , will ich dahin gestellt sein l a s s e n , glaube a b e r w i e -



75



derholt darauf aufmerksam machen zu müssen, dass B r e c h miticl

uuter solchen

Umständen

stets grossen

Bedenken

unterliegen, und in der Mehrzahl der Fälle n u r dazu d i e nen, den durch die äussere Schädlichkeit g e g e b e n e n F u n ken zu einer hellen verzehrenden Flamme a n z u f a c h e n . 5.

Fall.

fragte der

Typhöses

Fieber.

an einer hiesigen

Am

1.

März

girende Dr. N. bei mir an, ob sein V e t t e r , Baufach

studirende

d.

J.

grossen Krankenanstalt f u n -

2 4 jährige N . ,

d e r hier das

welcher

in

seiner

W o h n u n g seit einigen Tagen an einem, alle Zeichen eines beginnenden sei,

in

er den

Typhus

an sich tragenden

u n s e r e Anstalt Kranken

Fieber

am liebsten

einer

wasserärztlichen

h a n d l u n g unterworfen zu sehen wünschte. j a h e n d e Antwort w u r d e

der K r a n k e

Tage hierher g e s c h a f f t ,

und

gende Erscheinungen d a r : kelschwäche

in

die

Auf meine b e -

noch

an

demselben

Zunächst fiel die grosse M u s -

Augen,

indem

sich auch nicht

der

(loch

Patient,

obwohl

erst seit wenigen

einen Augenblick a u f r e c h t

zu erhalten vermochte, sondern sofort wieder nach überfiel.

Dabei erschien

der Kranke s e h r

gen o d e r vielmehr apathisch, nehmen ,

ohne

da Be-

bot bei seiner Ankunft fol-

j u n g , ziemlich kräftig gebaut und Tagen krank,

erkrankt

aufgenommen w e r d e n k ö n n t e ,

er licss Alles

eine besondere T h e i l n a h m e

hinten

niedergeschlamit sich v o r d a f ü r zu b e -

k u n d e n ; an ihn gerichtete Fragen beantwortete e r e n t w e der g a r nicht, oder mit unverständlicher, zitternder Stimme. Das Gesicht sah leidend, eingefallen aus, die Zunge ken, b r a u n , mit weissen Streifen an den S e i t e n , spiration war

schnell,

der Puls k l e i n ,

weich

trok-

die R e -

und

leicht

w e g z u d r ü c k e n , etwa 1 0 0 in der M i n u t e , der Leib a u f g e -



76



(rieben, doch nicht besonders empfindlich, Stuhlentleerung fehlte seit den

letzten 1 2 Stunden.

Unter

diesen

Um-

ständen, welche ein tiefes Ergriffensein des Nervensystems unverkennbar bekundeten, entschloss ich mich, obwohl es bereits spät am A b e n d w a r , bad

von

den Kranken

1 6 ° R . bringen und ihn dort

in ein H a l b -

8 Minuten

lang

von drei Wärtern reiben zu lassen, worauf er in sein Bett zurück g e b r a c h t , gelegt

und

ihm ein nasser Umschlag

der bei ihm

angestellte

auf den Leib

Wärter

angewiesen

wurde, denselben alle 2 Stunden zu wechseln, dem K r a n ken auch alle 5 — 1 0 Minuten einige Esslöffel W a s s e r reichen.

Ein

gegebenes

kung. —

Am

nächsten

wenig verändert; hig z u g e b r a c h t ,

Wasserklystir Morgen

zu

hatte keine W i r -

fand

ich

den

Zustand

der Kranke hatte die Nacht sehr unruzuweilen

unverständliches Zeug vor sich

hingemurmelt, erkannte mich aber bei meinem Besuche am Morgen,

und

beantwortete,

wenn

auch

Stimme, meine an ihn gerichteten F r a g e n .

mit

unsicherer

Der Puls zeigte

dieselbe Beschaffenheit und Zahl der Schläge, Zunge und L e i b waren wie gestern,

2 5 Athemzüge

in

der Minute.

D a die Haut mehr kühl, das Gesicht eingefallen w a r , liess ich das B a d derholen,

mit den Leibumschlägen fortfahren und alle 4

Stunden ein

Klystir

geben.

Der K r a n k e

fror sehr stark

in und nach dem B a d e , erwärmte sich indessen, gut gedeckt, Obwohl

so

in der eben angedeuteteu Weise wie-

wieder ich

nach

Verlaufe

den Patienten

von

etwa

alle 2 Stunden

20

zu-

Minuten.

s a h , so fand

ich doch erst Abends zwischen 6 und 7 Uhr einen Grund, wieder thätig einzuschreiten. ich die Haut brennend heiss,

Um diese Zeit nämlich fand den Puls

härtlich und von



77



1 2 0 Schlägen, die Respiration sehr beschleunigt, 3 0 Athemzüge in der Minute, den Kranken sehr unbesinnlich und still vor sich hinmurmelnd. Ich ordnete daher zwei nasse Einschlagungen, eine von 2 0 Minuten, die andere von 9 / t Stunden Dauer a n , liess den Kopf mit kalten Umschlägen bedecken, und den Kranken zuletzt nach e r folgter Auswickelung kalt abreiben. Darnach mässigte sieb die Hitze der H a u t , und auch die Frequenz des Pulses und des Athems minderte sich etwas, da aber der Kopf vorwaltend afficirt schien, so liess ich mit den kalten Umschlägen bis um Mitternacht fortfahren, sie dann aber entfernen. 3. März. Die Nacht war wie die vorige gewesen, und der Zustand im Ganzen derselbe. Da indessen die grössere W ä r m e der Haut und der etwas härtliche Puls eine grössere Reaction des Gefässsystems bekundeten, so ordnete ich die Kur in der Art an, dass der Kranke am Morgen einmal eingeschlagen und dann in der angedeuteten Art gebadet, am Abend zur Zeit der Fieberexacerbation aber zweimal eingewickelt, und dann kalt abgerieben werden sollte. Mit den Leibumschlägen wurde natürlich unausgesetzt fortgefahren, die kalten durch Eis verstärkten Umschläge auf den Kopf aber nur zeitweise und dann angewendet, wenn die grössere Hitze und das zunehmende Delirium einen besonderen Schutz des Gehirns nöthig machten. — Trotz dieses Verfahrens schien die Krankheit doch in den nächsten 8 Tagen noch immer im Zunehmen begriffen; die Zahl der Pulsschläge stieg zu Zeiten auf 135, die der Athemzüge einmal sogar auf 4 0 ; es stellte sich auch, eine gewöhnliche, aber auch sehr leicht ge-



w —

fährliche Erscheinung im Typhus, eine leichte R e u u n g der Bronchialschleimhaut, welche sich durfih Husten und, wenn der Kranke daran erinnert wurde, durch Ausspucken einer röthlich gefärbten Flüssigkeit bekundete. Dabei wechselte Irrereden mit Besinnlichkeit, bisweilen liess der Kranke Urin und das Wasser der Klystire unter sich, ohne es zu wissen, Stuhlgang aber erfolgte, trotz der wiederholten Einspritzungen, gar nicht. Der Leib war aufgetrieben und etwas empfindlich, und die Gefahr, in welcher der Kranke schwebte, ward durch das Erscheinen eines rothen schmerzhaften Flecks in der Gegend der Beckenwirbel nicht wenig gesteigert. Durch die Erfahrung indessen b e lehrt, dass trotz aller solcher gefahrdrohender Zeichen ein günstiger Ausgang doch noch möglich sei, wenn man nur mit Muth und Ausdauer bei der Anwendung des Wassers verharrt, setzte ich die K u r in der angegebenen Weise und nur mit kleinen, durch die Umstände gebotenen Modificationen ruhig fort, stand aber jetzt gänzlich von den bisherigen, ohne Erfolg gebliebenen Bemühungen, Stuhlentleerung hervorzurufen, ab, mich mit der Hoffnung tröstend, dass vielleicht der Organismus eine baldige E n t scheidung durch die Haut beabsichtige, und deshalb der damit in einem gewissen Antagonismus stehenden Funktion des Darmkanals ein temporärer Stillstand geboten sei. Die Stellen, an denen der Patient sich durchgelegen, wurden mit kalten Umschlägen bedeckt. — In den Tagen zwischen dem 11. und 14. März glaubte ich aus der zwar nicht grossen, aber doeh immer merklichen Minderung 4 e r Pulsschläge und AthemzUge, so wie aus dem Feuchterwerden der Zunge wieder Hoffnung schöpfen zu dürfen,

-

79 —

und wirklich w u r d e ich a m 1 5 . Morgens mit d e r f r e u d U gen N a c h r i c h t ü b c r r a s c h t , dass nach einen ziemlich u n r u higen Nacht gegen Morgen ein reichlicher w a r m e r Schweiss ausgebrochen antraf.

war,

in w e l c h e m

sem Schweisse gelegen h a l l e , sicht u n d

durch

liess ich ihn und

ich

den Patienten noch

Da derselbe nun schon gegen 5 Stunden in d i e ü b e r d i e s sehr roth im G e -

das Zudecken

leicht

in

dann wieder

einem

in's Bett

s e h r belastigt s c h i e n , Bade

von

16°

zurückbringen.

so

abwaschen Von dieser

Zeil a b gestaltete sich Alles zum B e s s e r n ; der schmulzige dicke Belag an Zunge u n d L i p p e n löste sich allmälig, der K r a n k e schlief ganze Stunden hinter einander, n a h m w i e d e r etwas Milch und S u p p e zu sich, namentlich a b e r w a r es auffüllend, 15

Tage

wie

von ua a b , n a c h d e m die Verstopfung

angedauert

hatte,

die

Stuhlentleerung

auf

das

regelmässigste erfolgte und a u c h nicht einen T a g w ä h r e n d der Reconvalescenz aussetzte.

Noch muss ich

dass

Gegend

gleichzeitig

grosse

auch

Furunkeln

in d e r

sich

bildeten,

bemerken,

des Nackens zwei

welche eine Menge von

a b g e s t o r b e n e m Zellgewebe entleerten, dann a b e r , wie auch die w u n d e Stelle a m K r e u z e ,

unter

e r w ä r m e n d e n Umschläge

u n d nach

Reconvalescenz mit

dauerte

abgeschreckter

Diät fast so lange

naah

Einflüsse verheilen.

b e i täglichem einmaligen

Wanne als

dem

und

einer

der Die

Dunsten

entsprechenden

die K r a n k h e i t s e l b s t ,

u n d erst im

A n f a n g e des April w a r d e r K r a n k e im Stande, zu W a g e n die Anstalt zu verlassen.

Bei e i n e m späteren Besuche in

seiner W o h n u n g traf ich ihn indessen vollkommen und wohl aussehend An den

so

munter

an.

eben

hier mitgetheilten Fall lassen

sich



80



einige nicht uninteressante Bemerkungen anknüpfen. Zuvörderst ist es nicht ohne Bedeutung für die Anerkennung der Heilkraft d e r Wasserkur, dass ein Arzt seinen schwer erkrankten nahen Verwandten, für den er während der ganzen Krankheit die lebhafteste Theilnahme gezeigt, unserer Anstalt übergeben h a t , dann aber konnte es für mich, den behandelnden Arzt, nur erwünscht sein, unter der fortgesetzten Kontrolle eines Fachgenossen die K u r des so gefährlich Erkranklen zu leiten, indem dadurch der wohl hin und wieder in ähnliehen Fällen geäusserte Zweifel, ob nicht zur Verherrlichung des neuen Heilverfahrens die Bedeutung der Krankheit übertrieben worden, am sichersten zu beseitigen war. Was nun den Fall selbst betrifft, so darf ich wohl nieht erst auf die hohe tiefahr, in welcher der Kranke geschwebt, ausdrücklich hindeuten, denn nicht gar zu häufig möchte sich ein aus so vielen gefahrdrohenden Erscheinungen zusammengesetztes K r a n k heitsbild dem Arzte darstellen. Trotz dieser, die schlimmsten Befürchtungen erweckenden Symptome ist der Patient genesen, und wenn auch gerade nicht mit mathematischer Schärfe bewiesen werden k a n n , dass n u r das angewendete Kurverfahren und kein anderes im Stande gewesen, die tienesung zu vermitteln, so wird doch für jeden voru r t e i l s f r e i e n , sich nicht zu gehässigen Zweifeln gewaltsam aufstachelnden Beurtheiler aus der mitgetheilten Krankheitsgeschichle die Ueberzeugung resultiren müssen, dass selbst unter dem ärgsten Tumulte wild aufgeregter, auf Zerstörung des Körpers abzielender Lebenskräfte die Genesung durch die Anwendung des Wassers erfolgen k a n n , wenn man nur mit Ausdauer und Ruhe den einmal als richtig

anerkannten W e g

81



verfolgt, urul

nicht v e r l o c k e n d e ,

sicher vom rechten Ziele i m m e r m e h r a b l e n k e n d e pfade einschlägt. d.

h.

dem

aber

Sciten-

Bedenkt m a n , dass pünktlich am 2 1 s t e n ,

Tage,

welchen

der

durch

sein

grossartiges

Talent d e r Beobachtungsgabe bis jetzt noch u n ü b e r t r o f f e n e Hippocrates bei dem natürlichen, d u r c h künstliche a r z n e i liche Behandlung nicht gestörten Verlaufe ähnlicher F i e b e r als eigentlichen Entscheidungstag b e o b a c h t e t h a t , die k r i tische E r s c h e i n u n g

aufgetreten,

dass bei der B e h a n d l u n g

des

stens nichts

Natur

gegen

die

so

muss

man

zugeben,

vorliegenden Falles geschehen

ist,

wenigwas

alle

Kunstleistung, namentlich wie sie bisher beschaffen g e w e sen,

sich

gewiss

zu

grossem

ltuhme

anrechnen

kann.

Von praktischem Interesse ist auch die fünfzehn T a g e a n haltende V e r s t o p f u n g ; in ihrer Bedeutungslosigkeit f ü r d e n endlichen A u s g a n g liegt

gerade

ihre B e d e u t u n g ,

da d e r

in allen L e h r b ü c h e r n aufgestellte Satz, es sei die V e r s t o p fung niemals zu t o l e r i r e n ,

weil sie einen günstigen

Aus-

gang verhindere, hier schlagend widerlegt, u n d trotz d e r selben eine glückliche Entscheidung ist.

zu Stande g e k o m m e »

W i e eine künstliche A n r e g u n g der D a r m f u n c t i o n g e -

wirkt h a b e n w ü r d e ,

lässt sich freilich n u r

es stehen

uns

um

Vermulhung

diese

indessen

sicher schlecht und

muthmassen;

analoge Fälle g e n u g zu zu

störend

— Die D a u e r d e r Krankheit

der

Behauptung,

gewirkt h a b e n , und

die

Gebote,

sie zu

würde

erheben,

sich in die L ä n g e

ziehende Reconvalcscenz giebt einen Beweis f ü r die Richtigkeit

meiner

angeblich

so

f r ü h e r aufgestellten B e h a u p t u n g , rasche Bcseitiguug

das W a s s e r illusorisch

und

eine

schwerer sich

dass

Fieber

am

die

durch

Krankenbette

6



82

-

nicht bestätigende Angabe unerfahrener Schriftsteller ist, was ich besonders hervorhebe, damit man nicht in einem gegebenen Falle in der V e r z ö g e r u n g der Heilung einen Beweis für die Unwirksamkeit des Wassers erblicken zu können vermeine, und sich dadurch bestimmen lasse, zu anderen Mitteln seine Zuflucht zu nehmen. Hier hat man einen der Fälle, wo unbegründete, scheinbar der Wasserkur zum Ruhme gereichende Behauptungen leichtfertiger Schriftsteller derselben gerade zum grössten Nachtheile gereichen, und anstatt den Arzt und Kranken zu Muth und Ausdauer zu stärken, dieselben den schlimmsten und gefährlichsten Zweifeln Preis geben. Endlich noch ein W o r t über die Uebergiessungen, die ich n i c h t gemacht habe. Es ist ein, auch in der Allopathie sehr übliches Verfahren, typhöse Kranke, wenn das Gehirn sehr eingenommen ist, täglich mit einigen, oft vielen Eimern Wasser übergiessen zu lassen, um so den Patienten aus seinem in sich versunkenen Zustande aufzuschrecken. Ich gestehe, dass dies Verfahren mir einiges Misstrauen einflössl und dass ich es namentlich mit den Principien, welchc bei der Wasseranwendung leitend sind, nicht recht vereinbar finde. Bei der Wasserkur ist Ableitung von inneren gefährdeten Organen immer die erste und wichtigste A u f g a b e , und diese wird nicht dadurch gelöst, dass man auf ein vielleicht mit Blut überladenes, edles Organ, wie es das Gehirn ist, einen so mächtigen, stürmischen Reiz anbringt, denn dieser hat nur vermehrten Zufluss zur Folge, ubi irritatio, ibi affluxus, sondern indem man entferntere, mit dem leidenden Theile in einer Art von Gegensatz stehende Parthieen in Thätigkeit

versetzt,

83 —

um dem Triebe

t u n g zu g e b e n .

des Blutes dorthin s e i n e

Ich halte d a h e r

lung die Uebergiessungen

bei d e r

in F i e b e r n

Rich-

Wasserbehand-

für

ein

mindestens

ü b e r f l ü s s i g e s , oft a b e r s e h r zweideutiges M i t t e l , u n d d e s h a l b niemals davon G e b r a u c h 6.

Fall.

Fräulein K . ,

habe

gemacht.

3 0 Jahr alt,

w a r d am

6ten

Mai, n a c h d e m einige T a g e v o r h e r K o p f s c h m e r z u n d S c h w e r e in d e n Gliedern v o r a u s g e g a n g e n w a r e n , plötzlich von e i n e m h e f t i g e n Froste befallen, d e m b a l d s t a r k e H i t z e u n d lich S c h w e i s s folgten.

end-

Die K r a n k e , welche ein J a h r v o r -

h e r ü b e r 6 M o n a t e an e i n e m kalten F i e b e r g e l i t t e n ,

und

m i t C h i n i n übersättigt w o r d e n w a r , b e f a n d sich in g r o s s e r Besorgniss,

dass

schleppenden

auch jetzt w i e d e r

Verlauf

d a h e r an m i c h ,

das F i e b e r

würde,

und

denselben

wandte

sich

u m mit d e r W a s s e r k u r i h r Heil zu v e r -

suchen.

