Sozialistische internationale Arbeitsteilung: Die Entwicklung effektiver Volkswirtschaftsstrukturen in den sozialistischen Ländern [Reprint 2021 ed.] 9783112470862, 9783112470855

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Sozialistische internationale Arbeitsteilung: Die Entwicklung effektiver Volkswirtschaftsstrukturen in den sozialistischen Ländern [Reprint 2021 ed.]
 9783112470862, 9783112470855

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Karl Morgenstern Sozialistische internationale Arbeitsteilung

Karl Morgenstern

Sozialistische internationale Arbeitsteilung Die Entwicklung effektiver Volkswirtschaftsstrukturen in den sozialistischen Ländern

A K A D E M I E - V E R L A G • BERLIN 1972

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Str. 3—4 Copyright 1972 by Akademie-Verlag G m b H Lizenznummer: 202 • 100/23/72 Umschlaggestaltung: Rolf Kunze Herstellung: VEB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz« 445 Gräfenhainichen/DDR • 3791 Bestellnummer: 5945 ES 5 B 2 EDV-Nr.: 752 062 8 15,-

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

VII

1. Neue Wachstumsbedingungen durch sozialistische ökonomische Integration

1

1.1. Notwendigkeit und Ziel der sozialistischen ökonomischen Integration 1.2. Der qualitativ neue Zusammenhang im Wirken der Wachstumsfaktoren und -bedingungen in der sozialistischen Wirtschaftsintegration 1.3. Effektivitätswirkungen der einzelnen Formen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit 1.4. Gliederung und Gewichtung der Nutzeffekte 1.5. Interessen als Triebkräfte zur Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit

1

31

2. Grundrichtungen einer rationellen Gestaltung der Volkswirtschaftsstrukturen im System der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung

39

14 18 25

2.1. Wechselbeziehungen zwischen effektiver Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaftsstruktur und der Außenwirtschaft — Strukturbegriffe 2.2. Neue Problemstellung für die Entwicklung der sozialistischen Nationalwirtschaften 2.3. Ziel, Einflußfaktoren und Erfordernisse der Entwicklung der nationalen Wirtschaften im Sozialismus 2.4. Gesetzmäßigkeiten der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung im Sozialismus 2.5. Nationale Besonderheiten der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung 2.6. Zum Gesetz des vorrangigen Wachstums der Produktion von Produktionsmitteln bei sozialistischer internationaler Arbeitsteilung 2.7. Zweigspezifische Aufwendungen

82 87

3. Bedingungen für eine effektive Entwicklung der nationalen Wirtschaften auf der Grundlage der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung

97

3.1. Grundlagen zur Bestimmung einer rationellen Strukturentwicklung im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung 3.2. Messung des Gesamtaufwandes bei Strukturentscheidungen 3.3. Zur ökonomisch begründeten Entwicklung der Industriebereiche . . . . 3.4. Konzentration — Proportionalität — Flexibilität der sozialistischen Volkswirtschaftsstrukturen

39 44 48 50 70

97 104 108 118

V

4. Internationale Konzentration, Spezialisierung und Kooperation

131

4.1. Kriterien der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation 4.2. Internationale Spezialisierungsrichtungen und Kooperation 4.3. Technisch-ökonomische Analyse zur Ermittlung effektiver internationaler Spezialisierungsrichtungen 4.4. Formen der sozialistischen internationalen Kooperation

131 139 162 169

5. Spezialisierung der sozialistischen Volkswirtschaften — internationale Standort.

Verteilung der P r o d u k t i v k r ä f t e

175

5.1. Allgemeine Grundlagen der Spezialisierung der sozialistischen Volkswirtschaften und der internationalen Standortverteilung der Produktivkräfte . . 5.2. Struktur- und Standortfaktoren 5.3. Analyse einer ökonomisch begründeten Spezialisierung der sozialistischen Länder (internationale Standortverteilung) 5.4. Zu den Grundsätzen der internationalen Standortverteilung spezialisierter Produktionen 5.5. Gesamtanalyse zur Ermittlung effektiver Varianten der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation 6. Zur Planung, Leitung und Stimulierung der arbeitsteiligen Beziehungen Personenregister

. . .

175 178 196 201 203 212 225

Vorwort

Die sozialistische ökonomische Integration bedeutet für die sozialistische Staatengemeinschaft den Beginn einer qualitativ neuen Etappe ihrer Entwicklung. In engster Verbindung mit ihren politischen Zielen besteht ein Hauptziel der sozialistischen ökonomischen Integration in der maximalen Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion und der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in allen Mitgliedsländern des RGW, um die materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Völker dieser Länder immer besser befriedigen zu können. Zu diesem Zweck sind die großen Wachstums- und Effektivitätspotenzen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung umfassend zu nutzen und moderne, sehr effektive Strukturen der nationalen Wirtschaften herauszubilden. Beides ist auf das engste miteinander verbunden; denn die Volkswirtschaftsstrukturen entwickeln sich immer mehr im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Damit entstehen zunehmend internationale sozialistische Proportionen und enge vielfältige Wechselwirkungen zwischen den volkswirtschaftlichen Reproduktionsprozessen. Ein grundlegendes Merkmal der sozialistischen ökonomischen Integration ist die stabile Verflechtung zwischen den beteiligten Volkswirtschaften, die gegenseitige Anpassung und planmäßige Ergänzung ihrer Strukturen und deren allmähliche Optimierung im nationalen und internationalen Rahmen (im Rahmen der sich integrierenden sozialistischen Volkswirtschaften). Seit der Hauptarbeit an diesem Buch zeichnet sich diese Tendenz auf einigen Gebieten, insbesondere in der Rohstoffgewinnung, in der Grundstoffindustrie und anderen Bereichen, verstärkt ab. Der Bau gemeinsamer großer Kombinate in der UdSSR und anderen RGW-Ländern, das Olefinabkommen zwischen der ÖSSR und der DDR, die Vereinbarung über die Errichtung einer gemeinsamen Baumwollspinnerei zwischen der VR Polen und der DDR sind Beispiele dafür. Dazu gehören aber vor allem auch die tiefgehende, planmäßig organisierte Spezialisierung und Kooperation zwischen -den Vereinigungen und Betrieben der sozialistischen Staaten auf den Gebieten des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und Elektronik, VII

die Zusammenarbeit und Integration im Transportwesen u. a. Es geht dabei um eine solche Konzentration und Kooperation der geistigen, materiellen und finanziellen Ressourcen der sozialistischen Länder, einschließlich der Wahl zweckmäßigster internationaler Standorte, die den ständig steigenden sozialistischen Bedürfnissen und den enormen Anforderungen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sowie der Klassenauseinandersetzung im Weltmaßstab Rechnung tragen. Diese Möglichkeiten und Erfordernisse, entsprechend den realen Bedingungen, gut zu nutzen und zu berücksichtigen, setzt ein schöpferisches Herangehen an die weitere Gestaltung der Volkswirtschaftsstruktur voraus. Das schließt auch einen erweiterten Ausgangspunkt bei der Nutzeffektsbetrachtung ein, die auf immer mehr Gebieten von der Ermittlung effektivster Varianten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung ausgeht und von da aus die für die einzelnen sozialistischen Länder erzielbaren höchstmöglichen Nutzeffekte feststellt. Wie sind unter diesen neuentstehenden Bedingungen die Volkswirtschaftsstrukturen am effektivsten zu gestalten? Und untrennbar damit verbunden die Frage: Wie ist die sozialistische internationale Arbeitsteilung zu entwickeln, wie kann sie am wirksamsten die Erhöhung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität in jedem RGW-Land und in der ganzen sozialistischen Gemeinschaft fördern? Mit der vorliegenden Arbeit will der Verfasser zu einigen Fragen einen Beitrag für die Forschung zu dieser breiten und für die Praxis äußerst wichtigen Thematik leisten. Dabei stehen inhaltliche Probleme der Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und der Volkswirtschaftsstrukturen im Vordergrund. Das ist ein außerordentlich komplexer Prozeß. Eine entscheidende Voraussetzung für die gegenseitige Anpassung der Volkswirtschaftsstrukturen und die Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung ist die Einheit von Analyse und Abstimmung der Grundlinien der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung und der Arbeitsteilung und die Ermittlung ökonomisch begründeter Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation für die einzelnen Vorhaben. Das ist ein Erfordernis der Interessenübereinstimmung der sozialistischen Länder und der umfassenden Ausschöpfung der Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung zum gegenseitigen Vorteil. Es ist eine wichtige Bedingung, um unökonomische Parallelentwicklungen weitgehend zu vermeiden bzw. zu überwinden und eine planmäßige proportionale Entwicklung der einzelnen Volkswirtschaften und der ganzen sozialistischen Gemeinschaft zu sichern. Die Herausarbeitung und Abstimmung der Hauptrichtungen der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung und der sozialistischen internatioVIII

nalen Arbeitsteilung lassen jedes sozialistische Land in den Grundrissen seinen perspektivischen Platz im System der sozialistischen ökonomischen Integration erkennen und bestimmen und müssen ihm die Gewähr eines kontinuierlichen schnellen wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Fortschritts geben. Auf dieser Grundlage ist es eher möglich, sich über die Spezialisierung und internationale Standortverteilung der einzelnen Produktionen zu einigen und die Gebiete und Formen der gemeinsamen Arbeit festzulegen. Andererseits werden mit den einzelnen Maßnahmen zur Spezialisierung und Kooperation bestimmte Eckpunkte für die weitere Präzisierung und Bestimmung der Grundlinien der arbeitsteiligen Entwicklung gesetzt. Eine ähnliche Auffassung findet sich in dem in der Zwischenzeit in deutsch erschienenen Buch von Senin, das viele interessante Gedanken zur Integration enthält und breiten Diskussionsstoff liefert. 1 Mit der sozialistischen ökonomischen Integration entstehen für die sozialistischen Volkswirtschaften qualitativ neue Wachstumsbedingungen, die für die Schaffung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft voll genutzt werden müssen. Dabei unterliegt die Entwicklung der Volkswirtschaftsstrukturen im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung allgemeingültigen Strukturgesetzmäßigkeiten. Es wird der Versuch unternommen, gestützt auf die bekannten theoretischen Leitsätze und unter weiterer Verallgemeinerung der praktischen Erfahrungen, diese allgemeingültigen Strukturgesetzmäßigkeiten zu formulieren und vor allem zu begründen. Die Erfassung der Gesetzmäßigkeiten der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung im Sozialismus ist außerordentlich bedeutsam, weil damit theoretische Grundlagen und allgemeine Anhaltspunkte für die konkrete Bestimmung der Hauptentwicklungsrichtungen der nationalen Wirtschaften geschaffen werden. Diese Problematik bedarf daher einer weiteren Untersuchung und ständiger Aufmerksamkeit in der Forschungsarbeit. Eine wichtige theoretische und praktische Erkenntnis besteht darin, daß die allgemeingültigen strukturellen Gesetzmäßigkeiten entsprechend den spezifischen Bedingungen der einzelnen sozialistischen Länder verwirklicht werden müssen. Die stete Höherentwicklung jeder Volkswirtschaft und die schrittweise Angleichung des ökonomischen Niveaus der sozialistischen Länder, die der Verfasser als einen historisch bedingten Prozeß des in der sozialistischen Weltwirtschaft wirksam werdenden Gesetzes der gleichmäßigen Entwicklung auffaßt, 2 können nicht mit im Detail gleichen 1 2

M. V . Senin, Sozialistische Integration, Berlin 1972, S. 241. Vgl. Morgenstern, Karl, Erfordernisse und Tendenzen der Entwicklung des sozialistischen Weltwirtschaftssystems, Wirtschaftswissenschaft, Berlin, Heft 9/1961, S. 1308.

IX

Volkswirtschaftsstrukturen erreicht werden. Strukturelle Angleichungstendenzen im Sinne der allgemeinen Gesetzmäßigkeiten und das Ausprägen neuer struktureller Spezifika müssen in einem ökonomisch begründeten Wechselverhältnis stehen. Versuche einer schematisch gleichen volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung schaden dem betreffenden Land und der ganzen sozialistischen Gemeinschaft. Sie bremsen das Entwicklungstempo des Landes und die Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Die wachsende Stärke des sozialistischen Weltwirtschaftssystems und das sich erhöhende Niveau der sozialistischen internationalen Zusammenarbeit gestatten es immer mehr, die konkreten ökonomischen, natürlichen und historischen Gegebenheiten der sozialistischen Länder bei der Gestaltung ihrer Produktions- und Außenhandelsstruktur zu berücksichtigen und auszunutzen. Darin liegt eine große Quelle des wirtschaftlichen Wachstums und der Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität im einzelnen Land und im gesamten arbeitsteiligen System. Diese Entwicklung ist unmittelbar mit der vollen Ausschöpfung der vielfältigen Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung (durch Konzentration, Spezialisierung und Kooperation sowie zweckmäßige internationale Standortverteilung) verbunden. Sie schafft f ü r die sozialistische internationale Arbeitsteilung nicht etwa im passiven Sinne Ausdehnungsmöglichkeiten, sondern ist synthetisierter Ausdruck ihrer aktiven allseitigen Ausnutzung. Wenn beim gesamten sozialistischen Wirtschaften stets die Einheit von Gebrauchswert und Wert zu beachten ist, so gilt das im besonderen bei der Gestaltung der Volkswirtschaftsstrukturen und der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Die politischen und ökonomischen Ziele, denen die Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaften unterliegt, erfordern eine bestimmte Gebrauchswertstruktur der Volkswirtschaft. Neben einer Reihe allgemeiner Entwicklungstendenzen unterscheidet sich diese aber mehr oder weniger voneinander. Das ist die Folge der unterschiedlichen Bedingungen der Länder und der Ausnutzung der internationalen Arbeitsteilung, die es ermöglichen und erfordern, die wertmäßige Seite, das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag, gebührend zu berücksichtigen. Insofern kann in einem bestimmten Toleranzbereich, der sich von Land zu Land und in Abhängigkeit von der ökonomischen und politischen Stärke des gesamten sozialistischen Systems unterscheidet, das Ziel der sozialistischen Produktion mit einer verschiedenen Gebrauchswertstruktur erfüllt werden. Das ist ein zentrales Problem der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, das durch Integration noch effektiver gelöst werden kann. Die sozialistischen Länder sollten ihre Entwicklungsmöglichkeiten nicht in einem zu engen Kreis gleicher Produkte und Erzeugnisgruppen sehen.

X

Auch dadurch entstehen unökonomische Parallelfertigungen. Vielmehr gilt es, aus der großen Produktionsskala und dem riesigen, sich ununterbrochen erweiternden Erzeugnissortiment jene Arten auszuwählen und abgestimmt zu entwickeln, die den Bedingungen des betreffenden Landes, seinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der anderen sozialistischen Staaten am besten entsprechen. Angleichung der Bedürfnisse und des Niveaus ihrer Befriedigung in den sozialistischen Ländern, bestimmte Angleichungstendenzen der Entwicklung der nationalen Produktionsstrukturen bei z. T. gleichzeitig wachsenden Diskrepanzen zwischen Produktions- und Verbrauchsstruktur und Ausgleichung letzterer über sozialistische internationale Arbeitsteilung und internationalen Austausch — das ist eine dialektische Entwicklungslinie der volkswirtschaftlichen Strukturgestaltung in der sozialistischen ökonomischen Integration. Die Schaffung der sozialistischen ökonomischen Integration setzt ein tiefes Erfassen der neuen politischen und ökonomischen Entwicklungsbedingungen des Weltsozialismus und ein verstärktes Denken und Handeln im Maßstab der sozialistischen Staatengemeinschaft voraus. Eine wesendiche Schlußfolgerung besteht darin, die Erfordernisse und die Möglichkeiten der sozialistischen ökonomischen Integration zu einem der entscheidenden Ausgangspunkte der Strukturpolitik und der langfristigen Volkswirtschaftsplanung zu nehmen, die Grundrichtungen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung langfristig international abzustimmen und verstärkt gemeinsam zu erarbeiten und die sich daraus ergebenden Konsequenzen bei der Entwicklung und beim Einsatz der ökonomischen Potentiale (Bildung, Forschung und Entwicklung, Investitionen, Produktion, Zirkulation — Marktarbeit) von vornherein zu berücksichtigen. Die zweckmäßigste Ausnutzung und Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung bedarf umfangreicher Analysen, bei denen eine Vielzahl von Zusammenhängen und Einflußfaktoren zu beachten und zu untersuchen sind. Eine Reihe dieser Probleme werden in der Arbeit, auf der Grundlage einiger allgemeiner Aspekte der sozialistischen ökonomischen Integration und der strukturellen Entwicklungsgesetzmäßigkeiten, behandelt. Es ist ein großes Feld wissenschaftlicher und praktischer Arbeit, exakt zu begründen, in welchem Umfang konzentriert, wie spezialisiert und kooperiert und welcher internationale Standort gewählt werden sollte. Auf diesen wechselseitig miteinander verbundenen Fragenkomplex wirken wissenschaftlich-technische, technologische, ökonomische, produktionsorganisatorische und außenhandelsseitige Faktoren der einzelnen Produktion, die konkreten Bedingungen der sozialistischen Länder für Forschung und Entwicklung, Produktion und internationalen Austausch XI

und die gesamtvolkswirtschaftlichen Bedingungen einschließlich der Verflechtungsbeziehungen ein. Auch das bestimmt die Einheit makro- und mikrostruktureller Entscheidungen über die arbeitsteiligen Varianten und die volkswirtschaftliche Strukturgestaltung. Diese Entscheidungen sind stets unter Berücksichtigung der engen Wechselbeziehungen von Politik, Ökonomie und Ideologie, von gemeinsamen (internationalen) und nationalen Interessen der sozialistischen Länder zu fällen. Die Entwicklung der nationalen Wirtschaften und die Gestaltung der sozialistischen ökonomischen Integration sind Aufgaben von erstrangiger politischer Bedeutung für den weiteren sozialistischen und kommunistischen Aufbau. Ihre Lösung verlangt einen festen marxistisch-leninistischen Standpunkt, die stetige Erziehung der Werktätigen aller sozialistischer Länder im Geiste des sozialistischen Internationalismus, die richtige Verbindung von Internationalem und Nationalem, die tiefe Erkenntnis, daß der Sozialismus seinem Wesen nach internationalistisch ist und nur durch die Entfaltung dieses seines Wesens die volle Überlegenheit und den Sieg über den Kapitalismus erringen kann. Gleichzeitig — und das nicht als Gegensatz, sondern vielmehr als eine entscheidende Bedingung zur Erfüllung der politischen Ziele und des politischen Wesens der sozialistischen Integration — gebietet das Herangehen an die Lösung der einzelnen Aufgaben der Integration und an die Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung ökonomisch fundierte Begründungen, exakte wissenschaftlich-technische und ökonomische Analysen. Dazu gehören u. a.: die Kenntnis der Entwicklungstendenzen optimaler Größenordnungen in Forschung und Entwicklung, Produktion und Absatz, der zu ihrer Erreichung erforderlichen spezifischen Aufwendungen und qualitativen Voraussetzungen in Gegenüberstellung zu den nationalen Potentialen; die Ermittlung technisch-ökonomisch begründeter internationaler Spezialisierungsrichtungen; die Analyse der jeweils zweckmäßigsten und möglichen Formen und Bedingungen der internationalen Kooperation sowie die nähere Untersuchung und allseitige Beachtung der internationalen Standortfaktoren und -bedingungen. Die allseitige Analyse der verschiedensten Erfordernisse und Einflußfaktoren sollte in nationale und gemeinsam ausgearbeitete Strategien zur Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration einmünden. Das wären Strategien für die gesamtvolkswirtschaftliche Strukturgestaltung im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration, die sowohl auf Untersuchungen zu volkswirtschaftlichen Hauptproportionen und anderen makrostrukturellen Prozessen als auch auf Strategien zur Wissenschaftsentwicklung und einheitlichen technischen Politik, auf komplexen Programmen zur gemeinsamen Lösung des Rohstoff-, Grundstoff- und EnerXII

gieproblems, auf der Schaffung modernster Produktionsausrüstungen und Konsumgüter sowie auf der Modernisierung des Transportwesens und daraus abgeleiteter Entwicklungs-Programme für die einzelnen Zweige und Produ ktionsarten beruhen. In diesen Programmen ist den Besonderheiten der Zweige Rechnung zu tragen, darunter den Spezifika, die sich aus dem Aufbau von Zweigen in weiteren sozialistischen Ländern ergeben, die in- anderen bereits längere Zeit bestehen, bzw. aus der relativ gleichzeitigen Entwicklung neuer Produktionsarten und Zweige in mehreren sozialistischen Staaten. Diese Unterschiede wirken neben den Besonderheiten der Zweige und Produktionen in wissenschaftlich-technischer Hinsicht, in bezug auf ihre Funktion in der erweiterten sozialistischen Reproduktion, ihre Kompliziertheit usw. auf die Art und Weise der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation ein. Dabei sind stets die noch vorhandenen Unterschiede im Industrialisierungsstand der sozialistischen Länder zu berücksichtigen und gemeinsame Maßnahmen zur weiteren allmählichen Angleichung des ökonomischen Entwicklungsniveaus vorzusehen. Von der richtigen Lösung dieser Fragen hängt für die DDR beispielsweise die notwendige Sortimentsreduzierung in einer Reihe von Zweigen ab, die eine planmäßig abgestimmte Entwicklung dieser Zweige im RGW-Bereich voraussetzt, um die gegenseitigen Bedürfnisse auf hohem ökonomischtechnischem Niveau zu erfüllen. Die auch in der DDR erforderlichen um-, fangreichen Strukturveränderungen im Prozeß der Modernisierung der Volkswirtschaftsstruktur im Rahmen der sozialistischen ökonomischen Integration sind nicht kurzfristig lösbar. Jedoch müssen sie rechtzeitig vorbereitet und in Angriff genommen werden. Die für einen kürzeren Zeitraum — einen 5-Jahr-Plan-Zyklus — vorgesehenen Maßnahmen der volkswirtschaftlichen Entwicklung sind um so nutzbringender, je mehr sie den perspektivisch günstigsten Lösungen der Strukturemwicklung aller RGW-Länder entsprechen und auch andere internationale Entwicklungstendenzen berücksichtigen. Dabei ist ein schrittweises, reales, den gegebenen Bedingungen angepaßtes Vorgehen am Platze. Dazu gehört u. a. ein ausgewogenes Verhältnis in der Entwicklung völlig neuer Produktionen und Zweige und dem Ausbau sowie der Modernisierung traditioneller Zweige und Erzeugnisse, die ein hohes technisch-ökonomisches Niveau aufweisen, für die in der UdSSR, in anderen sozialistischen Ländern und auf nichtsozialistischen Märkten ein großer langfristiger Bedarf vorliegt, die hochwertig und sehr exportrentabel sind. Das alles zwingt zu einer verstärkten gemeinsamen Strukturpolitik und zu einer wirksamen internationalen Plankoordinierung. Wichtig ist bei der Ausarbeitung von Varianten der sozialistischen internationalen ArbeitsXIII

teilung und der Strukturgestaltung, daß diese auf eine den gegenseitigen Interessen entsprechende, immer engere zwischenstaatliche Verzahnung der Zweigentwicklung gerichtet sind. Dadurch können auch die objektiv bedingte Verbreiterung der Produktionspalette in einigen RGW-Ländern und die Weiterentwicklung der nationalen Wirtschaft in allen sozialistischen Staaten in einer solchen Weise und planmäßig abgestimmt gefördert werden, daß daraus jedes Land Nutzen zieht und keine unökonomischen Parallelentwicklungen entstehen, die den Prozeß der sozialistischen ökonomischen Integration hemmen würden. Ausgehend von den objektiven Bedingungen, bieten die gleichen politischen und ökonomischen Grundlagen, die einheitlichen Grundinteressen und -ziele der sozialistischen Länder und die richtige Beachtung und Abstimmung ihrer spezifischen nationalen Bedingungen und Interessen bei einer gemeinsamen aktiven Integrationspolitik die Voraussetzungen für ein beschleunigtes Entwicklungstempo der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Die seit der Annahme des Komplexprogramms verflossene Zeit hat noch stärker die Notwendigkeit einer integrationsgerechten Gestaltung der jeweiligen nationalen Planung und Leitung in untrennbarer Verbindung mit dem Mechanismus der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit bestätigt. Die nationalen und internationalen Wirkungsbedingungen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus verflechten sich infolge der zunehmenden •arbeitsteiligen und kooperativen Beziehungen zwischen den sozialistischen Volkswirtschaften immer mehr. Dem müssen das System der Planung und Leitung innerhalb der sozialistischen Staaten und das System ihrer Zusammenarbeit entsprechen, damit die ökonomischen Gesetze des Sozialismus im nationalen und internationalen Rahmen planmäßig und zum gegenseitigen Vorteil ausgenutzt werden können. Das erfordert Veränderungen, Vervollkommnungen und völlig neue Formen und Methoden der Planung, Leitung und Stimulierung. Die komplizierten Aufgaben und enger werdenden nationalen und internationalen Verflechtungsbesziehungen erfordern eine Erhöhung und Qualifizierung der Planmäßigkeit auf nationaler und internationaler Ebene. Darin sind organisch die breitere Nutzung und planmäßige Gestaltung der Ware-Geld-Beziehungen eingeschlossen. Im Komplexprogramm sind dazu grundlegende Richtungen gewiesen und Aufgaben gestellt. Die Praxis beweist die Dringlichkeit eines langfristigen planmäßigen Vorgehens der sozialistischen Staaten bei der Gestaltung der sozialistischen ökonomischen Integration und einer wirksamen ökonomischen Stimulierung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation. Diese Stimulierung, die von der Einheit und Vorrangigkeit des volkswirtschaftlichen Nutzens gegenüber dem betrieblichen Nutzen ausgehen und XIV

den gegenseitigen Vorteil der Partner sichern muß, muß zugleich aber die ökonomische Interessiertheit der Wirtschaftseinheiten gewährleisten. Sonst ist die erforderliche Breite und Stärke an Impulsen zur Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung nicht gegeben. Das aber läßt die Kompliziertheit allein dieser Aufgabe deutlich werden. Die weitere Forschung über die aktive Nutzung der Ware-Geld-Beziehungen in der sozialistischen ökonomischen Integration wird zu einem tieferen Verständnis hinsichtlich der Beziehungen zwischen den materiellen Bedingungen und der Gestaltung der Zirkulationsbedingungen führen sowie eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf manche noch ungeklärte Frage zu geben haben, wie die Ware-Geld-Beziehungen organisch mit der internationalen Plankoordinierung zu verbinden und bei der Organisierung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation planmäßig auszunutzen sind. Als eine allgemeine und zugleich grundlegende Prämisse kann sicher gelten, daß es eine Aufgabe der planmäßigen Organisierung der sozialistischen ökonomischen Integration — mit den Hauptmitteln der langfristigen zentralen Volkswirtschaftspläne und der internationalen Plankoordinierung — ist, solche Volkswirtschaftsstrukturen auf der Grundlage- der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung herauszubilden, die allen sozialistischen Ländern ein rasches kontinuierliches Wachstum bei schrittweiser Angleichung ihres ökonomischen Entwicklungsniveaus sichern und die es ermöglichen, daß auch das Wertgesetz planmäßig immer mehr zum gegenseitigen Vorteil ausgenutzt werden kann. Gleichzeitig kann diese Aufgabe aber nur gelöst werden, wenn im Zusammenhang mit der planmäßigen Ausnutzung aller ökonomischen Gesetze auch den Erfordernissen des Wertgesetzes gebührend Rechnung getragen wird und seine Kategorien umfassend angewandt werden. Ökonomisch fundierte Entscheidungsfindungen über effektive Varianten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und exakter Ausweis über den Vorteil für die beteiligten Länder/Betriebe, Stimulierung dieser Arbeitsteilung, Erschließung zusätzlicher Wachstumsreserven, Sicherung des äquivalenten Austauschs sind sonst nicht gewährleistet. Dazu sind entsprechende Vervollkommnungen der RGW-Außenhandelspreisbildung, eine Annäherung in den Prinzipien der nationalen Preisbildung, ökonomisch begründete Währungskurse bzw. Umrechnungskoeffizienten, die Stärkung der Rolle der kollektiven sozialistischen Währung (des transferablen Rubels), eine umfassende Anwendung von Kredit und Zins, der Ausbau des multilateralen Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs und andere Maßnahmen notwendig. Preise, Währungssystem und andere Ware-Geld-Instrumente diktieren nicht die Strategie der sozialistischen ökonomischen Integration, jedoch XV

sind sie zu wirksamen Mitteln dieser Strategie in den Händen der assoziierten sozialistischen Staaten zu gestalten und den Zielen der sozialistischen ökonomischen Integration voll dienstbar zu machen. Das erfordert ihre untrennbare Verbindung mit der gesamten jeweiligen nationalen Planung und Leitung und der gemeinsamen Planungs- und Leitungstätigkeit der sozialistischen Länder. Und das setzt weiterhin voraus, bei der planmäßigen Entfaltung der Ware-Geld-Beziehungen vom Primat der Produktion, aber auch von den Wechselbeziehungen zwischen Produktion und Zirkulation und der Einheit von Gebrauchswert und Wert auszugehen.

1.

Neue Wachstumsbedingungen durch sozialistische ökonomische Integration

1.1.

Notwendigkeit Integration

und

Ziel

der

sozialistischen

ökonomischen

Die sozialistischen Länder haben in aufopferungsvoller Arbeit und unter schwierigen Bedingungen auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens enorme Erfolge errungen, die zu einer Veränderung des Kräfteverhältnisses im internationalen Maßstab zugunsten des Sozialismus und der nationalen Befreiungsbewegung führten. Vor allem die Länder des RGW erreichten ein wesentlich höheres ökonomisches Entwicklungstempo als die kapitalistischen Staaten. Betrug der Anteil der RGW-Länder an der industriellen Weltproduktion 1950 17 Prozent, so ist er auf gegenwärtig rund 33 Prozent gestiegen. Der Ausbau dieser Position, das Erringen der Überlegenheit des Sozialismus auf weiteren entscheidenden Gebieten von Wissenschaft und Technik gegenüber den imperialistischen Hauptländern, vor allem auch in der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion, erfordert wachsende Anstrengungen. Dafür sind mit dem erreichten politischen, ökonomischen und ideologischen Entwicklungsstand in den einzelnen sozialistischen Ländern und in der Zusammenarbeit der sozialistischen Staatengemeinschaft alle Voraussetzungen entstanden. Notwendig ist es allerdings, die großen Reserven und Vorzüge der sozialistischen Gesellschaft in jedem Land und in der ganzen sozialistischen Gemeinschaft in der neuen Entwicklungsetappe umfassender auszunutzen, wie es im Aktionsprogramm für den verstärkten Kampf gegen den Imperialismus auf der Internationalen Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien 1969 in Moskau beschlossen wurde. Dabei kommt der sozialistischen Wirtschaftsintegration eine erstrangige Bedeutung zu. Bereits für die bisher erreichten ökonomischen und politischen Fortschritte der sozialistischen Staaten war ihre Zusammenarbeit neben den Anstrengungen der von den kommunistischen und Arbeiterparteien geführten Werktätigen in den einzelnen Ländern ein ausschlaggebender Faktor. Die größte Unterstützung gegenüber den anderen sozialistischen 1

Morgenstern, Arbeitsteilung

1

Ländern hat stets die UdSSR als die entscheidende Kraft der sozialistischen Gemeinschaft auf politischem, ökonomischem, militärischem und ideologischem Gebiet gewährt. Sie war und ist der Hauptinitiator für die Festigung der Einheit der sozialistischen Länder als der wichtigsten Garantie für den Sieg des Sozialismus und Kommunismus. Der grundlegend neue Charakter des sozialistischen Weltwirtschaftssystems gegenüber dem kapitalistischen Weltwirtschaftssystem hat sich in der Praxis schon eindeutig bestätigt. Der synthetische ökonomische Ausdruck für die Erfolge der brüderlichen und gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten ist das schnellere Wirtschaftswachstum als in den kapitalistischen Ländern, wodurch der Anteil der sozialistischen Länder an der industriellen Weltproduktion sich in der historisch relativ kurzen Zeit derart rasch erhöhen konnte. Vor allem in ehemals wenig entwickelten sozialistischen Staaten hat man ein sehr hohes Wirtschaftswachstum erzielt und damit beachtliche Fortschritte in der allmählichen Angleichung des ökonomischen Entwicklungsniveaus erreicht. Während von 1951 bis 1969 das Nationaleinkommen der RGW-Länder insgesamt auf das 4,5fache stieg, verringerten sich dadurch die Unterschiede in der Produktion von Nationaleinkommen pro Kopf der Bevölkerung und wiesen 1969/1970 folgenden Stand auf: Nationaleinkommen pro Kopf der Bevölkerung (UdSSR = l ) 1 VRB

0,9

VRP

0,9

UVR

0,8

SRR

0,8

DDR

1,2

ÖSSR

1,1

Die sozialistische Industrialisierung, die sich zunehmend auf der Grundlage der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung vollzieht, und die immer stärkere Intensivierung der gesellschaftlichen Produktion sind dabei ausschlaggebend. Auf dieser Basis erhöhte sich die Lebenslage der Werktätigen in allen sozialistischen Ländern und wurden entscheidende sozialökonomische Errungenschaften erzielt. Auch die trotz der erschwerten Bedingungen des Wirtschaftskrieges, der ideologischen Diversion und anderer Einmischungsversuche seitens des westdeutschen Imperialismus und anderer imperialistischer Kreise erfolgte kontinuierliche Entwicklung der DDR und ihr hohes Wachstumstempo sind zusammen mit dem Fleiß des Volkes in beträchtlichem Maße ein Ergebnis der allseitigen Zusammenarbeit insbesondere mit der UdSSR. Die Überwindung der tiefgehenden 1

2

Belja'ew, J., ökonomische Interessen und die Zusammenarbeit der RGW-Länder, in: Sowjctwisscnschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 5/1971, S. 485

Disproportionen in der Volkswirtschaft der DDR infolge der imperialistischen Spaltung Deutschlands, die Versorgung der Wirtschaft mit Roh- und Grundstoffen, die Entwicklung moderner Wissenschaftsdisziplinen und Produktionszweige, der gesicherte Absatz und die Produktion großer Serien auf vielen Gebieten (im Schiffbau und Schienenfahrzeugbau, bei Werkzeugmaschinen und Ausrüstungen) mit allen sich daraus ergebenden Konzentrations- und Struktureffekten ist untrennbar mit der Zusammenarbeit und Arbeitsteilung mit der UdSSR und anderen sozialistischen Ländern verbunden. Die SU deckt den Bedarf der DDR an fast allen wichtigen Rohstoffen, Brennstoffen und Metallen zu 50—90 Prozent, wodurch die Grundlage für eine stabile Entwicklung der Volkswirtschaft in hohem Maße gegeben ist. Aber trotz des großen Beitrags, den der Außenhandel zwischen den sozialistischen Ländern, die schon herausgebildeten zwischenstaatlichen arbeitsteiligen Beziehungen und andere Formen der ökonomischen Zusammenarbeit für den raschen wirtschaftlichen Aufschwung der einzelnen sozialistischen Staaten geleistet haben, ist die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit noch ungenügend entwickelt. Es gibt bereits eine Fülle von Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation. In den letzten Jahren haben sich auch erste zwei- und mehrseitige Formen gemeinsamer Einrichtungen zwischen sozialistischen Ländern herausgebildet und bewährt (Intermetall, Walzlägerkomitee, Dubna, gemeinsames Institut für Information, Güterwagenpark, Energie-Dispatcherzentrale in Prag und weitere in Wissenschaft, Technik, Produktion und zur Koordinierung der Arbeiten in den verschiedensten Bereichen). 2 Dennoch hat die planmäßig organisierte sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation in Wissenschaft, Technik und Produktion noch nicht jenes Niveau erreicht, um ihre Funktion als wesentlicher Produktivitäts- und Wachstumsfaktor voll erfüllen zu können. Auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU wurde dazu festgestellt, daß die Volkswirtschaftspläne enger koordiniert und die Spezialisierung und Kooperation der Produktion vertieft werden müssen. 3 Bei der Einschätzung der Ursachen ist vor allem die Ausgangssituation zu bedenken. Das sozialistische Weltsystem existiert seit relativ kurzer Zeit. In den einzelnen sozialistischen Ländern mußte die sozialistische Ordnung erst gefestigt werden. Die meisten sozialistischen Länder haben aus dem Kapitalismus eine große wirtschaftliche Rückständigkeit übernehmen müssen. Vgl. Lopuchova, N., Internationale Wirtschaftsorganisationen sozialistischer Länder, in: Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 7/1970 3 Breshnew, L. I., Rechenschaftsbericht des Z K der KPdSU, Moskau 1971, S. 14

