Sterben, Tod und Trauer in der Schule: Eine Orientierungshilfe [2 ed.] 9783666580437, 9783525580431, 9783647580432

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Sterben, Tod und Trauer in der Schule: Eine Orientierungshilfe [2 ed.]
 9783666580437, 9783525580431, 9783647580432

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Stephanie Witt-Loers

Sterben, Tod und Trauer in der Schule Eine Orientierungshilfe

Mit 8 Abbildungen 2., durchgesehene und aktualisierte Auflage

Vandenhoeck & Ruprecht

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Für Jan und Jona

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-647-58043-2 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de

© 2016, 2009, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, 37073 Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U. S. A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Gesamtherstellung: Hubert & Co GmbH & Co. KG, Robert-Bosch-Breite 6, 37079 Göttingen

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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Zum Entstehen des Bandes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Kinder und Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Trauerreaktionen und Traueraufgaben bei Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Begleitung trauernder Kinder und Jugendlicher . . . . . . .

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6. Schulorganisatorische und gestalterische Orientierungshilfen im Notfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Beispiele möglicher Trauersituationen an der Schule . . .

29

8. Erfahrungen im Umgang mit Trauer an der Schule . . . . .

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9. Materialien und Beispiele: Trauern um J. . . . . . . . . . . . . .

43

10. Schlussgedanke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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11. Verfügbare Materialien für den Unterricht und die Gestaltung des Abschieds . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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12. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

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Vorwort

Wo Menschen sterben, bleiben andere zurück, die zwischen Erschrecken und Trauer, Unverständnis und Wut, Ohnmacht und Tatendrank zerrissen sind. Obwohl das Lebensfeld der Schule schon allein aufgrund des Gesetzes der großen Zahl von diesem Ereignis nicht verschont bleibt, gibt es in den zahlreichen Curricula und Vorsorgeplänen keine Strategien zum Umgang mit dem ungeliebten, aber ewig präsenten Thema Tod. So stürzt die Konfrontation mit dem Tod von Schülern, Lehrern oder Angehörigen zumeist in Hilf- und Sprachlosigkeit. Warum eigentlich, wo man doch für alle anderen Notfälle ausgefeilte Pläne bereithält und regelmäßig zu trainieren gebietet? Der Tod führt in der Schule zu einer Rollenauflösung: Die Trauer überschwemmt alle Beteiligten gleichermaßen und macht keinen Unterschied zwischen Schülern und Lehrern. Alle sind potenziell Betroffene von Ereignissen, die sich der Lebenssehn­ sucht widersetzen, und das eben meistens unpassend. Das vorliegende Buch animiert zur Beschäftigung auf vielen Ebenen: Es vermittelt kurz und prägnant grundlegende Kennt­ nisse über Trauerprozesse bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Es zeigt auf, dass und wie in der Schule auf Todes­ ereignisse zu reagieren ist. Es bietet eine Menge Handwerkszeug, um in einer eher ohn­ mächtig machenden Situation Unsagbares auszudrücken. Und es sollte anregen, sich in Schulen an Pläne zu setzen, die den plötz­ lichen und unaufschiebbaren Handlungsbedarf vorausdenken. Trauer kann man nicht verhindern, der Tod lässt sich nicht pla­ nen, aber den Umgang damit kann man gestalten. Prof. Dr. Joachim Windolph Theologe, Supervisor (DGSv) KatHO NRW, Abt. Köln

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1. Zum Entstehen des Bandes

Es war mir ein Anliegen, diese Orientierungshilfe für Schulen im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer zu erstellen, da ich persön­ lich erfahren habe, wie hilflos und unsicher wir sind, wenn wir mit diesem Themenbereich, sei es aus aktuellem Anlass (Unfall­ tod oder Suizid) oder durch fortschreitende Krankheiten, die zum Tod führen, konfrontiert werden. Die eigene emotionale Betroffenheit kann uns handlungsunfä­ hig machen und es kann uns schwer fallen, Kindern und Angehö­ rigen in dieser Situation hilfreich und unterstützend zu begegnen. Wenn dringender Handlungsbedarf besteht, kommen erschwe­ rend der Zeitdruck und die kurzen Vorbereitungsphasen hinzu, bevor Schüler informiert werden müssen oder die Trauerfeier gehalten wird. Natürlich hatte auch ich nicht mit dem plötzlichen Tod eines Kindes aus unserem eigenen Lebensumfeld gerechnet. Die Nach­ richt vom Unfalltod des Freundes und Klassenkameraden unseres Sohnes erschütterte mich zutiefst und ich konnte zuerst gar nicht glauben, was ich da hörte. Die Reaktionen meiner drei Kinder auf die Mitteilung des Todes von J. und meine eigene Trauer um ihn veranlassten mich dann – vor dem Hintergrund auch meiner frühen Erfahrungen als Geschwisterkind einer leukämiekranken jüngeren Schwester, des Verlustes eines Kindes im fünften Schwangerschaftsmonat und der intensiven Begleitung eines sterbenden Jungen im Rahmen meiner Tätigkeit als Hospizhelferin –, einen Weg zu suchen, die­ sen Abschied von J. für alle Betroffenen so gut wie möglich hilf­ reich mitzugestalten und zu unterstützen. Mir verlangte damals die sehr knappe Vorbereitungszeit für die Unterrichtstage und die Trauerfeier von J. viel Kraft und Diszip­ lin ab und ich wäre froh gewesen, wenn ich eine Orientierungs­ hilfe gehabt hätte, auf die ich spontan hätte aufbauen können. Mir fehlten ein Verzeichnis von Literatur, die ich hätte verwen­ den können, und auch Empfehlungen für bestimmte Handlungs­

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weisen, da mir die Situation, mit einer Gruppe von trauernden Kinder konfrontiert zu sein, fremd war und ich nur ein grobes Wissen über die Trauerreaktionen bei Kindern hatte. Die Erfahrungen und das Engagement beim Tod von J. waren für mich Anlass, eine Ausbildung zur Kindertrauerbegleiterin am Kinderhospiz Balthasar in Olpe zu machen und die vorliegende Orientierungshilfe mit dem dort gewonnen Hintergrundwissen zu entwickeln. Darüber hinaus konnte ich in der Trauerbegleitung angehöriger Eltern und Geschwister mit den Schwierigkeiten und Wünschen, die Eltern und Geschwister von Verstorbenen im Zusammenhang mit Sterben und Tod gegenüber der Schule haben, vertraut werden. Weitere Erkenntnisse zu diesem Themenbereich gewann ich durch Gespräche mit Schülern, die Mitschüler oder Lehrer durch Unfalltod, Krankheit oder Suizid verloren hatten. Auch Lehrer, die mit diesen Themen konfrontiert wurden und sich oftmals plötzlich in einer Situation zurechtfinden mussten, auf die sie weder in der Ausbildung noch im persönlichen Bereich vorberei­ tet waren, teilten mir ihre Schwierigkeiten und Bedürfnisse im Umgang mit dem Themenkreis Sterben, Tod und Trauer an der Schule mit. Äußerungen betroffener Eltern zeigen, wie wichtig es ist, Kin­ der in ihrer Trauer verstehen zu lernen. „Wir haben erfahren, dass die Lehrer die Trauerreaktionen unseres Kin­ des nicht einordnen konnten. Für sie war das Kind nicht trauernd, weil es seine Trauer nicht ständig nach außen hin sichtbar gemacht hat. Schon nach zwei Wochen trafen wir auf Unverständnis, dass die Hausaufgaben nicht kontinuierlich gemacht worden seien. Unser Sohn wurde mit der Erklärung zurechtgewiesen, dass der Tod des Bruders doch nun lange genug her sei, um dem Schulgeschehen wieder korrekt zu folgen.“ „Als unser Sohn drei Monate später auf eine weiterführende Schule kam, informierten wir die Schulleitung über den Tod des Bruders und die akute Trauersituation unseres Sohnes, mit der Bitte um Weiterleitung an die Lehrer, die unseren Sohn unterrichten würden. Leider kam man unse­ rer Bitte nicht nach. Da der Klassenlehrerin ein ihr unverständliches Ver­ halten unseres Sohnes auffiel und sie uns deshalb zum Gespräch bat, konnte sie die Auffälligkeiten nach unserer Erklärung besser einordnen und unseren Sohn erfolgreich unterstützen. Wir waren dieser Lehrerin für ihre Wachsamkeit sehr dankbar.“

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Die vorliegende Orientierungshilfe soll eine Lücke schließen. Sie möchte sowohl den Umgang mit akuten Trauersituationen als auch den Abschied bei längerfristig absehbarem Sterben durch Krankheit in der Schule erleichtern. Sie kann Handlungsweisun­ gen geben und sie soll bei der Entwicklung individueller Trauer­ verarbeitung unterstützen. Sie möchte auch Mut machen, eigene Wege zu gehen. Vorab sind einige grundlegende Haltungen zu erörtern, die für Verständnis und Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer im Bereich Schule hilfreich sein können. Außerdem sollen Todeskonzepte, Trauerkonzepte, Trauerreak­ tionen und Aufgaben bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt werden. Anschließend werden schulorganisatorische und gestalterische Hilfen für den Notfall und darüber hinaus gegeben. Am Beispiel des plötzlichen Unfalltods eines Schülers der ers­ ten Klasse möchte ich meine eigenen Erfahrungen zum Umgang mit Trauer an der Schule vorstellen. Ein Verzeichnis von entsprechender Literatur, Musikstücken, Filmen, Theaterstücken, Internetadressen und Kontaktstellen soll die Orientierungshilfe vervollständigen.

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Zur Neuauflage des Bandes

Während ich an der Überarbeitung dieser Neuauflage saß, ereig­ nete sich der furchtbare Flugzeugabsturz der GermanwingsMaschine in den französischen Alpen, bei dem unter anderem 16 Schüler und zwei Lehrerinnen ums Leben kamen. Die schnelle und professionelle Unterstützung durch Notfallseelsorger, die weitgehende Rücksichtnahme der Medien, die große öffentliche Anteilnahme, der offene und ehrliche Umgang des Schulleiters mit der Situation, das Mitgefühl und zugleich der sachliche Umgang mit für die Angehörigen wertvollen Informationen der Lufthansaführung haben den ersten Umgang mit diesem schreck­ lichen Ereignis auch in der Schule erleichtert. Dieser Umgang mit Angehörigen und Freunden der plötzlich verstorbenen Schü­ ler ist für mich neben anderen gesellschaftlichen Veränderungen, die ich in den letzten Jahren wahrnehmen konnte, ein weiteres deutliches Signal dafür, dass sich seit dem ersten Erscheinen des Buchs 2009 soziokulturell zu diesem Themenkomplex einiges in eine positive Richtung gewandelt hat. Ich würde mir wünschen, dass sich diese Entwicklung allgemein und im Besonderen auch in unserer Schulkultur fortsetzen würde, denn immer noch gibt es hier wesentliche Lücken sowie einen verbesserungswürdigen Umgang mit den Lebensthemen Sterben, Tod und Trauer. Der schreckliche Flugzeugabsturz oder der Amoklauf in Winn­ enden haben gezeigt, wie schnell das System Schule von Tod und Trauer betroffen sein kann. Diese Ereignisse haben vielleicht noch mehr Menschen bewusst gemacht, dass Angehörige, die nicht im Kollektiv betroffen sind, nach dem Tod eines naheste­ henden Menschen ebenso breite Unterstützung und Anerkennung ihres schmerzlichen Verlustes in ihrem Lebensumfeld erfahren müssen. Es ist mir nach wie vor ein großes Anliegen, dass in der Schule mehr Sensibilität für einzelne trauernde Schüler und Leh­ rer entwickelt werden muss und dass die präventive Beschäfti­ gung mit den Lebensthemen Sterben, Tod und Trauer selbstver­ ständlich in den Schulalltag integriert sein sollte. Das würde den 11 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Umgang in akuten Situationen erleichtern, denn diese Themen werden uns in der Schule wie in anderen Lebensbereichen immer wieder betreffen – auch ohne ein solch tragisches Geschehen wie den Absturz der Germanwings-Maschine. Eine Auswahl an Fortbildungsmöglichkeiten und präventiven Angeboten für Schulen und Lehrer finden sich im Anhang. In meinem Institut Dellanima und dem Kooperationsprojekt Leben mit dem Tod bieten mein Team und ich qualifizierte Einzelbeglei­ tungen, Gruppen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Fami­ lienbegleitung, Fortbildungen und Vorträge für Lehrer, andere Berufsgruppen und für Betroffene sowie präventive und akute Unterstützung für Kindergärten und Schulen. Gerne können Sie mit mir Kontakt aufnehmen: Stephanie Witt-Loers – Institut Dellanima Trauerbegleitung, Fortbildungen, Vorträge Telefon: 02204–48 17 096 E-Mail: [email protected] Homepage: www.dellanima.de Ich freue mich darauf von Ihnen zu hören und wünsche Ihnen eine erfüllte Lebenszeit. Ihre Stephanie Witt-Loers

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2. Einführung 2.1. Trauer betrifft alle Menschen, auch in der Schule Die Themen Sterben, Tod und Trauer betreffen jeden von uns. Auch Kinder erleben Abschieds- und Verlustsituationen. Das können ein Umzug, die zeitweilige Trennung von Bezugsperso­ nen, die Scheidung der Eltern, der Verlust von Spielzeugen, der Verlust von Freundschaft, der Tod eines Haustieres, der Tod eines Elternteils, eines Geschwisters, eines Mitschülers, der Tod von Großeltern oder anderen Personen ihres Lebensraumes sein. Die Schule ist neben der Familie ein für Kinder ganz bedeu­ tender Lebensbereich. Hier verbringen Kinder einen großen Zeit­ raum ihres Lebens und ihrer persönlichen Entwicklung. Daher wäre es wünschenswert, wenn sie gerade auch in der Schule Menschen finden, die bereit sind, ihnen in ihrer Trauer zu begeg­ nen, sie zu unterstützen und zu begleiten.

2.2. Kindern darf Trauer zugemutet werden Die Sorge und früher oft vertretene Meinung, dass die kindliche Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer Ängste bei den Kindern verstärken würde, hat man nach wissenschaftlichen For­ schungen revidiert. Die gut gemeinte Schonung, Rücksichtnahme und der Versuch, den Kindern Trauererfahrungen ersparen zu wollen, führen dazu, dass Kindern die Möglichkeiten des eigenen Begreifens und des Abschieds verwehrt bleiben. Oft entsteht sogar ein Gefühl des Ausgeschlossenseins, verbunden mit Ein­ samkeitsgefühlen und einem Vertrauensverlust gegenüber den Erwachsenen. Heute ist man in der Trauerforschung der Auffassung, dass eine Auseinandersetzung mit Sterben, Tod und Trauer zur geis­ tig-seelischen Entwicklung von Kindern dazugehört. 13 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Deshalb empfehlen Fachleute wie Barbara Monroe und Fran­ cesca Thompson, Kinder nicht vor solchen – wenn auch schmerzlichen – Erfahrungen zu bewahren, und Joachim Witt­ kowski stellte 1990 fest, dass ein verbessertes Faktenwissen eine Sensibilisierung für todbezogene Themen sowie ein geschärftes Problembewusstsein zur Folge hat. Auch Sven Jennessen von der Universität Oldenburg ist sicher, dass das Bewusstsein für die Endlichkeit des Lebens dazu beitragen kann, das Leben zu beja­ hen und eine selbstbewusste Lebenseinstellung begünstigt.

2.3. Sterben, Tod und Trauer sind heute für Kinder schwer erfahr- und begreifbar Erschwert wird Kindern und Erwachsenen eine innere Auseinan­ dersetzung mit Sterben, Tod und Trauer dadurch, dass wir in unserer heutigen Zeit immer weniger Gelegenheit haben, Sterben und Tod zu begegnen. Aus dem alltäglichen Leben sind sie weit­ gehend ausgegrenzt. Menschen sterben heute nur selten zu Hause. Häufig werden ältere oder sterbende Menschen in Institu­ tionen wie Altersheimen, Krankenhäusern oder Hospizen ver­ sorgt und das „Sterbegeschehen“ somit ausgelagert. Zusätzlich sind viele traditionelle Riten und Bräuche in unse­ rer Gesellschaft verloren gegangen. Das gemeinschaftliche Trauern in der Familie, die Aufbahrung zu Hause, die Totenwa­ che und die Totenklagen sind selten geworden; die schwarze Trauerkleidung, die den Trauernden früher kenntlich machte, wird nicht mehr selbstverständlich getragen. Im Gegenteil – trägt heute jemand längere Zeit Trauerkleidung, trifft dies eher auf Unverständnis. Der Tod ist zu einem gesellschaftlichen Tabu geworden, das durch die hohe Lebenserwartung, die hohen Ansprüche an Gesundheit und Medizin und durch das in den Medien darge­ stellte und idealisierte Menschenbild nur verstärkt wird. Auf der anderen Seite erleben Kinder den Tod in den Medien schon früh, aber auch sehr einseitig. Siebzig Morde täglich könn­ ten sich Kinder im Fernsehen laut einer Studie des Nachrichten­ magazins SPIEGEL ansehen. Viele Filme und Computerspiele 14 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

verharmlosen das Töten. Oft ist das wahllose, massenhafte und brutale Töten sogar Sinn des Spiels. Zeitungen, Internet und Nachrichtensendungen sind voll von Bildern, die Kriege, Kata­ strophen, Unfälle und Verbrechen zeigen. Möglichkeiten zur Auseinandersetzung und zur Aufarbeitung des Geschehenen und Gesehenen gibt es selten. Oft werden Kinder mit Todes-Bildern und Todes-Spielen allein und damit sich selbst überlassen. Eine innere Auseinandersetzung sowie Informationen, die einerseits dabei unterstützen, einen persönlichen Umgang, Strategien und einen individuellen Ausdruck zu entwickeln, und andererseits zu einem gesellschaftlichen wie interfamiliären Austausch zum Themenkomplex führen, fehlten bisher. Inzwischen stelle ich fest, dass die Medien sich bewusst werden, wie prägend ihr Ein­ fluss auf den gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer ist. Erfreulicherweise finden in den Medien neben den einseitigen Informationen auch immer mehr sachliche Informationen, gut recherchierte Themenreihen mit weiterführenden Hinweisen, zum Beispiel im Hinblick auf Internetadressen, sowie Berichte über Institutionen, die sich mit Sterben, Tod und Trauer beschäf­ tigen, Eingang und relativieren die bisher vorherrschenden, ver­ zerrten Bilder zu dieser Thematik. Eine wichtige Form, sich vom Verstorbenen zu verabschieden ist die Trauerfeier oder Beerdigung. Sie ist ein Ritual, das hilft, Abschied zu nehmen, den Verlust zu begreifen und ihn als Reali­ tät anzuerkennen. Auch hiervon werden Kinder häufig ausge­ schlossen. So bleibt ihnen die Möglichkeit, sich zu verabschieden und den Tod für sich zu realisieren, verwehrt und fremd. Unter anderem aus diesen Gründen ist dann die Begegnung mit Ster­ ben, Tod und Trauer mit starken Angstgefühlen, Unsicherheit und Hilflosigkeit besetzt.

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2.4. Die Bearbeitung von Sterben, Tod und Trauer in der Schule ist notwendig Aus den oben aufgeführten Gründen lässt sich die Wichtigkeit und Notwendigkeit ableiten, Sterben, Tod und Trauer im schuli­ schen Bereich zu bearbeiten und zu thematisieren. Viel Angst, Scham, Einsamkeit und andere leidvolle Erfahrungen könnten vermieden werden, wenn wir uns bewusster mit diesen tabuisier­ ten Themen beschäftigen würden. Es ist sinnvoll, sich frühzeitig, das heißt, bevor ein aktueller Anlass dazu zwingt, mit Sterben, Tod und Trauer zu beschäftigen. Die akute Situation könnte dadurch entschärft werden, der Umgang damit liefe entspannter ab. In einer durch aktuelle Ereig­ nisse ausgelösten Trauersituation könnten wir auf gemeinsame Ressourcen im Umgang miteinander zurückgreifen, wenn wir uns zuvor mit Gedanken an Tod und Trauer beschäftigt haben. Wir könnten die Entstehung unnötiger Ängste in der Trauersituation verhindern und auf bereits entwickelte Ausdrucksformen von Gefühlen, die mit Sterben, Tod und Trauer verbunden sind, bauen. Das gibt Schülern, Lehrenden und Eltern mehr Sicherheit im Umgang und im Verständnis für sich und die anderen. Die Lebensthemen Sterben, Tod und Trauer sollten selbstver­ ständlich in den Schulunterricht integriert werden, damit Schüler sich mit diesen Themen vertraut machen können. Darüber hinaus ist es notwendig ein gesamtgesellschaftliches Umdenken auf den Weg zu bringen, zu informieren sowie Ängste und Vorbehalte zu diesem Themenkomplex abzubauen. Präventive Angebote wie Projekttage und -wochen sollten darum intensiver und regelmä­ ßig in Schulen angeboten werden. (siehe unter 11. Verfügbare Materialien) Zudem müssen Pädagogen verstärkt die Möglich­ keit zu Fortbildungen erhalten. Meine inzwischen langjährige Erfahrung in der Fortbildung von Pädagogen zu Sterben, Tod und Trauer zeigt, – entgegen der ersten Bedenken und Vorbe­ halte, sich dem Themenkomplex zu stellen – dass die Beschäfti­ gung und Auseinandersetzung mit diesem schlussendlich als per­ sönliche und professionelle Bereicherung erlebt wird. Auch wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass eigene schmerzhafte Verlusterfahrungen Raum beanspruchen und eine Bearbeitung erfordern. 16 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Die vielfältigen Chancen, die die Behandlung und Integration der Themen Sterben, Tod und Trauer in der Schule bieten, führen zu mehr Sicherheit im eigenen Umgang, aber auch in der Begegnung mit Trauernden. Zudem ist die Sorge vor völliger Überforderung in Konfrontation mit Tod und Trauer im akuten schulischen Kontext geringer. Immer wieder ist das Resümee von Pädagogenfortbildungen, dass Selbstreflexion, Informatio­ nen zu Trauerprozessen, Trauerreaktionen und entwicklungspsychologi­ schen Hintergründen, praktische sowie kreative Umsetzungshinweise, Rollenspiele, Hinweise zum Umgang mit Trauernden, zur Überbringung der Todesnachricht, zu Elternbriefen, Elternabenden oder zur Gestaltung von Trauerfeiern enorm dazu beigetragen hätten, sich zuzutrauen, diese wesentlichen Lebensthemen nicht auszugrenzen und Schüler wie Kolle­ gen in Verlustsituationen zu begleiten. Zugleich sind Lehrer erleichtert zu hören, dass sie nicht immer und zu jeder Zeit Begleiter sein können und müssen. Wesentlich ist, persönliche Grenzen anzuerkennen. Eigene nicht bearbeitete oder akute Verlusterfahrungen und/oder eine aktuell belastete Lebenssituation können Faktoren sein, die eine verantwortliche und hilf­ reiche Unterstützung trauernder Schüler momentan nicht zulassen. Hier bedeutet, verantwortlich zu handeln, Schüler oder andere Betroffene an andere mögliche und qualifizierte Unterstützer weiterzuvermitteln. Offen zu kommunizieren, dass ein Lehrer die Rolle des Begleitenden nicht über­ nehmen kann, zunächst einmal gut für sich selbst sorgen muss, kann darü­ ber hinaus für Schüler eine wichtige und prägende Vorbildfunktion hin­ sichtlich der Selbstfürsorge sein. Fazit ist, dass Fortbildungen für Pädago­ gen mehr Sicherheit und Zutrauen schaffen, sich mit den existenziellen Fragen und Lebensthemen auch in der Schule zu beschäftigen. Meine Vision wäre, dass es in jeder Schule ein bis zwei in der Trauerbe­ gleitung qualifizierte Lehrer oder Sozialpädagogen gäbe, die als Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und andere in der Schule Tätige zur Verfügung stünden. Zudem sollten im Vorfeld Krisenteams gebildet wer­ den. Nicht nur der Tod eines Mitglieds der Schulgemeinschaft sollte beachtet, auch der Verlust eines nahen Angehörigen mit seinen vielfälti­ gen Konsequenzen für Betroffene muss wahrgenommen, anerkannt und hilfreich begleitet werden. Bisher finden trauernde Schüler wie Lehrer meist zu wenig Beistand in der Schule, dabei ist die Unterstützung aus dem direkten sozialen Umfeld für Trauernde wesentlich. Ich bin über­ zeugt davon, dass die präventive Beschäftigung mit Sterben, Tod und Trauer in der Schule nicht nur dazu führen wird, dass der Einzelne und die Schulgemeinschaft für bevorstehende Verlusterfahrungen besser gerüstet sind, sondern auch dazu, dass trauernde Schüler nicht mehr so massiv gemobbt werden, wie es leider bisher der Fall ist. (Stephanie Witt-Loers. Trauernde Jugendliche in unserer Gesellschaft. In: Katholische Bildung. 115. Jahrgang, Heft 12, 2014, S. 507–508)

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2.5. Mögliche Perspektiven, die die Beschäftigung mit Sterben, Tod und Trauer in der Schule bietet Die Chancen, die eine unterrichtliche Auseinandersetzung mit diesem Themenbereich eröffnet, sind sehr vielfältig. So kann die eigene soziale Verantwortung in der Begegnung miteinander gestärkt werden und ein emphatisches Verständnis für hilfsbe­ dürftige, kranke, sterbende und trauernde Menschen entwickelt werden. Die Kinder lernen Möglichkeiten und Wege der Trauer- und Verlustverarbeitung kennen, lernen ihre eigenen Bedürfnisse nach Trost und Unterstützung kennen, entwickeln Ausdrucksfor­ men im Umgang mit Gefühlen der Trauer, erleben die Bedeutung der Gemeinschaft – zum Beispiel dass sie nicht allein sind in ihrer Not, dass andere Menschen ähnliche Sorgen haben und damit umgehen müssen, dass sie ihren Schmerz mit anderen tei­ len dürfen. Kinder und Jugendliche erfahren den Wert von gegenseitigem Respekt, Wertschätzung und Akzeptanz. Solche Erfahrungen verändern die Selbst- und Fremdwahrneh­ mung. Sie erweitern den Blickwinkel und können den Prozess der Trauerbewältigung fördern.

