Pytheas von Massilia 9783110848441, 9783110031706

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Pytheas von Massilia
 9783110848441, 9783110031706

Table of contents :
Vorbemerkung
Konkordanz mit der Sammlung von Alfred Schmekel, Merseburg 1848
Einleitung
PYTHEAS VON MASSALIA
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KLEINE TEXTE FÜR VORLESUNGEN UND ÜBUNGEN B E G R Ü N D E T VON H A N S LIETZMANN H E R A U S G E G E B E N VON K U R T A L A N D

175

P Y T H E A S V O N MASSALIA COLLEGIT HANS JOACHIM METTE

BERLIN VERLAG VON WALTER DE GRUYTER & CK). 1952

FELIX JACOBY Z U M 75.

GEBURTSTAG

IN D A N K B A R E R

VEREHRUNG

Vorbemerkung E s sind die verschiedensten Brechungen, aus denen wir heute das W e r k des P y t h e a s , das den W e s t e n und den Norden des W e l t meeres zum Gegenstand hatte und als erstes dem griechischen Abendlande v o n Britannien und Thüle, v o m Nordmeer u n d der K ü s t e Germaniens genauere K u n d e brachte, zurückgewinnen müssen. Zwei K o n s t a n t e n seiner Methode, die unbekannte W e l t der ratio zu erschließen, fallen deutlich in die A u g e n : die Berechnung der Distanzen nach Tagesfährten und die Fixierung a n Hand der Dauer des längsten T a g e s zur Zeit der Sommerwende. Fünf Tagesfahrten betrug die Entfernung v o n Gadeira bis zum Heiligen Vorgebirge, drei Tagesfahrten w a r Vexisame v o m eigentlichen Festland, mehrere Tagesfahrten das K a n t i o n v o m gegenüberliegenden Ufer e n t f e r n t ; auf eine Tagesfahrt belief sich der A b stand der Insel Abalus v o m Ufer des Baunonischen S k y t h i e n , auf drei der der Insel Basileia v o m Festland, auf sechs der der Insel Thüle v o m nördlichen Britannien. 1574 Stunden andererseits w ä h r t e der längste T a g in Massalia, 18 an der nördlichen K e l t e n k ü s t e (oder bereits in B r i t a n n i e n ? ) , 19 im Süden Britanniens, 21/22 dort, w o die ' B a r b a r e n ' die 'I'jAfou KOITTI' zeigten, 24 endlich auf T h ü l e im höchsten Norden, in der N ä h e des „Geronnenen Meeres", das den Bernstein auswarf. Mit der A n g a b e der Tagesfahrten k n ü p f t e P y t h e a s an die alte Periegese an, wie sie bei Homer, H e k a t a i o s Herodot Hanno vorliegt. Mit der Berechnung der Tageslängen, d. h. der Beobachtung der E r h e b u n g der Sonne über den Horizont, weist er in die Z u k u n f t : diese und die Berücksichtigung v o n K l i m a und Atmosphäre erschienen dem Poseidonios als so bedeutsam, d a ß er dem P y t h e a s den R u h m zuerkannte, die enge Verbindung der oOpdvia und frnlysia richtig betont und eine ' m p l T& oüpdvta Kai TDT paOrinarnKa laropia* bewiesen zu haben. D a m i t ist P y t h e a s , wie f ü r Krates v o n Pergamon, so f ü r Poseidonios in gewissem Sinne Vorbild und Anreger gewesen, wenn sie, z. T. in direktem Anschluß a n ihn, das Weltmeer zum Gegenstand ihrer Forschung machten. Und nicht weniger mit seiner Behandlung des Problemes der Gezeiten, das er bereits m i t einer E i n w i r k u n g des Mondes i n Verbindung brachte und das er im Norden Britanniens ebenso w i e a m Heiligen Vorgebirge v e r f o l g t e : im hohen Norden glaubte er die größten, an der Südwestspitze Iberiens die geringsten F l u t h ö h e n im Bereiche des Weltmeeres beobachten zu können. Und i m hohen Norden ließ die arktische K ä l t e das Wasser dieses Weltmeeres i n Gestalt eines auf- und abwogenden, einer 'Meerlunge' gleichenden "Gemisches* v o n E r d e , Wasser und L u f t zu einer leibhaften „Fessel der W e l t " erstarren, in der Nähe der Aiolosinseln die vulkanische i*

