Paläographie der lateinischen Papyri II,1: Tafeln, 2. Teil; Literarische Papyri. Texte klassischer Autoren [II/1] 3777278203, 9783777278209

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Paläographie der lateinischen Papyri II,1: Tafeln, 2. Teil; Literarische Papyri. Texte klassischer Autoren [II/1]
 3777278203, 9783777278209

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P ALAOGRAPHIE DER LATEINISCHEN PAPYRI IN DREI BÄNDEN VON

RICHARD SEIDER

BAND II,1 TAFELN · ZWEITER TEIL LITERARISCHE PAPYRI

1. HALBBAND:

TEXTE

KLASSISCHER AUTOREN

ANTON HIERSEMANN 1 978

· STUTTGART

MIT 40 TAFELN

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Seider, Richard: Paläographie der lateinischen Papyri: in 3 Bd. von Richard Seider. - Stuttgart: Hiersemann. Bd. 2. Tafeln: Teil 2, Literarische Papyri. Halbbd. r. Texte klassischer Autoren. - 1978. ISBN 3-7772-7820-3

ISBN 3-7772-7211-6 ISBN 3-7772-7820-3

(Werk) (Band II, 1)

© 1978 ANTON HIERSEMANN, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Wiedergabe und Vervielfältigung mittels datenverarbeitender Systeme. Printed in Germany Satz und Druck: Rheingold-Druckerei, Mainz Klischees: Reproduktionstechnik Carl Ruck, Stuttgart Einband: Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Stuttgart

DEM ANDENKEN MEINES LATEINLEHRERS P. TRUDPERT TRÖTSCHLER OSB ABTEI NEUBURG BEI HEIDELBERG

VORvVORT

Die Tafelbände Paläographie der griechischen Papyri und Paläographie der lateinischen Papyri sollen dem Versuch dienen, eine Anleitung zum Lesen griechischer und lateinischer Papyri zu bieten. Die Abbildungen dieser Tafelbände, auf die sich die Darstellung der Geschichte der Schrift der griechischen und der lateinischen Papyri in zwei abschließenden Textbänden stützt, wurden daher in erster Linie nach ihrer paläographischen Bedeutung ausgewählt. Zur Darstellung der Paläographie der literarischen lateinischen Papyri konnte nur ein Tafelband bisherigen Umfanges nicht ausreichen. Ich danke dem Verlag Hiersemann für die Bereitschaft, einen Doppelband „Literarische lateinische Papyri" erscheinen zu lassen. Auf 40 Tafeln des vorliegenden Bandes II,1 sind Schriftbeispiele römischer Literatur mit Ausnahme der juristischen und der christlichen Texte verteilt. Die 40 Tafeln des Bandes II,z werden ausgewählte Abbildungen antiker juristischer und christlicher Literatur (dazu Schriftbeispiele des Alten und Neuen Testaments) zeigen. Für die Papyruskunde beschränkt sich der Begriff Papyri >>nichtauf solche Texte, deren Träger ein Papyrusblatt ist, sondern holt alle übrigen schriftlichen Zeugnisse (der Zeit, in welcher Ägypten unter griechischer und römischer Herrschaft stand) heran, mögen sie nun auf Pergament oder Papier, auf Holztafeln oder Wachstafeln, auf Tonscherben (Ostraka) oder sonst irgendeinem schriftfähigen Stoff geschrieben seinkeineSonderschrift>Ancient Cursive saec. I-II>dielateinische Übersetzung ist nicht anders als barbarisch zu nennen

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18. FRAGMENT EINES VERZEICHNISSES (P. Gen. Lat. VII)