2

1'

3

Ökonomisch gering entwickelte sozialistische Länder bedürfen zwar auch sehr dringend der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und des Außenhandels, wenn sie sich entwickeln wollen, aber sie verfügen zwangsläufig nicht über die materielle Möglichkeit für eine so umfassende und feingliedrige internationale Spezialisierung und Kooperation, besonders in der verarbeitenden Industrie und vor allem in den technisch führenden Zweigen, wie industriell entwickelte Staaten. Der ökonomische Zwang zur verstärkten internationalen Arbeitsteilung nimmt erst auf der Grundlage einer rasch voranschreitenden Entwicklung der Produktivkräfte und dem relativen Versiegen der extensiven Wachstumsquellen zu. Arbeitsteilung und Austausch zwischen Ländern mit beachtlichen Unterschieden im ökonomischen Niveau sind begrenzt und werden sehr stark von den Potenzen der wenig entwickelten Länder bestimmt. Weiterhin fehlten Erfahrungen im Aufbau der neuartigen internationalen Arbeitsteilung, der sozialistischen internationalen ökonomischen Beziehungen, darunter in so komplizierten Fragen, wie die komplexe (mehrseitige) Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaften am ökonomisch zweckmäßigsten mit ihrer internationalen Spezialisierung zu verbinden ist, wie die sozialistische internationale Arbeitsteilung zu organisieren und zu steuern ist, wie die nationalen Interessen im einzelnen zum gegenseitigen Vorteil in Übereinstimmung zu bringen sind und so fort. Auch die Tatsache, daß der Außenhandel längere Zeit lediglich als Ergänzungsquelle und Bilanzfaktor für die eigene Volkswirtschaft angesehen und die Funktion der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung im Reproduktionsprozeß als entscheidende Wachstums- und Produktivitätsquelle nicht in ihrer ganzen Tragweite erkannt wurde, sowie weitere Faktoren wirkten sich auf bestimmte Prozesse .der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit nicht sehr fördernd aus. Mit der Festigung der sozialistischen Ordnung, dem erreichten hohen Industrialisierungsstand in verschiedenen sozialistischen Ländern bzw. der Entwicklung ehemals rückständiger Länder zu sozialistischen Industrieund Agrarstaaten und den gesammelten Erfahrungen in der Zusammenarbeit der RGW-Länder sind nunmehr günstigere Bedingungen für die sozialistische internationale Arbeitsteilung herangereift. Gleichzeitig sind aber auch die Aufgaben größer und komplizierter geworden. Die voll entwickelte sozialistische Gesellschaft aufzubauen und in der UdSSR den Kommunismus zu errichten, die wissenschaftlich-technische Revolution zu meistern, die wachsenden materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen, die Verteidigungskraft der sozialistischen Gemeinschaft zu stärken, im ökonomischen Wettstreit mit dem Kapitalismus weitere Erfolge zu erringen — all das verlangt die Intensivierung der gesell-

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schaftlichen. Produktion, eine schnelle und kontinuierliche Steigerung der Arbeitsproduktivität und das Erringen der Weltspitze auf weiteren entscheidenden Gebieten in Wissenschaft, Technik und Produktion. Dazu sind eine höhere Qualität der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und ein in sich geschlossenes System effektiver Formen und Methoden der zweiund mehrseitigen Zusammenarbeit ganz wesentliche Voraussetzungen. Beachtliche Fortschritte auf diesem Wege sind in den letzten Jahren vor allem in der Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und der DDR zu verzeichnen. So ist u. a. in mehr als 30 Regierungsabkommen und Vereinbarungen festgelegt worden, auf besonders wichtigen Gebieten gemeinsam den wissenschaftlich-technischen Höchststand zu erreichen. Auf dem VIII. Parteitag der SED konnte festgestellt werden, daß die allseitige Zusammenarbeit mit der UdSSR immer besser den Anforderungen der ökonomischen und gesellschaftlichen Aufgaben beider Länder sowie den Notwendigkeiten des Kampfes gegen den Imperialismus entspricht. „Heute geht es um die gemeinsame Lösung großer Produktions- und Forschungsaufgaben. Heute geht es um die Inangriffnahme langfristiger Aufgaben auf Grund abgestimmter Perspektivpläne." 4 Der Weg der Vertiefung der Kooperation und Spezialisierung wird Schritt für Schritt und mit Entschiedenheit verfolgt, wobei eine größere Effektivität unserer Volkswirtschaften erreicht werden muß. „So entstanden und entstehen immer neue unzertrennliche Bindungen zwischen unseren Staaten und Völkern." 5 Mit den Zielsetzungen des XXIV. Parteitages der KPdSU, des VIII. Parteitages der SED und anderer in jüngster Zeit stattgefundener Parteitage bzw. ZK-Plenen von Bruderparteien auf eine noch bessere Befriedigung der materiellen und kulturellen Bedürfnisse der Werktätigen sowie der dazu notwendigen Bedingungen entsteht ein umfassenderer Zusammenhang zwischen der volkswirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen sozialistischen Staaten und der sozialistischen Wirtschaftsintegration. Darauf ist mit Nachdruck in den Dokumenten hingewiesen worden. Vor allem geht es dabei um das volle Wirksamwerden der intensiven Wachstumsfaktoren, um die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit durch sozialistische ökonomische Integration. Im einzelnen sind es insbesondere folgende Entwicklungsprozesse und -erfordernisse der sozialistischen Produktion und des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts, die zur Vertiefung und rationellen Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, zur Intensivierung aller Seiten der Zusammenarbeit drängen: 4 5

Honecker, E., Bericht des ZK an den VIII. Parteitag der SED, Berlin 1971, S. 14 Ebenda

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— die schnelle Weiterentwicklung der Produktivkräfte entsprechend den Erfordernissen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus; — das Gesetz der Konzentration der sozialistischen Produktion und der Vergesellschaftung der Arbeit (das Gesetz der großen Serie als einAspekt • dieses Prozesses); — die immer engere Verbindung von Wissenschaft und Produktion, das hohe Tempo des moralischen Verschleißes; — die wachsenden Aufwendungen für Bildung, Forschung und Entwicklung, Produktion und Zirkulation zur Erzielung eines hohen technischökonomischen Niveaus und hoher Nutzeffekte bei gleichzeitiger ständiger Erweiterung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und des Erzeugnissortiments; — die trotz Vergößerung relativ begrenzten nationalen Potentiale für Wissenschaft, Technik und Produktion, insbesondere in kleinen und mittleren Ländern; — die Schaffung eines großen und stabilen Absatzmarktes für die hochkonzentrierte spezialisierte Produktion, zu deren Realisierung die Aufnahmefähigkeit des Binnenmarktes trotz seiner Erweiterung auf vielen Gebieten zu eng ist; — der absolut wachsende Bedarf an Roh- und Brennstoffen bei sehr unterschiedlicher Verteilung der Vorkommen auf die einzelnen sozialistischen Länder. Es handelt sich hierbei nicht um Anforderungen der sozialistischen Produktion und der wissenschaftlich-technischen Revolution, die durch eine systemneutrale internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit erfüllt werden könnten. Die Weiterführung der sozialistischen Revolution und die Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution bilden eine Einheit. 6 Kapitalistische und sozialistische internationale Arbeitsteilung unterscheiden sich grundlegend voneinander. Die Internationalisierung des Wirtschaftslebens ist durch die Entwicklungserfordernisse der Produktivkräfte und der Produktionsverhältnisse sowie den internationalen Klassenkampf bestimmt. Wissenschaft, Technik und Ökonomie sind zum Hauptfeld der Auseinandersetzung zwischen Sozialismus und Imperialismus geworden. Charakter, Ziel, Auswirkungen, Struktur, Formen und Methoden der internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit werden im Zusammenhang mit den Entwicklungsbedingungen der modernen Produktivkräfte durch die spezifischen ökonomischen Gesetze, den Charakter der Produktionsverhältnisse, das Wesen der jeweiligen Gesellschaftsordnung 6

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Ulbricht, W., Lenin und die Strategie und Taktik der kommunistischen und Arbeiterparteien, in: Einheit, 4/1970, S. 396

und die politischen Ziele der herrschenden Klassen bestimmt. Daher bildete sich mit dem Entstehen des sozialistischen Weltsystems gesetzmäßig die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit als ein neuer Typ internationaler Wirtschaftsbeziehungen heraus. In der internationalen Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften äußern sich nicht nur Entwicklungsbedingungen der Produktivkräfte, sondern, untrennbar damit verbunden, entfalten sich die sozialistischen Produktionsverhältnisse im zwischenstaatlichen Rahmen und geht eine Annäherung der nationalen Wirtschaften vor sich. Die sozialistische Wirtschaftsintegration, die durch die bisherige Zusammenarbeit zwischen den Ländern des RGW vorbereitet wurde und bereits bestimmte Züge angenommen hat, ist also im erreichten politischen und ökonomischen Stand und in der Einheit von Entwicklungserfordernissen der sozialistischen Produktionsverhältnisse, der modernen Produktivkräfte sowie in den Bedingungen des verschärften internationalen Klassenkampfes begründet. 7 Sie ergibt sich aus der sozialistischen Gesellschaftsordnung, die ihrem Wesen nach international ist, aus den gleichen sozialökonomischen Grundlagen, den prinzipiellen gemeinsamen Zielen und Interessen der sozialistischen Staaten. Daher kann sie nicht nur ökonomisch begründet werden. Es ist zugleich ihre große politische Wirkung zur Festigung der Einheit der sozialistischen Staatengemeinschaft und zur Stärkung der gesellschaftlichen Grundlagen in den einzelnen sozialistischen Ländern hervorzuheben und zur vollen Entfaltung zu bringen. Die sozialistische ökonomische Integration ist eine qualitativ völlig andere internationale Organisationsform, als es die kapitalistischen Integrationsprozesse darstellen. Ihr Wesen und Ziel ist der Integration im Kapitalismus entgegengesetzt. In der sozialistischen Wirtschaftsintegration geht es darum, das Wirken der ökonomischen Gesetze des Sozialismus auf nationaler und internationaler Ebene noch planmäßiger zu beherrschen und die Vorzüge der sozialistischen Gesellschaftsordnung im Interesse aller beteiligten Länder voll zur Entfaltung zu bringen. Steigerung des Nutzeffekts der gesellschaftlichen Arbeit, Sicherung eines stabilen hohen Wachstums in jedem sozialistischen Land, Erreichen des Höchststandes in Wissenschaft, Technik und Produktion auf den für das Wachstum und die Effektivitätssteigerung entscheidenden Gebieten und auf dieser Grundlage immer bessere Befriedigung der Lebensbedürfnisse aller sozialistischen Völker, allseitige Entwicklung des Menschen der sozia7

Vgl. Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR, Berlin 1969, S. 468/469

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listischen Gesellschaft sowie politische, ökonomische und militärische Stärkung der sozialistischen Gemeinschaft, als des Bollwerks des Weltfriedens — das ist das Ziel, zu dem die sozialistische Witschaftsintegration einen wachsenden Beitrag leisten muß. Völlig gleichberechtigte, kameradschaftliche, freiwillige und bewußte Zusammenarbeit der souveränen sozialistischen Staaten und der Werktätigen, sozialistischer Internationalismus, eine immer engere planmäßige und dauerhafte Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften, die sich über mehrere Etappen bis zur schließlichen Herausbildung eines einheitlichen Wirtschaftsorganismus vollzieht, 8 wobei in jedem Land eine hocheffektive, aufeinander abgestimmte Volkswirtschaftsstruktur entsteht — das sind einige der Charakteristika der sozialistischen Integration. Dem stehen die kapitalistischen Integrationsprozesse gegenüber, die vom Wirken der ökonomischen Gesetze des Kapitalismus beherrscht werden, der Erzielung von Maximalprofiten dienen, die imperialistische Welt retten und ihr einen Machtzuwachs im Kampf gegen den Sozialismus und die nationale Befreiungsbewegung bringen sollen, gleichzeitig aber immer wieder von Konkurrenzkämpfen und antagonistischen politischen Widersprüchen geschwächt und erschüttert werden. 9 Die Unterschiede zwischen sozialistischer und kapitalistischer Wirtschaftsintegration sind demzufolge grundsätzlicher Natur. Sie resultieren aus dem völlig entgegengesetzten Charakter beider Gesellschaftsordnungen, aus den unterschiedlichen ökonomischen und sozialen Gesetzen sowie politischen Zielen der jeweils herrschenden Klassen, die auch für die Integration bestimmend sind. Daher ist es einseitig und unmarxistisch, lediglich die Entwicklungserfordernisse der modernen Produktivkräfte für die Integration hervorzuheben, wie es mitunter auch in einigen Veröffentlichungen von Ökonomen sozialistischer Länder zum Ausdruck kommt. 8

Lenin, W . I., Ursprünglicher Entwurf der Thesen zur nationalen und kolonialen Frage, in: Lenin, Werke, Bd. 31, Berlin 1959, S. 135

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Grundlegende Unterschiede zwischen sozialistischer und kapitalistischer Integration, Wesen und Ziel der sozialistischen Integration und Aufgaben sowie Probleme bei ihrer Entwicklung werden u. a. behandelt v o n Maksimova, M., Zu einigen methodologischen Fragen der wirtschaftlichen Integration, in: Sowjetwissenschaft, 9/1969; Dudinski, J „ Die Lehre Lenins v o n der Zusammenarbeit und Annäherung der sozialistischen Staaten, i n : Sowjetwissenschaft, 10/1969; Göhler/Weitkus, Theoretische Probleme der sozialistischen ökonomischen Integration, in: Einheit, 2/1971 V g l . auch die Thesen über „ D i e Weiterentwicklung der Leninschen Theorie auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere bei der Gestaltung der Außenwirtschaftsbeziehungen der D D R und der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern", i n : Sozialistische Außenwirtschaft, 1/1970

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Auf dieser Basis werden dann nicht nur die unterschiedlichen Ziele verwischt, sondern auch faktisch gleiche Formen und Methoden der Integration im Sozialismus wie im Kapitalismus entwickelt. Es bedeutet im Prinzip eine ähnliche systemneutrale Betrachtungsweise der in der Welt vor sich gehendeA Integrationstendenzen, wie sie von bürgerlichen Ideologen konvergenztheoretisch zur Verfolgung der Ziele der imperialistischen Globalstrategie vorgenommen wird. Aus den unterschiedlichen Eigentumsverhältnissen und der Gegensätzlichkeit von Wesen und Zielsetzung sozialistischer und kapitalistischer Integration leitet sich ab, daß sich auch die Art und Weise der Organisierung der sozialistischen Wirtschaftsintegration vom Prinzip her anders darstellt, als es bei den kapitalistischen Integrationsprozessen praktiziert wird. Auf der XXIII. und XXIV. Tagung des R G W wurde die Festigung der Planmäßigkeit in den Beziehungen zwischen den RGW-Ländern unterstrichen und die konkrete Lösung der Probleme in der materiellen Sphäre, in Wissenschaft, Technik und Produktion als vorrangig festgelegt. 10 Die großen Aufgaben zur Erringung des Höchststandes in Forschung, Entwicklung und Produktion, die vollständige Bedarfsdeckung an Roh- und Brennstoffen und Elektroenergie, die Entwicklung neuer effektiver Werkstoffe, Produktionsinstrumente und Konsumgüter, die sozialistische Automatisierung und die Schaffung von Maschinen- und anderen Erzeugnissystemen, die stete Weiterentwicklung eines modernen Verkehrs- und Nachrichtenwesens können nur durch direkte gemeinsame planmäßige Zusammenarbeit bewältigt werden. Zu diesem Zweck werden die Ware-Geld-Beziehungen, die organischer Bestandteil der sozialistischen Planwirtschaft sind, planmäßig vervollkommnet und wirksamer ausgenutzt. Das Unterpfand für die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und die Schaffung der sozialistischen Wirtschaftsintegration sind die führende Rolle der kommunistischen und Arbeiterparteien, die weitere Festigung der sozialistischen Staaten, die Stärkung der Planungsgrundlagen in der Volkswirtschaft und die politische Einheit der sozialistischen Länder. 11 Von diesen grundlegenden Voraussetzungen hängen der ganze Erfolg der Arbeit und die Verwirklichung der Ziele der sozialistischen Wirtschaftsintegration in erster Linie ab. Die bei der Entwicklung der neuen, der sozialistischen Weltwirtschaft auftretenden komplizierten Aufgaben und Probleme können nur mit hoher sozialistischer Bewußtheit und auf marxistisch-leninistischer Grundlage gelöst werden. Die sozialistische Wirt10

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Kunz, W., Zur ökonomischen Integration der Länder des RGW, in: Einheit, 8/1970, S. 1047/1048 Kommunique der 23. Tagung des RGW, in: Neues Deutschland vom 27. 4.1969

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schaftsintegration entsteht nicht im Selbstlauf, sondern in planvoller angestrengter, Arbeit unter der Führung der marxistisch-leninistischen Parteien und bei aktiver Tätigkeit der sozialistischen Staaten. Vor allem auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU wurden weitere wichtige Aspekte der Gestaltung der sozialistischen Wirtschaftsintegration herausgearbeitet. Breznew betonte, daß jetzt viele Wirtschaftsaufgaben unter Berücksichtigung des sich entfaltenden Prozesses der ökonomischen Integration der sozialistischen Länder gelöst werden müssen.12 „Die ökonomische Integration der sozialistischen Länder stellt einen neuen und komplizierten Prozeß dar. Er setzt ein neues und umfassenderes Herangehen an viele ökonomische Fragen sowie die Fähigkeit voraus, die rationellsten Lösungen zu finden, die den Interessen nicht nur des betreffenden Landes, sondern auch aller an der Zusammenarbeit Beteiligten entsprechen." 13 Und es wird sofort weiter festgestellt, daß das eine feste Orientierung auf die neuesten Errungenschäften von Wissenschaft und Technik, auf die rentabelsten und technisch fortgeschrittensten Arten der Produktion erfordert. 14 Das ist ein Kettenglied zur Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung; es steht in unmittelbarer Beziehung zu der auf dem XXIV. Parteitag der KPdSU wie auch auf dem VIII. Parteitag der SED gleichermaßen gestellten Aufgabe, die wissenschaftlich-technische Revolution organisch mit den Vorzügen des sozialistischen Wirtschaftssystems zu vereinigen und in größerem Umfang als bisher die dem Sozialismus eigenen Formen des Zusammenschlusses der Wissenschaft mit der Produktion zu entwickeln.1^ Auch die Bemerkung Breshnews, daß die KPdSU die Mitarbeiter der Planungs- und Wirtschaftsorgane zu einer solchen Arbeitsweise erziehen werde und daß Maßnahmen nötig seien, die das Interesse aller Glieder unseres Wirtschaftssystems an der Entwicklung langfristiger Wirtschaftsbeziehungen mit den Bruderländern erhöhen, ist von allgemeingültiger Bedeutung. Damit sind entscheidende Voraussetzungen formuliert, die in allen sozialistischen Ländern zur Entwicklung des Integrationsprozesses geschaffen werden müssen. Die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration verlangt die stete Beachtung und bewußte Gestaltung der Einheit und der Wechselwirkungen zwischen sozialistischen Produktionsverhältnissen, Produktivkräften und sozialistischem Überbau. Einerseits zwingt der erreichte Stand »2 Breshnew, L. I., Rechenschaftsbericht des Z K det KPdSU, Moskau 1971, S. 55 " Ebenda, S. 14 14 15

Ebenda Honecker, E„ Bericht des Z K an den VIII. Parteitag der SED, Berlin 1971, S. 47

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der gesellschaftlichen Verhältnisse in den sozialistischen Ländern und ihrer Zusammenarbeit zur schnellen Weiterentwicklung der Produktivkräfte, zur Schaffung der dem Wesen der sozialistischen Produktionsverhältnisse adäquaten modernsten Produktivkräfte, die nur im Sozialismus eine volle Entfaltung erfahren können und vor allem zum Wohle des Volkes angewandt werden. Andererseits erfordert dieser Prozeß die stete Weiterentwicklung der sozialistischen Produktionsverhältnisse und des Überbaus. Das betrifft die Eigentumsverhältnisse (darunter die Bildung großer Forschungs- und Produktionszentren in den einzelnen sozialistischen Ländern als leistungsfähige Integrationspartner), die kameradschaftliche und internationale Zusammenarbeit der sozialistischen Produzenten auf allen Ebenen, die sozialistische Organisation der gesellschaftlichen Arbeit, die Planungs- und Leitungstätigkeit in den sozialistischen Staaten und zwischen ihnen zur Organisierung der sozialistischen Wirtschaftsintegration, die Schaffung weiterer bewußtseinsmäßiger Voraussetzungen für die sozialistische Wirtschaftsintegration, die Erziehung zum sozialistischen Internationalismus, den Ausbau des sozialistischen Rechts und weitere Gebiete. Sehr deutlich wird das in der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation, die eine qualitativ höhere Stufe erreichen muß, indem sie durch eine enge vertraglich geregelte Verbindung von Forschungs- und Produktionskooperation und Absatz der Erzeugnisse einschließlich auf dritten Märkten komplex gestaltet wird. Diese Aufgaben sind jedoch nur lösbar durch umfassende wissenschaftlich fundierte Planungstatigkeit, eine richtige Verbindung von zentraler staatlicher Planung und Leitung, internationaler Plankoordinierung und entfalteter Direktbeziehungen zwischen wirtschaftsleitenden Organen, Instituten und Kombinaten, durch sozialistische Gemeinschaftsarbeit in allen Reproduktionsphasen, beginnend bei der Prognostik, durch enge effektive Kooperationsbeziehungen, durch eine von hoher Sachkenntnis und sozialistischer Moral getragene Verantwortung aller Beteiligten für die übernommenen Aufgaben. Auf diesem Wege der gut aufeinander abgestimmten und gemeinsamen konzentrierten sozialistischen Arbeit werden die Länder der sozialistischen Gemeinschaft modernste Verfahren, Technologien, Werkstoffe, Erzeugnisse und Maschinen- und Gerätesysteme der Produktionsvorbereitung und -durchführung entwickeln, die ihnen auf den ausschlaggebenden Gebieten die Weltspitze sichern und ein kontinuierliches, hohes, proportionales Wachstum ermöglichen. Mit der UdSSR und anderen RGWLändern sind bereits viele Abkommen und Vereinbarungen unter dieser Zielsetzung abgeschlossen, Maßnahmen eingeleitet und erste Ergebnisse erzielt worden (System Ursamat, Einheitssystem der elektronischen DatenIi

Verarbeitung, Entwicklung moderner Verfahren und Anlagen für die chemische Industrie u. a.). Die Berücksichtigung der Einheit und Wechselwirkung von Produktivkräften, Produktionsverhältnissen und Überbau ist gleichzeitig die Voraussetzung, um an die Lösung der anstehenden Probleme realistisch heranzugehen und jeweils die Maßnahmen zur Weiterentwicklung der sozialitischen Zusammenarbeit mit den einzelnen Ländern und im gesamten RGW in Angriff zu nehmen, wofür die materiellen und subjektiven Bedingungen gegeben sind bzw. im geplanten Zeitraum geschaffen werden können. Die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration muß daher als Prozeß begriffen werden. Ein Überspringen von Entwicklungsetappen wäre genauso schädlich wie eine verspätete Lösung herangereifter Aufgaben. So geht es jetzt um die weitere Annäherung der sozialistischen Länder,, um die tiefergehende und effektive Verflechtung der selbständigen nationalen Wirtschaften. Dieser Prozeß ist nicht etwa von einer Schmälerung der Funktionen der sozialistischen Staaten oder gar von der allmählichen Auflösung der souveränen sozialistischen Staaten begleitet. Er setzt ganz im Gegenteil die Festigung der sozialistischen Staaten und die Entfaltung ihrer Funktionen sowie ihre zunehmende Koordinierung und gemeinsame Ausübung unter Führung der marxistisch-leninistischen Parteien voraus. So steht weiter die Notwendigkeit auf der Tagesordnung, die sozialistische internationale Kooperation zu vertiefen und höhere effektive Formen anzuwenden. Das schließt auf einigen auszuwählenden Schwerpunktgebieten die Schaffung gemeinsamer Institute und Betriebe ein. Gemeinsames sozialistisches Eigentum an Produktionsmitteln wird sich aber relativ allmählich herausbilden, während noch für eine längere Periode das nationalstaatliche gesellschaftliche Eigentum vorherrschend sein wird. Und so sind auf allen Gebieten der Zusammenarbeit jeweils die konkreten Bedingungen zu analysieren und die Aufgaben zu stellen, die erforderlich und mit gemeinsamen Anstrengungen lösbar sind. Die qualitative Höherentwicklung der Zusammenarbeit in Form der sozialistischen Wirtschaftsintegration bedeutet in keiner Weise eine autarke ökonomische Entwicklung des Sozialismus. Im Gegenteil, auf dieser Grundlage und der dadurch potenzierten ökonomischen Kraft des Weltsozialismus entstehen immer größere Möglichkeiten für die Zusammenarbeit mit den jungen antiimperialistischen Na16

A u f dem VIII. Parteitag der S E D wurde festgestellt, daß die internationale Zusammenarbeit und die sozialistische ökonomische Integration in vielen Fragen den Bereich der staatlichen Tätigkeit erweitern. Honecker, E., Rechenschaftsbericht des Z K an den VIII. Parteitag der S E D , Berlin 1971, S. 64

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tionalstaaten und die Unterstützung ihres Befreiungskampfes sowie für die Ausdehnung des Handels und der Wirtschaftsbeziehungen zu kapitalistischen Industriestaaten. Die sozialistische Wirtschaftsintegration ist aber die systemeigene Basis der Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften, die für eine gesicherte kontinuierliche ökonomische und gesamtgesellschaftliche Entwicklung in jedem sozialistischen Land von hervorragender Bedeutung ist und es gestattet, die Diskriminierungen seitens imperialistischer Staaten und Monopole noch wirkungsvoller zu bekämpfen und zu beseitigen, die Struktur des Handels mit den kapitalistischen Industriestaaten für die sozialistischen Länder vorteilhafter zu gestalten und die gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen als ein noch aktiveres Instrument für die Durchsetzung der friedlichen Koexistenz zu nutzen. In der sozialistischen ökonomischen Integration kommt der UdSSR die ausschlaggebende Rolle zu. Das ist neben ihrem politischen und militärischen Gewicht und ihren großen Erfahrungen bei der Schaffung der neuen Gesellschaftsordnung bei weitem nicht nur in ihren gewaltigen Rohstoffressourcen und dem großen Binnenmarkt begründet, so entscheidend allein diese Faktoren für die Versorgung der anderen sozialistischen Länder mit vielen Roh- und Brennstoffen und den Absatz großer Serien von Erzeugnissen, die mit hoher Produktivität hergestellt werden können, auch sind. Von ständig wachsendem Gewicht ist das bereits jetzt im internationalen Maßstab größte Wissenschafts- und Forschungspotential der UdSSR und ihre schnell zunehmende Lieferfähigkeit modernster Produktionsinstrumente und Konsumgüter. Mit der Erfüllung der Aufgaben des 9. Fünfjahrplanes, dem entschiedenen Kurs auf die Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Produktion und der noch ausgeglicheneren ökonomischen Entwicklung wird die sowjetische Volkswirtschaft weiter wesentlich als materielle Hauptbasis der sozialistischen Gemeinschaft gestärkt. Die enge Wissenschafts- und Produktionskooperation mit der UdSSR ist daher für die DDR und die anderen RGW-Länder in Verbindung mit ihrer gegenseitigen Zusammenarbeit eine Grundvoraussetzung für die Erfüllung der hohen ökonomischen und politischen Zielsetzungen beim weiteren sozialistischen Aufbau und in der Auseinandersetzung mit dem Imperialismus. Das bestimmt objektiv die Funktion der UdSSR als sozialistisches Integrationszentrum.

1.2.

Der qualitativ neue Zusammenhang im Wirken der faktoren und -bedingungen in der sozialistischen integration

WachstumsWirtschafts-

Die ökonomische Funktion der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit besteht in der Steigerung des Nutzeffektes der gesellschaftlichen Arbeit, in der Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution und der Förderung eines stabilen, kontinuierlichen und hohen Wirtschaftswachstums in jedem sozialistischen Land wie in der ganzen Gemeinschaft. 17 Diese Funktion zu größerer Wirksamkeit zu bringen, setzt volle Klarheit über die entsprechenden potentiellen Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und die Wege voraus, wie die sozialistische internationale Arbeitsteilung und die gesamte Außenwirtschaft das intensive Wachstum beschleunigen können. Davon ist auch bei der Gestaltung effektiver Außenwirtschaftsbeziehungen der DDR auszugehen. Ein hohes stabiles Wirtschaftswachstum kann auf die Dauer nur verwirklicht werden, wenn sämtliche Wachstumsfaktoren und -bedingungen in optimaler Kombination entwickelt und ausgenutzt werden. Das Erfassen der wechselseitig verbundenen Wirkungen" der Wachstumsfaktoren und ihres Zusammenhangs ist dafür eine wichtige Grundlage. Hieraus entstehen der sozialistischen Wachstumstheorie große Aufgaben. Es widerspricht den objektiv bestehenden Beziehungen, wenn beispielsweise die Außenwirtschaft — und vor allem die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit als ihr Kernstück — lediglich als ein Wachstumsfaktor neben anderen bezeichnet wird, wie es in vielen Veröffentlichungen zu lesen ist. Das um so mehr, als im Prozeß der sozialistischen Wirtschaftsintegration ein noch engerer, qualitativ neuer Zusammenhang zwischen der Außenwirtschaft und allen anderen Wachstumsfaktoren und -bedingungen entsteht.

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In der vorliegenden Arbeit werden häufig die Begriffe sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit aneinandergereiht. Das geschieht deshalb, weil die Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten breiter gefaßt wird als die sozialistische internationale Arbeitsteilung, diese einschließt, aber darüber hinaus alle weiteren Formen der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen, der gegenseitigen kameradschaftlichen Hilfe und Unterstützung umfaßt. Die sozialistische internationale Arbeitsteilung ist die Grundlage, der inhaltliche (materielle) Prozeß der Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften, der mit der sozialistischen Wirtschaftsintegration eine qualitativ höhere Stufe der sozialistischen internationalen Vergesellschaftung der Arbeit und der Produktion erreicht und zu einer weiteren Annäherung der sozialistischen Staaten und Völker führt.

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Die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ist selbst ein Komplex von Wachstumsfaktoren und -bedingungen. Sie ist die grundlegende „äußere" Bedingung für das stabile wirtschaftliche Wachstum der einzelnen sozialistischen Volkswirtschaften, für die Entwicklung hocheffektiver Volkswirtschaftsstrukturen. Die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit einschließlich des Außenhandels wird eine immer entscheidendere Grundlage für die effektivste Wirkung aller Wachstumsfaktoren und -bedingungen: der Wissenschaft und Technik, Bildung, Wissenschafts- und Produktionsorganisation, Produktionsstruktur, der Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände, des gesellschaftlichen Arbeitsvermögens und der Planung und Leitung. Dabei bestehen nicht nur Beziehungen zwischen jeweils einer Form der Zusammenarbeit und einem Wachstumsfaktor, sondern häufig mehrfach verkettete und wechselseitige. So wirkt sich die internationale Spezialisierung und Kooperation auf die Effektivität der Wissenschaft, der Bildung, der Produktionsstruktur und -Organisation sowie der Investitionen aus, wie umgekehrt die Beschaffenheit dieser Faktoren in den Ländern bestimmt, wie effektiv und auf welchem Niveau die internationale Spezialisierung und Kooperation entwickelt werden kann. Es erhebt sich die Frege, ob selbst diese Betrachtung schon vollkommen das qualitativ Neue zum Ausdruck bringt, das sich mit der höheren Stufe der wirtschaftlichen Zusammenarbeit in Form der sozialistischen Wirtschaftsintegration herausbildet. Wenn von der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit als der grundlegenden äußeren Wachstumsbedingung gesprochen wurde, so ist das Attribut „äußere" eigentlich in Anführungsstriche zu setzen. Die notwendige prognostische Betrachtungsweise zwingt zu einem Neudurchdenken dieser Problematik. Die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ist und wird in zunehmendem Maße mehr sein als bloß die entscheidende „äußere" Bedingung für die effektivste Wirkung der „inneren" Wachstumsfaktoren, wobei der Außenhandel über das Ausnutzen absoluter und komparativer Produktivitäts-, Wert- und Preisvorteile eine zusätzliche Akkumulationsquelle darstellt und die Möglichkeit bietet, das verfügbare Nationaleinkommen gegenüber dem produzierten zu erhöhen. Mit der weiteren Annäherung der sozialistischen Volkswirtschaften und ihrer engen Verflechtung in der sozialistischen Wirtschaftsintegration beginnt ein Prozeß, in dem sich die bisher nur als innere, als volkswirtschaftliche Wachstumsfaktoren aufgefaßten Faktoren gleichzeitig zu Wachstumsfaktoren des höheren, integrierten sozialistischen Wirtschaftssystems entwickeln — natürlich abgestuft, mit unterschiedlichem Gewicht und Verlauf in bezug auf die einzelnen Faktoren. Allerdings bleiben die bestmögliche 15

Entwicklung und die effektivste Ausnutzung der Wachstumsfaktoren in den einzelnen sozialistischen Ländern stets ganz entscheidend für das Wachstum der Volkswirtschaften und auch des gesamten sozialistischen Systems. Aber insbesondere in der Forschung und Entwicklung sowie Produktion — verstärkt auch in der Bildung — beginnt eine derart enge Zusammenarbeit, daß über die Verflechtung von Teilpotentialen und das Entstehen gemeinsamer Potentiale ein qualitativ neuer Zusammenhang, vor allem im Wirken der intensiven Wachstumsfaktoren und -bedingungen entsteht, der den einzelnen Volkswirtschaften und dem sozialistischen Gesamtsystem neue Wachstumsdimensionen eröffnet. 18 Über die wesentlich zu erweiternde und auf qualitativ höherem Niveau zu entwickelnde internationale Spezialisierung und Kooperation wachsen speziell Wissenschaft und Technik, Bildung, Produktionsstruktur, Wissenschafts- und Produktionsorganisation auch zu gemeinsamen Wachstumsfaktoren und -bedingungen der integrierten sozialistischen Wirtschaft zusammen. Die sozialistische Wirtschaftsintegration ist in ihrem Kern eine Wissenschafts- und Produktionsintegration. Damit ihr Ziel verwirklicht werden kann, muß allmählich — über mehrere Etappen und in stets höheren Formen — auf Schwerpunktgebieten auch eine optimale Kombination der Arbeitskräfte, Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände im Gesamtsystem erreicht werden. Für die DDR ist dabei das Zusammengehen mit der UdSSR in Umfang und Bedeutung der grundlegende Prozeß. Vor allem in den für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt und die Effektivitätsentwicklung entscheidenden Bereichen wird die ökonomischste Kombination der Produktionselemente auf internationaler Ebene — verbunden mit der richtigen Kombination innerhalb der Volkswirtschaften und der einzelnen Betriebe — zu einer wichtigen Voraussetzung für ein höchstmögliches und vorwiegend intensives wirtschaftliches Wachstum. Damit wird die Kombination der oft als direkte Wachstumsfaktoren bezeichneten Produktionselemente eine immer größere Wachstumspotenz des vereinigten sozialistischen Systems. Die Verwirklichung der sozialistischen Integration bedarf einer sachkundigen zentralen staatlichen Planung und Leitung in den Ländern und zwischen ihnen sowie einer hohen Eigenverantwortung und Initiative der sozialistischen Warenproduzenten. Die Vervollkommnung des Außenwirtschaftsmonopols und der internationalen Koordinierung der Perspektivpläne ist dabei von entscheidender Bedeutung. Die nach einheitlichen mar18

Beispiele dafür sind Dubna, Interkosmos, die Abkommen zwischen den Akademien der UdSSR und der DDR und weitere Vereinbarungen, die gemeinsame wissenschaftliche Arbeiten, Entwicklungsaufgaben und Produktionsaufgaben beinhalten.

