Offizieller Bericht des Österreichischen Nationalkomitees der Weltkraftkonferenz [1. Aufl.] 978-3-7091-4576-0;978-3-7091-4726-9

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Offizieller Bericht des Österreichischen Nationalkomitees der Weltkraftkonferenz [1. Aufl.]
 978-3-7091-4576-0;978-3-7091-4726-9

Table of contents :
Front Matter ....Pages i-viii
Die Brennstoffe (Oskar Vas)....Pages 1-15
Die Wasserkräfte (Oskar Vas)....Pages 16-34
Die Elektrizitätsversorgung (Oskar Vas)....Pages 35-135
Die Energiewirtschaft der österreichischen Bundesbahnen (Oskar Vas)....Pages 136-157
Gesetzgebung und Verwaltung (Oskar Vas)....Pages 158-171
Zusammenfassung (Oskar Vas)....Pages 172-174
Erratum to: Die Brennstoffe (Oskar Vas)....Pages 191-191
Erratum to: Die Elektrizitätsversorgung (Oskar Vas)....Pages 191-191
Back Matter ....Pages 175-190

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GRUNDLAGEN UND ENTWICKLUNG DER ENERGIEWIRTSCHAFT ÖSTERREICHS OFFIZIELLER BERICHT DES ÖSTERREICHISCHEN NATIONALKOMITEES DER WELTKRAFTKONFERENZ VERFASST VON

ING. DR. OSKAR VAS WIEN

MIT 94 ABBILDUNGEN UND 1 MEHRFARBIGEN KARTE

Springer-Verlag Wien GmbH 1930

ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN Additional material to this book can be downloaded from http://extras.springer.com ISBN 978-3-7091-4576-0 DOI 10.1007/978-3-7091-4726-9

ISBN 978-3-7091-4726-9 (eBook)

Vorwort Mit dem Zerfalle der ehemaligen osterreichisch-ungarischen Monarchie war das in seinen neuen Grenzen eingeengte Osterreich vor die dringende Aufgabe gestellt, seine Energiewirtschaft auf neuer Grundlage einzurichten. War die Energieversorgung Osterreichs ehemals vor allem auf die ihm friiher zur Verfiigung gestandenen reichen Kohlenvorkommen in den nordlichen Kronlandern aufgebaut, so hatte das neue Osterreich innerhalb seiner Gebietsgrenzen nur mit geringer Kohlenergiebigkeit, und noch dazu minderen Heizwertes, zu rechnen. Dem gegeniiber war jedoch Osterreich ein wertvoller Naturschatz in den Energiequellen seiner alpinen Gewasser verblieben und es war daher die Aufgabe seiner Energiewirtschaft darin gelegen, diese Naturschatze einer raschen Auswertung zuzufiihren. Offentliche und wirtschaftliche Faktoren brachten dieser neuen Aufgabe volles Verstandnis entgegen und so kam es, da13 in rascher Folge zahlreiche Projekte iiber den Bau von Gro13wasserkraftanlagen zur Diskussion standen. Vielfache Schwierigkeiten, insbesondere finanzieller Natur, stellten sich solchen Absichten entgegen, doch war der ernste unbeugsame Wille der osterreichischen Volkswirtschaft, seinen Energiebedarf aus Quellen des eigenen Landes zu decken, Sieger iiber alle diese Hindernisse geblieben, so da13 in verhaltnismaBig kurzer Zeit und rascher Folge eine Reihe von Gro13wasserkraftentwiirfen verwirklicht werden konnte. Das Osterreichische Nationalkomitee der Weltkraftkonferenz glaubte aus AnlaB der zweiten Volltagung der Weltkraftkonferenz in Berlin den wiirdigen AnlaB dafiir zu haben, eine zusammenfassende Darstellung iiber die Entwicklung der osterreichischen Energiewirtschaft zu geben, wobei in einzelnen Abschnitten die Kohlenwirtschaft, die Wasserkraftwirtschaft, die Elektrizitatsversorgung - hiebei im besonderen jene der osterreichischen Bundesbahnen - und schlie13lich die Wasser- und Elektrorechtlichen Normen der osterreichischen Gesetzgebung besprochen werden sollten. An dieser Stelle sei mit besonderem Dank an die werktatige Mithilfe gedacht, mit der die osterreichischen Behorden, GroBwasserkraftgesellschaften, Elektrizitatswerke und die Industrie durch Beistellung von Daten und Bildern die Verfassung dieser Schrift in reichem MaBe gefordert haben. Das Osterreichische Nationalkomitee widmet die vorliegende Darstellung den Teilnehmern der Berliner Weltkraftkonferenz mit herzlichen Gefiihlen. Moge sie eine giitige Beurteilung finden und moge daraus entnommen werden, da13 Initiative der offentlichen Faktoren, Schopfergeist der Ingenieure, geschaftlicher Wagemut der Wirtschaftskreise und Leistungsfahigkeit der Industrie die Energiewirtschaft Osterreichs zu einer Entwicklung fiihren, die nicht nur den Bedarf des eigenen Landes zu decken gewahrleistet, sondern auch ermoglicht, Stromexport ins Auge zu fassen. So wird auch Osterreich zur Losung jener neuen gro13en Aufgaben der Elektrizitatswirtschaft mitberufen sein, deren Ziel letzten Endes die Zusammenarbeit der im Zentrum Europas gelegenen Alpenwasserkrafte mit den Warmekraftwerken des iibrigen Mitteleuropas sein wird. Wien, im Mai 1930.

Der Prasident des Osterreichischen NationalKomitees der Weltkraftkonferenz

Ing. R. Reich Sekt.ionschef

Osterreichisches Nationalkomitee der Weltkraftkonferenz Vorsitzender: Ing. RUDOLF REICH, Sektionschef a. D. (f. d. Bundesministerium fiir Land- und Forstwirtschaft), Wien I, Hohenstaufengasse 10. Vorsi tzende-Stell vertreter: Ing. FRIEDRICH BROCK, Generaldirektor der nied.-osterr. ElektrizitatswirtschaftsA. G. (f. d. Osterr. Ingenieur- und Architektenverein), Wien I, LowelstraBe 18. Ing. EUGEN KAREL, Direktor der Wiener stadtischen Elektrizitatswerke a. D. (f. d. Verband der Elektrizitatswerke), Wien VIII, Blindengasse 42. Ing. OsKAR TAUSSIG, Kammerrat, Direktor der Osterr. Bundesbahnen a. D. (f. d. Kammer fiir Handel, Gewerbe und Industrie in Wien), Wien III, Schwarzenbergplatz 6. Mitglieder: Ing. FRANZ AGGERMANN, Sektionschef (f. d. Bundesministerium fiir Handel und Verkehr), Wien I, Stubenring 1. Ing. PAUL BRETSCHNEIDER, Generaldirektor der Osterreichischen Fiatwerke (f. d. Hauptverband der lndustrie Osterreichs), Wien XVIII, Haizingergasse 47. Dr. Ing. und rer. pol. RurioLF CzEIJA, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Handel und Verkehr), Wien I, Stubenring 1. Dr. HEINRICH DEUTSCHMANN, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Land- und Forstwirtschaft), Wien I, WipplingerstraBe 7. Ing. RUDOLF FUHRMANN, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Land- und Forstwirtschaft), Wien I, WipplingerstraBe 7. Ing. MORITZ GERBEL, Oberbaurat, beh. aut. und beeid. Zivilingenieur fiir Maschinenbau und Elektrotechnik V. T. A. (f. d. nied.-osterr. Gewerbeverein), Wien I, Liliengasse 2. Dr. KARL GOTZINGER, Hofrat, Kammeramtsdirektor (f. d. Kammer fiir Handel, Gewerbe und Industrie in Wien), Wien I, Stubenring 8-10. Ing. Dr. h. c. HEINRICH GoLDEMUND, Stadtbaudirektor d. R. (f. d. Wasserwirtschaftsverband der osterr. Industrie}, Wien IX, NuBdorferstraBe 21. Ing. Dr. ADOLF GsTOTTNER, Oberbergrat, Generalsekretar (f. d. Verein der Bergwerksbesitzer Osterreichs}, Wien I, Nibelungengasse 13. Dr. EUGEN HERZ, Kammerrat, Vorstandsmitglied und Direktor der OsterreichischAlpine Montangesellschaft (f. d. Kammer fiir Handel, Gewerbe und Industrie in Wien), Wien III, LisztstraBe 4. Ing. RUDOLF HoLENIA, Sektionschef (f. d. Bundesminmterium fiir Land- und Forstwirtschaft), Wien I, WipplingerstraBe 7.

Ing. Dr. ARTHUR HRUSCHKA, Ministerialrat (£. d. Generaldirektion der osterreichischen Bundesbahnen), Wien I, Schwarzenbergplatz 3. Ing. ERNST KAAN, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Handel und Verkehr), Wien I, Stubenring 1. Ing. LUDWIG KALLIR, Direktor der A. E. G. Union Elektrizitatsgesellschaft (f. d. Hauptverband der Industrie Osterreichs), Wien VI, GumpendorferstraBe 6. Dr. MARTIN KINK, Kammerrat, geschaftsfiihrender Verwaltungsrat der Allgemeinen Baugesellschaft A. Porr (f. d. Kammer fiir Handel, Gewerbe und Industrie in Wien), Wien IV, FavoritenstraBe 20. Ing. KONRAD KRENNER, Baurat, Zivilingenieur (f. d. Osterreichischen Ingenieurkammern), Wien I, KrugerstraBe 3. Ing. FELIX KiJHNELT, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Land- und Forstwirtschaft), Wien I, WipplingerstraBe 7. Ing. OTTO KUNZE, Sektionschef a. D. (f. d. Elektrotechnischen Verein in Wien), Wien VII, WestbahnstraBe 41. Ing. MAX LoBLICH, Direktor der Aktiengesellschaft der Wiener Lokalbahnen (f. d. Verband der osterreichischen Lokalbahnen und Kleinbahnen), Wien XII, EichenstraBe 1. Ing. DI"'. HANS LOFFLER, beh. aut. Zivilingenieur f. techn. Chemie (f. d. Verein osterreichischer Chemiker), Wien XVIII, Anastasius Grtingasse 48. Ing. KARL NAEHR, Ministerialrat (f. d. Osterreichische Wasserkraft- und Elektrizitatswirtschaftsamt), Wien I, Ballhausplatz 2, Ing. Dr. JOSEF 0RNIG, Direktor der Steirischen Wasserkraft- und Elektrizitats-A. G. (f. d. Verband der Elektrizitatswerke), Graz, Opernring 7. Ing. FRANZ PETER, o. o. Professor (f. d. Montanistische Hochschule in Leoben), Leoben, Montanistische Hochschule. Ing. OsKAR PRIMAVESI, o. o. Professor (f. d. Wiener Technische Hochschule), Wien IV, GuBhausstraBe 25. Ing. Dr. LUDWIG RICHTER, o. o. Professor an der Technischen Hochschule in Wien (£. d. osterreichischen Verein deutscher Ingenieure), Wien IV, Seisgasse 9. Dr. ANTON RIEHL, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Handel und Verkehr), Wien I, Stubenring 1. Ing. WENZEL RUCKER, Kammerrat, Direktor der Osterreichischen Siemens-Schuckertwerke (f. d. Kammer fiir Handel, Gewerbe und lndustrie in Wien), Wien XIX, IglaseestraBe 58. Ing. Dr. FRIEDRICH ScHAFFERNAK, Rektor undo. o. Professor (f. d. Wiener Technische Hochschule), Wien IV, Karlsplatz 13. HEINRICH SCHLOSSER, Generaldirektor der Elektrizitats- und StraBenbahngesellschaft Linz (f. d. Hauptverband der Industrie Osterreichs), Linz, MuseumstraBe 6. Dr. HANS SCHMIDT, Ministerialrat (f. d. Bundesministerium fiir Handel und Verkehr), Wien I, Stubenring 1. Dr. RICHARD STi

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Halbjahr

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Tabelle 11. Verteilung des Niederschlages in Hundertteilen der Jahresregenhohe auf die Monate