VON KUNSTWERKEN

Unter dem Titel >>Uncatalogue d'ceuvres d'art conservees a Rome a l'epoque imperialeeine wirkliche Leistungeinmehr oder minder ausführliches Verzeichnis von Werken der Skulptur in einer oder in mehreren Sammlungen Romswahrscheinlich mythologische Notizenyetits (P. Gen. Lat. VII) redaction is a little different: the names of the objects in the accusative ... it approaches more to Pliny, than to the inventories (P. Gen. Lat. V) ... thefact that both parts (P. Gen. Lat. V und VII) are bilingual opistographs coming from Egypt and the similarity of the versos in content and script suggest that the versos of the two parts belong together>officialtext« handeln (die Vergrößerung der Schrift erlaubt diese Lesung kaum). Vermutungen, die geäußert wurden, liegen nahe: >>Perhapsit refers to the expedition of works of art to Rome during the reign of Caracalla or Alexander Severusferuntur sub Plauti nomine comoediae circiter centum atque triginta< (Gellius, 3, 3, II). Lucius Aelius Stilo Praeconinus (2. Jh. v. Chr.), der Begründer der lateinischen Philologie, befaßte sich zuerst mit Fragen der Echtheit plautinischer Stücke. Aelius Stilo bezeugte die Echtheit von 25 Komödien: >homo eruditissimus L. Aelius quinque et viginti eius esse solas existimavit< (Gellius, 3, 3, II). Mit den Untersuchungen des Marcus Terentius Varro (II6-27 v. Chr.) - sein Vorbild in der philologischen Arbeit war Aelius Stilo - hat die Echtheitskritik an den plautinischen Stücken einen Abschluß gefunden. Mag sich auch Probus (r. Jh. n. Chr.) mit Plautus beschäftigt haben (vgl. HANSLIK, R., RE, 2. R., 15. Hbb, 1955, Sp. 195ff.), die Einheitlichkeit der Plautusüberlieferung geht auf Varro zurück. Varro sonderte unter den zahlreichen „Plautusstücken" 21 Komödien in eine erste Klasse aus. Diese Komödien (neben einer zweiten und dritten Klasse) wurden von allen Plautusforschern als echte Plautusstücke anerkannt (Gellius, 3, 3, 3). Der Plautus-Palimpsestcodex der Ambrosiana gehört zu den Hss, die von der Zeit des Symmachus bis zur Zeit des Theoderich in den Scriptorien Italiens (Roms?) geschrieben wurden. Diesen Hss römischer Literatur war eine besondere Rolle bei der Auseinandersetzung zwischen Heidentum und Christentum zugedacht. Nach dem Stil der sog. Capitalis rustica möchte man den Plautuscodex der Ambrosiana ins 5. Jh. datieren. Er scheint schon gegen Ende des 6. oder zu Anfang des 7. Jhs in der Bibliothek der Abtei Bobbio gewesen zu sein. Offenbar war der Codex um diese Zeit für die Mönche

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dort wertlos geworden. Man schabte den Text von den großen Pergamentblättern ab, um so wertvolles Schreibmaterial für den Text der alttestamentlichen Bücher der Könige zu gewinnen. Jede Zeile des plautinischen Textes wurde fast genau mit einer Zeile der Vulgata in möglichst breiten Schriftzügen überschrieben. Unter Einwirkung der dick aufgetragenen schwarzen Tinte des Vulgataschreibers entstanden bei den Pergamentblättern an vielen Stellen Löcher. Diese Stellen scheinen von einem zweiten (oder mehreren?) Schreiber des Klosters Bobbio noch einmal überschrieben worden zu sein. Der Plautustext ist so an zahlreichen Stellen kaum mehr lesbar. Nur wenige Zeilen der sog. Capitalis rustica sind gut erhalten (vgl. Abb.). Auf welchem Wege und wann der ziemlich zerstörte Codex in die Ambrosiana kam, ist nicht bekannt. Dort entdeckte A. MAI die kostbare Hs. Zahlreiche Stellen wurden durch Auftragen von Galläpfeltinktur von ihm wieder lesbar gemacht. Im Jahre 1815 veröffentlichte er den Text des großartigen Plautusfundes: >>Continet autem comoedias omnes editas, exceptis Amphitruone, Asinaria, Aulularia et Curculione: codex enim et saepe et praesertim ab initio mutilus est atqui eadem Vidularia in Ambrosiano palimpsesto mihi se spectandam offerebat. Hie enimvero quum exsultarem laetitia, triumpharem gaudio, nullum mihi diem candidiorem illuxisse dicerem>Abschrift aus einem von F wesentlich verschiedenen Originalesehrgetreue Abschrift>None da dimenticare ehe siamo in un paese in cui la populazione parla e scrive comunemente, per gli usi della vita sociale, un greco imbarbarito e scorretto e impera il latino nelle scuole ... OBSCURAIUD > • [ ] . SSICONDEMNATUSSITIS. [ ]SUSDEFENDERE IMMOUER[ ] . HOMINUMDEFENDATUR .. [ ]TRAI ..... ITASCUMISTIUS[ ] . . . . . . . . . . . . . . . . . . .[