16

xistisch-leninistischen Grundsätzen organisierte Planung, Leitung und Organisation in den sozialistischen Ländern und in ihrer Wirtschaftszusammenarbeit wird zu einer wichtigen Bedingung des Wachstums in den Volkswirtschaften und im Gesamtsystem. Letztlich entscheidend für die Entwicklung der sozialistischen Integration sind die richtige Politik der kommunistischen und Arbeiterparteien auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens, die ideologische Arbeit zur Erhöhung des sozialistischen Bewußtseins, die Erziehung der Werktätigen im Geiste des sozialistischen Internationalismus. Wie auf kaum einem anderen Gebiet ist die Einheit von Politik, Ideologie und Ökonomie so ausschlaggebend und stets so konsequent zu verwirklichen wie in der Zusammenarbeit der sozialistischen Staaten. Die sozialistische Wirtschaftsintegration stellt hohe Anforderungen an die aktive bewußte Tätigkeit des Menschen in der sozialistischen Gesellschaft. Es vollzieht sich nicht nur eine ökonomische, sondern eine gesamtgesellschaftliche Integration. Das hat unmittelbar mit dem Wachstum zu tun; denn wenn einerseits durch die ökonomische Zusammenarbeit die materiellen Grundlagen auch für die immer engere politische Einheit der sozialistischen Staatengemeinschaft geschaffen werden, so ist andererseits die politische, militärische, ideologische und sonstige Zusammenarbeit eine maßgebliche Voraussetzung für die rationelle Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Aus einem sich so entwickelnden Überbau, in dem sich ebenfalls allmählich bestimmte Integrationsprozesse vollziehen, kommen ganz entscheidende Impulse für das Wirtschaftswachstum in den einzelnen sozialistischen Ländern und im vereinigten System. Die Ausarbeitung dieses entstehenden qualitativ neuen Systemzusammenhangs im Wirken der Wachstumsfaktoren und -bedingungen ist von erstrangiger theoretischer und praktischer Bedeutung. Die harte Klassenauseinandersetzung mit dem Imperialismus zwingt zur umfassenden Ausnutzung der Vorzüge der sozialistischen Ordnung innerhalb der Länder und in der ganzen sozialistischen Staatengemeinschaft. Die richtige Erkenntnis der enormen Wachstumspotenzen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit und des zu gestaltenden Zusammenwirkens aller Wachstumsfaktoren und -bedingungen ist eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Entwicklung der sozialistischen Integration. 1 9 19

1

Sorokin weist zu Recht auf die Notwendigkeit hin, bei der Weiterentwicklung der sozialistischen Reproduktionstheorie die sozialistische internationale Arbeitsteilung und den sozialistischen Weltmarkt gebührend in Betracht zu ziehen und neben den Reproduktionsproblemen in den nationalen Wirtschaften auch die Gesetzmäßigkeiten des weltwirtschaftlichen Wachstums zu analysieren. Morgenstern, Arbeitsteilung

17

13.

Effektivitätswirkungen internationalen

der einzelnen

Arbeitsteilung

und

Formen

der

sozialistischen

Zusammenarbeit

Die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit fördert das vorwiegend intensive wirtschaftliche Wachstum und die Steigerung der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität im wesentlichen durch — Konzentrationseffekte, — Kooperationseffekte, — Struktureffekte, — Substitutionseffekte, — Zeiteffekte (die sich weitgehend aus den vorgenannten Effekten ergeben), — die Sicherung der planmäßigen proportionalen Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaften und der ganzen sozialistischen Gemeinschaft sowie — die Austauschvorteile. Diese Nutzenswirkungen gehen von verschiedenen Formen der Zusammenarbeit aus, wobei zwischen den Formen der Zusammenarbeit und den Nutzenswirkungen vielfache Zusammenhänge und Wechselwirkungen bestehen. 1.

Sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation in Forschung, Entwicklung und Produktion

Die sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation entwickelt sich immer mehr zur Hauptform der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit durch Herstellung geplanter, effektiver und dauerhafter zwischenstaatlicher arbeitsteiliger Beziehungen, die allen beteiligten sozialistischen Ländern zum Vorteil gereichen. Sie ist zugleich die komplexeste Form der Zusammenarbeit. Die erstrangige Bedeutung, die eine ökonomisch begründete sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation für die Steigerung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit und ein hohes wirtschaftliches Wachstum in allen beteiligten sozialistischen Staaten hat, ergibt sich daraus, daß sie zu einem konzentrierten Einsatz der Kräfte und Mittel für WissenSorokin, G . , D i e sozialistische internationale Arbeitsteilung als ein wichtiger Faktor des

Wirtschaftswachstums,

in:

Sowjetwissenschaft,

Gesellschaftswissenschaftliche

Beiträge, 7/1970 Zu Problemen der Außenwirtschaftseffektivität siehe auch den Beitrag v o n Bleßing, Thede, Stöckert, Komplexität und Gesetzmäßigkeiten der Außenwirtschaftseffektivität, in: Sozialistische Außenwirtschaft, 8/1970

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schaft, Technik, Produktion und Zirkulation im nationalen und internationalen Rahmen führt. Damit werden vor allem folgende Nutzeffekte bewirkt : — Zeitgewinn in Forschung, Entwicklung, Projektierung und Konstruktion, bei der Überleitung neuer Erzeugnisse und Erzeugnissysteme in die Produktion, in der Investitionsdurchführung und in der Produktion selbst; — Erhöhung des Niveaus der wissenschaftlich-technischen Produktionsvorbereitung, der technisch-ökonomischen Parameter und der Qualität der Erzeugnisse; — Senkung des Aufwandes an vergegenständlichter und lebendiger Arbeit in der Produktionsvorbereitung und -durchführung; — zweckmäßige Ausnutzung günstiger internationaler Standortbedingungen; — bessere Ausnutzung vorhandener Kapazitäten und Beseitigung unbegründeter Parallelismen in Forschung und Entwicklung, im Investitionsgeschehen sowie in der Produktion, wodurch die Produktion erhöht, Ressourcen für Neuentwicklungen frei gemacht und im gesamten arbeitsteiligen sozialistischen System Kosten eingespart werden können sowie ein umfangreicheres Erzeugnissortiment rationell gefertigt werden kann; — rechtzeitige Marktwirksamkeit neuer Erzeugnisse und Maschinensysteme, kürzere Lieferzeiten, konzentrierte Marktbearbeitung, hohe Marktanteile und andere Konzentrationsefiekte besonders im Absatz, was sich vorteilhaft auf die erzielbaren Exporterlöse auswirkt (das setzt die zunehmende Zusammenarbeit der sozialistischen Länder auch in der Sphäre der Zirkulation und ihr koordiniertes Handeln auf dritten Märkten voraus). Über die durch internationale Spezialisierung und Kooperation erreichbaren optimalen Größenordnungen in Forschung, Entwicklung, Produktion und Zirkulation, die Anwendung moderner Organisationsformen der gesellschaftlichen Arbeit, neuer Technologien und den rationellen Einsatz der hochproduktiven Technik werden die Ökonomie der Forschung und Entwicklung, der Investitionen, der Grundfonds, des Materials und die Arbeitsproduktivität erhöht. Die sozialistische internationale Arbeitsteilung entscheidet in zunehmendem Maße über die Ausnutzung des funktionellen Zusammenhangs zwischen wachsender Produktionsgröße und sinkenden Einheitsselbstkosten, vor allem durch geringere spezifische Investitionen und die Senkung der Abschreibungs- (s. Abb. 1) und Lohnkosten pro Einheit der Produktion. Darüber hinaus ist es auf immer mehr Gebieten nur noch durch strenge Konzentration und zunehmende Vereinigung von Kräften und Mitteln 19

mehrerer sozialistischer Länder in verschiedenen Kooperationsformen bis hin zu gemeinsamen Einrichtungen in Forschung, Entwicklung, Produktion und Zirkulation möglich, den wachsenden Aufwand für Bildung, Forschung und Entwicklung, Investitionen, Produktion und Absatz überhaupt und rationell zu bewältigen. Kosten /'Einheit der Produktion

Umfang der spezialisierten

Produktion

Abb. 1. Funktioneller Zusammenhang zwischen Umfang der spezialisierten Produktion und Einheitsselbstkosten

2.

Gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit bei der Aus- und Weiterbildung von Kadern für Wissenschaft, Produktion und andere Bereiche

Diese Form der Zusammenarbeit, die eine bestimmte internationale Spezialisierung in der Bildung einschließt, gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Sie wirkt sich insbesondere auf die Wachstumsfaktoren Bildung und gesellschaftliches Arbeitsvermögen (über die Erhöhung der zur Verfügung stehenden qualifizierten Arbeitskräfte) aus. Die D D R unterstützt besonders auch auf diesem Gebiet andere sozialistische Länder und junge antiimperialistische Nationalstaaten in beachtlichem Umfang. Andererseits erfährt eine wachsende Zahl von Kadern für wichtige Wissenschaftsdisziplinen und strukturbestimmende Zweige der D D R vor allem in der U d S S R eine Aus- oder Weiterbildung. Damit werden das Wachstum und die Modernisierung unserer Volkswirtschaft wesentlich gefördert. Zugleich ist es offensichtlich, daß die RGW-Länder auch auf diesem Gebiet ihrer Zusammenarbeit über noch viele ungenutzte Reserven verfügen. So wäre es denkbar, daß neben einer erweiterten gegenseitigen Aus- und Weiterbildung verstärkt gemeinsame Konferenzen, Symposien, Kurse stattfinden und andere effektive Formen der Vermittlung und An20

eignung neuesten Wissens angewandt werden könnten, was sich auf den wissenschaftlich-technischen und gesellschaftlichen Fortschritt in allen sozialistischen Ländern positiv auswirken würde. 3.

Austausch von Arbeitskräften, Ausführung von Arbeiten durch ausländische Betriebe

Durch den Austausch von Arbeitskräften und die Inanspruchnahme von Arbeitsleistungen von Betrieben sozialistischer und teilweise auch nichtsozialistischer Länder wird das nationale gesellschaftliche Arbeitsvermögen erhöht. Gewisse Disproportionen zwischen den Arbeitskräften und den anderen Produktionselementen können verhindert oder leichter überwunden werden, und die Produktion kann zusätzlich erweitert werden. Unter der Voraussetzung eines effektiven Einsatzes der Arbeitskräfte und einer ökonomisch begründeten Bezahlung der Arbeitsleistungen bewirkt das einen Zuwachs an Nationaleinkommen in den beteiligten Ländern. Mit der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration werden die internationale Bewegung der Arbeitskräfte und die gegenseitige Ausführung von Arbeiten durch sozialistische Betriebe zunehmen. Wenn das auch von besonderer Aktualität für die D D R angesichts der sehr angespannten Arbeitskräftelage ist, so ist das doch nicht etwa nur eine zeitlich bedingte Notwendigkeit, sondern ein generelles Erfordernis der sich vertiefenden sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation. Auch auf diesem Gebiet zeigt sich der grundlegende Unterschied zwischen sozialistischer und kapitalistischer internationaler Arbeitsteilung. Wenn heute in den westeuropäischen kapitalistischen Industriestaaten etwa 8 Millionen Arbeitskräfte aus anderen Ländern beschäftigt sind, so ist das eine Folge der Rückständigkeit dieser Länder, der verheerenden Wirkung der ökonomischen Gesetze des Kapitalismus. Derselbe Profitmechanismus, der die chronische Arbeitslosigkeit bewirkt, schlägt aus diesem Elend noch Kapital durch die Ausbeutung dieser Arbeitskräfte in den kapitalistischen Metropolen. Im Sozialismus kann es nur vorübergehende Schwierigkeiten in der Beschäftigung in einzelnen Ländern geben, die aus der kapitalistischen Vergangenheit, aus der enormen Freisetzung von Arbeitskräften durch die Mechanisierung der Landwirtschaft (besonders in ehemals wenig entwickelten Ländern, in denen der größte Teil der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft tätig war) und aus anderen Ursachen — wie einem zeitweilig überdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum in der VR Polen — resultieren. Die sozialistischen Produktionsverhältnisse und die Schaffung einer modernen Volkswirtschaftsstruktur ermöglichen nicht nur, sondern erfordern geradezu auch in diesen Ländern langfristig die immer produktivere Be21

schäftigung der verfügbaren Arbeitskräfte. Der Mensch ist die Hauptproduktivkraft, er ist im Sozialismus der größte Reichtum. Eine andere Frage ist es, wie die Arbeitskräfte am produktivsten zum gegenseitigen Vorteil der sozialistischen Länder tätig sein können. Mit der Erweiterung der Spezialisierung und Kooperation und der rationellen sozialistischen internationalen Standortverteilung der Produktivkräfte eröffnen sich hierfür neue Möglichkeiten und Erfordernisse, die zu einem zeitlich unterschiedlich befristeten Austausch von Arbeitskräften führen — oder umfassender gesagt —, die eine Bewegung von Arbeitskräften zwischen den Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft hervorrufen. Die sich natürlich nur allmählich vergrößernde „internationale Mobilität" der Arbeitskräfte hat im notwendigen kooperativen Zusammenwirken von Arbeitskräften mehrerer sozialistischer Länder, in der optimalen Verbindung der Arbeitskräfte mit den anderen Produktionselementen, in der unterschiedlichen Verteilung natürlicher Ressourcen und anderer Standortbedingungen ihre Ursache, wobei das Ziel stets das beschleunigte Wachstum in allen beteiligten sozialistischen Ländern ist. 4.

Internationale Kredite, gemeinsame Investitionen

Internationale Kredite, die vor allem von der UdSSR den anderen sozialistischen Ländern gegeben wurden, erhöhen den Akkumulationsfonds des kreditnehmenden Landes. Sie stellen oft eine wesentliche Unterstützung für die Entwicklung der sozialistischen Ökonomik dar. Die gegenseitige Gewährung von Krediten der RGW-Länder in verschiedenen Formen wird zunehmen und sich als ein aktiveres Instrument zur Erweiterung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation erweisen. Der internationale Kredit beeinflußt zeitweilig die Größe des verfügbaren Nationaleinkommens: Für das kreditnehmende Land vergrößert sich das verfügbare Nationaleinkommen, für das kreditgebende Land tritt eine zeitweilige Verringerung ein. Es hängt von der Art der Nutzung des Kredits ab, ob und in welchem Umfang damit eine Vergrößerung des produzierten Nationaleinkommens erreicht wird. Auch das Gläubigerland kann durch die Ausweitung der Produktion und des Exports einen baldigen Nutzen erzielen. Für die sozialistischen Länder werden vor allem die Investitionsbeteiligung und die Durchführung gemeinsamer Investitionen eine wachsende Bedeutung erlangen. Das betrifft in erster Linie große investitionsintensive Objekte, die von gegenseitigem Interesse sind: auf dem Rohstoff- und Energiesektor, in der Forschung und Entwicklung, auf bestimmten Gebieten der verarbeitenden Industrie und im Transport22

wesen. Über die Erweiterung der Produktion der betreffenden Erzeugnisse, die bessere Bedarfsdeckung in den beteiligten Ländern — insbesondere an Roh- und Brennstoffen —, die Lösung bestimmter grundlegender Forschungsaufgaben, die Erhöhung der Effektivität der Investitionen und die Nutzung der günstigsten internationalen Standorte sowie die Schaffung optimaler Forschungs- und Produktionskapazitäten wird das wirtschaftliche Wachstum in den beteiligten Ländern nachhaltig gefördert. Die 1970 gegründete Investitionsbank der RGW-Länder dient diesem Ziel. Die Zusammenfassung von finanziellen und materiellen Mitteln der sozialistischen Länder erhöht ihre Akkumulationskraft und wird zur Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung beitragen. 5.

Gebrauchswertverändernde Wirkung der Außenwirtschaft

Mit der Vertiefung der internationalen Spezialisierung der sozialistischen Volkswirtschaften wächst gesetzmäßig die Diskrepanz zwischen der Produktions- und der Verbrauchsstruktur in den einzelnen Ländern. Erst über den Außenhandel wird — auf der Grundlage vor allem der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung — die Gebrauchswertstruktur des gesellschaftlichen Gesamtprodukts und des Nationaleinkommens entsprechend den Erfordernissen der erweiterten Reproduktion in der Volkswirtschaft verändert und erweitert. Das ist eine wichtige Funktion der sozialistischen Außenwirtschaft, die ohne zentrale staatliche Planung und internationale Plankoordinierung nicht erfüllt werden kann. Indem die Importe in Menge, Struktur und Zeitpunkt den Bedürfnissen des inländischen Verbrauchs angepaßt werden (bei gleichzeitig kontinuierlichem Export), wird eine grundlegende Voraussetzung für die planmäßige erweiterte Reproduktion und ein kontinuierliches Wachstum geschaffen. Vom wachsenden Gewicht dieser Funktion der Außenwirtschaft Zeugt die Tatsache, daß gegenwärtig rund t/4 des Nationaleinkommens der DDR gebrauchswertmäßig international umverteilt wird. 6.

Qualitative Funktion des internationalen Stoffwechsels

Die gebrauchswertverändernde Funktion der Außenwirtschaft enthält nicht nur eine quantitative Seite im eben dargelegten Sinne, sondern auch eine qualitative, wenn durch diesen Stoffwechsel eine zusätzliche produktivitätsfördernde Wirkung ausgelöst wird. Das geschieht durch den Import wirtschaftlicherer Rohstoffe, Brennstoffe und Materialien sowie moderner, hochproduktiver Maschinen und Ausrüstungen. Über den Substitutionseffekt und die Erhöhung des Wirkungsgrades der Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstände wird das produzierte Nationaleinkommen gesteigert — eine effektive Organisation der gesellschaftlichen Arbeit vorausgesetzt. 23

Eine gleiche Wirkung erzielten der Austausch und die Anwendung neuester wissenschaftlich-technischer Ergebnisse. Damit werden Zeiteffekte erreicht, der Wirkungsgrad des Wachstumsfaktors Wissenschaft und Technik wird gesteigert. Im Zusammenhang mit der Vertiefung der internationalen Spezialisierung und Kooperation lassen sich für die Volkswirtschaft der D D R und der anderen sozialistischen Länder besonders auch auf diesem Wege weitere große intensive Wachstumsreserven erschließen. 7.

Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit in der Prognostik, der Planung und Leitung der Volkswirtschaft, der Führungstätigkeit, der Wisse nschafts- und Produktionsorganisation

Der allseitige und ständige Erfahrungsaustausch zwischen den Bruderländern wird für den weiteren Fortschritt in jedem sozialistischen Land und in der gesamten sozialistischen Gemeinschaft immer wichtiger. E s geht hierbei nicht nur um die zu erzielenden vielfältigen Organisationseffekte der sozialistischen Wirtschaft, die für ihr Wachstum sehr bedeutsam sind. D a s nach den Grundsätzen des Marxismus-Leninismus zu gestaltende ökonomische System des Sozialismus in den Ländern und in ihrer Zusammenarbeit verlangt einen engen Erfahrungsaustausch und eine unmittelbare Zusammenarbeit, wie sie sich zwischen der U d S S R und der D D R sowie weiteren RGW-Ländern bereits herausbildet. (Zusammenarbeit in der Prognostik, auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Fundierung des Perspektivplanes als des Hauptsteuerungsinstrumentes der sozialistischen Wirtschaft einschließlich der Arbeiten zur Vervollkommnung der internationalen Plankoordinierung, die Ausarbeitung und Anwendung mathematisch-ökonomischer Modelle in Verbindung mit der E D V , die planmäßige Ausnutzung der Ware-Geld-Beziehungen usf.). D a s ist eine Grundbedingung für die Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration, denn die Praxis hat bewiesen, daß Umfang und Effektivität der Zusammenarbeit in Wechselwirkung mit dem ökonomischen Niveau in den einzelnen sozialistischen Ländern wesentlich davon abhängen, daß die Planung, Leitung und Stimulierung der Wirtschaft und der Außenwirtschaftsbeziehungen innerhalb der Länder wirksam zur Integration anregen und daß sie auf den gleichen Prinzipien beruhen. 8.

Erhöhung des verfügbaren Nationaleinkommens durch internationalen Austausch

Infolge des Austausches auf der Grundlage internationaler Werte und Weltmarktpreise bei national unterschiedlichen Wertgrößen (unterschiedliche Arbeitsproduktivität und Intensität) und durch das damit mögliche A u s 24

nutzen absoluter oder (und) komparativer Produktivitäts-, Kosten- und Preisvorteile entsteht ein Zirkulationsgewinn, genauer ein Außenhandelsgewinn. Der Außenhandel erweist sich als eine Quelle zusätzlicher Akkumulation. Der Umfang, in dem diese Quelle erschlossen wird, hängt neben den Möglichkeiten in der Zirkulationssphäre, in der klugen und gründlichen Marktarbeit, vor allem von der Produktionssphäre und damit vom Wirksamwerden der Gesamtheit der potentiellen Nutzeffekte der Außenwirtschaft ab. Ausschlaggebend ist dabei die Erhöhung des ökonomischen und wissenschaftlich-technischen Niveaus der Produktion durch die planmäßig organisierte sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation.

1.4.

Gliederung und Gewichtung der

Nutzeffekte

In der Literatur hat sich eine Einteilung der Nutzeffekte der Außenwirtschaft in direkte und indirekte eingebürgert. 20 Dabei wird von ihren Wirkungen auf das produzierte und das verfügbare Nationaleinkommen ausgegangen. Nutzeffekte, die sich unmittelbar auf die Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit und die Wachstumsbedingungen des produzierten Nationaleinkommens auswirken, werden als indirekte bezeichnet. Die absoluten und komparativen Austauschvorteile von Waren und Leistungen, die das verfügbare Nationaleinkommen vergrößern, stellen danach die direkten Nutzeffekte des Außenhandels dar. Diese Einteilung hat ihre Berechtigung. Allerdings sind die wechselseitigen Einflüsse zwischen der Höhe (und auch der Struktur) des produzierten und verfügbaren Nationaleinkommens zu beachten. Die Begriffe „direkte" und „indirekte" Nutzeffekte sind vom Standpunkt des Außenhandels geprägt. Da die sogenannten indirekten Nutzeffekte, zu denen die unter den Punkten 1.—7. zusammengefaßten zählen, die entscheidenden sind und die sozialistische internationale Arbeitsteilung im System der Außenwirtschaftsbeziehungen die bestimmende Rolle spielt, kann diese Bezeichnung aber eine falsche Wertigkeitsvorstellung hervorrufen. Es ist daher angebracht, zwischen der Außenwirtschaft als direktem Produktivitäts-. und Proportionalitätsfaktor einerseits und als zusätzlicher Nationaleinkommensquelle andererseits zu unterscheiden. Das Schema (Abb. 2) geht von dieser Gliederung aus. Es stellt in vereinfachter Form die wesentlichen Wirkungen der verschiedenen Formen der 20

Vgl. u. a. Scholze, G., Thiele, R., Außenwirtschaftsbeziehungen und nationales

Wirt-

schaftswachstum, in: Außenhandel, 10/1966, Sonderbeilage

25

A b b . 2. A u ß e n w i r t s c h a f t als volkswirtschaftlicher W a c h s t u m s f a k t o r (in u r Beziehungen)

wesentliche

sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit auf die anderen Wachstumsfaktoren und deren Zusammenwirken dar. Entscheidend ist das richtige Erfassen der Quellen und der Vielfalt der Nutzeffekte der Außenwirtschaft, weil damit die Wege zur umfassenden Ausschöpfung dieser potentiellen Nutzensmöglichkeiten gewiesen werden und einseitigen Nutzensbetrachtungen vorgebeugt wird. Unter diesem Gesichtspunkt kann die Formulierung irreführend wirken, wonach die direkten ökonomischen Nutzeffekte des Außenhandels „durch den bloßen internationalen Austausch eintreten". 21 In gleicher Richtung zielt eine Formulierung anderer Autoren, nach der diese direkten Nutzeffekte durch die Ausnutzung der internationalen Wirkung des Wertgesetzes unmittelbar durch die Zirkulationssphäre entstehen. 22 Die internationale Wirkung des Wertgesetzes bietet zwar die Möglichkeit, absolute oder komparative Austauschvorteile zu erzielen, diese Möglichkeit muß aber durch eine richtige Spezialisierung der Länder realisiert werden. Die Exportrentabilität wird primär durch die Produktion, ihr technisch-ökonomisches Niveau, bestimmt; sie wird im wesentlichen in der Produktionssphäre erwirtschaftet. Da das technisch-ökonomische Niveau der Produktion und die Modernität der Volkswirtschaftsstruktur sowie die erzielte Exportrentabilität auch den Umfang des Außenhandels langfristig bestimmen, wird damit auch ein Einfluß auf den Umfang ausgeübt, in dem es möglich ist, komparative Austauschvorteile zu erzielen. Wichtig sind also die umfassende Ausnutzung und richtige Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Das geschieht hauptsächlich über die planmäßig organisierte Spezialisierung und Kooperation in Forschung, Entwicklung und Produktion. Die hierbei erzielbaren Effekte entstehen vor allem durch — die internationale Konzentration gleicher oder ähnlicher Forschungsund Entwicklungsarbeiten sowie Produktionen, die in zunehmendem Maße auch die Konzentration von Kräften und Mitteln mehrerer Länder über die Forschungs- und Produktionskooperation einschließt, und — die Ausnutzung von absoluten oder relativen Produktivitäts-, Kostensowie Qualitätsvorteilen auf der Grundlage günstiger ökonomischer und natürlicher Bedingungen durch eine richtige Spezialisierung der Länder, d. h. eine ökonomisch begründete internationale Standortverteilung.

22

Ebenda, S. 10 . Zu dieser Problematik vgl. den Diskussionsbeitrag des Verfassers: Hauptquellen außenwirtschaftlicher Nutzeffekte, in: Die Wirtschaft, 45/1968, S. 21

27

Die Spezialisierungseffekte und Kooperationseffekte setzen sich also im wesentlichen aus dem Konzentrations- und dem Standorteffekt zusammen. Das heißt: E =

K +

St,

wobei:

E = Effekte der internationalen Spezialisierung und Kooperation, K = Effekte der Konzentration (einschließlich der Effekte aus dem kooperativen Zusammenwirken der Arbeitskräfte, der materiellen und finanziellen Ressourcen der Länder), St = Effekte der Standortverteilung. Nur wenn beide Quellen richtig und vollkommen erschlossen werden, können die Spezialisierungen einen großen Nutzen zeitigen und die objektiven Maßstäbe für spezialisierte und auf dem Weltmarkt gehandelte Waren erfüllt werden. Das Schwergewicht hat dabei die internationale Konzentration (die selbstverständlich die nationale Konzentration einschließt), weil dadurch in vieler Hinsicht erst der Grundstein für den möglichen Nutzeffekt gelegt wird. Das mindert nicht den Einfluß einer ökonomisch begründeten internationalen Standortverteilung der spezialisierten Produktion auf die Ökonomie der Zeit und das Wachstum der sozialistischen Länder. Das Gesetz der Konzentration der Forschung, Entwicklung und Produktion wirkt in der wissenschaftlich-technischen Revolution immer stärker auch im internationalen Rahmen. Nur durch konsequente Konzentration ist es möglich, den wachsenden Aufwand für Forschung, Bildung, Investition und Absatz so zu bewältigen, daß der Gesamtaufwand pro Erzeugniseinheit als Bedingung ständiger Produktivitätssteigerung sinkt. Daraus ergibt sich, daß es neben der Beachtung der spezifischen Bedingungen der Länder vor allem von der Konzentration, vom Spezialisierungsgrad abhängt, ob absolute Vorteile im internationalen Austausch erzielt werden und wie hoch die Außenhandelsrentabilität ist.

Diese ganz enge gleiche Wirkungsrichtung beider Nutzensquellen spricht dafür, sie als die wichtigsten potentiellen Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit für die einzelnen Produktionen und die Rentabilität des Austausches ihrer Erzeugnisse unmittelbar zusammenzufassen. Sie können nicht getrennt werden, da sich ihre Wirkungen nicht nur auf das produzierte, sondern auch auf das verfügbare Nationaleinkommen erstrecken. Nach der üblichen Einteilung der Nutzeffekte des Außenhandels und der Außenwirtschaftsbeziehungen insgesamt wird aber die Konzentration zu den indirekten gerechnet, während die absoluten und relativen Produktivitäts- und Kostenvorteile als direkte Nutzeffekte des Außenhandels bezeichnet werden. 28

Die Hervorhebung der Konzentration ist für eine richtige Orientierung der Spezialisierungsarbeit bedeutsam. Bisher wurde besonders der Konzentrationseffekt viel zu wenig wahrgenommen. Die geringe Konzentration der Entwicklungsarbeiten und der Produktion sowie die Tatsache, daß vorwiegend keine technisch-ökonomisch begründeten Spezialisierungsrichtungen angewandt wurden, sind entscheidende Ursachen für den zu niedrigen Nutzeffekt einer Reihe internationaler Spezialisierungsmaßnahmen. Vielfach wurde kein optimaler Produktionsumfang erreicht, der es ermöglicht hätte, durch rationelle Anwendung der neuen Technik und moderner Organisationsformen der Produktion wesentlich die Kosten zu senken und gleichzeitig das wissenschaftlich-technische Niveau der Erzeugnisse zu heben. Wie dargelegt, enthält die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit weitere potentielle Nutzeffekte, die für die Sicherung des langfristigen optimalen Wachstums der nationalen Wirtschaften entscheidend sind. Der kontinuierliche Zuwachs an Nationaleinkommen pro Kopf der Bevölkerung, das Erreichen eines hohen ökonomischen Niveaus und der Aufbau einer modernen Wirtschaft setzen grundlegende Veränderungen der Volkswirtschaftsstruktur in den ökonomisch weniger entwickelten Ländern sowie eine dynamische, planmäßige proportionale Strukturentwicklung in allen sozialistischen Ländern voraus. Dieser progressive Strukturwandel ist vielseitig mit der internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit verflochten, und zwar einmal vom Standpunkt seiner Voraussetzungen und zum anderen hinsichtlich der äußeren Realisierung von Ergebnissen neuer Produktionsstrukturen als eine Bedingung der ständigen erweiterten Reproduktion. Neben der Konzentration und der ökonomischen Spezialisierung der Länder werden durch die Außenwirtschaftsbeziehungen wesentliche Voraussetzungen für die Strukturveränderungen und das gesamtvolkswirtschaftliche Wachstum durch die Wirkungen geschaffen, die in den Punkten 2—7 erfaßt sind. Ein Teil dieser Formen und Nutzeffekte der Außenwirtschaftsbeziehungen bewirkt ebenfalls und unmittelbar eine erhöhte Effektivität der einzelnen Produktionen und steigenden Gewinn. Vor allem aber lassen diese auch erkennen, daß sich viele Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und der gesamten Außenwirtschaftsbeziehungen — wie die Veränderung der Struktur des Gesamtprodukts entsprechend den Erfordernissen der erweiterten Reproduktion und des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts, die Hilfe bei der Ausbildung qualifizierter Kader usw. — oft erst nach einer bestimmten Zeit wachstumsfördernd und produktivitätssteigernd auswirken. Sie bewirken Struktur- und Substitutionseffekte von volkswirtschaftlicher Größenordnung, sichern die planmäßige 29

proportionale Entwicklung der gesamten Volkswirtschaft und sind damit für den kontinuierlichen langfristigen Zuwachs an Nationaleinkommen ganz wichtig. Das zu erkennen und stets vor Augen zu haben ist sehr bedeutsam, um alle Möglichkeiten sozialistischer internationaler Arbeitsteilung und Zusammenarbeit für das wirtschaftliche Wachstum zu nutzen, die Länderinteressen in Übereinstimmung zu bringen und einen richtigen Standpunkt zur Problematik der gegenseitigen Gewährleistung der materiellen Interessiertheit zu gewinnen. Es gilt also: E v w > Egpez, wobei: E v w = Effekte für die Volkswirtschaften durch internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit insgesamt, Egpez = Effekte der einzelnen Spezialisierungsmaßnahmen und der Rentabilität des Austausches. Deshalb können die Nutzeffekte der Außenwirtschaftsbeziehungen — bei Beachtung ihrer wechselseitig miteinander verbundenen Wirkungen — mit einer bestimmten Berechtigung auch zusammengefaßt werden in: a) die Spezialisierungs- und Kooperationseffekte. Das sind die für die einzelnen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie Produktionen und den Austausch der Erzeugnisse und Leistungen unmittelbar erzielbaren Nutzeffekte, hervorgerufen vor allem durch Konzentration und Wahrnehmung absoluter bzw. komparativer Produktivitäts- und Kostenvorteile und b) die Förderung einer progressiven volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung, die außer den erstgenannten Nutzeffekten durch alle weiteren Formen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit erreicht wird. Die dadurch stimulierte Entwicklung des ökonomischen Niveaus der Länder schafft ihrerseits günstige Möglichkeiten, um die sozialistische internationale Arbeitsteilung zu vertiefen und bei den einzelnen Produktionen hohe Spezialisierungseffekte zu erzielen. Die enge Verbindung des Wachstumsfaktors „sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit" mit dem Wirken aller anderen Wachstumsfaktoren und -bedingungen und die Tatsache, daß die von den einzelnen Formen der Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ausgehenden Konzentrations-, Zeit-, Struktur- und Substitutionseffekte meist vielfältig miteinander verflochten sind, lassen jede Gliederung der Nutzeffekte der Außenwirtschaft als relativ erscheinen. Die wechselseitige Bedingtheit des Wirkens dieser Nutzeffekte und der Systemzusammenhang aller Wachstumsfaktoren und -bedingungen zwingen zu einer komplexen Denk- und Arbeitsweise bei ihrer Ausnutzung bzw. Gestaltung. 30

1.5.