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20

Die W asserkrafte

ximum Juli bis August) gekennzeichnet. Das Gebiet dieser Fliisse ist etwa begrenzt durch die Linie 111-Arlberg-St. Johann i. Pongau im Norden und Isel-Drautal bis Spittal im Siiden. (Abb. 10 bis 15.)1 b) Hochgebirgsfliisse ohne Gletscher. Das sind die Abfliisse aus den Gebieten ostlich der Linie St. Johann i. Pongau-Spittal a. d. Drau, die in der Hohe 1000 bis 2000 m liegen und durch Enns, Mur und Drau begrenzt sind. Im Osten reicht dieses Gebiet etwa bis zur Karntner Landesgrenze. Der Winterfrost erzeugt auch hier eine Niedrigwasserperiode in den Monaten Janner bis Feher, doch tritt daneben eine zweite Wasserklemme in den heiBen Sommermonaten auf, da hier die Eisreserve fehlt und der Winterschnee schon im Friihjahr zum Abschmelzen gebracht wird. Typisch sind also fiir diese Fliisse ein hoher WasserabfluB im Friihjahr (mit einem sekundaren Maximum im Herbst) und zwei Minima. (Abb. 16 bis 18.) Die Fliisse dieser Gruppe sprechen auf die jeweiligen Witterungsverhaltnisse schon an. c) Fliisse des Alpenrandes und des Alpenvorlandes. Hieher gehoren auch die Abfliisse der Nordalpenkette nordlich der das Gebiet a) begrenzenden Linie und die Fliisse nordlich der Enns, sowie Mittel- und Oststeiermarks. Ihr Quellgebiet liegt zum Telle in den Alpen, maBgebende Flachen des Einzugsgebietes aber nur mehr in Rohen von 500 bis 1000 m und darunter. In diesen Gebieten tritt die Schneeschmelze noch friiher ein und die hoheren W asserstande treten daher schon im Marz auf. Wahrend des Sommers und des Winters sind wieder Niederwasserstande zu erwarten, die durch hohere Wasserstande im Herbst unterbrochen sind. Je weiter gegen Osten das FluBgebiet liegt, umso geringer werden die Schwankungen des mittleren Monatsabflusses. (Abb. 19, 20 Gurk, 23.) d) Mittelge birgsfliisse. Das sind die Abfliisse aus dem Bohmerwald, dem niederosterreichischen Waldviertel und dem Wiener Wald, die durch die Wasserklemme im Spatsommer gekennzeichnet sind, wahrend in den Wintermonaten, infolge der oft sofort zum AbfluB kommenden Niederschlage hohere Wasserstande die Regel sind, die im Marz bis Mai ihr Maximum erreichen. Die J ahresabfluBlinie dieser Fliisse ist regelmaBiger, als die der Gruppe c, welche so recht eine Mischung des Mittelgebirgs- und des Hochgebirgstyps darstellt. (Abb. 21, 22.) e) Abfliisse aus Grundwasserbecken oder -Stromen. Einen eigentiimlichen und ziemlich alleinstehenden Typus stellt die Tiebel in Karnten dar, die ihre hohen AbfluBmengen im Spatherbst (Maximum Oktober bis Dezember) abfiihrt und in den Monaten Marz bis Mai ihre Niederwasserperiode besitzt. Die Ursache fiir diese absonderliche Erscheinung liegt darin, daB der Tiebelbach ein unterirdisches Einzugsgebiet entwassert und zum groBen Teil durch eine Morane aus dem nordlich benachbarten GurkfluB gespeist wird, der um fast 200 m hoher liegt, als die Tiebel (Gnesau im Gurktal 963 m, Himmelberg a. Tiebelbach 667 m). Diesem Umstande ist auch die hohe Wintertemperatur und Eisfreiheit der Tiebel zuzuschreiben . .Ahnliche unterirdische Speisung ist am Paltenbach (ein siidlicher Zubringer der Enns) und am Steirerbach (bei Gortschitz) festzustellen. Auch die Grundwasseraustritte bei St. Pol ten undim Steinfeld gehorenhierher. (Abb. 20, 23.) Im Hinblicke auf die groBe Ahnlichkeit der AbfluBverhaltnisse in der iiberwiegenden Mehrzahl der osterreichischen Gewasser, die im Winter ihren geringsten ausnutzbaren Arbeitswert aufweisen, wo also zu der Jahreszeit des hochsten Bedarfes das geringste Deckungsvermogen vorhanden ist, erscheint die Errichtung von Speichern zum Wasserausgleich von hochster Bedeutung. Erfreulicherweise sind hiefiir die Verhaltnisse in Osterreich giinstig. Gelegenheit 1 Die .AbfluBlinie der .Abb. 10 bis 12, 14, 15, 18 und 21 bis 23 verdankt der Verfasser dem Hydrographischen Zeutralbiiro in Wien.

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Der Bestand an Wasserkraften

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zur Anlage von Speichern tiber kurze Zeitraume (Tages- und Wochenspeicher) ist in den Alpen fast tiberall zu finden, selbst noch in den niederer gelegenen Gegenden. Die Moglichkeit, J ahresspeicher anzulegen, ist aus wirtschaftlichen Grunden allerdings auf die hoher gelegenen, inneren Alpengebiete beschrankt, wo dann auch das hohe Talgefalle dem Speicherinhalt gleich ein betrachtliches Arbeitsvermogen verleiht. AuBer diesen - als ktinstliche Raume gedachten - Speichern bewirken die zahlreichen Seen, die in allen Teilen der Alpen groBtenteils im Un terlauf der Fltisse zu finden sind, einen wert17~0~ vollennattirlichenAusgleich, 168,14 dessen Verbesserung durch technische MaBnahmen wie etwa die Ausgestaltung des Seeabflusses - ganz abgesehen von der Moglichkeit, eineStaustufe am SeeausfluB auszuntitzen, allen Triebwerken am unterhalb liegenden FluBlauf von Vorteil ist. Zu dieser letzteren Gruppe von Seen gehoren insbesondere die groBen Talseen im Salzkammergut und in Karnten, bei denen die nutzbaren Speicherraume oft ein mehrf aches der sie 2MO Mio m3 Speicherra11m 21/;?0 durchziehenden Jahresab18,~ j i : : : Mio KWhArbeitsvermbgen 10,: 4 10,83' fluBmenge aufnehmen konnen, denen aber kein bedeutendes Gefalle mehr zur Verftigung steht. Von viel entscheidenAbb. 24. Entwicklung der Speicheranlagen in 6sterreich rnit dem Jahre 1908 (Nach F. Kiihnelt) derer Bedeutung for die Energiewirtschaft sind daher die hochgelegenen inneren Alpenseen, da sie unmittelbar die Verarbeitung des aufgespeicherten Wassers tiber mehr oder weniger betrachtliche Fallhohen ermoglichen. In diese Gruppe fallen die Gosauseen im Salzkammergut, die zahlreichen Seen im Einzugsgebiet der oberen Enns in Steiermark, einige Karntner Seen, so insbesondere der Weissensee, der Forstsee und die Karseen im Gebiet von Mtihldorf, der Hintersteiner- und der Plansee, vor allem der Achensee in Tirol sowie der Ltiner- und der Spullersee in Vorarlberg. Die Wasserkraftwirtschaft hat sich denn auch schon fruhzeitig dieser Seen bemachtigt und neben mehreren bereits im Betrieb stehenden Seekraftwerken bestehen eine Reihe von Projekten, deren bedeutendste in den untenstehenden Tabellen 12 und 13 enthalten sind. In Abb. 24 ist die Entwicklung des Ausbaues von Speicheranlagen dargestellt, zusammen mit dem in ihnen aufgespeicherten Energieinhalt bei einmaligem Abarbeiten.

B. Der Bestand an Wasserkratten Zur Feststellung des Arbeitsvermogens der osterreichischen Wasserlaufe wurden im Jahre 1907 amtliche Erhebungen eingeleitet, deren Ergebnisse im sogenannten

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Die Wasserkrafte Tabelle 12. Bestehende Speicheranlagen in Osterreich (nach F. Kiihnelt). (geordnet nach den Errichtungsjahren)

Gewasser

Name

steyr schwarzensee

Einzugsgebiet km'

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I

Steyrdurchbruch 600 10 I Erlaufklause 45 Wienerbruck 34,4 V ord. Gosausee 33 I 5,5 I Wiestalsperre 175 Langhalsen 500 2,18 Strubklamm 100,0 Langmann 170,0 11,1 Plansee 154,4 -

I

0,84 3,25 2,00 0,30 11,5 0,70 5,5 0,78 3,89 2,5 0,30 12,1 16,4 36,0

E rlauf L as sing Gosaubach B ockhartsee Alm Gr. Muhl F orstsee A lm T eigitsch spullersee A rchbach A chensee M iihldorfer SeeM. Seesperre bach T auernmoosTauernmoossperre bach

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0,022 13,3 138 I 0,9 156 0,624 170 0,120 135+196 7,62 243,8 0,344 85 0,935 187 0,294 157 1,220 113 0,565 245 0,147 19,460 805 108 3,546 27,360 380

I I

Anmerkung

1908 Spitzendeckung 1909 J ahresspeicher 1910 1910 } Spitzendeckung 1912 J ahresspeicher 1912 J ahresspeicher 1913 Saisonspeicher 1924 Wochenspeicher 1925 J ahresspeicher 1925 Saisonspeicher 1925 Wochenspeicher 1925 J ahresspeicher 1927 J ahresspeicher 1927 J ahresspeicher

0,193

1929

J ahresspeicher

520

22,880

1929

J ahresspeicher

718

7,760

81,4

25+ 245 890

3,00 71,200

im Bau J ahresspeicher im Bau I J ahresspeicher im Bau I J ahresspeicher

Wasserkraftkataster niedergelegt sind. Dieser Kataster, dessen Weiterfiihrung zur Zeit des Verfalles der osterreichischen Wahrung abgebrochen und bis heute noch nicht wieder aufgenommen wurde, besteht aus einzelnen Heften, in welchen jeweils eine bestimmte Gewasserstrecke behandelt wird. J edes Heft enthalt eine Planskizze des Gewassers und seiner Zubringer mit der Kilometrierung (die nach den beziiglichen Vorschriften immer an der Miindung beginnt) und eine ziemlich eingehende Beschreibung des Einzugsgebietes in hydro- und geologischer Beziehung, ferner in tabellarischen Zusammenstellungen Angaben iiber die vorhandenen und ausgeniitzten Wasserkrafte der Gewasserstrecke, die durch eine schematische Darstellung des FluBlaufes und der Werksanlagen, des Langenprofiles des behandelten FluBlaufes und der vorhandenen Niederwassermengen sowie der diesem entsprechenden Rohleistungen in PS veranschaulicht werden. Auf Grund der Katasteraufnahmen und sonstiger Untersuchungen wurden anlaBlich der I. Weltkraftkonferenz im Jahre 1924 die ausbauwiirdigen Rohwasserkrafte Osterreichs auf 1,2 Mio kW bei Niederwasser geschatzt und ihr Arbeitsvermogen bei Ausbau auf die achtmonatige Wassermenge mit 20 Mia kWh jahrlich beziffert. Darin sind die vier im Jahre 1923 bekannten Donaukraftprojekte mit rund 3 Mia kWh enthalten. Auf Grund neuerer Untersuchungen konnen jedoch die aus der Donau gewinnbaren Energiemengen hoher geschatzt werden. Da die Donau in Niederosterreich im Mittel jahrlich 55 Mia m 3 abfiihrt, so ist ihr Bruttoenergieinhalt rund 12 Mia kWh; selbst dem Niederwasser entspricht noch eine Leistung von mindestens 450000 kW, d. h. man erhalt selbst unter der Annahme, da!l nur 70% dieserLeistung erschlossen werden konnen, eine standige Turbinenleistung von 315000 kW, d. i. 1600 kW aus

23

Der Bestand an Wasserkraften

Tabelle 13. A usgewahlte J ahres- Speicher-Entwiirfe in Osterreich (nach F. K iihnelt)

Land

Karnten

Name

Gewasser

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Haslach Gr. Miihl Hinterer Gosausee Gosaubach Helfenberg Kl. Miihl Neustift Ranna Steyr _________ ,____T_r_aunfried Wiestal- u. Strubklamm Vollausbau Alm Moserboden Kapruner Ache Orglerboden I Kapruner .Ache Tauernmoosboden Stubache 1

-~-:-~-~-:-:~-~-------il Mixnitz Solkbach Talbach Grundlsee Odensee Altausseersee Lahngangsee

Einzugsgebiet

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l~l~d 76 164

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~1~:~ 12,5 26,0 20,0 119 62 69 16 - - -

Rifflsee 16 Rifflbach 5,4 Finstertalsee Plansee Plaik Leutascher Ache Tirol Karwendelbach Scharnitz Scharnitz Isar Ampelsbachsperrc Ampelsbach 28,4 Kossen i 699 GroBache I 35 ------- ___O_b_e-rv_e_r_m_u_n_t_ _ Vorarl-1 Ill berg . I

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1_ _

21,4 169+ 187 2,5 162 6,9 100+ 187 : 0,9 ~ 186 1--0~ 32

30,0 7 ,8 12,0 2,5

1.