Nach CLARK,A.C., M. Tulli Ciceronis orationes.

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De Imperio Cn. Pompei oratio, § 7off.:

... et eos maxime qui huic loco temploque praesident, qui omnium mentis I eorum qui ad rem publicam adeunt maxime perspiciunt, me hoc neque rogatu facere cuiusquam, neque qua Cn. Pompei gratiam mihi per hanc causam conciliari putem, neque qua mihi ex cuiusquam amplitudine aut praesidia periculis aut adiumenta honoribus quaeram, propterea quod pericula 'facile, ut hominem praestare oportet, innocentia tecti repellemus, honorem autem neque ab uno neque ex hoc loco sed eadem illa nostra laboriosissima ratione vitae, si vestra voluntas feret, consequemur. Quam ob rem, si quid in hac causa mihi susceptum est, Quirites, id ego omne me rei publicae causa suscepisse confirmo,

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tantumque abest ut aliquam mihi bonam gratiam quaesisse videar, ut multas me etiam simultates partim obscuras, partim apertas intellegam mihi non necessarias, vobis non inutilis suscepisse. Sed ego me hoc honore praeditum, tantis vestris beneficiis adfectum statui, Quirites, vestram voluntatem et rei publicae dignitatem et salutem provinciarum atque I sociorum meis omnibus commodis et rationibus praeferre oportere. Nach

KLOTZ,

A., M. Tulli Ciceronis scripta

quae manserunt

omnia. In C. Verrem,

Act. II, Lib. I,

1ff.:

Neminem vestrum ignorare arbitror iudices, hunc per hosce dies\ sermonem volgi atque hanc opinionem populi Romani fuisse, C. Verrem altera actione responsurum non esse neque ad iudicium adfuturum. quae fama non idcirco solum emanarat quod iste certe statuerat ac de]iberaverat non adesse, verum etiam quod nemo quemquam tarn audacem, tarn amentem, tarn inpudentem fore arbitrabatur, qui tarn nefariis criminibus, tarn multis testibus convictus ora iudicum aspicere aut os suum populo Romano ostendere auderet. Est idem Verres qui fuit semper, ut ad audendum proiectus, sie paratus ad audiendum. praesto est respondet defenditur, ne hoc quidem sibi reliqui facit ut in rebus turpissimis cum manifesto teneatur, si reticeat et absit, tarnen impudentiae suae pudentem exitum quaesisse videatur. Patior iudices et non moleste fero me laboris mei, vos virtutis vestrae fructum esse laturos. nam si iste id fecisset quod primo statuerat, ut non adesset, minus aliquanto quam mihi opus esset, cognosceretur quid ego in hac accusatione comparanda constituendaque elaborassem, vestra vero laus tenuis plane atque obscura iudices esset. neque enim hoc a vobis populus Romanus expectat, neque eo potest esse contentus, si condemnatus sit is qui adesse noluerit, et si fortes fueritis in eo quem nemo sit ausus defendere. immo vero adsit, respondeat, summis opibus, summo studio potentissumorum hominum defendatur, certet mea diligentia cum illorum omnium cupiditate, vestra integritas cum illius\ pecunia, testium constantia cum illius patronorum minis atque potentia: turn demum illa omnia victa videbuntur, cum in contentionem certamenque venerint; De Imp. Cn. Pompei,