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3. Kinder und Tod Wie erleben Kinder und Jugendliche Verlust und Tod? Elisabeth Kübler-Ross und Jean Piaget haben hier Forschungsarbeit geleis­ tet und Todes-Konzepte beschrieben. Dabei dienen die Altersan­ gaben lediglich der Orientierung und können sich je nach Ent­ wicklungsstand eines Kindes oder Jugendlichen individuell nach oben oder unten verschieben.

3.1. Kleinkinder Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr empfinden bei Trennun­ gen Trauer- und Verlustgefühle und haben Angst vor dem Verlas­ senwerden. Allerdings haben sie noch keine konkrete Vorstellung vom Tod.

3.2. Vorschulkinder Kinder bis zum sechsten Lebensjahr denken „magisch“, das heißt u. a., dass sie glauben, mit ihrem Denken und Wünschen auf die Wirklichkeit einwirken zu können. Für sie ist der Tod noch nichts Endgültiges, er wird nur als vorübergehende Abwesenheit ver­ standen. Ohnehin unterscheiden sie noch nicht zwischen Beleb­ tem und Unbelebtem.

3.3. Grundschulkinder Grundschulkinder (bis zum neunten Lebensjahr) sind nun in der Lage, den Unterschied zwischen „tot“ und „lebendig“ zu erfas­ sen. Sie möchten den Tod erforschen, mehr darüber wissen und haben ein sachliches, nüchternes Interesse an den Äußerlichkei­ 19 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

ten des Todes. Friedhöfe, Todesursachen, Beerdigungen, Verwe­ sung und Verbrennung sind Themen, die sie interessieren. Andererseits wird der Tod eines geliebten Menschen oder Tie­ res oft als Bestrafung erlebt („Ich war nicht lieb, also …“).

3.4. Schulkinder Ältere Kinder (bis zum zwölften Lebensjahr) erkennen jetzt, dass alle Lebewesen, auch sie selbst, einmal sterben müssen. Ursa­ chen für den Tod sind in ihrer Vorstellung meistens Alter und Krankheit. Sie erleben den Tod als ein endgültiges, abschließendes und unausweichliches Ereignis.

3.5 Jugendliche Jugendliche (bis zum achtzehnten Lebensjahr) stellen existenz­ ielle Fragen nach dem Sinn des Sterbens, des Todes und des Lebens. In ihrer Trauer wirken sie oft unnahbar und unberührt; ande­ rerseits fühlen sie sich oft für die Zurückgebliebenen verantwort­ lich.

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4. Trauerreaktionen und Traueraufgaben bei Kindern und Jugendlichen

4.1. Was ist Trauer und wie äußert sie sich bei Kindern und Jugendlichen? Die Trauer ist eine natürliche Reaktion auf Verlust, sie hat ihre ganz spezifische Zeit, ihr eigenes Maß und zeigt sich auf geisti­ ger, körperlicher und psychischer Ebene so individuell und viel­ fältig, wie wir selbst sind. Sie erfasst den Menschen als Ganzes. Trauer ist kein vorübergehender Zustand, sondern ein langer Pro­ zess, der sich wandelt und bei jedem Menschen anders verläuft, so auch bei Kindern. Auch Kinder brauchen Zeit, um Abschied zu nehmen, Trauer zu durchleben und Verluste zu verarbeiten, aber Kinder trauern anders als Erwachsene. Oft sind Erwachsene irritiert und verunsi­ chert durch die Verhaltensweisen trauernder Kinder, weil sie glauben, die Kinder würden nicht trauern. Wichtig zu wissen ist deshalb, dass – anders als bei Erwachse­ nen – die Gefühle in der Trauer bei Kindern oft sprunghaft schwankend sind und plötzlich wechseln. Das kann zum Beispiel ein abrupter Wechsel von lustiger, heiterer Stimmung zu Traurig­ keit sein oder umgekehrt. Kinder machen Pausen in ihrer Trauer. Auch das lässt manch­ mal den Eindruck entstehen, als ob sie nicht trauerten. Diese „Trauerpausen“ sind aber eine ganz natürliche Schutzreaktion, um sich von den seelischen und körperlichen Anstrengungen zu erholen. Körperliche Symptome, wie Gliederschmerzen, Kopfschmer­ zen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen und Alb­ träume, können Erscheinungen sein, die die Trauer begleiten. Häufig entwickeln Kinder nach einem schweren Verlust ein ver­ stärktes Sicherheitsbedürfnis oder Trennungsängste. Bei Jugendlichen kann ein Trauerfall oft auch eine starke Sinnund Identitätskrise auslösen. 21 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

In der Trauerforschung spricht man von Aufgaben, die die Trauer stellt, die bewältigt werden müssen, wenn Trauernde wie­ der zu einem sinnerfüllten Leben finden wollen. So müssen sie ihr Leben neu ordnen, sich langsam zurechtfinden, sich finden in einer oft fundamental veränderten Lebenssituation. Denn nicht selten ändert sich durch einen Todesfall der Alltag der Angehöri­ gen grundlegend. Mit diesem veränderten Lebensumfeld leben zu lernen, beansprucht Kraft, Zeit und Raum. Nichts ist mehr, wie es war. Wird Trauer verdrängt, kann sie dauerhafte Schäden und Krankheiten auslösen. Das Aussprechen und Leben von Gefüh­ len in der Trauer ist deshalb heilsam und wichtig, nicht nur für trauernde Kinder. Wir sollten wissen, dass Kinder in ihrer Trauer auch aggressi­ ves und provozierendes Verhalten zeigen können und dass dies zur normalen Trauerreaktion gehören kann. Die Kinder haben oftmals Wut auf den Verstorbenen, weil er sie einfach verlassen hat, weggegangen ist und somit Verursacher ihrer Traurigkeit ist. Auch Schuldgefühle sind nicht selten bei Kindern. Kinder glau­ ben manchmal, dass sie den Verstorbenen vielleicht nicht lieb genug gehabt oder ihn zu sehr geärgert haben und dass sie nun mit seinem Tod für ihr Fehlverhalten bestraft würden. Besonders zum Tragen kommen diese Schuldgefühle beim Suizid einer Bezugsperson des Kindes.

4.2. Trauerkonzepte Trauerkonzepte, wie William Worden und Verena Kast sie entwi­ ckelt haben, können eine Orientierung sein, um Trauerreaktionen und Trauerprozesse einzuordnen. Sie erleichtern es, Trauernde zu verstehen und ihre oft widersprüchlichen Gefühle der Trauer zu würdigen. Die in den „Traueraufgaben“ formulierten Inhalte kön­ nen nützlich sein, um trauernde Kinder und Jugendliche zu begleiten und sie hilfreich zu unterstützen. Gleichzeitig sollten wir immer die Individualität der Person, der Familiensituation, die Lebensumstände, das soziale Umfeld, die Beziehung des Kindes zum Verstorbenen, sowie die 22 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Umstände des Todes der verstorbenen Person berücksichtigen, denn Trauerprozesse sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. „Trauer kann in gewissem Sinne ein Ende finden und hört doch in gewissem Sinne nie auf.“ (William Worden) William Worden beschreibt das Trauern nicht als eine Phase mit verschiedenen Stationen und Stufen, die Trauernde durchlau­ fen müssen, sondern ordnet Trauernden verschiedene „Aufga­ ben“ zu, mit welchen sie sich nach dem Verlust und den damit verbundenen veränderten Lebenssituationen aktiv auseinander­ setzen. Dem trauernden Mensch kann es gelingen, sein Leben dem Verlust anzupassen und ein sinnerfülltes Leben zu führen. Verena Kast spricht von Trauerphasen, hebt aber hervor, dass Trauer ein Prozess ist und benennt Gefühle, die in der Trauer auf­ treten können. Die in der Trauer vielfältig und widersprüchlich auftauchenden Gefühle haben alle ihre Berechtigung und können als Form des persönlichen Trauerprozesses anerkannt werden. Traueraufgabe: Die Realität anerkennen Auf die Todesnachricht können Kinder und Jugendliche mit Gefühlsschock, Verleugnung, Nicht-wahrhaben-Wollen, Empfin­ dungslosigkeit, Schonen der engsten Bezugspersonen, oder Abspaltung des Schmerzes – eine instinktive Schutzreaktion, da zu starke Gefühle die Kinder in dieser Zeit überwältigen würden – reagieren. Die Traueraufgabe ist es, die Realität des Verlustes anzuerken­ nen. Die Todesnachricht ist aufzunehmen, zu hören und zu begreifen. Informationen über die Todesursache und den Tod sind wahrzunehmen, der Tod soll stückweise als Realität akzep­ tiert werden. Traueraufgabe: Den Trauerschmerz durchleben Wenn der Schmerz der Trauer sich Bahn bricht, treten wider­ sprüchliche Gefühle auf; es kann zu wahren Gefühlsausbrüchen kommen. Zerstörungswut, (Spielzeuge, Pflanzen, …), Starre, Zorn, Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Schmerz, Leere, Ver­ 23 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

zweiflung, Schuldgefühle, Angst, Hass, Sehnsucht, Ohnmacht, Niedergeschlagenheit, Freude, Dankbarkeit – all dies kann zum Vorschein kommen und wird, bisweilen auch expressiv, ausge­ lebt. Es kann zu Aggressionen kommen. Aggressive Verhaltenswei­ sen dienen der Befreiung von Gefühlen der Schwäche, sind ein Versuch, sich selbst wieder stark zu fühlen. Erwachsene fühlen sich oft durch „auffälliges kindliches und aggressives Trauerver­ halten“ gestört, dabei benötigen Kinder gerade dann Beistand und Begleitung. Auch körperliche Reaktionen bei Kindern sind nicht selten. Das können z. B. Appetitmangel, Schlafstörungen, Unruhe, Kon­ zentrationsschwäche, Schmerzen in Bauch, Brust oder Hals sein. Kinder erleben in ihrer Trauer oft ganz existenzielle Sorgen, „wer versorgt mich“, „wer finanziert unser Leben“. Sekundäre Verluste, wie der Verlust des Wohnortes, damit verbunden dann auch der Verlust von sozialen Strukturen belasten Kinder oft zusätzlich. Die Traueraufgabe ist es, den Abschiedsschmerz zu durchle­ ben, den unterschiedlichen Gefühlen zu begegnen und ihnen Ausdruck zu verleihen, das heißt auch: über das innere Erleben zu sprechen. Traueraufgabe: Sich anpassen an eine Umwelt in der der Verstorbene fehlt Stirbt ein nahe stehender Mensch, müssen Kinder lernen sich anzupassen an die veränderte Lebenssituation. Sie nehmen neue Rollen im sozialen Umfeld ein. Die Beziehungen zu den Bezugspersonen im Lebensumfeld des Kindes verändern sich. So z. B. auch die Eltern-Kind-Bezie­ hung, wenn ein Geschwister verstorben ist oder die GeschwisterGeschwister-Beziehung, wenn ein Elternteil verstorben ist. Das Kind findet sich plötzlich in der neuen Rolle eines Einzel­ kindes, Waisenkindes oder es ist jetzt ältestes oder jüngstes Kind. Es entstehen auch neue Beziehungen der Umwelt zum Kind. Die Traueraufgabe ist das Abschiednehmen, das Verinnerli­ chen dessen, was war und das sich Anpassen an eine Welt, in der der Tote fehlt. 24 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Traueraufgabe: Dem Toten einen neuen Platz zuweisen Das bedeutet, das Geschehen, sich selbst und den Verstorbenen neu einzuordnen. Das, was der Tote dem Kind bedeutet hat, muss in neu entstehende Lebensgefüge eingebracht werden. Der Verstorbene wird in anderer Form, an einem anderen Platz im eigenen Leben integriert und doch in einer lebendigen Erinne­ rung behalten. So kann das Kind einen neuen Selbst- und Weltbe­ zug entwickeln und sinnerfüllt weiterleben. Es kann gelingen, dass Kinder ein inneres Bild des Toten für sich entwickeln und den Verlust als Realität akzeptieren. Plätze, die für den Verstorbenen gefunden werden, können äußere Plätze sein, wie z. B. die Grabstätte, ein Ort des Geden­ kens, Fotos, Gegenstände oder Texte. Die Traueraufgabe, dem Toten einen neuen Platz zuzuweisen, kann auch bedeuten, den Verstorbenen als eine Art inneren Begleiter zu erleben, der stärkt und schützt, der sich aber auch wandeln darf. Besonders wichtig kann das sein, wenn der Platz des Verstorbenen mehr negativ besetzt ist, z. B. bei einem gewalt­ tätigen oder alkoholabhängigen Elternteil. Trauernde können neue Lebensmuster an alte Stellen treten lassen, ohne dass der Verstorbene vergessen wäre.

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5. Begleitung trauernder Kinder und Jugendlicher

In der Kindheit erfahrene Verluste und deren Bewältigung haben Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes. Kinder begegnen dem Tod mit der ihrem Alter verbundenen Todesvor­ stellung (3. Kinder und Tod) und ihrer individuellen Entwick­ lung entsprechend. Deshalb brauchen Kinder und Jugendliche informierte, einfühlsame und aufmerksame Gesprächspartner, die bereit sind, sich zu öffnen und Anteil zu nehmen, auch wenn wir nicht auf alle Fragen eine Antwort haben. Kinder und Heranwachsende brauchen Begleiter, die sie mit dem Erlebten nicht allein lassen und ihnen die Auseinandersetzung mit dem Verlust sowie die Entwicklung von Zukunftsperspektiven ermöglichen. Sie müssen informiert werden und Fragen stellen dürfen. Sie haben ein Recht auf eine gemeinsame Suche nach Antworten. Wir können Kindern den Zusammenhang zwischen Leben und Tod verständlich machen und ihnen die Bedeutung des Wandels und der Veränderung, die Leben ausmacht, nahe bringen. Kinder brauchen in ihrer Trauer auch in der Schule von ihren Lehrern Unterstützung, Orientierung und Stabilität. Mit Schüler­ innen und Schülern über die Themen Sterben, Tod und Trauer zu sprechen, erfordert von Lehrenden eine große Flexibilität. Es bedeutet, das gewohnte Rollenverhalten abzulegen. Es ist wichtig den Schülern offen und ehrlich gegenüberzutreten und das heißt auch: zugeben, dass man selbst auf manche Fragen keine Ant­ wort hat und unsicher ist. Das ist nicht leicht. Der Lehrer ist hier nicht der „Fachwissende“, sondern steht mit dem Schüler auf einer Ebene bei der Suche nach Antworten. Kinder brauchen Möglichkeiten, Abschied zu nehmen vom Verstorbenen, und Möglichkeiten, ihre Gefühle auszudrücken. Sie müssen sich erinnern dürfen an den Verstorbenen, mit seinen positiven wie negativen Seiten, und sie müssen einen Platz für den Verstorbenen in ihrem weiteren Leben finden dürfen. 26 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Wesentlich für den Umgang mit trauernden Kindern und Jugendlichen ist es, dass wir als Erwachsene ihre Gedanken, ihre Fragen und Gefühle ernst nehmen, sie respektieren und tolerie­ ren, auch wenn uns ihr Verhalten vielleicht manchmal unver­ ständlich erscheint, uns unter Umständen sogar irritiert oder schwer zu ertragen ist. Selbst unsicher zu sein im Umgang mit trauenden Menschen, nicht zu wissen, wie man sich am besten verhalten sollte, ist normal. Ehrlich darüber zu sprechen ist bes­ ser, als die Situation zu ignorieren. Trauernde Kinder spüren ehr­ lich gemeintes Mitgefühl und sind froh über authentische Kom­ munikationspartner. Grundsätzlich sollten wir darauf achten, uns klar und deutlich auszudrücken, nichts zu verschleiern und nicht zu verharmlosen. Poetisch-euphemistische Formulierungen – ewige Ruhe, ent­ schlafen, lange Reise, fortgegangen, geholt worden – können zur Folge haben, dass Kinder verunsichert werden. Kinder nehmen das Gesagte wörtlich. Sie glauben dann womöglich, man könnte den Toten vielleicht doch noch wecken, es bestünde die Möglich­ keit einer Rückkehr. Oder sie bekommen selbst Angst vor dem Einschlafen. Kinder werden so in ihrem natürlichen Trauerpro­ zess behindert. Wenn wir wiederum ganz zu diesem Themenbereich schwei­ gen, lassen wir die Kinder mit eigenen Bildern und Fantasien allein, die schlimmer sein können als die Realität selbst. Kinder dürfen in ihrer Trauer nicht gezwungen werden, sich zu äußern. Bieten Sie die Möglichkeit zu einem Gespräch an, aber drängen Sie kein Kind dazu. Zeigen Sie auf einfühlsame Art, dass Sie um den Schmerz seiner Trauer wissen. Kinder brauchen in einer emotional verunsichernden Lebenssi­ tuation Geborgenheit und ebenso brauchen sie Zeiten, in denen sie ihren Alltag leben und ihren Interessen nachgehen können. „Trauerfreie Zonen“ bieten Sicherheit, Schutz und spenden Kraft für den Trauerprozess. Hilfe benötigen Kinder auch, um zu begreifen, dass sie nicht schuldig sind am Tod des Verstorbenen. Sie brauchen Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft, um ihr Leben weiterhin leben und lieben zu können. Wir können Tröster und Begleiter trauender Kinder sein, indem wir anerkennen, wie viel Kraft das Leben in einer Trauer­ 27 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

situation kostet, dass jeder anders trauert und seine Art hat, mit dem Ereignis umzugehen. Indem wir Kindern unsere Zuwendung und Zeit schenken; indem wir aktiv zuhören und Anteil nehmen; indem wir Wertungen vermeiden und indem wir praktische Hilfe und Unterstützung anbieten, (z. B. Hausaufgabenbetreuung und Unterstützung beim Lernen, Hilfen im Alltag) können wir trauer­ nde Kinder auf ihrem Weg entlastend begleiten.

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6. Schulorganisatorische und gestalterische Orientierungshilfen im Notfall Wie können wir vorgehen, handlungsfähig sein, trotz eigener Betroffenheit und Unsicherheit, wenn ein Mensch stirbt und die­ ser Tod im schulischen Bereich Einfluss nimmt, auf die Men­ schen, die in dieser Institution leben, lernen und arbeiten? Notwendige schulorganisatorische Maßnahmen sind hier auf­ geführt. Zu beachten ist aber, dass die gestalterischen Orientie­ rungshilfen nicht alle umgesetzt werden können und dass eine Auswahl für das jeweilige Ereignis getroffen werden sollte, damit die Schüler nicht überladen werden und genügend Raum für eigene Formen und Wege bleibt. Berücksichtigt werden sollte auch der jeweilige Entwicklungs­ stand der Schüler. Es müssen weiterhin „trauerfreie“ Zonen in der Schule für die Schüler und Lehrer existieren, die die Mög­ lichkeit bieten, dem normalen Alltag nachzugehen. Die nachfolgend aufgeführten Rituale ermöglichen ein gemeinsames Trauern – in Klassen, Gruppen oder Stufenverbän­ den oder in der gesamten Schule. Diese sollten immer für eine bedürfnisorientierte und individuelle Ausgestaltung offen sein. Sinnvoll sind zudem die verschiedensten Formen kreativer Aus­ einandersetzung mit dem Verlust. Neue, eigene Ideen ergeben sich oftmals aus dem Prozess des Abschiednehmens und können den Verlauf der Trauer hilfreich unterstützen. Trauer ist natürlich stark von der Intensität der Beziehung zum Verstorbenen abhängig. Ebenso sind die Bedeutung und Rolle des Verstorbenen, seine Stellung in der Gemeinschaft und für den Einzelnen dieser Gemeinschaft für den Handlungsablauf, den Trauerverlauf und die Intensität des Trauerprozesses prä­ gend. Unter anderem deshalb werden Trauerprozesse immer indi­ viduell verschieden sein. Aus diesen Gründen sollte je nach Fall sensibel die schulinterne Vorgehensweise abgewogen werden.

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6.1. Informationsverarbeitung Wesentlich ist ein strukturiertes und koordiniertes Vorgehen. Bei plötzlichem Tod besteht dringender Handlungsbedarf. Deshalb ist die Information sofort zu bearbeiten, notfalls auch nachts, in der Ferienzeit oder am Wochenende. Die Schulleitung oder Ver­ tretung und das Kollegium sollten sich so schnell wie möglich zusammensetzen und Folgendes tun: – die Meldung erst einmal auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen: Hat es wirklich diesen Tod so gegeben? Gerüchte in Zusam­ menhang mit dem Tod sollten unbedingt vermieden werden – die Informationsweitergabe und den Informationsweg gemein­ sam abstimmen – klären, welche Schüler und Kollegen besonders betroffen sind und welche Schüler oder Lehrer nicht betroffen sind – auch andere an der Schule Beschäftigte informieren (Haus­ meister, Sekretariat); auch sie haben Kontakt zu Schülern, Kollegen und zur Öffentlichkeit – bedenken, ob in diesem Zusammenhang auch ein Kindergarten verständigt werden sollte (Geschwisterkinder, Spielkamera­ den, Freunde, die diese Institution besuchen) – die Elternpflegschaft/Elternvertreter der besonders betroffenen Klasse/n informieren und um Zusammenarbeit bitten – bei Verbrechen, Amoklauf, Brand an der Schule, Bombendro­ hung oder anderen Katastrophen das Verhalten den Medien gegenüber festlegen (Schulleitung!) – schriftliche Informationen an das Kollegium weiterleiten, damit die Informationen auch fehlende Lehrer erreichen, um spätere Verwirrung oder Missverständnisse zu vermeiden

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6.2. Kompetenz- und Aufgabenverteilung Es sollte gemeinsam und schnell im Kollegium mit der Schullei­ tung und wenn möglich auch mit Elternvertretern festgelegt und überlegt werden: – Wer ist für die Informationsvermittlung an die Schüler in der/ den jeweiligen Klasse(n)/Stufen zuständig und wer kann aus der eigenen emotionalen Verfassung heraus – Verantwortung übernehmen? Es kann hilfreich sein, wenn zwei Personen diese Aufgabe gemeinsam übernehmen. Ist vor Unterrichtsbeginn aus zeitli­ chen Gründen keine Abstimmung mehr möglich, sollte der Schulleiter diese Aufgabe übernehmen und/oder eine den Schülern vertraute Person bestimmen. – Sollte für die Lehrerschaft oder die betroffene Schülerschaft oder Klasse oder für einzelne Schüler externe Hilfe angefor­ dert werden (Seelsorger, Krisenteams, Trauerbegleiter, Psy­ chologen, kompetente Eltern, Beratungsstellen)? – Wer nimmt den Kontakt zu den betroffenen Angehörigen auf (z. B. zu den Eltern verstorbener Kinder, zum Partner von ver­ storbenen Kollegen, zu Kollegen, die ein Kind verloren haben, zum Elternteil eines Kindes, das ein Elternteil verloren hat)? – Wer übernimmt die Konzepterstellung für die Gestaltung des weiteren Unterrichts und des Abschieds (Hier gilt es, Teamar­ beit zu fördern!)? (Hilfestellungen dazu unter Punkt 6.5. und 11. Verfügbare Materialien) – Wer kann eine der Situation angemessene Information an die Eltern der Schüler herausgeben? – Wer gestaltet/entwirft eine Traueranzeige? – Wer informiert den Geistlichen oder die Person, die die Trauerfeier/Beerdigung hält? Wer beteiligt sich, ggfs. mit Schülern, an deren Vorbereitung und Durchführung?