1

i ~~

___ Hi:~::;~~----1 Teichalpe 5 Sperren 3 Sperren

-

I

I -

I Gespeil chertes Nutz- Geplante Fall- Arbeitsinhalt verhohe m Miom 8 mogen Mio kWh

115+87 1495 1075 1495

8,5+7,5 104,0 33,0 142,0

3,3 \ [ 312 , 71 I 425

~:! --~f---1--}~

7,5 10,8 22,4 10,2 4,6 13,2 6,1 ---~·~

I

3,4 4,3 500,0 6,1 7,5 30,0 10,71 38,0

58 110 64 818

1,2 1,0 1,7 1,0

540 907 185 600 88

3,7 7,8 185,0 7,3 1,3

----

I_ ---;0,0 I

380 150 266

I

8,13 5,7

1-~0,65-

I

dem Stromkilometer. Schatzt man roh, daB man von der Bruttoenergie des Stromes nur 60% ausniitzen kann, so ergibt sich fiir die n. o. Strecke noch ein erzielbares Arbeitsvermogen von 5,5 Mia kWh im Jahr, d. i. mehr als ein Viertel des in Osterreich sonst erreichbaren Arbeitsvermiigens. Auf der Grenzstrecke zwischen Nieder- und Oberiisterreich (die auf 46 km Lange einen Hiihenunterschied von 23 m aufweist) und der o berosterreichischen Donaustrecke von 90 km Lange und 40 m Fallhohe ergibt sich auf Grund ahnlicher Betrachtungen ein erzielbares Jahresarbeitsvermiigen von rund 2,5 Mia kWh, so daB die ganze Donau in Osterreich mit rund 8 Mia kWh jahrlich bei einer standigen Leistung von 500000 kW fast soviel wie die Halite der iibrigen osterreichischen Wasserkrafte reprasentiert.

Die Verteilung der Wasserkrafte auf die Bundeslander, deren Flache und Einwohnerzahl gibt die Tabelle 14. Man ersieht hieraus, daB die westlichen Lander, sowohl im Verhaltnis zur GroBe, als auch zur Bewohnerzahl, reicher an Wasserkraften sind als die ostlichen Lander. Dies ist einerseits auf die hoheren Niederschlage in jenen Landern zuriickzufiihren, anderseits aber auch auf die groBeren Talgefalle in den gebirgigen Gebieten. Das Burgenland, Osterreichs ostlichstes Bundesland, weist iiberhaupt keine nennenswerten Wasserkraftschatze mehr auf. Ohne die Wasserkrafte der Donau, die auf

Die Wasserkrii.fte

24

ihrem 190 km langen Laufe durch Nieder5sterreich 80 m Fallh5he aufweist, sind auch die in diesem Lande vorhandenen Krafte verhaltnismaBig gering, besonders dann, wenn man auch noch Flache und Einwohnerzahl von Wien hiebei beriicksichtigt. Rechnet man aber die Energien der Donau mit, so ergibt sich, daB auch Nieder5sterreich als wasserkraftreich bezeichnet werden muB. Tabelle 14. Rohwasserkrafte in den osterreichischen Bundeslii.ndern Fliiche km 1

Bundesland

Wien .............. . Niederosterreich ..... . Oberosterreich.. . .. . Salzburg ........... . Steiermark ......... . Karnten ........... . Tirol. •............. Vorarlberg ......... . Burgenland ......... . 6sterreich.... . . . . . . .

I

Vorhandene Rohwasserkriifte bei Niederwasser

Einwohnerzahl

-----~---·--

(7. 3. 1923)

ilberhaupt

Tausend

278 19301 11981 7153 16373 9551 12400 2602 3967

1866 1480 876 223 979 311 314 140 286

83606

6535

kW

ausn"tzbar u I kW an der Turbinenwelle

!

I

b · J h a resa; e1tsvermogen I Mio kWh

I

!II}

380000

!

400000 250000 560000 410000 560 000 132000 18000

180000 120000 250000 180000 250 000 59000 9000

2"9002 2100 4100 3100 4100 1000 100

2710000

1210000

200003

II

1 1

I

I

162000

2600 1

~---~~~~~-'-~~~~--..,...-----~~~

Lange Zeit wurde von vielen Fachmannern die Ausniitzung der Donau als unzweckmaBig angesehen und zwar einesteils wegen ihrer Geschiebe- und Eisverhaltnisse, andererseits wegen Befiirchtungen von iiblen Auswirkungen der Kraftwerke auf die bestehende GroBschiffahrt. Heute hat sich jedoch die Lrberzeugung Bahn gebrochen, daB die Kraftnutzung der Donau durchfiihrbar und auch mit den Interessen der Schiffahrt vereinbarlich ist. Seit mehr als 20 J ahren ist schon eine Anzahl bedeutender Entwiirfe studiert worden und die Ergebnisse der unter allen moglichen Gesichtspunkten angestellten Untersuchungen haben schlieBlich gezeigt, daB der Kraftwerksbau an der Donau auch jene Wirtschaftlichkeit ergibt, die von einem nutzbringenden Unternehmen gefordert werden muB. Lrber die bestehenden Entwiirfe wird im Zusammenhang mit der Elektrizitatswirtschaft noch naheres mitgeteilt werden. Neben der Donau sind es vor allem die Unterlaufe ihrer groBen Nebenfliisse (Inn mit der Salzach, Traun, Enns, Mur und Drau,), welche sehr ausgiebige und wertvolle Niederdruckwasserkrafte darbieten. Von den genannten Fliissen sind die Mur und die Traun in beschranktem MaBe ausgeniitzt, wahrend die Drau, die Enns und der Inn keine einzige Wasserturbine antreiben und auch in der Salzach nur eine Anlage besteht. Daher sind an diesen Fliissen, die in ihren untersten Strecken noch -Gefalle bis iiber 2 % besitzen, zahlreiche Anlagen geplant, die in ihrer Summe etwa mit 5 Mia kWh Jahresarbeitsverm5gen bewertet werden k5nnen. Die restlichen 10 Mia kWh Arbeitsverm5gen verteilen sich auf die Oberlaufe dieser groBen Fliisse und auf die Hochgebirgsbache in den inneren Alpengebieten, wie die Ill und Bregenzer Ache in Vorarlberg, Otz, Pitz, Ziller und Lech in Tirol, die aus den Tauern abstr5menden Nebenfliisse der Salzach in Salzburg, den Oberlauf der Enns undMur sowie die Teigitsch in Steiermark, M511 und GailinKarnten, GroBeM iihl undRodlin Ober5sterreich, Kam pinNieder5sterreich u. a. m. Diese meistens in Hochdruckanlagen ausniitzbaren Wasserlaufe erhalten da1

Davon etwa 1600 Mio Donaukriifte.

3

Erhoht sich bci Einrechnung aller Donauwasserkriifte auf rund 25000 Mio kWh.

a Davon etwa 1400 Mio Donaukriifte.

25

Die Ausniitzung der Wasserkrafte

durch eine erh6hte Bedeutung, daB - wie schon in einem friiheren Abschnitt gesagt wurde -in den Hochalpentalern Gelegenheit zur Anlage von J ahresspeichern zu finden ist; daraus ergibt sich die Moglichkeit, die Hochdruckanlagen als Spitzen-, oft auch als Winterspeicherwerke auszubauen; sie werden daher die Energiedarbietung der Niederdruckwerke, die wie die Donaukrafte und die Anlagen in den Haupttalern, naturgemaB nur als Laufwerke, selten als Tages- oder Wochenspeicherwerke ausgefiihrt werden konnen, entsprechend dem Energie bedarf erganzen. Wie die in Tabelle 12 angefiihrten Speicher zeigen, besteht in Osterreich bereits eine Reihe solcher Speicher- und Spitzendeckungsanlagen, doch reicht ihre Zahl bei weitem noch nicht aus, um auch nur in einem bescheidenen MaB dem Strombedarf im Winter gerecht zu werden. Dieser Mangel trat besonders deutlich in dem Katastrophenwinter 1928/29 hervor. Ihm abzuhelfen, sollen die zahlreichen geplanten Speicheranlagen, deren bedeutendere in Tabelle 13 zusammengestellt wurden und die kalorischen Anlagen dienen, die ___: besonders in Nieder- und Oberosterreich, sowie in der Steiermark in groBer Zahl - in die Uberlandnetze der Elektrizitatsversorgung arbeiten oder als ortliche Erganzungen zu industriellen Eigenwasserkraftanlagen eingerichtet worden sind.

C. Die Ausniitzung der Wasserkrafte Die Errichtung von Wasserkraftanlagen in den osterreichischen Alpen IaBt sich bis in das friihe Mittelalter verfolgen. Als ihre alteste Form miissen die Hausmiihlen angesehen werden, die - dies ist bemerkenswert - schon im 17. und 18. J ahrhundert vielfach an gemeinsamen Wasserfiihrungsanlagen angeordnet wurden (z. B. Kaiserablasse mit Schwechater Miihlkanal, Traisenwerkskanale in Niederosterreich, Weinzodlwehr mit Grazer Miihlkanalen in Steiermark). Die Bergbaue und der Holzreichtum der Alpenlander gaben Veranlassung fiir eine zweite Gruppe von Wasserkraftanlagen: Papiermiihlen, Holzschleifereien und Sagewerke, Eisenhammer, Zeugschmieden, Geblasewerke (der Eisenindustrie), Triebwerke der Bergbaue, die Blute mittelalterlicher Stadte begriindend. (Eisenindustrie nordlich und siidlich des steirischen Erzberges, im Mur- und Miirztal, bzw. im Traisen-, Ybbs- und Ennstal; im siidlichen Steinfeld; Bergbaue in Salzburg und Tirol, Papier- und Holzschleifereien an der Mur und an der Schwarza.) Die dritte Gruppe von Wassertriebwerken entstand im Zusammenhang mit den Textilindustrien in der Umgebung von Wien und Linz sowie in Vorarlberg. Die groBten dieser Werke wiesen 100 kW Leistung auf, mit welcher unmittelbar die Arbeitsmaschinen der gewerblichen (industriellen) Anlagen angetrieben wurden. Erst in den Jahren 1885 bis 1900 entstanden groBere Anlagen, zunachst aber noch immer als Triebwerke fiir Gewerbe und Industrie. Aus dieser Zeit stammen viele Anlagen, die noch heute fiir die Energiewirtschaft ihrer Besitzer eine bedeutende Rolle spielen. Dazu gehoren die Anlagen an der Fischa, Schwarza und ihrem FluBsystem in Niederosterreich (Holz-, Papier-, Textil- und Eisenindustrien), an der Traisen und Yb bs (Eisenindustrie), an der Miirz (Eisenindustrien), an der Mur (Papierindustrie, Holzstofferzeugung), an der Traun (Textil), die Brennerwerke an der Sill (Chemie), an der Gailitz (Bleibergwerke) u. v. a. Die Umsetzung der Energie der Wasserkraftmaschine in elektrischen Strom konnte sich nur langsam Bahn brechen. Es entstanden die Wasserkraftwerke von Scheibbs . . . . . . . . . . . . . Salzburg ............. Innsbruck ............ Bregenz ..............

1886 1887 1888 1891

Spittal a. d. Drau . . . . . Neunkirchen.......... Kufstein ............. Dornbirn .............

1892 1897 1898 1899

26

Die Wasserkrafte

Erst nach dem Jahre 1900 wird der Ausbau von hydroelektrischen Werken lebhafter. Es entstanden die Werke von Wels . . . . . . . . . . . . . . . . Amstetten ............ Bludenz .............. Waidhofen a. d. Ybbs Klagenfurt ........... Lebring a. d. Mur .... Traunfallwerk ........ Bruck a. d. Mur ...... Judenburg ...........