Das Fieber

war

Ganzen

im

nehmen

artete sich

von

als

ein

wesentlichen

dreitägiges

und

Nebenerscheinungen

n i c h t b e g l e i t e t ; es w u r d e n d e s h a l b die e r s t e n vier Anfälle welche

jedesmal

um

fast

eine

Stunde

früher

eintraten,

r u h i g a b g e w a r t e t , u n d nichts dagegen v e r o r d n e t , kalte A b r e i b u n g

nach

d e m Schweissc.

als eine

E i n e S t u n d e vor

d e m f ü n f t e n Anfalle liess ich n u n hier in d e r Anstalt das o b e n n ä h e r a n g e g e b e n e V e r f a h r e n a n w e n d e n , u n d dasselbe a u c h in d e n n ä c h s t e n T a g e n w i e d e r h o l e n . sechste

Anfall

markirte

in d e n G l i e d e r n Kopfes, Bette

indessen

halten.

und nachdem Tage

und

hindurch

Von ich an

sich

eine

konnte da

Der

schwach

erwartete

durch

Ziehen

gewisse E i n g e n o m m e n h e i t die

ab

n o c h zur dem

nur

Kranke

erschien

sich

kein

ausser

Anfall

grösseren Sicherheit

jedesmaligen

des dem

wieder, etwa

8

(früheren) Fieber6*

— tage

die

Brause

und

84



Douclie

hatte

k o n n t e d i e K r a n k e als

vollkommen

entlassen werden.

ist

Es

kein

anwenden

lassen,

genesen aus der

die D a m e , n o c h heute unter meiner B e o b a c h t u n g , sich des besten

Kur

Recidiv eingetreten,

und

erfreut

Wohlseins.

Dieser Fall, bei d e m ich zum

ersten Male d a s

ange-

g e b e n e V e r f a h r e n zur A n w e n d u n g b r a c h t e , w a r d u r c h

den

schnellen

mir

und

nachhaltigen

Erfolg

gewiss

geeignet,

d a s vollste Z u t r a u e n z u e b e n j e n e m V e r f a h r e n

einzullössen,

u n d i c h halte d a h e r k e i n e n l e b h a f t e r e n W u n s c h , bald wieder Gebrauch

eine

Gelegenheit

machen

zu k ö n n e n .

l a n g e auf s i c h 7.

zu

bekommen,

Dieselbe

als um

liess

recht davon

auch

nicht

warten.

Fall.

Frau

Prediger

S.

aus

G.,

34

Jahr

alt,

v o n n e r v ö s e r C o n s t i t u t i o n , litl b e r e i t s g e g e n 6 W o c h e n einem

dreitägigen

Wechselfieber,

das

der

Darreichung

d e s C h i n i n nicht w e i c h e n w o l l t e ,

sich deshalb

in die h i e s i g e W a s s e r h e i l a n s t a l t , u m

Wasserkur

gegen

ihr U e b e l

zu

Mai h i e r a n , u n d b e g a n n

Tage.

Da

bei

d i e s e r Patientin

und

gebrauchen.

am 24.

langte

folgenden

das W e c h s e l f i e b e r

an s i c h trug, dass das F i e b e r h i e r e i n e m e h r

begab

hier die

Sie

d i e K u r am

fern e i n e n v o n d e m v o r i g e n Falle v e r s c h i e d e n e n

in

obige

dürfen,

mehr

sondern

specifischc

die Behandlung

W e i s e a n o r d n e n zu m ü s s e n . liches

3

Verfahren in

abdominelle

beschränken

etwas

schlages

um

auf zu

umfassenderer

I c h e m p f a h l deshalb ein t ä g -

/4Stündiges Dünsten im nassen Leintuchc mit

auf f o l g e n d e m

so

Karakter

G r u n d l a g e z u h a b e n s c h i e n , so g l a u b t e i c h m i c h n i c h t das

an

wiederholten

dar-

abgeschreckten B a d e , das Tragen eines U m den Leib

und

an j e d e m

fieberfreien

Tage

-

85

-

den Gebrauch eines Sitzbades von 1 4 ° R. u n d 2 0 M i n u ten D a u e r , Diät.

und

Nachdcm

regulii'te in entsprechender

Weise

die

dies Verfahren 3 Wochen hindurch fort-

gesetzt war, zeigte sich bezüglich

des Fiebers zwar keine

Veränderung, indem dasselbe regelmässig,

n u r mit etwas

verändertem

andern

Typus,

einen Tag um

den

eintrat,

dagegen war aber in dem Allgemeinbefinden eine unverkennbere bessere

Besserung eingetreten, welche sich Gesichtsfarbe, den

durch

lebhafteren Appetit,

die

die Zu-

nahme der Kräfte und grössere Regelmässigkeit der Stuhlausleerungen kund gab.

Unter diesen Umständen glaubte

ich jetzt nun den Zeitpunkt gekommen, von der Douche u n d Brause in der vorher näher bezeichneten Weise Gebrauch machen zu können,

was denn

auch mit so gün-

stigem Erfolge g e s c h a h , dass bereits nach 6maliger

An-

wendung unter immer schwächer werdenden Anfällen das Fieber ganz

ausblieb, und die Kranke nach einem wei-

tern 1 4 lägigen Aufenthalte in der Anstalt, den ich Behufs einer fortgesetzten Beobachtung, ob sich nicht ein Recidiv zeigen würde, als nolliwendig erachtet halle, geheilt nach Hause zurückkehrte. menes Schreiben

Ein erst vor Kurzem mir zugekom-

der Dame

meldete

mir

ihr

bis

dahin

durchaus ungetrübtes Wohlsein. S.

Fall.

Das zweijährige Kind der Patientin,

von

welcher so eben die Rede w a r , ein schwächlicher K n a b e mit ausgeprägter scrophulöser Anlage, war gleichzeitig mit der Mutter an einem dreitägigen Fieber erkrankt, und da auch

bei

ihm die arzneiliche Behandlung sich bis dahin

unwirksam erwiesen hatte, ben

mit

hierher

gebracht,

so hatte die Mutter den K n a um

ihn

gleichfalls

die

Kur

— b r a u c h e n zu lassen.

86

Ich begann

gen , welche einige Tage macht wurden,

— dieselbe

hindurch

legte auch

mit A b r e i b u n -

täglich

zwei Mal ge-

hier die nasse L e i b b i n d e u m ,

u n d ging d a n n zu den nassen Einschlagungen mit darauf folgender A b r e i b u n g

über.

Dieses n e b e n

c h e n d e n Diät 4 W o c h e n h i n d u r c h Verfahren

reichte

hin,

dem

einer

entspre-

consequent fortgesetzte

Fieber

Gränzen

zu

setzen,

wobei nicht u n e r w ä h n t bleiben d a r f , dass w ä h r e n d

dieser

Zeit das K i n d , das bis dahin unfähig gewesen, zu laufen, so

an K r ä f t e n

gewonnen

lang im Garten herumlief. ein.

hatte, Auch

dass es hier

halbe

Stunden

trat kein Rückfall

— I';h h a b e

seit dieser Zeit m e h r f a c h Gelegenheit

ge-

habt, j ü n g e r e Kinder am kalten Fieber zu b e h a n d e l n , u n d hatte stets U r s a c h e , mit dem Erfolge des eben n e n V e r f a h r e n s zufrieden zu s e i n ,

angegebe-

da in allen Fällen die

H e i l u n g , wenn auch nicht i m m e r s e h r rasch, doch sicher d a d u r c h bewerkstelligt wurde. 9. Fall.

Herr

B.,

Kaufmann,

35

Jahr

alt,

ein

Mitglied u n s e r e s Vereins, den ich bereits f r ü h e r an V e r dauungsbeschwerden

und

oberflächlicher

Lcberanschwel-

lung b e h a n d e l t hatte, fiel mir bei einem zufälligen B e g e g nen

d u r c h sein bleiches abgezehrtes Gesicht u n d die b e -

d e u t e n d e A b m a g e r u n g seines K ö r p e r s auf, u n d theilte mir auf m e i n e Frage nach d e r Ursache einer solchen

ungün-

stigen V e r ä n d e r u n g seines Aussehens mit, dass er bereits längere Zeit an einem kalten F i e b e r litte,

das trotz

aller

dagegen g e b r a u c h t e n arzneilichen Mittel, zu denen er w e gen seiner, eine W a s s e r k u r

ausschliessenden,

ten Zeit gegriffen, nicht weichen wollte und

beschränkihn

im h o -



87

hen Grade hcruntcrbrächte.



I c h e r z ä h l t e i h m n u n von

den

d u r c h das mehrfach erwähnte Verfahren erzielten Erfolgen, und

r i e t h i h m , d o c h a u c h e i n e n V e r s u c h d a m i t zu m a c h e n ,

da dasselbe eben keine

g r o s s e Zeit

in

Anspruch

nehme

u n d d a h e r mit s e i n e n B e s c h ä f t i g u n g e n w o h l v e r t r ä g l i c h s e i n würde.

Eies bestimmte ihn,

gust d . J . zu u n t e r z i e h e n . gen trat das F i e b e r

sich

der K u r

Nach den

w o l l e n , d a s s es s e i n e n

Typus

Au-

auf,

schien

schadlos halten

änderte, und

d r i t t e n T a g , n u n alle T a g e

10.

Anwendun-

mit geringerer Intensität

sich a b e r b a l d d a r a u f w i e d e r d a d u r c h jeden

am

ersten

eintrat.

sonst

Nachdem

dies

m e h r e r e Tage g e d a u e r t , w u r d e n bei fortgesetzter K u r Anfälle i mm e r

schwächer, und blieben

lauf von e t w a 3 W o c h e n zukehren. — theillcn und

in

Douche

keine

worden, und Zeil

reiht

als

sich

dem

zuerst

mitge-

ihm

ausser

Brause

weitere

Wasseranwendung

gemacht

vollkommen

glück-

E r w ä h n t muss noch w e r d e n , dass schon auch

bei

n o c h f o r t d a u e r n d e m F i e b e r n i c h t n u r in d e m A u s s c h n

des

Patienten

nach

die

nach Ver-

auch bei

d e r E r f o l g d e n n o c h ein

l i c h e r g e w e s e n ist. kurze

an,

endlich

g a n z a u s , o h n e bis j e t z t w i e d e r -

D i e s e r Fall

sofern

zu

anstatt

eine

dem sehr

(¡ebrauche günstige

der Douchc

Veränderung

vorgegangen

w a r , s o n d e r n sich a u c h d a s s u b j e c t i v c K r a f t g e f ü h l in n i c h t geringem 10.

Grade gehoben Fall.

Zum

les E r w ä h n u n g alle ü b r i g e n Es

betrifft

Griechen Vaterlande

halte.

Schluss m a g hier

geschehen,

die Heilkraft dieser

aus

Fall

noch eines

welcher noch entschiedener des W a s s e r s

einen

jungen,

J a n i n a , w e l c h e r , vor

documentirt etwa

5 Jahren

vom k a l t e n F i e b e r b e f a l l e n ,

bis

Falals hat.

20jährigen in

zum

seinem Sommer



88



y. J . nicht davon hatte befreit w e r d e n

können.

Allopa-

thie wie H o m ö o p a t h i e erschöpften vergeblich alle ihre Mittel gegen die Krankheit, u n d selbst d e r sonst bei W e c h selfiebern so wohlthätige Einfluss einer V e r ä n d e r u n g

des

W o h n o r t s oder gar des Klima's erwies sich hier ganz u n in Berlin

sein Fieber,

•wie e r es in Janina und Athen gehabt hatte.

wirksam,

denn

der Patient

hatte

E s versteht

sich ü b r i g e n s wohl von selbst, dass das F i e b e r nicht etwa 5 J a h r e h i n d u r c h j e d e n dritten T a g

ohne

Unterbrechung

eingetreten, sondern es handelt sich hier von d e n w i e d e r holten, d u r c h kein Mittel zu v e r h ü t e n d e n Recidiven, welche sich in d e r letzten Zeil der Art gestaltet hatten, dass alle 3 0 T a g e ein sehr heftiger Anfall eintrat, d a n n i m m e r mit wurde.

Unter

fiebervertreibenden diesen

Umständen

gegen

Mitteln wurde

welchen

eingeschritten mir

denn

Patient d u r c h den H e r r n Professor F., ein Mitglied

der unse-

res Vereins, zugeführt, um n u n den Versuch zu m a c h e n , ob nicht d u r c h einen Angriff zu W a s s e r dem h a r t n ä c k i g e n F e i n d e b e s s e r beizukommen sei, als d u r c h die b i s h e r i g e n gewissermassen continentalen.

Die U n t e r s u c h u n g des j u n -

gen M a n n e s ergab, wie dies wohl nicht a n d e r s zu e r w a r ten

stand,

einen

ziemlich

hohen

Grad

von

Schwäche,

welche sich durch Schlailhcit aller B e w e g u n g e n , sehr leichte E r m ü d u n g u n d ein blasses, cachcctisches A u s s e h n dete, namentlich wozu wohl

aber

die sehr

war die H a u t warme

sehr

wollene Bekleidung,

d e m P a t i e n t e n zur V e r h ü t u n g von Erkältungen von bisherigen

Aerztcn vorgeschrieben

haben mochte.

w ar,

bekun-

verweichlicht,

viel

welche seinen

beigetragen

Die Milz war offenbar aufgetrieben,

a u c h die L e b e r liess eine leichte Iiitiimesce;iz

und

nicht v e r -

missen.

Verdauung



89



und

der,

wenn

auch

Stuhlgang zeigten nichts hervorstechend Bei

einer

solchcn Hartnäckigkeit

etwas

frage

Krankhaftes. und

langen

Dauer

d e s U c b e l s k o n n t e n u r von e i n e m e i n g r e i f e n d e n ,

in

sender,

Stufen-

folge

den

Kräften

des K r a n k e n

anzuordnenden

angemessener günstiger

Erfolg

e r w a r t e t w e r d e n , u n d ich r i c h t e t e d e s h a l b d i e K u r ,

welche

der

letzten

Patient

Heilverfahren

am 20.

April

kurze

ein

pas-

Zeit

nach

dem

A n f a l l e b e g a n n , n a c h f o l g e n d e r Scala ein. Z u n ä c h s t w u r d e n , um

den verweichlichten Kranken

m e n t zu

gewöhnen,

Abreibungen

gemacht,

denen

W a n n e folgte.

Nachdem

hen,

wollene Kleidung

und

die

an das i h m f r e m d e E l e -

mehrere Tage

hindurch

bald

die

zwei

dies etwa 8 Tage lang von

kalte

abgeschreckte

der

gesche-

Haut

w a r , o r d n e t e ich d i e t ä g l i c h e n E i n s c h l a g u n g e n

entfernt

in d e r

Art

an, dass d e r Patient 3 T a g e hintereinander j e d e n M o r g e n im n a s s e n

Tuche dünsten, jeden

wollenen D e c k e schwitzen, 12°

nehmen

Tragen

sollte.

Wochen

bades

von

noch 23

der von

Ausserdem

e i n e r alle 3 S t u n d e n

binde anempfohlen, 3

vierten T a g a b e r in

u n d nachher eine W a n n e

und

wurde das

unausgesetzte

zu w e c h s e l n d e n

nassen Leib-

diesen A n o r d n u n g e n

die des Gebrauchs Minuten

K u r z e Zeit v o r d e m

Dauer

eines

und

12°

nach

etwa

täglichen

Sitz-

R. hinzugefügt.

zu e r w a r t e n d e n Anfalle g i n g ich n u n ,

da die Kräfte des Patienten

sich u n t e r

dem

angegebenen

K u r v c r f a h r e n g e b e s s e r t h a t t e n , zur A n w e n d u n g

der Brause

und

in d e r

Art

andern

die

über,

D o u c h e in d e r o b e n dass

an

einem

Douche genommen altcrnirtcn.

angedeuteten

Weise

l ä g e das Sitzbad,

wurden,

und

D e r Anfall blieb aus.

beide

am so

mit

einander

Da indessen auch

schon

— f r ü h e r einmal

90

das F i e b e r



einen 6 0 t ä g i g e n T y p u s

gezeigt

h a t l e , so konnte das Ausbleiben nicht als B ü r g s c h a f t einer zu Stande g e k o m m e n e n Heilung dienen, u n d es w u r d e h e r die K u r

in

u n v e r ä n d e r t e r Weise

forlgesetzt.

da-

Nach-

d e m nun innerhalb eines Zeitraums von 3 Monaten,

wäh-

r e n d welcher d e r Patient das angegebene Heilverfahren in d e r Anstalt g e b r a u c h t h a t t e , kein Anfall m e h r w a r , so glaubte ich

mit Sicherheit

eingetreten

die K u r schliessen zu

k ö n n e n , u n d entlicss den Kranken aus derselben. den Monat

October,

in

welchem

Bis in

d e r j u n g e Mann

Reise nach W i e n antrat, blieb derselbe unter m e i n e r obachtung , und gezeigt h a t t e , berechtigt

so

halten,

da

bis dahin sich

darf ich dass

nachhaltige gewesen ist.

nichts

mich wohl

die Heilung

zu

eine

eine Be-

Regelwidriges der

Annahme

dauerhde

und

II. Fieberhafte Hautausschläge. Ich

wende

heilen,

mich nun

zu e i n e r grossen K l a s s e von K r a n k -

wciche weniger

durch

ihr Auftreten

als

vielmehr

dadurch eine besondere Bedeutung beanspruchen, so häufig,

o b w o h l alle B e d i n g u n g e n

ben sind,

nicht zum Ausbruche

auf d e r H a u t

erschienen,

sondern wieder zurücktreten Ich

sind.

fieberhaften ginn

der

Die

Krankheit

Hautausschläge, die P o c k e n

D i e meisten

formen gehören durch

(Ausschlagsfieber)

die

der

die

Masern,

der

eben

Varietäten,

g e n a n n t e n

in d e r A t m o s p h ä r e

im

Be-

hitzigen Scharlach, der

der Friesel

za den k o n t a g i ö s - f i e b e r h a f t e n ,

ein s p e c i f i s c h e s ,

Kinder

verbundenen gleich

Begriff

Blasenausschlag, dieser

gefährlich-

sie a u c h n i c h t

den

verschiedenen

und

namentlich

den H a u t a u s s c h l ä g e n

geben

bereits können,

m e i n e die a c u t e n o d e r h i t -

und deren Opfer

zu w e l c h e n

in i h r e n

lauf, d e r N e s s e l werden.

mit

Rcactionen

die

sie

gege-

oder,

und dadurch

von w e l c h e n

so häutig b e f a l l e n w e r d e n , selten

kommen,

dort n i c h t f r n r t w e r d e n

sten Zufälle h e r v o r r u f e n . zigen H a u t a u s s c h l ä g e ,

dass

dafür i m B l u t e

Rothgezählt

Krankheitsindem

erzeugtes

sie

Con-



92



tagium hervorgerufen, in's Blut abgesetzt, u n d dem organe

zur

kritischen A u s s c h e i d u n g

Man r e c h n e t

dahin

die M a s e r n ,

Haut-

übertragen

werden.

den S c h a r l a c h

u n d die

P o c k e n , welche m e h r e r e M e n s c h e n zugleich in d e m s e l b e n Orte, wo die E p i d e m i e h e r r s c h t , befallen, u n d d a h e r auch den Namen

epidemische Hautausschläge

tragen.