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6.3. Kontakt zu betroffenen Angehörigen Von Seiten der Schule sollte Kontakt zu betroffenen Angehörigen aufgenommen werden, u. a. um – Anteilnahme zu zeigen – Unterstützung und Hilfe anzubieten – wichtige Informationen auszutauschen, z. B. zur Todesursache, zum Unfallhergang, zum Krankheitsverlauf, zu den äußeren Umständen – den Ablauf der Abschiedsfeier zu koordinieren – den Umgang mit betroffenen Angehörigen im Schulbereich abzusprechen (Geschwisterkinder, Kollegen) – Wünsche der Angehörigen zu erfragen und zu respektieren, nicht zu bewerten; dabei zu beachten: die Religionszugehörig­ keit oder auch Religionslosigkeit – den bestmöglichen Abschied für die Angehörigen zu gestalten, denn sie müssen ohne den Verstorbenen weiterleben – zu erfahren, was die Angehörigen an praktischer Hilfe benöti­ gen (Essen, Einkäufe, Betreuung von Kindern, Hausaufgaben­ betreuung u. a.) – den Schülerinnen und Schülern mit dem Einverständnis der Angehörigen wichtige Informationen zu vermitteln (z. B. bei Suizid oder Unfällen)

6.4. Betroffenen Schülern begegnen und sie informieren Wenn die Aufgaben im Kollegium verteilt sind, gilt es, den Schü­ lern gegenüberzutreten und die schlimme Nachricht zu vermit­ teln. Die dafür ausgewählten Personen sollten vor allem darauf achten, eine ruhige und vertrauenerweckende Atmosphäre zu schaffen. Ein Gespräch über den Tod kann nicht „zwischen Tür und Angel“ erfolgen; es braucht alle verfügbare Ernsthaftigkeit 32 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

und Dichte. Es muss spürbar sein, dass jeder den anderen schätzt und seine Gefühle achtet. Hilfreich ist es, wenn vor dem Gespräch eine gemeinsame Mitte gestaltet wird. Dazu eignen sich – – – – – –

Kerze Tuch Taschentücher Gegenstand des Verstorbenen Foto Blumen oder Blüten

Die Mitte kann mit symbolischen Hoffnungsträgern ausge­ schmückt werden, z. B. mit – – – – – –

Schmetterling Weizenkorn Regenbogen Spirale Blumen Jahreskreis (Frühling, Sommer, Herbst und Winter …)

Wer mag, kann für ruhige und entspannende Hintergrundmusik sorgen; im Stuhlkreis um die Mitte herum sitzen die Kinder oder Jugendlichen. Gegenstände können das Gespräch erleichtern, sei es ein Kuscheltier bei kleineren Kindern oder ein Stein, eine Perle, ein Stück Holz bei größeren. Dieser Gegenstand wird rundum gege­ ben. Wer etwas sagen möchte, behält den Gegenstand während seiner Sprechzeit in der Hand und gibt ihn dann an den nächsten Nachbarn weiter. Wer nichts sagen möchte, gibt den Gegenstand direkt an den Nächsten weiter. Ganz wichtig: Niemand darf gezwungen werden etwas zu sagen! Gespräche können sich u. a. um folgende Themen und Fragen drehen: – Wir suchen gemeinsam nach Wegen, um den Abschied zu gestalten. – Wir sprechen über Hoffnung und Zukunftsperspektiven. – Wir suchen Trost und wollen trösten. 33 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Wir benennen das, was geschehen ist, deutlich, aber ohne die Würde anderer zu verletzen. – Wir sprechen darüber, dass der Tod zum Leben gehört wie das Geborenwerden, wie Schmerz und Freude, wie Leid und Glück. – Wir geben der eigenen Trauer Raum. – Wir klären Sachfragen; zum Beispiel den Ablauf der Beerdi­ gung, die Bedeutung der schwarzen Trauerkleidung, den Unterschied zwischen Sarg und Urne. Was geschieht mit dem Toten? Wie fühlt sich ein Toter an? Sind Tote giftig? Darf man weinen? – Wir klären ausdrücklich, dass Weinen, Wut, Zorn und Ver­ zweiflung oder auch Lachen normale Zeichen von Trauer sind und dass jeder auf seine Weise trauert – laut oder leise, mit anderen oder allein – und dass das alles „richtig“ ist. – Wir beschäftigen uns auch mit unseren Fragen nach Schuld und sprechen uns zu, dass wir unser Gewissen entlasten dür­ fen. – Wir akzeptieren, dass nicht alle Fragen, die wir im Zusammen­ hang mit Leben, Tod und Sterben haben, zu beantworten sind; wir sind dennoch gemeinsam auf der Suche nach Antworten. – Wir sprechen über den/die Tote und teilen unsere Erlebnisse und Erinnerungen. – Wir lassen auch Stille und Schweigen zu. – Wir nehmen uns Zeit, um Gefühle zuzulassen, zu trauern und Abschied zu nehmen. Abgesehen von solchen Gesprächskreisen ist es wichtig, den gewohnten Tageszeitplan einzuhalten, denn Kinder brauchen gerade in Krisenzeiten äußere Strukturen, die Halt geben und ein Stück Normalität garantieren. Gruppen oder Einzelne werden auch individuelle Formen des Abschieds finden und entwickeln. 34 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Es empfiehlt sich, für eine bestimmte Zeit einen Raum der Stille anzubieten, wo sich Schülerinnen und Schüler bei Bedarf zurückziehen können (besonders wichtig bei älteren Schülern); ebenso wichtig ist ein Gesprächsangebot in „geschütztem“ Raum (Schweigepflicht!), wo alle Gefühle ausgesprochen, gelebt wer­ den dürfen (Weinen, Wut, Angst, Schuld, Verzweiflung, schlech­ tes Gewissen, wenn man dem Verstorbenen ablehnend gegen­ überstand). Schaffen Sie auch Möglichkeiten zum persönlichen Gespräch – bieten Sie sich als Kommunikationspartner an oder stellen Sie welche.

6.5. Möglichkeiten, den Abschied zu gestalten Wichtig sind Angebote zur kreativen Verarbeitung des Ereignis­ ses; in der Auseinandersetzung wird es möglich werden, das dem Anlass und der Gruppe passende Ritual zu finden. Hier seien einige Ideen und Impulse genannt, die in der besonders betroffe­ nen Gruppe oder Klasse zum Einsatz kommen können. Möglich­ keiten wären: – den Platz des Verstorbenen in der Klasse/im Lehrerzimmer gestalten (eventuell auch mit einem Lieblingsgegenstand des Verstorbenen) – den Platz des Verstorbenen in der nächsten Zeit nicht neu besetzen, um so die Wertschätzung des Verstorbenen auszu­ drücken – Bilder zu bestimmten Fragestellungen/Themen malen (den Namen des Toten schön gestalten, eine Erinnerung an den Ver­ storbenen malen, ein Bild mit dem Titel: „So stelle ich mir ein Leben danach vor“) – Steine gestalten, bemalen – „Hoffnungsträger“ gestalten, z. B. Muscheln sammeln, eine Brücke bauen, Pflanzen säen, Schmetterlinge basteln – einen Abschiedsbrief, eine Bitte oder Wünsche für den Ver­ storbenen schreiben, eventuell später an Gasballons hängen und steigen lassen 35 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Erinnerungen an den Verstorbenen aufschreiben – einen Brief an die Angehörigen schreiben – gemeinsam Trostlieder singen – eine gemeinsame Wanderung unternehmen – sich zu Musik bewegen – ein Gebetsritual entwickeln; dabei auf alle in der Klasse/Stufe vertretenen Religionen achten – eine Erinnerungswand in der Klasse aufstellen, die jeder per­ sönlich in den nächsten Wochen ergänzen kann Spirituelle Impulse für die kreative Verarbeitung ergeben sich am ehesten aus Texten und Liedern, die Sie bereitstellen, aus Medi­ tationen oder Stilleübungen. Hier kommt es auf Sie an, auf das Material, das Sie zur Hand haben und anbieten können (siehe: 11. Verfügbare Materialien) Aber auch über die eigene Gruppe/Klasse hinaus sollte die Schule Symbole und Rituale der Trauer bereithalten und der Trauer ihrer Schüler und Kollegen einen hilfreichen Rahmen bie­ ten. Dazu wiederum eine Auswahl von Vorschlägen. Man kann – an einem Ort der Schule, der für alle zugänglich ist, einen Trauertisch aufstellen, der gestaltet und verändert werden kann (Foto, Texte, Lieblingsgegenstand des Verstorbenen u.Ä.) – Kerzen anzünden, Blumen aufstellen – ein Trauerbuch auslegen (das von jedem persönlich ergänzt und gefüllt werden kann) – eine Gedenkminute halten – ein gemeinsames Trauersymbol für die Schule finden, z. B. Blumen säen, einen Regenbogen gestalten, einen riesigen Schmetterling … Hinsichtlich der Teilnahme und Mitgestaltung der Abschieds­ feier/Trauerfeier/Beerdigung ist Verschiedenes zu bedenken. So sollte vorbesprochen sein, wer teilnimmt; die Angehörigen wer­ 36 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

den hier eigene Wünsche haben und diese sind zu respektieren. Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig und darf je nach eigner Verfassung auch kurzfristig entschieden werden. Bei jün­ geren Kindern ist darauf zu achten, dass jedes Kind von einer Bezugsperson begleitet wird. Zur Vorbereitung auf die Beerdigung oder Trauerfeier sind oft Verständnisfragen zu klären. Religiöse Sitten und Gebräuche sollten vorgestellt werden. Es lohnt darüber nachzudenken, ob symbolische Gaben besorgt oder Zeichen gestaltet werden, die am oder im Sarg/Grab niedergelegt werden können. Sichtbare Zeichen unterstützen oft die Angehörigen und lassen für sie erkennbar werden, dass der Verstorbene in der Gemeinschaft sei­ nen Platz hatte und behält. Vielleicht muss der Transfer zur Abschiedsfeier organisiert und müssen versicherungstechnische Fragen geklärt werden. Oft können wir besondere Wünsche der Angehörigen erfüllen; so z. B. Gasluftballons steigen lassen, die Musikgestaltung über­ nehmen, Fürbitten erstellen, Lesungen halten, für Essen und Getränke sorgen, Spendenaktionen unterstützen, Erinnerungs­ symbole der Gemeinschaft für das Grab herstellen o.Ä. Auch hier sind Vorbereitungen und Absprachen nötig.

6.6. Elternabend Die Eltern der betroffenen Schüler trauern, haben Sorgen und Ängste, haben Fragen zum Ereignis selbst, zum Ablauf der Trauerverarbeitung an der Schule oder zum eigenen Kind. Eltern sind ein wesentlicher Teil der Sozialstruktur, in der die Schulkin­ der leben. Deshalb ist es wichtig, sie einzubinden. Ein stabiles und offenes Umfeld erleichtert es den Kindern, ihre Trauer zu verarbeiten. Stärken Sie also Kinder und zugleich die Schulgemeinschaft, indem Sie Eltern aktiv einbeziehen. Elternabende bieten hier die beste Möglichkeit, um … – Transparenz zu schaffen – Informationen auszutauschen 37 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Verständnis untereinander zu fördern – auf Hilfsangebote hinzuweisen

6.7. Orte und Zeiten der Erinnerung ermöglichen, Rituale finden Orte und Zeiten der Erinnerung sollen Kindern und Angehörigen zeigen, dass ein Mensch nicht einfach vergessen wird, wenn er gestorben ist. Sie finden hier Vorschläge für die Zeit nach dem akuten Trauerereignis. Man kann … – eine Gedenkfeier an der Schule anbieten (besonders hilfreich, um Abschied zu nehmen, wenn es nicht möglich war, die Beerdigung oder Trauerfeier zu besuchen) – das Grab besuchen – Erinnerungen sammeln – den Todestag begehen – an den Geburtstag erinnern – Symbole am Grab oder Unfallort (nur in Absprache mit den Angehörigen) aufstellen – eine Erinnerungstafel aller Verstorbenen der Schule an oder in der Schule anbringen – ein Gedenken der Verstorbenen in Schulgottesdiensten, Schul­ abschlussfeiern oder Schulfeste integrieren – in der Schülerzeitung an die Verstorbenen erinnern – die Eltern des verstorbenen Schülers zu besonderen Klassen­ feiern/Schulfeiern einladen

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7. Beispiele möglicher Trauersituationen an der Schule

In den hier geschilderten Fällen ist immer zu beachten, dass jeder Todesfall, jede Situation und jeder verstorbene Mensch einzigar­ tig ist, für sich genommen und in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen. Damit erfordert jeder einzelne Fall eine ihm ent­ sprechende Handlungsstrategie. Stirbt ein Kind, ist die Betroffenheit oft besonders groß, denn der Tod eines Kindes widerspricht unserer natürlichen Auffas­ sung vom Tod und unserer Vorstellung der Generationsabfolge des Sterbens. Kinder symbolisieren unsere Zukunft und damit verbundene Hoffnungen und Träume. Kinder haben ihr Leben „noch vor sich“ und haben ein Recht darauf, es zu verwirklichen. Den Tod eines Kindes ertragen wir deshalb besonders schwer.

7.1. Tod eines Schülers oder Lehrers durch Unfall Tod durch einen Unfall tritt plötzlich und unverhofft auf, zurück­ bleibende Menschen sind auf dieses Ereignis völlig unvorberei­ tet. Die Trauer nach einem Unfalltod ist schwer zu verarbeiten und die Erkenntnis, dass jeder Tag der letzte auch des eigenen Lebens sein kann, steht aus aktuellem Anlass überdeutlich vor Augen. Die Konfrontation mit der Endlichkeit lässt existenzielle Ängste aufbrechen. Ein gemeinsamer Lebensabschnitt ist abrupt beendet worden. Wenn ein Schüler oder Lehrer bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, hängt viel davon ab, wie wir den Schülern nach dem Ereignis begegnen bzw. wie wir sie informieren. Hier ist ein schnelles, ruhiges und sicheres Handeln erforder­ lich. Eine sachliche Darstellung des Ereignisses ohne Umschrei­ 39 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

bungen ist für alle hilfreich. So kann die Entstehung belastender Fantasien oder die Verbreitung von Gerüchten vermieden wer­ den. Besonders thematisiert und bearbeitet werden sollte der Tod in der Klasse des verstorbenen Mitschülers oder des verstorbenen Klassenlehrers.

7.2. Tod eines Schülers oder Lehrers durch Krankheit Der Tod durch eine schwere Krankheit ist meist schon frühzeitig voraussehbar. Der Prozess der Trauer und des Abschiednehmens setzt dann oft schon mit der Feststellung der Krankheit und der Behandlung ein. Der Schüler oder Lehrer fehlt eventuell immer öfter in der Schule und vielleicht findet auch äußerlich eine kör­ perliche Veränderung statt. Die bewusste Beschäftigung von Schülern und Lehrern mit dem bevorstehenden Tod eines Menschen aus ihrem Lebensum­ feld bildet das emotionale Verantwortungsbewusstsein für diese Mitmenschen aus. Kinder und Jugendliche können lernen, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, Lebensperspektiven und gemeinsame Wege zu entwickeln. Zu erkennen, dass auch in Kri­ sen tragfähige Beziehungen möglich sind, stärkt beide Seiten. Für die lebensbedrohlich erkrankte Person und deren Angehö­ rige ist eine würdevolle Begleitung durch die Krankheit und eine zugewandte Verabschiedung aus dem Lebensraum Schule entlas­ tend und tröstend. Den Erkrankten in seiner Situation zu ignorieren wirkt dage­ gen verletzend und verstärkt Gefühle der Einsamkeit und Ver­ zweiflung bei ihm und seiner Familie. Zu wissen, dass er nach seinem Tod nicht vergessen sein wird, sondern dass es Orte und Zeiten der Erinnerung an der Schule geben wird, kann das Leiden des Erkrankten und die Trauer sei­ ner Angehörigen erleichtern.

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7.3. Tod eines Schülers oder Lehrers nach Suizid Nicht so selten, wie man vielleicht glaubt, ist die Todesursache Suizid. Alle vierzig Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben, alle fünf Minuten versucht es jemand. Suizid hinterlässt Hinterbliebene oft ratlos, schuldbewusst oder auch wütend. Für den Trauerprozess ist es wesentlich, dass auch negativ besetzte Gedanken und Gefühle Platz finden und ausgesprochen werden dürfen. Nur so wird eine Auseinanderset­ zung damit möglich. Nicht auszuschließen nach dem Suizid eines Schülers ist die Nachahmung durch andere Schüler; deshalb ist es besonders wichtig, dieses Thema nicht totzuschweigen, sondern mit den Schülern klar und offen darüber zu sprechen. Die Ursache für einen Suizid liegt häufig in einer psychischen Erkrankung. Ungünstige Lebensumstände können dann schnell der Auslöser für die Selbsttötung sein. Schulen sollten in einem solchen Fall professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Trauernde Schüler sollten nach dem Suizid eines Angehörigen oder naheste­ henden Menschen auf professionelle Hilfe hingewiesen werden.

7.4. Tod eines Angehörigen Oftmals viel zu wenig beachtet und bedacht wird der Tod eines Angehörigen, eines Schülers oder Lehrers, z. B. der Tod eines Elternteils, eines Geschwisters, auch ungeborenen Geschwisters, von Großeltern oder auch bei Lehrpersonal der Tod eines Part­ ners oder der Tod eines Kindes, oder ungeborenen Kindes. Der Betroffene bringt seine Trauer und Verzweiflung, seine eventuell grundlegend veränderten Lebensumstände mit in die Schule. Trauernde, die einen für sie wichtigen Menschen verloren haben, sollten auch in der Schule sensible Unterstützung, Ver­ ständnis und Begleitung erfahren. Besonders schwer haben es Geschwisterkinder, da sie einen doppelten Verlust erleben. Sie verlieren nicht nur Bruder oder Schwester, sondern auch ihr vertrautes Miteinander mit den Eltern. Denn dieses kann sich in der Trauersituation fundamental 41 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

ändern. Oft fühlen sich Geschwisterkinder einsam, unbedeutend und sogar überflüssig. Diese Kinder müssen besonders sensibel wahrgenommen werden. Zusammen – in Klasse, Stufe oder Kollegium – sollte überlegt werden, wie der Mitschüler oder Lehrer am ersten Tag in der Schule nach dem Trauerereignis angesprochen und wie er unter­ stützt werden kann. Es hilft, darüber nachzudenken, wie sich der Betroffene wohl fühlen mag. Die Umstände, unter denen der Angehörige gestorben ist, sollten in die Überlegungen einbezo­ gen werden. Es kann für den Trauernden bereits entlastend sein, ihn wissen zu lassen, dass man um den Todesfall weiß und dass man aner­ kennt, dass er trotz allem zur Schule gekommen ist. Wenn der Betroffene weiß, dass er nicht so funktionieren muss wie sonst, dass er sich Auszeiten nehmen darf für die Hausaufga­ ben oder im Unterricht, dass er ansonsten aber „ganz normal“ behandelt wird, kann ihm das helfen. Für einen Kollegen, der einen Menschen aus seinem Lebens­ umfeld verloren hat, kann auch die praktische Unterstützung für den Unterricht oder in der Unterrichtsvorbereitung entlastend wirken. Die Schülerinnen und Schüler können am ehesten durch ein sensibles Verhalten unterstützen.

7.5. Tod im Zusammenhang mit Verbrechen und Katastrophen Zur Bewältigung der Trauer bei Verbrechen wie Mord, Tot­ schlag, Amokläufen, Bombendrohungen und Katastrophen sind Experten gefragt, die begleiten und unterstützen. Solche traum­ atischen Erlebnisse können zu dauerhaften post-traumatischen Störungen führen. Deshalb sollte die Schule hier auf jeden Fall schnell auf pro­ fessionelle Hilfe erfahrener Krisenteams, Trauerbegleiter und Psychologen zurückgreifen.

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8. Erfahrungen im Umgang mit Trauer an der Schule

Am Beispiel des Unfallstodes eines Erstklässlers Im gemeinsamen Familienurlaub lief der Erstklässler J. vor ein Auto. Einen Tag danach starb er. Die Ferien waren drei Tage spä­ ter zu Ende. Sein Bruder A. besuchte die 4. Klasse derselben Schule.

8.1. Information und Absprache Mit der Klassenlehrerin, der Direktorin und der Klassenlehrerin des Geschwisterkindes Es wurde beschlossen, dass die betreffende Lehrerin der 4. Klasse ihre Schüler und ich die 1. Klasse betreuen würde. Ich würde auch die Familie des Verstorbenen besuchen und mich um die Todesanzeige sowie die Trauerfeier kümmern.

8.2. Besuch bei der betroffenen Familie Woraus sich die nachfolgenden Vorgehensweisen entwickelten Als ich mich auf den Weg zu Familie Sch. machte, hatte ich Angst vor der Begegnung. Gut kannte ich die Familie nicht und ich war nicht sicher, ob ich in dieser Situation die richtigen Worte und Gesten finden würde. Ich hatte überlegt, etwas Praktisches mitzunehmen, eine Kerze und einen Kartoffelsalat, da die Fami­ lie gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Ich konnte mir vorstellen, dass in einer solchen Situation die Gedanken an das Essen zuletzt kommen würden. Mein Angebot wurde gern ange­ nommen. 43 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Der Besuch bei Familie Sch. dauerte circa drei Stunden. Die Familie schilderte mir abwechselnd immer wieder den Unfall, die Zeit im Krankenhaus und das Sterben des Kindes. Sie waren dankbar dafür, dass sie in ihrer Situation nicht allein waren und banden mich in ihre Überlegungen zur Gestaltung der Trauerfeier ein. Zwischendurch gab es immer wieder Entsetzen, Weinen, Schreien und auch schöne Erinnerungen. Auch ich weinte, erinnerte mich, lachte und trauerte mit der Familie. Ich habe vieles erfahren, was ich auch später an die Kinder und Eltern der Klasse weitergeben durfte, zum Beispiel Einzel­ heiten zum Unfallhergang. Wir sprachen über das Wie und Warum der geplanten Verbrennung, über die Form der Urne und den Verbleib des Kuscheltiers und davon, dass die Urne im Grab des Opas beigesetzt werden würde. Diese Informationen waren sehr wertvoll und hilfreich für die Kinder, um das Ereignis zu verstehen, zu begreifen und später für sich einzuordnen. Die Eltern wünschten sich eine aktive Beteiligung an der Trauerfeier. Gern nahmen sie Unterstützung bei der Durchfüh­ rung der Feier und andere Entlastungen an. Wir vereinbarten ver­ schiedene Punkte, um die wir uns als Eltern der Klasse kümmern würden.

