Spiritualistische Tradition im Protestantismus: Die Geschichte des Schwenckfeldertums in Schlesien [Reprint 2012 ed.] 3110035812, 9783110035810

Arbeiten zur Kirchengeschichte first began publication in 1925 and can claim to be one of the most tradition-rich histor

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Spiritualistische Tradition im Protestantismus: Die Geschichte des Schwenckfeldertums in Schlesien [Reprint 2012 ed.]
 3110035812, 9783110035810

Table of contents :
Vorwort
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Zeitschriften, Lexika, Schriften und Sammelwerke
Einleitung
I. Die Anfänge des Schwenckfeldertums und seine Kritik der lutherischen Rechtfertigungslehre
1. Der Beginn des Schwenckfeldertums
2. Die Bemühungen der Schwenckfelder um die Durchführung der Reformation in Schlesien
3. Die Liegnitzer Bruderschaft und die übrigen reformatorischen Zentren inner- und außerhalb Schlesiens
4. Die Liegnitzer Bruderschaft und der Linke Flügel der Reformation
5. Schwenckfelds Kritik an der reformatorischen Rechtfertigungslehre
6. Schwenckfelds frühe Rechtfertigungslehre
7. Die theologie- und geistesgeschichtlichen Wurzeln der frühen Rechtfertigungslehre Schwenckfelds
II. Die Abendmahlsstreitigkeiten mit den Lutheranern und den Oberdeutschen, sowie die antischwenckfeldischen Mandate Ferdinands I.
1. Schwenckfelds Abendmahlslehre bis zum Jahre 1525
2. Die Abendmahlslehre Krautwalds
3. Die Bemühungen der Schwenckfelder, die Lutheraner für ihre Abendmahlsauffassung zu gewinnen
4. Die Annäherung der Schwenckfelder an die Oberdeutschen und Schweizer
5. Das endgültige Abendmahlsverständnis der Liegnitzer Bruderschaft und die antischwenckfeldischen Maßnahmen Ferdinands I.
III. Die Blütezeit des gemäßigten Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II
1. Die Auseinandersetzung der Liegnitzer Bruderschaft mit dem Täufertum
2. Die Unterdrückung des radikalen Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II
3. Das gemäßigte Schwenckfeldertum
IV. Der Niedergang des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II. und die schwenckfeldischen Gemeinschaften in der Grafschaft Glatz
1. Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner
2. Die christologischen Streitigkeiten der Schwenckfelder mit den Oberdeutschen und Lutheranern
3. Die Unterdrückung des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II
4. Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz
V. Das Schwenckfeldertum in der Gegend zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau
1. Ausbreitung und Blüte
2. Die Grundstruktur der Theologie des späteren Schwenckfeldertums
3. Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission
4. Das Erlöschen des Schwenckfeldertums in Schlesien
Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Quellen
2. Literatur
Register
1. Bibelzitate
2. Stellen aus Apostolischen Vätern und Kirchenvätern
3. Personenverzeichnis
4. Verzeichnis der Orte und Länder

Citation preview

HORST

WEIGELT

SPIRITUALISTISCHE IM

TRADITION

PROTESTANTISMUS

ARBEITEN ZUR

KIRCHENGESCHICHTE

Begründet von Karl Holl | und Hans Lietzmann f Herausgegeben von Kurt Aland, Carl Andresen und Gerhard Müller 43

SPIRITUALISTISCHE TRADITION IM PROTESTANTISMUS DIE GESCHICHTE DES SCHWENCKFELDERTUMS IN SCHLESIEN

VON

HORST WE I G E LT

w DE

G WALTER DE G R U Y T E R · B E R L I N · NEW Y O R K 1973

G e d r u c k t m i : U n t e r s t ü t z u n g der Deutschen

Forschungsgemeinschaft

ISBN 3 11 003581 2 L i b r a r y of Congress Catalog C a r d Number: 72 - 77423 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nidit gestattet, dieses Buch oder T e i l e daraus auf photomedianisdiem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. © 1973 by W a l t e r de Gruyter & Co., Berlin 30 Printed in Germany Satz und Drude: Omnium Berlin

Eva — Elisabeth

VORWORT Die vorliegende Monographie ist 1969 von der EvangelischTheologischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg als Habilitationsschrift angenommen worden. Für den Druck wurde sie geringfügig gekürzt, einige neu aufgefundene Quellen wurden eingearbeitet und wichtige neuere Literatur berücksichtigt. In all den Jahren meiner Beschäftigung mit der Geschichte des Schwenckfeldertums in Schlesien, an der die spiritualistische Tradition im Protestantismus besonders evident wird, habe ich von mancherlei Seite Anregungen und fördernde Kritik erfahren. Dafür sei allen meinen evangelischen und katholischen, deutschen und ausländischen Gesprächspartnern gedankt. Besonders erwähnen möchte ich Herrn Professor D. Wilhelm Maurer, der mir mit seinem gütigen Rat stets beigestanden hat. Meinen herzlichen Dank möchte ich auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft aussprechen, die mir die Arbeit durch ein Habilitandenstipendium und durch Reisezuschüsse nach Polen und in die USA, wo ich in Pennsburg Pa. zweimal Gast der Schwenckfelder Church gewesen bin, finanziell ermöglicht hat. Die umfangreichen Bestände der Schwenckfelder Library machte mir Mr. Andrew Berky, der Direktor der Bibliothek, bereitwillig zugänglich und gewährte mir jede erdenkliche Unterstützung. Nicht vergessen sei darüber die Hilfe, die ich von deutschen, niederländischen, italienischen, österreichischen, polnischen und tschechischen Bibliotheken und Archiven erfahren habe; stellvertretend für alle sei die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg genannt. Den Herren Herausgebern, Professor D. Kurt Aland D. D., Professor D. Carl Andresen und Professor Dr. Gerhard Müller sowie dem Verlag Walter de Gruyter & Co. habe idi dafür zu danken, daß das Buch, für das die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen Druckkostenzuschuß bewilligt hat, in die Reihe ,Arbeiten zur Kirchengeschichte' aufgenommen wurde. Zu besonderem Dank bin ich Herrn Professor Dr. Gerhard Müller verpflichtet, der darüber hinaus die Drucklegung mit Umsicht und Sorgfalt gefördert und betreut hat. Beim Lesen der Korrektur bin ich von den Herren Professor Dr. Gerhard Pfeiffer, Vikar Jürgen Lorz, wiss. Assistent an der Theologischen Fakultät Erlangen-Nürnberg, Pfarrer Johannes Grüne-

Vili

Vorwort

wald, der mir auch manchen territorialgeschichtlichen Hinweis gab, und Vikar Rainer Schumann unterstützt worden. Frau Pfarrer Helga Giiting war mir bei der Erstellung der Register behilflich. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Gewidmet ist dieses Buch meiner Frau, die das Werden der Arbeit begleitet und bei der Abfassung des Manuskriptes geholfen hat. Erlangen, März 1973

Horst Weigelt

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

Vorwort

VII

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Zeitschriften, Lexika, Schriften und Sammelwerke

XI

Einleitung

ι

I. Die A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums und seine Kritik der lutherischen Rechtfertigungslehre

3

ι.

3

Der Beginn des Sdiwenckfeldertums

2. Die Bemühungen der Schwenckfelder um die Durchführung der Reformation in Schlesien

12

3. Die Liegnitzer Bruderschaft und die übrigen reformatorischen Zentren inner- und außerhalb Schlesiens

24

4. D i e Liegnitzer Bruderschaft und der Linke Flügel der Reformation j.

Schwenckfelds Kritik an der reformatorischen Rechtfertigungslehre

6. Schwenckfelds frühe Rechtfertigungslehre 7.

29 31 36

Die theologie- und geistesgeschichtlichen Wurzeln der frühen Rechtfertigungslehre Schwenckfelds

42

II. Die Abendmahlsstreitigkeiten mit den Lutheranern und den Oberdeutschen, sowie die antischwenckfeldisdien Mandate Ferdinands I.

47

ι.

47

Schwenckfelds Abendmahlslehre bis zum Jahre 1525

2. Die Abendmahlslehre Krautwalds

53

3. Die Bemühungen der Schwenckfelder, die Lutheraner für ihre Abendmahlsauffassung zu gewinnen

6$

a) Die Liegnitzer Bruderschaft und die Wittenberger

65

b) Die Schwenckfelder und die schlesischen sowie preußischen Lutheraner

72

c) Die Einstellung der Abendmahlsfeiern in Liegnitz

74

4. Die Annäherung der Schwenckfelder an die Oberdeutschen und Schweizer

77

a) A n f ä n g e und Entwicklung der Freundschaft

77

b) Das Bündnis der Schwenckfelder und Schweizer

85

c) Der Beginn der Verfolgung durch Ferdinand 1

88

5. Das endgültige Abendmahlsverständnis

der Liegnitzer

Bruder-

schaft und die antischwenckfeldischen Maßnahmen Ferdinands I.

93

χ

Inhaltsverzeichnis

I I I . Die Blütezeit des gemäßigten ScWenckfeldertums in den Territorien Friedrichs I I ι.

Die Auseinandersetzung der Liegnitzer Bruderschaft mit dem Täufertum

107

a) Die Liegnitzer Bruderschaft und die T ä u f e r im Reich

110

b) Die Liegnitzer Bruderschaft und die T ä u f e r im Liegnitz

2.

107

Herzogtum 113

c) Die Ausweisung der T ä u f e r aus dem Herzogtum Liegnitz . . . .

124

Die Unterdrückung des radikalen Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs I I

126

3. D a s gemäßigte Schwenckfeldertum

144

I V . D e r Niedergang des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs I I . und die schwenckfeldischen Gemeinschaften in der Grafschaft Glatz

152

ι.

Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner

152

2.

Die diristologischen Streitigkeiten der Schwenckfelder mit den Oberdeutschen und Lutheranern

i$9

3. Die Unterdrückung Friedrichs I I

des Schwenckfeldertums in den

Territorien

4. D a s Schwenckfeldertum in der Grafschaft G l a t z V . Das Schwenckfeldertum in der Gegend zwischen Löwenberg, G o l d berg und H a y n a u ι.

Ausbreitung und Blüte

169 181

195 195

2. D i e Grundstruktur der Theologie des späteren Schwenckfeldertums

232

3. Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

239

4. D a s Erlösdien des Schwenckfeldertums in Schlesien

260

Quellen- und Literaturverzeichnis ι.

Quellen

2. Literatur Register

281 281 282 306

ι.

Bibelzitate

2.

Stellen aus Apostolischen Vätern und Kirchenvätern

307

3.

Personenverzeichnis

308

4. Verzeichnis der Orte und Länder K a r t e n nach S. 182 und S. 196

306

318

VERZEICHNIS DER ABGEKÜRZT ZITIERTEN ZEITSCHRIFTEN, LEXIKA, SCHRIFTEN UND SAMMELWERKE ADB

AGP Allen

ARG ArSKG AThANT AZTh BBKG BHTh Bl—Debr

Allgemeine Deutsche Biographie. Herausgegeben durch die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, j j Bde. und ι Reg.-Bd. München und Leipzig 1 8 7 5 — 1 9 1 2 . Arbeiten zur Geschichte des Pietismus. Opus epistolarum Des. Erasmi Roterodami. Denuo recognitum et acutum per P. S. Allen, H . M. Allen and H . W. Garrod. 12 Bde. O x f o r d 1906—1958. Archiv für Reformationsgeschichte. Archiv für schlesische Kirdiengeschichte. Abhandlungen zur Theologie des Alten und Neuen Testaments. Arbeiten zur Theologie.

Bll. württ. K G

Beiträge zur bayerischen Kirchengesdiichte. Beiträge zur historischen Theologie. F. Blaß — A . Debrunner: Grammatik des neu testamentlichen Griechisch. 9. Auflage. Göttingen 1954. Blätter für württembergische Kirchengeschichte.

ChH ChW CorrespondenzBlatt CR CS CSEL

Church History. Die christliche Welt. Correspondenzblatt des Vereins für Geschichte der E v a n gelischen Kirche Schlesiens. Corpus Reformatorum. Corpus Schwenckfeldianorum. Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum.

Denz.

H . Denzinger: Enchiridion Symbolorum, Definitionum et Declarationum de rebus fidei et morum. 31. Auflage. Freiburg i. Br. i960.

End

D r . Martin Luthers Briefwechsel. Bearbeitet von Dr. Ernst Ludwig Enders. 19 Bde. Frankfurt a. Main 1884—1932.

FKGG Friedlaender

Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte. E. Friedlaender: Aeltere Universitäts-Matrikeln. I . U n i v e r sität Frankfurt a. O . Aus der Originalhandschrift unter Mitwirkung von Georg Liebe und Emil Theuner herausgegeben von Ernst Friedlaender. Bd. I. (1506—1648.) Leipzig 1887. [Publicationen aus den K . Preußischen Staatsarchiven. Bd. X X X I I . ]

XII JGPrö Jocher Jöcher-Adelung

JSchlKG

Abkürzungsverzeichnis Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Herausgegeben von Ch. G. Jodier. 4 Teile. Leipzig 1 7 5 0 — 5 1 . Fortsetzung und Ergänzungen zu Jöcher's Allgemeinem Gelehrten-Lexico. Bd. 1 — 2 (v. J . Ch. Adelung). Leipzig 1784—1787. Bd. 3—6 (v. H . W. Rotermund). Delmenhorst und Bremen 1 8 1 0 — 1 8 2 2 . Bd. 7 (v.O.Günther). Leipzig 1897. Jahrbuch für Sdilesische Kirchengeschichte.

Le Clerc

Desiderii Erasmi Roterodami Opera omnia emendatiora et auctiora, ad óptimas editiones, praecipue quas ipse Erasmus postremo curavit, summa fide exacta, doctorum virorum notis illustrata. Recognovit Joannes Clericus. 10 Bde. Lugduni Batavorum 1703—1706. [Photomechanischer Nachdruck Hildesheim 1961—1962.]

ME MGP ML

Mennonite Encyclopedia. 4 Bde. Scottdale 1955 — 1959. Monumenta Germaniae Paedagogica. Mennonitisches Lexikon. 4 Bde. Frankfurt a. Main — Karlsruhe 1 9 1 3 — 1 9 6 7 . Patrologiae cursus completus, series Graeca. Herausgegeben von J . P. Migne. 1 6 1 Bde. Paris 1857—1866. Patrologiae cursus completus, series Latina. Herausgegeben von J . P. Migne. 2 1 7 Bde und 4 Reg.-Bde. Paris 1878 bis 1890.

MPG MPL

NKZ

Neue kirchliche Zeitschrift.

QFRG

Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte.

RE

RGG

Sehl

Sehling

SGV Sommervogel

Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. Begründet v. J . J . Herzog, herausgegeben v. A. Hauck. 3. Auflage. 24 Bde. Leipzig 1896—1913· Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 3. Auflage. 6 Bde. Tübingen 1956—1962. Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung 1 J 1 7 — 8 5 . Herausgegeben von K . Schottenloher. 7 Bde. Stuttgart 1956—1966. Die evangelischen Kirdienordnungen des X V I . Jahrhunderts. Herausgegeben von Emil Sehling. Bd. III. Die Mark Brandenburg. — Die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz. — Schlesien. Leipzig 1909. Sammlung gemeinverständlicher Vorträge und Schriften aus dem Gebiet der Theologie und Religionsgeschichte. Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Nouvelle édition par C. Sommervogel. Bd. V. und V I . Brüssel - Paris 1895 bis 1896.

Abkürzungsverzeichnis Suppl. Mel.

SVRG T A Elsaß I

XIII

Supplementa Melandithoniana. Werke Philipp Melandithons, die im Corpus Reformatorum vermisst werden. Leipzig 1 9 i o ff. Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte.

ThEx ThJB ThLZ ThStKr ThZ

Quellen zur Geschichte der Täufer. Bd. V I I . Elsaß, I. Teil Stadt Straßburg 1 5 2 2 — 1 5 3 2 . Bearbeitet von Manfred Krebs und Hans Georg Rott. Gütersloh 1959. [ Q F R G B d . X X V I . ] Quellen zur Geschichte der Täufer. Bd. V I I I . Elsaß, II. Teil Stadt Straßburg 1 5 3 3 — 1 5 3 $ . Bearbeitet von Manfred Krebs und Hans Georg Rott. Gütersloh i960. [ Q F R G Bd. XXVII.] Theologische Existenz heute. Theologischer Jahresbericht. Theologische Literaturzeitung. Theologische Studien und Kritiken. Theologische Zeitschrift.

Unschuldige Nachriditen

Unschuldige Nachrichten von Alten und Neuen Theologischen Sachen.

W1

WAT

Luthers lage. Luthers Luthers Luthers Bibel. Luthers

ZBG ZBKG ZDPV ZHTh ZKG ZRGG Z V G Schles. ZWL

Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift Zeitschrift

T A Elsaß II

WA WAB W A Bibl

Werke. Herausgegeben von Joh. G. Walch. 1. A u f Werke. Kritische Gesamtausgabe. Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. Werke. Kritische Gesamtausgabe. Die Deutsche Werke. Kritische Gesamtausgabe. Tischreden. für Brüdergeschichte. für bayerische Kirchengeschichte. des Deutschen Palästinavereins. für die historische Theologie. für Kirchengeschichte. für Religions- und Geistesgeschichte. des Vereins für Geschichte Schlesiens. für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben.

EINLEITUNG Im Unterschied zum Täufertum, dessen Forschung seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts zügig voranschreitet, hat man den mystischen Spiritualismus des 16. Jahrhunderts über Gebühr lange vernachlässigt. Vor allem gibt es bisher nur sehr wenige Darstellungen, die sich mit Gruppen innerhalb dieser Nebenströmung der Reformation beschäftigen. Obgleich den mystischen Spiritualisten zweifelsohne eine Tendenz zum Individualismus eigen ist, haben sich dennodi einzelne zu Gemeinschaften zusammengeschlossen. Die theologisch und kirchengeschichtlich bedeutendste war die der Schwenckfelder in Sdilesien, die sich hier bis in das erste Drittel des 19. Jahrhunderts nachweisen lassen. Ihre Geschichte, die, wie deutlich werden wird, bisher kaum erforscht ist, ist der Gegenstand dieser Monographie. Hierbei wird drei Problemkreisen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Erstens soll der Frage nach den Wurzeln dieser Bewegung nachgegangen werden. Liegen sie in der spätmittelalterlichen Mystik, im Humanismus oder in der Theologie des jungen Luther? Zum anderen muß untersucht werden, wie sich Schwenckfeld und seine Anhänger mit der Reformation auseinandergesetzt haben. Zugleich wird in diesem Zusammenhang zu erörtern sein, ob und wie sie von der reformatorischen Theologie beeinflußt worden sind und damit zum Protestantismus gehören. Schließlich soll nach dem Verhältnis des späteren Schwenckfeldertums zu anderen theologie- und geistesgeschichtlichen Strömungen, besonders zum mystischen Spiritualismus des 17. Jahrhunderts, zum Pietismus und zur Aufklärung, gefragt werden. Dadurch soll ein Beitrag zur spiritualistischen Tradition im Protestantismus geleistet werden. Die vorliegende Untersuchung stützt sich auf schwenckfeldisches und antischwenckfeldisches Quellenmaterial, auf das im einzelnen in der Arbeit selbst eingegangen wird. Die Grundlage für die Darstellung des frühen Schwenckfeldertums bildet neben dem Corpus Schwenckfeldianorum besonders der in Abschriften nahezu vollständig erhaltene Nachlaß Krautwalds sowie dessen Bibliothek, deren Bände mit zahlreichen Marginalien und Regesten versehen sind. Außerdem wurden gedruckte und ungedruckte Schriften anderer bedeutender schwenckfeidischer Theologen, vor allem Johann Sigismund Werners und Fabian Eckels, herangezogen. Wert1

W e i g e 1 t , A z K G 43

2

Einleitung

volle Einblicke gaben auch die Acta Capituli Wratislaviensis. Die Erforschung des späteren Schwenckfel der turns war vor allem auf Grund der Archivalien der Schwenckfelder Library in Pennsburg möglich. Größtenteils stammen sie aus dem Besitz der 1 7 3 6 nach Amerika emigrierten Schwenckfelder, die dorthin nicht nur ihre Erbauungsschriften, sondern auch ihre Briefe und Sendschreiben mitgenommen haben. Hier lagert auch die umfangreiche Korrespondenz, die sie mit ihren in der Heimat zurückgebliebenen Glaubensgenossen geführt haben. Hinzu kommen zahlreiche Schwenckfeldiana, die die Herausgeber des Corpus Schwenckfeldianorum kopiert oder erworben haben. Ergänzt wird dieses Material, das in der Schwenckfelder Library in einzigartiger Weise gesammelt worden ist, durch Archivalien aus deutschen, niederländischen, polnischen und tschechischen Bibliotheken. D a diese Quellen sehr verstreut lagern und zum Teil schwer zugänglich sind, wurden sie ausführlich zitiert. Dadurch soll dem Leser zugleich audi eine eigene Urteilsbildung ermöglicht werden. V o n einer Angleichung der Orthographie an die heute geltenden Regeln wurde abgesehen, um der individuellen und mundartlichen Eigenart der Schwenckfelder in Schlesien Rechnung zu tragen.

I. DIE A N F Ä N G E DES S C H W E N C K F E L D E R T U M S U N D S E I N E K R I T I K DER L U T H E R I S C H E N RECHTFERTIGUNGSLEHRE ι. Der Beginn des

Schwenckfeldertums

Etwa seit dem Jahre 1523 ist in Schlesien eine in sich verhältnismäßig geschlossene religiöse Gruppe nachweisbar, die sich zunächst selbst als Teil der Wittenberger Bewegung verstanden hat. Jedoch spätestens seit 1525, mit dem Beginn der Abendmahlsstreitigkeiten, hat sie sich mehr und mehr von Wittenberg gelöst und sich schließlich seit etwa 1J28, im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die media salutis, zur selbständigen Bewegung entwickelt. Ihr Inaugurator und anfänglicher Träger ist Caspar von Schwenckfeld von Ossig1 gewesen, der 1489 auf dem väterlichen Gut Ossig bei Lüben im Herzogtum Liegnitz geboren wurde2. Sein Vater, Hans von Schwenckfeld, war Nachkomme eines seit dem 13. Jahrhundert in Schlesien nachweisbaren Adelsgeschlechtes, seine Mutter, Barbara geborene von Kreckwitz, stammte aus altem kroatischen Adel. In seiner Jugend besuchte Schwenckfeld möglicherweise eine der drei öffentlichen Schulen in Liegnitz3. Mit sechzehn Jahren bezog er nach seinem eigenen Zeugnis die Universität Köln 4 , zu jener Zeit eine Hochburg der via antiqua, und ging dann 1507, also ein Jahr nach Ulrich von Hutten, nach Frankfurt an der Oder5, wo Kurfürst Joachim I. im Jahre 1506 eine brandenburgische Landesuniversität, die Viadrina, gegründet hatte. An dieser Alma mater, einer Heimstätte des Humanismus, wirkten damals bedeutende Gelehrte wie beispielsweise Johannes Rhagius Aesticampianus, ein Freund von Konrad Celtis, und 1

2 3 4

5

1*

Ausführliche, aber nicht vollständige Bibliographien zu Schwenckfeld finden sich in: Sdii II, 1 9 5 7 5 — 1 9 7 2 ° î V, 49233—49272; V I I , 58077—58140; Bibliographie de la réforme 1450—1648, I, 96, 355, 656, 1583, 1732; II, 1600, 1852; IV, 764. Nachzutragen sind vor allem: Fr. M. Weber, Kaspar Schwenckfeld; M. Kriebel, Schwenckfeld and the Sacraments; E. J . Furcha, K e y concepts in Caspar von Schwenckfeld's thought; N . Dollin, The Schwenckfelders in eighteenth century America. Hierzu und zu dem Folgenden siehe: S. G. Schultz, Schwenckfeld, 1—3 (Lit.). Siehe: G.Bauch, Zur älteren Liegnitzer Schulgeschichte, 96—135. C S X I V , 876, 21. In den Matrikeln der Universität Köln findet sich sein N a m e jedoch nicht. E. Friedlaender, I, 19, 26—27.

4

Anfänge des Schwenckfeldertums

Publius Vigilantius Bacillarius Axungia, der erste Dekan der philosophischen Fakultät. Ob Schwenckfeld später auch noch an anderen Universitäten studiert hat, wie er selbst behauptet hat', läßt sich nicht nachweisen. Uber den Gegenstand seiner Studien hat er sich weder in seinen Briefen noch in seinen Schriften geäußert. Jedoch hat er sich möglicherweise außer mit den artes liberales mit kanonischem Redit beschäftigt, aber keinen akademischen Grad erworben. Spätestens im März i j 1 1 trat er in den Dienst Herzog Karls I. von Münsterberg-Oels7. Obgleich dieser ein Enkel des bis in die vierte Generation gebannten, calixtinerfreundlichen Königs von Böhmen Georg von Podiebrad gewesen ist, dürfte Schwenckfeld hier kaum hussitischen Einflüssen begegnet sein. Später begab er sich dann als Junker an den Hof seines leichtlebigen Landesherrn, Herzog Georgs I. von Brieg8, der am 30. Mai 1521 „corruptus crapula et voluptatibus" 9 starb. Nach Schwenckfelds eigenem Bekenntnis hat er sich während dieser Zeit als „Hoffman" nicht „viel umb die H . Schrift... bekômmert" 10 . In die Zeit seines Brieger Aufenthaltes fiel der Reuchlinsche Streit, der in Schlesien mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wurde. Ob audi Schwenckfeld Partei ergriffen hat, ist nicht bekannt. Sollte dies der Fall gewesen sein, dann ist er jedoch vermutlich, wie Johannes Heß, einer seiner engsten Freunde, Reudilinist gewesen11. Sehr wahrscheinlich Ende des Jahres 1519 1 2 , also vermutlich nodi während seines Aufenthaltes in Brieg, möglicherweise aber audi erst während seines Hofdienstes in Liegnitz, erlebte Schwenckfeld unter dem Einfluß von Schriften Luthers, die frühzeitig nach Schle-

• C S V I , 489, 2 2 — 2 3 ; X I V , 876, 2 1 — 2 2 . C S X I V , 47, 2 8 — 3 2 . Vgl. I V , 7 8 1 , 1 7 ; V I , 489,23—24. Über den Beginn seines Dienstantrittes siehe: S. G . Schultz, Schwenckfeld, 5, Anm. 29. 8 Vgl. C S I V , 7 8 1 , 1 7 ; V I , 4 8 9 , 2 3 — 2 4 ; X I V , 4 7 , 2 8 — 3 2 . O. Hampe (Zur Biographie Kaspars von Schwenckfeld, 8) nimmt an, daß er anläßlich der Vermählung Georgs I. 1 j 15 nach Brieg gegangen sei. " J . Curaeus, Gentis Silesiae annales, 243. 10 C S X I V , 876, 3 0 — 3 I . 11 Siehe: Johannes Heß an Willibald Pirckheimer, 1 5 1 7 Dezember 2 1 , gedr. in: Joh. Heumann, Documenta literaria, 1 1 6 — 1 1 8 . 12 Siehe: C S X V I , 795, 20; vgl. I V , 248, 1 7 — 2 2 . Die in der Forschung (z.B. von A . Wachler, Leben und Wirken Caspar Schwenckfeld's, 126 und H . W. Erbkam, Geschichte der protestantisdien Sekten, 364) wiederholt aufgestellte Behauptung, daß Schwenckfelds religiöse Erweckung in vorreformatorischer Zeit liege, ist demnach falsdi. 7

Beginn des Schwenckfeldertums

5

sien kolportiert1® und bereits 1 5 1 9 in Breslau bei Adam Dyon nachgedruckt worden waren 14 , eine religiöse Erweckung. Mit Eifer hat er, wie er später in einem Brief an den Göppinger Pfarrer Jakob Andreae bekannt hat, die Werke des Wittenberger Reformators studiert. „Ich habe / one rhum zureden", betonte er, „in Doctor Luthers Büchern wol so viel / als jhr studieret / vnd (wollet mirs verzeichen) villeicht ehr jhr das A.b.c. gelernt / viel seiner Schrifften mit möglichem fleisse / hinden vnd fornen gelesen / auch mit Gebett nach der Regell Pauli: Omnia probate fleissig erforschet vnd bewäret" 15 . Besonders Luthers Auslegung der sieben Bußpsalmen von 1 5 1 7 hat auf ihn gewirkt, wie zuerst E.Hirsch 1 ' nachgewiesen hat. Weil Schwenckfeld seine religiöse Wende also letztlich Luther verdankte, fühlte er sich diesem auch dann noch innerlich verpflichtet, als es längst zum Bruch gekommen war. „Für den Luther", schrieb er beispielsweise am 10.September 1533, „bin Ich schuldig gote zu bitten Denn er hatt mir vnd andernn zum erkantnus der warheitt vil gedienett"17. Selbst noch im Jahre 1546, als er die leidenschaftlichste Zurückweisung Luthers erfahren hatte18, erklärte er: „Dieweil mir denn auch Luther anfencklich zum erkantnus des Bapstthumbs vnd vieler punct der warheit hat gedienet / so acht ichs nicht fur vnbillich / daß ich solchs mit danckbarkeit bekenn / vnd Gott fur jn bitt" 19 . Vermutlich nach dem Tode seines Vaters, vor dem 19. September 1 5 1 9 " , oder auch schon anläßlich der Vermählung Herzog Friedrichs II. von Liegnitz mit Sophie, der Tochter des Markgrafen Friedrich V. von Brandenburg-Ansbach, am 14. November 1 5 1 8 , trat Schwenckfeld als Hofrat in plastischen Dienst21. Dank seiner Vertrauensstellung bei Friedrich II., der im Gegensatz zu seinem Bruder Georg I. tief religiös war, gelang es ihm innerhalb kurzer Zeit, der reformatorischen Bewegung in der Stadt und dem Für-

15

14 15 16 17 18

19 20 21

Vgl. hierzu und zu dem Folgenden besonders: D. Erdmann, Luther und seine Beziehungen zu Schlesien, 2—8. Siehe: J . Benzing, Lutherbibliographie, 108, 350, 355, 362, 414. C S X I I I , 2 1 2 , $—9. E . Hirsdi, Schwenckfeld und Luther, 3 j — 6 7 , bes. 3 6 — 3 7 . C S I V , 832, 2 3 — 2 4 . C S I X , 3 3 — 3 4 , 6 ; End 15, 2 7 5 — 2 7 7 , Nr. 3343. Vgl. W A T 5,300, 15—302,9, N r . 5659. C S I X , 660, 3 6 — 6 6 1 , 1 . S. G . Sdiultz, Schwendsfeld, 3, Anm. 19. C S V I , 489, 24—490,1.

6

Anfänge des Schwenckfeldertums

stentum Liegnitz Eingang zu verschaffen und zahlreiche Anhänger um sich zu sammeln. Zunächst gewann er den Liegnitzer Fabian Eckel, den Friedrich II. aus Oels, wo er sich bereits der Wittenberger Bewegung angeschlossen hatte, I J 2 2 in seine Heimatstadt zurückgerufen hatte". Schon dabei ist wahrscheinlich Schwenckfeld nicht unbeteiligt gewesen. Ursprünglich wollte er allerdings die vakante Pfarrstelle an der Marienkirche mit Joh. Heß besetzt sehen23. Dieser lehnte jedoch ab, weil er lieber den gleichzeitig erhaltenen Ruf nach Oels annehmen wollte, und empfahl F. Eckel. In der Marienkirche, einer der beiden Pfarrkirchen, hielt F. Eckel dann am 8. Juni 1522, ohne die bischöfliche Investitur erhalten zu haben, die erste evangelische Predigt. Neben ihm amtierte seit dem gleichen Jahr als Diakon der Breslauer Hieronymus Wittich, der später als Superintendent von Brieg einer der entschiedensten Gegner des Schwenckfeldertums wurde. Ebenfalls im Jahr 1522 begann audi der Franziskaner Sebastian Schubart24, der nach der Tradition aus Kulmbach gebürtig war 25 , in der St. Johannes-Kirche evangelisch zu predigen. Bald wurde er ein eifriger Parteigänger Schwenckfelds, was er audi später nicht leugnen konnte, als er sorgsam darauf bedacht war, dieses zu vertuschen26. Vermutlich erst Ende 1523 lernte Schwenckfeld Valentin Krautwald kennen, der für die schwenckfeldisdie Bewegung in Schlesien von eminenter Bedeutung werden sollte. Er ist nämlich derjenige gewesen, der ihr ihr theologisches Profil gegeben hat, was in der bisherigen Forschung nicht erkannt worden ist. Deshalb muß hier auf seinen Lebensweg etwas ausführlicher eingegangen werden. Krautwald stammte aus bäuerlichem Geschlecht27, das vermutlich seinen Namen von der Ortschaft Krautenwalde hatte28. Er ist 22

23 24 25

26

27

28

Hierzu und zu dem Folgenden siehe vor allem: F. Bahlow, Die Reformation in Liegnitz, 3 2 — 3 3 (Lit.); W. Knörrlich, Kaspar v. Schwenckfeld, 49—50. C S I, 36, 9—10. Über Seb. Schubart siehe vor allem: F. Bahlow, Sebastian Schubart, 28—54. Laut freundlicher Auskunft des Stadtarchivs Kulmbadi findet sich sein Name jedoch nicht im dortigen Bürgerbudi. Dies zeigt das Vorwort seiner leider verlorengegangenen Schrift Wieder die lehre der Schwenckfelder, gedr. in : F. Bahlow, Die Reformation in Liegnitz, 1 4 9 — 1 5 4 , Beilage I (Künftig zitiert: Seb. Schubart, Vorrede). Valentin Krautwald an Ursula Thumb von Stetten, 1540 November 1 1 , Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 45.9 Aug. fol. 42or: „Meine Eltern vnd voreitern sennd pauers leute gewest". Vgl. G. Eberlein, Der kirchliche Volksunterricht, 6. Siehe: H. Bahlow, Schlesisdies Namenbuch, 30 und 88.

Beginn des Schwenckfeldertums

7

wahrscheinlich um 1490 in Neisse, der Residenz der Breslauer Bischöfe im 16. und 17. Jahrhundert, geboren29 und hat dort wohl auch die Lateinschule besucht30· Im Sommer 1506 ging er auf die europäisches Ansehen genießende jagellonische Universität in Krakau, an der der Humanismus schon frühzeitig Einzug gehalten hatte31. Ob Krautwald, der zunächst die artes liberales und später möglicherweise auch kanonisches Redit studierte, noch andere Universitäten besucht hat, ist nicht bekannt. Um das Jahr 1507 wurde er in seiner Heimatstadt zusammen mit Johannes Furenschild Lehrer an der zu Beginn des r 6. Jahrhunderts angesehenen Schule zu St. Jakob und einige Jahre später deren Rektor 32 . Hier, wo er „das schulleben vil Jahr geubet und mannichfeltigen komer ertragen"33 hat, unterrichtete er unter andern Franziskus Faber, der später zu den bedeutendsten Vertretern des schlesischen Humanismus zählte34. Spätestens 1 5 1 4 ernannte der Bischof von Breslau, Johannes V. Turzo, ein Renaissancemensch und Förderer humanistischer Studien, Krautwald zum Sekretär an der bischöfliehen Kanzlei; als solcher war er zugleich auch öffentlicher Notar 35 . Drei Jahre später übertrug ihm Turzo eine Altaristenstelle in Neisse und am Dom zu Breslau 3 '. Am 4. September 1520 wurde er dann Stiftsherr in Neisse und unter dem Bischof Jakob von Salza schließlich bischöflicher Protonotar37. Während dieser Zeit hat Krautwald, der eine umfassende humanistische Bildung besaß38 und zu den schlesischen Reuchlinisten 29

Siehe: G . Bauch, Schlesien und die Universität K r a k a u ,

30

Ebd.

31

Ebd. Ebd. Vgl. IV, 31.

32

A . Kastner, A r c h i v

155.

für die Geschichte des Bisthums

Breslau,

33

Valentin K r a u t w a l d an Ursula T h u m b von Stetten, 1 5 4 0 N o v e m b e r Wolfenbüttel H A B , C o d . Guelf. 45. 9 A u g . fol. 420t·.

34

Siehe: G . B a u c h , Beiträge zur Literaturgeschichte des schlesischen Humanismus, 2 4 0 — 2 4 1 .

35

Siehe: Joh. H e y n e , Dokumentirte Geschichte des Bisthums und Hodistifts Breslau, I I I , 5 9 9 ; R . Völkel, Die persönliche Zusammensetzung des Neisser Kollegiatkapitels, 1 4 3 ; F . Luschek, Notariatsurkunde und N o t a r i a t in Schlesien, V , 2 3 6 .

36

R . Völkel, Die persönliche Zusammensetzung des Neisser 1 4 3 (ältere Lit.).

11,

Kollegiatkapitels,

37

Ebd.

3S

Siehe: A . Reisner, V i t a Valentini Crautuualdi, München S B , C L M 7 1 8 , fol. 5 4 9 r : „Valentinus Crautuuald presbyter ordinis canonicorum a puero irielioribus Uteris, artibus et Unguis ineumbens ad summum humanae erudi-

8

A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

zählte39, mit zahlreichen Humanisten Freundschaft geschlossen, so mit Joh. Heß, dem nachmaligen Reformator Breslaus, mit Caspar Ursinus Velius, dem späteren Hofhistoriographen Ferdinands I. und Erzieher Kaiser Maximilians II., mit dem Domherren Stanislaus Sauer und mit dem Notar und Kanzler an der bischöflichen Kanzlei in Breslau Michael Wittiger sowie mit Ambrosius Moibanus, dem Ludimoderator an der Domschule in Breslau. Gemeinsam verehrten sie Johannes Reuchlin und verfolgten aufmerksam dessen Streit mit der Kölner Universität und den Dominikanern, ohne jedoch selbst literarisch einzugreifen40. Wie begeistert sich Krautwald dem Humanismus geöffnet hat, zeigt seine nahezu vollständig erhaltene, wertvolle und, gemessen an seinen wirtschaftlichen Verhältnissen, umfangreiche Bibliothek41. Sie enthält Werke antiker Schriftsteller sowie Schriften italienischer und deutscher Humanisten, besonders von Erasmus42. Diese hat er nicht nur wiederholt durchgelesen, sondern sogar einige mit einem Begriffs- und Sachregister versehen. Schon bald nach dem öffentlichen Hervortreten der Wittenberger Bewegung, spätestens jedoch im Frühjahr 1520, nahm Krautwald, vermutlich durch die Vermittlung von Joh. Heß, zusammen mit seinem Freund M. Wittiger Verbindung mit Wittenberg, vor allem zu Melanchthon, auf 43 und setzte sich mit der dort diskutierten Abendmahlsfrage auseinander44. Deshalb nahm auch der am alten Glauben festhaltende C. Ursinus Velius den gelehrten Brief, den er einst Krautwald aus Rom geschrieben hatte, in die zweite

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40 41

42

43

14

tionis fastigium conscendit, et propter literas in aulam adscitus a secretis et a studiis aliquot annis fuit Johannis Tursonis episcopi Vuratislauiensis". Johannes H e ß an Willibald Pirdkheimer, 1 5 1 7 Dezember 2 1 , gedr. in: J o h . Heumann, Documenta literaria, 1 1 6 — 1 1 8 . Ebd. N a c h dem T o d e K r a u t w a l d s ( i j 4 $ ) wurde seine Bibliothek in die Peter u. Paul Kirdienbibliothek eingegliedert ( V g l . F . B a h l o w , Die Kirchenbibliothek von St. Peter und Paul in Liegnitz, 1 4 0 — 1 7 5 ; derselbe, A u s der P e t e r = Paul = Kirchenbibliothek, 3 0 2 — 3 0 3 ) . 1 9 4 $ kam sie dann in die Bibliothek der Universität W r o c l a w . Siehe: K . Glombiowski, Ü b e r die Verbreitung der Schriften des Erasmus von Rotterdam in Schlesien, 1 3 5 — 1 3 6 . V g l . Philipp Melanchthon an Johannes H e ß , 1 5 2 0 A p r i l 1 7 , C R 1 , 1 5 5 — 1 6 1 , N r . 6 9 ; ebenderselbe an Michael Wittiger, 1 5 2 0 A p r i l , ebd. 1 6 1 — 1 6 2 , N r . 7 1 . Siehe: Ambrosius Moibanus an Johannes H e ß , 1 5 2 1 Dezember 8, gedr. in: C K G S 9 ( 1 9 0 4 ) , 4 8 — 4 9 und G . Kretsdimar, Die Reformation in Breslau, $6. O b K r a u t w a l d damals auch Wittenberg selbst besucht hat, geht aus den Quellen nicht mit Sicherheit hervor.

Beginn des Schwenckfeldertums

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Auflage seiner Variorum Carminum, die 1522 erschien, nicht mehr auf, wie er es 1 5 1 7 in der ersten getan hatte. Leider läßt sich infolge der mangelhaften Quellenlage nicht mehr feststellen, wie sich Krautwalds Hinkehr zum evangelischen Glauben im einzelnen vollzogen hat. Bekannt ist lediglich, daß er äußerlich mit dem Humanismus brach und nach Adam Reisner, seinem ersten Biographen, alle seine philosophischen Schriften sowie seine in Prosa abgefaßten Werke und Gedichte verbrannt hat45. Im Jahre 1523 wurde Krautwald, sehr wahrscheinlich auf Anregung von Joh. Heß, als Stiftsherr an das begüterte Liegnitzer Kollegiatskapitel zum Heiligen Grab berufen4' und dort am I i . Juli 1524 von dem Herzog, der das Patronatsrecht besaß, eingesetzt47. Hier übernahm er das stiftungsgemäße Lektorat für Theologie48. Krautwald, der diesen Ortswechsel als Befreiung empfunden hat4", scheint in Liegnitz schon sehr bald mit Schwenckfeld Freundschaft geschlossen zu haben. Deshalb gilt das, was dieser am 3. Juli 1528 an Bucer geschrieben hat: „Omnia et crautualdo et mihi sint communia"50, wohl auch bereits für ihr frühes Verhältnis. Etwa gleichzeitig mit Krautwald berief Friedrich II. Johann Sigismund Werner, der zuvor als Lehrer an der Lateinschule seiner Heimatstadt Goldberg gewirkt hatte51, zu seinem Hofprediger51. 45

A. Reisner, Vita Valentini Crautuualdi, München SB, C L M 718, fol. 549t·. ** Siehe hierzu vor allem: G. Eberlein, Zur Würdigung des Valentin Krautwald, 269—270; F. Bahlow, Die Reformation in Liegnitz, 46—47; W. Knörrlidi, Kaspar v. Schwenckfeld, 51. 47 Legnica StA M 375: »1524 Die 1 1 Julij investitus est venerabilis Vir Dominus Valentinus Krautwaldt, Canonicus Nissensis, ad Canonicatum et prebendam in Ecclesia Lignicensi vacantam per liberam resignationem D. Joannis Punitz, ultimi eorundem Canonicatus et prebenda (possessorie), ad presentationem illustris principis et D D Foderici". Zitiert nach: G. Bauch, Valentin Trozendorf, 67. 48 Valentin Krautwald an Margarete Engelmann, 1537, gedr. in: Gottfr. Arnold, Supplementa, 139: „Ich bin allhie ein Fremdling / und von anderswo her gefordert von unserm Fürsten / daß ich in dem Stifftlein / welches allhie ist / was in göttlicher Schrifft lesen solte". 49 Valentin Krautwald an Ursula Thumb von Stetten, 1540 November 1 1 , Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 4J.9 Aug. fol. 420V: „Ich muß aber nit vergessen der wolthat Gottes, des herren, welcher mich nun sibenzehen J a r in freiheit, one regel, mantel vnd platten, allhier besucht vnd gefunden hat. E r wolle des alles durch Jhesum Christum seiner Glorien dienen lassen". 50 51

CS II, 76, 16—17.

Siehe: G. Bauch, Aus dem Hausbuche des Goldberger Lehrers Zacharias Bart, 19. " S i e h e : Seb. Schubart, Vorrede, 149. Vgl. hierzu besonders: F. Bahlow, Die

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A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

Auch dieser wurde bald ein begeisterter Anhänger Krautwalds und Schwenckfelds, den er schon seit 1 5 1 6 kannte. Später ist Joh. S. Werner vor allem wegen seiner erfolgreichen Predigttätigkeit und seiner schriftstellerischen "Wirksamkeit zu einem der bedeutendsten Vertreter des schlesischen Schwenckfeldertums geworden. Schließlich wurde an Michaelis 1525 der — nach einhelliger Tradition — Görlitzer Schuhmacherssohn Valerius Rosenhayn, der zuvor an der Schweidnitzer Pfarrkirche gewirkt hatte, neben dem ehemaligen Franziskaner Wenzel Küchler53 als Pfarrer an die Peter-Paul-Kirche berufen". Da audi er früh ein entschiedener Anhänger Schwenckfelds wurde, war damit in Liegnitz auch die letzte Pfarrstelle mit einem schwenckfeldisch gesinnten Geistlichen besetzt. Schon bald hatte Schwenckfeld aber auch unter den Pfarrern des Herzogtums Wohlau mehrere Freunde und Anhänger gewonnen. Ein besonders wichtiges Zentrum bildete die Stadt Wohlau selbst, wo der Breslauer Ambrosius Kreusig55, der im Sommersemester 1508 in Frankfurt studiert hatte56, und Bernhard Egetius57 als Pfarrer tätig waren. Mit diesem hat sich Schwenckfeld oft „de congreganda et edificanda ecclesia"58 unterhalten. Seit Ende 1522 oder Anfang 1523 hielt er sich nämlich meistens auf seinem Gut in Ossig auf, das nicht sehr weit entfernt von Wohlau lag, da er wegen eines Gehörleidens gezwungen war, seinen Dienst bei Friedrich II. aufzugeben5®. Allerdings blieb er, wie deutlich werden wird, bis zu seinem Weggang aus Schlesien im Jahre 1529 weiterhin der geheime Ratgeber und Vertraute seines Landesherrn60. Ein

53

Reformation in Liegnitz, 4 7 ; W . Knörrlidi, K a s p a r von Schwenckfeld, 51—52. Siehe: Seb. Schubart, Vorrede, 1 5 0 . Ü b e r Wenzel Küchler siehe v o r allem: F . B a h l o w , Die Reformation in Liegnitz, 1 7 7 — 1 7 8 .

54

Siehe: Seb. Sdiubart, Vorrede, 1 5 0 . Ü b e r Valerius Rosenhayn siehe v o r allem: Fr. X . Görlich, Versuch einer Geschichte der Pfarrkirche zu Schweidnitz, 1 1 ; F. B a h l o w , Die Reformation in Liegnitz, 4 9 — 5 0 ; W . Knörrlidi, K a s p a r von Schwenckfeld, 4 9 — 5 0 .

55

U b e r Ambrosius Kreusig siehe: Herrn. Söhnel, Z u r Kirchengeschichte des Fürstentums Wohlau, 5 2 — 5 3 (Lit.); G . Kliesch, D e r Einfluß der Universität F r a n k f u r t (Oder) auf die schlesische Bildungsgeschichte, bes. 1 4 9 (Lit.). E . Friedlaender, I, 2 1 , 2 6 — 2 7 . Uber Bernhard Egetius siehe : Herrn. Söhnel, Z u r Kirchengeschichte des F ü r stentums Wohlau, 5 2 — 5 5 (Lit.).

66 57

58 59

C S VII, 116, 24—25. E b d . V I , 490, 5 — 8 . Ebd.

Beginn des Schwenckfeldertums

11

anderer wichtiger Mittelpunkt des Schwenckfeldertums wurde Ossig, das im Herzogtum Liegnitz, unweit von Lüben lag. Hier wirkte seit 1 5 2 2 Johann Scaurus", ein enger Freund Schwenckfelds, als Pfarrer. M i t ihm hat der schlesische Edelmann oft theologische Probleme besprochen. Aber nicht nur unter den Pfarrern konnte Schwenckfeld eine große Anhängerschaft gewinnen, sondern auch unter den Adeligen, so Erhard vom Queiss und Hans Magnus von Axleben. In erster Linie w a r ihm dies möglich dank seines Einflusses am H o f e Friedrichs II., der damals wegen seines bedeutenden Territorialbesitzes62 der mächtigste Fürst Schlesiens w a r und der wegen seiner weitverzweigten verwandtschaftlichen Beziehungen 83 auch außerhalb Schlesiens großen Einfluß besaß. Dieser Enkel Georgs von Podiebrad, der erst nach einer Pilgerreise64 ins Heilige Land im Jahre 1 5 0 7 vom Familienbann gelöst worden war, hatte sich zunächst „mit schimpflichen Reden und Verbiethen"' 5 gegen die R e formation gestellt, wie er in seiner Apologie von 1 5 2 7 bekannte. Möglicherweise hatte er befürchtet, die reformatorische Bewegung könnte von ähnlichen Wirren und Greueltaten begleitet sein wie die hussitische. Deshalb fragte er zunächst „bey verstendigen Gelehrten, auch denen, so von Gewissen seyn"" 1 , um Rat, vermutlich el

Johann Scaurus war von 1522 bis 1534 Pfarrer in Ossig und von 1534 bis IJ53 Pfarrer und Senior in Steinau. *2 Friedrich II. v. Liegnitz hatte nach dem Tode seines Bruders Georg I. v. Brieg (1521) dessen Herzogtum erhalten. 1523 hatte er durch Kauf von dem Freiherrn Hans Turzo die Herrschaften Wohlau, Steinau, Raudten und i j 2 j schließlich von den Brüdern Hans und Heinrich Kurzbach Herrnstadt, Riitzen und Winzig erworben. Aus diesen Erwerbungen hat er schließlich das Herzogtum Wohlau gebildet. Hinzu trat später zeitweilig noch Pfandbesitz ganzer Fürstentümer wie Glogau von 1540 bis IJ44, Münsterberg und Frankenstein seit 1542. Am 16. November 1515 hatte Friedrich II. die Jagellonin Elisabeth, die Tochter König Kasimirs v. Polen und jüngste Schwester Sigismunds I. von Polen sowie Ludwigs II. von Ungarn, geheiratet. Als diese schon am 16. Februar 1517 starb, heiratete er am 14. November 1518 in zweiter Ehe die Nichte seiner ersten Gemahlin, Sophie, Toditer des Markgrafen Friedrich V. v. Brandenburg-Ansbach. 64 H. Wuttke, Zwei Wallfahrten von Schlesiern nach dem gelobten Lande, 502—515; H. Meisner u.R.Röhricht, Die Pilgerfahrt des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz und Brieg nach dem heiligen Lande, 101 — 1 3 1 , 177—215; G. Eberlein, Die Wallfahrt Herzog Friedrichs II. von Liegnitz nach Jerusalem, 31—33. • 5 CS XVIII, 14, 16—17. " Ebd. 14, 19—20.

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A n f ä n g e des Sdiwentkfeldertums

bei dem Stiftsherrn zum Hl. Grab Bartholomäus Ruersdorf und Magister Johannes Lange aus Löwenberg sowie bei den herzoglichen Hofräten Kanzler E. v. Queiss, Georg von Eicke und Philipp von Poppschütz. Doch ist es mit Sicherheit vor allem auf den Einfluß Sdiwenckfelds zurückzuführen, daß sich Friedrich II. spätestens im Juni ι j22 zum evangelischen Glauben bekannt hat®7. Vermutlich hat aber audi die allgemeine reformationsfreudige Stimmung in Schlesien ihn dazu bewogen. Jedenfalls war Friedrich II. durch sein frühzeitiges offenes Eintreten für die Reformation der erste Fürst Deutschlands, der öffentlich den neuen Glauben bejaht hat, wie schon Seb. Franck mit Recht bemerkte. Den Kreis der Gleichgesinnten, der sich soziologisch also zunächst vorwiegend aus Adeligen und Theologen zusammensetzte, hat Schwenckfeld, wie gezeigt werden wird, durch Sendbriefe und seelsorgerliche Besuchsreisen so in sich gefestigt, daß die Bruderschaft auch nach seinem Weggang aus Schlesien im Jahre 1529 zum Teil nodi jahrzehntelang fortbestand. Dies war Schwenckfeld nicht nur wegen seiner hervorragenden Stellung am Hof möglidi, sondern vor allem dank seiner natürlichen Begabung, Freundschaften zu schließen. Zu fragen ist allerdings, ob diese Anhänger Sdiwenckfelds nidit auch durch eine gemeinsame geistige Tradition verbunden gewesen sind. Da wir jedoch bis 1524/25 fast ausschließlich literarische Zeugnisse Sdiwenckfelds besitzen und die katholisdie Zeit seiner Freunde und Anhänger biographisch nur teilweise aufhellbar ist, läßt sich dies im einzelnen nicht mehr ausmachen. Man wird jedodi mit der Annahme, daß zumindest der Humanismus ein solches Bindeglied gewesen ist, nicht fehlgehen, denn sowohl Krautwald als auch F. Eckel und Joh. S. Werner gehörten dem schlesischen Humanismus an. 2. Die Bemühungen der Schwenckfelder um die Durchführung der Reformation in Schlesien Da sich Schwenckfeld und seine Freunde selbst als Anhänger der reformatorischen Bewegung verstanden, waren sie bestrebt, ihr in Schlesien zum Durchbruch zu verhelfen. Deshalb versuchten sie, zunächst den Breslauer Bischof Jakob von Salza für eine Diözesanreformation zu gewinnen. Er stand nämlich, im Gegensatz zu seinem Domkapitel, der Reformation nidit grundsätzlich ablehnend 67

Siehe: ebd. I, 36,

10—11.

Die Schwenckfelder und die Reformation in Schlesien

13

gegenüber, sondern behielt die abwartende Haltung seines Vorgängers, Johannes V. Turzo 1 , gegenüber Wittenberg bei. Dieser war wie sein Bruder Stanislaus, Bischof von Olmütz und bedeutender Vertreter des Humanismus in Mähren, ein homo litteratus und zählte zu den bedeutendsten Vertretern des Humanismus im deutsch—slawisch—magyarischen Raum. In Krakau hatte er artes liberales studiert und an mehreren italienischen Universitäten kanonisches Recht. Nachdem er am 22. März i j o 6 zum Bischof konsekriert worden war, sammelte er als Mäzen einen Kreis von Dichtern und Gelehrten um sich, so den Dichter C. Ursinus Velius, der seit 1 J 1 7 bischöflicher Sekretär und seit 1520 Domherr war, den Sänger des ungarischen Bauernkrieges Stephanus Taurinus und Hieronymus Cingularius, den Gründer der später angesehenen Goldberger Schule. Als Verehrer des Erasmus® brachte er auch den Wittenberger Gelehrten gewisse Sympathien entgegen und verfolgte deren Reformvorschläge mit Interesse. Er ließ sogar Luther und Melanchthon durch den Kanoniker Dominikus Schleupner, der 1 5 1 9 zur Ableistung seines Domherrntrienniums in Wittenberg weilte, ermunternde Worte und freundliche Anerkennung zuteil werden8. Diese haben ihm wiederum in Briefen4 vom 30. Juli und i.August 1520 Trost zugesprochen, als er schwer krank daniederlag. Ihre beiden Schreiben, die dem in die Heimat zurückkehrenden D. Schleupner mitgegeben wurden, erreichten ihn jedoch nicht mehr, da er bereits am 2. August 1520 starb. Als Luther die Todesnachricht erhielt, schrieb er am 15. November 1520 in einem Brief an Georg Spalatin: „Eadem fide Episcopus Vratislauiensis obiit, omnium Episcoporum huius saeculi optimus"5. Allerdings hat Luther, möglicherweise von D. Schleupner beeinflußt, mit Sicherheit die Reformfreudigkeit Johannes V. Turzos überschätzt. Auch sein Nachfolger, Jakob von Salza", der am 1. September 1520 vom Domkapitel einmütig zum Bischof gewählt worden Uber Johann V. Turzo siehe: Sdii I, 8326; III, 29965—29969; VII, 61133a, 61135. Über die Familie Turzo siehe: K. Bathelt, Die Familie Thurzo in Kunst und Kultur Ostmitteleuropas, 115—124; Götz Freiherr von Pölnitz, Jakob Fugger, I, 53—54; II, 23, 264. 2 Allen III, 343—345. Nr. 8jo; IV, 134—13$, Nr. 1047, 331— 332, Nr. 1137. Den Briefwechsel hat Caspar Ursinus Velius vermittelt (vgl. ebd. III, 346, 37—44, Nr. 8 j i ) . 3 Vgl. WAB 2, i J 3 , 30—32, Nr. 318; CR 1, 209—210, Nr. 84. 4 WAB 2, IJ2—153, Nr. 318; CR 1, 209—210, Nr. 84. 5 WAB 2, 214, 31—32, Nr. 3J2. ' Uber Jakob von Salza siehe: Sehl II, 19670; III, 29961—29964; V, $1224; VII, 61133a. 1

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A n f ä n g e des Schwenckfeldertums

war 7 , aber erst nach langwierigen Verhandlungen mit Rom am ι . September 1 5 2 1 , in Gegenwart der gnesisdien und polnischen Suffragane, von Weihbischof Heinrich von Füllstein konsekriert wurde, stand reformerischen Ideen im Sinne des Humanismus aufgeschlossen gegenüber. Deshalb lehnte er auch die Wittenberger Bewegung nicht grundsätzlich ab. Das Breslauer Domkapitel, das über das frühzeitige Eindringen der Reformation in Schlesien, besonders in Breslau, beunruhigt und wegen der letztlich unentschiedenen Haltung Jakob von Salzas seines Rückhaltes beraubt war, versuchte deshalb von sich aus, ein weiteres Fortschreiten der reformatorischen Bewegung zu verhindern. Zunächst beschloß man am 18. November 1522, sich hilfesuchend an den Papst, an das Kardinalskollegium und an einzelne bedeutende Kardinäle zu wenden8. Tatsächlich antwortete Hadrian VI. dem Bischof Jakob von Salza, dem Landeshauptmann Friedrich II. und dem Breslauer Magistrat in drei apostolischen Breven". In seinem Erlaß an den Rat von Breslau vom 23. Juli 1523 rief er dazu auf, den neuen Glauben zu bekämpfen. Man solle, schrieb er, mit strengen Strafen gegen die vorgehen, „qui ipsam heresim, eiusque seminatorem Martinum Lutherum et Sectatores quoscumque profiteri, sequi, laudare, defendere, predicare vel in bonum nominare aut eiusdem Lutheri ac Lutheranorum libellos quoslibet vendere, emere, imprimere, legere, docere, audire, tenere seu habere aut denique quicquam unde favor et affectio erga dictam heresim ac sectam Lutheranam, verisimiliter arguì possit, verbo vel facto perpetrare praesumpserint: ipsas penas in illos, qui eas inciderint, severissime exequendo"10. 7

H i e r z u und zum Folgenden siehe: C . O t t o , S a l z a zum Bischof v o n Breslau, 3 0 3 — 3 2 7 .

8

Siehe: A . Kastner, A r c h i v f ü r die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 9 — 1 0 . V g l . K . Engelbert, D i e A n f ä n g e der lutherischen B e w e g u n g in Breslau und Schlesien, 1 6 1 — 1 6 2 .

9

Darüber w u r d e auf der Sitzung des Domkapitels v o m 2 3 . September 1 5 2 3 verhandelt. Siehe: A c t a C a p i t u l i Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. i b , 1 4 6 . V g l . A . Kastner, A r c h i v f ü r die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 1 9 . D a s lateinische Schreiben H a d r i a n s V I . an den Magistrat der S t a d t Breslau, 1 5 2 3 J u l i 2 3 findet sich in: W r o c l a w S A , Sammlung-Klose, 4 2 , fol. 4 i r — 4 2 V (Kopie nadi dem Original) und G . Buckisch, Sdilesische Religionsakten. I. Teil. 1 5 1 7 — 1 6 0 7 , W r o c l a w D A , I, 1 3 a , 1 1 2 — 1 1 6 . G e d r . u. a. in: J . Schickfuß, N e u e vermehrete sdilesische Chronica, I I I , 5 j — j 8 (lateinisch u. in deutscher Obersetzung) u. M . J . Fibiger, D a s in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, I, 7 6 — 8 1 (lateinisch u. in deutscher Übersetzung).

10

W r o c l a w S A , Sammlung-Klose, 4 2 , fol. 42r.

Ober

die W a h l

Jacobs

von

Die Schwenckfelder und die Reformation in Schlesien

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Gleichzeitig suchte das Domkapitel auch bei der weltlichen Obrigkeit Unterstützung. Deshalb ging es von seinem alten Grundsatz ab, jeden polnischen Einfluß auf das Bistum Breslau fernzuhalten, und beschloß am 6. Februar 1523, durch den Kanzler Stanislaus Burg den reformationsfeindlichen Sigismund I. von Polen um Hilfe anzurufen". Dieser bat daraufhin seinen Neffen Ludwig II., der schon am 24.Dezember 1 5 2 1 ein scharfes antilutherisches Mandat 12 erlassen hatte, gegen die lutherische ,Pest' vorzugehen13. Ludwig II. kam der Aufforderung seines Onkels am 16. April 1523 nach, zumal das Domkapitel am 13. März 1523 inzwischen auch bei ihm direkt vorstellig geworden war 14 . In seinem Edikt verbot er unter Androhung von Güterkonfiskation und Landesverweisung, Luthers Lehre in Schlesien bekannt zu machen, seine Bücher einzuführen oder zu verkaufen und irgendeine „newigkeitt wider ubungk der christlichenn kirchenn unnd gesetz der heiligenn Concilienn undt altten veter" 15 einzuführen. Zweitens ersuchte Sigismund I., wie auch das Domkapitel, am 19. Juni 1523, Friedrich II. als Oberlandeshauptmann, die katholische Geistlichkeit vor der Reformation zu schützen18. Drittens bekundete König Sigismund von Polen in zwei Schreiben17 vom 13. September und 10. Oktober an den Rat der Stadt Breslau sein Mißfallen darüber, daß man in der Hauptstadt die lutherische Ketzerei begünstige, und drohte mit Wirtschaftssanktionen gegen Breslau, um seine eigenen 11

Siehe: A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. i b , 9 4 — 9 5 .

12

D a s M a n d a t L u d w i g s II. v o m 2 4 . Dezember 1 5 2 1 S A , Sammlung-Klose, 4 2 , fol. —14η

13

Eine undatierte K o p i e dieses Schreibens findet sich in: München S B , C L M 965, fol. 3 3 4 V — 3 3 j r (deutsche Übers, davon in: H . H o f f m a n n u. K . Engelbert, Aufzeichnungen des Breslauer Domherrn Stanislaus Sauer, 1 5 8 — 1 J 9 ) . Fol. 3 3 j r : „Rogamus omni cura Maiestatem Vestram hanc relligionis [sie!] pestem, licentia ac insolentia exortam, impunitate et studio rerum novarum inanis vulgi eo iam provectam ut magna perturbatio et gravis aliqua divina castigatio sit mentuenda severissimis edictis ac diligenti animadversione comprimere et extirpare in suis Dominiis curet".

14

Siehe: A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. i b , 1 0 2 — 1 0 3 . V g l . A . Kastner, Archiv für die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 1 1 .

15

D a s M a n d a t L u d w i g s II. v o m 16. A p r i l 1 5 2 3 findet sich in: W r o c l a w Sammlung-Klose, 4 2 , fol. 3 0 V — 3 1 ν.

16

V g l . F . B a h l o w , Die Reformation in Liegnitz, 3 $ . Sigismund I. an den Magistrat der Stadt Breslau, 1 5 2 3 September 1 3 , W r o c l a w S A , Sammlung-Klose, 4 2 , fol. 4 6 V — 4 7 r , gedr. u . a . in: M . J . Fibiger, D a s in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, I, 83 u. S. J . Ehrhardt, Presbyterologie, I, 7 5 ; derselbe an den Magistrat der Stadt Breslau, 1 5 2 3 Oktober io, W r o c l a w S A , Sammlung-Klose, 42, fol. 5 0 V — j i r .

17

findet sich in: W r o c l a w

SA,

16

Anfänge des Schwenckfeldertums

Untertanen vor dem neuen Glauben zu schützen. Hierauf erklärte der Magistrat von Breslau in seinem Antwortschreiben18 vom 22. September 1523, daß er keine Ketzerei dulde. Audi Friedrich II. betonte am 30. November 1 J 2 3 , er fördere nur „das heilige evangelium und lautere gottes wort, ohne Luthers und sonst menschlichen zusatz "19.Sie waren also ängstlich darauf bedacht, den Ruf einer Gefolgschaft Luthers zu vermeiden. Schwenckfeld und seine Anhänger, die diese Vorgänge sicherlich aufmerksam verfolgt haben, hielten nun die Zeit für gekommen, Jakob von Salza aufzufordern, sidi öffentlich zur Reformation zu bekennen. Sie waren wohl nicht zu unrecht davon überzeugt, daß das Bistum Breslau — d.h. aber, abgesehen von einigen Grenzgebieten20, die anderen Diözesen unterstanden, nahezu ganz Schlesien — den neuen Glauben annehmen würde, wenn der hohe Prälat sich an die Spitze der reformatorischen Bewegung stellte, zumal er als Fürstbischof auch zugleich über das Herzogtum Grottkau und über das Fürstentum Neiße herrschte. Ein weiteres Vordringen der Reformation in Schlesien schien Schwenckfeld und seinen Freunden in Anbetracht der antireformatorischen Bemühungen des Domkapitels sonst kaum möglich zu sein. Deshalb richtete Schwenckfeld zusammen mit seinem Freund Hans Magnus von Axleben auf Langenwaldau21, der einem seit Jahrhunderten hochangesehenen Adelsgeschlecht angehörte, am Neujahrstag 1524 einen Sendbrief an Jakob von Salza. Gedruckt wurde er in Breslau in der Offizin von Kaspar Libisch unter dem Titel: Ein Christliche ermanung zu furdern das wort Gottis2*. In diesem weitläufigen Schreiben klagten sie vor allem darüber, daß das Evangelium nicht „ahn allen menschlichen zusatz"" verkündigt werde, womit sie ein zentrales Anliegen der Wittenberger Bewegung aufnahmen. Sie baten den Bischof darum, eine Verordnung zu erlassen, daß in seiner Diözese „hinfurt nichts anders / denn dz

18

Magistrat der Stadt Breslau an Sigismund I., 1 5 2 3 September 22, Wroclaw S A , Sammlung-Klose, 42, fol. 4 j r — j o v . " C S X V I I I , 3, 2 1 — 2 2 . 20 Die Grenzgebiete Troppau, Teschen und Jägerndorf unterstanden der geistlichen Jurisdiktion der Bischöfe von Olmütz, die Grafschaft Glatz, sowie Teile des Fürstentums Glogau und Krakau (Pless/Beuthen) gehörten zum Erzbistum Prag. 21 Über Hans Magnus von Axleben siehe: C S I, 3 5 8 — 3 6 2 . 22 Ebd. ( 2 1 1 ) 2 4 2 — 2 8 3 . » Ebd. 244,j.

Die Sdiwenckfelder und die Reformation in Schlesien

17

lauther Euangelion Christi noch außlegung der heyligen schrifft"24 gepredigt werden dürfe. Sodann wiesen sie die Vorwürfe, daß sie lutherisch seien und sich der geistlichen Obrigkeit widersetzten sowie häretische Neuerungen einführen würden, als unberechtigt zurück25. Schließlich griffen sie auch kirchliche Mißstände an. So geißelten sie beispielsweise die Veräußerlichung des Gottesdienstes2", die mangelhafte Bildung vieler Kleriker 27 , den Verfall des Mönchtums28, das Papsttum sowie die Kardinäle am römischen Hof 20 . Jedoch übten sie nicht nur Kritik, sondern machten abschließend auch eine Reihe von konkreten Reformvorschlägen. Sie forderten, wie es schon Luther seit 1520 in seinen Reformschriften getan hatte, Intensivierung der Predigt30, die Einführung der deutschen Sprache in der Messe31, die Abschaffung der Meßstiflungen32, die Aufhebung des Zölibatzwanges33 und den Gebrauch des Bannes34. Dieses Sendschreiben hat jedoch Bischof Jakob von Salza nicht bewogen, sich zu der reformatorischen Bewegung zu bekennen. Nach Schwenckfeld hat er in seinem leider nicht mehr vorhandenen Antwortschreiben behauptet, daß er stets befohlen habe, das Evangelium zu verkündigen; dieses sei seines Wissens auch geschehen35. Nachdem somit der Plan, die zuständige geistliche Gewalt zur aktiven Teilnahme an der reformatorischen Bewegung zu gewinnen, gescheitert war, bemühten sich Schwenckfeld und seine Freunde darum, die weltliche Obrigkeit, nämlich Herzog Friedrich II., zur Herausgabe eines Reformationsmandates zu veranlassen. Dies hofften sie deshalb erreichen zu können, weil auf dem Fürstentag zu Grottkau, der am 17. Januar 1524 zusammengetreten war und etwa zwei Wochen gedauert hatte, die Vertreter der Fürsten, des Adels und der Stände in Gegenwart von königlichen Kommissaren und von Gesandten des Bischofs von den Geistlichen einmütig die freie Verkündigung des Wortes Gottes ohne Rücksicht auf die Tra24

25

Ebd. 246, 2 3 — 2 4 .

Ebd. 254, 2 2 f r .

*· Ebd. 250, 3 — 8 ; 2 J 2 , 1 9 — 2 5 . 27 Ebd. 272, 2 5 — 3 2 . 28 Ebd. 2J0, 9 — i j . 2 ® Ebd. 264, 4 — 1 0 . Ebd. 272, 3 0 — 3 2 . 31 Ebd. 276, 2 J — 2 8 . 82 Ebd. 274, 8 — 1 0 . 33 Ebd. 274, 3 1 — 2 7 6 , 1 6 . 34 Ebd. 274, 14—18. 3 * C S II, 94, 1 1 - 9 6 , 9 . 2 W e i g e 1 t , AzKG 43

18

A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

dition gefordert hatten36. Da jedoch keine Einigung erzielt werden konnte, setzte man für den I i . A p r i l I J 2 4 einen weiteren Fürstentag in Breslau an. Um sich von vornherein auf ein gemeinsames Vorgehen zu einigen, rief der Bischof schon am 4. April zu einem Konvent in Breslau zusammen, an dem die Äbte, die Kollegiatskapitel und der höhere Klerus der Diözese teilnahmen37. Man kam überein, am alten Glauben festzuhalten. Auf dem Fürstentag38, bei dem Jakob von Salza den Vorsitz hatte, prallten dann die Ansichten heftig aufeinander. Während sämtliche Gesandten der Fürsten, der Stände und Städte nach leidenschaftlicher Auseinandersetzung schriftlich forderten, „dass man das heilige Evangelium frei ungehindert predigen lasse nach Deutunge der heiligen Schrift und demselben frei nachlebe, unangesehen alle Menschen"39, erklärte Bischof Jakob von Salza, er habe stets darauf gesehen, daß das Evangelium in seinem ursprünglichen Sinne und gemäß dem Verständnis der Kirchenväter, aber nicht nach der Meinung irgendeines Predigers oder der Pseudoevangelisten (non autem secundum praedicatoris ejusque et pseudo-evangelistarum affectum) verkündigt würde, womit er unzweifelhaft auf Luther und seine Anhänger anspielte. Hierauf drohten die Laienstände damit, künftighin nicht mehr gegen diejenigen vorzugehen, die den Zehntleistungen und den Abgaben kirchlicher Einkünfte nicht nachkämen, bis die freie Evangeliumsverkündigung gestattet werde. Am I i . Juni 1524, also zwei Monate nach dem Breslauer Fürstentag und nach der öffentlichen Disputation von Joh. Heß, die vom 20. bis 22. April stattgefunden hatte40, veröffentlichte Schwenckfeld seine Ermanung Des mißbrauchs41. Diese Schrift, die Friedrich II. gewidmet ist42, hat er möglicherweise sogar in dessen 36

Über den Fürstentag in Grottkau v o m 1 7 . J a n u a r 1 5 2 4 siehe: P. K o n r a d , Die Einführung der Reformation in Breslau und Schlesien, 4 5 — 4 6 ; K . E n gelbert, Die A n f ä n g e der lutherischen Bewegung in Breslau und Schlesien, 1 9 8 — 2 0 0 ; G . Kretschmar, D i e Reformation in Breslau, 1 0 0 — 1 0 1 .

37

Ü b e r den K o n v e n t v o m 4. A p r i l 1 5 2 4 siehe: A . Kastner, A r c h i v für die G e schichte des Bisthums Breslau, I, 2 7 — 2 9 .

38

Ü b e r den Fürstentag zu Breslau am 1 1 . A p r i l 1 J 2 4 siehe: A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. i b , 1 9 0 — 1 9 4 . V g l . A . Kastner, Archiv f ü r die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 2 9 — 3 0 .

39

A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. ib, 190. V g l . A . K a s t ner, A r c h i v für die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 29.

40

Siehe besonders: G . Kretschmar, Die Reformation in Breslau, 1 0 4 — 1 1 5 (Lit.).

41

C S II, (1) 2 8 — 1 0 3 . Ebd. 2 8 — 4 1 , 7 .

42

Die Schwenckfelder und die Reformation in Schlesien

19

Auftrag abgefaßt43. Jedenfalls wollte er damit seinem Landesherrn auch einen legitimen Anlaß zur Herausgabe eines Reformationsmandats geben. Tatsächlich hat Friedrich II. schon am 24. Juni ein nicht mehr greifbares Mandat herausgegeben und nach V. L. v. Seckendorf darin auf Grund seines ius reformandi befohlen, „ut absque ullius Doctoris humani, etiam ipsius Lutheri, respectu ad S. Scripturae normam et regulam doceretur"44. Schwenckfeld und seine Anhänger bemühten sich aber nicht nur darum, die geistliche und die weltliche Obrigkeit für die Durchführung der Reformation in Schlesien zu gewinnen, sondern sie taten auch selbst alles, was in ihren Kräften stand. Von Anfang an trugen sie vor allem für eine Intensivierung der Verkündigung Sorge, wie sie es in ihrem Sendschreiben an Jakob von Salza und in ihrer Schrift Ermanung Des mißbrauchs gefordert hatten. Deshalb hat sogar Schwenckfeld als Laie „etlich jar / auch fur Herren / Fürsten vnd Bischoffen . . . vnd grosser menge des volcks"45 öffentlich gepredigt. W. Knörrlichs" Vermutung, daß dies besonders in den ersten Jahren seines Aufenthaltes in Liegnitz der Fall gewesen sei, ist jedoch falsch. Nach seinem eigenen Zeugnis hat er erst seit 1522 bzw. 1523 als Laie das Evangelium verkündigt47. Zu seinen Hörern zählten unter anderen Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg-Ansbach und dessen Bruder Albrecht48, die wiederholt in der Piastenstadt weilten49, ferner die Schwägerin Herzog Friedrichs II., die verwitwete Herzogin Anna von Brieg, auf deren Schloß in Lüben er gepredigt hat50, sowie die Nonnen des Magdalenerinnenklosters Naumburg am Queis, die er auf ihre Bitten hin 1523 besuchte und ihnen das Wort Gottes verkündigte51. Da seinen Predigten, ähnlich wie seinen Schriften, wohl eine anschauliche Sprache eigen war, sind sie sicherlich nicht ohne Eindruck auf seine 43 44

Dies vermutet u. a. W . Knörrlidi, K a s p a r v . Schwenckfeld, 7 9 . V . L . v . Seckendorf, Commentarius, I I I . A d Indicem I. Historicum. Scholia sive Supplementa N r . * 28 (unpag.). V . L . v . Seckendorf stützt sidi auf ein Schreiben, das der Superintendent Simon Grunäus 1 6 1 7 an A b r a h a m Scultetus gerichtet hat.

45

C S X I V , 290, 2 0 — 2 3 .

48

W . Knörrlich, K a s p a r v . Schwenckfeld, 33.

47

C S I, 3 6 , 1 — 2 ; X I I I , 2 6 , 2 2 — 2 8 . E b d . X I V , 290, 2 0 — 2 3 .

48 49

50

51

2*

H e r z o g Albrecht hat beispielsweise im Oktober 1 5 2 4 Liegnitz besucht. Siehe: P . Tsdiackert, Urkundenbuch, II, 2 6 1 . Siehe: K . K l o s e , Schwenckfeld und die Schwenckfelder in Lüben, 1 9 5 ; derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lüben, 7 6 — 7 7 . C S I, 1 1 8 , 7 — 1 2 1 , 7 .

20

Anfänge des Schwenckfeldertums

Zuhörer gewesen. Jedenfalls blieben Erfolge nicht aus. So wußte er beispielsweise 1524 mit unverkennbarem Stolz von der sittlichen Besserung seiner Ossiger Untertanen zu berichten52. Daß er sich zur Verkündigung nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet fühlte, entsprang seinem spiritualistischen Verständnis der vocatio. Diese erfolgt seines Erachtens unmittelbar durch den Geist. So schrieb er beispielsweise am 13. Juni 1522 in einem Brief an Joh. Heß: „Illi spiritu dej vocantur meo iudicio / quos occulto spiritus impulsu deus incitât vt eloquantur pure verbum suum"53. In dieser Wirksamkeit als Laienevangelist hat ihn Luther bestärkt. „Daß jhr Prediger seid worden", hat ihm der Reformator in einem nicht mehr vorhandenen Brief geschrieben, „höre ich gern / fahrt nur fort in Gottes Namen / Gott gebe euch viel segen vnd gnad darzu"". Auch Bugenhagen hat noch Anfang Dezember 1525 die Predigttätigkeit des schlesischen Edelmannes ausdrücklich gebilligt55. Aber nicht nur Schwenckfeld, sondern auch die Liegnitzer Pfarrer müssen mit großem Erfolg gepredigt haben. Schon bald bekannten sich nämlich nur noch wenige zum alten Glauben. Zu diesen zählten vor allem die Kanoniker des Kollegiatstifts zum Hl. Grab, die hier im Unterschied zu den Observanten, die vertrieben wurden5'/ ungehindert ihre vita communis weiterführen konnten. Noch im Jahre 1537 klagte Krautwald: „Im Stifft hat mans angericht daß die Messe und unschicklicher Gesang noch bleibet"57. In der Fasten- oder in der Osterzeit des Jahres 1524 begann man dann auch, das Abendmahl unter beiderlei Gestalt zu feiern58. Möglicherweise entsdiloß man sich deshalb erst jetzt dazu, weil man nicht mit dem Hussitismus, der in Schlesien besonders verheerend gewirkt hatte, in Zusammenhang gebracht werden wollte. Der erste, der das Abendmahl sub utraque gespendet hat, ist Seb. Schubart in der St. Johanneskirche gewesen. Diesem ist Joh. Sig. Werner gefolgt, der als Hofprediger Friedrichs II. in der Fastenzeit, möglicherweise am 26. März 1524, in der Sdiloßkapelle das Heilige Abendmahl auf evangelische Weise gereicht hat. Schließlich ist das 62 53 54

55 56 57

58

Ebd. 270,23—24. Ebd. 36,3—5. Ebd. I X , 82, 2—4. Ebd. II, 262, 10—Ii. P.Scholz, Vertreibung der Bernhardiner aus Liegnitz, 3 J 9 — 3 7 8 . Valentin Krautwald an Margarete Engelmann, IJ37; gedr. in: Gottfr. Arnold, Supplementa, 139. Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Seb. Sdiubart, Vorrede, 149—150. Vgl. F. Bahlow, Die Reformation in Liegnitz, 48.

Die Schwenckfelder und die Reformation in Schlesien

21

Sakrament des Altars auch von F. Eckel in der Marienkirche unter beiderlei Gestalt ausgeteilt worden. Damit sind in Schlesien die Liegnitzer Pfarrer die ersten gewesen, die das Abendmahl mit ihren Gemeinden nach evangelischem Ritus begangen haben59. Im übrigen ist man in Liegnitz sehr zurückhaltend mit einer Reform des Gottesdienstes gewesen. Bis zum Jahre 1 5 2 5 wurde lediglieli die deutsche Sprache in die Liturgie eingeführt. Außer der Predigt schenkten Schwenckfeld und vor allem Krautwald, ihrer humanistischen Tradition entsprechend, dem Katechumenat größte Aufmerksamkeit. Sie sahen nämlich zwischen dem Elend der gegenwärtigen Christenheit und dem Fehlen einer katechetischen Unterweisung einen ursächlichen Zusammenhang. So schrieben Krautwald und Schwenckfeld an Bischof Jakob von Salza: „ E r [sc. der Katechismusunterricht] ist aber nu gantz abgegangen / es sind nimmer Catechumeni / das ist Schuler des glaubens / die dodi vor etlichen jaren / wie deß die Meßbücher Zeugnis geben / überall gewesen sein / Also sind auch nimmer Schulmeister des Glaubens / die hiessen Catechistae der Sacramenten / vnd anderer stücke / so die Christen wissen / darinnen sie von jugend auff erzogen / geneeret vnd gelehret werden sollen / Daraus denn von notswegen folget / daß auch hinfüro wenig Christen sein müssen"60. Um diesem Mangel abzuhelfen, hielt man in Liegnitz an bestimmten Wochentagen Katechismusstunden für Erwachsene ab, in denen zunächst eine Katechismuspredigt über einen Glaubensartikel gehalten wurde, die man dann nachbesprach und abschließend in Kernsätze zusammenfaßte" 1 . Außerdem gingen die Pfarrer auch auf Fragen ein, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem durchgenommenen Lehrstoff standen"2. D a Schwenckfeld und seine Freunde dem Katechumenat so große Bedeutung beimaßen, bemühten sie sich darum, brauchbare Unter59

Allerdings mag es vorgekommen sein, daß sich einzelne schon vorher das Abendmahl sub utraque reichen ließen. S o rühmte sich Johannes Freiherr von Rechenberg auf Windisch-Borau und Freystadt, ein Freund und V e r ehrer Melandithons, auf dem Fürstentag zu Breslau am n . A p r i l 1 5 2 4 , daß er bereits unter beiderlei Gestalten kommuniziert habe. Siehe: A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. ib, 1 9 1 : „ A d haec dominus Johannes Rechenberg eques auratus dominus in Freyenstadt etc. in continenti clara voce jactasset se jam sub utraque specie communicasse neque aliter communicare velie dum v i v e r e t " . V g l . Α . Kastner, Archiv f ü r die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 30.

60

C S I I , 660, 1 7 — 2 4 . E b d . X V I I I , 8, 3 — 1 1 .

61

62

Ebd. 8, Ii—12.

22

Anfänge des Sdiwenckfeldertums

richtsbücher zu schaffen. Sicherlich schon in der zweiten Hälfte des Jahres 1525 entstand der Katechismus Lignicensises. Dieser erste Katechismus der Reformation, in dem nur Taufe und Abendmahl eingehend behandelt werden, ist vermutlich von Schwenckfeld und von den beiden ehemaligen Lehrern Krautwald und Joh. Sig. Werner abgefaßt worden84. Möglicherweise noch im gleichen Jahr schuf dann Krautwald seinen Canon Generalisin dem er die Lehrgegenstände behandelte, die er 1525 in seiner Didaktik und Methodik Catechesis hoc est Institutio vere christiani hominis compendiosa et utilis66 für den Christen als unbedingt notwendig zusammengestellt hatte. Ungefähr zur selben Zeit schrieb er auch seine Institutiuncula" nieder, die den Canon Generalis wohl hinsichtlich der Sakramentenlehre ergänzen sollten. Im Herbst 1526 folgten schließlich Schwenckfelds Katechismus Vom Worte des Creützese8, der jedoch erst im Oktober 1545 gedruckt wurde, und 1 5 3 1 sein Catechismus von etlichen Hauptartickeln des Christenglaubens Schließlich stammt aus der Feder Joh. Sig. "Werners ein Katechismus70, der vor dem Jahre 1534 abgefaßt worden ist71. Dieser hat sich, wie später gezeigt werden wird, in den schwenckfeldischen Gemeinschaften großen Ansehens erfreut und für mehrere Generationen die Grundlage ihrer katechetischen Unterweisung gebildet. Im Aufbau weichen diese schwenckfeldischen Katechismen sehr stark von den deutschsprachigen des Spätmittelalters ab. Während diese jeweils den Dekalog, das Credo, das Vaterunser und die Gedr. in: Th. Wotschke, Zur Reformation in Liegnitz, 155—158; wiederabgedr. in: CS XVIII, (6) 8—10. 64 Vgl. hierzu und zu dem Folgenden W. Knörrlich, Kaspar v. Schwenckfeld, 108 bis n o (Lit.). 65 München SB, CLM 718, fol. yyi—55V, gedr. in: F. Cohrs, Die Evangelischen Katediismusversuche vor Luthers Enchiridion, IV, 2 0 4 — 2 1 8 . Schwenckfeld hat diesen Katechismus Krautwalds ins Deutsche übersetzt, erweitert und 1 5 3 6 unter dem Titel Catechismus Christi (CS V, ( 5 5 9 ) $ 6 8 — 6 0 3 ) herausgegeben. Später wurde er noch zweimal in veränderter Form nachgedruckt (siehe: ebd. 5 6 2 — 5 6 5 ) . ββ München SB, CLM 718, fol. 16 r—3ér, gedr. in: G. Eberlein, Der kirchliche Volksunterricht, 3 4 — 4 0 (fehlerhafte Edition); Fr. Cohrs, Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion, IV, 1 9 6 — 2 0 3 . 67 München SB, CLM 718, fol. $6r—63r, gedr. in: F. Cohrs, Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion, IV, 219—225. «s CS IX, (448) 4 5 3 - 4 9 3 · Vgl. ebd. II, 376. 69 Ebd. IV, ( 2 0 8 ) 2 1 6 — 2 3 8 . Teilweise gedr. in: Joh. M. Reu, Quellen zur Geschichte des Katechismusunterrichts, II, Abteilung II, 7 5 7 , 2 2 — 7 6 2 , 1 8 . 70 CS IX, ( 7 3 1 ) 7 3 7 — 7 5 6 . Teilweise gedr. ebd. 7 6 2 , 1 9 — 7 7 3 , 1 3 . 71 Zur Datierung siehe: CS V, 235, 30—31. 63

Die Schwenckfelder und die Reformation in Schlesien

23

Sakramente mit längerer oder kürzerer Auslegung behandeln, folgen jene dem heilsgeschichtlichen Abriß: Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Eschatologie. Dabei sind sie besonders an der Verwirklichung des Neuen Menschen interessiert. Hierin besteht eine gewisse Verwandtschaft zwischen ihnen und den Kinderfragen der Böhmischen Brüder von 1522, die ebenfalls vor allem auf die pura vita Christiana und auf die nova oboedientia zielen72. Eine inhaltliche Abhängigkeit läßt sich jedoch sonst nicht feststellen. Krautwald hat sich außerdem intensiv mit didaktischen und methodischen Fragen des Katechismusunterrichtes beschäftigt. So schuf er schon 1525 seine bereits erwähnte Catechesis, in der er zunächst die Notwendigkeit einer katechetischen Unterweisung von der Heiligen Schrift her zu begründen versuchte, wobei er sich besonders auf die Acta berief73. Ferner verwies er auch auf die christliche Tradition, nämlich auf De mysteriis des Ambrosius, auf Augustine De catechizandis rudibus, auf Johannes Gersons De parvulis trahendis ad Christum sowie auf das 6. Kapitel des Hebräerkommentars des Johannes Chrysostomus74. Sodann ging er auf die Methode des katechetischen Unterrichts ein75 und umriß dessen Lehrstoff7". Schließlich fügte er außer einer Musterkatechese über die Verderbtheit der menschlichen Natur 77 einen kurzen Katechismus für Kinder an78. 1534 hat Krautwald nochmals eine Didaktik abgefaßt, nämlich den Kurtzen bericht von der weise des Catechismi, der ersten Schuler im Glauben vnd dem anefang Christlicher Leere™, auf den später eingegangen werden wird. Da aber Schwenckfeld und seine Anhänger sich außerstande fühlten, alleine genügend katechetische Literatur zu schaffen, baten sie ihre Freunde, ihnen dabei zu helfen. So forderte beispielsweise Krautwald wiederholt Michael Wittiger auf, einen Katechismus zu erarbeiten80, womit dieser möglicherweise aber schon beschäftigt 72

73

74 75 76 77 78 79 80

Vgl. J . Heubach, Die Aufgabe der christlichen Unterweisung bei den Böhmischen Brüdern, 3 2 7 — 3 4 9 . F. Cohrs, Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion, IV, 196—197,15. Ebd. 1 9 7 , 1 6 — 2 0 . Ebd. 1 9 8 , 3 3 — 2 0 0 , 3 2 . Ebd. 2 0 0 , 3 3 — 2 0 2 , 2 8 . Ebd. 2 0 2 , 3 0 — 2 0 3 , 1 1 . Ebd. 2 0 3 , 1 2 — 2 5 . C S V, (221) 222—246. Valentin K r a u t w a l d an Michael Wittiger, 1526 Mai 20 und Mai 27, München SB, C L M 718, fol. 3 1 0 V — 3 i i r , 3i9r—320V.

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A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

war 8 1 . Mit dem gleichen Anliegen wandte er sich auch an Dominikus Schleupner82 und an Joh. Heß 83 . Diese gemeinsamen Bemühungen Schwenckfelds und seiner Freunde, der reformatorischen Bewegung im Herzogtum Liegnitz zum völligen Durchbruch zu verhelfen, schlossen sie zu einer Bruderschaft zusammen. Ihren sichtbaren Ausdruck fand diese Verbindung Gleichgesinnter beispielsweise in einem Gebetbuch, das gegen Ende der Zwanziger Jahre entstanden ist. Der Nachdruck, der 1 5 3 7 in Nürnberg bei Jobst Gutknecht erschien, trägt den Titel:

Bekantnus / der siinden, mit / etlichen betracht / ungen vnd nützlich —/ en gepetten / Jetzt auffs new vbersehen / vnd gedruckt8\

Obgleich diese Gebete sehr auf persönliche Heilsaneignung dringen, ist es falsch, sie als „ganz einseitig" individualistisch zu bezeichnen, wie es Ferd. Cohrs getan hat85. Mit Recht hat dies schon P. Althaus d. Ä . bemerkt und erklärt, daß sie wegen „ihrer herzlichen Innigkeit und religiösen Unmittelbarkeit, ihrem andringlichen Bußernst und ihrem Ringen nach persönlicher Heiligung" 8 " zum Besten und Tiefsten der evangelischen Gebetsliteratur des 16. Jahrhunderts gehören. Interessant und bezeichnend ist es, daß diese Gebete bald auch in lutherische, reformierte und katholische Gebetbücher aufgenommen worden sind, wobei man jedoch, mit einer Ausnahme, ihre Herkunft verschwiegen hat87.

j. Die Liegnitzer Bruderschaft und die übrigen reformatorischen Zentren inner- und außerhalb Schlesiens Schwenckfeld und sein Kreis nahmen innerhalb der reformatorischen Bewegung Schlesiens schon bald die führende Stellung ein, da durch ihre Bemühungen die Reformation zuerst in der Stadt und in dem Herzogtum Liegnitz durchgeführt worden ist. Mit Recht hat dies schon der Breslauer Stadtschreiber Laurentius Corvinus in seiner Laudatio hervorgehoben, die er zum Abschluß der 81 82

83 84

85

C R I, 6 4 3 — 6 4 4 , N r . 2 6 1 . Valentin K r a u t w a l d an Dominikus Schleupner, 7 1 8 , fol. 2 9 2 Γ — v .

1 5 2 6 , München S B ,

Valentin K r a u t w a l d an Johannes Heß, s. a., ebd. fol. 2 7 2 r . Vorhanden nur in München S B . V g l . hierzu und zu dem Folgenden W A 10,2, 3 4 7 — 3 4 8 ; P . Althaus d. Ä . , Forschungen zur Evangelischen Gebetsliteratur, 26—29.

W A 10,2,347. * P . Althaus d. Ä . , Forschungen zur Evangelischen Gebetsliteratur, 29. 87 Siehe: W A 1 0 , 2 , 3 4 7 — 3 4 & ! P· Althaus d. Ä . , 3 0 — 3 2 . 8

CLM

Liegnitzer Bruderschaft und andere reformatorische Zentren

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Disputation von Joh. Heß am 22. April 1524 gehalten hat. „Ligniciam ingreditur celsis cum moenibus arcem, Suscepta illustris credulitate Ducis" 1 . Allerdings sind die ersten evangelischen Predigten nicht in der Piastenstadt, sondern schon 1518 auf dem Schloß des hussitenfreundlichen Freiherrn Georg von Zedlitz auf Neukirch im Erbfürstentum Jauer gehalten worden2. Dieser hatte nämlich den ehemaligen Augustiner Melchior Hoffmann, einen aus Goldberg gebürtigen Schüler Luthers, bei sich angestellt. Seit dem Jahre 1522 sind dann auch in einigen anderen schlesischen Ortschaften lutherisch gesinnte Prediger nachweisbar, so beispielsweise Valerius Rosenhayn in Freystadt8 und Ambrosius Kreusig in Wohlau4. Trotzdem kommt der Stadt und dem Herzogtum Liegnitz die Priorität zu, da hier sich nahezu alle Untertanen der Reformation angeschlossen haben und die ersten evangelischen Pfarrer berufen und eingesetzt worden sind. Das zweite reformatorische Zentrum Schlesiens wurde die an Bedeutung kaum hinter den reichsfreien Städten zurückstehende Stadt Breslau, deren Magistrat als selbständiger Inhaber der Landeshauptmannschaft auch der eigentliche Landesherr über das Erbfürstentum war. Der entscheidende Durchbruch zur Reformation vollzog sich hier nach der schon erwähnten Disputation von Joh. Heß in der Dorotheenkirche vom 20. bis 22. April 1524, die für ihn und seine Assistenten Antonius Niger und Valentin Trotzendorf ein voller Erfolg war. Daraufhin begann Joh. Heß, der vom Rat der Stadt gegen den Widerstand des Domkapitels am 21. Oktober 1523 in das Pfarramt der Magdalenenkirche eingesetzt worden war, mit dessen Zustimmung die Reformation durchzuführen. 1524 druckte Adam Dyon Das Τauf} = buch Deutsch Breslisch, das trotz zahlreicher Änderungen, die dem Taufbuch A. Oslanders von 1524 5 und vielleicht audi Breslauer Traditionen entstammen, auf Luthers Taufbüchlein von 1523 fußt®. Im Jahr 1525 erschien bei 1

D a s Preisgedicht findet sich im A n h a n g von A . Moibanus, Catechismi capita decern. Wittenberg 1 5 3 8 , fol. H 8r. Gedr. in: G . Kretsdimar, Die R e f o r m a tion in Breslau, 1 1 2 , 1 1 4 .

2

H i e r z u und zu dem Folgenden siehe: G . Eberlein, Die erste evangelische Predigt in Schlesien, 6 5 — 7 7 .

3

Siehe: P . K o n r a d , Die Einführung der Reformation in Breslau und Schlesien, 2 1 — 2 2 (Lit.).

4

Siehe: ebd. 2 3 (Lit.). Siehe: G o t t f r . Seebass (Hg.), Bibliographia Osiandrica, 3, 1 — 4 .

5 6

V g l . G . K a w e r a u , Liturgische Studien zu Luther's Taufbüchlein von bes. 4 7 2 — 4 7 3 , 5 2 6 — 5 4 7 .

1523,

26

A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

dem gleichen Drucker das älteste evangelische Gesangbuch Breslaus, das neununddreißig Lieder sowie ein Abendmahlsgebet enthält und weitgehend ein Nachdruck von M. Malers Enchiridion aus dem gleichen Jahr ist7. Diese Neuerungen, die im Laufe eines Jahres durchgeführt wurden, hat dann der Chronist Nikolaus Pol in seinem Bericht von der Breslauer Reformation unter einem Datum zusammengefaßt: „Den 23. Aprilis, am Sonntage Quasimodogeniti ward in den Pfarrkirchen, ohne einigen Tumult, abgeschafft und unterlassen das Anbeten und die Verehrung der Bilder, die Prozession mit dem Sakrament, Vigilien, Seelmessen, Requiem, Anniversarien, Weisung des Heiligthums, Weihung des Wassers, Gewürzes, Salzes, Kräuter. Man fing an Deutsch zu taufen. Allen Priestern ward erlaubet in Ehestand zu treten, und die Kirchenämter und Zeremonien zu verrichten. Es ward zugelassen, am Freitage und in der Fasten Fleisch zu essen"8. Mit den Breslauer Anhängern der Wittenberger Bewegung, besonders mit Joh. Heß und A. Moibanus, standen Schwenckfeld und Krautwald bis 1525 in freundschaftlichem Verkehr. Persönlich kennengelernt hatten sie sich während ihres Dienstes am Hofe Karls I. von Miinsterberg-Oels bzw. während ihrer Tätigkeit in der bischöflichen Kanzlei. Dabei ist es wohl vor allem der Humanismus gewesen, der sie innerlich miteinander verbunden hat; dies gilt besonders für den Trilinguisten Krautwald. Vertieft wurde ihre Freundschaft dann durch die Wittenberger Ereignisse, für die sie sich als Humanisten natürlich lebhaft interessiert haben. Miteinander korrespondierten sie über die dortigen Entscheidungen, wie beispielsweise über die Verehrung der Eucharistie®, machten sich auf literarische Neuerscheinungen aufmerksam und tauschten ihre Meinungen darüber aus. So bat Schwenckfeld am 14. Oktober 1521 Joh. Heß, ihm mitzuteilen, warum er sich über ein Werk 10 U. von Huttens so abfällig geäußert habe11. Nachdem sich Schwenckfeld offen zur reformatorischen Bewegung bekannt hatte, forderte er Joh. Heß, über dessen unentsdiie7

8 9

10

11

Siehe: J. Grünewald, Das älteste schlesische Gesangbuch, 6 1 — 6 6 (Lit.); G . Birkner, D i e beiden ältesten evangelischen Gesangbuch-Drucke Schlesiens 1525 und 1525/26, 1 4 1 — 1 5 2 . N . P o l , Jahrbücher, III, 38. Siehe z . B . : Ambrosius Moibanus an Johannes H e ß , 1521 Dezember 8, gedr. in: C K G S 9 (1904), 4 8 — 4 9 ; G . Kretschmar, Die Reformation in Breslau, 56. Wahrscheinlich handelt es sidi hierbei um den im A p r i l 1520 erschienenen antirömischen Dialog Vadiscus. C S I, I i , 15 — 17.

Liegnitzer Bruderschaft und andere reformatorische Zentren

27

dene Haltung audi Melanchthon klagte12, auf, seinem Beispiel zu folgen. Nach den erhaltenen Quellen geschah dies zum erstenmal in einem Schreiben vom 14. Oktober 1521 1 3 . Als seine Bitte ungehört verhallte, schrieb er ihm am 13. Juni 1522 ironisch: „Sed video te vocem dej vocantis expectare vt scilicet prodeas in publicum"". Vor allem aber kritisierte er, daß er eine Einladung Jakob von Salzas „pro sua insperata dementia" 15 angenommen habe, obgleich jener zur selben Zeit den Wohlauer Pfarrer A. Kreusig wegen seines Widerstandes gegen das antireformatorische Mandat Ludwigs II. von 1521 „pro sua insperata crudelitate" 1 " ins Ottmachauer Gefängnis hatte werfen lassen. Dieser Brief muß nicht ohne Eindruck auf Joh. Heß geblieben sein, denn schon bald darauf trat er für die Reformation ein. Mitbedingt war dieser Entschluß wohl auch durch das Aufhören der Wittenberger Unruhen, von denen er Einzelheiten durch ein Schreiben17 des späteren Breslauer Ratsherren Sebastian Helmann vom 8. Oktober 1521 erfahren hatte und die ihn als Humanisten sicherlich abgestoßen haben. Es ist also zweifelsohne audi mit das Verdienst Schwenckfelds, daß Breslau allmählich zu einem zweiten Mittelpunkt der Reformation in Schlesien geworden ist. Daneben standen Schwenckfeld und Krautwald auch mit Wittenberg selbst und mit dem preußischen Zentrum der Reformation, nämlich mit Königsberg, im Gedankenaustausch. Schwenckfelds Beziehungen zu Luther und seinen Mitarbeitern gehen jedoch bis zu seinem Besuch in Wittenberg Anfang Dezember 1525 mit Sicherheit nicht auf eine persönliche Begegnung zurück. Es findet sich nämlich in den Quellen kein Hinweis darauf, daß sich der schlesische Edelmann zwischen Ende 1518 bzw. Anfang 1 5 1 9 und Februar 1522 dort aufgehalten hat, wie wiederholt behauptet worden ist18. Audi ist es sehr unsicher, ob das Schreiben19 des A. Moibanus 12

Philipp Melanchthon an Johannes Heß, 1 5 2 2 M ä r z 25, gedr. in: C R 1, 566 bis $ 6 7 , N r . 206.

13

C S I, 1 0 — 1 2 , bes. 1 0 , 9 — 1 1 , 1 4 . » Ebd. 3 5 , 8 - 9 . 15

Ebd. 3 7 , 1 .

18

Ebd. 37,2. Gedr. in: G . Koffmane, Z u Luthers Briefen und Tischreden, 1 3 3 — 1 3 6 ; G . Bauch, Analekten zur Biographie des Johann Hess, 4 5 — 4 8 ; N . M ü l l e r , Die Wittenberger Bewegung 1 5 2 1 und 1 5 2 2 , 15 — 1 9 ; G . Kretschmar, Die Reformation in Breslau, 46, 48, 50, 52, 54.

17

18

S o z . B . irrtümlicherweise F. B a h l o w (Die Reformation in Liegnitz, 2 6 ) : „ S o groß w a r der erste Eindruck, den das Auftreten Luthers auf Schwenckfeld machte, daß dieser Ende 1 5 1 8 oder A n f a n g 1 5 1 9 persönlich nach Wittenberg

28

A n f ä n g e des Schwenckfeldertums

an Joh. Heß vom 8. Dezember 1 5 2 1 dahingehend interpretiert werden darf, daß Krautwald zur Zeit der Unruhen vorübergehend in Wittenberg geweilt hat; auch ist die gelegentlich angenommene gemeinsame Studienzeit von Krautwald und Justus Jonas in Erfurt nicht nachzuweisen20. Gesichert ist dagegen, daß die Wittenberger mit Schwenckfeld und Krautwald korrespondiert haben. Der schlesische Edelmann zitierte nämlich einmal aus einem Brief, den Luther an ihn gerichtet hatte21, und Melanchthon erwähnte in einem Schreiben an Joh. Heß vom 17. April 1520 einen hebräischen Brief, den Matthäus Adrian an M. Wittiger und Krautwald geschrieben hatte22. Wiederholt ließen Melanchthon und Luther auch Krautwald durch Joh. Heß und M. Wittiger grüßen23. Auch mit Anhängern der Reformation in Preußen, besonders mit P. Speratus, stand Schwenckfeld in Verbindung. Sie ging vermutlich auf Albrecht von Brandenburg, den Schwager Friedrichs II., selbst zurück. Der Deutschordens-Hochmeister hatte nämlich sehr wahrscheinlich Schwenckfeld im April 1522 kennengelernt, als er auf seiner Reise ins Reich nach Liegnitz gekommen war, von wo er zusammen mit dem Mann seiner Schwester Sophie nach Prag weiterreiste24. In der Folgezeit sind dann Schwenckfeld und Albrecht, der sich später nodi wiederholt in der Piastenstadt aufgehalten hat25, im Briefwechsel gestanden2'. Rückblickend schrieb der schlesische Edelmann über sein Verhältnis zu dem späteren Herzog von Preußen an den Kaiserlichen Rat Johann Bachaleb: „Der Hertzog in Preussen ist ein fromber Christlicher vnd verstendiger / auch in der h. Schafft erfarner Fürst (welcher mündlich vnd schrifftlich mit mir von den hendelln des Reichs Gottes viel conferiret hat)" 27 . Vertieft eilte, um sich zu Luthers Füßen noch tiefer in die Wahrheit einführen zu lassen". 19

Gedr. in: G . B a u c h , Analekten zur Biographie des Johann Hess, G . Kretschmar, Die Reformation in Breslau, 56.

20

Z . B. F . H o f f m a n n , Caspar Schwenckfelds Leben und Lehren, 19.

21

C S I X , 82,2—4.

22

C R i , 1 5 5 — 1 6 1 , N r . 69. W A B 2, 1 1 8 — 1 1 9 , N r . 2 9 6 ; C R 1 , 1 6 1 — 1 6 2 , N r . 7 1 ; 6 1 3 — 6 1 4 , Nr. 242; 643—644, Nr. 261.

23

24

25 26

27

48—49;

201—202, Nr.

78;

P . Tschackert, Urkundenbuch, II, 5 $ . Siehe audi W . Hubatsch, Albrecht von Brandenburg - Ansbach, 1 0 3 . P . Tschackert, Urkundenbuch, I I , 55 u. 2 6 1 . D e r Briefwechsel zwischen Schwenckfeld und Albrecht von Preußen begann zwischen Oktober 1 5 2 4 und M a i 1 5 2 5 (vgl. C S II, 1 0 9 — 1 1 2 ) , jedoch ist diese Korrespondenz bis 1 5 2 8 verloren. CS XIV,

281,38—282,1.

Liegnitzer Bruderschaft und Linker Flügel der Reformation

29

wurden ihre Beziehungen auch dadurch, daß ein Neffe Schwenckfelds von etwa 1525 bis zu seinem Tode 1530 in Hofdiensten des Herzogs von Preußen gestanden hat28. Als Albrecht von Brandenburg im Frühjahr 1524 Paul Speratus zu seinem Schloß- und H o f prediger berief, hat er ihn wahrscheinlich ermuntert, mit Schwenckfeld zu korrespondieren. Dabei mag jedoch auch der Bischof von Pomesanien, Erhard vom Queiss2*, eine Mittlerrolle gespielt haben, da er und Schwenckfeld nicht nur Jugendfreunde und Kommilitonen an der Viadrina gewesen waren 30 , sondern audi zur selben Zeit Räte am Hofe Friedrichs II. 81 . Wann der Briefwechsel zwischen Schwenckfeld und P. Speratus begonnen hat, ist nicht bekannt. Der erste erhaltene Brief, ein Antwortschreiben32 Schwenckfelds, ist vom 23. Juni I J 2 J datiert. 4. Die Liegnitzer Bruderschaft und der Linke Flügel der Reformation In der Forschung ist gelegentlich beiläufig die Frage gestellt worden, ob Schwenckfeld oder seine Anhänger in ihrer Frühzeit persönliche Kontakte zu Vertretern des Linken Fügeis der Reformation gehabt haben. Bejaht hat sie beispielsweise P. Konrad, der ohne jede Beweisführung behauptete, der schlesische Edelmann habe sich zwischen dem 25. Januar und dem 6. März 1522 in Wittenberg aufgehalten und dort „auch Thomas Münzer angetroffen und mit Karlstadt nähere Beziehungen angeknüpft" 1 . Für diese Zeit läßt sich aber, wie gezeigt worden ist, ein Aufenthalt Schwenckfelds in Wittenberg nicht nachweisen, und audi ein Besuch Krautwalds hat sehr wahrscheinlich nicht stattgefunden. Jedoch ist es möglich, daß Fabian Eckel während seiner Studienzeit Thomas Müntzer kennengelernt hat, da dieser seit dem Wintersemester 1 5 1 2 ebenfalls an der Viadrina immatrikuliert gewesen war 2 .

28

28

30 31 32

1 2

Siehe: A. Clos, Beziehungen zwischen der preußischen und der Liegnitzer Reformation, 25—26. H . Laag, Die Einführung der Reformation im Ordensland Preußen, 860 bis 861. E. Friedlaender, I, 4, 27—28. W . Hubatsch, Albrecht von Brandenburg - Ansbach, 115. CS II, (113) 120—125.

P. Konrad, Die Einführung der Reformation in Breslau und Schlesien, 80. E . Friedlaender, I, 34, 10—11.

30

Anfänge des Schwenckfeldertums

Schwenckfeld und seine Freunde scheinen audi nicht mit anderen Anhängern des Linken Flügels der Reformation korrespondiert zu haben. Jedenfalls ist kein Briefwechsel vorhanden, und es findet sich auch keinerlei Hinweis, daß ein solcher bestanden hat. Erst wesentlich später, nämlich am ι j . M a i 1528, versuchte Karlstadt ein Schreiben an die Liegnitzer zu senden3. Zuvor hatte er zwar, wie er erklärte, schon „multas literas" abgefaßt, mußte sie aber immer wieder vernichten, da ihm kein „nuncius opportunus" zur Verfügung stand4. Jedoch auch dieser Brief erreichte seine Adressaten nicht. Er wurde nämlich abgefangen und Luther übergeben5, der ihn wiederum am 24. September 1528 an Kanzler Gregor Brück weiterschickte8, um zu beweisen, daß dieser entgegen seinem Versprechen weiterhin mit Vertretern des Linken Flügels der Reformation konspiriere. Schwenckfeld und Krautwald haben aber mit Sicherheit Schriften von Karlstadt gelesen, denn der schlesische Edelmann verriet bei seinem Wittenberger Kolloquium im Dezember 1525 eine gute Kenntnis von dessen Abendmahlsauffassung 7 , und Krautwald nannte ihn in seinem etwa 1525 abgefaßten Traktat De sensu verborum coenae dominicae als „charus et ipse mihi conservus in Domino"8. Eine Beschäftigung mit Karlstadts Schriften war in Schlesien insofern leicht möglich, weil sie hier schon frühzeitig verbreitet und audi nachgedruckt worden sind'. Deshalb sah sich Luther am 19. Juli 1525 veranlaßt, Joh. Heß vor den Ansichten Bodensteins zu warnen10. Das gleiche tat auch Bugenhagen in seinem 1525 gedruckten und Joh. Heß gewidmeten Sendbrief Wider den neuen Irrthum bei dem Sacrament des Leibes und Blutes11. 3

4 5

Weimar L H A , Reg. N . N r . 623, fol. φτ—46V, gedr. in: E n d 6, 271—273, N r . 1331; W A B 4, 571—573, N r . 1328, Beilage. V g l . H . Barge, Andreas Bodenstein, II, 386—388, 391—392. W A B 4, 571, 3 — 5 , N r . 1328, Beilage. A u f der Rückseite dieses Sdireibens A . Karlstadts steht von Luthers H a n d geschrieben: „ D . Carlstadts Hantschrifft vnd sigil".

6

WAB 4, 568—571, Nr. 1328.

7

C S II, 243, 1 5 — 1 6 ; 253, ι — 2 . Krautwald, D e sensu verborum coenae dominicae, s.a. [etwa 1525], München SB, C L M 718, fol. 961.

8

9

E . Freys u. H . Barge, Verzeichnis der gedruckten Schriften des Andreas Bodenstein, 18.

10

WAB 3, 544,545, Nr. 903.

11

Joh. Bugenhagen, E y n Sendbrieff // widder den newen yrrthumb // bey dem Sacarament des // leybs vnd blutts v n = / / s e r s H E R R N // Jhesu Chri // sti. // Wittenberg 1525.

Schwenckfeld und die reformatorische Rechtfertigungslehre

31

j. Schwenckfelds Kritik an der reformatorischen Rechtfertigungslehre Seit etwa 1522 begegnet in den Briefen und Schriften Schwenckfelds eine ständig wachsende Unruhe über das Ausbleiben der sittlichen Erneuerung, die er von der Reformation erwartete. Erste Anzeichen dafür finden sich bereits in seinem Schreiben an Joh. Heß vom 13. April 1522, in welchem er erklärte, daß er gern Früchte des Evangeliums sehen würde 1 . Konkreter wurde seine Sorge dann in einem Sendbrief 2 , den er am Neujahrstag 1524 an Bischof Jakob von Salza gerichtet hat. In ihm billigte er den Vorwurf des einfachen Volkes, daß bei den Prädikanten, die sich am lautesten des Evangeliums rühmten, am wenigsten von einer sittlichen Besserung zu spüren sei3, eine gewisse Berechtigung zu4. Auch er war über die ethische Laxheit vieler evangelischer Prediger entsetzt: „ J a sie vormeinen ihr boßheit mit dem Euangelio zu decken / Sauffen sie zu halben / vnnd vollenn / vnd leben in aller wollust / so heissen sie es brüderliche lieb / bulenn si ßo sagens die lieb thuts / si dorffen auch wol brüderlich lieb furwenden / wenn sie yemand umb das seyne brengen / darumb / das sie solchs villeicht bedorffen / ja wenn diese am freittage fleisch und am sontag fisch essen / so heissen sie es Christliche freiheit befestiget"*. Sie seien der irrigen Meinung, daß sie „feine Euangelische leutt"" sind, wenn sie nicht mehr fasten, beten und Almosen geben, dafür aber den Papst und den Klerus schelten würden7. Wirklich evident wurde Schwenckfelds Ungeduld jedoch erst in seiner Schrift Ermanung Deß mißbrauchs, die er im Juni 1524 im Druck herausgegeben hat. Darin geißelte er, daß evangelische Prädikanten, von denen „schir alle birhewsser vol" 8 seien, nur die fides betonen und gegen die Werke polemisierten9. Schließlich ersuchte er P. Speratus in einem Brief vom 23. Juni 1525 dringend um Fürbitte, da hier viele sind, „dy dem Euangelio anhangenn mit steynernn herzcenn vnd nymande Libes thuenn"10, was sie mit der Verderbtheit der menschlichen 1

CS I, 36, 20—21. Ebd. (211) 242—283. » Ebd. 268, 17—20. 4 Ebd. 268, 20—22. 5 Ebd. 268, 29—35. 8 Ebd. 270,6. 7 Ebd. 270, ι—6. 8 Ebd. II, 70, 14. 9 Ebd. 70, ζ—24. 10 Ebd. 121, 7—8. 2

32

A n f ä n g e des Sdiwenckfeldertums

Natur rechtfertigen11. Schwenckfelds Enttäuschung über das Ausbleiben der erhofften renovatio christianismi war dann audi bei seiner Unterredung mit Luther, die Anfang Dezember 1525 in Wittenberg stattfand, ein wichtiges Gesprächsthema12. Interessant ist, daß sich etwa zur gleichen Zeit auch in Süddeutschland die bedeutendsten Vertreter des mystischen Spiritualismus mit demselben Problem auseinandergesetzt haben. Hingewiesen sei hier nur auf Hans Denck und vor allem auf Sebastian Franck, dessen Lebensweg auffallende Parallelen zu dem Schwenckfelds zeigt. Dieser Donauwörther, seit Anfang 1525 in äußerst ärmlichen Verhältnissen Prediger und Pfarrverweser im ansbachischen Dorf Büchenbach bei Schwabach und drei Jahre später Frühmesser in dem Flecken Gustenfelden, war zunächst ein Gefolgsmann der lutherischen Reformation gewesen13. Als er aber trotz eifriger Predigttätigkeit bei seiner Gemeinde keinerlei sittliche Besserung feststellen konnte, gab er bereits 1528, spätestens jedoch 1529, enttäuscht sein Pfarramt auf 14 und ließ sich als Literat in Nürnberg, damals das ,Aug und Ohr Deutschlands', nieder. Ähnlich hat sich H. Denck entschieden, der zunächst ebenfalls ein Anhänger der Reformation gewesen ist. Während seiner kaum eineinhalbjährigen Tätigkeit an der St. Sebald-Schule in Nürnberg, deren Rektorat ihm seit September 1523 auf Empfehlung Oekolampads übertragen worden war, wurde er aber von dem Ausbleiben der Erneuerung so verunsichert, daß er, vor allem unter dem Einfluß Th. Müntzers und Karlstadts, schließlich den Weg in den mystischen Spiritualismus wählte, der ihm als die einzige Möglichkeit zur wirklichen Reformation erschien13.

11

Ebd. 1 2 1 , 6 — 1 2 2 , 1 1 .

12

E b d . 280, 1 4 — 2 8 1 , 6 .

18

Hierzu und zu dem Folgenden siehe: H . Weigelt, Sebastian Franck und die lutherische Reformation, 1 3 — 2 0 .

14

V g l . Seb. Franck, Trunkenhayt, fol. Β 4 r : „ W a n n nun ain prediger merckt / das man sich des Euangelions nit bessert / sonder nur mißbraucht zum rhüm v n n d schanddeckel des flaischs / do bleibt er nit / ist er änderst auß G o t t / D a n n er das perlin lieber hat / dann das ers den sewen soll fürwerffenn / v n n d das haythumb den hunden geben. D a r u m b schweigt er stock still / oder laufft daruon / D a n n w i r haben ebenn als wol ain gebot zu schweigen / v n d nach her zügeen / als zü predigen v n n d her zu gehen".

15

V g l . hierzu v o r allem: G . Baring, H a n s Denck und Thomas Müntzer, bis 1 8 1 (Lit.).