Die a n -

d e r e n , wie d e r Rothlauf, der Nessel- und Blasenausschlag, d e r Friesel, verdanken j e d o c h meist im I n n e r n nismus selbst liegenden gesellen sich blosse

des O r g a -

ihre E n t s t e h u n g ,

und

auch wohl a n d e r e n Krankheitszuständen

Symptome

Obschon

Ursachen

nun

zu,

was

namentlich

diese Ausschläge

stets

vom

ein

als

Friesel

gilt.

Allgemeinleiden

des Organismus h e r v o r r u f e n , so stehen doch die meisten derselben

zu

einzelnen Systemen

einer speciellen B e z i e h u n g ,

und

oder

Organgeweben

lassen

in

sich daher s c h o n

aus d e r u r s p r ü n g l i c h e n AfTeclion dieser letztem, n o c h vor i h r e m sichtbaren E r s c h e i n e n auf d e r H a u t , mit ziemlicher Gewissheit vorhersagen. vorzugsweise

die

So ergreift d e r

Schleimhaulgewebe,

Masernausschlag namentlich

die

Schleimflächen der A t h m u n g s o r g a n e , u n d kündigt sich daher

durch

Katarrhalerscheinungen

an,

wie

denn

auch

ü b e r h a u p t acute u n d chronische L u f t r ö h r e n - und L u n g e n entzündung u n d

selbst

später

sich entwickelnde

Lungen-

schwindsucht nicht seltene Folgen dieser Krankheit sind. Dagegen

afficirt

der

Scharlachausschlag

wiederum

vorzugsweise die serösen O r g a n e u n d vornämlich die kleidenden H ä u t e H ä u t e des H e r z e n s

und Bedeckungen und

der

grossen

des H i r n o r g a n s , arteriellen

ausdie

Geiässe,

woher die oftmals sehr rasch eintretenden wässrigen A u s schwitzungen

als P r o d u k t e

u n d Niederschläge

eines

ent-

— 93 ziindlichen

Leidens

-

der Spinnwebenhaut

w i e d e s U e b e r z n g s der L u n g e n klären sind.

und

des

Gehirns,

des H e r z e n s

A u s s e r d e m ist d e r S c h a r l a c h

stets

er-

mit

be-

d e u t e n d e n S c h l i n g b e s c h w e r d e n im I l a l s c v e r b u n d e n . so

steht

die

Rose

zu

den

Centralorganen

des

so

zu

EbenVenen-

s y s t e m s , d e r L e b e r u n d P f o r t a d e r , in e i n e r i n n i g e n V e r b i n d u n g , w o h e r die galligen, oft gelbsiiehtigen E r s c h e i n u n g e n , welche

dieses

sind. — ist

als

Leiden

Das

die

Reflex

würdigen.

zu

begleiten

der

Reaclion

des

des

auf

Grundleidens,

dem

der

epidemischen

Constitution.

notwendiges,

treten

hier

in m i l d e r e m

alle

regelmässig,

massig

über

und

macht

einen

entwickeltes

Ficberleidcn Richtungen grosser steigern,

in

den

Ausschlags

ganzen

Körper

verbreitet,

und

normalen

Ausdruck

Verlauf.

ganz

oder

in

auftretenden

Von

diesem

kann

diametral

zeugenden

sich

der

mit sich

entgegengesetzter Weise

Nervenfiebers

F ä l l e n , d i e d u r c h Heftigkeit

das

auseinandergehende

Entzündungsfiebers

z u r Tiefe d e s stets von e i n e m M a n g e l tion

örtlichc,

des

organischen Reaclion zwei

Karakter.

wie

a b s c h w e i f e n , n ä m l i c h bis zur H ö h e e i n e s

Heftigkeit

es

Entzündungs-

allgemeine

regelmässigen

jedoch

verhalt

oder gastrischen

gutartigen

Standpunkte der

herrschenden

Grade

Grade hervor, der Ausbruch

einen durchaus

beruhenden

der

Im m i t t l e m

Symptome,

trägt

mittlem

selbst

und

zu der

Durchbildung des Ausschlages

fieber mit d e m katarrhalischen

erfolgt

Fieber

Gesammtorganismus

Ausschlage

individuellen

sich als e i n , zur A u s - u n d

Es

abzuleiten

begleitende

E s richtet sich d e s h a l b a u c h g e n a u n a c h

Heftigkeit

absolut

pflegen,

Ausschlagskrankheit

bis

Gesammtreac-

senken.

In

beiden

der Ausschlagskrankheit

und



94 —

die individuelle Constitution des Ausschlagsliranken, endlich auch durch den eigentümlichen Karakter der herrschenden Epidemie bedingt werden, treten Unregelmässigkeiten in den allgemeinen und örtlichen Erscheinungen auf. Es kann nämlich der Ausschlag, wegen zu heftiger oder ungenügender Allgemcin-Reaction, nicht gänzlich zum Durch- und Ausbruch kommen, wird im Innern des Organismus zurückgehalten, und erregt dann entweder Entzündungen innerer edler Organe in allen drei Körperhöhlen, vorzugsweise aber des Gehirns und der Athmungswerkzeuge, oder führt bei gänzlich verhindertem Reinigungsprozesse des davon angesteckten Blutes, typhöse Zufälle herbei, indem die durch das angesteckte Blut angegriffenen Centraltheile des Nervensystems die sogenannten Nervenzufälle, wie Krämpfe, Delirium, Betäubung, Darniederliegen der geistigen und körperlichen Kräfte etc. hervorrufen. Aus dem bis hierher Vorgetragenen geht nun hervor: 1 ) dass allen hier genannten Aüsschlagskrankheiten eine gemeinschaftliche Ursache zum Grunde liegt, die A n steckung nämlich des Blutes mit einem aus der Atmosphäre oder durch Uebertragung aufgenommenen Krankheitsstoffe, 2 ) dass dem Organismus die Aufgabe obliegt, diesen KrankheitsstofT in einer, der eigentümlichen Natur dieses letztern entsprechenden Ausdrucksweise an die Haut abzusetzen, 3.) dass dieser Prozess, gleich allen des Lebens, unter fieberhaften sich geht, die, sollen sie ihrem einen mitttlern Grad der Stärke

anderen Reaclionen Erscheinungen vor Zwecke entsprechen, haben müssen,

— 4)

95

-

endlich, dass alle Gefahr bei den hitzigen Ausschlagskrankheiten

daher

rührt,

Ausscheidungsprozess

aus

dass

jener

dem

Blute

von Statten geht, was eben hoch

gesteigerten

so gut

Fieberzustand

naturgemässc nicht

durch

wie

gehörig einen

durch

zu

Mangel

einer fieberhaften Reaction herbeigeführt werden kann. Für die Thäligkeit des Arztes ergeben sich nun aus diesen Sätzen folgende 1)

Normen:

E r muss das F i e b e r als Heilbestrebung des Organismus,

sich

von

einem

ihn

belastenden

Krankheits-

stoffe zu befreien, ansehen, und demgemäss so leiten, dass es so lange Stärke

behauptet,

bis

einen

die durch dasselbe

mittelnden Ausscheidungen — zu Stande 2)

dasselbe

mittlem Grad der zu

ver-

hier der Ausschlag



gekommen.

E r muss in passender Weise dafür sorgen, dass der Ausschlag in der seiner

e i g e n t ü m l i c h e n Natur ent-

sprechenden Dauer auf der Haut fixirt wird. 3)

E r muss endlich, Einwirkungen in

Folge

wenn

durch

äussere

oder

dessen

andere

krankhafte

rufen, und so das Blut gewissermassen Ich würde mich dem,

nur wiederholen

was ich bereits

und

Erscheinungen

auftreten, darauf bedacht sein, ihn wieder

ich nach

innere

der Ausschlag zurückgetreten ist,

hervorzu-

zu entgiften.

müssen,

früher bei

den

wollte Fiebern

gesagt, hier des W e i t e r n auseinandersetzen, wie die erste der eben aufgestellten Heilindicationen zu erfüllen sei, da j a das dem Ausschlage vorangehende F i e b e r hier wie dort das Hauptobject

der

dabei natürlich auch

ärztlichen

Thätigkeit a b g i e b t ,

und

dieselben Hcilvorschriften massgebend

_



sind. Stellt sieb daher bei einem Rinde ein durch die bekannten Symptome steh äussernder Fieberzusland ein, und glaubt man aus den begleitenden Erscheinungen, so wie aus der herrschenden Krankheitsconslilution auf einen im Hintergrunde befindlichen Ausschlag schliesscn zu dürfen, so sucht man durch die verschiedenen, bereits näher erörterten "Wasseranwendungen den Organismus so zu stimmen, dass er zur Durchführung der ihm nun obliegenden Aufgabe wohl befähigt sei, d. h. man stimmt die Fieberbewegungen, wo sie zu heftig sind, bis zu dem mittleren Grade herab, oder steigert sie bis zu demselben Grade hinauf, welcher zur Absetzung des Ausschlags aus dem Blute auf die Haut erfahrungsgemäss als der geeignetste sich bewährt hat. Bei sehr heftigem Fieber werden daher die wiederholten nassen Einschlagungen, die A b reibungen, so wie die feuchten Umsehläge auf die vorzugsweise afficirten Parthieen zur Anwendung kommen müssen, bei mangelnder Reaction aber die Reibebäder und Abreibungen an ihrem Platze sein, um den Ausschlag hervorzurufen. Dass der sich noch aus früheren Zeiten, wo man über die in Frage siehenden Krankheiten so irrige Begrifie hatte, herschreibcnde Irrlhum, dass Källc und Nässe den Ausschlag unterdrücken und somit gefährliche Folgen haben können, soweit dies die methodische "Wasserkur betrifft, aller Begründung entbehrt, dürfle wohl kaum eines weitern Beweises bedürfen, da Theorie wie Praxis der Wasserheilmethode es unwiderlegbar gelehrt haben, dass es kein kräftigeres Mittel zur Hervorbringung des Ausschlags gebe, als gerade die energische Bearbeitung des Hautorgans durch eine zweckge-

_

97 —

mässe Anwendung des w e h r oder minder kalten W a s sers, — Zur Erfüllung der zweiten fatilication, den Ausschlag in der ihm e i g e n t ü m l i c h e n Dauer auf der Haut zu fixiren, und sein Zurückweichen vian derselben zu verhüten, dient neben Vermeidung aller diätetischen Regelwidrigkeiten ganz besonders das forlgesetzte tägliche E i n schlagen in nasse Tücher, weil hierdurch fortwährend ein reges peripherisches Leben unterhalten und so die Haut befähigt wird, die ihr gewordene Aufgabe genügend d u r c h zuführen. Bei nicht zu starkem Fieber wird ein tägliches einmaliges Dünsten, wobei der Patient etwa eine Stunde hindurch im nassen Leintuehe verharrt, genügen. — Was endlich die dritte Indieation betrifft, die nämlich, den Ausschlag wieder auf der Haut hervorzurufen, wo er durch innere oder äussere Einflüsse von derselben verschwunden, so werden hier zunächst diejenigen Anwendungen des kalten Wassers Pfalz greifen müssen, welche durch die plötzliche, mit einer gelinden mechanischen Erschütterung verbundene Einwirkung der Kälte das besondere Leben des ganzen äussern Hautorgans schnell und durchdringend verändern, erschüttern und erregen. Diese Erschütterung und Erregung pflanzt sich dann auf den ganzen Organismus fort, nicht bloss in allen nervösen Gebilden und im Gehirn sich kund gebend, sondern auch im Säfteumtrieb und allen Absonderungen sich offenbarend. Unter den hierher gehörigen Applicationsweisen stehen die kalten üebergiessungen oben an, welche mit darauf folgenden Reibungen verbunden, in passender Zeitfolge zu wiederholen sind. Ist dadurch erst wieder die Thätigkeit in der Haut hervorgerufen, so dienen dann die wiederholten nas-

7

sen Einschlagungen, um dem Triebe der Säfte die Richtung nach Aussen zu geben, und so den unterbrochenen Reinigungsprozess des Blutes wieder a u f s Neue anzufachen. Ich werde nun aus meiner Praxis einige Fälle hitziger Hautausschläge, in denen sich das Wasser bewährt hat, mittheilen, und beginne gleich mit demjenigen fieberhaften Ausschlag, bei welchem noch heute die Anwendung des Wassers unter Aerzten und Laien als höchst gefährlich und verderblich am meisten verschrieen ist. 1. Fall. H e r r L., ein robuster Mann von 5 0 J a h ren, erkrankte am 12. Juni v. J. an einem von den b e kannten gastrischen Zeichen (verdorbenem Geschmack, Appetitlosigkeit, Uebelkeit, gelblicher Färbung der Augenbindehaut, gelblich belegter Zunge) begleiteten Fieber, das mit Frost begann, dem bald heftige Glühhitze und starker Kopfschmerz folgten. Mit der Wasserkur vertraut, glaubte er dem Fieber durch passende Diät, ruhige Lage im Bett und wiederholte Abreibungen genügend begegnen zu können. Als jedoch am 2. Tage sich ein äusserst heftiges Brennen und Jucken in der Haut der linken Gesichtshältte einstellte, und sich bald darauf an der b e zeichneten Stelle eine rosenartige, an der Peripherie in's Blassgelbliche spielende, glänzende, dem Fingerdrucke weichende, gleichmässig verbreitete Rothe und Geschwulst mit starken, von der Empfindung einer zuckenden und brennenden Hitze begleiteten Schmerzen entwickelte, licss er mich noch am Abend des 3ten zu sich citiren. Die eben bezeichneten Erscheinungen, verbunden mit dem gastrischen Karakter des Fiebers, liessen wohl keinen Zweifel übrig, dass hier diejenige Krankheit vorlag, welche



99



man mit dem Namen der Gesichtsrose zu bezeichnen pflegt. Die Heilindicationen, welche sich mir hier für die Behandlung darboten, konnten keine anderen sein, als zunächst Mässigung des nicht unbedeutenden Fiebers, dann aber in Berücksichtigung der eigenthümlichen Geneigtheit der Gesichtsrose, leicht von der äussern Haut zurückzutreten und sich auf das Gehirn selbst, namentlich die Häute desselben zu werfen, Sorge für zweckmässige Fixirung des Exanthems auf der Haut. Zu dem Ende liess ich den Kranken mehrmals hintereinander in nasse Leintücher einschlagen, in deren letztem er bis zum vollständigen Feuchtwerden der Haut verharren und dann kalt abgerieben werden sollte, gleichzeitig aber eine dicke angefeuchtete Compresse ü b e r die befallene Gesichtshälfte legen und mit einem trocknen Tuche bedecken. Nebenbei wurde reichlicher Wassergenuss und die Application eines oder nach Bedürfniss mehrerer kalter Klvstire zur Erzielung von Leibesöffnung angeordnet. — Bei meinem Besuche am andern Morgen erfuhr ich, dass Patient in dem letzten Leintuche gut geschwitzt und die Nacht zwar unter Schmerzen, jedoch ruhiger als die vorige zugebracht hatte, die örtlichen Erscheinungen im Gesichte waren dieselben, wie am vergangenen Tage. Verordnung: zweimaliges Einschlagen in nasse Leintücher, fortgesetzter kalter, alle 2 — 3 Stunden zu wechselnder Umschlag auf die entzündete Stelle und gleichzeitige Application eines solchen auf den Unterleib, Klystire. Unter diesem Verfahren verloren sich schon nach einigen Tagen die Fieberbewegungen, während gleichzeitig Rothe und Geschwulst des Gesichts allmälig a b n a h men, so dass bereits am 16ten der Kranke das Bett v e r 7*



10©



lassen und sich am l ö t e n wieder Beschäftigungen hingeben konnte.

seinen gewähnlichen

Dieser Fall, der nicht etwa vereinzelt in meiner Praxis dasteht, sondern dem sich mehrere ähnliche, mit gleichem Erfolge behandelte Krankheitsfälle ansehliessen, bekundet wohl ganz unwiderlegbar, dass die Annahme, die Rose vertrage keine Kälte und Nässe, auf die von der Wasserheilmethode für diese Krankheit aufgestellten Behandlungsnormen keine Anwendung findet, dass vielmehr diese Therapeutik zu sicherern und bessern Resultaten führt, als die Anwendung der bisher üblichen Breoh- und Abführmittel in dem genannten Leiden. Im Frühjahre 1 8 4 8 wurde ich in einer 2. Fall. Familie, deren Hausarzt ich war, des Nachts zu einem einjährigen Kinde gerufen, d a s , den ganzen Tag schon unruhig, gegen Abend starke Hitze bekommen hatte, und etwa eine Stunde vor meiner Ankunft in Krämpfe verfallen war. Ich fand das Kind mit allen Symptomen einer Gehirnaffection, starrer Pupille, nach hinten überliegendem, in das Kissen bohrenden Kopfe und den übrigen bekannten Erscheinungen eines Hirnleidens. Unter diesen Umständen konnte, zumal bei dem so zarten Alter des Kindes, die Vorhersage eben nicht günstig sein; ich liess indessen das Kind in nasse Tücher einschlagen, und in einem Zeitraum von einer Stunde dies 4 mal wiederholen. Auf den Kopf wurden fortwährend kalte Umschläge gemacht. Nachdem das Kind in der letzten Umhüllung etwa eine Stunde gelegen hatte, liess ich nach erfolgter kalter Abreibung mit den Einschlagungen aussetzen, um den Erfolg nun einige Stunden abzuwarten. Derselbe liess



im



sich denn auch nicht lange erwarten, denn schon am Morgen brachen auf der ganzen Haut die Windpocken hervor, und mit ihnen war jedes beunruhigende Symptom verschwunden; das Kind genass sehr bald vollständig. Dieser Fall giebt einen neuen Beleg für die Richtigkeit meiner bei der Darstellung der Wirkungsweise der wiederholten kalten Einschlagungen bereits früher gegebenen Erklärung, dass nämlich diese Einschlagungen nicht etwa allein durch die dabei stattfindende Wärmeentziehung wirken, sondern dass ihr Effect vorzugsweise in der d a durch angeregten centrifugalen Strömung des Blutes gesucht werden müsse. Wäre das erste der Fall, so liesse sich nicht wohl absehen, wie der Ausschlag, dessen speciflscher Stoff die Blulmasse gewissermassen vergiftet und durch Rückwirkung auf die Nerven die genannten Erscheinungen hervorgerufen hatte, so schnell in die Haut hätte abgesetzt werden können. Erklärlicher wird aber der ganze Vorgang, wenn man die Anregung der centrifugalen Strömung des Blutes und die dadurch erhöhte abscheidende Thätigkeit des Haulorgans als die eigentliche Heilwirkung der nassen Leintücher acceptirt. Es ist hier auch wohl die Frage aufzuwerfen gestattet, was ein allopathischer Arzt unter den oben angedeuteten Umständen gelhan hätte. Die Antwort erscheint nicht zweifelhaft, er würde sicher antiphlogistisch verfahren sein, d. h. Blutegel gesetzt und durch Calomel oder ein anderes Abführmittel auf den Darmkanal abgeleitet, dadurch aber wahrscheinlich den Ausbruch des Ausschlags auf der Haut erschwert, ja vielleicht zum Verderben des Kindes ganz unmöglich gemacht haben.