1900 1901 1901 1901 1902 1902 1902 1904 1904

Polswerke ............ Feldkirch ............ Egg ................. Horn . . . . . . . . . . . . . . . . Peggau ............... Erlaufwerke .......... Gosauwerke .......... Villach ............... Hall .................

1904 1906 1908 1908 1908 1910 1910 1910 1912

Die Leistungen dieser Anlagen iibersteigen nun S!Chon 1000 kW. Der Anteil der Wasserkraftanlagen an der Elektrizitatsversorgung kann aus Abb. 25 entnommen werden. Gleicherweise entstanden in dem Zeitraum von 1900 bis 1914 industrielle Eigenanlagen mit Ausbauleistungen ahnlicher GroBenordnung, wie etwa die Anlagen in Lend und Taxenbach (1901, bzw. 1904), Wiesberg (1902), Achenrain (1905), Kaiserwerke (1905), Ferlach (1908), Steyrdurchbruch (1908), Brucki (1909), Giesingen(1910), Burs (1910), Steyrermuhl (1913) usw. Diese wurden schon zum groBten Teil mit elektrischen Maschinen ausgerustet; der direkte Antrie b verschwindet mehr und me hr. Von einem planmaBigen Ausbau der Wasserkraftanlagen war jedoch bis dahin nichts zu erkennen. Gunstige Ortslage und billige Ausbaukosten waren die einzigen Argumente fiir die Auswahl der Antriebskraft, schon deshalb, weil die Kraftgewinnungsstatte mit dem Verbrauchsorte zusammenfallen muBte, von welchem Zwang erst die elektrische Energieiibertragung befreite. Die verhaltnismaBig langsame Entwicklung der osterreichischen Wasserkraftwirtschaft ist wesentlich durch das Vorhandensein der groBen Kohlenfelder im Norden der osterreichischungarischen Monarchie (s. Teil I) beeinfluBt worden, die eine sichere und billige Energieversorgung der industrialisierten Gebiete der Alpenlander (vor allem Wiener Becken, M ur- und Murztal, Traisental, die den groBten Teil aller osterreichischen Industriebetriebe enthalten) gewahrleisteten. Erst wahrend des Krieges wurde der Gedanke planmaBiger W asserkraft- (und Elektrizitats-) wirtschaft (wohl beeinfluBt durch die infolge der Kriegsereignisse entstandenen Schwierigkeiten in der Kohlenversorgung) eingehend erortert. Um jene Zeit reiften die Plane fiir das Donaukraftwerk Wallsee, die Gesause-Enns und den Ausbau von Draukraftwerken, letztere zusammen mit Talsperrenwerken an der Thaya; auch die Donaukraftnutzung bei Wien trat in den Kreis der Erorterung. Das Programm der Regierung Seidler vom Jahre 1917 zur Belebung der Volkswirtschaft sah in erster Linie MaBnahmen zur Hebung der Wasserkraftnutzung und Elektrizitatswirtschaft vor. Im Zusammenhang damit veranstaltete der osterreichische Ingenieur- und Architektenverein im Winter 1917/18 uber dieses Thema eine Reihe von Diskussionsabenden, an welchen Richtlinien fiir eine Landes- und Reichselektrizitatsversorgung besprochen wurden. Es handelte sich dabei um nichts Geringeres, als die Verbindung der Alpenwasserkrafte mit den Kohlenfeldern im Nor den der Monarchie durch ein einheitliches Leitungssystem, von dem aus die durchzogenen Lander mit Energie versorgt werden sollten. Schon damals wurde die Bildung von gemischtwirtschaftlichen Unternehnehmungen fiir die Durchfiihrung dieser groBen Plane vorgeschlagen.1 1 Die Beratungen im Ingenieur- und Architekten-Verein sind von C. Griinhut veroffentlicht worden (s. Schrifttum). Die Vortrage und Referate von Brock, Engelmann, Grohmann,

Die Ausniitzung der Wasserkrafte

27

Das Kriegsende im Jahre 1918 und seine weiteren Folgen verhinderten die Verwirklichung dieses weittragenden Gedankens. 1 Die Wasserkrafte blieben DeutschOsterreich gro.Btenteils erhalten, die Kohlenreviere fielen jedoch an die Nachfolgestaaten; eine einheitliche Energiewirtschaft konnte nicht mehr in Betracht gezogen werden. Die sattsam bekannte Weltkohlenkrise der Nachkriegsjahre verscharfte die Situation in Osterreich, das sich durch den Zerfall der Monarchie seiner gro.Ben eigenen Kohlenvorrate vollig entblo.Bt sah, derart, da.B mit einem bei der schwierigen finanziellen Lage des verarmten Staates iiberraschendem Tempo an den Bau gro.Ber Wasserkraftanlagen geschritten wurde. Hiebei trat eine landerweise Zusammenfassung der Ausbauplane in Erscheinung, die der politischen - auf Foderalismus gerichteten - Einstellung der Gebietsteile zum ganzen Staate entsprach. Dieser war als Bund von neun Landern verfassungsrechtlich konstituiert worden, und zwar den alten Kronlandern Karnten, Niederosterreich, Oberosterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg, dem durch den Frieden von St. Germain an Osterreich angegliederten Deutsch-Westungarn, genannt Burgenland, und der ehemaligen Reichs-, Haupt- und Residenzstadt Wien, die die Stellung eines Landes erhielt. Unter Mitwirkung der autonomen Landesverwaltungen, gelegentlich auch des Bundes und anderer offentlich-rechtlicher Korperschaften, sowie der osterreichischen Gro.Bbanken wurden die sogenannten WA G's, die Gro.Bwasserkraftgesellschaften in den Landern gebildet, die den Ausbau von Wasserkraftanlagen bewerkstelligen sollten. Daneben waren aber auch Industrien und Gemeinden selbstandig tatig und schufen Werke fiir den eigenen Bedarf. Diese bilden (zusammen mit den kalorischen Anlagen) die Grundlage fiir die osterreichische Elektrizitatswirtschaft, die im dritten Teil eingehend besprochen wird. Bis zum Jahre 1918 waren in Osterreich (entsprechend seinem heutigen Umfange) Gro.Bwasserkraftanlagen2 mit einer Gesamtausbauleistung von 241240 kW und einem J ahresarbeitsvermogen von 1279 Mio kWh in Betrieb. Im Vergleiche zu anderen, wasserkraftreichen Staaten Europas, insbesondere der Schweiz, sind diese Ausbauziffern recht gering. Es kommt darin der Einflu.B des Kohlenreichtums der ehemaligen osterreichisch-ungarischen Monarchie zum Ausdruck. Die folgende Tabelle 15, in der die im Jahre 1918 erreichte Ausbauleistung der Wasserkraftanlagen und ihr Jahresarbeitsvermogen nach Verbrauchergruppen und Lander getrennt zur Darstellung gebracht warden ist, zeigt deutlich, wie die Ausnutzung vom Osten gegen Westen zunimmt. Dies mag wohl zum Teile auf die giinstigeren Anlageverhaltnisse fiir die Hochdruckwasserkrafte in den Zentral- und westlichen Alpen gelegen, zum Teil auch auf den Einflu.B der Schweiz, die in bezug auf die Wasserkraftnutzung schon in dem ersten J ahrzehnt des 20. J ahrhunderts allen anderen Staaten des Kontinentes voranschritt, zuriickzufiihren sein; in ebenso gro.Bem Ma.Be driickt sich aber der Halter, Kindermann, RoDhandler und Sollner beweisen den Weitblick der fiihrenden osterreichischen Techniker; die Resolution, die als Ergebnis der Aussprache schlieDlich ausgearbeitet wurde, enthalt bereits den Vorschlag fiir die Aufstellung eines Energiewirtschaftsplanes und eine Ideenskizze einer zukiinftigen ,,Reichskraftfernleitung" fiir Osterreich, der auch heute noch beachtenswert ist. 1 Wahrend des Krieges ist eine einzige groDe Wasserkraftanlage (Faal a. d. Drau) erbaut worden, sie sollte das erste der fiir die Elektrizitatsversorgung der Lander Steiermark und Niederosterreich von J. Roil handler geplanten Draukraftwerke sein; das Werk ist infolge der Grenzziehung durch den Friedensvertrag von St. Germain an Jugoslavien gefallen (s. III. Teil, Abschnitt Steiermark). 2 Darunter werden alle Anlagen mit einer install. Turbinenleistung von 500 PS ( = 368 kW) und dariiber verstanden. Da die amtlichen Statistiken noch mit PS arbeiten, wurde aus ZweckmaBigkeitsgriinden diese Grenze, die auch spater noch Ofters erscheint, beibehalten.

Die Wasserkrafte

28

EinfluB der giinstigen Transportlage der nordostlich gelegenen Gebiete zu denim Norden der osterreichisch-ungarischen Monarchie befindlichen Kohlengruben darin aus, daB die naher daran gelegenen Lander sich hauptsachlich auf kalorische Krafterzeugung einstellten. Am deutlichsten tritt dies in Niederosterreich in Erscheinung und auch im gegenwartigen Zeitpunkte fuBt die Energiewirtschaft in Niederosterreich und Wien aus ahnlichen Grunden nur zu geringem Teil auf Wasserkraften. Tabelle 15. Ausbauleistung und Arbeitsvermogen der bis Ende 1918 ausgebauten Wasserkraftanlagen Ausbauleistung in kW

------·-·---------

---------·

Jahresarbeitsvermogen in Mio/kWh

Stromlieferungsunternehmungen ......._._:_· ~~ Bahnkraftwerke

..........

---------

[_chemische~dustri~~·.

I I I 6760 19200 10240118600 7600 41,3 118,4 65,5 . 112,7 49,7

$

~

]

~

I

!