8.3. Konzept für zwei Unterrichtstage Tag 1 Die Klasse empfängt am ersten Tag nach den Ferien ein Stuhl­ kreis mit Gestaltung der Mitte; auf einem Tuch sind arrangiert: eine Kerze im Glas, Blüten, ein Schmetterling, ein Foto von J., J.’s Lieblingsbuch „Jona und der Wal“, J.’s Feuerwehrauto, Papiertaschentücher. Einstimmung und Begrüßung „Viele von euch kennen mich ja schon, ich bin die Mama von R. und heiße Stephanie. Zuerst würde ich gerne mit euch zusammen ein Lied singen …“ 44 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Lied von CD und zum Mitsingen „Der Mond ist aufgegangen“ (Kommt und singt, Lied 14, Lieder­ buch, Herausgeber: Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, Hauptabteilung Seelsorge) Überleitung „Heute ist der Tag anders als die Schultage, die ihr kennt, nicht nur weil die Ferien zu Ende sind und ich heute den Tag aus­ nahmsweise mit euch verbringen werde. Heute ist es besonders wichtig, dass wir einander zuhören, damit wir viel von dem verstehen, was wir uns sagen wollen. Wir wollen heute ganz besonders sorgsam miteinander umgehen …“ Informationen Ich erkläre, dass J. einen Unfall hatte und an den Folgen gestor­ ben ist; beschreibe den Unfall: Urlaub, Freund, Ball, Hubschrau­ ber … „J.’s Eltern haben mir viel erzählt über den Unfall und sind ein­ verstanden damit, dass ich euch über den Unfall erzähle und darüber, was jetzt weiter mit J. passieren wird …“ Klären des Umgangs miteinander Ein Kuscheltier wird im Kreis gereicht; wer nicht sprechen möchte, gibt das Kuscheltier an den Nachbarn weiter. – „Vielleicht habt ihr Gefühle, die ihr kennt, vielleicht aber auch welche, die ihr jetzt erst kennenlernt …“ – „Vielleicht fühlt sich jeder von euch ganz anders; wichtig ist, dass wir jeden so sein lassen, wie er möchte … – dass wir nie­ manden auslachen und keine verletzende Bemerkungen machen …“ – „Wer weinen möchte, darf das tun, dafür liegen auch Taschen­ tücher in der Mitte …“ 45 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– „Ich bin auch sehr traurig darüber, dass J. gestorben ist …“ – „Wir können uns gegenseitig helfen, uns trösten, wir sind nicht allein …“ – „Wer etwas wissen möchte, darf seine Fragen stellen …“ Fragen an die Kinder – „Wie fühlst du dich, was sind deine Gedanken?“ – „Was hast du gehört, was passiert ist, wie ging es dir dabei?“ – „Hast du schon mal etwas erlebt, was dich traurig gemacht hat?“ – „Hast du schon mal etwas verloren und warst traurig darü­ ber?“ Geschichte vom Schmetterling vorlesen/besprechen (M1) Fortführung des Gesprächs – „Was glaubt ihr, wo J. jetzt ist?“ Ich persönlich glaube: Das Leben geht in anderer Form weiter und dort sind wir nicht allein, Gott ist bei uns! Was glaubt ihr? Habt ihr andere Vor­ stellungen? – „Woran erinnert ihr euch, wenn ihr an J. denkt?“ Wir erzählen uns unsere Erlebnisse mit J., schöne, vielleicht auch nicht so schöne. „Jeder von euch war anders mit J. verbunden. Auch deshalb ist unsere Trauer jetzt unterschiedlich stark, das ist ganz in Ordnung so.“ – Wie ist das, wenn der Platz an seinem Tisch leer bleibt? – Was können wir jetzt tun? Wie können wir Trost finden? Wie können wir andere trösten? Aktion Ich zünde die Kerze an; rege an, den Platz von J. zu schmücken. Eine Erinnerungswand wird aufgebaut werden. Wir beten (zum Beispiel M3); singen. Wir basteln und gestalten Schmetterlinge (M2). 46 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

„Wir werden für J. einen Schmetterling fliegen lassen, um uns zu verabschieden. … Wir können dem Schmetterling etwas für J. mitgeben, zum Beispiel: – Was ich noch sagen wollte … – Was ich gern noch mit J. gemacht hätte … – Einen Wunsch für J., einen Wunsch für uns … oder wir schreiben darauf, was wir J. noch sagen möchten oder was wir gern noch gewusst hätten …“ „Das, was ihr auf den Schmetterling für J. schreibt, wird sonst niemand lesen, es ist für euch und J. bestimmt …“ Wir bearbeiten gemeinsam, aber jeder für sich einen eigenen Schmetterling. Die Schmetterlinge werden wir nach der Trauer­ feier an Gasluftballons hängen und für J. fliegen lassen. Untermalung Musik Sternennacht: Debussy, Fauré, Stamm Einmal leben, Rolf Zuckowski Wir sprechen über die Trauerfeier Wir klären Trauerrituale. Was gehört zu einer Trauerfeier? Wie verhält man sich? Was zieht man da an? Wir klären Beerdingungsrituale: Feuerbestattung, Erdbestattung, Urne … Raum für Wissensaustausch und Fragen – „Die Kinder, die zu der Feier kommen möchten, werden mor­ gen von J. in der Kirche Abschied nehmen …“ – „J. wird in einem kleinen Sarg liegen, den seine Eltern und sein Bruder A. bemalt haben …“ – „Wir werden J. nicht sehen, nur den Sarg …“ 47 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– „Nach ein paar Wochen wird J. zusammen mit seinem Lieb­ lingskuscheltier, seinem Hasen, verbrannt werden (J. spürt nicht, dass er verbrannt wird, er hat keine Schmerzen mehr, denn er ist ja schon tot.) und die Asche, die dann zurückbleibt, kommt in eine blaue Urne mit gelben Sternen und einem gelben Mond. Diese Urne wird zu J.’s verstorbenem Opa ins Grab gelegt …“ – „Kinder, die morgen nicht kommen möchten oder können, können uns ihren Schmetterling mitgeben …“ – „Es ist ganz in Ordnung, wenn du nicht kommen möchtest, oder dich heute so fühlst, dass du nicht kommen willst; du hast deinen eigenen Weg, deine Entscheidung und die ist gut und richtig für dich …“ – „Und es ist auch gut, wenn du deine Entscheidung noch einmal kurz vorher ändern möchtest …“ Fragen klären zur Feier „Es werden viele Menschen da sein, viele werden weinen … Wenn wir etwas verloren haben, haben wir vielleicht auch schon mal geweint … Wenn uns etwas weh tut, weinen wir auch … So geht es auch erwachsenen Menschen, auch Männern. Auch Män­ ner werden morgen weinen …“ „Wir können ein Gebet für J. sprechen, für seinen Bruder für die Eltern und für uns selbst …“ „Die Kinder, die möchten, können sich dabei an den Händen hal­ ten …“ „Im Anschluss könnt ihr auch eigene Bitten hinzufügen …“ Was geben wir J. mit auf den Weg – ein Herz aus Terrakotta, auf dem die ganze Klasse mit Namen unterschreibt – Schmetterlinge aus Kunststoff (M4), die wir für J. brennen; die werden wir an einen Buchsbaum hängen, der dann später auf seinem Grab stehen wird 48 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– unsere Papierschmetterlinge, die wir heute bemalt und beschriftet haben, werden wir an Luftballons hängen und nach der Trauerfeier auf dem Parkplatz steigen lassen Wir haben eine Erinnerungstafel in der Klasse; jeder kann, wann und was er möchte, für J. dranhängen, hinschreiben … – viel­ leicht auch erst in ein paar Wochen, vielleicht auch gar nicht, so wie es jeder ganz für sich fühlt … Abschluss „Das war ein anstrengender Tag für uns alle, aber ich bin froh, dass wir zusammen gesprochen, geweint, gebastelt, gesungen und gelacht haben …“ „Ich freue mich, euch morgen wieder zu sehen …“ „Zum Abschluss könnten wir zusammen singen …“ Abschlusslied „Der Himmel geht über allen auf“ (Kommt und singt, Lied 29, Liederbuch, Herausgeber: Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, Hauptabteilung Seelsorge) Das Lieblingslied der Klasse ist das „Lied von den Monaten“: Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still … Ankündigung „Morgen bemalen wir die Kunststoffschmetterlinge und knüpfen die Bänder daran …“ „Wir werden noch Zeit haben zum Erzählen, Fragen, Malen, Musik hören …“ „Wir können zur Trauerfeier gehen, wenn wir möchten …“ „Ganz wichtig: Bitte nicht vergessen, den Elternbrief (M5) bei euren Eltern abzugeben …“

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Tag 2 Die Mitte ist gestaltet wie am Tag zuvor. Wir singen „Das Lied von den Monaten“. Morgenkreis mit Kuscheltier Das Gespräch entfaltet sich aus folgenden Impulsen: – Wie geht es mir heute? – Wie war der Tag gestern für mich? – Was möchte ich noch wissen, fragen, sagen, … – Gibt es noch etwas für die Trauerfeier heute Nachmittag, was für mich wichtig ist …? Aktion Wir bemalen die Kunststoffschmetterlinge (M4), knüpfen Bänder daran und hängen diese gemeinsam an unser Buchsbäumchen. Wir verzieren den Topf und die Erde mit Schmetterlingen. Freie Zeit Wir nehmen uns bewusst Zeit, um still zu gestalten und zu schreiben – für die Erinnerungswand, das Erinnerungsbuch oder nur so. Die musikalische Untermalung kann genauso sein wie am Tag zuvor. Abschluss Wir singen zum Abschluss noch einmal gemeinsam das Lieb­ lingslied der Kinder.

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8.4. Reaktionen und Erfahrungen Die beiden vorgestellten Tage waren für uns alle sehr intensiv, eine Begegnung außerhalb des Alltags, angesichts des Todes und gerade darum mitten im Leben. Ich dokumentiere zunächst Reaktionen der Kinder (vgl. hierzu M9), bevor ich meine eigenen Erfahrungen schildern möchte. Eine Auswahl von Äußerungen von Kindern der Klasse 1a lässt ahnen, was sie beschäftigt und welche Wege sie suchen, um Trost zu finden und eigene Sichtweisen vom Tod zu entwickeln. Da sind zunächst Wortbeispiele – in Originalschreibweise –, die sich auf den Schmetterlingen der Kinder fanden: – Deine Zeit ist gekommen und du bleibst für immer mein erst­ bester Freund (L.) – Lieber J., ich hoffe dier ged es gut (S.) – Ich fände dich sehr nett (L.) – Auf Widerseeen (M.) – J. ich möchte dich noch einmal seen (R.) – Wo wir gemeinsam was tun, gibt es nicht mehr. (T.) – Lieber A. tut mir leid, dass dein Bruder gestorben ist, das tut sicher weh, ich wünsche dir gute Besserung! (E.) – Ich habe einen guten Freund verloren. (R.) – Wir waren doch verabredet J. (L.) – Hier wird jetzt alles anders als früher. (P.) – Unsere Klasse wird nie mehr wie früher sein. (R.) Besonders aufschlussreich für die Art, wie Kinder sich den Tod erklären und trauern, sind für mich Äußerungen von A., J.’s älterem Bruder: – „Ich glaube J. ist gestorben, damit du wieder mehr Zeit für mich hast Papa!“ – „R., dann musst du jetzt mein Bruder sein.“ 51 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Schließlich habe ich die Fragen gesammelt, die die Kinder der ersten Klasse nach der Todesnachricht und im Lauf der beiden Trauer-Tage stellten. Hier dokumentiere ich eine Auswahl: – Wenn wir uns schon nicht mehr verabreden können, dann will ich mich wenigstens auf der Beerdigung verabschieden kön­ nen! – Wie sieht die Asche aus, wenn man verbrannt wurde? – Wird auch das Kuscheltier verbrannt? – Wie sieht der Sarg denn innen aus? – Warum brauchen die einen Sarg, wenn er doch verbrannt wird? – Was ist eine Urne? – Männer weinen aber nicht, auch nicht, wenn einer gestorben ist! – Warum kann der J. nicht auferstehen? – Unsere Klasse wird nie wieder, wie sie war, das finde ich total blöd. – Die Eltern haben etwas im Hals und dann atmen sie schwer und denken sie müssen ersticken, so weh tut das. – Kommt der J. auch echt nie mehr wieder? – War der J. allein, als er sterben musste? – Wir haben für unser Haustier ein Grab gemacht, mit vielen schönen Blumen und einem Kreuz, es ist gut dahin zu gehen, wenn man traurig ist. – Der Autofahrer war ein Arschloch. – Der J. war doch noch so jung, das ist so ungerecht! – Der J. hat noch gelebt nach dem Unfall, bis zum nächsten Tag, da hat er in der Nacht sicher nicht geschlafen, weil er solche Schmerzen hatte. – Dem A. (Bruder) ist es bestimmt langweilig ohne den J. 52 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Ich werde als Beruf Architekt und entwerfe ein tolles Grab, dann hole ich mir den J. und tue ihn da hinein, und wenn ich tot bin, komme ich neben ihn, dann haben wir ein echtes Freundesgrab. – Gut, dass der J. nicht allein im Grab ist, sein Opa ist ja auch schon da. – Meine Mama hat auch ein Baby verloren, als ich noch klein war, und sie ist jetzt noch immer darüber traurig. – Meiner Mama ist das Baby im Bauch gestorben, wir haben es im Garten begraben. – Mein Opa ist auch gestorben, aber der war alt und krank. Die Reaktionen der Kinder auf die Mitteilung des Todes ihres Klassenkameraden waren sehr unterschiedlich. Einige Kinder weinten sehr, andere waren still berührt, wieder andere waren mehr am Unfallhergang interessiert und fanden den Vorfall eher spannend. Es erstaunte und berührte mich, wie behutsam die Kinder mit­ einander umgingen, wie viele Ideen und Möglichkeiten sie fan­ den, mit ihrer Trauer umzugehen, und mit welchen Gedanken und Fragen sie sich beschäftigten. Sie versuchten sich gegensei­ tig zu trösten und vertrauten sich ihre eigenen intimen Verluster­ lebnisse an. Zur Sprache kamen: Scheidung, Ortswechsel, Tod von Großeltern, Geschwistertod, Tod eines Elternteils, Tod eines Haustiers. Auch die Gefühle, die mit diesen Erlebnissen in Zusammenhang standen, wurden intensiv mitgeteilt und ausge­ tauscht. Manche Kinder suchten körperlichen Kontakt (1. Klasse), setzten sich auf meinen Schoß oder hielten meine Hand. Die Taschentücher aus der Mitte wurden genutzt. Die Geste, als ein Kind einem anderen weinenden Kind ein Taschentuch aus der Mitte holte, ihm dieses liebevoll und wortlos überreichte, hat mich besonders beeindruckt. Unsere anfängliche Vereinbarung, dass jeder seine eigene Art habe, die Nachricht zu verarbeiten, und wir uns gegenseitig darin respektieren wollten, dass niemand ausgelacht werden sollte und wir einander zuhören würden, wurde von allen respektiert. 53 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Die Geschichte von der Wandlung der Raupe in einen Schmet­ terling gab uns die Möglichkeit, über den Tod allgemein und das „Danach“ ins Gespräch zu kommen. Wichtig dabei war für die Kinder, dass die Geschichte Hoffung vermittelte und der Tod als eine andere Seinsform verstanden werden konnte. Bedeutsam für die Kinder war auch, dass sie bewusst Abschied nehmen konnten und den Abschied mitgestalten durf­ ten. Auch ein Jahr später bestätigten viele Eltern dies als positive Erfahrung, die in der Zwischenzeit auch auf andere Verlusterleb­ nisse der Kinder Einfluss genommen habe. Einige Kinder nahmen die Angebote des Tages mehrfach an. Auch die Erinnerungswand wurde intensiv immer wieder zu ver­ schiedenen Zeiten über Monate hinweg von unterschiedlichen Kindern genutzt.

8.5. Überlegungen, Vorbereitungen und Ablaufplan zur Trauerfeier Die Eltern des Verstorbenen wünschten sich Luftballons, die nach der Trauerfeier von den Kindern auf dem Parkplatz vor der Kirche für J. steigen sollten. Außerdem sollte Lieblingsmusik von J. und der Familie in der Kirche und auf dem Parkplatz gespielt werden. An alle Kinder sollten Fladenbrot und Apfelsaft verteilt werden. Da wir mit ungefähr 100 Kindern rechneten, war die Überle­ gung, die Luftballons vorab mit Gas zu füllen und sie nach der Trauerfeier direkt an die Kinder zu verteilen, um sie dann gemeinsam starten zu lassen. Das würde eine unruhige und hekti­ sche Atmosphäre vermeiden. Am Morgen der Trauerfeier wurde daher ein Pferdeanhänger, den wir mit unseren aufgeblasenen Ballons füllten, auf dem Park­ platz abgestellt. Zum Aufblasen der Ballons hatte ich fünf Perso­ nen eingeteilt. Das notwendige Material war vorab besorgt wor­ den. Kurz vor der Trauerfeier bauten wir drei Biertische mit Tisch­ decken in den Lieblingsfarben von J. auf dem Parkplatz auf. Die Dekoration bestand aus Schmetterlingen. 54 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Einer der Tische war für Brot und Apfelsaft gedacht. Becher, Mülleimer, Getränke und Brot in Körben wurden bereitge­ stellt. – Ein zweiter Tisch war für die Ausgabe der Abschiedsschmet­ terlinge, die in der Schule und im Kindergarten gestaltet wur­ den, vorgesehen. Dort konnten auch andere Kinder noch Schmetterlinge für J. bemalen und beschriften. Stifte, Schere und Schmetterlingsvordrucke lagen hierzu bereit. Jedes Kind konnte seinen eigenen Schmetterling an einen Luftballon hän­ gen. – Der dritte Tisch war für die Musikanlage reserviert. Neben dem Sarg stand ein Buchsbaum. Dieser wurde mit den Kunststoff-Schmetterlingen geschmückt, die die Kinder vorbe­ reitet hatten (M4). Der Baum sollte auch später am Grab einen Platz finden. Zwei Jahre stand der Baum mit den Schmetterlingen am Grab. Dann wurde der Topf zu klein und die Familie zog in ein neues Haus. Die Familie pflanzte den Buchsbaum mit den Schmetter­ lingen und einem Namensschild des toten Kindes vor das neue Haus. So hat das verstorbene Kind auch dort einen neuen Platz gefunden. Wir besorgten ein Terrakottaherz, auf dem alle Kinder unter­ schreiben konnten und das ebenfalls neben dem Sarg liegen sollte. Der Ablaufplan (M6) diente dazu, den Ablauf der Luftballonak­ tion möglichst ruhig und ohne Hektik zu gestalten. Da an so einem Tag alle aufgeregter und berührter sind als sonst, ist so ein Plan eine große Hilfe, zumal wenn viele Teilnehmer erwartet werden. Für eine Übersicht dessen, was für die Trauerarbeit mit den Kindern bzw. dann die Trauerfeier zu besorgen war, beachten Sie M7.

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8.6. Gestaltung und Aufgabe der Traueranzeige Eine Traueranzeige der Schüler, Eltern, Lehrer und der Schule sollte es immer geben (M8); auch hierum muss sich jemand oder eine kleine Gruppe kümmern. Wir standen vor der Herausforderung, unsere Anteilnahme zum Ausdruck zu bringen, ohne vereinnahmend zu sein. Wo eine Gesamtheit aus vielen verschiedenen Einzelpersönlichkeiten gemeinsam unterschreibt und wo viele verschiedene Beziehungs­ konstellationen unter einen Hut zu bringen sind, ist wenig oft mehr. Zu christlich sollte die Symbolik nicht sein – das hätte nicht zur trauernden Familie gepasst –; andererseits wollten wir auf tröstliche Hoffnungszeichen nicht verzichten. Schließlich entschlossen wir uns, unser Trauerkonzept, wie es in den zwei Schultagen und im Trauergottesdienst umgesetzt wurde, auch für die Anzeige nutzbar zu machen. So kamen wir auf den Schmetterling und ebenso auf einen Trostspruch, der die Hoffnung auf Fortleben, Wiedersehen und bleibende Nähe ausdrückt, ohne dezidiert christliche Formulie­ rungen zu verwenden: „Ich bin von euch gegangen, nur für einen Augenblick und gar nicht weit; wenn ihr dahinkommt, werdet ihr euch fragen, warum ihr geweint habt.“ „Wir trauern um …“ schien uns zu wenig; wir wollten unbe­ dingt etwas Persönliches über J. aussagen. So entstand der Zusatz: „… war lebenslustig und fantasievoll. Wir hätten ihn so gern in unserer Mitte behalten.“ Großen Wert legten wir darauf, unsere Anteilnahme gegenüber den Eltern und ausdrücklich auch gegenüber dem Bruder zu for­ mulieren.

8.7. Elternabend Der Elternabend war sehr gut besucht, teilweise kamen die Eltern auch als Paar. Ich hatte einen Tisch zum Thema aufgebaut; auf einem Tuch waren ausgelegt: eine Auswahl von Büchern, Visitenkarten von Buchhandlungen, die Literatur zum Themenbereich führen, Notizzettel und Stifte, die Geschichte von der Raupe und vom 56 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Schmetterling zum Mitnehmen, die Trauerkarte der Klasse an die Familie zum Unterschreiben, ein Foto von J., Taschentücher, das Erinnerungsbuch der Klasse für die Familie Sch. (offen für per­ sönliche Einträge), eine Kerze, das Buch „Jona und der Wal“ und Schmetterlinge. Der Elternabend sollte dazu dienen, den Eltern das, was wir mit den Kindern in der Schule besprochen und gestaltet hatten, transparent zu machen. Außerdem war mir der persönliche Kon­ takt mit der Möglichkeit eines Austausches wichtig. Da die Kin­ der sehr viel Persönliches aus der eigenen Familie im Zusam­ menhang mit Verlust erzählt hatten, war es mir ein Anliegen, den Eltern mitzuteilen, dass diese Äußerungen bei mir und im Klas­ senraum bleiben würden. Viele Eltern zeigten an diesem Abend auch ihre eigene Betrof­ fenheit, weinten, formulierten Ängste und Sorgen. Es wurden Informationen über die Erlebnisse und Reaktionen der Kinder im Zusammenhang mit dem Tod von J. ausgetauscht. Wir sprachen über die Äußerungen und Fragen der Kinder zum Themenbereich Tod, Sterben und Trauer, die von uns Erwachsenen oft als erschreckend nüchtern wahrgenommen wer­ den. Diese Art entspricht aber der Auseinandersetzung mit dem Themenbereich bei Kindern dieser Altersstufe. Ein weiterer wichtiger Themenpunkt war die besondere Art und Weise, wie sich Trauer bei Kindern äußert. Kinder trauern anders als Erwachsene. So kam das Beispiel des angehörigen Geschwisterkindes, von dem einige Kinder und Eltern glaubten, er würde nicht trauern, da er auf dem Schulhof mitspielte, tobte und sogar lachte. Die Aufklärung darüber, dass Kinder mit Pau­ sen trauern und auch trauerfreie Zonen benötigen, um sich see­ lisch und körperlich zu erholen, konnte dazu beitragen, dass man sich gegenseitig besser verstehen und tolerieren konnte. Die Eltern erlebten es als Erleichterung, nicht allein mit den Kindern den Verlust verarbeiten zu müssen und Unsicherheiten im Umgang mit dem Erlebten besprechen zu können. Meinem Vorschlag, das Grab von J. als einen Ort der Erinne­ rung gemeinsam mit den Kindern, die das wünschten, zu besu­ chen, wurde von den Eltern allgemein zugestimmt. Es wurde auch darum gebeten, die Gräber einer verstorbenen Mutter und eines Geschwisterkindes aus der Klasse zu besuchen. 57 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

8.8. Friedhofsbesuch Auch auf den Friedhofsbesuch, den ich mit den Eltern abgespro­ chen hatte, mussten die Kinder entsprechend vorbereitet werden. Er fand eine Zeit lang nach der Trauerfeier statt, als die Urne schon beigesetzt war. Wir trafen uns in der Klasse zu Stuhlkreis, Gespräch und Fra­ gerunde und gingen dann gemeinsam auf den Friedhof. Den Ablauf der Vorbereitung im Gesprächskreis stelle ich exempla­ risch vor. Für die Mitte des Stuhlkreises hatte ich auf einem Tuch wie­ derum ein Foto von J., Schmetterlinge und Papiertaschentücher arrangiert; dazu Rosenblätter und eine Kerze. Ein Musikstück der CD Kinderhospiz sollte abgespielt werden: „Jenseits der Zeit“ (CD Kinderhospiz Balthasar: Lied „Jenseits der Zeit“. Das Kinderhospiz Balthasar, Leben, Lachen, Sterben, Trauern, Lie­ der von und mit: Jonathan Böttcher, Gerhard Schöne, Rolf Zuckowski, David Plüss, Bettina Kahl, Clemens Bittlinger, Hel­ mut Jost. Zu bestellen bei: www.kinderhospiz-balthasar.de oder 02761/9265–44). Einstimmung und Begrüßung „Ich habe euch versprochen, wiederzukommen und mit euch J. auf dem Friedhof zu besuchen. Und das möchte ich heute auch gemeinsam mit den Kindern tun, die das möchten. Kinder, die nicht mitgehen möchten, können gern hier in der Klasse mit Frau R. bleiben …“ „Auch heute finde ich es ganz wichtig, dass wir behutsam mitei­ nander umgehen und jeden, so wie er sich fühlt annehmen, das heißt, dass wir die Entscheidung der Kinder, die lieber hier blei­ ben möchten, achten, dass wir nicht darüber urteilen …“ Überleitung „Ich möchte auch mit euch darüber sprechen, ob ihr noch an J. denkt, oder ob das nicht mehr wichtig für euch ist …“ – Wie und was fühlt ihr, wenn ihr an J. denkt? Wie geht es euch dabei? 58 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– Ist es anders als vor ein paar Wochen? – Was macht ihr, wenn die traurigen Momente kommen? Gesprächsrunde „Beim letzten Mal haben wir überlegt, was wir tun können …“ – Kerze anzünden, miteinander reden, weinen, singen, malen, laufen – schreien, Kissen boxen, beten, den Friedhof besuchen … – und wir können uns erinnern an J., wie er war, was wir mit ihm erlebt haben, was schön war, was lustig war … „Die Erinnerung ist wie ein Schatz und kann uns froh machen, wenn wir an J. denken …“ Gebet „Ich habe euch wieder ein kleines Gebet (M10) mitgebracht …“ „Lasst uns einen Moment Ruhe finden, um zu Gott zu beten …“ Information über den Ort „Friedhof“ „Bevor wir nun zum Friedhof gehen, möchte ich mit euch überle­ gen: Was ist ein Friedhof? Warum gibt es Friedhöfe? …“ „Der Friedhof ist …“ – – – –

ein Ort der Erinnerung ein Ort der Stille ein Ort der Besinnung ein Ort der Trauer

„Ist es wichtig, so einen Ort zu haben? Wer braucht so einen Ort?“ „Muss das immer ein Friedhof sein, kann das auch ein anderer Ort sein?“ „Wir kennen fast alle jemanden, den wir auf dem Friedhof besu­ chen: …“ (Oma, Opa, Tante, Onkel, Nachbarin, Nachbar, Mutter, Schwester) 59 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

„Auch in unserer Klasse gibt es Kinder, die nicht nur J. auf dem Friedhof besuchen, sondern auch andere Menschen, die wichtig für ihr Leben oder das Leben ihrer Eltern sind. Und es wird immer wieder geschehen, dass wir selbst auch jemanden, den wir gern hatten, dort besuchen werden; das gehört einfach zu unse­ rem Leben …“ „Es tut gut, einen Ort zu besuchen, an dem jeder traurig sein darf, ohne dass jemand komisch schaut. An anderen Orten, ist das manchmal schwerer, traurig sein zu dürfen und in der Traurigkeit angenommen zu werden von anderen Menschen. Jeder darf auch für sich einen eigenen Ort oder Gegenstand finden. Manchmal ist es eben nicht der Friedhof, sondern vielleicht der Garten, ein Foto oder ein anderer Ort, an dem ihr euch mit J. verbunden fühlt.“ „Es ist ja auch nicht so leicht, Traurigkeit auszuhalten. Das ist schwer: Wenn andere weinen, da zu bleiben, den Kummer zu ertragen …“ „Aber es hilft den Menschen, die in Trauer sind sehr – und das nicht nur, wenn jemand gestorben ist. Ihr kennt das bestimmt auch aus anderen Situationen im Leben: wenn ein Lieblingsspiel­ zeug kaputt gegangen ist, wenn man etwas verloren hat, was man gern hatte, wenn man sich wehgetan hat …“ „Dann tut es einfach gut, wenn jemand da ist, der tröstet, der lieb ist zu uns, uns in den Arm nimmt, der uns zuhört …“ „Das sollten wir nie vergessen, wenn wir Menschen in Trauer erleben: Dass auch wir selbst manchmal Menschen sind, die trauern …“ Klärung des Verhaltens auf dem Friedhof „Der Friedhof ist ein Ort der Erinnerung und Trauer, wir achten und respektieren diesen Ort und machen uns nicht lustig über die, die dort trauern; denn wenn wir selbst in Trauer sind, möch­ ten auch wir in unserer Trauer geachtet werden …“ „Wir werden den schönen Buchsbaum, den wir mit unseren Schmetterlingen geschmückt haben, an J.s Grab finden und auch das Herz, auf dem ihr unterschrieben habt. Wir zünden gemein­ 60 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

sam ein Licht an für J. und jeder von euch kann, wenn er möchte, ein Gänseblümchen bei J. ablegen.“ Wir singen das Lied von den Monaten.