— 103 — 3. Fall. Einige Wochen nach dem eben mitgetheilten Krankheitsfalle wurde ich eines Morgens zu der zehnjährigen Tochter einer Familie, in welcher ich gleichfalls Hausarzt war, mit dem Bemerken gerufen, dass sich auf der Haut des Kindes ein rother Ausschlag gezeigt habe. Bei einer nähern Untersuchung desselben, stellte es sich unzweifelhaft heraus, dass Scharlach zugegen war. Gleichzeitig befand sich das Kind aber so wohl, zeigte ein so geringes Fieber, einen so regen Appetit, dass ich mich lediglich auf die Empfehlung einer entsprechenden Diät und die Anordnung, das Kind in einem wohl verwahrten, vor jeder Zugluft geschützten Zimmer im Bette zu erhalten, beschränken zu können vermeinte. Obwohl diesen Vorschriften mit der mir bei der Mutter der K r a n ken wohl bekannten Pünktlichkeit und Sorgfalt nachgekommen wurde, ward ich dennoch schon um 1 2 Uhr Mittags, also etwa 4 — 5 Stunden nach der Eruption, wie der eilig hin citirt, und fand bereits das Kind in einem höchst gefahrdrohenden Zustande. Der Scharlach war von der Haut verschwunden, das Kind lag in den heftigsten Konvulsionen, liess alle Ausleerungen unter sich gehen und hatte einen kaum mehr fühlbaren, übermässig schnellen Puls. Unter diesen Umständen erklärte ich denn den Eltern, dass hier nur von der energischsten Anwendung des Wassers noch vielleicht Hülfe zu erwarten stände, und dass namentlich sofort zu kalten Uebergiessungen geschritten werden müsste. Dies wurde indessen verweigert, und die Hülfe mehrerer der renommirtesten allopathischen Aerzte in Anspruch genommen. Allein die von diesen gereichten Mittel erwiesen sich zur Wiederhervor-

— r u f u n g des Ausschlags

103 — d u r c h a u s unwirksam,

selbst

das

B r e n n e n in der Gegend der Rückenwirbel blieb nicht u n versucht, und d e r T o d des Kindes 48

erfolgte bereits

nach

Stunden. Dieser Fall, obgleich

sein Ausgang

g e w e s e n , ist d e n n o c h nicht er die schon

so

ein

so trauriger

ohne I n t e r e s s e , e i n m a l ,

oft beobachtete Perfidie des

weil

Scharlach-

exanthems wiederholt in das hellste Licht stellt, dann a b e r , weil es nach

den

von mir

und Andern

f a h r u n g e n m e h r als zweifelhaft bleibt,

gemachten

ob d e r

Er-

Ausschlag

ü b e r h a u p t zurückgetreten wäre, wenn ich sogleich das K i n d hätte einschlagen lassen, und d a d u r c h

der Scharlach

d e r H a u t fixirt worden wäre.

das so sehr

Durch

auf gün-

stige Be/inden d e r Patientin hatte ich, der ich gern j e d e n unnützen

ärztlichen

Eingriff am Krankenbette

vermeide,

mich berechtigt geglaubt, auf die blosse A n o r d n u n g einer passenden

Diät

mich zu

b e s c h r ä n k e n ; ich glaube a b e r ,

d a r a n Unrecht getban zu h a b e n , und habe es mir seitdem zur Pflicht gemacht, in allen ähnlichen Fällen, trügen sie

auch noch so bcstcchcndc Aussenseileit,

durch

holte Einwickelungen

des Ausschlags

einem Zurücktreten

vorzubeugen. — Dass übrigens

namentlich im

die ältere Methode gegen diese unglücklichen keine

Gewähr

leistet,

d a f ü r spricht

wohl

-wiederScharlach

Richtungen

unwiderlegbar

die grosse Zahl der Todesfälle in dieser K r a n k h e i t , es wird genügen,

um

nur

einen Beleg d a f ü r zu

und

geben,

an die vor Kurzem veröffentlichte Notiz zu e r i n n e r n , dass in Breslau allein in d e m J a h r e 1 8 5 0 d e m Scharlach als O p f e r gefallen

gegen 6 0 0 K i n d e r

sind.

Ebenso bringen

a u c h die Zeitungen nicht selten Todesanzeigen,

nach

de-

— 104 — nen in einer Familie zwei und drei Kinder rasch hintereinander von diesem gefahrlichen Uebel hinweggerafft worden sind. -— Ob in dem vorliegenden Falle die von mir proponirte Behandlung vermögend gewesen wäre, das Exanthem auf die Haut zurückzurufen, und so dem u n glücklichen Ausgange vorzubeugen, lässt sich allerdings nicht mit Sicherheit bestimmen, ich glaube mich indessen berechtigt halten zu dürfen, diese Frage bejahend zu entscheiden, da Theorie wie Praxis jenes Verfahren als ein überaus wirksames hinstellen, wo es sich darum handelt, die erlahmende Thätigkeit der Haut wieder aufzurichten, und eine durch sie zu bewirkende Abscheidung aus dem Blute durchzuführen. Der folgende Fall kann dafür als ein neuer Beleg gelten. Ein Knabe von 4 J a h r e n , welcher schon 4. Fall. mehrere Tage an einem Scharlachausschlage durch den allopathischen Arzt der Familie behandelt worden, verfiel plötzlich in Zuckungen, und mit ihnen verschwand der Scharlach von der Haut. Blutegel an den K o p f , kalte Umschläge auf denselben, mannichfache innerlich dargereichte Mittel erwiesen sich in so fern unwirksam, als zwar die Krämpfe momentan cessirten, der Ausschlag aber nicht wieder erschien , die Haut kühl und unthätig blieb, u n d alle Symptome eine weitere gefahrdrohende EntWickelung des Ciehirnleidens andeuteten. Unter diesen Umständen wurde die Anwendung des Wassers beschlossen. Der Knabe ward in eine mit Wasser von 18° R. massig gefüllte kleine Badewanne gesetzt und hier 5 Minuten lang von mehreren Menschen kräftig gerieben, während gleichzeitig ab und zu Wasser ans einer Erhöhung über

— 105 — ihn ausgegossen wurde. Unmittelbar nach dem Bade ward das Kind in ein gut ausgewundenes Leintuch gewickelt, das, nach erfolgter Erwärmung, immer wieder von Neuem mit einem andern vertauscht w u r d e , so dass der Knabe etwa 8 Stunden hindurch nicht aus den nassen Tüchern herauskam. Gleich nach der Application des letzten T u ches stellte sich ein ruhiger, von einem gleichmässigen Athem begleiteter Schlaf e i n , der etwa 2 Stunden lang anhielt; als hierauf das sehr heisse Kind ausgewickelt w u r d e , zeigte sich zu meiner grossen Befriedigung der Scharlach über die ganze Haut verbreitet, und mit ihm waren alle gefahrdrohenden Symptome dauernd beseitigt. Fortgesetzte Einschlagungen in grösseren Intervallen vollendeten die Kur, aus welcher der Knabe als vollkommen genesen hervorging.

III. Syphilis. I c h wende mich jetzt zu einer nähern, den Gränzen dieser Schrift entsprechenden Würdigung der Heilwirkungen des methodisch angewandten Wassers in denjenigen Krankheitsformen, welche unter dem generischen Namen der Syphilis bekannt s i n d , auch wohl, freilich sehr euphemistisch, die g a l a n t e n Krankheiten genannt werden, obschon sie nur zu oft sich gegen J e d e n , der ihre Bekanntschaft zu machen verurtheilt i s t , sich nichts weniger als galant zu benehmen pflegen. Wenn ich bei der in den vorhergehenden Blättern enthaltenen Abhandlung ü b e r die Heilkraft des kalten Wassers in fieberhaften Krankheiten, die Erscheinungen dieser letztern, ihren Verlauf und ihr Wesen wenigstens cursorisch andeuten zu müssen geglaubt, so bin ich wohl, was namentlich die Symptome betrifft, hier dieser Verpflichtung ü b e r h o b e n , da bei der grossen Häufigkeit der syphilitischen Krankheiten es leider nicht alzu viele Leser geben dürfte, denen durch eigene, oft wiederholte Erfahrung nicht Gelegenheit genug geboten worden wäre, sich mit den karakteristischen Erscheinun-

_

107

_

gen der hierher gehörigen Krankheitsformen vertraut zu machen. Ich begnüge mich daher hier zu bemerken, dass man die Syphilis gewöhnlich in eine primäre, welche die mehr oder weniger rasch nach der Infection an dem Orte der Ansteckung auftretenden Erscheinungen umfasst, und in eine secundare oder conseculive, welche mittelst einer Vergiftung der Blutmasse mit dem specifischen Stoffe in Folge der primären Syphilis an einem vom Orte der Ansteckung entfernten Organe krankhafte Erscheinungen hervorruft, e i n z u t e i l e n pflegt, und wende mich gleich zu einer nähern Besprechung der einzelnen, der erstem Kategorie angehörigen oder doch mit ihr verbundenen Formen. / . Die Gonorrhoe, der Tripper. Es ist dies diejenige Krankheit, welche in einem mehr oder minder kurzen Zeiträume, gewöhnlich zwischen dem 3ten bis 8ten Tage, nach dem die Ansteckung vermittelnden Coitus aufzutreten pflegt, und sich durch die bekannten Erscheinungen, Rothe der H a r n r ö h r e n m ü n d u n g , Schmerz beim Urinlassen und den Erectionen, so wie durch den Ausfluss eines in Consistenz und Farbe verschieden gearteten Schleime« karakterisirt. Man hat sich vielfach darüber gestritten, ob die hier genannte Gruppe von Erscheinungen ihren Grund in einem eigenthümlichen Contagium h a t , das specifisch und mit N o t w e n d i g k e i t diese K r a n k heitsform und ihre Folgen erzeugen müsse, d. h. mit a n deren W o r t e n , ob es denn überhaupt einen s y p h i l i t i s c h e n Tripper g e b e , oder ob dieser letztere nicht bloss eine Entzündung sei, wie sie auch bei allen übrigen Schleimhäuten mittelst verschiedenartiger, durch P r ä d i s -



108



Position verstärkter Einflüsse hervorgerufen werden kann. Bass dieser Streit über die eigentliche Natur des genannten Uebels eine nicht unerhebliche practische Bedeutung h a b e , ist wohl Jedem einleuchtend. Denn resultirt der Tripper aus einem specifischen, auch den übrigen syphilitischen Erscheinungen zum Grunde liegenden Gifte, so liegt die Idee nahe, auch gegen ihn speciflsch, d. h. mit Quecksilber zu operiren, wie dies auch im vorigen J a h r hunderte fast allgemein von den Aerzten geschehen ist. Entbehrt dagegen der Tripper der speeifisch-syphilitischen Grundlage und unterscheidet er sich nur durch seinen Sitz von anderen Entzündungen der Schleimhäute, so wird es auch keines specifischen Heilmittels bedürfen und es werden bei ihm keine anderen, als die für jene Entzündungen geltenden Heilprinzipien zur Anwendung kommen. Eine vorurteilsfreie Kritik der hier concurrirenden Thatsachen hat nun aber ergeben, dass das dem Tripper zum Grunde liegende Contagium allerdings verschieden von dem des Schankers sei, und dass es daher streng genommen einen s y p h i l i t i s c h e n Tripper nicht g e b e , dass aber die Meinung Derer, welche in dem Tripper nur eine gewöhnliche, hier durch den örtlichen Contact mit dem scharfen, ätzenden Schleime der weiblichen Scheide veranlasste Entzündung der Schleimhaut ohne alle specifische Bedeutung sehe», irrig und mit den dureh die Erfahrung constatirten Thalsachen nicht zu vereinen sei. Denn man bringe nur einmal den aus der Harnröhre abgesonderten Schleim in die Augenschleimhaut, in die Nase, in's Ohr und man wird sich dvirch die oft furchtbaren Wirkungen sehr bald überzeugen, dass es mit der Sache doch eine



109



eigene ß e w a n d t n i s s h a b e , u n d dass d e m T r i p p e r allerdings ein giftiges, oft s e h r giftiges ( k m l a g t u m gen müsse. der T r i p p e r ,

tirunde

Contagium

eine

von

beruhenden

fncubaüons-

Krankheiten

oder

der

u n d d e n ersten

m e n derselben

weniger

eine m e h r

oder

was k a u m zu erklären

Fall,

Ilebrütungsstadium

indem m i s c h e n der Ansteckung fliesst,

lie-

wie dies b e i allen ü b r i g e n , auf einem a n i -

malischen Art

zum

D a f ü r s p r i c h t a u c h noch die T h a t s a c h e , dass

wäre,

hat,

Sympto-

lange Zeit

ver-

w e n n die K r a n k h e i t

mir von d e m s c h a r f e n , ätzenden, in d e r weiblichen Scheide abgesonderten

Schleime

herrührte,

da

dessen

Wirkung

sich d a n n unmittelbar geltend m a c h e n , u n d die H a r n r ö h r e schon nach wenigen Minuten z ü n d u n g versetzen inüsstc. gen w e r d e n , tikern fehlt,

oder doch Stunden in E n t -

Endlich darf nicht v e r s c h w i e -

dass es auch nicht an g l a u b w ü r d i g e n welche nach d e m T r i p p e r allgemein

tische E r s c h e i n u n g e n b e o b a c h t e t h a b e n

wollen,

Praksyphili-

ganz

be-

sonders a b e r , dass so häufig mit u n d vorzüglich nach zu früh gestopften T r i p p c r n rheumatische Zufälle in den lenken a u f t r e t e n , Schluss und

auf

nur

welche

mit ziemlicher Sicherheit

die speciüsche Natur

dadurch

zu

erklären

des T r i p p e r s

sind,

dass

gestatten,

hier

ein Gift,

das sich d u r c h örtliche E n t l e e r u n g hätte erschöpfen sen, gewaltsam auf a n d e r e Theile z u r ü c k g e t r i e b e n ist.

Wie

wichtig dies

letztere M o m e n t f ü r die

Geeinen

müs-

worden Behand-

lung d e r h i e r in Hede s t e h e n d e n Krankheit ist, darf wohl nicht erst b e s o n d e r s h e r v o r g e h o b e n Werfen Heilmethode

wir

nun

werden.

einen Blick auf die bisher übliche

des T r i p p e r s ,

so

bemerken

wir,

dass

sich

namentlich zwei Behandlungsweisen geltend gcmacht h a b e n .



110

Die eine besteht darin,

dass man durch scharfe zusam-

menziehende Einspritzungen den ersten Tagen



in die Harnröhre

nach der Ansteckung

gleich

in

den Ausfluss zu

stopfen, und so der ganzen Krankheit gleichsam mit einem Schlage ein Ende zu machen sucht. genannte Abortivmethode,

Es ist dies die so-

welche ihren hervorragendsten

Vertreter in dem französichen Arzte Ricord stützt auf seine Ansicht,

findet.

Ge-

dass dem Tripper keine speci-

fische Ursache zum Grunde liege, hält er jenes plötzliche Coupiren des Ausflusses für durchaus gefahrlos, ja für die einzige sichere etwa

vorbeugende Behandlung

entwickelnden

Trippers

Erscheinungen.

ist bekannt",

sagt e r ,

Folgen sind unbekannt. heischt es

also,

ihn

aller später sich

„Der

„sein

Der A^ortheil

Ende

Anfang und

des seine

des Patienten e r -

so schnell als möglich von seinem

Ausflusse zu heilen."

Es kann wohl nicht auflallen, dass

die eben entwickelte,

durch die Autorität eines in dieser

Specialität

(ob

mit R e c h t ? ! ) hochgefeierten Namens

tragene Ansicht bei vielen Aerzten,

fast allen Patienten, denen eine so expedite W e i s e , eines lästigen, schmerzhaften,

ge-

namentlich aber bei sich

nur zu oft chronisch wer-

denden Uebels zu entledigen, gewiss sehr willkommen sein musste, dass diese Ansicht, klang gefunden hat.

sage i c h ,

bedeutenden

An-

Und dennoch ist die darauf basirte

Heilmethode nichts weniger als e m p f e h l e n s w e r t ,

da sie

einmal keinesweges stets anwendbar, d a n n , wo sie angewendet werden kann,

nicht immer das versprochene R e -

sultat ergiebt, endlich in den Fällen, wo der Zweck, Stopfung des Trippers, wirklich erreicht worden, dem Patienten sehr erhebliche Gefahren bereiten kann.

Angewendet



III —

kann die Methode deshalb in vielen, ja den meisten Fällen nicht

werden,

weil

schoti

entwickelte

in der Harnröhre und dadurch nach

dem Urtheile BicoriTs

Entzündung

erzeugter Schmerz

den Gebrauch

selbst

der Einsprit-

zungen verbieten, und eine anderweitige Behandlung n ö thig

machen.

Mehrzahl

Nun

der Fälle

wissen

aber

erst dadurch

die Kranken von

der

in

der

geschehenen'

Infection, dass sie Schmerz h a b e n , und es ist also g e meinhin in dem Augenblicke, wo sie die Hülfe des A r z tes in Anspruch nehmen, passende

Anwendung

könnte daher

diese

Fälle in Gebrauch

bereits

des

der Zeitpunkt Mir die

Abortivmittels

letztere

vorüber.

nur für die Minderzahl

kommen,

wo

der Tripper

Es der

anfangs in

indolenter, schmerzloser Weise (wie dies nach wiederholt überstandener Gonorrhoe wohl der Fall ist) auftritt, wobei wieder noch sehr fraglich,

ob

len die ganze Procedur darauf der schmerzlose Tripper delt

wird.