145

Sdiwenckfeld und die reformatorische Rechtfertigungslehre

33

E. Hirsch hat in seiner Studie Zum Verständnis Schwenckfelds16 behauptet, daß Schwenckfelds Unruhe eine „innere Verlegenheit" 17 darstelle und „ohne noch so bescheidene schöpferische K r a f t " 1 8 gewesen sei. Diese Annahme trifft jedoch, wie eine genaue Analyse der Quellen zeigt, höchstens f ü r die allererste Zeit zu. Schon sehr früh versuchte Sdiwenckfeld vielmehr, die mannigfaltigen ethischen Schäden, die unter den evangelisch Gesinnten offen zutage traten, gerade aus der jetzigen Verkündigung des Wortes Gottes zu erklären. Viele Gottlose, die in vorreformatorischer Zeit „ y m euserlichen schein / f u r from gehalden" 19 wurden, werden nun durch das Evangelium als Heuchler „offenbart vnd erkandt" 20 . Das Evangelium habe nämlich nach ι K o r 14,25 die Mächtigkeit, das Innere des Menschen aufzudecken 21 . Mit dieser Deutung meinte er sich zunächst deswegen begnügen zu dürfen, weil es neben zahlreichen Mängeln auch schon viele Symptome einer sittlichen Besserung gebe. So erklärte er in seinem Brief an Jakob von Salza, daß er „viel fromer leutt" kenne, „die sich merglich auß der Lutherischen leer" 22 gebessert hätten. Als konkretes Beispiel führte er seine eigenen Ossiger Untertanen an 23 . Ferner merkte er an, auch Jesus habe während seiner dreijährigen Wirksamkeit in und um Jerusalem keinerlei Erfolg gehabt. Vielmehr hätten die Juden ihn zum Tode verurteilt und seine Jünger seien geflohen24. Als aber Sdiwenckfeld und seine Anhänger allmählich immer mehr die Uberzeugung gewannen, daß die ersehnte renovatio christianismi auch fernerhin ausblieb, fragten sie sich, ob dies vielleicht letztlich in der lutherischen Rechtfertigungslehre selbst seine U r sache habe. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, daß diese in der Tat teils mißverständlich, teils sogar falsch sei. Diese Erkenntnis hat Sdiwenckfeld erstmals im Juni 15 24 in seiner bei Kaspar Libisch in Breslau gedruckten Schrift Ermanung Des mißbrauchs vorgetragen. Mit ihr wandte er sich an alle evangelisch Gesinnten in Schlesien, um sie besonders vor Fehlinterpretationen und Irrtümern der reformatorischen Rechtfertigungslehre zu warnen. „ N u dringt mich", 16 17 18 19 20 21 22 23 24

E. Hirsch, Zum Verständnis Schwenckfelds, 145—170. Ebd. 147. Ebd. C S I, 270, i j — 1 6 . Ebd. 270,17. Ebd. 270, 18—20. Ebd. 270, 25—26. Ebd. 270,24. Ebd. 270, 28—31.

3 W e i g e 1 1 , AzKG 43

34

A n f ä n g e des Schwenckfeldertums

schrieb er eingangs, „doch gottis ehre vnd Christliche liebe die ich besundern zu euch allen trage etzliche der furnemsten Artickel des Euangelij anzutzeygen / durch welche (als ich erkenn vnd sehe) viel menschen entzweder auß der selben vnuerstandt / aber vnbescheydnes furgeben / vnter dem schein des Euangelij / in eyne fleischliche freyheit vnd vormessenheit geroten / aber iho sich nicht wissen noch meynung der schrifft gruntlich vnnd seligklich doreyn zuschickenn"25. Das Ausbleiben der ethischen Besserung liegt nach Schwenckfeld erstens in dem mißverstandenen und mißverständlichen sola fide. Zwar wollte auch er daran festhalten, „das alleyne der glaube vnns rechtfertige"2", aber er bemängelte, daß man die Rechtfertigung an keine Vorbedingung geknüpft habe. „Sie wollen nicht hören noch lernen", schrieb er, „wie ader in welcher weyse sie in solchem lebendigen glauben durch gott kommen mochten"27. Die Voraussetzung des Gnadenempfanges ist aber nach Schwenckfeld Kreuz und Leiden, Abtötung des Fleisches und Weltflucht28. Zweitens kritisierte er an der reformatorischen Rechtfertigungslehre, daß man die Willensfreiheit des Menschen völlig verneine2". Anfänglich sei auch er, so berichtete er retrospektiv 1554, mit Melanchthon der Ansicht gewesen, daß der postlapsarische Mensch weder zum Guten noch zum Bösen einen freien Willen habe30. Dadurch sei er „verfurt" worden, „den fromben heyligen Got" für „ein vrsach der sünden"31 zu halten. Jedoch habe er diesen „greülichen heidnischen jrrthumb" 32 schon bald eingesehen. Joh 8,44 und ι Joh 3,8 haben ihn nämlich erkennen lassen, daß der Unglaube seinen Ursprung im Teufel habe33. Diese Aufgabe seiner früheren Überzeugung muß spätestens im Frühjahr 1524 erfolgt sein. In seiner Schrift Ermanung De β mißbrauchs findet sich nämlich diese Vorstellung nicht mehr. Vor allem vertrat er nun aber die Auffassung, daß jeder Gläubige die Freiheit zurückerhalte, das Gute zu 25

Ebd. II, 40, 1 5 — 2 0 .

26

E b d . 44,9. V g l . 44, 2 5 — 4 6 , 7 .

27

E b d . 46, 2 1 — 2 2 .

28

Ebd. 4 6 , 2 4 — 2 5 :

„. . . durch creutz v n d leyden / dempffungenn der luste /

vorachtunge der wellt / v n d der gleidien tôtunge ires

8—3329 30 31 32 83

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

56,22—68,22. X I I I , 997, 3 1 — 3 5 . 997, 3 4 — 3 5 . 998,2. 997,36—998,2.

fleisdis".

V g l . 46,

Schwenckfeld und die reformatorische Rechtfertigungslehre

35

tun. Geistbegabung und Freiheit seien nämlich identisch, wie Rom 8 zeige34. Diese wiedergewonnene Freiheit stellt den Menschen in ethische Verantwortung und ermöglicht erst die Paränese. Behaupte man dagegen, daß audi der Wiedergeborene keinen freien Willen habe, das Gute zu tun, so ist seiner Meinung nach „ein fleischlichs leben vnd nochlessigkeit des gutenn"35 die Folge. Mit seiner Kritik an der reformatorischen Lehre vom unfreien Willen wandte sich Schwenckfeld wahrscheinlich nicht so sehr gegen Luther als vielmehr gegen Melanchthon36, obgleich er sich in diesem Sendbrief an die Prädikanten nirgends auf dessen Loci von 1 5 2 1 bezogen hat. Tatsächlich hatte Melanchthon in dieser ersten evangelischen Dogmatik einen schroffen Determinismus vertreten37. Also noch ehe im Herbst 1524 die Diatribe de libero arbitrio des Erasmus erschienen war und der Streit zwischen ihm und Luther um die Willensfreiheit begonnen hatte, war diese für Schwenckfeld zum theologischen und vor allem zum seelsorgerlichen Problem geworden. Der schlesische Edelmann muß dann auch die Kampfschrift des Roterodamus gelesen haben, da er Anfang Dezember 1525 mit Luther über Erasmus gesprochen hat38. Anscheinend haben aber Luthers Argumente seine Bedenken gegen die reformatorische Lehre vom unfreien Willen nicht zerstreuen können. Jedenfalls griff er sie im Februar 1528 in seinem Sendbrief39 an Johann Rurer, der damals nodi Professor für Rhetorik an der Liegnitzer Universität war, erstmals scharf an. Dabei unterließ er es nicht, auch auf Melandithons theologischen Wandel hinzuweisen, den dieser inzwischen unter dem Eindruck der Kontroverse zwischen Luther und Erasmus durchgemacht habe, wie ein Vergleich zwischen den Loci von 1521 und den Scholien zum Kolosser-Brief von 1527 zeige40. Ein Jahr später hat Schwenckfeld dann in seinem Traktat Vom glauben in Christum41 seine Anschauung vom freien Willen auf die 34

E b d . 60, 1 4 — 1 6 .

35

E b d . 62,6. Jedenfalls hat Schwenckfeld in seinen späteren Schriften besonders Melanchthon angegriffen. V g l . ebd. X I I I , 9 9 1 , 1 — 9 9 8 , 3 7 .

36

37

In der Summa von D e hominis viribus adeoque de libero arbitrio heißt es: „ S i ad praedestinationem referas humanam voluntatem, nec in externis nec in internis operibus ulla est libertas, sed eveniunt omnia iuxta destinationem d i v i n a m " . Melanchthons W e r k e in A u s w a h l , Ι Ι , ι , 1 7 , } — 6 .

38

C S II, 2 8 1 , 8 .

39

E b d . I I I , (24) 2 5 — 3 3 . E b d . 28, 2 3 — 3 1 .

40 41

3*

Ebd. 5 5 8 — $ 6 9 .

36

A n f ä n g e des Schwenckfeldertums

von jetzt ab stets beibehaltene Formel gebracht: Der Alte Mensch hat einen freien Willen zum Bösen, der Neue einen zum Guten". Drittens kritisierte Schwenckfeld in seiner Schrift ErmanungDeß mißbrauchs an der reformatorischen Rechtfertigungslehre, daß man die Bedeutung der Werke aus dem Rechtfertigungsgeschehen völlig eliminiere43. Zwar betonte auch er, daß das Heilswerk Christi der alleinige Grund für den Empfang der Gnade sei, meinte aber, daß die Werke für das Heil nicht irrelevant seien. Dabei unterschied er zwischen den Werken des natürlichen Menschen und denen des Wiedergeborenen. Soweit er sie als Alter Mensch vollbringt, sind sie in der Tat für die Rechtfertigung bedeutungslos. „Vnser werck / merde / vnser werck das ist / die werk so vonn eignen krefften gescheen / dienen nicht zur seligkait"44. Ganz anders verhält es sich dagegen mit den Werken, die „auß ainem glaubigen vnd auffrichtigen hertzen gehen weil es goben gotis sein"45. Diese wird Gott „auch nodi diesem lebenn wie her[!] zugesaget / nicht ausz vordinst / sunder aus seiner gruntlosen barmhertzigkeit / krönen vnd gnedigklich belonen"4". Allerdings soll der Mensch weder um seine Liebeswerke wissen, nodi auf deren Belohnung rechnen wie die Bildrede vom Weltgericht (Mt 25, 31—46) und das Gleichnis vom Sklaven (Lk 17,7—10) zeigen47. 6. Schwenckfelds frühe

Rechtfertigungslehre

Bis Anfang des Jahres 1525 sind fast ausschließlich Schriften von Schwenckfeld vorhanden; deshalb ist eine Darstellung der frühen Rechtfertigungslehre der Liegnitzer Bruderschaft nicht möglich. Nur in einem einzigen Werk, einem Sendbrief an den Breslauer Bischof Jakob von Salza, wird neben Schwenckfeld als Mitherausgeber Hans Magnus von Axleben auf Langenwaldau genannt1. Jedoch hat sich dieser wohl kaum an der Abfassung selbst beteiligt. Außerdem existiert noch eine deutsche Übersetzung einer lateini42

Ebd. $60, 18—19. Ebd. II, 72,29—78,26. 44 Ebd. 74, 9—Ii. 45 Ebd. 74, 28—29. 4e Ebd. 74, 29—31. 4 ' Ebd. 74, 35-76.Í· 45

1

CS I, 239—243.

37

S d i w e n c k f e l d s f r ü h e Rechtfertigungslehre

sehen ars moriendi aus der Feder Krautwalds 2 . Diese Übersetzung, deren Vorlage unbekannt ist, hat Krautwald 1524 auf Wunsch seines Freundes3 Georg Jeschko, Vikar an der Breslauer Stiftskirche zum Heiligen Kreuz 4 , angefertigt und sie unter dem Titel Ein nutzbar Edell Büchlein von bereytunge zum Sterben dem Breslauer Kaufmann und Großgrundbesitzer Erasmus Heyland 5 , seinem Mäzen®, gewidmet. Dieses Trostbüchlein will Anweisung zur Uberwindung der satanischen Anfechtung in der hora mortis geben. Es gehört also nicht zur Gattung der ars bene vivendi, wie sie der Humanismus ausgebildet hatte, sondern zur ars moriendi-Literatur des Mittelalters. Allerdings fehlen einzelne Formstücke wie beispielsweise interrogationes und orationes, was möglicherweise auf reformatorische Einflüsse hinweist. Schwendkfeld hat die Rechtfertigung gelegentlich und beiläufig als forensischen Akt beschrieben. Danach werden wir, die wir „von natur kinder des tzorns (Eph 2,3)'" sind, durch den Glauben an Jesus Christus in ein neues Gottesverhältnis gestellt. Wir werden „kinder gottis vnd mit erben des ewigen Vaterlandes (Rom 8,16 bis 17)"®. Doch hat Schwenckfeld in seinen frühen Schriften diese neue Relation nicht weiter beschrieben, da ihm an der sanativen Gerechtmachung des postlapsarischen Menschen ungleich viel mehr gelegen war. Die weitere Untersuchung wird sogar zeigen, daß sich sein gesamtes theologisches Interesse stärkstens auf die Entstehung und Verwirklichung des Neuen Menschen konzentriert hat. Schwenckfelds sanatives Rechtfertigungsverständnis wurzelt erstens in seiner Auffassung von der Reformation als restitutio christianismi. Zweitens ist es sicherlich audi biographisch motiviert. Wie schon erwähnt, scheint Schwenckfeld während seiner Junker2

K r a u t w a l d , E i n n u t z b a r E d e l l // Buchleinn v o n b e = / / reytunge z u m sterben / mit v n d e r = // rieht w i e sich in den anfechtungen // doselbst z u

haldenn

sey / auß // dem latein / mit eyll v n d // e y n f e l d i g gedeutsdit. // Breslau 1524.

(Künftig

zitiert:

Von

bereytunge

zum

sterben).

Ober

diese

Ars

moriendi w e r d e idi eine eigene Untersuchung vorlegen. 3

E b d . fol. A

4

O b e r G e o r g J e s d i k o siehe: F r . L u s d i e k , N o t a r i a t s u r k u n d e u n d N o t a r i a t in

IV ( V o r w o r t ) .

Schlesien, 1 7 1 , 4 0 1 . A u ß e r d e m w i r d er in den A c t a C a p i t u l i Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. i a , f o l . 3 1 j r , 475)r, 5 4 7 V e r w ä h n t . Diesen H i n w e i s v e r danke ich einer freundlichen M i t t e i l u n g v o n A . Sabisdi. 5

O b e r E r a s m u s H e y l a n d siehe: G . P f e i f f e r , D a s Breslauer P a t r i z i a t im M i t -

6

K r a u t w a l d , V o n bereytunge z u m sterben, fol. A

7

C S II, 44, 2 6 — 2 7 .

8

Ebd. 44, 2 8 — 2 9 .

telalter, 3 0 2 . iv

(Vorwort).

38

Anfänge des Schwenckfeldertums

zeit am Hofe Georgs I. von Brieg einer sittlichen Zügellosigkeit begegnet zu sein, die die damals vielfach übliche übertraf. Schwenckfelds Erlebniswelt war also eine ganz andere als die Luthers. Dieser kam aus einer engen Klosterzelle mit Fasten, Wachen und Beten, jener von einem weltfreudigen Hof mit Gelagen, Spiel und Tanz. Besonders deutlich wird das, wenn man ihre beiden Selbstbekenntnisse miteinander vergleicht. „Ich hab", so berichtete Schwenckfeld 1548, nachdem er einen komplizierten Armbruch in Wildbad auskuriert hatte', „in meiner kranckheit vil verseümet / Aber zu tausent malhen mehr in meiner Sündlichen vppigen Jugend / da ich leider mehr der Wellt weder Gotte gedienet hab / binn ein böser schalck gewest" 10 . Dagegen bekannte Luther: „Wie wol ich ein grosser, schwerer, schendlicher sunder bin gewest und meine jugent auch verdamlich zubracht und verloren habe, So sind doch das meine grosseste sunden, das ich so ein heiliger münch gewest bin und mit so viel messen über 15 jarlang meinen lieben Herrn so grewlich erzürnet, gemartert und geplagt habe" 11 . Man muß also audi das völlig andere soziokulturelle Milieu berücksichtigen, in dem Schwenckfeld vor seiner religiösen Erweckung gelebt hat, wenn man sein Drängen auf Verwirklichung des Neuen Menschen in seiner Tiefe erfassen will. Schwenckfeld war davon überzeugt, daß der Mensch seine sanative Gerechtmachung nicht durch Werke, sondern allein durch die Gnade erlangt12. Zur Begründung führte er erstens Schriftzitate an, beispielsweise Rom 1 , 1 7 " . Zum anderen bediente er sich des syllogismus practicus, um durch ihn zu beweisen, daß ohne die Gnade kein homo novus entstehe. Er wies auf diejenigen hin, die ihre Gerechtmachung aus eigener Kraft „mit eußerlichen wercken vnd menschlichen gehorsam vorbrengen" 14 wollen, aber dennoch „nyemer besser" werden, sondern „für vnd fur ynn ihrem geitz / hoffart / vnreinickeit / zorn" 15 bleiben. Diese sanative Gerechtmachung geschieht nach seinem Verständnis nicht in einem einmaligen Akt, sondern in einem allmählichen Prozeß. Dabei lassen sich drei Abschnitte, die jedoch in einem inneren Zusammenhang stehen, voneinander unterscheiden. 9 10 11 12 13 14 15

Ebd. X I , 509, 5 — 9 ; 510,8. Ebd. 583, 1 4 — 1 6 . W A 26, 508, 32—36. C S II, 44,8—46,7. Ebd. 46, 6—7. Ebd. I, 256, 1 4 — 1 5 . Ebd. 256, 1 5 — 1 6 .

Schwenckfelds frühe Rechtfertigungslehre

39

A m Anfang der sanativen Gerechtmachung steht die Buße, die das menschliche Herz, „welches mit eigener lieb / geitz / tzornn / vnreinigkeit vnd Tiranney behafft ist" 16 , reinigt und so auf den Empfang der Gnade vorbereitet. Ohne diese Läuterung vermag der Mensch die Gnade nicht zu empfangen, denn „das Euangelion ist nicht ein predig f ü r yedermann / es ist vber die mosse ain susse predig / bey einem rawchen dörren hertz schafft es kein nutz / sunder es werden die Lewthe nur frecher vnd leichtfertiger daruon" 1 7 . Diese Reinigung geschieht nach Schwenckfeld nicht durch eine meditative Kreuzesmystik, sondern durch Leiden und Askese 18 . Gott habe es nämlich, so erklärte er, „von ewigkeyt also verordent dz alle die ausserwelten so an seinen ßon Christum glauben in keinen andern weg zu den hymelischen freuden kommen mögen denn eben denen Christus ist gegangen (das ist durch kreutz verfolgunge vnd widerwertigkeyt)" 1 9 . Das Ziel der Läuterung ist das Sterben des antigöttlichen Ichs des Menschen. „ N u wenn sich solch hertze gantz gote vnderwifft / So werden alle böse begirden als denn in ym getôttet" 20 . Leider läßt sich aus den Quellen nicht eruieren, woher Schwenckfeld dieses Ideal der Kreuzesnachfolge, das Allgemeingut der Scholastik, der Deutschen Mystik und der Devotio moderna gewesen ist, übernommen hat 21 . Dieser Läuterungsprozeß bildet nach Schwenckfeld aber nur die notwendige Voraussetzung f ü r die Geistmitteilung 52 . Jedoch hat er in seinen frühen Schriften nirgends ausgeführt, wie diese im einzelnen geschieht. Sehr wahrscheinlich w a r er aber der Auffassung, daß sie sich nicht durch media salutis, sondern unvermittelt durch das Einsprechen Gottes vollzieht 23 . Diese Geistbegabung macht aus dem 18 17 18 19 20 21

22 23

Ebd. 262, i $ — 1 6 . Ebd. II, 80, 3 1 — 3 3 . Ebd. 80, 34—35. Ebd. 34, 17—20. Ebd. 48, 2 8 — 3 1 . Die Devotio moderna, bei der bekanntlich das Ideal der Kreuzesnachfolge ebenfalls eine zentrale Bedeutung besaß, hat den frühen Schwenckfeld mit Sicherheit nicht beeinflußt. Die Bewegung der Brüder vom gemeinsamen Leben spielte in Schlesien nämlich keine Rolle. Vgl. B. Windeck, Die Anfänge der Brüder vom gemeinsamen Leben in Deutschland. Diss. phil. Bonn 1951 (Masch.). C S II, 86, 4—7. Siehe ebd. jo, 26—30: „Sonder alleine durch den glauben in Christo erlangen wir den geist / vnd der selbe geist vorsichert vnsern geist das wir kinder gottis sein / zun Rhomern. 8. Vnnd abermols spricht S. Paul wir haben nicht empfangen den geist von dieser welt / sunder den geist auß gotte dz wir wissen können was vns von gote geben ist".

A n f ä n g e des Schwenckfeldertums

40

dichotomischen Alten Menschen den trichotomischen Neuen Menschen, der also neben Leib und Seele nun auch den Geist besitzt 24 . Sichtbar wird sie durch ein neues Leben. „Wenn sich nu solch leben anhebt schreibt der geist / gottis gesetze in vnsere hertzen / so wirt dz hertz so lustig v n d vnerschrocken das der selb mensch alles vmb gotis willen thut vnd leidet was zuthuen vnd zuleyden ist" 25 . Diese neue Existenz hat er gelegentlich in einer Terminologie umschrieben, die an Perfektionismus streift. So behauptete er beispielsweise in seiner Schrift Ermanung De β mißbrauchs, daß im Menschen alle bösen Begierden getötet werden „ A l l s hoffart / vnreynikeit / vôllerey / has vnd neidt kegen dem nechsten / v n d dz grosse laster die geyrigkeit auch sunst alle volluste des fleischs" 26 . T r o t z dem ist es nicht richtig, Schwenckfeld als Perfektionisten zu bezeichnen, wie es später vor allem sein unversöhnlicher Gegner Matthias Flacius in seiner 1553 erschienenen Schrift Von der heiligen Schrift und ihrer Wirkung wider Caspar Schwenckfeld getan hat. M i t Recht hat der schlesische Edelmann den V o r w u r f , er vertrete die Sündlosigkeit des Christen, bereits in seinem Rundschreiben an die schlesischen Anhänger der reformatorischen Bewegung", besonders aber später im Zusammenhang mit seiner Auseinandersetzung mit Illyricus, aufs entschiedenste zurückgewiesen. „ D a rumb", schrieb er 1554, „so beschuldiget mich Jllyrick feischlich v n d vnrecht das ich von der volkomnen gantzen volle gottes v n n d seines gantzen Göttlichen wesens schreibe / alls ob der mensch solchs alhie gentzlich môg erlangen / gotes gebot V O L K O M L I C H / hallten vnd nicht mehr das vatter vnser [sc. die 5. Bitte] dürfte beethen" 28 . Bezeichnenderweise fehlt in Schwenckfelds Beschreibung des Neuen Menschen der gesellschaftspolitische Aspekt nahezu völlig, obgleich er selbst einmal die Apolitie der Täufer bemängelt hat. D a ß er diesen Bereich in seinen Briefen und Schriften nicht rein zufällig übergangen hat, zeigt sein eigenes Leben. Er hat von den politischen und wirtschaftlichen Ereignissen seiner Zeit kaum N o t i z genommen, geschweige denn sich auf diesen Gebieten engagiert. So hat er sich weder mit den "Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Preußen und Polen befaßt, die im Frühjahr 1521 in Thorn statt24

Hierzu siehe die Untersuchung von R. Pietz, D e r Mensch ohne Christus.

26

CS

28

Ebd. 48, 2 9 — 3 1 . Ebd. 52, 3 0 — 3 1 ; 60, 2 6 — 2 9 ; 64, 30—33. Ebd. X I I I , 857, 6 — 1 0 .

27 28

II, 72,

Ii—13.

Sdiwenckfelds frühe Rechtfertigungslehre

41

fanden, noch zu dem Bauernkrieg, der allerdings Schlesien nicht berührt hat, Stellung genommen. Sogar der Kauf des Fürstentums Wohlau im Jahre 1523, der ihn als Ratgeber Friedrichs II. an sich hätte interessieren müssen, hat ihn offenbar nicht beschäftigt; jedenfalls findet sich in seinen Schriften nirgends ein Hinweis darauf. Jedoch war er nicht blind gegenüber der wirtschaftlichen Lage der ländlichen Bevölkerung. So spottete er darüber, daß man dieser für Freitag und für die Fastenzeit den Genuß von Eiern, Käse und Butter vorschreibe, während sie doch kaum Brot zu essen habe29. Die sanative Gerechtmachung erreicht ihren eigentlichen Abschluß dann mit der Vergottung des Menschen. Diese Vorstellung ist in der Theologie des jungen Schwenckfeld allerdings nur im Ansatz vorhanden30. Erst in späterer Zeit, nach der Ausbildung seiner Abendmahlslehre und Christologie, rückte die Deifikation bei ihm und seinen Anhängern, vor allem bei Krautwald und Joh. Sig. Werner, ins Zentrum ihrer Rechtfertigungslehre. Sie verstanden nämlich, wie gezeigt werden wird, unter Geistbegabung dann eine essentiell-spirituelle Mitteilung des vergotteten Fleisches des glorifizierten Christus. So schrieb beispielsweise Krautwald in seiner vor 1530 abgefaßten Schrift Novus Homo: „Carni de suo addit quod diuinum est, atque e carne carnea et terrea, spiritualem ac coelestem recreat creaturam. Nouum inquam hominem et Christianum. . . . Seminis aeterni granum, cordi hominis indit Deus, quo deinde homo crescat, et in virum in Christo adolescat, Suae naturae divinae participem facit carnem Deus, per et propter Christi carnem" 31 . Jedoch war er, wie auch Schwenckfeld, sorgfältig darauf bedacht, sich gegen jede Apotheose-Vorstellung abzugrenzen. So betonte er in dem eben zitierten Traktat: „Nouus homo manet nihilominus caro, remanetque lex membrorum, affectus vetustatis, concupiscentia, sensuum officia et instrumenta"32.

29 30

31 32

Ebd. I, 276, 17—24. Ebd. II, 80, 1 9 — 2 6 : „Wir müssen alhie dem leyden Christi gleichförmig werden / alles was vns der ewige gott ansendet mit gedolt vnd senfftmütikeit ertragenn / J a wir müssen in vnserm fleisch das leiden Christi erfullenn. Wenn worumb so yemants mit Christo wil in frewdenn aufferstehenn / muß zuuor y m leiden mit ihm sterben". Ebd. VIII, jo, 18—20; 52, 2 3 — 2 5 . Ebd. 70, 1 - 3 . Vgl. 68, 36 - 72,3.

A n f ä n g e des Sdiwendtfeldertums

42

7. Die theologie- und geistesgeschichtlichen Wurzeln der frühen Rechtfertigungslehre Schwenckfelds Schon wiederholt ist beiläufig die Frage nach den Wurzeln von Schwenckfelds früher Theologie gestellt worden, die sich, wie deutlich geworden ist, vor allem auf die Rechtfertigung konzentriert hat. Dabei kam man erstens zu der Antwort, daß diese in der lutherischen Reformation lägen, und behauptete, daß sich der schlesische Edelmann bis zum Jahre 1525 überhaupt nicht oder nur unwesentlich von dem Wittenberger Reformator unterschieden habe. Diese Auffassung hat in der neueren Forschung zuerst K a r l Ecke 1 9 1 1 in einer von Heinrich Boehmer angeregten Dissertation vertreten. Danach hat der schlesische Edelmann ein „dauernd positives persönliches Grundverhältnis zu Luther" 1 gehabt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Emanuel Hirsch in seiner Studie Zum Verständnis Schwenckfelds. E r war der Ansicht, daß Schwenckfeld „bis in das J a h r 1525 hinein . . . als Anhänger und Schüler Luthers ohne eigentliche innere Selbständigkeit angesehen werden" 2 muß. Auf diesen Standpunkt hat sich dann ebenfalls Reinhold Pietz in seiner Dissertation über die Anthropologie Schwenckfelds gestellt. Sicherlich zu Unrecht führte er jedoch Schwenckfelds Nähe zu Luther auf einen von beiden vertretenen Biblizismus zurück®. Schließlich hat auch Wolfgang Knörrlich in einer historischen Untersuchung über Kaspar von Schwenckfeld und die Reformation in Schlesien konstatiert, daß der schlesische Edelmann bis zum Jahre 1525 „im wesentlichen ohne Schwanken im Lager der Anhänger Luthers" gestanden sei und „dessen Gedanken" verbreitet habe4. Jedoch meinte er, daneben von Beginn an, d. h. seit seinem Sendschreiben an Jakob v. Salza 5 , einen „sich konsequent steigernden Spiritualismus"® feststellen zu können, der anfänglich zu kaum merkbaren Akzentverschiebungen geführt habe. 1

K . Ecke, Schwenckfeld, 3 3 .

2

E . Hirsdi, Schwenckfeld und Luther, 36.

3

R . Pietz, D e r Mensch ohne Christus, bes. 1 5 5 — 1 y8. W . Knörrlich, K a s p a r v . Sdiwenckfeld, 40. V g l . ebd. 4 1 : „ S o steht Schwenckfeld zunächst völlig im Bann Luthers, eignet sich seine Gedankengänge an und propagiert dessen Lehre. Sdion die ersten erhaltenen Schriften bezeugen Schwenckfelds feste Stellung im lutherischen L a g e r " . E b d . 4 4 : „Bis 1 5 2 5 aber kämpft er an Luthers Seite gegen das römische Kirchensystem, das ihm als .antichristlich', ,wider dise klare Sprüche' der Schrift und ,die gebott Gottis' erscheint und das zu Mißbräuchen und Irrthümern verleitet habe".

4

5 6

E b d . 64. Ebd. 88.

Wurzeln der frühen Rechtfertigungslehre Schwenckfelds

43

Zweitens hat man in der Forschung angenommen, daß die Mystik die eigentliche Quelle von Schwenckfelds Theologie gewesen sei. Diese These ist vor allem von Heinrich Wilhelm Erbkam 1848 in seiner Geschichte der protestantischen Sekten im Zeitalter der Reformation vorgetragen worden. Nach seinem Verständnis war Schwenckfeld ein Vertreter der „intellektuellen Mystik" 7 . „In ihm", so erklärte er, „bricht das mystische Leben in seiner vollen Stärke hervor, es ist ihm nicht bloß ein aus dem Studium der älteren Mystik hervorgegangenes und nachgeahmtes; es ist selbsterlebtes, . . . auf individueller Erfahrung beruhendes"8. Der schlesische Edelmann habe zwar Luther in seinem Kampf gegen das Papsttum unterstützt, sei aber sonst eigene, von der Mystik vorgegebene Wege gegangen. Unter dem Einfluß der Mystik sei nämlich „die innere Erfahrung des göttlichen Lebens zum Mittelpunkt des christlichen Lebens"® geworden. Zuletzt hat Gottfried Maron in seiner Untersuchung Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar von Schwenckfeld diese Vorstellung aufgenommen, modifiziert und weitergeführt. Der schlesische Edelmann sei der Repräsentant einer mit gnostischen Elementen durchsetzten Mystik und kenne nur den „Christus inhabitans, der als solcher ein Christus (semper et ipse!) praedicans ist. So kann es für Schw. kein reformatorisches Verständnis der Rechtfertigung geben: es gilt kein ,iustus ex fide vivit'" 1 0 . Drittens hat man die Meinung vertreten, daß die frühe Theologie Schwenckfelds vom Spiritualismus her verstanden werden müsse. Dieser Auffassung ist vor allem Erich Seeberg gewesen. In seiner 1929 veröffentlichten Studie Der Gegensatz zwischen Zwingli, Schwenckfeld und Luther hat er sich anhand von Schwenckfelds Tauflehre um den Nachweis bemüht, daß das Zentrum seiner Theologie der exklusive Geistgedanke gewesen sei, der ihn mit Zwingli und den Humanisten verbunden, von Luther aber getrennt habe. Dieses Geistverständnis habe den schlesischen Edelmann auch zu einer anderen Rechtfertigungslehre geführt. „Selig wird man durch die Wiedergeburt, d. h. durch den inwendigen Christus" 11 . Zu einem ähnlichen Urteil kam Richard Heinrich Grützmacher, betonte jedoch, daß der Einfluß der Mystik stärker gewesen sei als 7

H . W . Erbkam, Geschichte der protestantischen Sekten, 359.

8

Ebd. 358. » Ebd. 473. 10 G . Maron, Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar von Schwenckfeld, 160. 11

E . Seeberg, Der Gegensatz zwischen Z w i n g l i , Schwenckfeld und Luther, 60.

44

A n f ä n g e des Sdiwendtfeldertums

der des Spiritualismus 12 . Dagegen hat Joachim Wach einen rein spiritualistischen Ansatz in der Theologie Schwenckfelds konstatiert. Seine „theology is an attempt to unfold the basic conception of the work of the Holy Spirit, a conception which plays a determining rôle even in his earliest writings" 1 3 . Angesichts dieser uneinheitlichen Forschungsergebnisse erschien es notwendig, sich nochmals mit dem Problem der geistesgeschichtlichen Wurzeln der Theologie Schwenckfelds auseinanderzusetzen. Eine genaue Analyse der frühen Schriften Schwenckfelds ergab hierbei, daß er nicht nur von einer, sondern von mehreren theologie- und geistesgeschichtlichen Strömungen beeinflußt worden ist, nämlich vom Humanismus, von der Mystik und von der lutherischen Reformation. Allerdings haben sie mit unterschiedlicher Intensität auf ihn gewirkt. Den Humanismus hat er, wie gezeigt worden ist, zuerst während seines Studiums an der Viadrina und später durch seine Bekanntschaft mit den Humanisten, wie Joh. Heß und dem Trilinguisten Krautwald, persönlich kennengelernt. Außerdem ist er ihm literarisch begegnet; so hat er nachweislich U. v. Hutten gelesen14. Die zweite Bewegung, die die Theologie des jungen Schwenckfeld beeinflußt hat, ist die Deutsche Mystik gewesen; jedoch darf deren Bedeutung für ihn nicht überschätzt werden. Anfang des Jahres 15 51 schrieb Schwenckfeld an seinen Freund Hans Wilhelm von Laubenberg, daß er Tauler mit großem Gewinn „im alten Exemplar vor 20. jaren studieret" 15 habe. Aus dieser Briefnotiz hat K . E c k e gefolgert, daß der schlesische Edelmann den Straßburger Dominikanerprediger „überhaupt erst 1 5 3 1 , nachdem er seine eigenen Anschauungen an H a n d der Autoritäten Luther und Schrift bereits festgelegt hatte" 16 , gelesen habe. Diese Interpretation ist jedoch zumindest kurzschlüssig. In seinem Schreiben hat Schwenckfeld lediglich bekannt, daß er sich 1 5 3 2 intensiv mit Tauler beschäftigt hat, was aber eine frühere Lektüre nicht grundsätzlich 12

R . H . Grützmacher, Artikel .Schwenckfeld'. In: R E X V I I I , 7 2 — 8 1 . N a c h R . H . Grützmacher hat Schwenckfeld, der „bei der Ausbildung seiner G e danken an Augustin, die deutsche Mystik, v o r allen Dingen T a u l e r " (ebd. 76, 5 7 — 5 8 ) anknüpfte, in seiner „mystischen Glaubensauffassung . . . nur mittelalterliches E r b e " (ebd. 8 0 , 5 9 — 6 0 ) wiedergegeben. V g l . auch ebenderselbe, W o r t und Geist, 1 5 8 — 1 7 3 .

18

J . Wach, T y p e s of religious experience, 1 3 9 .

14

C S I, i l , i j — 1 7 . Ebd. X I I , 5 J 4 , 2 — 3 . Κ . Ecke, Schwenckfeld, 4 5 ·

15 1β

Wurzeln der frühen Reditfertigungslehre Schwenckfelds

45

ausschließt. Vielmehr läßt sich nachweisen, daß er mit größter Wahrscheinlichkeit bereits vorher den Straßburger gelesen hat. Schon am i . Januar 1524 hat er nämlich in seinem Sendschreiben an Jakob von Salza eine Stelle aus dessen zweiter Predigt auf den 4. Sonntag nach Trinitatis angeführt: „Alle werck der gott nicht ein anfang / ein mittel vnd ein end ist / nympt sich gott nicht vmb ein haer breit ahn" 17 . K . Ecke hat allerdings behauptet, daß Schwenckfeld als „gebildeter Mann und zumal als Schüler Luthers" 18 dieses Zitat auch ohne Studium des Straßburgers hätte anführen können. Wie aber schon E. Hirsch19 bemerkt hat, findet es sich zumindest nicht bei Luther. Deshalb darf wohl angenommen werden, daß sich schon der junge Schwenckfeld in Tauler vertieft hat. Theologisch zeigt sich der Einfluß der Mystik Taulerscher Observanz vor allem in Schwenckfelds Betonung der Gelassenheit. Ähnlich wie der Straßburger hob er nämlich die resignatio ad infernum hervor, die sich auch bei Luther findet. So schrieb Schwenckfeld beispielsweise 1524 in seiner Ermanung Deß mißbrauchs: „Ja du solst auffs letzt wol dohin kommen das du gantz gelossen stundest in dem willen gotis vnnd dich nichts kömmerst gott verschickte dich gleich nodi diesem leben in hell oder hymel" 20 . Außerdem ist wohl audi seine Vorstellung vom Heilsprozeß mit seinen Stufen der Läuterung, der Erleuchtung und der Gottwerdung des Menschen von taulerscher Mystik beeinflußt, die bekanntlich die mittelalterliche Dreiwegelehre weiterentwickelt und systematisiert hat21. Danach muß der Mensch zuerst die via purgativa beschreiten, ehe er über die via illuminativa zur via unitiva gelangt. Allerdings war für den Straßburger das Ziel der via unitiva die unio mystica, durch die der Seelengrund in die Gottheit hineingezogen wird. Dagegen bleibt bei Schwenckfeld und seinen Anhängern der gottförmige Mensch stets in einer gewissen Relation zu Gott. Neben diesen humanistischen und mystischen Einflüssen lassen sich in der frühen Theologie Schwenckfelds auch Impulse Luthers nachweisen. Seit dem Jahre 1518 ist kaum eine Lutherschrift erschienen, die der schlesische Edelmann nicht studiert hat. Zwar 17

18 19 20 21

C S I, 252, 26—28. In dem Basler Taulerdruck von i j 2 i lautet diese Stelle: „ . . . das sich got der werck nicht an nympt / der er nidit eyn anfang unnd eyn end ist" (fol. 83 V, b ) . K . E c k e , Schwenckfeld, 45. E. Hirsch, Schwenckfeld und Luther, 4 1 — 4 2 . C S II, 6 8 , 1 2 — 1 4 . Vgl. E. Kihm, Die Drei-Wege-Lehre bei Tauler, 268—300.

46

Anfänge des Schwenckfeldertums

führte er bis zum Jahre 1525 nur eine einzige mit ihrem Titel an, nämlich die Auslegung der sieben Bußpsalmen22, es lassen sich aber, wie E. Hirsch28 nachgewiesen hat, mehrere Veröffentlichungen des Wittenbergers bestimmen, die er gelesen haben muß, weil er aus ihnen zitiert hat24. Durch deren Lektüre hat Sdiwenckfeld Wesentliches für sein Rechtfertigungsverständnis gelernt. So war es ihm zum unverlierbaren Besitz geworden, daß das Heil immer von außen her an den Menschen gelangt und daß auch zwischen Gott und dem vergotteten Menschen stets ein Unterschied besteht und bestehen bleibt. Dagegen hat er keinen Zugang zu der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium und damit zum Zentrum der reformatorischen Rechtfertigungslehre gefunden.

22

CS II, 83, 12—14.

23

E.Hirsch, Sdiwenckfeld und Luther, 3 6 — 4 1 . Hier finden sich audi genaue Belegstellen. Es handelt sich um folgende Schriften: In epistolam Pauli ad Galatas M. Lutheri commentarius. IJ19 ( W A 2, (436) 443—618); Resolutiones Lutherianae super propositionibus suis Lipsiae disputatis. 1519 (WA 2, (388) 3 9 1 — 4 3 5 ) ; Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520 ( W A 7, (12) 20—38); Von dem Papsttum zu Rom wider den hodiberiihmten Romanisten zu Leipzig. 1520 ( W A 6, (277) 2 8 J — 3 2 4 ) ; Von den guten Werken. 1520 (WA 6, (196) 204—276); Das Magnificat verdeutscht und ausgelegt. 1521 (WA 7, (538) 544—604); Eine treue Vermahnung M.Luthers zu allen Christen, sich zu hüten vor Aufruhr und Empörung. 1522 ( W A 8, (670) 676—687); Acht Sermone D . M . L u t h e r s von ihm gepredigt zu Wittenberg in der Fasten ( W A 10, 3, 1 — 6 4 ) ; Vorrede auf die Epistel S.Pauli an die Römer. 1522 ( W A B 7, 28—79); Kirchenpostille. 1522 ( W A 10, 1,1, ι — 7 3 9 und 10, 1,2, ι — 2 0 8 ) ; Von Menschenlehre zu meiden und Antwort auf Sprüche, so man führet, Menschenlehre zu stärken. 1522 (WA 10,2, (61) 72—92); Wider den falsch genannten geistlichen Stand des Papsts und der Bischöfe. 1522 ( W A 10,2, (93) 1 0 5 — 1 5 8 ) ; D a ß eine christliche Versammlung oder Gemeine Redit und Macht habe, alle Lehre zu urteilen und Lehrer zu berufen, ein — und abzusetzen. Grund und Ursach aus der Schrift. 1523

24

(WA Ii, (401) 408—416).

II. D I E A B E N D M A H L S S T R E I T I G K E I T E N M I T D E N L U T H E R A N E R N U N D D E N O B E R D E U T S C H E N SOWIE DIE ANTISCHWENCKFELDISCHEN MANDATE F E R D I N A N D S I. Schwenckfeld und seine Anhänger haben sich also, wie gezeigt worden ist, bis zum Jahre 1525 als Glieder der Wittenberger Bewegung verstanden; sie waren sich nämlich trotz ihrer Kritik an der lutherischen Rechtfertigungslehre noch keines Gegensatzes zu ihr bewußt. Diesen erkannten sie vielmehr erst im Verlauf ihrer Auseinandersetzungen um das Abendmahl. Dabei ist es interessant, daß hierzu nicht zuletzt Luther wesentlich beigetragen hat. ι. Schwenckfelds

Abendmahlslehre

bis zum Jahre

1525

Schwenckfelds frühes Abendmahlsverständnis läßt sich nicht mehr eruieren, da bis zum Jahre 1525 das Abendmahl nicht in seinem Blickfeld gelegen hat. Bezeugt ist lediglich, daß er nach seiner Hinkehr zur Reformation gegen das Meßwesen polemisiert hat 1 . Inwieweit er Luthers frühes Abendmahlsverständnis übernommen hat, ist unbekannt. Allerdings hat er hinsichtlich seines anfänglichen Sakramentsverständnisses gemeint: „Ich bin wol so gut Lutherisch darbey gewest / als einer sein mag" 2 . Seit dem Frühsommer 1525 läßt sich dann aber in seinen Briefen und Schriften eine zunächst zurückhaltende, jedoch ständig wachsende Kritik an Luthers Abendmahlslehre feststellen. Diese wurde für ihn, ähnlich wie dessen Rechtfertigungslehre, zum Problem, als er bei den Kommunikanten nicht die sittliche Besserung beobachten zu können meinte, die er vom Sakramentsempfang erwartet hatte. Indirekt hat er dies Luther gegenüber bei seinem Besuch in Wittenberg Anfang Dezember 1525 auch zugegeben3. Ausdrücklich haben er und die Liegnitzer dies jedoch erst in ihrer Apologie4 vom 2 1 . April

1 2

CS I, 250, 21—31. Ebd. XIV, 802,17.

3

E b d . II, 249, 2 1 — 2 5 .

4

Ebd. ( 3 2 J ) 3 2 9 — 3 3 3 .

48

Abendmahlsstreitigkeiten und antisdrwenckfeldische Mandate

1526 eingestanden. Darin bekannten sie, daß sie bei vielen Abendmahlsgästen „wenig besserung" 5 gesehen hätten und so zu der Überzeugung gekommen wären, daß man das Sakrament des Altars auch bei den Evangelischen bisher nicht gemäß dem Befehl Christi und dem paulinischen Abendmahlsbericht verwaltet habe". Außerdem haben auch die ungefähr zur gleichen Zeit beginnenden Abendmahlsstreitigkeiten Luthers mit dem Niederländer Cornelius Honius 7 , mit Karlstadt 8 und seit 1525 mit den Oberdeutschen und den Schweizern Schwenckfeld mit dazu angeregt, sich mit der lutherischen Abendmahlslehre zu beschäftigen. Der schlesische Edelmann hat nämlich diese Auseinandersetzungen aufmerksam verfolgt, wie aus seiner damaligen Korrespondenz mit P. Speratus" und aus seinem Gespräch mit den Wittenbergern im Dezember 1525 zu ersehen ist. Luther gegenüber räumte er am 2.Dezember 1525 freimütig ein, daß Zwingiis Auffassung „mit ein vrsache gewest w i r / diesem Artickel weiter nachzudencken" 10 . Schwenckfelds kritische Beschäftigung mit der lutherischen Sakramentslehre setzte also bezeichnenderweise wiederum bei der Praxis des Abendmahls ein. E r meinte beobachtet zu haben, daß die Evangelischen weithin der Auffassung seien, der bloße Empfang des Altarsakraments vermittle das Heil, worin er die Gefahr eines neuen Ablasses sah. „Wir wissen auch", klagte er bei seinem Besuch in Wittenberg, „was f ü r Abgôtterey dabey geschieht / vnd haben aus dem schwären mißbrauch gelernet / wie es mit dem Sacrament zugehe. Gott wolle es euch auch zuerkennen geben / Darumb ist mein ermanen / daß jhr euch bey den menschen befraget / so zum Sacrament gehen / da werdet jhr bald erfahren / ob nicht widerumb ein werck daraus gemacht w i r d " 1 1 . Diese Sorge Schwenckfelds vor einem isolierten Glauben an die Realpräsenz 5 β 7

8

8 10 11

Ebd. 330, 8—9. Ebd. 330, 10—13. Luther hatte sich in seiner Schrift Vom Anbeten des Sakraments des heiligen Leichnams Christi (1523) gegen C. Honius abgegrenzt, der seit Frühjahr 1521 eine signifikatorische Deutung der Abendmahlsworte vertrat. In der Schrift Wider die himmlischen Propheten, von den Bildern und Sakrament hatte Luther das Abendmahl als Gnadenmittel gegen Karlstadt verteidigt (z.B. WA 18,136, 9—19; 136,24—144,2; 182,21—33), der infolge seines Spiritualismus das verbum externum, die Taufe und das Sakrament als media salutis verwarf. CS II, 122,14—125,1. Ebd. 242,24—243,1. Ebd. 249,21—25. Vgl. 253,21—25; 255,29—256,1; 256,6—10; 258,9—13; 258,17—21, 23—24.

Sdiwenckfelds Abendmahlslehre bis 1525

49

des Leibes und Blutes Christi in den Elementen Brot und Wein findet sich auch bei Luther. Er betonte ebenfalls, daß ein Glaube, der lediglich weiß, „quod sit corpus et sanguis in coena domini" 12 , nicht nur leicht und nutzlos, sondern gefährlich und sogar verderblich sei. Er sei kein Heilsglaube, sondern eine bloße fides histórica13. Im Unterschied zu Luther begnügte sich Schwenckfeld jedoch auf die Dauer nicht damit, vor einem falschen Pochen auf die Objektivität des Sakraments zu warnen. Ihm war es nämlich inzwischen zweifelhaft geworden, ob tatsächlich jeder Kommunikant, wie Luther lehrte, im Abendmahl Leib und Blut Christi empfange. Sollte der Verräter Judas, so fragte er sich, tatsächlich beim letzten Mahl Jesu Leib und Blut Christi genossen haben, wie von den Lutheranern behauptet wird 14 ? Er meinte, dies verneinen zu müssen, weil nach dem Logion vom Lebensbrot (Joh 6,54) jeder Teilnehmer am Herrenmahl das wirkliche Leben hat, während Judas nach dem johanneischen Bericht (Joh 13,21—30) unter die Herrschaft Satans gekommen ist15. Daß diese Erkenntnis richtig sei, fand er auch durch 2 Kor 6,15 und durch das Summarium von Hebr 1 1 bestätigt16. Die johanneische Offenbarungsrede vom Brot des Lebens, nicht aber die Einsetzungsworte, um deren Verständnis er sich zunächst bewußt nicht bemühte17, sind ihm also der Schlüssel zum Sakramentsverständnis geworden. Christus selbst, nicht aber die Abendmahlselemente, ist das Lebensbrot. „Da ich befand", so berichtete er retrospektiv, „daß dieser Himmelkönig freilich nicht Pistus panis, noch in pane oder sub farinario pane cum pane sein wolle / sonder selbs / selbst panis, sed coelestis et veritate diuina verus panis cibusque et potus sitientium sit animarum / vnd je mehr ich das 6. Capitel Johannis laß / je heller mir der handel ward" 18 . 12 13 14 15 14 17

18

W A 17,1, 1 7 5 , 1 7 . Z . B . ebd. 12, 480,2—4. CS X I V , 802,19—24. Vgl. 803,15—19. Ebd. 802,24—34. Vgl. 803,5—8. Ebd. 802,35—37· Vgl. 803,11—14. Ebd. 8 0 3 , 5 — 7 : „Ich ließ midi als denn die wort: H o c est corpus meum (Mt 26,26) nicht anfechten / befestiget midi züuor mit jetzt gemeltem gründe aussen 6. Capitel Johannis". Ebd. 8 0 3 , 1 8 — 2 3 : „ . . . e s stände gleich vmb die wort Christi: H o c est corpus meum / wie es wolle / wiewol idi midi auch darnach vmbsahe / Gott den H E R R E N vmb den rechten Sinn anruffte / gewiß ward idi aber daß der H E R R Christus dadurch nicht vom sichtbarlichen Brot / also nicht vom Wein / mit den worten H o c est sanguis meus redet". Ebd. 802,39—803,4.

4 W e i g e 1 t , AzKG 43

50

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldisdie Mandate

Wie genießt aber nach Schwenckfelds damaliger Auffassung der Gläubige das Lebensbrot? Handelt es sich dabei um einen spirituellen Genuß des Leibes Christi in mente, der irgendwie geheimnisvoll mit den Elementen Brot und Wein verbunden ist, oder ist er mit der fides identisch? Oder läßt sich davon im gewissen Sinne beides sagen? Eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht, weil sich in seinem einzigen Bericht über die Entwicklung seines Sakramentsverständnisses keine direkten Aussagen darüber finden. Jedoch scheint er damals credere und edere miteinander identifiziert zu haben19. Nach dieser Entdeckung hat Schwenckfeld seine schwerwiegenden Bedenken gegen die Abendmahlslehre Luthers in seiner Schrift Duodecim quaestiones oder Argumenta contra impanationem20 geäußert. Dieses Werk, das leider nicht mehr greifbar ist21, übersandte er dann nach Wittenberg22. Gleichzeitig schickte er auch Kopien an einige seiner Freunde23, so vermutlich an die Pfarrer Joh. Scaurus in Ossig und an B. Egetius in Wohlau, sowie an die Liegnitzer Theologen24. Während jedoch die Wittenberger das Schreiben 19

20 21

22 23 24

Ebd. 8 0 2 , 1 7 — 2 3 · Allerdings gilt es zu beachten, daß diese Nachricht aus dem Jahre 1556 stammt, so daß damit gerechnet werden muß, daß weder seine Aussagen über das Werden seiner Abendmahlsauffassung nodi die Wiedergabe von deren spezifischen Elementen im Detail zuverlässig sind. Ebd. 803,24—27. Vgl. ebd. II, 127—140. Wahrscheinlich ist jedoch der 1529 veröffentlichte T r a k t a t Ein Christlich bedencken. Ob Judas vnd die ungleubigen falschen Christen / den Leib vnnd das blut ]hesu Christi / jm Sacrament des Nachtmals etwan empfangen / oder auch ηοΛ heiit empfahen vnd messen mögen (ebd. III, (492) 498—507), eine Überarbeitung dieser Abhandlung, weil sie dieselbe Problemstellung wie in seinem oben angeführten Schreiben an Markus Zimmermann aus dem Jahre 1 j in z w ö l f Punkten enthält (ebd. bes. 506, 1 — 6 ) . Wenn diese A n nahme zutrifft, dann verstärkt sich auch die oben ausgesprochene Vermutung, daß Schwenckfeld in seiner frühen Abendmahlsauffassung credere und edere synonym gebraucht hat. In dieser Schrift umschrieb er nämlich die manducatio spiritualis als metaphorische Rede von einer innigen Glaubensgemeinschaft. „Wie der herr Christus", erklärte er in der Zusammenfassung, „allein geistlich wil wonen in der gleubigen hertzen / im h geist / so w i l er auch mit seinem leib v n d blüt allein geistlich im w o r t . . . die waren Christen speisen durch den rechten glauben. Er zücht das gleubig hertz von allen dem das jm zu wider v n d entgegen ist / v ß disem irdischen wesen v n d wandel / über sich / zu sich / v n d ein sidi / in ein ander wesen / in das geistliche himlische wesen / darin er das selbig erfrewet / speiset / füllet v n d setiget / mit seiner gôtlichen gnaden / v n d mit dem brot des ewigen Lebens" (ebd. j o 6 , 8 — 1 5 ) . Ebd. X I V , 803,27. V g l . II, 1 4 7 — 1 6 4 . Ebd. X I V , 803,27—28. Vgl. II, 1 4 1 — 1 4 6 . Vgl. ebd. II, 1 4 5 - 1 4 6 .

Schwenckfelds Abendmahlslehre bis 1525

51

Schwenckfelds stillschweigend übergingen, scheinen alle seine Freunde geantwortet zu haben25. In ihren Briefen, die verloren gegangen sind, müssen sie keineswegs seiner Meinung gewesen sein, vermochten allerdings auch nicht, seine Bedenken gegen Luthers Abendmahlslehre zu zerstreuen, wie er betont hat26. Schwendkfeld führte sein frühes Abendmahlsverständnis zuerst und vor allem auf göttliche Offenbarung zurück27. Jedoch ist er zweifelsohne audi von den Abendmahlsauffassungen seiner Zeit beeinflußt worden, was er während seiner Unterredung mit Luther auch zugegeben hat28. Erstens ist hier vor allem der Einfluß Zwinglis zu nennen, dessen Schriften ihm bekannt waren, wie sein Brief 29 an P. Speratus vom 23. Juni 1525 und sein Gespräch80 in Wittenberg im Dezember des gleichen Jahres zeigen. Er hat sich wohl von dessen tropischer Deutung des est der Einsetzungsworte und von dessen Identifikation von credere und edere angezogen gefühlt. In seinem Brief an den Reutlinger Pfarrer Matthäus Alber hatte Zwingli ausgeführt: „Sed quomodo liberamur? Per esum corporis eius non quo corpus editur . . . sed quo pro nobis mortuus creditur" 31 . Zu dieser Erkenntnis war er im Frühsommer 1524 durch Cornelius Honius gekommen, der stark von Wessel Gansfort beeinflußt gewesen ist32. Dieser theologisch interessierte holländische Jurist hatte nämlich in seinem Schreiben33 nachzuweisen versucht, daß es legitim sei, das est als significat zu interpretieren, da sich Jesus metaphorisch auch als Tür (Joh 10,7. 9), Weg (Joh 14,6) oder Weinstock (Joh 1 5 , 1 ) bezeichnet habe34. Jedoch wollte er damit das Abendmahl keinesfalls lediglich als menschliches Gedächtnismahl verstanden wissen, weil Christus nach Joh 6 verheißen habe, sich selbst zu geben. Dies geschehe aber durch den Genuß seines Fleisches, was mit Glauben identisch sei. Vergleicht man nun Schwenck25

Ebd. 194,10—Ii. Ebd. XIV, 803,28. 27 Ebd. 802,16—20; 803,24—27. 28 Ebd. II, 242,24 — 243,1. 26

29

30 31 32

33 34

4*

Ebd. 122,14 — 123,2. Obgleich Schwenckfeld hier nicht die Titel der von ihm gelesenen Zwingli-Schriften angeführt hat, dürfte es sich um Ad Matthaeum Alberum de coena dominica epistola (CR 90, (322) 335—354) und um De vera et falsa religione commentarius (ebd. ($90) 628—912) gehandelt haben.

Ebd. 242,24 — 243,1; 251,7—Ii. CR 90, 340,8—12.

Siehe: Wessel Gansfort, De sacramento Eudiaristiae et audienda missa. Kap. VII — IX. In: Wessel Gansfort, Opera, 670—677.

CR 91, (505) J12—519. Ebd. 514,2—4.

52

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

felds und Zwingiis Abendmahlsvorstellungen, dann kann W. Köhlers Vermutung, daß der schlesische Edelmann „allem Anschein nach"35 ursprünglich Zwingiis Abendmahlslehre vertreten habe, als relativ gesichert gelten. Auf jeden Fall hat ihn aber dessen Abendmahlsverständnis mit veranlaßt, sich intensiver mit dem Sakramentsproblem zu beschäftigen39. Zweitens ist Schwenckfeld wahrscheinlich auch von der spiritualistischen Abendmahlsauffassung der Böhmischen Brüder beeinflußt worden. Diese hat er mit Sicherheit gekannt. Als er nämlich Anfang Dezember 1525 nach Wittenberg reiste, hat er eine ihrer Schriften als Gastgeschenk mitgenommen37 und sie Bugenhagen überreicht, der sie „mit grossem dancke annam / vnd batt / ich wolte jhm solcher Büdilin mehr zuschicken"38. Hierbei handelte es sich wahrscheinlich um die lateinische Apologie der Böhmischen Brüder von 1508 mit dem Titel Excusatio fratrum Waldensium, contra binas literas Doctoris Augustini, datas ad Regem". Wie E. Peschke nachgewiesen hat, lehnten diese zur Zeit des Bischofs Lukas aus Prag, des bedeutendsten Repräsentanten der Brüderunität, die Transsubstantiationslehre ab und vertraten ein leicht spiritualistisches Abendmahlsverständnis 40 . Deshalb darf wohl vermutet werden, daß Schwenckfeld deren Grundkonzeption geschätzt und spiritualistische Elemente rezipiert hat. Eine tiefergehende Beeinflussung ist jedoch nicht anzunehmen, denn er hat die eigentümliche Auffassung der Böhmischen Brüder, daß Brot und Wein sakramentlich Leib und Blut Christi figürlich darstellen, nicht übernommen. Vor allem aber hat er nicht wie sie die Interpretation der Einsetzungsworte von Joh 6 her abgelehnt41, sondern sie vielmehr bejaht. Dagegen ist das frühe Abendmahlsverständnis Schwenckfelds wahrscheinlich kaum von Karlstadt beeinflußt gewesen, wie mehrfach behauptet worden ist42. Phänomenologisch lassen sich, wie W. Köhler, Z w i n g l i und Luther, I, 272. C S II, 242,24 — 243,1. 37 Ebd. 272, 2 0 — 2 1 . 38 Ebd. 272,21—22. 39 V g l . ebd. 272, Anm. j . 40 E. Peschke, Die Theologie der Böhmischen Brüder in ihrer Frühzeit, I, 1, 279—304. " Ebd. 280. 42 Ζ. Β. V . E. Löscher, Historia motuum zwischen den Evangelisch-Lutherischen und Reformirten, I, 1 4 7 — 1 4 8 ; S . J . E h r h a r d t , Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, I V , 39. 35

36

Die Abendmahlslehre Krautwalds

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schon Bugenhagen während des Wittenberger Gesprächs bemerkt hat43, zwar gewisse Parallelen zwischen ihren Abendmahlsauffassungen feststellen, aber keine historische Abhängigkeit nachweisen. Allerdings sind Schwenckfeld die Sakramentslehre Karlstadts und möglicherweise auch dessen Abendmahlsschriften nicht unbekannt gewesen44. 2. Die Abendmahlslehre

Krautwalds

Erst etwa Anfang September 1525 besprach Schwenckfeld seine neue Abendmahlsauffassung 1 mit Krautwald. Er wandte sich deswegen an diesen Trilinguisten, weil er selbst nodi nicht die nötigen Sprachkenntnisse besaß, um sein Sakramentsverständnis am Urtext überprüfen zu können2. Sogleich widersprach ihm Krautwald entschieden und ermahnte ihn, die Brüder nicht zu verführen, denn „es stünden da helle klare Wort" 3 . Daraufhin legte ihm Schwenckfeld seine Duodecim quaestiones vor und forderte ihn auf, sich unter Gebet besonders um das Verständnis der Deuteworte in den synoptischen Abendmahlsberichten zu bemühen4. Krautwald sollte ihm also helfen, sein Abendmahlsverständnis, das sich auf Joh 6 stützte, mit den synoptischen Abendmahlstexten in Einklang zu bringen. Fest entschlossen, sich ausschließlich mit den Einsetzungsworten selbst zu beschäftigen und sie allein literal zu verstehen, kam Krautwald unter ständigem Gebet der Bitte Schwenckfelds nach5. Schließlich wurde ihm am Morgen des 17. September 1525 ein neues Abendmahlsverständnis offenbart, das, wie deutlich werden wird, nicht unwesentlich von dem Schwenckfelds abwich. Über dieses Offenbarungserlebnis gibt es aus der Feder Krautwalds einen ausführlichen lateinischen Bericht6, den er auf Ersuchen Schwenckfelds hin vierzehn Tage später abgefaßt hat7. Dieser wurde später relativ frei ins Deutsche übertragen9 und im Jahre 1570 unter dem 43 44

1 2 3 4 5 6 7 8

CS II, 253, 1 - 4 . Ebd. 281,8—9. CS II, 194,8—10; X I V , 803,28—32. Ebd. X I V , 803,28—32. Ebd. 803,33—34. Ebd. 803,34 — 804,3. Vgl. II, 194,10—14. Ebd. II, 194,14 — 196,6. Vgl. X I V , 804,2—3. Ebd. II, (173) 194—209. Ebd. X I V , 804,4—5. Ebd. 804,5—6.

54

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldisdie Mandate

Titel Von der anjencklichen gnadenreichen Offenbarung vom rechten verstände der wort des HERREN Nachtmals' in der ersten Gesamtausgabe der Schwenckfeldschriften gedruckt. Nach diesen autobiographischen Aufzeichnungen hatte sich Krautwald am Samstag, dem 16. September 1525, intensiver als vorher den ganzen Tag über mit der Eucharistie beschäftigt10. Lediglich zur Teilnahme am Sakramentsgottesdienst unterbrach er kurz sein Studium, um es jedoch dann sogleich wieder fortzusetzen". Nun konzentrierte er sich aber nicht mehr ausschließlich auf die neutestamentlichen Abendmahlsberichte, sondern verglich auch die Abendmahlsauffassungen Luthers und Zwingiis 12 . Dabei kamen ihm Zweifel, ob nicht vielleicht sowohl Luther und Zwingli als auch er selbst bisher die Einsetzungsworte falsch verstanden hätten13. „Esset autem alius verborum Christi sensus, genuinus verus et germanus, Ulis, juxta ac tibi, incognitus"14? In seiner Ratlosigkeit griff er zur Briefsammlung Cyprians und las darin dessen Sakramentsauffassung nach15; er erhielt jedoch audi dadurch keine Klarheit". In der Morgendämmerung des 17. September erlebte er plötzlich eine Lehrvision, die ihm ein neues Abendmahlsverständnis vermittelte, auf das unten eingegangen werden wird. Wegen der Bedeutsamkeit dieses Ereignisses sei hier Krautwald ausführlich zitiert: „Et ecce, post paucum temporis intervallum, Intra me, vis quaedam, mire efficax, ac potens consurgit: Quemadmodum si in tenebris, de repente, Lumen effulgeret. Ea me totum absorbuit, ac multa sapientia donatum, in cognitionem Eucharistiae perduxit. Diffudit enim esse, in totum Corpus, praecipue autem in Caput. Atque omnes Scripturas de Eucharistia, veluti in uno oculi ictu, demonstravit. Quin totam etiam rationem, Coenae Dominicae, delaravit. Deinde svavissima voce, multa mecum confabulata est" 17 . Kaum war diese visionäre Audition vorüber, stiegen ihm Zweifel auf, ob er eine wirkliche Stimme gehört habe, oder ob er einem Traum 9 10 11 12 13 14 15

16 17

Ebd. II, (173) 194—209. Ebd. 196,6—9. Ebd. 196,10—Ii. Ebd. 196,11—12. Ebd. 196,12—17. Ebd. 196,17—19. Ebd. 196,23 — 198,2. Leider hat Krautwald nicht erwähnt, in welche Briefe Cyprians er sich vertieft hat. Sehr wahrscheinlich befand sich darunter wohl dessen 63. Brief (CSEL 3,1, 701—717). Ebd. 198,2. Ebd. 198,12—21.

Die Abendmahlslehre Krautwalds

55

oder einer Halluzination zum Opfer gefallen sei18. Noch völlig verunsichert, vernahm er wiederum dieselbe Stimme, die ihn aufforderte, gemäß ι Joh 4,1 die GeistofFenbarung an der Schrift zu überprüfen19. Daraufhin begab er sich in seine Studierstube und vertiefte sich nochmals in die synoptischen Abendmahlsberichte sowie in den paulinischen Abendmahlstext20. „Pareo ego, audioque docentem dulcissime, Reliquerat autem ille mihi non aliud officium, quam ut paginas pervolverem, et lachrimis faciem perrigarem. Duravit hoc magisterium, in aliquantam moram donec prae suavitate doctrinae, et Memoria occalesceret et mens stupida, tantum Magistrum exhorresceret"21. Ungefähr zehn Tage lang verschwieg Krautwald seine Lehrvision und bat lediglich zwei seiner engsten Freunde um Fürbitte22. Er selbst aber verglich weiterhin die Abendmahlsberichte der Synoptiker mit dem paulinischen Abendmahlstext23. Daneben beschäftigte er sich besonders24 auch mit den Schriften der Kirchenväter 25 ; hier fand er vor allem bei Cyprian und Tertullian vieles, was die Richtigkeit seines neuen Abendmahlsverständnisses von der Tradition her zu bestätigen schien26. Dadurch in seiner Überzeugung sicherer gemacht, weihte er schließlich am 27. September 1525 die zwei Pfarrer an der Marienkirche, Fabian Eckel und Hieronymus Wittich, in sein Sakramentsverständnis ein27. Sie beschlossen, acht Tage lang gemeinsam dieses an der Schrift und der Tradition zu überprüfen28. Da diese beiden Liegnitzer Pfarrer besonders mit ihrem Wohlauer Kollegen Bernhard Egetius freundschaftlich ver-

18

Ebd. 198,30 — 200,2.

19

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

20 21 22 23 24

25 26 27 28

200,2—8. 200,8—17. 200,17—2I· 200,30—31.

Ebd. 200,31 — 202,2. Krautwald las daneben audi im Decretum Gratiani (ebd. 202,2). Hier dürfte er sidi besonders mit dessen dritten Teil beschäftigt haben; denn dort finden sidi in D. 2, de consecratione, zahlreiche Kirchenväterzitate, besonders aus Cyprian und Augustin (siehe z . B . : c. 2, 3, 13, 2 6, 44, 45, 46, 47 D. 2 de cons.). Mit Sicherheit hat er besonders in c. 47 D. 2 de cons. eine Bestätigung für sein neugewonnenes Abendmahlsverständnis gesehen. Ebd. 202,2. Ebd. 202,3—5· Ebd. 202,6—7. Ebd. 202,7—9•

56

Abendmahlsstreitigkeiten und antisdiwenckf eidische Mandate

bunden waren, zogen sie diesen ihrerseits ins Vertrauen 59 . Sein Urteil scheint positiv ausgefallen zu sein30. N u n erst unterrichtete Krautwald auch Schwenckfeld schriftlich von seinem neuen Abendmahlsverständnis 31 . D a diese Ausführungen dem schlesischen Edelmann nicht recht verständlich erschienen, bat er seinen Freund darum, seine Abendmahlsauffassung ausführlicher und einfacher darzulegen 82 , was jener auch bereitwillig tat 83 . Dieses Abendmahlsverständnis muß Schwenckfeld sehr beeindruckt und überzeugt haben; jedenfalls madite er es sich so zu eigen, daß er es wenige Monate später, Anfang Dezember 1 5 2 5 , in Wittenberg wie sein eigenes verteidigte. Desgleichen übernahmen es audi alle Liegnitzer Pfarrer, ausgenommen Wenzel Küchler, der es möglicherweise lediglich f ü r eine Spielart des zwinglianischen hielt34. Welches ist nun die Grundstruktur des krautwaldschen Abendmahlsverständnisses gewesen? Um diese Frage umfassender zu beantworten, ist es notwendig, nicht nur seinen autobiographischen Bericht und die erste erhaltene Darstellung seiner Abendmahlslehre heranzuziehen, sondern auch seine übrigen Briefe und Schriften ergänzend zu berücksichtigen, die er bis zum Frühjahr des Jahres 15 26, d. h. bis zur endgültigen Absage an die Lutheraner, verfaßt hat. Krautwald grenzte sich erstens gegen Luthers Lehre von der Realpräsenz ab 35 . Er w a r davon überzeugt, daß der Leib Christi „weder im Brote / noch drunder / noch daneben" 88 zu finden ist. Nichts Irdisches vermag nämlich nach seiner Auffassung „das Himmlische Brot des ewigen lebens / vnd die tägliche speise der

28

Ebd. 202,10—12. Bezeichnenderweise fehlt in der deutschen Übers, dieser Hinweis. Seinen Grund dürfte dies in den späteren Differenzen zwischen Schwenckfeld und B. Egetius haben.

30

V g l . ebd. 2 4 4 , 1 1 — 1 2 .

31

Ebd. 202,12—13. Diese Darstellung ist nicht erhalten. Ebd. 2 0 2 , 1 3 — Ι ί ·

32 33

Ebd. 204,1 —

34

Seb. Sdiubart, Vorrede, 150: „ . . . u n d durch ihn [sc. Krautwald] alß den gelertisten und öffentlichen lector seind die pfarrherrn undt predieger auch in den irthumb gestürtzt, bieß auf den Wentzeslaum Küchler, predieger in S. Peters kirchen".

209,28.

204,8—10.

35

C S II,

36

Ebd. 307,13—14. Vgl. Valentin Krautwald an Bernhard Egetius, 1525 D e zember 10, München SB, CLM 718, fol. 214V: „ N o n est iste usus pañis in coena ut in ilio aut cum ilio, aut per illum tradat discipulis Christus suum corpus".

Die Abendmahlslehre Krautwalds

57

Kinder Gottes"37 zu geben. Er widersprach aber auch Zwingli38, der zu dieser Zeit eine rein symbolische Deutung der Einsetzungsworte vertrat und unter Realpräsenz lediglich eine Vergegenwärtigung Christi in der Gemeinde verstand. Krautwald hielt nämlich dessen signifikatorische Interpretation des est für falsch, da dieses in der Heiligen Schrift „numquam pro significat accipi debere, ñeque posse"39. Vielmehr wollte er unbedingt daran festhalten, daß das „EST perpetuum esse, neque pro significat accipiendum"40. Krautwald ging es aber in seinen frühen Schriften nicht so sehr darum, Luther und Zwingli zu widerlegen, als vielmehr darum, seine eigene Abendmahlslehre ausführlich darzustellen und zu begründen. Hierbei ging er stets von Joh 6 aus41, denn durch die Lehrvision war er zu der Erkenntnis gekommen, daß dieses Logion die Richtschnur für die Ordnung der Einsetzungsworte sei42. Danach ist Christus selbst spiritualis coelestis panis, den der Gläubige natürlich nicht mit den Zähnen genießen kann. „Biß nicht so onwitzig", schrieb er, „daß du dich ferner bereden lassest / du wollest diß lebendige Himmelbrot auß den henden / oder dienst der menschen / oder Elementen entpfangen / durch den mundt nemmen / vnd also hinein in die Seele brengen"43. Dies geschieht vielmehr dadurch, daß sich der Gläubige durch das sursum corda der Meßliturgie zum erhöhten Christus aufschwingt. „Wenn du in Himmel betlen gehest / vnd im Geiste des glaubens kanst Gott deinen Vatter nennen / wilt das Reich Gottes vnd seine Gerechtigkeit zu forderst suchen / Vermagstu in Gottes Gnaden auß deinem hertzen ein partecken Secklein oder Körblein mit warem Glauben gen Himmel in das Hauß Gottes zu seiner Rechten / da Christus ist / vnd sitzet / zu senden / so hastu schon dieses Brots dein Körblein vnd Secklein voll"44. Diesen spiritualis coelestis panis empfängt dann der Gläubige mit den Zähnen des Glaubens45. Krautwald 37 38 39

40 41

42 43 44 45

CS II, 307,15—16. Ebd. 204,8—10. Valentin Krautwald an Bernhard Egetius, 1525 Dezember io, München SB, CLM 718, fol. 2Ι2Γ. CS II, 198,25—26. Z.B. ebd. 204,11—12: VERBA COENAE Dominicae, expendi, et conferri debent, cum illis Verbis CHRISTI. Ioannis. VI. Caro mea vere est cibus". Ebd. 198,24—25. Ebd. 307,26—29. Ebd. 302,4—10. Valentin Krautwald an N . N., s. a. [vor 1526 April 13], München SB, CLM 718, fol. 243V: „Neque alio modo umquam Christum edi posse aut esum fuisse quam interius, id est fidei dentibus".

58

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

wandte sich also gegen die Auffassung, daß die manducatio spirituali« des Himmelsbrotes einfach mit der fides identisch sei, wie es sehr wahrscheinlich anfänglich Schwenckfeld angenommen hat. Durch das sursum corda konkretisiert sich — ähnlich wie später bei Calvin — die fides vielmehr in ganz bestimmter Weise. Die manducatio spiritualis ist nach dem Verständnis Krautwalds allerdings nicht nur während der Eucharistiefeier selbst möglich; vielmehr vermag der Gläubige ständig das Himmelsbrot spirituell zu genießen46. Die Abendmahlsfeier hat Christus nur deshalb eingesetzt, um den Menschen mittels des irdischen Bäckerbrotes unverkennbar das Wesen des Himmelsbrotes einsichtig zu machen. „Wie hette Er aber solchs leichter vnd lieblicher / auch verstendtlicher thun mögen? Denn daß er Brott gegen Brot / Tranck gegen Tranck / Essen gegen Essen / Trincken gegen Trincken / in einer lebendigen / frischen Action / that / werde hette furgestellet oder furgebildet / vnd also eins auß dem andern verstehn / des Himrnlichen vnd Geistlichen art / wirckunge / vnd vermögen / auß dem leiblichen Brot / Wein / essen / trincken / zumercken"47. Die Elemente Brot und Wein sind also wie alles Kreatiirliche „abgemelde vnd furgestelle / furbilder" 48 des Leibes und Blutes des erhöhten Christus. Obwohl also die Elemente auch nach der Konsekration nichts anderes als Brot und Wein sind, ist ihnen nach seiner Auffassung eine besondere Qualität eigen. Diese folgt aus ihrer Funktion, Vergegenwärtigungsmittel des Himmelsbrotes zu sein. „Augustiora tarnen et ipsa fiunt et suo quodam modo sanetiora, dum in tantum ministerium assumuntur, non ex esse, sed ob ministerium dominicum, cui deputantur. Hinc, panis coenae dominicae augustior est quam vulgaris, quia iam dominicis adhibetur sacris, Domino serait. Domini est pecualiaritur, dominicam coenam instruit, memoriam Domini refricat" 49 . Worin sah aber Krautwald die Frucht der manducatio spiritualis? Diese besteht nach Joh 6 vor « Z . B . C S II, 47

313,33-314,10.

Ebd. 304,22—27. Vgl. Valentin Krautwald an Bernhard Egetius, i j 2 j Dezember 10, München SB, CLM 718, fol. 214V: „Christus in cena apparata e pane coenae naturam corporis sui monstrat et representat, vero pane verum panem, vera manducatione veram manducationem, vera nutritione et vivificatione veram nutritionem et vitalem exhibens, vera veris comparai et proponit". Ebd. fol. 2 i j r : „Discunt tarnen e comesto pane farinario naturam Corporis Christi, id est, panis coelestis". 303,25—26.

48

C S II,

49

Krautwald, Institutiuncula de signis seu symbolis sacris sacramentis, s. a. [vermutlich i j 2 j ] , München SB, CLM 718, fol. 6or—ν.

Die Abendmahlslehre Krautwalds

59

allem in der Verleihung der Unsterblichkeit. „Das Himmlische Geistliche Brot speiset / stercket / ernehret / erhelt vnser hungerige Seele / also daß sie ewig nicht sterben / noch verderben möge / daß wir auch / auß vermögen dieser speise / am Jüngsten tage werden auffstehen / vnd zum ewigen leben behalten werden"60. Der coelestis panis ist also eine Arznei, durch die der Mensch schon während seines Lebens an der Gottheit partizipiert 51 . Diese Deifikationsvorstellung rückte bei ihm und bei seinen Gesinnungsgenossen später immer mehr ins Zentrum ihrer Theologie, besonders nach der Ausbildung ihrer Christologie. Zum anderen bewirkt der spirituelle Genuß des Himmelsbrotes Vergebung der Sünden52. Jedoch hat Krautwald bezeichnenderweise in seiner Abendmahlslehre darauf nur gelegentlich und beiläufig hingewiesen. Krautwald hat sich intensiv damit beschäftigt, für sein neugewonnenes Abendmahlsverständnis einen Schrift-, Vernunfts- und Traditionsbeweis zu erbringen. Mit Hilfe einer grammatikalischen und philologischen Exegese versuchte er erstens aufzuzeigen, daß sein von Joh 6 her bestimmtes Abendmahlsverständnis mit den neutestamentlichen Abendmahlstexten vereinbar sei. Nach seiner grammatikalisch richtigen Erkenntnis kann das toöto in den Deuteworten nicht Subjekt, sondern nur Prädikatsnomen sein, weil sonst nach der griechischen Syntax der Artikel bei σώμα fehlen müßte53. Deshalb seien die Deuteworte folgendermaßen umzustellen: τό σώμά μού εστίν τοΟτο54. Zu dem gleichen Ergebnis kommt man nach Krautwald, wenn man die Deuteworte zum Brot ins Hebräische zurückübersetzt: ϊΊΪΚΊΪΐΠί55. Nach hebräischer Satzlehre muß in einem Nominalsatz die Wortstellung Subjekt, Prädikat immer dann verlassen werden, wenn auf dem Prädikat ein besonderer Nachdruck liegt5". Schließlich könne sich τοΟτο bzw. hoc auch deswegen nicht auf άρτος bzw. panis beziehen, weil es neutrum und

50 51 52 53

54

55

56

C S II, 306,31—34. Ebd. 3 1 2 , 1 2 — 2 1 . Ebd. 3 1 3 , 7 — 1 4 . Dies ist grammatisch richtig, denn im Griechischen fehlt in der Regel der Artikel bei einem Prädikatsnomen. Vgl. Bl-Debr 1 7 1 , § 273. CS II, 204,16—17: „Hoc est Corpus meum, quod pro vobis datur. Ita construe. Corpus meum quod pro vobis datur, est Hoc, Panis scilicet". Ebd. 206,2. Vgl. dagegen: Das Neue Testament ins Hebräische übersetzt von F.Delitzsch. London 1880: ,D!Û ΠΤ (Lk 22,19). C S II, 206, ι—8. Vgl. W. Gesenius, Hebräische Grammatik. Völlig umgearbeitet v. E. Kautzsch. 28. Aufl. Leipzig 1909, 472, § 1 4 1 , 1 .

60

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwendcfeldisdie Mandate

nicht masculinum ist". Deshalb wollte er die Einsetzungsworte folgendermaßen konstruiert wissen: „Christus accipit panem, frangit, datque benedictum discipulis dicens: accipite, & comedite, hoc, id est, haec res, est corpus meum, quod pro vobis datur" 58 . Die auf dem Abendmahlstisch vorhandenen Elemente Brot und Wein sollen also nur auf das himmlische Brot und auf den himmlischen Trank hinweisen 5 '. Daneben begründete er dieses Verständnis der Einsetzungsworte auch philologisch mit der Behauptung, daß hier wie des öfteren im Neuen und Alten Testament nicht ein metonymischer, sondern ein metaphorischer Sprachgebrauch vorliege, da hier keine reale Partizipation des proprie-Bereichs am tropischen Bereich bestehe. Allerdings verwandte Krautwald nicht den Terminus Metapher, sondern den Begriff Gleichnis. Dieser Argumentation bediente er sich vor allem dann, wenn er seine Abendmahlslehre allgemeinverständlich darstellen wollte, so beispielsweise in seinem Sendschreiben60 an Schwenckfeld aus dem Jahre 1526. E r meinte nämlich, auch Christus habe diese Stilform in den Abendmahlsworten benutzt, um seinen Jüngern leicht faßlich zu erklären, „was sein Leib w i r / so er fur sie gegeben vnd gebrochen / darzu was sein thewres Blut ware / wenn es vergossen wurd f u r sie"" 1 . Zweitens bemühte sich Krautwald nachzuweisen, daß auch die Kirchenväter die Deuteworte wie er konstruiert und von Joh 6 her interpretiert hätten. Hierbei berief er sich vor allem auf Tertullian, nach welchem das Brot den Leib Christi vergegenwärtige, wie er in seiner gegen Marcion gerichteten Schrift Hoc est corpus meum dicendo, id est, figura corporis mei ausgeführt habe62. Jedoch habe Tertullian, bemerkte er in einem späteren Brief mit Recht, keinen reinen Symbolismus vertreten, sondern vielmehr von dem Brot als 57

Z . B . : Valentin K r a u t w a l d an A d a m Adamus, 1 5 2 6 J u n i 1 7 , München S B , C L M 7 1 8 , fol. 2 2 4 t — 2 2 j r . Bes. fol. 2 1 5 η „Satis sit H o c , non posse ex gramatica resolvi in masculinum aut demonstrare masculinum, quia eum sexum abnegavit et neutrum est". Eine ähnliche Argumentation findet sich bei Karlstadt. V g l . G . Krodel, Die Abendmahlslehre des Erasmus von R o t terdam, 2 0 2 .

58

C S II, 4 2 4 , 2 2 — 2 4 . Ebd. 208, 4 — 6 .

se 60 61 62

E b d . (297) 3 0 1 — 3 2 3 . Ebd. 3 0 3 , 3 1 — 3 2 . C S II, 208, 1 7 — 1 9 : „ I t a legit Tertullianus, contra Martionem: Christum Corpus suum, Pane representasse, inquiens: Ecce a Corpus Incipit, non a Pane, Ista Tertullianj verba, Hieronymus in Matheum, repecijt [ D r f . repetiit]". V g l . C S E L 4 7 , 3 0 8 , 2 2 . Z u m Begriff repraesentare bei Tertullian siehe: C . L. Leimbach, Beiträge zur Abendmahlslehre Tertullians, 6 — 3 2 .

Die Abendmahlslehre K r a u t w a l d s

61

dem Abbild des Leibes Christi auf die wirkliche Existenz des Leibes Christi als ,Himmelsbrot' geschlossen. „Figura autem non fuisset, nisi veritatis esset Corpus. Caeterum vacua res, quod est phantasma figuram capere non potest" 63 . Außer auf Tertullian verwies Krautwald mit Vorliebe auch auf Cyprian. Dieser Bischof von Karthago habe nämlich in einem Schreiben die gleiche Konstruktion der Deuteworte vom Brot wie er vorgetragen 84 und audi darauf hingewiesen, daß sich hoc als neutrum nicht auf sanguis bzw. calix beziehen könne95. Deshalb haben dann seiner Meinung nach die Kirchenväter Hilarius von Poitiers' 6 , Ambrosius 67 und Johannes Chrysostomus 68 die synoptischen Abendmahlsberichte von Joh 6 her verstanden. Drittens begründete Krautwald sein Abendmahlsverständnis philosophisch mit dem Gegensatz von Kreatur und Geist. Wegen dieses metaphysischen Dualismus ist es nach seiner Auffassung unmöglich anzunehmen, daß der Leib und das Blut des erhöhten Christus in einer res visibilis, d. h. in Brot und Wein, gegenwärtig sind. Das Geistige kann sich nie mit etwas Kreatiirlichem verbinden oder vermischen. Deshalb empfängt der Gläubige den Leib und das Blut des erhöhten und glorifizierten Christus stets unvermittelt. Auffallend ist jedoch, daß sich diese philosophische Beweisführung in Krautwalds frühen Schriften nur gelegentlich und beiläufig findet 69 . In seinen späteren Werken spielt sie dann eine bedeutendere Rolle. Erst im Laufe der Zeit hat sich nämlich, wie deutlich werden wird, sein dualistisches Denken immer stärker ausgeprägt. Krautwald selbst führte sein Abendmahlsverständnis auf Offenbarung zurück, wie er nachdrücklich betont hat70. Davon waren 63

Valentin K r a u t w a l d an N . N . , s . a . [ v o r 1 5 2 6 A p r i l 1 3 ] , München S B , C L M 7 1 8 , fol. 2 j 7 r . V g l . C S E L 4 7 , 560, 1 — 2 . Z u m Gebrauch von figura bei Tertullian siehe : C . L . Leimbach, Beiträge zur Abendmahlslehre Tertullians,

64

C S II, 2 0 8 , 1 — 1 1 . V g l . C S E L

85

E b d . 208, 1 2 — 1 6 . E b d . 208,20.

61—90.

ββ 67 98

3,2,7j4,6.

E b d . 208,20. Ebd. 2 0 8 , 2 0 — 2 1 .

69

Z . B . C S I I , 3 0 7 , 1 3 — 1 6 : „Suche es nicht auff Erden / nodi in etwas irrdisdiem / weder im Brote / noch drunder / noch daneben / weder im Buche noch lesen / weder im fursagen des Dieners oder eusserlichem worte / Denn dere keins hat noch gibt das Himmlische Brot des ewigen lebens / v n d die tägliche speise der Kinder Gottes".

70

Z . B . ebd. 1 9 8 , 1 1 —

200,21.

62

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

audi seine A n h ä n g e r und Freunde, v o r allem Schwenckfeld, überzeugt, der 1 5 2 6 schrieb, daß G o t t ihnen ihr A b e n d m a h l s v e r s t ä n d nis „ p e r dilectum in Christo, fratrem nostrum C r a t o a l d u m " 7 1 gegeben habe. In diesem Z u s a m m e n h a n g sei angemerkt, daß m a n sich in der Liegnitzer Bruderschaft bei neuen Erkenntnissen wiederholt auf göttliche Eingebungen berufen hat. N a c h Seb. Schubart geschah dies v o r allem, nachdem Sebastian Eisenmann 7 2 , der 1 5 1 8 in E r furt 7 3 , Wittenberg sowie wahrscheinlich auch an anderen U n i v e r s i täten 74 studiert und i r g e n d w o eine P f a r r e i erhalten hatte 7 5 , e t w a um 1 5 2 7 nach Liegnitz gekommen und K r a u t w a l d s Famulus 7 8 geworden w a r 7 7 . Dessen Visionen scheinen die Liegnitzer

Bruder-

schaft sehr beeindruckt zu haben. Jedenfalls k a m man unter seiner Leitung

in

der

Pfarrschule

der

Marienkirche

zusammen,

um

fastend und betend auf göttliche Eingebungen zu w a r t e n , die dann

71 72 7S

74

75

76

Ebd. 360,1. Über Seb. Eisenmann siehe: CS XV, 20J—207. J. C. H . Weissenborn, Acten der Erfurter Universität, II, 306,4: „Sebastianus Isenman de Frickenhusen". Seb. Eisenmann, Von der Sdiul des heiligen Geists, 1557, SchLP, Ms. Sb. X X V , fol. 271· : „Summa idi hörette Pommeranum / Lutherum / Jonam / Mennium predigen / Melanthonem lesen vnd andere sdirifft weisen mehr in vielen Collegis vnd Stetten in germania / sie kondten aber meine seel vnd gewissen nicht befrieden nodi quitieren". Zitiert nach CS XV, 205. Siehe: Valentin Krautwald an Margarete Engelmann, 1537, gedr. in: G o t t f r . Arnold, Supplementa, 139: „ . . . n e b e n mir / ist bey mir . . . ein Geselle / ist zuvor ein P f a r r = H e r r und Prediger / aber in grosser Jugend geweset". Siehe: ebd.: „ . . . dieser Mann ist es alles bey mir / Kodi / Keller / H a u ß halter / Sdiaffner und Knecht / Kehrer und Ausseier nun ins neunte oder zehende Jahr / der hat sich was gebessert / zur Kunst / Sprachen / und Verstandt / der Sdirifft". Seb. Eisenmann, Von der Schul des heiligen Geists, 1557, SchLP, Ms. Sb. X X V , fol. 28v: „ . . . b i s sidi gott der Vater aller erbarmung über midi erbarmette vnd offenbarette mir seinen söhn Jesum Christum an der sdiulle des heiligen geistes Anno 1527". Zitiert nach CS XV, 20 j—206. A. Reisner, Vita Valentini Crautuualdi, München SB, CLM 718, fol. S 4 9 „Sodalem ceu famulum habuit fidelem Sebastianum Eisenman, qui fuit promus, condus, cocus, cum quo solus habitavit annis plus quam viginti". Seb. Sdiubart, Vorrede, 151: „Wie nun dieße getreumpte Offenbarung angegangen ist undt zur Liegnietz darnadi gepredigt wirdt, do sdiicket es sich, wie es sein sohl, wie man spricht, dann, daß die glocken speise vollendt zusammen komme, und die glocke fertieg würde. Siehe, da kömbt ein geist auß Deutzsdilanden, mit nahmen Sebastianus N . (der hernach lange zeit Krautwaldes famulus wahr, bieß an Krautwaldes ende, welcher sambt dem Sdiwendcfeldt die pfeile, so Krautwaldt geschnitzt, außgesdioßen hat) gen der Liegnitz geflogen, der bringet seinen köpf voll Offenbarungen". r :

77

Die Abendmahlslehre Krautwalds

63

der dortige Kantor Gregor Tag oft zu Papier gebracht hat78. Diese Inspirationen ereigneten sich aber nicht nur in ihrem engen Kreis, sondern auch in der Öffentlichkeit. So berichtete beispielsweise Seb. Schubart folgendes: Es hatte sich „eine erbare jungfrau (die noch lebet) audi in dieße schmiere (solle geistliche schule gesagt haben) eingeleget, dießer kwam so ein schneller starcker geist, daß sie an einem sontage, dieweil Fabian Eckel einer vollen kirchen volcks dieße neue lehre predigt, auffprellet in der banck, undt über laut rufet, man sohl mir den cantor [sc. G. Tag] trewen" 79 . D a sich anscheinend solche Auditionen öfters wiederholt haben80, kursierten darüber bald inner- und außerhalb Schlesiens verschiedene Gerüchte. Zu ihrer Verbreitung hat Konrad Cordatus, der seit Herbst 1526 an der Liegnitzer Universität wirkte, mit beigetragen. A m 28. November 1528 schrieb nämlich Luther an ihn: „Mira scribis de tuo Lignitio, ut eodem loco simul tam potens sit spiritus et caro, cum illi nihil nisi spiritum iactent, et hi non nisi carnem vivant" 81 . Obgleich auch von Schwenckfeld zwei Auditionen, die sich anläßlich seines Wegganges aus Schlesien und bei seinem Sterben ereignet haben, überliefert sind82, hat er damals wohl kaum mit dem Kreis um Seb. Eisenmann direkt in Verbindung gestanden. Jedenfalls wird davon weder etwas in Seb. Schubarts Geschichte des Schwenckfeldertums noch in den Liegnitzer Chroniken berichtet. Angesichts dieser Ereignisse im frühen Sdiwenckfeldertum drängt sich die Frage auf, ob nicht vielleicht zwischen ihnen und den visionären-ekstatischen Phänomenen im Hussitismus geistesgeschichtliche Zusammenhänge bestehen. Auffallend ist nämlich, daß auch bei anderen religiösen Gruppen, die in ehemals von Hussiten beeinflußten Gebieten lebten, ähnliche Phänomene begegnen. Erinnert sei nur an den Kreis der Zwickauer Propheten83. 78

Ebd. 1 5 1 : „ . . . d a wird ein zulauf, und werden raths, daß sie ein privat gebeth anfahen, auf der schulen bei unßer lieben frauen kirchen, und die, so offenbahrung des geistes wolten bekommen, nehmen ein fasten und besonderen gebeth an, gerathen in dieße thorheit, daß sie die treume, so ihnen auf ihr gebet undt fasten vorkommen, für geistliche offenbahrung halten, dehren obgedachter cantor [sc. G . T a g ] viel aufschrieb".



Ebd. 152.

80

Ebd.

81

W A B 4, 138,1 - 139,3, N r . 1055. C S X V I I , 1014, 1 6 — 1 9 . P. Wappler hat in seiner trefflichen Studie (Thomas Müntzer in Zwickau und die Zwickauer Propheten) gezeigt, welche bedeutende Rolle Geistoffenbarungen bei Nikolaus Storch (ebd. 46—47), bei Markus Thomae (ebd. 58—60) und bei Thomas Dredisel (ebd. 7 8 — 8 1 ) gespielt haben.

82 83

i$i—IJ2.

64

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

Krautwalds Zurückführung seines Abendmahlsverständnisses auf göttliche Offenbarung kann einer historischen Betrachtungsweise jedoch nicht genügen. Vielmehr muß nach den theologie- und geistesgeschichtlichen Einflüssen gefragt werden, die ihn zu seiner Abendmahlsauffassung geführt haben. Wie schon erwähnt, läßt sich an Hand der Quellen nachweisen, daß Krautwald sein Sakramentsverständnis erstens in Auseinandersetzung mit Zwingli84 und Oekolampad 85 gewonnen hat. Deren Schriften, die in Schlesien bald bekannt und nachgedruckt worden sind8®, hat er teilweise in seiner Bibliothek selbst besessen87 und eifrig studiert, wie zahlreiche Randnotizen zeigen. Durch sie ist er bei aller Kritik zumindest in seiner Ansicht bestärkt worden, daß Joh 6 die sedes doctrinae des Abendmahls sei und daß der äußere Sakramentsempfang nicht das Heil zu geben vermöge. Zweitens kann es wohl als gesichert gelten, daß Krautwald von Erasmus Anregungen erhalten hat. Von ihm hat er ebenfalls zahlreiche Werke besessen88, die er, wie die Marginalien verraten, gründlich durchgearbeitet hat. So zitierte er beispielsweise in seinem zweiten Sendbrief an Schwenckfeld aus den Paraphrasen des Erasmus zu MtEv und JohEv, um seine Behauptung vom metaphorischen Sprachgebrauch der Heiligen Schrift zu stützen89. Auffallend ist es jedoch, daß er sich später nur noch sel84 85 86 87

88

89

CS II, 196,10—12; 204,8—10; 208,25— 1 6· Ebd. 208,25—26. Siehe: J. E. Sdieibel, Geschichte der Stadtbuchdruckerey, 12. Die Bibliothek Krautwalds enthält folgende Zwingli Schriften mit dem Besitzvermerk V. C.: Ußlegen vnd gründ der schlußreden oder Artickle (1523) (CR 89,1—457); Von gütlicher un menschlicher grechtigheit (1523) (ebd. 458—525); Der Hirt (1524) (ebd. 90,1—68); Antwurt eins Schwytzerpurens (1524) (ebd. 86—91); Ain Epistel Huldrych Zwingiis ...an den Ersamen landsradt von gantzen gemeind . . . der Graff schafft Doggenburg (1J24) (ebd. 9j,206—212, Nr. 342); De vera et falsa religione (1525) (ebd. 90,590—912). Von Oekolampad besaß Krautwald dessen Schrift In epistolam Joannis apostoli catholicam primam Joannis Oecolampadii demegorise, hoc est: homiliae unna et XX (1524). Die Bibliothek Krautwalds enthält außer der 1515 bei Matthias Schürer in Straßburg nachgedruckten Lucubratiunculae folgende einzelne Werke von Erasmus: De bello Turcis inserendo Consultano (1517) (Le Clerc 5,345—368); Paraphrasis in Epistolam Pauli ad Romanos (1518) (ebd. 7,773—848); Apologia ad Jac. Fabrum Stapulensem (1518) (ebd. 9,67—80); Paraphrasis in duos Epístolas Pauli ad Corinthios (1519) (ebd. 7,859—942); Antibarbarorum (1520) (ebd. 10,1691—1744). Vgl. Κ. Glombiowski, Uber die Verbreitung der Schriften des Erasmus von Rotterdam in Schlesien, 125—152, bes. 136. CS II, 323,17—22. Vgl. Le Clerc 7, 565 D.

Bemühungen der Schwenckfelder um die Lutheraner

65

ten auf den Roterodamus berufen hat. Vielleicht hatte er erkannt, daß dessen Abendmahlsauffassung nie rein symbolisch, sondern immer zugleich realistisdi gewesen ist90. Drittens haben sicherlich auch die griechischen und lateinischen Kirchenväter Krautwalds Sakramentsauffassung mitbestimmt, wenngleich sie ihm in erster Linie dazu dienten, diese von der Tradition her zu legitimieren. Schon vor dem Jahre 1525 muß er diese gründlich gelesen haben, denn bereits bei seiner ersten intensiven Beschäftigung mit dem Abendmahl wußte er mit geschickter Hand bei Cyprian, Tertullian, Hilarius von Poitiers und Chrysostomus die einschlägigen Stellen zu finden91. Als er später zu beweisen versuchte, daß er mit seinem Abendmahlsverständnis innerhalb der altkirchlichen Tradition stehe, hat er sein Studium der Kirchenväter intensiviert. Dabei befaßte er sich vor allem mit denjenigen, die scheinbar eine symbolische Abendmahlsauffassung vertreten haben. So schrieb er beispielsweise am 10. Dezember 1525 an Bernhard Egetius: „Lege queso Hilarii octauum et decimum de Trinitate libros diligenter. Et invenies multam lucem in nostris tenebris"92. 3. Die Bemühungen der Schwenckfelder, die Lutheraner für ihre Abendmahlsauffassung zu gewinnen Schwenckfeld und Krautwald sowie ihre Freunde waren also davon überzeugt, daß Luthers bisheriges Abendmahlsverständnis falsch gewesen sei. Deshalb fühlten sie sich verpflichtet, ihre neugewonnene Abendmahlsauffassung bekanntzumachen. Dadurch hofften sie, daß Luther und seine Anhänger ihre Anschauung vom Sakrament aufgeben und dafür die von ihnen entdeckte übernehmen würden. a) Die Liegnitzer Bruderschaft und die Wittenberger Bezeichnenderweise wandten sich die Schwenckfelder wiederum zunächst nach Wittenberg selbst, obgleich man dort ihre Duodecim quaestiones nicht beantwortet hatte1. Sie beschlossen aber, ihre Abendmahlslehre diesmal nicht schriftlich, sondern mündlich vorzutragen. Deshalb ritt Schwenckfeld Ende November 1525 persön,0 91 M

1

5

Vgl. G. Krodel, Die Abendmahlslehre des Erasmus v. Rotterdam. CS II, 208, 1—24. Valentin Krautwald an Bernhard Egetius, 1525 Dezember 10, München SB, CLM 718, fol. 2i9r. CS II, 241,3—4; XIV, 803,26—27. W e i g e 1 t , AzKG 43

66

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

lieh nach Wittenberg2. Der äußere Anlaß dieser Reise waren Regierungsgeschäfte8. Sehr wahrscheinlich sollte er mit Luther über das Vorhaben Friedrichs II., in Liegnitz eine Universität zu gründen, verhandeln4. In seinem Gepäck hatte Schwenckfeld einen Sammelband mit fünf Abendmahlsschriften5, die die Liegnitzer Bruderschaft während der Monate September und Oktober abgefaßt hatte. Es handelte sich hierbei um das lateinische Schreiben" Krautwalds an Schwenckfeld vom Oktober 1525, um einen Abendmahlstraktat7 Krautwalds, um einen verlorengegangenen lateinischen Brief 8 desselben an Justus Jonas, um eine Kopie von Schwenckfelds Duodecim quaestiones9 und um ein Notizblatt von Bernhard Egetius10. Ob Schwenckfeld außer dem Konvolut noch andere Schriften bei sich hatte, läßt sich nicht mehr ausmachen11. Uber die Gespräche, die Schwenckfeld vom 1. bis 4. Dezember mit Luther, Bugenhagen und Justus Jonas geführt hat, existiert ein ausführlicher Beri dit 12 , den der schlesische Edelmann 1540 auf Bitten Friedrichs von Waiden abgefaßt hat. Dabei hat er auf Tagebuchaufzeichnungen zurückgegriffen, wie er selbst angegeben hat 13 . Dagegen hat sich Luther nur zweimal in Tischgesprächen" beiläufig über seine Begegnung mit Schwenckfeld geäußert. Schwenckfeld begann seine Abendmahlsgespräche in Wittenberg am 2. Dezember mit Luther 15 . Dieser ließ sich jedoch zunächst in keine größere theologische Diskussion ein", sondern vertiefte sich fast ausschließlich in die Ausführungen von Krautwald und in das Gutachten von Bernhard Egetius17; vermutlich hat er nämlich in 2 3 4 5 8 7 8

9 10 11

12 13 14 15 19 17

Ebd. X I V , 804,7—8. Ebd. II, 240,21 — 241,2; 2 4 1 , 1 1 — 1 4 . Vgl. ebd. 240, Anm. 3. Ebd. 243,2. Ebd. (173) 194—209. Ebd. (383) 391—408. Möglicherweise handelt es sich hierbei um den zweiten Teil seiner 1526 publizierten Schrift Collatio et consensus verborum coenae dominicele (ebd. (383) 389—408); dieser Abschnitt findet sich auf Seite 403—408. Ebd. 275,20—zi. Ebd. 244,11. Daß Schwenckfeld noch weitere Sdiriften dabei hatte, ist jedoch nicht unwahrscheinlich. Vgl. bes. ebd. 244,10 und C S X I V , 804,7. C S II, (23$) 240—282. Ebd. 240,16—20. W A T 3, 125, 8—15, Nr. 2971b; vgl. 24—30, Nr. 2971b; 5,300,2—6, Nr. 5659. C S II, 2 4 1 , 1 9 — 245,24. Ebd. 2 4 5 , 1 7 — 1 8 . Ebd. 2 4 4 , 9 — I 2 ·

Bemühungen der Schwenckfelder um die Lutheraner

67

dem Stiftsherrn zum Hl. Grab den eigentlichen Inaugurator des neuen Sakramentsverständnisses gesehen. Soweit Luther später mit Schwenckfeld das Abendmahlsproblem erörterte, geschah es sehr freundschaftlich. Dies ist sicherlich auf das oben erwähnte Schreiben Krautwalds an Justus Jonas zurückzuführen, das dieser Luther zum Lesen gegeben hatte18. Darin hatte sich nämlich Krautwald darüber beklagt, daß Luther störrisch und eigensinnig sei19, worüber er tief betroffen war20. Anstelle Luthers hat hauptsächlich Bugenhagen, der kurz zuvor in seinem Sendbrieff widder den newen yrrthumb bey dem Sacrament des leybes und blutts unsers Herrn Jhesu Christi ohne Namensnennung gegen die Liegnitzer polemisiert hatte, mit Schwenckfeld über das Abendmahlsproblem verhandelt. Deshalb hat der schlesische Edelmann hauptsächlich diesem seine Abendmahlsauffassung dargelegt21. Dabei erklärte Schwenckfeld, daß die Liegnitzer Bruderschaft sowohl Luthers Vorstellung von der leiblichen Realpräsenz Christi im Abendmahl als audi die symbolische Deutung Zwingiis und Karlstadts ablehne22. Entschieden verteidigte er dagegen Krautwalds grammatikalische Konstruktion der Deuteworte23. Während Schwenckfeld aber nahezu ausschließlich am Wesen des Sakraments interessiert war, betonte Bugenhagen dessen Gabe. Dieser behauptete nämlich, das Entscheidende seien nicht die Deuteworte, sondern die beigefügte Verheißung der Sündenvergebung. „Neque tarnen respicimus in hoc quod dicit: Hoc est corpus meum, quam in hanc promissionem additam Pro vobis" 24 . Mit Recht hat schon W. Köhler darauf hingewiesen, daß das Abendmahlsverständnis, das Bugenhagen hier vorgetragen hat, im wesentlichen mit dem übereinstimmt, das Luther in seinen Schriften Vom Mißbrauch der Messe und Wider die himmlischen Propheten vertreten hat25. Schließlich überreichte der Pommer dem Schlesier auf einem Blatt26 ein kurzes, wenige Zeilen umfassendes Abendmahlsbekenntnis, das er jedoch nicht erst bei dieser Gelegenheit, sondern bereits nach den Verhandlungen mit Gregor Casel abgefaßt und am 4. November 1525 nach 18 19 20 21 22 23 24 25 26

5*

Ebd. 274,3. Ebd. 2 7 3 , 1 1 — 2 7 4 , 2 . Ebd. 2 7 6 , 5 — 1 6 . Ebd. 245,25 — 2 4 7 , 3 ; 248.14 — 264,8; 264,24 — 273,5. Ebd. 263,18—20. Ebd. 2 4 4 , 1 3 — 1 6 . Ebd. 267,22—23. W. Köhler, Zwingli und Luther, I, 199—200. C S III, 2 6 4 , 1 1 — 2 5 .

68

Abendmahlsstreitigkeiten und antisdiwenckfeldisdie Mandate

Straßburg an Nikolaus Gerbel gesandt hatte". Diese Confessio kann zwar nicht als erstes evangelisches Abendmahlsbekenntnis, aber auch nicht lediglich als private Lehrmeinung Bugenhagens angesehen werden, weil dieser Episkopus der Wittenberger Stadtkirche gewesen ist und mit der Gesprächsführung beauftragt worden war. Nach der Ubergabe dieses Bekenntnisses haben Sdawenckfeld und Bugenhagen noch einmal über das Abendmahl diskutiert28, ohne sich jedoch näherzukommen. Zwisdien den Verhandlungen mit Luther und Bugenhagen hatte Schwenckfeld audi eine Unterredung mit Justus Jonas. Dieser hat sich zwar „gar freundtlich vnd frey" 29 mit ihm unterhalten, ging aber anscheinend nicht ausführlich auf theologische Probleme ein. Auch hat er sehr wahrscheinlich den Verdacht gehegt, daß die Liegnitzer Bruderschaft ihre eigentliche Sakramentslehre nicht offen dargelegt habe. Er erklärte nämlich, „man muste in sachen des Glaubens nicht handien / wie in Geldtsachen / sonder auffrichtig / vnd so viel einem im hertzen wäre / anzeigen"30. Allerdings versicherte Justus Jonas, er würde hundert Gulden geben, wenn das Abendmahlsproblem gelöst werden könnte31. Schwenckfeld, der während seines kurzen Aufenthaltes das kirchliche Leben in Wittenberg aufmerksam beobachten konnte32, hat mit Luther außerdem Fragen der Gemeindestruktur und des Bannes erörtert. Dringend forderte er dessen Wiedereinführung, damit man „die rechte Christen von den falschen sondern mochte"33, weil sonst keine restitutio christianismi zu erwarten sei. Luther räumte zwar ein, daß es ihn bedrücke, „daß sich niemands besserte", betonte aber, daß er von der „zukünftigen Kirchen" noch „nichts bey sich erfahren" hätte34. Allerdings plane er, für diejenigen, die wirkliche Christen sein wollten, ein Kirchenregister anzulegen, auf 27

O . V o g t (Hg.), D r . Johannes Bugenhagens Briefwechsel, 5 8 — 5 9 , N r . 1 7 . C S II, 2 6 4 , 2 7 — 2 7 2 , 2 2 . 2 » Ebd. 273,7.

28

30 31 32

Ebd. 2 7 3 , 8 — 9 . Ebd. 2 7 4 , 1 4 — 1 5 . A m 2. Dezember hat Schwenckfeld an einem Vespergottesdienst teilgenommen, in dem Bugenhagen über J o h 3 gepredigt hat (ebd. 2 4 8 , 6 — 1 3 ) . Dieser hat ihn dann am 3. Dezember zur Auszahlung von Geldern aus dem G e meinen Kasten mitgenommen (ebd. 2 5 3 , 1 7 — 1 9 ) . A m selben T a g hat er audi an der T a u f e des zweiten Sohnes von Justus Jonas, Justus, teilgenommen ebd. 2 6 3 , 2 0 — 2 1 ) . A m 4. Dezember hat eine Trauung stattgefunden, die Schwenckfeld möglicherweise ebenfalls besudit hat (ebd. 2 7 5 , 2 3 — 2 4 ) .

33

Ebd. 280,15.

34

Ebd. 2 8 0 , 2 1 — 2 3 .

Bemühungen der Sdvwenckfelder um die Lutheraner

69

ihren Lebenswandel zu achten und für sie im Kloster eigene Gottesdienste zu halten; den übrigen sollte ein Kaplan in der Pfarrkirche predigen". Schwenckfeld gab sich jedoch damit nicht zufrieden und insistierte nochmals auf Wiedereinführung des Bannes" sowie auf Verwirklichung der Heiligkeitsgemeinde, wobei er auf das Summarium Acta 4, 32—34 verwies37. „ J a lieber Caspar", entgegnete jedoch Luther, „es sind die rechten Christen noch nicht alzü gemein / ich wolte jhr gerne zween bey einan sehen / ich weis midi noch nicht einen"'8. Für Luther waren nämlich die wahren Christen immer eine congregatio sanctorum, die unter dem corpus simulatum ecclesiae verborgen ist. Ihre Sammlung zielte für ihn stets nur auf ihre Sendung, d. h. auf die Verkündigung des Evangeliums in Wort und Sakrament38. Dagegen versuchte Schwenckfeld, wie G. Maron überzeugend nachgewiesen hat40, anfänglich durch Absonderung der Unheiligen und später durch Selbstabsonderung der Gläubigen, die Gemeinde der Heiligen zu verwirklichen. Allerdings ist diese Diskussion über die Gemeindestruktur nicht ohne Einfluß auf Luther gewesen. In seiner Vorrede zur Deutschen Messe, an der dieser zu jener Zeit arbeitete, und die dann zwischen Ende 1525 und Anfang 1526 im Druck erschien, hat er nämlich die Anregung Sdiwenckfelds aufgegriffen, alle diejenigen besonders zusammenzufassen, die „mit ernst Christen wollen seyn" 41 . Jedoch fügte er sogleich hinzu, daß dies gegenwärtig nodi nicht möglich sei, weil er „nodi nicht leute und personen dazu"42 habe. Die Abendmahlsgespräche zwischen Schwenckfeld und den Wittenbergern sind jedoch keineswegs umsonst gewesen, wie man zunächst vermuten könnte. Luther hatte nämlich dadurdi offensicht-

35

Ebd. 280,23—26.

»· E b d . 2 8 1 , 1 . 37 Ebd. 2 8 1 , 3 — 4 . 38 38

Ebd. 281,4—6. H . Hermelink hat in einer Untersuchung ( Z u Luthers Gedanken über Idealgemeinden, 2 6 7 — 3 2 2 ) nachgewiesen, daß Luther diesen Gedanken in allen seinen Schriften durchgehalten hat. V g l . dagegen W . Köhler, Kirchengeschidite v o m Beginn der Reformation, j o 8 — 5 0 9 .

40

G . Maron, Individualismus und Gemeinschaft bei C a s p a r von Schwenckfeld, bes. 1 1 0 — 1 1 6 .

41

W A 19, 7 $ , 5 . V g l . H . Hermelink, Z u Luthers Gedanken über Idealgemeinden, 3 1 4 . Siehe audi: T h . Kolde, Luther's Gedanke von der ecclesiola in ecclesia, $ $ 2 — j j j .

42

WA

19,75,20.

70

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeidische Mandate

lidi erkannt, daß er sich künftig intensiver mit dem Wesen des Sakraments beschäftigen müßte, wie aus seinem Sermon von dem Sacrament des leibs und bluts Christi wider die Schwarmgeister43 zu ersehen ist. Sdiwenckfeld hatte seinerseits eingesehen, daß es ein aussichtsloses Unterfangen wäre, versuchen zu wollen, die Wittenberger für sein Abendmahlsverständnis zu gewinnen, falls er und seine Anhänger nicht überzeugend darlegen könnten, daß die Deuteworte nur von Joh 6 her zu interpretieren seien. Um diesen Nachweis hatte Luther den schlesischen Edelmann audi ausdrücklich gebeten und zugesichert: „Si probaueritis has duas propositiones aequipollere: Hoc est corpus meum, Et, Caro mea vere est cibus, so ists außgericht"44. Die Liegnitzer Bruderschaft begann deshalb sofort, nachdem Schwenckfeld in die Heimat zurückgekehrt war, neue Schriften abzufassen, um, wie Bugenhagen gefordert hatte, „noch weitern grund vnd bewehrung"45 für ihr Sakramentsverständnis zu liefern. In diesen Arbeiten46, von denen nur die aus der Feder Krautwalds erhalten sind47, bemühte sich dieser zu zeigen, daß die Einsetzungsworte von Joh 6 her verstanden werden müssen. Christus sei der „panis coelestis", der „frangitur in ligno" und durch den „non solum mortui vivificantur, sed eodem etiam cibo in vitam aeternam nutriuntur"48. Durch das Bäckerbrot und durch den Wein im Abendmahl will Christus nur veranschaulichen, welche Funktion sein Leib habe49. Die Hostie ist also lediglich Bild50 oder Typos51. „Quod est panis cibarius ventri hoc est corpus meum mundo et vobis pro quibus datur"52. Dieses Himmelsbrot Christus könne aber, wie die frühen Kirchenväter richtig erkannt 43 44 45 46 47 48 49 50

51

52

Siehe: ebd. bes. 482,25 — 483,19. CS II, 279,23—24. Ebd. 272,4. Vgl. ebd. 289—294. Siehe: ebd. 292. Ebd. 3 9 1 , 1 4 — 1 5 . Ebd. 3 9 3 , 4 — I i . Krautwald, De imagine et veritate sive umbra et corpore de duplici pane et potu in coena dominica, s. a. [1526], München SB, CLM 718, fol. 1 2 7 η „Enim vero veritatem corporis sui Christus vero pane representavit. Cum post panis fracti esum ita inquit: Hoc est corpus meum, quod pro vobis datur. Atque panis imago est non veritatis". Ebd. fol. 127V. „Et panis fractus representare potest velut Corpus Christi datum pro nobis et instar panis fractum in cruce et in cibum animarum esurientium distributum, esse vero corpus Christi non potest". Ebd. fol. 1 3 i r .

B e m ü h u n g e n der S c h w e n c k f e l d e r um die L u t h e r a n e r

71

hätten, im Abendmahl nur spirituell genossen werden53. Zu Beginn des Jahres 1526 sandte man dann diese Abendmahlstraktate nach Wittenberg in der Hoffnung, Luther nun von ihrem Sakramentsverständnis überzeugen zu können. Jedoch bevor diese Schriften dort eintrafen, hatte sich Luther bereits an Hand der Manuskripte, die Schwenckfeld zur Prüfung zurückgelassen hatte54, sein Urteil gebildet. Es war negativ ausgefallen, wie aus seinen Schreiben an Michael Stiefel55, an die Christen zu Reutlingen56, an Johann Agricola 57 und an Georg Spalatin58 hervorgeht. Mitte Februar 1526 soll Luther dann schließlich die sich noch in seinen Händen befindlichen Texte zurückgeschickt und die Liegnitzer in „einem scharffen hitzigen schreiben"59 definitiv aufgefordert haben, ihre Abendmahlsauffassung zu revidieren. „Wir solten", so habe Luther geschrieben, „auffhoren die Leut zuuerfuren / deren Blut / so wir verfurten / solte über vnsere kôpffe sein / vnd beschloß mit diesen worten: Kurtzumb entzweder jhr / oder wir müssen des Teuffels leibeigen sein / weil wir vns beederseits Gottes worts rhumen"60. D a aber inzwischen die neuerarbeiteten Schriften in Wittenberg eingetroffen waren, sahen sich Luther und Bugenhagen genötigt, nochmals zu antworten. Zunächst schrieb Bugenhagen am 13. April 1526 an Krautwald und Schwenckfeld61. Freundlich, aber entschieden erklärte er mehrfach, daß sein Gewissen in den Worten Christi gefangen sei und er deshalb ihre Auffassung nicht teilen könne. Jedoch ermahnte er sie: „Si vobis Christus aliud revelavit, pergite intrepidi, triumphabit spiritus dei, ego nihil ero"62. Einen Tag später richtete Luther an Schwenckfeld ein deutsches63 und an Krautwald ein lateinisches Schreiben64. Darin stellte er fest, daß beide in ihren Schriften lediglieli ihre frühere Behauptung wiederholt, aber 55

E b d . f o l . i 4 3 r : „ N o n d u b i t a v e r u n t patres prisci C h r i s t u m et aspirare et adesse c o n g r e g a t i o n i seu ecclesiae ad f r a n g e n d u m in sui m e m o r i a m p a n e m collectae, sed in spiritu et spiritualiter spiritualibus cibare fideles mentes suo c o r p o r e et s a n g u i n e " .

54

C S I I , 279, 1 5 - 1 9 . W A B 3, 6 5 3 , 5 — 9 , N r . 653.

