Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien: Der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien [Reprint 2016 ed.] 9783486801064, 9783486251739

Das Werk belegt empirische Einflüsse von Persönlichkeitseigenschaften auf Parteisympathien.

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German Pages 443 [444] Year 2001

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien: Der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien [Reprint 2016 ed.]
 9783486801064, 9783486251739

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
1. Fragestellung und Anlage der Untersuchung
2. Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen
3. Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie
4. Die Rolle von Persönlichkeitseigenschaften in verschiedenen Erklärungsansätzen
5. Der Pretest
6. Die Berlin-Studie
7. Die Mainzer Studie
8. Die bundesweite Studie
9. Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
Anlagen
Literatur

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Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft Herausgegeben von Dr. Arno Mohr Bisher erschienene Werke: Bellers, Politische Kultur und Außenpolitik im Vergleich Bellers • Benner · Gerke (Hrg.),

Handbuch der Außenpolitik Bellers • Frey · Rosenthal, Einfuhrung

in die Kommunalpolitik Bellers • Kipke, Einführung in die

Politikwissenschaft, 3. Auflage Bierling, Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland Braun · Fuchs • Lemke Tons,

Feministische Perspektiven der Politikwissenschaft Gabriel • Holtmann, Handbuch

Politisches System der Bundesrepublik Deutschland, 2. Auflage Glöckler-Fuchs, Institutionalisierung der europäischen Außenpolitik Jäger • Welz, Regierungssystem der

USA, 2. Auflage Lehmkuhl, Theorien Internationaler Politik, 3. Auflage Lemke, Internationale Beziehungen Lenz • Ruchlak, Kleines PolitikLexikon

Naßmacher, Politikwissenschaft, 3. Auflage Pilz • Ortwein, Das politische System Deutschlands, 3. Auflage Rupp, Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 3. Auflage Reese-Schäfer, Politische Theorie heute Riescher • Ruß • Haas (Hrg.), Zweite

Kammern Schmid, Verbände Schumann, Repräsentative Umfrage, 3. Auflage Schumann, Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien Schwinger, Angewandte Ethik Naturrecht · Menschenrechte Sommer, Institutionelle Verantwortung Wagschal, Statistik für Politikwissenschaftler Waschkuhn, Demokratietheorien Waschkuhn, Kritischer Rationalismus Waschkuhn, Kritische Theorie Waschkuhn, Pragmatismus

Lietzmann · Bleek, Politikwissenschaft

Waschkuhn • Thumfart, Politik in

- Geschichte und Entwicklung

Ostdeutschland

Maier · Rattinger, Methoden der

von Westphalen (Hrg.), Deutsches

sozialwissenschaftlichen Datenanalyse

Regierungssystem Woyke, Europäische Union Xuewu Gu, Theorien der internationalen Beziehungen · Einfuhrung

Mohr (Hrg. mit Claußen, Falter, Prätorius, Schiller, Schmidt, Waschkuhn, Winkler, Woyke),

Grundzüge der Politikwissenschaft, 2. Auflage

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien Der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien

Von

Dr. Siegfried Schumann

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schumann, Siegfried: Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien : der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien / von Siegfried Schumann. - München ; Wien : Oldenbourg, 2001 (Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft) ISBN 3-486-25173-2

© 2001 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-25173-2

ν

Vorwort Fast könnte man es als forschungshistorisches Rätsel bezeichnen, daß bisher im deutschsprachigen Raum kaum Anstrengungen unternommen wurden, den möglichen Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien zu untersuchen. Zwar konnten in frühen amerikanischen Wahlstudien keine Zusammenhänge zwischen "Wahlentscheidungen" (genauer: Intentionen zur Wahl bestimmter Parteien) und Persönlichkeitseigenschaften festgestellt werden, jedoch bleibt eine ganze Reihe offener Fragen - wie beispielsweise die Frage der interkulturellen Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse oder ihre zeitliche Stabilität bis heute. Hinzu kommt, daß es der Alltagserfahrung widerspricht, Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu politischen Parteien auszuschließen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist, die genannte Forschungslücke zu schließen bzw. einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen. Untersucht wird in erster Linie der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften auf Einstellungen zu politischen Parteien. Der Frage, ob Persönlichkeitseigenschaften auch Wahlintentionen beeinflussen, wurde punktuell im Sinne eines "Ausblicks" nachgegangen, intensiv bearbeitet konnte sie allerdings im Rahmen dieser Arbeit noch nicht werden. Andererseits liegt es auf der Hand, daß Einstellungen zu politischen Parteien in aller Regel auch Wahlintentionen beeinflussen dürften. Die hier vorgelegten Ergebnisse stellen den Abschluß eines Forschungsprogramms dar, das Mitte der achtziger Jahre begonnen wurde. Diesen Abschluß ermöglichte maßgeblich eine Förderung durch die Fritz Thyssen Stiftung, für die ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Mit den Forschungsmitteln konnten zwei Umfragen, eine bundesweite und eine in Berlin, durchgeführt werden. Die neueren Untersuchungen entstanden am Institut für Politikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, für dessen Unterstützung ich mich ebenfalls bedanken möchte. Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Jürgen W. Falter, der die Forschungen von Beginn an begleitete und - anfänglich sogar gegen seine wissenschaftliche Überzeugung - unterstützte. Herrn Prof. Gabriel (Stuttgart) verdanke ich eine Reihe sehr konstruktiver Hinweise, Joerg Ruppe und Christopher G. Kealy unterstützten mich als "native speaker" bei der Übersetzung des Tests von Sternberg (vgl. Kap. 5.5) und Britta Sielaff akzeptierte die Einschränkungen im Privatleben, die mit der Arbeit am Buch verbunden waren. Auch ihnen möchte ich herzlich danken. Im Überblick belegen die Ergebnisse erstens Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu bestimmten Parteien. Nachdem direkte Zusammenhänge zwischen "breiten" Persönlichkeitseigenschaften und ganz speziellen Einstellungen (wie denen zu bestimmten Parteien) aus theoretischer Sicht kaum zu erwarten sind, wurden einige Prozesse untersucht, über die solche Zusammenhänge vermittelt sein könnten. Auch hierfür konnten empirische Belege gefunden werden. Abschließend sei betont, daß die hier vorgestellten Forschungsergebnisse nicht einem "psychologischen Reduktionismus" das Wort reden sollen. Selbstverständlich ist im Normalfall kaum anzunehmen, daß Einstellungen zu Parteien nur mit Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängen. Ziel ist es vielmehr zu zeigen, daß Persönlichkeitseigenschaften (neben anderen Variablen) auch zu berücksichtigen sind.

Siegfried Schumann

VI

Inhaltsübersicht 1 Fragestellung und Anlage der Untersuchung Die wichtigsten offenen Fragen Relevanz der Fragestellung Vorbereitende Analysen zur empirischen Untersuchung Zielsetzungen und Ausgangspunkte für die Anlage der empirischen Untersuchungen Das Untersuchungsdesign

2 Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen 2.1 "Einstellung": Eine Definition Dreidimensionale Ansätze Der eindimensionale Ansatz von Fishbein 2.2 Funktionen von Einstellungen Motivationale Funktionen Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen 2.3 Einstellungsstrukturen Eysencks theoretischer Ansatz 2.4 Erwerb und Veränderung von Einstellungen 2.5 Zum Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten Die Theorie des Uberlegten Handelns

3 Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 3.1 Das psychoanalytische Paradigma Grundannahmen im psychoanalytischen Paradigma Kritik am psychoanalytischen Paradigma Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien 3.2 Das behavioristische Paradigma Grundannahmen im behavioristischen Paradigma Kritik am behavioristischen Paradigma Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien 3.3 Das Eigenschaftsparadigma Grundannahmen im Eigenschaftsparadigma Persönlichkeitseigenschaften Zur Messung von Persönlichkeitseigenschaften Faktorenanalytische Ansätze Kritik am Eigenschaftsparadigma im Hinblick auf Persönlichkeitseigenschaften Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien Zur Verbindung zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien 3.4 Das Informationsverarbeitungsparadigma Grundannahmen im Informationsverarbeitungsparadigma Kognitive Dissonanz Ambiguitätstoleranz / Ambiguitätsintoleranz Kognitive Stile nach Sternberg Kritik am Informationsverarbeitungsparadigma Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien 3.5 Das dynamisch-interaktionistische Paradigma Grundannahmen im dynamisch-interaktionistischen Paradigma Kritik am dynamisch-interaktionistischen Paradigma Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien 3.6 Verortung der empirischen Forschungsarbeit

1 2 3 4 5 7

9 9 10 12 16 16 18 20 21 28 32 35

40 40 41 43 45 46 47 48 51 52 52 56 57 58 62 64 66 71 71 73 79 81 84 84 86 86 88 88 89

VII

4 Die Rolle von Persönlichkeitseigenschaften in verschiedenen Erklärungsansätzen 90 4.1 Ein Modeil zur Analyse individuellen politischen Verhaltens 4.2 Erklärungsansätze der empirischen Wahlforschung Sozialstrukturell orientierte Ansätze Der Lebensstil-Ansatz Der Parteiidentifikations-Ansatz Theorien rationalen Handelns Der Ansatz von Zaller Abschließende Bemerkung 4.3 Der Ansatz der "autoritären Persönlichkeit" 4.4 Der Dogmatismus-Ansatz von Rokeach 4.5 Der Konservatismus-Ansatz von Wilson 4.6 Eysencks R-T Faktorensystem und "Toughness" 4.7 Der Ansatz von Scheuch/Klingemann 4.8 Affinität zu einem stabilen kognitiven Orientierungssystem (ASKO) Theoretische Vorüberlegungen Zur Definition der "Affinität zu einem stabilen kognitiven Orientierungssystem" Konstruktionsprinzipien der ASKO-Skala Einsatz der ASKO-Skala in repräsentativen Umfragen (1989-1992) Exkurs: Zuschreibungen von Eigenschaften aus dem Persönlichkeitsbereich an Parteien Exkurs: Weitere Zusammenhänge

5 Der Pretest 5.1 Zielsetzung und Anlage des Pretests 5.2 Analysen mit der ASKO- und der PPR-Skala Réhabilitât der ASKO-Skala Kriteriumsvalidität der ASKO-Skala Die PPR-Skala und ihre Réhabilitât Konstruktvalidität der ASKO- und der PPR-Skala Zusammenhang der ASKO- und der PPR-Skala mit der Parteisympathie und der Wahlabsicht Mögliche Vermittlungsprozesse 5.3 Analysen mit einer Toughness-Skala Konstruktvalidität der Toughness-Skala Zusammenhang der Toughness-Skala mit der Parteisympathie und der Wahlabsicht Mögliche Vermittlungsprozesse 5.4 Analysen mit dem "Inventar zur Messung der Ambiguitätstoleranz" 5.5 Sternbergs Denkstile: Analysen mit einer Übersetzung des Instruments 5.6 Analysen mit dem "NEO-Fiinf-Faktoren-Inventar" 5.7 Pretest-Zwischenbilanz 5.8 Weitere Analysen zu möglichen Vermittlungsprozessen 5.9 Fazit

6 Die Berlin-Studie 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5

Zielsetzung und Anlage der Berlin-Studie Kennwerte der eingesetzten Persönlichkeitsskalen Zur Validität der eingesetzten Persönlichkeitsskalen Bivariate Zusammenhänge mit Einstellungen zu Parteien Weitere Analysen zu den ermittelten Zusammenhängen Zur "ersten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "zweiten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "dritten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "vierten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 6.6 Fazit

90 94 94 95 97 99 101 101 102 109 115 122 127 130 130 132 133 134 139 141

143 143 144 145 145 148 150 154 156 158 158 161 162 163 168 177 182 182 184

186 186 188 194 201 212 212 218 221 225 229

Vili

7 Die Mainzer Studie

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7.1 7.2 73 7.4 7.5

Zielsetzung und Anlage der Mainzer Studie Zur Validität der eingesetzten Persönlichkeitsskalen Reliabilität und Validität der ASKO-Skala Bivariate Zusammenhänge mit Einstellungen zu Parteien Weitere Analysen zu den ermittelten Zusammenhängen Zur "ersten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "zweiten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "dritten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "vierten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 7.6 Fazit

231 232 235 240 245 245 246 248 251 254

8 Die bundesweite Studie

255

8.1 8.2 8.3 8.4 8.5

Zielsetzung und Anlage der bundesweiten Studie Kennwerte der eingesetzten Persönlichkeitsskalen Zur Validität der eingesetzten Persönlichkeitsskalen Bivariate Zusammenhänge mit Einstellungen zu Parteien Weitere Analysen zu den ermittelten Zusammenhängen Zur "ersten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "zweiten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "dritten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Zur "vierten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 8.6 Analysen nach der Theorie des überlegten Handelns 8.7 Fazit

255 257 261 264 271 271 276 278 283 293 297

9 Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

298

Hauptziele der Arbeit Theoretische Grundlagen der Arbeit Frühere Untersuchungen Der Pretest Die Berlin-Studie Die Mainzer Studie Die bundesweite Studie im Lichte der beiden vorangegangenen Studien Ergänzende Analysen auf der Basis der Theorie des überlegten Handelns Abschließende Bemerkungen

Anlagen 1 Denkstil-Items von Sternberg 2 Pretest-Fragebogen 3 Fragen der Berlin-Studie 4 Fragebogen der Mainzer Studie 5 Fragen der bundesweiten Studie 6 Ergänzung zu Tabelle 6.2-1 Angaben zur Reliabilität der ASKO-Skala im Ost-West Vergleich 7 Ergänzung zu Tabelle 6.5-9 Korrelation der (geringen) Distanz /zwischen der Partei und dem mit der Parteisympathie in verschiedenen Befragtengruppen.

Literatur

298 298 299 300 301 302 302 308 309

311 311 315 343 363 389 405 (Berlin-Studie) 406 Befragten]

407

Kapitel 1 : Fragestellung und Anlage der Untersuchung

1

1 Fragestellung und Anlage der Untersuchung Im Jahre 1960 schrieben Campbell und seine Mitautoren im "American Voter": "Some students of political behavior, intrigued by personality theory, have presumed that proper understanding of personality dynamics would show some personality types turning up heavily as adherents of the Democratic Party, whereas other types would be differentially attracted to the Republican Party. To the best of our knowledge, studies designed towards this end that have used subjects at all representative of a normal population have consistently shown negative results" (a.a.O.: 506). Ähnlich äußerten sich schon Berelson u.a. (1954: 191-192). Nach diesem vernichtenden Urteil, das sich auch mit dem Befund in einem bekannten Aufsatz McCloskys deckt, wonach kaum ein Zusammenhang zwischen Parteibindungen und "Liberalismus/Konservatismus" feststellbar sei (vgl. McClosky 1958: 44), wurden und werden bis heute im Mainstream der empirischen Wahlforschung Persönlichkeitseigenschaften kaum mehr mit Einstellungen zu Parteien oder dem Wählerverhalten in Verbindung gebracht.1 Elms (1976: 1) schreibt hierzu: "Much of the research on ordinary people's political behavior has, curiously, ignored personality" und Steck (1976: 188) stellt in aller Deutlichkeit fest: "Politisch-psychologische Persönlichkeitstypologien finden in der neueren empirischen Forschung keine Stütze". Positive Stellungnahmen wie die von Allport (1929-30: 238): "... the political nature of man is indistinguishable from his personality as a whole, and ... his personality as a whole is not the sum-total of his specific reactions, but rather a congruent system of attitudes, each element of which '

Eine gewisse Ausnahme von dieser Regel stellen die Rechtsextremismusforschung und die Forschung zu politischen Überzeugungssystemen dar, wobei im ersten Fall allerdings Einstellungen zu Parteien weitgehend auf Einstellungen zu extrem rechten Parteien beschränkt sind (und zudem meist keine zentrale Rolle spielen) und im zweiten Fall politische Überzeugungssysteme eher auf der Einstellungsebene verortet sind und mit Persönlichkeitseigenschaften kaum in Verbindung gebracht werden. Auch wurde im Rahmen spezieller Fragestellungen, die allerdings - wie gesagt - nicht dem Mainstream der empirischen Wahlforschung zuzuordnen sind, immer wieder versucht, Verbindungen zwischen persönlichkeitspsychologischen Ansätzen und politischen Einstellungen herzustellen. Beispielsweise schreibt Renshon in der Einleitung zu seinem Buch "Psychological Needs and Political Behavior: A Theory of Personality and Political Efficacy": "Lastly, this book is meant to detail the ways in which politically important attitudes (in this case: political efficacy) can profitably be linked with personality theory, and as such provide another perspective on the growing realization of the utility of psychological explanations in political analysis" (a.a.O.: 4). Schöbel (1997: 168) kommt zu dem Ergebnis, "... daß Persönlichkeitsmerkmale einen deutlich nachzuweisenden Effekt auf politische Einstellungen und politische Verhaltensweisen haben" (vgl. auch: a.a.O.: 153169 und 179). Riemann u.a. (1993: 318) berichten - unter Kontrolle verschiedener Drittvariablen - einen Zusammenhang zwischen einem Konservatismus-Faktor (auf der Einstellungsebene) und der Skala "Offenheit für Erfahrung" des NEO-FFI (vgl. Kapitel 3.3 und 5.6). Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Van Hiel u.a. (1996). Zaller (1998) betrachtet Persönlichkeitseigenschaften ausdrücklich als intervenierende Variablen zwischen "communications people encounter in the mass media" und "their statements on political preferences" (a.a.O.: 23), verfolgt diesen Gedanken jedoch nicht weiter. In der Diskussion um Personalisierungstendenzen in der Politik schließlich werden in erster Linie performanzbezogene Eigenschaften, äußerliche Kandidatenmerkmale sowie Merkmale wie "Glaubwürdigkeit", "Ehrlichkeit", oder "Fairness" untersucht, kaum jedoch Persönlichkeitseigenschaften im engeren Sinne. Vgl. hierzu z.B. Gabriel u.a. (1998: 517), Gabriel u.a. (1998a: 25-27), Holtz-Bacha u.a. (1993: 65-67), Kaid u.a. (1999: 224), Kepplinger u.a. (1986: 254-255, 1993: 148 und 155, 1994: 484, 1994a: 117-141), Klein u.a. (2000), Vetter u.a. (1998: 97) oder Wirth u.a. (1999: 137-139). Kindelmann (1994: 44, 127-131, 145-147, 183) betont zusätzlich die "Ausstrahlung" eines Politikers.

2

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

is intelligible only in the light of the total pattern. A man's political opinions reflect the characteristic modes of his adjustment to life" wurden bei der Theoriebildung und in der darauf aufbauenden empirischen Forschungsarbeit weitgehend ausgeblendet. Trotz der vorliegenden negativen empirischen Forschungsergebnisse bleiben allerdings eine Reihe von Fragen offen.

Die wichtigsten offenen Fragen: •



Nicht alle früheren Forschungsarbeiten, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und wahlrelevanten Merkmalen befaßten, erbrachten negative Ergebnisse. Zu nennen wären hier zum Beispiel die Analysen von Lane (1955: 181). Ein tabellarischer Überblick für die Autoritarismusforschung, in deren Rahmen ein Großteil der persönlichkeitsorientierten Forschung stattfand, findet sich in Schumann (1990: 1214). Für die negativen Forschungsergebnisse bis in die 60er und frühen 70er Jahre hinein könnten meßtechnische Schwächen der damaligen Instrumente verantwortlich sein2, ferner die Untersuchung von fast durchweg zu kleinen und zu homogenen Befragtengruppen, die Verwendung von ungeeigneten theoretischen Konstrukten aus dem Persönlichkeitsbereich3 oder auch die Tatsache, daß in aller Regel nur bivariate Zusammenhänge analysiert wurden, was zur Beobachtung von scheinbaren Nonkorrelationen geführt haben könnte.



Für die (alte) Bundesrepublik existieren nur sehr vereinzelt Untersuchungen aus dieser Zeit. Fast die gesamte Forschungsarbeit wurde in anderen Ländern durchgeführt, was zur Frage der Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse auf die Bundesrepublik Anlaß gibt.



Selbst falls bis in die 60er und frühen 70er Jahre tatsächlich keine Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien sowie dem Wählerverhalten bestanden haben sollten, stellt sich die Frage, ob dieser Befund auch heute noch gültig ist. Die zunehmende Personalisierung von Wahlkämpfen4 beispielsweise läßt dies eher unwahrscheinlich erscheinen. Ein wichtiger Punkt ist ferner, daß ein solcher Befund der Alltagserfahrung widerspricht. Man wird kaum jemanden finden, der meint, die Wählerinnen und Wähler der Grünen und die der CSU würden sich nicht (neben anderen Punkten) durch ihre "Persönlichkeit" unterscheiden. Wissenschaftliche Erklärungen können natürlich der Alltagserfahrung widersprechen, in diesem Fall sollte jedoch angebbar sein, weshalb eine derartige Diskrepanz auftritt.





2 3

4

Schließlich ist festzuhalten, daß Persönlichkeitseigenschaften zwar in den derzeit verwendeten theoretischen Ansätzen der empirischen Wahlforschung praktisch keine Rolle spieMan denke nur an die entsprechende Diskussion bezüglich der F-Skala! Als Beispiel sei ebenfalls auf die umfassende Diskussion bezüglich der "autoritären Persönlichkeit" verwiesen (vgl. hierzu auch Kapitel 3.1 und 4.3). Vgl. zum Beispiel Holtz-Bacha (1996: 21-22) für den Medienaspekt. Vgl. aber auch Wilke u.a. (2000: 173).

Kapitel 1: Fragestellung und Anlage der Untersuchung

3

len, daß sie jedoch in grundlegenden Modellen zur Analyse politischen Verhaltens ihren festen Platz haben: Einige Beispiele: Falter (1973: 39f.) berücksichtigt in seinem Modell eine "Kernpersönlichkeit" (vgl. auch Kapitel 4.1), Greenstein (1975: 14) berücksichtigt "basic personality structures", Knutson (1973: 40) "basic personality needs", Milbrath (1965: 28) "personaltiy needs and drives" und Smith (1968: 17) "Personality Processes and Dispositions". Im "Handwörterbuch der Politischen Psychologie" schreibt Falter unter dem Stichwort "Wählerverhalten": "Wie alle menschlichen Handlungsweisen läßt sich das Wählerverhalten durch zwei Klassen von Variablen erklären, durch Umwelt- und Persönlichkeitsfaktoren. ... Unter Persönlichkeitsfaktoren sind sowohl lang andauernde, tief in der Psyche des einzelnen verwurzelte Eigenschaften und Prozesse als auch kürzerfristig wirksame, leichter veränderbare Einstellungen zu verstehen, die als Verhaltensdispositionen wirken" (Falter 1983: 336). Auch in neueren Darstellungen zur empirischen Wahlforschung findet sich der Gedanke eines Zusammenhangs zwischen Persönlichkeitseigenschaften und dem Wählerverhalten. 5 Aufgrund dieser offenen Fragen erscheint es sinnvoll, zumindest für die heutige Bundesrepublik erneut die Frage nach Zusammenhängen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien sowie - einen Schritt weiter - dem Wählerverhalten zu stellen. Die Frage nach Zusammenhängen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien wird den Schwerpunkt der hier vorgelegten empirischen Untersuchungen bilden. Dabei steht nicht nur im Zentrum des Interesses, ob derartige Zusammenhänge belegbar sind, sondern auch, inwieweit sie gegebenenfalls theoretisch erklärbar sind, ob diese theoretischen Erklärungen empirisch abgesichert werden können und schließlich, inwiefern die genannten Erklärungen grundsätzlich in bestehende theoretische Ansätze der empirischen Wahlforschung integrierbar sind.

Relevanz der Fragestellung Die Frage, ob Persönlichkeitseigenschaften zur Erklärung der Einstellung zu unterschiedlichen politischen Parteien beitragen können, hat in mindestens zweierlei Hinsicht enorme Relevanz. Erstens ergeben sich, falls entsprechende Zusammenhänge auftreten, weitreichende Konsequenzen für die theoretischen Ansätze, auf denen die empirische Wahlforschung aufbaut. In keinem der prominenten Ansätze ist derzeit ein Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften (im engeren Sinne) explizit berücksichtigt. Der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften wäre somit ein weitgehend "vergessener" Einfluß, der in die theoretischen Ansätze integriert werden sollte. Andererseits würde die Erklärungsleistung entsprechend erweiterter Ansätze schon insofern erheblich steigen, als Persönlichkeitseigenschaften wesentlich weiter von Einstellungen zu bestimmten Parteien beziehungsweise vom Wählerverhalten entfernt liegen als die bisher in der Wahlforschung berücksichtigten Einflußvariablen wie "Parteiidentifikation", "Einstellungen gegenüber politischen Streitfragen" etc.. 5

Vgl. zum Beispiel Bürklin u.a. ( 2 1998: 10).

4

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Zweitens hat das Thema eine unmittelbare Relevanz für die angewandte Wahlforschung, insbesondere was die Erstellung von Wahlprognosen und die Planung von politischen Kampagnen aller Art betrifft. In beiden Fällen müßte der Einfluß von Persönlichkeitseigenschaften mit berücksichtigt werden. Politische Entscheidungsprozesse (bei den Wahlberechtigten, nicht bei politischen Eliten!) könnten beim Vorliegen solcher Einflüsse sehr viel "emotionaler" gefärbt sein als üblicherweise angenommen wird. Dieser Punkt könnte beispielsweise auch der Rechtsextremismusforschung neue Impulse geben. Darüber hinaus leistet die Beantwortung der Frage, ob Einstellungen zu politischen Parteien auch durch Persönlichkeitseigenschaften beeinflußt sein können, einen Beitrag zu einem alten Thema der politischen Einstellungsforschung - der Suche nach einer Verbindung zwischen generellen Dispositionen von Individuen und ihren Einstellungen zu speziellen politischen Objekten. Ferner vertieft sie das Verständnis des Verhältnisses der Bevölkerung zu den politischen Parteien als wichtigen Akteurseinheiten im intermediären System.6

Vorbereitende Analysen zur empirischen Untersuchung Zur Vorbereitung der im empirischen Kernteil (Kapitel 6, 7 und 8) beschriebenen Untersuchungen wurden einige Umfragen, die zwischen 1989 und 1992 durchgeführt wurden, vergleichend sekundäranalysiert (vgl. Kapitel 4.6 und 4.8). Gesucht wurden zunächst Hinweise auf Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien. Ferner wurde 1998 ein Pretest mit Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt (vgl. Kapitel 5). Diese Schritte sind in den genannten Kapiteln ausführlich dokumentiert. Es genügt daher an dieser Stelle, die Ergebnisse im Überblick darzustellen. Sowohl die Zusammenschau der Ergebnisse aus den Umfragen von 1989 bis 1992 als auch die Analyseergebnisse aus dem Pretest ergeben konsistent folgendes Bild: •



6 7

8

9

Persönlichkeitseigenschaften diskriminieren offenbar - entgegen der vorherrschenden Meinung im Mainstream der empirischen Wahlforschung - zwischen Einstellungen zu den verschiedenen politischen Parteien (und auch zwischen den Wahlabsichten, erfaßt durch die "Sonntagsfrage"). Neben den bereits früher untersuchten Persönlichkeitseigenschaften "Affinität zu einem stabilen kognitiven Orientierungssystem" (ASKO; vgl. Kapitel 4.8) und "Toughness" (vgl. Kapitel 4.6) erwiesen sich im Pretest insbesondere die Merkmale "Offenheit für Erfahrung" und "Gewissenhaftigkeit"7, "Ambiguitätstoleranz gegenüber Rollenstereotypien" und "Ambiguitätstoleranz der Offenheit für neue Erfahrungen"8 sowie ein "hierarchischer Denkstil"9 als diskriminierungsstark.

Dieser ergänzende Hinweis stammt von Oscar W. Gabriel (Stuttgart). Die entsprechenden Skalen stammen aus dem NEO-FUnf-Faktoren Inventar (NEO-FFI) von Borkenau und Ostendorf (1993); vgl. auch Kapitel 3.3 und 5.6. Die entsprechenden Skalen stammen aus dem Inventar zur Messung der Ambiguitätstoleranz (IMA) von Reis (1996); vgl. auch Kapitel 3.4 und 5.4. Skala aus dem Sternberg-Wagner Thinking Styles Inventory (Sternberg 1997); vgl. Kapitel 3.4 und 5.5.

Kapitel 1: Fragestellung und Anlage der Untersuchung



5

Alle Untersuchungsergebnisse zeigen, daß Parteien offenbar Uber ein zeitlich stabiles "Image" im Persönlichkeitsbereich verfügen, über das im Elektorat weitgehende Übereinstimmung herrscht. Bestimmte Begriffe, die sich zur Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften eignen, werden nach übereinstimmender Meinung der Befragten als zu ganz bestimmten Parteien "passend" angesehen und zu anderen nicht. Es deutet alles darauf hin, daß hier eine der Brücken für den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und der Neigung zu bestimmten Parteien zu suchen ist (näheres hierzu in Kapitel 3.3).



Gleichsam als "Nebenprodukt" konnte die ASKO-Skala im Rahmen der Voruntersuchungen und des Pretests weiter erfolgreich validiert werden. Die hier vorgelegte empirische Studie soll dazu dienen, die in ihren Ergebnissen grob skizzierte, nunmehr seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Forschungsarbeit zu einem Abschluß zu bringen. Die Zielsetzungen und die Anlage dieser Abschlußarbeit sind nachfolgend im einzelnen dargestellt.

Zielsetzungen und Ausgangspunkte für die Anlage der empirischen Untersuchungen Die oben skizzierten, über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt hinweg gesammelten Forschungsergebnisse weisen, wie gesagt, konsistent auf Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu bestimmten Parteien hin. Allerdings bestehen in folgender Hinsicht noch Forschungsdefizite, die mit der vorliegenden Untersuchung behoben werden sollen: • Die früheren Untersuchungen basieren in erster Linie auf dem Einsatz der ASKO-Skala (vgl. Kapitel 4.8). Diese erbrachte zwar auch in repräsentativen Umfragen sehr gute Testkennwerte und konnte umfassend (und erfolgreich) validiert werden, dennoch handelt es sich um ein neu entwickeltes Instrument, das nicht zum "Standardrepertoire" der empirisch ausgerichteten Persönlichkeitspsychologie zählt. Um in bezug auf den (eigentlich interessierenden) Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu unterschiedlichen politischen Parteien diesen Diskussionspunkt "auszuklammern", erscheint es sinnvoll, Analysen auch mit Standardinstrumenten der Persönlichkeitsforschung durchzuführen. Der Pretest von 1998 erbrachte vielversprechende Ergebnisse in dieser Hinsicht, allerdings an einem Studierendensample. Was fehlt, ist die Absicherung der Ergebnisse an einer repräsentativen Stichprobe. •

10

Die früheren Untersuchungen waren nicht schwerpunktmäßig darauf ausgelegt, den Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu den unterschiedlichen politischen Parteien zu untersuchen. Insbesondere bei den großen repräsentativen Umfragen war die ASKO-Skala lediglich zusätzlich mit aufgenommen. Der Nachweis von Zusammenhängen zwischen den ASKO-Skalenwerten und Einstellungen zu Parteien10 konnte nur deshalb erbracht werden, weil diese Variablen im Rahmen andeGemessen durch Sympathie-Skalometerfragen. Vgl. zur hier verwendeten Einstellungsdefinition Kapitel 2.1.

6

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

rer Fragestellungen ohnehin erhoben wurden. Es konnte gezeigt werden, daß "ASKO" insbesondere positiv mit der Sympathie zu den Unionsparteien und negativ mit der Sympathie zu den Bündnisgrünen korrelierte. Schwächere - aber über mehrere Untersuchungen hinweg konsistente - Korrelationen traten für die Sympathie zur SPD (negativ) und für die Sympathie zu den Republikanern (positiv) auf. 11 Eine Analyse der Prozesse, über die diese Zusammenhänge zustande kamen, konnte mit dem beschriebenen "Minimaldesign" allerdings nicht durchgeführt werden. Was fehlt, ist eine auf die Untersuchung solcher Prozesse hin ausgelegte Studie. •

Die Voruntersuchungen lieferten Anhaltspunkte dafür, daß als weitere Persönlichkeitseigenschaft "Toughness" (vgl. Kapitel 4.6) mit der Einstellung zu den unterschiedlichen politischen Parteien - insbesondere zu extrem rechten Parteien - zusammenhängt. Dies geschah einerseits im Rahmen von mehreren repräsentativen Umfragen, jedoch anhand eines sehr einfachen Indikators, der mit nur einem einzigen (dichotomen) Item erhoben wurde, was aus methodischer Sicht als unbefriedigend zu bezeichnen ist. Andererseits bestätigten sich die Ergebnisse unter Einsatz eines umfassenderen Instruments im Rahmen des Pretests von 1998, dort allerdings nur anhand eines Samples von Studierenden. Was fehlt, ist der Einsatz eines umfassenderen Instruments zur Erfassung von "Toughness" in einer repräsentativen Umfrage.



Der Pretest von 1998 ergab, daß nicht nur "ASKO" und "Toughness", sondern auch andere Persönlichkeitseigenschaften zwischen Einstellungen zu den unterschiedlichen Parteien differenzieren. Allerdings sind in den unterschiedlichen Versionen des Pretests jeweils unterschiedliche

Persönlichkeitsinventare vorgegeben (vgl. Kapitel 5.1). Da in den Pretest

die kompletten Persönlichkeitsinventare (und nicht nur diejenigen Teilskalen, die sich später als diskriminierungsstark erwiesen) aufgenommen sind, ist dies - um den Umfang der Befragung in Grenzen zu halten - unvermeidbar. Es ist jedoch mit diesem Design nicht möglich, die diskriminierungsstarken Skalen unter gegenseitiger Kontrolle zu analysieren oder ihre faktorielle Struktur zu untersuchen. 12 Was fehlt, ist eine Umfrage, in der alle relevanten Persönlichkeitsskalen enthalten sind, so daß sie gleichzeitig in die Analysen einbezogen werden können. •

Die bundesweiten Untersuchungen zwischen 1990 und 1992 ergaben, daß in den Neuen Bundesländern erstens die ASKO-Skala schlechtere Kennwerte aufwies als in den Alten und daß zweitens in den Neuen Bundesländern der Zusammenhang zwischen ASKO und Einstellungen zu den unterschiedlichen Parteien schwächer ausgeprägt war. 13 Es drängt sich die Vermutung auf, dies liege an der Qualität der damals im Osten erhobenen Daten, da die Umfragen zu den ersten gehörten, die dort von Instituten aus den Alten Bundesländern durchgeführt wurden, wobei erhebliche "Anfangsschwierigkeiten" auftraten. Trotz-

11 12

13

Entsprechende Zusammenhänge traten auch für die Wahlabsichten (Sonntagsfrage) auf. Womit gegebenenfalls nicht entscheidbar ist, o b nur einige wenige Persönlichkeitseigenschaften mit Einstellungen zu den unterschiedlichen Parteien zusammenhängen oder ein größeres Bündel von (voneinander unabhängigen) Persönlichkeitseigenschaften. Was offenbar nicht nur auf die geringere Réhabilitât des Instruments zurückzuführen ist.

Kapitel 1 : Fragestellung und Anlage der Untersuchung

7

dem sollte der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und der Neigung zu den unterschiedlichen politischen Parteien nach Alten und Neuen Bundesländern getrennt untersucht werden. Sollten die genannten Unterschiede heute noch bestehen, so wäre dies erklärungsbedürftig. Was fehlt, ist eine Untersuchung, die diesen Vergleich ermöglicht. Die Untersuchungen der Kapitel 6 und 8 dienen dazu, die genannten Forschungslücken zu schließen. 14 Kapitel 7 dient zur Replikation wichtiger Ergebnisse anhand einer zusätzlichen, von den übrigen unabhängigen Stichprobe und liefert einige ergänzende Informationen, insbesondere zur Validität der ASKO-Skala.

Das

Untersuchungsdesign

Das Untersuchungsdesign wurde so gestaltet, daß mit vergleichsweise geringen Mitteln und unter Vermeidung von mehreren (um ein Vielfaches teureren) bundesweiten Großstudien ein Maximum an Information gesammelt werden konnte. Hierzu wurden - nach der Auswertung des Pretests von 1998 und unter Berücksichtigung seiner Ergebnisse - drei aufeinander aufbauende und sich ergänzende Teilstudien durchgeführt. Von Ende August bis Ende September 1999 wurden 1198 Personen aus Berlin - 595 aus dem früheren West- und 603 aus dem früheren Ost-Berlin - telefonisch befragt. 15 Nähere Angaben zu dieser Umfrage sind Kapitel 6.1 zu entnehmen. Die Umfrage wird in der weiteren Arbeit als "Berlin-Studie" bezeichnet. In den Kernteil der Umfrage sind die wichtigsten der nach den Ergebnissen des Pretests relevanten Persönlichkeitseigenschaften simultan einbezogen. Dies bietet die Möglichkeit, Korrelationen zwischen ihnen zu untersuchen sowie die Erklärungskraft der einzelnen Persönlichkeitseigenschaften im Vergleich zu analysieren. Bisher war das aufgrund der "parallelen" Vorgabe (siehe weiter oben) nicht möglich. Zusätzlich sind die herkömmlichen Prädiktoren für die Neigung zu den verschiedenen Parteien mit erhoben. So kann die Erklärungskraft der Persönlichkeitseigenschaften unter Kontrolle der "Standard-Einflußvariablen" der empirischen Wahlforschung analysiert werden. Das Design erlaubt zusätzlich einen "Ost-West Vergleich" 16 , der einen ersten Eindruck davon geben kann, ob die in den Untersuchungen aus den frühen 90er Jahren aufgetretenen schwächeren Zusammenhänge im Osten auf die Qualität der damaligen Umfragen zurückzuführen sind oder ob es substantielle Gründe hierfür gibt. Neben diesem Kemteil, der in jedem Fall Bestandteil der Interviews war, erhielten (nach dem Zufallsprinzip) etwa die Hälfte der Befragten (n = 598) Zusatzfragen, um die theoretisch angenommenen "Verbindungen" zwischen Persönlichkeitseigenschaften und den Einstellungen

14 15 16

Die in den Kapiteln 6 und 8 vorgestellten Untersuchungen wurden von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Die Untersuchung wurde vom FORSA-Institut durchgeführt. Gemeint ist damit ein Vergleich zwischen Befragten, die vor der Wende in der früheren DDR lebten und solchen, die damals in einem der Alten Bundesländer wohnten.

8

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

zu den verschiedenen Parteien (vgl. Kapitel 3.3) einer Prüfung unterziehen zu können, während bei der anderen Hälfte der Befragten (n = 600) zusätzliche Persönlichkeitseigenschaften, insbesondere die - sehr zeitaufwendig zu erhebenden - kompletten

"Big Five", abgefragt wur-

den (vgl. hierzu Kapitel 3.3 sowie Kapitel 5.6). Auf diese Weise konnte die reine Interviewzeit (ohne die Auswahl der Zielperson) in beiden Fällen auf durchschnittlich 32 Minuten beschränkt werden. Die Fragen der Berlin-Studie finden sich in Anlage 3. Parallel zur Berlin-Studie wurde im Rahmen eines dreisemestrigen Forschungsprojekts mit Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Spätsommer 1999 ein Quotensample des Umfangs η = 255 erhoben (näheres zur Datenerhebung in Kapitel 7.1). In dieser (schriftlichen) Umfrage sind alle Fragen der Berlin-Umfrage (entsprechend umformuliert) integriert. Ferner sind einige ergänzende Fragen, insbesondere für die zusätzliche Validierung der ASKO-Skala, vorgegeben. Die Umfrage wird in der weiteren Arbeit als "Mainzer Studie" bezeichnet. Die Mainzer Studie dient in erster Linie der Validierung der wichtigsten Ergebnisse der Berlin-Umfrage. Nach Aussage der Befragten lag die Beantwortungszeit bei knapp einer Stunde. Der Fragebogen der Mainzer Umfrage findet sich in Anlage 4. Den Abschluß bildet eine zu Beginn des Jahres 2000 durchgeführte bundesweite telefonische Umfrage. Auch diese Studie wurde, wie die Berlin-Studie, von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Durchgeführt wurde sie von MARPLAN. Befragt wurden insgesamt 1663 wahlberechtigte Bundesbürger, von denen 380 vor der Wende in der ehemaligen DDR lebten und 1254 in einem der Alten Bundesländer. Die Interviewdauer lag bei durchschnittlich 45 Minuten. Nähere Angaben zur Studie finden sich in Kapitel 8.1, die eingesetzten Fragen sind aus Anlage 5 ersichtlich. Das Hauptziel der Studie besteht darin, die wichtigsten Ergebnisse der vorangegangenen Studien anhand einer bundesweiten Stichprobe zu replizieren. Nachdem die Feldzeit in die Hochzeit des Parteispendenskandals fiel und dieser sich offensichtlich punktuell auf die hier zu untersuchenden Zusammenhänge auswirkte, werden zusätzlich entsprechende Analysen durchgeführt. Schließlich erlaubt die bundesweite Studie - als Erweiterung der bisherigen Untersuchungen - für einige Parteien, anhand der "Theorie des überlegten Handelns" (vgl. Kapitel 2.5) Einflüsse von Persönlichkeitseigenschaften auf Wahlintentionen (anstelle von Parteisympathien) zu untersuchen.