60-65:

12/13 consules cla]rissimi viri fortissimi[que Pap., consules clarissimi fortissimique Ausg. 16 cons>] cons(ulibus) 19 eqr>] eq(ues) R(omanus) 21 nova pr. ..... [ übergeschrieben - hominem: zweites m scheint durchgestrichen - eundem hominem codd., eodem homine H ( = cod. Harleianus, saec. XV) 26 unum ex omnib> deligistis Pap.: unum illum ex omnibus delegistis codd. - deligistis Pap., T ( = cod. Tegernseensis, saec. XI) 28 vidistis vos istis Pap., H - vidistis vos eis Ausg. - iis T - his E ( = cod. Erfurtensis, nunc Berolinensis 252, saec. XII/XIII), dett. 29 quare aliquando isti principes Pap. - quare om. codd. 30 adq>] atq(ue)ausgerückt, Abschnitt 31 quoq>] quoq(ue) 32 regnisq>] regnisq(ue) De Imp. Cn. Pompei, 70, 71: 6 quam ob rem quidquid in hac causa Pap., codd. - quam ob rem si quid in hac causa H 7 aliquam mihi gratiam Pap. - aliquam mihi bonam gratiam codd. 10 adq>] atq(ue)

In C. Verrem,

Act. II, 1ff.: neq>] neq(ue) 22 n adee] n(on) ade(ss)e 26 qd] q(ui)d(em) 29 statuerat ac deliberaverat Pap. - ac deliberaverat om. codd. 31 plane: a hochgestellt - atq>] atq(ue) - iud>] iud(ices) 33 spatium nach defendcre 35 istius Pap., P ( = cod. Parisinus 7775, saec. XI) - illius H, Q ( = cod. Laurentianus, saec. XV) 21

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51. FRAGMENTE

DER GEORGICA AUS ANTINOOPOLIS (P. Ant. 29)

Fünf Bruchstücke der Georgica sind die Reste eines Papyrusblattes, das zu einer VergilPrachtausgabe gehörte. Der Fund stammt aus den Grabungen der Egypt Exploration Society vom Winter I9I3/I4. Das Format des zusammengesetzten Codexblattes überrascht. Mit 25 Zeilen erreicht der Schriftspiegel eine Höhe von ca. 22,5 cm. Seine Breite kann mit etwa I8 cm angegeben werden. Der untere Blattrand mißt ca. 9 cm. In der Regel erreicht der obere Blattrand (er ist bei unserem Fund abgebrochen) nicht die Höhe des unteren Blattrandes. Nimmt man für die Höhe des oberen Blattrandes ungefähr 6 cm an, dann erreicht das Codexblatt eine Höhe von ca. 37,5 cm. Die Breite des inneren Blattrandes dürfte 3 cm betragen haben. Die Breite des äußeren Blattrandes wird man mit ca. 3,5-4 cm angeben können. Die Breite der Codexblätter betrug dann ca. 25 cm. Der Herausgeber der Fragmente, C.H. ROBERTS,errechnete andere Maße: >>Acomplete page of text cannot have measured less than 4I x 27,5 cmItsstately calligraphy and generous margins speak for the volumes being an importation, perhaps from Syria, the home of the Fragmentum de Formula Fabiana with which it has features in common« (LowE, E.A., CLA, Suppl., Nr. I708, S. I3). Es besteht kein zwingender Grund, wegen der Anlage und der Schrift des Papyrusblattes dessen Schreiber in Syrien zu vermuten. Das Vergilblatt von Antinoopolis läßt eine besondere Art von antiken Textausgaben erkennen. Dem 3. Buch der Georgica, dessen 3 Eingangsverse mit roter Tinte geschrieben sind, geht ein argumentum voraus: >>ithas very little in common with the known scholia to Vergil« (vgl. ROBERTS,C.H., a.O., S. 75). Die Formen der Unziale der Vergilverse und der Zeilen des argumentum sind verschieden. Ein Schulbuch war der Vergilcodex aus Antinoopolis gewiß nicht. >>Thisis the first fragment of the Georgics to have been found in Egypt and one of the few Virgilian texts from that country not to have a school room origin stamped on its face] caesosq(ue) 3 frontib> J frontib(us) - utq >J utq(ue) Nach Z. 4: scenae velarinm? - Auf dem unteren Blattrand: ..... circumitio Herculis ... Schriftspuren Argumentum: 2 •.. rib>] ... rib(us) 6 ben 12 ... tib>] ... tib(us)