55 5«

W A 19, 1 2 3 , 1 — 5 . " W A B 4,33, 1 0 — I i , N r . 982. 58

E b d . 4 2 , 3 9 — 4 3 , N r . 989.

59

C S X I V , 804,17. Ebd. 804,17—20.

60 61

O . V o g t ( H g . ) , D r . Johannes B u g e n h a g e n s B r i e f w e c h s e l , 6 1 — 6 z, N r . 19.

62

E b d . 62, N r . 19. W A B 4, 5 2 — 5 3 , N r . 995.

83 14

E b d . 53, N r . 996.

72

Abendmahlsstreitigkeiten u n d antischwenckfeldisdie M a n d a t e

nicht den Nachweis erbracht hätten, daß die Deuteworte in den Abendmahlsberichten von Joh 6 her interpretiert werden müßten65. Deshalb könne er ihrem Sakramentsverständnis nicht zustimmen"®. Während er aber den schlesischen Edelmann herzlich darum bat: „wollet von dem öffentlichen Jrrtum lassen und Euch nicht mengen in die Zahl derer, die itzt die Welt so jämmerlich verführen"", stellte er den Stiftsherrn vor die Alternative: „Vale et redi ad sanum sensum, aut desine nos fratres appellare, aut ulla Christi appellatone communicari"*8. Mit Recht vermutete Luther wohl in Krautwald den eigentlichen Urheber der neuen Abendmahlslehre". Melanchthon und Justus Jonas antworteten dagegen der Liegnitzer Bruderschaft überhaupt nicht, weil sie dem Urteil Luthers und Bugenhagens offensichtlich nichts hinzuzufügen hatten und wohl auch nichts hinzufügen wollten. Jedoch warnten sie in einem Brief 70 den Breslauer Pfarrer A. Moibanus vor den Liegnitzern, und am 24. Juni 1526 schrieb Justus Jonas an Bucer: „Legi etiam aliquot chartas Crautualdi et Schwengefeldi, video bonas cogitationes et plausibiles, quarum multae et aliis rem expendentibus in mentem venire possint, sed nihil certi video, cui, relicta simplicitate verborum, tuto possis inhaerere" 71 . b) Die Sdiwenckfelder und die schlesischen sowie preußischen Lutheraner Von Anbeginn an bemühten sich Schwenckfeld und Krautwald darum, nicht nur die Wittenberger, sondern auch deren Anhänger in Schlesien für ihr Sakramentsverständnis zu gewinnen. Deshalb haben sie in dieser Zeit mehr als zwei Dutzend, leider nur noch teilweise erhaltene Sendbriefe an die Breslauer Geistlichen Joh.

65

Ebd. 5 2 , 5 — 1 0 , N r . 995; 5 3 , 6 — 1 2 , N r . 996.

ee

Ebd. 5 2 , 1 0 — I i , N r . 995; 5 3 , 1 2 u. 16, N r . 996.

67

Ebd. 5 2 , 1 2 — 1 3 , N r . 995.

68

Ebd. 5 3 , 1 8 — 1 9 , N r . 996.

** Vgl. ebd. 5 3 , 1 2 — 1 6 , N r . 996: „Rogo ¡taque adhuc te, si ullus est locus voti mei, abstineas ab ista opinione, quae plus satis perdit animarum, ne te quoque reum facias et pestem augeas in ecclesia; sin autem tuo iudicio traditus es, ut noceas, noce, quantum Christus patitur". 70

71

C R ι, 8 0 9 — 8 i o , N r . 396. D a s dort und in Suppl. Mei. 6, 1, 332, N r . 493 angegebene Briefdatum ( A n f a n g September) dürfte vermutlich etwas zu spät angesetzt sein. D e r terminus post ist Moibanus' H e i r a t am 30. April 1526'. G. K a w e r a u (Hg.), Der Briefwechsel des Justus Jonas, I, 100, N r . 98.

Bemühungen der Schwenckfelder um die Lutheraner

73

H e ß " und A . Moibanus78, an den Prediger der Augustiner-Eremiten Adam Adamus 74 und an den Pfarrer der Marienkirche Matthias Funds76 in Haynau sowie an den Notar und Kanzler an der bischöflichen Kanzlei in Breslau, Michael Wittiger 7 ', gerichtet. Aber auch weniger bekannte Prediger, wie beispielsweise den Bunzlauer P f a r rer Jakob Süßenbadi 77 , scheinen sie in ihren Empfängerkreis einbezogen zu haben78. In diesen Schreiben betonten sie erneut, daß sich ihr Sakramentsverständnis nicht nur von dem Luthers, sondern auch von dem Zwingiis grundlegend unterscheide, ihre Interpretation der neutestamentlichen Abendmahlstexte von Joh 6 her die einzig legitime und ihre Konstruktion der Deuteworte grammatisch allein richtig sei; außerdem ständen sie mit ihrer Auffassung innerhalb der Tradition der Kirchenväter. Zunächst antworteten die schlesischen Lutheraner nicht, weil sie offensichtlich die Entscheidung der Wittenberger abwarten wollten. Aber auch als diese vorlag, wichen A . Moibanus und Joh. Heß einer offenen Stellungnahme aus, obgleich sie von Luther 7 " und Melanchthon80 zum Widerstand ermahnt worden waren. Begründet war ihr Schweigen wohl vor allem in ihrer langjährigen Freundschaft mit Schwenckfeld und Krautwald. Als die Liegnitzer Bruderschaft jedoch seit Frühjahr 1526 den sogenannten Stillstand, d.h. die Einstellung der Abendmahlsfeiern, propagierte, distanzierten sie sich von ihnen. Die Bemühungen um die preußischen Lutheraner waren dagegen das alleinige Werk Schwenckfelds. Dieser war, wie bereits erwähnt, "Bezüglich Schwenckfelds Korrespondenz mit Joh. Heß siehe: C S II, 295 bis 296. Von Krautwald sind zwei Briefe an ebendenselben erhalten: s.a. [wahrscheinlich von 1 J 2 6 April 8] u. 1526, München SB, C L M 7 1 8 , fol. 2 7 i r bis 280V u. fol. 28ir—288r. n Schwenckfelds Korrespondenz mit A . Moibanus ist verlorengegangen; vgl. C S II, 3 6 1 — 3 6 2 . Von Krautwald an ebendenselben ist ein Schreiben vom 24. Juni 1526 erhalten: München SB, C L M 7 1 8 , fol. 38or—39or. 74 Krautwald an Adam Adamus, 1 5 2 6 Juni 1 7 u.August 1 5 , München SB, C L M 7 1 8 , fol. 2 2 2 r — 2 2 J V u. fol. 234r—241V, (gedr. in: C S II, 430—438). 75 Krautwald an Matthias Funde, s. a. [etwa 1526 April/Juni], Mündien SB, C L M 7 1 8 , fol. 226Γ—233V, (gedr. in: C S II, 422—429). 76 Die Korrespondenz Schwenckfelds mit Michael Wittiger ist nicht mehr greifbar; siehe: C S II, 2 9 5 , 3 3 4 — 3 3 5 . Krautwald an denselben, 1526 April 8, Mai 20, Mai 27, Juni 3, Juni 10, Mündien SB, C L M 7 1 8 , fol. 299t—307^ 3o8r—313V, 3 1 4 Γ — 3 1 8 V , 318V—320V, 32ir—349V. 77 Über J . Süßenbadi siehe: G. Kliesch, Der Einfluß der Universität Frankfurt (Oder) auf die sdilesisdie Bildungsgeschichte, 188 (Lit.). 78 Siehe: E. Wernicke, Chronik der Stadt Bunzlau, 1 7 2 . 7

» WAB 4, 60—61, Nr. 1001.

80

C R ι, 809—810, N r . 396.

74

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldisdie Mandate

seit langem mit Herzog Albrecht von Preußen sowie mit dem Bischof von Pomesanien, Erhard vom Queiss, freundschaftlich verbunden und korrespondierte mit dem Hofprediger P. Speratus in Königsberg. Diesen hat er mehrfach von ihrer Abendmahlsauffassung unterrichtet und um seine Meinung gebeten81. Ähnlich wie die Anhänger Luthers in Schlesien fällten aber zunächst weder er noch die anderen maßgeblichen preußischen Theologen, nämlich Johannes Briesmann und Johann Poliander, die sicherlich von dem Königsberger Hofprediger informiert worden waren82, eine Entscheidung. Sehr wahrscheinlich geschah dies vor allem aus Rücksicht auf die Freundschaft ihres Landesherrn mit Schwenckfeld. Erst nachdem man in Liegnitz die Feier des Sakraments eingestellt hatte, fühlten audi sie sich, wohl von Wittenberg dazu ermahnt, zum offenen Bekenntnis herausgefordert. c) Die Einstellung der Abendmahlsfeiern in Liegnitz Nachdem die Verhandlungen mit den Wittenbergern endgültig gescheitert waren, empfahl die Liegnitzer Bruderschaft im Einvernehmen mit ihrem Landesherrn, künftig eine Zeitlang auf die Feier des Abendmahles zu verziditen, da dessen gegenwärtiges Verständnis mit zum Ausbleiben der renovatio Christianismi beigetragen habe8®. Sie meinten nämlich beobachtet zu haben, daß die Kommunikanten durch den bloßen Genuß von Brot und Wein „Euangelische menschen vnd gutte Christen werden wollen" 84 . Ihr Lebenswandel zeige aber keinerlei ethische Besserung, die jedoch nach Gal 5,6 das entscheidende Kriterium sei85. Das Abendmahl sei in den von der Reformation ergriffenen Gebieten zu einem neuen Ablaß geworden, der die sittliche Laxheit sanktioniert86. Dieser Mißbrauch könnte ihrer Überzeugung nach nur dann vermieden werden, wenn man lediglich diejenigen zum Abendmahl zuläßt, die einen christlichen Lebenswandel führen und ein rechtes Sakramentsverständnis haben87. Dieses zu erreichen, sei nun die vordringlichste Aufgabe88, die aber nur mittels eines Katechumenats 81

82 83 84 85 86 87 88

CS II, (16 j) 169—171; (363) 367—374. Vgl. P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 517. CS II, 273,15—16. Ebd. 330,7—13. Ebd. 330,1 j—16. Ebd. 330,17—22. Ebd. 330,22—25. Ebd. 331,1—3. Ebd. 331,4—10.

Bemühungen der Schwenckfelder um die Lutheraner

75

gelöst werden könne89. Deshalb bemühten sich Krautwald und Schwenckfeld gerade in dieser Zeit darum, die dafür notwendige katechetische Literatur zu schaffen. Der sogenannte Stillstand war also keineswegs, wie E. Hirsch annahm, zur „Probe auf die innerliche Reife und Lebendigkeit eines Christen" 90 gedacht. Wie vorauszusehen war, wurden die Schwenckfelder schon sehr bald inner- und außerhalb Schlesiens verdächtigt, daß sie das Abendmahl verachten und verwerfen oder zumindest anders als „denn noch dem rechten einfeltigenn vorstände vnnd maynung vnnsers erlosers vnd selig machers deutten vnd außlegen" würden 91 . So beklagte sich beispielsweise Markgraf Georg von Brandenburg am 1 3 . März 1 5 2 6 bei seinem Schwager Friedrich II. darüber, daß er in Liegnitz Sakramentsverächter dulde92. Dieser erklärte daraufhin in einem persönlichen Schreiben93 vom 27. März 1526, er habe in seinen Territorien solche niemals gewähren lassen, und außerdem gebe es nicht nur in Liegnitz unterschiedliche Abendmahlsauffassungen. Ferner sei die von Schwenckfeld vertretene Abendmahlsauffassung „den Gelehrten, als Doctor Martino, dem Melanchthon und andern von Wittenberg, auch Doctor Hessen und Doctor Moiban als Seelsorgern zu Breslau" 94 zur Begutachtung zugesandt worden. Aber auch die Liegnitzer Bruderschaft konnte diese Anschuldigungen nicht hinnehmen, zumal sie sich häuften 95 . Sie verfaßte deshalb eine Apologie 98 , in der sie die Einstellung der Abendmahlsfeiern begründete, um so den Verdacht der Ketzerei zu entkräften. Diese Verteidigungsschrift, die am 2 1 . April 1526 außer von Krautwald und Schwenckfeld auch von den Liegnitzer Geistlichen unterzeichnet worden war, sandten sie unter anderem an Herzog Albrecht von Preußen 97 , an die lutherischen Geistlichen von Bres89

Ebd. 3 3 1 , 1 0 — 1 3 .

90

E. Hirsch, Schwenckfeld und Luther, 51.

91

C S II, 3 2 9 , 9 — I i .

92

Siehe: J. Soffner, S Alesische Fürstenbriefe aus der Reformationszeit, 401. Gedr. in: J. Soffner, Sdilesische Fürstenbriefe aus der Reformationszeit, 401—402. Ebd. 402.

93

94 95 96

97

98

C S II, 329,5. Ebd. (32J) 3 2 9 — 3 3 3 .

Paul Speratus, Johannes Briesmann und Johann Poliander an Albredit von Preußen, s.a. [1526 November 13], als Regest gedr. in: P. Tschackert, Urkundenbudi, II, 522a. Breslauer Prediger an Valentin Krautwald u.a., 1526 November 29, gedr. in: A. F. H. Sdineider, Verlauf der Reformation in Liegnitz, 34—35, Beilage II.

76

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

lau*8, an die Wittenberger08 und an Adam Adamus100. Audi ließen sie diese Apologie an einigen Orten, wie beispielsweise in Breslau und Neiße, öffentlich anschlagen101 und ein Jahr später, im April ι $27, dann nochmals auf dem Fürstentag zu Grottkau publizieren102. Nachdem sich ein Abendmahlskonsensus mit den Wittenbergern als unmöglich erwiesen hatte, war es für die Liegnitzer Bruderschaft von entscheidender Bedeutung, wie die preußischen und die schlesischen Lutheraner diese Verteidigungsschrift aufnehmen würden. Als erste antworteten die Königsberger Theologen. Herzog Albrecht hatte die Apologie P. Speratus, Joh. Briesmann und Joh. Poliander übergeben und sie um ein Gutachten gebeten. In ihrem Votum, das aus Zeitgründen sehr kurz ausgefallen war, lehnten sie das Abendmahlsverständnis der Liegnitzer Bruderschaft ab10®. Zusammen mit einem freundlich gehaltenen Begleitschreiben104 von P. Speratus ging es dann am 13.November 1526 den „Servis Jesu Christi Val. Crautwald et Caspar Schwenckfeld, apud Lignitios Christianos praedicantibus fratribus suis ad ra[tionem] felficem]" 105 zu. Wenige Tage später, am 29. November 1526, schrieben audi die Breslauer Theologen100. Ohne auf Einzelheiten der krautwald-schwenckfeldischen Sakramentslehre einzugehen, erklärten sie, daß diese sich sehr von dem einfachen Verständnis der Einsetzungsworte entferne und ihnen unverständlich sei. Audi gestanden sie unumwunden, daß ihnen die Berufung auf die Geistoffenbarung verdächtig sei, um dann polemisch fortzufahren: „Dominus faciat et largiatur Nobis omnibus suam gratiam, ut vestra sublimitas non fastidiat nostram in verbis Coenae simplicitatem. Nos, ut decet fratres Christi, libentissime quoque gratulabimur vobis eam, si ex deo est,

M 100

1M 10! 10>

104

105 108

Siehe: CR ι, 809—810, Nr. 396. Siehe: Valentin Krautwald an Adam Adamus, 1516 Juni 17, München SB, CLM 718, fol. HIT. CS II, 644,17—21. Ebd. Paul Speratus, Johannes Briesmann und Johann Poliander an Albrecht von Preußen, s.a. [1526 November 13], als Regest gedr. in: P. Tsdiackert, Urkundenbudi, II, 522a. Siehe audi: C. J. Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 83—87. Paul Speratus an Caspar Schwendcfeld und Valentin Krautwald, 1526 N o vember 13, als Regest gedr. in: Vgl. P. Tsdiackert, Urkundenbudi, II, 522a. Siehe auch: C. J. Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 87. Adresse des Begleitschreibens von P. Speratus. Siehe: Anm. 104. Gedr. in: A. F. H. Schneider, Verlauf der Reformation in Liegnitz, 34—35, Beilage II.

Annäherung der Schwenckfelder an Oberdeutsche u. Schweizer

77

sublimitatem" 107 . Dieses Schreiben war für lange Zeit die letzte öffentliche Auseinandersetzung der schlesischen Lutheraner mit Schwenckfeld und seinen Anhängern. Von nun an befolgten sie nämlich den Rat, den Melanchthon am 14. August 1526 seinem einstigen Schüler A . Moibanus gegeben hatte: „Sed tu multo rectius feceris, si et cum iis nihil rixeris, et publice docendo, quantum possis, vites hanc controversiam, quae prorsus nihil aedificat" 108 . Mit diesen abschlägigen Stellungnahmen der preußischen und schlesischen Lutheraner war eine wichtige Entscheidung gefallen. Schwenckfeld und seine Anhänger mußten nämlich erkennen, daß sie sowohl von den Wittenbergern als auch von den Königsbergern und Breslauern nicht mehr als Glied der lutherischen Reformation betrachtet wurden. Dadurch befanden sie sich plötzlich nicht nur in einer theologischen, sondern auch in einer kirchlichen Isolation, die angesichts der politischen Entwicklung in Schlesien zu ihrer Unterdrückung führen mußte, wenn es ihnen nicht gelang, andere Bundesgenossen zu finden. 4. Die Annäherung der Scbwenckfelder an die Oberdeutschen und Schweizer Nachdem es also im Laufe des Jahres 1526 zum endgültigen Bruch zwischen den Wittenbergern und der Liegnitzer Bruderschaft gekommen war, näherte sich diese langsam aber zielstrebig den Oberdeutschen und Schweizern. a) Anfänge und Entwicklung der Freundschaft Schwenckfeld und seine Anhänger bemühten sich vor allem aus zwei Gründen um eine Verbindung mit den Schweizern und Oberdeutschen1. Erstens hatten sie immer mehr erkannt, daß sie ihnen wegen ihres Spiritualismus theologisch näher standen als den Wittenbergern. Sie waren, wie deutlich werden wird, mit den Schweizern und Oberdeutschen darin einig, daß es keine leibliche Realpräsenz Christi in Brot und Wein gebe, und daß eine solche Annahme Abgötterei sei. Um einen Ausgleich mit deren Abendmahlsauffassung zu erzielen, mußten sie nur die manducatio spiritualis stärker im Sinne von fides interpretieren und die bei ihnen 107 108

Ebd. 3 j, Beilage II. CR ι, 812, Nr. 400.

' H i e r z u und zu dem Folgenden siehe besonders: W.Köhler, Zwingli und Luther, I, 273—274; W. Knörrlidi, Kaspar von Schwenckfeld, 137—140.

78

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeidische Mandate

ebenfalls vorhandene Vorstellung vom Wiedergedächtnismahl mehr betonen. Zweitens sahen sie sich durch die veränderte politische Situation in Schlesien zu einer Kontaktaufnahme mit den Oberdeutschen und Schweizern veranlaßt. Nachdem Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen, durch Suleiman II., den Prächtigen, bei Mohács geschlagen worden war und den Tod (29. August 1526) gefunden hatte, war Erzherzog Ferdinand I. von Österreich, der seit Mai 1521 mit Anna von Ungarn, der Schwester Ludwigs II., verheiratet war, am 23. Oktober 1526 zum König von Böhmen gewählt worden2. Wie zu erwarten, erkannten ihn auch die schlesischen Fürsten und Stände am j . Dezember auf dem Fürstentag zu Leobschütz als ihren Oberlehnsherren an3. Obgleich die Bestätigung der bisherigen Rechte und Privilegien, zu denen das ius reformandi gehörte, zur ersten Bedingung für seine Huldigung gemacht worden war 4 , mußten die schlesischen Anhänger der Reformation damit rechnen, daß dieser jüngere Bruder Karls V. nicht wie der schwache Ludwig II. das Land sich mehr oder weniger selbst überlassen, sondern eine Rekatholisierung anstreben würde. Diese durchzuführen war um so eher möglich, als Schlesien nicht reichsunmittelbar war und deshalb seine Belange nicht selbst auf Reichstagen vertreten konnte. Auch waren große Gebiete Schlesiens, nämlich die bedeutenden Fürstentümer Breslau, Schweidnitz, Jauer und Groß-Glogau, nach dem Aussterben ihrer Herrscherhäuser an die Krone Böhmens zurückgefallen und wurden von königlichen Hauptleuten verwaltet 5 . Die Anfänge der Freundschaft zwischen den Oberdeutschen und der Liegnitzer Bruderschaft reichen bis Frühjahr 1526 zurück, als der Schlesier Matthias Wickler® die Schweiz bereiste. Dieser besuchte zunächst in Basel Oekolampad7, dem er von der Tyrannei Luthers und von dem Verkaufsverbot der Zwingli-Schriften in 2

Siehe: F. B. v. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, II,

3

Über die auf dem Fürstentag gefaßten Beschlüsse siehe u . a . : J. Schidcfuß, Neue vermehrete schlesische Chronica, III, 171 und G. Thebesius, Liegnitzische Jahrbücher, III, 28. Ebd. Siehe: F. B. v. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, II,

407—425.

4 5

407—425. 6

7

Schreibweise des Namens nach CR 96, 100,12, Nr. 607. Dagegen wird er in CR 95, 567,3, Nr. 470 Winkler geschrieben. Da es sich aber hierbei um eine Kopie handelt, ist die Schreibweise des Autographs (CR 96) vorzuziehen. CR 95, 559, Nr. 466.

Annäherung der Schwenckfelder an Oberdeutsche u. Schweizer

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seiner Heimat berichtete8. Sodann begab er sich nach Zürich zu Zwingli9, dem er von dein Fortgang der Reformation im Herzogtum Liegnitz und von dem neuen Abendmahlsverständnis der Liegnitzer Bruderschaft erzählte. Dabei verhehlte er ihm aber nicht, daß man an dem rein symbolischen Sakramentsverständnis der Schweizer Anstoß nehme10 und der Auffassung sei, „hanc vocem .significat' indignam esse Zwinglio, nedum tante rei sacramento"11. Dieser war über die Erfolge der Reformation in den Territorien Friedrichs II. erfreut; vor allem war er beglückt darüber, daß man dort die törichte Auffassung von einer Realpräsenz aufgegeben habe12. In einem Schreiben13, das er dem in die Heimat zurückkehrenden Matthias Wickler an Krautwald, Schwenckfeld und die Brüder in Schlesien mitgab, versuchte er dann sogleich, deren Bedenken gegen sein symbolisches Abendmahlsverständnis zu zerstreuen. Beschwichtigend erklärte er, daß sie dieses an sich triviale Verständnis des niederländischen Erasmianers C. Honius nur deswegen übernommen hätten, weil es ihnen für alle am verständlichsten (expositissimus) erscheine14. Sowohl die Formulierung ,Dieses Brot repräsentiert meinen Leib' als auch die Aussage, .Dieses Brot ist die Feier meines Leibes* bzw. ,Das Brot ist das Symbol des Leibes' seien nämlich nicht so klar und eindeutig wie der Terminus significat15. Aber letztlich sei dies alles nicht entscheidend, wenn man nur nicht an der leiblichen Realpräsenz Christi im Abendmahl festhalte 1 '. Um zu unterstreichen, daß es audi ihm vor allem um deren Ablehnung gehe, sandte er der Liegnitzer Bruderschaft seinen an Theobald Billicanus und Urbanus Rhegius gerichteten Abendmahlstraktat 17 mit18. Jedoch fügte er, veranlaßt durch einen Hinweis Capitos19, einige Ergänzungen20 hinzu, um der schwenckfeld-krautwaldschen Exegese entgegen zu kommen. Er stimmte ihnen näm8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

5 5 9 , 1 0 — 1 4 , N r . 466. 567,3—5, N r . 470. 568,17—20, N r . 470. 568,19—20, N r . 470. 568,1—3, N r . 470. 567—570, N r . 470. 568,21 — 569,1, N r . 470. 569,1—7, N r . 470. 569,7—9, N r . 470. 9 1 , (880) 893—941, Nr. 77. 95, 5 6 9 , 9 — I i , N r . 470. 558,9—11, N r . 465. 569,9—30, N r . 470.

80

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

lieh darin zu, daß gerade die Verheißungsworte, die Luther damals besonders hervorgehoben hat, gegen eine Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl sprächen. Durch diesen Besuch Matth. Wicklers und durch das Antwortschreiben Zwingiis ist also zwischen den Schweizern und den Liegnitzern ein loses Freundschaftsband geknüpft worden, das dann in den nächsten Monaten immer fester werden sollte. Schwenckfeld und seine Anhänger betonten nun auch ihrerseits mehr und mehr, daß sie mit den Schweizern in einer gemeinsamen Front gegen Luthers Lehre von der Realpräsenz stünden. „Also geschücht es auff den heutigen tag inn dem zweispalt vom Sacrament / daß eine Part die wort Christi / vom essen seines Leibs vnd trincken seines Bluts / geistlich verstehen wil: Nemlich / wie der Leib vnd Blut Christi durch kein ander mittel möge genossen werden / denn imm lebendigen Worte / durch den lebendigen glauben / Die andere Part versteht die wort Christi fleischlich / inn deme / so sie wil das Brot mit eingeschlossen haben / vermisdiet die himlische speise mit der jrrdischen / vnd vermeinet / daß der Leib Christi durchs Brot / oder imm Brot furgetragen werde" 21 . Eine gute Möglichkeit, die freundschaftlichen Beziehungen zu den Schweizern und Oberdeutschen zu vertiefen, eröffnete sich, als Friedrich II. seit I J 2 J den Plan verfolgte, in Liegnitz eine Landesuniversität zu gründen22, an die nach V. L. v. Seckendorf23 angeblich vierundzwanzig Dozenten berufen werden sollten. Die große Schwierigkeit bestand aber darin, geeignete Lehrkräfte für diese erste evangelische Universität zu gewinnen. Zunächst stand dem Herzog von Liegnitz außer Krautwald nur der Rektor der Goldberger gelehrten Schule, Valentin Trotzendorf, zur Verfügung. Deshalb wandte er sich Ende August 1526 an Melanchthon mit der Bitte, ihm einige Gelehrte zu nennen24. Dieser dachte an den Hebraisten Bernhard Ziegler und Konrad Cordatus, einen Freund Willibald Pirckheimers, der mehrere Briefe und Sendschreiben 21 22

23

24

CS II, 447,23—30. Hierzu und zu dem Folgenden siehe: G. Koffmane, Eine schlesische Universität in der Reformationszeit, 34—38; G. Eberlein, Die erste evangelische Universität, 281—282, 289—290, 297—298; H. Reitzig, Erste evang. Universität Deutschlands, 6; K. Goldmann, Verzeichnis der Hochschulen, 230 (Lit.). V. L. v. Seckendorf, Commentarius, III. Ad Indicem I. Historicum. Scholia sive Supplementa. Nr. 28* (unpag.). V. L. v. Seckendorf stützt sich auf ein Schreiben, das der Superintendent Simon Grunäus 1617 an Abraham Scultetus gerichtet hat. Siehe: CR 1, 811, Nr. 398; 812—813, Nr. 400; 814, Nr. 402.

A n n ä h e r u n g der Schwenckfelder an Oberdeutsche u. Schweizer

81

Luthers ins Lateinische übersetzt und 1525 unter dem Titel Epistolarum Farrago25 herausgegeben hatte. Besonders empfahl er aber den vielseitig gebildeten Humanisten Antonius Niger aus Breslau, der damals wahrscheinlich als Lehrer in seiner Vaterstadt wirkte28· D a ß er selbst erwogen habe, nach Liegnitz zu gehen, wies er nachdrücklich als völlig unbegründetes Gerücht zurück27. Von den Vorgeschlagenen konnten schließlich B. Ziegler aus Leipzig und K . Cordatus aus Wittenberg gewonnen werden. Der Vorlesungsbetrieb an der Liegnitzer Universität, die vermutlich in dem seit IJ24 leerstehenden Franziskanerkloster oder in dem gleichfalls aufgehobenen Kartäuserkloster untergebracht war, ist dann im Herbst i 2 0 — 2 3 : .»Daas ist auch der Leib v n d das Fleisch vnsers H E R R N J E S V Christi imm Worte / w i e denn diese Speise von allen Gleubigen allein auß der kraffi des Allmechtigen Worts imm Nachtmal v n d sonst w i r d empfangen v n d genossen". V g l . ebd. 4 8 3 , 8 — 1 0 ; 4 9 1 , 9 — 4 9 2 , 1 0 ; 529,3—10; 551,27—34. 67

70

W . K ö h l e r , Z w i n g l i und Luther, I, 4 5 8 .

71

S. G . Schultz, Schwenckfeld,

153—154.

Annäherung der Schwenckf eider an Oberdeutsche u. Schweizer

87

hat zukommen lassen. Albrecht bestätigte nämlich in einem Schreiben72 vom 9. Mai 1527 Schwenckfeld den Empfang einer Sakramentsschrift, wobei es sich um Grund vnd vrsache gehandelt haben könnte. Jedoch ist es audi denkbar, daß Luther die Abschrift nicht von dem Herzog selbst, sondern von dessen Theologen erhalten hat. Jedenfalls war der Bischof von Pomesanien, Erhard vom Queiss, im Besitz von einigen Abendmahlsschriften der Liegnitzer Bruderschaft, denn am 20. März 1527 forderte Schwenckfeld P. Speratus auf, sich die Literatur von jenem geben zu lassen78. Im März 1527, also ungefähr einen Monat nach Schwenckfelds Grund vnd vrsache, erschien Luthers Schrift Daß diese Wort Christi ,Das ist mein Leib' noch fest stehen wider die Schwärmgeister74. Darin hat er außer der Abendmahlslehre Karlstadts, Zwingiis und Oekolampads auf wenigen Zeilen auch die Krautwalds und Schwenckfelds dargestellt75, ohne beide jedoch namentlich zu erwähnen. Während Schwenckfeld erklärt hatte, daß das Geistliche nie im Irdischen sein könne, betonte Luther, daß „der geist bey vns nicht sein kan anders denn ynn leiblichen dingen als ym wort, wasser und Christus leib und ynn seinen heiligen aufï erden"76. Auf diese Abendmahlsschrift Luthers wies Albrecht von Preußen den schlesischen Edelmann in einem Brief vom 9. Mai 1527 hin und forderte ihn auf, sich dazu zu äußern, falls ihm diese nicht richtig erscheine77. Offensichtlich wollte der Herzog von Preußen das Gespräch zwischen Schwenckfeld und Luther nicht abreißen lassen, um dadurch doch noch eine Einigung zwischen ihnen herbeizuführen78. Tatsächlich verfaßte Schwenckfeld noch während der Sommermonate seine leider verlorengegangene Schrift Capita errorum Libelli Lutheri contra Schwermerios™ und übersandte sie nach Königsberg80. Dringend ersuchte er P. Speratus, sie sorgfältig an Hand der Schrift zu prüfen 81 . Am Schluß seines Schreibens fügte er n

Albrecht von Preußen an Caspar Schwenckfeld, 1527 Mai 9, als Regest gedr. in: P. Tschatkert, Urkundenbuch, II, 548. 73 CS II, 607,7—8. 74 W A 23, (38) 64—283. 75 Ebd. 107,8—10, 24—27. 76 Ebd. 193,31—33. 77 Albrecht von Preußen an Caspar Schwenckfeld, 1527 Mai 9, als Regest gedr. in: P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 548. Siehe auch CS II, 628, 2—5. 78 Vgl. A. Clos, Beziehungen zwischen der preußischen und der Liegnitzer Reformation, 42—43. 7 » Siehe: CS II, 622—623. 80 Ebd. 628,17—18. 81 Ebd. 629,2—4.

88

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwendcfeidische Mandate

auf Deutsch hinzu, daß man bei der Lösung des Sakramentsproblems nicht mit den Einsetzungsworten, sondern mit der Christologie beginnen müsse82. Dies veranlaßte P. Speratus zu der Randglosse: „haec fides non est ex auditu verbi, immo somnium; verbum moderabitur, caecitas"83. Bereits am 7. August 1527 dankte der Herzog für das Manuskript, erklärte jedoch, daß es ihm teilweise unverständlich sei; deshalb bat er Schwenckfeld darum, sein Sakramentsverständnis in einer neuen Abhandlung klarer darzustellen, die er dann nach Wittenberg zur Beurteilung weiterleiten wolle84. Wiederum kam Schwenckfeld sofort dieser Bitte nach und verfaßte eine heute ebenfalls verschollene Schrift85, die er an Albrecht von Preußen schickte. Dieses Werk, in welchem Schwenckfeld seine Kritik an Luthers Abendmahlstraktat vom März 1527 in zwölf Punkten zusammengefaßt hat, scheint verständlicher gewesen zu sein, da es der Herzog an Luther weitergab8'. Der Wittenberger Reformator hat es jedoch nidit vor Mitte November erhalten, falls sich die Schlußbemerkung87 in seinem Sendbrief an Joh. Heß Ob man vor dem sterben fliehen möge, auf diese Schrift Schwenckfelds bezieht. c) Der Beginn der Verfolgung durch Ferdinand I. Auf die Abendmahlskontroverse zwischen den Schwenckfeldern und den Anhängern der lutherischen Reformation mußte selbstverständlich auch Ferdinand I. aufmerksam werden. In seiner Antwort auf die Ubergabe der schlesischen Wahlbedingungen und Wünsche88 durch Bischof Jakob von Salza, Herzog Friedrich II. 82 83

Ebd. 6 2 9 , 1 3 — 1 8 . Siehe: P . Tsdiadcert, Urkundenbudi, I I , 5 5 5 . Diese Marginalie ist in C S II, 6 2 8 — 6 2 9 nicht mit gedruckt worden.

84

Albrecht von Preußen an C a s p a r Schwenckfeld, 1 5 2 7 August 7, als Regest gedr. in: P . Tschackert, Urkundenbuch, II, yy8. 85 C S I I I , 4 2 , 9 — ΐ ϊ . V g l . II, 630. 8 « Ebd. III, 4 2 , 8 — 1 1 . 87 W A 2 3 , 3 7 7 , 2 8 — 3 1 : „Sie haben mir auff mein buchlin lengest geantwortet, Mich wundert aber, das bis auff diesen tag nicht her gen Wittemberg kommen ist. Ich wil, so G o t t verleyhet, nodi ein mal drauff antworten und darnach sie lassen f a r e n " . 88

Gedr. in : F . B. von Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, II, 5 2 3 — 5 2 6 , Beilage I V . Teilweise gedr. in: J . Sdiickfuß, N e u e vermehrete sdilesisdie Chronica, I I I , 1 7 1 — 1 7 2 . Hierzu und zu dem Folgenden vgl. audi C . Grünhagen, Sdilesien unter der Herrschaft K ö n i g Ferdinands, 66—69; derselbe, Gesdiichte Schlesiens, I I , 3 7 — 3 9 ; G . Eberlein, D i e Verhandlungen besonders der Breslauer in den Jahren I J 2 6 u. 1 5 2 7 , 3 3 — 4 2 .

Annäherung der Sdiwenckfelder an Oberdeutsche u. Schweizer

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und Markgraf Georg am 1 1 . Januar 1527 in Wien hatte er zwar das Problem der in Schlesien bereits durchgeführten kirchlichen Reformen ausweichend übergangen6', aber sdion drei Monate später, bei den Verhandlungen mit der Breslauer Deputation, die zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Prag entsandt worden war, wurde sein Rekatholisierungsvorhaben deutlich. Er ließ nämlich den Breslauer Gesandten am j . M ä r z 1527 durch seinen Kanzler, Ulrich von Harrach, eröffnen, daß er eigenmächtige kirchliche Reformen nicht dulde und befehle, daß „die Zeremonien und Gepränge gemeiner Kirchen wiederum aufzurichten, und jetzige Lutherische Prediger abzuweisen"90 seien. Damit mußte den Anhängern der Reformation unmißverständlich klar geworden sein, daß sie nach der Huldigung, die im Mai desselben Jahres in Breslau stattfinden sollte, gegenreformatorische Maßnahmen zu erwarten hatten. In Voraussicht dieser Entwicklung hatte Friedrich II., der „an viel Orten" bei „hohen und niedern Ständen" verdächtigt wurde, daß er in seinem „Land und Städten nichts als Ketzerey, Jrrung und Verfährung unchristlicher Lehre predigen" lasse und auch bereit sei, „dieselbe zu fördern" 91 , Anfang des Jahres 1527 seine erste Apologie92 verfaßt. Mit dieser Verteidigungsschrift, an deren Abfassung mit Sicherheit auch Schwenckfeld beteiligt gewesen ist93, wollte der Herzog den gegen ihn erhobenen Vorwurf, er dulde in seinen Territorien Ketzerei, als unbegründet zurückweisen. Zum andern ging es ihm darum, dem neuen Oberlehnsherren deutlich zu verstehen zu geben, daß er seine reformationsfreundliche Gesinnung nicht aufzugeben gedenke. Schließlich war es wohl seine Absicht, die evangelischen Kräfte Schlesiens, nämlich den Rat der Stadt Breslau, Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbadi und Markgraf Kasimir II. von Teschen und Groß-Glogau, zum Fest88

Gedr. in: F. B. v. Budiholtz, Geschidite der Regierung Ferdinand des Ersten, II, j26—J28, Beilage V. Teilweise gedr. in: J. Sdiickfuß, Neue vermehrete sdilesische Chronica, III, 172—173. ,0 N . Pol, Jahrbücher, III, 47. Vgl. M. J. Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, I, 14. Siehe audi: Ferdinand I. an den Magistrat der Stadt Breslau, IJ27 März 10, Wroclaw SA, Sammlung-Klose, 42, fol. 9ir—v. 91 CS XVIII, 13,5—9. " Ebd. (11) 13—23. Über den Druck siehe: H. Volz, Die Breslauer Lutherund Reformationsdrucker Adam D y o n und Kaspar Libisdi, i n , Nr. 29. M Der Einfluß Sdiwenckfelds zeigt sich allein schon in der verwandten Terminologie.

90

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeidische Mandate

halten an der Reformation zu ermutigen. Dies würde audi erklären, warum er in seiner Apologie das strittige Sakramentsproblem völlig übergangen hat. Am i . M a i 1527 kam dann Ferdinand I. nach Breslau, um den Treueid der Fürsten und der Stände entgegenzunehmen94. In seinem Gefolge befand sich auch Johannes Fabri 85 , der seit 1523 Hofprediger sowie kirchenpolitischer Berater des Habsburgers und seit I J 2 4 Koadjutor von Wiener Neustadt war. Dieser Leutkircher Schmiedssohn, der bald im Schwenckfeldertum die eigentliche Gefahr für den Alten Glauben in Schlesien erblickte und dessen leidenschaftlicher Gegner wurde, überbrachte Ferdinand I. sämtliche Beschwerden der Kirche und des Domkapitels (universa ecclesiae et capituli gravamina et oppressiones) gegen die Anhänger des Neuen Glaubens". Audi ist er vermutlich der Inaugurator des antireformatorischen Mandates" 7 gewesen, das der König am 17. Mai, also nach der Huldigung und Bewilligung der Türkensteuer, herausgegeben hat. Darin wurde gefordert, daß die „religio tota in statum pristinum restituatur'" 8 . Dieses Ansinnen haben jedoch sowohl Herzog Friedrich I I . " als audi der Magistrat der Stadt Breslau100 sogleich am 18. Mai als undurchführbar zurückgewiesen. Ferdinand I. trat keinem dieser Proteste scharf entgegen, sondern äußerte lediglich die Hoffnung, daß man seinen Befehlen zu gegeHierzu und zu dem Folgenden siehe audi: C. Grünhagen, Schlesien unter der Herrschaft König Ferdinands, 69—76; derselbe, Geschichte Schlesiens, II, 3 9 — 4 j ; G. Eberlein, Die Verhandlungen besonders der Breslauer in den Jahren 1526 u. 1527, 44—54. 8 5 Über Johannes Fabri siehe: A. Horawitz, Joh. Heigerlein (gen. Fabri) bis zum Regensburger Convent, 83—220; Κ . Czerwenka, J . Fabri als Generalvikar v . K o n s t a n z ; Κ . Schottenloher, Fabri in Rom, 31—47; I. Staub, D r . Johann Fabri, Generalvikar von Konstanz (1518—1523); L.Helbling, Joh. Fabri (Lit.). 9 β Siehe: Acta Capituli Wratislaviensis, Wroclaw D A , III, b. ib, 493—494. Vgl. A. Kastner, Archiv für die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 55. Die in den folgenden Anm. in Klammer angeführte Zahl bezieht sich jeweils auf das Werk A. Kastners. 9 7 Ebd. joo—501. (56). 9 8 Ebd. joo. (56). " G e d r . in: M. J . Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 23—24; A. G.Rosenberg, Schlesische Reformationsgeschichte 49 bis 51; C S X V I I I , (24) 26. Über die Datierung des Schreibens siehe: G. Eberlein, Die Verhandlungen besonders der Breslauer in den Jahren 1526 und 94

1 2

S 7>

100

49

A n m .

4.

Gedr. in : M. J . Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 20—23 u . N . P o l , Jahrbücher, III, 51.

Annäherung der Schwenckf eider an Oberdeutsche u. Schweizer

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bener Zeit nachkommen werde 101 . Bereits am 20. Mai 1527 brach er dann von Breslau wieder auf, um nach Ungarn zu ziehen, wo am Ii.November 1526 der Woiwode von Siebenbürgen, Johann Zápolya, unterstützt von der deutsch-feindlichen Partei und den Türken, zum König gewählt worden war. Bevor der König aber die schlesischen Fürstentümer verließ, demonstrierte er noch einmal seinen festen Entschluß, den alten Glauben wieder herzustellen. Er ließ nämlich am 20. Mai 1527 in Schweidnitz, das zu den unmittelbaren königlichen Erblanden gehörte, den Striegauer Prediger Johann Reichel, gen. Eilfinger, gefangennehmen und „yn der juden wyse an eynem byrnbaum hencken von wegen dess sacraments den leyb Christi ym brote wesentlich vorneynde" 102 . Daß es sich hierbei um einen Anhänger Schwenckfelds gehandelt habe103, ist völlig ungesichert. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte Schwenckfeld wohl wesentlich energischer dagegen protestiert104. Außerdem ging Ferdinand I. bald darauf auch durch Mandate und Erlasse gegen die Anhänger der Reformation vor. Bereits in Braunau, wo er seinen Weg nach Ungarn unterbrochen hat, soll er nach dem Chronisten N. Pol105 ein Edikt gegen die Anhänger des neuen Glaubens erlassen haben, was jedoch mit Recht bestritten worden ist10'. Gesichert sind dagegen zwei Mandate107 vom 28. Juni aus Wien und vom 20. August aus Ofen. Mit ihnen wandte er sich aber nicht so sehr an die Stadt Breslau, als vielmehr vor allem an Herzog Friedrich II. Etwa gleichzeitig traf in Liegnitz auch eine Streitschrift Joh. Fabris ein, die er provozierend dem schlesischen Herzog gewidmet hatte. Sie 101

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106

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Siehe: M. J . Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 20—23 u. N . Pol, Jahrbücher, III, $2. Vgl. C. Grünhagen, Schlesien unter der Herrschaft König Ferdinands, 72; derselbe, Geschichte Schlesiens, II, 4 1 ; G. Eberlein, Die Verhandlungen besonders der Breslauer in den Jahren i$26 u. 1527, $ 1 . M. Steinberg, Chronik von Schweidnitz, 137. Vgl. G. Croon, Zur Frage: Hinrichtung auf der Schweidnitzer „Judenwiese" oder auf der „Juden Weise", 407—408 (Lit.). Dies ist nahezu die einhellige Meinung der schlesischen Territorialgeschichtsschreibung und der schwenckfeldischen Kirchengeschichtsforschung. C S II, 664,24—29. N . Pol, Jahrbücher, III, 54; Siehe auch: C. Grünhagen, Schlesien unter der Herrschaft König Ferdinands, 75; derselbe, Geschichte Schlesiens, II, 43—44. Sicherlich mit Recht vermutet G. Eberlein (Die Verhandlungen besonders der Breslauer in den Jahren 1526 und 1527, 54), daß N . P o l Vorgänge aus dem Jahr 1528 nach 1527 verlegt habe. J . Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 105 (Quellenbelege).

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Abendmahlsstreitigkeiten und antisdiwenckfeldisdie Mandate

trägt den Titel Confutatio novi, et antebac inauditi erroris circa Eucharistiam, sive assertatio veritatis de praesentia corporis et sanguinis, D. N. I. C. in sacramento Altaris, contra Casp. Schwenckfelder Slesitam, ad Fridericum, Ducem Liegnicensem. Darin bezichtigte der Beichtvater Ferdinands I. die Schwenckfelder der Anhängerschaft Zwingiis und klagte sie der Sakramentsverachtung an. Angesichts dieser immer kritischer werdenden Situation schien es Schwenckfeld und seinen Anhängern sowie auch ihrem Landesherrn dringend geboten, sich gegen diese Vorwürfe zu verteidigen. Zunächst richteten Schwenckfeld und Krautwald etwa Mitte Oktober 1527 einen bewegten Brief 108 an Bischof Jakob von Salza. Sie distanzierten sich darin prinzipiell von Luthers Abendmahlsauffassung 10 ', wobei sie es nicht unterließen, auf den Unterschied zwischen seinem frühen und seinem späten Sakramentsverständnis hinzuweisen110. Auch verwahrten sie sich dagegen, sie hätten sich in ihrer Abendmahlsauffassung Zwingli, Oekolampad oder irgendjemand anderem angeschlossen111. Dagegen betonten sie mit Nachdruck, daß ihre Lehre vom Sakrament auf göttlicher Offenbarung beruhe 1 ". Etwa zur gleichen Zeit befahl Friedrich II. seinen Theologen und vermutlich auch Schwenckfeld, ein Lehrbekenntnis auszuarbeiten119. In diesem114 kehrten sie wieder mehr zu ihrem ursprünglichen Abendmahlsverständnis zurück, indem sie die manducatio spiritualis erneut stärker als Nießung des Leibes und Blutes des Logos interpretierten115. Daneben hielten sie jedoch noch an Zwinglis Vorstellung vom Abendmahl als Erinnerungsfeier fest 11 '. Dieses Bekenntnis der Liegnitzer Geistlichkeit ließ Friedrich II., zusammen mit einem Vorwort 117 , in welchem er dem Vorwurf der Sakramentsverachtung entgegentrat, und mit einem Nachwort vom 1 1 . November 1527"® als seine zweite Apologie 11 ' wiederum bei demBres108

CS II, (631) 637—670. » Ebd. 642,14—17. 110 Ebd. 647,25 — 648,8. 111 Ebd. 655,23—28. 11! Ebd. 655,28—34. 113 Ebd. XVIII, 30,27—38. 114 Ebd. 31 — 32,35· 115 Ebd. 31,34—32,2. "•Ebd. 31,31-34. 117 Ebd. 29—30. 118 Ebd. 32,36—33,15. 119 Ebd. (27) 29—33. Über den Druck siehe: H. Volz, Die Breslauer Lutherund Reformationsdrucker Adam Dyon und Kaspar Libisch, h i , Nr. 30. 10

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lauer Drucker Adam Dyon erscheinen. Diese sandte er an den Breslauer Bischof, der sie an das Domkapitel weiterleitete mit der Bitte, sie zu prüfen und ihm zu raten, wie er antworten solle120. Die Domherren beauftragten daraufhin am 26. November 1527 aus ihrer Mitte Dominikus von Prockendorf und Franz Preußner, ein Gutachten auszuarbeiten und dem Kapitel darüber zu berichten. Uber das Ergebnis der Untersuchung findet sich jedoch in den Protokollen nichts. f . Das endgültige Abendmahlsverständnis der Liegnitzer Bruderschaft und die antischwenckfeidischen Maßnahmen Ferdinands I. Ende des Jahres 1527 oder Anfang 1528 verfaßte Schwenckfeld eine Epitome 1 seiner Schrift Vom grund vnd vrsache des Irrthumbs vnd Spans imm Artickel vom Sacrament des Herrn Nachtmals*. Darin versuchte er zu beweisen, daß sowohl die Transsubstantiations- als auch die Konsubstantiationslehre, zwischen denen er nicht mehr differenzierte®, falsch seien. Die von ihm angeführten sechs Argumente4 lassen sich inhaltlich auf zwei reduzieren. Erstens finde sich die Vorstellung von einer realen Gegenwart Christi im Abendmahl nicht in der Heiligen Schrift5; diese kenne vielmehr nur eine leibliche Wiederkunft Christi zum Gericht, aber nicht ins Brot'. Zum andern war es aber wiederum vor allem sein Dualismus von Geist und Fleisch, von Innerem und Äußerem, der ihn jede leibliche Realpräsenz Christi im Sakrament verwerfen ließ7. Er war davon überzeugt, daß Gott niemals durch Äußerliches, Sichtbares und Leibliches, sondern immer nur durch Inneres, Unsichtbares und Geistiges am Menschen handle. Daraus folgerte er, daß „vnser ewiger schätz nicht ym Brot auflf erden / sonder weyt darüber / nemlich ym himmel sein muß / vnnd das man den glauben beym 120

1 2 3 4 5 6 7

Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Acta Capituli Wratislaviensis, Wroclaw D A , III, b. ib, $34—535. Vgl. A. Kastner, Archiv für die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 57—58. CS III, (1) j - 2 3 . Ebd. II, (439) 4 4 5 - 5 8 ° · Ebd. III, 7,16—18. Eine Zusammenstellung der Gründe findet sich ebd. j , : 6 — 2 2 . Ebd. 5,23 — 7 , 1 4 . Ebd. j,25—27. Ebd. 7,1 j — 23,12.

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Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldisdie Mandate

brauch des nachtmals nicht auffs Brot / oder auff ein leybliche gegenwertigkeit Christi in der gestallt des Brots / sonder vber sich allein auff Christum ym hymmel / vnnd durch Christum ynn Gott / do yetz vnser leben mit Christo verborgen ist / richten vnd haben sol" 8 . Hiermit meinte er zugleich, den ursprünglichen reformatorischen Ansatz durchgehalten zu haben. Deshalb bemühte er sich in dieser Schrift darum, an Hand zahlreicher einzelner Zitate nachzuweisen, daß Luther früher ebenfalls die Spannungen FleischGeist gekannt habe, während er jetzt „auß der schrift / vnd auß dem eusserlichen wort / den glauben holen'" wolle. Dabei konfrontierte er Luthers Zwei Sermone über Apostelgeschichte und i6l" und seine Schrift Daß diese Worte Christi (Das ist mein Leib etc.) noch fest stehen wider die Schwarmgeister11 mit den Operationes in psalmos12, mit der Kirchenpostille13, mit der Schrift Von Menschenlehre zu meiden und Antwort auf Sprüche, 50 man führet, Menschenlehre zu stärken14 und mit der Vorrede auf das Alte TestamentI5. Diese Methode, den späten gegen den jungen Luther auszuspielen, ist zwar von Schwenckfeld nicht zum erstenmal, dafür aber so konsequent wie sonst von kaum einem Vertreter des Linken Flügels der Reformation durchgeführt worden". Sein eigenes Abendmahlsverständnis hat Schwenckfeld dagegen in dieser Epitome nicht dargestellt; jedoch versprach er, dies in einer späteren Schrift nachzuholen17. D a wollte er dann darstellen, wie „der glaubig mensch mit dem leyb vnnd blut Jesu Christi im lebendigen wort durch einen waren glauben gespeyset vnd getrencket werde / vnd wie man das geistliche essen vom brotbrechen vnd widergedechtnuß solle vnderscheyden" 18 . Im Januar 1528 erhielt Luther, der zu dieser Zeit gerade mit der Abfassung seiner letzten großen Abendmahlsschrift Vom AbendEbd. 11,2—7. Ebd. 9 , 3 7 - 3 8 · 10 Ebd. 8,25—26 (WA 15, 584,21). 11 Ebd. 10,29 (WA 23, (38) 64—283). 12 Ebd. 8 , 7 - 9 (WA 5 ) 1 7 5 , 2 3 - 2 4 ) ; 1 4 , 3 0 - 3 3 (WA 5 , 3 7 9 , 1 - 1 4 ) . 13 Ebd. 7,i2 (WA 10,1, 58,4 — 95,8); 7,13 (WA 10,1, 142 — 180,3); 8,24 (WA 10,1, 224,1—7); 9>32—3 (WA 10,1, 224,2—7); 13,31—33 (WA 10,1, 186,15—16). 14 Ebd. 7,13—14 (WA ι ο , ι , (61) 72—92). 1 5 Ebd. 7, 10—12 (WA Bib 8,10—32). 16 Vgl. audi G. Marón, Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar von Schwenckfeld, 101 — 105. " C S III, 23,13—20. 18 Ebd. 23, 14—17. 8 9

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mahl Christi, Bekenntnis beschäftigt war, Schwenckfelds Epitome zugesandt, ohne daß dieser davon wußte19. Durch wen Luther eine Kopie des Manuskriptes bekommen hat, ist unbekannt. Möglicherweise hat er sie von Albrecht von Preußen zugeschickt bekommen, mit dem der schlesische Edelmann zwischen dem 15. Februar und dem 18. März anläßlich einer Dienstreise von Orteisburg nach Memel20 zusammengetroffen war21. Vielleicht hat der Herzog von Preußen diese Schrift deswegen nach Wittenberg weitergeleitet, weil Schwenckfeld darin den Nachweis zu führen versucht hatte, daß er im Unterschied zu Luther den spiritualistischen Ansatz der Reformation durchgehalten habe. Luther wies jedoch in seiner Schrift Vom Abendmahl Christi, die sich hauptsächlich gegen Zwingiis und Oekolampads Abendmahlsauffassung wandte, Schwenckfelds Epitome auf wenigen Seiten22 schroff zurück, ohne auch hier deren Autor zu nennen. Er führte zwar jedes der sechs Argumente Schwenckfelds einzeln an23, setzte sich aber nicht näher mit ihnen auseinander, sondern tat sie kurz ab. So fragte er beispielsweise, warum die Realpräsenz des Leibes Christi im Brot wider seine Würde sein solle, wenn es nicht gegen seine Ehre ist, nach seiner Gottheit überall, auch in der Hölle gegenwärtig zu sein24. Daß sich Luther nicht eingehender mit Schwenckfelds Ausführungen beschäftigt hat, ist nicht zuletzt darin begründet, daß er die Sakramentsauffassung der Liegnitzer Bruderschaft weitgehend nur für eine Variante der Zwingiis hielt25. Nachdem im März 1528 Luthers große Abendmahlsschrift erschienen war, übersandte Schwenckfeld einen Monat später seine Epitome an Bucer2". Es läßt sich jedoch nicht mehr ausmachen, ob er dies unaufgefordert27 getan hat oder auf ausdrücklichen Wunsch w 20 21 22

23

24 25 29

27

Ebd. 407,8—9. Vgl. ebd. 36, Anm. 1. Ebd. 35,13—20. W A 26, 433,1 — 437,29. Daneben wandte sidi Luther audi gegen Schwenckfelds Schrift Vom Grund vnd Ursache, auf deren Titel er ebd. 434,20 anspielte. Ebd. 434,20—38; 434,39 — 436,11; 436,12—25; 436,26—31; 436,32 — 437.8; 437,9—18. Ebd. 437,15—16. Ebd. 437,22—24. Valentin Krautwald an Martin Bucer, 1528 April 28, gedr. in: T A Elsaß I, 157,18—21, Nr. 131. Dies nimmt z.B. J. Staedtke (CR 93,2,250) auf Grund von CS III, 407, 14—26 an. Tatsächlich behauptet hier Schwenckfeld „nirgends, daß er von den Straßburgern darum gebeten worden sei" (CR 93,2,250, Anm. 2), aber

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Abendmahlsstreitigkeiten und antisdvwenckfeldisdie Mandate

der Straßburger hin28, die sich seit Anfang April intensiv mit Luthers Streitschrift beschäftigten29. Fest steht lediglich, daß man sich in Straßburg aufgrund von Luthers Ausführungen kritisch zur Abendmahlslehre Schwenckfelds geäußert und ihn um Aufklärung gebeten hat®0. Ob bei Schwenckfeld zugleich auch um Überlassung einer Kopie nachgesucht worden ist, wie es der Titel in der ersten Gesamtausgabe der Briefe Schwenckfelds behauptet®1, muß offen bleiben. Schwenckfeld sah sich jedenfalls wegen der Anfrage der Straßburger „verursacht"82, ihnen sogleich eine Abschrift seiner Epitome zugehen zu lassen, damit sie ihn gegebenenfalls von der Heiligen Schrift her korrigieren könnten®3 und zum anderen in ihrer Urteilsbildung künftighin vorsichtiger wären®4. Ausdrücklich bat jedoch Krautwald Bucer in seinem Begleitschreiben im Namen der Liegnitzer Bruderschaft darum, dafür zu sorgen, daß das Manuskript keinesfalls gedruckt würde®*. Von Straßburg sandte man es, was nicht expressis verbis untersagt worden war", weiter nach Basel zu Oekolampad, der es seinerseits wiederum am 22. Juli 1528 an Zwingli schickte. In einem beigelegten Brief 37 machte er diesen vorsorglich darauf aufmerksam, daß Luther den schlesisdien Edelmann in seiner Schrift Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis „minus candide"®8 zitiert habe. Als Zwingli Schwenckfelds Epitome erhielt, arbeitete er an dem letzten Teil seiner Streitschrift Über D. Martin Luthers Buch, Bekenntnis genannt. Darin ging er noch einmal auf Luthers Kritik an er erklärt audi nicht, daß diese ihn nicht dazu aufgefordert haben. Der Passus: „Also bin idi deme nodi verursacht worden / solches gegenn Straßburg etlichen geleerten/meinen bekanten zugeschicken" (CS III, 4 0 7 , 1 4 — 1 5 ) läßt vielmehr grundsätzlich beide Interpretationen zu. 2 8 Dies behauptet ohne Begründung W . Köhler, Zwingli und Luther, I, 573. 2 * Wolfgang Capito an Johann Oekolampad, 1528 April 9, gedr. in: E. Staehelin (Hg.), Briefe und Akten zum Leben Oekolampads, II, 1 7 1 — 172, N r . 566; derselbe an Zwingli, 1528 April 15, C R 96, 4 2 $ , 1 — 1 9 , N r . 7 1 2 ; Martin Bucer an Zwingli, 1528 April 1$, ebd. 426,1 — 427,2, N r . 7 1 3 . 3 ° CS III, 4 0 7 , 1 9 - 2 3 · 3 1 Ebd. 407,3; C R 93,2,256—257. 3 2 Ebd. 407,14. 3 3 Ebd. 4 0 7 , 1 5 — 1 9 . 3 4 Ebd. 4 0 7 , 1 9 — 2 3 . 3 5 Valentin Krautwald an Martin Bucer, 1528 April 28, gedr. in: T A Elsaß I, 157,18—21, Nr. 131. 3 6 Ebd. Vgl. dagegen CS III, 407,23—26. J . Staedtke nimmt deshalb wohl irrigerweise an, daß den Straßburgern audi die Weitergabe untersagt worden war. 3 7 C R 96, 5 0 5 - 5 ° 6 , Nr. 737. 3 8 Ebd. 5 0 5 , 5 - 6 , N r . 737.

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Schwenckfeld ein, obgleich er schon vorher, ohne dessen Schrift zu kennen, die Vermutung geäußert hatte, daß Luther die Schlesier nicht richtig verstanden habe 3 '. Auf Grund der neuerlichen Lektüre in seinem Verdacht bestätigt, erklärte er nun, Schwenckfeld habe mit Recht betont, daß der Glaube niemals auf Äußeres gerichtet sei40 und daß es der fides gänzlich widerspreche, durch Essen Vergebung der Sünden erlangen zu wollen". Hierin seien die Ausführungen der „frommen Schlesier" sowohl „rychlicher" als auch „christenlicher und gruntlidier" als alles, „was Luter in diser materi ye gesdiriben hat" 42 . Zugleich kündigte er an, die Abendmahlsschrift Sdiwenckfelds veröffentlichen zu wollen, damit evident werde, ob Luther sie zuverlässig wiedergegeben habe4'. Ob er tatsächlich nidit wußte 44 , daß dies gegen den ausdrücklichen Wunsch Schwenckfelds war, kann nicht mit Sicherheit entschieden werden. Allerdings fehlt im Begleitschreiben Oekolampads ein diesbezüglicher Hinweis. Zu fragen ist jedoch, ob der Reformator Zürichs nicht hätte voraussehen können und müssen, in welche Schwierigkeiten er den schlesischen Edelmann dadurch bringen mußte. Zwischen Ende August und Anfang September erschien dann in Zürich bei Christoph Froschauer die angekündigte Edition, versehen mit einem Vorwort Zwingiis vom 24. August 1528. Darin bekannte er sich dankbar zu Schwenckfeld, weil er in dieser Schrift nachgewiesen habe, daß Luthers Lehre von der Realpräsenz des Leibes Christi gegen Schrift und Tradition sei45. Auch billigte er die grammatische Konstruktion der Einsetzungsworte46 und versicherte, daß sie in der Exegese der Abendmahlsworte keineswegs uneins seien, wie Luther behauptet hatte47. Seine Auslegung schließe vielmehr die Schwenckfelds ein48. Die Veröffentlichung dieser Epitome sollte aber, wie aufgezeigt werden wird, für Schwenckfeld und seine Freunde schicksalhaft werden. Jenen nötigte sie, ins Exil zu gehen, diese setzte sie jahrzehntelangen Verfolgungen aus.

7

se

E b d . 93,2, 1 9 4 , 4 — 7 .

40

Ebd. 210,13—14.

41

Ebd. 210,14—15.

42

Ebd. 210,15—18.

43

Ebd. 210,18—20.

44

Dies behauptet z. B. J. Staedtke ebd. 251.

45

C S III, 4 , 3 — 1 1 ( C R 9 3 , 2 , 2 4 9 , 1 1 - 1 9 ) .

46

E b d . 1 6 — 1 8 ( C R 93,2, 249,25 —

47

E b d . 19 ( C R 93, 2, 250,3).

48

E b d . 19 ( C R 93, 2, 250,3—4). W e i g e 1 t , AzKG 43

250,3)·

98

A b e n d m a h l s s t r e i t i g k e i t e n u n d antischwenckfeldische M a n d a t e

Als im Sommer 1528 Schwenckfelds Anwysunge im Druck erschien, hatte sich die Liegnitzer Bruderschaft bereits wieder von der Abendmahlsauffassung Zwingiis distanziert49. Diese Scheidung wird zum erstenmal in dem Schreiben50 deutlich, das Schwenckfeld am 22. März 1528 an Herzog Albrecht von Preußen gerichtet hat. Darin bemühte er sich nachzuweisen, daß nicht nur das Sakramentsverständnis Luthers, sondern auch das Zwingiis falsch sei51. Während Luther den Einsetzungsworten zuviel beilege, messe Zwingli diesen zu wenig bei52. Er verstehe nämlich die Deuteworte lediglich signifikatorisdi und halte die Gegenwart des Leibes Christi im Abendmahl nur für eine symbolische53. Diese Abkehr Schwenckfelds und seiner Anhänger von dem zwinglischen Abendmahlsverständnis hatte erstens theologische Gründe. Sie wollten nämlich die spiritualis manducatio unbedingt gewahrt wissen, denn „es seind zwey Brot vnd tranck im Nachtmal / ein Himmlisches vnd jrrdisches / ein eusserlichs vnd innerlichs"54. Zu dieser geistlichen Nießung des Himmelsbrotes hatte sich zwar auch Zwingli wiederholt bekannt55, so beispielsweise zuletzt in einer Marginalie seiner Schrift Über D.Martin Luthers Buch, Bekenntnis genannt?*, aber er verstand darunter etwas anderes als Schwenckfeld. Für Zwingli war die spiritualis manducatio letztlich immer mit der fides identisch. Dagegen betonte die Liegnitzer Bruderschaft, daß der einzelne Gläubige durch das sursum corda Leib und Blut des erhöhten Christus, des Logos, spirituell genießt und es so zu einer realen-dynamischen, ontischen Verbundenheit zwischen ihm und Christus kommt57. Daß die Liegnitzer diesen Unterschied zwischen ihrem Sakramentsverständnis und dem der Schweizer wieder bemerkt haben, ist mit Sicherheit nicht zuletzt auf ihre Lektüre von Luthers Abendmahlsschriften zurückzuführen. Darin hatte nämlich Luther mehrfach darauf hingewiesen, daß die Schweizer zwar von 49

W e n n E. Hirsch ( S c h w e n c k f e l d u n d Luther, 44, A n m . 5.) d a g e g e n b e h a u p t e t , erst „Frühjahr 1 5 3 0 ( C S I I I , 620) m e l d e t sich das B e d ü r f n i s einer g e w i s s e n Scheidung an", ist das falsch, w i e schon W . K ö h l e r ( Z w i n g l i u n d Luther, I, 574, A n m . ι.) richtig b e m e r k t hat. C S I I I , (34) 3 J — 6 0 .

51

Ebd. 36,6—21; 41,34—37. Ebd. 4 4 , 5 — 1 9 .

52 53

Ebd. 44,19—22.

M

Ebd. 4 4 . 3 7 - 3 8 · V g l . W . K ö h l e r , Z w i n g l i u n d Luther, I, bes. 7 6 — 7 7 , 3 2 1 — 3 2 2 , 483 — 484. C R 93,2, 2 1 0 , 5 M a r g i n a l i e . C S I I I , 42,25 — 4 5 , 1 3 .

55 56 57

Abendmahlsverständnis der Schwenckfelder

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einer spiritualis manducatio reden, im Grunde aber jegliche leibliche Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl leugnen. Auch sonst griffen die Schwenckfelder erneut auf ihre ursprüngliche Abendmahlsauffassung zurück. So verteidigten sie wieder stärker ihre eigenwillige grammatikalische Konstruktion der Deuteworte88 und deren metonymischen Sprachgebrauch59. Der Bruch der Liegnitzer Bruderschaft mit den Schweizern war aber zum anderen auch kirchenpolitisch begründet. Wegen ihrer freundschaftlichen Beziehungen zu den Schweizern waren sie nämlich in den Verdacht geraten, wie diese Sakramentsverächter zu sein. Zwei Ereignisse sind es vor allem gewesen, die dazu geführt haben. Erstens hatte Oekolampad 1J27 Schwenckfelds Schrift De CursH Verbi Dei"0, die eigentlich ein Sendschreiben an K. Cordatus ist, im Druck herausgegeben. Eine Kopie des Manuskriptes hatte F. Geppart Ende April 1527 unter anderem als Reiselektüre mit nach Süddeutschland und in die Schweiz genommen81, wohin er, wie bereits erwähnt, im Auftrag Friedrichs II. gereist war, um Gelehrte für die Liegnitzer Universität zu gewinnen. In Basel händigte er Oekolampad nicht nur ein Handsdireiben seines Landesherrn und einen Brief Krautwalds aus62, sondern zeigte ihm auch die Abschrift von De Cursu Verbi Dei, die jener sogleich ohne Schwenckfelds Wissen und Willen63 bei Thomas Wolff drucken ließ64. Zweifellos wollte Oekolampad dadurch einen Beitrag zu seinem Kampf gegen die Wortlehre der schwäbischen Syngrammisten und gegen die lutherische Abendmahlsauffassung leisten. Oekolampad publizierte jedoch diese Schrift nicht nur, sondern schrieb auch ein kurzes, empfehlendes Vorwort dazu, das vom 31. Mai 1527 datiert ist. Darin schwächte er vorbeugend den Spiritualismus Schwenckfelds ab, indem er erklärte, der gelehrte und fromme schlesische Edelmann wolle die Einzigartigkeit des verbum externum keineswegs mindern, da sich der Heilige Geist desselben wirksamer und besser als irgend eines anderen Werkzeugs bediene65. Ebd. 45,34 — 46,33. Ebd. 47,12 — 60,19. e » Ebd. II, ( j 8 i ) 590-599· 6 1 Valentin Krautwald an Johann Oekolampad, 1 5 2 8 April 28, gedr. in: E. Staehelin (Hg.), Briefe und Akten zum Leben Oekolampads, II, 1 7 7 , N r . 573. 6 2 C R 96, 100,4—7> J 3 — 1 4 > N r . 607. 6 3 CS II, 6 8 6 , 1 3 — 1 4 . 6 4 E. Staehelin, Oekolampad-Bibliographie, 142. 8 5 CS II, 590,4-5· 58

59

7*

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Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische Mandate

Vielmehr gehe es ihm nur darum, daß alle Herrlichkeit allein Gott zuteil werde". Würde dies auch das Anliegen aller anderen Theologen sein, so würde die Heilige Schrift „maiore fide, pace & militate" 67 ausgelegt werden. Abschließend wünschte Oekolampad, daß die Gelehrten mehr Schwenckfelds Sanftmut nacheifern als dessen wahrlich solide Lehre kritisieren möchten88. Als dann Theodor Buchmann ein Exemplar des Druckes nach Liegnitz mitbrachte6', waren Krautwald 70 und Schwenckfeld 71 zutiefst bestürzt. Jedoch fand sich dieser schließlich mit der Tatsache ab und schrieb: „Vtrumque factum sit domino sit gloria & mihi confusio" 72 . Zweitens waren die Liegnitzer vermutlich auch dadurch in den Verdacht der zwinglischen Sakramentsverachtung gekommen, daß Luther in seinen Schriften wiederholt ihre Abendmahlsauffassung — ohne Namensnennung — zusammen mit der der Schweizer behandelt und als theologische Einheit hingestellt hatte. Gemeinsam verwarfen sie die Realpräsenz Christi im Sakrament; deshalb mußte bei den Lesern, zumal bei den Altgläubigen, der Eindruck entstehen, daß sie auch in ihren positiven Aussagen über das Abendmahl völlig übereinstimmten. A m x.August 1528 erließ Ferdinand I. von Prag aus ein mehrseitiges, in Wien gedrucktes Mandat 73 , das in Schlesien jedoch erst am 2. Oktober veröffentlicht wurde. Darin wandte er sich besonders gegen die Sakramentsverächter74. Entgegen der kirchlichen Tradition leugne man die leibliche Realpräsenz Christi im Sakrament75. Künftighin solle dies als Gotteslästerung mit dem Tode *e Ebd. 590,9. 67 Ebd. $90,10. 68 Ebd. 590,11—13. ββ Valentin Krautwald an Johann Oekolampad, 1528 April 28, gedr. in: E. Staehelin (Hg.), Briefe und Akten zum Leben Oekolampads, II, 177, Nr. 573. 7 0 Ebd. 7 1 Caspar Schwenckfeld an Johann Oekolampad, 1528 Mai 3, gedr. in: ebd. I8I, Nr. 574 und CS III, 62,7—9. 72 Ebd. und CS III, 62,15. 73 G. Buckisch, Schlesische Religionsakten. I.Teil. 1 5 1 7 — 1 6 0 7 , Wroclaw DA, I, 13a, 178—187. Gedr. in: A. G. Rosenberg, Sdilesisdie Reformationsgeschichte, 4 1 6 — 4 2 8 (die in den folgenden Anm. in Klammer angeführte Zahl bezieht sich jeweils auf das Werk A . G. Rosenbergs) ; auszugsweise gedr. in : M. J. Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 39—42; Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 169—170. 74 Ebd. 1 7 9 — 1 8 1 . (420). 7 5 Ebd. 181. (420).

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bestraft werden7'. Obgleich Schwenckfeld und seine Anhänger nicht namentlich erwähnt waren, war es doch offensichtlich, daß vor allem sie damit gemeint waren. Die Liegnitzer Bruderschaft und ihr Beschützer Friedrich II. hielten es deshalb für notwendig, sich möglichst schnell und ostentativ von Zwingli zu distanzieren. J a , der Herzog stellte sogar die Frage, ob Schwenckfeld und seine Anhänger nicht ihre eigene theologische Position aufgeben und sich Luther anschließen sollten. Zu diesem Ansinnen hat sich der schlesische Edelmann dann Anfang Oktober 1528 in einem Schreiben77 an seinen Landesherrn geäußert. Darin erklärte er, daß er trotz Luthers unbestreitbarer Verdienste78 dessen Lehre nicht beipflichten könne, weil sie keine renovatio christianismi gebracht habe79. Vielmehr lasse sich überall bei den Evangelischen eine ethische Laxheit und sittliche Verwahrlosung beobachten80, was seinen Grund darin habe, daß man den Glauben auf den äußeren Buchstaben gründe81. Deshalb würde er sich eher zu den ,Papisten' als zu den lutherischen' schlagen82. Da aber auch bei jenen das Gewissen nicht „frey wurd gelassen"83, empfahl er seinem Landesherren, in der gegenwärtigen Lage auszuharren, solange bis „der allmechtige Gott das Wort in seiner krafft predigen lasse / daß sich die Gemeinen zu Christlicher einigkeit versammelln"84. Tatsächlich hat sich Friedrich II. daraufhin zunächst der Ansicht Schwenckfelds angeschlossen. Ebenso wie der Rat der Stadt Breslau85 protestierte er in einem Schreiben8' vom 26. November 1528, 7

* E b d . 1 8 1 : „ . . . welcher aber dagegen verächtlich reden oder predigen würde, der soll alß der höchste Gottes Lästerer an seinem Leben gestrafft werden".

(420). C S I I I , (99) 1 0 0 — 1 1 8 . 78 Ebd. 102,37 — 1 0 3 , 1 3 ; 1 0 5 , 9 — 1 : > 7 · Z . B . ebd. 1 0 3 , 3 6 — 3 8 ; 1 0 7 , 1 3 — 1 4 . 77

80 81

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2

7—106,18—20.

Ζ . B . ebd. 1 0 7 , 8 — 9 . Z . B . ebd. 1 0 3 , 2 1 — 2 5 : „ D e n guten wercken v n d Gottes gesetze bridit er [sc. Luther] viel zu viel abe / v n n d richtet dagegen einen todten vnbestendigen glauben auß dem Buchstaben auff / wie es denn bey etlidien zu den Zeiten Jacobi auch gewest ist / weldis Epistell er derhalben / daß sie die Werde erhebet / v n d wider den getichten glauben strebet / in seiner Bibell nicht w i l leiden". Ebd. 1 0 6 , 2 1 — 2 4 .

83

Ebd. 106,23.

84

Ebd. 1 1 0 , 5 — 6 . G e d r . in: A . G . Rosenberg, Schlesisdie Reformationsgeschichte, 4 1 6 — 4 2 8 ; teilweise gedr. in: M . J . Fibiger, D a s in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 3 9 — 4 2 .

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102

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldisdie Mandate

das er Ferdinand I. durch seinen Hofmarschall Philipp von Poppschütz in Prag überreichen ließ87, gegen das Mandat. Er erklärte, daß eine Rückkehr zum alten Glauben nicht möglich sei, da die reformatorischen Veränderungen nicht ohne Blutvergießen rückgängig gemacht werden könnten88. Deshalb bat er darum, in seinen Territorien bis zu einem allgemeinen oder nationalen Konzil alles im status quo zu belassen89. Zugleich übersandte er ihm auch seine beiden gedruckten Apologien Grund, Ursach und Entschuldigung sowie Unterricht und Entschuldigung, um damit den Vorwurf, er dulde in seinen Gebieten Sakramentsverächter, zu entkräften90. Als jedoch dieses Schreiben in Prag übergeben wurde, war hier inzwischen bekannt geworden, daß Zwingli Schwenckfelds Epitome Anwysunge mit einem empfehlenden Vorwort hatte drucken lassen. Nun war es für Ferdinand I., der von seinem kirchenpolitischen Berater Joh. Fabri darauf aufmerksam gemacht worden war, erwiesen, daß zwischen den Schweizern und den Liegnitzern kein theologischer Unterschied bestehe; deshalb wies er in einem Schreiben91 vom ι j.Dezember 1528 die Apologie Friedrichs II. sofort scharf zurück. Er betonte, er wisse aus zuverlässiger Quelle, daß des Herzogs „oberster Lehrer und Predicant" 92 seine Ketzerei nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich verbreite. Dadurch kämen aber alle Schlesier im Reich und in anderen Ländern in den Verdacht, ihr ebenfalls anzuhängen, obgleich dies nur für die Untertanen Friedrichs II. zutreffe93. Er befehle daher erneut, gegen die Abendmahlsverächter vorzugehen94. Ungefähr zur gleichen Zeit arbeitete Joh. Fabri, seit vielen Jahren ein erbitterter Gegner Zwingiis95, an einer anti-schwenckfeldischen Schrift, die er sofort nach Abschluß der Niederschrift, am 8. Februar 1529, in Wien bei Johann Singriener unter dem Titel 86

87 88 89 00 91 92 93 94 95

Gedr. in: A.G.Rosenberg, Schlesìsche Reformationsgesdiidite, 85—88; M. J. Fibiger, Das in Schlesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 45—47; CS XVIII, (34) 36—38. CS XVIII, 36,5—6. Ebd. 37,28—34. Ebd. 38,2—5. Ebd. 37,5—21. Gedr. in: A. G. Rosenberg, Schlesische Reformationsgesdiidite, 432—439. Ebd. 434. Ebd. 435. Ebd. 436. Siehe besonders: A. Horawitz, Joh. Heigerlein (gen. Fabri) bis zum Regensburger Convent, 13 8fî. ; Κ. Czerwenka, Johannes Fabri als Generalvikar v. Konstanz, y 8ff. ; I. Staub, Dr. Johann Fabri, Generalvikar von Konstanz.

Abendmahlsverständnis der Sdiwenckfelder

103

Christenliche ablainung des erschrockenlicben yrsal / so Caspar Schwenckfelder in der Schlesy / wider die warhait des hochwirdigen Sacraments leibs vnd Bluets Christi, aufzerichten vnderstanden hat, drucken ließ. Diese Schrift, in der er den sdilesischen Edelmann der Sakramentsverachtung bezichtigte, weil er zusammen mit seinen „gotlosen gesellen", nämlich Oekolampad, Karlstadt und anderen, das Sakrament für nichts anderes als Bäckerbrot halte98, dedizierte er Friedrich II. In seiner Widmungsvorrede betonte er, daß er sie dem Herzog von Liegnitz deshalb übereignet habe, damit audi „die, so bißher vom Schwenckfelder verblendt / die schueppel von den äugen schütten mögen / und daß eur F. G. sich vor diser feurinnen schlangen / so zu der das gemein volck kommen / sich zuerhueten wissen"97. Auf Grund der oben erwähnten königlichen Replik stand Friedrich II. nun aber vor der Alternative, sich entweder entschlossen auf die Seite seines ehemaligen Hofrates zu stellen und gegebenenfalls Land und Leben zu verlieren oder sich von ihm zu trennen und so möglicherweise die s chwenckfeidische Bewegung in seinem Territorium zu retten. Allerdings war seine Entscheidung insofern schon präjudiziert, als die Opposition der schlesischen Lutheraner, besonders unter dem Adel, gegen Schwenckfeld ständig gewachsen war. So berichtet der Chronist G. Thebesius, daß sich beispielsweise der einflußreiche Georg von Zedlitz mit allen Mitteln bei dem Herzog und bei dem König für dessen Landesverweisung eingesetzt habe98. Aber auch in der Stadt Liegnitz selbst läßt sich seit etwa Herbst 1527 ein zunehmender Widerstand gegen Schwenckfeld und seine Anhänger beobachten09. Mündlich und schriftlich wurden sie heimlich und öffentlich ins Gerede gebracht als „Schweriner / Rottengeister / neuwe Propheten / secter / Treumer / vnnd mit dergleichen namen"100 bezeichnet. Der Urheber war vor allem V. Trotzendorf, der neben B. Ziegler als einziger Lutheraner noch an der Liegnitzer Universität lehrte, deren Studentenzahl aber wegen der religiösen Streitigkeiten sowie wegen der 1527 in Schlesien ausgebrochenen Pest und des drohenden Türkeneinfalls stän-

9e 07 98 99 100

J . Fabri, Christenliche ableynung, fol. h 4v. Ebd. fol. a 4r—v. G. Thebesius, Liegnitzische Jahrbücher, I I I , 45. C S II, 645,18 — 646,29. Ebd. 645,21—22.

104

Abendmahlsstreitigkeiten und antischwenckfeldische M a n d a t e

dig abnahm 101 . Unermüdlich und leidenschaftlich kämpfte V . Trotzendorf gegen die Stenckfelder (σφόνδυλοι), wie er den Namen Schwenckfelder auf Griechisch ballhornisierte 102 . Schließlich ging er aber im Herbst 1529, zusammen mit den letzten sechs Studenten, wie die Tradition 105 behauptet, nach Wittenberg, nachdem kurz zuvor auch B. Ziegler Liegnitz verlassen hatte 104 . Schwenckfeld kam einer Entscheidung seines Landesherrn zuvor, indem er freiwillig das Exil wählte und dadurch zugleich den Fortbestand der schwenckfeldischen Bewegung ermöglichte. A m i j . Februar 1529 informierte dann Herzog Friedrich I I . seinen Oberlehnsherren in einem Schreiben105, das er wiederum durch seinen Hofmarschall überbringen ließ106, von der Emigration Schwenckfelds 107 und stellte richtig, daß sein ehemaliger H o f r a t seine Anwysunge nicht Zwingli, sondern den Straßburger Theologen zugesandt habe mit der inständigen Bitte, sie für sich zu behalten und keinesfalls drucken zu lassen108. Diese hätten sie jedoch an Zwingli weitergeleitet, der sie dann habe im Druck erscheinen lassen 10 '. Auch betonte Friedrich I I . nachdrücklich, daß er in allen seinen Gebieten keine unchristlichen Veränderungen geduldet 110 und das königliche Mandat unermüdlich befolgt habe, soweit es sein Gewissen und das seiner Untertanen erlaubt hätten 111 . Schwenckfeld, dem Krautwald am 16. Januar 1529 zum Abschied eine Meditation 112 über das Gebet gewidmet hat, lenkte seine Über die Gründe, die allmählich zur Schließung der Liegnitzer Universität geführt haben, siehe besonders: G . K o f f m a n e , Eine schlesische Universität in der Reformationszeit, 34—38. 102 y Trotzendorf, Precationes, fol. C i v — C 3V (Vorrede). Vgl. auch L. H a r t ranfft, Ware, Christliche, und glimpfflidie Widerlegung des Irrthumbs der Schwenckfelder. 1 0 3 J . Clajus, Variorum carminum libri quinqué, fol. O i v . 1 0 4 Wie lange Β. Ziegler in Liegnitz geblieben ist, läßt sich nicht mehr genau ausmachen. Bekannt ist lediglidi, daß seit J u l i 1529 Verhandlungen über seine B e r u f u n g nach Ansbadi liefen. M a r k g r a f G e o r g von Brandenburg war nämlich v o m 7. bis zum 1 4 . M ä r z 1529 in Liegnitz gewesen (siehe: L . N e u stadt, Aufenthaltsorte des M a r k g r a f e n G e o r g von Brandenburg, 243) und hat dort sicher B. Ziegler kennengelernt. » « C S X V I I I , (39) 4 1 - 4 3 . 109 E b d . 4 1 , 4 — j . 1 0 7 E b d . 42,29—30. 1 0 8 E b d . 42,19—23. 109 E b d . 4 2 , 2 3 — 2 j . 110 Ebd. 4 3 , j — 6 . 1 1 1 E b d . 43,6—8. Ebd. I I I , (432) 4 3 5 - 4 3 9 · 101

Abendmahlsverständnis der Schwenckfelder

105

Schritte nach der freien Reichsstadt Straßburg, wo er vor dem 18. Mai 1529 1 1 3 eintraf 114 . Er kam jedoch nicht als Bettler, sondern als ein relativ vermögender Mann, da er eine jährliche Leibrente aus seinen Gütern bezog, die er seinem jüngeren Bruder Hans überlassen hatte 115 . Zwei Gründe mögen ihn bewogen haben, Straßburg, dieses Sammelbecken der verschiedensten religiösen Gruppen und Individualisten, als seinen vorläufigen Aufenthaltsort zu wählen. Erstens standen die dortigen Theologen nicht nur wie er und seine Anhänger in einem Gegensatz zu den Abendmahlsauffassungen der Wittenberger und Schweizer, sondern sie hatten sich in ihrer Unionssdirift Vergleichung D. Luthers und seins Gegentheyls auch in gewissem Sinne zu dem Sakramentsverständnis der Liegnitzer Bruderschaft bekannt 11 '. Zweitens waren es, wie gezeigt worden ist, letztlich die Straßburger Geistlichen gewesen, die Schwenckfelds Exil verschuldet hatten, da sie den Druck seiner Anwysunge ermöglicht hatten. Schwenckfeld konnte deshalb damit rechnen, daß Bucer, Capito und die anderen ihn, von ihrem Gewissen geplagt, bereitwillig aufnehmen würden. Tatsächlich wurde er in Straßburg, wo man schon durch ein Schreiben Krautwalds auf seine Ankunft vorbereitet war 117 , herzlich willkommen geheißen. Begeistert schrieb Capito, bei dem er, wie viele andere mystische Spiritualisten, zunächst Unterkunft gefunden hatte, am 18. Mai 1529 an Zwingli: Schwenckfeld sei ein „Vir vere nobilis. Totus Christum spirat" 118 . In dem gleichen Brief klingt es auch an, daß man in Straßburg um eine Wiedergutmachung bemüht war 119 . Offenkundig wurde dies

u

® Wolfgang Capito an Zwingli, IJ29 Mai i8, CR 97,124,2, Nr. 842.

114

A u f f a l l e n d ist die lange Zeitspanne zwischen seiner Abreise aus dem H e r zogtum Liegnitz (vor dem 15. Februar 1529; vgl. C S X V I I I , 42,29—30) und seiner Ankunft in Straßburg (vor dem i 8 . M a i 1529; vgl. C R 97,124,2, N r . 842). Möglicherweise hat er nach einem Aufenthalt in Brieg ( C S X I V , 282,34 — 283,17) und vielleicht noch anderswo in Schlesien (nach M . J o h n d. Ä . hat Sdiwenckfeld erst am 19. April 1529 Schlesien verlassen; vgl. S. G . Schultz, Schwenckfeld, 162, A n m . 14) seine Route über Nürnberg genommen und dort kurze Zeit verweilt. Siehe: H . Weigelt, Sebastian Franck und Caspar Sdiwenckfeld, 3, Anm. 4.

1,5

Siehe: S. G . Schultz, Sdiwenckfeld, 3.

n

' M . Bucer, Vergleidiung D . Luthers und seins Gegentheyls. In: M . Bucer, Opera omnia. Series I. Deutsche Schriften. II,

117

118

371,30—34.

Valentin K r a u t w a l d an Wolfgang Capito, Martin Bucer u. a., 1529 April 13, gedr. in: T A Elsaß I, 237, N r . 182a.

CR 97,124,2—3, Nr. 842. " · Ebd. 126,13—14, Nr. 842.

106

Abendmahlsstreitigkeiten und antisdiwenckfeldische Mandate

aber, als Capito im Juni 1529 zu Schwenckfelds Apologie120 ein empfehlendes Vorwort 121 schrieb. In dieser Schrift hat der schlesische Edelmann auch seinerseits die Anschuldigung zurückgewiesen, daß er ein Sakramentsverächter sei und versichert, daß seine Anwysunge ohne seinen Willen von Zwingli veröffentlicht worden sei.

120

CS III, (391) 4 0 2 - 4 3 1

121

Ebd. 394—397.

III. D I E B L Ü T E Z E I T DES G E M Ä S S I G T E N S C H W E N C K F E L D E R T U M S I N D E N T E R R I T O R I E N F R I E D R I C H S II. Nach dem freiwilligen Exil Schwenckfelds im Februar 1529 begann in den Herzogtümern Friedrichs II. eine große Blütezeit des gemäßigten Schwenckfeldertums, die nahezu ein Jahrzehnt währte. Heraufgeführt wurde sie erstens dadurch, daß sich die Liegnitzer Bruderschaft nicht nur selbst allen täuferischen Einflüssen widersetzte, sondern audi mit verhinderte, daß im Herzogtum Liegnitz Täufer Fuß fassen konnten. Dadurch waren sie auch gegen den leisesten Verdacht gefeit, mit jenen zu sympathisieren. Zweitens bemühte sich Friedrich II. nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Erfolg, die noch vorhandenen radikalen Kräfte innerhalb der schwenckfeldischen Bewegung zurückzudrängen und so die Gegensätze zu den Lutheranern abzubauen. Obgleich beide Bestrebungen ungefähr zeitlich parallel liefen, soll zunächst auf die Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit den Täufern eingegangen werden, weil sie etwas früher, noch vor dem Exil Schwenckfelds, begann und vor allem eher abgeschlossen war. ι. Die Auseinandersetzung der Liegnitzer Bruderschaft mit dem Täufertum Schwenckfeld und Krautwald haben sich während ihrer Auseinandersetzung um die Bedeutung des verbum externum nur gelegentlich und beiläufig über die Taufe geäußert. Am ausführlichsten hat dies noch der gelehrte Stiftsherr in seinem Judicium1 getan, das er Ende November 1528 auf inständiges Bitten seiner Freunde innerhalb weniger Tage2 als Entgegnung auf eine leider verlorengegangene lutherische Streitschrift verfaßt hat. Unter dem Titel Ein Bekantnus vom Reiche Christi / von seinem Regiment oder Hoffhaltunge seines Reiches3 hatten die Lutheraner diese Schrift anonym4 1 CS III, (Z69) 2 7 1 - 3 4 3 . 2 Ebd. 272,3. 3 Ebd. 271,7—8, 13—15. 4 Ebd.

108

Blüte des Sdiwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs I I .

ersdieinen lassen, die sie aber nur dorthin versandten, wo sie „verhofft / etwas mit außzurichten / vnd andere zuleeren"5. Sie antworteten damit auf Krautwalds bedeutende Schrift Von der gnaden Gottesdie zunächst nur im Manuskript zirkulierte7. In dem Judicium, in welchem er das Verständnis der Taufe von der Beschneidung her ablehnte8, unterschied er zwischen einer Taufe des Herzens" und einer des äußeren Menschen10. Diese geschehe „mit wasser für den menschen"11 und sei kein Mittel zur Sündenvergebung12. Sie sei folglich auch nicht heilsnotwendig13. Christus habe sie lediglich deshalb eingesetzt, um die Bedeutung der inneren Taufe zu symbolisieren14 und dem Menschen audi äußerlich die Möglichkeit zu geben, sich zum Geistesempfang zu bekennen16. Dagegen bewirke die Herzenstaufe, die unvermittelt durch Gott geschehe1', die Wiedergeburt17. Wer sie empfangen habe, sei ganz rein, wie Joh 1 3 , 1 0 zeige18. Dieses Taufverständnis, hinter dem wiederum die Fleisch-Geist-Konzeption steht", versuchte er aus der Tauflehre und Praxis der Urgemeinde zu belegen20. Interessanterweise findet sich weder hier noch in anderen Schriften Krautwalds oder Sdiwenckfelds bis zum Jahre 1528 irgendein Hinweis darauf, daß sie den Brauch der Säuglingstaufe kritisiert hätten; vielmehr haben sie sich dazu bekannt21. 5

Ebd. 2 7 1 , 1 8 — 1 9 .

« E b d . (83) 8 7 — 9 8 . 7 V g l . ebd. 8 3 — 8 4 . 8 Ebd. 3 0 1 , 1 4 — 1 8 ; 3 3 1 , 2 2 — 2 8 . 9 10 11 12 13 14

Ebd. 3 0 J . I 3 · Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

30$,14. 305,15. 306,3; 3 3 1 , 3 9 — 332,2. 306,3. 305,40 — 306,1.

15

Ebd. 308,22—24. Ebd. 3 0 5 , 1 4 — 1 5 . " Ebd. 3 0 5 , 1 6 . 16

18 19

Ebd. 3 0 5 , 2 4 — 2 5 . Z . B . ebd. 3 3 1 , 5 — 1 0 : „Alles / was da geborn / w i r d entweder aus fleisch ! oder Geist geboren / v n d ein jede geburt bringt das jhr / fleisch gebirt fleisch / also Geist gibt Geist / nun ist das eusser Wasser nicht Geist / sonder Fleisch / D a r u m b bringet seine geburt nichten denn Fleisch / v n d kan nichten geistliches weder geben noch geberen / Gleich so wenig als von jendert / oder aus jrgent einem eusseren ding wes geistliches bekommen k a n " .

20

Ζ . Β. ebd. 3 0 1 , 2 3 — 2 5 (Joh 3 , 5 ) ; 3 0 5 , 3 0 — 306,3 ( A p g 8 , 1 6 ) ; 3 3 1 , 3 8 — 3 3 2 , 3 (Tit 3 , 4 - 6 ) .

21

Ebd.

308,37-39·

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem Täufertum

109

Die Liegnitzer Bruderschaft hat sich damals wohl vor allem deshalb noch nicht mit dem Problem der Erwachsenentaufe beschäftigt, weil zu dieser Zeit in den Territorien Friedrichs II. noch keine T ä u fer vorhanden waren. Dagegen sollen sich in einzelnen anderen schlesischen Gebieten schon seit dem Jahre 1526 einzelne mährische sowie süddeutsche Täuferführer aufgehalten und Gemeinden gegründet haben 22 . Nach Aufzeichnungen des Chronisten Nikolaus Henel v . Hennenfeld ist bereits im Jahre 1 5 2 6 etwa die Hälfte der Bevölkerung des Dorfes Stolz bei Frankenstein, im Fürstentum Münsterberg gelegen, täuferisch gesinnt gewesen, weshalb Herzog K a r l I. mit Landesverweisung gegen sie vorging 23 . Spätestens seit Mitte des Jahres 1 5 2 7 existierte auch in Breslau eine Täufergemeinde, wie ein Schreiben Luthers vom 2 7 . Januar 1 5 2 8 an Joh. Heß zeigt 24 . Dieser hatte bei Luther angefragt, ob man die Täufer beim Breslauer Magistrat anzeigen solle. Hiervon hat jener jedoch abgeraten, da sie sich selbst verraten und dann ohnedies aus der Stadt ausgewiesen würden. Ihre führenden Vertreter sind nach den Aussagen von Hans H u t ein gewisser Oswald und Hess gewesen85. Tatsächlich hat der Breslauer Magistrat dann den Täufern wiederholt den Aufenthalt verboten und ihre Beherbergung sowie Bewirtung unter strenge Strafe gestellt26. Außer in den eben angeführten 22

23

Siehe hierzu und zu dem Folgenden vor allem die von K. Klose gesammelten Darstellungen und Hinweise über das sdilesisdie Täufertum, die sich in der älteren territorialgeschichtlichen Literatur finden (Wroclaw SA, SammlungKlose, 4 , 1 0 0 — 1 0 9 ) . Vgl. audi G. KofFmane, Die Wiedertäufer in Schlesien. Dagegen ist die teils hypothetische, teils fehlerhafte Darstellung von W. Wiswedel (Bilder und Führergestalten aus dem Täufertum, III, 2 2 2 — 2 2 7 ) historisch nahezu wertlos. Fr. W. Sommersberg, Silesiacarum rerum scriptores, I, 220: „Zum Stoltz bey Franckenstein sind die Bauern bald halb WiedertSufferisdi worden, welcher viel darnach am Pranger zu Franckenstein gestrichen, und mit abgeschnittenen Ohren zum Thor hinaus gewiesen worden: Hertzog Carl wollte sie im Land durchaus nicht dulten". 4, 3 7 1 — 3 7 2 , N r . 1 2 1 j ; v g l . e b d . 3 1 1 , 6 — 8 , N r .

1190.

24

WAB



Chr. Meyer, Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben, 230: „Er [sc. Hans Hut] kenne jr [sc. Täuferführer] vil, konnde aber der nit nennen, seyen zwien zu Bresslaw seins enthalts, ainer Osswaldt und ainer hess genannt, in Mehern bei zehen und andern ortten mer, er sey bei iren vilen gewesen, hab sich mit denen bespracht". Zum Problem, ob H. Hut selbst in Schlesien gewesen ist, siehe: G. Seebass, Müntzers Erbe. Werk, Leben und Theologie des Hans Hut (f 1 5 2 7 ) · Theol. Habilitationsschrift Erlangen 1 9 7 2 , 2 7 9 — 2 8 0 (Lit.), Masch. Solche Verordnungen wurden beispielsweise am 2. April 1528, am 30. Januar 1J30 und am 6. Juni 1535 erlassen; siehe die von K.Klose gesammelten Befehle (Wroclaw SA, Sammlung-Klose, 42, fol. i9or, i9ir—v).

28

110

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

Gebieten sind besonders im Erbfürstentum Glogau täuferische Gemeinden vorhanden gewesen, unter denen G. Ascherham gewirkt haben soll". a) Die Liegnitzer Bruderschaft und die Täufer im Reich Den Anstoß zu einer näheren Beschäftigung mit der Praxis der Säuglingstaufe erhielt die Liegnitzer Bruderschaft, wie Schwenckfeld betonte, erst von den Theologen Straßburgs28. In diesem einstigen Zentrum der spätmittelalterlichen Ketzerbewegungen hatten sich im Spätherbst 1526 zahlreiche Täufer eingefunden, zumal hier außer Martin Cellarius fast gleichzeitig so bedeutende Vertreter des frühen Täufertums wie Michael Sattler, Ludwig Hätzer und Hans Denck anwesend waren29. Obgleich der Magistrat der Stadt gelegentlich einige von ihnen ausgewiesen hat, so beispielsweise Hans Denck am Weihnachtstage 1526", hielt der Zustrom unvermindert an, wie ein Schreiben Capi tos an Zwingli vom 8. April 1527 zeigt31. Deshalb und wegen der beunruhigenden Nachrichten von den Vorgängen im nahen Worms82 sah sich Bucer veranlaßt, gegen die Täufer vorzugehen. Dies erschien ihm um so dringlicher, als Capito inzwischen immer mehr mit den Täufern sympathisierte, wie seine Vorrede33 zu der im Juli 1527 in Straßburg gedruckten Schrift De operibus Dei von M. Cellarius, eines Hausgastes, zeigt. Offen zutage traten seine Bedenken an der Praxis der Säuglingstaufe und seine Hinneigung zum Täufertum allerdings erst in seinem Hoseakommentar, der zwischen Ende März und An27

28

29

Siehe die von K. Klose aus der älteren territorialgesdiichtlidien Literatur angefertigten Exzerpte (Wroclaw SA, Sammlung-Klose, 4, 105—106). Vgl. WiedertaufFerisdien Gesindleins in Mähren und Schlesien seltsame Beschaffenheit. Ao 1535, Brno SA, Bedcsche Sammlung, G 10/49, Nr. 68, fol. 22V. CS IV, 242,36 — 243,5· Vgl. Schwenckfeld an Martin Bucer, 1528 Juli 3 u. 7, ebd. III, (74) 76—82. Siehe hierzu und zu dem Folgenden audi H.Urner, Die Taufe bei Caspar Schwenckfeld, 329—342. Siehe hierzu und zum Folgenden: W. Heberle, W. Capito's Verhältniß zum Anabaptismus; J. W. Baum, Capito und Butzer, Straßburgs Reformatoren; J. M. Usteri, Die Stellung der Straßburger Reformatoren Bucer und Capito zur Tauffrage; J. Adam, Evangelisdie Kirchengeschichte der Stadt Strass-

burg, 109—122.

30

Siehe: Wolfgang Capito an Zwingli, 1526 Dezember 26, CR 9$, 820, 9, Nr. J64.

31

Ebd. 96,87,14, Nr. 605.

32

Siehe: M.Krebs, Einleitung zu M. Bucers Getrewe Warnung gegen Jacob Kautz. In: M. Bucer, Opera omnia. Series I. Deutsche Sdiriften. 1 1 , 2 2 7 — 2 3 3 (Lit.). Gedr. in: TA Elsaß I, 1 1 6 , 1 7 — i*i»9> Nr. 90.

33

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem Täufertum

111

fang April 1528 in Straßburg erschienen ist34. Bucer, dem dieser Gesinnungswandel seines Freundes nicht entgangen war, bemühte sich deshalb darum, diesen wieder auf seine Seite zu ziehen. Nachdem er bereits in seinem Kommentar zu Matthäus vom März 1527 erstmals beiläufig auf das Täufertum eingegangen war 35 , hat er es dann in einer Streitschrift36 gegen den Wormser Prediger Jakob Kautz grundsätzlich bekämpft. In seiner Auslegung zum Johannesevangelium, die im März 1528 erschien, hat er schließlich die Säuglingstaufe hartnäckig verteidigt87. Um die antitäuferische Front zu stärken, wandte sich Bucer hilfesuchend an Zwingli sowie an Schwenckfeld und Krautwald. Leider ist nur noch sein Brief an den Reformator Zürichs vom 15. April 1528 erhalten38, während der an die Liegnitzer aus den Antwortsdireiben39 sowie aus der sich anschließenden Korrespondenz40 rekonstruiert werden muß. Da die Briefe Krautwalds theologisch gewichtiger sind, sollen sie vor allem im Folgenden herangezogen werden. Er erklärte darin, daß das Heil nicht durch ein äußerliches Symbol vermittelt werden könne41. Deshalb wolle er auch nicht zu dem äußeren Wasser eilen, sondern zu dem, der uns von unseren Sünden durch sein Blut reinwäscht42. Die Praxis der Säuglingstaufe könne er bejahen, vorausgesetzt, daß man auf ihren kognitiven Charakter hinweise und die Getauften so oft als möglich darauf aufmerksam mache, daß sie nicht eher getauft sind, als bis sie durch den Heiligen Geist wiedergeboren sind, wenngleich 34

Eine Zusammenstellung der Urteile, die W . C a p i t o in seinem Kommentar zu H o s über das Täufertum gefällt hat, findet sich ebd. 1 5 2 , 4 — 1 5 3 , 1 0 , N r . 126.

35

E i n kurzer Auszug von M . Bucers längeren Ausführungen über die T a u f e und die T ä u f e r in seinem Kommentar zum M t E v ist wiedergegeben ebd. 7 9 , 2 — 2 1 , N r . 78.

36

M . Bucer, Opera omnia. Series I. Deutsche Schriften. II, ( 2 2 5 ) 2 3 4 — 2 5 8 . D e r Abschnitt aus dem Kommentar des J o h E v , in welchem M . Bucer die Kindertaufe verteidigt, findet sidi gedr. in: T A Elsaß I, 1 4 9 , 1 6 — 1 5 1 , 5 , N r . 124.

37

38 39

C R 96, 4 2 6 — 4 2 9 , N r . 7 1 3 . K r a u t w a l d an Martin Bucer, 1 5 2 8 A p r i l 28, gedr. in: T A Elsaß I, 1 5 5 , 2 0 bis 1 6 0 , 3 1 , N r . 1 3 1 . D a s Antwortschreiben Schwenckfelds an M . Bucer ist v e r loren (vgl. C S I I I , 60).

40

K r a u t w a l d an W o l f g a n g Capito, 1 5 2 8 Juni 29, gedr. in: T A Elsaß I, 1 6 5 , 3 bis 1 7 3 , 8 , N r . 1 4 1 ; Schwenckfeld an Martin Bucer, 1 5 2 8 Juli 3 u. 7, C S I I I , (74) 7 6 — 8 2 ; K r a u t w a l d an Martin Bucer, 1 5 2 8 Juli 5, gedr. in: T A E l s a f f l , 1 7 4 , 1 0 — 1 7 8 , 1 2 , N r . 144.

41

T A Elsaß I, 1 6 7 , 2 2 — 2 5 , N r . 1 4 1 .

42

Ebd. 1 6 7 , 2 5 — 3 1 , N r . 1 4 1 .

112

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedridis II.

sie jeden Tag dreimal untergetaucht würden43. Diese Tauflehre könne am besten durch einen Katechismus, beispielsweise durch Capitos Kinderbericht von 1527, eingeprägt werden44. Allerdings läßt sich nach Krautwalds Uberzeugung der Brauch der Säuglingstaufe weder aus der Heiligen Schrift nodi durch Vernunftsgründe rechtfertigen45. Entschieden wandte er sich dagegen, sie auf Grund von Kol 2 , 1 1 mit der Beschneidung begründen zu wollen4', wie es Bucer — Zwingli folgend — in seinem Johanneskommentar getan hatte. Vielmehr sei nach Mt 28,19 die Jüngerschaft die Voraussetzung für den Taufempfang 47 . Damit hatte Krautwald aber Capito letztlich in seinem Vorbehalt gegen die Säuglingstaufe bestärkt. Konsequenterweise baten deshalb sowohl Schwenckfeld als auch Krautwald in ihren Briefen Bucer darum, gegenüber den „miseros Anabaptistas" 48 , über deren Verfolgung sie erstaunlich gut unterrichtet waren49, obgleich sie keinerlei direkte Beziehungen zu ihnen hatten50, Milde walten zu lassen51. Diese hätten nämlich ein richtigeres Taufverständnis als alle, die in der Gegenwart über dieses Sakrament geschrieben haben52. Im Unterschied zu den Lutheranern hätten sie erkannt, daß die Wassertaufe nicht kausative, sondern nur kognitive Bedeutung habe. Außerdem ersuchten Schwenckfeld und Krautwald Bucer darum, die Obrigkeit nicht zu einem gewaltsamen Vorgehen gegen die Täufer anzustacheln5®. Vielmehr solle er sich allen derartigen Bestrebungen entgegenstellen; denn sie könnten nur durch Unterweisung zurückgewonnen werden54. In diesem Zusammenhang unterließ es Schwenckfeld nicht, mit unverkennbarem Stolz anzumerken, daß er Friedrich II. von Liegnitz bisher mit Erfolg daran gehindert habe, ein antitäuferisches Mandat zu erlassen55.

43

Ebd. 1 6 0 , 3 — 1 2 . Ebd. 1 6 0 , 1 2 — 1 3 . 45 Ebd. 1 6 8 , 1 3 — 1 5 . 48 Ebd. 1 6 8 , 2 5 — 3 1 . " Ebd. 1 6 8 , 3 1 — 3 6 . 48 C S III, 7 9 , 2 0 — 2 1 . 49 T A Elsaß I, 158,35 — 159,7; 170.3—8. 50 Ebd. 1 5 8 , 3 3 — 3 4 ; 159,8. 51 Ebd. 1 7 7 , 6 — 7 . 52 C S III, 8 1 , 3 6 — 3 7 . 53 Ebd. 7 9 , 2 1 — 2 2 . 54 Ebd. 79,27—29. 55 Ebd. 79,26—27. 44

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem T ä u f e r t u m

113

Die Hoffnung Bucers, in seiner Verteidigung der Säuglingstaufe von der Liegnitzer Bruderschaft unterstützt zu werden, hatte sich also nicht erfüllt. Dies war aber deshalb nicht so gravierend, weil Capito inzwischen durch ein Schreiben56 Zwingiis vom 17. Juni 1528 wieder für die Beibehaltung der Säuglingstaufe gewonnen worden war. b) Die Liegnitzer Bruderschaft und die Täufer im Herzogtum Liegnitz Schwenckfeld und Krautwald waren also durch die Straßburger Theologen veranlaßt worden, ihr Taufverständnis und ihre Stellung zu den Täufern grundsätzlich zu überdenken. Dies sollte aber für sie bald von unmittelbarer Bedeutung werden, weil kurze Zeit später, im Frühjahr 1528, auch in den Territorien Friedrichs II. einige bedeutende Täuferführer auftraten und Liegnitz zum Mittelpunkt ihrer Wirksamkeit machten. Sie kamen aus Nikolsburg, einem Städtchen, am Fuße der Pollauer Berge gelegen, das seit 1526 im süddeutschen Täufertum als das biblische Emmaus galt57. Hier und in dem dazugehörenden Gebiet waren nämlich die aus Österreich, Bayern, Schwaben und der Schweiz vertriebenen Täufer zusammengeströmt und hatten unter dem Schutz Leonhards von Lichtenstein und seines Neffen allmählich durch Mission eine große Gemeinde gebildet, die nach J.Kessler 58 6000 und nach V . L. v. Seckendorf 5 ', der sich auf Interrogatorien beruft, sogar 12000 Glieder umfaßt haben soll. Beide Zahlenangaben sind jedoch mit Sicherheit übertrieben. Der eigentliche Gründer dieser Gemeinde, der sich fast ausschließlich deutschsprachige Mähren angeschlossen haben sollen60, ist Balthasar Hubmaier gewesen, der Anfang Juli 1526 hier Asyl gefunden hatte. Doch bereits im Frühjahr 1527 kam es infolge einer Kontroverse zwischen B. Hubmaier und dem Täuferführer Hans Hut, der für einige Wochen in Nikolsburg weilte, zu einer ernsthaften Krise. Beide vertraten nämlich verschiedene Standpunkte hinsichtlich der Frage, ob ein Christ aus Gehorsam gegen die Obrigkeit zum Kriegsdienst verpflichtet sei; 56

57

58

59 80

8

C R 96, 4 8 7 — 4 8 8 , N r . 729; v g l . a u d i M a r t i n Bucer an Z w i n g l i , 1528 Juni 24, ebd. 4 9 2 — 4 9 3 , N r . 732. Siehe hierzu und z u dem Folgenden: T . Bergsten, Balthasar H u b m a i e r , 398 bis 422 (Lit.). Joh. Kessler, S a b b a t a mit kleineren Schriften u n d Briefen. H g . v . E. E g l i u. R . Sdioch, 1 6 4 , 3 7 — 3 9 . V . L . V.Seckendorf, Commentarius, III, 1 1 6 . R . R i i a n , D i e Böhmischen Brüder, 92. W e i g e 1 t , AzKG 43

114

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

während B. Hubmeier dies bejahte, verneinte dies der Apokalyptiker H. Hut. Ihren Höhepunkt erreichte diese Auseinandersetzung in dem sogenannten Nikolsburger Gespräch", das Mitte Mai I J 2 7 stattfand. Daran hat nach der ältesten huterischen Chronik auch der aus Cham/Obpf. gebürtige Oswald Glaidt"2 teilgenommen. Dieser hatte sich bereits 1520 der Reformation angeschlossen und war nacheinander Prädikant in Leoben, Styria sowie Nikolsburg gewesen, bis er schließlich 1526 durch B. Hubmaier für das Täufertum gewonnen wurde. Als es auf dem Nikolsburger Kolloquium zu keiner Einigung kam und Leonhard von Lichtenstein sich nicht zuletzt aus politischen Gründen auf die Seite B. Hubmaiers und seiner Anhänger stellte, ist er im Mai H . H u t nach Wien nachgefolgt, obwohl er sich noch im Januar 1527 in seiner Schrift Entschuldigung zu B. Hubmaier bekannt hatte. Von Wien begab er sich nach Regensburg und von dort wiederum nach Nikolsburg, um schließlich im April 1528 seineSchritte nach dem Herzogtum Liegnitz zu lenken. Dorthin ist er wahrscheinlich deshalb gezogen, weil er durch B. Hubmaier von der toleranten Haltung Friedrichs II. wußte. Ihm hatte B. Hubmaier nämlich seine 1527 in Nikolsburg gedruckte Schrift Das andere Büchlein von der Freiwilligkeit des Menschen63 gewidmet. Etwa zur gleichen Zeit traf in Liegnitz audi der Drucker Simprecht Froschauer64 ein, der in Nikolsburg sechszehn HubmaierSchriften65 und außerdem O. Glaidts Entschuldigung herausgegeben hatte. Die Herren von Lichtenstein konnten ihn nämlich dort nicht vor der Verfolgung durch Ferdinand I. schützen, die im März 1528 begann. Vermutlich hoffte S. Froschauer in der Piastenstadt mit ihrer neuerrichteten Universität nicht nur religiöse Duldung, sondern auch ein neues Arbeitsfeld zu finden. Im Unterschied zu O. Glaidt muß er jedoch hier sehr bald seine täuferische Gesinnung aufgegeben haben und ein Anhänger Schwenckfelds geworden sein.

61

Über das Nikolsburger Gesprädi Hubmaier, 4 5 2 — 4 7 5 (Lit.).

62

Uber O s w a l d G l a i d t siehe: J . Loserth, O s w a l d G l a y t , 7 0 — 7 3 ; W . W i s w e d e l , O s w a l d Glait von Jamnitz, 5 5 0 — 5 6 4 ; G . F . H a s e l , Sabbatarian anabaptists of the sixteenth century, 1 0 7 — 1 2 1 (Lit.).

63

B. Hubmaier, Schriften. H g . v. G . Westin u. T . Bergsten, (398) 4 0 0 — 4 3 1 . Über S. Froschauer siehe: P . Leemann v a n Eide, Die O f f i z i n Froschauer, 13—15.

64

65

siehe vor

allem: T . Bergsten,

Balthasar

Z u S. Froschauers Tätigkeit als Drucker von Schriften B. Hubmaiers siehe: B. Hubmaier, Schriften. H g . v . G . Westin und T . Bergsten, 3 7 (Lit.).

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem Täufertum

115

Am 17. September 1528 schrieb er nämlich von Frankfurt am Main aus, wo er zur Messe weilte, an Zwingli, daß die Liegnitzer Bruderschaft ihn beauftragt habe, ihm in Zürich mündliche Grüße zu überbringen. Aus zeitlichen Gründen könne er das aber nicht tun und gebe diese deshalb schriftlich weiter"1. In Liegnitz hat Simp. Froschauer außer einer Bauernpraktik drei Schriften des schlesischen Edelmannes gedruckt67. Nahezu zwei Jahre später, wahrscheinlich im Februar 1530, kam schließlich noch der gebildete Täuferführer Andreas Fischer68 aus der Slowakei nach Liegnitz. Wahrscheinlich um 1480 in Kremnitz geboren, hatte dieser ehemalige katholische Geistliche seit Frühjahr 1529 als Prediger in der Stadt Leutschau, dem Haupt der Zipser Ortschaften, in Zipser-Neudorf und in Schwedler, einem Städtchen der Zipser Burgherrschaft, gewirkt und diesen Ort zum Zentrum der Täufer in der Slowakei gemacht69. Als jedoch im November I J 2 9 die katholische Geistlichkeit und das Patriziat von Zips mit Waffengewalt gegen die Täufer vorgingen, flüchtete A. Fischer mit vielen seiner Anhänger in das Tatragebirge. Doch bald verließ er diesen Schlupfwinkel wieder und wandte sich zu Beginn des Jahres 1 J 3 0 mit einigen Getreuen über das Komitat Sáros nach Schlesien70. O. Glaidt und A. Fischer haben dann im Herzogtum Liegnitz eine rege Tätigkeit entfaltet. Hier haben sie nach Krautwald jedoch nicht so sehr in den Städten als vielmehr in den Dörfern missioniert71 und „etliche feiste schaff, das sein reiche schultheiss und pauren, welche feiste bezahlte güeter und vil leger gelt im Vorrat gehabt, nach sich gezogen"72. Wie vorauszusehen, kam es zwischen ihnen und den Schwenckfeldern bald zu heftigen Auseinandersetzungen, die sich vor allem auf die Frage nach der Gültigkeit des mosaischen Gesetzes konzentrierten, während das Problem der Säuglingstaufe nur beiläufig diskutiert wurde. Hieraus wird deutββ 87

68

69 70 71 72

s*

C R 96, 554,2 — 555,1, N r . 760. Über S. Froschauers Tätigkeit als Buchdrucker in Liegnitz siehe: G. Koffmane, Die Wiedertäufer in Schlesien, 3 6 — 3 7 ; H . Bahlow, Die Anfänge des Buchdrucks zu Liegnitz, 7 — 1 4 ; P . Leemann van Eick, Die Offizin Froschauer, 15. Über A. Fischer siehe: P . Ratkos, Die Anfänge des Wiedertäufertums in der Slowakei, 4 1 — 5 9 (Lit.); G . F . H a s e l , Sabbatarian anabaptists of the sixteenth century, m — 1 2 1 , (Lit.). P. Ratkos, Die Anfänge des Wiedertäufertums in der Slowakei, 4 6 — 5 1 . Ebd. 52. Krautwald, Bericht vnd anzeigen, Berlin SB, Ms.germ. 527, fol. 53V. Ebd. fol. 54r.

