Neue Militär-Zeitung [3]

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Dritter

No.

Geſellſchaft deutscher Offiziere.

Jahrgang.

Darmstadt , • 2. Januar.

1.

й. (Falg. 3u.4 .1858 .

1858/859

Wir haben es schon früher anderwärts ausgesprochen und konnten bis zur Stunde eines Besseren nicht belehrt werden : die verbesserte Waffe hat keinen direkten Einfluß auf die formelle, dagegen einen unleugbaren auf die intel Die Nothwendigkeit einer gesteigerten Pflege leftuelle Taktif ; die Güte der Waffe erzeugt eine größere hen der kriegerisc Tugenden im Heere, in Folge und in dieser liegt zum ratio der taktischen Einflüsse der verbesserten Hand nelleren taktischen Handeln. feuerwaffen. Modificationen der Taktik treten mit jeder Verbeſſerung ſeines Standes eingenomme Intereſſen Kein die der Feuerwaffen ein, ein vergleichender Blick auf die Ge ner Offizier wird theilnahmlos an den mancherlei Be schichte derselben und jene der Taktik zeigt dies ; auch die trachtungen und Behauptungen vorübergehen, die in Folge neuere Zeit lehrt , daß aus dem Gährungsprozesse der der neuesten Veränderungen der Infanteriegewehre auf verbesserten Waffe bereits manches taktisch Zweckmäßige Der gezogene Lauf als Gemeingut der hervorgegangen ist , untersucht man aber die Natur dieser getaucht sind. Stehenden Heere bildet eine Epoche in der Geschichte der sogenannten Neuerungen genauer, so swire man ſich leicht Kriegswaffen, Jedermann fühlt seine Wichtigkeit, obgleich überzeugen , daß sie sich weniger auf den formellen als die Ansichten , auf welche Weise die höhere Bedeutung den intellektuellen Theil der Taktik beziehen und nur als des Gewehrs ausgebeutet und die sich ergebenden Vortheile eine Richtung sich kundgeben , um das Ungeeignete aus praktisch verwerthet werden können und sollen, außerordent | zuſcheiden , das bereits früher bestandene Zweckmäßige lich verschieden sind. Auch diese Verschiedenheit hat ihr festzuhalten. Niemand wird in Abrede stellen wollen, daß Gutes, denn der Reibung der Geister entsproßt Licht und das gezogene Gewehr eine gegen früher vermehrte Treff Wahrheit , die Täuschungen und Irrthümer verschwinden fähigkeit besißt, daß mit leßterer ein größeres Vertrauen und es wird Zeit gewonnen , der Erfahrung das Recht zum ersteren eingekehrt ist und der Unterricht im Schießen der schließlichen Entscheidung angedeihen zu lassen. Ver mit mehr Lust und Aufmerksamkeit betrieben wird. Es • faffer dieses Auffages ist diesem Entwickelungsprozeß mit läßt sich hieraus folgern , daß man in künftigen Kriegen gespannter Aufmerksamkeit gefolgt ; alle Stimmen, die über besser schießt. Aber man hüte ſich, hieran Betrachtungen diesen Gegenstand in die Oeffentlichkeit drangen , haben knüpfen zu wollen, welche vor der Natur des Krieges und Möge man ihn angesprochen und in so ferne befriedigt , als er selbst des Menschen nicht Stand halten würden. in den entgegengeseßten Ansichten , ein Fortschreiten zur sich in Linien, Colonnen oderim zerstreuten Kampfe beschie Wahrheit erblickte , aber er glaubt die Wahrnehmung ßen, immerhin mögen auf bestimmte Zeiträume mehr Opfer gemacht zu haben , daß man oft zu Trugschlüſſen ge fallen wie früher, aber an der Erfindung neuer, die größere langte , weil sie auf willkührlichen Prämiſsen aufgebaut | Gefahr abwendender Formen dürfte ſehr zu zweifeln sein ; waren. Es ist nicht schwer, Grundsäße aufzustellen, aber es wird auch künftig nur darauf ankommen, ſich derjenigen sehr schwer , die Folgerungen daraus in den Schranken zu bedienen , welche den Umständen angemessen sind und zu halten , die bei den unendlich vielen Thätigkeiten und den Charakter der Einfachheit an sich tragen , denn nur Berücksichtigungen des Krieges gezogen werden müſſen, wenn das Einfache ist faßlich und das Faßliche schafft Sicherheit Ausschweifungen und damit Unwahrheiten verhütet werden in der Ausführung und damit jene taktische Gewandheit, follen. Von vielen Seiten ist gegen je ne goldene Regel welche uns als das vorzüglichste Mittel gilt , die größere gefehlt worden, welche den Betrachtungen über den Krieg Wirksamkeit der heutigen Waffen einigermaßen zu neutra Der Krieg ist mit dem und insbesondere über die Taktik die Mittelstraße anweist, liftren , respective zu sichern. auf welcher die praktische Wahrheit am leichtesten gefunden Zweikampfe verglichen worden. Je gefährlicher die Waffe, werden kann. desto schneller die Entscheidung. Zwei Gegner mit Pistolen Auffähe.

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haben in der Regel nach zwei Schüssen ihrem Kriege ein zu machen, denen ein gemeinschaftlicher Geist inne wohnt, Ende gemacht ; zwei Gegner mit Hieb- oder Stoßwaffen mit welchert man einen gemeinschaftlichen Zweck erfüllen schlagen fich viel länger und beendigen zuweilen ihren will. Die Formen dienen alsdann nur zur Aufrechterhaltung Kampf nur aus Ermüdung, um nach kurzer Raft von Neuem die Klingen zu kreuzen und vielleicht nach einem der materiellen und moralischen Ordnung und die formelle Taktik wird sich daher an die Berücksichtigung binden eben so zweifelhaften Erfolge schließlich ſich auszusöhnen. müssen , die ihr durch diesen Grundsaß auferlegt wird, In früherer Zeit hatte man nach jahrelangen Feldzügen einen Verlust aufzuweisen , der möglicherweise heute nach daß nämlich alle Bewegungen ohne Beeinträchtigung der Gefechtsbereitschaft rasch und ohne Störung selbst im einer Hauptschlacht eintritt. Mag das immerhin die Wirkung Man sollte feindlichen Feuer vollzogen werden können. der verbesserten Waffe sein, so wird höchstens zugestanden werden dürfen, daß sie zur schnelleren Entscheidung drängt, längst darüber einig sein, daß nur die Gefechtsverhältnisse das Kriegführen selbst also, weil ein blindes Drauflosgehen bei der Wahl der Linie, Colonne oder des Plänkelns immer gefährlicher wird, mehr als sonst zur Kunst erhebt, maßgebend sind und bestimmen können , ob man sich der einen oder der anderen dieser Formen oder ihrer Verbindung für welche die Wissenschaft Weniges thun kann, das La lent aber maßgebend ist. Und weil nun der moralische bedienen müsse. Das Ulebergewicht einer Formationsart Eindruck einer großen Verlusts umme schwerer wiegt, als aus willkührlichen theoretischen Säßen beweisen zu wollen, Der Theoretiker par ist, gelinde gesagt , unfruchtbar. jener ihrer einzelnen Theile, so wird man rascher Frieden excellence will zwar seine Ansichten auf den Boden des schließen und seltener Kriege anfangen , zumal die heuti gen Kriege jedenfalls kostspieliger sein werden , als die Kriegs baſiren , aber er folgert zu kühn und willkührlich früheren. und klebt zu viel an Lieblings- Grundſäßen , die in ihrer Allgemeinheit wahr sein können, nichts desto weniger Con Wenn also die größere Gefahr der Kämpfenden seit der Vervollkommnung der Feuerwaffen zugestanden werden sequenzen nur bedingungsweise zulassen. Was soll man kann , dann fragt es sich , was dem Taktiker in Zukunft zu Schlüssen sagen, die aus der thatsächlichen Verbesserung der Handfeuerwaffe gezogen worden sind, indem man z . B. zu thun geboten ist, um einestheils Nußen aus der beſſeren das Theorem aufstellte : Das Gewehr ist wirksamer wie Waffe zu ziehen, anderntheils der größeren Gefahr zu begegnen. Wir sind der Ansicht, daß, um beiden Zwecken früher , wo es sich in vielen Fällen als leistungsunfähig erwies ; die Colonne ging aus einer gerechtfertigten Miß zu genügen und zu einem richtigen taktischen Verhalten achtung des Gewehrs hervor, weil man es aber heute mehr zu gelangen, der Blick von dem Formenwesen, auf welchem respectiren muß, so ist es nöthig , Formen zu gebrauchen, er lange genug ruhte und nach unserer Ueberzeugung Po sitives schon längst in ausreichendem Maße firirte , ab in welchem alle Gewehre angewendet werden können ergo Linienstellung mit zwei Gliedern als derjenigen Form, und mehr auf den Menschen und seine Eigenschaften als Krieger hingelenkt werden müſſe , als dies seither der welche die Feuerkraft am besten sichert. So wahr an und Fall war. Die Güte des Gewehrs unterliegt einem re für sich der Vordersaß ist, so unwahr ist der Schluß, wenn lativen Begriffe, ein schlechter und ungeübter Schüß wird . man damit , wie ernstlich geschehen , eine absolute Regel, ein positives Gesez festgestellt haben will ; er wird zur in Bezug auf Feuerwirkung eben so wenig leisten , als der beste Schüß , der sich der Gefahr entzieht oder ihr | Paradore , sobald eine feindliche Kugel in ihr einschlägt, nicht zu troßen vermag , aber beide werden Alles leisten, denn das erste beste Blatt der Kriegsgeschichte lehrt , daß wenn sie gute Soldaten sind, wenn ihnen Herz und Kopf unter Verhältnissen, die den heutigen am ähnlichsten waren, auf dem rechten Flecke ſizen und auch während der Ge die meisten Schlachten durch Bataillonscolonnen mit Ti railleuren in den Intervallen gewonnen worden sind. müthsbewegungen allda verbleiben. Aber die Erreichung Eine andere für nothwendig gehaltene Folge der verbesserten dieses hohen Ziels wird durch die Redensart nicht begün ſtigt, daß man dem Feinde unerschrocken und unaufhaltsam Waffe erblickte man in der Verkleinerung_der_taktiſchen an den Leib rücken müſſe. Gleichwohl findet sich diese Körper und räſonnirte folgenderweise : Mit der Größe des Forderung in vielen taktischen Lehrbüchern ; wir fragen | Zielobjekts wächst die Wahrscheinlichkeit des Treffens, folg billig , geschieht denn genug , um sie aus den Büchern lich darf man jezt um so weniger in großen Massen auf treten, als das Gewehr zuverlässiger geworden ist und heraus und ins dienstliche Leben einzuführen ? seltener sein Ziel verfehlt. Wer wird die Wahrheit ver Die weiteren Betrachtungen beziehen sich auf einen kennen wollen , daß ein kleines Zielobjekt schwieriger zu Saß, der uns als die wesentliche Folge erscheint, die aus treffen ist , als ein großes ? Wer aber , wie angegeben, der Untersuchung über den Werth der Waffe und über die schließen wollte , der würde sich einer großen Täuschung Natur des Krieges resultirt und also lautet : Man biete alle geistige Kraft auf, um den moralischen Werth hingeben und im Ernstfalle zu taktischen Vornahmen verleiten laſſen , die ihm die bedenklichsten Verlegenheiten des Heeres zu fördern und für den Krieg zu sichern. - Ein einzelner Mensch mit ſittlichen Eigenschaften wirkt bereiten müssen, weil sie unter Umständen mit den gebie Großes , eine Verbindung vieler solcher sittlichen Kräfte tenden Nothwendigkeiten im Kriege in harten Widerspruch wirft Wunder. Die Aufgabe unserer Zeit , namentlich gerathen. Gleichwohl haben die Theoretiker der ersten der mörderischen Waffe gegenüber , besteht darin , einen Art nichts emfiger zu thun gewußt, als mit allen rhetorischen alten Sag zur Wahrheit, nämlich aus Menschen Soldaten Künsten das Lineargefecht , die Anderen die Compagnie

colonnen- und Tiraillenrlinien anzupreißen und Linien und Compagniecolonnen waren bei ihnen schon fir und fertig. Nicht minder gewagt erscheint die Folgerung, daß das verbesserte Gewehr die Umwandlung der Gesammtinfanterie in leichte erheische , daß sie wenigstens immer mehr den Charakter der letteren annehmen müsse. Leichte Truppen find nüßlich , wenn sie das Wesen ihres Berufs erfüllen. Die Taktif bedarf leichter und schwerer Infanterie , die Ungleichheit der Menschen und die Mannichfaltigkeit der triegerischen Verhältnisse rechtfertigt eine Eintheilung der Infanterie für spezielle Zwecke. Aber der taktische Beruf der Linieninfanterie wird durch das nene Gewehr nicht alterirt und man wird ihr unbedenklich das Laufen der chasseurs à pied ersparen können. " Man gieng noch weiter und bewies an beliebigen Fällen , daß diese oder jene Form unüberwindlich mache. Ift wohl taktischer Sinn in den Beweisstücken, mit welchen dargethan werden sollte , daß der eine Gegner, in Linie aufgestellt , ein lebergewicht haben müſſe , weil all seine Gewehre Feuer speien und seinen anders geformten Feind abſolut niederschmettern würden. Will man ein durch das verbesserte Gewehr gebotenes formelles Verfahren anschaulich machen , so bleibt nichts übrig , als die Kriegsgeschichte zur Hand zu nehmen und ein Beispiel herauszusuchen, von welchem die begleitenden Umstände genau bekannt sind und dann fritisch zu untersuchen , welchen Nuzen es gehabt hätte , in den einzelnen Momenten des Gefechts dieſe oder jene Form zur Anwendung zu bringen. Man wird auf diesem Wege unschwer zur Ueberzeugung kommen, daß allgemeine Regeln über den Gebrauch und die Art der Formen nicht gegeben werden können und daß daher nichts undankbarer, fruchtloser , sogar schädlicher iſt, als die Bemühung, an Beispielen, die in der aufgestellten Art vielleicht nie dagewesen sind und vielleicht auch nie vorkommen , die Nüßlichkeit eines formellen Verfahrens beweisen zu wollen. Der Krieg allein kann unser Rath geber sein , er zeigt , wie und in welcher nummerischen Stärke der Angreifer , wie der Vertheidiger in gegebenen Fällen gestanden hat, von welcher Beschaffenheit das Terrain war, von welcher und von wie viel Reiterei und Artillerie beide secundirt waren , in welcher moralischen Stimmung ſie ſich befanden , welche Märsche , Gemüths : indrücke und Entbehrungen vorausgegangen waren, bevor es zum Schla gen kam , welchen Grad der Einübung und Disciplin ſie erlangt hatten, welche Wirkungen von dem Gebrauche der Feuerwaffen unter Berücksichtigung atmosphärischer Einflüſſe vorauszusehen waren u. f. w. Mit der Kenntniß dieser Dinge läßt sich combiniren und darüber absprechen, ob es geboten oder rathsam war , sich in dieser oder jener Form zu bewegen. Ein blos theoretisches Räſonnement verwirrt den Gesichtspunkt , von welchem aus das taktische Urtheil gebildet werden soll, und anstatt aufklären, kommt Unklar heit in die Vorstellung, wohl auch Vorurtheil und sobald Rathlosigkeit. der Ernstfall die Widersprüche zeigt, Die guten sowohl wie die fehlerhaften Ausführungen der formellen Taktik laffen sich daher nur aus dem Kriege selbst erkennen, denn blos das Studium des Kriegs führt zur

Würdigung des Werthes der verschiedenen Stellungs- und Fechtarten. Die Uebergänge von der einen zur anderen Stellung und die Wahl der Formen geben sich dem wahren Taktiker von selbst , der sicherlich stets nach dem leicht Ausführbaren , Einfachen und Natürlichen greifen wird, weil ihm die Gefahren des Krieges vor Augen schweben, die er nicht durch künstlich construirte Formen wird ver mehren wollen. Die Theorie kann sich nur mit Andeu tungen befaffen, die, wenn auf eine gründliche Untersuchung der Natur des Krieges gestüßt , nichts desto weniger sehr lehrreich sein können , und in concreten Fällen als Weg weiser dienen. Wir bezweifeln daher, daß das verbesserte Gewehr zur Aufstellung eines positiven Gesezes für die Elementartaktik berechtige. In einem fünftigen Kriege werden möglicherweise nene Formen auftauchen, dann wird es aber nicht der Meinungskampf sein , der sie erſchuf, sondern das Genie eines Feldherrn, dessen Vorbild künftigen Wenn die Theorie Geschlechtern zur Richtschnur dient. gleichwohl eine ihr zugestandene Berechtigung hat, so darf Der diese doch nur in der Erfahrung gesucht werden. heutige Standpunkt der Erfahrung bietet jedoch noch keinen untrüglichen Anhalt zur Begründung einer neuen taktischen Wahrheit. Der Krieg in der Krim kann hierbei nicht zu Rathe gezogen werden , da die Angreifer nur theilweise, die Vertheidiger zuerst im Laufe des Krieges und da nur spärlich mit den neuen Waffen auftraten. Erst wenn das Gleichgewicht der Bewaffnung hergestellt sein wird , kann der Maßstab zur Beurtheilung des Einfluſſes der verbesserten Waffe aufdie Kriegführung überhaupt und insbesondere auf das taktische Formenwesen ein sicherer werden. Indeß hat die Erfahrung im orientalischen Kriege , so einseitig die Güte und das Verhältniß der beiderseitigen Waffen auch gewesen sein mögen, doch gezeigt, daß die Angreifer nicht wegen des beſſeren Gewehrs fiegten, die Vertheidiger nicht wegen Mangels an demselben unterlagen. Die Ursache der Entscheidungen lag in der Führung der Truppen und es läßt sich ohne Wagniß behaupten , daß der Sieg der Franzosen vollständiger gewesen und rascher herbeigeführt worden wäre, wenn nicht ihre intelligentere Führung und bessere Bewaffnung in dem moralischen Gehalte der Ruffen ein Gegengewicht gefunden hätten , durch welches sich die Wir sind der Hartnäckigkeit der Kämpfe erklären läßt. Ansicht , daß die Franzosen mit den gerühmtesten Formen der taktischen Reformfreunde feinen Augenblick schneller zum Ziele gelangt wären, weil wir zu sehr die Ueberzen gung in uns tragen , daß Geist und Gemüth taktische Größen bilden, die immer den Ausschlag geben und über die rationellsten Formen siegen werden. ( Schluß folgt. )

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Kleinere Mittheilungen.

Zur Formation der Infanterie auf 2 Glieder. * Der „ Spectateur militaire" vom Dezember v . J., indem er an der Spiße der Uebersicht der jüngst in Frankreich stattgefundenen militärischen Veränderungen die von uns in Nr. 48 der Neuen Mil.-Ztg. gegebene Notiz bringt : daß in

Zukunft ſämmtliche französ. Truppen zu Fuß die Formation | Conſcribirten auf zwei Gliedern und wurden an keinem auf 2 Glieder annehmen würden, - bemerkt dann im Wei Theile geworfen. Der Marſchall Gouvion Saint-Cyr, welcher diese Thatsache berichtet , war nicht weniger als der Kaiser teren Nachstehendes : gegen die Formation auf drei Glieder. " Es würde vielleicht" In Folge dieser Verordnung wird sich jede Compagnie, "Beloton" in zwei Abtheilungen von gleicher Stärke zerfallend bemerkt derselbe in seinen „ Gedanken über den Krieg “ , zu übertrieben sein, von Allem dem eine Reform verlangen zu die sich wieder in je zwei Unterabtheilungen scheiden- fol gendermaßen formiren : Die Corporale, je nach ihrer Größe | wollen, was im Kriege unnüß oder gefährlich ist . . . In auf dem rechten und auf dem linken Flügel der Unterabthet dessen gibt es so gefährliche Dinge , daß es nicht möglich ist, lungen im ersten Glied. Der erste Corporal wird mit dem sie zu dulden : ein solches ist der Gebrauch die Infanterie auf drei Glieder zu stellen, anstatt auf zwei, was zur Folge größten Manne der Compagnie die erste Notte, die beiden nächst größten Leute die zweite Rotte und so fort bis zur hat, daß wir in einem Gefecht mehr durch die Unsrigen ge lezten Rotte bilden, welche sich aus dem lezten Corporal und tödtete oder bleſſirte Soldaten haben als durch das Feuer dem kleinsten Manne der Compagnie zusammenseßt. Die des Feindes" . Der Marschall Marmont sagt seinerseits, daß nichts das dritte Glied rechtfertige und daß man im Kriege ungeraden und geraden Rotten werden eine Verbindung von Diesen Autoritäten, auf drei Gliedern nicht feuern könne. vier Mann bilden , welche man mit dem Namen „ Gefechts Kameraden" (camarades de combat) bezeichnen wird. Diese welche das Uebergewicht der Formation auf zwei Glieder proclamiren , kann man noch die Generale Pelet , Lamarque, Formation wird nur erneuert, wenn eine Beabschiedung, das Eintreffen von Recruten oder zahlreiche Veränderungen dieß | Fririon , Loverdo und Andere hinzufügen , von welchen wir noch den General Renard ( Chef des Generalstabes der bel nothwendig machen. gischen Armee) nennen, der so eben unter dem Titel „ Tac Die mit der Redaction der Ordonnanz von 1831 be= tique de l'infanterie en Europe" *) ein sehr bemerkenswer auftragte Commiſſion , hatte , ohne die Formation auf 3 thes Buch veröffentlicht hat, das von Seiten der unterrichteten Glieder ausschließend anzunehmen , immerhin geglaubt , dieſe Militärs der ernstesten Aufmerksamkeit würdig ist. als die gewöhnliche Formation beibehalten zu müssen, weil ste dieselbe als unendlich solider als diejenige auf zwei Glieder Die Commission von 1831 hatte , wir wiederholen es , erachtete und weil sie aus diesem Grunde dem Soldaten die Formation auf drei Glieder als gewöhnliche adoptirt ; mehr Vertrauen einflößen müsse. Ueberdieß lieferte sie, nach aber sie hatte zugleich erkannt , daß die Formation auf zwei der Ansicht der Commiſſion, innerhalb ein und des nämlichen Glieder die Mittel gäbe, die Linie auszudehnen und in Folge Raumes mehr Feuer. Friedrich II. hatte aus dieser Ursache davon fähig wäre oft angewendet zu werden. Sie hatte die Formation auf 2 Glieder , welche ihm der Fürst Leopold deßhalb die Regeln vorgeschrieben , um eine Abtheilung von von Dessau vorschlug verworfen ; aber die Erfahrung hat drei Gliedern auf zwei und umgekehrt' formiren zu können, gezeigt, daß die Soldaten auf zwei Glieder sechs Schüsse thun, damit in allen Fällen der commandirende Offizier diejenige während auf drei nur fünf Schüſſe (innerhalb der gleichen der beiden Formationen wählen könne ; welche er für die Zeit) geschehen und zwar wegen der Unordnung , welche das vortheilhafteste halten würde. Die commandirenden Generale Wechseln der Waffen und die beim Soldaten vorhandene der Orient-Armee benußten diese Latitude des Reglements , Abneigung sich der gewohnten Waffe zu entäußern , verur und unsere Infanterie focht in der Krim beinahe immer auf fadi. zwei Gliedern, namentlich in der Schlacht an der Tschernaja, Die großen Heerführer , welche die Kriege der Republik ebenso wie die sardinische Armee, wo diese Formation regle und des Kaiserreichs führten , haben die Formation auf 3 mentår iſt**) , und wie die englische Armee, welche die erste Glieder verworfen. Napoleon hatte erkannt , daß das Feuer in Europa war , welche den Gebrauch des dritten Gliedes des 3. Gliedes sehr unvollkommen wäre und daß es selbst abschaffte. dem der beiden ersten Glieder schade. Er sagt: " Diese For mation ist schlecht ; die Infanterie darf sich nur auf zwei Glieder rangiren , weil das Gewehr nur in dieſer Ordnung und am 13. October 1813 abgeschossen werden kann " , Fiteratur. übermittelte der „Major-Général" den Corps- Commandanten der großen Armee den Befehl die Infanterie auf zwei Glieder Memoiren des königl. preußischen Generals der zu formiren, weil der Kaiser das Feuer und die Ba= Infanterie, Ludwig von Reiche. Herausgege jonnette des 3. Gliedes als von keinerlei Wirkung ben von seinem Neffen L. v. Welgien, großherzgl . erachte * ). Drei Tage hernach, bei Leipzig, kämpften unsere oldenburgischem Hauptmann und Brigademajor. 2 work t

*) Der Augenblick, in welchem diese Formation eingeführt wurde, macht die dafür angegebenen Motive etwas verdächtig . Wenn der Kaiser so sehr von ihren Vorzügen überzeugt war, warum hat er sie nicht früher angeordnet ? Die zweigliedrige Stellung läßt sich ohne Zweifel durch den Hinblick auf Geist, Ausbildung und Bewaffnung der heutigen Armeen und durch gründlich durch geführte historische Vergleichung vollständig rechtfertigen , aber folche abgerissene geschichtliche Notizen haben wenig Beweiskraft. D. R. d . N. M. Z.

*) Bei Dumaine in Paris zu dem Preise von 5 Fr. erſchienen. **) Sardinien reiht sich demnach in der in Nr. 48 der Neuen Mil.-3tg. v . J. 1856 von uns gegebenen Uebersicht unter die Staaten, welche die Infanterie auf 2 Glieder formiren. Auch wollen wir hierbei weiter bemerken , daß uns neuerdings die Aussicht eröffnet worden ist, die in der bemerkten Uebersicht noch vorhandenen Lücken demnächst ergänzen zu können. A. d. C.

55 Bände gr. 8. Leipzig 1857. F. A. Brockhaus. (XIV. 353 und 443. S.) 48/s Rthlr.

Je mehr die an einen Staatsmann oder Feldherrn gestellte Erheischung , über Alles was er gewollt oder ge than hat die ganze und volle Wahrheit zu enthüllen, nahezu einen idealen Grad von Selbstverläugnung bei demselben vorausseßt, um so begreiflicher, daß dieser Er heischung gerade in den hinterlassenen Aufzeichnungen be rühmter Männer nur sehr ausnahmsweise vollständig Ge Daher erweisen sich nicht selten die nüge geleistet wird. Aufzeichnungen von weniger hervorleuchtenden Individuen, welche solchen berühmten Männern nahe gestanden haben, häufig als weit zuverlässigere Gesichtsquellen , als die Memoiren auch noch so hervorleuchtender Koryphäen einer bestimmten Zeitperiode. Insofern kann es wohl um so eher verschmerzt wer den, daß insbesondere die deutsche Literatur noch immer einen auffallenden Mangel an Denkwürdigkeiten solcher Männer nachweist, welche als Staatslenker und Feldherrn einen unmittelbar bestimmenden die Gestal tung der Geschicke des deutschen Volkes geübt haben. Ift doch anderseits ― zumal in dem leßt verflossenen Jahr dieselbe durch die Veröffentlichung von hinter zehnd laſſenen Denkwürdigkeiten von Männern , welche solchen Staatslenkern und Feldherrn wenigstens zeitweise nahe gestanden haben , nicht blos quantitativ sehr ansehnlich bereichert worden. Es zeichnet sich nämlich diese Klasse der deutschen Memoiren-Literatur fast ohne Ausnahme ganz besonders durch einen hohen Grad von Ehrlichkeit der Gesinnung derer aus , die solche verfaßten , und läßt so mit , was Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit anlangt, wenig zu wünschen übrig , so daß solche , namentlich als Geschichtsquelle, der zwar ungleich zahlreicheren und durch berühmte Namen blendenden, aber häufig nur um so mehr der fable convenue dienstbaren Memoiren-Literatur des Auslandes entschieden vorzuziehen ist. Auch die vorliegenden Memoiren des erst vor zwei Jahren verstorbenen Generals von Reiche gehören in diese Kategorie. Auch ihr Verfasser hat nicht zu denjenigen gehört denen es vergönnt war in einer großen Zeit un mittelbar maßgebend auf die Begebenheiten einzuwirken; aber er hat , wenn auch in untergeordnetem Range , doch solchen Männern damals nahe gestanden und dadurch Ge legenheit gehabt in entscheidenden Momenten Einfluß zu üben, und in Betreff der bewegenden Motive verschiedent lich tiefe Einblicke zu thun. Vor Allem aber , zeichnen sich diese Memoiren , bei aller Milde des Urtheils durch eine vollkommene rücksichts lose Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit der Gesinnung aus, weshalb sie auch nicht blos dem Militär von Fach, son dern auch dem deutschen Patrioten als eine vielfach eben so belehrende als genußreiche Lektüre auf das wärmste zu empfehlen sind. Dieses näher nachzuweisen , sei es uns gestattet in Nachfolgendem ein Resume ihres Inhaltes zur Mitthei lung zu bringen.

Von Geburt Hannoveraner, Sohn eines höheren hannöverischen Civilbeamten zu Nienburg , bestimmte sich Ludwig von Reiche , doch schon frühzeitig , noch nicht 14 Jahre alt , für den 盛 preußischen Militärdienst , und trat bemgemäß 1788 als Fahnenjunker in das damals zu We sel garnisonirende Infanterie- Regiment von Eichmann ein, in welchem er die Feldzüge von 1793-95 in den Nie derlanden und am Rhein mitmachte und ( 1793) zum Offizier befördert wurde. Wenn das innere Getriebe des preußischen Dienstes zu damaliger Zeit auch schon anderweitig , z . B. durch Wachholz u. A. vielfach anziehend geschildert worden ist, und fast als zur Genüge bekannt vorausgesezt werden. darf, so fügt Reiche dem gleichwohl manche nicht uninte tereffante Specialität bei. Wie ein Lebensbild , dem es leider auch in unserer Zeit an Doppelgängern nicht fehlen würde , erscheint uns 3. B. die Schilderung jenes Generals, der ſo oft im Laufe | der französischen Revolutionsfeldzüge , wo nothgedrungen von den starren Formen des Friedensdienstes abgewichen wer den mußte , es nicht unterlassen konnte ein ingrimmiges : Wartet nur nur!. Warter Wartet nut! nur! Kommt mich nur erst Warter wieder nach Wesel ! vor sich hinzumurmeln ; was er dann nach dem Basler Frieden wirklich auf's peinlichste wahr zu machen wußte. ――― Eine nicht unwichtige Notiz zur Geschichte der Entwickelung der Taktik der Infanterie ist es , daß bei den Desterreichern schon im Feldzuge von 1793 die Verwendung des 3. Gliedes um zerstreuten 179 Gefechte , durch Oberst Mack , zur reglementarischen Gel tung gebracht worden ist , während die Koryphäen der damaligen preußischen Taktik in Folge der an sie gestell ten Aufforderung : sich über den, nach Vorgang der Eng länder bei den Hannoveranern, Hessen und Braunschwei gern eingeführten Geschwindschritt gutachtlich zu äußern, übereinstimmend ――― als eine - ? durchaus denselben schädliche Neuerung bezeichneten. Wie begreiflich fonnte ein den Wissenschaften zuge wendeter Sinn, wie ihn Reiche besaß, im Getriebe dieses Dienstmechanismus auf die Länge fein Genüge finden, weshalb er auch 1796 sich entschloß in das Ingenieur Corps überzutreten, obgleich er damit nicht nur seine bis dahin in der Infanterie erlangte Anciennetät aufgeben, sondern auch noch sich resigniren mußte , in Gemeinschaft mit zum Theil noch im Knabenalter von 15 Jahren ste henden Eleven , einen 4jährigen Schulkurſus auf der In genieur-Akademie zu Berlin durchzumachen. Seine aus gezeichnete Qualifikation veranlaßte jedoch schon nach 2 Jahren seine Beförderung zum wirklichen Ingenieur-Offi zier, worauf er mehrere Jahre lang vorzugsweise im Lehr fache verwendet wurde, und während dieser Zeit auch durch Abfassung und Herausgabe der ihrer Zeit als Lehrbücher eine weite Verbreitung gefunden habenden "1 Feldfor tifikation und Baupraktik" sich literarisch einen Na men erwarb. Anfangs 1805 zum praktischen Festungsbau nach Danzig kommandirt , ward er bei der Mobilmachung im Jahre 1806 als s. g . Feldingenieur dem Generalstabe des

6 " Als die Erhebung des Jahres 1813 begann , ließ f. g. Corps der Avantgarde zugetheilt, welches der Herzog von Weimar kommandirte. Bergebens " suchte Reiche in Reiche nicht nach sich darum zu bewerben , einerlei , wie wo und in welcher Eigenschaft, wieder in die Aktive ver dieser seiner Stellung die von dem damaligen Hauptmann von Müffling angeregte Expedition des Weimarischen seßt zu werden, obschon der Chef des Kadetten-Corps ihm Corps, in der Richtung gegen Königshofen , als eine die die Versicherung gab, wenn er sich entschließen würde, bei ohnehin schon stattfindende unheilvolle Zersplitterung der demselben zu verbleiben, ihn zum Major in Vorschlag zu Streitkräfte nur noch vermehrende Maßregel , ju hinters bringen. treiben. Er fand damit leider kein Gehör, was zur Folge Seinen Wünschen entsprechend ward Reiche gegen hatte, daß das Weimarische Corps (9 Bataillons , 25 Es Ende März zum Generalstab verseßt und dem Vorkſchen kadrons) ohne einen Antheil an den stattfindenden Ent Corps zugetheilt, eine Stellung, welche einen seltenen scheidungsschlachten zu nehmen , erst den 15. October bei Grad von Selbstverläugnung verlangte. Des alten York Erfurt eintraf. Hier in den Strudel des allgemeinen schroffe Art gegen die seinem Stabe von außen zugetheil Rückzugs mit hineingerissen , gelang es solchem doch in ten Offiziere ist hinlänglich aus Droysen bekannt ; über dieß war der Führer der Avantgarde, General von Cors vergleichsweise leidlicher Verfassung bei Sandau die Elbe zu überschreiten. Die bekannte Ehrenhaftigkeit und Pflichtwandt , dem Reiche speciell zugetheilt wurde , ein systema tischer Gegner aller Generalstäbler. treue, welche der Herzog von Weimar hierbei bewies, ver Gleich zu seinem Debüt, den 26. März, erhielt Reiche dient als ein Licht in der Nacht jener Zeit in der Ge Wie hier als preußischer schichte aufbewahrt zu werden. den Auftrag , binnen drei Tagen bei Roslan eine Brücke " General , so hat er sich damals und später als deutscher | über die Elbe zu schlagen, obschon dazu nicht weniger als nahezu Alles mangelte. Wie meisterhaft er sich dennoch Fürst bewährt, so daß noch kürzlich mit Recht von ihm gesungen werden konnte : dieses Auftrags entledigt , mag man im 2. Hefte des "Hätte Jedermann gethan gleich Dir. Jahrgangs 1836 des Archivs für die Offiziere des preu Es wehten heute , ein Siegespanier sischen Artillerie- und Ingenieur-Corps nachlesen, wo die Vor einem einigen Volk und Heer ausführliche Beschreibung dieses Brückenschlags , als mu Vom Appenin zum dänischen Meer." ftergültiges Beispiel aufgenommen ist. Gleichwohl ward ihm hierfür zunächſt ſtatt Anerkennung nur der von York Die ferneren Schickſale ſeines bisherigen Corps an langend, so beabsichtigte man bei demselben, nachdem man ausgesprochene Tadel zu Theil : daß die Brücke viel zu durch den nachmaligen General von Pfuel Nachricht über schmal sei und daher nichts tauge, obschon solche 14 Fuß breit war und Reiche sie überhaupt nicht breiter zu die Katastrophe von Prenzlau erhalten hatte , nach Ro stock zu marschiren und auf den daselbst vorfindlichen machen im Stande gewesen war , als die Länge der vor Schiffen sich zur See nach Danzig oder Kolberg zu wen gefundenen Belagbretter gestattet hatte. den , weshalb auch Reiche im Laufe des 1. Novembers Das Gefecht bei Merseburg und die Schlachten bei nach Rostock vorausgesendet wurde. Inzwiſchen stieß das Lüßen und Baußen boten Reiche Gelegenheit zu anderen Corps noch am nämlichen Tage mit dem Blücher'schen | Verdiensten ; mehrfach gelang es ihm durch sein persön zusammen und theilte das bekannte Schicksal des leßteren. liches Beispiel faltblütigster Todesverachtung , einzelne er Reiche war auf die Nachricht vom veränderten Entschluß | schütterte oder im Zurückweichen begriffene Truppenab von Rostock direkt nach Lübeck geeilt, wo er in Folge der theilungen zum ſtandhaften Ausharren zu ermuthigen oder heftigen Anstrengungen erkrankte und bei der Erstürmung zu sammeln und von Neuem vorzuführen . Hierbei bes am 6. November mit in Gefangenschaft fiel. Er gibt gegnen wir einem interessanten Beleg zu der von General hier als Augenzeuge eine lebendig bittere Schilderung der Vermolow bei Kulm geltend gemachten Ansicht bezüglich 48 Stunden währenden Gräuel , womit die Franzosen der Schonung der rufſiſchen Gardetruppen. In der Schlacht bei Baußen gab nämlich der Commandeur der russischen ihren Sieg entehrten. Seine Meinung , als hätte eine Sorglosigkeit Scharnhorst's das Unglück hauptsächlich mit Garde Cavalerie dem nachherigen General von Valentini, verschuldet, müssen wir jedoch nach der gründlichen Schil- | als solcher denselben aufforderte in einem kritischen Mo derung dieser Katastrophe bei Höpfner II. 275 ff. für mente Hülfe zu leisten, verwundert zur Antwort : Glauben irrthümlich halten. Sie denn etwa , daß der Kaiser dazu seine Garde- Cava lerie hat um sie hier todtschießen zu lassen. In Folge der , den meisten gefangenen preußischen Während des Waffenstillstandes zum Major beför Offizieren gewordenen Gestattung : sich auf Ehrenwort in dert und beauftragt ein 1811 von ihm entworfenes Pro ihre Heimath begeben zu dürfen , ging auch Reiche nach seiner Wiedergenesung Ende Dezember zunächst in sein jekt eines verschanzten Lagers bei Spandau zur Ausfüh elterliches Haus nach Nienburg , wo er 2 Jahre lang rung zu bringen , welcher Auflage er sich mit gewohntem Eifer und Geschick entledigte , ward Reiche sodann dem verweilte, indem es ihm lange nicht gelingen wollte, Wie Generalstabe Bülows zugetheilt, und fand hier gleich Ge deranstellung zu finden. Erst 1809 fand solche zunächst wieder im Ingenieur- Corps statt , aus welchem er jedoch legenheit , auf eine so glückliche Weise einzugreifen , daß bereits 1810 wieder in's Lehrfach übertrat, indem er als ihm die Geschichte dafür ihre Anerkennung schuldig ist. Stabs - Capitän zum Kadetten- Corps nach Berlin ver Als nämlich der Feind nach Auffündigung des Waf fenstillstandes angriff, in überraschender Weise bei Witt sezt wurde.

7 stock die äußere Postirungskette forcirte und sich der Ort schaft Großbeeren bemächtigte, faßte General von Bülow den Entschluß , den anfänglichen Plan , die zur Rettung Berlins zu liefernde Schlacht in der vorliegenden Ebene zu schlagen , aufzugeben , und sich in die auf dem Temp lower Berge, dicht vor Berlin angelegte Schanzenlinie zu rückzuziehen. Eben war er im Begriff den um ihn ver sammelten Brigade-Chefs die deßfallfigen Befehle zu er theilen, als Reiche von einer Rekognoscirung des Feindes zurückkehrend , ihm die Gefahren dieses Plans und die Vortheile eines plößlichen Angriffs auf den unvorsichtig vordringenden Feind , so beredt zu schildern wußte , daß Bülow nach kurzem Nachsinnen in die Worte ausbrach: Reiche kann Recht . haben. Wir greifen an , und sofort statt jener Rückzugs eine Angriffsdispoñtion ertheilte. Der Erfolg ist bekannt. Wie entscheidend der Sieg bei Großbeeren auf den Gang der allgemeinen Begebenheiten mit eingewirkt hat, wird noch neuerdings durch die Denke würdigkeiten des russischen Generalquartiermeisters Grafen Toll bestätigt. Bülow hatte das Verdienst Reiches nicht verschwie gen ; auch General von Borstell nach Empfang der An griffsdisposition laut gegen seine Umgebung geäußert : wenn Berlin hente gerettet wird , so haben wir es dem Major von Reiche zu danken. Gleichwohl ging dieser, bei Vertheilung der für diesen Sieg reichlich ausgetheilten

Orben leer aus. Er sagt darüber im grellen Gegensat zu manchen heutigen Erscheinungen so : schön als edel: „Ich fand hinreichenden Lohn in meinem Bewußtsein, denn wo so große und wichtige Dinge in Frage standeu wie damals , da traten dergleichen äußere Zeichen überall in den Hintergrund." Eine späte Anerkennung, ehrender als eine Dekoration , erhielt er durch ein Handschreiben des Prinzen von Preußen , als auf dessen Veranlassung 1853 der 40. Jahrestag der Schlacht bei Großbeeren ge 1 feiert wurde. In dieser schönen Selbstverläugnung erin nert Reiche an einen Blücher, Gneisenau und Grolmann, die dem trefflichen Geist des Heeres auch in dieser Tus gend , ohne, welche es nie ein Leipzig gegeben und die Eache der Verbündeten nie gestegt hätte, zum Vorbild dienten. Ein Glanzpunkt in der preußischen Heeresge schichte, der um so heller dasteht , als wir leider aus dem Benehmen Yorks und aus den ärgerlichen Auftritten Tauenziens gegen Bülow, Borſtells gegen Tauenzien und aus den ruhmredigen Denkwürdigkeiten Müfflings wissen, daß auch in jener großen Zeit viele unter den Comman direnden von Eifersüchtelei und Selbstsucht nicht frei wa ren ; fast denkt man dabei an die ähnliche Erscheinung, welche General Foy in der Einleitung zu seiner Histoire de la guerre de la Péninsule in Bezug auf das franzö fische Heer so schmerzlich beklagt. (Schluß folgt.)

Nachrichten.

Preußen. Zu Danzig wird eine See - Artillerie - Com pagnie neu gebildet, zu welcher das 1. u. 2. Artillerie Regiment (zu Stettin und Königsberg) die Offiziere und Mannschaften stellt. Großbritannien. ms. Die königl. reitende Artillerie ist um zwei „ Troops " (Compagnien oder Batterien) vermehrt worden , welche die Bezeichnung G und K Troop führen werden. ms. Durch einen Tagesbefehl, datirt Horse Guards “ den 14. Dezbr. 1857, hat der Herzog von Cambridge als Ober-Befehlshaber der Armee (General commanding in Chief) den Kriegsgerichten größere Strenge gegen solche Offiziere empfohlen, die sich schwere Dienstvergehen zu Schulden kommen lassen. Vor Kurzem war der Fall vorgekommen, daß zwei Offiziere vom Kriegsgerichte wohl verurtheilt, aber der Gnade der Königin empfohlen wurden. Der Eine war längere Zeit ohne Urlaub von seinem Corps abwesend gewesen, der Andere hatte sich fortgesetter Verachtung der Befehle seiner Vorgeseßten sowie tadelhaften, für einen Offizier und Gentlemen ungeziemenden Betragens schuldig gemacht. In beiden Fällen hatte der Herzog die Gnadenempfehlung zurückgewiesen und findet sich nun veranlaßt die Kriegsgerichte darauf aufmerksam zu machen, daß Jugend und Unerfahrenheit einen systematischen Un gehorsam gegen Befehle sowie überlegte Falschheit nicht be

schönigten, und daß er ernſtlich wünſchen müſſe : die Offiziere, welche in die Kriegsgerichte berufen würden zögen vor einer Empfehlung an die Gnade der Königin die vorkom menden Fälle in reifliche und ernstliche Erwägung, da sonst der Ehre und der Disciplin ernstliche Gefahr drohe. MA. Unlängst find die ersten der 25 kleinen eiser nen Schrauben Kanonenboote , welche von der oftin dischen Compagnie für den Dienst in Indien bestellt wur den, aus den Werkstätten zu Woolwich angekommen. Es wurden Versuchsfahrten mit denselben gemacht, welche zu friedenstellende Resultate ergaben. Die Kanonenboote machten 9 Knoten in der Stunde. Man hatte bisher noch kein so vollkommenes Muster derartiger kleiner Fahr zeuge gesehen. Die Kanonenboote sind für den Dienst in den zahllosen kleinen Buchten des Ganges , der Jumna und der anderen indischen Flüssen bestimmt. Sie dürfen nur 2 Fuß Tiefgang haben. Jedes Kanonenboot hat ein 12 pfd . Geschüß und dieses ist wesentlich beweglich ; es fann von einem Ende des Fahrzeugs zum andern geführt werden und nach jeder Richtung hin feuern. Der Bau dieser kleinen Fahrzeuge erregt große Bewunderung . Rußland. Bei der Artillerie - Schule in St. Petersburg ist ein Muster- Laboratorium eingerichtet worden , in welchem die Zöglinge des Instituts die Anfertigung aller in den Artillerie-Laboratorien gewöhnlich zu fabricirender

Gegenstände wie : des Pulvers , der Munition aller Art, der Kriegsfeuerwerke 2c. praktisch erlernen sollen. Türkei.

Der Triester 3tg. " wird aus Pera den 12. Dezbr. geschrieben: "Zu den vielen Erlaffen des Kriegsministeriums, welche das Interesse des Publikums in leßter Zeit so sehr in Anspruch nahmen , gesellen sich nun noch die Befehle zwei neue Corps zu organisiren, nämlich einige Bataillone Bergfäger und einige Batterieen Bergartillerie, sowie die ganze Infanterie so schnell als möglich mit Carabineru*) zu bewaffnen. Ein weiterer bemerkenswerther Beschluß des Kriegsministeriums ist der, daß in Anerkennung der Tüch tigkeit der deutschen Offiziere dieselben beinahe sämmtlich nach bedeutenden Festungen in den Provinzen gesandt wurden , um die Renovirung derselben zu leiten und Die zugleich die betreffende Besazung zu instruiren. Vertheidigungswerke am Bosporus wurden dem bekannten Obersten Wageman zur Leitung übergeben , während an die Dardanellen drei der talentvollsten bisherigen Instruc toren gesandt wurden. Der würdige Chef dieser Inftruc toren und im vollsten Wortſinn der Gründer der neuen türkischen Artillerie, der Generallieutenant Kußtowsky , Ferik Muglis Pascha, muß nun die Geſellſchaft der meiſten dieser Herrn entbehren, und widmet seine ganze Thätigkeit dem Artillerieconseil in Tophana , welchem er abwechsend mit Wie viel Fethi Achmet und Rustem Pafcha präsidirt. n Offizieren zu ausländische diesen Pforte die auch aber verdanken hat , so weigert sie sich doch standhaft andere neuerdings in die Armee aufzunehmen. Gewiß mehr als vierzig Offiziere aus den verschiedensten Ländern befinden sich hier um irgend eine Anstellung im Heer zu erwerben, ohne daß dieß andern als zwei deutschen Artillerieoffizieren für jest geglückt wäre. " Vereinigte Staaten von Nordamerika. Die Botschaft des Präsidenten an den am 7. Dezbr. vorigen Jahres eröffneten Congreß enthält folgende auf die Armee und Marine der Vereinigten Staaten bes zügliche Stellen : *) Der Gorreſpondent meint wohl die Einführung gezogener Ge= d. Ned. wehre. -

Die

„Neue Militär - Zeitung“

Ich übermittele Ihnen beifolgend die Berichte, welche mir die Secretäre des Kriegs und der Marine übermittelt haben. Sie enthalten sehr werthvolle Mittheilungen und wichtige Vorschläge , welche ich der geneigten Beachtung des Congreſſes empfehle. Ich habe bereits die Aushebung von vier weiteren Regimentern (gelegentlich der Darlegung der bezüglich Utah bestehenden Verhältnisse) empfohlen und der Bericht des Kriegssecretärs enthält die Gründe dafür, um darzuthun, daß diese Vermehrung der Armee unter den gegenwärtigen Verhältnissen unerläßlich ist. Ich wünsche ferner, die besondere Aufmerksamkeit des Congresses auf die Empfehlung des Marineſecretārs zu lenken, betreffend den Bau von zehn kleinen Kriegsdampfern mit geringem Tiefgange. Seit mehreren Jahren war die Regierung bei vielen Gelegenheiten genöthigt , den Bau ähnlicher Fahrzeuge Privaten zu empfehlen um dringenden Bedürfnissen zu entsprechen. Im Augenblick besißt unsere Marine keine Fahrzeuge, welche in die chinesischen Flüsse einlaufen können . Wir haben nur wenige , welche in eine der Baien im Süden von Norfolk einlaufen können , obwohl im fremden und nationalen Handelsverkehr Millionen in diese Baien ein und ausgehen. Ebenso sind einige der wichtigsten Punkte unserer Küsten noch ungeschüßt. Die erwähnte Art Fahrzeuge, welche geringen Tiefgang sowie einen schnellen Lauf haben und dabei schwere Kanonen führen , würden eine tüchtige Vertheidigung für unsere Küsten sein. Der Betrag der Anschaffung würde nicht groß und die Kosten um solche in Commission " zu behalten , vergleichweise gering sein. Im Frieden sind solche auch wirksamer und oft nüß licher als viel größere Fahrzeuge. Eins oder zwei fönnten auf jeder Station sein, wo wir eine Escadre haben, und drei oder vier dürften an unseren Küsten des atlantischen und des stillen Oceans beständige Verwendung finden. Das Dekonomische, Nüßliche und Wirksame vereinigen sich um diese Fahrzeuge als beinahe unerläßlich zu empfehlen. Zehn derselben würden von einem unberechenbaren Vortheil für den Dienst sein und der Gesammtpreiß ihres Bau's dürfte die Summe von 2,300,000 Dollars (230,000 D. für ein jedes ) nicht übersteigen.

erscheint seit

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Juli

1856

kann durch die Poft, oder auf dem Wege des Buchhandels bezogen werden. eines Semester's (halben Jahres) 4 fl. rhein.;

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Darmstadt, im Januar 1858.

Schriften

„Neuen „ Neuen Militär-Zeitung“ ) ,

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des Unterzeichneten erbeten. Joh. Ph. Diehl.

Verantwortliche Redaction : Hauptmann Fr. Scholl. - Verlag von J. P. Diehl. - Druck von H. Brill.

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|

Neue

Militär

Herausgegeben von

einer

Dritter

No.

2.

-

Beitung .

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Jahrgang.

Darmstadt, 9. Januar.

Auffäße. Die Schießischule zu Hythe. Während man in Frankreich schon lange mit den verschiedensten gezogenen Handfeuerwaffen und Spigge schoffen experimentirt hatte , erkannte man in England noch immer unter der Autorität eines eisernen Helden der alten Schule in der glatten Kommißflinte (Brown Bess) allein alle erforderlichen Eigenschaften der Kriegstüchtigkeit , bis endlich im Jahre 1852 Versuche mit der Miniébüchse zu Woolwich den Werth dieſer Waffe darthaten und die öffentliche Meinung rasch für die Neuerung gewannen. Im bald darauf ausgebrochenen orientalischen Kriege war man beslissen , die Truppen mit der nach Pritchett modificirten neuen Waffe auszurüsten ; aber der Mangel an Uebung in ihrem Gebrauch verhinderte , daß mehr in die Augen springende Erfolge erzielt wurden. Denn 3. B. im Gefecht bei Balaklawa wurde die auf die Hochländer brigade anreitende russische Kavalerie auf 200 Ellen mit einer Salve empfangen , ohne einen einzigen Mann zu verlieren. Dagegen schreiben die Russen ihre großen Ver lufte bei Inkerman der Wirkung der gezogenen Waffen der Alliirten zu , wobei aber wohl ihre eigenen dichten Massen die größere Schuld getragen haben mögen. Um nun das Schießen mit der trefflichen Waffe mög lichst rationell und in der ganzen Armee gleichförmig zu betreiben , gründete Lord Hardinge im Juni 1853 die im Titel genannte Anstalt , in welche Offiziere und Unter offiziere in bestimmter Zahl kommandirt werden , um als Instructoren zu ihren Regimentern zurückzukehren. Gegen wärtig ist Oberst Hay Kommandant und Oberstlieutenant Wilford Oberinstructor der Schießschule. Im Nachfolgenden wollen wir im Wesentlichen einen interessanten Auffaß aus der Feder eines englischen Be suchers der Anstalt wiedergeben , welcher in Colburn's United Service Magazine abgedruckt ist. Der Instructionskursus umfaßt : das Anschlagen, Zie len , Distanzschäßen , Reinigen des Gewehrs , die Kennt niß seiner Theile , das Patronenfertigen , Scheibenschießen Man und die Theorie der Projektile und ihrer Bahnen. Man

1858.

legt ein besonderes Gewicht auf Stellung oder Lage wäh rend des Anschlags und gibt der knieenden den Vorzug. Dabei läßt sich der Schüße auf das rechte Knie nieder und stüßt den linken Ellbogen auf das linke Bein, dessen unterer Theil senkrecht steht. Das Zielen wird von 100 bis zu 900 Ellen (Vards) geübt und zwar über Sand säcke , welche auf ein leicht transportabeles Gestell gelegt werden. Bei dem so wichtigen Distanzschäßen werden Leute von 50 bis zu 600 Ellen ausgestellt , um die verschiedes nen abgemessenen Entfernungen zu bezeichnen , und man lenkt die Aufmerksamkeit der Mannſchaft beſonders darauf, sich zu merken , wie die Leute dem Auge auf nähere und weitere Abstände erscheinen. Später schickt man einzelne Leute auf unbekannte Strecken aus und läßt sich die ge schäßte Entfernung in leisem Tone von jedem Zögling mittheilen , der alsdann zu seiner Vergewiſſerung die Strecke selbst abzuschreiten hat , welche außerdem noch mit der Meßkette abgemessen wird. Diese Uebung des Auges hält Oberst Hay mit Recht für sehr wichtig , aber auch für zuverläſſiger als 2 von ihm erprobte Distanzmesser : Rahon's Mikrometer und das Stadien Teleskop. Wir wollen nun den Hergang eines zu Hythe ge machten Versuches beschreiben , um die Wirkung zu ers messen , welche von einer Abtheilung von 35 Schüßen in einer Plänklerkette gegen eine auf Vierteldistanz geschlossene Bataillonscolonne von der Tiefe von 10 Compagnieen er zielt werden könnte. Von dem Detachement hatten nur 3 schon früher die Schule besucht , von den llebrigen 10 nie aus einer gezogenen Muskete geschossen , und die An deren zwischen 10 und 40 Patronen verfeuert , bevor sie den diesmaligen Kurſus zu Hythe durchmachten. Man hat gefunden, daß die Kugel einer Enfieldmuskete 6 Fuß sinkt, während sie auf 600 Ellen Distanz über einen Raum von 60 und auf 800 E. D. über einen von 40 Ellen fliegt. Daher ist es einleuchtend, daß Geschoffe, welche über die vordere Abtheilung einer Bataillonscolonne weggehen, in den hinteren Abtheilungen noch bedeutenden Schaden an zurichten vermögen. Da eine Bataillonscolonne von 10 Compagnieen von je 35 Rotten ungefähr 50 Ellen Tiefe hat , so folgt, daß,

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10

wenn auf 600 Ellen eine Kugel so abgeschossen ist, daß fte 5 Fuß über die Frontabtheilung hinweggeht , sie den noch der Colonne Schaden zufügt , und daß ein Verschäßen um 60 bis 80 Ellen nicht nothwendig ein Fehlen der Colonne bedingt , sondern daß der Schuß immer noch dies seits der lezten Abtheilung die Köpfe der Leute treffen kann auf der anderen Seite werden alle Schüsse, welche nur um ein paar Ellen zu kurz gehen , durch Rikochettiren einschlagen. Man muß deßhalb wohl beim Schießen auf Objecte von geringer Ausdehnung , wie auf den Treffpunkt der Scheibe, außerordentlich genau die Entfernung schäßen, dagegen können ohne solche Genauigkeit die Kugeln einer Plänklerlinie gegen eine Colonne noch sehr mörderisch werden , wenn die Leute überhaupt genügend dazu einge übt find. Um den Werth dieser Betrachtungen praktisch zu er weisen , stellte man zum folgenden Versuche auf 50 Schritt Abstand 2 Scheibenlinien von 60 Fuß Länge und 6 Fuß Höhe auf, um die Tiefe einer Bataillonscolonne mit Com pagniefront von 35 Rotten zu bezeichnen. Die Front scheibe war von Gußeisen , so daß die hintere Leinwand scheibe nur von denjenigen Projectilen getroffen werden konnte, welche über die vordere hinweggegangen waren ; der Boden am Scheibenstand war vollkommen eben. Um nun die Bedingungen , unter welchen man feuerte , der Wirklichkeit des Krieges möglichst nahe zu bringen, ent schied man sich, folgende nachtheilige Verhältnisse einwir fen zu lassen : 1 ) Man wählte zu dem Versuche einen Tag, an wel chem ein so heftiger Wind wehte , daß die Scheiben kaum aufrecht gehalten werden konnten , ungeachtet ihre Stüßstangen 3 Fuß tief in den Kiesboden ein gerammt waren. 2) Die Leute hatten vor dem Beginne 3 Stunden Felde dienstübung , so daß sie also schon ein ziemlich har tes Tagewerk vollbracht hatten. 3) Zehn blinde Patronen waren an jenem Morgen per Mann schon verfeuert worden , so daß die scharfen Patronen mit Schwierigkeit in den Lauf der unge reinigten Muskete einzuführen waren. *) 4) Die Scheiben waren auf Kiesgrund **) geſtellt, wel cher das Rikochettiren weniger begünstigt , als ge wöhnlicher Grasboden.

Die Abtheilung war in 2 Sectionen getheilt und fam auf dem Wege von Dymchurch anmarſchirt, von wel chem sie die Aufstellung nur stellenweise durch die Lücken im Gebüsche erkennen konnte. Die erste Section war in eine Tirailleurlinie hinter einem ansteigenden Grund aus gedehnt, die zweite diente als Unterstüßung. Das ganze avancirte , bis die Kette eine Höhe erreichte , wo sie an hielt und von der sie die Entfernung bequem abschäßen konnte. Auf dieser Entfernung , welche nachmals zu 820 Ellen abgemessen wurde , wurden 10 Patronen per Mann verfeuert , worauf die Section im Vormarschiren weitere 10 Patronen abfeuerte , nach 550 Ellen anhielt und den Rest von 30 Patronen per Mann verschoß. Alsdann löste die andere Section ab und verschoß 10 Patronen auf der Stelle , 10 Patronen während des gliederweise ab wechselnden Rückzugs * ) , und die verbleibenden auf unge fähr 800 Ellen Entfernung. Die 35 Mann verfeuerten hiernach im Ganzen 1050 Patronen. Zu bemerken ist , daß die Leute beim Abſtand schäßen auf ihre eigene Beurtheilung angewieſen waren. In Rücksicht auf den heftigen Wind wurde nach der rech ten Seite der Scheibe gezielt. Von jenen 1050 Schüſſen trafen 379 die vordere , 238 die hintere Scheibe, im Gan zen ergaben sich also 617 Treffer oder 58 pCt. Von den 379 Treffern waren 293 directe ; die Zahl der Rikochette auf die Leinwandscheibe konnte nicht ermittelt werden. Nimmt man die Stärke der Colonne zu 700 Mann an und zieht 1/10 der Treffer ab für Kugeln , welche zwi schen den Rotten durchgehen und auf solche Leute, welche doppelt getroffen werden , so ergaben sich immer 550 Todte und Verwundete, und 150 Unverleßte. Berücksichtigt man dagegen , wie viele Kugeln 2 Mann verwunden könnten, so dürfte die ganze Colonne als kampfunfähig angenom men werden , was von nur 35 Plänklern beim Aufwand von je 30 Patronen , d . h. ihrem halben Taschenvorrrath, ; bewirkt wurde. Wir wollen nunmehr auch eine llebung beschreiben, welche die wahrscheinliche Wirkung von Plänklerfeuer auf Feldartillerie darthun sollte, und welche von Leuten aus geführt wurde , die einen Kursus in der Anstalt durchge macht hatten. Die Abtheilung bestand aus 30 Rotten von Unter

offizieren und Gemeinen der 1. und 2. Klaffe , wovon 23 aus der ersten , welche also auf Entfernungen über 600 Ellen schon gefeuert hatten. 5) Der Schießplag war den Schüßen ganz neu und Eine Gruppe stellte ein Feldgeschüß dar , das eben der Scheibenhintergrund , die offene See , war für zum Schuß aufgefahren wurde ; die Proße war in der das Auge des Schüßen möglichst ungünstig. 6) Der Staub , welcher auf gewöhnlichem Boden den Bewegung nach Rückwärts dargestellt , die Figuren von Ort der Kugelaufschläge erkennen läßt , um danach | Menschen und Pferden hatten die natürliche Größe, und kürzer oder weiter zu schießen , war nicht sichtbar, die schwarzen Pferde boten weiter keinen ausgezeichneten und der starke Wind verhinderte , daß man die Zielpunkt dar , als ihre aufſizenden Lenker. Die Pferde des Munitionswagens waren 50 Schritt rückwärts und Kugeleinschläge durch das Gehör vernahm. in der Verlängerung des Geschüßes durch eiserne Scheiben *) Blinde Patronen verschleimen die inneren Laufwände mehr als Rugelpatronen, da bei leßteren die nachfolgende Kugel beim *) Beim Plänkeln der Engländer stehen die Rottenkameraden nicht Herausfliegen stets einen Theil des Residuums mitnimmt. **) Die Schießfläche bei Hythe ist eine weite Kiesebene , von welcher nebeneinander , ſondern das erste und zweite Glied der geſchloſ die See in einer fernen Zeit sich zurückzog. Sie ist vollkommen senen Abtheilung bilden auch im Plänkeln 2 Glieder , welche fich unterſtüßen und im Feuern ablösen. flach und in jeder Beziehung zu einem Schießplage geeignet.

11 tionelle taktische Benehmen erleichtert und in diejenigen Rechte eingeseßt wird , die General v. Decker mit den Worten anerkannte : „ Nur Pedanterie und Armseligkeit können dem Infanteristen das Leben sauer machen , die Kunst that es wahrlich nicht ". Am wichtigsten aber erscheint die Nothwendigkeit , das moralische Element des Militärstandes auszubilden und bei allen Gelegenheiten kräftigst zu nähren . Je mehr man sich im Laufe der Zeit von der rohen Gewalt abwendete , desto wirksamer trat Die Truppenabtheilung bildete auf 610 Ellen Ente das sittliche Moment hervor, desto unwiderstehlicher wurde fernung eine Kette. Als durch das Horn das Signal die Allgewalt des Gedankens. Die intelligenteſten Männer zum Feuern gegeben wurde , ftüßten sich Alle auf ein Knie unseres Standes, Männer , die sich des veränderten Cha und feuerten in vorschriftsmäßiger Ordnung. Nach_zwei | rakters der Heeresverfassung recht deutlich bewußt waren, Minuten wurde Aufhören des Feuers geblasen , und Jeder haben gleichwohl mit innerem Widerstreben gegen die heu hatte 2 Patronen verschossen. 7 Mann und 6 Pferde tigen Erziehungsmittel fich aufgelehnt. Unbedingter Ge waren getroffen. Hätten beide Glieder zusammengefeuert, horsam, nöthigenfalls durch Gewalt erzwungen , niemals anstatt daß das zweite Glied das fertige Laden des ersten gelehrt , nur gefordert , das war die Quintessenz der jedesmal abwartete , so wäre die nämliche Wirkung in der früheren militärischen Erziehungsmethode , der Prügel die Bürgschaft für sie. halben Zeit , also in 1 Minute , erzielt gewesen. Auf 815 Ellen wurde in der nämlichen Weise drei Die Prügelstrafe verschwand und wie man sich all Minuten lang gefeuert. Das 1. Glied hatte 3mal, das mählig von einem zuverläſſigeren Mittel überzeugte , den zweite 2mal geschossen und 6 Mann nebst 5 Pferden Soldaten gegen die feindliche Kugel zu treiben als mit waren getroffen ; auf beide Entfernungen wurden die Stan dem Stocke , so wird man sich allmählig aber endlich all genpferte verwundet. Von den Pferden des Munis gemein überzeugen, daß dem Drange des materiellen Fort tionswagens waren auf 610 Ellen 4 und auf 815 Ellen schreitens gegenüber , allein nur in der moralischen Erzie 5 verwundet worden. hung des Soldaten die Garantie für die Abwendung tak

Abgang seit August 1702 bis November 1703 757 Mann. Der Rückmarsch des Regiments fand jedoch bald statt und schon den 16. December finden wir dasselbe in Darm stadt, von wo es am 17. nach dem Oberfürstenthum ab marſhirte. Die Compagnieen wurden hier einzeln in ziem lich weit auseinander liegende Ortschaften verlegt. Die Grenadiercompagnie befand sich jedoch nicht beim Regiment, sondern stand mit dem Corps des General von Bibra am Rhein. *) Die hier angegebene Zahl 203 ist nach Oberst Hoffmann's eigener Angabe zu groß und nur deßwegen so hoch gegriffen, um durch die übertriebene Schilderung der Desertionen vom Grafen von Nassau - Weilburg den Rückmarsch des Regiments defto eher zu erlangen.

Wir hoffen, daß diese Bemerkungen und die fast ein stimmige Meinung von Offizieren noch einigen Einfluß auf diesen Gegenstand haben wird, welche ihre Erfahrungen im legten Kriege gesammelt haben, der, was man auch das rüber sagen mag, einige der wichtigsten Fingerzeige für Feld Man muß es und Belagerungsartillerie gegeben hat. bedauern, daß bei einer militärischen Frage von so hoher ins Leben greifender Wichtigkeit wie die Organisation der Artillerie, eine vollständig freie Besprechung nicht geduldet wird ; es müßte denn die reitende Artillerie von vorn herein bevorzugt und der Rest der Feldartillerie als auf zweiter Stufe stehend behandelt werden wollen. Es gilt jest als eine Art Verrath der schwärzesten Gattung, das Uebergewicht jenes Lieblings anzugreifen , wie groß auch der Schaden sein mag , der durch die Bevorzugung dieses Zweigs der Artillerie dem Ganzen zugefügt wird. Es ist fast unmöglich, auf den Gegenstand selbst in den zartesten Ausdrücken nur anzuspielen, ohne persönlich zu beleidigen oder allgemeinen Unwillen zu erregen. Es steht einmal fest , daß die reitende Artillerie vollkommen ist, und nicht allein das muß als sicher angenommen werden , sondern es muß auch der Rest des Corps in Unvollkommenheit erhalten werden, um keine Gelegenheit zu unangenehmen Es besteht , oder besser es bestand Vergleichen zu bieten. (denn glücklicherweise hat es wohl jezt in dem altherkömm lichen Stand der Dinge im Hauptquartier eine Verände rung gegeben) ein Verfahren, jegliche neue oder unabhän gige Meinung über die Organisation der Artillerie nieder zuhalten, wenn sie nicht mit dem alten Schlendrian oder streng officiellen Ansichten übereinstimmte. Die Folge war, daß die Presse weil ihr nichts anderes übrig blieb sich be strebte , Reformen in den Regimentern zu befürworten, anstatt den ungerechten und beleidigenden Anmaßungen zu begegnen , womit ein Theil des Corps in die Höhe gez schraubt wurde, während der andere der Vernachlässigung überlassen blieb.

Jede Stelle vom Bataillonsadjutanten

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aufwärts fiel in die reitende Artillerie , und persönliches | lich geeignet, um so mehr als die Beweglichkeit der beiden Interesse, sowie Begünstigung herrschten in der Artillerie bis jest formirten schweren Batterieen sehr groß ist und zur äußersten Unterdrückung des Talentes , Verdienstes wahrscheinlich noch erhöht werden wird. Es wäre auch und persönlicher Befähigung , mit einem Uebermaß , wie zu untersuchen, ob es nicht möglich ist ein einziges Bronze vielleicht in keinem anderen Departement oder Zweig Geschüß für schwere Batterieen einzuführen , das sowohl des Staatsdienstes . Dies konnte nicht geschehen ohne Kugeln als Granaten ſchöſſe ; denn die Verschiedenheit der jezt in der Felvartillerie eingeführten Munitionsgattungen einen Stachel zurückzulassen. Es ist allerdings kein an genehmer Gegenstand , den wir hier berührt haben , aber (nicht weniger als 6) ist ein Uebelstand von nicht geringer es ist schwer, wenn nicht unmöglich , über irgend ein un Wichtigkeit. Es wäre ferner wünschenswerth, ein Geschüß sere Artillerie betreffendes Thema zu sprechen, ohne dieser zu haben, deſſen Kaliber mit einem der jeßt an Bord der Kriegsschiffe eingeführten übereinstimmte ; denn die Unter Sache zu erwähnen. Nichts hat den Fortschritt der Artillerie in England haltung eines regelmäßigen Munitionserſages im Felde ist eine Hauptschwierigkeit für die schweren Batterieen mehr aufgehalten , als die mangelhafte Organisation der selben und die bis ins Aeußerste gehende Begünstigung und ein Munitionserſaß aus den Magazinen der Schiffe eines kleinen Theiles zum Nachtheil des Restes . Der wäre eine erwünſchte Sache. Es ist mehr als wahrſchein Dienst wurde gehemmt und Offiziere von dem größten Eifer lich, daß 32pfdr. Bronze-Kanonen , welche fähig sind Ku und von großen Fähigkeiten wurden in den Hintergrund geln zu schießen, die Armeen im Kriege begleiten werden *) . gedrängt, entmuthigt und niedergedrückt durch das Uebermaß, Zur Bestimung der größten Tragweite müßten noch einige zu dem die Begünstigung getrieben wurde. Alle Bitterkeit Versuche gemacht werden und dann sollten wir nicht eher und Misstimmung , welche in der übrigen Armee durch mit unserer 18pfor. eisernen Kanone und der 32pfor. Hau den Stellenkauf veranlaßt worden sein mag, kam auf biße zufrieden sein , bis jeglicher Versuch , etwas Beſſeres zu erreichen, fehlgeschlagen wäre. diesem Wege in die Artillerie, ohne irgend einen der Vor theile, welche man dem System des Stellenkaufs zuschreibt*) . Wo möglich sollte eine Constrution für die Geschüße der schweren Batterieen und eine für die der leichten Man kann sich bei dem wachsamen und unpartheiischen bestehen ; Einfachheit ist sowohl hier, als in jedem anderen Commando der Armee in dem gegenwärtigen Augenblick die Artillerie betreffenden Gegenstande sehr wünschens der Hoffnung hingeben , daß die erwähnten Uebel wohl ausgerottet werden , daß ferner noch einige Stellen mit werth. Die 28 Batterieen welche unseren gegenwärtigen Friedensstand bilden, geben eine Stärke von 164 Geschü dem Corps in Verbindung kommen, für welche man glaubt, daß die verschiedenartigen Dienste und in der Regel größen für die Infanterie der Armee (26 Batterieen zu 6 ßeren Erfahrungen der Fußartillerie- Offiziere mehr befähi und 2 zu 4 Geſchüßen) . Neben diesen Batterieen , welche alle mehr oder weniger in gutem Stande sind -- ste haben gen, als die glänzende , leichtere und bequemere Laufbahn ihrer berittenen Cameraden. Obgleich nun verschiedene das schönste und best gearbeitete Material der Welt besteht noch eine starke Abtheilung kleiner Leute, ein Ue Meinungen über den Werth der reitenden Artillerie in berbleibsel und eine Schöpfung des legten Krieges, welche Friedenszeiten bestehen , so kann doch das ganze Corps auf dieselbe stolz sein, indem man nirgends schönere Pferde, gegenwärtig einen Cursus ihrer Ausbildung als Fahrer schöneres Material und für den Dienst paſſendere Leute durchmachen. Durch diese Leute könnte in der gegenwär findet ? Dennoch würden viele Offiziere , die leicht zur tigen Zeit unseren Feldbatterieen ein schöner Zuwachs kriegerischen Begeisterung erregt werden , und deren Blut werden, und es ist gewiß eine weise und kluge Maßregel, rascher wallt bei dem prächtigen Anblick, wenn die reitende dieselben so lange zu behalten, als die Dinge sich in einem Artillerie geschmückt vorüberjagt, diesen Trupp mit Ver Uebergangszustand befinden. Aber doch wollen wir hoffen, gnügen auflösen sehen, weil alsdann die gesammte Ar daß sie nur zu einem vorübergehenden Zwecke und nicht tillerie ein schöneres Feld für ihre Thätigkeit gewinnen als Uebergangsmittel in ein anderes System dienen , als das gegenwärtige, bei welchem die Obliegenheiten der Be könnte. Diejenigen, welche die Ursachen bestimmt haben, können aus den Wirkungen derselben diese Erscheinung dienungskanoniere und der Fahrkanoniere vereinigt sind. am besten erklären. Die Beibehaltung dieses leßteren Systems erscheint , bei Kehren wir wieder zu dem Gegenstande zurück , dem einer vernünftigen Ausbildungsweise sehr wünschenswerth, weil sie die Verwendbarkeit der Leute erhöht . diese Blätter hauptsächlich gewidmet waren, so wollen wir hoffen , daß der Wunsch so viele schwere Batterieen für [gt. ] den Kriegsfall als möglich zu besigen , nicht aus den Au gen verloren werde. Das Verhältniß der schweren Bats terieen zu den leichten muß nothwendiger Weise für den Dienst außerhalb England selbst mehr oder weniger be ränzt werden ; aber für die Vertheidigung eines Landes wie England, das im Allgemeinen eben und mit prächtigen Straßen versehen ist , sind die schweren Geschüße vorzüg*) Der Stellenkauf beſteht bekanntlich in der Artillerie des englischen Heeres nicht. A. d. Uebers.

Kleinere

Mittheilungen.

Die Anwendung der Photographie zu militärischen Zwecken. Wir geben , wegen Vorschlägen der Neuheit der Sacheobigen , die Uebersegung eines hier Briefes mit über den *) Nach festländischen Begriffen nicht.

Anm. d. Uebers.

245 Gegenstand, welcher an die Redaction des "1 Military Spectator" gerichtet ist. „" Es ist allbekannt , welch' große Vortheile die britische Regierung aus der Anwendung der Photographie , während des Krimkrieges zog , und ebenso , daß der Kaiser Nicolaus damals Photographen engagirte mit dem Auftrag, nicht nur von Zeit zu Zeit Aufnahmen von der Stellung der eigenen Truppen, sondern auch von denjenigen des Feindes zu ma

breitenstein steht da als ein unvergängliches Denkmal sei nes Wirkens, und an der Entstehung jener ganzen mäch . tigen Schußwehr des Rheins , welche Preußen in seinen Festungen errichtet hat, soll er wesentlichen Antheil haben . Doch nicht blos durch den Stein, auch unmittelbar durchs Wort hat er zu uns geredet. In den beiden ersten Bän den seiner Werke liegen seine "I Gedanken über die Umge staltung der heutigen Kriegstheorie, " in dritten die „ Ge Wenn nun , abgesehen von den Operationszwecken der danken über eine systematische Militär- Geographie“ vor Regierung, Offiziere sich mit dem nöthigen Apparate ver uns ; der 4. Band ist der Gegenstand dieser Anzeige , ſehen könnten, um im feindlichen Lande photographische Auf das Erscheinen des 5. wird eben vorbereitet. Welche nahmen machen zu können, so bin ich überzeugt, daß manche Gründe den Verf. auch bei seinem Lob troz aller Auf höchft intereſſante Scenen zur allgemeinen Kenntniß kommen | forderungen bedeutender Männer von jeder Veröffentli chung zurückgehalten haben ; wir dürfen seinen Nachlaß würden, welche so der Beachtung entgehen. Da es nicht mit dankbarer Anerkennung antreten. Diese Schriften find möglich ist, daß die von der Regierung engagirten Photogra noch wenig bekannt und werden es auch nur langsam phen alle interessanten oder selbst wichtigen Scenen skizziren können , so möchten Offiziere an die Kriegskanzlei mitunter werden ; ihre Bedeutung liegt nicht in der augenblicklichen Wirkung, nicht im lauten raſchen Beifall der Menge ; son werthvolle Skizzen einsenden, welche ohne dieß den Behörden unbekannt geblieben wären. Die Anerkennung der höheren dern in der reichen Saat geistiger Bewegung , welche sie Commandostellen für solche photographische Information würde über die empfänglichen Geister ausstreuen ; eine Saat, aus den Offizier reichlich für ſeine Mühe belohnen. welcher eine dauerndere Frucht hervorzureifen pflegt, als Zu diesem Zwecke dürfte die Anwendung der Methode aus den geräuschvollen und schwankenden Stimmungen des mit trockenem Collodium am angemessensten erscheinen, Augenblicks. da die Platten auf diese Weise wochenlang voraus präparirt Die vorliegende Abhandlung ist weder ein rein wis werden, und die verschiedenen nöthigen Vornahmen, um das senschaftliches, noch ein unmittelbar auf die Praris gerich Bild zu firiren und vor dem Einfluß des Lichtes zu bewah tetes Werk. Dem Verf. hatte seine reiche und tiefe Bil ren, selbst mehrere Tage nach der Aufnahme geschehen können. dung und Erfahrung die Ueberzeugung gegeben, daß eine Alles, was darum nach der Beschaffung des geeigneten Ma Umgestaltung unseres Militär-Bildungswesens im Ein terials und der Aneignung der entsprechenden Kenntniß der klang mit dem gesammten Unterrichts- und Erziehungswesen Offizier noch benöthigte, wäre eine Camera und eine Anzahl eine unabweisbare Forderung unserer Heeres- und Staats präparirter Platten, in eine zinnerne Büchse verpackt, wovon verhältnisse sei ; er hatte erkannt, wie sehr in allen be jede wieder an ihren Plaz gebracht werden kann und erst stehenden Anstalten und Einrichtungen bei aller geschicht dann den chemischen Schlußprozessen unterworfen zu werden lichen Berechtigung , das Zufällige , nur aus augenblicklis braucht, wenn dies dem Aufnehmer gerade gelegen ist. chen Mitteln und Zwecken Hervorgegangene vorherrsche, Außer dem offenbaren Vortheil für die Regierung, wie wenig dabei eine Idee , d. h. die Gedanken , welche könnten Offiziere auch ihren Angehörigen und Freunden gar diese Anstalten in ihrem leßten Zweck in ihrem eigentlichen oft willkommene Ueberraschungen bereiten. " L. D. Zusammenhang und in ihrer tiefen Bedeutung erfaßten, mitgewirkt hätten. Ohne solche allgemeine nothwendige Gedanken aber kann nur Flickwerk entstehen ; das Bildungs weſen des Heeres läßt sich in seiner Entwickelung, ſeinen Literatur. Zuständen und seinen Reformbedürfnissen nicht verstehen, ohne die Kenntniß und Betrachtung der Bildung und Er Nahgelassene Schriften von Ernst Ludwig v. After, ziehung im Allgemeinen. Aus solchen Gedanken ist die weiland Kgl. Preuß. General der Infanterie, Chefs vorliegende Skizze hervorgegangen. Wir bedauern nichts des Ingenieur-Corps und General - Inspecteur der darau, als daß sie nicht als vollendetes Werk vor uns Festungen. 4. Band. Abriß der Geschichte des Er liegt. Ein Blick und ein Wiſſen, die alle hierher gehö ziehungswesens . Im Hinblick auf das Bedürfniß rigen Erscheinungen zu durchdringen und zu ordnen vers einer Umgestaltung der heutigen Militär-Unterrichts stehen, entrollen hier in großen allgemeinen Zügen die gr. 8º. Berlin 1858. und Bildungs - Anstalten. Geschichte des Erziehungswesens nach den Hauptprinzipien, Verlag von J. Guttentag. (XI u. 89 S.) welche darin thätig waren. Unmittelbare Anwendbarkeit dürfen wir natürlich nicht suchen. ſuchen. Der abstrakte Gedanke Der Name des Generals von After. hat die Aner es , wenn die Masse des t mußte und vor, viel zu herrsch kennung und die Ehren , die er verdient , erst spät gefun t werden sollte ; auch n gebrach Rahme engen so in Stoffs den. Erst seit einigen Jahren ist es , vorzugsweise durch hat der Verf. nicht unmittelbar practische Vorschläge, son wiederholte Erinnerungen in der Allg. Augsb. Zeitg., all dern nur die allgemeinen Linien und Grundſäge für die gemeiner bekannt geworden, daß die großartigen Gedanken Einrichtungen der Praris geben wollen. Und in dieser der neueren deutschen Befestigung in ihm einen Haupt urheber haben. Der Riesenbau von Coblenz und Ehren- | Beziehung gehört die Schrift zu den bedeutendsten Erschei

246

Considérations sur la tactique de l'infanterio en Europe, par le général Renard , Aide de camp de Sa Maj . le Roi des Belges , chef du corps

d'état-major.

gr. 8°.

Dumaine ; Bruxelles , 223 p.) 5 Fr.

Paris 1857.

Librairie J.

Ch . Muquardt.

(XXIV &

(Fortseßung.) Der Herr Verf. weist nun in einzelnen Proben der von Napoleon in verschiedenen Schlachten angewandten Schlachtordnungen nach, daß dieser sich mehr und mehr den Grundsäßen der perpendikularen Ordnung angeſchloſſen habe. Die davon skizzirten Zeichnungen sind folgende : Am Tagliamento, bei Friedland und Montmirail : I

Bei Eylan rückte das Corps Augereau's in derselben Ordnung vor , die Flügelcolonnen jedoch mit Zugdistance (peloton) . "In der Schlacht bei Fuentes de Onoro (5. Mai 1811) fand der Angriff des Dorfes Pozzo Bello, und an der Moskowa der Angriff der großen Batterie (7. Septbr. 1812 Nachmittags) in dieser Ordnung statt : a) Onoro . I

b) Moskowa.

Schlachtordnung bei Austerliß bei den Divisionen der Corps von Soult und Bernadotte. ·| · | · | · | · ········· 111 I 1. Brigade. 2. Brigade. |

nungen auf diesem Gebiet. Es ist im Tert , wie in den Anmerkungen, auf die wir besonders aufmerksam machen, eine Fülle von Wissen , Studium und brauchbarem Stoff niedergelegt , und die Auffassung , die Kritik, die Ideen, die Ansichten werden in vieler Beziehung mustergültig blei ben , wenn auch in der Form des Vortrags und in der Motivirung der Gedanken Vieles der eigenthümlichen phi losophischen Zeitrichtung angehört, in welcher die Bildung des Verf. ihre Art und Richtung empfangen hat. Wir müssen es uns versagen, näher auf den Inhalt einzugehen, und heben daher nur zum Beweis , wie die Schrift in unsere heutigen Zustände und Verhältnisse hineintrifft , noch zwei Stellen hervor. S. 20 : " Es gibt ein zusam menhängendes, in der Erziehung , wie im Leben des Ein zelnen zu verfolgendes Wiſſen, das, wenn es durch Wille und Charakter unterstüßt , nach einem annehmlichen Ziel geführt wird , in wohlgeordneten Staaten als höhere In telligenz unentbehrlich ist. Dagegen gibt es auch ein lie derliches , dem Wige dienendes , aus seichtem Unterricht und Wörterbüchern zusammengeleſenes , unsere Zeit sehr ansprechendes Wiſſen , das nur ärmliche Mittelmäßigkeit erzeugt , dem Geschäftsbetrieb ohne Idee zu Grunde liegt, und die Staaten = Zerrüttung vorbereitet. " Und S. 42 : Die Zeit hat, das Verkehrte einer Standesbildung bei Offiziers -Aspiranten begreifend , die betreffenden Anstalten eigentlich auf eine allgemeine Bildung in militärischer Form zurückgebracht , und diese Form nur verschiedentlich ausge prägt. Abgesehen von anderen Mängeln mußte aber in soldatischer Hinsicht die bloße Form immer ein Vacuum, welches erst nach dem Eintritt in den Truppendienst der Ausfüllung vorbehalten blieb , übrig lassen. Umgekehrt verhielt es sich mit solchen Offiziers - Aspiranten, die zuerst in der Truppe eingestellt , in den , größeren Truppenkör pern angehörigen Diviſions -Brigade- und Garniſonſchulen , eine Art von Nothreife in der Theorie durch commandirte Offiziere oder Diätarien im Lehrfache erhalten sollten. Solche Anstalten mußten , da sie ohne pädagogischen Zu fammenhang allein die Prüfung ( Offiziers- oder Portepee Fähndrichs -Eramen) im Auge hatten, nothwendig der Ab richtung näher, als der Erziehung stehen, wenn nicht etwa besonders günstige Zufälle obwalteten , die bei den Lehrern eine freiere , über das Eramen hinauswirkende Thätigkeit hervorgerufen." Die Neue Militärzeitung hat auf die gegenwärtige Bewegung im Militär-Bildungswesen mehrfach näher hin gewiesen ; so in Nr. 20-54, Nr. 38-51 von 1857 , Nr. 7 von 1858. Es ist vorzugsweise Preußen, wo un ter dem Einfluß des Gen. v. Peucker auf Grund einer umfassenden Anschauung sich eine Umgestaltung vollziehen will, die unserem deutschen Militärbildungswesen endlich eine angemessene und würdige Stellung und Aufgabe zu verheißen scheint. In solcher Zeit ist die vorliegende Schrift von doppelter Bedeutung.

1-2 Escadrons.

1-2 Escadrons.

Reserve. Am 18. October bei Leipzig sollen sogar die quarrés obliques zur Anwendung gekommen sein und 6 Bataillone in dieser Ordnung die wiederholten Angriffe der österreichi schen und russischen Cavalerie zurück geschlagen haben. Wir gestehen, daß diese Mittheilung eben so neu als in teressant ist, und wir eine nähere Bezeichnung der gemein ten Attake sehr gewünscht hätten. „ Die Prinzipien der französischen Schule " , _____ sagt der H. V. waren so rationell, daß diejenigen , welche sie verlegten , nur Unglück erfuhren “ . - Bei Almonacid waren 2 Regimenter (4 Bat.) deployirt und Mitte und beide Flügel durch Colonnen von je 3 Bataillonen in geschlossenen Colonnen hinter einander gestüßt. -- Bei Belle Alliance war jene Angriffs-Colonne von 12 Bataillonen, welche deployirt mit Divisions- Distance hinter einander zum Angriffe gegen das englische Centrum folgten , eine weitere Ausartung der Anwendung der Colonne , von der

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schon die Schlacht bei Wagram ein denkwürdiges Beispiel | angeführten Stelle Recht behält, indem er sagt , dem ge geliefert hatte. Der Hr. Verf. führt die Urtheile Pelet's schlossenen Angriffe könnten solche Schwärme nicht wieders und Bugeaud's über diesen Mißbrauch der Colonne an, stehen. Wir vergessen dabei nicht , daß es sich hier um und man dürfte wohl noch weiter gehen und daraus den einen Gegner handelte, der keine andere , als diese unge Schluß ziehen, daß Napoleon für die Elementar- Taktik regelte Art zu fechten kannte. - Die Tirailleur- Schwärme der Infanterie ein incompetenter Richter war , da man werden desto unlenksamer, ihr Feuer um so unwirksamer, Es ist aber nas nicht annehmen kann , daß er 1809 seine Infanterie je ausgedehnter und dichter sie find. sind . für so schlecht hielt, daß er sie nur in solchen Mastürlich wohl zu unterscheiden, in welchem Acte des Gefech ſen glaubte verwenden zu können , und daß er 1815 dier tes man sich befindet, und ob die Tirailleurs einem defen felbe Meinung von seiner Garde hätte haben können. siven oder offensiven Acte dienen . - Für das bloße Näh Es kann auch für unsere heutigen Bestrebungen nicht ge ren des Gefechtes , im Acte der Einleitung, oder für das nug hervorgehoben werden, daß die neue französische Tak Hinhalten , während anderer zur Entscheidung be tif auf der pyrenäiſchen Halbinsel gegen die Engländer, stimmter Bewegungen, wird man die geschlossenen Massen welche im Wesentlichen noch ganz die Linear Tactik beibe selbstredend aus dem Geschüß sowohl , als Tirailleur halten, sich keiner günstigen Reſultate zu erfreuen hatte. Feuer zurückzuhalten , oder sie durch das gleiche Mittel, Der Hr. Verf. geht nun auf eine Prüfung der durch Geſchüße und Tirailleurs zu beschüßen, zu decken ſu Frage ein, ob die Infanterie in 2 oder 3 Glieder zu chen , und es kann dann auf diese Weise durch gegensei rangiren sei. Es führt für die 2gliederige Stellung tige Steigerung zu einem entschuldbaren Aufwande, die Autoritäten des Fürsten von Dessau, Napoleons, Mar von großen Tirailleurmassen getrieben werden , für den mont's, Gouvion St. Cyr's , Pelet's , Lamarque's , Bu weder die Eliten- Compagnieen , noch in anderen Armeen geaud's 2c. an, und kommt in seinen Schlüssen ziemlich die Tirailleur Divisionen ausreichen. Man kann sich aber überein mit dem , was alle Verfechter der zweigliederigen nicht zähe genug gegen diesen Aufwand strauben und wehren, denn je länger er währt , desto sicherer sind diese Ordnung in der neuesten Zeit darüber ausgesprochen ha ben.*) - Jedoch halten wir das Urtheil über die Anwen Kräfte unwiderbringlich für den weiteren Verlauf der Schlacht verloren . Je gefährlicher bei dem Zustande dung der Tirailleurs für eine Ueberschäzung dieser Wir kung und glauben , daß die Tirailleur Schwärme in so der Feuerwaffen die Annäherung zur Entscheidung ist, desto kürzer muß dieser Act gemacht, und dazn alle Vorbe massenhafter Weise weder in den Schlachten Napoleons von so großer Wirkung gewesen sind , als man heute reitungen concentrirt werden. Wenn nun auch die Ver noch glaubt, noch viel weniger aber, daß sie einer gewand deckung dieser Vorbereitungen wieder einen Aufwand ten Handhabung der Massen und der , für höhere und von Tirailleus erfordert, so ist doch dieser nur von kürze rer Dauer. Es würde aber für den Angreifer sehr falsch niedere Führer nöthigen Uebersicht des Schlachtfeldes nicht sehr hinderlich gewesen sein sollten, wo sie nicht sein , auf diese Tirailleurs das Gelingen seines Angriffs eingenistet im Terrain liegen bleiben konnten . Wenn zu bauen , am wenigsten , wenn sie , wie bis jezt üblich, gleich der Gebrauch der Tirailleurs dem Amerikanischen dem Sturmschritte der Colonne folgen. Um in diesem Freiheitskriege entnommen ist, so würde es doch falsch sein, Moment die Wirkung der feindlichen Tirailleurs gegen die Sturm-Colonnen zu brechen, wird die Instruction für die Verhältnisse der jeßigen europäischen Kriege, nach Friedrich des Großen , dies durch einen raschen ent jenem dem Maßstab für die Ausdehnung des zerstreuten Gefechtes abnehmen zu wollen ; ja , wir dürften leicht die schlossenen Angriff geschlossener , besonders dazu bestimm Erfahrung machen , daß Friedrich der Große in der oben ter, Abtheilungen zu thun, auch heute noch sich bewähren, sobald man es nicht mit unzugänglichen Tirailleurstellun *) Namentlich dürfte in dieser Beziehung wegen der Ueberein gen zu thun hat. ――――― stimmung der Motive die im April 1849 erſchienene Schrift (Fortsegung folgt.) „Das Fähnlein. “ „ Syſtem_tactischer Formationen“ beſtimmt zu bezeichnen sein.

Nachrichten.

Großbritannien. [4] Durch Ordre des Kriegsdepartements ist die Errichtung von vier neuen Compagnieen bei den Königl. Ingenieuren befohlen worden. Mit den be reits bestehenden Compagnieen wird sonach die Stärke der Königl. Ingenieure auf 36 Compagnieen (jede zu 120 Mann) erhöht , was dann eine Totalstärke des Corps von 4,320 Mann ergibt. [st ] Major Jervis , vom Königl. Ingenieur - Corps, Assistent-Generalinſpector der Befestigungen, ist noch in be sonderem Auftrage zu Devonport und verhandelt mit dem

Earl von Mount Edgcombe und dem Esquire W. Pole Carew wegen des Ankaufs einzelner Theile von deren Besizungen. Der Zweck ist die Anlage einer Kette von Befestigungswerken an der Westseite von Hamoaze wie man sagt , in der Ausdehnung von dem Flusse Lyn her bis zu der Penlee- Spiße oder der Rame-Koppe ; je doch ist die Linie noch nicht ganz genau beſtimmt . — Neapel. Man schreibt der Allgem. Ztg. aus Neapel den 10. Juli: Bei der neapolitanischen Armee besteht als Uniform noch immer der Frack. Nunmehr soll aber

248 auch hier der Waffenrock eingeführt werden. Dann so ist die gedachte Gehaltserhöhung dadurch wohl leicht erklärbar, das man den dortigen Mangel an Offizieren durch wird ebenfalls damit umgegangen, von den bestehenden 4 Dragonerregimentern 2 in reitende Jäger, nach besondere Maßregeln zu beseitigen versucht. Der Nieders länder liebt den Soldatenstand im Allgemeinen nicht, aber dem Muster des reitenden Jägerregiments das zur Zeit außerordentlich schwer entschließt er sich Militärdienst in in Sicilien steht , umzuwandeln. Die kleinere , aber Indien zu leisten. In früheren Zeiten, wo Ausländer ganz vortreffliche Pferderaçe der Gebirge Calabriens, die geseßlich als Offiziere angestellt zu werden vermochten, ihre saracenische Abkunft so sehr bekundet , eignet sich je scheint der besprochene Uebelstand in dem Offizier- Corps denfalls mehr für den leichten Dienst, des Umstandes gar der Colonial-Armee nicht an der Tagesordnung gewesen nicht zu gedenken, daß das gebirgige Terrain, das im Kö nigreich vorwaltet, mehr leichte, als schwere Cavalerie er zu sein. fordert. Nach dieser Umwandlung wird die neapolitanische Rußland. Cavalerie, aus 2 Husaren-, 2 Dragoner , 2 Uhlanen , und 3 reitenden Jägerregimentern bestehen. In Jelisabethgrad ist versuchsweise auf vier Jahre Vor kurzem hat man hierorts vergleichende eine Cavalerie - Offizier- Schule gegründet worden, um Versuche bezüglich der Stärke von Schießpulver eu Offiziere , die im activen Dienst schon einige Erfahrung ropäischer und indischer Anfertigung in Verbins haben, zu Schwadronsführern zu bilden. Es wird daselbst dung mit Schießbaumwolle zu artilleristischen Zwe die Tactik aller Waffen, das ganze Detail des kleinen Krie den angestellt. Die Verhältnisse der Beimischung von ges, ein kurzer Umriß des Befestigungs- und Artilleriewe Pulver zu der Baumwolle zeigten sich je nach den verschie sens , Reiten , Fahren, Veterinärkunde 2c. gelehrt werden. benen Anfertigungsweisen des Pulvers verschieden, so daß Die Anstalt ist vor der Hand für den Unterricht von 32 Abweichungen von 10 bis zu 45 % vorkamen. Ferner Offizieren bezeichnet. Ihr jährliches Budget beträgt 3000 ergab sich, daß sich das feinkörnige Pulver besser zur Beis Rubel. mengung eignete, als das grobkörnige , weil ersteres sich Spanien. besser mit der Baumwolle vereinigt und demgemäß beſſer & Auf Ansuchen des Ayuntamiento's (der Stadtbe zusammenbrennt. Vorläufig läßt sich nicht bestimmen, ob das Ergebnis zur Annahme der Schießbaumwolle mit | hörde) und der Handels-Junta von Alicante hat die oder ohne Beimischung von Pulver führen wird . Königin, um dem Handel und der Industrie der genannten Die Neapolitanischen Ingenieure waren in der lez Stadt nach der nun stattgefundenen Eröffnung der von ten Zeit theilweise mit Herstellung älterer Festungs Madrid dahin führenden (Mittelmeer ) Eisenbahn , mehr werke in Sicilien beschäftigt, während andere verschie Aufschwung zu geben und den Umfang der durch Mauern und Festungswälle eingeschlossenen Stadt erweitern zu dene Punkte an der Küste recognoscirten , an denen die ―― Anlegung von Batterieen räthlich erscheint. Hauptsächlich können, durch Ordonnanz vom 3. Juli 1. J. die Festungs nehmen die Festungswerke von Syrakus die Aufmerk eigenschaft derselben aufgehoben und die Abtragung samkeit in Anspruch, und es scheint die Absicht der Regie der Mauern und Wälle gestattet ; sämmtliche Castelle rung zu sein, ein neues Bastion zur Beherrschung des und äußeren Forts werden jedoch beibehalten. Hafens anzulegen. Die Ursache ist die längst erkannte [ ] Dem Military Spectator " wird aus Madrid ges Unzulänglichkeit der Festungswerke daselbst gegen irgend schrieben : "Der Dienst in Cuba ist, wie bekannt, höchft einen Angriff von der Seeſeite her. - Wie man vermu unpopulär in der ganzen Armee. Einzelne Regimenter thet, hat die Regierung auch die Absicht , an dem nörd waren nahe daran vor der Einschiffung zu revoltiren und lichen Ufer der Bucht von Neapel einige Werke kamen in einem sehr schlecht disciplinirten Zustande an anzulegen ; wenigstens sind schon einige Stellen genau dem Orte ihrer Bestimmung an. Ein unangenehmes Klima aufgenommen worden. vereinigt sich mit einem unangenehmen Dienste, und wen det Offiziere und Mannschaft von ihrer Pflicht ab. Nach Niederlande. vielen Vorstellungen und fruchtlosen Bitten richtet endlich Der Kriegsminister hat sich veranlaßt gesehen, den das jezige Ministerium seine Aufmerksamkeit auf die Ver Gehalt der in Niederländisch Indien dienenden besserung dieser Zustände. Offiziere und Mannschaft er Premier und Secondlieutenante um den bedeutenden halten für den Dienst in Westindien eine Feldzulage. Zuschuß von 240 Gulden jährlich zu erhöhen. Wenn man Alle Offiziere bekommen ferner bei ihrer Einschiffung den sich die jüngsten Vorgänge hinsichtlich des Offiziersstandes ihrem Grade nächstfolgenden Brevet Rang und nach 5 Dienstjahren in Westindien den wirklichen Rang mit dem in Ostindien zurückruft (- es wurden bekanntlich Sub alternoffiziere der Armee des Mutterlandes unter günsti dazu gehörigen Gehalte, wenn sie nicht bereits befördert gen Bedingungen zu einer fünfjährigen Dienstzeit in In worden wären. Ferner zählen 2 Dienſtjahre in den Colo dien aufgefordert und es soll das Einschieben dieser Offi nieen für 3 in Spanien selbst ; nur die erwähnten zur ziere das Offiziercorps Indiens zu einem bedenklichen Pro Beförderung nöthigen 5 Dienstjahre werden nicht auf dieſe teste dem Gouvernement gegenüber , veranlaßt haben ), Weise berechnet, sondern sind wirkliche 5 Kalenderjahre." Verantwortliche Redaction : Hauptmann Fr. Scholl. - Verlag von J. P. Diehl. - Druck von H. Brill.

Neue

Militär

-

Zeitung .

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere.

Dritter

No.

32.

Jahrgang.

Darmstadt ,

Auffähe. Mittheilungen aus dem Kaplande. (Fortsegung des in Nr. 26 abgebrochenen Auffages.) II. Panmure 10. Oftbr. 1857. Mein seitheriges Leben war größtentheils ein sehr geschäftiges, arbeitsreiches . Da es noch lange dauerte bis uns unsere Baupläße, Gärten und Felder angewiesen wurden , so kam plößlich der Befeht , wir sollten uns provisorische Häuser bauen , um darin erst die Regenzeit zu überstehen. Es wurde nun ein aus mehreren Straßen bestehendes Dorf abgesteckt , leider aber auf einem Grund und Boden , der uns nicht gehören wird. Ich bekam ein tägliches Arbeits- Commando von 8 Mann zur Verfü grng, mit welchen ich in den nahen Wald zog, Stämme für meine Hütte aufsuchte und fällen ließ. Das war im Ganzen ein lustiges Arbeiten, d. h. im Anfange ein ern ster Feuereifer. Der stille Urwald ertönte von den Art schlägen und dem Gesange der Arbeiter, wenn sie an mäch tigen Feuern ihre Speise bereiteten. Ich habe nie mit größerem Appetit und größerer Befriedigung zu Mittag gegessen oder mich Abends niedergelegt, als in dieser Zeit, wo ich täglich 8 Stunden im Schweiße meines Angesichts gearbeitet hatte. Die Hütte wurde von Holz und Rasen gebaut. Zwischen diesen Arbeiten rief mich mein Dienst wöchentlich zweimal in die 7 englische Meilen entfernte Station Cambridge und zwar zu Fuß und in Begleitung einer Sicherheitswache von 5 Mann. Ich gab daher, weil der schlechteste Taglöhner von Profession meine Leistungen in Handarbeiten überflügelte, die Vollendung meines Hauses für eine mäßige Summe in Accord und behielt mir nur die Oberaufsicht vor. Eine wesentliche Unterstützung für diese ersten Bauten war es , daß die Regierung in allen neuen Niederlassungen für jede Station 80-100 Kaffern von befreundeten Stämmen in Sold nahm , welche unter der Anführung von Unteroffizieren das lange Gras für die Dächer, sowie die Baumstämme herbeischaffen mußten . Den halbverhungerten Kaffern sowohl , wie der jungen

7.

August.

1858.

Colonie wurde dadurch eine wesentliche Wohithat erzeigt. Auf diese Weise stieg bald ein Dorf von ziemlicher Aus dehnung aus der Erde empor und unsere Seite des Buffalo bietet jest schon ein ganz artiges Ansehen dar, in welchem sich nach achtmonatlichem Leben unter Zelten ganz leidlich wohnen läßt. Von außen habe ich mein Hüttchen mit Lehm bewerfen lassen und eigenhändig weiß angestrichen ; den Kalk brannte ich in einem Ofen eigner Constrution aus Seemuscheln. Seemuſcheln. Lezteres wurde mir bald nachgemacht und es haben jest sogar einige Leute schönes Geld mit diesem Kalkbrennen verdient. Es ist ganz intereſſant zu sehen , nach welchen Richtungen hin sich die verschiedenen . Talente hier entwickeln , namentlich auch unter den nicht angestellten Offizieren, die mit Sergeanten-Gehalt hierher gekommen sind und den Namen Cadetten führen. Zwei derselben haben mit vielem Erfolg Wirthshäuser errichtet, ein anderer macht Papparbeiten, ein dritter ist Spediteur von Waaren, zwei andere bebauen das Land , mehrere je doch thun auch nichts, sie machen - Schulden . Kurz in vieler Hinsicht entwickelt sich ein reges Leben und nur der Schlemmer und der Faule bleibt zurück. Leider besteht aber ein großer Theil der hiesigen Mannschaft aus alten Lanz knechten, die nichts weiter gelernt haben, ferner aus Gau nern und Leuten von höchst zweifelhaftem Charakter, welche Louis Blanc's Paradoren umkehren und die innere lleber zeugung haben „ Diebstahl ist Eigenthum“ , so daß man vor gewissen Legionären mehr auf der Hut sein muß, als vor den Kaffern. Die leßteren ließen es sich neulich einfallen , einen Soldaten , welcher etwa eine 1/4 Stunde vom Lager mit seiner Flinte sorglos im Grase lag , zu überfallen ; sie brachten ihm mit einem stumpfen Messer drei scheußliche Wunden bei, jedoch keine tödtlich, so daß er ge rettet wurde. In der ersten Wuth zogen unsere Leute in die ersten Kraals und brannten sie nieder, weil sich Alles geflüchtet hatte. Dieses etwas herrische Mittel , welches jedoch dem Volke das es traf, ganz angemessen war, ver schaffte den Deutschen einen großen Respekt bei den Kaf fern und daher auch größere Sicherheit.... Die Pferde sind hier im Allgemeinen billig zu haben, d. h. die kleine eingeborne Race sogenannte Mustangs , man kann selche für 1 bis 5 Pfo. Sterling kaufen ; große starke Pferde

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hingegen find theuerer. Weil dieſe Thiere das hauptsäch lichste Lokomotivmittel sind , und das Grasfutter nichts fostet, so ist fast Jeder beritten ; man reitet täglich und es ist unglaublich, wie gewandt und ausdauernd die hiesigen Pferde sind ; besonders auf der Jagd und auf Reisen leisten Die Jagdparthieen zu Pferde sind fie außerordentliches. Die für Liebhaber äußerst amüsant , wenn auch öfters allerlei Ungemüthlichkeiten dabei vorkommen. Zur Jagd ist man immer in größeren Gesellschaften von 10 bis 15 Reitern. Zuerst geht es 10 bis 12 englische Meilen ins Land hin ein, um Wild aufzusuchen, dann wird es in einem großen Halbkreise eingeschlossen und nun geht es mit Hunden da rauf los im tollen Jagen. Bäche werden übersprungen, wie die Kagen klettern die kleinen Pferdchen steile Hügel hinan, rutschen große Abhänge hinunter und jagen dann im Carriere über unsehbare Grasflächen, bis einer der Jä ger mit einem Schuß das Thier erlegt hat. Die Pferde kommen dabei selbst ins Feuer und mein Schimmel nament lich hat die Eigenheit, immer an der Spize sein zu wollen ; ich lasse ihn laufen und suche so gut wie's geht den Siz zu behaupten. Die englischen Offiziere und Beamten sind wie erpicht auf dieſes tolle Jagen und meistens die Arrangeurs dieser Parthieen, ja es leben nicht wenige frühere Offziere hier im Lande, die nur deßhalb ihren Abschied genommen. haben, um sich ganz der Jagd hingeben zu können. Die Ackervertheilung ging nach Ablauf von beinahe drei Monaten vor sich ; es wurde zuerst 270 Acres Landes abgemessen, aus welchen sich die angestellten Offiziere, ie der 2 Acres , als Bauplah auswählen konnten, der Rest wurde zu gleichem Zwecke unter die Mannschaft verlooßt. Das Ganze ist nach einem bestimmten Plane geordnet, so daß nach Erbauung der Häuser, wozu jeder nach den Be dingungen verpflichtet ist, eine Stadt mit schönen Sraßen und Pläßen dastehen wird . Von der mir zustehenden Bau ſumme von 100 Pfd. sind bereits 35 ausbezahlt worden, womit ich unter der Leitung eines Ingenieur-Lieutenants, der allgemeiner Bauunternehmer ist, mein zukünftiges ge mauertes Haus zu bauen begann. Die größten Schwierig keiten hierbei sind die Anschaffungen und der Transport der Baumaterialien. Das eigentliche Bauholz , Floßholz, wird aus Schweden eingeführt und sein Transport vom Ausschiffungsplaße über den Fluß nach den Baustellen macht schon große Kosten . Vor der Hand wohne ich noch in meinem provisorischen Hause und habe darin auch die Re genzeit gut überstanden. Die Regenzeit ist auch keineswegs so fürchterlich, als man sie sich gewöhnlich vorstellt. Sie begann gegen Ende August mit einem 9 tägigen Regen, der dann wieder mit schönen Tagen wechselte, heftige Stürme und Gewitter untermischt mit gänzlich regenlosen Tagen bildeten das Ganze der Regenzeit , die bei dem Mangel an Erwärmungsapparaten und bei der herrschenden feuchten Kälte, sowie bei dem schnellen Wechsel der Tem peratur Krankheiten, namentlich Ruhr und Rheumatismus erzeugt, wenn man sich nicht vom Kopfe bis zur Zehe in Flanell wickelt. Der Verkehr mit den Engländern bewegt sich auf dem Fuße kalter Höflichkeit , mit den Offizieren der Legion ist

zum Theil ein näherer Umgang nicht wünschenswerth und darum lebe ich bei allen möglichen günstigen äußeren Le bensverhältnissen doch ein höchst unerquickliches Daſein das nur durch Arbeit und beschränkte Lectüre einigermaßen er träglich gemacht werden kann. Bekannt ist, daß die Legion viele der übelsten Subjecte aufzuweisen hat ; die Unver schämtheiten und Flegeleien dieser Gauner und Trunken bolde geht ins Weite. Ich weiß zwar , daß die Gründer Roms ebenfalls ein Haufe Lumpengesindel waren und aus ihnen doch große Männer hervorgingen, jedoch erst später und bis dahin mag der Aufenthalt in der alten Roma auch nicht beneidenswerth gewesen sein. Die Urkunde über einen Landbesit im Werthe von

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150 Pfd. habe ich vor 14 Tagen empfangen und sobald der Tag zum Auswählen festgesezt ist, werde ich etwa 400 Acres Land angewieſen erhalten. Bis jetzt sehe ich noch keinen direkten Nußen von diesem Lande mir entspringen, da ich es unmöglich selbst bebauen kann. Sollte ich wirk lich 7 Jahre hier aushalten müſſen, ſo bekomme ich immer hin das Land noch doppelt , wenn nicht noch mehrfach be zahlt, gehe ich früher ab, so muß ich nach den Bedingungen auf das Eigenthumsrecht verzichten, während Haus und Grundstück in der Stadt schon im Jahre 1860 mir ge hören. Der Boden hat jezt schon einen großen Werth, bei einer Versteigerung von 10 Acres in der Nähe meines Grundstücks ergab sich ein mittlerer Werth von 80 Pfd . für jeden Acre. Kaufleute aus den größeren Städten und selbst einige Offiziere waren die Käufer. Es ist kein Zweifel , daß sich unser Plaß in den nächsten Jahren be deutend heben und vielleicht der bedeutendste Ort in Kaff raria sein wird . Die Regierung hat die großartigsten Bauten in Angriff genommen ; am Hafen arbeiten eine gute Anzahl englischer Soldaten und etwa 400 Kaffern, auf beiden Seiten des Fluſſes ſind Straßen angelegt und durch eine großartige Maschine läßt die Regierung die Sandbänke an dem Eingange abtragen, nachdem die Bau ten, welche die Ausmündung des Flusses reguliren , bei nahe vollendet sind ; auch für die fehlende Population hat die Regierung Sorge getragen durch Abschluß eines für deutsche Auswanderer sehr günstigen Contracts mit Gode froy und Sohn in Hamburg . Die Regierung bezahlt hiernach für jeden Einwanderer von 17 bis 40 Jahren 10 Pfd . St. an den Schiffsrheder. Weibliche Personen , die mit Zeugnissen versehen sein müssen, sowie Angehörige der Legionäre haben die Ueber fahrt noch billiger. Hier werden solche Einwanderer in einer der deutschen Niederlassungen angesiedelt , erhalten eine Baustelle und ein Grundstück , können auch beliebig Land zu dem für jede Station bestimmten Preis kaufen, müssen sich aber verpflichten, das etwa für Ueberfahrt und Land vorgeschossene Geld in der Art zurückzulaſſen , daß nach Ablauf von 4 Jahren 1% der Summe und jedes folgende Jahr ein weiteres 1/5 erhoben werden wird. Nach meiner und der allgemein herrschenden auf Anschauung der Verhältnisse gegründeten Ansicht ist kein Land für Auswanderer , die guten Willen und Fleiß mitbringen, günstiger als das hiesige. Um etwaiges Mißtrauen gegen

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die Engländer zu beseitigen , mag hier noch gesagt sein, daß sich die Regierung der Legion gegenüber nur groß müthig gezeigt hat. Zwar etwas langsam ausgeführt, find doch die Bedingungen nicht nur eingehalten , sondern es ist noch vieles darüber hinaus verwilligt worden. (Fortseßung folgt.)

Zur Geschichte des ſpaniſchen Erbfolgekriegs. Bruchſtück aus der handſchriftlichen Geschichte des Groß herzoglich Heſſiſchen 3. Infanterie-Regiments (Leib regiments). (Schluß.) Im Jahre 1704 finden wir abermals das Kreisre giment bei der Belagerungsarmee des Markgrafen Lud wig von Baden vor Landau. Nachdem Prinz Eugen, und Herzog Marlborough in der Schlacht bei Hochstädt am 13. August den Marschall Tallard aufs Haupt geschlagen und den Marschall selbst gefangen hatten , gingen die Franzosen über den Rhein zurück, und nahmen unter Ville roi bei Landau und Germersheim hinter der Queich

Capitain Lieutenant

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Fähndrich Sergeant . Fourier Capitain d'armes

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Fähndrich Sergeant Fourier Capitain d'armes Corporal .. . Musterschreiber Feldicherer Tambour . Pfeifer Fourierschüß Gefreite . Gemeiner

12

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*) Jest 1. Infanterie-Regiment. Der Markgraf sagt von ihm : „In der Vestung commandiret der sogenannte Loubangnie, ein sehr alter Man von grosser erfahrnus , vnd soll absonderlich der fortification und der In genieurs Khunft woll erfahren seyn.“ Der Markgraf an den Kaiser. Felblager vor Landau 18. September 1704.

21 H 12 "1 9 "

1842 -7715545

bereits die Belagerung gewährt , und Alles war zum Sturm vorbereitet ; da übergab nach hartnäckigem Wider ſtand General Laubanie am 25. den Plaz. Die Besayung

Regimentsfeldscherer Wagenmeister Regimentstambour Hautboist Profos mit Steckenknecht 2 ) Grenadiercompagnie.

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Stellung. Prinz Eugen, Marlborough und der Markgraf von Baden dirigirten nun ihre Macht dorthin. Die Fran zosen verließen ihre Stellung hinter der Queich und stells ten sich hinter der Lauter auf. Aber Eugen zwang sie auch hier zurückzugehen, und die französische Armee zog sich unter die Kanonen von Straßburg zurück. Der Markgraf von Baden unternahm unterdessen die Belagerung von Landau. Am 12. September schloß er die Festung ein und am 14. eröffnete er die Laufgräben. Die Belagerungs armee bestand in 27 Bataillonen und 44 Escadronen Pfäl zer- und Reichstruppen. Unter leßteren befanden sich das Kreisregiment unter Obrist Hoffmann und das Schrau tenbachische Regiment. *) Später wurde die Belagerungs armee noch durch das Corps des General von Thüngen verstärkt. Marlborough , unter welchem Prinz Eugen die Kai serlichen und die Preußen befehligte , nahm zur Deckung der Belagerung eine Beobachtungsstellung an der Lauter. Auch König Joseph hatte sich mit Beginn der Belagerung eingefunden und übernahm abermals dem Namen nach den Oberbefehl. In der Festung commandirte General Lau banie , einer der tapfersten französischen Offiziere , mit 6000 Mann auserlesener Truppen. **) Die Belagerungsarbeiten gingen troß der Schwierig= keiten des Bodens rasch vorwärts . Am 1. October wurde das Feuer gegen die feindlichen Werke begonnen und dauerte bis zum 23. November. Zehn Wochen hatte

zog nach Straßburg ab. Feldzeugmeister Graf Friesen wurde zum Gouverneur ernannt, und auch das Kreisregis ment kam wieder als Besaßung in die Festung. Mit der Eroberung Landau's wurde der Feldzug dieses Jah res für beendigt erklärt, und die Armeen bezogen die Win terquartiere. Die Compagnieen des Kreisregiments waren in die ſem Jahre mit prima plana 95-125 Mann stark gewe sen . Bei jever Compagnie befanden sich noch 3 Wagen knechte , und zum Fortbringen der Bagage 6 Zugochsen oder Pferde und 2 Zeltpferde. Als gewiß von Intereſſe theilen wir am Schluß die ses Jahres den monatlichen Gage- und Löhnungstarif der Feldinfanterie mit. 1) Regiments stab. Obrist • 120 fl. 60 " dessen Hauptmannsgage 52 " Obristlieutenant 60 "1 dessen Hauptmannsgage 20 "I Major 60 "1 dessen Hauptmannsgage 36 " Regimentsquartiermeister . 30 " Auditeur . · 21 "I Feldprediger . 24 " Adjutant . 10 "1 Secretarius

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124a4a 6994444

mendant in Landau, Generalmajor von dem Oberrheini schen Crayss , auch Obrister über ein heffen- Darmstädter regiment zu fuß und des Reichs Liever , Getreuer Hart mann Samuel Hoffmann , angerühmbt worden , auch die angenehme Treue und sehr ersprießliche Kriegsdiensten, Fourierschüß welche er Unserm in Gott ruhenden Herrn Vatter Wey, Gefreite . Gemeiner land Kaisern Leopold glorwürdigsten Andenkens sowohl als Uns Selbsten , wie auch dem heiligen Römischen Wagen und Zeltknecht Reich schon über dreysig Jahr insonderheit im leßten Tür für jedes der 6 Compagniewagen- und Zelt 4 " fenkrieg in Hungarn, all wo er denen meisten vorbeygangenen pferde . blutigen Treffen und Belägerungen, ohngescheut Leib und für den Regimentsfeldkasten mit einem Knecht 8 und zwei Pferden . . Lebensgefahr , mit beygewohnet , wie auch bei denen von Nachdem im Laufe des Jahres 1705 durch den Tod den Tod Uns ingegenwärtigem Reichskrieg unternommenen und glück des Generalmajor von Buttlar die Generalwachtmei lich ausgeführten Belägerungen der Stadt Landau , Ein maliger defendirung derselben als Vicecommendant da sterstelle beim Oberrheinischen Kreise erledigt war , erhielt sie Obrist Hoffmann. Zu gleicher Zeit wurde er von selbst zu seinem Ewigen Ruhm Tapfer und beständig er wießen , dadurch auch verdient hat , daß die Stände des dem Kaiser zum Interimscommandanten der Fer Oberrheinischen Treyß, ihn zum GeneralMajor unter dero stung Landau , in welcher er noch immer mit dem Kreis regiment einen Theil der Garnison bildete, ernannt. Nach Trouppen angenommen, Wir aber ihn nach Absterben des Vorigen Goubernatoris zu Landau Graffens von Friese dem Tode des Generals Graf Friesen wurde Obrist Hoff die Commendantenstell allda allergnädigst anvertrauet ha mann Commandant der Festung . Die Grenadiercompagnie war unterdessen zu ben und versichert seyn, daß er künftighin Unß, dem Hei ligen Römischen Reich, und Unßrem Erzhauß Oesterreich, Anfang des Jahres von Augsburg nach Gießen unter Major Besson de Rossefort zurückgekehrt und wurde zu mit Darsehung Leib und Lebens , auch Guet und Bluets, einer Musketiercompagnie umgewandelt. beständige Treu Unterthänigste Dienste leisten und eyffe 1706 befand sich jedoch diese Compagnie, welche in right in seiner devotion verharren werde , wie er dann wohl thun kann, mag und soll " 2c. zwischen Hauptmann Voigtländer erhalten hatte, bei dem Regiment in Landau. 1708 marschirten 2 Compagnieen des Kreisregiments Obrist Hoffmann wurde nun auch vom Landgrafen mit Bewilligung des Kreisoberfeldherrn am Oberrhein, zum Generalmajor beim Regiment ernannt . Das Regi des Kurfürsten von Braunschweig - Lüneburg , von Lan dau nach der Landgrafschaft zurück und wurden zur Be ment verlor in diesem Jahre seinen verdienten Feldpredi deckung der Obergrafschaft an der Rheingränze aufgeſtellt. ger Hoffmann , welcher als Pfarrer nach Eberstadt bei In diesem Jahre kommen auch zum erstenmal die Darmstadt verſeßt wurde. In diesem Jahre finden wir auch zum erstenmale | monatlichen Ab- und Zugangstabellen in Gebrauch. Den 30. September 1709 starb Generalmajor Hoff Artillerie beim Regiment aufgeführt . Sie bestand aus : mann von Löwenfeld zu Landau. Der Kaiser ernannte 2 Constablern , 2 Handlangern , 4 Artillerieknechten , 2 Feldstücken (3pfündige Carthaunen) , jedes mit 2 Pferden. den Prinzen Carl Alexander von Württemberg an seiner Stelle zum Commandanten der Festung. bespannt , 2 Munitionskarren jeder mit 2 Pferden be spannt. Den 2. October erhielt das Kreisregiment einen Am 17. Mai 1707 starb der bisherige Inhaber des neuen Inhaber, den Prinzen Franz Ernst, dritten Sohn Kreisregiments Prinz Carl Wilhelm, 14 Jahre alt, auf Landgrafs Ernst Ludwig, geb. den 25. Januar 1695. der Universität Gießen. Der Prinz erhielt das Regiment als Oberst ; dieses führte Ein freudiges Ereigniß betraf das Regiment am jedoch nicht seinen Namen , sondern hieß wie bis dahin Auch 22. Juni , indem an diesem Tage Kaiser Joseph I. den das oberrheinische Darmstädtische Kreisregiment. commandirte der Prinz das Regiment nicht selbst, sondern tapferen Commandeur des Regiments Hartmann Sa muel Hoffmann mit dem ehrenden Beinamen von Lö der wirkliche Commandeur war jeßt Obrist Greber. Schon wenfeld in den Adelstand erhob, und so durch diese Be 1710 wurde Prinz Franz Ernst zum Generalmajor der lohnung der Verdienste dieses ausgezeichneten Offiziers oberrheinischen Kreistruppen vom Kreis ernannt . Den 29. Januar 1711 starb Obrist Greber , und zugleich die des Kreisregiments ehrend anerkannte. Die Stelle des Adelsbriefes, welche sich auf die Verdienste Ge Obristlieutenant Ludwig Melchior Langsdorf wurde Com neralmajors von Hoffmann bezieht, glauben wir hier als mandeur des Regiments , das immer noch als Besaßung einen Denkstein der Tapferkeit des Regiments anführen in Landau Landau lag. lag. Obristlieutenant Langsdorf hatte seine zu sollen. Sie lautet : militärische Laufbahn in dem Prinz Georg Regiment als " Wenn wir nun gnädiglich angesehen , wahrgenom Fähndrich begonnen und in diesem der Belagerung von Ne men und betrachtet den löblichen Wandel, sonderbahre Tu groponte beigewohnt. Er war nach der Auflösung des genden, fürtreffliche Qualitäten , und Kriegserfahrenheit, Regiments in das Regiment Schrautenbach übergetreten womit vor Unser Kaiserl. Majestät Unser jegiger Com und 1693 Hauptmann einer Freiscompagnie geworden. Corporal .. Musterschreiber Feldscherer Lambour

6 fl. "1 " 41 " 41 41 " " 5 ,

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1712 entstanden zwischen den oberrheinischen Regi | mentern , welche zu Landan in Garnison lagen , und ei nem in sächsischen Diensten stehenden Anspachischen Ba taillon, Streitigkeiten über den Rang, welchen lezteres als sächsisches Bataillon vor ersteren für sich in Anspruch nahm. Die Regimentscommandeure des oberrheinischen Kreises wandten sich deßhalb an den Kreisconvent. Bei dem langsamen Geschäftsgang jedoch war dieser Streit noch nicht entschieden , als die für das Regiment so traurigen Ereigniſſe des Jahres 1713 hereinbrachen. 1713 wurden alle kaiserlichen Truppen unter den Oberbefehl des Prinzen Eugen gestellt. Dieser traf am 24. Mai bei der Armee, welche bei Mühlburg im Lager stand , ein und übernahm von dem Herzog von Württemberg das Commando. Ob gleich das Reichsheer sehr schwach war , entsandte Eugen doch Verstärkungen nach den Pläßen Landau, Mainz und Freiburg , welche durch die französische Armee bedroht wa ren. Anfangs Juni übernahm Villars den Oberbefehl über diese. Er brach aus dem Elsaß vor und erschien plöglich mit seiner Armee vor Speier. Von hier ent ſandte er den Marschall Bezons gegen Landau. Am 12. Juni erschien dieser mit einem starken Corps vor der Fe stung und schloß sie sogleich ein , ohne daß Prinz Eugen etwas zu ihrer Rettung unternehmen konnte, da seine Ar mee zu schwach und die von ihm erwarteten Verstärkungen noch immer nicht eingetroffen waren. Am 24. wurden die Laufgräben gegen Landan er öffnet. Herzog Carl Alexander von Württemberg verthei digte die Festung mit 9-10000 Mann . Die Beſagung hielt sich aufs tapferste, unternahm häufige Ausfälle, durch welche der Feind beträchtliche Verluste erlitt. Sie zerstörte demselben sogar mehrmals seine Werke. Nachdem aber ei nes der größten Pulvermagazine in die Luft geflogen war, und in Folge dessen Mangel an Munition eintrat, mußte die Festung am 19. August capituliren. Die ganze Gar nison wurde zu Kriegsgefangenen gemacht. Hierbei gin gen auch die 2 dem Regiment gehörenden Kanonen , so wie 4 andere, welche der Landgraf für die oberrheiniſchen Kreisregimenter gestellt hatte, verloren . Den 22. August marschirte die Garnison aus Lan dau ab und kam in die Stadt Hagenau. Das Kreisregis ment marschirte 6 Compagnieen , zusammen 359 Mann stark, unter Obristlieutenant Langsdorf in Gefangenschaft. Unter dieser Zahl befanden sich auch die 18 Constabler und Handlanger des Regiments . Es mußte 54 Blessirte in Landau zurücklassen , unter diesen Lieutenant Ullner und Fähndrich Stamm. Die wesentlichsten Bestimmungen der Capitula tion waren folgende : Die Offiziere dürfen ihre Degen forttragen ; einzelne Offiziere können nach der Heimath gehen, um dort ihre Angelegenheiten zu ordnen ; die Mann schaft darf nicht zu französischem Kriegsdienst verführt wer den ; kein Soldat darf beraubt werden ; die Regimenter bleiben in sich geschlossen. Die mit in Kriegsgefangenschaft gekommenen kaiser lichen Regimenter marschirten schon am 30. September über den Rhein zurück nach Fort Louis. Für die ober

rheinischen Regimenter wollte jedoch Prinz Eugen die Ga rantie nicht übernehmen, und so wurden sie von Hagenau in's Innere Frankreichs geführt. Den 2. October marschirte das Kreisregiment Nachts von Hagenau über Bitsch nach Saargemünden, den 3. über St. Avold nach Meß, wo es einen Rasttag hatte und von wo es weiter durch die Champagne nach Besançon , seinem Bestimmungsorte, geführt wurde. Inzwischen wurde mit Frankreich eine Uebereinkunft getroffen, in Folge deren die oberrheinischen Kreisregimen ter Mitte October aus der Gefangenschaft entlassen wur Die Bedingungen waren, daß die Regimenter wäh rend dieses Krieges keine Kriegsdienste nehmen durften, auch nicht bei fremden Potentaten, selbst wenn diese nicht mit Frankreich Krieg führten. Dann mußten sie 30 Stun den weit diesseits des Rheins verlegt werden. Das Re giment trat seinen Rückmarsch über Chalons an , wo es am 21. October eintraf. Den 23. rückte es in Verdun ein und marſchirte von da nach Mez, wo es wieder län gere Zeit liegen blieb. Von Mez aus sollte das Regi ment über Hagenau zurück nach Hessen marschiren. Da jedoch ein weiterer Marsch für die ermüdeten Leute zu bes schwerlich gewesen wäre, auch an 100 Kranke sich bei dem Regiment befanden , erlangte Obristlieutenant Langsdorf bei dem Gouverneur Saillau von Meß die Erlaubniß, das Regiment auf Schiffen auf der Mosel nach Coblenz zu befördern. Den 2. November erfolgte der Abmarsch von Mez. Das Regiment hatte an diesem Tage fol genden Stand : 1 Obristlieutenant , 1 Major , 6 Capi taine , 5 Lieutenante , 5 Fähndriche , 12 Sergeanten , 6 Fouriere , 12 Feldscherer , 17 Corporale , 10 Tam boure , 284 Gefreite und Gemeine. Zusammen 359 Mann. 181 Mann hatten sich bei der Gefangennehmung des Regiments selbst ranzionirt und in Gießen eingefun den, wo sie unter Commando des Hauptmann von Buseck gestellt wurden. Den 7. November traf das Regiment auf der Mo sel zu Braubach ein, und erhielt hier Befehl nach Gießen zu marschiren , wo es bis zu seiner Wiederherstellung im Quartier bleiben sollte. Der Krankenstand machte es je doch unmöglich diesen Befehl zu vollziehen, besonders da man die in dem Regiment herrschenden Krankheiten für ansteckend hielt. Die Mannschaft wurde daher in 3 Klaſ sen hinsichtlich des Gesundheitszustandes eingetheilt , und in den um Gießen gelegenen Ortschaften auf den Rath häusern in folgender Weise einquartiert. 1) Die ganz Kranken kamen nach.Großenlinden und

Langgöns ; 2) Die Maroden nach Leihgestern und Waßenborn ; 3) Die Gesunden nach Steinbach, Steinberg, Garben teich, Kirchgöns und Pohlgöns . Diese letteren Orte waren unter die 8 Compagnieen des Regiments vertheilt , da die beiden Compagnieen, welche 1708 aus Landau zurückberufen worden waren, sich nun wieder mit dem Regiment vereinigt hatten. Sie waren auch in diesem Jahre, da man einen Einfall von Speier

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Her befürchtete , mit dem Schrautenbach'schen Regiment und den Landbataillonen der Obergrafschaft zur Bedeckung der Landesgränze am Rhein verwendet worden. Die Com pagnieen wurden, wie folgt , in obige Orte vertheilt : Leibcompagnie in Kirchgöns. Obristlieutenants Compagnie in Pohlgöns. Compagnie Major Voigtländer ) in Steinberg. Compagnie Capitain Scholl

Bevor man dem ärztlichen Perſonal die ihm zukommende Stellung eingeräumt hat, können Scenen aus der Krim immer wieder zur Aufführung kommen ; so cursiren die Namen Do= brudscha und Walchern nur ob ihrer traurigen Berühmtheit L. D.. im Munde der betroffenen Armeen.

Literatur. Compagnie Capitain Compagnie Capitain Compagnie Capitain Compagnie Capitain

Vapel in Garbenteich. Repp Lottich in Steinbach. Uner

Den 24. November wurden die Compagnieen in Gie Ben zusammengezogen, die Kranken blieben jedoch auf den Ortschaften liegen. Nachdem am 7. September 1714 durch den Friedens schluß zu Baden ter spanische Erbfolgekrieg beendet war, wurde das Kreisregiment wiederum von 8 auf 6 Com pagnieen herabgesezt. Die Reduction betraf die Compag nieen des Major Voigtländer und des Capitain Scholl, und fand am 1. October statt.