8.9. Jahrgedächtnis – Todestag – Geburtstage Als sehr tröstend empfanden die angehörigen Eltern und beson­ ders auch der Bruder die große Anteilnahme bei der Trauerfeier und beim Jahrgedächtnis sowie die Symbole und Rituale der Erinnerung an J. Am Todestag gestalteten die Kinder Sterne für J., sprachen über ihre Erinnerungen an J., über das, was ihnen von J. wichtig war und ist, und über das erste Jahr ohne J. Die Sterne überreich­ ten wir in einem besonderen Kästchen mit einer Karte der Klasse der Familie Sch. Zum Jahrgedächtnis wurden – auch auf Wunsch der Familie – alle Kinder und Eltern der Klasse noch einmal eingeladen. Nach dem Jahrgedächtnis gingen alle gemeinsam zum Grab, hielten dort inne; anschließend folgte am Grab ein gemeinsames Sich­ erinnen an J. Gemäß einem Klassenbeschluss laden wir die Familie Sch. auch weiterhin zu unseren Ausflügen und Klassenfeiern ein. Wir lassen jedoch ausdrücklich die Möglichkeit offen, kurzfristig abzusagen, denn die seelische Verfassung Trauender kann von Tag zu Tag sehr verschieden sein. Meistens nimmt die Familie gern an unseren Treffen teil und freut sich über die Geste der Einladung. Der Geburtstag von J. liegt in den Sommerferien, ist aber den Eltern der Klasse bekannt. Wir haben abgesprochen, dass jeder individuell darauf reagiert, und viele Familien setzen jedes Jahr Zeichen der Anteilnahme in verschiedenster Form. Familie Sch. äußerte mehrfach, dass diese Anteilnahme ihnen gut tue. Dass der verstorbene J. nicht vergessen wurde und einen Platz auch in der Schulgemeinschaft behält, zeigt der Familie, dass sie nicht allein ist.

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9. Materialien und Beispiele: Trauern um J.

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M1 Geschichte

Über das Vorher, das Nachher und das Jetzt Dies ist die Geschichte eines Schmetterlings „Wie lang ist das Leben und was kommt danach?“, fragte der Schmetterling Gott. „Was war davor? Warum weiß ich nichts davon?“ Viele schwere Fragen an einem schönen Frühlingstag. Fragen an Gott und es gab doch keine Antwort. Oder? Träumte der Schmetterling? Etwas oder jemand ließ ihn spüren, dass er nicht länger allein war: „Du kannst dein ganzes Leben noch einmal erleben. Fliege ganz hoch, so hoch wie du kannst, und du wirst Augen haben, die alles sehen, Ohren, die alles hören, und eine Seele, die alles fühlt.“ Und der Schmetterling flog und flog. Er strengte sich an, höher und höher. Er gab seine ganze Kraft hin. Als er nicht mehr konnte, gab er auf und ließ sich fallen. Aber er fiel nicht, er wurde gehalten, unsichtbar getragen. Er schwebte. Er spürte Licht um sich her, hörte unbekannte Töne und sah plötzlich ein Bild vor sich. Es platzte auf wie eine Sei­ fenblase. Er sah einen Schmetterling, der an einen Busch flog, seine Eier ablegte und verschwand. Die Sonne schien, der Regen fiel und aus einem Ei schlüpfte eine Raupe, ganz klein und fast unsichtbar – der Schmetterling spürte plötzlich in seiner Seele: Das bin ich. – Ich bin dieser kleine Wurm. – Er staunte. – Die kleine Raupe kletterte los, fraß von den Blättern, ver­ steckte sich vor den Vögeln und Insekten. Sie lebte gut. Kein Tag war wie der andere. Manchmal hatte sie Angst, gefressen zu werden, und ver­ steckte sich. Mal sonnte sie sich übermütig. Sorgen kannte sie nicht und wuchs prächtig. Sie wurde dicker, träger und langsamer. „Was soll aus der wohl mal werden?“, fragte sich der Schmetterling. „Und … wie bin ich so schön geworden?“ Die Raupe suchte sich einen schönen versteckten Platz. Sie streckte sich, hing an der Unterseite eines kleinen Zweiges und 63 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

spann sich ein. Langsam, aber sicher war nicht mehr viel von ihr zu sehen. „Stirbt die Raupe etwa?“, sorgte sich der Schmetterling. „Ja“, hörte er die Antwort, „sie stirbt und erwacht zu neuem Leben. Sie wechselt ihre äußere Hülle. Das Alte vergeht und das Neue wächst heran. – Schau!“ Und er sah hinein in die Hülle, die Puppe. Die Raupe war nicht mehr da. Er erschrak. – Feine Gliedmaßen entstanden, alles ver­ wandelte sich. Ein Bild löste das andere ab. – Der Schmetterling staunte. – Beinahe hätte er übersehen, wie die Puppe sich unten öffnete. Ein kleines Loch entstand. Eine neue Gestalt kletterte, nein, schob sich langsam heraus und saß im Licht. – Die Sonne wärmte sie und sie atmete tief ein. Das neue Leben hatte begonnen. Die Gestalt breitete die zarten Flügel aus und erhob sich in die Luft. – „Das bin doch ich“, dachte der Schmetterling. „Ich fliege dort.“ Er sah noch einmal sein Leben bis zu dem Flug, der ihn höher und höher trug. „Ja, das bist du“, sagte Gott. „Du weißt nun, was vorher war und was nachher kommt. Sonst sieht jeder nur seinen Lebenszeit­ raum, seine Erfahrung. Er spürt nicht das neue Leben und auch nicht die Ankunft im Licht. – Nur weil du dich fallen gelassen hast, weil du vertraut hast, konntest du mehr sehen.“ Gerda Maschwitz / Rüdiger Maschwitz, Phantasiereisen zum Sinn des Lebens © 1998, Kösel-Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

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M2 Schablone: Papierschmetterling

65 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

M3 Gebet Lieber Gott! Wir sind alle sehr traurig über den Tod von J. Wir sind traurig, dass J. nicht mehr da ist. Er wird uns fehlen. Wir können es noch immer nicht richtig glauben, dass wir Abschied nehmen müssen. Er war unser Freund, unser Mitschüler, und wir wollten noch so viel zusammen mit ihm erleben. Wir wollten mit ihm zusammen spielen und erzählen. Wir wollten zusammen zur Schule gehen. Wir fragen uns: Warum musste J. sterben? Warum ist das passiert? Und legen dir, Gott, unsere Fragen und unsere Trauer ans Herz. Wir vertrauen darauf, dass deine Nähe, lieber Gott, und deine Geborgenheit J. nun umgeben, dass er nicht allein ist, sondern dass er bei dir ist, Gott. Wir danken dir auch für die Zeit, die wir mit J. verbringen konnten. Danke, Gott, für das Gute, dass du J. in seinem Leben geschenkt hast. Wir bitten dich für J.’s Mama, J.’s Papa und A., seinen Bruder, tröste sie und sei ihnen nahe in ihrem Schmerz. Schenke uns allen Mut zum Leben, lass Schönheit und Freude wieder in uns aufleben, schenke uns Licht und Wärme, die uns begleiten. Schenk uns deinen Frieden. Amen

66 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

M4 Kunststoffschmetterling Wir haben uns für die Herstellung von Kunststoffschmetterlingen entschieden, da diese lange der Witterung standhalten. Uns war es wichtig ein sichtbares Zeichen der Anteilnahme für die Ange­ hörigen, das nicht zu groß sein sollte, (Urnengrab) zu gestalten. Die Schmetterlinge hängten wir dann mit Bändern an einen Buchsbaum, der später am Grab stehen sollte. Das Brennen des Granulats haben wir aus Sicherheitsgründen zu Hause erledigt und die vorbereiteten Schmetterlinge mit zur Schule genommen. Schmelzgranulat und Motivformen erhalten Sie in gut sortier­ ten Bastel- und Baumärkten, oder über das Internet unter: www. vbs-hobby-welt. de. Dort finden Sie auch weitere Informationen. – Schmelzen Sie für jedes Kind einen Schmetterling. – Geben Sie das Granulat in Motivformen aus Metall oder in Silikon-Formen (die Silikonformen beinhalten mindestens sechs Schmetterlinge) und schieben Sie diese auf einem Back­ blech bei circa 180 Grad für 8–10 Minuten in den vorgeheizten Backofen. – Wichtig ist, dass Sie anschließend sofort mit einem Nagel in den noch heißen Schmetterling ein Loch für das Band zum Aufhängen bohren. In kaltem Zustand wäre das eine viel müh­ samere Arbeit. – Die Schmetterlinge können auch in verschiedenen Größen, Farben und Formen geschmolzen werden. – Wir haben helle Farben verwendet, damit jedes Kind seinen eigenen Schmetterling noch mit Eddingstiften verzieren und beschriften konnte. Alternativ kann jedes Kind auch eine Kerze anstatt des Kunst­ stoffschmetterlings gestalten. Die Kerzen können dann auf einer schönen Platte bei der Trauerfeier/Beerdigung aufgestellt wer­ den.

67 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

M5 Elternbrief Aus gegebenem Anlass Liebe Eltern der Klasse 1a!

(Datum)

Es fällt mir sehr schwer, Ihnen diesen traurigen Brief schreiben zu müssen. Einige von Ihnen haben es schon erfahren, aber nicht alle hat die Nachricht bis jetzt erreicht. In den Ferien ist J. Sch. tödlich verunglückt. Im gemeinsamen Familienurlaub in Holland lief er (Datum) unter ein Auto. Er wurde zwar sofort von einem Rettungshub­ schrauber in eine Klinik nach R. geflogen, aber die Verletzungen waren zu groß. Einen Tag später starb er. Diese Nachricht haben wir zuerst mit Ungläubigkeit, dann mit Erschütterung und Trauer aufgenommen und so ähnlich wird es sicher allen gehen. Sicherlich können wir Eltern nur ein Stück nachempfinden, wie J.’s Eltern und sein Bruder sich jetzt fühlen mögen. Abschied nehmen zu müssen vom eigenen Kind, vom Bruder, ist wohl die größte Herausforderung unseres Lebens und der schwerste und schlimmste Schmerz, der uns überhaupt zugefügt werden kann. Wir alle sind mit den Eltern traurig und betroffen. Da J. zu unserer Klasse gehörte, habe ich mir in der Kürze der Zeit einige Gedanken gemacht, was wir als Eltern der Klasse für die Familie Sch. und für unsere Kinder tun können. Heute möchten wir den Kindern in der Schule die Möglichkeit geben, ihren Schmerz, ihre Ängste und Sorgen auszudrücken und Abschied von J. zu nehmen. Im Rahmen meiner Tätigkeit als ehrenamtliche Hospizhelferin und durch viele persönliche Erfahrungen habe ich mich speziell mit den Themen Sterben und Trauer bei Kindern und Erwachse­ nen auseinandergesetzt. Frau M. bat mich, heute und morgen die Kinder der Klasse zu betreuen. Ich habe ein Konzept ausgearbeitet, welches den Kin­ dern die Möglichkeit geben soll, sich mit dem Geschehen ausei­ nanderzusetzen und das Erlebte zu verarbeiten. Gern bringe ich zu unserem geplanten Elternabend Literatur zum Thema zur Ansicht mit. 68 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Ich werde mit den Kindern die Geschichte „Über das Vorher, das Nachher und das Jetzt, die Geschichte eines Schmetterlings“ bear­ beiten. Dazwischen gibt es immer wieder Zeiten zum Entspan­ nen, Singen, Basteln und immer wieder Zeit zum Erzählen oder Erklären (zum Beispiel der verschiedenen Beerdigungsrituale). Wir geben Ihnen die Geschichte des Schmetterlings auch noch einmal zum Nachlesen mit. Ich möchte den Kindern Raum las­ sen, über sich selbst, die Erinnerungen an J., den nun leeren Platz in der Klasse zu sprechen und Abschied von J. zu nehmen. Da die Geschichte von einer Raupe handelt, die ihre äußere Hülle auf der Erde zurücklässt und als Schmetterling auf eine neue, andere Weise lebt, habe ich alles andere ebenfalls an dieses hoff­ nungsvolle Zeichen des Schmetterlings angelehnt. Die Kinder werden blaue und grüne Schmetterlinge (J.’s Lieb­ lingsfarben Blau und Grün) gestalten. Hier soll jedes Kind die Möglichkeit bekommen, einen Wunsch für J., eine Erinnerung oder etwas, was das Kind J. noch sagen möchte, festzuhalten. Diese Schmetterlinge werden nach der Trauerfeier, die morgen Dienstag, (Datum) um 15.00 Uhr in der Kirche NN. stattfinden wird, an mit Gas gefüllte Luftballons gebunden wer­ den und für J. in den Himmel geschickt. Außerdem haben wir ein Terrakottaherz besorgt, auf dem alle Kinder unterschreiben werden. Weiterhin werden die Kinder gebastelte Schmetterlinge an ein Buchsbäumchen hängen. Das Herz und das Bäumchen werden dann bei der Trauerfeier mit am Sarg stehen und später am Grab von J. Ein gemeinsamer Kranz ist nicht sinnvoll, da die Urnenbeiset­ zung erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden wird. Im Namen aller Eltern habe ich die Eltern von J. besucht. Ich habe Informationen über die Todesumstände und die Trauerfeier bekommen, die ich an die Kinder weitergeben durfte. In diesem Zusammenhang konnte ich erfahren, dass die Eltern von J. es schön fänden und es auch aushalten könnten, wenn viele Kinder zur Trauerfeier kommen würden. Die Luftballonaktion und der Buchsbaum sind mit der Familie Sch. abgesprochen. Die Kinder der vierten Klasse, die J.’s Bruder besucht und Kindergartenkinder, die J. kannten, möchten sich gern anschlie­ 69 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

ßen. Sie werden nach dem gleichen Konzept arbeiten und auf die Trauerfeier vorbereitet. Der Pfarrer wird die Gedanken dann in der Trauerfeier aufnehmen. Er kennt das Konzept ebenfalls. Die endgültige Entscheidung, ob Sie und Ihr Kind teilnehmen, sollte jede Familie individuell für sich und das eigene Kind tref­ fen, da jeder anders mit diesem Ereignis umgeht. Es wäre gut, wenn ein Elternteil das Kind zur Feier begleiten könnte, oder, wenn das nicht möglich ist, eine Vertrauensperson des Kindes dabei sein könnte. Vielleicht haben Sie Sorgen, ihr Kind mit diesen Themen zu belasten. Hier möchte ich Sie beruhigen, denn in der Psychologie wie in der Trauerforschung wurde festgestellt, dass die Auseinan­ dersetzung mit den Lebensthemen Sterben, Tod und Trauer wesentlich ist, um eine gesunde kindliche Entwicklung zu ermöglichen. Solche Themen sollten deshalb nicht aus dem Leben von Kindern ausgeklammert werden. Der Tod gehört zu unserer aller Leben und wir müssen uns dem immer wieder stellen. Kinder haben viele Fragen zum Tod und dem Sterben. Sobald Kinder spüren, dass wir sie als Erwach­ sene mit diesen schweren Fragen nicht allein lassen, sie ernst nehmen, können Kinder wachsen, sich entwickeln und lernen mit Verlusten umzugehen und eigene Strategien im Umgang mit Abschied zu entwickeln. Im Alter zwischen sechs und zehn Jahren zeigen Kinder oft ein typisches nüchternes und sachliches Interesse an den Äußer­ lichkeiten des Todes, gehen wissbegierig mit dem Thema um, gleichzeitig festigt sich allmählich die Einsicht in die Endgültig­ keit des Todes und den damit verbundenen Schmerz des Abschieds. Viele Fragen und vielleicht Ängste können jetzt bei unseren Kindern um den Tod herum auftauchen, um das eigene Sterben. Unseren Kindern dann offen und ehrlich entgegenzutreten, sie nicht allein zu lassen und sie so anzunehmen, wie sie sich zeigen, auch wenn wir selbst nicht alle Fragen beantworten können oder es auf manche Fragen keine Antwort gibt, ist dann ein guter Weg. Kinder trauern bunt und vielfältig und sind deshalb sehr abhängig von unserer Toleranz. Trauerprozesse bei Kindern ver­ laufen auch nicht so kontinuierlich wie bei Erwachsenen. Sie 70 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

trauern mit Pausen, ein natürlicher Schutzmechanismus, der ihnen Zeit gibt, sich zwischendurch zu erholen und neue Kraft zu sammeln. Trauer ist eine ganz natürliche Antwort auf Verlust und wir wünschen J.’s Eltern, seinem Bruder A. und uns allen, dass wir unseren eigenen Weg der Trauer gehen und entdecken können, dass wir immer wieder Quellen der Kraft und des Mutes finden und die Lücke, die J. hinterlässt, mit unseren lebendigen Erinne­ rungen an das Leben mit ihm zu füllen vermögen. Wir können J.’s Eltern jetzt zur Seite stehen, indem wir ihnen begegnen, für sie da sind, auch wenn manchmal die Worte fehlen werden und wir uns selbst unsicher fühlen. Ich möchte alle ganz herzlich grüßen und hoffe, im Sinne aller Eltern entschieden zu haben, da keine Zeit mehr blieb, vorher alles gemeinsam abzustimmen. (Unterschrift)

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M6 Ablaufplan: Luftballonschmetterlinge Name Aufgabe

Standort

Zeit

NN

Musikanlage in der Kirche bedienen

Kirche

Wenn die Lichter zum Sarg getragen werden

NN NN NN

Absichern der Straße Straße zwischen Kir­ direkt nach der che und Parkplatz Trauerfeier beim Gang von der Kirche zum Park­ platz

NN NN NN

Tisch (blau): Basteln direkt nach der Verteilen der ferti­ gen Schmetterlinge Trauerfeier an die jeweiligen Kinder; Verteilen der Ersatzschmetter­ linge an Geschwis­ terkinder. Achtung: Schmetterlinge mit Tesa anbringen, nicht knoten! Erin­ nerung an gemeinsa­ men Start

NN NN NN

Verteilen des Fla­ denbrots und der Apfelschorle an alle Kinder

Tisch (blau): Essen

Während die Ballons startklar gemacht werden

NN NN

Verteilen der Luft­ ballons (nicht kno­ ten, kleben!!!)

Pferdeanhänger

direkt nach der Trauerfeier

NN NN

Schmetterlinge an Luftballonbänder kleben

Nähe Tisch oder Pferdeanhänger

Wenn die Ballons und Schmetterlinge verteilt sind

NN

Musikanlage auf Neben Tisch (blau) direkt nach der Parkplatz aufbauen oder Pferdeanhänger Trauerfeier und bedienen; zuerst ruhige Musik. Bei Zeichen zum Ballon­ start Musik von „Queen“.

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M7 Besorgungsliste für die Trauertage Vorbereitungen – Konzepte, Aufbaupläne, Personeneinteilungen – Schmetterlinge auf Papier ausdrucken – Kunststoffschmetterlinge brennen – Trauerkarten schreiben – „Bitte nicht stören“-Schilder für die Klassen 1 bis 4 Einkauf für die Schule – – – – – – – – – – –

Schmetterlinge jeder Form Ausstechformen Schmetterlinge Granulat zum Brennen der Kunststoffschmetterlinge Schleifenband Buchsbaum mit Topf Eddingstifte in verschiedenen Farben Pinnwand mit Reißbrettstiften Kerzen Papier für Schmetterlinge Buch für die angehörigen Eltern, CD für den Bruder Trauerkarte für Eltern, Trauerkarte für den Bruder

Für die Schule mitbringen von zu Hause – – – – – – –

Musikanlage, CDs Feuerzeug Kerzen Tuch Blüten aus dem Garten Foto von J. und Staffelei, klein Tesafilm

Einkauf für die Trauerfeier – – – – –

Terrakottaherz (auf dem die Kinder unterschreiben) Gas für Luftballons 150 Luftballons und Schnur Tesafilm Brot 73 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– – – – – –

Apfelsaft Müllbeutel Kunststoffbecher Servietten Klebeband Absperrband

Mitbringen oder Ausleihen für die Trauerfeier – – – – – – – – – –

2 Musikanlagen für Kirche und Parkplatz CDs mit gewünschter Musik bei den Eltern abholen Feuerzeug 3 große Tischdecken Stifte und Scheren Körbe für Brot Kerzen 3 Bierzelttische Verlängerungskabel Erste-Hilfe-Päckchen

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M8 Traueranzeige der Schule M8 Traueranzeige der Schule

Ich bin von euch gegangen, nur für einen Augenblick und gar nicht weit, wenn ihr dahin kommt, werdet ihr euch fragen, warum ihr geweint habt.

Wir trauern um unseren Freund, Mitschüler und Schüler

J. Sch. geb. (Datum)

verst. (Datum)

J. war lebenslustig und fantasievoll. Wir hätten ihn so gern in unserer Mitte behalten. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seinen Eltern und seinem Bruder A.

Die Schüler, Eltern, die Schulleitung und das Kollegium der (Name der Schule)

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M9 Beispiele für Schülerbeiträge

„Kreuze“ von Saskia Neu

„Lampen“ (Text: Für die Eltern von J.) von Linda Bechtel

„Die Trauerfeier“ von Julian Fröhlingsdorf

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„Abschied“ von Alina Tix

Frage an den Autofahrer: „Sind Sie verrückt?“ von Paul Jennes

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M10 Gebet (nach der ersten Trauer) Gott, lieber Vater, jeder von uns trägt ein Bild von J. in sich, jeder von uns vielleicht ein anderes, aber alle sind sie ein ganz wertvoller Schatz, so bunt, so lebendig, so verschieden, wie ein Licht, was J. uns hier gelassen hat, durch das er immer bei uns sein kann. Du, unser Gott, hast uns diese Bilder von J. mitgegeben, wir können sie aufbewahren in unseren Herzen oder in einem Bild, einem Brief, einem Lied, einer Geschichte. J. hat uns verlassen, er geht jetzt einen anderen Weg, aber wir können dir vertrauen, dass J.s Weg zu dir führt, und dass er bei dir gut aufgehoben ist. Du bereitest ihm ein Zuhause, in dem er nicht allein ist. Wir danken dir, Gott, für all die bunten Bilder, die du uns von J. geschenkt hast, wir danken dir für das Licht, das J. uns hier gelassen hat, das unsere dunklen Tage heller machen kann, uns Kraft schenkt und Mut für unser eigenes Leben. Lass uns durch J. lernen, behutsam miteinander umzugehen, uns anzunehmen und zu achten in all unserer Unterschiedlichkeit. Amen.