116

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

lieh, wie sehr die Erwachsenentaufe bei den Täufern hinter der Ethik zurücktrat. In diesem Streit um die Verbindlichkeit des mosaischen Gesetzes ging es vor allem um das Problem, ob das Sabbatgebot des Alten Testaments auch für den Christen verpflichtend sei. Nach Ansicht dieser beiden Täuferführer, die sich allerdings nur nodi aus den Schriften ihrer Gegner darstellen läßt, muß das alttestamentliche Sabbatgebot auch von den Christen befolgt werden, weil es nach E x 3 1 , 1 6 — 1 7 , dem Abschluß der Gesetzesverkündigung, eine ewig gültige Bundessatzung sei73 und seine Geltung weder von Jesus noch von seinen Aposteln angezweifelt worden wäre74· Auch bemühten sie sich um den Nachweis, daß die Sabbatbeobachtung fest in der altkirchlichen Tradition verankert sei. Nach O. Glaidt habe man in der Alten Kirche anfänglich den Sabbat gehalten; die Sonntagsfeier sei erst später durch das Papsttum eingeführt worden75. Diese allgemeine Behauptung präzisierte dann der Trilinguist A. Fischer dank seiner besseren kirchengeschichtlichen und patristischen Kenntnisse, indem er Belegstellen aus den Kirchenvätern, besonders aus Tertullian anführte7®. Tatsächlich77 hat dieser frühchristliche Apologet den Sabbat sehr geschätzt78. Uber die Frage der Sabbatheiligung haben zunächst O. Glaidt und Schwenckfeld in Liegnitz miteinander verhandelt79. Da sie sich jedoch nicht einigen konnten, wurde die Kontroverse literarisch ausgetragen. Eröffnet wurde sie von O. Glaidt mit einem verlorengegangenen Traktat, der nach Schwenckfeld den Titel Vom Sabbath trug80. Darin erklärte O. Glaidt, daß die Beibehaltung des Sabbats als Gebot Gottes für die Christen heilsnotwendig sei81. Auf Befehl Friedrichs II. und auf vielfachen Wunsch seiner Freunde nahm Krautwald dazu in

73

Z . B . C S IV, 457, 24—32. Z . B. ebd. 4 7 9 , 2 2 — 2 3 . 75 Ebd. 5 1 3 , 2 8 — 2 9 . 7e Krautwald, Bericht vnd anzeigen, Berlin SB, Ms.germ. 527, fol. 37V. 77 W . R o r d o r f , Der Sonntag, 1 4 0 — i j i . 78 C S E L 20, 1 9 6 , 2 1 — 2 3 (De oratione,23); 292,25 — 2 9 3 , 1 1 (De ieiunio adversus psydiieos, 1 4 ) ; 47, 4 5 4 , 5 — 2 7 (Adversus Marcionem, 4, 12). 7 » C S IV, 4 J 4 . 2 4 - 2 J . 80 Ebd. 4 5 3 . 81 Sein Inhalt läßt sich aus folgenden Briefen und Gegenschriften rekonstruieren: Wolfgang Capito an den Prediger des Leonhard von Lichtenstein, vor 1 5 3 1 Dezember 2 1 , gedr. in: T A Elsaß I, 3 6 3 , 1 6 — 3 8 5 , 3 1 , N r . 290 a; W . Capito, Kritische Bemerkungen Capitos zum Büchlein vom Sabbat von Oswald Glaidt, gedr. in: ebd. 386,5 — 393,26, N r . 290 b; Schwenckfeld an 74

Auseinandersetzung der Sdiwenckfelder mit dem T ä u f e r t u m

117

einer ebenfalls nicht mehr greifbaren Schrift Stellung 82 . Darin hat er, wie er später ausführte, folgende Themenkreise behandelt: „ V o m gesetz Mosi, und Judenthum, vom newen Testament, von der freyheit der Heiden, mit welcher sie von Christo dem Herrn begnadet, vom Sabbat, von dem Verbringen der gebot und Willen Gottes durch Jesum Christum und Andern stückhen" 8 '. Diese Replik sandten dann diejenigen, die um das Gutachten gebeten hatten, an O . Glaidt 84 , der aber darauf nicht selbst geantwortet hat85. A u f seine Bitte hin hat vielmehr A . Fischer die Erwiderung übernommen8*. Diese gleichfalls verlorengegangene Schrift, die wesentlich umfangreicher gewesen sein soll87, trug den Titel Sepastes Decalogiw. Nach Krautwald hat er in ihr sechzehn Gründe 88 aufgezählt, die eine Beobachtung des Sabbatgebotes für den Christen als heilsnotwendig erkennen lassen. Inhaltlich lassen sich diese jedoch auf zwei Argumentationsreihen reduzieren. Erstens versuchte A . Fischer exegetisch nachzuweisen, daß in allen alt- und neutestamentlichen Schriften der Dekalog, und damit implizit auch das Sabbatgebot, als verbindlich und ewig gültig angesehen werde 90 . Dies werde auch an der Stellung Jesu und der Urgemeinde zum Sabbat deutlich". Zweitens bemühte er sich, an Hand der Kirchenväter zu zeigen, daß man in den ersten Jahrhunderten den Sabbat gefeiert habe92 und daß die kirchliche Ordnung der Sonntagsruhe erst durch Papst Viktor I. und die staatlichen Sonntagsgesetze sogar erst durch Konstantin erlassen worden seien93. Krautwald warf jedoch A . Fischer vor, daß er seine patristischen Kenntnisse zumeist nur aus Sekundärquellen, wie möglicherweise aus Eusebs Kirchengeschichte, geschöpft habe84. Auffallend ist, daß A . Fischer

82 83 84

Leonhard v o n Lichtenstein auf N i k o l s b u r g , 1532 Januar 1, C S I V , 444 bis 518; K r a u t w a l d , Bericht v n d anzeigen, Berlin SB, Ms.germ. 527, fol. y6r bis j j r . K r a u t w a l d , Beridit v n d anzeigen, Berlin SB, Ms. germ. 527, fol. 36r. E b d . fol. 3r—v. Ebd. fol. 5 3 V .

85

Ebd. fol. }6r—v.

88

E b d . fol. 36V. Ebd. E b d . fol. 3 7 r . Ebd. fol. 4 j r — ν . Ebd.f0l.4jv. Ebd. Ebd. Ebd. E b d . fol. 3 7 v .

87 88 88

M 82 85 94

118

B l ü t e des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

in seinen Sepastes Decalogi die Sabbatfeier nicht auch eschatologisch-chiliastisch begründet zu haben scheint. Mit Sicherheit hat aber dieses Argument weder bei ihm noch bei O. Glaidt völlig gefehlt. Schwenckfeld behauptete nämlich, daß O. Glaidt mit den Juden und Chiliasten solange an der äußeren Sabbatfeier festhalten wolle, bis der geistliche Sabbat mit dem Millenium anbreche95. Dann sollen alle Gottlosen vernichtet und „die gantz weit jres bedunckens heilig / fromm vnnd gerecht werden"'". Um A. Fischer zu widerlegen, verfaßte Krautwald, wiederum auf Drängen „etlicher Herren vnd guater freund"® 7 , seine Streitschrift Bericht und anzeygen, wie gar ohne kunst und guten Verstand Andreas Fischer vom Sabbath geschrieben. Darin forderte er, daß zwischen der lex Mosis, die natürliches und Zeremonialgesetz umfasse, und der lex Christi unterschieden werde98. Das mosaische Gesetz sei als Zeremonialgesetz, zu dem auch das Sabbatgebot gehöre, für den Christen nicht mehr gültig, weil es äußerlich, zeitlich und durch die lex Christi abgelöst sei89. Seine Bedeutung bestehe jetzt lediglich in der typologischen Darstellung der lex Christi100. Demnach habe das alttestamentliche Sabbatgebot die Funktion, auf den eschatologischen Sabbat hinzuweisen, der in den Herzen der Gläubigen gefeiert werden soll101. Das Gesetz Christi sei dagegen „ein ewig gesetz, das vor dem Moysi, in seinem ampt und darnach weret und bleibet"102. Es ist dadurch charakterisiert, daß es nicht eine Fülle von einzelnen Forderungen, sondern nur eine einzige enthält, das Doppelgebot der Liebe (Mk 12,30—31, par.)103. Außerdem bemühte sich Krautwald um den historischen Nachweis, daß die christliche Gemeinde seit der apostolischen Zeit nicht den Sabbat, sondern den Sonntag gefeiert habe104. Er berief sich hierbei vor allem auf den Brief des Ignatius an die Magnesier105. In dessen 9. Kapitel, das er nach der 1498 lateinisch gedruckten und damals 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105

CS IV, 489,18—25. E b d . 489,22. K r a u t w a l d , Bericht v n d anzeigen, Berlin S B , Ms. germ. 527, f o l . 36V. Ebd. fol. 4ér—48V. Ebd. fol. 4 6 V . Ebd. E b d . fol. 4 6 r . Ebd. fol. 4 6 V . Ebd. fol. 4 é r . Ebd. fol. 5 2 V — 5 3 r . E b d . Z u r Interpretation v o n I g n M a g n 9 ( M S G 5 , 7 6 6 — 7 7 0 ) siehe: W . R o r d o r f , D e r Sonntag, 1 3 8 — 1 4 0 .

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem Täufertum

119

allgemein für echt gehaltenen längeren Rezension anführte, meinte er nämlich ein eindeutiges Zeugnis für die frühe christliche Sonntagsfeier gefunden zu haben. Tatsächlich werden die Christen in diesen interpolierten Versen aufgefordert, statt des Sabbats den Sonntag als den Auferstehungstag Christi zu halten. Infolge der regen Missionstätigkeit O. Glaidts und A. Fischers hat sich Krautwald auch mit den Taufe beschäftigt, wie ein Traktat106 zeigt, den er an den nach Straßburg exilierten Schwenckfeld gesandt hat, um diesen über die derzeitige Situation in der Heimat zu unterrichten107. Von dem schlesisdien Edelmann ist er damals aber auch direkt aufgefordert worden, sich zum Problem der Säuglingstaufe zu äußern, weil er sich inzwischen in Straßburg mit den dortigen Täufern auseinandersetzte. Bereits im Juli 1529 hatte er wiederholt den im Gefängnis liegenden Jakob Kautz besucht und sich bemüht, ihn von seinen täuferischen Ansichten abzubringen108. Im Oktober durfte er zusammen mit Capito den Gefangenen sogar mit nach Hause nehmen, um seine Bekehrungsversuche, allerdings vergeblich10', fortzusetzen110. Ungefähr zur selben Zeit hat er auch die Täuferführer H. Bünderlin, der 1527/28 Prediger bei Leonhard von Lichtenstein in Nikolsburg gewesen war, und Pilgram Marbeck, der etwa seit 1530 in der Stadt Straßburg und Umgebung wirkte, kennengelernt. Vor allem mit diesem ehemaligen Ratsherrn und Bergrichter aus Rattenberg am Inn hat er „in der stille" 111 eifrig diskutiert112. Schließlich ist er mit Sicherheit auch dem Kürschnergesellen Melchior Hofmann aus Schwäbisch Hall begegnet, der Ende Juni 1529 zum ersten Male nach Straßburg gekommen war und sich den Täufern angeschlossen hatte 113 . Um 108

C S III, (835) 836—844.

107

Ebd. X I V , 597,4—8. Schwenckfeld an J a k o b K a u t z , 1 5 2 9 Juli 19, gedr. in: T A Elsaß I, 2 4 2 , 1 bis 246,14, N r . 193. Straßburger Ratsprotokoll vom 29. N o v e m b e r 1 5 2 9 , gedr. in: ebd. 2 5 0 , 3 — 1 3 , N r . 196.

108

109

110

Straßburger Ratsprotokoll vom 9. Oktober N r . 195.

111

C S I X , 802,34. Über diese Gespräche und das spätere Verhältnis zwischen Schwenckfeld und Pilgram Marbeck siehe: ebd. X V I I I , 4 7 u. T . Bergsten, Pilgram Marbeck und seine Auseinandersetzung mit Caspar Schwenckfeld.

1,2

113

1 5 2 9 , gedr. in: ebd. 2 4 9 , 4 — 1 0 >

W . I. Leendertz (Melchior H o f m a n n , 4 1 ) äußerte die Vermutung, daß Schwenckfeld und Melchior H o f m a n n sich schon im Dezember 1 5 2 5 in W i t tenbeig kennengelernt haben. Dies ist aber nicht möglich, da M . H o f m a n n wahrscheinlich schon im Spätsommer, spätestens im Herbst 1 5 2 5 Wittenberg

120

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

sich f ü r diese Streitgespräche theologisch zu rüsten, w a n d t e sich Schwenckfeld an seinen F r e u n d K r a u t w a l d . A u f G r u n d seines Spiritualismus hat K r a u t w a l d die lutherische T a u f l e h r e und die P r a x i s der K i n d e r t a u f e in seinen Schriften und Briefen scharf kritisiert. E r w a r nämlich d a v o n überzeugt, daß die Ü b u n g der Säuglingstaufe f ü r die apostolische Z e i t nicht nachweisbar sei. N a c h seiner Ansicht finden sich im N e u e n Testament eindeutige Zeugnisse d a f ü r , daß ausschließlich Erwachsene getauft w o r d e n sind. D a b e i berief er sich v o r allem auf die W o r t f o l g e im T a u f b e f e h l ( M t 2 8 , 1 9 ) . D a n a c h setzt der V o l l z u g der T a u f e das J ü n g e r t u m voraus 1 1 4 . A b e r auch f ü r die Z e i t der A l t e n Kirche sei nicht belegt, d a ß Säuglinge getauft w o r d e n seien. V i e l m e h r

finden

sich immer nur „testimonia v n d vestigia des alten b r a u c h s " " 5 der Erwachsenentaufe. Jedoch bezeugen die Zitate, die K r a u t w a l d hier aus Hilarius 1 1 ®, Euseb 1 1 7 und Tertullian 1 1 8 angeführt hat, lediglich, daß in der ältesten Christenheit, infolge der Missionssituation, die Erwachsenentaufe geübt w u r d e . O b diese T a u f p r a x i s ausschließlich galt, läßt sich daraus nicht beweisen 1 1 9 .

114 115 116 117 118 119

wieder verlassen hatte und nach Dorpat gereist war. Siehe: P. Kawerau, Melchior Hoffmann als religiöser Denker, 3. CS III, 836,3 — 837,8; 838,23 — 840,16. Ebd. 838,18—19. Ebd. 838,6 (MSL io, jo C). Ebd. 838,14—15 (MSG 2 0 , 6 j 2 — 6 j 3 ) . Ebd. 838,16—18 (MSL 2, 190 A). Zum Problem der Kindertaufe in der Alten Kirche siehe: J.Jeremias, Die Kindertaufe in den ersten vier Jahrhunderten; K . Aland, Die Säuglingstaufe im Neuen Testament und in der alten Kirche; J.Jeremias, Nochmals: Die Anfänge der Kindertaufe; K . Aland, Die Stellung der Kinder in den frühen christlichen Gemeinden und ihre Taufe. Auch hat Krautwald die Quellen der Kirchenväter oft überinterpretiert und wiederholt sogar falsch ausgelegt. So meinte er, um nur ein Beispiel anzuführen, an Hand von Eusebs Kirchengeschichte (7,8) zeigen zu können, daß in der Alten Kirche das Gläubigsein stets der Taufe vorausgegangen ist (CS III, 838,15; MSG 20, 652—653). Berücksichtigt man jedoch den Kontext dieses Eusebzitates, dann wird deutlich, daß es aus einem fragmentarisch erhaltenen Brief des Dionysius von Alexandrien an Dionysius von Rom stammt, worin dieser seinem Namensvetter in Rom von seinem Widerstand gegen Novatian berichtete, der die Zulassung der Lapsi zur Buße und zur Eucharistie verweigert hatte und dadurch „clementissimum Dominum nostrum Jesum Christum quasi implacabilem calumniatur: qui praeterea sacrum lavacrum oblitérât" (MSG 20,651 Β). Neben der Barmherzigkeit Christi ist es also für Dionysius von Alexandrien gerade die Taufe gewesen, die eine Wiederaufnahme der Lapsi nahelegte, weil sie als Handeln Gottes audi dann noch Gültigkeit hat, wenn der Getaufte seinem Glauben und seinem Taufbekenntnis untreu geworden

Auseinandersetzung der Sdiwenckfelder mit dem T ä u f e r t u m

121

Trotz seiner scharfen Kritik an der Übung der Kindertaufe hat Krautwald sie dennoch nirgends grundsätzlich verworfen, wie in der schlesischen Territorialgeschichtsschreibung gelegentlich irrigerweise behauptet worden ist120. Im Unterschied zu den Täufern ging es ihm nämlich letztlich nicht um die Frage der Tauf praxis; denn als Spiritualist war er davon überzeugt, daß „das eüsserlich wasser . . . vnser vnlust vnd vnsauberkeyt des hertzens nicht erreychet / Es kan kein new hertz machen / noch vnsere sünd abtilgen" 121 . Deshalb wollte er vor allem diejenige Taufe darstellen, durch die der neue Mensch entsteht 122 . Diese ist nach seiner Uberzeugung keinesfalls die Wassertaufe, weil diese „nichts newes / das ist himmlisches / ewiges / gebären" 128 könne. Die wahre Taufe sei vielmehr das „lebendig vnd himmlisch wasser" 124 , der Logos, Jesus Christus. Diese Geisttaufe werde nicht allein geglaubt, sondern auch im Herzen erfahren. Frucht dieser Taufe sei nicht nur Sündenvergebung, sondern die Deifikation des Menschen, wie schon Lactantius mit Recht in seinen Divinae institutiones gelehrt habe 125 . Jedoch wollte Krautwald mit dieser Betonung der Geisttaufe der Wassertaufe „gar nichts nemen oder abbrechen" 12 '. Vielmehr war er immer wieder bemüht, nachdrücklich auf deren Bedeutung hinzuweisen. Diese besteht nach seiner Ansicht erstens im Bekenntnisakt des unterwiesenen127 Täuflings 128 . Dadurch solle das Tun Gottes, das „im winckel der Haußlernunge [Hausunterricht] " " ' geschieht, öffentlich bezeugt werden. Dies sei die Praxis der Urgemeinde gewesen, wie die Apostelgeschichte zeige 130 . Dort habe man „gemeinlich" 181 die gläubigen Katechumenen „vnder den Himmel vnd ans liecht bracht /

120

ist. Für Dionysius den Großen stand somit die T a u f e über fides und confessio. D a s von K r a u t w a l d angeführte Eusebzitat sagt daher über die Reihenfolge von G l a u b e und T a u f e überhaupt nichts aus. Z. B . G . Thebesius, Liegnitzische Jahrbücher, I I I , 27—28 ; S. J . Ehrhardt, Presbyterologie des Evangelisdien Schlesiens, I V , 33.

121

C S V I , 20,7—9.

122

Siehe besonders seine Taufschrift Von der Wiedergeburt eines

Christen

Mensáens,

e b d . (5) 1 2 — 3 6 .

m

E b d . 25,30—31.

124

E b d . 13,3—4; vgl. 14,7—1$.

125

E b d . 2 2 , 4 — 9 ( M S L 6, 431 B ; 433 A ; 753 C ) .

" « E b d . 21,35—36. 127

E b d . I I I , 8 3 6 , 2 1 — 2 2 ; 836,27 —

126

E b d . 837,9—13.

128

E b d . 840,28—30.

,so

E b d . 840,9—11.

»

E b d . 840,13.

l

837,1.

und

Herkummen

122

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

der Kirchen vorgestalt / auff daß sie aida die gnade Christi / vnd darin Vergebung der sunden solten bekennen / den namen des

Vatters / vnd des Sones vnd des heiligen Geistes anruffen vnd loben / Auff daß sie zum Volcke Gottes gezalt / vn jhnen gekant / vnd zu Ritter Christi geschlagen möchten werden" 132 . Zweitens hat die Taufe nach Krautwald zeichenhaften Charakter. Sie soll dem äußeren Menschen die Bedeutung der Herzenstaufe bildlich vor Augen führen. Diese Vorstellung findet sich besonders in seinem Katechismus Institutiuncula de Signis seu Symbolis Sacris et Sacramentos133, der wahrscheinlich in das Jahr 1525 zu datieren ist. Das Abwaschen des Körpers im Flußwasser soll danach die bereits vollzogene Reinigung von den Sünden symbolisieren184. Mit diesem Verständnis wandte sich Krautwald sowohl gegen die Lutheraner als auch gegen die Täufer, deren Tauflehre er grundsätzlich verwarf. „Die Widertâuffer" so erklärte er, „wissen leider von der Ordnung nit / kennen auch die Tauffe vor Got nit" 135 . Krautwalds Auffassung von der Taufe hat Schwenckfeld sehr geschätzt. Dies wird beispielsweise daran deutlich, daß er Jahrzehnte später Auszüge von Krautwalds Taufschriften13* an seinen Freund Solomon Mileus übersandt hat137, als sich dieser mit der Tauflehre, die er ihm gegeben hatte138, nicht zufriedengeben wollte 13 '. Inwieweit Schwenckfeld direkt das krautwaldsche Taufverständnis übernommen hat, bedarf noch einer eingehenden Untersuchung140. Die bisherige Darstellung hat gezeigt, daß das Taufverständnis Krautwalds und Schwenckfelds, soweit dieses hier berücksichtigt werden konnte, vom Spiritualismus mit seiner Dialektik von Fleisch und Geist, Äußerlichem und Innerlichem, bestimmt gewesen ist. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es nicht auch von anderen Traditionen beeinflußt ist. Obgleich keinerlei direkte Hinweise 132 133

134 135

Ebd. 8 4 0 , 1 7 — 2 1 . Gedr. in: F . Cohrs, Die Evangelischen Endiiridion, I V , 2 1 9 — 2 2 $ .

Ebd. (835) 836—844.

137

Ebd. X I V , 597,6—8. E b d . (260) 2 6 1 — 2 6 2 .

139 140

vor

Luthers

Ebd. 220,16—20. C S III, 8 3 7 , 2 1 — 2 2 .

136

138

Katechismusversuche

Ebd. 5 9 7 . 4 - 5 · Uber das Taufverständnis Schwenckfelds siehe vor allem: E . Seeberg, D e r Gegensatz zwischen Z w i n g l i , Schwenckfeld und Luther, bes. 5 7 — 6 3 sowie H . Urner, Die T a u f e bei C a s p a r Schwenckfeld.

Auseinandersetzung der Sdiwenckfelder mit dem Täufertum

123

vorhanden sind, läßt sie sich mit einiger Wahrscheinlichkeit positiv beantworten. Wie schon H . Urner 1 " richtig erkannt hat, findet sich nämlich bei den Böhmischen Brüdern, besonders bei Peter Chelcicky und Lukas aus Prag eine ähnliche Tauflehre. So hat beispielsweise der freie Bauer aus Südböhmen, Peter Chelcicky, auf Grund der Wortfolge des Taufbefehls die Übung der Säuglingstaufe scharf kritisiert, ohne sie jedoch grundsätzlich zu verwerfen 142 . Dringend empfahl er, nur diejenigen zu taufen, die gläubig sind und der Wahrheit Christi verstandesmäßig zuzustimmen vermögen143. Für diese sei die Taufe wegen des Befehls Christi aber unbedingt notwendig144. Deshalb polemisierte er gegen diejenigen, die die Geisttaufe für allein ausreichend hielten145. Ähnliche Vorstellungen finden sich auch bei Lukas aus Prag, dem geistigen Führer der Unität in den ersten drei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. Auch er betonte, gemäß seines absoluten Geistgedankens, daß die Taufe niemals medium salutis, sondern immer nur Zeugnis einer bereits vorhandenen Gnade sei14®. Deshalb dürfe sie eigentlich nur den Erwachsenen gespendet werden, die sich bewußt zu Christus bekennen und die sie als Zusicherung der Sündenvergebung sowie der Aufnahme in den Bund Gottes empfingen. Neben der Erwachsenentaufe wollte er aber auch die Taufe an denjenigen Kindern gelten lassen, deren Eltern der Unität angehörten. Bei diesen sei nämlich gewährleistet, daß sie durch gläubige Pfleger erzogen und unterrichtet werden, bis sie schließlich im verständigen Alter ihr Bekenntnis selbst ablegen können. Die Vermutung, daß Krautwald und Schwenckfeld von der Tauflehre der Böhmischen Brüder beeinflußt worden sind, verstärkt sich, wenn man berücksichtigt, daß sie wenigstens eine ihrer Bekenntnisschriften gekannt haben. Schwenckfeld hatte nämlich, wie schon erwähnt, eine von ihnen, vermutlich die Excusado fratrum Waldensium contra binas literas Doctoris Augustini, datas ad Regem mit nach Wittenberg zu Luther genommen147, der wahrscheinlich seit 1 5 1 5 / 1 5 1 6 , sicher aber seit 1519, mit den An schau 141

H. Urner, Die Taufe bei Caspar Schwenckfeld, 334—337. 142 p e t e r Chel&cky, Von den Sakramenten, gedr. (deutsche Übers.) in: E. Peschke, Die Theologie der Böhmischen Brüder in ihrer Frühzeit, I, 2, 77, 1—26. 143 Ebd. 93,6—8. 144 Ebd. 93,18—35. 145 Ebd. 93,13—18. 14,1 Siehe hierzu und zu dem Folgenden: E. Peschke, Der Kirchenbegriff des Bruder Lukas von Prag, 284. 147 Vgl. CS II, 272, Anm. 5.

124

Blüte des Sdiwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

ungen der Böhmischen Brüder aus der Apologia sacrae scripturae und aus der Confutatio apologetici cuiusdam sacrae scripturae des Leipziger Theologieprofessors und Domherrn zu Zeitz, Hieronymus Dungersheim von Ochsenfurt, vertraut gewesen ist148. Auch ist es vermutlich Schwenckfeld gewesen, der seine Anhängerin Katharina Zell veranlaßt hat, das Gesangbuch der Brüderunität ( i 5 3 1 ) neu aufzulegen 14 '. Dieses Gesangbuch hatte der wie Krautwald aus Neisse gebürtige Michael Weiße auf Grund des tschechischen Kantionals und einer deutschen Liedersammlung, die die Ältesten der Böhmischen Brüder für die nichtbrüderischen Besucher der deutschen Gemeinden in Landskron und Fulnek herausgegeben hatten, zusammengestellt und im Jahre 1 5 3 1 in Jung-Bunzlau bei Georg Styrsa drucken lassen150. Es enthält 157 Lieder, die Michael Weiße teils lediglich gesammelt, teils aber umgedichtet oder sogar selber verfaßt hat; jedoch läßt sich sein eigener Beitrag nicht mehr feststellen. c) Die Ausweisung der Täufer aus dem Herzogtum Liegnitz. Wie schon erwähnt, hat Friedrich II. die Täufer in seinen Territorien noch zu einer Zeit geduldet, als man in anderen Fürstentümern Schlesiens bereits längst dem Mandat Ferdinands I. vom ι . August 1528 nachgekommen war und sie verfolgt hatte. So waren beispielsweise schon in diesem Jahr der Täuferführer Gabriel Ascherham und seine angeblich 2000 Anhänger, die ihr Hab und Gut für insgesamt 7000 Gulden verkauft und „dieses Geldt" „Gabrielen und seinen mitgehülfen zu treuen Händen" 151 gegeben hatten, aus dem Erbfürstentum Glogau ausgewiesen worden. Sie wandten sich nach Rossitz in Mähren, wo sie auf den Gütern von Bohunka von Pernstein eine sichere Zufluchtsstätte fanden. Die Duldung der Täuferführer O. Glaidt und A. Fischer sowie ihrer Gefolgschaft im Fürstentum Liegnitz war jedoch auch nur 148 148

150

151

Siehe: E . Peschke, Die Böhmischen Brüder im Urteil ihrer Zeit, 1 0 9 — 1 1 0 . Siehe V o r w o r t zu dem Gesangbuch: V o n Christo Jesu, unserem säligmacher, seiner Menschwerdung, Geburt, Beschneidung . . e t l i d i christliche vnd tröstliche Lobgesäng, auß einem vast herrlichen G'sangbudi gezogen. Psalm 98.81. 146. Straßburg I J 3 4 u. i $ 3 $ . V g l . A . F. H . Schneider, Z u r Literatur der Sdiwendcfeldischen Liederdichter bis Daniel Sudermann, 2 1 ; E . Koch, G e schichte des Kirchenlieds, 1,2, 1 2 0 — 1 2 1 . Z d e n í k V . Tobolka, Mich. Weisse's Ein new Gesengbuchlen aus d. J . 1 5 3 1 und sein Drucker Georg Styrsa. Wiedertaufferischen Gesindleins in Mähren und Schlesien seltsame Beschaffenheit. A o . I J 3 J , Brno S A , Bedcsche Sammlung G 10/49, N r . 68, fol. 22r.

Auseinandersetzung der Schwenckfelder mit dem Täufertum

125

noch eine Frage der Zeit. Als Friedrich II. nämlich daran ging, das radikale Schwenckfeldertum zurückzudrängen und die gestörten Beziehungen zu Wittenberg zu bessern, konnte er das Täufertum nicht länger tolerieren. Audi hatte ihm Ferdinand I. in einem Schreiben152 vom ι j . M ä r z 1530 befohlen, alle Täufer in seinem Gebiet aufzuspüren und ins Gefängnis zu werfen, da diese keine Obrigkeit akzeptieren, sondern zusammen mit den Türken das ganze Land in Aufruhr versetzen wollten, um selbst alle weltliche Gewalt an sich zu reißen. Außerdem hatte die anerkannte Autorität der Liegnitzer Bruderschaft, Krautwald, in seinen Gutachten nachdrücklich vor O. Glaidt und A. Fischer gewarnt, weil er sie für heimliche Anhänger des Judentums hielt, die für die Synagoge warben"'. Unter Berufung auf Tertullian und Hilarius war er aber davon überzeugt, daß der Gott der Juden nichts mit dem der Christen zu tun habe154. „Ich aber sag", schrieb er, „daß die Christen nit mit den Juden an ein Gott glauben, dan die Juden glauben nicht das große Geheimnis der Heylig Dreyfaltigkeit, sie schließen Christum ausser Gott, welcher uns im fleisch erkauftet und Heut darin regieret, in aller gewalt Gottes; das beweist der Juden Lehr, die span und Zänckh zwischen inen und den Christen, auch die schrifft der alten Christlichen Lehrer" 155 . Der Hebraist Krautwald 15 · hatte also eine völlig andere Stellung zum Judentum als der von ihm sonst so hoch verehrte Humanist Reuchlin. Friedrich II. wies schließlich im Jahre 1 5 3 1 oder 1532 die Täufer aus seinem Herzogtum aus. A. Fischer wandte sich nach Mähren, möglicherweise sogleich nach Nikolsburg 157 , wo er sehr wahrschein152

159 164 165 159

157

Teilweise gedr. in: F. B. v. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, IV, 476—477. Krautwald, Bericht vnd anzeigen, Berlin SB, Ms. germ. $27, fol. 49V. Ebd. Ebd. Krautwald besaß in seiner Bibliothek außer zwei hebräischen Grammatiken (Elia Levita, Grammatica hebraica absolutísima. Basel 1525; derselbe, Tabula omnium coniugationum. Basel IJ25) Teile von Sebastian Münsters Ausgabe der Biblia hebraica (Ecclesiastes. Basel 1525; Canticum canticorum. Basel 1J25) und Joh. Reuchlins, De arte cabbalistica. Hagenau 1517. Auch kannte Krautwald das umstrittene Werk Seb. Münsters, nämlich dessen Evangelium secundum Matthaeum. Basel 1537 (siehe: Krautwald an Johann Althansen, 1537 November, Wolfenbüttel HAB, Cod. Guelf. 37.27 Aug. fol. 5r). Seb. Münster hatte angenommen, mit diesem Budi den Urtext des MtEv entdeckt zu haben. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine Fälschung. P. Ratkol, Die Anfänge des Wiedertäufertums in der Slowakei, 53.

126

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

lieh weiterhin die Notwendigkeit der Sabbatbeobachtung propagiert hat. Im Herbst 15 31 fragten nämlich Leonhard von Lichtenstein und sein namentlich nicht bekannter Prediger bei Capito an, wie sie sich gegenüber der Forderung der Sabbatheiligung verhalten sollten158. Um es Capito zu ermöglichen, sich eingehend mit diesem Problem zu beschäftigen, legten sie ihren Schreiben O. Glaidts Traktat Vom Sabbat bei, der anscheinend in Nikolsburg als grundlegende Schrift zirkulierte. Wegen Arbeitsüberlastung schrieb Capito lediglich dem Prädikanten159, während Schwenckfeld am i.Januar 1532 die Beantwortung des Schreibens von Leonhard v. Lichtenstein übernahm"0. Im Unterschied zu A. Fischer hatte O. Glaidt den Plan gefaßt, nach Preußen zu gehen161. Unterwegs begegnete er jedoch den Täuferführern Johann Mittermeyer, Oswald von Grieskirchen und Johann Wunderl [H. Bünderlin], die auf Grund des Mandates Herzog Albrechts vom 16. August 1532 aus Preußen hatten weichen müssen. Deshalb gab O. Glaidt seine ursprüngliche Absicht auf und zog nach Böhmen. Es läßt sich jedoch nicht mehr genau ausmachen, wohin er seine Schritte gelenkt hat. Man hat jedoch wiederholt mit einem gewissen Recht die Vermutung geäußert, daß er nach Falkenau gegangen sei, weil Wolfgang v.Schlick zu Falkenau im Herbst 1532 in einem Schreiben an Luther berichtete, daß in seinem Gebiet die Beobachtung des Sabbats gefordert werde182. Nach Johannes Mathesius1*3 hat Luther daraufhin seine Schrift Wider die Sabbather verfaßt" 4 . 2. Die Unterdrückung des radikalen Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II. Während der Zeit, als sich die Liegnitzer Bruderschaft nachdrücklich vom Täufertum distanzierte, bemühte sich Friedrich II., die radikalen Kräfte des Schwenckfeldertums zurückzudrängen und Die Schreiben Leonhards von Lichtenstein und seines Predigers sind selbst nicht mehr vorhanden. 159 Wolfgang Capito an den Prediger des Leonhard von Lichtenstein, vor 1531 Dezember 2 1 , gedr. (unvollständig) in: T A Elsaß I, 363,16 — 385,31, Nr. 290a. Siehe audi ebd. 386,5 — 393,26, N r . 290b. 1°° CS IV, (444) 453 518· 1 6 1 W. Wiswedel, Oswald Glait von Jamnitz, 562. 1 6 2 Siehe: W A 50,309—310. Vgl. audi W . M a u r e r , Die Zeit der Reformation. In: Kirche und Synagoge, I, 404—407. 1 6 3 Joh. Mathesius, Ausgewählte Werke, III, 90 u. 341. 1 6 4 W A 50, (309) 3 1 2 - 3 3 7 · 158

Unterdrückung des radikalen Schwenckfeldertums

127

sich vorsichtig dem lutherischen Lager zu nähern. Im wesentlichen sind es wohl zwei Gründe gewesen, die ihn dazu veranlaßt haben. Einmal vergrößerte sich nach dem Reichstag zu Speyer und den Vorbereitungen zu dem zu Augsburg die Gefahr, daß er isoliert den gegenreformatorischen Bestrebungen Ferdinands I. preisgegeben war. Zum anderen war auch in seinen Territorien der Widerstand der Lutheraner gegen die Schwenckfelder inzwischen immer stärker geworden. Bezeichnend dafür sind die Vorgänge, die sich Anfang März 1529 in Goldberg anläßlich der Vakanzvertretung F. Eckels ereigneten. Als dieser dort an Lätare zum erstenmal predigen wollte, riefen mehrere Kinder, die an diesem Sonntag nach altem schlesischen Brauch den Tod austrugen 1 , vermutlich auf Anstiften der entschieden lutherisch gesinnten Bürger, die an Bürgermeister Georg Helmrich d. Ä . eine große Stütze hatten 2 : „Herr Eckel tragt den Geist im Säckel" 3 . Dieser Reim, so berichtet der Chronist Nikolaus Pol, „verdros den Schwenkfeldischen Geist so ubel, daß er sich von dannen machete" 4 und nach Liegnitz zurückkehrte 5 . Der Widerstand der Lutheraner gegen die Schwenckfelder hat wohl vor allem so rasch anwachsen können, weil diese nach Schwenckfelds Weggang ihrer eigentlichen Stütze beraubt waren. Z w a r korrespondierte der schlesische Edelmann weiterhin mit seinen Freunden in der Heimat, aber sein Einfluß auf die von ihm inaugurierte Bewegung nahm rasch ab. Audi gelang es keinem seiner Anhänger, eine ähnliche Vertrauensstellung am Liegnitzer Hof zu gewinnen, wie er sie innegehabt hatte. Um also die religiöse Lage in seinen Territorien zu konsolidieren, ersuchte Friedrich II. seinen Schwager Albrecht, ihm für einige Zeit seinen Amtshauptmann des Hauptamtes von Lotzen, Friedrich von Heydeck 9 , zu überlassen. Dieser hatte sich um die Einführung der Reformation in Preußen sehr verdient gemacht und w a r vermut-

1

2 3 4 5

β

Siehe: P. Sartori, Artikel ,Lätare'. In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, V, 921 (Lit.). G. Bauch, Valentin Trozendorf, 50—51. N. Pol, Jahrbücher, III, 60. Ebd. Wie G.Bauch (Valentin Trozendorf, 51) halte idi den Aufenthalt F. Eckels in Goldberg nicht für eine ,Klatschgeschichte' S. Schubarts, wie G. Eberlein (Aus Kirchen-Rechnungen des Reformations-Jahrhunderts, 107) behauptet hat. Über Friedrich von Heydeck siehe : P. Tschackert, Friedrich von Heideck, Herr auf Johannisburg und Lotzen; Th. Besch, Friedrich von Hey deck; M. Lackner, Geistfrömmigkeit und Enderwartung, 13—29.

128

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

lidi dem Herzog von Liegnitz persönlich bekannt7. Der Herzog von Preußen gab am 12. März 1529 die Bitte an Fr. v. Heydeck weiter und forderte ihn auf, sie nicht abzuschlagen, weil er seinem Schwager in Liegnitz sehr zu Dank verpflichtet sei8. Tatsächlich kam Fr. v. Heydeck dem Wunsch seines Landesherrn nach und brach schon bald nach der Piastenstadt auf 9 . Da er jedoch nach seiner Ankunft schwer erkrankte, konnte er zunächst seine Tätigkeit nicht aufnehmen. Sobald er im Oktober wieder gesund war, bemühte er sich eifrig darum, die Feier des Abendmahls, die in Liegnitz zum Schaden und Nachteil „gantz nydder gelegt" 10 , wieder einzuführen. Da er hierbei offensichtlich Schwierigkeiten hatte, reiste er nach Breslau zu Joh. Heß, um sich bei ihm Rat zu holen". Jedoch trug dieser Besuch anscheinend nicht wesentlich zur Klärung der Fragen bei. Jedenfalls beschloß Friedrich II. am 7. Februar 1530, sich nochmals schriftlich an Joh. Heß „als an einen diner vnnd ausspender getlidies wortes vnd willens" 12 zu wenden. Er bat ihn, noch mit A. Moibanus und Petrus Fontinus zu überlegen, wie die Abendmahlsfeiern gemäß der Heiligen Schrift und in Übereinstimmung mit der kirchlichen Tradition sowie den Kirchenvätern wieder in Übung gebracht werden könnten. Ihre Erwägungen, die sie ihm streng vertraulich schriftlich mitteilen sollten, wollte er dann den Liegnitzer Predigern vorlegen und deren Stellungnahme wiederum nach Breslau berichten. Ähnlich lautete auch die Anfrage Fr. v. Heydecks, die dieser tags darauf an den Reformator Breslaus richtete. Er ersuchte ihn, „den rechten gebrauch dieser werkes, vnd je neher der erstenn kirchen je besser" aufzuzeigen, damit „der grewell der vnchristlichen messen abgethan wirth vnd anders meher, so denselbigen anhengig ist" 13 . Wohl eingedenk der einstigen Mahnung Melanchthons an A. Moibanus, sich nicht in die Abend-

7

Im Frühjahr 1 5 2 5 weilte Friedrich von Heydeck mit Albrecht von Preußen in Liegnitz und heiratete hier die ehemalige N o n n e H e d w i g von Falkenhain. Siehe: T h . Besdi, Friedrich von Heydedt, 2 5 .

8

Albrecht von Preußen an Friedrich von Heydeck, 1 5 2 9 M ä r z 1 2 , als Regest gedr. in: P. Tsdiackert, Urkundenbuch, I I , 6 1 8 .

9

V g l . Albrecht von Preußen an Friedrich von H e y deck, 1 5 2 9 M a i 20, ebd. Friedrich von Heydeck an Johannes Heß, 1 5 3 0 Februar 8, gedr. in: A . F. H . Schneider, Verlauf der Reformation in Liegnitz, 38, Beilage V . Ebd. Friedrich II. an Johannes H e ß , 1 5 3 0 Februar 7, gedr. in: ebd. 38, Beilage I V .

10

11 12 13

Friedrich von Heydeck an Johannes Heß, 3 8 — 3 9 , Beilage V .

1 5 3 0 Februar 8, gedr. in: ebd.

Unterdrückung des radikalen Schwenckfeldertums

129

mahlsstreitigkeiten einzulassen14, antwortete Joh. Heß auf diese beiden gemeinsam abgesandten Briefe nicht. Vermutlich hätte ein Schreiben von Joh. Heß aber ohnehin keinen Erfolg mehr gehabt, Fr. v. Heydeck war nämlich inzwischen immer stärker unter den Einfluß der Liegnitzer Bruderschaft, der schon in seinem Schreiben an den Reformator Breslaus spürbar ist, geraten und schließlich im Laufe des Jahres 1530 ein Anhänger Schwenckfelds geworden. Deshalb war für ihn ein weiterer Aufenthalt in Liegnitz sinnlos geworden und so kehrte er wahrscheinlich Ende 1530 wieder in sein Hauptamt Johannisburg zurück. Zugleich verpflanzte er dadurch das Schwendkfeldertum nach Preußen, zumal er auch einige schwenckfeldisch gesinnte Prediger dorthin zog und sie vorwiegend in Patronate des Amtes Johannisburg, seines Lehnsgebietes", einsetzte. Gleich bei seiner Heimreise nahm er den theologisch allerdings nicht sehr gebildeten Prediger Peter Zenker mit, der von Breslau aus Kontakt zu der Liegnitzer Bruderschaft gesucht hatte und einer ihrer Anhänger geworden war". Vier Jahre später, im Sommer 1534, gelang es Fr. v. Heydeck dann, auch Sebastian Sdiubart zur Übernahme eines Pfarramtes in Preußen zu bewegen17. Bis an sein Lebensende 1536 blieb Fr. v. Heydeck ein Beschützer der Schwenckfelder. Möglich war ihm dies erstens wegen seiner verwandtschaftlichen Beziehungen zu Georg von Polentz, dem Bischof von Samland. Dieser hatte nämlich Ende 1527 in zweiter Ehe Anna, eine der beiden Schwestern Fr. v. Heydecks, geheiratet18. Hinzu kam zweitens Fr. v. Heydecks freundschaftliches Verhältnis zum Herzog von Preußen, den er mehr und mehr für das Schwenckfeldertum interessieren konnte19. Eine Folge davon war, daß der von der herzoglichen Familie sonst hochgeschätzte Altstaedtische Pfarrer Johann Poliander zeitweise die Gunst Albrechts verlor und seine Entlassung einreichen wollte20.

Melanchthon an Ambrosius Moibanus, 1526 August 14, C R 1, 8 1 2 — 8 1 3 , N r . 400. 1 5 Später erhielt Fr. v. Heydeck auch noch das Amt Lotzen, wodurch er zum einflußreichsten Herrn in den Masuren wurde. 1 8 Siehe: A. Clos, Beziehungen zwischen der preußischen und der Liegnitzer Reformation, 31—33 (Lit.). " Ebd. 3 3 - 3 5 (Lit.). 1 8 Der Ehevertrag findet sich gedr. in: Alfr. Nicolovius, Die bischöfliche Würde in Preußens evangelischer Kirche, 36—38. 1 9 A. Meckelburg, Chronik des Johannes Freiberg, 486. 2 » Ebd. 14

9

W e i g e 1 t , A z K G 43

130

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

Bereits wenige Monate nach der Rückkehr Fr. v. Heydecks erkannte Bischof P. Speratus die Gefahr, daß das südliche Preußen, die sogenannten Masuren, von der schwenckfeldischen Bewegung erfaßt zu werden drohte21. Als Theologe von streng lutherischer Gesinnung begann er sofort, gegen sie vorzugehen, wobei er zunächst nur von Joh. Poliander unterstützt wurde. Dieser eröffnete Ende 1530 oder Anfang 1531 die Auseinandersetzung mit einer nicht mehr vorhandenen Predigt22, in der er das schwenckfeldische Abendmahlsverständnis und die Lehre vom verbum internum scharf angegriffen zu haben scheint. Eine Kopie oder Nachschrift dieser Predigt sandte vermutlich Fr. v. Heydeck nach Liegnitz, wo Fab. Eckel eine ebenfalls nicht mehr greifbare Erwiderung 28 verfaßte. Diese sowie Krautwalds Vorlesungsmanuskript 24 über 1 Kor χ ι , in welchem er ausführlich seine Abendmahlsauffassung dargelegt hatte, ließ man dann Joh. Poliander zugehen25. Wenig später griff dann audi P. Speratus direkt in die Kontroverse ein. Von seinem Bischofssitz Marienwerder aus forderte er in einem Schreiben26 vom 13. Mai 1531 die Pfarrer P.Zenker in Johannisburg und Melchior Kranich in Lyck auf, ein Bekenntnis über die Heilige Schrift, das Abendmahl, die Taufe und die Erbsünde auszuarbeiten und auf der Synode, die vom 8. bis 9. Juni 1531 stattfinden sollte, zu verteidigen. D a P. Zenker aber anscheinend die mündliche Auseinandersetzung fürchtete, begnügte er sich damit, seine Confessio27 schriftlich vorzulegen. Auf den Beschluß der masurischen Pfarrerschaft und auf die sich daran anschließende Auseinandersetzung zwischen den preußischen Lutheranern und den Schwenckfeldern kann hier nicht eingegangen werden, weil es den Rahmen der Untersuchung sprengen würde28. Festgehalten sei 21 22

23

24 25 26

27

28

Ebd. Vgl. P. Speratus, Gantzer handel der unterredung vom abendmahl des herrn, 1531 Dezember 29 u. 30, Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg SA, HBA), Schrank 4, Fach 22, Nr. 63 (I), fol. 43V. Ebd. 43V. In diesem von P. Speratus angefertigten Protokoll findet sich ein Zitat aus F. Eckels Entgegnung. Wolfenbüttel HAB, Cod. Guelf. 37. 27 Aug. f o l c i r — 432η Siehe: CS IV, 5 8 1 , 8 — 1 1 ; 5 9 3 , 3 3 — 3 4 ; $ 9 4 , 1 1 — 1 2 . Gedr. (fehlerhaft) in Alfr. Nicolovius, Die bischöfliche Würde in Preußens evangelischer Kirche, 116. Vgl. P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 787 (weitere Drucknachweise). Gedr. in: C. J. Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 3 7 4 — 3 8 2 . Vgl. P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 794 (weiterer Editionsnachweis). Siehe hierzu vor allem: P. Tschackert, Urkundenbuch, I, 1 9 2 — 1 9 4 ; M. Lackner, Geistfrömmigkeit und Enderwartung, 18—20.

Unterdrückung des radikalen Sdiwenckfeldertums

131

lediglieli, daß die Differenzen zwischen den Lutheranern und den Schwenckfeldern in Preußen dadurch nicht abgebaut wurden, sondern vielmehr Ende des Jahres 1 5 3 1 erst ihren Höhepunkt erreichten. In dieser verworrenen Situation gelang es Fr. v. Heydeck, seinen Landesherrn für ein Religionsgespräch, das „keine öffentliche Disputation, sonder allein ein unnderredung"29 sein sollte, zu begeistern. Hier sollten Lutheraner und Schwenckfelder „auffs aller freundlichst von dem annbentmall des leybs und bluts Christi vnnd von dem eusserlichen gepredigten wortt gottes"30 miteinander diskutieren. An dieser Unterredung, die dann vom 29. bis 30. Dezember 1 5 3 1 im Pfarrhaus des Ordensschlosses Rastenburg stattfand und über die P. Speratus mit der ihm eigenen Akribie Protokolle 31 angefertigt hat, haben außer dem Herzog, der von seinem Kanzler Johann Apel und seinem Leibarzt Laurentius Wild begleitet wurde, die beiden Bischöfe P. Speratus und G. v. Polentz sowie die Pfarrer der drei Städte Königsberg, Joh. Briesmann vom Kneiphof, Joh. Poliander von der Altstadt und Michael Meurer von Löbenicht, teilgenommen. Während also die Lutheraner glänzende Repräsentanten stellten, waren die Schwenckfelder nur durch Fr. v. Heydeck, P. Zenker und F. Eckel vertreten. Auf dessen Teilnahme hatte Fr. v. Heydeck deswegen gedrungen, weil er an Stelle des theologisch unbedeutenden P. Zenker die Verhandlungen der schwenckfeldischen Delegation führen sollte32. Dadurch wurde aber das Rastenburger Gespräch und die sich daran anschließende Kontroverse von vornherein letztlich zu einer Angelegenheit der Liegnitzer Bruderschaft. Nachdem Albrecht von Preußen in seiner Begrüßungsansprache zur Versöhnlichkeit gemahnt hatte33, übertrug er P. Speratus den Vorsitz, was der lutherischen Partei einen nicht unbedeutenden Vorteil brachte. Der Bi29

so 31

32 33

9*

P. Speratus, Gantzer handel der unterredung vom abendmahl des herrn, 1531 Dezember 29 u. 30, Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg SA, HBA), Schrank 4, Fach 22, Nr. 63 (I), fol. 49η Ebd. fol. 47V. P. Speratus, Gantzer handel der unterredung vom abendmahl des herrn, 1531 Dezember 29 u. 30, Göttingen Staatliches Ardiivlager (Königsberg SA, HBA), Sdirank 4, Fach 22, Nr. 63 (I), gedr. in: Erleutertes Preußen, I, 269—280, 448—463; Unschuldige Nachrichten, 1732, 183—195; C. J. Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 383—404. Da diese Editionen ungenau sind, wird im folgenden nach der Handschrift zitiert. Ebd. fol. 4 9 V . Ebd. fol. 4 9 r — v .

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schof ersuchte zunächst Fr. v. Heydeck, sich diesmal nidit an der Diskussion zu beteiligen, sondern sie F. Eckel zu überlassen. Dann nannte er die beiden Diskussionspunkte, das Abendmahl und das verbum externum. Uber jenes sollte deswegen zuerst verhandelt werden, weil hierin die Auffassungen am stärksten divergierten. Nachdem die synoptischen Abendmahlstexte Mk 14,22—25 par sowie der paulinische Abendmahlsbericht I Kor 11,23— 2 5 Griechisch von L. Wild, auf Lateinisch von G. v. Polentz und auf Deutsch von P. Speratus verlesen worden waren, legte F. Eckel sein Sakramentsverständnis an Hand der Einsetzungsworte dar. P. Speratus hatte nämlich zuvor ausdrücklich eine Interpretation des Abendmahls von Joh 6 her abgelehnt, weil die Offenbarungsrede von Jesus als dem Spender des Lebensbrotes nichts mit dem Sakrament des Altars zu tun habe34. F. Eckel stellte die These auf, daß die Einsetzungsworte nicht wörtlich, sondern .parabolisch' zu verstehen seien35. Dies begründete er erstens mit dem bildhaften Sprachgebraudi der Heiligen Schrift, dessen sie sich um des äußeren Menschen willen aus didaktischen Gründen bediene3". Zum Beweis verwies er auf das Apophthegma Mt 16,6, auf die metaphorischen Reden in Joh 10,ri; 14,6; 15,1 —17, auf die Bildhandlung Ez 5,iff. und auf den Visionsbericht Ez 37, 1—14s7. Zweitens bemühte er sich, sein Verständnis der Einsetzungsworte mit Hilfe der Grammatik zu beweisen. Unter Berufung auf De institutione grammatica [liber XVII] des lateinischen Grammatikers Priscianus erklärte er, daß sich τοΰτο beziehungsweise hoc nicht auf Brot (panis) beziehen könne38. Als Neutrum müsse es vielmehr als intellectualis demonstratio verstanden werden, „das ist ein anzaygung des verstandts, welche auff kein eusserlichs weyset, sunder zeucht den menschen nach dem vergangnen geschieht über sich, auff das ein anders sihet unnd ein anders dadurch verstehet"3". Die Einsetzungsworte seien daher folgendermaßen zu interpretieren: Mein Leib ist dies, nämlich eine Speise, dasselbe, was das Brot für den Leib ist. Hierauf entgegnete P. Speratus apodiktisch, daß er dieser Exegese der Einsetzungsworte nicht zustimmen könne, obwohl auch er grammatikalische Kenntnisse besitze. Mit dem her34 35 38 37

38

Ebd. fol. joy. Ebd. fol. 1 3 9 V . Ebd. fol. 2 8 V . Ebd. fol. 28V—3or.

Ebd. fol. » Ebd.

3

30V.

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133

meneutischen Grundsatz, daß die Schrift sich selbst auslegen müsse, sei er grundsätzlich einverstanden. Jedoch meine er, daß viele Schriftstellen, wozu auch die des Abendmahls gehören, dieser Methode überhaupt nicht bedürften, sondern buchstäblich zu verstehen seien40. Am Nachmittag bat der Bischof von Pomesanien Joh. Poliander darum, das Gespräch fortzusetzen, weil er sich schon früher mit F.Eckel literarisch auseinandergesetzt hätte. Obgleich stark erkältet, kam dieser der Aufforderung nach. Auch er vertrat die Ansicht, daß die synoptischen Abendmahlsberichte „disen parabolischen unnd umbgekertten synn und auslegung in keinen Wegh erleiden mügenn"41. Im Unterschied zu P. Speratus ging er aber ausführlich auf F. Eckels grammatikalische Beweisführung ein und versuchte, sie zu erschüttern und zu widerlegen. Er kam zu dem Ergebnis, daß nur Luthers Exegese von der Grammatik her richtig sei. Auch warf er F.Eckel vor, daß sein Abendmahlsverständnis letztlich auf das der Schweizer hinauslaufe, da auch „sie im grunnd nichts mer von diesen brot und wein haltenn . . . , denn von schlechtenn und gemeinen brodt unnd wein" 42 . Am Samstag, dem 30. Dezember, setzte man die im Grunde hoffnungslos festgefahrene Diskussion um das Abendmahl nicht mehr fort, sondern verhandelte über den zweiten Punkt der Tagesordnung, über das verbum externum. Zunächst forderte P. Speratus wiederum seinen Kontrahenten F.Eckel auf, sein Verständnis vom äußerlichen gepredigten Wort darzulegen und dabei vor allem darauf einzugehen, ob es mit dem Wort Gottes identisch sei oder nicht45. F. Eckel, der mit Sicherheit Schwenckfelds und Krautwalds Schriften zu diesem Thema kannte44, erklärte zuerst ausweichend, Christus selber sei das Wort Gottes, wie der Prolog des Johannesevangeliums zeige. Dieser Logos sei aber nicht nur Fleisch geworden, sondern habe sich nach der Himmelfahrt den Aposteln ins 40

Ebd. fol. J 3 r . Ebd. fol. 3 8r. « Ebd. fol. 4 I V . » Ebd. fol. 5 5 V. 44 D i e widitigste Schrift Schwenckfelds zum Problem des verbum externum ist De cursu verbi Dei (CS II, (581) 5 9 1 — 5 9 9 ) ; der bedeutendste Beitrag Krautwalds zu dem gleichen Thema ist der Traktat Von der gnaden Gottes (ebd. III, (83) 87—98). In diesen Werken versuchten sie mittels der Schrift, mit dem philosophischen Grundsatz des similia similibus, mit H i l f e des syllogismus practicus und mit Kirchenväterzitaten zu beweisen, daß Gott nicht durch das äußerliche, gepredigte Wort, sondern unvermittelt durch den Geist am Menschen handle.

41

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Herz gesprochen45. Die Aufgabe der Apostel und aller Prediger bestand und bestehe ausschließlich darin, von diesem Logos Zeugnis abzulegen; denn das „ins hertz zu reden, das es angenommen unnd gegleubt werde, das gehortt allein Gott zu"46. Uber diese ausweichende Antwort ungehalten, präzisierte P. Speratus seine Frage, um F.Eckel zu konkreten Aussagen zu zwingen. Dieser bekannte sich daraufhin offen zu der Unterscheidung von äußerem und innerem Wort. Das verkündigte Wort könne zwar gegebenenfalls als Wort Gottes bezeichnet werden, sei aber tatsächlich nur ein Bild des wahren, eigentlichen Wortes Gottes. Während das verbum externum für den äußeren Menschen lediglich kognitive Bedeutung habe, bringe das verbum internum das Heil. Dieses „ewig lebendig unnd gleichalmechtig wortt" schreibe Gott, wie Jer 31,33 zeigt, durch den Heiligen Geist den Menschen in ihr Herz ein und gebe dadurch Christi „heiliges fleysch unnd blutt allen gleubigen zur Speise"47. Hierin tritt also der schwenckfeldische Spiritualismus, der jede Vorstellung einer vermittelten Heilswirklichkeit ausschließt, wieder deutlich hervor. Dagegen behauptete P. Speratus ganz im Sinne Luthers, daß das verbum externum Gottes Wort sei und bleibe, auch wenn es Bileams Eselin „ins maul gelegt" würde (Num 22,28—30) 48 . Ohne das äußere gepredigte Wort könne man „sonst gott nirgend mit leiblicher stym hören" 4 '. Am Nachmittag griff dann Joh. Poliander in die Diskussion ein. Er nahm die von P. Speratus angeführten Gegenargumente auf, um nochmals den lutherischen Standpunkt darzulegen. Nachdrücklich hob er hervor, daß es Gott gefallen habe, das innere Wort nur durch das äußere zu geben50. Deshalb wolle Gott auch das „gepredigtt wort für ein gewiss mittel . . . gehalten habenn, darinn und dadurch er selbst gehört werd, wircke, lere, erleuchte, zyhe und die hertzen bekere" 51 . In diesem Zusammenhang unterließ es Joh. Poliander nicht, darauf anzuspielen, daß sich F. Eckel mit seinem Verständnis vom verbum internum auf der gleichen Ebene wie die Schwärmer bewege. Auch F.Eckel halte nämlich das mündlich verkündigte Wort lediglich 45

48 47 48 49 50 51

P. Speratus, Gantzer handel der Unterredung vom abendmahl des herrn, 1531 Dezember 29 u. 30, Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg SA, H B A ) , Schrank 4, Fach 22, N r . 63 (I), fol. j6r. Ebd. fol. 56V. Ebd. fol. 6 j r . Ebd. fol. 6or. Ebd. fol. 62r. Ebd. fol. 4 4 r . Ebd. fol. 41V.

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für ein Zeugnis des Wortes Gottes52. Noch am Abend desselben Tages beendete Herzog Albrecht von Preußen nach einem Schlußwort von P. Speratus die Diskussion. Ein greifbares Ergebnis hatte das Rastenburger Religionsgespräch nicht gebracht, sondern allenfalls eine gewisse Klärung der Standpunkte. Es war nur deutlicher geworden, daß für die Schwenckfelder die Vorstellung einer vermittelten Heilswirklichkeit nicht nachvollziehbar war und sie deshalb Wort und Sakrament als media salutis ablehnen mußten. Nichts Äußerliches konnte nach ihrem Verständnis das Heil bewirken, d. h. den homo novus schaffen, um den es ihnen letztlich immer ging. Kurioserweise waren aber sowohl die preußischen Lutheraner als audi die Schwenckfelder davon überzeugt, als Sieger aus dem Kolloquium hervorgegangen zu sein. Die Schwenckfelder verbreiteten überall das Gerücht, daß sich das Gespräch zu ihren Gunsten entschieden habe, weshalb auswärtige Lutheraner bei den preußischen Theologen besorgt anfragten, ob dies tatsächlich zuträfe 53 . Dagegen berichtete der herzogliche Kanzler Johann Apel am 6. Januar 1532 an Joh. Heß, daß F. Eckel, ein nicht ungewandter, aber von der Häresie infizierter Redner, „non cum gloria" mit den preußischen Bischöfen und Predigern diskutiert habe54. Da der Herzog von Preußen den Wunsch geäußert hatte, daß die auf dem Rastenburger Religionsgespräch behandelten Probleme schriftlich weiter beraten werden sollten55, verfaßten Fr. v. Heydeck, P. Zenker und F. Eckel ihr Bekenntnus vom Nachtmall Jhesu Christi)5*. Jedoch dürfte dieses Abendmahlsbekenntnis zum größten Teil aus der Feder F. Eckels stammen. Im ersten Teil der Schrift entfalteten sie nochmals ihr Abendmahlsverständnis57, wobei sie die Einsetzungsworte wiederum von Joh 6 her interpretierten. In der Lebensbrotrede weise Christus „die menschenn von dem leiblichenn essenn auff das geistliche, welchs geschieht, so man vom vatter gezogenn zu Christo kumpt unnd durch denn waren glauben sein teilhafftig wyrdt, ysset also aus seinem heiligen fley52 65

54 55 6e

Ebd. fol. 4 2 V . Siehe: Georg v. Polentz, Paul Speratus, Johannes Briesmann, Johann Poliander und Michael Meurer an Albrecht von Preußen, vor 1 5 3 2 August 26, ebd. fol. 4 7 V . Auszugsweise gedr. in: P . Tsdiadcert, Urkundenbuch, II, 8 3 1 . Siehe: Fabian Eckel an Johannes Heß, 1 5 3 2 März 1 8 , gedr. in: ebd. 840. Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg SA, H B A ) , Schrank 4, Fach

22, Nr. 63 (I), fol. ιγι—36V.

57

Ebd. fol. 2 7 r — 3 3 r .

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sehe unnd trincket sein teures blutt zum ewigen lebenn"58. Im zweiten Teil ihrer Confessio legten sie dann nochmals ihre Auffassung vom verbum externum dar5®. Erneut behaupteten sie, daß Predigt und Heilige Schrift nur auf das Wort Gottes verweisen würden, aber keineswegs mit diesem identisch seien. Dieses gebe Gott vielmehr unvermittelt durch den Heiligen Geist (Jer 31,33)®°. Mit diesem Wort empfange der Gläubige zugleich Leib und Blut Christi. In diesem Bekenntnis haben sich also die Schwenckfelder, wie schon Th. Besch" bemerkt hat, etwas freimütiger geäußert als in Rastenburg. Offensichtlich fühlten sie sich nun einerseits nicht mehr durch die Anwesenheit der preußischen Lutheraner bedrängt, und andererseits durch den Ausgang des Religionsgesprädies ermutigt. Als Entgegnung verfaßte Joh. Poliander die Refutatio confessionis Ecceli"2, die inhaltlich im wesentlichen mit seinen Rastenburger Ausführungen übereinstimmt. Eine Kopie dieser Gegenschrift erhielt auf unbekanntem Wege audi die Liegnitzer Bruderschaft. Ihre Beantwortung übernahm Krautwald mit seiner Schrift Handlung der Scblesier mit den Lutheriscben Predicanten in Preussen,3, die er vermutlich im Frühjahr 1533 ausarbeitete und hierbei von F.Eckel, der spätestens am 18.März 1532 nach Liegnitz zurückkehrte64, unterstützt wurde*5. Darin berichtete Krautwald zunächst von dem Verlauf des Rastenburger Religionsgesprädies und von dessen Ergebnis. Dabei bemühte er sich, die Auffassung Joh. Polianders und der anderen preußischen Lutheraner zu widerlegen, daß mit den Elementen Brot und Wein Leib und Blut Christi empfangen werde und daß es sich beim Abendmahl um ein doppeltes Essen, nämlich ein geistliches und ein leibliches, handle. Dies sei deshalb unmöglich, weil Gott immer unvermittelt am Menschen handle". Zum anderen begründete Krautwald auf Bitten seiner Freunde nochmals ihre Exegese der Einsetzungsworte mit dem 68

Ebd. fol. 2 8 V .

59

E b d . fol. 3 3 r — 3 6 V .

61 82

63 64

85

«

Ebd. fol. 3 6 r . Th. Besdi, Friedrich von Heydeck, 43. Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg S A , H B A ) , Schrank 4, Fach 2 2 , N r . 63 (I), fol. 3 8 r — 4 4 r . C S I V , (564) 5 6 7 — 6 0 6 . Dieser terminus ad quem ergibt sich aus dem Brief Fabian Eckels an J o hannes Heß vom 1 8 . M ä r z 1 5 3 2 ; vgl. Anm. 55. Aus der Feder Fab. Eckels stammt mit Sicherheit C S I V , 599, 3 3fr. Ebd.

567-577·

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metonymischen Sprachgebrauch der Heiligen Schrift" und grammatikalisch mit dem neutrischen Genus von τούτο' 8 . Hierbei wird deutlich, daß der Stiftsherr bei weitem der wissenschaftlich Gebildetste der gesamten Liegnitzer Bruderschaft gewesen ist. Obgleich Krautwald in seinem Schreiben Joh. Poliander und die Königsberger Theologen aufgefordert hatte, die Diskussion mündlich oder schriftlich fortzusetzen69, waren sie hierzu nicht willens und vermutlich auch nicht in der Lage. Jedenfalls übersandten sie die Streitschrift nach Wittenberg mit der Bitte, sie dort zu beurteilen70. Tatsächlich kam Melanchthon, dem Joh. Polianders Schrift bekannt war 71 , diesem Wunsch nach und arbeitete eine nicht mehr vorhandene kurze lateinische Entgegnung aus72. Diese schickte er sehr wahrscheinlich über Königsberg der Liegnitzer Bruderschaft zu. Daraufhin schrieb Krautwald zwischen Ende 1533 und Anfang 1534 einen deutschen Abendmahlstraktat78, der in der ersten Gesamtausgabe der Schwenckfeldschriften den Titel trägt Ein einfeltige vnd kurtze red von den Herren Philippi Melanchthonis Brie ff im Artickell vom Sacrament. Darin hat Krautwald nochmals seine Exegese der Einsetzungsworte systematisch und grammatikalisch zu begründen versucht. Die letzte bekannte Schrift der schlesischen Schwenckfelder, die in einem Zusammenhang mit dem Rastenburger Kolloquium steht, ist F. Eckels Widerlegung Auf Einn Poliander schriffl74. Sie muß zeitlich nach Krautwalds Entgegnung auf Melanchthons Schreiben entstanden sein, da sich F. Eckel einmal auf sie bezog. Erst am χj.November 1537 meldete dann Krautwald nach Straßburg an Hans Christmann (Althansen): „Das Gespräch in preussen ist nun auß, und zum theil mündlich, hernach aber schriftlich geschehen, büchlin umb büchlin, biß der ander theil ist abgestanden und bey ihrem Luther blieben"75. Während dieser langjährigen literarischen Kontroverse haben die preußischen

67 68 69 70

71 72 73 74

75

Ebd. J77—581. Ebd. 581—593. Ebd. $76,9—26. Paul Speratus an Martin Luther, Philipp Melandithon und Justus Jonas, I J 3 4 August 31, gedr. in: Z K G 11 (1890), 302—304; vgl. P. Tschackert, Urkundenbudi, II, 934. Siehe auch CS IV, 609,7—13. Vgl. CS IV, 600,2—3. Ihr Inhalt ergibt sich aus Krautwalds Erwiderung; vgl. Anm. 73. CS IV, (607) 609—631. Göttingen Staatliches Archivlager (Königsberg SA, HBA), W 19,2, fol. 53 bis 92. Wolfenbüttel HAB, Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. zi.

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Lutheraner und die schlesischen Schwenckfelder auch miteinander korrespondiert. Erhalten ist ein Briefwechsel zwischen F. Eckel und P. Speratus76 sowie zwischen Seb. Schubart und P. Speratus77. Obgleich es nicht mehr zur eigentlichen Themastellung der vorliegenden Untersuchung gehört, sei kurz auf die Entwicklung des Sdiwenckfeldertums in Preußen eingegangen. Nach dem Rastenburger Kolloquium durften hier die schwenckfeldisch gesinnten Geistlichen nicht nur in ihren Ämtern verbleiben, sondern audi andere Pfarrstellen wurden mit Gesinnungsgenossen besetzt, so daß sich das Schwenckfeldertum weiter ausbreiten konnte. Zurückzuführen ist dies vor allem auf Fr. v. Heydeck, dem es nach dem Chronisten Johannes Freiberg78 gelang, beim Adel und sogar beim Herzog selbst Sympathien für „seine vorfurische lere" zu gewinnen. Diese Nachricht wird durch eine Mitteilung von P. Speratus aus dem Jahre 1542 bestätigt79. Die starke Hinneigung Albrechts zu den Schwenckfeldern wird erstens an seinem distanzierten Verhältnis zu Luther, besonders während der Jahre 1532 und 1533 deutlich. Luther war vermutlich von den Königsberger Theologen über die dortigen Vorgänge informiert und auf die drohende Gefahr für die Reformation aufmerksam gemacht worden. Weil er aber dem Herzog noch eine Auskunft über das Verhältnis von den Einsetzungsworten und der johanneisdien Lebensbrotrede schuldig war80, benutzte er seinen Antwortbrief dazu, sich in den Lehrstreit der preußischen Lutheraner mit den Schwenckfeldern einzuschalten. Um seinen endgültigen Bruch mit diesen Schwärmern nochmals zu demonstrieren, schickte er das Sendschreiben81 Albrecht von Preußen nicht handschriftlich, sondern gedruckt zu82. Zur Begründung der leiblichen Realpräsenz Christi unter den Elementen von Brot und Wein berief sich Luther in dieser kurzen Schrift nicht nur auf die Einsetzungsworte83, sondern auch auf die Kirche, die seit der apostolischen Zeit dies übereinstimmend verkündigt habe84. Wer diese kirchliche Lehre verwerfe, verleugne den Glauben an die n 77 78 79

80 81 82 83 84

Siehe: P. Tsdiadtert, Urkundenbuch, II, 873, 886. Siehe: ebd. 930, 932, 938, 946. A . Meckelburg, Chronik des Johannes Freiberg, 485—486. Paul Speratus an Albredit von Preußen, nach 1542 Dezember 11, auszugsweise gedr. in: P. Tschackert, Urkundenbuch, III, 1490. Siehe: W A 30,3, $47,4—16. Ebd. 547—553· Ebd. $ 4 7 , 1 1 — 1 3 . Ebd. 552,4—5. Ebd. $52,12—1$.

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Kirche und an die Verheißung Christi: ,Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende' 85 . Luther begründete also die Autorität der Kirche audi hier, wie in allen seinen Schriften, biblisch mit Mt 28,20b und mit dem 3. Artikel des Apostolikums 8 *. Folglich ist das Urteil P. Tschackerts, der dieses Sendschreiben „ f ü r das konservativste Wort" hält, „was seit 1 5 1 7 aus seiner [sc. Luthers] Feder geflossen ist" 87 , mindestens zu modifizieren. Abschließend forderte er den Herzog auf, die ,Rottengeister' des Landes zu verweisen88. Luthers ernste Mahnung ist jedoch zunächst nahezu wirkungslos geblieben. Albrecht von Preußen befahl lediglich am 16. August 1 5 3 2 den beiden Bischöfen und den Hauptleuten der Ämter in Pomesanien, den Täufern Johann Mittermeyer, Oswald von Grieskirchen und Johann Wunderl [H. Bünderlin] den Aufenthalt zu verbieten89. Luthers Schreiben beantwortete er erst am 1 i.Juni 1 5 3 3 . Unwillig erklärte er in seinem Brief 90 , daß er das Eindringen der Schwärmer nicht verhindern könne, da sein Territorium zu weiträumig sei91. Würde er alle Verdächtigen verjagen, so bestände bei der geringen Bevölkerungsdichte Preußens außerdem die Gefahr, daß weite Gebiete noch weniger bebaut würden 92 . Luther könne sidi aber beruhigen, da Joh. Briesmann und Joh. Poliander ihr „ A m p t mit Warnen und Lehren so tapfer treiben, dadurch gänzlich zu Gott verhoffend, der Teufel nit schaden werde" 93 . Auch habe er den Sakramentierern öffentliches oder heimliches Predigen verbieten lassen94. Im übrigen gewähre er aber jedem seiner Untertanen Glaubensfreiheit, weil es sich nicht gezieme, Menschen mit Gewalt zum Glauben zu zwingen 95 . Schließlich unterließ er es nicht anzu-

85

Ebd. 552,24—26. Siehe: W. Höhne, Luthers Anschauungen über die Kontinuität der Kirche, bes. 20—29. 87 P. Tsdiackert, Urkundenbudi, I, 197. 88 W A 30,3, 552,32 — 553,10. 89 Fr. S. Bode, Grundriß von dem Merkwürdigen Leben des Durchlauchtigen Fürsten und Herrn, Herrn Albrecht des altern, 2 2 3 — 2 2 4 ; C. J. Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 1 4 1 . Vgl. P. Tsdiackert, Urkundenbudi, II, 867. W A B 6, 4 7 4 — 4 7 5 , N r . 2025. 91 Ebd. 4 7 4 , 1 8 — 2 1 , N r . 2025. 92 Ebd. 4 7 4 , 2 1 — 2 3 , N r . 2025. 93 Ebd. 4 7 5 , 2 7 — 2 8 , N r . 2025. 94 Ebd. 475,28—30, N r . 2025. • s Ebd. 4 7 5 , 3 1 — 3 2 , N r . 2025.

M

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merken, daß es wohl auch in Sachsen viele geben werde, die nicht Luthers Meinung seien, wenn sie audi schwiegen". Herzog Albrechts Sympathie für die Schwenckfelder wird zweitens an seinem damaligen Verhältnis zu seinen eigenen führenden lutherischen Theologen evident. Als diese hörten, daß die Schwenckfelder das Gerücht verbreiteten, sie hätten im Rastenburger Kolloquium die Lutheraner überwunden, verfaßte P. Speratus trotz schwerer Krankheit, teils aus Protokollen, teils aus dem Gedächtnis, einen Bericht über den Verlauf dieses Gespräches. Vor dem 26. August 1532 baten dann die Bischöfe von Pomesanien und von Samland, P. Speratus und G. v. Polentz, unterstützt von den Königsberger Pfarrern Joh. Poliander, Joh. Briesmann und M. Meurer ihren Landesherren in einem Begleitschreiben07, den Bericht unter seinem Namen veröffentlichen zu dürfen, da er diese Versammlung selbst einberufen und an ihr teilgenommen habe. Audi wiesen sie darauf hin, daß man im Reich eine solche Darstellung dringend erwarte. Der Herzog scheint jedoch diesen Wunsch abgeschlagen zu haben, denn die Manuskripte blieben unveröffentlicht und wurden erst im i8.und 19. Jahrhundert aus wissenschaftlichem Interesse teilweise ediert"8. Je mehr aber Albrecht von Preußen mit dem Schwenckfeldertum sympathisierte, desto eifriger bemühten sich die lutherisdien Theologen, es zurückzudrängen. Unermüdlich besuchte vor allem der Bischof von Pomesanien seine Gemeinden, die von Marienwerder bis Lyck verstreut lagen". Aus Sorge um sie hielt er sogar während der Wintermonate 1534 in den Masuren, dem am meisten gefährdeten Gebiet, Visitationen ab. Daneben setzten sich die lutherischen Theologen auch direkt mit den schwenckfeldisdi gesinnten Prädikanten, besonders mit Seb. Sdiubart, dem damaligen Pfarrer in Johannisburg, und mit Jacob Knothe, der nacheinander Geistlicher in Soldau, Mohrungen und Marienburg war, auseinander. Erst etwa seit dem Jahre 1535 läßt sich beobachten, daß der Herzog dem Sdiwenckfeldertum immer weniger Sympathien entgegenbrachte. Bedingt war dieser Gesinnungswechsel sicherlich durch die eindringliche Mahnung seiner lutherischen Theologen; 9e Ebd. 4 7 5 , 3 3 — 3 $ , N r . 2025. " G e d r . in: Erleutertes Preußen, I, 2 7 0 — 2 7 7 . V g l . P. Tschackert, Urkundenbudi, I I , 868. 98 Siehe: A n m . 3 1 . 99 Hierzu und zu dem Folgenden siehe vor allem: C . J . Cosack, Paulus Speratus Leben und Lieder, 1 4 1 — i j 8 ; P. Tschackert, Urkundenbuch, I, 1 9 9 — 2 0 3 (Quellenbelege); M . Lackner, Geistfrömmigkeit und Enderwartung, 2 4 — 2 9 .

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allerdings haben sehr wahrscheinlich auch die sittlichen Verwirrungen und das schreckliche Ende des Täufer-Reiches zu Münster dazu beigetragen. Hiervon hatte Albrecht durch einen Brief 100 des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen vom 30.März 1535 detaillierte Nachrichten erhalten. Am 1. August 1535, also wenige Wochen nach dem Zusammenbruch des Münsterischen Täufertums, befahl er dann in einem Schreiben101 an P. Speratus, daß in Pomesanien nur noch die lutherische Lehre geduldet werden solle. Dieser Erlaß bedeutete nicht nur für die Täufer, sondern auch für die Schwenckfelder den eigentlichen Wendepunkt. Schnell verebbte nun die schwenckfeldische Bewegung in Preußen, zumal auch ihr unermüdlicher Beschützer und Förderer, Fr. v. Heydeck, unerwartet am 3. August 1536 starb. Da jetzt auch Seb. Schubart keine Möglichkeit mehr sah, fernerhin seine Ideen zu propagieren, kehrte er freiwillig oder gezwungen in die Piastenstadt zurück. Damit war der Einfluß der Liegnitzer Bruderschaft auf Preußen für immer vorüber. Ende des Jahres 1530 war, wie gezeigt worden ist, der Versuch Friedrichs II. gescheitert, das radikale Schwenckfeldertum in seinem Herzogtum mit Hilfe Friedrich von Heydecks zurückzudrängen. Weil er aber schon wegen der Mandate Ferdinands I. die kirchlichen und religiösen Verhältnisse nicht im status quo belassen konnte, war er gezwungen, selbst gegen die radikalen Schwenckfelder vorzugehen. Von diesen herzoglichen Maßnahmen wurde als erster Val. Rosenhayn betroffen, der nach S. J . Ehrhardt „insonderheit die Anabaptistischen Jrrthumer am stärksten unter denen damaligen Lignizer Predigern begünstigt"102 hatte. Auf diesen Pfarrer der Liegnitzer Peter-Paul-Kirche bezieht sich mit Sicherheit auch Matth. Albers Mitteilung, daß in Liegnitz ein Schwärmer namens Valerius gewesen sei, der zu einem Rechtgläubigen gesagt habe: „Cacatne in os tibi, quando comedís corpus ejus?"103 Weil er also die leibliche Realpräsenz Christi im Abendmahl offenbar provozierend geleugnet und möglicherweise auch mit den Täufern sympathisiert hat, mußte er im Jahre 1530 die Stadt verlassen104. Nach den Aufzeichnungen des Stadtschreibers A. Baudis ging er als 100 101 102 108

104

Siehe: P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 959. Teilweise gedr. in: ebd. 975. S. J. Ehrhardt, Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, IV, 267. Matth. Alber, Methodus, fol. o 3V. E. L. Enders (V, 1012, Anm. 1), nach dem zitiert wurde, bezieht diese Nachricht irrtümlicherweise auf Krautwald. G. Eberlein, Aus Kirchen-Rechnungen des Reformations-Jahrhunderts, 267.

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Prediger nach Lauban in der Lausitz105. Zwei Jahre später enthob Friedrich II. seinen Hofprediger, Joh. Sig. Werner, seines einflußreichen Amtes und versetzte ihn an die Peter-Paul-Kirche. Der Herzog hat ihn sehr wahrscheinlich deshalb nicht sogleich des Landes verwiesen, weil Joh. Sig. Werner seine radikalen Ansichten geschickt zu kaschieren wußte. Nicht zu Unrecht urteilte der Liegnitzer Syndikus G. Thebesius über ihn: „Ille non erat melior sed tectior: mochte man wol von diesem Werner in Vergleichung des Fabian Eckels sagen"106. Zwischen Oktober 1532 und Ende Februar 1533 ist dann auch F.Eckel vertrieben worden107. Aus welchen Gründen ist dies geschehen? Nach Seb. Schubart hat er schon 1526 die Praxis der Säuglingstaufe kritisiert. Damals soll er die Liegnitzer Bruderschaft in seiner Studierstube versammelt haben, um mit ihr zu beraten, „wie mans denn machen solte, nachdem die Kinder taufe dem befehl Christi nicht gemäß wehre, ob es auch noth were, daß man sich mit waßer besprengen liße oder ein becken in die mitten setze und ein ieglicher ihm selber nur die hände wüsche"108. Da jedoch keine „allbereit getauft" Person anwesend war, die „solche mysterium administriren könte"109, habe er noch von der Übung der Erwachsenentaufe abgesehen. Nach seiner Rückkehr aus Preußen, wo er möglicherweise den Täuferführer Hans Bünderlin kennengelernt hat 110 , scheint er zusammen mit anderen die Säuglingstaufe öffentlich scharf angegriffen und sogar verworfen zu haben. Jedenfalls berichtet G. Thebesius, daß er deshalb seines Amtes entsetzt worden sei 111 . Diese Nachricht wird in gewisser Weise durch ein Schreiben 1 " Melanchthons bestätigt. An ihn hatte sich der Goldberger Bürgermeister G. Helmrich d.Ä. durch Pfarrer Joh. Kresling mit der Frage gewandt, wie man sich gegenüber den Kritikern der Kindertaufe verhalten solle. Melanchthon antwortete, daß er zwar davor 105 109

Siehe: F . B a h l o w , Die Reformation in Liegnitz, 186, A n m . 2 1 6 . G . Thebesius, Liegnitzisdie Jahrbücher, I I I , 3 3 .

107

P . Speratus sandte am 4. Oktober 1 5 3 2 seinen Brief an F . E c k e l nodi nach Liegnitz (siehe: P. Tschackert, Urkundenbuch, II, 8 7 3 ) , dieser antwortete am 3. M ä r z 1 5 3 3 aus N e u r o d e in der Grafschaft G l a t z (siehe: ebd. 886), ohne jedoch auf den Ortswechsel einzugehen.

108

Seb. Sdiubart, Vorrede, 1 j 1. Ebd.

109 110 111 112

G . Bossert, H a n s Bünderlin, 54. G . Thebesius, Liegnitzisdie Jahrbücher, I I I , 3 2 . C R 4, 7 3 4 — 7 3 J , N r . 2 4 2 2 . Die von K . G . Bretsdineider vorgenommene D a tierung dieses Briefes auf das J a h r 1 5 4 1 ist sicherlich falsch.

Unterdrückung des radikalen Sdiwenckfeldertums

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gewarnt habe, die Taufgesinnten durch öffentliche Kennzeichnung zu verbittern, meinte aber, daß man gegen sie vorgehen müsse, wenn sie ihre irrige Auffassung vor allem Volk verbreiteten. Die Täufer seien nämlich voll aufrührerischer Gesinnung, vor der man das Gemeinwesen schützen müsse. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Friedrich II. von diesem Brief Kenntnis erhalten hatte. Allerdings hängt F. Eckels Ausweisung wahrscheinlich audi mit dem Ergebnis des Rastenburger Kolloquiums zusammen, wie schon F. Bahlow 1 1 ' vermutet hat. Nicht nur während der Gespräche, sondern auch in der sich anschließenden literarischen Kontroverse hatten die preußischen Lutheraner bekanntlich wiederholt behauptet, daß F. Eckels Sakraments- und Wortverständnis nicht schriftgemäß sei. Dieser Vorwurf mußte den Herzog von Liegnitz zutiefst beunruhigen, da er in seinen Schreiben an Bischof Jakob von Salza und an König Ferdinand I. stets betont hatte, seine Theologen würden gemäß der Heiligen Schrift lehren und könnten dies vor jedermann beweisen. Auf die Pfarrstelle F. Eckels, der in die Grafschaft Glatz, nach Neurode, emigrierte, wurde Johann Wunsdielt berufen. Dieser ehemalige Breslauer Franziskaner hatte in Wittenberg studiert und dort am 19. November 1 5 2 1 die Magisterwürde erworben. Im gleichen Jahr wie F. Eckel scheint nach den Kirchenrechnungsbüchern auch Ambrosius Leimbach, der seit den zwanziger Jahren Kaplan an der Marienkirche und Mitglied der Liegnitzer Bruderschaft gewesen war, die Piastenstadt verlassen zu haben114. Wie sehr Friedrich II. darauf bedacht gewesen ist, künftighin alle nebenkirchlichen Strömungen von seinen Territorien fernzuhalten, zeigt seine mimosenhafte Reaktion auf ein Schreiben115 des Breslauer Magistrates vom 13. Oktober 1533, in welchem der Herzog unter anderem vor einem Täufer namens Clemens gewarnt wurde, der von der Grafschaft Glatz aus gelegentlich Werbezüge in sein Land unternähme118. Schon drei Tage später versicherte der 113

F . B a h l o w , Die R e f o r m a t i o n in Liegnitz, 121.

114

Ebd. 187, Anm. 218. M a g i s t r a t der S t a d t Breslau an Friedrich II., 1 5 3 3 O k t o b e r 1 3 , W r o c l a w SA, Sammlung-Klose, 4 2 , fol. i i j r — v . Vgl. G. K o í í m a n e , D i e W i e d e r t ä u f e r in Schlesien, 4 3 . Die in den folgenden A n m e r k u n g e n in K l a m m e r angeführte Z a h l bezieht sich jeweils a u f die Seitenzahl des Aufsatzes v o n G. K o f f m a n e .

115

116

M a g i s t r a t der S t a d t Breslau an Friedrich II., 1 5 3 3 O k t o b e r 1 3 , W r o c l a w SA, Sammlung-Klose, 4 2 , fol. 11 j r : » . . . dergleichen solle sich etzliche v o n widerteuffern, so iren aufhalt unter dem H e r r n v o n Bernstain haben und besonder einer mit nahmen C l e m e n s . . . . beiweilen heraus machen, dem v o l k predigen und nehmen letztlich einen hauffen derselben armen leut an sich, mit denen sie d a v o n z u g e n " . (43).

144

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

Herzog in seinem Antwortschreiben117, daß er bereits diesen Täufer, der „vorschiner Zeit inn unnsern Landenn gewest und dennselbigen Widertauff uns unbewust zu lernen angefangenn . . . auch aus zween unnsern Dorfferrnn die Leudte mitt Ime hinweggezogenn" 118 , ergriffen, einige Wochen in Wohlau gefangengesetzt und schließlich aus seinen Gebieten ausgewiesen habe. Auch habe er durch ein Mandat jede öffentliche oder heimliche Predigt und Lehre von der Wiedertaufe verbieten lassen. „Doch wie dem allen", erklärte er abschließend, „so wollenn wir als die Obergkait inn unsernn Landenn mit allem vleysse und so vil uns ymmer möglich, guette aufachtung habenn laßenn, damitt alle dasjenige, so zur entbarunge [Empörung] oder aufruer dinen mochte, vorhuett und von uns gestraft werde""*. j. Das gemäßigte

Schwenckfeldertum

Im Unterschied zum radikalen Schwenckfeldertum erlebte das gemäßigte während dieser Zeit in den Territorien Friedrichs II. eine letzte Blütezeit. Evident wird dieses vor allem am Leben und Wirken Krautwalds und Joh. Sig. Werners. Krautwald, der nach Schwenckfelds Weggang der eigentliche Führer der Liegnitzer Bruderschaft war 1 , wohnte in einem „zimlichen" Haus 2 innerhalb des 1528 aufgelösten Johannisklosters, das man den Domherren zur Benutzung überlassen hatte, da das außerhalb der Stadtmauer gelegene Domstift 1530 aus Befestigungsgründen abgerissen worden war. Wegen seiner geringen Pfründeneinkünfte3 war seine Lebenshaltung bescheiden. So klagte er beispielsweise lebhaft darüber, daß er nicht in der Lage sei, einige teure und gute Bücher zu erwerben4. Allerdings wäre es falsch anzunehmen, daß er arm gewesen sei; immerhin konnte er eine Haushälterin und seit 1530 auch seinen 117

118 118

1

2

3 4

Friedrich II. an den Magistrat der Stadt Breslau, 1533 Oktober 16, Wroclaw SA, Sammlung-Klose, 4 2 , fol. i i 3 r — 1 i^r. ( 4 3 — 4 4 ) . Ebd. fol. 1 1 3 V . ( 4 4 ) . Ebd. Siehe: Krautwald an Johannes Schnabel und Johann Hoffmann, 1534 März 4, gedr. in: C K G S 3 ( 1 8 8 7 ) , 3 0 — 3 1 . Siehe: Krautwald an Margarete Engelmann, 1537, teilweise gedr. in: G . A r n o l d , Supplementa, 139. Krautwald, Bericht vnd anzeigen, Berlin SB, Ms. germ. 527, fol. 53V. Siehe: Krautwald an Margarete Engelmann, 1537, teilweise gedr. in: G . A r n o l d , Supplementa, 139.

Das gemäßigte Schwenckfeldertum

145

Famulus Sebastian Eisenmann in Lohn und Brot nehmen5. Im Kollegiatstift hatte er das Amt des Großschafiners inne, wodurch er in direkte Berührung mit der ländlichen Bevölkerung kam und ihre Sorgen kennenlernte'. Außerdem wurde er von Friedrich II. nodi gelegentlich als theologischer Berater herangezogen, wie an seinen Gutachten über die Täuferführer O. Glaidt und A. Fischer deutlich geworden ist. Die meiste Zeit widmete sich Krautwald jedoch seinen wissenschaftlichen Studien und seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Sehr viele Stunden wird er auch auf seine umfangreiche Korrespondenz verwandt haben, die leider zum größten Teil nicht mehr greifbar ist. Er korrespondierte sowohl mit Schwenckfeld als auch mit dessen Anhängern in Schlesien und im Reich. Wiederholt verwies nämlich der schlesische Edelmann seine Briefpartner, überwiegend Frauen, bei theologischen Problemen an den gelehrten Stiftsherrn. Während also Krautwald zumeist zurückgezogen in seiner Studierstube lebte, predigte Joh. Sig. Werner unter ungeheurem Zulauf aus Stadt und Land in der Peter-Paul-Kirche7. Diese große gotische Kirche aus dem 14. Jahrhundert konnte die gewaltige Gemeinde nicht fassen. „Bei allen Tühren", berichtete Krautwald im Jahre 1537 mit unverkennbarem Stolz an M. Engelmann, „ist es häufen voll / biß an dem Marek [ t] / ist solch Gedreng und Zulauft / daß offte zwey oder drey Menschen in der Predig krafftloß und ohnmächtig werden" 8 . In diesem Brief unterließ er es nicht ironisch anzumerken, daß im Unterschied dazu die Gottesdienste Joh. Wunscheits, der neulich als Abgesandter in Schmalkalden gewesen sei, kaum von zehn alten Männern oder Frauen besucht würden, aber auch diese kämen in die Marienkirche nur wegen der Verteilung des Almosens".

5

Ebd.

• K r a u t w a l d an Ursula Thumb von Stetten, 1 5 4 0 N o v e m b e r n , Wolfenbüttel H A B , C o d . Guelf. 4 5 . 9 A u g . fol. 4 2 0 V : „ J e t z u n d sehe ich, wie es den armen peurlen geet, sehe jamer v n d nott, armut v n d komer, viel gaben gottes an kindlen, vieh und daß mancherlai. Besuche ire wonungen, krieche in die hiitten, sehe wie etliche im sehen gottes fleißig arbeiten, die andern entgegen zehren v n d mitten im reichtumb zu boden geen, höre ire sachen, hader v n d anligen". 7

K r a u t w a l d an Margarete Engelmann Supplementa, 1 4 0 .

8 Ebd. • Ebd. 139—140.

10 W e i g e l t ,

AzKG 43

1 5 3 7 , teilweise gedr. in: G . A r n o l d ,

146

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

In dieser Zeit, d.h. zwischen 1532 und 1536, verfaßte Krautwald mehrere katechetische Werke und theologische Schriften, die sich zumeist mit dem Problem des verbum externum und der Taufe beschäftigten. Im folgenden wird jedoch nur auf diejenigen eingegangen werden, die nicht schon im Zusammenhang mit dem Rastenburger Gespräch und der sich daran anschließenden literarischen Kontroverse behandelt worden sind. Aus der Feder Joh. Sig. Werners stammt dagegen nur ein Katechismus. Im Jahre 1534 arbeitete Krautwald eine auch kulturgeschichtlich interessante Didaktik und Methodik10 aus, die für die Hand des Geistlichen bestimmt war. In diesem Werk, in welchem er auf Lehrinhalte und Methoden des Katechismusunterrichts einging, betonte er besonders den Medienverbund. Sehr modern muten seine grundsätzlichen pädagogischen Erwägungen an. So forderte er beispielsweise die Beachtung der soziokulturellen Determinanten des Schülers11 oder die Errichtung von Leistungszügen innerhalb des Klassenverbandes12. Obgleich Krautwald nirgends darauf Bezug nahm, was ihn zur Abfassung dieses Handbuches veranlaßt hat, darf es als sicher gelten, daß er damit zur Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse im Herzogtum Liegnitz beitragen wollte, die Friedrich II. in Angriff genommen hatte. Dem gleichen Zweck sollte offensichtlich auch der kurz zuvor entstandene Katechismus" Joh. Sig. Werners dienen, den Krautwald in seiner eben erwähnten Didaktik neben Augustins De catechizandis rudibus, Erasmus' Symbolum sive Catechismus und Schwenckfelds katedietischen Schriften14 empfohlen hat 15 . In diesem Katechismus, in dem nacheinander das Credo 16 , die Taufe" und das Abendmahl18 behandelt werden, hat Joh. Sig. Werner einen konsequenten Spiritualismus vertreten, ohne jedoch die Taufe und das Sakrament des Altars grundsätzlich zu verwerfen. So erklärte er bezüglich der Taufe, daß nicht das irdische Wasser, sondern der Erhöhte unvermittelt durch den Geist 10

CS V, (221) 222—246. Ebd. 223,10—16. Ebd. 223,19—29. Ebd. IX, (731) 7 3 9 - 7 5 6 · 14 Gemeint sind wohl Bekantnuß vom H. Sacrament des leibs unnd bluts Christi (ebd. III, (712) 719—752) und Catechismus von ettlichen Hauptartickeln des Christlichen glaubens (ebd. IV, (208) 216—238). " Ebd. V, 2 3 5 , 2 4 - 3 3 . " Ebd. IX, 739,1 — 745,19. 11

12

17 18

Ebd. 745,20 — 749,4. Ebd. 749,5 — 756,10.

Das gemäßigte Schwenckfeldertum

147

die Wiedergeburt schenke, wodurch der Mensch an Christus partizipiere19. Die Wassertaufe habe dagegen nur kognitive Bedeutung; sie solle den Gläubigen daran erinnern, daß er innerlich bereits getauft sei80. Joh. Sig. Werners Katechismus war sehr wahrscheinlich zunächst nur handschriftlich verbreitet und wurde erst 1546 mit einem empfehlenden Vorwort 21 Schwenckfelds gedruckt22. Die Liegnitzer Bruderschaft hatte es nämlich wegen des hartnäckigen Widerstandes Val. Trotzendorfs 23 nicht durchsetzen können, daß er bald nach seiner Abfassung offiziell im Herzogtum Liegnitz eingeführt wurde. Auch hatte der Rektor der Goldberger Schule dagegen opponiert, daß die katechetische Unterweisung nur noch von Geistlichen in kirchlichen Räumen durchgeführt werden sollte. Er war davon überzeugt, daß man der Schule das Eigentliche nehme, wenn man ihr den Katechismusunterricht entziehe. Deshalb drohte er, sein Amt niederzulegen, wenn dem Verlangen der Schwenckfelder nachgegeben werde24. Daraufhin ist Friedrich II. offensichtlich der Forderung Val. Trotzendorfs nachgekommen, wie sein weiteres Verbleiben in Goldberg zeigt. Außer diesen katechetischen Werken hat Krautwald in dieser Zeit zwei bedeutende theologische Schriften verfaßt. Vermutlich im Jahre 1535 erschien erstens in Ulm seine lateinische EPistola Ministri cuIVSDAM VERBI, AD QU END AM Symnistam, De Ecclesia, Clauibus, Sacramentis, Veraq., Ministromm spiritus electione2δ, die Seb. Francis mit einem Nachwort2" versehen hat27. Hierbei handelt es sich ursprünglich um ein Sendschreiben, das 19

Ebd. 748,23—28. Ebd. 748,2—7. » Ebd. 7 3 7 - 7 3 8 . 22 Über die Drucklegung und die verschiedenen Ausgaben von Joh. S. Werners Katechismus siehe: ebd. 7 3 1 — 7 3 3 . Vgl. audi ebd. V , 235,30—32. 23 Val. Trotzendorf, Catechesis sdiolae Goltpergensis, fol. Β j r ; gedr. in: Joh. M. Reu, Quellen zur Gesdiichte des Katediismusunterridits, I, 2, Abteilung II, 7 7 5 , 2 5 — 2 7 : „Anni sunt iam septemdecim, cum in hoc ducatu regnarent fanatici quidam οόφοι, qui specioso praetextu uolebant mihi adimere catediesin, et e schola excutere". 24 Ebd. fol. Β 5r; bzw. 775,29—30: „Ego respondebam: Si catechesis mihi adimitur, habeo missionem aulicam. Nam catechesis est quiddam substantiale sdiolarum". 25 C S V I , (193) 203—229. Siehe audi: H. Weigelt, Sebastian Franck und die lutherische Reformation, 76, Nr. 12. 26 C S VI, im Apparat 225 (zu Zeile 30), 227.229. 27 Uber Seb. Francks Nachwort siehe: H. Weigelt, Sebastian Franck und Caspar Schwendcfeld, 12. 20

10·

148

Blüte des Schwenckfeldertums in den Territorien Friedridis II.

Krautwald etwa 1534 an den Augsburger Bonifacius Wolfhart*8 gerichtet hat. In dieser Schrift, in der es, wie gezeigt werden wird, auch um die oberdeutschen und Wittenberger Konkordienbestrebungen geht, lehnte er erneut Wort und Sakrament als exhibitive Gnadenmittel ab. Das Heil vermag allein Christus zu geben, nicht aber die H . Schrift oder die Sakramente, die nur kognitive Bedeutung haben29. Setzte sich Krautwald also hier nochmals mit dem Problem des verbum externum auseinander, so ging er in seiner zweiten Schrift, die Schwenckfeld 1538 unter dem Titel Von der Widergeburt vnnd Herkummen eynes Christen Menschens30 herausgegeben hat, wiederum auf die Taufe ein. In ihr verwarf er jede Heilsbedeutung dieses Sakraments. „Ist jm nun also", erklärte er, „wie wir gehört / das dem menschen zu seinem heyl von nêten / ein new vnnd rein hertze . . . so wirt folgen / das das Tauff oder eüsserlich wassser / kein stelle bei der Widergeburt finde"". Diese geschehe vielmehr allein durch das wahre Taufwasser, nämlich durch den Logos, durch Christus selbst®2. Veranlaßt wurde er zu dieser Schrift möglicherweise durch das erneute Auftreten von Täufern in Schlesien. Hier hatten nämlich 1535 trotz eines Aufnahmeverbots ,s zahlreiche mährische Täufer Zuflucht gesucht, weil sie infolge des Landtagsbeschlusses von Znaim34 (18. Februar 1535) die habsburgischen Lande hatten verlassen müssen. Sie scheinen sich vor allem in den Fürstentümern Glogau, Schweidnitz und Jauer 35

28

28 80 31

32 33

34 35

Über Bonifacius Wolfhart siehe: K. Wolfart, Beiträge zur Augsburger Reformationsgeschichte. II. Zur Biographie des M. Bonifacius Wolfhart, 167 bis 180; derselbe, Beiträge zur Augsburger Reformationsgeschichte. III. Caspar Schwenckfeld und Bonifacius Wolfhart, 9 7 — 1 1 4 , 145—161. CS VI, 2 0 3 , 1 7 — 2 0 ; 2 1 1 , 1 1 — 1 3 ; 2 2 3 > 2 ~ 5 > 3 2 — 3 4 · Ebd. (5) 11—36. Ebd. 24,8—9, 1 2 — 1 3 ; vgl· 1 3 » 2 3 — 2 $ ; 14.7—9. 3 1 — 3 3 ; 2 ° > $ — 9 ! 2 7 . 2 4 ~ 2 Ó ; 3 1 . 3 3 — 3 4 ; 34.10—17· Ebd. 1 4 , 3 3 — 3 6 ; 2 1 , 1 0 — 1 3 ; 2 5 . 2 9 — 3 ° . 2 9 . i 7 — 1 8 ; 3 0 , 2 4 — 2 9 ; 34,18—23. Der Befehl Ferdinands I. vom 6. Juni I J 3 J , die aus Mähren wegziehenden Täufer in Schlesien nicht zu dulden, wurde dem Bischof Jakob von Salza, dem Oberhauptmann von Niederschlesien, Herzog Karl I. von MünsterbergOels, dem Herzog Friedrich II. von Liegnitz, Brieg und Wohlau und dem R a t von Breslau durch Ladislaus Popel v. Lobkowitz und Heinrich Treuschen zugestellt. Siehe: F. B. v. Budioltz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, IV, 4 7 7 — 4 7 8 . Siehe: Fr. Hruby, Die Wiedertäufer in Mähren, 9 — 1 2 . Ferdinand I. an Jakob von Salza, (nadi I J 3 5 Juni 6), auszugsweise gedr. in: F . B . v.Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, IV, 478·

Das gemäßigte Sdiwenckfeldertum

149

sowie in den Territorien Friedrichs II. niedergelassen zu haben". Ferdinand I. hatte aber in mehreren Mandaten beharrlich darauf gedrungen, daß sie aufzuspüren und zu bestrafen seien87. Infolge dieser Maßnahmen finden sich seit etwa dem Jahre 1538 in den schlesischen Fürstentümern und Standesherrschaften, ausgenommen die Grafschaft Glatz, keine täuferischen Gemeinschaften mehr, sondern nur noch vereinzelte Täufer, gegen die man wiederholt Erlasse herausgegeben hat. Außer in der Stadt Liegnitz selbst erlebte das gemäßigte Sdiwenckfeldertum damals im Weichbild Lüben, ebenfalls im Herzogtum Liegnitz gelegen, eine große Blütezeit. Hier hatte Herzogin Anna von Brieg, die eine „grosse Bepstlerin"38 gewesen und sehr früh von Schwenckfeld für seine Ideen gewonnen worden war 39 , seit 1 5 2 1 ihren Witwensitz . Ihr gelang es, wie K.Klose 40 nachgewiesen hat, einen Kreis von Gleichgesinnten um sich zu sammeln und Lüben sowie die dazugehörigen Dörfer allmählich zu einem Mittelpunkt des Schwendcfeldertums zu machen. Unterstützt wurde sie hierbei von dem Geistlichen Georg Hirsenberger41, der an der Pfarrkirche wirkte. Daß Anna von Brieg dies erreichen konnte, ist anscheinend vor allem auf ihre lebendige Frömmigkeit und ihre karitative Tätigkeit zurückzuführen. Schwenckfeld pries sie als eine „rechte mutter der Armen" 42 . Als sie 1549 infolge eines Unfalls schwerkrank darniederlag, wünschte er, daß Christus sie um der „villen Armen vnnd notturfftigen" 4 ' willen wieder gesund machen und noch eine Zeitlang am Leben erhalten möge. Wiederholt sandte Schwenckfeld ihr seine Schriften44 und erteilte ihr in Briefen seelsorgerliche und theologische Ratschläge, so beispiels-

se Ferdinand I. an Friedrich II., 1 5 3 6 Oktober 28, erwähnt ebd. 477. ® 7 Hierzu und zu dem Folgenden siehe: G. Koffmane, Die Wiedertäufer in Schlesien, 47—48. 98 C S X I , 812,30. 38 Ebd. 8 1 2 , 3 1 : „der Herre Christus hat jhr durch meinen Armen dienst geholffen". 40 K.Klose, Schwenckfeld und die Schwenckfelder in Lüben, 4; derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lüben, 76—82. 41 Über G . Hirsenberger siehe: K.Klose, Wer war der erste evangelische Pfarrer in Lüben?, 1 6 7 ; derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lüben, 7 7 — 8 0 , 487. 42 C S X I , 8 1 2 , 3 2 ; vgl. 8 1 2 , 2 7 — 2 8 . 45 Ebd. 816,26. 44 Siehe: ebd. V I , 1 6 $ , 1 8 — 2 2 . Vgl. ebd. V , (15) 23—96.

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Blüte des Sdiwenckfeldertums in den Territorien Friedrichs II.

weise 1 5 3 8 , als sie schwankend geworden war, ob sie nicht wieder an den Abendmahlsfeiern teilnehmen sollte45. Ein großer Kreis von Schwenckfeldern bestand auch in dem Fürstentum Wohl au, das Friedrich I I . im Jahre 1 5 2 5 erworben hatte. Zu den bedeutendsten Schwenckfeldern der Stadt Wohlau zählten Pfarrer B. Egetius, in dessen Pfarrhaus Schwenckfeld einst ein intensives Bibelstudium getrieben hatte, Scholastica von Kitlitz auf Mallmitz, die während eines Hoffestes plötzlich erblindet war 4 ®, und Pfarrer Gregor Tag (Emeranus), der mit Krautwald eng befreundet war und nach dessen Tod einen Teil des handschriftlichen Nadblasses erhielt47. Seine große Verehrung f ü r den gelehrten Stiftsherrn wird daran deutlich, daß er ihn f ü r einen der beiden in A p k 1 1 , 3 prophezeiten Vorläufer des Messias hielt48. Aber auch außerhalb der Stadt Wohlau waren Schwenckfeldanhänger zu finden, so beispielsweise Balthasar Magnus von Dittersbach, der mit dem im Exil lebenden schlesischen Edelmann korrespondierte, und Joh. Scaurus, der seit dem Jahre 1 5 3 4 Pfarrer in Steinau an der Oder war. Es wäre jedoch irrig anzunehmen, daß in dieser Zeit nur noch in den Territorien Friedrichs I I . Schwenckfelder anzutreffen gewesen seien. Diese waren vielmehr auch in anderen Fürstentümern vorhanden. So berichtete beispielsweise der Neumarkter Stadtschreiber Blasius Pförtner im Jahre 1 5 3 2 , daß „vil leuthe auff den dorffern im Schweidnitschen, Stregenischen und Legnitschen Weichbildern verfurt sein" 49 . Jedoch läßt sich wegen der unzureichenden Quellenlage nichts Näheres ausmachen. Lediglich über den nicht unbedeutenden Schwenckfelderkreis in Breslau sind dank eines Schreibens50 Krautwalds vom 4. März 1 5 3 4 Einzelheiten bekannt. Sein Senior w a r Michael Wittiger, der als episcopalis notarius publicus einst Krautwalds Kollege gewesen w a r und von diesem erst im Frühjahr 1526 nach langen Auseinandersetzungen für das Schwenck-

« Ebd. V I , ( i 5 4 ) I J 7 - I 7 Í · « Ebd. I X , 4 1 1 , 3 2 — 3 3 . 47

Ebd. 706,5—19.

48

Ebd. X I , 9 1 9 , 1 4 — 1 9 .

49

Zitiert nach: P. Pfotenhauer, Die Pförtner von Neumarkt und ihre A u f zeichnungen, 267. Krautwald an Johannes Schnabel und Johann Hoffmann, 1534 März 4, gedr. in: C K G S 3 (1887), 3 0 — 3 1 .

50

Das gemäßigte Schwenckfeldertum

151

feldertum gewonnen werden konnte51. Zu diesem Zirkel gehörten außerdem der ehemalige Franziskaner Johannes Schnabel, Organist an der Elisabethkirche, und Johann Hoffmann, der früher in Brieg gelebt hatte, sowie ein gewisser Schorrdach. Ihr großer Einfluß ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß sie an dem Breslauer Syndikus Vispert Schwab sowie an den beiden Ratsherren Ambrosius Jenkwitz und Johannes Metzler, die mehr oder weniger offen mit dem Schwenckfeldertum sympathisierten, einen starken Rückhalt gefunden hatten.

51

Die Briefe Krautwalds an Michael Wittiger aus dem Jahre 1526 befinden sich in München SB, C L M 718, fol. —-¡ογτ (ι526 April 8); 3o8r—yi^r (1526 Mai 27); 3i4r—318V (1526); 318V—320V (1526 Juni 3); 32ir—349V (1526 Juni 17).

IV. D E R N I E D E R G A N G DES S C H W E N C K F E L D E R T U M S I N D E N T E R R I T O R I E N F R I E D R I C H S II. UND DIE SCHWENCKFELDISCHEN GEMEINSCHAFTEN IN DER GRAFSCHAFT GLATZ Nachdem es Friedrich II. gelungen war, in seinen Herzogtümern das radikale Sdiwenckfeldertum zu unterdrücken, war es zu einer gewissen Koexistenz zwischen den gemäßigten Schwenckfeldern und den Lutheranern gekommen. Auf die Dauer konnte aber dieser Zustand weder theologisch noch kirchenpolitisch befriedigen, sondern verlangte nach einer Klärung. D a entschloß sich der Herzog aus persönlicher Glaubensüberzeugung und wohl audi aus politischen Motiven zu einer Annäherung an Wittenberg, der sidi jedoch die Schwenckfelder energisch widersetzten. Uberhaupt wird in dieser Zeit noch einmal die theologische Vitalität der Schwenckfelder evident, nämlich in ihrer Auseinandersetzung mit dem christologischen Problem, wobei sie nun die letzten Konsequenzen ihres Spiritualismus zogen. Als Friedrich II. sich schließlich im Jahre 1539 dem Luthertum anschloß und durch Mandate gegen das Sdiwenckfeldertum vorging, konnte er, wie deutlich werden wird, dieses zwar in seinen eigenen Territorien vernichten, verpflanzte es aber indirekt in die Grafschaft Glatz und ins Bober-KatzbachGebirge. Dorthin flüchteten nämlich mehrere Schwenckfelder und bildeten unter mannigfaltiger Rezeption täuferisdier Ideen zahlreiche kleine Gemeinschaften. /. Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner Um in seinen Gebieten die Sakramentsfrage zu regeln, ließ der Herzog von Liegnitz eine Zeremonial-Ordnung ausarbeiten, deren Text jedoch nicht erhalten ist. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit übersandte er sie im Frühjahr 1 5 3 3 durch seinen Brieger Hofprediger Hieronymus Wittich zur Begutachtung nach Wittenberg 1 . Melanchthon, erfreut darüber, daß Friedrich II. nun

1

Melanchthon an Friedrich II., 1 5 3 3 Juni 25, C R I V , 1 0 1 9 — 1 0 2 0 , Nr. n i 8 b ; derselbe an Hieronymus Wittidi, s.a., ebd. 1 0 2 0 — 1 0 2 1 , N r . 1 1 2 1 b ; die von dem Herausgeber vorgenommene Datierung auf (Juli) 1 J 3 3 überzeugt.

Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner

153

entschlossen gegen die Sakramentsverachtung vorgehen wollte 1 , wendete nichts gegen die in der Schrift enthaltene Abschwächung der lutherischen Abendmahlslehre ein3 und war mit ihrer Drucklegung in Wittenberg einverstanden4. Nach der Abreise H. Wittichs trafen hier jedoch Briefe von Lutheranern, vermutlich aus Schlesien, ein, in denen dringend vor dem Liegnitzer Gesandten gewarnt wurde5. Daraufhin beschlossen „nostri Doctores", daß das „scriptum Silesiacum" nicht bei ihnen im Druck erscheinen sollte'. Obgleich Melanchthon auch jetzt noch nichts an den zurückhaltenden Abendmahlsaussagen zu kritisieren fand 7 , schloß er sich der Meinung seiner Wittenberger Kollegen an; die Schrift sandte er an H. Wittich mit der Bemerkung zurück, es sei auch für ihn am besten, wenn sie nicht publiziert würde8. Zu Beginn des Jahres 1534 legte der Herzog die ZeremonialOrdnung zunächst den Pfarrern der,Kirchenkreise' Liegnitz, Goldberg und Wohlau vor*. Als das Breslauer Domkapital von der darin in Aussicht genommenen Änderung des römischen Meßritus erfuhr, beschloß es am 24. April 1534 durch einen Gesandten bei Bischof Jakob von Salza in Neisse vorstellig zu werden, damit dieser beim König dagegen protestiere10. Als der Delegierte eine Woche später, am i . M a i , zurückkehrte, brachte er nicht nur ein Antwortschreiben, sondern auch ein Exemplar der BrandenburgNürnberger Kirchenordnung von 1533 mit. Offensichtlich wollte der Bischof den Domherren dadurch demonstrieren, daß er über die kirchlichen Vorgänge keineswegs so uninformiert sei, wie sie gemeinhin annähmen. Aus der Tatsache, daß Jakob von Salza bereits zu jener Zeit im Besitz dieser Kirchenordnung gewesen ist,

* Ebd. 1 0 1 9 — 1 0 2 0 , Nr. i n 8 b . Ebd. 1020, N r . i i 2 i b : „Non abhorrebam ab ulla moderatione de coena Domini, quae extat in vestro scripto". 4 Ebd. 5 Ebd. « Ebd. 7 Ebd. 1 0 2 1 , N r . 1 1 2 1 b : „Constat enim me non belligerari cum illa moderatione, quae est in tuo scripto". 8 Ebd. 1020, N r . 1 1 2 1 b . * Hierzu und zu dem Folgenden siehe vor allem: G. Eberlein, Die evangelischen Kirchenordnungen Schlesiens im 16. Jahrhundert, 2 1 5 — 2 3 4 ; Sehling III, 4 1 8 — 4 2 0 (Lit.). 10 Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Acta Capituli Wratislaviensis, Wroclaw D A , III, b. ib, 682—684. Vgl. A. Kastner, Archiv für die Geschichte des Bisthums Breslau, I, 7 1 . 8

154

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

darf wohl gefolgert werden, daß Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach sie schon 1533 in Jägerndorf, wo sich zahlreiche fränkische Handwerker und Beamte niedergelassen hatten, eingeführt hatte11. Als dann Friedrich II. am 15. September alle Prädikanten seines Herzogtums Brieg auf einem allgemeinen Konvent12 versammelt hatte, um sie zu einem eindeutigen Bekenntnis zum neuen Glauben aufzufordern, hat er ihnen sehr wahrscheinlich ebenfalls diese Sakramentsordnung unterbreitet, wie die Protokolle des Breslauer Domkapitels vermuten lassen13. Allerdings ist hier ebensowenig wie in Liegnitz die Einführung der Sakramentsordnung beschlossen worden; dies geschah vielmehr erst ein Jahr später. Im Jahre 1535 trat nämlich ein Ausschuß der Pfarrer aus den Territorien Friedrichs II. zusammen, um wegen „der spaltigen lehre und brauch der hochwürdigen sacramente"14 zu verhandeln. Ob und inwieweit der bereits vorhandene Entwurf der Sakramentsordnung den Gesprächen zugrunde gelegt wurde, ist nicht bekannt. Ergebnis dieser Unterredungen ist die bekannte Liegnitzer Kirchenordnung" von 1535, die Taufe und Abendmahl liturgisch und lehrmäßig festlegt. Um die Frage beantworten zu können, ob das schwenckfeldische Sakramentsverständnis darin berücksichtigt worden ist, muß kurz auf die entsprechenden Abschnitte eingegangen werden. Die Taufliturgie 1 ' ist völlig eigenständig; sie lehnt sich weder an Luthers Taufbüchlein von 1526, noch an die von den Oberdeutschen geschaffenen, von Luther abweichenden Taufordnungen oder an Zwingiis Tauf ritual aus dem Jahre 1525 an. Lediglich das sogenannte Sintflutgebet17 findet sich auch in der Liegnitzer Taufordnung, ist jedoch in seinen entscheidenden Aus11

V g l . G . Eberlein, Die evangelischen Kirdienordnungen Schlesiens im 16. J a h r hundert, 2 1 7 .

12

H . Eberlein, Die sogenannte Synode zu Strehlen. Siehe: A c t a Capituli Wratislaviensis, W r o c l a w D A , I I I , b. ib, 6 9 5 — 6 9 6 . V g l . A . Kastner, Archiv f ü r die Gesdiichte des Bisthums Breslau, I, 7 1 .

13

14 15

Titel der Kirchenordnung siehe: A n m . 1 5 . Ohne Taufliturgie findet sich diese Kirchenordnung von 1 5 3 5 gedruckt in: M . J . Fibiger, D a s in Sdilesien gewaltthätig eingerissene Lutherthum, II, 1 0 6 f f ; A . G . Rosenberg, Schlesische Reformationsgeschidite, 4 4 9 — 4 5 5 ; A . L . Richter, Die evangelischen Kirdienordnungen des 16. Jahrhunderts, I, 2 3 9 — 2 4 1 . Vollständig wiedergegeben ist sie in: Sehling I I I , 4 3 6 — 4 3 9 und F. Bahlow, D i e Reformation in Liegnitz, i $ 8 — 1 6 3 . Im folgenden w i r d nach Sehling zitiert.

16

Ebd. 4 3 6 — 4 3 7 .

17

Ebd. 4 3 7 .

Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner

155

sagen im schwenckfeldischen Sinne modifiziert. Sie sieht nämlich in der Sintflut und in dem Durchzug Israels durchs Rote Meer nicht wie Luther bzw. die Brandenburg-Nürnberger Kirchenordnung die Taufe, sondern die Wiedergeburt präfiguriert. Das Liegnitzer Abendmahlsritual 18 folgt wie die Brandenburg-Nürnberger Kirchenordnung zunächst dem Gang des Sonntagsgottesdienstes, allerdings ist das Credo weggelassen. Im Aufbau der Abendmahlsfeier selbst finden sich jedoch bedeutende Unterschiede. Eingeleitet wird der Sakramentsteil durch den Gesang des Paternoster, dem die Verlesung von ι K o r n oder — hier werden wiederum schwenckfeldische Einflüsse deutlich — Joh 6, das Credo, eine Beichtvermahnung, das Confiteor, die Präfation, das Sanctus, die Einsetzungsworte und die Austeilung folgen. Nach der Kommunion wird das Danklied ,Gott sei gelobet und gebenedeiet' gesungen, dem sich die Kollekte und ein gemeinsames Lied, z. B. Luthers erstes Schlußlied für den evangelischen Gottesdienst ,Es wolle Gott uns gnädig sein', anschließen. Während sich also in der Tauf- und Abendmahlsliturgie nur einige schwenckfeldische Momente finden, tritt der Einfluß der Liegnitzer Bruderschaft in dem jeweils vorangestellten Lehrabschnitt deutlich hervor. Evident wird dies schon an der Forderung, daß die gottesfürchtigen Eltern einige fromme Paten auswählen sollen, die sidi später gewissenhaft um das Kind kümmern", oder in dem Verlangen, daß in jeder Parochie ein Katediumenat eingerichtet werden soll, zu dem Eltern und Paten ihre getauften Kinder schidien möchten, sobald sie bildungsfähig sind20. Besonders tritt das schwenckfeldische Sakramentsverständnis jedoch in dem Lehrstück hervor, das der Abendmahlsliturgie vorausgeht. Zwar findet sich darin nicht die Vorstellung von dem rein signifikatorischen Charakter der Elemente, wohl aber die Ansicht, daß die Wiedergeburt die Voraussetzung zu einer wirkungskräftigen Teilnahme am Sakrament sei und daß die Abendmahlsgabe nicht Vergebung der Sünden, sondern Unsterblichkeit verleihe21. Diese Kirchenordnung, die am 12.November 1535 von allen Pfarrern der Fürstentümer Liegnitz und Brieg angenommen worden ist22, stellt also einen Kompromiß zwischen schwenckfeldischer und lutherischer 18 19 20 21 22

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

438—439. 436. 438. 439.

156

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

Theologie dar, wobei allerdings diese dominierte, da in ihr die leibliche Realpräsenz Christi gelehrt wurde. Angesichts der Tatsache, daß in der Liegnitzer Kirchenordnung das sdiwenckfeldische Abendmahlsverständnis nur teilweise berücksichtigt worden ist, wäre zu fragen, warum sich Friedrich II. nicht den Einigungsbestrebungen der Oberdeutschen und der Lutheraner sowie später der Wittenberger Konkordie angeschlossen hat, zumal deren Formel von der sakramentalen Einheit einen solchen Schritt nahegelegt hätte. Begründet ist dies, wie im Folgenden deutlich werden wird, vor allem in der leidenschaftlichen Opposition der Schwenckfelder. Von den Konkordiebestrebungen, die Bucer seit August 1530 unermüdlich betrieb, ist die Liegnitzer Bruderschaft weder von diesem selbst noch von Capito unterrichtet worden. Der Briefwechsel zwischen Krautwald und den Straßburger Theologen war nämlich nach dem Weggang Sdiwenckfelds eingeschlafen, was seinen Grund wohl vor allem darin hatte, daß der schlesische Flüchtling in Straßburg bald zur persona ingrata geworden war. Anfänglich hatten zwar Capito, Matthäus Zell und auch Bucer freundschaftlich mit ihm verkehrt, aber schon nach wenigen Monaten war es zu theologischen Auseinandersetzungen gekommen. Schließlich sah sich Schwenckfeld im August 1533 genötigt, sein derzeitiges Domizil wieder zu verlassen; er wandte sich nach Augsburg, wo er kurz vor dem 3. Oktober eintraf 23 . Aber auch die Schweizer, die die Schlesier von den Konkordiebestrebungen hätten in Kenntnis setzen können, scheiden als Informanten aus. Krautwald und Schwenckfeld hatten sich bekann dich schon 1528 von dem zwinglianischen Abendmahlsverständnis distanziert und wenig später das zeitweise recht enge Freundschaftsband zwischen Zürich bzw. Basel und Liegnitz zerrissen. Deshalb darf wohl angenommen werden, daß die Liegnitzer Bruderschaft vor allem durch Schwenckfeld von den Einigungsbemühungen der Oberdeutschen und Wittenberger erfahren hat, obgleich aus der Zeit der Konkordieverhandlungen kein Schreiben Sdiwenckfelds an Krautwald erhalten ist. Diese Vermutung verstärkt sidi durch einen Brief, den Krautwald 1534 an den Augsburger Pfarrer Bonifacius Wolfhart gerichtet hat, bei dem Schwenckfeld von Oktober 1 J 3 3 bis Juni 1534 als Gast weilte.

" Gereon Sailer an Wolfgang Capito, 1 5 3 } Oktober 3, gedr. in: T A Elsaß II, 132,28—29, Nr. 423.

Die Annäherung Friedrichs II. an die Lutheraner

157

Darin schrieb er: „Audio quosdam magno studio niti ad placandum aliquos, & ad ineundam cum eis in dogmatis concordiam"24. Entschieden opponierte Krautwald gegen die Bemühungen der Oberdeutschen, sich mit den Wittenbergern zu einigen, weil dadurch die Irrtümer noch weiter verbreitet und die Gottlosigkeit vermehrt würden 15 . Offensichtlich befürchtete er, daß die Oberdeutschen ihre Vorstellung von einer unvermittelten Heilswirklichkeit unter dem Einfluß Wittenbergs preisgeben könnten. Möglicherweise war er aber auch in Sorge um die zukünftige Situation der Schwenckfelder. Bei einem positiven Verlauf der Einigungsbestrebungen mußten sie zwangsläufig in eine immer tiefere Isolation geraten und würden dann nur noch bei Spiritualisten, wie beispielsweise Seb. Franck, Verständnis für ihre Anliegen finden. Diese Besorgnis hat er allerdings nirgends geäußert. Krautwald hat aber nicht nur die Bemühungen um eine Konkordie kritisiert, sondern auch versucht, den nach seiner Meinung einzigen Weg zur wahren Vereinigung zu zeigen". Er ging davon aus, daß es zunächst überhaupt nicht um eine Konkordie der reformatorischen Kirchen gehe, sondern um die der Menschen mit Christus". Danach sollte man streben und Gelehrte (doctores), Gemeinde (plebem) sowie Pfarrer (sacris praefectos) dazu anhalten*8. Mittel, um zu dieser Vereinigung mit Christus zu gelangen, ist neben dem Gebet29 das Studium der Heiligen Schrift, die der Geist selbst interpretieren muß30. Ist aber diese Konkordie zwischen dem Erhöhten und den Gläubigen erst einmal geschlossen, dann wird Christus alle Irrtümer beseitigen, die Wahrheit überall ans Licht kommen lassen und seine Sakramente (sua sacra) mit himmlischen Gaben verherrlichen®1. Obgleich Krautwalds Kritik an den Einigungsbestrebungen sowie sein eigener Konkordienentwurf von seinem Spiritualismus her durchaus konsequent sind, so kann man sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, daß sich hier ein Stubengelehrter äußert, der trotz seiner regen Korrespondenz kaum einen wirklichen Einblick in die damalige kirchenpolitische Lage

24 25 26 27 28 29 30 sl

CS VI, 219,23—24. Ebd. 2 1 9 , 2 4 — 2 j . Ebd. 219,23 — 225,30. Ebd. 2 1 9 , 2 5 — 2 7 ; 219,35 — 2 2 1 , 2 . Ebd. 2 2 1 , 1 8 — 1 9 . Ebd. 2 1 9 , 2 6 — 2 7 ; 219,35 — 221,2. Ebd. 2 2 3 , 2 — 5 . Ebd. 2 1 9 , 2 7 — 2 9 .

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

158

des deutschen Protestantismus besaß und wohl auch nicht besitzen wollte. Am 23. Mai 1536 ist es dann bekanntlich nach langen und mühsamen Verhandlungen zwischen den Wittenbergern und Oberdeutschen durch Entgegenkommen Bucers und durch Zugeständnisse Luthers sowie Bugenhagens zur Formula Concordiae Lutheri et Buceri gekommen32. Allerdings konnte die darin verwandte Einigungsformel — sakramentale Einheit zwischen Brot und Leib Christi sowie Empfang der Unwürdigen — verschieden interpretiert werden. Obgleich Luther von Anfang an vorausgesehen hatte, daß dadurch die Differenzen keineswegs überwunden waren, hat er sie dennoch durchgehen lassen, weil er im übrigen die Objektivität der Realpräsenz gewahrt wußte33. Kaum zwei Monate nach Abschluß dieser Konkordie nahm Schwenckfeld in drei kurzen Traktaten34 dazu Stellung. Aus der Feder Krautwalds stammt dagegen nur ein einziges, allerdings sehr ausführliches Schreiben35, das sich mit der Wittenberger Konkordie beschäftigt. Nach Krautwald ist die Formula Concordiae Lutheri et Buceri keine Konkordie, sondern „discordiae semina"36, da sie Widersprüche enthalte und verschieden interpretiert werde37. Nach dieser Behauptung setzte er sich kritisch mit der in der Konkordie vertretenen Realpräsenz in Exhibition und Akzeption sowie mit der manducatio indignorum auseinander. Entschieden wies er erstens die Ansicht zurück, „das mit dem brot vnd wein, warhafftig vnd wesentlich zu gegen sey, vnd (leib) dargereicht (werde) vnd empfangen werde, der leib vnd das blut Christi" 38 . Diese Annahme widerspräche nicht nur der Heiligen Schrift, sondern auch dem Grundsatz des similia similibus. Nach seiner Auffassung seien das Sakrament des Altars vielmehr 32

33

Siehe vor allem: W.Köhler, Zwingli und Luther, II, 432—455; E.Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert, 25—130. W.Köhler, Zwingli und Luther, II, bes. 448—449, 453—455. Vgl. dagegen E. Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert, I2J —127.

35

311 37 38

C S V , (507)

510-516.

Krautwald an Schwenckfeld, 1536 Dezember 1 , München SB, C L M 718, fol. 5i2r — 525V. A. Reisner gab dem Schreiben den Titel: De Concordia Et Vnione Sacramentali Quae facta est Anno Salutis M. D. X X X V I . Epistola Item Explicatio Loci 1 Corinth. X I . De Dignitate & Proba Manducantium. D. Valent: Craut: Silesij Theologi. Ebd. fol. 5i3r. Ebd. E. Bizer, Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahrhundert, 118.

Christologisdie Streitigkeiten

159

ein WiedergedächtnismahP und die Abendmahlselemente Symbole für die himmlische Speise. „Caro igitur panem habet pro signo, quo admoneatur animus"40. Zweitens opponierte er gegen die in der Formula Concordine Lutheri et Buceri postulierte dritte Gruppe der Unwürdigen, die zwischen Gläubigen und Gottlosen steht. Nach ι Kor 1 1 gebe es nur zwei Klassen von Menschen, nämlich würdige und unwürdige, d. h. gottlose41. Diese strenge Zweiteilung hat übrigens auch Schwenckfeld durchgehalten; in seinem Traktat Argument ains layen ad Concordiam Predicatorum schrieb er unter Berufung auf Mt 12,33; Mk 16,16; Lk 1 1 , 2 3 : „Christus tailet alle menschen in zwaj stuckh jn gute vnd böse / jn glaubige vnd vnglaubige... Von den Neutralibus vnd halbierern waist die heilige schrifft nichts"42. Krautwalds entschiedene Ablehnung der Wittenberger Konkordie hat mit Sicherheit mit dazu beigetragen, daß sie damals in den Territorien Friedrichs II. nicht angenommen worden ist. Dadurch hat sich dieser aber auch der Möglichkeit begeben, wie die Evangelischen in Süddeutschland sofort Anschluß an den Schmalkaldischen Bund zu erlangen. 2. Die christologischen Streitigkeiten der Schwenckfelder mit den Oberdeutschen und Lutheranern Kaum waren die Auseinandersetzungen um die Wittenberger Konkordie im wesentlichen beendet, da begannen seit 1537/38 im Reich die christologischen Streitigkeiten Schwenckfelds mit den Schweizern und Oberdeutschen und später audi mit den Wittenbergern1. Sie wurden zwar fast ausschließlich von Schwenckfeld ge*· Krautwald an Schwenckfeld, 1536 Dezember 1, München SB, C L M 718, fol. j i 4 r . 40 Ebd. fol. 514V. 41 Ebd. fol. 5i8v: „Quicumque edunt, aut edunt digne Domino aut indigne Domino. Nam Paulus duos tantum ordines facit. Impii igitur sunt quicumque Domino indigne edunt". 42 CS V, J14, 3 1 — 3 2 ; 51J.2—3. 1

Über Schwenckfelds Christologie siehe vor allem: F. Chr. Baur, Die christliche Lehre von der Versöhnung in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 459 bis 463; derselbe, Die christliche Lehre von der Dreieinigkeit und Menschwerdung Gottes in ihrer geschichtlichen Entwicklung, III, 219—256; derselbe, Zur Geschichte der protestantischen Mystik, 502—528; G . L . H a h n , Schwenckfeldii sententia de Christi persona et opere expósita; H . W. Erbkam, Geschichte der protestantischen Sekten, 357—475; I. A. Dorner, Ent-

160

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

führt, aber seine Freunde in Schlesien, nämlich Krautwald, Joh. Sig. Werner und F. Eckel, haben ihn dabei unterstützt. Ihr Beitrag soll hier hauptsächlich berücksichtigt werden. Schwendcfelds christologische Kämpfe sollen dagegen nur dann einbezogen werden, wenn sie die Christologie seiner Anhänger in Schlesien tangieren. Um die spätere Ausformung der schwenckfeldischen Christologie und die daraus erwachsenen Streitigkeiten zu verstehen, ist es notwendig, kurz ihre Frühform zu skizzieren. Dabei lassen sich in der Entwicklung zwei Phasen deutlich unterscheiden; die erste reicht bis 1528 und die zweite umfaßt die Jahre 1528 bis Anfang 1537. In den Schriften und Briefen Sdiwenckfelds und Krautwalds finden sich die ersten christologischen Aussagen zu der Zeit, in der sie ihr Sakramentsverständnis entwickelt haben. Wie gezeigt worden ist, haben sie die manducatio oralis et impiorum verworfen und einen spirituellen Genuß des Leibes Christi vertreten, wodurch der Mensch des Wesens Christi teilhaftig und vergottet werde (2 Petr i,4) 2 . Nach ihrer Überzeugung hängt also das Heil allein an der Menschheit Christi, die er mit sich in den Himmel genommen habe*. Deshalb waren sie genötigt, sich vor allem mit der menschlichen Natur des erhöhten Christus zu befassen. In Übereinstimmung mit der kirchlidien Tradition lehrten sie, daß der präexistente Logos „in diß jrrdische wesen / das ist ins fleisch"4 gekommen sei. Diese Annahme brachte sie aber sogleich in Konflikt mit dem spiritualistischen Ansatz ihrer Theologie, nach dem alles Irdische, Materielle und Kreatürliche zwar nicht mit der Sünde identisch ist5, aber in den Bereich der Sündhaftigkeit gehört wicklungsgeschichte der Lehre v o n der Person Christi, II, 5 7 5 — 5 8 1 , 624 bis 636; derselbe, Gesdiidite der protestantischen Theologie, bes. in Deutschland, 1 7 8 — 1 8 2 ; Fr. W . Loetsdier, Schwenckfeld's Participation in the Eucharistie Controversy of the Sixteenth C e n t u r y , 352—386, 454—500; Κ . Ecke, Schwenckfeld, bes. 1 2 4 — 1 2 8 , 2 0 1 — 2 0 3 ; Th. Sippell, Caspar Schwenckfeld, 86$—871, 897—900, 92$—927, 9 J 5 — 9 5 7 , 963—966; E. Hirsch, Sdiwenckfeld und Luther, bes. 60—66; H . J. Schoeps, V o m himmlischen Fleisch Christi, 2 5 — 3 6 ; P. L. Maier, Caspar Schwenckfeld on the person and w o r k of Christ ; G . Maron, Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar v o n Schwenckfeld, bes. 3 5 — 6 6 ; P. L. Maier, Caspar Schwenckfeld — A quadricentennial evaluation, 8 9 — 9 7 . 2

3 4 5

Ζ . Β. C S II, 574, 2 3 — 2 j : „ D i e leibliche speise w i r t verwandellt in vnser natur / aber die geistliche speise wandelt vns in sidi selbs / das ist / in die Göttliche natur / daß w i r derselbigen theilhafftig werden / 2. Pet. 1 " . Z . B . ebd. III, 1 0 , 1 1 — 1 4 . Ebd. 202,3—4· R . P i e t z (Der Mensch ohne Christus, $3) vermutet mit Recht, d a ß sie ihr Biblizismus daran gehindert habe.

Christologisdie Streitigkeiten

161

und sich nie mit etwas Himmlischem, Geistigem und Göttlichem vereinigen kann. Wie sollte man es sich vorstellen, daß der Logos, der in die Sphäre des Geistigen gehöre, Fleisch angenommen habe? Um diese Schwierigkeit zu überwinden, ließen sie bei der Menschwerdung Christi eine Ausnahme von der Regel gelten, daß zwischen Göttlichem und Kreatiirlichem ein unüberbrückbarer Gegensatz bestehe. Einzig und allein bei der Menschwerdung Christi habe eine „wesentliche Vereinigung Gottes vnd der Creatur" 6 stattgefunden. Während die Menschheit Christi im Stand der Erniedrigung „noch schwach / sterblich / Côrperlich / oder leiblich war" 7 , sei sie im Stand der Erhöhung vergottet worden8. So führte Krautwald beispielsweise 1527 in seiner Vorlesung zu 2 Kor 13,4 aus: „Christus hodie est in gloria Patris et régnât, fuit quidem infirmus pro nobis, sed ea infirmitas cessât. Nihil hodie in eo, nisi virtus et potentia Dei . . . Die göttliche Krafft hat alles in Christo ausgewürget inn der Menscheit, das schwach war von unsertwegen"*. Mit dieser Vorstellung, daß die Menschheit des Erhöhten eine Deifikation erfahren habe, meinten Krautwald und Schwenckfeld rational einsichtig gemacht zu haben, wie die Menschen durch das geistige Essen des Leibes Christi „des wesens Christi theilhafftig werden" 10 und durch das Trinken „von seinem Rosenfarben vergotteten Blut" eine „Göttliche krafft in vnsere Seel empfangen" 11 . Jedoch finden sich bei Krautwald und Schwenckfeld bis Ende 1528 keine eindeutigen Aussagen darüber, ob die Vergottung der Menschheit Christi schon ansatzweise im status exinanitionis begonnen und sich sukzessiv vollzogen habe oder ob sie plötzlich mit dem Übergang in den status exaltationis eingetreten sei. Wahrscheinlich dürften sie aber die letztere Auffassung vertreten haben. Schwenckfeld betonte nämlich 1527 in seiner großen Abendmahlsschrift, daß das Fleisch Christi erst nach seinem Kreuzestod „ein vrsach der e w i g e n Seligkeit"12 g e w o r d e n sei, w o b e i er sich a u f J o h

12,24

und

Hebr 5,9 berief 1 ®. Jedenfalls hat P. L. Maier mit seiner allerdings β

C S II, 4 8 1 , 3 1 — 3 2 ; vgl. $ 2 0 , 1 — 3 : „Darnach audi ist daas Gottes ehre / daß man (ausser Christo dem Menschen vnd natürlichen Sohne Gottes) solch Göttlich ewiges wesen in keine Creatur / nicht hie vnd dahinn stelle". 7 Ebd. 5 5 5 , 2 — 3 . 8 Ebd. 55$,3 — $56,36. * Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. 4 5 $ ν — 4 $ 6 r . 10 C S II, 5 7 4 , 2 1 — 2 2 . 11 Ebd. 574,30 — J75,2. " Ebd. 5 5 5 , 1 3 . " Ebd. 5 5 5 , 1 — 1 4 . 11

W e i g e 1 1 . AzKG 43

162

Niedergang des Schwenckfeldertums

etwas undifferenzierten Feststellung recht, daß sich bei Schwenckfeld schon vor dem Jahre 1528 Hinweise auf „the necessity of knowing the divine glory of Christ's exalted flesh"14 finden. Seit dem Jahre 1528 und nicht erst seit 1 5 3 3 , wie E.Hirsch 1 5 fälschlicherweise angenommen hat, haben Schwenckfeld und Krautwald dann ihre Lehre von der Deifikation der Menschheit Christi im Stand der Erniedrigung ausgebildet. Veranlaßt wurden sie dazu durch die Auseinandersetzungen um das Abendmahl 16 . Dabei ist es von Bedeutung, daß die wesentlichen Impulse nicht von Schwenckfeld, sondern von Krautwald ausgegangen sind, was bisher nicht bemerkt worden ist 17 . Schwenckfeld und Krautwald entwickelten nun die Vorstellung, daß das Fleisch Christi, das in dem Logos wie in einer „Hülsen vnd Hutten" 1 8 partiell gewohnt habe 19 , nicht mit dem der übrigen Menschen identisch sei. Es gehöre nämlich nicht in den Bereich der Schöpfung, sondern in den der Erlösung, weil es eine „andere ankunfft" 20 habe 21 . Dabei beriefen sie sich vor allem auf ι K o r 1 5 , 4 5 — 4 9 " . Jedoch wollten sie unbedingt daran festgehalten wissen, daß Christus im status exinanitionis wahrer Mensch gewesen sei23. Das Fleisch Christi, das sie damals auch nodi als Kreatur bezeichneten24, wurde aber durch den Logos immer 14

15 16

P. L. Maier, Caspar Schwenckfeld on the person and work of Christ, 3 7 , Anm. ι . E. Hirsch, Schwenckfeld und Luther, 6 i , Anm. i. Dies haben sie selbst betont; vgl. z . B . C S I I I , 6 2 9 , 3 0 — 6 3 0 , 3 6 ; ebd. V , 262—265;

17

18 19

ebd. V I ,

132,4



133,4;

496—497;

j72.11



573,5;

ebd. V I I ,

5 2 5 , 2 5 — 3 3 ; 5 7 5 > : 7 — 3 1 > ebd. V I I I , 6 0 0 , 3 — 8 . Siehe besonders Krautwalds Schriften aus dem Jahre 1 5 2 9 : C S III, (269) 2 7 1 — 3 4 3 ; De cognitione Christi seu diiudicatione corporis et sanguinis Domini, München SB, C L M 7 1 8 , fol. 4 2 2 r — 4 j 8 r ; Vorlesung über J o h 6, ebd. fol. 4 5 9 r — 4 7 7 r . A . Reisner gab ihr den Titel: E x Praelectione D . Valentini C r a u t w : In Euangelii Diui Johannis. V I . Caput. Annotata. C S III, 3 1 7 , 3 9 — 4 0 . Z . B . ebd. 2 1 8 , 2 7 — 2 1 9 , 7 ; Krautwald, D e cognitione Christi, München SB, C L M 7 1 8 , fol. 4 2 7 V : „ N o n fuit autem verbum Dei in corpore circumscriptum corpore".

20

C S III, 3 2 5 , 8 . Vgl. Krautwald, D e cognitione Christi, München SB, C L M 7 1 8 , 4 2 6 V : „ H o m o inquam verus secundum similitudinem nostri hominis, sed diversa origine et carnis proprietate, in toto vitae cursu, absque peccato et dolo".

21

Z . B . C S III, 2 9 6 , 1 3 — 3 2 ; 3 2 5 , 4 — 2 3 . Z . B. ebd. 2 9 6 , 1 3 — 1 5 ; K r a u t w a l d an Johannes Haner, s . a . [etwa

22

München SB, C L M 23

24

1536],

7 1 8 , fol. 5 3 6 V .

Z . B . Krautwald, De cognitione Christi, München SB, C L M 7 1 8 , fol. 4 2 6 V : „ H o m o inquam verus secundum similitudinem". Z . B . C S III, 2 1 9 , 1 ; 2 5 8 , 3 0 , 3 9 ; 5 5 9 , 5 ; 6 3 5 , 2 .

Christologische Streitigkeiten

163

mehr geläutert. Dieser Prozeß begann schon bei der Geburt und erreichte dann in der Passion sowie im Kreuzestod seinen Höhepunkt 25 . „Der Mensch in Christo", schrieb Krautwald am 30. September 1 5 3 2 an Jacob Held von Tiefienau, „wardt immer besser, kam Gott näher, wardt höher ausgeführet durch beiwonen deß worts Gottes; das wort Gottes in Christo zohe seinen menschen nach sich, nit aber widerum; die volckommenheit blieb volkommen, vnd halff irem gesellen in Christo" 28 . Diese allmähliche Deifikation sei schon im irdischen Leben Jesu sichtbar geworden, so beispielsweise bei seiner Verklärung (Mt 1 7 , 2 ) " . Nach Abschluß der Vergottung, mit Auferstehung und Himmelfahrt 28 , habe der erhöhte Christus zwar weiterhin menschliche Natur, jedoch sei nun alles Kreatürlidie an ihr gänzlich ausgetilgt 29 ; sie besitze jetzt wegen ihrer Durchdringung durch den Logos — nicht wegen der communicatio idiomatum — die gleiche Herrlichkeit wie seine göttliche. Während jedoch der Gottheit Christi Ubiquität eigen sei, reiche seine Menschheit, die „nu zur rechten gottes im gütlichen wesen / alle macht / herrlicheit / regiment vnd eer / auß krafft der Rechten Gottes hat erlanget", wegen ihrer Leiblichkeit, „doch nicht so weyt / als das gütliche wesen selbs" 30 . Die Menschheit Christi ist also nach ihrem Verständnis im Himmel ad dextram Dei lokalisiert; allerdings haben sie den Ort topographisch nicht näher bestimmt 31 . Dank dieser sukzessiven Deifikation des Fleisches Christi können die Menschen dieses spirituell genießen und dadurch sub-

25 29 27 28 29

30 31

11*

Z . B . ebd. 2 0 2 , 2 8 — 3 4 ; 2 4 7 , 3 0 — 3 6 . Wolfenbüttel H A B , C o d . Guelf. 3 7 . 2 7 A u g . fol. 231·. K r a u t w a l d , D e cognitione Christi, München S B , C L M 7 1 8 , fol. 4 3 4 r . Z . B . C S III, 202,37—38. Z . B . ebd. 5 5 9 , 3 — 8 : „Es gezimpt sich kains wegs nit Christum nun hinfur / auch ain menschen / ein Creatur zu benambsen / weither der vatter als einen erstgebornen / also audi ein herren aller creaturen verordnet hat / W a s an jhm creaturisdi ist / das alles ist abgenomen durch seinen tod v n d vrstende audi sein himelfart / dem vatter in allweg gleichförmig in vnzertrennlichem wesen der hailigen trifoltigkait". Ebd. 253,26—28. Z . B. ebd. 2 6 1 , 2 $ — 3 0 : „ E s bleibet der mensch Christus an seinem O r t (also zureden / weil man von disen hendeln / w i e w o l sie ausserthaib aller zeit v n n d stell geschehen / aber doch on zeit v n d stell nicht reden kan) Es bleibt Christus wie die schrifft von jhm sagt / im hymmel zü der Rechten des Vatters / v n n d helt das regiment überal / durch die Rechte v n d den finger der rechten Gottes / zu welcher er sytzt / das ist / durchs w o r t im heiligen Geist".

164

Niedergang des Sdiwendcfeldertums

stantiellen Anteil an der göttlichen Natur erlangen®2. Zur Illustration verwies Krautwald auf die leibliche Speise, die auch erst zubereitet und gekocht werden muß, ehe sie gegessen werden kann". Obgleich die Soteriologie zweifelsohne der Anlaß zur Entwicklung der Deifikationsvorstellung gewesen ist, so war das Geistverständnis jedoch die eigentliche Ursache, das Schwenckfeld und Krautwald die Annahme verwehrte, der Menschheit Christi habe im status exaltationis noch etwas Kreatürliches angehaftet. Bei der Erarbeitung dieser Vorstellung sind sie auch von den Kirchenvätern beeinflußt worden. Mit diesen haben sie sidi vor allem beschäftigt, um ihre christologischen Aussagen auch von der Tradition her zu legitimieren. Die ersten Zitate aus der patristischen Literatur finden sich in Krautwalds Judicium34 von Ende 1528, in dem er behauptete, daß schon Tertullian in seiner antidoketischen Schrift De carne Christi und Hilarius in seinem Hauptwerk De trinitate gelehrt haben, daß die menschliche Natur Christi eine andere Qualität besessen habe als die der übrigen Menschen85. Mit diesem Hinweis auf den Bischof von Poitiers, der immer mehr zum Kronzeugen für seine Christologie wurde, hat Krautwald zweifelsohne recht gehabt. Hilarius hat tatsächlich die Ansicht vertreten, daß Christus ein „caeleste corpus"" gehabt habe. Später hat auch Schwenckfeld die Kirchenväter immer mehr zum Beweis für seine Christologie herangezogen". Dabei hat er nicht nur die gleichen

S2

Z . B . Krautwald, Vorlesung über Joh 6, München SB, C L M 7 1 8 , fol. 47 ir: „Qui carnem Christi manducat divinae naturae particeps sit".

" Ebd. fol. 4 7 2 r — ν : „Sicuti cibus corporalis non manducatur nisi antea coctus sit, et aptus redditus ad edendum, sic caro Christi cibus animarum esse non posset, nisi antea spiritualis facta esset et in Deum assumpta; propterea dicit caro mea vere est cibus, hoc est cibus aeternus". M

C S III, (269) 2 7 1 - 3 4 3 ·

S5

Ebd. 2 9 6 , 4 — I i . Leider hat es Krautwald unterlassen anzugeben, welche Stellen aus diesen beiden Schriften er im Auge hatte. M S L 10, 3 5 7 A . Zur Christologie von Hilarius v. Poitiers siehe besonders: A.Beck, Die Trinitätslehre des hl.Hilarius von Poitiers, 2o8ff.; P. Smulders, L a doctrine trinitaire de S. Hilaire, 37 ff. ; P. Löffler, Die Trinitätslehre des Bischofs Hilarius v. Poitiers zwischen Ost und West, 2 6 — 3 6 .

" Außer auf Hilarius v. Poitiers berief sidi Schwenckfeld vor allem auf Apollinaris von Laodicea, Cyrill, Ambrosius und Irenaus. Eine Untersuchung über den Gebrauch der Väterzitate bei Schwenckfeld ist ein dringendes Desiderium.

Christologisdie Streitigkeiten

165

Belegstellen wie K r a u t w a l d verwandt, sondern — v o r allem nadi seinem Weggang aus Schlesien — auch neue hinzugefügt' 8 . Bis in die Mitte der dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts sind diese Lehren v o n der Deifikation und die Ablehnung des KreaturbegrifFes für die Menschheit Christi im status exaltationis sehr wahrscheinlich v o r allem deshalb nicht kritisiert worden, weil K r a u t w a l d und Schwenckfeld diese Vorstellungen in ihren gedruckten Werken nur gelegentlidi und beiläufig erwähnt und sie nur in Sendschreiben an Freunde näher ausgeführt haben. Es ist sicher nicht verfehlt, wenn man diese Entwicklungsphase ihrer Christologie sogar als Arkandisziplin bezeichnet 89 . So k a m es, daß die schwenckfeldische Christologie erstmals am 2 8 . M a i 1535 auf dem Tübinger Kolloquium, w o auf Befehl H e r z o g Ulrichs v o n Württemberg Schwenckfeld, Bucer, Ambr. Blaurer und M . Frecht miteinander disputiert haben, öffentlich kritisiert worden ist. H i e r w a r f der Reformator Ulms Sdiwenckfeld vor, er spreche der Menschheit Christi im status exaltationis die Kreatürlichkeit ab und lehre ihre Deifikation 4 0 . Dieser wies die Beschuldigung nicht zurück 41 , versicherte aber nachdrücklich, er halte an der Menschheit des Erhöhten fest". U m seine Vergottungsvorstellung als rechtgläubig auszuweisen, bemerkte er mit gewissem Recht 43 , nicht nur Luther, sondern audi Joh. Brenz und Erhard Schnepf verträten diese Mei-

Dies wird besonders in seinem Sendbrief ( C S I V , ( i ) 3 — 4 9 ) an Johann Bader deutlich, den Sdiwenckfeld etwa im Dezember 1 5 3 0 , also nur anderthalb Jahre nach seiner Abreise aus Schlesien, v e r f a ß t hat. " D a ß die schwenckfeldische Christologie weder von Luther noch v o n einem seiner Anhänger kritisiert worden ist, ist w o h l auch darauf zurückzuführen, daß sie nicht völlig v o n der Christologie Luthers, besonders in seinen Abendmahlsschriften, verschieden ist, wie man sdion bemerkt hat. Jedoch ist es falsch, den Unterschied zwischen ihren Christologien zu nivellieren (so ζ . B. I. A . Dorner, Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Christi, 57 j — J 7 7 : „Unter den namhaftesten reformatorischen Männern hat mit Luthers christologischer Grundanschauung ohne Z w e i f e l keiner mehr Ä h n lichkeit, als Andreas Oslander und unter denen, die sich außerhalb der kirchlichen Bewegung hielten, der vielverkannte C . Schwenckfeld") oder sogar aufzuheben (so ζ. Β. E. Hirsch, Schwenckfeld und Luther, 6 0 : „Sdiwenckfelds Christologie, wie w i r sie kennen, ist doch nur eine Spielart der lutherischen"). 38

40 41 42 45

C S V , 340,28—30. Ebd. 3 4 0 , 3 1 — 3 7 . Ebd. 340,38 — 3 4 1 , 1 3 . Verwiesen sei hier vor allem auf Luthers Schrift Vom Abendmahl Bekenntnis ( W A 26, (242) 2 6 1 — J 0 9 ) .

Christi,

166

Niedergang des Schwenckfeldertums

nung44. Diesem ersten Angriff folgten zunächst keine weiteren, jedoch war das Stichwort gefallen. Die christologischen K ä m p f e zwischen Schwenckfeld und den Oberdeutschen sowie den Schweizern und später auch den Lutheranern setzten erst ein, nachdem Schwenckfeld seine Christologie weiter entwickelt hatte, woran Krautwald wesentlich beteiligt gewesen ist. Vor allem hat er an der Ausbildung derjenigen zwei Momente mitgewirkt, auf die sich dann die eigentliche Auseinandersetzung konzentrierte: nämlich die theopaschitische Formel, daß Christus im Stand der Erniedrigung auch nach seiner göttlichen Natur gelitten habe, und die eutychianische Vorstellung, daß die Menschheit Christi im status exinanitionis keine Kreatur gewesen sei. Zum Bedauern Krautwalds war die Christologie unter den Schwenckfeldern zunächst nicht weiter diskutiert worden. D a machte sich ungefähr 1 5 3 7 die Straßburger Schwenckfeldanhängerin Margarete Engelmann Zwingiis Auffassung von der Leidensunfähigkeit der Gottheit Christi zu eigen45. Krautwald, der von Schwendkfeld davon unterrichtet worden war, pflichtete ihr zunächst bei, jedoch nur, um das Gespräch in Gang zu bringen; denn kaum war dies geschehen, so verteidigte Krautwald nachdrücklich die Passion der Gottheit Christi. E r insistierte darauf, daß Christus im status exinanitionis nicht nur nach seiner menschlichen, sondern auch nach seiner göttlichen Natur gelitten habe. „Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch", schrieb er, „ist leidlich worden, ganz in das Leiden kommen; er hat auch gelitten gänzlich, nicht eine Natur vonn der andern gesondert, sondern die ganze Person Christi" 4 *. E r war sogar davon überzeugt, daß seine Gottheit mehr gelitten habe als seine Menschheit. Zum Beweis berief sich Krautwald hier auf die Heilige Schrift, besonders auf die Passionsberichte und auf Hebr 5,7". Auch verwies er auf den Ambrosiaster 48 und auf Hieronymus49, bei denen sich ebenfalls die Vorstellung finde, daß Christus sowohl nach seiner Gottheit als auch nach seiner Menschheit 44

CS V, 3 4 1 , 1 6 — 1 7 . Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Krautwald an Margarete Engelmann, s.a. [vor 1 J 3 8 September 3 0 ] , Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 45. 9 Aug. fol. 7 4 r — 8 i r . « Ebd. fol. 77Γ. 47 Ebd. fol. 7 7 r — v . 48 Ebd. fol. 78V Marginalie (Kommentar zu 1 Kor 2,8; M S L 1 7 , 2 0 ; B) und fol. 8or (Kommentar zu Phil 2 , 1 0 — 1 2 ; M S L 1 7 , 434 A — Β ) . 49 Ebd. fol. 79r (Kommentar zu Sadi 6 , 9 — 1 5 ; M S L 25, 1458 A). 45

Christologische Streitigkeiten

167

gelitten habe. An der Lehre von der Passion der Gottheit Christi war Krautwald deshalb so viel gelegen, weil sie für ihn das Kriterium dafür war, ob man die Einheit der beiden Naturen auf Grund der Durchdringung der Menschheit durch den Logos oder auf Grund der communicatio idiomatum annehme, was für Schwenckfeld jedoch Nestorianismus war 50 . Weil aber Krautwald wohl vorausgesehen hatte, daß diese Vorstellung vom Leiden der Gottheit Christi als Patripassianismus verdächtigt werden würde, betonte er, daß nur der Sohn Gottes gelitten habe. Gott selbst sei nicht leidensfähig und habe nicht gelitten. Während diese christologische Vorstellung besonders für die Schweizer und Oberdeutschen anstößig war und M. Frecht51, Bullinger52, Joach. Vadian 53 und Seb. Coccius54 zur Feder greifen ließ, rief die Aussage von der Unkreatürlichkeit der Menschheit Christi im Stand der Erniedrigung auch die Lutheraner auf den Plan. Mit dieser nunmehrigen Leugnung des Kreaturseins der menschlichen Natur Christi im status exinanitionis zogen Schwenckfeld und Krautwald aber nur die letzte Konsequenz aus ihrem Spiritualismus. Diese Vorstellung findet sich zum erstenmal bei Schwenckfeld im August 153 855. Krautwald schloß sich dagegen dieser Ansicht nicht sofort an, sondern erklärte am 30. September 1539 in einem Brief 56 an Katharina Streicher unter Berufung auf De trinitate des Hilarius, die Menschheit Christi könne im Stande der Erniedrigung auch mit dem Terminus Neue Kreatur bezeichnet werden57. Als er jedoch zwei Tage später ein längeres Postscriptum58 zu diesem Brief schrieb, ließ auch er den Kreaturbegriff fallen, weil er mißverständlich sei und wollte nur nodi die christologischen Hoheitstitel des Alten und Neuen Testamentes verwandt wissen. „Es wäre gut, man nennete Christum mit dem Namen, den ihme Gott sein Vater, auch die Engell Gottes, die Apostell und Evangelisten geben, den Sohn Gottes, Jhesum Christum; wölte man mit den Propheten ihn 50 51 52 53

E b d . 79V. Siehe: S. G . Schultz, Schwenckfeld, 2 4 2 — 2 J 2 . Siehe: H . Fast, Heinrich Bullinger und die T ä u f e r , 4 3 — 4 7 . Siehe: W . N ä f , V a d i a n und seine Stadt St. Gallen, II, 4 5 0 — 4 6 2 .

54

Siehe: K . Kern, Sebastianus Coccius, Rektor der Schwäbisch Haller Latein-

55

C S V I , 136,27 — 1 3 7 ) 3 · Siehe auch P . L . Maier, Caspar Schwenckfeld on the person and w o r k of Christ, 36.

schule, 78—108.

56

57 58

Wolfenbüttel H A B , C o d . Guelf. 37. 27 A u g . fol. 3 3 — 4 5 .

Ebd. fol. 42—43. Ebd. fol. 49—52.

168

Niedergang des Schwenckfeldertums

nennen, man thet es im gutem Verstand, welcher vil ubertragen und richten könde. Er war der Emmanuel, etc. beym Esaia unser Gerechtigkeit, unser gerechter Gott bei Jeremie" 5 '. Jedoch wollte Krautwald ebenso wie Schwenckfeld80 unbedingt am wahren Menschsein Christi festhalten. Entschieden distanzierte er sich deshalb von der Annahme, daß Christus seine Menschheit aus dem Himmel mitgebracht habe. Diese valentinianische Christologie hat damals besonders Melchior Hofmann vertreten. Im Gegensatz zu den ,Hoffmännischen', die in „etliche der alten Irrungen beim fleisch Christi gefallen" 61 , betonte Krautwald, daß der Logos keine präexistente Menschheit mit sich geführt habe, sondern daß Gott „im h. Geist ein neues wahres Fleisch, in und aus dem begnadigten Fleisch Marien, wie sich ihm eignet, gewirkt und in seinem menschlichen Wesen bestellet, und in dem Tabernakell Marien hat beherbergen lassen'" 2 . Mit dieser Erklärung meinten Krautwald und Schwenckfeld einsichtig gemacht zu haben, warum die menschliche Natur Christi nicht als Kreatur bezeichnet werden könne, und Christus dennoch wahrer Mensch gewesen sei. Trotzdem haben bald viele, nicht zuletzt Luther, diese Lehren nicht zu Unrecht als Eutychianismus gebrandmarkt. Zwar ist die schwenckfeldische Christologie nicht in allen Details mit der des Eutyches identisch, stimmt aber in ihrer Grundintention mit ihr überein. An der Entwicklung der Christologie Schwenckfelds hat Krautwald also einen nicht zu unterschätzenden Anteil gehabt. Wie umfangreich er im Einzelnen gewesen ist, läßt sich nicht mehr genau feststellen, da ein großer Teil der Korrespondenz verloren gegangen ist. Audi andere Glieder der Liegnitzer Bruderschaft mögen daran beteiligt gewesen sein. In den Schriften Joh. Sig. Werners und F. Eckels finden sich nämlich ähnliche christologische Vorstellungen, jedoch konzentriert sich ihr Interesse stärker auf die Soteriologie als auf die Christologie'3.

M

Ebd. fol. 5 1 .

60

Vgl. P. L. Maier, Caspar Schwenckfeld on the person and work of Christ, $2—66.

61

Krautwald an Katharina Streicher, s. a. [nach 1 5 3 9 September 29], Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 45. 9 Aug. fol. i82r.

• 2 Ebd. fol. 182V. ,s

Siehe Seite 186.

Unterdrückung des Schwenckfeldertums

j. Die Unterdrückung des Schwenckfeldertums Friedrichs II.

in den

169

Territorien

Als Friedrich II. erfuhr, daß für den 7. Februar 1537 ein Bundestag zu Schmalkalden ausgeschrieben war, äußerte er den Wunsch, ebenfalls eingeladen zu werden 1 . Sehr wahrscheinlich wollte er dadurch seine endgültige Hinkehr zum lutherischen Bekenntnis, die ins Jahr 1536 zu datieren ist, demonstrieren. Daneben mögen ihn sehr wahrscheinlich auch politische Motive bewogen haben, Kontakt zum Schmalkaldischen Bund zu suchen. Diese Vermutung legt vor allem die geographische Lage seiner Territorien nahe. Sie befanden sich nämlich nicht nur an der Peripherie des Reiches, sondern unterstanden als Nebenländer der Wenzelkrone mittelbar Ferdinand I. und waren somit seinem eventuellen Zugriff besonders ausgesetzt. An der Bundesversammlung von Schmalkalden hat Friedrich II. dann aber aus Altersgründen* und wohl auch aus politischen Erwägungen nicht persönlich teilgenommen, sondern seinen Hofmarschall Philipp von Poppschütz3 sowie seine Theologen Johann Wunschelt und Bernhard Egetius gesandt4. Ob und in welcher Weise sie sich an den dortigen Verhandlungen beteiligt haben, läßt sich nicht mehr ausmachen. Daß sie nicht wie die anderen dreiunddreißig Theologen Melanchthons Tractatus de potestate et primatu papae unterzeichnet haben, ist wahrscheinlich nicht, wie H. Volz vermutet5, in ihrer vorzeitigen Abreise begründet, sondern vielmehr darin, daß die Confessio Augustana in den Territorien ihres Landesherrn bislang noch nicht angenommen worden war". Überliefert ist dagegen, daß Ph. von Poppschütz, durch den Friedrich II. versichern ließ, er sei im Glauben mit den Schmalkaldenern völlig einig7, mit Kurfürst Johann Friedrich über das Widerstandsrecht

1

V . L . v. Seckendorf, Commentarius, III, 160. Ebd. » Ebd. * H . Volz (Hg.), Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte von Martin Luthers Schmalkaldischen Artikeln, 109, Anm. 7. Allerdings ist bei H . Volz hier sowie auf S. 120, Anm. 1 und im Personenregister die Schreibweise der Namen von Joh. Wunschelt und Bernh. Egetius falsdi. 5 Ebd. 120, Anm. 1. • A n dem Reichstag zu Augsburg I J 3 0 hat keiner der sdilesischen Fürsten teilgenommen. Im Gefolge des Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach war lediglich Georg, der achtzehnjährige Sohn Herzog Karls I. von Münsterberg — Oels. 7 V . L. v. Seckendorf, Commentarius, III, 160. 2

170

Niedergang des Schwenckfeldertums

der Fürsten verhandelt hat8. Der Liegnitzer Hofmarschall äußerte Bedenken, ob es erlaubt sei, den Glauben gegenüber Kaiser oder König mit Waffengewalt zu verteidigen, wobei er sich auf Luther berief9. Der Kurfürst von Sachsen schrieb daraufhin nach Abschluß des Bundestages, am 3 1 . März, an Friedrich II. einen Brief 10 , in dem er eingestand, daß auch er anfänglich durch Luthers Einwände verunsichert worden sei; nun sei er aber auf Grund der Argumente der Juristen, die inzwischen auch die Wittenberger Theologen gelten ließen, vom Widerstandsrecht der Fürsten überzeugt. Damit sich Friedrich II. aber davon vergewissern könne, sende er ihm deren Gutachten" zu. Schließlich bat er den Herzog von Liegnitz, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten. Dieser kam der Aufforderung jedoch nicht nach, da er, wie er durch seinen im Juli zum zweitenmal nach Weimar gesandten Hofmarschall erklären ließ, kein Reichsfürst sei; außerdem seien seine Territorien von katholischen Gebieten (proceribus et populis) umgeben12. Jedoch versicherte er nachdrücklichst, daß er bei der evangelischen Lehre, die er in seinem Herzogtum eingeführt habe, standhaft verharren wolle 13 . Obgleich Friedrich II. also dem Schmalkaldischen Bund nicht beigetreten ist, wurde er dennoch von diesem als zu ihm gehörig betrachtet. Deutlich wird dies daran, daß die Verbündeten ihn bei den Frankfurter Verhandlungen im April 1539 ausdrücklich mit in ihr Schutzbündnis einbezogen haben14. Die Entscheidung Friedrichs II. sollte sich zehn Jahre später, nach der Niederlage der Bundesgenossen im Schmalkaldischen Krieg (1546/47), als politisch vorteilhaft erweisen. Im Unterschied zu vielen Mitgliedern des Bundes ging er nämlich völlig straffrei aus, zumal er Ferdinand I. sogar — wenn auch gezwungenermaßen — Truppenkon-

8 9 10

Ebd. 1 6 0 — 1 6 1 . E b d . 160. Ebd. 1 6 0 — 1 6 1 .

11

C R 3 , 1 2 8 — 1 3 1 , Nr. 1458.

12

V . L . v . Seckendorf, Commentarius, I I I , 1 6 1 . Die in der evangelischen Territorialkirchengeschichtsschreibung bis in die G e g e n w a r t wiederholte Behauptung, daß Sdilesien ein mehr oder weniger rein evangelisches L a n d gewesen sei, ist falsch.

13

Ebd.

14

Hierzu siehe: P. Fuditel, D e r Frankfurter Anstand v o m J a h r e und 1 7 4 .

1539,

168

Unterdrückung des Schwenckfelderturns

171

tingente für die Auseinandersetzungen mit den Neugläubigen zugesagt hatte15. Nach seinem endgültigen Anschluß an das Luthertum begann Friedrich II., das Schwenckfeldertum in seinen Landen völlig zu unterdrücken, zumal ihn dazu auch die schlesischen Lutheraner Val. Trotzendorf, Hieronymus Wittich und A. Moibanus immer dringender aufforderten. So verfaßte beispielsweise A. Moibanus 1537 einen Traktat mit dem Titel Das herrliche Mandat Jesu Christi unsers Herrn und Heilandes16 und widmete diese Auslegung von Mk 16, 14—20 Friedrich II. In dieser Schrift, in der er den Herzog ermahnte, um des Heils seiner Untertanen willen gegen die „Krautgeister" 17 vorzugehen, polemisierte er gegen die Vorstellung einer vom Geist unvermittelt bewirkten Heilswirklichkeit und betonte verbum externum und Sakramente als exhibitive Gnadenmittel. „Nimm das Evangelium und Taufe hinweg", schrieb er, „so sind wir ja die elendesten und allerârmesten Menschen, die wir aufs tiefste in der Acht und dem Zorne Gottes stecken"18. Zu dieser Taufschrift hat Luther das Vorwort 19 verfaßt und die Notwendigkeit der media salutis mit den bekannten Worten unterstrichen: „Wer kein Wort Gottes achtet, der achtet audi keinen Gott, er sey der redit oder falscher Gott, Denn Gott hat mit den menschen nichts zu thun on durch sein Wort, und on sein Wort ist er uns nicht bekand als ein Gott, sondern ist gar kein Gott. Darumb, wer weder das Euangelion noch Bapsts lere achtet, der hat gar keinen Gott, weder den rechten noch den falschen, Sondern solche sind die feisten sew und fawlen hunde, die auff das kunfftige leben nichts geben"20.

15

Friedrichs II. Zusage, Ferdinand I. in seinem K a m p f durch Truppenkontingente zu unterstützen, w a r erzwungen worden. Diese Truppen kamen aber nicht mehr zum Einsatz.

16

D e r Titel dieser Schrift findet sich vollständig wiedergegeben in W A 50, 1 1 8 . Z u dieser Schrift von A . Moibanus, die in W 1 9, ( 2 5 4 6 ) 2 5 7 6 — 2 7 4 7 w i e der abgedruckt wurde und nach der im folgenden zitiert wird, vgl. auch: D . Erdmann, Luther und seine Beziehungen zu Schlesien, 4 9 — 5 1 ; Joh. S o f f ner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 1 1 7 — 1 1 8 ; P . K o n r a d , D r . Ambrosius Moibanus, 6 8 — 7 0 ; derselbe, Die Einführung der Reformation in Breslau und Schlesien, 1 2 3 ; F. B a h l o w , Die Reformation in Liegnitz, 1 3 0 bis 1 3 2 .

17

W

18

Ebd. 2677.

19

W A 50, ( 1 1 7 )

20

1

9, 2 7 3 0 . 119—120.

Ebd. 120,9— 1 5-

172

Niedergang des Sdiwendcfeldertums

Außer von den sdilesisdien Lutheranern wurde Friedrich II. vermutlich auch von Ferdinand I., der anläßlich seines zweiten Schlesienaufenthaltes auch in Liegnitz weilte, aufgefordert, die schwenckfeldische Ketzerei zu bekämpfen. Jedenfalls hat der König am 16. Juni 1538 dem Breslauer Rat befohlen, darauf zu achten, „daß die erschrecklichen Irthum der Wiedertäufer und Schwärmerei vermieden wurden" 21 . Der Herzog ging nun gegen Joh. Sig. Werner, den letzten einflußreichen schwenckfeldischen Pfarrer in seinen Territorien, vor. Die Prädikanten des Fürstentums Wohlau, Bernh. Egetius, Joh. Scaurus, A. Kreusig und G. Tag, einst treue Anhänger Schwenckfelds, waren ungefähr 1536/37 allmählich auf die lutherische Linie eingeschwenkt, veranlaßt durch ein nicht mehr erhaltenes Schreiben22 Schwenckfelds an seinen Jugendfreund Balth. Mag. v. Axleben, in welchem er Wort und Sakrament jede Heilsbedeutung abgesprochen hatte23. Daraus meinten die Wohlauer Pfarrer folgern zu müssen, daß Schwenckfeld und die Liegnitzer auch den Gottesdienst und das Predigtamt gänzlich verwürfen, was Schwenckfeld und Krautwald jedoch entschieden bestritten24. Allerdings war das Schwenckfeldertum im Herzogtum Wohlau keineswegs durch das Vorgehen der weltlichen und geistlichen Obrigkeit zum Erliegen gekommen, sondern es hatte im Volk und im Adel weiterhin Anhänger25·. Die Amtsenthebung Joh. Sig. Werners, des beliebten Predigers an der Peter-Paul-Kirche, hat sich über längere Zeit hingezogen. Der entscheidende Anstoß hierzu erfolgte nach der Uberlieferung2" von seinem Kollegen Johann Wunschelt, der ihn des Irrglaubens ver« N . Pol, Jahrbücher, III, 96.

» Siehe: CS V, 778—779. 2S

24

!5

M

Siehe: Johann Scaurus an Sdiwendcfeld, IJ40 Mai 23, Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. 69—72 u. Cod. Guelf. 4 j . 9 Aug. fol. i 0 2 r bis io6v; Scholastica von Kitlitz an denselben, 1540 Juni 2, ebd., Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. 57—61 u. Cod. Guelf. 45. 9 Aug. fol. i 5 i r — i $ 6 r . Schwenckfeld an Johann Scaurus, 1J40 August 1, C S V I I , ( l o j ) 107—117; Krautwald an Caspar von Wohlau, s.a. [vor 1540 August 10], ebd. (118) 120—130; Sdiwenckfeld an Sdiolastica von Kitlitz, 1540 August 10, ebd. (149) i j i — 1 6 0 ; derselbe an Johann Scaurus, 1542 März 26, ebd. VIII, (106) 107—110; derselbe an Sdiolastica von Kitlitz, 1542 Oktober 5, ebd. (300)

301—305 und ι J43 Mai 13/14, ebd. (6oj) 607—611.

Zum Schwenckfeldertum im Fürstentum Wohlau siehe vor allem: Joh. Chr. Köllner, Wolaviographia, 287—288; Joh. Heyne, Urkundlidie Gesdiidite der Stadt und des Fürstenthums Wohlau, 3 1 2 — 3 1 3 ; Herrn. Söhnel, Z u r K i r chengesdiidite des Fürstentums Wohlau, j i — 6 3 . G. Thebesius, Liegnitzisdie Jahr=Bücher, III, 32—33.

Unterdrückung des Sdiwenckfeldertums

173

dächtigte. Daraufhin verfaßte Joh. Sig. Werner, möglicherweise von seinem Landesherrn dazu aufgefordert, wahrscheinlich 1539 sein Bekanntnus unnd Rechenschaffl der fürnemesten articul vonn dienste des Euangelii". Diese Confessio wurde jedoch nicht nur von Hieronymus Wittich28, sondern audi von Joh. Brenz und „etlichen gelerten im reich", denen sie zur Begutachtung zugesandt worden war, negativ beurteilt29. Trotzdem zögerte Friedrich II. zunächst noch, seinen ehemaligen Hofprediger zu entlassen, da er sich ihm immer noch besonders verpflichtet fühlte30. Jedenfalls sandte er ihn 15 39 auf seine Kosten nach Wittenberg „zum Philippo Melanchthon und nicht zum Martino, weil der etwas hitzig ist", um „sich mit ihm, als mit einem Wohlgelehrten und sanftmütigen Mann zu bereden"' 1 . Da aber auch Melanchthon Joh. Sig. Werners Auffassung als nicht schriftgemäß bezeichnete und ihn nicht zum Einlenken bewegen konnte52, wurde der Liegnitzer Pfarrer schließlich im Sommer 1539 seines Amtes entsetzt. Diese Vorgänge führten anscheinend nicht nur dazu, daß ein Teil der Liegnitzer Bevölkerung aus Protest den Gottesdiensten fernblieb, sondern auch einzelne Lutheraner in ihrer Uberzeugung verunsichert wurden. Jedenfalls wandte sich damals der Kanzler Friedrichs II., Georg Bock von Polach, einst ein erklärter Gegner Schwenckfelds, an diesen wegen des Abendmahls83. Daraus ent-

27 î8

19

30

91 32 55

Berlin SB, Ms. germ. 1 5 3 , fol. i r — 59η Hier. Wittidi, Kurtze vnnd grûndtlidie widderlegung der vier Sdilusreden die Johan Sigmund / Werner / etwa Pfarherr zu Lignitz aus Sdiwendkfeldts Büchern gezogen. Magdeburg 1 y y j . Dieses Gutachten wurde allerdings erst nadi dem Tode H . Wittichs ( 1 5 J 3 ) von Sebastian von Zedlitz zu Neukirch in Druck gegeben und Georg II. v. Brieg-Wohlau gewidmet. Friedrich II. an Sdiwenckfeld, 1540 April 4, Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 4 j . 9 Aug. fol. — v . Die eingeholten Gutachten sind nicht auffindbar und müssen wohl als verloren gelten. Ebd. fol. 139V. Friedrich II. erklärte sich bereit, Joh. Sig. Werner und F. Eckel die Ausreise aus Schlesien zu ermöglichen, wenn es Sdiwenckfeld gelänge, ihnen im Reich Pfarrstellen zu besorgen. Würden sie sich dort „mit den Gelehrten" vergleichen, so stände ihrer Rückkehr nach Liegnitz nichts im Wege. E r würde sie „zu Predigern gerne annehmen und darob sehen, daß sie mit voriger und auch mit besserer Besoldung (als vormals geschehen) unterhalten würden". Ebd. fol. i3í>r—v. Ebd. fol. 139V. Georg Bock von Polach an Sdiwenckfeld, 1539 November 18, Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 4$. 9 Aug. fol. 4 j 6 r — v .

174

Niedergang des Schwenckfeldertums

wickelte sich dann ein Briefwechsel34, in dem es um das verbum externum und die Sakramente, die Christologie und die Ekklesiologie ging. Die vakante Pfarrstelle an der Peter-Paul-Kirche wollte Friedrich II. nun mit einem Lutheraner besetzen, der fähig war, das Kirchenwesen in seinen Territorien im Sinne der Confessio Augustana und der Apologie zu ordnen35. Deshalb bat er am 25.Oktober I J 3 9 den Kurfürsten von Sachsen, ihm Georg Major für drei Jahre zu überlassen3'. Da aber Luther, der von Johann Friedrich brieflich um seine Meinung gefragt worden war 37 , den Wittenberger Schloßprediger für unentbehrlich hielt38, zog der Kurfürst seine vorläufige Zusage39 wieder zurück und empfahl statt dessen Martin Tectander40. Schließlich wurde aber nicht dieser, sondern der Hofprediger des Herzogs von Mecklenburg, Aegidius Faber41 aus Schwerin, als Pfarrer an die Peter-Paul-Kirche in Liegnitz berufen. Zurückzuführen ist dies wohl vor allem auf die dynastischen Beziehungen zwischen dem Schweriner und dem Liegnitzer Hof. Am 3. März 1538 hatte nämlich der älteste Sohn Friedrichs II., Friedrich III., Katharina, die jüngste Tochter Heinrichs III. von Mecklenburg geheiratet. Erstaunlicherweise wurde Krautwald von den antischwenckfeldischen Maßnahmen nicht betroffen, was er selbst als gnädige Fügung Gottes verstand42. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich darauf, daß er wegen seiner Gelehrsamkeit am herzoglichen Hofe noch immer geachtet war 43 und völlig zurückgezogen lebte. Dazu 34 35

CS VII, (14) 18—34; (131) 132—148.

V. L. v. Seckendorf, Commentarius, I I I , 244. Ebd. 37 W A B 8, (J97) J 9 8 - 5 9 9 , N r . 3406. 38 Luthers Antwort selbst ist nicht erhalten. Siehe: V. L. v. Seckendorf, Commentarius, III, 244. " J o h a n n Friedrich an Friedrich II., 1539 November 10, W A B 8, $97—598 (auszugsweise gedr.). 40 V. L. v. Seckendorf, Commentarius, I I I , 244. 41 Über Aegidius Faber siehe: H . Sdinell, Heinrich V., der Friedfertige, 14,24, 36

42

43

34—37· Krautwald an Katharina Streicher, nach 1539 September 29, Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. 44: „ . . . mit Dancksagung, das mir nodi Gott der Herr alhie platz vergönnet, dann mein Stuel stünde vorlängst ganzt vor dem thore, und idi solté im alter wandern, wie es geschehen wäre, wo mein Herr und Gott mein nit verschonet und in meinem winckel hette widerumb sitzen lassen". Siehe: Krautwald an Margarete Engelmann, 1 J 3 7 , auszugsweise gedr. in:

G.Arnold, Supplementa, 139—140.

Unterdrückung des Schwenckfe'.dertums

175

hatte ihn nicht nur seine stille Gelehrtennatur, sondern auch seine schwache Gesundheit geführt. Schon 1 J 3 4 wagte er deshalb nicht mehr, den Breslauer Freundeskreis zu besuchen44. Da seine Hinfälligkeit ständig zunahm45, legte er spätestens im Jahre 1537 auch sein Amt als Großschaffner nieder, das er stets nur widerwillig ausgeübt hatte, weil es ihn von seinen Studien abhielt. Neben der Bibellektüre beschäftigte er sich weiterhin eifrig mit den Kirchenvätern und verfolgte aufmerksam literarische Neuerscheinungen. So muß er beispielsweise schon bald die Thesen zu De divinitate et humanitate Christiüber die Luther am 28. Februar 1540 hatte disputieren lassen, erhalten haben, denn bereits am 1 1 . November schrieb er an Jacob Held von Tieffenau: „Doctor Luthers positiones habe ich bekommen und mich darüber verwundert und erbarmet; daß er schilt und ketzert ist sein Amt, ob er jitzt sonst wohl stille sitzet. Die positiones seind längst hier gewest, aber die Lutherischen haben sich ihr wenig mögen rühmen noch trösten. Es ist Schullogica und Sophisterei"47. Viel Zeit verwandte Krautwald außerdem auf seinen umfangreichen Briefwechsel. Er korrespondierte nämlich nicht nur mit seinen Freunden in Schlesien, sondern audi mit den Anhängern Schwenckfelds in Süd- und Westdeutschland, mit denen er durch diesen in Verbindung gekommen war. Zu seinen Briefpartnern, unter denen — was an die spätmittelalterlichen Mystiker erinnert — zahlreiche Frauen waren, zählten besonders Bonifacius Wolfhart aus Augsburg, Katharina Streicher und Barbara Kurenbach aus Ulm, Ursula Thumb von Stetten, Johann Bader aus Landau, Jacob Held von Tieffenau, Margarete Engelmann, Elisabeth Pfersfelder, Alexander Berner und Hans Christmann aus Straßburg. Mit ihnen erörterte er vor allem theologische Probleme, wobei er es gelegentlich nicht unterließ, ihnen durch provozierende Formulierungen zur Selbstklärung zu verhelfen. Daneben finden sich in seinen Briefen auch seelsorgerlicher Rat und tröstender Zuspruch. Auch vergaß er die praktische Hilfe nicht. So ließ er beispielsweise dem Cannstatter Andreas Neff durch Sdiwenckfeld einen ungarischen Gulden zukommen, damit er sich 44

45

Siehe: Krautwald an Johannes Schnabel und Johann Hoffmann, 1 5 3 4 April 1 4 , gedr. in: C K G S 3 ( 1 8 8 7 ) , 3 0 — 3 2 . Im Jahre 1 5 3 8 w a r er beispielsweise monatelang krank. Siehe: K r a u t w a l d an Jacob Held von Tieffenau, 1 J 3 8 September 30, Wolfenbüttel H A B , C o d . Guelf. 4 5 , 9 A u g . fol. Ô2r—73V.

« WA 39, (92) 93-95,447

Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 4 5 . 9 A u g . fol. 428V.

176

Niedergang des Schwenckfeldertums

„gütlich" 48 tue. Dieser war Mitte 1543 ins Gefängnis geworfen worden, weil er schwenckfeldische Schriften kolportiert hatte und seine Gesinnung nicht ändern wollte49. In den letzten Lebensjahren läßt sich bei Krautwald eine zunehmend pessimistische Stimmung beobachten. Seinen Grund dürfte dies in dem ständig fortschreitenden Zerfall der Liegnitzer Bruderschaft haben. Im Juli 1545, also eineinhalb Monate vor seinem Tod am J.September, prophezeite er, daß das Papsttum wieder auferstehen und die Gemeinde Christi verfolgen werde, weil der Antichrist seinen Herrschaftsbereich ausdehnen wolle. Die Prädikanten würden davon allerdings noch nichts merken und selbstsicher sein50. Nachdem Friedrich II. alle schwenckfeldischen Prediger, zumindest in seinen Liegnitzer und Brieger Territorien, ihres Amtes enthoben und ihre Stellen mit lutherischen Pfarrern besetzt hatte, erließ er am 26. April für das Herzogtum Liegnitz und am 7. Oktober 1542 für das Herzogtum Brieg eine neue Kirchenordnung 51 . Darin wurde allen Prädikanten befohlen, hinsichtlich des Abendmahls, der Taufe und „andrer religionssachen"52 gemäß der Confessio Augustana und der Apologie zu lehren53. Den noch vorhandenen „heimlichen jüngerfn]" 5 4 der vertriebenen schwenckfeldischen Prädikanten wurde jede öffentliche oder verborgene Predigttätigkeit unter Androhung von Strafe untersagt und der Besuch von Kranken verboten65. Um das kirchliche Leben zu fördern, befahl Friedrich II. in dieser Kirchenordnung, daß über die Pfarrerschaft der einzelnen Weichbilder Senioren und über diese je ein Superintendent für die Herzogtümer Liegnitz und Brieg zu bestellen

« CS I X , 437.II· 49 Über Andreas Neff siehe: G. Bossen (Hg.), Quellen zur Gesdiidite der Wiedertäufer, I, 114; F . M . W e b e r , Kaspar Sdiwenckfeld und seine Anhänger in den freybergisdien Herrsdiaften Justingen und Opfingen, 23. " Wolfenbüttel H A B , Cod. Guelf. 37. 27 Aug. fol. 543^ S1 Gedr. in: Sehling III, 439—441. Weitere Editionsnachweise ebd. 420—421. Diese Kirchenordnung ist weder von der Wittenberger Kirchenordnung aus dem Jahre IJ33, wie G. Biermann (Geschichte des Protestantismus i n ö s t e r reidiisch-Schlesien, 45) fälschlicherweise angenommen hat, nodi von anderen zeitgenössisdien Kirchenordnungen abhängig. Vielmehr ist sie durchaus eigenständig aus der besonderen kirchlichen Situation der Fürstentümer Liegnitz und Brieg herausgewadisen. 58 Ebd. 440. a Ebd. M Ebd. M Ebd.

Unterdrückung des Schwenckfeldertums

177

seien56. Letztere sollten Disziplinargewalt erhalten, d. h. nur mit ihrer Zustimmung durften künftighin Geistliche, die von den Grundherren wegen ihres ius patronatus präsentiert wurden, angestellt oder abgesetzt werden 57 . Ferner wurde den Senioren zur Pflicht gemacht, in ihren Bezirken mindestens vierteljährlich Lokalsynoden abzuhalten 58 . Schließlich wurde den Grundherrschaften befohlen, vakante Pfarrstellen innerhalb von drei Monaten wieder zu besetzen und widerrechtlich eingezogenes Kirchenvermögen zurückzuerstatten, anderenfalls würde ihr Patronat erlöschen59. Damit man diesen Anordnungen auch folgen würde, kündigte Friedrich I I . als summus episcopus „aufs schleunigste"60 Visitationen an. Tatsächlich wurde noch im selben J a h r im Fürstentum Brieg eine Visitation durchgeführt, wie die Protokolle zeigen". Eine solche hat wohl auch im Herzogtum Liegnitz stattgefunden 02 , zumal E. Sehling63 einen Auszug aus dem Visitationsbefehl vom 26. April 1542 entdeckt hat. Trotz dieser Maßnahmen konnte das schon in der Kirchenordnung erwähnte verborgene Schwenckfeldertum 64 offensichtlich nicht ausgerottet werden, denn am 20. Januar 1545 erließ Friedrich I I . sein erstes antischwenckfeldisches Mandat 65 . Darin wurde allen Schwenckfeldern mit Landesverweisung gedroht, falls sie nicht das lutherische Bekenntnis annähmen. Wie entschlossen der Herzog war, diese Drohung wahr zu machen, wird daran deutlich, daß am 22. April 1547 zwei schwenckfeldischen Bürgern und einer Witwe nach zweimaliger Vermahnung befohlen wurde, ihr Eigentum zu verkaufen und innerhalb von vier Wochen Liegnitz zu verlassen66. Dieser antischwenckfeldische Erlaß Friedrichs II. scheint nicht ohne Erfolg gewesen zu sein. Jedenfalls wurden die Predigten und die Sakramentsgottesdienste in den beiden Liegnitzer Pfarrkirchen wieder stärker besucht, so daß sowohl an der Marienkirche als auch an 56

Ebd. Ebd. 440—441. 58 Ebd. 59 Ebd. 4 4 1 . «» Ebd. 61 Teilweise gedr. in: ebd. 4 4 1 — 4 4 2 . Weiterer Editionsnachweis ebd. 4 2 1 — 4 2 2 . 62 Dies hat schon G . Eberlein (Die evangelischen Kirchenordnungen Schlesiens im 16. Jahrhundert, 225) vermutet. 63 Sehling I I I , 4 2 1 . 64 Ebd. 440. 65 Teilweise gedr. in: A . G . R o s e n b e r g , Schlesische Reformationsgeschichte, 135 bis 136. ββ Ebd. 136. 57

12 W e i g e 11, AzKG 43

178

Niedergang des Schwenckfeldertums

der Peter-Paul-Kirche ein zweiter Diakon benötigt wurde 67 . Allerdings gab es in den Herzogtümern Liegnitz und Brieg weiterhin Schwenckfelder, gegen die die beiden Söhne Friedrichs II. (gestorben 17. September 1 5 4 7 ) , Friedrich III. von Liegnitz und Georg II. von Brieg und Wohlau, der seit 15 51 auch das Fürstentum Liegnitz verwaltete, wiederholt vorgegangen sind. So publizierte der Rat der Stadt Liegnitz beispielsweise am 4. Juni 1 5 5 0 auf Befehl Friedrichs III. ein Edikt, in dem angeordnet wurde, sich fleißig zu Wort und Sakrament zu halten und alle Ketzerei zu meiden oder das Land zu verlassen68. Auch wurde unter Androhung hoher Strafen befohlen, alle Schriften Schwenckfelds, Krautwalds und Joh. Sig. Werners abzuliefern69. Trotzdem gab es hier weiterhin zahlreiche Schwenckfelder, worüber lutherische Pfarrer 70 und Laien 71 beredte Klage führten. Val.Trotzendorf entschloß sich im Frühjahr 1 5 5 5 sogar, nach Wittenberg zu reisen, um „aldar Rath und beistant zuesuchen, wie und auff was weg durch vor mittels goetlicher gnaden grosser Anzall seelen zue trost dem groben jedoch verterblichen Irthumb möchte begegnet werden" 72 . Im gleichen Jahr baten die beiden Liegnitzer Superintendenten Heinrich Diettrich und Georg 87

68 69 70

71

72

Am 24. Februar 1547 gab Friedrich II. kraft seines ius patronatus die Zustimmung zur Errichtung dieser neuen Stellen. Die Stellenerrichtungsurkunde ist gedr. in: A. F. H . Schneider, Verlauf der Reformation in Liegnitz, 39, Beilage V I . G. Thebesius, Liegnitzische Jahr=Bücher, III, 7 1 . Ebd. Die Pfarrer von Liegnitz, Goldberg, Haynau und Lüben an Georg II., 15 $4 Oktober 9, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , j , g (Original): „. . . unnd sonderlich das verterblich ergernis der Schwenckfeldischen schwermerey, welche je lenger je weyter in diesen orten einreisset, und alle seelsorger unnd pfarherrn sampt dem gantzen Fürstenthumb bey umbliegenden nachbarn unnd auslendern, vielen verstendigen leuten und ansehnlichen personen in starcken Verdacht und Argwon kommen, als weren wir alle solcher schwermerey anhengig unnd das gantze E. F. G. Fürstenthumb were mit soldier gieft durch aus beschmeisset". Vgl. dieselben an Georg II., 1554 November 8, ebd. (Original). Sebastian von Zedlitz an Georg II., 1555 März 13, ebd. (Original): „Ob und wol E f g dem fürstenthumb Lignitz in dieser itzigen und kegenwertieger gantz geferlidier Zeit zweene gelerte, frome, gotfoerchtige und zweifeis frej auch got gefellige Menner zum Superattendenten gnedig und loeblichen vor ordnet hat, So ist dodi an deme, weil die Visitation hoch Notwendig, als dero orth, doe der Sdiwenckfelt seinen Samen bede under geistlich und weltlich, gelerte und leen der Massen geseet, das er alweit hefftig eingewurtzelt, steiff und feste zuu stehen vermeinet und hoffet". Vgl. derselbe an Georg II., 155 j Mai 27, ebd. (Original). Sebastian von Zedlitz an Georg II., 1555 Mai 27, ebd. (Original).

179

Unterdrückung des Schwenckfeldertums

Seiler Herzog Georg II. darum, das antischwenckfeldische Mandat seines Vaters zu erneuern, da die „Sch wen ckf eidisch e schwermerey mit aller gewalt, wie ein grosse sintflutt, fast uberall im Furstenthumb einreisset und sich [Schwenckfelder] auch weiter in winckeln zupredigen understehen" 73 . Als dann in Liegnitz mit den „verdechtigenn personen . . . Examina mit vleiß gehaltenn wurdenn" 74 , stellte es sich heraus, daß „zu 30.40.50. auch wol 60 Jare etìliche das Sacrament nicht empfangen, etliche kürtzer, etliche ir leben lang nicht" 75 . Trotz der Maßnahmen der geistlichen und weltlichen Obrigkeit 78 waren auch in den nächsten Jahrzehnten hier selbst angesehene Bürger dem Schwenckfeldertum zugetan, so beispielsweise der Schöffe am herzoglichen Gericht Hans Heinrich 77 . Als er 1585 im „Schwenckfeldischen Irthumb" 78 verstarb, wurde er „one einichen glockens klang, auch ohne die Schuelen unnd Priesterschafft vor die Stadtt Lignitz auf den Kirchhoff zu S. Nielas, da die Commentorii ist, begraben" 79 . Im Unterschied zu allen anderen Orten des Fürstentums Liegnitz wurden die Stadt und das Weichbild Lüben von den antischwenckfeldischen Maßnahmen Friedrichs II. nicht betroffen. Der Herzog respektierte nämlich die Hoheitsrechte seiner Schwägerin Anna, die dieses Gebiet 1 5 2 1 als Leibgedinge erhalten, und wie bereits erwähnt, zu einem Hort des Schwenckfeldertums gemacht hatte. In diese Enklave brach erst sein ihm ungleicher Sohn Friedrich I I I . ein. Die Rechte seiner Tante mißachtend, versuchte er 1548 den mit den Schwenckfeldern sympathisierenden Pfarrer Georg Hirsenberger gefangenzunehmen, der jedoch entkommen konnte80. An seine Stelle trat, wahrscheinlich noch im gleichen Jahr, Valentin Tilgner,

73

Heinrich Diettrich (Original).

74

Dieselben an Georg II., s. a. [auf der Rüdeseite steht 1 5 5 6 ] , ebd. (Original).

und G e o r g

Seiler an Georg

II.,

155$

April

22,

ebd.

75

Ebd.

76

V g l . z . B . ebd.: „ F ü r welche [sc. die an ihrer Überzeugung festhaltenden Schwenckfelder] w i r aufs neue ein Examen zu halten mit einem erbarn R a d t beredt hebenn. D a sie aber nochmals verharreten e f g durch einen Erbarn R a d t lauts e f g befel uberantworttenn w o l l e n " .

77

Friedrich I V . an Georg II., 1 5 8 5 A p r i l 9, ebd. (Original).

78

Ebd.

79

Ebd. Hierzu und zu dem Folgenden siehe: K . Klose, Schwenckfeld und die Schwenckfelder in Lüben, 1 9 0 — 2 0 8 ; derselbe, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lüben, 8 0 — 9 8 .

80

12*

180

Niedergang des Schwenckfeldertums

ein entschiedener Gegner der Schwenckfelder 81 . Seine streng lutherische Gesinnung, die vermutlich besonders nach dem Tode der Herzogin am 25. April 1 5 5 0 hervortrat, brachte ihn bald in mannigfachen Gegensatz zum R a t und der Bürgerschaft von Lüben. Unterstützung fand er jedoch bei Friedrich III., der nodi im gleichen J a h r scharf gegen die Schwenckfelder vorging, als einer von ihnen auf dem Lübener Marktplatz öffentlich gepredigt und zum A u f ruhr gegen die Obrigkeit aufgerufen haben soll. D a aber V . Tilgner bereits 15 51 starb und Friedrich I I I . im selben J a h r wegen rechtswidrigen Aufenthaltes in Frankreich von Ferdinand I. seiner Regierung enthoben wurde, konnten sich die Schwenckfelder in Lüben und in den umliegenden Ortschaften weiter behaupten. Nach einem zeitgenössischen Bericht sollen „gantze Dorff er" 82 , wie beispielsweise Ossig, „gar Schwenckfeldisch" 83 gewesen sein und schwenckfeldisch gesinnte Pfarrer gehabt haben, die unter großem Zulauf, auch aus Lüben, gepredigt haben84. Erst im Herbst 1558 erhielten die Schwenckfelder in dem jungen Magister Franziskus Rosentritt 85 einen neuen energischen Gegner. Wie dieser Prädikant an der Lübener Pfarrkirche betonte, hat er in seinen Predigten unermüdlich „geflehet, gebeten und treulich ermanet, sie wolden von Ihrem Irthum abstehen" 8 ". Auch hat er ihnen angedroht, daß er sie in ihrer „kranckheitt weder mitt dem Abendmal (welchs sie itzt Im leben so schendlich verachten) noch mitt Christlicher Besuchung Dienen" 87 werde, wenn sie „sich Itzt bei gesunden tegen nicht bekeren und zum H . Sacrament wie andere Christen gehen werden" 88 . Tatsächlich hat er ihnen die Krankenkommunion und ein kirchliches Begräbnis verweigert 89 . Dadurch

81

V g l . Franziskus Rosentritt an Georg II., 1 5 6 1 N o v e m b e r 2 7 , W r o c l a w S A , Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 5, g (Original): „Nachdem fur Jarenn C a s p a r Schwenckfeldt seine Irrige Lehre unter das volck gebracht, hatt er je unnd allwege alhie zu L y b e n unnd herumb einen zimlichen anfang gehabt. Daruber beide meine V o r f a h r e r , die Prediger alhie, nicht wenig geklaget".

82

Ebd. Ebd. Ebd.

83 84 85

Über Fr. Rosentritt siehe außer der unter A n m . 80 angeführten audi Κ . Klose, M . Franziskus Rosentritt.

86

Franziskus Rosentritt an G e o r g II., 1 5 6 1 N o v e m b e r Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 5, g (Original).

87

Ebd.

88

Ebd.

89

Ebd.

27,

Literatur

Wroclaw

SA,

Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz

181

verstärkte sich bei einem Teil der Schwenckfelder der Widerstand gegen ihn immer mehr 90 . Nach sehr vorsichtigen Schätzungen machten diese z w a r nur fünfzehn Prozent der Bevölkerung aus, hatten aber an den angesehenen Familien, an den Zünften, besonders an der der Tuchmacher, und am R a t der Stadt einen starken Rückhalt 9 1 . A m 9. Dezember 1 5 7 0 mußte Fr. Rosentritt schließlich Lüben verlassen, zumal benachbarte P f a r r e r den einstigen begeisterten Melanchthonschüler auch noch des Philippismus verdächtigt hatten. So kam es, daß im Weichbild Lüben bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts Schwenckfelder anzutreffen waren. 4. Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz Bereits v o r dem Jahre 1 5 2 5 ist die lutherische Reformation in die Grafschaft Glatz, die sich von dem i . M a i 1 5 0 1 bis 1 5 2 5 im Besitz von Ulrich G r a f von Hardegg und Machland und darauf bis 1 5 3 4 in dem seines Bruders Hans befand 1 , eingedrungen 2 . Wann hier auch das Schwenckfeldertum Fuß gefaßt hat, läßt sich nicht mehr ausmachen. D i e wiederholt aufgestellte Behauptung, daß sich Schwenckfeld A n f a n g 1 5 2 9 , nach seinem freiwilligen Verlassen der Territorien Friedrichs II., f ü r kurze Zeit in der Grafschaft Glatz aufgehalten habe, ist sicherlich falsch 3 . Ins Licht der Geschichte tritt das Schwenckfeldertum erst seit dem J a h r e 1 5 3 8 , als zahlreiche seiner Anhänger, die aus dem Herzogtum Liegnitz emigrieren muß90 91

1

2

3

Ebd. Franziskus Rosentritt an Georg II., 1561 November 27, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 5, g (Original): „ . . . u n d dieweil Paul Neugebauer ein ansehnlicher Mann u f f m handwerg ist, hatt sich die Zeche [sc. die Zunft der Tuchmacher], under welchen audi der Herr Burgermeister ist, seiner angenohmen und die Elsten und Geschwornen beschickt und mitteinander beschlossen, Man soke sie [sc. die Frau von Paul Neugebauer, eine Schwenckfelderin] begraben. Seind derwegen zum Hauptmann gangen . . . " . Über die Besitzverhältnisse siehe: J. Kögler, Kurzgefaßte Regenten — Geschichte der Grafschaft Glatz, 13—14. Über die Anfänge der Reformation in der Grafschaft Glatz siehe: G. Aelurius, Glaciographia, 295—296; A.G.Rosenberg, Schlesische Reformationsgeschichte, 200—202; A.Bach, Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz, 97; Joh. Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 41$ bis 4 1 7 ; A l f r . Zobel, Die Reformation in der Grafschaft Glatz, 107—108, 1 1 3 — 1 1 4 ; J. Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft Glatz, 106—109. Z. B. B. Balbinus, Miscellanea histórica regni Bohemiae, III, 44.

182

Niedergang des Schwenckfeldertums

ten, dort Unterschlupf suchten. Die Grafschaft Glatz, die Hans Graf von Hardegg 1534 an Erzherzog Ferdinand von Österreich veräußert hatte4, war nämlich im Jahre 1 5 3 7 in den Pfandbesitz Johann von Bernsteins gekommen 5 , der die Schwenckfelder offensichtlich nicht nur toleriert, sondern möglicherweise sogar bevorzugt hat 6 . Auch lebte damals in der Stadt Glatz schon der einflußreiche Schwenckfelder Martin Strauch, Tuchscherermeister und Primator im dortigen Magistrat, der von Liegnitz hierher ausgewandert war 7 . Nach G. Aelurius hat er seine Uberzeugung nicht nur unter der Bürgerschaft eifrig propagiert, sondern darüber hinaus auch zahlreiche Glaubensgenossen „nach Glatz gelocket, befördert und erhalten" 8 . Der bedeutendste Vertreter des frühen Schwenckfeldertums in der Grafschaft Glatz war zweifelsohne Fabian Eckel". E r w a r 1538 mit Zustimmung des Johanniter-Ordens, der das Patronatsrecht besaß, als Prediger an die Pfarrkirche berufen und am 19. April 1538 in sein Amt eingeführt worden. Auf seine Predigttätigkeit und wohl auch auf den Einfluß M. Strauchs ist es zurückzuführen, daß sich noch im selben J a h r nicht nur der größte Teil der Bevölkerung, sondern auch elf von zwölf Stadträten zum Schwenckfeldertum bekannt haben sollen 10 . Gegen ihn haben anscheinend weder die Altgläubigen noch die Lutheraner, sondern die Täufer opponiert. Diese müssen in jener Zeit zahlreich in der Grafschaft Glatz vertreten gewesen sein, besonders in Habelschwerdt, wo nach 4

Siehe: J . Kögler, K u r z g e f a ß t e Regenten-Geschichte der Grafschaft G l a t z , 1 5 .

5

Ebd. V g l . J . Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 4 1 6 , A n m . 2.

6 7

Siehe: A . Badi, Urkundliche

8

G . Aelurius, Glaciographia, 299.

Kirchengeschichte

der Grafschaft G l a t z ,

100.

• Z u m A u f e n t h a l t F . E c k e l s in G l a t z siehe: G . Aelurius, Glaciographia, 296 bis 2 9 7 ; G . Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum. fol. Β 3 r ; J . H . Cunrad, Silesia togata, 62 ; D . Gomolcke, Der heutigen Sdilesischen K i r chen-Historie, I I I , 7 5 — 7 7 ; Joh. G . Kahlo, Denkwürdigkeiten der preußischen Grafschaft Glatz, 1 3 9 — 1 4 0 ; C . Keseler, Catalogus Pastorum Ecclesiarum Lignicensium Petro — Paulinae et Marianae, 7 7 2 ; A . G . Rosenberg, Schlesische Reformationsgeschichte, 3 1 3 ; A . Bach, Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft G l a t z , 9 9 — 1 0 1 ; E . L. Wedekind, Geschichte der Grafschaft G l a t z , 2 3 8 ; J . Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 1 1 0 — 1 1 4 ; F. Volkmer, Denkwürdige Männer aus und in der Grafschaft Glatz. Erster Nachtrag, 2 2 5 ; P. Heinzelmann, Beiträge zur Predigergeschichte der Grafschaft G l a t z , 1 0 — 1 1 ; J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft G l a t z , 1 1 0 . 10

Siehe: A . Bach, Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz, 100.

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Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz

183

den ältesten C h r o n i k e n im J a h r e 1 5 4 5 nahezu die gesamte B e v ö l kerung täuferisch gesinnt gewesen sein soll 1 1 . M i t ihnen hat sich F . Eckel, w i e ein teilweise erhaltener B r i e f 1 2 Schwenckfelds an ihn zeigt, v o r allem wegen deren Christologie und deren E r w a r t u n g des Milleniums auseinandergesetzt. A l s er am 3. J u n i 1 5 4 6 ,

am

Fest Christi H i m m e l f a h r t , w ä h r e n d der Predigt eine A p o p l e x i e erlitt 1 3 , an deren Folgen er zwei T a g e später verstarb, w u r d e Sebastian Eisenmann, der langjährige Famulus K r a u t w a l d s , sein N a c h folger 1 4 . I m gleichen J a h r w i e F . Eckel w u r d e Valerius R o s e n h a y n P f a r rer in N e u r o d e 1 5 , das damals Heinrich Stillfried d. Ä . v o n R a t i e nitz auf Mittelsteine gehört hatte. Dieser hat sich als J u n k e r am Liegnitzer H o f

z w a r frühzeitig der R e f o r m a t i o n

angeschlossen,

w a r dort w o h l aber auch mit dem Schwenckfeldertum

bekannt

geworden. U b e r V a l . Rosenhayns W i r k s a m k e i t in N e u r o d e ist w e i ter nichts bekannt. N a c h Seb. Schubart, der allerdings Rengersdorf im Glatzischen als dessen W i r k u n g s o r t angibt, hat auch er eine 11

12 13

14

15

Über die Täufer in Habelschwerdt siehe: J . Kögler, Historische Nachrichten von der Pfarrkirche des hl. Erzengels Michael in der Königl. Preußischen Immédiat = Stadt Habelschwerdt, 23; F. Volkmer, Geschichte der Stadt Habelschwerdt, 12. CS IV, (240) 241—244. F. Volkmer, Auszüge aus einer Reihe Glatzer Chroniken. I. Aus der Chronik des lutherischen Schneiders Pankraz Scholz zu Glatz und seines Sohnes Nickel, 3 1 7 : „Denn weil er des Schmähens und Schändens von Gottes Wort und der Verachtung des heiligen hochwürdigen Sakraments nicht satt werden konnte, musste ihm Gott selber das Maul stopfen. Er hiess das Sakrament nur sdilechtes Brot und einen Schaum vom Brote. Oft sagte er, man liefe dem bissdien Brote nach, wie die Hunde einem Stück Fleisch, und es wäre dennoch nicht Brot, sondern ein Schaum vom Brote, und was der gleichen teuflische Gotteslästerung mehr ist". Zum Aufenthalt von S. Eisenmann in Glatz siehe: G. Aelurius, Glaciographia, 297—298 ; G. Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Β 4r; Joh. G. Kahlo, Denkwürdigkeiten der preußischen Grafschaft Glatz, 140; E. L. Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz, 238—239; P. Heinzelmann, Beiträge zur Prcdigergeschichte der Grafschaft Glatz, 11 ; J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft Glatz, III. Zum Aufenthalt von V. Rosenhayn in Neurode siehe: C. Keseler, Catalogus Pastorum Ecclesiarum Lignicensium Petro-Paulinae et Marianae, 773—774; S. J . Ehrhardt, Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, IV, 265; A. Bach, Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz, 102; W. Klambt, Urkundliche Chronik der Stadt und Herrschaft Neurode, 37; E. L. Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz, 242; J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft Glatz, i n .

184

N i e d e r g a n g des Schwenckfeldertums

Apoplexie mit Lähmungserscheinungen erlitten, so daß er nicht mehr predigen konnte 16 . Anscheinend hat er daraufhin Neurode beziehungsweise wahrscheinlich Rengersdorf im Jahre 1540 verlassen; jedenfalls ist er in Liegnitz in seinem eigenen Hause verstorben 17 . Im Jahre 1540, also zwei Jahre nach F.Eckel und Val.Rosenhayn, kam ein weiterer schwenckfeldischer Prediger in die G r a f schaft Glatz, nämlich Joh. Sig. Werner 18 . E r wurde in die südlich von Glatz gelegene Ortschaft Rengersdorf berufen 19 , die damals Jörg von Pannwitz gehörte; dessen Schwester Elisabeth war seit 1540 mit Heinrich Stillfried verheiratet 20 . Bei der Wahl Joh. Sig. Werners haben vermutlich diese verwandtschaftlichen Beziehungen der Patronatsherren von Neurode und Rengersdorf und auch die Empfehlung F. Eckels eine Rolle gespielt 21 . Durch seine eifrige Predigttätigkeit gelang es ihm, nicht nur seine Parochianen, sondern auch seine Grundherren f ü r das Schwenckfeldertum zu gewinnen 22 . Die beiden Brüder J . und Chr. v. Pannwitz haben daraufhin, vielleicht auch von F. Eckel dazu ermutigt 23 , am 1 1 . und am 20. J a nuar 1540 in zwei Schreiben Schwenckfeld zu sich eingeladen, falls er nach Schlesien zurückkehren sollte24. Chr. v. Pannwitz bot ihm sogar sein Schloß als Domizil an25. Schwenckfeld verhandelte näm18

Seb. Schubart, V o r r e d e , zu Ronnerßdorff

153:

„ D e r M a g i s t e r V a l e r i u ß , so daßelbiege

im Glötzischem

pfarrherr war,

denn hat

mahl

der schlag

nichte gemacht, daß er nimmer hat prediegen können, ist etlich jähr

zu

alßo

umbgangen, zuletzt zu einem kinde w o r d e n u n d in seinem hauße, daß er zur L i e g n i t z gekauft hatte, gestorben". 17

Siehe: C K G S 4 ( 1 8 8 8 ) ,

18

Z u m A u f e n t h a l t J o h . S . W e r n e r s in R e n g e r s d o r f siehe: G . Aelurius,

106. Glacio-

graphia, 2 9 6 ; G . L i e f m a n n , D i s s e r t a n o histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Β 3v;

S.J.Ehrhardt,

Presbyterologie des Evangelischen

Schlesiens, I V ,

bis 1 6 0 ; A . B a c h , Urkundliche Kirchengeschidite der G r a f s c h a f t G l a t z ,

158 101;

J . S o f ï n e r , Geschichte der R e f o r m a t i o n in Schlesien, besonders 4 1 7 ; F . V o l k mer, D e n k w ü r d i g e M ä n n e r aus und in der G r a f s c h a f t G l a t z , 2 3 6 ; J . F o g g e r , Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der G r a f s c h a f t

Glatz,

110—III. 19

Ü b e r R e n g e r s d o r f siehe: J . K ö g l e r , Historische u n d topographische Beschreibung der im G l a t z e r D i s t r i c t gelegenen u n d zur R e n g e r s d o r f e r P f a r r e i gehörigen 5 D ö r f e r ,

89—123,213—232.

20

E b d . 90.

21

V g l . A . B a d i , Urkundliche Kirchengeschichte der G r a f s c h a f t G l a t z ,

22

V g l . ebd. 1 0 2 .

23

Vgl. C S V I I , 48.

24

Ebd. 4 8 — 5 0 .

25

Ebd. jo.

101.

Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz

185

lieh damals gerade mit Friedrich II. wegen einer Rückkehr in die Heimat; der Herzog lehnte jedoch ab26. Joh. Sig. Werner entfaltete neben seinem Predigtamt eine reiche schriftstellerische Tätigkeit, die vor allem der Erbauung und der Unterweisung dienen sollte. Er verfaßte erstens eine Postillein der er die altkirchlichen Evangelien für sämtliche Sonn- und Feiertage eines Jahres allegorisch auslegte. Darin kämpfte er gegen jede vermittelte Heilswirklichkeit und erklärte beispielsweise zu Joh 20,22: „Grosser jrrthumb ist es / daß man lehret das der heilige Geist durch leibliche mittel in die hertzen der menschen komme / vnd das die gnad Gottes durch mittel der Element verliehen werd dem gleubigen fleisch / so doch die Element Gottes gnaden selbs nicht empfehig sein / wie mag sie dann durch sie gegeben werden" 28 . Vielmehr könne die Gnade nur durch das „wort deß lebens"29, durch das „wasser deß lebens"30 und vor allem durch den spirituellen Genuß des „vnsichtbaren lebendigen Brot[es]" 31 empfangen werden, wodurch der Mensch vergottet werde. Nach seiner Auffassung ist nämlich, wie 2 Petr 1,4 zeige, Gott darum Mensch geworden, „das er nemlich / dieselbige mensch =natur in jhm erhöhete / vnd in solche herrligkeit vnd klarheit brechte / das sie durchauß Gott gleich wer. Auff daß also durch Jesum Christum das ander gleubige menschliche fleisch geheiliget / geweihet / vnd lebendig gemacht würd / das es verneüwert vnd neüwgeboren / Göttlicher natur in der theilhafftigkeit deß heiligen Geists mitgenossig würd" 32 . Diese zur häuslichen Erbauung bestimmte Postille war zunächst nur in Kopien verbreitet und wurde erst 1558 von dem Pforzheimer Georg Rab gedruckt33. Bald darauf legte sie Herzog Christoph von Württemberg seinen Theologen zur Begutachtung vor. Diese erklärten, daß der „furfuriesch schwenckhfeldische Irthumb allenthalben mit eingestreut ist"34. Dadurch wurden schließlich, wie K . Schottenloher35 gezeigt hat, auch Markgraf Karl II. 26 27 28 29 30 31 32 33

34

35

Ebd. 12,7—9. Ebd. X V , (395) 4 0 7 — 1 0 3 1 . Ebd. 630,33—37. Ebd. 5 0 8 , 1 1 — 1 2 . Ebd. 661,21. Ebd. 462,5. Ebd. 670,16—21. Siehe: K . Schottenloher, Der Pforzheimer Buchdrucker Georg Rab und die beschlagnahmte Postille des Schwenckfeldjüngers Johann Werner, 400—411. Christoph von Württemberg an Karl II. von Baden-Durlach, 1558 Oktober 30, gedr. in: ebd. 400. Ebd. 400—401.

186

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

von Baden-Durlach, in dessen Territorium Pforzheim lag, der Magistrat der Stadt Straßburg und der R a t der Stadt Frankfurt/M. in die Druckaffäre hineingezogen. Audi Matthias Flacius gab eine scharfe Streitschrift;3® gegen die Postille heraus, da sie dem reformatorischen Heilsverständnis widerspreche 37 . Irrtümlicherweise nahm er aber an, Schwenckfeld habe sie verfaßt und sie nur unter dem Pseudonym Joh. Sig. Werner veröffentlicht 38 . Dies e Postille ist dann das meistbenutzte Buch der Schwenckfelder in der Grafschaft Glatz und vor allem im Bober-Katzbach-Gebirge geworden. Außer diesem Erbauungsbuch verfaßte Joh. Sig. Werner im Jahre 1546 eine christologische Schrift mit dem Titel Von der Ernidrigung des Sones Gottes3". Seine darin gebotene Christologie ist mit der Schwenckfelds und Krautwalds identisch, jedoch nimmt die Darstellung der Deifikation einen unverhältnismäßig breiten Raum ein40. Dieses christologische Werk ebenso wie sein im gleichen J a h r gedruckter Katechismus 41 ist in Frage- und Antwortform aufgebaut. Beide sollten sich wahrscheinlich ergänzen, da er im Katechismus die Christologie nicht behandelt hat. Seine Bemühungen um eine katechetische Unterweisung müssen übrigens im Zusammenhang mit seinem regen pädagogischen Interesse gesehen werden. In Rengersdorf hat er nämlich eine der ersten Schulen der Grafschaft Glatz errichtet und damit eine der Grundlagen für den dortigen Volksschulunterricht gelegt, worauf in der territorialen Kirchengeschichtsforschung bereits hingewiesen worden ist42. Von diesen schwenckfeldischen Zentren Glatz, Neurode und Rengersdorf verbreitete sich dann das Schwenckfeldertum nahezu über die gesamte Grafschaft. V o r allem faßte es Fuß in Habelschwerdt, Grafenort, Gabersdorf, Reinerz, Volpersdorf, Wölfelsdorf, sowie besonders in Mittelwalde, und strahlte später sogar bis in mährische Ortschaften aus43. So ist es verständlich, daß

36

Siehe: W . Preger, Matthias Flacius Illyricus und seine Zeit, I, 309—310.

37

M. Flacius, Funffzig grobe Irthumen, fol. F 3Γ—G ιν.

38

Ebd. fol. F 3r.

3

» CS X , (129) 1 3 1 - 1 5 4 ·

40

Ebd. 146—154.

« E b d . I X , (731) 7 3 5 - 7 5 6 . 42

Siehe : F. Volkmer, Denkwürdige Männer aus und in der Grafschaft Glatz, 236.

43

Siehe: Chr. Neaetius, Liber Proventuum, gedr. in: Geschiditsquellen der Grafschaft Glatz, III, 2 5 — 2 8 .

D a s Schwenckfeldertum in der Grafsdiaft G l a t z

187

den Schwenckfeldern diese Gegend als das gelobte Land erscheinen mußte44. Gegen das in der Grafschaft Glatz immer stärker um sich greifende Schwenckfeldertum scheint das dortige Luthertum machtlos gewesen zu sein; jedenfalls berichten die Chroniken von keinerlei Widerstand. Dieser erfolgte vielmehr von außen, nämlich durch A . Moibanus, der wahrscheinlich während des Jahres 1538 mit dem damaligen Pfandherrn der Grafschaft Glatz in Breslau über Glaubensfragen diskutiert hatte45. Dabei hatte Joh. v. Bernstein den Wunsch geäußert, er möge eine Schrift über die Kinderkommunion ausarbeiten46. Tatsächlich kam A . Moibanus dieser Bitte nach und verfaßte einen Traktat, in welchem er die Kommunion unmündiger Kinder verwarf, da diese die sakramentale Speise nodi nicht von der natürlichen unterscheiden könnten. Diese Schrift ließ er im Jahre 1 5 4 1 , zusammen mit Melanchthons Traktat De officio principum", der bereits 1 5 3 9 erstmals erschienen war, drucken und widmete sie Johann von Bernstein48. Durch diese beigegebene Schrift wollte er den damaligen Pfandherrn der Grafschaft zum Einschreiten gegen das Schwenckfeldertum bewegen. Melanchthon, der schon 1538 einmal an Joh. v. Bernstein geschrieben hatte49, betonte nämlich in jenem Traktat ausdrücklich, daß die Obrigkeit als göttliche Ordnungsmacht verpflichtet sei, die Ketzerei zu bekämpfen: „Principes et Magistrates debere impíos cultus tollere, et efficere, ut in Ecclesiis vera doctrina tradatur et pii cultus proponantur" 50 . Jedoch hat sich Joh. v. Bernstein dadurch nicht zu einem Vorgehen gegen das Schwenckfeldertum bestimmen lassen. Ein allmählicher Niedergang des Schwenckfeldertums setzte erst ein, als die Grafschaft Glatz nach dem Tode Joh. v. Bernsteins am 8. September 1548 nicht in den Besitz seiner Söhne und Erben Jaroslaw, Wratislaw und Adalbert v. Bernstein kam, sondern von diesen mit Zustimmung Ferdinands I. am 2. Dezember 1549 an Herzog Ernst von Bayern verpfändet wurde 51 . Fest entschlossen, 44

A . Badi, Urkundliche Kirchengesdiichte der Grafschaft G l a t z , 1 0 1 . A . Moibanus, A n communio infantium probetur ecclesiae, fol. Β 2 V — 3 V . 4 « E b d . fol. A 2 T — Β 8r. 45

47

48

49 50 51

E b d . fol. G 8 r — L 8 r . V g l . C R 3, 2 4 0 — 2 5 8 , Melanchthons Werke in A u s wahl, I, ( 3 8 7 ) 3 8 8 — 4 1 0 . Die W i d m u n g findet sich in : A . Moibanus, A n communio infantium probetur ecclesiae, fol. A 2 r — Β 8r. C R 3, 4 8 5 — 4 8 6 , N r . 1 6 4 9 . E b d . 240, N r . 1 5 2 0 b z w . A . Moibanus, fol. G 8v. C h r . Neaetius, Liber Proventuum, i j .

188

Niedergang des Schwenckfeldertums

die Gegenreformation in seinem Territorium durchzuführen, befahl der neue P f a n d h e r r bereits im folgenden J a h r allen Geistlichen, künftighin nur noch im Sinne des Alten Glaubens zu predigen 52 . D a er jedoch als Administrator des Erzbistums Salzburg zunächst nicht in G l a t z weilte, blieb dieser E r l a ß nahezu wirkungslos; nur der lutherische P f a r r e r v o n Habelschwerdt, Johannes T y r a n n , w u r d e seines Amtes enthoben 53 . Nachdem H e r z o g Ernst von B a y e r n jedoch am 16. J u l i 1 5 5 4 auf die Bischofswürde verzichtet hatte und seit dem 28. J a n u a r 1 5 5 6 ständig auf dem Glatzer Schloß residierte, konzentrierte er sich völlig auf die Durchführung der Gegenreformation in seinem Pfandbesitz 5 4 . Gleich bei seiner A n k u n f t verkündigte er den versammelten lutherischen und schwenckfeldischen P f a r r e r n , „ut inquisitio religionis negotio habeatur, quanto citius fieri poterit, operam dabimus" 5 5 . A b e r erst zwei J a h r e später, nachdem sich sein H o f p r e diger Christoph Neaetius schon mit Seb. Eisenmann über das Abendmahl 5 6 und die Christologie 5 7 auseinandergesetzt hatte, f o r derte er die P f a r r e r f ü r den 3 . u n d 4. J u l i 1 5 5 8 zu einem Verhör auf sein Schloß. Sie erschienen nahezu vollzählig 5 8 und mußten am ersten Verhandlungstag v o r einer kaiserlichen Kommission 5 9 dreißig 52

Ebd. Siehe: J . Thamm, Geschichte der Stadt Habelschwerdt, 1 9 ; J . Kögler, Historische Nachrichten von der Pfarrkirche des hl. Erzengels Michael in der Königl. Preußischen Immédiat = Stadt Habelschwerdt, 24; F. Volkmer, Geschichte der Stadt Habelschwerdt, 12. 54 Über die gegenreformatorische Tätigkeit des Herzogs Ernst von Bayern als Pfandherr der Grafschaft Glatz siehe: G. Aelurius, Glaciographia, 298; Joh. G. Kahlo, Denkwürdigkeiten der preuß. Grafschaft Glatz, 3 1 — 3 2 ; A. Bach, Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft Glatz, 1 0 9 — 1 1 0 ; E. L. Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz, 252—257; A.Zobel, Die Reformation in der Grafschaft Glatz, 107—108, 1 1 3 — 1 1 4 ; J . Schmidt, Herzog Ernst von Bayern und die erste Glatzer Gegenreformation, 22—50; J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft Glatz, 1 1 4 — n é . 55 Chr. Neaetius, Liber Proventuum, 15. 5 « C S X V , (195) 1 9 7 - 2 0 4 . 57 Ebd. (205) 208—213. 58 Ein Verzeichnis der zur Verhandlung nicht erschienenen Pfarrer findet sich in: J.Schmidt, Herzog Ernst von Bayern und die erste Glatzer Gegenreformation, 38—39. 59 Der Kommission gehörten u. a. an: der kaiserliche Sekretär Georg Mehl von Strolitz, der Vertreter des Großmeisters des Johanniter-Ordens, Wenzel von Haugwitz auf Pischkowitz, der Burggraf der Altstadt von Prag, Petrus Pechin, und der Propst beim Hl. Kreuz in Breslau, Sebastian Schleupner. 53

Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz

189

allgemein gehaltene Fragen 80 beantworten. Die Untersuchung des folgenden Tages 61 zielte besonders darauf ab, die schwenckfeldisch gesinnten Pfarrer zu ermitteln62. Dabei zeigte es sich, daß unter den achtundzwanzig erschienenen Pfarrern drei überzeugte Schwenckfelder waren 63 ; zwei weitere vertraten teils lutherische teils schwenckfeidische Anschauungen64. Mit Ausnahme G . Görlochs von Volpersdorf und M. Steinbergs von Gabersdorf wurden sie des Landes verwiesen. Seb. Eisenmann aus Glatz selbst war seiner wohl sicheren Vertreibung bereits durch Flucht zuvorgekommen. Dadurch wurden aber die schwenckfeldischen Gemeinschaften nicht zerstört, „quia tanta fuit confoederatio inter ipsos, ut in Civitatibus semper Schwenckfeldiani possiderent, et (quia similis simili gaudet) subinde suae quoque farinae in Senatum eligerent" 65 . Nach E. L. Wedekind 6 " sollen jedoch in der Stadt Glatz vereinzelte Schwenckfelder zum Alten Glauben konvertiert sein. Um die Grafschaft Glatz nun endlich vollständig zu rekatholisieren, ordnete Ernst von Bayern schließlich im Herbst 1560 eine landesherrliche Visitation an, mit der er Chr. Neaetius betraute. Mit herzoglicher Vollmacht 67 ausgestattet, visitierte dieser Erzpriester daraufhin vom 2. September an die dortigen Pfarreien und fertigte detaillierte Protokolle 68 an. Allerdings hatte diese mühevolle Untersuchung keinerlei Auswirkungen mehr, da Herzog Ernst von Bayern bereits am 6. Dezember 1560 starb. Die Grafschaft Glatz kam an Herzog Albrecht V. von Bayern, den einzigen ehelichen Sohn seines Bruders Wilhelm IV., von dem sie Ferdinand I. dann wieder einlöste69. 60 61 82 63

64

65

66 67

68 69

M. Steinberg, Chronik, 1 7 1 — 1 7 2 . Ebd. 1 7 3 — 1 7 4 . Ebd. Es handelte sich um folgende Pfarrer: Georg Raufeisen aus Wölfelsdorf, Thomas Scliweiker aus Rengersdorf und Michael Steinberg aus Gabersdorf. Dies waren die beiden Prädikanten Caspar Stender aus Habelschwerdt und Georg Görloch aus Volpersdorf. Caspar Elogius an Anton Brus von Miiglitz, 1 5 7 7 Mai 2, Prag SB, C 1 1 3 / 3 Karton 2050. Vgl. Maximilian II. an Christoph von Schellendorff, 1 5 7 2 J a nuar 18, gedr. in: G. Aelurius, Glaciographia, 30J u. D. Gomolcke, Der heutigen Schlesischen Kirchen-Historie, III, 80—81. E. L. Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz, 2 j j . Die Visitationsvollmacht findet sich in: Chr. Neaetius, Liber Proventuum, 16. Siehe: Chr. Neaetius, Liber Proventuum, 3 3 — 6 2 . Siehe: J . Kögler, Kurzgefaßte Regenten — Geschichte der Grafschaft Glatz, 16.

190

Niedergang des Sdiwenckfeldertums

Nach dem frühen Tode des Herzogs Ernst von Bayern erstarkte nicht nur das Luthertum, sondern auch das Schwenckfeldertum wieder unter dem Schutz der reichbegüterten Patronatsherren Christoph von Pannwitz, „der Schwenckfelder haubtmann und obrister"70, und David Heinrich v. Tschirnhaus und Falkenkamp. Es erlebte jetzt sogar eine neue Blütezeit, da sich audi diejenigen wieder dazu bekannten, „die zuvor, bey des Herzogen leben sich gar Catholisch gestält haben" 71 . Hilfesuchend wandte sich deshalb der Bischof von Prag, Anton Brus von Müglitz, bereits 1561 an Ferdinand I. mit der Bitte, den Erzpriester Christoph Neaetius sowie alle dortigen Altgläubigen zu schützen und zu befehlen, daß jener in der Ausübung seiner Pflichten von niemand gehindert werde72. Daraufhin scheinen der Kaiser und sein Sohn Maximilian II., die damaligen Besitzer der Grafschaft, gegen die Schwenckfelder vorgegangen zu sein, denn letzterer erließ nach dem Bericht von Caspar Elogius „mandata ne tales contemptores Verbi et Sacramentorum ad publica officia Senatoria praesertim admitterentur, de loco pellerentur, et ex oppidis excederentur" 73 . Allerdings hatte diese Mandate, wie gezeigt werden wird, keinerlei Erfolg. Das bedeutendste Zentrum des Glatzer Schwenckfeldertums bildete das kleine Städtchen Mittelwalde, das im Grundbesitz des David Heinrich von Tschirnhaus und Falkenkamp war. Hier lebten die gebildeten und wohlhabenden Schwenckfelder David Curck, der einstige Prädikant Nikolaus Detschke und Adam Jäsch, der sieben Sprachen beherrscht haben soll74. Diese haben nicht nur die Schriften Schwenckfelds und seiner Anhänger gelesen, sondern auch die Seb. Francks, was die Schwenckfelder im Bober-KatzbachGebirge scharf kritisierten75. Sie wiesen darauf hin, daß auch

70 71

72 73 74

75

Valentin Jeckel an Anton Brus von Müglitz, 1561 Februar 8, Prag SB, C 66. Anton Brus von Müglitz an Ferdinand I-, s. a. [vor i$6i September 5], Prag SB, C 67. Ebd. Caspar Elogius an Anton Brus von Müglitz, 1577 Mai 2, Prag SB, C 113. Martin John d. J. an Adiatius Friedrich Roscius, s. a., SchLP, V C 5 — 1 , 818—820: „Nicolaus Tetsdike hat zu Mittelwalde gepredigt, hat erstlich die K i n d e r = T a u f f e defendiret. Hernach ist ihm bang dabey worden und hat das Predigtamt los gegeben". M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, V C 5 — 3 , 1224: „Es sind auch nodi zweene Männer in Mittelwalde gewesen, welche bey Detschken gestanden; einer heisst A d a m Jesch, der ander D a v i d Curke, welche beyde gelehrte Männer waren. Der A d a m Jesch hat sieben Sprachen gekont". Siehe: Antonius Oelsner an Christoph Oelsner, s. a., SchLP, V C $—3,544.

Das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz

191

Schwenckfeld den Donauwörther abgelehnt habe79. „Ich habe", schrieb Antonius Oelsner, „in Caspar Schwenkfelds Epistolar gelesen, daß Caspar Schwenkfeld an eine Person schreibt und spricht: Franke, und andere neben ihm ohngefähr, sie nehmen oder saugen ihren Gift auß unsern Büchern, wie die Spinne auß den Blumen [CS V , 5 2 3 , 1 ] , darauß die Biene Honig saugt" 77 . D a die Schwenckfelder einerseits von der völligen Verderbtheit der lutherischen Kirche und andererseits von der Wirkungslosigkeit der Gnadenmittel überzeugt waren, blieben sie vom Gottesdienst sowie Sakrament fern und ließen auch mitunter ihre Kinder nicht mehr taufen 78 . Dies rief jedoch den Widerstand der Lutheraner hervor, die in der Grafschaft Glatz zwischen 1560 und 1622 ihre größte Blütezeit erlebten. Ihre Wortführer waren der Kircheninspektor Andreas Eising, der von 1564 bis 1 5 9 1 in Glatz wirkte, und der Habelschwerdter Pfarrer Caspar Elogius, den Maximilian II. damit beauftragt hatte, die schwenckfeldische Sekte völlig auszurotten79. Dieses versuchten die lutherischen Geistlichen durch Kirchenzuchtsmaßnahmen zu erreichen, indem sie den Schwenckfeldern, die ihre Kinder weder zur Taufe brachten noch am Abendmahl teilnahmen, das kirchliche Begräbnis verweigerten 80 . Jedoch waren ihre Bemühungen, dadurch die schwenckfeldischen Gemeinschaften aufzulösen und ihre Glieder in die lutherische Kirche zurückzuführen, nur von geringem Erfolg. Die Schwenckfelder wurden nämlich von den Magistraten und Grundherrschaften vielfach nicht nur geschützt, sondern auch protegiert. Hinsichtlich der Patronatsherren 81 galt dies besonders von David Heinrich von Tschirnhaus und Falkenkamp. Dieser Grundherr der Ortschaften Mittelwalde, Schönfeld und Wölfelsdorf erlaubte sogar, daß 76 77 78

79 80 81

Vgl. H . Weigelt, Sebastian Franck und Caspar Schwenckfeld, 3—19. Antonius Oelsner an Christoph Oelsner, s. a., SchLP, V C $—3, 544. Siehe: Caspar Elogius an Anton Brus von Müglitz, 1577 Mai 2, Prag SB, C 113. Vgl. M . J o h n d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s.a., SdiLP, V C 5—3, 1222: „Und wenn denn sind die Sacrament und Lehre geändert worden, so haben die Leute, deren Gewissen widerredet, dabey still gestanden. Doch ist bey den mehrsten die Kinder = Tauff gefördert worden. Von weither Kinder = Taufïe audi Schwenckfeld nicht viel geschrieben, sondern seine Lehr auf die geist und Feuer = Tauff gerichtet, daß den Menschen selbige suchen, und in die Neugeburt, auß Geist u. Wasser von oben, eingehen sollen. Etlichen ist die Kinder = Tauffe auf solche Weise schwer gefallen". Caspar Elogius an Anton Brus von Müglitz, 1577 Mai 2, Prag SB, C 113. Ebd. Siehe: Valentin Jeckel an Anton Brus von Müglitz, 1561 Februar 8, Prag SB, C 66.

192

Niedergang des Schwenckfeldertums

Schwenckfeider aus dem Bober-Katzbach-Gebirge, die ihre Heimat wegen der Verfolgung verlassen mußten, sich auf seinen Besitzungen niederließen82. Gegen sie durfte der lutherische Pfarrer nichts unternehmen, solange D . H . v. Tschirnhaus lebte83. Erst nach dessen Tod im Jahre 1563 wurde ihm freie Hand gelassen, woraufhin die neuzugezogenen Schwenckfelder wieder in ihre Heimat zurückkehrten84. Aber auch an den Magistraten der Städte Glatz und Habelschwerdt hatten die Schwenckfelder einen starken Rückhalt. Besonders evident wird dies am Schicksal des Pfarrers von Habelschwerdt, Caspar Elogius. In einem ausführlichen Schreiben85 an A . Brus ν. Muglitz berichtete er, daß die schwenckfeldischen Ratsmitglieder seiner Gemeinde, zusammen mit denen von Glatz, auf Initiative des einflußreichen Schwenckfelders Georg Reichel in Habelschwerdt sowie im benachbarten Landeck „Literas incendiarias in publico itinere spargunt nisi pellatur ad Festum Michaelis concionator Habelschwerdiensis, se velie igni perdere totum oppidum, ita ut scopis Corradi posset" 86 . Tatsächlich wurde der Pfarrer daraufhin am i . M a i 1 5 7 7 vom Landeshauptmann, Christoph von Schellendorff und Adelsdorf auf Saatz und Kuna, seines Amtes entsetzt. A m folgenden Tag emigrierte er nach Schlaupitz bei Reichenbach. Seit A n f a n g des Jahres 1623 begann schließlich das Schwenckfeldertum in der Grafschaft Glatz zu verlöschen, da dieses Gebiet auf Grund des landesherrlichen ius reformandi gewaltsam rekatholisiert wurde. Wie die anderen Nebenländer der Wenzelkrone hatte sich auch die Grafschaft Glatz nach dem Böhmischen Aufstand auf die Seite der Böhmischen Stände gestellt, mit ihnen trotz kaiser82

83

84

85 88

M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, V C j — 3 , 1 2 2 7 : „Ein Mann aber zu Deutmansdorff, welcher die Träu mit den Lehrern, die er nicht für recht kennen konte, scheuete und gerne gefreyet hätte, zohe ins Glötzische, ins Mittelwaldische Gebiet. Denn derselbe Herr war auch dieser Meynung und nahm diese Leute willig und gern auf". Ebd.: „Und war nun ein Lutherischer Pfarr daselbst, muste aber diese Leute bey gleiche lassen, so lange der alte Herr lebte. Unter welchem meine Groß = Mutter, die alte Martin Johnin, auch gezohen mit ihren Kindern". Ebd.: „Als aber der alte Herr auch starb [ 1 5 6 3 ] , fing die Frau durch A n trieb des Pfarrs an zu verfolgen. D a zohen die Schlesier, einer nach dem andern wieder in Schlesien, weil allda die Verfolgung etwas nachgelassen. Meinen Vater aber wolte der junge Herr nicht loß lassen seines Verstandes halben, weil er in seinem gantzen Gebiete keinen solchen verschlagenen Mann mehr hatte". Caspar Elogius an Anton Brus von Miiglitz, 1 5 7 7 Mai 2, Prag SB, C Ebd.