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

9

2 Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen Einstellungen zu Parteien stellen die zentralen abhängigen Variablen der vorliegenden Untersuchung dar. Aus diesem Grund sind nachfolgend einige Überlegungen zur Definition von Einstellungen, zu ihren Funktionen, zur Frage, ob Einstellungen eher "isoliert" oder eher in übergreifende Strukturen integriert auftreten, zum Erwerb und zur Veränderung von Einstellungen sowie zum Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten dargestellt. Dabei werden theoretische Ansätze und entsprechende Forschungsergebnisse zunächst allgemein vorgestellt und anschließend auf Einstellungen zu Parteien bezogen.1

2.1 "Einstellung": Eine Definition Zu den Anfängen der Einstellungsforschung: Nach einer zusammenfassenden Darstellung älterer Einstellungsdefinitionen von Thomas Leithäuser (1979) "... verstand man 'Einstellung' von Charles Darwin ausgehend zumächst als ein klar definierbares physiologisches Phänomen. 'Einstellung' war bestimmt durch die 'physiologische Bereitschaft des Körpers, in bestimmter Weise zu handeln' (Meinefeld, 1977, S. 12). Um die Jahrhundertwende fußte die Forschungsrichtung der Würzburger experimentellen Schule der Psychologie auf dieser Konzeption. 'Bewußtseinslage' und 'Einstellung' sollten in Laborexperimenten exakt gemessen werden. Doch mißlang eine Vereinheitlichung dieser Begriffe. Der Versuch von Thomas und Znaniecki in den USA (1918) in ihrer Arbeit Uber die Lage der polnischen Bauern in Europa, den Begriff der Einstellung ... methodisch zu fassen, war erfolgreicher. Sie lösten seine Bindung an physiologische Prozesse...." (a.a.O.: 137; Hervorhebungen im Original).2 Die Lösung dieser Bindung ist heute in der Einstellungsforschung allgemein akzeptiert. Einstellungen werden in aller Regel als theoretische Konstrukte betrachtet.3 Übereinstimmend wird Einstellungen ferner ein Bezug auf bestimmte Objekte (im weitesten Sinne), eine bewertende Komponente sowie in der Regel mittelfristige zeitliche Stabilität zugeschrieben. Dissens herrscht allerdings in der Frage der Dimensionalität von Einstellungen. '

2 3

Einen detaillierten Überblick neueren Datums zu den genannten Themenbereichen bieten Eagly/Chaiken (1998). Vgl. zum Einstellungskonzept auch Roth (1967), Meinefeld (1977, 1988), Steck (1980: 38-46), Markard (1984; Grundsatzkritik), McGuire (1969, 1985, 1986) sowie Wicker (1969) - plus die Kritik an Wicker von Six (1992: 18-19) sowie Eckes/Six (1994: 256). Verzichtet wird an dieser Stelle auf eine Darstellung des "verwirrenden Bildes" (Schiefele 1990: 3), das sich aus der Auflistung der verschiedenen bisher vorgeschlagenen Einstellungs-Definitionen ergibt. Six u.a. (1985: 9-17) strukturieren diese Definitionen. Vgl. hierzu auch die historisch orientierte Darstellung in Fleming (1967). Trotzdem stellt sich weiterhin empirisch die Frage, inwieweit als solche definierte Einstellungen und insbesondere entsprechende affektive Reaktionen (siehe unten) mit physiologischen Prozessen zusammenhängen. Eagly und Chaiken (1998: 269) schreiben explizit: "That attitudes are inferred from observables and thus have the status of a hypothetical construct does not preclude localizing attitudinal processes in particular structures or processes of the brain or otherwise understanding the neural mechanisms underlying attitudinal processes".

10

Dreidimensionale

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Ansätze

Ein erster (auf der Arbeit von Rosenberg und Hovland 1960 aufbauender) Ansatz geht von drei Einstellungsdimensionen - einer affektiven, einer kognitiven und einer verhaltensbezogenen - aus. 4 Ein neueres Modell in dieser Tradition stellen Eagly und Chaiken (1993) vor.5 Sie definieren "Einstellung" (attitude) folgendermaßen: "Einstellung ist eine psychologische Tendenz, die sich durch die mehr oder weniger positive oder negative Bewertung eines bestimmten Objekts ausdrückt. ... 'psychologische Tendenz' bezieht sich dabei auf einen inneren Zustand der Person und 'Bewertung' auf alle Klassen bewertender Reaktionen, seien sie offen oder verdeckt, kognitiv, affektiv oder verhaltensbezogen".6 "Bewertende Reaktionen der kognitiven Art sind Gedanken oder Vorstellungen bezüglich des Einstellungsobjekts. Diese Gedanken werden auf der theoretischen Ebene oft als 'Überzeugungen' betrachtet, wobei Überzeugungen als Zusammenhänge oder Verbindungen, die Personen zwischen dem Einstellungsobjekt und verschiedenen Eigenschaften herstellen, aufgefaßt werden (Fishbein & Ajzen 1975). Diese kognitiven bewertenden Reaktionen beinhalten sowohl verdeckte Reaktionen, die auftreten, wenn diese Zusammenhänge erschlossen oder wahrgenommen werden, als auch sichtbare Reaktionen, indem man seine Meinung verbal ausdrückt. Die mit dem Einstellungsobjekt verbundenen Eigenschaften werden positiv oder negativ bewertet und können daher von Psychologen auf einem Bewertungskontinuum verortet werden". 7 "Bewertende Reaktionen der affektiven Art bestehen aus Empfindungen, Stimmungen, Gefühlen und Aktivitäten des sympathischen Nervensystems, die das Einstellungsobjekt bei einem Menschen auslöst. Diese affektiven Reaktionen können ebenfalls zwischen 'extrem positiv' und 'extrem negativ' schwanken und daher auf einem Bewertungskontinuum verortet werden".8

4 5

6

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8

Einige Modifikationen dieses Ansatzes sind in Schiefele (1990: 5-7) im Überblick beschrieben. Sie unterscheiden dabei zwischen "Emotion" und "Evaluation": "In contemporary usage affect is not isomorphic with evaluation, and the two terms should not be used interchangeably affect should refer distinctively to emotions and feelings, whereas evaluation refers to a state that is not necessarily rooted in affective experience" (Eagly/Chaiken 1998: 272). Originalzitat: "Attitude is a psychological tendency that is expressed by evaluating a particular entity with some degree of favor or disfavor. ... psychological tendency refers to a state that is internal to the person, and evaluating refers to all classes of evaluative responding, whether overt or covert, cognitive, affective, or behavioral" (Eagly u.a. 1993: 1; Hervorhebung im Original). Originalzitat: "Evaluative responses of the cognitive type are thoughts or ideas about the attitude object. These thoughts are often conceptualized as beliefs, where beliefs are understood to be associations or linkages that people establish between the attitude object and various attributes (Fishbein & Ajzen 1975). These cognitive evaluative responses include the covert responses that occur when these associations are inferred or perceived as well as the overt responses of verbally stating one's beliefs. The attributes that are associated with the attitude object express positive or negative evaluation and therefore can be located by psychologists on an evaluative continuum ..." (Eagly u.a. 1993: 11; Hervorhebung im Original). Originalzitat: "Evaluative responses of the affective type consist of feelings, moods, emotions, and sympathetic nervous system activity that people experience in relation to attitude objects. These affective responses can also range from extremely positive to extremely negative and therefore can be located on an evaluative dimension of meaning" (Eagly u.a. 1993: 11).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

11

"Verhaltensbezogene (oder konative) bewertende Reaktionen bestehen aus sichtbarem Verhalten, das Personen in bezug auf das Einstellungsobjekt zeigen. Da auch diese Reaktionen zwischen 'extrem positiv' und 'extrem negativ' liegen, können sie ebenfalls hinsichtlich ihrer Bedeutung auf einem Bewertungskontinuum verortet werden. Man kann auch davon ausgehen, daß verhaltensbezogene Reaktionen Handlungsabsichten beinhalten, die sich nicht unbedingt in sichtbarem Verhalten äußern".9 Abbildung 2.1-1 veranschaulicht den Grundansatz der Autorinnen.

Abbildung 2.1-1: Einstellung als ein erschlossener Zustand, wobei die bewertenden Reaktionen in drei Klassen (kognitive, affektive und verhaltensbezogene) unterteilt sind.10

beobachtbar

erschlossen

beobachtbar

Kognitive Reaktionen

Stimuli, die ein EinstellungsObjekt anzeigen

I I ; i :'



Einstellung

Affektive Reaktionen

Verhaltensbezogene Reaktionen

nach: Eagfy und Chaiken (1993:10)

Aus den Zitaten ist eine Schwierigkeit unmittelbar ersichtlich: Der Grad, in dem kognitive Reaktionen, affektive Reaktionen und verhaltensbezogene Reaktionen positiv oder negativ gefärbt sind, muß empirisch nicht zwingenderweise übereinstimmen - auch wenn dies im dreidimensionalen Ansatz meist unterstellt wird.11 Man spricht in diesem Fall vom "Konsi-

9

Originalzitat: "Evaluative responses of the behavioral (or conative) type consist of the overt actions that people exhibit in relation to the attitude object. Because these responses also range from extremely positive to extremely negative, they too can be located on an evaluative dimension of meaning. ... Behavioral responses also can be regarded as encompassing intentions to act that are not necessarily expressed in overt behavior" (Eagly u.a. 1993: 12; Hervorhebung im Original). 10 Überschrift im Original: "Attitude as an inferred state, with evaluative responses divided into three classes (cognitive, affective, and behavioral)". " Eagly und Chaiken (1993: 3) betrachten Einstellungen beispielsweise explizit als intervenierende Variablen, die Einfluß auf die beobachteten kognitiven, affektiven und verhaltensbezogenen Reaktionen bezüglich eines Einstellungsobjekts ausüben. Damit ist ein hoher Grad an Übereinstimmung zwischen diesen Reaktionen (hinsichtlich der durch sie ausgedrückten Wertungen) anzunehmen (vgl. hierzu auch a.a.O.: 12).

12

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Stenztheorem".12 Im Extremfall können die Bewertungen jedoch sogar gegenläufig sein. Ein und derselbe Reiz kann beispielsweise positive affektive und negative kognitive Reaktionen hervorrufen.13 Die Ausprägung einer Einstellung ist somit nicht mehr ohne weiteres eindimensional meßbar und es stellt sich die Frage, wie aus den unterschiedlichen Reaktionen Prognosen für das weitere Verhalten dem Einstellungsobjekt gegenüber abzuleiten sind.14 Abgeschwächt wird dieses Problem allerdings durch die Tatsache, daß aus Sicht der Konsistenztheorien (vgl. Kapitel 2.2 und 3.4) starke Unterschiede zwischen den Reaktionen hinsichtlich der Bewertung des Objekts (als dissonante Konstellationen) eher eine Ausnahme darstellen und zeitlich instabil sein dürften. Eine zweite Schwierigkeit betrifft Verhaltensreaktionen. Sie betrifft in den meisten Fällen zusätzlich auch kognitive und affektive Reaktionen, da diese in der Regel ebenfalls (durch die Verwendung eines entsprechenden Meßmodells) aus Verhaltensreaktionen erschlossen werden. Die Schwierigkeit: Verhaltensreaktionen müssen nicht unbedingt unmittelbarer Ausdruck einer Einstellung sein, wie am Beispiel von instrumentellen Verhaltensweisen (siehe Kapitel 2.2) deutlich wird. Dies erschwert den Schluß von Verhaltensreaktionen (gegenüber dem Einstellungsobjekt oder auf Reize, die mit dem Einstellungobjekt verbunden sind) auf Einstellungen. Aus positiven Verhaltensreaktionen ist beispielsweise nicht unbedingt auf positive Einstellungen zu schließen. Solche Schwierigkeiten vermeidet ein anderer Ansatz im ersten Falle ganz und im zweiten Falle tendenziell. Er stützt sich nur auf die affektive Komponente und wird als "eindimensionaler Ansatz" bezeichnet.15 In diesem Ansatz werden Einstellungen als eindimensionale Konstrukte, die sich nur auf die affektive Dimension beziehen, aufgefaßt. Die zweite Schwierigkeit bei der Interpretation von Verhaltensreaktionen kann - wenn auch mit einigem Aufwand und mit Zusatzannahmen bezüglich des Meßmodells - insofern umgangen werden, als affektive Reaktionen auch physiologisch gemessen werden können.

Der eindimensionale Ansatz von Fishbein Fishbein betrachtet Einstellungen als "erlernte Dispositionen, auf ein Objekt oder eine Klasse von Objekten positiv oder negativ zu reagieren".16 Hiervon unterscheidet er streng Überzeu12

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14

15

16

Vgl. hierzu auch Schiefele (1990: 5-6). Das Konsistenztheorem bezieht sich sowohl auf die Einstellungskomponenten als auch auf den Zusammenhng zwischen Einstellung und Verhalten. Ein Beispiel hierfür wäre ein Kind, das von seinen Eltern einerseits geliebt wird, das aber andererseits ein schweres Verbrechen begangen hat, von dem die Eltern wissen und das sie verabscheuen. Vgl. hierzu auch Zajonc (1980) und Eagly/Chaiken (1993: 104). Eine wichtige Frage ist beispielsweise, ob die Ausprägungen der affektiven, der kognitiven und der verhaltensbezogenen Komponente in Kombination miteinander einheitlich das Verhalten beeinflussen oder ob jede der Komponenten die ihr entsprechenden Verhaltensäußerungen beeinflußt (vgl. hierzu auch Meinefeld 1977: 27-28). Andere (insbesondere zweidimensionale) Ansätze werden in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt. Schiefele (1990: 5-9) gibt hierzu einen kurzen Überblick. Originalzitat: "Attitudes are learned predispositions to respond to an object or class of objects in a favourable

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

13

gungen (beliefs) 17 als "... Hypothesen bezüglich der Natur dieser Objekte und der ihnen gegenüber angebrachten Handlungsweisen".18 Die eindimensionale Einstellungsdefinition zieht er einer dreidimensionalen insbesondere aus folgenden Gründen vor. Zum ersten sind, wie gesagt, Affekt, Kognition und Verhalten bezüglich eines Objekts nicht notwendigerweise hoch korreliert.19 Die sich hieraus ergebenden Schwierigkeiten wurden weiter oben besprochen. Fishbein verzichtet auf eine entsprechende Konsistenzannahme (auch wenn er Konsistenz nicht grundsätzlich ausschließt). Zum zweiten erfolgt die Messung von Einstellungen in der Forschungspraxis in der Regel mit Instrumenten, die in erster Linie die affektive Komponente erfassen. Die eindimensionale Einstellungsdefinition "harmoniert" deutlich besser mit diesen Techniken der Einstellungsmessung als eine dreidimensionale.20 Daneben verspricht eine eindimensionale Einstellungsdefinition, sofern sie allgemein akzeptiert wird, eine Vereinheitlichung der Forschungslandschaft und - damit verbunden - die bessere Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen aus unterschiedlichen Studien21. Fishbein argumentiert in seinem theoretischen Ansatz folgendermaßen22: 1. Ein Individuum verbindet viele Überzeugungen mit einem Einstellungsobjekt, das heißt, das Einstellungsobjekt wird mit bestimmten Merkmalen und Eigenschaften in Verbindung gebracht.23

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18

19 20 21

22 23

or unfavourable way" (Fishbein 1965: 107; vgl. hierzu auch ders. 1967b: 389). In Fishbein (1963: 233) sind Einstellungen definiert als "the evaluative dimension of a concept". Eine absolut treffende Übersetzung für "belief' im Sinne Fishbeins ist mir nicht bekannt. Die Übersetzung "Überzeugung" wurde in erster Linie gewählt, um die Abgrenzung zum affektiven Bereich hervorzuheben. Überzeugungen müssen jedoch im Ansatz von Fishbein keineswegs "felsenfest" sein, wie das deutsche Wort vermutlich impliziert. Alternativ zu der hier gewählten Übersetzung, die beispielsweise auch Six und Schäfer (1985: 23) oder Hartmann und Wakenhut (1995: 33) verwenden, findet sich oft auch die Übersetzung "Meinung" - zum Beispiel bei Herkner ( 5 1996: 183), bei Schiefele (1990: 12) oder bei Stahlberg u.a. ( 3 1996: 221). Vgl. zum Problem der Übersetzung auch Six u.a. (1985: 23). Originalzitat: "Beliefs ... are hypothesis concerning the nature of these objects and the types of actions that should be taken with respect to them" (Fishbein 1965: 107). Vgl. Fishbein (1965: 107) oder Fishbein u.a. (1967: 185). Vgl. Fishbein (1965: 108). Fishbein und Ajzen bemerken beispielsweise in einer Literaturübersicht: "... it is somewhat incredible that the one thing on which most investigators agree is that 'there exists no commonly accepted definition of the (attitude) concept'..." (dies. 1972: 488). Sie schlagen daher vor: "... we suggest that the term 'attitude' only be used with reference to a person's location on the affective dimension vis-à-vis a given object" (a.a.O.: 494). Explizit ist die Argumentation in Fishbein (1963: 233-234) oder in Fishbein (1965: 117) dargestellt. Unter "beliefs" versteht Fishbein ganz allgemein "... Informationen, die sich das Individuum über sich und die Objekte seiner Umwelt angeeignet hat" (Hartmann u.a. 1995: 33). Vgl. auch Fishbein u.a. (1967: 187), Fishbein und Ajzen (1975: 12) oder Six/Schäfer (1985: 23). Da die Definition sehr global gehalten ist, trifft Fishbein weitere Unterscheidungen, zum Beispiel zwischen "belief in an object" und "belief about an object". "While belief in refers to the existence of an object, belief about deals with the nature of that object, the manner in which it exists [Hervorhebung im Original]" (Fishbein 1965: 110); vgl. auch Fishbein u.a. (1967: 187). In letzterem Sinne wird "Überzeugung" hier verwendet. In bezug auf Einstellungsobjekte nennt Fishbein Beispiele für unterschiedliche Typen von "beliefs", und zwar: "Beliefs about the component parts of the object; ... about the characteristics, qualities, or attributes of the object; ... about the object's relations with other objects or concepts; ... about whether the object will lead to or block the attainment of various goals or "valued states";... about what should be done with respect to the object;... about what the object should, or should not, be allowed to" (Fishbein 1965: 110-111). Insgesamt repräsentiert das Wort "belief' bei Fishbein von Fall zu Fall leicht unterschiedliche Inhalte.

14

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

2. Mit jedem dieser Merkmale und Eigenschaften ist eine weitende Reaktion, das heißt eine Einstellung, verbunden. 3. Diese wertenden Reaktionen summieren sich auf24, wobei eine Gewichtung mit der Stärke der Überzeugung stattfindet. Mit "Stärke der Überzeugung" ist die subjektiv wahrgenommene Wahrscheinlichkeit der Verbindung gemeint. 4. Die aufsummierte wertende Reaktion wird mit dem Einstellungsobjekt verbunden. 5. Schließlich löst das Einstellungsobjekt bei künftigen Gelegenheiten diese summierte wertende Reaktion aus. Das Individuum hat eine entsprechende Einstellung zu diesem Objekt. Die Einstellung eines Individuums gegenüber einem Objekt kann durch folgende Funktion vorhergesagt werden25: Ν

Einstellung zu dem Objekt =

a¡ i=I

B¡ ist dabei die Stärke der Überzeugung "i" bezüglich des Objekts. Damit ist die Wahrscheinlichkeit dafür, daß das Einstellungsobjekt mit einem anderen Objekt "x¡" verbunden ist, gemeint. Die Verbindung kann "assoziativ" oder "disassoziativ" sein. Als Beispiele für assoziative Relationen nennt Fishbein "ist", "hat", "beinhaltet", "liebt", "bringt hervor" oder "impliziert" und als Beispiele für disassoziative Relationen "vermeidet", "haßt", "behindert", "vereitelt", "zerstört" und "ist unvereinbar mit" (vgl. Fishbein 1965: 112). Die (positive oder negative) Bewertung von x¡ - das heißt die Einstellung gegenüber x¡ - drückt "a¡" aus. Fishbein (1965: 112) nennt "a¡" auch den "evaluativen Aspekt" der Überzeugung bezüglich des Objekts.26 "N" schließlich bezeichnet die Anzahl der involvierten Überzeugungen. Nach der oben dargestellten Funktion kann der Ansatz als auf einem "Erwartung χ Wert-Modell" basierend betrachtet werden. Allerdings sind nach Fishbein Überzeugungen (genauer gesagt: deren Stärke und die entsprechende Bewertung) nicht einseitig als Determinanten von Einstellungen anzusehen, sondern Einstellungen beeinflussen umgekehrt auch Überzeugungen. Einstellungen und Überzeugungen stehen mit anderen Worten in einer dynamischen Beziehung zueinander (vgl. Fishbein 1965: 119).27

24

25 26 27

Auf die Diskussion darüber, ob die Bildung von Summenwerten oder die Bildung von Durchschnittswerten angebrachter ist, wird an dieser Stelle nicht eingegangen, da der Ansatz von Fishbein lediglich dargestellt werden soll. Auf die betreffende Diskussion verweist bereits Fishbein (1965: 117). Vgl. hierzu auch Fishbein und Ajzen (1972: 507-509). Herkner ( 5 1996: 183, 319-321) zeigt die wichtigsten Unterschiede. Wobei statt "ist gleich" besser "direkt proportional" gesetzt werden sollte (vgl. auch Ajzen 1996: 32). Er sieht dabei ausdrücklich auch eine "neutrale" Bewertung vor (vgl. Fishbein 1965: 112). Vgl. auch Fishbein u.a. (1967: 186).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

15

Derzeit ist ungeklärt, welchem der beiden Ansätze der Vorzug zu geben ist. 28 Die vorliegende Arbeit baut, was Einstellungen betrifft, auf dem Ansatz von Fishbein auf. Für diese Entscheidung waren folgende Gründe ausschlaggebend: •

Mit dem eindimensionalen Ansatz wird, wie oben dargestellt, das "Konsistenzproblem" (bezüglich einer affektiven, einer kognitiven und einer verhaltensbezogenen Einstellungskomponente) vermieden 29 .



Der eindimensionale Ansatz steht in Einklang mit einer eindimensionalen Einstellungsmessung, was eine adäquate Operationalisierung erleichtert und die Vergleichbarkeit von Forschungsergebnissen aus verschiedenen Studien fördert.



Der Ansatz von Fishbein ist mit dem Ansatz von Zaller zur Analyse der öffentlichen Meinung insofern vereinbar, als er (der Ansatz Fishbeins!) eine Konstruktion von Einstellungen kurz vor ihrer Äußerung nicht ausschließt (vgl. hierzu Zaller 1998: 34-39).



Ein Problem wurde bisher noch nicht angesprochen: Sowohl die kognitive als auch die verhaltensbezogene "Einstellungsdimension" ist in aller Regel in sich wiederum mehrdimensional - außer, man verbindet mit einem Objekt nur eine einzige Kognition bzw. nur eine einzige Verhaltenstendenz oder -absieht. Damit treten innerhalb der beiden Dimensionen nochmals Konsistenzprobleme auf, was einerseits auf theoretischer Ebene ein zusätzliches Problem darstellt und andererseits die Messung zusätzlich erschwert. Auch dieses Problem vermeidet der eindimensionale Ansatz von Fishbein. In diesem Ansatz können alle einzelnen "Bestandteile" sowohl der affektiven als auch der verhaltensbezogenen Einstellungskomponente des dreidimensionalen Modells unabhängig voneinander integriert werden 30 .



Schließlich erlaubt der Ansatz von Fishbein auf der theoretischen Ebene eine Reihe von (empirisch prüfbaren) Annahmen darüber, wie Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu politischen Parteien zusammenhängen (vgl. Kapitel 3.3). Solche Annahmen sind aus dem dreidimensionalen Ansatz in dieser Klarheit kaum ableitbar.

Zusätzlich besteht auch aus der Sicht mehrdimensionaler Ansätze weitgehend Einigkeit darüber, daß die "affektive Einstellungskomponente" als die wichtigste anzusehen ist31.

28

29

30 31

Vgl. hierzu Stahlberg und Frey ( 3 1996: 222) oder Schiefele (1990: 17). Stahlberg und Frey ( 3 1996) betonen zusätzlich, es gebe Belege dafür, daß die Dimensionalität von Einstellungen vom jeweiligen Einstellungsobjekt (und den zugehörigen Meinungen) abhinge. Femer sei "... anzunehmen, daß kognitive Komplexität, Ambiguitätstoleranz und andere Variablen individueller Unterschiede mit der jeweiligen Struktur der persönlichen Einstellung verbunden sind" (a.a.O.: 222). Schiefele schreibt beispielsweise in bezug auf den in der vorliegenden Arbeit nur am Rande thematisierten (aber sehr wichtigen) Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten zusammenfassend: "Das Konsistenztheorem, soweit es die Beziehung zwischen (mehrdimensionaler) Einstellung und Verhalten betrifft, hat sich als fragwürdig erwiesen. Dies bezeugen auch Überblicksreferate der Einstellungs-Verhaltens-Forschung ..." (ders. 1990: 9). Vgl. zum Konsistenztheorem auch Schiefele (1990: 5). Vgl. auch Fishbein (1965: 109, 111). Vgl. zum Beispiel Schiefele (1990: 4).

16

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

2.2 Funktionen von Einstellungen In einer Übersichtsdarstellung zu den Funktionen von Einstellungen unterscheiden Stahlberg und Frey (31996) einerseits motivationale Funktionen und andererseits die Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen. Bezüglich der motivationalen Funktionen, die Einstellungen zugeschrieben werden, unterscheiden sie weiter die "Ich-Verteidigungsfunktion", den "Ausdruck eigener Werte und Selbstverwirklichung", eine "instrumenteile, utilitaristische oder Anpassungsfunktion" sowie eine "Wissens- oder Ökonomiefunktion" (a.a.O.: 229-231). Diese Einteilung liegt auch dem nachfolgenden Kapitel zugrunde.

Motivationale Funktionen Die Vorstellung der Ich-Verteidigungsfunktion, wie sie etwa Katz (I960) 32 vertritt, basiert auf dem psychoanalytischen Paradigma der Persönlichkeitspsychologie (vgl. Kap. 3.1).33 Einstellungen übernehmen dabei die Funktion von Abwehrmechanismen. Im Ansatz der autoritären Persönlichkeit (vgl. Kapitel 4.3) wird dieser Gedanke aufgenommen, wenn man dort beispielsweise davon ausgeht, daß aggressive Impulse, die ursprünglich gegen Autoritäten gerichtet waren, auf Fremdgruppen und Minderheiten verschoben und diesen entsprechend negative Eigenschaften zugeschrieben werden - sprich: daß sich entsprechend negative Einstellungen ihnen gegenüber bilden. Auch Einstellungen zu Parteien könnten eine derartige Funktion erfüllen, etwa indem Parteien als "Sündenböcke" dienen oder indem man sich mit ihnen (im psychoanalytischen Sinne) identifiziert. Allerdings werden gegen das psychoanalytische Paradigma schwerwiegende Einwände erhoben (vgl. Kapitel 3.1), denen in diesem Fall Rechnung zu tragen wäre. Katz nimmt ferner an, "... daß Personen ein Bedürfnis besitzen, Einstellungen auszudrücken, die eigene zentrale Wertvorstellungen oder wichtige Komponenten des Selbstkonzepts vermitteln. In diesem Sinne kann es für eine Person eine große Befriedigung bedeuten, ihre Ablehnung gegenüber der Todesstrafe zu bekunden, wenn sie voller Überzeugung den Wert der Unantastbarkeit von Menschenrechten vertritt. Ein solcher Ausdruck von Einstellungen zielt dabei primär auf die Bestätigung des eigenen Selbstkonzeptes und ist wenig darauf gerichtet, andere zu beeindrucken" (Stahlberg u.a. 31996: 229-230).34 Auch Einstellungen zu Parteien könnten eine derartige Funktion erfüllen, sofern die Parteien in den Augen des Betrachters in besonderem Maße entsprechende Ziele vertreten. Man denke etwa an die Partei der Grünen und das Vertreten von ökologisch orientierten Einstellungen.

32 33 34

Vgl. Seite 461-463 im Reprint von 1967. Vgl. zur Ich-Verteidigungsfunktion auch Eagly u.a. (1998: 305). Vgl. auch die Ausführungen von Katz (1960) auf Seite 461 und 463-464 im Reprint von 1967.

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

17

Nun zur "instrumentellen, utilitaristischen Anpassungsfunktion". Katz (1960) geht davon aus, daß Einstellungen gebildet werden können, um Belohnungen zu maximieren bzw. Bestrafungen zu minimieren.35 Stahlberg und Frey (31996: 230) gehen einen Schritt weiter und beziehen den Punkt auf die Bekundung von Einstellungen, nicht auf Einstellungen selbst.36 Die Bekundung von Einstellungen kann dazu instrumentalisiert werden, erwünschte Ziele zu erreichen oder unerwünschte Ereignisse zu verhindern. Beispielsweise kann man eine positive Einstellung gegenüber der katholischen Kirche bekunden, um mit einem katholischen Geistlichen intensiv ins Gespräch zu kommen, falls man dies zum Ziel hat. Ob man der katholischen Kirche tatsächlich positiv gegenübersteht oder nicht, ist dabei aus instrumenteller Sicht unerheblich. Nach dem experimentell gut belegten Attraktionsparadigma37 von Byrne (1971, 1997) ist davon auszugehen, daß zwischenmenschliche Anziehung eine lineare Funktion des Anteils ähnlicher Einstellungen ist (vgl. Byrne 1971: 99 oder 309-311).38 Zeigt man einer Person, daß sich die eigenen Einstellungen weitgehend mit den ihren decken, so erzeugt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit zwischenmenschliche Nähe. In vielen Fällen kann es funktional sein, eine derartige Nähe herzustellen. Auch übereinstimmende Einstellungen zu Parteien dürften eine "zwischenmenschliche Anziehung" bewirken, die gegebenenfalls instrumentalisiert werden kann. Über die vierte motivationale Funktion, die Wissens- und Ökonomiefunktion, schreiben Stahlberg u.a. (31996: 230): "Einstellungen erfüllen ferner Funktionen der Organisation oder Strukturierung einer ansonsten chaotischen Welt. ... Einstellungen erlauben es uns, neue Informationen und Erfahrungen anhand bereits bestehender evaluativer Dimensionen zu klassifizieren, und helfen auf diese Weise, die komplexe Welt, in der wir leben, zu vereinfachen und besser verständlich zu machen".39 Eagly und Chaiken (1998: 303-304) unterstreichen die Wichtigkeit dieser Funktion. Einstellungen beeinflussen nach dieser Sichtweise Informations-

35 36

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38

39

V g l . die Ausführungen von Katz (1960) auf Seite 461-463 im Reprint von 1967. Ein Mitarbeiter kann seinem Vorgesetzten gegenüber beispielsweise negative Einstellungen (insbesondere auch im Sinne entsprechender affektiver Reaktionen) haben, jedoch ihm gegenüber - um Sanktionen zu vermeiden - positive Einstellungen äußern. Derartige instrumenteile Verhaltensweisen stellen generell ein Problem für die Vorgehensweise, Einstellungen aus Verhaltensreaktionen auf mit Einstellungsobjekten verbundenen Reizen zu erschließen (siehe oben), dar. D i e Bezeichnung "Paradigma" hat sich - aufgrund des Buchtitels "The Attraction Paradigm" (Byrne 1971) eingebürgert und wird daher in dieser Arbeit ebenfalls verwendet, auch wenn sie aus wissenschaftstheoretischer Sicht etwas überzogen erscheint. Byrne selbst charakterisierte die Bezeichnung spätei als "immodestly" (Byrne 1997: 417). V g l . hierzu auch: Buunk ( 3 1996: 376-378) oder Byrne (1997: 423). Rokeach (1960: 134-135, 312-331, 391) argumentiert im Rahmen des Dogmatismus-Ansatzes ähnlich in bezug auf "belief-disbelief-Systeme" (vgl. auch Roghmann 1966: 91), was allerdings nicht unumstritten blieb. Vgl. zu dieser Diskussion: Triandis (1961); Rokeach (1961, 1966); Rokeach u.a. (1965). Eine Analyse der Diskussion nimmt Roghmann (1966: 111-117) vor. V g l . zum Attraktionsparadigma auch die Literaturübersicht von Fishbein und Ajzen (1972: 511-513). Die Autoren kommen zu dem Schluß: "In sum, there is abundant evidence that under most circumstances similarity will be related to attraction, and further demonstrations of this relationship are clearly unnecessary. More research is needed to determine the factors underlying this relationship, and to separate the effects of similarity and the affective value of similar and dissimilar information" (a.a.O.: 513). In diesem Sinne äußert sich auch Katz (1960; vgl. Seite 461 und 464 im Reprint von 1967).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Verarbeitungsprozesse, die im Rahmen des Informationsverarbeitungsparadigmas der Persönlichkeitspsychologie (vgl. Kapitel 3.4) eine zentrale Rolle spielen. Auch Einstellungen zu Parteien dürften eine derartige Stukturierungsfunktion erfüllen können.

Steuerung von

Informationsverarbeitungsprozessen

Es gibt eine Reihe von theoretischen Ansätzen, die sich mit der Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen durch Einstellungen beschäftigen. Sie lassen sich nach Stahlberg u.a. ( 3 1996: 230) in drei theoretische Denkschulen einteilen: in kognitive Konsistenztheorien, in Theorien des sozialen Urteilens und in schematische Auffassungen von Einstellungen. Für Einstellungen bestehen dabei prinzipiell drei Möglichkeiten der Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen: Sie können die aktive Suche nach einstellungsrelevanten Informationen beeinflussen, die Enkodierung solcher Informationen (z.B. Wahrnehmungs- und Urteilsprozesse) oder die Abrufbarkeit solcher Informationen aus dem Gedächtnis (a.a.O.: 232-233). Die Forschung bezüglich der Abrufbarkeit von Informationen brachte allerdings bisher uneinheitliche Ergebnisse, weshalb auf diesen Punkt im folgenden nicht weiter eingegegangen wird 40 Zu den auf den Arbeiten Heiders (1944, 1946) basierenden Konsistenztheorien41

schreiben

Stahlberg u.a. ( 3 1996: 231-232) zusammenfassend: "Alle Konsistenztheorien nehmen an, daß Individuen danach streben, ihre eigenen Kognitionen (Meinungen, Einstellungen, Wahrnehmungen über ihr eigenes Verhalten) in einer spannungsfreien, d.h. in sich nicht widersprüchlichen Weise zu organisieren. Wenn Personen wahrnehmen, daß einige ihrer Einstellungen widersprüchlich sind, verfallen sie in einen Zustand kognitiven Ungleichgewichts. Dieser Zustand ist unangenehm und verursacht Spannungen. Daher sind solche Personen motiviert, erneut eine konsistente und spannungsfreie Beziehung zwischen ihren Kognitionen herzustellen, indem sie eine davon oder alle verändern. Wenn beispielsweise neue Informationen oder gewisse Meinungen bestehenden starken Einstellungen widersprechen, kann dies zu einer Reinterpretation der einströmenden Information oder zu einer Meinungsänderung führen. In diesem Fall steuert die Einstellung die Informationsverarbeitung". Damit ist die Grundvorstellung der kognitiven Konsistenztheorien über die Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen durch Einstellungen beschrieben. Gleichzeitig wird eine offene Frage deutlich: Es ist bisher noch nicht gesagt, welche Einstellungen "stark genug" sind, um Informationsverarbeitungsprozesse in der genannten Weise zu steuern und welche andererseits im Zuge

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41

Stahlberg u.a. ( 3 1996: 237) sehen hier einen Ausweg: "Ein theoretisches Modell, mit dem sich die Mehrzahl der vorliegenden inkonsistenten Ergebnisse integrieren läßt, ist das Modell der bipolaren Einstellungseffekte von Judd u. Kulik (1980). In ihren Arbeiten konnten diese Autoren nachweisen, daß Einstellungen die Erinnerung an solche Einstellungsaussagen verbessern, denen eine Person sehr stark zustimmt oder die sie sehr stark ablehnt, im Vergleich zu Einstellungsaussagen, die gemäßigtere Ablehnungs- oder Zustimmungsreaktionen hervorriefen (s. auch Hymes 1986; Lingle u. Ostrom 1981)". Einen Überblick geben Eagly/Chaiken (1998: 281-284).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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der Behebung eines "kognitiven Ungleichgewichts" selbst verändert werden. Dieses Problem tritt auch im Rahmen von Kapitel 3.4 - bei der Besprechung der Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger (und deren Weiterentwicklung) - wieder auf. Ansonsten konnte experimentell bestätigt werden, daß Personen im allgemeinen dazu neigen, aktiv Informationen, die kongruent mit ihren bisherigen Einstellungen sind, zu suchen bzw. solche Informationen, die mit ihren bisherigen Einstellungen nicht übereinstimmen (und damit Dissonanz erzeugen), zu meiden. 42 Ferner konnte experimentell bestätigt werden, daß Informationen tendenziell in Richtung auf Kongruenz zu bisherigen Einstellungen verzerrt wahrgenommen werden. 43 Auch Einstellungen zu Parteien können aus theoretischer Sicht dazu dienen, durch die Steuerung der Informationsverarbeitung Kognitionen in einer spannungsfreien (konsistenten) Weise zu organisieren. Theorien sozialen Urteilens gehen ebenfalls von einer Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen durch Einstellungen aus. Als Beispiel diene die Assimilations-KontrastTheorie von Sherif und Hovland (1961) 44 . "Sherif und Hovland nahmen ... an, daß unsere Einstellung jeweils die Funktion eines Ankers besitzt, im Vergleich zu dem alle anderen möglichen Einstellungspositionen beurteilt werden. Genauer gesagt wird angenommen, daß andere Einstellungspositionen, die der eigenen Einstellung recht nahe stehen, als noch ähnlicher wahrgenommen werden, als sie eigentlich sind (Assimilation),

und sehr positiv bewertet

werden (d.h. als gerecht und objektiv). Einstellungspositionen, die dagegen nur wenig mit der eigenen übereinstimmen, werden als voreingenommene Propaganda zurückgewiesen (Kontrast)" (Stahlberg u.a. 3 1996: 232). Auch Einstellungen zu Parteien könnten aus theoretischer Sicht als "Anker" fungieren, im Vergleich zu dem andere Einstellungen beurteilt werden. Auch Schematische Auffassungen von Einstellungen gehen von einer Steuerung von Informationsverarbeitungsprozessen durch Einstellungen aus. 45 Einstellungen werden dabei als Schemata betrachtet. Stahlberg u.a. ( 3 1996: 232) schreiben hierzu zusammenfassend: "Nach dem Ansatz der sozialen Kognition ... wird soziale Information nicht passiv aufgenommen und im Gedächtnis abgespeichert, sondern selektiv enkodiert und aktiv in kognitiven Gedächtnisstrukturen organisiert, die allgemein Schemata genannt werden (Fiske u. Taylor 1991). Die Schemaforschung innerhalb der Sozialpsychologie hat gezeigt, daß soziale Schemata die Enkodierung sozialer Reize wie auch den Wiederabruf abgespeicherter Informationen steuern ...

42

43 44

45

Frey (1986) gibt einen Überblick über entsprechende Forschungsarbeiten. Festzuhalten ist darüber hinaus, daß Personen "... sich (auch) dissonanten Informationen aussetzen, wenn erstens ihr kognitives System (hier: ihre Einstellungen) in sich konsistent und stabil ist, so daß sie mit relativer Leichtigkeit die dissonanten Informationen widerlegen oder integrieren können oder wenn zweitens das kognitive System ohnehin so geschwächt ist, daß es langfristig günstiger erscheint, es zu verändern und es damit in Übereinstimmung mit bestehenden, vielleicht Uberwältigenden dissonanten Informationen zu bringen (d.h. eine neue Art der Konsonanz herzustellen)" (Stahlberg u.a. 3 1996: 235). Vgl. zur Relativierung auch Donsbach (1991), z.B. Seite 211. Vgl. hierzu z.B. Stahlberg u.a. ( 3 1996: 235). Vgl. auch Sherif u.a. (1973). Ein Überblick und weitere Beispiele finden sich in Beckmann und Mattenklott (1985). D i e Grundlagen der Schemaforschung beschreibt beispielsweise Schwarz (1985).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Menschen reagieren beispielsweise oft schneller auf schemarelevante Information und weisen eine bessere Enkodierung und ein besseres Gedächtnis für diese Art von Information auf. Einige Autoren vertreten die Meinung, daß sich Einstellungen als derartige Schemata begreifen lassen und daher die Informationsverarbeitung steuern können (z.B. Judd u. Kulik 1980; Lingle u. Ostrom 1981)". Auch dieser Gedanke läßt sich auf Einstellungen zu Parteien übertragen. Im Überblick kann nach dem oben Gesagten als gesichert gelten, daß Einstellungen zumindest die aktive Suche nach einstellungsrelevanten Informationen (bzw. deren Vermeidung) sowie die Wahrnehmung einstellungsrelevanter Informationen beeinflussen können.46 Da die Einstellungen zu Parteien eine Teilmenge aller Einstellungen darstellen, sollten die genannten Aussagen auch für sie gelten.

2.3 Einstellungsstrukturen

Die Vorstellung, Einstellungen - wie auch immer definiert - würden nicht völlig frei und unabhängig voneinander variieren, sondern es könnten im Gegenteil "Einstellungsstukturen" oder "generalisierte Einstellungen" bei den Einstellungsträgern ausgemacht werden, ist in der Einstellungsforschung weit verbreitet.47 Allerdings herrscht Uneinigkeit insbesondere darüber, wie solche Einstellungsstrukturen - die (wie Einstellungen selbst) theoretische Konstrukte darstellen - erschlossen werden können, welche dieser Konstrukte sich als theoretisch fruchtbar erweisen48, wieviele Dimensionen gegebenenfalls zur Beschreibung von Einstellungen nötig sind sowie, ob (und gegebenenfalls in welcher Form) Verbindungen zu Persönlichkeitseigenschaften bestehen. Die in Kapitel 4.3 noch zu besprechende "autoritäre Persönlich46

47

48

Nach einem Fazit von Stahlberg u.a. ( 3 1996: 236) können "... Einstellungen die Wahrnehmung und Bewertung von einstellungsrelevanter Information besonders dann beeinflussen ..., wenn sie leicht zugänglich sind und auf einer elaborierten Wissensstruktur basieren". Vgl. beispielsweise Ajzen (1996: 26-33), den Übersichtartikel von Six (1996), die Arbeiten von McGuire (1985, 1986, 1989 und 1999: 184-186) oder auch ein Zitat von Eagly u.a. (1998: 281): "Attitudes are ordinarily not isolated in people's minds but are linked to other attitudes in what can be considered more molar cognitive structures". Eine oft zitierte Arbeit von Hurwitz und Peffley (1987) zur Strukturierung von Einstellungen zur Außenpolitik baut beispielsweise auf diesem Gedanken auf. Ferner sei angemerkt, daß insbesondere vom Standpunkt der Konsistenztheorien aus Einstellungssfruitoren zu erwarten sind. So beginnt Leon Festingers Werk "A Theory of Cognitive Dissonance" mit den Worten: "It has frequently been implied, and sometimes even pointed out, that the individual strives toward consistency within himself. His opinions and attitudes, for example, tend to exist in clusters that are internal consistent. ... Study after study reports such consistency among one person's political attitudes, social attitudes, and many others" (Festinger 1970: 1). Vgl. allerdings hierzu auch kritische Stellungnahmen, z.B. von Converse (1964). Vgl. z.B. die Standpunkte von Sniderman u.a. (1999) und Sniderman (2000).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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keit" kann als derartiges Konstrukt aufgefaßt werden49, ebenso das Dogmatismus-Konzept von Rokeach (vgl. Kapitel 4.4), das Konservatismus-Konzept von Wilson (vgl. Kapitel 4.5)50 oder faktorenanalytisch ermittelte Einstellungsdimensionen wie die von Eysenck, Ferguson51 oder Kerlinger.52 Auf das System von Eysenck wird in Kapitel 4.6 Bezug genommen, weshalb es nachfolgend ausführlicher dargestellt ist. Festgehalten sei allerdings, daß dieses System nicht unumstritten ist. Stone (1980) bestreitet beispielsweise das Auftreten von linken Autoritären - und erntete deshalb heftigen Widerspruch von Eysenck (1981-82) 53 .