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52. AUS DEM PALIMPSESTCODEX (Vat. Lat. 5757)

DE RE PUBLICA

Aus Briefen Ciceros an seinen Bruder Quintus erfahren wir, daß Cicero im Mai des Jahres 54 v. Chr. an seinem Werk De Re Publica arbeitete: >ego me in Cumano et Pompeiano, praeterquam quod sine te, ceterum satis commode oblectabam et eram in iisdem locis usque ad Kal. Iun. futurus. Scribebam illa, quae dixeram, noAt"'mtui politici libri omnibus vigent< (fam. 8, 1, 4). In der Auseinandersetzung des Christentums mit Ciceros Gedanken über den Staat hat Augustins De Civitate Dei das Werk Ciceros schließlich verdrängt. Von den Cicero-Hss De Re Publica, die in den Kreisen des römischen Adels des 4. und 5. Jhs als Zeugen der Verherrlichung Roms und der Römer wohl noch zahlreich vorhanden waren, gelangten offenbar nur wenige Exemplare in die Bibliotheken berühmter frühmittelalterlicher Klöster. Die Prachtausgabe von Ciceros Werk über den Staat, die aus einer hervorragenden Schreibschule Italiens (Rom?) stammt und in die Bibliothek des Klosters Bob bio kam, war um 700 für die Mönche dieses Klosters wertlos geworden. Wertvoll blieben für die mittelalterlichen Schreiber die Pergamentblätter, deren Cicerotext abgeschabt und abgewaschen wurde, um so Schreibmaterial für Augustins Psalmenkommentar zu gewinnen. Zusammen mit anderen kostbaren Handschriften schenkten die Mönche des Klosters Bobbio diesen Palimpsestcodex im Jahre 1618 Papst Paul V. Im Jahre 1819 gelang es Angela MAI, dem Praefekten der Vaticanischen Bibliothek, unter der Schrift von Augustins Psalmenkommentar etwa ein Viertel des Textes von Ciceros Schrift über den Staat in Bruchstücken zu entdecken. Vor der Entdeckung der kostbaren alten Handschrift waren von Ciceros De Re Publica in Zitaten nur Fragmente erhalten und das von dem lateinischen Philologen Macrobius (um 400 n. Chr.) kommentierte sog. Somnium Scipionis, das vom Gesamtwerk abgetrennt und zusammen mit dem Macrobius-Kommentar gesondert überliefert wurde (vgl. ZIEGLER, K., Zu Text und Textgeschichte der Republik Ciceros. Die Erhaltung des Somnium Scipionis. In: Hermes, 66, 1931, S. 278ff.). Von der alten, stattlichen Prachtausgabe von Ciceros De Re Publica (H. 28,5 cm, Br. ca. 24,2 cm) zählt die Bibliotheca Vaticana 151 Palimpsestblätter (302 Seiten) zu ihren kostbaren Schätzen. Der Cicero-Prachtcodex wurde von einem Schreiber geschrieben, dem wahrscheinlich eine Handschrift in sog. Capitalis rustica vorlag. Typische Buchstabenverwechslungen, z.B. die Verwechslung des E mit F, I, L, T, lassen sich so erklären. Der Cicerotext des Codex aus Bobbio ist oft recht fehlerhaft. Nicht alle Feliler wird man dem Schreiber anrechnen dürfen. Wahrscheinlich hatte er schon eine schlechte Vorlage. Interlinear- und Randnotizen mögen in den Text eingeflossen sein. Von einem Korrektor, dem offenbar eine sehr gute Cicero-Handschrift vorlag, wurde der Codex aus Bob bio durchkorrigiert. In den Hanclschriften von Ciceros De Re Publica hat es im 4. und 5. Jahrhundert Doppellesarten gegeben, die z.T. noch auf Cicero zurückgehen mögen. Von besonderem Interesse ist da für die Textgeschichte die von Cicero selbst vorgenommene Korrektur von