Dass

die

nicht in so gearteten Fälhinauslaufen würde,

in einen

dass

schmerzhaften verwan-

frühen Einspritzungen

sehr oft

nicht vermögend sind, das von Rieord, so sicher versprochene Resultat herbeizuführen, wird wohl jeder Praktiker, der sie angewendet oder ihre Anwendung überwacht hat, zugeben müssen, ja es fehlt nicht an Beobachtungen, wo, wie bereits vorher bemerkt w o r d e n ,

die

Einspritzungen

nur ein heftiges Außrelen und einen langwierigen Verlauf des Uebels herbeigeführt haben. -— Endlich, und das ist die

gefährlichste Seite dieser Behandlungsweise,

Abortivmethode w i r k l i c h oft geleistet,

hat die

was von ihr ge-

rühmt worden, sie hat den Ausfluss wirklich unterdrückt, dafür aber zu einer Reihe v o n ,

oft erst später auftreten-

— lia — den Zufällen V e r a n l a s s u n g g e g e b e n , d e n e n g e g e n ü b e r Tripper

in

einem

sehr

Lichte erscheint. berichtet w i r d ,

milden,

Wenn

von

wahrhaft

glaubwürdigen

vorhanden,

Beobachtern

dass sie n a c h d e r A b o r t i v m e t h o d e

dare Syphilis h a b e n entstehen s e h e n , die

Wahrheit

dieser

secun-

so ist kein

Angabe

der

vorteilhaften

in

Grund

Zweifel

zu

ziehen, obwohl ich gestehen muss, dass ich in einer m e h r als zwanzigjährigen Praxis

in

Syphilis

am

füglichstcn

aus

allen Fallen

Schanker

habe

herleiten

können.

einem

die

secundare

vorhergegangenen

Wohl

aber

habe

ich

n a c h voreilig in u n k l u g e r Sicherheit gestopften T r i p p e r n die schlimmsten

Formen

selten auch

von L ä h m u n g e n b e o b a c h t e t ,

von

Gelenkrheumatismus

aus d e m z u r ü c k g e t r i e b e n e n ,

und

deren

das R ü c k e n m a r k

nicht

Ursprung nun

belas-

t e n d e n eigenthümlichen T r i p p e r g i f t e m e h r als w a h r s c h e i n lich war. — Die

So weit andere

die

wird

eine der üblichen

durch

diejenigen

Heilmethoden.

Aerzte

welche

den T r i p p e r

für

eine

durch

ein

giftiges

Contagium,

das

aber

wesentlich

vertreten,

eigentümliches dem

des

S c h a n k e r s verschieden ist, h e r v o r g e r u f e n e E n t z ü n d u n g

von

der

H a r n r ö h r e halten, deren specilischer K a r a k t e r eine schnelle Unterdrückung Veranlassung darauf

als

gefährlich

gebend

bedacht,

wenigstens Auslluss des Erst

in

daher

der Entzündung

durch

ersten

einzuschreiten,

Trippergiftes keine wenn

alle

zu

Sie

Zufällen

Symptome

und

den

anderen

sind

die

mildern

zu lässt.

e n t s p r e c h e n d e diätetische u n d Mittel zu

und

erscheinen

auch wohl

pharmaceutische

beseitigen,

hüten

sich

Wochen,

direkt

gegen

damit die örtliche

den

Ausscheidung

zu f r ü h e U n t e r b r e c h u n g

entzündlichen

aber,

Erscheinungen

erfahre. gewichen,

— 113 — und

die

nicht

mehr

virulente

Beschaffenheit

flusses angenommen werden k a n n , gung desselben

die b e k a n n t e n ,

des

Aus-

g e b e n sie zur B e s e i t i -

darauf hinwirkenden

Mit-

tel, Balsamus Copaivae, C u b e b e n , Einspritzungen etc. etc. Die

Kritik

der

ersten M e t h o d e ,

giebt den Massstab

für

die

ich

oben

gegeben,

die Beurtheilung der zweiten, so

eben mitgetheilten; b e i einer Vergleichung b e i d e r und b e i einer genauen Berücksichtigung der hier zur Geltung k o m menden M o m e n t e

wird

es

jedem

vorurtheilsfreien

Beur-

theiler bald klar werden, auf w e l c h e r Seite sich Vorsicht, Besonnenheit und das der schuldigen S i c h e r u n g des K r a n ken in

die

gebührende

grösserem

Worten,

Aufmerksamkeit

Masse

vorfindet.

der K r a n k e

wird

zollende

Das heisst,

weit besser f a h r e n ,

hat er einmal allopathische Hülfe g e s u c h t , zweiten Methode

Verfahren

mit arideren

behandeln

lässt,

und

wen«

sich nach

lieber

er, der

eine etwas

längere D a u e r des Uebels erträgt, als dass er e i n e , ü b r i gens oft auch noch problematische rasche Beseitigung d e s selben auf Kosten

der

überall

so nöthigen

vor möglichen späteren Nachtheilen Es welche

könnte s c h e i n e n , die

W a s s e r s in

Würdigung

als der

Sicherstellung

erzwingt.

hätte

ich

in

einer

Schrift,

des

kalten

Heilwirkungen

einzelnen Krankheiten

zum Vorwurfe h a t ,

vorstehenden Zeilen der B e t r a c h t u n g der üblichen thischen

Methoden

einen

zu

grossen

Raum

in

allopa-

eingeräumt)

und es mag mir daher gestattet sein, einem etwaigen derartigen Tadel durch einige W o r t e zu begegnen. wo etwas Neues ist, hat

dem

man zunächst

schon Bestehenden mit Umsicht und

zu

Ueberall, substituiren

richtiger W ü r d i -

gung aller dabei zu berücksichtigenden Verhältnisse

8

abzu-

— 114 — wägen, in wie weit denn das Bestehende den an dasselbe zu machenden Anforderungen

entspricht,

in wie weit nicht,

und erst aus dem Resultate dieser Prüfung wird sich das Bediirfniss einer Abänderung mit Sicherheit ergeben können,

Denn nicht um Neues,

delt es s i c h :

das Bessere

weniger als eine Steigerung gensatz

des

Schlechten

sondern um Besseres han-

wird aber

in solchen

Fällen

des Guten denn als ein Ge-

aufzufassen sein,

und wo man

daher etwas Gutes besitzt, da wird häufig nach dem b e währten französischen Sprichworte: „le du bien"



mieux

est

l'ennemi

das Bessere ist der Feind des Guten —

das

Haschen nach Besserem ein ganz entgegengesetztes Resultat herbeiführen.

Von diesem hier aufgestellten allgemei-

nen Gesichtspunkte wird man auch bei Einführung neuer Heilmethoden ausgehen müssen, und es kann daher in der Kette

der

hierher

gehörigen Untersuchung

die

genaue

Würdigung des bisher üblichen Verfahrens durchaus nicht als ein überflüssiges Glied betrachtet werden. Man wird aus der sehen haben,

oben gegebenen Kritik wohl er-

dass ich kein Anhänger der

sogenannten

Abortivmethode bin, sondern vielmehr die Ansicht, welche die zur zweiten Methode Heilverfahren

zum

sich bekennenden Aerzte ihrem

Grunde

gelegt,

als

der Natur

des

Uebels' entsprechend

und für die Sicherung des Kranken

vor

Zufällen

späteren

üblen

besorgt,

adoptire.

Neue

Ansichtspunktc für die Behandlung der Gonorrhoe wüssle ich also nicht aufzustellen;

wohl aber glaube ich bezüg-

lich der Art und Weise, wie diese Gesichtspunkte nun in concreten Fällen zu verwirklichen sind, berechtigt zu sein, an die Stelle des bereits Existirenden etwas Anderes, wie

— 115 — mir scheint, Besseres setzen zu können. — Die G o n o r r h o e lässt sich füglich in zwei Stadien entzündlichen,

durch

Schmerz,

eintheilen, Rothe etc.

in das der bezeichneten

Reizung u n d in das des schmerzlosen A u s f l u s s e s ; d i e B e h a n d l u n g wird demgemäss erkennen

1) Behandlung zung.

eine gleiche Eintheilung

anzu-

haben. des Stadiums

der entzündlichen

Rei-

H i e r steht oben an das diätetische, geistige w i e k ö r -

perliche, Verhalten

des Kranken.

Entspricht

hier zu stellenden A n f o r d e r u n g e n , so macht grossen

Zahl von

Fällen jedes

flüssig;

ist dasselbe

aber

dieses d e n es

in

einer

weitere Eingreifen

unzweckmässig,

über-

so m a c h t

j e d e Behandlung, sie heisse wie sie wolle, unnütz.

es

Strenge

R u h e und E n t z i e h u n g j e d e r substantiellen N a h r u n g s i n d die beiden H a u p t f a c t o r e n der Behandlung f ü r diesen Z e i t r a u m der K r a n k h e i t ; d e r Kranke muss wo möglich f o r t w ä h r e n d eine horizontale Lage beobachten, sich aber jedenfalls vor j e d e r anstrengenden Bewegung, vor dem F a h r e n u n d Reiten, w o d u r c h namentlich die schon leidenden O r g a n e arg compromillirt w e r d e n , in Acht fache,

kühlende,

Diät f ü h r e n ,

aus

er muss

nehmen,

Milch und

er muss e i n e e i n -

Wcissbrod

bestehende

ganz besonders viel frisches kaltes

W a s s e r trinken, weil dieses neben der a l l g e m e i n e n , lenden,

enlzündungswidrigcn Wirkung

noch

küh-

den grossen

Vortheil gewährt, dass es dem Urine eine milde B e s c h a f fenheit giebt und so dessen Durchgang durch die gereizte innere Fläche der H a r n r ö h r e schmerzloser macht. T r i n k e n von Wasser kannte von

der

macht

weisse Medicin) und Allopathie

nocli so

Dieses

alle die Emulsionen ( d i e anderen

Arzcneien,

häufig in

diesem

be-

welche Stadium

— der Krankheit verordnet

116



werden,

vollständig

entbehrlich,

und ist b e i weitem dem G e b r a u c h e des L e i n s a a m e n - und Altheethees verzuziehen, weil es nicht wie diese den

Ma-

gan b e t ä t i g t , und keine so erschlaffende, sehr häufig di« spätere Hartnäckigkeit des sich als Nachtripper

darstellen-

den Ausflusses vorbereitende W i r k u n g ausübt.

Neben d i e -

sem

hier

angegebenen

allgemeinen

Verhalten

tritt

nun

zweckmässig auch eine örtliche Behandlung der

leidenden

Parthieen hinzu.

Reinlich-

Die

nie zu vernachlässigende

keit erfordert schon an und für sich ein häufiges W a s c h e n des

Gliedes;

am

sichersten

durch den G e b r a u c h

wird

dieser

Zweck

eines 2 — 3 mal täglich

den Sitzbades von 1 8 — 2 0 ° R .

und

erreicht

zu

nehmen-

einer D a u e r von

S t u n d e , wodurch nicht alleifi die Theile mit ihren bungen gründlich g e r e i n i g t , chen

Schmerzen

durch

Einfluss des lauen W a s s e r s sänftigt werden. nes B a d besten

Morgens

nimmt

zu so

achten; oft

es

und

hat.

Temperatur

Ich

der

sind

die entzündlimildernden

in nicht geringem Grade

E b e n so nützlich

zu verweilen

angegebene Acrzten

auch

beruhigenden,

das

in bitte die

empfohlenen B ä d e r

der Patient

welchem hier

örtlichen nicht

von

allgemeinen allopathischen

von 2 6 — 2 8 °

scheinbar so entsprechenden von 1 0 — 1 2 ° R .

R.,

Erschlaffung

Ausflusses

im

und

es

Behandlung Die

erste-

ren sind unpassend, weil sie die Haut verweichlichen grosse

am

er einige

wohl auf die

wie

sind a b e r auch nicht die der hydropathischen

zu Erkältungeil d i s p o n i r e n ,

be-

ist auch ein aligemei-

von derselben T e m p e r a t u r , des

Minuten Bäder

sondern

den

'/4

Umge-

und

überdiess auch leicht eine zu

damit

eine

längere

Dauer

des

zweiten Stadium v o r b e r e i t e n , die letzteren

— 117 — aber,

die kalten

örtlichen und allgemeinen Bäder,

sind

im entzündlichen Stadium des Trippers geradezu verwerflich, und können zu den gefährlichsten Zufällen Veranlassung geben.

Ich habe mehrfach Gelegenheit gehabt, der-

artige unglückliche Richtungen wo entweder

Laien

nach

in Fällen

eigenem

brauche der kalten Bäder griffen selbst von sogenannten ihrem

Terrain

eine

zu

beobachten,

Gutdünken

zum

Ge-

oder wo diese letzteren

Wasserärzten,

Abortivmethode

welche

auch

cultiviren

auf

wollten,

verordnet worden waren, und ich kann daher nicht ernst genug vor solchen unüberlegten, sich sehr oft hart bestrafenden Heilversuchen warnen. — Für ungehinderte Stuhlausleerung muss durch Diät und nöthigenfalls auch durch Lavemenis mit Wasser Bei Kranken,

von

Anstalt besuchen können , jedesmaligen

1 4 — 1 6 ° R.

gesorgt werden.

die eine auf derartige Zwecke eingerichtete Bade

ist

es

oft zweckmässig,

eine Einwickelung

in dem

dem

gut aus-

gewundenen nassen Tuche vorausgehen zu lassen,

indem

die dadurch erzielte reichlichere Haulausscheidung günstig auf das örtliche Uebel zurückzuwirken pflegt. —

Bei dem

hier angegebenen Verfahren pflegt nun innerhalb 1 4 T a gen, spätestens 3 Wochen

die Entzündung

und mit ihr

der Schmerz beim Harnlassen und den nächtlichen E r c c tionen nachzulassen, und man hat es dann nur noch mit dem Ausflussc allein zu thun; es beginnt dann also 2) norrhoe.

die

Behandlung

den

zweiten

Stadiums

der

Go-

Stopfung des Ausflusses ist die Aufgabe dieses Thei-

les der Behandlung,

deren schnelle Lösung von den un-

geduldigen Kranken gemeinhin mit grossem Ungestüm gefordert wird.

Die Arzneikunde besitzt mannichfache Mit-



118

tel, von d e n e n eine s o l c h e , k u n g gerUhmt w i r d ; Gebrauch



d e n Ausfluss s l o p f e n d c W i r -

die b e k a n n t e s t e n ,

kommenden

sind

am

häufigsten in

d e r Balsamus C o p a i v a e ,

die

C u b e b e n , einzelne E i s e n p r ä p a r a t e , die Einspritzungen von schwefelsaurem Eisen, Catechu, Rothwein, T a n n i n u. dgl. m. E s kann wohl nicht in A b r e d e gestellt w e r d e n , dass j e d e s d e r eben g e n a n n t e n Mittel zur H e r b e i f ü h r u n g des hier e r sehnten

Resultats

bewährt hat;

in

weit

einzelnen

Fällen

sich

als

wirksam

g e r i n g e r e m Zweifel a b e r unterliegt es,

dass alle e r w ä h n t e n P r ä p a r a t e

in

sehr vielen Fällen

sich

vollkommen unzulänglich gezeigt u n d selbst bei a n h a l t e n d e m G e b r a u c h e nicht v e r m ö g e n d gewesen s i n d , den Ausfluss zu stopfen.

E s kann N i e m a n d c o m p e t e n t e r sein, ein

solches Urlheil a b z u g e b e n , anstalt

als ein

ist, in den

einer

von den übrigen H e i l m e t h o d e n

lassenen P a t i e n t e n

Wasserheil-

chronique

scandaleuse

sehr v e r t r a u t

ungeheilt g e -

die zahlreichsten O b j e k t e seiner ärztli-

chen Thätigkeit zu f i n d e n , u n d lich

an

f u n g i r e n d e r Arzt, dessen Schicksal es j a ü b e r h a u p t

der

ist.

demgemäss

mit d e r

traditionellen Medicin

der

gewöhn-

Ich kann

ich sehr viel« K r a n k e g e s e h e n ,

daher welche

versichern,

dass

eine w a h r e

Apo-

theke a u s g e b r a u c h t , um ihren T r i p p e r los zu w e r d e n , bei

a b e r nichts

weiter

davon

getragen

da-

als

dass

zum örtlichen Uebel noch Zerrüttung d e r V e r d a u u n g

und

allgemeines S i e c h t h u m hinzugetreten keit j e n e r wiesen,

i n n e r e n Mittel ist also

und

da

nachtheilig auf

ihr

war.

und

( d a s s der B a l s a m u s Copaivae

Die W i r k s a m -

nichts weniger als e r -

längerer Gebrauch

Magen

hatten,

gewöhnlich

D a r m k a n a l zu wirken nicht

so

ganz

sehr pflegt

gleichgültig,

zeigt schon d e r nach d e m G e b r a u c h e desselben so h ä u f i g

— 119 — auftretende

eigenthümliche

Einspritzungen

nur

den später sich sind,

so

ist

Hautausschlag),

zu häufig die

während

kund g e b e n d e n Stricturen der

wohl

die

erste V e r a n l a s s u n g

Grund genug,

sich

zu

Harnröhre

bei d e r üblichen

H e i l m e t h o d e nicht zu beruhigen und sich

einem

Heilver-

fahren anzuschliessen, dessen Wirksamkeit in vielen Fällen eine grössere, dessen A n w e n d u n g a b e r in allen Fällen von den

üblen

Nebenwirkungen

und

Folgen frei i s t ,

das ältere zu begleiten pflegen.

welche

Dies V e r f a h r e n nun

be-

steht in der A n w e n d u n g der Kälte in Form von B ä d e r n , Sitzbädern, B r a u s e n , Douchen und auch wohl E i n s p r i t z u n gen in die H a r n r ö h r e , u n d beginnt mit den gleich zu

erwähnenden

Cautelen,

wenn

die

näher

Abwesenheit

von

S c h m e r z beim H a r n l a s s e n und den nächtlichen Erectionen die B e e n d i g u n g d e r E n t z ü n d u n g in der H a r n r ö h r e

bekun-

det.