Eysencks theoretischer Ansatz Eysencks theoretischer Ansatz ist seinen beiden Artikeln von 1944 "General Social Attitudes" und von 1947 "Primary Social Attitudes" zu entnehmen sowie seinem Buch "The Psychology of Politics" aus dem Jahre 1954. Von ihm selbst verfaßte Überblicksdarstellungen finden sich in der von Eysenck und Wilson (1978) herausgegebenen Aufsatzsammlung "The Psychological Basis of Ideology" (a.a.O.: 1-8) sowie in Eysenck (1981). Eysenck nimmt an, daß Einstellungen hierarchisch strukturiert sind - mit dem "specific opinion level" als unterster Stufe 54 , gefolgt vom "habitual opinion level"55, dem "attitude level"56 und schließlich dem "ideology level"57 auf der obersten Stufe. Er geht ferner von zwei (unabhängigen) Dimensionen sozialer Einstellungen (social attitudes) aus, die er "Radicalism - Conservatism" (RFaktor) und "Toughmindedness - Tendermindedness" (T-Faktor) nennt.58 Soziale Einstellun49 50

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52

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Vgl. hierzu auch Six (1996). Wilson selbst bezeichnet "Konservatismus" als generellen Faktor, der dem gesamten Feld sozialer Einstellungen zugrunde liege (ders. 1970: 101). Ferguson (1939, 1952, 1973) ermittelte die drei primären Einstellungsfaktoren "Religionism", "Humanitarianism" und "Nationalism". Kerlinger (1984) geht von den beiden (unabhängigen!) Einstellungsdimensionen "Liberalismus" und "Konservatismus" aus. Vgl. hierzu auch Oesterreich (1996: 59). "Right at the bottom we have opinions which are not related in any way to other opinions, which are not in any way characteristic of a person who makes them, and which are not reproducible in the sense that if the same or a similar question were asked again under different circumstances, the answer might be different" (Eysenck 5 1968: 111). Vgl. hierzu auch Eysenck (1947: 72-73). "... opinions which are reproducible and which form a relatively constant part of an individual's make up. ... these opinions are reliable in the sense of being stable" (Eysenck 5 1968: 111-112). Vgl. hierzu auch Eysenck (1947: 73). Hierunter versteht Eysenck Gruppen von "habitual opinions", die miteinander korreliert sind, womit sich erste Anzeichen für eine Struktur ergeben. Beispiele: "Autoritarismus", "Ethnozentrismus" oder "Patriotismus" (vgl. Eysenck 5 1968: 112). Vgl. hierzu auch Eysenck (1947: 73). "But even attitudes ... are not independent.... In other words, attitudes themselves are correlated and give rise to what we might call super-attidudes or ideologies" (Eysenck 5 1968: 113). Beispiel: "Konservatismus". Vgl. auch Eysenck (1947: 73-74); dort repräsentieren "Primary Social Attitudes" wie "Conservatism" die oberste Stufe! Ursprünglich wurden die beiden Pole des zweiten Faktors als "practical" und "theoretical" bezeichnet. In seinem Artikel von 1947 (Seite 61) benennt Eysenck diese Pole in "tender-minded" und "tough-minded" um. In seinem Artikel von 1975 ersetzt er den R-Faktor durch die beiden Faktoren "general conservative-radical ideology" und "socio-economic conservatism vs. socialism" und schafft so - zusammen mit dem T-Faktor ein dreidimensionales System. Auf dieses dreidimensionale System nimmt er in seinen späteren Arbeiten jedoch keinen Bezug mehr.

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

gen lassen sich nach diesem Ansatz in dem durch die beiden Dimensionen aufgespannten zweidimensionalen Raum verorten. Die Lage der Einstellungen in diesem System beschreibt weitgehend deren Inhalt - abgesehen von spezifischen Inhalten, die insofern einzigartig sind, als sie nur von der betreffenden Einstellung repräsentiert werden. Die beiden Dimensionen "Radicalism - Conservatism" und "Toughmindedness - Tendermindedness" stellen Konstrukte dar. Sind soziale Einstellungen tatsächlich diesen beiden Dimensionen entsprechend strukturiert, so müßten sich in Umfragen aus den Antworten auf Items, die möglichst repräsentativ für alle sozialen Einstellungen der Befragten sind, entsprechende Faktoren extrahieren lassen. Genau dies bemüht sich Eysenck in seinen Untersuchungen zu zeigen. 59 Nach Eysenck können der R- und der T-Faktor als (latente) Variablen aufgefaßt werden, wobei jeder Person (entsprechend der jeweiligen Merkmalsausprägung) ein Variablenwert für R und einer für Τ zugewiesen werden kann. Von der Ausprägung dieser beiden Variablen hängt es ab, welche sozialen Einstellungen bei einer Person tendenziell anzutreffen sind. Eysenck geht noch einen Schritt weiter, indem er die beiden Faktoren R und Τ - gestützt auf Ergebnisse der Zwillingsforschung - als teilweise genetisch determiniert ansieht und ihnen damit eine biologische Grundlage zuschreibt 60 , was ihm teilweise scharfe Kritik einbrachte, zum Beispiel von Six (1996: 28-29). Nun zu den beiden Dimensionen im einzelnen: Zur ersten schreibt Eysenck: "Seit den frühesten Tagen der Messung von Einstellungen postulieren Psychologen eine Dimension, mit der Einstellungen strukturiert werden können. Am gängigsten sind Bezeichnungen wie: Radikalismus-Konservatismus oder fortschrittlich-reaktionär oder Links-Rechts. Es gibt viele Namen für diese Dimension, sie laufen aber alle annähernd auf das gleiche hinaus. Überdies verkörpert diese Dimension eine Theorie, die sich über Jahrhunderte hinweg zurückerstreckt und die fast weltweit von Politikern wie auch von dem legendären Mann auf der Straße akzeptiert wird" (Eysenck 1981: 195). Eine weitergehende Definition nimmt Eysenck nicht vor, sondern zählt lediglich an verschiedenen Stellen zur Veranschaulichung solche Items auf, die hohe (positive oder negative) Ladungen für den R-Faktor aufweisen (vgl. Tabelle 2.3-1). Damit bleibt zunächst ungeklärt, ob sich die Pole "Radicalism" vs. "Conservatism" in erster Linie auf Persönlichkeitseigenschaften 61 oder auf politische Inhalte beziehen. Aus den Texten Eysencks geht jedoch hervor, daß er von letzterem ausgeht. 62 59

Eysencks Arbeiten wurden allerdings sehr kontrovers diskutiert. Vgl. hierzu in der genannten Reihenfolge: Rokeach und Hanley (1956), Eysenck (1956), Christie (1956) und Eysenck (1956a) sowie Billig (1982: 120126) und Six (1996: 28-29). Eine Stütze erfährt Eysencks Ansatz beispielsweise in Arbeiten von Bruni und Eysenck (1976), Hewitt, Eysenck und Eaves (1977), Eysenck (1976) oder Heaven und Connors (1988). Allerdings gibt es auch Studien, deren Ergebnisse mit Eysencks Ansatz kaum in Einklang zu bringen sind. Beispielsweise konnte Wilson (1970) keinen T-Faktor extrahieren und schlägt als (schwer nachvollziehbare) Begründung hierfür vor, dies läge am Catchphrase-Format (vgl. Kapitel 4.5) seiner Items.

60

Vgl. z.B. Eaves u.a. (1974), Eysenck u.a. (1976: 150) und Eysenck (1981: 204). Beispielsweise "Konservatismus" im Sinne einer Abneigung gegen jegliche Art von Neuerungen oder einer Tendenz, den Status Quo zu erhalten (vgl. hierzu Heberle 1967: 42). Hierzu zwei Zitate von Eysenck: "Detailed experimental analysis disclosed that while the R-factor could truely be called a major dimension of social attitudes, the T-Factor was of a different character altogether. It appeared essentially as a projection on to the field of social attitudes of certain fundamental personality traits,

61

62

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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Tabelle 2.3-1 Beschreibung des R-Faktors durch Items mit hohen Ladungen (nach Eysenck) radical

conservative

"radical attitudes - communist, pacifist, favorable towards easy divorce, birth control, and evolution..."

"... conservative attitudes - patriot, favorable towards religion, capital punishment, law, and so on"

(Eysenck 1944 214)

(Eysenck 1944 214)

"... a group of attitudes favorable to communism, socialism, pacifism, evolution, divorce reform, eugenics, birth control and sexual freedom..."

"... a group of attitudes favorable to patriotism, capital punishment, Sunday observance, censorship, harsh treatment of criminals, and institutionalized religion"

(Eysenck 1947: 50)

(Eysenck 1947: 50)

"... a belief that private property should be abolished, that the death penalty ought to go, that Sunday observance is old-fashioned, that Jews are valuable citizens, that the divorce laws ought to be altered, that we should give up part of our sovereignty, that we should abolish abortion laws, that we should cure criminals rather than punish them, that laws favor the rich, that companionate marriage should be allowed, and that patriotism is a force which works against peace"

"... a belief that nationalization is inefficient, that compulsory religious education is desireable, that Japanese are cruel by nature, that we should go back to religion, that Jews are too powerful in this country, that flogging should be retained as a deterrent, that war is inherent in human nature, that C O.'s are traitors, that birth control should be made illegal, and that colored people are inferior" (Eysenck 1947: 59)

(Eysenck 1947: 59)

"... a cluster of radical beliefs favouring Communism, Pacifism, birth control, divorce reform, sexual freedom, and a belief in evolution" (Eysenck, 51968:118-119)

"... favourable attitudes towards patriotism, Sunday observance, capital punishment, the church, harsh treatment of criminals, a belief in the inevitability of war, and in the reality of God" (Eysenck, 51968:118)

Der T-Faktor dagegen bezieht sich explizit auf eine Persönlichkeitseigenschaft. 63 Eysenck geht von der Hypothese aus, "... daß Toughmindedness und Tendermindedness im wesentlichen Projektionen bestimmter Persönlichkeitseigenschaften (Traits) auf den Bereich sozialer Einstellungen sind".64 Erhebliche Probleme treten jedoch bei der inhaltlichen

Interpretation

des T-Faktors auf. Eysenck selbst sagt, daß sich der T-Faktor auf eine Dimension bezieht, die bisher - im Alltag wie in der Wissenschaft - kaum beachtet wurde und daher auch sprachlich

63

64

in the sense that a person's social attitude (Radical, Conservative, or intermediate) would seek expression in terms of the fundamental personality variables so closely connected with the T-factor" (Eysenck 5 1968: 266) und, bezogen auf den R-Faktor: "... we may therefore reasonably argue that the evidence strongly supports the interpretation of this first factor as one of Conservative as opposed to Radical ideology" (Eysenck 5 1968: 130). Im Rahmen der Umbenennung der "zweiten Dimension" schreibt Eysenck ( s 1968: 130): "A better name for this dimension might perhaps be a set of terms taken from a book by W . James, where he refers to two opposed types of temperament leading to opposed philosophical beliefs as the tender-minded' and the toughminded'respectively" [Hervorhebung durch den Verfasser]. Originalzitat: "... that tough-mindedness and tender-mindedness are essentially projections of certain personality traits on the social attitudes domain" (Eysenck u.a. Hrsg. 1978: 5).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Tabelle 2.3-2 Beschreibung des T-Faktors durch Items mit hohen Ladungen (nach Eysenck) tough-minded (practical)

tender-minded (theoretical)

"... on the one side we have the practical, materialistic, extraverted person, who deals with the environment either by force (soldier) or by manipulation (scientist)"

"On the other side we have the theoretical, idealistic, introverted person, who deals with problems either by thinking (philosopher) or by believing (priest)"

(Eysenck 1944: 214 und Eysenck. 51968: 119)

(Eysenck 1944: 214 und Eysenck, 51968:119)

"... a group of attitudes favorable to evolution, capital punishment, easy divorce, sexual freedom, and eugenics..."

"... a group of attitudes favorable to pacifism, Sunday observance, censorship, and lenient treatment of criminals"

(Eysenck 1947: 50)

(Eysenck 1947: 50)

"The... set of beliefs approves of companionate marriage, wants to alter divorce, licensing, and abortion laws, considers the Japanese cruel by nature, the Jews too powerful, war inherent in human nature, Sunday observance old-fashioned, compulsory sterilization desirable, women and colored peoples inferior, and C.O.'s traitors to their country·

"... a belief that we must go back to religion, that birth control is illegal, that the double standard of morality is bad, that religious education should be made compulsory, that our evils have moral causes, that we should give up our sovereignty, abolish the death penalty, and attempt to cure criminals rather than punish them"

(Eysenck 1947: 61)

(Eysenck 1947: 61)

"... attitudes favourable to capital punishment, divorce reform, harsh treatment of criminals, sexual freedom, eugenics and birth control, belief in the inevitability of war, and in evolution"

"... attitudes favourable to Sunday observance and the church, to Pacifism, abstemiousness, prohibition, and belief in the reality of God" (Eysenck, M968:119)

(Eysenck, 51968 119)

"Death penalty is not barbaric.... treatment of criminals is not too harsh ..., sex criminals should be flogged ..., and atom bomb dropping was not immoral..."

„:

(Eysenck 1971:207)

Items: "... men and women have the right to find out whether they are sexually suited before marriage (e.g. by triai marriage);... most religious people are hypocrites; religious beliefs of all kinds are just superstitions; ... the laws against 'soft' drugs like marijuana are too strict; there is no harm in travelling occasionally without a ticket, if you can get away with it; coloured people are innately inferior to white people;..." (Eysenck 1975: 329)

Items: "... the church should attempt to Increase its influence on the life of the nation..., the universe was created by God ...;... permissiveness in our society has gone much too far sexual immorality destroys the marriage relation, which is the basis of civilization..." (Eysenck 1975: 329)

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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nicht repräsentiert ist. 65 Um trotzdem zu verdeutlichen, was unter "Toughmindedness" bzw. "Tendermindedness" zu verstehen ist, nennt Eysenck verschiedentlich solche Items, die hohe Ladungen auf dem Faktor aufweisen. 66 Tabelle 2.3-2 gibt einen Überblick über derartige Beschreibungen. Zusätzlich zitiert er eine Umschreibung von William James, von dem er die Bezeichnungen "tough-" und "tenderminded" übernahm. Die Umschreibung findet sich in Tabelle 2.3-3. Eine weitergehende Definition findet sich meines Wissens bei Eysenck nicht.

Tabelle 2.3-3: Umschreibung von W. James für "Tough-" und "Tendermindedness" Hans Jürgen Eysenck zitiert William James folgendermaßen, um die Dimension "Toughminded vs. Tenderminded" zu umschreiben: ZITAT: As we shall make use of this dichotomy, a brief quotation from James will make its meaning clearer. James starts his discussion on pragmatism by pointing out that philosophical systems are often influenced or determined by the temperament of their authors. He goes on to say that 'the particular difference of temperament that I have in mind ... is one that has counted in literature, art, government, and manners as well as in philosophy. In manners we find formalists and free-and-easy persons. In government, authoritarians and anarchists. In literature, purists or academicals, and realists. In art, classics and romantics. You recognize these contrasts as familiar; well, in philosophy we have a very similar contrast expressed In the pair of terms "rationalist" and "empiricist", "empiricist" meaning your lover of facts in all their crude variety, "rationalist" meaning your devotee to abstract and eternal principles.' James then goes on to a brief discussion of some of these differences and finally gives a table of these: Ί will write these traits down in two columns. I think you will practically recognize the two types of mental make up that I mean if I head the columns by the titles "tender-minded" and "tough-minded" respectively. The tender-minded

Rationalistic (going by "principles") Intellectualiste Idealistic Optimistic Religious Free-willist Monistic Dogmatical

The tough-minded

Empiricist (going by "tacts") Sensationalists Materialistic Pessimistic Irreligious Fatalistic Pluralistic Sceptical.'

James then goes on to discuss the antagonism between these types of temperament which 'has formed in all ages a part of the philosophic atmosphere of the time. It forms a part of the philosophic atmosphere today. The tough think of the tender as sentimentalists and soft-heads. The tender feel the tough to be unrefined, callous, or brutal.' ZITAT ENDE aus: Eysenck (51968:130-131) 65

66

"The second factor, however, is of somewhat greater interest psychologically, and appears to constitute a general social attitude not previously noted" (Eysenck 1944: 214) [Hervorhebung durch den Verfasser]. Später schreibt er: "The second factor was less clearly identifiable with any existing sociological or psychological concept, and provisionally the terms 'tender-minded' and 'tough-minded' were adopted from W. Jame's writings to characterize the extremes of this bi-polar factor" (Eysenck 1951: 198). In "Psychology of Politics" ist bezüglich des T-Faktors zu lesen: "... nothing was found either in the literature of psychology or that of politics to correspond to this second dimension" (Eysenck s 1968: 119). "... while Radical and Conservative are terms very frequently used in everyday talk, nothing was found either in the literature of psychology or that of politics to correspond to this second dimension. An idea of its meaning can probably be obtained from a consideration of those attitudes which most strongly characterize the two extremes" (Eysenck s 1968: 119).

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Ein Kritikpunkt, der aus Tabelle 2.3-2 unmittelbar ersichtlich ist, betrifft die Konzeption des T-Faktors. Nach Eysenck kann sich in sozialen Einstellungen die Ausprägung von Toughbzw. Tendermindedness nicht "an sich", sondern nur in Verbindung mit zusätzlich mehr oder weniger radikalen oder konservativen Einstellungen äußern. Das hat zur Folge, daß keine Einstellungsitems zu finden sind, die hohe Ladungen nur für den T-Faktor aufweisen. Rokeach u.a. (1956) und Christie (1956) kritisierten dies. 67 Eysenck entgegnet hierauf, daß "Rotation durch ein Cluster von Punkten" nur eine mögliche Lösung des Rotationsproblems darstelle. Im übrigen sei es inhaltlich sinnvoll, einen derartigen Faktor anzunehmen (vgl. Eysenck u.a. Hrsg. 1978: 6-7). In bezug auf Ferguson, der die (um 45 Grad gedrehten) Dimensionen "Humanitarianism" und "Religionism" bevorzugt, schreibt er beispielsweise, es wäre sinnvoller, faschistische Einstellungen als eine Mischung aus "Toughmindedness" und "Conservatism" zu betrachten 68 und kommunistische Einstellungen als eine Mischung aus "Toughmindedness" und "Radicalism" 69 als konservative Einstellungen als eine Mischung aus "Religionism" und "anti-Humanitarianism" oder radikale Einstellungen (im Sinne Eysencks) als eine Mischung aus "Humanitarianism" und "anti-Religionism" (nach Eysenck, 5 1968: 147). Zusätzlich sei die R-Dimension "well established" (Eysenck, 5 1968: 1946) und böte sich daher für eine Verwendung an. Hinsichtlich des "leeren" T-Faktors, so wie ihn Eysenck in seinen späteren Arbeiten darstellt 70 , sei noch angemerkt, daß er selbst in einer früheren Arbeit (Eysenck 1951: 199) durchaus Einstellungen - etwa zur Euthanasie oder zur Zwangssterilisation - berichtet, die (fast) ausschließlich Ladungen für den T-Faktor aufweisen. Nun zu den Zusammenhängen des T-Faktors mit Persönlichkeitseigenschaften: Im Schlußkapitel seines 1954 erschienenen Buches "The Psychology of Politics" schreibt Eysenck: " ... es wurde gezeigt, daß ein klarer Zusammenhang zwischen Toughmindedness und sowohl Aggressivität als auch Dominanz besteht ..." und weiter: "Eine andere Gruppe von Persönlichkeitseigenschaften (Traits), die möglicherweise mit Toughmindedness zusammenhängen, wird von Konzepten wie 'Rigidität', 'Ambiguitätsintoleranz', 'Engstirnigkeit' oder 'Betonköpfigkeit' angesprochen". 71 Nach Eysencks Meinung ist der T-Faktor eng verwandt mit dem Konstrukt der "autoritären Persönlichkeit" (vgl. hierzu Kapitel 4.3). 72 Die Faktorwerte korre-

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Erwiderungen Eysencks finden sich in Eysenck (1956, 1956a) oder - zusammenfassend - in Eysenck u.a. (Hrsg. 1978: 6-7). Hanley und Rokeach (1956) führen die Diskussion fort. Nach Ferguson lägen sie auf dem Pol "anti-Humanitarianism" (sofern man Eysencks Einordnung als gegeben ansieht). Nach Ferguson lägen sie auf dem Pol "anti-Religionism" (sofem man Eysencks Einordnung als gegeben ansieht. Allerdings liegt in dem genannten Beispiel das "Communism-Item" empirisch ziemlich genau auf der Radicalism-Dimension). Vgl. Eysenck ( 5 1968: 130), Eysenck und Wilson (Hrsg. 1978: 5) oder Eysenck (1981: 201). Originalzitat: "... it was shown that there was a distinct tendency for Tough-mindedness to be associated with both aggression and dominance Another set of traits possibly connected with Tough-mindedness is denoted by concepts such as rigidity, intolerance of ambiguity, narrow-mindedness, and mental concreteness" (Eysenck 5 1968: 130). Hierzu zwei Zitate von Eysenck: "The results ... strongly support our identification of the Τ factor with the hypothetical authoritarianism factor ..." (Eysenck 5 1968: 138) und: "... habe ich auch daraufhingewiesen, daß autoritäre Einstellung durch einen Typus der Persönlichkeitsstruktur charakterisiert wird, den ich 'hart' genannt habe, während die demokratische Einstellung durch eine besondere Persönlichkeitsstruktur charakterisiert wird, die ich als 'weich' bezeichnet "habe" (Eysenck 1981: 200). "Authoritarianism" im Sinne der

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lieren ferner mit den Werten für "Extraversion" 73 und "Psychotizismus". 74 "Psychotizismus ist eine Persönlichkeitsdimension, die durch kalte Gleichgültigkeit, Feindseligkeit, Aggressivität, Nichtbeachtung gesellschaftlicher Konventionen, Nicht-Anpassung und einen gewissen Grad von Paranoia gekennzeichnet ist" (Eysenck 1981: 205). Soviel zur Struktur sozialer Einstellungen nach Eysenck. Als Hauptschwäche des Eysenckschen Systems wurde bisher die mangelnde Klarheit über die inhaltliche Bedeutung des TFaktors herausgestellt. Trotzdem hat Eysenck - indem er den R-Faktor als politische Grundhaltung und den T-Faktor als eine Persönlichkeitseigenschaft auffaßt - eine Möglichkeit aufgezeigt, wie auf der theoretischen Ebene eine Verbindung zwischen Persönlichkeitseigenschaften und politischen Einstellungen herzustellen ist.75 Zeitlich zumindest mittelfristig stabile politische Einstellungen (ab dem "habitual opinion level") treten nach diesem Ansatz nicht unabhängig voneinander auf, sondern sind - mit Ausnahme von spezifischen Inhalten auf die Kombination einer politischen "Grundhaltung" (gemessen durch den R-Faktorwert) und einer Persönlichkeitseigenschaft (gemessen durch den T-Faktorwert) zurückzuführen. Die Korrelationen zwischen den sozialen Einstellungen (und die damit verbundene Clusterbildung) sind lediglich eine Folge der beiden Merkmalsausprägungen und werden ansonsten nicht interpretiert. Damit hebt sich Eysenck von konsistenztheoretischen Ansätzen ab, die genau diese Korrelationen als eigenständige Zusammenhänge in den Mittelpunkt der theoretischen Überlegungen stellen und sie zum Beispiel auf eine Neigung zur Verringerung von kognitiver Dissonanz zurückführen. Allerdings bleiben - neben der unklaren Definition der Dimensionen R und Τ - in Eysencks Ansatz insbesondere zwei Fragen offen: Erstens wird kaum etwas über die Prozesse der Beeinflussung von sozialen Einstellungen gesagt. Die Aussage, daß die Ausprägung von Toughbzw. Tendermindedness eine Projektion bestimmter Persönlichkeitseigenschaften auf den Bereich sozialer Einstellungen darstellt, erscheint recht vage und trägt wenig zum Verständnis von Feststellungen wie "It was concluded, that social attitudes are intimately related to the whole structure of personality and do not exist in a vacuo" (Eysenck u.a.; 1972: 72) bei. Zweitens ist kaum einzusehen, weshalb nicht auch die Ausprägung von "Radicalism" bzw. "Conservatism" eine Projektion bestimmter Persönlichkeitseigenschaften auf den Bereich sozialer Einstellungen darstellen sollte. Es ist nicht auszuschließen, daß auch "politische Grundhaltungen" von Persönlichkeitseigenschaften beeinflußt sein könnten, femer kann "Konservatismus" auch als Persönlichkeitseigenschaft aufgefaßt werden 76 und schließlich nimmt Eysenck eine genetische Determination für den R-Faktor an. Genetisch determiniert dürften eher Persönlichkeitseigenschaften sein als politische Grundhaltungen.

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Berkeley-Gruppe liegt nach Eysenck im Quadranten "Tough-Conservative" seines Systems (vgl. a.a.O.: 202 oder Eysenck u.a. Hrsg. 1978: 4). Vgl. z.B. Eysenck (1961: 246-247); Eysenck ( 5 1968: 266). Vgl. Eysenck u.a. (1976: 192 und 202) oder Eysenck (1981: 205). Dieses Problem wird am Ende von Kapitel 3.3 nochmals aufgegriffen. Vgl. zum Beispiel Heberle (1967: 42).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

2.4 Erwerb und Veränderung von Einstellungen

Eagly und Chaiken (1993: 2) beschreiben den Erwerb von Einstellungen zunächst folgendermaßen: "Eine Einstellung entwickelt sich auf der Basis bewertender Reaktionen: Ein Individuum hat keine Einstellung, bis es wertend - affektiv, kognitiv oder verhaltensbezogen - einem Objekt gegenüber reagiert. Wertendes Reagieren, sei es verdeckt oder sichtbar, kann eine psychologische Tendenz dazu hervorbringen, später in einem bestimmten Ausmaß wertend zu reagieren, wenn man mit dem Einstellungsobjekt konfrontiert wird. Wenn diese Tendenz zu reagieren etabliert ist, dann hat die Person eine Einstellung zu dem Objekt gebildet. Weiter könnte eine mentale Repräsentation der Einstellung im Gedächtnis gespeichert werden, die dann in Gegenwart des Einstellungsobjekts oder eines auf das Einstellungsobjekt bezogenen Hinweises aktiviert werden kann". 77 Dieses Zitat zeigt eine in vielen Ansätzen offene Forschungsfrage: Es bleibt unklar, warum man auf ein Objekt (bzw. auf Reize, die mit einem Einstellungsobjekt verbunden sind) ursprünglich positiv oder negativ (oder neutral) reagiert. Dies könnte - erstens - theoretisch mit der Ausprägung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften erklärt werden, sofern das Einstellungsobjekt mit entsprechenden Attributen (die eine Beziehung zur "Persönlichkeit" aufweisen) in Verbindung gebracht wird und andere Einflüsse für die Einstellungsbildung unerheblich sind. Richtung und Ausprägung des Zusammenhangs könnten mit Hilfe des Attraktionsparadigmas (vgl. Kapitel 2.2) erklärt werden. "Zwischenmenschliche Anziehung" setzen Eagly und Chaiken gleich "(positive) Einstellung" zu der betreffenden Person. 78 Auf Einstellungen zu Parteien übertragen würde das bedeuten: Je größer nach Einschätzung des Einstellungsträgers die Übereinstimmung zwischen den eigenen und den der Partei zugeschriebenen Eigenschaften, desto größer die "Nähe" zu der Partei und desto positiver entsprechend ihre Bewertung (vgl. hierzu die "Verbindungen" in Kapitel 3.3, Abbildung 3.3-3). 79 Auf diese Weise können zusätzlich kognitive Dissonanzen vermieden werden. In der empirischen Wahlforschung arbeiten räumliche Distanzmodelle (vgl. Kapitel 4.2) - zumindest implizit mit dieser Vorstellung, allerdings nur auf die Haltung zu politischen Issues oder die Positionierung auf der politischen Links-Rechts Dimension bezogen.

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Originalzitat: "An attitude develops on the basis of evaluative responding: An individual does not have an attitude until he or she responds evaluatively to an entity on an affective, cognitive or behavioral basis. Evaluative responding, whether it is covert or overt, can produce a psychological tendency to respond with a particular degree of evaluation when subsequently encountering the attitude object. If this tendency to respond is established, the person has formed an attitude toward the object. Moreover, a mental representation of the attitude may be stored in memory and thus can be activated by the presence of the attitude object or cues related to it". Vgl. auch Eagly/Chaiken (1998: 270). "Attitudes toward individual people are generally called liking or interpersonal attraction" (Eagly u.a. 1998: 270; Hervorhebung im Original). Ein wichtiger Punkt ist an dieser Stelle, daß eine Person die betreffenden Eigenschaften nicht in einem objektiven Sinn aufweisen muß, sondern daß ausschlaggebend ist, welche Eigenschaften sie sich selbst (und der Partei) zuschreibt. Damit wird ein zentraler Teil der Kritik, die gegen das Eigenschaftsparadigma der Persönlichkeitspsychologie vorgetragen wurde (vgl. Kapitel 3.3), in diesem Falle gegenstandslos.

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

29

Zweitens dürften zumindest bestimmte Einstellungen auch durch klassisches Konditionieren (sowie durch Beobachtungslernen) erwerbbar sein. Eagly und Chaiken (1998: 272) schreiben in diesem Zusammenhang: "At least from the perspective of early theoretical accounts of classical conditioning ..., attitude is a product of the pairing of an attitude object with a stimulus that elicits affective response". Eine dritte Möglichkeit, die Bildung von Einstellungen zu erklären, lautet: Einstellungen werden - zumindest in vielen Fällen - bei der Konfrontation mit dem Einstellungsobjekt (bewußt oder unbewußt) konstruiert, und zwar mit Hilfe der momentan am leichtesten verfügbaren Informationen. 80 Diese Sichtweise deckt sich mit der von Zaller (1998: 34-37). Das eindimensionale Einstellungsmodell von Fishbein (vgl. Kapitel 2.1) ist gut geeignet zur Anwendung dieses theoretischen Ansatzes. Der Gedanke der Konstruktion von Einstellungen impliziert auf dem Hintergrund des Fishbein-Modells ferner, daß Einstellungen zu einem Objekt auch durch rein kognitive Prozesse und ohne Kontakt mit dem Einstellungsobjekt gebildet werden können. 81 So ist beispielsweise erklärbar, daß die Teilnehmer an einer Umfrage mit bestem Gewissen Einstellungen gegenüber Objekten äußern, mit denen sie bislang keinen Kontakt hatten und mit denen sie sich bisher auch nicht beschäftigten. Nun zu Erklärungsansätzen für die Veränderung von Einstellungen: Ein experimentell gut belegter Befund lautet, daß Einstellungen durch klassische und durch operante Konditionierung beeinflußt werden können. 82 Aus der Werbung - zum Beispiel für Parteien - ist die Praxis bekannt, Reize, die eine positive Reaktion hervorrufen, zusammen mit anderen Reizen darzubieten, um damit zu bewirken, daß auch der zweite Reiz im Laufe der Zeit die positive Reaktion hervorruft (klassische Konditionierung). Auch für eine Verstärkung von Einstellungen im Sinne der operanten Konditionierung liegen Belege vor. 83 Allerdings werden im behavioristischen Paradigma (vgl. Kapitel 3.2), dem die genannten lerntheoretischen Ansätze zuzuordnen sind, im Organismus ablaufende Prozesse einer "black box" zugeordnet, die nicht

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Hierzu Eagly und Chaiken (1998: 270): "Although it is certainly possible that a memory of one's overall evaluation (e.g., a dislike of gooseberries) may be stored and subsequently retrieved in future encounters with the attitude object, this type of conscious recollection may be somewhat atypical of attitude responding ... . Instead, the tendency to evaluate may be carried foreward to new situations by memories that are more episodic and less abstract (e.g., a fuzzy recollection of having tasted a sour gooseberry). Moreover, if asked to describe their evaluative state (e.g., to evaluate Clinton's program to reduce teenage smoking on an approve vs. disapprove scale), people may construct this evaluation on the spot from information that is temporarily accessible or situationally present ... . In addition, the mere presence of the attitude object can automatically produce a tendency to evaluate by preconscious processes not dependent on any conscious recollection of one's attitude or reflection on prior or current experience with the attitude object...". Eagly und Chaiken schreiben zum Beispiel in bezug auf "Einstellungen zum Verhalten" im Rahmen des Ansatzes von Ajzen und Fishbein (vgl. Kapitel 2.5): "... people have at some time formed their attitudes toward behaviors by thinking about the consequences of their behavior" (Eagly u.a. 1998: 299). Ajzen und Sexton (1999: 118) sprechen explizit von "Einstellungs-Konstruktion". Sie betonen: "... attitudes toward an object are acquired automatically and inevitably as people form beliefs about the object's attributes, and as the subjective values of these attributes become linked to the object (Fishbein, 1967)" (dies. 1999: 119). Näheres hierzu in: Stroebe ( 3 1996: 254-260). Im Fall der klassischen Konditionierung können Einstellungen sogar gebildet (und nicht nur bereits vorhandene Einstellungen verändert) werden. Vgl. zum Beispiel Stroebe ( 3 1996: 258-259).

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weiter untersucht wird. Genau an dieser Stelle setzt Kritik aus der Sicht des Informationsverarbeitungsparadigmas (vgl. Kapitel 3.4) ein, die eine zusätzliche Untersuchung eben solcher Prozesse anmahnt, auch wenn - insbesondere im Fall der klassischen Konditionierung - nicht auszuschließen ist, daß Einstellungen auch unbewußt, ohne die Vermittlung (höherer) kognitiver Prozesse, gebildet bzw. verändert werden können. Einige kognitiv orientierte Modelle - wie das Modell von McGuire (1968, 1969, 1985, 1999: 180-229) - gehen im wesentlichen von einer systematischen Informationsverarbeitung im Zuge des Erwerbs bzw. der Änderung von Einstellungen aus. 84 Trifft es zu, daß das menschliche Gehirn aufgrund seiner Entwicklungsgeschichte als eine Verknüpfung dreier Biocomputer, die ihrer Struktur und ihrer Chemie nach radikal verschieden sind, aufzufassen ist 85 , dann ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, daß nur durch systematische Informationsverarbeitung Einstellungen erworben bzw. verändert werden können. Zwei-Prozeß-Modelle dürften dann wirklichkeitsnäher sein. Petty und Cacioppo (1986, 1996: 255-269) nehmen so in ihrem "Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit" (Elaboration Likelihood Model; ELM) 8 6 neben einer "zentralen Route" der Überredung (zur Einstellungsänderung), auf der sorgfältige und systematische Informationsverarbeitung mit der Beurteilung von Argumenten stattfindet, eine "periphere Route" an, bei der keine solche sorgfältige und systematische Informationsverarbeitung stattfindet. Die Annahme einer peripheren Route basiert auf der Tatsache, daß es für den Menschen weder sinnvoll noch möglich ist, vor jeder Entscheidung (im weitesten Sinne) sorgfältige und systematische Informationsverarbeitung zu betreiben. 87 Die Prozesse der peripheren Route können sich von denen der zentralen Route sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht unterscheiden. 88 In der Regel wird eine Mischform auftreten, die mehr oder weniger stark zu einem der beiden genannten Extreme tendiert. Der (aufwendigere) Weg der zentralen Route wird dann beschritten, wenn ein Individuum hierzu erstens (von seinen Fähigkeiten her) in der Lage und zweitens entsprechend stark motiviert ist. Petty und Wegener (1999) stellen den

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Vgl. auch Stroebe u.a ( 3 1996: 260-266). Nach Eysenck (1980: 56) in Anlehnung an MacLean (1973); vgl. auch Kapitel 3.2. Mit "Elaborationswahrscheinlichkeit" ist die Wahrscheinlichkeit dafür gemeint, daß eine Person die in einer Botschaft enthaltene Information im Sinne der "zentralen Route" (siehe unten) einer sorgfältigen Prüfung unterzieht. "The ELM hypothesis of an elaboration continuum comes from recognizing that it is neither adaptive nor possible for people to exert considerable mental effort in thinking about all of the messages and attitude objects to which they are exposed. In order to function in life, people must sometimes act as 'cognitive misers' ..., but at other times it is more adaptive for them to be generous with their cognitive resources" (Petty u.a. 1999: 43). "Central-route attitude changes are those that are based on relatively extensive and effortful informationprocessing activity, aimed at scrutinizing and uncovering the central merits of the issue or advocacy. Peripheral-route attitude changes are based on a variety of attitude change processes that typically require less cognitive effort. ... some low-effort attitude changes are based on processes that differ primarily in quantitative ways from central-route processes, but other peripheral-route changes result from processes that are both less effortful and are qualitatively different ... . These low-effort mechanisms are lumped together under the peripheral-route label because of the similarity in the consequences they are postulated to induce ... ." (Petty u.a. 1999: 42; Hervorhebungen im Original).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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Ansatz in seinen wichtigsten Punkten vor und geben einen Überblick über den Forschungsstand. 89 Im "heuristisch-systematischen Modell" (vgl. Eagly/Chaiken 1993: 326-346) wird neben der "systematischen Verarbeitung" eine "heuristische Verarbeitung" von Informationen angenommen, falls Menschen zu einer systematischen Verarbeitung nicht fähig oder nicht motiviert sind. In diesem Fall werden "kognitive Heuristiken" verwendet wie: "Aussagen von Experten kann man trauen" oder: "Übereinstimmung mit anderen impliziert die Richtigkeit von Argumenten" oder: "Leute, die mir sympathisch sind, haben für gewöhnlich bei Sachthemen zutreffende Meinungen". 90 Allgemein werden Heuristiken definiert als "erlernte, im Gedächtnis gespeicherte deklarative oder prozedurale Wissensstrukturen" 91 . Auch Eagly und Chaiken nehmen an, daß die "systematische Verarbeitung" nur dann stattfindet, wenn ein Individuum entsprechende Fähigkeiten hat und hoch motiviert ist. Sie nehmen ferner an, daß systematische und heuristische Verarbeitungsprozesse gleichzeitig ablaufen - und sich unter Umständen auch gegenseitig stören - können. 92 Bei der "heuristischen Verarbeitung" von Informationen bleibt zunächst offen, welche kognitiven Heuristiken zur Anwendung kommen. Diese Entscheidung könnte gegebenenfalls von Persönlichkeitseigenschaften abhängen oder zumindest von ihnen beeinflußt sein - beispielsweise bei einer "autoritären Persönlichkeit", die sich dem "Führerprinzip" unterwirft (vgl. Kapitel 4.3). 93 Festzuhalten ist, daß in beiden Modellen unterschiedliche

Prozesse der Informationsverar-

beitung angenommen werden, die auch parallel ablaufen können. Die weite Verbreitung dieser Vorstellung zeigt beispielsweise der kürzlich von Chaiken/Trope (1999) herausgegebene Reader "Dual-Process Theories in Social Psychology". Auf der Vorstellung, daß menschliche Informationsverarbeitung im Regelfall auf unterschiedlichen Prozessen - die teilweise gleichzeitig ablaufen - beruht, basiert der Vorschlag in Kapitel 3.3, unterschiedliche "Verbindungen" zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien auf ihre empirische Evidenz hin zu prüfen. Neben den Forschungsergebnissen der Sozialpsychologie sprechen auch die im Rahmen des Informationsverarbeitungsparadigmas der Persönlichkeitspsychologie ermittelten Befunde für diese Vorgehensweise (vgl. Kapitel 3.4).

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Stahlberg/Frey ( 2 1993) oder Herkner ( 3 1996: 240-244) stellen ebenfalls den Ansatz im Überblick dar. Vgl. z.B. Eagly/Chaiken (1993: 327 und 333/334). Originalzitat: " 'Heuristics' have been defined as learned, declarative or procedural knowledge structures stored in memory ..." (Chen/Chaiken 1999: 82). Vgl. Chen/Chaiken (1999: 75-76). Eine Weiterführung des auf dem heuristisch-systematischen Modell beruhenden Ansatzes findet sich in Chen/Chaiken (1999). Zu den Unterschieden zwischen dem heuristisch-systematischen Modell und dem Modell der Elaborationswahrscheinlichkeit vgl. ebenfalls a.a.O.: 81.