Interessen als Triebkräfte %ur Vertiefung der sozialistischen nationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit

inter-

In diesem Rahmen kann die Interessenproblematik der sozialistischen Länder nicht in ihrer ganzen Vielfalt abgehandelt werden. Vielmehr kann es hier nur darum gehen, einige ihrer Aspekte, die unmittelbar mit dem Thema in Verbindung stehen, darzulegen. 23 Das objektive Erfordernis, die sozialistische internationale Arbeitsteilung wesentlich zu vertiefen und effektiv zu gestalten, wird über die Interessen der sozialistischen Länder verwirklicht. In diesen Interessen finden die Bedürfnisse zur internationalen Spezialisierung und Kooperation sowie zum Austausch ihren konkreten Ausdruck. Wie für jede ökonomische Bewegung sind sie auch für den Entwicklungsprozeß der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung die Triebkräfte. Je stärker die Interessen die Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung erfordern und sie dabei befriedigt werden, desto intensiver wirken sie als Triebkräfte Entscheidend ist dabei, daß die sozialistischen Länder ein gleiches lebenswichtiges Interesse an ihrer zwischenstaatlichen Arbeitsteilung und allseitigen Zusammenarbeit haben, das aus den Entwicklungserfordernissen der Produktivkräfte und den gleichen ökonomischen, politischen und ideologischen Grundlagen und Zielen der Bruderländer resultiert. Es besteht eine Einheit ihrer grundlegenden nationalen und internationalen Interessen, weil die ununterbrochene Stärkung des sozialistischen Weltsystems und der sozialistischen Wirtschaftsgemeinschaft ein dringendes Gebot ist, um den Sozialismus im einzelnen Land behaupten und voll entwickeln, den Weltfrieden gegen die aggressive imperialistische Politik sichern und den Sieg des Sozialismus im Weltmaßstab erringen zu können. 23

Einen bedeutenden Raum nimmt die Frage der Interessen der sozialistischen Länder an ihrer Zusammenarbeit in Verbindung mit dem ökonomischen Nutzeffekt der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung in der Arbeit v o n B o g o m o l o w ein: B o g o m o low, O. T., Theorie und Methodologie der internationalen sozialistischen A r b e i t s teilung, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1969). V o m gleichen Verfasser sind auch interessante Gedanken zu den gemeinsamen internationalen Interessen des Weltsozialismus und den nationalstaatlichen Interessen d e r einzelnen sozialistischen Länder geäußert worden. V g l . Bogomolow, Aktuelle E n t wicklungsprobleme des sozialistischen Weltsystems im Lichte der Leninschen Ideen, in: Einheit, 4/1970. Zum Problem der Verbindung des Allgemeinen mit dem Besonderen beim sozialistischen A u f b a u und des Nationalen und Internationalen im sozialistischen Weltsystem vgl. Dudinski, J., Die Ideen Lenins und einige Probleme der sozialistischen Gemeinschaft, in: Sowjetwissenschaft, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 3/1970 und 4/1970.

31

Die objektive Gemeinsamkeit der grundlegenden Klasseninteressen der sozialistischen Staaten und ihre tiefgehende Erkenntnis ist die entscheidende Triebkraft zur Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration. Auf dieser allgemeinen Grundlage und in enger Verbindung mit dem sozialistischen Internationalismus kommen die konkreten ökonomischen Interessen der sozialistischen Länder und der Wirtschaftseinheiten an der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit zur Wirkung. Im Zusammenhang mit der marxistisch-leninistischen Politik und Erziehung der Werktätigen in den sozialistischen Ländern hängt die bewußte Realisierung der grundsätzlichen Übereinstimmung der nationalen und internationalen Interessen — die sich nicht automatisch vollzieht — weitgehend davon ab, wie die ökonomischen Interessen erfüllt und miteinander verbunden werden. Die einzelnen sozialistischen Länder gliedern sich in die sozialistische internationale Arbeitsteilung ein, um den Nutzeffekt der gesellschaftlichen Arbeit steigern, die produktiven und individuellen Bedürfnisse besser befriedigen und eine moderne Volkswirtschaft aufbauen zu können. Die sozialistische internationale Arbeitsteilung ist dem Ziel der sozialistischen Produktion untergeordnet, wie es im ökonomischen Grundgesetz des Sozialismus zum Ausdruck kommt. Bei der Verwirklichung dieses Ziels treten im einzelnen sozialistischen Land infolge der unterschiedlichen Bedingungen der Länder und des erreichten ökonomischen Entwicklungsstandes auch spezifische nationale Interessen auf. Diesen wird jedoch im Sozialismus erstmalig nicht auf Kosten anderer Länder und Ländergruppen Rechnung getragen, indem deren Wirtschaftswachstum gebremst oder gar verhindert wird. Alle sozialistischen Länder sind objektiv bestrebt, ein hohes ökonomisches Niveau zu erreichen, weil vom ökonomischen Niveau jedes Landes und des gesamten Systems der auf die Dauer für das einzelne Land erzielbare Nutzen wesentlich abhängt und weil die gemeinsamen Lebensinteressen eine wirtschaftlich starke sozialistische Gemeinschaft erfordern. Auf der Grundlage der prinzipiellen Interessenidentität ist die materielle Interessiertheit für die sozialistische Wirtschaft ein wichtiger Stimulus. Da es sich bei der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung um die Verbindung selbständiger sozialistischer Volkswirtschaften mit nationalem gesellschaftlichem Eigentum an Produktionsmitteln handelt, erhält sie hier besondere Züge und ein noch höheres Gewicht als bei den Wirtschaftsbeziehungen innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften. Auf Grund der nationalen gesellschaftlichen Aneignung der Produktionsergebnisse hängt das ökonomische Niveau eines sozialistischen Landes in erster Linie vom Entwicklungsstand der eigenen Produktivkräfte ab. 32

Es ist deshalb eine Existenzfrage, eine ökonomische Notwendigkeit für jedes einzelne sozialistische Land, die nationalen Ressourcen rationell einzusetzen und dabei einen hohen ökonomischen Nutzeffekt zu erzielen. Das wird aber um so besser und rascher gelingen, je tiefer sich das Land in die sozialistische internationale Arbeitsteilung eingliedert und je effektiver diese im Interesse der Gemeinschaft aller sozialistischen Länder gestaltet wird. Das Bewußtsein dieses objektiven Erfordernisses und der gegenseitigen Abhängigkeit hinsichtlich der Gewinnung eines Nutzens aus der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit treibt die sozialistische internationale Arbeitsteilung voran. Von besonderer Bedeutung ist bei der Interessenproblematik die Frage nach dem Inhalt der Interessen und der Voraussetzungen und Wege zu ihrer Erfüllung. In bezug auf die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit erstrecken sich die ökonomischen Interessen der sozialistischen Länder a) auf die einzelnen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und Produktionen sowie den Austausch ihrer Ergebnisse mit dem Ziel, dabei einen möglichst hohen Nutzen zu erzielen, und b) auf das durch sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit insgesamt geförderte Wachstum der Volkswirtschaft. Wissenschaftlich-technischer und ökonomischer Höchststand in Forschung, Entwicklung und Produktion sowie äquivalenter Austausch sind von allgemeinem Interesse der sozialistischen Länder und Betriebe. Dieses Interesse ist im Ziel der sozialistischen Produktion, in den Erfordernissen der Gesamtheit der ökonomischen Gesetze des Sozialismus, der wissenschaftlich-technischen Revolution und der internationalen Klassenauseinandersetzung begründet. Das planmäßige Wirken der sich auf der Basis der Produktionssphäre entwickelnden Ware-Geld-Beziehungen auf dem sozialistischen Weltmarkt und die allgemeinen Weltmarktbedingungen sind dabei von stimulierendem Einfluß auf die objektiven Maßstäbe und Grundlagen der sozialistischen internationalen Spezialisierung, Kooperation und des Austausches. In Abhängigkeit von der jeweiligen Stellung eines Betriebes bzw. Landes als Produzent oder Verbraucher, Exporteur oder Importeur gibt es allerdings spezifische Interessenbeziehungen zu solchen objektiven Maßstäben wie Bedarfsdeckung an modernen Produktions- und Konsumtionsmitteln, Weltmarktpreis — Äquivalenz des Austausches, Neuigkeitswert urid Weltmarktfähigkeit der Erzeugnisse in bezug auf Qualität, technisch-ökonomische Parameter, kurze Entwicklungszeiten und niedrige Herstellungskosten der Erzeugnisse, Kundendienst u. a. Der Hauptakzent liegt aber auf der Gegenseitigkeit dieser Erfordernisse und der zunehmenden Ge3

Morgenstern, Arbeitsteilung

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meinsamkeit ihrer Erfüllung über die sozialistische Spezialisierung und Kooperation. Engere Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe sind eine wichtige Voraussetzung, damit in zunehmendem Maße alle sozialistischen Länder den ökonomischen Kriterien der Spezialisierung, Kooperation und des Außenhandels Rechnung tragen können. Dennoch sind die Bedingungen dafür in den einzelnen Ländern unterschiedlich. Dabei ist aber in bezug auf die einzelnen Kriterien und das Funktionieren der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung zu differenzieren. In den technisch-ökonomischen Parametern und der Qualität müssen die Erzeugnisse und Leistungen weltmarktfähig sein, da sonst entweder überhaupt kein Austausch bzw. keine Spezialisierungs- und Kooperationsvereinbarungen zustande kommen oder diese instabil sind. Bei den Kosten ist das dagegen nicht immer möglich. Trotzdem können die arbeitsteiligen Beziehungen funktionieren. Das setzt den äquivalenten Austausch voraus, der bei den meisten Waren zu Preisen auf der Grundlage der Preise der Hauptwarenmärkte (bei Eliminierung konjunktureller Schwankungen und monopolistischer Einflüsse) gewährleistet ist. In bestimmten Fällen sind zwischen den sozialistischen Ländern besondere Stimulierungsmaßnahmen zur Gewährleistung des gegenseitigen Vorteils und der materiellen Interessiertheit erforderlich. Das kann jedoch keinesfalls generell aus einem überhöhten nationalen Aufwand abgeleitet werden. Nicht selten ist der nationale Aufwand auf dem Außenmarkt nicht voll realisierbar, und die Produktion kann dennoch für die ökonomische Entwicklung der Volkswirtschaft wichtig und zweckmäßig sein, weil durch den internationalen Austausch ein komparativer Vorteil erzielt oder wichtiger Importbedarf gedeckt wird. In diesem Fall wird die gebrauchswertverändernde und produktivitätssteigemde Funktion des Außenhandels genutzt. Die materielle Interessiertheit der sozialistischen Länder beschränkt sich nicht auf die bei den einzelnen Produktionen unmittelbar erzielbaren Nutzeffekte durch internationale Spezialisierung und Kooperation — so wichtig diese auch sind —; sie ist bei weitem nicht nur dann gewährleistet, wenn der individuelle, d. h. der nationale Aufwand voll realisiert wird. Das ökonomische Hauptinteresse der sozialistischen Länder ist auf das kontinuierliche hohe Wachstum der Volkswirtschaft gerichtet, um die produktiven und individuellen Bedürfnisse immer besser befriedigen zu können. Sie trachten vor allem nach einem langfristigen materiellen Vorteil, der dann gegeben ist, wenn sie, nicht zuletzt dank der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit, ihre Produktivkräfte und Ressourcen ständig rationell einsetzen und entwickeln können und damit ein hohes ökono-

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misches Niveau sichern. In diesem Zusammenhang wird der theoretische und praktische Wert sichtbar, den die Hervorhebung von zwei miteinander verbundenen Wirkungsrichtungen der Nutzeffekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung hat, in denen zugleich die zwei grundlegenden Aspekte der materiellen Interessiertheit zum Ausdruck kommen. Diese Gliederung hilft, die Nutzensmöglichkeiten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung umfassend zu sehen und auszuschöpfen, zu erkennen, daß nicht nur unmittelbar durch die einzelnen Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation Vorteile entstehen, sondern daß die Entwicklung der Wirtschaft und der langfristige Zuwachs an Nationaleinkommen in beträchtlichem Maße auch durch andere Nutzenswirkungen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit gefördert werden. Gleichzeitig bewahrt sie vor einem einseitigen Standpunkt zur materiellen Interessiertheit und zum gegenseitigen Vorteil. Die materielle Interessiertheit und der gegenseitige Vorteil können nicht nur auf die einzelnen zu spezialisierenden Produktionen und den Austausch ihrer Erzeugnisse bezogen werden, womöglich sogar mit der Forderung, dabei für alle Beteiligten einen gleichen Nutzen zu gewährleisten im Sinne des Austausches gleicher Mengen nationaler Arbeit. Das würde gegen das Wertgesetz und andere objektive Entwicklungsbedingungen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung verstoßen und die Vielseitigkeit der Vorteile aus der internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit sowie die bei der Realisierung der ökonomischen Interessen und der materiellen Interessiertheit mitunter auftretenden nichtantagonistischen Widersprüche unberücksichtigt lassen. Auch würde damit stärker auf die Zirkulations- statt auf die Produktionssphäre orientiert. In der Produktionssphäre entsteht aber der entscheidende und langandauernde materielle Vorteil durch die rationelle Organisation der Produktion und eine effektive Volkswirtschaftsstruktur unter Wahrnehmung aller potentiellen Nutzeffekte der Arbeitsteilung und Zusammenarbeit. Der Austausch, der in der Tendenz zum internationalen gesellschaftlich notwendigen Aufwand erfolgt, bedeutet in der Regel Austausch ungleicher Mengen nationaler Arbeit. Die Möglichkeit, dabei absolute oder komparative Vorteile zu erzielen, ist nicht mit gleichen Vorteilen identisch. 24 Auch durch die anderen Formen und Nutzeffekte der Zusammenarbeit kann das nicht erreicht werden. Aber es wird die Entwicklung jedes sozialistischen Landes entscheidend gefördert — und darauf kommt es 24



Vgl. hierzu auch die Polemik Kohlmeys mit Mateev und anderen Ökonomen: Kohlmey, G., Karl Marx' Außenhandelstheorie und Probleme der außenwirtschaftlichen Beziehungen zwischen sozialistischen Staaten, in: Wirtschaftswissenschaft, 8/1967, S. 1256ff.

35

letztlich an. In allen sozialistischen Staaten muß durch die Zusammenarbeit der Nutzeffekt der gesellschafdichen Arbeit wesentlich gesteigert werden. Für jedes Land ist die sozialistische Wirtschaftsintegration eine grundlegende Voraussetzung für die weitere Verwirklichung der sozialistischen Revolution und des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sowie die ständige Verbesserung der Lebenslage der Bevölkerung auf dieser Grundlage. Die materielle Interessiertheit ist ein gegenseitiges Erfordernis. Sie bedeutet Verbindung von konkreten ökonomischen Interessen der sozialistischen Länder und Betriebe. Diese Verbindung erfordert die bedarfsgerechte Produktion weltmarktfähiger Erzeugnisse, deren Austausch nach dem Äquivalenzprinzip erfolgt, und eine ökonomisch begründete Aufwandsund Gewinnverteilung bei gemeinsamen Vorhaben. Die bessere Beachtung und planmäßige Ausnutzung der sozialistischen Ware-Wert-Kategorien ist hierbei eine wichtige Grundlage. Das ist die eine Voraussetzung, auf der die materielle Interessiertheit der jeweiligen Handels-, Spezialisierungs- und Kooperationspartner beruht. Die andere Voraussetzung der materiellen Interessiertheit der Länder ist die Förderung des Wachstums aller Volkswirtschaften durch die sozialistische internationale Arbeitsteilung. Indem beide Voraussetzungen erfüllt werden, kommen die ökonomischen Interessen der sozialistischen Länder und Betriebe voll als Triebkräfte zur Wirkung. Dazu schaffen die sozialistischen Produktionsverhältnisse gegenüber den kapitalistischen Produktionsverhältnissen qualitativ neue Möglichkeiten. Die Verbindung der ökonomischen Interessen der sozialistischen Länder und Betriebe ist eine dialektische, d. h. eine Verbindung nicht nur völlig gleichgerichteter, sondern auch spezifischer Interessen und z. T. nichtantagonistischer Widersprüche, die aufgehoben, erneut erzeugt und wieder gelöst werden. Die Aufgabe besteht dabei darin, die Interessen so weitgehend miteinander in Übereinstimmung zu bringen, daß fortlaufend starke materielle Impulse für die Vertiefung und effektive Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung freigesetzt werden. Das wird erreicht, wenn die dargelegten Erfordernisse der materiellen Interessiertheit im makro-und mikroökonomischen Bereich erfüllt werden, d. h., wenn den objektiven Maßstäben für international spezialisierte und kooperierte Produktionen Rechnung getragen wird und jedes sozialistische Land ein hohes ökonomisches Niveau erreicht. Daraus ergeben sich große Anforderungen. Trotz aller Schwierigkeiten, besonders in Anbetracht der aus dem Kapitalismus übernommenen Unterschiede im Entwicklungsniveau der nationalen Wirtschaften, sind sie jedoch von jedem sozialistischen Land erfüllbar. Das setzt allerdings voraus, 36

die Vorzüge des Sozialismus national und international vollkommen und planmäßig zu nutzen, dem Systemcharakter der ökonomischen Gesetze des Sozialismus Rechnung zu tragen, die inneren Ressourcen der Länder rationell einzusetzen und die Nutzensmöglichkeiten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit umfassend zu realisieren. Dann ist es möglich, die Modernität und Weltmarktfähigkeit der Erzeugnisse ständig zu verbessern, eine wachsende Anzahl von Erzeugnissen rentabel zu exportieren und für jede Volkswirtschaft ein kontinuierliches hohes Wachstum zu sichern. Die wichtigste Voraussetzung hierzu besteht darin, effektive Volkswirtschaftsstrukturen zu schaffen und deren Rationalität stetig zu erhöhen. D a s entscheidet maßgeblich über die Höhe des durch internationale Arbeitsteilung und den Außenhandel erzielbaren Nutzens. Diese effektiven Strukturen wiederum können nur im Rahmen vor allem der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung entstehen. Dabei ist die Abhängigkeit der Effektivität der Volkswirtschaftsstruktur von der richtigen Ausnutzung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung u m so größer, je kleiner ein Land und seine Bevölkerung ist. Hauptwege zur Sicherung eines ständigen höhen wirtschaftlichen Wachstums und zur gegenseitigen Erfüllung der Erfordernisse der materiellen Interessiertheit sind — die rationelle Gestaltung der Hauptrichtungen und -proportionen der Volkswirtschaftsstruktur unter Berücksichtigung der wissenschaftlichtechnischen Entwicklungstendenzen und auf der Grundlage der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung; — die optimale internationale Spezialisierung und Kooperation der einzelnen Produktionen sowie der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Die sich hieraus ergebenden Maßnahmen müssen aufeinander abgestimmt werden, damit die Nutzensmöglichkeiten komplex ausgeschöpft werden können. D a s erfordert unter anderem die Ausarbeitung und Koordinierung von Grundlinien der zweckmäßigsten Gestaltung und Ausnutzung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, wodurch den einzelnen Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation die Hauptrichtung gewiesen wird. D a s ist zugleich Voraussetzung für überschlägige Berechnungen der Gesamtwirkungen der arbeitsteiligen Maßnahmen auf die Entwicklung des Nationaleinkommens, des Akkumulations- und Konsumtionsfonds, der Zahlungsbilanz im einzelnen Land. D e s weiteren müssen in Verbindung damit durch Spezialisierungskonzeptionen der Zweige und Betriebe die einzelnen Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation rechtzeitig konzipiert und die effektivsten Varianten fundiert ermittelt werden. E s gilt also, sowohl die volkswirtschaftlichen und weltwirtschaftlichen Grundproportio37

nen in der sozialistischen Wirtschaftsintegration als auch die Teilsysteme der arbeitsteiligen Beziehungen effektiv zu gestalten. Das Begreifen der Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Kooperation als einen als untrennbare Einheit bewußt gestalteten makro- und mikroökonomischen Prozeß ist sehr wichtig, weil nur auf diesem Wege optimale Volkswirtschaftsstrukturen geschaffen bzw. weiterentwickelt werden können, die wissenschaftlich-technische Revolution gemeistert und in jedem beteiligten sozialistischen Land ein beständiger hoher Nutzeffekt der gesellschaftlichen Arbeit (über das Erschließen von Konzentrations-, Struktur-, Standort-, Substitutions- und anderen Effekten) erzielt werden kann. Das ist für das richtige Verbinden der nationalen und der gemeinsamen internationalen Interessen der sozialistischen Länder und für das volle Wirksamwerden der Vorzüge der sozialistischen Gesellschaftsordnung entscheidend. Die prinzipielle Interessenidentität zwischen den sozialistischen Ländern kann so in einer wachsenden Zahl effektiver Maßnahmen der internationalen Spezialisierung und Kooperation realisiert werden.

2.

Grundrichtungen einer rationellen Gestaltung der Volkswirtschaftsstrukturen im System der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung

2.1.

Wechselbeziehungen £wischen effektiver Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaftsstruktur und der Außenwirtschaft S truktur begriffe

Als Grundlage für die weiteren Darlegungen ist es erforderlich, die Wechselbeziehungen zwischen einer effektiven Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaftsstrukturen und der Außenwirtschaft, speziell der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, zunächst kurz zu umreißen. Dabei kann teilweise bereits auf Ausführungen im ersten Kapitel aufgebaut werden. Ausgangspunkt für das Erfassen der Wechselwirkungen sind die Anforderungen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus und des wissenschaftlich-technischen Fortschritts an die Volkswirtschaftsstrukturen und ihre einzelnen Elemente: die Forschungs- und Entwicklungsstruktur, die Bildungs- und Arbeitskräftestruktur, die Investitions- und Grundfondsstruktur, die Materialstruktur, die Produktionsstruktur, die Außenhandelsstruktur. Die Entwicklung der sozialistischen Ökonomik und die wissenschaftlich-technische Revolution bewirken a) einen schnellen beständigen Strukturwandel aller dieser Elemente mit der Tendenz zu immer qualifizierteren Strukturen und einer wachsenden Kompliziertheit der gesellschaftlichen Arbeit und b) eine ununterbrochene Erweiterung der Anzahl der wissenschaftlich-technischen Arbeiten, der Verfahren und Technologien sowie des Erzeugnissortiments. Das Ergebnis ist eine Veränderung der qualitativen Gliederung der Volkswirtschaftsstruktur und der proportionalen Beziehungen sowohl innerhalb der einzelnen Strukturen (beispielsweise der Produktionsstruktur) als auch zwischen ihnen, wobei die Erhöhung des Anteils der produktionsvorbereitenden Prozesse und der wissenschaftlich-technischen Arbeiten an der gesellschaftlichen Gesamtarbeit ein wesentliches Merkmal ist. Besonders wichtig für die Strukturpolitik und die planmäßige proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft ist, daß von der Schaffung der erforderlichen strukturellen Grundlagen und Voraussetzungen der Umfang,

39

das Tempo und die Effektivität abhängen, mit der der wissenschaftlichtechnische Fortschritt für die einzelne sozialistische Volkswirtschaft ausgenutzt werden kann. Hieraus erklärt sich die Bedeutung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit. In untrennbarer Verbindung mit der zweckmäßigsten Nutzung der inneren Ressourcen erweist sie sich als ein immer gewichtigerer Faktor zur Entwicklung moderner Volkswirtschaftsstrukturen in den sozialistischen Ländern, zur Verwirklichung der wissenschaftlich-technischen Revolution. Diese Möglichkeit gilt es für die Volkswirtschaft der D D R wie für die der anderen R G W Länder verstärkt zu nutzen. Die Erfordernisse der ökonomischen Gesetze des Sozialismus und der verschärfte internationale Klassenkampf, der sich besonders auch auf dem Feld der Wissenschaft, Technik und Wirtschaft abspielt, setzen hohe ökonomische Maßstäbe. Zugleich müssen das Tempo des ökonomischen Wachstums und die Maßnahmen zur Erhöhung der Effektivität der gesellschaftlichen Arbeit ökonomisch fundiert sein und die realen inneren und äußeren Bedingungen berücksichtigen. Die Schaffung einer effektiven Volkswirtschaftsstruktur durch die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit wird vor allem erreicht über — eine konsequente nationale und internationale Konzentration in Forschung und Entwicklung, bei den Investitionen, in der Produktion und im Export sowie z. T. auch in der Bildung, die weit über den gegenwärtigen Stand hinausgeht; — eine Spezialisierung der Betriebe und des Landes auf strukturbestimmende und den spezifischen Bedingungen angepaßte Zweige und Produktionen (durch die forcierte Entwicklung der in Aufwand und Ertrag vergleichsweise günstiger liegenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten und Produktionen werden Struktureffekte erzielt) ; — eine verstärkte gemeinsame Bewältigung verschiedener Aufwandsarten in enger Kooperation mit der UdSSR und anderen sozialistischen Ländern und die gemeinsame Schaffung der arbeitskräftemäßigen, finanziellen, organisatorischen und leitungsmäßigen Voraussetzungen, um durch ein optimales Verhältnis von Aufwand und Ertrag Höchstleistungen in Wissenschaft, Technik und Produktion zu erzielen. Das wird bereits in der höheren Stufe der Zusammenarbeit, besonders mit der SU, sichtbar, wo sich der Übergang zur komplexen sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation, zur gemeinsamen Entwicklung und Produktion von Maschinen- und Gerätesystemen auf den für den wissenschaftlich-technischen Fortschritt ausschlaggebenden Gebieten 40

und die Zusammenarbeit bei der Vervollkommnung des Planungs- und Leitungssystems vollzieht. Auf dieser materiellen Grundlage ist es weiterhin möglich, den Export ständig zu erweitern und seine Struktur und Effektivität zu verbessern als Voraussetzung für die Steigerung des Imports. In Abhängigkeit von den äußeren Bedingungen kann damit die Importstruktur so gestaltet werden, daß — der wissenschaftlich-technische Fortschritt stimuliert wird, — effektive Substitutionsprozesse gefördert werden und — die planmäßige proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft auch über den Import gesichert ist. Die Effekte der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit und des Außenhandels bewirken, daß die durch die nationalen Reproduktionsbedingungen und den Binnenmarkt gesetzten relativen Schranken der erweiterten Reproduktion überwunden, die Maßstäbe der Forschung, Entwicklung und Produktion in wirtschaftlichen Größenordnungen ausgeweitet werden können und ein stabiler hoher Zuwachs an Nationaleinkommen in bedarfsgerechter Struktur erreicht wird. Die Beziehungen zwischen der Entwicklung einer effektiven Volkswirtschaftsstruktur und der Intensivierung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit erfassen alle Elemente der Volkswirtschaftsstruktur. Bei allen Strukturelementen wird die internationale Verflechtung immer enger. Der Kern ist die Produktionsstruktur. Die arbeitsteiligen und kooperativen Beziehungen in der Forschungs- und Entwicklungsstruktur, der Bildungs- und Arbeitskräfte-, der Material- und der Investitionsstruktur sind in der Hauptrichtung auf die Konzentration und Spezialisierung der Produktionsstruktur und damit auch der Exportstruktur ausgerichtet. Jedoch gibt es und wird es wahrscheinlich sogar in noch größerem Maße Abweichungen geben. Die Arbeitsteilung und Kooperation braucht durchaus nicht in allen Strukturelementen parallel zu verlaufen und kann es auch nicht, wenn ein hoher Nutzeffekt erzielt werden soll. Gründe dafür sind die unterschiedlichen Bedingungen in den sozialistischen Ländern und die unterschiedlichen Erfordernisse der internationalen Konzentration, Spezialisierung und Kooperation. Ein Land kann Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auch für andere sozialistische Länder betreiben oder sogar Ergebnisse erzielen, die produktionsmäßig nicht in erster Linie im eigenen Land genutzt werden. Benötigte Kader werden zusätzlich oder in bestimmten Entwicklungsetappen sogar nur in anderen sozialistischen Ländern ausgebildet, bzw. sie erfahren mit deren Hilfe ihre Weiterbildung. Im eigenen Land werden auf bestimmten Gebieten keine oder nur in begrenztem Umfang zusätzliche Mittel investiert, man be41

teiligt sich aber in einem anderen Land, um beispielsweise die Rohstoffund Materialversorgung zu verbessern (Beispiele dafür sind die zwischen verschiedenen RGW-Ländern abgeschlossenen Abkommen). Und so gibt es weitere Möglichkeiten und Notwendigkeiten. Das zwingt zu komplexer und planmäßiger Gestaltung und Ausnutzung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit, um deren mögliche Wirkungen auf die Produktions- und Produktivitätssteigerung, die Kostensenkung, die Fondseffektivität, die Qualitätsverbesserung, die Verfügbarkeit des erforderlichen Umfangs moderner Technik mit hohen Gebrauchswerteigenschaften umfassend auszuschöpfen. Nur unter dieser Bedingung kann die D D R auf ausgewählten Gebieten hohe Leistungen vollbringen, erreichte Positionen behaupten und eine effektive Strukturpolitik durchführen. In den Beziehungen zwischen sozialistischer internationaler Arbeitsteilung und Volkswirtschaftsstruktur ist aber auch auf die Rückwirkungen zu verweisen, die von dem gegebenen technisch-ökonomischen Niveau der Produktion in den einzelnen sozialistischen Ländern und ihrer Volkswirtschaftsstruktur auf das Tempo und die Intensität des Ausbaus der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ausgehen. Die Möglichkeiten und das materielle Interesse an der Vertiefung der internationalen Spezialisierung und Kooperation und der Erweiterung des Austausches wachsen mit dem Leistungsvermögen der sozialistischen Länder, der Erhöhung des wissenschaftlich-technischen Niveaus der Produktion, der besseren Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage bei Rohstoffen, modernen, qualitativ hochwertigen Produktionsinstrumenten und wissenschaftlich-technischen Leistungen sowie der Kooperationsfähigkeit der Partner. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, ständig die eigenen und die gemeinsamen Anstrengungen zu steigern, um diese Bedingungen zu erfüllen. Die Institute und Betriebe der D D R müssen höchste Maßstäbe an ihre Arbeit legen, damit sie auf strukturbestimmenden Gebieten stets ein interessanter Partner für die Kooperation mit der UdSSR und anderen sozialistischen Ländern sein können. Aus den Wechselbeziehungen zwischen effektiver Entwicklung der Volkswirtschaftsstruktur und der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit leitet sich die Schlußfolgerung ab, daß Strukturpolitik nicht nur nationale Angelegenheit ist, sondern in internationalen Dimensionen gesehen und betrieben werden muß. Bestimmte Zweige schneller als andere auszubauen ergibt sich aus neuen gesellschaftlichen Biedürfnissen und aus der ökonomischen Integration mit den sozialistischen Ländern. J e weiter diese Integration fortschreitet, desto mehr muß die Produktionsstruktur der einzelnen Volkswirtschaften 42

auch den gegenseitigen Bedürfnissen der RGW-Länder Rechnung tragen. 25 Die 2unehmende Verflechtung zwischen den nationalen Proportionen und Wachstumsprozessen der sozialistischen Länder und die sich verstärkende gegenseitige Struktureinwirkung verlangen eine planmäßige und aktive Strukturanpassung. Internationale Plankoordinierung, planmäßige Organisierung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation und aktive Marktarbeit sind dabei wichtige Mittel. Reibungsverluste können so auf ein Minimum beschränkt und die Effektivitätswirkungen maximal genutzt werden. Die nationale Strategie der ökonomischen Entwicklung schließt daher organisch eine Strategie der Entwicklung der arbeitsteiligen Beziehungen zwischen den einzelnen RGW-Ländern und in der ganzen sozialistischen Gemeinschaft ein. Eine wichtige Grundlage dafür bilden die tiefere Erforschung der strukturellen Entwicklungsgesetzmäßigkeiten und -tendenzen der sozialistischen Länder, laufende Analysen der konkreten Strukturprozesse in den verschiedenen Ländern und eine fundierte Marktforschung. In den bisherigen Ausführungen wurde deutlich, daß der Begriff Volkswirtschaftsstruktur in allen seinen Elementen in Beziehung zur sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit gesehen werden muß. Wenn daher im weiteren oft nur von Produktions- und Außenhandels- bzw. Außenwirtschaftsstruktur die Rede ist, sind dabei doch immer auch die Beziehungen zur Forschungs- und Entwicklungsstruktur, zur Arbeitskräftestruktur usw. gegeben. Der Begriff Volkswirtschaftsstruktur ist weiterhin in a) Makrostruktur und b) Mikrostruktur untergliedert. Die Makrostruktur ist die Gliederung der Volkswirtschaft in Landwirtschaft, Industrie, Transportwesen usw., innerhalb der Industie in die Industriebereiche, wie Chemie, Lebensmittelindustrie, Maschinenbau usf., und die Gliederung der Volkswirtschaft in die Reproduktionsbereiche der Abteilung I und II sowie der Gruppe A und B der Industrieproduktion. Die Mikrostruktur setzt sich aus der Zweigstruktur der Bereiche (z. B. des Maschinenbaus) mit ihren einzelnen Produktionen zusammen. Beide Strukturbereiche — die Makro- und Mikrostruktur — erfassen die Produktionsstruktur (das ist die Zusammensetzung der Volkswirtschaft vom Standpunkt der eigenen Produktion) und die Außenwirtschaftsstruktur. Die Außenwirtschaftsstruktur bringt die Verflechtung der Volkswirtschaft mit der Weltwirtschaft zum Ausdruck. Sie umfaßt die Waren- und 25 Honecker, E „ Bericht des Z K an den VIII. Parteitag der S E D , Berlin 1971, S. 50

43

Regionalstruktur des Außenhandels und die Kooperationsbeziehungen. Soll sich die Volkswirtschaft effektiv entwickeln, ist es erforderlich, sowohl die großen als auch die kleinen Strukturbereiche und- zusammenhänge zu beachten und auf der Grundlage der internationalen Arbeitsteilung richtig zu gestalten. 2.2.