IV Hitze die 'EVTÓS ©áXorrra siedend aufkochen. Alle diese Erscheinungen beobachtete Pytheas und teilte er den ireircnSEUiiévoi des Abendlandes in seiner Schrift 'Vom Weltmeere* mit: in den meisten Fällen tat er ihrer als der erste Erwähnung. Es ist während des vergangenen Jahrhunderts von berufener und von unberufener Seite unendlich viel über Pytheas geschrieben und dadurch das wirklich Erreichbare und Wißbare nahezu verschüttet worden. Den Weg zu dem wirklich Erreichbaren und Wißbaren wieder freizulegen und zugleich die Erscheinung des Pytheas in ihre Überlieferangs- und problemgeschichtlichen Zusammenhänge einzuordnen, dieses Ziel verfolgt die anschließende Edition (S. 17—35), deren Benutzung eine überlieferungsgeschichtliche 'Einleitung' (S. 1—16), eine Quellenanalyse mit Index (S. 36—46) und ausführliche Namen-, Sach- und Wortregister (S. 46 —52) erleichtern. Die für ihre Zeit verdienstliche Ausgabe von Schmekel, Pytheae Massiliensis quae supersunt fragmenta (Merseburger Schuiprogramm 1848) ist damit überholt. Hamburg, den 19. März 1951

H. J. Mette

Konkordanz mit der Sammlung von Alfred Schmekel, Merseburg 1848 lette 1

2 3 4 5 6a 6b 6c 6d

Schmekel i 13 5 7 —



3.14 17. 2 18

Mette 6e 6f H

6h 7» 7b 7C 8 9

Schmekel 9 *5 23 24 6 —

10 8 15 f

Mette 10 na 11b IX

13a 13 b 14 IS

Schmekel —

27 26. —

II

20 f. 12 —

19

4

Einleitung Die Persönlichkeit des Pytheas von Massalia ist interessant dnrch die Beachtung, die sie bei einem so bedeutenden Menschen wie Poseidonios gefunden hat. Sie ist interessant durch die erlesenen Nachrichten, die sie uns über das Nordmeer und Thüle vermittelt. Die Gestalt des Pytheas läßt sich nur durch behutsame Deutung der verschiedenen Brechungen wiedergewinnen, die sein Werk in Kreisen der Philosophie und der Fachwissenschaft erfahren hat (zur Quellenfrage der 'Fragmente' siehe unten S. 36—43): 1. Der Schüler des Aristoteles D i k a i a r c h , der erste, soweit wir wissen, der den Pytheas las, stand ihm ablehnend gegenüber, nach Aussage des Polybios 1 ). Worauf diese Ablehnung ging, ist uns unbekannt, und läßt sich auch auf keine Weise erraten. 2. Anders T i m a i o s , der Schüler des Isokrateers Philiskos. Dieser schenkte dem Pytheas, wie Plinius 2 ) ausdrücklich versichert, den ihm von Dikaiarch versagten Glauben. E r griff auf ihn zurück bei Schilderung der Inselwelt des Nordmeeres und der der ' E V T Ö S GAXOCTTC(, bei Beschreibung der Inseln, die den Bernstein und das Zinn lieferten, die durch polare Kälte oder vulkanische Hitze hervorstachen. So vermittelt Timaios uns als Beobachtung des Pytheas die erlesene Nachricht 3 ), die er bis auf eine geringfügige Einzelheit akzeptiert, daß die Guiones1) (ein germanischer Stamm, meint der vermittelnde Plinius; Pytheas dürfte von einem 2 K U 0 I K 6 V Idvos gesprochen haben) in einer Entfernung von sechstausend Stadien (von wo ?) am Ufer einer ' CÖKEOCVOÜ eioxucri;6) mit Namen Metuonis wohnten; von dieser äayyjais sei die Insel Abalus (besser BcwiAEioc, meint Timaios, und bezeichnet sie, nach Diodor, als eine 'Tfjs I x u ö i a s T f j s inrkp -rf)v raXorriav Korr' d v T i K p u ' liegende ' v f j a o s treXayla KCRRI TÖV ' CÜKeavöv') einen Seeweg von einem Tage entfernt: dort spülten die Fluten im Frühjahr das f|XeKTpov an, und zwar sei dies ein 'Auswurf' des ''Marc Concretum', des 'Geronnenen ) F 7a S. 27, 1—3: *ut|8£ AiKai&pxov TnaTSuaairros'. •) F n a S. 29, 22f. ") F n a ; dazu Diod. BißAioO. V 23, 1. 4 ) So die beste Handschrift, der Bambergensis M V 10 s. 10; die übrigen Gutones, was I V 99 die bessere Überlieferung ( A D F ' E : guf/fnes F 1 ; gniones Rad) bietet. 5 ) S o pflegt Ptolemaios, TE&jyp. I I 3, 1 al., das lateinische aestuarium zu übertragen. Vgl. K. Zeuß, Die Deutschen und ihre Nachbarstämme, 1837, 269 (Ed. Norden, Die germanische Urgeschichte in Tacitus' Germania, 1920, 296, 2). ' COKECCVOÖ dtvctxuois schlägt vor Viktor Burr, Würzb. Jahrb. 3, 1948, 181—189. 1