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

2.5 Zum Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten

Wenn man Einstellungen wie Eagly und Chaiken dreidimensional definiert (vgl. Kap. 2.1), dann weisen sie per Definition (durch ihren Verhaltensbezug) einen Zusammenhang mit dem Verhalten des Einstellungsträgers oder zumindest mit seiner Verhaltensabsicht gegenüber dem Einstellungsobjekt auf94. Nach Eagly und Chaiken sind Einstellungen als intervenierende Variablen aufzufassen, die Einfluß auf die beobachteten verhaltensbezogenen Reaktionen bezüglich eines Einstellungsobjekts ausüben (vgl. Eagly u.a. 1993: 12). Dies zeigt: im dreidimensionalen Ansatz erübrigt sich die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen der Einstellung gegenüber einem Einstellungsobjekt und dem Verhalten des Einstellungsträgers gegenüber diesem Objekt auftritt, weitgehend. Wieso also entstand, ausgehend von einer oft zitierten Studie von LaPierre (1934), eine breite und lang anhaltende Diskussion über die Vorhersagbarkeit von Verhalten durch Einstellungen?95 Dies hat mehrere Gründe, unter anderem den, daß das zur Erschließung von Einstellungen herangezogene "Verhalten"96 gegebenenfalls nur einen kleinen Ausschnitt des Verhaltens eines Menschen darstellt. Erstens werden nur einige wenige der hierfür prinzipiell geeigneten Verhaltensäußerungen herangezogen. Damit erhebt sich die Frage, ob die Heranziehung von anderen Verhaltensreaktionen auf das Einstellungsobjekt (unter ansonsten gleichen Bedingungen) zum gleichen Ergebnis, was die erschlossenen Einstellungen betrifft, führt. Zweitens gibt es in der Regel Verhaltensweisen gegenüber dem Einstellungsobjekt, die nicht (ausschließlich) als Reaktionen auf einen entsprechenden Stimulus zu interpretieren sind - auch wenn der Übergang fließend sein dürfte. Planvolles Handeln gegenüber dem Einstellungsobjekt gehört zu solchen Verhaltensweisen. Ein Beispiel wäre das Verhalten eines Versuchsleiters gegenüber einem Teilnehmer an einem Experiment. Drittens stellt sich die Frage, ob und falls ja, über welche Mechanismen - Einstellungen mit Verhaltensäußerungen zusam94

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Allerdings betonen Eagly u.a. (1998: 272): "Even though attitudes may be expressed through cognitive, affective, and behavioral responses and formed through responding of each of these types, attitudes do not necessarily have all three aspects, either at the point of their formation or at the point of attitudinal responding". Dennoch bleiben Verhaltensäußerungen im dreidimensionalen Ansatz von zentraler Bedeutung. Definiert man Einstellungen - ohne weitere Annahmen - eindimensional, so daß sie nur eine affektive Komponente aufweisen, unterstellt man einen solchen Zusammenhang nicht per Definition. Wenn in diesem Fall jedoch Einstellungen - über ein entsprechendes Meßmodell - aus dem Verhalten des Einstellungsträgers dem Einstellungsobjekt (oder einer entsprechenden Repräsentation) gegenüber erschlossen werden, dann unterstellt man einen derartigen Zusammenhang aufgrund der gewählten Operationalisierung. Einen Überblick hierzu geben Eagly u.a. (1998: 295-303), Six (1992: 13-33), Schiefele (1990: 19-49) oder Stahlberg u.a. ( 3 1996: 238-242). Eine auf die "Theorie des überlegten Handelns" bezogene Zusammenfassung findet sich in Ajzen u.a. (1980: 12-27). Nach den Ergebnissen einer breit angelegten Metaanalyse von Eckes und Six ist von einem Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten auszugehen (vgl. dies. 1994: 270). Hierunter ist einerseits direkt beobachtetes Verhalten zu verstehen, das allerdings nur selten zur Erschließung von Einstellungen herangezogen wird, und andererseits - im Normalfall - vom Einstellungsträger selbst berichtetes (zurückliegendes oder hypothetisches) Verhalten, solche Verhaltensabsichten oder (selten) entsprechende Informationen von Seiten Dritter. Bei einer weiten Auslegung (wie beispielsweise bei Ajzen 1996: 4-7 und 38) sind hierunter auch verbal geäußerte Bewertungen des Einstellungsobjekts und verbal geäußerte Kognitionen bezuglich des Einstellungsobjekts zu verstehen.

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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menhängen, die sich nicht auf das betreffende Einstellungsobjekt beziehen. Hängt beispielsweise die Einstellung gegenüber einem bestimmten Politiker mit der Wahlentscheidung zugunsten einer bestimmten politischen Partei zusammen - und falls ja, über welche Mechanismen? Man sieht: Auch wenn einige wenige Verhaltensäußerungen per Definition mit Einstellungen verbunden sind bleibt genügend Raum dafür, die Frage nach Zusammenhängen zwischen Einstellungen und Verhalten zu stellen. Allerdings wurde klar, daß es im Rahmen eines dreidimensionalen Ansatzes problematisch ist, Zusammenhänge zwischen Einstellungen gegenüber einem bestimmten Objekt (etwa einer politischen Partei) und dem Verhalten diesem Objekt gegenüber empirisch zu untersuchen, da ein derartiger Zusammenhang bereits per Definition unterstellt wird. Im eindimensionalen Ansatz, welcher der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt, kann dieses Problem vermieden werden. 97 Vorab zwei generelle Feststellungen zur Untersuchung der angesprochenen Zusammenhänge aus meßtechnischer Sicht: Die mangelnde Qualität der üblicherweise durchgeführten Einstellungsmessungen (vgl. hierzu zum Beispiel Wegener 1978: 23) dürfte dazu beitragen, daß bestehende Zusammenhänge zwischen Einstellungen und Verhalten empirisch nur in abgeschwächter Form erfaßt werden können. Die Tatsache dagegen, daß in vielen Fällen das "Verhalten" über Selbstbeschreibungen erfaßt wird, dürfte dazu beitragen, daß bestehende Zusammenhänge zwischen Einstellungen und Verhalten überschätzt werden. Die in Kapitel 3.4 angesprochenen Konsistenztheorien legen dies beispielsweise nahe. Es ist also keineswegs problemlos möglich, entsprechende Zusammenhänge zu messen. Ferner ist zu bedenken, daß Messungen generell mit einer Veränderung des zu messenden Gegenstands verbunden sind. Dieses Problem ist aus den Naturwissenschaften bekannt und tritt in den Sozialwissenschaften ebenfalls, teilweise mit nicht zu vernachlässigenden Konsequenzen, auf. Einstellungsmessungen verändern beispielsweise die Zugänglichkeit von Einstellungen oder können in manchen Fällen Einstellungen überhaupt erst erzeugen (vgl. z.B. Herkner, 5 1996: 227 oder Zaller 1998: 35). Auch dies ist bei der Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Einstellungen (etwa gegenüber einer politischen Partei) und Verhalten (etwa dem Wählerverhalten) zu berücksichtigen.

Aus theoretischer Sicht ist weiter festzuhalten, daß bisher ein situativer Einfluß auf das Verhalten gegenüber dem Einstellungsobjekt (als Reiz) bzw. gegenüber einem Reiz, der auf das Einstellungsobjekt bezogen ist, nicht angenommen wurde - abgesehen von der bloßen Existenz des betreffenden Reizes. Der situative Einfluß dürfte jedoch in den meisten Fällen wesentlich komplexer sein. Dies trifft insbesondere für Situationen zu, in denen zwischen unterschiedlichen Handlungsalternativen zu wählen ist. Ferner ist zu bezweifeln, daß das Verhalten einem Einstellungsobjekt gegenüber nur als Funktion der Einstellung zu dem Objekt und der 97

Ajzen und Fishbein (1980: 89) schreiben zum Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten: "It is important to note, over the last 50 years or so, investigators who have used attitudes to predict and explain behavior have relied on an assumption which can now be seen to be inappropriate. The assumption was that a person's attitude toward an object determines his specific behaviors with respect to that object".

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Situation zu betrachten ist. Vielmehr dürften weitere Einflüsse zu berücksichtigen sein - wie etwa Handlungsmotivationen, die sich nicht primär auf das Einstellungsobjekt beziehen. 98 Schließlich besteht im dreidimensionalen Ansatz - wie bereits erwähnt - die Schwierigkeit, daß sich aus der affektiven, der kognitiven und der verhaltensbezogenen Einstellungskomponente zumindest prinzipiell unterschiedliche Konsequenzen für das Verhalten in einer bestimmten Situation ergeben können (vgl. Kapitel 2.1). Der in der vorliegenden Arbeit verwendete eindimensionale Ansatz vermeidet dieses Problem. Die genannten Punkte verdeutlichen, daß vor der Prüfung von Zusammenhängen zwischen Einstellungen und Verhalten klar zu definieren ist, was hierunter zu verstehen ist und daß diese Definition keineswegs trivial ist. Es zeigte sich ferner, daß die globale Frage nach dem Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten zu undifferenziert gestellt ist. Bei der Prüfung solcher Fragen, die Zanna und Fazio (1982: 283) als "Is questions" bezeichnen, sind inhomogene Ergebnisse zu erwarten (und auch gefunden worden). 99 Komplexere Fragen, die Zanna und Fazio (1982: 283-284) als "When questions" (unter welchen Bedingungen treten Zusammenhänge auf?) beziehungsweise als "How questions" (aufgrund welcher psychologischer Prozesse treten Zusammenhänge auf?) bezeichnen, wurden infolgedessen untersucht. Ajzen (1996: 86) betont allerdings, daß die Einführung von Moderatorvariablen in der Regel dazu führt, daß in bestimmten Fällen ein stärkerer Zusammenhang auftritt, während er in den restlichen Fällen noch schwächer wird als vor der Einführung der Moderatorvariablen. 100 Ohne weitere theoretische Annahmen stellt ferner die prinzipiell unbegrenzte Anzahl von möglichen Moderatorvariablen ein Problem dar (vgl. Ajzen 1996: 85-86). Insbesondere können nicht hypothesenkonforme empirische Forschungsergebnisse leicht auf nicht berücksichtigte beziehungsweise auf ungeeignete Moderatorvariablen zurückgeführt werden, was die Gefahr von Immunisierungstendenzen mit sich bringt (vgl. auch Ajzen 1996: 88). Da der Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten nicht im Zentrum des Erkenntnisinteresses der vorliegenden Arbeit steht, werden die hiermit verbundenen Probleme nicht im Detail erörtert. 101 Festgehalten sei jedoch an dieser Stelle, daß ein Zusammenhang zwischen Einstellungen und "politischem Wahlverhalten" empirisch nachweisbar ist. Six (1992: 22-24) berichtet im Rahmen einer Metaanalyse von vierzehn Studien durchschnittliche (gewichtete) Korrelationskoeffizienten von ".37" zwischen Einstellung und Verhalten, von ".42" zwischen Einstellung und Verhaltensintention und von ".70" zwischen Verhaltensintention und Verhalten (jeweils ohne Meßfehlerkorrektur). 102 98

Ein Wähler kann beispielsweise einer Partei seine Stimme aus wahltaktischen Gründen geben, ohne daß damit unbedingt eine positive Bewertung der betreffenden Partei verbunden ist. Dies wird beispielsweise in der Diskussion um das Phänomen "Protestwahl" oft unterstellt (vgl. z.B. Schumann 2000a). 99 Vgl. Stahlberg u.a. ( 3 1996: 238). 100 Dies muß allerdings keineswegs zwingend so sein, wie man sich leicht am Beispiel einer scheinbaren NonKorrelation vergegenwärtigen kann (vgl. zum Beispiel Schumann 3 2000: 126). 101 Eine zusammenfassende Darstellung hierzu findet sich in Eagly u.a (1998: 295-303), Stahlberg u.a. ( 3 1996: 238-242), Frey u.a.( 2 1993a: 361-367), Six (1992: 13-33) oder Schiefele (1990: 19-49). 102 Vgl. alternativ auch Eckes und Six (1994: 264-265).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

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Festgehalten seien ferner einige Bedingungen, unter denen aus theoretischer Sicht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten zu erwarten ist. Ein solcher Zusammenhang ist beispielsweise zu erwarten,... •

wenn sich das Verhalten genau auf das Einstellungsobjekt bezieht (und nicht nur auf mehr oder weniger verwandte Objekte),

• •

wenn das Verhalten in hohem Maße eine Wertung des Einstellungsobjekts impliziert, wenn der situative Einfluß unerheblich ist (oder über entsprechende Drittvariablen zusätzlich kontrolliert wird) und



wenn der Einfluß einer einstellungsunabhängigen Handlungsmotivation unerheblich ist (oder über entsprechende Drittvariablen zusätzlich kontrolliert wird).

Die Punkte eins und drei dürften in der Regel für den Zusammenhang zwischen der Einstellung zu einer politischen Partei und deren Wahl zutreffen, die Punkte zwei und vier zumindest dann, wenn nicht "strategisch" gewählt wird.

Die Theorie des überlegten Handelns Die Theorie des überlegten Handelns103 (Theory of Reasoned Action) ist ausführlich in Ajzen/Fishbein (1980: 5-91) dargestellt.104 Sie wird an dieser Stelle skizziert, da sie - als Ausblick - für die vorliegende Arbeit eine wichtige Rolle spielt. Abbildung 2.5-1 zeigt das Modell im Überblick.105 Unmittelbaren Einfluß auf das Verhalten (das streng von den Resultaten des Verhaltens zu unterscheiden ist) übt hiernach nur die Intention, das Verhalten auszuführen (oder nicht auszuführen) aus.106 Letztere muß dabei nicht unmittelbar vor der Verhaltensäußerung gebildet werden (vgl. auch Eagly u.a. 1993: 173174). Die Verhaltensintention wird ihrerseits erstens durch die Einstellung gegenüber dem betreffenden Verhalten, das heißt durch dessen positive oder negative Bewertung, beein103

Auch "Theorie des vernünftigen Handelns" genannt (Herkner 5 1996: 215) oder "Theorie bedachten Handelns" (Kunz 1997: 178). 104 Vgl. auch Fishbein u.a. (1975). Ein ausfuhrliches Anwendungsbeispiel zur Erklärung des Wählerverhaltens findet sich in Fishbein u.a. (1981: 277-309). Weitere Überblicke geben zum Beispiel Herkner ( 5 1996: 215221), Eagly und Chaiken (1993: 168-193) oder Kunz (1997: 178-213). Kritisch äußerte sich insbesondere Liska (1984) zu diesem Ansatz. Six und Eckes (1996: 11-13) informieren Uber Metaanalysen zur Einstellungs-Verhaltens-Relation auf der Grundlage des Modells von Ajzen und Fishbein. 105 In einer späteren Fassung (vgl. Ajzen 1996: 118) beeinflussen sich die "Einstellung gegenüber dem Verhalten" und die "subjektive Norm" zusätzlich gegenseitig. Eine regressionsanalytische Darstellung des Modells (als Teilmodell der "Theorie des geplanten Verhaltens"; hierzu später mehr!) findet sich in Kunz (1997: 184). Vgl. hierzu auch Liska (1984: 62). 106 Ajzen und Fishbein betonen: Um das Verhalten aus der Intention vorhersagen zu können, müssen beide hinsichtlich der Art des Verhaltens (action), des Objekts (target), der Rahmenbedingungen (context) und des Zeitpunkts (time element) übereinstimmen (vgl. Ajzen u.a. 1980: 42 und 50). Generell gilt das Korrespondenzprinzip ("Principle of Compatibility"; vgl. zum Beispiel Ajzen 1996: 92-111). Ferner muß die Intention möglichst unmittelbar vor der Handlung erfaßt werden, da sich Intentionen Uber die Zeit ändern können (vgl. Ajzen u.a. 1980: 47). Intentionen sind nicht als reine Wahrscheinlichkeiten zu interpretieren. Sie beinhalten auch eine motivationale Komponente. Vgl. hierzu Kunz (1997: 193).

36

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

flußt.107 Die Einstellung gegenüber dem Verhalten ergibt sich im Sinne eines Erwartung- malWertmodells als Summe der Produkte aus den subjektiven Wahrscheinlichkeiten, die man dem Eintreten der verschiedenen (wahrgenommenen) Handlungskonsequenzen108 zuschreibt und den entsprechenden subjektiven Bewertungen der Konsequenzen. Eine einmal gebildete Einstellung gegenüber dem Verhalten kann später "abgerufen" werden.109 Das auf das eigene

Abbildung 2.5-1 : Factors determining a person's behavior • The person's beliefs that the behavior leads to certain outcomes • and his evaluations of these outcomes

Attitude toward the behavior

Relative impoprtance of attitudinal and normative considerations • The person's beliefs that specific individuals or groups think he should or should not perform the behavior • and his motivation to comply with the specific referents

7· • \

Intention

—•

Behavior

Subjective norm

nach: Ajzen/Fisbbem (1980: Si

(potentielle) Verhalten bezogene Einstellungsmodell entspricht damit dem aus Kapitel 2.1 bekannten allgemeinen Einstellungsmodell Fishbeins.110 Zurück zur Verhaltensintention: Diese wird zweitens - neben der Einstellung gegenüber dem betreffenden Verhalten - durch die subjektive Norm beeinflußt.111 Unter der "subjektiven Norm" ist der vom Individuum wahrgenommene soziale Druck, das zur Debatte stehende Verhalten auszuführen oder nicht aus-

107

Auch hierbei gehen Ajzen und Fishbein von einer Übereinstimmung hinsichtlich der Art des Verhaltens, des Objekts, der Rahmenbedingungen und des Zeitpunkts aus (vgl. Ajzen u.a. 1980: 56). 108 Sie werden (salient) "behavioral beliefs" genannt (vgl. Ajzen u.a.. 1980: 7 und 63). 109 "... people have at some time formed their attitudes toward behaviors by thinking about the consequences of their behavior. Once such an attitude is formed, people need not review these consequences prior each and every behavioral opportunity. They may instead retrieve the attitude or perhaps only an intention, as a prelude to behavior" (Eagly u.a. 1998: 299). ""Kritisch bemerken allerdings Eckes und Six (1994: 270), "... daß sich diese, für die Verhaltensvorhersage 'maßgeschneiderte' Konzeption doch deutlich von den traditionellen Einstellungsdefinitionen unterscheidet und daß ein gewisses Unbehagen verbleibt, wenn durch entsprechende Erhebungsprozeduren Ähnlichkeiten zwischen Einstellungen und Verhalten entstehen, die sich in relativ hohen Korrelationskoeffizienten niederschlagen". Formal ist jedoch gegen die Konzeption einer "Einstellung gegenüber Verhalten", die zum Beispiel von Eagly u.a. (1998: 296) explizit übernommen wurde, nichts einzuwenden. 111 Auch subjektive Norm und Intention stimmen dabei nach Ajzen und Fishbein hinsichtlich der Art des Verhaltens, des Objekts, der Rahmenbedingungen und des Zeitpunkts überein (vgl. Ajzen u.a. 1980: 58).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

37

zuführen, zu verstehen.112 Analog zum Einstellungsmodell ergibt sich die subjektive Norm als Summe der Produkte aus der Überzeugung, bestimmte Individuen oder Gruppen würden vom Akteur das zur Debatte stehende Verhalten erwarten" 3 und dessen Motivation, diesen Erwartungen jeweils zu entsprechen. Schließlich beeinflußt noch die Wichtigkeit der Einstellungs- und der normativen Faktoren, wie groß deren Einfluß auf die Verhaltensintention ist.114 Die Verhaltensintention kann somit als gewichtete Summe der attitudinalen und der normativen Komponenten bestimmt werden.115 Insgesamt gehen Ajzen und Fishbein davon aus, daß Menschen sich normalerweise weitgehend rational verhalten und systematisch von den ihnen zur Verfügung stehenden Informationen Gebrauch machen.116 Der beschriebene theoretische Ansatz wurde um eine dritte Einflußgröße auf die Verhaltensintention, die "wahrgenommene Verhaltenskontrolle"117, erweitert und in dieser Form als "Theorie des geplanten Verhaltens" (Theory of planned behavior) bezeichnet.118 "Diese Erweiterung wurde notwendig, da das ursprüngliche Modell nur in solchen Fällen zu einer guten Vorhersage des Verhaltens führte, in denen dieses Verhalten unter einem hohen Grad der willentlichen Kontrolle stand. Wenn jedoch Personen annahmen, sie hätten nur unvollständige willentliche Kontrolle (oder wenn diese Kontrolle tatsächlich nur unvollständig war), führte das erweiterte Modell der wahrgenommenen Verhaltenskontrolle zu sehr viel besseren Vorhersagen" (Stahlberg u.a. 31996: 248). Da bei den "Ausblicken" im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit die "Wahlabsicht" als abhängige Variable dient und im Falle des Wählerverhaltens die Verhaltenskontrolle kaum eingeschränkt ist, ist die Erweiterung des theoretischen Ansatzes für die Zwecke dieser Arbeit nicht notwendig.119 Ajzen selbst sieht es für die Erklärung des Wählerverhaltens als ausreichend an, die "Theorie des überlegten Handelns" zu verwenden (vgl. ders. 1996: 127 und 136). Für die Beibehaltung der "Theorie des überlegten Handelns" spricht ferner, daß diese bereits erfolgreich in empirischen Untersuchungen im Rahmen der Wahlforschung eingesetzt wurde.120 112

Vgl. Ajzen u.a. (1980:6). Diese Überzeugungen werden (salient) "normative beliefs" genannt (vgl. Ajzen u.a. 1980: 7 und 76). 114 Die Bestimmung dieser Gewichte bereitet allerdings Schwierigkeiten (vgl. Ajzen u.a. 1980: 60 und 193-194 oder Fishbein u.a. 1981: 303). Vgl. zum Anwendungsproblem auch Seipel (1999: 134), Reinecke (1999) und Kunz (1994). 115 Vgl. Ajzen u.a. (1980: 60). 116 Vgl. Fishbein u.a. (1974: 98), Ajzen u.a. (1980: 5), Fishbein u.a. (1981: 269, 274, 302, 307, 309 oder auch Ajzen (1996: 150). 117 Als Proxy für das tatsächliche Ausmaß an Kontrolle (vgl. Ajzen 1996: 133 oder Eagly u.a. 1993: 188). 118 Vgl. hierzu: Ajzen u.a. (1986), Ajzen (1991) und Ajzen (1996: 127-145) sowie Jonas u.a. (1996). Kunz (1997: 178) spricht von der "Theorie geplanter Handlungen" um zu unterstreichen, daß mit "Handlungen" im Gegensatz zum "Verhalten" - notwendigerweise Absichten verbunden sind (vgl. hierzu Kunz 1997: 50-51 oder Hennen u.a. 1996: 13-14). 119 Vgl. auch Eagly u.a. (1993: 182). Kritisch äußert sich allerdings Liska (1984: 63) zu dieser Sichtweise. 120 Vgl. hierzu Ajzen u.a. (Hrsg. 1980: 173-216) oder Fishbein u.a. (1981) und - als Vorläufer - Fishbein u.a. (1974). Vgl. aber auch Echabe u.a. (1988), deren Untersuchungsergebnisse dafür sprechen, zusätzlich eine habituelle Komponente des Wählerverhaltens zu berücksichtigen (siehe auch Eagly u.a. 1993: 178-181). Zusätzliche Erweiterungsvorschläge spricht Kunz (1997: 195-213) an. Vgl. zusätzlich Konerding u.a. (1995). 113

38

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Fishbein und Ajzen unterstreichen die Vorzüge ihrer Theorie insbesondere gegenüber dem sozialstrukturell orientierten Ansatz der Columbia School und gegenüber dem Parteiidentifikations-Ansatz (vgl. jeweils Kapitel 4.2). Ihre Hauptargumente sind dabei erstens der größere Geltungsbereich ihrer Theorie, die zwar auch - aber nicht nur - zur Erklärung des Wählerverhaltens herangezogen werden kann. 121 Zweitens könnten die genannten Ansätze weitgehend in ihre Theorie integriert werden. 122 Drittens ermöglicht ihre Theorie über weite Strecken eine deutlich detailliertere Analyse der Prozesse, die das Wählerverhalten beeinflussen. 123 Kunz (1997: 179) nennt in diesem Zusammenhang als weiteren Vorteil: "Die Ajzen-FishbeinKonzepte liefern ... eine explizite Erklärung für das Fehlen konsistenter Beziehungen zwischen traditionellen Maßen für Einstellungen und beobachtetem Handeln". Schließlich gehören - fünftens - die Ansätze von Ajzen und Fishbein "... zu den wenigen Ansätzen, die auf Grundlage der allgemeinen Theorie rationalen Handelns explizit den Effekten der sozialen Strukturierung individuellen Handelns Rechnung tragen" (Kunz 1997: 195) und insofern dem in Kapitel 4.1 vorgestellten Verhaltensmodell gerecht werden. Einstellungen gegenüber einem Objekt können das Verhalten diesem Objekt gegenüber nach der "Theory of Reasoned Action" nicht direkt, sondern nur über die in Abbildung 2.5-1 aufgeführten Variablen vermittelt beeinflussen. Ajzen und Fishbein (1980: 8) betonen dies ausdrücklich. 124 Einstellungen gegenüber einem Objekt können damit nach Ajzen und Fishbein (1980: 27) zwar zur Vorhersage von Verhaltens/entfenze« verwendet werden, nicht jedoch zur Vorhersage des Verhalten in einem ganz bestimmten, konkreten Fall. Das gleiche gilt für Persönlichkeitseigenschaften und für Einstellungen zu politischen Parteien. Solche Variablen werden als "externe Variablen" betrachtet. Externe Variablen können die Einstellung gegenüber einem Verhalten, die zugehörige subjektive Norm oder das Gewicht dieser Faktoren beeinflussen. 125 Ajzen und Fishbein (1980: 59) nennen als Beispiel einen hohen Grad an "Autoritarismus", der mit einem hohen Gewicht der "subjektiven Norm" verbunden sein könnte, 126 der als externe Variable jedoch keinen direkten Einfluß auf die Verhaltensintention und damit auf das Verhalten nehmen kann 127 .

121

122 123

124

125 126 127

Vgl. zum Beispiel auch Fishbein u.a. (1981: 253-259) oder Fishbein u.a. (1985: 67). Eagly und Chaiken (1993: 175-176), Konerding u.a. (1995: 256) oder Schiefele (1990: 54) führen in der Tat eine große Anzahl von Studien auf, die sich - unter Verwendung der Theorie des überlegten Handelns - mit der Erklärung sehr unterschiedlicher Verhaltensweisen beschäftigen. Kunz (1997: 178) führt weitere Arbeiten auf. Eagly und Chaiken (1998: 300) fassen die Ergebnisse von Metaanalysen wie folgt zusammen: "In general, prediction on the basis of the model has been quite successful...". Vgl. Fishbein u.a. (1980: 177) oder Fishbein u.a. (1981: 283). Vgl. hierzu Fishbein u.a. (1974: 95-99), Ajzen u.a. (1980: 4, 9 und 174-178) und Fishbein u.a. (1981: 260266). In Fishbein u.a. (1985: 76) wird diese Annahme explizit wiederholt. Kritisch gegenüber der Annahme äußern sich Bentier und Speckart (1979: 461), allerdings erbrachten Forschungsarbeiten, die einen direkten Einfluß von Einstellungen auf das Verhalten untersuchten, im Überblick keine eindeutigen Ergebnisse (vgl. hierzu auch Eagly u.a. 1993: 185). Die Art dieser Beeinflussung ist in der Theorie des geplanten Verhaltens allerdings nicht näher spezifiziert. Vgl. zu der externen Variablen "Autoritarismus" auch Fishbein u.a. (1981: 300-301). Vgl. hierzu Ajzen u.a. (1980: 8-9, 59 und 82-91, insbes. Seite 87-89) oder Fishbein u.a. (1981: 294-301).

Kapitel 2: Einstellungen zu Parteien als abhängige Variablen

39

Die Theorie des überlegten Handelns geht davon aus, daß Verhaltensintentionen (und damit letztlich auch entsprechendes Verhalten) auf sorgfältige Informationsverarbeitungsprozesse zurückzuführen sind. Fazio betont mit seinem einflußreichen MODE-Modell 128 (ders. 1990), daß derartige Prozesse - bei entsprechender Motivation und Gelegenheit - zwar ablaufen können, daß Verhalten jedoch auch durch automatisch aktivierte Einstellungen dem Einstellungsobjekt (nicht dem eigenen Verhalten!) gegenüber bedingt sein kann. Solche automatisch aktivierten Einstellungen können nach Fazio insbesondere die Perzeption des Einstellungsobjekts in einer gegebenen Situation beeinflussen. 129 Nach dem MODE-Modell läuft im Normalfall nicht jeweils einer der beiden genannten Prozesse in "Reinform" ab, vielmehr können beide Prozesse parallel und miteinander vermischt ablaufen. 130 Die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit bezieht sich auf die mögliche Beeinflussung von Parteisympathien durch Persönlichkeitseigenschaften. Natürlich drängt sich hierbei eine Zusatzfrage auf, nämlich: Beeinflussen Persönlichkeitseigenschaften (gegebenenfalls) auch Wahlabsichten bzw. Wahlentscheidungen? Eine eingehende Prüfung dieser zusätzlichen Frage, etwa anhand der Theorie des überlegten Handelns, die sich hierfür anbietet, hätte den Rahmen der Arbeit gesprengt und mußte daher vorerst unterbleiben. Dennoch wurde als "Ausblick" bei den empirischen Untersuchungen jeweils auch der bivariate Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und der Wahlabsicht gemessen. Das Ergebnis sei hier vorweggenommen: Persönlichkeitseigenschaften weisen offenbar deutliche und in der Regel stabile Zusammenhänge mit Wahlabsichten auf. Dies ist um so bemerkenswerter, als in der Tat ein direkter Einfluß kaum zu erwarten ist und Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und konkreten Verhaltensäußerungen in ganz bestimmten Situationen empirisch auch kaum gefunden wurden. 131 Es bietet sich an, die vorliegende Arbeit an diesem Punkt weiterzuführen. Einen ersten Schritt hierzu unternimmt Kapitel 8.6, wo am Beispiel von vier Parteien auf der theoretischen Grundlage der Theorie des überlegten Handelns Beziehungen zwischen den jeweiligen Parteisympathien (die in der vorliegenden Arbeit als abhängige Variablen dienen) und den unabhängigen Variablen der Theorie in ihrer einfachsten Form untersucht werden.

128

MODE = Motivation and Opportunity as DEterminants. Vgl. z.B. Fazio u.a. (1999: 114). 130 "An attitude-to-behavior process that is essentially deliberative in nature may still involve some components that are influenced by automatically activated attitudes. ... Likewise, an essentially spontaneous process may sometimes involve components that are controlled" (Fazio u.a. 1999: 103). 131 Ajzen (1996: 39) schreibt in diesem Zusammenhang: "In fact, the search for explanations of narrowly defined behaviors in terms of global personality traits has, as a general rule, turned out to be a frustrating experience ...".

129

40

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

3 Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie Das gemeinsame Anliegen der nachfolgenden Kapitel des Abschnitts 3 ist die Klärung der Frage, inwieweit aus Sicht der differentiellen Psychologie Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitsmerkmalen1 und den Einstellungen zu verschiedenen politischen Parteien anzunehmen sind und wie diese gegebenenfalls erklärt werden könnten. Es lassen sich einige grundlegende theoretische Ansätze im Bereich der Persönlichkeitspsychologie unterscheiden, aus denen teilweise unterschiedliche Folgerungen für die angesprochenen Zusammenhänge ableitbar sind. Nachfolgend werden die fünf für die vorliegende Fragestellung wichtigsten Ansätze (soweit erforderlich) dargestellt und die wichtigsten Implikationen, die sich aus ihnen ergeben, diskutiert. Die Ansätze sind, einem Vorschlag von Asendorpf (1996) folgend, als "Paradigmen" bezeichnet. Es handelt sich um das psychoanalytische und das behavioristische Paradigma sowie um das Eigenschafts-, das Informationsverarbeitungs- und das dynamischinteraktionistische Paradigma.

3.1 Das psychoanalytische Paradigma Die ursprünglich von Sigmund Freud (1856-1939) entwickelte Technik der Psychoanalyse und die ihr zugrunde liegenden theoretischen Vorstellungen, wie sie etwa bei Pervin (1993: 89-189) oder bei Schneewind (21996: 172-202) ausführlich dargestellt sind, wurden im Laufe der Zeit teils erheblich modifiziert, zum Beispiel von Alfred Adler (1870-1937), welcher der Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen einen zentralen Stellenwert zuschrieb, von Carl Gustav Jung (1875-1961), der sich intensiv mit dem "kollektiven Unbewußten" beschäftigte oder von Erich Fromm (1900-1980), der den psychoanalytischen Ansatz mit einer dialektisch-materialistischen Orientierung verband. Trotzdem "... läßt sich ein Kern von Grundannahmen über menschliches Erleben und Verhalten und ein grundlegender methodischer Ansatz ausmachen, der unter Psychoanalytikern von Freud an bis heute zumindest mehrheitsfähig war und immer noch mehrheitsfähig ist", wie es Asendorpf (1996: 15) formuliert. Im folgenden Abschnitt sind diese Grundannahmen, sofern sie für unsere Fragestellung relevant sind, dargestellt.

'

Der Begriff "PersönlichkeitseigenscAa/i'en" wird, um Unklarheiten zu vermeiden, in der vorliegenden Arbeit nur innerhalb des Eigenschaftsparadigmas verwendet.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 41

Grundannahmen im psychoanalytischen

Paradigma

Für die Prüfung der Frage, inwieweit aus psychoanalytischer Sicht Persönlichkeitsmerkmale Einstellungen zu politischen Parteien beeinflussen könnten, sind die nachfolgend aufgeführten Punkte von grundlegender Bedeutung: • Das psychoanalytische Paradigma nimmt angeborene Triebe (im Sinne körperlicher Spannungszustände) an, die gewissermaßen das Reservoir an psychischer Energie bilden, die dem Menschen zur Verfügung steht.2 Bei der "Entladung" von Trieben fließt psychische Energie. Die Entladung (Triebbefriedigung) muß dabei nicht auf direktem Weg erfolgen. Die Energie kann auch "umgeleitet" oder "umgewandelt" werden (siehe weiter unten). Generell bildet der Fluß und die Verarbeitung psychischer Energie die Grundlage des Seelenlebens, das heißt der im Menschen ablaufenden psychischen Prozesse. 3 Die Triebe sind in der psychischen Instanz des "Es" angesiedelt (siehe unten). Freud beschäftigte sich vor allem mit dem Sexual- und später mit dem Aggressionstrieb, wobei er annahm, die Energien des Sexualtriebs (Libido) und des Aggressionstriebs könnten (und würden in der Regel) in einem bestimmten Verhältnis vermischt auftreten. • Das psychoanalytische Paradigma nimmt ferner die psychischen Instanzen "Ich", "Es" und "Über-Ich" an. Das Es repräsentiert, wie gesagt, im wesentlichen die Triebe. Es ist dem Lustprinzip unterworfen, das heißt, es strebt nach direkter Triebbefriedigung (die als Lust empfunden wird) und vermeidet Schmerz. Das Über-Ich repräsentiert im wesentlichen Normen und Werte, die in der frühen Kindheit meist von den Eltern (oder von anderen Vorbildern an deren Stelle) übernommen und im wahrsten Sinne des Wortes verinnerlicht wurden. Das Über-Ich stellt eine besondere Instanz im Ich dar und fordert vom Ich die Einhaltung der besagten Normen. Das Ich schließlich vermittelt zwischen den Forderungen des Es, des Über-Ich und der Außenwelt und ist damit dem Realitätsprinzip unterworfen. In bezug auf die Außenwelt hat das Ich die Möglichkeit, sich anzupassen, sich - soweit möglich - unliebsamen Situationen zu entziehen oder zu versuchen, die Außenwelt aktiv zu beeinflussen und in der gewünschten Richtung zu verändern. • Das psychoanalytische Paradigma geht von einer zentralen Rolle der Angstverarbeitung bei der Charakterentwicklung aus.4 Danach entsteht immer dann Angst 5 , wenn das Ich durch Reize, die es nicht (mehr) bewältigen kann, überflutet wird. Solche Reize können aus dem Es, dem Über-Ich oder aus der Außenwelt kommen. Im ersten Fall spricht man 2

3 4

5

Die psychische Energie wird als "... Quelle der Motivation menschlicher Handlungen" (Zimbardo 6 1995: 485) betrachtet. Hierzu zählen auch das Wahrnehmen und das Denken! Ein zweiter, davon weitgehend unabhängiger Argumentationsstrang betont die zentrale Rolle der oralen (etwa erstes Lebensjahr), der analen (etwa zweites/drittes Lebensjahr) und der phallischen Phase (etwa viertes bis sechstes Lebensjahr) sowie der in diesen Phasen vorherrschenden Konflikte und deren Lösung für die Entwicklung des Charakters. In Schneewind ( 2 1996: 181-186) sind diese Phasen, wie auch die darauf folgende Latenzphase und die genitale Phase, ausführlicher dargestellt. Da die Phasenlehre allerdings erstens heftig umstritten ist und zweitens für unsere Fragestellung kaum von Bedeutung ist, wird sie hier nicht weiter diskutiert. Der Begriff "Angst" bezieht sich, im Gegensatz zur "Furcht", nicht auf ein bestimmtes Objekt.

42

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

von "neurotischer Angst", im zweiten von "moralischer Angst" oder "Gewissensangst" und im dritten Fall von "Realangst". Mit dem Begriff "Realangst" ist dabei nicht nur die Angst gemeint, die entsteht, wenn das Ich von Reizen aus der Außenwelt überflutet wird, die eine reale Gefahr anzeigen. Es genügt, wenn die Reize subjektiv als Gefahr oder als Anzeichen für eine drohende Gefahr interpretiert werden. •

Dem Ich stehen aus psychoanalytischer Sicht eine ganze Reihe von Abwehrmechanismen zur Verfügung, um mit der Angst fertig zu werden. Die wichtigsten Mechanismen zur Abwehr neurotischer Ängste sind Verschiebung, Projektion und Reaktionsbildung. Bei der Verschiebung wird das "eigentliche" Objekt der Triebbefriedigung durch ein anderes ausgetauscht. Treten beispielsweise aggressive Impulse auf, die gegen eine mächtige Person gerichtet sind (und deren Befriedigung für das Ich mit unannehmbaren Sanktionen verbunden wäre), dann können diese aggressiven Impulse auf andere Objekte, etwa Mitglieder schwacher Minderheiten, verschoben werden. Bei der Projektion werden angsterregende Impulse auf andere Personen projiziert. Treten beispielsweise aggressive Impulse gegenüber einer Person auf, die anzugreifen das Über-Ich zunächst verbietet, dann werden die eigenen aggressiven Impulse dieser Person unterstellt (auf sie projiziert). Nun kann das Ich die aggressiven Impulse gegen diese Person wenden, da es sich selbst angegriffen fühlt. Bei der Reaktionsbildung

werden angsterregende Impulse ins Gegenteil verkehrt. Im ge-

nannten Beispiel wäre man etwa ganz besonders freundlich zu der Person, gegenüber der "eigentlich" aggressive Impulse auftreten. Weitere wichtige Abwehrmechanismen, die nicht wie die bisher besprochenen in erster Linie zur Abwehr neurotischer Ängste dienen, stellen die Verdrängung

innerer oder äußerer angsterregender Impulse/Reize ins Unbe-

wußte (siehe unten) 6 , die Verleugnung von angsterregenden Impulsen bzw. angsterregenden Reizen aus der Außenwelt (im Sinne eines "nicht wahrhaben wollens") oder die Rationalisierung (Umdeutung) unakzeptablen eigenen Verhaltens dar. Das psychoanalytische Paradigma kennt eine ganze Reihe weiterer Abwehrmechanismen wie etwa die Sublimierung, die Regression, die Kompensation, die Identifikation oder die Isolierung. Solche Abwehrmechanismen sind in Pervin (1993: 110-120) oder Zimbardo ( 6 1995: 488) ausführlich beschrieben. 7 Für die nachfolgende Argumentation sind sie von untergeordneter Bedeutung und werden daher hier nicht weiter thematisiert.

6

1

Die verdrängten Impulse müssen allerdings weiterhin "in Schach gehalten" werden, wofür das Ich Energie aufzuwenden hat. Bei (vorübergehender) Ich-Schwäche, zum Beispiel im Schlaf oder unter dem Einfluß von Drogen, besteht die Gefahr, daß sie wieder ins Bewußtsein gelangen. Ferner beeinflussen sie weiterhin Kognition und Affekt. "Eine Person ist sich möglicherweise der verdrängten Vorstellungen nicht mehr bewußt, spürt aber weiterhin die mit dem verdrängten Material verbundenen Gefühle. Diese 'unerklärliche Erregung' oder dieser 'Affekt ohne angemessene Kognitionen' können auf vielfältige Weise 'verkleidet' ihren Ausdruck finden. Beispielsweise kann die verdrängte Feindseligkeit gegen einen Elternteil als generelle Rebellion gegen Autoritäten ausgedrückt werden; verdrängte sexuelle Strebungen können erklären, warum sich jemand einer Sauberkeitskampagne anschließt, deren Ziel es ist, die Pornographie auszurotten, wofür es 'notwendig' ist, daß er das anstößige Material sorgfältig prüft" (Zimbardo 6 1995: 488-489). Jeder Mensch hat nach der psychoanalytischen Vorstellung unannehmbare Triebimpulse und setzt dagegen solche Abwehrmechanismen ein. Werden sie jedoch derart massiv eingesetzt, daß damit ein Großteil der psychischen Energie gebunden wird, liegt eine Neurose vor.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

43

• Eine letzter wichtiger Punkt im psychoanalytischen Paradigma ist die Annahme von drei Ebenen des Seelenlebens - der bewußten, der vorbewußten und der unbewußten Ebene. Ein Großteil der psychischen Prozesse spielt sich nach dieser Vorstellung auf der unbewußten Ebene ab und ist daher unserer bewußten Wahrnehmung und Kontrolle entzogen. Dies gilt insbesondere für das Es, aber auch für Teile des Ichs und des Über-Ichs. Teilweise spielt sich das Seelenleben auch in einem "Graubereich" zwischen der unbewußten und der bewußten, nämlich auf der vorbewußten Ebene ab. Entsprechende Prozesse und Inhalte sind zwar nicht bewußt, können aber mit relativ geringer Anstrengung bewußt gemacht werden.

Kritik am psychoanalytischen

Paradigma

Aus Sicht der empirischen Forschung wurde am psychoanalytischen Paradigma erhebliche Kritik geäußert. Die wichtigsten Argumente sind nachfolgend ausgeführt. • Eine zentrale Stellung bei der Entwicklung des Charakters nahmen nach Freud frühkindliche Erfahrungen ein. Freud beobachtete jedoch nicht Kinder von ihren frühen Jahren an bis hin zum Abschluß ihrer Charakterentwicklung, sondern befragte Erwachsene und versuchte so, deren Erfahrungen während ihrer frühen Kindheit zu rekonstruieren. Dieses Verfahren erscheint, insbesondere aufgrund der zu erwartenden Fehler und Verzerrungen, aus empirischer Sicht wenig angemessen. • Weiter wurde der theoretische Ansatz in erster Linie zum Einsatz im klinischen Bereich zur Behandlung von Neurosen entwickelt. 8 Inwieweit er auf "Normalbürger" generalisierbar ist, bleibt fraglich. Die genannte Ausrichtung könnte zum Beispiel die zentrale Stellung des Sexual- und des Aggressionstriebs und die Vernachlässigung anderer möglicher Triebe bei Freud erklären. Sie könnte auch die starke Betonung unbewußter Prozesse und die weitgehende Vernachlässigung rationaler Prozesse erklären. • Aus psychoanalytischer Sicht werden oft Therapieerfolge als Bestätigung des Ansatzes gewertet, was in mehrfacher Hinsicht problematisch ist. Erstens besteht der Verdacht, daß zumindest ein Teil der Therapieerfolge auf Spontanremissionen oder allein auf die Tatsache, daß dem Patienten Aufmerksamkeit und Zuwendung entgegengebracht wird, zurückzuführen sein könnten. 9 Eysenck (1980: 117) weist hierauf energisch hin. Zweitens könnten insofern Scheinbestätigungen auftreten, als Therapeut und Patient sich im Laufe der Therapiesitzungen irgendwann in einem interaktiven Prozess auf solche Deutungen einigen, die dem psychoanalytischen Paradigma entsprechen 10 - und beide daran zu glauben 8

9

10

Zudem entstand er in erster Linie bei der Arbeit mit Patienten der Mittel- und Oberschicht in der Viktorianischen Epoche (vgl. Pervin 1993: 95 und 185). Da es aus ethischen Gründen nicht vertretbar ist, mit Kontrollgruppen zu arbeiten (das heißt, einen Teil der Patienten unbehandelt zu lassen und deren Entwicklung zu studieren), ist dieser Verdacht nicht ohne weiteres zu entkräften. Damit hätten sie sich auf eine Deutung der Wirklichkeit geeinigt, die allerdings nicht unbedingt eine Entsprechung in der Wirklichkeit haben muß.