Neue Problemstellung Nationalwirtschaften

für

die

'Entwicklung

der

sozialistischen

Das Entwicklungsniveau der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der Produktivkräfte in den einzelnen sozialistischen Ländern, die wissenschaftliche-technisch Revolution, die gewachsene Stärke des sozialistischen Weltwirtschaftssystems und der Übergang zur sozialistischen ökonomischen Integration schaffen grundlegende neue Bedingungen für die Entwicklung der Volkswirtschaften der sozialistischen Länder. Sie begünstigen diese Entwicklung, erfordern jedoch gleichzeitig, an sie strengere Effektivitätsmaßstäbe zu legen. Die ständig wachsenden Bedürfnisse der sozialistischen Gesellschaft, der wissenschaftlich-technische Fortschritt und die Veränderungen der Stellung der einzelnen Volkswirtschaften im sozialistischen Weltwirtschaftssystem und in der internationalen Arbeitsteilung rufen einen schnellen, steten und sich wechselseitig beeinflussenden Strukturwandel der nationalen Wirtschaften hervor. Das macht für die sozialistischen Länder das richtige Bestimmen der strukturellen Entwicklung ihrer Wirtschaften unter Ausnutzung vor allem der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung zu einem erstrangigen und zugleich komplizierten Problem. Bereits nach 1945 ergaben sich für die volksdemokratischen Länder infolge der Existenz der SU und des sich herausbildenden sozialistischen Weltsystems günstige äußere Voraussetzungen für die sozialistische Umgestaltung und die Industrialisierung, wie sie die SU als erstes sozialistisches Land in der Welt nicht zu verzeichnen hatte. Diese wirkten sich unter anderem auf die Struktur, das Tempo und die Akkumulationsquellen (Verfügbarkeit äußerer Akkumulationsquellen in Form von Krediten — insbesondere seitens der SU — und anderen Formen gegenseitiger Hilfe) der wirtschaftlichen Entwicklung in den volksdemokratischen Ländern aus. Mit Beginn der 50er Jahre befaßten sich die kommunistischen und Arbeiterparteien vieler volksdemokratischer Länder verstärkt mit diesen neuen Bedingungen des wirtschaftlichen Aufbaus. Es wurde herausgearbeitet, daß infolge dieser Bedingungen und in Anbetracht der Größe der meisten sozialistischen Länder autarkische Tendenzen der ökonomischen 44

Entwicklung unrationell, schädlich und auf die Dauer undurchführbar sind und es vielmehr notwendig ist, die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit mehr auszunutzen. Als theoretische Verallgemeinerung dieser neuen Prozesse wurde festgestellt, daß die sozialistische Industrialisierung die Grundlinie der Strukturentwicklung in den sozialistischen Ländern bleibt, es aber gleichzeitig möglich ist, von Anfang an mehr Mittel auf die Landwirtschaft zu konzentrieren; daß in jedem sozialistischen Land nach wie vor eine schwerindustrielle Basis notwendig ist, die jedoch — wie die gesamte Industrie — stärker im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung zu entwickeln ist; daß sich Richtung, Etappen und Tempo des sozialistischen Aufbaus noch besser den spezifischen Bedingungen der Länder anpassen können, daß das vorrangige Wachstum der Produktion von Produktionsmitteln nicht aufs äußerste forciert zu werden braucht und es auf Grund all dessen möglich ist, die Lebenslage des Volkes schon während der Industrialisierung sichtbar zu verbessern. 26 Inzwischen haben sich die Bedingungen weiter verändert. Die sozialistische Ordnung hat in den einzelnen Ländern endgültig gesiegt. Alle Länder haben große Fortschritte auf ökonomischen wie auf allen anderen gesellschaftlichen Gebieten zu verzeichnen. Das sozialistische Weltsystem und insbesondere die sozialistische Staatengemeinschaft ist politisch, militärisch, ökonomisch und ideologisch wesentlich gestärkt und tritt in eine neue Entwicklungsetappe, in die sozialistische Integration, ein. Weitere Länder sind zum sozialistischen Weltsystem gestoßen bzw. haben den nicht-kapitalistischen Entwicklungsweg beschritten. Die wissenschaftlichtechnische Revolution tritt mit immer größerer Dynamik und Wucht in Erscheinung, und die sozialistischen Länder stehen vor der Aufgabe, diese mit den Vorzügen der sozialistischen Ordnung zu verbinden, dadurch die Lebenslage der gesamten Bevölkerung wesentlich zu verbessern und den Sozialismus noch anziehender zu gestalten. Diese Bedingungen erfordern und ermöglichen die weitere Annäherung der sozialistischen Volkswirtschaften und die allmähliche Optimierung ihrer Strukturen im Rahmen der sozialistischen Wirtschaftsintegration. Das geschieht durch aktive Ausnutzung aller Möglichkeiten für eine tiefgehende und rationelle Gestaltung der sozialistischen internationalen 26

Vgl. dazu

auch Morgenstern,

K . , Allgemeingültigkeit und Hauptmerkmale

der

sozialistischen Industrialisierung und einige ihrer neuen Z ü g e unter den B e d i n g u n g e n des sozialistischen Weltsystems. Dissertation, Berlin 1956,

Humboldt-Universität,

sowie: Z u m Zusammenhang zwischen sozialistischer Industrialisierung und internationaler Arbeitsteilung, i n : Wirtschaftswissenschaft, 4. Sonderheft, 1957.

45

Arbeitsteilung, durch planmäßige Gestaltung der Beziehungen zwischen den Volkswirtschaften. Obwohl gegenwärtig noch nicht die Aufgabe steht, die einheitliche sozialistische Weltwirtschaft zu schaffen, geht doch eine immer engere dauerhafte Verflechtung der nationalen Wirtschaften vor sich. Dabei bilden sich in zunehmendem Maße tiefgreifende internationale sozialistische ökonomische Proportionen heraus, die durch gemeinsame planmäßige Tätigkeit hergestellt und gewahrt werden müssen. Die sozialistische ökonomische Integration ist ein bewußt und planmäßig gestalteter Prozeß, „der auf der Grundlage der Abstimmung der langfristigen Wirtschaftspolitik und der Koordinierung der Wirtschaftspläne zur schrittweisen Anpassung und Verflechtung der nationalen Wirtschaftsstrukturen führt" 2 7 . Das erschließt den einzelnen sozialistischen Ländern neue Wachstums- und Effektivitätspotenzen, die über eine entsprechende volkswirtschaftliche Strukturentwicklung im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung realisiert werden. Die Effektivität der Volkswirtschaftsstruktur wird erhöht, indem sie den spezifischen Bedingungen der einzelnen sozialistischen Länder noch besser angepaßt wird, gleichzeitig aber als „Teilsystem" der sich entwickelnden größeren sozialistischen Ökonomik den Entwicklungsbedingungen des Gesamtsystems Rechnung trägt und diese nutzt. Damit sind qualitativ neue Bedingungen der volkswirtschaftlichen Strukturgestaltung für die einzelnen sozialistischen Länder entstanden. Auf neuer Stufe wird die Frage nach den Grundrichtungen der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung aufgeworfen. 28 Dabei kann u. a. von der Prämisse ausgegangen werden, daß die Produktionsstrukturen in den sozialistischen Ländern durch die Erhöhung des internationalen Spezialisierungsgrades der Volkswirtschaften und die Erweiterung der sozialistischen internationalen Kooperation noch stärker von ihren Verbrauchsstrukturen abweichen werden. Das einzelne Land kann sich mehr konzentrieren und dabei unter Berücksichtigung innerer und äußerer Rahmenbedingungen auf jene Zweige und Erzeugnisse spezialisieren, für die günstige Bedingungen bestehen bzw. geschaffen werden können und wodurch folglich das ökonomische Wachstum am meisten beschleunigt wird. Ergeben sich daraus aber so große Unterschiede der Volkswirtschaftsstrukturen, insbesondere der Produktions- und auch der AußenhandelsStoph, W., Bericht zur Direktive des V I I I . Parteitages der S E D zum Fünfjahrplan f ü r

27

die Entwicklung der Volkswirtschaft der D D R in den Jahren 1971 bis 1975, Berlin 1971, S. 45 28

V g l . dazu auch B o g o m o l o w , O. T., Theorie und Methodologie . . ., a. a. O., Abschnitt 3.2., u n d : Streber, J . , Z u m Problem der internationalen Paßfähigkeit der nationalen Strukturentwicklung, in: Sozialistische Außenwirtschaft, 6/1970

46

strukturen, daß man nicht mehr von allgemeingültigen strukturellen Entwicklungstendenzen im Sozialismus sprechen kann? Wäre es z . B . für einzelne Länder denkbar, sich nur noch auf der Grundlage der Landwirtschaft zu entwickeln und dabei zu einem hohen ökonomischen Niveau zu gelangen? Das ist eindeutig zu verneinen. Es gibt weiterhin allgemeingültige strukturelle Entwicklungstendenzen und -gesetzmäßigkeiten für die sozialistischen Länder, wobei diese allerdings nur sehr grobe Entwicklungsprozesse zum Inhalt haben. Die sozialistische Industrialisierung bleibt die Grundlinie der Strukturgestaltung. 29 Wenn jedoch Lenin bereits 1918 die Aufgabe stellte, den „richtigsten, haushälterischsten Weg zur Reorganisierung der ökonomischen Ordnung Rußlands (zu finden)", und darauf hinwies, daß die Bedingungen und Formen des Übergangs zur maschinellen Großproduktion, zum Sozialismus mannigfaltig sind, „je nach den Bedingungen, unter denen die auf den Aufbau des Sozialismus abzielende Bewegung beginnt" 3 0 , so ist es klar, daß die Bedingungen und Formen heute noch mannigfaltiger sind und es für die zum Sozialismus übergehenden Länder noch leichter möglich geworden ist, dabei den ökonomistischsten Weg einzuschlagen. Sie können die notwendige grundlegende Umgestaltung ihrer Ökonomik und die Schaffung einer modernen sozialistischen Volkswirtschaftsstruktur unter rationellster Ausnutzung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit vollziehen. Es erhebt sich daher die Frage, ob es neben dem allgemeinen Erfordernis der sozialistischen Industrialisierung weitere zu verallgemeinernde strukturelle Entwicklungstendenzen und -gesetzmäßigkeiten auf dem Wege zu einem hohen ökonomischen Niveau gibt. Das interessiert alle sozialistischen Länder, sowohl die ökonomisch noch weniger entwickelten (und auch jene jungen Nationalstaaten, die den nichtkapitalistischen Entwicklungsweg beschreiten) als auch die ökonomisch entwickelten sozialistischen Staaten, die vor der Aufgabe stehen, die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit zur ständigen Modernisierung ihrer Wirtschaften umfassender zu nutzen und auf dieser Grundlage eine hocheffektive Volkswirtschaftsstruktur aufzubauen. Zur Beantwortung der Frage nach den strukturellen Entwicklungstendenzen und -gesetzmäßigkeiten muß vom Ziel, den Erfordernissen und 29

Der Grundriß eines Strukturmodells f ü r die sozialistischen Länder ist bereits in den im Neuen Deutschland v o m 17. 6. 1962 veröffentlichten Grundprinzipien der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung enthalten. Er muß mit den sich verändernden B e dingungen allerdings K o r r e k t u r e n erfahren und präzisiert werden.

30 Lenin, W . I., Werke, Berlin 1 9 6 0 , Bd. 27, S. 197

47

Einflußfaktoren der Entwicklung der nationalen sozialistischen Wirtschaften ausgegangen werden.

2.3.

Ziel, Einflußfaktoren und Erfordernisse nationalen Wirtschaften im Sozialismus

der Entwicklung

der

Die Entwicklung der nationalen Wirtschaften in den sozialistischen Ländern unterliegt den Erfordernissen der ökonomischen Gesetze des Sozialismus, den Entwicklungstendenzen des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und den spezifischen inneren und äußeren Bedingungen der einzelnen Länder sowie der Situation im internationalen Klassenkampf. Bestimmend ist das Ziel der sozialistischen Produktion, die wachsenden gesellschaftlichen Bedürfnisse im Sozialismus zu befriedigen und die materiellen Grundlagen für die freie allseitige Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten in der Gesellschaft zu schaffen. Zur Erfüllung dieses Ziels und zur Stärkung der sozialistischen Ordnung bedarf es einer ununterbrochenen erweiterten sozialistischen Reproduktion auf der Basis des wissenschaftlich-technischen Höchststandes. Diese ständige Erweiterung, Vervollkommnung und Intensivierung der sozialistischen Produktion und Reproduktion findet in einer bestimmten Struktur der Volkswirtschaft ihren Niederschlag. Oder anders ausgedrückt: an die Struktur der Volkswirtschaft ist im Sozialismus die Forderung gestellt, mit dem geringstmöglichen Aufwand ein stabiles, dem Kapitalismus überlegenes hohes Wirtschaftswachstum im einzelnen Land und in der ganzen sozialistischen Gemeinschaft zu sichern und in jedem sozialistischen Land ein hohes ökonomisches Niveau zu erreichen. Die nationale Aneignung der Produktionsergebnisse erfordert in jedem sozialistischen Land ein hohes und ständig wachsendes Nationaleinkommen pro Kopf derBevölkerung, um die steigenden produktiven und konsumtiven Bedürfnisse befriedigen und einen Beitrag zur Stärkung des ökonomischen Gesamtpotentials der sozialistischen Gemeinschaft leisten zu können. Die Verwirklichung dieses Zieles setzt wissenschaftlich fundierte Strukturentscheidungen und eine nationale sowie mit den RGW-Ländern abgestimmte Strukturpolitik voraus, die die vielfältigen Einflußfaktoren berücksichtigt und klug nutzt. Die wichtigsten Einflußfaktoren der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung sind: 1. die sozialistischen Produktionsverhältnisse, die Erfordernisse der ökonomischen Gesetze des Sozialismus, die gesellschaftlichen Bedürfnisse im Sozialismus (Umfang, Art und Dynamik); 48

2. die Entwicklungserfordernisse und -tendenzen der modernen Produktivkräfte, der wissenschafdich-technischen Revolution; 3. die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, die ökonomische und politische Stärke des sozialistischen Weltsystems und das Niveau der Zusammenarbeit; 4. die ökonomischen, natürlichen und historischen Bedingungen in den sozialistischen Ländern; 5. der spezifische Aufwand (Höhe und Art) zur Entwicklung der Zweige und Produktionen; 6. die Strukturentwicklung besonders in den anderen sozialistischen, aber auch in nichtsozialistischen Ländern, der Bedarfstrend auf den internationalen Märkten; 7. das internationale Kräfteverhältnis zwischen Sozialismus und Kapitalismus, die Möglichkeiten für gleichberechtigte gegenseitig vorteilhafte Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit kapitalistischen Industriestaaten, der Stand der antiimperialistischen Befreiungsbewegung und der politischen sowie ökonomischen Beziehungen zwischen den sozialistischen Staaten und den jungen Nationalstaaten. Stets gilt es, die Gesamtheit der inneren und äußeren ökonomischen und politischen Entwicklungsbedingungen und Faktoren zu beachten. Die Einheit und Wechselwirkung von Politik und Ökonomie wird in einem hohen Maße durch die Entwicklung der Wirtschaftsstrukturen gewährleistet. Aus dem Ziel der Entwicklung der Volkswirtschaften und den einwirkenden Faktoren leiten sich im wesentlichen folgende Erfordernisse einer rationellen wirtschaftlichen Strukturgestaltung in den einzelnen sozialistischen Ländern ab: — umfassende und effektive Entfaltung der Produktivkräfte in jedem Land, Vollbeschäftigung der verfügbaren Arbeitskräfte mit ständig wachsender Produktivität und Sicherung ihrer steten Weiterqualifizierung als Hauptvoraussetzung für die Erhöhung des Nationaleinkommens und ein kontinuierliches hohes Wirtschaftswachstum; — schnelle Verwirklichung der neuesten wissenschaftlich-technischen Entwicklungstendenzen und rechtzeitige Schaffung der entsprechenden strukturellen Voraussetzungen; — hocheffektive, auf den inneren und äußeren Bedarf ausgerichtete Produktion unter Anwendung der neuesten Technik, Erreichung eines steigenden Anteils weltmarktfähiger Erzeugnisse und von Höchstleistungen in Wissenschaft, Technik und Produktion; — Wahl des wirtschaftlichsten Entwicklungsweges in den ökonomisch noch wenig entwickelten Ländern zu einem hohen ökonomischen Niveau. 4

Morgensterni Arbeitsteilung

49

Zur Verwirklichung dieser allgemeinen Erfordernisse muß die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit umfassend genutzt und rationell gestaltet werden. Das setzt voraus — die tiefgehende, effektive und — entsprechend den sich verändernden Bedingungen — dynamische Eingliederung der Volkswirtschaft in die sozialistische internationale Arbeitsteilung; die ökonomische Verbindung von komplexer (mehrseitiger) Entwicklung der nationalen Wirtschaften und internationaler Spezialisierung der Produktion, um die ökonomischen Potenzen des Landes vollkommen und durch eine hohe Konzentration in Forschung, Entwicklung und Produktion zugleich rationell nutzen zu können; — die Anpassung der Volkswirtschaftsstruktur an die spezifischen Bedingungen des Landes, die effektive Nutzung günstiger natürlicher und ökonomischer Bedingungen, ausgehend von den Produktionsanforderungen und Standortbeziehungen der einzelnen Zweige und Erzeugnisse; — die Festigung und Entwicklung höherer Formen der Zusammenarbeit zwischen den sozialistischen Ländern, die koordinierte Entwicklung ihrer Wirtschaften als planmäßige Bestandteile der sozialistischen Wirtschaftsintegration. Ziel und Erfordernisse der volkswirtschaftlichen Entwicklung stellen Rahmenbedingungen für die Strukturgestaltung der nationalen Wirtschaften im Sozialismus dar. Im Zusammenhang mit den strukturellen Einflußfaktoren erklären sie, warum es einerseits eine Reihe allgemeingültiger struktureller Entwicklungsgesetzmäßigkeiten und -tendenzen gibt und warum andererseits die Wirtschaft jedes sozialistischen Landes strukturelle Besonderheiten aufweist.

2.4.

Gesetzmäßigkeiten im Sozialismus

der volkswirtschaftlichen

Strukturentrvicklung.

Die Kenntnis der strukturellen Entwicklungstendenzen und -gesetzmäßigkeiten der nationalen sozialistischen Wirtschaften und ihre tiefere Erforschung sind für das einzelne sozialistische Land und die ganze sozialistische Gemeinschaft äußerst bedeutsam. Sie ist eine unentbehrliche Grundlage für die eigene perspektivische volkswirtschaftliche Strukturgestaltung und läßt gleichzeitig Schlußfolgerungen — wenn auch zunächst nur allgemeine — für die wechselseitige Struktureinwirkung infolge der Entwicklung der anderen sozialistischen Wirtschaften zu, die im Interesse einer aktiven Strukturanpassung rechtzeitig zu berücksichtigen sind. Sie ist ebenfalls ein entscheidender Ausgangspunkt für die Prognose und ge50

meinsame Erarbeitung von Grundlinien der langfristigen Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Strukturelle Entwicklungsgesetzmäßigkeiten der sozialistischen Länder sind: 1. Sozialistische Industrialisierung und ständige Modernisierung der Volkswirtschaft als die grundlegende Strukturgesetzmäßigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung. Die sozialistische Industrialisierung schließt die sozialistische Umgestaltung und Weiterentwicklung der Industrie in den ökonomisch bereits entwickelten Ländern ein, die zum Sozialismus übergehen. Sie ist der Hauptweg zur allmählichen Angleichung des ökonomischen Niveaus der sozialistischen Länder. Die meisten sozialistischen Länder haben aus dem Kapitalismus eine unentwickelte Industrie übernommen. Mit Ausnahme der DDR und der CSSR lag der Anteil der Industrie an der Gesamtproduktion in den jetzigen volksdemokratischen Ländern vor dem zweiten Weltkrieg unter 50 Prozent und bei einigen nur bei 10—30 Prozent. Tabelle 1 zeigt die Erhöhung des Anteils der Industrieproduktion in verschiedenen RGW-Ländern von 1950 bis 1967. Tabelle 2 verdeutlicht das Wachstum der Industrieproduktion. Tabelle 1 Anteil der Industrie und der Landwirtschaft an ihrem gemeinsamen Nettoprodukt (in Prozent; Zahlen abgerundet) Jahr

VRB

CSSR

DDR

VRP

S RR

UVR

Industrie

1950 1967

47 61

79 84

82 83

67* 72

61 65

68 74

Landwirtschaft

1950 1967

53 39

21 16

18 17

33* 28

39 35

32 26

*) 1960 (Quelle: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 1/1970, S. V )

Tabelle 2 Wachstum der Industrieproduktion (in Prozent)

VRB DDR MVR VRP SRR UdSSR CSSR UVR Mitgliedsländer des R G W insgesamt

1950

1955

1960

1965

1968

100 100 100 100 100 100 100 100

190 190 126 212 202 185 168 186

397 292 303 338 340 304 276 267

691 390 499 508 649 458 364 386

982 . 468 634 642 917 592 440 471

100

189

306

457

585

(Quelle: Probleme cles Friedens und des Sozialismus, 1/1970, s.

4*

V)

51

2. Intensivierung der Landwirtschaft auf der Grundlage der sozialökonomischen Umgestaltung und der materiell-technischen Basis, die durch die eigene Industrie und zum Teil auch durch die Industrie anderer sozialistischer Länder geschaffen wird. Das Anwachsen der Bruttoproduktion der Landwirtschaft in den RGWLändern ist aus Tabelle 3 zu ersehen. Tabelle 3 Anwachsen der Bruttoproduktion der Landwirtschaft von 1950 = 100 bis 1968 VRB

CSSR

DDR

VRP

SSR

UdSSR

UVR

insgesamt

228

136

190

164

216

209

148

196

(Quelle: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 1/1970, S. X I I )

3. Entwicklung einer industriellen Mehrzweigstruktur sowie eines modernen Verkehrs- und Nachrichtenwesens. In der Industrie kann in bezug auf die Makrostruktur verallgemeinert werden, daß die großen Industriebereiche in den meisten Ländern vorhanden sind oder sich entwickeln. Im Sozialismus entstehen die Grundstoffindustrie und die verarbeitende Industrie mehr oder weniger gleichzeitig. In fast jeder sozialistischen Volkswirtschaft sind vorhanden bzw. werden vorhanden sein: — Teile des Bergbaus, — die Energiewirtschaft, — die chemische Industrie, — der Maschinenbau, die Elektrotechnik/Elektronik, — die Leicht- und Lebensmittelindustrie, — die Bau- und Baustoffindustrie. In den Grundprinzipien der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung heißt es darüber hinaus, daß in allen sozialistischen Ländern auch die Metallurgie geschaffen werden muß. Obwohl dabei auf die Beziehung zu den natürlichen und geographischen Bedingungen verwiesen wurde, scheint uns diese These doch überprüfenswert. E s ist kaum ökonomisch, insbesondere die ersten Verarbeitungsstufen in einem sehr kleinen Land aufzubauen, wenn dafür keine natürlichen Bedingungen vorhanden sind. Der Eigenbedarf ist relativ niedrig und liegt oft unter der wirtschaftlichen Produktionsgröße. Die Höhe der Herstellungskosten wird besonders auch in der Metallurgie neben den natürlichen Voraussetzungen sehr stark von der Größe der Produktionsaggregate bestimmt. Dabei ist allerdings auch die Entwicklung von „Ministahlwerken" zu analysieren, die auf Schrottbasis arbeiten. 52

Auch die Erzeugung von Elektroenergie wird mit dem weiteren wissenschaftlich-technischen Fortschritt Veränderungen erfahren. Die Elektroenergiegewinnung in immer größeren Kraftwerken, die sich entwickelnde rentable Gewinnung von Kernenergie, der wirtschaftliche Transport von Elektroenergie über große Entfernungen und der weitere Ausbau von Verbundsystemen können zur Folge haben, daß namentlich in einigen kleinen Ländern der Bedarf an Elektroenergie neben der Eigenproduktion in wachsendem Maße durch Import gedeckt wird, wenn sie beispielsweise nicht über günstig nutzbare Wasserressourcen verfügen. 3 1 Innerhalb der Industriebereiche wird in allen bzw. mehreren sozialistischen Ländern eine ganze Reihe gleicher Zweige aufgebaut. Das gilt vornehmlich für die verarbeitende Industrie und betrifft außer der Leichtund Lebensmittelindustrie auch die chemische Industrie (z. B. Kunstdüngerproduktion, Plaste und synthetische Fasern) und den Maschinenbau (Landmaschinenbau, Werkzeugmaschinenbau und andere Zweige) sowie die Elektrotechnik/Elektronik. 4. Ständige qualitative Vervollkommnung der Volkswirtschaftsstrukturen, Aufbau hoher Verarbeitungsstufen und technisch fortgeschrittener Zweige und Produktionen. Bei der Entwicklung der sozialistischen Industrie geht es nicht schlechthin um eine Erweiterung der Struktur, d. h. um quantitative Prozesse, sondern gleichzeitig auch um qualitative Veränderungen. Es ist für die Prognose und Planung der gegenseitigen Struktureinwirkung außerordentlich wichtig, diesen für alle sozialistischen Länder gesetzmäßigen Trend zu beachten. Die qualitativen Veränderungen finden in einem gewissen Maße bereits in einigen allgemeingültigen Wachstumsrelationen zwischen den Industriebereichen ihren Ausdruck. Auf einem bestimmten ökonomischen und industriellen Niveau der Länder wachsen Maschinenbau und Elektrotechnik/ Elektronik sowie chemische Industrie überdurchschnittlich, Leicht- und Lebensmittelindustrie unterdurchschnittlich, extraktive Industrie langs t Auf dem X X I V . Parteitag der KPdSU wurde mitgeteilt, daß die UdSSR die Lieferung von Strom in sozialistische Länder von 1971 bis 1975 im Vergleich zum vorangehenden Fünfjahrplan von 14 auf 42 Mrd. Kilowattstunden erhöhen wird. Eine andere Richtung der Standortverteilung kann sich für solche Länder ergeben, w o Disproportionen zwischen fehlenden traditionellen Energieressourcen und großen Rohstoffvorkommen bestehen, zu deren Erschließung und Verarbeitung große Energiemengen erforderlich sind. Z. B. wäre es bei vorhandenen, wirtschaftlich arbeitenden Kernkraftwerken in Ungarn nicht mehr notwendig und zweckmäßig, Tonerde von Ungarn nach der SU auszuführen, dort die energieintensiven Prozesse durchzuführen und danach die Halbzeuge zur weiteren Verarbeitung wieder nach Ungarn zurückzutransportieren.

53

samer als verarbeitende Industrie. Die Tabellen 4 und 5 zeigen diese Tendenzen in den RGW-Ländern. Tabelle 4 Vorrangige Entwicklung von Chemie, Maschinenbau und Metallbearbeitung in den RGW-Ländern (Wachstum der Produktion 1968 im Vergleich zu 1950)

VRB DDR VRP SRR UdSSR CSSR UVR

Industrie insgesamt

chemische und Gummi-AsbestIndustrie

Maschinenbau und Metallbearbeitung

9,8fache 4,7 „ 6,4 „ 9,2 „ 5,9 „ 4,4 „ 4,7 „

33 fache 5,6 „ „ 14 36 „ 9,4 „ 9,2 „ 16 „

30 fache 7,3 „ 20 „ 20 „ 11 „ 8,3 „ 7 „

(Quelle: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 1/1970, S. VII)

In den meisten sozialistischen Ländern wächst auch die Erzeugung von Elektroenergie schneller als die industrielle Gesamtproduktion. Bei der Entwicklung und Umgestaltung der Volkswirtschaftsstrukturen kommt es aber nicht nur darauf an, die allgemeinen Tendenzen der Makrostruktur zu analysieren und zu beachten. Besonders wichtig ist es, die durch den wissenschaftlich-technischen Fortschritt bedingten Wachstumstendenzen der einzelnen Zweige und Produktionen zu erfassen und der Planung zugrunde zu legen, weil davon die volkswirtschaftliche Gesamteffektivität maßgeblich bestimmt wird. Deshalb wird beispielsweise innerhalb der Chemie, die in einigen sozialistischen Ländern im ganzen noch zu gering entwickelt ist, die bereits forcierte Produktion von Plasten, synthetischen Fasern, Düngemitteln usw. weiter schnell gesteigert und damit ihre Zweigstruktur progressiver gestaltet. Im Ergebnis dessen wird auch der Anteil von Chemieerzeugnissen am Außenhandel der sozialistischen Länder zunehmen. Ähnliches gilt für den Maschinenbau, die Elektrotechnik/Elektronik und andere Gebiete, wo es vor allem auf eine schnelle Produktionssteigerung technisch progressiver Erzeugnisse und die Entwicklung von Maschinen- und Gerätesystemen ankommt. 5. Verbindung von komplexer (mehrseitiger) Entwicklung und internationaler Spezialisierung der Volkswirtschaften bei zunehmender Verflechtung ihrer Strukturen. Dieses Grundprinzip der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung kann in der sozialistischen Wirtschaftsintegration zunehmend optimal verwirklicht werden; d . h . , der Prozeß der Diversifikation des Erzeugnissortiments und damit der Produktionsstruktur kann in einem ökono54

misch begründeten Verhältnis zur Erweiterung der internationalen Spezialisierung und Kooperation verlaufen. Weder eine übertrieben komplexe Entwicklung der Volkswirtschaften noch eine einseitige internationale Spezialisierung bringen höchste Effektivität und sichern ein kontinuierliches hohes Wirtschaftswachstum. Im Vergleich zur bisherigen Entwicklung kommt es vor allem darauf an, die sozialistische internationale Arbeitsteilung zu vertiefen und damit das Wachstum in den sozialistischen Ländern zu beschleunigen. Ein Ausdruck für die tiefere Eingliederung der Volkswirtschaften in die sozialistische internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ist das schnellere Wachstum des gegenseitigen Handels gegenüber der Produktion bzw. dem Nationaleinkommen. Im Zeitraum von 1950 bis 1968 lag die Wachstumsrelation zwischen Außenhandel und Industrieproduktion im Bereich des RGW bei 1,025 (603: 590; 603 = das Wachstum des gegenseitigen Handels, 590 = das Wachstum der Industrieproduktion) und zwischen Außenhandel und Nationaleinkommen bei 1,47 (603: 411; 411 = das Wachstum des Nationaleinkommens). 32 Das Verhältnis des Wachstums von Außenhandel zu Produktion bzw. zum Nationaleinkommen und die Export-Import-Quoten der Produktion bringen die Entwicklung des internationalen Spezialisierungsgrades einer Volkswirtschaft und einzelner Zweige allerdings nicht vollständig zum Ausdruck. Gegenwärtig vollzieht sich die Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit besonders auch im Bereich der Forschung und Entwicklung. Ebenso hat die gegenseitige Hilfe bei der Aus- und Weiterbildung von Kadern einen beachtlichen Umfang. Daher ist es notwendig, zur Messung des Grades der außenwirtschaftlichen Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften und des Standes der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit eine erweiterte Nomenklatur von Kennziffern anzuwenden. Neben der Investitionsbeteiligung wären für den Bereich Wissenschaft und Technik etwa geeignet: Export/Import von Forschungs/Entwicklungs-Leistungen Gesamtaufwand für F/E in der Wirtschaftseinheit bzw. der Volkswirtschaft insgesamt Zahl der Forschungs/Entwicklungs-Themen und ihr Aufwand in intern. Kooperation Gesamtzahl und Gesamtaufwand für F/E der Wirtschaftseinheit und der Volkswirtschaft insgesamt 32

Sergeev, V., Kennziffern zur Arbeitsteilung zwischen den RGW-Ländern, in: Sozialistische Außenwirtschaft, 2/1970

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^ eitsplatzbeschaffung auch dann vorgenommen, wenn die Produktion in unwirtschaftlichen Stückzahlen und nur für den Eigenbedarf erfolgt. Dieser in gewissem Umfang notwendige Prozeß sollte aber richtig verbunden sein mit einer von Anfang an sehr konzentrierten Entwicklung bestimmter Zweige und Produktionen, um auf diesen Gebieten recht bald international wettbewerbsfähig zu werden und die Exportpalette durch neue, rentabel hergestellte Erzeugnisse erweitern zu können.

Produktionsvorausset

jungen

Durchführbarkeit, Effektivität und Qualität der Produktion werden auf der Grundlage der Konzentration davon bestimmt, wie die Produktionsvoraussetzungen in den Ländern beschaffen sind bzw. entwickelt werden können. Die sich ständig erhöhenden Anforderungen an Forschung, Entwicklung, Produktion und Absatz technisch neuer Erzeugnisse und Erzeugnissysteme, die im Mittelpunkt der internationalen Spezialisierung und Kooperation stehen müssen, zwingen die Länder und Betriebe, neben den natürlichen Bedingungen vor allem die kadermäßigen, materiellen und finanziellen Voraussetzungen gewissenhaft zu prüfen, ehe sie eine Spezialisierungsentscheidung treffen. Dabei ist zu beachten, daß sich aus dem erforderlichen Konzentrationsgrad und der internationalen Kooperation 182

veränderte Anforderungen an die wissenschaftlich-technische Arbeit, die Investitionen, die Produktion und den Absatz ergeben.