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Nr. 52

>Phliuntii< (die Einwohner von Phlius): >Phliasios autem dici sciebam, et ita fac ut '01toüc, ~ moüc habeas; nos quidem sie habemus, sed primo me &wi1.oy(ci deceperat, 1.wüc, quod '01touv-no~ ~mouv-no~, sed hoc continuo correximus< (Att. 6, 2, 3 aus Laodicaea im Mai 50 v. Chr.). Die Verbesserung, die Cicero in seinem Exemplar vornahm und die auch Atticus wohl in seine Abschrift De Re Publica übertragen hatte, fand in die gesamte Textüberlieferung keinen Eingang. Der vaticanische Palimpsest überliefert >PhiluntiosPhliuntios< stammt vom Korrektor der Handschrift. >>Daßüberhaupt der Palimpsest trotz seines Alters schon eine ziemlich getrübte Überlieferung darstellt, zeigt neben den sonstigen Indizien (offenbaren Korruptelen und Lücken) die zu einigen Partien vorhandene Nebenüberlieferung in Zitaten des Servius, Augustinus, Nonius, Arusianus Messius, Isidorus Hispalensis>TheGreek and Latin Literary Texts from Greco-Roman Egypt« unter den Nummern 3003-3008 lateinisch-griechische Glossare. Sie waren im römischen Ägypten für die Graeco-Ägypter einmal >>vocabularyto some particular literary workpene secundus Livius< (Hieronymus) haben bei den Christen (nicht so bei Juden und heidnisch gebliebenen Römern) großes Interesse gefunden. Für die Beliebtheit des Josephus bei den christlichen Lesern lassen sich Gründe angeben: J osephus schildert Ereignisse der biblischen Geschichte und teilt geographischtopographische Einzelheiten über das heilige Land mit. Die Werke des Josephus wurden schon früh ins Lateinische übertragen. Bereits im 4. Jh. hat die Schrift De Bello Iudaico eine freie Bearbeitung erfahren (vgl. GRL, VIII, 4, I, S. 109ff., Der sog. Hegesippus). Lateinische Übersetzungen des Josephus werden dem Rufinus von Aquileja (410) und dem hl. Ambrosius zugeschrieben. Die lateinische Übersetzung der Antiquitates Iudaicae hat Cassiodor veranlaßt: >ut est Iosephus pene secundus Livius in libris antiquitatum Iudaicarum late diffusus, quem pater Hieronymus scribens ad Lucinum Beticum propter magnitudinem prolixi operis a se perhibet non potuisse transferri. Rune tarnen ab amicis nostris, quoniam est subtilis nimis et multiplex, magno labore in libris viginti duobus (Antiquitates XX und Contra Apionem II) converti fecimus in Latinum< (De Inst. Div. Lit., c. 17). Über 170 lateinische Hss überliefern die Antiquitates Iudaicae (Gesamtzahl des bekannten lateinischen Josephus ca. 230). Der lateinische Josephus fehlte kaum in den mittelalterlichen Klosterbibliotheken. >>Rome,Florence, Paris, London, and Munich claim the larger part of all these manuscripts today, but their origin embraces the whole of I taly, Switzerland, Germany, Austria, France, Spain, Belgium, the Netherlands, Great Britain, Denmark, Sweden, Czechoslovakia - a testimony to the widespread popularity of the Latin Josephus in Western and Central EuropedieReste eines sorgfältigen Buchhändlerexemplares eines Kodex noch des späten III. J ahrh. n. Chr. erhaltengrecvulgaire ?

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