44

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

beginnen, was zusätzlich die Wahrscheinlichkeit von "self-fulfilling prophecies" erhöht". Damit können solche "Therapieerfolge" kaum als Kriterium zur Prüfung der Wahrheit der Annahmen des psychoanalytischen Paradigmas herangezogen werden. • Zentrale Begriffe wie etwa "psychische Energie", "neurotische Angst" oder "Projektion" beziehen sich auf theoretische Konstrukte, die nur äußerst schwer oder überhaupt nicht operationalisierbar sind. Ohne eine Operationalisierung können jedoch Aussagen, in denen diese Begriffe enthalten sind, nicht an der Realität scheitern, was dem Hauptprinzip der empirisch-quantitativen Forschungsmethodologie widerspricht.12 Der Ansatz kann mit anderen Worten auch aus diesem Grund kaum einer empirischen Prüfung unterzogen werden. • Der theoretische Ansatz kann aus zwei weiteren Gründen kaum an der Realität scheitern. Erstens lassen sich aus psychoanalytischer Sicht so gut wie alle Phänomene (im nachhinein) "erklären"13, es ist jedoch kaum vorgesehen, Prognosen abzugeben - die an der Realität scheitern könnten.14 So kann zum Beispiel die Tatsache, daß bestimmte Personen ganz bestimmte Abwehrmechanismen bevorzugen, "... bestenfalls diagnostiziert, nicht aber aus bestimmten Entwicklungsbedingungen vorausgesagt werden" (Asendorpf 1996: 20). Zweitens besteht, damit zusammenhängend, die Gefahr der Immunisierung. Asendorpf (1996: 21) gibt das Beispiel eines Patienten, der in einer Therapiesitzung mit den Deutungen seiner freien Assoziationen durch den Therapeuten konfrontiert wird. Die Deutung geschieht aufgrund der Annahmen des psychoanalytischen Paradigmas. Stimmt der Patient der Deutung des Therapeuten zu, dann wird dies als Bestätigung der Annahmen gewertet. Stimmt er ihnen nicht zu, dann wird dies vom Therapeuten als "Widerstand"15 interpretiert und ebenfalls als Bestätigung der Annahmen gewertet (vgl. auch Grünbaum 1988: 436444). 16 • In einigen wenigen Bereichen ist eine empirische Prüfung der Annahmen möglich. Bei solchen Prüfungen erwiesen sich einerseits zentrale Konzepte wie etwa Freuds "Phasenlehre" als nicht haltbar. In diesen Fällen scheiterte der Ansatz an der Realität. Andererseits: Teilweise konnten die Annahmen bestätigt und die Forschung weiter vorangetrieben werden. Dies gilt insbesondere für die Vorstellung, ein Großteil der psychischen Prozesse laufe unbewußt ab sowie für die Annahme von Abwehrmechanismen gegen bedrohliche innere Impulse und/oder äußere Reize.17 1

' Glaubt der Patient beispielsweise erst einmal daran, einen Autoritätskonflikt zu haben, dann erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, in Situationen, in denen er mit Autoritäten in Kontakt kommt, entsprechend zu empfinden und zu reagieren, was das Ergebnis der Analyse scheinbar bestätigt. 12 Mehr hierzu findet sich zum Beispiel in Schumann ( 3 2000: 1-15). 13 Insbesondere sind nicht erwartungskonforme Phänomene oft als "Reaktionsbildung" interpretierbar! Für eine auf den Ansatz der "autoritären Persönlichkeit" bezogene Kritik vgl. Oesterreich (1996: 92). 14 Vgl. hierzu auch die Kritik in Eysenck (1973: 380). 15 Das psychoanalytische Paradigma geht davon aus, daß dann, wenn man sich mit zentralen Konflikten auseinandersetzen muß, das Ich dieser Auseinandersetzung besonders heftigen Widerstand entgegensetzt. Trifft die Deutung des Analytikers einen solchen "wunden Punkt", treten entsprechend heftige Widerstände auf - die Deutung wird abgelehnt. 16 Daß der Ansatz nicht an der Realität scheitern kann bedeutet wohl gemerkt nicht, daß er empirisch falsch sei! 17 Nähere Ausführungen zu diesen Punkten finden sich bei Asendorpf (1996: 22-26). Übrigens konnten auch andere Hypothesen Freuds, wie beispielsweise seine Vorstellung von der Funktion "Freudscher Versprecher",

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 45

Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien Möchte man im Rahmen des psychoanalytischen Paradigmas Zusammenhänge zwischen Einstellungen zu politischen Parteien und Persönlichkeitsmerkmalen erklären, ergeben sich nach dem oben Gesagten eine Reihe von Konsequenzen. • Im psychoanalytischen Paradigma finden rationale Prozesse so gut wie keine Beachtung. Daher werden auch die genannten Zusammenhänge nach dieser Sichtweise in erster Linie auf unbewußte Prozesse zurückzuführen sein. Unser Verhalten (aus dem unter anderem Einstellungen zu erschließen sind) ist nach dem psychoanalytischen Paradigma letztlich durch (unbewußte) Triebe motiviert. Zimbardo ( 6 1995: 486) schreibt in diesem Zusammenhang: "Wir sind fähig zu handeln, ohne daß wir wüßten, warum und ohne direkten Zugang zu den wahren Gründen unserer Handlungen". • Differentiell psychologisch gesehen stellt nach dem psychoanalytischen Paradigma die typische Triebdynamik einer Person ihr wichtigstes Merkmal zur Unterscheidung von anderen Personen oder Personengruppen dar. Unter der "typischen Triebdynamik" ist allerdings - wie oben gezeigt - ein hochkomplexes System zu verstehen, so daß diese Variable nahezu unendlich viele Ausprägungen annehmen kann. Daher dürfte der einzige gangbare Weg darin bestehen, eine oder einige wenige dieser Ausprägungen (oder Ausprägungsgruppen) als besonders wichtig einzustufen 18 und für diese - unter Vernachlässigung der übrigen möglichen Ausprägungen - die angesprochenen Zusammenhänge mit Einstellungen zu politischen Parteien zu untersuchen. Von besonderer Bedeutung dürften dabei Art und Stärke der Es-Ansprüche, die Stärke des Ichs und seine bevorzugten Abwehrmechanismen sowie die Stärke des Über-Ichs und die Art seiner Ansprüche sein. • Ganz allgemein stellt sich die Forschungsfrage wie folgt dar: Das Ich hat zwischen den Ansprüchen des Über-Ichs und des Es auf der einen Seite sowie der Außenwelt (zu der Parteien und politische Bewegungen zu rechnen sind) auf der anderen Seite zu vermitteln. Die Frage ist, inwieweit Einstellungen zu Parteien diesem Ziel, insbesondere der Vermittlung zwischen Über-Ich und Es sowie der Vermeidung von Angst, die durch den Kontakt mit der Außenwelt entstehen kann, dienen können (vgl. hierzu auch Kapitel 2.2). • Aufgrund der Schwierigkeit, zentrale Begriffe des psychoanalytischen Paradigmas zu operationalisieren, sind erhebliche Meßprobleme zu erwarten. Auch wenn es zum Beispiel möglich ist, bestimmte Einstellungen oder Verhaltensweisen, wie etwa die Aggressivität gegenüber Fremden, zu messen, ist kaum feststellbar, ob diese Aggressivität als mehr oder weniger direkte Entladung des Aggressionstriebs anzusehen oder in erster Linie auf eine Verschiebung zurückzuführen ist (oder ob sie beispielsweise erlernt ist). Mit anderen Worten: selbst wenn es gelingen sollte, solche Phänomene, die nach psychoanalytischer Auf-

18

mit positivem Ergebnis experimentell geprüft werden (vgl. Zimbardo 6 1995: 487). Mit der experimentellen Prüfung von Freuds psychoanalytischem Ansatz beschäftigten sich intensiv Eysenck und Wilson (1973) in einem von ihnen herausgegebenen Sammelband, der 1979 auch in deutscher Sprache erschienen ist, sowie Fisher und Greenberg (1977) und Kline ( 2 1981). Entweder hinsichtlich der Häufigkeit ihres Auftretens und/oder der bei ihrem Auftreten resultierenden Konsequenzen.

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

fassung aus einer bestimmten Triebdynamik resultieren, zu messen, ist damit noch nicht gesagt, daß die dahinterliegenden psychoanalytischen Vorstellungen zutreffen. Es könnten auch ganz andere Ursachen dazu geführt haben, daß die beobachteten Phänomene auftreten. Auf den in Kapitel 4.3 ausführlicher beschriebenen Versuch der Berkeley-Gruppe, das psychoanalytische Paradigma zur Erklärung der Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus in Deutschland (und damit wohl auch gegenüber der NSDAP) nutzbar zu machen, treffen alle genannten Punkte zu. Rationale Prozesse finden so gut wie keine Beachtung. Es wird ein ganz bestimmter "autoritärer Charakter" oder eine "autoritäre Persönlichkeit"19 (mit einem veräußerlichten Über-Ich, angsterregenden Es-Trieben und einem schwachen Ich) angenommen, der bzw. die dazu prädestiniert, die nationalsozialistische Bewegung zu unterstützen oder zumindest gutzuheißen. Das Nichtvorhandensein eines autoritären Charakters führt nach Ansicht der Berkeley-Gruppe dazu, daß der Nationalsozialismus nicht unterstützt wird. Ein inhaltlich definierter "Gegentyp" zum autoritären Charakter wird nicht angenommen, was daraus resultieren dürfte, daß nach dem psychoanalytischen Ansatz eine Vielzahl von nichtautoritären Charakterformen anzunehmen ist.20 Die Übernahme nationalsozialistischer bzw. faschistischer Vorstellungen unterstützt nach dem Ansatz der Berkeley-Gruppe das schwache Ich bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben entscheidend. Zur Messung eines "autoritären Charakters" wurde in erster Linie die F-Skala eingesetzt, wobei (unter anderem) die beschriebenen meßtechnischen Probleme auftraten.

3.2 Das behavioristische Paradigma Den Ausgangspunkt des behavioristischen Paradigmas, das Anfang bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts vor allem in den USA eine dominierende Rolle in der psychologischen Forschung spielte, bildet die Forderung, ausschließlich beobachtbares Verhalten in beobachtbaren Situationen als Grundlage der wissenschaftlichen Forschung und damit auch der Theoriebildung zu verwenden.21 Anders als der Patient (oder Klient) im psychoanalytischen Para19 20

21

Die beiden Begriffe werden in der Autoritarismusdiskussion weitgehend synonym gebraucht. Eysenck (u.a. Hrsg. 1978: 2-4; 1981: 197-198) sieht zwar im "Gegentypus" von Jaensch (1938) einen Gegenpol zum "autoritären Charakter", begründet dies jedoch außerhalb des psychoanalytischen Paradigmas. Der menschliche (und gegebenenfalls tierische) Organismus wurde damit als "black box" betrachtet, über dessen intern ablaufende Prozesse aus wissenschaftlicher Sicht keine Aussagen gemacht werden können. Dies erscheint insofern problematisch, als sich die Strategie, aus direkten Beobachtungen auf (nicht direkt beobachtbare) theoretische Konstrukte zu schließen und hieraus entsprechende Modellvorstellungen zu entwickeln, in vielen Wissenschaftsbereichen (zum Beispiel in der Atomphysik, in der Genetik oder in der Astronomie) als außerordentlich fruchtbar erwiesen hat.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

47

digma ist das zu untersuchende Objekt, sei es Mensch oder Tier, im behavioristischen Paradigma nicht aktiv an der Erhebung der zu analysierenden Daten (im weitesten Sinne) beteiligt. Auch für das behavioristische Paradigma lassen sich einige Grundannahmen formulieren, die den "Kern" des Paradigmas bilden. Die entsprechenden, nachfolgend aufgeführten Aussagen sind - gemäß dem Erkenntnisinteresse der vorliegenden Arbeit - auf Menschen als "Analyseobjekte" bezogen, obwohl diese Einschränkung des Geltungsbereichs nicht notwendigerweise erfolgen muß.

Grundannahmen im behavioristischen

Paradigma

• Nach dem behavioristischen Paradigma wird der Mensch als weitgehend "unbeschriebenes Blatt" geboren, das, was sein Verhalten betrifft, lediglich Uber einige angeborene Reflexe verfügt und ansonsten zunächst nur ungerichtete Spontanaktivität zeigt. • Abgesehen hiervon ist nach dieser Sichtweise menschliches Verhalten (einschließlich einiger physiologischer Vorgänge) erlernt. Drei grundlegende Lernmechanismen wurden sehr ausführlich untersucht, nämlich das auf Iwan Petrowitsch Pawlow (1849 - 1936) zurückgehende klassische Konditionieren, das von Burrhus Frederic Skinner (1904 - 1990) eingehend erforschte operante Konditionieren sowie das Beobachtungslernen oder Nachahmungslernen, mit dem sich Albert Bandura intensiv beschäftigte. 22 • Die betreffenden Lerngesetze gelten als universell, das heißt, interindividuelle Unterschiede bezüglich der Lerngesetze treten nach dem behavioristischen Paradigma nicht auf. Ferner gelten die Lerngesetze unabhängig vom Inhalt des involvierten Reizes und der Art der Reaktion. • Lernen beruht aus dieser Sicht auf der Herstellung von Verbindungen (über zeitliche Nähe) zwischen Reizen, denen ein Mensch ausgesetzt ist, und seinen Reaktionen hierauf. • Da menschliches Verhalten, wie oben dargestellt, bis auf Reflexe und anfängliche ungerichtete Spontanaktivität generell erlernt ist, wird es letztlich als eine Funktion von Art und Ausprägung der Umweltreize über die Zeit (bis hin zum Zeitpunkt der Beobachtung) angesehen. • Menschliches Verhalten ist schließlich durch Anwendung der Lerngesetze nahezu beliebig manipulierbar. • Auch im behavioristischen Paradigma (wie im psychoanalytischen Paradigma) spielen rationale Prozesse kaum eine Rolle.

22

Klassisches und operantes Konditionieren sind ausführlich in Spada u.a. ( 2 1998: 323-372) beschrieben, Beobachtungslernen in Haiisch ( 2 1998: 373-402). Aufgrund ihrer geringen Bedeutung für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit werden die Lemmechanismen hier nicht im Detail geschildert.

48

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Kritik am behavioristischen Paradigma Seit den siebziger Jahren wuchs allerdings die Kritik am behavioristischen Paradigma, wenngleich die Gültigkeit der Lerngesetze kaum angezweifelt wird. Der zentrale Kritikpunkt lautet, daß menschliches Verhalten offenbar nicht ausschließlich so zustande kommt, wie es im behavioristischen Paradigma angenommen wird, sondern daß es nach den vorliegenden Erkenntnissen auch durch andere Einflüsse (sehr oft entscheidend) mitbestimmt wird. Die Argumente im einzelnen: • Es konnten artspezifische Prädispositionen, bestimmte Dinge (zu bestimmten Zeitpunkten der Entwicklung) besonders leicht und dauerhaft zu lernen, nachgewiesen werden. Ein Beispiel hierfür wäre etwa das Erlemen der Sprache (vgl. z.B. Eibl-Eibesfeldt 31997: 85) oder die experimentell oft untersuchte Prägung bei Tieren (vgl. z.B. Eibl-Eibesfeldt 31997: 83-84). Solche artspezifischen Prädespositionen könnten beispielsweise "... erklären, warum Menschen in Mitteleuropa viel öfter pathologische Angst vor Schlangen zeigen als vor Autos, obwohl für sie Autos viel gefährlicher sind als Schlangen ..." (Asendorpf 1996: 32). Auch beim Erwerb von Geschmacksaversionen bestimmen offenbar artspezifische Prädispositionen, daß die Reaktionen (Übelkeit, Erbrechen etc.) mit den "richtigen", das heißt auf die eingenommene Speise bezogenen Reizen (Geschmack, Geruch der Speisen, etc.) in Verbindung gebracht werden. Sie werden beispielsweise nicht mit der Temperatur im Lokal, in dem gegessen wurde oder mit der Person, die zugegen war, als die Beschwerden auftraten, in Verbindung gebracht (vgl. Spada u.a.: 21998: 361). Vergleichbares gilt übrigens auch für Tiere: "Vorgegebene Programme legen fest, was womit assoziiert wird. Körperlicher Schmerz z.B. wird mit den beim Einsetzen des Schmerzes gegenwärtigen Reizen assoziiert, körperliche Übelkeit dagegen mit dem, was das Tier einige Stunden vorher verzehrte (Eibl-Eibesfeldt31997: 84). • Es gibt Verhaltensbeobachtungen, die mit den Lerngesetzen kaum erklärbar sind. Ein Beispiel von Eibl-Eibesfeldt: "Viele Jungvögel und Jungsäuger laufen bei Gefahr zur Mutter. Erteilt man ihnen dafür elektrische Strafreize, so bekräftigt dies die Folgereaktion - die Kleinen folgen der Mutter nur mit größerer Intensität. Das gilt auch für uns Menschen. Von den Eltern mißhandelte Kinder erweisen sich als besonders fest an ihre Eltern gebunden" (ders. 31997: 85). Oder: "Straft man einen Hahn, wann immer er imponiert, dann gewöhnt man ihm das ab. Straft man ihn aber, wann immer er submissives Verhalten zeigt, dann wird er nur noch submissiver: Der Strafreiz bekräftigt in diesem Fall die Antwort" (ders. 31997: 85). • "Lernen ist generell persönlichkeitsabhängig. Unterschiedliche Menschen lernen nicht gleich schnell - eine Binsenweisheit für jeden Lehrer. Intelligenzunterschiede, Unterschiede im Vorwissen, in Lernstrategien und Unterschiede in der Lernmotivation beeinflussen die Lernleistung" (Asendorpf 1996: 33). All diese Eigenschaften müßten aus Sicht des behavioristischen Paradigmas erlernt worden sein, was unwahrscheinlich erscheint, wenngleich das Gegenteil empirisch kaum zu belegen sein dürfte.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 49

• Schließlich ein schwerwiegendes Argument: "Neugeborene entsprechen in keinster Weise einem "unbeschriebenen Blatt", sondern zeigen von der ersten Minute an deutliche Persönlichkeitszüge, die behavioristisch bestenfalls durch Annahmen über pränatales Lernen erklärt werden könnten" (Asendorpf 1996: 32). Es gibt noch weitere Kritikpunkte, die sich auf die Erklärung menschlichen Verhaltens aus der Sicht des behavioristischen Paradigmas beziehen: • So werden die Prozesse, die in einem Organismus ablaufen, aus dem theoretischen Ansatz ausgeblendet, als "black box" betrachtet und nicht weiter thematisiert. • Planvolles Handeln, dessen Zielsetzung Uber die aktuelle Situation hinausgeht, ist im Rahmen dieses Paradigmas kaum erklärbar. • Menschen sind in der Regel nicht, wie im behavioristischen Paradigma angenommen, ausschließlich "Opfer", die in bestimmten Situationen mehr oder weniger komplexen Reizkonstellationen ausgesetzt sind. Vielmehr suchen sie oft aktiv bestimmte Situationen auf, meiden andere oder versuchen, die Situation, in der sie sich befinden, aktiv zu beeinflussen, um sie in ihrem Sinne zu verändern. Damit bestehen erhebliche Unterschiede zu den Laborsituationen, in denen die Lemgesetze entwickelt wurden. • Die Laborexperimente sind asymmetrisch angelegt. Der Experimentator bestimmt, welchen Reizen der lernende Organismus bei welchem Verhalten ausgesetzt wird. So werden die Ergebnisse auch interpretiert, was jedoch nicht notwendigerweise geschehen muß. Beispielsweise könnte man umgekehrt argumentieren, daß eine Ratte den Experimentator konditioniert, indem sie ihn dazu bringt, immer dann, wenn sie einen Hebel drückt, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen - nämlich, ihr Futter zu geben (vgl. Asendorpf 1996: 31). Diese Argumentation mag im genannten Beispiel wenig relevant erscheinen, im täglichen Leben von Menschen ist sie jedoch eher der Regelfall als die Ausnahme. Menschen interagieren, beispielsweise eine Mutter mit ihrem Kind. Verursacht das mütterliche Erziehungsverhalten das Verhalten des Kindes (in diesem Fall würde das Kind "lernen"), verursacht das Verhalten des Kindes den mütterlichen Erziehungsstil (in diesem Fall würde die Mutter "lernen") oder wirken beide Mechanismen gleichzeitig und beeinflussen einander? Letzteres erscheint am wahrscheinlichsten, dieser Fall hat allerdings mit der Laborsituation kaum mehr etwas gemeinsam23. • Die Erklärung menschlichen Verhaltens aufgrund einiger weniger, universell wirkender Lerngesetze ist zwar auf den ersten Blick sehr elegant und sparsam, die Entwicklungsgeschichte unseres Gehirns von dem eines Reptils bis hin zu dem eines Säugers macht eine solche einfache Verhaltenserklärung jedoch unwahrscheinlich. Nach Eysenck (1980: 55 58) trägt unser Gehirn noch immer die Spuren dieser Entwicklung. Er schreibt hierzu in Anlehnung an MacLean (1973): "Das Resultat ist die bemerkenswerte Verknüpfung dreier Gehirntypen, die ihrer Struktur und ihrer Chemie nach radikal verschieden und in evolutionärem Sinn durch zahllose Generationen voneinander getrennt sind. ... wir haben eine Verknüpfung dreier Biocomputer, von denen jeder seine besondere Art der Intelligenz, des 23

Vgl. hierzu auch Spada u.a. (21998: 360).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Zeitsinns, des Gedächtnisses, der Motorik und anderer Funktionsweisen aufweist" (Eysenck 1980: 56).24 • Aus der Sicht der Forschung zu neuronalen Netzwerken erscheint die Möglichkeit einer derart einfachen Verhaltenserklärung ebenfalls unwahrscheinlich. Nach Spitzer (1996: 257) "... läßt sich ... das Gehirn eher als Zusammenschluß einer ganzen Reihe unterschiedlich strukturierter und verschalteter Module verstehen". Spitzer schreibt, in Anlehnung an Eichenbaum (1993), weiter: "Man muß davon ausgehen, daß im Verlauf der Evolution unterschiedliche Anforderungen an Gehirne gestellt waren. Dies führte zur Entwicklung unterschiedlicher biologischer Netzwerktypen innerhalb des Zentralnervensystems" (Spitzer 1996: 319). • Asendorpf schreibt zu dem Thema zusammenfassend, daß "... evolutionsbiologisch, neurophysiologisch und psychologisch vieles dafür spricht, daß das Nervensystem modular aufgebaut ist: Es besteht aus unterschiedlichen Teilsystemen (Modulen), deren Funktionsprinzipien sich zumindest graduell unterscheiden ..." (ders. 1996: 68). • Als Beleg für die Richtigkeit der Annahmen des behavioristischen Paradigmas werden oft die Erfolge der Verhaltenstherapie, in der ganz bestimmte erwünschte Verhaltensweisen für ganz bestimmte Situationen erlernt werden, herangezogen. Dieser Schluß ist allerdings genauso wenig zwingend wie der Schluß von den Erfolgen der Psychotherapie auf die Richtigkeit der Annahmen des psychoanalytischen Paradigmas (vgl. Kapitel 3.1).25 • Selbst wenn die behavioristische Sichtweise zuträfe und das Verhalten - sagen wir einer vierzigjährigen Frau - ausschließlich aus ihren bis dahin durchlaufenen Lernprozessen resultierte, wäre dies aufgrund des damit verbundenen extremen Aufwands kaum nachweisbar. Derartige Hypothesen sind mit anderen Worten praktisch nicht empirisch prüfbar womit sie (zumindest in der Praxis) auch nicht an der Realität scheitern können. Sie entsprechen so gesehen nicht dem empirisch-analytischen Wissenschaftsverständnis. • Ein letzter Punkt noch, der nicht - wie bisher - menschliches Verhalten, sondern menschliche Eigenschaften betrifft: Wenn der Begriff "Eigenschaft" im Sinne eines theoretischen Konstrukts, welches Uber die Reaktionen einer Person in bestimmten Situationen zu erschließen ist26, definiert wird, dann stellt sich die Frage, ob menschliche Eigenschaften im Sinne des behavioristischen Paradigmas erlernt sind. Selbst wenn ein solcher Nachweis im Labor gelänge, würde dies jedoch noch keineswegs bedeuten, daß die Eigenschaften einer Person normalerweise auch tatsächlich so entstehen.

24 25

26

Vgl. auch Zimbardo( 6 1995: 136-137). Unter "Erfolg" ist in diesem Falle zu verstehen, das in den betreffenden Situationen das gewünschte Verhalten auftritt (bzw. unerwünschtes Verhalten nicht auftritt) oder im Falle der Psychoanalyse, daß Krankheitssymptome wie gewünscht verschwinden. Näheres hierzu in Kapitel 3.3.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 51

Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien Versucht man, Einstellungen zu bestimmten Parteien auf der Grundlage des behavioristischen Paradigmas zu erklären, ist dies nach dem oben Gesagten mit einer Reihe von Konsequenzen verbunden: • Parteien - oder genauer gesagt Reize, die bestimmte Parteien repräsentieren (wie etwa der Schriftzug "SPD" auf einem Wahlplakat) - sind nach dieser Sichtweise über Lemmechanismen (etwa operantes Konditionieren) mit bestimmten Reaktionen (etwa physiologischen Reaktionen, die auf Freude oder Wut schließen lassen) verbunden. Bei Kenntnis der Lerngeschichte einer Person ist vorhersagbar, welche Reaktionen der betreffende Reiz auslöst. Sofern die Reaktionen affektiver Natur sind, können auf diese Weise Einstellungen zu den betreffenden Parteien erklärt werden.27 • Den so entstandenen Einstellungen fehlt allerdings eine kognitive Komponente. 28 Da eine Reihe von empirischen Belegen dafür spricht, daß zumindest bei einem großen Teil der Wahlberechtigten die Einstellung zu den verschiedenen Parteien je nach Sichtweise entweder eine kognitive Komponente aufweist (dreidimensionaler Ansatz) oder - unter anderem - von kognitiven Komponenten beeinflußt wird (eindimensionaler Ansatz), trifft die genannte Vorstellung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zumindest nicht in allen Fällen zu.29 Ihre Generalisierbarkeit ist zu bezweifeln. • Es ist allerdings nicht auszuschließen, daß sich bei Teilen des Elektorats Einstellungen zu den verschiedenen Parteien (weitgehend) auf die genannte Weise bilden. In einzelnen theoretischen Ansätzen zur Erklärung der Entstehung und Veränderung von Einstellungen wird dies explizit angenommen (vgl. Kapitel 2.4). Dies könnte erklären, warum es Personen gibt, die auch bei größtem Bemühen nicht in der Lage sind, ihre Einstellung gegenüber einer Partei rational zu begründen. Insbesondere emotionale Bindungen an eine Partei könnten nach dieser Sichtweise erlernt sein. • Kognitive Prozesse spielen bei dieser Art der "Bindung" wie gesagt kaum eine Rolle. Planvolles Handeln ist im behavioristischen Paradigma nicht vorgesehen. Das heißt, daß kurzfristig "abweichendes" Verhalten (etwa die Wahl der CDU aufgrund ihrer Haltung in einer politischen Streitfrage), während alte "Bindungen" (etwa an die SPD) weiterbestehen, kaum erklärbar und insbesondere kaum vorhersagbar ist. Es gibt jedoch eine Vielzahl von empirischen Belegen für derartige Prozesse.

27

28

Zumindest, wenn nicht auf leicht unterschiedliche Reize gegenläufige Verhaltensweisen erlernt wurden (ansonsten würden innerhalb ein und derselben Reizklasse unterschiedliche Reaktionen auftreten, womit nicht mehr von einer Einstellung gesprochen werden kann). Im eindimensionalen Ansatz von Fishbein (vgl. Kapitel 2.1) werden zwar Kognitionen bezüglich des Einstellungsobjekts per Definition nicht als "Einstellung" bezeichnet, trotzdem wird ihr Auftreten angenommen. Dreidimensionale Ansätze nehmen explizit eine kognitive Einstellungskomponente an (vgl. ebenfalls Kapitel 2.2).

29

Viele Wahlberechtigte sind zum Beispiel in der Lage, auf Nachfrage zu begründen, warum sie einer bestimmten Partei positiv oder negativ gegenüberstehen, womit sie zumindest in der Lage sind, zu Rationalisieren.

52

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

3.3 Das Eigenschaftsparadigma

Der Grundgedanke des Eigenschaftsparadigmas besteht darin, den in der Alltagspsychologie gebräuchlichen Begriff der "Eigenschaften" von Personen soweit zu präzisieren, daß er den Anforderungen der empirischen wissenschaftlichen Forschung genügt und damit entsprechend verwendet werden kann.30 Der Ansatz geht auf die Arbeiten von William Stern (18711938) und Gordon W. Allport (1897-1967) zurück und ist bis heute von zentraler Bedeutung. In den 70er Jahren war der Ansatz, insbesondere aufgrund einer Kritik Walter Mischeis (1968), heftig umstritten. Diese Diskussion brachte ihm jedoch eher neue Impulse als ihm ernsthaft zu schaden.31 Mit Blick auf den neueren Forschungsstand schreiben Sader und Weber (1996: 102): "Mittlerweile haben sich die Eigenschaften von den für sie aufreibenden 70er Jahren erholt, in denen es wenig opportun erschien, für das traditionelle Eigenschaftskonzept zu votieren. In der Persönlichkeitspsychologie der 90er Jahre hingegen werden Eigenschaften wieder mit derselben Selbstverständlichkeit benutzt wie ehedem ...",32 Nachfolgend ist das Eigenschaftsparadigma aus der Sicht der differentiellen, variablenorientierten Persönlichkeitspsychologie beschrieben33.

Grundannahmen im Eigenschaftsparadigma Das Eigenschaftsparadigma geht von einigen zentralen Grundannahmen aus, die der nachfolgenden Aufzählung zu entnehmen sind. • Zunächst zur Verwendung des Begriffs "Eigenschaft": Der Begriff "Eigenschaft" wird meist im Sinne eines theoretischen Konstrukts verwendet, welches über stabile Beziehungen zwischen den Situationen (als komplexen Reizkonstellationen), in denen sich eine Person im Zeitverlauf befindet, und den Reaktionen der Person in diesen Situationen definiert ist (Abbildung 3.3-1). Damit liegt lediglich eine Beschreibung vor. Verwendet man den Eigenschaftsbegriff nur deskriptiv, ist eine Erklärung von Verhalten durch (Persönlichkeits·) Eigenschaften nicht möglich.34 30

31

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Pathologische und nicht verhaltensrelevante physiologische Eigenschaften sowie körperliche Merkmale werden dabei üblicherweise nicht berücksichtigt. Vgl. hierzu auch Ajzen (1996). Einen ausführlichen Überblick über die Debatte gibt Krahé (1999: 10-40; vgl. auch Krahé 1990: 15-37). Weitere Stimmen: "Despite its troubled history, the concept presents itself in remarkably good shape at the beginning of the 1990s. For one, there have been cogent refutations of many of the criticisms levelled against the use of traits in personality psychology ... . At the same time, new avenues for the elaboration of a traitbased view of personality have been explored in recent years, leading to an extensive and manysided body of research" (Krahé 1999: 41). Und: "No longer do we hear calls for abandoning the trait approach in personality or for dispensing with the attitude construct" (Ajzen 1996: 146; Der theoretische Ansatz Ajzens ist in Kapitel 2.5 beschrieben). Zum Unterschied zwischen individuumzentrierter und differentieller Persönlichkeitspsychologie sowie zum Unterschied zwischen einer variablen- und einer personorientierten Sichtweise innerhalb der differentiellen Persönlichkeitspsychologie vgl. Asendorpf (1996: 37-44) oder Amelang u.a. ("1997: 29-34). Vgl. zum Beispiel Sader (1996: 121) oder Krahé (1999: 20).

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• Allerdings wird auch die Ansicht vertreten, Eigenschaften hätten eine biophysische Existenz, womit ihre Ausprägungen im Prinzip (mit geeigneten Methoden) auch direkt meßbar wären (Näheres hierzu findet sich in Amelang u.a. 4 1997: 48 oder Asendorpf 1996: 35). Eysenck (vgl. Kapitel 2.3 und 4.6) vertritt zum Beispiel über weite Strecken eine solche Position, von der Sader u.a. (1996: 102) schreiben: "Ansätze, die den Eigenschaften und damit der Persönlichkeit eine biologische Grundlage zuschreiben, haben seit einigen Jahren Konjunktur, und es ist zweifellos eine Denkrichtung, die die Persönlichkeitspsychologie der 90er Jahre weiterhin mit beeinflussen wird". 35 Nach diesem Ansatz haben Traits (als Persönlichkeitseigenschaften) 36 eine ganz bestimmte Funktion, die Amelang u.a. ( 4 1997: 51) folgendermaßen beschreiben: "Als reale Struktur haben die Traits die Funktion, die Perzeption der Reize aus der Umwelt zu steuern und darauf äquivalente Reaktionen zu produzieren ..., womit dem Verhalten Richtung und Konsistenz verliehen wird; ihnen kommt auf diese Weise eine wesentliche dynamische Komponente zu". Damit ergibt sich eine Verbindung zum Informationsverarbeitungsparadigma (vgl. Kap. 3.4). Ferner erzeugen Eigenschaften nach dieser theoretischen Vorstellung die eingangs angesprochenen stabilen Beziehungen. Sie können so zur Erklärung von Verhalten herangezogen werden. • Barbara Krahé (1999: 56-66) beschreibt das Eigenschaftskonzept - ausgehend vom dynamisch-interaktionistischen Paradigma (vgl. Kapitel 3.5) - aus konstruktivistischer Sicht.37 Hiernach gibt es keine "objektiven" (Persönlichkeits-) Eigenschaften unabhängig vom Beobachter und vom kulturellen und historischen Kontext, in dem sich Akteur und Beobachter befinden (Krahé 1999: 58). Dieser theoretische Ansatz ist in der Forschungspraxis schwer umzusetzen (vgl. Kap. 3.5 oder Krahé 1999: 234) und nicht kompatibel mit der Anlage der vorliegenden Forschungsarbeit. Er wird daher im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt.

Abbildung 3.3-1 : Eigenschaft als theoretisches Konstrukt

35

36 37

Krahé (1999: 49-56) stellt diesen Ansatz ausführlich vor. Ein Zitat: "In the attempt to expand the conceptual repertoire of personality psychology, reference to biological models of personality and individual differences has become increasingly popular in recent years. ... adopting a biological orientation is advocated as a means of answering crucial questions on the 'why' of personality and individual differences" (a.a.O.: 49-50). Näheres zu Traits weiter unten in diesem Kapitel. Sie bezeichnet den Ansatz als "Modern Interactionism" und stimmt mit anderen Autoren darin überein, ihn als "natural bridge between social psychology and personality psychology" zu sehen (vgl. Krahé 1999: 5).

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

• Die stabilen Beziehungen manifestieren sich in den meisten Fällen in einer mittleren Tendenz (über viele Situationen), ein bestimmtes Verhalten, etwa Hilfe zu leisten, (relativ zu einer Bezugsgruppe) mehr oder weniger stark ausgeprägt zu zeigen. Sie können sich jedoch auch in individuellen Besonderheiten in der Tendenz, in ganz bestimmten

Situationen

ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, manifestieren. Ein Beispiel wäre etwa höfliches Verhalten im persönlichen Umgang mit anderen, nicht jedoch im Straßenverkehr. Im ersten Fall liegt transsituative Konsistenz vor, im zweiten Fall sind die Situationsprofile zeitlich stabil. "Die transsituative Inkonsistenz des Verhaltens spricht also nicht gegen den Eigenschaftsbegriff..." (Asendorpf 1996: 60). • Nach Asendorpf (1996: 35) ist eine Situation "... derjenige Ausschnitt der aktuellen Umwelt einer Person, der Einfluß auf ihr aktuelles Verhalten ausübt". Der Situationsbegriff ist dabei deutlich breiter gefaßt als im behavioristischen Paradigma. Gleiches gilt für den Reaktionsbegriff. "Neben konkreten Reaktionen ... sind auch qualitative Aspekte komplexer Reaktionen eingeschlossen wie die Qualität der Lösung einer komplexen Aufgabe oder der Grad, in dem eine Mitteilung eine versteckte Drohung enthält" (Asendorpf 1996: 35). 38 •

Unter "Situation" ist jeweils die Situation aus der subjektiven Sicht des Trägers einer Eigenschaft (mit einer bestimmten Ausprägung) zu verstehen, nicht eine "objektive" Situation, wie sie von einem externen Beobachter "festgestellt" wird.



In der Regel werden Eigenschaften über stabile Beziehungen zwischen Situationen und Verhaltensweisen (als Reaktionen) definiert. Eigenschaften haben damit nach dieser Sichtweise einen Verhaltensbezug. 39



Werden Eigenschaften zur Verhaltenserklärung herangezogen, so ist das Verhalten einer Person aus der Sicht des Eigenschaftsparadigmas eine Funktion der Situation, in der sich die Person befindet, und ihrer Eigenschaftsausprägungen. 40



Breit angelegte Eigenschaften (wie die weiter unten besprochenen "Big Five") sind jedoch prinzipiell nicht gut geeignet, menschliches Verhalten in ganz bestimmten, konkreten Situationen (wie zum Beispiel das Wählerverhalten an einem bestimmten Wahlsonntag) zu prognostizieren. Nach dem Aggregationsprinzip repräsentieren sie dagegen über viele Situationen gemittelte Verhaltenstendenzen (vgl. beispielsweise Ajzen 1996: 45-61 oder Ajzen u.a. 1980: 91).

38

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Faßt man die Begriffe "Situation" und "Reaktion" nicht breiter als im behavioristischen Paradigma und geht man davon aus, daß die stabilen Beziehungen zwischen Situationen und Reaktionen erlernt sind, so können Eigenschaften auch lerntheoretisch interpretiert und untersucht werden. Bestehen die Reaktionen aus beobachtbarem Verhalten, so spricht man in diesem Zusammenhang von "Gewohnheiten" oder "Habits" (vgl. hierzu auch Amelang u.a. 4 1997: 46-48). Allerdings werden diese Begriffe oft auch ohne lerntheoretischen Bezug verwendet. Nur in Ausnahmefällen betrachtet man als "Reaktion" nicht die Äußerung eines bestimmten Verhaltens im engeren Sinne, sondern andere Phänomene - beispielsweise physiologischer Natur. McCrae und Costa (1995: 235) nennen darüber hinaus zusätzliche Einflußgrößen wie Rollen, Fähigkeiten, Erwartungen und Gewohnheiten.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 55



Normalerweise wird vereinfachend angenommen, die Reaktion in einer bestimmten Situation sei (zumindest im großen und ganzen) nur durch eine Eigenschaft beeinflußt. Weitere Eigenschaften werden quasi als "Störvariable" betrachtet, deren Einfluß von Situation zu Situation in Richtung und Stärke variiert und sich über viele Situationen tendenziell "herausmittelt". 41 Ein Beispiel mag dies demonstrieren. Nehmen wir folgenden "Ausschnitt der aktuellen Umwelt, der Einfluß auf das aktuelle Verhalten einer Person ausübt": Eine Person wird eingeladen, sich auf einer öffentlichen Veranstaltung hypnotisieren zu lassen und anschließend - ebenfalls öffentlich - über ihre Erfahrungen zu berichten und zu diskutieren. Betrachtet man nur eine Eigenschaft, zum Beispiel "Offenheit für Erfahrung", dann ist anzunehmen, daß die Person umso eher an der Veranstaltung teilnehmen wird, je stärker die Eigenschaft "Offenheit für Erfahrung" bei ihr ausgeprägt ist. Betrachtet man dagegen zusätzlich die Eigenschaft "Extraversion", so wird auch bei zwei Personen mit gleichen Ausprägungen für die Eigenschaft "Offenheit für Erfahrung" in der gleichen Situation eine erste Person mit hoher Ausprägung der Eigenschaft "Ex traversion" vermutlich eher an der Veranstaltung (aufgrund ihrer Öffentlichkeit) teilnehmen als eine zweite Person mit geringer Ausprägung der Eigenschaft "Extraversion". In anderen Situationen, in denen das Verhalten der Person(en) von der Ausprägung der Eigenschaft "Offenheit für Erfahrung" abhängt, mag "Extraversion" keinen zusätzlichen Einfluß ausüben oder das Verhalten in entgegengesetzter Richtung beeinflussen 42 .



Eigenschaften stellen aus differentieller, variablenorientierter Sicht Variablen dar, hinsichtlich derer jede Person eine bestimmte Ausprägung aufweist.