I

Mette

2 Meeres' 1 ); die Einwohner verwendeten dieses an Stelle des Holzes zur Feuergewinnung (die Brennbarkeit bestritt später Philemon) und verkauften es an die benachbarten TeOtoves. Im gleichen Zusammenhange bezeichnete Timaios, wie wir durch eine andere Mitteilung, in der der Name des Pytheas nicht ausdrücklich genannt wird, wissen 2 ), das Gestade, von dem die Bernsteininsel eine Tagesfahrt entfernt sei, also das Meeresufer, dessen einen Teil die von den Guiones bewohnte Metuonis bildete, als die 'Baunonische' 3 ) Zku6{cc, ein Ausdruck, der bereits dem Pytheas zugehören dürfte. Die Erlesenheit dieser Nachrichten erhellt daraus, daß weder der Name der Guiones4) noch der des von ihnen bewohnten Meeresgestades, der Metuonis bzw. der Baunonischen ZxuOia, noch der der Bernsteininsel Abalus je wieder begegnen; bekannt sind lediglich die TeOtoves, die Ptolemaios 6 ) als südostwärtige Nachbarn der am Ostufer der unteren Elbe wohnenden Sachsen kennt, die Pomponius Mela 8 ) zusammen mit den Kfußpoi an den 'super Albim' gelegenen 'Codanus Sinus' versetzt, während Plinius, der den Timaios in beiden Fällen vermittelt, an der zweiten Stelle (die erste gehört einer Darstellung der Fundorte des Bernsteins an) in dem Bestreben, nach Beschreibung des Pontos die 'extera Europae' zu entwickeln und nach überschreiten der Ripaei Montes das 'litus Oceani septentrionalis' 'in laeva donec perveniatur Gadis' 'abzulesen', die Bernsteininsel des Pytheas als erste nennt 7 ): 'reliqua litora incerta. signata fama septentrionalis Oceani[s]>8). V o n Bernsteinfunden TTETrriyÖTOS i y y M h T I ö v t o u ' 9 ) weiß andererseits J ) E t w a : 'toö 6' fjpo; eis cc£rrf|v 6 kAuSgov fKßaAAEi t ö koXoulievov f|AEKTpov, ?oti 6k Trjs rTEUT)yv(as QaAdi ii|S K&öapiiöc t»' (als 'neTTTiyuIa ©¿Xcrrra' bezeichnet Pytheas das Nordmeer F 6a S. 19, 18). 2 ) F 1 1 b S. 30, 7—10. 3 ) So nach A E 2 , 'Raunonische' nach den übrigen Handschriften. 4 ) Es ist unverständlich, daß Müllenhoffs Gleichung Guiones = Teutones (Deutsche Altertumskunde I I i 1 , 1870, 479) je hat Glauben finden können. s ) rscoyp. I I 11, 9. ') Chorogr. I I I 32 (cf. 54). 7 ) F 1 1 b S. 30, 8f. 8 ) Mehr läßt sich nicht sagen. Die Angaben von Alfr. Franke, R.-E. I 15, 1932 (s. v. Metuonis), 1 5 0 6 ! ; I I 5, 1934 (s. v. Teutoni), 1 1 7 2 ! (dazu Ed. Norden, Alt-Germanien, 1934, 3 1 2 ) sind absolut unzuverlässig (wie ähnlich manch andere hierher gehörige R.-E.Artikel). 9 ) Was Dionysios unter dem 'TTFrrriycbs TTövros' versteht, erhellt aus V . 30—35: '. . . aimäcp ÜTrepÖEU 1 irpös ßop£r|V, Iva iraiSes äpEinavicov 'Apiuacnrcöv, 1 TTövtov piv (den Okeanos) KaAioucri TTETrriyÖTa te K p ö v i ö v te, 1 SAA01 5' a ö Kai NEKpiv fepi^piaav, eTvek' dipaupoü I T)eMou' ßpdSiov yK£avos 'Yirspßöpeios [ ö aCrrös KaXelTai 'OlKsavös TTeirriydjs f| Kpövio; f) Nsxpös