Considérations sur la tactique de l'infanterio en Europe, par le général Renard , Aide de camp de Sa Maj . le Roi des Belges, chef du corps d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. Dumaine ; Bruxelles , Ch . Muquardt. (XXIV & 223 p. ) 5 Fr. (Fortseßung. ) Nach den Betrachtungen über die Anwendung der

perpendikulären oder französischen Schule in den Schlach ten Napoleons sagt der Hr. Verf.: " Es ist jetzt interes fant (curieux) zu prüfen, bis zu welchem Punkte die Er fahrung der Kriege der Republik und des Kaiſerreichs die Verfasser der französischen Ordonnanz vom 4. März 1831 über das Erercitium und die Manövers der Infanterie, inspirirt hat. " Kleinere Mittheilungen. Wir wollen die Resultate des Hr. Verf. in dieser Forschung kurz verzeichnen : Die ärztliche Branche in der englischen Armee. 1) Zahl der Glieder. Die Ordonnanz läßt zu, daß man in 2 sowohl, als Man denkt in England , es sei doch an der Zeit , daß in 3 Gliedern fechten könne , und sie gibt die Mittel, dort das militärärztliche Personal eine Stellung einnehme und ein Ansehen habe , wie es die Verantwortlichkeit und aus der einen in die andere Formation überzugehen . " "Das Reglement wagt nicht, sich auszusprechen. " Der Hr. Verf. Wichtigkeit des Amtes erheischt. Um dieß einzusehen, braucht man nicht zu den enormen Verlusten in der Krim zurückzu tadelt diese Ungewißheit mit Recht, da die durch den le bergang entstehenden resp . Front - Verlängerungen oder gehen ; die Ereignisse in Indien und selbst die große Sterb lichkeit unter den Soldaten in der Heimath führen unbedingt | Verkürzungen in der Stellung oder im Gefecht von großen auf die Nothwendigkeit eines Sanitäts -Reglements. Inconvenienzen begleitet sein könnten. 2) Schule des Pelotons . Man wirst der englischen Armee mit Recht vor , daß Die Peloton ፡ Schule ist nicht selbstständig genug. man dort bei Operationen und sonstigen militärischen An ordnungen , auf medicinische Grundsäge weniger Rücksicht Nicht allein die Voltigeur- Compagnieen werden detachirt, nimmt, als in irgend einer anderen Armee, was in England um vorwärts der Linien zu tirailliren, sondern alle Com Es wäre ärztliche Autoritäten ohne Rückhalt aussprechen. pagnieen können zu denselben Aufträgen wie jene verwen zu viel verlangt , wollte man von dem Offizier die nöthigen Die Schule des Pelotons muß zu einer det werden. Schule der Compagnie , und in diese die Instruction für medicinischen Kenntnisse fordern. Aber cuique in sua arte credendum est , und darum nehme man geeignet Rücksicht | die Tirailleurs und über Angriff und Vertheidigung der Localitäten mit einbegriffen werden. auf die Ansichten von Aerzten bezüglich klimatiſcher Einflüsse, 3) Schule des Bataillons. der Anlegung von Casernen, Lagern und Hospitälern , Nah Ueber diese spricht der Hr. Verf. den schärfsten Tas rung und Kleidung der Mannschaft u . dal. - Die Wichtigkeit del aus. Er wirft ihr vor, daß sie außer den Vorschrif medicinischer Topographen macht sich in der englischen Armee immer fühlbarer und man schlägt vor , dem General ten über die Bewegungen des Bataillons nichts, keine Vor schrift über die Art zu handeln und zu fechten gibt. „Die quartiermeiſterſtabe für das britische , wie für das indische Heer einen tüchtigen Arzt als Chef in dieser Eigenschaft einfachsten , die nächsten Beziehungen des Gefechts find ― beizugeben. In Friedenszeiten würden sich dessen Obliegen darin nicht vorher gesehen. “ „ Das, was das nothwen heiten auf die Inspicirung von Garnisons- und Lagerplägen, dige , unentbehrliche Element des Gefechts der Infanterie Feld- und stehenden Hospitälern und von Transportschiffen ausmacht , ist darin vollständig mit Stillschweigen über erstrecken. Im Kriege würde er den Generalquartiermeister gangen ; man hat sich begnügt , bei den Irrthümern von begleiten und demselben mit seinem Rathe über Wahl von 1791 zu verharren.“ Speziell richtet sich dieser Vorwurf Lagern und Abhülfe bei Krankheiten zur Seite stehen. nun dagegen, daß das Tirailleur-Reglement von dem des

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Bataillons ganz getrennt und auch in diesem auf eine ganz unbestimmte Weise die Verwendung anderer als der Voltigeur-Compagnieen zu diesem Dienste als zuweilen erforderlich bezeichnet , sonst aber keine spezielle Weisung für die Ausführung gegeben wird. Die aus dem Regle ment citirte Stelle ist: „Der Dienst der Tirailleurs wird gewöhnlich durch die Voltigeurs ausgeübt , — aber da die Umstände oft erfordern , daß man dazu andere Com pagnieen verwende , so sollen alle gleichmäßig darin ge übt werden ." Man muß dem Hr. Verf. Recht geben, wenn er hinzu fügt : „Das ist eine vage Vorschrift und ganz geeignet , Unordnungen und schwere Mißstände hervor zu rufen. " Das französische Reglement schreibt in der Batail lons- Schule nicht einmal vor wo man die Tirailleurs hernehmen soll. “ --In Beziehung auf eine Aeußerung Napoleons , daß man an einem großen Schlachttage de ganze Tirailleur-Linie zuweilen mehr als einmal werde ablösen müssen, woraus sich also von selbst ergeben würde , daß dazu die Eliten Compagnieen nicht ausreichen, sagt der Hr. Verf. von den Tirailleurs, welche aus den anderen Compagnieen zu ent nehmen sein würden (tirailleurs de bataille) "I Es ist keis neswegs gleichgültig, ob man sie aus der Mitte oder von den Flügeln nehme. Sezen wir z . B. voraus , daß ein de plovirtes Bataillon eines seiner Centrum-Pelotons als Tirailleurs vorgeſchickt habe , wird es nachher nicht Unord nung geben , wenn man ihm gleich darauf befiehlt die Doppel- Colonne zu bilden, zu marschiren und das Quarré zu bilden ? ―――― Und wenn es von Neuem deployiren soll, um zu feuern , wird man in der Mitte eine Lücke laſ sen ?" 2c. Der Hr. Verf. hat sehr Recht , für das Reglement, wie es jest ist , diese Fragen aufzuwerfen. - Dagegen muß es eine neue Aufgabe des Reglements sein , solche Abänderungen in den bisherigen Formationen zu treffen, daß es gleichgültig wird , welche Compagnieen zum zer ſtreuten Gefecht verwendet werden ; dies wird denn auch am Schlusse dieser Untersuchung hervorgehoben. " Evolutionen der Linie. „1 ) Einige Modificationen abgerechnet , enthal ten sie das System 1791." Den Redacteuren der Ordonnanz von 1831 , welche in ihrem Bericht gesagt hatten , daß sie weder an dem Plan noch am Geiste der Ordonnanz von 1791 etwas ger ändert hätten , wird gesagt , daß aus diesem Geſtändniſſe hervorgehe , daß die Prinzipien der Linear- Schule noch heute in Frankreich und Belgien herrschen „ als wenn wäh rend der 20 Jahre des Krieges der Revolution und des Kai serreichs nichts vorgefallen wäre, " wenn auch die Abschaf fung der schwierigen Bewegungen zu Frontveränderun gen c. als ein ansehnlicher Fortschritt anzuerkennen fei. "1 2) Dies System ist nicht im Einklange mit der modernen Tactik. " Ein Citat einer Aeußerung des Generals Foy über die Uebungen im Lager von Boulogne erklärt jenes Di

" Das Reglement der Manöver von 1791 blieb lemma: für die Subalternen das Gesetzbuch ; aber die Chefs ge wöhnten sich , dessen Anwendung nach den Bedürfnissen des Krieges abzu ändern." Die Schlachtordnung der Division Deſair bei Marengo*) gegen die Colonne Zach wird als ein solches Beispiel angeführt. Wenn gleich es nicht eben zur Aufgabe gehört, die wir uns für diese Besprechung gestellt haben , so können wir doch nicht widerstehen , dem Leser dieser Blätter, dem vielleicht das Buch des Generals Renard nicht zugänglich wird , noch stellenweise ein anderes Citat mitzutheilen, in welchem der General Morand in seiner Schrift die Ar mee nach der Charte" im Jahre 1826 , also über die Ordonnanz von 1791 sich weiter ausspricht : - Diese Manöver sind auch deßhalb verderbenbringend , weil ihr Studium von dem wahrhaft kricgerischen Studium ablei tet; sie sind so unklar (confases), daß ein Offizier, der dazu kommt, sie mit einiger Genauigkeit auszuführen, für einen geschickten Mann gilt. Es gibt Generale, welche fein anderes Verdienst gehabt haben , und welche die Truppen zur Niederlage geführt haben, welche sie auf einem Marsfelde manövriren zu lassen verstanden, die gegen den Feind zu führen sie aber unfähig waren, weil ihr Kopf nur von For meln angefüllt war , und weil sie in ihr eitles Wissen eingeschlossen , niemals daran gedacht hatten , die wahre Kriegswissenschaft zu erlan gen. “ . . . . . „ Es gibt so viele Offiziere , die kein an deres Verdienst haben , als das des Reglements , die für dies eine wahre Bewunderung haben, und die sich mit Kummer gezwungen sehen würden, die Wiſſenſchaft, welche sie bewundern, weil sie sie mühsam erlangt haben, zu ver nachlässigen , um das zu lernen , was wirklich und einzig müßlich für den Krieg ist. Diese guten Leute bilden sich im gutem Glauben ein , daß die Grenze ihres Wi die der menschlichen Kenntnisse und Intelligenz ſei , daß man sehr geschickt und fähig sei , den Krieg gut zu füh ren, wenn man die Flügel-Unteroffiziere anstellen und ein Deployement commandiren fann." gen :

Mit einem tiefen Seufzer können wir nur hinzu fö C'est tout comme chez nous,“ O möchten dieſe

Worte des General Morand von allen Denen gelesen wer den, welche berufen sind, die Vorschriften der Ausbildung zu geben, →→→ auf deren Erfüllung zu halten, und bei In spicirungen die Criterien wahrer Fähigkeit als Maß stab anzulegen an das mühsam und zeitkostbar vorbereitete. Kunststück einer Vorstellung. - Es ist wahr, daß hier die Rede ist von der Ordonnanz von 1791 und zwar von deren Anwendung im Jahr 1826 ; wer sich damit für seine Armee trösten kann , der tröste sich ; das verbesserte Reglement allein berechtigt ihn aber nicht zu diesem Trost, denn auf die Ausführung eines besseren , weil einfacheren Regle ment stolz sein , ist um nichts besser , als der Stolz auf

*) Bei allen Berichten über Marengo hüte man sich vor Läu schungen, nachdem die Authenticität derselben durch neuere Mit theilungen gewaltig erschüttert worden ist.

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die Perfection in dem , wenn auch schlechteren , doch noch | nüßlich sein , daß die Ordonnanz die allgemeinen Grund säge des Krieges aufstellte. Der Marschall Bugeaud macht schwierigeren Reglement. bei dieser Gelegenheit eine sinnreiche Bemerkung, mit wel Unter den lleberschriften „ 3 ) Von den Frontver cher ich dies Kapitel schließen werde." "/ " Wenn man ver änderungen und Ausstecken der Linien " und 4) Bewegungen in Treffen" werden nun noch 2 sucht , einen Kriegsgrundsaß aufzustellen , so ruft sogleich eine Anzahl Offiziere, indem sie glauben, damit die Frage eklatante Mängel der Orconnanz von 1831 als ganz im Widerspruch mit den Anforderungen des Kriegs dargestellt zu lösen : Alles hängt von Umständen ab, wie der Wind kommt , so muß man das Segel stellen ! - Aber wenn und daran der Schluß geknüpft : Ihr nicht im Voraus wißt , welches Segel für den oder Um zu dem Geiste des modernen Kriegssystems zu den Wind paßt , wie wollt ihr das Segel ftellen ?" " rück zu kehren , müßte man diese Ordonnanz unterdrücken, Bei dem Lesen der vielen intereſſanten Citate, welche und sie durch eine Schule des Regiments ersehen , um uns der Hr. Verf. mit der trefflichsten Auswahl, sowohl mehrere Bataillone zu gewöhnen , im Einklange zu han deln, und das System durch eine Brigades, eine Divisions bezüglich der Autoren , als des Inhalts gibt, müssen wir und durch eine Armee- Corps - Schule krönen. Dieser Theil uns immer wiederholen, wie oft die Mängel, die wir füh der Ordonnanz dürfte die Jufanterie nicht allein betreffen. len, schon von den eifrigsten und tüchtigsten Männern be Die Brigade würde so viel als möglich mit Artillerie, sprochen worden sind , bevor man an eine gründliche Ne und die Division mit ihren beiden Batterieen und einem form gegangen ist . ――― Nur die Unwissenden sind zufrie Detachement Cavalerie manövriren . Das Armee -Corps den und glücklich ! -würde schon hinreichende Reserven von Infanterie, Cava (Fortsegung folgt demnächst. ) lerie und Artillerie besigen. Endlich würde es vielleicht

Nachrichten. Deutschland. Triest, 11. Juli. Das erste Linienschiff, welches in Desterreich gebaut wird , der Kaiser" mit 91 Kanonen, ist im Ban so weit fortgeschritten, daß der Tag, an welchem es in Pola vom Stapel zu lassen ist, bestimmt werden. konnte. Wir hören, daß der Erzherzog-Marineobercom mandant die Anordnung getroffen hat , daß dieses Fest am 4. October, als dem Namenstage Sr. M. des Kaisers, gefeiert werde. Unmittelbar nach Beendigung dieser Feier kommt ein zweites Linienschiff, welches den Namen „ Dester reich" erhält, auf den Stapel. Uebrigens hat der gegen wärtig noch in Wien weilende Erzherzog Ferdinand Mar, wie man uns von glaubwürdiger Seite versichert, die Ges nehmigung Sr. Majestät nicht nur hierzu , sondern auch noch zu einigen anderen Verfügungen erwirkt, welchen die Absicht zu Grunde liegt, die Kriegsmarine einer den neuesten yortschritten des Seewesens entsprechenden Modification zu unterziehen und ihren Stand an großen Kriegsschiffen nach und nach dahin zu bringen, daß sie allen Auforderungen zu entsprechen vermag . Demnach wird denn bald ein voll ständiges Propeller-Geschwader , ausgerüstet mit allem, was die neuesten Erfindungen an die Hand gegeben haben, und geeignet, seinem Zweck für jezt vollkommen zu genügen, vorhanden sein , um im adriatischen Meere oder wo es Dank dieser , wenn auch nöthig sein wird , zu kreuzen. nicht riesenmäßig ausgebreiteten , doch aber ruhig walten den Thätigkeit, schreiten auch die unseren Kriegshafen in Pola betreffenden Arbeiten sichtlich vorwärts , denn es ist billig , daß gleichen Schrittes mit der Vergrößerung und Vervollkommnung unserer schwimmenden Festungen auch der Ausbau des starken Gefäßes , aus welchem sie aus laufen, und in welches sie nach gethaner Arbeit zurückkehren, Verantwortliche Redaction : Hauptmann Fr. Scholl. -

seiner Vollendung sich nähere. Und da gleichzeitig auch das Arſenal in Venedig , welches nach altem Muster ge baut ist , reorganisirt wird , so gewinnen wir schon jest die Aussicht , daß nachgerade sowohl zum ferneren Bau als auch zur vollkommenen Ausrüstung der Schiffe in Kürze die nothwendigen Vorbedingungen geschaffen sein werden. Dann aber wird es nur des Kaisers Wink be dürfen , wenn er seine Kriegsmarine mit der Stellung Desterreichs als Großmacht in ein richtiges Verhältniß bringen will. Mit Venedig , Pola und den Boche di Cattaro, die wohl auch bald an die Reihe kommen , hat man Raum genug zu so viel Schiffen , als nothwendig ſind, um sich bei männiglich Respect zu verschaffen. Rußland. Seit langer Zeit besteht in Rußland die Einrichtung, daß die Namen der im Kriege getödteten oder in Folge der auf dem Schlachtfelde erhaltenen Wunden verstorbener Offi ziere auf einer Trauertafel in den Kirchen der Cadetten corps, der Universitäten oder anderer höherer Lehranstalten zum ruhmvollen Andenken verzeichnet werden. Auf Befehl des Kaisers soll dieser Gebrauch nun auch auf diejenigen Aerzte Bezug haben, die in Erfüllung ihrer Pflichten im Kriege getödtet wurden oder an den auf dem Schlachtfelde erhaltenen Wunden gestorben sind. Unsere Militär-Aerzte haben für ihren Muth, ihre Selbstaufopferung und rastlose Thätigkeit im legten Kriege bereits die Auszeichnung erhalten, daß sie gleich den übrigen Offizieren des Heeres mit den Schwer Es ist tern zu den respectiven Orten decorirt wurden. somit eine Gleichstellung der Militär-Aerzte mit den Offi zieren ausgesprochen . Verlag von J. P. Diehl. --- Druck von H. Brill.

1

Neue

Militär

Herausgegeben von einer

-

Gesellschaft deutscher

Dritter

No.

33.

Zeitung .

Darmstadt,

Auffäße. Die franzöfifche Armee im Jahr 1858 . Seit dem verflossenen Jahre hat die Zuſammenſeßung der französischen Armee nur durch die Reorganisation der Cent-Gardes zu Pferd und die Aufhebung von drei Vete ranencompagnieen der Infanterie (von den fünf bisher be standenen) Veränderungen erlitten. Ein wichtiger Wechsel wurde in dem Commando der Linientruppen durchgeführt. Durch Dekret vom 27. Januar 1858 wurden diese Truppen in 5 höhere Commandos unter dem Oberbefehl französischer Marschälle geschieden. Hierdurch können dieselben zu einem bestimmten Zeitpunkt rasch in imposanten Massen unter einem einzigen Führer vereinigt werden und dann in der Lage sein , überali die öffentliche Ordnung und die Sicherheit des Besißes zu gewährleisten. Marschall Magnan befehligt die Armee von Paris und die Militärdivisionen im Norden ; Marschall Canrobert die Divisionen im Osten ; Castellane die Armee von Lyon und die Divisionen des Süd- Ostens, Bosquet diejenigen des Süd-Westens und Baraguey d'Hilliers diejenigen des Westens . Unter den Marschällen Frankreichs hat kein Wechsel ſtattgefunden. Die Inhaber dieser Würde sind, abgesehen von Sr. kaiserl. Hoheit dem Prinzen Jerome Napoleon, welcher überzählig ist : Graf Reille ; Vaillant , Kriegs minister ; Magnan ; Graf von Castellane ; Graf Ba raguey d'Hilliers ; Herzog von Malakoff, Gesandter in London ; Graf Randon , Generalgouverneur in Algier ; Canrobert ; Bosquet. Die Generalität zählt 91 Divisions- und 159 Bris gade Generale. Se. f. H. der Prinz Napoleon- Joseph, Vorstand des Ministeriums für Algier und die Colonieen, zählt nicht zu dem Sollstand der Divisionsgenerale. Der Normalstand ist in Friedenszeiten auf 80 Divisions- und 160 Brigade- Generale beschränkt ; da aber 11 Divisions Generale als Mitglieder des Senats der Zahl nach ersetzt werden dürfen , so ist demnach keine Ueberschreitung vor handen. Der General Graf d'Ornano , Gouverneur der Invaliden, ist der Aelteste unter den Divisions-Generalen. Er wurde den 8. September 1812 , im Alter von 28

Offiziere .

Jahrgang.

14. August.

1858.

Jahren hierzu ernannt und zählt also jeßt 46 Dienstjahre in diesem Grad ; der Aelteste der Brig . Generale ist der General von Senilhes , den 18. Januar 1848 ernannt. Im Laufe eines Jahres wurden 8 Diviſions- und 31 Brigade Generale ernannt. Die Reserve-Section hat 76 Divs. und 171 Brig. Generale. Unter den Ersteren ist der ehrenwerthe Graf Barrois der älteste , seit dem 27. Juni 1811 ; unter den Lezteren der Baron Bruno , welcher den 11. Nov. 1810, zur Zeit der Vereinigung Hollands mit dem fran zösischen Kaiserreich , mit diesem Rang in französische Dienste trat. Die Militär-Intendantur beſteht aus 7 General-In tendantur-Inspectoren in gleichem Grade mit den Div. Generalen ; 26 Intendanten im Dienst und 40 in Reserve; ferner noch aus 150 Unter- Intendanten und 74 Inten dantur- Gehülfen. Die erste Ernennung von Gen.-Int. Inspectoren, eingeführt durch Dekret vom 12. Juni 1856 fand den darauf folgenden 23. October statt. Der Gen. Intendant Dubois , Präsident des permanenten Verwal tungsrathes, nimmt die erste Stelle ein. Baron Barbier, Intendant der 1. Division (Paris) , ernannt den 10. Sept. 1845 , ist der älteste unter den Intendanten im Dienst ; die Herren Baradère und Ballyet , beide zur Zeit der Er richtung der Intendantur am 15. September 1817 ernannt, find die Aeltesten unter denen der Reserve. Seit dem 31. März 1857 wurden in der Intendantuk befördert : 1 Gen. Int. Inspector, 9 Intendanten, 15 Unter-Intendanten und 14 Gehülfen. Der Generalstab wird von 570 Offi zieren, vom Grad des Obersten bis zu dem des Lieutenants , und 51 Unterlieutenants , Zöglingen in der kaiserlichen Vorbildungsschule für den Generalstab, gebildet. Der Stab der Festungen zählt in Frankreich

und Algier 342 Offiziere , nämlich 144 Plaßcomman danten , 10 Majore , 155 Adjutanten und 33 Archiv- Se cretäre. Die Schwadron der berittenen "1Cent-Gardes " und die kaiserliche Garde bilden einen Theil des militärischen Haushaltes des Kaiſers und marſchiren an der Spiße der Truppen . Die Schwadron der „ Cent- Gardes" wurde. durch Dekret vom 17. März 1858 reorganifirt. Sie be

258

stand aus 11 Offizieren , und aus 137 Unteroffizieren, Brigadiers und Garden. Um dieselbe den Erfordernissen ihres Dienstes und auch der Organisation anderer Trup penkörper mehr anzupassen , wurde ihr Bestand auf 13

Compagnieen , von welchen Anstalten Frankreichs und 3 Gesammtstärke der Reiterei Die Artillerie hat einen

7 dem Dienst der Remonte dem Algiers zugehören. Die beträgt 386 Echwadronen. besonderen Stab, ausgewählte

Truppen und Verwaltungsbeamte. In dem Stab befinden Offiziere, 208 Mann und 179 Pferde erhöht. Die Gar sich 8 Divisions und 16 Brigade- Generale, welche gleich den werden aus den berittenen Truppen unter den Leuten von zuverlässiger Aufführung gewählt, welche zwei Jahre | zeitig dem Generalstab der Armee angehören , und alle ununterbrochen gedient haben. Sie tragen nicht mehr die in den Artillerie- Etablissements verwendeten Offizieren. General Piobert, Mitglied der Akademie der Wissen Abzeichen der Wachtmeister und genießen auch die diesem Grad zukommenden Vortheile nicht mehr. schaften, ist der Aelteste unter den Div.- Gen. Seine Er nennung datirt vom 28. December 1852. Die Truppen Die kaiserliche Garde bildet stets, unter dem obersten bestehen aus : 1 ) 1 Regiment Fußartillerie und 1 Reg. Commando des Generals Regnaud de Saint- Jean-d'Angély, reitende Artillerie von der Garde ; 2 ) 17 Reg. Linien ein aus zwei Diviſionen Infanterie zu je zwei Brigaden, artillerie (5 zu Fuß, 7 fahrende, 4 reitende und 1 Pon aus einer Division Cavalerie zu drei Brigaden, einer Bri tonniere) ; 3 ) 12 Handwerker- , 2 Büchsenmacher- und 4 gade Artillerie, einer Division (zwei Compagnieen) Génie ein Efs Kanonier- Veteranen-Compagnieen . Es ergibt truppen und aus einer Schwadron für die Bespannung der Fuhrwerke bestehendes Armeecorps. fektiv-Bestand von 245 Batterieen. Die Verwaltungs Die Gendarmerie besteht , das Regiment und die beamten begreifen 341 Zeugwärter , 25 Feuerwerker und 173 Oberhandwerker. Schwadron von der kaiserl. Garde nicht einbegriffen, aus 24 Legionen (Regimentern) , welche für den Dienst im Das Géniecorps ist in gleicher Weise wie die Artil lerie organisirt. Der besondere Stab desselben zählt, Inneren Frankreichs in 83 Departements - Compagnieen neben den in den Festungen und Génie- Etabliſſements verwendeten Offizieren, 5 Divisions- und 8 Brigade-Gene rale. Der Aelteste der Div.- Gen. ist General Charon, Senator , Präsident des Comités der Festungswerke und desjenigen für Algier, ernannt den 10. Juli 1848. — Die Truppen formiren 3 Regimenter und 2 Handwerkercom pagnieen. Die Zahl der Verwaltungsbeamten beträgt 587, unter welchen 581 Zeugwärter und 6 Oberhandwerker. Die Truppen der Heeresverwaltung bestehen aus den nants stehende Bataillon der Sappeur-Pompiers der Stadt Paris ist der Gendarmerie untergeordnet. Handwerkerabtheilungen und aus dem Corps der Mili Die Infanterie zählt : 1 ) 3 Grenadier-, 4 Voltigeur tarequipagen. Es gibt 14 Handwerkerabtheilungen ; jede regimenter, 1 Jägerbataillon zu Fuß, 1 Regiment Zuaven, derselben wird durch einen Verwaltungsoffizier commandirt. welche einen Theil der kaiserl. Garde bilden und 33 Ba Die Corps der Equipagen hat einen Stab für die Parks , welchen 4 Compagnieen Bauhandwerker und 5 taillone formiren ; 2 ) 100 Linienregimenter , 20 Jägerba Schwadronen Bespannung zugehören , und hat wie die taillone zu Fuß, 3 Zuaven-Regimenter, 2 Fremdenregimen ter, 3 Reg. algieriſche Schüßen, 3 Bat. leichte Infanterie | Artillerie- und Génie-Corps , Feuerwerker und Oberhand " werker , von den ersteren 15 , von den letzteren 25. Den aus Afrika , welche zusammen 346 Bataillone ergeben ; Oberbefehl hat dermalen ein Oberstlieutenant. 3) 6 Füsilier und 2 Pionnier- Straf-Compagnieen , 1 Unteroffiziere und 1 Füsilier-Veteranen- Comp. Die Auf Das Ausführungspersonal für die Verwaltungs hebung der 2. Comp. Unteroffiziere und der 2. und 3. Dienste zählt : 1) für die Militärhospitäler 336 Offiziere Füs. Vet-Comp. wurde durch Defret vom 3. Februar 1858 und Verwaltungs -Adjutanten ; 2) für die Bekleidung und befohlen. Da diese Compagnieen nur aus den zum activen Lagerbedürfniſſe 80 ; 3) für die Verpflegung 335 ; 4) für Dienst untauglich gewordenen Soldaten sich ergänzten, welche die Büreaur der Intendantur 400. Der Dienst der mili daselbst die durch das Geseḥ vorgeschriebene Zeit zur Er tärischen Rechtspflege nimmt 56 Schreiber u . 26 Rechnungs haltung einer Pension erreichten , so mußte die Reduktion führer in Anspruch , welche die 5. Atheilung der Ver der wirklichen Dienstzeit von 30 auf 25 Jahre eine beträcht waltungsoffiziere bilden. liche Abnahme der Zahl der Veteranen nach sich ziehen. Der Gesundheitsdienst der Armee liegt 1,078 Aerzten Die Reiterei hat folgenden Bestand : 1 ) 6 Regimenter und 216 Apothekern ob, an deren Spize sich die Hervor der kaiserl. Garde , nämlich 5 Reg. Kürassiere , 1 Reg. ragendsten der ärztlichen Wiſſenſchaft befinden , wie z . B. Dragoner der Kaiserin , 1 Reg. Lanziers , 1 Reg . Jäger, der Doktor Bégin , Präsident des Geſundheitsrathes der 1 Regiment der Leibwache ; 2) 12 Reg. Reserve-Reiterei Armee, und der Doktor Michel Lévy , Direktor der kaiser (2 Reg. Jäger und 10 Reg. Kürassiere) ; 3) 20 Reg . lichen Schule für Militär-Medicin und Pharmacie , Prä Der Normalstand der Linienreiterei (12 Dragoner und 8 Lanzier-Reg.) ; 4) sident der ärztlichen Akademie. 20 Reg. leichte Reiterei ( 12 Reg. Jäger und 8 Husaren Gesundheitsbeamten beträgt 1,577 Aerzte und 322 Apotheker. Der Rekrutirungsdienst bedarf 172 Bataillonsbefehls Reg.) ; 5 ) 6 Reg. afrikanische Reiterei (3 Reg. afrik. Jäger und 3 Reg . Spahis) ; endlich 6) 10 Remontereiter | haber, Hauptmänner oder Lieutenants. Die Ersteren sind getheilt sind ; aus 2 Legionen , jede zu 4 Compagnieen, für Corsika und Algier ; aus 4 Compagnieen und 3 Deta chements für die Colonieen; aus der Pariser Garde, einem aus 2 Bataillonen und 4 Schwadronen zusammengeseßten Corps ; schließlich aus einer Gendarmen-Veteranen-Com pagnie. Jede Legion wird durch einen Oberst oder Oberst. lieutenant , jede Compagnie durch einen Rittmeister com mandirt. Das unter dem Commando eines Oberstlieute

259

Unter Clieutenants .

Lieutenants

Haurtz . r manne

Oberst offieutenants

Oberst = e Lieut . s nant

. Oberfte NOOR

überzählig, die anderen werden den Infanterieregimentern zugerechnet, welchen sie angehören. Der Dienft der Gesammt-Remontirung beschäftigt 148 Offiziere der Reiterei und Artillerie, vom Rang des Ober ſten bis zu dem eines Unter-Lieutenants. Die Stabsoffi ziere sind gleichfalls überzählig, die Uebrigen werden ihren Regimentern aufgerechnet. Der Veterinär- Dienst wird durch 337 in besonderen Schulen gebildete Veterinärärzte versehen. In den 3 nachfolgenden Tabellen finden sich inte ressante Zahlenangaben in Bezug auf das Avancements Verhältniß in den verschiedenen Waffengattungen . 1 ) Angabe der Zahl der Offiziere aller Grade in jeder Waffe . Batail Summe lons- oder Schwad in jeder ronschefs. Waffe. Majore 102 621 281 124 51 31 Generalstab . 11 102 306 2821 71 790 Gendarmerie 526 3692 3054 3232 10746 Infanterie .. 122 120 73 314 1180 752 1317 3705 • Cavalerie 185 858 486 161 1795 51 Artillerie 117 1 732 372 102 81 Genie ... 263 9 77 95 81 Militärequip.

22

000000

172502

Generalstab Gendarmerie Infanterie .. Cavalerie • Artillerie . Genie .. Militärequip.

5 20 66 28 18 9

32

6

4 -

Lieutenauts .

Lieutenants

Haupt männer .

Oberste .

Summe in jes dem Grade 334 318 1355 6766 4895 4994 | 18652 | 2 ) Angabe der Beförderungen vom 1. April 1857 bis zum 31. März 1858. Batail: Tons- oder Summe Schwad in jeder ronschefs. Waffe. Majore. 43 76 23 41 57 50 269 392 502 108 141 157 44 162 72 36 29 59 2

154 179 1283 447 314 139 2

14. Juni 10. Mai 22. Sept. 5. Juli | 2. Oft. 1850 1852 1847 1843 1855 Gendarmerie .. 23. Febr. 30. Jan. 26. Febr.10. Mai 11. Aug. 1852 1851 1847 1856 1852 27. Nov. 26. Dec. 14. Juli 19. Oft. 23. Mai Infanterie .. • 1849 1853 1844 1844 1850 10. März 19. Febr. 19. Juli 15 März 28. Dec. Cavalerie • 1850 1852 1841 1846 1852 13. Nov. 1. Febr 14. Febr. 18. Febr. 13. Oft. • Artillerie 1853 1854 1848 1841 1851 27. 2. Dec Mai 25. Juni 23. Jan. 23. Jan. Genie • .... 1840 1856 1852 1853 1846 28. Febr. 7. Avril 21. Juli 26 Sept. Militärequipage 1845 1847 1855 1852 Generalstab



Unter Lieutenants .

. Lieutenants

Haupt männ er .

Oberst . Lieutenants

.Oberfte

46 63 146 543 889 831 2518 3) Vergleichung des Dienstalters eines jeden Grades in den einzelnen Waffen. Batail lons- oder Schwad ronschefs. Majore. 1. Dft. 1856 29. März 1856 5. März 1852 12.Sevt. 1852

18. Febr. 1856 13 April 1856 28. Febr. 1855

Mittheilungen aus dem Kaplande. (Schluß.)

III. Panmure 6. December 1857. Der Frühling ist hier mit all' seiner Pracht einges zogen und namentlich bietet der benachbarte Urwald ein reiches Feld zum Staunen und Bewundern für den Eu Ich kann nicht müde werden , denselben in täg ropäer. lichen Spaziergängen zu durchstreifen, was jezt schon mög lich ist, da durch das Holzfällen sich zahlreiche Wege durch denselben gebildet haben. Zwischen den vereinzelten hohen prachtvollen Stämmen schlingen sich Rankengewächse mit den herrlichsten Blüthen hin , und die meistens vertikale Blätter der Bäume und Sträucher hindern die Sonne nicht, in das Unterholz einzudringen , wo in ihrem Lichte und unter ihren wärmenden Strahlen die wunderschönsten Pflanzenformationen entstehen, welche ebenso durch ihre liebliche Zartheit, wie durch ihren außerordentlichen Farben Dagegen ist der tropische Urwald reichthum entzücken. ftumm, nur das Summen von Insekten, der Schrei eines Affen oder das Rasseln der Schlangen stört die feierliche Stille. Die Triebkraft der Natur wurde mir an einer - in meinem provisorischen Hause minder anderen Stelle Hier begannen mit der angenehm vor Augen gestellt. Wärme sich tausende von Keimen zu entwickeln , nämlich aus den Rasenwänden entstanden die neuen Pflanzen massenweise und Schaaren von Ameisen, Käfern und Tausendfüßlern krochen daraus hervor und auch von dem Grase aus, womit die Hütte gedeckt ist, wurde ein starkes Kontingent zu den lästigen Mitbewohnern meines Hauses gestellt. Die schöne Jahreszeit und ein inneres Bedürfniß, einmal andere Gesichter zn sehen und etwas Neues zu hören, veranlaßte mich Ende October eine längere Tour ins in Land hinein zu machen und zwar in Begleitung eines Kameraden und eines bei der Landesvermessung angestellten Engländers . Wir durchritten das Land wie einen weit läufigen Park und nur unsere Waffen und die uns hier und da begegnenden Kaffern , welche übrigens ganz fried licher Natur waren, erinnerten an ein unkultivirtes Land. Wir besuchten alle deutsche Ansiedlungen von hier bis King Williams-town und kamen an zwei englischen Lagern vorbei. Da die löbliche Einrichtung der Gasthäuser hier noch nicht besteht, so nahmen wir überall die Gastfreund schaft in Anspruch, die eben so gerne gewährt, wie ange nommen wurde. Im Fort Jackson hatte ich die interess sante Begegnung mit einem Kafferniönig Namens Mack' kohmo. Wir waren gerade mit dem Frühstück beschäftigt, unter der Veranda des Hauses vom Capitän Bligh, Com mandanten des Forts , als wir unter einer Staubwolke etwa 50 Kaffern ansprengen sahen. Von Posten begleitet ritten 5 an uns heran , unter welchen sich der König bes fand. Er war wie die Uebrigen nackt , nur eingehüllt in einen braunen Teppich , hatte aber ein prachtvolles Pantherfell auf seinem Pferde liegen und die Arm- und Beinringe waren von Gold. Se. Majestät stieg ab,

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sezte sich wie die Anderen mit angezogenen Knieen auf die Erde und meldete in gebrochenem Englisch , daß die verfolgten Pferdediebe nicht aufzufinden gewesen wären. Hierauf geruhten Ihro Majestät ein Glas Brandy mit Wasser anzunehmen, sowie eine handvoll Taback. Die Regierung bezahlt diesem Burschen jährlich 120 Pfd .; doch soll er dafür in den legten Kriegen den Engländern großen Nußen verschafft haben. -- Im Uebrigen verlief Die deutschen unsere Tour ohne besondere Abenteuer. Niederlassungen fand ich in ihren Fortschritten sehr ver schieden, je nachdem es der Stationskommandant verstanden hat , das Princip der Association der Arbeit in Anwen dung zu bringen ; jedoch sah man schon deutlich die Re sultate des deutschen Fleißes : niedliche Häuser, Gärten 2c. hatten sich da erhoben , wo noch vor 6 Monaten keine Spur menschlichen Wesens und Treibens zu finden war. Zu unserer Station kann man von der Kapstadt aus zu Pferde mit Benußung der Poststationen und bei einem täglichen Ritt von 8 Stunden in 10-12 Tagen gelangen, zur See mit dem Postdampfer in 4, mit Segel schiffen in 10-14 Tagen. Wir liegen südlich von Port Natal, die nächste größere Stadt ist Kings-Williams- town , dann Queens-town, Grahams-town und Fort Elisabeth. Verschiedene Farmen, Miſſionsstationen , befestigte Lager und Forts sind im Lande zerstreut und bilden gleichsam Straßen, denn das andere Land ist ohne Anbau und oft sicht man einen ganzen Tag hindurch keine menschliche Wohnungen , abgesehen von den Kaffern - Kraals. Gestern wurden hier 600 Mann und 1200 Pferde

auf dem Riesendampfer Himalaya nach Indien eingeschifft. Es scheint den Engländern dort schlecht zu gehen , häufig " gelangen Nachrichten von neuen Aufständen unter den eingebornen Truppen hierher, und in größter Eile werden alle entbehrlichen Truppen bis auf 3 Regimenter von dem Die Artilleristen und Kaplande nach Indien gebracht. die hier eingebornen Reiterregimenter, die meist den Poli zeidienst versahen, mußten ihre Pferde für Indien hergeben. Es scheint sicher, daß die Regierung für beständig deutsche Truppen in Dienst nehmen will und General von Stut ternheim ist zu diesem Zwecke schleunigst nach England berufen worden und vor 3 Wochen dahin abgereist. Um mir meine Einsamkeit etwas erträglicher zu machen , habe ich mich mit einer kleinen Menagerie um geben, in welcher mein Pferdekaffer Sam-Saumel den er ften Plaß einnimmt, dann kommt ein Hund , ein zahmes Chamäleon , eine Kaße und ein junger Schakal . Auch einen Affen hatte ich , mußte ihn aber bald wegen unge bührlichen Benehmens und beständiger Zwistigkeiten mit Vielen Spaß macht den anderen Thieren abschaffen. mir mein 20 Jahre alter Kaffer ; derselbe hat früher in irgend einem Missionsorte eine sonderbare Art von Chri stenthum beigebracht bekommen ; wenn er etwas zu eſſen haben will, so fängt er plößlich an , andächtige Geberden zu machen und in gebrochenem Englisch allerlei Gebete herzuleiern. Kurze Gebete gelten dem Taback 2c., längere einem größeren Bedürfnisse .

Kleinere

Mittheilungen.

Zur Frage von den Luftstreifschüssen. II. In Nr. 18 dieser Blätter brachte ich einige historisch-kritische Im Nachstehenden Bemerkungen zu obenstehender Frage. gebe ich das mir hinsichtlich der Erperimente des Profeffors &. Pelikan so eben zugekommene Urtheil des Professors der Militär-Heilkunde Dr. v. Hasselt zu Utrecht . Bei den P'schen Proben , so sorgfältig sie auch gemacht wurden, sind keineswegs alle Umstände erwogen worden, welche bei dem geradlinigen Passiren von großen Pojectilen durch mehr geschlossene Näume oder zwischen Gliedern u. f. f. vorhanden sein können. Auch könnten die Erperimente viel genauer ausgeführt werden. Der k. niederl. Artillerie capitän Delprat gab hierzu Anleitung. Statt der Cylinder u. s. f. von Pelikan hat D. große Papierscheiben aufzuhängen angerathen. Diese müssen leicht beweglich und unten mit einem Stäbchen weichen Eisens versehen sein, während an der Rückseite hinauf und mit dem Stäbchen verbunden ein Eiſen draht läuft. Man kann damit auf einen großen Abstand

experimentiren , wenn man die Scheibe mit einem Pol einer galvanischen Batterie in Verbindung bringt , während das Ende des anderen Pols auf ein Paar Millimeter Abstand von dem Eisenstäbchen der Papierscheibe gebracht wird . Bei einem also eingerichteten Apparate wird bei der geringsten Bewegung oder Erschütterung der Scheibe in Folge der Be rührung des Stäbchens mit dem Drahtende der galvanische Strom wirksam . Um die erfolgte Schließung der Kette alsbald zu constatiren wird ein zweiter Apparat in die Kette einge fügt, nämlich ein Huſeiſen, das durch einen Theil des Schluß drahtes umwunden ist. Dieses Hufeisen wird wieder auf solche Weise gestellt , daß es, sobald der Strom eintritt , die Handhabe eines Hammers anzicht , der mit einer Glocke in Verbindung steht. Es versteht sich von selbst, daß bei diesen Proben Windstille ein nothwendiges Erforderniß ist. Ob mehr oder minder hohle Stücke oder Scherben von Granaten u. f. f. durch ihre Form und Umdrehung einen kräftigen Luftstrom erregen , dürfte bei derartigen Versuchen noch eine besondere Beobachtung verdienen . Pelletier hat nämlich in ſeinen „ Amusements et récréations de Société. Paris 1835 " pag. 34 mitgetheilt, daß durch eine runde Ge wehr- oder Pistolenkugel, welche durch zwei sich lothrecht durch ſchneidende Kanäle durchbohrt worden sei , eine Lufterſchütte rung verursacht worden sei, groß genug um auf den Abstand von einigen Ellen (?) eine brennende Kerze auszublasen. Dr. P.

Literatur.

Ein Die Kurhessen in dem Feldzuge von 1814. Beitrag zur hessischen Kriegsgeschichte. Nach hand, schriftlichen Originalien und anderen Quellen bear beitet von C. Renouard , Hauptmann, früher im kurhessischen General Stabe , dermalen außer Dienst.

I

261

stellung der Operationen der Hauptarmee der Verbündeten, von der Schlacht bei Leipzig bis zum Eintreffen des Kur hessischen Armee- Corps auf dem Kriegsschauplage, mit den Ercerpten aus Damiz, Beiße u. s. w. sich sehr viel fürzer fassen lassen. Damit wäre zugleich der particulargeſchicht liche Standpunkt , dem doch die Arbeit d. Verf. vorzugs weise gelten soll , mehr in den Vordergrund getreten. Dies sei auch hinsichtlich der Theilnahme des furhessischen Vergessen ist derselbe zwar auch so nicht ; aber wir glauben, Armee Corps an diesem Feldzuge der Fall, während doch daß ihn doch mehr hätte Genüge geschehen , daß nament die Blokaden von Luremburg , Thionville und Meß, und lich manche Ansichten nachdrücklicher und ausführlicher hätten. namentlich die durch die Unternehmungen des Generals widerlegt werden können , die über das damalige hessische Durütte herbeigeführte Epiſode für spezielle Gesichtspunkte Contingent und die hessische_Regierung ungerechterweiſe viel Lehrreiches darböten. im Schwange sind. Bei der Tendenz der Neuen Militär Zeitung , als Forum , zur Abwehr jeden Unglimpses zu Zu dem Versuche diese Lücke auszufüllen , sei der Verfasser hauptsächlich dadurch angeregt worden , daß der dienen , durch den die Waffenehre irgend eines der deuts Oberst a. D., K. (Kellermann ? ) ihm zu diesem Zwecke schen Contingente eine Verdunkelung erleiden könnte, hof seine Aufzeichnungen aus dem Feldzuge von 1814 freund fen wir , daß solche uns den Raum gönnen wird , diese lichst zur Benutzung überlassen habe , welche ein um so Behauptung nachfolgend näher eremplifiziren zu können. schäzbareres Material dargeboten hätten, da Oberst K. in Troß des auch in Heſſen vorherrschenden kernhaften seiner damaligen Stellung als Major im Generalstabe | Haſſes gegen die franzöſiſche Usurpation, wollen wir den jenes Corps , den meisten Begebenheiten entweder als Aufschwung des hessischen Volkes beim Sturze der west phälischen Gewaltherrschaft, nicht mit jenem edlen Enthu Augenzeuge beigewohnt , oder doch in der Lage sich be funden habe , überall völlig zuverlässige Nachrichten ein siasmus auf eine Linie stellen , der 1813 in Preußen sammeln zu können. alle Schichten der Bevölkerung in einer Weise durchdrang, So weit entfernt Ref. nun ist , den hohen Werth die nur im Alterthum ihres Gleichen findet ; dagegen kann dieser Aufzeichnungen anzuzweifeln , so hat es ihn doch das, was in Bezug auf rasche Ausrüstung der Truppen in Hessen erzielt wurde, ganz füglich dem als ebenbürtig einigermaßen befremdet , daß der Verfasser solche zugleich als seine einzige Hauptquelle bezeichnet. Die von dem an die Seite gestellt werden, was in dieser Beziehung in Obersten a. D. Normann , auf den Grund der Orginals Preußen geschah. Wie u. a. aus Friccius Geschichte des Feldacten ausgearbeitete handschriftliche Darstellung der Königsberger Landwehrbataillons hervorgeht , waren troß Theilnahme des kurhessischen Armee- Corps an dem Feldzuge des eifrigsten Zusammenwirkens aller Behörden , vier von 1814, würde ihm eine Menge anziehender Einzelheiten volle Monate erforderlich, bevor die Ostpreußische Landwehr, geboten und dadurch seiner Darstellung ein gesteigertes in nächster Nähe ihrer Sammelpläge, zur Mitwirkung bei der Belagerung von Danzig u. s. w. verwendbar wurde. partikulargeschichtliches Interesse verschafft haben. Auch die bezüglich der Auflösung des westphälischen Königreichs Dagegen bestanden die ersten Abtheilungen der neuformirten hessischen Truppen unerachtet solche zuvor auch noch bereits 1848 unter dem Titel : Das Königreich Westphalen und seine Armee im Jahre 1813 von Fr. Specht" im einen Marsch von 30 Meilen zurückzulegen gehabt hatten, Drucke herausgegebene Quelle hätte er nicht mit Still ihr erstes Gefecht mit dem Feinde schon in der 9. Woche schweigen übergehen sollen. nach ihrer Zuſammenberufung. Und mit welchen Schwie Indessen hat der Verfasser auch ohne Benutzung dieser beiden Quellen, was zunächst | rigkeiten war diese Formation verbunden ! Die großen die Darstellung der Thatsachen anlangt , eine durchaus Verluste der westphälischen Truppen in Spanien, in Ruß fleißige und gewissenhafte Arbeit geliefert, die in mehrfacher land und in Sachsen 1813 hatten die Altersklaſſen vom 20. bis 25. Jahr fast vollständig erschöpft ; dazu gingen Beziehung auch von solchen als eine erfreuliche Erscheinung die Reste dieser Truppenkörper für die Neubildung vers der Militär-Literatur wird begrüßt werden können, welche außerdem sich mit der Art und Weise der Behandlung des loren, indem sie meiſt geſchloſſen zu den Oesterreichern über Stoffes nicht ganz einverstanden erklären möchten. gegangen waren oder bei der ruffisch-deutschen Legion Unserer Meinung nach würde nämlich der Verfasser Dienste genommen hatten. Dennoch mußte der Staat bei 500,000 Einwohnern 24,000 Mann stellen, das heißt das Verdienst seines Werkes dadurch haben erhöhen können, 1 Mann auf 21 , während in Ostpreußen erst auf 26 wenn er sich nicht auf ein stricktes Referat der stattgehabten Seelen 1 Mann fam. Dieses nöthigte , in Hessen die Begebenheiten beschränkt , sondern (was nahe lag) die Vor- und Nachtheile des Systems einer engen Blokirung Dienstpflicht auf alle nur irgend noch Marsch- und mit jenen einer bloßen Beobachtung fester Pläge , einer Streitfähige vom 17. bis zum 45. Lebensjahr auszudehnen, während solche in Preußen schon mit dem 40. Lebensjahre näheren Erörterung unterzogen , und durch die bei den Blokaden von Luremburg , Thionville und Meß zu Tage | abschnitt. Nimmt man dazu den Mangel an gedienten getretenen und in dieser Beziehung besonders lehrreichen Offizieren und Unteroffizieren, so ergibt sich eine Schwie Ereignisse, gleichsam , eremplifizirt hätte. Dagegen hätte rigkeit der Formation , faum minder groß , als bei der die fast ein volles Fünftheil des Werkes ausfüllende Dar preußischen Landwehr. Mit Bewaffnung , Ausrüstung, Mit 18 Beilagen und einer Uebersichtskarte. 8°. Gotha 1857, bei Hugo Scheube . (VIII u. 380 S.) Mit Recht weist der Verfasser in dem Vorworte zu nächst darauf hin, daß unerachtet der Feldzug der Verbün deten im Jahre 1814 schon vielfach zum Gegenstande der historischen Darstellung gedient habe , noch immer manche Nebenparthieen desselben nicht hinlänglich aufgeklärt wären.

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Im Lande war Bekleidung sah es noch schlimmer aus. gten der Bevollmächti den von die und , vorhanden nichts Verbündeten der hessischen Regierung gemachte Zusage, durch Ueberlassung der nöthigen Waffen- und Ausrüstungs stücke aus der bei Leipzig u . f. w. gemachten Kriegsbeute, gegen angemessene Bezahlung jede Beihülfe zu leisten, Die russischen Commandanten in ward übel gehalten. in Caffel , die Obersten von Raßen und Sacken , erklärten alles irgend auffindbare Eigenthum der westphälischen Krone als ihre ausschließliche Kriegsbeute und wollten die dar unter befindlichen Vorräthe an Tuch und anderen zur Aus rüstung dienlichen Stoffen der kurhessischen Regierung selbst nicht zu den theuersten Preisen käuflich ablassen. Auch von Seiten österreichischer und freußischer Behörden, wurden allerwärts Echwierigkeiten erhoben. Dazu dann die plögliche Veränderung in der ganzen Staatsverwaltung ; Gewiß es war der Austritt vieler Beamten u. s. w. ein rühmliches Zeugniß der Thätigkeit , Ausdauer und Hingebung der damit beauftragten Männer , daß unter diesen Umständen wenigstens das Nothwendigste noch im Laufe des Monats März , der ganze Bedarf aber voll ftändig bis Ende April 1814 beſchafft und dem Corps nachgeschickt zu werden vermochte. Unter diejenigen, welche sich hierbei vorzugsweise verdient gemacht haben, gehörten namentlich der als General-Lieutenant im Pensionsstande verstorbene damalige Oberst-Lieutenant von Cochenhausen, der als Oberst zu Caſſel verstorbene damalige Major Köhler und der noch lebende Oberst a. D. Kellermann, was zu erwähnen der Verfasser hiernach wohl allen Grund gehabt haben dürfte. Wenn das hessische Gouverment gleichwohl zunächst die Regimenter Kurfürst und Kurprinz (heutiges 1. und 2. Infanterie-Regiment) den 18. und 20. Januar , von ihren Sammelpläßen zu • Marburg und Hanau aus , so zu sagen in Gottes Namen - den Marsch nach dem Kriegsschauplaze antreten ließ , so geschah dieses deßhalb, weil bei einem längeren Widerstreben, gegen die von allen Seiten immer drängender und drohender erfolgenden Auf forderungen hierzu, sonst sehr leicht die Fortdauer des Kurstaates nochmals hätte in Frage gestellt wer den können. In beiden Regimentern war die gesammte Mannschaft, troß der rauhen Jahreszeit nicht nur noch ohne Mäntel, sondern lediglich noch in ihre leinenen Bauerngewänder gekleidet ; es mangelten ihr sämmtliche Ausrüstungss stücke , so daß ein jeder seine kleinen Habseligkeiten in dem Quersacke bei sich trug, den er aus der Heimath mit gebracht hatte. Kaum ein Viertheil war bewaffnet , die Mehrzahl trug noch die heimischen Wanderstäbe in Händen; weßhalb auch die Bewohner der Wetterau vielfach die spöttische Frage an solche richteten : Wohin sie denn wohl zum Dreschen gingen ? welche Spottrede aber schon gleich bei der ersten Gelegenheit von jenen durch ein "Kolbenhoch" zur ehrenreichsten Wahrheit gebracht wurde. Zwar ward die Bewaffnung des Regiments Kurfürst durch eine demselben von Hanau aus nach Gießen hin entgegen gesendete Anzahl Gewehre wenigstens einiger

maßen vervollständigt. Aber abgesehen davon , daß deren Anzahl immer noch nicht auslangte, waren diese Gewehre auch noch , weil theils auf dem Schlachtfelde von Hanau aufgelesen , theils gar erst noch ganz vor Kurzem aus der Kinzig aufgefischt , durchgängig über and über eingerostet und vorerst noch in einem ganz unbranchbaren Zustande. Glücklicher Weise bot indessen ein durch den starken Eis gang des Rheins veranlaßter mehrtägiger Aufenthalt in der Gegend von Coblenz Gelegenheit dar , dieselben durch die im Regiment vorfindlichen Schlosser und Schmiede, wenigstens einigermaßen gebrauchsfähig herstellen zu las sen , auch die Mannschaft in Handhabung derselben und im Feuern mit Ererzierpatronen, sowie im Zielschießen zu unterrichten. Obgleich per Mann hierzu nur ein Paar Patronen verwendet wurden, so schmolz dadurch der Muni tionsvorrath per Kopf bis auf circa 5 Stück (beim Re giment Kurprinz gar nur auf circa 2-3 Stück) herab, welche, da es gänzlich an Patrontaschen mangelte , ein Jeder angewiesen wurde so gut als möglich gegen Feuch tigkeit geschüßt, bei sich zu führen. Dieses war der Zustand dieser beiden Regimenter als solche am 17. Februar 1814 vor Luremburg eintrafen und angewiesen wurden , die eben mit einem Theile der Be sagung die einen Ausfall unternommen hatte - im Gefechte begriffenen preußischen Truppen abzulösen , weiche diesen Plaz bisher blokirt hatten. Der 1. Compagnie des Füsilier-Bataillions des Re giments Kurfürst unter Hauptmann Hölke (später als von Sturmfeder in den Adelstand erhoben) ward dabei die Ehre zu Theil, zuerst den Beweis zu liefern , daß in dieser so mangelhaft ausgerüsteten und bewaffneten Truppe der alte hessische Soldatengeist doch bereits lebendig geworden ſei. Beordert einem bei Eich auf der Straße nach Dinkirch heftig gedrängt werdenden preuß. Jägerdetaſchement zu Hülfe zu kommen,*) rückte solche nämlich , einen Zug als Tirailleure auflösend, dem der andere geschlossen als Unter ftügung nachfolgte , dem Feinde entgegen. Nachdem die Tirailleure binnen wenig Minuten ihre wenigen Patronen verfeuert hatten , gingen sie sofort mit Kolbenhoch und einem wüthenden Hurrah auf den Feind zum Handgemenge los. Hierdurch , noch mehr aber wohl durch das selt same Aeußere dieser hier auftretenden neuen Gegner, welche (sämmtlich aus Oberhessen rekrutirt) in ihren weißen leinenen Kitteln und großen Schlapphüten als militärische Truppen sich allerdings wunderbar genug aus nehmen mochten , in Bestürzung verseßt , floh der Feind *) Der bei Gelegenheit der Darstellung dieses Gefechtes pag. 123 des Werkes erwähnte Rollinger Grund, in welchem das daselbst ebenfalls erwähnte Dorf Siebenbrunn liegt , entspringt unmit telbar vor der nordwestlichen Fronte der Festungswerke von Luremburg und senkt sich ebenso in nordwestlicher Richtung nach dem Thalgrunde des nördlich vor Luxemburg in die Alzette mündenden, gleichsam einen Vorgraben der nördlichen Festungs fronte bildenden Eichbaches . In der dem Werke beigefügten Uebersichtskarte findet sich dagegen dieser Rollinger Grund irre thümlich bei einem zwar ebenfalls Siebenbrunn benannten aber 2 , Meile nordwestlich von Luremburg an dem (nördlich von Mersch in die Alzette mündenden) Flüßchen Eischen belegenen Orte verzeichnet.

263 eiligst in den Bereich der Kanonen der Festung zurück, wohin ihm - ohne weiteres auf dem Fuße nachzufolgen, die Füsiliere nur mit Mühe abzuhalten waren. Voll Bewunderung über die hierbei bethätigte vor

treffliche Haltung , ließ der Befehlshaber der preußischen Blokade-Truppen, General von Röder, den beiden hessischen Regimentern , als ein Zeichen seiner Anerkennung , eine unter den obwaltenden Umständen unschäßbare Gabe ; näm lich 2,000 Patronen verabfolgen. Gleichwohl war der Mangel daran noch so groß, daß das hessische Corps - Commando den Befehl erließ : daß wenn die Posten und Pikette ihre Munition ver feuert hätten , sie ihre Position mit dem Bajonet und der Kolbe behaupten sollten, wie denn auch sonst noch verfügt wurde, daß die besseren Gewehre auf die wichtigsten Posten vertheilt und von der abziehenden Wache jedesmal an die aufziehende überliefert werden sollten, Befehle und Anordnungen, welche seitdem nur erst wieder bei den karlistischen Bataillonen unter Zu malacarreguy ihre Wiederholung fanden. Da die bei den hes sischen Truppen vor Luremburg stattfindenden Mängel der Bewaffnung und Ausrüstung, wie begreiflich, den Franzosen nicht lange verborgen bleiben konnten, so begannen diese die ihnen gegenüberstehenden hessischen Vorposten sehr bald damit aufzuziehen, indem sie ihnen u. a. zuriefen : Miserabel hessisch Kujon ! Hat nir Pulver und Kanon! wodurch aber namentlich die ehrlichen Füsiliere des Regi ments Kurfürst sich dermaßen gekränft fühlten , daß sie, als diese Neckerei einmal wieder besonders arg war, treus herzig ihrem Hauptmann darüber ernsthaften Vorhalt thaten, indem sie in ihrem oberhessischen Dialecte verlangten , er folle sie doch nicht so schimpfiren , sondern lieber noch einmal Sturm laufen lassen. Leider scheint der Verfasser das Eingehen in derar tige Einzelheiten nur in einem sehr beschränkten Sinne für geboten und deßhalb auch nur für hie und da zuläſſig zu erachten . Und doch sind gerade hierin Partikulargeschich

ten zu fruchtbarem Wirken berufen ; indem sie, abgesehen von der historischen Gerechtigkeit, aus der Wirklichkeit eine Fülle von Zeichen und Beispielen mittheilen können , die uns, woran es noch so sehr fehlt, den Krieg auch in seinen einzelnen und kleinen Erscheinungen lebendig vor Augen führen. Warum ist z . B. der Hingebung, Selbstverläugnung und Aufopferung nicht näher Erwähnung geschehen, womit der 1852 verstorbene General-Lt. Bauer , der noch kurz vorher in Danzig das 1. westphälische Linien-Infanterie Regiment mit Ehren commandirt hatte , im Gefechte bei Merl ( 18. März 1814) beim Commandanten des Füsilier Bataillons vom Regiment Landgraf Karl , Major von Bardeleben, den Dienst des Adjutanten that ? Warum find nicht die Verdienste noch anderer Veteranen, die theils noch leben theils hinübergegangen sind, und später manches ungerechte Urtheil über sich ergehen lassen mußten , ge bührend gewürdigt und hervorgehoben ? In diesem und in manchen anderen Punkten hätte der Verf. , wie uns scheint, seine Aufgabe lebendiger, voll ständiger und gründlicher erfassen und durchführen können. Auch mit der Auffassung mancher Thatsachen sind wir nicht recht einverstanden ; so z . B. mit der gar zu entschuldigenden Art, in welcher er erwähnt , daß einmal Fensterblei zum Kugelgießen verwendet wurde , eine Geschichte , auf die näher einzugehen uns hier der Raum verbietet. Troß dieser Ausstellungen zollen wir indessen dem Fleiß und der tüchtigen Gesinnung, welche uns aus dem Werke an sprechen , gerne wiederholt unsere Anerkennung . Nur die Sache, der wir so warm zugethan sind, als der Verfasser, konnte unsere Bemerkungen veranlassen. Möge es dem Verf. vergönnt sein , vielleicht in einer neuen Ausgabe, sein sonst wackeres Werk in der angegebenen Richtung umzuarbeiten und zu vervollständigen. Druck und Ausstattung des Werkes sind lobenswerth, übrigens hätte ein Theil der Beilagen füglich entweder ganz wegbleiben, oder doch gedrängter zuſammengefaßt wer den können.

Nachricht e n. Preußen.

Die durch Kabinetsordre vom 22. April d. J. an die Stelle der zugleich aufgehobenen Inspektion Der Artilleriewerkstätten befohlene Einrichtung einer Inspek tion der technischen Institute der Artillerie (vgl. Neue M. 3. Nr. 22), welche nicht nur die Artilleriewerk stätten, sondern nächstdem auch das Feuerwerkslaboratorium, die Geschüßgießereien , die Gewehr und Pulverfabriken umfassen soll, ist bereits mit der Ausführung vorgeschritten, und die in Gemäßheit einer Kabinetsordre vom 29. Mai 1856 verordnete Errichtung von drei in Berlin , Breslau und Koblenz stationirten Artillerie - Festungsinspek tionen ist nunmehr wirklich in das Leben und sind die betreffenden neuen Verwaltungsförper auch bereits in in amtliche Wirksamkeit getreten. In dem leztgenannten

Orte wird das vor zwei Jahren zusammen geschossene Reduit , im Verlauf dieses Sommers in fester und ent sprechender Weise neu aufgeführt werden , außerdem sind weiterhin für Koblenz noch bedeutende neue Festungs bauten, namentlich an den Werken der Feste Alerander und der Karthause angeordnet worden. ――――― Die Gewehr fabriken in Suhl haben in diesem Jahre so viele auswärtige Bestellungen wie seit 1848 und 1849 nicht mehr der Fall war. Großbritannien. In dem Arsenal zu Woolwich befanden sich unter anderen fürzlich eingeführten Verbesserungen auch rauch verzehrende Oefen, welche ein viele Jahre im Dienst der Regierung stehender Civilingenieur, Herr Armstrong, erbaut hat. Einer derselben, der Neverberir- Schmiedofen genannt,

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ist vor einigen Monaten in der Königlichen Wagen- Schmiede | Eltern beschwerlich sein würde , ihr Kind im Fall es das versuchsweise in Gebrauch genommen worden und zwar Eintrittseramen nicht besteht , wieder weithin nach Hauſe hauptsächlich um seine rauchverzehrende Fähigkeit zu erpromitnehmen zu müssen. Schweden. ben , da der Dampf bei den vielen im Gang befindlichen neuen Anlagen große Unannehmlichkeiten mit sich bringt. [*] Auch in diesem Jahre wird gleichwie im vorigen Der Ofen entsprach nicht allein in dieser Beziehung , in (vgl. Neue M. 3. 21 v. 1857) wieder eine beträchtliche dem er den Parlamentsbestimmungen *) gemäß die Masse Summe 150,000 Rthlr. bko. — auf die Anfertigung von Miniegewehren verwendet. Zur einen Hälfte des Dampfs erheblich verminderte, sondern zeigte auch zü fällt deren Beschaffung der Fabrik Husqvarna zur anderen gleich einen Minderverbrauch an Brennmaterial von etwa der Kron-Gewehrfabrik Karl Gustafsstadt zu . 4 Procent. Ein zweiter Ofen wird in der Königl. Ge [ +] Nachdem ein vollständiges Ererzir - Reglement schüßgießerei nach denselben Principien erbaut und soll dem nächst zur Probe fertig sein. Das System der Rauchver für die gesammte Feld- Artillerie ausgearbeitet worden, wird nun dasselbe in Druck gegeben werden. zehrung wird erreicht durch einen gewöhnlichen Backstein ofen, der mit kleinen Höhlungen oder Luftröhren versehen [+] Nach dem Etat der Kriegsakademie für ist , durch welche die Luft in eine Reihe von geheizten 1858 ist die Zahl der Cadetten daselbst auf 200 berechnet, Röhren längs des Daches eingeführt wird . Hierdurch von welchen 20 Freipläge haben , die übrigen aber bezah lende sind. Der ganze Aufwand für die Akademie be entzündet sich der Dampf und an der Oeffnung des gro Ab ßen Schornsteins erscheint nur ein leichter Rauch. läuft sich auf die Summe von 199,275 Rthr. 62 Öre, weichend von den gewöhnlichen Oefen jedoch wird das wovon 79,875 Rthl . 62 Öre vom Staate zugeschoffen werden. Feuer durch eine Thüre genährt , welche sich zunächst des Daches befindet. Ferner ist in der Geschüßgießerei noch ein von dem Artillerie-Major Vandeleur erfundener Ofen erbaut worden, welcher dieselben Vortheile bieten soll, aber durch verschiedene innere Einrichtungen den Rauch zwingt, von dem Dache zurückzukehren und durch den Feuerraum selbst zu gehen. (gt) In Woolwich ist nun eine neue Art Minié büchse dem Arsenalausschuß zur Prüfung vorgelegt worden. Gewicht und Kaliber sind dem der gewöhnlichen Muskete ähnlich. Beim Laden braucht man den Lauf nicht aus seiner Lage zu bringen ; die Patrone fällt durch einen fleinen , über dem Schloß angebrachten Mechanismus in die Kammer. Die Patronenhülse ist aus Metall , past genau in die Kammer , und ist mit einem Pfropfen aus Gummi elasticum versehen , in dessen Mitte das Zünd hütchen steckt. Die Ladung soll selbst unter Wasser trocken bleiben. Der Erfinder ist ein Amerikaner. Rußland. Ein Erlaß des Kriegsministers enthält die Ver ordnung , daß die Aufnahme von Zöglingen in die Provinzial - Cadetten - Corps fortan nicht vor dem zwölften Jahre und nicht anders als nach Ablegung einer Eintrittsprüfung stattzufinden habe. Die bisherige Auf nahme im 10. Jahre hat sich zufolge jener Verordnung als äußerst unzweckmäßig erwiesen, da die Knaben in dies sem Alter fast ohne Vorkenntnisse waren, mühsam dieſelben im Corps nachzuholen hatten, und gleichzeitig jede Pflege Bei den des Familienlebens allzu früh entbehrten . hauptstädtischen Cadetten- Corps ist die Maßregel vor der Hand noch nicht getroffen worden, weil sie Zöglinge aus allen Theilen des Reiches aufnehmen und es für die *) In England soll seit einiger Zeit eine Parlamentsbestimmung bestehen, welche im Intresse der Einwohner großer Fabrikdistricte nur rauchverzehrende Feuerungen anzulegen gestattet.

[4] Die von dem Kriegsrath C. D. Forsberg und Major G. M. Stjernsvärd begonnene „ Sammlung von Verordnungen die Verwaltung und Leitung der Armee betreffend " , welche zu Ende des Jahres 1849 aufgehört hatte, wird nach einer Verfügung vom 30. März d . J. von dem Major C. L. Grill fortgesezt werden. Spanien. Durch königl. Defret vom 9. Juli ist auf Vor trag des Kriegsministers und Conseilpräsidenten Leopoldo O-Donnell, Grafen von Lucena, eine berathende Kriegs Junta errichtet worden , welche sich mit allen auf die Vertheidigung des Königreichs und die Organisation des Heeres bezüglichen Gegenständen, sowie auch mit solchen militärischen Angelegenheiten des Staatsdienstes zu be schäftigen hat, welche die Regierung ihrer Prüfung unters breitet. Die Junta besteht : aus einem Präsidenten , aus der Klasse der Generalcapitäne der Armee, einem Viceprä sidenten, aus den Directoren und Inspectoren aller Waffen und Institute der Armee und aus Generallieutenanteu der Armee , welche die Königin auf Vorschlag der Regierung zu Mitgliedern ernennen wird. Die Generalcapitane der Armee werden an und für ſich als Mitglieder der Junta be trachtet, insoweit es das Intereſſe des Dienſtes ihnen geſtattet, an deren Berathungen und Beſchlüſſen Antheil zu nehmen. Die nothwendigen Verfügungen zur Ausführung dieses Dekrets hat der Kriegsminister zu erlassen , sowie auch die Befehle über Organiſation des Secretariats der Junta. Durch k. Dekrete vom nämlichen Tage sind dann ernannt worden : zum Präsidenten der Junta der Generalcapitän der Armee D. Manuel Gutierrez de la Concha, Marquis von Duero , zum Vicepräsidenten der Generalcapitän der Armee und Generaldirector der Artillerie D. Francisco Serrano Dominguez. Ein weiteres Dekret ernennt 8 Ge nerallieutenante der Armee zu Mitgliedern der genannten Junta.

Verantwortliche Redaction: Hauptmann Fr. Scholl. - Verlag von J. P. Diehl.

Druck von H. Brill.

Neue

Militär -

Zeitung . ‫راوه‬

Herausgegeben von

einer

Geſellſchaft deutſcher Offiziere.

Dritter

No.

34.

Darmstadt,

Jahrgang.

21.

August.

1858.

doch höchst befremdend, wenn mit einem Heere von 90,000 und mit einer Reserve von 100,000 Mann ein Staat, der nur 4 größere Festungen und noch 4 kleinere befe Zur Frage der Bundesbeſaßungen. ftigte Punkte enthält , selbst wenn der Krieg schon im (Correspondenz aus Bayern.) Lande herrscht, damit in den Besazungen nicht ausreichen Ein Auffag in der Allgem. Milit. Ztg., daß sämmt sollte, um so mehr als sein Contingent mit Reserve und liche Bundesfestungen ausschließlich nur von Oesterreich. u. Erſaßſtamm nur 59,000 Mann beträgt. Preuß. Truppen beseßt werden sollen , macht jezt die Wenn diesem Vorschlag, den Großmächten die Bundes Runde durch alle militärischen wie auch durch die größeren festungen allein zu überlassen, Folge gegeben werden wollte, politischen Blätter Deutschlands . Wenn auch die Idee einen um das 7. und 8. Bundescorps vollzählig für die Kriegs ziemlich allgemeinen Anklang findet , so ist doch die Ausoperationen zu erhalten, so ließe sich wohl selbst aus nicht minder triftigen Gründen auch beantragen , die Friedens führung schwierig , und es möchte doch wohl mehr als garnisonen, etwa die Residenzen der Fürsten ausgenommen, eine Frage bleiben , ob alle mittelgroßen Staaten des Buntes es ihrer Größe und Würde genehm finden würden, den beiden größeren Staaten, einzuräumen, und die Trup darauf einzugehen . Es ist nicht die Beſaßung allein, auch pen dieser deutschen Lande nach Preußen und Oesterreich alle milit. Behörden und Beamten müſſen dann schon der zu verlegen. Der gewöhnliche Präsenzstand der mittleren Consequenz wegen lediglich von den beiden deutschen Großund kleineren Staaten erreicht nicht die Hälfte , ja nicht mächten bestellt werden. Wenn aber auch Bayern mit das Drittheil von jenem der Greßstaaten , und bei einem über 41/2 Mill. Seelenzahl zu den Ländern gezählt wird, | überraschenden Anfall wären augenblicklich größere Kräfte welche die Besaßungen der eignen festen wenn auch Bunzur Gegenwehr verfügbar. Auch ist dieser Gedanke wirk Auffäße.

des Pläge neben seinem Bundeskontingent nicht zu leisten lich früher zur Sprache gebracht und noch durch die Be befähigt sei , so wäre darüber doch Einiges zu entgegnen.trachtung unterstüßt worden , daß eine gegenseitige Ver Bayern ist in seiner Volksmenge zwar um eine Million legung der Truppen das Gefühl der Nationalität erhöhen, Seelen geringer , in seinem Flächeninhalt aber um 70 Quadratmeilen stärker als die Königreiche Württemberg, Sachsen und Hannover zusammengenommen . Seine Armee beträgt in runder Summe 66,000 M. , die in 4 Wochen marschfähig sind . Zu dieser Zahl sind noch weitere 24,000

eine größere Uebereinstimmung in der taktischen Organi fation herbeiführen , und die gleichen Interessen der eins zelnen Stämme zu einer dauernden und unzerstörbaren Verbindung gegen Ansprüche und Ansichten des Auslandes noch mehr befestigen würde. Troß dem scheint er so.

Mann zu rechnen, welche zwar nicht verpflichtet, gekleidet wenig Aussicht auf Verwirklichung zu haben , wie die jest und ausgebildet, wohl aber den Regimentern und Abthei- | bezüglich auf die Bundesbesaßung vorgebrachten. Wer Herr lungen wirklich eingereiht und in Listen aufgenommen sind, in seinem Hauſe ſein will, läßt nicht wohl Gäste auf die so daß , wenn das Heer ausrückt , diese Ergänzung , nach Länge darin schalten , wenn ihn die absolute Nothwen 6 Wochen wenigstens in der Infanterie schon eingestellt digkeit nicht zwingt. werden kann ; wonach sich ein streitfähiger Stand von Angenommen auch, daß das 7. und 8. Bundescorps 90,000 Mann ergibt. Ueberdieß besißt das Land in von dem Festungsdienst unbehelligt bleiben , so ist die größere Wehrhaftigkeit der westlichen deutschen Gränze damit seinen mit Abschied entlassenen Soldaten eine ausgiebige keineswegs verbürgt und die Wahrscheinlichkeit eines fran Reſerve, welche bis zum 40. Jahre dienstverpflichtet bleibt. Diese Reserve scheidet sich in eine jüngere , aus den zu zösischen Einfalls in die deutschen Bundesländer zwischen lezt ausgetretenen 6 Altersklassen bestehend, circa 70,000 Main und Neckar, oder zwischen dem Neckar und der oberen wohlererzirte Leute, und in eine aus den früheren Alters Donau oder zwischen dieser, und der Zller für den Kriegs klaſſen , die 30 bis 32,000 Köpfe stark ist. Es wäre | anfang nicht aufgehoben. Durch die strategiſche Richtung der

O

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Eisenbahnen von dem Centralpunkt Paris zum Rhein in Verbindung mit jenen von der Saône und vom Doubs, durch das in den Hauptpläßen an diesen Linien bereit liegende Material zur Kriegsausrüstung sind die Franzosen in den Stand gesezt, in der kürzesten Zeit am Ober- wie am Mittelrhein bedeutende Heeresmassen zu vereinigen, und sogleich offensiv zu verfahren. Bis man auf deutscher Seite ersehen kann, was die Operatio bezweckt, auf welche Objekte die feindlichen Co lonnen losrücken , wird das 8. Bundescorps etwa bei Rastadt aufgestellt sein, das 7. auf dem linken Rheinufer fich vielleicht an einem Punkt der Pfalz konzentrirt haben. Wie lange oder wie viel Tage in dieser Anordnung, wenn nicht weitere Kräfte unverzüglich anlangen, verweilt wer den kann, ist vorerst nicht zu bestimmen. Gehen die frans zösischen Maſſen am Oberrhein aber nördlich von Basel über - wobei die Schweiz als neutral oder doch unbe → treten betrachtet ist so stehen fie in 10 Tagmärschen von Stuttgart bis zum Bodensee und in Sicht von Ülm. Die österreichischen Corps würden sich wohl zwischen Jller and Lech zu vereinigen haben , um in Wirksamkeit zu treten, weil die Entfernungen, wobei die Eisenbahnen sie vorläufig noch nicht sehr begünstigen , zu groß ſind , als daß eine Aufstellung von mindestens 100,000 Mann näher zum Rhein möglich wäre.

kräften angemessen , im Süden Deutschlands zu beſeßen un And so eine Concentrirung deutscher Heeresmaſſen dem Rhein zunächst zu verhindern. Bis fie von dort zurück geworfen werden, haben sie das beſeßte Land ausgiebig_be nüßt und ausgepresst. Wenn noch in den neunziger Jahren die Unwegsamkeit ein bedeutendes Hinderniß war, so ist das jest umgekehrt. Der Schwarzwald z . B. ist durch seine vortrefflich erhaltenen und nicht in übermäßiger Steigung geführten Straßen so gangbar , wie es vor 60 Durch das Acher Jahren die Rheinebene nicht war.

oder Rench , durch das Kinzig- oder Bleniß- und Bleichthal endlich durch das Elz wie durch das Dreiſamthal läßt sich mit großen Maſſen Neckar und Donau erreichen, und ein strategischer Aufmarsch gegen die Iller und Ulm aus führen. Auch ist je nach den Anordnungen die deutscher Seits getroffen werden , von Straßburg und Mannheim aus , sobald die Franzosen mit leberraschung den Krieg beginnen können , eine Offensiv ?- Operation nördlich des Mains zwischen der Werra und Lahn denkbar, die von großem und nachhaltendem Einfluß auf das Zusammenwirken der nord und der ostdeutschen Armeen wäre. Anderseits möchte es der Lage und der Bedeutung von Desterreich und Preußen angemessen erscheinen , nicht blos mit den 3 Bundesgemäßen Heertheilen sondern mit weiteren größeren Kräften den Kampf zu beginnen . Ob Es bleibt wohl zu beherzigen, daß von Seiten Frank dann nicht ein eigner Commandirender jedes dieser. Heere reichs die Kriegserklärung und der Rheinübergang wahr führt , ob die 4 Bundescorps der mittleren und kleineren Staaten diesen zugewiesen, oder für sich unter einen Bun scheinlich zusammenfallen , weßhalb der Kriegsschauplaz desbefehlshaber zu stehen kommen würden , sind wohl zur immer auf deutsche Lande fallen wird. Demonstriren zu gleich die Franzosen nicht gegen Belgien , indem dieses Zeit nicht lösbare Fragen. Daß sie aber für Jeden auf Land seiner Neutralität Anerkennung verschafft und ist das tauchen, der die Bundesverfassung und die gegenseitigen französische Heer an der oberen Maas und Mosel nicht | Beziehungen der deutschen Staaten im Auge hat, ist gegen über der Einheit des Befehls, und der vollendeten Kriegs zu zahlreich, und verhält sich blos beobachtend, so könnte von bereitschaft der Franzosen wohl begreiflich. den preußischen Corps, und die nächsten sind das 7. und 8., dem die Pfalz etwa deckenden 7. Bundescorps so viel Ob nun die Besagungen in den Bundesfeftungen von den größeren Mächten gestellt werden oder ob es bei cem Hülfe gebracht werden, um sich einige Zeit zu behaupten. was besteht , sein Bewenden habe , das kann auf den Wenn nicht so , bleibt diesem nur der Rückzug über den Rhein übrig, wo es sich ergeben wird, ob mit dem 8. Bundes Gang der Operation feinen großen Einfluß ausüben. Es corps ein längeres Ausharren dort, und dann ein Flanken würde weit eingreifender und praktischer ſein , wenn auf angriff auf den vom Oberrhein schon gegen den Neckar Uebereinstimmung und Gleichheit in der taktischen Eins vorgerückten Feind vortheilbringender als ein Rückzug auf theilung, dem Caliber und Commando hingearbeitet werden das mittlerweile in Action tretende österreichische Heer ist. wollte. Bis dahin darf wohl jeder noch so wohlgemeinte und ersprießliche Antrag unter die vielen frommen Wünsche Allerdings werden die preußischen Corps unterdessen am gerechnet werden. werden. Der Lehrmeister , der allein hilft , ist Rhein gesammelt gegen die Maas, oder je nach der Stel gerechnet die Noth und das Vertrauen , das wir zu der Üeberzahl lung des Gegners Mosel aufwärts vorgerückt sein. Auch deutscher Streitkräfte bei gleicher Kriegskunst hegen dürfen, ist das 9. Bundescorps , von welchem ohnehin ein Theil am Ende des Streites siegreich zu sein , mag uns für → Kurhessen, Nassau- gleich verfügbar war, unbezweifelt nun in die Actionssphäre getreten, und das 10. demnächst | die Calamitäten des Anfangs entſchädigen. zur Hand. Geht der Eröffnung des Feldzugs ein diplomatischer Die militärischen Einrichtungen der Ver: einigten Staaten. Schriftwechsel von einigen Monaten voraus , nun dann IV. * ) würden die Bundescorps versammelt , und in Poſition Die Miliz nach dem Ermessen des Oberbefehlshabers stehen. Es ist Was ist der Werth einer Miliz, die ſo lose organiz aber immer anzunehmen , daß die Franzosen , wollen oder müssen sie einmal schlagen, die Initiative ergreifen , wozn firt und so wenig ererziert ist, wie diejenige der Vereinig fte die Mittel haben, und daß sie vor Allem darauf be *) Vergl. I. , II. u. III. in den Nrn. 3 , 7 u . 14 der „Neuen D. R. dacht sein werden, eine so große Strecke als ihren Streit Mil. 3tg. v . d. 3.

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ten Staaten? Der Miliz-Mann bringt von den öffent | mandeur der Miliz, in manchen jedoch, namentlich in denen lichen Bavaden und den Zusammenziehungen , denen ex neueren Ursprunges ist er es nur so lange, als die Miliz beiwohnt, die Ideen der Vaterlandsliebe und Vaterlands des betreffenden Staates nicht im Dienſte der Union steht. vertheidigung mit, er lernt seine Offiziere kennen und bes❘ Leßtere Bestimmung wurde veranlaßt durch Collisionen, hält einen gewissen Grad kriegerischen Geistes und Stol | welche es in dem Kriege von 1812 zwiſchen dem Präſt zes , lanter Eigenſchaften, die zu den besten Elementen denten der Union und der Erecutiv - Gewalt von Massa einer tüchtigen Armee gehören. Von den systematischen Ge chusetts wegen des Commando's der Miliz gegeben hatte. wohnheiten des regulären Soldaten bleibt freilich wenig an Die Bestimmungen über die Milizen find wieder in den ihm hängen ; denn die engbegrenzte Zeit reicht kaum hin, verschiedenen Staaten sehr verschieden. In mehreren Staa um eben das Ererzieren zu lernen. Es fann fein Vor ten kann der Gouverneur nur dann die Miliz persönlich wurf für eine Miliz sein , daß sie einer regulären Armee commandiren , wenn die geseßgebende Gewalt es so für nachsteht. Die Miliz keines Staates war oder wird je gut findet. * ) In Nord- Carolina kann der Gouverneur einer solchen gleichstehen. - Aber mit allen ihren Män nur dann die Miliz zum öffentlichen Dienste zusammen geln kann sie als leichte Truppen (Guerillas) sehr wohl rufen, wenn das Haus der Abgeordneten nicht versammelt thätig und nüßlich wirken ; und diese Art der Kriegführung ist. In den meisten Staaten find wieder besondere Be hat von je Wunder gethan in den Vertheidigungen von gan ftimmungen vorhanden über Wahl und Anstellung der zen Ländern in den neueren Kriegen. Dies ist auch der Offiziere. In allen Staaten müssen die nicht erscheinen Werth der Amerikanischen Miliz. General Bülow hat die den Milizmänner eine Strafe zahlen , welche von 5 bis Ansicht geäußert , man folle alle Kriege nur mit leichten zu 1 Dollar wechselt ; allein diese Strafen werden sehr Truppen führen , indem die geschlossene Kampfweise nur nachlässig einkaſſirt. Die bedeutende Eifersucht zwischen die Verluste vermehre, ohne der Armee eine größere Kraft | den Gouvernements der einzelnen Staaten und dem Ge zu verleihen. Die Miliz würde allerdings in geschlosseneral - Gouvernement hat sich schon ein oder zweimal zu ner Ordnung zusammengeschossen werden man denke recht gefährlichen Maßregeln gestaltet. Maſſachuſetts und an Long Island, Camden, Bladensburgh und in der neue ren Zeit an verschiedene Gefechte in Meriko ; aber aber in in den Wäldern der nordöstlichen Grenzgebiete, in dem Feldzuge gegen Utah möchte sie sich ebenso furchtbar beweisen , als in den Reduits und Verschanzungen von Bun ker's Hill und hinter den Baumwoll- Ballen von New Orleans. Sie war fähig , alte- gediente Armeen zu ver nichten , sobald diese sorglos und vorurtheilsvoll auftraten und was einmal geschehen ist , kann wieder vorkommen. Die Miliz der Vereinigten Staaten ist eine Macht. Aber es würde unpolitisch sein , sie in irgend einem anderen Lande nachahmen zu wollen , es würde abgeſchmackt sein, wenn eine britische Armee sie fürchten und nichts destowe niger sehr unklug, wenn sie sie verachten wollte. Die abstracte Vergleichung von stehendem Heer und Miliz ergibt in der That einen bedeutenden Unterschied in Bezug auf ihren gegenseitigen scheinbaren Werth . Dieser Unterschied aber vermindert sich häufig , sobald beide in Kampf zusammen gerathen. Die Miliz hat sich oft auf eine Stufe mit ihrem Gegner erhoben , sobald dieſer ſie verachtet hatte, wie man dies in dem Amerikanischen Be freiungskriege sehen kann. Vor Allem muß man bedenken, daß die Amerikanische Miliz , der Krieg mag in Meriko oder in Canada geführt werden, für ihren eigenen Heerd kämpft und alle herkömmlichen Kriegsregeln verachtet. Nach diesen Bemerkungen über Mängel und Vorzüge der Miliz im Allgemeinen wollen wir in Nachfolgendem die gegenwärtige Einrichtung und Vertheilung derselben in den verschiedenen Staaten betrachten. In den meisten . Staatseinrichtungen ist die Organisation der Miliz vor gesehen ; in Pennſylvanien, Louisiana, Miſſiſſippi, Jllinois und Alabama hat die Gesetzgebung gethan, was die Grund einrichtung versäumt hatte. Der Gouverneur ist mit mehr. oder weniger Beschränkungen in allen Staaten Obercom

Connecticut zeichnen sich hierin aus und diese Unannehm lichkeiten treten unglücklicherweise dann immer am stärksten auf, wenn die Union bedroht ist. ist. Der erstere Staat bes harrt bis auf den heutigen Tag bei seinem revolutionären Wesen. Die nachfolgenden Angaben über die Mitizen einiger Staaten mögen einen Begriff der ganzen Einrichtung geben. Eine allgemeine Uebersicht der richtigen Stärke und Vertheilung der Miliz läßt sich nicht bieten. Maine ‫ ގ‬Miliz: 48,246 M. in 10 Divifionen, vertheilt nach der Congreß-Acte. Die Generalmajore wer den von dem Senate des Repräsentantenhauses gewählt, Stabs- und Compagnieoffiziere von den Mitizen ihrer Abtheilung , Brigade Generale von den Stabsoffizieren ihrer Brigaden. Der Gouverneur ernennt den General Adjutanten und alle übrigen Offiziere , deren Anstellung nicht anderweit bestimmt ist . Die Offiziere erhalten wäh rend ihrer wirklichen Dienstzeit täglich 1 Dollar und 5 Cents Marschgeld per Meile. Drei Tage Dienst jährlich. New Hampshire Miliz : 34,000 M. in 4 Dis

visionen und 8 Brigaden. Drei Tage Dienst jährlich. Vermont = Miliz : 30,420 M. in 6 Divifionen. Massachusetts - Miliz : 50,000 M. in 9 Divis fionen , wovon 1000 M. Reiterei , 3000 M. Artillerie, 10,560 leichte Infanterie und Grenadiere und 35,440 M. Infanterie überhaupt. Dieser Staat besißt über 40,000 Musketen und Büchsen und 140 Kanonen im Dienst, außer 25000 Musketen, 5000 Büchsen, 110 Stück Bronze und 12 Stück eiserne Geschüße in den Arsenalen von Cambridge und Boston. Zwei Tage jährlich Dienst. We der in diesem Staate noch in Maine war jemals Scla verei. *) Dies findet statt in Vermont , Maryland , Kentucky , 'Indiana, und Louisiana.

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Rhode Island-Miliz: 1860 M. in einer Division. Zwei Tage jährlich Dienst. Connecticut Miliz : 27,900 M. in 3 Divisionen. Drei Tage Dienst jährlich. New York-Miliz : 230,000 M. in 4 Diviſionen und 32 Regimentern Reiterei ; die 4 Divisionen bestehen. in: 1 Brigade und 6 Regimentern reitender Artillerie, 269 Regimentern Infanterie, 8 Regimentern leichter Infan terie , 28 Regimentern Büchsenschüßen , 38 Regimentern Artillerie und 62 Artillerie- Compagnieen , welche der In fanterie ständig attachirt bleiben. Die erste Division Reis terei hat 3 Brigaden, die anderen jede 2. Die Zahl der Regimenter in den Brigaden wechselt zwischen 2 und 7 . Die Miliz von New York ist eine der best organisirten und tüchtigsten der Union. New- Yersey- Miliz : 45,260 M. in 5 Divisionen. Einen Tag Dienst jährlich. Virginia Miliz : 122,240 M. in 6 Regimentern Reiterei , 6 Regimentern Artillerie , 162 Regimentern Li nieninfanterie, wovon 7 Grenadiercompagnieen, 97 Com pagnieen leichte Infanterie , 140 Compagnieen Büchsen schüßen und 1005 Compagnieen gewöhnliche Infanterie. Generalstab 102 M. , Cavalerie 9000 m. , Artillerie 6000 M.; das Uebrige ist die Infanterie. Vier Tage Die Offiziere bekommen Uniform und Dienst jährlich. Seitengewehr ; der gemeine Soldat wird ganz equipirt, wenn er nicht in eine Freiwilligen - Compagnie eintritt. Alabama- Miliz : 17,500 M. in 11 Divisionen, 23 Brigaden und 92 Regimentern : Vier Tage Dienst jährlich mit vorbereitenden Uebungen für die Offiziere vorher. Kentucky Miliz : 92,000 M. in 16 Divisionen . Die Soldaten müssen ihre volle Ausrüstung stellen für die Waffengattung , in welche sie eintreten. Ohio Miliz : 158,000 M. in 25 Divisionen. Drei Tage Dienst jährlich ; für die Offiziere außerdem noch 2 Tage Vorbereitung. Dieser Staat befißt 28,000 Muske ten und 36,500 Büchsen. Keine Sclaverei in diesem Staate von jeher.

Kleinere Mittheilungen. Das Cambridge - Militär- Wittwen - Aſyl. Der Zweck dieses Institutes ist , Soldatenwittwen einen Zufluchtsort zu bieten , und es bedarf darum wohl keiner weiteren Empfehlung . Dasselbe befindet sich in der Stadt Kingston an der Themse und erfreut sich glücklicherweise täg lich einer ausgedehnteren Unterstützung. Die Zahl der In fassen beläuft sich gegenwärtig auf 39, und die Mittel erlau= ben vorerst nicht , diese Ziffer zu vermehren. Im abgelaufe nen Rechnungsjahr wurden an Wittwen 461 Pfund 5 Schil linge bezahlt, unabhängig von sonstigen Ausgaben, welche mit dem Institute verbunden waren. 2 Insassen gingen mit Lod ab und 3 neue wurden aufgenommen . Statt der Herzogin

von Gloucester, welche der Anstalt ein Legat von 500 Pfund vermachte , hat die Hergogin von Cambridge die Stelle der Präsidentin übernommen. L. D.

Dr. Lachése über französische Recrutirung. Einem in der " Gazette de Paris " enthaltenen statisti schen Berichte über die Aushebung im Departement Maine et Loire von den Jahren 1817-1850 incl. entnehmen wir nachstehende Notizen : Die Aushebung in Frankreich geschieht in der Weise, daß alle jungen Männer zu Anfang des Jahres, in welchem fte 20 Jahre alt werden *), nach den Gemeinden in die Conscriptionsliste eingetragen werden. An einem bestimmten Lage nun hat sich an dem Hauptorte des Cantons jedes der inscribirten Judividuen persönlich einzufinden und eine Num mer zu ziehen. Später werden die jungen Leute nochmals in die Cantonshauptstadt citirt vor die Recrutirungscommission . Nach der Reihenfolge der gezogenen Nummern findet hierbei der Aufruf ſtatt , bis die von dem Canton zu stellende An zahl von diensttauglicher Mannschaft voll ist. Ueber jeden Mann wird Beschluß gefaßt und derselbe namentlich einge tragen. ** ) Der Dienstpflichtige wird nur einmal gemustert, d. h. er kann nicht zur Musterung des nächsten Jahres ver wiesen werden. *** ) Ungefährliche Operationen zur Dienst fähigmachung eines Individuums sind in Frankreich gestattet.†) Lüchtig zum Militärdienst war von 2,22 Untersuchten 1 Mann . Untermäßig und dabei ſchwächlich von 5819 einer resp. *) In Bayern sehr zweckmäßig in dem Jahre, in welchem der P. junge Mann sein 21. Lebensjahr zurücklegt. **) In mehreren deutschen Staaten z . B. Hannover , Bayern, hat das Loosen ebenfalls unmittelbar nach der Aufstellung der Cons ſcriptionslisten Statt, und zwar durch die Conscriptionsbeamten. Das Meffen der Conscribirten, sowie die Visitation der Dienſt pflichtigen findet aber unmittelbar nachher Statt, und zwar in der Reihenfolge der Loosnummern. Im Großherzogthum Hessen ist der Gang ein anderer. Nach Einsendung der Conſcriptions listen an den Civilrecrutirungscommiffär werden an bestimmten Tagen (gewöhnlich im Mai und Inni) die Militärpflichtigen in die Kreis-Hauptstädte citirt vor die Recrutirungscommission, dort zuerst gemeſſen , ihre Körperqualität notirt und diejenigen, welche Fehler angeben, ärztlich untersucht. Wenn dieß geschehen, wird das Urtheil publicirt, wer tauglich, untauglich, zeitig uns brauchbar oder relativ tauglich befunden ist. Das Loosen findet dann nur unter den tauglichen Subjecten Statt . Dieses Ver fahren hat den Vortheil , daß der Staat , wenn er ein zweites und drittes Aufgebot einzuziehen genöthigt ist, nur taugliche Individuen in den Listen mit Nummern bezeichnet findet, resp. den Regimentern zuzuweisen vermag, ein Vortheil, der unter drängenden Zeitverhältnissen nicht hoch genug anzuschlagen ist. P. ***) In den deutschen Staaten ist dieß der Fall , und zwar mit Recht, da uns die Erfahrung lehrt , daß ungefähr die Hälfte derjenigen Leute, welche wegen Untermäßigkeit, schwächlicheia Körperbau, schmaler Brust zur nächsten Musterung verwiesen werden, dann sich hinlänglich kräftig für den Militärdienst ent wickelt hatten. P. +) Es dürfte sich fragen, ob dem Staate dieses Recht zusteht. Möglicherweise hat eine anscheinend ungefährliche Operation den Tod zur Folge. In neueſter Zeit iſt dieß bei ſtatthabens der Chloroformistrung, namentlich mehrfach vorgekommen. In Deutschland kann kei : Militärpflichtiger zu einer Operation ge= zwungen werden. P.

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" 1 : 13,29 . *) Die übrigen körperlichen Fehler oder Gebre den anlangend , so stellte sich folgendes Verhältniß heraus : Geisteskrankheit 1 : 370,72 ; Epilepsie 1 : 466,38 ; Laubstummheit 1 : 1611,41 ; Stottern 1 : 248,70 ; Ab = weichungen der Wirbelsäule 1 : 155,32 ; krumme Beine 1 : 222,26 ; Verkrümmung der Füße 1 : 84,37; sonstige Krankheiten an den Gliedmaßen 1 : 73,73 ; Laubheit 1 : 537,14 ; Kurzsichtigkeit 1 : 298,67 ; schlechte Zähne 1 : 72,42 ; Krampf oder Bruch 1 : 57,12 ; Gin geweidebrüche 1 : 49,32. Städte mit dichtgedrängter Bevölkerung und zahlreichen industriellen Etablissements, sowie Gegenden mit ungünstigen Nahrungsverhältnissen lieferten die meisten untermäßigen, Dr. P. schmächtigen, schwächlichen Subjecte. ** )

― sei. Die ganze Arbeit zerfällt hiernach in drei Haupt abſchnitte. Der erste Abschnitt verbreitet sich in einem schäß baren geschichtlichen Abriß über die Richtung der wichtig ften Veränderungen und Vervollkommnungen , welche die Artillerie seit Friedrich dem Großen erfahren hat, aus dem fich folgende Hauptfolgerungen hinsichtlich des gegenwärti gen Standpunktes der Artillerie ergeben. 1. Die Wichtigkeit der Artillerie als Waffe hat bis jezt stets zugenommen und darf insbesondere im gegenwär tigen Zeitpunkt nicht zu gering angeschlagen werden ; diese Waffe ist vielmehr mit Aufbietung aller Kräfte und Mittel, welche noch lange nicht erschöpft sind, zu vervollkommnen. Während also die Infanterie jest woht ihren Höhepunkt hinsichtlich Tüchtigkeit der Schießwaffe erreicht hat , muß die stattgehabte Verbesserung der Handfeuerwaffen nicht beängstigend auf den Artilleristen einwirken, sondern viel Literatur. mehr erhebend und anregend zur weiteren Kräftigung ins besondere des Feuers der Artillerie und, möchten wir sagen, Die 12pfündige Granatfanone und ihr Verhält zum Nachdenken über die künftige angemessene Verwendung dieser Waffe. Wir fügen noch weiter bei , daß alsdann nis zur Tactif der Neuzeit. Artilleristisch - tactische Untersuchung von Woldemar Streubel, Lieutenant aber auch für die Artillerie diejenigen Geldopfer gebracht im Königlich Sächsischen Artillerie- Corps. 8°. Kai werden müssen , welche hierbei unerläßlich sind , und daß serslautern und Leipzig 1857. Verlag von Hugo man aus Schen vor denselben weder mit der Erprobung Meuth. (IV. u. 231 S.) versprechender Erfindungen, noch mit der Ausführung und Durchführung wirklicher Verbesserungen zu lange zurück Die vorliegende Schrift erscheint neben den zahlreichen halten sollte. Werken und Abhandlungen über die Kaliberfrage als ein 2. Bedeutende Veränderungen in der tactischen Ver höchst beachtenswerther Beitrag , welcher vorzugsweise die wendung der Truppen und in der Kriegführung waren französische und die sächsische Granatkanone in Betrachtw stets folgenreich für den Gebrauch der Artillerie und ihr nimmt , zugleich aber auch durch mancherlei neue Erörte Material. Allenthalben wird in der betrachteten Periode rungen , Entwickelungen und Folgerungen weiteres Licht das Streben nach Vereinfachung und Erleichterung des über den ganzen für die Artillerie so wichtigen Gegenstand ―― Besonders intereſſante Feldgeschüßes wahrgenommen. verbreitet. Nachweisungen sind , daß die Preußen im Jahr 1745 20 Nachdem in einer Einleitung die Umstände allgemein Stück 16 Kaliber lange 12 Pfor. von 1040 Pfd . Gewicht, berührt sind, welche die Kaliberangelegenheit neuerdings so im Jahr 1759 12 Stück 14 Kaliber lange 12Pfor. von lebhaft zur Sprache gebracht haben und die Verhältnisse daß im 7jährigen Krieg 12Pfdr. 1100 Pfd. hatten in's Auge gefaßt worden sind, welche die bekanntlich große Länge und 2092 , 1781 resp. Kaliber 14 und 18 von Verschiedenheit in den Ansichten und Projecten zur Lösung 780 Pft . Gewicht bei den Preußen geführt wurden, und der schwebenden Frage veranlassen mußten , wird sich mit nach dem Hubertsburger Frieden 12Pfor. von 22 , 18 u. Recht dahin ausgesprochen , daß zur richtigen Beurtheilung 14 Kaliber Länge und 3100 , 1980 und 1150 Pfd . eris des Projects der verkürzten 12 Pfünder oder der 12pfün Obschon tactisch sowohl , als auch strategisch die stirten. digen Granatkanonen nicht allein der rein- artilleristische an die Beweglichkeit der Artillerie früher Anforderungen Standpunkt genüge , sondern daß auch der Geschichte und waren , als man sie jest glaubt machen gestellt geringer der allgemeinen Tactik ein Hauptwort hierbei einzuräumen zu müssen, so waren doch schon früher Schwerfälligkeit *) In Sachſen war im ganzen Königreich untermäßig 1 von 15,10; und Complicirtheit der Artillerie als Uebelstände erkannt. in Dresden einer von 16,51 ; in Leipzig 1 von 13,89. P. 3. Merkwürdig ist die Langsamkeit, womit die Fort **) Dieselbe Erfahrung machen die deutschen Militärärzte. Bei schritte zur größeren Einfachheit und Beweglichkeit gesche. spielsweise sei bemerkt, aus dem Großherzogthum Hessen , daß hen, sowie der Umstand, daß nach der Trennung der Bes während bei der Musterung 1857 von 351 conscriptionspflich tigen Stadt Mainzern 26 (alſo 1 : 13,50) ; aus dem Landkreis lagerungs- und Feldartillerie die leßtere immer nur die Mainz von 285 Dienstpflichtigen nur 12 (alſo 1 : 23,75) wegen leichteren Kaliber ausschied. Das leichte Regimentsgeschüß schwächlichen Körpers mit (in der Regel) gleichzeitiger Unter ging aber nicht allein deßhalb ein , weil es als solches mäßigkeit als untauglich zum Militärdienst erkannt werden nicht mehr geführt werden sollte, sondern weil man seine mußten. In Sachsen waren nach den Listen von 1848-1854 unter 100 Gestellten in der Stadt Dresden 26,96 ; in den Wirkung für ungenügend erkannte, obschon man auf der Dörfern 18,74; in Leipzig 26,43 ; in den Dörfern 19,34 ; in anderen Seite bemüht war , die Artillerie beweglicher zu Zwickau 23,04 ; in den Dörfern 20,05 ; in Baußen 24,31 ; machen. Man kann demnach sagen, daß Aenderungen in in den Dörfern 18,46 ; im ganzen Königreiche 25,00 ; in den P. der Tactik oder Verbesserungen der Handfeuerwaffen stets Dörfern 19,28 Schwächlinge.

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ihren Einfluß auf die Artillerie hinsichtlich des Beſtehens | mehrt haben , weil leßteres coupirtes bedecktes Terrain der kleinen Kaliber geäußert haben. In der That dürfte aufsucht , weil voraussichtlich künftig mehr von der Feld man auch am heutigen 6Pför. eher die vergleichsweise fortification Gebrauch gemacht werden wird , sowie von starken Reserven in gedeckter Stellung. -Die gänzliche geringere Wirkung wie am 12Pfor. übergroße Schwerfäl ligkeit zu rügen Ursache haben. -Wir glauben, daß diese Beseitigung der Haubigen und ihr Ersaß durch schwächere Wurfgeschüße ist auch dann zu tadeln , wenn die Schuß lettere Aeußerung wohl angemessener erst später hätte er folgen dürfen, nachdem die Wirkung des 6Pfünders abge wirkung der Batterieen hierdurch erhöht und das Material handelt ist. Auch wäre nicht unbeachtet zu lassen, daß die vereinfacht wird. Tüchtige Resultate des Haubißfeuers Beseitigung der Regimentsgeschüße zu einem großen Theil find nur von organisirten Haubisbatterieen zu erwarten. durch das Streben nach Vereinfachung veranlaßt war. Die Haubißen in den Kanonenbatterieen wirken gewöhn 4. Selbst eine etwas schwerfällige Artillerie kann im lich wenig und schwächen das gesammte Feuer der Batterie, Felde recht gut fortkommen, ohne ein bedeutendes Hinder was nur durch die Trennung beider Geschüßarten verhütet niß für die Bewegungen der Truppen zu sein. Auf die werden kann. Verfasser macht bei Erörterung dieser Gegen Einfachheit des Materials darf kein zu hoher Werth ge ſtände einen Ausfall gegen die von Dwyer (Neun Systeme u. s. w.) ausgesprochene Ansicht, Granaten fönnten durch legt werden , weil die Erhaltung verschiedener Feldkaliber Wenn Teßteres auch Granatkartätschen erseßt werden. eine aus der Natur des Kriegs hervorgegangene Noth wendigkeit ist. Auch das Erleichtern und Vereinfachen | nicht unter allen Verhältnissen der Fall ist, so hätte Ver des Feldgeschüßes hat seine Grenzen. Es steht zu ver faſſer mindestens zugeben dürfen, daß die Granatkartätſche mitunter die Granate vortheilhaft erseßt, ein Umstand der muthen, daß weder Friedrich d. G. noch Napoleon I. durch die desfallsigen Mängel ihrer Artillerie allzusehr belästigt schon theilweise aus dem auftauchenden Streben entnom wurden , da sie beide die Macht hatten und doch nicht men werden kann , die Sprenggranaten mit tempirbaren mehr für deren leicht scheinende Beseitigung thaten. Dem Zündern zu versehen. 8. Die Einverleibung des Artillerietrains in die geehrten Verfasser kann in leßterer Beziehung entgegnet Batterieen ist ein Hauptfortschritt , indem hierdurch die werden , daß zur Durchführung von Reformen der frag Batterieen nunmehr gleichsam aus einem Guß beſtehen, lichen Art auch Zeit und Muße gehört , und die Macht allein nicht genügt. - Der erste Saß dieser Nr. faun wie die taktische Einheit der anderen Waffen , was ihre Leistungen überhaupt insbesondere aber ihre Manöverire natürlich nicht dem schwerfälligen Geschüß das Wort reden fähigkeit und ihren Zusammenhang in kritischen Momenten wollen , er kann nur einen Stüßpunkt für die Führung wesentlich erhöht. ― Die Differenz im Totalgewicht vers erleichterter 12Pfünder geben sollen. schiedener Kaliber verliert theilweise durch diesen leyteren 5. Besondere Aufmerksamkeit ist auf die im Allge Umstand schon an Bedeutung, wenn sie nur einige Cent meinen große Uebereinstimmung zu richten, welche seit dem ner beträgt und wenn bedacht wird, daß das jetzige Klein Ende der großen Continentalkriege in den Organiſations gewehrfeuer wirksameres Feldgeschüß nothwendig macht. grundsägen der bedeutenderen Artillerieen des Festlandes eristirt. Die Kanonenkaliber liegen allenthalben zwischen Ein bezüglicher Vergleich der Totalgewichte läßt erkennen, 6 und 12 Pfd. Diese Kaliber , die nach so bedeutenden daß der jeßige Zwölfpfünder beweglicher ist , als der Kriegen noch allgemein beibehalten wurden , müssen sich | Sechspfünder Friedrichs II. , auch daß ähnliche Vergleiche als brauchbar erwiesen haben. Nur große Umwandlungen mit dem Material zu Napoleons I. Zeiten ähnliche Ergeb in der Kriegführung , namhafte Fortschritte der Technik nisse liefern. Bei den „ einigen Centuern", von denen hier und überhaupt die triftigsten Gründe berechtigen deßhalb die Rede ist, wäre übrigens zu bemerken, daß man neuer zu Reformen. Die Behauptung mit einer einzigen Ge dings zeitweise einen Theil der Bedienungs-Mannschaft schüßgattung allen den Anforderungen zu entsprechen , die auf dem Geschüß transportiren will, wodurch sich die Ges man vor Kurzem noch nicht mit dreien glaubte erfüllen wichtsangaben des Verfaſſers etwas anders stellen werden. zu können, ist als ungereimt bezeichnet. Die im Werke aufgeführten Belastungen scheinen die 6. Die Offenſivkraft der fast in allen Heeren ver Marschbelastungen , nicht aber die Manöverirbelastungen tretenen reitenden Artillerie sichert ihr höchst wahrscheinlich der jeßigen Geschüße verschiedener Artillerieen zu ſein. Man halte auch fernerhin eine hervorragende Stelle. 9. Die allgemeine Einführung der Granatkartätschen ist offenbar gleichfalls von Einfluß auf die Kaliberfrage, den Unterschied zwischen reitender und Fuß-Artillerie fest wie auch manche neuere bezügliche Anordnungen in ver und wolle der letteren auf Kosten der Wirksamkeit nicht schiedenen Artillerieen darthun . Die Tüchtigkeit dieses eine der reitenden Artillerie ähnliche Manöverirfähigkeit geben. Der reitenden Artillerie entspricht deßhalb hinsicht | Gefchoffes ist theilweise schon durch den Ernstfall erwiesen lich der Kaliberfrage nur ein etwas leichteres Kaliber, wäh und wird sich künftig gewiß noch weiter (besonders in der Defensive) bewähren, um so mehr als die Artillerie dem rend die Fuß-Artillerie sich ihrer Stärke beraubt, wenn sie auf schwere Kaliber verzichtet. nächst weniger häufig günstige Ziele für den Kugelschuß 7. Das Feldwurfgeschüß , ist in neueren Zeiten von finden wird. In Betracht gleichzeitig der Anfangsgeschwin allen Mächten erheblich vermehrt worden . Das Bedürfniß | digkeit und der Menge der Bleikugeln erscheinen die grö an Wurfgeschüg kann durch die zu erwarten stehende fort ßeren Kanonenkaliber für den Granatkartätschenschuß be gesezte Ausbildung des zerstreuten Gefechts sich nur ge sonders geeignet.

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10. Die Fortschritte der Artillerie seit 1815 laffen | racter der Napoleon'schen Zeit haben, sondern in Betracht Wirkung und Beweglichkeit des Feldgeschüßes , die nur bis aller Verhältnisse einen allmähligeren Verlauf nehmen zu einem gewissen Punkt mit einander vereinbar sind, werden. Vor der Nachfrage nach Wirksamkeit , besonders nicht mehr in der alten Weise als Gegenfäße erscheinen. herbeigeführt durch ein tüchtiges Granatkartätſchfeuer, ha ben deßhalb alle andere Rückſichten, zu ſchwinden. Vor der französischen Revolution war das Streben : mög lichste Wirkung bei nothwendiger Beweglichkeit ; - nach Wir sind der Meinung , daß man sich nicht mit der derselben bis hierher : möglichste Beweglichkeit bei nur jezigen Beweglichkeit der schweren Artillerie begnügen sollte , und huldigen der Ansicht , wonach die Erzielung nothwendiger Wirkung. Die Artillerie hat sich jest hin größerer Beweglichkeit so lange zu erstreben ist, als die sichtlich ihrer bezüglichen Tendenz abermals zu entscheiden. Wirkung nicht zu bedeutend darunter leidet. Ihre jezige , gegen früher erhöhte Beweglichkeit kann um so mehr als ausreichend betrachtet werden, als wahrschein (Fortschung folgt. ) lich die kommenden Kriege nicht den unaufhaltsamen Cha

Nachrichten.

Ergänzung der Offiziersstellen im Frieden aus den Unter Cadetten und Soldaten haben nachstehende Vor offizieren, Den „Hamb. Nachr. " wird aus Kopenhagen den 11 . schriften in Anwendung zu kommen: Jeder in das Heer August geschrieben : Vom Kriegsministerium ist in diesen eingetretene, welcher zu höherer Beförderung gelangen will, Tagen ein Formationsplan für das holstein - lauen hat zunächst in einer Prüfung den wissenschaftlichen An burgische Contingent , welches im 10. Bundesarmeecorps forderungen nach dem deßfalls entworfenen Programm zu die erste Brigade der zweiten Diviſion bildet, erlaſſen wor entsprechen, und ausnahmsweise können auch schon länger den. Diesem zufolge beſteht das Hauptcontingent, welches Unteroffiziere, Cadetten und Soldaten vor zurück dienende 11/6 pCt. der Bevölkerung beträgt, aus 11 Stücken Ges gelegtem 22. Lebensjahre zu einer solchen Prüfung zuge ſchüß, 330 Artilleristen, 42 Pionnieren und Pontonnieren, 525 Cavaleristen und 3,302 Infanteristen , im Ganzen lassen werden. Nach bestandener Prüfung und mindestens einjährigem Waffendienste werden die Offiziersaspiranten 4200 Mann. Das Reservecontingent , welches 13 pCt. aller Waffengattungen in die zu München ausschließlich beträgt , besteht aus 3 Stücken Geschüß , 90 Artilleristen, militärische Lehrgegenstände zu errichtende Kriegsschule für 12 Pionnieren und Pontonnieren, 150 Cavaleristen und Die in einer Schlußprüfung an der Kriegsschule berufen. 948 Infanteristen , im Ganzen 1200 Mann. Das Er dargelegte wissenschaftliche, dann die nach den Verordnun 6 pCt. beträgt , besteht aus sagcontingent , welches gen für die Vorschläge der zu höherer Beförderung geeig 45 Artilleristen, 6 Pionnieren und Pontonnieren, 75 Ca neten Individuen nachgewiesene sittliche und dienstliche valeristen und 474 Infanteristen, im Ganzen 600 Mann. Befähigung gewähren zunächst die Aussicht auf Beförde Das Contingent wird aus folgenden Abtheilungen formirt : 4 Bataillone Infanterie (hierunter 1 Jagercorps einberung zum Junker oder Offizier. Die neue Kriegsschule griffen) jedes zu 4 Compagnieen, 1 Dragonerregiment zu soll, wie man hört, bereits im kommenden November in's 4 Schwadrouen , 1 sechspfündige fahrende Batterie von Leben treten. Mit der Verordnung wurden zugleich das erwähnte Programm , dann die organisatorischen Bestim 8 Geschützen , 1 Reservepark , 1 Belagerungspark und 1 mungen für die Schulen bei den Heeresabtheilungen und r ompagnie Pontonnierc . Beim Hauptquartie sollen sein : 1 Brigadegeneral (Generalmajor) , 2 Adjutanten , 1 Major für die neue Kriegsschule bekannt gegeben. Die Kriegsschule welche dem Kriegsministerium un und 1 Capitän vom Generalstab , 2 Stabsfouriere , 1 mittelbar unterſtellt ist, hat zwei Lehrcurse, von denen der Wagenmeister (Lieutenant) , 1 Jutendant , 1 Buchhalter, erste ein Jahr , der zweite ein halbes Jahr andauert , die 1 Cassier, 1 Canzellist, 1 Brigadeauditeur, 1 Feldprediger, Schülerzahl eines Curses soll in der Regel 30 nicht über 1 Küster , 1 Brigadetambour und 1 Hoboist von der In fanterie, außerdem die erforderlichen Offiziersburschen, Trains schreiten. Schüler , welche bei der Austrittsprüfung nicht genügen, erhalten nur dann die Erlaubniß zur Wieder kutscher, Wagen und Pferde. holung des Curses, wenn erwiesen ist, daß unverschuldete Bayern. Umstände einen genügenden Fortgang gehindert haben. Die Austrittsprüfung entscheidet auch über die Befähigung publi heute eine Durch August. 13. München den zu höherer Beförderung in der Artillerie und im Genies cirte t. Allerhöchste Verordnung wird das Unters regiment. Den Unterricht an der Kriegsschule ertheilen. richtswesen im Heere in sehr wesentlicher Beziehung Offiziere des Heeres , für die Oberleitung werden ein einer Reorganisation unterworfen. Danach soll durch Oberst oder ein Oberstlieutenant und für die Aufsicht die Schulen bei den Regimentern fortan nur ausschließlich drei Ober- oder Unterlieutenante bestimmt. die Heranbildung zu lateroffizieren , die weitere Ausbil Preußen. dung zu Offizieren aber durch die in München neu zu Berlin , 25. Juli. Für den Bau der Festungen errichtende Kriegsschule erfolgen. In leßterer Be werden in diesem Jahr zur Verwendung kommen : Zur ziehung wird im Wesentlichen Folgendes bestimmt : Zur Deutschland.

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Fortseßung des Festungsbaus zu Königsberg 300,000 Thlr., | ihrer Kenntnisse muß extensiv wie intensiv zunehmen, soll der ehrenvolle Ruf ausgezeichneter allgemeiner und fach von Posen 69,200 Thlr. , von Boyen 34,415 Thlr. , zur licher Bildung , welchen das preußische Offizierscorps ge Fortseßung der Befestigung des Hafens von Swinemünde nießt, demselben für die Zukunft gesichert bleiben. Mit 21,300 Thlr., der Befestigung des Stresow bei Spandau der Vermehrung und Erweiterung der Unterrichtsdiscip 46,200 Thlr. , zum Retablissementsbau der Forts Zinna bei Torgau und zur Verstärkung des auf dem rechten Elb linen für die höhern Klassen der Cadettenanstalten und ufer liegenden Brückenkopfs daselbst 8000 Thlr., für die der seitherigen Diviſionsschulen , kurz mit der größern Erigenz an die Eramina der Portepee-Fähnriche und Offi bauliche Unterhaltung der Festung Coblenz 10,572 Thlr. , ziersaspiranten kommt indeß noch ein anderer wichtiger Colberg 3350 Thlr. , Cöln 10,798 Thlr. , Cofel 2790 Factor in Frage : die Schaffung eines von Zufälligkeiten Thlr., Küstrin 2070 Thlr., Danzig 14,920 Thlr., Erfurt 5230 Thlr. , Glat 2708 Thlr. , Glogau 2090 Thlr., | unabhängigen, tüchtigen militärischen Lehrerpersonals. Ine dem man übersah, daß ein wenn auch noch so bedeutendes Graudenz 2280 Thlr. , Jülich 4770 Thlr. , Magdeburg 7790 Thlr. Minden 4330 Thlr. , Neiffe 6130 Thlr., | Maß ausgezeichneter Kenntniſſe an und für ſich den ächten Pillan 2290 Thlr., Posen 17,730 Thlr., Saarlouis 3560 Lehrer noch nicht ausmacht, war es bis jeßt Usus, talent volle jüngere Offiziere aus den verschiedenen Regimentern Thlr. , Schweidniß 3180 Thlr. , Silberberg 1710 Thlr., als Lehrer an die Divisionsschulen zu commandiren . Kaum Spandau 2700 Thlr. , Stettin 4440 Thlr. , Stralsund 2720 Thlr. , Thorn 4960 Thlr. , Torgau 6660 Thlr., aber hatten sich dieselben einige Lehrfertigkeit angeeignet, Wesel 7540 Thlr. , Wittenberg 3232 Thlr. Es handelt so wurden sie von den Regimentscommandeuren , welche sich jetzt vorzugsweise um die Befestigung der östlichen aus allerdings stichhaltigen Gründen gegen eine dauernde Entfernung ihrer Offiziere vom Regimente eiferten, wieder Provinzen, welche früher ziemlich vernachlässigt worden war. Zur Vollendung des Festungsbaues von Königsberg sind zurückverlangt und durch andere Offiziere erseßt, welche im Lehrfach gleichfalls Neulinge waren. Die Nachtheile der mittels fgl. Cabinetsordre vom 27. Febr. 1851 8,560,790 Einrichtung liegen auf der Hand : die jungen Lehrer Thlr. mit der Maßgabe bestimmt worden, daß auf das Budget kamen während ihres kurzen Wirkens zu keiner sicheren der Militärverwaltung alljährlich eine Summe von 360,000 Thlr. gebracht werden kann. Es sind bereits 4,262,000 Methode, und die Divisionsschulen zu keinen geübten Lehr kräften. Diesen Schaden hat der Chef des Militärerzieh Thlr., also ungefähr die Hälfte angewendet worden. Der Gesammtbedarf des Baues der Festung Boyen ist auf ungswesens, Generallieutenant v. Penker, richtig erkannt 1,508,000 Thlr. berechnet , wovon bereits 1,218,000 ge und darum die Formirung eines besonderen militärischen währt worden sind. Die Hauptwerke sind schon vollendet Lehrercorps beantragt , dessen Glieder ohne Ausnahme und es handelt sich nur noch um die Ausführung einiger dem Offizierſtande angehören, für die Dauer ihres Wirkens Nebenwerke. Für die Vollendung der Festung Posen ist durch in keinem Verbande zu einem Regimente stehen und eine fgl. Cabinetsordre vom 13. Jan. 1855 der Mehrbedarf von besondere Uniform tragen sollen. Um auch die tüchtigsten 769,564 Thlr. genehmigt worden , welcher namweise auf Capacitäten für das militärische Lehramt zu gewinnen, den jährlichen Etat gebracht werden soll. Bis jegt ist sollen die Lehrstellen im Gegensatz zu den bisherigen ungefähr die Hälfte, 362,000 Thlr. zur Verwendung ge Divisionsschulen , an denen weder Director noch Lehrer kommen. Die Kosten der Hafenbefestigung von Swine für ihre Mühewaltung , außer der Offiziersgage , irgend münde sind mit 436,000 Thlr. berechnet ; für Torgau welche Besoldung bezogen angemessen dotirt und die find 230,000 Thlr. angeseßt, und zur Fortsetzung der Be Lehrer, falls sie nach einer Reihe von Jahren zum prak festigung des Strefows bei Spandau 800,000 Thlr. be stimmt worden. -Der " Frankf. Post. Ztg. " wird aus Berlin, 4. August geschrieben : Mit der neuen Organisation des höhern militärischen Bildungswesens scheint es weniger rasch zum Ziele zu kommen , als man kürzlich noch glaubte ; wenigstens sind für den Verlauf dieses Jahres die Hoff nungen aufzugeben , welche man hinsichtlich der Verwirk lichung dieser Angelegenheit hegt. Wie bekannt , handelt es sich um die Umgestaltung der Divisionsschulen in Kriegsschulen und um die Verwandlung der bestehenden Kriegsschule in eine Militärakademie. Diese Umgestaltung und Verwandlung soll aber keineswegs eine bloße Namens veränderung sein, sondern in einer formell wie materiell Die fteigenden durchgreifenden Reorganisation bestehen. Anforderungen an sämmtliche wissenschaftliche Berufsarten treten auch an die Jünger des Mars heran ; der Bereich

tischen Dienst zurückzukehren beabsichtigen , durch Beför derungen ausgezeichnet werden. Ueber die Zahl und die Wahl der Orte für die zu gründenden Kriegsschulen ver nimmt man, daß auf je drei Armeecorps eine Kriegsschule kommt und daß Potsdam , Erfurt und Glogau die meiste Aussicht haben, die drei neuen Institute in ihre Mauern verlegt zu sehen. Schweden.

Gleich anderen Staaten wird nun auch Schweden an einigen größeren Höfen besondere Bevollmächtigte für Militärangelegenheiten halten. Nach der „ Svenska Tidningen " wird Major von Dardell , ein Adjutant des Kronprinzen , dem Gesandten in Paris , Frhrn. v. Adels värd, als Militär-Bevollmächtigter beigegeben werden .

Verantwortliche Redaction : Hauptmann Fr. Scholl. - Verlag von J. P. Diehl. -

Druck von H. Brill.

Neue Re

Militär

Herausgegeben von

- Zeitung

einer Geſellſchaft deutscher Offiziere.

Dritter

No.

35.

Darmstadt ,

Auffäße. Fortschrittsmittel der Artillerie. (Fortſeßung des Aufſaßes in Nr. 33—35 der N. Mil. -Ztg. v. J. 1857.) II. Geschüßrohre aus Stahl.

(,,Pour bien savoir une chose , Jl faut en savoir le détail. ") A. Forderungen an das Geschüßmetall und vers hältnismäßige Leistungen des bisher verwendeten Materials , nämlich Schmiedeiſen, Gußeiſen und Bronze.

Jahrgang.

28.

Auguſt.

1858.

sticität der Theilchen herzuleiten sein , die auch mehr oder weniger empfindlich durch die Spannung, ist in welcher sich die Theilchen infolge der Erzeugungsart des Materials befinden, z . B. durch das Schmieden und Walzen bei dem Schmiedeisen , oder die schnelle und ungleiche Abkühlung bei dem Gußeisen. Je langsamer nämlich in diesem Falle die Geschüße nach dem Guße abgekühlt werden, desto ruhiger ordnen sich die inneren Theile und desto we niger entsteht eine innere leicht zu störende Spannung. Die Stöße oder Schläge, welche sich in den Erschütterun gen äußern , seßen die Theilchen in Bewegung. Ueber schreitet die Verrückung derselben unter sich die Grenze der Elasticität nicht , so kehren ste in die vorige Lagerung wieter zurück. Anders ist es aber , wenn diese Grenze bei kurzen gewaltsamen Stößen auch nur um ein Kleinstes

1. Durch häufig wiederholte gewaltsame Er schütterungen, wie dieselben bei dem Schießen aus den Geschüßrohren , sowie aus den Gewehrläufen vorkommen, überschritten wird . Nun kehren die Theilchen nicht völlig wird die Lagerung der Theilchen zu einander in der Masse, wieder in ihre ursprüngliche Lagerung zurück, wobei die woraus das Schießrohr besteht, allmählig sehr bemerkens Festigkeit (die absolute Festigkeit , der Widerstand gegen werth und einflußreich geändert. Diese Aencerung findet das Zerreißen , meist eine Verbindung der Elasticität und je nach Art der Masse mehr oder weniger statt , wohl Cohäsion) vollkommen entsprechend war. Bei den nächsten gleichen Stößen äußert sich schon die Elaſticität geringer auch schneller oder langsamer, und deßhalb mehr oder we niger nachtheilig bezüglich des Zusammenhaltens der Theil und das Ueberschreiten der Grenze ist dann ein wenig chen , indem der Widerstand der Masse gegen das Zer größer. Bei Wiederholung steigert sich also die Ueber reißen und Brechen geschwächt und endlich auch überwun schreitung und damit auch der nachtheilige Einfluß auf die Festigkeit, die nunmehr nur noch auf die Cohäsion den wird. Längere Zeit gebrauchte Gewehrläufe z . B. erhalten auf einmal Quer- und Längenbrüche, welche vor der Theilchen angewiesen ist. Körper mit geringer Elafti cität fönnen durch die starke Cohäston der Theilchen die her bei gleichen Veranlassungen nicht vorkamen , da das Schmiedeisen bei ihrer Anfertigung gut war, nämlich gro | nöthige Festigkeit haben, wie die Geschüßbronze ; umgekehrt ßen Widerstand bei dem Brechen leistete und im Bruche beruht öfter die Festigkeit hauptsächlich auf der Elaſticitåt. -Aus den vielen, jedoch verschiedenen und unvollständi ein sehniges , feines , wenig körniges , scharf rauhes und nicht glänzendes Gefüge zeigte. Bei dem Brechen solcher gen Angaben über absolute Festigkeit (f) und Elasticitäts grenze (e) , in Zollpfund auf 1 Quadratzoll (40 Zoll alten Läufe dagegen zeigt sich nun das Gefüge grobkörnig 1 Meter) ausgedrückt, konnte als am meisten überein und glänzend ; es wird krystallinisch genannt, weil sich die stimmend entnommen werden : gutes Schmiedeisen in pris Eisentheilchen in Krystallen zusammen gelagert haben. Die matischen Stäben f = 40,000 bis 50,000 Pfd. und e Vergleichung jenes sehnigen (fadigen) Gefüges bei neuen = 16,000 Pfd. , als Draht f = 100,000 Pfd. , gutes Läufen mit dieſem krystallinischen bei gebrauchten macht Gußeisen f - 20,000 und e = 13,000 Pfd., Geſchüß dort den größeren , hier den kleineren Widerstand gegen bronze f = 35,000 Pfd. Zerreißen schon durch das Ansehen klar und begreiflich. 3. Die Elasticität eines Körpers wird nach den 2. Diese Aenderung in dem Gefüge (oder der Tertur) vorstehenden Betrachtungen als eine sehr wichtige Eigen eines Körpers infolge von oft wiederholten gewaltsamen schaft des Metalles für Schießrohre anzusehen sein. Ist Erschütterungen wird von der nicht ausreichenden Ela

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dieselbe groß, so steht zu erwarten, daß selbst die gewalt zur vollen Sicherheit über die Festigkeit gelangt, und wohl, wird man auch nach der Natur des Materials nie dahin samen Erschütterungen bei dem Schießen kein solches Ver rycken der Theilchen herbeiführen, wodurch die Grenze, der gelangen , obgleich die großen Vortheile durch die Härte Elasticität überschritten und die Festigkeit allmählig stei und Wohlfeilheit desselben zu diesem Gegenstande frets -gernd gemindert wird , bls sie nicht mehr ausreichend ist. sehr angeregt haben. — Schweden gießt fortwährend in Bei dem miebeifen ist die Elasticität für Geben drei Gefchüßgießereien aus seinem vorzüglichen Mag wehrläufe hinsichtlich des Zerreißens nicht völlig genügend neteisenstein Geschüße aller Kaliber für die Festungen und die Marine von Rußland, Preußen, Dänemark, Schweden ( 1 ) , kann jedoch mit Rücksicht auf die Cohäſion und auf die lange Dauer , bis das Zerreißen zu erwarten steht, als ausreichend angenommen werden ; weniger ist dies beiden gepteren . Neben den guten Eigenschaften des Ma hinsichtlich des Verbiegens der Fall, wo eine größere Ela fticitat in dem zu wählenden Material für die gezogenen Gewehrläufe einen hohen Werth hat , wie dies bei dem Stahle der Fall ist. Geschüßrohre aus Schmiedeisen wur den seit Jahrhunderten Jahrhunderten in verschiedenen Ländern Ländern versucht versucht,, aber immer, wie auch die Anfertigung war , wegen Un zweckmäßigkeit wieder aufgegeben. Auch in der neuesten Zeit haben Erfahrungen mit Schmiedeisen zu Geschügroh ren in Amerika infolge des Zerspringens eines großen schmiedeisernen Geſchüßes dargethan, daß die Festigkeit des Eiſens von diesem Geschüß nur ein Drittel so groß war als bei gewöhnlichem Stabeiſen ; nach dem Umarbeiten in Stäben aber hatte es die gleiche Festigkeit. Es ist bekannt, daß das Schmiedeisen in großen Stücken eine weniger fehnige Tertur hat als in kleinen , indem diese erst durch fortgesette Streckung, wie Schmieden, Walzen und Draht zichen , hervortritt. Das Schmiedeisen erscheint daher zu Geschüßrohren hinsichtlich der Festigkeit nicht genügend, obgleich die Industrie in der neueren Zeit im Stande ist, den Block zu bearbeiten ; werden Dampfschiffwellen aus Schmiedeisen von 14 Zoll Durch messer und 9 Fuß Länge in einem Stück geschmiedet. 4. Ueber das Gußeisen (Roheisen) ist nach vor

terials ist die Wohlfeilheit ganz ungewöhnlich , indem 1 Centner im fertigen Geschüß kaum 7 fl. an dem Orte der Fabrikation kostet (in Sayn fommt der Gentner eines fertigen gußeisernen Geſchüßes auf 20 fl. , dagegen in Augsburg der Centner der fertigen Bronzegeschüße auf 105 fl.). Neben ganz guten schwedischen Geschüßen von Gußeisen, z . B. leichten 6pforn. von nur etwa 700 Pfd., die auch in großer Kälte von über 20 Grad bei vielen Schüssen unverlegt geblieben sind (das schmiedeiserne Ge schüß leidet eher Noth in der Kälte), gibt es auch schlechte, da bei den Proben in den Gießereien sehr oft Geſchüße zerreißen ; auch nach dem Probeschießen ist dies öfter schon bald geschehen, selbst bei blinden Schüssen. Auf die Aus wahl der Erze, auf Anwärmen , Anblasen und Betrieb, wird die größte Sorgfalt verwendet ; Geſchüße werden erst dann gegossen, wenn die Hochöfen im normalen Be triebe stud. Das Bruchansehen des schwedischen Geschüß rohreisens , welches Härte mit Elasticität und Cohäston verbindet, ist sehr gleichartig, zuweilen körnig, gewöhnlich aber und und die grauen und weißen Theile sind im Allgemeinen nicht verworren ; wenn die Bruchflächen zu grau sind, wird das Eisen zu Geschüßen ohne Weiteres verworfen. Das specifische Ge wicht der Geschüße schwankt zwischen 7,244 bis 7,474 ; es ist um so geringer , je hißiger der Ofengang ist , und bei Anwendung von heißer Luft beträgt das specifische Gewicht nur 7,0. vallanchi than (Fortseßung folgt.) Subnet tapin อา หา Janugier Die Cavalerie der Alten. " 111 Astm L.D. Die Kriegskunst stammt unzweifelhaft aus Aften, wo am frühesten größere Kriege geführt wurden. Jenes

liegendem Zwecke zu bemerken, daß es in seiner Beschaffen heit noch in weit höherem Maße verschieden ist , als das Schmiedeisen. Hauptsächlich maßgebend ist die Farbe des frischen Bruches , welche in allen Stufen von fast weiß Alle zersprungenen bis zu schwarzgrau gefunden wird. Geschüße aus Gußeisen beweisen, daß je grauer das Eisen ist , desto weicher und unhaltbarer , je lichter (vom weiß krystallinischen Bruche abgesehen) , desto härter , elastischer Jenes ist grobfaseriger und dabei doch und haltbarer. ebener im Bruche. Im Allgemeinen besißt es wenig Ela fticität , und hierin ist dasselbe noch merklich verschieden. Oft wiederholte Erschütteruugen äußern sich daher meist Land besigt ausgebreitete trockene Ebenen, welche Manöver mehr oder weniger nachtheilig auf die Festigkeit des Guß | und Evolutionen in größerem Maßstabe selbst für Wagen Beispiele sind : gußeiserne Pfeiler , auf denen kämpfer gestatten, weßhalb auch dieser Kampfweise in den eisens. Maschinen ruhten, zerbrachen nach längerer Tragzeit plöß frühesten Zeiten der Vorzug gegeben wurde. Streitwagen lich ; ebenso in Walzwerken oft die besten Walzen meist laffen einen leichteren Gebrauch der Waffen zu , darum ift an den Stellen, wo die Schwingungen am größesten waren; die eigentliche Cavalerie von späterem Datum. Der Kries gußeiserne Geschüße verlieren allmählig durch das Schießen ger stand unbelästigt auf seinem Streitwagen und konnte ihre Festigkeit , ja selbst durch einen längeren Landtrans das Schlachtfeld überschauen , während sein Wagenlenker automedon port scheinen fie schwächer zu werden. Die Cohäſion iſt ſich mit der Leitung der Roffe befaßte überdies noch geringer. -Die Anfertigung der Geschüße nam lora tenebat; war der Gegner ereilt, so hatte er die que Gußeisen wird schon über zweihundert Jahre betrieben ganze Wucht und Kraft der wirksamsten Nahewaffen abzu in vielen Ländern und in großer Zahl. Roch ist man, wehren oder zu erleiden. Die Aegypter und Perser kämpfs. ungeachtet bedeutender Fortschritte in der Behandlung, nicht | ten vielfach in dieser Art und auch die Hebräer bedienten

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fich in einer Periode der Streitwagen ; bevor Cåfar mit seinen Legionen die britische Insel betrat, war auch ihren * Bewohnern die fragliche Kampfweise nicht fremd. Zu bes merken ist jedoch, daß es zwei Arten von Streitwagen - gab ; die eine bezweckte , mit angebrachter Sicheln die Reihen des Feindes zu durchſchneiden , bei der anderen wurden Kriegswaffen frei gehandhabt. Abgesehen von dem Heroen zeitalter der Griechen, wendeten diese und die Römer Streit

voller war fie gegen die Angriffe der Gallier und des Pyrrhus. 2 Erft durch den Kampf mit Carthago lernten die Römét den Werth einer tüchtigen Reiteret schäßen ; darauf hin nahmen sie die fremden Reiterschaaren in ihren Dienst, welche Stärke der Carthager gebilder hatten. Von der Zeit an änderte sich auch das Schicksal des Kampfes. Han nibal hatte sich 13 Jahre lang in Italien als Sieger bes wagen wenig an; wurden fie in solcher Weise angegriffen, hauptet, Dank seiner numidischen und gallischen Reitereiz ſo öffneten sie die Reihen und ließen den Feind hindurch; als aber diese Hülfstruppen auf die Seite der Römer auch bereiteten fie Hindernisse mit Pallisaden und Fuß übergingen, so wendete sich das Blatt... (1 Ji angeln... Von dieser Zeit an besaßen die Römer zwei Arten von Reiterei ; die eine bildeten die römischen Ritter, equites, Die Reiterei bestand in China ſchon länger als 2000 die andere die Bundesgenossen . Die erstere, welche in die Jahre vor unserer Zeitrechnung und Cyrus führte um 560 v. Chr. bei den Persern zuerst ein Cavaleriecorps ein. Legionen eingetheilt war, blieb stets mittelmäßig, während die Reiterei der Hülfstruppen es zu einem hohen Grade Bei den Griechen ist die Reiterei seit dem Beginn des von Gewandtheit nnd Brauchbarkeit brachte. Die Stärke eigentlich historischen Zeitalters bekannt gewesen, aber bis der mit der Legion verbundenen Cavalerie variirte von zur Schlacht bei Leuftra, 371 v. Chr., hatten sie, troß ihren einem ❤ Zehntel bis zu einem Zwanzigstel , aber in jeder großen Fortschritten in der Kriegskunst, den Vortheil einer zahlreichen und wohlgeübten Reiterei nicht zu schäzen ge Epoche war das gebräuchliche Verhältniß unabänderlich, wußt, und ihre Heere bestanden fast ausschließlich aus ohne Rücksicht auf Terrain und sonstige Umstände. Das Truppen zu Fuß. Unpraktische dieser Methode ist einleuchtend, da die Cavas Epaminondas erkannte zuerst den Werth der Reiterei lerie einer Armee in der Ebene stärker sein müßte , als zum Choc and bildete daher mit großer Beharrlichkeit ein im Gebirg , und die Hülfscavalerie ftand den römischen. Corps von 5000 Reitern aus zum Kampf in geschlossener Consuln nicht immer zur Verfügung bereit. Die Reiterei der Griechen und Römer war in schwere Maſſe und mit lebereinstimmung. Der Erfolg lohnte seine Bemühungen und , Dank seiner Reiterei , siegte er und leichte geschieden , beide trugen Schilde. Die schwere bei Leuftra und Mantinea und vernichtete den Ruhm Reiterei trug überdieß entweder Helm und Küras , oder Im leßteren Fall war das Pferd lacedämonischer Unüberwindlichkeit. Diese beiden Siege eine volle Rüstung . öffneten den anderen griechischen Staaten die Augen , fie gleichfalls bepanzert , d. h. mit eifernen Schienen bedeckt. Die leichte Cavalerie trug einen Helm und leichten Küraß vermehrten ihre Reiterei , und diese spielte fortan in den Kämpfen der Griechen eine hervorragende Rolle. von Metall oder Leder. Als Angriffswaffen führte die Zwei griechische Stämme sind besonders wegen ihrer schwere Reiterei das Schwert , den Wurfspieß und die ausgezeichneten Reiter namhaft zu machen , die Thessalier Lanze mit Eisenspißen an beiden Enden. Der Griff der - deren zahlreiche Reiterei und tüchtige Pferderace viel leßteren befand sich in ein Drittel der Länge , so daß der fürzere Theil noch brauchbar war , wenn der längere zer zu den Erfolgen Philipps von Macedonien und Aleranders des Großen beitrug und die Aetolier , deren vortreff | brach. Die leichte Reiterei bediente fich des Schwertes, des Wurfspießes, des Bogens nud felbft der Schlender. liche Reiterschaaren den Römern in ihrem Kampf mit Die theffalischen Macedonien herrliche Dienste leisteten. Die Alten legten wenig Gewicht auf die Schnellig keit ihrer Reiterei im Kampf; daher kam die tiefe Anf Reiter waren vorzüglich und unbesiegbar, so lange ste ge Die griechische Cavalerie stellung in vielen Gliedern. ſchloffen zuſammen hielten ; war die Linie einmal durch Die Theffalier war auf 4 , 5 ober 8 Glieber rangirt. brochen, so leisteten sie nur geringen Dienst. Das Gegens hatten die leßtere Formation. Die Figur bildete bald ein theil war bei den Aetoliern der Fall ; die calydonischen Quadrat , bald ein Rechteck , bald ein Dreieck - legteres Reiter wurden gewöhnlich verwendet, um das Schicksal der war eine Lieblingsformation Philipps von Macedonien Schlacht zu entscheiden . und seines Sohnes Alerander. Die gebräuchlichste Form der Die griechischen Kriegstheoretiker verlangten, daß die griechischen Schwadronen scheint ein Rhomboid geweſen zu Cavalerie ein Sechstel der Infanterie betragen sollte. sein, mit Front nach allen Seiten. Dieses Verhältniß nahm auch Alerander der Große bei feinem Zug nach Asien an, denn unter den 30,000 Mann Die Römer theilten die Legionsreiterei in 10 turmae, wovon jede 5 Offiziere und 30 Mann zählte und auf 3 seines Expeditionscorps zählte er 5000 Reiter. Im Ganzen war jedoch das Verhältniß von 1 : 11 gebräuchlicher. Glieder rangirt war, 属 mit 1 Offizier in der Mitte und einem auf jeder Ece. Gelegenltich zälhten die turmas auch Die älteste Reiterei der Römer war von nur geringer 32 Mann, welche ähnlich in 4 Oliedern aufgestellt wurden. Bedeutung; ſie kämpfte je nach Umständen zu Pferd und zu Fuß. Focht sie daher ausschließlich zu Pferde, so waren In der Schlachtlinie befanden sich die turmae entweder vor der Front ober auf den Flanken der Legion . Die Fußkämpfer zwischen den Reitern eingetheilt. Diese falsche Hülfsreiterei bildete eine rechteckige , rautenförmige oder Kampfweise hatte keine weiteren Nachtheile, so lange man es mit italieniſchen Volksstämmen zu thun hatte ; unheils | dreieckige Figur, hatte aber nie die Tiefe der griechischen.