• Eigenschaftsausprägungen werden als zumindest mittelfristig zeitlich stabil angenommen, langfristige Veränderungen jedoch nicht ausgeschlossen 43 . •

Eine "Verhaltensdisposition" 44 schreibt man einer Person normalerweise dann zu, wenn sie über verschiedene Situationen im Vergleich zu anderen häufiger bzw. ausgeprägter ein

41

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44

Die Ausprägungen der übrigen Eigenschaften bleiben nach dieser Vorstellung über die Zeit zwar (weitgehend) konstant, aufgrund der Unterschiedlichkeit der Situationen variiert jedoch ihr Einfluß in Richtung und Stärke. Für eine Beeinflussung in entgegengesetzter Richtung könnte man die Situation im oben genannten Beispiel so abwandeln, daß die Hypnose nicht öffentlich durchgeführt wird, sondern von einem sehr guten Freund, mit dem die Person sich ohnehin oft trifft, mit dem sie gerne diskutiert und in dessen Gegenwart sie sich wohl fühlt. Betrachtet man jetzt zusätzlich die Eigenschaft "Extraversion", so wird bei zwei Personen mit gleichen Ausprägungen für die Eigenschaft "Offenheit für Erfahrung" in der gleichen Situation eine erste Person mit geringer Ausprägung der Eigenschaft "Extraversion" vermutlich eher an dem Versuch teilnehmen als eine zweite Person mit hoher Ausprägung der Eigenschaft "Extraversion". Conley (1984 und 1984a) liefert eine Übersicht Uber Paneluntersuchungen zur langfristigen Stabilität verschiedender Persönlichkeitseigenschaften. Der Begriff "Verhaltensdisposition" ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff "Verhaltenseigenschaft", wie ihn Amelang und Bartussek ( 4 1997) in Anlehnung an Herrmann (1973) verwenden. Verhaltenseigenschaften (oder Beobachtungsprädikate) beschreiben direkt wahrnehmbare Reaktionen, wie sie in Protokollsätzen ausgedrückt werden können. Weitergehende Abstraktionen oder Schlußfolgerungen sind dabei nicht erkennbar (vgl. Amelang u.a. 4 1997: 46 und 49).

56

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

entsprechendes Verhalten zeigt, was transsituative Konsistenz des Verhaltens impliziert.45 Verhaltensdispositionen werden, wie gesagt, auf die Ausprägung bestimmter Eigenschaften zurückgeführt46.

Persönlichkeitseigenschafien • Als "Persönlichkeitseigenschaften" werden im differentiellen Ansatz hoch generalisierte Eigenschaften bezeichnet, und zwar solche, hinsichtlich derer sich die Personen einer bestimmten Population (in den Ausprägungen) unterscheiden 47 Als eine Teilmenge der Eigenschaften werden auch Persönlichkeitseigenschaften als Variablen betrachtet, die unterschiedliche Ausprägungen annehmen können. • Die Variablenwerte sind dabei insofern populationsabhängig, als ihre Höhe nur in bezug auf eine Referenzgruppe interpretierbar ist.48 Auch in der Alltagspsychologie wählen wir intuitiv angemessene Referenzpopulationen, sind uns dessen jedoch normalerweise nicht bewußt. Wenn wir beispielsweise von den mathematischen Fähigkeiten eines Schülers der zweiten Klasse sprechen und diese über die Anzahl der in einem bestimmten Test gelösten Aufgaben operationalisieren, dann beziehen wir die Ausprägung dieser Fähigkeiten in der Regel auf die Fähigkeiten von Schülern der zweiten Klasse und nicht auf die Fähigkeiten von Schülern der zehnten Klasse oder von Erwachsenen. Wir gehen intuitiv davon aus, daß die mathematischen Fähigkeiten zwischen den Altersgruppen variieren und berücksichtigen dies bei der Wahl der Referenzgruppe. Asendorpf (1996) schreibt in aller Deutlichkeit: "Es gibt keine Aussage über 'die Eigenschaft' oder 'die Persönlichkeit' eines Menschen, sondern nur Aussagen relativ zu einer bestimmten Referenzpopulation, der die Person angehört" (a.a.O.: 39-40). • In der wissenschaftlichen Psychologie wie in der Alltagspsychologie zieht man für unterschiedliche Fragestellungen unterschiedliche Referenzgruppen heran.49 • Unter der "Persönlichkeit" versteht man aus der Sicht des Eigenschaftsparadigmas die organisierte Gesamtheit der Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen.50 45

46 47 48

49

50

Eine andere Möglichkeit, Verhaltensdispositionen zu definieren, besteht darin, die zeitliche Stabilität eines ganz bestimmten Verhaltens in äquivalenten Situationen als Kriterium heranzuziehen. Zur lerntheoretischen Interpretation von Verhaltensdispositionen vgl. Amelang u.a. ( 4 1997: 48). Daher die Bezeichnung "differentieller" Ansatz. Das gilt zumindest dann, wenn die Instrumente zur Ermittlung der Meßwerte auf der Grundlage der klassischen Testtheorie (vgl. Lord u.a. 1968) entwickelt wurden. Mit dem Einsatz von Meßinstrumenten wie Guttman-Skalen oder Rasch-Skalen, die auf einer probabilistischen Testtheorie beruhen (vgl. zu den Grundlagen z.B. Fischer 1974 und zur Skalierung z.B. Andrich 1988 oder Wakenhut 1974) oder von Magnitude-Skalen, die auf den Forschungsergebnissen der Psychophysik aufbauen (vgl. hierzu z.B. Stevens 1986, Lodge 1981, Borg u.a. 3 1997: 177-193, Wegener 1978 und ders. 1980) versucht man, dieses Problem zu lösen. Asendorpf (1996: 39) demonstriert das anschaulich, wenn er bemerkt: "Geht es um Ursachen für die Aggressivität deutscher Skinheads, werden deutsche gleichaltrige Männer als Vergleichsgruppe herangezogen. Geht es um die Erklärung, warum ein ehemaliger Skinhead zum Sozialarbeiter geworden ist, werden Skinheads mit Skinheads verglichen....". Guilford (1959: 4; zit. nach Fisseni 4 1998: 321) schreibt beispielsweise knapp und klar: "An individual's personality is his unique pattern of traits".

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 57

Zur Messung von

Persönlichkeitseigenschaflen

• Die différentielle Datenerhebung kann durch Persönlichkeitsinventare erfolgen. In diesem Fall wird eingeschätzt, wie stark bei der Zielperson eine (oder mehrere) Eigenschaft(en), etwa "Aggressivität" oder "Extraversion", im Vergleich zu den Mitgliedern einer Referenzpopulation ausgeprägt sind. Die Einschätzung wird meist durch die betreffende Person selbst vorgenommen (Selbsteinschätzung), sie kann jedoch auch von anderen Beurteilern durchgeführt werden. Diese Art der Datenerhebung ist sehr leicht zu handhaben und erfreut sich daher großer Beliebtheit. Sie ist jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Vor allem werden nicht explizit Situationen und Reaktionen erfaßt und aus deren Zusammenhang auf Eigenschaftsausprägungen geschlossen, sondern diese Aufgabe hat der Beobachter "intuitiv" zu erledigen. Dies hat zwar den Vorteil, daß er von ihm als solche erkannte Besonderheiten der Situation und/oder der Reaktion mit berücksichtigen kann. Es hat jedoch den Nachteil, daß in der Regel nicht nachvollziehbar ist, aufgrund welcher Beobachtungen (als "Datenbasis") der Beobachter bestimmte Ausprägungen einer Persönlichkeitseigenschaft erschließt, ob und wie seine Wahrnehmung beeinflußt wird, welche Prozesse er für von ihm wahrgenommene Zusammenhänge verantwortlich macht, welche Referenzgruppe er wählt und wie er dazu kommt, einen bestimmten Meßwert anzugeben. Gemessen werden streng genommen nicht Eigenschaftsausprägungen, sondern Urteile über Eigenschaftsausprägungen. Diese Urteile über Eigenschaftsausprägungen basieren ferner oft auf alltagspsychologischen Erwägungen, deren Haltbarkeit nicht weiter wissenschaftlich untersucht wird. • Bei der Prüfung der zeitlichen Stabilität von auf diese Art ermittelten Merkmalsausprägungen wird die beschriebene Erfassung von Urteilen über Eigenschaftsausprägungen insbesondere dann zum Problem, wenn diese stabiler sind als die Eigenschaftsausprägungen selbst. • Die genannten Probleme kann man vermeiden, indem man konkretes Verhalten in konkreten Situationen erfaßt und entsprechende Daten als Basis für die Ermittlung von Eigenschaftsausprägungen verwendet. Allerdings ist dieses Verfahren sehr aufwendig und es ist in mehrerlei Hinsicht nur begrenzt oder überhaupt nicht anwendbar: Erstens ist subjektives Erleben prinzipiell nicht beobachtbar. Zweitens ist eine Verhaltensbeobachtung in vielen Fällen entweder aufgrund der geschützten Privatsphäre nicht zu vertreten oder technisch mit vertretbarem Aufwand nicht machbar. Bei Laboruntersuchungen stellt sich drittens die Frage der Generalisierbarkeit der ermittelten Ergebnisse. • Einen Kompromiß stellen Situations-Reaktions-Inventare dar, bei denen mit Hilfe von Fragebogen hypothetische Reaktionen in hypothetischen Situationen erfragt werden. Allerdings können die entsprechenden Auskünfte verzerrt sein, etwa durch Antwortstile51, durch selektive Wahrnehmung, durch die nachträgliche Interpretation von Wahrnehmun51

Zum Beispiel den, sozial erwünschte Reaktionen zu zeigen oder den, über verschiedene Situationen konsistente Reaktionen zu zeigen. Ajzen (1996: 149) stellt in diesem Zusammenhang jedoch - zu Recht - fest, daß auch beobachtetes Verhalten ähnlichen Verzerrungen unterliegen kann!

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

58

gen oder einfach durch Erinnerungsverzerrungen. • Der größte Teil der vorstehend genannten Probleme wird dann irrelevant, wenn man nicht an einer "objektiven" Messung von Eigenschaftsausprägungen interessiert ist, sondern daran, welche Eigenschaftsausprägungen eine Person sich selbst (subjektiv) zuschreibt.

Faktorenanalytische

Ansätze

Seit den dreißiger Jahren entwickelte sich der Ansatz, Persönlichkeitseigenschaften auf faktorenanalytischem Weg zu erschließen. 52 Joy Peter Guilford, Raymond B. Cattell und HansJürgen Eysenck trieben die entsprechenden Forschungen maßgeblich voran. Eine Darstellung ihrer Ansätze würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit bei weitem sprengen und muß aus diesem Grund unterbleiben. Überblicksdarstellungen finden sich für die drei genannten Autoren in Bartussek (1996: 51-77), aus einer etwas anderen Perspektive in Fisseni ( 4 1998: 321409) sowie in Amelang u.a. ( 4 1997: 302-360), für Cattell zusätzlich in Schneewind ( 2 1996: 243-289) und für Eysenck zusätzlich in Asendorpf (1996: 128-137). Der Einsatz faktorenanalytischer Techniken setzt voraus, daß empirisch ermittelte Korrelationen zwischen einer Reihe von Variablen auf den Einfluß "hinter ihnen liegender" latenter das heißt nicht direkt beobachtbarer bzw. meßbarer - Variablen zurückzuführen ist.53 Die zentrale Idee faktorenanalytischer Techniken besteht darin, diese latenten Variablen auf rechnerischem Wege aus der Korrelationsmatrix der ursprünglichen, manifesten - das heißt direkt gemessenen - Variablen zu erschließen. Für das geschilderte Problem kann allerdings keine eindeutige Lösung gefunden werden. Zusatzannahmen sind zu treffen, etwa ob die latenten Variablen (Faktoren) voneinander unabhängig oder (möglicherweise) miteinander korreliert sind, ob und wenn ja, wie sie rotiert werden oder, auf wieviele Faktoren die Korrelationen zwischen den manifesten Variablen letztlich zurückzuführt werden sollen. Je nach der gewählten Methode können so für ein und dieselbe Interkorrelationsmatrix manifester Variablen unterschiedliche Faktorenstrukturen ermittelt werden. Auch ist das Ergebnis einer Faktorenanalyse natürlich von den einbezogenen manifesten Variablen abhängig. 54 Zusätzlich stellen einmal extrahierte Faktoren zwar (rechnerisch gebildete) neue Variablen dar, für die jede untersuchte Person Variablenwerte (Faktorscores) zugewiesen bekommt, jedoch ist die inhaltliche Bedeutung eines Faktors (und damit auch der Faktorscores) zunächst unbestimmt. Sie 52

53

54

Eine anwendungsorientierte Darstellung faktorenanalytischer Methoden findet sich in Backhaus u.a. ( 8 1996: 188-259, eine auf Persönlichkeitseigenschaften bezogene Darstellung in Schneewind ( 2 1996: 210-243). Zu grundsätzlichen Problemen bei der Anwendung faktorenanalytischer Methoden vgl. z.B. Kline u.a. (1983) oderPawlik (1977). Eine derartige Kausalitätsannahme ist keineswegs selbstverständlich. Empirisch ermittelte Korrelationen zwischen Variablen müssen nicht unbedingt durch den Einfluß von "Hintergrundvariablen", seien sie nun latent oder manifest, vermittelt sein. Meist bemüht man sich in der Forschungspraxis im Gegenteil, derartige "Scheinkorrelationen" so gut wie möglich auszuschließen. Hans Jürgen Eysenck argumentierte beispielsweise gegenüber dem Verfasser, er könne aus einem beliebigen Itempool einen Faktor "Religiosität" extrahieren, wenn nur ein genügend großer Anteil entsprechender Items (zusätzlich) in den Itempool aufgenommen würde.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie 59

muß erschlossen werden, was in einem ersten Schritt durch die Interpretation der Korrelationen des Faktors mit den manifesten Ausgangsvariablen geschehen kann. Die genannten Korrelationen werden Faktorladungen genannt. Allerdings kann dieses subjektive Verfahren bei unterschiedlichen Beurteilern durchaus zu unterschiedlichen Interpretationen führen. Aufgrund der genannten Punkte ist es nicht verwunderlich, daß Guilford, Cattell und Eysenck (wie auch viele weitere Forscherinnen und Forscher) teilweise recht unterschiedliche Faktorenstrukturen ermittelten. Die neuere Entwicklung im Rahmen des faktorenanalytischen Ansatzes charakterisiert ein Zitat von Bartussek (1996: 77): "In den achtziger Jahren herrschte der Eindruck vor, daß fünfzig Jahre faktorenanalytischer Persönlichkeitsforschung nur ein Bild der Verwirrung und kaum Konsistenzen in der Befundlage erbracht hätten ... . Dieser Eindruck ergab sich hauptsächlich aus der Analyse der Befunde, die mit Fragebogendaten gewonnen worden waren. Zu Beginn der neunziger Jahre jedoch ist ein deutlicher Optimismus feststellbar, daß die gesuchte Konvergenz verschiedener faktorenanalytisch begründeter Gesamtsysteme der Persönlichkeit gefunden werden und in einem Modell aus fünf breiten Persönlichkeitsfaktoren auf höherem Abstraktionsniveau bestehen könnte ,..".55 Auf die angesprochenen fünf Persönlichkeitsfaktoren, die mittlerweile oft als die "Big Five" bezeichnet werden 56 , stützt sich ein Teil der Argumentation in den nachfolgenden empirischen Untersuchungen. Aus diesem Grund werden sie hier kurz besprochen 57 . Den Durchbruch hin zu einer konsistenteren Befundlage brachte die Verwendung des lexikalischen Ansatzes 58 , der wiederum auf der Sedimentationshypothese aufbaut. Letztere besagt, daß Merkmale, die besonders wichtig für den sozialen Umgang von Menschen miteinander sind, sich auch in der Sprache in Form entsprechender Wörter niederschlagen müßten. "Je wichtiger ein solches Merkmal ist, umso eher werden sich ein oder mehrere eigene Wörter dafür in der Sprache finden" (Amelang u.a.: 4 1997: 360-361). 59 Man könnte nun - zumindest theoretisch - alle Wörter einer Sprache (daher: "lexikalischer Ansatz"), die sich auf solche Merkmale beziehen, ermitteln, sie einer (einfachen) Zufallsstichprobe von Personen aus dem betreffenden Sprachraum vorlegen und diese bitten, entweder sich selbst oder eine andere Person hinsichtlich der Begriffe einzuschätzen. Betrachtet man die Einschätzung hinsichtlich eines Begriffs jeweils als Variable, so könnten diese Variablen faktorenanalysiert werden. Als 55

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Goldberg (1993: 26) schreibt in diesem Zusammenhang: "... the scientific study of personality dispositions, which has been cast into doldrums in the 1970s, is again an intellectual vigorous enterprise". Der Begriff "Big Five" geht nach Bartussek (1996: 78) auf Goldberg (1981) zurück. "Big" bedeutet dabei, daß es sich "... um sehr breite, abstrakte Dimensionen handelt" (vgl. auch Sader u.a. 1996: 109). Detailliertere Darstellungen bieten Amelang u.a. ( 4 1997: 360-380), Bartussek (1996: 77-92) oder Krahé (1999: 42-49). Einen Überblick zur Geschichte des Fünf-Faktoren Modells gibt Digman (1996). Vgl. zur Fünf-Faktoren Theorie auch McCrae/Costa (1996, 1999) und Costa/McCrae (1998). Saucier und Goldberg (1996) thematisieren die Unterschiede zwischen dem lexikalischen Ansatz mit den "Big Five" und dem "Fünf-Faktoren Modell" der psychometrischen Trait-Forschungstradition. Vgl. hierzu Goldberg (1993), John u.a. (1988), John (1990) sowie Ostendorf/Angleitner (1994). Saucier und Ostendorf (1999: 615) fassen die Grundidee des lexikalischen Ansatzes folgendermaßen zusammen: "The lexical hypothesis assumes that a) the most distinctive, significant, and widespread phenotypic attributes tend to become encoded as single words in the conceptual reservoir of language and b) the degree of representation of an attribute in language tends to correspond with the relative importance of the attribute ...".

60

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Ergebnis erhielte man Faktoren, welche die wichtigsten Merkmalsdimensionen repräsentierten und als Persönlichkeitseigenschaften - zumindest im beschreibenden Sinne - interpretiert werden könnten. Das Verfahren hätte den Vorteil, daß die Auswahl der Variablen (Merkmale), die einer Faktorenanalyse unterzogen werden, nicht mehr weitgehend vom Forscher abhinge und damit bei unterschiedlichen Forschern keine Unterschiede in der Faktorenstruktur, die auf deren (mehr oder weniger subjektive) Auswahl zurückzuführen sind, mehr auftreten könnten. Dieser Grundgedanke wird im lexikalischen Ansatz verfolgt. Man arbeitet jedoch nur mit (mehr oder weniger gut) angenäherten Zufallsstichproben aus der Grundgesamtheit der in Frage kommenden Begriffe, da die Vorgabe aller Begriffe zur Einschätzung in der Praxis schon von ihrer schieren Anzahl her nicht machbar ist.60 Die Ziehung einer (angenäherten) Zufallsstichprobe verändert - das ist ein entscheidender Punkt! - das Ergebnis einer anschließenden Faktorenanalyse nicht wesentlich. Auch in diesem Fall kann man auf die wichtigsten Merkmalsdimensionen schließen. Inzwischen liegen eine Reihe von Forschungsergebnissen aus unterschiedlichen Sprachräumen vor61, die mit nur leichten Abwandlungen immer wieder die bereits angesprochene Fünf-Faktoren-Struktur ergaben62 - und zwar unabhängig davon, ob die Beurteiler bei sich selbst die Ausprägung bestimmter Eigenschaften einzuschätzen hatten, ob sie dies bei anderen zu tun hatten oder ob sie solche Einschätzungen bezüglich bestimmter Verhaltensweisen geben sollten. Angleitner bezeichnet63 die Faktoren als "Extraversion", "Verträglichkeit", "Gewissenhaftigkeit", "Emotionale Stabilität vs. Neurotizismus" und "Offenheit für Erfahrungen".64 Borkenau und Ostendorf (1993) übertrugen das "NEO FiveFactor-Inventory" (NEO-FFI) von Costa und McCrae (1989, 1992b) zur Erfassung der "Big Five" ins Deutsche.65 Dieses Instrument wird bei den Untersuchungen im empirischen 60

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Femer schließen einzelne Forscher bestimmte Begriffsgruppen, etwa Intelligenz, körperliche Merkmale, stark wertende Begriffe, Einstellungen, Werthaltungen oder Begriffe, die sich auf Sexualität beziehen, aus (vgl. hierzu Asendorpf( 1996: 121-122). Für den deutschen Sprachraum führte Ostendorf (1990) umfangreiche Untersuchungen durch. Ostendorf stand dem Fünf-Faktoren Modell dabei ursprünglich skeptisch gegenüber (vgl. a.a.O.: 2, 9, 14). Zum Abschluß der Arbeit schreibt er jedoch: "Die Untersuchungen bestätigen die strukturelle Validität des FünfFaktoren-Modells im deutschen Sprachraum, sowie die Robustheit der Faktoren über verschiedene Variablenstichproben, Ratingverfahren, Beurteilergruppen und verschiedene Methoden der Faktorenanalyse" (a.a.O.: 197). Übersichten über die Benennung der jeweiligen Faktoren finden sich in Bartussek (1996: 82-83) oder in Krahé (1999: 45). Wie bei Borkenau und Ostendorf (1998: 203) wird auch in der vorliegenden Arbeit nicht zwischen den "Big Five" des lexikalischen Ansatzes und Costa und McCraes Fünf-Faktoren Modell unterschieden, da diese Unterscheidung für die hier verfolgten Untersuchungsziele von geringer Bedeutung sein durfte. In einer persönlichen Mitteilung; zit. aus Amelang u.a. ("1997: 360). Loehlin (1992) und McCartney u.a. (1990) zeigen mit verschiedenen Schätzmethoden, daß ein nicht unerheblicher Teil der Varianz der Big-Five Meßwerte als genetisch bedingt anzusehen ist. Mit Ausnahme von "Neurotizismus" (wofür die Schätzungen sehr weit auseinanderliegen) wird der genetische Varianzanteil auf etwa zwischen dreißig und fünfzig Prozent geschätzt. Asendorpf (1996: 248-253) gibt einen Überblick über die Ergebnisse sowie eine Kurzdarstellung der verwendeten Schätzmethoden. Zur Geschichte des NEO-FFI: "Von den Autoren der amerikanischen Originalversion des NEO-FFI wurde zunächst ein Persönlichkeitsmodell mit nur drei großen Bereichen individueller Unterschiede vorgeschlagen, nämlich Neurotizismus, Extraversion und Offenheit für Erfahrung (Costa & McCrae 1980). Daher stammt auch der Name NEO.... Später erweiterten Costa und McCrae dieses Persönlichkeitsmodell durch die zusätzliche Berücksichtigung von Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit auf fünf Merkmalsbereiche. Sie trugen damit der faktorenanalytischen Befundlage Rechnung" (Borkenau u.a. 1993: 10).

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

Abbildung 3.3-2:

Inhaltliche Beschreibung der "Big Five" (zit.

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aus: Borkenau u.a. 1 9 9 3 : 2 7 - 2 8 )

Neurotizismus. Die Skala erfaßt individuelle Unterschiede in der emotionalen Stabilität und der emotionalen Labilität (Neurotizismus) von Personen.... Der Kern der Dimension liegt in der Art und Weise, wie Emotionen, vor allem negative Emotionen, erlebt werden. Personen mit einer hohen Ausprägung in Neurotizismus geben häufiger an sie seien leicht aus dem seelischen Gleichqewicht zu bringen Im Vergleich zu emotional stabilen Menschen berichten sie häufiger, negative Gefühlszustände zu erleben und von diesen manchmal geiadezu überwältigt zu weiden Sie berichten übet viele Sorqen und geben häufig an, z.B. erschüttert, betroffen, beschämt, unsicher, verlegen, nervös, ängstlich und traurig zu reagieren, Sie neigen zu unrealistischen Ideen und sind weniger in der Lage, ihre Bedürfnisse zu konhig, ausgeglichen, sorgenfrei, und sie geraten auch in Streßsituationen nicht so schnell aus der Fassung. Der Prototyp läßt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Extraversion. Extiaveitieite sind gesellig doch Geselligkeit ist nicht der einzige Aspekt diesel Dimension. Personen mit hohen Punktwerten in der Skala beschreiben sich zusätzlich auch als selbstsicher, aktiv, gesprächig, energisch, heiter und optimistisch. Extravertierte mögen Menschen, sie fühlen sich in Gruppen und auf gesellschaftlichen Versammlungen besonders wohl, sie lieben Aufregungen und neigen zu einem heiteren Naturell. Die Charakterisierung einer typisch introvertierten Person fällt weniger leicht, da Introversion zum Teil eher das Fehlen von denn als Gegensatz zu Extraversion angesehen werden muß (Costa & McCrae, 1992b, S. 15). So sind Introvertierte eher zurückhaltend als unfreundlich, eher unabhängig als folgsam, eher ausgeglichen als unsicher oder phlegmatisch. Introvertierte leiden nicht notwendigerweise unter sozialer Ängstlichkeit, das Hauptcharakteristikum ist vielmehr der Wunsch, allein zu sein. Wenn ihnen auch nicht die überschäumende Lebhaftigkeit des Extravertierten eigen ist, so sind Introvertierte doch nicht unglücklich oder pessimistisch.... Offenheit für Erfahrungen. Die Skala erfaßt das Interesse an, und das Ausmaß der Beschäftigung mit neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. Personen mit hohen Punktwerten geben häufig an, daß sie ein reges Phantasieleben besitzen, ihre eigenen Gefühle, positive wie negative, akzentuiert wahrnehmen und an vielen persönlichen und öffentlichen Vorgängen interessiert sind. Sie beschreiben sich als wißbegierig, intellektuell, phantasievoll, experimentierfreudig und künstlerisch interessiert. Sie sind eher bereit, bestehende Normen kritisch zu hinterfragen und auf neuartige soziale, ethische und politische Wertvorstellungen einzugehen, Sie sind unabhängig in ihrem Urteil, verhalten sich häufig unkonventionell, erproben neue Handlungsweisen und bevorzugen Abwechslung. Personen mit niedrigen Punktwerten neigen demgegenüber eher zu konventionellem Verhalten und zu konservativen Einstellungen. Sie ziehen Bekanntes und Bewährtes dem Neuen vor, und ihre emotionalen Reaktionen sind

Verträglichkeit. Ebenso wie Extraversión ist Verträglichkeit in erster Linie eine Dimension, die interpersonelles Verhalten beschreibt. Ein zentrales Merkmal von Personen mit hohen Werten in der Skala ist ihr Altruismus. Sie begegnen anderen mit Verständnis, Wohlwollen und Mitgefühl, sie sind bemüht, an-

iliililiie

schenmenschlichem Vertrauen, zur Kooperativität, zur Nachgiebigkeit, und sie haben ein starkes Harmoniebedürfnis. Personen mit niedrigen Punktwerten beschreiben sich im Gegensatz dazu als antagonistisch, egozentrisch und mißtrauisch gegenüber den Absichten anderer Menschen, Sie verhalten sich eher kompetitiv als kooperativ.... Gewissenhaftigkeit. In verschiedenen Personlichkeitstheoiien spielt das Konzept der Impulskontrolle eine wichtige Rolle.... Doch daneben gibt es eine zweite Art der Selbstkontrolle, die sich auf den aktiven Prozeß der Planung Organisation und Durchführung von Aufqaben bezieht. Diese ist die Grundlage der Dimension Gewissenhaftigkeit. Personen mit hohen Punktwerten in der Skala beschreiben sich als zielstrebig, ehrgeizig, fleißig, ausdauernd, systematisch, willensstark diszipliniert, zuverlässig, pünktlich. ordentlich, genau und penibel.... Peisonen mit niedriqen Punktwerten beschreiben sich eher als nachlässig, gleichgültig und unbeständig sie verfolgen ihre Ziele also mit geringerem Engagement.

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Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Teil der vorliegenden Arbeit an zentraler Stelle eingesetzt. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Faktor "Offenheit für Erfahrungen", der sich im Gegensatz zu den übrigen in erster Linie auf ein kognitives Merkmal bezieht (vgl. auch Sader u.a. 1996: 110). Abbildung 3.3-2 zeigt, wie die Autoren der deutschsprachigen Version die fünf Faktoren inhaltlich beschreiben. Verschiedene Autoren versuchen zu zeigen, "... daß das Fünf-Faktoren-Modell allumfassend ist in dem Sinne, daß die fünf Faktoren (eventuell zuzüglich einer Leistungsdimension "Intelligenz") genügen, um die mit den verschiedensten Tests gemessenen Merkmalsbereiche zu erfassen. Demnach würden diese Tests entweder nur Ausschnitte aus der Gesamtpersönlichkeit, anders "rotierte" Merkmale (eventuell auf differenzierterer, weniger abstrakter Ebene) oder einfach ähnliche Faktoren unter anderen Namen erfassen" (Bartussek 1996: 86). 6 6 Die Ergebnisse aus zwölf in Bartussek (1996: 86-87) aufgeführten Untersuchungen vermitteln "... tatsächlich den Eindruck, daß mit Fragebogentests aus den verschiedensten Forschungstraditionen Persönlichkeitsbereiche erfaßt werden, die auch durch das Fünf-Faktoren-Modell abgedeckt werden können" (a.a.O.: 87) 6 7 . Über den traitpsychologischen Ansatz hinausgehend betonen Borkenau und Ostendorf (1998) ferner, daß sich das Fünf-Faktoren Modell auch zur Beschreibung der Veränderung von Personen über die Zeit (in "states") eignet (a.a.O.: 203).

Kritik am Eigenschaftsparadigma im Hinblick auf Persönlichkeits eigenschaften • Es besteht zumindest die Gefahr, daß der Begriff der "Persönlichkeitseigenschaft" zirkulär definiert wird - nämlich dann, wenn man nicht (wie in der obigen Darstellung geschehen) zwischen "Eigenschaften" und dem "Verhalten" unterscheidet. In einem Beispiel von Amelang u.a. ( 4 1997: 51) wird die Tatsache, daß jemand stiehlt, dadurch erklärt, daß er ein Dieb sei, was wiederum aus seinem Verhalten erschlossen wird68. Gegen das Argument, "Persönlichkeitseigenschaften" seien lediglich als ein Produkt zirkulärer Definitionen anzusehen, sprechen allerdings die Möglichkeit von Langzeit-Verhaltensprognosen, die Ergebnisse von VererbungsStudien sowie die Möglichkeit, Verhalten vorherzusagen, das in der Definition nicht auftaucht (vgl. auch McCrae/Costa 1995: 243).

66

Hierüber entstand allerdings eine Kontroverse zwischen Eysenck ( 1 9 9 1 ) , C o s t a / M c C r a e ( 1 9 9 2 ) , Eysenck ( 1 9 9 2 a ) , C o s t a / M c C r a e ( 1 9 9 2 a ) , Eysenck ( 1 9 9 2 b ) und Costa/McCrae ( 1 9 9 5 ) .

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Dies gilt auch für das M M P I (Minnesota Multiphasic Personality Inventory), das nicht theoriegeleitet, sondern empirisch kriteriumsbezogen konstruiert wurde und sich damit von der Entwicklungstechnik her von den angesprochenen Tests grundlegend unterscheidet (vgl. hierzu auch Bartussek 1996: 87). Bartussek stellt weiter fest: "Fragebogentests, die nicht Persönlichkeits-, sondern Temperamentsmerkmale zu erfassen suchen ( M e r k m a l e der Konstitution als Grundlage der Persönlichkeit ...), scheinen auch vor allem den durch die " B i g F i v e " erfaßten Persönlichkeitsbereich zu messen" (a.a.O.: 9 0 ) . Sader u.a. ( 1 9 9 6 : 19) berichten femer, um ein zusätzliches Beispiel zu geben, daß in einer Untersuchung bei den ( o f f e n e n ! ) Antworten a u f die Frage, welche Eigenschaften einem Menschen helfen könnten, mit Streß besonders gut umzugehen, sich dort ebenfalls (wenn auch nicht im Wortlaut) die " B i g F i v e " wiederfinden ließen.

68

V g l . hierzu auch Herrmann ( 1 9 7 3 : 15-16).

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

63

• Da zunächst offen ist, welche Situationen (in denen sich eine Person im Zeitverlauf befindet) und welche Reaktionen der Person theoretische Konstrukte als "Klammer" verbinden sollen, besteht die Gefahr, daß die Suche nach Persönlichkeitseigenschaften stark in der Alltagspsychologie verwurzelt bleibt. Speziell an den "Big Five" wurde kritisiert, daß sie aus Ähnlichkeiten in der alltagspsychologischen Bewertung erschlossen werden. "Was sich nach alltagspsychologischer Wahrnehmung ähnlich sieht, muß sich aber nach wissenschaftlichen Kriterien noch lange nicht ähneln. Walfische scheinen Thunfischen ähnlicher als Menschen zu sein, obwohl nach biologischen Kriterien Walfische Menschen ähnlicher sind ..." (Asendorpf 1996: 123). Ähnlich äußerte sich auch Ostendorf (1990: 6). Gegen diesen Einwand spricht allerdings die Tatsache, daß auch für das empirisch kriteriumsbezogen konstruierte MMPI die Fünf-Faktoren-Struktur ermittelt wurde (siehe oben). • Persönlichkeitseigenschaften sind zunächst einmal deskriptive

Konstrukte. Über welche

Prozesse (und ob überhaupt) Persönlichkeitseigenschaften dazu führen, daß in bestimmten Situationen bestimmte (Verhaltens-) Reaktionen auftreten, bleibt meist unklar (vgl. auch McCrae/Costa 1995: 244). Sader und Weber (1996: 121) schreiben hierzu: "Nur wenn angenommen wird, Eigenschaften seien mehr als eine deskriptive Kategorie, nämlich Repräsentanten biologischer Vorgänge, würde es Sinn machen, Verhalten mit ihnen zu erklären. So könnte Eysenck sagen, ein Mensch suche das Abenteuer, weil er extravertiert sei, damit meint er aber genaugenommen, weil der Mensch ein niedriges Erregungsniveau und daher Bedürfnis nach Stimulation habe. Es sind die physiologischen Prozesse, die das Verhalten erklären können, nicht die imaginäre Größe 'Eigenschaft', in diesem Falle 'Extraversion' ",69 In neuerer Zeit mehren sich die Stimmen, die für eine - zumindest teilweise - biologische Fundierung von Persönlichkeitseigenschaften sprechen (vgl. z.B. McCrae/Costa 1995: 238, 248). Ein wichtiges Argument hierfür sind die Ergebnisse aus Vererbungsstudien. • Der Ansatz, menschliches Verhalten als eine Funktion der Situation, in der sich die Person befindet, und ihrer Eigenschaftsausprägungen anzusehen, ist vermutlich zu sparsam. Insbesondere planvolles Handeln ist in diesem Ansatz nur mit Mühe (über die Annahme zusätzlicher Einflußfaktoren) zu integrieren. • Wie langfristige Veränderungen von Persönlichkeitseigenschaften zustande kommen, ist im Rahmen des Eigenschaftsparadigmas kaum thematisiert. • Normalerweise möchte man in der empirischen Forschung die Ausprägung einer Persönlichkeitseigenschaft mit einer einzigen Zahl beschreiben. In diesem Fall geht der Situationsbezug von Eigenschaften in aller Regel verloren. Das Vorgehen setzt die (weitgehende) 69

Sader und Weber (1996) diskutieren unter Bezug auf die "Big Five" noch eine weitere Möglichkeit, deren theoretischen Status zu bestimmen: "Eine mögliche theoretische Grundlage könnte soziologischer Natur sein, indem begründet wird, daß in den Faktoren eben jene Persönlichkeitsmerkmale zusammenkommen, die eine Kultur im Hinblick auf das menschliche Zusammenleben besonders relevant hält. Und jeder bzw. jede wird dazu erzogen, die Wahrnehmung von sich selbst und anderen nach diesen Dimensionen hin auszurichten. In diesem Falle müßte geklärt werden, warum das ausgerechnet Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität und Intellekt sein sollen" (a.a.O.: 111-112). Anmerkung: Einige Autoren verwenden die Bezeichnung "Intellekt" anstelle von "Offenheit für Erfahrungen".

64

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

transsituative Konsistenz (siehe oben) von Verhaltensweisen voraus. • Ein weiteres Argument richtet sich generell gegen die Analyse von Sprache. Saucier und Goldberg (1996) fassen das Argument folgendermaßen zusammen: "Imagine, how primitive would be science of physics, chemistry, physiology, or ... (fill in the blank) if that discipline had restricted its constructs to those found in natural language" (a.a.O.: 33) und liefern auch das Gegenargument: "However, unlike physics, chemistry, physiology, or ... (fill in the blank), person judgments are central to the science of personality; our perceptions of ourselves and others form an integral component of the phenomena to be explained by our scientific discipline. Moreover, language serves two functions in this regard: (1) It serves as the only repository of the set of perceptible individual differences 'that are of sufficient social significance, of sufficiently widespread occurrence, and of sufficient distinctiveness' (Norman, 1967, p. 2) to be retained in our collective memory; and (2) language also later serves to constrain our descriptions, if not to some extent our very perceptions, by providing the semantic units necessary for communication to occur" (a.a.O.: 33-34). • Amelang u.a. ( 4 1997: 361) sehen das Problem der Generalisierbarkeit lexikalisch gewonnener Persönlichkeitstaxonomien: "Probleme könnten auch mögliche Unterschiede zwischen verschiedenen Sprachgemeinschaften bezüglich der ihnen eigenen Beschreibungsbegriffe bereiten oder auch der Wandel von Sprache über die Zeit" (vgl. auch Ostendorf 1990: 6). • Die Beschränkung auf nur fünf "breite" Faktoren birgt weiter die Gefahr, daß wichtige Einzelaspekte innerhalb eines Faktors "vermischt" werden. Saucier und Ostendorf (1999: 614) bringen dies auf die Formel: " Broadbandwidth constructs ... sacrifice fidelity to gain efficiency". • Schließlich liefert das Fünf-Faktoren Modell lediglich den Rahmen für eine Persönlichkeitstheorie, die in weiten Teilen noch auszuarbeiten ist (vgl. z.B. Saucier u.a. 1996: 2 4 , 4 2 oder McCrae u.a.: 1996: 64-78).

Implikationen für die Erklärung von Einstellungen zu Parteien • Die zumindest mittelfristige zeitliche Stabilität der Ausprägungen von Persönlichkeitseigenschaften ist - normalerweise über Retest-Studien - zu belegen. Eine gewisse Ausnahme stellen allerdings auf faktorenanalytischem Weg erschlossene Persönlichkeitseigenschaften dar. Ergeben unterschiedliche Studien dieselbe Faktorenstruktur (wie bei den "Big Five"), dann macht dies auch ohne Retest-Studien die zeitliche Stabilität der Ausprägungen der Persönlichkeitseigenschaften sehr wahrscheinlich. Eine Veränderung der Ausprägungen wäre mit der gleichzeitigen Veränderung sehr vieler spezieller Eigenschaften (und damit wohl auch mit veränderten [Verhaltens-] Reaktionen in sehr vielen Situationen) verbunden, was selten zu beobachten ist. • Da Persönlichkeitseigenschaften als theoretische Konstrukte betrachtet werden, hat die Validierung dieser Konstrukte besonderes Gewicht.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

65

Aufgrund ihrer zumindest mittelfristigen zeitlichen Stabilität können Persönlichkeitseigenschaften ohne Zusatzannahmen kaum zur Erklärung kurzfristiger Einstellungs- oder Verhaltensänderungen herangezogen werden. Betrachtet man eine Persönlichkeitseigenschaft als Variable, hinsichtlich derer jeder Mensch eine bestimmte Ausprägung aufweist und versucht man, diese Ausprägung jeweils mit einem Variablenwert zu messen, so unterstellt man transsituative Konsistenz des Verhaltens (siehe oben). Transsituativ inkonsistente Verhaltensmuster können dabei kaum berücksicht werden (außer über engere, situationsbezogene Definitionen auf einer niederen Abstraktionsebene). Eine wichtige Rolle kommt bei den empirischen Untersuchungen der vorliegenden Arbeit den "Big Five" zu. Stellen sie die zentralen Dimensionen zur Beschreibung der Persönlichkeitseigenschaften dar und besteht ein Zusammenhang zwischen Einstellungen zu Parteien und Persönlichkeitseigenschaften, dann sollten entsprechende Korrelationen mit mindestens einem der "Big Five" auftreten. Starke bivariate Korrelationen sind allerdings zwischen sehr "breiten" Persönlichkeitseigenschaften und sehr speziellen Einstellungen (etwa zu Parteien) oder Verhaltensweisen (wie der Wahl einer Partei) nicht unbedingt zu erwarten. Ferner stellt sich die Frage, wie die in den Vorarbeiten (vgl. Kap. 4.6 und 4.8) untersuchten Eigenschaften "Toughness" und "ASKO" mit den "Big Five" zusammenhängen. Zieht man Persönlichkeitseigenschaften zur Erklärung von Einstellungen zu politischen Parteien heran, so muß auf der theoretischen Ebene eine Verbindung zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen (zu Parteien) hergestellt werden. Einige Autoren wie Mummendey ( 3 1999: 31-32 und 194) vertreten die Auffassung, Einstellungen könnten als Persönlichkeitsmerkmale aufgefaßt werden. Roghmann vertritt eine ähnliche Ansicht, wenn er schreibt: "Ferner dürfte eine vollkommen getrennte Behandlung von Persönlichkeitsstrukturen und Einstellungsstrukturen nicht mehr gerechtfertigt sein. Eine begriffliche Erfassung müßte persönliche Anlagen als Grundeinstellungen in einer Theorie der Einstellung enthalten oder Grundeinstellungen in einer Theorie der Persönlichkeit" (ders. 1966: 18-19). Eine derartige Auffassung liegt auf den ersten Blick nahe. Ein Vergleich mit Kapitel 2.1 zeigt, daß Persönlichkeitseigenschaften formal sehr ähnlich definiert sind wie Einstellungen. Beide werden als theoretische Konstrukte aus Reiz-Reaktions-Zusammenhängen erschlossen. Allerdings werden im Falle der Einstellungen diese Konstrukte aus wesentlich spezielleren Reizen und Reaktionen erschlossen als im Falle von Persönlichkeitseigenschaften. Dies gilt insbesondere für Einstellungen zu Parteien im Vergleich zu den "Big Five". Solche Einstellungen beziehen sich auf ganz bestimmte Objekte (nämlich Parteien) und beinhalten Wertungen. Beide Einschränkungen treffen auf Persönlichkeitseigenschaften nicht zu. Persönlichkeitseigenschaften müssen dagegen zumindest mittelfristig zeitlich stabil sein. Diese Zusatzanforderung gilt für Einstellungen in dieser Strenge nicht. Sie können sich kurzfristiger ändern. Es spricht ferner (wie oben bereits angesprochen) vieles dafür, daß zumindest einige Persönlichkeitseigenschaften eine biologische Grundla-

66

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

ge aufweisen und vererbt werden. Zumindest letzteres dürfte für Einstellungen zu Parteien kaum zutreffen. 70 Schließlich weist zum Beispiel das faktorenanalytisch gewonnene hierarchische Modell der Struktur sozialer Einstellungen von Eysenck (vgl. Kapitel 2.3) auf der obersten Abstraktionsstufe nicht die von ihm ansonsten untersuchten Persönlichkeitseigenschaften Extraversion, Neurotizismus und Psychotizismus auf. Diese Punkte mögen genügen, um zu zeigen, daß es sinnvoll ist, Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen nicht nur vom Abstraktionsniveau her zu unterscheiden. Wie aber hängen dann Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien zusammen? Die Literatur zur Persönlichkeitspsychologie bietet hier wenig Hinweise. In einem von McCrae und Costa (1996) vorgeschlagenen Modell sind "basic tendencies" (im Sinne der "Big Five") zwar über "dynamic processes" mit "attitudes" verbunden, allerdings fehlt eine genauere Beschreibung dieser Prozesse. Nachfolgend werden daher vier mögliche Verbindungen vorgeschlagen, die sich aus gut bestätigten theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden, insbesondere dem Attraktionsparadigma (vgl. Kapitel 2.2) und dem Einstellungsmodell von Fishbein (vgl. Kapitel 2.1), ergeben.