30900 i 12700 106000 142,7 . 57,2 I 587,5

-~-- -=-2020 5880 ·7001--12350-

3750 16,0

-

-

13,5

26,1

5,3

-----· ----1------

_ __ ,_ _

~~~~L_

60,9

=- _~~~~J ~~~~ = __j~1~~0I

1

Sagen, Papier-, Holz9400 9060 2840 8700 4280 1180 35460 stoff- und Pappeni______industrie ._._._._._._._._._._.__ --~!-1 --~~2__ _ 18,1___ !}_.~_,_2f¥_ _4~ _200,o__ i Berg- und Hutten4680 1090 1060 12370 I 5300 1790 ·1 26290 I werke, Metall- und I , Maschinenindustrie.. 27,5 7,4 5,2 78,2 23,5 ' 10,9 152,7 • Baustoff--;nd-Gl~S::-----=-- - _ -1--= -440-1·· 4340T--290--S070-· I

.f.l

!

-=---

1

1

.S i I 1

1

in~~strie.: ....... ·~

Textilindustne. . . . . . . . .

Alle Zwe1ge zusammen .

-=

38SO- 3780

23,6

II _ _ _

25,6

i796o

-

1

--i

-

-

1

-

3 ,0

-

i-;~~~l\ _5 ~~: -l~~:o 9, 7

i -

i

31,2

90,1

13930 -24500 21010 13180 266-60-I 55901122890 76,3 I 88,3 129,6 \ 73,4 I 125,1 33,5 630,4

104,2

I

1

I

S~mme aller Werke ..... ·_ .~~~~~I~~~~~ ~~~~~-IJ~~~J I ~~~~t1 ~~rr1 l~~~g :_!iI;.~~kW/Flache (km2 )

• • • • • • • • •

1,5 1

2,8 [

4,9 1

2,4 i

2,4

1

5,1 I

irwh;Einwohn~~~~.-.~.- 50--22oi~\-25o-\ 370--\-930 1

f

7,3 i 2,9 690 ]-200--

Untersucht man die Nachkriegsentwicklung des Ausbaues der Wasserkrafte nach geographischen Gesichtspunkten, so fallt die groBe Ahnlichkeit mit der Vorkriegsentwicklung auf. Der Osten Osterreichs bleibt andauernd hinter dem Westen zuriick, nicht nur vom Standpunkte der Wasserkraftwirtschaft (Tabelle 16 und 17) aus betrachtet, sondern ganz allgemein was die gesamten Stromerzeugung einschlieBlich der kalorischen Werke (s. III. Teil) betrifft. In der Ta belle 17 sind alle W asserkraftanlagen mit einer Aus bauleistung iiber 370kW (500 PS) beriicksichtigt, die am 1. Janner 1930 in Betrieb oder in Bau standen. Bei den hohen Ausbauziffern, die in den westlichen Bundeslandern, insbesondere Vorarlberg, ausgewiesen sind, muB beriicksichtigt werden, daB dort ein wesentlicher Stromexport in das Deutsche Reich stattfinden wird, der z. B. in Tirol den groBten Teil der Erzeugung des Achenseewerkes und der Zillertaler Kraftwerke und in Vorarlberg den ganzen Strom des Vermuntwerkes und des Liinerseewerkes betrifft;

29

Die Ausniitzung der Wasserkrafte

Tabelle 16. Ausbauleistung und Jahresarbeitsvermogen der Ende 1929 in Betrieb befindlichen GroB-Wasserkraftanlagen 1 Turbin,enleistung

Land

Niederosterreich ....... Oberosterreich ......... Salzburg .............. Steiermark ............ Karnten .............. Tirol ................. Vorarlberg ............ Summe . . . • .

I

I

Jahresarbeitsvermogen Mio kWh

I kWh/Einwoh.

kW

kW/km'

62260 92500 82840 100150 51230 166940 48870

3,18 7,72 11,56 6,11 5,38 13,70 18,70

318 382 323 490 276 527 163

95 436 1448 500 743 1780 1164

604 790

7,23

2479

380

Tabelle 17. Ausbauleistung und Jahresarbeitsvermogen aller Anfang 1930 in Bau oder Betrieb befindlichen Grollwasserkraftanlagen Turbinenleistung

Land

Niederosterreich ....... Oberosterreich ......... Salzburg .............. Steiermark ............ Karnten .............. Tirol ................. Vorarlberg ............ Summe • . . . .

kW/km"

kW

I

62260 93600 89440 122910 61330 184840 242770

I

I

857150

I

Jahresarbeitsvermogen Mio kWh

I kWh/Einwoh.

3,18 7,79 12,48 7,90 6,42 14,90 93,2

318 387 358 627 326 628 417

95 442 1604 640 878 2000 2980

10,24

3060

469

zieht man von den Werten der Tabelle 17 die Ausbauleistung und das Arbeitsvermogen dieser Anlagen ab, so ergeben sich fiir die Lander Tirol und Vorarlberg die immer noch beachtenswerten Zahlen: ausgebaute kW .................. Jahresarbeitsvermogen ............ kWfkm 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • kWh/Kopf ......................

Tirol

90840

368 Mio kWh

7,32 1170

Vorarlberg

54770 163 Mio kWh 21,0 1164

Der Zuwachs des Ausbaues seit 1917 in Hundertteilen 'der Werte fiir 1918 ist schlieBlich in der Tabelle 18 zusammengestellt und, auch von diesem Gesichtspunkte betrachtet, zeigt sich, daB der Ausbau der Wasserkrafte in den westlichen Bundeslandern in einem rascheren Tempo als in den ostlichen Landern vor sich geht. In den Jahren 1919 bis Ende 1929 (Tabelle 15 und 16) ist somit die installierte Leistung der osterreichischen Wasserkraftanlagen (Werke mit einer Turbinenleistung von iiber 370 kW, d. i. 500 PS) von 241240 um 363 550 auf 604790 kW, d. i. -um 151 % angewachsen, das Arbeitsvermogen ist jedoch nur von 1279 Mio kWh um 1200 Mio kWh, d. i. um 94% gestiegen. Das bedeutet, daB die Ausbauleistungen der neueren Werke viel hoher gewahlt wurden als dies friiher geschah. Manging bei Laufwerken von dem Ausbau auf die 9- bis lOmonatige Wassermenge zu einem Ausbau auf die 5- bis 6 monatige Wassermenge; bei Speicherwerken - und solche gelangten in groBerer Zahl zur Errichtung - ist die installierte Leistung ein Vielfaches der Mittelleistung, ganz unabhangig von der vorhandenen Laufwassermenge und nur eine Funktion der vorhandenen Speicherfahigkeit und des vorgesehenen Betriebes der Anlage. 1 Die Angaben dieser und der folgenden Tabellen sind auf der Wasserkraftstatistik (siehe Schrifttum) des Jahres 1928 aufgebaut und durch eigene Erhebungen erganzt.

Die Wasserkrafte

30

Tabelle 18. Ausbauleistung und Jahresarbeitsvermogen der seit 1918 errichteten oder in Bau begriffenen osterreichischen Wasserkraftanlagen in absoluten Werten und in Hundertteilen der Werte von 1918 Leistungszuwachs

I

Zuwachs an Jahresarbeitsvermiigen

1930 gegenilber 1918 kW

Niederosterreich u. Wien Oberosterreich ......... Salzburg .............. Steiermark ............ Karnten .............. Tirol ................. V orarlberg ............

33790 60470 54700 83240 38530 121400 223780

Osterreich ............ .

615910

v. H.

I

I I

I

118 182 158 210 169 192 1180

I

Mio kWh

156 192 204 383 190 335 321

I

254

I

v. H.

I I I

I

1781

97 99 133 158 139 114 335 140

In dernunfolgenden Tabelle 19 sind jene osterreichischen Wasserkraftanlagen, nach Landern gruppiert, zusammengestellt, deren Turbinenleistung 3000 kW iiberschreitet. Tabelle 19. Die osterreichischen GroBwasserkrafte mit Ausbauleistungen fiber 3000 kW (Zustand 1930) Nr.

1 2 3 4 5 6 7

Liinerseewerk Vermuntwerk Achenseewerk Arnstein Partenstein Stubachwerk Lend

12 13 14

Pernegg Bosdornau (Zillertal) Sillwerk Spullerseewerk Mixnitz Steeg Wiesberg

15 16 17

Ruetzwerk Opponitz Miihldorf

18

Gaming

8 9 10 11

Gewiisser

Name

Liinersee

Eriiffnungsjahr

imBau

Wien und N .-Ost.

I Ober-

iisterr.

1927/29 1924/30 1924/27

I I

Salzburg

I

I

I

I I

I

i

I

I I

1

I

II

• 30000 I

28900 !

I

Vor-

I !

10000 0

I I

88000

I"•oo I

I I I

I

24000 21000

I

20400

imBau 1903/28

1924 Spullersee imBau Mur 13250 1911/23 Gosaubach Tri- und 1902/27 Rosanna Ruetzbach 1911/23 11000 1924 Ybbs Miihldorfer in Vorbereitung Seebach Wasser8600 1926 leitung

I

i arlberg

I

I

I

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I

I

I

I

1929 1898/ 1930 1927

I

i

Steier- Ki\rntenl Tirol ! mark I

I

!

1930

Ill

Achensee Teigitsch GroBe Miihl Tauernmoosbach Gasteiner Ache Mur Tux- und Zemmbach Sill

Installierte Turbinenleistung in kW

17900 I 17700 17700

I

15000

I

12780 ! 11800

8800

Die Ausniitzung der Wasserkriifte

Nr.

Name

Eroffnungsjahr

Gewiisser

Peggau Barenwerk

21

Strubklammwerk Alm Mallnitzbach Mallnitz Andelsbuch Bregenzer Ach GampadelsGampadels werk Rannawerk Ranna Gosaubach Gosau III Taxenbach Rauriser Ache Reutte Plansee Gratwein Mur DeutschMatrei Sill Wiestalwerk Alm Mur Lebring Wels Traun Alvierwerk Alvierbach Traunfallwerk Traun Erlaufboden Erlauf WienerErlauf und bruck Lassing KaningKaning- und werk RoBbach Arnoldstein Gail Rain Gurk GroBarl II Arler Ache Mur Bruck GroBarl I Arler Ache Lienz Debantbach

22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

lnstallierte Turbinenleistung in kW Wien und N.-Ost.

I

Oberosterr.

I Salz- I Steier- IKiirnten I Tirol I Vorburg mark arlberg I

1908/261

Mur Fuscher Ache

19 20

31

!

I

8500

I

1924

7900

1924 1929

7800

I

I

I

I

7400

1908

7360

1924 1925 1913/29

6600

6600 5950

1900 1903/26 1925

5900 I

1901/17 1913/18 1902/25 1900/30 1910/24

5890

5120

I

4700

I

4700

4660 4400 4220

1902/24 1924

3900

4040

1910

3770

1923/30 1911 1908/25 1922 1924/26 1917 1910/26

3750 3750 3500 3500

'

3200 3200 3000

Der Ausbau der osterreichischen Wasserkrafte ist dadurch gekennzeichnet, daB von den gegenwartig im Bau oder Betrieb befindlichen Wasserkraftwerken mit einer Turbineninstallation von 857150 kW entfallen: auf Werke mit einer Installation

bis 750 von 750 " 2000 ,, 4000

kW bis " kW

I

in die Bauzeit

I

vor 1918 jnach 1918 I

8% 5%

3% 3%

insgesamt

11% 8% 5%

............... . 2000 kW ....... . 4000 " ....... . und mehr ..... .

2% 12%

I

3% 64%

I

76%

Zusammen ....

27%

I

73%

I

100%

I I

I I

Die Wasserkrafte

32

Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daB die groBen osterreichischen Wasserkrafte fast ausschlieBlich in der N achkriegszeit erbaut wurden. Der im J ahre 1930 erreichte Gesamtaus bau einschlieBlich der im Bau befindlichen Anlagen ist - analog wie der Ausbau von 1918 in Tabelle 15 - in der folgenden Tabelle 20 zusammengestellt.

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l

Tabelle 20. Darstellung der GroBkraftverwertung in Osterreich vom .Tahre 1930 1 Ausbauleistung in kW

der Ende! Betrieb

2 Jahresarbeitsvermogen in Mio kWh

3 A usbauleistwng in kW 4 J ahresarbeitsvermogen in Mio kWh

1929

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" b ef'in dli ch en G,-roJJwasserkraftanlagen ....

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I

11 36200 74140 II

I

Allgemeinversorgung 2 175,5 . 286,4 Stromlieferungs31 _ :! 1100 unternehmungen 4, _ 50 '

- - · · - - - - - - - /-3790-1

Bahnkraftwerke

21 3' 141 j

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I

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I

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2'

Holz-, Papier-, Pappen-, Sagewerke

13300 61,l

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I

Metall-

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austoff -, Gl as-

2'

Gesamtindustrie

Zusammen

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376140 1468,9 233100 507,0 ------- - - - - 67510 184,4 5900 2,0

16840 79,0

------

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23 8 ,