276 Die beste Reiterei in den römischen Heeren war un Streitig die numidiſche und die gallische. Die leßtere leistete Cäsar wesentliche Dienste und behauptete ihren Vorrang durch die ganze Kaiserzeit, so daß alle technischen Ausdrücke " der Manege gallischen Ursprungs waren. In der leßten Zeit des Kaiserreichs wurde die Rei terei unverhältnißmäßig vermehrt. Die barbarischen Hor den, welche in das Reich einfielen, blieben ihrer Gewohn heit getreu und kämpften zu Fuß. Aber die Einrichtung des Feudalsystems verschaffte der Reiterei bald ein merk liches Uebergewicht, so daß z. B. die Cavalerie Karls des Großen die volle Hälfte seiner Heere betrug. Der Gebrauch des Sattels war im Alterthum unbe kannt ; statt dessen hatte man Felle oder Decken , welche dem Reiter einen leidlich festen Siz gaben , ohne das Pferd zu drücken. Der Sattel wurde unter der Regierung Constantins des Großen erfunden. Dies führte zum Ge brauch der Steigbügel, deren Erfindung den Franken zuge schrieben wird, welche bezweckten, Brüche und andere Uebel zu vermeiden, welche sich die Reiter leicht zuzogen. Der Nicht gebrauch der Steigbügel charakterisirt die Reiterei der Al ten, und ohne dieselben hätten wohl die schwergepanzerten Ritter der Feudalzeiten nie eristiren können.

40 reitende Artillerie , 24 Druschinen; bei der Südarmee 1058 Bat., 128 Schwadronen , 41 Sotnien mit 232 Ge schüßen Fuß- und 98 reitende Artillerie, 23 Druſchinen ; in der Krim und um Verskop 2272 Bat., 13812 Schwadro nen , 98 Sotnien , 564 Geſchüßen Fuß- und 108 reitende Artillerie , 79 Druschinen ; von Berdiansk bis Inisk 1½ Bat., 85 Sotnien, 29 Geschüße Fuß- und 8 reitende Artil lerie, 17 Druschinen ; im Kaukasus und in der Türkei 1891 / Bat., 32 % Schwadronen, 12 Sotnien zu Fuß, 306. Sotnien Cavalerie , 9 Raketen- Commando's, 420 Geschüße Fuß- und 90 reitende Artillerie. In Summa 894 Bat., 525 Schwa dronen, 12 Sotnien zu Fuß, 659 Sotnien Cavalerie, 9 Ra keten-Commando's , 1865 Geſchüße Fuß- und 476 reitende Artillerie, 193 Druschinen . Bemerkenswerth ist ferner noch, daß die Unterhaltung der Truppen in den westlichen und südlichen Grenzprovinzen das Doppelte und Dreifache mehr als in den mittleren Gouvernements kostet , wo der Lebens unterhalt unvergleichlich billiger ist. Könnte man die Truppen durch Eisenbahnen schnell nach den Grenzen befördern , fo könnten sie also im Frieden in den inneren Gouvernements stationiren , wobei allerdings nicht zu übersehen ist , daß die Preise der Lebensmittel in diesen danach etwas steigen würden . Ueber die auſteckende (militärische) Augenentzündung.

Der augenärztliche Congreß zu Brüssel im September v . J. hat mit Recht die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich gezogen wegen der daselbst verhandelten Frage über Ent stehungs-, Verhütungs- und Behandlungsweise der s. g. mi Die militärische Bedeutung der russischen Eisenbahnen. litärischen Augenentzündung. Die meisten Kriegsministerien Der „Invalide" bespricht in einem längeren Aufſage sandten Militärärzte als Abgeordnete hin , einige 1 schafften ein kürzlich in russischer und französischer Sprache erschienenes Exemplare der im Druck erschienenen Verhandlungen an u. s. f. Die auszügliche Mittheilung der Reſultate hinsichtlich dieses Buch über die militärische Bedeutung der ruſſiſchen Eiſen bahnen , und einen Artikel über denselben Gegenstand im Punktes in weiteren Kreisen Seitens des anwesenden com "Ingenieur-Journal" . Der eine Verfasser schlägt die Anle petenten Professors Stöber in Straßburg dürfte deßhalb gung von befestigten Bahnen längs der Küste vor , die un nicht uninteressant sein. geheuere Trancheen sein sollen; der andere findet die Anlage Die erste Sektion, welche über die ansteckende Augenent vieler nach den Westgrenzen laufender Linien gefährlich, weil zündung verhandelte , war von den Militärärzten , welche die Gouvernements delegirt hatten , constituirt. Ihnen schlossen sich der Feind ihrer bemächtigen könnte , und empfiehlt die Anlage eines Bahnnezes , welches die mittleren Provinzen sich diejenigen an, welche etwas Neues über diese Geißel der durchschneidet und nach Nord- und Südwesten zu ausläuft. Armeen zu erfahren wünschten . Die Discussion gab aber in Interessanter als diese Hypothesen , welche durch die erfolgte | dieser Hinsicht wenig Ausbeute , da sie nicht in naturwiſſen Concession eines ganz anderen Nezes schon unmöglich gemacht schaftlichem Geiste geleitet wurde. Sowie die Redner einiger worden , sind einige nebengehende Bemerkungen des Artikels maßen dahin tendirten, wurden sie alsbald auf den vorgezeich= im " Invaliden". Derselbe erwähnt die ungeheueren Schwie neten Weg zurückgeführt. Dieser war , wie es schien , dem rigkeiten, welche es für Rußland hatte, im lezten Kriege alle Congresse die Regierungsmaßregeln , welche getroffen waren seine Küsten zu decken. Zur Zeit der höchsten Anspannung zur Verhütung der Verbreitung und zur Ausrottung dieser aller Kräfte im Auguſt 1855 , standen darnach unter den Plage, vorzulegen resp. dieselben gut heißen zu laſſen. Das Waffen in Finnland 70 Bat. , 18 Sotnien Cavalerie mit gelang auch vollkommen. Der Lon der Vorsitzenden und der 84 Geſchüßen, im Rayon von St. Petersburg und Efthland | Hauptſprecher (Belgier) war oft ein beißender. S. sucht die 139/4 Bat., 5512 Schwadronen, 11 Sotnien, 164 Geschüße Hauptursache in dem Schisma unter den belgischen Militär ärzten, bedingt durch die divergirenden Ansichten über die Fuß- und 32 reitende Artillerie , 13 Druschinen ; bei dem baltischen Corps 351/4 Bat. , 32 Schwadronen, 12 Sotnien Entstehungsweise der militärischen Augenentzündung . Was und 72 Geschüße Fuß- und 16 reitende Artillerie, 18 Dru die Verbreitungsweise des Uebels betrifft, so wurde allgemeiu schinen ; bei der Westarmee 1061/2 Bat., 881/2 Schwadronen, anerkannt , daß dasselbe von Auge zu Auge durch unmittel= 58 Sotnien mit 192 Geſchüßen Fuß- und 84 reitende Ar bare Ansteckung übertragen wird ; manche behaupteten auch, tillerie , 19 Druſchinen ; bei der Armee des Centrums 19 daß dasselbe sich weiter verbreite durch mittelbare Uebertra= gung des Ansteckungsstoffes aus kranken Augen durch die Bat., 50 Schwadronen, 30 Sotnien, 48 Geschüße Fuß- und

Kleinere

Mittheilungen.

277

Luft (? Rft. ) ; viele endlich glaubten außer der Verbreitung | fondere eine Characteriſtik oder i tactiſchens Grundzüge der durch unmittelbare Ansteckuug auch an spontane Ent einzelnen Waffen , zeigt hierauf den Einfluß der ein getretenen tactischen Aenderungen auf das Material und stehung ohne Ansteckung durch ungünstige Sanitäts 哺 verhältnisse (Casernenmiasma) . Unter legteren befan= den Gebrauch der Feldartillerie und sucht endlich dar den sich besonders die österreichischen Delegirten. : Wenn ihr zuthun, daß nach 'all' Dieſem der 6Pfdr. kein wirksames 3.19. behauptet , sägten ste , daß die Krankheit immer durch An Feldgeschüß mehr ist. steckung von Auge zu Auge oder durch die von Augenkranken Jene Characteristik dient dem Verfasser ebenfalls zur ausdünstung verunreinigte Luft entsteht, so wird es genügen, Bildung von Folgerungen für den Gegenstaud seines Wer die Augen der Militärpflichtigen 1 und der Soldaten fortwäh tes, indem er im Vergleiche zur Napoleon'schen Periode rend genau zu untersuchen (der Mitgebrauch von Waſchwaſſer, als Hauptunterschiede für die neueren tactischen Verhält von Handtüchern , das Zusammenschlafen zu verhüten, Ref.) nisse Nachstehendes findet. ſowie jeden irgendwie Augenkranken von der gesunden Mann 1. Die Tactik stand, ungeachtet des schon viel mehr schaft zu isoliren, bis zu seiner vollständigen Wiederherstellung, ausgebildeten Feuergefechtes und des häufigen Gefechtes : resp. hartnäckige, unheilbare oder schwierig heilbare Fälle aus in zerstreuter Dronung , sowie des schon besseren nnd dem Militärdienst zu entfernen. Ueberhäufung der Casernen bereits mehr systematischen Gebrauchs großer Massen zu mit gesunder Mannschaft , ungünstige Sanitätsverhältnisse im Ende der großen Continentalkriege auf weniger hoher Allgemeinen würden dann niemals das Uebel be Stufe als jeßt, weil der Zustand und die Güte der Feuers dingen können . Da dieß aber, als evidenter Fall in waffen, welche auf dieſe drei Umstände wesentlich einwirken, Desterreich constatirt worden , da man dort als Ent ein geringerer war; wogegen die Verbesserungen der Feuer tehungsgrund des Uebels auf das Bestimmtefte waffen in den leßten Decennien erhebliche Aenderungen Ueberfüllung der Casernen mit Mannschaft erkannt im Kriegswesen herbeiführen müſſen, und das Feuergefecht hat, so müssen wir neuere proponirte Maßnahmen nicht für in noch höherem Grade zur Herrschaft bringen werden . ganz zureichend erachten zur Austilgung der Plage. Es 2. Wie deßfallsige Erörterungen und aufgeführte müſſen vielmehr zur Verhütung der spontanen Ent Schießergebnisse darthun , hat sich das Bereich des Klein stehung (neuer Krankheitsheerde) neue Gasernen gebaut gewehrfeuers von 300 auf 800 Schritte erweitert, oder werden. Die in Oesterreich benußten sind gebaut worden um mehr als das Doppelte. für 150,000 Mann , die Armee war aber eine Zeitlang 3. Die erhöhte Wirksamkeit der gezogenen kleinen 600,000 Mann und zur Zeit ist sie noch über 300,000 Feuerwaffen, die in allen Heeren jezt viel stärker vertreten Mann stark. Diesen Ansichten der Oesterreicher stimmt S. " seinen Erfahrungen zufolge vollkommen bei. In Straßburg find, als die früheren Büchsen und mit denen selbst hier kannte man das Uebel vor 5 Jahren noch nicht. Da zeigte und da die ganze Infanterie bewaffnet ist, wird natürlich es sich auf der Abtheilung des Prof. Lourdes . Die Säle besonders in zerstreuter Ordnung und in der Linienſtellung, in der Massenstellung aber selbstverständlich weniger, fühl, waren mit Kranken überfüllt, hatten sehr unreine Luft. Von bar sein. Die beiden ersten Stellordnungen werden deß hieraus kam die Krankheit in das Waisenhaus, von da nach halb häufig, die lettere viel seltener zur Anwendung kommen. St. Barbe unter arme Kinder, hierdurch auf die Eltern und Alles deutet auf hartnäckigere unentschiedenere Kämpfe und Durch diese genau so unter die Bevölkerung der Stadt. einen anderen Character der Kriegführung . constatirte Thatsache hat S. die Ueberzeugung gewonnen, daß 4. Die Infanterie hat offenbar erheblich mehr Selbst die ansteckende Augenentzündung unter günstigen Verhältnissen spontan (von selbst) entstehen könne , später aber ständigkeit auf Kosten der beiden anderen Waffen erhalten. durch Ansteckung sich weiter verbreite. Ebenso wie 5. Bajonnetangriffe und die Verwendung großer In mit der ansteckenden Augenentzündung verhalte es sich mit fanteriewassen zur Entscheidung werden weniger häufig ſein, Ruhr , Typhridfieber , Cholera. (Erkältungen [von Prof. weil dieselben leichter durch die Infanterie selbst gelähmt Marques beschuldigt) , Ozongehalt der Luft , Staub , be werden können. dingen wohl Augenentzündungen im Allgemeinen , nicht aber 6. Die Defensive hat durch die verbesserten Feuer D. P. waffen mehr gewonnen , als die Offensive , weshalb die die specifische ansteckende. Rft. )

Literatur.

Die 12pfündige Granatkanone und ihr Verhält niß zur Tactik der Neuzeit. Artilleriſtiſch - tactiſche Untersuchung von Woldemar Streubel, Lieutenant im Königlich Sächsischen Artillerie-Corps. 8°. Kais serslautern und Leipzig 1857. Verlag von Hugo Meuth. (IV u . 231 S.) (Fortseßung.) Der zweite Abschnitt zieht in seinem 1. Kapitel die jeßige Tactik in uähere Betrachtung und gibt insbes

Erfolge nicht mehr so rasch und so glänzend zu erlangen sind, um so mehr als wegen des gewiß größeren Abstan des der Gefechtslinien von einander mehr Freiheit und Zeit für tactische Vornahmen gegeben ist. 7. Die Artillerie , welche das Feuergefecht gleichfalls weiter cultivirt und durch ihr Material und ihre Organis sation an Manövrirfähigkeit zugenommen hat, wird leichter in größeren Massen auftreten und besseres leisten können als vordem. Sie hat aber wesentlich an Sicherheit gegen das Kleingewehrfeuer eingebüßt , indem das Feuerbereich der Infanterie gewachsen ist und jezt den ganzen Raum beherrscht , der jener allein vordem durch das Kartätſch

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Heuer unterworfen war ; die Bortheile der größeren Kaliber | ſie nicht sehr gedeckt ist, wäre nicht ökonomisch , eine ders werden deßhalb jest stärker hervortreten. 2° 19 artige Anordnung sieht höchstens bei Manövern 8. Die Reiterei wird im Allgemeinen künftig noch hübsch aus. Wir sind der Meinung, daß im hinhaltene mehr in der Reserve verwendet werden , ; als 34 bisher , um den Gefecht , welches durch das verbesserte Kleingewehr von hier zur Verwendung zu kommen, um die von fener voraussichtlich so gewaltig an Zähigkeit gewonnen hat, nur kleinere wohlgedeckte Artillerieabtheilungen in der Infanterie und Artillerie durch Ermattung und Verwendung und ins Feuerbereich der 1 Infanterie kommen Aufbrauch der feindlichen Kräfte erlangten Erfolge end lich auszubeuten und mehr oder weniger entscheidend zu follten, und die Artillerie , welche bei der Einleitung des machen. Die Diviſionscavalerie wird voraussichtlich bei Gefechtes schon auf weite Distanz thätig gewesen war, der großen Ausdehnung des zerstreuten Gefechtes öfters erst dann wieder in größerer Zahl aufzutreten hat, wenn nach Entscheidung gedrängt wird, Der Verfasser : ift Gelegenheit haben, das feindliche Tirailleurfeuer zeitweise : zu unterbrechen und zu stören. zwar ferner der Meinung, daß künftig wegen der Kämpfe um Dörfer, Terrainabschnitte und Verschanzungen vermehrte 9. Die Verschanzungskunst, geeignet gegen das mörde rische Kleingewehrfeuer Schuß zu bereiten , wird eine Nachfrage nach großen Haubisbatterieen stattfände, welche aus kurzen Haubigen bestehen sollen ; den Kanonenbattes häufigere Anwendung erfahren. Die fernere Verwendung von Massen anlangend, ist rieen will er aber diese Rohre nicht, sondern lieber lange Referent der Ansicht , daß das Feuergefecht allein nicht Haubißen zutheilen. Wir können uns mit diesem Ge danken nicht befreunden , weil der Führung kurzer Han immer die Entscheidung geben kann, indem der Angreifende beim Angriff auf wirklich wichtige Punkte (auch wenn bißen der Gedanke zu Grund liegt , daß lange häufig er, was bei sachgemäßem Verhalten des Vertheidigers fein befriedigendes Granatfeuer (Wurffeuer) geben, und schwierig ist, dessen erste Linien zurückdrängen sollte) durch doch wird das bei den Batterieen nothwendig, welche den die daselbst möglichst gedeckt und intact gehaltenen Re Brigaden oder den Divifionen zugetheilt find, um so mehr, serven mit Schuß und Bajonnet alsbald leicht zurückges als vom Verfasser selbst ausgesprochen wird , daß eine worfen werden wird , wenn ihm nicht in großer Nähe häufige Anwendung des Granatwurfs , eine seltene des zahlreiche eigne Reserven nachfolgen. Diese leßteren lassen Granatschußes demnächst eintreten dürfte. Dreierlei Hans fich aber mit Raschheit und Ordnung nur in Colonnen bißen in der Feldartillerie können überdieß nur die Ein fortbringen, eine Marschordnung, welche allein schon durch fachheit in der Munitionsrüstung 2. stören. 2. Die Schußweiten der Artillerie find fürzer geworden, die vor Defensivstellungen selten fehlenden Terrainhindernisse bedingt ist. Die fragliche Marsch und Stellordnung wird wie sich Verfasser ausdrückt, d. h. das Schußbereich, welches demnach zwar durch umsichtige Führer thunlichst lange ver die Artillerie bisher unbelästigt durch Infanteriefeuer be mieden werden, aber sich häufig auch nicht vermeiden laſſen. | herrschte , hat sich gemindert ; die Artillerie kommt um 鬈 Dem Kapitel über den Einfluß der angedeuteten neuen 300 Schritte früher in den Wirkungsraum der Jufanterie. 2. Der Verfasser sieht natürlich durch diesen Umstand die tactischen Verhältnisse entnehmen wir Folgendes : 1. Die Objecte für Artillerie sind nicht die alten ge Artillerie hauptsächlich durch das Tirailleursener bedroht, das die Patikularbedeckung nicht ablenken kann. Indeſſen blieben, indem , was zuerst im Allgemeinen richtig steht, Infanterie und Reiter-Colonnen seltener ins Bereich der geht er wohl in seinen Vorstellungen etwas zu weit, und Artillerie gelangen werden. Man wird häufiger von der bedenkt nicht, daß man Batterieen nebst ihrer Bedeckung Artillerie begehren, daß sie Blänker , kleine Trupps, | nicht allein in die Gefechtslinie stellt und ihnen die Hülfe langgestreckte Linien, im coupirten Terrain fechtende oder zahlreicher Schüßen von den benachbarten Bataillonen werden wird. Da zugleich die Ansicht ausgesprochen ist, nur gedeckt stehende Abtheilungen , ferner Artillerie und Verschanzungen beschießt. Kugel und Granatschuß werden daß es sich hier nicht allein um den Verlust jener 300 seltener, Kartätsch- und Granatkartätſchſchuß, ſowie Granats | Schritte handle , sondern daß auch zugleich eine Entwer thung des Kartätſchschußes eingetreten sei , so wird deß wurf meistens zur Anwendung kommen. Die beiden erste ren gewinnen bei Verwendung großer Kaliber, der leßtere halb die Vermehrung der großen Kaliber angerathen, durch organisirte Haubißbatterieen. Wie schon angedeutet, welche einen krästigern Kartätſchſchuß auf weitere Distanz theilen wir hier nicht ganz die Ansicht des Verfaſſers und geben, um hierdurch das verbesserte Infanteriefeuer zu para glauben, daß entscheidende Maßregeln auf wichtigen Punk lyftren. Diesem Bestimmungsgrund für die zahlreichere ten der Gefechtslinie immer die Versammlung größerer Annahme großer Kaliber können wir uns nicht einfach an Streitermassen nöthig machen , und somit auch Colonnen, schließen ; denn einerseits kaun ſich die Artillerie in feinen gegen welche der Kugelschuß besonders anwendbar ist, im Kampf mit Tirailleuren einlassen, und andererseits ist ihr Von der Artillerie zu Kartätschbereich durch den Granatkartätſchſchuß des 6Pfdrs . Artilleriefeuer auftreten müssen. begehren, daß sie gegen Blänker und Blänkergruppen und des 12Pfdrs. sehr bedeutend gewachsen. In der schon • thätig werde , könnte nur als nnzweckmäßig von uns. lange fast allenthalben eingetretenen Abschaffung der sos bezeichnet werden ; und würde den Befehlgebenden zum genannten Diviſions-Kartätſchen (31öthige) können wir Vorwurf gereichen , das Tirailleurfeuer wird am geeig keine Andeutung erblicken , daß fernerhin der gewöhnliche netften wieder durch Tirailleure bekämpft, in einen solchen Kartätschschuß nicht mehr wie bisher auf den nahen Diſtan Tirailleurkampf in der Regel Artillerie hineinziehen, wenn zen angewendet werde , wir sind vielmehr überzeugt , daß

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gerade nur auf den nahen Diſtanzen fener Schuß fünftig | Verbesserung jezt mindestens dieselbe Beweglichkeit hat, zur Anwendung fommt und zwar in den Augenblicken wie vor fünfzig Jahren das leichte Feldgeschüß, so scheint 23 me im Allg in der Entscheidung hauptsächlich von der Artillerie in det es außer Zweifel , daß leichte Kaliber n emei nen Defensive ; während die Artillerie des Angreifers mit der Reserve jest keineswegs meht so eclatante Vorzüge Kugel- und Shrapnelfeuer jene zum Schweigen zu bringent vor schweren haben. Es dürfte selbst die Geschüßreserve ſucht und zwar wo thunlich nicht auf näheren Distanzen vorzugsweise mit leßteren zu bedenken sein, weil alsdann als etwa 600 Schritte. die Erfolge im Feuergefecht mehr garantirt ſind. Wir können 3. Der Umstand, daß Kämpfe um Dertlichkeiten und auch diese Ansicht , ohne gerade den Zwölfpfünder aus Schanzen voraussichtlich öfter ſtatthaben werden, daß man der Reserveartillerie verbannen zu wollen, nicht ganz theis fich nicht selten um starke Positionen mehrere Tage lang len, weil das Feuergefecht der auftretenden Reserveartillerie schlagen wird und häufige Belagerungen und Vertheidi sich vorzugsweise auf die mittleren und nahen Distan gungen permanenter und provisorischer Pläge vorkommen. zen beziehen wird, wo der kleinere Kaliber dem großen in werden, wobei die Verwendung schwerer Feldkaliber vor Wahrscheinlichkeit des Treffens sehr nahe steht , ja im theilhaft ist, spricht gleichfalls für deren Annahme. Zu dem Kugelschuß , um welchen es sich dann besonders handelt, Ende werden die Kämpfe der Jahre 1853–55 ; der Sturm selbst fast gleich ist , und weil ferner die. Munitionsans auf Warschau 1831 c. in Betracht genommen. Hauptsächrüstung der Proze (50 Schuß) den kleinen Kaliber für lich sollen die großen Kaliber aber wegen des kräftigeren die angedeuteten Momente ganz unabhängig vom Muni Kartätschschußes gegen Verschanzungen besser sein, während tionswagen erscheinen läßt. Wir glanben eher, daß vor wir ihre Vorzüge hauptsächlich auf den Kugelschuß und zugsweise die Artillerie , welche das Gefecht eröffnet und den Granatkartätſchschuß werfen möchten, die wir gegen die hinhält, also die Brigade ( Diviſions-) Artillerie vorzugs . Vertheidiger von Verschanzungen für viel wirksamer halten. weise schwere Kaliber führen muß , weil sie die großen Auch dürften derartige Verhältnisse besonders für tüchtiges Distanzen und die weniger günftigen Ziele zu beschießen haben wird. Feldwurfgeschüß sprechen. 4. Wenn man berücksichtigt , daß das jezige schwere (Fortseßung folgt.) Felogeschüß infolge der Constructions- und Organisations

Nachrichten. 2 17 Waisen wurde das Lehrgeld bezahlt. Der Invaliden fonds hatte eine Jahresausgabe von 77,944 fl. und bes Hannover den 11. Auguft. Die Gesammtstärke der Aus diesem Fond bei Nordstemmen zu concentrirenden Truppen des zehnten trägt dessen Vermögen 1,692,954 fl. wurden verpflegt 7 Offiziere und 189 Unteroffiziere und Bundes - Armee corps beläuft sich nach den jezt festge stellten Listen auf 26,700 Mann mit 5,147 Pferden. Zu Soldaten im Invalidenhaus, dann 5 und resp. 38 in der Veteranenanstalt ; 4 Offiziere und 158 Unteroffiziere er dieser Zahl stellt Hannover 15,975 Mann. Das Haupt hielten monatliche Zulagen, und 109 Offiziere und 352 quartier wird sich in Elze befinden. Die von dem frühe Unteroffiziere und Soldaten Aversalunterstüßungen. Der ren Kriegsminister und Bundestagsgefandten Gen.-Lieut. Jacobi, dem Höchst-Commandirenden bei der bevorstehen Milder- Stiftungsfond hatte nach Abzug der Jahresausgabe. von 3976 fl . ein Vermögen von 104,510 fl. und ers den Concentrirung , vor mehreren Jahren herausgegebene Schrift über die Kriegsverfassung und Verwal hielten aus demselben 413 Individuen Unterstüßungen. tung der Contingente des zehnten Bundes - Armee Der Vermögensbestand aller drei Fonds beträgt demnach 5,387,659 f . corps, *) wird jezt von dessen Sohne , Hauptmann im hiesigen Generalstabe, neu bearbeitet und soll noch vor Oesterreich. der Concentrirung im Druck vollendet sein. Der " A. A. 3." wird aus Südösterreich den 15.. Bayern. Unsere Armee soll dem Vernehmen August geschrieben : -->> Im Etatsjahr 1855/56 betrug der Vermögens ds mit gezogenen Kammerbüchsen durchgehen nach stand des Militär -Wittwen- und Waisenfonds bewaffnet werden und die Mustergewehre sind an ein nach Abzug der Jahresausgaben von 323,522 fl. die zelne Truppenkörper schon ausgegeben worden. In welcher gen ben empfin Aus densel Summe von 3,590,270 fl. Zeit dieser Plan für die ganze Armee zur Ausführung 1002 Wittwen (558 von Stabs- u. Ober- und 444 von kommen wird, ist freilich bei den sehr bedeutenden Kosten. Unteroffizieren und Soldaten) Pensionen , 937 Waisen der Anschaffung --- die jest in Gebrauch befindlichen Zün Unterhaltsbeiträge, nnd 37 Individuen Abfertigungen, für dermusketen können nämlich für die neuen gezogenen Büch sen nicht verwendet werden, - eine andere Frage. " *) Das zehnte Armee - Corps des deutschen Bundes -Heeres. -Dem Vernehmen nach wird , damit nach dem Kriegsverfassung und Verwaltung seiner Contingente. Nach amtlichen Mittheilungen herausgegeben von Carl Jacobi Willen des Kaisers die militärische Vermessung der Mo Oberstlieutenant im Königl. Hannov. Generalstabe. 8°. Han narchie wirklich in der anberaumten Frist von zwanzig nover 1847. Im Verlage der Hahn'ſchen Hofbuchhandlung.

Deutschland.

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Jahren sich zu Ende führen laſſe, demnächst das technische | werden soll, ist noch nicht bestimmt ; doch vermuthet man, daß einer jeden der Divisionen zu Chatham, Portsmouth, Personal beim Geographen - Corps vermehrt werden. Plymouth und Woolwich 1000 Mann an Unteroffiziere Frankreich. und Gemeinen zugetheilt , und die noch übrigen 1000 - Bekanntlich hat der Kaiser bestimmt , daß die Mann den Artillerie Compagnieen in Portsmouth zuge wiesen würden. Dampfflotte um 20 Transportschiffe vermehrt werde , von [4 ] Da es von Seiten des Kriegssecretärs und der denen jedes 2500 Mann Landungstruppen , 150 Pferde und 1200 Tonnen Approvisionnement aufnehmen kann. höheren Militärautoritäten für nothwendig erachtet worden, ein vollkommneres System einzuführen um qualifizirte Das erste dieser Schiffe, der „ Calvados “ ist unlängst in Waffen- Sergeanten (armourer sergeants) für den Dienst Lorient vom Stapel gelaffen worden. in den Regimentern , Bataillonen und Corps der Armee Großbritannien. und der einberufenen Miliz zu erhalten , so ist ein ent [ 10. ] Uebereinstimmend mit Plagge berichtet der sprechender Königl. Befehl ergangen, wonach sämmtliche für den Dienst der Armee 2c. bestimmte Waffen- Sergeanten Militärarzt Beatson aus Ostindien , daß die durch die in ein besonderes Corps formirt werden sollten , welches Anstrengung in der Hiße bedingte Erschöpfung (Depression "1 den Namen , Corps ver Waffen - Sergeanten " des Nervensystems) bei den vom s. 8. Sonnenstich betrof fenen Individuen besonders zu beachten sei , und daß die (the corps of armourer sergeants) zu führen hat , und der fgl. Handfeuerwaffenfabrik zu Millbank attachirt wird. Erscheinungen von Blutanhäufungen in Kopf und Bruft, sowie die Stockung des Blutes in den Haargefäßen (Be Der erwähnte königl. Befehl enthält noch weiter die be D wußtlosigkeit , Irrreden, schmerzendes Athmen, blaues Gesonderen Vorschriften für dieſes Corps. ficht) Wirkungen und nicht Ursachen der Nervens Neapel. depression seien. Seine hierauf geftüßte Behandlung Der " A. 3. “ wird aus Neapel den 10. Auguft bes ergab B. den günstigsten Erfolg, da von 10 Fällen in einem in Indien operirenden Regimente nicht ein ein richtet : " Bekanntlich haben die Capitulationen auf ziger starb , während bei der Behandlung durch gehört, die früher mit den Regierungen verschiedener Kan tone wegen den hiesigen Schweizertruppen bestanden . An Aderlässe nach Gordon von 28 nur 1 genas. B. ließ kein Blut, löste rasch die Kleider, entblößte Hals und ihre Stelle find Capitulationen mit den zeitweiligen Re Brust , lagerte den Kranken unter den Schatten eines gimentsobersten getreten. Solche sind, was die drei ersten Busches, ließ Kopf, Brust und Magengegend mit Wasser Regimenter anbelangt , schon seit Jahren in Wirksamkeit. besprißen, bis Bewußtsein und das Vermögen zu schlucken | Da nunmehr die Kantons capitulation des vierten Regis ments, das erst später als die anderen drei errichtet ward, wiederkehrten. Hierauf wurden gelinde Reizmittel gegeben. An demselben Tage sah B. 2 Offiziere der Madrasarmee ebenfalls abgelaufen ist , so hat dessen Oberst sein Ueber einkommen auf fernere dreißig Jahre, für sich nämlich und rasch dem Sonnenstich erliegen ; beide starben 2 Stunden nach dem vorgenommenen Aderlaß , wenn nicht durch den seine Nachfolger im Regimentscommando , mit der Regies selben. rung erneuert. Man geht damit um, bei allen Schwei [4] Wie verlautet soll das Kriegsdepartement eine zerregimentern Cadetten institute , etwa nach Art beträchtliche Vermehrung des Königl. Ingenieurs der österreichischen , zu errichten. Früher stand den Kan Corps und zwar bis zu einer Stärke von 10,000 Mann tonsbehörden das Recht zu , Canditaten für erledigte Se Dann in Betracht gezogen haben. Gegenwärtig beläuft sich die condlieutenantsstellen in Vorschlag zu bringen. ging dasselbe auf die Hauptleute über. Aber das Vor Stärke des Corps auf ungefähr 5000 Mann (vgl . Neue Mil. 3tg. Nr. 31 v. d. 3.), welche über Indien, China und schlagsrecht der einen sowohl als der anderen kam oft alle Theile der britischen Besizungen zerstreut sind, so daß blutjungen Leuten zu gute, die mit der Zeit zwar tüchtige nur ein vergleichsweise sehr kleiner Theil des Corps im Offiziere werden konnten, vor der Hand die erforderlichen Mutterlande sich befindet. Man hat aber nun vorge Eigenschaften dazu aber kaum besaßen. Die Klasse der schlagen die Stärke der in Großbritannien und Irland Unteroffiziere , die bei den eingeborenen Truppen aller ftationirten Ingenieur-Truppen auf mindestens 5000 M. Waffengattungen , mit Ausnahme der Artillerie , ſo ſehr zu bringen um im Stande zu sein , dieselben beständig begünstigt ist, daß die erledigten Fähndrichs- und Cornets in allen Arten von Ingenieur-Arbeiten in größerem Maß stellen zu zwei Dritteln durch Unteroffiziere beseßt werden stabe verwenden zu können. müssen, kann bei den Schweizertruppen nur in Aus [4 ] Die Lord-Commissäre der Admiralität haben eine nahmsfällen zu Offizieren vorrücken. Dieß dürfte indessen sofortige Vermehrung des Königl. Marine - In den Uebelstand mit sich führen, daß mancher junge Unter fanterie - Corps (Corps of Royal Marine Light Jn offizier, dem es nicht an Bildung und Fähigkeiten mangelt, fantry) um 5000 Mann beschlossen , welche unter die be seinen Abschied nimmt , wenn er seine Capitulation aus reits bestehenden Compagnieen vertheilt werden sollen. gedient hat. Gewiß verliert der Dienst dadurch manche Die entsprechende Zahl , welche jeder Division zugetheilt | Capacität. “ In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl.

Druck von H. Brill.

Neue

Militär - Zeitung .

Herausgegeben von einer

Geſellſchaft deutscher Offiziere.

Dritter

No.

Jahrgang.

圈 Darmstadt, 4. September.

36.

Auffäße.

Form und Geist. Ein neuer Geist soll durch die Heere weh'n , ein Geist der Frische, der Lebendigkeit, des erhöhten Selbstbe wußtseins, der vollen Entwickelung jeder Kraft. Ueberall treten Militärschulen ins Leben oder erhalten die bestehen den erweiterte Lehrpläne ; überall macht man höhere An sprüche an die geistige Bildung sowohl in Führer als Mann ; überall werden ausgedehnte Waffenproben vorges nommen und die Uebungsgegenstände der Truppen verviel facht. Damit ist der Form von Neuem der Krieg erklärt. Die Joee im Großen und Ganzen muß sich in eine Totalität lebendiger d. h. durch sie geborener Formen auseinanderschlagen , in welchem sie gegen Anderes abge grenzt sich frei bewegt und so allein practisch lebendig werden kann. Wie aber von je her in dieser Praris die Opposition gegen neue Influenz oder das Mißverständ niß derselben zu suchen ist, so lange sie nicht davon durch drungen, so auch jest wieder.

Ohne uns für diesmal in eine , an sich übrigens nichts weniger als gleichgültige, Auseinandersezung dieses uralten Gegensatzes von Geist und Form einzulassen, wollen wir denselben an einer Reihe von Erscheinungen der Praris betrachten , und zwar am Turnen , Bajonnet tiren, Ererziren, Manöveriren, Unterricht, inneren Dienst und Prüfung. Wir werden uns dabei leider durchaus überzeugen müssen, wie viel noch überall zu geschehen hat, diesen Gegensaß für uns einigermaßen auszugleichen. 1 ) Turnen. Es ist im hohem Grade traurig , daß man zwischen der früheren Formlosigkeit des Turnens, der bei dem Mangel tüchtiger Lehrer nicht vorzubeugen_war, und dem jeßigen Formenwesen keinen Mittelweg finden kann. Man gibt es Rothstein schuld , lacht über seine Art, und doch weiß kaum der Zwanzigste der Lehrer, was an dessen Stelle seßen könnte. Man läßt sich eben von den Formen fangen, läßt keinen Unterschied eintreten, zu welchem Zweck, unter welchen Umständen und wodurch

1858.

dieser Zweck zu erreichen. Wir haben uns anderswo * ) detaillirter über die Art und Weise des Betriebs ausges sprochen , es sei daher nur bemerkt , daß Ueberwindung von Terrainschwierigkeiten hier nahezu Hauptsache ist, und dazu allerdings Kopfdrehen, Armschwenken 2c. nicht ge hört , daß bei Einzelnen aber zu anderem Zweck und bei genügender Zeit dergleichen untergeordnete Uebungen ge rade in Rothstein'scher Art von großem Nußen sein können. Das Wesen seiner Methode ist das Ueben schwerer , nö thiger llebungen durch vorheriges Zerlegen in leichtere einfache , und wer hat das nicht oft gethan ? Wer ver ficht nicht diese Art? Wie kann man ihm also bei einiger Consequenz so feind sein? 2) Bajonnettiren. Dies tritt noch augenschein licher hervor im Bajonnettiren. Man glaubt sein Penſum gelöst, wenn die Griffe nach Tempos recht rein ausgeführt werden , d. h. klappen (!), geht sofort zum Contrafechten über und wundert sich , daß die Leute schwer darin vor wärts kommen , ja endlich stehen bleiben. Zugleich und zwar deßhalb findet man die ganze Uebung, sowie vorzüg lich den Stoß höchst unpractisch, da der Soldat doch da durch lebendig, beweglich, völlig auf die Waffen vertrauend werden solle und dies so nicht erreicht werde. Woher aber dies Alles ? Weil man gar nicht stoßen, gar nicht pari ren lernen , die Tempos , welche doch nur zur Einübung da sind , gar nicht verschmelzen läst und dennoch Contra fechten will. Bei diesem muß sich nun jeder selbst helfen, schneller stoßen, schneller pariren, und nach zehnfacher Ar beit, wobei Pfuscherei unausbleiblich, steht man beim Alten. Wer das Bajonnet zum Angriff oder zur Abwehr gebrauchen will, muß gewandt sein und es gebrauchen können ; dem steht in der Vorschrift nichts im Wege , im Gegentheil. Es ist ein Zeichen von Mißverstand , von geringer Ver trautheit mit der Sache , von völlig fehlender eigener Er probung , wer sich mit der Instruction feinen Rath weiß.

3) Ererziren. Von jeher liegt hier die Quint essenz des Formenwesens , darum ist auch gerade hier immer der Hauptkampfplaß der verschiedenen Partheien gewesen und ist es auch gegenwärtig . Von beiden Seiten *) In dem Auffah : Ueber militärisches Turnen ze.

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geht man dabei oft zu weit, und geben davon verschiedene | Warf nicht Scipio bei Zama nur durch ihn die von ihm Aufsäge auch in dieser Zeitschrift Zeugniß. Es würde selbst bewunderte Schlachtordnung Hannibals ? Warf nicht indeß zu weit führen, wollten wir näher darauf eingehen, Frankreich nur mit dem Geist seiner Haufen die berühmte wie überall sei auch hier nur das Tägliche berührt. Linie ? Hat nicht Scharnhorst diesen Geist nur wieder durch den höheren Geist geworfen ? Es ist in der That Die strenge Form der Parade ist nur vortheilhaft. Der Mann, der alles Mögliche kann , zeigt hier, daß er unbegreiflich, wie beim Hinblick auf tauſend Züge der Kriegs geschichte die Form noch immer Steckenpferd bleiben , man sich auch zu halten versteht, und hat physisch und moralisch in ihr sein Wohl und Weh finden kann, und obgleich in eine Stüße, wenn er so gut wie in Fähigkeiten auch in gute Haltung einen Stolz sezen lernt. Aber eben nicht größeren Verhältnissen fortwährend von Durchführung einer ausschließlich dies , und darum nicht Paradedressur ! In Idee gesprochen in kleinerer, wo es im organischen Zu der Kameradschaftlichen Correspondenz, die in diesen Blät sammenhang unmöglich anders sein kann , so oft davon abstrahirt wird. Ein Blick auf unseren Sicherheitsdienst, tern aufgenommen , war es nicht schwer , Preußen zu ers kennen. Was würde der Berichterstatter wohl sagen, wenn auf Gefechte um Oertlichkeiten c. zeigt genügend, wie viet er erführe, daß jeder Griff zu „ Gewehr ab" in mehr als man opfert. Wenn Bugeaud's geniale Idee der Sicherung zvei Tempos, jedes Laden in 14 und mehr Tempos auf und die vielen neuen Schriften über Einfluß der verbesser ten Waffen auf die Tactik auch verschiedene Mängel in das Sorgfältigste , bei einigen drei Jahre hindurch einge übt worden, daß die Händehaltung so wichtig scheint, daß der Ausführung haben, so liegen diese doch hauptsächlich die General Commando's fast jährlich darin ändern zu darin, daß die Einflüsse des Terrains , des Kraftverhält müſſen glauben , 2c. c. Wie kann das mit dem Wesen nisses 2c. zu mannichfach sind, als daß es überhaupt mög der Sache übereinstimmen, und wo bleibt dies ? Wie ist lich wäre, eine in allen Fällen passende Form vorzuschrei es zu rechtfertigen , daß man an den Reglements nicht ben, und fassen sie doch das Ding bei seinem Grunde, Form und Uebungsstoff genug hat? Die Peinlichkeit geht seiner Idee. Diese zu ergreifen ist noth ; sie gebiert in so weit, daß ein Detailererziren im Winter oft wahrhaft jedem einzelnen Falle, das ihr organisch Nothwendige von merkwürdig durch die Wahrnehmung ist, wie weit sich doch selbst und wird nur in dem durch sie bedingten , darnach der Mensch zur Maschine machen lasse. Es ist ein Ein unendlich modificirten Gebrauch der Form ihre Lösung zu finden vermögen. Sie sind daher in jedem Falle eine er druck des Staunens , deſſen man sich nicht erwehren kann, Aus richtiger Würdigung dieser wenn man auch daran gewöhnt zu sein glaubt. Da ist freuliche Erscheinung. aber der Geist nicht hindurchgedrungen , da ist nicht Lieb Sachlage geht auch das vielseitige Verlangen nach Dar und Lust, da ist eitel Form, die mit dem Krieg nichts zu stellungen kleinerer oder größerer Kriegsbegebenheiten her thun hat, nur gesehen sein will. Mag ihr dies Vergnü vor , und wird diesem vielseits in Regimentsgeschichten, gen zu Theil werden , das nicht einmal harmlos ist und Beispielsammlungen 2c. Rechnung getragen. Darnach han dele man auch. nicht beneidet werden kann, vorwärts bringt ſte's nicht und 5) Unterricht. Nur in dieser Weise läßt sich auch den Geist hält sie nicht inne! Der Glanz raffinirter Po litur ist mit einem Mißmath in den gezwängten Indivi vom theoretischen Unterricht practischer Nußen erwarten. Mit ihm soll dem Unterrichteten der Geist eingeimpft wer duen erkauft, der die Mühe in Zeit des Ernstes in Frage den, der ihn seine Fähigkeiten anwenden lehrt. Er zer stellt , und darf nicht wagen , mit der Gediegenheit zu fällt nothwendig in zwei Theile : Kenntniß der Form und rivalisiren , die auf Geist basirt es ebenso weit und weiter Gebrauch der Form , wird aber , obgleich man den Unter bringt er läßt nie im Stich. Nicht ein abspannendes, monotones , sondern ein leichtfüßiges , strenges , kurz oder schied fühlt , in den seltensten Fällen so geleitet. Man langes , anregendes oder erschöpfendes Erercitium je nach nehme nur die Art und Weise der Frag und Antwort spiele , die bei den Mannschaften überall vorhanden. Es Umständen, das ist es , was die Truppen in die Hand gibt, woran sich Commandeur und Mannschaft freuen ist notorisch, daß bei ſtrengem Halten derselben die schlech testen Resultate erzielt werden, und wie kann das anders der große Hebel jedes Erfolgs, wann es Ernst ist . 4) Manövriren. Das Schlachtenwetter vers sein? Hat man doch damit die große Aufgabe gelöst, nichtet die Form, um den Geist zu verklären ; hier ist die selbst das geistig Freieste in unlösliche Klammern von Schneide practischer Entscheidung . Marimum Gedächtniß und Minimum Verständniß zu Was nüßt es dem Feldherrn, daß er seine Formen auf das Künstlichste baut, schmieden. Verständniß wird aber verlangt , man mus also aus den Fragen hinaus gehen ; wozu sind sie nun, wenn er sie nicht zugleich zu einem großen Organismus als wieder zum Paradestück, wo man das Gedächtniß los zu vereinigen , den Bau nicht mit seiner Seele zu durch wirken, ihm Leben einzuhauchen vermag ? In nichts An ben soll? Wer den Gegenstand beherrscht , ihn in sich derem , als im Gefühl dieser Nothwendigkeit , liegt die aufgenommen , wird über Fragen nie verlegen sein , und Anfeuerung , die schon die trojanischen Helden übten , die ſie jedesmal an einem anderen Faden reihen, um verſchie der römischen Feldherrn Kunst war , der in neuerer Zeit benste Antworten zu entwickeln. Dann erst ist es möge großen Geister , namentlich Friedrich der Große und lich, daß den Unterrichteten der Gegenstand von allen Seiten flar wird, und dieser ihnen als etwas , dessen sie Blücher, zum großen Theil ihre Erfolge verdanken. Ist es nicht auch der Geist , der die Bürgerheere den Söldner gewiß sind, als geistiges Eigenthum, practiſche Hülfen zu schaaren unwiderstehlich machte , seit es Geschichte gibt ? gewähren vermag. Nur so ist andererseits der Unterrich

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tende im Stande, zu beurtheilen, wie weit das Verständs | fung hat ihrerseits also vorzüglich auch die geistige niß eingedrungen, wie weit er sich auf Ausübung der Form Freiheit im Gebrauch in ihr Rayon zu ziehen , zuvor verlassen kann. derst gleichgültig , ob durchaus billigend oder nicht. Ein 6) Innerer Dienst. Nicht anders ist es mit dem solches Urtheil kann sie aber gerecht erst vom höheren, alls inneren Dienst. Zu welcher minutiösen Feinheit laffen gemeinen Standpunkt fällen ; dieser ist es also, zu in welchem sich nicht Reinlichkeit , Ordnung , Haltung 2c. zergliedern, sie sich aufzuschwingen hat , denn nur so wird sie freier aber was erreicht man in Vollendung damit als gedrechselte Lebendigkeit und Entwickelung fördernd und fle befestigend Puppen , die über die unendlichen Rücksichten das Wesen sein, was ja doch ihr Zweck ift. vergeffen, - oder bei allen energischen Naturen einen um Werfen wir nun einen Blick zurück, und ziehen wir ſo unumschränkteren Durchbruch, sobald Uleberwachung auf die Erscheinungen in gedrängte Züge zusammen , so müssen hört ? Während der Eine im Stande ist, den wirksamsten wir uns gestehen , daß nur dann gedeihliches Leben und wahrhaft harmonische Entwickelung bestehen könne , wenn Schuß über das Zuknöpfen eines Knopfes, oder über den Gedanken , daß er sich richten müsse , zu vergessen , wird der Geist bis zu dem Grade darin vorwiegt, daß die Art der Andere, Luft suchend, sich in fortwährender Opposition der Vorschrift vorerst gleichgültig bleibt , d. h. , daß es befinden ; Luft aber nirgends und persönliche Zuneigung gleichgültiger sei, welche Form, als in welchem Geiste diese nur vereinzelt sein. In dieser Vertheidigung des freien Form gebraucht werde. Wie die Formenzergliederung an Gebrauchs nöthiger Maßregeln liegt noch lange nicht Vers sich von jeher zum Atomismus und Materialismus geführt theidigung der Laßheit. Streng gerechte Consequens hat , würde für uns nur eben solcher Abweg von der C. H. Strenge, die aber auch einzelne begründete Ausnah Wahrheit vorliegen, und wie wenig diese Richtung gerade men gestattet) ist der Weg für organische Bildung — und jezt in das Militärwesen paßt, davon gibt neben den oben bei aller Freiheit, Festigkeit, der starke Arm , der allein zu erwähnten anderen Belegen , vorzüglich auch die Rüge gediegener Leistung führt. Zeugniß, die dem Eisenherzog in das Grab gefolgt ist. 7) Prüfung. Solche Leistungen sind es nun, die Frisch und frei und kräftig ernst soll unser . Weſen ſein ; den Inspizirungen unterworfen sind. Hier liegt der große aus diesem Sinne heraus ist es, daß es aus den Verord Vehikel aller Aenderung, wie geprüft wird, so die Uebung. nungen des Generals v. Peuker in Preußen wie neuer Welche Wichtigkeit liegt daher nicht in der Art und Weise Lebensødem durch die Glieder strömt ; wohlan man wirk? des Betriebs ? Ein richtiges Inspişiren ist eine Kunst, ihn aus ! die je nach dem Genie des Inspizirenden vielfach wechseln muß. Wenig wird sie geübt und doch macht die tägliche Erfahrung fie so nothwendig. Es gibt vortreffliche Parade Fortschrittsmittel der Artillerie. Ererziermeister, portreffliche Parade-Instructoren, die, ſobald (Fortseßung. ) fie mit ihrer Truppe im einfachen Feldmanöver zu operiren 5. In Amerika angestellte Versuche über die Festigs haben , ihrer nicht Herr werden. Wenn nun der Vorge feit und das specifische Gewicht von Gußeisen , woraus segte sieht, wie die Procente Firniß der Witterung weichen, Geschüße gegossen wurden , sind zahlreich und , wie es wird er, der bei der Inspizirung getäuscht ein lobendes Urtheil abgegeben, auch jezt zufrieden sein ? Wird er das scheint, mit großer Sorgfalt ausgeführt . (Polytechniſches Journal , September 1857 , S. 360.) Von dem Kopfe her nicht gedrängt werden, andere Wege einzuschlagen, als tas Ding einen Augenblick von Außen anzusehen ? Vor jedes neu gegossenen Geschüßes wird ein Stück zum Pro Allem in der Prüfung muß der Grundsaß festgehalten biren in der Maschine genommen. Ist die absolute Festig. keit unter 20,000 Pfd. auf den Quadratzoll , so gilt werden, die Leistungen nicht nur nach Innehalten der Form, sondern auch und zwar hauptsächlich nach dem Gebrauch die Beschaffenheit des Gußeisens als schlecht und das der Form zu würdigen . Präcision in elementarischen und daraus gegossene Geſchüß als unbrauchbar. -Durch das Umschmelzen des Roheisens wird eine Erhöhung. reglementarischen llebungen ist nur Element der größeren Frage , in welchen Verhältnissen und wie man sich ihrer seines specifischen Gewichts von etwa 7,0 bis 7,3 und eine Zunahme von 20,000 ft auf 38,000 Pfd auf 1 in Hinsicht auf einen bestimmten Zweck zu bedienen ver Pfd . ist ganz mag. Aber auch dadurch läßt die Prüfung noch nicht die Quadratzoll (diese Festigkeit über 20,000 Bft. Die Abhängigkeit der größeren richtige Freiheit. Das System der Gleichmäßigkeit hat ungewöhnlich) erreicht. selbst den Formengebrauch einzupferchen gewußt und in Festigkeit des Roheisens von einem größeren specifischen. verschiedensten Richtungen Schematas ausgearbeitet , deren Gewicht desselben ist durch eine sehr ausgedehnte Reihe Uebertretung Rüge zuzieht. Man übersieht, daß den Geis vo von Versuchen erwiesen. Zur Erreichung einer bedeuten stern der Gebrauch der Form übergeben ist, und diese in den Festigkeit muß das Roheisen aber zweimal, in gewissen Fällen auch dreimal umgeschmolzen werden. Auch läßt ihrer Verschiedenheit schlechterdings nicht automatiſch zu unterjochen sind. Es ist nicht nur das bei Anderen gut, sich eine Verbesserung dadurch erzielen , daß das Eisen längere Zeit als gewöhnlich in geschmolzenem Zustand er . was vom individuellen oder überhaupt vielseitigen Stand punkt aus gut scheint, sondern auch manches Andere, for halten wird (2. ) . Umgeschmolzenes und 15 Minuten im. Fluß erhaltenes Eisen zeigte eine Festigkeit von 20,336 fern der Ausführende nur den Fond in sich trägt, es da mit zum allgemein Guten ergänzen zu können. Die Prü Pfd. , dasselbe Eisen während 214 Stunden in geschmol

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jenem Zustande 27,456 Pfd. , bei 41/4 Stunden 29,227 | es ihm an Festigkeit (hier insbesondere Cohäſion) mangeln Pfd., bei 68/4 Stunden 36,312 Pfd . und bei 74 Stunden sollte. Beispiele von nachtheiligen Zuſammenſeßungen 37,552 Pfd. auf den Quadratzoll Querschnitt. Die Dich der Geschüßbronze sind : ein 6pfor. Festungsgeschüß, 1663 tigkeit stieg bei diesen Versuchen von 7,175 bis 7,343. in Würzburg gegossen , enthielt: 5,38 Proc. Zinn, 7,34 Blei, 3,79 Zink u. s. w. und 83,15 Kupfer ; ein 1832 Durch beide Methoden wird das Roheisen gefeint, indem ein Theil seines Kohlenstoffes verbrennt und ein Theil gegossenes ganz unerwartet gesprungenes 12pfor. Feldgeschüß T hatte 13,43 Proc. Zinn , 1,36 Proc. Blei u. f. w. und der beigemischten fremden Theile ausscheidet. Es sei dies Verfahren jedoch nur bei der dunkelgrauen Roheisensorte 84,59 Proc. Kupfer. Die beste Legirung ist 9 bis höch --stens 10½ Proc. Zinn und 91 bis 8912 Proc. Kupfer. anwendbar , nicht bei der hellgrauen. Mehrere guß eiserne Geschüße wurden der Waſſerprobe unterworfen, 7. Außer der Festigkeit des Geschüßmetalles, als ein wobei bemerkenswerth ist, daß bei einem Druck vou 9000 vereintes Ergebniß der Elasticität und Cohäston zu bes Pfd. und mehr das Wasser in unzähligen feinen Strahlen trachten , wie dies in dem Vorhergehenden geschehen ist, austrat. Bei allen Versuchen zeigte sich das mit heißer muß auch die Forderung an die Härte des Geschüßme Luft erblasene Roheisen in Beziehung auf Dichtigkeit und talles noch ausdrücklich genannt und in dieser Hinsicht Festigkeit bedeutend schlechter als das mit kalter Luft er die vorstehende Andeutung (6.) hervorgehoben werden. blasene; auch zersprang mehr als die Hälfte der Geſchüß Ferner ist zugleich die Forderung an die Unzerstörbars Durch rohre aus jenem Eisen bei den Probeſchüssen. keit in der Seele bezüglich der Glätte , Größe und Ges diese Versuche dürfte der Weg gezeigt sein, wie gußeiserne stalt anzuschließen. Das Geschüß soll im Inneren von Geſchüße in brauchbarer Beschaffenheit, und wahrscheinlich der Hige, der salpetrigen Säure , den Schwefelalkalien u. brauchbarer als bronzene , auch für kleine Kaliber herges. w ., die das Schießpulver bei dem Verbrennen erzeugt, ftellt werden können . sowie von der Feuchtigkeit und den Einflüssen der Luft 6. Die Bronze, in der Hauptsache eine Legirung nicht zerstört werden. Die Forderung , daß das Geſchüß aus Kupfer und Zinn, ist als Gusmaterial zu Geschüßen auch bei großer Kälte und bei heftigem Feuer nicht zer in der frühesten Zeit der Erfindung des Schießpulvers springe , wird unbeachtet bleiben dürfen , indem sich durch angewendet worden. Es sprangen sehr oft Geschüße, in die Erfahrung diese Umstände nicht bemerkbar gemacht dem bisweilen das spröde Glockengut genommen oder mit haben. Ebenso wird keine Rücksicht darauf zu nehmen zu starken Ladungen probirt wurde. In der späteren Zeit sein , daß sich ein Metall bei dem Schießen mehr oder ――――― waren die bronzenen Geschüße in der Festigkeit befriedigend, weniger erhize. Das vollkommene Geschüßmetall müßte und auch in den anderen erforderlichen Eigenschaften , wie Elasticität , Cohäſion , Härte und Unzerstörbarkeit , jedes Härte gegen die Anschläge der Geschosse und Unzer in hohem Grade, vereinigt enthalten ; aber diese vier Eigen störbarkeit durch das verbrennende Pulver , stellte sich schaften , oder auch nur drei derselben , werden selten in mit Rücksicht auf die wesentliche Eigenschaft der Festigkeit einem Körper zusammen angetroffen . Schmiedeisen ist kein erheblicher Mangel dar. Die Bronze war gut; ihr cohärent, ziemlich hart und wenig zerstörbar , aber wenig Bruch hatte eine lebhafte, röthliche Farbe und ein ziemlich elastisch ; Gußeisen ist hart und unzerstörbar , aber wenig dichtes Gefüge. Es war aber auch der Umstand günstig, cohärent ; Bronze ift cohärent, aber in den anderen Eigen daß nur langsam geschossen wurde und daß das Geschüß schaften nicht genügend. Hierin liegt der Grund , daß Von dem damaligen gußeiserne Geschüße eher untauglich werden durch Zerreißen pulver weniger rasch verbrannte. Pulver kann angeführt werden, daß es schlechten Salpeter als durch Beschädigung der Seele, beinahe ebenso schmied und von dieſem nur 66 Proc. enthielt (jezt 75 Proc. eiserne , daß dagegen bronzene Geschüße eher durch diese "/ Der schlechteste Sals Sal eines fast ganz reinen Salpeters ) . Beschädigung als durch Zerreißen ihren Dienst versagen . peter (hieß es) sei gut genug für das Stückpulver". Für Die lange Erhaltung der Seele, also eine genügende das Gewehrpulver wurden 70 Proc. eines mehr gereinig Härte und Unzerstörbarkeit , macht eine um so größere ten Salpeters genommen. In der neueren Zeit , wo die Festigkeit, insbesondere hinsichtlich der Elasticität, erforders Bronzegeschüße weniger Dauer haben , insbesondere die lich. Es ist das Ziel dieser Betrachtungen , möglichst ges von größerem Kaliber , sei die Bronze weniger gut; aber nau einzusehen , wie sich der Stahl bezüglich aller der die Hauptursache wird in dem besseren Pulver zu suchen wesentlichen Eigenschaften verhält, soweit sich dies bis auf sein, welches rascher verpufft und dadurch mehr zerschmet den gegenwärtigen Standpunkt erkennen läßt. ternd wirkt. In dieser Hinsicht ist zu mäßigen durch vers (Fortseßung folgt .) längerte Patronen und durch ein mehr großkörniges Pul ver. - Wenn auch die Elasticität der Geschüßbronze ge= ring ist, so besigt sie doch in der Regel diejenige Cohä fton (2.) , daß ihre Festigkeit einer Beanstandung selten Literatur. Ein Bronzerohr ist sehr fehlerhaft gegossen, unterliegt. oder die Bronze hat einen beträchtlichen Bleigehalt oder andere schädliche Metalle, oder ein besonders zerschmettern- | Nachgelassene Schriften von Ernst Ludwig von des Pulver (zu fein oder rundkörnig , oder mit brauner After , Königl. Preuß. General der Infanterie u. Kohle, oder wenig verdichtet) ist angewendet worden, wenn s. w. 3. Band. Gedanken über eine syste

285 matische Militär - Geographie. Mit 2 Karten. | gungsachsen (Operationslinien par excellence ) zu ers Berlin. Verlag von J. Guttentag 1857. kennen sind. Eine andere Karte (Generalfarte von Deutsch land) enthält das Operationsland, die Landschaftsgrenzen In wenigen militärischen Hülfswissenschaften gehen und das Zwischenland ; die Operations- Landschaftsgrenzen, die Ansichten über System und Methode so klaffend aus fallen naturgemäß meistens mit den Flußläufen und Paße einander, als bei der Militärgeographie. Auch der scharfe verbindungslinien zusammen, die ja auch nach historischer Denker und Verfasser dieser Fragmente hat sich wohl Beweisführung ihre stehende Configuration zu behaupten kaum der Hoffnung hingegeben mit den vorliegenden Er vermögen . wägungen und Hindeutungen den Fortschritt des Systems Das Ganze ist, wie bemerkt , nur Fragment , da es wie der Methode zu einem practischen Abschluß gebracht sich ja zunächst nur um veränderte Darstellung der Ges zu haben. Die vorgeschlagenen Abänderungen beziehen sich neral und Spezialkarten . handelt ; allein die wenigen dabei meistens auf die Karten und zwar insbesondere auf Bogen enthalten außerordentlich viel Anregendes ; so un General und Spezialfarten. Diese sollen zunächst durch fertig man die Vorschläge auch nennen mag , man wird Colorirung das Zwischenland anzeigen , indem alles sie so leicht nicht los und auch die Art der Darstellung für die normal aus allen Waffengattungen zusammen gibt viel zu denken. Vereinfachung des militärgeographi gesezte kleinste Abtheilung, nämlich für die Division, schen Wissens , größere Sicherheit in Beurtheilung der manövrirtaugliche Land als Manövrirterrain bezeichnet und geographischen Beziehungen im und für den Krieg, und nicht colorirt wird. Da eine Division zum Manövriren geschärftes Augenmaß für die Wechselbeziehungen zwischen mindestens eines Terraindurchmessers von 2000 Schritten der Armee und dem Operationslande scheinen auf dem bedarf, so würden bis zu diesem Flächenraum herab die Aber ein eminenter Wege dieses Systems zu liegen. Manövrirfelder auf den ersten Blick erkenntlich sein. Be Stratege , Taktiker Topogr , Geogra , welcher Kopf, aph ph stehen für das Manövriren Terrainhindernisse, so fragt es und Hystoriker sein muß , gehört dazu , um ein solches beträchtlich sich, wie sie sind ; solche die zur Zurücklegung System zum Ausban zu bringen. eines halben Tages oder mehr bedürfen , um wieder zu völlig entwickelungstauglichem Terrain zu gelangen, charak terisiren das Zwischenland, welches wie erwähnt durch Far bendruck darzustellen wäre und wobei nach mannichfachen. Die 12pfündige Granatfanone und ihr Verhält niß zur Tactif der Neuzeit. Artilleristisch - tactische Rücksichten weitere Abstufungen angebracht werden könnten. Der Werth eines Geländes für irgendwelche ausgedehntere Untersuchung von Woldemar Streubel, Lieutenant Gefechtsdisposition soll aus dem geographischen Bilde un im Königlich Sächsischen Artillerie- Corps . 8°. Kais mittelbar hervortreten. serslautern und Leipzig 1857. Verlag von Hugo Menth. (IV u. 231 S.) Von dieser Grundanschauung aus betrachtet der Ver fasser die Erfordernisse der militärischen Länderbeschreibung, deren Gliederung, die Eintheilung in Operations und Zwischenland und zwar für die Bedürfnisse des großen , des Detasements und des kleinen Kriegs , wobei die entsprechend colorirte General- und Spezialkarte den beiden ersteren , der Plan dem legteren dient , auf dem eine Colorirung nicht völlig erscheint. Dieser Gliederung zufolge zerfällt die Operationslandschaft wieder in Operationsbezirke , woran sich für den Detaschements krieg noch die Positionsgebiete schließen, deren jeweilige Grenzen genügend hervorzutreten hätten. Da übrigens für alle Operationsrichtungen gewisse Operationsknoten bestehen, welche besonderen Einfluß üben , so sind diese mit den Operationsrichtungslinien zu verbinden, wodurch, ähnlich den Schachbrettfeldern, Operationsechi quiers entstehen, die in gegenseitiger wichtigster Beziehung stehen.

(Fortsetzung.) Der Inhalt des 3. Kapitels ist aus der Ueberschrift : „ Der Sechspfünder ist kein wirksames Feldgeschüß mehr“ zu ersehen. Zunächst sind vergleichende Tafeln über die Wahrscheinlichkeit des Treffens der 3 Hauptſchußarten des Sechs- und des Zwölfpfünders vorgeführt, sowie über die mittleren Seitenabweichnungen des Kugelschuffes , deſſen Eindringungstiefe und Percussionskraft und bestrichene Räume. Diese Angaben sind dem preußischen Archiv von 1848 , 1852, der Zeitschrift für Kunst , Wissenschaft und Geschichte des Kriegs, den Werken Smola's , Schuberg's, Dwyer's 2c. entnommen ; aus ihnen wird Nachstehendes gefolgert.

Die Wirkung des Zwölfpfünders ist bedeutend größer, als die des Sechspfünders. Die weniger wesentlichen Vortheile sind etwas größere Wahrscheinlichkeit des Im zweiten Abschnitt dieser Fragmente werden die Treffens auf nahe und mittlere Entfernung, beim Kugel und beim Kartätschschuß ―――――――― etwas größerer bestrichener erwähnten neuen Elemente einer Militärgeographie nach Raum und eine nur wenig größere Tiefe des Ein militärischer und geographischer Seite in engere Verbin dung gebracht und die Ausführbarkeit durch ein Beispiel | dringens in Erde. Die entscheidenden Vorzüge bestehen in: mittels Darstellung des ehemaligen Roer- Departements größerer Wahrscheinlichkeit des Treffens beim Kugel und Kartätschschuß auf größere Entfernungen --- in größerer dargethan , so daß das reine sowie das bedingungsweise Percussionskraft gegen Mauerwerk ――――――― und in der über Operationsland, das Zwischenland , die Operations-Land wiegenden Ergiebigkeit des Granatkartätſchſchuſſes. schaftsgrenzen , die Echiquiers und wahrscheinlichen Bewe

286 So lange das verbesserte Infanteriefeuer und die Granatkartätschen nicht eristirten , war die überwiegende Führung leichter Kaliber begründet, was jezt nicht mehr der Fall ist ; denn die Nothwendigkeit eines kräftigen Kartätschschußes hat sich nicht gemindert , der Kugelschuß wird häufiger auf große Entfernung statthaben müssen, man muß mehr wie souft Ansprüche an seine Percussions kraft nehmen, und der Shrapnelschuß , welcher überhaupt und besonders auf große Entfernung tüchtiger ist , muß dem des kleineren Kalibers vorgezogen werden. Für den Sechspfünder ist Nichts mehr zu hoffen und der Zwölfpfünder erscheint mit einem Mate als ein alle ſchwäche ren Kaliber in Effect überragendes Geschüß , weil nun mehr auch der Shrapnelschuß in Betracht kommt. Die 2 Haubißen der leichten Batterieen werden diesen nicht sonderlich aufhelfen , selbst wenn es lange find , weil ein wirksames Wurffeuer das einheitliche Zu sammenwirken von mehr Haubigen verlangt , ihr etwas besserer Kartätschschuß den der 6Pfdr. nicht wesentlich vers stärkt , und ihr Granatkartätſchschuß nur auf nähere Di stanzen Tüchtiges leistet. Der Verfasser spricht sich bei dieser Gelegenheit aber mals gegen die gemischten leichten Batterieen aus, welche er auch in der Reserveartillerie nicht verwenden will, weil diese der rücksichtslosesten Verwendung gewärtig zu sein hat. Unter bezüglichen Citationen aus Scharnhorst , Bor fenstein 2c. wird weiter das Resultat gezogen , daß die relative Kraft des 6Pfors . im Kugelschuß zwar nur wenig geringer ist, im Kartätſchſchuß aber weniger wie die Hälfte und im Granatkartätschschuß weniger als 1/4 derjenigen des 12Pfors . beträgt. Auch die Beweglichkeit des 6Pfdrs . und des 12Pfdrs . wird nochmals in Betracht genommen und durch zahlreiche Beispiele, welche von des Verfaſſers Belesenheit und gründ lichem Studium zeugen , nachgewiesen , daß die 12Pfor. nur sehr selten durch ihre Schwere nachtheilig gewesen find. Die etwas größere Beweglichkeit des 6Pfors . ist nach des Verfassers Ansicht nur bei reitender und bei fahrender Artillerie von Belang. Die erstere wird aber an Wirksamkeit gewinnen, wenn sie einen 12Pfdr. erhält, der nur Weniges schwerer als der 6Pfdr. ist , um so mehr als sie sich dauernd doch nicht mit der Schnelligkeit der Reiterei bewegen kann. Die fahrende Artillerie als Surrogat der reitenden sowohl , als auch behufs der Ge winnung weiterer beweglicher Artillerie, wird als abhängig vom Zustande der Bespannung verworfen , und die Wir fung als etwas Bleibendes höher gestellt, als die Beweglichkeit. Aenderungen in der Gestalt der 6pfor. Shrapnels zur Bildung größerer innerer Räume werden mit Recht nicht befürwortet , da solche Projectile voraussichtlich stark abweichende Bahnen liefern werden. Größere Seelenlängen und stärkere Ladungen für den 6Pfor. versprechen wenig Vortheil, wie aus den angeführten Hutton'schen und Scharnhorst'schen Tabellen entnommen werden kann. Daß es der 8 oder der 9Pfor. nicht sein kann, der den 6Pfdr. ersehen soll, wird aus Tafeln über die Wahrscheinlichkeit des Treffens nach Piobert dargethan.

Ungeachtet dieser intereſſanten Beweisführung ist Re ferent doch nicht im Stande , dem Hauptſaße des Verfaſ sers beizupflichten : „ Der Sechspfünder ist kein wirks sames Feldgeschüß mehr“ . Er hält ihn vielmehr für das Geschüß der reitenden und der fahrenden Artillerie, welches bei einer befriedigenden Wirkung auf den nahen und mittleren Distanzen den Vortheil großer Beweglichkeit und den der Unabhängigkeit von dem Munitionswagen gewährt , weil die Proße 50 und mehr Schüsse aufzuneh men vermag . Wenn wir auch mit dem Verfasser der Meinung sind , daß das Besteigen der Handpferde durch | Kanoniere nichts tauge , so halten wir doch abweichend von ihm , den Umstand der zeitweisen Mangelhaftigkeit der Bespannung für keinen Grund auf fahrende Artillerie ganz zu verzichten , denn auch bei der reitenden Artillerie (von der wir allerdings glauben, daß sie die Ausdauer in der Schnelligkeit wie die Reiterei haben kann und muß) ift die Möglichkeit vorhanden, daß ein mangelhafter Pferde stand fie endlich zu Fußartillerie werden lassen kann ; um deßwillen wird man sie aber schwerlich aus der Artillerie Organisation streichen und ihren Nugen entbehren wollen. Unter den Hülfsmitteln zur Aufbesserung des 6pfor. Shrapnelschusses kann die Anwendung etwas kleinerer Bleikugeln (50–60 auf 1 Geschoß) und einer möglichst | starken Schußladung, vielleicht selbst der gewöhnlichen Feld ladung, vermißt werden. Der dritte Abschnitt entwickelt in seinem 1 . Kapitel zunächst den Begriff „ Granatkanone". Die zu wältigenden Schwierigkeiten, welche sich ergeben, wenn es sich darum handelt, flachere und gekrümmtere Bah nen mit demselben Geschüß zu erhalten, sind abhängig ge | macht von 1 ) der Größe der Annäherung in den seitherigen Längen der Kanonen und Haubißen -2) der gleichzei tigen Entbehrlichkeit leichter Kanonen und schwerer Hau bißkaliber und - 3) der Entbehrlichkeit des hohen Bogen wurfs auf nahen und mittleren Entfernungen. Verfasser bringt zunächst ein zahlreiches Material aus verschiedenen Versuchen zusammen (Hutton'sche, Straß burger von 1803, Mainzer von 1828, Breithaupts Artil lerie für alle Waffen), welches tüchtige Anhaltspunkte über Anfangsgeschwindigkeiten , Tragweiten , Wahrscheinlichkeit des Treffens , bei verschiedenen Ladungen , Rohrlängen, Bohrungsweiten und bei verschiedenen Geschossen bietet, und woraus entnommen wird, daß ein um mehrere Kaliber verkürzter 12Pfor. bei etwa 1/6 kugelschwerer Ladung immer noch eine weit größere Leistung haben muß, als ein 6Pfor. In gleicher Weise wird aus den Mainzer Versuchen gefolgert , daß lange Rohre im Granatwurf und Granat schuß zum Theil Tüchtigeres leisten, als kürzere und einen | guten Kartätſchschuß und Ricochetschuß geben. — Weiter wird aus preußischen Versuchen (Archiv 1848) dargethan, daß die Leistungen großer Haubißkaliber im Granatschuß, im Granatwurf und im Kartätſchſchuß ( 10pför. ) nicht ers heblich höher stehen , als die kleinerer (7Pfdr.). --- Aus den Angaben Smola's und des Archivs von 1840 wird der Schluß gezogen, daß die Sprengwirkung der Hohlgeschoffe kleineren Kalibers nicht erheblich unter der größeren steht.

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Eine Berufung auf das Aide mémoire , pag. 437 wäre hier auch von Nußen gewesen. 11m ferner noch nachzuweisen , daß die Herabseßung der Schußladung selbst unter 1/4 des Kugelgewichts zu lässig ist , wird die Tabelle der Anfangsgeschwindigkeiten aus den Meßer Versuchen vorgelegt, wonach beim 12Pfdr. bei 1/3 kugelschwerer Ladung die Anfangsgeschwindigkeit 488 Meter und bei 1/6 kugelschwerer Ladung 403 Meter beträgt. Zur Bekräftigung , daß die Minderung der La dung beffere Trefferprocente liefern , sind die Versuchser gebnisse des Niederländischen 6Pfdrs. mit 1/3 and 1/4 ku―― gelschwerer Ladung nach Dwyer aufgeführt. — Infolge dieser Citate geschieht der im Allgemeinen nicht unrichtige Ausspruch, daß der Bildung eines Ge schüßes für Schuß und Wurf jest weniger Hindernisse entgegenstehen ; doch wird aber auch vom Verfasser selbst anerkannt , daß Schuß sowohl , als Wurf hierbei einige Es wird hierauf Einbuße sich gefallen lassen müssen. erörtert, daß der Gedanke der Granatkanone kein neuer ist, zu welchem Behufe in Betracht kommen : die russischen Einhörner, die sächsischen 4pfdr. Granatstücke ( 14Pfo . Eisen) von Hoyer , deren Andenken die Einführung der sächsischen Granatkanone erleichtert haben sollen, die leich ten 24Pfdr. des französischen Generals Dorsner ( 1794 Project.), das Breithaupt'sche Project eines kurzen 24Pfors. (1831 ), infolge der Mainzer Versuche, und die Bomben fanone von Pairhans . Die weiter aufgeführten 12- und 24pfdr. schwedischen und dänischen Granatkanonen dürften wohl nur insofern hier Erwähnung verdienen , als ihre bezüglichen Verhältnisse als Wurfgeschüße (hauptsächlich die 12pfor. Granatkanone) hier von Interesse sind , denn Vollkugeln werden aus ihnen nicht geschossen. Be merkenswerth ist, daß die 12pfor. Granatkanone Schwedens nur die Distanzen von 600-1000 Schritte mit Wurffeuer bearbeiten kann. Eine allgemeine Betrachtnahme der fran zösischen und der sächsischen Granatkanone bildet den Schluß dieser Abtheilung. Für das französische Geschüß will Ver fasser den Namen Granatkanone nicht gut thun , weil sie die Granaten nur schießt ; er bedenkt hierbei wohl nicht, daß das französische Granatfeuer auch vorher nur im Schießen dieser Projectile bestand. Weil die französische Granatkanone demnächst Univerſal-Feldgeschüß werden soll, wird das sächsische Streben , welches weder den schweren

12Pfdr., noch die 7pfdr. kurze Haubige beseitigt und nur den 6Pfor. verdrängt, als ein gemäßigteres mit Recht ber zeichnet. Die französischen Versuche von 1850-1852, deren Resultate die Einführung der Granatkanone zur Folge hatten, scheinen dem Verfasser, wie wohl auch vies len anderen Artilleristen, im Ganzen etwas zu rasch und oberflächlich erledigt zu sein , während die sächsischen Vere suche von 1850-1855 als sorgfältiger hingestellt sind, | obschon man von ihnen eigentlich anderwärts so wenig | Detail kennt , als von jenen. Es wird hier weiter mit getheilt, daß man in Sachsen ursprünglich die Absicht hatte, Wurfgeschüß von 12pfor. Kaliber einzuführen, welche einen besseren Schuß haben sollten , als die 7pfdr. Haubige. Im Verlaufe der Versuche ergaben sich die günstigsten Resultate im Schießen und wohl recht leidliche im Werfen, so daß jedoch die kurze Haubige nicht zu entbeh ren ist. Der Ersaß der 12pfdr. Kanonen durch das frag liche Geschüß war nie ernstlich beabsichtigt , weßhalb auch keine spezielle Vergleichung mit diesem Geſchüß ſtatt fand. Am Schluß des Kapitels werden die Schriften kurz in Betracht gezogen , welche sich ebenfalls mit dem vom Verfasser bearbeiteten Gegenstand beschäftigen. Es sind dies die bekannten Schriften von Favé, eine in Darmstadt 1854 erschienene Broschüre über die napoleonische 12pfor . Granatkanone, weiter die Feldkanone nach dem Bedürfniß der Zeit" und das Werk von Dwyer. Wir vermissen in diesem Kapitel, welches die in sei nem Eingang aufgestellten Schwierigkeiten erledigen soll, und dies auch hinsichtlich der Punkte 1 ) und 2) that, die Besprechung des dritten Punktes, wonach der hohe Bogens wurf auf nahen und mittieren Entfernungen entbehrlich ist, während die Granatkanone doch vorzugsweise nur für 600 -1200 Schritte und nicht etwa für die weiteren Distanzen bestimmt zu sein scheint. Oder will der Punkt 3) daraufzielen, daß der Wurf der Granatkanone für die Strecke von 600 -1200 im Nothfall ausreiche und darüber hinaus die kurzen 7pfor. Haubißen anzuwenden sind ? ― Das auf 1200 Schritte Distanz beschränkte Wurffeuer der Granat kanone bleibt jedenfalls ein Uebelstand , welcher zu häufi gen Detachirungen aus den Haubißbatterieen Veranlassung geben wird. (Fortseßung folgt.)

Nachrichten. Bayern. Folgendes ist das Progamm der wissenschafts lichen Anforderungen , welchen die mit Aussicht auf höhere Beförderung in das Heer Eingetretes nen nach der Allerh. Verordnung vom 30. Juli v. J. (vgl. Neue M.-3tg . Nr 34 Art. „ Bayern “ ) zu entspre hen haben. 1. Ju der Mathematik : a) Arithmetik : Nummeriren ; Rechnungsarten mit unbenannten , einfach benannten und mehrfach benannten Zahlen ; gewöhnliche und Decimalbrüche ; Kopfrechnen ; Verhältnisse and Pro

portionen. b) Algebraische Analysis : Rechnungsarten mit allgemeinen Zahlenausdrücken ; Potenzen und Wurzeln ; imaginäre Ausdrücke ; Gleichungen, einschließlich der höhe ren, welche sich auf solche des zweiten Grades zurückführen lassen ; arithmetische und geometrische Proportionen; Loga rithmen; arithmetische und geometrische Progressionen ; Zinſeszinsen- und Renten-Rechnung. c) Geometrie : Ebene Geometrie ; Linien und Winkel überhaupt ; ebene Figuren überhaupt ; Eigenschaften der Dreiecke ; Parallellinien ; Eigenschaften der Parallelogramme und Gleichheit der

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gradlinigen Figuren ; Lage und Größe der geraden Linien in Bezug auf den Kreis ; Verhältnisse der Linien , Aehn lichkeit und Verhältnisse der Figuren ; Messung der geraden und Kreislinien sowie der Winkel; Berechnung der ebenen Figuren, Theilung derselben durch Construction ; Construc Stereometrie: tion algebraischer Ausdrücke.. Von der Lage gerader Linien gegen Ebenen und der Ebenen unter fich; von den körperlichen Winkeln und dem dreiseitigen Ece; Eigenschaften der geometrischen Körper überhaupt ; Berechnung der Oberflächen der vorzüglichsten geometrischen Körper; Vergleichung und Aehnlichkeit, dann Berechnung des körperlichen Inhaltes der geometrischen Körper. d) Trigonometrie : Trigonometrische Functionen ; Winkel und Bogenfunctionen überhaupt ; Zurückführung der Functionen stumpfer und erhabener Winkel auf jene von spigen Wine feln; Bedeutung der Funktionen negativer Winkel ; Func tionen zusammengefeßter oder vielfacher Winkel ; Erklärung und Gebrauch der trigonometrischen Tabellen . Ebene Tri gonometrie: Beziehungen zwischen den Seiten und Win keln eines Dreieckes ; Berechnung der Dreiecke. e) Alle vorstehend bezeichneten Theile der elementaren Mathematik, angewendet auf Aufgaben. 2. In der deutschen Sprache : Eine gute deutliche Handschrift ; Fertigkeit in Abfaſſung freier Auffäße historischen Inhaltes und im Briefstyle, ohne Fehler gegen die Rechtschreibung sowohl , als gegen den Sazbau, beim Briefstyl mit Beobachtung der üblichen Courtoisie ; mündlicher, ausdrucksvoller Vortrag. 3. In der lateinischen Sprache : Uebersehen und historisches Erklären von C. Julii Caesaris Commentarii de bello gallico. 4. In der französischen Sprache : Die ganze Formenlehre ; geläufiges Lesen und Ueberseßen vom Deut schen in's Französische und umgekehrt. 5. In der Geschichte :

Preußen. Die Nr. 32 des „ Militärwochenblatts " vom 7. August d. J. enthält nachstehende Allerhöchste Cabinets - Ordre : Auf Ihren gemeinschaftlichen Antrag vom 18. Juni d. J. genehmige Ich, daß von jest an, der Eintritt zum ein jährigen Militärdienste bei der Cavalerie nur einmal im Jahre und zwar am 1. Oktober , gleichwie seither bei der Artillerie, stattfinden darf; imgleichen daß die wegen der Berittenmachung dieser einjährigen Frei willigen , sowohl bei der Cavalerie als Artillerie bisher bestandene Eirrichtung, durch verkäufliche Ueberlassung von Dienstpferden aufgehoben werde ; die Truppentheile dagegen die Verpflichtung übernehmen , den Freiwilligen während seines Dienstjahres , falls er nach seiner Wahl nicht ein qualifizirtes eignes Pferd mitbringt , beritten zu machen. Für die Benugung des Pferdes hat derselbe bei seinem Eintritte 1% des für die Offizier-Chargenpferde des be treffenden Truppentheils normirten Vergütungs- Saßes, also zeitig bei einem Kürassier-Regimente 34 Thlr., bei der übrigen Cavalerie und reitenden Artillerie 32 Thlr. zum sogenannten Pferde- Verbesserungs-Fond des Truppen theils zu zahlen und entrichtet außerdem, wie seither, noch die Vergütung für die Reitzeugstücke und eine jährliche Ration, leßtere nach den jedesmal zu normirenden Preisen. Um aber auch die gleiche Zahl von Mannschaften des etatsmäßigen Dienststandes neben den einjährigen Frei willigen , beritten zu erhalten , genehmige Ich gleichzeitig, daß von den betreffenden Truppentheilen bei der im Herbste eines jeden Jahres stattfindenden Ausrangirung von Pferden , ebensoviel zurückbehalten werden , als ein jährige Freiwillige bei denselben eintreten. Sie, der Kriegs Minister haben das Weitere zur Ausführung dieser An

a) Allgemeine Geschichte : Geschichte des Alterthums , der ordnung zu veranlassen. Schloß Babelsberg , den 29. Juni Staaten Asiens , Afrikas und Europas ; des Mittelalters 1858. Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des von der Auflösung des weströmischen Reiches bis zur Königs ( gez .) . Prinz von Preußen. (gegengez. ) v . Weſt Entdeckung Amerikas ; der neuern Zeit von der Entdeckung phalen. Graf v. Waldersee. Amerikas bis zur Gegenwart. b) Deutsche Geschichte : ältere Geschichte bis auf Karl den Großen ; von Karl dem Schweiz. Großen bis zur Reformation ; von der Reformation bis Mit der Prélat - Burnand-Flinte sind nach dem jeßt. c) Bayerische Geschichte . 6. In der Geographie: "Nouv. Vaud. " leßter Tage zu Morges neue Versuche Vorbegriffe aus der mathematischen Geographie ; Verthei von den eidg. Oberst Wurstemberger , Oberstlieutenant lung von Land und Meer; Vorbegriffe zur Orographie Wieland und Stabsmajor Wydler gemacht worden . Es und Hydrographie ; Beschreibung der fünf Erdtheile , von wurde dabei auf 200 , 400 , 600 bis 800 Schritte ge jedem die horizontalen Dimensionen, die Orographie, die Bei dieser großen Distanz und sehr heftigem schossen. Hydrographie und politische Eintheilung ; von Europa noch Wind zählte man mit dem kleinsten Kaliber 95, mit dem die Beschreibung der einzelen Staaten in Beziehung auf größten 75 Treffer auf 100 Schüffe. Die Commiſſion ihre natürlichen und politischen Verhältnisse ; eingehende hatte speziell die Aufgabe, sich zu überzeugen, ob die gleiche Beschreibung von Deutſchland in Beziehung auf seine na türlichen Verhältnisse ; politische Eintheilung von Deutsch | Kugel und die gleiche Kartusche für alle die verschiedenen in unseren Zeughäusern vorkommenden Kaliber anwendbar land , politische und statistische Verhältnisse der einzelnen seien. Die Frage wurde bejaht, da man aus 7 Gewehren, deutschen Bundesstaaten ; Beschreibung von Bayern in deren Kaliber bis auf 0,6 mm. variirte , ganz oder doch Beziehung auf seine topischen und physikalischen , auf die annähernd gleichgut geschossen hat. Die Umänderung wäre Volks- und Staats-Verhältnisse, auf die Eintheilung und also auf alle diese Gewehre anwendbar. Wohnpläge.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl.

Druck von H. Brill.

Neue

Militär Herausgegeben von einer

Dritter

No.

37.

Darmstadt ,

Zeitung .

-

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Jahrgang.

11.

September.

1858.

eingegangen, was ihres Strebens wegen nur aufrichtig zu bedauern ist. Dagegen, wie in jenem Aufsaß der Allg. Mil.-3tg., erst die Aufgabe der Presse hoch erheben , und dann wie im Schrecken über die eigenen Worte in einer Die deutsche Militärjournaliſtik. Zeit, wo das Uebermaß der Mäßigung an der Tagesord III. nung ist , zur Mäßigung mahnen , um sich schließlich be friedigt in das eigene Selbstbewußtsein zu hüllen ; das ist Ein Mitarbeiter dieser Blätter hat in der Nr. 48 doch gar zu harmlos . Freilich ist das lebel nicht erst von 1857 ein Klagelied über die schlechten Zeiten anges stimmt, welche die militärische Tagespresse gegenwärtig in von heute ; die vergangenen Jahrzehnte weisen eine ganze Deutschland hat. Ein Auffah in der „ Allgemeinen Mili Reihe von fruchtlosen Versuchen auf, die von den verschie tär- Zeitung" Nr. 1 u. 2 von d. J. die militärische densten Seiten und in den verschiedensten Richtungen ge Presse und ihre Aufgabe “ fieht die Sache anders an. Er macht wurden , unserer periodischen Presse eine größere erkennt die Aufgabe ſelbſt in ihrer Bedeutung an , weiß Bedeutung zu verschaffen. Nach längerem oder kürzerem auch von einigen Hindernissen bei ihrer Lösung zu reden ; Bestehen haben z . B. die Oesterreichische militärische Zeit . schrift ( 1808 bis 1813 mit Unterbrechung, dann 1818 bis findet indessen , daß es in einer Zeit , in welcher der 1849), das Hannover'ſche militärische Journal von Glünder Stimme des öffentlichen Urtheils mit Aufmerksamkeit ge und Jakobi (1831 bis 1837) , das Münchener Archiv für lauscht wird" , so heftiger Rufe nicht bedarf, als sie in einzelnen Broschüren angeschlagen sind , erwartet wenig Offiziere aller Waffen von Schmölzl und Höfler ( 1844 bis 1850), die Stuttgarter Illustrirte Soldatenpost ( 1850), Ersprießliches von der gegenwärtigen großen Concurrenz die Wehrzeitung ( 1848 bis 1854) , die Neue Militär der Militär- Zeitungen und langt ſchließlich ziemlich be friedigt bei dem Wunsche an , die "I Allgemeine Militär- | Zeitschrift für Norddeutſchland ( 1852), ihr Erscheinen ein stellen müssen. Ein Aufschwung im Leben unserer Heere, Zeitung" möge auch ferner die Vertretung der deutschen eine lebendigere öffentliche Bewegung in den großen Fra militärischen Interessen übernehmen und die geistige Eini gen und Interessen derselben war , wie schon die Jahres gung der deutschen Bundesheere in ihrer richtigen Auf zahlen zeigen, bei den meisten die Ursache des Entstehens. faſſung erstreben." Der " Allgemeinen Militär- und Ma Die Ursachen des Aufhörens können hier schon um ihrer rine-Zeitung" macht die Angelegenheit mehr Sorge . In großen Mannichfaltigkeit willen nicht näher besprochen ihrer Nr. 8 v. d. 3. sind die englischen Militär-Zeitungen werden ; doch sind sie im Ganzen nicht so sehr in der mit den deutschen verglichen und es ist darin den leßteren der Zeitschriften selber, als in äußeren Umständen, Haltung ein Spiegel vorgehalten, den man, so wenig man einzel namentlich in Erfaltung der Theilnahme , im trägen Zu nen Vorschlägen beistimmen mag , in einigen wesentlichen rückſinken des Aufschwungs, wohl auch in mittelbarer oder Punkten treffend finden muß. Auffäße.

Jener Auffah in Nr. 48 d . 3. hat in der That Recht. Unter fast drittehalbtauſend Zeitschriften in Deutsch land nur 10 militärische. Das ist eine Thatsache, vor der jeder Versuch die Lage unserer Tagespresse auch nur an nähernd befriedigend zu finden , verstummen muß. Der Verf. hätte hinzufügen dürfen, daß die meisten dieser zehn durch ihren Absaß höchstens in den Stand gefeßt find, fich nothdürftig zu erhalten ; ist doch z . B. seitdem auch die oben genannte Militär- und Marine Zeitung wegen Mangel an Theilnahme nach nicht zweijährigem Bestehen !

unmittelbarer Einwirkung von oben , zu suchen. Wenn dagegen die Allg . Militär- Zeitung ihr Alter nun schon ins fünfte Jahrzehnt zählt , so verdankt sie dies zum gro Ben Theil der geschickten Haltung , womit sie alle bedenk< lichen Wege zu vermeiden wußte. Niemand wird ihr be streiten, daß sie sich um die wissenschaftlichen, historischen, technischen Gebiete unserer Militärliteratur wirkliche Ver dienste erworben hat ; zu einer scharfen und eindringenden Besprechung wichtiger Tagesfragen aber hat sie sich fast nie erhoben. Und das ist der Schaden unserer Journali

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stik überhaupt ; es hat ihr bis jezt noch nicht gelingen | Noth thut , zu beruhen ; ist aber vorläufig auch erst ein wollen , diesem ihrem Hauptberuf auch nur annähernd zu schwacher Anfang. Aber noch mehr. Der Mangel an lebendiger, kräftig genügen. Darum hat sie auch auf unser deutsches Heerwesen einen verhältnißmäßig nur geringen Einfluß geübt : anregender Besprechung der entscheidenden Fragen findet von oben hat man, einzelne kurze Zeitabschnitte abgerechnet, sich bei den Militär-Zeitschriften auch auf ihrem eigensten weder auf die in unseren Blättern ausgesprochenen AnGebiet. Es sind lange treffliche Artikel über die neue sichten , noch auf das darin niedergelegte Material viel Bewaffnung der Infanterie , über die damit zusammen Rücksicht genommen ; und es ist dies sehr natürlich , weil hängenden taktischen Formen , über die Nothwendigkeit die Blätter nur in höchst seltenen Fällen als der Ausdruck einer vielfach veränderten Ausbildungsmethode , über die einer in unseren Offiziercorps vorherrschenden Anschauung | Einführung des Gewehrfechtens und des Turnens u. ſ. gelten konnten. Muß dies ſo ſein oder nicht ? Man mag w. geschrieben , gedruckt , gelesen , auch nicht ohne allen diese Frage bejahen oder verneinen ; jedenfalls ist es gut, Erfolg geblieben; und doch wird jeder , der die Wirklich. sich darüber klar zu werden, also die Ursachen der Erschei❘ keit kennt, zugeben , daß wohl im Einzelnen recht Erfreu nung zu untersuchen . Einigen derselben möchte ich fürliches geleistet, im Ganzen aber selbst bescheidenen Erwar diesmal eine kurze Betrachtung widmen; für anderes bietet tungen noch nicht entsprochen ist. Auch hat man bei jenen sich wohl später Gelegenheit. Auffäßen meistens das Gefühl, daß der lezte entscheidende Wenn unsre Zeitungen und Monatsschriften über Punkt, der in der Auffassung des Heeres und seiner Auf Theilnahmlosigkeit und Gleichgültigkeit unter den Offizies gabe und namentlich in der Stellung und Zuſammenſeßung ren flagen; so haben sie ganz Recht ; und wenn die Offi seines Trägers , des Offiziercorps liegt , umgangen ist. ziere dagegen den Blättern vorwerfen , daß sie zu langWas helfen die schönsten Gedanken über die Ausbildung weilig und ledern , ohne Kraft und lebendige Anregung der Soldaten zum Fetcdienst , zu Schüßen , zu Fechtern; sind; so haben sie auch Recht. Es ist doch wirklich eine so lange bei allen Visitationen und Besichtigungen die bezeichnende Thatsache , daß in der Besprechung der allges formate Ausbildung des Ererzierplazes so überwiegend meinen Fragen unseres deutschen Heer- und Kriegswesens im Vordergrund steht ; so lange weit mehr Gewicht darauf die politischen Blätter stets ungleich bedeutendere Leistun gelegt wird, daß der Soldat möglichst bald eine gute Pa gen gebracht haben, als die militärischen ; ja daß die leg rade mache und die vorgeschriebene äußere Haltung ge teren öfter völlig stumm gewesen sind. Welche Militärwänne , als daß er etwas kann und leiste , daß er das Zeitschrift hätte z . B. über den Bau von Ulm und Rastatt, rechte Selbstbewußtsein davon habe , mit einem Worte, über das Verhältniß von Landau und Germersheim, ein daß er wirklich Soldat sei ? Kein Soldat wird verkennen, gewichtiges Wort mitgesprochen ? welche hätte einen kräf daß ein Lebensprinzip des Heeres darin liegt, daß es an tigen Protest gegen die Schleifung von Rendsburg erhoben? festlichen Tagen wie aus einem Guß einem Willen ge welche hätte bei dem Bau unsrer großen Eisenbahnlinien horsam vor seinem Fürsten erscheine ; aber gerade gegen unermüdlich immer von neuem die strategischen Forderungen das Uebermaß der Repräsentation gilt es zu reden, wenn hervorgehoben? Eine Reihe von Fragen , die sich noch man eine bessere Ausbildung will. Und von den Offi auf sehr naheliegende Weise bedeutend vervielfältigen zieren gilt es zu reden , wann sich's um die Formen und ließen. Ich weiß wohl , die !!Mehrzeitung “ hat einmal Einrichtungen handelt , in denen die neuen Waffen erst Denn die mora mit refignirter Zurückhaltung , die sonst ihre Schwäche Werth und Leben gewinnen können. nicht war, an die Nothwendigkeit einer Bundesfestung lischen Kräfte sind das Entscheidende , und diese werden Rendsburg erinnert ; auch hat die Allg. Milit. Zeitg , bei aller Trefflichkeit von Reglements und Dienstordnungen ihrer Zeit Auffäße über ein verschanztes Lager bei Razulezt nur durch die Macht der Persönlichkeit in Bewe statt, über die Befestigung der Schwarzwaldpäſſe, über die gung geseßt. Es kommt hier darauf an, daß die Offiziere Bedeutung der Eisenbahnen gebracht. Aber was wollen in der Ueberlegenheit höherer Bildung und im edlen Selbst solche schüchterne und vereinzelte Versuche der Wichtigkeit gefühl einer hohen Auffassung ihres Berufes stehen , daß jener Fragen gegenüber sagen ? Wie viel eingehender, sie nicht Jahre oder gar Jahrzehnte lang in der Thätig mit wie viel mehr Freiheit und Nachdruck ſind dieselben keit des Unteroffiziers verkümmern, sondern in angemessenem Wirken frühe zur Selbstständigkeit in Gesinnung und schon seit lange in der Allgemeinen Augsburger Zeitung und neuerdings auch in anderen Blättern 3. B. der Neuen That erzogen werden , daß ihre Gemeinschaft von einem Preußischen Zeitung , dem Preußischen Wochenblatt u . s. w. besprochen. Allein die h - Artikel der erstgenannten, aus der gewandten Feder ihres jeßigen Mitredacteurs Dr. Orges geflossen, würden in dieser Beziehung eine Samm lung geben, wie sie schwerlich ein militärisches Blatt aufweisen kann. Was die „ Nene Militär-Zeitung " in die fer Richtung bezüglich augenblicklich vorliegender Fragen, wie des Mainzer und Straßburger Brückenbaues des das mit zusammenhängenden Eisenbahnzuges u. s. w. gebracht hat, scheint mir auf einem richtigen Gefühl dessen , was

ächten starken Corpsgeist getragen und durchdrungen ſei, der sich an keinerlei Willkühr , keinerlei eitlen Schein, keinerlei Ueberhebung zum Werkzeug hergibt, sondern das Wesen des Berufes ausprägt und fortpflanzt. Dazu gälte es aber die vorhandenen Schäden offen und wahr zu bes sprechen, ohne blinden falschen Eifer und ohne Uebertrei bung; doch mit ganz anderer Kraft , als wir es bis jezt in unseren Blättern fanden. Die wohlgemeinte, vorzugs weise aufs Beschwichtigen angelegte Art , die weit mehr verbirgt als sie sagt, wie ste z. B. noch neulich in Nr. 13

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der Neuen Militär-Zeitung über „Mißstimmung unter den Offizieren“ ſich ausgesprochen hat, kann eine ernstliche Wirkung nicht hervorbringen. (Schluß folgt.)

Fortschrittsmittel der Artillerie. (Fortseßung.) B. Eigenschaften des Stahles bezüglich der For Derungen an das Gefchüßmetall und Anwendung desselben.

find zur Beurtheilung der Eiſenfamilie, der davon abhän gigen Erzeugung und Verwendung von äußerster Wichtig feit. Da der wesentliche Unterschied in der Beimischung des Kohlenstoffes liegt , so ist es natürlich , daß in den Uebergängen die Eigenschaften sich verwischen, daß Schmied eisen dem Stahl und dieser dem Roheisen sich nähern kann, und daher manchmal die Gattung zweifelhaft ist. Die Nebergangsglieder haben keinen oder einen geringen Werth.

10. Die Bereitung des Stahles aus Guß eisen geschieht wie die des Schmiedeifens aus dem erst 8. Den vorstehend bezüglich der Forderungen an das gewonnenen Eisenproduct, dem Guß oder Roheisen, indem Geschüßmetall betrachteten, feither schon lange bei den durch ein Gebläse und Kohlenfeuer das Gußeisen ges Gefchüßen zur Anwendung gekommenen Metallen , wie schmolzen, in eine teigartige Masse verwandelt, mit Brech Schmiedeisen ( 1. , 2. and 3. ) Gußeisen (4. und 5.) und stangen gehoben und wieder vor dem Winde eingeschmolzen Bronze (6.) , und nach übersichtlicher Vergleichung dersel wird ; ein vollständiges Schmelzen der ganzen Masse findet ben (7.), ist ein viertes Metall, der Stahl, anzuschließen. hierbei jedoch nicht statt. Der Kohlenstoff verbrennt hier Der Stahl in seiner Anwendung als Ge durch zum Theil , die Masse ist weniger schmelzbar und schüß metall ist ein ausgezeichnetes , glänzendes Ergeb bildet nur noch einen weichen Klumpen, welcher nun unter niß der mächtigen wissenschaftlichen und practischen Indu einem Hammer ausgeschmiedet wird , wobei unreine Theile Judus strie der Neuzeit. Der Kreis dieser Errungenschaft muß | ( Schlacken) ausgepreßt werden ; aber solche bleiben immer der großartigen Fabrik in Essen unter Krupp zugestanden noch eingeschlossen und machen das Material unganz werden. Um das nunmehr schon so wichtige nene Geſchüß Geschieht das Frischen, so heißt diese Bearbeitung des metall entsprechend kennen zu lernen , erscheint es zweck Gußeiſens , im Herde mit Hohlkohlen , indem ein Roh mäßig , in die Betrachtungen desselben mehr als bei den eisenblock (die Ganz) von 150 bis 300 Pfd. allmählich feither angewendeter Metallen in's Einzelne zu gehen. in das Feuer gerückt und abgeschmolzen wird , so ist dies 9. Der Stahl ist ein äußerst schäzbares Eiſenmate das Herdfrischen. Bei den Ofenfrischen (Puddeln) rial , indem er als eine Vervollkommnung der beiden so werden einige Centner Gußeisen in einem Flammofen mit verschiedenen Eisenarten , sowohl des Schmied als des Steinkohlenfeuer teigartig geschmolzen u. s. w. Nach dem Gußeisene , anzusehen ist. Dadurch faßt er die Eigen Grade des Frischens wird der Kohlenstoff möglichst ents fernt, wie zur Erzeugung des Schmiedeisens, oder es ver schaften Beider in veredelter Beschaffenheit in ſich und bleibt noch Kohlenstoff mehr oder weniger, je nachdem ein dadurch wird er im Allgemeinen für das Maschinenwesen, härterer oder weicherer Stahl erzeugt werden soll. Zum insbesondere auch als Geschüßmetall zu einem wichtigen Ereigniß. ― Der Stahl kann sowohl aus Gußeisen als Frischen ist vorzugsweise das helle Roheisen mit dem ge ringeren Gehalt an Kohlenstoff zu verwenden , weil das aus Schmiedeisen dargestellt werden, je nachdent der Koh C selbe vor dem Schmelzen teigartig wird, was sehr günstig lenstoff im Gußeisen vermindert oder im Schmied ist und bei dem grauen nicht in dem Maße eintritt , und eisen zugesezt wird ; oder aus der Verbindung bei weil es schon eine Annäherung zum Stahle zeigt ; insbe der Eisengattungen , indem der Ueberfluß an Kohlen sondere eignet sich das Spiegeleisen, auch Rohſtahl stoff, bei der einen durch den Mangel, bei der anderen zu eisen genannt, dessen Bruch strahlig, großblätterig, filber einem richtigen Maße ausgeglichen wird. Das Gußeisen weiß und stark glänzend auf den Flächen spiegelnd ist. hat meist 2,5 bis 5,0 Procent Kohlenstoff, das Schmied eiſen 0,2 bis 0,6 ( oft weniger) und der Stahl, dazwischen | Das gewonnene Product ist vorerst der Rohſtahl (auch Schmelzstahl, und nach der leßteren Art des Frischens liegend, 0,3 bis 2 Procent. Bei inniger Verbindung des auch Puddelstahl). Zur Bereifung des Stah Kohlenstoffes mit dem Eisenstoff (hauptsächlich bei dem les ans Schmiedeisen werden nicht zu starke Stäbe Gußeisen unvollständig und daher bei mehr oder weniger von fehlerfreiem harten Eisen schichtweise in gemauerte beziehlich die hellere oder dunklere Farbe) ist das Eisen material um so härter (wie weißes Gußeisen, welches von Kasten in einen Ofen gesezt, so daß jeder Stab mit Koh lenpulver umgeben ist. Nachdem die Kasten mit Lehm ic. der Feile nicht mehr angegriffen wird) , aber um so leich geschlossen sind , muß sie die Flamme auf allen Seiten ter schmelzbar , je mehr Kohlenstoff dasselbe enthält , und umgekehrt. Ferner je weniger leicht schmelzbar, desto eher umgeben. Das Eisen wird in etwa 14 Tagen vollständig schweisbar ist das Eisenmaterial, so daß sich in den Gren mit Kohlenstoff durchdrungen. Der Einsaß beträgt oft zen (Schmied und Gußeisen) Beides nicht mehr vereini mehrere 100 Centner. Dieses Product heißt Cements gen läßt und nur in der zwischenliegenden Gattung (dem stahl (auch Brenn- oder Blasenstahl [die Oberfläche Beide rohen Stahle) auf sehr vortheilhafte Weise geschehen kann. Die ist mit ganz kleinen Bläschen bedeckt]) . Stahlforten sind sehr unvollkommene Producte , fönnen innige Verbindung mit Kohlenstoff, sein Verhältniß zu vem reinen Eisen und die Reinheit von anderen Bestand nur zu gröberen und größeren Arbeiten verwendet und theiten, wie Schwefel, Phosphor, Thonerde, Kieselerde zo., müssen daher in der Regel raffinirt (gefeint) were

292 daher der Stahl jeden beliebigen Grad der Härte zwischen den , um sie gleichartiger zu erhalten. Geschieht es das diesem Zustande und der Glashärte erhalten. Zur Er durch, daß der Stahl durch Schmieden zu dünnen Stäben leichterung des Feilens u. s. w. laſſen ſich geschmiedete ausgestreckt , diese wieder zusammen geschweißt, dann wie der ausgestreckt werden u. f. w. , so heißt dies Verfahren Stahlsachen sehr weich machen, indem man sie dunkelroth gerben und der raffinirte Stahl Gerbstahl. Wohlfeiler glühend erhigt , dann aus dem Feuer nimmt und , sobald und besser aber wird der Zweck erreicht durch Gießen, in fie im Finstern fein Glühen mehr zeigen, in Waſſer taucht. Bis zu etwa 0,6 Proc. Kohlenstoff ist der Stahl_nicht dem die Maſſe in feuerfesten Liegeln geschmolzen, in For der größten Härtung fähig, aber sehr brauchbar als Feder-, men gegossen und dann unter nicht zu schweren Hämmern ausgestreckt wird. Sägenstahl u. s. w., insbesondere zu Gewehrläufen ; von Dieser raffinirte Stahl heißt Guß stahl und wurde ursprünglich und wird noch jezt in Eng 0,7 bis 1,5 Proc. ist der Stahl an sich härter und nimmt größere Härte an, hat aber dann weniger Elasticität und land häufig aus Cementstahl gefertigt. Der Cement- oder Rohstahl wird in kleine Stücke zerbrochen und mittelst eines Cohäston, ist übrigens noch gut schweißbar und zu Werk zeugen, Achsen, Radreifen, Geschüßrohren 2c. verwendbar ; sehr stark ziehenden geheizten Windofens in feuerfesten bis zu 2 Proc. ist er nicht leicht schweißbar , aber ausge irdenen Tiegeln unter Abhaltung der Luft geschmolzen. Die in Formen gegossenen Stäbe von etwa 20 Zoll Langezeichnet durch seine Härtung zu feinen scharfen Instru und 2 bis 3 Zoll Dicke und Breite werden unter Hammer menten. Der Bruch des Stahles ist stets feinkörnig, und Walze ausgestreckt. richt und gleichartig ; er wird zwar durch Hämmern ic. 11. In England und Frankreich wird zur Stahlbe | verfeinert , nie aber sehnig ; auch durch das Härten wird reitung in großer Menge das weiße strahlige Roheisen der Bruch mehr feinkörnig. Ein zu häufiges uud zu ſtarkes aus Schweden verwendet , mit welchem in der Güte nur Glühen macht den Stahl mürbe und den Bruch grobkörnig. das russische Eisen aus dem Ural in Vergleich treten kann. Unganze und auch ungleich harte Stellen finden sich in Während jene beiden Staaten auf diese Weise vom Aus dem Roh , Cement und Gerbstahl (10.) , wie in dem lande abhängig sind, besißt Preußen in den Regierungs Schmiedeisen ; dagegen wird der Stahl durch das Schmel bezirken Coblenz und Arnsberg große Schäße in dem für zen in seiner ganzen Masse gleichartig , was als ein we die Erzeugung von Rohstahl vorzugsweise geeigneten Eisen sentlicher Vortheil anzusehen ist. Der beste Stahl ist da spath (kohlensaurem Eisenørydul). Aus sehr verschiedenen her der sogenannte Gußſtahl, welche Benennung aber nur Sorten von Roheisen und Rohstahleisen wird mit Stein in Beziehung auf diesen Vortheil gilt , denn er wird mit kohlen Puddelstahl erzeugt, welcher sehr billig ist und theil seltener Ausnahme noch geschmiedet , gewalzt 2c. , um ihn weise unmittelbare Anwendung bei Maschinen findet. Der zur Anwendung vollständig brauchbar zu machen. Der Puddelstahl aus Rohstahleisen dient besonders als Mate | eigentliche so werthvolle Stahl liegt auch hierin zwischen rial zur Gußſtahlfabrication in Preußen. Die Fabrik in Gußeisen und Schmiedeisen , wo beziehlich blos gegossen Effen fertigt aus diesem Puddelstahl als Hauptmaterial und geschmiedet wird , und vereinigt diese beiden Arten Gusse zu großen Wellen und Geschüßrohren im Gewicht der Bereitung. Der Namen „ Gußstahl " wird nur bei den bis zu 180 Ctr., indem die Masse aus 300 Tiegeln nach „ Gußſtahlglocken “ , oder bei den Façongüſſen , wenn kein einander äußerst schnell in eine Form gegossen werden ; Schmieden 2c. stattfindet, geeignet sein, aber nicht bei dem ebenso großartig ist das hierauf folgende Schmieden des „ Stahl ", der zum Geschüß so ausgezeichnete Verwendung schweren Blockes . Die Gußstahlfabrik in Bochum ist hier findet , indem das Schmieden ebenfalls nothwendig ist. ebenfalls zu nennen und ausgezeichnet durch ihre Gußſtahl | Bei Gußeiſen ist ein Schmieden undenkbar, und nun wird glocken. Der Gußstahl in entsprechend gefeintem Zu man auch bei Gußstahl an das so wesentliche Schmieden stande kann auch sogleich entweder blos aus Schmiedeisen, nicht denken . (Schluß folgt.) oder aus Gußeisen , oder mit besserem Gelingen aus der Verbindung von Beiden hervorgebracht werden. Diese directe Darstellung des Gußſtahles scheint in den großen Stahlfabriken in Rheinpreußen zur Anwendung gebracht Kleinere Mittheilungen. worden zu sein, und wird dazu führen, viele Gegenstände von Gusstahl viel wohlfeiler als bisher zu erzeugen. Die neapolitanische Marine. 12. Bei dem Stahle werden die verschiedenen Stufen des Gehaltes an Kohlenstoff (0,3 bis 2 Proc. ) sehr be Nach authentischen Nachrichten bestand die neapolitanische rücksichtigt ; sie gehen durch die Zunahme desselben von Marine im Beginn dieses Jahres aus folgenden Schiffen: 2 den weicheren zu den härteren Stahlsorten über . Der Linienschiffen von 84 Kanonen „ le Vesuvio “ und „ le Mo Stahl wird gehärtet , wenn man ihn in glühendem narco " , 2 Fregatten von 60 und drei Fregatten von 44 Zustande rasch und stark abkühlt , aber um so mehr , je Kanonen, 1 Korvette von 32 Kanonen, 4 Briggs, 1 Kutter, mehr er der härteren Sorte angehört. Durch grabweises 1 Bombarde, 11 Dampffregatten, die zwölfte, " Carlo Terzo “ , Erhißen des gehärteten (glasharten) Stahles (Anlassen, | flog Anfang 1857 in der Bai von Neapel in die Luft, Nachlassen) nimmt die Härte allmählig ab ; bis zum ohne daß man bisher den Grund der Exploſion erfahren konnte; 4 Dampfcorvetten, 4 Dampfavisos , 4 Schoonern, 69 Glühen erhißt und dann langſam erkaltet, kommt er wie der in den natürlichen Zustand. Je nach Erforderniß kann Kanonenbooten , zuſammen 107 Kriegsfahrzeugen. Sämmt

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liche Schiffe befinden sich in gutem und kriegsfähigem Zu stande. Hinsichtlich der Artillerie und des übrigen Materials lassen sie nichts zu wünschen übrig. Seit den legten 20 Jahren hat die neapolitanische Marine bedeutende Fortschritte gemacht. Sie besaß im Jahre 1837 2 Linienschiffe, eins von 84, das andere von 74 Kanonen, 5 Fregatten von 44 Ka nonen, 1 Corvette, 4 Briggs von 14-20 Kanonen, 1 Kutter von 12 Kanonen, 2 Schooner, 4 Dampfschiffe, 33 Kanonen boote , mithin nur 52 Kriegsfahrzeuge , und hat sich in 20 Jahren um das Doppelte vermehrt. An Stabs -Offizieren besigt die neapolitanische Flotte 1 Vice-Admiral , 3 Contre Admirale, 12 Capitäne 1. Cl ., 10 Capitäne 2. Cl. und 22 Fregatten-Capitäne. Vice-Admiral ist der Bruder des Königs, Graf von Aquila. Die Admiralität besteht aus einem Vice Admiral, einem Contre-Admiral, einem Capitän zur See und zwei Lieutenants zur See. Außerdem giebt es einen Admiralitäts-Rath, eine Intendanz und ein Sanitäts - Colle gium. An Vorbereitungs - Anstalten für das Seeoffiziers Corps besigt Neapel zwei , das k. Marine- Colleg in der Hauptstadt selbst und ein zweites derartiges Institut in Pro cida. Neben denselben existiren noch 7 Marineſchulen für Ausbildung der unteren Chargen in Ischia, Palermo , Gaeta, Carotta, Meta Castellamare und Reggio . Kriegshäfen hat Neapel 3 ; Castellamare, Palermo und Neapel selbst. Trot der maritimen Vorzüge dieser Häfen sind alle drei dem Feuer feindlicher Flotten ausgesezt und man hat deshalb begonnen, einen vierten, Averno zu bauen , dessen binnenländische Lage ihn dem feindlichen Feuer unzugänglich macht.

Literatur. Die 12pfündige Granatkanone und ihr Verhält niß zur Tactif der Neuzeit. Artilleristisch - tactische Untersuchung von Woldemar Streubel, Lieutenant im Königlich Sächsischen Artillerie- Corps . 8°. Kai serslautern und Leipzig 1857. Verlag von Hugo Meuth. (IV u . 231 S.)

In dieser Munitionsausrüstung drückt sich hauptsäch lich aus , daß Sachsen nur einen beschränkteren Gebrauch vom Granatfeuer aus seinem neuen Rohr zu machen beab sichtigt , was auch mit der Beibehaltung der 7pfdr. Hau bißen in besonderen Batterieen harmonirt , während sich bei der französischen Ausrüstung das Aufgeben der bis herigen langen Feldhaubigen genügend ausspricht . Die Ungleichheit der Ausrüstung der schweren und leichten französischen Granatkanone iſt nicht kurzer Hand einzusehen, wenn nicht die Vorstellung bedeutender Wirkung des Gra natschusses gegen Reiterei zu Grund liegt, sowie der Um stand, daß das Shrapnelfeuer wie auch die mangelhafte Zün derconstruction daselbst zeigt, noch wenig beachtet wird. Die sächsische Granatkanone ist dagegen den besprochenen Er örterungen entsprechend , hauptsächlich auf Shrapnelfener angewiesen. Die Treffwahrscheinlichkeit der französischen Granat kanonen wird nach den Angaben Favé's und des Aide mémoire von 1856 abgehandelt. Bei Vergleichung der beiderseitigen Notizen kann man wie der Verfaſſer freilich die Vermuthung nicht unterdrücken , daß bei dem Verglei chungsschießen Partheilichkeit stattgefunden habe ; auch macht es feinen guten Eindruck, wenn im Aide - mémoire die Trefferprocente der Granatkanone gegen eine Scheibe an gegeben sind, die über 1 Meter höher ist , als die der gewöhn Reducirt man die Treffer der lichen 12pfor. Kanone. Granatkanone von 3 auf 2 Meter Scheibenhöhe, während die Scheibe der 12pfor. Kanone bei derselben Breite von 30 Meter nur 1,89 Meter Höhe hat, so erhält man an Treffern auf Meter Distanz 500 600 700 800 900 1000 1100 57,0 57,0 41,0 38,0 32,0 26,8 21,0 12pfor. Kanone 16,2 12pfor. Granatkan. 43,3 36,4 30,5 25,5 21,9 18 Oder wenn die Wir fung der Kanone = 100 ist, ist die 77 67 69 68 der Granatkanone 76 71 69 im Mittel 71.

(Schluß.) Das 2. Kapitel des Abschnitts gibt zuvörderst die Beschreibung der französischen und der sächsischen Granat fanone. So oft wir in leßterer Zeit in verschiedenen Schriften auf Dimensionstabellen stießen , mußten wir, wie auch hier , bedauern , daß in Deutschland noch kein gemeinschaftliches Maß und Gewicht existirt ; es wäre recht wünschenswerth gewesen , wenn Verfasser statt der etwas unnöthigen Maß Angabe nach Granatdurchmessern Millimetermaße hätte eintreten laſſen. Auch vermissen wir Vergleichungszahlen der Muni tionsausrüstung, die auf 100 Schüsse berechnet etwa ergibt : für die französische für die sächsische Granatkanone Granatkanone schwere leichte 34 Kugelschüsse 47 24 11 46 Shrapnelschüsse 11 10 11 Kartätschschüsse 11 10 54 Granatschüsse 31

Die Meinung des Verfassers über das vergleichende Schießen mit Granaten können wir gleichfalls nur theilen, denn es muß um so mehr auffallen, daß bei der 16centm. und der 15centm. Haubige nicht auf allen Distanzen die starke Ladung zur Anwendung kam, als doch ihre Schuß. tafeln (pag 599 des Aide - mémoire) die Verwendung der stärkeren und der schwächeren Ladung auf allen Distan zen vorsehen. Die Leistungen der sächsischen Granatkanone , welche also nur die 6pfor. Kanone und die 7pfor. kurze Haubiße der 6pfor. Batterieen erseßen soll , werden auch nur mit den Trefferprocenten dieser Geschüße verglichen ; hierbei ſind denn die ungewöhnlichen Scheibenabmessungen von 2,8 Meter Höhe und 14 Meter Front sehr störend , da hierdurch mancherlei Prüfungen , Vergleiche und Betrach tungen unmöglich gemacht sind. Auch wäre überhaupt etwas mehr Detail wünschenswerth gewesen. Als Haupt ergebnisse stellen sich heraus :

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1. Auf den Distanzen von 677 bis 1203 Schritt | erheblich das leßtere im directen Kugelschuß überragen hat der 6Pfor. 51,8 , die Granatkanone 74,5 Trefferpro wird. Angaben über Seitenabweichungen beim Kugel cente im Mittel. Die Erscheinung , daß die sächsische schuß , sowie über Trefferprocente des Kugelschusses der Granatkanone gegen eine etwas niedrigere aber weniger 12pfor. fächsischen Kanone, worüber sicherlich Erfahrungen als halb so breite Scheibe mehr Treffer gab als die frans zur Genüge vorliegen, wären behufs weiterer Betrachtungen zösische, wird durch das Reguliren der sächsischen Voll wünschenswerth gewesen. Im 3. Kapitel finden wir zunächst Rückblicke auf die kugeln erklärt, ein Verfahren, was sich hiernach allgemein Vergleichungsversuche. empfiehlt der leichte Pol ist vorne in der Mitte , wo durch unter allen Umständen eine gleichbleibende Lage der Hinsichtlich der franzöſiſchen Granatkanone geschieht, was wohl keinen Einwand mehr erleiden kann , wenn Geschosse gesichert ist. 2. Von 300 bis 450 Schritte Distanz hat der Karz man die respectiven Seitenabweichungen und die Zahl der tätſchschuß im Mittel beim 6Pfor. 11,5 bei der 12pfor. Kartätschkugeln beachtet, in der Hauptsache der Ausspruch, daß fie im Kugel und Kartätschschuß sowie hinsichtlich Granatkanone 18,6 Treffer. 3. Von 677 bis 1354 Schritte Entfernung gibt das der Percussionsfraft unter dem der 12pfor. Kanone stehen muß , auch im Granatſchuß weniger leistet, als die 16 6pfor. Shrapnel 21,3 das der 12pfor . Granatkanone 50,3 Treffer. centm. Haubize, daß der eigentliche Wurf aber gar nicht berücksichtigt ist. 4. Die Treffwahrscheinlichkeit der 12pfor. Granat Die fächsische Granatkanone erfüllt die gehegten Er kanone beim Granatſchuß ergibt sich im Mittel auf 679 wartungen als Stellvertreter des Sechspfünders und leistet bis 1854 Schritt zu 27,8 . Eine Vergleichung mit der Alles Mögliche als Wurfgeschüß. 7pfor. furzen Hanbize im Schuß ist nicht angestellt, was Wir sind mit diesen Meinungen im Allgemeinen der gleichmäßigen Behandlung wegen wünschenswerth ge wesen wäre. einverstanden , bemerken aber noch , daß der Granate 5. Die Trefferprocente der 12pfor. Granatkanone Wurf wie erwähnt , in Frankreich auch bisher nicht eri gegen eine unregelmäßige Redoute von etwa 60 Schritt stirte, was wie das mangelhafte Shrapnelfeuer den Deuts Tiefe und 90 Schritt Front sind im Mittel auf den schen nur erwünscht sein kann , daß ferner über die Distanzen von 827 bis 1203 Schritt 21,7 und bei der kur Trefferprocente der 7pfdr. kurzen sächſiſchen_Haubige im xxxxxx.com zen 7pfor. Haubige 40,9 in der Redoute liegen gebliebener Granatschuß keine Mittheilungen gemacht sind , daß Granaten. Verfasser folgert hieraus , daß die 6 Gras wir es vorziehen , die Treffwahrscheinlichkeit der sächsischen Granatkanone im Mittel gleich der Hälfte derjenigen der natkanonen einer Batterie recht gut mit 2 kurzen Haubigen einer gemischten Batterie im hohen Bogenwurf concuriren kurzen 7pfor. Haubige zu sehen , was in Betracht von können und bemerkt schließlich , daß man bei umsichtigem Seite 174 , ihr Verhältniß in der fraglichen Beziehung Gebrauch der eigentlichen Haubigbatterieen , im Stande sicherer ausdrücken dürfte , als die Angabe wonach sie 1/2 ――― fei, das Werfen der Granatkanone auf das Nothwendigste bis 2/3 so viel Treffer als diese ergäbe und daß wir zu beschränken. Wir glauben hier beifügen zu müſſen, endlich den Mangel einer Angabe über Trefferprocente daß nach unserer Rechnung auf 1200 Schritt , was wir im Werfen gegen ein Quadrat von 50 Schritt Seite, überhaupt gegen Ziele wie sie auch anderwärts üblich sind, noch als eine mittlere Wurf-Distanz betrachten , und wo die Trefferprocente der 7pfor. kurzen Haubitze zu etwa 36 , die der Granatkanone zu etwa 17 angegeben sind, die Granatkanonenbatterie mit den 30 Granaten ihrer 6 Progen nur 5 Treffer erhält , während 2 7pför Han bigen mit den 28 Granaten (Preußen) der 2 Prozen 9 Treffer haben, hierzu aber nahe die dreifache Zeit ver wenden müssen , welche die 6 Granatkanonen für ihre 5 Treffer nothwendig haben ; die beiden Haubißen werden demnach in derselben Zeit 3 Treffer liefern , in welcher die 6 Granatkanonen 5 haben ; die mit ersteren verbun denen 4 Kanonen können dagegen unterdessen in anderer oder derselben Richtung fortwährend wirksam bleiben, was wohl nicht übersehen werden dürfte. Gegen kleinere Ziele möchte sich überdies das Verhältniß wesentlich ändern. Daß man in Sachsen nicht die Absicht haben konnte, durch die Granatkanone den 12Pfor. zu beseitigen , läßt fich schon daraus entnehmen , daß die Kartätschbüchse des Lezteren 16 Kugeln mehr hat , und daß auf 1200 Schr. der 12pfor. Shrapnelschuß 40, derjenige der Granatkanone nur 29,6 Treffer giebt. Aehnlich steht zu erwarten , daß das erstere Rohr nicht nur einigermaßen, sondern wohl

bedauern müssen, indem auch hierdurch mancherlei Betrach tungen u. s. w. erschwert sind. Um dem Einwurfe zu begegnen , daß die sächsische Granatfanone als leichtestes Feldgeschüß zu schwer sei, wird unter Hinweisung auf die Forderung erhöhter Leis stung des Geschüßfeuers wiederholt auf die veränderte Taktik hingedeutet und die Ansicht bekämpft , wonach 12 Pfor. und überhaupt, alle Geſchüße die schwerer sind als 6pfor. nicht für alle Kriegszwecke geeignet wären. Zu dem Ende wird der Vergleich der Verluste, welche Armeen, insbesondere geschlagene und auf schwierigen Rückzugen befindliche , in einem längeren Zeitraume verhältnißmäßig und im Durchschnitt au schwerem und an leichtem Feld geſchüß gehabt haben , als ein geeignetes Mittel vorges schlagen. Dies Mittel ist wohl schon gut , aber die Er mittelung stößt sicherlich auf große Schwierigkeiten und ist auch vom Verfasser nicht versucht worden. — Dagegen sind weitere Beispiele vom tüchtigen Erfolg 12pfor. Bate terieen citirt , die allen denjenigen Fällen entgegengesezt werden, wo die etwas geringere Beweglichkeit des schweren Feldgeschüßes offenbar nachtheilig gewesen ist .

295 Die sächsische Granatkanone wird für die reitende Artillerie nicht zu schwer erachtet , weil auch für sie die erhöhte Feuerwirkung dringend nothwendig erscheint, wenn Hie nicht in die historische Retirade der Reiterei gezogen werden soll. Unterstüßt wird dieser Ausspruch weiter noch dadurch, daß der englische 9Pfor. mit 567 Pfd . aufs Pferd, der niederländische leichte 12Pfor. mit 507, die niederlän dische 24pfor. Haubiße mit 493, die belgiſche 24pfdr. Hau bige mit 713 Pfd. aufs Pferd der reitenden Artillerie angehören, während die ſächſiſche sächsische Granatkanone 603 Pfd. aufs Pferd hat; da die Zuglasten aufs Pferd im Acht- und im Sechs- Gespann nicht gleich ſein können, die ersteren Ge schüße 8spännig und das letztere 6spännig sind , so wird eine Vergleichung bei den hier gegebenen Mitteln. schwierig. Es folgen nun weiter Betrachtungen über die Muni tionsausrüstung der beiden Granatkanonen wie über die Wirksamkeit und Ausdauer der entsprechenden Batterieen im Gefecht, welche von vielem Interesse sind und darthun, daß die den Batterieen zugetheilte Munition in der französischen 12pfor. Batterie = 1213 811 = 1101 "/ " " " franz. Granatkanonenbatterie = 1373

Treffer geben. Die Zahlen sprechen zu Gunsten der legteren, weil nur sie mit Shrapnels versehen ist. Aehnliche Betrachtungen werden zwischen der ehes maligen sächsischen 6pfor. Batterie und der 12pfor. Gra natkanonenbatterie gemacht, wonach lettere günstiger steht, besonders , wenn sie 8 Munitionswagen erhält , wie die erstere. Bei allen diesen Auseinanderseßungen vermissen wir indessen die Berücksichtigung des Umstandes , daß bei angemessener Laffetenconstruction die 6pfor. Batterie un abhängiger von ihren Wagen ist , wogegen die schweren Batterieen diese frühzeitiger heranziehen müssen und in diesem Augenblicke viel mehr Treffflächen darbieten. Ver gleichungen der Trefferzahlen , welche die Prog- Munition liefern, oder welche in gleichen Zeiten erhalten werden, erschei nen uns deßhalb viel geeigneter. Das Streben nach absoluter Einfachheit des Feld artillerie-Materials und zu diesem Behufe die übertriebene Werthschäzung des Granatschußes , sowie das gänzliche Uebersehen des Bedürfnisses an kräftigem Verticalfeuer, sagt der Verfasser mit Recht weiter, ist mit der nothwen digen Verschiedenheit der Kriegszwecke niemals zu vereinen. Nur in Frankreich, wo man stets mit dem Wurffeuer der Feldhaubizen im Unklaren war, wie die geeigneten Dar stellungen zeigen, konnte deßhalb das Universal-Feldgeschüß ans Tageslicht kommen. Man erachtet zwar in Frankreich die Sprengwirkung für wichtig , wie die Munitionsaus rüstung klar erkennen läßt, trägt aber nicht Sorge, daß fie am Ziel rechtzeitig stattfinde , weil die Geschosse nicht in dessen Nähe liegen bleiben. Offenbar ist aber unter diesen Verhältnissen ein Shrapnelschuß viel geeigneter als ein Granatschuß.

Ein Anderes ist es, wenn man wie bei der sächsischen Granatkanone die 12pfor. Granaten werfen kann , weil hierdurch vorkommenden Falls , besonders gegen größere Ziele, Städte, Dörfer, größere Verschanzungen, die Mög lichkeit gegeben ist eine große Zahl von Geschüßen außer den eigentlichen Hauvisbatterieen zur Abgabe eines massen haften Verticalfeuers zu verwenden. Während demnach die franzöſiſche Idee des Univer salgeschüßes , wegen zu großer Schwere desselben für reitende Artillerie, wegen des beabsichtigten Aufgebens der 12pfor. Kanone, wegen Mangels an Shrapnels, und wegen des gänzlichen Fehlens eines kräftigen Verticalfeners als unbefriedigend bezeichnet wird, - ist die sächsische Granat Fanone als völlig geeignet hingestellt , den Sechspfünder zu erseßen, weil sie bessere Leistung als dieser hat , weil sie nicht mehr als mancher Sechspfünder wiegt , weil durch die Möglichkeit eines wenn auch weniger ergiebigen Wurffeuers aus ihr die gemischten Batterieen nicht mehr nöthig sind, so daß die Bildung besonderer Haubisbatterieen erleichtert erscheint, und weil endlich die 12pfor. Kanonen batterieen fortbestehen bleiben . Ohne dem geehrten Verfasser , dessen umfassendes Werk den Kameraden zur gründlichen Einſichtsnahme hier mit bestens anempfohlen wird , zu nahe treten zu wollen, sei es dem Berichterstatter vergönnt, seine Ansicht über die beiden Granatkanonen hier in nachstehenden Punkten zum Schluß auszusprechen : 1. Beim französischen Einheitsgeschüß ist hauptsäch lich der Mangel an genügendem Shrapnelfeuer und die gänzliche Vernachlässigung des Granatwurfs zu tadeln. Zugleich ist es zu schwer für reitende Artillerie , wenn es nicht 8spännig gefahren wird ; für Einführung von Wurffeuer wird das Rohr wohl zu lang sein. Das Ges schüß ist durch das geringe Munitionsquantum der Proze zu abhängig vom Munitionswagen. 2. Die sächsische Granatkanone ist hinsichtlich ihrer Leistungen als Kanone gewiß höher zu stellen , als der Sechspfünder , um so mehr , als sie dessen Totalgewicht nicht viel überschreitet und wäre um deßwillen wohl auch noch für die reitenve Artillerie geeignet. Ihr Wurffeuer müssen wir aber im Allgemeinen gering anschlagen ; um so mehr als desselbe nicht über 1200 Schritte ausführbar erscheint; wir würden , wenn wir uns zu ihrer Annahme überhaupt entschließen könnten, die Zusammenstellung von 4 Granatkanonen, ohne Granatausrüstung, und 2 kurzen Haubizen vorziehen ; die Granaten würden in Kugeln zu verwandeln sein. Die Abhängigkeit vom Munitions wagen ist auch hier vorhanden. Die Beibehaltung der 12pfor. Kanone, sowie der in Haubisbatterieen vereinten kurzen 7pfor. Haubigen , ist jedenfalls angemessen. 3. Der gesammte Munitionstransport , das Forte öringen der ganzen sogenannten Chargirung macht jeden falls eine höchst unangenehme Vermehrung der Trans portmittel überhaupt nöthig , wenn das 12pfor. Kaliber beim Feldgeschüß als kleinstes erscheint.

296

Nachrichten.