Ich will indessen an diesem Orte zunächst die d u r c h

eine

vielfältige

Erfahrung

gerechtfertigte

s p r e c h e n , dass m a n sich wohl zu hüten dem

Aufhören

der

Schmerzen

gleich

d u n g d e r Kälte eintreten zu lassen, eben

im E r l ö s c h e n

Warnung habe,

die volle

Anwen-

weil d a d u r c h die so

begriflene E n t z ü n d u n g

nur

zu

wieder aufflammen u n d so dem ersten Stadium n o r r h o e eine kann.

aus-

sofort mit

u n g e b ü h r l i c h lange Dauer verliehen

E s gebietet die Vorsicht v i e l m e h r ,

leicht

der

Go-

werden

mit d e r T e m -

p e r a t u r der B ä d e r u n d Silzbäder nur ganz allmälig, etwa alle 2 Tage um 1 — 2

Grad zu fallen, und erst dann

natürliche T e m p e r a t u r

von

sen , w e n n

durch

man

sich

9—7

Grad

eintreten

die

zu l a s -

solch vorsichtiges V o r g e h e n

die Ueberzeugung verschafft hat, es w e r d e die Kälte auch wirklich

vertragen.

Den Gebrauch

und

die

Reihenfolge

— der

einzelnen Bäder

am

Morgen

Dauer und

ein

120



bestimme

allgemeines

im Laufe

ich

Bad

des T a g e s

Minuten Dauer genommen

gewöhnlich von

etwa

2 Sitzbäder

werden;

so,

2

das»

Minuten

von

8—10

die A n w e n d u n g

der

B r a u s e , u n m i t t e l b a r n a c h d e m B a d e a m M o r g e n , tritt e r s t dann ergänzend hinzu, wenn man bereits

bis

m i t d e r T e m p e r a t u r h e r u n t e r g e g a n g e n ist. h a b e ich

auch

die

zu 1 4 °

Sehr

aufsteigende D o u c h e ,

R.

wirksam

einige Minuten

h i n d u r c h an d a s Mittelfleisch geleitet, g e f u n d e n , u n d k a n n d e r e n A n w e n d u n g zweckmässig bades

unmittelbar

folgen.

d e m G e b r a u c h e des Sitz-

Was

die E i n s p r i t z u n g e n

von

k a l t e m W a s s e r in die H a r i r ö h r e b e t r i f f t , so k a n n ich i h r e W i r k s a m k e i t e b e n nicht b e s o n d e r s r ü h m e n ,

indessen

ver-

d i e n e n sie d o c h als ein ganz u n s c h u l d i g e s , von allen, pharmaceutischen Einspritzungen anklebenden, freies

Mittel in

hartnäckigen

Fällen

den

Nachtheilen

nicht u n v e r s u c h t

zu

bleiben. *) Recapituliren Zeilen,

die b e s o n n e n e n selben Arzt

wir

nun

so e r g i e b t s i c h , sind,

seinem

den Inhalt

dass

der

vorstehenden

die P r ä m i s s e n ,

von

denen

allopathischen Aerzte a u s g e h e n , ganz welche

auch

Heilverfahren

d e r mit W a s s e r zum G r u n d e

die-

behandelnde

legt,

und

dass

s o m i t b e i d e auf e i n e r u n d d e r n ä m l i c h e n Basis g e g e n

die

Krankheit operiren.

der

Wahl

ihrer

Mittel,

Auseinander indem

der

gehen

sie

nur

allopathische A r z t

in

solche

") Neucrc Erfahrungen haben mich belehrt, dass diese E i n spritzungen , wenn man das dazu verwendete W a s s e r durch Eisstücke bis zu einer Temperatur von etwa 3—4° R. h e r a b stimmt, allerdings von sehr grosser W i r k s a m k e i t cum Zwecke der Stopfung des Schleimausflusses sind.

-

121

-

Substanzen anwendet, welche, in m a n c h e n Fällen von nicht abzuleugnender

Wirksamkeit,

sich

doch

Fällen als unzureichend documentirt,

in sehr

in

vielen

allen a b e r ü b l e ,

in i h r e r differenten Natur b e g r ü n d e t e N e b e n w i r k u n g e n sorgen lassen,

während

fahrenen Händen

das W a s s e r

sich

in b e s o n n e n e n ,

er-

stets als ein unschädliches,

oft a b e r als ein überaus

nützliches,

dem

hier

besehr

zu

erzie-

lenden Resultate entsprechendes Mittel b e w ä h r e n w i r d .

Ei-

nen Glanzpunkt f ü r eine Behandlung, sie f ü h r e einen N a m e n , welchen sie wolle, mals a b g e b e n ,

da

es

wird übrigens

nicht

der Tripper

nie-

leicht eine Krankheit g e b e n

dürfte, welche so oft die Geduld

der Kranken

wie

der

Aerztc auf die P r o b e stellt, als g e r a d e dies lästige Uebel. F ü r die Patienten selbst a b e r m a g hier noch

der

beher-

z i g e n s w e r t e W i n k stehen, nicht gar zu s e h r auf die S c h n e l ligkeit der K u r bedacht zu sein, u n d d a r ü b e r die S i c h e r heit

derselben

ausser

Augen zu s e t z e n ,

Krankheit gefunden wird, bei der sich

da k a u m

ein

eine

unbesonnener

EingriiI so h a r t , wie bei d e r Gonorrhoe bestraft. 2.

Die

Leistenbeule,

versteht man eine

d e r Bubo.

Unter B u b o

entzündliche Anschwellung

einer

oder

b e i d e r Leistendrüsen, welche j e nach i h r e r innern

Bedeu-

tung und

Verlauf

zu n e h m e n

ihrem

Ursprünge

pflegt.

einen

Ist ein Tripper

verschiedenen zugegen,

es nicht selten vor, dass auf der H ö h e desselben

so

kommt

der Entzündung

die b e n a c h b a r t e n Leistendrüsen an d e r in

der

H a r n r ü h r e stattfindenden Reizung partieipiren, s c h m e r z h a f t w e i d e n u n d anschwellen.

Man bezeichnet

einen

gen Bubo mit dem Namen des sympathischen

derarti-

oder

con-

sensuellen, weil, wie schon b e m e r k t , sein U r s p r u n g ledig-

— 132

-

lieh in der Mitleidenschaft mit d e r entzündlichen Reizung des Nachbargebildes,

der Harnröhre,

zu

suchen,

d e n n j a eine b e k a n n t e E i g e n t ü m l i c h k e i t anzuschwellen u n d schmerzhaft zu werden, nen

in

anatomischer

Verbindung

m i n d e r entfernte O r g a n e

wie es

d e r D r ü s e n ist, w e n n mit i h -

stehende,

mehr

krankhaft afficirt sind.

oder

So

die

Anschwellung d e r Achseldrüsen, bei E n t z ü n d u n g u n d A b scessen

d e r F j n g e r u. s. w. —

e r nicht unzweckmässig deutung beanspruchen

Dass

behandelt,

steht

und

u n d Alles,

was

darauf b e r e c h n e t ist, diese zu beseitigen,

wird

auf

schwulst

günstig

und

Allem

körperlichen

Zertheilung

zurückwirken.

oben beim Trippef vor

leuchtet

wird

besondere Be-

fällt mit d e r E n t z ü n d u n g d e r H a r n r ö h r e , die Z u r ü c k b i l d u n g

kann,

dieser B u b o ,

keine

Bewegung,

jeder,

er

auch

der Leistendrüsenge-

Strenge

aufgestellten

Vermeidung

ein,

Befolgung

der

diätetischen

Grundsätze,

die Reizung

steigernden

werden daher

in

der

Mehrzahl

d e r Fälle gegen das genannte Uebel ausreichen u n d eine gesonderte

specielle

den seltenen Fällen

Behandlung indessen,

unnöthig

wo

machen.

man G r u n d

zu

In

haben

glaubt, noch örtlich einschreiten zu müssen, da wird das Auflegen d e r gleich unten n ä h e r zu b e s c h r e i b e n d e n W a s s e r u m s c h l ä g e stets schwulst

zu erzielen

enügen,

um die Zertheilung

E s kann

nicht

d e r Ge-

in A b r e d e

gestellt

w e r d e n , dass e r f a h r e n e u n d besonnene allopathische Aerzle, bei dieser Art des B u b o gleichfalls nach den

oben

ange-

g e b e n e n Grundsätzen verfahren und d e m s e l b e n , u n t e r

Ver-

m e i d u n g aller directen Heilmittel, nur die e r w ä h n t e n

diä-

tetischen Massregeln

entgegen

stellen.

Indessen

fehlt es

d o c h auch nicht an Fällen, wo eingreifende Zertheilungs-

— 123 versuche

gemacht

werden,

-

und

mir

sind n i c h t

wenige

K r a n k e zu Gesichte g e k o m m e n , welche nach e i n a n d e r mit Merkurialsalbe, mit Pflasiern aller Art, E i n r e i b u n g e n Jodtinctur etc. gemartert worden Anderes dadurch schwulst und

von

w a r e n , ohne dass etwas

bewirkt worden w ä r e , als g r ö s s e r e

grösserer Schmerz.

Die

Ge-

Wasserbehandlung

zeichnet sich also d a d u r c h vortheilhaft aus, dass

sie von

allen solchen eingreifenden P r o c e d u r e n vollständig a b s t r a hirt, u n d in den Fällen, wo ü b e r h a u p t örtlich eingeschritten wird, sich auf die Application j e n e r milden Umschläge b e s c h r ä n k t , welche allen hier zu erfüllenden Zwecken vollkommen

entsprechen.

E i n e zweite Art des B u b o ist diejenige, welche sich zum Schankergeschwür hinzu zu gesellen diesem Falle hat d e r Bubo dann einen r a k t e r u n d eine andere Bedeutung. artet

sich

nämlich

hier

pflegt,

ganz

und

in

andern Ka-

Die Drüsengeschwulst

als eine

solche, welche

durch

einen specifisch reizenden oder giftigen Stoff, d u r c h

eine

auf die D r ü s e n abgelagerte, mit Intensität w i r k e n d e Schärfe hervorgerufen

ist,

d.

Ii. es bleibt d e r B u b o

hier

auf d e r Stufe blos consensueller Reizung stehen, wächst i m m e r m e h r u n d m e h r und

geht trotz aller theils

u n n ü t z e r , theils zweckwidriger Zerlheilungsmittel rung

über.

Die Bedeutung

von B u b o wird

und

aber dadurch

nicht

sondern

das W e s e n

besonders klar,

in E i t e -

dieser

Art

dass

eine

wiederholte E r f a h r u n g ergeben hat, dass, wo die V e r e i t e r u n g d e r Geschwulst zu Stande

gekommen,

allgemein syphilitische Symptome auftreten.

fast

d e r Bubonenabscess offenbar kritischer N a t u r , syphilitische

Gift

durch

ihn

ausgeschieden

niemals

E s ist d a h e r indem zu

das

werden

— 124

-

scheint, und wo daher ein beträchtlicher Bubo zurückgeht oder künstlich zertheilt wird, da werden die Erscheinungen der allgemeinen Syphilis auch nicht lange auf sich warten lassen. Welch beachtungswerther Wink hierin für die Behandlung so gearteter Bubonen liegt, bedarf wohl keiner weitem Auseinandersetzung. — Was nun die B e handlung dieser Art von Bubonen betrifft, so wird schon wegen des gleichzeitig damit verbundenen Schankergeschwürs ein allgemeines Verfahren eintreten m ü s s e n ; ich verweise daher, um Wiederholungen zu vermeiden, auf das weiter unten bei Würdigung des Schankers darüber Beizubringende, und beschränke mich hier nur auf die Angabe der örtlichen Anwendung des Wassers. Die E r fahrung, dass der den Schanker begleitende Bubo gewöhnlich zur Eiterung neigt, so wie die oben schon erwähnte Rücksicht auf die günstige Wirkung einer solchen Eiterung zur Verhütung der allgemeinen syphilitischen Erscheinungen hat die Aerzte veranlasst, solche örtliche Mittel anzuwenden, welche erfahrungsgemäss einen derartigen Ausgang herbeizuführen vermögen. Sie bedienen sich dazn der warmen, aus Kräutermischungen oder auch aus H a fergrütze bestehenden Breiumschläge, und es soll, so wie auch nur oberflächliche Erweichung eingetreten, der Bubo durch einen kleinen Einstich mit der Lanzette, der aber so tief gehen muss, dass die lymphatischen Gefässknäule der Drüse dadurch zerschnitten werden, geöffnet werden. W e r jemals sich Bubonen auf diese Weise hat behandeln lassen oder deren Behandlung milangeseben hat, der wird erkannt haben, wie beschwerlich, wie langwierig und wie zweifelhaft in seinem Erfolge ein solches Verfahren ist.

— 135 — Denn nicht nur, dass der Patient

dabei

beständig liegen

muss, nicht nur, dass er sich fortwährend

mit den lästi-

gen, unreinlichen, die W ä r m e selten laDge conservirenden und deshalb so oft zu wechselnden Breiumschlägen plagen muss, es werden auch durch die frühe, b e i allen drüsigen Gebilden

Uberhaupt

so missliche Eröffnung

mittelst

der

Lanzelte gerade am häufigsten die unglückliche» R i c h t u n gen, wie Eitersenkungen, fistulöse Gänge, selbst

brandige

Entartung herbeigeführt, welche bei Kranken und Aerzten den B u b o zu einer so gefürchteten Krankheit W i e vortheilhaft behandlung,

durch

zeichnet sich ihre

dagegen

Einfachheit,

machen. die W a s s e r -

Reinlichkeit

und

leichtere Handhabung aus! Anstatt der Kranke dort liegen muss, kann er hier frei umhergehen, anstatt sich mit warmen Umschlägen, die alle Viertelstunden wieder kalt g e worden,

abzumühen,

hat

er es hier

mit

den

einfachen

rcinlichcn kalten Wasserumschlägen zu thun, die j e länger sie liegen, desto wärmer werden, anstatt dort durch voreilige, b e i noch

bestehender Härte

in

eine

der Umgebung

zu den schlimmsten Zufallen Veranlassung g e b e n d e künstliche sicher,

Eröffnung da

zweckmässig unterstützt,

gefährdet

alles

zu s e i n ,

der Natur

durch schon

allgemeines den

geht

überlassen und

er

hier

bleibt,

örtliches

ganz

welche, Verfahren

rechten Zeitpunkt für die E n t l e e -

rung des Eiters zu treffen

versieht.

Die Vorzüge

dieser

kalten, bei festem Anschliessen an die betreffende K ö r p e r stelle nach und nach eine intensive W ä r m e Umschläge vor gen sind würde,

den gebräuchlichen

so gross,

diese

dass es

letzteren

wirklich

nicht schon

entwickelnden

warmen

Breiumschlä-

unbegreiflich

ganz

sein

aus der Praxis

— 136 — verbannt zu sehen, wenn nicht die zähen Vorurtheile und die Abgeneigtheit der meisten Aerzte, sich mit den W i r kungen der verschiedenen Applikationsweisen des Wassers vertraut zu machen, eine Erklärung dafür abgäben. Die Aerzte kennen

nur e i n e

Wasserumschläge, nämlich

die

Wirkung

der

kalten

entzündungswidrige,

zer-

theilende; wo es sich aber um einen erweichenden, eiterungsbefördernden Effect handelt, da perhorresciren sie dieselben, und stellen sich eben so erstaunt, wie jener Wilde, dasselbe Hauchen

des Mundes

sich die Suppe kalt und die Hände warm

als er seinen Gast durch

machen sah.

Würden

sie aber

aus der bescheidenen

richtiger hochmüthigen Entfernung,

in der

oder

vielleicht

sie sich

bis-

her der Wasserkur gegenüber gehalten, etwas näher herantreten, so müssten sie bald die Ueberzeugung gewinnen, dass die verschiedene Wirkung lediglich von der verschiedenen Weise Umschläge nicht

der Anwendung

abhängig ist.

werden entzündungswidrig

stark

ausgewunden,

aufgelegt

Die kalten

wirken, wenn und

schnell

sie

hinter

einander, alle 1 — 2 Minuten gewechselt werden, sie werden aber die Reife zur Eiterung und unter Umständen auch die Zertheilung einer Geschwulst bewirken, wenn sie gut ausgewunden, fest

und in

die betreffende Körperstelle und

nur

selten,

hinreichender Grösse auf

gelegt, zweckmässig

alle 3 — 4

Stunden,

erneuert

bedeckt werden.

Ich kann versichern, dass ich mit dieser letzteren Varietät der

kalten Umschläge

die

bedeutendsten Blutschwäre

und Bubonen in unzähligen Fällen

zu einer

Eiterung gebracht habe, und was die Kranken

gründlichen dabei ge-

wonnen haben, dass sie durch dieses einfache, stets wirk-

— 127 same

Verfahren

der Plage

-

mit den lästigen B r e i u m s c h l ä -

gen ü b e r h o b e n w u r d e n , bedarf wohl einandersetzung.

keiner langen

Aus-

Ich lasse daher bei K r a n k e n mit B u b o -

n e n , b e i denen in Fällen, von denen hier die R e d e , stets die T e n d e n z zur E i t e r u n g vorauszusetzen ist, die Geschwulst mit

einer

grossen,

aus recht grober, p o r ö s e r

Leinwand

b e s t e h e n d e n , in kaltes Wasser getauchten Compresse

be-

d e c k e n , ü b e r welche dann ein Stück W a c h s t u c h u n d

dar-

über

wohl auch noch ein trockenes T u c h in der A r t

festigt w e r d e n , dass

der Patient sich nöthigenfalls

frei b e w e g e n kann.