[ li8o 7,4

1-4340 I 1

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2220 15,0

20,9

~~:o 43,3

1

3780 25,6

4950 30,0

-

-

!

-

I'

8050 lg360 107,5 41,9

I

1'

I -

I

2580 10,0

1

I

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32 350 21310- '1 2 7 740-1 116,4 ' 131,4 187,2 I 6760 I I 34,8 ] 36,6 I

22270 j 18360 I ; 126,3 I 95,6

I 41

::; ::i

43210 172,3 6600 I 34,8 I 52120 2840 I 17800 5560 l-·1540280,l 7,4 36,l i 96,6 18,1 I 2 800 I 2 800 • 12,8 12,8 I 2440 i--=--3-S-710 54001-145W- 8800-1 I 222,9 ' 14,1 44,6 90,6 ' . · 29,2 I 3960 . i 3960 5770 I 28,3

31 4

Textil

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II

1

I 41, 16240-11280 gen angegeben. Die 24 Unternehmungen erzeugen zusammen 1680 Mio kWh, das sind mehr als die Halfte der Landern den in Stromerzeugung Tabelle 26. gesamten auf iiber 2,8 Mia kWh geaus Unternehmungen mit einer Stromerzeu. schatzten Produktion aller energiegung iiber und unter 15 Mio kWh erzeugenden Anlagen Osterreichs. 1 Jahreserzeugung in Werken LaBt man die Werke der Indumit einer Stromerzeugung von (Schller, Bleckmann, Steyrerstrien . I mehr als 15 Mio kWh 1-15 Mio kWh miihl, Alpine-Montan, Bhler, Leyin Mio kWh kam und Getzner, Mutter & Co., die in der Tabelle enthalten sind und den 574,4 Wien ................ . grBten Teil der erzeugten Energie 85,0 62,1 Niederosterreich ...... . verbrauchen) weg, so ergibt selbst 313,9 20,1 Oberosterreich ........ . 71,9 4,6 Salzburg ............. . sich die J ahreserzeugung der grB307,8 94,0 Steiermark ........... . ten Stromlieferungsunternehmu ngen 40,9 84,3 Karnten ............. . Osterreichs mit rund 1400 Mio kWh. 225,5 34,4 Tirol ................ . In der Tabelle 24 sind die 62,7 23,6 Vorarlberg ........... . iiber I Mio kWh jahrlich kleineren 323,1 Gesamt .. ·I 1682,l erzeugenden Eltwerke Osterreichs, ebenfalls nach Landern geordnet, und in Tabelle 25 die Entwicklung der Stromerzeugung einer Reihe von Elektrizitatswerken seit 1920 im Vergleich zur Stromerzeugung des Jahres 1913 zusammengestellt. Die Stromerzeugung der 68 Werke der Tabelle 24 betragt zusammen 323 Mio kWh, das ist knapp 20% der Erzeugung der GroBunternehmungen. Landerweise ergibt sich, daB die Stromerzeugung in Niedersterreich etwa zu 4/ 7 aus GroBunternehmungen, zu 3/ 7 aus kleineren Werken erfolgt; -in Obersterreich ist das Verhaltnis 16:1, in Salzburg 14:1, in Steiermark 10:3, in Karnten 1:2, in Tirol 7:1 und in Vorarlberg 8: 3. Die Tabelle 27 stellt die landerweisen Summen der Anteile der Unternehmungen mit iiber 15 Mio kWh Erzeugung und mit I bis 15 Mio kWh Erzeugung ne beneinander. In Osterreich wird demnach weniger als 1/ 5 der Stromerzeugung in kleineren Werken erzeugt, wahrend mehr als 4/ 5 des Strombedarfes aus Uberlandnetzen bezogen wird. In der Tabelle ist zwar die Erzeugung der kleineren Werke vom Jahre 1927, bei den Stromlieferungsunternehmu ngen die Erzeugung des J ahres 1929 zugrundegelegt worden. Da die Stromerzeugung steigt (und fiir eine Anzahl kleinerer Werke kann der Betrag der Steigerung aus Tabelle 25 entnommen werden}, so ist dieser Vergleich ein wenig zu ungunsten der kleinen Werke gefiihrt. Fiir das SchluBergebnis spielt dies aber keine wesentliche Rolle. In der Tabelle 27 ist die Verteilung der Energieerzeugung auf Grund der Statistiken der betreffenden Unternehmungen (fiir das Jahr 1929) zusammengestellt worden. In Abb. 28 ist auBerdem die perzentuelle Verteilung der Stromerzeugung auf die Monate zeichnerisch dargestellt. Man erkennt aus dem Verlauf 1 Nach den Schatzungen der Abteilung fiir Wasserkraftwirtschaft im Bundesministerium fiir Land- und Forstwirtschaft betrug die Energieerzeugung i. J. 1926 2,5 Mia kWh, hievon entfielen 1,7 Mia auf Wasser- und 0,8 Mia a.uf Warmekraftanlagen.

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G

G

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G

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Eltwerk Villach

Mehrere griiBere Eltwerke in Steiermark zusammen

Steiermarkische Wasserkraftund E!ektrizitats A. G. (STEWEAG)

Steiermarkische El. G. (STEG)

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Forstseewerk Kiirntner Was-) serkraft A. G. ) (KAW AG)

Eltwerk Klagenfurt

Eltwerk St. Veit a. d. Gian

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E = Erzeugung in den eigenen Anlagen, G = Gesamterzeugung samt Fremdstrombezug, N = Gesamterzeugung samt Fremdstrombezug ohne Bezug fiir Speicherpumpe

N

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E

G

U nternehmung

Abb. 28. Energieverteilung auf die Monate des Jahres 1929.

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a = allgemeine Licht- und Kraftversorgung,

Salzburger A. G. fiir Elektrizitatswirtschaft E (SAFE)

Eltwerk Salzburg

Oberost. Wasserkraft- und Elek- G trizitats A.G. (OWEAG)

Stern & Hafferl A.G.

Eltwerk Wien

a

U nternehmung

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I

12321 I 11206 11295 10830 I 11118 I 11196 11003 I 11190 11492 I 11857 i 11911 I 118951 137 314 I

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6961 2185 I 42620 586 I 1 791 36424 1715 I 35081 5771 30614 1405 560 28652 1169 606 27321 972 597 27988 1056 595 29214 1340 645 31079 1642 607 37744 2073 577 578 2373 39340 43923 2115 647 7271 410001 19836 I

Cl

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I

I I

I

57822 50007 48669 43409 41545 40086 40642 42389 44820 52252 54202 58580 574423

Gaming ist deshalb so gering, weil das zweite Aggregat eine 100 %ige Reserve darstellt. Die Erzeugung in der Wasserkraftanlage Opponitz betrug entsprechend den schlechten Wasserverhaltnissen der Ybbs des J ahres 1929 nur etwa 80 % des mittleren J ahresar beitsvermogens. Tabelle 32. Stromerzeugung und Strombezug in kWh, Beniitzungsdauer der installierten Leistung kWh

h

Kraftwerk Simmering ....................... . EngerthstraBe .................... . Ebenfurth ........................ . Opponitz ......................... . Gaming .......................... . ,, Kraftanlagen in dem W asserleitungsnetz ...... . Strombezug aus Oberosterreich ............... . ,, Niederosterreich ............. . von Verein. Wr. FarbereienG.m.b.H.

250449312 80541325 109081640 47 457900 33125810 6873275 41692125 4818901 382280

1880 1930 2860 4310 3850 5730

Summe ...

574422568

Aus der Zusammenstellung der Tabelle 31 erkennt man das sprungweise Anwachsen des Anteiles der Inlandskohle immer dann, wenn in Ebenfurth ein neuer Maschinensatz in Betrieb genommen wurde, ferner auch den Anfall des Arbeitsvermogens der beiden Wasserkraftwerke Opponitz und Gaming und der Stromlieferung aus Oberosterreich. Seit dem J ahre 1927 ist, da die Kapazitat der Wasserkraftanlagen voll ausgeniitzt wird, eine standige Abnahme des Prozentsatzes ihres Anteiles an der Gesamterzeugung zu erkennen; der Zuwachs der Stromerzeugung ist vielmehr in den letzten Jahren bedauerlicherweise fast ausschlieBlich durch auslandische Kohle gedeckt worden, so daB im J ahre 1929 wieder rund die Halfte der. Strom~rzeugung

Die Elektrizitatswirtschaft in den Bundeslandem

57

aus auslandischen Brennstoffen erfolgt, deren Anteil nach Inbetriebnahme der Wasserkraftanlagen schon auf ein Drittel der Gesamterzeugung gesunken war. Dieses Verhaltnis wird sich erst wieder bessern, bis die stadtischen Elektrizitatswerke nach Fertigstellung der im Bau befindlichen 100-kV-Leistung von Steiermark nach Wien Wasserkraftstrom der STEWEAG beziehen und sich zur Abnahme von Strom aus einem neuen Wasserkraftwerke entschlieBen werden. Ein weiterer Entwicklungsschritt der stadtischen Elektrizitatswerke zielt auf die Errichtung einer Pumpspeicheranlage, die entweder mit dem Abfallstrom eines Laufwasserkraftwerkes (z. B. einer der geplanten Donaukraftanlagen, s. u.) oder des Hochdruckblockes des Simmeringer Werkes betrieben werden konnte. Ein in dem Jahre 1929 vollendeter Entwurf der stadtischen Elektrizitatswerke sieht eine solche Pumpspeicheranlage in der Nahe von Wien, bei Greifenstein-Hadersfeld a. d. Donau vor. Darnach soll Wasser aus der Donau mittels eines 800 m langen Stichkanales (der fii.r den Kraftwerksbetrieb als Unterwasserkanal dient) entnommen und in ein 245 m hiiher gelegenes Becken von 2,0 Mio m 3 Nutzraum gepumpt werden, dessen Inhalt einem aufgespeicherten Arbeitsvermiigen von rd. 1,1 Mio kWh gleichkommt. Die Verwendung des Wassers aus der Donau ermiiglicht es, ohne unteres Speicherbecken das Auslangen zu finden. In dem Krafthaus der Anlage ist die Aufstellung von vier Turbinenpumpensatzen geplant; jeder soll aus einer mehrstufigen Kreiselpumpe von 6,2 m 3 /sek. maximaler Fiirdermenge auf 242 m Fiirderhiihe und einem Kraftbedarf von 17 000 kW, einer Francisspiralturbine von 22000kW und einer asynchronen Drehstrommaschine von 30000 kVA bestehen, die sowohl als Stromerzeuger als auch als Motor verwendet werden kann. Der Entwurf liegt den Wasserrechtsbehiirden zur Behandlung vor und diirfte noch im Laufe des Jahres 1930 genehmigt werden. Die gesamte Pumpenwassermenge im Jahre wird mit 164 Mio cbm berechnet, zu deren Hinaufdriicken in den Speicher 133 Mio kWh an der Pumpenwelle aufgewendet werden miissen. Das Jahresarbeitsvermiigen der Speicheranlage selbst betragt 91,5 Mio kWh, d. s. 68,7% der aufgewendeten Arbeit. Ein weiterer, um 50% hiiherer Ausbau ist vorgesehen.

Das Versorgungsgebiet der Wiener stadtischen Elektrizitatswerke umfaBt nicht nur das Wiener Gemeindege biet, sondern es erstreckt sich auch auf den nordlichen Teil des Burgenlandes, der an eine von Ebenfurth 1 ausgehende Leitung angeschlossen ist; der siidliche Teil dieses ostlichsten osterreichischen Bundeslandes, das energiewirtschaftlich noch von sehr geringer Bedeutung ist und auch keine groBeren Werke besitzt, 2 wird von der Steiermark aus versorgt, woriiber im Zusammenhang mit deren Elektrizitatswirtschaft noch gesprochen werden wird. Auch mehrere Bezirke Niederosterreichs werden vom Eltwerk Wien versorgt. Etwa 15 Gemeinden im Ybbstal sind mittels zweier 20-kV-Leitungen an das Kraftwerk Opponi tz angeschlossen. Weiters erstreckt sich das Wiener Kabelnetz im Wiental (im Westen von Wien) auf mehrere Wienerwaldgemeinden. AuBerdem fiihrt eine 16-kV-Leitung entlang der Donau bis Hain burg und Bruck a. d. Leitha, an die alle zwischen Wien und den genannten beiden Stadten liegenden Orte angeschlossen sind. SchlieBlich werden die zwischen Ebenfurth und Wien liegenden Stadte und Orte (darunter Baden, Kottingbrunn, Modling, Voslau) mittels einer 16-kV-Leitung mit elektrischer Energie beliefert. Das Versorgungsgebiet der Eltwerke Wien erstreckt sich auBer Wien (mit 1848 000 Einwohnern) auf 75 Gemeinden (mit rund 225000 Einwohnern). In den anderen Teilen Niederosterreichs hat sich die Elektrizitatswirtschaft selbstandig entwickelt. Etwa vom J ahre 1900 angefangen, errichteten die groBeren Orte des Landes eigene (vielfach kalorische 3) Werke, die zunachst ohne jeden Zu1 Die Verteilung besorgt die Eisenstadter El. A.G., an deren Netz 54 Gemeinden angeschlossen sind. Der AnschluB weiterer 120 Gemeinden ist in den nachsten Jahren geplant. 2 Es besteht im Burgenland kein Eltwerk mit 300 kW Leistung und I Mio kWh Jahreserzeugung. 3 Die Griinde hiefiir sind im II. Teil eingehend eriirtert worden.