113.

D a s Schwenckfeldertum in der Grafschaft G l a t z

193

lidier Warnung vom 17. August 1618 ein Bündnis geschlossen und, nachdem Ferdinand II. am 19. August 1619 vom Böhmischen Landtag als abgesetzt erklärt worden war, die Wahl des Kurfürsten Friedrichs V. von der Pfalz zum König unterstützt. Auch als der Winterkönig am 8. November 1619 vor den Toren Prags von dem mit den kaiserlichen Truppen vereinigten Heer der Liga geschlagen worden und der Widerstand in Böhmen zusammengebrochen war, hat ihm die Grafschaft Glatz weiterhin die Treue gehalten, während die übrigen schlesischen Fürsten und Stände mit Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen 1621 den sogenannten Dresdner Akkord geschlossen haben, in welchem sie versprachen, Ferdinand II. als ihren rechtmäßigen Oberherzog anzuerkennen, ihm binnen Jahresfrist die ihnen auferlegte Kontribution zu zahlen, künftighin keinerlei Verbindung mit der Kurpfalz zu unterhalten und ihr Heer zu entlassen. Dagegen wurde die Grafschaft Glatz besetzt, und die Stadt Glatz mußte nach mehrmonatiger Belagerung durch kaiserliche Truppen am 28. Oktober 1622 kapitulieren. Daraufhin wurde in dem gesamten Gebiet die Gegenreformation durchgeführt. Zunächst wurden bis zum Jahre 1624 nach und nach alle lutherischen Geistlichen des Landes verwiesen und ihre vakanten Pfarrstellen mit Altgläubigen besetzt87. Sodann wurden im Jahre 1625 alle Grundherrschaften, die den Böhmischen Aufstand unterstützt hatten, von einer kaiserlichen Kommission des Aufruhrs angeklagt und teils mit Freiheitsentzug oder Geldstrafe sowie teils mit vollkommener oder teilweiser Vermögensbeschlagnahme und Güterkonfiskation bestraft88. Schließlich erließ Ferdinand II. am 3 1 . Juli 1627 ein Edikt89, das allen nichtkatholischen Untertanen, denen schon zuvor das Bürgerrecht abgesprochen und ihre Ehen für ungültig erklärt worden waren90, befahl, entweder zu konvertieren oder ihre unbeweglichen Güter zu verkaufen und das Land zu verlassen. Unter den Emigranten befanden sich auch Schwenckfelder, 87

Siehe: J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft G l a t z , 1 2 5 . V g l . Martin John d. J . an Achatius Friedrich Roscius, s.a., SchLP, V C j — 1 , 8 2 0 : „Hernach ist die Reformation angegangen, und hat P f a r r und Oberkeit [sc. von Mittelwalde] fort gemust".

88

Siehe : J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft G l a t z , 1 2 5 — 1 2 6 .

89

G e d r . in: B. Balbinus, Miscellanea histórica regni Bohemiae, V i l i , 1 3 5 bis 1 3 8 ; vgl. A . B a c h , Urkundliche Kirchengeschichte der Grafschaft G l a t z , 288 bis 2 9 0 ; E . L . Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz, 3 7 9 — 3 8 0 .

90

Siehe: J . Fogger, Beiträge zur Geschichte der evangelischen Kirche in der Grafschaft G l a t z , 1 2 7 .

13

W e i g e 1 t , AzKG 43

194

Niedergang des Schwendcfeldertums

die bei ihren Glaubensgenossen im B o b e r - K a t z b a c h - G e b i r g e

Zu-

flucht suchten 91 . D i e meisten S c h w e n c k f e l d e r blieben jedoch in der H e i m a t u n d w u r d e n katholisch 9 2 . Obgleich es ihnen gelang, ihre E r b a u u n g s b ü c h e r zu verbergen, haben sie anscheinend keine K o n ventikel m e h r abgehalten. U m die M i t t e des 1 7 . J a h r h u n d e r t s ist d a n n hier das S c h w e n c k f e l d e r t u m endgültig erloschen.

81

92

M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, V C 5—3, 1 2 2 7 : „Blieb also mein Vater biß die Reformation anging und er das Hauß vol Soldaten hatte und ihn mit der ärgsten Plage, die sie nur erdenken konten, zwingen solten. Von welchen er bey Nacht mit Weib und Kind und einer Schwester geflohen. Die andere Schwester aber, welche ein ungerathne Tochter gewesen, ist blieben". Hierzu und zu dem Folgenden: M . J o h n d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s.a., SchLP, V C j — 3 , 1227: „ . . . l i e ß er dorten die Kinder täuffen. Welche ich, als sie groß worden, alle gekant habe. Sie waren alle Catholisch; wüsten zwar was von dieser Meynung, durfflen sich aber nicht riikken. Ein piccardisch G e s a n g = B u d i hatten sie, mustens aber verholen halten, wolten sie nicht gestrafft werden. Und der gleichen ging es mit andern auch. Wogleich nodi ein Wissen oder Liebes = Fünklein war, bey der Jugend aber merkte man nichts. Ich adite, es wird mit den Alten vollends abgestorben seyn. Helffe Gott, daß es an andern Orten, wo man der Wahrheit nicht besser als jetzt wahrnimmt, auch so zugehet".

V. DAS S C H W E N C K F E L D E R T U M I N D E R G E G E N D ZWISCHEN LÖWENBERG, GOLDBERG UND H A Y N A U ι. Ausbreitung und Blüte Die Sdiwenckfelder wurden also, wie gezeigt worden ist, im Herzogtum Liegnitz, besonders in der Stadt Liegnitz selbst, verfolgt. Dagegen konnten sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts außer in der Grafschaft Glatz in der Gegend des Bober-KatzbachGebirges allmählich bedeutende Gemeinschaften bilden 1 . Hier siedelten sie in den Straßendörfern Harpersdorf, Armenruh, Laubgrund und Hockenau, die an der südwestlichen Grenze des Fürstentums Liegnitz lagen, und vor allem in den Ortschaften Langneundorf, Radmannsdorf, Siebeneichen, Höfel, Lauterseiffen und Deutmannsdorf, die sich im nördlichen Teil der immediaten Fürstentümer Schweidnitz-Jauer befanden. Diese Dörfer konnten besonders deswegen zu Zentren der Sdiwenckfelder werden, weil mehrere der dortigen Grundherrschaften diese nicht nur auf ihren Besitzungen siedeln ließen, sondern sogar mit ihnen sympathisierten. Zu erwähnen ist hier besonders der begüterte Johann von Schafïgotsch2, der von 1558 bis 1559 Landeshauptmann der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer und von 1558 bis 1563 Rat der K ö niglichen Kammer in Schlesien gewesen war, die die Interessen des Königs von Böhmen als Oberlehnsherrn von Schlesien zu wahren hatte. Viele Jahre, bis 1 5 7 3 , war er einer der einflußreichsten Beschützer der Sdiwenckfelder 3 . Audi gab es in dieser Gegend einige schwenckfeldisdi gesinnte oder zumindest die Sdiwenckfelder tolerierende Prediger 4 . Der theologisch bedeutendste und infolge seiner

1

Über das Problem des zeitlichen A n f a n g e s des Sdiwenckfeldertums im BoberK a t z b a d i - G e b i r g e siehe: Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichtc der Gemeinen in Schlesien, 2 0 1 ; B . G . Sutorius, D i e Geschichte v o n L ö w e n berg, I I , 1 4 0 ; Joh. Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 2 4 6 bis 2 4 7 , 2 4 9 ; G . K o f f m a n e , Die Wiedertäufer in Schlesien, 55.

2

U b e r Johann von Schafïgotsch siehe: E . Zimmermann, Ober den Ursprung der Sdiwenckfelder im Iser- und Riesengebirge, 1 4 9 — 1 6 2 ; E . V o i g t , D i e Burg K y n a s t und ihre Besitzer, I I , 2 2 1 — 2 2 5 .

» Ebd. 4

13*

Siehe : Joh. Soffner, Geschichte der Reformation in Schlesien, 2 4 6 — 2 4 7 .

196

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

verwandtschaftlichen Beziehungen 5 einflußreichste unter ihnen ist zweifelsohne Michael Hiller" gewesen. Dieser ist seit i j n als Pfarrer in Zobten nachweisbar, in das die Dörfer Siebeneichen, Höfel, Petersdorf, Radmannsdorf, Hohndorf und Dippelsdorf eingepfarrt waren. Später Schloß er sich der Reformation an, rezipierte aber, wie aus seinen Schriften evident wird, bald mehr und mehr schwenckfeldisches Geistesgut. Zu seinen Gottesdiensten strömten die Schwenckfelder aus den Nachbargemeinden zusam-

5

M. Hiller war verheiratet mit Elisabeth von Lest, geb. von Redern. • Von M. Hiller ist keine seiner Schriften im Druck erschienen. Die Originale müssen als verloren gelten; Kopien befinden sich in SchLP. Es handelt sich hierbei um folgende Schriften: i. Postilla und Auslegung der Evangelia durchs gantze Jahr; Geprediget durch den Gott gelehrten Mann Michael Hiller — Pfarrherr zum Zobten — (Ein Dorff in Schlesien im Fürstenthum Jauer.) Der in Gott verschieden ist den 22. Octobris, an einem Montage zu nachts, Im Jahre 1557. (Es wird sein Abscheid auch geschrieben funden IJJ4). Abgeschrieben und zusammen getragen von Nicolaus Detschken. (Es wird auch geschrieben funden von Nicolaus Detschken, daß ers zusammen getragen 1564. Doch ist das letztere vil volkommener; und ist auch dieses dem letzteren nach abgeschrieben worden.) Abgeschrieben im Jahre Christi MDCCLIV. (VB 5—5). Die Handschrift enthält in ihren vier Teilen Predigten vom ersten Advent bis Karfreitag, von Ostern bis zum sechsundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis, zu den Heiligentagen, und über verschiedene Themen des christlichen Glaubens sowie die Bekenntnisse Michael Hillers. In der SchLP befinden sich noch zwei Kopien aus dem Jahre 1571 (VA 5—3 und 5—6), die aber nur M. Hillers Predigten vom ersten Advent bis Karfreitag und von Ostern bis sechsundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis enthalten; deshalb wurde die jüngere Handschrift von 1754 benutzt (künftig zitiert: Postille). 2. Von der Christlichen Busse. Die älteste vorhandene Kopie (VA 2—12) trägt das Datum 1717. Die Handschrift enthält sechs Bußpredigten und sechs Bußlieder. 3. Ein Schöner Christlicher Tractatt Des von Gott Hochbegnadetten und Gelertten Michael Hillers Lehrers zum Zobten in Schlesien. Darinnen enthalten sind sein Treu u. Taufï und Communion Ceremonien Sampt den Gebetten wie er es üblich gehalten hatt Wie auch Die Besuchung der Krancken Sampt Den Leich Sermonen und Predigten. Welcher Michael Hiller gelebett und gelehrett hatt Nach Christi geburtt im Sechzehenden Seculi und verschiden 1557 anitzo abgeschriben von Maria Weissen MDIII (Schreibf. MDCCC). (VA 4—11). Diese Handschrift enthält eine Tauf-, Trau-, Abendmahls- und Sterbeagende, sowie Sterbe- und Beerdigungslieder. 4. Auserlesene Hertz = anmuthige Trost = volle Sterbens = Seuffzer und Gebette, frommer liebhabenden in Gott sich tröstenden Seelen. Aufgesetzt von Hn. Michael Hillern, seel. weyland Pfarrherrn zum Zobten in Schlesien. Psal. 90. Ach Herr! lehr unß bedencken daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. Geschrieben im Jahr 1753. (VB ι—19).

Ausbreitung und Blüte

197

men, was den Pfarrer von Probsthain, Melchior Liebald7, im Jahre I J J 4 zu dem Vermerk im Kirchenbuch veranlaßte: „Auf dies Jahr haben sie das Laufen zum Zobten gehabt, weil dort ein solcher Lehrer aufgestanden ist" 8 . Unter Berufung auf die Heilige Schrift, wie beispielsweise auf die Wundererzählung von der Phönizierin (Mk 7,24—30 par.)9, und gelegentlich auch auf die Kirchenväter, wie auf Ambrosius und Hieronymus 10 , opponierte M. Hiller gegen jede vermittelte Heilswirklichkeit. Das äußere Wort und die Sakramente könnten niemals die Gnade enthalten oder vermitteln, sondern nur die Gläubigen auf sie hinweisen und bezeugen11. Gegeben werde sie von Gott vielmehr ausschließlich durch das „lebendige Wort Gottes" 12 , durch die „Aqua vitae" 13 und durch „eine innerliche, himlische, unsichtige, verborgne Speise der Seelen, allen Sinnen unbegreifflich, aber nicht unentfindlich" 14 , d. h. durch die deifizierte Menschheit des erhöhten Christus. Durch deren spirituellen Genuß entsteht der neue, gottförmige Mensch, auf den sich M. Hillers theologisches Interesse konzentrierte. So führte er beispielsweise in einer Predigt aus: „Denn Christus ist nicht allein Mensch gebohren, daß er je und allwege nach Art dieses leiblichen, sterblichen Wesens solte oder wolte bleiben, sondern nach seinem fleische gantz verneuet, verkläret, vergottet, die göttliche ewige Herlidikeit einzunehmen, unß allen zugute, ohne alle Abwechse7

Z u Melchior Liebald siehe: hayn, 19.

8

Ebd. 145.

O . Kadelbach, Geschichte des Dorfes Probst-

» Postille, I, 2 5 0 . 10 11

12 13 14

E b d . I I , 6$ u. 1 3 8 . E b d . I, 1 1 8 : „Denn die Sacramente seyn nicht Mitgehülffen, oder M i t = Seligmadier der Mensdien, sondern sie seyn Übungen und Bekäntnisse des G l a u bens, und eine Innerung und Wiedergedächtnis des Todes und Bluttvergiessens Christi". E b d . 1 3 2 — 1 3 3 : „ A l s o giebet das mündlidie Evangelium oder P r e d i g t = W o r t heute nidit den Glauben noch die Seligkeit; denn es ist ein Dienst = W o r t , Zeuge = und V e r m a h n = W o r t und dienet denen, die schon gläubig worden seyn . . . U n d w e r die Sache recht verstehet, der siehet eigentlich, daß unß das Predigt = W o r t mehr zeuget, lehret und weiset auf Christum, der den Glauben giebet, mehret und stärcket, denn daß w i r daraus solten oder könten gläubig oder Christen werden". E b d . 2 7 7 : „ D i e Predigt, w o sie recht und w a h r ist, kan sie den Glauben bezeugen, aber nicht geben". E b d . 3 0 1 : „ A l s o nennet man unser Sacrament den Leib Christi und die T a u f f e den Tauff Christi, die weil sie innert, zeiget und weiset im Wiedergedächtnis auf die redite T a u f f e " . Ebd. 197. Ebd. 5$. E b d . II, 2 2 4 .

198

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

lung und Vermischung der Naturen. Und daß wir aus krafft seiner vergotteten Gott wordenen Fleisches oder Menscheit auch vergottet sollen werden" 15 . Diese Vergottung des Menschen nimmt zwar ständig zu, findet aber erst mit dem Tode, beziehungsweise am Jüngsten Tage, ihren Abschluß16. Dabei betonte M. Hiller nachdrücklich, daß dieses unbedingt schon im Leben evident werden müsse, denn auch ein „schwanger Weib kan sich nicht kennen, so lange, biß daß [sie] entfindiiche Zeichen findet, fühlet und erkennet"17. Sind keinerlei Kennzeichen aufweisbar, die er vor allem in der ethischen Erneuerung sah18, dann „haben wir einen Dünckel und Wahn, daß Gott in unß wohnet"". Ausdrücklich berief er sidi bei seiner Darstellung der Deifikation des Menschen auf den Straßburger Dominikanerprediger. „Taulerus saget, daß Christus der Herr spricht: Ihr Christen! Ich bin euch zu gut Mensch worden, werdet ihr nun nicht Gottes Kinder und beweisen thättig eure Gottwerdung mit göttlicher Art und Eigenschaft, so thut ihr mir unrecht"20. Obgleich es sich hierbei alller Wahrscheinlichkeit nach um ein unechtes Taulerzitat handelt21, entspricht es der Grundintention der spätmittelalterlichen 15

u

17 18

19 20 21

Ebd. I, 57. Im letzten Satz dürfte wohl so zu lesen sein: „...seines vergotteten, Gott gewordenen Fleisdies...". Vgl. ebd. 68, 96—97; II, 22. Ebd. I, 99—100: „Und wie die Menschheit Christi abnahm in dem Wesen der Verrüddichkeit und Seeligkeit und alle Tage näher tratt der Gleidiwerdung der Gottheit, also bey den gläubigen Menschen nihmt ab die Wesentlichkeit des alten Mensdien und nihmt zu die Gottwerdung in aller Gut und Frömmigkeit, und der Leib des Christen=Mensdien wird täglich ausgeputzet und auspoliret durdi gute Übung und sonderlich durch viel Creutz und Leiden. . . . Und wird also am gantzen Mensdien die Gottwerdung täglich stärcker . . . Und am jüngsten Tage, wenn die Christen auferstehen werden, da wird volständig werden ihre Gottwerdung". Vgl. ebd. 57; II, 5, 24 u. 52. Ebd. I, j 7 . Z . B . ebd. „Das aber sind die Kenn = Zeichen: Zum ersten Erkäntnis unser Nichtigkeit, zum andern gerecht zu werden durch Jesum Christum, darauß die Gewissen sicher werden und fröhlich, zum dritten einen ewigen Verdruß haben gegen den Sünder, zum vierdten Fleiß und Begirde zu Gottes Wort und Christlichen Händeln, zum fünfften Begehrung der Wahrheit, zum sechsten Besserung des Lebens, zum siebenden Geneigtheit zur Liebe Gottes und des Nächsten, zum achten Streit wider die Sünden, sonderlich seines eigenen Fleisches, daß es nach den Anmuthungen nicht lebe". Ebd. Ebd. 100. Es konnte nicht ermittelt werden, aus welchem Taulerdruck M. Hiller zitiert hat. Im Baseler Drude von 1521, der z. T. unechte Predigten enthält, findet es sich nidit.

Ausbreitung und Blüte

199

Mystik. Diese verstärkte Rezeption mystischen Gedankengutes unterscheidet M. Hiller deutlich von Schwenckfeld und seinen Anhängern der ersten Generation. Wie gezeigt wurde, war zwar auch diesen die Vorstellung von der Vergottung des Menschen keineswegs fremd gewesen, hatte aber nicht solch eine Bedeutung gehabt. Diese Gewichtsverlagerung von der Christologie auf die Anthropologie ist für die weitere Entwicklung des Sdiwenckfeldertums äußerst bedeutsam geworden, da sie seine spätere Moralisierung und Psychologisierung vorbereitet hat. Wegen seiner Polemik gegen seine lutherischen Kollegen, die er vor allem wegen ihres Wort- und Sakramentsverständnisses angegriffen hatte 0 , wurde M. Hiller auf deren Drängen von dem Löwenberger Magistrat, der das Patronat über die Kirche in Zobten besaß, vorübergehend seines Amtes entsetzt und bei dem Breslauer Bischof, Balthasar von Promnitz, der Ketzerei verdächtigt23. Zu dieser Anklage nahm er in einem Verteidigungsschreiben an den Breslauer Bischof Stellung24 . Darin erklärte er, daß er keineswegs Wort und Sakrament verachte, sondern diese nur nicht als Gnadenmittel ansehe. Daraufhin soll ihn Balthasar von Promnitz erneut bestätigt haben, nachdem er ihn lediglich ermahnt hatte, fernerhin die Sakramente zu spenden*5. Als M. Hiller am 22. September 1554 (1557) in Zobten starb29, verloren die Schwenckfelder nicht nur einen Seelsorger, zu dem sie ein starkes Vertrauen gehabt hatten, sondern auch fast ihre letzte Bindung an die Kirche, zumal die wenigen schwenckfeldisch gesinnten Prediger in diesem Gebiet bald durch andere ersetzt wurden27. In den folgenden Jahren trennten sich die Schwenckfelder immer mehr von der Kirche und bildeten eigene Gemeinschaften. Nach einem Bericht der Pfarrer des Weichbildes Goldberg besuchten nur sehr selten einige von ihnen den Gottesdienst; zur Vesper erschienen sie dagegen fast nie, sondern blieben zum Teil „in den schenckheusern beim gebranten wein" 28 sitzen. Fühlten sie sich durch 82

M. Hiller, Herrn Michael Hillers Bekäntnis, welches er gethan vor Se. Fiirstl. Gnaden dem Bisdioffe zur Neisse, Balthasar Promnitzen; in: Postille, I V , 324—325. 23 Ebd. 324. 24 Ebd. 3 2 4 — 3 2 7 . 25 Siehe: B. G . Sutorius, Die Geschichte von Löwenberg, II, 367. 2 ' Wegen M. Hillers Sterbedatum siehe: ebd. 368. 27 Siehe: Joh. Soffner, Gesdiichte der Reformation in Schlesien, 246—247. 28 Die Pfarrer des Weichbildes Goldberg an Georg II., s. a. [um 1560], Wroclaw S A , Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 5, i.

200

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

die Predigt persönlich angegriffen, standen sie auf und liefen aus der Kirche29. Zuweilen kam es aber auch vor, daß man den Prediger auf der Kanzel anschrie30, öfters schickten die Schwenckfelder ferner während der Predigt nach ihren Bediensteten, die dann den „Gottesdinst verlassen unnd auff menschen Dinst warthen"31 mußten. Viele begnügten sidi aber nicht mit dieser Opposition gegen die Kirche, sondern polemisierten gegen sie32. Da diese Zustände „aufm Lande"33 unter der Bevölkerung „mit Gewalt"34 einrissen, wußten „etliche [sc. Pfarrer] wenig Unterscheidt der reynen und unreynen schefflin"35. Verschärft wurde diese Situation dann vor allem durch Martin John d. Ä. und Antonius Oelsner, den beiden Exponenten der dritten Schwenckfelder-Generation, durch die ein biblizistisches, legalistisches und apokalyptisches Moment in das Sdiwenckfeldertum hineingetragen wurde. Martin John d. Ä., in Kauffung geboren36, hatte, als er bei seinem dortigen Ortspfarrer „ein gottloses Leben" mit „Fressen und mit Sauffen, mit Hoffart, Geitz und Spielen, Tantzen und Unzucht"37 zu beobachten meinte, nicht mehr an den Gottesdiensten teilgenom-

28

30

31 32

33

34 35 36

37

Ebd.: „Die aber selten gnung [sie!] zum predigdten kommen, hören [sie] aber etwas, davon sie sich trefflich [getroffen] fulen, prellen auff [prallen = stehen auf oder brellen = brüllen auf], lauffen davon". Ebd.: „Zu weilen billet [anbellen] man audi wol dem Prediger auff die Cantzel". Ebd. Ebd.: „So seien auch noch viel personen in etlichen Kirchen irrigen schwermerischen lehr anhengig, die auch eines theiles lesterlich davon reden". Heinrich Diettrich und Georg Seiler an Georg II., s. a. [auf der Rückseite steht i $ j 6 ] , Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X, 5, g (Original). Erwähnt werden in diesem Brief besonders die Dörfer Probsthain, Armenruh und Hartmannsdorf [Groß-Hartmannsdorf oder Harpersdorf]. Ebd. Ebd. M. John d. Ä. an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s. a., SchLP, V C 5—3, 386; derselbe an Friedrich IV., s. a., ebd. 393. Vgl. M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1225. M. John d. Ä. an Friedrich IV., s. a., ebd. 393. Vgl. derselbe an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s.a., ebd., 386: „ . . . und habe allda [sc. zu K a u f fung] von den Priestern ein gottlose Leben gesehen, wie sie mit Fressen und Sauffen seyn beladen gewesen, mit Kartenspielen und Kägelschieben, in B i e r = und Schenckhäusern gewesen, A u f r u h r angericht und Unzucht getrieben, und ich auch ihre Sünden nicht gar erzehlen k a n " ; derselbe an Kaiser Rudolf II., s. a., ebd. 408 : „Und der Priester zu Kauffunge machte einen K e g e l = P l a n auf dem P f a r r h o f e und lud andere Prister zu sich und schuben der Kegel miteinander".

201

A u s b r e i t u n g und B l ü t e

men, sondern mit seiner Familie Hausandachten gehalten38. Daraufhin wurde er im Jahre 1584 auf Drängen des Pfarrers Georg M. von seinem Grundherrn, Christoph von Redern, aus Kauffung vertrieben3'. Zusammen mit seiner Familie begab er sich nach Harpersdorf, dem damaligen Mittelpunkt des Schwenckfeldertums, wo er sich mit Zustimmung des dortigen Grundherrn, Sigismund von Mauschwitz, ein Anwesen kaufte40. Aber auch hier stieß sich sein ethischer Rigorismus bald an dem Lebenswandel des dortigen Pfarrers Georg Etzler 41 . „Da ich darnach gen Harpersdorff kommen bin", schrieb er an Herzog Friedrich IV. von Liegnitz, „so habe ich eben sowol das selbige gottlose Wesen der Priester sehen und hören müssen als dort in meiner Heimath. Und habe nicht weit dürffen gehen, sondern habe dasselbe in meinem Hoife gehöret, wie der Priester [sc. Georg Etzler] gefiedelt hat, und wie sie getantzt und geschrien haben, und habe es viel ärger funden weder dort in meiner Heimath, und treiben solche Sünden, denen Gott das Himmelreich hat abgesagt"42. Deshalb hielt er sich wiederum vom Gottesdienst fern und veranstaltete sonntäglich Privaterbauungsstunden, an denen aber jetzt neben seinen Familienangehörigen und seinem Gesinde43 so viele andere Schwenckfelder aus Harpersdorf und den umliegenden Dörfern teilnahmen, daß sie

88

M . J o h n d. Ä .

an die Schwenckfelder in H a r p e r s d o r f , s . a . , ebd. 3 8 6 — 3 8 7 :

„ U n d d a r a u ß bin ich verursacht w o r d e n , daheim in meinem H a u s e zu bleiben, und habe meinem W e i b e u n d K i n d e r selber gelesen und sie zur Busse v e r m a h n t , so viel mir G o t t seiner G n a d verliehen h a t " ; derselbe an F r i e d rich I V . , s. a., ebd. 3 9 3 . "

M . J o h n d. Ä . an die Schwenckfelder in H a r p e r s d o r f , s. a., ebd. 3 8 7 ;

der-

selbe an

von

den

M . J o h n d. Ä . an die Schwenckfelder in H a r p e r s d o r f , s. a., ebd. 3 8 7 ;

der-

Friedrich

IV.,

s. a., ebd.

393.

M. John

d. J . ,

Bericht

Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1 2 2 5 . 40

selbe an Friedrich I V . , s . a . , ebd. 3 9 3 — 3 9 4 ; U r s u l a J o h n d. Ä . an Friedrich I V . , s. a., ebd. 3 9 7 . V g l . M . J o h n d. J . , Bericht v o n den

Schwenckfeldern,

s. a., ebd. 1 2 2 5 . 41

Ü b e r G e o r g E t z l e r siehe: E . G o l d m a n n , Z u r Geschichte der

Kirchgemeinde

Harpersdorf,

Goldberg,

I, 2 9 ;

H. Grünewald,

Predigergeschichte

42

M . J o h n d. Ä . an Friedrich I V . , s. a., S c h L P , V C

43

M . J o h n d. Ä .

von

19.

5 — 3 , 3 9 4 . V g l . derselbe an

die Schwenckfelder in H a r p e r s d o r f , s. a., ebd. 3 8 7 . an die Schwenckfelder in H a r p e r s d o r f , s . a . , ebd. 3 8 7 ;

der-

selbe an Friedrich I V . , ebd. 3 9 4 ; U r s u l a J o h n d. Ä . an Friedrich I V . , s. a., ebd. 3 9 7 . V g l . M . J o h n d. J . , Bericht v o n den Schwenckfeldern, s. a., ebd. I22J.

202

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

das Haus nicht alle fassen konnte44. In diesen Konventikeln wird er wie audi sonst gegen verbum externum und Sakramente als exhibitive Gnadenmittel polemisiert und zur Separation von der lutherisdien Kirche aufgefordert haben45. Dies erschien ihm nicht zuletzt auch wegen des sittlichen Lebenswandels der Lutheraner, besonders ihrer Pfarrer, erforderlich. Er war überzeugt, daß „die Heiden in ihrer Abgötterey dem Satan nicht so gehorsam gewesen" sind „als jetzund viel der lutherischen Christen heute"4". Während das Sdiwenckfeldertum unter dem Einfluß M. Johns d. Ä. radikal kirchenfeindlidi geworden war, hat es durch A. Oelsner einen ekstatisch-apokalyptischen Charakter erhalten. Dieser Schäfer aus Kammerswaldau47 hatte in seiner Jugend Schwenckfeldschriften gelesen48 und wahrscheinlich um das Jahr ι j8o eine plötzlidie Bekehrung erlebt4'. Auf Grund einer mit Visionen verbun44

45

49 47 48

49

M . J o h n d. Ä. an Friedrich I V . , s . a . , ebd. 3 9 4 ; Ursula John d. Ä. an denselben, s. a., ebd. 397. Vgl. M . John d. J . , Bericht von den Sdiwenckfeidern, s. a., ebd. 1225. M . J o h n d. Ä . an Ν . N., s . a . , ebd. 3 6 2 : " U n d wer nicht von ihnen getaufft ist und von ihnen nidit das heilige Sacrament entfangen hat oder entfahen wil, der ist jetzunder kein Christner. U n d wer jetzund nicht glaubt, daß sie ein Kind in ihrer TaufF von allen Sünden waschen, der hat grosse Sünde gethan. U n d wer heut nicht glaubet, daß sie im Brodt und Wein den Leib und Blutt des Sohnes Gottes austheilen, das halten sie für eine Lästerung Gottes. U n d wer nidit das Himmelreich bey ihn suchet, der kans nicht finden, sagen sie". Derselbe an Andreas Jerin, s. a., ebd. 378 : „Die falschen Lehrer . . . wollen unß auf einen andern Grund bauen auser Gott. U n d das seyn ihre Gründe, darauf sie unß bauen wollen. Nemlich die heilige Tauffe und die heiligen Sacramente und ihr mündliches, gepredigtes Wort. In das haben sie unß die Seligkeit verbinden wollen und damit verstricken, welches wir ohne Beschwerung des Gewissens nicht haben thun können und halten". Derselbe an N . N . , s . a . , ebd. 1316: „Nun also wil sichs keinem Christen gebühren, daß er mit den gottlosen Lehrern zu ihrer Lehre gehen soll oder mit ihnen tauffen und Sacrament halten; denn Gott der H e r r wil nicht nur den halben Menschen haben, sondern er wil unß gantz und gar haben oder wil unser gantz entbähren. U n d also sollen wir auch den gantzen Christum im Glauben ergreiffen und nicht nur einen halben Christum; denn er ist in G o t t nichts getheilet, sondern gantz einig und allein. Darum wil auch G o t t nicht, daß seine Gläubigen sollen in der Gemeinschafft des Teufels seyn. Darum, welcher Mensch zu des Satans Lehrern gehet, der gehet zum S a t a n " . M. J o h n d. Ä. an Ursula J o h n d. Ä., 1592, ebd. 41$. M . J o h n d . J . , Bericht von den Sdiwenckfeldern, s . a . , ebd. 122J. Antonius Oelsner an Peter Heinrich, s. a., ebd. 4 4 7 — 4 4 8 ; derselbe an Christoph Oelsner und die Schwenckfelder, I J 9 7 , ebd. 545. A . Oelsner, Ein Gründtlidier beridit von Antonie ö l ß n e m seiner Bekehrungh, Offenbarungh undt erkenthnis, s . a . [nach 1594], (künftig zitiert: Bekehrungsbericht), SchLP, V C 4 — 1 , 3 — 4 : „Als ich aber ein erbarrer, ver-

Ausbreitung und Blüte

203

denen A u d i t i o n g a b er b a l d d a r a u f seinen B e r u f in D e u t m a n n s d o r f auf, um wie J o n a

als P r o p h e t gegen N i n i v e

aufzutreten 5 0 .

Als

W a n d e r p r e d i g e r z o g er zunächst in den D ö r f e r n des B o b e r - K a t z b a c h - G e b i r g e s u m h e r " u n d hielt w e n i g später d a n n in den W ä l dern V e r s a m m l u n g e n , w e i l er h o f f t e , hier v o n der O b r i g k e i t u n entdeckt zu

den vielen herbeigeströmten

Menschen sprechen

zu

können 5 2 . D i e lutherischen P f a r r e r , die schon seit der M i t t e des 1 6 . J a h r hunderts mehrere antischwenckfeldische Schriften v e r f a ß t hatten 5 3 , nüftiger mensch wardt undt Gott Kneditlidi furchte, auch sein geridite fast sehr undt da [ich] kantte die Schrift leßen, hub idi an, mich fleisig darinen zuüben und forschte nach, welches doch der Redite glaube und der grundt der gemeine gottes wehre; und es begab sich einesmals in der nacht, da hat midi gott in einen Tifen Schlaf laßen fallen, und da Idi er wadite, da Befand Ich mich viel anders den vorhin, nemlidi Angst vnd Nott hatte midi begriffen vnd Ich wahr in Fewer undt Waßer komen, den das Hembde an mir wahr, als wehr Es aus einem Heißen waßer gezogen, darzu wahrn meine Sinnen und gedancken gar gebunden, das ich wie zuvor den Irdischen Dingen nicht nach Sinnen künde und ich fing an zu zoettern und zu beben fur Angst und Sdimertzen und wuße kainen Ratt; da hortte ich Innerlich einen gedancken und Vormahnung, Ich Solt Betten; als ich aber mit Schwacher Andacht anfing, das Vatter Unßer zu bettenn, so bald wardt ich Erhörrett, undt Gott wircket in mich Schnelle und balde undt durch dranck mich von oben Bis vntten aus vnd reinigte mich in einem Augenblicke". 50

Antonius Oelsner an Peter Heinrich, s. a., SdiLP, V C j — 3 , 4 5 1 . Vgl. A . Oelsner, Bekehrungsbericht, SdiLP, V C 4 — i , 5. 51 Antonius Oelsner an Peter Heinrich, s. a., SdiLP, V C j — 3 , 4 J I . " E b d . 4 5 1 — 4 5 2 : „Darnach gebrauchte ich grosse Thurst [Kühnheit] und Freyheit und ging aufs Feld hinauß zu ermahnen, damit es andern audi kund würde. Und ich thätt diß audi soldier Meynung, wie folget: Denn in den Häusern ward es zu gedrunge für der Menge des Volckes und achtete es dafür, daß in den Dörffern die Leichtfertigen sowol auch die Widersacher allzusehr zulauffen, Aufruhr machen, das Wort lästern und denjenigen, so unß aufnähmen und beherbergten, die Häuser durch die Oberkeit benehmen möchten. Darum ging idi aufs Feld hinauß zu ermahnen. Denn idi achte es auch dafür, die Widersacher, die das Wort hassten und diese Lehre für Unrecht hielten, die würden nicht zulauffen, sondern die da Lust und Liebe hätten zum Worte Gottes und die der Geist des Herren, audi durch mich, seiner Lehre nach ermahnen und unterrichten wolte, die würden wol auf das Feld ohne Scheu gehen, wie es denn auch geschähe". 53

Die wichtigsten antisdiwendcfeldisdien Schriften waren: C. Radecker, Gegründetes Außsdireiben von dem Auffheben der Büdier Caspar von Schwendcfelds. Wittenberg 1556; derselbe, Bericht ob weltlich Gewalt die Sdirifften und Büdier der Schwermer frey zu zulassen, oder aber weg zu nemen, schuldig sey. Wider jtzige undiristlidie Rotten und Secten gestellet. Wittenberg 1556; derselbe, Eine ernste Ermanunge an die Kirche zu Lewenberg, das man die Prediger hören soll, so das liebe selige wort Gottes, und

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Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

befürchteten nämlich, daß dieser radikale Separatismus um sich greifen würde. Deshalb polemisierten sie nicht nur in ihren Predigten gegen die Schwenckfelder 54 , sondern veranlaßten audi ihre Patrone, besonders Sigismund von Mauschwitz, Besitzer von Hohndorf, Langneundorf sowie Armenruh, und Georg von Borwitz, Grundherr von Niederharpersdorf, gegen sie vorzugehen 55 . A l s erster wurde A . Oelsner, gegen den der Löwenberger Magistrat ein Beherbergungsverbot erlassen haben soll56, ergriffen und ins Liegnitzer Gefängnis geworfen". Nach einer etwa zweijährigen H a f t von Friedrich I V . wieder entlassen, nahm er sogleich „tag und nacht" 58 seine Predigttätigkeit wieder auf. Jedoch bereits ein halbes J a h r später, am 1 3 . Januar 1 5 8 7 , wurde er wiederum in Löwenberg in Untersuchungshaft genommen59. D a er aber nicht bereit war, seine Gesinnung zu ändern, wurde er am 28. M a i nach Wien gebracht, w o er nacheinander zu Beugehaft, Strafhaft und schließlich 1 5 9 5 zu Galeerendienst verurteilt wurde' 0 . E t w a zur selben Zeit ging auch Sigismund von Mauschwitz gegen M . John

die heiligen Sacramenta, rein und gesund führen. Wittenberg 1563; derselbe, Erklärung dreier Fragen zum nothdürftigen Unterrichte der Kirchen zu Löwenberg. Görlitz 1567; L. Krentzheim, Leich-Predigt über Jungfrau Sabina — Tochter des Barthel zu Logau von Olbersdorff Fürstl. Liegnitz Rath und Hofmeister. Darinnen zugleich kürzlich mit eingebradit eine gründliche Verlegung des Sdiwenckfeldischen Irrthumbs vom Wort Gottes. Gepredigt zu Liegnitz den 17. Mai 1570. Görlitz 1571; L. Hartranfft, Ware, christliche und glimpfflidie Widerlegung des Irrthumbs der Schwenckfelder. Görlitz IJ78; A. Herfart, Drei gute Predigten vom Heiligen Abendmahl aus den Worten Sankt Pauli 1. Cor. 11. Frankfurt/O. 1578. 54 M.John d. Ä. an N. N., s. a., SchLP, VC 5—3, 400: "Ihr habet selber gehöret, wie mit grimmigem Hertzen er [sc. der Pfarrer] auf die Cantzel getretten und unß verspott und verschmähet hat, so hoch als er immer gekont und gewust". 55 M. John d. Ä. an N. N., s.a., ebd. 359 u. 363; derselbe an Friedrich IV., s.a., ebd. 394; derselbe an N . N., s.a., ebd. 400; derselbe an N. N., s.a., ebd. 404; derselbe an Kaiser Rudolf II., s.a., ebd. 408; derselbe an Sigismund von Mauschwitz, s. a., ebd. 411. 56 B. G. Sutorius, Die Geschichte von Löwenberg, II, 383. 57 A. Oelsner, Bekehrungsbericht, s. a., SchLP, VC 4—1, 20. Vgl. hierzu und dem Folgenden auch B. G. Sutorius, Die Geschichte von Löwenberg, II, 383-384. 58 Ebd. 23. 5 » Ebd. 24. ,0 Ebd. 28—29; Antonius Oelsner an Markus Dömitz, i$9f, SchLP, VC j—3, $32—540, teilweise gedr. in: Chr. Schultz, Erläuterung, 25—27; derselbe an Peter Heinrich, s. a., ebd. 437; M. John d. Ä. an Kaiser Rudolf II., s. a., ebd. 409—410.

Ausbreitung und Blüte

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d. Ä . vor. E r ließ ihn, nachdem er ihn im Jahre 1 5 8 6 vergebens aufgefordert hatte, entweder keine Konventikel mehr abzuhalten oder das Land zu verlassen 61 , im Juni 1 5 8 7 gefangennehmen und zunächst in Armenruh in einen Stock legen"2. Später wurde er ins Liegnitzer Strafgefängnis gebracht, von w o er wiederholt vorübergehend auf die Festung Gröditzberg verlegt wurde 63 . Die Hoffnung der lutherischen Pfarrer und ihrer Grundherrschaften, das Schwenckfeldertum durch die Inhaftierung seiner beiden bedeutendsten Vertreter zumindest eindämmen zu können, erfüllte sich jedoch nicht. Z w a r gaben mehrere Schwenckfelder ihre religiöse Überzeugung auf und hielten sich wieder zur lutherischen Kirche 64 , aber die meisten setzten ihre Konventikel fort, wozu sie durch zahlreiche Briefe sowie Sendschreiben M. Johns d. Ä . und A . Oelsners ermutigt wurden 65 . Auch wurden sie in einigen Ortschaften immer noch von Adligen geschützt, so von Valentin d. J . von Redern, Grundherrn von Probsthain, und von Johann Sigismund von Schweinidien auf Schweinhaus. U m 1 5 9 0 nahm die religiöse Erregung unter der schwenckfeldischen Bevölkerung des Bober-Katzbach-Gebirges, besonders in Harpersdorf, immer mehr zu66. Ihre Zusammenkünfte, in denen das separatistische, eschatolo-

β1

M. John d. Ä. an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s.a., ebd. 388—389; Ursula John d. Ä. an Friedrich IV., s. a., ebd. 397. eî M. John d. Ά. an Ν. Ν., s.a., ebd. 361; derselbe an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s.a., ebd. 389; Ursula John d. Ä. an Friedrich IV., s.a., ebd. 397· β3 M. John d. Ä. an die Schwenckfelder, s. a., ebd. 390—392. 64 M. John d. Ä. an die Schwenckfelder, s. a., ebd. 367—368. 85 Ζ. B. Antonius Oelsner an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s. a., ebd. 512; derselbe an Georg Geißler, s.a., ebd. j i j ; Christoph Oelsner an die Schwenckfelder in Harpersdorf, 1594, ebd. 617; derselbe an Melchior Schulderte, IJ9J, ebd. 642. " M.John d. Ä. an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s.a., ebd. 390—391: „Da die zwey Jahr um waren, so hat sich ein solch Zittern angefangen bey dem Volcke. Da ist mir davon gesagt worden, sie solten mehr Leute herein holen . . . Darnach ist das Volck hinkommen und hat sich ein solch Zittern unter dem Volcke erhaben und haben Kinder und alte Leute über die falschen Lehrer, über die Sünden des Volckes und über die Hochfahrt, so die Menschen trieben, geweinet und gewehklagt, und ist ihr nicht wenig gewesen, die also zitternde geworden seyn, und viel Menschen heutiges Tages noch also seyn, und diß hat wol viertzehn Tage gewähret". Christoph Oelsner an Antonius Oelsner, 1594 September 18, ebd. 633—634: „Und hernach im 1590. Jahr, als der allmächtige Herr und Gott etliche Menschen unter [uns] gnädiglich zohe, erleuchtete und heimsuchte, sonderlich aber zu Hartsdorff [Groß-Hartmannsdorf am Gröditzberg im Fürstentum Jauer?]

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Sdvwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

gisch-apokalyptische, visionär-ekstatische Moment immer stärker hervortrat, wurden nun nicht mehr ausschließlich von Männern gehalten, sondern auch von Jugendlichen und Frauen, wie beispielsweise von dem fünfzehnjährigen Apokalyptiker Matthäus Teißner aus Hanmannsdorf 67 oder von der Ekstatikerin Barbara Groh aus Hartliebsdorf 68 , deren Psyche unverkennbar pathologische Züge zeigt. Eine eindrucksvolle Schilderung einer solchen Zusammenkunft gibt der folgende undatierte, anonyme, nichtschwenckfeidische Bericht: „Ihn vnnd vmb HartmannssdorfF sollen vber zweytausendt Persohnen, "Weiber vnnd Männer zusammenkommen, Führen seltzame ceremonien mit Geberden vnnd mitt den Hennden, haben Weissager vnter Inen, die zeigen ahn, das man bey Christoph Teißnern, an welchem O r t e etliche Tage viel Voids zusammen kam. Alda fielen denn etliche Menschen, Knechte, Mägde, Weiber, Knaben, Mägdlein, Jung und Alte, mit Zittern und Beben nieder, weinten, klagten und sdirien erbärmlich über ihre und vieler Menschen Sünde und gottlose Wesen und Weltleben, sonderlich aber über die falschen Lehrer und über alle Abgötterey und über den großen Pracht und schädtliche, böse Hochfahrt der Menschen; vermahnten gar ernstlich und treulich zur Büß und Besserung ihres Lebens". 67

M . J o h n d. Ä. an die Sdiwenckfelder in Harpersdorf, s . a . , ebd. 390: „Nun haben sie mir gesagt, daß Christoph Theißners Sohn also geworden wäre und hätte wol eine Woche lang umgegangen, daß sie nicht hätten gewust, wie sie mit ihm dran wären. U n d der K n a b e heisst Matteus, ist im Fünffzehenden J a h r gewesen. Darnach ist der Knabe kranck worden und hat drey Tage weder gessen noch getruncken audi nidit viel geredt; darnach hat er wieder geredt, gessen und getruncken. D a haben sie ihn gefraget, was ihm wäre; da hat er gesagt, er hätte ihn wol viel zu sagen, wenn Gott wolte. Aber er wolte nodi nicht. U n d darnach hat er angefangen und hat zur Busse vermahnt und gesagt, G o t t würde grosse Wunder thun. Darnach ist das Volck zugelauffen. Und [er] hat audi gesagt, er hätte die Engel Gottes mit den Posaunen gesehen und hätten schon sollen blasen. D a wäre ein Engel Gottes kommen, wäre vor Gott getreten und hätte ihn gebetten, daß er ihrer noch verschonen wolte".

•8 Christoph Oelsner an Antonius Oelsner, 1 5 9 4 J u n i 2, ebd. 6 3 4 : „Allda ward die Martin Grohin von Hartliebsdorff, Witfrau, mit Namen Barbara, welche nun Balthsar Adolph zum Weibe hat, auch zitternde und fiel in der Stube darnieder, kroch unter dem Volcke an der Erden umher und als sie wieder aufgestanden war, da hat sie auch nach mir gefragt und mir geruffen. Aber idi war draussen im Garten. D a sagte sie, ich solte hinein kommen. D a kam sie alsbald zu mir und umfing mich mit Zittern, Weinen und Freuden und sagte: O Bruder Christoph und Schwester Ursula! U n d nahm also Ursula rechte H a n d und meine rechte Hand in einander und sagte auch, wir gehörten (Gott helif in Christo!) zusammen, desgleichen auch sie und Balthsar [Adolph], Ich aber war über solcher Rede zum theil blöde und sagte: Das geschehe nach Gottes Willen in Christo! Amen".

Ausbreitung und Blüte

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die E d l - L e u t v n n d Ihre P f a f f e n in der H e l l e k ö n n t t e sehen siezen, w e h r e n z u s a m m e n g e k o p p e l d t w i e die H u n d e . F e r n e r der J ü n g s t e T a g hette albereitt f ü r d r e y W o c h e n k o m m e n sollen, w e r w a s a u f geschuoben, w ü r d e A b e r v b e r achtt T a g e nitt aussen s a y n .

Vor-

bietten w e d e r G o t t e s W o r d t z u hören n o d i in die K i r c h e z u gehen, auch die K i n d e r nitt zu t a u f e n " 6 9 . U m dieser B e w e g u n g entgegenz u w i r k e n , erließ der d a m a l i g e Breslauer Bischof A n d r e a s J e r i n in seiner Eigenschaft als O b e r l a n d e s h a u p t m a n n a m 2 1 . O k t o b e r

1590

ein antischwenckfeldisches M a n d a t 7 0 . D a r i n w u r d e n den Schwenckfeldern künftighin alle V e r s a m m l u n g e n untersagt u n d die

Teil-

nahme an den Gottesdiensten sowie der E m p f a n g der S a k r a m e n t e b e f o h l e n ; w i d r i g e n f a l l s sollten ihre G ü t e r konfisziert w e r d e n 7 1 . D a m a n diesem B e f e h l nicht nachkam, setzte b a l d eine allgemeine V e r f o l g u n g der S c h w e n c k f e l d e r ein; sie dauerte J a h r z e h n t e , z u m a l audi K a i s e r F e r d i n a n d I I . a m 3 0 . J u n i 1 5 9 5 , s o f o r t nach R e g i e rungsantritt, in seinen E r b l a n d e n ein antischwenckfeldisches E d i k t erließ 78 . U n t e r s t ü t z t v o n den Grundherrschaften im bach-Gebirge,

besonders

von

denen

Bober-Katz-

in N i e d e r h a r p e r s d o r f ,

in

69

Dieser Bericht findet sich gedr. in: N . Henel v. Hennenfeld, Silesiographia, 291—292; G. Eberlein, Die Bauernprediger, 81—82; E. Zimmermann, Schwenckfelder und Pietisten in Greiffenberg und Umgebung, 4 (mit geringfügigen Veränderungen erneut abgedruckt in: E. Zimmermann, Über den Ursprung der Schwenckfelder im Iser- und Riesengebirge, 158; hiernach wurde zitiert). Ein ähnlicher Bericht findet sich in: G. Buckisch, Sdilesische Religionsakten. I.Teil. 1 J 1 7 — 1 6 0 7 , Wroclaw D A , I, 13a, $28—J29: „Item sie gaben für, es stehe ein Baum in der Hölle, der senke sich täglich, daran hange allerley HofTarth, große Krägen, seidene Hauben, Mäntel und dergleichen, und wäre noch ein klein Ästlein am Baume, so noch unbehangen, wen daß geschehen wäre, würde der Baum versinken und der Jüngste tag kommen und daß werde noch für der Ernte geschehen. Item sie sagten von einem Berg in einem Ländlein, daraus wären 2 Personen außgegangen, die hetten schon bey 5000 Personen zu ihrem glauben bekehret, man solte die Eltern nicht Vater nennen, sintemahl nur ein einiger Vater im Himmel wäre, sie zerschnitten allen Schmuck und andres, bekenneten einander ihre Sünden, fihlen auf die Knie und Angesicht, schlugen mit den Köpfen auf den Erdboden, aßen, truncken und schliffen wenig. Etliche wolten gar nicht Eßen". Vgl. auch die Nachrichten über die Unruhen bei: J . Schickfuß, New vermehrete Sdilesische Chronica, II, 237—238; G. Koffmane, Die Wiedertäufer in Schlesien, 48—55.

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Als Regest gedr. in: A. B. Walther, Silesia diplomatica, I, 94 u. 146. Vgl. M . J o h n d . Ä . an N . N., s.a., SchLP, V C j — 3 , 406: „Und haben sich zuvor unsere Herrschafften lassen hören, sie wollen unß unsere Güther nehmen und wollen unß auf die Gallen schicken". B. G. Sutorius, Die Geschichte von Löwenberg, II, 384.

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Armenruh sowie in Hartliebsdorf und Deutmannsdorf, gingen Friedrich I V . von Liegnitz und der Landeshauptmann der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer mit Untersuchungs-, Beuge- und Strafhaft 73 , sowie mit Landesverweisung 74 , Vermögensenteignung", Schriften- und Bücher-Konfiskation 76 gegen sie vor. U m das J a h r 1 5 9 0 wurden achtundzwanzig von ihnen nach Wien deportiert und während des großen Türkenkrieges als Galeerensträflinge auf der Donau verwendet 77 . N u r drei von ihnen haben die Strapazen und Entbehrungen überstanden 79 . Luthers Ubersetzung von Ps 1 4 1 , 7 ™ paraphrasierend, schrieb A . Oelsner: „Meine Freunde liegen zerstreuet im Ungerlande hin und wieder, im Wasser und am Rande" 8 0 . Die drei Überlebenden wurden nach dem Sieg von Raab, am 29. M ä r z 1 5 9 8 , von Kaiser Rudolf II. begnadigt und auf freien Fuß gesetzt 81 . Jedoch nur Matthäus Geißler und Melchior Weinhold kehrten in die Heimat zurück 62 und gaben ihre schwenckfeldische Gesinnung bald auf 83 . A . Oelsner blieb dagegen in Wien zurück84, w o sich seine Spur im Dunkeln verliert 85 .

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M. John d. Ä. an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s. a., SchLP, VC 5—3, 390; derselbe an Friedrich IV., s. a., ebd. 394—395; derselbe an Kaiser Rudolf II., s.a., ebd. 408—410; M.John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s.a., ebd. 1223: „Darauf erreget sich eine Verfolgung und werden diese Leute viel in die Gefängnisse geworffen, in Löwenberg (Lemberg) und auf dem Grötzberge, (darauf war ein altes Schloß), Männer und Weiber, Jungfrauen und Jüngling . . . Haben zu acht, zehen und mehr Jahren gesessen". Hierzu und dem Folgenden vergleiche audi jeweils Chr. Schultz, Erläuterung, 27—34. M. John d. Ä. an Kaiser Rudolf II., s. a., ebd. 410. M. John d. Ä. an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s.a., ebd. 391; derselbe an Friedrich IV., s. a., ebd. 395. Derselbe an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s. a., ebd. 391. Vgl. B. G. Sutorius, Die Geschichte von Löwenberg, II, 384. Antonius Oelsner an Markus Dömitz, 1J95, ebd. 532—540, bes. j37—$40; M.John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s.a., ebd. 1223. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 22—27. Antonius Oelsner an Markus Dömitz, 1595, ebd. 538; A. Oelsner, Bekehrungsbericht, s. a., SchLP, VC 4—1, 18. WA Bibel 10,1, 566 (Vers 7). Antonius Oelsner an Markus Dömitz, 1595, SchLP, VC j—3, 540. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 27. M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1223. Ebd. Ebd. 1226—1227. Ebd. 1223. Ebd. 1223—1224.

Ausbreitung und Blüte

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Von diesen antischwenckfeldischen Maßnahmen wurden aber nicht nur die Ältesten selbst betroffen, sondern auch ihre Anhänger und Familien, die ihre Äcker nicht bestellen konnten oder durften und dadurch in größte wirtschaftliche Notlage und Verzug ihrer Zahlungsverpflichtungen gerieten86. Die meisten haben diese Drangsale jahrelang geduldig ertragen; wahrscheinlich nicht zuletzt deshalb, weil es den gefangenen Schwenckfeldern immer wieder gelang, ihnen heimlich Trostbriefe zu senden. So ermahnte beispielsweise Christoph Oelsner, der wie sein Bruder ebenfalls seinen Beruf aufgegeben hatte und Wanderprediger geworden war87, in einem Sendschreiben vom 17. Januar 1597 seine Glaubensgenossen in Zobten und Hohndorf, trotz aller Leiden standhaft zu bleiben88. Unter deutlicher Anlehnung an die Theologia Deutsch, die er sich aus seiner Wohnung ins Gefängnis auf dem Gröditzberg hatte bringen lassen89, schrieb er: „Ey, so lasst unß auch gut willig hie leiden alle Widerwärtigkeit. . d e n n es ist audi kein ander Weg zum ewigen gottseligen Leben, denn der Enge Creutz = Weg, die königliche Landstrasse, durch die enge Pforte in die Stadt Gottes. . . . O du heiliges Creutze meines Herren Jesu! Wie gar süsse, sanfft und leicht bist du allen denen, die sich Gott ergeben und Christi Joch auf sich nehmen"90. Durch ihre Briefe bemühten sie sich vor allem, den ethischen Rigorismus91 und die radikale Kirchenkritik 89

M . John d. Ä . an Friedrich I V . , s.a., ebd. 3 9 5 ; Ursula John d. Ä . an denselben, s. a., ebd. 398.

87

Christoph Oelsner an Antonius Oelsner, 1 5 9 4 September 1 8 , ebd. 6 3 0 — 6 3 1 . Derselbe an die Schwenckfelder in Zobten und H o h n d o r f , 1 5 9 6 J a n u a r 1 7 , ebd. 6 5 3 — 6 5 7 .

88

89

Derselbe an Barbara Wörner, 1 5 9 5 Juni 19, ebd. 6 5 3 .

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Derselbe an die Schwenckfelder in Zobten und H o h n d o r f , 1 5 9 6 J a n u a r ebd. 6 5 5 — 6 5 6 .

91

Z . B . derselbe an Caspar Anders, 1 5 9 3 M ä r z 6, ebd. 6 1 4 : „ G o t t gebe, daß w i r alle die W e l t samt ihrer Freude und Wollust gantz und gar verkauffen und übergeben und unser Creutze gutwillig auf unß nehmen und Christo nachfolgen auf dem schmalen W e g e durch die enge Pforte zur Stadt Gottes" ; derselbe an die Schwenckfelder in Harpersdorf, s. a., ebd. 6 1 7 : „ D i e Jungen [Leute], die bey eudi seyn und den Herren fürchten, es seyen Jungfrauen oder Knaben, lieben Bruder und Schwestern!, gehet nicht dem Fleische nach wie vormahls, weil ihr im Unglauben wäret und in den Lüsten des Fleisches lebet. N u n aber fliehet die Lüste der Jugend, alle unnütze, unzüchtige Gespräche und böse Gesellschaft, seyd keusch, sittig, züchtig, vernünfftig und fürchtet G o t t und seyd gehorsam euren E l t e r n " ; derselbe an die Schwenckfelder in Zobten und H o h n d o r f , 1 5 9 6 J a n u a r 1 7 , ebd. 6 5 4 : „ O d a s elende verderbte Fleisch, das v o n Jugend auf immer zum Bösen geneigt ist. Denn wahrhafftig, w i r müssen unserem bösen Fleisdie wiederstreben lernen,

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W e i g e 1 t , AzKG 43

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Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

bei ihren Glaubensgenossen nicht nur wachzuhalten, sondern zu verstärken. „ M a n soll", schrieb beispielsweise im Jahre 1 5 9 4 A . Oelsner aus Wien, „die Widersacher Christi in allen geistlichen und göttlichen Sachen und Händeln gantz meiden, nachdem sie für irrig und unrecht erkant und offenbar worden'" 2 sind. E r forderte die Schwenckfelder deshalb in diesem Sendschreiben auf, ihre K i n der nicht mehr wie bisher' 3 zur T a u f e zu bringen' 4 und ihre Ehen nicht mehr kirchlich einsegnen zu lassen*5. Im Gehorsam gegenüber

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audi Gewalt und weh thun, daß es nicht in Sünden lebe und dem heiligen Geiste widerstrebe". Derselbe, Vom Spruche Matth. 24,40, s. a., ebd. 700: „Denn wer Christum wil lernen erkennen im Glauben und Vertrauen, der muß von der Welt aus gehen aufs Feld, das ist, er muß sich absondern mit seinem Hertzen, Leben, Wandel, Glauben und Vertrauen, er muß sein Hertze empor heben und in ihm selbst wol aufmercken, ob er die Stimme des Beruffers irgend möchte hören und das göttliche Einraunen vernehmen". Antonius Oelsner an die Schwenckfelder, 1594, ebd. 494. M. John d. J., Bericht von den Schwendcfeldern, s. a., ebd. 1222. Antonius Oelsner an die Schwenckfelder, 1594, ebd. 477—493. Z.B. 478: „Und ich habe erkant, daß der gemeine Kinder = Tauff ein Greuel, Grundsuppe und ein Anfang alles Irrthums ist, zum grossen und mercklichen Schaden und Naditheil des Christenthums . . . Kürtzlidi zureden und zumelden ist der Kinder=Tauff ein Greuel und Tokken=Werck [Kinderspiel] und bringet Christlichen Eheleuten, auch Kindern und Patten, Schaden und Hertzeleid . . . Bey der Kinder = Tauffe wird solche Freundschaffi aufgeriditet, welche eine Feindschaft Gottes ist . . . Und fähet sich eines mit dem andern an. Augenlust und Fleisches Lust ist der Jugend Tugend bey den Welt = Menschen, das ist Unzucht, Unkeuschheit und Unreinigkeit; das ist des Fleisches Lust, dem hänget an Augenlust; das ist Geitz, Sorge und Fleiß auf Reichthum, dem hänget an hodifährtiges Leben; das ist Ehrgeitzigkeit, Pracht und Gepräng dieser Welt. Solches alles gehet an bey der Kinder = Tauff. Denn nach dem die Kinder auf die Welt gebohren werden, (O ein elende Geburt!), so folget auch bald, daß die Eltern, Vater und Mutter, dem Kinde Patten auserwählen und bitten, welche ihn lieb seyn und reidi, die viel einlegen". Ebd. 493: „Aber in Sachen und Stifftungen der Ehe sollen die Jünglinge, die da freyen wollen, gläubiger Leute Kinder, die audi gläubig seyn und den Eltern folgen, freyen. Die Eltern, fürnemlich der Vater, soll seine Nächste Freunde oder gläubige Brüder und Nachbarn oder sonst ehrbare vernünfftige Männer zu den Eltern, der Jungfrauen Vater und Mutter, senden als Freyleute und sie fragen lassen, ob sie seinem Sohn ihre Tochter, sie sey Jungfrau oder Wittwe, zum Weibe oder Ehegemahl geben wolle, nachdem zuvor oder hernach der Jüngling mit der Jungfrauen geredet hätte und einander zu freyen gefielen und lieb wären und solches auch in der Furchte Gottes und in Christo anfiengen, ohne Prächtige Rede und lange Buhlerey".

Ausbreitung und Blüte

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Jes 5 2 , 1 1 , Jer jo,8, 2 Kor 6,17, Apk 18,4, sollten sie sich von der lutherischen Kirche gänzlich absondern". Gegen diesen Radikalismus opponierten etwa seit der Gefangennahme A. Oelsners"7 die Schwenckfelder der Grafschaft Glatz, insbesondere Nikolaus Detschke, Adam Jäsch und David Curck aus dem kleinen Städtchen Mittelwalde98. Diese hatten nämlich den ursprünglichen Spiritualismus gewahrt, der sie in Gegensatz zu dem biblizistischen Legalismus, dem ethischen Rigorismus und der apokalyptischen Naherwartung ihrer Glaubensgenossen im BoberKatzbach-Gebirge brachte. In Briefen" und persönlichen Unterredungen100 warfen sie vor allem A. Oelsner, dessen Briefe und Traktate sie heimlich eingesehen hatten101, nicht völlig zu Unrecht vor, daß er täuferische Anschauungen vertrete102. Sie stellten seine Berufung zum Predigen in Frage, nannten seine Schreiben verworren, hießen seine Visionen Phantasien und kritisierten seine Forderung der Absonderung als verfrüht. Dadurch konnten sie zwar ihre Glaubensgenossen im Bober-Katzbach-Gebirge nicht zu einer Neuaufnahme der immer schwächer werdenden spiritualistischen Tradition bewegen, wohl aber zu einer Abschwächung ihrer radikalen Kirdienfeindschaft und ihres ethischen Rigorismus. Darüber klagte A. Oelsner in seinem Bekehrungsbericht, in dem er seine Berufung zur Verkündigung verteidigte: „Wen Nicolaus so vil dazu hette geholfen als gehindertt, so wehr freilich viel grösers daraus worden. Das aber wenig daraus worden ist, das ist Nicolaus die gröste Ursache, der dem Sathan hatt wollen helffen, das Creuz zu nichte machen vnd auffheben" 103 . M

E b d . 496.

17

Derselbe, Bekehrungsbericht, s.a., SchLP, V A 4 — 1 , 3 0 ; M . J o h n d. J . , Bericht von den Sdrwenckfeldern, s. a., SchLP, V C 5 — 3 , 1 2 2 4 .

98

H i e r z u siehe bes.: A . Oelsner, Bekehrungsbericht, s. a., SchLP, V C 4 — 1 , ι — 6 2 ; derselbe an Christoph Oelsner, 1 5 9 7 , SchLP, V C 5 — 3 , $ 4 0 — 5 8 9 ; M . John d. J . , Bericht von den Sdrwenckfeldern, s. a., ebd. 1 2 2 4 . Z . B . Antonius Oelsner an Christoph Oelsner, s. a., ebd. 544, 5 4 J , 5 4 9 ; derselbe, Bekehrungsbericht, s. a., SchLP, V A 4 — 1 .

99

100 101 102

103

14"

Z . B . derselbe an Christoph Oelsner, 1 5 9 7 , SchLP, V C j — 3 , 5 5 9 — 5 6 0 . M . John d. J . , Bericht von den Sdrwenckfeldern, s. a., ebd. 1 2 2 4 . Antonius Oelsner an Christoph Oelsner, 1 5 9 7 , ebd. 5 5 2 ; derselbe an die Schwenckfelder, 1 5 9 4 , ebd. 4 8 5 — 4 8 6 . Derselbe, Bekehrungsbericht, s. a., S d i L P , V A 4 — 1 , 40. V g l . ebd. 4 0 : „ N i c o laus hat es zu keiner that wollen komen lassen, sondern sich mit gantzer gewalt bemüdiett, dem willen gottes zu wider streben, midi v n d meine trewe vormahnungk zum herren verschmehet, wider sprochen v n d vnzeitig gehalten, solte den ein solcher mahn, der so ein groß Ansehen hatt, nicht viel viel können v o r hindern".

212

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Während dieser Verfolgungszeit besuchten die Schwenckfelder zuweilen, besonders an Festtagen, die Gottesdienste in dem 30 Kilometer nördlich von Glatz am Ostfuß des Eulengebirges gelegenen Langenbielau104. Hier wirkte seit etwa dem Jahre 1583 bis zu seinem Tode im Jahre 1598 der schwenckfeidisch gesinnte Pfarrer Erasmus Weichenhan105. Aus seiner Feder stammt eine Postille, die der ,Arzt' und Botaniker Martin John, der bedeutendste Schwenckfelder des 17. Jahrhunderts, 1672 in der Offizin Abraham Lichtenthalers106 unter dem Pseudonym Matthias Israel in Sulzbach drucken ließ107, „auf daß dadurch die von der Warheit Irrenden / in mitwürckender Gnaden = Krafft des Geistes Christi / auf den rechten Weg gewiesen / die Schläfirigen aufgemuntert / und die guthertzigen Gläubigen / welche das lebendige Wart GOttes im Hertzen haben / durch äusserlichen Unterricht in der Warheit bekräfftiget würden" 108 . In dieser Postille, die neben der Joh. Sig. Werners das wichtigste Erbauungsbuch der Schwenckfelder werden sollte, stand nicht mehr wie bei Schwenckfeld und Krautwald die Christologie im Mittelpunkt, sondern die Frage nach der Entstehung des Neuen Menschen. E. Weichenhan war davon überzeugt, daß dieser nicht durch das verbum externum und die Sakramente109, sondern durch den ständigen spirituellen Genuß des deifizierten Fleisches Christi entsteht. „Denn wie sich", schrieb er beispielsweise, „die leibliche Speise an die Natur leget / giebet dem Leibe Krafft / Safft / Stärcke / Vermögen / erhält das Leben: Also auch Christus / (die Speise) mit seinem in G O T T verklärten Fleische / leget sich in deß Gläubigen Menschen Seele / giebet ihr Trost und Leben / Friede und Freude / und verzehret desselbigen Menschen fleischliche Lüste und Begierden / daß er nicht mehr ist / 104

105

M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, V C 5—3, 1225. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 35. Ober E. Weichenhan siehe: G. Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Β 4v; O. Schultze, Predigergeschidite des Kirchenkreises Schweidnitz-Reichenbach, 7; H. Grünewald, Predigergeschichte des Kirchenkreises Schönau, 12.

ιοβ Η. Wiedemann, Das Sulzbacher Geistesleben unter Herzog Christian August, 107

108 109

3°· Der vollständige Titel lautet: Postilla, Das ist: Geistliche Hertzstärckung und Labsal / Wie auch Auslegung über die Evangelien / So man pfleget zu lesen an den Sonntagen und heiligen Festen. Christlich und einfältig geprediget und beschrieben / Durch ERASMUM Weichenhan / Pfarrern zu Langen=Bielau. Sultzbach 1672. Ebd. Vorwort, fol. Β ir—v. Ebd. bes. I, 269—270, 278—280; II, 126—129, 185—196.

Ausbreitung und Blüte

213

das er vor war / da man am Leben siehet / daß ein ander Mensch aus ihm worden ist" 110 . Diese Akzentverlagerung von der Christologie auf die Soteriologie ist sicherlich audi auf den Einfluß der Mystik Taulers zurückzuführen, den E. Weichenhan in seinen Predigten wiederholt zitiert hat 111 . Etwa um das Jahr 1600 hörten die Verfolgungen im BoberKatzbach-Gebirge auf, vermutlich vor allem deshalb, weil durch den Tod von M. John d. Ä. und A. Oelsner sowie durch die Kritik des Glatzer Schwenckfeldertums eine weitere Radikalisierung verhindert worden war. Hinzu kam, daß sich in dieser Zeit der Grundherr von Harpersdorf und Armenruh, Kaspar von Mauschwitz, im Unterschied zu seinem Vater, für eine Duldung der Schwenckfelder einsetzte112, wobei er mit Recht auf deren Gehorsam gegenüber der weltlichen Obrigkeit verwies 113 . Wenn die Maßnahmen der Obrigkeit gegen die Schwenckfelder heutigentags auch unverständlich erscheinen mögen, so blieben sie doch weit hinter dem durch das Reichsgesetz vom 23. April 1529 festgesetzten Strafmaß zurück. Danach sollten diejenigen, die ihre Kinder nicht taufen ließen, als Täufer angesehen und hingerichtet werden. Dieses Niditausschöpfen des Strafmaßes ist wohl vor allem darin begründet, daß Schlesien ein Nebenland der Wenzelkrone war und dessen Fürsten deshalb ihr ius circa sacra demonstrieren wollten. Audi während des Dreißigjährigen Krieges wurden die schwenckfeidischen Gemeinschaften, abgesehen von dem lokal begrenzten Vorgehen des Grundherrn von Langneundorf, Joh. von Nimptsch114, nicht verfolgt. Daran wurden nämlich weltliche und geistliche Obrigkeit durch die kriegerischen Ereignisse gehindert. Schlesien war zwar nidit Hauptkriegsschauplatz, aber wiederholt Auf- und Durchmarschgebiet der kaiserlichen und der Unionstruppen; dies gilt vor allem für das Bober-Katzbach-Gebirge 115 . Besonders ver110 111 112 113 114

115

E b d . I, 1 2 9 . V g l . besonders I, 7 0 — 7 6 ; II, 8 2 — 9 0 , 4 6 4 — 4 7 2 . Z . B . ebd. I, 1 2 4 ; II, 1 8 7 , 2 1 2 , 2 2 1 . B. G . Sutorius, D i e Geschichte von Löwenberg, I I , 3 8 4 — 3 8 $ . Ebd. 385. M . John d. J . , Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, V C $ — 3 , 1 2 3 0 . V g l . C h r . Schultz, Erläuterung, 3 6 — 3 7 . Hierzu und zum Folgenden siehe: R . Roepell, D a s Verhalten Schlesiens zur Zeit der böhmischen Unruhen; H . P a l m , Die Conjunction der Herzöge von Liegnitz, Brieg und Oels, sowie der Stadt und des Fürstenthums Breslau mit der K r o n e Schweden in den Jahren 1 6 3 3 — 3 5 ; derselbe, Schlesiens A n theil am dreißigjährigen Kriege vom Juli bis December 1 6 2 0 ; J . A . Kopietz,

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Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

heerend war der Durdizuig der 20 000 Mann starken Wallensteinschen Armee, der im Jahre 1 6 2 6 / 2 7 erfolgte 11 ". Das Protokoll 117 der Friedensexekutionskommission vom April 1 6 5 4 zeigt eindrücklich, wie stark die dortige Bevölkerung infolge des Dreißigjährigen Krieges dezimiert und wie sehr ihr "Wohlstand vernichtet worden war. N a c h den Aufzeichnungen von M . J o h n d. J . haben die Schwenckfelder des Bober-Katzbach-Gebirges zusammen mit ihren Glaubensgenossen, die aus der Grafschaft Glatz, besonders aus Mittelwalde 1 1 9 , zu ihnen geflüchtet waren, auch während dieser Zeit Konventikel gehalten 119 . Hierfür sollen sie von Georg Rudolf von Liegnitz-Wohlau, der 1 6 1 4 zum Kalvinismus übergetreten war, sogar eine offizielle Erlaubnis erhalten haben 120 . Damals sind sie auch zweimal von dem kirchenfeindlichen, politisch-apokalyptischen Publizisten L u d w . Fr. Gifftheil 1 2 1 besucht worden 122 , der w ä h rend seiner Jugendzeit in seiner schwäbischen Heimat die letzten Schwenckfelder kennengelernt und sich ihnen vorübergehend angeschlossen hatte 123 . Der Besuch erfolgte, als er Georg I I I . von Brieg und Georg Rudolf von Liegnitz-Wohlau aufsuchte, um diese zu ermahnen, „das Thier nicht weiter zu stärcken, nemlich den falschen

111 117

118 119 120 121

122

123

Wallensteins Armee in Schlesien im Jahre 1626 und im Frühjahr 1627; H.Palm, Der Dresdner Accord 1621; J.Krebs, Zur Geschichte der inneren Verhältnisse Schlesiens von der Schlacht am Weißen Berge bis zum Einmärsche Waldsteins; derselbe, Schlesien in den Jahren 1626 und 1627. Siehe: J. Krebs, Schlesien in den Jahren 1626 und 1627. Gedr. in : Chr. Fr. Fisdier, Geschichte und Beschreibung der schlesischen Fürstenthums-Hauptstadt Jauer, II, 144—145; A. Teichmann, Chronik der Stadt Bolkenhain, 87—94. M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, VC j—3, 1227. Ebd. 1229 u. 123 j. Chr. Schultz, Erläuterung, 36—37. Über L. Fr. Gifftheil siehe: G.Arnold, Fortsetzung der Unparteiischen Kirchen- und Ketzerhistorie, I, 98—102, 761; Chr. Kolb, Abraham und Ludwig Friedrich Giftheil; E. Eylenstein, Ludwig Friedrich Gifftheil. Zum mystischen Separatismus des 17. Jahrhunderts in Deutschland; A. Sdileiff, Selbstkritik der lutherischen Kirchen im 17. Jahrhundert; F.Fritz, Friedrich Gifftheil; derselbe, Konventikel in Württemberg von der Reformationszeit bis zum Edikt von 1743, bes. 135—143; H. Hermelink, Geschichte der evangelischen Kirche in Württemberg, 16 j. Über den Aufenthalt L. Fr. Gifftheils bei den schlesischen Schwenckfeldern siehe: M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., SchLP, VC 5—3, 1229—1232. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 37. Über die Schwenckfelder in Württemberg siehe: F. Fritz, Konventikel in Württemberg von der Reformationszeit bis zum Edikt von 1743, 1 0 3 — n j (Lit.); Fr. M. Weber, Kaspar Sdiwenckfeld und seine Anhänger in den freybergischen Herrschaften Justingen und Opfingen.

Ausbreitung und Blüte

215

Propheten an der Hand zu stehen"124. Den Sdiwenckfeldern erklärte er: „Er brächte ihnen nichts Neues, hätte auch das Zeugnis nirgends reiner funden. Allein sie sollten auch darnach leben, und wenn das Creutze kam, beständig bleiben"125. Unmittelbar nach dem Westfälischen Frieden begann für die Schwenckfelder eine zweite Verfolgungsperiode, die bis zum Jahre 1657/58 dauerte. Bedingt war diese erstens durch die kirchenpolitische Situation, die in Schlesien nach dem Osnabrücker Friedensschluß eintrat126. Die habsburgische Monarchie setzte sich nämlich über die ihren evangelischen Untertanen in den Erbfürstentümern gratia Caesaris vertraglich zugesicherte Gewissensfreiheit, das Recht auf Auswanderung und die Erlaubnis zum Bau einer Anzahl von Kirchen127 hinweg und vollendete — durch die Ausführungsbestimmungen des Friedensschlusses dazu befugt — gewaltsam die schon begonnene Rekatholisierung der sechs immediaten Fürstentümer Breslau, Glogau, Schweidnitz-Jauer, Münsterberg, OppelnRatibor und Teschen128. Dadurch sah man sich in den plastischen mediaten Fürstentümern veranlaßt, die eigenen kirchlichen Verhältnisse zu ordnen, um so gegen die offensichtlichen Bestrebungen Habsburgs gerüstet zu sein, ganz Schlesien zu einem rein katholischen, zentralistisch regierten Land zu machen. Zum andern verstärkte sich in dieser Zeit bei zahlreichen Sdiwenckfeldern erneut der Widerstand gegen die Säuglingstaufe und damit gegen jegliche Bindung an die lutherische Kirche12". Unter Berufung auf die Heilige Schrift und 124

M . J o h n d. J . , Bericht von den Sdiwenckfeldern, s. a., SchLP, V C 5 — 3 , 1 2 2 9 .

125

E b d . 1 2 3 1 . V g l . ebd. 1 2 3 0 : „ U n d als sie mit einander reden und sich erfreuen, gehet sie mit ihm in die Feldhäuser [Weiler bei H a r p e r s d o r f ] , da es verständige Männer hatte. Worüber er sich höchlich erfreuet, spricht, er sey weit gezohen und habe nicht mehr denn ein K i n d e r = M ä g d l e i n angetroffen, die den Geist gehabet hätte. U n d als sie von einem und dem andern mit ihm reden, ihn audi um viel Dinge fragen, wie er audi sie befraget, spridit er, daß er der W e l t w a s Fremdes bringe, Ihnen aber bringe er nichts Neues. Sie hätten v o r das Rechte, und diß sey es, das er sudie. Sie solten darüber halten. E r vermahnte sie zur Beständigkeit, spricht, sie sollen, wenn das Creutze käm, nicht seyn wie ein H a u f f e n Laub, wenn der Sturmwind kömmt, so w ü r d e G o t t über ihnen halten".

126

D a z u siehe: Fr. Diekmann, D e r Westfälische Frieden, 4 6 2 — 4 6 3 .

127

J o h . G . v . Meiern, A c t a pacis Westphalicae publica, V , 507. Siehe: J . B e r g , Die Geschidite der gewaltsamen Wegnahme der evangelischen Kirdien u. Kirchengüter in den Fürstenthümern Schweidnitz und Jauer.

128

iss Vereinzelte Sdiwenckfeldanhänger haben jedoch weiterhin ihre Kinder zur T a u f e gebracht, so beispielsweise der Konventikelleiter H a n s Liebwitz, der deswegen von G e o r g H e y d r i d i getadelt wurde. Siehe: G e o r g Heydrich an H a n s Liebwitz, i 6 $ o , SchLP, V C 5 — 3 , 7 9 6 — 7 9 7 .

216

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg u n d H a y n a u

unter Hinweis auf die Taufpraxis der Alten Kirche130 hielt man die Annahme, daß die Säuglingstaufe das Heil vermittle, für einen „Greuel vor Gott, eine Zerstörung der Gemeine Christi, eine Ausleschung des Geheimnis der Taufe, . . . einen Anfang der Papisterey, . . . eine Grundfeste alles Irrthums und der Unwissenheit in der Gemeine Christi und auch eine Zerstörung aller Gottseligkeit"131. Deshalb begannen die dortigen lutherischen Geistlichen, besonders Martin Pohl132 aus Nendorf am Gröditzberg, Melchior Cupius133 von Harpersdorf, Johannes Rathmann134 von Zobten und Ehrhard Hubrig135 von Deutmannsdorf und Hartliebsdorf, ihre Grundherren zu bitten, die schwenckfeldisch gesinnten Untertanen zu bestrafen. Auch unterließen sie es nicht, in ihren Predigten13" sowie Leichenreden137 gegen die Schwenckfelder zu polemisieren. Tatsächlich gingen diese, besonders Sigismund von Braun, Besitzer von Zobten, Hohndorf, Langneundorf und Petersdorf, Sig130

Über das Taufverständnis siehe besonders: G. Heydrich, Fragen v o m Sacrament d e r Tauffe, 1 6 4 9 J u n i 1 9 , ebd. 7 4 7 — 7 6 0 ; B. Jäckel, Christliches Glaubens Bekäntnis, s. a., ebd. 7 4 3 — 7 4 4 . 131 G. Heydrich, Fragen v o m Sacrament der Tauffe, 1649 J u n i 19, ebd. 759. 132 Ober M a r t i n Pohl siehe: G . Kluge, Schlesischer Jubelpriester, 137—138 (Lit.); H . Grünewald, Predigergesdiichte v o n Goldberg, 5. 133 Über Melchior Cupius siehe: E . Goldmann, Z u r Geschichte der Kirchengemeinde H a r p e r s d o r f , I, 30; H . Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 20. Vgl. Georg H e y d r i d i u n d Balthasar Jäckel an Georg Rudolf, i 6 j i J a n u a r 28, SchLP, V C $—3, 761; Valentin, Melchior u n d Balthasar Jäckel an die herzogliche Regierung in Liegnitz, 1654 April 7, ebd. 764; Balthasar Jäckel u n d Georg Heydrich an den Fürsten zu Anhalt [Johann Kasimir oder J o h a n n Georg v o n Anhalt-Dessau?], 1653 M a i 16, ebd. 780. 134 Über Johannes R a t h m a n n siehe: H . G r ü n e w a l d , Predigergeschichte der K i r chenkreise Löwenberg, 40. Vgl. Ν . N . a n Johannes R a t h m a n n , 1651 O k t o b e r 20, SchLP, V C j — 3 , 811. 135 Über E h r h a r d H u b r i g siehe: H . Grünewald, Predigergesdiichte der Kirchenkreise Löwenberg, 10. Vgl. Georg Kriebel an Barbara I I I . Bolkowskin, 16 $1 Juni 10, SchLP, V C 5—3, 807. ΐ3β ν Ν. a n Johannes R a t h m a n n , 1651 O k t o b e r 20, ebd. 310: „ U n d haben nicht unterlassen können, Euch hierbey zu ersuchen, nadidem w i r vernohmen, wie ihr vergangnen 18. Sonnt, nach Trinitatis [28. September] unter andern von u n ß wenigen, so m a n Schwenckfelder nennet, die w i r allein in Christum hoffen, geprediget, d a ß w i r , wie die Saduceer gethan, keine Auferstehung des Fleisches gläubten, dessen I h r euch wol werdet zu erinnern wissen. Massen [weil, wie denn] es nicht das erste m a l ist, d a ß ihr auch v o r mit anderm Irrthum, daran w i r nicht Theil haben, uns habet beschrien". 137

Balthasar Heydrich u n d Valentin Jäckel an Martin Pohl, 1652 Februar 8, teilweise gedr. i n : Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 330—331.

217

Ausbreitung und Blüte

mund von Mauschwitz, Grundherr von Nieder-Harpersdorf, und Barbara III. Bolkowskin, Äbtissin von Trebnitz, des einzigen Zisterzienserinnen-Klosters in Schlesien, zu dem Deutmannsdorf und Hartliebsdorf gehörten138, daraufhin mit Freiheitsstrafen139, Landesverweisung140, Beherbergungsverbot" 1 , Bücherkonfiskation142 und Geldstrafen 143 gegen sie vor. Während es sich dabei bisher nur um lokal und temporal begrenzte Einzelaktionen handelte, setzte nach dem Tod Herzog Georg Rudolfs am 14. Januar 1653 im Fürstentum Liegnitz, das zunächst von seinen drei Neffen Georg III., Christian und Ludwig IV. gemeinsam regiert wurde, eine planmäßige Verfolgung aller Schwenckfelder ein144. Sehr wahrscheinlich stand diese im Zusammenhang mit den Vorbereitungen einer Generalkirchenvisitation145, die den Wiederaufbau des Kirchenwesens nach dem Dreißigjährigen Krieg ermöglichen sollte146. In der Fastenzeit des Jahres 1653 wurden auf herzogliche Anordnung die Schwenckfelder ausgehoben; mehrere von ihnen wurden ergriffen und nach Liegnitz zum Verhör vor das Konsistorium, zu dem lutherische Geistliche hinzugezogen wurden, gebracht147. Da sie aber nicht bereit waren zu widerrufen, legte man ihre beiden Ältesten, Balthasar Jäckel sowie Georg Heydrich, ins Stockhaus und verurteilte die übrigen

138

M . Stumpf, Beiträge zur Geschichte des Klosters Trebnitz, 4 1 .

139

G e o r g Kriebel an Barbara I I I . Bolkowskin, 1 6 5 1 Juni 10, SchLP, V C $ — 3 , 8 0 7 ; Balthasar Heydrich und Valentin Jäckel an Martin Pohl, 1 6 5 2 Februar 8, teilweise gedr. in: Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen = G e sdiidite der Gemeinen in Sdilesien, 3 3 1 .

140

Georg H e y d r i d i und Balthasar Jäckel an G e o r g R u d o l f , 1 6 5 1 J a n u a r 28, S d i L P , V C j — 3 , 7 3 0 ; Valentin, Melchior und Balthasar Jäckel an die herzogliche Regierung in Liegnitz, 1 6 5 4 A p r i l 7 , ebd. 764.

141

G e o r g H a n i g an Sigismund von Braun, 1 6 5 1 Juni 16, ebd. 809.

142

G e o r g Kriebel an Barbara I I I . Bolkowskin, i 6 j i Juni 10, ebd. 808.

143

E b d . 807. Dieser Termin ergibt sich aus dem Brief Martin Johns d. J . an Achatius Friedrich Roscius, 1 6 9 5 A p r i l 29, S d i L P , V C 5 — 1 , 7 7 8 .

144

145

Siehe: G . Eberlein, Die General-Kirchenvisitation von 1 6 5 4 —

149

S o auch Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 4 0 7 .

147

Valentin, Melchior und Balthasar Jäckel an die herzogliche Regierung in Liegnitz, 1 6 5 4 , A p r i l 7 , SchLP, V C $ — 3 , 7 6 4 — 7 6 5 ; M . J o h n d. J . , Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1 2 2 3 . In den folgenden Anmerkungen bis 1 4 9 bezieht sich die erste Z a h l immer auf den Brief, die zweite auf den Bericht von M . John d. J .

im Fürstentume Liegnitz

218

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

zu Zwangsarbeit im Liegnitzcr Sdiloß148. Bereits nach acht "Wochen wurden sie jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt mit der Auflage, entweder innerhalb von sechs Wochen zu emigrieren oder in die lutherische Kirche zurückzukehren14'. Da sie inzwischen erfahren hatten, daß sich der Fürst von Anhalt, wahrscheinlich Johann Kasimir oder sein Sohn Johann Georg von Anhalt-Dessau, während seines Besuches in Brieg für sie verwandt hatte, fragten sie bei ihm an, ob er sie gegebenenfalls in Modelsdorf, das ihm gehörte, siedeln lassen würde150. Dieser Plan hat sich jedoch zerschlagen. Da sie weder in die lutherische Kirche zurückkehren, noch freiwillig emigrieren wollten, wurde ihnen nach abgelaufener Frist befohlen, das Land zu verlassen151. Sogleich intervenierten sie und erklärten, die lutherischen Pfarrer hätten sie nicht der Irrlehre überführen können, und außerdem sei deren Berichterstattung falsch gewesen152. Daraufhin wurden zwar gelegentlich Verhöre durchgeführt und kürzere Freiheitsstrafen verhängt158, die Landesverweisung selbst aber wurde nidit vollzogen154, wahrscheinlich vor allem wegen der bevorstehenden Erbteilung der plastischen Fürstentümer. Ein Jahr später, im Frühjahr 1654, befahl Ludwig IV., der seit dem Jahre 1654 im Fürstentum Liegnitz allein regierte, jedoch, nicht nur die führenden Schwenckfelder Balthasar Jäckel, Georg Heydrich und Melchior Günther wiederum in Haft zu nehmen, sondern erließ auch ein allgemeines Versammlungsverbot155. Da dieses jedoch von den Schwenckfeldern ignoriert wurde, setzte die herzogliche Regierung weitere fünf von ihnen, darunter Martin 148

Ebd. 765; 1223. » Ebd. 765 ; 1223. 160 Balthasar Jäckel und Georg Heydrich an den Fürsten zu Anhalt [Johann Kasimir oder Johann Georg von Anhalt-Dessau?], 1653 Mai 16, ebd. 779 bis 782. Infolge des Pestjahres 1633 ist zudem Modelsdorf „lange Menschen leer gewesen" (I. G. Bergemann, Beschreibung und Geschichte der alten Burgveste Gröditzberg, i j 8 ) . 151 Valentin, Melchior und Balthasar Jäckel an die herzogliche Regierung in Liegnitz, 1654 April 7, ebd. 765; M.John d. J., Bericht von den Sdiwentkfeldern, s. a., ebd. 1223. 152 Valentin, Melchior und Balthasar Jäckel an die herzoglidie Regierung in Liegnitz, 1654 April 7, ebd. 765—766. 153 M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1223. 154 Valentin, Melchior und Balthasar Jäckel an die herzogliche Regierung in Liegnitz, 1654 April 7, ebd. 766; M.John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1223. 155 Hierzu und zu dem Folgenden siehe: M. John d. J., Bericht von den Schwenckfeldern, s. a., ebd. 1233—1234. ,4

Ausbreitung und Blüte

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John d. J., gefangen. Währenddessen stellten die Übrigen ihre Zusammenkünfte ein, ließen ihre Kinder taufen sowie ihre Ehen kirchlich einsegnen und traten teilweise sogar zur lutherischen Kirche über156. Weil der Herzog offensichtlich mit diesem Ergebnis zufrieden war, wurden die inhaftierten Schwenckfelder nach und nach wieder entlassen; als letzter von ihnen wurde B. Jäckel im Juni oder Juli 1658 auf freien Fuß gesetzt mit der Erlaubnis, im Fürstentum Liegnitz bleiben zu dürfen 157 . Weitaus kürzer und leichter war dagegen die allgemeine Verfolgung der Schwenckfelder im Erbfürstentum Schweidnitz-Jauer. Die gefangenen Schwenckfelder wurden entlassen und durften weiterhin wohnen bleiben158. Im April 1654 erreichte nämlich hier die kaiserliche Reduktionskommission, die seit dem Jahre 1653 dieses immediate Fürstentum unter militärischer Bedeckung durchzog, die Ortschaften, in denen Sdiwenckfelder wohnten159. Sie beschlagnahmte alle evangelischen Kirchen, konfiszierte das Kirchengut und wies die lutherisdien Prädikanten, soweit sie nicht geflohen waren, aus. Damit waren aber zugleich die eigentlichen Gegner der Schwenckfelder vertrieben, so daß diese hier bis zum Eintreffen der Jesuiten-Mission im Jahre 1 7 1 9 ungestört ihrer religiösen Überzeugung leben konnten. In den erhaltenen Quellen findet sich lediglich der Hinweis, daß die Äbtissin des ZisterzienserinnenKlosters Trebnitz, Dorothea I. Bninskin, im Jahre 1657 versuchte, ihre schwenckfeldischen Untertanen in Deutmannsdorf und Hartliebsdorf, die nicht am Abendmahl teilnahmen, unter Androhung von Landesverweisung zur Konversion zu bewegen160. Eine länger als ein halbes Jahrhundert währende Ruhepause genossen audi die Schwenckfelder im Herzogtum Liegnitz. Die dortigen lutherisdien Pfarrer waren wohl arbeitsmäßig zu überlastet, als daß sie sich in eine Kontroverse einlassen konnten. In ihren 15e 157

158

158

160

Balthasar Jäckel an Martin John d. J., s. a., ebd. 784. Über den Termin und die Bedingung seiner Freilassung siehe: derselbe an Ludwig IV., 1658 Juli 4, ebd. 789—790; derselbe an Johann Georg Schüller, s.a. [nadi i 6 j 8 Juni 3], ebd. 792. Vgl. dagegen M . J o h n d. J., Bericht von den Sdiwenckfeldern, s. a., ebd. 1 2 3 3 . M. John d. J., Bericht von den Sdiwenckfeldern, s.a., ebd. 1 2 3 3 ; Balthasar Jäckel an Ludwig IV., s. a. [ 1 6 5 7 ] , ebd. 784. Siehe hierzu und zu dem Folgenden : J . Berg, Die Geschichte der gewaltsamen Wegnahme der evangelischen Kirchen und Kirdiengüter in den Fürstenthümern Schweidnitz und Jauer, 2 0 9 — 2 1 0 , 2 1 9 — 2 2 0 . Sdiwenckfelder in Deutmannsdorf und Hartliebsdorf an die Beamten der Äbtissin Dorothea I. Bninskin von Trebnitz, 1657 Mai 8, SchLP, V C 5 — 3 , 801—806.

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Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Grenzkirchen strömten Tausende von Evangelischen aus den Erbfürstentümern Schweidnitz-Jauer zusammen161, und erst nach dem Jahre 1707 nahm diese ,Große Kirchfahrt' allmählich wieder ab. Am 22. August dieses Jahres hatten nämlich Joseph I. und Karl X I I . die Altranstädter Konvention 162 geschlossen. In ihr hatte der Kaiser außer den schon vorhandenen drei Friedenskirchen in Schweidnitz, Jauer und Glogau noch den Bau von sechs Gnadenkirchen in Sagan, Freystadt, Militsch, Landeshut, Teschen und Hirschberg bewilligt. Zum anderen war die Ruheperiode durch die schwenckfelderfreundliche Haltung einzelner Grundherrschaften, wie beispielsweise die der verwitweten Hedwig von Mauschwitz geb. von Redern163, bedingt. Schließlich mag auch die Tatsache bedeutsam gewesen sein, daß die Fürstentümer Liegnitz, Brieg und Wohlau nach dem Tode des letzten Piastenherzogs, Georg "Wilhelm, am 21. November 1675, als offene Lehen an die Wenzelkrone gefallen und katholische Erbfürstentümer geworden waren. Deshalb mußte den lutherischen Pfarrern daran gelegen sein, nicht die Aufmerksamkeit der katholischen Obrigkeit auf sich zu lenken. Dieses sind wohl die Gründe, weshalb sie nur noch gelegentlich in ihren Predigten gegen die Schwenckfelder polemisiert haben. So wird beispielsweise berichtet, daß der Harpersdorfer Pfarrer Friedrich Schröer d. J. 164 die am 10. Mai 1700 verstorbene Schwenckfelderin Susanne Dietrich in seiner Leichenpredigt zu den törichten Jungfrauen (Mt 25, 1 — 1 3 ) gerechnet habe165. Während dieser Ruheperiode gingen die Schwenckfelder, die von ihren Grundherren oft weiterhin geduldet oder protegiert wurden1"6, durch eine schwere innere Krise. Viele von ihnen gaben ihr Über die ,Große Kirchfahrt' zu den im Südosten des Herzogtums Liegnitz gelegenen Grenzkirchen siehe besonders: O. Kadelbach, Geschichte des Dorfes Probsthayn, 8 9 — 1 0 8 ; G. Eberlein, Die schlesischen Grenzkirchen im X V I I . Jahrhundert, bes. 36, 39; E. Goldmann, Zur Geschichte der Kirchgemeinde Harpersdorf, II, 63—73 ; S. Knörrlich, Die Zufluchtskirche zu Harpersdorf, bes. 21—26. 1 6 2 Gedr. in: Kayser- und Königl. das Erb-Hertzogthum Schlesien concernirende Privilegia, III, 9 1 9 — 9 2 8 . íes Vgl. D. v. Velsen, Die Gegenreformation in den Fürstentümern Liegnitz— Brieg—Wohlau, 21. 1 6 4 Uber Friedrich Schröer d. J. siehe: E. Goldmann, Zur Geschichte der Kirchgemeinde Harpersdorf, I, 33; H. Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 20. 1 6 5 Heinrich Seipt an Georg und Elisabeth Wörner, s. a., SchLP, V A 3—12, 586. 1 8 6 Vgl. Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1674 (betreffend Harpersdorf), Legnica StA, A 1059, 573. 161

Ausbreitung und Blüte

221

Streben nach ethischer V o l l k o m m e n h e i t u n d ihre radikale K i r c h e n kritik mehr u n d mehr preis. U n b e d e n k l i c h nahmen sie nun an den Geselligkeiten der D o r f b e v ö l k e r u n g teil 1 ' 7 , ließen sich v o n e v a n g e lischen P f a r r e r n trauen sowie ihre K i n d e r t a u f e n u n d besuchten gelegentlich deren Gottesdienste 1 6 8 . W i e d e r h o l t gaben sie sogar ihre eigene U b e r z e u g u n g

völlig

auf u n d konvertierten z u m

Luther-

t u m 1 6 ' . A u c h versammelten sie sich z u m größten T e i l nicht m e h r „sonderlich an einem O r t h " 1 7 0 , sondern begnügten sich m i t einer p r i v a t e n L e k t ü r e ihrer Erbauungsschriften 1 7 1 . S o w e i t sie noch z u

187

Martin John d. J . an Georg Kriebel, 1668 Februar 6, SchLP, V C 5—3, 1 0 0 1 : „Noch Eines muß idi zum Besdiluß gedencken: Wenn die Eltern nun gedäditen, sie könten das Unwesen an ihren Kindern nicht ändern, warum machen sie ihnen denn Hodizeit = Mahle, daß es an vielen Enden Luciferisdier hergeht denn bey den Welt=Leuten, daß dieselben denn, wie idi selbst gesehen, in die Hand lachen und sagen, siehe da, sind sie besser denn wir?". Derselbe an Heinrich Schultz, 1668 November 1 , ebd. 1008: „Ach lieber Gott! Welche Sdiande wird es doch seyn, die da gläubig seyn sollen und wollen, wenn sie ihren Kindern Hochfahrt schicken oder mit bequemen Mitteln dazu helffen, daß denn die Pfarrn selber spotten und sprechen, sie wollen selber nicht in die Kirdie kommen und schikken ihre Kinder in voller Hochfahrt hinein. Ist das nidit mit gutem Recht gespottet? So können denn die Täntzer und Epicurer sdiier auch mit gutem Recht sagen, daß die, so sich lassen Sdiwenkfelder nennen, ihre Kinder seyn und treiben es am aller ärgsten, wie ich selbst gehört und schamroth habe müssen werden, als die gemeldten Sdiwenkfelder an Hodizeiten sind mit Sdiissen, Judizen und Spielleuten gezohen, haben jene gesaget, siehe da, siehe da, sind sie besser denn wir? Es weiset sich da nicht auß. Ach, welche spöttische Rede muß mandimal gehöret werden, wenn derer Leute Kinder so luciferisdi einher gehen, sprechen diejenigen, die da meynen, sie habens zu redit. J a thun die nicht gleich so thun als wir? Ich dachte, diese Leute trügen nicht solche Hochfahrt".

" " M a r t i n John d. J . an Hans Mäuer, 1665 Juni 17, ebd. 943; derselbe an N . N., s. a., ebd. 982. Besonders aufsdilußreidi hierfür sind auch die Vermerke, die sich über die Sdiwendsfelder in den Protokollen finden, die der Ardiidiakon Johann Maximilian Strauß anläßlidi einer Visitation des Liegnitzer Archidiakonates von 1677 und 1687 angefertigt hat. Siehe: J . Jungnitz, Visitationsberichte der Diözese Breslau, I V , 1, 1 2 7 — 1 2 8 , 3 1 7 — 3 1 9 . 189 So erklärte beispielsweise Johann Rüdel, Pfarrer von Seebnitz, schon bei der General-Kirchenvisitation im Jahre 1655, daß die einst zahlreichen Sdiwendcfelder der eingepfarrten Gemeinde Groß Kotzenau „sich zieml. zur Kirdie gefunden, daß Er Keinen mit Namen mehr wiße". Zitiert nach: G. Eberlein, Die General-Kirchenvisitation im Fürstentume Liegnitz von 1654/55, i o 8 · 170 Kirdienvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1674 (betreffend Harpersdorf), Legnica StA, A 1059, 573. 171 Ebd.

222

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Konventikeln zusammenkamen, geschah dies nicht mehr in der früheren strengen Form, worüber M. John d. J . beredte Klage führte: „Es haben die lieben Alten", schrieb er, „wenn sie zusammen kommen seyn, Christliche Gespräche gehalten. Jetzunder aber, wenn wir zusammen kommen, da führet man eitel weltlich Geschwätze, das wenig nütze i s t . . . Es haben die alten Gott = gläubigen, frommen Christen zu gantzen Nächten gebettet und im Gottesdienst verharret. Jetzunder können wir nicht wol eine Stunde darinnen zubringen . . . Wenn die Alten haben gesungen und die Gesänge ordentlich verbracht und vollendet haben, haben sie sich unterredet, wie eines oder das ander zu verstehen sey. Jetzunder, so bald man aufhöret zu singen, ist leiblich Geschwätze vorhanden. Es dürffen noch wol Etliche unter dem Singen conspiriren und zusammen reden, welches alles Zeichen seyn, daß die Hertzen nicht rein seyn und wenig Achtung auf die Gesänge geben" 1 ". Allerdings bestand daneben unter der Führung des Bauern Balthasar Jäckel aus Harpersdorf, des „Arztes" und Botanikers17® Martin John d. J. 174 aus Hockenau und des „Medicinae Practicus" 175 Georg Hauptmann17® aus Lauterseiffen ein kleiner Kreis von Schwenckfeldern, der entschieden an der Tradition festhielt177. Im Unterschied zu ihren Vorfahren, die ängstlich ihre Exklusivität gewahrt hatten, verkehrten sie jedoch entweder persönlich oder brieflich mit Täufern, mit Spiritualisten und mit Pietisten. Diese Verbindungen wurden teils von jenen selbst geknüpft, teils aber auch von den Schwenckfeldern, besonders von dem geistig sehr regen M. John d. J . gesucht. Bereits im Herbst 1658, im selben Jahr also, in dem die zweite allgemeine Verfolgung der Schwenckfelder erlosch, wurden sie von Christoph Baumhauer178, dem Prediger auf dem großen Hute172

175

174 175 178

177

178

M . J o h n d. J., Ein Bedencken und Auslegung über Matth. 13.24. Vom Unkraut und der Leute Schlaff, SchLP, V C $—3, 919. G. Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Β 4V : „Medicinam profitebatur ac Botanices inprimis". Über M. John d. J. siehe: ebd. fol. Β 4v. Ebd. fol. C ir. Ober G. Hauptmann siehe: ebd. fol. Β 4 v — C i r ; Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen=Gesdiichte der Gemeinen in Schlesien, 408—409. Siehe ζ. B. Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1674 (betreffend Harpersdorf), Legnica StA, A 1059, 573. Uber Chr. Baumhauer siehe: Chr. Hege, Artikel: Baumhauer, Christoph. In: ML, I, 141 (Lit.); R. Friedmann, Die Schriften der Huterischen Täufergemeinschaften, 1 1 2 — 1 1 3 ; Chr. Hege, Artikel: Baumhauer, Christoph. In: ME, I, 251 (Lit.).

Ausbreitung und Blüte

223

risdien Bruderhof in Sabatisch179, einer slowakischen Ortschaft in der Nähe der mährischen Grenze, besucht180. Mit diesem täuferischen Sendboten, der auf einer seiner Missionsfahrten181 nadi Ostpreußen unterwegs war, haben sie diskutiert sowie die mitgeführten Schriften182 gelesen183. Hierbei haben sie, wieB. Jäckel am 19. Oktober 1658 in einem Brief an die Huterischen Brüder in Großsdiützen184 betonte, festgestellt, daß sie „in vielen nöthigen Puncten, als von der Ordnung und Einsetzung des Herren Christi Tauffe und Nachtmal. . . einerley Sinn haben"185. Daraus wird evident, daß sie nicht mehr wie Schwenckfeld und Krautwald ein spiritualistisches, sondern ähnlidi wie die Täufer ein biblizistisdies Sakramentsverständnis gehabt haben. Nach dem Besuch Chr. Baumhauers haben die Schwenckfelder wohl längere Zeit mit den Huterisdien Brüdern korrespondiert, aber nur das erste Schreiben und die darauf erfolgte Antwort sind erhalten18'. Balthasar Hoffmann, einer der beiden schwenckfeldischen Delegierten, die am habsburgischen Hof wegen der Jesuiten-Mission intervenieren sollten, reiste im Oktober 1725 von Wien nach Großschützen, als er von den Drangsalen der dortigen Täufer erfahren hatte. Uber Einzelheiten, die er hier erfuhr, berichtet ein Brief, den die Schwenckfelder am 16. Oktober 1725 an die Mennoniten in Holland geschrieben haben187. Etwa zur selben Zeit lernten die Schwenckfelder durch den Breslauer Schönfärber Johann Georg Schüller audi bedeutende Vertreter des mystischen Spiritualismus des 17. Jahrhunderts kennen. Joh. G. Schüller hat ihnen nämlidi im Jahre 1657/58 mehrere

179

Sobotiite.

180

Balthasar Jäckel an die Ältesten der Huterischen Brüder in Großschützen,

181

D i e Mission der Huterischen B r ü d e r ist nodi nahezu unerforscht.

182

Balthasar Jäckel an die Ältesten der Huterischen B r ü d e r in Großschützen,

1658 Oktober 19, SchLP, V C 5 — 3 , 792.

1 6 5 8 Oktober 19, SchLP, V C

5 — 3 , 7 9 2 — 7 9 3 . U m welche Schriften es sich

gehandelt hat, ist unbekannt. 188

Ebd.

184

Velké Levary.

185

Balthasar Jäckel an die Ältesten der Huterischen Brüder in Großschützen,

186

E b d . 7 9 2 — 7 9 4 ; A n d r e a s Ehrenpreis an Balthasar Jäckel, 1 6 6 0 M ä r z 1 7 , ebd.

I 6 J 8 Oktober 19, SchLP, V C 5 — 3 , 792. 7 9 4 — 7 9 6 . Siehe audi R . Friedmann, D i e Schriften der Huterischen T ä u f e r gemeinsdiaften, 187

112—113.

Schwenckfelder an die Mennoniten in A m s t e r d a m , 1 7 2 J O k t o b e r 16, dam B D , N r . 2 9 0 8 .

Amster-

224

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Schriften188 und zwei Schreiben des von Schwenckfeld, Valentin Weigel und Jakob Böhme beeinflußten Paul Felgenhauer übersandt189. In ihrem Antwortschreiben190, dem sie ihr Glaubensbekenntnis191 beilegten, begrüßten die Schwenckfelder P. Felgenhauer als Kampfgefährten, da auch er „wider die Creaturisten" 192 streite und die Unkreatürlichkeit der Menschheit Christi lehre, wie seine Schrift Palma fidei et veritatis zeige. Allerdings sprachen sie auch ihre Sorge aus, daß er darunter etwas anderes als sie verstehe, nämlich, daß Christus seine himmlische Menschheit schon in der Präexistenz besessen und diese bei seiner Annahme der forma servi mitgebracht habe193. Als sie aber durch die Lektüre von dessen dreiteiligem Werk Das Geheimnis vom Tempel des Herrn, das ihnen von Johann Georg Schüller übersandt worden war, den Unterschied ihrer Christologien immer mehr erkannten194, brachen sie jede Verbindung zu ihm ab, zumal sie auch seiner Ablehnung des Erbsündendogmas195, seiner Lehre vom Purgatorium196 und seinem modalistischen Trinitätsverständnis197 nicht zustimmen konnten. Am 19. Oktober 1658 schrieb B. Jäckel, einer der damaligen schwenckfeldischen Senioren, an G. Schüller: „Weil nun der irrigen Puñete so viel ist in Felgenhauers Büchlein und Schreiben, so unterstehe ich mich (als ein Laye), ihm nicht weiter zu schreiben, und wil ihn Gott befehlen"198. Ungefähr ein Jahrzehnt später lernten die Schwenckfelder, möglicherweise wiederum durch Joh. G. Schüller, auch Christian Ho188

189

190 191 192 193 184 195 196 197 198

Joh. G. Sdiüller hat den Schwenckfeldern mit Sicherheit folgende Schriften P. Felgenhauers zugesandt: Das Geheimnis vom Tempel des Herrn in seinem Vorhof, Heiligen und Allerheiligsten, in drei verschiedenen Teilen. Amsterdam 1631; Deipnologia. Amsterdam 16jo; Postillion oder Neuer Kalender und prognosticon astrologicum propheticum. Amsterdam 1655; Palma fidei et veritatis in cruce Christi ad salutem. Amsterdam 1656; Confession und Glaubensbekenntnis in dreyen Puncten als von Gott, Christo dem Sohne Gottes und von der neuen Geburt aus Gott. S. 1. 1658. Balthasar Jäckel an Johann Georg Schüller, 16 $7 Dezember j, SdiLP, V C $—3, 769; derselbe an Paul Felgenhauer, 1658 März 9, ebd. 770. Derselbe an Paul Felgenhauer, 16 $ 8 März 9, ebd. 770—771. Derselbe, Christliches Glaubens Bekäntnis, s. a., ebd. 739—747. Derselbe an Paul Felgenhauer, 1658 März 9, ebd. 770. Ebd. Derselbe an Johann Georg Schüller, 1658 Juni 3, ebd. 772—774. Ebd. 774—776. Ebd. 776—778. Derselbe an Johann Georg Schüller, 1658 Oktober 19, ebd. 791. Ebd. 791.

Ausbreitung und Blüte

225

burgs Postilla Evangelicorum Mystica und andere seiner Sdiriften kennen199. Da sie durch die Lektüre die Uberzeugung gewannen, daß Chr. Hoburg, der in Lauenburg um die Mitte der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts durch Sdiriften Schwenckfelds, besonders durch dessen Traktat Von der himmlischen Arzenei200 für den Spiritualismus gewonnen worden war 201 , mit ihnen theologisch übereinstimme, begannen sie mit ihm zu korrespondieren. Übersdiwenglich schrieb M. John d. J . gleich in seinem ersten Brief an Chr. Hoburg, damals Pfarrer der reformierten Gemeinde in Latum bei Zutphen: „Wir hie in Schlesien haben von keinem Lehrer, der diesen engen Creutz = Weg weisete, gewust, wol seint neintzig Jahren her, haben gedacht, es sey gar keiner mehr, biß unß nun Schrifiten auß euren Ländern zukommen seyn"202. Audi fragten sie bei ihm an, ob er noch andere Gleichgesinnte kenne. Dieser nannte ihnen daraufhin in seinem Brief 203 vom 10. April 1668 Friedrich Bredkling, der damals Pfarrer in Zwolle war; jedoch bemängelte er, daß dieser „noch fest an seinem Luther hange[n]" 204 . Diese geknüpften Freundschaftsbande mit namhaften Spiritualisten wurden dann gestärkt, als M. John d. J . zusammen mit seiner Braut Ursel und mit Hans Meyer, der schon persönliche Beziehungen nach Amsterdam hatte, im Frühjahr 1669 nach Westdeutschland und Holland reiste205. Finanzieren konnte er diese Reise wohl durch Honorare, da er „mit seinen Curen sehr glücklich und hin und wieder bekannt geworden"209 war. Seine Reiseroute führte ihn zunächst nach Bamberg, wo er über Ostern blieb und sehr wahrscheinlich Georg Geelmann207, das „Haupt" der dortigen Weigelianer208, besuchte. Dieser war um das Jahr 1646 als Weigelianer 199

M a r t i n J o h n d. J . an C h r i s t i a n H o b u r g , s. a. [ v o r 1 6 6 7 ] , ebd. 9 9 0 — 9 9 2 .

200

C S IX, (512)

201

Über

den

524—624.

Einfluß

der

Sdiriften

Schwenckfelds

auf

Chr. Hoburg

siehe:

M . K r u s e , Speners K r i t i k a m landesherrlichen Kirchenregiment u n d ihre V o r geschidite, 202

142—143.

M a r t i n J o h n d. J . an C h r i s t i a n H o b u r g , s . a . [ v o r 1 6 6 7 ] , S c h L P , V C

5—3,

991. 203

C h r i s t i a n H o b u r g an die Schwenckfelder, 1 6 6 8 A p r i l 1 0 , ebd. 8 9 2 — 8 9 5 .

204

Ebd. 893.

205

O b e r diese Reise berichtete M . J o h n d. J . in einem Brief an H a n s Brochmann,

2011

A n o n y m , Des

1 6 6 9 N o v e m b e r 2, ebd. 1 2 3 5 — 1 2 3 7 . zu den Quackern übergetretenen

Hilarii Pradiii und J .

C.

M a t e r n seines E y d a m s B r i e f f e , 4 4 5 . 207

O b e r G . G e e l m a n n siehe: J ö d i e r - A d e l u n g , I I , 1 3 7 7 ( L i t . ) ; J . H . J a c k , P a n t h e o n der Literaten u n d K ü n s t l e r Bambergs, 3 0 2 ; H . C l a u ß , W e i g e l i a n e r in N ü r n berg, 2 6 7 — 2 7 1 .

15

W e i j e l l ,

A z K G 43

226

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

aus Nürnberg ausgewiesen209, jedoch in Bamberg bei dem freisinnigen Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg aufgenommen worden210. Von hier wollte M. John ursprünglich nach Nürnberg211, begab sich aber sogleich über Frankfurt/M. und Köln nach Latum zu Chr. Hoburg, der ihn und seine Braut traute212. In Amsterdam, dem Sammelbecken von religiösen Individualisten und von heterogensten Gruppen, blieb er anderthalb Wochen. Hier hat er vor allem Johann Georg Gichtel aufgesucht213, der ihn wahrscheinlich mit Friedrich Breckling, Johann Amos Comenius, dem niederländischen Chiliasten Petrus Serarius und anderen bekannt gemacht hat. Uber Bremen, Hamburg, Lüneburg, Magdeburg und Leipzig kehrte er schließlich wieder in seine Heimat zurück214. Aus dieser Reise erwuchs eine nur noch teilweise erhaltene Korrespondenz zwischen M. John d. J. und Chr. Hoburg215, Fr. Breckling216, Joh. G. Gichtel217 und G. Geelmann218. Audi mit Amster208 209 210 211

212 213

214

215

218

217

218

Bamberg, Sterberegister der Oberpfarre Unser Lieben Frau, 75, Nr. 337. H . Clauß, Weigelianer in Nürnberg, 267—271. J. H . Jäck, Pantheon der Literaten und Künstler Bambergs, 302. Martin John d. J. an Hans Brodimann, 1669 November 2, SdiLP, VC $—3, 1235. Ebd. 123$—1236. Johann Georg Gichtel an Martin John d. J., 1669 September 15/25, gedr. in: Joh. G. Gichtel, Theosophia Practica, I, 12—16. Martin John d. J. an Hans Brodimann, 1669 November 2, SdiLP, VC 5—3, 1236. In der SdiLP befinden sich außer einem Brief Martin Johns d. J. an Christian Hoburg, s.a. [vor 1667 Oktober 25], ebd. 990—992 folgende Briefe Christian Hoburgs an Martin John d. J.: 1667 Oktober 25, ebd. 891—892; 1668 April 10, 892—895; 1669 Januar 2, 899—901; 1670 Januar 12, 901—903; 1670 August 12, 903—905; 1674 Januar 20, 905—906; 1675 Januar 7, 910—912; 1675, 912—914. Außerdem riditete Christian Hoburg am 20. Januar 1674 ein Sendsdireiben an die sdiwenckfeldisdien Gemeinschaften, ebd. 906—909. Die Korrespondenz M. Johns d. J. bzw. der Schwendcfelder mit Friedrich Breckling konnte bis jetzt nicht gefunden werden. Dieser muß die Schwenckfelder sehr geschätzt haben, denn er hat ihre bedeutendsten Vertreter, nämlich Balthasar Jäckel, M. John d. J. und Georg Hauptmann, in seinen Catalogue testium veritatis post Lutherum (gedr. in: G.Arnold, Fortsetzung der Unparteiischen Kirchen- und Ketzerhistorie, II, 776) aufgenommen. Auch M. John d. J. hat die Schriften Fr. Breddings gern gelesen. Vgl. Martin John d. J. an Georg Kriebel, 1668 Februar 6, SdiLP, V C 5—3, 993: „Idi habe noch keine Schrifft gesehen, so Babel deutlicher abmahlete als Breddings". Die Briefe Johann Georg Gichteis an Martin John d. J. und Georg Hauptmann sind gedruckt in: J. G. Gichtel, Theosophia Practica, I, (siehe: Register). Außer einem einzigen Brief Georg Geelmanns an Martin John d. J. vom ι. Mai 1671, der sich in SdiLP, VC 5—3, 860—863 befindet, ist die ge-

Ausbreitung und Blüte

in

damern stand M.John weiterhin in brieflicher Verbindung 21 '. Natürlich beschäftigte er sich auch mit deren Schriften, zumal diese Spiritualisten ihren Briefen gelegentlich ihre neuesten Publikationen beilegten. Die konservativen Schwenckfelder beobachteten dies mit größtem Mißtrauen220. Während sie die Schriften Brecklings grundsätzlich ablehnten, da er noch zu sehr mit der lutherischen Kirche verbunden sei und nicht völlig mit Schwenckfeld übereinstimme2*1, kritisierten sie an Chr. Hoburg bezeichnenderweise, daß er sein Augenmerk zu stark auf die Entstehung des inneren Menschen richte und die Moral außer Acht lasse222. Sie proklamierten: „Die alten Schrifften, die alten Schrifften sind recht"223. Schließlich brach der größte Teil der Schwenckfelder jede Verbindung mit M. John d. J . ab. Retrospektiv berichtete Georg Weiss224, der nachmalige erste Prediger der nach Pennsylvanien ausgewanderten Schwenckfelder, im Jahre 1732 folgendes: „Als es nu zwischen ihn [sc. M. John] und den unsserigen gantz verstorben gestanden und er aber gleichwol sehr sehnende sich nach Freunden umbgesehen, mitt welchem er seine christliche und liebreiche gemuths-Vereinigung mochte haben, so ist von da und dort ein ruff außgegangen, alß wen ein sehr helles licht auffginge, die warheit käme viel klarer, so das mans dergleichen noch nie gehöret, an tag. Weß wegen er mit verschiedenen außwertigen freunden Correspondiret und vieler bucher, so damals ans Licht kamen, sich anschaffte,

819

220

221 228

223 224

»5*

samte Korrespondenz zwischen ihnen nicht mehr greifbar und muß wohl als verloren gelten. Siehe: Achatius Friedrich Roscius an Martin John d. J., 1695 Februar i8, SdiLP, V C 5 — 1 , 774. Martin John d. J . an Georg Kriebel, 1668 Februar 6, SdiLP, V C 5 — 3 , 992 bis 1002. Ebd. 993, 996—997. Ebd. 996—997: »Das aber hat mich nun nicht so groß Wunder, daß sie auf den Bredding so loß gehen. Aber weil Hohburgs Postill so sehr auf die A b tödtung des Alten Adams dringet und auch in allen haubtsächlichen Stücken mit Caspar Schwenckfelds Lehre stimmet, warum veracht man denn dieselbe? . . . So sprechen Etliche, es gehet gar auf den inneren Menschen. E y ja, worauf gehet nur Schwenckfelds? Such nur im Passional, im Unterricht wie man betten soll [ C S V I , ( 6 j i ) 659—748 u. X V I I , (844) 848—986], da wirst du sehen, ob er ein auswendig Ding aus dem Gottesdienst gemadiet hat. Paulus spricht, das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist. Jacob Böhm spricht, das ist nicht ein Schwenckfelder, der auswendig ein Schwenckfelder ist". Vgl. derselbe an die Frau von Hans Dehnst, s. a., ebd. 1068, 1070. Derselbe an Georg Kriebel, 1668 Februar 6, ebd. 994. Über Georg Weiss siehe: L. E . Kriebel und S. G . Schultz, George Weiss.