Desterreich.

lerie, Artillerie und Pionniere) im Betrag von 322 Mann von Preußen übernommen , und nach Maßgabe des Be Der "/ Allg. 3tg. " wird aus Wien den 28. Auguft darfs an diesen Waffengattungen in Kriegs- und Friedens berichtet : Soeben ist eine Allerhöchste Entschließung er zeiten zur Besagung der Bundesfeftung Luremburg gestellt. gangen , nach welcher die Festungswerke von Königgräß (Böhmen) aufgelassen werden : die Stadt Königgräß Daffelbe gilt bezüglich des auf das Luremburger Reserve wird aufhören eine Festung zu sein. Die That contingent und den Ersag fallenden Theils der Spezial ſache an und für ſich ist nicht von Belang , denn die Fe waffen. Der luremburgische Antheil an der Kriegsbesaßung der Festung Luremburg besteht aus denjenigen 1217 Mann stung selbst ist von geringer Bedeutung . Aber sie hat deßhalb ein Interesse , weil sie in Verbindung mit einer Infanterie, inclusive Jägern, welche das Hauptcontingent des Großherzogthums bilden ; die Reserve-Infanterie des ganzen Reihe ähnlicher Maßregeln, mit der Niederlegung großherzogl. Contingents (348 Mann incl. Jäger) wird der Festungswerke von Wien , mit der Demolirung der gleichfalls zu der Kriegsbesaßung der Bundesfeftung Lurem Umwallungen aller nicht zu wirklichen Festungen erklärten. burg bestimmt , und in Kriegszeiten zur Verfügung des lombardisch-venetianischen Städte, mit der Auflaffung des Festungsgouverneurs gestellt. Nichtsdestoweniger gehört Kastells von Laibach u. f. w. , den Beweis liefert , daß das Luremburger Contingent zum neunten Armeecorps. man sich auf das . System der großen Befestigungen zu be Andererseits aber muß Preußen zufolge des dieses Ueber schränken , und selbst Festungen zweiten Ranges nur da einkommen genehmigenden Bundesbeschlusses nun 414 Streit beizubehalten gedenkt, wo sie Vervollständigung und Er bare im Haupt- und Reserves und 46 im Erfaßcontingent gänzung eines gegebenen Defensivsystems sind. So sorgsam mehr stellen , und zwar in den ersten 214 Reiter , 148 Heer und Militärwesen gepflegt werden, das Soldaten | Artilleristen und 19 Pionniere, im zweiten 28 Reiter, 16 spielen liebt man hier eben so wenig als den unnüßen Artilleristen und 2 Pionniere , so daß die Gesammtforde Kriegsapparat. Was in dieser Beziehung noch aus ver rung an Preußen 4333 Köpfe beträgt, während Luremburg gangener Zeit übrig geblieben, wird in kürzester Frist ganz 1217 Infanteristen sammt der Reserve , und die Bundes beseitigt sein. " Luxemburg . reſervedivision 1450 Infanteristen stellt. Im Frieden lie fert bekanntlich Preußen allein die Beſagung , und die Der „ A. Z. “ wird gelegentlich der lezthin stattges luremburgische Regierung darf nur nach vorheriger Ver fundenen Inspection des Großherzoglich Lurembur ständigung mit dem Festungsgouverneur , der , wie der gischen Bundes contingent über die militäri Commandant und die Directoren der Artillerie und des schen Verhältnisse desselben Nachfolgendes mitgetheilt : Unsere Militärmacht besteht blos aus zwei Bataillonen Genie ebenfalls von Preußen gestellt wird, bei besonderen Gelegenheiten und zu gemeinschaftlichen Uebungen eine Jäger und drei Gendarmeriebrigaden. Die Jäger garniso Abtheilung großherzoglicher Truppen in die Stadt Lurem niren in Friedenszeiten in Diekirch und Echternach , im burg verlegen." Krieg aber werden sie als Antheil an der Besaßung der Bundesfestung Luremburg in dieselbe gezogen. Diese legs Mecklenburg-Schwerin. tere Bestimmung datirt erst seit dem 26. Febr. 1857, an welchem Tage die hohe Bundesversammlung das unterm Nach Mittheilung der „ Mecklenburg . Zeitung“ wurde 17. Nov. 1856 zwischen dem König von Preußen und am 26. August Nachmittags bei der Militärſchwimmanſtalt dem König der Niederlande , Großherzog von Luremburg, am Ziegelſee bei Schwerin ein Schwimm- Manöver von Abtheilungen der Schweriner Garnison vor den in getroffene Üebereinkommen, eine neue Formation des lurem burgischen Bundes contingents und die Regulirung der Be spicirenden Generalen abgehalten. Die Schwimmmärsche, sagungsverhältnisse der Bundesfeftung Luremburg betref fend, laut Protokoll der achten Sigung S. 107 genehmigte. Dieses llebereinkommen ward durch die Anordnungen der revidirten Kriegsverfassung des deutschen Bundes , so wie durch die im Bundesbeschluß vom 23. Juli 1846 festge= sezten Besaßungsverhältnisse Luremburgs einerseits, ande rerseits durch die zwischen dem König der Niederlande als souveränen Herrn von Luremburg und Limburg, und dem . Herzog von Naſſau geſchloſſene Brigadeconvention vom März 1855 und die in Folge davon nöthig gewordenen Umgestaltungen des luremburg- limburgischen Bundesaus, zugs begründet. Nach demselben nun wird der auf das Luremburger Hauptcontingent (in der 116 proc. Stärke 1539 Mann) entfallende Theil an Spezialwaffen (Cava

sowie die Uebungen in Springen und Tauchen wurden zu sichtlicher Zufriedenheit derselben ausgeführt und erreg ten bei den zahlreich versammelten Zuschauern ein lebhaftes Interesse.

Berichtigungen. In der Anzeige der Schrift: „ Die 12pfündige Granat kanone " u. f. w., in Nr. 35 der Neuen Mil. -Ztg., S. 278, Spalte 2, find folgende Druckfehler zu verbeſſern : Zeile 25 von oben statt: Dreierlei Haubißen, lies : Zweierlei Haubigen; 3. 31 v. oben ist nach dem Worte : „um “ , einzuschalten : „mindestens"; 3. 4 v . unten, ſtatt : Diviſions - Kartätſchen, lies : Defensions-Kartätschen.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph . Diehl . -

Druck von H. Brill.

Neue

Militär

Herausgegeben von einer

No.

38.

Zeitung .

-

Geſellſchaft deutſcher

Dritter

Jahrgang.

Darmstadt ,

18.

Auffäße.

Die deutsche Militärjournaliſtik. (Schluß.)

III. Wäre es unsren Blättern unmöglich , ihre Aufgabe in dieser lebendig in die Zeit eingreifenden Weise zu ers greifen und durchzuführen ; dürften sie die Wahrheit nicht fagen? Wenn Dies wäre ; dann würden sie besser thun, fich auf das Gebiet weit zurückliegender Geschichte und etwa auf die unschuldigeren Fragen der reinen Technik zu beschränken, als daß sie fortwährend den leeren Schein einer Tagespresse zu behaupten suchten. Allein dem ist nicht so. Ich will nicht behaupten, daß man aller Orten und insbesondere auch oben begierig wäre , die Wahrheit, sei's auch die bittere Wahrheit zu hören ; das wäre mehr ge sagt, als einmal menschlich ist. Aber Wahrheit läßt sich immer noch sagen, wenn es auf die rechte Weise geschieht. In unsrer militärischen Presse will und soll und kann ja nicht die hundertfältige schwankende flüssige Meinung des Tags zum Worte kommen ; sondern die geläuterte Ansicht einer großen Gemeinschaft von Berufsgenossen , die auf dem Grunde einer einigen Anschauung aus wirklicher ächter Erfahrung die Wirklichkeit zu prüfen, zu berichtigen, zu entwickelen strebt. Unfre Presse sollte das Organ unsrer Offiziercorps sein, sollte in den militärischen Tages fragen die Ansichten derselben austauschen und vermitteln und so in den Hauptfragen allmählig eine gewichtige vorherrschende Meinung heranbilden helfen ; die dann wieder in unsren Blättern ihren unzweideutigen Aus druck fände. Wer möchte von unfren deutschen Offizier corps so gering denken, daß er darin irgend eine Gefahr oder Unzuträglichkeit erblickte ? Auch sind ja die Anfänge zu solchem Streben in unsren Blättern vielfach gemacht, nur gar zu leiſe , zu lückenhaft und dürftig. Es muß ein lebendigeres Reden , ein lebhafterer Kampf werden, Aber dazu muß wenn etwas dabei herauskommen soll. in den Offiziercorps selbst manches anders werden ; die

September.

Offiziere.

1858.

Theilnahmlosigkeit und Gleichgültigkeit , welche sie häufig der Behandlung selbst wichtiger Fragen entgegen bringen, hat ihren besonderen Grund. Es fehlt, um es gleich mit einem Worte zu sagen, in unsren Reihen an Gleichmäßigkeit und Einigkeit der Bildung. Wohl dürfen wir uns rühmen, in jener ächten Zusammenfassung von gesellschaftlicher, wissenschaftlicher und practischer Berufsbildung , welche alle Glieder der großen Gemeinschaft durchdringt, allen außerdeutschen Heeren vor anzustehen ; aber unter uns wollen wir uns lieber gestehen, wie viel gerade in dieser Richtung noch zu wünschen übrig bleibt. Ists doch nicht lange her , daß militärische Blätter es wagen durften , ihrem Leserkreis schlechte mo derne Novellen zu bieten ; und wer in die Privatlectüre der Kameraden hineinsehen könnte, würde manche ähnlichen unerfreulichen Entdeckungen machen. Auch macht nicht blos unsere Tagespresse , sondern unsere gesammte mili tärische Literatur denselben Eindruck ; wir dürfen schwerlich sagen, daß das ganze Gebiet des Heerwesens wissenschaft lich in gleichem Maße durchgearbeitet wäre, wie es andere Wir dürfen uns zwar Gebiete des Staatslebens sind. mit Clausewitz kühn neben das Beste stellen , was in andern Fächern geleistet worden ist ; auch haben Berenhorst, Scharnhorst, Valentini u . a . über einzelne Stoffe theils theoretisch theils geschichtlich trefflich geschrieben , der tüch tigen Namen unter den Lebenden nicht zu gedenken. Das gegen haben wir eine Menge von Schriften und Aufsägen, die im Einzelen voll gesunder treffender Gedanken und Erfahrungen, im Ganzen gar zu sehr jene höhere Bildung vermissen lassen , welche im klaren Bewußtsein vom We sen des Standes gegründet, zugleich mit freiem Blick das ganze Leben in allen seinen Erscheinungen durchdringt und versteht. Selbst im Gebiet der Dichtung haben wir Ver suche von Kameraden, die von schönem Talent und wacke rer Gesinnung zeugen ; aber zugleich von jener halben Bildung , welche meist das Ergebniß einer zu früh abge brochenen geistigen Entwickelung ist und darum unsicher mit dem Strom der herrschenden allgemeinen Urtheils- und Geschmacklosigkeit dahin schwimmt. Soll ich endlich noch an unsere Militärschulen erinnern ? Niemand wird die guten Früchte verkennen, die sie schon gebracht haben ; es

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bedarf aber nur einer Erinnerung an ihre Lehrvorträge, | Schuld liegt an unseren Blättern selbst. Hiervon ein um zu erkennen, wie viel an der Gesammtbildung, die ste andermal. geben, noch zu wünschen übrig bleibt. Können sich dies selben auch nur in Bezug auf die militärischen Discipli Fortschrittsmittel der Artillerie. nen im Durchschnitt eines wirklich wissenschaftlichen Ge (Schluß.) haltes rühmen? Wo sind die Lehrer der Waffenlehre und Artilleriewissenschaft , welche zugleich der höheren Mathe 13. In der Festigkeit übertrifft der gute, weichere und nicht gehärtete Stahl das Schmiedeisen bedeutend und matik, der Mechanik und überhaupt der Naturwissenschaften daher um so mehr die übrigen Geschüßmetalle. Sie bes vollständig mächtig wären? wo die Lehrer der Fortifikation, trägt 110,000 bis 120,000 Pfd. , und die Elasticitäts welche in die Praris des Festungsbauwesens gründlich eingeweiht wären und auch von der edlen Kunst etwas grenze wird zu 25,000 Pfd. angenommen. Bei Vergleis chung ( 2. ) ergibt sich das Verhältniß von Stahl, Schmied verständen , wie einst unser Dürer ? wo die Lehrer der eisen, Gußeisen und Bronze in der Festigkeit annähernd wie Kriegsgeschichte , welche zugleich die allgemeine Geschichte 6 : 3 : 1 : 2. Nimmt man auch nach den Versuchen in Amerika der Völker und Staaten mit sicherem Urtheil durchdrängen (5.) das Gußeisen zu 30,000 Pfd. an, so hat der Stahl und überschauten? Das sind Zeichen und zum Theil Ursachen der Mängel, immer noch eine nahe 4mal so große Festigkeit. Nach den Versuchen von dem Königlich Bayerischen Artillerie die noch an unserer Bildung haften. Man sollte dagegen doch mit der albernen Rede nicht kommen, daß eine höhere Obersten Weber im Jahr 1855 (polytechnisches Journal, Bildung der practiſchen Tüchtigkeit, der Kraft des Charak 36. Jahrgang , 6. Heft) war die Festigkeit von ungehär ters, der Energie des Handelns schaden könnte. Es han tetem Stahl aus Essen : mittelharter zu Geschüßen 115,042 delt sich nicht um Gelehrsamkeit , nicht um einen Sinn, ( Maß und Gewicht wie in 2.), weicher 118,120, weichster der vorherrschend in wissenschaftlicher Forschung und Unters zu Gewehrläufen 125,418 ; von Schmiedeiſen 68,826 bis suchung seine Befriedigung findet ; dazu gehört allerdings 101,447 , von Gußeisen 20,695, von der besten Geſchüß eine Geistesrichtung und Anlage, wie sie für den Offizier bronze (9 bis 10 Proc. Zinn und entsprechend Kupfer) nicht geeignet ist. Es handelt sich um jene Bildung, 44,356 bis 46,584, von geringer Bronze (3,5 Proc. Blei, welche ein freies klares Urtheil über alle Zeit- und Lebens 7,2 Zinn u. s. w.) 30,972 Pfd . Bezüglich der Elaſti erscheinungen gewährt, welche eine hohe selbstständige Auf citätsgrenze läßt sich aus den wenigen vorhandenen fassung des Berufes gibt ; um jene höhere Bildung, welche Angaben das Verhältniß von Stahl , Schmiedeiſen und auf allen Gebieten des öffentlichen Dienstes der Mann Gußeisen annähernd wie 2 : 11/2 : 1 annehmen. Durch bedarf, der selber zum Schaffen und nicht zur bloßen die Härtung erhält der Stahl eine merklich geringere Hilfsarbeit berufen ist, um jene Bildung, welche im Mili Festigkeit ; indem nämlich der durch die Hiße ausgedehnte tår das unterscheidende Kennzeichen zwischen dem Offizier | Stahl durch Ablöschen in Wasser sehr rasch abgekühlt und Unteroffizier bildet. Wenn einmal eine solche Bil wird , können die Theilchen nicht völlig in die vorige La dung die allgemeine, die vorherrschende ist ; dann wird es gerung zurückkehren , wodurch die nachtheilige Spannung auch an einer bewegten eigenthümlichen Literatur nicht derselben entsteht (2.) , aber auch eine ungleiche Zusam mehr fehlen. In einer Entwickelung dahin sind wir be menziehung in den verschiedenen Theilen , was das Wer griffen, schon seit Jahrzehnten ; doch bedarf es dazu noch fen, die Härterisse u . s. w. herbeiführt ; die Festigkeit ver manches bedeutsamen Schrittes . Vor vielen anderen wäre mindert sich etwa von 120,000 bis auf 95,000 Pfd. die Errichtung weniger militärwissenschaftlicher Central Bei Stahldraht geht die Festigkeit bis zu 145,000 Pfd ., punkte nöthig, wo die zerstreuten wissenschaftlichen Kräfte ausgeglüht aber sinkt dieselbe bis zu 75,000 Pfd. und Bestrebungen sich sammlen, sich gegenseitig durchdrin Das specifische Gewicht ist bei jeder der drei Eisens gen, fördern und heben könnten, um dann in eine tiefere gattungen für sich , besonders bei dem Gußeisen ( 5. ), be und mächtigere Wechselwirkung mit unserem gesammten züglich der Festigkeit durch die dadurch ausgedrückte Dichte Heerleben zu treten. P3. hat schon seiner Zeit in der ziemlich maßgebend. Bei dem Gußeisen ist dasselbe 7,0 Deutschen Vierteljahrsschrift diesen Gedanken verdienstvoll bis 7,4 , bei dem Schmiedeisen 7,4 bis 7,9 und bei dem angeregt; doch hat er zuviel ein bloß äußerliches Zusam Stahl 7,6 bis 8,1 (durch das Härten vermindert sich das menfassen im Auge gehabt, und dem Gedanken eines eigent specifische Gewicht um etwa 0,02 ) . Weniger wird durch lichen geistigen Mittelpunkts keinen rechten Ausdruck ge das specifische Gewicht die Festigkeit der drei Eisengattun geben. Dagegen dürfen wir hoffen , daß die preußische gen unter sich vertreten , obgleich es bei dem Stahl am Armee durch die Thätigkeit des Generals v. Peucker sehr größesten ist , jedoch entfernt nicht im Verhältniß zur Fe bald eine Militärakademie und drei Kriegsschulen haben stigkeit des Stahles, woraus ganz vorzüglich die veredelte wird , welche zur Wirklichkeit machen, was bisher nur Beschaffenheit desselben zu erkennen ist. 14. Welche Festigkeit besigt der gute Stahl , da er frommer Wunsch war und so einen neuen Abschnitt im 4mal so fest als das beste und 6mal so fest als das gute deutschen Militärbildungswesen bezeichnen werden. Gußeisen ist! Hat das Lettere zur Noth schon genügt. So viel über die allgemeinen Ursachen , welche dem Aufschwung und dem Einfluß unserer Tagespresse entge und wird das Erstere vielleicht selbst Vertrauen einflößen, genstehen. Ein anderer und nicht geringerer Theil der so erscheint der Stahl nun in jener Eigenschaft als ganz

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ficher unter allen Umständen (6. und 7.) . Aber auch in | 3,9 Pfd. Pulver auf 130 Schritt gegen dasselbe geschoffen Beziehung auf Härte und Unzerstörbarkeit (7. ) | wurde. Es zeigte sich hierbei die Cohäfion etwas geringer wird der Stahl als Geſchüßmetall nicht merklich unter dem als bei der Bronze , aber in einem viel höheren Grade in dieser Hinsicht besten der seitherigen Geschüßmetalle, besser als bei dem Gußeisen ; die Kugeln brangen mit dem Gußeisen , stehen. Hierüber dürften schon die der etwa 1/3 ihres Durchmeſſers in das Metall ; es entstanden Wichtigkeit des Gegenstandes wohl angemessenen im Ein Risse und durch weitere Schüsse wurde die Maſſe allwäh, zelnen betrachteten Eigenschaften des Stahles kaum einen lig getrennt ; der Bruch hatte ein feines gleichartiges Ge Zweifel hegen lassen, bereits angestellte mehrfache Versuche füge. Aus dem anderen Rohre fanden als Gewaltprobe aber haben dies auch völlig bestätigt , und seine Härte statt : 20 Schüsse mit 6 Pfd . und 2 Kugeln, 10 mit 6 selbst soll der des Gußeisens nicht nachstehen . - Gegen Pfd. und 3 Kugeln , 5 mit 12 Pfd . und 6 Kugeln ; bei Roften, infolge der Feuchtigkeit und den Einflüssen der den leßteren Schüffen zerschellten die Kugeln aneinander Luft, ist das Gußeisen leichter als Schmiedeisen zu schüßen, in viele Stücke. Es wurde aufgegeben , das Rohr zum ohne Zweifel auch Stahl leichter als dieses . Der Rost Zerreißen zu bringen. Das Schlußgutachten heißt: In fann bei aufmerksamer Behandlung, die bei dem wichtigen Betracht der außerordentlichen Ergebnisse ist die Commis Gegenstande vorausgesezt werden muß , sicher verhütet sion der Ansicht, daß der Gußstahl vorzügliche Berücksich werden ; doch ist es sehr nachtheilig und gefährlich , wenn tigung als Geschüßmetall verdient. Ein neuer Zeitabschnitt man ihn ungestört wirken läßt. Die Geschüßbronze hat scheint für die Artillerie zu beginnen, da sie gezogene Ge= hierin einen unbestreitbaren Vorzug. schüße nothwendig hat, um den Fortschritten der Infanterie 15. Von den mehrfachen Versuchen, welche mit stäh folgen zu können, und da hierzu der Stahl allein völlig geeignet ist." Der Stahl war genügend hart, so gut wie lernen Geschüßrohren, bis jezt nur von Krupp aus Essen in Rheinpreußen bezogen , ausgeführt worden sind und das Gußeisen, und hatte nicht viel weniger Cohäſion als überall bei sachverständiger Behandlung ein sehr günstiges die Bronze. Ergebnis gehabt haben , verdienen die Versuche in 17. Aus den französischen Versuchen treten die Frankreich hauptsächlich näher betrachtet zu werden. vortrefflichen Eigenschaften des Stahles als Geschüßmetall Ein stählerner 12Pfor. nach den Abmessungen der brons sehr deutlich hervor, wie es nach der allseitigen Auffassung zenen Granatkanone wurde von 1855 auf 56 Schießpro der Forderungen an das Geschüßmetall , der verhältniß Es geschahen aus dem Rohre 1400 ben unterworfen. mäßigen Leistungen der seitherigen Metalle , sowie der Schüsse mit 4 Pfd . (= 2 Kilogramm) , etwa 600 mit wesentlichen Eigenschaften des Stahles im Vergleich zu 3 Pfd. und 1000 mit 2,8 Pfd . Pulver. Das Rohr hatte diesen Metallen zu erwarten gewesen ist. Doch dürfen diesen 3000 Schüſſen , zur Hälfte mit 1/3 kugelschwerer nunmehr hinsichtlich der Anwendung des Stahles als Geschüßmetall einige Verhältnisse nicht unberück Ladung , in der Seele in jeder Beziehung unverändert, widerstanden. Das in den Stahl gebohrte Zündloch war sichtigt bleiben , die noch längere Zeit bis zur allge meinen , dann aber auch höchst umfassend die Einführung aber nach 500 Schüssen so erweitert, daß sein Verschrau ben nothwendig wurde. Dies geschah mit einem stählernen desselben erwarten lassen. In der naher Zeit wird diese Einführung nur zum kleinen Theile stattfinden. Es Stollen, aber nach beinahe 600 Schüssen mußte das Zünd loch nochmals erneuert werden. Das dritte Zündloch in besteht gegenwärtig nur die eine Fabrik in Eſſen, welche dem nunmehr aus geschlagenem Kupfer bestehenden Stollen Stahlrohre liefert und nach ziemlich vielen Proben sich mit Recht Vertrauen erworben hat. Doch sind die Ver hat die übrigen ausgehalten. Der Zustand der Seele war nach 3000 Schüssen ein vollkommen unveränderter. Zur suche zur Erprobung , so weit fie bekannt find, noch nicht Ermittelung der Grenze des Widerstandes wurde mit 6 so vollständig, um der Haltbarkeit und Unveränderlichkeit Pft. Pulver und 2 Kugeln geschossen ; bei dem vierten des Stahlrohres nach langem Gebrauche in dem Maße versichert zu sein , wie man nach den Eigenschaften des Schusse zersprang das Geschüß in eine große Anzahl von Stücken , ohne daß vorher irgend ein Anzeichen bemerkt Stahles und nach den Erfahrungen bis jezt zu hoffen sich worden war. berechtigt findet. Die erste für Frankreich gelieferte Gra 16. Ein Versuch mit zwei anderen stähler natkanone ist gesprungen ( 15.) unter Umständen, die ge nen 12pfor. Granatkanonen, die in der Hoffnung wiß zu der Betrachtung führen , daß die Elasticität nach von Verbesserungen in der Fabrikation ftählerner Geschüße 3000 Schüssen allmählig geschmäht war und daß nur noch in Eſſen bestellt worden waren , fand von 1856 auf 57 wenige Gewaltschüſſe dieselbe nebst der Cohäſion gänzlich ſtatt, und ein Bericht der Commission vom 10. Juni 1857 überwältigten. Das Rohr hat viel ausgehalten, aber Rohre aus Gußeisen stehen in manchen Fällen einer solchen Leis theilt Folgendes darüber mit : Aus jedem der beiden stung nicht nach. Doch ist dies selten und überhaupt 12Pfor. geschahen 3000 Schüsse mit 2,8 Pfd. Pulver, der gewöhnlichen Feldladung. Es wurde am Schlusse nicht zu übersehen, daß gegossene Metalle weniger Festig keit als geschmiedete , gewalzte u. d. gl. haben. Das feine irgend wahrnehmbare Veränderung in der Seele gefunden ; die Zündlöcher in dem Stollen aus geschmiedes eine der beiden folgenden Rohre zeigte nach 300 Schüssen tem Kupfer hatten widerstanden, indem sie wohl erweitert, noch eine wahrhaft überraschende Dauer und danach eine aber noch brauchbar waren. Gegen das eine Rohr ge sehr große Elasticität ; von dem anderen läßt es sich nicht schahen Gewaltproben, indem aus einem Feld-12Pfor. mit so bestimmt annehmen. Zur Prüfung der Elasticität hätten

300 noch mehr Schüsse geschehen sollen. Bleibt ein Rohr in der Seele unzerstört , so muß aber auch die Festigkeit des Metalles eine sehr große sein. Die Bürgschaft für die Güte des Geſchüßſtahles ist daher sorgfältig zu berücksichtigen. 18. Der Capitalwerth der Geschützrohre aus Stahl ist weder ein beständiger noch ein gesicherter. Da erst nur eine Fabrik liefert , so ist der Preis hoch, ziem lich doppelt so hoch als für Bronzerohre ; später vermin dert er sich wohl zur Hälfte. Da die schwierige Fabrikas tion noch neu ist , so haftet natürlicher Weise noch ein sehr hoher Preis daran , aber wohl auch einige Unvoll kommenheit in dem Erzeugniß. In dem Bronzegeschütz besteht ein wenig veränderliches Capital, indem das bloße Material von ausgebrauchten Geschüßen noch den halben Werth der neuen Geschüße hat. Hierin stehen besonders im Vortheil die Staaten, welche eigene Geschüßgießereien und ihr Material nur umzuarbeiten haben, wie Preußen, Desterreich, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden. An ders verhält es sich aber mit den Stahlrohren, deren Ma terial nach dem Ausbrauch einen weit geringeren verhältniß mäßigen Werth als bei den neuen Rohren hat, und gewiß nicht in den bestehenden Anstalten umgearbeitet werden fann. Bei sehr langer Dauer der Stahlrohre , vielleicht bei einer 4mal so langen als der Rohre aus Bronze,

nun bin ich vor Kurzem beim Studium des Feldzugs von 1799 , veranlaßt durch die neue gründliche Schrift des Obersten Miliutin und die neue Ausgabe der trefflichen kritischen Geschichte dieses Feldzugs von Clausewiß , dem Worte eines mit Recht allgemein verehrten deutschen Feld herrn , des Erzherzogs Carl , begegnet , welches aus der lebendigen Erfahrung jener Kämpfe heraus gesprochen, gerade jest wieder besondere Bedeutung für unsere deut schen Heere hat. Gestatten Sie mir , dasselbe hierher zu seßen und eine kurze Betrachtung daran zu knüpfen. Es verdient bemerkt zu werden , daß in den lezten

wäre die Lage günstiger. Treten aber unterdessen nicht zu umgehende Veränderungen ein , wie gezogene Rohre, anderes Kaliber, verhältnißmäßig größere Länge u. s. w., so geht der Werth dieser Dauer verloren. - Da der Stahl für Geschüße eine über 2mal so große Festigkeit als die Bronze und ein geringeres specifisches Gewicht hat , so bedürfen die Geschüßrohre aus Stahl für gleiche Anstrengungen wie die aus Bronze nur etwa 3/4 des Gewichts der Lesteren. Diese zulässige und gewiß zu be rücksichtigende Erleichterung hat einen Einfluß auf die Laffeten - Construction , welche von den Artilleristen noch wenig in rechte Erwägung gezogen ist. Die Anfänge mit den Stahlrohren und bereits vortreffliche Leistungen darin verbinden sich mit dem Namen Krupp in Essen, dem Achtung, Lohn und Ruhm gebühren . Sie find aber noch nicht 10 Jahre alt und ein Versuch desselben mit einer angemessene Laffeten-Construction ist noch jünger. Das ganze wahrhaft wichtige Ereigniß der An fertigung der Geschüßrohre aus Stahl wird das her nach allen Verhältnissen noch Jahre lang der sorgfältigsten Prüfung zu unterziehen sein.

die Gewandtheit der Franzosen im Gebirgskrieg und die Verlässigkeit der Deutschen im offenen Feld. " Was diese Verlässigkeit angeht, so ist sie bekanntlich leider im Ganzen und insbesondere auch 1799 ohne er hebliche Ergebnisse geblieben. Der Erzherzog selbst hatte weder bei Osterach noch bei Stockach noch bei Zürich Er folge errungen, die mit seiner Ueberlegenheit und nament lich mit der Lage der Dinge im Verhältniß gestanden. hätten und schließlich ernteten die Franzosen , troß der schlechten Verfassung und der noch schlechteren militär-po litischen Berechnung ( Clausewiß V 5. u. 38-49) , womit sie den Krieg begannen, den ganzen Gewinn . Man weiß, daß den Erzherzog der Einfluß einer unseligen Politik und auch zum Theil die geringe Tüchtigkeit seiner Trup pen hemmte ; allein die Hauptsache war , daß er selber, bei großer theoretischer Klarheit seiner Ansichten, unbewußt in jenem überlieferten System der Scheu vor Verants wortung halb gefangen war , das die kräftige Willensbe wegung , den entscheidenden bis zum lezten Punkt durch dringenden Entschluß lähmt. Daß dies nicht etwa von Haus aus deutsche Natur und Art ist , haben für die Oesterreicher die Jahre 1848 und 49, für die Preußen die Jahre 1813-15 bewiesen. Aber es liegt ein sehr gefährlicher Zug dahin, sowohl in der allgemeinen politischen Verfassung Deutschlands , als in der besonderen seiner Heere , und dieser Zug scheint gegenwärtig durchaus vorherrschend zu sein. 1848 u. 49 haben , abgesehen von den Oesterreichern , von allen höhes ren deutschen Führern allein die Generale v. Bonin und v. Hirschfeld jene edele Selbstständigkeit bewiesen , und wenn man von Generalen in zweiter und dritter Stellung | manche erfreuliche That aufzeigen kann , so ist doch die

Ein Wort des Erzherzogs Carl. In Ihrem Nachruf an Feld Aus Süddeutschland. Feld marschall Radezky in Nr. 4 Ihres Blattes ist mit Recht hervorgehoben , daß Oesterreich der Selbstständigkeit und dem Muth der Verantwortung, welche der greise Feldherr in seinen Generalen und Offizieren auszubilden wußte, hauptsächlich seine neuesten Kriegserfolge , ja man kann In dieser Beziehung sagen, seine Erhaltung verdankt.

Kriegen die Unfähigkeit der Anführer ganz entgegengesette Wirkung bei den Deutschen und bei den Franzosen her vorbrachte ; bei jenen erzeugte sie Wankelmuth, diese wur den tollkühn. Die Franzosen, von dem Geiste der Revo lution gestimmt , alle Schranken zu durchbrechen und nur von Wagnissen Resultate zu erwarten , folgten diesem Impuls , wenn sie keinen andern Ausweg fanden. Die Deutschen , in der Abhängigkeit des Willens erzogen , an Regeln gewöhnt , und durch Verantwortlichkeit gebunden, blieben unthätig aus Verlegenheit. Daher das Ueberge wicht der ersteren, wenn es sich um gleichzeitige Thatkraft mehrerer sich selbst überlassener Menschen handelte , wäh rend ihre Gegner Vortheile errangen , wo sie unter der unmittelbaren Leitung ihres Feldherrn standen. Daher

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Bedächtigkeit und zaghafte Unentschlossenheit bei Weitem | gewöhnliche Lodesarten 2,623 und durch Lod in Folge von in der Schlacht empfangenen Wunden 792 Mann . Die für den der vorherrschende Character gewesen. Wahrscheinlich find unsere Heere in Organiſation , Ausbildung, Bewaffnung, Krieg frisch ausgehobene Truppen macht von 11,186 in Bezug auf Tüchtigkeit der Offiziere und Mannschaft, | Mann verlor in 15 Monaten durch Entlassung 767 , durch Lod an Krankheiten 2,091 , durch Lod an Wunden 143 den französischen und russischen mindestens gleich , wenn Mann. Die Freiwilligen , 73,523 Mann stark mit nicht überlegen zu erachten ; aber jener Schaden wird uns um allen Vortheil bringen. Die Abhüfe ist nicht leicht, durchschnittlich 10 Monaten Kriegsdienst, büßten ein durch aber möglich. Sie liegt am wenigsten darin , daß man Entlassung 7,200 , durch Tod an Kranheiten 6,256 , durch Unterliegen an Wunden 613 Mann . Die Zahl der Ver durch außerordentliche Beförderung junge Männer an die wundeten betrugen für die 3 Gattungen Truppen resp . Spize zu bringen sucht ; man vergreift sich dabei im Frie 1,803 , 272 und 1,318 Mann. Die Zahl der Deserteure den zu leicht, und die Gunst verdirbt oft mehr , als sie belief sich bei der regulären Macht auf 2,849, bei den Frei gut macht. Man verfolge vor allen Dingen eine flare Politik, die weiß , was sie will , damit auch die Generale willigen auf 3,876 . Der New-York Herald, welcher vorstehende Notizen mit in erster Stelle wissen , was sie sollen und wollen und theilt, hält es für überflüssig , sich über die vortheilhaftesten dies mit aller Entschiedenheit verfolgen können , und das Leistungen und den unbedeutenden Verlust der Freiwilligen mit weiter eine Klarheit, ein kräftiger Zug für den Sieg weiter zu verbreiten und legt dem Congreß ans Herz , daß und die Ehre der vaterländischen Waffen das ganze Heer biernach kein Grund vorhanden sei , die stehende Heeres= durchdringe. Dann aber trage man bei Erziehung und Bildung des Offiziercorps Sorge, daß dasselbe aus Män macht unnüß zu vermehren , da die Freiwilligen in 5mal stärkerer Zahl, als nothwendig, stets bereit sein würden , die nern bestehe , die vom Geist einer männlichen Selbststän Reihen der Armee zu ergänzen (! ) . digkeit eines edelen Muthes der Verantwortung durch brungen sind. Näheres darüber ist hier nicht der Ort ; es sei nur bemerkt, daß in leßterer Beziehung wenigstens die Reformen im Offizierbildungswesen, welche gegenwär Literatur. tig in Preußen unter dem Einfluß des Generals von Peucker im Gange find , erfreuliche Aussichten eröffnen. Die Russen wissen recht gut, daß eine Hauptursache Die Consequenzen der Verbesserungen des Infan teriegewehrs . ihres Mißgeschicks in der Krim die durchgehende Unselbst Eine taktische Studie von A. v. ständigkeit ihrer Generale war , eine Frucht des übertrie T. Oldenburg 1858. Schnellpressendruck und Ver ben selbstherrlichen Regiments des Kaisers Nikolaus . lag der Schulze'schen Buchhandlung (W. Berndt) . 8. 52 Seiten. Jezt ist dort ein anderes System am Ruder, welches den Fehler zu verbessern sucht ; und daß die russischen Gene Diese Broschüre zerfällt in folgende Abschnitte : I. Ein rale selbstständig sein können , haben die Kriege unter leitendes. II. Veränderungen in der Leistungsfähigkeit des Katharina und Alerander I. bewiesen. Die französische Infanteriegewehrs. III. Einfluß des neuen Gewehrs. Armee ist durchaus nicht in allen Stücken vollkommen. 1. Infanterie gegen Infanterie : a) Zerstreutes Gefecht, Aber Beweglichkeit , Ehrgeiz , keckes Wagen, übermüthiges b) Feuergefecht in geschlossener Ordnung , c) Einfluß des Selbstvertrauen liegen im Character der Nation, und das neuen Gewehres auf die Gefechtsstellungen der Infanterie. gegenwärtige Militärſyſtem, ſo gut wie das Napoleons I., 2. Infanterie gegen Artillerie. 3. Infanterie gegen Ca weiß diese Elemente so geschickt zu benußen und zu_ent valerie. IV. Schluß. wickeln, daß sie in ihrer eigenthümlichen nationalen Form zum Characterzug des französischen Offiziers geworden In der Einleitung ist bemerkt , da das Infanteriege= wehr durch die eingetretenen Verbesserungen eine andere find . Wenn man aber die Theorie um Rath fragte, sagt Clausewit (III. 181 ) , ob sie die kühne oder vorsichtige Waffe in ihrer Wirkung geworden sei , so müßte diese consequenterweise bei ihrer Anwendung im Gefecht gleich Maßregel empfiehlt; so liegt es in der Natur des Kriegs, Die Richtigkeit jener falls Veränderungen hervorrufen. daß sie das Entscheidendste, also das Kühnſte wählt. Thatsache und der daraus gezogenen Folgerung erscheint un bestreitbar, und dennoch wird von anderer Seite behauptet, daß Aenderungen in der Bewaffnung keine wesentlichen in Kleinere Mittheilungen. der Taktik hervorgerufen hätten. Um den Erörterungen über die Veränderungen in der Statistische Notiz über den Abgang au Todten, Verwun= Taktik eine richtige Baſis zu geben, beginnt der Verfaſſer deten, Deserteuren 2c. der nordamerikaniſchen Armee mit den Modifikationen , welche in der Wirkung des In im merikanischen Kriege. — fanteriegewehrs an und für sich eingetreten sind, worüber in dem II. Abschnitt gehandelt wird. Es werden darin Nach den durch den Congreß veröffentlichen Nachwei die Schießresultate der drei Hauptrepräsentanten der abge Vereinigten der Armee reguläre alte die fuugen verlor änderten Gewehre , des Thouvenin'schen, Minié'schen und Staaten von 15,736. Mann in 26 Monaten Dienstzeit im Kriege durch Entlassung wegen Untauglichkeit 1,782, durch | Zündnadelgewehrs aus den Quellen der Militärliteratur



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der Regel soll auf 500 Schritt das Maffenfeuer beginnen zusammengestellt und mit denjenigen des glatten Gewehrs und dem einzelnen Mann der für diese Entfernung er verglichen , woraus sich ergibt, daß, um mit letterem die selbe Trefferzahl zu erzielen , wie mit dem Miniégewehr, forderliche Anschlag angeeignet, auch das Feuer stets auf's Commando gleichzeitig vollzogen werden , das Rottenfeuer man auf 200 Schritt wenigstens zweimal, auf 300 Schritt nur in besonderen Fällen stattfinden können. Der Vers wenigstens fünfmal, auf 400 Schritt wenigstens zehnmal soviel Munition verschießen müſſe , und daß über 400 | fasser erläutert dann weiter, wie im Gefecht das Maſſen feuer in Anwendung kommen solle und geht hierauf zu Schritt jeder Vergleich aufhöre, auf welche Entfernung das dem Einfluß des neuen Gewehrs auf die Gefechts glatte Gewehr gar nichts mehr leiste ; ferner daß die Tref ferzahl der Gewehre neuer Construction auf 700 Schritt stellungen der Infanterie und den taktischen Gebrauch derselben über. Er bemerkt in dieser Be derjenigen der alten auf 300 Schritt entspreche , und daß ziehung zunächst : das neue Gewehr auf noch weitere Distanzen eben so sicher Ein Fechter paßt seine Stellung seiner Waffe an. trage, als das alte auf 300 Schritt, nur nehme das mensch Gibt man ihm eine veränderte Waffe , so wird er seine liche Ange auf solche Entfernungen an Sicherheit ab. Stellung gleichfalls verändern , wenn ihm dieselbe nicht Die Leistungsfähigkeit der oben bemerkten drei Ge die günstigste Wirkung seiner Waffe gestattet, und er sich wehre hält der Verfasser für gleichmäßig, da ihre Schieß darin der gleichfalls veränderten Waffe des Gegners un resultate auf dem Scheibenstande keine wesentlichen Ver nöthig erponirt. " schiedenheiten darbieten und sich im Gefecht ebenso erweis "Die Gefechtsstellungen der taktischen Abtheilungen sen werden. Nur in der Ladeweise findet er eine Haupts verschiedenheit und gibt in dieser Beziehung dem Zünd find aber die Posituren des Fechters. Kann in den ges nadelgewehr den unbedingten Vorzug. Er verhehlt sich in bräuchlichen Formationen eine neue Waffe nicht zu ihrer vollen Wirksamkeit gebracht werden , und seht man sich dessen nicht, daß die Schießresultate im Gefecht ganz an ders als auf den Scheibenständen sein werden, weiſet aber darin unnöthigen Verlusten aus , so verändert man die aus den Erfahrungen der neuesten Kriege nach , daß die Formation . So läßt sich der langsame aber beständig neuen Gewehre die entschiedenste Ueberlegenheit über die fortschreitende Wechsel der Formationen , als mit dem alten haben. Er beleuchtet sodann die wahrscheinlichen Wechsel der Waffen parallel laufend, nachweisen." Dieß thut nun auch der Verfasser und stellt endlich Treffreſultate im Felde und gelangt endlich zu den wohl die Fragen, ob durch eine Aenderung in den jezt üblichen unbestreitbaren Thatsachen , daß die Tragiveite bedeutend Formationen und deren Anwendung im Gefecht die durch zugenommen hat, die Trefffähigkeit auf allen Distanzen erheblich größer geworden , die Percussionskraft bis auf das neue Gewehr gesteigerte Feuerwirkung nicht in höhe 1000 Schritte ausreichend und das Laden leichter und rem Grade zur Geltung zu bringen sei ; ob die aus der größeren Feuerwirkung (auch der Artillerie) resultirenden schneller geworden ist. größeren Verluste nicht verringert werden können , und Nachdem der Verfasser im III. Abschnitt zunächst eine Uebersicht der über die vorliegende Frage bestehenden, dia zwar ohne daß, wenn beides erreicht, die Manöverirfertig. keit darunter gelitten habe. Er bejaht diese Fragen und metral entgegengesezten Ansichten gegeben, verwahrt er sich, ist der Ansicht, daß durch Anwendung der zweigliederigen daß die von ihm aufgestellt werdenden Säße als unum stößlich anzusehen seien , da die Taktik eine auf Praris Linie , der Colonnenreihe , der Bataillonscolonne, bestehend gebaute Lehre sei, deren Grundsäße sich durch Speculation aus nebeneinander gerückten Compagniecolonnen, und end allein nicht auffinden ließen , jedoch vindicirt er auch die lich der Formen des zerstreuten Gefechts den Anforderungen Berechtigung zu theoretischen Betrachtungen und geht so des neuen Gewehrs entsprochen werden könne. dann zu denjenigen über die Gefechtsverhältnisse Die Linienstellung des Bataillons (4 Compag von Infanterie gegen Infanterie über , wobei nieen, 8 Züge zu 2 Halbzügen ) soll zweigliederig sein er zunächst das zerstreute Gefecht bespricht. Er und sollen die Flügelzüge zum zerstreuten Gefecht verwen det werden. Der Verfasser weiset die Vortheile dieser weiset darin nach , daß die mit dem neuen Gewehr ver bundenen Vortheile besonders in dieser Gefechtsweise hers Stellung nach und widerlegt den ihr gemachten Vorwurf, vortreten , daß sie aber dem Vertheidiger vorzugsweise zu daß sie zu lange und unbehülflich sei , dadurch , daß sie gut kommen und den Angreifer nöthigen würden, alsbald auch vorzüglich nur für's Feuergefecht in geschlossener Ord zum Bajonnetangriff überzugehen, wenn er sich nicht, ohne nung und allenfalls noch für den dasselbe vollendenden dem Gegner viel schaden zu können, bedeutenden Verlusten Bajonnetangriff gebraucht werden solle. Die Länge wäh ausseßen wolle. ―― Die Gründe, welche der Verfasser für rend der Bewegung werde dadurch gemindert , daß die ſeine Ansichten vorbringt, sind überzeugend und wohl werth, Flügelzüge entweder vorgezogen oder 50 Schritt hinter den genau erwogen zu werden. Flügeln zur Flankendeckung als Reserve folgen würden. — Für das Feuergefecht in geschlossener Ord. Nach unserer Ansicht dürfte es zweckmäßiger sein , das Bataillon aus fünf Compagnieen bestehen zu laſſen, von nung sind nach Ansicht des Verfassers die mit dem neuen Gewehr verbundenen Vortheile nicht so ergiebig , da in welchen eine als Schüßencompagnie in der Regel den diesem Verhältniß von einem eigentlichen Zielen nicht die Plänklerdienst bei dem Bataillon verfähe oder demselben Rede sein könne und noch manche andere Störungen ein als Reserve folgte. Die Führung des Bataillons würde träten , jedoch hält er sie immer noch für bedeutend. In dadurch ungemein erleichtert und eine Trennung der Com

303 pagnieen vermieden werden , wie sie bei der Verwendung | Halbfectionen nicht mehr anwendbar sind. Jener Form, der Flügelzüge stattfindet. welche auf Märschen wie Evolutinonen so nüßlich, ist in Zur Bildung der Colonnenreihe aus dem Bataillon der vorliegenden Schrift überhaupt nicht gedacht, was uns in Linie sollen sich die vier Halbzüge jeder Compagnie bei der practischen Tendenz derselben aufgefallen ist. oberhalb der Fahne rechts unterhalb derselben links in Die scharfsinnigen Betrachtungen des Verfassers über geschlossener Colonne formiren. Wir können uns nicht das Verhältniß der Infanterie gegen Artillerie klar machen , aus welchem Grund die eine Hälfte des führen zu dem Resultat , daß das neue Gewehr auch in Bataillons rechts- und die andere links formirt sein diese Waffe umgestaltend eingreifen werde, indem der 6pfør. soll, wodurch zwischen den beiden Hälften des Bataillons wegen der größeren Entfernung , auf welche die Artillerie ein bedeutender leerer Raum entsteht und bei dem Uebers aufzufahren genöthigt sei , an seiner Wirksamkeit verloren gang aus einer solchen Formation in eine andere leicht habe, und es mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden nicht unbedenkliche Inconvenienzen entstehen dürften. Es sei, ihn durch den 12Pfdr. ganz zu erseßen, was durch eine wäre daher wohl zweckmäßiger , alle Compagniecolonnen gründliche Darstellung der seitherigen Verwendung beider rechts oder links zu formiren, und wir würden der For Geschüßarten nachgewiesen wird. mation rechts den Vorzug geben , weil es in der Natur Bezüglich des Verhältnisses der Infanterie gegen des Menschen liegt, daß er rechts alles leichter und folgs Cavalerie bemerkt der Verfasser , daß sich erstere in der lich besser macht, wie links. Defensive , also in derjenigen Gefechtslage befinde , in Zur Bildung der Bataillons colonne aus der Co welcher die Vortheile des nenen Gewehrs am meisten zur lonnenreihe sollen die einzelen Colonnen auf eine vorher. Geltung kämen. Die Reiterei sei dadurch genöthtigt, sich bestimmte Compagnie nebeneinander rücken . Als Vors weiter von der Infanterie zu halten , wodurch sie an der theile dieser Colonne werden bezeichnet , daß sie sehr rasch | raschen Benußung günstiger Momente gehindert und es ihr seltener gestattet sei, überraschend aufzutreten, während formirt sei und wieder auseinander gezogen werden könne ; die Infanterie auf größere Entfernungen wie seither in daß sie leichte Trennung einzelner Compagnieen gestatte, wirksamer Weise das Feuer beginnen könne, wodurch die ohne dadurch die organische Ordnung zu stören ; und daß die Capitäne ihre Compagnieen besser überwachen und wenn von ihr zugefügten Verluste wesentlich gesteigert würden. nöthig darauf einwirken könnten. Das Deployement sei Aus diesen und anderen begründeten Betrachtungen gelangt einfach. Aus der Colonnenreihe werde die Schüßenlinie der Verfasser zu der Ansicht , daß das bisherige Anzahl durch Ausschwärmen der vorderen Halbzüge gebildet ; aus verhältniß der Cavalerie von durchſchnittlich 1/7 des Hee der Colonne gehen die Halbzüge oder Züge auf die Flügel res auf 1/10 zu verringern ſei. oder vor die Front. Die Colonnenreihe sei so elastisch; Schließlich untersucht der Verfasser , wie sich durch daß sie dem Vertheidiger die Besagung des Terrains auf das neue Gewehr das Verhältniß der Infanterie zu den die mannichfaltigste Weise gestatte ; beim Angriff könne übrigen Waffen gestalte , wenn sie mit denselben in grös man die Compagnieen auf einzelne Punkte vorgehen lassen, Beren Truppenkörpern wirkt , und gelangt zu der Ansicht, oder zu einem kräftigen Stoß zur Colonne vereinigen. daß im größeren Gefecht das Tirailleurgefecht der Infan Der Angreifer könne in der Colonnenreihe mit Ordnung terie die Hauptrolle spielen werde , wobei die Artillerie zur Sicherung und Deckung der Entwickelung ver Maſſen und Leichtigkeit und in der raschesten Bewegung auch im schwierigsten Terrain fortkommen , in den verschiedensten Theil nehmen werde, wenn gleich deren eigentliche Thätig Breiten und auf den verschiedensten Punkten angreifen, feit erst in den späteren Phasen des Gefechts beginne. dabei wegen der geringen Tiefe der Colonnen auch nur Der Cavalerie falle die Aufklärung und Recognoscirung des Feindes soweit thunlich zu , sie sei das Auge der geringeren Verlust erleiden , das Schüßenfeuer mit dem Armee , sichere diese in der Ruhe und auf dem Marsch, jenigen in entwickelter Linie verbinden. Auch auf dem werde einzelne günstige Momente des Gefechts benußen, Rückzuge biete diese Formation gleiche Vortheile dar. aber erst am Ende desselben entscheidend auftreten können, Gegen Cavalerie würden zwar die Umständen bestimmen, indem der eigentliche Zerstörungsact im Feuerkampf der welche Formation anzunehmen sei , jedoch würde jede der Infanterie und Artillerie bestehe. bezeichneten Formationen die Infanterie befähigen, Angriffe Wir schließen hiermit die Anzeige dieser interessanten derselben abzuweisen , wie denn näher dargethan wird. Schrift, deren Inhalt uns in jeder Beziehung befriedigt Diese Formationen seien neben denjenigen für das Tirail hat, und glauben sie jedem Militär empfehlen zu können, liren die einzigen für das Gefecht ; für die Märsche dem es darum zu thun ist , über die Taktik der Zukunft bleibe noch die Sectionsabtheilung. -- Der legteren wür mit sich ins Reine zu kommen. den wir den Marsch in Doppelrotten vorziehen wenn

Nachrichten. Desterreich. Der "Allg. 3tg. " wird aus Wien den 3. September berichtet : " Die Vorarbeiten zu dem Bau der sechs Castellt hürme am rechten Donauufer, im Halb

freise der Stadt Wien wurden soeben in Angriff genom men. Die Endpunkte bilden die Citadelle am Laaberge nächst dem Arsenal und das Fort an den Böschungen des Kahlengebirges . Da später auch der Bau einer soliden

304 Commandanten der Pionniere , zusammen 11 Rationen à Brücke über die Donau am Tabor vorgenommen werden 183 fl. 7 fr. Die Commission hat für Ablehnung ge soll , so wird der Uebergang mit zwei Brückenköpfen ge deckt werden. Bei dem Bau dieſer fortificatorischen Werke stimmt, und die Kammer genehmigt den Antrag der Mehr heit. 5) Die Regierung verlangt für Dienstaufwandsent, werden die Mängel der Thürme bei Linz und in Bomar sund und der Forts von Paris möglichst beseitigt und die | schädigungen der Adjutanten der Generale à 200 fl. und der der Brigatechefs à 160 fl., zusammen 1280 fl . Die Vortheile der Forts von Verona und Krakau benußt werden. Commissionsmehrheit ist für Bewilligung von je 100 fl., Preußen. beziehungsweise 60 fl.; ihr Antrag wird genehmigt. 6) ―――― Die Regierung verlangt für Entschädigungen für Dienst Die Militärverwaltung ist jest damit beschäftigt, lokale, Hausmiethe 2c. für verschiedene Commandanten die die Anordnung auszuführen, wonach bei den Lazareth Gesammtsumme von 1022 fl., welche von der Commission anstalten der gesammten Armee Bibliotheken aufges 7) Die und von der Kammer nicht beanstandet wird. stellt werden, aus denen die Reconvalescenten mit passen Regierung verlangt für Löhnungsaufbesserung der „höhe den Büchern versorgt werden. Besonders werden Erbau ren Unteroffiziere" , a) der Kapellmeister und Stabstrom ungsschriften in diesen Bibliotheken gehalten und ist deß peter von 24 fr. und 25 fr. auf 40 fr.; b) der Stabe halb bei der Aufstellung auch das Gutachten der evange bei den Generalen von 30 kr. auf 40 fr.; c) der fouriere lischen und katholischen Militärgeiftlichen verlangt worden. übrigen Stabsfouriere , der Oberwachtmeister , Oberfeuers Es werden indessen auch Schriften weltlichen und nament werker, Oberfeldwebel und der auf gleicher Stufe stehenden lich militärischen Inhalts gehalten, wie denn vor Kurzem Chargen à 6 kr., im Ganzen 6928 fl. 55 kr. Die Com den sämmtlichen Militär- Lazarethbibliotheken der Schnei mission und die Kammer verwilligen diese Summe mit der'sche Soldatenfreund als Geschenk überwiesen wurde. Bereitwilligkeit. 8) Die Regierung verlaugt zu Erhöhung Württemberg. des Kleinmontirungsgeldes für die Mannschaft (zur Selbst Stuttgart den 16. Aug. ( 79. Sigung der Kammeranschaffung der Beschuhung und des Weißzeuges) von 212 kr. täglich auf 3 fr., die Gesammtſumme des Mehr der Abgeordneten.) Referent Schnißer theilt mit, daß der aufwands im Betrag von 28,778 fl. 47 fr. Die Com Aufwand für die Kriegsbereitschaft vom Jahre 1855 und mission und die Kammer beschließen die Verwilligung der 1856 auf verausgabte 1,194,471 fl. und vorbehaltene erforderlichen Summen , indem sie nicht auf Kosten der 208,798 fl. sich belaufe. Die Rechnungsergebnisse des Jahres 1856/57 zeigen einen Mehraufwand von 144,544 fl., niederen Chargen des Militärkörpers und der Mannſchaft Der Kriegsminister dankt der Kammer welcher im Wesentlichen nicht beanstandet wird. Die Kam sparen wollen. für ihre Bereitwilligkeit zu Aufbesserungen für die Mann mer geht zum Etat für 1858/61 über. Die Gesammt Die Kammer kommt nunmehr zu der Besoldungs erigenz beläuft sich durchschnittlich auf 3,060,749 fl. 30 kr. | schaft. aufbesserung in Anwendung auf das Militär. Die neue jährlich, was gegen den verabschiedeten abgelaufenen Etat Vorlage ter Regierung enthält folgende Progreſſion : 1) ein Mehr von 367,986 fl. 10 kr. ergibt. Dieses Mehr Für die Lieutenante und Oberlieutenante, den Stallmeister beruht , abgesehen von dem theilweise höheren Anschlage der Reiterei, sowie für die Kanzlisten, Kopisten, Casernen der Naturalienpreise, auf folgenden allgemeinen Anträgen des Miniſteriums : 1 ) Verwilligung von Pferdeentschädi | verwalter , Inspectoren , Aufseher , Arsenalcommiſſäre 2c., endlich für die Kanzleidiener und Aufwärter eine Zulage gungsgeldern im Betrag von 24,550 fl. Der Antrag der Mehrheit für die Ober- und Lieutenants , ferner für von je 100 fl. 2 ) Für die Rittmeister , Hauptmänner, die Rittmeister 2c. wird genehmigt. Der Antrag der Min Majore, Kriegsräthe, Auditoren , Regimentsärzte , Pferde ärzte , Regimentsquartiermeister , Erpeditoren 2c. je eine derheit für Berücksichtigung auch der Majore oder Batail Zulage von 200 fl. 3) Für die Oberstlieutenante je 400 fl. lonscommandanten , welche nur zwei Pferdsrationen be 4) Für zwei Oberkriegsräthe , neben Schaffung zweier ziehen, mit 50 fl . für jedes Pferd , wird mit 43 gegen 38 Etimmen abgelehnt. 2) Die Besoldungen der Regi neuen Stellen dieser Kategorie mit 2400 fl., 500 fl. 5) Für die Generale und Directoren der Collegien eine Zu mentsärzte von 900 fl. , 700 fl. , 600 fl . sollen künftig lage von 300 fl. Die Commission in ihrer Mehrheit das nach neuer Klasseneintheilung 1100 fl . , 900 fl ., 800 fl . gegen beantragt : Zu 1 ) der Erhöhung von 100 fl. zuzu betragen. Die Commissionsmehrheit ist mit dieser Klassen stimmen. Zu 2) den Besoldungen von 700 bis 1500 fl. eintheilung nicht einverstanden ; ihr Antrag wird ange je 200 fl. (bei den Räthen , Erpeditoren 2c. beziehungs nommen. Selbstverständlich ist , daß auch die Regiments weise 100 fl. ) , von 1600 bis 2000 fl. je 100 fl . Zu ärzte in die allgemeine Gehaltsaufbesserung aufgenommen 2 ) und 3) für die Stabsoffiziere je 100 fl.; zu 4) den werden. 3) Die Gehalte der Lieutenants will die Regie rung von 480 fl. auf durchgängig 500 fl. erhöhen. Die Besoldungen von 2100 bis 2500 fl. je 200 fl . zuzulegen ; die höheren Gehalte aber auf ihrem bisherigen Betrage Regierungserigenz wird von der Kammer genehmigt. 4) zu belassen. Es erhebt sich keine Debatte. Der Antrag Die Regierung verlangt die Verwilligung einer dritten Pferdsration für die Regimentscommandanten der Infan der Mehrheit der Commiſſion wird mit überwiegender Mehrheit in der Kammer genehmigt. (Schluß folgt. ) terie , die Bataillonscommandanten der Artillerie und die In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph . Diehl. - Truck von H. Brill.

Neue

Militär

Zeitung .

-

H Herausgegeben von

einer

Gesellschaft deutscher

Jahrgang.

Dritter

No.

39.

Darmstadt ,

Offiziere.

25.

September.

1858 .

Im Allgemeinen ist jetzt als der vorzüglichste Prüfftein für das Bestehen oder Nichtbestehen des Uebels die An wendung von Apparaten mit verschiedenen Concavgläsern anerkannt , durch welche das Judividuum auf eine Entfer Die Kurzsichtigkeit nung von 25-30 holl. Zollen vom Auge kleine Gegens vom militärischen Standpunkte aus besprochen von Dr. stände, z. B. gewöhnliche Druckschrift deutlich unterscheiden v. Hasselt , Professor der Medicin in Utrecht. resp . lesen können muß. Nun beeinträchtigt es aber die Sicherheit dieser Prüfungsweise sehr , daß es Personen Anfangs vorigen Jahres besprach der Gr. Heff. Oberarzt Dr. gibt , die ein so kräftiges Accommodationsvermögen ihrer Blagge die Prüfungsmethoden der Kurzsichtigen vom militāris schen Standpunkte aus. Darauf geftüßt, handelte nun Profeffor Augen besigen , daß sie , ohne im mindesten kurzsichtig zu v. Haſſelt denſelben hochwichtigen Gegenstand kritiſch ab und sein, die Bedingungen der Brillenprobe vollständig erfüllen. geben wir in Nachstehendem dessen Forschungsresultate in einer Jährlich habe ich Gelegenheit , diese Thatsache bei einem Die Redaction. freien Ueberseßung. oder anderen unserer militärärztlichen Zöglinge zu con Troß vieler Bemühungen der ausgezeichnetsten Augen statiren. Sehr mit Unrecht werden derartige Individuen ärzte sind wir noch nicht genugsam gefördert gewesen in vom Militärdienst freigegeben wegen Kurzsichtigkeit. Doch der einfachen und dabei sicheren Erkennung der Kurzsichtig nicht blos solche gut sehente Individuen werden in Folge keit bei Militärpflichtigen wie bei bereits dienenden Sol dieser unvollkommenen Prüfungsmethode vom Militärdienst daten. Diese Unsicherheit ist außerordentlich zu beklagen. befreit ; noch häufiger geschieht dieß mit Leuten , welche Einestheils nämlich steht dadurch die größere mit der Zeit während längerer oder kürzerer Zeit sich geübt haben, durch immer mehr zunehmende Ausbreitung des Uebels zu be stärkere und immer stärkere Concavgläser zu lesen. Plagge fürchten , welche in Deutschland schon den Grad erreicht hatte wiederholte Gelegenheit diese Wahrnehmung zu machen. hat , daß nach Holke 94 % der studirenden Jünglinge | Es kam ihm selbst häufig vor, daß Conſcriptionspflichtige, auf höheren und niederen Schulen in mehr oder minderem . die bei ihrer ersten Visitation durch die vorgeschriebenen Grade damit behaftet sind, während in Frankreich nach Devot Nummern noch nicht lesen konnten , dieß bei der zweiten jährlich von 100,000 Militärpflichtigen durchschnittlich 394 Untersuchung durch die Superarbitrirungscommiſſion (Rekru deßwegen als untauglich freigegeben werden müssen. An tirungsrath) , drei Monate später schon excellent fertig derntheils kennt man und zwar besonders bei Leuten aus den | brachten und nun wegen Kurzsichtigkeit freigegeben werden höheren Ständen das Factum , daß die Kurzsichtigkeit ein mußten. Er sagt ferner , daß er selbst , begabt mit vor Gebrechen ist, welches leicht simulirt oder zu dem Grade trefflichem Sehvermögen , nach einer Einübung von nur verschlimmert werden kann , daß das Individuum den zwei Tagen die verlangte Brillenprobe in mehr als genů reglementären Vorschriften zufolge vom Militärdienst frei gender Weise habe bestehen können ; er habe nämlich durch die Nummern 5 und 4 des Brillenapparats längere Zeit gegeben und dazu für fernerhin unbrauchbar erklärt wer den muß. Die Entdeckung des Betruges ist nicht immer | hindurch und zwar, ohne Röthe und Thränen der Augen zu bekommen, zu lesen vermocht. Was das Accommodations so leicht , als man glauben sollte. Manches Mal kostet

Auffäße.

fie freilich wenig Mühe. Unter Anderen ergab sie sich nur erst ganz kürzlich bei einem f. g . „ mynherr“, der bei der Untersuchung durch keine Brille des Untersuchungs apparats auf die vorgeschriebene Entfernung lesen konnte, aber auch nicht durch die eigene Brille , die er, um seiner Reklamation mehr Nachdruck zu geben, vor und bei der Visitation aufgefeßt hatte.

vermögen bei diesen Einübungen betrifft , so kann dieß eine längere Zeit hindurch noch ganz ungestört bleiben, bei einer Fortsetzung derselben erleidet dasselbe jedoch ohn fehlbar eine Störung , so daß das Individium endlich einen höheren Grad von Kurzsichtigkeit erlangt (artificielle Myopie). Zur Entdeckung der leßteren, bei der üblichen Prüfungsweise gar nicht verlangten Folge kann natürlich

306 kein wissenschaftliches Prüfungsmitte! erfunden werdeu und doch ist es nothwendig , derartigem Betruge einen Schon früher habe kräftigen Damm entgegenzuschieben. ich gesagt : 79 Handleiding to het visiteren 1856 pag. 90“, daß man, um Dienstpflichtige nicht zu leicht wegen Kurz sichtigkeit freizugeben, die Bedingungen höher stellen müsse, als es zur Zeit geschieht. Bei diesem Vorschlage dürfte sithedoch ein sehr großer Uebelstand ergeben. Man würde ramlich anstatt gut und scharf sehender Soldaten eine Menge solcher gewinnen , welche den militärischen Anfor derungen nicht vollständig entsprächen, zumal gegenwärtig bei der immer mehr und mehr sich vergrößernden Trag weite der Schießgewehre. Um demnach obiges Desiderat zu erfüllen, gibt es kein anderes Mittel, als die in höhe rem Grade Kurzsichtigen zu ſpeziellen Lagerdienſten zu bes stimmen , wie die Deutschen sich ausdrücken für relativ tauglich zu erklären , sie zu bestimmen zum Dienst als Handlanger beim Fuhrwesen , als Offiziersbedienten oder ihnen die angenehme Beschäftigung als „ Militärochſen treiber zuzuweisen. Bei der Zunahme des Uebelstandes, zur Zeit des ersten französischen Kaiserreiches , ließ man die Kurzsichtigen auch Dienst thun als Krankenwärter und Hospitalsoldaten. Ferner kann man die leichteren Grade den Mineurs zutheilen , die übrigen in den Bäckereien, In Preußen geht den Arsenalen u . s. f. beſchäftigen. man noch einen großen Schritt weiter. In der Instruction von 1831 findet man unter den Gebrechen , die zu allen Waffendiensten tauglich machen, den Grad von Kurzsichtig keit aufgeführt , bei welchem das Individuum im Stande ist , eine Person von der anderen noch auf einen Abſtand von 10 Schritten zu erkennen. In Folge dessen wird dort zu Lande den activen Militärs gestattet, Brillen zu tragen und sogar unter den Waffen ! Die Präventivmaßregel so weit auszudehnen scheint uns feine Nachahmung zu vers dienen. Auf solche Soldaten kann sich der Staat, zumal zur Kriegszeit , nicht verlassen. Bei Un willigen werden die Brillen bald zerbrochen oder verloren fein , und selbst bei denen , die den besten Willen haben, scheint uns das Brillentragen unverträglich mit 99 le rude métier des armes" mit dem Traben, Springen, Klettern, Kriechen durch Gestrüpp, ohne zu erwähnen des Beschlagens der Gläser durch Regen , Staub , Schweiß , oder die Ge fahren durch Augenverlegungen , in Folge Zerbrechens der Brillengläser u. s. f. Ein zweiter Misstand , wegen dessen von der Affen tirung in höherem Grade Kurzsichtiger Abstand zu nehmen, ist, daß nach den wichtigen Mittheilungen von v. Graefe diese in vielen Fällen ein Symptom von s. g. sclerotica choroidites posterior * ) , also , wie schon Arlt bemerkte, abhängig von organischen Veränderungen in der Tiefe des Auges. Obgleich Plagge dieses Punktes nicht ſpeziell erwähnt , so deutet er doch darauf hin , indem er sagt, daß völlige Tanglichkeit oder relative Lauglichkeit nur *) Das Verhältniß der Krankheit zu diesem Symptom ist so constant, daß unter 10 Individuen die hochgradig myopiſch find, jedenfalls 9 an sclerotica - choroidites posterior (?) leiden . Archiv f. Ophthalmologie 1. Bb. Abth . I. 1854.

dann zu erkennen sei , wenn sich bei der Untersuchung keine andere erhebliche objectiv wahrnehmbare Störungen an oder in dem Auge erkennen lassen. In Summe dürften also höhere Grade von Kurzsich

tigkeit als unvereinbar mit den Anforderungen an die militärische Brauchbarkeit betrachtet werden müssen . . Aus dieser Anschauung folgt weiter , daß , ehe man die Einverleibung eines Mannes in den Militärdienst beschließt , eine sehr genaue sorgfältige Untersuchung des Auges vorgenommen werde und zwar mit allen zu Gebote ſtehenden diagnoſtiſchen Hülfsmitteln, alſo dem Augenspiegel in erster Linie. Den genannten Augenärzten zufolge kann man jedoch schon in vielen Fällen, ohne dieſes Hülfsmittel das Bestehen des erwähnten Gebrechens vermuthen, wenn man das Auge des Mannes so stark als möglich nach innen drehen läßt. Man wird dann die Längenachse des Augapfels sehr vergrößert finden und mitunter auch einen bläulichen Schimmer im Hintergrunde des Auges (begin nendes s. g . staphyloma posticum) wahrnehmen können. So lange nun die Zuziehung der Kurzsichtigen zum Militärdienst , wie sie in Preußen Statt hat , in Hessen gewünscht wird, noch nicht allgemein acceptirt ist (wobei ich nochmals ausdrücklich bemerke , daß die leßtgenannte hochgradige Entwickelungsform ganz vom Militärdienst auszuschließen ist), bleibt es ein Hauptdesiderat durch an dere Hülfsmittel als die Probe mit Hohlgläsern mehr objective Sicherheit für das wirkliche oder vorgeschüßte Bestehen von Myopie zu bekommen. Hierüber hat nun Plagge ohnlängst einen Aufsaß in der " Deutschen Zeit schrift f. d. Staatsarzneikunde" von Schneider u. a. N. F. 10. Band I. Heft 1857 unter der Ueberschrift : „ Die Prüfungsmethoden der Kurzsichtigen vom staatsärzt lichen Standpunkte aus " geliefert. Dieſem Auffage ent lehnen wir folgende kurze Uebersicht : Plagge warnt zunächst davor , daß man in der Folge sich feinenfalls auf die übliche Brillenprobe mit negativen Gläsern *) allein verlassen solle. Diese be weise nur das Bestehen eines sehr starken Accommodations vermögens für nahe kleine Gegenstände oder mit anderen Worten , daß hieraus nur reſultire , daß ein Judividuum durch eine Nummer der Brillengläser lesen kann oder nicht , nicht aber daß es kurzsichtig ist. Um deßhalb bei der Prüfung von Kurzsichtigen (die man, wie P. sich aus drückt , a priori als caffinirte Simulanten zu betrachten habe) zu größerer Ueberzeugung zu gelangen , räth er die Brillenprobe zu controliren. Hierzu können zur Zeit zwei Wege eingeschlagen werden , nämlich: die Controle mit dem Augenspiegel oder die mit dem Optometer. Erstere Controlirungsmethode handelt Plagge nur en passant ab. Er will zwar den Werth dieſes Instru ments nicht verkennen, wünscht vielmehr sehr, daß jeder Staatsarzt die zum erfolgreichen Gebrauche dess selben nöthige Uebung sich verschaffen möchte, und über innere Augenleiden nur auf den Grund vorgenommener *) Arlt legt deßhalb auch großen Werth zur Ermittelung von Simulation darauf, eine Gegenprobe mit positiven Gläsern zu machen.

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Inspection mittelst des Augenspiegels urtheile, jedoch hält er daffelbe für die Untersuchung angeblich Kurzsichtiger für weniger practisch. 1) , sagt er (und dieß ist nicht ungegründet), sest dessen erfolgreiche Benußung eine Uebung voraus , welche die wenigsten der zur Zeit bei diesem Geschäfte functionirenden Aerzte befißen, 2) erfordert dieses Verfahren einen relativ großen Zeitaufwand, zumal wenn die Zahl der controlirenden Aerzte eine größere und wiegt dieser Grund um so schwerer, weil , je nachdem das Auge des Beobachtenden normal kurz oder weitsichtig ist, andere Gläser eingeschoben werden müſſen ; 3) gibt das von je dem der Controleure Gesehene (oft nicht gut , vielleicht auch gar nicht Gesehene) Anlaß zu Discussionen subjectiver Art, die sich für das Recrutirungsgeschäft, wo es sich um ein rashes , sicheres , von individueller Beobach tungsgabe, individuellem Meinen u. f. f. möglichst unabhängiges Verfahren handelt , nicht vertragen; 4) sagt P., daß durch den Augenſpiegel wohl Kurzsichtig Feit im Allgemeinen , nicht aber Grade der Kurzsichtigkeit in der Weise, wie sie das Untauglichkeitsreglement ftatuirt, ermittelt werden können ; 5 ) verwirft er mit Coccius die Ansicht, daß die Nummern der Brillengläser für Kurz fichtige nach den Nummern des Hohlglases zu bestimmen seien , bei welchen mit Hülfe des Augenspiegels scharfe Bilder von der Rezhaut erhalten werden. Ich kann mich mit diesem Urtheil nicht ganz einverstanden erklären, glaube vielmehr , daß Plagge den Augenspiegel zu ritterlich abgefertigt hat. Ohne des Urtheils von Helmholt, Donders n. A. zu erwähnen , habe ich selbst sowohl, als auch die Drr. Hoyack, Bauduin und Gratama in mehreren Fällen von Kurzsichtigkeit (hanptsächlich auch nach vorausgegangener Eintröpflung von Atropin zur Be schränkung der willkührlichen Accommodation) den Nußen des Augenspiegels erkannt. Auch Froriep nannte un längst nach einer Mittheilung von Jäger in der Defter reichischen Zeitschrift für praktische Heilkunde den Augenspiegel ein sicheres Erkennungsmittel der fimus lirten Kurzsichtigkeit" (Notizen 1857, Nr. 24) und wurde besonders der Apparat von Hegfelder in dieser Hinsicht gerühmt. Ich sehe jedoch den Grund nicht ein zur Be vorzugung desselben vor dem Epkens Donder'sche Augenspiegel (Mderl. Lanzet 1853-1854.) (Schluß folgt.)

Deutsche Schlachtfelder aus älterer und neuerer Zeit. VII. *) Schlacht am weißen Berg. =$1 8. November 1620. Unter allen Kriegen des 17. Jahrhunderts ist der 30jährige nicht nur durch seine Dauer der längste , durch feine Wechselfälle der mannigfaltigste , sondern auch für den Kriegshistoriker der intereſſanteſte dadurch, daß er unter

*) Siche Nr. 47 v. 1857.

dem Einflusse militärischer Größen wie Gustav Adolph, Torstenson, Georg von Lünneburg u. a. zum Wendepunkt in der Strategie , der Taktik u. Administration der Heere erhoben wurde. Keine Kriegsperiode der Geschichte ist so reich an tüchtigen Generalen der verschiedensten Begabung ; kein Abschnitt der deutschen Geschichte namentlich läßt die kriegerischen Eigenschaften unserer Nation in so glänzen dem Lichte erscheinen. Leider war er zugleich der Wendes punft nicht nur der politischen , sondern Hand in Hand hiermit auf der militärischen Bedeutung unseres großen Vaterlandes, welches das Blut seiner ritterlichsten, talent vollsten Söhne in hundert Schlachten geopfert hatte ; wäh rend Deutschland noch ermattet von dem Wettkampfe dar niederlag, der seine Gauen für lange Zeiten vernichtet hatte, schwang sich der westliche Nachbar zum gefährlichen Rivalen empor : Die Franzosen, deren Kriegswesen seit Heinrich IV. fichtlich verfallen war und welche die lleber legenheit der deutschen Waffen willig anerkannten, benußten das lezte Viertel dieses Krieges als Bildungsschule für ihre Feldherrn Türenne u. Condé und gelangten in Kurzem dahin , daß sie kaum 30 Jahre nach dem Osna brücker Frieden den übermüthigen Meister des gedemüthig ten Deutschlands spielen durften. Die weite Ausdehnung des 30jährigen Kriegs in Zeit und Raum macht eine übersichtliche Eintheilung desselben in einzelne Abschnitte nothwendig. General von Hardegg hat in seinen ausgezeichneten "I Vorlesungen über Kriegsgeschichte" die beste uns bekannte Eintheilung ge geben: er unterscheidet nämlich 4 Perioden und zwar die oberdeutsche u. böhmisch - pfälzische von 1618 -1624 , die niederdeutsche u. dänische von 1625 -1630 , die schwedische von da bis 1636 u . die schwedisch - französische von leßterem Jahre bis 1648. Ich werde die erste , die dritte n. vierte dieser Perioden durch einige theilweise mit neueren Monographieen bereicherte Beispiele illustriren und wähle für die erste die folgenreiche Schlacht am weißen Berg. Einleitung. Die böhmisch 1 pfälzische Periode theilt sich in 2 deutlich gesonderte Abschnitte , wir meinen 1) den böhmischen Krieg von 1618-20 u. 2) den pfälzischen von 1621-24. Ersterer hatte das obere Elbe u. Oder nebst dem mittleren Donaugebiet , d. h. das damalige Königreich Böhmen mit den zugehörigen Provinzen Schlesien , Mähren , Ober- u. Nieder- Lauftz, ferner das Erzherzogthum Oestreich zum Schauplaß ; lez terer spielte im Quellengebiete der Nab , Pegniz u. des Mains , also in der Oberpfalz, vornehmlich aber in der Rheinpfalz, welche einen großen Theil des Mittelrheinlandes von Coblenz bis Mannheim , von der Moset bis an den Main umfaßte. Die Feldherrn auf protestantischer Seite wa ren die Grafen Matthias v. Thurn n. Erich von Mannsfeld,*) der Fürst von Anhalt, der Markgraf Georg Friedrich von *) Er war derjenige der von den Protestanten der „deutsche Ulyffes“ von den Katholiken der deutsche Attila“ genannt wurde. Ge wiß ist , daß seine Raubgier und Boucquoi's Grausamkeit dem Kriege gleich in den ersten Feldzügen den Charakter eines Ver heerungskrieges aufdrückte.

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Baden u. Herzog Christian von Braunschweig - Lünneburg; Gemach eingedrungen ; da sprengte Obrist St. Hilaire, F auf katholischer Boucquoi, Dampierre , der Churfürst Mari welcher mit 500 Dampierre Küraſſieren von Krems her milian von Baiern und sein Kriegsoberster Tilly nebst beigeeilt war , in den Palast ein und befreite Ferdinand dem Spanier Spinola. (das Regiment erhielt dafür auf ewige Zeiten das Vor Das Resultat des ersten Feldzugs ( 1618 ) war ents recht unangemeldet und mit klingendem Spiel in die Hof schieden ungünstig für den Kaiser. Bekanntlich war der burg einzureiten). Thurn hob die Belagerung Wiens Aufstand in Prag am 23. Mai ausgebrochen ; hätte Mat ebenso übereilt auf, wie er sie mit ungenügenden Kräften thias im Frühsommer, wo die kriegerischen Rüstungen der begonnen hatte, als die Nachricht eintraf, daß Mannsfeld vom Grafen Boucquoi bei Nettoliz geschlagen worden sei. Böhmen erst im Werden begriffen waren, eine genügende Truppenmasse in's Land geschickt , so wäre der Aufruhr Während Lesterer an der Spiße von 17,000 M. die im Keime erstickt worden. Statt dessen pflog er frucht Monate Juli u. August unter zwecklosen Hin- und Her lose Unterhandlungen mit Thurn , welchem die Stände märschen in Böhmen vergeudete , ließ sich Ferdinand in als Burggrafen und Defensor der Landesfreiheiten den Frankfurt zum deutschen Kaiser krönen, wogegen die böh Oberbefehl über das Heer übertragen hatten, zu dessen mischen Stände den Churfürsten Friedrich V. von der Aufbringung 20 % der männlichen Bevölkerung aufge, Pfalz , die Ungarn den Bethlen Gabor zu Königen ein. boten wurden; durch unermüdliche Thätigkeit gelang es sezten. Kaum hatte der Kaiser Zeit auf der Rückreise Thurn, zur Bekämpfung des inneren Feindes unter seinem in seine abermals belagerte Residenz zu gelangen , welche eignen, zur Vertheidigung der Landesgränze unter Manns seit 26. October von 80,000 Feinden unter Bethlen Ga felds Commando, 2 Armeen aufzustellen, deren Stärke sich vor und Thurn umringt war. Aus dieser zweiten Noth im Spätjahr auf 30,000 M. belief. Gegen sie bestimmte rettete ihn die Zwietracht seiner Gegner , welche den be der Kaiser 2 gesonderte Corps, beide unter ausländischen stochenen Ungarn zum plößlichen Abzuge von Wien und Führern , das eine ( 10,000) unter dem Franzosen Dam zu Friedensunterhandlungen mit dem Kaiser veranlaßte, pierre *) , das andere ( 6000) unter dem Grafen Boucquoi, wodurch Thurn gleichfalls zum Rückzuge sich bewegen ließ. welcher sich früher in spanischen Diensten ausgezeichnet | Der zweite Feldzug, der für die Böhmen unter so überaus hatte und mit Philipps III. Genehmigung die des Kaisers günstigen Verhältnissen begonnen hatte, war also in angenommen hatte. Erst im Auguft durfte Dampierre in Folge der Ueberstürzung und geringen Beharrlichkeit Thurns Böhmen einrücken, wurde bei Czaslau geschlagen und ver weit hinter ihren gegründeten Erwartungen zurückgeblieben. ließ das Heer, weil er unter die Befehle des nachrückenden Der Kaiser hatte jezt völlig freie Hand gegen Friedrich Boucquoi gestellt wurde ; auch Leßterer mußte wegen unge von der Pfalz und binnen Jahresfrist sollte dieser seine nügender Kräfte das Land räumen und auf Linz zurück schwere Faust empfinden. gehen ; am Schluß des Jahres waren nur noch Budweis Der Feldzug des Jahres 1620 wurde durch großar und Krummau in den Händen des Kaisers , Thurn war tige Vorbereitungen eingeleitet. Der Kaiser hatte die in Mähren eingebrochen und war bis auf 9 Ml. gegen Liga in seine Interesse zu ziehen gewußt und mit deren Wien vorgedrungen, was den alternden Kaiser tief erschreckte. energischem Haupte, dem Herzog Marimilian von Baiern, Noch selten hatte ein Regent unter drohenderen Um im Oktober einen Vertrag geschlossen , welcher dem Her ständen den Thron bestiegen , als dies nach dem am 20. zoge Uebertragung der pfälzischen Churwürde, völlige Un März 1619 erfolgten Tode des Kaisers Matthias bei abhängigkeit der Kriegführung und Erſaß der Kriegskosten Ferdinand II. der Fall war. Der Empörung der Böhmen verhieß. Auch Spanien und der Pabst gaben Subſidien hatten sich die Stände von Destreich und Mähren ange und so versammelte Marimilian Anfangs Juni 1620 schlossen , in seinem Stammlande Kärnthen brannte der zwischen Günzburg und Lauingen ein Heer von 31,500 M., Aufruhr der grausam verfolgten Protestanten , in Ungarn nämlich 26,000 M. Fußvolk in 10 Regimentern und 3 Fähnlein von 3000-300 M. Stärke, 5500 Reiter (wo bedrängte ihn der ehrgeizige Bethlen Gabor , Fürst von Siebenbürgen. Zweimal im Laufe dieses Jahres gerieth runter 3400 Küraſſiere) in 13 Regimentern und 2 Geſchwa der Kaiser in die ärgste Noth; zweimal rettete ihn seine dern von 500-100 Pferden. Durch geschickte Unter Characterfestigkeit, durch die er sich neben Marimilian von handlung mit den süddeutschen protestantischen Ständen Baiern vor allen Fürsten auszeichnete. Das erstemal ge wußte der Herzog das Loos des Kriegsschauplages von schah Solches bei Thurn's erstem Einfalle in Mähren, seinem Lande Baiern abzuwenden , und hier ist der Ort der diesen am 12. Juni mit 10,000 M. vor Wien führte. das Verhalten der protestantischen Union in jenem ent Schon waren am 16. die südlichen Vorstädte gefallen, scheidenden Zeitpunkte mit kurzen Worten zu kennzeichnen . schon war Andreas Thouvall , Herr von Ebergasting an Es erscheint im Vergleich mit der Liga im äußersten der Spiße der meuteriſchen Bürgerſchaft **) in Ferdinand's Grade erbärmlich : der bornirte Haß gegen den reformirten Friedrich, der kleinliche Neid über dessen Erhebung zum Sein Familienname war Heinrich Duval ; wegen seiner Vers dienste in Siebenbürgen war er von Kaiser Rudolph in den König diktirte den Entschluß , ihm in Böhmen nicht bei Grafenstand erhoben worden und 1617 aus den Diensten des zuspringen und nur sein pfälzisches Gebiet gegen Spinola ſteirischen Erzherzogs Ferdinand in den des Kaiſers überge zu vertheidigen. Ja noch mehr: Chursachsen ging in treten. Sie bestand damals in der Mehrzahl aus Protestanten , wie Im ganzen Jahre 1619 wurde ein einziges katholisches Braut paar in Wien getraut. Menzel in seiner Geschichte der Deutschen nachgewiesen hat.

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der blinden Misgunst so weit, daß es im Bunde mit der Liga die Böhmen bekriegte und in die Laufiz einfiel, während die Baiern von Süden in's Land drangen . Mari milian rückte zunächst in Oberöstreich ein und zwang dessen Stände zur Unterwerfung ; dann vereinigte er sich am 8. September zu Neu- Pölln an der mährischen Gränze mit Boucquoi, der seither ohne Resultat mit den Böhmen scharmuzirt hatte. Leßtere hatten alle Kräfte zur Verstär kung ihres Heeres aufgeboten ; allein der neue König hatte ihnen zwei Ausländer , nämlich den älteren Fürsten von Anhalt als ersten, den Grafen von Hohelohe als zweiten Befehlshaber vorgesezt und die Grafen Thurn u . Manns feld dadurch vor den Kopf gestoßen. Im Lager von Waishofen an der böhmischen Gränze, wo das kaiserliche u. liguistische Heer 50,000 M. stark beisammen stand, wurde der fernere Operationsplan festge. stellt. Nicht ohne Widerstreben Boucquoi's , denn dieser umständliche Feldherr wollte sich nicht zu weit von Wien entfernen und war gegen des Herzogs Plan , der mit gesammter Macht auf Prag losmarschiren und dort mit einem Schlage die Dinge zur Entscheidung bringen wollte. Aus Rücksicht für diesen Plan hatte der Herzog in Linz die Gelegenheit geopfert, von dort aus auf dem kürzesten Wege in Böhmen einzufallen ; die unbedingte Vollmacht, die er sich flugerweise vom Kaiser ausbedungen hatte, zwang Boucquoi endlich dem Herzog nachzugeben. Am 11. September wurde aufgebrochen , am 15. wurde Bud weis erreicht, wo Don Balthasar Verdugo mit 2 spanischen Regimentern , die er aus dem Mailändischen durch die Schweiz an die Donau geführt hatte, zum Heere stieß. Die Märsche waren der zahlreichen Bagage und der mangelhaften Verpflegung halber sehr beschwerlich und das Heer mußte deßhalb in 2 Colonnen über Wodenau und Prachetiz gegen Pisek vorrücken , wo man sich wieder am 18. vereinigte und die Stadt unter Verübung arger Der Marsch von hier gegen Gräuelthaten erstürmte. Pilsen, wo Mannsfeld commandirte , war der mühevollste des ganzen Herbstfeldzugs ; zwar hielt Tilly mit großer Strenge auf eine geordnete Marschdisciplin ; die Com pagnieen losten täglich um die Reihenfolge in der Marsch. colonne; auch im Vorhutdienst wurde abgewechselt, indem sich die Kaiserlichen und die Baiern tagweise darin ablösten. Allein die Verpflegung war wenig geregelt : ein Abzug vom Traftament zur Beschaffung von Lebensmitteln kam noch selten vor ; man begnügte sich den Soldaten wohl feilen Kauf bei den Sudlern zu verschaffen und dies eben wurde einer so bedeutenden Armee in dem wenig bebauten. Lande sehr schwer. Für Einquartierung wurden dem Reiter 11 , dem Fußsoldaten 7 fl. monatlich zum Solde zugelegt, die er aber in die Tasche steckte und die unent geldliche Verköstigung vom Quartiergeber erzwang . Bei läufig sei hier bemerkt , daß der Monatsfold unter Ferdi nand der höchste war, der jemals bei den kaiserlichen Hee ren dieser Periode vorkommt : so erhielt der Obrist 835, der Hauptmann 180 , der Lieutenant 50 , der Fähndrich 48, der Feldwebel 11, ein Corporal 10, der Pickenir als Doppelföldner 9 , der Musketier 6 fl. Zu dieser schwie. |

rigen Verpflegung kamen schlechte Witterung und noch schlechtere Wege , so daß Marimilian's Heer auf 40,000 zusammengeschmolzen war, als man Pilsen erreichte, wes halb die Verstärkung durch italienische Truppen , welche der Balthasar Maradas von Waldmünchen über den gol denen Steg (das böhmische Thermopylä) herbeigeführt hatte, höchst erwünscht kam. Pilsen wurde 11 Tage lang vergeblich belagert , während Anhalt mit der böhmischen Armee aus dem nahen Lager von Rokizan tägliche Schar müzel lieferte , welche bei der gegenseitigen Erbitterung der Ungarn und Wallonen sehr blutig ausfielen. Am 22. October hob der Herzog die Belagerung auf und dirigirte sich auf Rakoniz, während die Böhmen in nahen Parallel märschen folgten. Hunger und Krankheit wüthete in der kaiserlichen Armee und Marimilian bot wiederholt die Schlacht an, welche aber Anhalt ausschlug ; hätte letterer größere Thätigkeit in Beunruhigung des Gegners entwickelt, er hätte eine Katastrophe ähnlich der von 1812 herdei führen können. Als daher 8000 M. Verstärkung aus dem Bamberg'schen und Würzburg'schen beim Herzog ein trafen , brach dieser gegen Prag auf, fest entschlossen, diesem verderblichen Zustande der Dinge ein Ende zu machen. Thurn eilte ihm mit den Böhmen dahin voran und langte in der Nacht zum S. November in Prag an, während die Kaiserlichen erst am Morgen dieses Tages die feindliche Hauptstadt , welche ihrem Führer wie ein zweites Jerusalem erschien, zu Gesicht bekamen. (Schluß folgt.)

Literatur. 1. Der f. f. österreichische Feldmarschall Graf Radesky. Eine biographische Skizze nach den eigenen Diktaten und der Correspondenz des Feldmarschalls von einem österreichischen Vete ranen. Mit einem Facsimile. gr. 8º. Stuttgart und Augsburg 1858. 3. G. Cotta'scher Verlag (X , 4 unp. u. 440 S. ) 2. Denkschriften militär- politischen Inhaltes aus dem handschriftlichen Nachlaß des t. t. österrei chischen Feldmarschalls Grafen Radezky. gr. 8°. Stuttgart und Augsburg 1858. J. G. Cotta'scher Verlag. 5 fl. -2 Rthlr. 26 ngr. Beide Werke erschienen im Cotta'schen Verlag , das erstgenannte schon vor 4 Monaten , das leztere socben. Wenn wir Nr. 1 erst jezt besprechen , so werden unsere Leser für diese anscheinende Säumniß den einen Grund als vollgültige Rechtfertigung gelten lassen, daß wir, schon Mitte März von dem demnächstigen Erscheinen der „ Denks schriften " benachrichtigt , gleich damals beschlossen , beide Werke - wie dies geschehen muß ― im Zusammenhang unseren Lesern vorzuführen. In dem " österreichischen Veteranen " verehren wir den pensionirten Feldmarschalllieutenant v. Heller, einen ge

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borenen Württemberger, als langjähriger gediegener Mit | welches wohlgelungene Stückchen er noch am Abend seines arbeiter der Oesterr. Militär-Zeitschrift durch viele werth Lebens mit Wohlgefallen erzählte. In der Schlacht ſelbſt volle Publikationen in dieser wie an anderen Orten rühm für bewiesene Auszeichnung zum Rittmeister ernannt, fin ben wir ihn 1795 unter Clerfait am Rhein, im Februar lichst bekannt. Er war langjähriger Freund und Ver 1796 aber schon im Hauptquartier zu Pavia , wohin ihn trauter des Verewigten und schon seit Jahren von diesem sein Gönner Beaulieu als Adjutanten mitgenommen. So beauftragt , aus den eigenen Diktaten und Erzählungen war er mit 30 Jahren auf dem Schauplaße eingetroffen, des Feldmarschalls, aus seiner vielseitigen dienstlichen und wo sein damaliger Gegner, der 27jährige Bonaparte, durch privatlichen Correspondenz seine Lebensskizze zu entwerfen. den eben bevorstehenden ewig denkwürdigen Feldzug die Der Entwurf wurde von Radeßfy noch großentheils durch gesehen und verbessert ; auch die "I Denkschriften " find den Welt mit seinem Kriegsruhme füllen sollte, während Ra eigenhändigen Concepten des Verstorbenen entnommen. dezky erst 52 Jahre später in einem Alter , wo andere oder nach dessen Diktaten niedergeschrieben , einiges nach Veteranen sich längst zur Ruhe gelegt, auf den nämlichen Feldern seine schönsten Lorbeeren ernten sollte. Als Major, seinen Ideen von Anderen ausgearbeitet und von ihm mit Errichtung eines Pionnierbataillons beauftragt , blieb ergänzt: beide Werke durften auf seine ausdrückliche Wei sung erst nach seinem Tode veröffentlicht werden und man er auch nach Beaulieu's Abtreten Adjutant bei deſſen interimistischem Nachfolger, dem Feldmarschalllieut. Melas muß sagen , die Verlagshandlung hat sich nach Kräften bis zu Wurmser's Ankunft und hatte als solcher in der bemüht, fie uns in würdiger Ausstellung und ohne Zeitver ersten Zeit der Belagerung Mantua's die Operationen lust vorzuführen. der geschlagenen kaiserl. Armee zu leiten. Dieses Bekannt Wir werden beide Schriften , deren Wichtigkeit als werden mit Melas war die Ursache , daß er im J. 1799 durchaus authentische Werke von selbst einleuchtet, im als Obriſtlieutenant und Adjutant des Ersteren abermals Zusammenhange besprechen, müssen aber zunächst mit Nr. nach Italien rückte und den Feldzug dieses Jahres mit 1 beginnen. Ruhm bestand. 1800, im 33. Jahr zum Obersten beför Es zerfällt in 6 Perioden : I. Von der Geburt des dert , machte er als Adjutant des Commandirenden die Feldmarschalls bis zur Schlacht von Marengo ( 1766 Schlacht von Marengo mit. Schade , daß die vertrauten -1800) ; II. von da bis nach der Schlacht bei Znaym Aeußerungen des Verstorbenen über das räthselhafte Ver ( 1800-1809) ; III. Radeßky als Chef des Generalstabes (1809-1815 ) ; IV. vom zweiten Pariser Frieden bis zur halten von Melas in den nächsten 24 Stunden nach der Uebernahme des Commando's in Italien ( 1815-1831 ) ; | Schlacht, wie über das Wirken des unpraktiſchen Generals quartiermeisters v. Zach ( einen Geistes- und Schickſals V. Radesky's Wirken in Italien ( 1831 — 1857) ; VI. Ruhestand und Tod ( 1857) . verwandten Mack's), mit welchem R. sich längst überwor Ueber die Ahnen des Verewigten erfahren wir , daß fen hatte , in dem Buche unterdrückt wurden , denn so scheint es, wird die Geschichte niemals hierüber aufgeklärt dieselben aus Oberungarn im 13. Jahrhundert nach Böh men einwanderten ; als Ahn des böhmischen Zweiges gilt werden. Die II. Periode zeigt unseren Helden als Comman Heinrich Radesky von Radecz oder Hradecz , der Stamms danten des Cüraffierregiments Nr. 13 in der Schlacht bei burg der Familie im Bidsconoer Kreise gelegen und im Hohenlinden, später nach gefchloffenem Frieden als Heran 15. Jahrhundert zerstört. Des Feldmarschalls Ururgroß vater wurde 1684 in den Freiherrn , sein Großvater 1764 bilder seiner Leute , so daß Nr. 3 von dem damaligen von Maria Theresia in den Grafenstand erhoben. Den Kriegsminister , dem Erzherzog Carl , als Muſterregiment für die gesammte kaiserliche Cavalerie anerkannt und ges 2. November 1766 auf dem Familienſchloſſe Trzebing ges boren , verlor der junge Graf schon im 6ten Jahr seinen ehrt wurde. Bei Beginn des Feldzugs 1805, mit seinem Vater und wanderte nach längerem Aufenthalt bei dem Regiment zur deutschen Armee beordert, traf ihn unterwegs Großvater in das Thereſianum nach Brünn, wo sich früh die Beförderung zum Brigadegeneral in Italien. Durch zeitig seine militärischen Anlagen entwickelten. 1784 wurde eine Sendung nach Wien verhindert, an den Erfolgen des Erzherzogs Theit zu nehmen, traf er im November dessen diese Anstalt in veränderter Form nach Wien versezt und Radesky benuzte diese Gelegenheit , um am 1. August d. Armee schon auf dem Rückzug vom Tagliamento ; hier J. als Privatkadet in das zweite Cüraffierregiment Kara war es, wo er mit dem Regiment Carl Ulanen im Wine melli einzutreten. Seine erste Garnison war Gyöngyös | ter vom Tagliamento bis Marburg, d. h . einen Weg von in Ungarn , wo er 2 Jahre später zum Unters , im Jahr | 36 M. in 5 Tagen und meist im Gebirge zurücklegte. 1787 zum Oberlieutenant avancirte. Als solcher machte Im Frieden von 1805-9 wurde Radeßky's Cavale riebrigade nach Wien gezogen, im Kriege 1809 aber zum er die 3 Türkenfeldzüge 1788-91 zumeist als Ordonnanz 5. Armeecorps (Fürst Reuß) beordert. Bei dem Rückzug offizier des Feldmarschalls Lasch mit und kam sodann in gleicher Eigenschaft zum Feldmarschalllieut. Beaulieu vom Inn nach Desterreich bildete die Brigade die Nachhut in die Niederlande, während der Jahre 1793 u. 94. und durch die löwenmüthige Tapferkeit , mit welcher Ras deßky bei Lambach der zehnfachen Ueberlegenheit Massena's Dort war es, wo er sich vor der Schlacht von Fleurus (26. Juni 1794) freiwillig erbot, mit 6 Reitern in der widerstand und dadurch die ganze Division Schusteck rettete, erwarb er sich das Commenthurkreuz des Theresienordens. Dunkelheit über die Sambre zu schwimmen, um Gewißheit über das Schicksal der Festung Charleroi zurückzubringen, Am 27. Mai, zum Feldmarschalllieutenant und Truppen

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divisionär im 4. Corps (Rosenberg) ernannt , focht er in der Wagramer Schlacht und äußerte später oft sein leb haftes Bedauern , daß das Kriegsarchiv noch immer über jene Kampfe schweige , deren Schilderung die kaiserliche Armee keineswegs zu scheuen habe. Auf dem Rückzug gegen Znaym bildete er mit seiner Division die Nachhut, rettete durch seine Standhaftigkeit die gesammte Artillerie reserve und das Armeefuhrwesen durch das Defilé von Gaunersdorf, täuschte Davoust über die Richtung der österr. Hauptarmee, so daß Napoleon auf dem Vormarsche gegen Znaym einen vollen Tag verlor. Erst mit der III. Periode beginnt die Reihe von Aufzeichnungen, welche den Inhalt der Denkschriften bilden. Wir werden die wichtigsten der chronologischen Folge nach anführen. Bekanntlich hatte der Generalissimus Erzherzog Carl und mit ihm sein tüchtiger Generalquartiermeister Mar Wimpfen, welchem der konfuse Zach 10 Jahre früher die Befähigung zu dieser Stelle ganz abgesprochen hatte, nach dem Znaymer Waffenstillstand abgedankt. Fürst Johann Lichtenstein war an des Ersteren Stelle berufen worden und er ernannte Radeßky zu seinem Generalquartiermeister. Mit Uebernahme dieser Funktion begann die erste seiner wichtigsten Lebensperioden die feines Wirkens als Generalstabschef von 1809-15 ; die zweite noch glän zendere, seine Wirksamkeit in Italien von 1831-57 wer den wir später betrachten. Gleich mit dem Antritte seines neuen Postens hatte - die nämlich : ob er eine wichtige Frage zu entscheiden fortgesezt werden Desterreich der Krieg mit Erfolg für könne. Radesky mußte sich mit tiefem Schmerz nach seiner vollen Ueberzeugung dagegen aussprechen und so kam am 14. October der Friede von Schönbrunn zu Stande. Die Zeit von 1809 bis 1812 verstrich Radesky in rastloser Thätigkeit , denn er sah mit Sicherheit voraus , daß die Armee, welche nach den geheimen Artikeln des Schönbrunner Friedens 150,000 M. nicht übersteigen durfte , über kurz oder lang wieder in's Feld gerufen werden würde. Als Geistesverwandter des genialen Scharnhorst ging also sein Bestreben dahin, jene 150,000 M. nur als Stamm für fünf tige Errichtungen anzusehen und alle Maßregeln so zu treffen, uin jeden Augenblick eine große Armeevermehrung eintreten lassen zu können. Allein der Hofkammerpräsident Graf Wallis stränbte sich aus Geldmangel entschieden dagegen und Radesky äußerte später mit vollem Recht , „Wallis habe der kaiserl. Armee nicht weniger tiefe Wunden ge schlagen als Napoleon. " Aus der gedachten Periode datiren die 9 ersten Auf fäße der Denkschriften , nämlich: aus dem Jahre 9 eine kurze Betrachtung: Ansichten über die oberste Kriegs, stelle" (es handelte sich damals um die Umbildung des Hoffriegsraths und Radezky will der obersten Kriegsstelle solche Kraft und solches Zutrauen gewahrt wissen, um mit

aller Kraft und Schnelligkeit wirken zu können er berief sich zwar damals nicht auf die allernenesten Erfahrungen, wahrscheinlich weil diese noch zu frisch im Gedächtniß waren); ferner: " Meine Ansichten" ein Memoire , 6 Wochen nach dem Schönbrunner Frieden geschrieben und die Fragen beleuchtend : Welcher Friedensfuß ist für den Schuß des Staates als Basis zu nehmen und nach wel chen Grundsäßen ? Woher ist der Unterhalt des Armee friedensstandes zu nehmen? Als im Jahr 10 die Trian gulirung und Landesbeschreibung aus Sparsamkeitsrückſich ten eingestellt werden mußte, wurden die Generalstabsoffi ziere den Generalcommanden zugetheilt und Radetzky ar beitete deßhalb einen sehr umfassenden " Entwurf zu einer Instruction für die Generalcommanden , die Zutheilung der Offiziere des Generalstabs betreffend . " Wichtiger ist aus demselben Jahre der Aufsaß : „Ansichten über die Streitkräfte bei Ausbruch eines Kriegs zwischen Rußland und Preußen einerseits , gegen Polen und Frankreich an dererseits." Er datirt aus der Zeit , da die Ausbreitung des Kriegs in Spanien den Gedanken auftauchen ließ, Rußland und Preußen könnten sich auf Polen werfen ein Gedanke, welcher unseres Wissens nirgends so unver hüllt wie hier ausgesprochen ist. Die Mitaktion Dester reichs als Frankreichs Alliirten ist sehr umsichtig entworfen. Mit dem Generalstab speziell beschäftigen sich die Auffäße : „ Ueber die Beschäftigungen der Offiziere des General quartiermeisterstab3" (ie zerfallen naturgemäß in die beis den Branchen ――― im Frieden ――― im Krieg, und unter der Friedensbeschäftigung ist auch „Verfassung einer partheis losen Kriegsgeschichte “ aufgezählt, wozu der tüchtige Stut terheim mit der Geschichte 1809 bereits einen Anfang ge macht hatte, welcher leider lange ohne Fortseßung blieb) ; ferner: Instruction für einen bei einer auswärtigen Ge sandtschaft zugetheilten Offizier des Generalstabs ." Mei sterhaft sind aus dem Jahre 11 die "/ Betrachtungen einen fünftigen Krieg des Hauses Oesterreich und Fest sezung eines zweckmäßigen Vertheidigungssystems an sei nen westlichen und nordöstlichen Grenzen“ und im Zuſam menhang hiermit : „Kurzer Ueberblick der Beweggrünce, welche einen gleichzeitigen Anfang der ganzen zur Siche rung der Monarchie gegen Westen als nothwendig aner kannten Vertheidigungslinie anrathen , sowie jener Ein wendungen , welche die oberste Finanzstelle dagegen auf stellen dürfte." Der Umfang dieser Blätter würde nur einen sehr gedrängten Auszug aus diesen beiden Arbeiten erlauben ; der ist aber bei deren reichem Inhalte unmög fich , und wir verweisen deßhalb unsere Leser auf die Seiten 4770 unseres Buches. Das Jahr 12 bringt nur einen furzen Auffah über die Mittel , um in mili tärisch - politischer Hinsicht in einer genauen fortlaufenden Kenntniß zu sein." (Fortseßung folgt.)

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Nachrichten. Württemberg. (Schluß.) Die Kammer kommt auf die einzelnen Positio nen. 1 ) Minifterium und Kanzlei. a) Besoldungen nach Ab zug des Zuschlags mit 5507 fl. noch 44,201 fl . 40 kr. Dabei läuft die Erhebung eines Oberkriegsraths zum Director und Stellvertreter des Ministers , was eine Mehrerigenz von

fion für 300 fl. anstatt 100 fl. Besoldungsausbesserung des Professors der Mathematik Mack. Diese Besoldungs aufbesserung wird mit 44 gegen 37 Stimmen genehmigt. Schniper: Er fönne von diesem Institut nicht weiter gehen, ohne ihm die ausgezeichnete Sparsamkeit , welche es seit vielen Etatsperioden an den Tag lege , nachzurühmen. 7) Ehreninvalidencorps. Die Commission beantragt die Verwilligung von 8391 fl. und die Kammer stimmt bei.

500 fl . ausmachen würde. Der Commission scheint aber ein etatsmäßiger Stellvertreter des Ministers, welcher von Amts. wegen im Namen des Leßteren zu handeln hätte, mit con ftitutionellen Grundsäßen nicht vereinbar, weßhalb sie auf Ablehnung anträgt. Die Kammer genehmigt den Antrag der Commission auf Ablehnung des etatsmäßigen Stell vertreters . Was die übrigen Kategorieen betrifft , so be antragt die Commiſſionsmehrheit , zu verwilligen : 1 Di rector Gehalt 2500 fl., Zulage 200 fl., 1 Oberkriegsrath Geh. 2300 fl. , 3ul . 200 fl. , 2 Oberkriegsräthe Geh. à 2100 fl. , 3ul. 200 fl. , 2 Kriegsräthe Geh. à 2000 fl., Zul. 100 fl., 2 Kriegeräthe Geh. à 1800 fl ., 3ul . 100 fl ., 3 Kriegsräthe (incl. 1 Baurath) Geh. à 1600 fl., 3ul. 100 fl . , 2 Expeditoren Geh. à 1200 fl. , 3ul. 200 fl., 2 Expeditoren Geh. à 1200 fl., Zul. 100 fl. , 2 Expedi toren Geh. à 1000 fl ., 3ul . 200 fl., 2 Erpeditoren Geh. à 1000 fl. , Zul. 100 fl . , 3 Kanzleiassistenten Geh. à 600 fl., 3ul . 200 fl . Ferner für die Kanzlisten u . f. w. zu den bisherigen Besoldungen die oben beschlossenen Zu lagen. Die Kanzleikosten berechnen sich auf 2800 fl. und werden nicht beanstandet. Die Anträge der Commissions mehrheit werden durchgängig zum Beschluß erhoben. 2 ) Corpscommando. Die Commission beantragt , die Eri

Frankreich. Als Gegengeschenk für das Feldgeschüß , welches die Königin von England dem Kaiser vor einigen Mo naten durch den Major Andrews zustellen ließ *) , wird der Kaiser der Königin ein Muster des französischen Ar tillerie-Materials übersenden, nämlich eine 12pfor. Granat kanone nach dem vom Kaiser vorgeschlagenen und einge führten Modell. Das Gewicht des Rohrs ist ungefähr 600 Kilogr. Ein Munitionswagen ist dem Geschüß bei gegeben. Die in den Werkstätten des Artilleriemuseums ausgeführten Arbeiten werden als Meisterwerke der Ele ganz und Einfachheit geschildert. Jedes Fahrzeug wiegt ungefähr 1000 Kilogr.; das vollständige ordonnanzmäßige Geschirr für 6 Pferde ist dabei. Das in Douai gegossene und in Paris vollendete Geschüß trägt den Namen „ Alli ance" und nebst einigen heraldischen Verzierungen die Inschrift: „Der Königin Victoria vom Kaiser 1858. " Der Kaiser wird in diesen Tagen das Geschüß vor seiner Absendung besichtigen .

genz für die Kanzlei des Corpscommandos in dem Betrage von 1866 fl. 45 kr. zu verwilligen. Der Commandant selbst , Prinz Friedrich Kön. Hoheit , hat auf Gehalt vers zichtet. Die Kammer genehmigt den Antrag. 3) Adju tantur des Königs . Die Erigenz von 12,775 fl. nebst 16 Rationen. 44 Meß Buchen- und 7 Meß Tannenholz, wird von der Commission und von der Kammer verwilligt. 4) Adjutantur des Kronprinzen. Es werden 1870 fl. und 3 Rationen verlangt und nach gegebener Erläuterung durch das Kriegsministerium verwilligt. 5) Gouverne ment der Bundesfeftung. Die Commission beantragt die Verwilligung von 11,197 fl. 25 kr. nebst Naturalien, bei welcher Summe 1000 fl. von der Summe abgezogen find , indem die Regierung die Erhöhung des Functions gehaltes für den Gouverneur von 1400 fl. auf 2400 fl. vorgeschlagen hat. Der Kriegsminister theilt mit, daß der Gouverneur von Rastatt 6000 fl. Gehalt und 3000 fl . Lafelgelder beziehe. Die Kammer nimmt aber den Antrag der Commission an. 6) Generalquartiermeisterstab. 1) Tactische Abtheilung 21,756 fl. 38 fr. , 2) technische Ab theilung 12,749 fl. 45 kr. , 3) Kriegsschule 14,421 fl. 40 fr. Die Commission beantragt und die Kammer be schließt die Verwilligung dieser Summen. Dabei stimmen Geßler, v. Hofer, Mohl, Sammet, Wiest in der Commis

nach ―der andern saß. Dem "I Court Journal " zufolge ift Generalmajor Beel mit Sir Henry Stocks und anderen Offizieren auf einer Rundreise an der englischen Küste begriffen , welche für die weitere Ausdehnung der Küstenvertheidigung maßgebend werden soll. Ihr Hauptaugenmerk ist auf Portsmouth und den angrenzenden Küstenstrich von Hamps shire gerichtet. Rußland.

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Großbritannien. London den 19. Auguft. In Chatham wurde unlängst der lezte Versuch zur Vergleichung der Enfield (Minie ) Büchse mit der gezogenen Lancaster Muskete angestellt und lettere trug den Sieg davon. Es zeigte sich, daß fie in der Hand geübter Schüßen un bestreitbar den Vorzug verdient. Eine Anzahl Unteroffi iere vom f. Genie-Corps schoß damit auf 600 englische Ellen (1800 Fuß) nach der Scheibe , und eine Kugel

In Suhl werden jezt auf Rechnung der russischen Regierung 5000 Stück Miniégewehre nach einer neuen Construction gefertigt. Die Länge des Laufs der Waffe beträgt 38 Zolle ; die größte Tragweite ist auf 1200 Echritte berechnet , die Länge des ganzen Gewehrs ist 4 Fuß 5 Zoll. *) Vergl. deffen Beschreibung in Nr. 22 d . N. Mil.-Ztg . v . d. J.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl. - Truck von H. Brill.

Neue

Militär

Zeitung .

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26 Herausgegeben von einer

Geſellſchaft deutſcher Offiziere.

Dritter

No.

40.

Jahrgang.

Darmstadt,

Auffäße. Deutsche Schlachtfelder aus älterer und neuerer Zeit. VII.

Schlacht am weißen Berg. 8. November 1620. (Schluß.) Das Schlachtfeld. Das Moldauthal bei Prag wird im Westen von einem ziemlich starken Höhenzuge begrenzt, welcher gegen die Stadt steiler als gegen Westen abfällt und das Thalbecken im Halbkreise umschließt. Auf der nördlichen Kuppe desselben über dem Moldauufer er hebt sich der Hradschin , die stolze Königsburg der böhmi schen Herrscher; südwestlich davon in einer Einſattelung, durch welche die Straßen nach Beraun und gegen das Erzgebirge ziehen, liegt das berühmte Strahofer Kloster ; unmittelbar am Fuße des Hradschin ist die kleine Seite von Prag , südlich davon Schmichow. Vom Strahofer Kloster erhebt sich der stark bewaldete Höhenzug und streicht im Bogen gegen Süden ; sein äußerster Ausläufer gegen die Moldau ist der weiße Berg , eine kahle Anhöhe, nur eine schwache Stunde von Prag entfernt. Er bot den Böhmen eine günstige Stellung, die sich rechts an den mit Musketieren beseßten Thiergarten zum Stern *) , links an das schroffe Moldauufer und den gegenüberliegenden Wischerad anlehnte. Vor der Front zog eine damals ver sumpfte, jest aber feste Niederung ; im Rücken hatte man leichte Communikation mit der Stadt, da der weiße Berg gegen diese sehr sanft abfällt. Die Front selbst war gedeckt durch 2 halbfertige Schanzen, die noch aus dem J. 1618 herrührten, wo man in Boucquoi's Lager einen Plan zur Verschanzung des weißen Berges vorgefunden und als bald zur Ausführung gebracht hatte. Wie man aber auf

*) Er ist derselbe, wo Friedrich von Preußen bei der Belagerung von Prag 1757 ſein Hauptquartier aufgeschlagen hatte ; in dem dortigen sogenannten Sternwald vor dem Strahofer Thor zeigt man noch die Stelle seines Zeltes.

2.

October.

1858.

böhmischer Seite aus Mangel eines energischen Oberkom mandanten so Vieles lässig betrieb , so auch hier ; beide Schanzen waren noch nicht beendet , eine dritte Flesche in deren Mitte war faum erst begonnen. Beiderseitige Streitkräfte , deren Aufstellung und taktische Verhältnisse. Die böhmische Armee hatte im Ganzen eine Stärke von 21,000 M. mit nur 6 Geschüßen , und zwar 11,000 M. Fußvolk, eingetheilt in 6 Regimenter von durchschnittlich 1500 M. und 3 selbst ständige Fähnlein von 2-300 M. Stärke , an Cavalerie 10,000 M. nämlich reguläre (Küraſſiere, Karabiniere und Dragoner) 5000 in 13 Regimentern von blos 400 Pferden durchschnittlicher Stärke und 5000 M. irreguläre (leichte ungarische Reiterei), deren Organiſation nicht angegeben ist. Die Infanterie bestand größtentheils aus Eingebornen, Böhmen, Mährern und Schlesiern, und bildete troß ihrer noch kurzen Dienstzeit, dem Mangel an tüchtigen Offizieren und der lockeren Disciplin, welche jedoch vorzugsweise unter dem Offizierscorps herrschte *), den Kern des Heeres ; die Reiterei war aus Geworbenen von aller Herren Ländern zusammengesezt, und ist namentlich die ungarische neben der ganz vernachlässigten Artillerie als die schwache Seite der böhmischen Armee zu betrachten. Bei der geringen Frontausdehnung war sie folgender Art in 3 Treffen auf gestellt : das erste Treffen hatte auf dem rechten Flügel das Regiment Hollach , im Centrum (als Vorhut vorge schoben) das Regiment des jüngeren Anhalt, auf dem lin ken Flügel das des Grafen Schlick , die Geschüße paar weise in den 3 Schanzen vertheilt ; 300 Schr . dahinter im zweiten Treffen stand hinter dem Regimente Hollach das des älteren Anhalt, hinter der Mittelschanze das Wei mar'sche Regiment , hinter Schlick das Regiment Graf Thurn ; die reguläre Reiterei war geschwaderweiſe zwischen tem Fußvolk in beiden Treffen vertheilt , die irreguläre stand in einer Colonne als Reserve links rückwärts im dritten Treffen. Die Aufstellung der hinteren Treffen war vom Hradschin aus zu übersehen; unter dem älteren Anhalt kommandirten die Grafen Hohenlohe, Thurn, Solms, Hollach und der jüngere Fürst von Anhalt. *) Die dortigen Zustände müſſen denen in der ungarischen National armee vom Jahre 1848-49 vielfach ähnlich gewesen sein.

Das Heer der Verbündeten zählte noch gegen 40,000 M. (so stark war troß der eingetroffenen Verstärkungen der seitherige Abgang gewesen), nämlich 32,000 M. În fanterie , 7,550 M. Cavalerie und 16-18 Geſchüße. Das kaiserliche unter Boucquoi ( 15,000 M. Fußvolk in 130 Fahnen , 4,550 Pferde in 76 Compagnieen) bildete den rechten , das ligistische unter Tilly ( 17,000 M. In fanterie, 3009 Pferde) den linken Flügel , jeder Flügel wegen mangelnden Raumes in 3 Treffen aufgestellt ; den Oberbefehl über beide hatte sich der Herzog reservirt, wäh rend Tilly das erste , Boucquoi das zweite Treffen be fehligte. Demnach hatte das erste Treffen von rechts nach linfs die kaiserlichen Regimenter Teufel und Verdugo, die baierischen der Obersten Brauner und Baur, zwischen diesen 4 Regimentern die lothringische und baierische Reiterei, von welcher im theatrum europaeum Erftel's Re giment namhaft gemacht ist , auf dem äußersten rechten Flügel die Kürassiere Wallensteins , auf dem linken die von Kraz ; sämmtliche Geschüße paarweise vor den Colon nen und vor den Intervallen des ersten Treffens. Das zweite Treffen enthielt die 3 Infanterie-Regimenter Graf Fugger, Boucquoi und Obrist Schmidt, welche schachbrettförmig auf die Reiterei des ersten gedeckt waren und 5 Cavaleries Das dritte compagnieen zwischen und neben sich hatten. Treffen bildete auch hier die Reserve und bestand aus 2 baierischen Fußregimentern in einem Gewaltshaufen ; die leichte Cavalerie der Ungarn, Kroaten und Italiener war daneben und dahinter aufgestellt. Auch das ligiſtiſche Heer bestand meist aus geworbenen Inländern; namentlich das baierische Kontingent war -Dank der Fürsorge seines Landesherrn und seines energischen Generallieutenants, ur sprünglich Generals der baierischen Landmiliz, des Grafen -- als ein homogenes, taktisch wohl durchgebildetes Tilly und gut ausgerüstetes Ganzes zu betrachten. Die taktischen Verhältnisse waren in beiden Heeren ziemlich dieselben , nur daß das baierische dem böhmischen an Qualität weit überlegen war. Die Aufstellung des Fußvolks ist noch in tiefen quadratischen Haufen (Ter zia's , Bataglia's oder Regimentern) von 45 Gliedern Tiefe, wie im Schmalkaldischen Kriege ; eine Zeit lang hatte man mit einem gewissen Aberglauben an den Zahlen 51 oder gar 57 als Rottenzahl der Grundlinie des Vier ecks festgehalten. Man sieht , die geläuterten Grundsäße des Prinzen Moriz von Nassau, des ersten Taktikers da maliger Zeit*), hatten in den ersten Heeren des 30jährigen Krieges noch keinen Eingang gefunden, und es ist die vor liegende Schlacht am weißen Berge als diejenige zu be trachten, in welcher die alten Formen noch unvermischt mit Neuem in Anwendung kommen. Auf den Mann wurden 2Fuß Flächenraum gerechnet ; der Abstand der Glieder bes trug 3', und wurde von den Musketieren immer, von den Pickenieren seltener beobachtet , da diese wohl auch ganz aufschlossen. Die Musketiere waren noch immer in 4 vor springenden Häuschen von 7 Gliedern Tiefe und Breite dem Gewaltshaufen angehängt ; sie kannten zweierlei Art *) Von seinem Grerzier-Reglement werden wir im nächsten Artikel reden.

-0

314

von Feuer , nämlich das gewöhnliche , gliederweise, ganz in der Art des jeßigen französischen Defileefeuers ausges führt, und das Geschwindfeuer ( unser Rottenfeuer) , zu welchem sich Reihen und Glieder in lockerer Ordnung auf stellten, so daß die Leute des ersten Glieds nach dem Abs feuern durch die Intervallen der hinteren Glieder zurück treten und hinten laden konnten. Wie langsam es dabei zuging, kann man daraus entnehmen, daß das Laden und Abfeuern in 99 Tempi eingetheilt war ; auch das Erer Das Lunten zieren mit der Picke hatte 21 Handgriffe. schloß war bei den Musketieren noch nicht vollständig vom Radschlosse verdrängt ; nur bei der Cavalerie war leßteres Regel . Mit der höchst schwerfälligen Aufstellung des Fußvolks hielt die der Reiterei gleichen Schritt; sie ran girte noch in mindestens 10 Gliedern. Neben dem war man bei ihrer Verwendung auf einen schlimmen Abweg gerathen, der sich wohl aus den Türkenkämpfen herschrieb : nicht auf den Kampf mit blanker Waffe, sondern auf das Feuergefecht der Cavalerie wurde der Hauptwerth gelegt, die Geschwader sprengten gliederweise gegen einander an und suchten sich so nahe zu kommen, daß man einander die Pistolen an's Haupt halten“ konnte. Diejenige Reiterei, die sich durch dieses Feuer nicht erschüttern ließ, blieb Siegerin. Es war der schwedischen Periode des 30jährigen Kriegs, speziell den Reformatoren Georg von Lüneburg und Gustav Adolf vorbehalten, ein gesunderes Verfahren hierin anzu Von der Artillerie sind im Vergleich mit dem bahnen. Schmalkaldischen Kriege keine wesentlichen Verbesserungen zu berichten ; höchstens daß man gelernt hatte, die Geschüße in großen Batterieen zu vereinigen, wie wir bei Breiten feld und Lüzen sehen werden. Im Ganzen tritt nament lich die kaiserliche Artillerie noch wenig zahlreich auf. Die Böhmen hatten schon am Die Schlacht. frühen Morgen ihre Stellung bezogen, während die feinds lichen Colonnen erst aus weiter Ferne heranmarschirten. Der junge Anhalt verlangte deshalb , man solle aus dieser sicheren Stellung vorbrechen und den Aufmarsch der Ligisten stören ; allein der unentschlossene Hohenlohe (der Oberkommandant weilte noch beim König auf dem Hrad fchin) war nicht hierzu zu bewegen, und so ging die eine gute Gelegenheit zur Verwendung der leichten ungarischen Reiter verloren. Es dauerte bis zum Mittag, bis die kaiser liche Schlachtlinie geordnet war, und auch im ligistischen Hauptquartier herrschte Uneinigkeit : der schwerfällige und überdies fieberkranke Boucquoi widerseßte sich dem An finnen des Herzogs zu alsbaldigem Vorgehen, und nur Pater Dominikus , ein spanischer Carmelitermönch , ver mochte die Streitenden zu vereinigen. Endlich Schlag 12 Uhr eröffnete Tilly den Kampf mit seinen Geschüßen. Ihre Wirkung scheint, troß der Ueberlegenheit an Zahl, nicht bedeutend gewesen zu sein, denn bald gab er die Losung Sancta Maria und ließ die schwerfälligen Massen seiner ganzen Linie über die sumpfige Vertiefung vorgehen. Die kaiserlichen Kanonen müssen zurückgeblieben sein , denn man liest nur vom Musketenfeuer des Tilly'schen Treffens , welches alsbald eröffnet wurde und 1/2 Stunde andauerte, nachdem man

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auf Schußweite vor dem Feind Halt gemacht hatte. Die | Böhmens mit Hülfe der treugebliebenen Schlesier zu be böhmischen Geschüße dagegen scheinen beim Vorrücken der haupten und den siegreichen Feind durch die Beschwerden Kaiserlichen gut gewirkt und die in der Mittelschanze po des eingetretenen Winters aufzureiben, zog der kleinmüthige ftirten schlesischen Hackenschüßen die entstandene Unordnung König es vor , sich selbst aufzugeben und nach Breslau genährt zu haben , denn nach 1/2 Stunde bemerkte der zu entfliehen. Die nunmehr sich selbst überlassene Haupt stadt kapitulirte am 10. November; Marimilian ließ Tilly jüngere Anhalt ein Wanken in Tilly's Schlachtlinie, und ohne weiteren Befehl abzuwarten, brach er ungefäumt mit mit einer Besagung von 7500 M. daselbst zurück und verfügte sich in sein Land zurück. Boucquoi nahm den 9 Compagnieen deutscher Reiter in die feindlichen Infan Karlstein und verfügte sich nach Mähren , und da man teriehaufen. Sie wichen , ebenso die lothringiſchen und baierischen Reitergeschwader des Centrums ; nur das Wals somit gegen Mannsfeld Niemand mehr übrig hatte, so lonen- Regiment Verdugo hielt Stand (wie denn die Wal schloß man mit diesem einen Waffenstillstand. lonen von jeher durch festes Zuſammenhalten sich auszeich Betrachtung. Der Feldzug 1620 schloß mit gänz neten), und es wäre nöthig gewesen , daß jezt die un licher Beendigung des böhmischen Kriegs. Dieses Resul garische Reserve-Reiterei vorgegangen wäre und das erste tat wurde herbeigeführt eines Theils durch die Fehler kaiserliche Treffen auf das zweite zurückgeworfen hätte, der Böhmen, durch die Uneinigkeit und Indisciplin ihrer dann hätte wohl der wider seinen Willen engagirte Bouc Befehlshaber, den Mangel einheitlicher Leitung, den elen quoi ben Rückmarsch angetreten. Allein auf böhmischer den Zustand der Armee und die Kopflosigkeit des Königs Seite fehlte es gänzlich an der Einheit des Commando's ; und seiner Räthe, andern Theils durch die Festigkeit und Folgerichtigkeit in Marimilians Kriegführung. Mit sicherem der ältere Anhalt war zwar mittlerweile auf dem Schlacht felde eingetroffen, ohne aber irgendwie ordnend und leitend Blick hatte er das unrichtige Verfahren der seitherigen Befehlshaber , die Zersplitterung ihrer Kräfte an unvor in den Kampf einzugreifen. So scheiterten die wieder wieder holten Angriffe der deutschen Reiter auf Verdugo's Wal bereiteten, nichts entscheidenden Unternehmungen erkannt. Statt den Krieg wie sie nur als Partheigänger zu führen, lonen, und Tilly fand Zeit, 7 Schwadronen der Kraz'schen Kürassiere vom linken Flügel her den Böhmen in die war er von Haus aus entſchloſſen , ihn im großen Style rechte Flanke zu werfen. Das wirkte : die böhmische Rei anzulegen. Daher als Einleitung der Waffenstillstand terei wich , ihr junger Anführer wurde gefangen. Jezt mit den feindlichen füddeutschen Ständen zur Sicherung fuhr panischer Schrecken in die böhmischen Reihen ; die seines Rückens , die Unterwerfung Oberösterreich's , die Herbeiziehung und Unterordnung Boucquoi's ; sodann der geworfenen Reiter warfen sich auf das erste Infanterie concentrirte Einmarsch in Böhmen, das gerade Vordringen treffen , durchbrachen dieses und als die ungarische Cava lerie solches gewahrte , stob sie auseinander. Schon jezt gegen die feindliche Hauptstadt , in deren Ucberwältigung er das Ziel des Krieges erkannte. Zwar hatte auch Thurn feuerte die zweite Infanterielinie der Böhmen ihre Ges die beiden Jahre zuvor mit Wien das Nämliche vorgehabt, wehre in die Luft und wich vom Kampfplage ; als vol aber seine wiederholten Unternehmungen nicht mit der er lends Verdugo die Mittelschanze stürmte und die dortigen Geschüße auf die Weichenden richtete, da war deren Flucht forderlichen Besonnenheit eingeleitet. Dagegen ist nicht zu verkennen , daß der Herzog den Einmarsch in Böhmen nicht mehr aufzuhalten. zu spät eröffnete , denn vom 11. September an gerechnet Bis jezt hatte Tilly allein den Kampf bestanden ; konnte er bei der Langsamkeit der damaligen Märsche und als jezt der Feind zu fliehen anfing, ließen Boucquoi und der Herzog auch die beiden hinteren Treffen vorrücken. dem Aufenthalte durch unvermeidliche Belagerungen kaum Sie fanden geringen Widerstand : nur die mährischen vor Wintersanfang vor Prag eintreffen ; wenn dieses Widerstand leistete - wie dann ? Diese Frage mochte Fußregimenter des Grafen Schlick und des jüngeren Thurn ihm vorschweben , als er die Belagerung von Pitsen auf wehrten sich standhaft beim Thiergarten zum Stern und hob und Mannsfeld in seinem Rücken stehen ließ. Daß wurden fast insgesammt niedergehauen. In einer Stunde war die ganze Schlacht vorüber ; die Böhmen verloren dieser diese günstigen Verhältnisse nicht zu einem Anfalle benußte , wäre unbegreiflich , wenn man nicht wüßte , wie 4000 Todte, 500 Gefangene, 100 Fahnen , Geſchüß und ungerne sich dieser wilde Condottiere jedem Höheren unter Bagage ; die Kaiserlichen hatten nur 400 Mann einge ordnete. Daß Friedrich ihn dennoch beibehielt und im büßt. Resultat. Die Schlacht auf dem weißen Berg ente folgenden Jahr als General-Feldmarschall anstellte , wird schied den böhmischen Krieg mit einem Schlag. Zwar hatte König Friedrich noch 5000 M. in der Stadt, 8000 Ungarn bei Brandeis , 12,400 M. unter Mannsfeld in Pilsen , die Bürgerschaft Prag's erbot sich zum Widers stand, und bei dem Mangel an Belagerungsgeschüß hätte der Herzog von Baiern ebenso wenig an eine regelmäßige Belagerung der umfangreichen Festung , welche schon das mals auf dem rechten Moldauufer allein 10 Bastionen zählte, als an eine Erftürmung mit seiner ausgehungerten Armee denken können. Statt also die östliche Hälfte

wohl seinen Grund darin haben , daß ihm wenig andere Heerführer zu Gebot standen. Dagegen war es von Seiten Marimilians in seiner Rolle als Obergeneral ein unbedingter Fehler, daß er nicht Alles aufbot , um diesen Räubergenerat zu unterwerfen : dem armen Deutschland wäre dadurch viel Jammer erspart worden. Allein die Politik des deutschen Reichsfürsten mochte hier ein Wört chen einreden , da es wohl nicht als wünschenswerth er schien , den Kaiser durch gänzliche Niederwerfung seiner Gegner übermächtig zu machen. Die Führung der Schlacht

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unterliegt endlich dem Vorwurf, daß Tilly's erstes Treffen zu sehr isolirt wurde ; die Gefahr einer Katastrophe für die Ligisten hätte gar nicht eintreten können , wenn 1) das zweite Treffen zeitig nahe gerückt und 2) die Reiterei mit beſſerer Benuzung des Terrains als Reſerve rückwärts gesammelt, nicht aber im ersten Treffen zersplittert worden wäre. Lesterer Fehler war zwar ein Fehler seiner Zeit : was wäre aber aus Marimilian's Schlachtordnung gewor den, wenn die 5000 ungarischen Reiter, welche wenigstens im Anmarsch begriffen waren , vor den Craz'schen Küraſ fieren eingetroffen wären , wenn sie diese und Verdugo's Wallonen über den Haufen geritten und Boucquoi zum willkommenen Rückzug Anlaß gegeben hätten ? Das feige Benehmen der Ungarn wie der Hälfte der böhmischen Infanterie war doch ein ganz unerwarteter Glücksfall und konnte vom Herzog unmöglich vorher in Rechnung gezogen werden !

Die Kurzfichtigkeit vom militärischen Standpunkte aus besprochen von Dr. v. Hasselt , Profeſſor der Medicin in Utrecht. (Schluß.)

