Pipin oder wie an die Stelle der alten Merowingischen Dynastie das neue Geschlecht der Carolinger gekommen: Eine historische Reflexion [Reprint 2018 ed.] 9783111496238, 9783111130040

162 121 1MB

German Pages 27 [28] Year 1815

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Pipin oder wie an die Stelle der alten Merowingischen Dynastie das neue Geschlecht der Carolinger gekommen: Eine historische Reflexion [Reprint 2018 ed.]
 9783111496238, 9783111130040

Table of contents :
Vorbericht
Texte

Citation preview

P i p I «, oder

wie an die Stelle der alten Merowingischen Dynastie das neue Geschlecht der Carolinger gekommen.

Eine historische Reflexion v o ir

D. Philipp Marheinecke.

Berlin,

im Verlage der Realschulbuchhandlung, x 8 i 5.

Borbericht.

A-f

dem Wege meiner kirchenhistorischen Vorle«

sungen an

hiesiger Universität

komme ich jährlich

auf den Gegenstand zu sprechen, der sich auf diesen Blättern entwickelt.

Er ist von großer Wichtig.

feit für die ganze Carolingische Periode und die folgende

Zeit, weil hier die gegenseitige Stellung

der Päpste und der Staaten zu einander sich begründet, welche bald von so großen Folgen und wie sie vorher im Abendland nicht gewesen war.

Die

hier aufgestellte Ansicht ist im Wesentlichen die, so ich von jeher davon gehabt. schichte wird

Kein Kenner der Ge­

mir hoffentlich

vorwerfen,

daß ich

etwa zu Gunsten einer vorgefaßten Ansicht irgend ein historisches Factum in

seiner Geradheit verbo-

gen oder die Geschichte entstellet hatte.

Es kam

hier darauf an, nicht in philosophischen Grundsätzen, sondern in dem wahren

Geist jener Zeit einen fe«

sie» Standpunkt zu gewinnen, um diesen Gegen-

A a

stand im rechten Lichte zu erkennen. Sollte mir gelungen seyn, auch nur einige Dunkelheit davon entfernt zu haben, so würde die Herausgabe dieser Schrift leicht zu verzeihen seyn. Ich habe ihr da­ her auch nicht den anmaaßenden Titel einer Unter­ suchung, sondern nur den einer historischen Be­ trachtung gegeben: sie enthalt von jener nur soviel, als zur Wahrheit von dieser nöthig war. Berlin. Am -Z. Januar igr5.

D. Mach ei necke.

edle Geschlecht der Nachfolger des großen Chlodowiz war in beit letzten Sprößlingen, dieses Stammes unbedeu­ tend und schwach geworden. Nicht an denjenigen äußeren Mitteln^ wodurch es sich hätte groß und stark behaupten können, fehlte es ihm, wohl aber an dem Geist, der alle Dinge recht zu gebrauchen weiß und an der kernhaften, tüchtigen Gesinnung, welche den innern Werth und das Wohl des Volks und sein Verhältniß zu den nächsten und entfernteren Staaten ehrenwerth und sittlich würdig, wohl zu behaupten versteht. Für die Zeiten eines ungestörten Friedens haben Staaten dieser Art eine gewisse innere Glückseligkeit, weil in dem gewohnten Gange und gedankenlosen Mechanismus sich Alles gleichsam von selbst fortbewegt, eins das andre hält und trägt und den Regierungen überall der Wunsch und hie Neigung des Volks entgegenkommt, so, daß sie beide gleichsam einen häuslichen Familienkreis bilden und sich Ln solcher Nähe einander auch recht gut verstehen. Wenn aber große und bewegte Zeiten kommen, welche die innere Bedeutenheit der Herrscher besonders an den Tag bringen, und wo sie nun zeigen sollen, wie sie denn nun ihr Volk und sich selbst im

Verhältnß ZU andern begriffen und 'wie sie das Gemein­ same der mit ihnen durch die Natur Nahverbundenen auch in fM- und in ihrem Volke wohlerhalten und das feindselig allen Widerstrebende rechtschaffen stets von sich ausgestoßen — dann zeigt sich leicht/ wie ihnen das Bewußtseyn dessen, was sie seyn sollen, längst verlohren gegangen, wie wahr­ haft große, und rettende Gedanken ihnen stets fremd geblie­ ben und wie selbst jene innere Glückseligkeit der Ruhe, in Ansehung des gemeinsamen Staatenverbandes, kein ganz gesunder Zustand, sondern eine Art von Putrescenz gewesen, die ihren wahren Charakter in Zeiten der Crisis nicht oerbergen mag. Also verhielt es sich auch in der Mitte des achten Jahrhunderts im Fränkischen Reich unter der Regierung der letzten Merowinger. Unvermeidlich und längst wäre das Reich untergegangen und einem seiner Feinde zu Theil geworden, hätten diejenigen nicht die Zügel der Regierung ergriffen, welchen an sich der Beruf, dieß Land zu regie­ ren, nicht geworden war und nicht gesetzmäßig zukam. Diese waren des Fränkischen Königs Hausmeyer oder Ober­ hofmeister (Majordomus). Man hat sie später, da der letzte von ihnen mit dem Wesen auch die Form verband, gar heftig angeklagt, daß sie sich übernommen und unna­ türlich hinaufgesteigert. Es wäre besser, statt dessen nach, zuforschen, was ohne sie und ihre Klugheit und Tapferkeit Von ihren Thaten das Fränkische Reich gewesen wäre. und Verdiensten weiß die Geschichte: von den letzten Merowingischen Königen hingegen nichts, als daß sie mit Ueber, lassung des Regiments an Andere, essen und trinken könn, ten, wie auch zu Haus sich wohl verwahren, imgleichen, wie sie in hergebrachter Formalität zu gewissen Zeiten sich dem Volk zu zeigen pflegten *). •) Der Verfasser der Chronik unter dem Namen Historia Miic«lU druckt sich hierüber also au-, Pipinua,