228

Schwendtfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

als des Jakob Bomens, Doctor Petersens, Hiels [Immanuel, Pseudonym für Heinrich Jansen von Barreveldt], der Leadens und ander mehr"225. Leider läßt es sich nicht mehr feststellen, woher M. John d. J . die Schriften Jakob Böhmes und die der Philadelphischen Societät, die von den meisten Schwenckfeldern als philosophische Spekulationen abgelehnt wurden226, bekommen hat. Vermutlich hat er sie jedoch entweder durch die schlesischen Böhmekreise, zu denen zahlreiche Ärzte zählten227, oder direkt von Amsterdam erhalten. Hier erschien nämlich seit dem Jahre 1682 eine elfbändige Böhme-Ausgabe228, die von Allard de Raedt und Joh. G. Gichtel mit Unterstützung des dortigen Bürgermeisters Coenraad van Beuningen herausgegeben wurde. Allerdings ist es auffallend, daß in dem späteren Briefwechsel zwischen M. John d. J . und Joh. G. Gichtel, der diesen auf den philosophus teutonicus aufmerksam gemacht hatte229, eigentlich theosophische Probleme kaum berührt wurden. Einige Böhmeanhänger lernte M. John d. J . auch persönlich näher kennen. Der Bedeutendste unter ihnen war zweifelsohne Hilarius Prache230, der seit Ostern 1662 Pastor in Goldberg gewesen ist. In seiner Jugend war er zunächst Weigelianer, dann Böhmianer und begeisterter Anhänger der Kabbala gewesen231. Als „incomparabilis fanaticorum librorum amator" 232 hat er Jedaja Peninis fgfc3 Ahron ben Samuels ™ und die ΓΐΓΠ3 m i t htei-

225

226 227

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231

232

Georg Weiss an A . W . [Abraham Wagner?], 1732 Juli 9, SchLP, VA 3—12, J20—J2I. Ebd. J19—522. Siehe: G. Koffmane, Die religiösen Bewegungen in der evangelischen Kirche Schlesiens während des siebzehnten Jahrhunderts, 17—24. Vgl. W. Buddecke, Die Jakob Böhme-Ausgaben, I, 1 —11. Johann Georg Gichtel an Martin John d. J., 1678 August 20, gedr. in: J. G. Gichtel, Theosophia Practica, I, 97—102. Über H. Pradie und das Folgende siehe: F. Lichtstern, Schicsische Fürsten = Krone, 182; G. Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Ü 4 r — E i r ; N o v a Literaria Germaniae, 290—292; Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 408—409; S . J . E h r hardt, Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, II, 343—348; C. W. Peschel, Die Gesdiidite der Stadt Goldberg, 378; L.Sturm, Geschichte der Stadt Goldberg in Schlesien, 684, 701—702; H. Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 12; W. C. Braithwaite, The second period of Quakerism, 526 und 705 (Lit.). Hilarius Prache an Martin John d. J., 1676 Oktober 9, gedr. in: Unschuldige Nachrichten von Alten und Neuen Theologischen Sachen, 1706, 432—441. G. Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. D 4r.

Ausbreitung und Blüte

229

nischer Übersetzung und Anmerkungen herausgegeben233. Im März 1669 legte er, nach weitgehend von ihm verursachten Kontroversen mit seinem Kollegen, sein nur sehr nachlässig geführtes Pfarramt freiwillig nieder und Schloß sich immer mehr den Schwenckfeidern an. Während des Jahres 1674, kurz bevor er zusammen mit seinem Schwiegersohn, dem Goldberger Lehrer Johann Georg Matern 234 , nach London auswanderte und sich den Quäkern anschloß235, hielt er sich sogar einige Zeit in Laubgrund bei M. John d. J . und später in Lauterseiffen bei Georg Hauptmann auf. Interessant ist, daß M. John d. J . die Vorstellung vom Millennium, die bei vielen Theosophen lebendig war, abgelehnt hat236, „da man doch keine Gewißheit hat und vielmal nicht weiß, ob man die Schrifft recht versteht" 237 . Er wollte sich lieber an die Worte Jesu halten denn an die Aussagen der Johannesapokalypse 238 . Außerdem suche er das Reich Christi in sich und nicht irgendwo anders239. Während also die meisten Schwenckfelder den mystischen Spiritualismus und die Theosophie abgelehnt hatten, standen sie dem Pietismus, der in Schlesien frühzeitig Eingang gefunden hatte, aufgeschlossen gegenüber. Anscheinend waren sie der Auffassung, daß dieser in vielem, vor allem in der Forderung der Uberwindung der Sündhaftigkeit durch die Wiedergeburt und in seiner Betonung der ethischen Erneuerung, ein ähnliches Anliegen wie sie habe. Ihre erste bedeutsame Begegnung mit dem Pietismus hatten sie mit Philipp Jakob Spener, zu dem sie um das Jahr 1690 zwei Delegierte 233

Siehe: N o v a Literaria Germaniae, 2 9 0 ; J . Fürst, Bibliotheca Judaica, I, 2 6 ; III, 74, 1 1 8 .

234

Ü b e r Johann Georg Matern siehe: Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 4 0 8 — 4 0 9 ; W . C . Braithwaite, The second period of Quakerism, 5 2 6 und 7 0 5 (Lit.).

235

H . Pradie arbeitete in London in einer Druckerei der Quaker (siehe : Hilarius Pradie an Martin J o h n d. J . , 1 6 7 6 Oktober 9, gedr. in: Unschuldige N a c h richten von A l t e n und Neuen Theologischen Sadien, 1 7 0 6 , 4 3 2 — 4 4 1 ) . Sein Schwiegersohn J o h . G . Matern wirkte als Lehrer an der 1668 von George F o x gegründeten Knabenschule W a l t h a m A b b e y (siehe: Johann Georg Matern an Martin John d. J . , 1 6 7 6 September 30, gedr. ebd. 4 3 2 — 4 4 1 ) , w o er an der dortigen revival teilhatte (W. C . Braithwaite, T h e second period of Quakerism, 5 2 6 — $ 2 7 , Lit.).

238

Siehe: M . John d. J . , E i n Dialogus oder Gespräche vom tausendjährigen Reiche, s.a., SchLP, V C j — 3 , 1 0 4 8 — 1 0 5 3 ; derselbe an Georg [ K n e b e l ] , 1 6 8 9 Februar 28, ebd. 1 0 4 5 — 1 0 4 6 ; derselbe an N . N . , s. a., ebd. 1 0 5 5 .

237

Derselbe, Ein Dialogus oder Gespräche v o m tausendjährigen Reiche, s. a., ebd. 1 0 5 2 .

238

E b d . 1 0 4 9 ; derselbe an N . N . , s. a., ebd. 1 0 5 5 .

239

E b d . IOJ3, 1 0 5 6 .

230

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

gesandt haben" 0 , von denen einer vermutlich Georg Hauptmann gewesen ist. Sie wollten von Ph. J . Spener, der damals als Dresdner Oberhofprediger wohl die gewichtigste kirchliche Autorität Deutschlands war, eine Anerkennung ihres Konventikelwesens erlangen. Diese zu bekommen, war nicht ausgeschlossen, da es im Jahr zuvor bei den Leipziger Pietistenunruhen, in die auch Ph. J . Spener verwickelt worden war, ebenfalls um die Berechtigung von Privaterbauungsstunden gegangen war. Tatsächlich verurteilte Ph. J . Spener die Kirchenkritik der Schwenckfelder nicht völlig, da die lutherischen Geistlichen sie durdi ihr Verhalten selbst verursacht hätten. Dagegen mißbilligte er ihre Separation ausdrücklich, wie Johann Christoph Schwedler, der Pfarrer von Nieder-Wiesa am ι j . April 1720 an A. H. Francke berichtete2". Im übrigen äußerte Ph. J . Spener die Hoffnung, daß „sie insgesamt oder nach und nadi von ihren abwegen und sonderung sidi zu uns verfügen" werden, „wann in unsrer Evangelischen kirdie eine mehrere besserung sich auffthun solte / und mehrere prediger sich das werck des HErrn an ihren gemeinden mit mehr ernst angelegen seyn zu lassen anfingen / daß sie eine kräfftige lehrart und erbauliche anordnung der gemeinden sehen"242. Seit dem Jahre 1695 standen die Schwenckfeider durch den Kandidaten Achatius Friedrich Roscius indirekt auch mit A. H. Francke in Verbindung. Ursprünglich wollte jener anscheinend bei ihnen Prediger werden, was sie aber ablehnten, da Christus erst selbst gemäß Ez 34 seine zerstreute Gemeinde sammeln müsse, ehe man Prediger berufen dürfe243. Auch waren sie überzeugt, daß die katholische Obrigkeit ihnen die Berufung eines eigenen Geistlichen ebensowenig gestatten werde wie den Lutheranern in dem Fürstentum Schweidnitz-Jauer244. Sie würden sich nur „selbst Verfolgung und den Tod auf den Halß laden ohn Gottes willen" 245 . A. Fr. Roscius fand schließlich 1695 als Informator in Halle sein Wir240

241 242

243 244 245

Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Philipp Jakob Spener an N . N., 1690, gedr. in: Ph. J. Spener, Theologische Bedencken, I, 314—315; derselbe an N . N., 1690 Juli 10, gedr. in: Ph. J. Spener, Letzte Theologische Bedencken, III, 687—692; Johann Christoph Sdiwedler an August Hermann Francke, 1720 April i j , Berlin SB, Francke-Nachlaß. Ebd. Philipp Jakob Spener an N . N . , 1690, gedr. in: Ph. J. Spener, Theologische Bedencken, I, 315. Martin John d. J. an Achatius Friedrich Roscius, s. a., SdiLP, V C 5—1, 782. Ebd. Ebd.

231

Ausbreitung und Blüte

kungsfeld24®, von wo aus er weiterhin mit den Sdiwenckfeldern korrespondierte und Grüße von und an Α. H. Francke übermittelte247. Später übernahm dann der ,Hallenser' Joh. Chr. Schwedler248, dessen Grenzkirche Nieder-Wiesa von Harpersdorf, dem Zentrum der schwenckfeldisdien Gemeinschaften, nur 44 km entfernt war, diese Vermittlerrolle249. Die Schwenckfelder haben anscheinend niemals selbst mit Α. H. Francke korrespondiert, was sicherlich auch in dem kirchlichen Charakter des Hallischen Pietismus seinen Grund hatte. Den radikalen Pietismus lernten sie durch Johann Wilhelm Petersen kennen. Dieser besuchte sie 1707/08 anläßlich seiner Reise nach Schlesien und verkehrte besonders bei ihren Senioren Georg Hauptmann in Lauterseiffen und bei M. John d. J . im Laubgrund250. Uber theologische Unterschiede zwischen ihnen ging Joh. W. Petersen mit der Bemerkung hinweg, daß audi bei ihm und seinen Anhängern „noch solche seyen, die für der göttlichen Censur nicht bestehen möchten. Tolerandi sunt, non persequendi. Es wird an jenem Tage ein gantz ander Gericht gehalten werden, als wirs meynen" 251 . Geschichtlich am bedeutsamsten war jedoch, wie gezeigt werden wird, die persönliche Bekanntschaft der Schwenckfelder mit Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, die aber erst im Sommer 1723, d. h. während der Zeit der Jesuiten-Mission, erfolgte. Hier sei nur wegen des Sadibezugs vorweg darauf verwiesen. Diese freundschaftlichen Beziehungen zu den führenden Vertretern des Pietismus hatten zur Folge, daß viele Schwenckfelder die Gottesdienste der pietistisch gesinnten Pfarrer Joh. Chr. Schwedler

24e

Im

Verzeichnis

der

ordentlichen

Informatoren

( H . Freyer,

Programmata

latino-germanica cum additamento miscellaneorum vario, 6 9 3 — 7 1 5 ) findet sich sein N a m e z w a r nicht, wohl aber in der Hallenser Universitätsmatrikel (Fr. Zimmermann,

3 2 4 , linke Spalte:

„Roscius, Achat. Frid. Lüben.

Lusat.

30. ι . 1 6 9 4 " ) · 247

Z . B . Adiatius Friedrich Roscius an Martin

John

d. J . , s. a.

[nach

1595

April 29], SdiLP, V C 5 — 1 , 803—804. 148

Uber

Johann

Christoph

Schwedler

siehe

vor

allem:

E . Zimmermann,

Schwenckfelder und Pietisten in Greiffenberg und Umgegend. (Register!) 24

® Z . B . Johann Christoph Schwedler an August Hermann Francie, 1 7 2 0 A p r i l 1 5 , Berlin S B , Francke-Nachlaß.

250

J . W . Petersen, Lebens=Beschreibung,

251

Ebd.

321—322.

232

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

in Nieder-Wiesa, Daniel Schneider252 in Goldberg und Johann Sturm253 in Adelsdorf und später Probsthain besuchten und von ihnen ihre Ehen kirchlich einsegnen sowie ihre Kinder taufen ließen. In ihren Konventikeln lasen sie nun nicht mehr ausschließlich die "Werke Schwenckfelds, Krautwalds, Joh. Sig. Werners, M. Hillers oder E. Weichenhans, sondern auch pietistische Schriften, wie beispielsweise die Christian Gerbers254. Trotz dieser mannigfachen persönlichen sowie brieflichen Verbindungen und auch weitgehend theologischer Ubereinstimmung haben sie sich der pietistischen Bewegung nicht angeschlossen. Begründet war dies, wie schon Ph. J. Spener bemerkt hat255, letztlich in ihrer radikal kirchenfeindlichen Haltung, die das Schwenckfeldertum zu einer Größe sui generis gemacht hat. 2. Die Grundstruktur der Theologie Schwenckfeldertums

des späteren

Die Theologie des späteren Schwenckfeldertums kann hier nicht umfassend dargestellt werden, da dies über das gesteckte Ziel der Untersuchung hinausgehen würde. Vielmehr soll hier nur ihre Grundstruktur aufgezeigt werden, um deutlich zu machen, inwieweit das theologische Anliegen Schwenckfelds und Krautwalds gewahrt, modifiziert und preisgegeben worden ist. Im Zentrum ihrer Theologie stand bekanntlich die Christologie, weshalb sie sich auch die Selbstbezeichnung „Bekenner der Glorie Christi" gegeben haben. 252

253

254 255

Über D. Schneider siehe vor allem: Anonym, Kurtzer Bericht von Hn. Dan. Schneiders / Pfarrers in Goldberg / gefährlichen Unternehmen; Anonym, Daniel Schneiders Prüfung des Caspar Schwenckfelds; Val. E. Löscher, [Sam. Zelenka], Dissertatio de Schvengfeldismo in Pietismo renato, § il—23; Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 5 1 3 — J 1 4 , 5 5 3 — J 5 4 ; S . J . E h r h a r d t , Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, IV, 4 3 1 — 4 3 4 ; C. W. Peschel, Geschichte der Stadt Goldberg, 394—401; G. Koffmane, Die religiösen Bewegungen in der evangelischen Kirche Schlesiens während des siebzehnten Jahrhunderts, 50—51; L.Sturm, Geschichte der Stadt Goldberg, 685, 703—708; E. Zimmermann, Schwenckfelder und Pietisten in Greifïenberg und Umgegend, 6 1 — 6 3 ; H. Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 13. Uber Johann Sturm siehe: S . J . E h r h a r d t , Presbyterologie des Evangelischen Schlesiens, IV, 495—497; E. Zimmermann, Schwenckfelder und Pietisten in Greiffenberg und Umgegend, bes. 49, 69, 1 1 2 — 1 1 4 ; H. Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 34. Chr. Gerber, Historia derer Wiedergebohrnen in Sachsen, IV, 267—268. Philipp Jakob Spener an Ν. N., 1690, gedr. in: Ph. J. Spener, Theologische Bedencken, I, 315.

233

Grundstruktur der späteren Theologie

Die Soteriologie, von der her die Christologie, wie aufgezeigt werden konnte, konzipiert worden ist, hatte bei ihnen dagegen nur eine untergeordnete Bedeutung. Dies änderte sich im Schwenckfeldertum seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Nun rückte nämlich die Soteriologie in den Mittelpunkt ihrer Theologie. Ihr Interesse konzentrierte sich jetzt nahezu ausschließlich auf die Entstehung und Verwirklichung des Neuen Menschen. „ J a , wir sollten", schrieb Hans Christoph Seibt am Neujahrstag 1703 in einem Sendschreiben an seine Glaubensgenossen, „unß bekömern, von wann der Neu Mensch herkome oder vonn wem er sein N a h rung, kraft und wachsthum bekome, waß sein speiß, tranck, kleydung und schmuck sey. J a , wer sein Vatter oder Mutter ist und wohin er in die schulle gehe" 1 . Der homo novus entsteht nach ihrer Vorstellung allein durch die Wiedergeburt. Diese geschehe aber nicht durdi das verbum externum und das Sakrament 2 , da diese das Heil weder enthalten noch vermitteln, sondern nur darauf hinweisen können 3 . Hierbei berief man sich auf die Heilige Schrift, zumeist auf die johanneischen Schriften4 und nur sehr selten auf einzelne Kirchenväterzitate, besonders auf das Augustinwort: „Utquid paras dentes et ventrem? crede, et manducasti" 5 . Vor allem aber argumentierte man immer wieder mit dem syllogismus practicus. So schrieb beispielsweise Chr. Oelsner: „Zum andern irren die Lehrer in dem auch gar mercklich, daß sie sagen, wenn 1

H a n s Christoph Seibt an die Schwenckfelder, 1 7 0 3 J a n u a r 3 — 1 2 , 236.

2

Z . B. M . John d. J . , Bekantnis meines Glaubens, s. a., SchLP, V C 5 — 3 , 1 2 6 6 , 1272, 1280—1281.

1, SchLP,

VA

' Z . B . ebd., 1 2 6 6 — 1 2 6 7 : „Ich leiigne hie nicht, daß man nicht möge die heilige Sdirifft Gottes W o r t nennen, denn sie giebet dem rechten lebendigen Gottes W o r t Zeugnis, und sind audi die stimmlichen Worte, die G o t t geredt durch die Propheten und zu ihnen, audi wie der Sohn Gottes selber geredt, drin beschrieben. A b e r ich wolte, daß man drin Unterscheid hielte, (wie die Schrifft redet), zwischen dem lebendigen G o t t e s = W o r t und S c h r i f f t = W o r t " . E b d . 1 2 7 2 : „Denn das leibliche Wasser ist selbst des heiligen Geistes nicht emfähig. Viel weniger w i r d er dadurch gegeben w e r d e n " . E b d . 1 2 8 0 : „ W i r glauben audi nidit selig zu werden durch äusserlich Brodt und Wein, welche selber kein Leben haben". 4

J o h j , 39 ( z . B . B. Jädcel, Christliches Glaubens Bekäntnis, s.a., ebd. 7 4 6 ) ; J o h 6, 35 ( z . B . Christoph Oelsner an N . N . , s.a., ebd. 5 9 5 ) ; J o h 6, 55 ( z . B . John d. Ä . an N . N . , s. a., ebd. 3 6 3 ; derselbe an den Fürstbischof von Breslau, s . a . , ebd. 3 7 9 ) ; 1 J o h 2, 2 7 ( z . B . Antonius Oelsner an Sigismund von Mausdiwitz, 1 5 9 0 September 26, ebd. 439).

s

Christoph Oelsner an N . N . , Kriebel, s. a., ebd. 1 0 7 4 .

1 5 9 2 , ebd. 5 9 5 ; Martin John J . J . an Georg

234

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

ein Kind nur äusserlidi getaufft wird, so sey es ein Christ und neugebohren. O wolte Gott, dem wäre also! Aber dem ist leider nicht also! Denn wo die Kinder durch die äusserliche Wasser = Tauff e die neue Wiedergeburt erlangten und ihnen die Erbsünde abgewaschen würde, so möchte man nicht unbillich fragen, wanher deinn bey der Jugend audi bald folget so viel Sünde und Untugend"®. Bezeichnenderweise fehlt jedoch Schwenckfelds und Krautwalds Hauptargument gegen die media salutis, nämlich der philosophische Grundsatz des similia similibus. Im gesamten späteren Schwenckfeldertum war man vielmehr der Überzeugung, daß der Neue Mensch in der Wiedergeburt unvermittelt durch Gott entstehe7, und zwar durch den spirituellen Genuß des deifizierten Fleisches Christi. Dabei griff man auf christologische Vorstellungen Schwenckfelds zurück, allerdings nur so weit, wie dies für die Darstellung der Vergottung des Menschen notwendig war. Wie jener betonte man, daß der präexistente Christus bei seiner Inkarnation eine qualitativ bessere Menschheit als die adamitischen Menschen erhalten habe, weil Gott nicht nur der Vater der göttlichen, sondern auch der menschlichen Natur Christi sei8. Zum anderen argumentierte man mit dem Theologumenon des natus ex virgine. „Also ist Christus", so schrieb M. John d. J., „erzeuget in einem andern Gehäuse, nemlich nicht in einem Weibe, sondern in einer frommen, keuschen und zarten Jungfrauen"'. Die Menschheit Christi war nach dem Verständnis der Sdiwenckfelder im status exinanitionis dann einer allmählichen Deifikation unter' Christoph Oelsner an N . N., 1592, ebd. 594. 7 Besonders pointiert findet sich der Gedanke einer unvermittelten Heilswirklichkeit in M. Johns d. J. beiden kurzen naturphilosophischen Traktaten Ein Bedencken von den Bienen (ebd. 934—937) und Ein Bedencken, was die Natur der Bienen bedeutet (ebd. 937—940). 8 Z.B. M.John d. J., Ein Bedencken und Auslegung über Matth. 13.24. Vom Unkraut und der Leute Sdilaff, s.a., ebd. 923: „Er [sc. Christus] hat einen wahren mensdilidien Leib und Seele an sich genohmen von Maria. Hat aber seinen Ursprung nicht von ihr, sondern der Ursprung des Menschens Christi ist aus Gott dem Vater durch Würdtung des heiligen Geistes, daß also Gott der Vater des gantzen natürlichen Sohnes Christi nach beyden Naturen natürlicher Vater ist". Derselbe, Ein Bedencken von den Bienen, s. a., ebd. 93 j: „Der Weisel wird in einem andern Gehäuse erzeuget als eine Biene. Also ist Christus erzeuget in einem andern Gehäuse, nemlich nicht in einem Weibe, sondern in einer frommen, keuschen und zarten Jungfrau". Derselbe, Bekantnis meines Glaubens, s. a., ebd. 1256: „ . . . daß also Gott der Vater des gantzen Christi nach beyden Naturen natürlicher Vater ist". * Derselbe, Ein Bedencken von den Bienen, s. a., ebd. 935.

Grundstruktur der späteren Theologie

235

worfen, die ihren Abschluß in der Auferstehung und in der Himmelfahrt fand 10 . Jedoch sei durch diesen Vergottungsprozeß die menschliche Natur Christi „nicht ausgeleschet, auch nicht in die Gottheit verwandelt, so wenig als seine Gottheit in der Menschwerdung, sondern gebessert und in göttliche Eigenschafft versetzet"" worden. Die deifizierte Menschheit des Erhöhten besitze nun die gleichen Eigenschaften wie seine Gottheit 12 . Die Menschheit Christi habe jedoch „das himlisdie Regiment nicht übergeblich oder Gesellende Weise oder als wenn ein Bräutigam seiner Braut seines Vätern Güther erblich machet, sondern der Menschheit Christi ist das himlische Regiment erblich angebohren in der Geburt auß Gott, weil Gott der Vater der Menschheit Christi natürlicher Vater ist" 13 . Die Schwendkfelder haben also die orthodoxe Communicatio-Idiomatum-Lehre abgelehnt. Die Vorstellung von der Deifikation ermöglichte es ihnen aber, die Imago Dei als Teilhaftigwerden der göttlichen Natur zu interpretieren. Indem der Mensch nämlich die vergottete Menschheit Christi spirituell genießt, erhält er nach M. John d. J . „Zugang zu Gott, wie er [sc. Christus] auch aller Gläubiger Hertzen über sich zeucht wie der Magnet den Stahl" 1 4 . Diese Formulierung stammt allerdings nicht von M. John d. J . selbst, sondern ist ein Zitat aus Taulers dritter Predigt zu Christi Himmelfahrt 15 . 10

Z . B . derselbe, Bekantnis meines Glaubens, s. a., ebd. 1 2 5 7 — 1 2 5 8 : „Und nach vollbrachter Dispensation der Auferstehung ist er aufgefahren im Himmel und sich gesetzet zur Rediten Gottes und allen göttlichen Gewalt eingenohmen. Apoc. i , i 8 . Hierauß ist klar, daß Christus nach der Menschheit allen göttlichen Gewalt hat eingenohmen". Derselbe an N . N., s.a., ebd. 1039: »Denn in der Zeitlidikeit war das Fleisch Christi ein sterblich Fleisch und um unsert willen aller Dürfftigkeit, (ohne die Sünde), unterworffen, um welches Fleisch es jetzo gar ein andere Gestalt hat, nun es mit dem Worte in gleicher göttlicher Herlidikeit unzertrennlich vereiniget ist". Ebd. 1040: „Aber jetzund glaube ich, daß die Gottheit die Menschheit in sich gezohen hat, zu ewigwährender Gleichförmigkeit, daß er nun in Ewigkeit Mensch und Gott bleibet und zur Rechten Gottes".

11

Derselbe, Bekantnis meines Glaubens, s. a., ebd. 1 2 j 8 . Z . B . derselbe, Ein Bedendcen und Auslegung über Matth. 13.24. Vom Unkraut und der Leute Schlaff, s. a., ebd. 923 : „Und daß Christus nun auch nach seiner Menscheit so wol als nach seiner Gottheit über alle Himmel erhöhet und alle Gewalt erblich eingenohmen im Himmel und auf Erden, also daß er audi nach der Menscheit den heiligen Geist aussendet. Welche Menscheit Christi nicht weniger Gewalt, Krafft, Gloria und Herlichkeit hat denn die Gottheit". Ebd. Derselbe, Bekantnis meines Glaubens, s. a., ebd. 1259. J . Tauler, Predigten, hg. v. G. Hofmann, 139.

12

15 14 15

236

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und H a y n a u

Selbstverständlich sei dieser geistige Empfang nicht an das verbum externum oder an die Sakramente gebunden, da die „Seelen = Speise, das Fleisch Christi, nicht im ausserlichen sacramentlichen Brodt zu finden ist" 16 . Dies versuchten die Schwenckfelder erstens mit der Heiligen Schrift zu begründen, wobei sie im Anschluß an die Tradition vor allem Joh 6 anführten 17 . Daneben haben sie sich auch um eigenständige Schriftbeweise bemüht. So verwiesen sie darauf, daß Judas Iskarioth trotz seiner Teilnahme am letzten Mahl Jesu verdammt (Joh 13,27), dagegen der Schächer gerettet worden sei (Lk 23,43), ohne das Sakrament genossen zu haben18. Ferner beriefen sie sich auf Augustin: „Ut quid paras dentem et ventrem? Crede, et manducasti. Credere enim in eum, hoc est panem vivum manducare. Qui credit in eum, manducat eum" 19 . Dieses Zitat, das aus zwei verschiedenen Stellen von dessen Johannes-Kommentar zusammengesetzt ist20, haben sie sicherlich nicht direkt aus Augustin, sondern möglicherweise aus dem Decretum Gratiani übernommen, wo es sich in dieser Form findet 21 . Allerdings war dieses Zitat audi in Luthertum und Calvinismus gängig. Um die Wiedergeburt zu erlangen, muß der Mensch zunächst geläutert werden, indem er „mit dem Saltze des Leidens Christi . . . eingesaltzen und durchrieben"22 wird. Dadurch werden seine niederen Kräfte, also die vis concupiscibilis, irascibilis und imaginativa, abgetötet23. Danach soll er „sein Hertze empor heben und in ihm selbst wol aufmercken, ob er die Stimme des Beruffers irgend möchte hören und das göttliche Einraunen vernehmen"24. Er muß also zweitens den "Weg der Erleuchtung beschreiten, der le

17 18

19 20 21 22

23

24

Christoph Oelsner an den Hauptmann des Gröditzberges, 1 J 9 2 , SchLP, V C j — 3 , 593. Z. B. B. Heydrich, Ist ein Christlicher Unterricht, ebd. 834. Balthasar Heydrich und Valentin Jädcel an Martin Pohl, 1652 Februar 8, gedr. in: Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 331. Z. B. M a r t i n John d. J. an Georg Kriebel, s. a., SchLP, V C 5—3, 1074. K a p 25,12 (MSL 35, 1602) und K a p 26,1 (MSL 35, 1607). Decretum Gratiani, Pars III. De consecratione, Dist. II, can. 47. Chr. Oelsner, Erklärung des Spruchs Matth. 24.40, s.a., SchLP, V C j — 3 , 697. Ebd. 697 : „Das w i r d den jungen Schüllern und Knechten, die Christus in seine Zucht=Schul hat angenohmen, bitterlich sauer, wenn die Geilheit des Fleisches, die Lust, W i t z , Begirde, die ausschweiffigen Gedancken und der Umlauff des Gemüths durch die Gnade Gottes in der Busse, im ansammt dem jungen Geblütte, unter die Zucht des Creutzes wird angenohmen". Ebd. 700.

Grundstruktur der späteren Theologie

237

schließlich mit der Geburt des Neuen Menschen endet. Hier geschieht es dann, daß Gott „Christum in der Seelen gebiehret und sie mit dem Blutte Christi wäschet, . . . einen neuen, willigen Geist eingeusst, das Hertze, Gemüthe und Seele zu ihm wendet, daß alle Lust, Liebe und Begirde zu Gott gekehret wird. In Summa: Ein gantz neuer Mensch innerlich wird, das ist die Wiedergeburt"23. Die Verwirklichung des Neuen Menschen, die sich allmählich vollzieht, wird vor allem durch die ethische Vollkommenheit evident. Der Wieder geborene überwindet nämlich „immer eine Sünde nach der andern" und schreitet so „von einer Tugend zur andern"26. Hierbei legten sie besonderen "Wert auf die Abkehr von einem weltfreudigen Leben. Wirtshäuser, Geselligkeiten und Kirchweihfeste sollten ganz gemieden werden27, weil sie nur um „leiblicher Wollust und Ergötzlichkeit halben", „um Speiß und Tranck willen" und um „sich miteinander zu besprechen von neuer Zeitung, von Glück und Ubelgehen, von zeitlichen Güthern, Geld und Reichthümern"28 besucht werden. Audi forderten sie, unter Berufung auf den Bischof von Hippo, von den Verheirateten geschlechtliche Enthaltsamkeit. Hatte Michael Hiller aber in einer Predigt nodi ausgeführt: „das seyn nicht allein Ehebrecher, die sich mit Andern versündigen, sondern die ihre Eheweiber und Männer, um Unzudit zu treiben, lieb haben, wie Augustinus saget: der sein Weib um Unzucht willen nur lieb hat, der wird an seinem eigenen Weibe ein Ehebrecher"29, so behauptete B. Heydrich sogar: „Der heilige Augustin saget: Der Mann, der sein Weib mit allzuhefftiger Liebe lieb hat, der ist ein Ehebrecher vor Gott" 30 . Sie waren davon überzeugt, daß diese Askese nicht ohne Absonderung von der Gesellschaft verwirklicht werden kann. Man berief sich hierbei auf die Heilige Schrift, beispielsweise auf Jer 51,45, wo Jahwe das Volk

25

M . John d. J . , Fragen von dem bethlehemitischen K i n d e r = M o r d , 1 6 9 8 , ebd. 929.

26

Derselbe an Georg Schoeps, 1 6 7 1 J a n u a r 3, ebd. 1 0 2 1 .

27

Z . B. C a s p a r Breuer an Dorothea N . , s. a., ebd. 8 1 3 — 8 1 j .

28

Ebd. 813. Michael Hiller, Postille, I V , 2 7 3 . N a c h D . L e n f a n t (Concordantiae A u g u stinianae. 2 Bde. Paris 1 6 5 6 — 1 6 6 5 ) ist dies z w a r kein wörtliches Z i t a t Augustins, entspricht aber dessen Eheauffassung. Z . B. Sermon I X . cap. X I ( M S L 3 8 , 8 8 ) : „ Q u a n d o tu uti uxore amplius quam necessitas procreandorum liberorum cogit, volueris, jam peccatum est". Über Augustins Stellung zur Ehe siehe v o r allem: J . Peters, Die Ehe nach der Lehre des hl. Augustinus. Paderborn 1 9 1 8 .

29

30

B. Heydridi, Ist ein Christlicher Unterricht, s. a., SchLP, V C 5 — 3 , 847.

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Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Gottes zur Flucht aus Babel auffordert 81 . Tatsächlich sind nahezu alle Schwenckfelder des Bober-Katzbach-Gebirges, im Unterschied zu denen der Grafschaft Glatz, diesem Befehl nachgekommen und haben sehr selten öffentliche Ämter wie etwa das des Schulzen oder des Schöffen bekleidet. Auch sind sie in ihren Briefen und Schriften nahezu nirgends auf politische, kulturelle oder wirtsdiaftliche Ereignisse eingegangen. Diesen Rückzug in die Innerlichkeit priesen sie mit "Worten, die gelegentlich an die der spätmittelalterlichen Mystik anklingen. So schrieb beispielsweise Balthasar Hoffmann am 16. September 1723 aus dem glanzvollen Wien des 18. Jahrhunderts an seine Familie: „Ach meine geliebten, wie edel ist die kleinigkeit und wie eitel ist die großheit. O wohl dem, der seine lebetage in der Einfalt hat zubringen können und von keiner hoheit nichts gewust, ob er schon veracht wird. Alle wohllüsten, alle Lustbarkeiten, alle Ergötzlichkeiten, alle Schönheiten, alle Zierligkeiten, alle Seiten Spiele und in Summa ales, was in der "Welt zur Erlustigung des Fleisches dienet, ist Eitel" 32 . Ihre Aussagen über die ethische Haltung des Neuen Menschen kamen dem Perfektionismus oft sehr nahe, obgleich sie sich immer wieder bemühten, diesen abzuwehren. So schrieb M. John d. J . in seiner Auslegung der Parabel vom Unkraut unter dem Weizen (Mt 13, 24—30): „Es wird auch hiemit nicht geleugnet, daß die Gläubigen noch Mangel und Gebrechen an ihnen befinden und haben"38. Diese Verlagerung des theologischen Interesses von der Christologie auf die Soteriologie ist auf die spätmittelalterliche Mystik, den mystischen Spiritualismus und den Pietismus zurückzuführen. Einflüsse Taulers und des mystischen Spiritualismus zeigen sich vor allem in der Vorstellung vom Teilhaftigwerden der göttlichen Natur. Sowohl bei dem Straßburger34 als auch bei den mystischen 31

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Z . B . M . J o h n d . J . , Ein Bedencken und Auslegung über Matth. 13.24. V o m U n k r a u t und der Leute Schlaff, s. a., ebd. 921. Balthasar H o f f m a n n an seine Familie und Ursula H o f f m a n n , 1723 September 16, SdiLP, V O C - f i 3 7 (Original). M . J o h n d. J., Ein Bedencken und Auslegung über Matth. 13.24. V o m U n kraut und der Leute Schlaff, s. a., SdiLP, V C j — 3 , 926. Vgl. derselbe, Fragen v o n dem bethlehemitischen K i n d e r = M o r d , 1698, ebd. 933: „Frage: Fühlet denn der Gläubige gar keine Lust zu den Sünden? A n t w o r t : Er fühlet w o l eine Anreitzung zu den Sünden, williget aber nicht, sondern streittet bald dawider und jaget diese Anreitzung wieder zu der Thür hinauß, da sie ist hinein kommen". E. Kihm, Die Drei-Wege-Lehre bei Tauler. In: Johannes Tauler. Ein deutscher Mystiker. Gedenkschrift zum 600. Todestag. Hg. v . E. Filthaut. Essen 1961, 268—300.

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Spiritualisten"5 wird nämlidi das Heil als substantielle Anteilhabe an der Gottheit verstanden. "Während die Sdiwenckfelder das Gedankengut jener vor allem indirekt durch M. Hiller und E. Weichenhan kennengelernt haben, sind sie, wie aufgezeigt worden ist, mit dem sehr komplexen Ideengut des mystischen Spiritualismus direkt konfrontiert worden. Hinzu kommen nodi, vor allem in späterer Zeit, Einflüsse des Pietismus mit seinem Streben nach Überwindung der Sündhaftigkeit, mit seiner Hodisdiätzung der praxis pietatis und seiner Betonung der Moral. Diesen haben sie allerdings nicht so sehr aus dessen theologischen Schriften kennengelernt als vielmehr durch Lebensbeschreibungen. Sie lasen unter anderem Christian Gerbers Historia derer Wiedergebohrnen in Sachsen und biographische Kirdiengeschichtsdarstellungen wie Gottfried Arnolds Unpartheiische Kirchen- und Ketzerhistorie und Friedrich Brecklings Catalogas testium veritatis post Lutherum. j. Die Schwenckfelder und die

Jesuiten-Mission

Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts sind die Sdiwenckfelder, wie die bisherige Untersuchung gezeigt hat, nahezu ausschließlich durch lutherische Pfarrer und deren Grundherrschaften unterdrückt worden. Erst nachdem im Jahre 1 7 1 9 in Harpersdorf eine JesuitenMission zu ihrer Konversion errichtet worden war, wurden sie auch von der katholischen Kirche verfolgt 1 . Bereits um die Jahrhundertwende waren diese sowie die katholische Obrigkeit durch mehrere Ereignisse auf die schwenckfeldischen Gemeinschaften aufmerksam geworden. Im Jahre 1698 erschien erstens Gottlieb Liefmanns Dissertation über schlesisdie Sdiwärmer, in der er auch auf die Schwenckfelder einging2; von 1700 bis 1702 kam es zweitens in Goldberg zu heftigen Auseinandersetzungen um den vom Pietismus ® s M . Schmidt, Teilnahme an der göttlichen N a t u r . 2. Petrus 1,4 in der theologischen Exegese des mystischen Spiritualismus, des Pietismus und der lutherischen Orthodoxie. I n : D a n k an Paul Althaus. H g . v . W . Kiinneth und W . Joest. Gütersloh 1958, 171—201. Erweitert auch in: M . Schmidt, Wiedergeburt und N e u e r Mensch, 238—298. 1

U b e r die Jesuiten-Mission hat A . F . H . Schneider umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Seine Exzerpte befinden sich heute in der SchLP und in Berlin SB. Leider ist A . F . H . Schneider nicht dazu gekommen, diese auszuwerten. E r hat lediglich 1862 in einem Schulprogramm der Elisabethschule in Berlin die wichtigsten Ergebnisse seiner Untersuchungen zusammengefaßt.

* G . Liefmann, Dissertatio histórica de fanaticis Silesiorum, fol. Β 2V ff.

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beeinflußten, mit den Schwenckfeldern sympathisierenden Pfarrer Daniel Schneider3, die man auch außerhalb Schlesiens aufmerksam verfolgt hat; seit 1701 wurden drittens in der ersten deutschen theologischen Zeitschrift, die zunächst unter dem Titel Altes und Neues aus dem Schatz theologischer Wissenschaft und später unter Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen erschien, mehrere Beiträge über Schwenckfeld und seine Anhänger veröffentlicht4; am 1 1 . Oktober 1708 disputierte viertens der Ungar Samuel Zelenka in Wittenberg unter dem Präsidium von Valentin Ernst Löscher über das Thema Schwengfeldianismus in Pietismo renatus5; vor allem aber hatten sich schließlich mehrere lutherische Pfarrer, besonders Joh. Samuel Neander" aus Harpersdorf, hilfesuchend an die Königliche Regierung in Liegnitz gewandt, um von ihr Unterstützung bei der Ausübung ihres ius parochiale über die Schwenckfelder zu erhalten7. Dieses waren die Ursachen, die zur Errichtung der Jesuiten-Mission geführt haben. Der unmittelbare Anlaß ist eine Anzeige gewesen, in der darüber geklagt wurde, daß das Schwenckfeldertum „unter dem gemeinen Mann undt sonderlich der Bauerschafft sehr wiederumb einreißen"8 würde. Seine Anhänger gingen „in keine Kirchen undt achten keine geistligkeit"9, weil sie „in der Verkehrten opinion stehen, daß ein Jeder sein eigener Priester seye, wie sie dann auch sonsten sehr ungereimbte opiniones hegen sollen"10. Das Breslauer Generalvikariat wandte sich daraufhin an den Liegnitzer Archidiakon Christoph Mayer 11 , um genaue Auskünfte zu erhal-

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Über Daniel Schneider siehe: Seite 232, Anm. 252; E. Zimmermann, Schwenckfelder und Pietisten in Greiffenberg und Umgegend, bes. 179, Anm. j (Lit. u. Quellen). 4 Stellenbelege bei G. Maron, Individualismus und Gemeinschaft bei Caspar von Schwenckfeld, 17. 5 Ebd. 18—20. β Über Joh. S. Neander siehe: E. Goldmann, Zur Geschichte der Kirdigemeinde Harpersdorf, I, 34—36; H. Grünewald, Predigergeschichte von Goldberg, 20; S. Knörrlich, Die Zufluchtskirche zu Harpersdorf, 12. 7 Christoph Schultz an Anthon N., 1768 April 6, SdiLP, VC 3—7,6; Κ. X. Regent, Irrthümer, III, 66. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 47—48. 8 Beilage zu dem Schreiben des Generalvikariats Breslau an Christoph Mayer, 1717 Mai 21, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X, j, b. » Ebd. 10 Ebd. 11 Sein Ardiidiakonat erstreckte sich auch auf einen Teil des Fürstentums Jauer.

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ten 12 . D a aber „im Fürstenthum Lignitz nur in einer oder andern Lutherischen P f a r r " 1 3 Schwenckfelder wohnten, gab er die A n f r a g e an den Erzpriester zu Lähn 1 4 , Johannes Carl Alberti, „unter dessen districten die meisten schwenkfeider" 15 sich aufhielten, weiter, damit er „mit seinen unterhabenden H . Pfarrern" 1 " Näheres ermittle. Nachdem deren Berichte, die alle das arbeitsame und zurückgezogene Leben der Schwenckfelder hervorhoben 17 , eingegangen waren, sandte Chr. M a y e r sie am 5. Juli 1 7 1 7 an das Generalvikariat 18 , das dann am 3. August dem Königlichen Oberamt in Breslau davon Mitteilung machte19. Dieses beauftragte daraufhin am 20. August das Königliche A m t Jauer — die Königliche Regierung in Liegnitz hatte bereits am 7. Juli Auskünfte über die in lutherischen Parochien lebenden Schwenckfelder erteilt20 — , in E r fahrung zu bringeil, wieviel Schwenckfelder in der dortigen Gegend 21 wohnten 22 . M a n wandte sich deshalb an den Löwenberger H o f richter28, der am 7. September die verlangte Information über-

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Generalvikariat Breslau an Christoph Mayer, 1717 Mai 21, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X, 5, b. Als Regest ist dieses Schreiben vorhanden in Wroclaw DA, Harpersdorf, 5,2 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SchLP, VN 73—5, 673. Vgl. audi K.X.Regent, Irrthümer, I, 21—22 und V, 27—28; A. F. H . Schneider, Jesuiten=Mission 5. 13 Christoph Mayer an das Generalvikariat Breslau, 1717 Juli 5, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X, 5, b. 14 Ebd. » Ebd. " Ebd. 17 Diese Berichte finden sich in der Anlage zu dem Schreiben Chr. Mayers an das Generalvikariat Breslau vom 5. Juli 1717. 18 Ebd. " Generalvikariat Breslau an das Kgl. OAmt Breslau, 1717 August 3, gedr. in: K.X.Regent, Irrthümer, I, 21—22 und V, 28—29. Als Regest findet sich dieses Schreiben in Wroclaw DA, Harpersdorf, 5,2 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SdiLP, VN 73—5, 673—674. 20 Kgl. Regierung Liegnitz an das Generalvikariat Breslau, 1717 Juli 7, Wroclaw DA, Harpersdorf, 5,2 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SchLP, VN 73—J. 675 (Regest). 21 Der Ardiidiakon Chr. Mayer hatte bekanntlich darauf verwiesen, daß die Schwenckfelder zum größten Teil im Fürstentum Jauer wohnten. 22 Als Briefregest vorhanden in Wroclaw DA, Harpersdorf, 5,2 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SchLP, VN 73—5, 673—674. 23 Kgl. Amt Jauer an den Hofrichter von Löwenberg, 1717 August 21, Wroclaw DA, Harpersdorf, 5,2 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SchLP, VN 73—5. ¿74 (Regest). 16

Weigelt,

AzKG 43

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Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg u n d H a y n a u

sandte24, die dann das Königliche A m t Jauer an das Oberamt in Breslau weiterleitete25. Nach Rücksprache mit dem Generalvikariat machte dieses schließlich am 7. Februar 1 7 1 8 dem Kaiser davon Mitteilung; es empfahl, die Rädelsführer der Schwenckfelder des Landes zu verweisen und den übrigen dasselbe anzudrohen, falls sie nicht zum katholischen Glauben konvertierten26. Karl V I . stimmte dem schon zwei "Wochen später zu27 und bereits am ι j. März wurde das A m t Jauer beauftragt, die in seinem Gebiet wohnenden Schwenckfelder zu verhören28. Ein gleicher Befehl muß an die Königliche Regierung in Liegnitz ergangen sein, denn auch hier fand am 19. Mai 1 7 1 8 eine erste Untersuchung statt28, die in freundlicher Atmosphäre verlaufen ist30. A m Schluß wurden die Schwenckfelder gebeten, ihr Glaubensbekenntnis und die wichtigsten Schriften einzureichen. Bereits eine Woche später, am 25. Mai 1 7 1 8 , kamen sie dieser Bitte nach31 und übergaben, zusammen mit einem Begleitschreiben32, ihre Erbauungsschriften85 und ihr Bekenntnis34. In diesem haben sie jedoch, wie Joh. Milan mit Recht bemerkt hat, ihre christologischen Aussagen vorsichtiger formu24

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Als Briefregest v o r h a n d e n in W r o c l a w D A , H a r p e r s d o r f , 5,2 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SdiLP, V N 73—5, 674. Kgl. A m t J a u e r an das Kgl. O A m t Breslau, 1717 September 24, W r o c l a w DA, H a r p e r s d o r f , 5,2 (unpaginiert) u n d J A H , Diarium, SchLP, V N 73—5, 674 (Regest). Als Briefregest v o r h a n d e n in W r o c l a w D A , H a r p e r s d o r f , 5, 3—4 (unpaginiert) u n d J A H , Diarium, SchLP, V N 73—5, 677—678. K a r l V I . an das Kgl. O A m t Breslau, 1718 Februar 22, W r o c l a w D A , H a r persdorf, $,3 (unpaginiert) u n d J A H , Diarium, SchLP, V N 73—5, 6j6 (Regest). Vgl. Κ. X . Regent, I r r t h ü m e r , I, 14. Als Briefregest v o r h a n d e n in W r o c l a w D A , H a r p e r s d o r f , 5,4 (unpaginiert) u n d J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — j , 678. Joh. Milan, E x a m i n a t o r , 108—109. Georg Jäckel u. acht andere Schwenckfelder an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1718 Mai 25, gedr. in: J . W . J a n , V e r u m Dei verbum, I, 4—6, Beilage I ; Chr. Gerber, Historia derer Wiedergebohrnen in Sachsen, IV, 269—273; A. Koepke, Historische Nachricht von Caspar Schwenckfeld, 48 ; O . K a d e l bach, Ausführliche Geschichte K a s p a r v. Sdiwenkfelds u n d der Sdiwenkfelder in Schlesien, 34—36. Als Briefregest v o r h a n d e n in W r o c l a w D A , H a r p e r s d o r f , 5,5 (unpaginiert) u n d J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — j , 680—681. Siehe A n m . 30. Leider findet sich keinerlei Angabe darüber, welche ihrer Erbauungsbücher sie eingereicht haben. Gedr. in: J . W . J a n , V e r u m Dei verbum, I, 7—17, Beilage I ; J o h . Milan, E x a m i n a t o r , 110—117; auszugsweise gedr. in: Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 679—680.

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liert 35 . Dagegen lud das Königliche Amt Jauer erst im Oktober, nach wiederholter Aufforderung 8 6 , die in den Dörfern Zobten, Langneundorf und Lauterseiffen wohnenden Schwenckfelder vor und berichtete dem Königlichen Oberamt darüber am 29. Oktober" und am 2. November 36 . A m 22. Dezember 1 7 1 8 erstattete das Königliche Oberamt in Breslau, dem inzwischen das Generalvikariat mitgeteilt hatte, daß die Bekehrung der Schwenckfelder nicht durch die katholischen Ortsgeistlichen, sondern nur durch einen Orden geleistet werden könne39, K a r l V I . Bericht über die durchgeführten Verhöre sowie über die geplante Ordensmission40. In seinem Antwortschreiben 41 stimmte der Kaiser der Errichtung einer Mission zwar grundsätzlich zu, wünschte aber detaillierte Auskunft darüber, welcher Orden damit betraut werden solle und wieviel der jährliche Unterhalt kosten würde. Das Generalvikariat empfahl Jesuiten 42 , und das Königliche Oberamt Schloß sich diesem Vorschlag an, wie dessen dritter Bericht an den Kaiser vom 16. April 1 7 1 9 zeigt43. "Wiederum erklärte sich dieser in einem Reskript 44 einverstanden, bewilligte je dodi nur „eine Mission ad tempus, und so lang Mann solche Nöthig und Nützlidi zu seyn befinden wird" 4 5 . Außerdem ver35 38

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Siehe: Joh. Milan, Examinator, 110. Kgl. OAmt Breslau an das Kgl. Amt Jauer, 1 7 1 8 Oktober 24, Wroclaw D A , Harpersdorf, 5,4 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SdiLP, V N 7 3 — $ , 678—679 (Regest). Als Briefregest vorhanden in Wroclaw D A , Harpersdorf, 5,4 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SdiLP, V N 7 3 — 5 , 679. Als Briefregest vorhanden ebd. Generalvikariat Breslau an das Kgl. O A m t Breslau, 1 7 1 8 April 2, Wroclaw D A , Harpersdorf, 5,4 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 678 (Regest) . Als Briefregest vorhanden in Wroclaw D A , Harpersdorf, 5, 4 — j (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — $ , 680. Karl V I . an das Kgl. O A m t Breslau, 1 7 1 9 Januar 26, Wroclaw D A , Harpersdorf, (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 681 (Regest). Generalvikariat Breslau an das Kgl. OAmt Breslau, 1 7 1 9 April 16, Wroclaw D A , Harpersdorf, (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — j , 682 (Regest). Als Briefregest vorhanden in Wroclaw D A , Harpersdorf, 5,5 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 6 8 1 — 6 8 2 . Karl V I . an das Kgl. O A m t Breslau, 1 7 1 9 Mai 12, J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — j , 1 0 0 — 1 0 3 . Vgl. das Briefregest in Wroclaw D A , Harpersdorf, 5.5 (unpaginiert). Ebd. 101.

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langte er neben einer genauen Dienstanweisung für die Missionare auch noch einen Bericht darüber, wie die Angelegenheit weitergehen solle4'. Erst daraufhin erschien schließlich am 16. September 1 7 1 9 das Dekret47, das die Besetzung der Mission in Harpersdorf mit dem 57jährigen Johann Milan48 und mit dem 30jährigen Karl Xaver Regent49 genehmigte. Am Thomas-Tag nahmen diese, versehen mit dem bischöflichen Legitimationspatent50, ihre Tätigkeit unter den schätzungsweise 1200 bis 1500 Schwenckfeidern auf. Sogleich luden sie diese, gemäß ihrer Instruktion 51 , zu freiwilligen Kontroversgesprächen ein, um sie so für den katholischen Glauben zu gewinnen. Obgleich es laut eines oberamtlichen Generalreskriptes52 jedermann unter Androhung von Strafen ausdrücklich untersagt war, den Missionaren „nicht allein nichts beschwerliches zuzufügen, oder in Ihren geistlichen Verrichtungen quoquomodo hinderlich zu seyn, bey Vermeidung empfindlicher Animadversion, sondern vielmehr bedürfenden Fais ihnen alle Aßistenz und Vorschub unweigerlich zu leisten"53, wurde dieser Befehl von den lutherischen Grundherren, besonders von dem Landesältesten des Fürstentums Liegnitz, Otto Konrad von Hohberg, der unter anderem auch Zobten besaß, von Ernst Konrad von Braun, Besitzer von Armenruh, Harpersdorf und Ober-Langneundorf, sowie von dem

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Ebd. 102. K a r l V I . an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1 7 1 9 September 16, J A H , Instrumenta, SchLP, V N 7 3 — é , 5 3 9 — 5 4 2 . Vgl. das Regest in W r o c l a w D A , H a r persdorf, 5,6 (unpaginiert). Gedr. in: J . W . J a n , Verum Dei verbum, I, 42, Beilage III; Unschuldige Nachrichten v o n A l t e n und Neuen Theologisdien Sachen. Leipzig 1720, 4 9 9 — 5 0 1 . Uber Johann Milan siehe: Jocher, IV, 1 7 2 5 — 1 7 2 6 (Lit.). Verzeichnis seiner Schriften in: Sommervogel, V , 1 0 8 9 — 1 0 9 1 . Uber K a r l X a v e r Regent siehe: Jocher, VI, 1547 (Lit.); A D B , 27, 552 (Lit.); B . D u h r , Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, IV, 1, bes. 4 4 6 — 4 4 9 (Lit.). Ein unvollständiges und fehlerhaftes Verzeichnis seiner Schriften in: Sommervogel, V I , 1 5 8 4 — 1 5 8 6 . Bischöfl. Patent, 1 7 1 9 November 14, J A H , Diarium Instructionis, SchLP, V N 7 3 — I i , 1 5 — 1 6 , gedr. in: A . F. H. Schneider, Jesuiten=Mission, 4 3 — 4 4 , Beilage II. Instruction, 1 7 1 9 November 14, ebd. 1 1 6 — 1 1 8 , gedr. in: ebd. 44, Beilage II. Kgl. O A m t Breslau an die K g l . Ä m t e r usw., 1 7 1 9 Oktober 9, gedr. in: Joh. A . Hensel, Protestantische Kirchen=Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 677—678. Vgl. W r o c l a w D A , Harpersdorf, 5,6 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 684 (Regest). Ebd. 678.

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Amtmann von Siebeneichen mißachtet54. Diese flößten vielmehr den Sdiwenckfeidern Furcht vor den Jesuiten ein und überredeten dadurch viele von ihnen, bei Joh. S. Neander das Abendmahl zu nehmen, um als Augsburger Konfessionsverwandte zu gelten55. Daraufhin wurde sowohl diesem56 als auch allen anderen evangelischen Pfarrern des Fürstentums Liegnitz 57 sowie den dortigen Grundherren58 obrigkeitlich verboten, Schwenckfelder am lutherischen Abendmahl teilnehmen zu lassen. Der Kaiser billigte diese Anordnung nachträglich in einem Reskript vom 14. März 1720 59 . Als aber Joh. Milan und Κ . X . Regent nach einem Jahr feststellen mußten, daß sie trotz größten Einsatzes nur sehr wenige Konversionen verzeichnen konnten, wurde den Schwenckfeldern der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer am 16. Mai 1 7 2 1 mitgeteilt, daß ihnen auch der Besudi lutherischer Gottesdienste verboten sei, dagegen die Teilnahme an den Kontroversgesprächen behördlich künftig zur Pflicht gemacht und ein unentschuldigtes Fernbleiben bestraft werde60. Dadurch versprachen sich die Patres größeren Erfolg, der jedoch ausblieb. Z w a r forderten sie mittels Laufzetteln in der Regel zwanzig bis vierzig Schwenckfelder auf, an den sonntags in Langneundorf und Lauterseiffen stattfindenden Kontroversgesprächen teilzunehmen 61 , aber diesem Befehl kamen bei weitem nicht alle nach62, zumal die Jesuiten zögerten, die angedrohten M

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K g l . O A m t Breslau an das Kgl. A m t Jauer, 1720 März 1 2 , J A H , Instrumenta, S d i L P , V N 73—6, 90—91. J A H , Summarissimus Extractus Operationum, SchLP, V N 7 3 — 7 , 59—60: „Bey Eintritt der Mission haben die Gebrüder Baron v. Braun [sc. Christoph Friedridi und Ernst K o n r a d ] , Ihre Beamte . . . und lutherische Pastores mit schmeicheln und straff die Schwengfelder zum Lutherthumb gejaget. Dann anhero etlich, daß Abendmahl Stante Missione allhier in Harpersdorf genoßen". K g l . Regierung Liegnitz an Johann Samuel Neander, 1720 M ä r z 2, J A H , Instrumenta, SchLP, V N 73—6, 1 0 4 — 1 0 6 . K g l . Konsistorium Liegnitz an die Geistlichen des Fürstentums Liegnitz, 1720 März 2, ebd. 9 j — 9 9 , gedr. in: J . W . J a n , Verum Dei verbum, I, 47—48, Beilage V I I . K g l . Regierung Liegnitz an Ernst K o n r a d von Braun, 1 7 2 0 M ä r z z, ebd. 107—108. K a r l V I . an K g l . O A m t Breslau, 1720 M ä r z 14, ebd. 80—83. Als Regest ist dieses Reskript vorhanden in Wroclaw D A , Harpersdorf, 5,7 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 685. Regest aus dem Protokoll des K g l . Amtes Jauer, 1 7 2 1 Mai 16, ebd. 4 7 — 5 3 . K g l . O A m t Breslau an die K g l . Regierung Liegnitz, 1723 J a n u a r 7, ebd. 54—58. K g l . O A m t Breslau an das Kgl. Amt Jauer, 1725 März 22, ebd. 59—60.

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Strafen zu verhängen. So haben sich beispielsweise am 7. September 1 7 2 1 von den sechzehn bestellten Schwenckfeldern aus Niederlangneundorf nur drei und von den sechsundzwanzig aus Oberlangneundorf nur fünfzehn eingefunden 63 . Im Frühjahr 1 7 2 1 sandten die Schwenckfelder schließlich selber eine Delegation an den H o f zu Wien, um dort religiöse Duldung zu erbitten64, nachdem Ernst Konrad von Braun dies vergeblich am kaiserlichen H o f zu erreichen versucht hatte 65 . Dieser Abordnung, der Christoph Hoffmann, sein Vetter Balthasar Hoffmann und für einige Zeit auch Balthasar Hoffrichter angehörten, gelang es zwar während ihres mehrjährigen, äußerst kostspieligen Aufenthaltes in Wien' 6 , dem Kaiser siebzehn, leider nicht mehr vorhandene, Bittschriften zu übergeben67, aber ihrer Bitte um Toleranz wurde nicht

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Verzeichnis derer unter dem Otto Conrad Freyherr von Hohberg auf Zobten in Niederlangneundorff der Jaurischen Fürstenthumb befindlichen Schwenckfelder, SthLP, V N 73—4, 166—168. Am 1. Januar 1724 waren von den 27 vorgeladenen Schwenckfeldern aus Nieder- und Mittellangneundorf und von den 26 aus Oberlangneundorf sogar nur jeweils zwei erschienen (ebd. 403—405). Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Christoph Schultz an Anthon N., 1768 April 6, SchLP, VC 3—7, 8—9; Christoph Hoffmann, Kurtze Lebens = Beschreibung Balthasar Hoffmanns, 1777, SchLP, VR 22—9, (unpaginiert, nach dem Inhaltsverzeichnis); Wroclaw DA, Harpersdorf, 3, Gravamina, 10 (unpaginiert) und JAH, Gravamina, SchLP, VN 73—7, $69—570. Vgl. Chr. Schultz, Erläuterung, 59; A. F. H. Schneider, Jesuiten=Mission, 11—12. Wroclaw DA, Harpersdorf, 3, Gravamina, 9 (unpaginiert) und JAH, Gravamina, SchLP, V N 73—7, 569: „Eß hat H.Baron Braun [Ernst Konrad] auf Armenruhe 1720 von Sdiwengfeldern 300 Kr. Bekommen, Ist Nach Wienn Gereißet, umb Ihn die Toleranz der Sect auß zu würcken". Ebd. 10 (unpaginiert) und 569—571 : „Nachgehendt sind drey Sdvwengfelder Christoph und Baltzer Hoffmann und Baltzer Hofrichter Von 1721 Fast biß 1725 Inclusive zu Wien gestanden, haben Vermittelst deren panquotirten Tuchmacher von Goldberg Hertel, wie der Radeisführer Melchior Scholtz, Frey bekennet, 19000 Thl. verwendet, umb die Toleranz zu erhalten. Eß sind Eigenhändige Zettel Vorhanden, daß auch Einmahl 1000 Kr. sindt übermachet worden. Zwar von Hirschberg. Ingleichen sind wegen anderen Sachen und derer Hintertreibung Contra Missionem, Viele Collecten dieser Jahr gemachet worden zum Exempel per 200 Thl per 22 Ducaten per 300 Rthl. u. s. w." Vgl. H. W. Kriebel, The Schwenckfelders in Pennsylvania, 23. Christoph Hoffmann, Kurtze Lebens=Beschreibung Balthasar Hoffmanns, 1777, SchLP, VR 22—9 (unpaginiert, nach dem Inhaltsverzeichnis). Diese Eingaben sind nach freundlicher Auskunft des österreichischen Staatsarchivs, Abt: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien vom 8. Januar 1968 nicht mehr vorhanden.

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

247

entsprochen. Dieser Mißerfolg ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß sich die Königliche Regierung in Liegnitz, das Königliche Amt Jauer und das Königliche Oberamt Breslau"6 sowie die Jesuiten-Mission" in mehreren Berichten dagegen ausspradien. Da die evangelischen Pfarrer weiterhin Schwenckfelder zur Annahme des lutherischen Bekenntnisses zu bewegen suchten, ordnete das Königliche Oberamt in Breslau am 5. November 1722 durch ein Reskript70 an, daß es verboten sei, den Schwenckfeldern die Kasualien zu gewähren, weil sie nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens „keiner im Lande tolerirten Religion" 71 angehörten. Diese Weisung sollte den lutherischen Grundherren und deren Prädikanten jedoch nur mündlich mitgeteilt werden, um ihnen „keine gelegenheit zu geben, sich i n = oder außer Landes darmit herumbzutragen"72. Von dieser behördlichen Anordnung, die de facto eine parochiale Ausgliederung war, fühlten sich die Schwenckfelder hinsichtlich der Taufe nicht weiter beunruhigt. Bekanntlich hatten sie jahrhundertelang gegen die Säuglingstaufe gekämpft, und die zur Zeit der Jesuiten-Mission lebenden Schwenckfelder waren zum Teil selber nicht getauft. Es mußte also ihrem Wunsch entsprechen, wenn es den lutherischen Pfarrern untersagt war, sie zur Taufe anzuhalten73. Schwerwiegender war es für die Schwenckfelder dagegen, daß sie im Fürstentum Liegnitz auf ein kirchliches Begräbnis verzichten und, wie es im Fürstentum Jauer, in Langneundorf und Lauterseiffen bereits praktiziert wurde, auf den Viehtrieben beerdigt werden sollten74. Dadurch waren sie nämlich mit Selbstmördern auf eine Stufe gestellt. Der wenig später von Κ . X . Regent gemachte Vorschlag, den Leichnam weder von Lutheranern noch

" Kgl. Regierung Liegnitz an das Kgl. O A m t Breslau, 1 7 2 1 Mai 1 9 ; Kgl. Amt Jauer an dasselbe, 1 7 2 1 Juni 10; Kgl. O A m t Breslau an Karl VI., 1 7 2 1 Juli 12, Wroclaw D A , Harpersdorf, 5, 9 — 1 0 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — j , 691—692, 695 (Regesten). " Karl Xaver Regent an das Kgl. Amt Jauer, 1 7 2 1 Juni 6; derselbe an Karl VI., 1 7 2 1 November 13, Wroclaw D A , Harpersdorf, 5, 9 und 1 1 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 692—693, 696—697 (Regesten). 70 Kgl. O A m t Breslau an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1 7 2 2 November 5, J A H , Diarium Instructionis, SdiLP, V N 7 3 — 1 1 , j 2 — 5 6 . 71 Ebd. s4. 72 Ebd. 55. 73 Ebd. 54. 74 Ebd.

248

Schwenckfeldertum zwisdien Löwenberg, Goldberg und H a y n a u

von Sdiwenckfeldern begleiten zu lassen75, wurde offensichtlich nicht genehmigt. Georg Teschauer, der von 1736 bis 1756 als Missionar unter den Sdiwenckfeldern wirkte, schilderte ein solches Begräbnis folgendermaßen: „Das sämtliche eingeladene Volk sammelt sich in gewöhnlicher Trauer in der Behausung des Verstorbenen, der todte Körper wird auf den Wagen gelegt, mit einem weißen Tuch bedeckt, der η adiste befreundete des Todten sitzet auf dem Wagen mit tiefster bei ihnen gebräuchlicher Trauer, zum Beweise, daß der Verstorbene in seinem Irrthum beharrlich geblieben ist, ganz schwarz gekleidet. Bei Fortführung der Leiche folgt die ordentliche Begleitung. Nach Beerdigung des Körpers knieet das sämmtliche Volk nieder und betet, darauf erfolgt eine kurze Abdankung von dem Todtengräber" 7 ". Am gravierendsten war es aber für die Schwenckfelder, daß es den evangelischem Pfarrern nicht mehr erlaubt war, ihre Ehen kirchlich einzusegnen77. Dadurch waren sie, falls sie nicht ehelos bleiben oder klandestine Ehe führen wollten, was jedoch auf Grund des Dekrets Tarnet si™ verboten war, gezwungen, nach dem nahe gelegenen Sachsen und der Mark Brandenburg zu ziehen, um sidi dort von lutherischen Pfarrern trauen zu lassen, obgleich es streng untersagt war79. Besonders der Pfarrer an der Grenzkirche zu Nieder-Wiesa, Johann Christoph Schwedler, hat ihnen dabei geholfen, indem er sie an lutherische Pfarrer vermittelte. So schickte er beispielsweise am 15. April 1723 ein sdiwenckfeldisches Brautpaar zu dem Berthelsdorfer Pfarrer Johann Andreas Rothe mit der Bitte, es zu trauen oder sonst „nicht ohne guten Rath" 80 an andere weiter zu empfehlen. Joh. Milan und Κ. X . Regent hielten aber nicht nur Kontroversgesprädie und kirchliche Unterweisungen für schwenckfeidische Kinder ab, sondern entfalteten auch eine reiche schriftstellerische Tätigkeit. Bereits im Jahre 1720 war in Neisse von Joh. Milan eine

75

Kgl. Amt Jauer an das Kgl. O A m t Breslau, 1723 April 16, ebd. 6 1 — 6 1 .

™ Zitiert nach: A. F. H . Schneider, Jesuiten=Mission, 32, Anm. 40. 77

Kgl. O A m t Breslau an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1722 November j, J A H , Diarium Instructionis, SdiLP, V N 73—11,55.

78

Denz. 990—992.

n

Johann Christoph Schwedler an August Hermann Francke, 1720 April 14, Berlin SB, Francke-Nadilaß. Derselbe an Johann Andreas Rothe, 1723 April 15, Herrnhut ABL', R 20 C N r . 15.74.

80

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

249

antisch wenckf eidische Schrift erschienen81. Im Juli desselben Jahres wurde dann von ihm ein kurzer Traktat 82 veröffentlicht, in dem er sich direkt an die Schwenckfelder wandte. In ihm erklärte er provokatorisch, „daß kein einziger Lutherischer Worts-Diener capable oder fähig sey, euch Schwenckfeldern den W e g zur ewigen Seeligkeit zu zeigen, weil keiner aus den gemeldten "Worts=Dienern capable oder fähig ist zu weisen, daß er habe das wahre Wort Gottes, ohne welches keine Seeligkeit zu hoffen" 83 ist. Daraufhin ließ Johann Wilhelm Jan, der seit 1 7 1 8 der theologischen Fakultät in Wittenberg angehörte, sofort eine Gegenschrift84 erscheinen, in der er behauptete, daß die Jesuiten ihre Mission gewaltsam durchführen würden „verbumque aliquod humanum pro divino venditant" 85 . Hierauf antwortete Joh. Milan im September 1 7 2 1 seinerseits mit einer Streitschrift86, in der er mit einem gewissen Recht betonte, daß die eigentlichen Verfolger der Schwenckfelder die lutherischen Geistlichen und deren Patronatsherren gewesen seien. Zwei Jahre später publizierte Joh. W . Jan daraufhin nochmals eine Entgegnung 87 , darin er bezeichnenderweise die Frage nach den Ini-

81

Joh. Milan, Fünff kurtze und gründliche auß allgemeinen von jedem so nur den Christlichen Nahmen führen will zugestandenen Lehr=Sätzen gezogene Beweißthümer: Daß niemand bey gutem Gewissen der Schwenckfeldischen Sect beypflichten Oder Mit gesunder Vernunft in selbiger verbleiben könne. Neisse 1720. Vgl. Sommervogel, V , 1089. 82 Gedr. in: Unschuldige Nachrichten von Alten und Neuen Theologischen Sachen, 1720, 503—504; J . W. Jan, Verum Dei verbum, I, 1 7 ; A. F. H . Schneider, Jesuiten = Mission, 10. 83 Zitiert nach: J . W. Jan, Verum Dei verbum, I, 17. 84 J . W. Jan, Methodus Jesuítica convertendi Schwencfeldianos. Wittenberg 1 7 2 1 . Vgl. Sommervogel, V, 1098. 85 Zitiert nach: J . W. Jan, Verum Dei verbum, I, 32. 8 « Joh. Milan, E X A M I N A T O R METHODI JESUITICAE Convertendi Schwenckfeldianos. Prag 1 7 2 1 . Vgl. Sommervogel, V, 1089—1090. 87 J . W. Jan, Repetita demonstratio quod non hodiernae romanae sed evangelicae ecclesiae ministri habeant verbum dei. Wittenberg 1723. Vgl. Sommervogel, V, 1090. Nach dem Tode von J . W. Jan erschien diese sowie seine erste, 1 7 2 1 erschienene Streitschrift erneut unter dem Titel: Verum Dei verbum ecclesiae evangelicae assertum. Wittenberg 1726. Vgl. Sommervogel, V, 1090. Hierauf entgegnete Joh. Milan mit: Verum Dei verbum soli Romanae Ecclesiae. Breslau 1724. Vgl. Sommervogel, V, 1090. Eine zweite Ausgabe erfolgte 1737. Vgl. Sommervogel, V, 1090. Zehn Jahre später ließ Joh. Milan schließlich noch die Streitschrift drucken: Lang geborgt, ist nicht gesdienckt. Teil I — I I I . Augsburg 1 7 3 6 — 1 7 3 7 . Vgl. Sommervogel, V, 1090. In dieser Schrift bemühte sich Joh. Milan nachzuweisen, daß das Sdiriftver-

250

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

tiatoren der Verfolgung nicht mehr berührte. In den Jahren zwischen 1722 und 1724 erschien auch Κ . X . Regents fünfteiliges Werk89, in dem er sich eingehend mit der Theologie der Schwenckfelder auseinandergesetzt hat. Als er dann im Jahre 1722 und 1723 für die konvertierten Schwenckfelder eine Einführung8* in den katholischen Glauben erscheinen ließ, verfaßten die an ihrer Überzeugung festhaltenden Schwenckfelder eine nicht mehr auffindbare Erwiderung mit dem Titel Glaubens = Bekandtnuß der Neu — bekehrten Catbolischen90. Diese beantwortete Κ . X . Regent im Jahre 1724 seinerseits mit einer Gegenschrift91. Im gleichen Jahr gab er noch zwei weitere theologische Arbeiten heraus. In der ersten92 versuchte er aufzuzeigen, daß die Schwenckfelder mit gutem Gewissen konvertieren könnten. In der zweiten93 bemühte er sich nachzuweisen, daß die Schwenckfelder die an sich schon verdorbenen Texte des Gesangbuches der Böhmischen Brüder, das bei ihnen in Gebrauch war, verändert hätten. Dadurch sollten sie selbst „deß Irrthums und Abfalls von der ersten uhralten Catholischen Kirchen uberzeuget werden"94. Ihre Gegner aber sollten erkennen, daß der schwenckfeldische „Handel und Wandel, die Religion betreffend, bloß allein ein Schein der Gottseeligkeit sey"95. Außer diesen theologischen Streitschriften verfaßte Κ. X . Regent auch

88

89

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94 95

ständnis der Lutheraner .dunkel', das der Katholiken ,hell' sei; die Tätigkeit der Jesuiten unter den Sdiwenckfeldern wurde dagegen überhaupt nicht mehr erwähnt. Κ. X . Regent, Zusatz derer übrigen Irrthûmer welche die im Hertzogthum Schlesien befindliche Sdiwenckfelder in denen (so genannten) Glaubens = Bekandtnussen arglistig verschwiegen. Teil I—V. Neisse 1722—1724. Vgl. Sommervogel, VI, 1584. Κ . X . Regent, Der Neu = bekehrte Catholische Christ. Neisse 1723. Vgl. Sommervogel, VI, 1584. K . X . R e g e n t , Christliche Ablehnung Derer Haupt = Unwahrheiten / Welche Die Schwenckfelder in einer Schrifft / so genannte Glaubens = Bekandtnuß der Neu = bekehrten Catholischen / Höchst = strâfflidi und vermessentlich auffgesetzet haben. Neisse 1724, 4—5. Titel in Anm. 90. Vgl. Sommervogel, VI, 1584. Κ . X . Regent, Gewissens = Scrupel / Warumb es wider das Gewissen der Schwenckfelder seyn soll; ihre Lehr zu verlassen / hingegen den Catholischen Glauben anzunehmen / Gewissenhaft auffgelôset. Neisse 1724. Vgl. Sommervogel, VI, 1585. Κ . X . Regent, Der Auß eigenem Gesang = Buch / Und Sonsten gebrauchlichen Büchern / Deß Irrthums / Uberzeugte Schwenckfelder. Neisse 1724. Vgl. Sommervogel, VI, 1584—1585. Ebd. 4. Ebd.

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

251

noch mehrere kurze Traktate, katechetische Werke und Erbauungsschriften". Diese umfangreiche literarische Auseinandersetzung Joh. Milans und Κ . X . Regents mit den Schwenckfeldern hatte jedoch keinerlei Erfolg, weil sie deren eigentliches Anliegen nicht erfaßt hatten. Den Schwenckfeldern ging es nämlich, wie gezeigt worden ist, nicht um dogmatische Fragen, sondern um die Verwirklichung des Neuen Menschen. Als die beiden Missionare im Jahre 1725 einsahen, daß ihre langjährigen Bemühungen nahezu vergeblich gewesen waren, baten sie am 8. Januar den Beichtvater Karls VI., Veit Georg Tönnemann, darum, sich am Habsburger Hof dafür zu verwenden, daß sie die iurisdictio parochialis über die Schwenckfelder erhielten, um so deren Konversion wirksamer betreiben zu können97. Tatsächlich wurde ihnen daraufhin schon am 23. März 1725 vom bischöflichen Amt in Breslau das ius parochiale übertragen®8. Den Schwenckfeldern wurden Güterkonfiskation und Landesverweisung angedroht, falls sie sich der neuen Parochialordnung widersetzen würden". Diese war jedoch kaum am 23. Juni in Jauer und am 19. Juli 1725 in Liegnitz bekannt gemacht worden100, als der Harpersdorfer Pfarrer Joh. S. Neander 101 und die Schwenckfelder dagegen protestierten. Letztere baten am 25. August 1725 und j . September darum, alles im status quo zu belassen, bis die Antwort des Kai-



Ζ . Β. Κ . X . Regent, Exempel der Sdilesier / Oder Vorstellung der fürnehmsten Christlichen Tugenden / welche die vormahlen Durchleuchtigste H e r t zogin in Schlesien anjetzo Glorwürdigste Himmels = Fürstin / Gnädigste S c h u t z = F r a u und L a n d e s = M u t t e r S. H E D W I G zur Lebens = Zeit heylsam geübet / und nach dem T o d zur Nachübung hinterlassen. Neisse 1723. Vgl. Sommervogel, V I , i j 8 j .

97

Wroclaw D A , Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 2 — 3 (unpaginiert) und J A H , Fructus Jurisdictio, SchLP, V N 73—3, 252—253. Decretum O f f i c i i Administrationis in Spiritualibus, 1725 M ä r z 23, J A H , Instructiones, SchLP, V N 7 3 — 1 1 , 119. Die beigefügte Instruktion findet sich ebd. 120—I2J. Sie ist gedr. in: A . F. H . Schneider, Jesuiten=Mission, 45—46, Beilage I V .

98

99 Instructio § 4. 10» Wroclaw D A , Harpersdorf, j , i $ (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 73—$, 706—707; J A H , Instrumenta ad Modum Operandi, SchLP, V N 73—6, 33; Wroclaw D A , Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 22—23 (unpaginiert) und J A H , Fructus Jurisdictio, SchLP, V N 73—7, 280 (Regesten). 101

Johann Samuel Neander an die K g l . Regierung Liegnitz, 1725 September 7, Wroclaw D A , Harpersdorf, 5, 16 (unpaginiert) und J A H , Diarium, SchLP, V N 7 3 — 5 , 710 (Regest).

252

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

sers auf ihre Petition, die ihre Delegierten in Wien vorbringen würden, einträfe102. Die Hoffnung der Jesuiten, durcli die iurisdictio parochialis die Schwenckfelder endlich zu katholisieren, erfüllte sich jedoch nicht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, boykottierten sie die neue Parochialordnung nun erst recht oder setzten sich darüber hinweg. Um ihre Säuglinge nicht von den Patres taufen lassen zu müssen, haben viele diese auswärts zur Taufe gebracht103. Etliche verbargen auch ihre Säuglinge, um die Taufe möglichst lange hinauszuzögern. Sobald jedoch die Missionare das erfuhren, wurden die Kinder unter Anwendung von Gewalt getauft und die Eltern mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe belegt101. Die obligatorische Eheschließung vor dem Priester umgingen sie dadurch, daß sie entweder klandestine Ehen führten oder heimlich nach Sachsen, Brandenburg oder Polen zogen, um sich dort von einem evangelischen Pfarrer trauen zu lassen. Sobald diese jungen Eheleute jedoch in ihre Heimat zurückkehrten, wurde ihre Eheschließung für ungültig erklärt, und sie mußten sich behördlich verantworten 105 . Wenn sie trotzdem eine Ehe führen wollten, mußten sie sich dem Reformdekret Tametsi unterwerfen, katholische Kindererziehung versprechen und sich nochmals von einem katholischen Geistlichen in Gegenwart von zwei Zeugen trauen lassen106. Audi der Begräbnisordnung, nach der alle unmündig verstorbenen Kinder auf dem katholischen Friedhof beizusetzen waren, während die Erwachsenen weiterhin auf dien Viehtrieben bestattet werden sollten, kamen sie vielfach nicht nach. Sie begruben nämlich ihre verstorbenen Kinder heimlich in Gärten und Scheunen oder ließen sie tagelang unbegraben liegen107.

102

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loe

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Schwenckfelder der Fürstentümer Liegnitz und Jauer an das Kgl. OAmt Breslau, 172$ August 25 und September 5, Wroclaw DA, Harpersdorf, 5, 16 (unpaginiert) und JAH, Diarium, SchLP, V N 73—5, 708 (Regest). Wroclaw D A , Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 14—15 (unpaginiert) und JAH, Fructus Jurisdictio, SchLP, V N 73—7, 268. Wroclaw D A , Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 12—15 (unpaginiert) und JAH, Fructus Jurisdictio, SdiLP, V N 73—7, 264—268. Z . B . Kgl. Amt Jauer an Karl Nikolaus von Hohberg, 1725 März 28, JAH, Instructiones, SdiLP, V N 73—11, 86—88. Ein „Paradigma Stipulationis ante Matrimonium" vom 23. Juli findet si A ebd. 91—98. Wroclaw DA, Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 18—19 (unpaginiert) und JAH, Fructus Jurisdictio, SchLP, V N 73—7, 270—274.

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

253

Angesichts der immer stärker werdenden Unterdrückung setzten die Schwenckfelder ihre ganze Hoffnung auf ihre Delegation in Wien. Sie wurden jedoch bitter enttäuscht, da K a r l V I . in einem Reskript 108 vom 30. Juli 1 7 2 5 ihre Bitte um Duldung nicht nur endgültig abschlug und weitere Eingaben untersagte109, sondern zugleich noch schärfere Maßnahmen anordnete. Beispielsweise sollten alle Schwenckfelder, die künftighin ohne triftige Gründe dem Katechismusunterricht fernblieben, „zum Erstenmahl mit einer nach proportion ihres Vermögens andictierenden Geld = straf und zum Anderten mahl mit dem Duplo, bey weiterer Renitenz hingegen nach beschaffenheit der Sachen mit arrest oder audi opere publico [Arbeitsstrafen] bestrafet, ferners aber die Schwengfelderischn Pupillen [Mündel] mit Katholische Vormündern versorget und an andere Katholische Orthen zur Erziehung in der allein Seeligmachenden kath. Religion gegeben werden" 1 1 0 . Nachdem somit die Bemühungen der Schwenckfelder um Toleranz gescheitert waren, wandten sie sich am 16. Oktober 1725 hilfesuchend an die Amsterdamer Doopsgezinden 111 , da sie erfahren hatten, daß sie sich schon einmal für Verfolgte, nämlich 1660 und 1661 f ü r die Berner Täufer, eingesetzt hatten 112 . Sie ersuchten jene, das gleiche auch für sie zu tun. Die Doopsgezinden sollten die Gesandten des Königs von England und der Generalstaaten am Wiener Hof darum bitten, sich dafür zu verwenden, daß ihnen Toleranz gewährt würde oder sie das ius emigrandi erhielten, das ihnen als Angehörigen einer religio non licita nicht zustand. D a sich die Antwort der niederländischen Taufgesinnten verzögerte und die Unterdrückung immer stärker wurde 1 1 3 , sahen sie sich genötigt, heimlich, unter Zurücklassung ihres Eigentums, aus ihrer Heimat zu fliehen. Sie standen jedoch nun vor dem Problem, wohin sie ihre Schritte lenken sollten. König Friedrich Wilhelm I. hatte sie nach ihrer Aussage zwar 1724 dreimal aufgefordert, sich in der schwachbesiedelten Umgebung Berlins niederzulassen und

le8

109 110 111

112 113

Karl VI. an das Kgl. O A m t Breslau, 1725 Juli 30, J A H , Instrumenta ad Modum Operandi, SdiLP, V N 7 3 — 6 , 19—24. Ebd. 2 2 — 2 3 . Ebd. 22. Schwenckfelder an die Doopsgezinden in Amsterdam, 1725 Oktober 16, Amsterdam B D , Nr. 2908. K . Guggisberg, Bernische Kirchengeschidne, 365. Adam Wiegner an [Daniel Hoovens], 1725 Dezember 3, Amsterdam BD, Nr. 2909.

254

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

dort eine Leinenmanufaktur aufzubauen 114 , aber sie hatten diese Einladung wegen „eenige hoog bedenkelijk redenen" 115 nicht angenommen. Vermutlich hatten sie befürchtet, Wehrdienst leisten zu müssen. Weil Holland damals allen religiös Verfolgten als das gelobte Land erschien, erwogen sie, dorthin zu emigrieren. Am 3. Dezember 1725 fragten sie deshalb bei den Amsterdamer Taufgesinnten an, ob sie dort aufgenommen und eine neue wirtschaftliche Existenz finden würden 119 . Als zu ihrer „Bestürtzung und Verwunderung" die Antwort wiederum ausblieb, die Verfolgung aber „alle tage grösser, und die Feinde immer grimmiger" 117 wurden, richteten sie ihre Blicke nach der nur etwa zehn Wegstunden entfernten Oberlausitz. Hilfesuchend wandten sie sich an Joh. Chr. Schwedler, der sogleich durch den Pfarrer an der Görlitzer Dreifaltigkeitskirche, Melchior Schäffer, der ebenfalls einen Pietismus franckesdier Observanz vertrat, beim Magistrat der Stadt Görlitz um Asyl für sie nachsuchen ließ. Etwa gleichzeitig, am 19. Dezember 1725, baten sie audi Ν. L. v. Zinzendorf in einem Schreiben118 darum, sich zumindest für die Wintermonate in Herrnhut niederlassen zu dürfen. Den Reichsgrafen hatten sie im August 1723 kennengelernt, als dieser zusammen mit Friedrich von Wattenwyl und Pfarrer M. Sdiäffer auf seiner ersten schlesischen Reise den mit ihm mütterlicherseits verwandten Otto Konrad von Hohberg in Zobten besucht hatte11®. Nachdem er sich auf dessen Besitzungen von der drückenden Lage der Schwenckfelder persönlich überzeugt hatte, hat er ihnen nicht nur „unterschiedene Deductiones an den Kaysserlichen Hof" 1 2 0 entworfen, sondern sich auch wenig später, im September 1723, anläßlich einer Audienz am kaiserlichen Hof in Brandeis, persön-

114 115 116 117 118

1,9

1!0

Ebd. Ebd. Ebd. Adam Wiegner an [Daniel Hoovens], 1726 Januar 14, ebd. Nr. 2911. Schwenckfelder an Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, 1725 Dezember 19, teilweise gedr. in: A. G. Spangenberg, Zinzendorf, II, 326—327. Vgl. N. L. v. Zinzendorf, Kurze Relation von Herrnhut, 56. Siehe audi: A. G. Spangenberg, Zinzendorf, II, 324; E. Beyreuther, Zinzendorf und die sich allhier beisammen finden, i j 2 . Siehe: N. L. v. Zinzendorf, Die Geschichte der verbundenen vier Brüder, 99. Vgl. A. G. Spangenberg, Zinzendorf, II, 262. Ebd.

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

255

lidi für sie verwandt 121 . Er bemühte sich nämlich beim kaiserlichen Minister, Rudolph Siegmund Graf von Sinzendorf, und beim Direktor des Königlichen Oberamts von Schlesien, dem Geheimen Rat Johann A. von Schaffgotsch, für sie das ius emigrandi zu erwirken, was ihm jedoch nicht gelang. Auf die oben erwähnte Anfrage der Schwenckfelder sagte er ihnen sofort zu, daß sie auf seinen Besitzungen siedeln könnten122. Daraufhin traf schon am 28. Dezember 1725 eine Delegation von ihnen in Herrnhut ein123. Am 14. Februar 1726, nodi bevor der Görlitzer Magistrat Joh. Chr. Schwedlers Schreiben beantwortet hatte, flohen die ersten sechs oder sieben schwenckfeldischen Familien nachts aus Harpersdorf nach Görlitz, wo sie um Asyl baten124. Daraufhin fragte die Stadt Görlitz, die ihnen unter der Bedingung, daß „sie nur friedlich und in der Stille lebten"125, eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung bewilligt hatte, zwei Tage später bei ihrem Landesherrn, dem Kurfürsten Friedrich August I., an126, wie sie sich „gegen die sowohl bereits alhier Subsistirende Emigranten... als auch diejenigen, welche sich annodi einfinden dürfften, zu verhalthen haben möchten" 127 . Am 2. Mai erhielt man vom Geheimen Rat Gottlob Friedrich von Gersdorff den Bescheid, daß im Geheimen Konzil beschlossen worden sei, die Schwenckfelder zwar bis auf weiteres zu dulden, ihnen aber jede öffentliche Religionsausübung sowie den Erwerb von Häusern und Liegenschaften zu untersagen128. Daraufhin

121

Siehe hierzu und zu dem Folgenden : N . L . v. Zinzendorf, K u r z e Relation von Herrnhut, 46. V g l . A . G . Spangenberg, Zinzendorf, II, 2 6 6 — 2 6 7 ; E . B e y reuther, Zinzendorf und die sidi allhier beisammen finden, 1.

122

N i k o l a u s L u d w i g von Zinzendorf an die Schwenckfelder, 1 7 2 $ Dezember 2 5 , auszugsweise gedr. in: A . G . Spangenberg, Zinzendorf, II, 3 2 7 . V g l . N . L . v. Zinzendorf, K u r z e Relation von Herrnhut, 5 6 ; E . Beyreuther, Zinzendorf und die sich allhier beisammen finden, 1 5 2 .

123

Siehe: N . L . v . Zinzendorf, K u r z e Relation von Herrnhut, 56. Magistrat v o n Görlitz an August II., 1 7 2 6 Februar 2 3 , Dresden L A , loc 5 8 6 1 , V o l . I, fol. i i r (Original). D e r Brief findet sich auszugsweise gedr. in: C h r . G . Jahne, Dankbare Erinnerung, 2 7 — 2 8 . V g l . A d a m Wiegner an [Daniel H o o v e n s ] , 1 7 2 6 M ä r z 1 6 , Amsterdam B D , N r . 2 9 1 4 ; A d a m Wiegner, M e l chior Kriebel, Balthasar Jäckel und Georg Wiegner an die Doopsgezinden in Amsterdam, 1 7 2 6 A p r i l 3, ebd. N r . 2 9 1 5 .

124

125

Magistrat von Görlitz an August II., 1 7 2 6 Februar 2 3 , Dresden L A , 5 8 6 1 , Vol. I, fol. I2V (Original).

126

E b d . fol. n r — i 3 r .

127

E b d . fol. 1 2 v . Gottlob Friedrich von Gersdorff an den Magistrat von Görlitz, 1 7 2 6 M a i 2, ebd. fol. i 5 r (Regest).

128

loc

256

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und H a y n a u

blieben einige in der Stadt Görlitz, wo ihnen wenig später sogar erlaubt wurde, Grundstücke zu pachten129; andere ließen sich in Berthelsdorf nieder130. Da sie aber gemeinsam an einem Ort wohnen wollten, erwogen sie weiterzuziehen. Daher sandten sie, von den Amsterdamer Taufgesinnten selbst auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht131, im Frühjahr 1726 eine Delegation nach Altona, um nach einem passenden Siedlungsraum zu suchen132. Als dies jedoch ohne Erfolg war, wurde bei mehreren Schwendkfeldern der Wunsch wach, nach Pennsylvanien zu emigrieren133. Die Taufgesinnten rieten aber wegen der politischen und wirtschaftlichen Situation in dieser englischen Kolonie sowie der Gefährlidikeit der Reise davon dringend ab und versagten von vornherein jede Unterstützung134. Nachdem also ihre Bemühungen, ein gemeinsames Asyl zu finden, gescheitert waren, nahmen sie das Angebot N . L. v. Zinzendorfs an, sich in Oberberthelsdorf anzusiedeln, das der Graf 1727 von seinem Onkel Gottlob Friedrich von Gersdorff erworben hatte135. Hier wohnten sie in einer Reihe von ihnen selbst erbauten Häusern, die noch heute als Schwenckfelderhäuser bekannt sind. Bei ihrer neuen Existenzgründung wurden sie von den Haarlemer Kollegianten finanziell großzügig unterstützt136. Wie in ihrer schlesischen Heimat führten die Schwenckfelder auch in der Oberlausitz ein der weltlichen Obrigkeit untertanes, zurückgezogenes und arbeitsames Leben137. Sie hielten eigene Erbauungskonventikel ab, die vor allem von Balthasar Hoffmann ge1 2 9 Derselbe an den Magistrat v o n Görlitz, 1 7 2 7 Juli 9, ebd. fol. 29 V. 130 Friedrich Caspar von Gersdorfï an August II., 1 7 3 2 September 1 3 , Dresden L A , loc $854, fol. 5 7 V — j 8 r (Original).

A d a m Wiegner, Melchior Kriebel, Balthasar Jäckel und Georg Wiegner an die Doopsgezinden in Amsterdam, 1 7 2 6 April 3, Amsterdam B D , N r . 2 9 1 5 . 1 3 2 [Christian Hänisch] an die Doopsgezinden [in H a a r l e m ] , 1 7 2 6 Juni 17, ebd. N r . 2920 (unvollständig). 1 3 8 A d a m Wiegner an Ameldonk Leew, J a n Schalle und Cornelius van Putten, 1 7 2 6 September 12, ebd. N r . 2 9 2 1 (Original); dieselben an die Doopsgezinden [in A m s t e r d a m ] , 1 7 2 7 J a n u a r 6, ebd. N r . 2 9 2 3 (Original). 1 3 4 Ameldonk Leew, J a n Schalle und Cornelius van Putten an die Schwenckfelder, 1 7 2 7 April ι, auszugsweise gedr. in: O . Kadelbach, Ausführliche Geschichte K a s p a r v. Schwenkfelds und der Schwenkfelder in Schlesien, 5 9 — 6 2 . 135 Vgl. Friedrich Caspar von Gersdorfï an August II., 1 7 3 2 September 1 3 , Dresden L A , loc $854, fol. j 8 r (Original). 1 3 6 Isaak Crajesteijn an Christian Hänisch, 1 7 2 6 Mai 10, teilweise gedr. in: O . Kadelbach, Ausführliche Geschichte K a s p a r v. Schwenkfelds und der Schwenkfelder in Schlesien, 5 8 — 5 9 . 131

137

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf an Friedrich Caspar von Gersdorff, s. a. [etwa 1 7 3 2 August], H e r r n h u t A B U , R 5 A N 20, 40; Friedrich Caspar von

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

257

leitet wurden. Daneben besuchten sie auch die Gottesdienste, besonders die Leichenpredigten der lutherischen Pfarrer, und ließen ihre Kasualien meistens durch sie vollziehen138. Jedoch nahmen sie niemals am Abendmahl teil und widersetzten sich hartnäckig allen Bemühungen, sie zur Annahme des lutherischen Bekenntnisses zu bewegen. Deshalb begannen einzelne lutherische Pfarrer, besonders Joh. Adam Schön und Joh. Daniel Geißler in Görlitz, in ihren Predigten gegen die Schwenckfelder zu polemisieren und mit Kirchenzuchtmaßnahmen vorzugehen139. Der Aufenthalt der Schwenckfelder in der Oberlausitz sollte jedoch nicht lange dauern. Anfang August 1 7 3 1 ließ nämlich Kaiser Karl V I . durch Leopold von Waldstein bei August II. von Polen dagegen protestieren, daß N. L. von Zinzendorf auf seinen Besitzungen kaiserliche Untertanen aus Mähren aufgenommen habe, und forderte deren Ausweisung140. Damit waren zunächst nicht die Schwenckfelder, sondern ausschließlich die aus Kunwald und Zauchtental ausgewanderten Böhmischen Brüder gemeint. Auf Vorschlag des Geheimen Konzils 141 ordnete der König daraufhin sogleich an, daß dem Reichsgrafen nachdrücklich untersagt werde, weitere Exulanten „durch Briefe oder Emissarien an sich zu locken"142; außerdem befahl er, Georg Ernst von Gersdorff möge als Amtshauptmann von Görlitz nähere Erkundigungen über die aufgenommenen Exulanten einziehen143. Da dieser erklärte, daß dies nur durch eine Untersuchung an Ort und Stelle möglich sei144, wurde er

Gersdorff an August II., 1732 September 13, Dresden L A , loc $854, fol. j 8 v (Original); derselbe an August II., Dezember 19, ebd. fol. 74V (Original). 138

Hierzu und zu dem Folgenden siehe: Friedrich Caspar von Gersdorff an August II.,

1732

September

13,

Dresden

LA,

loc

5854,

fol.

j8v—j^r

(Original). 139

O. Kadelbach,

Ausführliche Geschichte

Kaspar

v. Schwenkfelds

und

der

Schwenkfelder in Schlesien, 6 3 . 140

K a r l V I . an Leopold von Waldstein, s.a. [vor 1731 August 1 5 ] , Dresden L A , loc j 8 j 4 ,

fol. 3 r — v ;

teilweise gedr. in: F . K ö r n e r , Die

kursächsische

Staatsregierung, 16. V g l . Leopold von Waldstein an K a r l V I . , 1731 August 17, J A H , Instrumenta ad Modum Operandi, S d i L P , V N 7 3 — 6 ,

528—531.

141

Geheimes Konzilium an August II., 1731 August 16, Dresden L A , loc 5 8 5 4 ,

142

August II. an das Geheime Konzilium, 1 7 3 1 August 20, ebd. fol. 8r.

fol. 5 ν — 6 r . 143

Derselbe an Georg Ernst von Gersdorff, 1 7 3 1 August 20, ebd. fol. 7r.

144

Georg Ernst von Gersdorff an August II., 1 7 3 1 Ι2Γ—V.

17 W e i g e 1 t , AzKG 43

September

i j , ebd. fol.

258

Sdiwendcfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und H a y n a u

selbst damit betraut145. Diese Untersuchung, deren Protokoll leider nicht mehr greifbar ist, ist für die Schwenckfelder, auf die man erst jetzt aufmerksam wurde, nicht ungünstig ausgefallen 14 '. Dagegen äußerte sich das Oberkonsistorium, das zu dem Bericht des Görlitzer Amtshauptmannes Stellung nehmen sollte147, negativ über sie148. Es vertrat die Auffassung, daß „wohl zu wünschen wäre, daß diese von dem Graffen von Zinzendorff gar nicht angenommen worden seyn möchten, zumahlen da man fast zum voraus schwer vermuthen kan, daß an ihnen schwerlich etwas zu gewinnen oder sie auf den rechten weg zu bringen seyn werden" 149 . Daraufhin schlug das Geheime Konzil am 5. Januar 1733 August II. vor, den Schwenckfeldern in Oberberthelsdorf durch den Oberamtsmann Friedrich Caspar vonGersdorff in Bautzen einzeln das consilium abeundi zu erteilen, da sie sich nicht zu einer der drei durch den Westfälischen Frieden anerkannten Konfessionen bekennen würden150. Friedrich August II., der seinem Vater August dem Starken am ι . Februar 1733 als Kurfürst von Sachsen gefolgt war, stimmte dem zu 151 , und am 4. April 1733 wurde dem Oberamtshauptmann in Bautzen durch ein von Alexander von Miltitz unterzeichnetes Dekret 152 befohlen, den Schwenckfeldern in Oberberthelsdorf „das Consilium abeundi, jedoch einzeln zu ertheilen"153. Da die Schwenckfelder in ihrer neuen Heimat wegen der ständigen Versuche, sie zur Annahme des lutherischen Bekenntnisses zu bewegen, sich nicht wohlgefühlt hatten, haben sie dagegen keinen Einspruch erhoben. Sie baten lediglich N . L. von Zinzendorf darum, sich da145

146

147

148

149 150

151 152

153

Geheimes Konzilium an Georg Ernst von Gersdorff, 1 7 3 1 N o v e m b e r 8, ebd. fol. i 7 r — ν ; Georg Ernst v o n Gersdorff an August II., 1 7 3 2 März 1 5 , ebd. fol. 4 i r — ν (Original). Georg Ernst v o n Gersdorff an August II., 1 7 3 2 März 1 5 , ebd. fol. 4 i r — j o v (Original). Über diese Untersuchungsverhandlungen vgl. audi F. Körner, D i e kursächsische Staatsregierung, 15—2$; F. S. Hark, Der Konflikt der kursädisisdien Regierung mit Herrnhut, 5 — 1 0 . Geheimes Konzilium an das Oberkonsistorium, s.a., Dresden LA, loc $854, fol. 5 4 r — j j r . Oberkonsistorium an August II., 1 7 3 2 November, ebd. fol. 6ir—65V (Original). Eine Kopie davon befindet sich in loc 1892, fol. i 3 r — i 5 r . Ebd. fol. 6 5 r b z w . 1 4 V . Geheimes Konzilium an August II., 1 7 3 3 Januar 5, Dresden LA, loc 6854, fol. 7 8r. Friedrich August II. an das Geheime Konzilium, 1 7 3 3 März 3 1 , ebd. fol. 83Γ. Derselbe an Friedrich Caspar v o n Gersdorff, 1 7 3 3 April 4, ebd. fol. 82r—v, gedr. in: N . L. v. Zinzendorf, Biidingische Sammlung, III, 1 2 — 1 3 . Ebd. fol. 82V b z w . Seite 13.

Die Schwenckfelder und die Jesuiten-Mission

259

für einzusetzen, daß sie gemeinsam emigrieren dürften154. Sogleich scyllen sie, wenn auch erfolglos, versucht haben, in Hamburg, in Brandenburg, in der Herrschaft Isenburg in der Wetterau und anderswo einen neuen Zufluchtsort zu finden155. Inzwischen hatte N . L. v. Zinzendorf mit dem englischen Gesandten in Kopenhagen Verhandlungen wegen einer Ansiedlung der Schwenckfelder in Georgia aufgenommen159. Jene erklärten sich grundsätzlich dazu bereit, falls der Graf die Zusage erhalten würde, daß ihnen wie anderen Auswanderern freie Uberfahrt, kostenloser Siedlungsraum und Steuervergünstigungen gewährt würden 157 . Daraufhin stellte N . L. v. Zinzendorf, wahrscheinlich im November 1 7 3 3 , ohne seinen Namen zu nennen, durch den ihm bekannten Christoph Karl Ludwig von Pfeil, Mitglied der Württembergischen Gesandtschaft in Regensburg, bei den Trustees for establishing the colony of Georgia in America einen diesbezüglichen Antrag 158 . Nach Joh. Philipp Fresenius159 und nach schwenckfeldischer Tradition 1 ® 0 wurden jedoch nicht alle Bedingungen erfüllt, die die Schwenckfelder gestellt hatten. Deshalb faßten sie mit Wissen N . L. v. Zinzendorfs 161 nun den Entschluß, nach Pennsylvanien zu emigrieren, weil sie einerseits günstige Nachrichten von einigen schwenckfeldischen Familien erhalten hatten, die bereits 154

155 1511

157

158

158

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf an N . N . , s. a. [etwa 1733 Herbst], Herrnhut A B U , R 5 A 2a, 57, teilweise gedr. in englischer Übersetzung in: E. S. Gerhard und S. G. Schultz, The Sdiwenckfelders and the Moravians in Saxony, 12. H . W. Kriebel, The Sdiwenkfelders in Pennsylvania, 29—30. A. G. Spangenberg, Zinzendorf, I V , 803—804 (Verweise!); G. Reichel, August Gottlieb Spangenberg, Bischof der Brüderkirche, 97—98. [Schwenckfelder] an Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, s.a. [nach 1733 Oktober 23], Herrnhut A B U , R 14 A N 2,2a (R 6 A 5,20); Melchior Kriebel, Georg Weiss, Balthasar Hoffmann, Balthasar Jäckel und andere an Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, s.a. [nach 1733 Oktober 23], ebd. R 14 A 2,2c (R 14 N 2,2e; R 5 A 5,21), gedr. in englischer Ubersetzung in: E. S. Gerhard und S. G. Schultz, The Sdiwenckfelders and the Moravians in Saxony, 1 1 — 1 2 . [Nikolaus Ludwig von Zinzendorf] an N . N., s. a. [etwa 1733 November], Herrnhut A B U , R 5 10. Vgl. A. G. Spangenberg, Zinzendorf, IV, 803. Joh. Ph. Fresenius, Bewährte Nachrichten von Herrnhutischen Sachen, III,

7*4· 160 H . W. Kriebel, The Sdiwenkfelders in Pennsylvania, 31. 161 Nikolaus Ludwig von Zinzendorf an N . N., s. a. [etwa 1733 Herbst], Herrnhut A B U , R 5 A 2a, J7, teilweise gedr. in englischer Übersetzung in: E. S. Gerhard und S. G. Schultz, The Sdiwenckfelders and the Moravians in Saxony, 12. Vgl. dagegen J . M. Levering, A history of Bethlehem, 32. 17'

260

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

nach dorthin ausgewandert waren, und weil andererseits ihre niederländischen Freunde dieses Vorhaben jetzt lebhaft befürworteten und jegliche Unterstützung zusagten162. Vom 20. bis zum 28. April 1734 verließen dann 40 schwenckfeldische Familien, d.h. 180 Männer, Frauen und Kinder, nacheinander Oberberthelsdorf. Nach einer fünfmonatigen Reise, über deren Verlauf ein kultur- und zeitgeschichtlich interessanter Bericht vorliegt163, gingen sie am 22. September 1734 in Philadelphia an Land. Auch hier suchten sie zunächst nach einem gemeinsamen Siedlungsgebiet, um „andern zum löblichen Exempel der Christlichen Eintracht und Vergnüglichkeit und um nicht so leicht in die allgemeine Seuche der Begierlichkeit verflochten zu werden" 164 . Da dies aber vergeblich war, siedelten sie sich schließlich im folgenden Jahr in kleineren Gruppen etwa 150 km nordwestlich von Philadelphia neben Herrnhutern und Mennoniten in Berks County, in Northampton County, in Goshehoppe und in Skippack an. Diese Gegenden entsprachen landschaftlich und klimatisch ungefähr ihrer schlesischen Heimat. Im Jahre 1782 gaben sich die Schwenckfelder, deren Gemeinschaften bis heute bestehen, eine Verfassung, mit der sie sich theologisch den Mennoniten näherten. Gegenwärtig zählt die Schwenckfelder Church etwa 2500 Glieder165. 4. Das Erlöschen des Schwenckfeldertums

in Schlesien

Im Jahre 1726 hatten nur ungefähr 200 Schwenckfelder Schlesien verlassen, während der größere Teil von ihnen, etwa 300, in der Heimat geblieben war 1 . Es handelte sich hierbei vielfach um 162

163

164

165

1

Chr. Schultz, Erläuterung, 64. Vgl. derselbe an Anton N., 1768 April 6, SchLP, V C 3—7, 4. Derselbe, Reise=Besdireibung von Altona bis Pensylvanien, gedr. in: Chr. Schultz, Erläuterung, 4 5 0 — 4 6 1 . Joh. Ph. Fresenius, Bewährte Nachrichten von Herrnhutischen Sachen, III, 112. Über die Geschichte der Schwenckfelder in Pennsylvania siehe vor allem: H. W . Kriebel, The Schwenkfelders in Pennsylvania. Weitere Literaturangaben finden sich in: E. Meynen, Bibliographie des Deutschtums der kolonialzeitlichen Einwanderung in Nordamerika insbesondere der Pennsylvanien-Deutschen und ihrer Nachkommen, 1 4 7 — 1 4 8 ; W . C. Kriebel und G.Hein, Artikel ,Schwenckfelder'. In: ML, IV, 1 3 9 — 1 4 0 ; G. Maron, Artikel ,Sdiwenckfelder'. In: R G G , V, 1622—1623. Vgl. Adam Wiegner, Melchior Kriebel, Balthasar Jäckel und Georg Wiegner an die Doopsgezinden in Amsterdam, 1726 April 3, Amsterdam BD, Nr. 29 i s .

D a s Erlöschen des Schwenckfeldertums in Schlesien

261

solche, die einen lutherischen Ehepartner hatten2. Um diese bemühten sich die Jesuiten-Missionare weiterhin mit größtem Eifer. Jeden Sonntag bestellten sie sie durch Laufzettel zu Kontroversgesprächen, luden die Erwachsenen zu Privatunterweisungen sowie deren Kinder zum Katechismusunterricht ein. Aber nur selten sind sie diesen Aufforderungen nachgekommen. Weiterhin leisteten sie der iurisdictio parochialis der Jesuiten heftigen Widerstand. Immer wieder brachten etliche ihre Säuglinge heimlich bei Johann Christoph Schwedler zur Taufe 3 . Dazu haben sie ihre Kinder gelegentlich „in die Zecker [Tragkörbe] gestecket und cumSummo periculo vitae in Sachsen nach Wiese [Nieder-Wiesa] auch im Winter durch 24 Meilen geschleppet"4. Auch ließen sie sich ferner in Ziillichau oder Marklissa von evangelischen Pfarrern trauen5. Bei ihrer Rückkehr wurden sie dafür mit Gefängnis bestraft6 und gezwungen, ihre Ehe nochmals vor dem katholischen Priester zu schließen7 oder heimlich aus dem Land zu weichen8. Am 17. Oktober 1728 versuchten die Schwenckfeider der iurisdictio parochialis der Jesuiten-Mission dadurch enthoben zu werden, daß sie die Königliche Regierung in Liegnitz darum ersuchten, ihre Kasualien bei den Franziskanern in Goldberg vornehmen zu dürfen". Sie begründeten ihr Gesuch damit, daß sie wegen ihres Garn- und Leinwandhandels häufig dort zu tun hätten und sie so dem Land ihre Arbeitszeit am wenigsten entziehen müßten. Dieser Antrag wurde aber sogleich auf Empfehlung des Generalvikariates des Bistums Breslau10, das die fadenscheinige Begründung durchschaute, vom Königlichen Oberamt in Breslau abgelehnt11. Obgleich sich die Schwenckfelder der Jesuiten-Mission hartnäckig widersetzt haben, ist es dieser doch allmählich gelungen, eine nicht unbedeutende Anzahl von ihnen zur Konversion zu bewegen. So 2

3

O . Kadelbach, Ausführliche Geschichte K a s p a r v . Schwenkfelds und der Schwenkfelder in Schlesien, 46. W r o c l a w D A , Harpersdorf, 3, Fructus Jurisdictio, 1 4 — 1 5 (unpaginiert) und J A H , Fructus Jurisdictio, SchLP, V N 7 3 — 7 , 268.

4

E b d . 1 4 — 1 5 (unpaginiert) und 2 6 8 — 2 6 9 .

5

E b d . 1 6 — 1 7 (unpaginiert) und 270.

• E b d . 1 6 — 1 7 (unpaginiert) und 2 7 0 — 2 7 1 . 7 Ebd. 8 E b d . 16—17 (unpaginiert) und 2 7 1 . 9 H i e r z u und zu dem Folgenden siehe: ebd. 4 — 7 (unpaginiert) und 2 5 5 — 2 5 9 . 10 Generalvikariat Breslau an das K g l . O A m t Breslau, 1 7 9 2 Februar 8, J A H , Instrumenta ad M o d u m Operandi, S d i L P , V N 7 3 — 6 , 5 0 0 — 5 0 3 . 11

K g l . O A m t Breslau an die K g l . Regierung Liegnitz, 1 7 2 9 Februar 25, ebd. 498—499.

262

Sdiwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

konnten sie beispielsweise im Jahre 1732 in ihrem Tätigkeitsbericht12 324 Ubergetretene anführen, wobei zwar nicht die inzwischen Verstorbenen, wohl aber alle zwangsweise getauften Kinder mitgezählt waren. Hinzu kam die ständig wachsende Zahl von neu angesiedelten Katholiken, die in diesem Jahre 366 Personen betrug. Auf Befehl des Königlichen Oberamtes in Breslau mußten nämlich die konfiszierten Güter der geflüchteten Schwenckfelder für einen niedrigen Preis, der von katholischen Gerichten festgesetzt wurde, altgläubigen Bauern überlassen werden 13 . Allerdings sind die lutherischen Grundherren, besonders Susanne Marie Eleonore von Schweinichen, Chr. Fr. von Braun und Karl Nikolaus von Hohberg, diesem Reskript nicht immer nachgekommen. Zum großen Verdruß der Jesuiten-Missionare verkauften sie nämlich die besten leerstehenden Höfe an Lutheraner". Diese gestiegene Anzahl von Katholiken ließ schließlich bei der Jesuiten-Mission den nicht unberechtigten Wunsch wadiwerden, in Harpersdorf eine eigene Kirche zu haben. Damit war aber das Problem gegeben, wer die administratio parochialis erhalten sollte. Das Generalvikariat befürwortete den Kirchbau und empfahl, die Pfarreirechte der Mission zu übertragen, bis sie der Breslauer Bischof widerrufen oder die evangelische Kirche von Harpersdorf einen katholischen Geistlichen erhalten würde 15 . Der Kaiser stimmte beiden Vorschlägen in einem Reskript 1 ® vom 1. März 1732 zu. Schon wenige Monate später, am 4. Juni 1732, legte Κ . X . Regent, der nach dem resignierten Weggang von Joh. Milan am 23. März 1728 missionarius primus geworden war 17 , den Grundstein zu einer Kapelle in Harpersdorf 18 . Die Kosten des Baues wurden gemäß 12

13

14

15

16

17 18

Eine Statistik, die sich auf Κ . X . Regents amtliche Angaben für das Jahr 1732 stützt, findet sich bei A . F. H. Schneider, Jesuiten=Mission, 20. Kgl. O A m t Breslau an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1726 Januar 16, J A H , Instrumenta ad Modum Operandi, SchLP, V N 73—6, 368—372. Wroclaw DA, Harpersdorf, 3, Gravamina, 7—9 (unpaginiert) und J A H , Gravamina, SchLP, V N 73—7, 566—569. Generalvikariat Breslau an das Kgl. O A m t Breslau, 1728 Oktober 8, Wroclaw D A , Harpersdorf, 3, Extractus ex instructione episcopali, 25—27 (unpaginiert) und J A H , Gravamina, SchLP, V N 73—7, 317—321. Karl VI. an dasselbe, 1732 März 1, Wroclaw DA, Harpersdorf, 3, Extractus ex instructione episcopali, 33—36 (unpaginiert) und J A H , Gravamina, SchLP, V N 73—7, 327—331 sowie Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 7, u. I, fol. ir—2Γ. Nachfolger von Joh. Milan wurde Franz Weigelsfeldt S. J . J A H , Beredinungen wegen der Sustentation der Kapelle in Harpersdorf, SchLP, V N 73—10,90.

D a s Erlösdien des Schwenckfeldertums in Schlesien

263

eines kaiserlichen Reskriptes19 größtenteils durch die Gelder gedeckt, die durdi den Wiederverkauf der konfiszierten schwenckfeldischen Güter erzielt worden waren. Am 17. September 1734 konnte sie endlich dank der Initiative Κ . X . Regents zusammen mit einem Friedhof geweiht werden20. Im Jahre 1 7 3 J wurde dann auch eine katholische Schule erbaut21. Durch die Erhebung zur Ordenspfarrei hatte die Jesuiten-Mission gehofft, daß mehr Schwenckfelder konvertieren und die bereits übergetretenen gestärkt würden. Beides blieb jedoch aus. In den nächsten Jahren konnte Κ . X . Regent nur wenige neue Konvertiten verzeichnen22. Zahlreiche Schwenckfelder richteten auch Bittschreiben an Karl V I . und die königlichen Behörden, in denen sie darum baten, den Repressalien der Jesuiten-Mission enthoben und als Augsburger Konfessionsverwandte angesehen zu werden, da sie sich nach dem Tode ihrer Eltern oder deren Emigration zur lutherischen Kirche halten würden23. Die bereits konvertierten Schwenckfelder aber weigerten sich, ihren Pflichten als Parochiane nachzukommen; vor allem lehnten sie es ab, die Stolgebühren zu entrichten. Die Lage der Jesuiten-Mission gestaltete sich also seit der Verleihung der administratio parochialis immer schwieriger, zumal wegen des Zuzugs fremder Katholiken auch die Opposition der Lutheraner gegen sie ständig anwuchs. Diese versuchten, vielfach zusammen mit den Schwenckfeldern, die Tätigkeit der Patres zu erschweren oder gar zu verhindern. Hierbei schreckte man vor der Anwendung brachialer Gewalt keineswegs zurück24. Ende Februar 1736 sind außerdem zum großen Ärger der Jesuiten-Mission nochmals einige schwenckfeldische Familien aus Harpersdorf und Armenruh nach Görlitz geflohen25. Obgleich der Magistrat von

19

Siehe A n m . 1 6 .