Nachdem Plagge aus den berührten Gründen die Augenspiegeluntersuchung als Controle verworfen , em pfiehlt er in dieser Hinsicht , gestüßt auf zahlreiche Vers suche mit Gesunden, wirklich Kurzsichtigen, scheinbar Kurz sichtigen und Simulanten : Die optometrische Unter suchung. Seine vergleichenden Versuche machte er mit den berühmtesten älteren und neueren Optometern u. s. f. Gestüßt darauf kam er zu folgenden Resultaten : Die vers schiedenen Methoden zur Constatirung der mittleren Seh weite , insbesondere die Guckkästchen von Ruete *) und von St. Hilaire , das Lineal von Marbach und von Donders , die allgemein bekannten Schriftſcalen von Jäger und Stellwag, die Proben von Holke, Sco kelsky haben für den bemerkten Zweck (als Controlemetho den) alle das Gebrechen , daß man entweder gar nicht oder nicht genügend versichert ist, ob das zu untersuchende Individuum wahrheitsgetreue Angaben macht , da es bei allen genannten Methoden die Entfernung der Probe gegenstände vom Auge entweder bestimmt sehen oder approri mativ zu schäßen im Stande ist. Diese Vorschläge alle find demnach durchaus nicht zweckentsprechend , da bei der optometrischen Prüfung von Conscriptionspflichtigen (also von Simulanten a priori) , die Kenntniß derartiger Verhältnisse auf das Untersuchungsresultat gar nicht influiren , resp. das Resultat nicht alteriren darf. Also bewandten Umständen gegenüber genügen nur zwei Op *) Man findet diese beschrieben in seiner „Physikalischen Unter suchung des Auges. " Leipzig 1854. - Es wundert mich, daß Plagge nicht des Stäbchen - Optometers von v . Graefe er wähnt (cf. Archiv f. Opth. 2. Bd . Abth . I. 1855 . 162), obwohl daffelbe zu dem in Frage stehenden Zweck ebenfalls ungeeignet ist. (Bemerkt ſei als Antwort, daß P's. Gutachten im December 1854 (cf. Zeitschrift 2c. 10. Bd . I. Heft S. 31] abgegeben wurde.)

tometer ,

nämlich

der

von

Young

und

der

von

Stampfer. Legterem erkennt P. den Vorzug zu. Derselbe gewährt nämlich folgende wesentliche Vortheile : 1 ) es läßt sich mit demselben am unabhängigsten von der Aus sage des zu prüfenden Individuums ermitteln, ob normale oder abnorme Seheweite besteht ; 2 ) ergibt sich dabei zu gleicher Zeit aus der beigefügten Scala , welche Brenn weite der Gläser das kurzsichtige Individuum bedarf , um die abnorme Seheweite auf die normale zu bringen ; 3) können die Resuítate in relativ kurzer Zeit erlangt werden ; 4) begriffen sämmtliche untersuchte Individuen leicht , um was es sich bei dem Versuche handelte; 5) während bei wirklich Kurzsichtigen nur unbedeutende Abweichungen über den Nah- und Fernpunkt der Seheweite notirt wurden, waren bei Simulanten so abweichende und weit auseinan dergehende so in die Augen springend , daß der Versuch des Betruges unverkennbar war. Um völlig ſicher zu gehen, räth P. öftere Wiederholungen an, da es möglich, daß der Simulant anfangs zufällig das Gewünschte ge troffen hätte. Zum Schlusse kommt Plagge zu dem Ausspruche, „ daß das Urtheil über das Bestehen von Kurz sichtigkeit erst dann gefällt werden könne , wenn außer der bestandenen Brillenprobe zugleich durch den Optometer ermittelt worden ist, daß die Sehes weite unter das Normal herabgekommen ( nach den neuesten Untersuchungen von Oberhäuser unter 10") und die Optometerresultate mit den Resultaten der Brillenprobe harmoniren . " Um mich nun in den Stand zu sehen , ein eigenes Urtheil über diese Be hauptung P's. zu bilden , habe ich mir den Optometer von Stampfer von dem Prof. v. Rees geliehen, nach dem ich vorher die Beschreibung des Apparats bei Gehler nachgelesen hatte. Der Apparat ist sehr einfach. Er besteht aus einer doppelten kupfernen Büchse, die wie ein Fernrohr aus- und eingeschoben, somit länger oder kürzer gemacht werden kann. Am Okulartheile befindet sich ein Metallplättchen mit zwei länglichen Spalten ; unmittelbar davor jedoch in der Büchse ist eine runde Linse von 5" Brennweite angebracht. Die innere Büchse ist nach der dem Auge zu gerichteten Seite geschlossen ; hinten ist sie offen, damit Licht einfallen kann. Wenn man durch das Glas, welches das Rohr vorn ab schließt , nach dem Hellen schaut , so sieht man die zwei Außenspalten als zwei Lichtstreifen durch einen dunklen Mittelstreif geschieden. Dreht man dann die innere Büchse mit einer Stellschraube (Ronsel) heraus, so schmelzen die zwei Streifen allmählig in einen zusammen und endlich erscheinen die zwei Streifen als ein Streif (Nähepunkt des deutlich Sehens) . Dreht man nun noch weiter aus, so verschwindet wieder der einfache Streifen , um wieder zweien Plaß zu machen (Fernpunkt des deutlichen Sehens) . Beide Punkte können von einer längs der Innenbüchse verzeichneten, in Centimeter und Millimeter eingetheilten Scala abgelesen und notirt werden. Es braucht wohl nicht bemerkt zu werden, daß dieß Ausdrehen der Innen büchse für Kurzsichtige für beide Punkte weniger weit, für

317 Fernsichtige aber möglichst weit hinaus geschehen muß. Nun dürfte man einwenden können, daß Simulanten oder genügend eingeschulte Sachkundige hieraufhin betrügerischer weise willkührliche Angaben zu machen vermöchten. Dem ist jedoch leicht abzuhelfen dadurch , daß man das eine Auge gut geschloſſen hält und das andere flach vor das Okular placirt, oder besser noch eine Pappdeckelmaske

Personen 84-104 ; 125-161 ; 140-170" . Vielleicht wirft Jemand ein, ob es meiner Aufmerksamkeit entgangen sei, wie sehr bis auf einige Ausnahmen von Physiologen, Ophthalmologen und Mikroskopikern die Brauchbarkeit der Optometer, welche auf den Scheiner'schen Versuch baſirt find, wohin also auch das Stampfer'sche gehört, ange zweifelt wird ? und ob ich nicht wisse , daß der Stäbchen

anbringt , ähnlich der am großen Augenspiegel gebräuch lichen , um überflüssiges diffuses Licht abzuhalten. Ueber dieß kann man das Vor- und Rückwärtsdrehen der Schraube so unvermerkt thun, daß es dem Untersuchenden sehr bald klar ist , ob ein Individuum die Wahrheit sagt oder zu täuschen sucht. Jedesmal notirt man genau den Punkt, wo das Individuum sagt : „ nun sehe ich nur ein Bild ", und ferner den Punkt, wo es sagt : „nun sehe ich wieder zwei Bilder!" Ein bis zwei Wiederholungen genügen, um zu constatiren, ob diese Angaben ziemlich miteinander harmoniren , wo man sie als wahrheitsgemäße Angaben, oder, ob sie sehr disharmoniren , wo man sie dann als

Optometer von v. Graefe vor allen anderen derartigen Vorrichtungen vorzuziehen sei ? Als Antwort hierauf diene Nachstehendes : Wir finden allerdings , daß schon ältere Ophthalmologen Rüte , Volkmann u . A. sich in ver werfendem Sinne gegen die erwähnten Optometer ausge sprochen haben. Auch die am meisten Befähigten unter den neueren theilen allerdings diese Meinung. So sagt v. Graefe (Archiv 1855. 2. Bd . Abth . I. S. 160) : # Zu diesen Bestimmungen (scil. der Accommodations grenzen) bediene ich mich nicht mehr des Stampfer's schen Optometers oder ähnlicher Instrumente , weil diesel ben für die Praris an sehr mißlichen, schon von

Bei meinen seitherigen Higenhafte zu betrachten hat. Untersuchungen hat sich mir stets das Resultat ergeben, daß dieser Optometer zur Untersuchung von Dienst pflichtigen und zur Controle der Brillenprobe sehr practisch ist, besonders für diejenigen , denen kein Augenspiegel zur Disposition ſteht oder die damit nicht vollkommen vertraut sind. Alle von den untersuchten 15

verschiedenen Fachgenossen hervorgehobenen Mängeln leiden. “ Graefe kam zu diesem Ausspruche durch die namhaften Feh ler und Schwankungen in den Reſultaten, die man durch diese Werkzeuge erlangt. Etwas gelinder , jedoch auch verwerfend , äußert sich Professor Harting. In Het mikroscop . D. I. Alz . 70 ſagt er , „ daß die Anwendung des Optometers von Stampfer das Auge zu viel ein spannt, daß der Punkt, wo die Bilder in eins verschmel Personen gemachten Angaben entsprechen durchaus den Optometerreſultaten ; auch ergaben sich bei wiederholten zen, zu schwer wahrnehmbar ist, und die damit angestellten Untersuchungen sehr geringe Abweichungen. Diejenigen, Untersuchungen durchgehends zu ungenügend ausfallen." welche wirklich kurzsichtig waren, gaben pro rata nach dem Wo solche u. a. Autoritäten sich in der Weise aussprechen, Grade die niederen oder niedersten Ziffern an , die gut, müßte ich wohl a priori schweigen , doch erlaube ich mir beſſer und scharf ſehenden höhere und immer höhere Zah die Leser aufmerksam zu machen, daß das ungünstige Ur len , während ein fern sehender unter ihnen die höchsten theil dieser Männer mehr Bezug hat auf die ſo ſorgfältig Nummern angab. Dieser Tage kam uns auch der Fall als möglich, so zu sagen mathematiſch optiſche Bestimmung vor, daß ein Unteroffizier im Verdachte stand, seine Kurz der s. g. wahren distantia visionis, als constante Größe ſichtigkeit stark zu übertreiben ; doch die Resultate seiner bei verschiedenen Personen oder auch zum täglichen Fests optometrischen Untersuchung, wiederholt gemacht, stimmten stellen geringer Veränderungen im franken Zustande des so gut überein mit den Resultaten der Brillenprobe, seine Accommodationsvermögens oder zur Angabe der für das Beschreibungen der Bilder waren so genau , daß sowohl Individuum nothwendigen Brille u. s. f. Wo es aber für Dr. Bauduin als mich selbst nicht der geringste Zweifel wie in casu nur darauf ankommt , durch sorgfältige an der Wahrhaftigkeit der Angaben des Unterſuchten be Controle das Bestehen oder Nichtbestehen von Myopie oder stand. Zum Ueberfluß ließ sich bei diesem Individuum Presbyopie bei möglichen Simulanten zu conſtatiren, dazu auch objectiv mittelst des Augenspiegels das wirkliche Be muß ich mit Plagge (und auch Harting äußerte sich stehen eines sehr hohen Grades von Kurzsichtigkeit evident beistimmend) den Stampfer'schen Optometer für constatiren. Da es bei dieser wie bei allen ähnlichen | sehr brauchbar erkennen. ―――― Proben vom höchsten Belange ist , Alles zu vermeiden, Um das in Frage stehende gewünschte Resultat zu was zu einer verkehrten Beurtheilung führen kann , so erlangen, habe ich Nichts von dem „Mißlichen“ , von den muß ich noch bemerken , daß man erst alle Abweichungen großen "I Schwankungen ", von der starken inspanning van in den Angaben bei wiederholten Untersuchungen als be de oog" u. f. f. wahrgenommen. Was ferner das Ge trügerischer Weise gemacht zu betrachten hat. Es ist be ringerausfallen der Ziffern bei dieser Probe im Vergleich kannt genug, daß alle auf den Scheiner'schen Versuch zur einfachen Linealmethode angeht, so läßt sich dieß leicht basirten Optometer nur ungefähre Resultate geben, daß erklären durch die Anwesenheit einer Linse im Stampfer' die Accommodationsgrenzen keine absoluten oder constanten schen Optometer, während die Linealproben mit dem bloßen Größen sind. Der Nahepunkt differirt in der Regel we Auge vorgenommen werden. ―――― Vom practischen Stand nig , aber der Fernpunkt läuft zuweilen (je nach der An punkte aus würde meiner unmaßgeblichen Ansicht nach ftrengung des Auges oder der Stärke des einfallenden gegen diese Methode nur eingewendet werden können , 1) Lichtes) mehr auseinander. So notirte ich bei denselben | daß man bei Conscriptionspflichtigen mit mangelhafter

318

Verstandesentwickelung mitunter Mühe haben könne , das gesendeten Fürsten Schwarzenberg vor dessen Abgange zu Sehende begreiflich zu machen . Dieß ist jedoch auch mitgetheilt. Obige Sendung an Napoleon, kurze Zeit vor bei der gewöhnlichen entoptischen Probe der Fall ; auch hat der Abreise des Lezteren zur Armee, mißlang : Napoleon P. bei seinen hessischen Militärs, wie schon oben bemerkt, wollte nichts von der bewaffneten Vermittelung Desterreichs conftatirt , daß sämmtliche untersuchte Individuen leicht wissen. Jezt wurde Schwarzenberg unterm 8. Mai zum commandirenden General und Radezky zum Chef seines begriffen , um was es sich bei dem Versuche handelte. " Daß das Begreifen sehr leicht, dürfte auch daraus hervor Generalstabs ernannt : Lezterer hatte sich im März die gehen, daß zu meinen Probeübungen / Kinder verwendet Stelle eines Truppendiviſionärs bei der Obſervationsarmee wurden ; 2) daß eine Schwierigkeit auch bei dieser Probe in Böhmen ausgewirkt und den Generalstab interimiſtiſch an den General Richter abgegeben , hatte jedoch seinen nicht beseitigt wird , nämlich daß Personen , die sich durch fortgesette Einübung künstlich myopisch gemacht haben, Posten anderer Geschäfte halber noch nicht antreten können. weder durch dieselbe ebensowenig aber auch durch die Un Jest folgt eine Periode der angestrengtesten Thätigkeit für den neuen Generalstabschef : gleich am 9. Mai wird ein tersuchung mittelst des Augenspiegels als Selbst ver "„ Memoire über die Aufstellung und Bedürfnisse der Ob ftümmler entlarvt werden können. Dem vorzu beugen gibt es, ich wiederhole es zum Schluſſe nochmals , servationsarmee in Böhmen“ , unterm 10. Mai ein „ Me kein anderes Mittel als die dienstliche Verwendung moire über den Zweck der Operationen und deren muth zu Offiziersbedienten, Ochſentreibern u. s. f. Das hilft | maßlichen Gang , sowie die anzuwendenden Mittel" an allein. den Feldmarschall Schwarzenberg eingereicht. Das leßtere π. Utrecht, den 24. Januar 1858. Memoire wurde sogleich Metternich mitgetheilt und Bubna in Folge dessen zu erneuerten Unterhandlungen nach Dresden an Napoleon gesendet. Radezky hatte nämlich mit richtigem Blick vorausgesehen , daß der franzöſiſche Kaiser sich alsbald gegen seinen gefährlichsten Gegner Kiteratur. Desterreich mit der Hauptmacht wenden werde , und 1. Der f. f. österreichische Feldmarschall es handelte sich also vor Allem um Zeitgewinn, da Oester Graf Radetzky. Eine biographische Skizze nach reich erst bis Ende Juni 120,000 M. in Böhmen auf gestellt haben konnte. Darum hatte Metternich schon nach den eigenen Diktaten und der Correspondenz des der Lüzener Schlacht bei den Alliirten auf einen Waffen Feldmarschalls von einem österreichischen Vete ranen. Mit einem Facsimile. gr. 8°. Stuttgart stillstand angetragen , der aber von Preußen verworfen wurde , um das Kriegsfeuer nicht verrauchen zu laſſen. und Augsburg 1858. 3. G. Cotta'scher Verlag . (X , 4 unp. u. 440 S.) Schon in jenem Memoire stellt Radezky als leitenden Grundsaß die Theilung der Kräfte , d . h. die Offensive 2. Denkschriften militär - politischen Inhaltes gegen die Minderzahl und die Defensive gegen die leber aus dem handschriftlichen Nachlaß des f. f. österrei macht auf und wies auf die Nothwendigkeit einer Einheit chischen Feldmarschalls Grafen Radesky. gr. 80. Der Waffenstillstand Stuttgart und Augsburg 1858. J. G. Cotta'scher des Willens und Wirkens hin. wurde erst am 4. Juni geschlossen und er veranlaßte Ra 2 Rthlr. 26 ngr. Verlag. 5 fl. desky , welcher mit dem Fürsten Schwarzenberg seit 23. (Fortseßung.) Mai in Prag weilte , am 10. Juni zu der Betrachtung : Am reichsten ist die Ausbeute des Jahres 13 in den "Ueber den Waffenstillstand und was derselbe für Folgen haben wird." Lettere ist eine sehr lichtvoll geschriebene Denkschriften vertreten : nicht weniger als 35 Auffäße, Darstellung der damaligen österreichischen Lage : Radezky Memoire's , Operationsentwürfe , Uebersichten aus dieser Zeit sind in den Denkschriften enthalten. Wir müssen nimmt als gewiß an, daß Napoleon, falls Desterreich nach uns auf die wichtigsten derselben beschränken und den Ablauf des Waffenstillstandes den Alliirten sich anschließe, Leser auf das Buch selbst verweisen. Radeßfy arbeitete. 60,000 M. gegen diese stehen laſſen und mit 180,000 M. Hand in Hand mit Metternich , um den Kaiser zu der gegen Desterreich sich wenden werde ; er zählt alſo alle Rolle des bewaffneten Vermittlers zu bewegen , denn das Mittel auf, um bis dahin eine kriegstüchtige Armee von leuchtete bald nach der am 18. Dec. 1812 erfolgten Rückkehr 150,000 M. in Böhmen versammeln und zweckmäßig diss Napoleons in die Tuilerien ein , daß der Vertrag vom lociren zu können . 14. März durch die Ereignisse aufgehoben sei, daß Oester Wir übergehen die in den Monaten Juni und Juli reich aufgehört habe , bloße Hülfsmacht Frankreich's zu ausgearbeiteten "/ Entwürfe“, „Instructionen für die Com mandanten der beiden Reservecorps ", auch die „ Gedanken sein, und in diesem Sinne geschahen auch die ersten Schritte über eine Offensive aus Innerösterreich gegen Tyrol" und durch den Gesandten Bubna. Zu obigem Zweck schrieb Radesky im März 1813 die beiden Auffäße : „ Ueber die gelangen zur Kriegserklärung . Am 10. August erließ Aufstellung einer Armee zur Vermittelung eines dauerhaf Metternich das von Genz verfaßte Kriegsmanifest ; am 11 . ten Friedens" und „ Ueber jene Mittel und Wege, welche marswirten 100,000 Ruſſen und Preußen nach Böhmen. den kombinirten Armeen zu Gebot stehen , um die Macht Die Würfel waren gefallen : der Wiener Hof war in der des Feindes zu brechen." Beide wurden dem nach Paris kurzen Frist eines Jahres von bedingter Hülfleistung zur

319 neutralen Territorialstellung , aus dieser in jene einer in | Zeit an sich im Rath und bei der Ausführung der ersten tervenirenden Macht, sodann zur bewaffneten Vermittelung Stimme versicherte. Der Fürst von Schwarzenberg nahm und aus dieser in den Krieg selber übergegangen. mit der edelsten Selbstverleugnung das verfehlte Unter Interessant find die authentischen Angaben über die nehmen und Alles , was daraus an Nachtheilen für die Stärke der österreichischen und der alliirten Armeen zur Verbündeten erwachsen war , auf seine Schultern. Der russische Einfluß ward maßgebend und man vermied im österreichischen Lager selbst die leiseste Störung des guten Einvernehmens , aus Besorgniß , daß Rußland die ihm von Frankreich eben damals angebotene Separatverhandlung beherzigen möchte. " Die 5 Wochen , welche die alliirte Armee nach den Tagen von Kulm und dem Rückzuge hinter das Erzgebirge im Kessel von Töpliß zubrachte, waren eine Zeit der Ver legenheit und Verwirrung , welche nur durch die aller der Convention von Trachenberg von Toll niedergeschrie größten Anstrengungen beseitigt werden konnten. Abges ben , der dritte von Radesky entworfen , von Langenau sehen von den Schwierigkeiten der Verpflegung , welche (früher sächsischem Generalstabschefs , dazumal österreichi gegenüber den russischen Abtheilungen , die nach alter schem General) überarbeitet und schließlich vom russischen Nomadensitte einen Distrikt nach dem anderen gleich Heu Kaiser genehmigt, obwohl häufig durch Alerander's Eigen schrecken abaßen, nur durch mobile Colonnen , geführt von willigkeit durchkreuzt. Beherzigenswerth ist gleichfalls , einem des jus gladii übenden österreichischen und ruſſiſchen was der Biograph über die Stellung Schwarzenberg's General zu beseitigen waren, scheint besonders das Raub und deren enorme Schwierigkeiten anführt , und jeder system der Kojacken und Bashkiren sogar dem Kaiser Billigdenkende wird es ihm danken , daß er dem Werthe Alerander lästig geworden zu sein. Heller erzählt merk von Männern wie Schwarzenberg , Radesky , Langenau würdige Geschichten von Ordonnanzoffizieren, deren Pferde vor der Thüre des Generals , dem sie eben Meldung er gegenüber den bitteren Angriffen der Kritiker (Clauſewiß nicht ausgenommen) mit warmen Worten gerecht wird. statteten , weggestohlen wurden. Jene 5 Wochen waren Für die Eröffnung der Feindseligkeiten am 17. August für Radesky als Leiter der Operationskanzlei_im höchsten liegt kein Operationsentwurf Radezky's vor ; die „ Denk Grade geſchäftsvoll ; aus ihnen haben die Denkschriften schriften " bringen nur einen aus dem Hauptquartier Metins nicht weniger als 14 Documente aufbewahrt , darunter datirten Aufſay : Stärke der französischen und Aufstellung Operationsentwürfe vom 4. , 5. und 16. September", der verbündeten Armee am 19. August." Dagegen weist „ Memoire über die Lage der Verbündeten und der feind Heller klärlich nach , daß der verunglückte Angriff auf lichen Armee “ und „ über das Verhältniß der französischen zu den alliirten Armeen und die ferneren Operationen", Dresden nicht Schwarzenberg's Werk gewesen , daß viel beide vom 22. Sept., „ Entwurf zu einer Vorrückung nach mehr der Operationsmarsch auf Leipzig erst zu Dippoldis Sachsen, um das bei Gieshübel stehende Corps Marmont walde durch Jomini's und Moreau's Einfluß auf Aleran zurückzuwerfen “ , „ über die Grundſäße, damit die aus vielen der und Knesebeck's Rath beim preußischen König in jenen Theilen bestehende Armee der Verbündeten nicht in einen unseligen Flankenmarsch gegen Dresden umgewandelt und dem Oberbefehlshaber erst am 23. dieſe veränderte Absicht | Koloß zuſammengedrängt, ſondern theilweise mit vereinten angedeutet wurde. Uebrigens ist der Biograph unpartheiisch | Kräften auf den Feind loszugehen habe und dadurch die eine Armee die andere zu unterstüßen vermöge ", „ Opera genug, auch die strategischen Sünden der obersten Heeres tionsentwürfe für den Grafen Wrede " und zu einer leitung in dem Unglückskampfe vor Dresden zuzugeben ; Operation aus dem Donauthal über Salzburg und den Haupttheil der Schuld legt er Barclay auf's Gewissen, Innsbruck." Fast das interessanteste Document von allen welcher nie vergessen konnte , daß er vor dem Waffenstill ist aber das von Langenau nach Radetzky's Ideen ausge stand die erste Stelle eingenommen hatte, und sich nun arbeitete Memoire, welches Radeßky Mitte September dem mit der zweiten begnügen mußte. Uebrigens hatten die Fürsten Schwarzenberg überreichte , und worin mit edler Dresdener Ereignisse noch eine innere Folge , welche hier Freimüthigkeit der unbefriedigende Zustand der kaiserlichen zum erstenmal deutlich hervorgehoben wird. Der Biograph Es findet sich in der Armee unverhüllt dargestellt ist. sagt S. 197 : „Die gesunkene Stimmung der Armee und Biographie S. 212-221 und jeder unserer Leser wird das erschütterte wechselseitige Vertrauen zwischen den Ver es mit hohem Interesse studiren. bündeten gleich nach der Dresdener Schlacht kam vorzugs (Schluß folgt.) weise dem Kaiser von Rußland zu statten, der von dieser Zeit des Waffenstillstandes , welche Radegky's Biograph S. 148-53 des Werkes Nr. 1 beibringt , und worin er flar macht , daß die Alliirten am 6. August nur etwa 360,000 , Napoleon um diese Zeit 350,000 M. gehabt habe, leßterer also nur um 10,000 M. schwächer gewesen sei als seine Gegner. Noch wichtiger ist der Operations plan, wie er S. 155-168 obgenannten Werkes vollstän dig angegeben ist. Bekanntlich eristirten hierfür 3 Ent würfe : einer von Barclay , der zweite am 11. Juli bei

Nachrichten.

Württemberg.

Kontingente, Eintheilung der Truppen und Zahl der Offi Stuttgart. Kammer der Abgeordneten. Das Linien ziere und Chargen , über Präsenz vorausgeschickt und be militär. Die Commiſſion hat allgemeine Nachweisungen über | schränkt sich darauf, den Antrag auf Reviſion der Bundesma

320 Die Regierung hat in Anbetracht der ges trifel bei dieser Gelegenheit in Erinnerung zu bringen. | 122,010 fl. (Das Hauptcontigent unseres Armeecorps beträgt auf den steigerten Tuchpreise 10,000 fl . mehr berechnet und vers langt. Der Commissionsantrag wird genehmigt. 6) Re Grund der Annahme einer Volkszahl von 1,395,462 nach montirung. Es werden 48,122 fl. berechnet und verwilligt. der Matrikel 16,281 Mann ; die Reserve 4652 Mann ; 7) Naturalien a) Brod . Es werden nach dem Antrage zusammen 20,933. Dazu Ersaßkontingent 2326 Mann. Im Ganzen 23,259 Streitbare. ) 1 ) Reiterei. a) Leib der Commission 300,852 fl. 54 fr. in den Etat aufgenom men. b) Fourage . Es werden 481,473 fl. 44 fr. ver garde. Die Erigenz von 23,786 fl. 54 fr. wird von der willigt. c) Brennholz : 77,452 fl. 32 kr. werden verwilligt. Commission zu bewilligen beantragt. Die Kammer stimmt ohne Debatte zu. b) Divisionsstab. Die Commission be D) Militärdienst- und Verwaltungsaufwand. 1) Große antragt, 7364 fl. 45 fr. nebst den Naturalien zu verwilligen. Kriegsübungen : jährlich 8000 fl. werden nicht beanstandet. Die Regierung hat noch weitere 400 fl . beziehungsweise 2) Garnisonskirchen und Schulen : 2973 fl. 21 Kreuzer. 500 fl. für den Unterbereiter beantragt. Die Kammer 3) Vorspann- und Transportkosten : 5886 fl. 4) Quar verwilligt die Erigenz nebst der für den Unterbereiter. tiervergütungen : 12,000 fl. Gros über die allzu niedrige c) Vier Regimenter einschließlich Feldjäger. Die Erigenz Vergütung für die Einquartirung , wodurch an einem Theile der Staatsangehörigen ein wahres Unrecht verübt werde. mit 269,635 fl. 52 kr. wird von der Commission zu ver willigen beantragt. Die Kammer stimmt ohne Debatte zu. Unbegreiflich erscheine es ihm , daß die Staatsregierung 2) Artillerie. a) Brigadestab 7024 fl. 45 fr. , b) Feld nicht sich veranlaßt finde , dieses Unrecht und diese Un artillerie 132,408 fl. 24 kr., c) Armeetrain 2858 fl. 45 kr., gleichheit abzustellen. Der Redner wünscht , daß es der d) Festungsartillerie 52,926 fl . 48 kr. Diese Summen Regierung gefallen möge, ein neues Militäreinquartirungs . geseß zu erlassen, und beantragt, den Etatssag um 2000 fl. nebst Naturalien werden von der Commission und von zu erhöhen und die Vergütung für den Mann von 20 kr. der Kammer ohne alle Beanstandung verwilligt. 3 ) In fanterie. a) Divisionsstab 6291 fl. 45 kr. , b) Brigades auf 24 kr. zu seßen. Der Kriegsminister antwortet , daß er bereits einen entsprechenden Antrag in einer Note an ftäbe 14,369 fl. 15 kr., c) acht Linienregimenter 782,674 fl. 16 fr. Gegen diese Erigenzen nebst den entsprechenden das Ministerium des Innern habe ergehen lassen. Frhr. v. Varnbüler: Zur Steuer der Wahrheit müsse er, und Naturalien wird keinerlei Einwendung erhoben. 4) Di8 er habe schon 60 Mann im Quartier gehabt, sagen , daß ciplinarcompagnie. 13,301 fl. 50 kr. werden verlangt man mit 20 fr. einem Soldaten das verabreichen könne, und von der Kammer verwilligt. 5) Plaßstabspersonal : 15,992 fl . 5 fr. werden verlangt und verwilligt. Dienst Dienst was ihm schuldig sei . Wer gern etwas mehr verabreiche, der werde dieß aus seinem Beutel zu thun haben. Knup alterszulagen : 12,100 fl. werden verlangt und verwilligt. C) Verpflegung und Ausrüstung. 1 ) Kasernirung. Die fer: In seinem Bezirke sei man mit 20 kr. auch wohl zufrieden, und die Leute finden sich sogar beleidigt , wenn Commission berechnet und beantragt 109,450 fl. nebst fie keinen Mann ins Quartier bekommen. Duvernoy Naturalien, welche von der Kammer verwilligt werden . findet den Etatssag unzureichend , was in dem Bezirke Die Erigenz ist 118,536 fl. Kriegsminister : Die Vor Schorndorf, welcher zweimal im Jahr die Quartierlaſt der anschläge beruhen auf den genauesten Berechnungen, wes nach und von Gmünd durchmarschirenden Truppen zu halb ein Abzug nicht gerechtfertigt erscheine und eine ? tragen habe , wohl gefühlt werde. Die Erigenz der Re Ueberschreitung demnach höchst wahrscheinlich sein werde. (Schluß folgt.) gierung wird genehmigt. Echnißer: Aber gerade hier können am leichtesten Erspar nisse vorgenommen werden. Die Kammer nimmt den Frankreich. General Niel arbeitet an einer militärischen Commissionsantrag an. 2) Krankenpflege : 42,300 fl . Denkschrift, mit deren Abfaffung ihn der Kaiſer beauftragt werden verlangt und verwilligt. Darunter wird dem hat. Der Kaiser ließ sich von demselben nach Brest bes Spitalauswärter von 32 fr. auf 42 kr. Taglohn aufge bessert. 3) Arſenaldirektion und Garniſonsartillerie : Die gleiten , um mit ihm die Vertheidigungswerke der Stadt, des Hafens und der Rhede zu prüfen. Man glaubt, daß Forderung berechnet sich auf 37,360 fl. und wird aner Brest in diesem Augenblick Gegenstand des besonderen Augen kannt. 4) Arsenal. Erigenz : 110,000 ft ., 107,000 fl ., 105,000 fl. Nachdem aber aus den Kriegsbereitschafts merkes des Staatsoberhauptes und seiner Regierung ist. Man geldern über 244,000 fl . auf das Arsenal verwendet wor will, so heißt es, die Werke dieser Stadt ganz neu aufbauen. Spanien. den sind, glaubt die Commission, es dürfte die Bewilligung Durch königl. Decret vom 28. Juli d . J. ist die von je 90,000 fl. hinreichen. Der Kriegsminister bittet im Interesse des Dienstes und in finanziellem Interesse, im Jahre 1851 (unter dem 25. Mai) behufs Ausarbeis die Kammer möge die volle Erigenz verwilligen, damit zur tung eines Vertheidigungsplanes der Halbinsel und der kompleten Ausrüstung das neue Material nach dem eng umliegenden Inseln ernannte Junta aufgelöst werden . Der Die von derselben bewirkten Studien-Arbeiten , gesammel lischen Blocklafettensystem beschafft werden könne. Commissionsantrag auf Verwilligung von 90,000 fl. wird ten Documente und Aftenstücke gehen nach dem nämlichen Decret an die berathende Kriegs - Junta ( vgl. N. Mil.-Ztg. genehmigt. 5 ) Große Montirung. Die Commission be antragt eine Verwilligung von 84,710 fl., 191,210 fl ., | Nr . 33 v. d . J.) zur Aufbewahrung über. In Verhinderung des Rédacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl.

Truck von H. Brill.

Neue ге

Zeitung .

Militär -

Herausgegeben von

einer

Dritter

No.

41.

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Jahrgang.

Darmstadt ,

Auffäße. Wehrfragen. IV. *) e Sie haben meinen vorigen Brief unter diesem Titel zurückgelegt, geehrter Freund, und mir die Freiheit gelassen, den Grund ravon zu errathen. Ein besonderer diploma tischer Takt hat dazu freilich nicht gehört ; und ich gestehe

Ihnen sogar , daß ich halb und halb darauf gefaßt war. Sie werden die Art , wie ich die Sache dort behandelt habe, für Ihr Blatt nicht geeignet, namentlich die Sprache zu scharf und zu rücksichtslos gefunden haben u. s. w. Ich will darüber mit Ihnen nicht rechten; Sie müssen Ihre ganze Stellung, den Ton, den Sie anzuschlagen, die Rück fichten , die Sie zu nehmen haben , besser kennen als ich. Aber, ich bitte Sie , werden Sie nicht zu offiziell ; nach der langen Pause , die in den " Wehrfragen" eingetreten ist , scheint mir's fast , als wären Ihnen dieselben unan genehm , oder , um mit Göthe , nicht dem Dichter sondern unbequem " ge= dem Geheimen Staatsminister zu reden , worden. Und doch ist darin ein glücklicher Weg gefunden, wichtige Tagesfragen in der mehr anregenden als erschöp fenden Weise, die eine Wochenschrift erfordert, zu besprechen ; es bedarf dazu einer gewissen Ungebundenheit in Stoff und Form , wozu ich in den Nr. 12 , 39 n. 42 Ihres vorigen Jahrgangs wenigstens die Anfänge erblicke. Lassen Sie mich also versuchen , wieder einmal einen Schritt in Machen Sie meinetwegen so dieser Richtung zu thun. viele Redactionsnoten dazu als Sie wollen. Ich bin kein Freund derselben , denn sie sind meist im besten Falle überflüssig ; aber ich will sie hinnehmen ; nur geben Sie in Ihrem 1 Sprechsaal " auch die Freiheit zu sprechen . Es gibt ja doch keinen unglücklicheren Conservatismus , als den, der bei Allem festhält , was besteht und weil es besteht. Ich habe es für diesmal vorzugsweise mit dem Herrn Verf. der Wehrfrage III. in Nr. 42 von 1857 zu thun; zuerst auf theoretischem , dann auf praktischem Gebiet. Derselbe führt mit vielem Scheine den Sah aus, daß die *) Siehe Nr. 1.- III. in den Nrn. 12, 39 u. 42 d. J. 1857 .

9.

October.

1858.

Erörterung auch allgemeiner und umfassender militärischer Fragen , wie z . B. der Gränzbefestigung , mit der Politik nichts zu thun habe , oder sich doch bezüglich der Aufgabe der militärischen Tagespresse durchführen lasse , ohne die Politik zu berühren. Wie man so etwas jezt noch sagen kann, verstehe ich nicht ; es ist, als wenn Clausewiß nicht geschrieben hätte. Der Krieg ist ein Werkzeug der Po litif" war's zu jeder Zeit und wird's immer bleiben. Die Politik kann ohne ihn nicht auskommen , und wehe ihr, wenn fie's wollte. Denn der Krieg ist kein absolutes Uebel, solch ein Traum ziemt sich wohl für einen Schwär mer, nicht für einen Staatsmann . Vielmehr liegt es so in der Ordnung und dem Wesen der menschlichen Dinge, die fich ohne Entscheidung zwischen Bösem und Gutem, zwischen Fall und Erhebung bewegen und bis ans Ende dieser irdischen Welt bewegen werden , daß wider streitende Kräfte, widerstreitende Bewegungen und Inte ressen einmal im friedlichen Wetteifer sich auszugleichen suchen, einmal feindlich aufeinandertreffen und im blutigen Ringen sich entladen. Jener friedliche Wettstreit und dies ses kriegerische Ringen haben beide ihre eigenen Geseze, ihr eignes Wesen , aber sie wirken aufeinander, bedingen und durchdringen sich. So ist denn Art, Gestalt und Ver lauf des Kriegs von jeher durch die Interessen und Be wegungen, welche ihn hervorgerufen , durch die Zustände der Völker und Staaten , welche ihn ausgefochten haben, wesentlich bestimmt worden: ein anderer Krieg waren die vereinzelten, abgerissenen, durch eine Mannichfaltigkeit bes sonderer Interessen hervorgerufenen Fehden des Mittel alters , ein anderer die gesammelteren, vom Gewicht der dynastischen Machtverhältnisse bestimmten Cabinetskriege des vorigen Jahrhunderts ; ein anderer die das gesammte Leben der Staaten und Völker umfassenden Kämpfe seit der französischen Revolution ; ein anderer Krieg war der in der Krim, ein anderer ist der mit Arabern und Tscher tessen. Die Mittel , die Wege , die Zeit werden dem Krieg durch diese Verhältnisse bestimmt; ja selbst die Or ganiſation, die Zahl , die Tüchtigkeit der Heere liegen in den gegebenen Staatszuständen und können nicht ohne ein tieferes Verständniß derselben beurtheilt und verans dert werden. Die Politik also , deren Aufgabe es ist,

322 Gewiß, wir können mit der Karte in der Hand die dem Leben des Volks und des Staates die angemessenen Wege und Ziele zu geben , ſpricht auch im Krieg ein geschönsten Systeme der Landesvertheidigung entwerfen ; aber fast jede der hier aufgeworfenen Fragen zeigt uns, daß es wichtiges Wort mit; und es gibt kaum eine wesentliche Seifenblasen sind, so lange wir die Politik dabei nicht zu Frage des Kriegs , welche ohne Rücksicht auf sie gründlich Rathe ziehen. Jener Saß von der "/ zur politischen Ein und entscheidend behandelt werden könnte. Am wenigsten heit verbundenen Gesammtmacht" hilft uns gar nichts . wäre dies in unserer Zeit möglich, wo sich die Bewegungen, Ich sehe Elemente zur Einheit, Elemente zur Macht : ein die Kräfte, die Interessen in jedem einzelnen Volk und aller Volf von 40 Millionen , eins in der Sprache , einig in Völker untereinander in einem Grade durchdringen , wovon keine frühere Zeit eine Ahnung hatte. Auch verwickelt sich unser Verf. mit seiner Anschau ung sehr bald in einen schlagenden Widerspruch. Er be ruft sich auf Artifel 1 u. 2 der Wiener Schlußakte :

Bildung und Sitte , verwandt in den Grundsäßen und Einrichtungen der Staatsverwaltung und des öffentlichen Lebens, verbunden in gemeinsamen Interessen der Produc tion der Gewerbe , der Industrie des Verkehrs ; trefflich

" Der deutsche Bund ist ein völkerrechtlicher Verein zur Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands . Er besteht in seinen äußeren Verhältnissen als eine in politischer Einheit verbundene Gesammtmacht." Damit sei die politische Vorfrage klar und scharf entschieden, alles Weitere seien einfach militärische Consequenzen ; die Karte sage uns , was wir haben und was uns fehlt. Und doch heißt es wenige Zeilen weiter : Deutschland habe in Festungen, Straßen , Eisenbahnen u. s. w . kein nach einem Grundgedanken durchgebildetes System der Landesvertheidigung , wie es Rußland und Frankreich, Schweden, Dänemark, Belgien theils haben, theils schaffen. Ich frage : warum entbehrt denn Deutschland eines solchen Systems ? Warum stehen Preußens Ostprovinzen unter dem Schuß eines Systems von Festungen, Bahnen und Telegraphen, das der Vollendung nahe, der Vertheidigung alles gewährt, was sie sich wünschen mag ; warum er freute sich seine Westgränze einer kaum minder kräftigen Hut, für die es nach der bedeutenden Entwickelung der linksrheinischen und Mosel-Bahnlinien höchſtens noch eines starken Punktes bei Trier bedürfte ? Warum beſißt Oeſter reich in Italien jene klassische Gruppe Mantua, „ Verona“, Peschiera, Legnano, mit den Bahnlinien bis in's Innere der Monarchie und mit der Flotille des Gardaſees, welche das wichtige Binnenwasser beherrscht und die Verbin dungen nach Tyrol ſichert ; warum schafft es eben jest durch den Bau von Krakau, Przemysl und Lemberg, wie durch die Bahnen , welche diese Pläße verbinden, eine kräftige Wehr für sein Galizien , gleichsam ein Trug Warum ist das Warschau und Nowo- Georgiewsk ?

geübte, zusammengesezte und ausgerüstete Heere, in allem weit über 1/2 Million Streiter im freien Felde vollkom men verfügbar : und troß alledem weder Einheit noch Macht. Wie wenig der rein militärische Gedanke an sich vermag, wie entscheidend der politische ist , zeigt ein ein ziger Blick auf die Bundeskriegsverfaſſung. Wir haben

gegen Deutschland ohne Vertheidigung an der Eider ; dort wo der ſtrategiſch und taktisch gleich bedeutende Land strich der Holsteinischen Seenplatte dem eindringenden Feinde die Herrschaft über fruchtbare Gebiete wie die reichen Städte Lübeck und Hamburg mit ihrem Handel in die Hände liefert ? Warum ist das Deutsche Meer , die Nordsee, ohne Vertheidigung ? Warum sind die Deutschen Schiffe nach dem Urtheil aller Sachverständigen ein schöner Anfang einer Flotte, versteigert ? Warum hält es Breußen so schwer für seinen Hafen und seine Festung an der Jahde die nothwendigen Landverbindungen durchs zuseßen ? Warum liegen im Südwesten troz Rastatt und Ulm die fruchtbarsten Provinzen dem alten Reichss feind offen da , so daß er den Krieg mit Bequemlichkeit lange genug auf unsere Kosten führen kann ?

| unsere Bestimmungen über die Wahl , die Macht , die | Stellung des Bundesfeldherrn und seines Stabes ; wir haben die Eintheilung in Armeecorps und Divisionen ; wir haben die Vorschriften über das Verhältniß der 3 Waffen, über die Dienstzeit, über Hauptcontingent, Erſaß, | Reserve ; wir haben auch die Bundes- Inſpectionen und die Und als ein gemeinsamen Uebungen der Armeecorps. wirklicher Bundeskrieg kam; in Schleswig 1848 und 49, wie war's da? Wie war's da im Sundewitt, zweimal bei den Düppeler Linien ; wie war's bei Kolding , wie bei Friedericia? Wie in Baden, bei Großsachsen, bei Gerns bach u. s. w. ? Und wie wird es wieder sein ? Ich will die Bundeskriegsverfassung keiner eingehenden Kritik un terwerfen ; es genügt , daß ich die Worte eines Meisters darüber anführe. Clausewiß hat in seinem Werk „vom Kriege" das Buch vom Kriegsplan mit einem Beispiel | geschlossen, wo, wie es früher häufig der Fall war, Oester, reich und Prenßen mit dem deutschen Bund , England, Holland und Belgien auf der einen Seite stehen , Frank reich auf der andern. Die Entwickelung ist vortrefflich und hat, troß vielfach veränderter Verhältnisse, noch heute einen guten Theil schlagender Wahrheit. Es liegt ein klares politisch-strategisches Ziel zu Grunde, die Machtver theilung und die vorgezeichneten Linien der Bewegung entsprechen denselben vollständig ; auf solche Weise käme die Sache sicher zu einer raschen, großen, fruchtbaren Ent Hier ist Klarheit des Zwecks , Einheit und scheidung. Kraft der Handlung, ganz im Gegensaß zu der Art , die wo man Frank hundertfünfzig Jahre lang vorherrschte , reich von Dünkirchen bis Genua mit einem Gürtel von Armeen umstellte , indem man sich fünfzig verschiedene kleine Zwecke vorseßte , wovon keiner stark genug war, die Inertie , die Friktion , die fremdartigen Einflüsse zu überwältigen , die sich überall , besonders bei verbündeten Heeren, erzeugen und ewig regeneriren." Dann heißt es am Schluß, zum Beweis , wie wenig solchen Gedanken die Anordnungen des Bundesheeres entsprechen (III. 172. In diesen Einrichtungen bildet der der nenen Auflage) : föderative Theil Deutschlands den Kern der deutschen

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Macht, und Preußen und Desterreich verlieren, durch ihn ge schwächt, ihr natürliches Gewicht. Ein föderativer Staat ift aber im Kriege ein sehr morscher Kern ; da ist keine Einheit, keine Energie, keine vernünftige Wahl des Feld Herrn, keine Autorität , feine Verantwortlichkeit denkbar. Desterreich und Preußen sind die beiden natürlichen Mittel punkte des Stoßes für das deutsche Reich , sie bilden den

man schafft , desto mehr Weiterungen in den Geschäften, desto mehr Beamte!

Bis zum Jahre 1820 bestanden bereits bei jeder Division Kriegs-Commiſſariate. Sie hatten sich , nach dem fast einstimmigen Urtheile der Armee , nicht bewährt und man löfte fie deshalb auf. Jest sollen fie, Zeitungs nachrichten zufolge , unter einem andern Namen wieder Schwerpunkt, die Stärke der Klinge, sie sind monarchische eingeführt werden, angeblich , um die Militärverwaltung Staaten, des Krieges gewohnt , haben ihre bestimmten dem Kriegszwecke entsprechender zu organisiren. Indes Interessen, Selbstständigkeit der Macht, sind vorherrschend erscheint es nach den in den Befreiungskriegen gemachten vor den anderen. Diesen natürlichen Lineamenten muß Erfahrungen mindestens zweifelhaft, ob dieser Zweck da die Einrichtung folgen und nicht einer falschen Idee von durch erreicht wird, daß man in einer Zeit, welche gerade die größte Kürze und Einfachheit im Geschäftsbetriebe Einheit. Diese ist hier ganz unmöglich , und wer über dem Unmöglichen das Mögliche versäumt , der ist ein erfordert, eine Instanz mehr zwischen die Corpsverwaltung Thor. " und die Truppen hineinschiebt ; ob es nicht vielmehr Gewiß , dies Urtheil bedarf zu seiner Bestätigung zweckmäßiger sein würde , den Divifionen bloß ein mit nicht erst der Erfahrung ; es wird ihm Jeder beipflichten, tüchtigen Elementen ausgestattetes Natural-Verpflegungss der die Sache versteht ; und wahrscheinlich würden es die Amt zuzutheilen und der Corpsverwaltung alle übrigen Schöpfer der Bundeskriegsverfassung selbst im Wesents Geschäfte zu belassen , welche , ihrer Natur nach , von der lichen unterschreiben. Denn wer wird es wagen , die Centralstelle ausgehen müſſen oder die während der Opes Mängel dieser Verfassung aus der mangelnden Einsicht rationen vor dem Feinde ohnehin nicht bei den Diviſionen jener Männer abzuleiten ? Offenbar lag die Ursache über verrichtet werden können. Es läßt sich hiergegen einwen wiegend in politischen Verhältnissen ; wie die ganze Bun den, daß die Diviſionen , weil sie zuweilen entfernt vom desverfassung, so war dieser Theil derselben ein Compro Armee Corps operiren müſſen , einer selbständigen Ver miß , der sich nach der damaligen Lage schwerlich wesent | waltungsbehörde nicht entbehren können ; allein diese lich anders zu Stande bringen ließ. Die Kriegsverfassung Selbständigkeit würde durch die beabsichtigte Organiſation ist zwar theils fünf, theils zehn und mehr Jahre (die ver nur dann erreicht , wenn man der Divisions -Intendantur schiedenen Abschnitte und Bestimmungen sind vom 12. April Abtheilung eine eigne Kriegskaffe , eine besondere Feld 1821 ; 11. Juli 1822 ; 9. u. 14. Decbr. 1830, 17. Febr. bäckerei und bewegliche Feld-Lazarethe beigeben könnte, 1831 u. f. w.) später beschlossen , als die Bundesacte was nicht der Fall ist, da diese Dekonomiezweige bekannts (8. Juni 1815) und die Wiener Schlußacte ( 15. Mai 1820) ; | lich nur dem Armee- Corps im Ganzen zugetheilt werden. aber die Bestrebungen und Interessen , welche diesen ihre Die Diviſions-Intendanturen müßten also in vielen Fällen immer wieder auf die Corpsverwaltung zurückgreifen. Gestalt gaben, wirkten auch bei jener noch fort. Von der Lestern dürfte Angesichts des Feindes nur (Schluß folgt.) der Chef mit dem nöthigen Hülfs -Personal und mit dem Haupt Proviant-Amte zur Leitung des Ganzen , so wie zur Abfertigung der augenblicklichen Geschäfte im Haupt Die Organisation der Preußischen quartier verbleiben müssen ; die Abtheilungen für das Militär-Intendanturen. Besoldungs- und Rechnungswesen mit der Kriegskaſſe, diejenige für die Bekleidung und den Train nebst den Mehrere öffentliche Blätter haben die Nachricht ver breitet, daß der Preußischen Militär-Intendantur eine Or Depots und die für die Feld-Lazareth-Verwaltung aber ganisations Aenderung berorstehe. Bei dieser Veranlassung im Rücken des Armee-Corps aufzustellen sein , um von bringt die N. Pr. Zt. in ihrer Nr. 199 , folgenden , wie hier aus unter Leitung ihrer Vorsteher ungestört die Ge es scheint aus kundiger Feder geflossenen Artikel über die schäfte selbständig zu bearbeiten und in allen Details un ses Institut. mittelbar mit den Truppen zu verkehren . Hierdurch ginge auch der große Vortheil der Eintheilung nach Materien, Die Preußischen Militär-Intendanturen haben sich in welche den Intendanturen im Frieden eine gründlichere ihrer jeßigen Gestaltung feit 37 Jahren als durchaus Bearbeitung der Geschäfte möglich gemacht hat , nicht wirksame, pünktliche und umsichtige Provinzial-Behörden des Kriegsministeriums bewährt , so weit ihnen nämlich Die Hülfsquellen für die materiellen Bedürfnisse frei zu wirken gestattet war , und sich die öffentliche der Armee liegen fast immer im Rücken derselben. Von Meinung nicht nur im Lande gewonnen, sondern auch von Schriftstellern fremder Armeen sind sie als Muster darge hier aus allein ist also eine erfolgreiche Wirksamkeit der stellt worden. Ihre Trennung in Diviſions-Abtheilungen Administration möglich, und auch das umfassende Kaffen muß nothwendig eine Zersplitterung der Geschäfte herbeis und Rechnungswesen kann während der Unftätigkeit der führen, von denen viele eines einheitlichen Betriebes aus Kriegs-Operationen nicht bei den Diviſions -Verwaltungen dem weitern Gesichtskreise der Provinzial-Instanz ohne mit der erforderlichen Ruhe erledigt werden. Nachtheil nicht entbehren können. Je mehr Behörden

324 " Hiernach widerspricht also die jeßige Organisation | waltung abzugeben und dadurch ihre Betriebskräfte in der Friedens-Militär-Intendanturen in der Hauptsache einer Zeit zu schwächen , wo ihre Thätigkeit zum Theil ebenfalls außerordentlich in Anspruch genommen wird. keineswegs dem Kriegszwecke , und es bedarf für den leichtern Uebergang in das mobile Verhältniß nur einer innern Trennung derselben in zwei Haupt-Abtheilungen, von denen der einen die sämmtlichen Geschäfte für den Literatur. Krieg , der andern diejenigen , welche nach dem Abrücken der erstern ins Feld von der zurückbleibenden Provinzial 1. Der f. f. österreichische Feldmarschall Intendantur beſorgt werden müſſen , zu überweisen sein dürften. Graf Radezky. Eine biographische Skizze nach den eigenen Diktaten und der Correspondenz des Indeß nicht die Zweckmäßigkeit der äußeren Geſtal Feldmarschalls von einem österreichischen Vete tung einer Verwaltung allein ist es , welche über ihre ranen. Mit einem Facsimile. gr. 8°. Stuttgart Wirksamkeit entscheidet, sondern hauptsächlich die Tüchtig keit ihrer Organe, und hierin liegt der eigentliche Splitter und Augsburg 1858. 3. G. Cotta'scher Verlag. im Auge. (X, 4 unp. u . 440 S.) Es fehlen der Militär-Adminiſtration für den Krieg 2. Denkschriften militär - politischen Inhaltes etwa die Hälfte der Beamten und diese sollen von an aus dem handschriftlichen Nachlaß des f. f. österrei Abgesehen das dern Staats-Behörden entliehen werden. chischen Feldmarschalls Grafen Radesky. gr. 8º. von, daß es nicht im Interesse der leztern liegt, sich ihrer Stuttgart und Augsburg 1858. 3. G. Cotta'scher ――― brauchbarsten Arbeiter zu entledigen , so leuchtet ein , daß Verlag. 5 fl. 2 Rthlr. 26 ngr. es völlig unmöglich ist, selbst mit ſonſt achtbaren Männern (Schluß.) unter den schwierigen Verhältnissen des Krieges , welche Ueber die Leipziger Schlacht bringen beide Werke den größten Aufwand von Sachkenntniß, Geschäftsgewandt nichts Neues, überhaupt nichts von Bedeutung ; dagegen heit , Erfahrung und Thatkraft in Anspruch nehmen, bemüht sich der Biograph , den Vorwurf der Lässigkeit in eine Verwaltung zu leiten , von der sie keine Idee mit bringen. der Verfolgung von dem großen Hauptquartiere abzuwen den und wenigstens was Radeßfy betrifft , so gelingt es Um einer ähnlichen Mangelhaftigkeit in den untern ihm, denn er bringt von ihm aus Leipzig einen Brief an Stadien der Kriegsadministration abzuhelfen , läßt man im Frieden bereits Bäcker , Lazarethgehülfen , Kranken Langenau „ worin dieſer mit Hinweisung auf die kostbare wärter, ja ſogar Pferdeknechte als Erledigung ihrer Militär Zeit zur höchsten Thätigkeit aufgefordert wird. " Nach dem Einzuge in Frankfurt erhob sich die Frage : was weiter ? das weit wichtigere Bedürfniß der pflicht ausbilden; und hier war es, wo Radeßfy entscheidend eingreift. Aus leitenden Militärverwaltung dagegen ist bisher ganz un berücksichtigt geblieben , und doch hängt von einer guten zweien der gelieferten Documente, dem „ Operationsentwurf aus dem Hauptquartier Tambach 29. Okt. “ und „ den Vor Versorgung des Soldaten nicht selten der glückliche Er längst Oesterreich aussetzungen was zu unternehmen ist , wenn der Feind in man hat ab. Dies Krieges des folg den Rhein passirt hat , Hünefeld 31. Okt. " geht hervor, erkannt und zur Heranbildung geeigneter Verwaltungs daß Radesky, wie Scharnhorst und Gneisenau, den Sag Offiziere in Wien eine eigene militäradministrative Lehr aufstellte : jest oder nie. Bei der Berathung am 24. anstalt errichtet. November über die Vorschläge der Friedensfreunde war es In Preußen gibt es unter den jungen Männern von akademischer oder Gymnasial -Bildung , welche wegen | Radetzky im Bunde mit Gneisenau , Blücher , Schwarzen berg und Metternich, welche den Entschluß faßten, „ nur auf kleiner förperlicher Fehler vom einjährigen Militärdienste zurückgestellt werden, ohne Zweifel Manche , die noch eine französischem Gebiet und wo möglich erst in Paris den Frieden zu verhandeln. “ Seinen raftlosen Bemühungen ausreichende Feld-Dienstfähigkeit für Militär-Administra tion besigen. Läßt man diese sich ihrer einjährigen Mili in dieser Richtung entſprangen die „Vorschläge zur Auf stellung der verbündeten Armeen auf dem rechten Rhein tärpflicht und der Landwehrdienstpflicht bei den Intendan turen und bez. deren Unterbehörden erledigen , so würde ufer als Vorbereitung zur neuen Offensive" , die Memoire „eines Offensiventwurfs zum Rheinübergang " , " über die dadurch der oben angeregten , dem materiellen Wohle der Armee so Gefahr drohenden Unzuträglichkeit zwar nicht zu beobachtenden Grundsäße bei künftigen Operationen “, "Nothwendigkeit , die Operationen diesen Winter fortzu ganz, aber doch in soweit abgeholfen , daß man zu einem Vorrathe gebildeter Candidaten für die Militär-Admini ſeßen" - sämmtlich im November zu Frankfurt ausgear stration gelangte, welche wenigstens eine allgemeine An beitet. Der unterm 12. December eingereichte " Detail entwurf für den Rheinübergang " fehlt in beiden Werken, ficht von deren Verrichtungen besäßen und deren Eigen immerhin zählte es zu Radezky's Ruhm und Stolz, diesen schaften den Corps-Intendanten hinreichend bekannt würden, Uebergang troz Allem noch am Schluß des Jahres durch um sie im Bedarfsfalle dorthin stellen zu können , wo sie sich nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten richtig verwenden gesezt zu haben. lassen. Dabei würden denn auch die Civilbehörden der Der Feldzug 1813 wurde von uns deshalb so detail Nothwendigkeit überhoben , Beamte an die Militärver lirt besprochen , weil die beiden abzuhandelnden Werke

325 einen reichen Schaz neuer Aufklärungen liefern , welche der Armee" und 9. April : Entwurf für die Operationen zusammengenommen mit Toll's Denkwürdigkeiten dem der Armee , falls der Vicekönig von Italien sich nicht Geschichtschreiber höchlich willkommen sind. Anders verhält unterwerfen sollte" (was bekanntlich am 18. April durch fich's mit dem Krieg 1814 ; er wird in der Biographie die Convention zu Mantua geschah). Napoleons Wiedererscheinen von Elba wurde am 5. nur kurz abgehandelt. Die Fehler nach der Brienner März beim Wiener Congres bekannt. Gleich am 24. bes Schlacht werden nur dürftig maskirt , der Kampf bei Bar sur Aube nur anekdotisch behandelt , über Arcis sur arbeitete Radetzky Radesky ein „ Memoire über das Wiedererscheinen Aube ist blos die Meldung von Wichtigkeit, daß Schwarz Napoleons in Frankreich" , ferner die "'Hauptzüge für den Operationsentwurf" , welche im Wesentlichen auch beibe zenberg noch am Abend des 21. März mit seinem Gene ralstabschef auf dem Schlachtfelde, von wo man Napoleons halten wurden , und die Hauptmomente für den Opera Abmarsch nach Vitry wahrnahm, den Fall besprach, „ daß tionsplan der alliirten Armeen , in besonderer Beziehung auf die am Mittel- und Oberrhein. " Da für die öfter Napoleon eine Bewegung in den Rücken der Alliirten reichische Armee Italien und der Oberrhein als Opera versuche, und wenn sich dies so verhalte , ob es nicht am besten sei, ihn ziehen zu lassen und gerade auf Paris zu tionsbasis bezeichnet war , so folgten im April weitere marschiren, somit Basis und Rücken preiszugeben. " Auch Entwürfe zu einem Uebergang über den Rhein , um Mainz , Landau und Straßburg zu cerniren " , zur „For Radesky war dieser Ansicht. Höchlich interessant sind aber die nun folgenden authentischen Angaben über die mirung der verschiedenen Armeecorps am Oberrhein“, ,,Grundsäße, von denen bei Eröffnung des Feldzugs gegen Entscheidung des Kriegs, wodurch die Behauptungen Woll Frankreich ausgegangen wird." Am 4. Mai ging Radezfy zogens auf S. 240 seiner Memoiren , welche dem Kaiser nach Italien, um mit Frimont das Nähere für den Krieg Alerander das ganze Verdienst des Seitenmarsches auf Paris , entgegen den Ansichten des unschlüssigen in den Alpen und am Po festzustellen ; aus dieser Zeit Schwarzenberg, vindiciren, gründlich widerlegt werden. datirt der Aufsaß : " über die Besetzung der Schweiz." Ende Mai treffen wir Radetzky im großen Hauptquartier Der Biograph erzählt nämlich S. 26366 des Werkes Nr. 1 den Hergang folgendermaßen : Die Hauptarmee zu Heidelberg , da Fürst Schwarzenberg ihn auch für den bevorstehenden Feldzug zu seinem Generalstabschef gewählt der Alliirten folgte von Arcis aus am 22. der Bewegung Napoleons gegen Vitry . Am Abend dieses Tages erhielt hatte. An dieser Stelle bringt Heller einen intereſſanten Schwarzenberg durch den Generallieutenant Diebitsch zwei Brief des württembergischen Generalquartiermeisters von Varnbüler mit sehr klaren Ansichten über die bevorstehen Schreiben Napoleons und des Marschalls Lefebre, beide an deren Gemahlinnen gerichtet , worin der abenteuerliche den Operationen. Die Denkschriften bringen noch zwei Plan des Kaisers, an die Marne gegen die Communica Vorschläge aus diesem Jahr : Operationen" ( 14. Juli) tionen der Verbündeten zu marſchiren und deren rechten und über Einrichtung der obersten Geschäftsleitung im Flügel zu umgehen, deutlich ausgesprochen war ; der han- | Hauptquartier" ( 10. October) . Hiermit ist die dritte und ſeatiſche Lieutenant Redlich vom Streifcorps Tettenborn eine sehr thatenreiche Periode in Radesky's Leben abge hatte einem französischen Courier beide Schreiben abgeschloſſen ; dem Glücklichen war aber beschieden , eine noch nommen. Schwarzenberg eilte mit ihnen in das Hoflager | epochemachendere zu erleben. Die IV. Periode ist kurz abzuhandeln : in einer Zeit, nach Pouzy und stellte dort den Antrag , so rasch als da mit der Aussicht auf einen langen Frieden der alte möglich concentrisch auf Paris loszugehen. Dieser Antrag wurde am 23. Nachmittags in der in Alerander's Woh Schlendrian in der Heerleitung sich stets breiter machte, konnte ihm der Posten des Generalquartiermeisters immer nung gehaltenen Berathung, und zum zweitenmal am 24. Morgens im Sommequis verworfen ; erst unterwegs 1/2 weniger zusagen , und Radesky wurde deshalb auf sein Stunde herwärts von Vitry auf einer sanften Anhöhe Ansuchen am 24. Juni 1816 als Cavaleriedivisionär nach rechts der Straße , veranstaltete Alerander um 11 Uhr Ladenburg verseßt, im J. 1818 von da als ad latus des Erzherzogs Ferdinand , Commandirender in Ungarn , nach Vormittags einen abermaligen Kriegsrath, und hier wurde Schwarzenberg's Anerbieten , dem Feinde 3 Märsche ab Ofen berufen und am 18. Febr. 1829, unter Beförderung zum General der Cavalerie , in seinem 64. Lebensjahre zugewinnen und in Gemeinschaft mit Blücher am 30. den als Festungscommandant nach Olmüz verseßt. Schon Hauptschlag vor Paris zu führen, angenommen. glaubte der rüstige Greis , dessen Wünsche sich schon oft So kurz der Feldzug 1814 in der Beschreibung wege gekommen, so dürftig hier auch die in den „ Denkschriften" auf ein behagliches Tusculum für seinen Lebensabend ge enthaltenen Documente über denselben. Fünf Aufsäge, richtet hatten , das ersehnte Ziel erreicht zu haben, als er vom 18. Januar : " Concentrirungspunkte für die 3 Haupt nach Ausbruch der Pariser Julirevolution von dem Com mandirenden in Italien , Frimont , als Stellvertreter er colonnen der im Inneren von Frankreich operirenden ver beten und am 26. Febr. 1831 hierzu ernannt wurde. bündeten Armee " , 5. März : „ über die Bewegungen der Als Frimont nach Gyulay's Tode am 23. Novbr. d. J. Corps Bianchi und Erbprinz von Hessen und Aufstellung zum Hofkriegsrathspräsidenten avancirte , wurde Radezky des 3. , 4. , 5. u. 6. Armeecorps " , im März : „ Entwurf Commandirender der italienischen Armee und hiermit bes zu einer Demonstrativoperation “ (vør dem 12. zur Erleich ginnt die ruhm und segensreichste Periode seines Helden terung des jenseits der Aisne angegriffenen Blücher ent lebens. Aus der IV. enthalten die Denkschriften nur worfen), 10. März : „ Anträge über das Botenmeistercorps

326 wenige Aufzeichnungen, wie den " Vertrag über den Zweck | (zu 35,000 fl. jebes ) nebft Grundankauf und Armirung der Uebungslager in Friedenszeiten " (interessant deshalb, auf 6,135,000 fl . Aus unzeitiger Sparsamkeit unterblieb weil er durch Verwirklichung dieser Ideen als Comman die Sache. Die Krönung des Kaisers Ferdinand zu Prag dirender in Italien die dortige Armee auf jene Stufe der brachte Radetzky am 17. Septbr. 1836 nach 52 Dienste Vortrefflichkeit erhob, welche die Welt vor 10 Jahren mit jahren die höchfte militärische Würde , die des Feldmars Bewunderung wahrnahm) , „Organisatorische Gedanken ", schalls. Aus dieser Zeit stammen die 3 leßten Aufsäße der Denkschriften , nämlich aus dem Jahr 1832 , wo die "Gedanken über Festungen" , " Militärische Betrachtung Mordanfälle auf Lonis Philipp mit einer abermaligen der Tage Oesterreich's im Januar 1828" , "I Ueber den Werth der österreichischen Cavalerie und einige Mittel, | Umwälzung drohten , die Gedanken über eine Operation ihn zu heben. " der verbündeten Heere gegen Frankreich" ; ferner aus dem Bei Uebernahme des Generalstabs in Italien zählte | Jahr 1834 die Auffäße : „ über die Nothwendigkeit eines Radezky's Armee 104,500 M. mit 5000 Pferden und 12 festen Lagers bei Mailand “ und „wie kann man gute Batterieen ; sie wurde im J. 1836 auf 62,000 M. reducirt. und große Heere mit wenig Kosten erhalten. " Wir scheis Gleich bei dem Antritt des Commando's steckte er sich das den hiermit von den Denkschriften mit den Worten Heller's : „ Eine aufmerksame Prüfung dieser Blätter wird zu der große Ziel, „ ein Heer zu schaffen, auf welches der Monarch Ueberzeugung führen , daß der Verewigte nicht blos den jederzeit mit Vertrauen blicken konnte" und wahrlich, Degen, sondern auch die Feder zu führen verstand. Und er hat dieses Ziel erreicht und erntete dessen Früchte! Seine rechte Hand hierbei war sein Generalstabschef; wenn auch seine Auffassungen den Geist der Zeit verra der damalige Obrist v. Heß , welcher durch vier Jahre | then , in welcher sie niedergeschrieben wurden , wenn ſelbe auch theilweise nur der Ausfluß des jeweiligen Bedürf seine Entwürfe in's Leben seßte und nach seinen Ideen nisses sind, so entbehren sie doch keineswegs jener Gründ die Manövrir , später die Feldinstruction für die Truppen in Italien ausarbeitete. Die Einübung der lichkeit und Schärfe des Urtheils, die nur das Eigenthum Truppen nach diesen Instructionen wurde, aller von Wien des in Geschäften ergrauten und durch eine reiche Schule erhobenen Hindernisse unerachtet, mit rastløsem Eifer be der Erfahrung gegangenen Mannes auf hohem Posten trieben ; vom Mai bis October in den Feldlagern zu find. Nur ein so gediegener, mit den reichsten Kenntnissen ausgerüsteter Soldat ist im Stande , die Thatsachen , die Malgensa, Lonate, Garbagnate, bei Grovano und Aviano vereinigt , wurden sie am Schluſſe der Lagerübungen all Bedürfnisse der Zeit , die Ansichten über Gegenwart und jährlich zu größeren Manövern oft von 60,000 M. auf Zukunft mit so sicherer Vollendung zu entwickeln und die 6-8 Tage zusammengestoßen, und die Manövrirfähigkeit | Abhülfe anzudeuten.“ und feldmäßige Haltung der Armee in Italien erregten Wir gelangen nunmehr zu der wichtigsten Periode schon in den ersten Jahren die Aufmerksamkeit aller intel und unser Buch sagt an der betreffenden Stelle der Bio ligenten Heerführer. Sie konnte auch in Wien nicht graphie : wir sind in dem thatenreichen Leben des Mar schalls bei jenem Zeitabschnitt angelangt, welcher unbeſtrits länger unbeachtet bleiben, und der Kaiser ordnete deßhalb eine Commission an, um die Manövririnſtruction zu prüfen ten der Glänzendste seines Wirkens genannt werden darf. In dem hohen Alter von 82 Jahren wurde er noch in die und zu entscheiden, „ ob dieſe Neuerungen überhaupt nöthig feien ?" Schon diese Frage bezeichnet zur Genüge den Lage versezt , den Degen zu ziehen für das angestammte damaligen Standpunkt ; von 40 Gutachten entschieden sich Recht seines Kaisers , für die Integrität der Monarchie. übrigens 37 zu ihren Gunsten. Aus mehreren denkwürs Er hat die Revolution niedergeworfen und sich dadurch die Unsterblichkeit errungen . Denn so lange ein Defters digen Schreiben hochgestellter Persönlichkeiten, welche Heller reich besteht , wird man auch einen Radeßky feiern , der, S. 302-13 aufführt , geht dentlich hervor , auf welche rings um sich nur Feinde und Verrath, im Vertrauen auf Hindernisse Nadeßky bei seinen Neuerungen stieß , mit welcher Beharrlichkeit er sie aber zu überwinden wußte. sein tapferes Heer nicht einen Augenblick in der Wahl desjenigen schwankte, was ihm Pflicht und Ehre geboten, Hiermit begnügte sich jedoch der hellblickende Feldherr nicht : die politischen Zustände Italien's richtig erkennend , war der gerüstet und unerschüttert stand mitten unter jenen er es, welcher die Befestigung von Verona anregte, wobei Stürmen und Ereignissen , die sein ahnungsvoller Blick er mit richtigem Takt den Kostenpunkt auf ein Minimum seit lange hatte kommen sehen und wofür er seit Jahren stellte. Ganz richtig sagt Heller : „wäre Verona anno 48 seine warnende Stimme erhob , die ihn aber eben darum auch nicht unvorbereitet fanden." in der Ausdehnung wie jest befestigt gewesen , der Tag von St. Lucia und die peinlichen 10 Wochen, welche ihm Mit Recht hat Heller bei der Schilderung der italies folgten , wären uns erspart geblieben." Auch wegen der nischen Feldzüge 48 11. 49 sich auf das treffliche Werk Befestigung Mailand's wurde mit dem Ingenieurhaupt des am 15. Febr. 1857 zu Prag verstorbenen Feldzeug mann Birago , dem bekannten Erfinder des nach ihm be meisters Schönhals , auf die wohl keinem Offizier unbes nannten Kriegsbrückenſyſtems und Erbauer der marimilia kannten "/ Erinnerungen eines österreichischen Veteranen" berufen , ohne jedoch zu verkennen , daß diese, was histo nischen Thürme zu Prescello in Modena, einem geborenen Mailänder, eifrig correspondirt; Birago würdigte vollkom rische Treue und Vollständigkeit betrifft, doch manche Lücke men den Werth des Gedankens , das Herz der Lombardei offen lassen. Er nennt Schönhals ganz richtig den Genz festzumachen, und veranschlagte die Kosten von 41 Werken der kaiserlichen Armee und gibt zu, daß seine Arbeiten sich

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weniger durch gediegenen historischen Forschergeiſt als durch | sein eigenmächtiges Verfahren beim ersten Ausfall aus eine in hohem Grade fesselnde Schreibart auszeichnen, daß Verona nicht beim rechten Namen nennen ? Hatte er bei aber die Darstellung , wenn sie auch nichts absichtlich ents St. Lucia durch seine Unthätigkeit den Marschall um die ftellt, doch nicht ohne Bitterkeit und Leidenschaftlichkeit ist. eigentliche Frucht des Sieges gebracht , so bewirkte hier Was wir dem sonst so trefflichen Schönhals am meisten sein Nichteintreffen bei Cerlungo -- denn eigenes Körper verdachten, das ist der Neid gegen seinen großen Collegen leiten ist kein Grund , um ein ganzes Corps von der Cooperation zurückzuhalten -das Mißlingen des ganzen Heß, dessen Verdiensten er niemals gerecht werden konnte, Plans und den Fall von Peschiera. Und bei Novara ja dessen Name nicht ein einziges Mal in den Erinne rungen erwähnt wird. Und doch weist Heller ausdrücklich vollends ! War es nicht Chrzanowski's Unentschloſſenheit nach, daß die Geschäfte der Operationsfanzlei erst von und das wunderbar standhafte Ansharren der Division dem Augenblick an den rechten Schwung bekamen , als des Erzherzogs Albrecht , was d'Aspre's Corps vor dem Heß , von Radesky hierfür erbeten , wieder als General Schicksal bewahrte , von der gesammten piemontesischen quartiermeister bei der italienischen Armee eintrat, wodurch Armee über den Haufen gerannt zu werden ? Wir haben ihm das unerfreuliche Amt eines Commandanten der Na jene Feldzüge genau studirt und es hat uns immer ge tionalgarde erspart blieb. Wir pflichten vollkommen dem schienen, als sei d'Aspre, dieses enfant terrible des öfter richtigen Takte bei, womit Heller sich in seiner Darstellung reichischen Hauptquartiers , vom Feldmarschall mit viel zu viel Milde und Nachsicht behandelt worden. Ein Napos auf dasjenige beschränkt , was in jener von Schönhals noch vermißt wird ; doch müssen wir ehrlich gestehen , daß die Ausbeute unerwartet gering ausgefallen. Wer wird nicht mit Freuden in das Lob einstimmen , welches dem Verhalten der kaiserlichen Armee und ihrer Führer gespen det wird ? Von einem unpartheiischen Darsteller hätten aber auch die wenigen Schattenseiten minder zaghaft bez rührt werden dürfen , und wenn wir auch der Stellung des Verfassers gebührende Rechnung tragen , so meinen wir doch, er hätte minder euphemistisch verfahren sollen, wenn er sich den Ruhm der Wahrheitsliebe und das ganze Buch trägt sonst entschieden deren Gepräge durchgehends wahren wollte. Warum die großen Fehler d'Aspre's bei St. Lucia nicht offener aufbecken ? Warum

leon, ein Friedrich d. G. , ja gewiß auch ein Heß wäre. anders mit ihm verfahren ; die mangelnde Disciplin der Generale war immer ein Hauptgebrechen der kaiserlichen Armeen, mochten die Armeen und mochten die Generale an sich auch noch so vortrefflich sein. Wir scheiden von dem verdienstvollen Hrn . Verfaſſer mit aufrichtigem Danke für die beiden Werke , mit denen er die deutsche Militärliteratur und Geschichte --- für beide sind sie gleich wichtig — bereichert hat. Wir haben nach dem Vorangegangenen wohl kaum nöthig, beide Schriften der Aufmerksamkeit unserer Leser noch besonders anzuem L. pfehlen.

Nachrichten. Oesterreich. Wien, 26. Sept. Der Kaiser hat die Einführung neuer Cavaleriefäbel mit durchlöchertem Handkorbe, und zwar längere oder schwerere für Cüraffiere und Dras goner, dann kürzere oder leichtere für Huſaren genehmigt. Diese Säbel unterscheiden sich von den früheren dadurch, daß sie aus Gußstahl gefertigt, an Klinge und Gefäß er leichtert und auch am Korbe verbeſſert ſind ; daß ferner die Klinge am Rücken oval geformt, ihre Stärke angemessen vertheilt , ihr Schliff gleichartig und rein ausgeführt ist. Ferner wurde die Einführung jener Säbel für Ulanen genehmigt, welche sich von den für Husaren dadurch unter scheiden, daß dabei zum Schuße der Hand fein am Stich blatte durchlöcherter Korb, sondern nur eine Art Spangen forb angebracht ist , welcher durch zwei Spangen gebildet wird, die nach außen vom Stichblatte aufwärts zum Bügel geführt sind. Auf Befehl Sr. Majestät haben sich die Offiziere der Cavalerie sogleich mit den neuen Säbeln zu bewaffnen. Großbritannien. Die stärkere Küstenbefestigung wird , wie man aus Dublin schreibt , auch auf Irland ausgedehnt werden. Zunächst gilt die von Spike Island, welche den Zugang zum Hafen von Queenstown beherrscht und in

Verbindung mit dem Forts von Carlisle und Courden. eine Linie von größter Wichtigkeit bildet. -- Die Napoleonische Idee , gepanzerte Dam pfer mit Widderköpfen vorn und hinten zu bauen, scheint der Times bestimmt , eine Revolution im Seekriegswesen herbeizuführen . An einen Vorschlag des Admirals Sar torius anknüpfend *), dringt sie lebhaft in die Regierung, den Leviathan anzukaufen und in einen See -Mauerbrecher zu verwandeln. In 10 Jahren, prophezeit sie, wenn der Leviathan nicht mehr feil oder wenn er verfault ist, wird das Parlament nothgedrungen 1,000,000 Pfd . Sterl. auf *) Vice-Admiral S. veranlaßt durch das in London gehende Tagess gespräch von den in Cherbourg zu erbauenden vaisseaux be liers (Schiffe mit Widderköpfen, um beim Anrennen den Geg ner in den Grund zu bohren), trat unlängst mit der Erklärung auf, daß er schon zu Anfang des russischen Kriegs der englis schen Admiralität den Bau ſolcher Kriegsfahrzeuge dringend empfohlen habe. Sie müßten aus den stärksten Eisenplatten bombenfest gebaut, vorn und hinten gleich geformt, gleich stark mit dem vorragenden Widderkopf versehen sein und eine doppelte Schraube führen, um nicht erst wenden zu müssen, wenn's zum Angriff geht. Zum Ueberfluß könnten sie mit Geſchüßen vom schwersten Kaliber versehen werden . Solche Fahrzeuge , meint der genannte Admiral , würden im Stande sein , die gewaltig ften Linienschiffe einzurennen und ihnen gegenüber sei Cherbourg mit seinen Forts nicht zu fürchten. Es käme nur darauf an, sie mit Maschinen der besten Gattung auszustatten.

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den Bau eines solchen Fahrzeuges vom Kiel auf bewilligen. | wehr hat das eidgenöfftische Militärdepartement eine An Jeßt wäre der Bau fast vollendet und der Preis ein Spott | zahl Gewehre nach diesem System anfertigen lassen und es sollten am 23. Auguft mit denselben in Basel größere preis. Kirchenstaat. Versuche gemacht werden. Die Leitung ist der seiner Zeit Rom den 24. Septbr. ――― Außer dem Civilgesetzbuch vom Bundesrath aufgestellten Commiſſion , bestehend aus den eidgenössischen Obersten Egloff , Fried. Veillon und ift ein neues Reglement für die Militär - Verwal tung (Regolamento dell' amministrazione militare) für Wurtemberger , Commandant Wieland und Stabsmajor nöthig befunden worden. Die neuen Bestimmungen be Wydler übertragen.' Die Waffe wird der Mannschaft

zwecken Vereinfachung der Gesammtverwaltung und Er sparnisse nach verschiedenen Seiten hin. Der Text des (A. 3.) Regolamento ist bereits in der Druckerei. Spanien. Nach den neuesten von der Insel Cuba in Spa nien eingetroffenen Nachrichten fährt der Generalcapitän Don José de la Concha eifright fort , Verbesserungen und Neuerungen in dem dortigen Militärwesen einzuführen. So find u . A. neuerdings besondere Militär- Arbeiter Brigaden und zwei Compagnieen Militär - Kranken wärter, aus Mannschaften der Infanterie der spanischen Armee auf Cuba errichtet worden. Die ersteren , welche hauptsächlich zur Ausführung öffentlicher Arbeiten verwen det werden und deren Individuen aus Handwerkern aller Art bestehen, zerfallen, nach Maßgabe der Wichtigkeit der Arbeiten und der Größe der Abtheilung nach , in drei Klaſſen, von denen die erste aus 1 Hauptmann, 1 Subal ternoffizier, 2 Sergeanten , 4 Corporalen und 100 Sol daten , die zweite aus 1 Subalternoffizier , 1 Sergeant, 4 Corporalen und 50 Soldaten und die dritte aus 1 Sergeanten, 2 Corporalen und 25 Soldaten besteht. Die Brigaden stehen bezüglich der auszuführenden Bauten unter dem Ingenieur- Corps . Offiziere und Mannschaften erhalten eine bestimmte Gratification. Eine jede der bei den Krankenwärter- Compagnieen, welche in allen Militär Hospitälern des Generalcapitanats von Cuba Dienste lei sten sollen , besteht aus 109 Mann. Zur Aufnahme in diese Compagnieen werden besondere Eigenschaften : gute Aufführung, kräftiger Körperbau u. s. w., verlangt. Gleich wie bei den Arbeiter-Brigaden werden auch hier den In dividuen besondere Gratificationen gegeben . Der Eintritt in beide Corps ist ein freiwilliger. - In jüngster Zeit find auch zu Havannah verschiedene Militär- Bauten eifrigft gefördert worden; so die Arbeiten an der neuen Batterie de la Beneficencia “ , welche casemattirt und für die Aufnahme von 40 Geſchüßen bestimmt ist, deren dicht über die Meeresfläche gehendes Feuer sich mit dem der Castelle el Morro" und "la Punta" freuzt, bis auf die andere Seite nach la Chorrera " geht , und so die Ein fahrt in den Hafen vollständig unmöglich macht ; ferner die neuen Bauten der Pulvermagazine für die Castelle „la Cabaña “ und „ el Morro “ , deren Anlage und Ein richtung solider und zweckmäßiger , als die der älteren, sowie gefahrloser für die Stadt im Falle einer Erplosion ist. Schweiz . - Der Bund" schreibt : In Folge der leßten gün ftigen Versuche mit dem Burnand - Prelaz - Ge

selbst in die Hand gegeben und zu diesem Zwecke von der Militärbehörde von Baſelſtadt ein Jägerdetaſchement von 22 Mann in den Dienst berufen.

Türkei. ―

Wie dem " Moniteur de l'Armee" aus Conftans

tinopel geschrieben wird , besteht die von der Regierung eingefeßte Commission zur Inspicirung der Fe ftungen an der türkischen Grenze und zu deren Instand segung aus neun Mitgliedern , • die sorgfältig unter den Fachmännern des Landes ausgewählt worden. Präsident ist Selim Pascha, Divisionsgeneral, Gouverneur der kais. türkischen Genieschule. Die Commission ging am 31. August nach der asiatischen Küste ab und wird ihre Ar beiten sofort beginnen . Diese Arbeiten werden sich über das ganze türkische Armenien , und namentlich über nach folgende Städte erstrecken. 1) Baibut oder Baiburdi, nordwestlich von Erzerum. Nicht weit davon sind die Kupferbergwerke von Maaden, welche die Geschüßgießereien des Reichs versehen. 2) Erzindjan , am Euphrat , ein wichtiger strategischer Punkt , dessen Bevölkerung früher 30,000 Seelen stark war. 3 ) Kars , Hauptort des Pa schaliks , Kriegsplay ersten Ranges für die Türkei. Die durch die gegen die Ruſſen 1828 und 1855 ruhmvoll be standenen Belagerungen berühmte Citadelle gilt als die stärkste des ganzen Reichs. Dieser Plaz , der Schlüssel Armeniens, soll beträchtliche Befestigungsarbeiten erfahren. 4) Bayazid, welches eine Citadelle und zahlreiche Festungs werke aus den Zeiten Mahomed's III. ( 1598) besißt. Diese Stadt steht in lebhaftem Handel mit Georgien und Persien und beherrscht bie Straße nach Teheran. Die Bevölkerung dürfte 15,000 Einwohner nicht übersteigen . Obwohl sie nur Hauptort eines Sandjaks ist, wohnt dort dennoch ein erblicher Pascha. Die Paschawürde wurde 1759 dem Ahnen des gegenwärtigen Pascha's verliehen, weil er dem Sultan Mustapha III. das Leben rettete 5) Wan, eine der merkwürdigsten Städte Armeniens, am östlichen Ufer des Sees gleichen Namens. Sie ist von Mauern umgeben und durch eine sehr starke Citadelle auf einem steilen Berge vertheidigt. 6) Ani, die frühere Haupts stadt von ganz Armenien. Diese Stadt , am Arpatſchai gelegen , ist im Norden und Often von einer doppelten Linie mit Zinnen versehener Mauern und viereckigen Thürmen vertheidigt. Die Festungswerke sollen ausges bessert und armirt werden. Am Westende der Stadt liegt der noch wohlerhaltene Palast der ehemaligen Könige von Armenien.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl.

Truck von H. Brill.

Nene

Militär

Herausgegeben von einer

Dritter

No. 42.

-

Geſellſchaft deutſcher

Offiziere.

se

Jahrgang.

Darmstadt , 16.

Auffäße. Fechten.

Zeitung .

Gymnaſtik. Individuelle Aus bildung.

Mit hohem Vergnügen begrüßen wir im Gebiet der Militär- Literatur ein durchaus practisches Buch. Wir meinen die Gymnastik und die Fechtkunst in der Armee ", die soeben in Berlin bei Bath erschienen und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen von Preußen gewidmet ist. Nachdem wir von der Ling'schen Methode gerade gelernt haben, daß wir Nichts durch sie lernen , ist es nothwendig , daß wieder ein frischeres Element Plaß greife, und dies wird hier geboten. Voran steht der Grundsaß, daß Turnen und Fechten nicht ein unnüßes Mehr zum Dienst , sondern wesentlich Bedingung eines gediegenen Betriebs desselben sei, indem dadurch wie das physische Mark, so auch die moralische Potenz der Truppe erstarke. Daß es fonach dem Erer zieren gleich zu sehen, ein nothwendiges lebendiges Princip | und auch in unseren Verhältnissen als solches durchzufüh❘ ren sei. Das Erste , was uns als spezielle Aufgabe ent gegentritt, ist daher auch das wahrhaft rationelle Fun dament der einzelnen für Turnen , Stoß- , Hieb- und Bajonnetfechten gegebenen Systeme. Wir finden derselben im vorliegenden Buch in hohem Maße entsprochen. Hier ist keine " graue Theorie" ; frei von den Schlacken einer gefünftelten Syftematik entwickelt die Darstellung jenes ächte und rechte System, welches überall auf das im Leben erprobte und erfahrene Wesen des Gegenstandes führt ; es ist gleichsam das lebendig wirkende Leben selbst, welches uns hier reich und kräftig entgegentritt.

October.

1858.

und Richtung des Schlages 2c. zu modificiren seien. Obwohl dies einfach klingt , so ist es doch schon an sich gut, an geeigneter Stelle das zu sagen, was sich von selbst zu verstehen scheint. Wir heben es hervor, weil von theo retischer Seite alle Augenblicke , gleichgültig mit welchen Nachtheilen, eben die stereotype Form als einzig nor male Bildung bezeichnet wird und wir mit unserer augen blicklichen Fechtkunst mitten darin stehen. Unumftößliche Form ist der Stein , an welchem die Praris scheitern muß ; denn es ist undenkbar, daß unzäh ligen Individuen und unzähligen Umständen eine einzige Form genüge. Form kann nur für eine bestimmte Anzahl von Möglichkeiten geseßt sein , muß darum schon an sich in einer Richtung verschiedene Arten und Einzelheiten eins schließen. Verbannung derselben und ihrer Nüancirungen eben in Bezug auf solche neue, vorher nicht hinzugerechnete und Verhältnisse kann nur zur Pedanterie führen ,

diese muß , wie sie der Ruin jeder freien Bewegung ist, auch insonderheit der des Fechtens sein. Von Herzen gern gibt dies jeder zu , aber man merkt oft nicht , wo Einsei tigkeit beginnt und betrachtet z . B. die Ling'sche Methode als vollkommen , während ihr nothwendig schon darum practischer Werth abgeht, weil sie Hiebe, Stöße und Pa raden für die unteren Theile des Körpers fast als nicht möglich ansieht. Ein System , welches in dieser Weise Aeußerungen der Praxis , seien sie auch noch so naturalis stisch, absolut ausschließen will, wird schon durch die Aus führung gerichtet. Dieselbe wird nämlich entweder die strenge Regel des Systems verlassen oder einem Zwang verfallen , der noch besondere Nachtheile mit sich führt. Denn wo nur die vorgeschriebene Form gilt , wird auch nur die Kraft verlangt, die zu ihrer Erreichung nöthig ist, wird keine eigene Kraft geduldet , und damit eine unend In untrennbarer Verbindung hiermit steht ein anderer Vorzug , der besonders in der Behandlung der Fechtkunst liche Menge von Fähigkeiten und Kräften aus der Hand hervortritt. In dieser , welche dem Soldaten mit Recht gegeben, vernachlässigt, abgeschnitten. Die Organe, d. h. besonders an's Herz gelegt wird, werden nämlich Paraden, die Menschen, werden Maschinentheile ; es wird in ihnen Misstimmung erzeugt. Wahre Praris dagegen macht Stöße c. nicht ausschließlich nach Zollen und festen Punk ten bestimmt , sondern es wird nach Feststellung derselben freudig im Gefühl des Lebens, geht wie ein Strom durch's für mittlere Verhältnisse ausdrücklich öfters hinzugefeßt, | Blut , verschmilzt die Theile zum großen Ganzen , läßt daß , wenn nur das Wesen der Sache erreicht bleibe , fie aber jedem dabei sein volles Sein und kann es ihm nach eigener Constitution , Größe des Gegners , Stärke wieder darum laſſen.

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Dieser Standpunkt ist in vorliegendem Buche vollgründet sich bekanntlich nicht so sehr durch den Mangel ständig festgehalten. Das System läßt nach Principien an tüchtigen Lehrern, als durch die Ansicht , daß man die handeln und nüancirt deren Formen nach den Umständen. Leute aus der Hand verliere und die , welche nichts zu Das gibt ihm zu seiner oben berührten lebendigen Basis thun haben, faullenzen lasse. Es steht indeß gewiß schlecht um einen Vorgeseßten, dem das Erstere bange macht, und auch die Lebensfähigkeit , d . h. die Fähigkeit ohne Wider spruch in sich überall nuzbar zu sein, und damit eben den der das Zweite nicht zu vermeiden weiß. Schlimmsten ferneren Beweis seines Werthes. Falls fragt es sich in leßterer Beziehung , ob wohl mehr In nothwendiger Consequenz tritt uns daher noch Nachtheil damit verbunden sei , wenn einige Leute bei ein drie werthvoller Punkt entgegen : die Art und Weise einem gründlichen Unterricht an Einzelne , den sie alle der Anwendung auf den Ernstgebrauch. Es wird einfach | durchmachen müſſen , zusehen , als wenn man sie fortwäh gesagt , daß man glaube , im Ernstgebrauche werde man rend in unpractischer , oberflächlicher Weise alle lang = fich an feine Schule binden. Auch dies ist an sich weilt. Es ist eben wieder ein Punkt , den man nicht in Formen schließen kann. Es gehört allerdings Ver nichts Bedeutendes und wird von verschiedenen Seiten behauptet. Während aber bei dieſen gewöhnlich ein Gehen trauen zur Ueberlassung eines gewissen Maßes von Selbst lassen dadurch gerechtfertigt werden soll , wird hier gerade | ständigkeit an die Einzelnen , wechselseitiges Vertrauen, darum das Wesentliche verlangt. Das ist so wichtig . | aber das ist auch eben wieder das Band, was zusammen Nicht die Form , sondern das Wesen des Fechtens sollhält, das nur bringt freudigen Gehorsam, tüchtige, seelen infarnirt sein. Alles soll darauf ankommen , daß der hafte Disciplin zu Wege. Indem es indeß großentheils richtige, schnelle Blick, Geistesgegenwart, Vertrauen, Ruhe, den Leuten erst anerzogen werden muß, ist es auch wieder Muth, Tapferkeit, Selbstständigkeit erlangt , gebildet Sache des Lehrers , und wie kann er das anders, als resp. gesteigert werden, und das ist in der That der nervus daß er die so verschiedenen Gemüther je nach ihrer Art rerum , um den sich alle Formen drehen , von welchem in dieselbe Richtung zu lenken sucht , als daß er sich mit fie - wie es dabei heißt -- innervirt sein müssen. Das den Einzelnen beschäftigt ? In der Schwierigkeit dieser ist der Gipfel und der Prüfftein der Lebensfähigkeit des Aufgabe liegt eine weitere Nothwendigkeit, der Ausführung Systems. Das ist insonderheit auch der Werth dieses eine gewisse Freiheit zu lassen. Mit Recht richtet daher Systems, indem es solche Inkarnation nicht nur verlangt, | unser Buch auf den Wirkungskreis des Lehrers in dieser sondern es sich auch ausdrücklich angelegen sein läßt , sie Art sein besonderes Augenmerk. Ueberwachung muß überall möglichst zu erleichtern. Damit ist nun für den einzelnen sein , aber man vergißt so leicht , daß viele Wege nach Mann der Spielraum zur eigenthümlichen Ausbildung Rom führen ; daß die Methode der Ausbildung zum Ein seiner Fähigkeiten und Kräfte innerhalb des einen gemein zelkampf wesentlich anders als zum Maſſenkampf ſei ; daß famen Zwecks gegeben , damit ist die Bahn individueller die Beurtheilung des hier einzuschlagenden Wegs von der Entwickelung geöffnet , die dem Soldaten bis jezt so sehr | Persönlichkeit der Leitenden und der Lernenden , von der verschlossen war, indem man ihn für zu dumm, und troß gegebenen Zeit, den gebotenen Mitteln, der gefundenen Vor dem , daß man ihn fortwährend sich bilden wissen wollte, bildung, von der Ansicht nächster Vorgeseßter und tausend fich bilden sah, für unbildungsfähig erklärte. Damit endanderen Umständen abhängt , daß der Lehrer selbst gewiß lich gewinnt die Ausbildung ihre natürliche Baſis , und schon darum keinen Raum zur Willkühr habe und nur die gibt man sich die Mittel in die Hand, aus Vertrauen zu Resultate das eigentlich Entscheidende seien. Als Resultat im Frieden kann aber neben Kräftigung Anderen eigene Zwecke mit doppelter Kraft , doppelter Umsicht und daher doppeltem Erfolge durchführen zu zu moralischer Tendenz nur Vervollkommnung im Contra können. Es ist merkwürdig , wie man Menschen , d. h. fechten angesehen werden. Sehr richtig sprechen sich die selbstständige , vernünftige Individualitäten zum Gefecht Herren Verfaſſer daher , nach einer treffenden Kritik der bilden und hinstellen will, ausdrücklich zur Selbſtäußerung Ling'schen Methode, auch über diesen Punkt aus. Er bes ihrer Kraft, und sie doch oft in einer Art in Formen ein trifft besonders das Bajonnetfechten , und beiläufig gesagt engen, ihnen jede Regung der Muskeln und des Geistes freuen wir uns unsere Aenderungen des Ling'schen Systems, befehlen möchte , daß sie schlechterdings nur leblose Theile wo wir dies Fechten zu leiten hatten und es nun einmal werden könnten. nach Ling ſein mußte, völlig den hier angegebenen Säßen Indeß, wenn das System sonach den Kriegszweck entsprechen zu sehen. Es ist hier nicht der Ort, näher da rauf einzugehen. Es erfreut und ermuthigt indeſſen, darin erfüllt und die Ueberführung dazu , wie gesagt, sich anges legen sein läßt , so fragt es sich noch , ob auch die Art Gleichgesinnte zu treffen , und genüge vaher , anzuführen, der Ueberführung practiſch ſei. Es läßt sich nach dem Vor daß wir die Paſſade in Ausfall , den Doppelschritt in Sprung, den Stoß in eine Art Wurfstoß, die Terzparade hergehenden fast vorhersehen, daß dem so sei ; und es ist so. Das gleichzeitige Schulfechten mehrerer Fechterpaare nach in ein kräftig seitwärts schnellendes Drehen des Gewehrs Commando ist nämlich (im Gegensaß zu Ling) verworfen ; änderten *) ; ferner Contrafechten auch ohne Commando nur 1 bis 2 Paare , im Anfange nur einzelnes Fechten. *) Der Herr Verf. hat sich also in allen dieſen Stücken der ſäch mit dem Lehrer selbst geduldet , die sonstige Handhabung fischen Methode , wie sie neuerdings in verschiedenen deutschen der Methode aber dem Lehrer überlassen. Das Heeren, z. B. auch in der Großh. Heff. Inf. entwickelt ist, ge Fechten nach Commando , dieser Verderb der Leute , be D. Red. nähert.

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übten und endlich zu einem Manöver fortschritten , indem wir Angriffe einer Schüßenlinie auf beseßte Stellungen durchführen ließen. Durch die in dieser Art vermittelte Entfernung des durchaus Langweiligen aus der Methode hatten wir dabei die Befriedigung, ungleich höheres Inte resse und kernhaftere Erfolge erzielt zu haben , als wo streng das Reglement galt. Bei derartigen Uebungen und Anderen in der That nöthigen für eine größere Anzahl von Leuten tritt nur gar zu sehr der Mangel an Geweh ren hervor. Möchten doch die Compagnieen in den Stand gesezt werden können, stets 40-50 Gewehre complett zu erhalten. Bei, wie es heißt, nicht fern stehender Auf nahme der Miniégewehre in die Bestände möchte ohne Schwierigkeiten von den uralten Resten Manches abgehen Fönnen. Bei all diesen Vorzügen des Buches sei indeß nicht vergessen, was wir anders gewünscht hätten . Zunächst halten wir nämlich die Rüftübungen ( Gym nastik) für etwas undeutlich und zu allgemein besprochen, indem wir glauben , sie gerade als Turnziele ansehen. zu müssen. * Ferner macht die Anführung der Para graphen aus Rothstein zum Verständniß beide Bücher nö thig , was kaum im Interesse der Herrn Verfaffer liegen dürfte und den Gebrauch erschwert. Endlich könnte der Zusaß einer positiven Bajonnetfechtschule nach fächsischer Methode oder einer überhaupt zweckmäßigen anderen wohl nur zu großem Vortheil gereichen. Die Verwahrung, daß es dazu höherer Erlaubniß bedürfe, ist mit der Umandes rung des Ling'schen Systems nicht mehr recht bindend, und die Arbeit könnte keine bedeutende mehr sein , da ja die Fundamente schon vorliegen. Dies möchten indeß auch die einzigen Ausstellungen sein. Wir können die Schrift im Ganzen nur als eine gelungene bezeichnen , in welcher practisches Verständniß und richtig durchgearbeitetes Princip zu einem Austrag gekommen sind , dessen Anwendung , weil gerade jezt so viel auf den Standpunkt ankommt, nur höchſt wünschens werth sein kann. Möge es recht viele Freunde und Aus führer unter den Kameraden finden. Richtig verstanden werden die darin niedergelegten Ansichten ihren Zweck, die Tüchtigkeit der Mannschaften energisch zu erhöhen , nicht verfehlen.

Wehrfragen. IV. (Schluß.) Auch in neuester Zeit haben Gedanken der Politik fichtbar auf unsere Wehrverhältnisse eingewirkt. Ich will nicht davon reden , daß wahrscheinlich der von Chiers 1840 angeregte Kriegslärm wie er eine nationale Bewes gung in Deutschland weckte, so auch die gemeinschaftlichen Uebungen der Armeecorps , die Bundesinspektionen , und überhaupt eine regere Thätigkeit des Bundes in Militärs *) Siehe darüber N. Mil. - Ztg .: „ Ueber militärisches Turnen “, Jahrgang 1858, Nr. 18. Es gibt dieser Aufſaß sonst dieſelben Principien, nur in gedrängtester Kürze.

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sachen , hervorrufen half; ich will nur an unsere Gränz Der Bau der schon im Pariser vertheidigung erinnern. Frieden in Aussicht gestellten Festung am Oberrhein kam damals wieder zur Sprache ; die alte Streitfrage : ob Ulm, ob Rastatt, wurde nach längeren Verhandlungen für beide entschieden ; die Kosten, welche über die vorhans benen 9-10 Mill. französischer Contributionsgelder hin ausgingen, sollten durch Matrikularbeiträge geleistet werden. (Beschlüsse der Bundesversammlung vom 26. März 1841 und 11. August 1842.) Bin ich recht unterrichtet, so erwarb sich damals Preußen in acht deutscher Politik das Verdienst, entschieden für diese Verstärkung Süd-Deutsch lands zu wirken ; das Nähere der Sache ist unbekannt, wird auch wohl noch lange in den geheimen Protokollen verschlossen bleiben. Wie wenig diese Wahl indessen über alle Zweifel erhoben war , bewies sich sehr bald in der Presse. Rastatt ſchüßt freilich das Murgthal und alles Land weiter abwärts ; allein schon am Renchthal kreuzt sich sein Wirkungskreis mit demjenigen Straßburgs und vom Kinzigthal aufwärts liegt die reiche Rheinebene mit dem Schwarzwald dem Feinde offen da. Ulm kann ihn nicht hins dern, sich in der Ebene wie im Gebirg festzuseßen und sogar noch in Württemberg auszubreiten, denn es liegt 3 Tages märsche vom Ausgang der Querſtraßen (Päſſe kann man kaum mehr sagen) des Schwarzwalds . So hat denn das Gefühl, daß einer der gesegnetsten Landstriche des Vater landes unmittelbareren Schuß haben müsse , zu einer Reihe von weiteren Befestigungsvorschlägen geführt , die sich zum Theil in's Maßlose verstiegen ; z. B. , daß Do naueschingen, Villingen, Freudenstadt, Offenburg, Freiburg und alle Schwarzwaldpässe befestigt werden müßten, gleich als wäre man in Verlegenheit, die Millionen un terzubringen . Man braucht dagegen nur bei dem rich. tigen Gedanken , daß die Entscheidung in der Action der Heere liegt und daß die Festungen dieser dienen müſſen, festzuhalten. Es ergibt sich dann , daß jener unmittel barere Schuß gewonnen war , wenn man Offenburg statt Rastatt, und Donaueschingen statt Ulm gewählt hätte, wobei man sogar für den lehteren Fall wahrscheinlich eines geringeren Aufwandes bedurft hätte. Und dennoch wird man zugeben müssen , daß es wahrscheinlich die richtigere Wahl war , welche für die jezt bestehenden Festungen entschieden hat ; und zwar rein aus Erwägungen der Po litik. Bestünde nämlich in Deutschland , und nament lich in Südwest- Deutschland eine Staatseinheit , welche derjenigen Frankreichs auch nur annähernd entspräche , so hätte man unbedingt Donaueschingen und Offenburg den Vorzug geben müſſen. müssen . Ja Dies wäre selbst dann noch das Bessere gewesen, wenn man für alle Fälle sicher sein dürste , daß sich bei jeder Gefahr sofort die gesammten Kräfte dieser deutschen Staatengruppe vereinigen und ohne weiteres zunächst unter die Leitung Bayerns ftellen würden ; 80-90,000 M. in einem verschanzten Lager bei Donau eschingen könnten schon 150,000 Franzosen , welche den Oberrhein überschreiten, eine Zeit lang die Wage halten. Wenn man dagegen an dieser raschen Bereitschaft und Einigung zweifeln und besorgen muß, daß es nicht recht

332 zum Entschluß kommen wird , ehe nicht 150,000 Defter

Ein weiterer Beitrag über Corpsgeist und

reicher heran find : dann verdient Ulm den Vorzug vor Donaueschingen; und im Zusammenhang damit ist auch Rastatt richtiger gewählt , weil Offenburg dann zu isolirt wäre, Rastatt dagegen einigermaßen in Verbindung mit dem System Germersheim-Landau-Mainz steht. Es ist kein Zweifel : die politische Betrachtung läßt sich von der Besprechung solcher Fragen nicht trennen, wenn nicht alles in der Luft stehen soll. Selbst in diesem Augenblick tritt dies wieder hervor. In 3 Jahren wird die Brücke bei Straßburg stehen ; die Welthandelsstraße Paris-Wien fordert dies unbedingt. Die trefflichen Vor schläge in Nr. 8. u. 11. dieser Blätter, dafür eine Bahn Bruchsal - Germersheim- Landau mit stehender Brücke bei Germersheim zu bauen , find an sich von hohem strate gischem Werth, weil dadurch das System Rastatt- Germers

Nichtcorpsgeiſt.

heim-Landau mit freier Beherrschung des Rheinübergangs gleich trefflich zur Offensive wie Defensive vollendet würde; dagegen kommen fie in Bezug auf Kehl- Straßburg zu spat. Was hier geschehen soll, ist noch eine offene Frage, die dringend zur Besprechung und Entscheidung auffordert. Schon scheint in entscheidenden Kreisen die Ansicht Raum zu gewinnen, daß ein Fort Verschwendung wäre, weil es die Franzosen durch Gegenwerke bald zerstören würden . Eine solche Entscheidung könnte ich nur für beklagens Zunächst liegt die Möglichkeit einer Zer werth halten. ftörung burch die Franzosen nach meiner Erinnerung über die Dertlichkeit gar nicht so nahe, erst eine genaue Unter suchung an Ort und Stelle kann hierüber einige Sicher heit verschaffen ; und es bleibt eben die Aufgabe , ein solches Fort hinzustellen, das sich 6-8 Wochen behaupten fann. Dann aber fragt sich's und dies ist die Haupt sache: in wieviel Zeit wird eine deutsche Armee zum Ent Und sind wir wieder bei der ſaß da denn es handelt sich dabei um die denkbaren politischen Kombinationen , welche einen Krieg hervorrufen können, um die politischen Gruppirungen, welche dabei stattfinden, und vor allem um die Stellung , welche Desterreich und Preußen dabei einnehmen , um die Richtung und Stärke der Interessen, welche sie dabei bewegen werden. Lassen Sie sich also nicht aus falscher Scheu die Politik von Ihrem Blatte ausschließen , geehrter Freund. Unsere Stellung und unsere Bildung als Offiziere for dert es , daß wir sie verstehen und treiben , soweit ste in die Fragen unseres Berufs eingreift ; es kommt dabei nur auf das Wie an, und darin fann man doch wohl Offi zieren Vertrauen schenken. Freilich können Sie am Ende auch ohne Politik Stoff genug für Ihr Blatt finden, alle technischen Fragen z . B. werden davon wenig over Wenn Sie aber Dies wollen ; so gar nicht berührt. geben Sie Ihrer Zeitung auch einen bescheidneren Namen und machen Sie keinen Anspruch darauf, die großen In tereſſen unseres vaterländischen Heerwesens mit zu ver treten.

„Wer Kräfte fühlt, der muß die Kräfte_regen."/ Th. Körner. Sie sprechen von „Zürnen “, verehrter Herr Waffen bruder , "/ der militärischen Briefe" . *) Doch wer hat ein Recht zu zürnen ? Solch ein Zorn, der bei erlangter Er fahrung und richtiger Anschauung auf jeder Zeile das Wohl seines Standes aufrichtig und edel vertritt , ift des redlich denkenden Mannes werth ; es ist ein gerechter Zorn, der in lauter Wahrheit sichkund gibt. Solche Stimmen können nicht genug gehört und beherzigt werden. Die Wahrheit ist zwar nie alt noch neu , aber sie muß zu allen Zeiten gesprochen werden. Jede Zeit hat ihre Stärke und Schwäche und gegen leßtere anzukämpfen , wenn sie einen Stand oder Theile desselben betrifft, ist des befähigten und wackeren Standesgenossen erhabene Pflicht. Darum nochmals mit unserem begeisterten Körner : „Wer Kräfte fühlt, der muß die Kräfte regen. " Gewiß gibt es gegen Gott , Fürst und Vaterland keine höhere Pflichten als für das geistige Wohl eines Jeden thätig zu sein ; insbesondere gilt es in dem Stan desberufe, ein richtiges Streben und Leben zu erkennen und zu fördern. Der Geist ist es, der das Ganze trägt. Von dem Corpsgeist unseres Standes zu sprechen , erfüllt mich stets mit Ehrfurcht ; es scheint mir etwas Erhabenes zu sein. Er ist ein Gemeingut für den Jüngsten wie für den Aeltesten. Sein Wesen wird dem Strebsamen und Denkenden bald bekannt, jede weitere Belehrung mag dem Schwachen und Schwankenden zur Ermuthigung dienen und der " Unverbesserliche" (hoffentlich sehr wenige) mag zürnen ". Da die Leßteren jedoch dann immerhin noch

gewöhnlich am Besten wissen , was Corpsgeist ist und dieselben bei jeder Gelegenheit gleich damit fertig sind, so erlauben Sie mir, daß ich hauptsächlich vom „ Nichtcorps geist" spreche. Sind die wenigen Jahre der gebotenen militärischen Ausbildungszeit verstrichen , so sucht der junge Offizier den gesellschaftlichen Vergnügungen mit großem Eifer nach zukommen; er will Sitte und Ton fennen lernen, er will im Umgange gewandt erscheinen u. f. w. Dies ist voll kommen Recht, ja nothwendig . Doch wenige Jahre genü gen, um auch das Alltägliche der Geſellſchaft, die geſchwäßige Seichtheit und den eitlen Tand gesehen und erkannt zu haben. Kurz der beobachtende und strebsame junge Mann wird bald von selbst selbst ― wieviel mehr bei richtiger Be wird bald von handlung und Anleitung - des Pudels Kern erkennen, er wird bald seine freien Stunden besser zu verwerthen suchen , er wird einer nüßlicheren und ernsteren Beschäfti gung, einem Lieblingsstudium, der militärischen Ausbildung , seinem Dienste u. s. w. mit Freuden obliegen. Ob dieses einige Jahre früher oder später geschieht , bleibt gleich, wenn es nur geschieht. *) Nr. 15 dieser Blätter. -- Verspätet.

333 Sie haben den Lebenslauf solcher, die mit dem Corps | Zeit Alles erstreben , nur nicht was Liebe zum Dienste dünkel eintreten und mit demſelben alt werden, gut gezeichnet. erzeugt oder was Corpsgeist genannt werden kann. Sie haben scharfe , kräftige Contouren entworfen. Aller Ich bitte diese unmaßgeblichen Betrachtungen ebenso dings bleibt so Manchem der wahre Corpsgeist , der sich aufrichtig aufzunehmen als sie gegeben wurden. Sie aber, verehrter Kamerad der „militärischen Briefe " , haben mir mit moralischen Schwingen bis zur Poesie erhebt, Geheimniß. die Feder gegeben. Woher soll dieses Etwas , was mit feinem Gefühle em pfangen und wieder gegeben werden muß , auch kommen. Es wäre ein langes Kapitel , und wer in unser Garni sonsleben mit offenem Auge hineinsteht , weiß davon zu Literatur. reden. Doch will ich nicht erschöpfend sein , sondern nur Einzelnes berühren. Ich gehe also für diesmal von den Die Gymnastik und die Fechtkunst in der Armee Gestalten gelangweilter , unzufriedener , bei oft trefflichen von v. Görne, Premier-Lieutenant, v. Scherff, Se Gaben für ihren Stand verlorener oder gar verderblicher conde-Lieutenant im K. pr. 2. Garde-Regiment zu Kameraden vorüber und erwähne nur noch ein Zeichen Fuß und Mertens , Seconde-Lieutenant im 20. Jns eines falschen Dünkels. Ich bin weit entfernt einer Ab fanterie-Regiment. 8°. Berlin 1858. Verlag von A. schließung von andern Ständen u . s. w. , aus welchen Bath. *) Motiven es auch immerhin kommen möge , das Wort re Wer es unternimmt, Forderungen zu stellen , deren den zu wollen. Im Gegentheil ; der Umgang mit Men schen , mit andern Ständen ist belehrend und nüßlich und Realisirung der Trägheit Vieler nothwendig große Unbe quemlichkeit bewirken würde, hat alle Zeit und aller Ors für den Soldaten unumschränkt nöthig. Wenn man je zumal von der Zunft ten sich der Gefahr ausgesezt doch die eigenthümliche Neigung zu landfremden Personen der älteren Herrn“ — als Phantast, wenn nicht gar als fieht, woselbst kaum zwei Tage hinreichen, um mit diesem unruhiger Kopf ausgeschrieen zu werden. Aber nun gar Engländer oder jenem Franzosen Arm in Arm die Straßen noch die Gymnastik von dem Standpunkte der Ethik aus, zu durchwandern , nur weil dieſelben diesen oder jenen in einer mit philosophischer Terminologie sattsam ge Namen angeben oder angeblich über viel Mittel zu ver schwängerten Abhandlung als Grundlage des Erercirens, fügen haben , so möchte einem das Herz bluten , zumal ja sogar als Fundament des Parade marsches hinzustellen, wenn man auf der andern Seite die Gleichgültigkeit und die Armee also, wenn auch nicht geradezu zu einer Bande Kälte , ja nicht selten Rücksichtslosigkeit gegen die eigene zu von Seiltänzern, doch - was fast noch schlimmer Uniform, gegen seinen Kameraden und Waffenbruder sieht. einer Geſellſchaft von Turnern machen zu wollen, wie in Sollte es denn für solche Herren gar kein Genüge im dem vorliegenden Schriftchen die genannten drei dem eigenen Stande geben ? Oder macht denn das Geld oder Lieutenants -Stande angehörigen Verfaſſer es sich offenbar der große Gebrauch desselben die edlen Gesinnungen ? herausnehmen , was sollte dieſes wohl anders sein , als Nun zum Schluß. Bildend für Erwachſene ſein zu ächte Lieutenants - Literatur? !! wollen , von denen Jeder schon ein ſelbſtſtändiges Ich in Und in der That auch die Referenten mußten darin der Gesellschaft und in seinem Stande repräsentirt, scheint mir nebst gutem Beiſpiel nur möglich zu sein , wenn den einstimmen, vorliegendes Schriftchen als ein Produkt åchter jeweiligen Anlagen und Characteren , wenn jeder Persön Lieutenants- Literatur , aber jener frischen , jugendkräftigen lichkeit Rechnung getragen wird . Ja es dürfte für jeden Lieutenants -Literatur befunden zu haben, die sie wenigstens = obgleich leider! selber ältere Herrn ― dennoch als Compagnie , Bataillons- und Regiments Commandeur, denen hauptsächlich diese Pflege obliegt der Mannschaft | ein ebenso berechtigtes , wie nothwendiges Ferment der wird beziehungsweise in der Behandlung nicht selten mehr Militär-Literatur überhaupt erachten . Aufmerksamkeit geschenkt , als dem jungen Kameraden Was die H. H. Verfasser zunächst im Vorworte, dann aber besonders im Eingange des 1. Abschnitts über keine zu große, wohl aber eine höchst lohnende Mühe sein, seinen wenigen jungen Kameraden durch väterliche Zusprache das Ziel , die Bedeutsamkeit und Einwirkung der Gymna zur Seite zu stehen. Wie erfreulich und lohnend muß stik und Fechtkunst als Hülfsmittel und Grundlage einer es doch für einen Vorgeseßten sein, wenn er sagen kann, kriegsmäßigen Ausbildung und Erziehung des Soldaten den Geist und das Streben eines jungen Offiziers erlauſcht | im Allgemeinen entwickeln, zeigt, daß ihnen neben voller und geweckt zu haben. Jede Anerkennung und Ermunte Ermunte Geistesfrische auch die Geistesreife nicht mangelt und er rung zur rechten Zeit wirkt hier erstaunlich. Leider aber regt den sehr begründeten Wunsch, daß der Inhalt ihres scheinen manchmal die richtigen Factoren nicht vorhanden Schriftchens nicht blos in den Kreisen der Rangs- und oder nicht thätig zu sein ; ja es hat nicht selten den An Altersgenoſſen, ſondern auch Seitens der „älteren Herrn “ schein, es angenehmer und bequemer zu finden, Alles nach recht angelegentlich beherzigt werden möchte. einem Ton , nach einer Richtung modeln und einzwängen *) Neben dem Aufsat : „Fechten ; Gymnaſtik; individuelle Aus zu wollen ; man glaubt ſo irrthümlicher Weise Alles nach bildung " ein weiterer Beitrag von geachteter Seite zur Würz seinem Willen bilden zu wollen oder gebildet zu haben, digung der genannten trefflichen Schrift, wohl der bedeutendsten während doch der Geist zum Geiste nicht durch abſtracte und zeitgemäßesten , welche die Militär-Literatur auf dieſem D. Red. Gebiete aufzuweisen hat. Commandowörter spricht. Man wird dadurch mit der

334 -

Indem nämlich die H. H. Verfaſſer darauf hinweiſen, wie eine blos techniſch militärische Ausbildung allein nicht mehr genüge, sondern auch noch eine förmliche soldatische Erziehung des gemeinen Mannes zu einem Zeitbedürfniß geworden, diese aber bei der bestehenden so kurzen Dienst zeit demselben zuzuwenden um so schwieriger sei , da in einer so ruheliebenden , an Anregungen des kriegerischen Geistes so armen Zeit, wie der unserigen, auch das bloße Verständniß dessen , was Kriegertugend sei , immer mehr erbleiche ; bezeichnen dieselben die Gymnastik und Fechtkunst als Mittel zu diesem Zwecke, da durch nichts Anderes in gleichem Grade auf die Persönlichkeit des einzelen Mannes

Indem nämlich die H. H. Verfasser bemerken , wie zwar Niemand so thörigt ſei, die Rekruten schon alsbald in größere geſchloſſene Abtheilungen zusammenzustellen und nun in dem Wahne in solcher Weise Gleichmäßigkeit und Uebereinstimmung bei denselben hervorrufen zu können --- damit zu beginnen, lustig drauf los zu ererciren , weis sen dieselben nach, daß bei der meist üblichen Ausbildungs weise dieses Verfahren im Grunde genommen gleichwohl im Einzelen stattfinde, indem man z. B. die f. g. Mal adraiten, ohne nähere Erforschung der Ursache ihres Unge schickes , in Abtheilungen zusammenstelle und solche nun so lange nachererciren lasse , bis ihr Ungeschick oder die rigorose Anschauung desselben sich gemindert habe. Ziehe einzuwirken sei und nur in einer solchen Einwirkung das wahre Wesen der soldatiſchen Erziehung bestehe. man aber in Betracht , welches genaue Abpaſſen des Sehr wahr und treffend wird hierbei namentlich hervor Spannens und Nachlassens einer großen Menge von gehoben, daß die Verbesserung der Feuerwaffen nicht nur Muskeln nur schon die Forderung bedinge : ohne den Oberkörper zu bewegen , die gewöhnlichsten Gewehrgriffe, eine größere Selbstständigkeit , d. H. eine größere Intelli genz des gemeinen Mannes für das zerstreute Gefecht vor Allem aber den Anschlag richtig und gut auszuführen und welche Herrschaft über die gesammte Muskelthätigkeit erheischten, sondern daß auch die viel mörderischere Wirkung der neueren Feuergewehre auf geschlossene Massen in vollends die Ausführung des Parademarſches erfordere, ungleich weitere Entfernungen als früherhin, und die Un bei welchem der Mann ohne Verdrehung der Schultern möglichkeit , solche Massen stets außer dem Feuerbereich rechts sehen und nach einem bestimmten Rhythmus grade zu halten , ― eine ungleich größere Disciplin und Hine aus gehen müsse, ohne dahin sehen zu dürfen , wohin er gehe, berücksichtige man ferner, wie bei der großen Mehr gebung des gemeinen Mannes auch für die geschlossene Ordnung nöthig erscheinen lasse , als sie einst durch den zahl der Rekruten das Muskelsystem durch ihre bis Zauber des Stockes erzielt worden sei. Je mehr die herige Lebensweise auf das Verschiedenartigste nur ganz einseitig zur Ausbildung gekommen sei : so werde es ein Zeiten und mit ihnen die Menschen und Kriegswaffen leuchten , daß die Ursache des Ungeschicks der „Maladrais andere geworden wären , umſomehr sollte man sich hüten, durch den Ruhm vergangener Tage sich einschläfern zu ten" hauptsächlich in der Schwierigkeit bestehe, welche die laffen, sondern um so eifriger Bedacht nehmen, durch eine betreffenden einzelnen Leute zu überwinden hätten , ihre acht soldatische Erziehung auch unter der gemeinen Mann | Muskeln in diejenige Thätigkeit zu bringen , die dieser schaft kriegerische Tugend zu verbreiten , zumal die ma oder jener Gewehrgriff 2c. erheischt. Es sei sonach klar, terielle Richtung der Zeit auch auf diese nicht ohne Ein daß , um dieses Hinderniß zu beseitigen , vor Allem die wirkung geblieben sei. Ursache desselben beseitigt, d. h. dem einzelnen Manne je nach seiner Individualität durch gymnaſtiſche Vor- und So wahr dieses Alles nun ist und so überzeugend Detailübungen derjenige Theil seines Muskelsystems, wel es von den H. H. Verfaſſern nachgewiesen wird, so würs cher bisher durch seine Lebensweise schwach und unausge, den wir gleichwohl befürchten , daß dem ohnerachtet die bildet geblieben, gestärkt und thätig gemacht werden müſſe. vorliegende Schrift ebenso eine Stimme in der Wüste bleiben würde , wie die vielen Schriften , welche von Wir zweifeln nicht , daß diese Erwägung selbst bei Loison bis Waldersee herab nun schon mehr denn 30 den verranntesten Anhängern der s. g . Paradedressur zu« Jahre lang mehr oder weniger Stimmen in der Wüste nächst wenigstens eine Ahnung davon hervorrufen wird, geblieben find , in welchen das ebenso Widersinnige als wie ein derartiges gymnastisches Ererciren doch uns Grundverderbliche einer nicht streng friegsmäßigen Aus gleich rascher und sicherer das propere Ererciren zu bildung oft mit wahrer Meisterschaſt variirt nachgewiesen | verbürgen vermöge, als solches lediglich durch ein millionen worden ist, wenn den H. H. Verfassern nicht der glück faches Wiederholen der Gewehrgriffe 2c. zu erzielen mög liche Wurf gelungen wäre , in derselben auch noch einen lich ist. Ja , wir gehen sogar noch weiter , wir hoffen, neuen , zeitgemäßen , Gesichtspunkt aufzustellen. Es ist daß die spekulativen Anhänger des Parademarsches zu< dieses der von den H. H. Verfassern treffend, leider aber nächst mit einigem Interesse auch noch den Erörterungen nicht detaillirt genug ausgeführte Nachweis der Einwir der H. H. Verfaſſer darin folgen werden : fung der Gymnastik auf wie hauptsächlich dieser Mangel an Vor- und Details die Beförderung des s. g. properen Erercirens , die übung es veranlasse, daß auch sogar der Parademarsch hierdurch genährt werdende Bürgschaft für das jedes ertra geübt werden müsse, obschon er doch nur als das Resultat aller anderen Ulebungen, resp. als Beweis der malige Gelingen des Parademarsches und wie nur durch eine derartige Ausbildung dem Rekruten über, vollständigen Ausbildung der Mannschaft gelten solle, haupt jener Aplomb und jene Eleganz sicher zuzuwenden und somit also eigentlich selber gar nicht geübt zu seien, welche unsere Paradekünstler so hoch schäßen, je werden brauche. Nun sei es zwar allerdings wahr, doch so selten zu erzielen im Stande find. daß auch eine nicht vollständig durchgebildete Truppe

335

doch durch momentane Austrengung aller Muskelkräfte | Gesagte, ist das in der zweiten Abtheilung über die Fecht Seitens der Mannschaft eine Haltung zu bethätigen kunst im Allgemeinen Erörterte. Leider ist den Referenten vermöge, die ihr sonst nicht eigenthümlich sei, resp. also der Raum zu karg bemeſſen, um hierauf auch näher eins auch einen brillanten Parademarsch erefutiren könne. *) zugehen , während Mangel an technischer Befähigung ihnen kein Urtheil über das Spezielle der von den H. H. Aber je unnatürlicher eine solche momentane ueberan spannung gewesen sei, um so größer sei dann auch meist | Verfassern in Beziehung auf die Gymnastik , sowie auf das Stoß , Hieb- und Bajonnetfechten in Vorschlag ges die darauf folgende Abspannung und Erschlaffung, weß halb denn auch so sehr wenige Compagnie - Chefs | brachten Unterrichts -Methoden zu fällen erlaubt. *) Denn die Garantie für das jedesmalige sichere Ges ihre Jugend fiel in eine Zeitperiode , in welcher sich die Militär-Gymnastik lediglich auf die Ausübung des f. g. lingen der Produktion des Parademarsches zu übernehmen dreift genug wären , indem etwa das Gänsemarsches beschränkte ; die Vorstellung , mit gefälltem Gewehr auf den Feind loszugehen und das Bajonnet Hinwegnehmen des Flügelmanns oder die geringste sonstige Veränderung der Rangirung dieselbe ernstlich mit ihm zu freuzen, aber um so mehr eine ganz mys gefährde. ftische war, als die wahre Bestimmung des Gewehrs als Wir hoffen , daß diese Erörterung bei derartigen blanke Waffe die zu sein schien , beim Parademarsch pers spekulativen Anhängern des Parademarsches die pendikulär als s. g . angefaßtes Gewehr an der linken Hüfte getragen zu werden. Wenigstens pflegten beim Einsicht zum Durchbruch bringen wird , wie die bisherige Schluß der jährlichen Kriegsübungen die resp. Comman Ausbildungsmethode für diesen Zweck nachgerade alle ihre deurs meist zornsprühend , hin und wider aber auch mit Mittel erschöpft habe, gleichwohl aber noch immer nicht sichtlich tief bekümmerter Miene den Compagniechefs haupt dazu gelangt sei, Sicherheit des Erfolgs für die Produk sächlich darüber Vorhalt zu thun , wie das Gewehr tion selber , also auch nicht Sicherheit für das Ercelliren tragen noch immer in allen Compagnieen sehr viel zu in derselben zu verbürgen. Wenn aber nur erst zu dieser wünschen übrig lasse und das endlich einmal anders Einsicht gelangt, so zweifeln wir nicht , daß dann zunächst werden solle. die jüngeren und strebſameren unter den spekulativen An Gottlob es ist das auch in der That nicht nur an hängern des Parademarsches einen starken Antrieb em ders, sondern auch besser geworden , indem u. A. nament pfinden werden , durch neue Methoden ihre älteren und indolenteren Gesinnungs, enoſſen zu überflügeln. Zu die lich jenes Gewehrtragen von damals schon längst gânz lich aufgehört hat. Hoffen wir , daß bei der energischen sem Zweck seinerseits mitzuwirken , war einer der Refe Art , mit welcher die H. H. Verf. in der vorliegenden renten schon mehrmals versucht , ein schon vor längerer Schrift auch noch anderem Unfug mit Degen, Säbel und Zeit ausgearbeitetes Manuscript, welches er ein „ Geheim Bajonnet zu Leibe gehen , es ihnen gelingen werde , auch mittel , ohne Benachtheiligung eines acht kriege hierin neue Bahnen zu brechen. Möchte daher die Schrift rischen Sinnes und einer wahrhaft kriegsmäßi gen Ausbildung den Parademarsch jederzeit in recht viele solche Leser finden, welche geneigt wären, ihrer Gesinnung noch sich ebenso den H. H. Verfassern zuzuge erquifetesterWeise zur Ausführung zu bringen," fellen, als diese es verstanden haben , ein Werk hervorzu betitelt und als Anhang zu seinen erläuternden Bei bringen, welches wie aus einem Guße geschrieben und ges spielen zu Waldersee" ausgearbeitet hatte, durch den Druck dacht erscheint . zur Veröffentlichung zu bringen. Um so erfreulicher ist Indem wir der Schrift somit bezüglich ihrer Wirks es ihm jeßt, dasselbe im Pulte behalten zu haben , da samkeit ein herzliches Glück auf! zurufen, scheiden wir von durch die in vorliegender Schrift enthaltenen Vorschläge ihr mit der tröstlichen Ueberzeugung , daß die gute Sache das damit Beabsichtigte offenbar in noch weit höherem in ihren Verfassern jedenfalls wenigstens drei wackere und Grade und mit noch größerer Sicherheit in Erfüllung zu begabte Vorkämpfer mehr zähle. bringen ist. Nicht minder vortrefflich als das in der ersten Ab *) Was die technische Tüchtigkeit und Orthodorie der H. H. Verf. theilung über den Werth und das Ziel der Gymnastik anlangt, so ist solche schon anderweitig von einer Autorität, nämlich dem Fechtmeister Benneke in Berlin , in Nr. 135, *) Unter welchen Umständen und Verhältnissen aber überhaupt, Jahrgang 1858 der Neueu Preuß. Ztg. auf das Anerkennendste sei es durch Zufall oder durch Ironie des Schicksals , eine beurtheilt worden, wie überhaupt Alles , was die H. H. Verf. Truppe quoique alles Möglichen doch einen brillanten Parades über das Einzelne des Stoß- , Hieb- und Vajonnetfechtens ans marsch exekutiren könne, darüber enthält u. a. die Wehrzeitung, führen, ſelbſt dem Laien klar und verständlich erscheint. Jahrgang 1849, Nr. 66 pag. 409 einen wahrhaft überraschen Anm. d. Ref. Anm d. Ref. den Beleg.

Nachrichten.

flotte auf folgende Zahl erhöht werden : 3 Linienschiffe I. Klasse von 100-120 Kanonen , 1000 Pferdekraft ; Schon seit längerer Zeit wußte man , daß einem 3 Linienschiffe II. Klasse, 80-90 Kanonen ; 12 Fregatten, Kaiserlichen Erlasse zufolge eine bedeutende Vergröße rung der Desterreichischen Marine zu erwarten war. davon 6 Fregatten I. Klasse von 60 , 3 II. Klasse von Wie die Triest. Ztg. nunmehr vernimmt, soll die Kriegs- | 50, 3 III . Klaſſe von 31 Kanonen ; 6 Corvetten von 23 Oesterreich.

336 -28 Kanonen ; 2 Segelfregatten , 2 Schraubencorvetten, | Etabliſſement, auf deſſen Vervollkommnung in den leßten vier Jahren über 130,000 Pf. St. verwendet worden 4 Briggs , 4 Schooner. Ferner Transportschiffe , die in ; zumal da dieser Fall nicht zu den Ausnahmen ge find können werden armirt 3 ; Kriegszeiten mit Kanonen hört, und von sämmtlichen seit Januar daselbst angefertig Schraubencorvetten , 3 Raddampfer , 4 als Aviso , 2 ten Geschüßen der zehnte Theil entweder während des Schraubendampfer ; für den Küstendienst 4 Schrauben Bohrens oder bei den ersten Schießproben in Trümmer ges schooner, 8 Kanonenboote. Sofort zur Stapellegung vors gangen war. zubereiten sind : 1 Propeller Linienschiff I. Klasse , das -Folgendes ist der detaillirte officielle Ausweis über "Defterreich" genannt werden soll , ferner ein dritter die Kosten der Kriegsflotte während des am 31. März abges Schraubendampfer, der den Namen „ Sanſego “ führen soll. laufenen Verwaltungsjahres 1856 bis 1857. Die Gesammt Preußen. Der Fr. Post-Ztg." wird aus Berlin deu 5. Octbr. ausgaben betrugen 16,568,614 Lstr. (etwa 115 Mill. Thlr). Davon brauchten die Admiralitäts-Bureaus 144,426 Lſtr. ; geschrieben : „In dem für den Organismus des preußi schen Heerwesens unentbehrlichen Stande der Unteroffiziere die heimischen Flotten-Etabliſſements 155,172 Lstr.; dieſe ist seit einiger Zeit ein fühlbarer Mangel eingetreten, Etablissements im Auslande 30,773 Lftr.; die in ersteren dessen Ursache offenbar darin zu suchen ist, daß die vielen angestellten Personen 1,128,833 Lftr. und die in leßteren Privatbedienstungen, welche bei Eisenbahnen, Fabriken 2c. Angestellten 79,330 Lstr. mehr als nach den Voranschlä gen votirt worden war. ―――――― Aus der officiellen Navy List ſich darbieten, in pecuniärer Hinsicht ungleich größere Vor theile gewähren. Selbst die so lockende Aussicht auf Ci des Quartals ergibt sich , daß auf den verschiedenen vilversorgung nach mehrjähriger tadelloser Dienstzeit ist Schiffswerften der Regierung gegenwärtig 12 Liniendam pfer, 5 Schaluppen, 4 Fregatten , 3 Corvetten, 3 Segel nicht im Stande gewesen , jenen Mangel gänzlich zu be seitigen. Man hat deßhalb höheren Orts darauf Bedacht schiffe und 1 Schooner im Bau begriffen sind, die zusam men 1599 Kanonen tragen werden. Unter der Rubrik genommen, die Besoldungen der Unteroffiziere , der Ausgaben für Armee und Miliz ist als Gesammtsumme namentlich in den niedrigeren Gehaltsklassen , angemessen zu erhöhen und gedenkt dieß ohne Belastung des Budgets, für den effectiven und nichteffectiven Dienst der Betrag dadurch zu erreichen, daß man die Gehälter der sogenann von 21,116,356 Lſtr. aufgeführt ( 145 Millionen Thaler) . ten Gefreiten allmählig in Wegfall bringt und die dadurch Davon kommen auf Offiziersgehalte 5,022,850 Lstr .; Ho disponibel werdenden Fonds für obigen Zweck verwendet. ſpitalkosten 147,387 Lstr. , auf Truppenbeförderungen Demgemäß ist angeordnet worden , daß den von jezt ab 307,669 Lstr.; auf Recrutirungskosten 76,002 Lstr.; auf zu ernennenden Gefreiten der Gemeinen-Gehalt zu belassen diverse Ausgaben 114,300 Lstr.; auf das Türkische Con sei , eine Maßregel , durch welche die Gefreitencharge ge tingent 398,380 Lstr., und auf Kriegsgerichte 59,542 Lstr . wissermaßen nur zu einem Ehrenamte umgewandelt ist. “ Die Miliz kostete 940,386 Lstr.; für verschiedene Liefe Großbritannien. rungen find 3,789,854 Lstr.; für Erziehungs- und wissens [P] Zum Schuß gegen die verbesserten Feuerwaffen der schaftliche Institute 226,803 Lstr.; für Armeekosten in Infanterie hat ein Offizier der englischen Artillerie den Indien , die auf Rechnung der Ostindischen Compagnie Vorschlag gemacht , bei den Feldbatterieen eiserne Blen gefeßt wurden , 259,612 Lftr. verrechnet. Dazu kommen einzelne Ausweise über Casernen, Reparaturen, Neubauten dungen mitzuführen, um sowohl die Prozen, als auch die Bedienungskanoniere an den Geschüßen, zwar nicht gegen u. dgl . mehr. Spanien. Kugelschüsse und Gewehrkugeln auf kurze Entfernungen, In Folge der von Seiten der Generalcapitane aber doch gegen matte Kugeln und gegen das Feuer der feindlichen Schüßen möglichst zu schüßen. von Cuba , Puerto Rico und den Philippiniſchen Inseln Diese Blen gemachten Darlegungen über die Nothwendigkeit einer dungen sollen aus eisernen Rahmen bestehen , welche mit Vermehrung der Zahl der Ingenieuroffiziere lose gehängten Ochshäuten bedeckt sind . Die Stüßen an den Füßen sind mittelst eiserner Krampen beweglich , um in den genannten überseeischen Besigungen für die Geftelle leichter verpacken zn können. Die Blendungen den Militärdienst wie für Dienstleistungen bei den öffent für die Laffeten bestehen aus zwei durch Querstangen ver lichen Bauten, ist durch kriegsministerielle Verfügung vom bundenen Theilen , in deren Mitte sich ein Zwischenraum 28. Septbr. eine Vermehrung des Ingenieur- Corps jener für die Mündung des Rohrs befindet ; diejenigen für die Besizungen um sieben Offiziere angeordnet worden , von Proßen bestehen nur aus einem Ganzen. Ein leichter denen 4 ( 1 Oberstlt. , 1 Commandant und 2 Capitäne) für Cuba , 2 ( 1 Commandant , 1 Capitan) für die Phi Karren soll diese Blendungen zugleich mit dem nöthigen lippinischen Inseln und 1 ( 1 Capitan) für Puerto-Rico Schanzzeug nachfahren. bestimmt wurden. London den 6. October. In Woolwich waren am Sonnabend wieder sechs von den neuen im dortigen Ar senal gegossenen Kanonen probirt worden , und von Berichtigung. diesen sechs sprangen wieder vier beim ersten Schuß. In Nr. 41 S. 1 , Spalte 1 , Zeile 5 v. unten , lies : „ nur“ ftatt : „und". Dieß ist ein sehr schlimmes Zeugniß für das dortige In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph . Diehl.

Druck von H. Brill.

I

Neue

Militär

- Zeitung . Rb

Herausgegeben von einer

Geſellſchaft deutſcher Offiziere.

Dritter

No.

43.

Jahrgang.

Darmstadt,

Auffäße. Ueber die Pontonierübungen der Pionniere des 8. deutſchen Armeecorps zu Mannheim. Zum erstenmale seitdem die Vorschrift für den Pion nierdienst im 8. deutschen Armeecorps zwischen den 3 betheiligten Staaten vereinbart ist , sahen wir in diesem Jahre die betreffenden Abtheilungen zu einer gemeinschaft lichen Uebung zusammentreten. Schon im Jahre 1836 hatten die 3 Kriegsherrn des 8. deutschen Armeecorps eine Vereinigung des Pionniercorps angeordnet, und wie damals eine Prüfung der Vorschriften bezüglich des zu jener Zeit eingeführten Drieu'schen Brückensystems ' bes zweckt wurde, so waren auch in diesem Jahre zu gleicher Absicht die vereinigten Uebungen hervorgerufen. Wie der Verlauf zeigte, wurde dieses Unternehmen, dessen Zustande kommen dankbar in dem Herzen eines jeden dem Pionniers corps des 8. deutschen Armeecorps Angehörigen anerkannt ift, mit dem schönsten Erfolge gekrönt. Nachdem die Pionniercompagnieen der 3 Armeedivis fionen Württemberg , Baden und Hessen ihre praktische Ausbildung im Einzelnen während der Monate Juni und Juli in ihren resp. Garnisonen Ulm , Mannheim und Worms vollzogen hatten, wurden dieselben Ende Juli nach Mannheim zur gemeinschaftlichen Uebung befehligt. Die Wahl des Vereinigungspunktes war in Folge der vers schiedenartigen daselbst vorkommenden Verhältnisse eine sehr glückliche zu nennen. Am 27. Juli Nachmittags 1 Uhr kam die f. württem bergische Pionniercompagnie mit einem Ertrazug von Ulm per Eisenbahn an, von wo sie Morgens 6 Uhr ab gefahren war. Das Brückenmaterial war auf 8 vierachigen Waggons verladen (je 4 Pontonstücke auf 1 Waggon, das übrige Geräthe entsprechend auf die einzelen Waggons vertheilt). Die großh. heff. Pionniercompagnie gelangte nach 31/2stündiger Fahrt am 30. Juli Morgens halb 7 Uhr nach Mannheim. Das Brückenmaterial der großh. hessischen Pionniercompagnie war auf 3 Maschinen verladen (jede Maschine durch 2 dreitheilige , mittelft Streckbalken ver

23.

October.

1858 .

bundene Pontons gebildet) , welche durch ein Schlepps dampfboot von Worms nach Mannheim gebracht wurden. Sowohl die königl. württembergische , als die großh. heff. Pionniercompagnie wurden bei ihrer Ankunft durch den Großh. Garnisonscommandanten , an der Spiße der Offiziere der Garnison , empfangen und durch die Musik des großh. badischen 2. Infanterieregiments in die Rhein thorkaserne geleitet. So herzlich der Empfang der k. württembergischen und großh. hessischen Pionniercompagnie von Seiten der großh. badischen Offiziere war, so ächt kame radschaftlich war das gegenseitige Einvernehmen der Offiziere und Mannschaft während des dreiwöchentlichen Aufent halts der Pionniere der 1. und 3. Division. Die Stärke des in Mannheim vereinigten Pionnier corps war folgende : a. K. Württembergische Pionniercompagnie (I. Divi fion) : Major v. Niethammer, Commandant des vereinigten Pionniercorps ; 1 Oberlieutenant , Adjutant desselben. Hauptmann Reichstadt , Commandant der Pionniercom pagnie; 1 Oberlieutenant ; 1 Lieutenant ; 1 Oberfeldwebel ; 3 Feldwebel ; 10 Obermänner ; 2 Trompeter ; 97 Ober pionniere und Pionniere. An Nichtstreitenden : 1 Stabs fourier; 1 Unterarzt I. Klasse. b. Großh. Badische Pionniercompagnie (II. Divis fion) : Major Graf v. Sponeck, Commandant der Pionnier compagnie. 1 Oberlieutenant ; 2 Lieutenante ; 1 Ober feldwebel ; 7 Feldwebel ; 11 Corporale ; 3 Trompeter ; 119 Oberpionniere und Pionniere. An Nichtstreitenden : 1 Wundarzneidiener. c. Großh. Hessische Pionniercompagnie (III. Divis fion) : Hauptmann Kröll , Commandant der Pionniercom pagnie , 1 Oberlieutenant ; 2 Lieutenante; 1 Oberfeld webel; 4 Feldwebel ; 7 Corporale; 2 Horniften ; 57 Obers pionniere und Pionniere. Hiernach ergibt sich die Totalsumme zu : 13 Offi ziere , 45 Unteroffiziere, 7 Spielleute, 273 Oberpionniere und Pionniere, 3 Nichtstreitende.