Zur Verbindung zwischen Persönlichkeitseigenschaften

und Einstellungen zu Parteien

In manchen Fällen ist zu vermuten, daß die Ausprägung einer Persönlichkeitseigenschaft mit dem Erheben bestimmter normativer Forderungen verbunden ist. Beispielsweise könnte mit großer "Offenheit für Erfahrungen" die Forderung nach Toleranz gegenüber anderen Kulturen, nach freiem Zugang zu allgemein interessierenden Informationen, nach Reisefreiheit usw. verbunden sein. Sofern nun erstens die normativen Forderungen aktuellen politischen Streitfragen (Positionsissues) entsprechen und zweitens die Einstellung zu einer Partei von deren subjektiv wahrgenommener Position zu den jeweiligen politischen Streitfragen abhängt, könnten Persönlichkeitseigenschaften die Einstellung zu den verschiedenen Parteien beeinflussen. Genauer gesagt: Sie könnten auf die "eigene Position" des Individuums Einfluß nehmen und damit in entsprechenden Distanzmodellen (bei gegebenen Positionen der einzelnen Parteien) die Distanz des eigenen Standpunkts zu dem der verschiedenen Parteien beeinflussen. Damit werden auch die Einstellungen zu den verschiedenen Parteien beeinflußt. Daß die Einstellung zu einer Partei um so positiver ist, je geringer die Distanz zu ihr ist, läßt sich sowohl aus dem Attraktionsparadigma (vgl. Kapitel 2.2) als auch zusätzlich aus dem Ansatz von Fishbein (vgl. Kapitel 2.1) herleiten. In letzterem würde der Partei (unter anderem) eine entsprechend positiv bewertete Eigenschaft zugeschrieben, was die Einstellung ihr gegenüber beeinflußt. In bezug auf Valenzissues (anstatt Positionsissues), also falls im Elektorat weitgehende Übereinstimmung über eine politische Forderung herrscht, läßt sich ähnlich argumentieren. Persönlichkeitseigenschaften könnten die Einstellung zu den verschiedenen Parteien beeinflus70

Einstellungen, die sich nicht auf Objekte aus dem sozialen oder politischen Bereich beziehen (wie etwa die Einstellung zu Schlangen), könnten dagegen durchaus genetisch bedingt sein.

Kapitel 3: Einflußmöglichkeiten aus der Sicht verschiedener Paradigmen der Persönlichkeitspsychologie

67

Abbildung 3.3-3: Mögliche Verbindungen zwischen Persönlichkeitseigenschaften und Einstellungen zu Parteien (skizzierte Darstellung)

I.Verbindung eigener Standpunkt bei Positionsissues,

}

( + ev "Wichtigkeit" bei Positionsissues I

"Wichtigkeit" bei Valenzissues

D i s t a n z m o d e

||e

2. Verbindung Merkmal 1 Merkmal 2 Partei

>

Politiker X

Bewertung pasJrieg.




PE

PE

tauch Fishbem-Modell)

Charakteristika ihrer Politiker

4. Verbindung Merkmai 1 ;;:&kmat;2 • t;;:;:;:; Partei f é

: ;;^ • :;;· ΐ : ^

> Merkmal 3 Eigenschaft mit Entsprechung im Pers bereich

,. ;;. ;;; ^ ^ ^ ;;

Bewertung pos Aeg
vgl auch Abb. 6.5-1; 7.5-1

4δ ι c:0i

Sympathie für Stoiber (1-R' = .789)

ν \ . £ 2 (.000):

(geringe) Distanz* zwischen Stoiber und dem Befragten Sympathie für die CSU (1-R2 = .563)

Große Zahlenangaben: Pfadkoeffizienten; Angaben in Klammem: Signifikanz. * Bezüglich "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem"

Zur "dritten Verbindung" aus Abbildung 3.3-3 Die dritte mögliche Verbindung geht davon aus, daß Parteien Ausprägungen von Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben werden - und zwar solche, die für "ihre" Politiker kennzeichnend sind. Nachfolgend werden diese beiden Annahmen untersucht, wobei wieder nicht nur die Ergebnisse der bundesweiten Studie vorgestellt werden, sondern auch zum Vergleich die entsprechenden Ergebnisse der Mainzer Studie und der Berlin-Studie. Nachdem "Offenheit für Erfahrung" im Sinne des Big-Five Ansatzes eine der zentralen Persönlichkeitseigenschaften darstellt und die betreffenden Skalenwerte in den bisherigen Untersuchungen mit Abstand am deutlichsten mit Parteisympathien korrelierten, wird für die nachfolgenden Analysen eine Ratingskala eingesetzt, die eine Einschätzung der Ausprägung des Merkmals "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem" zwischen den Werten "0" (überhaupt nicht) und "10" (sehr stark) gestattet. Eine derartige Ratingskala wird zwar, was ihre Réhabilitât betrifft, kaum mit einer aus vielen Items bestehenden Likertskala wie der Skala "Offenheit für Erfahrung" des NEO-FFI konkurrieren können, sie eröffnet jedoch die Möglichkeit, eine befragte Person auf ökonomische Weise alle wichtigen Parteien, wichtige Politiker und schließlich sich selbst bezüglich des genannten Merkmals einschätzen zu lassen. Auf diesen Angaben basieren die nachfolgenden Analysen. Zunächst einige Betrachtungen auf Aggregatebene: In der linken Hälfte von Tabelle 8.5-7 sind die Mittelwerte der Einschätzungen, die für die einzelnen Parteien abgegeben wurden, aufgeführt. Dabei zeigen sich, konsistent über alle drei Studien, deutliche Unterschiede zwischen den Parteien. Mit Abstand die geringsten Mittelwerte ergeben sich für die DVU und die Republikaner. Diesen Parteien wird (im Gesamtelektorat) "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem" kaum zugeschrieben. Deutlich höhere Mittelwerte erreicht die CSU, gefolgt von der CDU. Die Mittelwerte für die FDP liegen im Bereich der Werte der CDU und der CSU.

Kapitel 8: Die bundesweite Studie

279

Nochmals höhere Mittelwerte ergeben sich für die SPD und die Grünen. Unterschiede zwischen Befragten, die vor der Wende in einem der Alten Bundesländer wohnten und Befragten, die in der ehemaligen DDR wohnten, treten für die bisher genannten Parteien kaum auf. Anders bei der PDS. Für sie liegen die Mittelwerte in beiden Untersuchungen, die einen "OstWest Vergleich" zulassen, unter ehemaligen DDR-Bewohnern mit über einer halben Standardabweichung Differenz deutlich höher als für die Befragte, die damals in einem der Alten Bundesländer wohnten. Ehemalige Bewohner der DDR sehen offenbar die PDS als stärker "aufgeschlossen gegenüber Neuem" an.

Tabelle 8.5-7: Zum Image von Politikern und Parteien* in verschiedenen Studien (arithmetisches Mittel Uber alle Befragten der betreffenden Gruppe; Wertebereich: 0-10) -»' vg). auch Tab 6.5-7; 7.5-3

Λ fest AM SD DVU

REP

CSU

CDU

FDP

SPD

B'90/Gnine

West AM SD

C)st AM

SD

Berlin Mainz Bund

0.79 1.39 0.92 1.74 1.10 1 81

1.29 1.96

Berlin Mainz Bund

0.88 1.43 1.07 1.92 1.16 184

Berlin Mainz Bund

3.54 239 3.72 2.32 3.95 2.29

3.42 2 22

Berlin Mainz Bund

4.55 228 4.71 2 28 4.20 2.13

4.65 2 28

Berlin Mainz Bund

3.95 2.18 4.99 2.22 4.35 2.06

3.51 2 06

Berlin Mainz Bund

5.37 2.13 5.28 217 5.70 210

5.32 1.99

Berlin Mainz Bund

5.29 2 59 5.77 2.82 5.74 2.43

4.95 2.52

G. Frey

1.66 233 1.44 211

F. Schönhuber

1.53 Ζ 27 E. Stoiber

3.73' 2.3 4 W. Schäuble

4.21 2.39 G. Westeweile

3.87 2.00 G. Schröder

5.60 115 J. Fischer

5.20' 2.52 J. Trittin

PDS

AM SD West Ost

Berlin 3.24 2.45 4.70 2 67 Mainz 2.99 2 49 3.06 2 28 Bund 4.73! 2.62 Arithmetisches Mittel Standardabweichung Befragte, die vor d. Wende im Westen wohnten Befragte, die vor d. Wende im Osten wohnten

G. Gysi'

Ost AM

SD

Berlin Mainz Bund

0.82 1.38 0.97 1.76 1.57 204

1.28 197

Berlin Mainz Bund

1.17 1.75 1.15 1.92 1.36 187

1.58 2 05

Berlin Mainz Bund

3.88 248 4.00 277 4.36 2.43

Berlin Mainz Bund

5.03 235 5.00 Ζ 32 4.18 217

4.76 2 08

Berlin Mainz Bund

4.22 Ζ 22 5.02 141 4.52 2.11

3.73 2.17

Berlin Mainz Bund

5.80 Ζ 32 5.54 Ζ 26 5.91 219

5.57 2.27

Berlin Mainz Bund

6.64 ζ 31 6.67 235 6.26 229

6.26 221

Berlin Mainz Bund

4.51 Ζ 47 4.34 272 4.69 228

1.96 2.50

i; 1.65 2.25 3.48 2 28 4,15 2.38

4.09 2.32

4.10 2.04

5,69 2.28

5.46 250 4.30 247 4.38 2.22

Berlin 3.76 2 44 5.08 2 72 3.55 280 Mainz Bund 3.58 2 33 4.95 268 Berlin Bertin-Studie (vgl. Kapitel 61 Mainz Mainzer Studie (vgl. Kapitel 7) Bund Bundesweite Studie * bezüglich "Aufgeschlossenheit geg. Neuem"

280

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Die rechte Seite von Tabelle 8.5-7 weist die Mittelwerte der Einschätzungen (bezüglich des Merkmals "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem") für die in die Untersuchung einbezogenen Politiker aus. Sie zeigt weiter, daß die Parteien - zumindest im Aggregat - bezüglich dieses Merkmals sehr ähnlich eingeschätzt werden wie "ihre" Politiker." Besonders aufschlußreich sind die Mittelwerte für Joschka Fischer und Jürgen Trittin. In allen drei Untersuchungen liegen die Mittelwerte für Fischer, einem Vertreter des "Realo-Flügels", signifikant höher als die für Trittin, der dem "Fundamentalisten-Flügel" zugerechnet wird. Die Mittelwerte für die Partei "Bündnis '90/Die Grünen" liegen jeweils dazwischen. In Tabelle 8.5-8 sind die bisher auf der Aggregatebene analysierten Zusammenhänge ergänzend auf der Individualebene untersucht. Hierzu dienen die Korrelationen zwischen der Ausprägung der Zuschreibung des Merkmals "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem" zu den einzelnen Parteien und zu den Politikern. Ausgewiesen sind - mit zwei Ausnahmen, die zu Vergleichszwecken benötigt werden - nur starke Korrelationen über einem Betrag von ".50". Auf diese Weise ergibt sich ein klares Bild: Die Zuschreibungen der Merkmalsausprägungen korrelieren deutlich für die extrem rechten Parteien DVU bzw. die Republikaner und deren Vertreter Gerhard Frey und Franz Schönhuber 12 , für die Unionsparteien CDU bzw. CSU und deren Politiker Wolfgang Schäuble und Edmund Stoiber, für Guido Westerwelle und die FDP, für Gerhard Schröder und die SPD sowie für Gregor Gysi und die PDS. Die Ausprägung der Zuschreibungen korreliert ferner zwischen "Bündnis '90/Die Grünen" und ihren Politikern Jürgen Trittin und Joschka Fischer. Für letzteren treten jedoch auch Korrelationen mit den Werten der SPD auf, was als größere wahrgenommene "Nähe" (im genannten Sinne) zur SPD interpretiert werden kann. 13 Die bisherigen Ergebnisse legen es nahe, daß politischen Parteien im Elektorat tendenziell bestimmte Ausprägungen von Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben werden, und zwar in dem Maße, wie sie "ihren" Politikern zugeschrieben werden. Für die Ausprägung des Merkmals "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem" ist dies hier belegt. Bisher nicht untersucht wurde die Frage, ob mit zunehmender wahrgenommener "Nähe" zwischen dem Befragten und einer bestimmten Partei auch dessen Sympathie für die betreffende Partei zunimmt, wie nach dem Attraktionsparadigma (vgl. Kapitel 2.2) anzunehmen ist. Hiermit beschäftigen sich die nachfolgenden Analysen - wieder am Beispiel des Merkmals "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem". 14 '1 Analog zu den Mittelwerten für die PDS liegen auch für Gregor Gysi die Mittelwerte unter Befragten, die vor dem Mauerfall in der früheren DDR Wohnten, deutlich höher als für Befragte, die damals in einem der Alten Bundesländer wohnten. 12 Franz Schönhuber wird immer noch von 75 Prozent der Befragten den Republikanern zugerechnet, 11 Prozent rechnen ihn der D V U zu, 4 Prozent der NPD, 5 Prozent der CSU, und 3 Prozent der C D U (Basis: gültige Antworten). Der Rest verteilt sich auf die übrigen Parteien. 13 Zwei der Korrelationen für Joschka Fischer verfehlen mit ".47" die Grenze von ".50" knapp und stellen die oben angesprochenen Ausnahmen in Tabelle 8.5-8 dar. 14 Dieses sollte nach dem "Big-Five Ansatz" (sofem es "Offenheit für Erfahrung" erfaßt) eine der Grunddimensionen für die Wahrnehmung und Beurteilung menschlichen Verhaltens durch Mitmenschen repräsentieren.

281

Kapitel 8: Die bundesweite Studie

Tabelle 8.5-8:

Korrelation des Images* von Politikern und Parteien

Gertiard Frey

Franz Schönhuber

Edmund Stoiber

Wolfgang Schäuble

Guido Westerwelle

Gertiard Schröder

Joschka Fischer

Jürgen Trittin

DVU ::

REP

CSU

Berlin Mainz Bund

,72 .68 .65

.67 .58 .59

-

Berlin Mainz Bund

.67 .57 .67

.67 .63 .67

Berlin Mainz Bund

H&V; Iii

¿:-

Berlin Mainz Bund Berlin Mainz Bund

B'9Q/ Grüne

.

-

;:

-

M1IH É M I; -

:

-

.67 .76 .72

.56 .54 .51

.54 .61 .50

.60 .69 .58

• •.

..

-

-

:-

Berlin Mainz Bund

-

Sjfi : -

-

Ί

-

:

wmms

-

-

-

-

-

-

Berlin Mainz Bund Es sind bis auf zwei Ausnahmen (für Fischer), die zu Vergleichszwecken dienen, nur Korrelationskoeffizienten über einem Betrag von ".50" aufgeführt.

-

-

-

-

-

-

-

Gregor Gysi

S B i i •

»

:::.

-

-

Bertin Mainz Bund *

-

-

-

-

-

-

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-

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-

-

-

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-

-

PDS

¿H: -

.:

SPD

-

-

-

-

. ;

:

FDP

-

-

Berlin Mainz Bund

Berlin Mainz Bund

;

CDU

0 -10)

(Wertebereich:

vgl. auch Tab. 6.5-8; 7.5-4 «·

-

.63 .64 .70

κ'».;·;·:

.53 .57 .47

.47 .60 .55

: Ι* -

.58 .69 .54

H l •



:

4

-

r -

-

; : r H P .74 .72 .72

Bertin-Studie (vgl. Kapitel 6) Mainzer Studie (vgl. Kapitel 7) Bundesweite Studie Bezüglich "Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem"

Tabelle 8.5-9 zeigt anhand der Ergebnisse der bundesweiten Studie, der Berlin-Studie sowie der Mainzer Studie, daß dies offenbar der Fall ist. In allen Samples und Teilsamples ergeben sich entsprechende Korrelationen. Deutliche Unterschiede zwischen Befragten, die vor der Wende in der ehemaligen DDR wohnten und solchen, die damals in einem der Alten Bundesländer wohnten, treten nur für die DVU und die Republikaner auf. In den beiden Stichproben, die einen "Ost-West Vergleich" erlauben, ergibt sich bei diesen Parteien für die Gruppe der Befragten, die vor der Wende im Osten wohnten, jeweils ein höherer Korrelationskoeffizient als für die Gruppe der Befragten, die damals in einem der Alten Bundesländer wohnten.

282

P e r s ö n l i c h k e i t s b e d i n g t e E i n s t e l l u n g e n zu Parteien

Tabelle 8.5-9: Korrelation der (geringen) Distanz* [zwischen der Partei und dem Befragten] mit der Parteisympathie vgl auch Tab. 6.5-9; 7.5-5 mpathisch linden Sie das abgebildete Gesicht? B i t t e d r ü c k e n S i e d a s m i t e i n e m K r e u z auf d e r u n t e n s t e h e n d e n L i n i e aus Je sympathischer Ihnen das Gesicht ist, desto weiter setzen Sie bitte Ihr Kreuz nach rechts in Richtung "äußerst sympathisch" und je unsympathischer, desto weiter setzen Sie es bitte nach links in Richtung "äußerst unsympathisch".

äußerst unsympathisch

weder sympathisch noch unsympathisch

äußerst sympathisch

Bitte kreuzen Sic hei den folgenden Feststellungen an. oh sie Ihrer Meinung nach eher zutreffen (richtig) oder nicht zutreffen (falsch). Menschen, die unsicher sind und sich nicht entscheiden können, machen mich nervös.

α RICHTIG •

Meist erweisen Neuerungen sich letztlich als schlecht.

FALSCH

α RICHTIG •

FALSCH

Wenn man alle Umstände beachtet, so gibt es für die meisten Fragen genau eine richtige und gute Antwort.

α RICHTIG

Ich bin als harter und ausdauernder Arbeiter bekannt.



RICHTIG



FALSCH

Meist gibt es mehrere Möglichkeiten, sich richtig zu verhalten.

Π FALSCH

3 RICHTIG α

FALSCH

319

Anlagen

Wir sollten auch in Zukunft unser Leben so weiterführen wie bisher.

• RICHTIG •

FALSCH

Der Ärger mit den meisten Leuten besteht darin, daß sie die Dinge nicht ernst genug nehmen.

• RICHTIG

Ein Bild, bei dem ich erst darüber nachdenken muß, was es darstellt, kann ich nicht als gutes Kunstwerk anerkennen.

• RICHTIG

Man sollte alte Traditionen bewahren, auch wenn sie nicht mehr ganz zeitgemäß sind.

• RICHTIG



FALSCH

• FALSCH

• FALSCH

Menschen, die auch einmal ihre Schwächen zeigen, sind mir sympathisch.

3 RICHTIG 3 FALSCH

Was für mich wahr und richtig ist, das ist auch für die anderen wahr und richtig.

• RICHTIG •

FALSCH

• RICHTIG

An bestimmte Regeln hat man sich einfach zu halten. Man kann nicht immer alles begründen.

O FALSCH

Sicherheit kann man nur durch Stärke erlangen.

• RICHTIG • FALSCH

Ich habe gern für jedes Ding seinen festen Platz.

• RICHTIG •

Ich wünsche mir, daß die anderen Menschen sich schneller entscheiden könnten.

FALSCH

α RICHTIG • FALSCH

Das Schicksal der Menschen ist nun einmal vorgeschrieben. Dem kann keiner entfliehen. • RICHTIG • FALSCH

Die meisten Ideen, die heute veröffentlicht werden, sind das Papier nicht wert, auf denen O RICHTIG 3 FALSCH sie gedruckt sind. Es gibt ungeschriebene Gesetze, die niemand brechen darf, und das ist gut so.

a RICHTIG •

Unser Denken wäre viel ergiebiger, wenn wir Worte wie "wahrscheinlich", "annähernd" und "vielleicht" nicht verwenden würden. Ich lasse mich in meinem Handeln stets von festen Prinzipien leiten. Niemand kann die Welt verändern.

FALSCH

O RICHTIG O FALSCH • RICHTIG O FALSCH 3 RICHTIG 3 FALSCH

Ich arbeite nicht gerne an einer Aufgabe, wenn nicht die Möglichkeit besteht, zu einer klaren und einfachen Antwort zu kommen.

3 RICHTIG

Ich habe in meinem Leben einige Anschauungen grundlegend geändert.

• RICHTIG

O FALSCH



FALSCH

Die Verhaltensvorschriften unserer Kultur haben schon immer gegolten und werden auch immer gelten.

a RICHTIG

Ich gehe gern neue Wege, ohne mich an vorgegebene Regeln zu halten.

O RICHTIG

O FALSCH

• FALSCH

320

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Ich urteile nie über andere Menschen, bevor ich nicht alle Tatsachen kenne.

O RICHTIG • FALSCH

Ich habe zu fast allen Themen eine ähnliche Meinung wie meine Freunde.

• RICHTIG O FALSCH • RICHTIG

Es fällt mir schwer, eine Person sympathisch zu finden, die dauernd zweifelt und unsicher ist.

0 FALSCH

Ein geregeltes Leben mit festen Einteilungen paßt am besten zu meinem Wesen.

• RICHTIG O FALSCH

Wenn ich einmal ein Urteil gefällt habe, dann ist das endgültig.

0 RICHTIG • FALSCH

Ich halte mich gerne an altbewährte Methoden und Erkenntnisse.

α RICHTIG • FALSCH

Für alle Menschen gelten die selben Regeln.

• RICHTIG • FALSCH

Es ärgert mich, wenn etwas Unerwartetes meinen Tagesablauf stört.

• RICHTIG • FALSCH

Ich glaube, daß ich mehr als andere darauf achte, was richtig und was falsch ist.

• RICHTIG • FALSCH

Es ist ärgerlich, jemandem zuzuhören, der nicht klar ausdrückt, was er meint.

• RICHTIG • FALSCH

Ich hasse Feiglinge.

• RICHTIG • FALSCH

Die meisten Diskussionen und Streitigkeiten, in die ich verfalle, sind prinzipielle Fragen. • RICHTIG • FALSCH

Ein willensstarker Mensch wird auch die schwierigsten Probleme bewältigen.

• RICHTIG • FALSCH

Es gibt moderne Kunstwerke, die mir gefallen.

• RICHTIG • FALSCH

Es gibt nun einmal nur eine Wahrheit. Deshalb kann man auch immer sagen, was wahr und was falsch ist.

• RICHTIG

Ich setze mir selbst hohe Maßstäbe und meine, andere Menschen sollten das genauso machen.

• RICHTIG

Wer nicht zuerst zuschlägt, der wird selbst geschlagen werden.

O RICHTIG

• FALSCH

• FALSCH

• FALSCH

Es macht mir Spaß, mich in neuen und ungewohnten Situationen zurechtzufinden.

• RICHTIG • FALSCH

Was einmal als wahr und richtig erkannt wurde, das wird immer wahr und richtig bleiben.

• RICHTIG O FALSCH

Die Menschen kann man klar in zwei Gruppen einteilen: In gute und in schlechte.

• RICHTIG • FALSCH

321

Anlagen O RICHTIG

Sicherheit kann ein Staat nur durch äußere Stärke erreichen.

Π FALSCH • RICHTIG

Niemand kann den Menschen ändern.

• FALSCH Π RICHTIG

Meistens kann man ganz klar sagen, wie man sich richtig verhält.

-1 falsch Π RICHTIG

Ich mag Dinge und Vorgänge nicht, die unsicher und nicht vorhersagbar sind.

• FALSCH 3 RICHTIG

Ich bin bestrebt, möglichst nicht "aus der Reihe zu tanzen".

I

FALSCH

Η RICHTIG

Ich bin für die strenge Durchsetzung aller Gesetze, egal welche Folgen das hat.

Π FALSCH I

Viele Dinge beurteile ich anders als meine Freunde.

RICHTIG

Π FALSCH Π RICHTIG

Ich achte darauf, daß meine Arbeit sorgfältig geplant und organisiert ist.

Ί FALSCH

In der Demokratie ist es die Pflicht jedes Bürgers, sich regelmäßig an Wahlen

zu

bete i I i-

~ι RICHTIG

gen.

1 FALSCH

Eine Sache ist entweder gut oder sie ist schlecht. Da gibt es keine "unterschiedlichen Standpunkte".

n

RICHTIG

η

FALSCH

3 RICHTIG

Verhaltensregeln sollte man unbedingt beachten.

Π FALSCH

Wer feige ist, der wird bald von allen Seiten angegriffen und "niedergemacht" werden.

-I RICHTIG I FALSCH

Gute Kunstwerke sind oft mehrdeutig.

-I RICHTIG

Ungehorsam gegen die Regierung ist manchmal gerechtfertigt.

" I RICHTIG

-1 FALSCH

- ι FALSCH I

Auch ein schwacher Mensch kann sehr wertvoll sein.

RICHTIG

"I FALSCH

Könnten sie sich grundsätzlich vorstellen, die genannten Parteien einmal zu wählen? Bilie kreuzen sie tur jede Parici entsprechend an Grundsätzlich wählbar sind für mich:...

CDU CSU SPD FDP

Bündnis 90/ Grüne PDS DVU Republikaner

• |α • nein • Ια • nein α Ια • nein • )α • nein • |α • nein • Ια • nein α Ια • nein • Ια Ο nein

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

322

Auf dem nachfolgenden Bild kommt ein Mann gerade in ein Abteil der Eisenbahn und stößt dabei; einen anderen Reisenden am Kopf. Der Mann entschuldigt sich.

Was glauben Sie antwortet der Reisende? (Bitte eintragen!)

Wäre es Ihrer Meinung nach auch möglich, daß der Reisende völlig anderes antwortet? (Bitte ankreuzen!)

• nein • ja, und zwar:

Haben Sie das Bild früher schon einmal gesehen? (Bitte ankreuzen!)

α nein, ich sehe es heute zum ersten Mal • ja, ich kenne das Bild bereits Es geht nun darum, was Sie im ersten Moment empfinden, wenn Sie die folgenden Begriffe lesen. Verbinden Sie mit einem Begriff chu positive Empfindungen, dann k reu/en Sie bitte "positiv" an Verbinden Sie mit ihm eliei negative Empfindungen, dann kreuzen Sie bitte "negativ" JII. Traditionsverbundenheit • positiv

• negativ

Phantasie • positiv

• negativ

kompromißlose Haltung Π positiv

• negativ

Pfl ichtbewußtsein ö positiv

• negativ

Di skussion sfreudigkei t • positiv

• negativ

Stabilität • positiv

• negativ • negativ

Ordnungsliebe • positiv

Π negativ

Aufbegehren • positiv

Veränderungsfreudigkeit • positiv

• negativ

altbewährte Anschauungen • positiv

• negativ

Disziplin • positiv

• negativ

Kriegsdienstverweigerer • positiv

• negativ

feste Regeln • positiv

• negativ

Kritikfreudigkeit • positiv

• negativ

Kritik Ö positiv

Π negativ

Empfindsamkeit • positiv

• negativ

Protest O positiv

• negativ

Respekt • positiv

• negativ

Demonstration • positiv

• negativ

Härte • positiv

• negativ

Revolution • positiv

• negativ

Ideenreichtum • positiv

• negativ

Gefühlsbetontheit • positiv

• negativ

Disziplinlosigkeit • positiv

• negativ

Kriegshelden • positiv

• negativ

eiserne Prinzipien • positiv

• negativ

Gehorsam • positiv

• negativ

Selbstverwirklichung • positiv

Π negativ

Meditation • positiv

• negativ

Friedensbewegung Π positiv

O negativ

Rüstungsindustrie Π positiv

Π negativ

endgültige Entscheidungen D positiv

Π negativ

Aufgeschlossenheit • positiv gegenüber Neuem

• negativ

Aufgeschlossenheit gegen- O positiv über fremden Kulturen

• negativ

323

Anlagen

Was muß ein guter Politiker, dem Sie auch Ihre Stimme geben könnten, unbedingt besitzen bzw. leisten? Er muß:... unverrückbar feste Ziele haben zu Reformen bereit sein

• ja

die Parteidisziplin respektieren

• ja

bei seinen Entscheidungen die Standpunkte aller berücksichtigen

• ja

unkomplizierte Problemlösungen anbieten

• ja

• ja

eine Führerpersönlichkeit sein

• ja

flexibel und kompromißbereit sein

• ja

die Tradition wahren

• ja

• • • • • • • •

nein nein nein nein nein nein nein nein

Würden Sie sich nach Ihren politischen Einstellungen als eher "links" oder als eher "rechts I i stehend einschätzen? Bitte machen Sie ein entsprechendes Kreuz auf der eingezeichneten Linie. Je weiter Sie sich als politisch "links" bzw. "rechts" einschätzen, desto weiter setzen Sie bitte das Kreuz in diese Richtung. Ein Kreuz am äußersten linken oder rechten Ende der Linie heißt, daß Sie sich ganz extrem "links" bzw. "rechts" einschätzen

LINKS

RECHTS

Wie stark interessieren Sie sich für Politik? Bitte machen Sie ein entsprechendes Kreuz auf der eingezeichneten Linie. Je stärker Sie sich für Politik interessieren, desto weiter setzen Sie bitte das Kreuz nach rechts und je weniger, desto weiter setzen Sie es bitte nach links.

ÜBERHAUPT NICHT

SEHR STARK

Oil \ertreten politische Parteien die Interessen bestimmter Bc\ttlkerungsgruppen ganz besonders gut. Unten sind einige Bevölkerungsgruppen aufgeführt. Bitte kreuzen Sie für jede Bevölkern ugsgruppe an, welche Partei sie am besten vertritt. Hute mac hen Sir jeweils nur αη Kreuz' ι ... beste Vertretung: Arbeiter Angestellte Beamte Selbständige Landwirte überzeugte Katholiken besser Verdienende Durchschnittsverdiener schlechter Verdienende Gewerkschaftsmitglieder

• • • • • • • • • •

CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU CDU/CSU

• • • • • • • • • •

SPD SPD SPD SPD SPD SPD SPD SPD SPD SPD

• • • • • • • • • •

FDP



B."90/Grüne

FDP



B.*90/Grüne

FDP



B.~90/Grüne

FDP



B.*90/Grüne

FDP



B."90/Grüne x

FDP



B. 90/Grüne

FDP



B/90/Grüne

FDP



B/90/Grüne

FDP



B.~90/Grüne

FDP



B/90/Grüne

• • • • • • • • • •

PDS PDS PDS PDS PDS PDS PDS PDS PDS PDS

• • • • • • • • • •

DVU DVU DVU DVU DVU DVU DVU DVU DVU DVU

• • • • • • • • • •

Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner Republikaner

324

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Bitte kreuzen Sie für jedes der folgenden Schlagworte die Partei an, zu der es Ihrem Gefühl nach am besten paßt. (Bitte machen Sie jeweils nur an K'· «z'l ... paßt am besten zu(r): Traditionsverbundenheit • CDU/CSU soziale Verantwortung • CDU/CSU kompromißlose Haltung • CDU/CSU Veränderungsfreudigkeit O CDU/CSU feste Regeln • CDU/CSU Protest • CDU/CSU Gefiihlsbetontbeit • CDU/CSU Gehorsam • CDU/CSU Ordnungsliebe • CDU/CSU freies Unternehmertum • CDU/CSU Phantasie • CDU/CSU Pflichtbewußtsein • CDU/CSU Stabilität • CDU/CSU Aufbegehren • CDU/CSU Kritikfreudigkeit • CDU/CSU Härte • CDU/CSU Ideenreichtum • CDU/CSU eiserne Prinzipien • CDU/CSU Selbstverwirklichung • CDU/CSU endgültige Entscheidungen • CDU/CSU Aufgeschlossenheit • CDU/CSU gegenüber Neuem

• SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD • SPD

• FDP • FDP • FDP • FDP • FDP • EDP • FDP • FDP • FDP • FDP • FDP • FDP • FDP • EDP • FDP • FDP • FDP • EDP • FDP • FDP • FDP

• B. 90/Grtlne • B. 90/Grüne • B.~90/Grüne • B. 90/Grüne • B. 90/Grüne • B.*90/Grüne • B.~90/Grüne • B. 90/Grüne • B."90/Grüne • B. 90/Grüne • B."90/Grüne • B/90/Griine • B. 90/Grüne • B.*90/Grüne • B.~90/Grüne • B."90/Grüne • B. 90/Grüne • B.~90/Grüne • B.*90/Grüne • B. 90/Grüne • B.'90/Grüne s

• PDS

• DVU • Republikaner

v

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

v

• PDS

• DVU

• Republikaner

v

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU • Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

• PDS

• DVU

• Republikaner

v

v

v

s

v

• Republikaner

Auch in der Politik kann man nicht alles auf einmal haben. Sie finden nun einige Ziele, die man in der Politik verfolgen kann. Wenn Sie zwischen diesen verschiedenen Zielen wählen müßten,... Welches Ziel erschiene Ihnen persönlich dann am wichtigsten? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen!)

• • • •

Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in diesem Land Mehr Einfluß der Bürger auf Entscheidungen der Regierung Kampf gegen die Arbeitslosigkeit [Versionen blau und gelb: ... die steigenden Preise] Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung

Und welches Ziel erschiene Ihnen am zweitwichtigsten? (Bitte nur eine Antwort ankreuzen!)

• • • •

Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in diesem Land Mehr Einfluß der Bürger auf Entscheidungen der Regierung Kampf gegen die Arbeitslosigkeit [Versionen blau und gelb:... die steigenden Preise] Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung

Anlagen

325

Bei der folgenden F r a g e ist es ganz besonders wichtig, daß Sie alleine (oline Hinweise von anderen) antworteil!

Was sehen Sie auf dem nebenstehenden Bild? (Bitte ankreuzen!) • eine alte Frau • eine junge Frau • beides, eine alte und eine junge Frau

Haben Sie das Bild früher schon einmal gesehen? (Bitte ankreuzen!) • nein, ich sehe es heute zum ersten Mal • ja, ich kenne das Bild bereits W a s halten Sie so ganz allgemein von den aufgerührten Parteien und Politikern? +5 .heißt, daß Sie sehr viel davon hatten, -5 heißt, daß Sie überhaupt aichts davon halten, Mit den Werten dazwischen können Sie ihr Urteil abstufen. Bitte kreuzen Sie jeweils einen Wert zwischen -5 und + 5 an. Ich halte von (der) ...

CDU

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2

+3

+4

+5

CSU

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2

+3 +4

+5

sehr viel

SPD

überhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

i

0

+1

+2

+3

+4

+5

sehr viel

FDP

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1 +2

+3

+4 +5

sehr viel

Uberhaupt nichts - 5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2 +3

+4

+5

sehr viel

+1

+2 +3

+4 +5

sehr viel

Bündnis '90 / Grüne PDS

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

D V U

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-l

0 1+1

+2

+3

+4 +5

sehr viel

Republikaner

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2

+3

+4 +5

sehr viel

NPD

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-l

0

+1

+2

+3

+4 +5

sehr viel

Wolfgang Schäuble

überhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2

+3

+4 +5

sehr viel

Theo Waigel

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-11 0

+1

+2|+3

+4 +5

sehr viel

Gerhard Schröder

überhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2 +3

+4 +5

sehr viel

Peter Hinze

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2

Joschka Fischer

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+1

+2 +3

Franz Schönhuber

Uberhaupt nichts

-5

•4 j - 3

-21 -1

0

1+1 +2

Gregor Gysi

Uberhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

Gerhard Frey

überhaupt nichts

-5

-4

-3

-2

-1

0

+5

sehr viel

+4 +5

sehr viel

+3

+4 +5

sehr viel

+ 1 +2

+3

+4 +5

+1

+3 + 4

+2

+3 +4

+5

sehr viel

326

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

l ud was halten Sic von .

4 der katholischen Kirche überhaupt nichts

-

-

-4 -3 -2

der evangelischen Kirche überhaupt nichts -5 -4 -3

0 +1 +2 m SM I i 1 Iii? f § | +2 1 1

2 -i m

J

4 I I sehr viel

+ 1IS

Ë I sehr viel

Was ist Ihrer Meinung nach das wichtigste Problem, das es heute in der Bundesrepublik zu lösen gilt'.' Bitte in Stichworten eintragen: —> Und welche Partei ist Ihrer Meinung nach am besten geeignet, dieses Problem zu lösen? -» Bitte tragen Sie die Partei ein: Wie wichtig ist Ihnen die Lösung dieses Problems? Bitte sagen Sie es mit einer Zahl zwischen "0" (unwichtig) und "100" (äußerst wichtig). —¥ Bitte tragen Sie die Zahl ein:. Welche Bc\ölkerungsgnippc sollte von der Politik am stärksten unterstützt werden? Bitte tragen Sie die Bevölkerungsgruppe ein: —> Und welche Partei unterstützt diese Bevölkerungsgruppe am besten? —»

Bitte tragen Sie die Partei ein: _

Wie wichtig ist Ihnen diese Unterstützung? Bitte sagen Sie es mit einer Zahl zwischen "0" (unwichtig) und "100" (äußerst wichtig). —¥

Bitte tragen Sie die Zahl ein:.

Wenn es nach Ihnen ginge, welcher Politiker oder welche Politikerin solile dami an der Spitze stehen Bitte den Namen des Politikers bzw. der Politikerin eintragen: —> Welcher Partei gehört dieser Politiker bzw. diese Politikerin an? —>

Bitte tragen Sie die Partei ein:.

Wie wichtig ist es Ihnen, daß dieser Politiker bzw. diese Politikerin an der Spitze steht? Bitte sagen Sie es mit einer Zahl zwischen "0" (unwichtig) und "100" (äußerst wichtig). —¥

Bitte tragen Sie die Zahl ein:

Was wäre das wichtigste Merkmal, das eine "ideale Partei" Ihrer Meinung nach haben niiilitc? Bitte Merkmal eintragen: —> Und welche Partei entspricht diesem Merkmal Ihrer Meinung nach am ehesten? —> Bitte tragen Sie die Partei ein: Wie wichtig ist es Ihnen, daß eine Partei dieses Merkmal aufweist? Bitte sagen Sie es mit einer Zahl zwischen "0" (unwichtig) und "100" (äußerst wichtig). —>

Bitte tragen Sie die Zahl ein:

327

Anlagen Stellen Sic sich nun bitte.* einmal Mir, ;im nächsten Sonntag (linden Bundestagswahlen stall. Würden Sie in diesem Fall zur Wahl gehen? (bitte ankreuzen) —>

• ja, bestimmt • wahrscheinlich schon • vielleicht • wahrscheinlich nicht • nein, bestimmt nicht

Wenn Sic /.in- Wahl KCIICII würden, dann hätten Sie ja zu ei Stimmen zu vergehen: Ihre Zweitstimmc lur eine bestimmte Partei und Ihre Umstimme für einen Kandidaten aus Ihrem Wahlkreis. Welcher Partei würden Sie Ihre Zweitstimme geben? (Partei bitte eintragen) —>

Partei:

Welcher Partei gehört der Kandidat an, dem Sie Ihre Erststimme geben würden? (Partei bitte eintragen) —> Partei: Wie sicher sind Sie, daß Sie sich so entscheiden würden? (bitte ankreuzen) —>

• hundertprozentig sicher • sehr sicher • relativ sicher • eher unsicher • sehr unsicher

Wie war das eigentlich bei der Bundestagswahl 1994? Haben Sie sich damals genauso entschieden oder anders? (bitte ankreuzen) —»

• habe mich genauso entschieden • habe mich anders entschieden • •

weiß nicht mehr war nicht wahlberechtigt

Zurück zu Ihrer heutigen Entscheidung: Bitte nennen Sie den Hauptgrund für Ihre Entscheidung. (Bitte eintragen) —>

Hauptgrund:

Wie stark wäre die Absicht, Protest auszudrücken, für Ihre heutige Wahlentscheidung verantwortlich? Bitte sagen Sie es mit einer Zahl zwischen "0" (überhaupt nicht aus Protest) und "100" (einzig und allein aus Protest). —>

Bitte tragen Sie die Zahl ein:

Würden Sie sich als Protestwähler bezeichnen? (bitte ankreuzen) —>

• ja • nein

Wenn Sie einmal an den Menschen denken, zu dem Sie am meisten Vertrauen haben:... Was glauben Sie: Würde diese Person sich genauso entscheiden wie Sie oder anders? (bitte ankreuzen) —)

• •

sie würde sich genauso entscheidet sie würde sich anders entscheiden

• ich weiß es nicht

328

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Nun noch einige demograpliischc Angaben: if^llfllwÄÄ Ihr Geschlecht:

• •

Ihr Geburtsjahr:

19..

Ihre Konfession:

• • • •

katholisch evangelisch konfessionslos anderes:



Volksschule, Hauptschule ohne Lehre



Volksschule, Hauptschule mit Lehre bzw. 8-klassige Schule



Mittlere Reife bzw. weiterführende Schule (ohne Abitur) bzw. 10-klassige polytechnische Oberschule



Abitur, Fachhochschulreife bzw. 12-klassige erweiterte Oberschule



abgeschlossenes Studium an einer Hochschule, Fachhochschule, Universität, Akademie oder Polytechnikum

• • • • • • • • • • •

mittlere Angestellte leitende Angestellte un- oder angelernte Arbeiter Facharbeiter / angestellte Meister Beamte des einfachen oder mittleren Dienstes Beamte des gehobenen oder höheren Dienstes Mithelfende im Familienbetrieb selbständige Landwirte selbständige Meister übrige Selbständige / freie Berufe anderes, und zwar: (Bitte eintragen!)



Ich habe (noch) keine abgeschlossene Berufsausbildung

Sind Sie derzeit berufstätig?

• •

ja nein

Sind Sie Gewerkschaftsmitglied?