Der Einfluß der natürlichen Bedingungen, der Material- und Transportfaktor Der Einfluß der natürlichen Bedingungen der sozialistischen Länder auf die Produktions- und Außenhandelsstrukturen ihrer Volkswirtschaften ist in mehrfacher Hinsicht verallgemeinerungsfähig. Einmal ist zu unterteilen in die den A u f b a u verschiedener Zweige fördernden Wirkungen beim Vorhandensein günstiger natürlicher Bedingungen und in bestimmte begrenzende Wirkungen auf G r u n d fehlender oder ungenügend vorhandener Rohstoffe und Materialien (nicht im Sinne der H e m m u n g der ökonomischen Entwicklung des Landes überhaupt, sondern in struktureller Hinsicht) bzw. in die daraus resultierenden Anforderungen an die Importstruktur und den U m f a n g der entsprechenden Importe. Weiter kann die W i r k u n g unterteilt werden in Abhängigkeit v o m Entwicklungsstand und von der G r ö ß e der Länder. A m Beginn der ökonomischen Entwicklung eines Landes üben günstige natürliche Bedingungen in den meisten Fällen starken Einfluß auf die Wahl der Produktions- und Exportschwerpunkte (Landwirtschaft, extraktive Industrie oder beides zusammen) aus. Diese die gesamte Volkswirtschaftsstruktur beeinflussende Wirkung läßt mit wachsendem ökonomischem Niveau nach. Die Intensität der weiteren W i r k u n g der natürlichen Bedingungen hängt außer dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt von der Art besonders günstiger natürlicher Voraussetzungen, der Nachfrage nach den entsprechenden Erzeugnissen auf dem sozialistischen und kapitalistischen Weltmarkt sowie von der Größe der Länder ab. Aber auch in entwickelten Ländern üben die natürlichen Bedingungen o f t einen wesentlichen Einfluß auf die Volkswirtschaftsstruktur aus. O b wohl sich in diesen Ländern — wie dargelegt — bezüglich der Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie und der großen Industriebereiche ähnliche Wachstumsrelationen durchsetzen, sind die Anteile dieser Bereiche an der Produktion und vor allem am Außenhandel (Ex- und Import) recht unterschiedlich. Die UdSSR wird z . B . den Anteil von Maschinen und Ausrüstungen am Export weiter erhöhen, aber Rohstoffe, Brennstoffe und Metalle werden auch künftig einen erheblichen Anteil behalten. Schließlich ist zwischen dem primären und sekundären oder direkten u n d indirekten Einfluß der natürlichen Bedingungen auf die volkswirtschaftliche Strukturentwicklung und die internationale Standortverteilung 183

spezialisierter Produktionen zu unterscheiden. Primärer Einfluß zeigt sich in der Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft, des Bergbaus und in Teilen der Grundstoffindustrie. Sekundärer Einfluß äußert sich in der Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher oder forstwirtschaftlicher Produkte sowie anderer Grundstoffe, im Entstehen spezifischen Eigenbedarfs an Produktionsmitteln und in der materialmäßigen Grundlage für die Entwicklung des Maschinenbaus und der Elektrotechnik. Diese Verflechtungswirkungen bestehen in allen Volkswirtschaften; sie sind aber für die Produktions- und Exportstruktur kleinerer Länder oft stärker profilbestimmend als in größeren Ländern gleichen Entwicklungsniveaus (beispielsweise Ausrichtung von großen Teilen des bulgarischen Maschinenbaus auf die Produktion elektrotechnischer Erzeugnisse auf der Grundlage einer eigenen buntmetallurgischen Basis; starke holzverarbeitende Industrie in Finnland, Erzeugung von 1 / 1 0 der Weltproduktion von Maschinen für Papierherstellung in diesem kleinen Land). E s kann also festgestellt werden, daß infolge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und mit wachsendem ökonomischen Niveau der U m fang und die Unmittelbarkeit der Wirkung der natürlichen Bedingungen auf die Volkswirtschaftsstruktur zwar insgesamt nachlassen, daß sie aber für einen Teil von Zweigen dominierend bleiben und auf viele Produktionen einen indirekten Einfluß ausüben. Günstige natürliche Verhältnisse wirken sich besonders in kleineren Ländern auch bei höherem ökonomischen Niveau sehr intensiv auf die Volkswirtschaftsstruktur aus, allerdings hier vor allem in Richtung auf verarbeitende Zweige und die Herstellung entsprechender Produktionsinstrumente. E s wäre daher schädlich, den Einfluß der natürlichen Verhältnisse unterzubewerten. Die Effektivität der Volkswirtschaften der sozialistischen Länder kann auf bestimmten Gebieten wesentlich gehoben werden, wenn beispielsweise wirtschaftliche Vorkommen an Bodenschätzen — zum Teil mit gemeinsamen Kräften — stärker ausgebeutet werden, wenn die Brennstoff-, Rohstoff- und Energiebilanz weiter rationalisiert wird (durch vorrangige Produktionssteigerung von Erdöl und Erdgas) und wenn die ökonomisch und technologisch bedingten Standortbeziehungen zwischen der Gewinnung und Weiterverarbeitung verschiedener Rohstoffe mehr beachtet werden (höherer Veredelungsgrad der Rohstoffe am Ort oder in der Nähe der Vorkommen, Transport ballastarmer Grundstoffe). Dadurch erfährt die Wirkung der natürlichen Bedingungen auf die Grundrichtungen der Volkswirtschaftsstruktur der sozialistischen Länder und ihre zwischenstaatliche Arbeitsteilung eine bestimmte Ausprägung. Eine Reihe bereits abgeschlossener und praktisch wirksamer A b k o m men zwischen verschiedenen RGW-Ländern, vor allem mit der U d S S R , 184

dient diesem Ziel. Und wenn auf dem X X I V . Parteitag der KPdSU mitgeteilt wurde, daß sich die UdSSR an der Ausarbeitung gemeinsamer Projekte mit interessierten Ländern beteiligen wird, „um eine beträchtliche Vergrößerung der Brennstoff-, Rohstoff- und Metallressourcen zu erreichen und die Spezialisierung und Kooperation in verschiedenen Wirtschaftszweigen in Gang zu bringen" 69 , dann entspricht das eben dieser Zielsetzung. Damit wird der Prozeß der allmählichen Optimierung der nationalen Wirtschaftsstrukturen forciert. Gerade auch Zweige der Grundstoffindustrie sind prädestiniert — auf Grund des Bedarfs, der ungleichen Verteilung der Vorkommen, der Bedeutung optimaler Produktionsgrößen, der großen Aufwendungen und anderer Momente —, die schrittweise Optimierung der nationalen und internationalen sozialistischen Wirtschaftskomplexe voranzubringen. In welchem Maße die natürlichen Bedingungen eines Landes die Produktion von Ausrüstungen für die Rohstofförderung, die Energieerzeugung, die Landwirtschaft, die Weiterverarbeitung von Rohstoffen und die Herstellung von Zulieferungen notwendig bzw. ökonomisch werden lassen, hängt von den charakterisierten Merkmalen des Eigenbedarfs und von weiteren Faktoren ab. Beispiele für die Wirkung des natürlichen Faktors und des Eigenbedarfs auf die internationale Spezialisierung sind die Spezialisierung der Produktion von Ausrüstungen zur Erdölförderung in der UdSSR und in Rumänien, von Tagebaugeräten in der D D R , von Ausrüstungen für die Kupfergewinnung und -Verarbeitung in Bulgarien. In allen Fällen sprachen die eigenen Vorkommen bzw. Abbaubedingungen (Tagebau!) für die Spezialisierung. Bei der Verteilung bestimmter Landwirtschaftsmaschinen spielen die natürlichen Bedingungen mit ihrem Einfluß auf die Anbaukulturen eine erstrangige Rolle. So sind Bulgarien und Ungarn auf Maschinen für die Bearbeitung von Obst- und Gemüseplantagen spezialisiert, Ungarn auf Maiserntekombines, die D D R unter anderem auf Kartoffelkombines. Zweifellos wird der zu entwickelnde Maschinenbau in Kuba unter anderem durch die Produktion von Ausrüstungen für den Anbau und die Verarbeitung von Zucker und weiteren Landwirtschaftsmaschinen sein Profil erhalten und damit zu einer sinnvollen komplexen Entwicklung der kubanischen Wirtschaft beitragen. Eine z. T. noch stärkere Beachtung dieser Faktoren würde dazu beitragen, daß bestimmte Zweige der Produktionsmittelindustrie auch von dieser Seite her einen spezifischeren Charakter erhalten. Das müßte bei der 69

K o s s v g i n , A . N., Direktiven zum Fünfjahrplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft der U d S S R in den Jahren 1971-1975, Moskau 1971, S. 73

185

gegenseitigen Strukturanpassung berücksichtigt werden, und es würde sie in bestimmtem Maße erleichtern. Einen nicht unerheblichen Einfluß auf die Strukturentwicklung üben die natürlichen Bedingungen über den Materialfaktor und im Zusammenhang damit über den Transportfaktor aus. Beide können die internationale Standortverteilung beeinflussen. — über die Möglichkeit, das Material selbst zu produzieren bzw. zu importieren, und — über die dabei anfallenden Kosten sowie eventuell auch über die Kosten des Exports der hergestellten Erzeugnisse. Hier zeigt sich neben der Wirkung solcher natürlichen Bedingungen, wie Verfügbarkeit von Erz, Kohle bzw. Koks usw., deren Umfang, Güte und Abbaubedingungen, Verfügbarkeit von Energiequellen, auch die Wirkung der geographischen Lage des Landes, und zwar sowohl zu den Bezugsquellen einzuführender Rohstoffe oder Materialien als auch zu den Verbraucherländern der Fertigerzeugnisse. (Auf die Beschaffung von Rohstoffen und Materialien aus anderen Ländern wirken jedoch nicht nur die Kosten ein, sondern auch die Handelsbeziehungen und die Zahlungsbilanzen zwischen den Ländern. Im Handel mit kapitalistischen Ländern spielen darüber hinaus politische Faktoren, wie z. B. die Sicherheit des Imports, eine Rolle.) Der Materialfaktor übt einen bestimmten Einfluß auf die Struktur der metallverarbeitenden Industrie aus. Einmal gilt das in bezug auf die Produktion verschiedener Erzeugnisse beim Vorhandensein spezieller Vorkommen. Neben den bereits angeführten Beispielen ist hierfür auch die Profilierung eines Teils der metallverarbeitenden Industrie in Ungarn durch die großen Bauxitvorkommen zu nennen. Zum anderen können die vorhandene metallurgische Basis und ungünstige natürliche Bedingungen zu ihrer Erweiterung den Umfang sehr metallaufwendiger Produktionen begrenzen. Das hängt aber wesentlich vom Eigenbedarf, von der Exportnotwendigkeit, vom Verarbeitungsgrad des Metalls (der Kompliziertheit der Erzeugnisse) und weiteren Faktoren ab. Beispielsweise wäre es natürlich, allein vom Transportfaktor aus betrachtet, unökonomisch, importierte Rohstoffe und Metalle nur geringfügig zu verarbeiten und die gefertigten Produkte dann über große Entfernungen an den Verbraucherort zu transportieren. Der Transportaufwand wird sehr groß und kann bis zu einem erheblichen Prozentsatz der Selbstkosten ansteigen. Dabei ist es vom Standpunkt einer rationellen Verteilung der Produktion im RGW-Raum gleich, welches Land die Transportkosten zahlt. Diese Wirkung der natürlichen Bedingungen und des Transportfaktors kann also nur für den Umfang metallaufwendiger Produktionen verall186

gemeinert werden. Die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Entwicklung der einzelnen metallaufwendigen Zweige und Erzeugnisse wird von der Gesamtheit der Einflußfaktoren bestimmt. Bei großem Eigenbedarf ist sie in der Regel schon deshalb rationell, weil der Transport des Metalls billiger ist als der der Fertigerzeugnisse (das trifft besonders auf große und sperrige Maschinen und Ausrüstungen zu). Findet eine solche Produktion statt, wird meistens auch zu einem bestimmten Teil exportiert. Weiter wirken auf die Produktion vor allem der Bedarf der anderen sozialitischen Länder, das notwendige Exportvolumen der Volkswirtschaft, vorhandene Produktionskapazitäten und Erfahrungen, das technisch-ökonomische Niveau der Produktion, die Importmöglichkeiten und die Rentabilität des Imports und Exports ein. Diese Faktoren erklären z. B., warum der Schwermaschinenbau und Anlagenbau — wie auf dem VIII. Parteitag der SED festgelegt — auch weiterhin für den Maschinenbau der DDR bestimmende Zweige sein werden. Der große Eigenbedarf (schneller Ausbau der Energiewirtschaft usf.), der Bedarf der SU und anderer sozialistischer Länder sowie auch junger Nationalstaaten, vorhandene Erfahrungen, gute Qualität und Exportrentabilität, Außenhandelstradition und andere Momente erfordern diese Entwicklung. Dabei sollte aber auch in diesen Zweigen im Rahmen des Möglichen nach einem günstigen Verhältnis von Materialintensität und Arbeitsintensität gestrebt werden. Das berührt beispielsweise die Herstellung von Produktionsanlagen und technologischen Linien. Diese Spezialisierungsrichtung bedeutet nicht, daß alle zu einer Anlage gehörenden Maschinen, Ausrüstungen und Aggregate in einem Land gefertigt werden müssen. Zum Beispiel wäre beim Export von Chemieanlagen zu prüfen, ob es ökonomisch ist, alle Behälter, Kolonnen und andere sehr metallaufwendige und sperrige Anlagenteile mitzuliefern, insbesondere in weit entfernt liegende Verbraucherzentren. Unter Umständen kann das allerdings — wenn eine derartige Produktion in der DDR bereits stattfindet — kurzfristig notwendig sein. Langfristig gesehen sollte das aber bei der Kooperation mit den anderen sozialistischen Ländern z. T. noch mehr beachtet werden. Dabei ist der Materialund Transportfaktor natürlich nur ein Gesichtspunkt. Im Zusammenhang mit der hier behandelten Problematik scheint es angebracht, auf die unseres Erachtens teilweise zu absolute Gegenüberstellung von material- und arbeitsintensiven Erzeugnissen und die damit verbundenen Schlußfolgerungen hinzuweisen. Mit den Begriffen „materialbzw. arbeitsintensive Erzeugnisse" werden Relationen der Aufwandsarten ausgedrückt. Mitunter werden die Erzeugnisse aber zu vereinfacht in die eine oder andere Kategorie eingeordnet. Aus dem berechtigten Streben nach rationellen Wirtschaftsstrukturen ergibt sich mitunter eine Tendenz 187

gegen die Fertigung materialintensiver Erzeugnisse, die als zu verabsolutiert erscheint. Viele materialintensive — besser metallaufwendige — Erzeugnisse sind gleichzeitig kompliziert und arbeitsaufwendig (beispielsweise schwere Werkzeugmaschinen, metallurgische Ausrüstungen und anderes). Es kommt also nicht nur auf die Relationen der Aufwandarten an, sondern auch auf den absoluten Aufwand und den Kompliziertheitsgrad der lebendigen Arbeit. Um ein reales Bild über Konstruktion und Kompliziertheit der Erzeugnisse zu gewinnen, dürfen deshalb die Grundmaterialien und Zulieferungen nicht zusammengefaßt den letzten Arbeitsstufen und -aufwänden im Endherstellerbetrieb gegenübergestellt werden, denn Zulieferungen (Elektromotoren, Hydraulik, Getriebe, Halbleiter usw.) sind meistens kompliziert und weniger metallaufwendig. Unter der Voraussetzung einer günstigen materialmäßigen Versorgung hängt die Rentabilität der Fertigung von den Produktionsgrößen, der angewandten Technik und Produktionsorganisation sowie den Erfahrungen der Arbeitskräfte ab. Das gilt natürlich auch für materialaufwendige Erzeugnisse. Es steht also die Aufgabe, ein rationelles Verhältnis zwischen den eigenen Voraussetzungen für die Entwicklung der Materialbasis, den Importbedingungen und der Struktur der entsprechenden verarbeitenden Industrie zu schaffen.

Der Einfluß vorhandener Produktionsanlagen Die internationale Spezialisierung und Standortverteilung orientieren sich zum Teil nach bereits vorhandenen Produktionsanlagen. Im ganzen gesehen ist das jedoch nur in begrenztem Ausmaß möglich, was im ständigen Aufbau neuer Zweige, in Umprofilierungen in älteren Industrieländern und in der Industrialisierung der ökonomisch noch weniger entwickelten sozialistischen Ländern begründet liegt. Allerdings müssen bestehende Produktionsanlagen im Interesse der Einsparung gesellschaftlicher Arbeit rationell genutzt und unökonomische Parallelfertigungen weitgehend vermieden werden. Das setzt voraus 1. daß standortdeterminierende Wirkungen von bestehenden Produktionsanlagen mehr beachtet werden und 2. daß die Produktion in bestimmten Fällen rechtzeitig umgestellt wird (von ökonomisch begründeten Parallelfertigungen wird hier abstrahiert), wenn sich entsprechende Entwicklungen in anderen Ländern vollziehen bzw. es der wissenschaftlich-technische Fortschritt erfordert. Eine standortdeterminierende Wirkung vorhandener Produktionsanlagen ist gegeben, wenn die Fortführung der Produktion und ihre weitere 188

Konzentration am alten Ort bzw. in einem im Aufbau befindlichen Betrieb entscheidend Investitionen und laufende Kosten einsparen helfen, die Erzeugnisse in guter Qualität hergestellt werden (oder diese in absehbarer Frist erreichen) und in anderen Ländern keine spezifische Notwendigkeit für den Aufbau entsprechender Produktionskapazitäten vorliegt. Von Einfluß sind auch die Möglichkeit, ob die Betriebe überhaupt bzw. relativ leicht auf eine andere Produktion umgestellt werden können, die territoriale Arbeitskräftesituation und die Kooperation. Im einzelnen ist diese standortdeterminierende Wirkung abhängig — von der Zweckbestimmtheit der Produktionsanlagen; — vom technischen Niveau der Produktionsanlagen, ihren Kosten und dem Amortisationsgrad; — von der Bedarfshöhe der Länder an den betreffenden Erzeugnissen und der Kapazität der Produktionsanlagen; — von der Erweiterungsmöglichkeit der Produktionskapazitäten und den diesbezüglichen Kosten (hier zeigt sich die zu beachtende Rückwirkung der Spezialisierung auf die Produktionskapazitäten); — von der Entfernung und den Kosten der Materialzufuhr sowie den Transportbedingungen der Erzeugnisse zu den Hauptverbrauchern. Während sehr spezifische Produktionsanlagen (wie der Schiffbau) gar nicht oder nur mit großen Verlusten auf eine andere Produktion umgestellt werden können, ist das bei einer ganzen Reihe von Produktionsanlagen und Betrieben des Maschinenbaus und in anderen Bereichen nicht der Fall. Natürlich bringt fast jede Produktionsumstellung Schwierigkeiten mit sich. Aber die klare Erkenntnis dieses nicht nur im technischen Fortschritt, sondern auch in den Veränderungen des internationalen Standortgefüges begründeten Erfordernisses bewahrt vor kurzsichtigen, desorientierenden Berechnungen von Umstellungskosten, in denen die Verluste einer notwendigen, aber verspätet durchgeführten Produktionsumstellung nicht einkalkuliert sind.

Die Rolle qualifizierter, erfahrener Arbeitskräfte — der Traditionsfaktor Die Aus- und Weiterbildung sowie der effektive Einsatz der Arbeitskräfte, richtig kombiniert mit den anderen Wachstumsfaktoren, entscheiden maßgeblich über die Entwicklungsmöglichkeiten und das "ökonomische Niveau der sozialistischen Volkswirtschaften. Auch im Sozialismus üben Produktionserfahrungen und Traditionen einen bedeutenden Einfluß auf die internationale Spezialisierung und Kooperation aus, allerdings 189

nicht im statischen, sondern im dynamischen Sinne als Folge des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und der raschen ökonomischen Entwicklung in allen sozialistischen Ländern (neue Wirkungsrichtungen bereits vorhandener Erfahrungen durch die Entwicklung neuer Zweige und Erzeugnissortimente, Herausbildung von Erfahrungen und neuen Traditionen in den sich industrialisierenden Ländern). Weiterwirken langjähriger Traditionen, Einschränkung des strukturbestimmenden Einflusses vorhandener Erfahrungen oder ihre sich in neuer Richtung entfaltende Wirkung sowie Herausbildung neuer Erfahrungen und Traditionen in den einzelnen sozialistischen Ländern ergänzen sich also miteinander. Die Entwicklung und Produktion weltmarktfähiger Erzeugnisse setzen qualifizierte Arbeitskräfte voraus, die in jedem Land herangebildet werden können. Im Sozialismus erhöht sich das Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte — nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe — in allen Ländern relativ schnell. Das ist ein grundlegender Vorzug gegenüber dem kapitalistischen Weltwirtschaftssystem. Es ist außerordentlich wichtig, diesen Prozeß in den sozialistischen Ländern nicht zu unterschätzen und ihn für die gegenseitige Strukturanpassung rechtzeitig zu berücksichtigen. Andererseits ist es für jedes Land notwendig, die jeweils gegebenen kadermäßigen Voraussetzungen in Wissenschaft, Technik und Produktion für die verschiedenen Vorhaben real einzuschätzen und die notwendigen Maßnahmen konzentriert durchzuführen. Sonst tritt als zwangsläufige Folge ein, daß die betreifenden Erzeugnisse nicht den technischen und qualitativen Anforderungen genügen, der Absatz erschwert oder gänzlich unmöglich ist und die sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation gehemmt wird. Deswegen bedarf es auf diesem Gebiete besonderer Anstrengungen, um ein hohes wissenschaftlich-technisches Niveau zu erreichen. Hieraus ergeben sich einige Schlußfolgerungen: 1. Der Übergang zu immer komplizierteren Produktionen muß gewissenhaft geprüft und vorbereitet werden — er kann mit Beginn der sozialistischen Industrialisierung nicht in der ganzen Breite der Industrie vollzogen werden, und sein volkswirtschaftlicher Effekt hängt davon ab, daß die Kräfte und Mittel auf den ausgewählten Schwerpunktgebieten konzentriert eingesetzt werden. 2. Dieser Prozeß bedarf einer noch engeren Kooperation und Zusammenarbeit in der Bildung, auf produktionstechnischem Gebiet und in der Leitung und Organisation, die teilweise bis zur endgültigen Beherrschung der Produktion gehen muß. Bei Produktionsverlagerungen sind das Auslaufen und Anlaufen der Produktion zeitmäßig gut aufeinander abzustimmen. 190

3. Es ist dringend notwendig, die bereits vorhandenen und sich in allen Ländern immer weiter entwickelnden qualifizierten Arbeitskräfte u n d Erfahrungen in Forschung, Entwicklung und Produktion so wirkungsvoll wie möglich zu nutzen, damit das sozialistische System in breiter Front das wissenschaftlich-technische Höchstniveau bestimmt bzw. mitbestimmt. Im Zusammenhang mit den Ausführungen zu Punkt 3 ist zu beachten, daß vorhandene qualifizierte Arbeitskräfte durch die Weiterführung laufender Produktionen — selbst bei Modernisierung der Erzeugnisse — nur teilweise am wirkungsvollsten eingesetzt werden können. Dieser Faktor übt also ebenfalls nur bedingt einen standorterhaltenden Einfluß aus. Das ist der Fall bei traditionellen Fertigungen, die in anderen Ländern nicht aufgenommen werden, und bei sehr komplizierten Erzeugnissen. Wenn sich die Wirkungsrichtung dieses Faktors mit der W i r k u n g des Faktors P r o d u k tionsanlagen paart, ist ein sehr determinierter Standorteinfluß die Folge. Qualifizierte Arbeitskräfte müssen stärker im Rahmen der notwendigen Strukturveränderungen so effektiv wie möglich genutzt werden. Sie üben einen besonderen Standorteinfluß auf die Entwicklung und Fertigung solcher technisch neuartigen Erzeugnisse aus, deren hohe wissenschaftlichtechnischen Anforderungen zu einem bestimmten Zeitpunkt von diesen Arbeitskräften am besten bewältigt werden können. Der daraus entspringende Vorteil wird zum Beispiel von der D D R durch die Produktion sehr komplizierter Erzeugnisse noch mehr als bisher wahrgenommen. Die schnelle Entwicklung neuer, hochkomplizierter Erzeugnisse verlangt einen rechtzeitigen, konzentrierten Einsatz erfahrener, qualifizierter Forschungs- und Entwicklungskräfte und die Bereitstellung ausreichender Produktionskapazitäten. Sie müssen im wesentlichen durch Produktionsumstellungen gewonnen werden. Daraus ergibt sich, daß neben der K o n zentration in der internationalen Spezialisierung auf technisch neueste Erzeugnisse auch die laufende Produktion im Blickfeld bleiben muß. Mehr n o c h : Vor allem auch im Interesse eines hohen Tempos des wissenschaftlich-technischen Fortschritts müssen alle Möglichkeiten f ü r eine rationelle Organisation wichtiger laufender Produktionen durch internationale Spezialisierung und Kooperation genutzt werden, um Entwicklungs- und Produktionskapazitäten f ü r neue Erzeugnisse zu gewinnen.

Das ökonomische Potential der Länder Unter dem ökonomischen Potential eines Landes werden das gesamte gegebene Potential für geistige Vorleistungen (Bildung, Forschung und E n t 191

Wicklung), für die unmittelbare Produktionsdurchführung und -realisierung sowie die Akkumulationskraft zur Erweiterung dieses Potentials verstanden. Darin eingeschlossen sind also auch bestehende Produktionsanlagen und die Arbeitskräfte — hier aber vom Standpunkt ihrer allgemeinen Produktionspotenz. Bei den Arbeitskräften ist dabei das gesamte gesellschaftliche Arbeitsvermögen entscheidend, das sich neben der vorhandenen Qualifikation und den Arbeitserfahrungen aus der Anzahl der Arbeitskräfte und ihrer Produktivität ergibt. Größe und effektiver Einsatz des ökonomischen Potentials entscheiden letztlich über die langfristige Entwicklung der Volkswirtschah. Die industrielle Entwicklung und der wissenschaftlich-technische Fortschritt stellen immer höhere Anforderungen an die personellen Voraussetzungen und an die materiellen und finanziellen Mittel für Bildung, Forschung und Entwicklung, Investitionen, Produktion und den Absatz der Erzeugnisse. Es handelt sich dabei um qualitative und quantitative Anforderungen, um objektiv bedingte Aufwandsgrößen für die Durchführung der einzelnen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und Produktionen in optimalen Größenordnungen. Solche optimalen Größen von Forschungs- und Entwicklungskollektiven mit einem entsprechenden Mittelaufwand sowie von optimalen Produktionsgrößen müssen auf den für die Gesamtentwicklung der Volkswirtschaft wichtigsten Gebieten erreicht werden, weil das eine Grundbedingung ist, um weltmarktfähige Erzeugnisse bzw. Spitzenerzeugnisse schnell entwickeln, rationall herstellen und rentabel exportieren zu können. Von hier aus ergibt sich der Struktureinfluß des ökonomischen Potentials für die DDR und die anderen sozialistischen Länder. Das ökonomische Potential vergrößert sich besonders in den sozialistischen Ländern ständig und schnell, es bleibt aber relativ immer mehr hinter der Möglichkeit zurück, den Kräfte- und Mittelaufwand für die unaufhörliche absolute Zunahme an Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und die stetige Erweiterung des Erzeugnissortiments zu bewältigen. Folglich kann ein Land nicht beliebig viele Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie Produktionen durchführen, geschweige denn in optimaler Größenordnung und damit rationell. Das gilt in besonderem Maße für die DDR wie für andere mittlere und kleine Länder. Diese sind zwar ebenfalls durchaus in der Lage, die wissenschaftlich-technische Revolution zu verwirklichen, aber nur bei entschiedener Konzentration der Kräfte und Mittel. Hochgradige internationale Spezialisierung ihrer Volkswirtschaft und engste Kooperation vor allem mit den sozialistischen Staaten sind deshalb die zwangsläufige Voraussetzung und Folge dieses Prozesses. Im Unterschied zu den vorher angeführten einzelnen Faktoren wirkt das ökonomische Gesamtpotential einer Volkswirtschaft als quantitative Größe 192

nur bedingt auf die einzelnen Erzeugnisarten ein. Die Bestandteile dieses Potentials sind langfristig, wenn auch im unterschiedlichen Grade, variabel einsetzbar. Das ökonomische Potential begrenzt aber die rationelle Breite der Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, der Zweigstruktur und des Erzeugnissortiments der Volkswirtschaft. Es ist für den ökonomischen Fortschritt eines Landes äußerst wichtig, diese begrenzenden Wirkungen zu beachten, ebenso wie es erforderlich ist, die Bestandteile dieses Potentials entsprechend den konkreten Anforderungen der gewählten Produktionsstruktur und deren Aufwandsstruktur proportional zu entwickeln. 5.2.3.

Standortdeterminierte und nichtstandortdeterminierte Produktionen

Aus dem Wirken der Struktur- und Standortfaktoren ergeben sich im Zusammenhang mit den wissenschaftlich-technischen Anforderungen und den technologischen Produktionsbedingungen allgemeine Erkenntnisse. Eine wesentliche allgemeine Erkenntnis besteht darin, daß es internationale standortdeterminierte und nichtstandortdeterminierte Produktionen gibt. Standortdeterminierte Produktionen können durch großen bzw. spezifischen Eigenbedarf oder (und) durch sehr günstige bestehende bzw. kurzfristig zu schaffende Voraussetzungen für ihre Durchführung hervorgerufen werden: durch natürliche Bedingungen, vorhandene Produktionsanlagen und wissenschaftlich-technische Einrichtungen, qualifizierte Arbeitskräfte und die Investitionskraft der Länder. Nach der Standortorientierung kann daher ein Teil der Produktion untergliedert werden in — bedarfsorientierte, — arbeitskräfteorientierte (vor allem in bezug auf Qualifikationsanforderungen, und zwar für Forschung und Entwicklung sowie für Produktion), — kapazitätsorientierte (wissenschaftlich-technische Einrichtungen und Produktionsanlagen), — naturbedingte (rohstofforientierte, energieorientierte, nach landwirtschaftlichen Bedingungen orientierte), — investitionsintensiv-orientierte oder allgemeiner aufwandsintensiv-orientierte (komplexer Flugzeugbau, umfangreiche Kosmosforschung und Raumfahrttechnik z. B. nur in Ländern mit großer ökonomischer Potenz, wobei sich aber kleinere sozialistische Länder über Spezialisierung und Kooperation an derartigen Vorhaben beteiligen und daraus vielfältige Vorteile ziehen — Beispiel Interkosmos), — technologisch bedingte und — transportorientierte Produktionen. 13

Morgenstern, Arbeitsteilung

193

Oft wirken verschiedene Faktoren zusammen. Auch der Transportfaktor wirkt meistens in Verbindung mit anderen Faktoren. Die gesonderte Anführung der technologisch bedingten Produktionen ist nur in einem bestimmten Maße gerechtfertigt, da die technologischen Bedingungen stets von Einfluß sind Hier handelt es sich aber um jene Produktionen, bei denen technologisch bedingte räumliche Kombinationen (aufeinanderfolgende Produktionsstufen, wie in der Metallurgie, Kuppelprodukte in der Chemie) den Standort und die Strukturentwicklung entscheidend bestimmen. Unter Berücksichtigung dieser und anderer relativierender Gesichtspunkte bietet eine zeitpunktbezogene konkrete Analyse und Klassifizierung eines Teils der Produktion nach diesen Merkmalen bestimmte Anhaltspunkte für Struktur- und Spezialisierungsentscheidungen. J e nach der Eigenart der Produktion, dem Charakter der Erzeugnisse und dem Gewicht der Standortfaktoren (und auch in Abhängigkeit davon, ob nur ein Faktor bestimmenden Einfluß ausübt oder ob mehrere Faktoren gleichgerichtet wirken) handelt es sich um eine absolute oder relative Standortdeterminiertheit. Im Bergbau und bei einem Teil der Grundstoffindustrie sind die Produktionen in einem stärkeren Maße absolut standortdeterminiert vorwiegend durch den Einfluß der natürlichen Bedingungen, bei den Erstverarbeitungsstufen wie Metallurgie zusätzlich durch den Transportfaktor, während sie im Maschinenbau und in der verarbeitenden Industrie insgesamt mehr eine relative Standortdeterminiertheit aufweisen. Auf Grund des technischen Fortschritts und der Entwicklungsdynamik der sozialistischen Länder sind diese Produktionen natürlich auch nicht als zeitlich unabhängige standortdeterminierte Produktionen aufzufassen. Im Zuge der sozialistischen Industrialisierung und der Höherentwicklung des technisch-ökonomischen Niveaus der Länder verändern sich die Export-Import-Möglichkeiten, die Bedarfslage und die Produktionserfordernisse der sozialistischen Länder, erhöht sich der Optimalitätsumfang der Produktion. Es entstehen neue Faktoren (Produktionsanlagen, qualifizierte Arbeitskräfte, neue Traditionen) und beginnen mit mehr oder weniger großer Intensität zu wirken. Dadurch werden frühere standortdeterminierende Wirkungen aufgehoben. Gleichzeitig bilden sich in den einzelnen Ländern für bestimmte Produktionen stets aufs neue günstigere Bedingungen heraus als in anderen Ländern — bedingt sowohl durch völlig neu entstandene Produktionsvoraussetzungen als auch durch neue Wirkungsrichtungen älterer Faktoren. Letzteres trifft in erster Linie auf hochqualifizierte Arbeitskräfte und große Erfahrungen in Wissenschaft, Technik und Produktion zu. Vorhandene Produktionsanlagen und in geringerem Maße qualifizierte Arbeitskräfte und Traditionen üben im Sozialismus infolge des hohen 194

Wachstumstempos und der schnellen Entwicklung aller Länder langfristig im Prinzip nur eine relative standortdeterminierende Wirkung aus. In einem bestimmten Zeitraum sind sie aber für einen Teil der Produktion sehr standortbestimmend. In diesem Sinne kann von der Trägheitskraft einzelner Standortfaktoren gesprochen werden. Bei der Wirkung der Struktur- und Standortfaktoren sind auch die verändernden Einflüsse zu beachten, die durch den Stand und die Formen der Zusammenarbeit zwischen den sozialistischen Ländern hervorgerufen werden. So kann z. B. durch Kredite oder gemeinsame Investitionen der aus der begrenzten Akkumulationskraft der einzelnen Länder resultierende hemmende Einfluß auf die Entwicklung bestimmter investitionsintensiver Produktionen überwunden werden. 70 Die standortdeterminierenden Einflüsse müssen im Interesse der Effektivität der Produktion .mehr als bisher bei den Struktur- und Spezialisierungsentscheidungen beachtet werden. Neben dem absolut determinierenden Einfluß natürlicher Bedingungen gilt das vor allem für das richtige Ausnutzen günstiger Voraussetzungen für Forschung, Entwicklung und Produktion. Dadurch wird — verbunden mit dem Konzentrationseffekt — ein standortbedingter Spezialisierungseffekt (als Bestandteil des Struktureffekts) erzielt. Er äußert sich in weltmarktfähigen Kosten bzw. vergleichsweise niedrigeren Kosten (Verhältnis zu anderen Produktionen), in hoher Qualität und überdurchschnittlichen technisch-ökonomischen Parametern der Erzeugnisse oder auch in ihrem Neuheitswert, wodurch neue Bedürfnisse geweckt und befriedigt werden. Über diese ökonomischen Kriterien setzt sich die Wahrnehmung von Standortvorteilen auf dem Weltmarkt durch, wird der Absatz gesichert und eine hohe Exportrentabilität erzielt. Das gilt gleichermaßen für abgestimmte wie für nichtabgestimmte Spezialisierungen. Neben standortdeterminierten Produktionen gibt es in der verarbeitenden Industrie, im Unterschied zur extraktiven Industrie, aber auch eine beträchtliche Anzahl international nichtstandortdeterminierter Produktionen. Das deshalb, weil der Bedarf für viele Erzeugnisse relativ gleichmäßig streut (das trifft auf Enderzeugnisse und Zulieferteile zu), weil der Transportfaktor den Standort vieler Produktionen des Maschinenbaus, der Chemie und der Leichtindustrie nicht oder nicht wesentlich beeinflußt — und vor allem deshalb, weil für eine Reihe von Produktionen die Voraussetzungen in mehreren Ländern gleich oder ähnlich sind. Das gilt für Fertigerzeugnisse und in noch größerem Ausmaß für Teilprodukte. Diese Er70

V g l . hierzu besonders auch die Darlegungen über die Einflüsse der Spezialisierungsrichtungen im Kapitel 4 und den Abschnitt 5.5

13*

195

Zeugnisse können in mehreren sozialistischen Ländern mit etwa gleichen ökonomischen und technischen Daten hergestellt werden. D a s schließt nicht aus, daß für ihre Fertigung im Augenblick bestimmte unterschiedliche Produktionsbedingungen der Länder bestehen können (Kapazitäten, technisches Niveau der Produktionsanlagen, Produktionserfahrungen und anderes). Diese sind aber dann unwesentlich und üben keinen maßgeblichen Standorteinfluß aus, wenn sie durch eine entsprechende Konzentration der Kräfte und Mittel kurzfristig ausgeglichen werden können. Nichtstandortdeterminiert heißt nicht, daß sich die sozialistischen Länder wahllos auf diese Produktionen spezialisieren könnten, denn auch diese müssen natürlich weltmarktfähig sein. E s bedeutet aber, daß für eine solche Spezialisierung die Wirtschaft mehrerer Länder geeignet ist. D a s gilt es besser als bisher zu erkennen, vorauszusehen und bei den sozialistischen internationalen Spezialisierungs- und Kooperationsvereinbarungen zu beachten. Dabei ist von der differenzierten Wirkung der Standortfaktoren bei der Anwendung der verschiedenen Spezialisierungsrichtungen und vor allem bei der internationalen Kooperation von Baugruppen, Einzelteilen, Fertigerzeugnissen und kompletten Anlagen auszugehen. Eine weitere allgemeine Erkenntnis, die sich aus dem Wirken der Struktur* und Standortfaktoren ergibt, besteht darin, daß diese von zwei Richtungen aus auf die Strukturentwicklung und internationale Spezialisierung der Volkswirtschaften einwirken. Einerseits beeinflussen sie die Art der durchzuführenden bzw. durchführbaren Produktionen. Darauf können vor allem die Struktur-und Standortfaktoren einwirken, die im Abschnitt 5.2.1. unter 1.—5. angeführt wurden. Andererseits bestimmen sie über die Summation der quantitativen Anforderungen der einzelnen Produktionen die rationelle Sortimentsbreite und die mögliche komplexe Entwicklung der Bereiche der gesamten Volkswirtschaft. D a s hängt vorwiegend v o m gesamten ökonomischen Potential, d. h. von den unter 6 . - 8 . angeführten Faktoren ab. Auf Grund der miteinander verflochtenen Wirkung der Faktoren, ist das keine „reine" Gliederung. Damit soll lediglich die jeweils vorherrschende Wirkungsrichtung akzentuiert werden. D a s hat aus methodischen Gründen für die Analyse effektiver Struktur- und Standortvarianten einen bestimmten Wert. 5.3.