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K.

Der Bestand des Brückenmaterials war: Württembergische Pionniercompagnie 2 Equipagen (= 16 Brückenglieder à 6,6 Meter Länge) , mit 30 Pontonstücken .

Gr. badische Pionnieṛcompagnie 21% Equipagen (= 20 Brückenglieder) mit 29 Pontonstücken. Gr. Hessische Pionniercompagnie 114 Equipagen 10 Brückenglieder) mit 18 Pontonſtücken. Jefalsumme: 54 Equipagen (= 46 Glieder) mit 77 Bontonstücken. 18. Au Uebungstage, (30. 17 Vereinigung ) umfaßteder m wovoJuli gustDauerzeit Die bis zu zum n 4 die Arbeiten im Neckar, 2 Tage auf die im Giesen (einem Kanale zunächst der Rheinhafeneinfahrt) , 11 Tage auf die im Rhein verwendet wurden. Was die Eintheilung der vereinigten Compagnieen zu den Uebungen anlangt, so geschah dieselbe in der Art, daß die einzelen Sektionen einer Abtheilung aus Leuten einer und derselben Compagnie gebildet wurden, während eine Abtheilung aus Sektionen der verschiedenen Com pagnieen bestehen konnte. So war z. B. die Eintheilung zum Bau der Bockbrücken über den Neckar folgende; I. Abtheilung. (Legen der Landschwellen) 1 Unteroff. 8 Mann. II. Abtheilung. (Beitragen der Geräthschaften für die Unterlagen) 4 Unteroff. 32 Mann. Unte (4 Seftionen à 1 u. 8 M.) III. Abtheilung. (Einbauen der Unterlagen) 6 Unteroff. 32 Mann. (2 Seftionen à 1 Unt. 8 Mann Einbauen, 4 Halbfektionen à 1 Unt. 4 Mann Sezen der Anker für die Einbaumaschine.) IV. Abtheilung. (Beitragen der Balken) 3 Unt. 30 M. (3 Sektionen à 1 Unt. 10 Mann. ) V. Abtheilung. (Beitragen der Dielen) 3 Unteroffiziere 66 Mann. (3 Seftionen à 1 Unt. 22 Mann.) VI. Abtheilung. (Legen der Dielen) 3 Unt. 6 Mann. (3 Sektionen à 1 Unt. 2 Mann.) VII. Abtheilung . (Schnüren der Brückendecke) 4 Unt. 32 Mann. (4 Sektionen à 1 Unt. 8 Mann). Je nach der Stärke der einzelnen Compagnieen waren dieselben mehr oder weniger stark in dieser Eintheilung vertreten. Die III. Abtheilung wurde abwechselnd von einer der 3 Compagnieen vollständig beseßt , während die übrigen Abtheilungen sektionsweise aus den 3 Divisionen zusammengesezt waren. Der jeweilige Brückencommandant war einer der 3 . Compagniecommandanten , während die Subalternoffiziere denselben in folgenden Unterabtheilungen unterstüßten : 1 Offizier leitete speziell das Einbauen der Unter lagen (an der Spize der Brücke ) . 1 Offizier überwachte das Seßen der Stromanker und (beim Pontonbrückenbau ) das Einfahren der Unters lagen.

1 Offizier besorgte die Richtung der Brücke. 1 Offizier war dem Depot zugetheilt , wo sich der Rest der nicht direkt zum Brückenbau eingetheilten Mann • schaft befand. Das Einbauen der einzelnen Böcke geschah theils mit der Einbaumaschine , theils mit dem Einbauponton, theils aus freier Hand ; das Abbrechen, theils mit dem dreis theiligen Ponton , theils mit der Einbaumaschine , theils durch Schleifen (Umlegen und Abziehen mittelst Ziehleinen) . Die beiden zuerst geschlagenen Bockbrücken hatten je 21 Glieder, während die beiden zuleßt geschlagenen wegen des beiläufig um 3/4 Meter gestiegenen Waſſerſtandes 29 Glieder erforderten (um auf den am linken Ufer ges Der Bau eines Brückens legenen Damm zu gelangen) . Die gliedes erforderte durchschnittlich 32 Minuten . Wassertiefe war an dem Brückenort (beiläufig 300 Meter unterhalb der Kettenbrücke) so wechselnd, daß alle im Bira go'schen System gebräuchlichen Arten von Füßen verwen det werden konnten (die größte zum Einbauen von Böcken geeignete Wassertiefe beträgt 3/4 Meter). Das Verladen des Brückenmaterials, um aus einem Depot in's andere zu gelangen, geschah auf breitheiligen Pontous ; Verladung und Transport wurden jedesmal an einem Nachmittag ausgeführt. Im Uebrigen wurden die Nachmittage überhaupt zu compagnieweisen Uebungen (Einbauen von Böcken , Ankerseßen , Schwimmen in der Garnisonschwimmschule 2c. ) verwendet. Der zweitägige Aufenthalt am Giesen (den 4. und 5. August) wurde compagnieweise zu den verschiedenar tigsten Uebungen benußt. So erbaute die f. württem bergische Compagnie an beiden Uebungstagen eine Pons tonbrücke (mit Durchlaß) von 7 Gliedern mit ab- u. aufstei gender Rampe an den Üfern. Die großh. badische Compag nie erbaute am 4. Auguft eine fliegende Brücke , sowie eine fliegende Fähre, und am 5. August eine Etagenbrücke Die gr. (mit Böcken in Pontons) von 7 Gliedern. hessische Compagnie erbaute am 4. August eine Etagen brücke (mit Böcken in Pontons) von 7 Gliedern , am 5 . August eine fliegende Fähre, aus 2 dreitheiligen zu einer Maschine verbundenen Pontons , sowie aus einem einzel nen dreitheiligen Ponton gebildet. Die Länge des zur Fähre erforderten, an beiden Ufern befestigten Scheertaus betrug ungefähr 50 Meter. Am 5. August Nachmittags wurde das Hauptdepot an den Rhein verlegt, beiläufig 75 Meter unterhalb der Garnisonsschwimmſchule. Der Rhein hat daselbst eine Breite von 350 Meter. Am 6. August wurde an dem erwähnten Brücken ort eine Pontonbrücke mit 20 Unterlagen gebaut. Je der dritte Ponton war ein dreitheiliger , mit Ausnahme der beiden zunächst des rechten Users stehenden Pontons , die am Land verankert waren , hatte jede Unterlage einen Stromanker ; jeder vierte Ponton hatte einen Windanker ; die zwischen je 2 mit Windanfern versehenen Pontons stehenden Unterlagen waren mit 2 Spanntauen im Schna belstücke ausgerüstet , die nach dem Steuerstücke der ane liegenden Pontons geführt waren. Auf diese Art war

339 die Verankerung eine sehr solide und der spätere llebers gang des Pionniercorps im Laufschritt , ließ nicht die ges ringste Veränderung der Brücke erkennen ; die Seiten schwenkungen waren sehr unbedeutend. Die Eintheilung der Mannschaft zum Bau der am Rhein gefchlagenen Brücken war ständig dieselbe und zwar folgende. I. Abtheilung . (Legen der Landſchwellen) 1 Unt. 8 M. (Badener). III. Abtheilung. (Einbauen der Unterlagen) 5 Int. 25 M. (Württemberger) in 5 Halbfektionen à 1 Unt. 5 Mann. *) 6 Unt. 24 M. (Badener) in 6 Halbs fektionen à 1 Unt. 4 Mann. 5 Unt. 20 M. (Heſſen) in 5 Halbsek tionen à 111nt. 4 Mann . 1 Unt. 5 M. (Württemberger)) zum 2 Unt. 8 M. (Badener) in 2 Sezen Halbfektionen à 1 Unt. 4 M.(d. Wind 1 Unteroff. 4 Mann_(Heſſen) ) anker. 1 Unt. 2 Mann (Hessen) zum Anziehen der Spanntaue. 2 Mann (Badener) zum Anziehen der Anfertque. IV. Abtheilung. (Beitragen der Balfen) 2 Int. 20 M. (Württemberger) in 2 Sektionen à 1 Unt. 10 M. I unt. 10 Mann (Badener)

1 Int. 10 Mann (Hessen)

brücke aus 6 zunächſt des rechten Ufers verwendeten Brücken ſtücken (aus je 2 zweitheiligen Pontons gebildet) und 22 darauf folgenden einzeln eingebauten Unterlagen (wovon je der dritte Ponton ein dreitheiliger war) aufgeführt. Die Brückenstücke wurden theils von oben theils von unten in die Brückenlinie eingeführt ; sie hatten im ersten Falle nur 2 im lezten Falle nur 1 Stromanker; jeder äußere Ponton derselben hatte einen Windanker. Am 11. Auguft wurde eine Rampenbrücke auf dem Trockenen von 7 Gliedern (jedes Glied mit 1/2 Meter Fall) und hieran anſchließend eine Pontonbrücke von 34 Gliedern gebaut ; gleiches geschah am 12. Auguft Vore mittags. Den 12. August Nachmittags wurde das Depot weiter aufwärts an den Rennershof gelegt (beiläufig 520 Meter oberhalb des vorigen Depotplages ) und vers blieb daselbst bis zum Schlusse der Uebung. Der Rhein hat daselbst eine Breite von 232 Meter. An diesem Punkte war die Uferbeschaffenheit für die zu erwartende Besichtigung durch die Allerhöchsten Herrschaften sehr günstig ; ein 2,5 Meter hoher gemauerter Damm unmittel bar oberhalb des Brückenorts erlaubte eine sehr vortheil hafte Uebersicht über den ganzen Verlauf des Brückenbau's. Am 13. und 14. Auguft wohnte Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden, am 17. August Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Heffen den Brückenübungen bei. Beide hohe Fürsten sprachen sich in anerkennendster.

V. Abtheilung (Beitragen der Dielen) 1 Unt. 16 M. (Württemberger); 3 Unt. 48 M. (Badener) in 3 Seftionen à 1 Unt. 16 Mann. VI. Abtheilung. (Legen der Dielen) 1 Unt. 2 Mann (Württemberger). 1 Unt. 2 M. (Badener). 1 Unt. 2 M. (Hessen).

Weise über die Leistungen , den Eifer und die Gewandts heit der Truppen aus. Die 3 Generalquartiermeister der 3 Armeedivisionen , Generalmajor v. Wiederhold , Oberst v. Geyso und Oberstlieutenant von Renz wohnten wäh rend der leßten 8 Tage den Uebungen mit vollkommenster Befriedigung bei. Ueberhaupt zeigte sich innerhalb des Armeecorps das regste Interesse für die Uebungen . Zu

VII. Abtheilung. (Schnüren der Brückendecke) 1 Unt. 8 Mann (Württemberger). 1 Unt. 8 M. (Badener). 1 Unt. 8 M. (Hessen). Es wurde also an Mannschaft gegeben : durch die f. württemb. Compagnie 11 U. 76 M. durch die großh. badische Compagnie 15 U. 110 M. durch die großh. hessische Compagnie 10 11. 46 M.

beklagen jedoch dürfte es sein, daß von Seiten der übrigen deutschen Staaten die Theilnahme an der Vereinigung nicht in größtem Maße stattfand, indem nur sehr wenige Offiziere abgesandt wurden, um den Uebungen beizuwohnen . Denn wie schon oft bewährte fich das Birago'sche System hier vollständig, und der geistreiche Erfinder hätte hier ers leben können , welche Resultate mit seinem Material in den Händen einer gut geübten Truppe zu erreichen sind. Der Bau der am 13. und 17. Auguft über den Rhein geschlagenen, aus 37 Gliedern bestehenden Brücke erforderte 38 Minuten. Die Pontons wurden vor Bes ginn des Brückenbau's ausgerüstet und in der Reihen folge des Einbauens geordnet. Die beiden Landglieder bestanden aus Böcken. Je der vierte Ponton war drei theilig ; mit Ausnahme der 3 zunächst des rechten Ufers stehenden Pontons, welche mit Ankertauen am Land vers ankert waren, hatte jeder Ponton einen Stromanker ; jeder dreitheilige Ponton einen Windanker ; außerdem hatte jeder zwischen 2 dreitheiligen Pontons stehende zweitheilige im Schnabelstücke 2 Spanntaue, die nach den zunächst stehen. den Unterlagen im Steuerstücke befestigt wurden. Am 14. August Vormittags wurden vor Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden Produktionen im

Totalsumme 36 U. 232 M. Beim Brückenbau folgten sich die einzelnen Halbseks tionen der III. Abtheilung in der oben angegebenen Ordnung. Das Ausrüften der Pontons als Unterlagen geschah jedesmal vor Beginn des eigentlichen Brückenbau's .

Am 7. Auguft Vormittags wurden in ähnlicher Weise wie am 5. 25 , am 9. August 33 Unterlagen ein gebaut. Am 10. Auguft Vormittags wurde eine Pontons *) Die von den beiden anderen Compagnieen verſchiedene Art des Ruderne (mit Handrudern) erforderte bei der f. württembergis ſchen Compagnie eine Vermehrung der einzelnen Sektionen um 1 Mann. Die Handruder find wegen der durchſchnittlich ge ringen Wassertiefe der Donau bei Um gebräuchlich ; fie haben den Vortheil, daß ohne das Ruder abzulegen, jeden Augenblick Anm. d. Verf. nach Erforderniß gestackt werden kann.

340

Ueberseßen von Truppen gegeben. Es waren zu dem Ende 3 Compagnieen Infanterie und 1 Zug Dragoner der Mannheimer Garnison ausgerückt. Das Uebersezen von Truppen wurde vorgenommen : Die von der 1 ) Mittelst einer fliegenden Brücke. großh. hessischen Compagnie gebaute Maschine der fliegenden Brücke wurde durch 2 fünftheilige Pontons gebildet ; von großh. badischer Seite waren 11 Gierpontons aufgestellt. Die Brücke hing an drei neben einander geworfenen An fern. Die Länge des von der großh. badischen Compagnie eingeführten Giertaus betrug ungefähr 480 Meter. Die Führung der Maschine geschah mittelst eines unterhalb des untersten Gierpontons und am Steuerstück der Ma schine befestigten Zaumes. Die Maschine wurde mit un Die .gefähr 100 Mann Infanterie beseßt. Die erste erſte Probe Probe fahrt ging glücklich von statten. Bei der zweiten Fahrt riß das Giertau; die in der Mitte des Stroms befind liche Maschine mußte mittelft der auf ihr befindlichen Reserveanker nach dem rechten Ufer zurückgeführt werden. Hier war die große Ruhe der großh. Hessischen Abtheilung, welche in kürzester Zeit die Maschine ans Land zurück führte, zu bewundern, zumal da es ja gerade solche Mo mente sind , in denen der Pontonier Gelegenheit hat, seine Gewandtheit zu zeigen. Während die Maſchine an das Ufer zurückgeschafft wurde, führte eine k. württember gische Abtheilung von 4 U. 20 Mann einige Evolutionen mit 4 zweitheiligen Pontons aus.

2) Auf einer Maschine mit halber Decke , gebildet aus 2 viertheiligen Pontons. Die Maschine wurde durch 16 württembergische Pionniere mittelft Handrudern gefah ren. Die Anzahl der eingeschifften Truppen betrug 72 Mann Infanterie. 3 ) In 2 gekuppelten viertheiligen Pontons, bemannt mit 4 Ruderern und 1 Steuermann der großh. badischen Compagnie. übergefeßt.

Es wurden hiermit 45 Mann Infanterie

4) In einem viertheiligen Ponton , bemannt mit 4 Ruderern und 1 Steuermann der f. württembergischen Compagnie. Uebergesezt wurden in demselben 36 M. Inf. Ferner wurde mittelft 4 unbelasteter Drieu'scher Pontons, geführt durch je 1 Ruderer der gr. badischen Compagnie, übergesezt. Am 16. August Vormittags wurde dieselbe Ponton brücke in der nämlichen Weise wie am 13. Auguft gebaut. Den 18. August Vormittags wurde eine Ponton brücke aus Brückenstücken aufgeführt. Zunächst des durch einen Bock gebildeten Landgliedes folgten 3 einzelne zweis theilige Pontons, ans Land mittelst Ankertauen verankert. Hierauf wurden 4 Brückenstücke eingebaut ; hieran schloß sich ein 2theiliger Ponton und an diesen ein aus 3 zweitheiligen Pontons bestehender Durchlaß; am fenseitigen Ende desselben war wieder ein Brückenstück eingebaut. Jedes Brückenstück hatte zwei Stromanfer und im äußern Ponton einen Windanker, der Durchlaß in jedem äußeren Ponton einen Strom- und Windanker. Das Einführen sämmtlicher Brückenstücke und des Durchlasses in die

Brückenlinie geschah von oben durch Abtheilungen von je 1 Unteroffizier und 8 Mann. Am 18. August Nachmittags verluden die 3 Com pagnieen ihr Material auf dreitheilige Pontons und fuhren dieselben an die Ausladepläße , und zwar die k. württembergische Compagnie in den Neckarhafen, die großh. hessische Compagnie in den Rheinhafen zunächst der Tom sonsbrücke, die großh. badische Compagnie in den Rhein hafen zunächst des Europäischen Hofs. Am 19. August wurde das Brückenmaterial der f. württembergischen und großh. hessischen Compagnie auf Waggons geladen , das der großh. badischen Compagnie auf Brückenwagen in's Zeughaus geführt. Die E. württembergische Compagnie brachte ihr Material in derselben Weise wie bei ihrer Ankunft unter. Die großh . hessische Compagnie bedurfte zu Berladung ihres Materials 11 weiachsige Waggons (auf 8 Waggons je zwei Pontonstücke und das Fleine Brückengeräthe ; auf 1 Waggon die Feldschmiede mit dem zugehörigen Pontonstück; die Streckbalken und Füße Nr. IV, ein Pontonſtück und 1 Nachen auf 2 zuſammenges kuppelten Waggons ) . Den 20. August Vormittags 6 Uhr fuhr die f. württembergische Compagnie nach Ulm , um halb 3 Uhr Nachmittags die großh. hessische Compagnie nach Darm stadt, und den 21. August Vormittags ging die großh. badische Compagnie nach Karlsruhe ab. Dieß ist in Kurzem der Verlauf der gemeinschaftlichen Brückenübungen , die den vorgesezten Zweck aufs Voll ständigste erreichten. Die Vorzüglichkeit des Materials, die Güte der vereinbarten Dienstvorschrift traten hierbei recht deutlich in den Vordergrund. Die wenigen , in der Einübung der einzelnen Compagnieen sich zeigenden Ver schiedenheiten wurden alsbald ausgeglichen , so daß schon in den ersten Tagen ein solches Ineinandergreifen der verschiedenen Abtheilungen des Brückenbans ſtattfand, wie es nur bei einer stets unter einheitlicher Leitung stehenden Truppe vorausgeseßt werden darf. Wir können nicht von dieser Vereinigung der Pionniere des 8. deutschen Armee corps scheiden, ohne den allgemein gefühlten Wunſch aus zusprechen, daß eine ähnliche Vereinigung, die durch ihren Erfolg sich so nugbringend erwies , recht bald, wo mög lich in regelmäßigem Turnas, wiederkehren möchte.

Das in England projectirte ſchußfeſte Linienschiff. Ich bezwecke in dem nachstehenden Artikel die Aufmerk samkeit Ihrer Leser auf eine Neuerung im Kriegsmarine wesen zu lenten , von welcher zuerst in französischen Blät tern und zwar am ausführlichsten im "P Pays " verlautet hat, und die in Zukunft nicht ohne Bedeutung auch für die noch kleine, aber hoffentlich sich mehr und mehr erweiternde Seemacht unseres norddeutschen Großstaats werden dürfte. Wer sich der im vergangenen Jahre in den Grenzbooten " er schienenen Briefe über Marine erinnert , wird vielleicht noch eingedent sein , wie dort eines ungelösten Problems , wenn

341 nicht direct , so mindestens doch indirect Erwähnung geschah, nämlich der Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der mehr und mehr furchtbar und unwiderstehlich gewordenen Schiffs- | artillerie und den Schiffen d . h. den Trägern dieser Artillerie Die Verbesserungen im Geſchüßweſen haben es bis felber. dahin zu Wege gebracht , daß wenige zwischen Wind und Wasser treffende Geschosse das größte Linienschiff in die äu ßerste Gefahr und unter Umständen zum Sinken zu bringen vermögen , und gleichwohl war bis vor kurzem kaum irgend etwas geschehen, womit man dieser Uebermacht der modernen Schiffsartillerie ein Gegengewicht entgegenzustellen versucht hätte. Die Neuerung, von der hier die Rede sein soll, bezweckt dies zum ersten Male und zwar in so umfassender Weise , daß, wenn sie sich als durchführbar erweisen sollte , das oben era wähnte Problem mit ihr gelöst sein würde. Um was es sich dabei handelt , ist die Herstellung eines " Normalkriegsschiffs " im höheren und ausgedehntesten Sinne des Wortes , welches nicht nur in Hinsicht auf seine Geschüzmacht sich mit einem andern Fahrzeuge zu messen im Stande ſein würde , ſondern andererseits und zumal bei einem Nahekampf nicht die Ge fahren laufen würde, denen alle nach den bis jezt angewen deten Systemen erbaute Kriegsschiffe ausgefeßt ſind . Lezteren | Zweck gedenkt man dadurch zu erreichen , daß man nicht nur die ganze äußere Fläche des Schiffsrumpfes mit eisernen Platten | von ausreichender Dicke bekleidet , dergestalt, daß die dawider abgeschoffnen Kanonenkugeln daran zerschellen müssen, sondern auch eine Art von bombensicherem Dach über dem oberen Deck anbringt , vermöge deſſen das Fahrzeug gegen die Wir kung der feindlichen Vertikalfeuer gedeckt wird. Bei der enormen Belastung des Schiffes durch den oben erwähnten, die Wände bekleidenden Küraß und durch die eiserne Bedachung hat man von Anfang an von der Armirung mit mehr als einer durch | laufenden Batterie Abstand genommen. Diese Geschüße wer den aber vom allerschwersten Kaliber sein , und mag es ge ſchehen , daß man bei ihrer Construction , die Principien der Columbiakanone der Vereinigten Staaten - Marine adoptirt. Außer diesen Rohrgeschügen werden sich aber noch ungeheure Mörser am Bord befinden, die vornehmlich zum Werfen von Kartätschen bestimmt sind und demnach vorzugsweise beim Nahegefecht zur Anwendung kommen werden. Die Bemaftung des Fahrzeugs, welches die Längenstreckung eines Linienschiffes erster Cl. haben , wenn nicht überschreiten wird , ist auf die Entwicklung einer Segelfläche als Hülfsmacht berechnet, und Aber sie wird nichts desto wird darum nur leicht sein. weniger ausreichend sein, um den zahlreichen an Bord befind lichen Schüßen sichere Positionen darzubieten. Die Haupt frage der Bewegung beruht auf der Schraube, die durch eine Maschine son 3000 Pferdekraft, also von etwa der dreifachen Stärke derjenigen eines heutigen Schraubendreideckers , in Es beruht auf dieser gewaltigen Function gesezt wird. Triebkraft nicht nur die Schnelligkeit des Fahrzeugs , von der man erwartet , daß sie diejenige aller bis jezt angewendeten Kriegsschiffe überbieten wird , sondern auch eine Wirksamkeit besonderer Art desselben im Gefecht selbst und von der man vielleicht noch bedeutendere Resultate , wie von der seiner Artillerie zu erwarten hat. Das projectirte Schiff wird vorn, und zwar unmittelbar unter dem Bugspriet , mit einer Art

eisernen Sporn versehen sein , vermöge deſſen es , in voller Fahrt wider ein anderes Fahrzeug dirigirt, im heftigen An prall dem lezteren einen derartigen Leck und Rippenbruch zu veranlassen hoffen kann, daß es augenblicklich sinken muß. Da jeder Stoß ein Product der bewegten Maſſe und ihrer Geschwindigkeit ist, so kommt viel auf die Schnelligkeit an, mit der das Küraßschiff von seiner großen Dampfmaschine vorwärts getrieben wird. Außerdem ist diese Schnelligkeit von einer entscheidenden Bedeutung, indem auf ihr allein die Hoffnung beruht , das betreffende Object zu erreichen . Wie es heißt rechnet man darauf, mittelst der 3000 Pferdekraft eine dermaßen rapide Bewegung zu erreichen, daß dieselbe dem vierten Theil der mittleren Geschwindigkeit einer Kanonen kugel in der zweiten Hälfte ihres Laufes gleich kommen wird, was weit über 20 Knoten sein würde , und darum , vorerst noch in Zweifel gestellt werden muß. In Deutſchland ist das Dampfschiff der Nagler" das schnellste. Indeß läuft es nur 17 bis 18 Knoten in der Stunde, was, ebenso viele Seemeilen bedeutet , von denen 60 auf den Aequatorialgrad gehen , und ich erinnere mich nicht von irgend einem Dampfer gehört zu haben , der es ihm zuvorthue. Die betreffende Annahme scheint darum noch etwas hypothetisch zu sein. Gewiß dagegen und keiner Frage unterworfen ist es, daß ein Küraßschiff, wie das hier in Rede stehende , auch wenn seine größte Schnelligkeit 17 bis 18 Knoten nicht übersteigt, und selbst wenn der oben erwähnte Sporn am Bug fehlte, durch seinen bloßen Anyrall wider ein anderes Fahrzeug jeden ihm von demselben entgegenzusehenden Widerstand brechen, und einen ungeheueren Effect hervorbringen müßte. Die be zweckte Wirkung an und für sich kann daher nicht in Zweifel gestellt werden, wie man denn überhaupt in Hinſicht auf das Project nur staunen darf, daß es nicht schon_viel früher in’s Auge gefaßt und zur Ausführung gebracht worden ist. Mit einer Lobenswerthen Bedachtsamkeit, die in Sachen der Beschaffung von Marinematerial , welches unter allen Kriegsmitteln das bei weitem kostspieligste ist , nicht genug empfohlen werden kann, hat man einstweilen in England ſich darauf beschränkt , nur einen Versuch zu machen , und zu diesem Zweck ein altes 120 Kanonenschiff , welches aber im Uebrigen noch seetüchtig ist, verwendet. Befriedigen die Re ſultate dieses ersten Experiments, so ist nicht daran zu zwei feln, daß man die Neuerung alsbald in großartigerem Maß stabe durchführen werde. Das neue Princip wird bei seiner Anwendung im See kriege ungeheure Erfolge haben, welche durchaus geeignet sind, die heute noch Geltung habende Schiffstaktik von Grund aus umzugestalten. Aus dem oben über die Construction und Bewaffnung des neuen Linienschiffs Gesagten wird man entnehmen können, daß dasselbe für den Nahekampf bestimmt ist. Während die großen amerikanischen Fregatten, deren in den Marinebriefen Erwähnung geschah , mit ihren weit tra= genden Geschüßen die Tendenz haben, die Schlachtentscheidung durch ein Ferngefecht zu suchen , drängt ihr Princip die ge Vor panzerten Fahrzeuge zum directesten Zusammenstoß. einigen Monaten noch konnte man im Zweifel sein , ob die Massenhaftigkeit des Schiffskörpers als irgend ein mit Aus schlag

gebendes Element

bei einer

Entscheidung zur See

342

gelten dürfe. Die neuen Linienschiffe lösen diese Frage zu überschreitet. Alle diese Schriftwerke aber geben doch nur mehr die äußern Vorgänge dieser Zeit oder das persönliche Gunsteu der großen Fahrzeuge wider die kleinen , und damit ist viel geschehen. Ich erinnere hier nur an die Kanonen Urtheil ihrer Verfasser über das militärische und staats boote , für die man , nachdem sie mit Dampfmaschinen ver männische Wirken des Prinzen. Erst die ganze reiche Correspondenz des Prinzen selbst , wie sie hier vorliegt, sehen werden , eine ausgedehnte Wirkungssphäre und eine gestattet den vollen Einblick in die innere Geschichte Betheiligung an den großen Flottenactionen auf hohem Meere dieser thatenvollen 6 Jahre , und aus ihr erft läßt sich der in Anspruch nehmen zu dürfen glaubte. Die Panzerschiffe, ganze Eindruck einer Persönlichkeit gewinnen , die nach vor denen dergleichen Nußschalen nicht bestehen können , weisen Begabung und Thatkraft wie vermöge der Lauterkeit ihres sie sehr nachdrücklich in das Flachwasser zurück , wodurch , was ich hier nicht unbemerkt lassen will , auch eine früher | Wesens unter die Besten gerechnet werden muß , welche die deutsche Geschichte in Ehren nennt. von mir in Betreff der Brauchbarkeit und Zweckdienlichkeit Prinz Ferdinand, nach dem Gebrauche der Zeit meist dieser Fahrzeuge für die preußische Marine aufgestellte Be= hauptung bedeutend modificirt wird. gleich dem Chef des Hauses Herzog genannt , kam am 22. November 1757 nach Stade, um das Commando des Es ist meine Ueberzeugung , daß man mit dem hier in Rede stehenden neuen Linienschiff das mehrerwähnte Normal verbündeten Heeres anzutreten. König Georg II . von ſchiff gefunden , und , wenn auch manche Vervollkommnung | England hatte ihr dazu von Friedrich d. G. erbeten, und auf diesem Wege noch erreichbar ist , mindestens das maß dieser hatte eingewilligt. Leider sind allein aus der ersten gebende Princip fortan feststeht. (A. d. Grenzboten.) Zeit die Correspondenzen weniger reich vorhanden, und dadurch die Geschichte der Berufung des Prinzen und der ersten Monate seiner Armeeführung etwas lückenhaft ; von da an aber giebt die reiche Folge der hier mitges Literatur. theilten Originalschriftstücke in Wahrheit eine urkundliche Ferdinand, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Geschichte des ganzen Krieges im nordwestlichen Deutſch während des 7jährigen Kriegs. Aus englischen land. und preußischen Archiven gesammelt und herausge Die Verhältnisse , unter welchen der Prinz den Ars geben von E. v. d. Knesebeck, Oberstlieutenant im meebefehl antrat, waren wenig glückverheißend. Der Hers Kgl. Hannov. Generalstabe. 8°. Hannover. Hel zog von Cumberland, 2. Sohn von König Georg II., im wing'sche Hofbuchhandlung. I. Bd. (VI und 498 S.) österreichischen Erbfolgekrieg und als Sieger bei Culloden 1857. II. Bd. (592 S.) 1858. Preis 54 Thlr. ehrenvoll genannt, hatte bei seinem Rücktritt vom Armee Wir haben , als uns der 1. Band dieses wichtigen Quellenwerkes zukam , mit der Anzeige zurückgehalten, weil wir die Vollendung des Ganzen glaubten erwarten zu sollen. Jezt liegt das Werk abgeschlossen vor uns, und wir dürfen uns nun aus vollster Ueberzeugung dahin aussprechen, daß die kriegsgeschichtliche Literatur seit lange kein Werk von so reichem Inhalte und so hohem Quellens werthe aufzuzeigen hat, wie grade dieses . Es fehlt zwar im Ganzen nicht an einem ziemlich auslangenden Material für die Geschichte der 6 Jahre, während deren der Prinz von Braunschweig das verbündete Heer im nordwestlichen Deutschland befehligte, wo er als General wie als Staats mann sich gleich ausgezeichnet bewährte, mit gleicher Meis fterschaft Schlachten schlug und weite Landstriche verwal tete , stets im Kampf mit einem weit überlegenen Feind und mit tausendfältigen Schwierigkeiten , die seine Stellung ergab, und doch im Ganzen überall siegreich. Die Quellen stücke in den Sammelschriften aus der Kriegszeit selbst,

befeht dem Prinzen , seinem später berufenen Nachfolger im Commando , eine Aufgabe zurückgelassen , die kaum schwerer sein konnte. Das Ungeschick des Herzogs hatte die faft gewonnene Schlacht bei Hastenbeck (26. Juli) zu einer Niederlage werden lassen , deren Folgen durch die indigne convention " vom 8. Septbr. wie Friedrich d . G. den Vertrag vom Kloster- Seven nennt, zur bedrohlichsten Höhe gesteigert wurden. Die Armee sollte aufgelöst , die

Bundestruppen Englands entlaſſen werden. Die Braun schweig'schen Truppen waren von ihrem Landesherrn schon abgerufen , und der Herzog , des Prinzen Bruder, stand bereits (Stuhr , Forschungen über den 7jährigen Krieg. I. 156 u . ff.) in Unterhandlung wegen Ueberlassung der selben in französische Subsidien. Die ersten Schritte des Brinzen waren Gewalthandlungen, durch welche allein die schon begonnene Auflösung der Armee verhindert werden konnte. Die Braunschweig'schen Generale wurden verhaftet, die Truppen mit Gewalt zurückgehalten, mit rascher Ener die Biographie des Prinzen von Mauvillon , das schon gie Alles vorbereitet , um der von König Georg II . aus 1805 veröffentlichte Tagebuch seines Generaladjutanten gesprochenen Verwerfung des Vertrags vom Kloster- Seven von Reden , aus neuester Zeit die Biographie Riedesel's Nachdruck zu geben. von Eelking (vergl. Nr. 4 d. Blätter f. Kriegsw. von 1857) Prinz Ferdinand hatte noch in den leßten Wochen geben schon ein Bild dieses Wirkens, das dem Prinzen eine des Jahres 1757 sich ein günstiges und namentlich ein bleibend hohe Stelle in der Geschichte anweist , und auch die erweitertes Terrain für die Winterquartiere der neu or gegnerischen Quellenſchriften (Bouriet, Rochambeau 2c.) find | ganiſirten Armee errungen. Die ersten Wochen des Jahres 1758 dienten ihm dazu, seine Truppen vollends kampftüch ihnen gerecht geworden, Dümouriez selbst in einem Maase, das in der kauftischen Schärfe seiner vergleichenden Bestig herzustellen , und schon im Februar eröffnete er den urtheilung der französischen Generale nahezu die Grenze Feldzug gegen das ihm weit überlegene französische Heer.

343

Von da , drängen ſich wahrhaft die Waffenerfolge des le Prinzen ; schon am 1. März meldete er an König Fried rich, daß Hannover befreit sei , und nun folgt I eine Siegesbotschaft auf die andere. Die Franzosen wichen über die Weser und von da weiter über den Rhein zurück ; alle festen Pläße, die sie beseßt hielten, wurden genommen. Nach wenig über 2 Monaten stand . Prinz Ferdinand selbst am Rhein , überschritt auch diesen (2. Juni) , und schlug die Franzosen entscheidend bei Crefeld ( 23. Juni) , Nur die Erfolge des französischen Heeres unter Soubise in seiner linken Flanke bestimmten den Prinzen , wieder über den Rhein zurückzugehen. Das Ende des Jahres sah ihn aber als Herrn fast des ganzen erkämpften Ter rains ; das franzöſiſche Hauptheer bezog seine Winterquar tiere jenseits des Rheins, Soubise südlich der Lahn . Den Feldzug von 1759 eröffnete der Prinz abermals selbst, indem er durch einen fräftigen Stoß gegen Hessen und Thüringen sich den Rücken sicherte, und dann gegen Frankfurt a. M. aufbrach, das Soubise am Neujahrstag überrumpelt und besezt hatte. Bei Bergen (13. April) wurde er jedoch zurückgeworfen , und von da sah er sich auf die Defensive beschränkt, bis er endlich bei Minden ( 1. August) einen glänzenden Sieg erfocht , der ohue den verhängnißvollen Ungehorsam des englischen Reitergenerals Sackville das fast doppelt so starke feindliche Heer ver nichtet hätte ; gleichzeitig siegte der Erbprinz , sein Neffe, bei Gohfeld. Diese Erfolge gaben dem Prinzen alles verlorene Terrain zurück, und das Ende des Jahres fand ihn wieder im Bestß der ganzen strategischen Positionen, aus welchem die Unfälle des Sommers ihn verdrängt hatten. Die Feldzüge der folgenden Jahre zeigen den Prin zen weniger glücklich, nicht als Sieger in großen Schlachten, wie bei Crefeld und Minden, aber gerade in den schwierigen Lagen und nach wiederholten ernsten Unfällen in seiner ganzen Feldherrngröße. Die Uebermacht und die unter Broglio auch bessere Führung des französischen Heeres hatte ihn im Feldzug von 1760 , ungeachtet einzelner glänzender Waffenerfolge, mehr und mehr zurückgedrängt. Schon am 9. Februar 1761 versammelte er dafür seine Truppen an der Diemel , und brach von da plößlich in die französischen Winterquartiere ein. Die französischen Magazine wurden genommen , das feindliche Heer weit zurückgedrängt, doch aber ein entscheidender Erfolg durch diesen Frühjahrszug nicht gewonnen , vielmehr der Prinz durch die Fruchtlosigkeit der Belagerung von Kassel, durch Verpflegungsschwierigkeiten und Wiedervorrücken des feinds lichen Heeres zum Rückzug genöthigt. Erst im Sommer wurden die Operationen wieder aufgenommen , von fran zösischer Seite mit noch höherer Uebermacht an Truppen als bisher. Der Sieg des Prinzen bei Villingshansen (16. Juli) führte aber zu einer folgenreichen Theilung des französischen Heeres und von da zu einem Manöv rirfrieg , in welchem der Prinz seine ganze militärische Ueberlegenheit glänzend beurfundete ; er war am Ende des Jahres Herr seines ganzen Terrains geblieben. Der Schlußfeldzug von 1762 war zugleich der wenigst

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bedeutende, die Erfolge wechselnd , die lezte That die von Kaffel ( 1. Novbr.) , vas Einnahme von das die Franzosen 谬 seit 22 Jahren behauptet hatten. Nur 2 Tage später wurden die Friedenspräliminarien zu Fontainebleau abgez schlossen , am 15. Novbr. in Folge davon ein Waffen stillstand, und schon am 24. Decbr. legte Prinz Ferdinand den Armeebefehl nieter. Die beiden Bände Correspondenzen des Prinzen , der erste die Jahre 1757-1759, der zweite die Jahre 1760 -1762 umfassend, bilden, wie schon geſagt, geradezu eine Die urkundliche Geschichte dieser ganzen Kriegsperiode. Briefe des Prinzen an den König von England (Georg II., nach dessen Tod an Georg III. ), an Friedrich d. G. und an die englischen Minister (Holderneß , Bute, Grenz ville und Halifar) geben das volle Quellenmaterial für die eigentliche Kriegsgeschichte , sowohl in Bezug auf die thatsächlichen Hergänge als auf deren ursächlichen Zuſam menhang , mit den an den Prinzen gerichteten Briefen zusammen aber die sichere Grundlage für die höhere po litische und strategische Würdigung der Ereignisse . Gerade der Briefwechsel zwischen dem Prinzen und dem großen König ist da in einem Maase interessant und lehrreich, wie kaum irgend eine andere Geschichtequelle ähnlicher Art, ungleich mehr namentlich als die der Zahl nach viel reichhaltigeren Correspondenzen, welche Schöning in ſeinem „ Siebenjährigen Krieg " ( 1851-1852) veröffentlicht hat ; die Briefe erscheinen oft gradezu, wie eine Discussion der Kriegslage und Kriegszwecke , geführt von zwei Meistern der. Feldherrnkunft, die beide auf hohem Standpunkte alle Verhältnisse mit klarem Blick beherrschen ; ein solcher Brief wiegt ganze Bände nachhinkender Theorie auf. Der Gesammteindruck des ganzen Werkes ist uns der, daß der Herausgeber, den wir bisher nur durch seine wacker gearbeitete " G Geschichte der kurhannövrischen Trups pen in Gibraltar , Minorca und Ostindien" (1845 im gleichen Verlage erschienen) gekannt haben , damit dem Prinzen Ferdinand in Wahrheit ein würdiges Denkmal errichtet hat, das die biographische Arbeit von Manvillon, so trefflich diese auch ist , doch eben durch seinen urkund lichen Charakter an Geschichtswerth weit überwiegt. Der Prinz hat in 6 Kriegsjahren mit einem Heere , das aus ungleichartigen Bestandtheilen gebildet und dessen Ergänz zung immer schwierig war , den Kampf gegen die fran zösische Hauptmacht, die immer in 1 / 2-2 facher Stärke gegen ihn auftrat , siegreich bestanden. Das allein bes weißt schon , daß der fürstliche Feldherr längst ein solches Denkmal verdient hätte , und daß der Herausgeber des Depeschenwerkes darum des Dankes aller Geschichtsfreunde. gewiß sein kann . Vom deutschen Standpunkt dürfen wir nicht unerwähnt laſſen, daß der Prinz, deſſen militärisches , und staatsmännisches Verdienst allein es war , wenn die Macht des feindlichen Frankreich hier in Nordwestdeutsch land sich brach , und das deutsche Stammland Hannover der englischen Krone erhalten blieb , zwar den König von England dankbar fand , das englische Volk aber undank bar, wie es das immer gegen Fremde gewesen ist , gegen die es Dankespflicht hatte.

344 Ueber die Anordnung des Werkes nur noch wenige | Waffenstillstand, welchen Prinz Ferdinand am 17. Oftbr. mit dem Marschall Richelieu abschloß, an den betreffenden Bemerkungen. Die Correspondenzen sind nach ihrer chro Stellen ( I. 23 ; I. 28 ; II. 571 ) unerwähnt geblieben ist, nologischen Folge geordnet ; was in Fremdsprache geschrieben, können wir damit nicht völlig entschuldigen, da der Prinz mit Ausnahme von einzelnen besonders wichtigen Stücken, dieser Thatsache , die allein viele Seltsamkeiten an den in deutscher Ueberseßung. Wir glauben im Intereſſe des verbreiteteren Gebrauchs das Leztere billigen zu sollen, Vorgängen vom Spätherbst 1757 erklären kann , selbst obschon allerdings der urkundliche Charakter dadurch eine (I. 35) Erwähnung thut, und ohnehin das Nähere da kleine Einbuße erleidet. Eine biographische Einleitung rüber aus den früheren Briefen des Prinzen (Denkwür digkeiten für Kriegskunst und Kriegsgeschichte. Bd . 4) und eine (nach der „ Geschichte des 7jährigen Kriegs vom und aus dem schon 1842 erschienenen Quellenwerk von preußischen Generalstab" bearbeitete) Uebersicht der Ereignisse bis zur Commandoübernahme des Prinzen geht dem Des Stuhr (I. 139) ausreichend bekannt ist. Gegenüber dem hohen Werthe des Depeschenwerkes ſind das jedoch Aus peschenwerke voraus, ein kritischer Rückblick und eine kurze stellungen, die wir darum nicht zurückhalten, weil wir der Notiz über die spätere Lebenszeit des Prinzen schließt Achtung gegen den verdienstvollen Herausgeber ein offenes dasselbe. Auch dieser Rahmen , womit der Herausgeber Aussprechen schuldig zu sein glauben. das eigentliche Werk begleitet , ist so gehalten, daß wir Die Ausstattung des Werkes ist eine würdige , wie ihn als eine dankenswerthe Zugabe bezeichnen dürfen ; einige Irrthümer darin (z. B. I. 24) fallen der Quelle das bei derartigen Büchern immer sein sollte. zur Last , auf welcher die Arbeit beruht. Nur daß der

Nachrichten.

Desterreich . Wien , 7. October.

Durch kaiserliches Patent vom

29. September wird heute in der Wiener Zeitung " das neue Geseß über die Ergänzung des Hees res veröffentlicht , dessen Wirksamkeit mit dem 1. No vember d. I. beginnt. Die Hauptbestimmungen desselben find folgende: Zum Eintritt in das Heer wird erfordert : die österreichische Staatsbürgerschaft , die Körpergröße von mindestens 60 Zoll Wiener Maß für die 1. und 2. Al tersklasse und von mindestens 61 Zoll für die höheren Altersklassen , ein Alter von wenigstens vollen 15 und von höchstens 36 Jahren. Ausländer können nur mit allerh. Bewilligung und unter den für Inländer bestehen den Verpflichtungen zum Heeresdienste zugelassen werden, wenn sie sich mit der unbedingten Erlaubniß ihrer Regie rung hierzu ausweisen. Die Pflicht zum Eintritte in das Heer ist allgemein ; sie beginnt mit dem 1. Januar des auf das vollendete 20. Lebensjahr folgenden Jahres und dauert 7 Jahre. Die Dienstpflicht im Heere beginnt mit dem Tage des abgelegten Fahneneides und dauert 8 Jahre ; nach deren Vollendung nur noch die Reservepflicht zu ers füllen ist. Befreiung von der Pflicht zum Eintritte in das Heer erhält : der einzige Sohn eines 70 Jahre alten Vaters oder einer verwittweten Mutter ; nach dem Tode

Studirenden an einer Universität , einer Rechts-Academie, an der orientalischen Academie in Wien, an einem Obers gymnasium und an einer Berg Academie , wenn sie sich über ein tadelloſes ſittliches Betragen und mit der allge meinen Vorzugsklasse ausweisen ; die selbstbewirthschaften den Eigenthümer von ererbten untheilbaren Bauernwirth schaften. Großbritannien. Verschiedene Punkte der schottischen Küste sollen in besseren Vertheidigungsstand gefeßt werden. So wird man aus Woolwich mehrere 32Pfdr. nach Leith senden zur Armirung der dortigen Martello Thürme. Auch denkt die Regierung daran , die Insel Inchkeithing zum Schuße von Leith befestigen zu laffen. ― Ein Corresponden t des „Lahore Chronicle" aus Allahabad schildert die unter Lord Clyde's Aufsicht dort stattfindenden llebungen eines neuen Corps ―――――― eines Kameelcorps nämlich. Jedes Kameel trägt einen Leiter und einen Scharfschüßen. Sardinien.

Die " Allg. 3tg . " berichtet aus Turin d . 11. Detbr.: Die Herbst übungen des Militärs haben in sämmt der beiden Eltern der einzige Enkel eines 70 Jahre zählichen größeren Garnisonsstädten begonnen. Die der hie lenden Großvaters oder einer verwittweten Großmutter ; figen Garnison finden zumeist auf dem Marsfeld und´in der einzige Bruder ganz verwaiſter Geschwister ; ferner die Gegenwart des Königs statt, der an dem guten Aussehen Geistlichen und Candidaten aller christlichen gefeßlich ander Truppen und ihrer Manövrirfähigkeit große Freude hat. erkannten Glaubensbekenntnisse , sowie die Rabbiner und Der Oberst der Bersaglieri , de Saint-Pierre, hat Rabbinatscandidaten ; die Beamten des Staats, der Lans vom Kriegsminister den Befehl erhalten, eine Rundreise desvertretungen und Gemeinden ; sämmtliche Lehrer an durch Frankreich und Deutschland zu dem Zweck öffentlichen Unterrichtsanstalten , die Volksschulen eingezu unternehmen, sich mit Allem, was auf Ausrüstung und schlossen ; die an österreichischen Universitäten graduirten | Bewaffnung, namentlich aber die Schießwaffe der Schüßen Doctoren aller Facultäten ; die ordentlichen und öffentlichen Bezug hat , vertraut zu machen.“ In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl. - Druck von H. Brill.

Exs Neue

At

Militär - Zeitung

Herausgegeben von einer

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Dritter

No.

44 .

Jahrgang.

Darmstadt, 30.

Auffähe. Zur Erinnerung an die Schlacht von Zornoza am 31. October 1808. Ein halbes Jahrhundert ist vorübergegangen seit jener Schlacht in dem Kampfe der Gewaltherrschaft Na poleons I. gegen das brave, einst so mächtige, aber durch falsche religiöse und politische Regierungsprinzipien seit Kaiser Carl V. und König Philipp II. in seiner Macht und Kraft tief gesunkene Volk der Pyrenäischen Halbinsel. Nach einem so langen Zeitabschnitte im kurzen Men schenleben blickt das Auge der Erinnerung schon im ge= wöhnlichen Leben so gerne auf vergangene , für den ein zelnen Menschen bedeutungsvolle Begebenheiten zurück, um so mehr auf wichtigere , für viele Betheiligten und selbst für die Geschicke von Völkern oft bedeutungsvolle Ereig nisse , um sich dieselben wieder zu vergegenwärtigen und für Geist und Gemüth eine Befriedigung zu suchen und zu finden in der Betrachtung und Vergleichung des Da Wir dürfen darum wohl glauben, mals und Jest. daß die Leser dieser Blätter den Rückblick eines Veteranen

auf jenes Ereigniß, wenn nicht von besonderer Bedeutung finden, doch, als in der menschlichen Natur begründet und gerechtfertigt, freundlich aufnehmen werden. Es ist nicht unsere Absicht, die Schlacht von Zornoza, welche schon früher von Rigel , von v. Grollmann und von anderen deutschen und französischen Schriftstellern bereits mehr oder weniger getreu , je nach den persönlichen oder nationalen Anschauungen derselben, und wieder in neuester Zeit, auf Grundlage schäßbarer Documente, von dem spa nischen Capitän im Generalstabe Joaquin Blake beschrieben worden ist ) , hier näher militärisch zu schildern und zu beleuchten ; was vielleicht , nach Umständen, einmal später geschehen möge . Wir beabsichtigen heute nur unsere alten Waffenbrüder, welche der unerbittliche Tod bis jezt ver schont , an jenen gemeinschaftlich erlebten und durchgefoch

*) In der Asamblea del Ejercito, T. III. 1857 , pag. 99 u . ff.

October.

1858.

tenen Kampf zu erinnern und uns mit ihnen zu erwärmen. und zu erheben in der Rückerinnerung an unsere Jugend und Thatenkraft in einer längstverfloffenen , stürmischen,

großen Zeit, und an die treue, chrenhafte Pflichterfüllung und aufopfernde Hingabe für Fürst und Vaterland , als deutsche Ehrenmänner und Soldaten. Die so vielfach mit Ladel und selbst Verun glimpfungen behandelten Rheinbundsfürsten und ihre Völker , 7 sie haben gerechten Anspruch zu machen auf gleiche Achtung, gegenüber den dort nicht im Rhein bunde begriffenen Staaten. Wem die Verfündigung am deutschen Vaterlande zu jener Zeit am meisten zu Last fallen und zum Vorwurf gereichen dürfte ? das ist eine Frage, welche wir hier unerörtert lassen wollen. - Laſſen wir die Todten ruhen ! aber wir können nicht zugeben, daß Andere treuer , ehrenhafter und muthiger ihr Leben eingesezt haben für Fürst und Vaterland als die Rhein bundstruppen in den Kämpfen unter Napoleons I. Ge waltherrschaft. Nicht ihm und seinen Interessen, sondern ihren angestammten Fürsten und Kriegsherrn , und unter ihren Fahnen , aber nicht unter dem französischen Adler, haben sie gedient, gekämpft und sich hingegeben für Ehre und Treue, dieses hohe Princip des Soldaten , das die Menschheit aus dem Strudel der Verirrungen und Rechtsverwirrungen theoretischer Staatsverfassungsprojecte und den Gräueln sogenannter Volksbeglücker schon wieder holt gerettet und welchem Europa den Frieden zu danken hat. Täuschen wir uns nicht ; der unbefangene Blick in die Geschichte lehrt, daß die bewaffnete Macht, der Muth und die Tapferkeit der Völker zu allen Zeiten, wenn nicht die Grundlage , doch das thatsächliche Mittel waren für ihre Sicherheit , ihre politische , materielle und geistige Macht und Größe, und die Armeen waren und sind auch im heutigen Entwickelungszustande der Menschheit der sicherste Damm, woran sich der übertretende Strom unges ordneter Leidenschaften und überspannter, idealistischer Be griff von Staatsformen und Volksglück gebrochen hat und ferner brechen wird. Darum darf der Soldat mit erhobenem Selbstbewußtsein sich der ehren und segenvollen Aufgabe seines Standes und Berufes freuen und ohne eitle Ueberhebung gerne der Ereignisse gedenken, wo er in

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diesem ehrenhaften , stolzen Bewußtsein mit Freuden sein 4 Leben gesezt hat für Fürst und Vaterland. besem Gefühl grüßet Euch wenigen noch lebenden Kameraden der ehemaligen deutschen Diviſion des Rhein bundes in Baden, Hessen, Nassau und Frankfurt ein hess fischer Veteran und drückt Euch im Geiste die treue Hand der Waffenbrüderſchaft im ſpanischen Kriege , wo wir ge meinschaftlich zum ersten Mal kämpfend auftraten in der Schlacht von Zornoza am 31. October 1808. Fanden damals unter den bedauerlichen zerrissenen Zuständen un seres Vaterlandes, wie der europäischen Völker überhaupt, die Fürsten und Staaten ihren leßten Halt nur noch in der Treue , Ehre und Tapferfeit ihrer braven Krieger, und war der Rheinbund nur noch ein kleiner Bruchtheil und schwacher Ueberrest von deutscher Staatenverbindung, so sehen wir jeßo diese erstarkt im deutschen Bunde, welcher wieder alle Staaten und Glieder des großen deut schen Vaterlandes umfaßt und namentlich in der gemein samen Militärverfassung und Vertretung im Bunde ein wichtiges und achtunggebietendes Mittel der Sicherheit des gesammten deutschen Vaterlandes , wie nicht minder der einzelnen deutschen Staaten beſißt. Was auch noch zu wünschen bleibt, das Bewußtsein von der Zusammengehö❘ rigkeit aller Bundesstaaten und ihres Gesammtinteressens an der Wehrhaftigkeit und Sicherheit des ganzen deut schen Vaterlandes gegenüber etwa eintretender Verlegungen seiner Interessen und seiner Ehre von Seiten fremder Anmaßungen tritt doch in hundert Erscheinungen hervor ; und unsere Heere sind in diesem nationalen Gefühl , auf den Principien der Treue und Ehre , zu einer gemeinsamen Waffenbrüderſchaft verbunden, die in jeder Prüfung bestehen wird. Darum herzlichen Gruß allen Veteranen und auch Euch in voller Kraft ausgerüsteten jüngeren Kameraden aller deutschen Heere, heute am 50. Erinnerungstage der Schlacht von Zornoza , der auch ein Ehrentag deutscher Waffen ist. Möge der Geist der Gemeinsamkeit der deut schen Ehre und Pflichttreue mehr und mehr sich beleben und erstarken und als unerschütterlicher Wall das gesammte deutsche Vaterland umgürten, daß es gesichert und Achtung gebietend dastehe im Kreise der Staaten und Völker Eu ropa's und feine Hinterlist und keine Selbstsucht oder Lücke ferner mehr eine Schwäche bieten oder finden, um Bresche zu legen in die Feste des deutschen Bundes ! G. P. Mr.

Die beiden englisch-indischen Feldzüge von 1857/58. Wir entnehmen den „Berlinischen Nachrichten ze. " die folgende Uebersicht über den bisherigen Verlauf des englisch-ostindischen Kriegs, die das Verdienst hat, uns den ersten zusammenhängens den Einblick in jene Kämpfe und ihre Ergebnisse, sowie in die bedeutende Aufgabe zu gewähren , die den Engländern immer noch zu lösen bleibt.

Binnen wenigen Wochen wird mit der Wiederkehr der schönen Jahreszeit der dritte indische Feldzug seinen

Anfang nehmen, von welchem die Engländer mit Gewiß heit erwarten, daß er das große indische Trauerspiel vol lends zu ihren Gunſten beenden_ſoll. Wenn anders die Berichte der „Times" und anderer englischen Blätter, daß die Indier des Krieges müde seien und sich nachgerade zur Unterwerfung anschicken , die Wahrheit enthalten , so mag diese Hoffnung allerdings wohl einige Wahrscheinlichkeit für sich haben , sofern das aber nicht, und die leßten Vorgänge in Gwalior scheinen. allerdings dagegen zu sprechen, so ist das Ende dieses Krieges wohl noch nicht sobald abzusehen, denn vom mili tärischen Standpunkte allein betrachtet , stehen die Dinge in Indien für England noch immer zweifelhaft. Die geringe Bekanntschaft mit der Geographie und Beschaffenheit des Landes , wo dieser entfernte Krieg ge führt wird , wie die Vern Verworrenheit der Namen und das ewige Einerlei der Nachrichten haben bei dem großen Pu blikum allerdings das Interesse an den indischen Bege= benheiten sehr geschwächt , dennoch aber wird aller Wahr scheinlichkeit nach dort soeben ein Weltkampf ausgefochten, and vielleicht möchte es immerhin auch für weitere Kreise intereſſant erscheinen , den bisherigen Verlauf und den gegenwärtigen Stand der Dinge in Indien hier , soweit die vorhandenen Quellen dazu schon ausreichen , einmal ganz in der Kürze ausgeführt und zur eigenen Beurthei lung sich untergebreitet zu sehen. Es ist bekannt , daß die Rebellion in ihrem ersten Stadium Delhi zu ihrem Centralpunkt erhoben hatte und beschränkte sich der Aufstand überhaupt damals in der Hauptsache auf das linke Ufer des Ganges, oder ſpecieller ausgedrückt , auf den spißen Winkel , welcher von dem großen Nebenfluſſe des Riesenstromes, der Dſchumma, bis zu deren Einmündung in denselben bei Allahabad gebildet Erst die anfänglich vergeblichen Bemühungen der wird. Engländer zur Bezwingung der ebengenannten Hauptstadt ließen in weiterer Folge auch das Königreich Aude, auf dem linken Ufer des Ganges , im Aufruhr aufflammen und concentrirte sich daselbst der Kampf um die Haupt stadt dieses Staates , Luckno , welche vor demselben zur Zeit von den Engländern allein mit national-englischen Truppen besezt gehalten wurde. Englischerseits befanden sich damals April und´Mai 1857 von den vertragsmäßig jederzeit in Indien stationire ten 26 föniglichen Regimentern (20 zu Fuß und 6 zu Pferde) nur 4 Infanterie- und 2 Cavalerie-Regimenter auf dem ungeheuer weiten Raum von den Ufern des Indus bis zum Bramaputra , d. h. auf einem Flächen raum von beinahe 400 geographischen Meilen zerstreut. Als nächste Reserve indeß standen in Calcutta noch 2 königliche und 2 europäische Regimenter der indischen Compagnie in Besaßung, diese und die sonst in Bengalen befindliche europäische Artillerie inbegriffen , durfte nichts destoweniger die augenblicklich der indischen Regierung zur Niederwerfung der Rebellion allein zur Verfügung stehende Streitmacht gewiß nicht auf mehr als 6-7000 veranschlagt werden.

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Die ersten Versuche dieser Regierung mußten natüre lich darauf gerichtet sein , die Revolution in Delhi noch im Keim zu ersticken und , der Wahrheit die Ehre, muß man anerkennen, daß hier die Engländer wirklich Wunder leisteten. Anfangs Juni waren vor den Thoren dieser Stadt, außer einigen treugebliebenen eingebornen Gurfa's und Sikhs-Banden , erst das 60. königl. Regiment zu Fuß und das 6. Dragoner-Regiment eingetroffen, und es schien fast unmöglich , wie diese Handvoll Leute sich den mindestens 30,000 Sepoys in Delhi gegenüber würde behaupten können. Ein weit schlimmerer Feind, als diese legteren , war den Engländern noch die Cholera , welche schnell hintereinander ihre ersten beiden Anführer, die Ge nerale Aucon und Anson , wie beinahe die Hälfte ihrer Mannschaft fortraffte und fie, selbst nachdem bis Anfang August noch das 75. , 8. und 61. königl. Fuß-Regiment, wie zwei europäische Regimenter der Compagnie und noch einige Sikhs-Truppen zu ihrer Unterstüßung eingetroffen waren, doch dermaßen schwächte, daß sie sich vorläufig immer noch ausschließlich auf die Vertheidigung ein schränken mußten . Mittlerweile hatte die Revolution im Rücken und im ganzen Umkreise der Belagerungs-Armee mit reißender In Allahabad hatte Schnelligkeit um sich gegriffen. Nena Sahib das Banner der Empörung erhoben und das wichtige Cawnpore war in seine Hände gefallen. Ganz Rohilkund und Aude standen in Flammen und einzelne Funken des allgemeinen Brandes flogen bereits zündend bis zum Pendschab und Lahore aufwärts und bis Patna, ja selbst Calcutta abwärts hinunter. Die Regenzeit war währenddem eingetreten, doch wegen der Dringlichkeit der Umstände blieb deswegen an die Aufhebung der Belagerung von Delhi nicht zu denken. Im Gegentheil, Alles forderte eine beschleunigte Entscheis dung und nachdem unter den Generalen Nicholſon und Wilson noch das 6. k. Fuß- , das 9. Ulanen Regiment und bedeutende Verſtärkungen an Geſchüß zu ihm gestoßen waren , beschloß dann in der Mitte des August's der jeßige englische Oberbefehlshaber vor dieser Stadt , Gen. Barnard, sofort einen ernsten Angriff auf dieselbe zu un ternehmen. Noch vor Ausführung seines Vorhabens starb indeß auch dieser Heerführer an der Cholera und sein Nachfolger, der General Reid , verfiel schon wenige Tage darauf demselben Schicksal. Dem fünften englischen Anführer vor Delhi , General Wilson , erst war es bestimmt , der eng lischen Sache dort wieder zum Siege zu verhelfen. Es ist bekannt , wie vollkommen die englische Kühn heit nach einem nur dreitägigen Bombardement durch einen glücklichen Sturm gekrönt wurde und sicher kann man behaupten, nie hat die englische Tapferkeit in einem schönern Lichte als vor Delhi gestrahlt. Der furchtbare Schlag, den sie dem mindestens sechsfach überlegenen Feinde verseßte, schien entscheidend. Auch wäre er dies vielleicht geworden, allein schon das zweite engl . Hauptunternehmen mißglückte, oder nahm schließlich wenigstens doch einen solchen Aus gang, daß die Inder daran wohl ihre Hoffnung auf einen

endlichen glücklichen Ausgang ihres einmal angetretenen Freiheitskampfes nothdürftig wieder aufrichten konnten. Dieses zweite Hauptunternehmen war auf den Entsag von Luckno gerichtet , das von Nena Sahib belagert wurde und wo nach dem ebenfalls durch die Cholera ver anlaßten Tode des dort befehligenden Generals Sir Henri Lawrence die Sachen in der That bis zu einem Aeußersten gediehen waren. Schon mit der ersten Einschließung von Delhi, bei nahe gleichzeitig, hatten die Generale Havelok und O'Neill nach dem Wiedergewinn von Cawnpoore es versucht, der hartbedrängten Stadt Hülfe zu bringen, nach einer ganzen Reihe von Siegen im freien Felde , aber fast schon im Angesicht ihres Zielpunktes , zuleßt dennoch den Rückzug antreten müſſen. Verstärkt durch die , theils aus Ceylon, theils vom Cap und sogar schon aus Europa angelangten frischen Regimenter (das 5te , 84ste , 64fte , 78fte Bergs schotten und 90ste königliche , wie das 13te Husaren-Re giment , nebst noch einem Madras Füselier und einem Sikh Regiment) , entschlossen sie sich nun, im Vertrauen auf ihre, für Indien allerdings bedeutende Stärke (außer den obigen noch das 27ste und 50ste königliche , nebst zwei Sikh- Infanterie-Regimentern, zusammen gewiß 8000 Mann), koste es was es wolle, bis Luckno vorzudringen und die Rebellen dort aus dem Felde zu schlagen. Der Anfang war wieder außerordentlich günstig . Die Feinde wurden zuerst bei Bupur ul Gunge und gleich darauf am Fluffe Bume aufs Haupt geschlagen. Das feste Schloß Alumbagh ward erstürmt und unter den Mauern von Luckno selbst ward am 25. September ein letter glücklicher Kampf gefochten. Der Einmarsch in diese Stadt war damit erftritten , allein die Belagerer behaupteten in unablässig bis zum 28. fortgefeßten Käm pfen nichtsdestoweniger ihre Stellungen , wobei unter an deren zahlreichen Opfern auch der General O'Neil blieb, der General Outram aber schwer verwundet wurde , und statt Hülfe zu bringen, sah sich zum Schluß der General Havelock mit seinem bereits bis fast zur Hälfte geschmol zenen Corps in Luckno ebenfalls eingeschlossen. Mittlerweile war der Anfang Juli v. 3. neu er nannte Oberbefehlshaber aller indischen Armeen , Sir Colin Campbell, der Sieger von der Alma und der Held von Balaklawa , mit bedeutenden Verstärkungen in Cal cutta eingetroffen und nach großen Vorbereitungen für den Transport der Truppen und eines zahlreichen Ge schüßes sezte er sich den 13. Novbr. 1857 mit ca. 12,000 Mann fast ausschließlich europäiſcher Truppen, was bei läufig eine Macht, mit welcher vor zwei Jahren noch die Engländer ganz Indien bezwingen zu können vermeint hätten , nach Luckno in Bewegung , um Havelock und der Besaßung dort Rettung zu bringen und, woran Campbell selbst wohl keinen Augenblick zweifelte, den Aude-Rebellen das Schicksal ihrer Vorgänger von Delhi zu bereiten. Es gelang dem General bei alledem jedoch nur , den ersten Theil der sich vorgeseßten Aufgabe zu erfüllen. Nach einer langen Reihe glücklicher Gefechte , wobei nach den englischen Berichten zusammen dem Feinde nicht weni

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ger als 93 Kanonen abgenommen wurden (??) , drang 誓 Sir Colin Campbell unwiderstehlich bis Lucknovor ; doch hier reißt der Faden seiner Triumphe ab, und nach neuer Verproviantirung und Ergänzung der Befagung der dors tigen Citadelle mußte von ihm den 25. November in Ges meinschaft mit dem wieder befreiten Havelock und unter Mitnahme aller bisher in dem genannten festen Plage mit eingeschlossen gewesenen Civil-Personen , Weiber und Kinder , der Rückzug in seine vorige Position angetreten werden.

des Aufruhrs , zu isoliren und danach durch ein gleich zeitiges Eindringen in dieses Land von mehreren Seiten her, die Rebellen dort mit einem Schlage zu vernichten . Es ist Thatsache, die Engländer haben sich , wo sie mit ihren Feinden zusammengetroffen sind , oft im Verhältniß 1 von 1 zu 12 mit wahrhaft bewunderungswürdigem

lische Oberbefehlshaber während dieses ganzen Sommer feldzuges nie mehr als höchstens 8-10,000 um sich zu sammenzuhalten vermochte. Der Plan Campbell's ging dabei dahin, durch zahl reiche mobile Colonnen Aude , als den eigentlichen Heerd

doch fragt sich dabei nichts desto weniger , ob dies aus reichen wird, Aude niederzuwerfen und so ohne Weiteres , die nur unzweifelhaft insurgirten Districte dabei allein im im Auge behalten ,, 12 bis 16 Millionen Menschen zur Unterwerfung zu zwingen.

Muthe geschlagen, aber ste blieben bei dieser Zersplitterung ihrer Kräfte dennoch stets zu schwach, ihren weit geschwin deren Gegnern vernichtende Schläge zu verseßen. Die in Indien allein so recht zum Kriegführen geeignete Jahres Diese rückgängige Bewegung brachte den Engländern zeit, von October bis März, verfloß so unter im Ganzen nach ihrem eigenen Geständniß die erste Niederlage im nichts entscheidenden kleinen Gefechten und von da ab freien Felde. Der General Windham ward mit seiner ward den Engländern , durch die eintretende große Hiße, Colonne kurz vor Cawnpore am 27. November , vom ein abermaliges Bleigewicht um die Füße geschlungen. Erst ganz zulegt , bereits zu Ende Juli und kurz Feinde überrascht , angegriffen und unter Einbuße von vor dem Eintritt der Regenzeit , flammte das : Kriegs drei Geschüßen vollständig in die Flucht geschlagen. Ja feuer noch einmal zur lichten Lohe auf. Sir Colin Campbell mußte wieder die aus der Richtung Die nach den von Gwalior anrückenden Rebellen , welche im kühnen englischen Berichten längst in lauter Bruchstücke und un Uebermuthe die vorgenannte Stadt selbst bedrohten , selbst bedeutende Trümmer zersprengten Rebellen hatten plöß Front machen und eine Schlacht liefern , in welcher ste lich unter Koer- Singh, der ritterlichen Königin von Jhansi zwar geschlagen wurden , aber unverfolgt doch über die und andern Führern , mit 20,000 Mann den den Eng Dschumma zurück ihren Abzug nehmen konnten. ländern anhängenden Scindia (Fürsten) von Gwalior Bereits den 25. November, noch auf dem Rückmarsche vom Throne gestoßen und sich dessen Hauptstadt bemäch tigt. nach Cawnpore, war General Havelock an den Folgen der Eine bedeutende Artillerie und der Schaß des ver triebenen Herrschers war dabei in ihre Hände gefallen, gehabten Anstrengungen gestorben , sein ganzes , aus 7 europäischen Regimentern bestehendes Corps aber ward zugleich aber ward von ihnen mit diesem Begebniß den zu demselben Zeitraum von Privatnachrichten nur noch Engländern für deren Hoffnungen auf die baldige Paci zu 1600 angegeben. ( Es verdient übrigens hierbei Er fication Indiens eine bedenkliche Lehre gegeben. Sir H. Rose eilte zwar mit zwei Brigaden sofort herbei und ent wähnung , daß die englischen Infanterie-Regimenter bei nahe durchgängig überhaupt nur die Stärke unserer Ba riß ihnen ihre Eroberung wieder , doch scheinen sie dabei, taillone besigen.) troß aller Versicherungen der englischen Zeitungen von Auch die Truppen Campbell's müssen jedoch auf dem Gegentheil, feineswegs großen Schaden erlitten zu haben , indem nämlich die leßten Berichte Sir Colin diesem seiner Zeit als ein gewaltiger Triumph ausge schrieenen und doch in Wirklichkeit weit eher einem gescheiter. Campbell's , wie Sir H. Rose's , diesem selben indischen ten Unternehmen gleichenden Zuge wohl furchtbare Ver Heerhaufen noch immer eine Stärke von 15 bis 18,000 Combattanten beilegen. lufte erlitten haben ; denn der nächste Befehl dieses Heer führers bei seiner Rückkehr nach Cawnpore war , daß der Der gegenwärtige Stand der Dinge in Indien ist denn, so weit er sich nach den mangelhaften und einsei Brigadier Frank alle aus Europa anlangenden frischen tigen Nachrichten von dort hier beurtheilen läßt , unge Truppen bei Calcutta zu einem Reserve- Corps zur Deckung fähr der, daß die Engländer sich in ihrer , im vorvorigen dieser Hauptstadt vereinigen sollte , und es währte bis Mitte Januar 1858, ehe er sich selbst zu entschließen ver Feldzuge bedrohten Position auch in diesem leßten Felds zug behauptet, bisher aber in der Hauptsache allein nur Delhi mochte, wieder angriffsweise zu Werke zu gehen. zugewonnen haben. Doch stehen ihre Gegner , wie eben Bis dahin waren beiiäufig zwischen 36 bis 40,000 Mann frischer europäischer Truppen in Indien einge jener lehte Schlag gegen Gwalior beweist , gewiß noch troffen, doch natürlich hatte Campbell's Zug nach Lucknow | ziemlich ungebrochen im Felde, während ihre eigene Armee und Aude nicht verfehlt , auf die Indier zurückzuwirken. unter den unglaublichen Strapazen des vorigen Sommers Es gewitterte, mit Ausnahme der Präsidentschaft Madras, sicher bereits um ein Drittheil , wo nicht die Hälfte ges beinahe aller Orten auf der großen indischen Halbinsel schmolzen ist , und sich aus Schuld der schlechten Rekru und die 84,000 Mann königlicher Truppen , welche jest tirung in England diesmal von dort zusammen nur 9000 nach den Listen und Etats daselbst vorhanden sein sollten, Mann Verstärkungen nach Indien unterwegs befinden . zersplitterten sich deshalb auf dem ungeheuren Flächen Hierzu können freilich nach Beendigung des Krieges mit raume jenes weiten Landes so vollkommen , daß der eng China noch 6000 Mann Truppen von dort hinzutreten,

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Kleinere

Mittheilungen.

Todesfälle in der englischen Armee im Laufe des Jahres 1857. In dem vergangenen Jahre ist eine große Anzahl von Offizieren gestorben oder im Felde gefallen . Eine annähernde Angabe , soweit dieselbe jezt schon möglich , da die speziellen Berichte der auswärtigen Stationen noch nicht eingelaufen sind, findet sich in der nachstehenden Labelle, unter Einschluß der Offiziere im Dienst , der auf Halbfold gesezten und der pensionirten. Abgänge durch

Tod.

Vertauf.

35 Generale. 17 Oberste. 31 Oberstlieutenante. 20 Majore. 74 Hauptmänner. 122 Lieutenante. 37 Cornets u. Fähndriche. Regiments -Quartiermstr. 11 19 Quartiermeister. 9 Commissariat. Ärztliches Departement. 38 1 Feldprediger.

1 16 24 24 125 92 26

Kassi rung.

Rück Ent tritt. lassung. -511-8 Nol

Rang. 24

1

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5 16 —

Pulver und electrische Telegraphen. Die Französische Regierung hat durch einen Ausschuß von Sachverständigen die Frage erörtern laſſen, ob das Vor beigehen von electrischen Telegraphen-Drähten an Pulver-Ma gazinen gefährlich sei. Der Berichterstatter Pouillet erklärt, daß die electrischen Ströme , die im Dienste der Telegraphie hervorgebracht werden, nicht gefährlich sind , daß dagegen die atmospärische Electricität , wenn der Bliz an den Drähten hinstreicht , Pulver-Vorräthen sehr gefährlich werden kann. Der Ausschuß ſchlägt deshalb vor, durch unterirdische Drähte diejenigen in freier Luft zu ersehen , sobald die Linie näher als 100 Metres an Pulver-Magazinen vorübergeht , so wie Bliz- Ableiter auf Pfählen von 15 bis 20 Metres Höhe in die Nähe der unterirdischen Draht-Leitungen zu stellen, um dieselben auf ihrer ganzen Länge gegen unmittelbare Einwirkungen des Blizes zu sichern.

Literatur. Memoiren des Marshalls Marmont , Herzogs von Ragusa. Herausgegeben nach dem hinterlassenen Aus dem Original = Manuscript des Verfassers. Französischen überseßt von Carl Goldbeck. 1. Band, und 2. Bandes 1. Hälfte. 8°. Potsdam 1857. Verlag von Aug. Stein (Riegel'ſche Buchhandlung). Unter den hinterlassenen Papieren hochstehender Zeit genossen Napoleon I. nehmen die Memoiren des Marsch.

Marmont eine Bedeutung ein, die ihnen troß der heftigeit und häufig verdienten Anschuldigungen nicht verkümmert werden wird. Es ist natürlich, daß Jemand, der mit dem großen Imperator in selten unterbrochenem Verkehr lebte und namentlich in den ersten Jahren seiner Laufbahn in einem gewissermaßen vertraulichen Verhältnisse zu ihm stand, auch die geheimen Triebfedern und den Zusammen hang der Ereignisse genau fennen lernen fonnte und das her vorzugsweise befähigt ist , den Schlüffel zu manchen Räthseln zu liefern , in welche die Geschichte der Napo leon'schen Zeit eingehüllt ist . Bekanntlich duldete Napo leon nur die Veröffentlichung solcher Thatsachen, die sein. persönliches Interesse fördern konnten und selbst die vor den Augen von tausenden Zuschauern und Mitwirkenden entwickelten Begebenheiten wurden durch die großspreche rischen Bülletins seiner Zeit entſtellt und dadurch der in neren Geschichte Anhalt und Kritik erschwert. Mar mont's Enthusiasmus für Napoleon ist kein blinder Glau ben, er ist vielmehr eine vernunftgemäße Anerkennung der grenzenlosen Gewalt , die jener große Geist auf Personen und Verhältnisse übte und mit welcher er besonders die neue Basis für die Lebensthätigkeit einer durch die Revo lution zertrümmerten staatlichen Ordnung schuf. Der Cha racter ſeines Idols impft dem Marschall Seelengröße ein, er empfängt von seiner Sonne das eigene Licht, womit er das innere Wesen Napoleons beleuchtet , aber er bewahrt seinem Urtheile bei all' dem jene Nüchternheit , die sich nicht blenden läßt , um einem Manne einen besseren Ruf zu geben , als er ihn verdient. Dieselbe Klarheit des Blicks durchdringt im Allgemeinen die Ereignisse , die sich an den Namen Napoleons bis zu seiner Kaiserkrönung knüpfen , von da an verlieren die Memoiren , wenn auch | nicht an Interesse, doch an historischer Treue, wie bereits anderwärts erwiesen wurde. Auch ist von jener Zeit an das Streben nicht zu verkennen, die Rechtfertigungen nie derzuschreiben, die ihm vielleicht das Vorgefühl eines von der Nachwelt erhobenen Tadels diftirt hatte. - Als der | Marſhall ſeine Memoiren schrieb (er begann damit 1828 ) , mochte die Erinnerung an die jugendlich übersprudelnde Kraft und Thätigkeit seiner Feder die Frische verliehen haben, mit welcher er die erste Zeit seiner Laufbahn, nam lich die Feldzüge in Italien und Aegypten schildert ; es durchweht ein Zug von Rechtschaffenheit und Liebe zum Ruhm diese Schilderungen , der sich bei seinen späteren Darstellungen leider zu oft in Eigenliebe, in ein wegwer fendes Urtheil gegen Andere und in eine Sprache vers wandelt, die über den Ton des Selbstgefühls weit hinaus geht. Ohne seine Verdienste als Soldat und Feldherr, fein Talent im Organisiren , seine Uneigennüßigkeit, Menschlichkeit und Gerechtigkeitsliebe auch nur im Gering sten schmälern zu wollen , kann doch gesagt werden , daß er von Napoleon Antrieb und Schule empfing und es lautet daher gewiß prahlerisch , wenn er ausspricht , daß Napoleon überall da, wo er mit ihm in gemeinschaftlicher Sache auftrat , auf seine Rapporte , auf seine Ansichten gestüßt , die Dispositionen getroffen habe , aus denen die weltberühmten Erfolge hervorgingen . Marmont's Eigen

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liebe geht so weit, daß er bei seinen Schlachtberichten von Napoleon's Anordnungen und Leitungen wenig oder gar nichts sagt , dagegen sich selbst und die Unterbefehlshaber hauptsächlich in Vordergrund schiebt. Nichts desto weniger sind , wie gesagt , seine Memoiren von großem Intereſſe, da er selbst viel gesehen und erlebt und einen so hohen Standpunkt in den Zeitverhältnissen eingenommen hat. Seine Mittheilungen bieten daher vieles Neue und Ün bekanntes und dürfen zugleich als wichtige Berichtigungen und Ergänzungen der vor ihm geschilderten Ereignisse betrachtet werden. Wir werden im Nachfolgenden einige der weniger bekannten oder ganz neuen Aufschlüsse hervorheben , die M. über das Leben und Treiben feiner Zeit gibt , und dabei Gelegenheit haben , einestheils den characterstarken, schöpferischen Mann mit seinen Fähigkeiten und Verdien ften , anderntheils seine Irrthümer und die leeren Worte kennen zu lernen, von welchen er sich als Franzose nicht ganz lossagen konnte. Wenn M. sagt : So lange Napoleon Alles für Frankreich gethan, habe er ihm mit Enthusias mus - als er für Frankreich und sich gehandelt , habe er ihm mit Eifer ―― als er für sich und Frankreich ge handelt , habe er ihm mit Ergebenheit gedient , als aber Napoleon nur für sich und ohne Frankreich gehandelt, habe er sich von ihm losgesagt , so ist dies eine der Re densarten, womit die Franzosen den Wechsel ihrer Gesin nungen zu beschönigen pflegen ; wäre es in der That so, wie M. sagt, so war schon im Jahre 1812 , wenn nicht früher, der Zeitpunkt gekommen, wo er thun mußte, was er am 30. März 1814 wirklich gethan hat. M. liebte den Krieg um des Krieges und Ruhmes willen und nir gends in seinem Leben , wie in seinen Memoiren , hat er vor jener Katastrophe gezeigt , daß er einen Unterschied zwischen dem Schöpfer und seiner Schöpfung gemacht hat. Oder sollte M. die Absichten seines Herrn und Meisters zuerst nach dessen Rückkehr von Elba durchschaut haben ? Unsere Leser werden in den Memoiren manchen ähnlichen Redensarten begegnen und leicht den Schein von der Wirks lichkeit zu unterscheiden wissen, sie werden aber auch finden, daß M. die französischen Kriegsberichte sehr häufig auf das rechte Maß reducirt und hierbei sicherlich die vollste Wahrheit spricht , da er ohne Grund den Waffenruhm seiner Landsleute gewiß nicht geschmälert haben würde. Seine Kritik gegen andere franz. Generale beurkundet Menschenkenntniß und den Mann von entschiedenem Geiste, fte ist in der Regel scharf, aber gerecht und stüßt sich auf Handlungen und Thatsachen , die von anderer Seite her aus Schonung oder Eitelkeit verziert und damit entstellt worden sind. Die Memoiren haben uns gerade in dieser Beziehung sehr angesprochen, mehr aber noch wegen ihres Reichthums an militärischen Erfahrungen und der außers

Avignon zu gehen, um dort Schießpulver zu holen. Auf seiner Rückreise kam er zu der vor Toulon lagernden Ars mee, und besuchte seinen Landsmann Salicotti (einer der

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ordentlichen Mannigfaltigkeit des Stoffs , der darin in anregender Abwechselung behandelt wird. Zu den Einzelheiten der Memoiren übergehend, machen wir den Anfang mit Napoleon Bonaparte. Er war 1791 zuerst in Corsika , dann zu Nizza bei der ersten italieni schen Armee beschäftigt und erhielt den Auftrag , nach |

Volksvertreter bei der Armee), der ihn dem General Cars teaur vorführte, wobei er dann von diesem zur Tafel und für den Abend zu dem Schauspiel des Brandes der englischen Flotte eingeladen ward. Bonaparte machte auf die Wir kungsunfähigkeit einer zu diesem Zwecke errichteten Batterie von 2 24Pfdr. aufmerksam und bewies mit 4 Kanonen schüssen die Lächerlichkeit der getroffenen Vorbereitungen. Man kehrte , sagt M., mit gesenktem Ohre nach Ollioule zurück und glaubte mit Recht, daß es das Beſte ſein würde, den Capitán Bonaparte zurückzubehalten und sich künftig auf ihn zu verlassen. Von diesem Augenblicke an geschah nichts ohne seinen Befehl oder Einfluß und er erhielt in 8 Tagen eine Gewalt über die Volksvertreter , von denen man sich keinen Begriff machen kann. Auch über Carteaur's Nachfolger, den General Dügommier, erlangte Bonaparte bald dieselbe Herrschaft. M. erzählt dies als Augenzeuge. ――― Als sich Napoleon zu Paris ohne Anstel lung befand , erbat sich M. ein Commando bei der vor Mainz aufgestellten Artillerie der Rhein-Armee. Er theilt uns mit, daß der am 29. October 1795 erfolgte Ausfall nicht etwa einen " Rückzug " , sondern eine Auflösung der franz. Armee zur Folge hatte , daß man nirgends Stich hielt und nur das Centrum unter Gouvion Saint- Cyr_ſich in Ordnung zurückzog . M. entwirft ein klägliches Bild von der "1 Verwirrung" der Franzosen , deren Niederlage vollständig gewesen sein würde, wenn man sie augenblick lich verfolgt hätte. Nicht viel günstiger stand es in Italien. General Scheerer schilderte dem Directorium die Lage der italieni schen Armee als sehr schwierig , indem er fortwährend Unterſtüßung an Leuten, Lebensmitteln und Geld verlangte, während Bonaparte in mehreren kurzen Memoiren bewies, daß dies Alles überflüssig sei und einen Operationsplan für die Besißnahme Piemont's vorlegte. Scheerer antwor tete unwillig, daß derjenige, welcher diesen Operationsplan entworfen hätte , ihn auch ausführen sollte. Man nahm ihn beim Wort und Bonaparte wurde zum General en Chef der ital. Armee ernannt. Mit der Vorbereitung zu seiner Heirath beschäftigt, schickte er M. einstweilen voraus, um die Kantonnements an der Küste von Genua zu besuchen und ihm bei seiner Ankunft zu Albenga von der Lage und dem Geiste der Truppen Bericht zu erstatten. „Reisen Sie“, sagte Bonaparte beim Abschied zu M. , „ ich folge Ihnen auf dem Fuße und in zwei Monaten werden wir Marmont characterisirt die hervor zu Turin sein. " ragendsten Generale dieses Feldzugs in einer Weise , wie sie anderswo nicht gezeichnet sind. Von Massena sagt er: Seine Dispositionen waren mittelmäßig vor dem Kampfe, aber gleich nach dem Beginn desselben wurden sie ausgezeichnet und durch den Nußen, den er im Gefechte aus seinen Truppen 30g , erfeßte er schnell die Fehler , die er vorher etwa begangen hatte. Seine Bildung wär schwach, aber er hatte viel natürlichen Geist , eine große Feinheit und eine tiefe Kenntniß des

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Herzens ; unbeweglich in der Gefahr, ſicher im Umgange, besaß er alle Eigenschaften eines guten Kameraden. Sehr selten sprach er schlecht von Anderen. Es waren nicht die Elemente in ihm, die einen General en Chef ausmachen, aber nie hat ein Mann eristirt, der Operationen im größ ten Maßstabe so wie er ausgeführt hätte , wenn er den Impuls dazu empfing und auf einem Terrain, dessen Ents wickelung seine Augen überfahen. J. Augereau war damals 39 Jahre alt. Sein Leben war das eines liederlichen Abenteuerers . Soldat in Frank reich und desertirt , Soldat in Oesterreich , Spanien und Portugal und überall Deserteur. Soldat und dann Fechts meister in Neapel hatte ihn die Revolution nach Frank reich zurückgerufen, wo er nacheinander bis zum Divisions general aufgerückt war. Seine hohe Gestalt gab ihm ein ziemlich kriegerisches Aeußere , aber sein Benehmen war trivial und gewöhnlich, seine Kleidung oft die eines Char latans. Von wenig ausgedehntem Geiste erinnerte er sich doch ziemlich gut an das , was er auf seinen Streifzügen gesehen hatte , beschäftigte sich viel mit seinen Truppen und war gutmüthig in seinen gewöhnlichen Beziehungen, ein guter Kamerad, gefällig, von mittelmäßiger Tapferkeit ; er stellte seine Truppen vor dem Kampfe gut auf, führte sie aber schlecht im Gefechte, weil er gewöhnlich zu weit davon entfernt war. Ziemlich prahlerisch , dachte er sehr groß von seinem Vervienste und hielt sich für fähig, eine Armee zu befehtigen. Er liebte das Geld, aber er empfand eben so viel Vergnügen dabei , es zu geben als es zu nehmen. Es hieße das Andenken Maſſena's beleidigen, wenn man den geringsten Vergleich zwischen ihnen anstellen wollte. Serrurier war von sehr vorgerücktem Alter. Das Gute liebend, rechtschaffen, uneigennüßig, ein Mann von Pflicht und Gewissen waren seine Meinungen der Revo lution entgegen ; er war geachtet und geschäßt , sah aber fast alle Ereignisse von der trüben Seite au. Berthier war 43 Jahre alt, das schnelle Avancement, welches er vor der Revolution gemacht , der amerikaniſche Krieg, an dem er mit Auszeichnung Theil genommen und sein Alter hatten ihm einen großen Ruf verschafft. Er besaß ein kräftiges Temperament, eine wunderbare Thätig feit , brachte die Tage zu Pferd , die Nächte am Schreib tisch hin und besaß große Erfahrungen in Bezug auf die Bewegungen der Truppen und die Behandlung der Ein zelheiten des Dienstes. Persönlich sehr tapfer , aber ganz und gar entblößt von Geist (?), von Character und den zum Befehlen nöthigen Eigenschaften, war er in dieser

Epoche ein ausgezeichneter Generalstabschef unter einem guten General. Des hohen Interesse's wegen, das sich an den Namen Bonaparte's knüpft , möge noch erwähnt werden, wie M. über diesen in dieser Epoche spricht. -Von dem Augens blicke an, wo Bonaparte an die Spiße der Armee gestellt wurde, hatte seine Persönlichkeit ein, Jedem imponirendes Ansehen. Zwar fehlte ihm eine gewisse natürliche Würde und er war selbst linkisch in seinen Geberden ; doch hatte er in seiner Haltung , seinem Blick und seiner Art zu reden etwas Gevieterisches , das Alle zum Gehorsam be stimmte. In der Oeffentlichkeit vernachlässigte er Nichts, um sein Ansehen zu erhalten und zu vergrößern, im Pri vatleben aber mit seinem Stabe , war er ungezwungen, gutmüthig und vertraulich. Er scherzte gern und seine Späße waren ohne Bitterfeit, stets fröhlich und von gutem Geschmack ; er mischte sich oft in unsere Spiele und sein Beispiel riß selbst die würdigen österreichischen Bevollmäch tigten mehr als einmal hin, an denselben Theil zu neh men. Er arbeitete rasch, ohne Anstrengung und ohne feste Zeiteintheilung. Wenn er nicht beschäftigt war , ließ er sich immer sprechen , sobald er sich aber in sein Cabinet zurückgezogen hatte, war jeder , nicht durch den Dienst motivirte Zutritt untersagt. Wenn er Berthier, dem Chef seines Stabes , Befehle ertheilte , oder wenn er wichtige Meldungen erhielt , die lange Discussionen veranlassen konnten, wurde Jeder, ohne Rücksicht auf seinen Grab fort geschickt, der nicht daran Theil nehmen sollte. Man hat behauptet, daß er wenig schlief, doch ist dies ganz ungenau : er schlief im Gegentheil viel und hatte selbst , wie alle nervösen und geistig sehr thätigen Menschen ein großes Bedürfniß zu schlafen, so daß ich ihn oft 10 bis 11 Stunden im Bette habe zubringen sehen. Doch konnte er, wenn es nöthig wurde , sehr lange wach bleiben und sich später entschädigen , oder wohl auch im Voraus schlafen, um bevorstehende Strapazen auszuhalten ; endlich hatte er die köstliche Fähigkeit einzuschlafen, wann er wollte. So bald er von Geschäften frei war, überließ er sich gern der Conversation, in der er sicher war zu glänzen ; Niemand konnte mit solchem Reize und solcher Ungezwungenheit einen größeren Ideenreichthum entfalten . Er sprach lieber über moralische und politische Gegenstände als über Wissen schaften , in denen er, was man auch gesagt hat , keine tiefen Kenntnisse besaß. Er liebte starke Leibesübungen, ritt oft und sehr schlecht, gallopirte aber viel ; endlich hatte er in dieser glücklichen , so fernen Epoche einen Zauber, den Niemand verkennen founte. (Fortseßung folgt .)

Nachrichten. Desterreich. ―――――

Bezüglich der Beurlaubung der Generale, Stabs- und Oberoffiziere , der Militärparteien und Be amten , dann Unterparteien und Diener , ist eine neue Vorschrift erschienen. Nach derselben werden alle Ur laube in 4 Klassen getheilt , und zwar : 1 ) krankheits halber auf die Zeit des Bedarfs, innerhalb der Grenze

dreier Monate ; 2) zur Schlichtung von Familienange, legenheiten, in der Regel nicht über acht Wochen ; 3 ) zum Vergnügen auf die Dauer von 14 Tagen; 4) zum An tritt der Dienstpraris behufs des Uebertritts in Civil staatsdienste , auf die Dauer von drei Monaten. Außer dem können Offiziere , Militärparteien und Beamte in besonderen Fällen , unter gleichzeitiger Verseßung in den



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" überzähligen Stand, und gegen Einstellung aller Gebühren, | gebant : 7 Linienschiffe mit Schrauben von 80, 90, 100 und 121 Kanonen , 2 Linienschiffe von 117 und 131 sowie Offiziere zur Ablegung des Noviziats für den deuts Kanonen , ein Schraubenlinienschiff von 121 Kanonen, schen Ritterorden auf ein Jahr beurlaubt werden. 5 Schraubenfregatten von 26 , 32 und 50 Kanonen , 6 Preußen. Schraubencorvetten von 14 , 17 und 51 Geſchüßen , 3 Die „Berl. Nachrichten " berichten : Sicherem Verneh Schraubenbriggs von 21 Kanonen , ein Dampfer von 10 men nach steht der alten, nun schon seit Jahrhunderten ein Geschüßen, im Ganzen beinahe 1600 Kanonen. Außers geschichtliches Interesse darbietenden Marienburg, dieser dem find in London und der Umgegend neue Werbe nie bezwungenen, julegt nur durch Verrath und Kauf bureaus für die Seesoldaten errichtet worden , da die Ad an die Polen übergangenen deutschen Ordensfeste , die miralität beschlossen hat dieses Corps um 5000 Mann Veränderung bevor, demnächst wieder factisch in die Reihe zu vermehren und eine 5. Division in Pembroke zu ers der preußischen Festungen einzutreten. Die Befestigungen richten. der großen Nogatbrücke sollen sich nämlich bei einer kürz [4 ] Einem vom 30. Sept. datirten Generalbefehl lich von dem Ingenieur- General von Brese vorgenommenen des Obercommandirenden der Armee zufolge werden für Besichtigung als so ungenügend und die Brücke selbst so die im December d. J. behufs Aufnahme in die vollkommen als von der Marienburg beherrscht ausge Stabs - Schule stattfindenden Prüfungen folgende wiesen haben, daß deren Ausbau zur wirklichen Feste sich etwas moderirte Forderungen gestellt. Obligatoriſch ſind : Uebrigens als durchaus unerlässlich herausgestellt hat. Arithmetik ; Algebra bis einschließlich der quadratischen beabsichtigte schon Napelon in dem Feldzuge von 1807, Gleichungen ; Geometrie ; ebene Trigonometrie ; Fortifica die damals ganz in Trümmern liegende Marienburg tion , die Prinzipien , der Bau und die Anwendung von wieder zu einem festen Waffenplaß aufzurichten und war Feldwerken. Grundsäße und Bau permanenter Befesti hierzu sogar mit der Errichtung der Erdwerke bereits der gungen , erläutert nach dem ersten Vauban'schen und dem Anfang gemacht worden als der Friede von Tilſit dieſe modernen französischen Systeme. Angriff und Vertheidi Entwürfe unterbrach. “ gung von Feld- und permanenten Befestigungen. Mili -Dem Vernehmen nach ist die Anwendung des tärische Topographie. (Jeder Candidat hat mit dem Com Gypsverbandes bei Knochenbrüchen gegenwärtig auch nſertanten eine Skizze auf dem Felde zu im Sanitätswesen der preuß . Armee allgemein eingepas oder Tasche einen oder mehrere Plane seiner oder führt und demgemäß hierbei bestimmt worden, daß auch eigenen Arbeit vorzulegen ). Kriegskunst und Kriegsges die Feld-Lazarethe der Armee ein entsprechendes Quantum schichte, nämlich die Grundsäße der Tactik und Strategie, Gyps in Vorrath zu führen hätten. sammt einem kritischen Entwurfe einer oder mehrerer Frankreich. Schlachten und Feldzüge als Belege für die vom Candis Um den Truppen die Unbequemlichkeiten und daten in diesen Fächern erworbenen Kenntniſſe ; schließlich Strapazen langer Märsche zur Winterzeit zu ersparen, eine Prüfung im Französischen. Nicht obligatoriſch ſind : hat die oberste Militärbehörde angeordnet, daß, von außer Prüfungen im Deutschen, Hindostanischen, in Chemie und ordentlichen Fällen abgesehen, Garnisonveränderungen und Geologie ; doch dienen diese zur beſonderen Empfehlung periodische Truppenbewegungen in Zukunft nur im Früh des Candidaten. Für die verschiedenen Gegenstände sind jahr , wenn die Wege nicht mehr von Schlamm bedeckt folgende Werthe angesezt : Mathematik 600, Fortification und noch nicht mit Staub erfüllt ſind, erfolgen sollen . 600, Kriegskunst und Kriegsgeschichte 600, Militär-Zeich Paris den 30. Septbr. Die Geschüße mit ge nen und Aufnehmen 300 , Französisch 300, Deutsch 300, zogenen Rohren , welche unlängst bei Lorient versucht | Hindostanisch 300 , Chemie 150 , Geologie 150 ; in den fünf erstgenannten Materien ( bis Franzöſiſch einſchließlich) worden sind, sollen nun auf Befehl des Kaisers allgemein in der Marine eingeführt werden. In der kaiserl. Gieße muß der Candidat in der Prüfung wenigstens 1/3 der bes rei von Ruelle wird schon eine gewisse Anzahl davon zeichneten Werthe erlangen, um zum Eintritt in den Curſus gegossen. der Schule befähigt erachtet zu werden . Großbritannien. → Am nächsten 5. November , dem Jahrestage der Schlacht von Inkermann , soll das zum Andenken an die Berichtigung. im ruff. Kriege gefallenen Garden aus erbeuteten Kanonen €3 werden. enthüllt gegossene Monument feierlich In dem Aufsage : " Die Kurzsichtigkeit “ x . von v . Haffelt kommt auf den freien Plaß zwischen den beiden militäri in Nr. 39 u . 40 der Neuen Mil.-Ztg. ist zu verbessern : S. 305, 3. 6 v . unten, statt : nur, lies : mir ; S. 307, 3. 39 schen Klubs von Pall-Mall und Regent- Street in London, v. oben, statt : Hegfelder, lies : Hehfelder ; S. 307 , 3. 42 v . gegen -Hotel Geſandtſchafts preuß. dem und der Vorksäule oben, statt : Mederl , lies : Nederl.: S. 317, 3. 32 v. oben, ſtatt : über zu stehen. Alz. , lies : Blatz.; S. 317 , 3. 21 v . unten, statt : Scokeliky, lies : Scokalsky. Nach dem "I Moniteur de la Flotte" werden auf den englischen Werften augenblicklich folgende Kriegsschiffe In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl.

Druck von H. Brill.

Nene

Militär

Herausgegeben von

einer

-

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Dritter

No.

45 .

Zeitung.

Darmstadt ,

Jahrgang.

6. November.

1858.

jeder Weise begünstigte , vorzüglich geeignet , die Aus führung sowohl kleinerer taktischer Unternehmungen, Orts Auffäße. gefechte u. dgl. , als auch darauf sich stüßender größerer Operationen in möglichster Vielseitigkeit zu gewähren. Rückblicke auf die Manöverzeit des 10 . Andererseits boten die Nähe mehrerer Bahnhöfe, sowie deutschen Bundes -Armeecorps. die zahlreichen chauſſirten Straßen neben anderen interi Die offiziellen Berichte über diese Manöver , welche mistisch hergestellten Kommunikationen als Colonnenwegen, Brücken u. f. r., die Mittel dar, der ungemein vermehr gleich nach beendeter Concentrirung von einer Anzahl be ten Frequenz des Verkehrs vollständig zu genügen ; zu sonders dazu befehligter Offiziere zusammengestellt worden gleich war die Gegend durch Wohlhabenheit und Gast find und demnächst wohl an die Oeffentlichkeit gelangen werden , bieten gewiß ein hohes Interesse, aber doch nicht freundlichkeit der Bewohner ausgezeichnet , was vornehm den unmittelbaren Nugen, welcher dem als Zuschauer oder lich den fantonnirenden Truppen zu Gute kam. als Theilnehmer anwesenden Offizier die vom Manöver Alle von hannover'scher Seite getroffenen Vorbekei terrain mitgenommene Erfahrung gewährt, die mit Bewußte tungen zur Aufnahme, Unterbringung und Erhaltung der sein und Urtheil verbundene und lebendig erhaltene Er Truppen waren übrigens so umfassend und vollständig, innerung an das Geschehene und Erlebte. Wer freilich | daß wir von allen Seiten nur das höchste Lob darüber blos sieht , ohne den Zusammenhang aufzusuchen zwischen äußern hörten. Es verdient in dieser Hinsicht die Tha Ursache und Wirkung , ohne zu vergleichen und ohne zu tigkeit der Marschcommissäre, königlicher Beamten , welche beurtheilen, der mag durch den stets wechselnden sinnlichen die auswärtigen Truppentheile während des Marsches Eindruck eine angenehme Zerstreuung genießen eine auf hannoveriſchem Gebiete begleiteten, rühmlich hervorge Bereicherung seiner Kenntnisse wird er vergebens davon hoben zu werden. Auch die Anordnungen hinsichtlich der erwarten . Aber auch die Erinnerung an das kritisch Ge Gestaltung der unzähligen sogenannten Kriegsfuhren, ſehene ist flüchtig ; fie zerfließt vor anderen Erscheinungen welche zu den verschiedensten Zwecken nöthig waren, wur den überall mit größter Präcision und Bereitwilligkeit be der Gegenwart, wenn sie nicht im Geiste wiederholt, oder bei kameradschaftlicher Unterhaltung aufs neue gegenwärtig folgt ; die umfänglichen Lieferungen an Fourage , Lebens gemacht oder durch schriftliche Aufzeichnungen festgehalten mitteln und Lagerbedürfnissen entsprachen allen billigen wird. Durch eine von verschiedenen Seiten ausgehende Anforderungen ; die Lazaretheinrichtungen in Hannover Mittheilung von auf solche Weise aufgefaßten Erinne und Hildesheim waren mit größter Vorsorge getroffen, rungen , die sich gegenseitig vervollständigten und berich ebenso an jedem Manövertage für schleunigen und sicheren tigten , würde ein Hauptmoment des Nußens größerer Transport etwa Erkrankender gesorgt. Einen sehr ange nehmen Eindruck mußte es endlich auf jeden zum 10. Manöver , das Belehrende derselben , erweitert und über größere Kreise , als über die unmittelbar dabei betheiligt Armeecorps gehörenden Offizier machen , daß über die gewesenen, verbreitet werden können. Aufnahme der als Zuschauer eintreffenden fremdherrlichen Bekanntlich waren vom 13. bis 23. September 34 Offiziere Bestimmungen festgestellt waren, welche ganz ge Bataillone , 36 Schwadronen und 11 Batterieen mit 62 eignet erschienen , die Gesinnungen der kameradschaftlichen Geschüßen, der Kopfzahl nach im Ganzen 26,000 bis Gastfreundschaft auszudrücken , die gewiß in jedem Offis 26,500 Mann des 10. Armee corps in der Umgegend von ziercorps der betheiligten Contingente gepflegt werden. Nordstemmen und Elze, nahe der Leine, theils in Lagern Was nun die Vorbereitungen für die Manöver selbst theils in Kantonnements versammelt. Der für die Manö betrifft, so muß vor Allem anerkannt werden, daß denselben ver bestimmte Terrainabschnitt bot vielfältige Abwechselung ein klarer , scharf durchdachter Plan zum Grunde lag, dar und erſchien , zumal das Wetter seine Benußung in welcher die vorhandenen Kräfte mit Rücksicht auf den ge=



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gebenen Raum und die zu Gebote stehende Zeit, zu einer möglichst vielseitigen Nußen gewährenden Uebung auszu beuten strebte. Die Aung des Planes ist im Ganr zen eine gelungene zu nennen und im Hinblick auf die vielen Schwierigkeiten und mancherlei Friktionen, welche sich aus der Vereinigung so fremdartiger Elemente für die gemein same Leitung ergeben mußten, hat sich die energische, ihres Zieles und ihrer Mittel bewußte , Befehlsführung des Höchstcommandirenden mit Recht dauernde Achtung erworben. Die zur Concentrirung bestimmte Zeit von (den Tag des Eintreffens abgerechnet) 11 Tagen zerfiel in 6 Uebungs und 4 Ruhetage ; außerdem wurde ein Tag zur Aus führung einer großen Parade vor den allerhöchsten Kriegs herrn verwendet. Zwei Uebungstage waren für Corps manöver, die übrigen für Feldmanöver beſtimmt. Die Corpsmanöver bieten zu keiner Bemerkung Ver anlaſſung . Was über ihren Werth gesagt worden , mag unangefochten stehen bleiben ; es erscheint dagegen nur gerade billiger Erwartung entsprechend , wenn berichtet wird , daß sie mit seltener Ordnung und Präcision ausge führt wurden. Für eine irgend eingeschulte, im Brigade Verbande geübte Truppe ist es doch wohl kein Kunststück, unter den günstigsten Verhältnissen, bei genauer, durch vor treffliche Manöverkarten und durch ungestörte Refognos zirungen erwirkter Kenntniß des Terrains , nach einem auf das genaueste jede Stellung und den Uebergang aus Der einen in die andere vorschreibenden Plane , einfache taktische Bewegungen auszuführen . Anders verhält es sich init den Feldmanövern , wo die Selbstständigkeit der Führer und die Individualität derselben wie der Truppe besser zur Geltung gelangen fonnte.

die Bedeutung des Terrains ganz verſchieben, einzuräumen. Diese Anſicht wird unterſtüßt durch den Eindruck, den im großen Ganzen jedes der gesehenen Manöver auf uns machte , daß nämlich fast immer das Strategische das Taktische überwog , daß das Erstere das Leytere fast nie Wir sahen mals zur vollen Entwickelung gelangen ließ. z . B. sehr selten ein gründlich durchgeführtes Tirailleur gefecht , oft fehlte eine bis auf die kleinsten Truppenab theilungen hinab durchgeführte Beachtung und Benuzung der Bodenverhältnisse, noch öfter wurde die Waffenwirkung gar nicht respectirt und dann wieder fehlte die gegenseitige Unterstügung zwischen Cavalerie und Infanterie u. s. w. Der Grund zu dieſer Erscheinung liegt wohl darin , daß die höheren Führer , in dem ihnen selbst vielleicht unbe wußten aber doch so natürlichen Streben nach Selbſtſtän digkeit , nach Unabhängigkeit von dem durch die General disposition bereits vorgeschriebenen Ausgang des darzu stellenden Gefechts, ihren eigenen Plan , ihre Ideen über die dem jedesmaligen Verhältniß gemäße Leitung der un ter ihrem Befehle stehenden Masse und den Ueberblick über das Ganze hauptsächlich im Ange hielten und demgemäß die Absicht , dem Gegner gegenüber in eine strategisch vortheilhafte Stellung zu gelangen, ihn zu schlagen , die Rücksicht auf die Aeußerung und Wirkung der einzelen Kräfte überwog, und daß sie aus diesem Grunde zur ras schen Entscheidung drängten , wo vielleicht die taktische Wirkung erst hätte abgewartet werden müſſen - und in

der Wirklichkeit auch abgewartet worden wäre. Aber beim Manöver war der taktische Erfolg durch nichts vertreten, und im Einzelnen fast durch nichts entschieden, er konnte nur immer , wenn nicht gerade der Höchstcommandirende. selbst die Entscheidung fällte und wie sollten Blick und Für jedes Manöver war durch die vom Höchstcommandi | Thätigkeit eines Einzelnen Allgegenwart befizen können, renden in der Generaldisposition angegebene allgemeine Idee an dem großen und allgemeinen Maßstabe der General der Verlauf desselben schon im Voraus bestimmt. Die tak disposition gemessen werden , d. h. er ging durch die in tischen Verhältniſſe und Aufgaben, wie Angriff , Verthei | derselben vorherbeſtimmte Richtung des Gefechtsganges unter. Würde dem durch das oben angedeutete natürliche Stre digung, Rückzug und Verfolgung waren ebenso im Allge meinen festgesezt worden , darnach auch die Stärke jedes ben der höheren Führer angezeigten Bedürfniß nachgegeben, der beiden gegen einander operirenden Corps eingerichtet ; würden die oft störenden , immer unnatürlichen Grenzen außerdem waren die Operationsfelder durch genau vorge wegfallen , würde dann eine hinreichende Anzahl Schieds schriebene Grenzen festgestellt. richter, gleichsam als Anwalte taktischer Wahrheit und Auf die bereits oft ventilirte und gerade während Wirklichkeit, bezeichnet und nach Zeit und Ort richtig ver wendet ; das Lehrreiche der Manöver würde nach allen der Manöverzeit häufig besprochene Streitfrage über Manö vergrenzen und Schiedsrichter soll hier nicht näher ein Seiten hin erhöht und der allgemeine Zweck, Nachahmung gegangen werden. Nur eine Bemerkung. Das Bestreben, der Wirklichkeit, vollständiger erreicht werden. Ueber das die Manöver zu einem möglichst getreuen Abbild der Wirk Wie der Ausführung und Erreichung dieses Postulats kann man verschiedener Ansicht seines ist schon viel lichkeit zu machen, wird schon durch den Wegfall aller bei dieser so viel geltenden moralischen Momente, Muth , Kühn gewonnen , wenn es nur als Ziel für die Art der An heit, Eindruck früherer Siege u. s. w. und der Gegensäge lage und Abhaltung größerer Manöver allgemein aner davon , so empfindlich getroffen und durch die Unmöglich kannt wird . keit der Darstellung des physischen Waffenerfolges so eng Die einzelnen Truppengattungen bezeugten überall begrenzt, daß man bemüht sein sollte, Alles was sonst nach eine tüchtige disciplinelle wie taktische Ausbildung ; wie natürlichen Bedingungen nur erlaubt werden kann , sich denn überhaupt die bei der Concentrirung vereinigt ge wesenen Theile des 10. deutschen Bundes-Armeecorps vor frei entwickeln und in seiner Schwäche oder Stärke sich zeigen zu lassen ; und dazu hört unbedingt , den höheren den Augen mehrerer hoher fürstlicher Herren und vieler Führern möglichste Freiheit des Entschlusses und des Han urtheilsfähiger deutscher und fremder Offiziere ganz Tüch delns, uneingeengt durch Grenzen, welche den Werth und tiges bei den Manövern geleistet haben. Mit freudiger

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Genugthuung haben wir darüber von kompetenter Seite anerkennende Urtheile gehört. Wenn wir daher in dies sen Zeilen das viele Gute , das wir sahen , nicht beson ders rühmend hervorheben , sondern vielmehr uns auf gefordert fühlen , auf einige Mängel , welche gerade bei Gelegenheit der Manöver hervortraten , aufmerksam zu machen , so geschieht das in dem Sinn und Bewußtsein, daß wir als Deutsche einander doch zu nahe stehen , um uns über das was irgendwo, sei es in Oesterreich, Preußen, Hannover , oder in einem anderen deutschen Lande , von deutschem Militär bei Friedensübungen geleistet worden, besondere Lobeserhebungen zu sagen. Wenn wir von uns seren Vorgesetzten hören, daß wir unsere Schuldigkeit ge than, wenn unsere durchlauchtigsten Kriegsherrn mit unse ren Leistungen zufrieden gewesen sind, wenn wir uns die Achtung der Kameraden erworben haben , so mag es fremden Beurtheilern überlaſſen bleiben, solchem werthvollen Lohn noch den Schmuck des Rühmens und Lobens hinzus zufügen. Uebrigens mag hier noch ausdrücklich gesagt sein, daß die Ausstellungen, die wir im Folgenden aufführen werden, ihre Belege nicht blos bei den Manövern des 10. Armeecorps , sondern überall bei größeren Manövern fin den, und daß sie daher nur der Sache , nicht aber eine zelnen Personen oder Contingenten gelten, wenn auch die kürzlich durchlebte Manöverzeit aufs neue Veranlaſſung geboten hat, sie zu sammeln und auszusprechen. Die Infanterie machte oft einen zu verschwenderi schen Gebrauch von ihren Tirailleurs, oft fehlten dieselben gänzlich. Die Führer von Infanterieabtheilungen ließen sich bisweilen von Cavalerie überraschen; wir sahen Ca valerie an Infanterie hinankommen, ehe diese einen Schuß abgegeben hatte. Ueberhaupt war es für uns interessant die Gefechtstüchtigkeit des Infanterie-Quarrés den An griffen der Cavalerie gegenüber zu beobachten ; wir fanden, daß das preußische Quarré zu geringe Feuerwirkung bietet ; bei der großen Vollkommenheit , welche heutigen Tages das Infanteriegewehr erreicht hat , muß in die Feuerwirkung der Infanterie der Cavalerie gegenüber die hauptsächlichste Widerstandskraft gelegt werden. Für eine zelne, selbstständig auftretende Bataillone dürften die zweck mäßig auseinander gezogenen , mit voller Feuerwirkung einander unterſtüßenden Compagnieen Wirksameres gegen die Cavalerieattake zu leisten im Stande sein , als das Bataillonsquarré , welches die Gefechtsthätigkeit der In fanterie fast gänzlich lähmt und bei etwa vorhandener feindlicher Artillerie , besonders reitender , in furzer Zeit gänzlich erschüttert würde. Wir sahen ferner Infanteries Abtheilungen in Linie zur Bajonnetattake gegen gedeckt stehende Infanterie vorgehen, plößlich auf eine Entfernung von ungefähr 80 Schritt halten und Feuer geben , statt die einmal begonnene Attake vollständig durchzuführen ; andererseits feuerte Infanterie auf eine abziehende Ab theilung aus der Colonnenformation , ohne zu deployiren. Die Reiterei machte oft in furzer Zeit zu viele Angriffe ; einzelne Schwadronen gingen oft 5 bis 6mal kurz hintereinander gegen Infanterie oder Reiterei vor, ohne inzwischen , gleichviel ob sie siegreich oder geſchlagen

waren, aus der Gefechtslinie auf einige hundert Schritte zurückzugehen , um sich zu sammeln und zu ordnen. Es ist sogar vorgekommen, daß Cavalerie-Abtheilungen, welche geworfen waren, noch während der Flucht sich gegen feind liche Artillerie und Infanterie zum Angriff wandten. Fehlerhaft war es auch , wenn geschlagene Cavalerie fich in gerader Richtung auf dicht dahinterstehende eigene In fanterie zurückzog und kurz vor ihr kehrt machte, statt hinter dieselbe zurückzugehen. Große Cavaleriemassen sahen wir selten einen Angriff ausführen, obgleich bei verschiede nen Gelegenheiten großer Erfolg von ihnen zu erwarten gewesen wäre. Ueber die Artillerie nur eine kleine Bemerkung ;

es fiel auf, daß während der lebhaftesten Aktion , wohl um recht rasch zu Schuß zu kommen , häufig das Richten der Geschüße versäumt wurde. Es muß noch besonders darauf hingewiesen werden, daß es, um Unnatürlichkeiten zu vermeiden , dringend nö thig ist, die Wirkung der einzelnen Waffen , wenn dieselbe nicht durch gleichstarke gegenüberstehende Abtheilungen paralysirt wird , gehörig zu beachten. Hiergegen wurde sehr oft gefehlt und das ganze Gefechtsverhältniß ein un wahres , wenn z . B. Cavalerie oder Artillerie ganz un gedeckt in wirksamſter Schußweite der Artillerie hielt, ein zelne Schwadronen eine ganze Infanteriebrigade oder mehrere nebeneinanderstehende Batterieen, leßtere dazu noch in der Front , angriffen , Artillerie in der Tirailleurlinie auffuhr u. f. w . Wir haben endlich noch zu erwähnen, daß ein Zu ſammenwirken der einzelnen Waffen häufig vermißt wurde. So hatte , um nur ein Beispiel anzuführen , Infanterie ein Dorf und das nebenliegende Terrain besett , dicht neben dem Dorfe standen 8 Schwadronen und eine Fußs batterie ; auf feindlicher Seite befanden sich dieser Anf stellung gegenüber 10 bis 12 Schwadronen. Statt nun gegen lettere gemeinschaftlich zum Angriffe vorzugehen, welchen die Infanterie leicht durch vorgesandte Tirrailleurs in dem mit Gråben durchzogenen Terrain einleiten konnte, agirte jede Waffe für sich allein ; daher griff die feindliche Cavalerie bald die Infanterie, bald die Artillerie, bald die Schwadronen an , was ihr ganz ungestört erlaubt wurde, nur die Jufanterie formirte jedesmal Quarré , sobald gegen die neben ihr stehende Cavalerie der Angriff ge richtet war, statt in Linie auf den Gegner zu feuern. Wir schließen unsere Bemerkungen mit dem Wunsche, daß dem Manövriren überhaupt bei allen Contingenten fortgeseßt möglichste Aufmerksamkeit geschenkt werden möge, und daß auch das 10. Armeecorps recht bald wieder zu einer so interessanten und lehrreichen Uebung zusammen berufen werde . Gerade die großen Gegensäße , welche in demselben hervortraten, fordern zu einer oft wiederholten Vereinigung auf, bei der alle Theile nur gewinnen können ; wie wir denn auch für das ganze deutsche Bundesheer nichts Ersprießlicheres und nichts des deutschen Namens und Militärstandes Würdigeres für die Friedenszeit wün schen mögen, als daß auch einmal die gemeinsame Nebung der Angehörigen verschiedener Armeecorps , Preußen und

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Desterreicher, Bayern und Hannoveraner u . s. w. ermöglichttiere theils in London, theils in den königlichen Schlössern würde. im Lande ; man kann selten schönere, ausgesuchtere Leute und Pferde finden als in dieſen Corps. Sie sind vom Colonialdienste befreit , müssen aber in Kriegen überall Die Militärverhältniſſe Großbritanniens. *) | fechten, wie denn bekanntlich die gesammte Gardeinfanterie

1.

Allgemeine Uebersicht.

unter Befehl des Herzogs von Cambridge mit in der Krim war.

ww

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Pos

Seit länger als einem Jahre richten sich nicht blos Das erste und zweite Garderegiment führen den Titel die Blicke des britischen Volkes, sondern auch die unseren erstes und zweites Lifeguards, das dritte heißt Horseguards . mit Besorgniß nach dem englisch - ostindischen Reiche , wo Die Gardegrenadierregimenter heißen : 1. Gardegrenadiere, eine Militärmeuterei ausgebrochen ist, die entseßlich in ih 2. schottische Füsiliergarden , 3. Coldstreamgarden. Die rem Beginn , furchtbar in ihrem Verlaufe , der ganzen Offiziere stehen im Range zwei Stufen höher als die Fremdherrschaft dort ein Ende zu machen drohte. Zur aller anderen Regimenter , sind aber nicht wegen ihrer Bekämpfung dieses Aufstandes bedarf England der größeren Verdienste so bevorzugt , sondern weil ihre Geburt und Hälfte seines stehenden Heeres, und da wir glauben, daß die ihre Geldmittel ihnen gestatten, sich Stellen in der Garde zu kaufen und das lururiöse Leben mitzumachen , welches Eigenthümlichkeit seiner militärischen Verhältnisse in ihren ---Details wenig bekannt ist, indem man im Allgemeinen nicht in diesen Regimentern herrscht. Die Reiterei der Linie besteht aus sieben Gardedra viel mehr davon weiß , als daß der Mißbrauch des Stel lenkaufens der Offiziere in der Armee eristirt , daß die gonerregimentern, welche die Reservecavalerie bilden, ohne Leute angeworben sind, und daß unter ſie noch viel Prügel | die Vorrechte der anderen Garderegimenter zu theilen, ausgetheilt werden, so ist ein näheres Eingehen auf diesen und sechszehn Reiterregimentern , welche theils Dragoner, Gegenstand den Lesern d . Bl . vielleicht nicht unerwünscht. theils Grenadiere zu Pferd, theils Huſaren- und Ulanen Die Landmacht Großbritanniens muß aus zwei vers regimenter sind. Wenn auch eine Eintheilung in leichte und schwere Reiterei stattfindet und als nothwendig aner schiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden, ob sie nämlich in jedem Kriege oder nur local verwendet werden darf. kannt wird, so existirt doch eigentlich in dieser Armee nur ―― In jedem Kriege, sei er wo er wolle, hat die Königin | die lettere, und man würde sich sehr täuschen, wollte man nur das Recht ihre , die königliche Armee, royal army t von einem ungarischen auf einen englischen Husaren schließen. Lezterer würde vielmehr mit veränderter Uni verwenden ; local dürfen nur gebraucht werden die Milizen form ganz wohl einen Cüraſſier in deutschen Heeren dar in Großbritannien, die oft und westindischen Regimenter, stellen, und sein Pferd allen Anforderungen , welche man und die berittenen Jäger vom Cap der guten Hoffnung. an ein solches dieser Waffe macht, vollständig entsprechen. Sollen diese letteren Truppen bei einem auswärtigen Die Sucht , große ansehnliche Leute und Pferde in den Kriege Hilfe leisten , so müssen sie erst um ihre Einwilli gung befragt werden. Infolge davon besezten die Mili | Regimentern zu haben , läßt nur zu oft den Zweck der zen im lezten ruſſiſch-türkischen Kriege Malta und Gibral selben gänzlich vergeſſen . Die Reiterei ist vortrefflich beritten , man hielt ste tar , und so stehen jest zwei Regimenter der bengalischen Armee in China . früher für eine der besten Europas , allein die Erfahrung Dieses System der Localtruppen schwächt die Geſammt lehrte, daß ihre Pferde den Strapazen eines harten Feld stärke des Reiches, wir halten es nicht für politisch weise zuges nur zu rasch unterlagen, und wenn in Deutſchland und richtig, ein großes Heer zu besolden, das nicht überall im Frieden die Pferde der kleineren Staaten sehr geschont verwendbar ist , für militärisch falsch , wenn der Soldat werden , so ist dies in noch viel höherem Grade in Eng erst befragt werden muß , ob er in fremden Ländern fäm land der Fall. Die Thiere werden selbst an eine Ver pfen will. Wenn man uns entgegnet , daß auch wir in änderung des Klimas nicht gewöhnt ; denn die Regimen Deutschland Landwehren haben , die nicht außerhalb der ter, welche nach den asiatischen Colonieen , nach Indien Grenzen zu fechten brauchen, so hebt dies unsere Behaup u. s. w. gehen, lassen ihre Pferde zurück und werden mit tung nicht auf, weil wir nicht in der halben Welt Colo den dort einheimischen beritten gemacht , was den großen nieen zu beschüßen haben , sondern ganz concentrirt im Nachtheil hat , daß die Größe des Mannes der des Herzen Europa's liegen. Pferdes selten angemessen ist , und noch weniger ist es Betrachten wir zuerst die eigentlich königlich groß das Gewicht der Ausrüstung des Reiters . britannische Armee. Sie zerfällt in Garde und Linien Die Infanterie besteht aus 100 Regimentern , von truppen und zählt im Ganzen etwa 140,000 Combattan denen 98 Linienregimenter sind , die bald Füstliere , bald ten , eine Zahl, die im Verhältniß zu den Heeren der leichte Infanterie heißen, ohne daß dies auf Ausbildung, Continentalstaaten unendlich gering erscheint, und, wie sich Bekleidung oder Bewaffnung irgend einen Einfluß ausübte. im Krimfeldzuge herausstellte , in der That zu gering ist. Das 60. und das 100. Regiment sind Jäger (Riflemen) . Die englischen Garden bestehen aus drei Cürassiers Sämmtliche Infanterie ist mit dem vorzüglichen Enfield Rifle, und drei Grenadierregimentern, sie haben ihre Standquar einer langen Spizkugelbüchse, bewaffnet, die ihre Geschoffſe 1000 Schritte fortschleudert. Diese Büchse ist sehr leicht, leich *) Den Grenzboten Nr. 30-32 entnommen. D. Red. ter als das deutsche Infanteriegewehr, ſie ist rasch und ohne

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Kraftanstrengung zu laden, und der Soldat kann durch | tungen folgen können. — Auch ein Landtransportcorps ist Pugen wenig an ihr verderben , da die Ringe schwarz, in neuerer Zeit errichtet worden , das mit dem Train der das Schloß grau und der Lauf gebräunt ist. Um ein deutschen Armeen auf gleiche Stufe zu stellen sein dürfte. leichtes Abdrücken zu erzielen , hat das Schloß eine soge An der Spiße der Commandoangelegenheiten steht nannte Kettennuß. Das Bajonnet ist dreischneidig , hohl der Feldmarschall Herzog von Cambridge, doch haben Ar tillerie und Ingenieurs in der Person des master general geschliffen und nur in der Verbindung desselben mit dem of the board of ordnance (Generalfeldzeugmeister) ihr Gewehr liegt ein Fehler ; das eiserne Korn bildet näm besonderes Obercommando in technischer Beziehung. Den lich gleichzeitig den Bajonnetheft , kann also verhältniß Generalstab bildet eine Anzahl höherer Offiziere , der mäßig leicht aus seiner richtigen , für den sicheren Schuß quarter master staff, die mit Ausnahme der eigentlichen so wesentlichen Lage weichen. Seit einigen Jahren gibt Adjutanten , aide de camps, mit den schwerfälligsten Ti man in England sehr viel auf richtiges und gutes Schie Ben ; der Gedanke der Unwiderstehlichkeit eines englischen teln behaftet sind, als 3. B. deputy quarter master adju tant general, was höchstens Chef des Stabes einer Divis Bajonnetangriffes ist vor Sebaſtobol eben zum bloßen Ge ston bedeutet. danken geworden; ob die Langsamkeit und Schwerfällig feit aus den Manövers der britischen Infanterie vers Das Heer ist im Frieden nicht in stehende Armee schwinden wird , muß der Zukunft überlassen bleiben. corps , Divisionen oder Brigaden eingetheilt , sie bilden Es kann nicht fehlen, daß in einem Staate, wo das dergleichen wie sie zusammen garnisoniren oder in Lagern Maschinenwesen auf so hoher Stufe steht wie in England, stehen , was den großen Nachtheil hat , daß die Truppen mit den Quartieren auch ihre höheren Befehlshaber wech auch die Kriegsmaschinen von großer Vollkommenheit sein werden, und dies ist bei allem , was das Geschüßwesen seln und ebenso wenig von diesen gekannt werden , als betrifft, wirklich der Fall. Die Fuß- und die reitende Ar fte jene fennen lernen und Vertrauen zu ihnen fassen. tillerie, ein Corps biloend, haben in Woolwich ihre Haupts Das Regiment, in 10 Compagnieen oder 4 Schwa werkstätten, wo Erfindungen und Verbesserungen gemacht, dronen (troops) eingetheilt , bildet die tactische Einheit und wird gewöhnlich von einem Oberstlieutenant comman geprüft und ohne Rücksicht auf die Kosten eingeführt werden , wenn sie sich als practiſch bewähren. Das Sy dirt, dem die Disciplin, Complettirung, Uniformirung und stem der englischen Blocklaffeten ist wohl das vorzüglichſte, Einübung übergeben ist. Der Oberst bezieht zwar seinen Gehalt als solcher , ist aber in der Regel als Brigadier was man bis jezt kennt, und die Einwürfe , welche man oder General verwendet, oder lebt auch als bloßer Privat gegen dasselbe macht , und die namentlich darin bestehen, mann fern von der Truppe. daß das Stangenhandpferd in einer Gabeldeichsel gehen (Fortseßung folgt.) müsse, folglich sehr leide und in seiner freien Bewegung gehemmt sei, haben nicht viel zu bedeuten ; die französische Literatur. und die sardinische Artillerie befolgen dasselbe Princip, Memoiren des Marschalls Marmont , Herzogs nur in Deutschland, mit Ausnahme des Königreichs Han von Ragusa. Herausgegeben nach dem hinterlaſſenen nover, hat es sich keinen Eingang verschaffen können. Aus dem Original Manuscript des Verfassers. Die Batterieen sind nicht wie bei uns mit Nummern, 1. Band, Goldbeck. von Carl überſeßt Französischen sondern mit Buchstaben bezeichnet. Es gibt kein Heer der 1857 . Potsdam 8°. Hälfte. 1. Bandes 2. und Welt , das so schwere Belagerungsgeschüße hat , als das Verlag von Aug. Stein (Riegel'sche Buchhandlung) . englische , und man hat sie hier in einer Anzahl und (Fortschung.) Vollkommenheit , wie schwerlich irgendwo anders. Die Munition ist vorzüglich und höchst sorgsam angefertigt ; dies bedingt schon der Seetransport, dem sie mehrentheils vor dem Verbrauche unterworfen werden muß. Bei der Geschüßmunition ist Geschoß und Pulver getrennt , bei der Gewehrmunition ist die Patronenhülse mit zwei Thei len Stearin , zwei Theilen animalischem Fett und einem Theil Wachs so getränkt, daß Feuchtigkeit das Pulver nur schwer erreichen und unbrauchbar machen kann. Es sind dies die sogenannten „ gefetteten Patronen“ , die zum Aus bruche der Meuterei in Bengalen den leßten Anstoß gaben. Um die Patronen möglichst trocken zu erhalten, haben die Patrontaschen der Soldaten biecherne Einsäße mit doppel tem Bodendeckel . Dem Ingenieurcorps sind Sappeur- und Mineur compagnieen beigegeben , welche den Pontonnierdienst mit zu verrichten haben ; sie sind mit leichten Pontons und Wagen für das nöthige Handwerkszeug so ausgerüstet, daß ste rasch den Bewegungen der anderen Truppengat

Im Allgemeinen erzählt M. die einzelnen Ereigniſſe des Feldzugs 1796 nicht im Widerspruche mit den öster reichischen Berichten ; sein Tadel über Fehler der Franzo sen ist frei von gleichzeitigen Beschuldigungen, womit an dere franz. Geschichtschreiber den Ruhm der österreichischen Waffen zu verdunkeln suchen. So sagt er z . B. bezüg= lich des Angriffs der Franzosen auf Cerea, daß die Fran zosen daselbst in Unordnung und schlecht formirt angekom men und zurückgeworfen worden seien. Bonaparte , der sich bei der Avantgarde befand, mußte, um nicht gefangen zu werden, mit der ganzen Schnelligkeit seines Pferdes fliehen , die Arrieregarde in Legnano kapituliren und die Division Maſſena , die den Feind bei Due - Castelli von Neuem angegriffen hatte, wurde nochmals zurückgeworfen ; die Truppen seien schlaff und die Unordnung an dieſem Lage groß gewesen. Bei dem Rückblick auf jenen Felds zug gesteht M. sogar , daß nur Bonaparte's Feldherrnta lent die günstigen Resultate desselben zu danken seien , denn

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die franz. Truppen hätten sich schlecht geschlagen und ge Ueber die hauptsächlichste Ursache des Friedensab schienen , alle Energie verloren zu haben. -Wie läßt schlusses von Campo-Formio gibt uns M. folgenden Auf schluß. Das Directorium hatte dem General Augereau sich übrigens diese ungeschminkte Sprache mit der Prahlerei den Oberbefehl über die Rheinarmee ( 120,000 M. ) über vereinigen , die sich M. bei dem Vergleiche zwischen der geben. Bonaparte erblickte in dieser Wahl gerechte Ursache franz. und deutschen Reiterei zu Schulden kommen läßt. Die Behauptung : die franz. Cavalerie hat bei gleichen. zur Befürchtung für die nächste Zukunft und äußerte sich gegen M. auf einem Spaziergange durch die Gärten von Kräften immer die fremde geschlagen und , bei einem ent " Begreifen Sie die schiedenen Erfolge , hat sie den Feind vernichtet , was, so Passeriano etwa folgendermaßen : viel ich weiß, nie bei der deutschen Cavalerie vorgekommen | Stupidität der Regierung, 120,000 Mann unter die Be fehle eines solchen Generals zu stellen ? Sie kennen ihn ist " , erscheint zu absurd , als daß zu ihrer Widerlegung und das Maß seiner Talente und selbst seines Muthes . die Wahrheit der Geschichte angerufen werden müßte ; M. übernimmnt vielmehr die Widerlegung selbst in einem Briefe Welche Unkenntniß der Menschen und Dinge zeigt diese an seine Mutter , der seinem Gedächtnisse entschwunden | Wahl ! sie haben sein Geschwäß für Genie , seine Prah lerei für Heroismus gehalten. Augereau eine Armee com gewesen zu sein scheint , als er seine Memoiren schrieb. "/Wir haben uns vorgestern Cremona's bemächtigt. Der mandiren und das Loos des Krieges in Händen haben! Fürwahr , das ist erbärmlich. Man muß sich hüten , das Feind hatte es geräumt und nur einen Posten von 50 Opfer seiner Sottisen zu werden, man muß ihn also ver Ulanen darin gelassen. Ich kam mit 300 Pferden an hindern, welche zu begehen . Wenn wir vor Wien stünden und wir haben sie verjagt ; aber es ist schwer , den ge und die Rheinarmee eine Niederlage erlitten hätte, würden ringen Muth unserer Reiterei zu schildern. So wir alle Anstrengungen der österr. Armee auszuhalten und tapfer die Infanterie ist , so wenig ist es die Cavalerie. den energischen Patriotismus der eroberten Provinzen zu Glücklicherweise sind wir in einem außerordentlich coupirten. fürchten haben. Es bleibt uns nur Eins übrig, den Frie Lande, wo sie wenig Wichtigkeit hat. " In diesem vertrau den zu schließen .“ lichen Briefe lobt er also die Tapferkeit der Infanterie Man sprach bekanntlich Anfangs 1799 von einer und tadelt den geringen Muth der Cavalerie , während seine Memoiren geradezu das Gegentheil aussagen. Hier Landung in England. Bonaparte wurde zum General galt es ihm vielleicht darum, den Werth der Infanterie en Chef der Armee von England ernannt ; er wollte über zu verkleinern , um Bonaparte in einem um so strahlen die Vertheidigungsmittel der Engländer, über verschiedene deren Lichte erscheinen und dort im Briefe mußte die Localitäten ze. genaue Auskunft haben und kam auf die Cavalerie schlecht sein , um sein eigenes Verdienst mehr Idee , M. die Rolle des Spions zu übertragen und ihn einem Herrn Gallois als verkleideter Secretär beizugeben, hervortreten zu lassen ! Solche Offenbarungen würden. jedes Vertrauen zu dem Buche vernichten , wenn es nicht der behufs Auswechselung der Gefangenen eine Mission viele andere Stellen aufzuweisen hätte , die die Wahrheit nach England hatte. M. besaß Characterstärke und Selbst an der Stirne tragen und mit weniger Widerwillen auf ständigkeit genug , diesen in Gegenwart von Talleyrand diese Art schriftstellerischer Freibeuterei zurückblicken ließen. und Gallois ihm zugemutheten Antrag zurückzuweisen und Im Ganzen genommen sind die Ergänzungen und Bonaparte begnügte sich mit einer Reise nach den Küsten, um sich von dem Zustande der Häfen 2c. zu überzeugen. Berichtigungen Marmont's zu der französischen Ge schichte des Feldzugs 1796 historisch wichtig und die Kri | Nach acht Tagen kehrte er zurück und sagte zu M.: "/ Mit diesen Leuten ( Directoren) ist nichts anzufangen, tiken der beiderseitigen Kriegführung befriedigend ; doch ist sein Urtheil über Beaulieu nicht gerecht, wenn er ihm eine Sie haben keinen Sinn für das Große und keine Macht, es auszuführen. Die unerläßlichen Vorbereitungen über zu Anfang des Feldzugs gezeigte Unfähigkeit vorwirft. steigen unsere Kraft , wir müssen auf unsere Projecte für M. berücksichtigt nicht , daß die versprochenen Verstärkun gen , auf welche Beaulieu gezählt hatte , ausblieben , daß den Orient zurückkommen, dort ist es, wo große Resultate ―― zu erreichen sind. " Durch die Eroberung Aegypten's er, ein Siebenziger mit einem Hofkriegsrath im Rücken, dem jugendlich kühnen Bonaparte mit einem von ihm be wollte er einen großen Schlag gegen England führen, deſſen herrschten Directorium im Rücken , gegenüberstand , daß Handel und Besizungen bedrohen und für Frankreich eine Colonie gewinnen , deren Vortheil er freilich überschäßte. Desterreichs Verbündete lau , die Stimmung der italieni schen Völker der Revolution zugethan war. Houchard's Bonaparte, sagt M., bedurfte der Bewegung, um auf die Geister zu wirken und seinen Namen mit Bewunderung Kopf wäre von dem Beile schwerlich erreicht worden, wenn Beaulieu bei Courtrai und Menin Unfähigkeit an Tag nennen zu hören. Der Plan wurde daher den Direc gelegt hätte. tøren vorgetragen und fand ihren Beifall ; M. mag es Bevor wir diesen Feldzug verlassen , entnehmen wir jedoch nicht unternehmen, eine Expedition zu rechtfertigen, aus den Memoiren als Beleg für das innige Verhältniß die unter vielen mißlichen, selbst unheilverkündenden Üm zwischen Bonaparte und M. die Bemerkung , daß ersterer ſtänden unternommen ward und keine andere Beweggründe feine zweite Schwester Pauline (nachherige Fürstin Bor hatte , als Bonaparte's Ansehen in der öffentlichen Mei ghese) dem letteren zur Gemahlin anbieten ließ. M. lehnte nung noch größer zu machen. damals in Träumen von die Verbindung ab , weil er Ueber den Feldzug in Aegypten enthalten die Me häuslichem Glück, von Treue und Tugend befangen war.“ moiren manches Nene , namentlich übernehmen sie die

359 Rechtfertigung des Admirals Brüeys , der von Bonaparte und nach ihm von franz. Geschichtschreibern mit Ladel und Vorwürfen überhäuft wurde. „Bonaparte täuschte Niemand" , sagt M., niemals hat der Admiral und die Thatsache ist unzweifelhaft - Befehl gehabt , nach Corfu zu gehen oder zu freuzen. Vielleicht hätten kräfti gere Anstrengungen , das Geschwader in den alten Hafen von Alerandrien zu bringen , eine Sache , die zur Noth möglich war , es retten können , aber nie hat Bonaparte die Absicht gehabt oder geäußert, sich von seinem Geschwa der zu trennen. Selbst die Art, in der er Brüeys anklagte, bewies, wie wenig aufrichtig seine Sprache war. " Die Schlacht bei den Pyramiden , aus welcher bes kanntlich so viel Lärm gemacht wurde , reducirt sich nach Marmont's Mittheilungen auf ein ziemlich einfaches Ge fecht. 3000 Mamelucken machten einen Angriff auf die Division Deſair , wurden zurückgeworfen und zogen sich hinter die Verschanzungen von Embabeh, theils außerhalb derselben und etwas höher hinauf am Ufer des Nils zurück. Die Division Bon, zu der M. gehörte , sollte die Ver schanzungen nehmen. Drei kleine Colonnen von je 300 M. unter General Rampon schritten zum Angriff vor, wurden zwar von einigen hundert Mann und der feind lichen Artillerie, obgleich ohne besonderen Schaden, belästigt, drangen jedoch in die , von einer "1 miserablen" Infanterie vertheidigten Verschanzungen. Die sich zurückziehenden 2000 Mamelucken mußten an einer Stelle, wo die Schanze an den Fluß grenzte , ein Defilé passiren. M. bemerkte dies , eilte ihnen mit 112 Bataillonen nach und beschoß die defilirenden Mamelucken. Die getödteten Pferde und Menschen hatten bald die Passage versperrt , die Nach rückenden wurden gedrängt und warfen sich in den Nil. Das war 1500 M. wurden erschossen oder ertranken. ―

Die Ernennung Marmont's zum Commandanten von Alerandrien rief dessen volle Thätigkeit hervor , die dort gefundenen Schwierigkeiten ' waren eben so groß, wie sein Eifer und seine Fähigkeit , sich nißlich zu machen. Man erkennt in seinen damaligen Schöpfungen den wissenschafts lichen und talentvollen Mann , der sich später als Gouverneur von Illyrien unzweifelhafte Verdienste und durch seinen kühnen Marsch an die Donau vor der Schlacht bei Wagram gerechten Anspruch auf Feldherrnruhm erworben hat. M. war einer der Wenigen , die Bonaparte auf sei ner gefährlichen Rückreise aus Aegypten nach Frankreich begleiteten ; er wurde auch in den Plan zum Umsturz der Regierung eingeweiht, für welchen er kräftigst conspirirte. Als sich die Räthe nach St. Cloud übersiedelten , begab sich Bonaparte dahin , wurde aber in diesem Augenblicke von der Kühnheit seines gewaltsamen Verfahrens betroffen. ,,Er stockte, stammelte und spielte eine seines Geistes, sei nes Muthes und seines Rufes nicht sehr würdige Rolle. Lucian erfaßte geschickt die Unentschlossenheit , welche sich im Rathe der 500 zeigte und benußte fie , seinen Bruder zu retten." Man stachelte die Soldaten auf, indem man das Gerücht eines Mordversuchs auf Bonaparte verbreitete, wobei namentlich Serrurier eine sehr verschmigte Rolle spielte. Mürat und Leclerc drangen an der Spiße der richtete sich am Truppen in den Saal und Bonaparte folgenden Morgen im Luremburg ein. Die von M. über diesen raschen Wechsel der Dinge angestellten Betrachtun gen erscheinen gleichsam als Einleitung zu den Rechtferti gungen, deren wir oben erwähnten und die alle ein Ziel den 30. März 1814 ――――― vor Augen zu haben scheinen. (Schluß folgt.)

die große Schlacht an den Pyramiden !