Die Elektrizitatsversorgung

58

sammenhang blieben. Die bedeutenderen dieser Werke sind in Tabelle 33 zusammengestellt. Tabelle 33. Die Eltwerke Niederosterreichs 1 ohne NEW AG Jahresarbeitsvermiigen der WasserkraftWasserkraft / Wiirmekraft I anlage kW Mio kWh installierte Leitung

Jahr der Eriiffnung

! ,1

1

Amstetten 2 • , • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Berndorf (Krupp A.G.) ............. . Gmiind2 (Fichtinger) ................ . Hainfeld 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Horn 2 , , • , , • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Klosterneuburg 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Krems 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Melk 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Teesdorf ( Spinnerei Teesdorf- Schi:inau) PreBbaum 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Puchberg a. Schneeberg 2 • • • • • • • • • • • • • • St. Pi:ilten 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Scheibbs 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Ternitz ( Schi:iller-Bleckmann) ........ . Waidhofen a. d. Y. 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wiener N eustadt 3 • • • • • • • • • • . • • • • • • • • • Wieselburg I (Brauerei) ............. . Wieselburg II (Wiister) ............. . Wilhelmsburg 4 (Lichtenstern) ........ . Ybbs a. d. Donau (Wiister) .......... . Ybbsitz 2 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •

1901 1889 1911 1905 1908 1899 1911 1908 1906 1909 1909 1903 1886 1886 1901 1902 1898 1914 1910 1897 1914

1060 80 150 230 600 960 720 150 510 130 660 1500 2200 155 430 460 530 340

300 8400 300 120 1100 1200 1900 250 420 220 1400 7200 630 1000 60 150 110

1,8 0,33 0,3 0,5 4,0 4,5 3,4 0,46 2,0 0,3 2,5 9,3 11,5 1,0 2,8 2,5 3,5 2,2

Eine Versorgung aus einem -Oberlandnetz, wie sie in anderen osterreichischen Landern, z. B. in Oberosterreich und in der Steiermark, durch private Stromerzeugungs- und -verteilungsunternehmungen schon friihzeitig angebahnt wurde, ist in Niederosterreich erst durch die Initiative des niederosterreichischen Landesausschusses in die Wege geleitet worden. Den AnstoB hiezu gab der Gedanke, die im Jahre 1889 erbaute Lokalbahn St. Pol ten-Kirchberg a. d.Pielach bis nach Mariazell (dem beriihmten Wall£ahrtsort an der niederosterreichischsteiermarkischen Grenze) und GuBwerk zu verlangern und zu elektrifizieren. Er hat rasch zur Errichtung des altesten Speicherwerkes Osterreichs, Wienerbruck, gefiihrt; eine dies beziigliche Gesetzesvorlage gelangte am 14. Dezernber 1907 im niederosterreichischen Landtage zur Annahme; sie bildet die Grundlage fiir die Elektrifizierung der im Mai 1907 mit Dampfbetrieb eroffneten Mariazellerbahn, auf der sich ein alle Erwartungen iibersteigender Verkehr einstellte, und fiir die Errichtung der Nie deros terreic his c hen L andesele ktrizi ta ts wer ke (Kraftwerk Wienerbruck und Dieselzentrale St. Polten), die nicht nur die Energieversorgung fiir den Bahnbetrieb iibernehmen, sondern auch an die Elektrizitatswerke der Stadt Sankt Polten Strom abgeben sollten. Es wurde daher an die Maschinensatze dieser beiden Werke die Forderung gestellt, nicht nur Wechselstrom fiir die Bahn, sondern auch Drehstrom fiir die Allgemeinversorgung zu liefern. Aus diesem Grunde wurde fiir den Bahnbetrieb 25periodiger Wechselstrom verwendet, der aus den 25-PeriodenDrehstromerzeugern durch entsprechende. Schaltung abgeleitet wird. 1 2

3 4

EinschlieBlich der bis Ende des Jahres 1929 installierten Maschinen. Gemeinde. 1922 in der Niederiisterreichischen Elektrizitatswirtschafts A. G. (NEW AG) aufgegangen. Die ganze Erzeugung wird an St. Piilten abgegeben.

Die Elektrizitii.tswirtschaft in den Bundeslii.ndern

59

Das Kraftwerk Wienerbruck steht in der tiefen Erlaufschlucht an der Miindung des _' Mio I kWh I

6900 I 16,0 2500 I I 260 I 1,3 1,5

.Jahr der Inbetriebsnahme

1910 1910 1922 1914

590 1000

740 900

4,9

115

90

0,6

1917

7,23

450

700

2,5

1917

16,4

920

1200

5,0

1922

15,0

730

1200

4,8

1923

82,0

3900

7000

13,0

1924

20,5

850

1250

5,5

1924

9,7

780

1200

3,4

1902u.1917

5,0

110 3300

88 5940

0,6

1901 1917

640 700

820 950

2,9

1921 seit 1926 in Pacht

96

30

I

i 1911-1918

Die Elektrizitatswirtschaft in den Bundeslandem

65

fast alle niederosterreichischen Stadte, wie Amstetten, Gloggnitz, Hollabrunn, Marchegg, Payerbach, PreBbaum und Umgebung, St. Polten, Stockerau, Tulln und Wr. Neustadt sind bereits an das Netz der NEWAG angeschlossen, das auch an zwei Stellen, und zwar in Ebenfurth und in Stadlau, mit dem Netz der stadtischen Elektrizitatswerke von Wien zusammenhangt. Die Mehrzahl dieser groBeren Siedlungen besitzt eigene kalorische Anlagen, die nunmehr auch zur Spitzendeckung im NEWAG-Netz verwendet werden konnen, wodurch ein giinstiger Verbundbetrie b moglich ist. Die gegenwartig von der NEWAG betriebenen Kraftwerke sind mit ihren Maschinenleistungen und ihrem Errichtungsjahr in Tabelle 35 zusammengestellt. Bei den Wasserkraftanlagen sind auch die Fallhohe und das J ahresarbeitsvermogen angefiihrt. Die Entwicklung der Ausbauleistung, der Anschliisse und der Stromerzeugung der NEWAG sind in den Tabellen 36 bis 38 enthalten. Tabelle 36. Entwicklung der Ausbauleistung der Newag in kW I. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Von den Landeselektrizitatswerken ........... . Von Wr. Neustadt .......................... . Stollhofen .................................. . Wiillersdorf ................................ . Blumau .................................... . Hollabrunn ................................ . Ausbau 1922~1924 ........................ .

1922 5830 3965 190

9985

1923

1924

1925

1926

3300 640

700

730 4750 730 8690 zusammen: 20105 kW

700

Tabelle 37. Entwicklung der Anschliisse und des Netzes der Newag 1923 Stand der Hochspannungsleitungen .............. (km) 1450 angeschlossene Orte ..... (Zahl) 500 Leistung der N etzumspanner (kVA) 26000 AnschluB .............. (kW)

1924

1925

1926

1927

1928

1929

1959 769

2141 856

62925

67044

1536 600

1543 641

1836 686

1910 763

28200

32800

34247

37000

Tabelle 38. Stromerzeugung der N ewag (1000 kWh) Wasser

1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929

17292 21274 24829 40858 42521 45235 39327 34946

Dampf

Diesel

95 448 735 1788

2879 3274 3462 1213 1822 3057 17082 26774

Fremdstrom

Summe

20171 28658 33273 47251 49708 53468 56409 61720

4111 4887 4731 4630 3388

Vergleicht man die mogliche Energieerzeugung aller im Betrieb der NEWAG stehenden Wasserkraftanlagen mit der tatsachlich erzeugten Energie, so erhalt man for das Verhaltnis der tatsachlichen zur moglichen Energieerzeugung in den Jahren ................... 1925 die Werte ...................... 0,71

1926 0,62

1927 0,78

1928 0,81

1929 0,82,

die als sehr giinstig zu bezeichnen sind. Dies ist eine Folge der Verbundwirtschaft Energiewlrtschaft Osterreichs

5

66

Die Elektrizitatsversorgung

und geeigneter TarifmaBnahmen, wodurch die hochste Tagesspitze kaum das 2 Yz fache der Grundbelastung ausmacht. Von den rund 1400 Orten Niederosterreichs gehoren Ende 1929 bereits 856, also 61 %, zum Versorgungsbereiche der NEWAG, der sich hauptsachlich auf die ostliche Halfte Niederosterreichs erstreckt, in den letzten Jahren aber auf den Siidwesten des Landes iibergreift. An die im Jahre 1928/29 erbaute 60-kV-Leitung Steyr-Amstetten-St. Polten wurden die Netze der Elektrizitatswerke Ams tetten und Waidhofen a. d. Yb bs und manche andere angeschlossen. Das Elektrizitatswerk Waidhofen an der Ybbs besitzt zwei Wasserkraftanlagen am YbbsfluB, die eine wurde 1901, die andere 1923 dem Betrieb ubergeben, und eine Dieselzentrale.

Abb. 43. Kraftwerk Sofienhiitte der Gebriider Bohler & Co. A. G. Das Versorgungsgebiet des Werkes umfaBt den Sudwesten Niederosterreichs; der Energieverteilung dienen Hochspannungsleitungen von 155 km Lange, 5 Umspannwerke (eines von diesen ist an das NEWAG-Netz angeschlossen) und 130 km Ortsnetze.

Die wichtigsten groBen, an das Netz der NEWAG angeschlossenen Industrieunternehmungen sind die folgenden: Gummiwarenfabriken Wimpassing, Chemische Fabrik Skoda Wetzlar A.G., Moosbierbaum, Papier-, Zellulose- und Pappenfabriken W. Hamburger, Pitten, Feinstahlwerke Traisen-Leobersdorf A. G., Traisen, Ost. Kunstdiinger-, Schwefelsaure- und chem. Fabrik A. G., Deutsch-Wagram, J. M. Voith, St. Polten, Lokomotivfabrik G. Sigl und Ost. Daimler Motorenwerke A. G., Wiener-Neustadt, Metallwerk Union A. G., Wollersdorf, Spezialfabrik moderner Pumpen Ernst Vogel, Stockerau, Gehr. Bohler & Co. A.G. in Blumau, Statzendorfer Kohlenwerke ,,Zieglerschachte" A. G., Statzendorf, G. A. Scheid, Metallwerk A. G., Amstetten, Papierfabrik Gebriider Mahler, Rennersdorf, und Dinas- und Chamottewerke L. Kraft, Warth im Pittental. Trotz der auf die einheitliche Versorgung des gesamten Landes gerichteten Bestrebungen der NEWAG sind in den Jahren 1920 bis 1926 noch zahlreiche kleine

67

Die Elektrizitatswirtschaft in den Bundeslandern