Analyse einer ökonomisch begründeten Spezialisierung listischen Länder (internationale Standortverteilung)

der

sozia-

Neben der Ermittlung der notwendigen Konzentration und der technisch-ökonomisch bedingten internationalen Spezialisierungsrichtungen 196

ist die Spezialisierung der einzelnen sozialistischen Länder ökonomisch zu begründen durch — die Auswahl der zweckmäßigsten Art von Forschungs- und Entwicklungsthemen, Zweigen und Produktionen, auf die sich die Volkswirtschaft und die einzelnen Betriebe bei Beachtung der Entwicklung in den anderen sozialistischen und nichtsozialistischen Ländern spezialisieren sollten bzw. können, und — die Bestimmung der rationellen Breite der Forschung und Entwicklung, der Zweigsstruktur und des Erzeugnissortiments. Beide Analysenaspekte stellen eine untrennbare Einheit dar, denn es müssen alle Einflußfaktoren in ihrem wechselseitigen Wirkungszusammenhang geprüft sein, ehe ein fundiertes Urteil über die Strukturentwicklung und internationale Spezialisierung gefällt werden kann. Vor allem bei größeren Wahlmöglichkeiten des Produktionsprogramms ist der Ausgangspunkt zunächst die Untersuchung, welche Produktionen notwendig wären oder (und) welche mit einer vergleichsweise größeren Effektivität betrieben werden könnten. Das Ziel ist, soweit möglich, einen standortbedingten Spezialisierungseffekt zu erzielen und den möglichen Konzentrationseffekt tatsächlich zu realisieren. Dabei wird der Umstand ausgenutzt, daß die Struktur- und Standortfaktoren einmal eine Entscheidungsgrundlage dafür bieten, welche einzelnen Produktionen und Exporte (und damit korrespondierend auch Importe) notwendig bzw. zweckmäßig wären, und daß sie zum anderen auf Grund ihrer Funktion als begrenzende Ressourcen Restriktionen, Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Volkswirtschaftsstruktur darstellen: bedingt für einzelne Forschungen, Entwicklungen und Produktionen, vor allem aber in begrenzender Hinsicht für die Gesamtzahl der Forschungs- und Entwicklungsthemen und die Erzeugnisbreite. Die Analyse einer ökonomisch begründeten Spezialisierung der Länder hat demnach unter steter Beachtung der Wechselwirkung von inneren und äußeren Faktoren zum Inhalt: 1. die Gegenüberstellung der konkreten Anforderungen der Forschung und Entwicklung sowie der spezifischen technisch-ökonomischen Anforderungen der Zweige, Erzeugnisgruppen und einzelnen Erzeugnisse mit den gegebenen und entwicklungsfähigen Bedingungen der Länder für Forschung, Entwicklung und Produktion und 2. die Aggregation und Bilanzierung dieser Anforderungen mit den Potenzen der Teilbereiche und der gesamten Volkswirtschaft. Beim ersten Analysenteil wird von der Bedürfnisentwicklung im Sozialismus und der internationalen Bedarfsentwicklung, den wissenschaftlichtechnischen Entwicklungstendenzen sowie den technologischen Standort197

bedingungen ausgegangen. Bei der Gegenüberstellung der Erzeugnismerkmale und Anforderungen zur Herstellung weltmarktfähiger Erzeugnisse mit den entsprechenden Faktoren stehen folgende Komponenten in Beziehung miteinander (ohne daß allerdings Eigenbedarf und Transportbedingungen in jedem Fall von Gewicht wären): Art der Erzeugnisse — Eigenbedarf der Länder (unter Berücksichtigung der volkswirtschaftlichen Verflechtung und der proportionalen Entwicklung) sowie Exportwichtigkeit der Erzeugnisse; Anforderungen der Erzeugnisse — Voraussetzungen zur rationellen Eran ihre Entwicklung und Profüllung dieser Anforderungen; duktion (das betrifft alle Aufwandsarten unter Berücksichtigung ihres Gewichts und ihrer Entwicklung) Transportaufwand der Erzeug— Transportentfernungen und -bedinnisse gungen. Durch diese vor allem auch von den Betrieben durchzuführende Analyse ist — unter Berücksichtigung der Entwicklung in anderen Ländern — zu erkennen, für welche Produktion eine besondere Dringlichkeit besteht, ob günstige Produktionsvoraussetzungen vorhanden sind oder geschaffen werden können bzw. ob es überhaupt möglich ist, die betreffenden Anforderungen zu erfüllen. Diese Beziehungen können neben qualitativen Kriterien über die Kennziffern Arbeitsproduktivität, Selbstkosten, die Investitions- und Grundfondseffektivität, die technisch-ökonomischen Parameter der Erzeugnisse, den erzielbaren Außenhandelspreis, den Vergleich von Export- und Importrentabilität usw. quantifiziert werden. Dabei ist von wirtschaftlichen Produktionsgrößen und technisch-ökonomisch begründeten Spezialisierungsrichtungen auszugehen, weil erst dann in den bei den Nutzensberechnungen anzuwendenden Formeln zum Ausdruck kommt, ob es sich wirklich um effektivste Spezialisierungsvarianten handelt. Die auf diese Weise zunächst ermittelten möglichen Varianten sind mit der ökonomischen Gesamtpotenz der Betriebe und Zweige abzustimmen. Die den Bereichen und Zweigen in einem Planzeitraum insgesamt zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte und Fonds für Forschung, Entwicklung, Investition, Produktion und Absatz sind — wie bereits vermerkt — in begrenztem Umfang variabel einsetzbar. Sie vermitteln nur bedingt direkte Hinweise für die Zweckmäßigkeit des Aufbaus, der Beibehaltung oder Einstellung einzelner Produktionen. Sie bestimmen aber den Umfang der Ent198

wicklung der Bereiche und Zweige, und zwar im Sinne der rationellen Ausschöpfung aller Ressourcen, um den geplanten Nationaleinkommenszuwachs zu bringen und durch die vorgesehene Steigerung des Exportvolumens zum Gleichgewicht der Außenwirtschaftsbeziehungen beizutragen; gleichzeitig begrenzen sie die Anzahl rationell durchführbarer Produktionen auf Grund der objektiv bedingten Aufwendungen. Dabei besteht eine Wechselwirkung zwischen den gegebenen volkswirtschaftlichen Größen und den einzelnen Produktions- und Spezialisierungsmaßnahmen. Überplanmäßige Effektivitätssteigerungen schaffen zusätzliche Reserven, unterplanmäßige mindern sie. Der Zusammenhang zwischen dem auf diese Weise bestimmten Umfang der Entwicklung der Bereiche und Zweige und den Entscheidungen für die einzelnen Produktionen ist über die objektiven Kriterien für spezialisierte Produktionen vermittelt: das hohe technisch-ökonomische Niveau der Erzeugnisse, die Weltmarktpreise und die Kosten. Um diese Kriterien zu erreichen bzw. zu halten und rentabel zu exportieren, ist eine entsprechende Konzentration von wissenschaftlich-technischen Kadern, Arbeitskräften, materiellen und finanziellen Mitteln vorzunehmen. Somit ist durch die gesamtvolkswirtschaftlichen Möglichkeiten ein objektives Maß für die rationelle Breite des Erzeugnissortiments in den Betrieben und Zweigen und in gewisser Hinsicht auch für die Vielfalt der Zweigstruktur der Volkswirtschaft gegeben, das im Interesse der Herstellung weltmarktfähiger Erzeugnisse und ihres rentablen Absatzes beachtet werden muß. Die Tatsache, daß sich die Industriebereiche und Zweige eines Landes nicht auf beliebig viele Produktionen spezialisieren können, gilt auch für Produktionen, die, allein vom Standpunkt einzelner Faktoren betrachtet (zum Beispiel der Erfahrungen), als standortdeterminiert erscheinen mögen, jedoch unter Berücksichtigung der Gesamtpotenz der Volkswirtschaft sowie der Bereiche und Zweige nicht bzw. nicht auf dem erforderlichen Niveau durchgeführt werden können. Aus diesem Grunde genügt es nicht, nur die speziellen Voraussetzungen für die einzelnen Produktionen zu prüfen. Es ist auch notwendig, ihre Anforderungen mit den ökonomischen Potenzen der Teilbereiche und der gesamten Volkswirtschaft zu bilanzieren. Die sozialistischen Länder müssen in Anbetracht der wachsenden Aufwendungen für Bildung, Forschung und Entwicklung, Produktion und Absatz und der ständigen Erweiterung des Erzeugnissortiments im Weltmaßstab ihre Kräfte und Mittel streng auf eine dem ökonomischen Potential der Volkswirtschaft entsprechende Anzahl von Forschungen und Produktionen vor allem in den strukturbestimmenden Zweigen konzentrieren und verschiedene Aufwandsarten durch ihre Zusammenarbeit und 199

Integration verstärkt gemeinsam tragen. Voraussetzung für solche fundierten Entscheidungen sind die Kenntnis aller Aufwandsarten (Größe, Struktur, Dynamik, proportionale Bedingtheit, Realisierungszeitpunkte), die Kenntnis der objektiv bedingten Größenordnungen des Kräfte- und Mitteleinsatzes nicht für beliebige Ergebnisse, sondern für das Erreichen bzw. Halten des Höchststandes in Forschung, Entwicklung und Produktion: — des Aufwands für Aus- und Weiterbildung; — des Forschungs- und Entwicklungsaufwandes je Thema, der optimalen Größe der Forschungs- und Entwicklungskollektive sowie der qualitativen Voraussetzungen, damit die betreifenden Aufgaben in kürzester Frist und auf hohem Niveau gelöst und ihre Ergebnisse schnell in die Produktion übergeführt werden können; — des einmaligen und laufenden Aufwands für die Durchführung der Produktion in wirtschaftlichen Produktionsgrößen einschließlich der erforderlichen Qualifikation der Arbeitskräfte; — des Aufwands und der qualitativen Bedingungen für eine moderne, aktive Marktarbeit. Diese Werte sind mit dem Forschungs- und Entwicklungspotential, der Anzahl der Arbeitskräfte, der Produktionskapazität und den Akkumulationsmitteln zu vergleichen, die den Betrieben, Zweigen und Bereichen unter Berücksichtigung der möglichen sowie notwendigen und proportionalen Veränderung dieser Größen (einschließlich von Maßnahmen der Produktionsumstellung und zweiglichen Strukturveränderungen) zur Verfügung stehen. Daraus ergeben sich die begründete Anzahl durchführbarer Forschungs- und Entwicklungsaufgaben sowie die rationelle Sortimentsbreite. Es gilt die Bedingung: wobei A E ] . _ n P

= Aufwand für die einzelnen Erzeugnisgruppen, Erzeugnisse und Teilprodukte, = Potentiale für Bildung, Forschung und Entwicklung, Produktion und Absatz.

Die Verdichtung der Einzelwerte gibt zugleich Aufschluß über Umfang und Art der Aufwandsarten für modern organisierte Zweige und Anhaltspunkte für den ökonomisch begründeten Umfang der Komplexität der gesamten Volkswirtschaft und ihren notwendigen internationalen Spezialisierungsgrad. Die angeführten Größenordnungen sind zur Zeit oft noch nicht bekannt, bzw. es werden aus ihnen nicht immer konsequente Schlußfolgerungen gezogen. Zu breit angelegte Forschungen und Entwicklungen und zu 200

große Erzeugnissortimente in einer Reihe von Industriezweigen der DDR sowie in anderen Ländern mit unvermeidlichen Effektivitätsverlusten sind die zwangsläufige Folge. Daher ist die Ermittlung der spezifischen Aufwandsarten und der Voraussetzungen für die einzelnen Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und Erzeugnisse bzw. Erzeugnisgruppen und Zweige auf den verschiedenen Ebenen in der Volkswirtschaft und auch international sehr wichtig, um die Spezialisierung der Länder ökonomisch zu begründen, die Realisierungsmöglichkeit aller Aufwendungen rechtzeitig zu prüfen, die notwendige Weiterentwicklung der Potentiale in den Teilbereichen, der gesamten Volkswirtschaft und im sozialistischen System zeitpunktbezogen und proportionalitätsgerecht zu sichern und um durch Gegenüberstellung von Gesamtaufwand Ertrag zu begründeten Berechnungen der Effektivität von Struktur- und Spezialisierungsentscheidungen zu kommen. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die Aufwandsgrößen beeinflußbar sind und es gerade durch eine effektiv gestaltete internationale Spezialisierung und Kooperation darauf -ankommt, die Arbeitsproduktivität und die Fondseffektivität zu erhöhen und insgesamt ein optimales Verhältnis von Gesamtaufwand zu Ergebnis zu erzielen.

5.4.

Zu den Grundsätzen der internationalen Standortverteilung lisierter Produktionen

spezia-

Aus den Erfordernissen einer rationellen volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung und den Wirkungen der Struktur- und Standortfaktoren können einige Verallgemeinerungen für die Grundsätze der internationalen Spezialisierung und Standortverteilung der Produktivkräfte abgeleitet werden. Da die internationale Standortverteilung spezialisierter Produktionen Teil der komplexen Entwicklung der Volkswirtschaftsstrukturen ist, wird es als zweckmäßig angesehen, von Grundsätzen der Entwicklung und internationalen Spezialisierung der Volkswirtschaftsstrukturen sozialistischer Länder zu sprechen. Solche Grundsätze sind in den Grundprinzipien der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung enthalten. Mit fortschreitender Entwicklung und Erfahrung müssen sie vervollkommnet und präzisiert werden. Folgende Grundsätze sollten, ausgehend von den wissenschaftlichtechnischen Entwicklungstendenzen und -erfordernissen, im Interesse einer 201

effektiven Spezialisierung und Standortverteilung der Produktivkräfte stärker beachtet werden: — vorrangige Ausbeute rentabler Rohstoff- und Energievorkommen bei Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit; — stärkere Annäherung bestimmter verarbeitender Industrien an die Rohstoffquellen oder Energiequellen bzw. an beide, wenn das aus technologischen Gründen notwendig und ökonomisch zweckmäßig ist (unter anderem zur Vermeidung von Materialverlusten und zur Einsparung von Transportkosten); — Berücksichtigung der Materiallage des Landes und der Rentabilität des Imports von Rohstoffen und Metallen bei der Entwicklung des Umfangs sehr materialaufwendiger Produktionen; — rationelle Ausnutzung vorhandener, vor allem technisch moderner Produktionsanlagen, entweder durch größere Konzentration der laufenden Produktion oder durch ihre technologisch effektivere Spezialisierung, oder auch durch rechtzeitige Umstellung auf eine neue Produktion, wenn das der technische Fortschritt, Bedarfsveränderungen bzw. die ökonomisch begründete Entwicklung der gleichen Produktion in anderen Ländern erfordern. Es ist stets eine Übereinstimmung zwischen der Ausrüstungsstruktur der Betriebe und der technologischen Struktur des spezialisierten Produktionsprogramms bei optimalem Produktionsumfang anzustreben; — effektivster Einsatz der Arbeitskräfte, besonders der hochqualifizierten, durch technische Weiterentwicklung traditioneller Produktionen oder durch rechtzeitige Entwicklung und Produktionsaufnahme neuer, sehr komplizierter Erzeugnisse; schnelle und systematische Qualifizierung der Arbeitskräfte, vor allem auch in den ökonomisch noch weniger entwickelten sozialistischen Ländern; Berücksichtigung des jeweils erreichten Qualifikationsniveaus bei der Produktionsaufnahme neuer Erzeugnisse ; — Beachtung der Transportentfernungen und -bedingungen bei der Standortverteilung transportaufwendiger Produktionen und bei der technologischen Spezialisierung, d. h. der Spezialisierung auf Teilprodukte, um den ohnehin anwachsenden Transportaufwand in ökonomisch vertretbaren Grenzen zu halten; — richtige Verbindung von komplexer Entwicklung und internationaler Spezialisierung der Volkswirtschaften; vor allem in den sich industrialisierenden sozialistischen Ländern zweckmäßige Zunahme der komplexen (mehrseitigen) Strukturentwicklung in Abhängigkeit von günstigen natürlichen Voraussetzungen, dem Arbeitskräftepotential, dem steigenden Qualifikationsniveau, der wachsenden Produktivität in den 202

bereits bestehenden Zweigen, der zunehmenden Akkumulationskraft und den sich herausbildenden Verflechtungsbeziehungen zwischen den Produktionsstufen, soweit sie standortmäßige Konsequenzen haben; — Entwicklung der Breite der Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und des Erzeugnissortiments in allen sozialistischen Ländern unter Berücksichtigung des ökonomischen Potentials, des Produktivitätsniveaus und des Optimalitätsumfangs der Produktion. Die Struktur- und Standortentscheidungen im Sozialismus müssen stets «ine gute Synthese zwischen effektivster Nutzung vorhandener günstiger Produktionsbedingungen und Sicherung sowie Berücksichtigung der langfristigen Entwicklungserfordernisse und neu entstehenden Produktionsmöglichkeiten in den einzelnen Ländern sein. Auf diese Weise wird sofortiger Nutzen erzielt und das langfristige Wachstum der Volkswirtschaften gewährleistet. Für richtige Struktur- und Spezialisierungsentscheidungen in den sozialistischen Ländern und für die rechtzeitige gegenseitige Strukturanpassung ist es im Zusammenhang mit der Durchsetzung der Strukturgesetzmäßigkeiten u. a. besonders wichtig zu beachten, daß — durch die sozialistische Wirtschaftsintegration ein noch schnellerer Anstieg des Leistungsvermögens in allen sozialistischen Ländern notwendig ist und vor sich gehen wird; — in den sich industrialisierenden sozialistischen Ländern das Produktionssortiment gesetzmäßig breiter wird und verschiedene Zweige entstehen, die in anderen sozialistischen Ländern bereits vorhanden sind; — in jedem Land der Aufbau komplizierter und moderner Produktionen beschleunigt wird; — dieser Aufbau wie die gesamte weitere Strukturentwicklung in den sozialistischen Ländern aber wesentlich intensiver im Rahmen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Kooperation verlaufen muß und nur so zu höchster Effektivitä^führen kann.

5.5.

Gesamtanalyse %ur Ermittlung effektiver Varianten der listischen internationalen Spezialisierung und Kooperation

sozia-

Die Gesamtanalyse geht von der Erkenntnis aus, daß die sozialistische internationale Spezialisierung und Kooperation dann einen großen Nutzen bringt, wenn die gesellschaftliche Arbeit unter Berücksichtigung der technisch-ökonomischen Bedingungen streng konzentriert wird, wenn die spezifischen Produktionsbedingungen der Betriebe und Länder beachtet, 203

ihre Ressourcen optimal eingesetzt und entwickelt sowie Standortvorteile genutzt werden und wenn enge, planmäßige Kooperationsbeziehungen zwischen den Betrieben, Instituten und wirtschaftsleitenden Organen der sozialistischen Länder hergestellt werden. Zwischen diesen Erfordernissen bestehen vielfältige Wechselwirkungen. Daher bildet die Analyse — der optimalen Konzentration und technisch-ökonomisch bedingten internationalen Spezialisierungsrichtungen, — der zweckmäßigsten internationalen Spezialisierung der Volkswirtschaft und der einzelnen Betriebe, — der notwendigen und möglichen Formen und Bedingungen der Kooperation zwischen den jeweils interessierten sozialistischen Partnern eine untrennbare Einheit. Die Ausnutzung des Konzentrationseffekts zwingt dazu, frühzeitig die technisch-ökonomische Analyse durchzuführen, um effektive internationale Spezialisierungsrichtungen zu begründen. Gleichzeitig sind die Produktionsmöglichkeiten und -erfordernisse der einzelnen sozialistischen Länder und Betriebe und die gegenseitigen Export-Import-Möglichkeiten und -bedürfnisse zu ermitteln, die die internationale Spezialisierung und Kooperation beeinflussen. Dabei ist zu beachten, daß sich aus der Anwendung effektiver Spezialisierungsrichtungen, aus der Art, wie sich die Betriebe spezialisieren und wie sie kooperieren, und aus den zu produzierenden Stückzahlen verändernde Anforderungen an die Forschung und Entwicklung, an die Investitionen und die Produktionskapazität, an die technologische Ausrüstung und die Fertigungsorganisation der Betriebe, an die Qualifikation der Arbeitskräfte und an das Material ergeben. Die Verwirklichung der verschiedenen internationalen Spezialisierungsrichtungen und eine Vielzahl weiterer Faktoren sowie die Erfordernisse eines planmäßigen effektiven Produktions- und Reproduktionsprozesses bestimmen die Bedingungen und Formen der vertraglich zu sichernden sozialistischen Kooperation. Andererseits wirken die Art der Kooperation und die Formen der Zusammenarbeit auf die Spezialisierungsrichtungen, auf das Wirken und Ausnutzen der nationalen Standortfaktoren zurück. Zum Beispiel können bei engen Kooperationsbeziehungen oder gemeinsamen Instituten und Betrieben die Forschungs- und Produktionskapazitäten, die Arbeitskräfte, die natürlichen Bedingungen und Investitionsmittel der Länder rationeller genutzt werden. Kapazitätsengpässe, Disproportionen zwischen vorhandener Qualifikation und Anzahl der Arbeitskräfte, zwischen Forschungs- und Produktionskapazität usw. sind besser zu überwinden. Ferner können auf diese Weise manche Produktionen frühzeitiger in Ländern mit hohem technisch-ökonomischen Niveau stattfinden, deren eigene Produktionsbedingungen das noch nicht allen ermöglichen würden. 204

Ebenfalls ist es auf der Grundlage solcher Formen leichter möglich, unökonomische Parallelproduktionen zu vermeiden bzw. zu beseitigen. Es können Lösungen gefunden werden, die die Ausdehnung der Produktion in einer gleichen Erzeugnisgruppe auf weitere Länder bei Fortführung der Produktion in den anderen Ländern sichern, indem dieser Prozeß in Kooperation verläuft. Somit sind die sozialistische Kooperation und besonders höhere Formen der Zusammenarbeit geeignet, eine Reihe von Schwierigkeiten zu überwinden, die Interessen der Länder und Betriebe besser miteinander in Einklang zu bringen, die internationale Spezialisierung zu vertiefen und ihren Nutzeffekt zu erhöhen. Erst die Analyse und die Beachtung aller technischen, ökonomischen und politischen Einflußkomponenten ermöglichen das Auffinden effektiver und realisierbarer Varianten der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation in einem iterativen Prozeß der Gegenüberstellung mit den volkswirtschaftlichen, zweiglichen, betrieblichen Erfordernissen und Möglichkeiten des eigenen Landes, der anderen sozialistischen Länder und weiterer äußerer Bedingungen. Die Analyse zur Ermittlung effektiver Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation und die Planung und Leitung der Spezialisierung und Kooperation sind ein entscheidender und unmittelbarer Bestandteil des gesamten Prognose-, Planungs- und Leitungsprozesses auf allen Ebenen der Volkswirtschaft und zwischen den RGW-Ländern. Die enge wechselseitige Verknüpfung zwischen internationaler Arbeitsteilung und allen Elementen der Volkswirtschaftsstruktur sowie den Reproduktionsphasen aller Ebenen erfordert, daß die Analysen zur Ausarbeitung von Konzeptionen der internationalen Spezialisierung und Kooperation in die staatliche Strukturkonzeption, in die Erzeugnis- und Zweigprognosen, die wissenschaftlich-technischen Konzeptionen der Betriebe und Zweige und die Rationalisierungskonzeptionen einbezogen werden. Auf diese Weise können ihre Ergebnisse von vornherein fundiert in die Bestimmung der zweckmäßigsten volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung eingehen. Im Rahmen des gesamten Prognose- und Planungsprozesses sind daher zusammenfassend etwa folgende, teilweise parallel verlaufende Schritte Erarbeitung effektiver Varianten und Konzeptionen der internationalen Spezialisierung und Kooperation notwendig: 1. Prognose der Bedürfnisentwicklung und der wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Entwicklungstendenzen von Verfahren, Technologien, Werkstoffen und Erzeugnissen. Hierbei kommt es besonders darauf an, die Auswirkungen dieser prognostischen Erkenntnisse auf die Zweigstruktur und das Erzeugnissortiment zu ermitteln. 205

2. nationale und internationale Bedarfsforschung, Analyse und Prognose der volkswirtschaftlichen Strukturentwicklung in sozialistischen und nichtsozialistischen Ländern — gegenseitiger Austausch entsprechender Informationen zwischen sozialistischen Ländern, gemeinsame Analyse und Prognose der strukturellen Entwicklungstendenzen der RGW-Länder bis zur gemeinsamen Ausarbeitung von Grundlinien der perspektivischen Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung; 3. Erstermittlung des Aufwands zur Entwicklung und Produktion von Erzeugnissen und Erzeugniskomplexen mit höchsten technisch-ökonomischen Parametern (auch wenn diese Werte zunächst nur annähernd festgestellt werden können, ist es sehr wichtig, so frühzeitig wie möglich erste Vorstellungen über diese Größenordnungen zu gewinnen) — Gegenüberstellung mit dem vorhandenen Wissenschafts- und Produktionspotential der Volkswirtschaft und ihrer Teilbereiche unter Berücksichtigung der möglichen und der notwendigen Vergrößerung dieses Potentials im Prognosezeitraum — erste Ableitung des erforderlichen nationalen und internationalen Konzentrationsgrades in Forschung, Entwicklung und Produktion; 4. Ausarbeitung von Grundlinien der nationalen Strukturgestaltung auf den einzelnen Ebenen bei rechtzeitiger zentraler Vorgabe der Zielvorstellungen für die Bereiche und Zweige unter Beachtung der Entwicklungstendenzen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und des Welthandels, der Strukturentwicklung besonders in der UdSSR und den anderen Hauptpartnern der ökonomischen Zusammenarbeit; 5. Analyse einzelner Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation, der Export-Import-Beziehungen, die im wesentlichen zum Inhalt haben: — die optimale Konzentration in Forschung, Entwicklung und Produktion, technisch-ökonomisch bedingte internationale Spezialisierungsrichtungen; — die zweckmäßigste Spezialisierung der Volkswirtschaft, die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Spezialisierung und Kooperation sowie des internationalen Austausches — mit welchen Ländern auf welchen Gebieten: — Formen und Bedingungen der Kooperation in Forschung, Produktion und Zirkulation. Diese Varianten sind im wesentlichen von den Wirtschaftseinheiten auszuarbeiten, volkswirtschaftlich besonders wichtige von den zentralen Organen; 6. Verdichtung der Varianten zu zentralen Länderkonzeptionen der arbeitsteiligen Beziehungen — bei vorrangiger Ausarbeitung der Länderkonzeptionen D D R — UdSSR — und zu Konzeptionen der internationalen Spe206

zialisierung und Kooperation der Wirtschaftseinheiten. Neben der Ermittlung solcher Varianten im nationalen Rahmen sind die verstärkte gemeinsame Ermittlung von Varianten und die Ausarbeitung von Konzeptionen der internationalen Spezialisierung und Kooperation mit den betreffenden Partnern anderer sozialistischer Länder zur effektivsten Ausnutzung und weiteren Entwicklung der nationalen und gemeinsamen ökonomischen Potentiale erforderlich; 7. Korrektur und Präzisierung der nationalen Strukturkonzeption, internationale Abstimmung der Strukturpolitik, Ausarbeitung und internationale Koordinierung des perspektivischen Volkswirtschaftsplans unter Berücksichtigung der durch internationale Spezialisierung und Kooperation möglichen Senkung der einzelnen Aufwandsarten, der veränderten Effektivitätsentwicklung und Proportionalitätsbedingungen sowie der darin enthaltenen veränderten Anforderungen an Größe und Struktur der zu entwickelnden nationalen Wissenschafts- und Produktionspotentiale. In dem mehrfachen Aggregations- und Desaggregationsprozeß der Daten über die objektiv notwendige und die mögliche Struktur- und Effektivitätsentwicklung der Teilbereiche der Volkswirtschaft und der gesamten Volkswirtschaft sind ständig effektivere Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation zu suchen und international immer detaillierter abzustimmen: über volkswirtschaftliche, zweigliche und betriebliche Planansätze, zentrale Planvorgaben, über die Verteidigung von Planentwürfen vor den übergeordneten Organen, die zentrale Bilanzierung und die Ausarbeitung der Pläne auf der Grundlage der staatlichen Auflagen ; 8. Abschluß internationaler Vereinbarungen über besonders wichtige Maßnahmen der Spezialisierung und Kooperation im Prozeß der internationalen Koordinierung der langfristigen Volkswirtschaftspläne. Auf dieser Grundlage und auf der Grundlage der abgestimmten Hauptproportionen der Wirtschaftsbeziehungen Abschluß weiterer staatlicher Vereinbarungen und zivilrechtlicher Verträge zur internationalen Spezialisierung und Kooperation während des Ablaufs der koordinierten Volkswirtschaftsplätie. Die Abbildungen 4 und 5 veranschaulichen diesen Prozeß. Das Modell stellt einige der behandelten Beziehungen zwischen der Vorbereitung von Strukturentscheidungen auf Zweigebene und der 'Ausnutzung der internationalen Spezialisierung und Kooperation dar. 71 71

V g l . Morgenstern/Köhler, Die dynamischen Wachstumsfaktoren bei der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und der nationalen Strukturentwicklung, in: Sozialistische Außenwirtschaft, 6/1970

2,07

A b b . 4. G r o b s c h e m a wichtiger Z u s a m m e n h ä n g e und Schritte bei der Analyse u n d der P l a n u n g der internationalen Spezialisierung u n d Kooperation

- erforderlicher Konzentrationsgrad in. Forschung/Entwicklung und Produktion - technisch-ökonomisch bedingte internationale Spezia. lisierungsrichtungen

Produktionserfordernisse und -möglichkeiten im eigenen Land/Betrieb: 1. Feststellung bes. Produktionsnotwendigkeiten für einzelne Z w e i g e und Erzeugnisse, 2. Vergleich der spezifischen Aufwandsarten und der qualitativen Bedingungen der Zweige und Erzeugnisse mit den speziellen Voraussetzungen für Forschung/Entwicklung und Produktion — e r reichbare Effektivität, 3 . Addition aller Aufwendungen u. Bilanzierung mit dem Gesamtpotential der Zweige und der Volkswirtschaft Bedingung: ZAE1...n = AJ^J . . .

Möglichkeiten, Bedingungen und Formen der Kooperation in Forschung/Entwicklung, Produktion und Zirkulation mit den einzelnen Ländern

i;p

A u f w a n d für einzelne Erzeugnisgruppen, Erzeugnisse, technologische Linien, Teilprodukte P = Potentiale für Bildung, Forschung/Entwicklung, Produktion, A b satz

n =

Produktionsentwicklung der anderen Länder, besonders der sozialistischen, Export-Import-Möglichkeiten und -bedürfnisse

A b b . 5. Analyse detaillierter Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation, der Export-Import-Beziehungen in zentralen Organen und in Wirtschaftseinheiten 14

Morgenstern,

Arbeitsteilung

209

Eine wesentliche Grundlage für die Erarbeitung des Entscheidungsmodells ist, daß eine genaue Planung der Aufwandsarten erfolgt. Daher sind die im Modell enthaltenen Beziehungen vom grundsätzlichen Aufbau her auf allen Entscheidungsebenen gültig. Die Analyse der spezifischen Aufwendungen und ihre Beziehung zur Produktionsstruktur sowie zur Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit ist unter dem Gesichtspunkt der Erzielung hoher Leistungen in Forschung, Entwicklung, Produktion und Abs'atz ein permanenter, aus der Prognose abzuleitender Prozeß zur Vorbereitung von Entscheidungen in allen Führungsebenen. Im Modell wird Vom Primat der zentralen staatlichen Planung und ihrer Verbindung mit der eigenverantwortlichen Planung und Leitung der Wirtschaftseinheiten ausgegangen. Ausgangspunkt des Modells sind die Führungsgrößen der übergeordneten Leitung, die nach ähnlichen Kriterien wie die im Modell dargestellten und unter Mitwirkung der Wirtschaftseinheiten zu erarbeiten sind. Schon aus diesem Grunde ist eine kontinuierliche Analyse in den Wirtschaftseinheiten erforderlich. Die spezifische Problemstellung des Entscheidungsmodells ergibt sich aus der bedeutenden Stellung des Wachstumsfaktors Außenwirtschaft, der vor allem über die Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und den damit zusammenhängenden qualitativ veränderten Wirkungsbedingungen der volkswirtschaftlichen Wachstumsfaktoren ausgenutzt werden muß. Das Entscheidungsmodell hat die Erzeugnisstruktur als Kernstück der Strukturentwicklung des jeweiligen Führungsbereiches zum Inhalt. Ihre Bestimmung erfolgt auf der Grundlage der Führungsgrößen, der gründlichen Bedarfsanalyse (national und international) sowie unter Berücksichtigung der Produktionsmöglichkeiten und der aktiven Marktarbeit.Die Entscheidung über die Realisierungsfähigkeit einer gegebenen Erzeugnisstruktur setzt die konkrete Analyse des Anteils und der Dynamik aller Aufwandsarten für einzelne strukturbestimmende Erzeugnisse, Haupterzeugnisgruppen bzw. Produktionen eines gesamten Zweiges voraus. Wie vorn dargelegt, lassen sich aus der konkreten Analyse und der Gegenüberstellung zum Potential der Volkswirtschaft als Ganzem bzw. einzelner Zweige, Kombinate oder Betriebe rationell nach Aufwand und Zeitdauer zu bewältigende Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, Erzeugnissortimente und Erzeugnismengen sowie die Bereitstellung materieller Voraussetzungen planen. Dazu müssen neben einer Istzustandsanalyse der Aufwandsarten und Potentiale für Haupterzeugnisse und Erzeugnisgruppen Normative bzw. 210

Angaben über die Intensitätsentwicklung der einzelnen Aufwandsarten und alle weiteren im Abschnitt 5.3. angeführten Größenordnungen bekannt sein. Aus der Gegenüberstellung der spezifischen Aufwendungen zur Erzielung von Höchstleistungen in Forschung, Entwicklung und Produktion mit den vorhandenen bzw. zu entwickelnden Potentialen sowie der Addition der Aufwandsarten für die Erzeugnisgruppen 1 bis n und dem Vergleich mit dem Gesamtpotential des Zweiges ergeben sich im Verlauf eines mehrstufigen und mehrfachen Iterationsprozesses u. a. folgende miteinander in Wechselbeziehung stehende Schlußfolgerungen für die Strukturentwicklung und die Zusammenarbeit: Weitere Vertiefung der nationalen bzw. internationalen Konzentration und Spezialisierung der Forschung, Entwicklung und Produktion bei Sicherung des volkswirtschaftlichen Bedarfes und effektiver Exporte/ Importe. Ableitung von Maßnahmen zur Umstrukturierung bzw. vorrangigen Entwicklung der Potentiale, die die Entwicklung einer effektiven Produktionsstruktur begrenzen. Das schließt Maßnahmen zur Erhöhung der inneren Effektivität der Potentiale ein (z. B. Senkung ihrer Intensität bei gegebener Produktionsstruktur usw.). Komplexe Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit von der Forschung und Entwicklung über die technologische Vorbereitung der Produktion und die Produktion selbst bis zum Absatz, einschließlich Maßnahmen zur gemeinsamen Bewältigung der einzelnen Aufwendungen.