Das Ganze muss

be-

damit

fest auf d e r

Haut

anliegen, u n d j e nach der sich entwickelnden W ä r m e

und

d e m Austrocknen des Umschlages alle 3 — 4 S t u n d e n

er-

neuert werden. Allgemeinen

Die Wirkung dieser Umschläge steht im

an Schnelligkeit der

der

warmen

Breium-

schläge nicht nach, und wenn dies auch in einzelnen seltenen Fällen

so scheinen

sollte, so sind

doch

anderweitigen Vortheile dieser Behandlung

so

stets

die

gross

und

die d a d u r c h herbeigeführte Reife der Geschwulst so g r ü n d lich, dass dem K r a n k e n

reichlich die etwaige

z ö g e r u n g aufgewogen wird. — Hat die

kleine V e r -

freiwillige E r ö f f -

n u n g d e r Geschwulst stattgefunden, so müssen n e b e n fortgesetzten

allgemeinen

Behandlung

lange fortgebraucht werden, geschwunden

und

die

Iiis alle H ä r t e

die Schliessung der

der

Umschläge

so

im Umkreise

Wunde

vor

sich

g e g a n g e n ist, was durch den gleichzeitigen G e b r a u c h abgeschreckten Sitzbäder in nicht geringem Grade

der

unter-

stützt zu werden pflegt. Von mit vielen

einigen

Schriftstellern

wird

anderen noch behauptet,

im

dass

Widerspruche es auch

einen



128



p r i m ä r e n Bubo gebe, d. h. einen solchen, wo das syphilitische Gift aufgenommen worden ist, ohne Erscheinungen an der Infectionsstelle selbst hervorgerufen zu h a ben, dasselbe vielmehr gleich auf die LeistendrUse ü b e r tragen worden und so Veranlassung zur Erzeugung des B u b o geworden ist. Ich habe derartige Bubonen zu beobachten keine Gelegenheit gehabt; für die Behandlung e r giebt sich begreiflicherweise dabei kein Unterschied u n d sie wird auch in diesem Falle ganz die eben angegebene sein müssen. 3. Die Hodenentzündung. Die Entzündung der Hoden tritt, gleich der ersten oben erwähnten Art des Bubu, am häufigsten als sympathische Erscheinung eines gleichzeitig vorhandenen Trippers auf, und entsteht namentlich dann, wenn Tripperkranke nicht das richtige Verhalten beobachten, kein Suspensorium tragen, während der entzündlichen Periode reiten, tanzen, trinken oder gar den Beischlaf vollziehen, oder erhitzende Mittel, Copaiva-Balsam, Cubeben, drastische Abführmittel u. s. w. gebrauchen. Sie äussert sich dadurch, dass der erkrankte Hoden vergrössert, geschwollen und die Haut des Hodensackes der kranken Seite gcröthet, oft gespannt und glänzend ist. Dabei ist der erkrankte Hoden heisser als der andere, schwerer, massig hart und sehr empfindlich nicht nur bei der Berührung, sondern auch dann, wenn der Kranke steht, und so der Hoden seiner eigenen Schwere überlasssn wird. Nach Massgabe der Heftigkeit der Entzündung ist damit mehr oder weniger Gefässfieber mit Hitze, Trockenheit, Durst, Kopfschmerz und Appetitlosigkeit verbunden. — Auch diese begleitende Erscheinung

— 129 — des Trippers verlangt «ir Erziektng ihres naturgemässeslen Ausganges, der Zertheilung, keinen compiicirten Heilapparat, und es bedarf dazu weder der Blutegel, der Brechmittel, der Einwickelungen mit Heftpflasterstreifen und -wie di« sogenannten Heilmittel alle heissen mögen, mit denen die Patienten so oft arg gequält werden. Ich habe erst in neuester Zeit mehrere Fälle von Hodenentzündungen, in denen die Anschwellung zu colossalen Dimensionen gestiegen war, und wo andere Aerzte ein sehr energisches Einschreiten für unbedingt erforderlich erklärt hatten, in verhältnismässig kurzer Zeit auf die gleich näher anzugebende Weise vollständig geheilt, und glaube daher auch hier die Wasserbehandlung jeder bisher üblichen vorziehen zu dürfen. Vor allem ist das Verhalten des Patienten streng zu reguliren; er muss fortwährend die horizontale Lage beobachten und dabei durch untergeschobene Polster dem Hodensack eine erhöhte Lage und feste Unterstützung geben; die Diät muss eine durchaus kühlende sein, nur aus Wasser, Milch und gekochtem Obste bestehen, und für ungehinderten offenen Leib durch wiederholte Wasserklystire gesorgt werden. Oertlich wird die Geschwulst mit dem oben näher beschriebenen Umschlage, der auch den Penis mitumfassen muss, bedeckt, und für gehörige E r neuerung des erstem, sobald er nämlich sehr heiss und trocken geworden, Sorge getragen. Wie der syphilitische Bubo die Tendenz zur Eiterung, so hat die sympathische Hodenentzündung die zur Zertheilung, und wie dort der erwärmende Umschlag maturirend wirkt, so wirkt er hier zertheilend. Denn das ist gerade der eigentümliche grosse Vorzug der, hier durch die kalten Umschräge er-

9

— 130

-

sielten feuchten Wärme, dass sie der Natur keine Gewalt anthut, sondern nur den dem Wesen d e r Krankheit > e n t sprechenden Ausgang begünstigt, dort eiterungsbefördernd wirkt.

daher

hier

zertheilend,

E i n e allgemeine B e h a n d -

lung durch nasse Einschlagungen etc. ist n u r bei stärkerem ausgeprägten

Fieber nothwendig,

holt versichern, dass das

u n d ich kann

angegebene

einfache

wieder-

Verfahren

in diesen Fällen mich noch niemals im Stiche gelassen hat. 4. Das ker.

syphilitische

Ges chwür,

Unter allen Formen

scheinungen

nimmt

der

Schan-

der primär-syphilitischen

bezüglich

seiner B e d e u t u n g das

philitische Geschwür gewiss den ersten Platz ein,

Ersy-

weil in

d e r Mehrzahl der Fälle, in denen allgemeine syphilitische Symptome beobachtet worden sind, sets ein S c h a n k e r die erste Quelle

derselben

nachzuweisen

ist.

als

Diese E r -

fahrung war es denn auch allein, welche auf die A n n a h m e eines specifischen syphilitischen Giftes f ü h r t e , d e n n

erst

daraus, dass so häufig die allgemeine Vergiftung d e r örtlichen folgte, konnte man mit vollem Rechte

abstrahiren,

dass mit d e r Entstehung des primären Schankers ein ganz eigenthümliches Gift in die Oekonomie des Lebens eingeführt worden war, welches früher oder später seine zerstörenden Wirkungen in den verschiedenen Gebilden des Organismus zu äussern

vermag.

Dieser Ansicht

entsprechend,

hatte

man d e n n auch früher jeden Schanker als den ersten R e flex

einer

allgemeinen

syphilitischen

Vergiftung b e -

trachtet u n d denselben demgemäss mit Mitteln welchen m a n eine neutralisirende Kraft lichen Giftes beimessen

dieses

zu können glaubte,

behandelt, eigentüm-

und

erst in

n e u e r e r Zeit hat man den Grundsatz aufgestellt, der S c h a n -

— 131 — k e r sei lediglich ein örtliches Uebel u n d von j e d e r allgem e i n e n Vergiftung unabhängig.

Der hervorragendste V e r -

treter dieser Ansicht ist wiederum Ricord; k a n n , wenn

man

nicht

nicht m e h r a n n e h m e n ,

geradezu

er s a g t : „ M a n

blind sein

dass das

will,

heute

syphilitische Gift

durch

einen Einriss uder auf andere W e i s e eindringe, zuerst d e n ganzen Organismus

vergifte, sich

in der E n t f e r n u n g b e -

b r ü t e n lasse, seinen W e g zurückgehe und endlich in d e m Neste, wo es zuerst abgelagert war, zu Tage k o m m e . E i n S a m e n k o r n eigener Art,

keimt

an der Stelle, wo es gesäet worden ist; ein liches F e r m e n t ,



das syphilitische Gift eigenthüm-

zieht es die Theile, welche

es unmittel-

b a r b e r ü h r t , zunächst in den Gährungsprozess mit h i n ü b e r . Alles das geht m e h r oder weniger sehne!!,

nach

der

Anlage, d e r Oertlichkeil und der Gunst d e r übrigen

Be-

d i n g u n g e n , a b e r es geht von Statten nothwendig u n d

ab-

solut, u n d zwar an

je

einer sehr umschriebenen Stelle, die

g e n a u e r zu begränzen uns vielleicht später gelingen w i r d . Die Nichtexistenz eines Bebrütungssladiums, dente,

so w a h r e ,

i m m e r noch

so logische

nicht geglaubt.

Thatsache, Das

eine wird

so e r i indessen

Vorurtheil ist

zu

alt,

als dass es nicht Gesetzeskraft erlangt hätte, und dass es so leicht wäre,

es umzustossen." —

doch nicht räthlich

erscheinen,

Es

dürfte

diese Ansicht,

indessen trotz

der

Bestimmtheit, mit d e r sie ausgesprochen w o r d e n , so o h n e W e i t e r e s zu adoptiren, weil sie bezüglich d e r B e h a n d l u n g n e b e n m a n c h e m Guten — der Beschränkung des M e r c u rialgebrauchs

nämlich —

muss, u n d auch wirklich

doch zu Consequenzen

führen

n u r zu oft geführt hat,

welche

die unglücklichsten Folgen für den K r a n k e n 9*

haben

kön-

— taa — nen.

Denn wo sind die Überzeugenden Beweise, dass das

syphilitische Gift wirklieb so- ein Samenkorn ist, das nur an d e r Stelle keimt, wo es gesäet ist, und lässt der ganze Vorgang denn in der That gar keine andere Erklärung zu? Allerdings wird, wenn eine nur durch eine dünne Oberhaut

geschützte Schleimhaut

philitischen

mit dem ansteckenden

Eiter, der ein Product des Schankers

Berührung kommt, zuerst das Organ

den

und deshalb

nachtheiligen auch

sy-

ist, in

in Berührung

kommende

Einfluss des Giftes

empfinden,

die ersten Reactionserschcinungen

an

den Genitalien, da wo der Organismus den stärksten E i n fluss des syphilitischen Giftes empfunden hat, schein

kommen;

es spricht

aber

zum

Vor-

nichts dagegen,

dass

gleichzeitig auch der ganze Organismus

durch

saugung des Giftes ihficirt werden kann,

die allgemeinen

Wirkungen sich aber aus dem

die Auf"

angeführten Grunde

später als die örtlichen kundgeben werden.

Und

erst

verhält

sich die Sache wirklich so, wie hier angegeben worden, und die Möglichkeit, dass sie sich

so verhält,

wird Nie-

mand überzeugend bestreiten können, so sieht man leicht ein, dass damit wenig genützt sein kann, wenn man sich darauf beschränkt, die ersten, örtlich sichtbaren Symptome zu beseitigen, während man nichts thut, die Bhitmisebung von dem sie belastenden fremden Stoffe zu reinigen, und so

den

Folgen

der

allgemeinen

Infection

vorz-ubeugen.

Dieselben und eigentlich noch gewichtigere Gründe daher, welche oben beim Tripper die Aborlivmethode als unräthlich und zweideutig erscheinen liessen,

dieselben Gründe

sprechen auch hier beim Schanker gegen die von aufgestellte Abortivmethode

Rieord

durch das blosse Aetzen

des

— 133 — örtlichen Geschwürs; in beiden Fällen ist keine Sicherheit f ü r den Kranken vor möglichen bösen, sehr bösen Folgen gegeben. Dazu kommt, dass Ricord selbst eine Form voti Schanker annimmt, welche stets Reflex einer allgemeinen Vergiftung sein soll, den verhärteten (indurirlen) Schanker nämlich, dabei aber zugesteht, dass die Unterscheidung desselben von anderen gutartigen Geschwüren oft den grössten Schwierigkeiten unterliegt, dass er ferner die Schutzkraft der Aetzung auf die ersten 4 — 5 Tage nach Entstehung des Geschwürs, also auf einen Zeitpunkt beschränkt, in dem sehr oft die Kranken den Arzt noch gar nicht consultiien, und dass er endlich eine oberflächliche Aetzung mittelst Höllensteins, womit sie doch in der Privatpraxis gewöhnlich ausgeführt wird, für unzulänglich erklärt, und n u r ein liefeingreifendes, höchst schmerzhaftes Aetzmittcl, die Wiener Aetzpaste, für dem Zwecke entsprechend hält, ein Mittel, dem sich nur wenige Kranke unterwerfen dürften. Unter diesen Verhältnissen darf es nicht Wunder nehmen, wenn die Mehrzahl der Aerzte sich beim primären syphilitischen Geschwüre nicht auf eine bloss örtliche Behandlung beschränken zu dürfen glaubt, sondern es vorzieht, zur Verhütung möglicher allgemeiner Folgen auch ein Allgemeinverfahren eintreten zu lassen. Und worin besteht nun dies allgemeine V e r f a h r e n ? Hier begegnen wir nun zwei grossen streitenden Partheien, welche sich bereits seit langer Zeit gegenüberstehen, ohne dass bis jetzt die Akten des Prozesses hätten geschlossen werden können. Es sind dies die Mercurialisten und Antimercuriälisten. Die Mercurialisten stützen sich auf die specifische Natur der Syphilis, welche auch nur durch ein spe-

— 134

-

cifisches Heilmittel, den Mercur, geheilt werden - könne. Sie müssen zwar zugeben, dass syphilitische Geschwüre und auch secundare Symptome ganz von selbst heilen können, allein sie behaupten, dass da, wo der Mercur nicht gegeben wird, die Krankheit sich sicher verlängere, und secundare Symptome viel häufiger seien. W e n n die Gegner des Mercurs behauptet hätten, dass da, wo bei primären Formen Mercur gebraucht worden wäre, die secundaren Symptome in viel übleren Formen aufgetreten, so läügnen die Anhänger des Mercurs die Richtigkeit dieser Behauptung, und sind vielmehr der Meinung, dass die Syphilis eben als specifische Krankheit, sobald ihr Gift nicht neutralisirt worden, desto schlimmer hervortreten müsse, so wie es ja auch Thatsache sei, dass einst, bevor der Mercur als Heilmiltel gegen die Syphilis eingeführt worden sei, die secundären Formen der Syphilis die gewöhnlichsten und schrecklichsten gewesen seien. W e n n allerdings nicht geläugnet werden könne, dass viele schreckliche secundare Erscheinungen die Wirkung des gemissbrauchlen Mercurs seien, su möge man doch auch nicht die tausend und wieder tausend Fälle vergessen, wo der Merkur die beste, schnellste und dauerhafteste Heilung gebracht h a b e . — Die Antimercurialisten wollen dagegen den Mercur gänzlich aus der Therapie der Syphilis verbannt wissen, und unterstützen ihre Ansichten von der Verwerflichkeit des Mercurs mit furchtbaren Waflen, Thatsachen und statistischen Berechnungen. Sie sind der Meinung, dass nicht allein das Quecksilber, sondern auch jedes andere Heilmittel in manchen Fällen zur Heilung syphilitischer Affectionen unnöthig sei, und dass in allen

— 135 — Fällen, wo man gegen die Syphilis fahren lediglich

ein entziehendes,

d e r n d e s sein müsse.

Sic

beschuldigen

dass es n u r zu leicht einen Syphilis hervorbringe, dem es

einschreite, das ausleerendes, das

Quecksilber,

unregelmässigen Verlauf d e r

und diese slets verschlimmere, i n -

d e r Syphilis ähnliche Erscheinungen

u n d so d e m v o r h a n d e n e n U e b e l e i n zu f ü g e .

hervorrufe,

neues

W e n n das Quecksilber wirklich ein

gegen die Syphilis sei, fragen die Gegner Recht, wie kommt

Ver-

reizmin-

es

denn, dass man

hin-

Speciñcum

desselben

mit

dessenungeachtet

noch so zerstörende Formen derselben, und zwar in K r a n kenhäusern sieht, wo doch der Kranke

sich allen A n f o r -

derungen

nicht,

fügen

Satz richtig wäre, mären

musste?

Hätte

dass man durch B e h a n d l u n g

Zufälle mit Quecksilber

könnte, gar keine

man die

secundären

Quecksilber behandelte?

pri-

verhüten

die Syphilis mit

Auch statistisch unterstützen die

Gegner des Mercurs ihre Behauptung, Gebrauch«

der

der

secundärcn Symptome m e h r entstehen

sehen müssen, da man ja fast allgemein

dem

wenn

desselben

die

dass g e r a d e nach

secundärcn

häufiger und in viel bösartigeren Formen

Zufälle

weit

auftreten.

Aus

einem von Sir James M. Gregor unterzeichneten officiellen Circulare an die Militairärzte Englands geht hervor,

dass

bei der Behandlung mit Quecksilber das Verhältniss

der

p r i m ä r e n Symptome zu den secundaren! u n g e f ä h r wie

1:

2 0 , bei der Behandlung ohne Quecksilber wie 1 : 5 5 w a r . E b e n so wurden im Militairkrankcnhause zu W ü r z b u r g in einem J a h r e 8 2 primäre syphilitische Symptome von ninghausen

ohne Quecksilber geheilt, und

Falle zeigten sich secundare Zufälle.

nur

in

Brüneinem

— 136 — Auf welcher Seite ist nun das Recht? Ich stehe keinen Augenblick an, gestützt auf meine Erfahrungen, dasselbe auf Seiten Derer zu suchen, welche den Mercur, der sich in der Arzneikunde so häufig weniger als der geflügelte Bote der Götter, denn als ein Abgesandter des Teur fels gezeigt, bei dem primär-syphilitischen Geschwür verbannt, und diesem letzlern nur ein entziehendes, ausleerendes, reizminderndes Verfahren entgegengestellt wissen wollen. Auch hier also, wi« oben beim Tripper, begegnen wir einer Parthei unter den allopathischen Aerzten, mit deren Principien sich der mit Wasser behandelnde Arzt vollkommen einverstanden erklären muss, aber auch hier, wie beim Tripper, sind zwischen Allopathie und Hydriatrik die Wege verschieden, welche von demselben Principe aus zu dem zu erstrebenden Ziele, der sichern Genesung des Patienten, führen. — Die Aerzte, welche die primäre Syphilis ohne Quecksilber heilen, befolgen mehr oder weniger genau das von englischen Aerzten zuerst unter dem Namen des simple treatment aufgestellte Heilverfahren, dessen Normen im Wesentlichen die folgenden sind. Was zunächst die diätetischen Bestimmungen betrifft, so sind es namentlich die Temperatur, in welcher sich der Kranke aufzuhalten hat, die Ernährung desselben und endlich sein ganzes übriges Verhalten, welche vor Allem einer sorgfältigen Regulirung bedürfen. Der an Syphilis Leidende soll sich beständig in einer Temperatur von mindestens 18° R., um die Hautausdünstung zu b e fördern, aufhalten, eine Bestimmung, welche sich auf die Erfahrung zu basiren scheint, d'ass die Syphilis in den tropischen Klimalen, im südlichen Europa und im nördr

— 137 — liehen

während

die H e i l u n g

des

weit

Sommers

rascher

weit milder v e r l ä u f t ,

und

leichter gelingt.

und

Die Diät

soll eine m e h r vegetabilische als animalische sein, u n d es darf

der

Kranke

Nahrung

hat den Z w e c k , cesse

dadurch dass

den

vierten Theil

dass die

Syphilis.

gewohnten

der

Nahrung

dem krankhaften Reproduktionsprozur

weitern A u s b i l d u n g

A u f s a u g u n g in

dem Grade

das k r a n k h a f t E n t a r t e t e

malen Zustand zurückkehrt. Reinlichkeit

der

Diese V e r m i n d e r u n g

das Material

nommen , und werde,

nur

geniessen.

nothwendige Der Kranke

ge-

gesteigert

wieder in d e n

nor-

E n d l i c h sind noch R u h e u n d

Bedingungen

zur

soll fortwährend

Heilung

im Bette

der

liegen,

theils d e r gleichmässigen W ä r m e w e g e n , theils weil d u r c h das beständige

Liegen

der

N a h r u n g besser verträgt. mungen,

welche

besteht d a r i n , einer

die E n t z i e h u n g

der

von j e n e n Aerzten als unerlässlich

gestellt w e r d e n . — löffel von

Kranke

So weit die diätetischen B e s t i m -

Die eigentlich

dass d e m K r a n k e n Auflösung d e r

hin-

arztieiliche B e h a n d l u n g täglich

3 m a l ein E s s -

schwefelsauren

Magnesia

in W a s s e r g e g e b e n wird, worauf gewöhnlich einige S t u h l ausleerungen im Laufe des Tages zu erfolgen pflegen. Die hier näher bezeichnete B e h a n d l u n g des syphilitischen Geschwürs vor d e r

mercuriellen B e h a n d l u n g ,

wieder gewichtigen B e d e n k e n , w e n d e t e n Mittel selbst,

primären

hat unzweifelhaft grosse Vorzüge

theils

unterliegt

die theils

aus

aus d e r grossen

aber

selbst

dem

ange-

Schwierig-

keit, dies V e r f a h r e n in d e r Privatpraxis mit den j e d e s m a ligen Lebensverhältnissen des k r a n k e n I n d i v i d u u m s in E i n klang b r i n g e n zu k ö n n e n ,

resultiren.