Elektrizitatswerke und industrielle Eigenanlagen entstanden. Zusammen sind in Niederosterreich rund 100 selbstandige Elektrizitatswerke mit installierten Leistungen tiber 20 kW und etwa 75 Werke mit einer Leistung unter 20 kW in Betrieb. Letztere gehoren ausschlieBlich kleineren Gutsverwaltungen, die sich ihre Energie selbst erzeugen. Selbstandig ist noch immer der Nord westen Niederosterreichs, das Waldviertel, das durch mehrere Elektrizitatswerke versorgt wird. Das Elektrizitatswerk Horn, das die Anlage einer Pumpspeicheranlage mit 125 m FallhOhe und einem oberen Speicher von 25000 m 3 (entsprechend rund 6500 kWh aufgespeichertes Arbeitsvermogen) zur Verwertung der Nachtenergie seiner Niederdruckanlage Rosen burg am Kamp plant, besitzt 205 km Hochspannungsleitungen, ein Umspannwerk und Ortsnetze von 210 km Lange. Das Elektrizitatswerk Krems besitzt ein Wasserkraftwerk am Kremsflusse bei Hohenstein (1921 erbaut) und eine Dieselzentrale aus dem Jahre 1911, in der erst im Jahre 1929 eine Maschine von 880 kW Leistung aufgestellt wurde. Das Leitungsnetz dieses Werkes umfafit 130 km Hochspannungsleitungen, 4 Umspannwerke und 90 km eigene Ortsnetze. Aufierdem sind fremde Ortsnetze von 55 km Lange angeschlossen. Die Erlaufkraftwerk Melk-St. Polten G. m. b. H. hat im Jahre 1924 den Betrieb einer Niederdruckanlage an der Erlauf von 700 kW Leistung und 4,0 Mio kWh Jahresarbeitsvermi:igen eri:iffnet, von der aus die Stadte Melk und Pi:ichlarn, sowie deren Umgebung und die Gemeinden des Donautales bis an die oberi:isterreichische Grenze versorgt werden (90 km Hochspannungsleitungen). Die die Donau entlang fiihrende 20-kV-Leitung steht mit dem Netze der Linzer El.- u. Strafienbahnges. in Verbindung, mit welcher Verbundwirtschaft betrieben wird (s. Oberi:isterreich ).

In Niederosterreich sind noch zahlreiche industrielle Eigenanlagen in Betrieb, die zum Teil auch zur Allgemeinversorgung Strom abgeben. Die bedeutendsten kalorischen Anlagen sind die Werke von Schoeller in Ternitz (Tabelle 23 u. 24) und Krupp in Berndorf (Tabelle 24 u. 25), ferner die Dampfkraftanlagen der Ersten ost. Glanzstoffabrik in St. Polten (2800 kW), der Baumwollfabrik Ortmann in Weidmannsfeld (2500 kW), von Brevillier & Co. in Neunkirchen (2400 kW), der Enzesfelder Metallwerke in Enzesfeld (2200 kW), der Perlmooser Portlandzementfabrik in Mannersdorf (1950 kW), der Feinstahlwerke Traisen-Leobersdorf A. G. in Leobersdorf {1900 kW) und in Traisen (1800 kW), der Bierbrauerei in Schwechat (1700 kW), der Harlander Zwirnfabrik in Wilhelmsburg (1600 kW) und viele andere. Die wichtigsten mit Wasserkraften arbeitenden Industrien sind die Neusiedler A. G. fiir Papierfabrikation (16 Wasserkraftwerke an der Ybbs und an der Schwarza mit zusammen 6000 kW und kalorische Reserven von 4700 kW), Gebrtider Bohler A.G. (an der Ybbs 1350 kW), die Pottendorfer Baumwollspinnerei (an der Schwarza und an der Leitha 1330 kW), Leykam-Josefsthal A. G. (an Leitha, Schwarza und Pitten 1250 kW), Wertich Eisen- und Stahlwalzwerke (an der Ybbs 1000 kW), Feinstahlwerke Traisen-Leobersdorf A. G. (an der Traisen 1000 kW) und viele andere. Die meisten dieser Werke sind an groBere Eltwerke angeschlossen, die Dampfanlagen werden vielfach nur als Reserve betrieben. Die Bedeutung der Donau fiir die osterreichische Wasserkraftwirtschaft wurde bereits im Abschnitt B des II. Teiles gekennzeichnet. Ihre Ausntitzung ist nunmehr in den Vordergrund des Interesses gertickt und die Inangriffnahme des einen oder anderen Projektes kann als wahrscheinlich angesehen werden. Die Donaukraftntitzung ist nicht erst ein Problem von heute. Schon vor mehr als 2 Dezennien ist das erste Projekt veroffentlicht und auch dem wasserrechtlichen Konsensverfahren unterzogen worden: das Projekt Wallsee, welches eine Ausntitzung der Donau in der Flachstrecke zwischen Ennsmtindung und dem Orte Wallsee in Niederosterreich mit Wehr und einem fast 15 km langen Werkkanal vorsah. Es erhielt im Jahre 1919 die behordliche Genehmigung, konnte aber, haupt5•

Die Elektrizitatsversorgung

68

Tabelle 39. DonaukraftProjektsverfasser

Nr.

1

I

Ortsangaben

Innerebner & Mayer, Gruner

Os terr. Grenze Eferding

Ausgentitzte Stromstrecke km

etwa 2210-2154

Dreistufenwerk. Hohes Wehr ohne Kana!

etwa 2190-2154

Kanalwerk mit freiem Einfang

----------

Syndikat Wallsee

2

3

"

Aschach-Ottensheim MauthausenWallsee

"

Type

Stanende: 2126 2106 Wehr: Rtickgabe: 2091

Kanalwerk mit Wehr --

4

Mayreder, Kraus & Co., Universale, SiemensSchuckert

5

O.Hohn (Syndikat Grein-Struden- Stauende: 2085 Ybbs-PersenYbbs-PersenWehr: 2060 beug) beug Rtickgabe: 2060

6

"'

---

R. Bertschinger

Stauende: 2097 Wallsee-Grein2077 Wehr: Struden Rtickgabe: 2075

--------

H. Schubert

Hohes Wehr mit kurzem Kana!

-------

--

Walzenwehr, 7 Offnungen, 3 x 40 x 8,5 11. 4 x 30 _, 7,0 m

13 --

----

3

-

Entnahme: 1998 Rtickgabe: 1944

freier-Einlauf mit Kana! (3 Stufen)

Krems-Korneuburg

Entnahme: 1998 freierEinlauf mit Rtickgabe: 1944 4 Stufen. Wehr I: 1972 2 Wehre in der 1945,6 Donau II:

52

--

9 --

10 --

11

K. Sollner

KorneuburgMarchmtindung

Entnahme: 1939 Rtickgabe: 1880

freier Einlauf mit 4 Stufen

53

M. Pemt-Redlich & Berger

KorneuburgSchonau

Entnahme: 1942 Rtickgabe: 1907

freier Einlauf mit 2 Stufen

36

Elin A. G.C. Grtinhut

Schonau-March- Entnahme: 1916 Rtickgabe: 1882 mtindung

freier Einlauf mit 1 Stufe

34

H. Schubert

KorneuburgEckartsau

Entnahme: 1944 Rtickgabe: 1893

WienFischamend

Rtickstauende: 1939 1918 Wehr: Rtickgabe: 1906

------

-------

Walzenwehr mit 4 Offnungen 12 m 4 x 48

Wehr I bei Pischelsdorf, Aufstau 7,4 m bei MW, Wehr II bei Korneuburg: Aufstau 6,6 m bei MW --

------ - - -

8

Schtitzenwehr mit 7 Offnnngen 7 x 28, 11,3m

54

"

--

Schtitzenwehre, 7 Offnungen Zll 25m I. W.

13

-------- ----Hohes Wehr ohne Kana!

Krems-Korneuburg

- - ---------- -----------

7

--

Wehr

km

----------

--

- - - - - - - - - - --

Kana!liinge

------- --

-

------------

freier Einlauf mit 3 Stufen, Wehr in der Donau bei km 1913

48

Aufstau des Wehres bei Fischamend: 7,8m bei MW

13,3

Losstiinderwehr m. 2 x 75 x 8,25 und 2 1· 60,5 .~ < 6,10 m

-------

---

12 --

13

K. Sollner

-----

----~------

HoffmannDeperis

Wien-NeusiedlerseeRaab

----

1934-1800

Kanalwerk mit Wehr ---------

Verliingerungdes Donaukanales unterhalb Wien (2 Stufen)

--------

--

I. Stufe:

ca. 12 II. Stufe: ca. 30 1 135 2

-

----

Die Elektrizitatswirtschaft in den Bundeslandern

69

werksentwurfe (Auswahl) A usgentitzte Wassermengen m 3 /sek.

Fallhohen m

Speicher

Leis tung kW

JahresarbeitsvermOgen Mio kWh

Jahr

Qs = 1400 QN = 600

1. Stufe 0-7,0 5,8-8,6 2. 3. " 1,7-5,1

-

58000 81000 40000

400 580 270

1928

Q8 = 1230 QN = 360

7,6-13,5

-

120000

700

1910

"

-- - - - - - - - - - - -

Q8 = 1400 QN = 500 -----

--

--

Q8 = 1520 QN = 420

--------

-

3,0-10,5

------

~

----

---

-

8,0-13,5

.

Anmerkungen

140000

800

-----

·-·---

1919 wasserrechtlich genehmigt

1910

--- -----

-

90000

560

1923

In Verbindung mit einem Pumpspeicherwerk in einem Donauseitentale

-

105000

800

1924

1929 von der CID genehmigt

- - - - - - - - - ----------

Q8 = 1800 QN = 600 Qs = QN =

690 560

Q8 = 2000

Qs = 400 (bis 700 bei einer Variante) Qs = QN =

750 0

Qs =

450

Q8 = 2000

4,2-9,5

in allen 4 Stufen zusammen 25 m

1. Stufe 1,6-3,7 4,1-5,2 2. 4,0-5,0 3. " " 7,8-9,2 4.

--

----

-

in jeder Stufe zirka 7,0

115000

700

1920 ---

Speicher bei Utzenlaa 31 Mio m•, bei Speicher Schmida 15 Mio m• u. bei Korneuburg 16 Mio m•

475000

2000

1930

----

-

60000

400

(120000)

(700)

90000

320

1909

"

----

1. Stufe 4,5- 7,3 30 Mio m 3 in der Loban 3,8-10,3 2.

"

---

5,4-12,8

---

Es bestehen 3 Varianten, eine davon mit einem Speicher von 8 Mio m• in der Lobau

1926 - - - .-------

-

40000

Speicher zwischen Werk I u. II. I. 32000 1. Stufe 3,1- 5,1 m•, II. 375 000 Mio 25 4,6-12,1 2. zwischen Werk " 4,5- 7,5 III. 77000 3. II u. III: " 30 Mio m 3

270

1923

-----

-------

1350

1926 (Variante 1930}

----·-

Ausbau bis zur Marchmtindung vorgesehen. 4. Stufe mit 750 Mio kWh Jahresarbeitsvermogen

---- -------

Q 8 = 1800 QN = 600

I. Stufe QB= 400

5,4-10,9

10 Mio m 3 in der Stauhaltung

im Mittel 9,0

zwischen Wien u. Fischamend: 8 Mio m 8

I

120000

740

1928

1

30000

100

2

--

1929 II. Stufe QB = 120

zirka 36,0 m

bei Wilfleinsdorf: 4 Mio ma; bei Jois: 5 Mio m 8

In Verbindung mit einer Pumpspeicheranlage im Schneeberggebiet

60000

300

Oberwasserftihrung Unterwasserftihrung

Die Halfte des Neusoll siedlersees trockengelegt u. entsumpft werwerden. Kulturlandgewinn von 300 Mio m'

70

Die Elektrizitatsversorgung

sachlich infolge der Schwierigkeiten der Nach.kriegszeit nicht ausgefiihrt werden. Im J ahre 1909 ist auch zum ersten Male vorgeschlagen worden, die Donau bei Wien in der Strecke bis zur Marchmiindung unter gleichzeitiger Verbesserung des Hochwasserschutzes von Wien, in Verbindung mit Ausgestaltung der Hafenanlagen bei Wien und der Bewasserung des Marchfeldes zur Kraftnutzung heranzuziehen1 . Im Jahre 1924 wurde von 0. Hohn der Vorschlag gemacht, die Donaustrecke zwischen Grein und Yb b s durch Erbauung eines ho hen Wehres und ohne Ausleitung auszuniitzen; durch den Anstau wiirden die schwersten Schiffahrtshindernisse der osterreichischen Donau, der Struden und der Greiner Schwall iiberstaut und beseitigt. Fiir diese Stromstrecke wurden zwei Entwiirfe (Nr. 4 und 5 der Tabelle 33) den Behorden vorgelegt. Die Ausniitzung der W i en er Strecke hat jedoch, wegen der Nahe des groBen Konsumgebietes im Zusammenhang mit anderen wichtigen wasserwirtschaftlichen Aufgaben (Hochwasserschutz fiir Wien, Schiffahrtsanlagen) trotz der daraus resultierenden wasserbautechnischen Schwierigkeiten einen besonderen Anreiz geboten; mehr als ein Dutzend Entwiirfe sind von den hervorragendsten osterreichischen Technikern erortert worden. Fiinf davon ringen heute um die endgiiltige wasserrechtliche Genehmigung (Nr. 9 bis 13 der Tabelle 39). Zwei Vorschlage bestehen auch fiir die Donaustrecke oberhalb Wiens zwischen Krems und Korneuburg. Im Zusammenhang mit diesen Werken an der niederosterreichischen Donau sollen auch die iibrigen wei Donaukraftwerksentwiirfe erwahnt werden, die in der letztenZeit bei den zustandigen Behorden eingebracht worden sind. Der erste sieht die Errichtung dreier Stufen in der o berosterreichischen Donau zwischen Passau und Linz 2 vor, der zweite will den Wiener Donaukanal um etwa 15 km verlangern und nach Ausniitzung seiner Wassermenge in einer Stufe einen Teil des Wassers quer durch das Steinfeld und das Leithagebirge in den Neusiedlersee leiten, wo es in einer zweiten Stufe Arbeit leisten soll. Dieser Entwurf, nach dem das entnommene Wasser erst bei Gyor in Ungarn