20

J A H , Berechnungen wegen der Sustentation S d i L P , V N 7 3 — 1 0 , 92.

21

J A H , Inventaria, S d i L P , V N 7 3 — 9 , 18. S o konnte er von dem J a h r e 1 7 3 2 bis zum J a h r e 1 7 3 6 insgesamt nur Konversionen registrieren.

22

der Kapelle in Harpersdorf,

19

23

Zahlreiche in Abschriften erhaltene Eingaben finden sich in W r o c l a w Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 7, u, II, fol. i r — J 3 v .

24

Siehe beispielsweise den Untersudiungsbericht der beiden R ä t e der K ö n i g lichen Regierung in Liegnitz, F r a n z Joseph von Kernis und F r a n z Wilhelm v o n Larisch, v o m 3. M a i 1 7 3 6 , ebd. X , j , b.

25

V g l . O . Kadelbach, Ausführliche Geschichte K a s p a r v. Schwenkfelds und der Schwenkfelder in Schlesien, 6 5 — 6 6 .

SA,

264

Schwenckfeldertum zwischen Löwenberg, Goldberg und Haynau

Görlitz in einem Schreiben2" an König August III. deren Fleiß, Genügsamkeit und Geschick im Flachsanbau und in dessen Aufbereitung sowie in der Garnherstellung rühmte und deren religiöse Zurückhaltung betonte, wurde ihnen das consilium abeundi erteilt". Der Rückgang der Konversionen, der aktive oder passive Widerstand der Schwenckfelder und der Lutheraner sowie der schwindende Rückhalt bei den Katholiken28 ließen Κ . X . Regent schließlich um eine Versetzung an das Jesuiten-Kolleg nach Liegnitz bitten. Karl V I . verlangte jedoch von ihm zuvor eine Kirchenvermögensaufstellung und Abrechnung, was lange Zeit in Anspruch nahm. Erst am 10. Oktober 1740 erklärte der Kaiser, daß seinem Wunsche stattgegeben werden könne29. Nun versuchte Karl V I . durch ein nicht mehr greifbares Edikt vom 19. Februar 1740 die Mission der Schwenckfelder abzuschließen. Durch das Königliche Oberamt in Breslau ließ er den sich im Fürstentum Jauer befindlichen Schwenckfeldern befehlen, innerhalb eines Jahres zu konvertieren oder das Land zu verlassen; in diesem Fall sollten ihre „Possessiones und Vermöge aber entweder denen ad Reiligionem Catholicam sich bekennende Kindern eingeräumet oder solche ad alios usus verwendet werden" 30 . Dagegen wurde den im Fürstentum Liegnitz wohnenden „vermittelst Eines Besondern A r t i c u l s . . . auß Purer Clementz" eingeräumt, daß sie auch zum lutherischen Bekenntnis übertreten und fernerhin in ihrer Heimat bleiben könnten ohne weitere „Beeinträchtigung, gleich denen übrigen Augspurgischen Confessions = Verwandten'" 1 . Allerdings sollte sehr darauf geachtet werden, daß sie nicht nur „pro forma" die lutherischen Gottesdienste besuchten, im übrigen aber „der vorigen Schwengfeldenischen Secte" zugetan blieben32. Diese Befehle kamen jedoch nicht mehr zur Durchführung, da Karl VI., der letzte männliche Habsburger, erst 5 5 Jahre alt, unerwartet am 28

27

28

29

30 31

32

Bürgermeister und Magistrat von Görlitz an August III., 1736 Mai 28, Dresden LA, loc $854, fol. i o o r — i o j r (Original). Geheimes Konzilium an Friedrich Caspar von Gersdorff, 1736 Mai 30, ebd. fol. io6r—v. Karl Xaver Regent an Franziskus Retz, 1737 Mai 11, JAH, Diarium, SchLP, 7 3 — j , 760—761: „Defuncti sunt, qui me amabant et protegebant". Karl VI. an das Kgl. OAmt Breslau, 1740 Oktober 10, JAH, Reskripte, SchLP, V N 73—8, II, 238—240. Kgl. OAmt Breslau an das Kgl. Amt Jauer, 1740 März 14, ebd. 563. Kgl. OAmt Breslau an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1740 März 14, Wroclaw SA, Rep. 28. Fürstentum Liegnitz, X , 5, b (Original). Dasselbe an die Kgl. Regierung Liegnitz, 1740 Mai 5, ebd. (Original).

Das Erlöschen des Schwendcfeldertums in Schlesien

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20. Oktober 1740 starb und Friedrich I I . von Preußen, sich auf ail te Rechtsansprüche stützend, am 16. Dezember mit einem kleinen Heer in Schlesien einmarschierte. Wahrscheinlich von den in der Heimat verbliebenen Schwenckfeidern auf ihre Lage aufmerksam gemacht, hat das Breslauer Feldkriegs-Kommissariat, das während des Krieges auch f ü r die Verwaltung des besetzten Landes verantwortlich war, am 8. Mai 1 7 4 1 auf Befehl des Königs ein Dekret 3 ® zu deren Schutz herausgegeben. Danach sollte „die angeordnete Emigration und Extirpation deren . . . Schwenckfelder dermalen noch sistieret und mit der gegen sie angeordnet gewesenen Execution innegehalten werden" 34 . Sie sollten vielmehr „zur Zeit und bis zu erfolgender anderweitigen Entschließung Seiner Maj. im Lande mit derjenigen Freyheit geduldet werden, welche sie vor einigen Jahren unter seiner Kayserl. Maj. glorwürdigsten Andenkens Regierung genossen hätten" 35 . Wie aus der Korrespondenz der schlesischen Schwenckfelder mit ihren ausgewanderten Glaubensbrüdern eindeutig hervorgeht, war damit gemeint, daß sie den gleichen Rechtsstatus wieder erhalten sollten, den sie vor der Errichtung der Jesuiten-Mission innegehabt hatten. Sie waren also de jure wieder der iurisdictio parochialis der lutherischen Kirche unterworfen und nicht als eigene Religionsgemeinschaft geduldet oder sogar anerkannt. Nicht zu Unrecht bezeichneten sie daher die ihnen gewährte Toleranz, die ihnen nur eine persönliche Glaubens- und Gewissensfreiheit garantierte, als „eingeschränkte Gewissensfreyheit"". Anscheinend hatten die Schwenckfelder aber Schwierigkeiten, ihre einstigen H ö f e und Anwesen zurückzuerhalten und wandten sich deshalb beschwerdeführend an den Chef der Kriegs- und Domänen-Kammer, Ludwig Wilhelm Graf von Münthow 37 , der Fried-

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Der Erlaß findet sich gedruckt in: Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 738; O. Kadelbach, Ausführliche Geschichte Kaspar v. Schwenkfelds und der Schwenkfelder in Schlesien, 49. Hierzu und zu dem Folgenden siehe: H. Weigelt, Friedrich II. von Preußen und die Schwenckfelder in Schlesien. Joh. A. Hensel, Protestantische Kirchen = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 738. Ebd. Carl Ehrenfried Heintze an Christoph Kriebel, 1722 Februar I i , SchLP, V C 3—7, X X X I X . Vgl. Friedrich II. an Ludwig Wilhelm von Münchow, 1742 Februar 23, Merseburg DZA, Hist. Abt. II, Rep. 96, Geheimes Zivilkabinett, B. Minuten, Bd. 2 5 , 1 7 4 2 , fol. 48r.

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rich II. in einem Immediatbericht davon unterrichtete38. Dieser befahl ihm daraufhin durch eine Kabinettsorder39 vom 23. Februar 1742, zusammen mit dem Etats- und Justizminister Samuel von Cocceji40, das in seinem Bericht „vorgeschlagene Edikt zu projektieren" 41 . Darin sollte zum Ausdruck kommen, daß die Sdiwenckfölder, die „zum größten Nachteil des Commercij und Schaden des Landes aus einem unbesonnenen Religions-Eiffer" 42 vertrieben worden wären, nicht nur in Schlesien zu dulden seien, sondern daß auch für ihr „établissement"43 gesorgt werden würde, da er „dergl. Bedrückungen und Verfolgungen in Religionssachen"44 nicht dulden könne. Vor allem bewegte ihn aber, wie die Kabinettsorder deutlich zeigt, der wirtschaftliche Nachteil, den Schlesien durch die Verfolgung der Schwenckfelder erlitten hatte45. Friedrich II. ging es also als staats- und kulturpolitisch verantwortlichem Herrscher nicht so sehr darum, den Sdiwenckfeldern Glaubensfreiheit zu gewähren, sondern vielmehr darum, den erlittenen merkantilen Verlust rückgängig zu machen. Bald darauf erschien dann ein von L. W. v. Münchow und Sam. von Cocceji nach den Richtlinien Friedrichs II. ausgearbeitetes Edikt4" „wegen Unterbringung und Placierung der sogenannten Schwenckfelder" 47 , das der König am 8. März 1742 in seinem damaligen Hauptquartier Salowitz in Mähren unterschrieben hat. In ihm 38 39 40 41 42 43 44

Dieser Immediatbericht ist nicht mehr greifbar. Friedridi II. an Ludwig Wilhelm v o n Münchow, 1742 Februar 23, ebd. Derselbe an Samuel v o n Cocceji, 1742 Februar 23, ebd. fol. 48r—48V. Derselbe an Ludwig Wilhelm v o n Münchow, 1742 Februar 23, ebd. fol. 4 8 r . Derselbe an Samuel v o n Cocceji, 1742 Februar 23, ebd. fol. 48r—48V. Ebd. fol. 48V. Ebd.

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Ebd. fol. 48r—48V.

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Ein Originaldruck von dem Edikt wegen Unterbringung und Placierung der sogenannten Schwenckfelder in Sr. Königl. Majestät Schlesischen und übrigen Landen befindet sidi in Merseburg D Z A , Hist. A b t . II, Rep. 46 Β N r . 1 3 1 , Fasz. 2. Danach w i r d im folgenden zitiert. Abgedruckt in: Gesamiete Nachrichten und Documente den gegenwärtigen Zustand des Hertzogthums Schlesiens betreffend, III, 2 — 4 ; Sammlung aller in dem souverainen Herzogthum Schlesien und dessen incorporirten Grafschafft G l a t z in Finanz = Criminal = Geistlichen = C o n s i s t o r i a l = K i r c h e n = S a c h e n etc. publicirten und ergangenen Ordnungen, II, 4 1 — 4 2 ; A c t a Historico-Ecclesiastica, V I , 380 bis 3 8 1 ; A . Köpke, Historische Nachricht v o n Caspar Schwenckfeld, 2 — 3 ; Held e n = , S t a a t s = und Lebens = Geschichte Friedrichs des Andern, II, 5 8 1 — 5 8 2 ; Chr. G . Jahne, Dankbare Erinnerung, 34—36; teilweise gedr. in: C. G r ü n hagen, Schlesien unter Friedrich dem Grossen, I, 483—484.

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Merseburg D Z A , Hist. Abt. II, Rep. 46 Β Nr. 1 3 1 , Fasz. 2.

Das Erlösdien des Schwentkfeldertums in Schlesien

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wurden eingangs summarisch die Gründe für die Ablehnung der religiösen Intoleranz genannt. Danach ist es sowohl gegen die Vernunft und Natur als auch gegen den christlichen Glauben selbst, die Gewissen der Untertanen zu zwingen und sie „wegen einer oder der anderen irrigen Lehre"48 zu verfolgen. Allerdings wurde sofort — darin geht der Text des Ediktes über den Entwurf Friedrichs II. hinaus — einschränkend hinzugefügt, daß die persönliche Glaubens- und Gewissensfreiheit nur soweit gelten sollte, als davon die „Hauptstücke der Christlichen Religion" 49 nicht in Frage gestellt würden. Eine Definition dessen, was zu den fundamentalen Glaubenswahrheiten zu rechnen sei, wurde jedoch nicht gegeben. Mit Sicherheit haben Friedrich II. und die Verfasser des Ediktes darunter zwar nur Gott, Unsterblichkeit und Tugend verstanden, es bestand aber für die weltliche und geistliche Obrigkeit grundsätzlich die Möglichkeit, sie gegebenenfalls weiter zu fassen. Diese Einschränkungen sind wohl sicherlich auch deswegen gemacht und von Friedrich II. akzeptiert worden, weil er bekanntlich damals mit Maria Theresia noch über eine freiwillige Abtretung Schlesiens verhandelt hat50. Diese Bemühungen konnten bei dieser persönlich frommen und strenggläubigen Herrscherin nur dann irgendwie Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie in Schlesien nicht nur die Bestimmungen des "Westfälischen Friedens rechtlich garantiert, sondern auch den christlichen Glauben geschützt wußte. Nachdem so einerseits kurz die Ablehnung der religiösen Intoleranz begründet und andererseits auf die Beibehaltung der „HauptStücke der Christlichen Religion" 51 insistiert worden war, wurden in diesem Edikt auch die geflohenen Schwenckfelder nach Schlesien zurückgerufen. Es wurde ihnen zugesagt, daß sie „ruhig daselbst wohnen und handeln und wandeln" 52 könnten. Außerdem wurde ihnen freigestellt, sich auch in anderen preußischen Territorien anzusiedeln. Sodann folgten einige Angaben über Privilegien, die den in die Heimat Zurückkehrenden zu gewähren seien. Unentgeltlich sollten sie ihre „Höfe und Häuser" 53 zurückerhalten, sofern diese nicht bereits von den neuen Besitzern rechtmäßig erworben worden wären. Denjenigen aber, die sich in andern „Ämtern und Dör48

Ebd. Ebd. 50 Siehe: C. Grünhagen, Geschidite des Ersten schlesischen Krieges, II, 269—337. 51 Merseburg D Z A , Hist. Abt. II, Rep. 46 Β N r . 1 3 1 , Fasz. 2. « Ebd. ss Ebd. 49

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fern" 54 niederlassen wollten, sollten „Höfe angewiesen und für ihr gutes Unterkommen gesorgt"55 werden. Ferner wurde ihnen auch erlaubt, sich in Städten niederzulassen, wo sie nicht nur kostenlos Bauplätze erhalten, sondern auch mehrere Jahre von der Grundsteuer befreit sein sollten56. Dieses in Schlesien57 publizierte Edikt Friedrichs II. ist auch den Schwenckfeldern in Amerika, möglicherweise von der Kriegs- und Domänenkammer direkt, sicherlich aber von ihren schlesischen Glaubensgenossen zugesandt worden. Obgleich diese in ihren Briefen dringend wünschten, jene möchten zurückkehren58, kamen sie dieser Bitte nicht nach. Als Pazifisten fürchteten sie, nach ihrer Rückkehr zum Militärdienst eingezogen zu werden59. Von diesem, der für sie „ins Teufelsreich"60 gehörte, waren sie in Pennsylvanien nämlich befreit. Daneben war es wohl auch ausschlaggebend, daß sie sich durch keinerlei materielle Not veranlaßt sahen, das Repatriierungsangebot Friedrichs II. anzunehmen. So sind schließlich nur einige in der Oberlausitz verbliebene Sdiwenckfelder-Familien der Aufforderung gefolgt; jedoch war es für sie auch jetzt noch nicht leicht, ihr früheres Eigentum zurückzuerhalten61. Durch das Toleranzedikt Friedrichs II. sind also die Schwenckfedder in Schlesien nicht nur rechtlich der Jesuiten-Mission wieder 54

Ebd. Ebd. »« Ebd. 57 Nach den Exzerpten von A. F. H. Schneider, Berlin SB, Handschriften-Abteilung, (Collectaneum 25b, fol. 132) ist das Edikt in Schlesien „gehörig publicirt worden"; seine Bekanntmachung in den übrigen preußischen Landesteilen ist dagegen vom General-Ober-Finanz-Kriegs- und Domänendirektorium dem „Gutfinden" des Chefjustizministers Samuel von Cocceji überlassen worden. Leider gibt A. F. H. Schneider keine Signaturen an, so daß unklar bleibt, ob die benutzten Akten aus der Rep. 46 B, Schlesien seit 1740, oder aus der Registratur des Schlesischen Provinzialministeriums (1740 bis 1806) stammen, die sich früher im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin befanden und nach 1881 an das damalige Preußische Staatsarchiv Breslau abgegeben wurden. Der Bestand (Rep. 99) ist am Kriegsende in Breslau vollständig vernichtet worden. 58 Vgl. ζ. B. Rosina Scharffenberger an Hans Christoph Hübner, 1742 April 28, SdiLP, V O C -H® (Original); Barbara Wiegner an Maria Drescher, 1742 April 20, SchLP, V C 2—5,5. 5 · Vgl. ζ. B. Hans Christoph Hübner an Rosina Scharffenberger, 1744 Dezember 20, SchLP, V O C -H". Ebd. 61 Vgl. Barbara Wiegner an Maria Drescher, 1742 April 20, SchLP, VC 2—5, 55

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D a s Erlöschen des Schwenckfeldertums in Schlesien

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enthoben worden, sondern es wurde ihnen auch zugesichert, daß sie ungehindert von weltlicher und kirchlicher Obrigkeit ihrer persönlichen Glaubens- und Gewissensfreiheit leben könnten. Tatsädilidi ist dies von den lutherischen Pfarrern respektiert worden62, sieht man von gelegentlichen Polemiken bei Leichenpredigten ab, weil sie meistens dem Gottesdienst fernblieben"3. Allerdings waren für die Schwenckfelder, wie schon erwähnt wurde, Taufe, kirchliche Eheschließung und kirchliches Begräbnis obligatorisch"4. Die Pfarrer als Delegierte der Obrigkeit führten nämlich mit den Taufund Beeirdigungsbüchern zugleich auch die Geburts- und Sterberegister, und nur durch die kirchliche Trauung war die Ehe von der weltlichen Obrigkeit anerkannt. Trotzdem war die ihnen gewährte Toleranz groß genug, daß es zu einer neuen Blüte des Schwenckfeldertums hätte kommen können. Diese blieb jedoch nicht nur aus, sondern die schwenckfeldische Bewegung nahm zahlenmäßig ständig ab und wurde theologisch bald völlig bedeutungslos. Während der letzten Epoche ihrer Gesdiichte von 1741 bis 1826 verfaßten die Schwenckfelder in Schlesien nicht eine einzige Schrift. Lediglich die Endredaktion und Edition der von Christoph Schultz, unter Mithilfe Caspar und Christoph Kriebels, Balthasar Hoffmanns und anderer, vom Dezember 1768 bis Februar 1769 abgefaßten Erläuterung für Herrn Caspar Schwenckfeld und die Zugethanen seiner Lehre übernahmen sie auf Bitten ihrer Glau-

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V g l . z . B . Christoph G r o h an Christoph Schultz, 1 7 7 6 M ä r z 1 7 , SchLP, V C 3 — 7 , 2 3 0 : „ W i r [sc. die Schwenckfelder in Schlesien] werden jetzt nicht so verächtlich gehalten, wie zur Zeit der Mission. Idi gelte beym Edelmann, P f a r r und Schultzen so viel wie ein anderer; es schickte mir der P f a r r Essen aus einem Gefatter Essen, da hatte er gesagt, ich w ä r e doch ein guter alter w i t [ w i t = H o l z ; also wahrscheinlich metaphorische Ausdrudesweise im Sinne von ,νοη gutem H o l z e (Stamme) sein', ,ein guter alter K l o b e n ' ] , wenn ich gleich nicht in die Kirche ginge".

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V g l . ζ. B. C a r l Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1 7 7 1 A u g u s t 2 2 , SchLP, V O C - H 1 0 .

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V g l . z . B . derselbe an Christoph Kriebel, 1 7 7 2 Februar 1 1 , SchLP, V C 3 — 7 , X X X I X (Original): „ 1 . D i e Todten werden auf Befehl des Königs alle ohne Ausnahme auf die Kirchhöfe gelegt . . . die Lehre geschiehet von dem Lutherischen Prediger . . . 2. V o m Ehe-Stande, damit steht und gehet es so wie es v o r der Mission gegangen, denn ihr müßet nicht denken, daß unser Gewißens-Freyheit der euren zu vergleichen ist. 3. Wegen der kleinen K i n der T a u f f e bleibts noch wie v o r alters ein antichristlidier Brauch."; Georg Fliegner, Christoph G r o h und C a r l Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1 7 6 8 Februar 1 5 , ebd. 2 8 ; Georg Fliegner an C a s par Seibt, 1 7 6 8 Februar 1 5 , SchLP, V O C — F 2 .

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bensgenossen in Pennsylvanien 65 . Wegen dieses 1 7 7 1 in Jauer gedruckten Werkes, das eine historische Darstellung ihrer Geschichte sowie eine Auswahl der Schriften Schwenckfelds enthält und Friedrich II. von Preußen gewidmet ist", kam es allerdings zu Mißstimmigkeiten zwischen ihnen. Hervorgerufen waren diese von den redaktionellen Einschüben und Kürzungen' 7 sowie wegen zahlreicher nidit auskorrigierter Druckfehler 68 . Verstärkt wurde diese Verstimmung, als die schlesischen Schwenckfelder ein J a h r später als D a n k für die ihnen von ihren Glaubensgenossen gewährte mannigfache Hilfe 6 ® ein Glaubensbekenntnis 70 drucken ließen, das sie im Titel als dasjenige bezeichneten, das die Schwenckfelder am 2 5 . Mai 1 7 1 8 der Königlichen Regierung in Liegnitz übergeben hätten. Der einzige noch lebende Mitunterzeichner dieses denkwürdigen Bekenntnisses, Balthasar Hoffmann, erklärte jedoch, daß es sehr von diesem abweiche 71 , was übrigens C . E . Heintze von A n fang an zugegeben hatte 72 . Daß das Schwenckfeldertum in Schlesien zu keiner neuen Blüte gelangte, lag erstens an der sozialen Struktur seiner Anhänger,

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Hierzu und zu dem Folgenden siehe: S. G. Schultz, History of the „Erläuterung", 21—24. *· Hierzu waren sie durch die Lektüre der anonym erschienenen neunbändigen Helden = , Staats = und Lebens = Geschichte Friedrichs des Anderen angeregt worden, die im zweiten Teil (576—$82) das Toleranzedikt und einen kurzen Abriß der Gesdiidite des Schwenckfeldertums enthält. 67 Siehe: Anm. 65. 68 Nadi den später beigebundenen Errata waren es nicht weniger als 463 Druckfehler, wobei geringfügige Fehler wie Buchstabenvertauschungen nicht mitgezählt sind. ' · Vgl. Carl Ehrenfried Heintze, Georg Fliegner und Christoph Groh an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1772 Juni i, SdiLP, V O C - H 1 0 . 70 Der Schwenckfelder Glaubens=Bekinntniß welches sie auf kayserlichen Befehl an die damahlige Regierung in Liegnitz eingeben müssen im Jahr 1718. den 2 j . M a y . Denen Pensylvanischen Brüdern zu Lieb und Ehren ans Licht gegeben von etlichen Mitbekennern in Schlesien im Jahr Christi 1772. Jauer 1772. 71

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Christoph Schultz, Balthasar Hoffmann u. a. an Balthasar Kurtz, Christoph Groh u. Carl Ehrenfried Heintze, 1773 Mai 15, SchLP, VC 3—7, IJ4. Vgl. E. S. Gerhard, Balthasar Hoffmann (1687—1775). Scholar, Minister, Writer, Diplomat, 36, Anm. 2. Carl Ehrenfried Heintze, Georg Fliegner und Christoph Groh an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1772 Juni 1, SchLP, V O C - H 1 0 ; Carl Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1773 August 17, ebd. (Original).

Das Erlösdien des Schwenckfeldertums in Schlesien

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deren Zahl ständig abnahm 73 . Wie die erhaltene Korrespondenz zeigt, setzte es sich meistens aus alten, unverheirateten oder verwitweten Personen zusammen 74 ; die Anzahl der Familien mit Kindern war dagegen sehr gering75. Kamen diese ins heiratsfähige Alter, mußten sie entweder ehelos bleiben76 oder sich mit Lutheranern verheiraten77, da keine sdiwenckfeldischen Partner vorhanden waren. Ausnahmslos hielten sich dann in solchen Fällen die sdiwenckfeldischen Ehepartner zur lutherischen Kirche und brachen zumeist auch jede Verbindung zu den einstigen Glaubensgenossen ab78. In dieser Epoche wies das Schwenckfeldertum auch ein völlig verändertes Berufsbild auf. Während seine Anhänger in der ersten Generation zumeist Adlige, Theologen sowie Ärzte und in der zweiten sehr oft Bauern, Grundbesitzer, selbständige Handwerker sowie Kleinunternehmer gewesen waren, setzte es sich jetzt vorwiegend aus Häuslern und Gärtnern zusammen, die sich vor allem durch Spinnen ihren Lebensunterhalt verdienten. Hand in Hand mit diesem sozialen Abstieg ist ein bedeutender kultureller Zerfall zu beobachten. War es früher vorgekommen, daß einzelne Schwenckfelder sogar Latein, Griechisch und Hebräisch gelernt hatten, so konnten nun viele von ihnen kaum ihre Muttersprache lesen oder schreiben.

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Die Anzahl der Schwenckfelder in Schlesien betrug im Jahre 1768 nur noch 44 Personen (siehe: Georg Fliegner, Christoph Groh und Carl Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1768 Februar 1$, SchLP, V C 3—7, 62—63) und im Jahre 1776 schließlich 23 Personen (siehe: Helena Heydrich an Melchior Jäckel, 1776, SchLP, V O C - H 1 3 ; Original). Nach dem Personenverzeichnis, das dem Brief Georg Fliegners, Christoph Grohs und Carl Ehrenfried Heintzes an die Schwenckfelder in Pennsylvanien (1768 Februar 15, SchLP, V C 3—7,37) beigelegt war, waren im Jahre 1760 von den 44 Personen zählenden sdiwenckfeldischen Gemeinschaft siebzehn alleinstehend. Die Zahl der sdiwenckfeldischen Familien mit Kindern im Jahre 1768 betrug nur noch sieben; siehe: ebd. Vgl. ζ. B. Georg Fliegner an Christoph Hoffmann, 1772 Februar 15, SchLP, V C 2—6, 43 : „Meine 2. Söhne sind auch nodi bey mir und sind noch unverheirattet, hat audi Schlechte Art und gelegenheit dazu, indem keine von den unseren mehr ist". Vgl. z. B. Christoph Beer an Christoph Hoffmann, 1789 Mai 24, ebd. 86. Vgl. Carl Ehrenfried Heintze an Balthasar Hoff mann, 1765 Mai, SchLP, V C 3—7, 11; Georg Fliegner, Christoph Groh und Carl Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1768 Februar IJ, ebd. 22; Helena Heydrich an Christoph Hoffmann, 1770 Februar, SchLP, V C 2—6,28; Melchior Heydrich an Christoph Hoffmann, s. a., ebd. 19.

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Die nicht eingetretene Wiederbelebung des Schwenckfeldertums war zweitens theologisch begründet. In den zahlreichen Briefen, die die schlesischen Schwenckfelder an ihre emigrierten Glaubensgenossen geschrieben haben, sucht man nämlich nahezu vergebens nach dem eigentlichen theologischen Anliegen des späteren Schwenckfeldertums, der Verwirklichung des Neuen Menschen. Sogar die ursprüngliche, ethisch motivierte Exklusivität hatten vor allem die Jüngeren unter ihnen aufgegeben, was die wenigen Konservativen mit Besorgnis79, die lutherischen Pfarrer hingegen mit unverkennbarer Zufriedenheit feststellten. So schrieb Johann Adam Hensel, der damalige lutherische Pfarrer von Neudorf am Gröditzberg und schlesische Kirchenhistoriker: „Ihr alter Eifer hat auch fast ganz unter ihnen nachgelassen, denn sie finden sich bey den Gesellschaften ein, wo sich junge Leute Vergnügen machen, sie unterscheiden sida nicht mehr, sonderlich durch ihre ganz altmodische Tracht und Kleidung, als woran man sie in vorigen Zeiten genau erkennen konte, vielmehr kleiden sie sich, wie andere Bauersleute ihres Ortes und leben mit den übrigen Evangelischen in einem freundschaftlichen Umgange" 80 . Infolgedessen haben sich die Schwenckfelder in Schlesien seit der Auswanderung ihrer Glaubensgenossen auch nicht mehr zu Konventikeln zusammengefunden. „Ich hoffe", schrieb deshalb C. E. Heintze im Mai 1765 an Balthasar Hoffmann, „ihr werdet eure Gewissens Freyheit nicht also mißbrauchen wie leider bey uns geschieht; ein Jedes gehet seinen Weg, es ist weder Versammlung noch rechte Gemeinschafft mehr" 81 . Obgleich diese sogleich in ihrem Antwortschreiben vom 16. Juni 1767 jene dringend ermahnten, doch wenigstens „dann und wann oder zu Zeiten" mit „Beten, Lesen, Singen, Erinnern oder Vermahnen wie . . . sich vor alters unser Vorfahren, die Libhaber Jesu Christi beflissen"82 zusammenzukommen, verhallten sowohl diese als auch alle späteren Aufforderungen 83 ungehört.

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Vgl. z. B. Georg Fliegner, Christoph Groh und Carl Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1768 Februar 15, SchLP, V C 3—7,21. Joh. A. Hensel, Protestantische Kirdien = Geschichte der Gemeinen in Schlesien, 739. Carl Ehrenfried Heintze an Balthasar Hoffmann, 1765 Mai, SdiLP, V C

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Schwenckfelder in Pennsylvanien an die Schwenckfelder in Schlesien, 1767 Juni 16, ebd. 21. Vgl. z. B. Christoph Kriebel an die Schwenckfelder in Schlesien, 1769 Februar 28, ebd. 42.

Das Erlöschen des Schwenckfeldertums in Schlesien

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Allerdings hielten auch in dieser letzten Phase des schlesischen Schwenckfeldertums einige wenige seiner Anhänger an der T r a dition fest. Die führende Gestalt ist zweifelsohne der ledige Carl Ehrenfried Heintze gewesen, der um 1 7 2 0 als Sohn eines lutherischen Amtmannes in Probsthain geboren wurde und von Beruf Formenstecher und Leinendrucker war 84 . Nach jahrelangem religiösem Suchen im Calvinismus, im Katholizismus und besonders im Luthertum, wobei er sich auch in die Schriften Luthers vertiefte85, ist er 1765 durch ein Traumerlebnis auf das Schwenckfeldertum hingewiesen worden86. Alsbald studierte er die Schriften Schwenckfelds, die er sich von dem einzigen ihm bekannten Schwenckfelder, Balthasar Kurtz, auslieh87. Er erlebte eine religiöse Erweckung 88 und Schloß sich, zusammen mit seinen Geschwistern und Verwandten, den Schwenckfeldern an8". Auf ihn setzten die Schwenckfelder in Pennsylvanien nun die Hoffnung, daß er der in Schlesien immer mehr verebbenden Bewegung nochmals eine Wende geben würde90. C. E. Heintze las aber nicht nur die Werke Schwenckfelds, sondern auch die von Paracelsus, Böhme, Jane Lead, J . G. Gichtel und besonders von G. Arnold" 1 . Er war davon überzeugt, daß es sich

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Carl Ehrenfried Heintze an die Schwenckfelder in Pennsylvanien, 1765 Mai, ebd. 10. 85 Ebd. 1 0 — I i . 8 « Ebd. I i . 87 Ebd. 88 Ebd. 89 Ebd. 90 Vgl. z . B . Christoph Kriebel an die Schwenckfelder in Schlesien, 1769 Februar 28, ebd. 49: „Des liebwerthen Bruders C. E. H . [Heintze] können wir nicht umhin, seiner um eurentwegen noch etwas zugedencken. Wir merken an den Schreiben, die wir empfangen: daß er ein Mann voll Liebe, ihm audi ein herrlich Erkäntniß der Christi. Lehre verliehen ist, auch eine besondere Gabe zum Reden und Schreiben besitzt. Und ihr andern, die ihr von Kindheit an bey Schwenckfelds Lehr erzogen, aber sehr ins abnehmen gekommen, daß es fast am Ende zu seyn geschienen. Denket und sinnet ihm nach: Was Gottes Will mit diesem H [Heintze] möchte seyn? Ob er nicht euch von Gott geschenkt sey: Eu$—77·

Quellen- und Literaturverzeichnis

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Nachübung hinterlassen. In eine trost-reidie Frucht bringende Andacht, besonders vor die nadi Closter Trebnitz wallfahrtende Catholische Christen eingerichtet. Neisse 1723. — : Der auß eigenem Gesang-Buch, und sonsten gebrauchlichen Büdiern, deß Irrthums, überzeugte Schwenckfelder. Neisse 1724. — : Gewissens-Scrupel, warumb es wider das Gewissen der Schwenckfelder seyn soll; ihre Lehr zu verlassen, hingegen den Catholisdien Glauben anzunehmen, gewissenhaft auffgelöset. Zugleich: Daß die Schwenckfelder mit guten Gewissen den Römischen Glauben können annehmen, und sich zur Catholisdien Kirchen bekennen; hingegen in ihrem Gewissen verbunden seynd, die Sdiwenckfeldisdie Lehr zu verlassen gewissenhaft bewiesen. Neisse 1724. — : Heylsame Lehr-Stuck, für die Neu-bekehrte Recht-Glaubige Catholische Christen, wie auch für die Uncatholische, wie und auff was Weise selbste zum wahren Seeligmachenden Glauben gelangen mögen. Nebst den nothwendigsten Glaubens-Puncten, besonders zum Nutzen für die zarte Jugend, der Neu-bekehrten Catholisdien. Neisse 1723. — : Zusatz derer übrigen Jrrthümer welche die im Hertzogthum Schlesien befindliche Schwenckfelder in denen (so genannten) Glaubens-Bekandtnüssen arglistig verschwiegen. Teil I — V . Neisse 1722—1724. Reichel, Gerhard: August Gottlieb Spangenberg, Bischof der Brüderkirche. Tübingen 1906. Reitzig, Hans: Erste evang. Universität Deutschlands einst in Liegnitz. Zur 425. Wiederkehr ihres Begründungstages. Der Schlesier 4 (1952), 1 , 6. Reu, Johann Michael: Quellen zur Geschichte des Katediismus-Unterrichts. Bd. II. Mitteldeutsche Katechismen. Zweite Abteilung: Texte. Gütersloh 1 9 1 1 . [Quellen zur Geschichte des kirchlichen Unterrichts in der evangelischen Kirche Deutschlands zwischen 1530 und 1600. Eingeleitet, herausgegeben und zusammenfassend dargestellt von Johann Michael Reu.] Riian, Rudolf: Die Böhmischen Brüder. Ihr Ursprung und ihre Geschichte. Mit einem Kapitel über die Theologie der Brüder von Amedeo Molnár. Berlin 1961. Richter, Aemilius Ludwig: Die evangelischen Kirchenordnungen des sechszehnten Jahrhunderts. Urkunden und Regesten zur Geschichte des Rechts und der Verfassung der evangelischen Kirche in Deutschland. Bd. I. Vom Anfange der Reformation bis zur Begründung der Consistorialverfassung im Jahre 1542. Weimar 1846. Roepell, Richard: Das Verhalten Schlesiens zur Zeit der böhmischen Unruhen. März bis Juli 1618. Z V G Schles. 1 (1855), 1—32. Rordorf, Willy: Der Sonntag. Geschichte des Ruhe- und Gottesdiensttages im ältesten Christentum. Zürich 1962. [ A T h A N T Bd. 43.] Rosenberg, Abraham Gottlob: Schlesische Reformations-Geschichte. Breslau 1767. Sammlung aller in dem souverainen Herzogthum Schlesien und dessen incorporirten Grafschaft Glatz in Finanz-Justitz-Criminal-Geistlichen-ConsistorialKirdien-Sadien etc. publicirten und ergangenen Ordnungen, Edicten, Mandaten, Rescripten etc. welche von der Zeit der glorwürdigsten Regierung Friedrichs Königes in Preussen als souverainen obersten Herzogs von Schlesien vom i.Decembr. 1740. bis inclusive 1744. heraus gekommen und durdi den Drude bekannt gemacht worden. Breslau s. a.

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Wedekind, E d u a r d L u d w i g : Geschichte der Grafschaft G l a t z . C h r o n i k der Städte, Flecken, D ö r f e r , Kolonien, Schlösser etc. dieser souverainen G r a f schaft v o n der frühesten Vergangenheit bis auf die G e g e n w a r t . N e u r o d e I8J7. Weichenhan, E r a s m u s : Postilla, D a s ist: Geistlidie Hertzstärckung und Labsal, Wie auch Auslegung über die Evangelien, S o man pfleget zu lesen an den Sonntagen und heiligen Festen. Christlich und einfältig geprediget und beschrieben, Durch E R A S M U M Weichenhan, P f a r r e r n zu Langen-Bielau. Sultzbadi 1 6 7 2 . Weigelt, H o r s t : Sebastian Franck und die lutherische R e f o r m a t i o n . Gütersloh 1972. [ S V R G 186.] — : Sebastian Franck und C a s p a r Schwenckfeld in ihren Beziehungen zueinander. Z B K G 39 (1970), 3 — 1 9 . — : Friedrich I I . v o n Preußen und die Schwenckfelder in Schlesien. E i n Beitrag zum Toleranzverständnis Friedrichs I I . Z R G G 22 (1970), 2 3 0 — 2 4 3 . Weissenborn, J o h a n n Christian H e r m a n n : Acten der E r f u r t e r Universität. H e r ausgegeben von der Historischen Commission der P r o v i n z Sachsen. Bearbeitet v o n J . C . H e r m a n n Weissenborn. I I . Theil, 2 b — 2 0 . Allgemeine und Facultätsstatuten v o n 1 3 9 0 — 1 6 3 6 . 3 b. Allgemeine Studentenmatrikel. 2. H ä l f t e . ( 1 4 9 2 — 1 6 3 6 . ) H a l l e 1884. [Geschichtsquellen der P r o v i n z Sachsen und angrenzender Gebiete. Herausgegeben v o n der Historischen Commission der P r o v i n z Sachsen. B d . 8. Teil 2.] Wernicke, E w a l d : C h r o n i k der Stadt B u n z l a u von den ältesten Zeiten bis zur G e g e n w a r t . B u n z l a u 1884. Wiedemann, H a n s : D a s Sulzbacher Geistesleben unter H e r z o g Christian August. I n : G e r h a r d P f e i f f e r und H a n s Wiedemann: Sulzbach in der deutschen Geschichte. Sulzbach-Rosenberg 1 9 6 5 , 1 7 — 3 5 . Windeck, B e r n h a r d : D i e A n f ä n g e der B r ü d e r v o m gemeinsamen Leben Deutschland. Diss. phil. Bonn 1 9 5 1 . [Maschinenschrift.]

in

Wiswedel, Wilhelm: Bilder und Führergestalten aus dem T ä u f e r t u m . E i n B e i trag zur Reformationsgeschichte des 16. Jahrhunderts. B d . I I I . Kassel 1 9 5 2 . — : O s w a l d G l a i t von J a m n i t z . Z K G 56 ( 1 9 3 7 ) , 5 5 0 — 5 6 4 . Wittidi, H i e r o n y m u s : K u r t z e v n n d grundtliche widderlegung der vier Schlusreden die J o h a n Sigmund, Werner, e t w a P f a r h e r r zu L i g n i t z aus Schwenckfeldts Büchern gezogen, gestalt, v n d gericht hat w i d e r die Christliche lehre v o m dienst des Göttlichen worts v n d der hochwirdigen Sacrament J e s u Christi. . . . Item eine kurtze schrifft M a t t h . F l a c i j Illyrici. Magdeburg 15 5 j . W o l f a r t , K a r l : Beiträge zur Augsburger Reformationsgeschichte. I I . Z u r B i o graphie des M . Bonifacius W o l f h a r t . B B K G 7 ( 1 9 0 1 ) , 1 6 7 — 1 8 0 ; derselbe: I I I . C a s p a r Schwenkfeld und B o n i f a c i u s W o l f h a r t . E b d . 8 (1902), 9 7 — 1 1 4 , 145—161. Wotschke, T h e o d o r : Z u r R e f o r m a t i o n in Liegnitz. (1911), 155—164.

Correspondenz-Blatt

12

Wuttke, Heinrich: Z w e i W a l l f a h r t e n v o n Schlesiern nach dem gelobten L a n d e im 16. Jahrhundert. Schlesisdie P r o v i n z i a l - B l ä t t e r 1 2 1 ( 1 8 4 5 ) , 5 0 2 — 5 1 5 .

Quellen- und Literaturverzeichnis

305

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20

Weigelt,

AzKG 43

REGISTER /. Bibelzitate Exodus 31, 1 6 — 1 7

2 2 , 19 né

'34

Psalm 208

141. 7

3 3. 5 5. 39 6

Jesaja 52, I I

211

Jeremía 3 1 . 33 50,8

134. 136 211

51.45

237

Ezechiel 5, iff 34 37. ι — M

132 230 132

Sacharja Matthäus 1 2 . 33 13,24—30

159 238

16,6

132 163

17.2 24,40

210

25. ι — 1 3

220

1

25. 3 — 4 6 26, 2 6 28,19

36 49 1 1 2 , 120

28, 20b

139

Markus

68 108 233 49. 5 1 . 52, 58, 59. 60, 70. 7 2 , 73. 155. 236

6, 35

6, 54 6. 55 8.44 10,7 10, 9 IO, I I 1 2 , 24 1 3 , IO 13,21—30

274

5

59 236

Johannes

Numeri 22, 2 8 — 3 0

23.43

13.27 14, 6 15. I 15. I — 1 7 20, 2 2

233 49 233 34 51 51 132 161 108 49 236 51. 132 51 132 i8j

Apostelgeschichte 4. 3 2 — 3 4 8,16

69

108

Römer ι. 17 8 8, 1 6 — 1 7

38 35.39 37

ι Korinther

7. 2 4 — 3 0 par 1 2 , 3 0 — 3 1 par

197 118

II 11,23—2$

1 4 , 2 2 — 2 y par 16, 1 4 — 2 0 16, 1 6

130. ' 5 5 . ι 132

132

M . 25

171

15.45—49

33 162

159

2 Korinther

Lukas i l , 23 17, 7 — 1 0

159 36

6, 15 6, 1 7 13.4

49 211 161

Apostolische Väter und Kirchenväter Galater

2 Petrus

5.6

74

Epheser 2. 3

37

ι

160 160, 185, 278

1.4

Kolosser 2,

307

ι Johannes

II

3.8 4. ι

Titus

2

33 34 55

io8

3.4—6

Apokalypse

Hebräer

ι , 18

166 i6i 49

5.7 5.9

3 18,4

2. Stellen aus Apostolischen Vätern und

*35 IJO 211

Kirchenvätern

Ambrosiaster: Commentarium in epistolam B. Pauli ad Corinthios primam 166

Eusebius : Kirchengesdiidite — : Kirchengeschichte, 7, 8

— : Commentarium in epistolam Pauli ad Philippenses 166

Hilarius v. Poitiers: De trinitate

Ambrosius: De mysteriis

B.

23

Augustin: De catechizandis rudibus 23, 146

— : De trinitate, liber X , 18

117 120 167

164

Hieronymus: Commentariorum in Zachariam, liber I I , cap. V I 166 Ignatius: Magnesierbrief, 9

118

— : In Joannis evangelium, tractatus C X X I V , 25, 1 2 233,236

Lactantius: Divinae institutiones, I I I , 26; V I I , 5 1 2 1

— : In Joannis evangelium, tractatus C X X I V , 26, ι 236

Tertullian, Adversus Marcionem, 4, 1 2

— : Sermon I X , cap. X I

237

116 — : De carne Christi

Chrysostomus : tar, 6

Hebräerbriefkommen-

23

— : De ieiunio adversus psychicos, 14 116 — : De oratione, 23

Cyprian: Briefsammlung — : 63. Brief 54 20'

54

164

116

— : Hoc est corpus meum dicendo, id est, figura corporis mei 60

308

Register

j.

Personenverzeichnis

Nicht aufgenommen wurden biblische und mythologische Namen. A d a m , Johann: n o Adamus, A d a m : 60, 73, 76, 84 Adolph, Balthasar: 206 Adolph, Barbara: 206 Adrian, Matthäus: 28 Aelurius, G e o r g : 1 8 1 — 1 8 4 , 188—189 Aesticampianus, Johannes Rhagius: 3 Agricola, Johann: 71 Ahron, ben Samuel: 228 A l a n d , K u r t : 120 Alber, Matthäus: 5 1 , 1 4 1 Alberti, Johannes C a r l : 241 Albrecht V., H g . v. Bayern: 189 Albredit, H g . v. Preußen, Hochmeister des Deutschen Ordens: 19, 28—29, 74—76, 86—88, 95, 98, 1 2 6 — 1 2 9 , 131, 13$, 1 3 8 — 1 4 1 Allen, Percy Stafford : 13 Althansen, Johann: s. Christmann, Hans Althaus, Paul d. Ä . : 24 Ambrosius, Aurelius: 23, 61, 164, 197 Anders, Caspar: 209 Andreae, Jakob: 5 Anna, Tochter K g . Wladislaws V . von Böhmen und Ungarn, Gem. Ferdinands I., Erzhg., K g . v. Böhmen u. Ungarn: 78 Anna, Tochter H g . Bogislaws X . von Pommern, Gem. Georgs I., H g . v. Brieg: 19, 149, 1 7 9 — 1 8 0 Apel, Johann: 131, 135 Apollinaris von Laodicea: 164 Arnold, G o t t f r i e d : 9, 20, 62, 144 bis 145, 174, 214, 226, 239, 273 Asdierham, Gabriel: 110, 124 August II., K g . v. Polen, als Friedrich August I. K f . v. Sachsen (August der Starke): 255—258 August III., K g . v. Polen, als Friedrich August II. K f . v. Sachsen: 258,264 Augustin, Aurelius: 23, 44, 55, 146, 233, 236—237 Axleben, Balthasar Magnus v . : 172 Axleben, Hans Magnus v . : 11, 16, 36

Axungia, Publius Vigilantius Bacillarius: 4 Badi, A l o y s : 1 8 1 — 1 8 4 , 187—188, 193 Badialeb, Johann: 28 Bader, Johann: 165, 175 Bahlow, Ferdinand: 6, 8 — 1 0 , 15, 20, 27, 1 4 2 — 1 4 3 , 154, 171 Bahlow, Hans: 6, 115 Balbinus, Bohuslav: 181, 193 Barge, Hermann: 30 Barbara III. Bolkowskin, Ä b t . d. SOCi-Klosters Trebnitz: 2 1 6 — 2 1 7 Baring, Georg: 32 Bathelt, K u r t : 13 Bauch, Gustav: 3, 7, 9, 27—28, 82, 127 Baudis, Andreas: 141 Baum, Johann Wilhelm : 11 o Baumhauer, Christoph: 222—223 Baur, Ferdinand Christian: 159 Beck, A n t o n : 164 Beer, Christoph: 271 Benzing, Josef: 5, 81 Berg, J.: 2 1 5 , 2 1 9 Bergemann, I. G . : 218 Bergsten, Torsten : 1 1 3 — 1 1 4 , 1 1 9 Berner, Alexander: 175 Bernstein, Adalbert v. : 187 Bernstein, Jaroslaw v. : 187 Bernstein, Johann v . : 143, 182, 187 Bernstein, Wratislaw v. : 187 Besch, Theophil : 1 2 7 — 1 2 8 , 1 3 6 Beuningen, Coenraad v a n : 228 Beyreuther, Eridi : 254—255 Bibliander, Theodor: 8 2 — 8 3 , 1 0 0 Biermann, Gottlieb: 176 Billicanus, Theobald: 79 Birkner, Günter: 26 Bizer, Ernst: 158 Blass, Friedrich: 59 Blaurer, Ambrosius: 165 Bode, Friedrich Samuel : 139 Bock v. Poladi, G e o r g : 1 7 3 — 1 7 4 Bodenstein, Andreas: s. Karlstadt, Andreas

Personenverzeichnis Boehmer, Heinrich: 42 Böhme, Jakob: 224,227—228, 273 bis 274 Borwitz, Georg v.: 204 Bossen, Gustav: 142, 176 Braithwaite, William Charles: 228 bis 229

.

Braun, Christoph Friedrich v.: 245, 262 Braun, Ernst Konrad v.: 244—246 Braun, Sigismund v.: 2 1 6 — 2 1 7 Brecht, Martin: 83 Breckling, Friedrich: 225—227,239 Brenz, Johannes: 84—85, 165, 173 Bretsdineider, Karl Gottlieb: 142 Breuer, Caspar: 237 Briesmann, Johannes: 74—76, 1 3 1 , 135. 1 3 9 — 1 4 0 Brochmann, Hans: 225—226 Brück, Gregor: 30 Brus von Miiglitz, Anton, Eb. v. Prag: 189—192 Bucer, Martin: 9, 72, 9j—96, 10$, 1 1 0 — 1 1 3 , 156, 158, 165 Buchmann, Theodor: s. Bibliander, Theodor Bucholtz, Franz Bernhard v.: 78, 88 bis 89, 125, 148 Buckisdi, Gottfried Ferdinand: 14, 1 0 0 — 1 0 1 , 207 Buddecke, Werner: 228 Bugenhagen, Johannes: 20, 30, j 2 — 5 3 , 62, 66—68, 70—72, 158 Bullinger, Heinrich: 167 Bünderlin, Hans: 1 1 9 , 126, 139, 142 Burg, Stanislaus: 15 Calvin, Johannes: $8 Capito, Wolfgang: 79, 96, 105—106, 1 1 0 — 1 1 3 , 1 1 6 , J 1 9 , 126, 156 Casel, Gregor: 67 Caspar (Pfarrer in Wohlau, Sdiwenckfeldanhänger) : 172 Cellarius, Martin : 1 1 o Celtis, Konrad : 3 Christian, Hg. v. Wohlau, Liegnitz u. Brieg: 2 1 7 Christmann, Hans: 125, 137, 175 Christoph, Hg. v. Württemberg: 1 8 j Chrysostomus, Johannes: 23, 61, 65

309

Cingularius, Hieronymus: 13 Clajus, Johannes: 8 1 , 1 0 4 Clauß, Hermann: 225—226 Clemens (Täufer): 143—144 Clericus (Le Clerc), Johann: 64 Clos, Albert: 29, 87, 129 Cocceji, Samuel v.: 266—268 Coccius, Sebastian: 167 Cohrs, Ferdinand: 22—24, 122 Comenius, Johann Amos: 226 Cordatus, Konrad: 63, 80—82, 99 Corvinus, Laurentius: 24 Cosack, Carl Johann: 76, 1 3 0 — 1 3 1 , 139—140 Crajesteijn, Isaak: 256 Croon, Gustav: 91 Cunrad, Johann Heinrich: 182 Cupius, Meldiior: 216 Curaeus, Joadiim: 4 Curck, David: 190, 2 1 1 Cyprian, Thascius Cäcilius: $ 4 — $ j , 61, 65 Cyrill von Alexandrien: 164 Czerwenka, K a r l : 90, 102 Debrunner, Albert: 59 Dehnst, Hans: 227 Delitzsch, Franz: 59 Dendc, Hans: 32, 1 1 0 Detschke (Tetschke), Nikolaus: 190, 211 Dickmann, Fritz: 21 j Dietrich, Susanne: 220 Diettrich, Heinrich: 1 7 8 — 1 7 9 , 2 0 0 Dionysius von Alexandrien : 1 2 0 — 1 2 1 Dionysius von Rom: 120 Dittersbach, Balthasar Magnus v.: 150 Dollin, Norman: 3 Dömitz, Markus: 204, 208 Dorn, Melchior: 276 Dorner, Isaak August: 159—160, 165 Dorothea I. Bninskin, Äbt. d. SOCist.Klosters Trebnitz: 219 Drechsel, Thomas: 63 Drescher, Maria: 268 Duhr, Bernhard: 244 Dungersheim, Hieronymus: 124 Dyon, Adam: 5, 25—26,93

310

Register

Eberlein, Gerhard: 6, 9, 11, 22, 25,80 bis 81, 88, 9 0 — 9 1 , 127, 141, 153 bis 154, 177, 207, 217, 220—221 Eberlein, Hellmut : 1 j 4 Edte, K a r l : 42, 44—45, 160 Eckel, Fabian: 1, 6, 12, 21, 29, 55—56, ¿3. I 2 7> 130—138, 142—143, 160, 168, 173, 182—184 Edelmann, Johann Christian: 274 bis *75 Egetius, Bernhard: 10, 50, 55—58, 6$ bis 66, 150, 169, 172 Egli, Emil: 83, 113 Ehrenpreis, Andreas: 223 Ehrhardt, Siegismund Justus: 15, j2, 121, 141, 183—184, 228, 232 Eicke, Georg v. : 12 Eisenmann (Isenman), Sebastian: 61 bis 63, 145, 183, 188—189 Eising, Andreas: 191 Elia, Levita: 1 2 j Elisabeth, Tochter K g . Kasimirs I V . von Polen, 1. Gem. Friedrichs II., H g . v. Liegnitz: 11 Elogius, Caspar: 189—192 Enders, Ernst L u d w i g : j , 30, 141 Engelbert, K u r t : 1 4 — 1 5 , 18 Engelmann, Margarete: 9, 20, 62, 144 bis 145, 1 6 6 — 1 6 7 , 1 7 4 — 1 7 J Erasmus, Desiderius: 8, 13, 3J, 64 bis 65, 146 Erbkam, Heinrich Wilhelm: 4, 43, 159 Erdmann, D a v i d : 5, 171 Ernst, H g . v. Bayern, Administrator v . Passau u. Salzburg: 1 8 7 — 1 9 0 Etzler, Georg: 201 Eusebius von Cäsarea: 117, 1 2 0 — 1 2 1 Eutyches: 168 Eylenstein, Ernst: 214 Faber, Aegidius: 174 Faber, Franziskus: 7 Fabri, Johannes: 90—92, 102—103 Falkenhain, H e d w i g v. : 128 Fast, Heinold : 167 Felgenhauer, Paul: 224 Ferdinand I., Ehg. v. Österreich, K g . v. Böhmen und Ungarn, K . : 8, 47, 78, 88—93, 100, 102—104, 114, 124 bis 125, 127, 141, 143, 148—149,

153, 1 6 9 — 1 7 2 , 180, 182, 187, 189 bis 190 Ferdinand II., Ehg. v. Steiermark, K . : 193. 207 Fibiger, Michael Joseph: 1 4 — 1 5 , 89 bis 91, 100—102, 154 Filthaut, Ephrem: 238 Fischer, Andreas: 11 j — 1 1 9 , 124 bis 126, 14J Fischer, Christian Friedrich: 214 Flacius, Matthias: 40, 186 Fliegner, Georg: 269—272, 274—275 Fogger, Josef : 1 8 1 — 1 8 4 , 188, 193 Fontinus, Petrus: 128 Fox, George: 229 Frabenberger, Petrus : s. Gynoraeus, Petrus Franck, Sebastian 12, 32, 147, J57, 190—191 Francke, August Hermann: 230—231, 248 Fredit, Martin: 16j, 167 Freiberg, Johannes: 138 Fresenius, Johann Philipp: 259—260 Freyer, Hieronymus: 231 Freys, Ernst: 30 Friedlaender, Ernst: 3, 10, 29 Friedmann, Robert: 222—223 Friedrich V., K f . v. d. P f a l z , K g . v. Böhmen: 193 Friedrich V., M g f . v. BrandenburgAnsbach: 5, 11 Friedrich II. d. Gr., K g . v. Preußen: 26$—270 Friedrich II., H g . v. Liegnitz (Brieg und Wohlau): j — 6 , 9 — 1 2 , 14—20, 28—29, 41, 66, 7 4 — 7 5 , 7 9 — 8 ° , 88—93, 99, 1 0 1 — 1 0 4 , 107, 109, 112 bis 114, 1 1 6 — 1 1 7 , 124—128, 141 bis i j o , 1 5 2 — I J 4 , i j 6 , 159, 169 bis 174, 1 7 6 — 1 7 9 , 181, 185, 278—279 Friedrich III., H g . v. Liegnitz: 174, 178—180 Friedrich IV., H g . v. Liegnitz: 179, 200—202, 204—205, 208—209 Friedridi Wilhelm I., K g . v. Preußen: 253—254 Fritz, Friedridi: 214 Froschauer, Christoph: 83, 97 Froschauer, Simprecht: 1 1 4 — 1 1 5

Personenverzeichnis Fuchtel, Paul: 170 Füllstein, Heinrich v. : 14 Funde, Matthias : 73 Furcha, E. J. : 3 Furensdiild, Johannes : 7 Fürst, Julius: 229 Gansfort, Wessel: j i Geelmann, Georg: 2 2 5 — 2 2 7 Geißler, Georg: 205 Geißler, Johann Daniel: 257 Geißler, Matthäus: 208 Georg Podiebrad, Gubernator u. Kg. v.Böhmen: 4 , 1 1 Georg I., Hg. v. Brieg: 4—5, 1 1 , 38 Georg II., Hg. v. Brieg (und Wohlau) : 8 — 1 8 1 , 199—200 Georg III., Hg. v. Brieg: 214, 2 1 7 Georg V., Hg. v. Münsterberg-Oels: 169 Georg d. Fromme, Mgf. v. Brandenburg-Ansbach : 19, 75, 82, 89, 104, IS4, 169 Georg Rudolf, Hg. v. Liegnitz: 214, 216—217 Georg Wilhelm, Hg. v. Liegnitz, Brieg u. Wohlau: 220 Geppart, Fabian: 82, 99 Gerbel, Nikolaus: 68 Gerber, Christian: 232, 239, 242 Gerhard, Elmer S.: 2J9, 270 Gersdorff, Friedrich Caspar v.: 256 bis 258, 264 I7i>

Gersdorff, Georg Ernst v.: 257—258 Gersdorff, Gottlob Friedridi v.: 255 bis 2 j 6 Gerson, Johannes : 23 Gesenius, Wilhelm: 59 Gichtel, Johann Georg: 226, 228, 273 Gifftheil, Ludwig Friedridi: 2 1 4 — 2 1 5 Glaidt (Glayt, Glait), Oswald: 1 1 4 bis 119, 1 2 4 — 1 2 6 , 145 Glombiowski, Karol: 8, 64 Goeters, Joh. Fried. Gerhard: 83 Goldmann, Eberhard: 201, 216, 220, 240 Goldmann, Karlheinz: 80 Gomolcke, Daniel: 182, 189 Görlidi, Franz Xaver: 10 Görlodi, Georg: 189

311

Groh, Barbara: 206 Groh, Christoph: 269—275 Groh, Martin: 206 Grunäus, Simon: 19, 80 Grünewald, Hans: 26, 201, 212, 216, 220, 228, 232, 240 Grünhagen, Colmar: 88, 90—91, 266 bis 267 Grützmacher, Ridiard Heinridi: 43 bis

44 Guggisberg, Kurt: 2 J 3 Günther, Meldiior: 218 Gutknedit, Jobst: 24 Gynoraeus (Frabenberger), Petrus: 82 Hadrian VI., Papst: 14 Hahn, Georg Ludwig: 159 Hampe, O.: 4 Haner, Johannes: 162 Hanig, Georg: 2 1 7 Hänisch, Christian : 256 Hardegg, Hans v.: 1 8 1 — 1 8 2 Hardegg, Ulridi v.: 181 Hark, F. S.: 258 Harradi, Ulrich v. : 89 Hartranfft, Lorenz: 104, 204 Hasel, Gerhard F.: 1 1 4 — 1 1 5 Hätzer, Ludwig: 83, 1 1 0 Haugwitz, Wenzel v.: 188 Hauptmann, Georg: 222, 226, 229 bis 231

Heberle, Wilhelm: 1 1 0 Hege, Christian: 222 Hein, Gerhard: 260 Heinridi III., Hg. v. Mecklenburg: 174 Heinrich, Hans : 179 Heinridi, Peter: 202—204 Heintze, Carl Ehrenfried: 26$, 269 bis Heinzelmann, Paul 1 8 2 — 1 8 3 Helbling, Leo: 90 Held, Jacob von Tieffenau: 163, 175 Helmann, Sebastian: 27 Helmridi, Georg d. Ä. : 127, 142 Henel von Hennenfeld, Nikolaus: 109, 207 Hensel, Johann Adam: 100, 195, 216 bis 2 1 7 , 222, 228—229, 232, 236, 242, 244, 265, 272

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Register

Herfart, Anton: 204 Hermelink, Heinrich: 69, 2 1 4 Hertel (Goldberger Bürger): 246 Hess (Täufer): 109 Heß, Johannes: 4, 6, 8—9, 18, 20, 24 bis 28, 3 0 — 3 1 , 44, 72—73, 75, 88, 109, 1 2 8 — 1 2 9 , 1 3 $ — 1 3 6 Heubach, Joachim: 23 Heumann, Johannes: 4, 8 Heusler, Fritz: 82 Heydeck (Heideck) Friedrich v . : 127 bis 132, 1 3 5 , 138, 1 4 1 Heydrich, Balthasar: 2 1 6 — 2 1 7 , 236 bis 237 Heydrich, Georg: 2 1 5 — 2 1 8 Heydrich, Helena: 2 7 1 , 274—275 Heydrich, Jeremias: 275 Heydrich, Melchior: 271 Heyland, Erasmus: 37 Heyne, Johann: 7, 1 7 2 Hiel, Immanuel (Jansen, Heinrich): 228 Hieronymus: 60, 166, 197 Hilarius v. Poitiers: 6 1 , 65, 120, 125, 164, 167 Hiller, Elisabeth: 196 Hiller, Michael: 196—199, 232, 237, 239 Hirsch, Emanuel: 5, 33, 42, 4$—46, 75, 98, 160, 162, 165 Hirsenberger (Hirschberger), Georg: 149. 179 Hoburg, Christian: 224—227 Hoffmann, Balthasar: 223, 238, 246, 256—257, 259, 269—272 Hoffmann, Christoph: 246, 271 Hoffmann, Franz: 28 Hoffmann, Hermann : 1 $ Hoffmann, Johann: 144, 1 5 0 — 1 5 1 , 175 Hoffmann, Melchior: 2$ Hoffmann, Ursula: 238 Hoffriditer, Balthasar: 246 Hofmann, Georg: 235 Hofmann (Hoffmann), Meldiior: 1 1 9 bis 120, 168 Hohberg, K a r l Nikolaus v . : 252, 262 Hohberg, Otto Konrad v . : 244, 246, 2J4 Höhne, Wolfgang: 139

Honecker, Martin: 83 Honius, Cornelius: 48, 51, 79 Hoovens, Daniel: 253—255 Horawitz, Adalbert: 90, 102 Hruby, FrantiSek: 148 Hubatsch, Walther: 28—29 Hubmaier, Balthasar: 1 1 3 — 1 1 4 Hübner, Hans Christoph: 268 Hubrig, Ehrhard: 2 1 6 Hut, Hans: 109, 1 1 3 — 1 1 4 Hutten, Ulridi v.: 3, 26, 44 Ignatius von Antiochien: 1 1 8 Irenaus von Antiochien: 164 Israel, Matthias (John, Martin d. J.) : 212 Jäck, Joachim Heinrich: 225—226 Jädcel, Balthasar: 2 1 6 — 2 1 9 , 222—224, 226, 233, 255—256, 259—260 Jäckel, Georg: 242 Jäckel, Melchior: 2 1 6 — 2 1 8 , 2 7 1 , 275 Jäckel, Valentin: 2 1 6 — 2 1 8 , 236 Jähne, Christoph Gottlob: 255, 266 Jakob v. Salza, B. v. Breslau: 7, 1 2 bis 14, 1 6 — 1 9 , 2 1 , 27, 3 1 , 33, 36, 42, 45, 88, 92, 143, 148, 1 5 3 J a n , Johann Wilhelm: 242, 244—245, 249—250 Jäsdi (Jesdi, Jetsche), Adam: 190, 2 1 1 Jeckel, Valentin: 1 9 0 — 1 9 1 Jenkwitz (Jenkewitz), Ambrosius: 1 5 1 Jeremias, Joachim: 120 Jerin, Andreas, B. v. Breslau: 202, 207 Jesdiko, Georg: 37 Joachim I., K f . v. Brandenburg: 3 Jöcher, Christian Gottlieb: 225, 244 Johann Friedrich der Großmütige, K f . V.Sachsen: 1 4 1 , 169—170, 174 Johann Georg I., K f . v. Sachsen: 193 Johann Georg, G f . v. Anhalt-Dessau: 216, 218 Johann Kasimir, G f . v. Anhalt-Dessau: 216, 218 Joest, Wilfried: 239 John, Martin, d. Ä . : 105, 192, 194, 200—202, 204—209, 2 1 3 John, Martin, d. J . : 190—194, 200 bis 202, 208, 2 1 0 — 2 1 5 , 2 1 7 — 2 1 9 , 221 bis 222, 2 2 5 — 2 3 1 , 233—238

Personenverzeidinis John, Ursula, d. Ä.: 192, 194, 201 bis 202, 20J, 209 John, Ursula, d. J.: 225—226 Jonas, Justus: 28, 62, 66—68, 72, 137 Jonas, Justus, d. J.: 68 Jordan, Hermann : 81 Joseph I., K.: 220 Jungnitz, Joseph: 221 Kadelbadi, Oswald: 197, 220, 242, 256—2J7, 261, 263, 265, 276 Kahlo, Johann Gottlieb: 182—183, 188 Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: 83 bis 84 Karl V., Κ.: 7% Karl VI., Κ.: 242—247, 2ji—253, 2J7, 262—265 Karl XII., Kg. v. Schweden: 220 Karl I., Hg. v. Münsterberg-Oels: 4, 26, 109, 148, 169 Karl II., Mgf. v. Baden-Durladi: 185 bis 186 Karlstadt, Andreas Bodenstein: 29 bis 3°> 32> 48- 5 2 —53. 6o> 67> 87. 103. 277 Kasimir II., Kg. v. Polen: 11 Kasimir II., Mgf. v. Tesdien u. GroßGlogau: 89 Kastner, August: 7, 14—15, 18, 21, 9°, 93. 153—154 Katharina, Tochter Heinrichs III. v. Mecklenburg, Gem. Friedrichs III., Hg. v. Liegnitz: 174 Kautz, Jakob: i n , 1 1 9 Kautzsch, Emil: 59 Kawerau, Gustav: 2$, 72 Kawerau, Peter: 120 Kern, Karl: 167 Kernis, Franz Joseph v.: 263 Keseler, Caspar: 182—183 Kessler, Johannes: 1 1 3 Kihm, Engratis: 45, 238 Kitlitz auf Mallmitz, Scholastica v.: 150, 172 Klambt, W.: 183 Kliesch, Gottfried: 10, 73 Klose, Konrad: 19, 109—110, 149, 179—180 Kluge, Gottlob: 216

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Knörrlich, Siegfried: 220, 240 Knörrlich, Wolfgang: 6, 9—10, 19, 22, 42, 77 Knothe, Jacob: 140 Koch, Eduard Emil: 124 Koepke, Adam: 242, 266 Koffmane, Gustav: 27, 80, 104, 109, i i j , 143, 149, 195, 207, 228, 232 Kögler, Joseph: 181—184, 188—189 Köhler, Walther: 52, 67, 69, 77, 83, 86, 96, 98, 158 Kolb, Christoph: 214 Kolde, Theodor: 69 Köllner, Johann Christian: 172 Konrad, Paul: 18, 2 j , 29, 171 Konstantin der Große I., röm. K.: 1 1 7 Kopietz, J. Athanasius: 213—214 Körner, Ferdinand: 2J7—258 Kranich, Melchior: 130 Krautwald, Valentin: 1, 6—10, 12, 20—24, 26—30, 37, 41, 44, 53 bis 62, 64—67, 70—73, 75—76, 79—82, 84—85, 87, 92, 95—96, 99—100, 104—105, 107—108, I I I — 1 1 3 , 1 1 5 bis 125, 130, 133, 136—137, 141, 144—148, 150—151, 156—168, 172, 174—176, 178, 183, 186, 212, 223, 232, 234, 278 Krebs, Julius: 214 Krebs, Manfred: 1 1 0 Kreckwitz, Barbara v. : 3 Krentzheim, Leonhard: 204 Kresling, Johannes: 142 Kretsdimar, Georg: 8, 18, 25—28 Kreusig, Ambrosius: 10, 25, 27, 172 Kriebel, Caspar: 269 Kriebel, Christoph: 265, 269, 272 bis 275 Kriebel, Georg: 216—217, 221, 226 bis 227, 229, 233, 236 Kriebel, Howard Wiegner: 246, 259 bis 260 Kriebel, Lester E.: 227 Kriebel, Martha: 3 Kriebel, Melchior: 255—256, 259 bis 260 Kriebel, Wilber C : 260 Krodel, Gottfried: 60, 65, 84 Kruse, Martin: 225 Küchler, Wenzel: 10, 56

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Register

Künneth, Walter: 239 Kurenbach, Barbara: 175 Kurtz, Balthasar: 270, 273 Kurzbach, Hans: 1 1 Kurzbach, Heinrich: 1 1 Laag, Heinrich: 29 Ladiner, Martin: 127, 130, 140 Lactantius, L. Caecilius Firmianus: 121 Lange, Johannes: 1 2 Larisdi, Franz Wilhelm v.: 263 Laubenberg, Hans Wilhelm v.: 44 Lead, Jane: 228, 273—274 Leemann van Eick, Paul: 1 1 4 — 1 1 5 Leendertz, Wilhelm Izaak: 1 1 9 Leew, Ameldonk: 256 Leimbadi, Ambrosius: 143 Leimbach, Carl Ludwig: 60—61 Lenfant, David: 237 Levering, Joseph Mortimer: 259 Libisdi, Kaspar: 16, 33 Lichtenstein, Leonhard v.: 1 1 3 — 1 1 4 , 1 1 6 — 1 1 7 , 1 1 9 , 126 Lichtenthaler, Abraham: 2 1 2 Lichtstern (Lucae), Friedrich: 228 Liebald, Melchior: 197 Liebwitz, Hans: 2 1 5 Liefmann, Gottlieb: 182—184, 2 1 2 , 222, 228, 239 Lobkowitz, Ladislaus Popel v.: 148 Loetsdier, Frederick William: 160 Löffler, Paul: 164 Lombardus, Petrus: s. Petrus Lombardus Löscher, Valentin Ernst: 52, 232, 240 Loserth, Johann: 1 1 4 Ludwig II., K g . v. Ungarn u. Böhmen: I i , i j , 27, 78 Ludwig IV., Hg. v. Liegnitz: 2 1 7 bis 219 Lukas aus Prag: 52, 123 Lusdiek, Fritz: 7, 37 Luther, Martin: 1, 4—5, 13—20, 25, 27—28, 30, 32, 35, 38, 4 2 — 5 1 , 54, 56—57, 62—63, 65—75, 78, 80—82, 85—88, 92, 94—98, 1 0 0 — 1 0 1 , 109, 1 2 3 — 1 2 4 , 126, 1 3 3 — 1 3 4 , 1 3 7 — 1 4 0 , 1 5 4 — i Í 5 , i$8, 165, 168, 1 7 0 — 1 7 1 , 173— I 7S» 2 o 8 > " Í . 2 7 3 . 2 7 7

Maier, Paul Luther: 160—162, 167 bis 168 Major, Georg: 174 Maler, Matthäus: 26 Marbeck, Pilgram: 1 1 9 Marcion: 60 Maria Theresia, Gem. K . Franz I.: 267 Maron, Gottfried: 43, 69, 94, 160, 240, 260 Matern, Johann Georg: 229 Mathesius, Johannes: 126 Mauer, Hans: 221 Maurer, Wilhelm: 126 Mauschwitz, Hedwig v.: 220 Mauschwitz, Kaspar v.: 2 1 3 Mauschwitz, Sigismund v.: 201, 204 bis 205, 2 1 3 , 2 1 6 — 2 1 7 , 233 Maximilian II., K . : 8, 189—191 Mayer, Christoph: 240—241 Meckelburg, Adolf: 129—130, 138 Mehl, Georg v.: 188 Meiern, Johann Gottfried v.: 215 Meisner, Heinrich: 1 1 Melandithon, Philipp: 8, 13, 2 1 , 27 bis 28, 34—35. 62, 72—73, 75, 77, 80—82, 128—129, 137, 1 4 2 — 1 4 3 , 1 5 2 — 1 5 3 , 169, 173, 1 8 1 , 187 Melchior, Otto: s. Voit von Salzburg, Melchior, Otto Menius, Justus: 62 Metzler, Johannes: 1 5 1 Meurer, Midiael: 1 3 1 , 135, 140 Meyer, Christian: 109 Meyer, Hans: 225 Meynen, Emil: 260 Milan, Johannes : 242—245, 248—251, 262 Mileus, Solomon: 122 Miltitz, Alexander v.: 258 Mittermeyer, Johann: 126, 139 Moibanus, Ambrosius: 8, 25—27, 72 bis 73, 75. 77. 128—129, 1 7 1 . 187 Müller, Nikolaus: 27 Mündiow, Ludwig Wilhelm v.: 265 bis 267 Münster, Sebastian: 125 Müntzer, Thomas: 29, 32 N ä f , Werner: 167 Neaetius, Christoph: 186—190

Personenverzeichnis Neander, Johann Samuel: 240, 245, 2JI N e f f , Andreas: 1 7 5 — 1 7 6 Neugebauer, Paul: 181 Neustadt, Louis: 104 Nicolovius, Alfred: 1 2 9 — 1 3 0 Niger, Antonius: 2$, 81 Nimptsdi, Johann v.: 213 Novatian: 120 Oekolampad, Johann: 32, 64, 78, 82 bis 84, 87, 92, 95—97, 99—100, 103 Oelsner, Antonius: 1 9 0 — 1 9 1 , 200, 202—206, 2 0 8 — 2 1 1 , 2 1 3 , 233 Oelsner, Christoph: 1 9 0 — 1 9 1 , 202, 205—206, 2 0 9 — 2 1 1 , 233—234, 236 Oelsner, Ursula: 206 Oslander, Andreas: 25, 165 Oswald von Grießkirchen (Täufer): 109, 12 6, 139 Otto, Carl: 14 Palm, Hermann: 2 1 3 — 2 1 4 Pannwitz, Christoph v.: 184, 190 Pannwitz, Elisabeth v.: 184 Pannwitz, Jörg v.: 184 Paracelsus, Aureolus Bombastus: 273 Pechin, Petrus: 188 Penini, Jedaja: 228 Pernstein, Bohunka v.: 124 Pesdiel, Carl Wilhelm: 228, 232 Peschke, Erhard: J2, 1 2 3 — 1 2 4 Peter Cheliicky : 123 Peters, Johann: 237 Petersen, Johann Wilhelm: 228, 231 Petrus, Lombardus: 84 P f a f f , Christian Matthäus: 83—84 Pfeiffer, Gerhard: 37 Pfeil, Christoph Karl Ludwig v.: 259 Pfersfelder, Elisabeth: 175 Pförtner, Blasius: 150 Pfotenhauer, Paul: 150 Pietz, Reinhold: 40, 42, 160 Pirckheimer, Willibald: 4, 8, 80 Podiebrad, Georg v.: s.Georg v. Podiebrad Pohl, Martin: 2 1 6 — 2 1 7 , 236 Pol, Nikolaus: 26, 89—91, 127, 172 Polentz, Anna v.: 129

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Polentz, Georg v., Β. v. Samland: 129, 1 3 1 — 1 3 2 , 135, 139—140 Poliander, Johann: 74—76, 1 2 9 — 1 3 1 , 1 3 3 — Ϊ 3 7 . 139—140 Pölnitz, Götz v. : 13 Poppsdiiitz, Philipp v.: 12, 102, 104, 169—170 Pradie, Hilarius: 228—229 Preger, Wilhelm: 186 Preußner, Franz: 93 Priscianus (lat. Grammatiker): 132 Prockendorf, Dominikus v.: 93 Promnitz, Balthasar v., Β. ν. Breslau: 199 Punitz, Johannes: 9 Putten, Cornelius van: 256 Queiss, Erhard vom: 1 1 — 1 2 , 29, 74, 87 Rab, Georg: 185 Radecker, Caspar: 203—204 Raedt, Allard de: 228 Rathmann, Johannes: 216 Ratkoî, Petr: 1 1 5 , 1 2 j Raufeisen, Georg: 189 Rechenberg, Johannes v. : 21 Redern, Christoph v.: 201 Redern, Valentin d. J . v.: 205 Regent, Karl X a v e r : 240—242, 244 bis 245, 247—248, 250—251, 262 bis 264 Reichel, Georg: 192 Reichel, Gerhard: 259 Reichel (gen. Ellfinger), Johann: 91 Reisner, Adam: 7, 9, 62, 81—82, 158, 162 Reitzig, Hans: 80 Retz, Franziskus: 264 Reu, Johann Michael: 22, 147 Reuchlin, Johannes: 8, 125 Rhagius, Johannes: s. Aesticampianus, Johannes Rhagius Rhegius, Urbanus: 79 Ritian, Rudolf: 1 1 3 Richter, Aemilius Ludwig: 154 Roepell, Richard: 2 1 3 Röhricht, Reinhold: 1 1 Rordorf, Willy: n é , 1 1 8

316

Register

Roscius, Achatius Friedrich: 190, 193, 217. 227> 230—231 Rosenberg, Abraham Gottlob: 90, 100 bis 102, IJ4, 177, 181—182 Rosenhayn, Valerius: 10, 25, 141 bis 142, 183—184 Rosentritt, Franziskus: 180—181 Rothe, Johann Andreas: 248 Rüdel, Johann: 221 Rudolf II., röm. Kg., K., Kg. v.Ungarn u.Böhmen: 200, 204, 208 Ruersdorf, Bartholomäus: 12 Rurer, Johann: 35, 82 Sabisdi, Alfred: 37 Sailer, Gereon: i j 6 Salza, Jakob v. : s. Jakob v. Salza, B. y. Breslau Sartori, Paul: 127 Sattler, Michael: 110 Sauer, Stanislaus: 8 Scaurus, Johann: 1 1 , jo, 150, 172 Schäffer, Melchior: 254 Sdiaffgotsch, Johann v.: 195 Schaff gotsch, Johann Anton v.: 255 Schalle, Jan: 256 Scharffenberger, Rosina: 268 Scheibel, Johann Ephraim: 64 Sdiellendorff, Christoph v.: 189, 192 Schickfuß, Jakob: 14, 78, 88—89,207 Schleiff, Arnold: 214 Sdileupner, Dominikus: 13, 24 Schleupner, Sebastian: 188 Schlick, Wolfgang v.: 126 Schmidt, Joseph: 188 Schmidt, Martin: 239 Schnabel, Johannes: 144, i j o — j j i , 175 Schneider, August Friedrich Heinrich: 75—77) 124, 128, 178,239,241,244, 246, 248—249, 251, 262, 268 Schneider, Daniel: 232, 240 Schnell, Heinrich: 174 Schnepf, Erhard: 16$ Schoch, Rudolf : 113 Schoeps, Georg: 237 Schoeps, Hans-Joachim : 160 Scholz, Paul: 20 Schön, Johann Adam: 2$7 Schornbaum, Karl: 82

Schorrdach (Breslauer Bürger) : 1 5 1 Sdiottenloher, Karl: 3, 13, 90, 1 8 j Schröer, Friedrich d. J . : 220 Schubart, Sebastian: 6, 9—10, 20, 56, 62—63, I27> 129, 138, 140—142, 183—184 Schulderte, Melchior: 20$ Schüller, Johann Georg: 219, 223 bis 224 Schultz, Christoph: 204, 208, 212 bis 214, 240, 246, 260, 269—270, 273 bis 27J Schultz, Seiina Gerhard: 3—5, 86, 10$, 167, 227, 2J9, 270 Schultz, Heinrich: 221 Schultz, Melchior: 246 Schultze, Otto: 212 Schürer, Matthias: 64 Schwab, Vispert: i j i Schwedler, Johann Christoph: 230 bis 232, 248, 2J4—2JJ, 261 Schweiker, Thomas: 189 Schweinidien auf Schweinhaus, Johann Sigismund, d. J . : 205 Schweinidien, Susanne Marie Eleonore v.: 262 Schweintzer, Johann: 81 Schwenckfeld, Barbara v.: s. Kreckwitz, Barbara v. Schwenckfeld, Caspar v.: 1, 3—6, 9 bis 12, 16—24, 26—53, 56, 58, 60, 62—77, 79—80, 85—89, 91—108, 110—116, 118—120, 122—124, 126 bis 127, 129, 133, 137, 144—ijo, 156, i$8—168, 172—17$, 178, 180 bis 181, 183—186, 190—191, 199, 202, 212, 223—22J, 227, 232, 234, 240,270,273—275,277—279 Schwenckfeld, Hans v.: 3, 5 Schwenckfeld, Hans d. J. v.: 105 Scultetus, Abraham: 19, 80 Seckendorf, Veit Ludwig v.: 19, 80, 113, 169—170, 174 Seebaß, Gottfried: 25, 109 Seeberg, Erich: 43, 122 Sehling, Emil: 153—155, 176—177 Seibt, Caspar: 269 Seibt, Hans Christoph: 233 Seiler, Georg: 178—179, 200 Seipt, Heinrich: 220

Personen Verzeichnis

317

Serarius, Petrus: 226 Sigismund I., K g . v. Polen: 1 1 , i j — 1 6 Singriener, J o h a n n : 102 Sinzendorf, Rudolph Siegmund v . : Z SS Sippell, Theodor: 160 Smulders, Pierre: 164 Soffner, Johannes: 75, 9 1 , 1 7 1 , 1 8 1 bis 182, 184, 1 9 J — 1 9 6 , 199 Söhnel, Hermann: i o , 1 7 2 Sommersberg, Friedrich Wilhelm v . : 109 Sommervogel, Carlos: 244, 2 4 9 — 2 5 1 Sophie, Toditer M g f . Friedrichs V . v. Brandenburg-Ansbach, 2. Gem. H g . Friedridis II. v . Liegnitz (Brieg und Wohlau): j , 1 1 , 28 Spalatin, Georg: 1 3 , 7 1 Spangenberg, August Gottlieb: 2$4 bis 2J5. 2J9 Spener, Philipp J a k o b : 229—230, 232 Speratus, P a u l : 28—29, 3 1 , 48, j i , 74 bis 76, 87—88, 1 3 0 — 1 3 j , 1 3 7 — 1 4 2 Staedtke, Joachim: 9$—97 Staehelin, Ernst: 96, 99—100 Staub, Ignaz: 90, 102 Steinberg, Michael: 9 1 , 189 Stender, Caspar: 189 Stiefel, Michael: 7 1 Stillfried v. Ratienitz, Elisabeth: 184 Stillfried v. Ratienitz, Heinrich, d. Ä . : 183—184 Storch, Nikolaus: 63 Strauch, Martin: 182 Strauß, Johann Maximilian: 2 2 1 Streicher, Katharina: 1 6 7 — 1 6 8 , 174 bis 17 j Stiibner, Markus: s. Thomae, Markus Stumpf, Margarete: 2 1 7 Sturm, Johann: 232 Sturm, L u d w i g : 228, 232 Styrsa, Georg: 124 Suleiman II., Sultan: 78 Süßenbach, J a k o b : 73 Sutorius, Benjamin Gottlieb: 195, 199, 204, 207—208, 2 1 3

Taurinus, Stephanus: 1 3 Tectander, Martin: 174 Teichmann, Α . : 2 1 4 Teißner, Christoph: 206 Teißner, Matthäus: 20έ Tertullian, Quintus Septimus Florens: 5$, 6 0 — 6 1 , 6 j , 1 1 6 , 120, 1 2 5 , 164 Tesdiauer, Georg: 248 Thamm, Joseph: 188 Thebesius, Georg: 78, 103, 1 2 1 , 142, 1 7 2 , 178 Thomae, Markus: 63 Thumb, Ursula: 6—7, 9, 1 4 5 , 1 7 $ Tilgner, Valentin: 1 7 9 — 1 8 0 Tobolka, Zdenëk V a c l a v : 124 Tönnemann, Veit Georg: 2 5 1 Treuschen, Heinrich: 148 Trotzendorf, Valentin: 25, 80, 82, 103 bis 104, 147, 1 7 1 , 178 Tschackert, Paul: 19, 28, 74—76, 87 bis 88, 1 2 7 — 1 2 8 , 130, 1 3 $ , 1 3 7 bis M* Tschirnhaus, D a v i d Heinrich v . : 190 bis 192 Turzo (Geschlecht) : 13 Turzo, Hans v.: 1 1 Turzo, Johannes V . v., Β. ν. Breslau:

Tag (Emeranus), Gregor: 63, i j o , 1 7 2 Tauler, Johannes: 44—45, 198, 2 1 3 , 235» 238

Wach, Joachim: 44 Wachler, Albrecht: 4 Wagner, Abraham: 228

7 - 8 . 13 . Turzo, Stanislaus v., Β. ν. Olmütz: 13 Tyrann, Johannes: 188 Ulrich I., H g . v. Württemberg: 165 Urner, Hans: 1 1 0 , 1 2 2 — 1 2 3 Usteri, Johann Martin: 1 1 0 Vadian, Joachim: 167 Velius, Caspar Ursinus: 8, 13 Velsen, Dorothee v . : 220 Viktor I., Papst: 1 1 7 Vogt, Otto: 68, 7 1 Voigt, E m i l : 1 9 j Voit ν . Salzburg, Melchior Otto, B . v. Bamberg: 226 Völkel, Richard: 7 Volkmer, Franz: 1 8 2 — 1 8 4 , 186, 188 Volz, Hans: 89, 92, 169

318

Register

W a i d e n , Friedrich v . : 66 W a l d s t e i n , L e o p o l d v . : 257 W a l t h e r , A n t h o n B a l t h a s a r : 207 W a p p l e r , P a u l : 63 W a t t e n w y l , Friedrich v . : 254 W e b e r , F r a n z M i c h a e l : 3, 176, 214 Wedekind, Eduard Ludwig : 182—183, 1 8 8 — 1 8 9 , 193 Weichenhan, E r a s m u s : 2 1 2 — 2 1 3 , 232, 2 3 9

W e i g e l , V a l e n t i n : 224 W e i g e l s f e l d t , F r a n z : 262 W e i g e l t , H o r s t : 32, i o j , 147, 1 9 1 , 265 W e i n h o l d , M e l c h i o r : 208 Weiss, G e o r g : 2 2 7 — 2 2 8 , 259 W e i ß e , M i d i a e l : 124 Weissenborn, J o h a n n C h r i s t i a n H e r m a n n : 61 W e r n e r , J o h a n n S i g i s m u n d : 1, 9 — i o , 12, 20, 22, 4 1 , 142, 1 4 4 — 1 4 7 , 160, 168, 1 7 2 — 1 7 3 , 178, 1 8 4 — 1 8 6 , 2 1 2 , Wernicke, E w a l d : 73 Westin, Gunnar: 114 W i d d e r (Winkler), Matthias: 78—80 Wiedemann, Hans: 212 W i e g n e r , A d a m : 2 5 3 — 2 5 6 , 260 W i e g n e r , B a r b a r a : 268 W i e g n e r , G e o r g : 2 5 5 — 2 5 6 , 260 W i l d , L a u r e n t i u s : 131 — 1 3 2 W i l h e l m I V . , H g . v . B a y e r n : 189 W i n d e c k , B e r n h a r d : 39 W i s w e d e l , W i l h e l m : 109, 1 1 4 , 126 Wittich, H i e r o n y m u s : 6, 5 5 — 5 6 , 152 bis 153, 1 7 1 , 173

W i t t i g e r , M i d i a e l : 8, 23, 28, 73,

150

bis 1 5 1 W o l f art, K a r l : 148 W o l f f , T h o m a s : 99 W o l f h a r t , B o n i f a c i u s : 83, 148, 156,

175 W ö r n e r , B a r b a r a : 209 W ö r n e r , E l i s a b e t h : 220 W ö r n e r , G e o r g : 220 W o t s c h k e , T h e o d o r : 22 W u n d e r l , J o h a n n : s. B ü n d e r l i n , H a n s Wunschelt, J o h a n n : 143, 145, 1 6 9 , 1 7 2 bis 173 Wuttke, Heinrich:

11

Z á p o l y a , J o h a n n , W o i w o d e v . Siebenb ü r g e n : 91 Z e d l i t z , G e o r g v . : 2$, 103 Z e d l i t z , Sebastian v . : 1 7 3 , 178 Z e l e n k a , S a m u e l : 232, 240 Z e l l , K a t h a r i n a : 124 Z e l l , M a t t h ä u s : 156 Z e n k e r , P e t e r : 1 2 9 — 1 3 1 , 135 Ziegler, Bernhard: 80—81, 103—104 Z i m m e r m a n n , E l i s a b e t h : 195, 2 0 7 , 2 3 1 bis 232, 240 Z i m m e r m a n n , F r a n z : 231 Z i m m e r m a n n , M a r k u s : 50 Zinzendorf, Nikolaus L u d w i g v.: 231, Z o b e l , A l f r e d : 1 8 1 , 188 Z w i n g l i , U l r i c h : 43, 48, 5 1 — 5 2 , 54, 57, 64, 67, 73, 7 8 - 8 0 , 8 2 - 8 5 , 87, 92,

95

98,

ΙΟΙ

102,

1 1 0 — 1 1 3 , 1 1 5 , 154,

104

106,

*77

4. Verzeichnis der Orte und Länder1' A d e l s d o r f , K r . G o l d b e r g : 232 A l t o n a : 256

Armenruh, Kr. Goldberg:

195,

Altstadt [Stadtteil v o n Königsberg] :

A u g s b u r g : 127, 156, 169, 175

131 A m e r i k a : 2, 268, 275 A m s t e r d a m : 223, 2 2 5 — 2 2 6 , 228, 253 bis 254, 256, 260 A n s b a c h : 104

Bamberg: 225—226 B a s e l : 78, 8 2 — 8 3 , 96, 99, 156 B a u t z e n : 258 Bayern: 113

200,

2 0 4 — 2 0 5 , 208, 2 1 3 , 244, 246, 263

Bei der T r a n s k r i p t i o n w a r e n mir D r . E u g e n i u s z K o b z d a j u n d das A u s w ä r t i g e A m t der B u n d e s r e p u b l i k D e u t s c h l a n d behilflich.

Verzeichnis der Orte und Länder Berks County (Pennsylvania): 260 Berlin: 253—254 Bern: 253 Berthelsdorf, K r . Löbau: 248, 256, 258, 260 Beuthen [Herrschaft] : 16 Bielanka pow. Lwówek s.: Lauterseifïen, K r . Löwenberg Bielawa pow. Dzierzoniów (Góry Sowie) s.: Langenbielau, K r . Reichenbach (Eulengebirge) Bober-Katzbach-Gebirge: 152, 186, 190, 192, 194—195, 203, 205, 207, 2 1 1 , 2 1 3 — 2 1 4 , 238, 279 Boleslawiec s.: Bunzlau Borów Polski pow. Kozuchów s. : Windisdi-Borau, K r . Freystadt Böhmen: 123, 126, 193 Brandeis an der Elbe: 254 Brandenburg: 248, 252, 259 Brandys nad Labem s.: Brandeis an der Elbe Braunau (Böhmen): 91 Bremen: 226 Breslau [Stadt]: 5—8, 10, 1 4 — 1 8 , 2 1 , 24—27» 33» 37. 72—73. 7 J — 7 6 , 81, 89—93, 1 0 1 , 109, 128—129, 143 bis 144, 148, 1 5 0 — 1 5 1 , 1 5 3 — 1 5 4 . 172. 175, 187—188, 223, 240—24$, 247 bis 248, 2 5 1 — 2 5 3 , 261—262, 264 bis 265, 268 Breslau [Fürstentum]: 25, 78, 2 1 5 Breslau [Bistum]: 7—8, 1 2 — 1 3 , 15 bis 16, 36, 93, 199, 207 Brieg [Stadt]: 4, 6, 105, 1 5 1 — 1 5 2 , 218 Brieg [Herzogtum u. Fürstentum] : 1 1 , 1 5 4 — 1 5 5 , 176—178, 220 Broumov s.: Braunau (Böhmen) Brzeg [miasto] s.: Brieg [Stadt] Brzeg [ksiçstwo] s.: Brieg [Herzogtum u. Fürstentum] Buda [Budapest] s.: Ofen (Ungarn) Bunzlau: 73 Büchenbach bei Schwabach: 32 Bystrzyca Klodzka s.: Habelschwerdt Bytom pow. Bytom [maj^tek] s.: Beuthen [Herrschaft]

319

Cannstatt (Württemberg): 175 Cham (Oberpfalz): 1 1 4 Chocianów pow. Lubin s.: Kotzenau Groß, K r . Lüben Chojnów pow. Zlotoryja s. : Haynau, Kr. Goldberg Czaple pow. Zlotoryja s. : Hockenau, K r . Goldberg Dçbowy Gaj pow. Lwówek s. : Siebeneichen, K r . Löwenberg Deutmannsdorf, Kr. Löwenberg: 192, 195, 203, 208, 2 1 6 — 2 1 7 , 219 Dippelsdorf, Kr. Löwenberg: 196 Dluzec pow. Lwówek s.: Langneundorf, K r . Löwenberg Donau: 208 Dorpat: 120 Dresden: 230 Duszniki Zdrój pow. Klodzko s. : Reinerz, K r . Glatz Dworek pow. Lwówek s. : Hoefel, K r . Löwenberg Dzialdowo pow. Nidzica s. : Soldau, K r . Neidenburg Dzierzoniów s.: Reichenbach (Eulengebirge) Elk (Prusy Wschodnie) s.: Lydc (Ostpreußen) Erfurt: 28, 62 Eulengebirge: 2 1 2 Falkenau an der Eger: 126 Feldhäuser, K r . Goldberg: 215 Frankenstein (Schlesien) [Stadt]: 109 Frankenstein (Schlesien) [Fürstentum] : 11 Frankfurt am Main: 1 1 5 , 170, 186, 226 Frankfurt an der Oder: 3, io, 29, 44 Frankreich: 180 Freystadt: 25, 220 Frickenhausen am Main [?] : 62 Fulnek (Mähren): 124 Gabersdorf, Kr. Glatz: 186, 189 Georgia: 259 Gizycko (Prusy Wschodnie) s. : Lotzen (Ostpreußen)

320

Register

Glatz [Stadt]: 182—184, 186, 188 bis 189, 191—193, 212 Glatz [Grafschaft]: 16, 142—143, 149, 152, 181—184, 186—195, 211, 213 bis 214, 238, 279 Glogau [Stadt] : 220 Glogau [Fürstentum]: n , 16, 78, 110, 124, 148, 215 Glogów [miasto] s.: Glogau [Stadt] Glogów [ksiçstwo] s.: Glogau [Fürstentum] Glubczyce s.: Leobschütz Goldberg: 9, 13, 25, 80, 82, 127, 142, 147, 153, 178, 199—200, 228—229, *3 2 > 239> 246. 261, 9 Göppingen: $ Górczyca pow. Lwówek s. : Hohndorf, Kr. Löwenberg Görlitz: 10, 254—258, 263—264 Góry Kaczawskie s.: Bober-KatzbadiGebirge Góry Sowie s.: Eulengebirge Gorzanów pow. Bystrzyca Klodzka s.: Grafenort, Kr. Habelsdiwerdt Goshehoppe County (Pennsylvania) : 260 Grafenort, Kr. Habelsdiwerdt: 186 Grieskirdien: 126, 139 Gröditzberg, Kr. Goldberg: 205, 208 bis 209, 236 Grodków [miasto] s.: Grottkau [Stadt] Grodków [ksiçstwo] s.: Grottkau [Herzogtum] Grodziec pow. Zlotoryja s.: Gröditzberg, Kr. Goldberg Großsdiützen (Slowakei): 223 Grottkau [Stadt]: 17—18, 76 Grottkau [Herzogtum] : 16 Grzymalin pow. Legnica s.: Langenwaldau, Kr. Liegnitz Gustenfelden bei Schwabach: 32 Györ s.: Raab (Ungarn) Haarlem: 256 Habelsdiwerdt: 182—183, l 8 6 > 189, 191—192 Halle an der Saale: 230—231 Hamburg: 226, 259

188

bis

Harpersdorf, Kr. Goldberg: 195, 200 bis 201, 204—209, 213, 215—217, 220—222, 231, 239—240, 244—245, 251, 2 5 j , 262—263, 276 Hartliebsdorf, Kr. Löwenberg: 206, 208, 216—217, 219 Hartmannsdorf (Großhartmannsdorf), Kr. Bunzlau: 200, 205—206 Haynau, Kr. Goldberg: 73, 178, 279 Herrnhut, Kr. Löbau: 254—2$$ Herrnstadt, Kr. Guhrau: 11 Hirschberg i. Rsgb.: 220, 246 Hockenau, Kr. Goldberg: 195, 222 Hoefel, Kr. Löwenberg: 19j—196 Hohndorf, Kr. Löwenberg : 196,204, 209, 216 Holland: 51, 223, 22$, 254 Isenburg (Ysenburg)-Büdingen: 2 J 9 Jägerndorf (Mähren): 16, 82, 154 Jasionek pow. Zlotoryja s. : Laubgrund, Kr. Goldberg Jauer [Stadt]: 220, 241—243, 245, 247—248, 251—2J2, 264, 270 Jauer [Fürstentum] : s. SchweidnitzJauer Jawor [miasto] s.: Jauer [Stadt] Jawor [ksiçstwo] s.: Jauer [Fürstentum] Jelenia Gòra s.: Hirschberg i. Rsgb. Johannisburg (Ostpreußen): 129—130, 140 Jung - Bunzlau (Böhmen) : 124 Kaliningrad s.: Königsberg (Ostpreußen) Kamienna Gòra s.: Landeshut (Schlesien) Kammerswaldau, Kr. Hirschberg im Rsgb.: 202 Kauffung (Katzbach), Kr. Goldberg: 200—201 Kçtrzyn (Prusy Wsdiodni) s.: Rastenburg (Ostpreußen) Klaipeda s.: Memel Klodzko [miasto] s.: Glatz [Stadt] Klodzko [hrabstwo] s.: Glatz [Grafschaft]

Verzeichnis der Orte und Länder Kneiphof [Stadtteil von Königsberg] :

321

131 K ö l n : 3, 8, 226 K o m a r n o pow. Jelenia G o r a s. : K a m merswaldau, K r . Hirschberg i. Rsgb. Königsberg (Ostpreußen): 27, 74, 76, 87, 131, 1 3 7 — 1 3 8 , 140 Kopenhagen: 259 Kotzenau Groß, K r . Lüben: 221 Központi s.: Mohács (Ungarn) K o z u d i ó w s.: Freystadt K r a k a u : 7, 13, 16 K r a k ó w s.: K r a k a u Krautenwalde (Mähren): 6 Kremnica s.: Kremnitz (Slowakei) Kremnitz (Slowakei): 115 K r n o v s. : Jägerndorf (Mähren) Krosnowice pow. K l o d z k o s. : Rengersdorf, K r . G l a t z Kulmbadi (Oberfranken): 6 Kunin s.: K u n w a l d (Mähren) K u n w a l d (Mähren): 257 K u r p f a l z [Kurfürstentum] : 193 K w i d z y A (Prusy Zadiodnie) s.: Marienwerder (Westpreußen)

Legnica [ksiçstwo] s.: Liegnitz [Herzogtum u. Fürstentum] Leipzig: 81, 124, 226, 230 Leoben (Obersteiermark): 114 Leobsdiütz: 78 Lesna pow. Luban s.: Marklissa, K r . Lauban Leutkirch, K r . Wangen: 90 Leutschau (Slowakei): 115 Levoüa s.: Leutschau (Slowakei) Liegnitz [Stadt] : 3 — 6 , 8—10, 19 bis 21, 24—25, 30, 35, 50, 55—56, 62 bis 63, 66, 7 4 — 7 6 , 80—83, 9 1 — 9 2 , 99—100, 103—104, 1 1 3 — 1 1 6 , 127 bis 130, 136, 141 — 1 4 3 , 149—150, 153—IJ4. 170, 1 7 2 — 1 7 4 , 177 bis 179, 182—184, 195, 204—205, 2 1 6 — 2 1 8 , 240—242, 244—245, 247 bis 248, 251, 261—264, 270, 274 bis 27Í Liegnitz [Herzogtum u. Fürstentum] : 3, 5 — 6 , I i , 24—25, 79, 105, 107, 1 1 4 — 1 1 5 , 1 4 6 — 1 4 7 , 149, 155, 176 bis 179, 181, 195, 217—220, 241, 244—245, 247, 252, 264 Löbenidit [Stadtteil von Königsberg] :

L^dek Z d r ó j pow. Bystrzyca K l o d z k a s. : Landedi, K r . Habelsdiwerdt Lähn, K r . Löwenberg : 241 Landau (Pfalz): 175 Landeck, K r . Habelsdiwerdt: 192 Landeshut (Schlesien): 220 Landskron (Böhmen): 124 Langenbielau, K r . Reidienbadi (Eulengebirge): 212 Langenwaldau, K r . Liegnitz: 16, 36 Langneundorf, K r . Löwenberg: 195,

131 London: 229 Lotzen (Ostpreußen): 127, 129 Löwenberg: 12, 199, 204, 208, 241, 179 Luban s.: Lauban Lüben: 3, 11, 19, 149, 1 7 8 — 1 8 1 Lüben, K r . Perleberg: 231 Lubin s.: Lüben Lüneburg: 226 L w ó w e k s.: Löwenberg Lyck (Ostpreußen): 130, 140

204, 213, 216, 243—247 Lanskroun s. : Landskron (Böhmen) Latum bei Zutphen (Niederlande): 225—226 Lauenburg an der Elbe: 225 Lauban: 142 Laubgrund, K r . Goldberg: 195, 229, Lausitz: 142 Lauterseiffen, K r . Löwenberg: 195, 222, 229, 231, 243, 245, 247 Legnica [miasto] s.: Liegnitz [Stadt] 21

W e i g c l t ,

A z K G 43

Magdeburg: 226 Mähren: 13, 109, 1 2 4 — 1 2 5 , 148, 186, 223, 257, 266 Malbork (Prusy Zachodnie) s.: Marienburg (Westpreußen) Mallmitz, K r . Lüben: 150 Malomice pow. Lubin s. : Mallmitz, K r . Lüben Marburg an der Lahn: 81 Marienburg (Westpreußen): 140

322

Register

Marien werder (Westpreußen): 130, 140 Mark Brandenburg: s. Brandenburg Marklissa, K r . Lauban: 261 Masuren: 1 2 9 — 1 3 0 , 140 Mazury s.: Masuren Memel: 95 Miçdzylesie pow. Bystrzyca Klodzka s. : Mittelwalde, K r . Habelschwerdt Mikulov s.: Nikolsburg (Mähren) Milicz s.: Militsch Militsch: 220 Miloszów dawniej pow. Boleslawiec, obecnie pow. Luban s.: Hartmannsdorf, K r . Bunzlau Mittelsteine, K r . Glatz: 183 Mittelwalde, K r . Habelschwerdt: 186, 190—193, 2 1 1 , 214 Miada Boleslav s.: Jung-Bunzlau (Böhmen) Modelsdorf, K r . Goldberg: 218 Modlikowice pow. Zlotoryja s.: Modelsdorf, K r . Goldberg Mohács (Ungarn): 78 Mohácz s.: Mohács (Ungarn) Mohrungen (Ostpreußen): 140 Mor^g (Prusy Wschodnie) s. : Mohrungen (Ostpreußen) Münster (Westfalen): 141 Münsterberg [Fürstentum]: 1 1 , 109, 215 Naumburg am Queis, Kr. Bunzlau: 19 Neiße [Stadt]: 7, 9, 76, 124, 1 J 3 , 248 Neiße [Fürstentum]: 16 Neudorf (Zipser Neudorf) (Slowakei) : " Í Neudorf am Gröditzberg, K r . Goldberg: 216, 272 Neukirch, K r . Goldberg: 25, 173 Neumarkt (Niederschlesien): 150 Neurode: 1 4 2 — 1 4 3 , 183—184, 186 Niederlande: 48, 79, 226, 253, 260 Nieder-Wiesa, K r . Flöha: 230—232, 248, 261 Nikolsburg (Mähren): 1 1 3 — 1 1 4 , 1 1 9 , 125—126 Northampton County (Pennsylvanien): 260

N o w a Ruda s.: Neurode N o w a Wies Grodziska pow. Zlotoryja s.: Neudorf am Gröditzberg, K r . Goldberg Nowogrodziec pow. Boleslawiec s.: Naumburg am Queis, K r . Bunzlau N o w y Koscióì pow. Zlotoryja s.: Neukirch, K r . Goldberg Nürnberg: 24, 32, 105, 226 Nysa [miasto] s.: Neisse [Stadt] Nysa [ksiçstwo] s.: Neisse [Fürstentum] Oberberthelsdorf: s. Berthelsdorf, K r . Löbau Ober-Lausitz: 254, 256—257, 268 Ochsenfurt am Main: 124 Oels (Schlesien): 6 Ofen (Ungarn): 91 Olesnica (Slqsk) s.: Oels (Schlesien) Olmütz (Mähren): 13, 16 Opava s.: Troppau [Herzogtum] Olomouc s.: Olmütz (Mähren) Opolsko-Raciborskie [ksiçstwo dziedziczne] s.: Oppeln-Ratibor [Erbfürstentum] Oppeln-Ratibor [Erbfürstentum] : 2 1 5 Orteisburg (Ostpreußen): 95 Osiek pow. Lubin s. : Ossig, K r . Lüben Ossig, K r . Lüben: 3, 1 0 — 1 1 , 20, 33, 50, 180 Österreich: 1 1 3 Ostpreußen: 223 Otmuchów pow. Grodków s. : Ottmadiau, K r . Grottkau Ottmachau, Kr. Grottkau: 27 Pavlovské Vrchy s.: Pollauer Berge (Mähren) Pennsburg (Pennsylvania): 2 Pennsylvania: 227, 256, 259—260, 268—276 Petersdorf, Kr. Löwenberg: 196, 216 Pforzheim: 185—186 Philadelphia (Pennsylvanien) : 260 Pieszków pow. Lwówek s. : Petersdorf, K r . Löwenberg Pisz (Prusy Wsdiodnie) s. : Johannisburg (Ostpreußen)

Verzeichnis der Orte und Länder Pless [Herrschaft] : 16 Polen: 40, 252 Pollauer Berge (Mähren): 1 1 3 Pomesanien: 29, 74, 87, 1 3 3 , 1 3 9 — 1 4 1 Pomezania s.: Pomesanien Prag [Stadt]: 28, 89, 100, 102, 188, 193 Prag [Erzbistum]: 16, 190 Preußen: 28, 40, 87, 9 ; , 1 2 6 — 1 3 1 , 135 bis 139, 1 4 1 — 1 4 3 , 267—268 Probsthain, K r . Goldberg: 197, 200, 205, 232, 273, 276 Proboszczów pow. Zlotoryja s. : Probsthain, Kr. Goldberg Prusy Wschodnie [Nizina Pruska u. Pojezierze Mazurskie] s.: Ostpreußen Przezdziedza pow. Lwówek s.: Dippelsdorf, K r . Löwenberg Pszczyna [maj^tek] s.: Pless [Herrschaft] Raab (Ungarn): 208 Radmannsdorf, K r . Löwenberg: 195 bis 196 Radomilowice pow. Lwówek s.: Radmannsdorf, K r . Löwenberg Rastenburg (Ostpreußen): 1 3 1 , 13$ bis 138, 140, 143, 146 Rattenberg am Inn: 1 1 9 Raudten, K r . Lüben: 1 1 Regensburg: 1 1 4 , 2J9 Reichenbach (Eulengebirge): 192 Reinerz, K r . Glatz: 186 Rengersdorf, K r . Glatz: 183—184, 186, 189 Reutlingen: 51, 71 Rochów pow. Zlotoryja s.: Armenruh, K r . Goldberg Rom: 8, 14 Rosice u Brna s.: Rossitz (Mähren) Rossitz (Mähren): 124 Roztoki pow. Bystrzyca Klodzka s. : Schönfeld, Kr. Habelschwerdt Rudna Miasto pow. Lubin s. : Raudten, K r . Lüben Rützen, Kr. Guhrau: 1 1 Ryczen pow. Gòra Sl^ska s.: Rützen, Kr. Guhrau

323

Sabatisch (Mähren): 223 Sachsen: 140, 248, 252, 261 Sagan, K r . Sprottau: 220 Salzburg [Erzbistum]: 188 Sambia [Kaliningradskij polnostrow bzw. Semlandskij poluostrow] s. : Samland Samland: 129, 140 Sari? s.: Siros (Slowakei) Sáros (Slowakei) : 1 1 5 Schlaupitz, Kr. Reichenbach (Eulengebirge): 192 Schmalkalden: 145, 169 Schönfeld, K r . Habelschwedt: 191 Schwabadi: 32 Schwaben: 83, 1 1 3 , 214 Schwäbisch-Hall : 1 1 9 Schwedler (Slowakei): 1 1 5 Schweidnitz [Stadt]: 1 0 , 9 1 , 1 5 0 , 2 2 0 Schweidnitz-Jauer [Fürstentum]: 25, 78, 148, 195, 205, 208, 215, 219 bis 220, 230, 240—241, 24$, 247, 252, 264 Schweinhaus, Kr. Jauer: 205 Schweiz: 78, 99, 1 1 3 Schwerin: 174 Scinawa s.: Steinau an der Oder Scinawka Srednia pow. Klodzko s. : Mittelsteine, K r . Glatz Seebnitz, K r . Lüben: 221 Seelowitz (Mähren): 266 Siebeneichen, Kr. Löwenberg: 195 bis 196, 245 Skippack (Pennsylvania): 260 Skorzynice pow. Lwówek s.: Hartliebsdorf, Kr. Löwenberg Slowakei: 1 1 5 , 223 Slupice pow. Dzierzoniów (Góry Sowie) s.: Schlaupitz, K r . Reichenbach (Eulengebirge) Sobota pow. Lwówek s.: Zobten am Bober, K r . Löwenberg Sobotiste s. : Sabatisch (Mähren) Sokolov s.: Falkenau an der Eger Soldau, K r . Neidenburg: 140 Speyer: 127 Spis s.: Zips (Slowakei) Spisská N o v a Ves s. : Neudorf (Zipser Neudorf) (Slowakei)

324

Register

ároda Slíjska (Dolny Sl^sk) s.: Neumarkt (Niederschlesien) Steinau an der Oder: n , 150 Stetten ob Lontal: 6—7, 9, 145, 175 Stolec pow. Z^bkowice s.: Stolz, Kr. Frankenstein (Schlesien) Stolz, Kr. Frankenstein (Schlesien): 109 Straßburg: 64, 68, 83, 96, 104—105, 1 1 0 — i n , 113, 119, 137, 156, 166, I7J, 186 Striegau, Kr. Schweidnitz: 91, 150 Strzegom pow. Swidnica s. : Striegau, Kr. Schweidnitz Styria (Steiermark): 114 Sudidol nad Odrou s.: Zauchtental (Mähren) Sulechów pow. Sulechów — Swiebodzin s.: Züllichau, Kr. Züllidiau — Schwiebus Sulzbadi (Oberpfalz): 212 Svedlár s.: Schwedler (Slowakei) Swidnica [miasto] s.: Schweidnitz [Stadt] Swidnidco-Jaworskie [ksiçstwo] s.: Schweidnitz-Jauer [Fürstentum] Swiny pow. Jawor s. : Schweinhaus, Kr. Jauer Szcytno (Prusy Wschodnie) s.: Ottelsburg (Ostpreußen) Tartu s.: Dorpat Tatra [Gebirge] : 11 j Tatry s.: Tatra [Gebirge] Teschen [Stadt] : 220 Teschen [Herzogtum]: 16, 215 TíSín s.: Teschen Thorn: 40 ToruA s.: Thorn Travná s.: Krautenwalde (Mähren) Trebnitz: 217, 219 Troppau [Herzogtum] : 16 Trzebnica s.: Trebnitz Trzebnice pow. Lubin s. : Seebnitz, Kr. Lüben Tübingen: 16 5 Twardocice pow. Zlotoryja s.: Harpersdorf, Kr. Goldberg

Ulm: 147, 165, 17J Ungarn: 91, 208 Vel'ke Levare s.: Großschützen (Slowakei) Volpersdorf, Kr. Glatz: 186, 189 W^sosz pow. Góry Sl^ska s.: Herrnstadt, Kr. Guhrau Weimar: 170 Wetterau: 259 Wien: 89, 91, 100, 102, 114, 204, 208, 210, 223, 238, 246, 252—253 Wiener Neustadt: 90 Wildbad, Kr. Calw: 38 Wilkanów pow. Bystrzyca Klodzka s. : Wölfelsdorf, Kr. Habelschwerdt Winsko pow. Wolów s.: Winzig, Kr. Wohlau Winzig, Kr. Wohlau: 11 Wittenberg: 3, 8, 13, 26—30, 32, 47 bis 48, jo—53, 56, 62, 65—66, 68 bis 69, 71, 74—75, 81—82, 88, 95, 104, 119, 123, 137, 143, 152—153, !70. 173—174. 178, 240» 249 Wleñ pow. Lwówek s. : Lähn, Kr. Löwenberg Wohlau [Stadt]: 1 0 — u , 2$, 27, jo, 55, 144, 150, 153, 172 Wohlau [Fürstentum u. Herzogtum] : 10—Ii, 41, 126, 150, 172, 220 Wojborz pow. Klodzko s.: Gabersdorf, Kr. Glatz Wojcieszów pow. Zlotoryja s.: Kauffung (Katzbach), Kr. Goldberg Wölfelsdorf, Kr. Habelschwerdt: 186, 189, 191 Wolibórz pow. Klodzko s.: Volpersdorf, Kr. Glatz Wolów [miasto] s.: Wohlau [Stadt] Wolów [ksiçstwo] s.: Wohlau [Herzogtum u. Fürstentum] Worms: 110—Iii Wroclaw [miasto] s.: Breslau [Stadt] Wroclaw [ksiçstwo] s.: Breslau [Fürstentum] Wroclaw [biskupstwo] s.: Breslau [Bistum] Württemberg: 214, 259

Personenverzeichnis Z^bkowice Sl^skie [miasto] s.: Frankenstein (Sdilesien) [Stadt] Z^bkowice Sl^skie [ksiçstwo] s. : Frankenstein (Schlesien) [Fürstentum] Zagañ pow. Szprotawa s.: Sagan, Kr. Sprottau Zagrodno pow. Zlotoryja s. : Adelsdorf, Kr. Goldberg Zauchtental (Mähren): 257 Zbylutów pow. Lwówek s.: Deutmannsdorf, Kr. Löwenberg Zeitz: 124 2idlochovice s.: Seelowitz (Mähren) Ziçbice [ksiçstwo] s.: Münsterberg [Fürstentum]

325

Ziçbicko - Olesnickie [ksiçstwo] s.: Münsterberg-Oels [Herzogtum] Zielonki pow. Zlotoryja s. : Feldhäuser, Kr. Goldberg Zips (Slowakei): 115 Zlotoryja s.: Goldberg Znaim (Mähren): 148 Znojmo s.: Znaim (Mähren) Zobten am Bober, Kr. Löwenberg: 196 bis 197, 199, 209, 216, 243—244, 154 Züllichau, Kr. Züllichau - Schwiebus : 261 Züridi: 79, 82—83, 97. i " > " 5 . Zwolle: 225

w G DE

H i l t e r de G r u y t e r Berlin · N e w a r k Arbeiten zur Kirchengeschichte Begründet von Karl Holl und Hans Lietzmann. Herausgegeben von Kurt Aland, Walther Eltester und Hanns Rückert. Groß-Oktav. Ganzleinen

Kurt-Victor Selge

Die ersten Waldenser Mit Edition des Liber Antiheresis des Durandus von Osca. B a n d i : Untersuchung und Darstellung. XVIII, 320 Seiten. Band II: Der Liber Antiheresis des Durandus von Osca. XXVI, 267 Seiten. Mit 2 Faksimiles. 1967. DM 128 — (Bd. 37)

Hans Liebing Klaus Scholder (Hrsg.)

Knut Schäferdiek

Geist und Geschichte der Reformation Festgabe Hanns Rückert zum 65. Geburtstag. Dargebracht von Freunden, Kollegen und Schülern in Verbindung mit Kurt Aland und Walther Eltester. Mit 1 Frontispiz. VIII, 486 Seiten. 1966. DM 68,— (Bd. 38)

Die Kirche in den Reichen der Westgoten und Suewen bis zur Errichtung der westgotisdien katholischen Staatskirche. VIII, 186 Seiten. 1967. DM 48,— (Bd. 39)

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Die Theologie Karl Holls im Spiegel des antiken und reformatorischen Christentums VIII, 354 Seiten. 1968. DM 72,— (Bd. 40)

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Vorgeschichte der reformatorischen Bußtheologie X, 349 Seiten. 1968. DM 46,— (Bd. 41)

Klaus Wengst

Tradition und Theologie des Barnabasbriefes X, 129 Seiten. 1971. DM 34,— (Bd. 42)