Nachrichten.

Baden. Die „Karlsr. Ztg. " berichtet aus Kork d. 27. Octbr.: "Die vor drei Jahren stattgehabte Einstellung von Militärpferden bei Landwirthen hat sowohl für diese , wie für den Staat ein sehr befriedigendes Re ſultat gegeben; denn einerseits konnten die Landwirthe die Pferde zu allen ihren Feldarbeiten benüßen und die ihnen dadurch entbehrlich gewordenen eigenen Pferde bei den da maligen hohen Pferdepreisen um schönes Geld verwerthen, während auf der andern Seite der Staat sich von der guten Wartung und Pflege seiner Pferde , insbesondere im Hananer Bezirk , wo damals über 200 eingestellt was ren, überzeugte und bei der nachherigen Versteigerung der selben bedeutenden Erlös daraus erzielte. Diese Probe mag wohl die großh . Kriegsverwaltung zu einem anderen jezt zu bewerkstelligenden Project veranlaßt haben. Die ſelbe beabsichtigt nämlich , künftig die zum Militärdienſt bestimmten Pferde so viel wie möglich aus dem Inlande zu beziehen , und es sollen zu dessen Vollzug , sowie zu

Hebung der Pferdezucht überhaupt , ärarische Stuten bei zuverlässigen Landwirthen in Wartung und Pflege ohne Entgelt untergebracht werden, wogegen Lestere die Pferde zu landwirthschaftlichen Arbeiten verwenden dürfen und ſte aber durch die Hengste des Landes beſchälen lassen müssen. Die zum Militärdienst sich eignenden Fohlen werden so dann von der Kriegsverwaltung um 200 fl. angekauft, während die untauglichen als Eigenthum des Pferdezüch ters verbleiben. Die Landwirthe des hiesigen Amtsbezirks, welche diesen Vorschlag eingehen können und wollen, sind bereits aufgefordert, sich zu melden, und es unterliegt fei nem Zweifel , daß , bei den in's Auge springenden Vor theilen für sie, eine bedeutende Anzahl von ihnen sich zur Uebernahme ſolcher ärarischen Stuten bereit erklären wird . “

Frankreich. Die Zahl der mit dem Orden der Ehrenle gion decorirten beläuft sich gegenwärtig auf 272,000, eine Ziffer , die sehr bemerkenswerth erscheint , wenn man

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sich erinnert , daß zur Zeit des ersten Kaiserreiches Zahl der Besizer dieses Ordens nur 9000 betrug.

die

Großbritannien . Die Festungswerke von Tilbury sollen ver mehrt und zu Gravesand zahlreiche Werke aufgeführt werden , welche die Themse beherrschen , London ſchügen würden. - Nach einer deutschen Zeitung von der Capgrenze, die dort seit der Niederlassung der deutsc - englischen Legion gegründet worden ist , ist der gegenwärtige numerische Stand der leßteren genau folgender : 3 Obersten, 24 Hauptleute, 13 Lieutenante, 17 Offiziere vom Stabe und 31 Fähndrichs , zusammen 88 Offiziere ; ferner 118 Sergeanten , 90 Corporale , 43 Pfeifer und Trommler und 1760 Gemeine , zusammen 2020 Mann . 30 unter den Offizieren find verheirathet und haben 36 Kinder. Unter den Unteroffizieren und Gemeinen gibt es 291 Verheirathete mit 177 Kindern. Fertig gebaut, ein gerichtet und bewohnt sind 392 Häuser , während 177 noch im Bau begriffen sind. Die Zahl der von der Legion. bebauten Aecker beträgt einstweilen 884. *) -

Rußland. Der " N. Pr. 3tg." wird aus St. Petersburg den 13. Octbr. geschrieben : „Als ich seiner Zeit mittheilte, daß Kaiser Alerander II . das ganze Cantonnisten wesen, das heißt die Erziehung der Soldatensöhne auf Staatskosten, und zwar zunächst für den Ersaß der Armee, aufgehoben , machte ich schon auf die Tragweite dieser Maßregel aufmerksam. Bis jeßt ist sie neben der Reduc tion und Reorganisation der Armee, mit welcher sie übri gens genau zusammenhängt, die einzige der großen refor matorischen Maßregeln des Kaisers , welche durchgeführt und vollendet ist. Der Gedanke der Cantonnisten , deren Zahl nach und nach in allen Theilen des Reiches bis fast auf 200,000 gestiegen war, die überall Schulen, Verpfle gungshäuser , Lehrer und den ganzen Apparat einer vom Staate begünstigten Institution hatten, war aus einer eben so richtigen als menschenfreundlichen Idee entsprungen. Wie die Militär-Colonieen , sollten sie dazu dienen , die Armee sich durch sich selbst ersehen zu lassen, und die Re gimenter, wie dies ja bei Ihnen in Preußen der Fall ist, zu einer Bildung für das Volk machen. Diese Absicht wurde aber in der Praris zu etwas ganz Anderem , und die Cantonnisten wie die Militär- Colonieen zu einem Krebsschaden für die Kräfte des Staates . Deshalb war auch die Zustimmung eine allgemeine, als Kaiser Alcran der II. das Institut aufhob. Da aber eine große Menge von Staatsgebäuden , welche für die Cantonnistenschulen theils besonders gebaut , theils dazu eingerichtet waren, nun leer standen , so war es sehr natürlich , daß die Re *) Wir verweisen bei dieser Veranlassung auf die in den Nrn. 26, 32 u. 33 enthaltenen „ Mittheilungen aus dem Kap lande " , deren Fortseßung in Kürze zum Abdruck gelangt. D. Red.

gierung darauf denken mußte, einen anderen Gebrauch von +1 ihnen zu machen , und schon der frühere Minister der Volksaufklärung hatte beantragt , Elementar Volksschulen in diese leerstehenden Gebäude zu verlegen. Es kam aber dabei in Betracht , daß diese Gebäude sämmtlich aus den Mitteln des Kriegsministeriums gebaut oder eingerichtet worden waren , und daß im Laufe der Jahre allerlei Do tationen und Stiftungen von Privatpersonen und Corpo rationen für die Zwecke der militärischen Erziehung und Ausbildung an den Anstalten hafteten . Das Kriegsmini fterium erflärte daher , sein Besitzrecht an den Gebäuden nicht aufgeben zu können und auch darauf halten zu müſſen, daß dem Zwecke der Dotationen gemäß , die Armee Vors theil von der Verwendung derselben habe. Es hat dieſes Verhältniß zu langen Verhandlungen unter den Ministern geführt und Fürst Wassiltschikoff, der Vertreter des Kriegs ministers Suchosanet , hat es durchgeseßt , daß die Gebäude, Lehr-Apparate, Einkünfte und Dotationen der ehemaligen Cantonnistenschulen unter Adminiſtration des Kriegsmini sters verbleiben , aber die Schulen selbst anders organiſiet werden sollen. Die Haupt- Aenderung liegt darin , daß von nun an der Eintritt in dieſe niederen Militärschulen nicht mehr auf Soldatenkinder beschränkt ist, sondern auch Söhne bürgerlicher und namentlich niederer Beamten auf genommen werden können, welche indessen dafür verpflich tet sind , 12 bez . 10 Jahre in der Armee zu dienen. Uebersicht man den Lehrplan dieser neuen Militärschulen, so zeigt sich , daß sie eigentlich nur dazu bestimmt sind, Schreiber , Rechnungsführer und Fouriere für die Regie menter auszubilden, während die 4 großen Anstalten dieser Art, hier, in Moskau, Kiew und Kaſan, auch Bauführer für Militärbauten, Zeichner, Topographen, Drucker, Schrift gießer und Lithographen ausbilden können. Der Unters schied gegen die früheren Cantonnistenschulen ist also nicht groß , denn sie hatten so ziemlich dasselbe geleistet. Im Ganzen werden nun 22 dieſer Militärschulen in den größten Garnisonstädten errichtet werden und zusammen ungefähr 10,000 Knaben aufnehmen können . Je nach den vorhandenen Räumlichkeiten ist das Minimum der Schülerzahl auf 150 und das Marimum auf 800 festgeseßt. Bei der unglaublichen Menge von Schreibereien, welche in unseren Militärverhältnissen theils Vorschrift, theils Wohl gefallen ist, bedarf man allerdings einer großen Zahl von Schreibern, die indessen doch auch wohl auf andere , als eine so kostspielige Art zu erhalten sein dürften. Jeden falls ist dadurch die Hoffnung , eine größere Zahl von Elementar :Volksschulen zu erhalten , wieder verschoben. worden. Ein wirklicher Gewinn ist es aber unstreitig, daß der Staat die Sorge für beinahe 200,000 Soldaten -finder los ist das heißt die Garantie los ist , auch die ganze Lebenszeit für sie sorgen zu müſſen ; denn unterstüßt werden sie nach wie vor und müssen unterstüßt werden, so lange der Staat dem gemeinen Soldaten das Heirathen geftattet. "

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl. - Druck von H. Brill.

14

Neue

K

... ‫ساری‬

‫معه‬

Militär - Zeitung .

Herausgegeben von einer

No.

Geſellſchaft deutscher Offiziere.

Dritter

Jahrgang.

Darmstadt ,

13.

46 .

Auffähe. Vor fünfzig Jahren. (31. October 1808.) Wir haben bereits in unserer Nr. 44 vom 30. Detbr. den Gruß eines Veteranen an die deutschen Waffengefährten aus dem spanischen Kriege mitgetheilt ; konnten uns aber dadurch um so weniger veranlaßt fühlen den nachfolgenden Artikel zurückzu weisen, als derselbe vorzugsweise Thatsächliches enthält. Weiteren Mittheilungen zum Jubelgedächtniß jener Kämpfe werden wir gerne unsere Spalten öffnen ; nur müſſen wir bei unserer vielseitigeren Aufgabe wünschen, daß sie bei möglichster Kürze vor allem neue kritische Beleuchtungen oder neue Auf D. R. flärungen über Thatsachen bringen.

Die Gedächtnißtage zum Ruhme deutscher Waffen auf der pyrenäischen Halbinsel eröffnet in einer langen Reihe von schweren Kämpfen das Gefecht bei Zornoza am 31 . October 1808. Wenn auch jeder deutsche Patriot es be flagen muß , wie die Lage, in welcher sich das Vaterland damals befand, es mit sich brachte, daß Napoleon deutsche Truppen gegen ein Volk in das Feld führen durfte, das um seine legitime Unabhängigkeit stritt und von dem er selbst sagte : „ es hat sich benommen wie ein Mann von Ehre" , so kann man immer noch jene Regimenter glück lich preisen , daß sie von der Vorsehung bestimmt waren ihre Waffen nicht auf heimathlicher Erde gegen deutsche Brüder führen zu müssen. Wir halten es daher für eine Pflicht das Andenken derjenigen zu ehren, welche als Sol daten sich die Hochachtung der französischen Armee in eben , so hohem Grade zu erwerben wußten , als sie in treuer Hingebung an ihre Fürsten , durch Tapferkeit , Selbstvers läugnung und Gehorsam sich um den Glanz deutscher Waffen auch in diesem fernen Lande verdient gemacht haben. Die deutschen Truppen, welche der französische Kaiser 1808 in den baskischen Provinzen einrücken ließ, wurden in das 4. Corps unter Marschall Lefebvre eingetheilt. *) *) Die Darstellung iſt dem verdienſtvollen Werke des dermaligen Chefs vom Herzogl. Naſſauischen Kriegstepartement, General major Hergenhahn : „Antheil der Herzoglich Naffauischen Trup pen am svanischen Kriege von 1808 bis 1814, Wiesbaden ge= Druckt bei J. A. Stein 1840," entnommen."

November.

1858.

Der Divisionsgeneral Leval , welcher am 18. October in Durango eintraf, befehligte folgente drei Brigaden: 1. Brigade. Commandant Oberst von Porbeck (Baden). Infanterie - Regiment Baden (Nr. 2) ? Nassau Nr. 2 '" " Eine Batterie Artillerie von Baden. 2. Brigade. Commandeur General Chaffé, Holland. Infanterie Regiment Holland Husaren Regiment Holland Eine reitende Batterie Holland. 3. Brigade. Commandeur General Grandjean. Infanterie Regiment Großherzogthum Hessen, 1 Bas taillon Frankfurt, 1 Bataillon Pariser Garde, eine halbe

Batterie Heſſen. Der spanische General Blake , welcher bis jest unbe helligt im Besit von Bilbao belassen wurde, beschloß end ich die Initiative zu ergreifen und rückte am 24. Detbr. in drei Colonnen ( 17000 Mann) gegen Zornoza vor. An diesem Tage, sowie am 25. und 26. entspannen sich Gefechte, welche den französischen General Merlin veran laßten sich bis nach Durango zurückzuziehen , wo er eine concentrirte Stellung einnahm. *)

43

Der spanische Geschichtschreiber Graf Toreno sagt in seiner historia del levantamiento , guerra y revolucion de Espana über diese Tage Folgendes : „Marschall Lefebvre, Nachfolger des Generals Merlin, beun ruhigt über die Bewegungen des Heeres von Don Joaquin Blake war darauf bedacht ihn mit dem 4. Corps von Zornoza zu vertreiben. Der spanische General, welcher seit dem 25. October jenen Ort behauptete, versammelte am 28. einen Kriegs rath. Die Klügsten stimmten für den Rückzug ; Andere mein ten, man folle den Feind ohne Aufschub angreifen. Der com mandirende General blieb unentschieden, weil er das Leßtere nicht für rathsam hielt und sich zu Ersterem nicht entschließen konnte, in einer Zeit, wo die Bevölkerung den General als Ver räther bezeichnete, welcher fie durch seinen Rückzug dem Feinde preisgab. In Zweifeln nähte der 31. October heran, an wel= chem der Marschall Lefebvre die Spanier angriff. Die Streits kräfte, welche dieser hatte , betrugen 26,000 Mann, die unserigen 16,500. Blake 'hatte auch darauf gerechnet , daß sein rechter Flügel von der Division Martinengo's mit einiger Reitere i

362 Den 27. traf der Marschall Lefebvre in Durango ein. Die Spanier machten mehrere Bewegungen, und be: sezten zwei hohe Berge, unserem rechten und linken Flügel gegenüber, sowie auch eine etwas niedrigere Höhe , wobei es zwischen den Vorposten zu unbedeutendem Geplänkel Den 28. und 29. langten die Divisionen Se fam. bastiani und die Division Vilatte des 1. Armeecorps , welche leptere König Joseph dem Herzog von Danzig zur Ver stärkung zuschickte, in unserer Stellung an.

-

welche der Marquis von Malespina befehligte, unterſtüßt würde und einer Division von Asturien unter dem Commando Don Vicente's Maria de Acevedo. Aber indem Beide bis Villaro und Dima vorrückten, sahen ſie ſich vom Hauptcorps des Heeres durch rauhe Gebirge und unübersteigliche Pfade getrennt. Große Nachlässigkeit eine Bewegung anzuordnen ohne genaue Kennt=" niß des Terrains." „Der Marschall Lefebvre begann seinen Angriff am 31. begünstigt durch einen dichten Nebel. Die Avantgarden beider Armeen standen auf beiden Seiten der Vertiefung, welche der Berg von San Martin mit der bewaldeten Anhöhe von Berna goitia bildet und die von der Heerstraße durchzogen wird . Die spanische Avantgarde, geführt vom Brigadier Don Gabriel de Mendizabal , beherrschte die leßtgenannte Position , welche von der Division des Generals Vilatte zuerst angegriffen wurde. Es unterstüßten und folgten diesem die Divisionen der Generale Sebastiani und Leval, und unsere ganze Avantgarde, hartnäckig bedrängt, kämpfte lange Zeit mit Anstrengung. Großen Schaden verursachte ihr die feindliche Artillerie , ohne daß sie deren Feuer erwiedern konnte, da ihr dieſe Waffe mangelte. Endlich durchbrochen , ſammelte sie sich unter dem Schuße der 1. und 4. Diviſion , welche auf dem Berge San Miguel aufgestellt waren. Die 1. Division unter dem Befehl Don Genaro's Figueroa, eines klugen und kühnen Offiziers , warf den Feind durch ihr heftiges und gut gezieltes Feuer zurück, indem sie He ihn hinderte sich eines Vorsprungs zu bemächtigen , welchen fie auf besagtem Berge beſeßt hielt ; aber die 4. aus Mangel an Geschüß (wie auch die übrigen des Heeres) wurde zum Rück zuge genöthigt, da der Feind auf der Heerstraße seine Artillerie hatte vorrücken lassen und sie durch Infanterie und Cavalerie unterstüßte. Blake , welcher nun seinen Nachtheil einſah, bes schloß sich zurückzuziehen ; indem er sich an die Spiße der Pro vincial-Grenadiere stellte und dieſen die Reſerve unter den Befehlen des Don Nicolas Mahy folgen ließ, hielt er den Feind zurück, damit alle Streitkräfte, nachdem sie sich am Abhange des Berges von Santa Gruz de Vizcargui gesammelt hatten , den Rückzug antreten konnten. Die 3. Division unter Don Francisco Riquelme stand von den anderen entfernt auf dem entgegenge= seßten Ufer des Fluffes , wo sie einen Angriff des Feindes aus haltend für sich allein den Rückzug antrat, da es ihr nicht ge lang sich mit dem Gros zu vereinigen. Die Franzosen, mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten des Terrains und darauf, daß die Unserigen sich in ziemlich guter Ordnung zurückzogen, ließen ab, sie in der Nähe zu verfolgen und zu belästigen. Der Ver luft von beiden Seiten war gering : vielleicht wäre der Sieg zweifelhaft gewesen, wenn sich der spanische General nicht zuvor seiner Artillerie beraubt hätte, indem er fie auf der Straße nach Bilbao zurückschickte. Einige wollten ihn entschuldigen mit der Absicht sich zurückzuziehen ; aber sicherlich war es eine Sorglosigkeit, auf eine so nothwendige Hülfe zu verzichten, im Angesicht eines thätigen und unternehmenden Feindes . Blake sezte Nachts seinen Marsch fort, ohne sich in Bilbao länger aufzuhalten als nöthig war um einige Lebensmittel mitzu nehmen ; nachdem er sich hierauf mit Riquelme vereinigt, seßten fie gemeinschaftlich den Rückmarsch nach Valmaseda fort. Der Marschall Lefebvre folgte ihnen von ferne bis Güeñes , wo er den General Vilatte mit 7000 Mann zur Beobachtung ließ und hierauf wieder nach Bilbao zurückkehrte." So der Graf Loreno.

Die Bewegungen der Spanier beunruhigten den Her zog von Danzig, da er wußte , daß Blake leicht hätte eine Armee von 50,000 Mann vereinigen fönnen , er beschloß daher seinem Gegner durch einen lebhaften, schnellen An griff zuvorzukommen. Am 31. bei Tagesanbruch hatten sich die Spanier in der Nähe, und den französischen Vorposten gegenüber , in Schlachtordnung aufgestellt. Ihre Avantgarde stand à cheval des Wegs von Durango nach Zornoza ; auf eine gewisse Entfernung rückwärts , auf demselben Wege , war ihre Reserve aufgestellt. Zwischen beiden schachbrettförmig waren die 1. und 4. Division placirt , so daß sie ihre Avantgarde und die Reserve flantirten. Die 1. Division hatte eine Berghöhe links vom Wege , und rückwärts der ―― Reserve beseßt. In drei Hauptcolonnen , an 25,000 Mann stark, rückte der Marschall Lefebvre von den Höhen . bei Durango hinab dem Feinde entgegen. Die Division Leval, aus einer Brigade der Division Vilatte, dem Regi ment Naſſau und dem Regiment Baden bestehend, bildete den rechten Flügel . Die Division Sebastiani formirte das Centrum , und der linke Flügel unter dem Befehl des Divisionsgenerals Vilatte bestand aus den zwei anderen Regimentern seiner Division , den Regimentern Holland und Hessen und dem Bataillon Pariser Garde. Das Bataillon Frankfurt deckte die Artillerie. Schwer lag der Nebel auf Berg und Thal, und nur an einzelnen Gewehrschüssen konnte man wahrnehmen, daß zwei feindliche Armeen sich nahe waren. Plöglich fand sich die Division Vilatte der spanischen Avantgarde gegenüber. Ein lebhaftes Gewehrfeuer entwickelte sich. Lefebvre ließ durch zwei Haubißen das Zeichen zum allge meinen Angriff geben. durch ungestümen Angriff auf ihre dritte Division. *) Die ganze französische Linie rückte vor ; weder die steilen dicht bewachsenen Berge , noch die unwegsamen Felsenklüfte, Das Artillerie vermochten ihren Marsch zu hemmen. feuer, dem Blake, aus Mangel an Geſchüß , nur schwach zu antworten vermochte , begann auf der ganzen Linie. Das Wetter flärte sich auf, und die Spanier in unordent

fichen , verworrenen Maſſen zusammengehäuft , wurden , ohnerachtet des Beispiels von persönlichem Muthe , das Blake seinen Truppen gab , ohnerachtet der Vortheile des Terrains aus allen Positionen geworfen. In ziemlicher Ordnung zog sich der Feind auf eine Höhe diesseits Zor noza zurück. Es hatte aber Vilatte auf dem linken und Leval auf dem rechten Flügel so gut manövrirt , daß Blake auf seinen Flanken bedroht , auch diese leßte Stellung Um drei Uhr Nachmittags war eiligst verlassen mußte. der, nach Nigel 30,000, nach Napier 17,000 Mann starke Feind, aus allen seinen Stellungen verjagt und in voller Flucht gegen Bilbao , das er in der größten Verwirrung in der Nacht erreichte. Er ward bis hinter Zornoza ver Das 4. Armeecorps bivouakirte vorwärts dieses folgt. Das 1. Ba von allen Einwohnern verlassenen Orts. *) Nach Toreno, ſ. neben, ſtand die 3. Diviſion entfernt vom Gros auf dem entgegengeseßten Ufer des Flusses und konnte sich erst nach der Affaire mit Blake vereinigen.

363

The wir auf die innere Organisation übergehen, dürfte es zweckentsprechend sein, etwas über die äußere Erscheinung des großbritanischen Heeres zu sagen. Die Grundfarbe der Waffenröcke ist scharlachroth ; nur die Horseguards, Husaren und Ulanen (mit Ausnahme eines Regiments) haben dunkelblaue , die Jäger dunkelgrüne Waffenröcke ; der Vorstoß an den Nathen ist weiß, Kragen, Als Re Aufschläge und Achselklapper verschiedenfarbig. gel gilt , daß die Garden und alle die , welche ein Mit glied der königlichen Familie zum Chef haben , oder den

trägt er eine carmoisinrothe wollene Schärpe um den Leibl Die Offiziere unterscheiden sich durch goldene Treffen einfassung der Kragen und Aufschläge , die bei den Sub alternoffizieren und Capitans oberhalb , bei den Stabs offizieren (field officers) and unterhalb um dieselben läuft; außerdem führt der Ensign (Fähndrich) , Major und Generalmajor einen gestickten silbernen Stern an jeder Seite des Kragens , der Lieutenant, Oberstlieutenant und Generallieutenant eine eben solche Krone , der Capitän, Oberst und Feldzeugmeister Stern und Krone ; Epauletten führen nur noch die Gardekürassiere und die Marine. Die Offiziere der Garde haben rothseidene , mit Gold durchwirkte, die der Linie nur rothseidene Schärpen, welche von der linken Schulter nach der rechten Seite getragen werden ; die der leichten Infanterie und der Jäger führen statt derselben Cartouchen von lackirtem Leder ; bewaffnet find die Offiziere mit einem leichten Korbsäbel. Die Kopf bedeckung ist bei den Garden die Bärs, bei den Hochschotten die Federmüße ; die übrige Infanterie trägt den conischen Tschacko mit Vorder- und kleinerem Hinterschirme , mit

Titel royal führen , dunkelblaue Abzeichnung bei rothen Röcken, und rothe bei dunkelblauen oder grünen haben. Die Beinkleider der Infanterie sind blaugrau mit rothem Passepoil, die der Jäger dunkelgrün, die Knöpfe bestehen bei den Mannschaften inclusive der Corporals aus wei Bem, bei den Chargen höher aufwärts aus gelbem Metall

gelbem Metallschilde verziert ; das kugelrunde Pompon ist bei der schweren Infanterie weiß und roth , bei der leich ten von grüner Farbe. Die Jäger haben schwarzes Tſchacko beschlag , ihre Offiziere tragen Attilas mit schwarzseidenen Schnüren, nach Art der österreichischen Husaren , beseßt. Die Müßen sind von schwarzem , gefilztem Zeuge ohne

und sind mit den Regimentsnummern versehen , ebenso sind diese weiß auf die Achselklappen gestickt. Die Jäger haben schwarze Hornknöpfe mit eingepreßtem Jägerhorn verziert. Das Lederwerk ist bei der Infanterie weiß , bei

Schirm , vorn mit der Regimentsnummer versehen und von sehr häßlicher Form, sie sehen beinahe wie ein türkis fches Fez ohne Quaste die der Offiziere sind von Ouaſte aus, Tuch , haben einen Schirm und sind entweder mit einem

taillon vom Regiment Nassau und ein Bataillon Baden nahm der Marschall mit sich in dasselbe. Der Verlust des Feindes wurde auf 1200 Todte und Verwundete geschäßt; Gefangene wurden wenig gemacht. Der dieſſeitige Vers lust mochte sich auf einige 100 Mann belaufen. *)

Die Militärverhältnisse Großbritanniens . (Fortseßung.)

den Jägern schwarz und besteht aus einer großen Patron tasche nebst Bandelier, welche über die Schulter hängend getragen wird, einem Leibriemen , an dem sich die Bajon netscheide und bei der leichten Infanterie eine kleinere Gewehrriemen die Gewehrrieme verschiebbare Patrontasche befindet , die n Seitengewehre führt haben die Farbe des Lederwerkes . Die ebensowenig Schanzzeug . die Infanterie • nicht , Gradabzeichnung der Unteroffiziere besteht in Kragen und Aufschlageinfassung von weißer Borte und eben solchen Chevrons , bei den Jägern , Garden und Füsilieren auf dem rechten und linken, bei den übrigen Regimentern nur auf dem linken Oberarme. Der Gefreite führt einen, der Corporal zwei, der Sergeant drei Chevrons , der Colour sergeant (Feldwebel) hat statt dessen eine goldene Sticke rei, zwei Fahnen oder gezogene Schwerter darstellend, über welcher sich eine Krone befindet und die von einem Lor beerkranze umgeben sind, auf dem linken Oberarme; auch *) Das Regiment Nassau hatte an diesem Tage nur 2 Todte und 39 Blesserte. Nach dem Berichte des Oberst von Kruse haben sich in diesen Gefechten besonders ausgezeichnet : der Hauptmann von Weyhers, welcher am 25. und 31. die Voltigeur-Compag nieen commandirte ; der Oberlieutenant Philipp von Normann , (jezt als Ebriſt a. D. in Darmstadt domicilirt) der in beiden Gefechten und außerdem noch am 26. bei einer fürzeren Affaire die größte unerschrockenheit , Eifer und Thätigkeit bewies ; die Oberlieutenante, v. Fürstenwärter und Dumont, sowie eine An zahl von Unteroffizieren, welche zur silbernen Tapferkeitsmedaille in Vorschlag gebracht wurden. -

seidenen oder einem rothen Stirnstreifen verziert.

Mann

schaften und Offiziere tragen außer den Waffenröcken noch Jacken von derselben Farbe, nur bei den Garden und Hoch schotten sind sie weiß ; gänzlich abweichend ist überhaupt die Tracht der letzteren Regimenter , deren es fünf gibt, di Der rothe weshalb wir sie kurz beschreiben wollen. Waffenrock derselben gleicht im Schnitte der Taille und Aermel dem der anderen Infanterie vollständig, die Schöße jedoch bestehen aus fünf getrennten Theilen , deren jeder in eine Spize ausläuft und mit 4 Knöpfen und 2 Bor ten besezt ist ; die Knöpfe haben die Gestalt eines verscho benen Vierecks. Beinkleider tragen diese Regimenter nicht, sondern einen kurzen, nicht sehr weiten Rock von carrirtem Zenge bis an die Knie reichend ; Gamaschen von grauem Drell , mit rothen Bändern und Rosetten verziert , gehen bis an die halbe Wade herauf. Eine Tasche von schwarz zem Fell mit drei Quasten verziert hängt an drei stähler nen Ketten bis auf den Schoß herab. Zur Kopfbedeckung haben sie die sogenannte Federmüße in Form ähnlich der Bärmüße mit zwei herabhängenden Flügeln. Die Offiziere sind ebenso gekleidet; doch führen sie noch außerdem einen Plaid , der auf der rechten Schulter mittelst einer großen Agraffe von Silber mit einem geschliffenen Stein versiert, befestigt ist ; bewaffnet sind sie mit einem Dolch und einém geraden mit Korb und Glocke versehenem Schwert. Man gab sich viele Mühe, diese Truppen an Beinkleider zu ges wöhnen, imiker traf man auf den lebhaftesten Widerstand,"

364 und hat jest jeden Versuch aufgegeben, diesen so überaus braven Regimentern ihre Nationaltracht zu nehmen . Die Mäntel der Infanterie sind von grauem Tuche mit einem bis auf die Brust und den halben Rücken herabhängenden Kragen versehen , der weder sehr practisch ist , noch gut aussieht. -Die ganze Armee, mit alleiniger Ausnahme

breiten goldenen Streifen, goldenes Säbelkuppel und eine eben solche mit schmalen carmoiſinrothen Streifen , durch wirkte Feldbinde von der linken Schulter nach der rechten Seite tragen ; der dreieckige Hut mit schwarzer Cocarde ist mit einem langen weiß und rothen Federbusche verziert ; ihre Interimsuniform besteht in einem dunkelblauen Ober rock mit zwei Reihen goldener Knöpfe, schwarzem Sammet der Gardeküraſſiere, trägt Knöchelschuhe , die vorn mittelst kragen und Aufschlägen , grauen Beinkleidern mit rothen eines Lederriemens zugebunden werden. Streifen an der Seite. Statt der Schabracken haben sie Beinkleider und Waffenröcke der Artillerie sind von --- Die Uniform des dunkelblauer Farbe , mit rothem Kragen , Aufschlag und | Tigerfelle unter dem Sattel liegen. Vorstoß verziert ; die Kopfbedeckung derselben ist der Kols Generalstabes ist der eben beschriebenen analog , doch tra= gen die Offiziere derselben statt der Schärpe ein goldenes pak , das Lederzeug weiß , die Knöpfe sind von gelbem Metall. Die reitende Artillerie hat statt der Waffenröcke Bandelier, an welchem, ähnlich einer Cartouche , ein Fut teral für ein doppeltes Fernrohr befestigt ist ; auch führen Dolmanns, die mit gelben Schnüren besezt sind . Die Gardekürassiere tragen keine Waffenröcke, sondern sie Säbeltaschen zur Aufbewahrung der nöthigſten Schrif ten ; beides sind Einrichtungen, die wir für diese Branche die unter dem Namen Schwalbenschwänze " bekannten des Dienstes für höchst zweckmäßig halten. Fracks , und zwar die Leibgarde roth mit blauen , die Die Soldaten der englischen Armee werden, da eine Reitergarde blaue mit rothen Kragen und Aufschlägen , weißlederne Beinkleider , Stulphandschuhe und Kanonen allgemeine Militärpflicht wie in Deutschland nicht eriſtirt, stiefel. Ihre Schußwaffen bestehen in einem stählernen angeworben , wobei sie sich verpflichten , gegen Empfang vo Helm , ähnlich der preußischen Pickelhaube , Doppelküraß von 6 Livres Handgeld und der reglementsmäßigen Löh nung 21 Jahre dem Staate zu dienen. Die Sergeanten, und starken messingenen Epauletten ; bewaffnet sind sie mit einem graden Glockensäbel , Carabiner und Pistol. denen das Geschäft der Werbung anvertraut ist , gehen entweder durch die Straßen der Städte und Dörfer , ihre Die Roßschweise auf den Helmen sind bei dem 1. und 2. Regiment weiß, bei dem 3. roth, beritten sind sie sämmtlich Kopfbedeckung mit blau weiß rothen Bändern verziert, und suchen junge kräftige Leute zu überreden , wobei es mit großen Rappen, die sehr reich geschirrt sind; die Satteldecken sind von weißer Farbe, ihnen nicht darauf ankommt, dieselben betrunken zu machen Die 7 Dragonergarderegimenter bilden, wie wir schon und ihnen dann den Schilling in die Hand zu drücken ; andeuteten , die Reservecavalerie , das 6. derselben führt später hilft dem Recruten kein Weigern. den Namen Carabiniers ; sie sind mit Säbel , Carabiner In London findet man an dem Gebäude der Horse guards und in der City Bilder , die einen Soldaten in und Pistol bewaffnet , ihre Helme von gelbem Metall gleichen in der Form denen der Gardekürassiere . Ihre voller Uniform darstellen, darüber steht mit großen Lettern : Wanted , d. h. Gesucht , darunter ; Junge Männer von Uniform besteht in rothen Waffenröcken, die nach den Re gimentern verschiedene Kragen und Aufschläge und weißen gutem Character für das so und so vielſte Regiment , zu Vorstoß und Unterfutter haben ; das Lederwerk ist weiß, melden bei dem und dem Werbesergeanten da und da, ――――――― bei den Offizieren mit goldenen Treffen überzogen, ___ / um noch mehr anzulocken , werden noch einige glänzende Leute und Pferde sind ausgesucht schön und groß. Die Versprechungen beigefügt, die selbstverständlich nie in Er sechzehn übrigen Reiterregimenter (Dragoons) find theils füllung gehen. Ein anderes Mittel, Recruten zu erhalten, Grenadiere zu Pferd , theils Dragoner , Husaren und hat man gegenwärtig wieder versucht, man verspricht näm Ulanen. Voran stehen die sogenannten Scotch Greys, lich jungen Leuten , die 100 Recruten stellen , eine Fähn schottischen Grauſchimmel , ein Regiment Grenadiere zu drichsstelle , ohne daß sie dieselbe kaufen müssen , erstattet - es Pferd , das sich von jeher sehr ausgezeichnet hat , ihnen aber natürlich das vorschriftsmäßige Handgeld von trägt die Uniform der Dragonergarden , doch statt der 6 Livres, das sie vorlegten, zurück. Nehmen wir an, daß Helme Bärmüßen, und ist mit lauter Grauſchimmeln be solch ein junger Manu jedem, der sich von ihm anwerben ritten. Die Husaren tragen sämmtlich dunkelblaue Attilas läßt , 1 Pfd . Sterling mehr gibt , als der Werbeſergeant mit gelben Schnüren verziert, eben solche Pantalons, mit zahlt , daß der Recrut ihm außerdem noch 10 Schilling Ausnahme des Regiments Royal Irish , das kirschrothe | Kosten macht , bis er an Ort und Stelle ist , so beträgt Beinkleider und daher den Spiznamen der „Kirschbäume" dies für 100 Mann 150 Livres ; mithin hat ersterer bei erhalten hat. Die Ulanen tragen mit Ausnahme des seiner Anstellung 300 Pfd . Sterling erspart ; denn eine Commission ( Patent) als Fähndrich kostet regelmäßig Regiments " Prinzeß Charlotte" blaue Ulankas mit ver schiedenfarbigen Kragen , Aufschlägen und Passepoilen ; 450 Pfd . letteres trägt dieselben scharlachroth mit blauen Abzeichen, Auch die Milizregimenter liefern dem stehenden Heere die Czapka ist stets von der Farbe des Kragens, die Fähn | viele Recruten , so wie sie längere Zeit eingezogen sind, Hen an den Lanzen sind weiß und roth. was bei jedem größeren Kriege und auch jezt zum Theil Es bleibt uns noch übrig, die Uniform der Generale wieder der Fall ist . Der Uebertritt der Soldaten dersel zu beschreiben , die in Galla einen scharlachrothen Attila ben zur Linie wird sehr begünstigt , da auf diese Weise mit goldenen Schnüren, dunkelblaue Beinkleider mit hand- | das Heer bereits ausererzierte Mannschaft erhält.

365

Jedes auswärts (abroad) stehende Regiment hat eine oder zwei Depotcompagnieen in England, welche die An werbung und Einübung der Ersazmannschaften zu besorgen haben, so daß dieſe vollständig ausgebildet, ersterem nach To gefchickt werden können. 1 (Fortseßung folgt.)

dem Regimentsarzte beanstandete Kranke von der Commiſſion für brauchbar erklärt, so gibt's Verweise, und haben die Mi litärärzte , da der Ton der Chefs sowohl gegen Untergebene, als auch gegen Patienten, ein grober, einen eigenen Kunstaus druck dafür, nämlich: ,,to be bullied", D. b. angebellt sein. D. P.

Militärische Kleidung in den Tropen und anderwärts. (Aus dem Englischen.) Wäre es nicht eine bekannte Thatsache, daß seit Jahren Dr. Pincoffs über das engliſche Militärmedicinalwesen. die Gesundheit, Bequemlichkeit und Leistungsfähigkeit des eng Pincoffs , desen ,,Experiences of a Civilian in lischen Soldaten den Interessen und Vortheilen ´der Armee eastern military hospitals with observations in the english, Tuchhändler und Unternehmer aufgeopfert worden sind , ſo french and other medical departements and the organi möchte man wohl erstaunen , daß sich Verzögerungen und sation of medical schools and hospitals" mehrfach Erwäh | Schwierigkeiten ergeben könnten , um die Kleidung der eng nung und Besprechung in Militärjournalen fanden , theilt | lischen Armee dem Klima, in welchem dieselbe steht, anzupassen. Folgendes über das englische Militärmedicinalwesen mit. Wenn es nicht gegen die Vortheile der Filz-Tſchako-Fabri „Die militärärztliche Garriere ist ungefähr folgende : Die Be kanten stritte, so würden die Soldaten in Indien eine leichte weiße Luchkappe erhalten , anstatt eines harten , schweren, werber um die Stelle eines Assistent- Surgeon (Assistent schwarzen Filz-Tſchakos , überzogen mit einem weißen Baum Wundarzt) werden von Militärärzten geprüft ; sie sollen wollüberzug . Die Franzosen haben ein leichtes rothes Luch Kenntnisse in der Militärchirurgie besigen , mit den Tropen und Soldatenkrankheiten bekannt sein, müssen aus einem gries | käppi für ihre Truppen in Algier , statt des in Frankreich gebrauchten Tschakos . Die Arbeitsjacken der indischen Regi chischen und römischen Classiker eine Stelle übersehen können menter sollten weiß sein , wie sie es vor 30 Jahren in der und die besten neueren medicinisch-chirurgischen Werke besigen ; ganzen Armee waren und wie ste jezt die Garden und Hoch außerdem ein Zeugniß beibringen , daß sie ein Jahr lang Lands = Regimenter tragen. Die englischen Tornister werden Chirurgie studirt haben. Erfüllt der Aspirant diese Bedin= von den Armeen Europa's verlacht , als die unzweckmäßigsten gungen, so kommt er auf ein Jahr zur Probe nach Chatham . in ihrer Art in der Welt. Wird er als Chirurg angenommen , so bleibt er in einer Der Waffenrock ( Lunika) für die Regimenter in Indien Colonie oder auf einem Schiffe ungefähr 10 Jahre Assistent Surgeon, ohne mit der wissenschaftlichen Welt in Berührung follte aus holländischer oder ungebleichter Leinwand bestehen, zu kommen. Dann wird er Full-Surgeon ( Oberwundarzt) . wie derselbe von vielen Infanterieregimentern Oesterreich's im Sommer getragen wird . Die Schuhe müßten von unge Das weitere Avancement zum Deputy-Inspector geht gleich schwärztem Leder sein. Die Hochlands - Regimenter im indi= falls nur nach der Anciennerät ; auf die wissenschaftliche Be deutung der Individuen wird gar kein Gewicht gelegt. Mit schen Dienste werden wegen der theatralischen Mißgeburt auf ihren Köpfen --- Hochlands-Müzen genannt ――― aus theuren der Krankenbeobachtung und Behandlung hat der Deputy Straußen und Geier Federn bestehend , allgemein bedauert. Inspector gar Nichts zu thun, er befördert und sammelt nur Ebensowenig ist die Binde , oder der schottische Mantel, oder Rapporte , Berichte , inspicirt Hoſpitäler u. s. f. Aus diesen

Kleinere Mittheilungen.

Inspectoren wird endlich der Chef des Departements gewählt, das kurze Röckchen für Soldaten passend , welche in allen Klimaten verwendet werden , für Soldaten, deren Motto ist : dem es bei der Ueberhäufung mit Verwaltungsarbeiten ganz ,,Ubique “. Canada iß zu kalt, Indien zu warm ; die unge= unmöglich ist , den Fortschritten der Medicin zu folgen , sich heure Menge wollenen Tuches um die Hüften erschlafft die auf der Höhe der Wiſſenſchaft zu erhalten , was in unseren Männer. Ihre Beine und Schenkel sind den Biſſen der Tagen selbst den der Krankenbehandlung und wissenschaftlichen Moskitos und des Ungeziefers aller Art ausgesezt. Die Studien ausschließlich sich widmenden Männern schwer hält, Männer hassen diese Tracht so sehr , daß sie selbst nicht mit dem jedes Streben fern liegt, zeitgemäße Reformen zu befür worten u. f. f. — Was die Untersuchung von Offizieren | Soldzulage in Regimenter eintreten wollen, welche diese gro teske , marktschreieriſche Tracht haben ! Ebenso gut könnten und Soldaten auf Invalidität betrifft, so geschieht diese durch eine spezielle Commission. Mit dem Kranken wird ein Be die wallisischen Regimenter ein Ziegenfell um die Hüften haben. und die Haut des Körpers mit Waid blau gefärbt tragen ! fundschein vorgelegt, welcher den Namen des Regiments, das Man denke sich einen Soldaten eines Hochlandsregiments mit Alter des Mannes, sowie die Krankheitsbezeichnung nach dem einem weißen Baumwollüberzug über seinen Diensttſchako, der Gullen'schen Systeme (!) enthält, in dem jedoch das Wichtigste auf seinem Kopfe hin und her schwankt , ohne Schirm oder fehlt, nämlich die Bemerkungen des behandelnden Arztes über irgend einen anderen Schuß für die Augen oder den Nacken Entstehung und Verlauf der Krankheit , Gründe der Inva ist dieß nicht wahre Grausamkeit !? lidität u. f. f. Diese Commission ist, da Betrug häufig, sehr Werden wir in militäriſchen Dingen niemals practiſch ångstlich , hintergangen zu werden. Auf deutliche Aderlaß oder Schröffnarben , Blutegelstiche , Flecken von Visicatoren werden ? So lange nicht als das öffentliche Wohl den Pri vat- und Handelsinteressen und einfältigen Vorurtheilen auf wird großes Gewicht gelegt. Leute , bei denen solche Male geopfert wird. der ärztlichen Kunst oder handgreifliche Mängel nicht wahr nehmbar, werden selten für untauglich erkannt . Werden von

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hatten allerdings einige Zeit hindurch nicht recht Raum gewinnen können , doch nicht wegen Mangel an Kraft, Memoiren des Marshalls Marmont , Herzogs sondern weil ihnen der Fontanone- Graben beim Deploy iren hinderlich war. Endlich gelang der Uebergang, ſie von Ragusa. Herausgegeben nach dem hinterlassenen zwangen durch den Stoß in die rechte Flanke der Fran ፡ Original Manuscript des Verfassers. Aus dem sofen die Generale Lannes und Victor zum Rückzug auf Französischen überseßt von Carl Goldbed. 1. Band, it Poggi und Spinetta. Ott, der schon früher das erste und 2. Bandes 1. Hälfte. 8°. Potsdam 1857. Ufer des Fontanone erreicht hatte , vernichtete die Conſu Verlag von Ang. Stein (Riegel'sche Buchhandlung ) . largarde und der Rückzug der Französen wurde hiernach (Schluß.) bis nach S. Giuliano fortgefeßt, wo um 5 Uhr des Nach Wir ziehen mit M. über den St. Bernhard, erstaunen mittags General Desair von Rivalta kommend , dem Gee über seine dabei entwickelte Energie und Thätigkeit, zumal fechte die bekannte Wendung gab , indem er die Division Boudet den unerwarteten Angriff machen ließ, dem Keller bei Bewältigung der Hindernisse, die sich der Armee durch mann Nachdruck und Entscheidung gab. -- Ein Kampf, der das Fort von Bard entgegenstellten und befinden uns bald in der Schlacht oder wie sie M. nennt, in der Krise nach Marmonts eigenem Geständnisse die franz. Bataillone von Marengo. Die Gefangennahme des Gen. Zach, mit | auf das 1/4 ihrer Stärke reducirte und die franz. Geſchüße bis auf 5 demontirte , einzelne Abtheilungen sogar ganz 37 Offizieren u. 1627 Soldaten (nicht 3000 , wie M. angiebt) durch Kellermann , die mitten in dem Schwarm vernichtete, kann doch nicht läſſig und ohne Kraft geführt der flüchtigen Franzosen in guter Ordnung den Angriff worden sein. und die Verfolgung fortseßten, entschied das Schicksal des Gelegentlich der Beschreibung des Feldzugs von 1800/01 Tages. Nach M. lauteten die Instruktionen Kellermann's nimmt M. die Generale Brüne und Davouft scharf unter dahin , der Bewegung der Truppen zu folgen und anzu die Feder. Ersterer wird als schwach, unentſchloſſen, lang greifen, wenn er den Feind in Unordnung und eine gün sam ein Gegenstand des Spottes, letterer als Spion stige Gelegenheit sähe. „ Er hat , sagt M. , geschickt den des Kaisers, als von mittelmäßiger Intelligenz , geringen dringendsten Augenblick erkannt , denn er griff an , als Kenntniſſen, dagegen von großer Ausdauer, wildem Cha die Unordnung bei uns und nicht beim Feinde eingerissen rakter und niederer Unterwürfigkeit geschildert , der den war und führte seinen Entschluß mit unvergleichlicher | franz. Namen in Deutschland verhaßt gemacht habe. Man Energie aus ; es ist albern und ungerecht , ihm den bei sieht , M. weiß den Nimbus zu zerreißen , den die franz. dieser Gelegenheit erworbenen Ruhm streitig zu machen. “ | Ruhmrednerei über die gloire der großen Nation “ gezo gen hatte. M. bezeichnet Alles , was man von dem Frontwechsel nach rückwärts zur Linken, von jenem Posten von Castel Bei den Vorbereitungen zum Kriege gegen England Ceriolo, der während der ganzen Schlacht behauptet wor verkehrte M. lange und oft mit dem ersten Conſul. Er den sei , um von da im Augenblick des Rückzugs auf ist über die wirklichen Absichten desselben nicht im Zweifel, die Rückseite des Feindes zu debouchiren, gesagt hat, als vielmehr fest überzeugt, daß diese Expedition der sehnlichste Wunsch seines Lebens und lange Zeit seine liebste Hoff eine nach den Ereignissen gemachte Erfindung und erzählt dabei eine interessante Thatsache, die mehr als Alles von dem nung gewesen sei, die er nur darum aufgegeben, weil die Talente der Franzosen im Geschichtmachen Zeugniß ablegt. beim Kap Ortegat und vor Cadir bewiesene Schwäche " Der im offiziellen Bülletin von dieser Schlacht gegebene und Unentschlossenheit Villeneuve's seine Projekte zu Die Art und Weise, wie die ganze Bericht war bis auf einige Umstände ziemlich wahr. Fünf Schanden gemacht. Angelegenheit unternommen und geleitet worden sei , der Jahre später ließ sich der Kaiser die vom Kriegsdepartes Eifer Bonaparte's bei ihrer Ausführung, ſein tiefer Schmerz ment ausgeführte, mit Plänen versehene Arbeit vorlegen ; und seine Wuth , als er von dem Gefecht beim Kap Ors er war unzufrieden damit, diktirte einen anderen Bericht, tegat hörte, bewiesen hinreichend, daß er in vollem Eruste von welchem kaum die Hälfte wahr war und be fahl dem Depot, nach diesen Angaben die Erzählung für gehandelt habe. das Memorial vorzubereiten. Endlich wollte der Kaiser M. wurde um diese Zeit zum General en chef des drei Jahre nachher diese Arbeit nochmals nachsehen ; sie Lagers bei Utrecht ernannt , eine Stellung , die ihm viel mißfiel ihm und hatte das Schicksal der ersteren; dann fach Gelegenheit bot , sein Talent im Organisiren und Discipliniren darzuthun . Als hierauf der Feldzug gegen redigirte er eine andere , in der alle Thatsachen falsch find. " Desterreich begann , mußte sich M. der franz. Armee ans Auch die schönen Worte , die man Desair in den schließen. Ueber die Ursache des damaligen politischen Verhaltens Preußens gibt M. einige Aufschlüſſe, die er ans Mund gelegt hat, sind nach M. eine Erfindung, denn eine Kugel traf ihn in's Herz , so. daß er todt umfiel , ohne dem Munde des Fürsten Metternich empfangen zu haben ver ein Wort vorzubringen. fichert. Der König von Preußen hatte seine Absicht, neuz Marmont macht den Oesterreichern den Vorwurf, daß tral zu bleiben, formell angekündigt, der Kaiser Alerander hoffte ihn aber mit fortzureißen und dirigirte ruſſiſche Co sie den Raum zwischen Marengo und der Bormida und den Pachthof von Stortigliana lässig und ohne Kraft an lonnen auf Preußisch Polen. Der Fürst Dolgorucki, Ad gegriffen hätten ; wogegen wir bemerken : Die Oestreicher | jutant des Kaisers von Rußland, erhielt den Auftrag, dem

Kiteratur.

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König anzukündigen , daß die ; russischen Truppen das preußische Gebiet betreten würden. Der König erklärte in Gegenwart Metternichs mit Heftigkeit, daß das Ver kennen seiner Rechte und diese Insulten ihn zwingen würden, sich in die Arme der Franzosen zu werfen, wenn Dolgoruci nicht augenblicklich abreise , um die russischen Colonnen aufzuhalten. Dieſe ſtürmische Conferenz neigte sich zu ihrem Ende, als ein Minister mit dem offiziellen Bericht von dem Marſche der Franzosen in's Gebiet von Ansbach eintrat. Der König sagte hierauf zu Doigorucki ; „von diesem Augenblick ist mein Entschluß gefaßt , ich werde der Verbündete des Kaiſers von Rußland und des Kaiſers von Oestreich. “ „ Und, sezt M. hinzu, er ist die ſem Entſchluſſe, den die Ehre ihm vorgeschrieben, der aber zuerst so unheilvoll für ihn war , treu geblieben. Der Entschluß Preußens war die Folge jener Verachtung gegen das Völkerrecht, deren sich Napoleon so *oft schuldig machte, wenn er sich für den Stärkeren hielt. Wenn er, was sehr leicht anging , das preußische Gebiet respectirte, so hatte er einen Verbündeten , anstatt eines erbitterten Feindes. Wir übergehen diesen Feldzug und die Zeit bis 1809, während welcher M. in Dalmatien verwendet wurde , so auziehend auch die dahin einſchlagenden Betrachtungen ge schrieben sind, und wenden uns zur Schlacht bei Wagram, von der M. wieder als Augenzeuge berichtet , jedoch nicht ohne Einschaltungen , die er vom Hörensagen genommen hat und die daher mit Vorsicht geprüft werden müſſen. Hören wir M. in einigen wesentlichen Punkten.. Die Desterreicher hatten einige Werke aufgeführt, nicht wie es geboten war, um den llebergang über die Donau zu hin dern, sondern um ihre Avantgarde zu sichern und der Armee Zeit zum Sammeln zu lassen ; hätten sie Eßlingen, Groß- Aspern und Stadt Enzersdorf verschanzt und diese Linie an die Donau gelehnt und durch die ganze Armee unterstüßt , so würden die Franzosen eine unübersteigbare Barriere gefunden haben. Die franz. Armee debouchirte, ohne auf ein feindliches Corps zu stoßen , um 6 Uhr Abends hatte sie ihren rechten Flügel bei Glinzendorf, ihr Centrum bei Raschdorf und ihren linken Flügel bei Groß-Aspern. In diesem Augenblick gab Napoleon den Befehl , durch den General Macdonald das Centrum des Feindes in der Richtung von Wagram angreifen zu laſſen und zwar in der ungegründeten Vorausseßung , daß die österr. Armee noch nicht formirt wäre. Dieser Befehl war leichtsinnig ertheilt. Macdonald ließ durch den Vicekönig sein Bedenken vortragen, der Befehl zum Marſchiren wurde jedoch wiederholt. Macdonald erreichte die Höhe des Pla teaus , wurde aber so kräftig empfangen , daß die Fran zosen schleunigst und in der größten Verwirrung herunter ftiegen. Wenn die Oesterreicher die franz . Truppen bei ihrem überſtürzten Rückzuge verfolgt hätten, so ließen sich die Folgen nicht absehen. Am folgenden Morgen erging es dem franz. linken Flügel sehr schlimm. Das Kollowrath'sche Corps stieg von den Gerarsdorfer Höhen herab, griff den franz. linken Flügel kräftig in der Flanke an und die Sach sen flohen aufschmachvolle Weise. (Der Ueberseßer bringt das

rüber am Schlusse eine Note). Als Maſſena's / Corps ekraſirt und auf die Donau und die Brücke geworfen war, hatten die Desterreicher Aussicht, zu derselben vorzubringen. Der Kaiser gab der Armee vou Die Lage war kritisch Italien den Befehl , Front gegen den linken Flügel zu machen und ließ sie durch 100 Geschüße und durch die Das imposante Artilleries Garde Cavalerie unterstüßen . feuer gebot den Oesterreichern Halt. Macdonald ließ sich durch die ihm beigebrachten Verluste nicht abhalten, Terrain zu gewinnen. Die Garde-Cavalerie, obgleich : so zahlreich, so nahe daran, den Erfolg zu vervollständigen, sezte sich nicht in Bewegung. Man schuldigte damals den General Walther vielfach deßhalb an, auch der General Nansouty schien Vorwürfe zu verdienen ; kurz , der Augenblick war vorüber und in solchen Fällen kehrt er nicht wieder. Der Feind bewirkte seinen Rückzug ; der rechte Flügel hielt sich noch, um dem linken Zeit zum Herankommen zu lassen; 3/4 seinerStreitkräfte ſchlugen dieRichtung auf Kornneu burg ein , während sich der Reſt auf Nikolsburg zurück M. erzählt ferner , daß zwei Stunden nach der jog. um ein Uhr beendigten Schlacht gegen das Centrum der franz. Armee, wo der Kaiser sein Zelt aufgeschlagen hatte, ein Schwarm von mehr als 10,000 flüchtigen Husaren, Kürassieren, Trainsoldaten mit ihrem Gespann ic. zuges stürzt seien , welche einige Kundschafter vom Corps des Erzherzogs Johann in panischen Schrecken gejagt hätten. (Was hätte geschehen können , wenn der Erzherzog Jo hann etwas früher mit seinem ganzen Corps erschienen wäre ! ) M. selbst betrachtet diese Furcht als einen Beweis der großen Erschlaffung in der Disciplin , als Abnahme der militärischen Tugenden , als ein trauriges Symptom des moralischen Zustandes einer Armee , das sich bei den franz. Soldaten einigemal, jedoch nicht in ihren guten Zeiten gezeigt habe und sagt ferner, in der Schlacht bei Wagram hätten die Franzosen ihren Gegnern nur 7 Kanonen und nicht eine Fahne abgenommen , während dagegen die Desterreicher - die " Beйegten" -9 Geschüße eroberten. Die Zeit , wo uns ganze Schwärme von Gefangenen in die Hände fielen, wie in Italien , bei Ulm , Auſterlig Stellt man dieses offene und Jena waren vorüber. “ Bekenntniß neben die Beschuldigungen, die sich M. gegen deutsche Contingente erlaubt , so ist schwer zu begreifen, wie sich ein Mann von seinem Geiste in solche Widers sprüche verwickeln konnte. Zu seiner Widerlegung halten wir es für unnöthig , die in Händen deutscher Truppen befindlichen Tagesbefehle Marmonts und der anderen franz. Marschälle hervorzusuchen , in welchen die Tüchtig . keit und die Waffenehre der Deutschen stets anerkannt M. selbst liefert in seinen Memoiren die worden sind . So . B. bezüglich der Affaire bei Tesch Beweisstücke. wiß, die nebenbei gesagt von glaubwürdigen Augenzeugen ganz anders geschildert wird und von welcher M. sagt, daß man den Bayern, obgleich sie den Feind zuerst kräftig empfingen , doch bald hätte zu Hülfe eilen müssen . In weniger als zwei Stunden sei die ganze bayerische Divis fion daselbst zur Verwendung gekommen und endlich habe er, dieser " Schlaffheit “ überdrüſſig, das 81. franz. Regi

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ment vorgeschickt , das allein genügend gewesen sei , das Dorf gegen die unabläſſigen Anstrengungen der Dester reicher zu vertheidigen. Gleich darauf sagt M. aber auch, daß er vom Dorf Teschwiß aus , die bayerischen Cheveaur legers habe vorgehen lassen , daß sie große Verwirrung angerichtet und eine tüchtige Anzahl Gefangener mit zu rückgebracht hätten. Weiß M. nicht, daß die beste Truppe zu ermüden ist und wenn sie die Hauptsache gethan , auch eine schwächere ausgeruhte Abtheilung die errungenen Vortheile dann leicht behaupten kann ? Bedürfen die ge zeigten Widersprüche eines Commentars ? Nein. Lassen wir den Franzosen ihre Nationaleitelkeit , von der sie leben müssen. Wir Deutsche wissen freilich, daß der Erz herzog Karl das Schlachtfeld von Wagram verlassen hat, wir wissen aber auch , daß seine Armee nicht geschlagen war. 12 Adler, 11 Geschüße und 7000 Gefangene als Trophäen des Tages sprechen laut genug gegen die 1

Fahne und 8 demontirten Geſchüße , die den Fran zosen in die Hände fielen. Bis jet liegt uns zuerst die 1. Hälfte des 2. Bds. der Memoiren vor. Sie reichen bis zum Jahre 1810. Wir werden daher nochmals Gelegenheit haben, über die selben zu sprechen und wollen schließlich nur noch bemerken, daß die Correktur der Probebogen und namentlich die Recht schreibung der Eigennamen Manches zu wünſchen übrig läßt. Eine wichtige Bereicherung der Memoiren besteht in den Dokumenten und Correspondenzen, die am Schluße eines jeden Buchs abgedruckt sind. Namentlich sind die Briefe Napoleons charakteristisch für das Verhältniß, wel ches zwischen ihm und seinen Generalen bestand. Die be stimmte, mitunter derbe Sprache , die er führte , das be ständige Drängen und Treiben, verbunden mit maaßloſen Gunstbezeugungen zeigen, wie er sie im Athem hielt und wie er seinen Zwecken gedient haben wollte.

Nachrichten.

Bayern. München den 26. October. Die f. Gewehrfabrik zu Amberg hat bereits ein beträchtliches Quantum der In fanteriegewehre hierher geliefert , welche nach der von dem fgl. bayer. Artilleriemajor und Vorstand der k. Gewehrfabrik Freih . v. Podewils erfundenen Con ftruction gefertigt sind. Gestern wurde das ganze f . 1. Infanterie - Regiment König Ludwig mit denselben versehen , und wird demnächst dieselben probeweise im Dienste führen. Dieses Gewehr besißt auf eine Entfernung von 1000-1400 Schritten eine tadellose Trefffähigkeit ; außerdem ermöglicht dasselbe eine Verein fachung der Ladehandgriffe und kann die Mannschaft auch mit einer kleineren Patrontasche als bisher versehen werden. Artikel 9 der Allerh. Verordnung vom 16. April 1853 bestimmt bezüglich der Heirathscaution der Offiziere und Militärbeamten : „Die Heirathscaution wird : 1 ) für einen Unter- und Oberlieutenant auf 15,000 fl., 2 ) für die Hauptleute zweiter Klasse bis einschl. der Ge nerale auf 10,000 fl. , 3 ) für die Militärbeamten aller Grade auf 10,000 fl. festgesezt. " Eine neuerliche Aller höchste Verordnung vom 24. October seht die Bestimmung Ziffer 3) von nun an außer Kraft und verfügt , daß künftighin die in Artikel 9 Ziffer 1 ) und 2 ) der allegir ten Verordnung von 1853 bezüglich der Heirathscaution der Offiziere gegebenen Vorschriften auch für die betreffen den Chargen der Militärbeamten gleiche Geltung zu fin den haben. Oesterreich. Aus Tirol vom 3. Oft. Erzherzog Johann will den großen Saal in seinem Schlosse zu Schöna bei Meran zu einer Ruhmeshalle für alle berühmten und bewährten Tiroler aus den Kriegszeiten umschaffen. Die Namen der Anführer, wie der einzelnen

durch Tapferfeit ausgezeichneten Landesvertheidiger werden. auf Marmor- oder Erztafeln prangen; die berühmten Helden, wie Hofer, Speckbacher, Haſpinger, sowie die für Tirol berühmtesten Landesfürsten werden in Porträts die Ruhmeshalle_schmücken. Ein eigenes Ehrenbuch, in welches die Thaten dieser Männer verzeichnet werden, wird angefertigt. Der Erzherzog ist auch bereits seit Jahren bemüht , eine Bibliotheca Tirolensis anzulegen, und das Archiv in Schöna enthält bereits jest schon eine bedeutende Menge von Urkunden aus den Kriegszeiten Tirols, mit denen bekanntlich Erzherzog Johann in engem Zuſammenhange stand. Das Wichtigste, was dieses Archiv einmal aufnehmen dürfte, sind die Memoiren , welche der Erzherzog aus seinem langen, vielbewegten und geſchicht lich so denkwürdigen Leben niederschrieb.

Preußen. Memel , 25. October.

Die noch vorhandenen aus

einer Citadelle und der Umwallung des südlich des Danga flusses belegenen Stadttheiles bestehenden Festungs werfe unserer Stadt , sollen hoher Verordnung zufolge, in ihrer ursprünglichen Form möglichst erhalten werden. Namentlich dürfen die Gräben nicht zugefüllt und die Wälle nicht in Gärten oder Aecker verwandelt werden . In Folge einer vor Kurzem vorgenommenen Inspicirung der Werke ist die Wiederherstellung einer den Einsturz drohenden Wallmauer auf der Citadelle angeordnet worden . Großbritannien. Um den Schießübungen der Marine Soldaten Aufmunterung zu geben, hat die Admiralität den besten Schüßen einer jeden Compagnie 2 Pence täg liche Zulage zugesichert.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers I. Ph. Diehl.

Druck von H. Brill.

2

MA Neue 6,1

Militär

Zeitung.

Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutſcher Offiziere. " 1... f a ! 1 ..d Dritter Jahrgang. 191 14:5 T 161.3

pulsa

11 No.

-

ilet

47.

Darmstadt ,

20. November,

1858.

" des Terrains " “ / „ Militärische Briefe eines Verstorbenen J

Auffäße.

1 . Fili Den Manen von Pöniz .

....

Es ist den Lesern unserer Zeitung bereits durch die öffentlichen Blätter bekannt, daß der in den weitesten mili tärischen Kreisen als hervorragender Schriftsteller hochge achtete, K. Sächsische Hauptmann der Armee und Obers postrath Karl Eduard Pöniz am 27. September d. I. zu Pillnig 1.bei Dresden nach langen körperlichen Leiden gestorben ist. 3 11 111 7 res& I Bake

Die schriftstellerische Thätigkeit dieses genialen Man nes hat zum Nachtheil der wissenschaftlichen Interessen unseres Standes ein viel zu frühes Ende + erreicht, denn man kann mit Recht sagen, daß er einer der bedeutendsten Militärschriftsteller war, die jemals gelebt haben. Seine Ausbildung war das Werk seiner Geisteskraft, das Er gebniß seiner Wißbegierde, S ſeines außerordentlichen Fleißes und Selbststudiums . Eine ungewöhnliche Kenntniß in allen Fächern der Militärwiſſenſchaften , reiche Belesenheit in allen Zweigen der Literatur, die Gaben scharfer Beobach. tung, ein flares Zurechtlegen seiner Gedanken, die immer vollständig geordnet auf's Papier floffen , das sind die Eigenschaften, die sich in seinen Schriften abspiegeln und die Grundlage der Leistungen bilden, die wir an diesem seltenen Manne bewundern. Das charakteristische Merk mal seiner Schriften ist die vorherrschend praktische Naz tur derselben und eine Durchsichtigkeit des Styls , der in allen Bildungsschichten verstanden wird, angenehm anspricht und überzeugt. Seine literariſchen Leiſtungen legten, den Grund zur einfachen, praktischen Behandlung , vieler mili . tärwiſſenſchaftlichen Stoffe ; das ihm eigene 9 ausdauernde Streben nach Wahrheit, und Erkenntniß, sein Geiftesreich : thum , feine Entschiedenheit im Kampfe der schriftlichen Erörterung erwarben ihm manchen Sieg f! über eingewurz zeltes Vorurtheil und #1 gefährliche Gewohnheiten. 2 meses Von 1838b bis 1845 schrieb Pönig Heine größeren

an seine noch lebenden Freunde" und die Eisenbahnen und ihre Benußung als militärische Operationslinien ". Außerdem im Jahre 1847 : „ der Soldat und seine Pflich ten". Bis auf lezteres haben alle in der Zeit von 1852 1 ** bis 1855 neue Auflagen und wesentliche Veränderungen erlebt. Als Mitarbeiter des Militär-Conversations-Leris fons , der deutschen Vierteljahrsschrift , der Allgem. Mili J. tär-Zeitung , der Augsb. Allgem. Zeitung , der Defter. Militär-Zeitung, der Leipziger-Zeitung rc. entfaltete er eine geistige Thätigkeit, die den Grund zu seinen späteren 45 153 1 T Leiden gelegt hat. " Seine Taftif" hat einen bleibenden Ruf erworben. Die von ihm selbst gezogenen Grenzen find zwar in dem ganzen Werke vielfach überschritten , denn sowohl das 4 wie das 8. Kapitel gehören nur zum kleinsten Theile der Taktik an. Es mag dies jedoch mit 1 gutem Vorbe dachte geschehen sein. Die Taktik ist der Lichtkörper , der seine Strahlen nach allen Seiten werfen sollte , um die inneren und äußeren Beziehungen zu den anderen Zweigen des Kriegswesens besser zu beleuchten und ein streng ein " gehaltenes Lehrsystem hat wenig Werth für die Praris.' Die Frische, welche uns aus diesem Werke entgegenweht, wirkte belebend auf diesen Zweig der Literatur. Pönig zerstörte den gelehrten Schrift Pedantismus, brachte Leben und Geist in ein früherhin in der Regel trocken behan deltes Material und löste den Zwang, in welchen der Methodismus das freie geistige Aufstreben nach praktischer Wahrheit geschlagen hatte. Er malte mit lesbaren Zügen das Bild des Krieges im Großen und Kleinen und wies auf die Gesammitthätigkeit im Kriege hin um feines an deren Zweckes willen , als das geistige Auge feiner Leser zu schärfen und die Wege zu bezeichnen , auf welchen fich der Laie die richtigen Begriffe von dem Wesen des Krie çalark 913 1955 1955 IN ... ges bilden könne. Mit seiner Eisenbahnschrift hat sich Pönig unzwei felhaft " ein Verdienst um das Gesammtvaterland erworben. In so einflußreichen Dingen hat die Priorität der Gedanken

einen geschichtlichen Werth. Die 2. Ausgabe dieses Buches ift Taktik´der Infanterie und Cavalerie" , „ Prak Werke : von S. 21 an ein ganz neues Werk geworden. Die Grundan~¹ tische Anleitung zur Rekognoscirung und Beschreibung | ſichten sind zwar unverändert geblieben, weil die Vorausſezun

370 Das Andenken an diesen außergewöhnlichen Mann gen der 1. Ausgabe sich als richtig erwiesen haben, aber die konnte nicht würdiger geehrt werden , als durch einen Lendenz der Schrift ist eine wesentlich verschiedene ge Rückblick auf seine ſchriftstellerische Thätigkeit, von welcher worden. Anfangs hatte Pönig wohl nur die Absicht, die bekannt ist , daß sie sich für die Interessen des Militär Regierungen und höchsten Militärbehörden auf die Wich standes opferte ; aber sie schuf auch Ansichten und Ueber. tigkeit der Eisenbahnen aufmerksam zu machen, später be zeichnete er den Offizieren den Wirkungskreis , welcherzeugungen , die zu Nuß und Frommen unseres Standes herrliche Früchte getrieben haben. Ehre und Dank dieſem ihnen durch die künftige umfassendere Benußung der Eiwackeren Vorkämpfer , Ehre und Friede seiner Asche! ―――― senbahnen eröffnet werden wird. Seine „militärischen Briefe " haben sich schon längst in der Reihe der klassischen Werke festgebürgert. Pönig zeigte sich darin als ein wissenschaftlicher und historischer Forscher von entschiedenen Fähigkeiten , er behandelte die Stoffe sowohl tendenziös als formell auf eine so an sprechende Weise, daß es wohl kaum einen deutschen Offi

Die Militärverhältniſſe Großbritanniens. 2. Dekonomische Verhältnisse. Strafgewalt und Rechtspflege. (Fortseßung.)

zier geben wird, der sich nicht durch sie aufs höchste ange regt und befriedigt gefühlt hätte. Das Werk über Rekognoscirung des Terrains ist ein durch und durch praktisch nüzliches Buch und hinsicht

lich der stofflichen Behandlung sogar einzig in seiner Art. Pönig erkannte das wahre Bedürfniß der Offiziere aller Waffen und genügte ihm, indem er stets die Verhältnisse der Offiziere im Auge behielt und daraus solche Lehren und Anweisungen formulirte, die jeder Offizier, auch ohne gründliche wissenschaftliche Vorbildung, verstehen und aus Man wird in keinem anderen Werke die führen kann. charakteristischen Merkmale des Terrains schärfer hervor gehoben und die Anleitungen zur taktischen Benußung derselben besser ausgesprochen finden , als hier , wo Alles darauf abgesehen ist, den Blick an Beobachtung und Prü fung zu gewöhnen und die taktische Verwendung des Terrains zu bestimmen. Wie dieser fruchtbare Schriftsteller durch die hier hier. kurz bezeichneten Werke und durch seine zahlreichen in Zeitschriften niedergelegten Auffäße eine scharfe Denk weise, einen praktischen Sinn beurkundete , so prägt sich in seinem " Soldat und seine Pflichten" die schönste Ges finnung , das tiefste moralische Gefühl und ein herrliches Gemüth aus. Das Werkchen legt außerdem Zeugniß ab von dem hellen Blicke feines Verfassers und der Gabe der sich selbst bewußten Beobachtung ; er ſah die Gegen wart und sah die Zukunft , für welche sein patriotisches Das Werk bezweckte Gefühl von Sorge erfüllt war. Abhülfe gegen die gefährlichen Vorläufer der Revolution durch Kräftigung des Ehr und Standesgefühls, das, wie ja die nächsten Ereignisse bewiesen , die ersten Angriffe zu erdulden hatte. Sein leßtes größeres Werk erschien 1856 unter dem Titel : Kriegerische und friedliche Träumereien über Ver gangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges " . Es wird ganz gerecht nur von der Nachwelt beurtheilt werden , weil Pöniz Verhältniſſe darin berührte, die zuerst dem heutigen Standpunkte der politischen Anschauungen entrückt sein müſſen, um mit voller Unpartheilichkeit aufgefaßt zu wer den. In rein militärischen Dingen legte er mit bekannter Gewandtheit auch in dieser Schrift einen reichen Schaß des Wissens und der Erfahrung nieder.

Kein Soldat der Welt bezieht eine scheinbar so hohe Löhnung als der englische , keinem aber werden auch so viele Abzüge davon gemacht als diesem , in keiner Armee ist das Rechnungswesen ein so verwickeltes und darum so zeitraubendes, im Felde so schwer durchzuführendes , als hier. Die tägliche Löhnung eines gemeinen Soldaten (Pri vate) beträgt 1 Schilling , ungefähr 10 Silbergroschen, und innerhalb der Grenzen der vereinigten Königreiche 1 Benny beermoney Biergeld pro Tag . Von dieser Löhnung werden werden regelmäßig täglich abgezogen : 41/2 Bence für Brod und Fleisch, 11/2 bis 212 Pence für Menage , als Salz , Gemüse , Thee , Kaffee , Zucker und Brodzulage . Außerdem hat der Soldat zu zahlen jeden Monat : 1 Penny an den Sergeantbüchsenmacher für Durchsicht seines Gewehres, Wasch- und Haarschneidelohn, und seine sämmtlichen Bekleidungsstücke , mit Ausnahme: von 1 Waffenrock, 1 Paar Beinkleidern, 1 Paar Schuhen, die ihm jährlich , und zwar am 1. April geliefert werden. Wenn wir nun annehmen, daß der Soldat unter gewöhn lichen Verhältnissen jährlich brauche : 1 Müze 212 Schilling 81/2 1 Paar Schuhe " 5 2. Hemben " 3 1 Kittel " 2 Paar Strümpfe " 1 " 1 Paar Handschuhe 1½ Dem Büchsenmacher 1 " Summa 38 Shug. 6 Pce ., und 3 Schllg . für Schuhmacherlöhne, so kommen 2 Pfd . St. Abzug für Bekleidung auf 1 Jahr. In dieser Zeit beläuft sich die Löhnung auf 18 Pfd . St.; mithin bleiben 16 Pfv . St.; rechnen wir nun die gesammte Verpflegung täglich nur 6 Pence, ein höchst geringer Ansaß , so beträgt dies monat lich 15 Schulg., alljährlich 9 Pfd. St. , mithin bleiben 7 Pfd. St. Ueberschuß oder 51/2 Pence (etwa 4 Sgr. 4 Pf.) tägliche Löhnung. Damit kann der Soldat weniger an fangen , als der deutsche , wenn er auch nur 2 Groſchen täglich hat , denn die Preise aller Dinge , welche er zu seinem Bedarf oder Vergnügen braucht , ſind_doppelt so theuer als in Deutschland, und ein englischer Soldat kann fich den Lurus einer Cigarre viel weniger gestatten als der deutsche.

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Außerordentliche Abzüge treten ein , sobald ein | Bekleidungsstücke und des Puzmaterials verwendet , die Soldat 1 ) im Arrest oder 2 ) im Hospital ist ; 3) in in der Kürze in folgenden Artikeln bestehen : 1 Jacke Cafernen oder Lagern für angerichteten Schaden ; 4) bei (shelljacket), 2 Kittel (smokfrock), 1 Paar Beinkleider, Seereisen. 1 Paar Schuhe , 3 Hemden , 2 Paar Unterbeinkleider, Jeder arretirte Soldat verliert 6 Pence seiner Löh 6 Paar Strümpfe , 2 Handtücher , 1 Besteckbeutel mit nung, welche vom Staate innebehalten werden, so wie die Messer, Gabel, Löffel und Schwamm, 1 Kamm, 1 kleines Bierzulage ; den Rest der Löhnung erhält der Profoß, der Abrechnungsbuch, 1 Kleiderbeutel, 1 Tornister mit Riemen, dafür die Kost und den Wäscherlohn zu tragen hat, ― 1 Feldkessel mit Ueberzug, 1 Brødbeutel, 1 lederne Hals ist der Arrestant in Schulden, so kann er demnach während binde , Bürsten , Thon und Wichse. Jeden Sonntag ist 1 der Dauer der Strafe diese nicht abtragen , und entsteht sogenannte Kidsparade , bei welcher man die eben ange ein Ausfall in den Rechnungen des Quartiermeisters da führten Dinge auf das genauste revidirt, und das Feh durch, den der Capitän oder Compagniechef einstweilen zu lende auf des Soldaten Kosten neu gefaßt wird. Da nun • decken hat. Im Hospital werden dem Mann täglich 41½ die Verluste an Kids , je nachdem die Leute mehr oder Pence für Verpflegung abgezogen, der Rest mit Abrechnung minder ordentlich sind , auch bei ihnen verschieden sein werden , so folgt aus der Nachschaffung und Bezahlung der etwaigen Schulden ihm bei seiner Entlassung ausge händigt. Das System , so menschenfreundlich es ist , hat derselben, daß die täglich auszuzahlende Löhnung bei den einen großen Nachtheil ; da nämlich der Soldat im Hos verschiedenen Leuten auch verschieden sein muß ; denn von pital weniger Abzüge erleidet als in der Compagnie , so ihr sind jene Ausfälle zu decken ; deshalb müssen die Ge strebt er bei jeder Gelegenheit , einige Tage darin ver bührnisse des Mannes , wenn nicht täglich , mindeſtens faullenzen zu können. Ein großer Mißbrauch sind die wöchentlich berechnet werden , was im Felde oft schwierig Abzüge , welche den Mannschaften unter dem Namen und wegen Mangel an Zeit unmöglich wird. Wir ziehen Barrak dammages, Caſernenschadenersaz gemacht werden. das System, wo der Soldat eine feste Löhnung bekommt, Hat ein Truppentheil Casernen oder Barracken inne , so und nur das Bekleidungsgeld verrechnet wird , dem ges werden einmal monatlich vom Quartiermeister , einem schilderten , in der englischen Armee gebräuchlichen bedeu Stabsoffizier des Regiments und dem angestellten Cafer tend vor, denn erstens ist es einfacher, zweitens erregt es nenverwalter, Barrak master, die von ihm belegten Räume nicht das Mißvergnügen des Soldaten , der sich in der revidirt, alle Utensilien revidirt, die Defecte aufgeschrieben, Regel zu seinem Vortheil verrechnet und sich beklagt, daß zu sehr hohen Preisen tarirt , und dann der Compagnie ihm Dinge aufgezwungen würden , die er entweder nicht ſummarisch von der Löhnung abgezogen. Wie hoch die brauche , oder billiger und beffer sich selbst kaufen könne. Herrn Cafernenverwalter ihre Preise seßen , erinnern wir Die tägliche Portion des Soldaten besteht in 3/4 Pfv. uns daraus , daß das bloße Einschlagen eines Nagels in Fleisch und 1 Pfd. Weißbrot , dieses wird von den Liefes ranten an den Quartiermeister , und in Gegenwart des eine Holzwand 6 Pence , das ist 5 Silbergroschen, Scha denersaz kostete. In der Nähe von Woolwich steht ein Capitän du jour an die Compagnieen ausgegeben. Salz, Gemüse, Thee, Kaffee, Zucker und Brodzulage werden aus reizendes Landhaus , das der Garnison allgemein unter dem Namen Barrak Dammages Hall bekannt ift! der oben erwähnten Privatmenage beschafft, und es muß Ehe eine Truppe sich einschifft, muß sie die soge so gewirthschaftet werden, daß der Soldat früh Thee mit Zucker, Mittags außer dem Fleische 1/2 Kanne Gemüse, nannten Seebedürfnisse Sea necessaries faffen, d. h. Leins Abends wieder Thee mit Zucker erhält. Im Feld , im wandkittel und Seife nach vorgeschriebener Zahl und Ges wicht, Tabak nach Bedarf, so wie pro Mann ein Taschens Lager oder auf dem Schiffe empfängt er noch außerdem eine Ration Grog, d . h. Rum mit 1/3 falten Waſſers vers messer, wie es die Matrosen führen. Die tägliche Schiffs ration wird dem Soldaten mit 6 Pence in Abrechnung mischt ; rein darf ersterer nie ausgegeben werden , auch müssen ihn die Mannschaften auf der Stelle trinken. gebracht, obige Seebedürfnisse werden von dem zurückblei benden Theile der Löhnung berichtigt, der lleberschuß den Für mehrjährige gute Aufführung und gutes richtiges Schießen erhalten die Soldaten sowohl tägliche Löhnungs Leuten bei der Landung ausgezahlt. Hierbei entsteht in neuerer Zeit ein großer Uebelstand dadurch , daß der Bes zulagen als auch äußerliche Auszeichnungen , und zwar darf an necessaries nach der Dauer der Reise auf Segel für gute Aufführung Chevrons über den Aufschlägen, für gutes Schießen kreuzweis gestickte Gewehre auf dem line schiffen berechnet wird, während der Transport mit Dampf i fen Oberarm. dieselbe wesentlich abkürzt , mithin der Soldat viele der selben in der kürzeren Zeit nicht braucht , unb zweitens die Löhnung nicht zureicht , fie während der Reise zu be zahlen , und ihm am Lande ungewöhnlich hohe Abzüge gemacht werden müſſen , um die entstandene Schuld zu decken. .. 41 197 Wenn ein Soldat angeworben wird , so hat er, wie bemerkt , 6 Livres Sterling Handgeld "zu beanspruchen ; von diesen erhält er nur 3 Livres baar und das Uebrige wird zu Anschaffung der sogenannten. Kids oder kleinen

Ende jedes Monates rechnet der Capitän mit den Soldaten seiner Compagnie ab. Im großen Abrechnungs buche, Ledger genannt, hat jeder Mann sein Conto, links stehen seine Gebührnisse , rechts seine Ausgaben. I Uebers steigen leßtere die ersteren , so trägt der Capitán diese Schuld in das kleine Abrechnungsbuch des Soldaten über, und dieser muß quittiren, daß er die verzeichnete Summe ersterem schulde ; hat er dagegen gut, so erhält er entweder das Geld ausgezahlt , oder der Capitän schreibt es ihm

372 gut, bekennt dies 1₂ im kleinen Abrechnungsbuch und übergibt das sämmtliche Guthaben dem Zahlmeister gegen Quittung. (Fortseßung folgt.)

TE: Kleinere

Mittheilungen.

Das Wassertrinken auf Märschen. In einer Correspondenz des Frankfurter Journals wurde der Tod der auf dem Marsche des Gr. Bad. 2. Inf.-Regi ments von Schwezingen nach Bruchsal verstorbenen Soldaten weniger den Strapazen und der Sonnenhige, als dem Mangel an Wasserverabfolgung zugeschrieben. Dieser Laienansicht einige commentirende Worte, zuzufügen kann ich nicht unterlaſſen. Aubekannt ist es, wie eingewurzelt bei sehr vielen Offizieren die Meinung ist , daß der Soldat durch einen Trunk frischen Waſſers auf dem Marsche sich schaden , ja den Tod zuziehen In Rücksicht auf dieſe Meinung steht man gar oft, könne. daß } der von Hize , Staub und Durst gequälte Soldat vor dem Wassertrinken , auf's ängstlichste bewahrt wird, daß die am Wege liegenden Brunnen mit Posten besezt werden u. f. f. Daß diese weit verbreitete Meinung auf einem schädlichen Vorurtheile beruhe, habe ich in einem Schriftchen (der Tod auf Fort und Märschen in der Hize S. 26 ) hervorgehoben. fort scheint dasselbe aber zu wuchern, und muß ich deßhalb wiederholt aussprechen, daß das Wassertrinken auf Mar schen nicht nur nicht zu verbieten , sondern absolut nothwendig ist zur Erhaltung des normalen Stoff wechsels. Daß jedoch zur Realistrung dieses Zweckes Vor sichtsmaßregeln getroffen werden müssen, darf ich nicht unters laffen zu bemerken, Insbesondere ist zu beachten : 1) daß das Wasser nur dann verabfolgt werde , wenn die durch die körperliche Bewegung aufgeregte Herzthätigkeit wieder zur Ruhe gekommen ist (nach einem s. g. Pißhalt), 2) daß es nicht in großen Massen und 3) nicht während des Niederliegens, zu mal an einem kühlen Blaze genossen werde ; 4) daß nach dem Genusse alsbald der Marsch fortgesezt werde... In den beiden leztverflossenen Jahren wurde von den Commandeuren meines Regiments 1 nach den eben erwähnten Grundsägen verfahren und waren seitdem durch Mangel an Wasserzufuhr D. P. Erschöpfte nicht mehr zu beklagen.

Die Königl. Englische Artillerie... Die Naval" und "Military Gazette " vom 2. October d. J. berichtet : " Die Königliche " Artillerie ist in wenigen Jahren von 9 auf 14 Bataillone zu Fuß und die reitende Artillerie von 7 auf 10 Compagnieen (troops) vermehrt worden. Die Fußartillerie-Bataillone haben je 8 Compagnieen und jedes dieser Bataillone, sowie die reitende Artillerie hat einen Oberst als Commandeur, zwei weitere Obersten und vier Oberstlieute nante, jede Compagnie zu Fuß und jede Compagnie zu Pferd hat zwei Capitäne und 3 Lieutenante. Dies gibt zusammen 15 Oberste als Commandeure, 30 weitere Obersten, (von denen bie meisten nicht verwendet sind) , 60 Oberstlieutenante, 244 Capitäne und 366 Lieutenante , ferner noch 15 Capi täne und Adjutanten für den Dienst von 122 Compagnieen Fuß- und reitende Artillerie. Rechnet man hierzu noch die Offiziere der Equitation, der Cadetten- Compagnie und die jenigen, welche als bei dem Kriegsverwaltungsamt angestellt, auf der Liste stehen , " so gibt dies eine Reihe von solcher Länge, daß die wohl erzogenen jungen Leute von 22 Jahren, 1 welche in Folge des Gramens angestellt werden , wohl ents muthigt sein können , wenn sie an das ihnen hierdurch be vorstehende Avencement denken. Fügt man noch hinzu , daß durch das kürzlich stattgehabte rasche Avancement Männer von 45 Jahren Obersten geworden sind, daß also die niede ren Grabe ein noch füngeres Lebensalter haben, so ist klar, daß die jest eintretenden Offiziere von Altersschwäche über mannt werden , bis sie die Stelle eines Capitäns erreichen. Ferner ist zu bemerken , daß der Regimentsstab des ganzen Corps stets in Woolwich versammelt ist, während auf allen anderen Stationen sowohl im Vaterlande als in den Colonieen nur ein functionnirender Stab, den Dienst thut. Das beständige Versehen von Unteroffizieren und Mann schaft von einer Compagnie zur Completirung einer anderen ist ein vortreffliches Mittel, die Leute zu verhindern , sich gegenseitig so kennen zu lernen , wie es der Dienst in } einem gut organisirten 1 Corps verlangt. Se, Kgl. Hoheit der Höchstcommandirende und der Staatssecretar des Krieges werden, wie wir zuversichtlich hoffen, diese, sowie viele andere Uebel derart in ernstliche Erwägung [gt. ] 3. ziehen . " La listalla

Die Wiederimpfung beim Militär.

Den Einfluß der Wiederimpfung auf Pockenerkrankungen documentiren von Neuem evident die Resultate , welche in der Königl. Preußischen Armee im vorigen Jahre erzielt worden sind. Nach den amtlichen Mittheilungen des Mili tär-Medicinalstabes erkrankten nämlich während des Jahres 1857 , in welchem die Menschenpocken an vielen Orten des Staates graffirten und 22 bis 23 % der Ungeimpften hin wegrafften , in der ganzen Armee , wo jeder Rekrut revac cinirt wird, nur 35 Individuen und zwar der Mehrzahl nach solche, an denen die Wiederimpfung noch nicht hatte voll zogen werden können. Nur ein einziger Fall und zwar bet einem Manne, der noch nicht revaccinirt worden war, endete tödtlich. D. P.

Literatur. *** Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe , par le général Renard , Aide . de camp de Sa Maj. le Roi des Belges, chef du corps d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. Dumaine ; Bruxelles , Ch . Muquardt. (XXIV & 223 p.) 5 Fr. (Fortseßung der in Nr. 32 abgebrochenen Beurtheilung.)

" "Drittes Kapitel. " „Von dem Einflusse der Kriege der Republik und des Kaiserreiches auf die Lactik der Infanterie einiger

1373 Mächte Europa's: Preußen, J Oesterreich , Rußland und Schweden." Die Betrachtungen über die prenßische Tactik werden mit der Reflerion eingeleitet , daß Preußen , durch seine Erfahrungen belehrt , die Methoden der Schule Friedrich des Großen vollständig aufgab und sein Reglement nach den Erfahrungen der neuen französischen Schule reformirte, während man in Frankreich selbst bei der Ordonnanz von 1791 blieb, weil den Siegen der Armee eine zweimalige Restauration 1814 und 1815 gefolgt war , in welcher

Zug an der Tête oder Queue bleibt, und zwar so lange, bis die beiden anderen Züge ganz zum zerstreuten Ge fechte aufgelöst ſind. Alsdann erst werben auch die bei Bei der den anderen Züge als Soutiens vorgezogen. Bajonnet-Attake ist es nicht, wie der Hr. Verf. anzuneh men scheint, nothwendig, sondern nur zulässig , daß in der Intervalle zwischen 2 圈 Bataillonen 4 Pelotons die Attake begleiten ; in der Regel soll nur von jedem Ba taillon auf jeder Seite 1 Zug in die Intervalles genom } men werden.

5. Deployement der Doppel - Colonne in Com man allen alten Ruhm , bis auf die Mittel , mit denen ፡ 114 pagnie Colonnen. " $ .'. #:) er errungen war , aus blindem Haß proscribirte. Preußen. " Unter dieser Ueberschrift wird furz angegeben, daß ein 1. Scule des Soldaten und der Compagnie. Bataillon aus allen Formationen : aus der Linie, aus der . : Sie ist vollständig." Doppel- oder aus der rechtsresp. links abmarschirten, Das obige vollständig“ ist in dem Sinne ausges geschlossenen und geöffneten Colonne sich in Compagnie-Co sprochen , daß sie alle für das Gefecht nothwendigen lonnen entwickeln könne, danach aber wird diesem Gegen Vorschriften umfaßt." ſtande eine beſondere Untersuchung gewidmet : 2. Shule des Bataillons. - Formation zu 2 247 „Von den Compagnie - Colonnen.“ Gliedern für das Gefecht -Tirailleur Züge. 1. Deutschland, Rußland , Schweden 2. haben dies System angenommen." Ihre Aufstellung. " „ Das preußische Bataillon ist aus 4 Compagnieen Es wird zunächst historisch erwähnt , daß das préu ßische Reglement , von 1812 bereits in derselben. Weise, zusammengesezt, und aus 8′ Zügen vom rechten nach dem linken Flügel numerirt , zu drei Gliedern , aber diese wie es in dem neuesten noch beibehalten ist , das dritte Glied für das zerstreute Gefecht bestimmt, später aber die Ordnung ist nur für das Erercieren oder die Parade. Um ** zu fechten ſezt sich die prenßische Infanterie auf 2 Glies | Erfahrung, daß dieses Drittheil eines Bataillons in vie der." len Fällen nicht ausreiche, zur Einführung der Compagnie Die Preußen haben von ihrem dritten Gliede einen Colonnen geführt und daß man dann in Preußen auf die Ausbildung dieser Form , in welcher sämmtliche Leute sehr verständigen Gebrauch gemacht : fte bestimmen es zum Die Art der Formation und Dienste der Tirailleurs. für das zerstreute Gefecht ausgebildet und gebraucht wer den, eine besondere Sorgfalt verwendet habe. - Während Aufstellung ist kurz angegeben und durch eine Figur ver anschaulicht....” in Frankreich verschiedene Truppen- Commandanten dem 3. Von der Doppel - Colonne. - Ihre Anwendung. Bedürfnisse während des Krieges und auch noch unter der Restauration durch besondere Instructionen für das Ihre Bewegungen." zerstreute Gefecht, abhalfen , dadurch aber nothwendiger Der Unterschied zwischen der preußischen und fran Weise eine die Einheit der Gefechtsführung störende Ver zösischen Doppel-Colonne wird dahin bezeichnet, daß bei schiedenheit entstand und namentlich die Schwierigkeit bes ersterer in den hinteren Zügen die beiden Hälften durch stehen blieb , die zum zerstreuten Gefecht losgelaſſenen eine Intervalle von 4 Rotten getrennt sind, welche dadurch Truppen zur rechten Zeit wieder in eine Hand zu bes entsteht, daß zwischen den beiden Têten Zügen drei Fahnen kommen, suchten die preußischen Lactifer, indem sie ihren stehen. Zugs 5. des Zugführer Die der Rotten und Bataillonen ganz die Fügsamkeit der Bewegungen gaben, preußische Doppel- Colonne ist sehr handgerecht für jeden welche ihnen fehlte, die Mittel, in allen Fällen die. Ord nöthigen Gebrauch gemacht wie : Deployements , Untand nung zu erhalten, ohne welche man häufig nur sehr un lungen in eine rechts oder links abmarſhirte Colonne. beständige Erfolge erhält. - Sie haben geglaubt , dieſes 4. Von den mit der Doppel - Colonne verbundenen 2 Tirailleurs . " Problem zu lösen , indem sie die Formation der Coms Cla pagnie Colonne annahmen. " Der Hr. Verf. irrt in der Annahme, daß der 1. und Der H. V. bezeichnet nun die Vortheile der Com 2. Tirailleur-Zug rechts , der 3. und 4. links neben der VI J. pagnie-Colonne sehr richtig, wie folgt *). Colonne formirt bleiben. Die dritten Glieder aller Bei dem Vormarsch in Compagnie - Colonnen ist Züge werden so herausgezogen , um zunächst die Tirail man der deployirten Linie näher als in doppelter ober leur-Züge zu bilden , deren jeder aus den 2 dritten Glie einfacher Colonne ; man vermeidet die Unordnung der dern der beiden Zügen einer Compagnie besteht , wie es ersteren und die unvermeidlichen Langsamkeiten der zweiten die beigegebene Figur richtig darstellt. Nachdem dies aber dieser Formationen . " geschehen , werden sie entweder an die Tête oder an die *) Wir laffen auch hier das Citat sprechen, weil es für den deut Queue des Bataillons geſeßt , um dort zu jeder Verwen schen Militär besonders intereſſant ſein muß, den eigenen Worts dung bereit zu sein , wenn nicht zugleich einer der beis ausdruck eines Generals einer fremden Armee hierüber zu hören. den Züge von jeder Seite zur Tirailleur-Linie verwendet Das von ihm gleich darauf selbst angeführte Citat des Urtheils A. d. Ref. eines deutschen Offiziers laffen wir dagegen weg. wird, in welchem Falle nur auf jeder Seite 1 Tiralleur

1374 „Wenn man in dieser Ordnung vorgeht, eine Tirailleur Linie voran, so hat diese rückwärts, außer ihren Soutiens, Reserven , welche bereit sind ihre verschiedenen Theile zu unterstüßen. Das Bataillon fann die zum Zurückwerfen des Feindes nöthige Zahl von Compagnieen engagiren, ohne genöthigt zu sein, das Ganze zum Angriff zu bringen. In den hinhaltenden Gefechten sind die Compagnieen die Reservoire, aus denen man die Tirailleurs nimmt und zu deren sie zurückkehren ; auf diese Art kann das Bataillon die ganze Kraft seiner organischen Zuſammenſeßung ent wickeln und Alles bis auf den leßten Mann in's Feuer schicken. Das Bataillon kann auch die Front seiner Tirailleurs ohne Schwierigkeit und Unordnung verlängern, um große Räume zu decken ; der Commandant bestimmt, wie er es für gut hält und nach dem Bedarf, die Größe der Intervallen der Compagnieen , und jede von diesen tiraillirt auf dem ihr angewiesenen Terrain. Diese For mation eignet sich zu einer Menge von Combinationen. So B. wenn das in Compagnie- Colonnen formirte Bataillon , mit seinen Reserven hinter den Flügeln durch ein in doppelte oder einfache Colonne zusammengeschobenes Bataillon angegriffen wird , so kann es auf folgende Art handeln die beiden Mittel- Compagnieen deployiren und feuern und die beiden Flügel - Compagnieen bereiten sich, die Flanken des Feindes anzugreifen . Während dieser Zeit ist die Reserve bereit , diesen zu verfolgen und seine Niederlage zu vollenden , wenn er weicht, oder ihn aufzus halten und den Rückzug zu decken , wenn er siegreich ist. ― Dieses einzige Beispiel genügt , um eine Vorstellung von den Hilfsmitteln zu geben, welche diese tactische Neues rung verschafft." Wir möchten dieser Charakteriſtik nur noch hinzufügen, daß die Compagnie- Colonnen ein Mittel bieten, in vielen Fällen, -immer wird es vielleicht nicht gehen -die großen Ziele , welche die Bataillons-Colonnen der feind lichen Artillerie bieten , rasch zu verkleinern , ohne die Truppen aus der Hand zu verlieren und daß die Anwendung derselben , dem Feinde die richtige Schäßung der Streitkräfte sehr erschweren wird. --In dem Schluß dieser Betrachtungen ist Manches, dem wir noch einige Bemerkungen hinzufügen möchten. Es ist zwar richtig , daß die deutschen Lactifer, in sp. die preußischen durchaus Alles verwerfen wollen , was noch von den Irrthümern von 1788 geblieben ist", indeſſen ist es wohl nicht ganz richtig , daß dieselben die Verall gemeinerung der Anwendung der Compagnie- Colonnen bei den Manövern erstreben , wenn man darunter verstehen will, daß die Bataillons - Colonnen fast gänzlich verschwin den und die Compagnie- Colonnen an deren Stelle treten sollen.. 2 „Man schlägt vor die Compagnie-Colonne als Grand ordnung für den Mechanismus des Bataillons anzunehmen. - Die Compagnie würde die tactische Einheit bilden und das Bataillon würde eine Combination von gleichorganis firten Compagnieen sein ; so daß der eigentliche Mechanis mus des Bataillons auf die Compagnie als Einheit ge gründet sein würde."



Diese Ideen hat der General von Griesheim nicht ent wickelt oder vertreten , sondern der Verfasser der Schrift : " Das Fähnlein oder die Compagnie als die wahre tactische Einheit. -- Syftem tactischer Formationen der Infanterie 2c. 184 9. Wesel in Commission bei Bagel *). " Refer. ift dem H. V. sehr dankbar, daß er ihm hier eine Gelegenheit bietet , für den Verf. der genannten Schrift eine Lanze zu brechen. Möge der freundliche Leser uns gestatten zum Beweise unserer Behauptung einige_Citate aus dieser Schrift anzuführen. S. 23: „Wenn wir den Begriff der tactischen Einheit aus dem Begriff der Einheit überhaupt ableiten, so verstehen wir darunter nicht einen willkührlich als tactische Einheit bezeichneten Truppen-Körper , sondern wir müssen dann auf das Or ganische eingehen , welches in der Bezeichnung einer Einheit für die Bildung einer Vielheit aus ihr liegt. Danach müssen wir als tactische Einheit denjenigen Truppentheil bezeichnen , welcher keinen selbstst à u digen Truppentheil mehr unter sich hat , sou= dern selbst der kleinste selbstständige Truppen körper ist , aus dem die größeren Truppenkörper nur durch Vielheit entstehen, von dem sie nur eine Vielheit bilden, welche aus Gründen der tactischen Zweckmäßigkeit, ohne die Organisation der Einheit selbst zu alteriren, diese oder jene Formation und Verbindung einer Anzahl Einheiten unter sich erhält. " - „ Eine solche Vielheit von 4 Compagnieen ist das Bataillon , die Einheit die Compagnie. " Seite 25: " Db man es jedoch vorziehe , die In fanterie nach Bataillonen , statt nach Compagnieen zu zählen , das scheint uns für den Begriff der tacti schen Einheit völlig gleichgiltig ; dagegen knüpfen wir an diesen Begriff die Forderung , daß die tactischen Forma tionen der höheren Ordnungen aus der tactischen Einheit derartig entwickelt werden , daß die leßtern mit ihren Functionen in jenen erhalten bleibe, daß jene nichts Anderes , als eine Combination so und so vieler tactischer Einheiten sei. " Die Aehnlich feit dieser leßteren Stelle mit der oben angeführten des H. V. scheint uns zu dem Schluße zu * berechtigen der H. V. habe, was ja so leicht ist , in der Erinnerung die beiden Autoren verwechselt. Fahren wir zum weiteren Vergleiche fort, den H. V. zu citiren : „In diesem Systeme höchster Beweglichkeit würde man keine Inversion kennen , das heißt, daß die Compagnie keinen bestimmten Plaß haben würde und eben *) Der Verf. dieser Schrift ist bekanntlich der damalige preußische Hauptmann, jeßige Major, Wittich. Wir erkennen mit Befrie digung , daß die Bedeutung derselben nun auch von einer so " bedeutenden Autorität des Auslandes anerkannt ist. Wie hoch man auch andere neuere schriftstellerische Behandlungen der wichtigen Frage schäßen mag ; dieſe Schrift hat jedenfalls die Bahn gebrochen. Zu einer Zeit , wo das System der neuen Feuerwaffen sich ´eben erst zu entwickeln begann und noch sehr *i ^ 11 wenige deren Einfluß auf die Taktik ahnten, hat der Verf, ders selben schon aus der Natur der Sache und mit hiſtoriſcher Be 2 gründung jenes kühne und schöne System taktischer Formationen entwickelt, dem nach der Entwickelung der lezten Jahre die D. R. d . N. M. Z. Vorherrschaft gesichert scheint.

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so den rechten oder linken Flügel oder das Centrum der Ordre de Bataille, die Tête oder Queue in der Colonnen Ordnung nach den Umständen und Nothwendigkeiten des Gefechts einnehmen könnte , ohne daß man dadurch das Bataillon blosgestellt glaubte. Die Colonne würde nur von hinter einander echelonnirten Compagnieen, aber von kleinen aneinandergefügten Colonnen gebildet sein; es würde daraus folgen, daß ein Bataillon ebensowohl drei, vier oder fünf Compagnieen haben könnte, da der Mecha nismus derselbe bleiben würde. Die Front der Colonne oder der deployirten Linie würde nur mehr oder weniger Ausdehnung haben. " Fähnlein S. 45 , §. 8 : „ Das Bataillou in Linie." " Die vier Compagnieen stehen für gewöhnlich ihrer Nummer nach vom rechten nach dem linken Flügel neben einander. Es darf indeß darauf kein Werth gelegt werden, daß diese Reihenfolge unter allen Umständen statt finde, da vorangegangene Verwendungen einer oder meh rerer Compagnieen eine andere Reihenfolge als natürlicher und einfacher ergeben können. Jede Compagnie muß eben so über , als unter der Fahne, als Mittel oder Flügel Compagnie verwendet werden" 2c. S. 68, §. 15 : Die Marsh Colonne. a. in doppelter Zugfront " (colonne Gestattet es das Terrain und erscheint es den double) . Umständen nach zweckmäßig, in so großer Breite zu mar schiren, so folgen die Compagnieen einander in ihrer Formation nach der Mitte in Colonne. Welche Com pagnie dabei die Tête hat, soll durchaus gleichgiltig sein, ebenso die Reihenfolge in der Colonne ; beides hat der Commandeur zu bestimmen , wie es nach der vorherge gangenen Formation am einfachsten und fürzesten er sceint" 2c. S. 48, S. 11 .: " Gebrauch der Schüßen. Zum zerstreuten Gefecht wird jederzeit , so weit es nöthig ift, eine Compagnie, wenn diese nicht ausreicht, gleichgiltig, eine andere verwendet. Es ist dabei völlig gleichgiltig, ob man dazu die eine oder die andere , eine Flügel- oder eine Mittel-Compagnie nimmt ; ja es ist sogar durchaus nothwendig , daß darin sowohl in den Friedensübungen. als in der Wirklichkeit abgewechselt werde“ 2c.

Der Verfasser dieses Fähnleins " kann es sich zur Genugthuung gereichen lassen , daß mehrere seiner Vor schläge von Anderen theils offiziell, theils nicht offiziell: wiederholt werden und zum Theil der Verwirklichung nahe sind , z . B. die endliche Einführung der Rangirung in zwei Glieder, Versuche der französischen Rangirungsart: bezüglich der Größe, das Tiraillement durch selbstständige Compagnieen , die Eintheilung dieser zu 4 Zügen, ferner die Verweisung der Zündnadelgewehre in die Avantgarde und Reſerve , die Erschwerung der Artillerie Kaliber um den weittreffenden verbesserten Gewehren nicht zu sehr ausgesezt zu sein, wenn sie selbst noch den Kartätschschuß. behalten wollen. Das Glück, dabei genannt zu wer den , ist ihm dabei nur von dem englischen Obersten Chesney widerfahren , der ihm in feinem Werke : „ Ob servations of the past and present state of fire - arms" die Ehre erzeigt, den ganzen „Anhang“ zu überſeßen.. - : Einige haben aber auch ein hohes Pferd gegen den qu. Verfasser bestiegen , indem sie ihm sehr unverschuldet die Idee untergeschoben haben , er wolle das Schlachtfeld mit seinen kleinen Compagnie-Colonnen bedecken und weil er dem Bataillon nicht mehr den Namen der tactischen Ein heit lassen wolle , auch das ganze Bataillon über Bord werfen. - Dafür kann dann der Verfaſſer des Fähnleins freilich nicht, und es wird ihm um so erfreulicher sein, daß er in dem Buche des General Renard mit so flarem Verständniß Anerkennung gefunden hat und auch der Schluß- › saß der citirten Stelle von einem rationelleren Eingehen in seine Ideen zeugt, als es ihm bisher widerfahren sein dürfte. Dieser Schluß lautet : "Dies ist ohne Zweifel eine Uebertreibung in den Augen Derjenigen , welche · an den jeßigen Formen festhalten ; aber aus dieser Ueber treibung selbst ziehe ich den Schluß , daß die beschränkte Anwendung der Compagnies Colonnen bei denen, welche: fie in's Werk gesezt haben, unbestreitbare Vortheile hers . vorgebracht hat , und daß diese Methode verdient , sehr . ernst studirt und versucht zu werden. " (Fortseßung folgt. )

Nachrichten.

Großbritannien. -

In der britischen Armee hat seit längerer Zeit die Desertion so überhand genommen, daß das Kriegs ministerium sich veranlaßt gefunden hat, den Preis auf die Die Habhaftwerdung von Ausreißern zu verdoppeln. "Times" erwähnt dabei den merkwürdigen Umstand , daß in diesem Augenblick vielleicht nicht weniger als 6000 Mann in der Armee dienen, die in einem Regiment deser tirten, um sich in dem anderen anwerben zu lassen. Sardinien.

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Die Arbeiten an den Festungswerken von Alessandria schreiten nur sehr langsam vorwärts. Nur die in der Richtung nach Genua gelegenen Fortifie

kationswerke nähern sich der Beendigung, während an den wichtigeren Werken gegen Westen kaum die Erdarbeiten . vollendet , und nur sehr wenige Leute in diesem Augen blick dabei beschäftigt sind. (G. d. V.) ――――― Auf Veranlassung des Kriegsministers ist ein Be richt veröffentlicht worden , welcher umständlicher in die. Einzelheiten der Recrutirung vom Jahre 1857 ein geht, als der ersten, die nach dem neuen Recrutirungsgeseß. vom 13. Juli 1857 vorgenommen wurde. Es läßt dieser Bericht zu tiefe Blicke in die Bildungsverhältniße der Bewohner des fardinischen Königreichs thun, als daß man diesem Actenstück nicht einige Aufmerksamkeit schenken sollte, um so mehr als dasselbe offizieller Art und daher nicht verdächtig ist. Es ist daraus ersichtlich, daß die Zahl der verdächtig ist.

376 Eingeschriebenen 52,068 betrug , von denen 17,705 aus- | Zündhütchenfabrik zu Enramadilla, die Gründung der Central Schule ber Militär Pyrotechnie und der Prä gehoben wurden und zwar 8853 in die erste und 8352 sind unwiderlegliche cisions Werkstätte zu Madrid in die zweite Kathegorie. Nach einem Kapitel über kör Zeugnisse seiner hohen Verdienste um diese Waffe in deren perliche Tauglichkeit oder Untauglichkeit geht der Bericht Geschichte sein Name eine der schönsten Seiten bilden zur geistigen Prüfung der neu Einzureihenden über und wird. man erfährt hiernach mit Staunen , daß von den 17,705 [ ] Nach einer kriegsministeriellen Verfügung vom jungen Männern 9096 weder lesen noch schreiben und 25. October wird die Absendung eines ansehnlichen 776 blos lesen können. Dabei ist zu bemerken , daß mit 帝国 Ausnahme der Insel Sardinien , es durchaus nicht die Kriegsmaterials nach Cuba erfolgen. Darunter befindet sich ein vollständiger Belagerungstrain von zwanzig armen isolirt gelegenen, im Winter oft gänzlich abge sperrten Gemeinden Geschüßen ; das Material von zwei Feldbatterieen mit der Alpenthäler Savoyens , des Ausrüstung und Bespannung , tausend gezogene Büchsen, Aosta und des Bucherner Thals sind , welche die über vier tausend Percuſſionsgewehre 2c. In den Häfen Co große Mehrzahl dieses stupiden Contingents liefern , son ruña, Barcelona, Alicante und Cadir müssen die nöthigen dern die in einem wahren Gottesacker gelegenen Städte 4 Fahrzeuge zur Einschiffung bereit gehalten werden. Liguriens, an ihrer Spise das ftolze Genua , von dessen Aus einem von dem Oberstlieutenant E. de Seijas 800 zu stellenden Refruten 678 weder lefen noch schreiben. die Sterblichkeit können , während im eigentlichen Savoyen von 770 Rein dem Blatte " El Fenir“ über der Armee auf den Philippinischen Inseln, fruten 465 sowohl schreiben als lesen gelernt haben. Am traurigften sieht es freilich in einigen Bezirken der Insel während des Jahres 1857 veröffentlichten Artikel, Sardinien aus , wo , in dem von Louiſei von 60 blos 2 . geht hervor, daß dieselbe sehr gering war, denn sie erreicht lesen können, die übrigen aber vollständig unwissend sind . noch nicht 5 Procent, wobei es sehr eigenthümlich erscheint, (A. 3. ) daß das Absterben der Europäer verhältnißmäßig geringer als das der Eingeborenen ist. 7 Spanien. In Folge einer königl. Ordonnanz vom 9. Sept. Am 14. October starb zu Madrid der General wird auf Antrag 2 der Generalcapitane von Neu-Castilien lieutenant D. Francisco Javier de Aspiroz , Jalon, und Valencia die von Madrid nach Alicante und Valencia Garroverea u. f. w., Graf von Alpuente , einer der aus führende „ Mittelmeer - Eisenbahn “ ´in's Künftige gezeichnetsten Generale der spanischen Armee. Geboren auch zum Transport von Waffen und sonsti im Jahre 1799 zu Valencia , trat er schon früh in den gem Kriegsmaterial, — mit Ausschluß des Pulvers 24benugt werden. Dienst und war bereits im 16. Jahre Capitän im Res Die betreffende aus fünf · Artikeln gimente Caftilien. Nach 1823 für einige Zeit ausges bestehende Ordonnanz gibt auch einige ganz allgemeine schieden trat er im Jahre 1834 wieder ein ; leistete dem Andeutungen , hinsichtlich Anordnungen, welche bezüglich Thron der Königin Iſabella in dem darauf folgenden der Sicherheit und Regelmäßigkeit der Transporte zu ges ...i Bürgerkriege wesentliche Dienste und wohnte vielen Kriegs schehen hätten. • Die Armee der Philippiniſchen - Inseln, actionen rühmlichst bei. Nachdem der Friede auf der Halb insel wiederhergestellt worden , versah er nach und nach wird um ein Infanterie - Regiment, welches new " die Stellen des Kriegsministers und interimiſtiſch die des errichtet wird , vermehrt ; dasselbe wird den Namen Staats- und Finanzministers , des Generalcapitans von „Castilien“ und die Nummer 10 erhalten. Alt-Caftilien und von Valencia und des General-Direc Die Zahl der Fahrzeuge , aus denen das tor's der Artillerie , war Mitglied des königl. Raths , des spanische Geschwader der Insel Cuba zusammengefeßt Königreichs, sowie Deputirter bei den Cortes in verschie benen Legislaturen. Als langjähriger Director des spanis schen Artillerie-Corps verdankt ihm dasselbe namentlich viele und große unter seiner Leitung eingeführte Verbesse rungen der gegenwärtige ausgezeichnete Zustand der Ar tillerie-Schule , die Wiederherstellung der Artillerie-Depar tements so wie solche jezt sind, die Einführung eines allge meinen Reglements für das Rechnungswesen, die Organis sation und Vermehrung der Batterien in den überseeischen Befizungen, die Fabrik von Trubia, welche mit den beffe ren dieser Art im Auslande wetteifern kann , die Fabrik der blanken Waffen zu Toledo , mit ihren völlig refors mirten Maschinerien , die in der Bronzegeschüßgießerei zu

Dampfer mit zeuge führen Personal von portfahrzeuge führen.

im Ganzen 2800 Pferdekraft. Die Fahre insgesammt 381 Geschüße und haben ein 4598 Mann. » Außerdem ſind noch 3 Trans vorhanden , welche jedoch keine Geschüße

Berichtigung . "

In dem in Nr. 43 der N. Mil. 3tg. abgedruckten Aufsage: Ueber die Pontonierübungen" c. ift Folgendes zu verbessern : S. 338 , Spalte rechts, Beile 17 " oben , ftatt: unterhalb", lies : oberhalb" ; S. 339, Spalte links , Zeile 7 v . oben , statt: „2, im“; S. 339, Spalte rechts , Zeile 21 v . S. 339, Spalte links, "nur 2 im", lies: m“, lies : Beile 4o . oben, Natt: Zich wenfungen“, lies ? schwankungen “. Sevilla eingeführten Verbesserungen , die Errichtung der Team wong Sini rik albintitia sålsfina als adsin Baranian marad i ara estivi niste 395 ' In Verhinderung des Redacteurs Fredigirt unter Verantwortlichkeit; des Verlegers . I. Ph. Diehl. - Druck von H. Brill.

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Betrachtungen nach dem Lager bei Warschau. *) Jeder Mensch, arm wie reich, hoch wie nieder, wenn er lesen gelernt hat , will täglich in seinem Zeitungsblatt die Weltneuigkeiten und nebenbei die Lokalereignisse durch sehen. Hörte dieses plößlich auf, es wäre wahrlich eine Revolution zu befürchten. Diesen jede 24 Stunden wieder kehrenden Hunger zu befriedigen zu sättigen ist ja die Wißbegierde vielleicht auch Neugierde nie , sind die Re dactionen wohl gezwungen auch Gerüchte und Halbwahres aufzunehmen, damit ihr Leserkreis und somit ihre Einnahme fich nicht vermindert, und anderen Collegen zufällt, die es besser verstehen , Gedrucktes mundgerecht zu fabriciren. Das Lager bei Warschau hat dazu wieder eine hübsche Veranlassung gegeben , bis die kurze Anwesenheit des Kaisers und der noch fürzere Besuch mehrerer Fürsten die Gewißheit herausstellte , daß es neben " einer Höflichkeits form eine bloße Truppenübung und Besichtigung war. Das aber 1 läßt sich sagen , es war eine wirkliche 1 Schule den Soldaten kriegsfähig , zu machen, denn zwei Monate lagerten die Truppen unter Zelten, fortwährend in Athem gehalten durch Bataillons- und Brigade- Erer zieren , Scharfschießen , Manövriren der Waffen für sich

Angehöriger sich in eiserner Kriegszucht in bekannten tak #. Ad 13 tischen Formen vor + uns bewegt. 1. Unter den Productionen war auch ein Scharfschießen des ganzen Armeecorps . Eine große Zahl Bretterwände, vies für Geschüße höher , waren mindestens auf 2000 1.. Schritte Ausdehnung errichtet. Die Divifionen in ges schloffenen Colonnen rückten, die einzelnen Bataillone ab wechselnd auf 800 Schritte, später auf " 600 heran, zogen ihre Tirailleurs in dichten Linien vor und feuerten. Ebenso die Artillerie mit 16 Batterieen auf 1200 Schritte mit Kugeln und immer näher rückend mit Shrapnels bis auf 800 Schritte, endlich mit Kartätschen feuernd, bewies sen eine große Präcision. Die durchbohrten zum Theil zerrissenen Holzwände bezeugten ↓ die Sicherheit der Schie senden , wie die furchtbare Gewalt eines so concentrirten Feuers val Der Helm der Infanterie preußischer Art wird wieder abgelegt, und dafür ist der Tschako ohne Rückschirm ange nommen. Statt der Patrontaſche liegt von weichem und doch dichtem Leder ein gekrümmter in der Mitte dicker werdender Schlauch unter dem Tornister , aus dem der Mann seine Patronen ohne Anstand herausholt, und von dem linken Ende zum rechten leicht nachschiebt. Der Tors

nifter selbst nicht zu groß, sehr flach, auf ihm eine eigene Lederhülse in nicht ganz 虚 runder Form den langen sehr schwer zu rollenden Mantel aufzunehmen. Die Tirailleur Bataillone - eine neue seit Auflösung der Jäger-Regi und zusammen, mit einer Zeitdauer von durchschnittlich 6 menter eingeführte Organisation -- sowie die Tirailleur Stunden. Das gibt Kraft und Kenntniß des Handwerks. Compagnieen, ausnahmsweise : aus den Regimentern zu Eine der Divisionen hatte ihre Bluttaufe in der Krim er Bataillonen zusammengestellt und nur auf zwei Glieder halten , gebräunte stattliche Figuren. Die beiden anderen gereiht, mit gezogenen Gewehren versehen , während die aus jungen Leuten bestehend , manche der Bataillone neu b übrige Infanterie zur 1 Zeit wenigstens noch glatte Rohre formirt , gaben jenen des Kriegs schon kundigen weder führt, hatten das Bajonnet nicht aufgesteckt , nicht einmal im Ansehen noch in der Präcision ihrer Bewegungen nach, bei der großen Parade. Es scheint daher Grundsaz zu Ausrüftung und Bekleidung ftimmt mit den größeren eu sein, dem Mann das Zielen und Treffen damit zu erleich ropäischen Heeren überein, und sprengten nicht die Kinder tern. Diese Tirailleurs find im Durchschnitt auch in ges des Kaukasus in ihren verschiedenen, doch nach Stämmen schloffener Ordnung gut * eingeübt. In den Evolutionen übereinstimmenden Trachten und Farben umher, man würde war Ruhe , J Sicherheit mit ...hinlänglicher Geschwindigkeit. durch nichts erinnert , daß ein Amalgam von griechischen Besonders schön waren X die Directions-Veränderungen ge Christen , Muſelmännern und mehrerer Religionsschichten schloffener Bataillons-Colonnen während des Marſches zu A. . R. nennen. Das Rechts- oder Links - Schieben der hinteren *) Von 1 einem Augenzeugen uns mitgetheilt. ...

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ſchwenkenden Flüg undel gesch das ah mit einer Leichtigkeit, auf vas de daß ganze Masse einem elastischen nach Belieben sich drehenden Körper glich. Auch die Commandowörter ertönten furz, und selten wurde eine Wiederholung oder in vielen Regle groene g ments vorgeschriebene Ergänzung durch die Compagnie oder Zugführer gehört. Es müssen auch hierin in der jüngsten Periode Verbesserungen eingetreten sein. Die Sappeur- und Pontonier - Bataillone find mit kürzeren Gewehren bewaffnet , überdieß mit Beilen vers sehen , sonst wie die Infanterie ausgerüstet. Daß diese Truppen Gewehre haben und die Fußartillerie feine, mag in besonderen Ansichten seinen Grund haben. Die Tirail leurs bilden beim Plänkeln eher eine Linie als eine Kette, schießen viel knieend und liegend und laden auch zum Theil auf dem Rücken gestreckt. 101 Da das Kochgeschirr von Eisenblech auf der Mitte der breiteren Fläche des Tornisters befestigt ist, so wird es bei steinigem Boden durch den Druck und das Gewicht des Oberkörpers bei dieser Ladungsart leiden. 0005Das Material der Cavalerie , abgesehen von dem Lurus der gleichen Farben nach Regimentern , ist in jeder Beziehung vortrefflich und nur in einem Staat ausführ bar , der so unerschöpflich an Pferden wie Rustand ist. Pferde, die zu jedem Dienst brauchbar, des rauhen Klimas und des mäßigsten Futters gewöhnt sind. Einen Beweis der großen Uebung ließ ber Czar bei der großen Parade geben, indem auf eigenes Commando während dem Vorbei marsch Dragoner und Uhlanen in allen Gangarten sich präsentiren mußten und dieses glänzend durchführten. Ein Dragoner-Regiment , von dem nun aufgelösten Dragoner corps mit dem Infanteriegewehr übergehängt , das dem Mann im Trab und Galloppziemlich unbequem wird und nur als schon bestehend sich noch erhält, leistete auch während den Manövers als Infanterie Dienst. Rasch zu einem Bataillon geordnet , griff es den Waldesrand an Jeder dritte Mann bleibt figen und führt zwei Pferde seiner abgesessenen Kameraden. Indessen mag die Uebung noch so groß sein, es sind doch zwei verschiedene Dienste, die dem Mann zugemuthet werden. Der Cavalerist greift alle Waffen an und hat mit dem Terrain nur so weit zu thun, als es ihm zu seinem Angriff Hindernisse oder Vortheile bietet. Der Infanterist, dagegen hat in aufgelöster wie in geschlossener Ordnung mit den lebendigen Gegnern aller Waffen und mit Schanzen und Mauern, überhaupt mit besezten und bewahrten Terraingegenständen zu thun. Die Abrichtung hierzu neben dem Sicherheitsdienst , der eben so wichtig , umfaßt so viel , daß er nicht zugleich auch Reiterdienste und umgekehrt , gehörig zu leis ften vermag. Schüßen zu Pferde gebracht, um einen vors liegenden Punkt schnell zu besegen und zu sichern , fann von wesentlichem Einfluß für den Ausgang des Gefechts sein, und es kommt endlich nicht darauf an , wie fie reiten, wenn fie nur hinkommen. Aber den großen Umfang des Infanteriedienstes mit dem eines Cavaleristen in gros Beren Abtheilungen zu vereinen, möchte in derWirklichkeit unerreichbar bleiben. Bei gutem Material erzeugt sich

bälder er eine brauchbare Reitertruppe, als eine vollkommene balb Infanterie. Das Prinzip , zur Genüge Fußsoldaten in wenig Wochen oder auch Monaten auszubilden , ist sehr täuschend , denn es hat sich nirgendwo bewahrheitet. Die russische Artillerie, aus schweren und erleichterten 12Pfor. Batterieen, die nur zur Hälfte bespannt, doch mit ganzer Mannschaft präsent waren, und reitenden Batterieen bestehend, ist durch ihre solide Ausrüstung und gutes Schießen bekannt. Die Bespannung war auserlesen. Diese erleichterten 12Pfor. scheinen die 6Pfdr. bei der Fußartillerie erseßen zu sollen. Der Keil und unter ihm die Richtschraube gestattet eine größere Geschüß- Depression. Aus ihren Einhörnern schossen ste Vollkugeln, Shrapnel's und Kartätschen mit Erfolg , und behaupten daher , daß die Napoleonische Kanon Obüfter durchaus feine neue Erfindung sei. Auffällig bleibt, die reitenden Artilleristen zu beiden Seiten dem Geschüß entlang und nicht in Trupps geschlossen hinter demselben zu sehen. Das Sißen von 4 Mann, Rücken gegen Rücken auf dem dachförmigen Deckel Der zweispännigen Munitionskarren ist nur im Sande und auf sehr ebenem Boden thunlich. Diese Leute , ohne sich halten oder stüßen zu können, find bei jedem Stoß ausge fest, heruntergeworfen zu werden. 1992 (Schluß folgt. ) and legal 09 on notistpisala ac singlstyloid? aid postsid otsad so is childr 30 Die Militärverhältniſſe Großbritanniens.

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(Fortseßung.)

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In einem Staate, dessen Hauptmacht im Handel liegt, kann man sich nicht wundern , wenn auch der Armeevers waltung etwas Kaufmännisches anklebt, wenn die Geld verpflegung z . B. in den Händen von Bankiers ruht. In erster Instanz zahlt nämlich der Staat die Gelder, welche ein Regiment zu empfangen hat, an den sogenann ten Regimentsagenten, einen Bantier in London, (die bes deutendsten derselben sind Sir John Kirkland und Cor and Sons). Von diesem zieht der Zahlmeister des Regis ments die nöthigen Gelder gegen Wechsel , und zwar so wenig als möglich, da die Zinsen, welche das nicht gefaßte Geld trägt, weder Compagnieen Staate jus Our den Qiroll DTH noch dem 050 fließen. Der Zahlmeister "" gibt die en empfangenen Gelder abers mals einem Bankier in der Garnisonsstadt, und stellt willkürlich, gewöhnlich vier bis fünfmal monatlich, Wechsel für die Compagnieen aus , welche dann bei leßterem ihre Gelder faffen. Nur von einem Ueberschlag kann seiten des Capitans die Rede sein , nie von einer genauen Be rechnung , so lange der Monat läuft , weil er erst Ende desselben mit dem Paymaster abrechnet und die Schuld der Compagnie bezahlt, oder sich das Guthaben auszahlen läßt , zu welchem Zwecke eine ganz genaue Löhnungsliste, Paylist , eingegeben wird. Um die Angaben derselben zu controliren , findet am legten jedes Monates sogenannter Rollcall statt , d. H. ein Appell , den der Paymaster über bas ganze Regiment abhält , wo jedermann , der nicht im Dienste, in Arrest oder im Hospital ist , erscheinen muß ;

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er verlieft deshalb vom Oberstlieutenant bis zum Tambour | ben, die auch sofort gefaßt werden mußten. Jedes Paar hinab und streicht jeden, den unentschuldigt fehlt, für dies derselben in 8 Sch. 3 Bence, hier mußte sen Tag aus der Löhnungsliste. In allen Geldsachen aber der Soldat auch noch die Transportkoften tragen, so handelt dieser Offizier gänzlich unabhängig vom Regiments daß der Preis 9 Schllg. erreichte oder noch überstieg, woe commandeur , dem er nur in disciplinarischer Beziehung durch die tägliche Löhnung eines Mannes auf ein Minis untergeben ist. Zu dieser Charge i werden sehr oft Kauf mum beſchränkt wurde ; denn Ende des nächsten Monates leute genommen , welche die sehr hohe Caution erlegen mußte dienso entstandene Schuld bezahlt sein. Vier Mox 7 können, und obgleich der Paymaster den Rang als Capi nate später verkaufte das : Gouvernement jene nicht gefaß ten Stiefel in Scutari das Paar für 6 Pence , um fie tån hat, ſo iſt ſeine Stellung doch rein die eines Bankiers . 1* Alles was Naturalverpflegung und Bekleidung des nicht nach England zurücktransportiren zu müssen. Eiff Regiments betrifft , hat der Quartiermeister (Lieutenant) zweiter Fall war noch eclatanter. Es waren seiten oben genannter Personen 1000 Paar Beinkleider bestellt worden, im Namen des Regimentscommandanten zu beschaffen ; er schließt Accorde aller Art mit den Lieferanten und verkauft die 4 erft Mitte März ebendaselbst eintrafen. Daram 1 . die so angeschafften Artikel zu den fehr hohen reglements mäßigen Preisen gegen Requisition an die Compagnieen, + die gezwungen sind, alle Artikel , die er führt , bei ihm und nirgend anders zu kaufen. Daß die Accorde mit den * Lieferanten für einen solchen Herrn nicht eben nachtheilig find, beweist der Wohlstand, zu dem sie alle in 1 verhältniß mäßig kurzer Zeit gelangen , und selbst wenn die zu lies

April die gelieferten königlichen kommen sollten, so weigerte sich jeder Capitän im Interesse seiner Compagnie , jest dergleichen zu faſſen und zu bezahlen. Um dem ein Ende zu machen , befahl der Oberstlieutenant , jebe Compagnie müsse für den vollen Etat Beinkleider fassen , und zwar # fofort. Die: Compagnieen , mußten in ihren Casernenräus men antreten , die Beinkleider anprobiren ** und die anges

fernden Gegenstände (wie in der Regel) von vorzüglicher | paßten wurden auch sofort, wie es Befehl war, mit Regis Qualität find, müssen sie ihm doch etwas abwerfen. Ein ments , Compagnies und Bekleidungsnummer gestempelt. englischer Offizier, Eduard Warren, der lange, in der Ar, Während dies geschah , ertönte das Signal 1 Feldwebel", mee diente, nimmt sogar an, daß der Oberst , der in der und diese empfingen ven schriftlichen Befehl, daß diejenigen Regel nie beim Regimente ist , sondern das Commando Leute , die keine Beinkleider brauchten , auch keine faſſen. dem Oberstlieutenant überläßt , einen wesentlichen Profit sollten; doch war es nunmehr zu spät, diese waren bereits aus den oben angedeuteten Verhältnissen zieht und sagt gestempelt und so nahm sie der Quartiermeister nicht zurück, in seinem Werke , L'Inde anglaise Seite 137 (Bruxelles, die Compagnieen mußten sie bezahlen, erhielten aber hierzu 1844) . Ce colonel est à peu près étranger au corps,. drei Monate Frist, weil es unmöglich war, das Geld eher. et ne lui porte qu'a très mince intérêt. C'est un bénéabzuziehen. Obgleich die List sehr fein war , so mislang ficiaire sans fonction qui a d'immense profits , sur les fie doch zuleßt, denn wir Capitans feßten es in England. 夔 fournitures du régiment dont il a l'entreprise , et qu'il durch , daß die so octroyirten Beinkleider für die am 1 . recède généralement à quelque banquier ou à quelque April zu liefernden angenommen wurden, und der Oberst fournisseur ordinaire moyennant un boni fixé à 25,000 lieutenant erhielt dafür die gelieferten königlichen als Ers fr. de rente pour un régiment en Angleterre , et à saß , die er sich nun bemühte , unter allerlei Vorwänden 56,000 pour un régiment dans les Indes. Wir persön dem Regimente aufzubringen , doch nicht mehr in so ge lich machten die Erfahrung , daß , wenn neue Vorräthewaltsamer Weise , .--- die Leute bekamen nach vielen Des angekommen waren , seiten des Regimentscommandanten batten ihr Geld zurückgezahlt, nachdem jene Herrn und der alle Mittel gebraucht wurden, diese bald den Compagnieen | Quartiermeiſter es versucht hatten, mindestens einen Theil · zu octroyiren, ganz unbekümmert, darum, daß die Schuldendesselben für Müßen, Jacken oder lederne Halsbinden ver laft, in welche sie dadurch geriethen , nur mit den schwerwenden zu laſſen , da das Geld doch schon einmal abge ften Opfern seiten der Leute bezahlt werden konnte , und zogen sei !! Um die gleichfalls bestellten Jacken loszuwer ob ein wirklicher Bedarf vorlag oder nicht. Als Beweis den , erhielt das Regiment die gelieferte Sommerkleidung. dafür sei Folgendes angeführt. Im Monat Februar 1856 nicht. ** Man mag aus Obigem lesen, wie sehr ein Regi stand das Regiment, in welchem wir dienten, in der Ea ment für gewiſſe Behörden eine melkende Kuh ist , wie ferne zu Kululi in der aſiatiſchen Türkei , es war in der sehr Offiziere und Soldaten übervortheilt werden, nament 8 Bekleidung etwas herabgekommen , namentlich waren die lich wenn sie Fremde find. Wir wollen nur noch zwei Schuhe seit lange nicht mehr gut im Stande. Drei Stun Beispiele hinzufügen , und' erwähnen , daß es uns nicht " den davon , in Scutari , lagen die vom Gouvernement schwer werden würde, alles was wir sagten durch Zeugen den Soldaten umsonst gelieferten hohen Stiefel, diesenere bestätigen zu laſſen. Die Hauptleute und Rittmeister der englischen Armee hielt das Regiment nicht , denn der Herr Regimentscom erhalten eine gewiſſe Zulage , Contingent genannt , zur mandeur und der Quartiermeister hatten Schuhe in Eng " land bestellt, und zwar sehr viele. Als sie ankamen, mußte | Instandhaltung der Waffen, Anschaffung des Scheibenma terials und Dels zum Gewehrpuzen. Die Höhe dieſes das Regiment ausrücken und die Schuhe wurden revidirt, Contingents iſt verſchieden bei den verschiedenen Waffen d. h. der Commandant ließ die Majore die Compagnieen gattungen ; das der Linieninfanterie beträgt bei einem durchsehen und jedem Mann ein oder zwei Paar ohne Compagnieetat von über 96 Mann 42 , das der Jäger Berücksichtigung seiner ökonomischen Verhältnisse aufschrei

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hingegen in demselben Fallett 75 Pfd. St. jährlich und besagt das Reglement ausdrücklich , daß derjenige dies ers halten foll, der im Commando einer Compagnie Jäger sich befindet ,each company trained as Riflemen." Als wir in großbritannische Dienste traten, geschah dies als Capitän 1. Rifles British German Legion , die Jäger hatten das mals die alten Büchsen verloren und waren mit der Ena field Rifle bewaffnet ; jede Gewehrreparatur mußte der Capitan ebenso bezahlen wie der Ansaß für die frühere Bewaffnung besagte. Es existirte keine Ordre, welche eine Berkürzung des oben erwähnten Geldes gestattet hätte; troß deſſen zahlte der Paymaster jährlich nur 42 Pfb. St. aus, und alle Beschwerden darüber blieben bei dem Oberste lieutenant liegen, ja als wir davon sprachen, uns bei der nächsten Revue bei der höheren Behörde darüber zu bez schweren - es war dies vor der Auflösung 躯 der Legion da ließ sich fein Vorgeseßter sehen, um eine solche abs zunehmen , tros dem, daß lange von einer solchen gespro chen worden war. Der Grund , den der Herr Paymaster anführte, um das Geld nicht zu zahlen, daß das Regiment keine Büchsen führte , war um so nichtiger , als die oben angeführten Zeilen des Reglements „eingeübt vals 2) Büchsenschüßen" heißen. ›

geworden , wie das : Tragen und Beibehalten der steifen, ledernen Halsbinden dies dem Mann den Athem rauben. 31 ...3 Ein Lied sagt davon: ༔", + anon The man must wear his stock So ordered Brown # I The man falls down :I !!! IS J Right on the horseguards clock. ܺ‫ܝ‬ F 1. „C9/11(Schluß, folgt.) ›

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Literatur.