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10. Schlussgedanke

Nachdem klar war, dass ich die Klasse 1a begleiten würde, musste ich mich erst einmal selbst orientieren. Anfangs wusste ich nicht, wo ich überhaupt beginnen sollte, wie mein Konzept für den Unterricht aussehen sollte und ob ich das, was ich fühlte und dachte, ausdrücken konnte. Ich war nicht sicher, ob ich genug Kraft finden würde, um für die Kinder da zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Wirklich zu begreifen, dass J.s Platz in unserer Gemeinschaft für immer leer bleiben würde, fiel mir unendlich schwer. Heute bin ich froh, für mich selbst und für die Kinder der Klasse, dass ich mich der Aufgabe gestellt habe, mich darauf ein­ gelassen und mir die Zeit genommen habe. In der Vorbereitung geholfen hat mir mein Versuch, mich so weit wie möglich mit Reaktionen und Verhaltensweisen der Kin­ der auseinanderzusetzen, in sie hineinzuspüren und dabei meine eigene Betroffenheit und Trauer wahrzunehmen. Auch ein Gespräch mit dem Kinderhospiz in Olpe, wo ich kurz mein Kon­ zept vorstellen durfte, hat mir Selbstvertrauen und Mut für diese Aufgabe gegeben. Mich persönlich hat es tief beeindruckt, dass es möglich war, das Thema Tod und die damit zusammenhängenden Ereignisse mit den Kindern und Eltern in einer offenen, vertrauensvollen Atmosphäre zu besprechen, zu bearbeiten und zu betrauern. Es war gut zu spüren, dass viele Menschen, jeder auf seine Art und Weise und jeder nach seinen Möglichkeiten, Unterstützung und Hilfe anbot. Natürlich gab es auch Menschen, die ein Engage­ ment der Schule für überflüssig hielten und meinten, nicht zuständig zu sein, die sich zurückzogen, die nicht handeln woll­ ten oder aus ihrer emotionalen Betroffenheit heraus nicht handeln konnten. Bewerten sollten wir solche Verhaltensweisen nicht. Wesent­ lich ist, dass es Menschen gibt, die in solchen Situationen für die Kinder da sind, oder dass wir, wenn wir selbst nicht in der Lage 79 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

sind, Menschen finden, die wissen, wohin wir uns wenden kön­ nen. J. war mit seiner Familie Teil unserer Gemeinschaft, sein Tod war für unsere Kinder und uns als Eltern auch eine Chance, sich gemeinsam behutsam mit dem Thema Leben und Sterben ver­ traut zu machen, das Sterben als einen Teil unseres Lebens zu begreifen. Wir konnten unseren Kindern die Erfahrung mit ihrer eigenen Trauer ermöglichen, mit ihnen lernen, Grenzen wahrzunehmen und Verluste ins Leben zu integrieren. Es war eine der Erfahrun­ gen, die wir machen durften und die zeigte, dass wir den Weg der Trauer nicht immer allein gehen müssen. Durch dass gemeinsame Trauererlebnis lernten wir Verständ­ nis füreinander zu entwickeln, konnten sensibel werden für uns selbst und für andere Menschen in Trauer. Wir haben erfahren, dass sich in unserem Schmerz Wege eröffnet haben, Trost zu fin­ den und zu spenden. Unsere Trauer nicht wegzuschieben, son­ dern sie zu durchleben, hat uns geholfen, diese Trauer besser zu bewältigen. Die betroffene Familie äußerte, dass sie die große Anteilnahme und das tiefe Mitgefühl als sehr wichtig und tröstend empfunden habe. Nicht zuletzt ist unsere Klasse mit Kindern und Eltern durch dieses traurige Ereignis auch sehr zusammengewachsen, denn wir sind uns alle auf einer anderen Ebene begegnet. Diese so wertvollen Erfahrungen haben mir Mut und Kraft für dieses Projekt gegeben. Gerade deshalb möchte ich andere dazu ermutigen, in ihrer Schule die Themen Sterben, Tod und Trauer ebenfalls nicht auszugrenzen, sondern aufzugreifen, zu bearbei­ ten und in das Schulleben zu integrieren. Die Auseinandersetzung kann uns verborgene Perspektiven eröffnen, uns tief berühren und verbinden, auch wenn wir manch­ mal nicht genau wissen, wohin uns der Weg führen wird, auch wenn es uns schwer fällt, Worte zu finden und wir unsere Emo­ tionen nicht immer unter Kontrolle haben werden. Aber das macht uns dann zum glaubwürdigen Partner der Kinder und Jugendlichen, denen wir begegnen.

80 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

11. Verfügbare Materialien für den Unterricht und die Gestaltung des Abschieds

Fachliteratur/Unterrichtsmaterialien Einige Bücher werden neu aufgelegt oder sind zurzeit vergriffen. Bei www.amazon.de, www.booklooker.de oder www.abebooks.de findet man aber oft ein gebrauchtes und sogar günstigeres Exemplar. Fachliteratur Jo Eckardt. Ich will Dich nicht vergessen. Ein Begleitbuch durch die Zeit der Trauer und des Abschiednehmens. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003 Jo Eckardt. Kinder und Trauma. Was Kinder brauchen, die einen Unfall, einen Todesfall, eine Katastrophe, Trennung, Missbrauch oder Mob­ bing erlebt haben. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005 Gertrud Ennulat. Kinder trauern anders – Wie wir einfühlsam und richtig begleiten. Herder Verlag, Freiburg 2003 Gertraud Finger. Mit Kindern trauern. Kreuz Verlag, Stuttgart 2001 Margit Franz. Tabuthema Trauerarbeit. Don Bosco Verlag, München 2002 Wolfgang Holzschuh. Geschwister-Trauer – Erfahrungen und Hilfen aus verschiedenen Praxisfeldern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2000 Sven Jennessen. Manchmal muss man an den Tod denken … Wege der Enttabuisierung von Sterben, Tod und Trauer in der Grundschule. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2007 Roland Kachler. Meine Trauer wird dich finden – Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit. Kreuz Verlag, Stuttgart 2005 Verena Kast. Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Kreuz Verlag, Stuttgart 2008 Kerstin Lammer. Trauer verstehen – Formen – Erklärungen – Hilfen. Neukirchener Verlag, Neukirchen 2004 Monika Müller/Matthias Schnegg. Der Weg der Trauer. Herder Verlag, Freiburg 2005 Monika Müller/Sylvia Brathuhn/Matthias Schnegg. Handbuch Trauerbe­ gegnung und -begleitung. Theorie und Praxis in Hospizarbeit und Pal­ liative Care. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2013

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Monika Müller/Franziska Röseberg (Hrsg.). Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Vandenho­ eck & Ruprecht, Göttingen 2014 Chris Paul. Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2011 Magdalena Reinthaler/Hannes Wechner. Plötzlich bist du nicht mehr da. Tod und Trauer von Jugendlichen. Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2010 Nicole Rinder/Florian Rauch. Das letzte Fest. Neue Wege und heilsame Rituale in der Zeit der Trauer. Irisiana Verlag, München 2012 Mechthild Ritter. Wenn ein Kind stirbt – Ein Begleiter für trauernde Eltern und Geschwister. Kreuz Verlag, Stuttgart 2003 Georg Schwikart. Die Trauerfeier – Ein Ratgeber zu Ablauf, Gestaltungs­ möglichkeiten, Textauswahl. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005 Mechthild Schroeter-Rupieper. Für immer anders. Das Hausbuch für Familien in der Zeit der Trauer und des Abschieds. Schwabenverlag, Ostfildern 2009 Bianca Senf/Monika Rank. Mit Kindern über Krebs sprechen. Ein Ratge­ ber für Eltern, die an Krebs erkrankt sind. Hilfe für Kinder krebskran­ ker Eltern e.V., Frankfurt a. M. 2009 Monika Specht-Tomann/Doris Tropper. Zeit zu trauern – Kinder und Erwachsene verstehen und begleiten. Patmos Verlag, Düsseldorf 2001 Christoph Student. Im Himmel welken keine Blumen – Kinder begegnen dem Tod. Herder Verlag, Freiburg 2000 Daniela Tausch-Flammer/Lis Bickel. Wenn Kinder nach dem Sterben fragen. Ein Begleitbuch für Eltern und Erzieher. Herder Verlag, Frei­ burg 2011 Klaus Wegleitner/Dirk Blümke/Andreas Heller/Patrik Hofmacher (Hrsg.). Tod – Kein Thema für Kinder? Zulassen – Erfahren – Teilen. Verlust und Trauer im Leben von Kindern und Jugendlichen. Anre­ gungen für die Praxis. Hospizverlag, Ludwigsburg 2014 Anja Wiese. Um Kinder trauern – Eltern und Geschwister begegnen dem Tod. Gütersloher Verlagshaus, München 2001 Stephanie Witt-Loers. Trauernde Jugendliche in der Schule. Vandenho­ eck & Ruprecht, Göttingen 2012 Stephanie Witt-Loers. Trauernde begleiten. Eine Orientierungshilfe. Van­ denhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010 Stephanie Witt-Loers. Kindertrauergruppen leiten. Ein Handbuch. (ent­ hält als Material eine CD mit kreativen Gestaltungsmöglichkeiten und Impulstexten). Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013 Stephanie Witt-Loers. Trauernde Jugendliche in der Familie. Vandenho­ eck & Ruprecht, Göttingen 2014 Stephanie Witt-Loers. Hilfreiche Unterstützung für trauernde Kinder. In:

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Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) (Hrsg.). Online Familienhand­ buch (Wassilios E. Fthenakis u. Martin R. Textor), 28. August 2009 Stephanie Witt-Loers. Zum Tod eines Kindes. Informationen zu trauer­ nden erwachsenen Bezugspersonen und Hinweise für eine Predigt. In: Prof. Beate Kowalski (Hrsg.). Er wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Predigten und pastorale Hilfen für Begräbnisfeiern. Katholi­ sches Bibelwerk, Stuttgart 2011. S. 131–144 Stephanie Witt-Loers. Kinder erleben die Trennung ihrer Eltern. In: Monika Müller/Franziska Röseberg (Hrsg.). Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Van­ denhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. S. 208–214 Stephanie Witt-Loers. Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen und begleiten? In: Monika Müller/Franziska Röseberg (Hrsg.). Handbuch Kindertrauer. Die Begleitung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. S. 273–282 Stephanie Witt-Loers. Jugendlichen in ihrer Trauer Raum geben. In: Klaus Wegleitner/Dirk Blümke/Andreas Heller/Patrik Hofmacher (Hrsg.). Tod – Kein Thema für Kinder? Zulassen – Erfahren – Teilen. Verlust und Trauer im Leben von Kindern und Jugendlichen. Anre­ gungen für die Praxis. Hospizverlag, Ludwigsburg 2014. S. 29–41 Stephanie Witt-Loers. Trauerreaktionen, Trauerprozesse und Trauermo­ delle im Kontext Schule. In: Deutscher Kinderhospizverein (Hrsg.). Immer wieder neu. Geduld, Staunen, Zuversicht. Hospizverlag, Lud­ wigsburg 2015. S. 278–289 Stephanie Witt-Loers. Trauerbegleitung im Leben von Kindern. In: Päda­ gogische Praxis. Mai 2011 Stephanie Witt-Loers. „Kinder sind Angehörige“. Vortragsmanuskript zum 9. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Berlin 2012 Stephanie Witt-Loers. Trauernde Jugendliche in unserer Gesellschaft. In: Katholische Bildung. 115. Jahrgang, Heft 12, 2014, S. 501–513 Stephanie Witt-Loers. „Hilfreiche Unterstützung für trauernde Kinder“. Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familien und Frauen. In: https://www.familienhandbuch.de/angebote-und-hil­ fen/sonstige-hilfsangebote-fur-kinder/hilfreiche-unterstutzung-furtrauernde-kinder Anita Zimmermann/Gerhard Trabert. Mir sagt ja doch (K)einer was! Informationsbroschüre für Kinder zum Thema Krebserkrankung. Flüs­ terpost e.V., Mainz 2010 Hansjörg Znoj. Trauer und Trauerbewältigung. Psychologische Konzepte im Wandel. Kohlhammer, Stuttgart 2012

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Bücher zu Suizid Boris Cyrulnik. Wenn Kinder sich selbst töten – Das Unfassbare begrei­ fen und verhindern. Patmos Verlag, Ostfildern 2012 Mechthild Hüsch/Heinrich Hüsch. Da spricht man nicht drüber. Wie Jakob den Suizid seines Vaters erlebt. Hüsch und Hüsch Verlag, Dei­ ningen 2009 Barbara Juen/Manuela Werth/Michael Wieser. Dann geh’ ich zu Mama ins Bett. Berenkamp Verlag. Wien 2007 Bianca Lang. Leben ohne Dich. Wenn geliebte Menschen in den Tod gehen. Sechs Betroffene erzählen von der Trauer und dem Weiterleben nach dem Suizid von Vater, Mutter, Schwester, Ehemann. Aufbau Ver­ lag, Berlin 2006 Douglas Nooan/Jörg Weisshaupt. Den Kindern helfen. Wie Sie Kinder nach einem Suizid unterstützen können. Broschüre. Verlag Kirch und Junge, Zürich 2005 Manfred Otzelberger. Suizid – Das Trauma der Hinterbliebenen. DTV, München 2002 Chris Paul. Warum hast du uns das angetan? Begleitbuch für Trauernde, wenn sich jemand das Leben genommen hat. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006 Chris Paul. Trauer nach Suizid bei Kindern und Jugendlichen. Agus Schriftreihe: Hilfe in der Trauer nach Suizid. AGUS e.V., Bayreuth 2007 – zu beziehen unter: [email protected] Johannes Thomas. Im Schatten Deines Todes. Wege durch die Trauer nach einem Suizid. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2004 Trauerland/Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche (Hg.). Wenn sich jemand selbst getötet hat. Arbeitsheft für Kinder. Bremer Medien-Verlag, Bremen 2007 Freya von Stülpnagel. Ohne dich. Hilfe für Tage an denen die Trauer besonders schmerzt. Kösel Verlag, München 2009 Stephanie Witt-Loers. Zum Tod durch Suizid. Begegnung mit Angehöri­ gen nach einem Suizid, sowie Hinweise für eine Predigt. In: Prof. Beate Kowalski (Hrsg.). Er wischt die Tränen ab von jedem Gesicht. Predigten und pastorale Hilfen für Begräbnisfeiern. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2011. S. 145–151 Unterrichtsmaterial Christian Butt. Abschied, Tod und Trauer – Kinder und Jugendliche begleiten. Ein Praxisbuch mit Projektideen und Unterrichtsentwürfen für Schulen und Gemeinden. Calwer Verlag, Stuttgart 2013 Renate Amuat. Last Minute – Der Tod macht auch vor der Schule nicht halt. Pestalozzianum, 2005

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Uta Brumann/Hans-Joachim Knoff/Wilfried Stascheit. Projekt Tod, Materialien und Projektideen. Verlag an der Ruhr, 2006 Saba Bussmann/Stefan Frank (Hg.). In dem Alter stirbt doch keiner! Umgang mit Tod und Trauer im Schulalltag. DVDs und Begleitbuch. Lilo Filmverlag, 2012. (www.lilo-filmverlag.de) Fachverlag des deutschen Bestattergewerbes GmbH. Helft den Kindern den Tod zu begreifen – Broschüre mit Grundinformationen für Eltern und Lehrer, um mit Kindern in ein Gespräch über die Themen Sterben und Tod zu kommen. Düsseldorf 2005 Christa Hienstorfer/Sabine Rösemeier. Praxis Impulse – Tod und Trauer bewältigen. Mit Kopiervorlagen. Westermann, Braunschweig 2004 Petra Hinderer/Martina Kroth. Kinder bei Tod und Trauer begleiten – Konkrete Hilfestellungen in Trauersituationen – Für Kindergarten, Grundschule und zu Hause. Ökotopia Verlag, Münster 2005 Dagmar Krol, AMOK. Pädagogisch handeln nach schulischen Notfällen. Göttingen 2008 (E-Book) Dagmar Krol, Pädagogisch handeln bei Angst, Trauer, Zorn. Eine Schule im Schatten von Entführung und Mord. Göttingen 2008 (E-Book) Martina Plieth/Ulrike Itze. Tod und Leben – Mit Kindern in der Grund­ schule Hoffnung gestalten. Donauwörth/Dortmund 2002 Daniel Schumann. Purpur Braun Grau Weiß Schwarz. Leben im Sterben. Kerber Verlag, 2009 Georg Schwikart. Tod und Trauer in den Weltreligionen. Verlagsgemein­ schaft topos, Kevelaer 2010 Dorothea von Choltitz. Leben mit dem Tod. Materialien für den Unter­ richt. Calwer Verlag, Stuttgart 2008 Mechthild Voss-Eiser. Noch einmal sprechen von der Wärme des Lebens – Texte aus der Erfahrung von Trauernden. Herder Verlag, Freiburg 2010 Broschüren „Vom Umgang mit Trauer in der Schule. Handreichung für Lehrkräfte und Erzieher/innen“: www.km-bw.de (von Uwe Becker und Hanne Shah, herausgegeben vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Baden-Württemberg) „Tod und Trauer in der Schule – Eine Handreichung“: www.trauerndekinder-sh.de (von Katrin Michel, herausgegeben von Trauernde Kin­ der Schleswig-Holstein e. V.) „Helft Kindern, den Tod zu begreifen“: www.bestatter.de (herausgegeben vom Fachverlag des deutschen Bestattungsgewerbes GmbH) „Gibt’s im Himmel auch Spaghetti? Mit Kindern über das Sterben reden.“: www.kinder-und-trauer.de (herausgegeben von der Treuhand­ stelle für Dauergrabpflege Niedersachsen/Sachsen-Anhalt GmbH)

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„Tod eines Kindes – Hilfe im Notfall. Hinweise für Rettungsdienste, Kri­ senintervention, Notfallseelsorge, Klinikpersonal, Polizei, Pädagogen, Bestatter“: www.veid.de (herausgegeben vom Bundesverband Ver­ waiste Eltern in Deutschland e.V.) Für Stilleübungen/Meditationen Gerda und Rüdiger Maschwitz. Stille-Übungen mit Kindern – Ein Pra­ xisbuch. Kösel Verlag, München 1996 Gerda und Rüdiger Maschwitz. Phantasiereisen zum Sinn des Lebens – Anregungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Kösel Verlag, München 2004 Else Müller. Träumen auf der Mondschaukel. CD. Kösel Verlag, Mün­ chen 1998

Kinderbücher Armin Beuscher/Cornelia Haas. Über den großen Fluss, Sauerländer, Düsseldorf 2002 Der Abschied für immer macht den Waschbären sehr traurig. Text und Bild geben der Trauer Raum, erzählen aber auch davon, wie die Zurückbleibenden sich beistehen und wie sie aus ihren Erinnerungen an den Hasen neuen Mut schöpfen. Ab 5 Jahren Annette Bey. Und was kommt nach tausend? Ravensburger, Ravensburg 2011 Donnelly, Lisa und den alten Otto verbinden eine enge Freundschaft und die Faszination für Zahlen. Otto erklärt Lisa, dass die Zahlen nie­ mals aufhören. Auch sonst weiß er viel, aus dem Garten und vom Anfang und dem Ende aller Dinge. Lisa begleitet Otto, als er stirbt und sie scheinbar allein lässt. Scheinbar, denn in Gedanken fühlt sich Lisa ihm immer noch ganz nah. Ab 5 Jahren Ann de Bode/Rien Broere. Ritter in meinem Blut. Ellermann Verlag, 2002 Die Erfahrungen von Bert, einem leukämiekranken Jungen, werden hier beschrieben. Verständlich wird auch über die Krankheit, Therapie und die Gefühle der Menschen um Bert herum berichtet. Ab 6 Jahren Elfie Donnelly. Servus Opa, sagte ich leise. DTV, München 1984 Der Opa von Michi ist manchmal seltsam und es nicht einfach, mit ihm unter einem Dach zu leben, aber Michi erzählt gern von seinem

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Opa. Als Michi erfährt, dass der Opa sterben muss, ist er sehr traurig. Ab 8 Jahren Jo Eckardt. Wohnst du jetzt im Himmel? Ein Abschieds- und Erinne­ rungsbuch für trauernde Kinder. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005 Dieses Buch bietet dir die Möglichkeit, dich dem lieben verstorbenen Menschen noch einmal zu nähern und einen Teil von ihm für immer in deinem Herzen zu bewahren. Ein Abschieds- und Erinnerungsalbum für Kinder und Jugendliche, die einen nahestehenden Menschen verlo­ ren haben. Maria Farm. Wie lange dauert Traurigsein? Für alle die jemanden verlo­ ren haben. Oetinger Verlag, Hamburg 2014 „Dieses Buch habe ich für alle geschrieben, die jemanden verloren haben, den sie sehr gern hatten. Für alle, die Trost und Hilfe brauchen. Ich hoffe, dass dir das Buch bei Fragen zu deiner Trauer helfen kann und dir Tipps und Gedanken mit auf den Weg gibt, die dich in dieser schwierigen Zeit stärken“ (Maria Farm). Ab 9 Jahren Amelie Fried/Jack Gleich. Hat Opa einen Anzug an? Hanser Verlag, München 1997 Eine Geschichte um den verstorbenen Opa und das „Danach“. Bruno sucht seinen eigenen Weg, um mit dem Tod des Opas zu leben. Jeden Abend vor dem Schlafengehen betrachtet er das Bild des Opas und spricht mit ihm. Ab 5 Jahren Claudia Gliemann/Patrick Tritschler. Ohne Oma. Monterosa Karlsruhe, Verlag 2011 Früher war die Oma noch da, war mit im Zoo und hat Gutenachtge­ schichten vorgelesen. Im Alter wurde sie dann aber immer schwächer und konnte vieles nicht mehr. Und dann? Wie ging es weiter? Was fühle ich? Was darf ich fühlen? Durch seine schlichte grafische Umsetzung lässt „Ohne Oma“ viel Platz für eigene Bilder und Gefühle. Christoph Hein. Mama ist gegangen. Beltz Verlag, Weinheim 2004 Die Geschichte handelt von Ulla und ihren Brüdern, deren Mutter an einer Krankheit stirbt. Ein Buch über die Trauerarbeit einer Familie. Ab 6 Jahren

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Severre Hemmo. Für immer mein Opa. Carlsen Verlag, Hamburg 2006 Martins Opa ist gestorben. Nun können sie nie wieder gemeinsam angeln gehen. Wo er jetzt wohl ist? Auch wenn die Erwachsenen keine endgültigen Antworten auf all seine Fragen haben, findet Martin bei ihnen Trost und Rat. Ab 6 Jahren Inger Hermann. Du wirst immer bei mir sein. Patmos Verlag, Düsseldorf 2005 Peter, fünf Jahre, ist mit seiner Familie auf dem Weg in den Urlaub, als sie verunglücken. Im Krankenhaus erfährt Peter, dass sein Vater bei dem Unfall gestorben ist. Peter kann das zuerst gar nicht glauben, aber im Laufe der Geschichte entdeckt er, dass seine Liebe zu seinem Vater und die seines Vaters zu ihm auch durch den Tod nicht zerstört werden kann. Ab 8 Jahren Stian Hole. Annas Himmel. Hanser Verlag, München 2014 Die Kirchenglocken läuten schon, und Anna und ihr Papa müssen für immer Abschied nehmen: Anna von ihrer Mutter, ihr Papa von seiner Frau. Bevor sie sich mit einem großen Blumenstrauß dem Unvermeid­ lichen stellen, nimmt Anna ihren Papa mit auf eine Traumreise: „Viel­ leicht jätet Mama jetzt Unkraut im Paradies. Gott freut sich bestimmt über eine Gärtnerin.“ Ab 5 Jahren Mechthild Hüsch/Ulrich Roth. „Da spricht man nicht drüber“. Wie Jakob den Suizid seines Vaters erlebt. Hüsch& Hüsch, Deiningen 2013 An vielen kleinen Situationen erzählt Mechthild Hüsch, wie ein 12jähriger Junge die Reaktionen seiner Familie, Freunde, Nachbarn und Schulkollegen erfährt, nachdem sein Vater sich getötet hat. Manches verletzt, anderes ist tröstlich. Sehr einfühlsam sind auch die farbigen Illustrationen von Heinrich Hüsch, der viele Bilder in der Symbolhaf­ tigkeit gelassen hat. Damit bekommen sie die notwendige Tiefe, aber auch Weite. So ist auch das ganze Buch – bei aller Schwere des The­ mas – ein positiver Beitrag. Für Jung und Alt Roland Kachler. Wie ist das mit der Trauer. Gabriel Verlag, Stuttgart/ Wien 2007 Wenn jemand stirbt, den du sehr lieb hast, bist du traurig. Am liebsten würdest du weinen oder dich verkriechen, vielleicht bist du auch wütend. Den Kindern in den Geschichten geht es ganz ähnlich … Ab 8 Jahren