14*

6. Zur Planung, Leitung und Stimulierung der arbeitsteiligen Beziehungen 72

In der Arbeit wurden die Erfordernisse für eine beschleunigte Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung begründet. Dabei dürfen jedoch nicht die realen Gegebenheiten außer acht gelassen werden. Die schließliche Schaffung eines einheitlichen sozialistischen Wirtschaftsorganismus geht über mehrere Etappen in einem historisch relativ langen Prozeß vor sich. Die sozialistische Wirtschaftsintegration ist ein wesentlicher Schritt auf diesem Wege, indem über die weitere Annäherung und schrittweise Optimierung der Volkswirtschaftsstrukturen der einzelnen sozialistischen Staaten effektive, stabile und dauerhafte Verflechtungsbeziehungen zwischen ihnen entstehen. Allerdings ist das Tempo der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration im Rahmen der gegebenen Bedingungen beeinflußbar. Es ist das Ergebnis des Objekt-Subjekt-Verhältnisses vielfältiger Einflußfaktoren, die zusammengefaßt werden können in: — das Entwicklungsniveau der sozialistischen Produktionsverhältnisse und der Produktivkräfte in den einzelnen sozialistischen Ländern, das wesentlich über die Fortschritte in der sozialistischen Wirtschaftsintegration entscheidet, andererseits aber von ihr aktiv gefördert wird; — den Reifegrad des sozialistischen Überbaus in den beteiligten Ländern, das sozialistische Bewußtsein der Werktätigen, die bewußte Gestaltung der sozialistischen Wirtschaftsintegration. Schließlich spielen die „Umweltbedingungen" der sozialistischen Gemeinschaft eine nicht unwesentliche Rolle: der Stand der nationalen und sozialen Befreiungsbewegung und die Beziehungen der sozialistischen Staaten zu den antiimperialistischen Nationalstaaten, das Kräfteverhältnis zwischen Sozialismus und Imperialismus insgesamt. 72

A n mehreren Stellen der Arbeit wurden bereits Zusammenhänge mit der Planung und Leitung und einzelne ihrer Erfordernisse dargelegt. Diese Probleme sollen nun etwas vertieft und zusammengefaßt werden, ohne daß allerdings an eine detaillierte Behandlung gedacht ist. Die Fragen der Planung, Leitung und Stimulierung der sozialistischen Wirtschaftsintegration stellen ein eigenes breites Thema dar.

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Das Tempo und die Effektivität der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration werden wesentlich von der Führungstätigkeit der marxistisch-leninistischen Parteien, der Ausübung der Funktionen der sozialistischen Staaten, der richtigen Verbindung von Nationalem und Internationalem, dem sozialistischen Internationalismus, der Art und Weise der Organisierung und Lenkung der Integrationsprozesse bestimmt. Die Planung, Leitung und Stimulierung der sozialistischen Wirtschaftsintegration gilt es so auszubauen, daß die Vorzüge der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung voll zum Tragen kommen, daß den inhaltlichen Prozessen und Erfordernissen der Kooperation und Spezialisierung wirksam Rechnung getragen werden kann. Obwohl die Praxis der letzten Jahre und das Komplexprogramm zu dem Wie dieser Problematik bereits eine bestimmte Antwort gegeben haben, bedarf diese noch einer tiefgehenden Untersuchung und einer systematischen wissenschaftlichen Durchdringung. Prämissen sind u. a.: Es geht nicht nur um die Vervollkommnung dieser oder jener einzelnen Formen und Methoden, sondern um die Herausbildung eines ganzen Systems aufeinander abgestimmter Maßnahmen, Formen und Methoden der Organisierung, Planung, Leitung und Stimulierung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Und das sowohl im nationalen als auch im internationalen Rahmen; denn diese Aufgabe ist Angelegenheit des einzelnen sozialistischen Landes und aller RGW-Länder. Dabei verzahnen die nationale und die gemeinsame Planung und Leitung der sozialistischen Wirtschaftsintegration immer mehr miteinander. Das setzt Abstimmungen und Anpassungen zwischen den nationalen Planungsund Leitungssystemen und dem gemeinsamen System der Zusammenarbeit voraus, damit diese eng zusammenwirken können. Bei all dem ist von den gegebenen Bedingungen auszugehen, aus denen die notwendigen und möglichen nächsten Schritte auf diesem Wege abzuleiten sind. Zu den Bedingungen, die auf die Art und Weise der Organisierung und Lenkung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung einwirken, sind u. a. zu zählen: — der immer stärker werdende ökonomische und politische Zwang zur Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und die damit einhergehende enge Verflechtung der sozialistischen Volkswirtschaften; — der erreichte höhere Entwicklungsstand in allen RGW-Ländern bei noch vorhandenen Unterschieden im Niveau der Produktivkräfte, der sozialistischen Produktionsverhältnisse und auf anderen Gebieten; — die im Wesen gleichen ökonomischen, politischen, ideologischen Grundlagen der sozialistischen Länder und ihre objektiv gleichen Grundziele und -interessen, das Vorhandensein spezifischer nationaler Interessen; 213

— die Zusammenarbeit zwischen sozialistischen Staaten mit selbständigen Volkswirtschaften, in denen das gesamtstaatlich organisierte sozialistische Eigentum vorherrschend ist. Das hat die nationale Aneignung der Produktionsergebnisse zur Folge. Daraus ergibt sich z. B. die Notwendigkeit einer zunehmenden gemeinsamen Planungstätigkeit der RGW-Länder zur Organisierung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung. Der Reproduktionsprozeß in seiner Gesamtheit verläuft aber weiter im nationalen. Rahmen, und seine Planung und Leitung wird vom einzelnen sozialistischen Staat durchgeführt. Daraus ergeben sich weiter das Erfordernis und die Möglichkeit, die nationalen Planungs- und Leitungssysteme in einer gleichen Grundrichtung zu vervollkommnen, wobei aber zwischen ihnen weiterhin bestimmte Unterschiede bestehen werden usf. Einige grundlegende Erfordernisse der Vervollkommnung der nationalen Systeme und des Mechanismus der Zusammenarbeit sind — Verstärkung der Planmäßigkeit der Entwicklung der sozialistischen Volkswirtschaften und der sozialistischen Wirtschaftsintegration bei führender Rolle der marxistisch-leninistischen Parteien und voller Entfaltung der Funktionen der sozialistischen Staaten: — richtige Verbindung zwischen der zentralen nationalen Planung und Leitung der Grundfragen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und ihrer internationalen Koordinierung mit der eigenverantwortlichen Planungs- und Leitungstätigkeit der sozialistischen Wirtschaftseinheiten nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus (hierbei spielt die Vervollkommnung des Außenwirtschaftsmonopols eine große Rolle); — unmittelbare Zusammenarbeit der wirtschaftsleitenden Organe und Direktbeziehungen zwischen den sozialistischen Wirtschaftseinheiten (den Vereinigungen, Kombinaten und Forschungszentren); — wirksame ökonomische Stimulierung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung durch planmäßige und eine den sozialistischen Produktionsverhältnissen entsprechende systemgerechte Gestaltung und Ausnutzung der Ware-Geld-Beziehungen im nationalen Rahmen und im zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr ; 73 — exakte vertragliche Bindung der arbeitsteiligen Beziehungen, hohe materielle Verantwortlichkeit und politische Bewußtheit für ihre Erfüllung. 73

Vgl. Thesen über „Die Weiterentwicklung der Leninschen Theorie auf dem Gebiet der internationalen Wirtschaftsbeziehungen, insbesondere bei der Gestaltung der Außenwirtschaftsbeziehungen der D D R mit der UdSSR und den anderen sozialistischen Ländern", in: Sozialistische Außenwirtschaft, 1/1970

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Die konkrete Gestaltung der Planung und Leitung der Spezialisierung und der Kooperation sowie ihre ökonomische Stimulierung werden von den technisch-ökonomischen Bedingungen der Forschung, Entwicklung und Produktion, dem Gegenstand und den Richtungen der Spezialisierung und den Kooperationsformen beeinflußt. So erfordert die Spezialisierung und die Kooperation von Fertigungslinien und Produktionsanlagen bestimmte andere Formen der Organisation, der Planung und Leitung als die Spezialisierung und die Kooperation einzelner Fertigerzeugnisse. Größere Komplexe' von Forschung, Entwicklung und Produktion bedürfen der einheitlichen Planung, Leitung und Organisation, beispielsweise durch den Einsatz von Generalprojektanten und -lieferanten, die mit den erforderlichen Vollmachten ausgerüstet sein müssen und über exakte vertragliche Regelungen sowie mittels ökonomischer Hebel die qualitätsgerechte, paßfähige und pünktliche Zulieferung der spezialisierten Teile zu gewährleisten haben. Von besonderer Bedeutung ist das für die Entwicklung und die Produktion von Maschinen- und Gerätesystemen und die damit verbundene komplexe Lösung technologischer Prozesse. Hier bedarf es in noch höherem Grade einer gerneinsamen Planungs- und Leitungstätigkeit und Organisation, um die vielfältigen, komplizierten, wissenschaftlich-technischen, technologischen und ökonomischen Aufgaben mit hohem Nutzeffekt lösen und die Paßtähigkeit der spezialisiert gefertigten einzelnen Erzeugnisse, Baugruppen, Teilausrüstungen usw. gewährleisten zu können. Oft werden dazu überzweigliche Koordinierungszentralen und Leitorgane von Produzenten und Anwendern (gegebenenfalls in Form internationaler Zweigorganisationen) eingesetzt werden müssen, da Entwicklung, Produktion und Einsatz solcher Systeme meist mehrere Zweige betreffen. Die Verstärkung und Qualifizierung der planmäßigen Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung ist durch die immer umfassender werdenden Zusammenhänge und intensiveren Wechselwirkungen zwischen der Entwicklung der Volkswirtschaften der sozialistischen Länder, ihre wachsenden arbeitsteiligen Abhängigkeiten und die auf dieser Grundlage zunehmende Verflechtung der nationalen und internationalen Wirkungsebene der ökonomischen Gesetze des Sozialismus objektiv bedingt. Die bewußte Übereinstimmung der nationalen und internationalen Interessen, die Lösung der anstehenden großen wissenschaftlich-technischen und ökonomischen Aufgaben, die komplexe Organisierung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation, die Sicherung ihrer Stabilität und Beweglichkeit sind daher nur auf planmäßiger Grundlage möglich. Dabei handelt es sich auch auf dieser Ebene um die bewußt zu verwirklichende Einheit von Gebrauchswert und Wert der gesellschaftlichen 215

Arbeit. Die gemeinsame L ö s u n g des Rohstoff- und Energieproblems, die gemeinsame Entwicklung moderner Verfahren, Werkstoffe, Produktionsinstrumente und verschiedener Konsumgüter, der Ausbau des Verkehrsund Nachrichtenwesens und die Transportintegration stellen umfangreiche materielle Aufgaben dar. Ihre auf arbeitsteiliger und kooperativer Grundlage erfolgende L ö s u n g ist mit der Verausgabung und dem internationalen Austausch großer Wertvolumina verbunden. Dabei verändern sich auch die Produktions- und Reproduktionsbedingungen, die Wertgrößen und die Wertstrukturen. D a s macht die Planung dieser Prozesse äußerst kompliziert. E s zwingt zu einer planmäßigen Verausgabung der nationalen Arbeit und zur planmäßigen Realisierung ihrer Ergebnisse, zur immer besseren Berücksichtigung der internationalen Marktbedingungen bereits in den produktionsvorbereitenden Phasen, zur planmäßigen Entwicklung des Marktes der integrierten sozialistischen Länder. Vor allem die perspektivische Entwicklung der Volkswirtschaftsstrukturen muß aufeinander abgestimmt werden, wenn die ökonomischen Gesetze des Sozialismus — darunter das Wertgesetz — mit hoher Effektivität und in einer solchen Weise ausgenutzt werden sollen, daß jedes sozialistische Land bei äquivalentem Austausch ein schnelles ökonomisches Wachstum einhält. Daraus leitet sich die bereits dargelegte Notwendigkeit ab, die Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung von vornherein und auf allen Ebenen der Volkswirtschaft in den gesamten Prognose-, Planungs- und Leitungsprozeß zu integrieren, diesen zwischen den R G W Ländern immer besser abzustimmen und auf den erforderlichen Gebieten miteinander zu verzahnen. Austausch von Prognoseergebnissen und gemeinsame prognostische Tätigkeit, Abstimmung der Wirtschaftspolitik zur Herausarbeitung einer gemeinsamen Strategie der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration, Abstimmung und Ausarbeitung gemeinsamer Entwicklungsprogramme für Schwerpunktaufgaben, Vervollkommnung der internationalen Plankoordinierung und gemeinsame Planung für einige Zweige und Arten der Produktion, aktivere planmäßige Nutzung der Ware-GeldBeziehungen — das sind wesentliche Formen und Methoden der gemeinsamen planmäßigen Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, die auf Grund der Bedingungen notwendig und möglich sind. Entsprechend ihrer entscheidenden Funktion im inhaltlichen ökonomischen Prozeß der Integration kommt der U d S S R auch bei der Abstimmung der Wirtschaftspolitik und der Plankoordinierung die maßgebende Rolle zu. Die Notwendigkeit, die Erfordernisse und Möglichkeiten der Außenwirtschaft, insbesondere der sozialistischen Wirtschaftsintegration, bei der Planung und Leitung aller Reproduktionsphasen und -elemente stets und 216

allseitig zu berücksichtigen, wird vor allem auch auf Grund der Komplexität der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation deutlich. Der Komplexcharakter kommt darin zum Ausdruck, daß sich die Spezialisierung und Kooperation auf die Makro- und Mikrostruktur der Volkswirtschaft auswirkt, daß sie unmittelbar eingreift bzw. verbunden ist mit der Ausbildung und Qualifizierung der Arbeitskräfte, mit der Forschung, Entwicklung und Produktion, der Distribution, Zirkulation und Konsumtion, daß sie im Zusammenhang mit der Investitionstätigkeit eine wirtschaftlichere Kombination von Arbeitskräften, Arbeitsmitteln und Arbeitsgegenständen auf internationaler Ebene darstellt und auf diese Kombination im nationalen Rahmen 'einwirkt, daß sich in ihr die Einheit von materiellen und finanziellen Prozeßabläufen verkörpert. Das zwingt zu einer weitsichtigen, umfassenden Planung und Organisierung der arbeitsteiligen Beziehungen, ohne die das Erreichen der qualitativ höheren Stufe der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation nicht möglich ist. Gerade unter dem Aspekt der Vertiefung der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation bedarf es einer Qualifizierung der zentralen staatlichen Planung und Leitung, einer richtigen Handhabung des staatlichen Außenwirtschaftsmonopols und einer erhöhten Eigenverantwortung der VVB, Kombinate und großen Exportbetriebe. Die Praxis der internationalen Spezialisierung und der Kooperation zeigt die Dringlichkeit einer von den zentralen Organen ökonomisch fundiert ausgearbeiteten, mit der UdSSR und den anderen RGW-Ländern rechtzeitig abgestimmten gesamtvolkswirtschaftlichen Strukturkonzeption, die die Grundlinien der weiteren Gestaltung und der Ausnutzung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung zum Inhalt hat. Diese Grundlinien umfassen die mit der internationalen Arbeitsteilung und dem Austausch sich verändernden Hauptproportionen der Volkswirtschaft, der Produktions- und Außenhandelsstruktur und die volkswirtschaftlich entscheidenden Maßnahmen der Spezialisierung und der Kooperation in Forschung, Entwicklung, Investitionen und Produktion. Das ist eine wichtige Voraussetzung für die planmäßige proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft und für ein sicheres Vorgehen der Wirtschaftseinheiten auf außenwirtschaftlichem Gebiet. Damit erhalten die Wirtschaftseinheiten Grundlagen für eine zielgerichtete außenwirtschaftliche Aktivität und die notwendigen zentralen Ausgangspunkte und ersten Rahmenbedingungen für die Analyse der einzelnen Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation. Auf dieser Basis werden von den VVB, Kombinaten und Betrieben langfristige Konzeptionen der internationalen Spezialisierung und Kooperation 217

ausgearbeitet, die ihrerseits eine Grundlage für die zentrale staatliche Planung darstellen. Engere Direktbeziehungen mit den Partnern und ein unmittelbarer Informationsaustausch über geplante Entwicklungen sind dazu allerdings neben den zentralen Informationen und Vorgaben unerläßlich, damit die Wirtschaftseinheiten ihre Konzeptionen und Pläne unter Berücksichtigung der Veränderungen der Produktions- und Außenhandelsstruktur sowie der neu entstehenden Möglichkeiten für die Spezialisierung und die Kooperation in den anderen sozialistischen Ländern aufstellen können. Zur internationalen Abstimmung und gemeinsamen Planung, Leitung und Organisierung der Spezialisierurig und Kooperation gehören u. a.: — die Abstimmung der Entwicklung von Wissenschaft und Technik und zunehmend die gemeinsame wissenschaftlich-technische Politik einschließlich der internationalen Standardisierung; — die Aufstellung von Forschungs- und Entwicklungsprogrammen und die Forschungskooperation; — die Abstimmung der Investitionen und der Produktion, ihre Spezialisierung und Kooperation; — die Berücksichtigung der arbeitskräftemäßigen, materiellen und finanziellen Voraussetzungen für ein hohes Niveau der Forschungs- und Produktionskooperation und -Spezialisierung und die Festlegung der dazu erforderlichen gemeinsamen Maßnahmen (Aus- und Weiterbildung, technologische Hilfe und andere Unterstützung zur Beherrschung der Produktion, Investbeteiligung, Kredite, Lieferung von Material und benötigter Technik, Arbeitskräfteaustausch u. a. m.); — die Bilanzierung der Verrechnungen; — die Festlegungen in bezug auf den Absatz der Erzeugnisse und Leistungen, einschl. des Absatzes auf dritten Märkten; — die Koordinierung der Marktarbeit bzw. die gemeinsame Marktarbeit. Damit ist untrennbar der Ausbau der vertraglichen Gestaltung der sozialistischen internationalen Kooperation und Spezialisierung verbunden. Wenn die Vereinbarungen und Verträge gewissenhaft vorbereitet, die Bedingungen der Vertragspartner und alle Einflußfaktoren — soweit möglich — gründlich analysiert und berücksichtigt werden, dann wird ihre Realität gestärkt. Langfristigkeit und gleichzeitige Präzisierung verschiedener Vertragspunkte im Verlaufe ihrer Durchführung bei objektiv veränderten Verhältnissen, genaue Zielstellung und konkrete Abstimmung, exakte Festlegung der gegenseitigen Verpflichtungen und Sanktionen, fundierte Ermittlung und rechtzeitiger Ausweis des gegenseitigen Nutzens sind einige Voraussetzungen, um die Funktion der Verträge zu stärken und Stabilität wie Flexibilität der arbeitsteiligen Beziehungen zu gewährleisten. 218

Eine erhöhte Planmäßigkeit bei der Vertiefung der Spezialisierung und der Kooperation wie der gesamten ökonomischen Zusammenarbeit zwischen den Ländern der sozialistischen Staatengemeinschaft setzt vor allem auch eine wirksamere internationale Plankoordinierung voraus. Trotz ihrer positiven Rolle zur Entwicklung der Volkswirtschaften der RGW-Länder hat sie in der Vergangenheit doch nicht unmittelbar genug die Produktionssphäre erfaßt. Bei der Koordinierung der neuen Fünfjahrpläne zwischen der DDR und der UdSSR und den anderen RGW-Ländern sind bereits Fortschritte erzielt worden, die es systematisch auszubauen gilt. Konzentration in der internationalen Plankoordinierung auf Grundfragen der Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technik, Investitionen, Produktion und Zirkulation, die für das Wachstum der beteiligten sozialistischen Volkswirtschaften entscheidend sind, Abstimmung der Hauptrichtungen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, Rechtzeitigkeit, Langfristig/zeit (mit unterschiedlichen Zeiträumen je nach dem Charakter des Gegenstandes74), Kontinuität der Koordinierung und höhere Verbindlichkeit ihrer Ergebnisse, komplexe Untersuchung und Abstimmung aller mit der Spezialisierung und Kooperation verbundenen Reproduktionsphasen und Prozesse, Abschluß staatlicher Abkommen und Verträge über Forschungs- und Produktionskooperation zu wichtigen volkswirtschaftlichen Aufgaben bereits während der Koordinierung, inhaltliche und zeitliche Synchronisierung zwischen der nationalen Planung und der internationalen Koordinierung, damit eine festere Verbindung zwischen beiden Seiten gewährleistet, wird, aktive 'Einbeziehung der Zweigleitungen und großen Wirtschaftseinheiten in den Prozeß der internationalen Abstimmung und planmäßige Gestaltung der Ware-GeldBeziehungen — das sind einige der wichtigsten Richtungen der weiteren Vervollkommnung der internationalen Plankoordinierung. Die sich herausbildende gemeinsame planmäßige Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung wird zusammenfassend etwa folgende Elemente beinhalten: — gemeinsame Prognostik von Wissenschaft, Technik und Ökonomie wie auch anderer gesellschaftlicher Bereiche (hierin sind als sehr wesentliche Bestandteile Prognosen und Grundkonzeptionen zu den Hauptrichtungen der weiteren Entwicklung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung eingeschlossen); — Abstimmung der Wirtschaftspolitik und -Strategie; 74

A u ß e r dem Fünfjahreszyklus wird f ü r viele Gebiete eine langfristigere Koordinierung erforderlich. V g l . dazu: Belja'ev, I., Ökonomische Interessen und die Zusammenarbeit der

RGW-Länder,

Sowjetwissenschaft, in:

Gesellschaftswissenschaftliche

Beiträge,

5/1971, S. 4 9 0

219

— zwei- und mehrseitige Ausarbeitung komplexer Programme der Integration für entscheidende volkswirtschaftliche Bereiche (Rohstoff- und Energiebasis, moderne Stoffwirtschaft, bestimmte Zweige der Chemie, der Elektronik, des Maschinenbaus, des Transport- und Nachrichtenwesens), für die gemeinsame Lösung von Grundfragen der Mechanisierung und Automatisierung sowie anderer Querschnittsprobleme; — zwei- und mehrseitige Koordinierung der Volkswirtschaftspläne für verschiedene Zeiträume; — gemeinsame Planung einzelner Zweige und Schwerpunkte der Forschung, Entwicklung und Produktion zwischen den interessierten Ländern; — Abschluß völkerrechtlicher Abkommen und zivilrechtlicher Verträge über Kooperation und Spezialisierung sowie langfristiger Außenhandelsabkommen und Liefer- und Leistungsverträge. In dieses System ist der ständige Erfahrungsaustausch über die nationalen Planungs- und Leitungssysteme und die gemeinsame Arbeit zu ihrer Vervollkommnung und Abstimmung einbezogen. Eine im Prinzip gleiche Ausgestaltung der nationalen Planung und Leitung ist möglich und notwendig, da in den RGW-Ländern die gleichen ökonomischen, politischen und ideologischen Grundlagen existieren und die Gesetzmäßigkeiten des sozialistischen Aufbaus und der Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftsintegration allgemeingültig sind. Was wird trotz gewisser Unterschiede in der Art und Weise der nationalen Planung und Leitung prinzipiell gleich sein müssen und können? Der allgemeine Ausgangspunkt ist m. E . der, daß die nationalen Systeme und das System der Zusammenarbeit so aufeinander abgestimmt sein müssen, daß der Prozeß der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, der Internationalisierung der Produktivkräfte und der sozialistischen Produktionsverhältnisse in optimalem Tempo gefördert wird. Voraussetzungen sind u. a.: Festigung des demokratischen Zentralismus als des Grundprinzips der Planung und Leitung der Wirtschaft und des sozialistischen Staates; zentrale Planung und Leitung der Grundfragen der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung bei hoher Eigenverantwortung der Wirtschaftseinheiten auch auf außenwirtschaftlichem Gebiet, da diese sonst ihrer Verantwortung für den Reproduktionsprozeß auf zweiglicher und betrieblicher Ebene nicht voll nachkommen können (daraus ergeben sich ähnliche Rechte und Vollmachten der Vereinigungen und Kombinate für die Organisierung der Spezialisierung und Kooperation in Zusammenarbeit mit den Außenhandelsorganen); eine Regelung der Planausarbeitung und -durchführung, die voll dem wechselseitigen Zusammenspiel mit der internationalen Plankoordinierung entspricht und die Umsetzung der ge220

troflenen Vereinbarungen in den Volkswirtschaftsplan sowie deren Realisierung garantiert; die ökonomische Interessiertheit aller Glieder der Volkswirtschaft an der Vertiefung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung; eine planmäßige Nutzung der Ware-Geld-Beziehungen in Übereinstimmung mit den festgelegten Aufgaben der Zusammenarbeit. Für die Entwicklung der sozialistischen ökonomischen Integration und die rationelle Gestaltung der Spezialisierung und Kooperation ist die ökonomische Stimulierung über die Ware-Geld-Beziehungen ganz ent* scheidend. Die ökonomische Stimulierung, die Äquivalenz des Austausches und das Prinzip der materiellen Interessiertheit erhalten auf Grund der nationalen Aneignung der Ergebnisse aus der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und des internationalen Austauschs ein besonderes Gewicht. Sowohl der nationale als auch der internationale Markt sind im Sozialismus ein geplanter Markt. Daraus ergibt sich, daß die Ware-Geld-Beziehungen innerhalb der sozialistischen Länder und in ihrer Zusammenarbeit planmäßig entfaltet und als aktives Instrument zur Gestaltung einer rationellen sozialistischen internationalen Arbeitsteilung organisch in die nationale Planung und die internationale Plankoordinierung eingebunden werden müssen. Die Wert- und Marktkategorien und Marktbedingungen sind bei der Organisierung der sozialistischen Spezialisierung und Kooperation von vornherein zu beachten und planmäßig als ökonomische Hebel zur Erreichung des wissenschaftlich-technischen Höchststandes und einer bedarfsgerechten Produktion zu nutzen. Das hat großen Einfluß auf die Übereinstimmung der ökonomischen Interessen der sozialistischen Partner bei den einzelnen Maßnahmen der Kooperation und des Austausches. Es hemmt die Spezialisierung und Kooperation, wenn beispielsweise den Preisen und anderen ökonomischen Fragen bei der Vorbereitung der Verträge nicht rechtzeitig die Bedeutung beigemessen wird wie den technischen Belangen, wenn die Marktarbeit (Marktforschung, Angebotstätigkeit, Kundendienst, technische Beratung usw.) nicht planmäßig in den Prozeß der Vorbereitung und Realisierung der Spezialisierung und Kooperation eingeordnet ist und sie damit nicht aktiv genug für die Erweiterung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung betrieben wird. JFür die weitere Ausarbeitung des ökonomischen Systems des Sozialismus in der D D R ist es unter diesen Gesichtspunkten u. a. bedeutsam, daß die sozialistischen Warenproduzenten auf der Grundlage des international koordinierten volkswirtschaftlichen Perspektivplanes ökonomisch intensiver angeregt werden, die Möglichkeiten der sozialistischen internationalen Spezialisierung und Kooperation weitgehend zu nutzen. Das 221

betrifft Fragen der Preisgestaltung, das Verhältnis von Inlandspreisen zu Außenhandelspreisen, die weitere Einbeziehung von Export- und schließlich z. T. Importergebnissen in das einheitliche finanzielle Betriebsergebnis, eine noch zielgerichtetere Anwendung insbesondere von Exportstimulierungsmitteln, Kredit und Zins, Zu- und Abschlägen. Die verschiedenen Normative und materiellen Stimuli müssen noch wirksamer als ein in sich abgestimmtes System der ökonomischen Stimulierung der Außenwirtschaftsbeziehungen im Rahmen der zentralen staatlichen Planung und Leitung der Volkswirtschaft zur Wirkung kommen. Dazu ist es unerläßlich, daß die finanziellen Regelungen voll mit den durch die internationale Spezialisierung und Kooperation und die Außenhandelsabkommen gebildeten materiellen Proportionen und getroffenen materiellen Festlegungen übereinstimmen und diese in Richtung höchster Effektivität gestalten helfen. Bei der Festlegung der Normative der wirtschaftlichen Rechnungsführung und der staatlichen Aufgaben sind die durch internationale Spezialisierung und Kooperation erreichbaren Nutzeffekte einzuplanen. Damit werden die Wirtschaftseinheiten ökonomisch gezwungen, die potentiellen Nutzeffekte der internationalen Spezialisierung und Kooperation voll auszuschöpfen, effektive Varianten zu ermitteln und zu realisieren. Durch die Vorgabe langfristiger Normative und eindeutiger ökonomischer Regelungen, durch eine ökonomisch begründete Preisbildung und reale Umrechnungskoeffizienten werden die Wirtschaftseinheiten in die Lage versetzt, den Nutzen der Varianten der internationalen Spezialisierung und Kooperation möglichst genau zu berechnen. Umgekehrt ist die Ausarbeitung ökonomisch begründeter Konzeptionen der internationalen Spezialisierung und Kooperation in den VVB und Kombinaten eine wesentliche Voraussetzung für eine fundierte Planung und Normativbildung seitens der zentralen Staats- und Wirtschaftsorgane. Es geht bei allen diesen skizzierten Maßnahmen darum, die Planung der internationalen Spezialisierung und Kooperation und der gesamten Außenwirtschaft voll mit der wirtschaftlichen Rechnungsführung und dem System der materiellen Interessiertheit der sozialistischen Warenproduzenten und Außenhandelsbetriebe zu verbinden und den Wirtschaftseinheiten auch die materiellen Voraussetzungen für eine erhöhte außenwirtschaftliche Aktivität zu gewähren. Auf diese Weise und durch das Wirksamwerden der Impulse der Weltmärkte in bezug auf wissenschaftlich-technische Entwicklung, Kostenniveau, Qualität der Erzeugnisse und andere Parameter, bei gleichzeitigem Schutz der Volkswirtschaft vor schädlichen Einflüssen und Störungen des Imperialismus, wird die Konzentration auf die Produktion strukturbestimmender, exportrentabler und perspektivisch ab222

satzfähiger Erzeugnisse gefördert. Die außenwirtschaftlichen Erfordernisse werden so bei der rationellen Gestaltung des einheitlichen Reproduktionsprozesses auf allen Ebenen umfassend berücksichtigt und die großen Wachstumspotenzen der Außenwirtschaft, speziell der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung, wirksam für die Erhöhung des Nationaleinkommens genutzt. Mit den Beschlüssen der XXIII. und XXIV. RGW-Tagung sind bereits eine Reihe von Maßnahmen zur weiteren planmäßigen Gestaltung und aktiveren Nutzung der Valuta- und Finanzbeziehungen zwischen den RGW-Ländern getroffen worden (u. a. Gründung der Investitionsbank, Verbesserung der Tätigkeit der Internationalen Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit). Die breitere Anwendung von Kredit und Zins, des multilateralen Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs sowie Verbesserungen bei der Gestaltung der Außenhandelsvertragspreise auf der Grundlage der Preise der Hauptwarenmärkte (stärkere Berücksichtigung der technisch-ökonomischen Parameter, der Qualität, der Lieferfristen und -bedingungen, des Kundendienstes, der Ersatzteilversorgung usf.) sind zur Förderung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und zur umfassenderen Durchsetzung des Äquivalenzprinzips (darunter auch auf dem Gebiet der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit) objektiv notwendig. Das alles ist mit den Funktionen des sozialistischen Geldes, mit der Stärkung des transferablen Rubels als der kollektiven Währung der RGW-Länder verbunden. Hierzu sind noch viele komplizierte Probleme zu untersuchen. Es ist offensichtlich angebracht, unter steter Berücksichtigung der materiellen Bedingungen und aller anderen Zusammenhänge zwischen kurzund langfristig lösbaren Aufgaben zu unterscheiden. Die Funktionen des sozialistischen internationalen Geldes zu größerer Wirksamkeit zu bringen (die Funktion als Maß der Werte und Maßstab der Preise, als Akkumulations- und Zahlungsmittel) ist u. a. mit dem Problem der Währungskurse und der Schaffung der materiellen Voraussetzungen verbunden, damit die sozialistischen Länder ein erhöhtes Interesse an der Akkumulation dieses Geldes erhalten. Das hat eine unmittelbare Beziehung zum multilateralen Zahlungs- und Verrechnungsverkehr. Es sind sich wohl alle einig, daß dieser breiter angewendet werden muß, um effektivere Varianten der Spezialisierung und Kooperation und zusätzliche Möglichkeiten der Arbeitsteilung und des Austausches zu erschließen. Die Frage lautet aber, welcher Spielraum dafür unter den Bedingungen der Planung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und des Außenhandels zweckmäßig ist. Das hängt sehr stark mit den materiellen Grundlagen zusammen, mit der effektiven Möglichkeit der sozialistischen Länder, 223

für ein Aktivsaldo an transferablen Rubeln in einem Drittland die benötigten Waren kaufen zu können. Es ist aber auch von der Art und Weise der Planung und Bilanzierung der Arbeitsteilung und des Außenhandels abhängig. In dem Maße, wie immer stärker zur mehrseitigen Organisierung und Bilanzierung des Warenumsatzes zwischen den RGW-Ländern und zum mehrjährigen Ausgleich der Verrechnungen übergegangen wird, entsteht für den multilateralen Zahlungs- und Verrechnungsverkehr ein breiterer Boden. Generell gilt, daß es nicht darum geht, das Wertgesetz und die WareGeld-Beziehungen auf internationaler Ebene um jeden Preis breit zu entfalten' und womöglich in erster Linie auf diesem Weg die sozialistische internationale Arbeitsteilung vertiefen zu wollen. Vielmehr ist deren Ausbau ebenso wie in den sozialistischen Ländern selbst im Interesse des Zieles der sozialistischen Produktion und der sozialistischen Wirtschaftsintegration und im Einklang mit den materiellen Bedingungen planmäßig zu verwirklichen. Die großen Aufgaben zur gemeinsamen Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution und zur Gestaltung hocheffektiver Volkswirtschaftsstrukturen in den RGW-Ländern müssen zum gegenseitigen Nutzen aller beteiligten Länder direkt und bewußt durchgeführt werden. Diesem Erfordernis sind die Ware-Geld-Beziehungen untergeordnet. Allerdings spielen sie dabei keine passive Rolle, und ihre Funktion besteht auch nicht nur darin, beschlossene Maßnahmen realisieren zu helfen. Sie sind objektiv dazu berufen, auch als wichtige Kriterien zur Entscheidungsfindung und Berechnung effektiver Varianten der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und des Austausches zu dienen und die internationale Spezialisierung und Kooperation zu stimulieren. Es ist eine objektive Bedingung, daß langfristig gesehen der Ausbau der Ware-Geld-Beziehungen innerhalb der sozialistischen Länder und in ihrer Zusammenarbeit im wesentlichen synchron verläuft, um zu erreichen, daß sie auf der Basis der koordinierten nationalen Perspektivpläne und der gemeinsamen Planung in gleicher Grundrichtung wirken: in der Richtung einer ständigen Vertiefung und immer rationelleren Gestaltung der sozialistischen internationalen Arbeitsteilung und eines hohen Wachstumstempos jeder Volkswirtschaft.

Personenregister

Belja'ev, J. 2, 148, 219 Bleßing, H. 18 Bogomolov, O . T . 31, 46, 73, 112 Böttger, E. 169 Breshnew, L. I. 3, 10 Dudinski, J. 8, 31 Göhler, E. 8 Günther, F. 169 Hauke, I. 152, 169 Honecker, E. 5, 10, 12, 43, 62 Keil, J. 150 Kiss, T. 68 Köhler, R. 90, 100, 104, 106, 207 Kohlmey, G. 35 Kossygin, A.N. 150, 185 Kraft, G. 150, 170 Kunz, W. 9 Lenin, W. I. 8, 47, 59 Lopuchova, N. 3 Mateev, E. 35 Matthes, H. 109 Maksimova, M. 8 Mirosnicenko, A. 155, 156 Morgenstern, K. IX, 45, 90, 104, 167, 207

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Morgenstern, Arbeitsteilung

Nowarra, R. 167 Olsevic. I. 135 Scholze, G. 25 Senin, M. V. IX, 123 Sergeev, V. 55, 73 Sorokin, G. 17, 18 Steeger, H. 100 Steinitz, W. 100 Stier, L. 109 Stoph, W. 46 Stöckert, F. 18 Streber, J. 46, 150 Sykora, E. 167 Thede, S. 18 Thiele, R. 25 Tretner, L. 109 Ulbricht, W. 6 Voß, L. 167 Weitkus, O. 8 Wolf, H. 89 Wygodski, S. 86 Zamin, W. 135 Zukov, W. 135