Was

zunächst die

Neutralsalze selbst b e t r i f f t , so sind sie keinesweges ein so

— 138 — unschädliches Mittel, s o n d e r n ü b e n s e h r häufig einen sehr nachteiligen

Einfluss

auf

die U n t e r l e i b s o r g a n e ,

nament-

lich die Schleimhaut des D a r m k a n a l s aus, als d e r e n b a r e n Reflex die in vielen Fällen w ä h r e n d des

sicht-

Gebrauchs

dieser A b f ü h r m i t t e l a u f t r e t e n d e n Geschwüre an der i n n e r n Fläche

der

Unterlippe

und

betrachtet werden können.

der

Schleimhaut

der

W i e heftig diese

Backen

Kurmethode

auf die Unterleibseingeweide u n d die in d e r Nähe l i e g e n den

Organe

dass

sie in fast sicherer W e i s e A b o r t u s

aus

diesem

wirkt,

geht ü b e r d i e s

Grunde

bei

schon

Schwangeren

A n w e n d u n g k o m m e n darf.

Eben

selbst

bei

vor i h r e m G e b r a u c h Tripper,

dessen

hartnäckiger w e r d e n soll. — f ü r die Mehrzahl d e r Fälle

hervor,

auch

so w a r n e n und

Verlauf

und

niemals zur die

Aerzte

schwächlichen,

S u b j e k t e n , bei s c o r b u t i s c h e r A n l a g e bestehendem

daraus

hervorruft,

bei

schlaffen gleichzeitig

dadurch

ein

sehr

Ganz u n b r a u c h b a r a b e r wird in der Privatpraxis

dies V e r -

f a h r e n , wegen d e r fast u n b e s i e g b a r e n Schwierigkeit,

hier

alle die diätetischen Requisite zu erfüllen, welche sie v o r aussetzt u n d zeigt.

ohne

welche

gegebenen T e m p e r a t u r , enthalt

sie sich

d u r c h a u s wirkungslos

O h n e den beständigen Aufenthalt in d e r eben im Bette

ja

an-

ohne den f o r t w ä h r e n d e n A u f -

erfüllt die M e t h o d e

Geständnisse i h r e r E m p f e h l e r

den

nach

dem

beabsichtigten

eigenen Zweck

n i c h t ; wie oft a b e r , frage i c h , wird es möglich sein, bei Syphilitischen

j e n e r A n f o r d e r u n g Genüge

so den Erfolg der K u r zu

sichern.

tischen K r a n k e n sind

junge,

gige M ä n n e r , welche

sich auf W o c h e n

kreise nicht zu e n t f r e m d e n

m e h r oder

vermögen,

zu leisten,

Die meisten weniger ihrem

und

syphiliabhän-

Wirkungs-

u n d welche

über-

-

139 —

dies k e i n e n s e h n l i c h e r e n W u n s c h h a b e n , heit

der Kenntniss

Anderer

zu

als i h r e

entziehen.

Es

Krankist

aber

•wahrlich nicht d e r p a s s e n d e W e g , d a s G e h e i m n i s s zu wahren,

wenn

ein

sonst g e s u n d e r ,

in

seinem

be-

Aeussern

nichts k r a n k h a f t e s d a r b i e t e n d e r j u n g e r M a n n sich W o c h e n l a n g i n ' s Bett legt u n d e i n e , bei d e r ziemlich a l l g e m e i n e n Kenntniss

von

W ä r m e bei

der

Notwendigkeit

d e r S y p h i l i s fast i m m e r

p e r a t u r von 1 8 — 2 0 ° R . diesen Verhältnissen erregen,

dass

in

kann

einer

gesteigerten

verräterische

seinem Zimmer es

daher

diese Methode

in

den seltensten F ä l l e n E i n g a n g

Tem-

hat.

Unter

nicht V e r w u n d e r u n g

der Privatpraxis

gefunden,

nur

und dass

in

daher

d e r M e r c u r u n d die A e t z u n g e n noch i m m e r e i n e so g r o s s e , fast a u s s c h l i e s s l i c h e

Rolle in d e r B e h a n d l u n g des

syphilitischen Geschwürs spielen. l a s s e n sich h e i m l i c h

nehmen,

primär-

Denn P i l l e n u n d P u l v e r

u n d d a die

k e n in d e m u n g l ü c k l i c h e n W a h n e

stehen,

meisten dass

Kran-

eine

Be-

s c h r ä n k u n g b e z ü g l i c h d e r Diät, T e m p e r a t u r etc. d a b e i n i c h t e r f o r d e r l i c h , so m u s s i h n e n d i e s e B e h a n d l u n g d i n g s als die e i n f a c h s t e , lichung am sie a b e r ,

meisten dass

gerade

k e i n a n d e r e s Mittel, der Temperatur,

ihrem Wunsche

entsprechende

Wüssten

des M e r c u r s ,

wie

die sorgfältigste R e g u l i r u n g d e r Diät,

kurz

unglücklichsten

Verheim-

erscheinen.

die A n w e n d u n g

des g a n z e n V e r h a l t e n s

u n d dass d e r V e r n a c h l ä s s i g u n g die

nach

gar

aller-

Wirkungen

zugeschrieben werden müssen, s e h e n , d a s s die F r e u d e

über

voraussetzt,

dieser Rücksichten des

gerade

Mercurialgebrauchs

so w ü r d e n

sie b a l d

die V e r h e i m l i c h u n g

in

einder

M e h r z a h l d e r F ä l l e e i n e n u r k u r z e , u n d g a r b a l d in S c h m e r z

— 140 — ä b e r die nicht lange kundigen

auf sieh

warten lassenden o f f e n -

Folgen verwandelt sein werde»

Ich habe oben gesagt, dass ich mich ganz der A ansieht der Aerzte anschlösse, weiche den Mercur bei dem primär-syphilitischen

Geschwür verbannt,

nur ein entziehendes, ausleerendes, verfahren entgegengestellt auch gezeigt,

und demselben

rcizmindefndes Heil-

wissen wollen.

dass die Methode,

Ich habe

aber

mittelst deren sie jene

Heilabsicht zu realisiren gedenken, wegen der Schwierigkeit

einer strengen

Erfüllung

diätetischen Beschränkungen, ausführbar

und

überdies

der

dabei

in den

auch

vorausgesetzten

meisten Fällen

nicht

von

un-

nachtheiligen

£inOUssen auf den übrigen Gesundheitsstand des Patienten frei ist.

Auf welche Weise sollen

nun j e n e

Principien

im concreten Falle verwirklicht werden ? Hierauf erwiedere ich, dass es die methodische Wasserkur ist, durch welche jene Aufgabe, am sichersten, gründlichsten u n d , ich darf wohl hinzufügen, am angenehmsten für .den Kranken gelöst wird.

Für meine Berechtigung, diese wichtige Frage

in so peremtoriseber Weise zu beantworten, gestattet, Folgendes anzuführen. die methodische Anwendung könne,

wird,

Heere

des Wassers

geheilt werden

seitdem zuerst in Gräfenberg und dann in

anderen Anstalten Contingente,

sei es mir

Dass die Syphilis durch

dieser Art unter

welche

der dort

sich

namentlich

dem so

zahlreichen

jene Krankheit zu dem

sammelnden

Kranken

mannichfache Heilungen bewirkt worden

gestellt,

sind,

Niemandem mehr bezweifott werden dürfen.

so

wohl von

Indessen ist

dabei nicht zu übersehen, dass es namentlich die Formen der s e c u n d a r e n ,

durch

falschen

oder

übermässigen

— 141 — Gebrauch

des

welche

jenen

in

Mercurs

misshandelten

Anstalten

Syphilis

Gegenstand

der

waren,

Behandlung

wurden., w ä h r e n d primäre F o r m e n dort aus leicht b e g r e i f lichen G r ü n d e n

zu

den Seltenheiten

gehörten.

Dies hat

n u n die unter K r a n k e n und namentlich u n t e r Aerzten viel verbreitete Meinung erzeugt, dass die W a s s e r k u r wohl f ü r die s e c u n d a r e n F o r m e n

der

märe

Geschwüre aber

nicht

sei.

Die Wichtigkeit

der

Syphilis

passe,

gegen

mit Sicherheit

pri-

anzuwenden

Streitfrage leuchtet

ein;

ihre

L ö s u n g konnte sie n u r von der practischen E r f a h r u n g am K r a n k e n b e t t e selbst erwarten. nicht leicht

eine

Nun

d ü r f t e es

Wasserheilanstalt

geben,

a b e r wohl

die

bezüglich

solcher E r f a h r u n g e n gUnstiger situirt wäre, als die unsrige in B e r l i n ,

an dei> ich

seibsi beschäftigt

einer grossen H a u p t s t a d t

belegen,

bin.

Inmitten

in welcher

g e r a d e in

j ü n g s t e r Zeit j e n e Krankheit eine so b e u n r u h i g e n d e breitung gefunden, Kranken

kann

zur Feststellung

mär-syphilitische werden könne,

es

ihr

niemals

der Frage

Geschwür durch oder nicht.

Ver-

an geeigneten

f e h l e n , ob das p r i -

die

Wasserkur

geheilt

Und die E r f a h r u n g hat e n t -

schieden , u n d zwar entschieden zu Gunsten d e r W a s s e r kur;

das

und

radical

Wassers

p r i m ä r - s y p h i l i t i s c h c Geschwür wird durch

geheilt.

die Ich

entsprechende habe

in

den

letzten J a h r e n

als 5 0 primär-syphilitische Geschwüre Falle S y m p t o m e einer

nach beobachte!. ren

genauen

Controlle

unterworfen

in keinem

allgemeinen Syphilis d a r -

Die grosse Mehrzahl

B e r l i n e r ; sie alle konnten

des mehr

lediglich mit W a s -

ser b e h a n d e l t , ich h a b e sie Alle geheilt, u n d einzigen

vollständig

Anwendung

noch

der Kranken nach

werden,

Jahren

und

auch

waeiner nicht

— 142 — bei einem h a b e n sich E r s c h e i n u n g e n gezeigt, welche ü b e r die Gründlichkeit und Sicherheit d e r H e i l u n g hätten einen Zweifel a u f k o m m e n lassen.

Diese T h a t s a c h e

kann ich auf

das Feierlichste und mit aller der W a h r h a f t i g k e i t , einer

so

ernsten

und

wichtigen

Angelegenheit

welche gebührt,

versichern, u n d sie wird hoffentlich h i n r e i c h e n , j e d e n etwaigen Zweifel ü b e r

die Zulässigkeit u n d Heilsamkeit d e r

methodischen W a s s e r k u r

bei d e m

primären

syphilitischen

Geschwüre zu beseitigen. Der

grosse

Werth

der

methodischen W a s s e r k u r

in

derartigen Krankheitserscheinungen b e r u h t a b e r nicht allein auf i h r e r W i r k s a m k e i t ,

sondern

dieselbe

d u r c h zu einem unschätzbaren Mittel, den übrigen üblichen

Methoden

wird

auch

da-

dass sie von allen,

anklebenden

Nachtheilen

und sonstigen, die A n w e n d u n g selbst e r s c h w e r e n d e n I n c o n venienzen durchaus frei ist. Nicht bloss, dass sie, wie dies b e i m Mercurialgebrauch d e r Fall, d e r bereits b e s t e h e n d e n giftung keine

neue,

in ihren Folgen

viel

Ver-

verderblichere

u n d zerstörendere hinzufügt, nicht bloss, dass sie nicht, wie dies die Neutralsalze thun, die Integrität des mit so wichtigen

Functionen

betrauten

Nahrungskanals

in

hohem

G r a d e gefährdet, die W a s s e r k u r besitzt a u c h d a d u r c h noch einen

ganz

eigentümlichen Vorzug,

dass

sie zu

ihrem

Gelingen nicht j e n e r ängstlichen, minutiösen B e s t i m m u n g e n bezüglich

des Verhaltens

d e r K r a n k e n b e d a r f , von

c h e n die Wirksamkeit der

beiden

wesentlich

Beim G e b r a u c h e

abhängig

hat d e r Kranke

ist.

nicht n ö t h i g ,

sich

anderen

wel-

Methoden des

so

Wassers

w o c h e n l a n g in e i n e m

Z i m m e r von Übermässig hoher T e m p e r a t u r , oder wohl gar in seinem Bette von

der Aussenwelt abzuschliessen,

und

-

143 —

e b e n so lange sich der oft so n o t w e n d i g e n E r f ü l l u n g s e i n e r B e r u f s t ä t i g k e i t zu entziehen, sondern b e i m schlechtesten,

kältesten Wetter

mosphärischen Luft aussetzen, d a d u r c h das Gelingen

ohne

er kann selbst

sich getrost der atfürchten zu müssen,

der Kur zu stören,

oder

das zur

H e i l u n g bestimmte Mittel, wie dort beim M e r c u r , dessen vermeintliche Unschädlichkeit vorzugsweise auf j e n e r

Vor-

aussetzung bei seiner A n w e n d u n g beruht, zu einer n e u e n , krankmachenden nicht

der

Ursache umzuwandeln.

geringste Vorzug

der K u r ,

E s ist wahrlich dass so behaftete

K r a n k e auch nicht einen Tag auf ihre gewohnte Thätigkeit zu verzichten h a b e n , wie denn auch alle meine, den v e r schiedenartigsten Unterbrechung

Ständen

angehörenden

ihren Geschäften

ohne den Erfolg d e r Kur zu verzögern. Wasserkur

haben

Patienten obliegen

zu g e f ä h r d e n ,

ohne

können,

oder auch n u r

Damit hängt innig ein a n d e r e r Vorzug d e r

zusammen,

der nämlich,

dass

es

auf

diese

W e i s e den Patienten Icicht w i r d , ihre in so ü b l e m Rufe stehende Krankheit der Die W a s s e r k u r

Kenntniss Anderer die

zu

entziehen.

manniclifachsten Uebel

im

G e b r a u c h , und es wird deshalb um so leichter s e i n ,

ein

anderes

ist gegen

chronisches Leiden vorzuschützen,

hemmte Berufstätigkeit

und

namentlich

als die u n g e -

die E n t b e h r l i c h -

keit d e r so verrätherischen hohen Temperatur nicht wenig dazu beitragen w e r d e n , jeden Verdacht eines syphilitischen Uebels

fern zu

hallen. —

methodischen W a s s e r k u r der Unschädlichkeit,

So vereint sich

d e n n in d e r

die Wirksamkeit des Mittels mit

Leichtigkeit, ja fast Annehmlichkeit

der A n w e n d u n g d e s s e l b e n ,

und

ich darf mich

wohl d e r

Hoffnung hingeben, dass meine Stimme von K r a n k e n

und

— 144 — Aerzten w e r d e v e r n o m m e n , u n d die Vorzüge einer solchen B e h a n d l u n g in

einer so h ä u f i g e n ,

nicht

selten

in i h r e n

N a c h w i r k u n g e n alle L e b e n s b l ü t h e n abstreifenden giftenden

Krankheit

ihre

gebührende

und

Würdigung

ver-

finden

werden. Die Details

der Behandlung

d ü r f t e wohl überflüssig s e i n , einem,

in

kundigen

hier

da

näher

die K u r

d e r therapeutischen H a n d h a b u n g Arzte

geleitet w e r d e n k a n n .

anzugeben,

doch

n u r von

des W a s s e r s

Es

genüge

die

B e m e r k u n g , dass w ä h r e n d die W a s s e r a n w e n d u n g , den o b e n entwickelten entziehenden,

Grundsätzen

gemäss,

ausleerenden

an sich tragen m u s s ,

und

im

Allgemeinen

reizmindernden

den

Karakter

sie doch andererseits auch d e r I n -

dividualität des Patienten anzupassen, u n d d e m n a c h in den ist.

Kräftige,

j u g e n d l i c h e P e r s o n e n müssen m e h r u n d stärker

einzelnen Fällen

schicklich

zu modificiren

schwitzen,

als schwächlichere, b e j a h r t e r e Individuen, u n d eben so ist bei den ersteren eine kältere T e m p e r a t u r des

angewende-

ten W a s s e r s zulässiger, als bei den letzleren. ziehungskur ist nicht dig;

bei

in

Eine

allen Fällen u n b e d i n g t

den Meisten wird

d u r c h eine

m i n d e r u n g d e r Nahrungsmittel

Ent-

notwen-

quantitative V e r -

die H e i l u n g

allerdings

be-

schleunigt, bei schwächlichen Individuen erfolgt a b e r auch wohl

das Gegentheil. -— Die D a u e r

Bestimmtes.

Unter

den

von

mir

der

Kur

hat

behandelten

k o n n t e n einige schon nach 4 — 5 , a n d e r e nach 6 — 7 , endlich erst nach 9 W o c h e n geheilt entlassen

nichts

Kranken einer

werden.

D r u c k v o n C. A . S c h i e m e n t z & C o . in B e r l i n , S p a n d a u c r s t r . i 8 .