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Marit Kaldhol/Wenche Oeyen. Abschied von Rune. Ellermann Verlag, Hamburg 1987 Rune ertrinkt beim Spielen mit Sara am Wasser. Seine Freundin Sara empfindet tiefe Trauer und muss von Rune Abschied nehmen. Ab 5 Jahren Harald Karutz. Hanna und der Unfall. Medienverband der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf 2013 Hanna ist Zeugin eines schweren Unfalls geworden. Nun ist sie ganz durcheinander. Das Buch verrät, was Hanna nach dem Unfall alles erlebt. Ergänzt wird die Geschichte durch Tipps für Eltern, deren Kin­ der eine Notfallsituation erlebt haben. Anke Kranendonk. Vom Weinen kriegt man Durst. Patmos Verlag, Düs­ seldorf 2003 Joris Onkel wird nach langer Krankheit sterben. Jori hat vorher noch viele Fragen an ihn. Ab 8 Jahren Dagmar Krol. Kevin Kanin oder als es dunkel wurde am Lohewald. Eine Geschichte für die Kinder von Hipstedt. Kreuz-Verlag, Stuttgart 2005 Ein Buch für Kinder und Erwachse zum Thema Mord. Die Geschichte von Kevin Kanin beschreibt in einfachen Sätzen und einfühlsamen Bildern das Verschwinden von Kevin. Später wird er tot aufgefunden. Die Geschichte versucht, Kindern, die mit solch einem Geschehen konfrontiert worden sind, wieder Mut zum Leben zu geben. – Dagmar Krol ist Lehrerin; sie hat das Buch für ihre Klasse nach dem Mord an einem Mitschüler geschrieben. Ab 8 Jahren Astrid Lindgren. Der Drache mit den roten Augen. Oetinger Verlag, Hamburg 1986 Die Geschichte vom kleinen, grünen Drachen, der eines Tages bei einem Geschwisterpaar auftaucht. Sie erleben eine schöne, spannende gemeinsame Zeit. Doch eines Tages fliegt der Drache fort. Die Kinder trauern und nehmen Abschied. Ab 4 Jahren Astrid Lindgren. Die Brüder Löwenherz. Oetinger Verlag, Hamburg 1995 Ein trauriges und zugleich hoffnungsfrohes Buch über zwei Brüder. Nach ihrem Tod haben sie ausgemacht, dass sie sich in einem anderen Land wiedersehen werden, um dort zusammen zu leben. Dort erleben sie gemeinsam ein spannendes Abenteuer, bis sie wieder an einem Tor

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zum Tod stehen. Aber auch danach gibt es für sie ein anderes neues Leben mit bekannten Tieren und Menschen. Ab 10 Jahren Leo Lioni. Frederick. Beltz Verlag, Weinheim 2011 Die Geschichte von der Maus, die nicht wie die anderen für den Win­ ter Körner und Nüsse, sondern Sonnenstrahlen, Farben und Wörter sammelt, die Träume also und die Hoffnungen. Ab 5 Jahren Sebastian Loth. Jolante sucht Crisula. Nord-Süd-Verlag, Zürich 2010. Die Gans Jolante und die Schildkröte Crisula sind unzertrennlich. Sie teilen ihre Träume und Gedanken miteinander, erleben viel Schönes zusammen – kurz: Sie verbindet eine „kugelrunde“ Freundschaft. Bis eines Tages Crisula einfach verschwindet. Ab 4 Jahren Mehr Zeit für Kinder e.V. (Hgrs.). Opa wird bald sterben. Palliativpflege in der Familie. Ein Ratgeber. Frankfurt a. M. 2013 „Wenn ein geliebter Mensch schwer krank ist und bald sterben wird, bringt uns das an emotionale Grenzen … Die Kindergeschichte im ers­ ten Teil des Buches zeigt Kindern, aber auch Eltern und Großeltern: Wir sind mit unserer Situation nicht alleine. Der Ratgeber im zweiten Teil richtet sich mit praxisorientierten Hintergrundinformationen und Tipps an Erwachsene“. Sally Nicholls. Wie man unsterblich wird: Jede Minute zählt. Hanser Verlag, München 2008 Sam ist elf Jahre alt, er hat Leukämie und beschließt seine Lebenszeit zu nutzen. Er sammelt Geschichten, interessante Tatsachen und wich­ tige Fragen. Wieso Gott Kinder krank werden lässt zum Beispiel. Die erstaunlichen Antworten, die Sam findet, seine Erkenntnisse über sich und die Welt, schreibt er in sein Tagebuch. Ein bewegendes, trauriges, kluges und ermutigendes Buch zugleich. Ab 10 Jahren Ulf Nilsson/Anna-Clara Tidholm. Adieu, Herr Muffin. Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2003 Herr Muffin, das alternde Meerschweinchen, denkt über sein Leben nach und erinnert sich an seine Familie. Als Herr Muffin stirbt, löst die Nachricht von seinem Tod überall Trauer und Betroffenheit aus. Ab 5 Jahren Ulf Nilsson/Eva Eriksson. Die besten Beerdigungen der Welt. Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2009

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Ein Beerdigungsinstitut für tote Tiere gibt es nicht. Drei Kinder ver­ schiedenen Alters beerdigen Tiere, denen sonst niemand Beachtung schenkt. Sie durchleben Trauer und haben außerdem viele sachliche Fragen zum Thema. Ab 5 Jahren Notfallseelsorge Limburg-Weilburg e.V. (Hrsg.). Jakob, Katharina und Paul nehmen Abschied von Opa Karl. Ein Leitfaden für betroffene Familien. Verlag am Birnbach, Birnbach 2012 Opa Karl ist plötzlich gestorben. Nun müssen Jakob, Katharina, Paul und ihre Familie damit umgehen lernen. Das Büchlein gibt Hilfestel­ lung, um nach dem Tod eines nahestehenden Menschen offen und ehr­ lich miteinander reden zu können. Hiltraud Olbrich. Abschied von Tante Sofia. Kaufmann Verlag, Lahr 2013 Die Geschichte erzählt von der Freundschaft zwischen Tante Sofia und zwei Kindern. In den gemeinsamen Gesprächen mit der Tante erfahren die Kinder viel von den Vorstellungen, Hoffnungen und Überzeugungen der Tante über Leben und Tod. Als die Tante stirbt, sind die Kinder traurig, aber gut vorbereitet auf den schmerzlichen Tod. Ab 8 Jahren Roberto Piumini. Matti und der Großvater. Matti und der Großvater. DTV, München 2001 Mattis Großvater liegt im Sterben. Gemeinsame Gespräche, Wande­ rungen und Erlebnisse werden noch einmal durchlebt. Ab 6 Jahren Martina Plieth. Tote essen auch Nutella … Die tröstliche Kraft kindlicher Todesvorstellungen. Kreuz Verlag, Freiburg 2013 Dass Verstorbene auch Nutella essen, nur nicht ganz so viel, zeigt wie nah sich Kinder verstorbenen Menschen fühlen können. Die Autorin lässt sich von den Kindern an die Hand nehmen. In Gesprächen zeigt sie, wie sie den Tod verstehen, was es bedeutet Angst vor dem Tod zu haben, traurig zu sein, aber auch was ihnen Hoffnung gibt über den Tod hinaus. Eva Popp. Tim trauert um seinen Freund. Basic Erfolgsmanagement, Pfarrkirchen 2007 Tim ist sehr traurig. Sein bester Freund, der Hund Pit, ist gestorben. Es zerreißt ihm das Herz. Erst als er gemeinsam mit seiner Mutter und seinen Freunden eine Trauerfeier für Pit veranstaltet, lässt der große

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Seelenschmerz nach. Langsam verwandelt sich die Trauer in das Gefühl einer schönen Erinnerung. Ab 5 Jahren Pernilla Stalfelt. Und was kommt dann? Moritz Verlag, Frankfurt a. M. 2013 Viele Fragen der Kinder rund um die Themen Sterben, Tod und Beer­ digung werden hier aufgegriffen und sehr direkt beantwortet. – Nicht unbedingt geeignet für akut betroffene Kinder, aber eine mögliche Gesprächsanregung zum Themenbereich. Ab 5 Jahren Hermien Stellmacher. Nie mehr Oma-Lina-Tag? Gabriel Verlag, Stuttgart 2005 Jeden Mittwoch holt Oma Lina Jasper von der Schule ab und backt mit ihm Pfannekuchen. Eines Tages wird Oma Lina krank. Jasper erlebt das Sterben, den Tod und die Beerdigung von Oma Lina. Er hat viele Fragen: Was ist der Tod? Was geschieht mit dem Toten? Wie geht das Leben ohne Oma Lina weiter? – Seine Eltern hören ihm zu und sie sprechen über diese wichtigen Fragen des Lebens. Ab 8 Jah­ ren Gerhard Trabert. Als der Mond vor die Sonne trat. Trabert Verlag, Mainz 2008 Dieses Kindersachbuch widmet sich dem Thema: Wie rede ich mit Kindern über Krebs. Es ist ein Buch für Erwachsene und Kinder, ein­ fühlsam geschrieben und mit wunderschönen Aquarellen. Ab 6 Jahren Susan Varley. Leb wohl, lieber Dachs. Annette Betz Verlag, Wien 2009 Der Dachs weiß, dass er sterben muss. Er war immer für alle anderen Tiere da. Nach seinem Tod sind die Tiere traurig, reden aber oft von der gemeinsamen Zeit und erinnern sich an all das Schöne, das sie von ihm gelernt haben, und hüten es wie einen Schatz. Ab 5 Jahren Max Velthuijs. Was ist das, fragt der Frosch. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2009 Im Gras liegt eine Amsel und bewegt sich nicht. Besorgt fragt der Frosch, was mit ihr los sei. Nach und nach beginnen alle zu verstehen, was Tod bedeutet und wie schön das Leben sein kann. Ab 4 Jahren Dolf Verroen/Wolf Erlbruch. Ein Himmel für den kleinen Bären. Hansa Verlag, München 2003 Als Opa Bär stirbt und in den Bärenhimmel kommt, möchte der kleine Bär auch dort hingehen. Dann aber erkennt er, dass sein Platz noch bei

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seinen Eltern ist. Auch wenn im Bärenhimmel alle glücklich sind … Ab 5 Jahren Udo Weigelt. Der alte Bär muss Abschied nehmen. Nord-Süd Verlag, Zürich 2004 Der alte Bär ist krank. Er wird sich auf eine ganz besondere Reise machen und niemand kann ihn begleiten, nicht einmal sein bester Freund, der kleine Fuchs. Alle Tiere verabschieden sich vom Bären, aber der große Abschied muss nicht das Ende von allem bedeuten. Ab 4 Jahren

Jugendbücher Jennifer Cranen/Vito von Eichborn. Ich will nicht, dass ihr weint. Das Krebstagebuch der 16-jährigen Jenni. Books on Demand GmbH, Nor­ derstedt 2006 Als die 16-jährige Jenni erfährt, dass sie Krebs hat, kämpft sie dage­ gen an. Vierzehn Monate schreibt sie ihre Erfahrungen, Erlebnisse, ihre Ängste und Hoffnungen auf. Judith de Beer. Yaschas Vater. Patmos Verlag/Sauerländer Verlag, Düs­ seldorf 2004 Yascha fährt gerne hinten auf dem Fahrrad seines Vaters mit. Dann schlingt er beide Arme um ihn und lehn den Kopf an seinen Rücken. Manchmal stehen sie zusammen am Abend auf dem Balkon und schauen die Sterne an. Doch eines Morgens wacht Yaschas Vater nicht auf … Antoine de Saint Exupéry. Der kleine Prinz. Karl Rauch Verlag, Düssel­ dorf 2008 Die Geschichte vom kleinen Prinz, der über den Sinn des Lebens, über Tod und Wiederkehr nachdenkt. Er deckt die Absurdität und Einsam­ keit des modernen Menschen auf und hält uns einen Spiegel vor. Jürgen Domian. Interview mit dem Tod. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2012 Jürgen Domian ist Moderator der Telefon-Talkshow „Domian“. In sei­ ner Sendung hat er mit rund 20.000 unterschiedlichen Interviewpart­ nern gesprochen. Einer fehlt in der langen Reihe seiner Talk-Gäste, denn er ist scheu und meidet die Öffentlichkeit. Er zählt zu den TopProminenten dieser Welt, hat 1000 Gesichter, aber nur eine Aufgabe. Er ist alt und doch für immer jung, er ist äußerst fleißig und schläft

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nie. Einige nennen ihn „Gevatter“ oder „Schnitter“, für andere ist er schlicht: der Tod. Jo Eckardt. Ich will dich nicht vergessen. Ein Begleitbuch durch die Zeit der Trauer und des Abschiednehmens. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008 Dieses Buch will Ihnen helfen, Ihre Trauer zu bewältigen. Es bietet Ihnen Raum, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen schriftlich festzu­ halten, erleichtert Ihnen das Abschiednehmen und lindert Ihren per­ sönlichen Schmerz. Michael Ende. Ophelias Schattentheater. Thienemann Verlag, Stuttgart 2008 Ophelia nimmt sich herrenloser Schatten an. Eines Tages steht ein fremder Schatten vor ihr, der aufgenommen werden möchte: es ist der Tod … Karen-Susan Fessel. Ein Stern namens Mama. Oetinger Verlag, Hamburg 2010 Wenn Menschen gestorben sind, werden sie zu Sternen, hat Mama gesagt. Kann also sein, dass Mama jetzt tatsächlich ein Stern ist, der vom Himmel auf sie und Ruben und Papa runterleuchtet und deshalb immer bei ihnen sein wird, oder? Monika Feth. Fee-Schwestern bleiben wir immer. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2002 Nach dem Tod der behinderten Schwester Fee macht Claire mit ihrem Freund eine Reise nach Schottland. Dort liest sie die Tagebücher ihrer Mutter. Sie lernt ihre Eltern so aus einer ganz anderen Perspektive kennen und begreift, dass sie Abschied nehmen muss. Jostein Gaarder. Das Orangenmädchen. DTV, München 2005 Georg ist 15 und lebt mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und der kleinen Miriam in Oslo. An seinen Vater kann er sich kaum noch erin­ nern; er ist gestorben, als Georg vier war. Doch nun, elf Jahre später, greift Georgs Vater wieder in sein Leben ein – mit einem langen Brief, der all die Jahre in Georgs alter Kinderkarre versteckt war. John Green. Das Schicksal ist ein mieser Verräter. DTV, München 2014 Hazel Grace und Augustus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten kennen. Was hier beginnt, ist eine der ergreifendsten und schönsten Liebesgeschichten der Literatur.

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Peter Härtling. Oma. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2013 Kalle, der mit 5 Jahren seine Eltern verloren hat, wird von seiner Großmutter aufgenommen. Daraus ergeben sich Schwierigkeiten. Peter Härtling. Jakob hinter der blauen Tür. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2002 Nach Vaters Tod kommt Jakob mit sich und seiner Umwelt nicht mehr zurecht. Er zieht sich immer mehr in eine Traum- und Wunschwelt zurück. Jennifer R. Hubbard. Atme nicht: Roman Taschenbuch. Beltz & Gelberg, Weinheim Basel 2013 Ryan hat einen Suizid hinter sich und versucht, die dunkle Zeit zu ver­ gessen, der er entkommen ist. Das ist allerdings nicht leicht: Seine Eltern würden ihn am liebsten rund um die Uhr bewachen und in der Schule gilt er seitdem als Freak. Dann begegnet er Nicky, die ebenfalls ein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt. Mit sanfter Beharrlichkeit verfolgt sie ihn mit der Frage nach dem Warum und bringt Ryan dazu, sich den Dingen zu stellen, die ihn im Innersten bewegen. Ulla Lenz. Der kleine Rest des Todes. Frankfurter Verlagsanstalt, Frank­ furt a. M. 2012 Seit ihr Vater bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt ist, ist auch Ariane irgendwie nicht mehr da. Spätestens als sie eines Morgens unter dem Fenster ihres Liebhabers erwacht, weiß sie, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Doch wie ließe sich vernünftig und gradlinig leben, wenn doch der Tod sich nicht ins Leben einfügen will. Dada Peng. mein buch vom leben und sterben. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013 Who the fuck is Dada Peng? Dada Peng ist Chansonnier und Songwri­ ter, Moderator und ehrenamtlicher Mitarbeiter und Unterstützer der Hospizbewegung. Der frühe Krebstod seiner Eltern hat ihn nicht nur mit dem Thema Sterben konfrontiert, sondern zu einer intensiven Aus­ einandersetzung damit bewogen – und zwar auf eine unkonventio­ nelle, packende und außergewöhnliche Weise. Mit seinem „buch vom leben und sterben“ spendet er Trost, gibt neue Denkanstöße und öffnet verschlossene Türen. Peter Pohl/Kinna Gieth. Du fehlst mir, du fehlst mir! DTV, München 2006

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Cilla und Tina sind Zwillingsschwestern. Als Cilla bei einem Ver­ kehrsunfall ums Leben kommt, beginnt für Tina ein schweres Leben. Peter Pohl hat den Roman auf der Grundlage authentischer Aufzeich­ nungen geschrieben. James Preller. Bevor du gehst. Heyne Verlag, München 2013 Es ist Judes letzter Sommer auf der Highschool. Er hat seinen ersten Ferienjob und lernt dort Becka kennen, die sich in Jude verliebt. Jude könnte nicht glücklicher sein. Doch dann kommt der Abend, an dem alles anders wird: Ein schrecklicher Autounfall reißt einen geliebten Menschen aus Judes Leben und alles, was ihm wichtig war, verliert mit einem Mal an Bedeutung … Michel Rostain. Als ich meine Eltern verließ. C. Bertelsmann, München 2012 Kann man über den Verlust eines Menschen zuversichtlich, ja heiter erzählen? Michel Rostain gelingt es, indem er den verstorbenen Sohn Lion die Trauerarbeit der Eltern liebevoll kommentieren lässt. Die Trauerarbeit wird zu einem Puzzle aus unglaublichen Zufällen und Fügungen, und ganz allmählich, in kleinen Schritten und großen Wun­ dern, gelingt es seinen Eltern, die Freude an einem Leben, in dem es Lion einmal gab, wiederzufinden. Marie Therese Schins. Und wenn ich falle. DTV, München 2001 Das Buch handelt vom Mut, traurig zu sein und seine Traurigkeit zu zeigen. Jugendliche beschreiben, wie sie es geschafft haben, sich zu öffnen, fremde Hilfe anzunehmen, und wie gut es tut, sich mit Men­ schen in ähnlichen Lebenssituationen auszutauschen. Nina Stahl/Birgit Schlieper. Manchmal möchte ich mich totlachen. Sauerländer, Mannheim 2010 „Du wirst sterben.“ Die Worte treffen Nils wie ein Schlag. Diagnose: Leukämie, unheilbar. Er ist 16 Jahre alt. Und das soll jetzt alles gewe­ sen sein? Nur Krankenschwester Ulla macht das Leben im Kranken­ haus erträglich. Nils hilft ihr, die Patienten auf der Kinderkrebsstation etwas abzulenken. Und dann lernt Nils die schwer kranke Helene ken­ nen. Erst durch ihren Tod lernt er, mit seinen eigenen Ängsten umzu­ gehen … Regine Stokke. Gegen die Angst. Face your Fear. Accept your war. Oetinger, Hamburg 2012

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Im August 2008 erhielt die 17-jährige Norwegerin Regine Stokke die Diagnose Leukämie. Ein paar Monate später richtete sie den Blog „Face your fear“ ein, der schnell Norwegens meistgelesener Blog wurde. Das Buch, das auf Regines Blogeinträgen basiert, ergänzt um die Antworten der Leser und Stimmen ihrer Familie, ist an Eindring­ lichkeit kaum zu übertreffen. Dieser wahre Bericht eines starken Mäd­ chens, das viel zu früh starb, ist zutiefst bewegend und geht unter die Haut. Barbara Stäcker. Nana – … der Tod trägt Pink: Der selbstbestimmte Umgang einer jungen Frau mit dem Sterben. Irisiana, München 2013 Warum ist Nanas Geschichte so anders? Normalerweise meint man, ein schwerkranker, dem Tod geweihter Mensch versteckt sich und zieht sich zurück. Nana jedoch hat sich in dieser Zeit selbst gefunden und dies öffentlich gemacht. Mal zeigt sie sich selbstbewusst, mal ver­ letzlich, mal verspielt, mal nachdenklich, mal tough auf den beein­ druckenden Bildern, die in ihrem letzten Lebensjahr entstanden sind. Johanna Thydell. An der Decke leuchten die Sterne. Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2005 Jennas Mutter ist schwer krank und wird sterben. Sie hat Krebs. Jen­ nas Alltag wird von der Krankheit der Mutter bestimmt, gleichzeitig wünscht sich Jenna ein normales, unbeschwertes Leben. Lutz van Dijk. Leben bis zuletzt. Geschichten von Freundschaft, Liebe und Tod. Patmos Verlag, Düsseldorf 2007 Was, wenn Liebe in Schmerz umschlägt? Wohin mit all der Wut und Verzweiflung, wenn der Geliebte, die Freundin stirbt? Lutz van Dijk erzählt vom Umgang Jugendlicher mit dem Tod: acht persönliche Geschichten von Menschen, die ihre Ohnmacht besiegen, nicht zerbre­ chen, im Verlust individuelle Wege finden und dabei mehr über das eigene Leben erfahren. Gerda van Erkel/Mirjam Pressler. Der salzige Kuss. Rowohlt Taschen­ buch Verlag, Hamburg 2008 Nienke bereitet sich in einem Sanatorium auf den Tod vor, denn sie ist unheilbar krank. Dort verliebt sie sich in einen Jungen und erfährt, dass ihr Leben trotz der Krankheit und des bevorstehenden Todes noch immer unendlich wertvoll und reich ist. Sie glaubt an das Glück im Hier und Jetzt und an die Auferstehung in der Erinnerung. Ein berüh­ rendes und zugleich informatives Buch über Mukoviszidose.

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Musik Lieder/Singspiele für Kinder Clemens Bittlinger. Jenseits der Zeit Hermann van Veen. Ich tanze mit dem Tod Ludger Edelkötter/Eric Carle. Die kleine Raupe Nimmersatt. (Liederbuch und Singspiel) Markus Ehrhardt. Wir Kinder haben Rechte Markus Ehrhardt. Die Gefühlsapotheke Markus Ehrhardt. So stelle ich mir den Himmel vor. Reinhard Mey. Allein Reinhard Mey. Der kleine Wiesel Reinhard Mey. Nein, ich lass dich nicht allein Reinhard Mey. Schade, dass du gehen musst Reinhard Mey. Wie ein Baum, den man fällt Rolf Zuckowski. Einmal Leben Rolf Zuckowski. Ich bin stark (Kindermusical) Rolf Zuckowski. Mich ruft mein Stern Rolf Zuckowski. Sternenkinder Songs für Jugendliche Aretha Franklin. Unforgettable Avril Lavigne. When you’re gone Bela B. Letzter Tag Celin Dion. Goodbye’s (the saddest word) Die Puhdys. So nah am Leben Die Toten Hosen. Am Ende Die Toten Hosen. Alles ist eins Die Toten Hosen. Nur zu Besuch Doreen. Der Brief (den ich nie schrieb) Enya. A day without rain Eric Clapton. Tears in heaven Eva Cassidy. Somewhere over the rainbow Gila Antara. On my way Gila Antara. Spirit of the wind Gila Antara. The river is flowing Glashaus. Haltet die Welt an Ich & Ich. Wenn ich tot bin Israel Kamakawiwo’ole. Somewhere over the Rainbow/What a Wonder­ ful World Leona Lewis. Footprints in the sand Loreena McKennit. Seeds of Love

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Mercedes Sosa. Gracias a la vida Michael Jackson. Gone too soon Nathalie Cole. Unforgettable Paul Anka. My way Pe Werner. Vaterseelenallein Phil Collins. Since I lost you Pur. In Gedanken Pur. Noch ein Leben (Suizid eines Freundes) Robert Long. Jos (Suizid eines Schülers) Roger Cicero. Ich hätt’ so gern noch Tschüss gesagt Rosenstolz. Gib mir Sonne Sarah Brightman. Time to say goodbye Silbermond. Kartenhaus Söhne Mannheims. Und wenn ein Lied Trude Herr. Niemals geht man so ganz Udo Lindenberg. Stark wie zwei Unheilig. An deiner Seite Whitney Houston. I will always love you Xavier Naidoo. Abschied nehmen Palliativ-Netz Stuttgart. Die Seite bietet eine Auswahl an Medien rund um die Themen Sterben, Tod und Trauer. Zugriff am 04.03.2015 unter www.palliativ-netz-stuttgart.de/buecher-filme/ www.aeternitas.de/inhalt/trauermusik/titel_themen (hier finden sich Hör­ spiele zu Musikstücken, die sich mit dem Themenbereich beschäfti­ gen).