• •

ja nein

Sind Sie bei Bundestagswahlen

• •

ja nein

Ihr höchster Schulabschluß:

Ihre Berufsgruppe: {erlernter Beruf, falls Sie derzeit nicht berufstätig sind!)

wahlberechtigt?

Bitte nennen Sie die Postleitzahl Ihres Wohnorts. (Wir können dann einige Angaben wie die Ortsgröße usw. nachschlagen, ohne Sie selbst zu fragen.)

weiblich männlich (Bitte eintragen!)

(Bitte eintragen!)

(Bitte Postleitzahl eintragen!)

329

Anlagen

Viele Leute neigen in der Bundesrepublik tangere Zeit einer bestimmten Partei zu. obwohl sie auch ab und zu eine andere Partei wählen. Wie ist das bei Ihnen: Neigen Sie - ganz allgemein gesprochen - einer bestimmten Partei zu? (Bitte ankreuzent) •

J A . u n d z w a r . . . (Bitte Parteinamen eintragen!) —>



NEIN, ich neige keiner Partei zu.

FALLS JA: Wie stark neigen Sie dieser Partei zu? (Bitte ggf. ankreuzen!) • • • • •

sehr stark stark mittelmäßig schwach sehr schwach

Bitte beantworten Sie die folgendeil Fragen durch Ankreuzen von "richtig" oder "falsch". Würden Sie es vorziehen, Ihre Beschäftigung und Ihre Bekannten öfter zu wechseln? Wenn Sie einmal eine Gewohnheit entwickelt haben, behalten Sie die auch dann noch bei, wenn sie eigentlich gar nicht mehr so wichtig ist? Träumen Sie öfter von vergangenen Ereignissen als von Dingen, an die Sie noch nie gedacht haben? Fühlen Sie sich unwohl, wenn Sie aus einem Bus oder aus einem Zug springen, der noch nicht ganz gehalten hat?



RICHTIG



FALSCH



RICHTIG



FALSCH



RICHTIG



FALSCH

O RICHTIG O FALSCH

Bitte kreuzen Sie bei den folgenden Feststellungen an, ob sie Ihrer Meinung nach eher zutreffen (richtig) oder nicht zutreffen (falsch). Die meisten Politiker sind vertrauenswürdige und ehrliche Menschen.

α RICHTIG •

Ich bin stolz auf meine deutsche Nationalität. Den Parteien geht es nur um die Macht. Firmengewinne sollten den Beschäftigten gehören.

FALSCH

a RICHTIG •

FALSCH



RICHTIG



FALSCH

CD RICHTIG α FALSCH

Unter bestimmten Umständen ist eine Diktatur die bessere Staatsform.

3 RICHTIG •

Politiker kümmern sich darum, was einfache Leute denken.

FALSCH

0 RICHTIG •

FALSCH

Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.

α RICHTIG •

FALSCH

Die Länder der Dritten Welt werden von den Industrieländern rücksichtslos ausgeplündert.



RICHTIG

0 FALSCH

330

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Die Parteien betrachten den Staat als Selbstbedienungsladen. Die Bundeswehr muß mit modernsten Waffen ausgerüstet werden.



RICHTIG



FALSCH



RICHTIG

O FALSCH

Die meisten Politiker sind korrupt.



RICHTIG

0 FALSCH

Der Sozialismus ist eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt wurde. Die Parteien leisten gute Arbeit.



RICHTIG



FALSCH



RICHTIG

O FALSCH

Die Politiker würden alles versprechen, um wiedergewählt zu werden.

Π RICHTIG O FALSCH

Gruppen- und Verbandsinteressen sollten sich bedingungslos dem Allgemeinwohl unterordnen.



RICHTIG



FALSCH

Die Parteien üben in der Gesellschaft zuviel Einfluß aus.



RICHTIG



FALSCH

Arbeitnehmer werden bei uns immer noch ausgebeutet. Die Juden haben einfach etwas Besonderes und Eigentümliches an sich und passen daher nicht so recht zu uns.

α RICHTIG •

FALSCH



RICHTIG

fl FALSCH RICHTIG

Die DDR hatte mehr gute als schlechte Seiten. D

Die Parteien sind wertvolle Stützpfeiler unserer Gesellschaft.

O RICHTIG •

Anschläge auf Asylbewerberheime kann ich gut verstehen. Die wichtigsten Wirtschaftsunternehmen müssen verstaatlicht werden.

FALSCH

FALSCH

O RICHTIG •

FALSCH



RICHTIG

0 FALSCH

Die Parteien wollen nur die Stimmen der Wähler, ihre Ansichten interessieren sie nicht.

0 RICHTIG O

Gebetshäuser wie Moscheen haben in Deutschland nichts zu suchen. Der amerikanische Imperialismus ist eine Gefahr für den Weltfrieden.

FALSCH

3 RICHTIG •

FALSCH



RICHTIG

O FALSCH

Politiker verfolgen nur ihren persönlichen Nutzen.

Π RICHTIG •

Der Nationalsozialismus hatte auch seine guten Seiten.

FALSCH

O RICHTIG Π FALSCH

Auch heute noch bedroht uns der Faschismus. Die Politiker leisten gute Arbeit.

O RICHTIG O

FALSCH

O

RICHTIG

3 FALSCH

331

Anlagen

Wie sympathisch finden Sie das abgebildete Gesicht? Bitte drücken Sie das mit einem Kreuz auf der untenstehenden Linie aus Je sympathischer Ihnen das Gesicht ist, desto weiter setzen Sie bitte Ihr Kreuz nach rechts in Richtung "äußerst sympathisch" und je unsympathischer, desto weiter setzen Sie es bitte nach links in Richtung "äußerst unsympathisch".

äußerst unsympathisch

weder sympathisch noch unsympathisch

äußerst sympathisch

Wie beurteilen Sie zur Zeit Ihre eigene wirtschaftliche Lage? • • • • •

sehr gut gut teils gut / teils schlecht schlecht sehr schlecht.

Wie beurteilen Sic ganz all gemein die liculigc wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik? • • • • •

sehr gut gut teils gut / teils schlecht schlecht sehr schlecht.

Ende des Kernteils

332

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Anlage 2 (Fortsetzung)

Pretest-Fragebogen - Schlußteil bei Version "weiß"

Denkstil-Skalen (Sternberg-Wagner Thinking-Styles-Inventory) - Übersetzung; teilweise Kurzskalen (vgl. Kapitel 5.5) -

Zum Schluß sind einige Aussagen aufgeführt. Kreuzen Sie bitte für jede Aussage an, wie sehr die Aussage auf Sie persönlich zutrifft. Kreuzen Sie hierzu eine der Zahlen von "0" bis "6" an. Die Zahlen bedeuten:

0

1

2

3

4

5

6

trifft überhaupt nicht zu

trifft kaum zu

trifft ein bißchen zu

trifft einigermalien zu

trifft überwiegend zu

trifft ziemlich genau zu

trifft voll und ganz zu

Bitte beginnen Sie nun: Wenn ich Entscheidungen treffe, neige ich dazu, mich auf meine eigenen Ideen und meine eigene Art und Weise, Dinge zu tun, zu verlassen.

0 1 2 3 4 S 6

Wenn ich Ideen diskutiere oder schriftlich formuliere, halte ich mich bei der Darstellung an formale Regeln.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich Ideen diskutiere oder schriftlich formuliere, kritisiere ich genie die Vorgehensweise anderer.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich mehrere Dinge zu tun habe, dann setze ich gerne Prioritäten, bevor ich mit der Arbeit beginne.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich viele Dinge zu tun habe, tue ich das, was mir zuerst in den Sinn kommt.

0 1 2 3 4 5 6

Ich mag Situationen und Aufgaben, in denen ich nichts mit Einzelheiten zu tun habe.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich mit einer Aufgabe beginne, setze ich mich gerne mit Freunden und Bekannten zusammen und frage sie nach ilvren Ideen.

0 1 2 3 4 5 6

Anlagen

333

Zur Erinnerung: 0

1

2

3

4

5

6

trifft überhaupt nicht zu

trifft kaum zu

trifft ein bißchen zu

trifft einigermaßen zu

trifft überwiegend zu

trifft ziemlich genau zu

trifft voll und ganz zu

Ich habe Freude an Aufgaben, die es mir erlauben, neue Wege auszuprobieren, etwas anzupacken.

0 1 2 3 4 5 6

Ich erledige Dinge gerne mit herkömmlichen Methoden.

0 1 2 3 4 S 6

Wenn ich mit einem Problem za tun habe, benutzte ich meine eigenen Ideen und Strategien, es zu lösen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich versuche bei jedem Problem die richtige Methode anzuwenden, um es zu lösen.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich mit gegensätzlichen Vorschlägen konfrontiert werde, entscheide ich gerne, welches der richtige Weg ist, etwas zu tun.

0 1 2 3 4 5 6

Ich lege mehr Wert auf das Wesentliche an einer Aufgabe, die ich zu erledigen habe, als auf die Einzelheiten.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich eine Entscheidung treffe, verlasse ich mich auf meine eigene Einschätzung der Situation.

0 1 2 3 4 S 6

Wenn ich zusätzliche Informationen brauche, rede ich lieber mit anderen darüber als sie nachzulesen.

0 1 2 3 4 5 6

Mir gefallen Situationen, in denen ich neue Wege, etwas zu tun, ausprobieren kann.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich für eine Aufgabe zuständig bin, folge ich gerne Methoden und Ideen, die schon früher genutzt wurden.

0 1 2 3 4 S 6

Ich spiele gerne mit meinen Ideen und schaue, wie weit sie führen.

0 1 2 3 4 S 6

Mir gefallen Aufgaben, die klar strukturiert sind und bei denen das Ziel und die Vorgehensweise festgesetzt sind.

0 1 2 3 4 S 6

Es gefallt mir, gegensatzliche Standpunkte und widersprüchliche Ideen zu prüfen und zu bewerten.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich dabei bin, eine Aufgabe abzuschließen, neige ich dazu, neu aufkommende Probleme zu ignorieren.

0 1 2 3 4 5 6

Ich beschäftige mich gerne mit allen Arten von Problemen, auch mit solchen, die belanglos erscheinen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich neige dazu, ein Problem in viele kleine Teilprobleme zu zerlegen, die ich lösen kann, ohne auf das Problem als Ganzes einzugehen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich verändere gerne Routinen, um Aufgaben besser zu erledigen als vorher.

0 1 2 3 4 S 6

Mir gefallen Aufgaben und Probleme, bei denen man feste Regeln befolgen muß, um sie zu lösen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich mag Probleme, bei denen ich meinen eigenen Lösungsweg ausprobieren kann.

0 1 2 3 4 5 6

Bevor ich mit einer Aufgabe beginne, prüfe ich, welche Methode oder Vorgehensweise 0 1 2 3 4 S 6 eingesetzt werden sollte. Mir gefallen Aufgaben, bei denen ich unterschiedliche Standpunkte und Ideen studieren und beurteilen kann.

0 1 2 3 4 5 6

334

Persöniichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Wenn Schwierigkeiten zu lösen; sind, habe ich ein gutes Gespür dafür, wie wichtig die; 0 1 einzelnen Punkte sind und in welcher Reihenfolge sie anzugehen sind.

2

3 4 5

Ich versuche, mehrere Dinge gleichzeitig zu bearbeiten, so daß ich zwischen ihnen hin- 0 1 und herspringen kann.

2

3 4 5 6

Ich mag Aufgaben, bei denen ich mit anderen zusammenarbeiten kann.

0 1

2

3 4 S 6

Ich liebe es, alte Ideen und Wege, etwas zu tun, in Frage zu stellen und nach besseren Möglichkeiten zu suchen.

0 1

2

3 4 S 6

Ich kann Probleme nicht ausstehen, die auftauchen, während man etwas auf eine völlig 0 1 übliche und gebräuchliche Weise macht.

2

3 4 S

6

Wenn ich an einer Aufgabe arbeite, benutze ich gerne meine eigenen Ideen als Ausgangspunkt.

0 1

2

3 4 5

6

Ich schätze Situationen, in denen die Rolle, die ich spiele, klar festgelegt ist

0 1

2

3 4 5

6

Ich ziehe solche Aufgaben und Probleme vor, bei denen ich den Lösungsweg und die Arbeitsmethoden anderer bewerten kann.

0 1

2

3 4 5

6

Wenn ich eine Entscheidung treffe, neige ich dazu, nur ein Hauptargument zu berücksichtigen.

0 1

2

3 4 5 6

Normalerweise erledige ich mehrere Dinge nebeneinander.

0 1

2

3 4 5 6

Mir gefallen Probleme, bei denen ich auf Einzelheiten achten muß.

0 1

2

3 4 S

6

Mir gefallen Aufgaben, die ich unabhängig von anderen erledigen kann.

0 1

2

3 4

5

6

Wenn ich einem Problem gegenüberstehe, bevorzuge ich es, neue Strategien und Methoden zu dessen Lösung auszuprobieren,

0 1

2

3 4

S

6

Ich halte an Standardregeln und -Wegen, wie etwas zu tun ist, fest.

0 1

2

3 4

S

6

Bevor ich mit einer Aufgabe beginne, überlege ich mir gerne, wie ich sie ganz persönlich anpacken könnte.

0 1

2

3 4 5 6

Es gefällt mir herauszufinden, wie ein Problem dadurch zu lösen ist, daß man bestimmte Regeln befolgt.

0 1 2 3 4 S 6

Wenn ich eine Entscheidung treffe, wäge ich gerne die unterschiedlichen Standpunkte gegeneinander ab.

0 1 2 3 4 5 6

Zu Beginn einer Tätigkeit mache ich mir gerne eine Liste der Dinge, die zu erledigen sind, und ordne sie nach ihrer Wichtigkeit.

0 1 2 3 4 5 6

Ich beachte die einzelnen Teile einer Aufgabe mehr als die Gesamtaufgabe und deren Bedeutung oder Auswirkungen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich bevorzuge es, Informationen, die ich benötige, eher nachzulesen als andere um die Informationen zu bitten.

0 1 2 3 4 5 6

6

Mir gefallen Aufgaben, die es mir erlauben, eine Situation von einer neuen Perspektive 0 1 2 3 4 5 6 aus zu betrachten. Mir gefallen Situationen, in denen ich einer festgelegten Routine folgen kann.

0 1 2 3 4 S 6

Ich fiihle mich wohler bei einer Arbeit, wenn ich selbst entscheiden kann, was ich tue und wie ich es tue.

0 1 2 3 4 5 6

Ich fühle mich bei der Arbeit wohl, wenn ich festgelegten Vorgaben folgen kann.

0 1 2 3 4 5 6

Ich mag Situationen, in denen ich verschiedene Wege, etwas zu tun, vergleichen und beurteilen kann.

0 1

2

3 4 5 6

335

Anlagen

Zur Erinnerung: 0

1

2

3

4

5

6

trifft überhaupt nicht zu

trifft kaum zu

trifft ein bißchen zu

trifft einigermaßen zu

trifft überwiegend zu

trifft ziemlich genau zu

trifft voll und g a n z zu

Ich ziehe es vor, mich auf nur eine einzige Aufgabe zu konzentrieren.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich an einer Aufgabe arbeite, ist mir klar, in welchem Bezug die einzelnen Teilaufgaben zum Endziel stehen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich weiß normalerweise, was alles getan werden muß, aber manchmal habe ich Probleme zu entscheiden, in welcher Reihenfolge ich es erledigen soll.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn es mehrere wichtige Dinge zu tun gibt, versuche ich so viel wie möglich zu erle- 0 1 2 3 4 5 6 digen, egal wieviel Zeit ich habe. Ich neige dazu, mich wenig mit Einzelheiten zu beschäftigen.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich mit einem Problem zu tun habe, löse ich es am liebsten alleine.

0 1 2 3 4 5 6

Ich liebe es, für alte Probleme neue Methoden zu finden, um sie zu lösen.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich mit einem Problem zu tun habe, löse ich es gerne auf traditionelle Art und Weise.

0 1 2 3 4 5 6

Ich mag Situationen, in denen ich meine eigenen Ideen und Wege, Dinge zu tun, nutzen kann.

0 1 2 3 4 5 6

Ich ziehe es vor, zur Lösung eines Problems oder zur Erledigung einer Aufgabe feste Regeln und Richtlinien zu befolgen.

0 1 2 3 4 5 6

Arbeiten, die mit dem Analysieren, Vergleichen und Bewerten bestimmter Dinge verbunden sind, bereiten mir Vergnügen.

0 1 2 3 4 5 6

Ich muß eine Aufgabe erst beenden, bevor ich mit einer anderen beginne.

0 1 2 3 4 5 6

Bei der Arbeit an einer Aufgabe neige ich normalerweise dazu, fast alle Teilaspekte als 0 1 2 3 4 5 6 gleich wichtig anzusehen. Wenn ich mit einer Aufgabe beginne, ziehe ich gerne alle möglichen Wege in Betracht, 0 1 2 3 4 5 6 sie zu erledigen - auch lächerlich erscheinende. Ich arbeite gerne an Aufgaben, die sich mit generellen Problemen befassen und nicht mit Einzelheiten und deren Umsetzung.

0 1 2 3 4 5 6

Ich liebe es, mir Fakten und Teilinformationen auch ohne erkennbaren Bezug einzuprägen.

0 1 2 3 4 5 6

Wenn ich eine Entscheidung treffe, versuche ich, die Meinungen anderer mit einzubeziehen.

0 1 2 3 4 5 6

Es gefällt mir, etwas auf eine neue Art und Weise zu tun, wie es bisher noch niemend getan hat.

0

Ich schätze Situationen, in denen die Rolle, die ich spiele, traditioneller Natur ist.

0 1 2 3 4 5 6

Herzlichen Dank!

1 2 3 4 5 6

336

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Anlage 2 (Fortsetzung)

Pretest-Fragebogen - Schlußteil bei Version "blau"

NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI)

Zum Schluß sind einige Aussagen aufgeführt, welche sich zur Beschreibung Ihrer eigenen Person eignen könnten. Lesen Sie bitte jede dieser Aussagen aufmerksam durch und überlegen Sie, ob diese Aussage auf Sie persönlich zutrifft oder nicht. Zur Bewertung jeder Aussage steht Ihnen folgende fünffach abgestufte Skala zur Verfügung: —¥

Kreuzen Sie bitte an:

SA

starke Ablehnung, wenn Sie der Aussage auf keinen Fall zustimmen oder sie für völlig unzutreffend halten.

A

Ablehnung, wenn Sie der Aussage eher nicht zustimmen oder sie für unzutreffend halten.

Ν

Neutral, wenn die Aussage weder richtig noch falsch, also weder zutreffend noch unzutreffend ist.

Ζ

Zustimmung, wenn Sie der Aussage eher zustimmen oder sie für zutreffend halten

sz

starke Zustimmung, wenn Sie der Aussage nachdrücklich zustimmen oder sie für völlig zutreffend halten.

Bitte beantworten Sie jetzt die nachfolgenden Fragen!

Anlagen

337

7.1 istin inuiift Zusliii1Π1m

Stärkt

Neutri Ab,e T SUrki- \M B h n

I fj I

1. Ich bin nicht leicht beunruhigt. 2. Ich habe gerne viele Leute um mich herum. 3. Ich mag meine Zeit nicht mit Tagträumereien verschwenden. 4. Ich versuche zu jedem, dem ich begegne, freundlich zu sein. 5. Ich halte meine Sache ordentlich und sauber.

II ¡ ¡ I

*

QD i g ) @® Qp { s z ) @ ) ® ® QD @ Θ®® QD 1Ζ) 0®® QD i Ζ)

6. Ich fühle mich anderen oft unterlegen. 7. Ich bin leicht zum Lachen zu bringen. 8. Ich finde philosophische Diskussionen langweilig. 9. Ich bekomme häufiger Streit mit meiner Familie und meinen Kollegen.

0®®

QD @ QD i 7) ( S A ) ® QD i D

10. Ich kann mir meine Zeit recht gut einteilen, so daß ich meine Angelegenheiten rechtzeitig beende. 11. Wenn ich unter starkem Streß stehe, fühle ich mich manchmal, als ob ich zusammenbräche.

@® QD i Z)

12. Ich halte mich nicht für besonders fröhlich.

©

13. Mich begeistern die Motive, die ich in der Kunst und in der Natur finde. 14. Manche Leute halten mich für selbstsüchtig und selbstgefällig.

Q (Ä) (g) QD i 1 ®®® (A) (g>

αD

15. Ich bin kein sehr systematisch vorgehender Mensch. 16. Ich fühle mich selten einsam und traurig. 17. Ich unterhalte mich wirklich gerne mit anderen Menschen.

0®® 0Φ®

18. Ich glaube, daß es Schüler oft nur verwirrt und irreführt, wenn man sie Rednern zuhören läßt, die kontroverse Standpunkte vertreten.

Φ® QD i 1 QD ®

19. Ich würde lieber mit anderen zusammenarbeiten, als mit ihnen zu wetteifern.

Θ®® QD @

20. Ich versuche, alle mir übertragenen Aufgaben sehr gewissenhaft zu erledigen.

Θ®®

21. Ich fühle mich oft angespannt und nervös.

1

22. Ich bin gerne im Zentrum des Geschehens.

Θ®® αD I i) 0®® αD i 0®®

23. Poesie beeindruckt mich wenig oder gar nicht. 24. Im Hinblick auf die Absichten anderer bin ich eher zynisch und skeptisch.

338

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien Starke Zustimmung

Neiitrul

Starke Ablehnung

lY 25. Ich habe eine Reihe von klaren Zielen und arbeite systematisch auf sie zu.

θ

28. Ich probiere oft neue und fremde Speisen aus. 29. Ich glaube, daß man von den meisten Leuten ausgenutzt wird, wenn man es zuläßt. 30. Ich vertrödele eine Menge Zeit, bevor ich mit einer Arbeit beginne. 31. Ich empfinde selten Furcht oder Angst. 32. Ich habe oft das Gefühl, vor Energie überzuschäumen. 33. Ich nehme nur selten Notiz von den Stimmungen oder Gefühlen, die verschiedene Umgebungen hervorrufen. 34. Die meisten Menschen, die ich kenne, mögen mich. 35. Ich arbeite hart, um meine Ziele zu erreichen. 36. Ich ärgere mich oft darüber, wie andere Leute mich behandeln. 37. Ich bin ein fröhlicher, gut gelaunter Mensch.

(i

®®φ(|ζ) ®® ©II

26. Manchmal fühle ich mich völlig wertlos. 27. Ich ziehe es gewöhnlich vor, Dinge allein zu tun.

:S e i

®Θ © ( g ) ® Φ® ΦΦ © @ θ ®Θ Φ (β) θ Φ® Φ® θ Φ® ®® θ (SA)

® ®® © @ ® ® ® Φ® θ (SA)

®

Φ® © | ζ 5 φ® Φ® ®® φ(&) φ® © { § ) Φ® Φ® ®® ©®

40. Wenn ich eine Verpflichtung eingehe, so kann man sich auf mich bestimmt verlassen.

θ θ θ

41. Zu häufig bin ich entmutigt und will aufgeben, wenn es etwas schiefgeht.

® Φ® Φ®

42. Ich bin kein gut gelaunter Optimist.

θ Φ® Φ® ® ®® Φ® ® ®® Φ® ® Φ® Φ® © Φ® Φ® ® ®® Φ®

38. Ich glaube, daß wir bei ethischen Entscheidungen auf die Ansichten unserer religiösen Autoritäten achten sollten. 39. Manche Leute halten mich für kalt und berechnend.

43. Wenn ich Literatur lese oder ein Kunstwerk betrachte, empfinde ich manchmal ein Frösteln oder eine Welle der Begeisterung. 44. In Bezug auf meine Einstellungen bin ich nüchtern und unnachgiebig. 45. Manchmal bin ich nicht so verläßlich oder zuverlässig, wie ich sein sollte. 46. Ich bin selten traurig oder deprimiert. 47. Ich führe ein hektisches Leben.

339

Anlagen

Starke Zustimmung

Neutral

i: 48. Ich habe wenig Interesse, über die Natur des Universums oder die Lage der Menschheit zu spekulieren.

/ft

θ

0(s|)

Φ® © ( § 5 (E>®

49. Ich versuche, stets rücksichtsvoll und sensibel zu handeln. 50. Ich bin eine tüchtige Person, die ihre Arbeit immer erledigt. 51. Ich fühle mich oft hilflos und wünsche mir eine Person, die meine Probleme löst.

©

©@

52. Ich bin ein sehr aktiver Mensch.

Í8A) (A) —*·~Ι Bewegung und Neuerungen

(P+V)

Einordnung und Unterordnung ••*—?—•• Aufbegehren Veränderungsfreudigkeit

O Traditionsverbundenheit

feste Regeln •·*—?—•• Improvisation neue, bisher unbekannte Dinge Erhaltung des Althergebrachten

(P+V) (P+V)

bekannte Dinge

(P+V)

Reformen

(P+V)

Bitte sagen Sie bei «leu folgenden Feststellungen, ob sie Ihrer Meinung nach ehe«· zutreffen (richtig) oder eher nicht zutreffen (falsch). Ich weiß genie im voraus, was mich in meinem Urlaub erwarten wird. (P)

3 RICHTIG α FALSCH

Frauen sollten sich beim Tanzen vom M aim führen lassen. (P)

Π RICHTIG • FALSCH

Menschen, die auch einmal ihre Schwächen zeigen, sind mir sympathisch. (P+V)

Π RICHTIG • FALSCH

Die Kleidung sollte das Geschlecht des Trägers erkennen lassen. (P)

α RICHTIG Π FALSCH

Sicherheit kann man nur durch Stärke erlangen. (P+V)

• RICHTIG 0 FALSCH

Ich gehe am liebsten auf Parties, auf denen ich neue Menschen kennenlernen kann. (P)

Π RICHTIG • FALSCH

Es macht mir manchmal Spaß, mit meinen Bekannten neue Unternehmungen durchzuführen. (P)

O RICHTIG

Eine Frau sollte sich entscheiden, ob sie Karriere machen oder Kinder haben will. (P)

• RICHTIG

Π FALSCH

3 FALSCH

Ich brauche eine vertraute Umgebung, um mich wohlzufühlen. (P)

3 RICHTIG • FALSCH

Ich finde es gut, daß es zunehmend mehr sogenannte ,.Hausmänner" gibt. (P)

0 RICHTIG • FALSCH

Ich hasse Feiglinge. (P+V)

• RICHTIG • FALSCH

Auch homosexuelle Paare sollten Kinder adoptieren dürfen. (P)

• RICHTIG O FALSCH

Wer nicht zuerst zuschlägt, der wird selbst geschlagen werden. (P+V)

• RICHTIG O FALSCH

346

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

L1 RICHTIG

Ich fahre genie in Länder, die ich noch nicht kenne. (P)

• FALSCH

Ich finde es gut, wenn Lehrer sich von ihren Schülern duzen lassen. (P)

a RICHTIG FALSCH

Ich mag es nicht, in irgendeiner Weise überrascht zu werden. (P)

3 RICHTIG a FALSCH

Ich bin für die strenge Durchsetzung aller Gesetze, egal welche Folgen das hat. (P+V)

• RICHTIG O FALSCH Ί RICHTIG

Ich interessiere mich für ausländische Sitten und Gebräuche. (P)

3 FALSCH

In der Demokratie ist es die Pflicht jedes Bürgers, sich regelmäßig an Wahlen zu beteiligen. (P+V)

Li RICHTIG

Lehrer sollten zu ihren Schülern ein distanziertes bzw. klar abgegrenztes Verhältnis haben. (P)

Π RICHTIG

Frauen sind in manchen Berufen einfach fehl am Platze (z.B. in Kirchenämtern oder beim Militär) . (P) Wer feige ist, der wird bald von allen Seiten angegriffen und "niedergemacht" werden. (P+V) Ein Mann sollte sich ausschließlich seinem Beruf widmen können. (P)

Π FALSCH

• FALSCH 3 RICHTIG • FALSCH 0 RICHTIG • FALSCH Π RICHTIG à FALSCH

Ich kann mich leicht für neue Hobbies begeistern. (P)

Ο RICHTIG Π FALSCH

Ich nenne Ihnen nun verschiedene Parteien. Könnten sie sich grundsätzlich vorstellen, diese Parteien einmal zu wählen? Bitte antworten Sie jeweils mit "ja" oder "nein". Wie ist das mit der/den...

SPD

α |α

• nein

(P+V)

CDU

• ja



nein

(P+V)

CSU

• ja



nein

(P+V)

FDP

• ja

a nein

(P+V)

Bündnis 90 / Die Grünen

• ja

• nein

(P+V)

PDS

• ja



nein

(P+V)

Republikaner

• ja

• nein

(P+V)

DVU

• ja



(P+V)

nein

Anlagen

347

Iis geht nun darum, was Sie im ersten Moment empfinden, wenn Sie die folgenden Begriffe hören. Verbinden Sie mit einem Begriff eher positive Empfindungen, dann sagen Sie bitte "positiv". : Verbinden; Sif j|ä t ilirri; e}ji;r .liegltJye öitlü^ Für alle Catchphrases gilt: (P+V)

Traditionsverbundenlieit • positiv

• negativ

Pflichtbewußtsein • positiv

Π negativ

Protest O positiv

Π negativ

Phantasie • positiv

• negativ

Veränderungsfreudigkeit Π positiv

Π negativ

Gefühlsbetontheit • positiv

Cl negativ

Selbstzucht O positiv

• negativ

Kampf • positiv

• negativ

kompromißlose Haltung • positiv

Π negativ

Kritikfreudigkeit • positiv

Π negativ

Aufgeschlossenheit Π positiv gegenüber Neuem

Π negativ

Härte Π positiv

• negativ

Wenn von Politik die Rede ist, hört man immer wieder die Begriffe "links" und "rechts". Wir hätten gerne von Ihnen gewußt, ob Sic sich selbst eher links oder eher rechts einstufen.

• eher links (P+V)

• Mitte / weder noch (P+V)

* W i e weit links würden Sie sich einstufen? Sagen Sie es bitte mit einem Wert zwischen 1 und 5.

i Bitte machen Sie auf der nächsten Seite weiter

• eher rechts (P+V)

Wie weit rechts würden Sic sich einstufen? Sagen Sie es bitte mit einem Wert zwischen 1 und 5.

1 heißt: "wenig links" 5 heißt: "sehr links"

1 heißt: "wenig rechts" 5 heißt: "sehr rechts"

Mit den Werten dazwischen können Sie Ihr Urteil abstufen. wenig links | 11 2[ 31 41 51 sehr links

Mit den Werten dazwischen können Sie Ehr Urteil abstufen. wenig rechts | l [ 2 | 3] 4]~5] sehr rechts

Wie stark interessieren Sie sich für Politik? (P+V) • • • • •

sehr stark stark mittelmäßig weniger stark oder überhaupt nicht

Auch in der Politik kann man nicht alles auf einmal haben. Ich nenne nun einige Ziele, die man in der Politik verfolgen kann. (Int: Bitte

vorlesen)

• • • •

Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in diesem Land Mehr Einfluß der Bürger auf Entscheidungen der Regierung Kampf gegen die steigenden Preise Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung [Antwortvorgaben wurden rotiert!]

Wenn Sie zwischen diesen verschiedenen Zielen wählen müßten, welches Ziel erschiene Ihnen persönlich dann am wichtigsten ? (P) (Int: Bitte vorlesen und eine Antwort

ankreuzen!)

348

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

Und welches Ziel erschiene Ihnen am zweit wichtigsten ? (P) (Int: Bitte nur eine Antwort ankreuzen. Falls nötig: Ziele

• • • •

wiederholen)

Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in diesem Land Mehr Einfluß der Bürger auf Entscheidungen der Regierung Kampf gegen die steigenden Preise Schutz des Rechts auf freie Meinungsäußerung [Antwortvorgaben

wurden

rotiert!]

Ich nenne Ihnen nun einige Aussagen, die sich zur Beschreibung Ihrer eigenen Person eignen könnten. Sagen Sie bitte jeweils, ob die Aussage auf Sie persönlich zutrifft oder nicht. Zur Bewertung jeder Aussage steht Ihnen eine fünffach abgestufte Skala zur Verfügung. Wählen Sie bitte:

starke Ablehnung, wenn Sie der Aussage auf keinen Fall zustimmen oder sie für völlig unzutreffend halten.

Ablehnung, wenn Sie der Aussage eher nicht zustimmen oder sie für unzutreffend halten.

+/-

neutral, wenn die Aussage weder richtig noch falsch, also weder zutreffend noch unzutreffend ist.

+

Zustimmung wenn Sie der Aussage eher zustimmen oder sie für zutreffend halten

++

starke Zustimmung wenn Sie der Aussage nachdrücklich zustimmen oder sie für völlig zutreffend halten.

Es gibt bei diesen Fragen keine 'richtigen' oder 'falschen' Antworten, und Sie müssen kein Experte (keine Expertin) sein, um die Fragen angemessen beantworten zu können. Sie erfüllen den Zweck der Befragung am besten, wenn Sie die Fragen so wahrheitsgemäß wie möglich beantworten. Bitte nennen Sie für jede Aussage die Kategorie, die Ihre Sichtweise am besten ausdrückt. Bitte antworten Sie zügig aber sorgfältig. Auch wenn Ihnen einmal die Entscheidung schwerfallen sollte, nennen Sie trotzdem immer eine Antwort, und zwar die, welche noch am ehesten auf sie zutrifft. Die erste Aussage ist:... "Ich mag meine Zeit nicht mit Tagträumereien verschwenden" Bitte antworten Sie mit Starke Zustimmung, Zustimmung, Neutral, Ablehnung oder Starke Ablehnung.

Int: In der schriftlichen Orginalfassung stehen statt der Symbole "-- - -/+ + " die Symbole "SA Α Ν Ζ Die Änderung der Symbole geschah nur, u m die Antwortvorgaben für Sie übersichtlicher zu gestalten. Die neuen Symbole dürfen nicht wertend interpretiert werden!

SZ".

349

Anlagen

Stark«; ZiJstin mung Zustìnmi

¡¡¡1

Neu trill Ablehnung { Starke Ablehnung t

ΊΤ

j



ι III F

3. Ich mag meine Zeit nicht mit Tagträumereien verschwenden. (P+V)



-

-/+

+

++

4. Ich versuche zu jedem, dem ich begegne, freundlich zu sein. (P+V)

--

-

- /+

+

++

5. Ich halte meine Sache ordentlich und sauber. (P+V)



-

-/+

+

++

-/+

+

++

8. Ich finde philosophische Diskussionen langweilig. (P+V) 9. Ich bekomme häufiger Streit mit meiner Familie und meinen Kollegen.

~

-

-/+

+

++



-

· /+

+

++

-

-/+

+

++

(P+V)

10. Ich kann mir meine Zeit recht gut einteilen, so daß ich meine Angelegenheiten rechtzeitig beende. (P+V) 13. Mich begeistern die Motive, die ich in der Kunst und in der Natur finde. (P+V)

14. Manche Leute halten mich für selbstsüchtig und selbstgefällig. (P+V)



-

-/+

+

++

15. Ich bin kein sehr systematisch vorgehender Mensch. (P+V)

--

-

-/+

+

++

18. Ich glaube, daß es Schüler oft nur verwirrt und irreführt, wenn man sie Rednern zuhören läßt, die kontroverse Standpunkte vertreten. (P+V)

--

-

-/+

+

++

19. Ich würde lieber mit anderen zusammenarbeiten, als mit ihnen zu wetteifern. (P+V)



-

-/+

+

++

20. Ich versuche, alle mir übertragenen Aufgaben sehr gewissenhaft zu erledigen. (P+V)



-

-/+

+

++

-

-/+

+

++

23. Poesie beeindruckt mich wenig oder gar nicht. (P+V) 24. Im Hinblick auf die Absichten anderer bin ich eher zynisch und skeptisch. (P+V)



-

· /+

+

++

25. Ich habe eine Reihe von klaren Zielen und arbeite systematisch auf sie zu. (P+V)

--

-

-/+

+

++

28. Ich probiere oft neue und fremde Speisen aus. (P+V)



-

-/+

+

++

29. Ich glaube, daß man von den meisten Leuten ausgenutzt wird, wenn man es zuläßt. (P+V)

--

-

-/+

+

++

30. Ich vertrödele eine Menge Zeit, bevor ich mit einer Arbeit beginne. (P+V



-

«/+

+

++

33. Ich nehme nur selten Notiz von den Stimmungen oder Gefühlen, die verschiedene Umgebungen hervorrufen. (P+V)

«

-

-/+

+

++

350

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

»Starke Zustiir mung

Neut -al Ablehnung : : y ι Starke Ab ebnung I

1i

/ +

+

++

/+

+

++



/ +

+

-

-

/+

+

++

. . . ./ +

+

++

..

./ +

+

++

.. . . / +

+

++

.. . . / +

+

++

.. . . / +

+

++

34. Die meisten M e n s c h e n , die ich keime, mögen mich. (P+V)

mw

w

35. Ich arbeite hart, u m meine Ziele zu erreichen. (P+V)

--

·

38. Ich glaube, d a ß wir bei ethischen Entscheidungen auf die Ansichten unserer religiösen Autoritäten achten sollten. (P+V)

--

-

39. M a n c h e Leute halten mich f ü r kalt und bereclmend. (P+V)

-

-

40. Wenn ich eine Verpflichtung eingehe, so kann man sich auf mich bestimmt verlassen. (P+V) 43. Wenn ich Literatur lese oder ein Kunstwerk betrachte, empfinde ich manchmal ein Frösteln oder eine Welle der Begeisterung. (P+V) 44. In Bezug auf m e i n e Einstellungen bin ich nüchtern und unnachgiebig. (P+V) 45. Manchmal bin ich nicht so verläßlich oder zuverlässig, wie ich sein sollte. (P+V) 48. Ich habe wenig Interesse, über die Natur des U n i v e r s u m s oder die Lage der Menschheit zu spekulieren. (P+V)

1'

-

·

49. Ich versuche, stets rücksichtsvoll und sensibel zu handeln. (P+V)

-

-

-

/+

+

-t+

50. Ich bin eine tüchtige Person, die ihre Arbeit i m m e r erledigt. (P+V)

- -

-

-

/+

+

++

53. Ich bin sehr wißbegierig. (P+V)

.. .

./ +

+

++

54. Wenn ich M e n s c h e n nicht mag, zeige ich ihnen das auch offen. (P+V)

.. - . / +

+

++

.. . . / +

+

++

/+

+

++

.. . . / +

+

++

.. - . / +

+

++

55. Ich werde wohl niemals fällig sein, Ordnung in mein Leben zu bringen. (P+V) 58. Ich habe o f t S p a ß daran, mit Theorien oder abstrakten Ideen zu spielen. (P+V) 59. U m zu b e k o m m e n , was ich will, bin ich notfalls bereit, Menschen zu manipulieren. (P+V) 60. Bei allem, w a s ich tue, strebe ich nach Perfektion. (P+V)

--

-

-

351

Anlagen

Ich zähle nuil einige Henri I le auf. Bitte nennen Sie lïir jeden Begriff die Partei. zu der er Ihrem Gefühl nach am besten paßt Der erste Begriff ist: "Traditionsverbundenheit". Zu

" T V ^ t r o f f i Ä e j i e Ä I - s ä p besten?

Zur SPD, CDU/CSU, FDP, zum Bündnis '90 / den Grünen, zur PDS, zu den Republikanern oder zur : Im: Hun //-.i rt/i nm ¿w Κ"

... paßt am besten zu(r): Traditionsverbundenheit π spd o c d u

aesu

o f d p η B. yo/Gmne π pds • Republikaner o d v u

[keine Antwortvorgabe!

onpd

Zusätzlich kodiert: "andere Partei" und "keine Partei"]

Und zu weicher Partei paßt der Begriff "kompromißlose Haltung" am besten ... ? (P+V) fin^BM^^^^^MWW^W^^i,.

'v : '

... paßt am besten zu(r): kompromißlose Haltung α SPD • CL)U • CSU • FDP α B.~90/Grüne • PDS • Republikaner • DVU Π NPD [keine Antwortvorgabe!

Zusätzlich kodiert: "andere Partei" und "keine Partei"]

Und "Veränderungsfreudigkeit" ... u.s.w. (P+V) (lni;::BítíemMáiMmÍmWreuzíh

... paßt am besten zu(r): Veränderungsfreudigkeit OSPD OCDU a c s u OFDP CJB.-90/Grüne aPDS O Republikaner O DVU O NPD Protest Π SPD OCDU a c s u Π FDP ΠΒ.-90/GrUne Π PDS Π Republikaner CJDVU O NPD Pflichtbewußtsein 1 SPD OCDU OCSU a FDP ÖB:90/Grftne OPDS a Republikaner • DVIJ Π NPD Gefühlsbetontheit OSPD • CDU a c s u 3 FDP • B:90/Grüne • PDS • Republikaner • DVU • NPD Phantasie DSPD OCDU OCSU OFDP ÖB:90/GrUne a PDS a Republikaner O DVU O NPD Gewissenhaftigkeit • SPD Π CDU n e s u Π FDP Π B:90/Grüne α PDS • Republikaner Π DVU Π NPD Härte • SPD α CDU OCSU OFDP OB:90/Grüne O PDS Π Republikaner O DVU ONPD Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem

nspD

OCDU

a c s u

aFDP

[keine Antwortvorgabe!

• ß;90/Grüne α PDS • Republikaner • DVU ONPD

Zusätzlich kodiert: "andere Partei" und "keine Partei"]

Persönlichkeitsbedingte Einstellungen zu Parteien

352 Nun einige Zusul/fragni zur

Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem

I c h n e n n e I h n e n einige P a r t e i e n . B i t t e s a e c n S i c f ü r j e d e P a r t e i , wie " i l i 'geschlossen a e a e n i i h e r N e u e m " sie I h r e r M e i n u n g nach ist. S a g e n Sie es mit einem W e r t zwischen " 0 " und " 1 0 " , 0 heißt Neuem gegenüber überhaupt nicht aufgeschlossen in • s ier sehr stark ani'geschlossen Mit können Sie Ihr Urteil abstufen. W i e " a u f g e s c h l o s s e n g e g e n ü b e r N e u e m " ist die .. SPD

überhaupt nicht

0

I;β

CDU

überhaupt nicht

0

1

CSU

überhaupt nicht

Ö l Iii i l l 1 1 ¡ i I I M

FDP

überhaupt nicht

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Bündnis '90 / Die Grünen

überhaupt nicht

O l

PDS

überhaupt nicht

0

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Republikaner

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DVU

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Und die...

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