Filme Ausleihmöglichkeiten über Evangelische Medienzentralen, Landesbild­ stellen, Landesfilmdienste oder Katholische Medienzentralen. Für Kinder Opas Engel. BRD 2002. Trickfilm. Er war stets der Mutigste, kletterte auf die höchsten Bäume und sprang in die tiefsten Seen – nicht ahnend, welchen Gefahren er sich aussetzte … Wie war das möglich? Weshalb liefen brenzlige Situationen meis­ tens glimpflich ab? Opa hatte das ganz große Glück, dass jemand auf ihn aufpasste! Ab 5 Jahren

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Wenn das Leben geht. BRD 2000. Trickfilm. Was passiert, wenn ein Mensch oder ein geliebtes Haustier stirbt? Kin­ der berichten über ihre Vorstellungen von Tod und Sterben, Seele, Himmel, Hölle und Jenseits, die der Film direkt in Bildsequenzen dar­ stellt. Ab 10 Jahren Leb wohl kleiner Dachs! Die Sendung mit der Maus. BRD, 2006. Trick­ film. Der Dachs war immer zur Stelle gewesen, wenn eines der Tiere ihn brauchte. Die Tiere reden oft von der Zeit, als der Dachs noch lebte. Und mit dem letzten Schnee schmilzt auch ihre Traurigkeit dahin. Es bleibt die Erinnerung an den Dachs, die sie wie einen Schatz hüten. Ab 4 Jahren Da unten (Under There). USA 2006. Kurzspielfilm. Der Film bietet einen leichten und sympathischen Einstieg in ein schwieriges Thema. Er regt Kinder und Erwachsenen gleichermaßen an, die eigene Einstellung zum Sterben zu überdenken und sich zu fra­ gen, was man selbst über das Leben nach dem Tod glaubt. Ab 8 Jahren Die besten Beerdigungen der Welt. BRD 2008. Kurzspielfilm. Es ist Sonntag und die drei Geschwister Ulf, Ester und Putte langwei­ len sich. Als Ester eine tote Hummel auf der Fensterbank findet, hat sie eine Idee: tote Tiere beerdigen! Jemand muss sich schließlich um sie kümmern. Der Kurzspielfilm vermittelt an der kindlichen Lebens­ welt orientiert Basiswissen zu den zentralen Fragen rund um das Thema Beerdigung und den rituellen Umgang mit dem Tod aus christ­ licher Sicht. Ab 0 Jahren Kannst du pfeifen, Johanna? Schweden 1995. Spielfilm. Berra wünscht sich genauso einen Großvater wie sein Freund Ulf ihn hat. Aber woher kriegt man den? Kein Problem, sagt Ulf, und nimmt Berra mit ins Altersheim. Da sitzt hinter einer angelehnten Tür der alte Nils, der schon immer einen Enkel haben wollte. Angeln kann er zwar nicht und Schweinshaxen findet er furchtbar, aber dafür weiß er, wie man einen Drachen baut. Und er kann pfeifen. Etwas, das Berra so gern auch könnte … Ab 6 Jahren Papierflieger. Norwegen 1995. Spielfilm. Ein Junge wird mit dem Tod seines besten Freundes aus dem Kinder­ garten konfrontiert. Seine Trauer zentriert sich in der Frage, wo der

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Freund geblieben ist. Die ihm von Erwachsenen angebotenen klassi­ schen Hilfen kann der trauernde Jan nur teilweise nutzen. Durch seine Initiative, seine Beharrlichkeit und zielgerichtete Aktivität gelingt es mit Hilfe eines Mannes, die Trauer um den verlorenen Freund zum „Fliegen“ zu bringen. Ab 6 Jahren Anja, Bine und der Totengräber. BRD 1998. Spielfilm. Anja, ein schüchternes, 9-jähriges Mädchen, hat eine Riesenangst, im Schwimmbad vom Dreimeterbrett zu springen. Seit vor sechs Jahren ihr älterer Bruder durch einen Unfall ums Leben gekommen ist, ver­ sucht ihre Mutter übervorsichtig, Anja vor allem zu beschützen. Glücklicherweise gibt es Bine, Anjas beste Freundin. Sie ist ein wah­ res Energiebündel und macht Anja allein durch ihr Vorbild Mut und Lust auf das Leben. Ab 8 Jahren Die Maus und der Tod – Die Geschichte von Katharina. BRD 2007. Dokumentation mit Trickfilmen. Die bewegende Geschichte von einem liebenswerten, schwer kranken 7-jährigen Mädchen, dessen Leben beinahe schon nach der Geburt zu Ende gewesen wäre. Von Anfang an macht der Beitrag klar, dass er eine Geschichte berichten will, die mit dem Tod endet. Vor allem aber erzählt er von Lebensfreude und Lebenssinn, die sich nicht nach gelebten Jahren bemessen lassen. Ab 8 Jahren Willi will’s wissen: Wie ist das mit dem Tod? BRD 2003. Dokumentar­ film. Willi trifft einen Bestatter bei seiner Arbeit. Ein Seelsorger erklärt Willi, wie die Religion Menschen helfen kann, den Tod eines Angehö­ rigen zu verarbeiten. Er trifft einen schwer kranken, sterbenden Mann und ist bei einer Beerdigung und dem anschließenden Trauerkaffee dabei. Ab 6 Jahren Abschied von der Hülle. BRD 2004. Magazinfilm. Armin Maiwald erzählt vom Tod seines Zwillingsbruders und den Formalitäten, die dann erledigt werden müssen. Er erzählt, wie es ist, wenn ein Mensch stirbt und vom Abschied nehmen. Ab 8 Jahren

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Für Jugendliche Dokumentar- und Sachfilme Das Kinderhospiz. BRD 2003. Dokumentarfilm. Ein Porträt des Kinderhospizes Sternenbrücke in Hamburg. Ab 14 Jah­ ren Du fehlst. BRD 2005. Dokumentarfilm. Der Film zeigt, wie eine Gruppe junger Menschen den tödlichen Ver­ kehrsunfall ihres Freundes erlebt, was sie ihm noch hätten sagen wol­ len – wofür die Zeit aber nicht mehr gereicht hat. Ab 16 Jahren Tod und Begleitung. BRD 2004. Dokumentarfilm. Gespräche mit betroffenen Jugendlichen, die aus ihrer Sicht verschie­ dene Aspekte vom Tod und dem, was nach dem Tod kommt, darstel­ len. Ab 14 Jahren Ich will auch leben – Meikes Kampf gegen den Krebs. BRD 2005. Doku­ mentarfilm. Die 21-jährige Studentin erfährt, dass sie Krebs hat und beginnt ihren Kampf dagegen. Ab 12 Jahren Leben bis zuletzt. BRD 2005. Dokumentationsfilm. Die Dokumentation stellt das als Bundesmodellprojekt geförderte Franziskus-Hospiz dar. Im Zentrum des Filmes steht das Erleben des Hospizes aus Sicht der Bewohner und ihrer Angehörigen. Ab 14 Jah­ ren Sterben. BRD 2004. Dokumentarfilm. Drei Frauen aus verschiedenen Generationen sprechen über ihr Leben im Hinblick auf ihren bevorstehenden Tod. Ab 16 Jahren Mitten im Leben – Tod und Trauer. BRD 2000. Dokumentarfilm. Betroffene Menschen und ihr Umgang mit Tod und Trauer. Ab 14 Jahren Ungeküsst zurück. BRD 2010. Dokumentarfilm. Der Regisseur Stefan Hillebrand begleitet mit einem Filmteam ein Schulprojekt, bei dem sich Lehrerinnen und Lehrer ganz unterschiedli­ cher Fächer zusammen mit Kindern- und Jugendlichen auf vielfältige kreative Art und Weise mit dem Thema Sterben und Abschied, Trauer und Leben beschäftigen. Ab 0 Jahren

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Wenn das Leben geht. BRD 2000. Dokumentarfilm. Was passiert, wenn ein Mensch oder ein geliebtes Haustier sterben? Kinder berichten über ihre Vorstellungen von Tod und Sterben, Seele, Himmel, Hölle und Jenseits. Ab 10 Jahren Die letzte Reise. BRD 2007. Dokumentarfilm. Kann der Tod eine Chance sein? Die fünfteilige Serie erzählt vom Leben todkranker Menschen und ihren Begleitern während der letzten Tage. Sie teilen Trauer, Glauben und Freundschaft, Zuneigung und Liebe. Ab 16 Jahren Lebenshungrig und todesmutig – Menschen auf der Palliativstation. BRD 2004. Dokumentationsfilm. Die halbstündige Dokumentation zeigt den Alltag auf der Palliativsta­ tion des Juliusspitals in Würzburg: das Kommen und Gehen, Leben und Sterben von Menschen, die Arbeit der Ärzte, Pflegekräfte, Thera­ peuten und Seelsorger und die Angst und den Trost der Patienten und Angehörigen. Ab 14 Jahren Er sollte sterben, doch Tim lebt – Eine Abtreibung und ihre Folgen. BRD 2005. Dokumentarfilm. Als Tims Mutter im sechsten Monat schwanger ist, diagnostizieren die Ärzte Trisomie 21 (Down-Syndrom) – daraufhin will Tims Mutter das behinderte Kind auf gar keinen Fall zur Welt bringen. Doch Tim über­ lebt wider aller Wahrscheinlichkeit seine eigene Abtreibung. Ab 14 Jahren (Mit-)Menschen fühlen – Der Amoklauf von Winnenden. BRD 2011. Dokumentarfilm. Nur wenige Sekunden, ein paar Schüsse. Und danach war alles anders! Die Schulgemeinde der Albertville Realschule ist traumatisiert nach dem Amoklauf. Umso erstaunlicher, dass sich Menschen zusammen­ finden, mit dem Ziel, die Schule menschlicher zu gestalten und recht­ zeitig Hilfe anzubieten – für Opfer, aber auch für die potenziellen Täter. Ab 14 Jahren KinderZeit – Nachgesehen. Nachgefragt. Kinder machen Fernsehen. BRD 2009. Verschiedene Beiträge zu Themen wie u. a. Behinderung, Schule, Reli­ gion, Vertrauen u. v. m. DVD für den Medienunterricht in der Grund­ schule und der Sekundarstufe I.

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Spielfilme Das Zimmer meines Sohnes. Frankreich/Italien 2001. Spielfilm. Durch einen Tauchunfall stirbt der Sohn einer vierköpfigen Familie. Das Leben der Schwester und der Eltern ändert sich und jeder ver­ sucht, mit dem Ereignis für sich fertig zu werden, woran die Familie zu zerbrechen droht. Ab 12 Jahre Death of a Superhero. Am Ende eines viel zu kurzen Tages. BRD/Irland 2011. Spielfilm. Donalds Leben ist chaotisch. Klar, mit fünfzehn träumt man von der Traumfrau, von Sex und Abenteuern. Bei Donald ist das nicht anders. Aber er ist krank und seine Uhr tickt. Mit seinem außergewöhnlichen Zeichentalent schafft er sich seine eigene Welt, in der sein muskulöses Alter Ego, ein Superheld, gegen seinen Todfeind kämpfen muss. Donald beweist, dass es nicht wichtig ist, wie man das Leben verlässt, sondern wie man es lebt. Ab 12 Jahren Blaubeerblau. BRD 2012. Spielfilm. Als Fritjof Huber für ein Aufmaß in ein Sterbehospiz geschickt wird, trifft er dort auf Hannes. Zwischen den beiden Männern entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Hannes hat Pankreaskrebs im Endsta­ dium. Durch ihn und die anderen Bewohner des Sterbehospizes gelingt es Fritjof, seine Lebensängste zu überwinden. Während Han­ nes stirbt, wächst in Fritjof großer Mut und Lust auf das Leben. Ab 6 Jahren Ways to live forever – die Seele stirbt nie. Großbritannien/Spanien 2010. Spielfilm. Sam ist elf und hat Leukämie. Seine Beobachtungen und Gedanken hält er in einem Tagebuch fest mit dem wissenschaftlichen Vorsatz, sein Sterben für die Nachwelt zu dokumentieren. Sogar für die schwierige Frage, wie er den Moment seines Todes darstellen soll, hat er eine Lösung parat: einen Fragebogen für seine Eltern. Doch bevor es so weit ist, will er sein Leben in vollen Zügen genießen. Ab 12 Jahren Tage, die bleiben. BRD 2011. Spielfilm. Bei einem Autounfall verliert Christian Dewenter plötzlich seine Ehe­ frau. Zum ersten Mal sind der untreue Ehemann, sein entfremdeter Sohn und seine pubertierende Tochter gezwungen, gemeinsam als Familie zu handeln. Während jeder für sich mit seinen eigenen Gefüh­ len kämpft, schaffen sie es nicht, gemeinsam ihre Trauer zuzulassen. Ab 12 Jahren

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Schmetterling und Taucherglocke. BRD 2008. Spielfilm. Der ehemalige französische Elle-Chefredakteur Jean-Dominique Bauby ist 42 Jahre alt, als er urplötzlich aus seinem gewohnten Leben mit all seinem Glamour und Style gerissen wird. Mit dem Blinzeln sei­ nes Auges diktiert Bauby seine Memoiren und lässt darin nicht nur sein Leben Revue passieren, sondern auch ganze Gedankenwelten ent­ stehen, die ihn erkennen lassen: Glück bedeutet zu realisieren, dass man liebt und geliebt wird … Ab 14 Jahren Das Meer in mir. Spanien 2004. Spielfilm. Ramón träumt sich ins Meer, taucht ein und unter, wann immer es ihm die Fantasie erlaubt. Denn er liebt das Meer, auch wenn es ihm fast das Leben nahm. Vor 27 Jahren hatte er einen Unfall, als er in dieses Meer sprang – seitdem ist er querschnittsgelähmt, ist sein Körper gestorben. Und seit 27 Jahren möchte er, dass auch sein Kopf sterben kann. Aber für den Tod würde er Hilfe brauchen – und die versagen ihm Staat und Kirche. Doch Ramón ist fest entschlossen nicht aufzu­ geben … Ab 14 Jahren Mein Leben ohne mich. Spanien/Kanada 2003. Spielfilm. Als der Arzt Ann eröffnet, sie habe Gebärmutterkrebs und nur noch einige Monate zu leben, nimmt die Hausfrau, zweifache Mutter und Trailer-Bewohnerin die Nachricht mit unnatürlicher Ruhe entgegen und teilt das tödliche Geheimnis mit niemandem. Sie erstellt stattdes­ sen eine Liste mit Wünschen, die sie sich noch erfüllen will … Ab 14 Jahren Das Beste kommt zum Schluss. USA 2007. Spielfilm. Zwischen dem Großunternehmer Edward Cole und dem Mechaniker Carter Chamerbers liegen Welten. Am Scheideweg ihres Lebens teilen sie sich jedoch zufällig dasselbe Zimmer im Krankenhaus und entde­ cken dabei, dass sie zwei Dinge gemeinsam haben. Sie wünschen sich beide, ihre restliche Zeit so zu verbringen, wie sie es schon immer wollten und beide wollen endlich herausfinden, wer sie eigentlich sind, um Frieden mit sich selbst schließen zu können. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, um ihre Lebensfreude wiederzuentde­ cken. Ab 14 Jahren Kirschblüten – Hanami. BRD 2009. Spielfilm. Nur Trudi weiß, dass ihr Mann Rudi schwer krank ist. Und es liegt an ihr, ob sie es ihm mitteilen will oder nicht. Der Arzt schlägt eine letzte

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gemeinsame Unternehmung vor – etwas, was die beiden sich schon län­ ger vorgenommen, aber nie getan haben. Trudi beschließt, die Erkran­ kung geheim zu halten und den Rat zu befolgen … Ab 14 Jahren Fragile. BRD 2003. Kurzspielfilm. An einem Tag im September tritt eine Frau eine lange Reise an. Sie besucht die Menschen, die sie liebt, und verabschiedet sich von ihnen – ohne jedoch zu sagen, dass es lange dauern kann, bis man sich wie­ dersehen wird. Ab 14 Jahren Nokan, die Kunst des Ausklangs. Japan 2008. Spielfilm. Pechvogel Daigo hat seine Stelle verloren und kehrt zurück in die Hei­ mat im Norden Japans. Ein „Reise“-Büro will ihn anstellen. Daigo kann sein Glück kaum fassen, da erfährt er die wahre Natur seines Geschäfts: Er soll Verstorbene nach altem Nokan-Ritual für die „Letzte Reise“ vorbereiten … Ab 14 Jahren Für Pädagogen In dem Alter stirbt doch keiner, BRD 2012 Filme und Begleitbuch, umfangreiches Material, zwei Filme sowie ein Begleitbuch für Pädagogenschulungen, zu bestellen unter: www.LiloFilmverlag.de

Theaterstücke/Museen/Projekte: Die Tochter des Sargmachers Ein Theaterstück zum Thema Tod. Über Fragen wie: Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist, wenn ich mal nicht mehr bin? Ab 6 Jahren www.casamax-theater.de; Frau Hille Marks, Tel. 0221–447661 Erzähl mir was vom Tod Interaktive Ausstellung um die Fragen des Todes www.fez-kindermuseum.de; als Wanderausstellung zu buchen bei FEZ-Berlin, Frau Lorenz, Tel. 030–5307171 Wo ist Patrik? Theaterstück für Kinder ab 8 Jahren Patrik wird beim Fußballspiel vom Auto überfahren. Sein Bruder Paul

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kann nicht glauben, dass er jetzt unter der Erde sein soll. Aber wo ist er dann? Schüller Theater, Marion Schüller, Wesselswerth 52, 45239 Essen [email protected], www.marion-schueller.de Hospiz macht Schule Präventives Projekt für Grundschulen zum Thema Sterben und Tod. Inhouse Schulungsreihe und Konzept für fünf Schultage Bundes-Hospiz-Akademie www.bundes-hospiz-akademie.de oder [email protected] Museum für Sepulkralkultur in Kassel Ausleihmöglichkeit eines Museumskoffers gefüllt mit Objekten, Büchern, Filmen und Vorschlägen für den kreativen Umgang mit den Themen: Sterben und Tod, Bestatten, Trauern, Erinnern www.sepulkralmuseum.de; Gerold Eppler, Tel. 0561–9189323 Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit Projekte für Kindergärten und Schule. Die Unsicherheiten des Lebens und Sterbens teilen Sterben, Tod und Trauer in den Lebens- und Sozialräumen von Kindern und Jugendlichen. Das Malteser Projekt „Gib mir’n kleines bisschen Sicherheit“ führt Kinder und Jugendliche an die Themen Sterben, Tod und Trauer heran, um ihnen einen Raum zu geben, sich mit diesen einschneidenden Erlebnissen auseinander setzen zu können. Ansprechpartner: Dirk Blümke http://www.malteser-hospizarbeit.de/gib-mirn-kleines-bisschen-sicher­ heit.html

Internetadressen Für Kinder und Jugendliche – – – – – – – –

www.allesistanders.de www.betanet.de www.doch-etwas-bleibt.de (Chatroom für trauernde Jugendliche) www.dellanima.de www.trauernde-geschwister.de www.kinder.trauer.org www.kummernetz.de www.notfallseelsorge.de

107 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

– http://onkokids.de (Seite mit Chatroom für krebskranke Kinder und Jugendliche) – www.trau-dich-trauern.de – www.trauernetz.de – www.u25-freiburg.de (Seite für suizidgefährdete Kinder und Jugend­ liche) Für Eltern und Lehrer – – – – – – – – – – – – – – –

www.agus-selbsthilfe.de (Wichtige Adresse bei Suizid) www.bestatter.de (Informationen zum Thema Bestattung und Trauer) www.dellanima.de www.veid.de: Verwaiste Eltern in Deutschland e.V.; weitere Links fin­ det man dort www.Sternschnuppenkinder.de: Für Eltern, deren Kinder an Leukämie oder an einem Tumor verstorben sind www.leben-ohne-dich.de: Forum für verwaiste Eltern www.unsere-sternschnuppen.de: Für Eltern, die ihr Kind durch Früh­ tod verloren haben www.deutscher-kinderhospizverein.de www.muschel.net: Für Eltern, die ihr Baby durch Fehlgeburt, Totge­ burt, Frühgeburt oder Schwangerschaftsabbruch verloren haben www.merlinos.de: Beratung und Begleitung von Kindern, Jugendli­ chen und Bezugspersonen in Lebens- und Trauerkrisen www.hilfe-fuer-kinder-krebskranker.de: Forum für Eltern krebskran­ ker Kinder www.verwitwet.de: Für verwitwete Frauen und Männer und deren Kinder www.nicolaidis-stiftung.de: Stiftung, die sich um jung verwitwete Mütter und Väter und deren Kinder kümmert www.psychiatrie.de: Forum und Information zu Psychiatrie, Krank­ heitsverläufen, Hilfsmöglichkeiten www.schulische-krisenintervention.de: Sinus-schulische Kriseninter­ vention – Hilfe für Schulen, Krisen kompetent zu bewältigen

108 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

12. Literatur Margit Franz. Tabuthema Trauerarbeit. Don Bosco Verlag, München 2002 Sven Jennessen. Manchmal muss man an den Tod denken … Wege der Enttabuisierung von Sterben, Tod und Trauer in der Grundschule. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2007 Stein Husebø/Eberhard Klaschik. Palliativmedizin. Grundlagen und Pra­ xis. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006 Verena Kast. Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Kreuz Verlag, Stuttgart 2008 Elisabeth Kübler-Ross. Kinder und Tod. Kreuz Verlag, Zürich 1984 Christoph Leyendecker/Alexandra Lammers. Lass mich einen Schritt alleine tun. Lebensbeistand und Sterbebegleitung lebensbedrohlich erkrankter Kinder. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2001 Manfred Otzelberger. Suizid. Das Trauma der Hinterbliebenen. Erfahrun­ gen und Auswege. DTV, München 2002 Chris Paul. Neue Wege in der Trauer- und Sterbebegleitung. Hinter­ gründe und Erfahrungsberichte für die Praxis. Gütersloher Verlags­ haus, Gütersloh 2001 Christoph Student. Im Himmel welken keine Blumen. Kinder begegnen dem Tod. Herder Verlag, Freiburg 2005 Daniela Tausch-Flammer/Lis Bichel, Wenn Kinder nach dem Sterben fragen. Herder Verlag, Freiburg 1995 William Worden. Beratung und Therapie in Trauerfällen. Hans Huber Verlag, Bern 2007 Joachim Wittkowski. Psychologie des Todes. Wissenschaftliche Buchge­ sellschaft, Darmstadt 1990

109 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432

Danksagung Es gibt viele Menschen, denen ich dafür danken möchte, dass dieses Buch entstehen konnte. Besonders danke ich Jan, dem ich in den letzten Monaten sei­ nes Lebens sehr nahe sein durfte. Ich habe viel von ihm gelernt. Meine Dankbarkeit und mein Respekt gilt aber auch allen Müttern, Vätern, Kindern und Jugendlichen, die ich auf ihrem Weg der Trauer begleiten durfte und die mich an ihren Gefühlen, Gedanken, Erfahrungen und Wünschen teilhaben ließen. Ich danke den Koordinatorinnen des VPH Bensberg, Frau Lay-Wolf und Frau Staub-Herzog, sowie der pädagogischen Lei­ terin des Kinder- und Jugendhospizes Balthasar in Olpe, Frau Birgit Halbe, und auch Frau Hildegard Vogel für die fundierte Basis der Ausbildung, die sie mit viel Freude an ihrer Arbeit und innerem Engagement vermittelt haben. Schließlich möchte ich meiner Familie sehr herzlich danken, insbesondere meinem Mann Werner Loers, meinen Kindern Teresa, Elena und Ruben, meinem Vater Gerd, meiner Mutter Marianne und meiner Schwester Sabine Witt.

110 © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525580431 — ISBN E-Book: 9783647580432