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Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe , ic par le général Renard , Aide de camp.de Sa Maj. le Roi des Belges, chef du corps. d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. Dumaine ; Bruxelles , Ch. Muquardt. (XXIV & 223 " p.) 5 Fr. 1 (Fortschung.)

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" Dispositionen gegen die Cavalerie. „ Die reglementarische Form des • von den Preußen

Ein weiter Fall ist der folgende.. Jeder Offizier er angenommenen Quarrés ist eine ganz ausnahmsweiſe. hält bei einem Tagemarsche in England, wenn das Regie Sie haben ihre Idee bei keiner der modernen Armeen ges. schöpft und keine Macht hat sie nachgeahmt. “ ment Abends nicht einquartiert wird, 2 Schilling 6 Pence, Diese Bemerkung veranlaßt ven H. V. zu einem furs jeder Soldat 6 Pence Auslösung , eher mehr als weniger. # wenn wir irren sollten. Nun hatte unser Regiment zen Rückblick auf die Geschichte des Quarrés , aus der im Sommer und Herbst 1855 drei dergleichen Märsche wir nur hervorheben, daß sich auf die von der Anwendung gemacht ; wir Offiziere , noch unbekannt mit dem Regles. der Linie und des Quarrés gegen den Cavalerie-Angriff erhaltenen Resultate durchaus kein sicherer Schluß für die ment , das wir nur in englischer Sprache besaßen , deren wir großentheils nicht mächtig waren , wußten von dieser eine oder andere Form bauen läßt , daß man dagegen bei Bestimmung nichts, und der Zahlmeister verschwieg fie uns Rückzügen im Angesicht der Cavalerie sich allgemein der wohlweislich. Erst als wir in der Türkei standen, fanden Quarrés bedient hat. Auch Friedrich der Große , der, wir den betreffenden Paragraphen , und erhielten endlich, obgleich auch die damalige österreichische Cavalerie nicht Colonne, noch Quarré beinahe ein volles Jahr später , als wir nach England gering zu schäzen war, sonst weder · zurückkehrten, jenes Geld; da aber mittlerweile viele Offie gegen die Cavalerie anwendete ; bediente sich der leßteren 1 bei Rückzügen. ziere und Leute an der Cholera gestorben waren , so fiel I.. Der H. V. sagt : „Napoleon hat in . Aegypten dies ein guter Theil desselben gänzlich weg. Wir fragen, wer hat diese ziemlich beträchtliche Summe erhalten ? Wer hat sem Theile der Tactik das Siegel seines Genies aufge= " die Zinsen des Geldes ein ganzes Jahr gezogen ? drückt. Er hat eine: Marsch und eine + Gefechts -Ordnung aus dem gemacht, was vor ihm nur eine spezielle Rückzugs Es ekelt uns wirklich an , die vielen Uebervortheis lungen weiter auszuführen, die unter allen möglichen Vors | ordnung war." 暴 Gleich darauf wird auch Gouvion St. Cyr's Urtheil mitgetheilt , nämlich Das System der wänden versucht wurden, und zwar von den Administrative behörden, und dabei hält man noch die Armee für vorzüge Quarre's hat mir immer absurd geschienen, und während lich versorgt , glaubte es vor dem Kriege gegen Rußland | der zwanzig Jahre, die ich Krieg geführt, bin 1 ich niemals ganz sicher, und kam erst hinter die Wahrheit , als die auf irgend einen Umstand gestoßen, in dem es mir wüns — Ich habe halbe Armee nicht vor dem Feinde , sondern infolge der schenswerth geschienen hätte, es anzuwenden. diejenigen, welche sich desselben bedienten, ſagen hören, daß Nachlässigkeit jener Behörden zu Grunde gegangen war. Man hat sich seitdem bemüht, viele Mißbräuche abzuschaf es in der Absicht geschehe, der Infanterie Kraft gegen die fen; namentlich ist es dem Herzoge von Cambridge Ernst Cavalerie zu geben und ihr Vertrauen 14 zu vermehren ; ich habe immer gedacht , daß dies das Gegentheil damit , aber er hat mit außerordentlichen Schwierigkeiten J FX zu kämpfen, denn jeder wesentliche Aenderung muß erst im hervorbringen müßte." Parlamente berathen werden und hat an den Verehrern : Es sei uns gestattet, noch ein kurzes Citat aus dem des alten Regiments mächtige Widersacher. Die oft un vorhin angeführten Fähnlein" diesen Worten an die Seite: praktischen und verkehrten Einrichtungen der Horseguards zu stellen. G. 60-61 : # Das } Vertrauen bes " (des Kriegsministeriums) 1 sind sogar zum Spotte im Volke Soldaten zu einer Formation , seine Ruhe in derselben,

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hängt vielmehr von der Gewöhnung als von seiner Er | kenntniß ab ; des Infanteristen Vertrauen zu seiner Feuers waffe muß aber untergraben werden , wenn man ihn f in Formationen steckt, in denen er auf den Gebrauch der selben Verzicht leisten, sich also sagen muß, hier hilft deine 12 538 Feuerwaffe nichts za “: Die Beispiele der Quarrés an den Pyramiden und am Jsly find auf die Tactik der heutigen europäischen Armeen in wechselseitiger Beziehung wohl nicht anwendbar und ihre Aufgabe , in steter Gefechtsbereitschaft den zahl reichen und stürmischen aber # irregulären Reiterschwärmen gegenüber , ein kostbares , unerseßliches Armee Material zu schüßen, eine ganz andere, als die hier zu discutirende Uebrigens ist die Ordre de bataille von der Schlacht am | Joly ein Meisterstück derartiger Combinationen eben so ſehr geeignet in weiten Ebenen die Marschbewegung fortzusehen, als Angesichts des Feindes vie Feuerkraft der einzelnen Colonnen durch Deployiren zu entwickeln. J 197

dankenswerthe und intereſſante” Zuſammenſtellung , derent ausführliche Mittheilung indeß zu weit führen würbe.id Das preußische Quarrs wird aus der Doppelcolonne (Colonne nach der Mitte) gebildet, indem die inneren Züge ! beider Hälften resp. nach der Lête und Queue auf Glies derabstand aufschließen und dadurch in der Mitte einen leeren Raum bilden, der zur Aufnahme des Commandeurs und Adjutanten und etwaiger anderer Personen bestimmt auf jeder Flanke durch 5 Rotten Unteroffiziere geschlossen J J * wird. In der Stellung machen die betreffenden Züge , 1 nach allen Seiten Front , in der Bewegung nach der Dis rection dieser Waren vorher die Tirailleur Züge fors mirt, so sehen sich alle diese Züge an die Queue der Co lonne. In diesem Falle ist nach der Tôte eine Tiefe von 4, nach der Queue eine Tiefe von 8 Rotten vorhanden f im ersteren Falle nach Lote und Queue 6 Rotten ; der 2 leere Raum in der Mitte ist nach den Flanken durch eine 1993 4 Liefe von 3 Rotten gedeckt. 404 So sehr auch die Absicht einer leichten und' ungekün 1. • stelten Formation hier erreicht sein mag , so künftlich ist die Erhaltung der regelmäßigen Figur dieses Quarrés während der Bewegung Sind die Züge nicht pas rallel marſchirt , so zeigen ſich beim Halt die Flanken oft auf einer Seite gedrängt , auf der anderen viel zu weit geöffnet , um sie durch die dazu bestimmten Unteroffiziere schließen zu können. Auf solche • Fehler während der Bes wegung wird man aber umso mehr gefaßt sein müſſen, als sämmtliche Offiziere und Unteroffiziere an den Außens seiten des Quarrés verwandt, also nicht im Stande sind, auf das Innere des Quarrés einen Einfluß zu üben und zu verhindern , daß sich unwillkührliche Fehler Einzelner weiter verbreiten. Die leßte Vertheidigung der Anhänger dieſes Quarrés besteht meist darin , daß es in der Wirks lichkeit auf die Regelmäßigkeit gar nicht ankomme , wenn nur Alles nach der Mitte zusammenschlösse und einen fe ften undurchdringlichen Haufen bilde. ‫ لود‬Allerdings bleibt zuleßt nichts Anderes übrig , indeß kann es kaum etwas

Nach einem Blick auf die Ansichten der Perpendicular und Linear-Schule geht der H. V. zu einer Discussion über die Vorzüge und Nachtheile des vollen und des hohlen Quarrés über, indem er also annimmt, daß die Kriegsgeschichte endgültig entschieden habe, daß das Quärré T überhaupt gegen Cavalerie anzuwenden sei. --Wir kön 1 nen indeß nach unserer Ueberzeugung nur dem General Gouvion St. Cyr beistimmen und halten auch in diesem Falle für den richtigsten Weg, der Praris nicht schlechthin zu glauben, sondern dieselbe zunächst aller Zufällig keiten zu entfleiden und sich dann zu fragen, wenn hier das Quarré gestegt hat , ist daraus zu behaupten , die C Linie würde nicht gestegt haben , wenn man sie hätte anwenden wollen und können ? und diese Frage dürfte nur dann gegen die lettere zu entscheiden sein , wenn von ers schütterter Infanterie oder von solchen Fällen die Rede ist, in denen die Entwickelung der Linie dus Mangel an Raum oder Zeit oder aus irgend einem anderen Grunde nicht möglich war. -- In diesem Sinne ist daher auch die 3 Anwendung des Quarrés bei Rückzügen zu nehmen , bei Oberflächlicheres geben , als dieses Urtheil ; denn man 1 denen meistentheils eine * geschwächte moralische Kraft wolle bedenken , 1 welches Chaos sich dann bildet. Man 1: vorauszuseßen sein dürfte. She sdenke sich die Flanken auf einer Seite gepreßt , auf der Aus der Discussion über das volle und hohle Quarré, anderen geöffnet , oder auf beiden der gleiche Fehler , 1410 in welcher als Hauptgründe gegen ersteres die Verwüs das Gepreßtsein auf beiden Flanken dürfte aber am sel stungen des Geschüßfeuers gegen dasselbe, gegen legteres tensten vorkommen die Mitten der Tête und Quette) die Künstlichkeit der Formation und deshalb deren Ge wie es gewöhnlich ist, näher aneinander, als ſie ſein ſola oder weiter , - dazu etwas feindliche Artillerie brechlichkeit während der Bewegung , für das volle seinelen , Wirkung oder auch nur die Folgen derselben an mitzu leichtere Formation und festerer Zusammenhalt in der Be wegung , auch seine Dichtigkeit gegen das Eindringen, nehmenden Verwundeten und an geriffenen Lücken , und für lezteres ſein geringerer Verlust im Geschüßfener, man müßte in seiner Theorie ganz verstockt sein , wenn die Fähigkeit mehr Personen in seinem Inneren Schuß man nicht zugeben wollte , daß die Vertheidigungskraft zu gewähren angeführt werden →→ aus dieser Dis dieses Quarrès nach dem : Commando Halt eine sehr ges cuſſion kommt der H. V. zu dem Schluffe : „daß fast alle ringe ist , und daß der günstige Erfolg , den ein solches Mächte das Prinzip des vollen Quarrés angenommen noch gegen die Cavalerie erringt, nur ein ſchlagender " haben" , während indeß mehrere unter ihnen ein leeres, Beweis dafür ist wie wenig dazu gehört , um einen aber auf 4 oder 6 Glieder verſtärktes Quarré beibehalten | Cavalerie-Angriff auf Infanterie abzuschlagen , daß man haben. Es werden 甫 nun die Formationen des Quarrés also gar nicht nöthig hat , sich gegen die Cavalerie in bei den verschiedenen Mächten: Preußen Desterreich einen solchen wehrlosen Stachel Igel zusammenzu ballen - Rußland und dadurch die Artillerie zu seiner willkommenen Beute Schweden spezieller angeführt, eine höchst

382 einzuladen. Wer jemals mit dem Gedanken ^ an die Wirklichkeit der Situation es mit angesehen. oder besser, mit durchgemacht hat, sei es als Comman deur oder als Offizier in der Front, mit welcher Mühe Diese fünftliche Figur , nur auf dem Ererzierplaße erhalten wird, der kann dem obigen , Urtheil nur beistimmen. Der H. V. führt denn auch einige Ausstellungen an, welche von Preußischer Seite selbst gegen dies Quarré • erhoben werden , nämlich : 1) Die Entfernung der Offiz ziere aus der Colonne, wo ihr Einfluß, ihre Leitung und Geistesgegenwart in solchen Momenten nöthiger ist , als ihre Exponirung auf allen Seiten des Quarrés nüßlich. 2) Die Kürze der Flanken. 3) Der Mangel an innerem Raume, welcher durch die Erweiterung des leßteren nach Dem neuen Reglement noch lange nicht beseitigt ist. Die geringste Unruhe des Pferdes des Commandeurs oder des Adjutanten wird für das Innere des, Quarrés : unbes quem , für die Ordnung hinderlich, die Aufnahme noch mehrerer berittenen Offiziere könnte nur die reglementarische Ordnung zur Unmöglichkeit machen. 1. Der, H. V. sagt : Ein großer Theil der Militärs dieser Nation rathen das her die Annahme des österreichischen Quarrés.“ 11: H Desterreich. " Das Desterreichische Bataillon , ans 6 Compagnieen bestehend, bildet aus der Colonne das Quarré, indem * die 4 Flügel- Compagnieen je 2 in Compagnie-Front in Colonne die Tête und Queue d des Quarrés bilden , die beiden mittleren , die 3, nach rechts, die 4. nach links in 4 Pelotons abbrechen und auf diese Weise die Flanken bilden. --- Dies Quarré ist auch sehr leicht aus der Linie zu bilden. Es hat vor dem preußischen folgende Vor züge : 1) Die Offiziere und Unteroffiziere bleiben bei ih ren Zügen. 2) Die Züge selbst werden nicht durch Abgabe von Mannschaften zur Ausfüllung von Lücken angebrochen. 3) Die Construction ist einfacher, compacter, deshalb nicht so leicht verschiebbar , wie die des preußischen Quarrés, in welchem der innere Raum ein Kreuz bildet , dessen Arme so schmal sind , daß sie nirgends einen genügenden Raum bieten. 4) Der innere Raum des österreichischen Quarrés hat 2 Züge Breite und 12 Rotten Tiefe, bildet also ein geräumiges Rechteck. 1 5) Dieser innere Raum kann 1 nach Bedarf erweitert werden, indem man die Pelo tons in den Flanken noch in Sectionen abbrechen läßt,

um zur Aufnahme mehrerer Personen im Inneren Raum . 12 KA zu gewinnen. $ 15 # **..*! " Rußland. " 1 II DA PON Die Russischen Bataillone ſind , wie die preußischen, aus 4 Compagnieen à 2 Züge, zu drei Gliedern, gebildet. Das Quarré wird aus der doppelten (Colonne nach der Mitte) Colonne formirt. Die Ruſſen haben zwei Quarrés, ein volles und ein leeres. Für das volle schließen die Divisionen, auf Gliederdistance auf; gewöhnlich wire indeß das leere, Quarré angewendet , 0 welches auf zwei Arten gebildet wird, je nachdem man eines großen oder kleines ren inneren Raumes bedarf. " Im ersteren Falle ist das Quarré zu drei Gliedern in Allem dem der franzöſi schen Ordonnanz ähnlich . Im 8 zweiten Falle werden die Glieder folgendermaßen dublirt : der 3. und 6 Zug schlies Ben auf den 4, und 5. , auf, der 2. und 7. schwenken mit halben Zügen rechts und, links, um die Flanken zu bilden, der 1. und 8. Zug schließen an die Flanken heran, machen kehrt und bilden so die vierte . Seite ( die Queue)." › Diese hat, also drei Glieder, die anderen Seiten 6. 1 „Schweden.") .s 4.3 CH 3. Das Schwedische Bataillon ist aus 4 Compagnieen zu 2 Gliedern zusammengeseßt , jede Compagnie zu drei Zügen ; der dritte Zug liefert, wie das preußische 3. Glied,, die Tirailleurs , und diese 4 dritten Züge werden auch, 19 wie die preußische Tirailleur-Division, bei dem, deployirten sowohl, als bei dem in Colonne formirten Bataillon placirt. Die Schweden haben ein leeres und ein halbvolles Quarré, Ersteres wie das engliſche solid square gebildet : der 4. und 5. Zug die Tête, der 3. und 6. dahinter auf geschlossen , der 1. und 2. machen Kehrt und schwenken rechts , der 7. und 8. machen Kehrt und schwenken links . zur Flanke ein , die 4 Tirailleur Züge bilden die Queue. Dies gibt nach allen Seiten 4 Glieder Front und einen großen inneren Raum. Das halbvolle Quarré wird gebildet durch 2 Com pagnieen à 2 Glieder in der Lête , auf jeder Flanke 1 Compagnie in Sectionen abgebrochen, die Queue durch die 4 Tirailleur Züge (2 in Front), welche von beiden Seiten zusammenstoßen. Die Tête und Queue haben also 4 Glieder. Im Uebrigen ist es eine Nachahmung des öfter reichischen Quarrés, (Fortseßung folgt.)

Nachrichten.

Bayern. den derzeitigen Verhältnissen entsprechenden Ergänzung • Durch königl. Allerh. Entschließung wurde von unterzogen. Eine eigene Commission ift deßfalls schon den neu bearbeiteten Vorschriften für die verschiedenen seit einiger Zeit in Thätigkeit. - Das Budget der Kriegsmarine, welches Waffengattungen der Armee nunmehr auch jene für den Sappeurunterricht genehmigt und deren Einführung | ſich bis jest auf 5 Mill. Gulden belief, " ist neuerdings an der Stelle der 1: bisherigen provisorischen Vorschriften erhöht worden und hat der Marine-Ober-Commandant, ལོ་ བླ་ན་ 47 Erzherzog Ferdinand Mar, die Marinebehörden vor : Kur angeordnet. 1. SI I' Oesterreich. IMA zem. davon verständigt. Die Erhöhung des Budgets if 8 RA Das Dienstreglement für die österr. Armee theils durch den Bau mehrerer neuer Schiffe, sowie durch vom Jahre 1808 wird einer Revision , eigentlich einer die Hafenbauten in Pola und in Muggia veranlaßt wor 1.1

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den. Die Zahl der österreichischen Kriegsschiffe, welche sich gegenwärtig auf 108 mit 910 Kanonen beläuft, wird noch vor Ablauf dieses Jahres um drei 1 weitere Schiffe vermehrt werden. Es sind dieß die neuen Dampfer Narenta", "Kerka" und "Franz Joseph" . Im Laufe der nächsten } zwei Jahre werden das zweite Linienschiff Defterreich", drei Dampffregatten und mehrere Corvetten in Angriff genommen, so daß die österreichische Marine im Jahre 1862 jedenfalls 120 Kriegsfahrzeuge zählen wird. - Bis dahin werden auch die Hafenbauten in Pola beendigt sein. Preußen.

-- Das königl. Garde - Artillerie- Regiment feiert am 7. December sein fünfzigjähriges Stiftungs Jubiläum. Als König Friedrich Wilhelm III. in Kö nigsberg die jeßige f. reitende und 3. 12pfdge. Garde batterie zu seiner Gardetruppe ernannte , war diese Aus zeichnung der anerkennende Dank des königl. Kriegsherrn für die Ausdauer der Artillerie in den Unglücsjahren 1806/7 und für die treue Hingebung , mit welcher die Waffe vier Jahrhunderte hindurch den Hohenzollern gedient und ihren Ruhm an der Ostsee wie an der Donau , an der Weichsel wie am Rhein verkündigt hatte. Auf den Schlachtfeldern der Befreiungskriege erwarben sich außer den genannten Batterieen andere Batterieen, oft unter den Augen des Königs, die ehrenvolle Zutheilung zur Garde. Schöne Erinnerungen für alle jene Kämpfe und für zahls reiche Namen von den braven Commandeuren bis zum Kanonier herab knüpfen sich an die Geschichte dieser Bat terieen und Compagnieen , und wenn in heutiger Zeit so manches Jubiläum todte Zahlen feiert , und wenn # die flüchtige Zeit heute mehr als je zum leichtsinnigen Bers geffen geneigt ist , so hat eine derartige militärische Feier ihre ernste und würdige Bedeutung und wirkt im Rückblick auf eine solche Vergangenheit Gutes für Gegenwart und Zukunft. Es soll in der Absicht liegen , bei diesem Fest außer mehreren ehemaligen Commandeuren des Regiments das ganze Offiziercorps und sämmtliche Mannſchaften zu betheiligen, und man will dabei zugleich des hundertjährigen Bestehens der reitenden Artillerie, in dankbarer Erinnerung an den Schöpfer dieser schönen Waffe an den großen König gedenken , der durch ihre Stiftung im Mai 1759 den Fortschritt der preuß. Artillerie begründete. Koblenz den 7. Novbr. Nach den Vorschlägen und Entwürfen des hiesigen Generalarztes Dr. Richter ist bei dem 8. Armeecorps eine Landwehr - Krankenträgers Compagnie organisirt worden. Dieselbe , aus 180 Mann bestehend , wurde soeben nach Beendigung einer dreiwöchentlichen Uebung in ihre Heimath entlassen, nach dem sie noch vorgestern von dem commandirenden General v. Hirschfeld inspicirt worden und ihre Dienstverrichtungen auf einem fingirten Schlachtfelde ausgeführt hatte. Der General sprach seine Zufriedenheit mit den Leistungen der Compagnie aus. Es ist dieß die einzige Compagnie der Art, welche bei dem preußischen Heere besteht , und sollen nun , je nachdem Einrichtungen und Leistungen derfelben

sich bewähren, nach ihrem Muster derartige Compagnieen auch bei den übrigen Armeecorps eingerichtet werden. } J .ro Frankreich . Malms 1.1} [m ] Nach Zeitungsnachrichten wären die gezogenen Geschüsrohre im September 1858 gegen Forts an der Bai von Turano in Cochinchina, auf der Ostseite von

Hinterindien, pon französischen Schiffen mit Erfolg anges wendet worden. Die Artillerieschule zu la Fère hat sich im April dieses Jahres für die Zweckmäßigkeit des Sy stems von gezogenen Geschüßrohren ausgesprochen. Der durch den Kaiser gehobene kräftige Unternehmungsgeist in Frankreich wird bereits die vorstehende Anwendung herbeis geführt haben. Der Kriegsminister hat eine Commission unter dem Vorsig eines Artillerie- Generals ปี 5 ernannt , welche sämmtliche bisher erschienene Geseze und Verord nungen über Eins und Ausfuhr, so wie über den Verkauf von Schießpulver, Feuer und blanken Waffen studiren und einen Bericht erstatten soll , der zur Basis einer neuen Gefeßgebung über diesen Gegenstand benugt werden könnte. Schon in der nächsten Session soll diese Angelegenheit auf die Tagesordnung des geseßgebenden Körpers fommen. Die neue große Caserne an der Ecke des Bouvelard St. Martin und der Straße du Faubourg du Temple zu Paris ist nun fertig. Dieses weite für 3500 Mann berechnete Gebäude bedeckt einen Raum von 9630 Meter, wovon 5500 bebaut sind. Die Facade gegen den Bouvelard zu ist 114 Meter lang.

Großbritannien. Soldaten im Lager von Aldershott Um den die langen Winterabende auf würdige Weise zu kürzen, haben sich Offiziere , Geistliche und Privatleute bewogen gefunden , abwechselnd daselbst Vorlesungen zu geben. Der Gedanke verdient alles Lob und die Stoffe sind mit Rücksicht auf die Zuhörer vortrefflich gewählt. So liest Capitän Nugent über die Goldentdeckungen in Austrálienz Major Dundas über das Leben Wellington's ; Mr. Block über das Wunderbare in Luft und Wasser; Capitan Kirk über in Indien gemachte Erfahrungen ; Mr. Hazerd über die Wunder der alten Welt ; Mr. Block über den leßten u.. s. s. w. Experimente , Diagramen und Krieg in China, u Karten sollen dem Soldaten das Verständniß der vorges tragenen Gegenstände erleichtern. Für die Vervollkommnung der Festung 8 werke in Portsmouth und Gosport geschieht seit einiger Zeit sehr viel. Die Außenwerke von Portsmouth werden durch neue von Hillsea bis Fort Cumberland gehende Schanzen verstärkt und dazu wird die Regierung ein Votum von 135,000 2. verlangen. Zwei neue Forts, Fort Elfon und Fort Gomer , find jenes mit einem Auf wand von 46,000 L. , dieses von 92,000 L. erbaut worden, und eine im Ausbau begriffene Kette von Forts wird an 300,000 2. fosten.. 1939 Ne Der " Freind of India“ rühmt die neuen Ca fernen Einrichtungen für die europäischen Sol

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daten in Indien und ist überzeugt, daß fie nicht wenig | als für die Armee. Da aber der Kriegsminister _ in der zur Verminderung der Sterblichkeit im Heere beitragen vorjährigen Kammerſeſſion mehrmals angegangen worden werden. Die Cafernen in Barrackpore ( bei Calcutta) war, das bei den meisten Armeen , eingeführte System auch ftehen in Bezug auf Bequemlichkeit und sanitätsdienstliche in der piemontesischen einzuführen, daß nämlich den Offis Einrichtung 11 keiner Wohnung eines Privatmannes nach. sieren die Pferde geliefert werden , so hat man Jeder von den 120 Mann , benen nach dem Reglement mit einem Versuch begonnen, und eine auserlesene Parthie das Heirathen erlaubt ist , wird seine besondere 22 Fuß englischer Pferde ". kommen laſſen, wovon das Stück am Ankaufsplas auf 1000 Franken zu stehen kommt. Diese fange und 16 Fuß breite Stube mit einer sehr breiten • und fast 800 Fuß langen Veranda haben , auf der die sollen nun durch das Loos unter die Offiziere vertheilt werden, welche sich zu dem Bezug einschreiben ließen. Die Kinder schlafen oder sich Bewegung machen können. Nur Abzahlung geschieht in vorgeschriebenen Raten durch Abzug. bie Uniform läßt noch viel zu wünschen übrig ; ste ist ohne Tornister und die Muskete 11 Pfund schwer. We Ist das Pferd vollständig abbezahlt , so ist es Eigenthum des Offiziers. Es mag auf diese Weise die Cavalerie nige Regimenter tragen noch die verrufene enge Halsbinde allerdings gewinnen, doch ist nicht dafür gesorgt , daß die (stock), aber förmlich abgeschafft ist sie nicht. Der Ger Pferde auch derselben erhalten werden, denn Niemand meine, welcher bei der Inspection seine Halsbinde nicht kann den Offizier verhindern , sein bezahltes Pferd an vorzeigen kann, muß 1 Schilling Geldstrafe zahlen ; auch 1 JOM !! einen Privatmann® zu verkaufen:“ gibt es noch immer Offiziere, welche dieselbe für unerläß • K KICH SELID 1917 lich halten, um den Soldaten die rechte Haltung zu geben. 6 :0 WERK Į Spanien. INSIG At 1 . 611 Sardinien. 1114 L.... : 升 Ha Mehrere Carabinier Regimenter der spa of - Der Kriegsminister Lamarmora verwendet seine nischen Reiteret, wie man sagt vier, werden in Türas ganze Thätigkeit auf die materielle und intellectuelle Hester Regimenter umgewandelt werden. Bereits bung des Heeres . In leßterer Beziehung thut derselbe hat eine entsprechende Auswahl unter den Offizieren der namentlich viel für die Regimentsschulen , die vor Reiterei stattgefunden und werden zunächst ein oder zwei arte më par dem Jahr 1849 in der sardinischen Armee gänzlich unbe derartige Regimenter gebildet kannt waren, und die um so unentbehrlicher find in einem Mit Rücksicht auf die Nothwendigkeit, die gegen= ᎫᎭ Lande , wo die Schulen so entfeßlich verwahrloft waren wärtig außerordentlich große Anzahl der Cadetten Aspiranten der Reiterei zu vermindern , da nur und zum Theil noch find. In einem Bericht über diesen wenig Vacanzen im Collegium eintreten und jene zum Gegenstand an den König wünscht sich der Minister größten Theil das Maximum des vorgeschriebenen Alters Glück, daß er es mit zehnjähriger Mühe und Anstrengung erreichen , bevor sie nur die Genehmigung zum Eintritt so weit gebracht hat, daß sich in der 45,000 Mann star erhalten, ist durch kriegsministerielle Verfügung angeordnet fen Armee nur noch 9000 junge Männer befinden , die nicht einmal lesen, vielweniger ihren Namen schreiben ges worden, daß die Zahl der Genannten auf 80 Individuen lernt haben. Wie erschreckend groß diese Zahl auch anders ( die gleiche wie der Cadetten im Colleg ) zu bes wärts immer erscheinen mag , wo in einer doppelt , ja schränken und erst dann wieder auf diese zu bringen sei, dreifach größeren Armee noch nicht ein halbes Dußend wenn Vacanzen im Colleg entstehen. 15.1 folcher gänzlich Unwiſſenden sich befinden dürfte , so ift Schweiz. .) p das Resultat für das hiesige Land immer noch befriedis gend , wenn man bedenkt , daß urkundlich geradezu die Das eidgenössische Militäre Departement beabsich 2 Hälfte der jährlich zugehenden Recruten in ihrer Jugend tigt, vom nächsten Jahre an den Infanterie -Zimmer nie eine Schule besucht hat..... J leuten durch eidgenössische Instructoren Anleitung I.. Man schreibt der „ Aug. Ztg.“ aus Turin d . 11. Novbr.: und Unterricht über die Sappeurarbeiten Bekanntlich ist die sardinische Armee für ihren Bedarf geben zu laſſen , ſofern die Kantone sich verpflichten, ihre an Pferden dem Ausland zinsbar. Man that schon viel angehenden Zimmerleute in diese Curse zu senden und für die Verbesserung der einheimischen Pferdezucht , und deren Besoldung und Verpflegung zu bezahlen, ist auch dahin gekommen , die Remontirung in dem -An die Kantone ist ein Circular erlassen worden, Auslande zu vermindern ; allein sich in dieser Beziehung als Anfrage über die Zweckmäßigkeit folgender Punkte : 1 ) Ueberzähligkeit bei den Genie und Positionscompag völlig zu emancipiren , wird nie gelingen , denn die sorg fältigste Züchtung aus den besten und reinsten Racen nieen. 2) Genaue Beobachtung der Vorschriften über Entlassung der Recruten vom Militärdienft. 3) Einfüh verliert , aus was immer für Gründen in der Fortpflans rung eines zweiten Paares wollener Hoſen für die ganze zung und wider Willen ist man genöthigt, sich vom› Aus land, und namentlich ans Deutschland und England neue Armee, 4) Abschaffung der Aufbewahrung der Stußer in Thiere zu verschreiben. Mecklenburg, Hannover und Hol Magazinen und Aushingabe an die Scharfschüßen. 5) Einführung der Gamelle (kleine Suppenschüſſel) bei der stein liefern einen großen Theil des gewöhnlichen Contine 1 7 $ 31.9 Armee. gents, England sonst mehr für die eigentlichen Luruspferde | Armee... *

In Berhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. ** Diehl,

Druck von H. Brill,

1

Neue

Militär -

Herausgegeben von einer

Zeitung .

Gesellschaft deutscher Offiziere.

Dritter

No. 49.

Me

Jahrgang.

Darmstadt ,

Auffäße. 1. Betrachtungen nach dem Lager bei Warschau.

(Schluß.) Die Compagnie-Colonnen find bei den Manövern Ob so wie dichte Tirailleurlinien sehr in Anwendung. Db die Erfahrungen in der Krim, ob die Trefffähigkeit der gezogenen Gewehre auf größere Entfernungen zur vielseis tigen Benüßung dieser Form beigetragen , genug , die Russen vermeiden die Aufstellung breiter und tiefer Massen in der Schußweite des kleinen Gewehrs. Wie soll auch ein Angriff einer aus 4 bis 10 Bataillonen formirten Colonne von Erfolg sein, wenn sie auf eine Distanz von 800 bis 1000 Schritte von einigen hundert sicher treffen den Büchsen decimirt und zuleßt gesprengt wird ? Sest fich die Colonne von 2000 Schritte ab in Bewegung, so bedarf fie 16 Minuten , bis sie heran zum Stoß ist. Mit 4 auf 130 Schritte distancirten Schüßentrupps von 200 Mann, wovon jeder nur zwei Schüsse in der Minute macht, fallen 1600 Mann in der Colonne , und der Rest muß zurück, um sich neu zu ordnen. Abgesehen der Ein wirkung des Geſchüßes von beiden Seiten kann die An näherung , um einen Stoß oder Durchbruch auszuführen, wohl nicht mehr in der früheren Art geschehen. Es wer den mehrere kleinere Körper nöthig , welchen Schüßenlinien vorausgehen, und die sich elastisch und rasch , einmal auf 1000 Schritte an den Feind gelangt, zu einer Masse zu sammenfügen , um durchzubrechen. Dann aber ist die Entwickelung zum größtmöglichsten Frontfeuer ebenso be dingt, um das Wiedersammeln des Gegners zu verhindern. Für den Angriff also kleinere Colonnen mit zahlreichen Tirailleurs, die sich zum Stoß in Feindes Nähe rasch ver einigen, und eben so rasch nach dem Durchbruch zur Feuer front entfalten ; für die Vertheidigung mehrere Schüßen linien hintereinander , welche die Colonnen zu sprengen, zu vernichten suchen, und die heranrückenden in ihrem be ften Feuer auf 6 bis 800 Schritte Abstand zu erhalten trachten. Neben dem Batteriefeuer, Attaken kleiner Gava

4. December.

1858.

lerietrupps von einigen Escadrons, und wenn der Gegner dennoch es zum Annähern bringt, eine umfassende Feuer linie mit Unterstüßungen rückwärts in Colonnen. Es will damit nicht gesagt sein , daß dieses die einzige tactische Form ist, welche die neue Bewaffnung und die Heranbil dung von Schüßenabtheilungen bis zu 15 ja 14 der gan zen Infanterie hervorbringt, jedenfalls aber ist eine große Veränderung , wie wir den Anfang bei den Franzosen weniger bei den Engländern auf den Schlachtfeldern in der Krim gesehen , nicht mehr zu beseitigen. Gerade die Ruffen scheinen diese Nothwendigkeit auch bei ihren Fries densübungen ganz besonders zu berücksichtigen , und selbst die verschiedenen Normalstellungen aufgegeben zu haben, welche so zeitraubend den Gefechten in der Bewegung oder um Position zu fassen , vorangingen. Abhärtung, Aus dauer und Uebung war bei den Truppen in einem Grade ersichtlich, daß ihnen das Zeugniß der vollkommensten Schlag fähigkeit , von keinem Fachkenner versagt werden kann. Und wenn man erwägt , daß eine der Divisionen schon schlachtenerprobt an der Alma, bei Inkermann und an der 4 Tschernaja das Lager bezog, und so zum Vorbild der an deren diente, so muß man anerkennen , daß solche Uebun gen 2-3 Monate fortgeseßt , allerdings zu dem zwar in den meisten Staaten angestrebten , aber durch Mangel an Mitteln nicht so vollendeten Resultat führen , in jedem Augenblick ohne weitere Vorbereitungen ein geeignetes und tüchtiges Kriegsinstrument zu besigen. Die zähe Natur des Russen , seine große Folgsamkeit , Gelehrigkeit und Unterwürfigkeit erleichtert in mancher Beziehung diesen Zweck zu erreichen. In den Subalternoffizieren dieses Heeres ist neben der Berufskenntniß auch kriegswissen schaftliche Bildung und Sprachkunde, entweder deutsch oder französisch -wenn auch nicht allgemein --- verbreitet. Das ist schon etwas sehr Bedeutendes , und zeigt , welche Sorgfalt die Regierung auf das Heerwesen verwendet. Ein Feldherr muß mit solchem Material Außerordentliches leisten, und jeder General darf von solchen Truppen mehr als Gewöhnliches erwarten. Auch ihre übrigen Einrichtungen, wie ihre Spitäler, in Warschau wenigstens, geben den Beweis, welche Sorg falt die Regierung darauf verwendet. Gebäude für 2000

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Kranke, hohe luftige Säle, eiserne Bettladen, große Rein, lichkeit, gute Koft mit besondereten Reconvalescen

die für Generale und Führer vom höchsten Nußen sind, mathen der nicht beendigte am die

tenhäusern, eine Maßregel, die ganz vorzüglich zur schnel leren und wirklichen Genesung des Mannes beiträgt, als wenn er unter den Schwerkranken selbst verweilen muß. Dieses verdient überall Nachahmung Rußland würde also gefährlich für seine europäischen Nachbarn sein , wenn es im Bündniß mit einer anderen

Schule ist, schon bewährte Offiziere und Abtheilungen zu besißen. Damit sind die Bedingungen erfüllt , ble der Sachverständige an ein Kriegsheer stellt, und ohne irgend einen Borzug gegen andere Heere dadurch andeuten zu wollen , bleibt es doch sehr wünschenswerth , zumal für Staaten die seit fast 50 Jahren der goldenen Ruhe zu

Großmacht Eroberungen beabsichtigte. Das aber scheint die Absicht vorerst nicht. Ohne daß von der Mitte des Reichs an die vorzüglichsten Grenz- und Höhenpunkte Ei senbahnen führen , kann es von dem Uebergewicht seiner

pflegen ahmen.

Militärmacht feinen nachhaltigen Gebrauch machen, die Ergänzungen und Bedürfnisse zur rechten Zeit nicht zur Stelle bringen. Das aber umfaßt einen Zeitraum von n von wenigstens 20 Jahren und einer Disposition von Mitteln, die 1000 Millionen Rubel repräsentiren dürften. Dazu finden sich schwerlich Privatgesellschaften, wenn der Staat nicht 5) oder 66 Procent der Einnahme garantirt. Er ist dann gezwungen , selbst zu bauen , und weil die Mittel nicht so flüssig sind , wird die Vollendung wahrscheinlich

das Glück haben ,

diesen Anordnungen nachzu

Warschau selbst ist eine ganz offene Stadt ohne jedes Vertheidigungswerk . Dagegen liegt Weichsel abwärts auf tausend Schritte am linken Ufer eine Citadelle, die in ihrem Innern Casernen, Stallungen, Magazine and Werk stätten jeder ArtCLAUZjur militäriſchen Ausrüstung enthält. Zwischen den vorliegenden Werken und der Citadelle selbst können überdieß noch 10-12,000 Mann lagern. Alle

Werke sind kasemattirt, iene dem Ufer entlang in doppel ten Etagen. Auf der rechten Seite liegt ein fleines Fort mit Wällen , die, theilweise Hochbau enthalten mögen. Die Erlaubniß zur näheren Besichtigung kann mit ÏÎm · ständlichkeiten wohl erlangt werden. Der nördliche Stadt noch länger als hier angegeben, auf sich warten lassen Darin liegt die Bürgschaft eines langen Friedens mit theil steht unter dem Wurffeuer dieser Festung , die aber Europa. Nur durch den Handel kann Rußland zu der vornehmlich unter allen Umständen einen " gesicherten Uebers Kraft gelangen, um seinen Willen in Europa durchzuseßen. gang gewährt. Wer in dieser Nähe der Hauptstadt auf Das s' ungeheuere Gebiet ? am Amur im nördlichsten Theil beiden Ufern ohne Gefährde manövriren kann und übers von China schließt ihm eine neue Welt auf, deren Aus dieß noch im Besiß I von Modlin, oder nach gegenwärtiger beutung wieder Frieden bedingt. Die Aufhebung der Benennung Novo Georgiewsk, auf + beiden Seiten der Leibeigenschaft ist ein Ereignis , das nur in der Ruhe Weichsel und Narew ist , beherrscht Polen , wie es jegt moirs à pus" sibaquà‡ 190, 150 mi eines ganzen Menschenalters Wurzel fassen und Fortschritte besteht, unbeschränkt. st Kriok ol and a mais figni in der Civilisation wie im Wohlstande der Landbewohner foli begründen kann. Ein Krieg in einigermaßen großen Dis Mon math? my inf amour dust plain? nog sumolad TUR:HOW Tim3 0001 aid 008 menfionen würde die Ausführung unmöglich machen. Solche Die Militärverhältnisse Großbritanniens . 197 großartige langwierige Unternehmungen bedürfen ungestör m mal in de (Fortſeßung .) # mi id it ter Ruhe, und können nicht, i ohne Gefahr vergeblich auf Map Mod gewendeter Kosten J in's Stocken gerathen. Deshalb wird mamite of oft finded, oj. In jeder Armee gibt es zur Aufrechthaltung der mi Rußland, wenn auch diplomatisch, in der europäischen Po titik seine errungene Stellung zu , behaupten suchen , that litärischen Ordnung, und Zucht 7 beſondere Geſeße, die (von sächlich aber nur dann eingreifen, wenn der Gewinn grö den Offizieren 5 gehandhabt , im Allgemeinen unter; dem ser ist, als der Verlust, den * es unterdessen im Aufblühen Namen Disciplinargeseze bekannt sind, und die Discipli und Vorschreiten der Cultur, der Bildung und des Wohl narstrafgewalt begründen. Die Grenzen derselben sind in standes seines Weltgebiets erleiden 1 müßte. Um dieses den verschiedenen Heeren nicht gleich , und je höher der nun mit Beharrlichkeit ausführen zu können , ist die kriegerische Geist , ie höher der sittliche Standpunkt eines Schlagfähigkeit und die wohl erhaltene Ausrüstung seines solchen und der Nation ist , welcher es angehört , um so Heeres , Gesez und Regel. " Durch die weise Deconomie mehr können entehrende Strafen , namentlich körperliche 23 seiner Infanterie beurlaubt , sowie die Hälfte seiner Züchtigung , vermieden werden. Į Man hat sich in nenever Fußbatterieen unbespannt im Frieden zu halten , in den Zeit bemüht , diejenigen , welche diese Strafgewalt zuerst Offiziersstellen aller Grade ſich auf das Nothwendigste zu ausüben, 1 die Rittmeister und Hauptleute, in der Ausübung derselben möglichst zu controlixen , ja diese Gewalt mehr beschränken , die volle Zahl für den Kriegsfuß zu beseiti und mehr zu beschränken. In Frankreich und Preußen gen, liegt ein weiterer Beweis seiner nicht auf den Krieg gerichteten Absichten. Die Armee ist instruirt , die Orga❘ übersteigt die Befugniß des Compagniecommandanten zur Verhängung von Strafen nicht drei Lage ftrengen Arrest, nisation, erlaubt ohne Schwierigkeit rasch eine Vermehrung während sie im Königreich Sachsen sieben Tage erreicht. derselben fast, bis zum Doppelten. Die gezogenen Gewehre sind nicht allein eingeführt, auch die Mannschaft wird im In der britischen Armee liegt , in den '3 Händen des Com pagniechefs keinerlei Strafgewalt , sier wird von dem das Scharfschießen auf verschiedene Distancen fleißig "eingeübt ; Regiment commandirenden Offizier und vom Kriegsgericht das Material ist vortrefflich, wie fein Staat es aufweisen (court martial) ausgeübt. Hat ein Soldat oder Corporal kann , und jedes Jahr finden mehrmonatliche Lager statt,

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etwas gegen die. Disciplin verbrochen, so wird er auf bie | Bache geschickt unds arretirt, ein Sergeant hingegen erhält . nur Cafernen, oder Zeltbeschränkung. Mittags 12 Uhr, oder zu einer anderen vom Regimentscommandeur bestimm❘ ten Stande werden ihm die Arreftanten vorgeführt ; hierbei muß der Compagniechef und der Feldwebel zugegen sein. Der Capitän gibt den Thatbestand. kurz an, der Arrestant wird vernommen und dann entweder freigesprochen oder | bestraft, jedoch niemals´ mit mehr als sieben Tagen strengem Arrest. Verdient sein "Bergehen eine härtere Ahndung, so wird er vor das Kriegsgericht gestellt , das nach der 1 Höhe des Vergehens ein Regiments , Districts , oder in höchfter Instanz ein Generalfriegsgericht ist. Ein Regi» mentskriegsgericht wird vom Regimentscommandeur befoh | len ; es besteht aus einem Capitän als Vorsitzendem und zwei Lieutenants und zwei Ensigns als Richtern, beginnt seine Sigungen früh 10 Uhr , und schließt seine Thätig, feit, gleich T viel ob die vorliegenden Fälle: erledigt sind: oder nicht, Nachmittags 4 Uhr. Ein solches Kriegsgericht | kann erkennen: auf Degradation der Unteroffiziere, 42 Tage ftrengen Arrest, mit harter Arbeit, und bei Nothzucht, Vers greifen an Vorgeseßten , gewohnheitsmäßiger Trunkenheit und Kameradendiebstahl auf körperliche Züchtigung bis zu 52 Hieben mit der neunschwänzigen Kaze. Jedem Arre ftanten, der vor das Kriegsgericht gestellt wird, hat dies der Adjutant 24 Stunden vorher anzuzeigen , damit derselbe, wenn er sonst will , fich einen Vertheidiger wähle , und mit diesem Rücksprache zu nehmen Zeit habe , auch seine Entlastungszeugen herbeischaffen kann ; gleichzeitig theilt er ihm mit, daß seine früheren Vergehen, -wenn solche vorliegen, nach der Untersuchung den Richtern , mitgetheilt werden würden, weil nach den Gefeßen Rückfälligkeit das ―――――― Strafmaß erhöht. In das Zimmer oder Zelt, wo das Kriegsgericht seine Sigung hält, ist der Zutritt jedermann gestattet, das Gerichtsverfahren ist demnach ein öffentliches. Wenn der Arrestant durch den Profoß vorgeführt und alle Zeugen in dem Locale versammelt sind, liest der Präsident den Befehl zur Conftituirung des Kriegsgerich tes laut vor, sodann die Namen der Richter, und befragt den Angeflagten , ob er gegen einen derselben etwas ein zuwenden habe. Wird diese Frage verneint , so vereidigt nunmehr der Präsident die vier Offiziere, und schwört dann selbst den Richtereid ; hierbei hat sich alles zu erhez ben, und die Richter küssen nach dem Schwure die Bibel. Das Gericht ist demnach constituirt, und nun beginnt ein Verfahren, ähnlich dem der Geschwornengerichte bei Civil personen. Der Präsident lieft dem Arrestanten die kurze und sehr bündig gefaßte Anklage vor , und fragt ihn , ob er des angeschuldigten Vergehen schuldig (guilty) oder nicht schuldig (not guilty) sei. Spricht dieser das schuldig über sich aus , so müssen dennoch mehrere Zeugen vernommen werden , um den Thatbestand festzustellen ; erklärt er sich für nicht schuldig, so werden nach und nach alle Belastungs zeugen abgehört , nachdem sie vorher den Zeugeneid ge schworen haben. Der Angeklagte hat das Recht, an jeden derselben Fragen zu stellen. Nachdem man alle Belastungs zengen abgehört , wird der Arrestant zu seiner Vertheidi

gung zugelassen , die er entweder selbst , ober burch einen " Advocaten führen läßt, hierbei bringt er seine Entlastungss zeugen vor , die vereidet und vernommen werden müſſen. Ist dies geschehen , so wird das Local geräumt , und nur die Richter bleiben barin zurück. Der Präsident gibt nun nochmals ein kurzes Resumé , und es erfolgt die Abstime mung in so weit, als der Angeklagte für schuldig over nicht schuldig erkannt wird. Eine Freisprechung in Mans gels von Beweisen , also eine bedingte , findet nie statt. Ist der Gefangene für schuldig erkannt, so wird der Saal wieder geöffnet, dieser wieder vorgeführt und mit ihm ers scheint der Adjutant , der gleichfalls den Zeugeneid schwöz. ren muß und nun nach dem Alter , der Dienstzeit, dem› Character und den früheren Vergehen des Mannes befragt wird , sowie , ob er demselben gestern mitgetheilt , daß er heute vor Kriegsgericht gestellt werden solle. Ift er für nicht schuldig erkannt , so wird das Pros tokoll , das einer der Offiziere führt , ohne die leßte Pro cebur geschlossen ; — ift er schuldig, so wird der Arrestant vom Adjutanten dem Profoß wieder übergeben und abges führt, der Gerichtssaal abermals geräumt, und die Strafe durch Abstimmung festgestellt ; der jüngste der Anciennetät nach spricht sein Urtheil zuerst , der Prästdent zuleßt aus, sind die Meinungen verschieden , so wird das Mittel das raus gezogen. Nunmehr wird das Protokoll geschlossen, vom Präsidenten unterzeichnet, versiegelt und von ihm peres sönlich dem Regimentscommandanten übergeben. Scheint diesem das Urtheil nicht richtig, so kann er befehlen, daß es die Richter noch einmal in Erwägung ziehen und sich deshalb versammeln , bleiben diese bei ihrem Entschlusse, so muß es unweigerlich vollstreckt werden, eine Appellation Die Richter dürfen nur findet in in keiner Weise Weiſe statt. ſtatt. streng nach dem Wortlaute der Anklage unterſuchen, außer der Frage schuldig oder nicht schuldig wird während der ganzen Untersuchung keine andere an den Angeklagten gerichtet. Alles muß durch Zeugen bewiesen werden, von Kreuzfragen, um denselben zu verwirren, ist nicht die Rede, und wenn er bei seiner Vertheidigung Dinge fagen sollte, die gegen sein Intereſſe laufen, so hat ihn der Präsident darauf aufmerksam zu machen, darf sie aber nicht zur Fest ftellung des Thatbestandes benußen. Auf der Parade am nächsten Tage wird Anklage, Protokoll und Urtheil vor versammeltem Regimente in Gegenwart sämmtlicher Arrestanten , die mit entblößtem Haupte dastehen, verlesen, und wenn es förperliche Züch tigung ausspricht, sogleich vollstreckt, lautet es auf strengen Arrest, so wird der Verurtheilte sofort dahin abgeführt. ** Rechtskundige , d. h . juridisch befähigte Richter , wie " es die Auditeure in deutschen Armeen sind , existiren in der britischen Armee nicht, werden auch, wie wir aus Erst fahrung wissen, durchaus nicht vermißt, da Militärvergehen jedenfalls besser und sicherer von Offizieren beurtheilt wers den, als von blos juristisch gebildeten Männern, die allens falls noch Uniform tragen , * → Civilvergehen aber in England auch von den Tivilbehörden untersucht, und bes ftraft werden. O IL, . :'. s … ⠀⠀ # 1.3 il 1.

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Größere Militärverbrechen werden , wie wir schon | Kaße. Dies Instrument hat einen Dreiviertel Elle langen, ſagten, von einem Diſtricts- oder Generalkriegsgericht uns einen Zoll starken hölzernen Griff, an dem neun Schnuren´ von ein Achtel Zoll Durchmesser und einer Elle Länge: tersucht und bestraft, doch bleibt das Verfahren dem eben geschilderten ganz analog , nur erhöht sich die Zahl der befestigt sind , jede derselben hat an ihrem Ende einen Richter, und die Strafgewalt des Gerichtes selbst , auch Knoten. Der Delinquent wird mit entblößtem Rücken an wohnt ein Stabsadjutant , als general judge advocate eine Art Leiter gebunden, und ein Tambour, Hornist oder : dem Proceffe bei. Er hat zu protokolliren und die Stim Trompeter vollzieht die Erecation. Wir " mögen dieser W men bei der Bestimmung des Strafmaßes niederzuschreiben, Strafe das Wort nicht reden ; körperliche Züchtigungen auch ist er für die Beobachtung der gefeßmäßigen Form untergraben das Ehrgefühl des Bestraften vollständigft, ; verantwortlich. - 寝 Wenn } bis hierher dem Angeklagten te bessern unserer Erfahrung nach durchaus nicht , und diese Gezüchtigten ergeben sich später in der Regel dem alle Mittel gelaſſen wurden , seine Unschuld zu beweisen, Trunk. Einen Mann , einen Soldaten durch Furcht vor wenn nichts während der Untersuchung geschah , um ihn zu verwirren oder einzuschüchtern , so sind doch dann die körperlichen Schmerzen bessern zu wollen, ist um so lächers Strafen um so härter und fühlbarer; sie bestehen in der licher , als der Soldat den Schmerzen der Wunden , dem Armee in Barrackenarrest , strengem Arrest mit oder ohne | Tode selbst furchtlos in das Auge blicken soll. Bei ge wohnheitsmäßiger Trunkenheit , d. h. wenn ein Soldat harte Arbeit , körperlicher Züchtigung , Entziehung eines wegen dieses Laſters in zwölf Kalendermonaten dreimal Theiles der Löhnung bei gewohnheitsmäßigen Säufern. Der Barrackenarrest besteht nicht blos darin, daß der Sole bestraft worden ist, tritt ein Löhnungsabzug auf die Dauer eines Jahres bis auf einen Penny täglich ein ; so hart dat , über welchen solcher verhängt ist , die Caserne oder diese Strafe ift , so ist doch Trunksucht der Fehler , dem das Lager nicht verlassen darf, sondern auch in fortwäh rendem Ausrücken und Ererzieren. Jede Stunde, von früh der englische Soldat am leichtesten sich ergibt, wozu aller dings die in jenem Lande gebräuchlichen überaus starken 6 bis Abends 9 Uhr , ausgenommen die, wo Regis ments oder Compagniedienst stattfindet , muß er • einmal Getränke beitragen mögen. auf Signal auf dem Casernenhofe oder Waffenplaße er scheinen , und eine Viertelstunde unter dem sogenannten Orderlysergeanten , der täglich zu diesem Zwecke comman, dirt wird, ererzieren, jedesmal aber auch in einem anderen, von diesem befohlenen Anzuge erscheinen, bald mit schwe rem, bald mit leichtem Marschgepäck, wie es die englischen Bestimmungen des Reglements vorschreiben; das Umpacken seiner Effecten , um diesen Befehlen Genüge zu leisten, gibt in der Zwischenzeit ganz genügende Beschäftigung -Der strenge Arrest wird bis zu sieben Tagen beim Regimente, bei längerer Daner in großen Militärgefängs nissen , im Felde bei dem Profoßmarschall verbüßt , und werden dem Soldaten im lesteren Falle die Haare : ganz ―― furz abgeschnitten , die Hälfte der Löhnung zieht der Staat ein, die andere wird haltung der Wäsche an die Gefängnißadministration gezahlt, Die im Regimentsgefängnisse sich befindenden Arrestanten werden in Zellen gesperrt, müssen die Casernenhöfe kehren und noch andere Arbeiten innerhalb der Zellen verrichten, die in Stabsgefängnissen oder Strafanstalten Detenir ten unterliegen aber einer ganz eigenen Behandlung. Wir überzeugten uns mehrfach, daß die auf andere Weise nicht zu beſſernden Soldaten nach Verbüßung einer Strafe von 42 Tagen strengen Arrestes mit harter Arbeit selten wieder in alte Fehler fielen , die Cur ist also wirksam, jedenfalls aber sehr unangenehm. Die harte Arbeit besteht in Kugeltragen oder im Gehen in der Tretmühle, die Kost in Milch und Mehlbrei mit verhältnißmäßig wenig Brot ; Fleisch erhalten diese Arrestanten nie. Wirkt diese Lebens weise nicht nachtheilig auf die Gesundheit im Allgemeinen, so schwächt sie doch die Kräfte der Leute , und bei ihrer Rückkehr in die Compagnie zeigen fte einen Appetit , den man füglich Heißhunger nennen könnte. Die körperliche Züchtigung besteht in Hieben mit der neunschwänzigen

Als Deserteur ist nur der zu betrachten , welcher 32 Tage ohne Urlaub von der Fahne abwesend ist ; wird er nach dieser Zeit wiedererlangt, so erhält er außer Gefäng nisstrafe mit harter Arbeit noch ein D (Deserteur) auf 1 die Brust gebrannt, sein Name wird in der Kirche seiner Heimath angeschlagen und sein Verbrechen dabei bemerkt. Wir halten das Brandmarken für barbarisch, und der in den Zusäßen zu der Queens Regulation stehende Befehl des Lord Wellington, wie diese Procedur von Aerzten auf die mindest schmerzliche , aber auf unauslöschliche Weise vorgenommen werden soll , bringt unserer Ansicht nach diese Herren in eine eigenthümliche , der Würde ihres Standes nicht entsprechende Stellung."

Die sogenannten drum head court martials, Kriegs> gerichte auf der Trommel , zeichnen sich durch sehr kurzes Verfahren vor den früher beschriebenen aus, und sind nur im Kriege in Gebrauch. Die Todesstrafe wird durch Hängen oder Erschießen executirt. Das Erschießen durch por die Kanonen binden " , blow up, wie es jest in In dien gegen die meuterischen Sipoys angewendet wird , ist eine Strafe , die in keinem Reglement ihre Begründung oder Rechtfertigung findet, und mehr ein Ausbruch des Hasses und der Rache als eine gefeßmäßige Züchtigung. (Fortseßung folgt. )

Literatur. J Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe , par le général Renard , Aide de camp de Sa Maj . le Roi des Belges, chef du corps d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J.

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Dumaine ; Bruxelles Ch ↓ 223 p.) 5 Fr.

Muquardt. I!'. 1.7

(XXIV & 1

(Fortseßung.)

anwende, und daß diese einzige Art an die Besonnenheit der Leute und an die J Accuratesse der Führung , Seitens der Offiziere und Unteroffiziere, behufs der Formation fo wohl , als während der Bewegungen im Quarré diel möglichst geringsten Ansprüche mache ; und da

5) Welcher Form soll man den Vor z u g 7 201 J wüßten wir kein besseres Quarré , als das schon öfter geben?" * besprochene anzuführen, zu dem die Compagnieen, jebe in Der H. V. entscheidet sich für das schwedische Sy sich in Colonne zu einem Kreuz in dieser Art zusammenstoßens frem, und zwar besonders, um der Artillerie weniger aus 2. H > gesezt zu sein; für alle Fälle jedoch , in denen man be 3 TH fürchten muß , von der Cavalerie überrascht zu werden, 861 sed gibt er dem halbvollen Quarré der Desterreicher den Vor Der Commandeur reitet zu der Compagnie hin , nach zug und führt an, daß auch der Marſhall Bugeaud dies welcher das Quarré formirt werden soll , indem er das thue , indem er die Grenadiere an die Tête seßt, hinter Signal geben läßt ; jede Compagnie seßt sich, während sie ihnen das 1. Peloton, d. i . die 1. Compagnie, aufschlies auf ihren Play trabt, in Colonne, -- fei es in Compag ßen läßt , das 2. bis 5. Peloton in der rechten und lin nie- Colonne , oder in eine rechts oder links abmarschirte ken Flanke in Halbsectionen abbrechen, die Queue endlich zu drei Gliedern, und jede macht, auf ihrem Plaze anges durch die Voltigeurs und hinter ihnen das 6. Peloton bilden läßt. Da dies Quarre nicht nach den mittleren kommen , unabänderlich dieselbe Formation , als wenn sie das Quarré für sich machte ; nur wird man nach Innen Pelotons gebildet wird , so muß dessen Bildung sehr um feine Bajonnette fällen lassen. Dies Quarré bietet einen ständlich erscheinen, da das 2. bis 5. Peloton, welche alle von der linken Seite kommen, doch sowohl die rechte, als linke Flanke bilden, also zur Hälfte hinter dem 1. Pelo ton her bis zu dem rechten Flügel desselben laufen und dort rechts abbrechen müssen . Es zeigt sich hier , daß man für solche Fälle nicht recht weiß, was man mit den

ansehnlichen inneren Raum, den man sehr erweitern kann, wenn man die Queue- Compagnie nicht dicht aufschließen läßt, was unter dem Schuße der drei übrigen gewiß ohne Gefahr geschehen kann. In der Bewegung ist jede Com pagnie nur für sich geschlossen zu erhalten , keine unges wohnte schwierige Regeln sind zu beobachten , jede der Compagnie Colonnen ist an sich gegen den Cavalerie -Ans griff gerüstet , zusammen hat man eine Feuerfront von 3

Eliten-Compagnieen anfangen soll, und daß dieselben ein Hindernis für die einfachsten Formationen werden , wenn man ihnen par préférence einen bestimm Zügen, wenn die Compagnieen rechts in Colonne oder in ten Plaß , wie hier die Tête und Queue , zuweisen will. den bisher üblichen Compagnie- Colonnen sind ; man kann, Der H. V. findet es sonderbar, daß kein preußischer da wo z. B. die Compagnieen zu 4 Zügen in 2 Gliedern Offizier anführe, daß die Veränderungen des Reglements formirt find (was weit zweckmäßiger ist), auch jeder Com von 1812 aus der französischen Perpendicular- Schule pagnie 2 Züge Entwickelung , also eine Tiefe von 42 ſtammen , sondern daß sie der Meinung zu sein scheinen, Gliedern , dem ganzen Quarré also eine Feuer-Entwicke daß der Zufall und die Inspiration sie auf dem Schlacht felde erzeugt haben." Er findet , wenn diese Annahme lang von 6 Zügen geben , oder nur die Lêten- und Queue-Compagnieen zu 2 Zügen Front , die Flanken richtig sei, daß es sonderbare Begegnungen und wahrhaft providentielle Zufälle gebe " , aus denen allein ein solches Compagnieen in Zug-Colonnen seßen. I Zusammentreffen zu erklären , und daß leßteres der beste Beweis für die Richtigkeit der Grundsäße jener Schule sein müsse. # Was nun die vorbezeichneten verschiedenen Quarrés Die inneren Flügel der beiden Flanken- Compagnieen betrifft , so würden wir dem Oesterreichischen unter diesen ebenfalls den Vorzug geben ; in dem Russischen finden brauchen nicht auf die der Têten Compagnieen aufzu wir den Gedanken richtig , daß die Queue nur zu drei schließen. Es ist nicht zu besorgen , daß die feindliche · Gliedern Tiefe formirt wird ; man könnte sie wohl Cavalerie in diese einspringenden Winkel , d. h. in In In dem Schwedischen finden ganz offen laffen. das Kreuzfeuer der beiden echelonirten Compagnieen wir entweder denselben Gedanken ausgedrückt, indem man hineinsprenge. Allenfalls kann man in diese Ecken ein ―― Augenblick für die Quene die Tirailleur Züge bestimmt , auf deren zelne Sectionen der hinteren Züge werfen. Plaßlich ist auch deren aus rechnen, diesem offenen immer Quarré nicht nsein die man Marsch oder Vorhande die Angriffs- Colonne wieder formirt, indem sich die Com im Quatré alſo nöthigenfalls auch unausgefüllt bleiben oder, wenn man dies nicht gewollt hat, daß pagnieen im Marsch hintereinander seßen und eben so kann, j man alsdann , wenn J die Tirailleurs einmal nicht zum rasch sind sie wieder herausgezogen und zum Quarré ents Am geeignetsten wird diese Formation aber Bataillon zurückkommen sollten , nothgedrungen aus den wickelt. Flanken den Verschluß der Queue hernehmen , also die dann sein , wenn sie nur als eine Consequenz des eben angeführten Prinzips erscheint , die Compagnie Flanken verkürzen muß. Vor allem scheint es uns nöthig , daß 4 man nicht als tactische Einheit durch das ganze Reglement mehrere Arten des Quarrés, fondern nur eine einzige | durchzuführen.

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; 1. Nachdem diesen Vergleichung allein den Quarrés | derter , daher regelmäßiger. Die Lücken bei dem engen Reihemarsch entstehen nämlich hauptsächlich durch die Un der genannten Armeen gewidmet worden , wirft der Hr. Verf. einen Blick auf andere wesentliche Theile der vers bequemlichkeit dieses Marsches , welche zur Erweiterung der Distancen führt. Bei dem eben bezeichneten Marsche schiedenen Reglements. J Defterreich. " 03 20 ist dieser Grund zur Erweiterung der Distancen zwischen 1) Anwendung des dritten Gliedes.. den Rotten nicht da. Wird also nach dem Flanken 1: Das österreichische Bataillon besteht aus 3 Diviſio- | marsch, sei es durch Halt! Front! oder durch links (rechts) nen, à 2 Compagnieen, rangirt in drei Gliedern und verum, die Front wieder hergestellt , so füllen die dann wies wendet das dritte Glied zur Bildung besonderer Züge, der eintretenden ungeraden Rotten diese Lücken gerade aus. welche ähnlich , wie in der preußischen Armee die TirailJ "Die Oesterreicher wenden die dublirten Glieder 2 auch leur-Diviſionen, hinter dem Bataillon bereit gehalten und theils zum Ersaß oder zur vorübergehenden Stellvertres

für die Formation der Quarré-Flanken an. “ Die neben die ungeraden Rotten tretenden geraden, füllen die ; durch ;

tung aus der Linie detachirter Abtheilungen, vorzugsweise aber als eigentliche Schlacht-Tirailleurs (tirailleurs de bataille) gebraucht werden , während man ausnahmsweise für das Tiraillement auch eine andere , nur für den Fall der Eile, wenn jene Züge noch nicht formirt oder zur Hand sein sollten, anwendbare Art hat , der man in des kaum für diesen untergeordneten und vorübergehenden Zweck irgend einen Werth beilegen kann . Die drei Mann vom vom linken Flügel jeder Halb-Compagnie

die Zugabstände entstandenen Lücken aus, die übrigen Rote : { ten des Halbzuges ſchließen auf. I 周 Diese Art des Flankenmarsches, sagt der H. V., hat

gehen im Trabe durch die Intervallen vor und bilden, in einer Linie vor dem . Bataillon auseinander gezogen, eine schwache i Feuerlinie , deren Soutiens dadurch gebildet werden, daß die drei Mann vom rechten Flügel jeder Halb Compagnie ihnen folgen , indem sie sich zur Hälfte rechts , zur Hälfte links zu einem Soutien , also von 6 Rotten à 3 oder 9 Rotten à 2 Mann zusammenschließen. Es scheint uns dies eine von jenen Reglements- Spiele reien zu sein, welche vielmehr dazu dienen , falsche , als richtige Anschauungen zu verbreiten und die den Namen einer tactischen Vorschrift nicht mehr verdienen , die Bestimmung des preußischen Reglements , den Rückzug des Quarrés gegen einzelne verfolgende Reiter, durch einzelne Leute, welche aus der Tête und den Flan ken des Quarrés heraus treten , zu decken , würde eben falls in diese Kategorie zu zählen sein, wenn hierbei nicht in Betracht käme , daß diese paar Leute gewissermaßen nur die Augen der dem Feinde den Rücken kehrenden Co lonne sein und durch ihre Gegenwart und einzelne Schüsse dem Feinde zeigen sollen, daß man auf seiner Hut ſei . "1 2) Colonnen. " 1' Das österreichische Reglement hat eigentlich nur eine Bataillons ? Colonne : Die Compagnieen hintereinander, entweder mit 3 Schritt Distance , woraus sogleich das Quarré formirt werden kann , ――― oder nur mit Glieder Abstand, die Angriffs- Colonne , Maſſe. 3) Doppelte Glieder. ――― Flankenmärsche. Quarré -Flanken. " / • 1 Die Desterreicher führen die Flankenmärsche in do p. pelten Reihen aus. Wenn rechts (links) um gemacht ist , seßen sich die geraden Rotten rechts oder links neben die ungeraden. Der Vortheil dieses Marsches, der in der spanischen Armee am längsten in Gebrauch ist , besteht darin , daß der Reihemarsch bequemer wird, weil wis schen den einzelnen hintereinander marschirenden Rotten ein größerer Raum entsteht, der Marsch ist also unbehin

in Deutschland eine ziemlich lebhafte Controverse, hervor gerufen, indem man sie nur für die zweigliederige Rangirung geeignet hält , während sie bei der dreigliederigen nur zur Verwirrung beiträgt. Es ist wahr, daß für den Soldaten in Reih' und Glied die Sache, dadurch complicirter wird, daß die im Flankenmarsch nebeneinander. stehenden Rotten nicht 4 , sondern 6 Mann Breite haben und in der Colonne mögen die drei Schritte Diſtance zwischen den Zügen , da die Unteroffiziere auch noch eine Reihe bilden, nicht immer vorhanden sein und ausreichen ; dieser Flankenmarsch, der auch auf Reisemärschen sehr anwendbar und bequemer, als der Sectionsmarsch iſt, ſtatt dessen er gebraucht werden kann , ist indeß, abgesehen von dem Gebrauch in der Colonne , auch bei drei : Gliedern immer noch sehr practisch, und es ist zu wünschen , daß seine Anwendung eine viet allgemeinere werde. Nur in dieser Art des Flan kenmarsches wird man , ohne nachher in der Front große Lücken zu haben, die jeßt so viel besprochenen beschleunige ten Gangarten des pas gymnastique und pas de course. ausführen können. 4) Die Divisions - Colonne. " Der Preußischen Compagnie Colonne entsprechend, hat das Desterreichische Reglement Diviſions - Colonnen, jede also zu 2 Compagnieen . Der H. V. findet · deren Anwendung " augenscheinlich weniger elastisch, weni ger fruchtbar an Hilfsmitteln und Combinationen“ , und wir können ihm in diesem Urtheile nur beistimmen. 9. ", 5) Passirung von Hindernissen. " Für den Fall, daß ein im Vorrücken begriffenes ent wickeltes Bataillon genöthigt wäre , Hinderniſſen auszus weichen, schreibt das Desterr. Reglement vor , daß, die Halb Compagnieen sich mit rechts (links) um in Reihen seßen, und nachdem " das Hindernis passirt ist, wieder aufe marschiren. Das Französische und Schwedische Reglement haben ähnliche Bestimmungen. Aus dem neuen preußischen Reglement ist sie weggeblieben, in dem von 1812 war fie. Das Commando dazu hieß: „Vorwärts" (beim sie. Zurückgehen „ Rückwärts “ ) durchgezogen ! rechts und. links um . Ja in dem alten preußischen Reglement , gab. es sogar ein rottenweiſes derartiges Durchziehen, in dem die ungeraden Rotten sich hinter die geraden , ſezten::

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und auf dieser Weise einem eben fo formirten Bataillon | miren , da man es nicht ohne Grund wird in Linie ent die Gelegenheit 3 bieten sollten sich durch die Lücken der wickelt haben. Bei der jeßigen Art des preußischen geraden Rotten zurückzuziehen. → Daß dies durchaus un Règlements , einzelne Züge aus der Linie abbrechen zu laſſen , welche darin besteht / daß sich der abbrechende Zug practisch war, darüber konnte kein Zweifel ſein; aber man ganz hinter den nach der Mitte zunächst folgenden seßt, verwarf mit diesem rottenweisen . +Durchziehen auch , das T · legt der größte Theil des Zuges einen weit größeren Weg Zugweise , bei dem sich die Züge, über den Fah mes info , die dem Bade, ausgefan hat damit wohl das Kind mit Jebten. denn die Fälle , in denen diese

murück, als bei dem Abbrechen in Reihen, alſo ſowohl das Abbrechen, als der Aufmarsch dauern als nöthig Ist jedoch das Abbrechen von mehreren Zügen ist.

Art von practischem Werth sein könnte, liegen nicht so fern. Es wird im Pulverdampf und Schlachtgewühl häufig ge 75 nug vorkommen , daß eine zurückgehende Artillerie oder Cavalerie-Abtheilung die Intervalle verfehlt , durch die ſie zurückgehen soll ; dann wird es gewiß besser sein, auf diese einfache Weise einen oder mehrere Durchgänge zu öffnen, Ratt diese Abtheilungen sich die Front entlang nach der

nebeneinander nöthig , so ist es jedenfalls nöthig, fie auf bie jest vorgeschriebene Art abbrechen zu laſſen. :57 157 12 Schließlich findet der H. V., daß das Preußische und das Desterreichische Reglement auf denselben Prin² zipien beruhen, daß lezteres aber nicht die bemerkens werthe Einfachheit der Entwickelung bestßt, wie dieſes. →→ Und doch fügen wir hinzu - fönnte auch das preußische noch J logischer und noch einfacher

Intervalle ziehen zu lassen , ja selbst besser, als deshalb das ganze Bataillon 容量nach der Mitte in Colonne zu for

kan & mað 1 .. 3879% JAW !!! #.1 2 19 ...

fein.

(Fortseßung folgt.) d 17 A$ " 1. i 77 DIY

21 j. Nachrichten. S991 Desterreich. Mangel an Räumlichkeiten in einer Garnison 2c. muß sich mit einer geringeren Unterkunft begnügt werden. Die * Durch das neue Gebühren - Reglement der Offiziere der Cavalerie erhalten als Pferdpauschale für f. f. österreichischen Armee ist die Militär-Administration in ein ganz neues Stadium getreten. Da es für Man jedes eigene Pferd jährlich 30 fl.; jene der übrigen Waf cht der wiesengatangen 42 fl. öfterr. Währung . Auf Offiziersvieners ten , ſo ſoll in Kürz zu erhal eine hievon Leberi chen nicht sein ewird, einige fentlichen Bestimmungen dieses Reglements hier gegeben werden. Die nen fyftemisirten Gagen betras gen für den Feldmarschall 10,500 fl. , für den Feldzeug meister und General der Cavalerie 8400Al fl., Feldmarschall lieutenant 6300 fl. Statt der 50 ältesten Generalmajore (5. Diätenklasse) hat die rangsältere Hälfte die frühere Gage von 5280 fl. , die rangsjüngere Hälfte 4200 fl. Die zu derselben Diätenklaſſe zählenden apostolischen Feld vicare, die Generalfriegscommissäre und Generalstabsaudi tore, dann der Generalstabsarzt bilden zusammen nach dem Alter des einen deſſen ältere Hälfte 5280 fl., die andere Hälfte 4200 fl . erhält. Die Obersten, Oberkriegscommissäre 1. Klasse , Oberstabsaudi tore 1. Klasse und Oberstabsärzte (6. Diätenklasse) bezie hen 2500 fl. Die Oberftlieutenante, " Oberkriegscommissäre 2. Klasse,¿ Oberstabsauditore und Oberstabsärzte 2. Klasse 1680 fl. Die Majore, ga Feld- Superiore, Kriegscommissäre, Stabsauditore und Stabsärzte 1260 fl. (Hierdurch erhalten, diese in der 9: Diätenklasse rangirenden Beamten an Gage jährlich 400 fl. mehr, dagegen die zweite 60 fl. weniger. ) Die Hauptleute, Rittmeister, Regimentsärzte 2c. 1. Klaſſe 948 fl., die 2. Klasse 744 fl. Die Militärbeamten dieser Diätenklasse 9 beziehen bei der 1. Klasse um 12 fl., bei der 2. um 96 fl. mehr. Die Oberlieutenante, Oberärzte 1. Klaſſe 528 fl., 8 ** bie Unterlieutenante 1. Klaffe 480 fl. , die 2. Klaſſe 432 fl. Die Quartiergebühr ist nach der Diätenklasse für alle Offiziere , Militärparteien und Beamten gleich gestellt. Bei einem Ausmarsch haben zurückgebliebene Fa milien Anspruch auf halbe Quartierscompetenz. Beim

spruch, welche nicht in den Standesverband einer Truppe gehören. Dieses beträgt monatlich 3 fl. 50 kr. an Ver pflegung 7 und 18 fl . jährlich Monturgeld. Functionszu lagen sind im Frieden festgesezt : Für den Chef des Ober Commandos 8400 fl. (im Kriege 24,000 fl .) ; für einen commandirenden General , Artilleries oder Genie- Director 4800 fl.; für den Festungsgouverneur in Mainz 12,000 fl.; für den Commandanten daselbst 6000 fl. Diensteszulagen erhalten mehrere Vorstände und commandirte Offiziere . Diäten entfallen für die 1. Klasse 20 fl. , 3. Klasse 15 fl., 10 fl. 50 kr ., 6. 5. 4. Klaſſe 12 fl. 50 8 fl., 7. Klaffe 6 fl. 50 kr. , 8. Klasse 5 fl., 9. Klasse 4 fl.; 10. Klasse 3 f. 50 kr., 11. Klasse 3 fl., 12. Klaſſe 2 fl . Reisezulagen bei Ueberseßungs- und Geschäftsreisen, wenn nicht schon Diäten bewilligt find, für Generate und Militärparteien der 1. Diätenklaſſe 4 fl. , für › Stabsoffi ziere, Militärparteien und Beamte der 6., 7, und 8. Dia 9, tenklasse 2 fl., Oberoffiziere und Militärparteien der 9, bis incl. 12. Diätenklasse 1 fl. , Militär- Unterparteien und Armeediener 50 kr. Diese Reisezulage gebührt vom Tage des Reiseantritts bis zum Eintreffen. Es müssen orspann 30, er Dampfschiff 15, täglich per Eisenbahn per Post 8 and per Vorspauh 4 Meilen zurückgelegt werden. Marszulage über einen Tag oder beim Marsch von einem Tag über 3 Meilen für Generale 4 fl. , für Stabsoffiziere. 1fl . für Oberoffiziere 50 fr.für Unter parteien und Armeediener 30 kr. Die Gebühren beginnen mit dem 1. und endigen mit dem Leßten eines Monats ; eine Berechnung auf einzelne Tage findet nie statt. Die

392 sten Hauptleute und Rittmeister erhalten eine Alterszulage Löhnung der Mannschaft wird alle 5 Tage vorausbezahlt, von 120 fl. Pensionen werden auf die Dienstjahre be ein Rückerfaß ist nicht zu leisten. Feldwebel, Wachtmeister, rechnet. Ueber 50 Jahre verbleibt jeder in seinen Bezügen. Stabstrompeter erhalten täglich 35 kr.; die Führer 20 fr., Corporale 15 fr., Gefreite 10 fr., Gemeine 6 Neukrenzer ; Den vor dem Feinde verwundeten Offizieren ist die aus Artillerie und Genietruppen haben eine höhere Löhnung. giebigfte Sorge zugewendet. 1 Das Menagegeld richtet sich nach den Preisen der Nah Großbritannien. - Nach der " Morning. Post" geht das Kriegsminis rungsmittel , die tägliche Brodportion ist 1 Pfund 192 Loth. Für die Musikbanden sind folgende Pauschgelder fterium mit dem Gedanken um bei Pembroke in Süd bemessen für jedes Infanterieregiment 500 fl. , für ein Wales ein großes ständiges Artillerie - Lager zu Jägerbataillon 300 fl., für jedes Cavalerieregiment 200 fl. errichten. 5000 Mann sollen daselbst einquartiert und Auf Eisenbahnen gebührt den Generalen und der Parteien außerdem soll auch ein Divisions-Hauptquartier der Mas von der 8. Diätenklaffe aufwärts der erste Plaz ; von der rinetruppen dahin verlegt werden. 9. bis 12. Klaffe der zweite Plaß ; den Uebrigen der dritte Spanien. Plaß. Neu beförderte. Offiziere vom Mannschaftsstande ➡ Die „España Medica “ schlägt ein System der oder zu den Unterparteien zählende Chargen erhalten zur ftufenweiseu Acclimatisation für die spanischen ersten Anschaffung der Uniformirung den Equipirungsbei Truppenabtheilungen vor, welche für die An trag, bei der Cavalerie 170 fl., bei der Artillerie 120 fl., bei den übrigen Truppengattungen 80 fl. Bei einer Bestillen bestimmt sind, mit einem Aufenthalt von we orderung in's Feld wird ein Kriegsausrüftungsbeitrag genigstens einem Jahr auf den Canarischen Inseln. Auch zahlt , nämlich dem Oberst 200 fl . , dem Oberstlieutenant die Gaceta militar" hatte vor einiger Zeit einen Artikel und Major 100 fl., dem Hauptmann 60 fl ., einem Subüber die Zulässigkeit dieſes Projects gebracht und verſchie alternoffizier 40 fl. Wer Pferde oder Wägen hierzu sich dene politische Blätter Spanien's diesem Gedanken Beifall schaffen muß, erhält eine weitere Zulage. Die rangsälte gezollt.

An

Behufs

einer Vereinfachung

die

Leser.

der Geschäfte der Redaction der in unterzeichnetem Verlage bisher

getrennt erschienenen militärischen Zeitschriften : „Blätter für Kriegswesen“ und „Neue Militär-Zeitung“ werden dieselben vom 1. Januar 1859 ab in einer Zeitschrift vereinigt ausgegeben werden .

Die

selbe wird den Titel : Blätter für Kriegswelen,

Kriegswillenschaft und Kriegsgeschichte.

T Neue Militär-Zeitung. Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere. erhalten , und in dem Sinne der in den Programmen der legten Grundsäße fortgeführt werden .

„Blätter“ und „Zeitung“ früher niederge=

Wöchentlich 1mal erscheint eine Nummer in 4º°, ein bis ein und

einen halben Bogen stark. Man macht sich für Abnahme eines ganzen Jahrgangs verbindlich , deſſen Preis der bisherige der „ Zeitung “ , nämlich 4 Rthlr. 20 ngr. oder 8 fl. sein wird . Um feine Unterbrechung

in den Zusendungen eintreten zu lassen ,

wird

um baldige Erneuerung

der Bestellungen

gebeten.

Darmstadt , im December 1858. Die Redaction

Die Verlagshandlung

der Blätter für Kriegswesen u. Neuen Militär-Ztg .

J. P. Diehl.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl, - Druck von H. Brill.

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Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere.

Dritter

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50.

Darmstadt ,

Jahrgang.

11.

December!

1858.

die russischen -Danilewsky, Löwenstern - für Alerans der oder den Fürsten Wolkonsky, der neueste, Bernhardi, Auffäße. 11 hat es für Toll vindicirt. Prüfen wir unbefangen ihre Ansprüche und beginnen wir mit den Desterreichern, zunächst Welches ist die Wahrheit über mit ihrer gewichtigsten Quelle, den Aussprüchen Radesky's den 24. März 1814 ? in dessen "I biographischer Skizze." Wer ist der Urheber des Gedankens , nach Dort heißt es . 262 u . ff.: „Der Fürst erwog ** noch am Abend des 21. auf dem Schlachtfeld selbst der Arcis Schlacht den Marsch gegen Paris mit seinem Chef des Generalstabs " (Radesky) den Ge anzutreten? Diese Frage wurde schon vielfach erör 2 danken, daß Napoleon eine Bewegung in den Rücken der tert , fie wurde auf Grund der neuesten Quelle , nämlich Alliirten versuche und, wenn sich dies so verhalte , ob es der Biographie des Grafen Radezky , in der Augsburger nicht am besten sei , ihn ziehen zu lassen und gerade auf Allgemeinen Zeitung ( Nr. 252 der Beilage) besprochen, Paris zu marschiren, somit Basis und Rücken preiszugeben. und bei der hohen Wahrhaftigkeit dieser Quelle konnte Radeßky stimmte dieser Ansicht bei. Man machte jes man glauben , die Frage sei durch Radesky's Ausspruch doch im damaligen Augenblick Niemand eine zum Abschluß gekommen. Da erscheint vor 4 Wochen der weitere Mittheilung davon. Im Laufe der Nacht vierte Band von Toll's Denkwürdigkeiten " und eröffnet gingen die Meldungen der Vortruppen ein , welche die eine ganz neue Aussicht in dieser Sache. Zur endlichen Vermuthung des Oberfeldherrn bestätigen schienen. Feststellung der Wahrheit, welcher Ihr Blatt von jeher mit Napoleon zog wirklich gegen Vitry. Dorthin sah man rühmenswerther Unpartheilichkeit nachstrebte, will Referent J am frühen Morgen des 22. alle französischen Colonnen diejenigen Stellen , welche obige Frage behandeln , zur sich bewegen .... Am 22. gegen Abend beobachtete der Sprache bringen ; indem sie mit Radeßky's, Thielen's und Danilewsky's Aussprüchen zusammengestellt werden , wird | Fürft durch sein Fernrohr gerade den Marsch verschiedener feindlicher Colonnen in der Richtung gegen Vitry , als der unbefangene Leser von selbst aus der sine ira et studio ihn der Generalllieutenant Baron Diebitsch erreichte und abgewogenen Darstellung das nicht länger bestreitbare Licht aufdämmern sehen. ihm jenes Schreiben Napoleon's an seine Gemahlin über gab , welches der hanseatische Lieutenant Redlich vom Bekanntlich hatte sich Napoleon nach der verlorenen Streifcorps Lettenborns zwischen Cosle und Sommequis Schlacht von Arcis am Abend des 21. März gegen Vitry am Nachmittag zugleich mit einem Brief des Marschalls gewendet ; er wollte Blücher in den Rücken gelangen, die 1 Lefebvre an seine Gemahlin einem französischen Courier Alliirten von Paris wegziehen, ihre Verbindungen unter abgenommen hatte, und wodurch Schwarzenberg's und Ra brechen und den Krieg, geſtüßt auf die östlichen Festungen, degky's Vermuthungen über den abenteuerlichen Plan des unter günstigeren Bedingungen als seither fortseßen. Folgten die Alliirten, so blieben sie von Haus aus um 2 | französischen Kaisers ihre volle Bestätigung fanden." (In Märsche zu kurz und unterlagen all' den Nachtheilen , in seinem Schreiben an Marie Louise hieß es nämlich : j'ai pris le parti de me porter sur la Marne , afin de les welche der Gegner ste zu versezen beabsichtigte ; folgten [die Alliirten] pousser plus loin de Paris et me rap fie nicht und wendeten sich dagegen direct gegen Paris, procher de mes places. Je serai ce soir à St. Dizier. ) so konnten sie es dort zur Entscheidung bringen, während "Der Fürft eilte sogleich in's Hoflager nach Pougy , um der Kaiser noch um mehr als 3 Märsche zurück war. Das Verdienst dieses kühnen und entscheidenden Gedankens die Monarchen Rußland's und Preußen's für seine An ficht zu gewinnen, nämlich so rasch als möglich con haben die österreichischen Militärschriftsteller Prokesh, Thies centrisch auf Paris loszugehen. Am 23. Nachmittags len, Radesky für Schwarzenberg, die preußischen Claus " 3 Uhr hielt man in Alexander's Wohnung eine Bera sewiß, nach ihm Damiz, Beißke u. a. — für Gneisenau,

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thung, woran sich, außer den beiden Monarchen und dem Oberfeldherrn , auch Barclay , Radezky verschiedene andere Generale betheiligten. Allein Suwarzen berg's Vorschlag drang damals noch nicht durch. Man wollte blos dem Feinde nachgehen und in dessen Flanken und Rücken operiren .... Die Monarchen OFF und der Oberfeldherr verließen noch an demselben Abend Pough , um der Armee zu folgen. Um Mitternacht er

nigstens bei dem Fürsten geradezu einę Unmög lichkeit war. Hören wir zunächst Bernhardi über den am 23. in Alerander's Wohnung abgehaltenen Kriegsrath, Fr worin jenes Napoleon'sche Schreiben erwogen wurde.

reichten de Dampierre, in deſſen gothichem Eckthürmen Schloß eine mit kurzevier macht ge halten wurde. Hier empfing man eine Meldung Blücher's, aus welcher der traurige Zustand des französischen Heeres vollständig zu ersehen war. Mit Tagesanbruch am 24. traf man in Sommequis ein , wo Schwarzenberg in den 24 erften Vormittagsstunden im Beisein des Fürsten bei dem russischen Kaiser seinen früheren Antrag abermals erneuerte. Das Für und Wider ward lebhaft besprochen, aber noch immer fein endgültiger Beiglus Beschluß gefaßt. Der Fürst eilte seinen Truppen auf Vitry nach, der russische Kaiser blieb mit seinen Rathgebern noch eine Weile zurück, schien jedoch geneigt, dem Oberfeldherrn bei zupflichten. Ungefähr eine Stunde außerhalb Sommequis holte Alerander den Fürsten wieder ein. Beide ritten

der zu einem der anwesend i bier versammelte. König vonStriegerat,war , doch müssenAuch die österreichischen Generale durchaus die überwiegende Mehr heit gebildet haben, denn von den russischen war Niemand von Bedeutung gegenwärtig , weder Barclay" (dies ist

anfangs schweigend nebeneinander; allein Radezky, der den Monarchen beobachtete und seit so langer Zeit alle seine Wünsche in dem Operationsobfect Paris concentrirte, glaubte nicht ohne innere Befriedigung wahrzunehmen, daß man am Ziele stehe. Der Kaiser Alexander begehrte plöglich eine nochmalige Besprechung. Man stieg ab. Kaum eine halbe Stunde herwärts Vitry erhebt sich rechts vom Wege eine sanfte ▸ Höhe. Es war etwa 11 11 Uhr Vormittags , als die Monarchen, gefolgt von Schwarzen berg, Barclay, Radezky, Diebitsch , Knesebeck und einigen anderen hinauf stiegen und einen Kreis bildeten. Der Oberfeldherr nahm das Wort und erklärte , daß , wenn man Winzigerode und Tettenborn mit 1000 Pferden und 48 Kanonen dem französischen Kaiser folgen lasse , um diesen glauben zu machen, die gesammte alliirte Armee sei ihm an der Ferse , er sich verpflichte , dem Feinde drei Märsche abzugewinnen und falls Blücher längs der Marne vorgehe, am 30. mit dem größten Theile der Streitkräfte auf den Höhen von Belleville und Montmartre zu stehen und den leßten entscheidenden Schlag zu führen; falls etwa Napoleon über Troyes und Fontainebleau zur Rettung seiner Hauptstadt herbeieilen würde." Jeßt erst ent schied sich der Kriegsrath einhellig für den Antrag, und noch auf dem dadurch welthistorisch gewor denen Hügel wurden die ersten Verfügungen zur Ausführung dieses Planes erlassen. " Der alles entscheidende Entschluß zum unaufgehaltenen Marsche nach Paris ist somit das alleinige Verdienst des Fürsten Schwarzenberg und seines Chefs vom Generalstab. " So Radesky's Ausspruch. Prüfen wir ihn näher, so werden wir finden , daß jener kühne Gedanke, welcher am 21. , am 23. und 24. von Schwarzenberg angeregt worden sein soll, vorerst an den beiden ersten Lagen we

sagt S. 730 u. ff.: Schwarzenberg und Radesky waren zur Zeit über Dampierre nach St. Ouen vorgeritten : fie wurden durch eilige Boten zurückgerufen und erschienen um 3 Uhr zu Pough in der Wohnung des Kaisers Alerans

irrig , denn Radesky nennt ihn ausdrücklich) , „noch Die HORSE for Frans bitsch , lag krank zu Bar an der Aube , wo der verweilte. Jeßt , wo Napoleon's Plane vollständig bekannt vorlagen, wurde in diesem Kriegsrath diesem Kriegsrath vor Allent Allen bie die Frage erwogen , ob es noch möglich sei , die gefährdeten Verbindungen mit dem mit anderen Rhein wieder zu gewinnen und zu Worten , ob es noch möglich sei, auf der parallelen Linie über Vendoeuvres , Bar für Seine und Chatillon durch Gewaltmärsche an dem Feind vorbeizukommen und sich ihm irgendwo wieder vorzulegen ? Sie wurde sehr ernstlich ihm irgendwo wieder vorzulegen ? Sie, erwogen , pas nternehmen Napoleon's wurde nicht als ein tollfühnes aufgefaßt , das ihn unbedingt in's Verder ben stürzen mußte, sondern als gefahrbringend für die Verbündeten, die eigene Lage als ungemein schwierig und mißlich. Glücklicherweise war der eilige Zug an dem Feind vorbei nicht mehr möglich, sonst wurde er ohne allen Das beherrschende Zweifel beherrs Zweifel ,auch jezt noch ausgeführt. Plateau von Langres war nicht mehr vor dem Feinde zu erreichen , der Feind blieb sicherlich bis an den Rhein Im Vorsprung. Die Verbündeten erlebten das Glück , daß jenes große stets gefürchtete Unglück , gegen das man sich den ganzen Feldzug über ängstlich gewehrt hatte , nun wirklich eingetreten war : der Feind stand wirklich auf dem Verbindungen der Hauptarmee ; und glücklicherweise war dies Unglück , als man es inne wurde, bereits so volls ständig und unwiederbringlich erfolgt, daß es keine Möge lichkeit mehr gab , ihm abzuhelfen. Schwarzenberg und seine Umgebung waren aber zur Zeit noch sehr weit das von entfernt , das Glück nicht für ein Unglück anzusehen, Der Rückzug wurde abgelehnt, weil unter den obwaltenden Umständen nicht ohne die größten Opfer und partielle Gefechte an den Rhein zurückzukommen sei , die Armee dabei völlig demoralisirt, bei der Feindseligkeit der Bevöl kerung dem größten Verderben entgegengehe. Nothge drungen mußte man etwas Anderes thun. Man beschlos die Hauptarmee zuvörderst mit der schlesischen zu vereini gen, um dann mit gesammter Macht in Napoleon's Rücken und Flanke zu operiren. Lediglich durch negative Gründe zu diesem in Schwarzenberg's Augen sehr gewagten Ents schluß bestimmt, war man natürlich weit entfernt, die er hebende Hoffnung eines unmittelbaren, unfehlbar höchsten Erfolges damit zu verbinden. Zu einer Schlacht mußte es fommen ; diese ernste Nothwendigkeit sah man vor sich .

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nur durch eine Schlacht waren die verlorenen Verbindun | tontrain und mehrere 100 Wågen erbeutet habe . Mar gen wieder zu gewinnen. Nirgends , aber zeigt sich eine schall Macdonald , welcher heute früh das rechte Ufer der Spur , daß man von einem Siege etwa mehr . erwartet, Aube verlassen hat , erhielt den Befehl , ebenfalls über Sommequis nach Frigniconrt zu marschiren. Es unters mehr verlangt hätte , als wiedergewonnene Verbindungen und Erlösung aus peinlicher Lage. Man wußte , scheint liegt teinem Zweifel , daß Kaiser Napoleon den kühnen Entschluß faßte und 曜 ihn auch es, im Hauptquartier zur Zeit dieser Berathung noch nicht, wirklich ausgeführt hat , ohne irgend eine daß man mit der schlesischen Armee eigentlich schon ver Rücksicht auf unsere Communicationen loss einigt sei" (das wird von Thielen ausdrücklich als Nach zuziehen. Vitry scheint noch von den Preußen beseßt theil hervorgehoben und war wohl die Schuld des wider zu sein. Ich habe die ganze Armee in der Gegend von børstigen Blücher). „Man beschloß daher, die Hauptarmée St. Ouen versammelt. Bei genauer Beurtheilung unserer zu dieser Vereinigung nach Chalons zu führen, und zwar noch in dieser Nacht , so eilig wurde die Sache gehalten. militärischen Lage zeigt sich, daß man nur zwei Fälle ans Erscheine am folgenden Morgen ein Angriff auf Chalons nehmen kann , nämlich , daß Napoleon entweder ohne sich nicht räthlich , dann müßten anderswo Brücken geschlagen an unsere Stellung zu kehren seinen Marsch hinter der werden , um über die Marne zu kommen . " In diesem Marne gegen Chaumont fortseßt , wohin er immer mir seltsamen Zuge nach Chalons spricht sich die herrschende zuvorkommen würde , oder daß er den Entschluß faßt, die Marne zu passiren und mich anzugreifen , wenn er sich befangene Stimmung am deutlichsten aus, besonders wenn man den eiligen Nachtmarsch hinzurechnet , der im Pläne überzeugt hält, daß seine Bewegung uns nicht zum Rück zug zwingt. J Dieser Angriff würde auf meine rechte Flanke lag. Die Hauptarmee entfernte sich durch diese Bewegung um einen starken Marsch mehr vom Feind, und das war unternommen werden , " wo die Waldungen das Terrain einleuchtender Weise nicht das Mittel , ihn so schnell als für mich ungünstig machen. 妻 In beiden Fällen ist meine möglich einzuholen. Aber Schels deutet in der österr. Communication preisgegeben , und ich kann sie nur durch milit. Zeitschrift 1838 , IV. 71 an was in der That eine Schlacht wiederherstellen. Um diese entscheidende auch ohnehin schon durchsichtig genug 1 ist - daß nämlich Schlacht zu liefern, werde ich trachten, mich mit dem Felde Rücksichten der Vertheidigung maßgebend waren. Man marschall Blücher zu vereinigen. Was mir nun auf der einen Seite an Ressourcen abgeht , hoffe ich auf der an besorgte , Napoleon könne wieder über die Marne zurück fommen und die verbündete Hauptarmee angreifen ; eine. deren durch die Ueberzahl und die ebenfalls mißliche Schlacht in so gefährdeter Lage , eine Schlacht mit vers Lage des Feindes zu gewinnen. " (Die eigene Lage ist kehrter Front , ohne Verbindungen , ohne Rückzugslinie, also doch vorzugsweise die mißliche.) "Die beiden hier konnte man nur mit der schlesischen Armee vereint wagen. anwesenden . Souveräne stimmen ganz mit dieser Ansicht Characteristisch ist denn auch, daß man voraussagte, „Cha überein und würden keine andere Maßregel für zweckmäßig lons könne möglicherweise vom Feinde beseßt sein und halten, welches bei diesem wichtigen und gewagten müsse stürmend erobert werden ; der Angriff sei vielleicht Schritte mir zum wahren Trofte gereicht. Ich sogar nicht räthlich. “ Der Nachtmarsch kam bekanntlich werde heute Nachts noch unter Protection der vor nicht zur Ausführung und Bernhardi fährt fort: " Schwarz poussirten Corps meinen Marsch nach Chalons antreten jenberg's nächstes Geschäft mußte nun sein , den neuen und diesen Punkt so bald wie möglich zu erreichen trachten. Die beiden Souveräne sind entschlossen, Plan vor seinem abwesenden Kaiser zu rechtfertigen und mit der Armee zu marschiren. " ( Schwarzenberg der merkwürdige Brief, in dem er dies that , nicht gerade stellt dies offenbar als den heroischen Entschluß hin , die in einer gehobenen Stimmung geschrieben , ist durchaus darauf angelegt, den Kaiser Franz über ein wie nicht Fährlichkeiten eines gewagten Zuges zu bestehen !) „Ich geleugnet werden kann oder soll d sehr bedenkliches Un glaube nicht, daß es möglich sein würde, daß Ew. Majes ſtät von Bar für Aube Arcis zeitig genug erreichen könn ternehmen soviel als möglich zu beruhigen. " ten , um den ferneren Mars mitzumachen. In diesem Dieser Brief ist entscheidend. Bernhardi hat das Datum vergessen ; Thielen nennt es aber es war vom Fall würde meine Meinung dahin gehen , daß Ew. Ma 23. März, 5 Uhr Abends , also wohlgemerkt unmittelbar jestät sich am sichersten von Bar über Chatillon nach nach jenem Kriegsrath und noch ganz unter dem Eindruck Dijon zc zu Ihrer Armee bei Lyon zu begeben geruhten. der gepflogenen Berathungen geschrieben . Er lautet wört Auf diese Art würde auch Ew. Maj. auf jeden Fall Ihre lich wie folgt: „Durch einen aufgefangenen Courier, Verbindung mit Ihren Staaten durch die Schweiz er 4 welcher heute Morgens aus dem Hauptquartier des Kais halten. Uebrigens steht es zu hoffen , daß wir selbe fers Napoleon zu Frignicourt unweit Vitry abgeschickt unter Begünstigung des Himmels auf das wurde , brachte man in Erfahrung , daß er selbst gestern, baldigste wiederhergestellt sehen werden." den 22. , bei Frignicourt auf zwei geschlagenen Brücken Dieser Brief spricht deutlich genug und ich frage nur mit der Tête seiner Armee die Marne pafsirt hat , um den geneigten Leser: war es menschenmöglich, daß Schwar seinen Marsch heute nach St. Dizier fortzusehen . Derzenberg, welcher um 5 Uhr also schrieb, 2 Stunden früher • Prinz Neufchatel (Berthier) kündigt dem Marschall Mais im Kriegsrath des 23. den fühnen Gedanken wegen Paris donald an, daß die vorpoussirte Cavalerie zwischen St. anch nur anregen konnte ? • Gewiß, nein. Dann aber war Dizier und Joinville einen beträchtlichen preußischen Pones am 21. noch unmöglicher ; denn damals unmittelbar

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nach der Schlacht hatte man ja über Napoleon's Absichten | terlieutenants entſpricht in das Regiment , ohne nur nur vage Vermuthungen, welche am 23. wenigstens durch eine Idee vom Dienste oder militärischen Verhältnissen zu den aufgefangenen Brief zurunumſtößlichen Gewißheit haben. 19 Zwar verlangt das Reglement, daß er sich einem gediehen waren. Dagegen ist Ref. überzeugt, daß Radesky Eramen unterziehe, welches vor einer Commiſſion , be am 21. Abends jenen Plan geäußert haben kann , denn stehend aus dem ältesten Major und zwei Capitáns , ab er stand mit Gneisenau in lebhaftem Verkehr, und Gneis gelegt wird, aber die militärwiſſenſchaftliche Bildung dieser senau schlägt jenen Pariser Marsch schon unterm 15. Jar Herren umfaßt in, der " Regel " auch nicht viel mehr als nuar in einem Brief vor , welcher, gleichfalls, in Nr. 252 | Innehaben des Dienſtreglements und der Vorschriften zum der Allg. Zeitung nachzulesen. Wie wenig Eindruck jedoch Ererzieren , und diejenigen , welche wirklich militäriſche Radesky's Worte bei Schwarzenberg hinterlassen , zeigt Kenntnisse besigen, sind zu " den Stäben commandirt. Sei dem aber wie ihm wolle, bisher ist noch kein Beiſpiel vors dessen Verhalten am 23. verſtändlich genug. gekommen , daß ein Aspirant, das Eramen nicht bestanden (Schluß folgt.) hätte. Dem Adjutanten und unter deffen Oberaufsicht dem Sergeantmajor fällt es anheim, den neuen Offizier einzus üben und mit seinen Dienstpflichten bekannt zu machen. Die Militärverhältniſſe Großbritanniens. : Kann er im Regiment einen Zug führen, die Wachtparade (Fortseßung.) stellen und einem Kriegsgericht als Richter beiwohnen, so 3. Die Offiziere. 看 wird er für vollständig ausgebildet angesehen. Hat er vier Jahre in dieser Charge gedient , so erlaubt ihm das Bekanntlich kaufen die Offiziere der königlichen Ar Reglement doch wird an dieser Bestimmung fast nie mee ihre Stellen bis inclusive der eines Oberstlieutenants ; festgehalten -- sich eine Lieutenantsstelle zu kaufen. Ist die eines Obersten , Generalmajors und weiter aufwärts er nicht der älteste in seinem Regiment , so sucht er eine werden von der Königin unentgeltlich verliehen. Man mit Ausnahme der Artile hat zweierlei Gründe für Beibehaltung dieses Systemes | solche in einem anderen, ja in einer anderen Waffen lerie und Ingenieurcorps - – angeführt : der erste und wichtigste ist , nur vermögende Leute als Offiziere im Heere zu haben, da troß des hohen gattung. In diesem Falle zahlt er die Differenz des Gehalts die niederen Grade nicht ohne Zuschuß eristiren Preises an den Regimentsagenten, selten aber wird er in können ; der zweite ist , daß man annimmt , die Söhne den Besiß einer höheren Stelle gelangen können, ohne sich vermögender Leute müßten auch immer wohl erzogen und mit dem, der ste bekleidet , verglichen , d. h. ihm eine gebildet sein, der sehr lebhaft empfundene Nebengrund, Summe gezahlt zu haben , die den vom Reglement be die jüngeren Söhne der Aristokratie anständig zu versors | stimmten Preis bei weitem übersteigt. Es ist dies zwar 24 gen und ihnen eine Carrière zu eröffnen , ist von den illegal und streng verboten, doch sehr schwer zu controliren und kommt leider nur zu häufig vor. Bei diesem Avan Vertheidigern dieses Systemes selbst nie ausgesprochen worden. cement wird der Offizier einem etwas schwierigeren Eras · Gründe dagegen gibt es unzählige , das militä men unterworfen, das sich namentlich über alle Dienstver rische Verdienst des Armen muß vor dem Reichthum un hältnisse erstreckt. Was wir hier von den Prüfungen sagten , bezieht fähiger Menschen zurückstehen ; militärische Studien werden 4 vernachlässigt, denn sie helfen zu nichts ; das Avancement sich natürlich blos auf Militärwissenschaften ; denn im Uebrigen wird man selten eine Armee finden, deren Offis verdienter Unteroffiziere zu Offizieren ist beinahe unmög lich , wird auch von diesen nicht angestrebt , höchstens ist ziere so viele Sprachkenntnisse und so viel weltmännische es ein Quartiermeisterposten , den sie wünschen , weil ih Bildung haben als eben in England , und mehrentheils nen dieser die Mittel gibt, standesgemäß zu leben , was haben sie beides in fremden Ländern selbst gesammelt und bei einer bloßen Ensignstelle kaum der Fall sein dürfte. nicht aus Büchern gelernt. Der Arme, oder der, welcher während seiner Dienst Will ein junger Mann Offizier werden , so wendet. er sich zuvörderſt, unterſtüßt von Empfehlungen seiner Fa zeit sein Privatvermögen verlor , ist bei diesem System milie und Freunde, an den Commandanten des Regiments, freilich übel daran, er kann sich keine höhere Stelle kaufen, bei dem er eintreten will. Befürwortet dieser sein Gesuch, bleibt in der seinigen und kommt nicht vorwärts, wäre er so wendet er sich nunmehr mit einem Schreiben an die auch der tüchtigste Militär ; er muß sehen , wie ihn nach Horseguards , das Kriegsministerium und Obercommando und nach alle vom Glück mehr begünstigten jüngeren Offi in London , und erlegt die Summe für die Stelle eines ziere überspringen , und nur der Gnade der Königin hat Cornets oder Ensigns bei einem Regimentsagenten. m Diese er es zu danken , wenn er without purchase - ohne avancirt , wenn er mithin auf außerordentlichem Kauf beträgt bei der Infanterie , wie erwähnt , 450 , bei der Reiterei 840, bei den Garden, 1200 Pf. St.; dann wird Wege das erreicht , was der französische Offizier so wie der deutsche für ein wohlverdientes Recht hält. der Aspirant der Königin zur Anstellung vorgeschlagen, Dazu kommt aber noch ein Umstand, der das Syſtem und wenn dies von ihr genehmigt, erhält er sein Anstel lungsdecret und wird dasselbe in der Zeitung bekannt ge für uns ganz besonders verleßend erscheinen läßt, der Ums macht. Nunmehr tritt der neue Cornet oder Ensign stand nämlich, daß die Offiziere der Haushaltstruppen, eine Stellung, die der des deutschen Fähndrichs oder Uns also der drei Gardeküraſſier- und Grenadierregimenter, die

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ihre Patente allerdings viel theuerer bezahlen, auch einen | gros Der englische Offizier ist ohne Ausnahme Gentleman, um zwei Grade höheren Rang haben, als die der Linie, wenigstens insofern , als das Wort den Gegensatz gegen daß also ein Ensign , in ersteren so viel ist, als ein Capi die armeren, niedrigeren Klassen Klaſſen bezeichnet. Die Soldaten, tän in der leßteren , und daß er 1 diesen Rang und die in der Regel aus den niedrigsten Volksschichten angewor Stellung auch wirklich erhält, so wie er zur Linie, über ben , blicken nicht, weil er Offizier , sondern eben weil er tritt.Stand er nur eine Zeit lang als solcher bei dieser Gentleman ist, mit Achtung und Ehrfurcht auf ihn. Der Truppe, so läßt er sich, wenn er Empfehlungen und Geid Offizier seinerseits empfindet " in der Regel wenig Theil 3 mittel hat, gegen Bezahlung des Kaufgeldes in die Garde nahme für das Wohl oder Wehe seiner Mannschaften ; zurückverseßen , und hat so J mit einem Male den Ranger sieht sie fast nur beim Dienste , redet beinahe niemals eines Oberstlieutenants , ohne je Lieutenant oder Major mit ihnen, ja er hat selbst mit ihrer militärischen Ausbil bung nichts zu thun, da diese dem Unteroffizier, dem drill gewesen zu sein — fürwahr eine der Familie und dem Reichthum gemachte Concession, die auf dem Continent in sergeant, einzig und allein obliegt. Die Vorgänge im jeziger Zeit unerhört und in Deutſchland › geradezu undenk Krimfeldzuge beweisen das Gesagte zur Genüge ; noch mehr bar wäre ! 0 12 aber sprechen dafür der in der Times kürzlich zur Sprache Bei solchen Verhältnissen kann man sich nicht wuns gekommene übele Gesundheitszustand der Truppen und die häufigen Todesfälle in den Regimentern , welche in Cas dern , wenn z. B. der später berühmt gewordene Herzog fernen liegen. Kein Offizier ist auf die Idee gekommen, von Wellington nach sechsjähriger Dienstzeit Oberst war, dem Grunde dieses Uebels nachzuforschen , ja es nur als ohne einem einzigen Feldzug beigewohnt zu haben. War er, wie die meisten alten Generale, ein eifriger Vertheidi ein solches zu betrachten , und doch haben Berechnungen bewiesen, daß bei der Linie jährlich zehn , bei der Garde ger dieses Systems, so beginnt man iegt die vielen Nach zwanzig vom Tausend sterben , daß die Ursachen hierzu theile desselben einzusehen ; namentlich geht das Streben des Herzogs von Cambridge dahin , eine größere militär wesentlich in der schlechten Lüftung der Casernen , in der sehr nahrhaften, aber wenig gleichmäßigen Kost (gekochtes wissenschaftliche Bildung zu erzielen; einen Vermögens ausweis der Aspiranten wird man aber immer verlangen Rindfleisch mit Gemüse) und dabei im Mangel tüchtiger Leibesbewegung liegt, denn nur in seltenen Fällen ererziert müssen , sonst kann ein junger Offizier nicht auskommen, muß in Verlegenheiten gerathen und infolge dessen sehr der Soldat über eine Stunde des Lages, und die Caserne darf er nur von 4 bis 9 Uhr des Abends verlassen , wo rasch in ein Schuldgefängniß wandern. Kein Oberst nimmt er , anstatt sich Bewegung zu machen , mehrentheils in jest einen Aspiranten, der nicht außer dem Gelde, welches Wirthshäusern sist. er zum Kaufe der Stelle bedarf , noch Zuschuß von zu Im Kriege leuchtet der englische Offizier seinen Sol. Haus erhält oder Privatvermögen hat. In der Garde Cavalerie ist das Dienen so enorm theuer, daß es immer daten immer als glänzendes Beispiel der Tapferkeit voran, das liegt in seinem natürlichen Muthe , in seiner Eigen mehrere Vacanzen gibt, weil sich nicht genug junge Leute finden , welche für ihr schweres Geld auch noch das Joch schaft als Gentleman, ſte aber geschickt führen, so führen, des Dienstes, denn ein Joch ist der Dienst dem Engländer daß ein möglichst großer Vortheil mit möglichst wenig meiſtentheils, auf sich laden wollen. Opfern erkauft wird, das versteht er selten -- wer sollte es ihm auch lehren ? Der lezte Sturm auf Sebastopol, Die Commandanten der Regimenter sind die Oberſt die Schlacht bei Balaklava find Beweis genug für das lieutenants ; die Obersten beziehen , wie bemerkt , nur den Gehalt ihrer Stelle und find Brigadiers oder Generale, Gesagte. Erst jest , ganz in neuerer Zeit , finden wir einen Offizier in Indien, der wirklich manövrirt und dies verbinden also nicht nur zwei Chargen , sondern beziehen auch die Gehalte derselben in einer Person, ja es kommt versteht , es ist dies der Oberst Franks, sein Marsch von Gorrakpur nach dem Königreich Audh im März dieses vor, daß berühmte Generale Oberst von drei Regimentern Jahres legt Zeugniß dafür ab. und als solche besoldet sind ; so war es Wellington von Die Disciplin ist auch bei den Offizieren , so lange einem Leibgarde , einem Grenadiergarde , und vom 33. fte unter den Waffen stehen , außerordentlich streng , da Infanterie-Regiment. dürfen sie sich in der Kleidung feine fancies erlauben, Daß dies System das Heer nicht wenig vertheuert, liegt auf der Hand ; entweder der Oberst ist bei seinem Regiment nöthig, und dann muß er es befehligen, oder er ist es nicht, dann fann die ganze Stelle, folglich der Ge halt für dieselbe, dem Staat erspart werden. Bei der Artillerie und den Ingenieurs P stellt sich das Verhältniß anders heraus . Hier sind technische Kenntnisse unerläßlich , deshalb, werden die Aspiranten in der Artil lerieschule erzogen und müssen schwere Eramen bestehen, ehe sie zu einer Offizierstelle gelangen. 9 Man kann dieser Waffe weder Tüchtigkeit, noch Gelehrsamkeit, noch Erfah rung absprechen, und die Offiziere derselben können sich mit den besten jeder anderen Armee meſſen.

sondern müssen streng nach dem Reglement gekleidet sein ; anders ist es außer Dienst , da werden Vatermörder ges tragen , leichte Halstücher erseßen die Binden , ohne daß darüber etwas gesagt wird , ja der Anzug bei Tische ist von der Art, daß er, leicht und bequem, viele phantastische (Schluß -folgt.) Ausschmückungen gestattet.

Literatur. J Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe , * par le général Renard , Aide de

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I

camp de Sa Maj . le Roi des Belges, chef du corps | tischen Einheit gemacht hat , nachdem sie dies schon d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. in administrativer Beziehung gewesen war. Das Batail Dumaine ; Bruxelles , Ch. Muquardt. (XXIV & lon hat 4 Compagnieen , jede Compagnie zu drei Zügen 223 p .) 5 Fr. i. zu zwei Gliedern , deren dritter Zug speziell für das zer streute Gefecht ist. Diese 4 Tirailleur Züge werden wie (Fortſeßung.) die preußische Tirailleur: Division hinter dem Bataillon " Rußland. " aufgestellt. Das schwedische Reglement hat sich also "f Vorangeschickt wird die Bemerkung , daß das hier von den Umständen und Schwierigkeiten befreit , welche Gesagte im Jahr 1855 niedergeschrieben ist und Rußland das preußische Reglement durch die Beibehaltung des seit seinen Erfahrungen in der Krim in fortwährender dritten Gliedes ohne einen irgend erdenklichen Reform begriffen ist ." Nußen noch mit sich herum trägt. So haben denn die 1. Schweden auch eine Form, in der fie das Bataillon in 3 Das Russische Bataillon besteht aus 4 Compagnieen gesonderte hohle Compagnie-Quarrés formiren, deren mitts "/ Die erste Compagnie ist Elite ; einer der zu 2 Zügen. Züge nimmt den Namen Grenadiere an und seßt sich leres aus zwei Compagnieen , die beiden anderen aus je einer Compagnie gebildet sind. Das Bataillons-Quarré auf den rechten Flügel des Bataillons , der andere Zug erhält den Namen chasseurs und seßt sich auf den linfen ist bereits früher erwähnt ; ebenso die dem alten preußis schen Reglement entnommene Form für das Passiren von Flügel. Die erste Compagnie ist also immer durchschnit ten, sei es in einfacher Colonne, sei es entwickelt. Wenn Hindernissen oder Truppen (Vorwärts durchgegangen !) . Daß Schweden , troßdem daß es jede Beziehung zu man die einfache Colonne in Divisionen von 2 Pelotons bildet, so gehört jede Abtheilung oder jedes Stück zwei dem früheren dritten Gliede abgestreift hat , dennoch die aus dieser Beziehung stammende Zahl von 3 verschiedenen Compagnieen an. Noch mehr, die Centrum Zügen beibehalten und nicht statt deren die Zahl 4 eins Fahnenrotten die durch noch ist dritte) Compagnie (die durchschnitten . Es scheint , daß diese Combination allein geführt hat, scheint uns, wenn es nicht in der Schwäche in Beziehung auf die Doppel- Colonne gemacht worden. der Compagnieen begründet ist, noch ein Mangel an den gemachten energischen Fortschritt zu sein, sei, welche übrigens auch die Lieblingsformation der Russen auf dem Schlachtfelde ist. In der That find dann die da wir diese Eintheilungszahl durchaus nicht für gleich Tête und Queue der Colonne von ganzen Compagnieen giltig halten. Die Zahl 4 erlaubt der Compagnie eine Eintheilung in 2 gleiche Theile ; sie eignet sich besser zu zusammengesezt . " symmetrischen tactischen Formen , als Grundlage für die 2) Tirailleurs . ― Hülfsmittel der des Bataillons . In dem selbstständigen Gefecht einer Russischen Reglements . " Compagnie entspricht die Zahl 4 einer rustigen Einthei Die Russen rangiren zu drei Gliedern ; das dritte lung für die Ordre de bataille : 1 Zug zur Avantgarde, Glied ist aber nicht ganz zum Tirailliren bestimmt , son zwei zum Haupttreffen und einer zur Reserve. dern von jedem Zuge desselben nur 12 , im Ganzen also Endlich würde es ein weiterer Fortschritt sein , das 96 Mann. Unabhängig von diesem wird der 8. Zug, Tiraillement einer Compagnie selbstständig zu über der Chasseur-Zug der 1. Compagnie zum Tirailliren , tragen, so daß dann also im Haupttreffen des Bataillons der 1. Zug, der Grenadier-Zug derselben Compagnie zum nur drei Compagnieen ständen , die an Stärke aber den 4 Soutien der ersteren verwendet. „ Diese doppelte Nach um ihre Züge des dritten Gliedes geschwächten Compag ahmung des preußischen und franzöſiſchen Syſtems ist nicht nieen gleich sein würden. Die Einheit des Commandos glücklich. " Auch die Compagnie- Colonnen haben die Russen und die gewohnheitsmäßige Zuſammengehörigkeit der Leute neuerdings den Preußen entlehnt. würde gewiß vortheilhaft auf die Führung des zerstreuten " Bis heute hat man sich in diesem Lande nur daran Gefechts wirken. Es darf dies aber keine Elite gehalten , viel Sicherheit in den Bewegungen und eine Compagnie sein , sondern alle Compagnie en große Kraft des Zusammenhanges zu erhalten." Zum müssen dazu gleich ausgebildet und befähigt Tirailliren wendet man nur die vorher bezeichneten Ab sein. theilungen und im größeren Maßstabe die Spezial-Batail Gewiß ist aber , wie der H. Verf. ſagt, die ruſſiſche lone der Jäger an. Die Infanterie ist also wohl in Mischung des preußischen und französischen Systems feine eine schwere und leichte getheilt." glückliche; denn von 4 Compagnieen eine auf beide Flügel Diese Nation hat mit vollen Händen von Preußen, zu trennen, dem eigentlichen Führer also die Leitung seiner von Frankreich , von Desterreich und selbst von England Compagnie entziehen ; außerdem durch diese Theilung den genommen, und sie hat Recht gehabt ; aber die Bewegun Grund legen zur Theilung der anderen Compagnieen bet gen haben keine festen Reglements und logische Entwicke mehreren Formationen, und endlich das dritte Glied auch lungen." noch zerstückeln , indem man aus jedem Zuge 12 Mann "Schweden." zum Tirailliren heraus nimmt , d. h. überall den Grund Schweden hat durch das Reglement von 1848 mit zu tactischen Schwierigkeiten, Unregelmäßigkeiten und Ver den alten Irrthümern des Reglements 1791 aufgeräumt ; | wirrungen legen. es ist das einzige Land, welches die Compagnie zur tac

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Frankreich. " Für die Leser fremder Armeen kann nur bedauert werden , daß der H. V. , weil wir (die Belgier) ihre (der Franzosen) Reglements angenommen haben“, sich bes züglich einer Kritik diefer auf zwei kurze Bemerkungen beschränkt: 1) daß die Rangirung zu drei Gliedern in der französischen Armee ein für allemal beseitigt scheint, indem bie kaiserliche * Garde zu zwei Gliedern rangirt und der Kaiser für die Orient-Armee daſſelbe befohlen hat; 2) daß alle Offiziere dieser Armee dem s. g. Perpendicular System zugeneigt sind , als Beweis deffen Bugeaud's Schriften und tactische Dispositionen in Algerien , M. Lavelaine's Traité des manoeuvres de masse, die Artikel des General Roguet über die doppelten Colonnen, das Album der Manövers des General Schramm 2. angeführt werden. " Linien- Evolutionen. " Der H. V. sagt, die Lactifer Deutschland's haben den so betitelten Theil des französischen (bel gischen) Reglements systematisch verworfen und hält es für angemessen, den Grund dafür näher zu untersuchen, da es sich um die wichtige Frage handele : Welches ist „ Welche s ist die Ordre de bataille der Infanterie ?" 1 ) Die Linien - Evolutionen gehören der reinen Linear - Schule an. " Es ist hierbei zunächſt hervorzuheben, daß es ſich da. bei nicht um diejenigen Evolutionen handelt, welche unent behrlich sind , um die Linien der Bataillone aus der Co lonne zu entwickeln und zu einer der speziellen Gefechts lage dieser Bataillone entsprechenden Feuerwirkung zu bringen , sondern um das große , ungegliederte und darum unlenkſame und unhandliche Ganze der entwickel ten Treffen, in welchem die Linien-Manöver für 1 Armee corps von 2 Divisionen vorgeschrieben sind , Alles von, einem einzigen Kopfe abhängt und eine Wirkung der an deren Waffen keine Berücksichtigung findet. Hierüber läßt der H. V. die deutschen Tactiker aburtheilen , oder viel mehr der H. V. urtheilt selbst : „ Der Krieg , wie man ihn ießt führt, verträgt nicht die Annullirung aller Com mando- Stellen." 2) Die moderne Lactik verlangt andere Combinationen in der Anwendung und Bewegung der Linien." Während in der Linear- Tactik Alles vorher berechnet weil eine Aenderung so leicht nicht zu bewirken, ist es in der modernen Tactik das Unvorhers gesehene, welches dieselbe anszeichnet. Während früher die ganze Schlacht einem Choc glich , bei welchem dem Führer eigentlich Alles aus der Hand glitt, eben weil er selbst Alles befehlen und führen sollte und eben deshalb fast Alles so sehr auf die erste Disposition ankam , daß die geringsten Störungen dem Chef die Leitung fast un möglich machten, "I muß heut jeder Theil der Linie mit Unabhängigkeit und Selbstbestimmung begabt sein" , um nicht allein den Verhältniſſen des Terrains sich anpaſſen , ſondern auch um den Moment ergreifen , die Reserve sparen und dann wieder hinein werfen zu können , wo es am rechten Fleck ift. So ist

das ganze zweite Treffen nicht mehr als Soutien unmittel bar an das erste gekettet , sondern jeder Theil desselben kann zur Unterstüßung eines Theiles des ersten nach Be darf verwendet werden. ▬▬▬▬▬▬▬▬ Ref. bedauert sich die Mittheis lung eines hier angeführten Citates versagen. zu müſſen, in welchem Gouvion St. Cyr eine aus Napoleon's Munde. erhaltene Characteristik der modernen Schlacht mittheilt. Gewiß ist auch die eben angeführte Characteristik des H. Verf. eine sehr richtige und lebensvolle. 3) Grundsäße der deutschen Schule für die Bewegungen mehrerer combinirten Batail lone! Brigade S Schule. " Als die Prinzipien der „ nordischen Tactiker " werden bezeichnet : 1. Die Manöver - Einheit ist die Brigade ; fte ist" - sagt das preußische Reglement ―――――― „die größte Truppenabtheilung, welche berufen ist, rein reglementarische Bewegungen auszuführen, ohne mit anderen Waffen com binirt zu werden." „ 2. Jedes Corps, welches die Stärke einer Manöver Brigade überschreitet , ist immer mit den anderen Waffen combinirt" 2c. 3. Die Brigade macht nicht einen Theil eines der Treffen, sondern beider Treffen zugleich aus. " Von der Schlachtordnung der Infanterie. Discussion . Vorschläge Marbot's und Rocquancourt's. " Der General Marbot und nach ihm Rocquancourt an der Militär- Schule von St. Cyr verwerfen diese Prins zipien und wollen, daß jedes der Treffen von deployirten Divisionen gebildet sein soll. Die preußische Brechung der Schlachtordnung in nebeneinander gestellte , ihre Bataillone in beiden Tref= fen habende Brigaden datirt von 1812. - In Blücher's Instruction vor dem Wiederbeginn der Feindseligkeiten in Belgien sind 9 Bataillone mit Artillerie und Cavalerie so zu einer Division verbunden : 2 Füsilier = Bataillone in der Avantgarde , deployirt; -im 1. Treffen 4 de plovirte Musketier - Bataillone ; im 2. drei Bataillone, auf einem Flügel ein Füfilier-Bataillon , in Colonne, dahinter 1 6pföge. Fußbatterie , noch weiter zurück 2 Es cadrons Cavalerie. " Zwischen den Brigade - Divisionen " waren Inter vallen , um die Bewegungen der Cavalerie und Artillerie So focht seine Armee bei Ligny und Wa zu erleichtern. terloo. Jedes Armeecorps hatte seine Cavalerie- und Ar tillerie-Reserven. Erst seit dem Frieden nahm Preußen die Benennung Division an . Heut ist die Diviſion von 2 Brigaden , jede Brigade von 2 Regimentern à 3 Bataillone zusammengeseßt . " - 1. Brigade rechts im ersten Treffen drei deployirte , -im 2. Treffen drei in Colonne formirte Bataillone , ebenso links daneben die 2.1 Brigade , und zwar von beiden Brigaden die Füsiliere in beiden Treffen auf den äußeren Flüs geln, das Linien-Regiment im ersten, das Landwehr- Regi ment im zweiten Treffen , leßtere die ersten auf beiden

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Seiten überflügelnd. Hinter der Intervalle des 2. Trefs | und in ganz verschiedenen Absichten handelnd, würde das 1. J Treffen nicht mehr hinter dem 2. bleiben , also die fens die Batterie, dahinter 2 Escadrons. si Marbot vertheidigt sein System , indem er sagt: ganze Theorie umgeworfen werden. C. Das System ver A. Wenn ein Armeecorps im 1. Treffen drei verschiedene zwei Treffen ist verderblich bei den Deployements in Ge Divisionen hat, deren andere Hälfte im 2. Treffen steht, genwart des Feindes , da man der doppelten Zeit * ) zur das 1. Treffen also, ebenso das zweite, dem Einflusse Ausführung bedarf" sc. D. Oft lagern am Vorabend dreier Generale unterworfen ist, so wird es weder für den der Schlacht die beiden Treffen einer Armee Stunden weit "-von einander, oder, wenn man treffenweiſe marſchirt, Angriff, noch für die Vertheidigung eine Uebereinstimmung geben. Wenn dagegen ein General die ganze Linie zu trennen sich die Treffen zuweilen , um große strategische 1 Bewegungen auszuführen. Wie wird der General, wenn seiner Disposition hat, so kann er ein Holz, ein Dorf 2c. die Divisionen in beiden Treffen vertheilt find , sein Com mit ansehnlicheren Kräften angreifen, welche er nach seiner mando ausüben können ?" ; eigenen Einsicht lenkt. B. Das 2. Treffen hat nicht die Der General Marbot ruft zur Unterstüßung seiner Mission, an das erste , Bataillon an Bataillon, genagelt Meinung Gustav Adolph, Friedrich II. und besonders die zu sein. Es kann auf gleiche Höhe mit demselben vor Erinnerungen der Republik und des Kaiserreiches - an. rücken, oder sich echeloniren, um die Flanken des ersten zu (Fortseßung folgt.) becken , oder zur Unterstüßung des Centrums oder eines Flügels verwendet werden. In allen diesen Combinationen *) Ift, beiläufig gesagt, ganz unrichtig, wenn alle Bataillone zu A. d. Ref. würden die Brigaden von den Divifionen getrennt werden gleich deployiren. 1

Nachrichten.

Preußen.

theiligen , weil sie fürchtet , Nachtheile im Avancement zu etieiden , oder nach Jahren als unfähig zum practischen Der General-Inspecteur des Militär-Erziehungs " und Bildungswesens , v . Peucker , ist zum General der Dienst betrachtet zu werden. Zur Belebung des wiſſen Infanterie ernannt worden. Es ist Dies ", schreibt man ſchaftlich-militärischen Triebes und zur Steigerung in den Anforderungen an die Offiziersaspiranten dient auch der der Schles. Ztg. " aus Berlin, unter den gegenwärtigen Plan einer Vereinigung zweier Divisionsschulen zu einer Verhältnissen ein beachtenswerthes Factum. Denn es liegt Corpsschule und der Verlängerung des Zeitraums für die darin eine wichtige Anerkennung der Leistungen dieses Beendigung des Cursus. Um das sogenannte Militär Militärs auf dem Gebiete des Militär - Bildungswesens, Eintrittsexamen zu beseitigen, wäre es gewiß ſehr empfeh welches durch ihn bereits auf einen Standpunkt gehoben ift und noch weiter gehoben werden soll, der den Anfordes lenswerth , entweder das sogenannte Abiturienteneramen rungen unserer Zeit entspricht. In einer Zeit , wo die oder das Eramen einer Realschule von dem Aspiranten benachbarten Großmächte Rußland, Oesterreich, und Frank zu verlangen ; aber dieser gesunde Vorschlag ist früher an reich höhere Anforderungen an ihre Offiziere ftellten, konnte dem Widerspruch Derer gescheitert , welche ihre Söhne Preußen am wenigsten zurückbleiben bei einer Heeresorgas lieber privatim für das Eramen vorbereiten laſſen , und nisation, welche den Gelehrten, den Richter, den Künstler doch hat die öffentliche Schulerziehung ungleich größere neben den einfachen Bauer unter das Gewehr stellt. Ein Vortheile. Das vom General v. Peucker im Sinne der Offizier, welcher diesen Untergebenen gegenüber in unseren großen Reformatoren unserer Armee verfolgte Prinzip er Lagen mit Erfolg befehlen soll , darf ihnen in der allge freut sich der vollsten Zustimmung des Prinz- Regenten. meinen Bildung nicht nachstehen, und er muß zugleich in | Hr. v. Peucker ist 1792 zu Schmiedeberg in Schlesien den militärischen Wissenschaften bewandert genug sein, um geboren , trat 1809 in die Armee , und hat die Feldzüge zu einem richtigen militärischen Urtheil über vorkommende in Rußland , sowie die Freiheitskriege 1813-15 mitgee macht. Im Jahr 1822 hatte er die Oberleitung aller Fälle befähigt zu sein. Dahin zielt die neuere Einrichtung des Cadettencorps, dessen Klassen denen des Gymnasiums Angelegenheiten des Geschüßwesens der Armee. Als Ge bis incl. Sekunda entsprechen , und die Bemühungen des neralmajor fungirte er in Frankfurt a. M. als preußischer Bundes Militärbevollmächtigter, wurde später Reichs -Kriegs Generals , ausgezeichnete Lehrkräfte für den Unterricht zu gewinnen. Es genügt offenbar nicht, daß Offiziere, welche minister, und nach dem Tode des Hrn. v. Radowig in sein mit Fleiß die Kriegsschule besuchten und sich dort auszeich | jeßiges Amt berufen. " Spanien. neten, zu Lehrern commandirt werden , sondern es kommt Die spanische Regierung ist fortwährend bemüht, dabei auch auf das Lehrtalent an. Es muß ferner die Möglichkeit geschaffen werden, tüchtige Militärlehrer unbe die Armirung der Kriegsfahrzeuge zu verbessern und wurden so u. A. erst kürzlich die Kriegsdampfer schadet ihres Avancements in ihren Stellen zu erhalten ¿ Narvaez " und " Concordia" mit gezogenen Büchsen und und zu befördern. Gegenwärtig trägt manche tüchtige Kraft Bedenken, sich beim Militär-Erziehungswesen zu bes Revolver- Pistolen ausgerüstet. LILL HH DIJ I In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl, — Druck von H. Brill.

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Herausgegeben von einer Geſellſchaft deutscher Offiziere.

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No.

51.

Dritter

Jahrgang.

Darmstadt,

18. December.

Auffähe. Welches ist die Wahrheit über den 24. März 1814 ? (Schluß.) Prüfen wir nunmehr Radesky's Darstellung der Vorgänge am 24. Morgens. Das alliirte Hauptquartier war in der Nacht des 23. von Pough aufgebrochen, hatte einige Stunden zu Dampierre verweilt und am 24. gegen Morgen Sommequis erreicht. Zu Dampierre hatte man endlich erfahren , in welchem Grade man bereits in uns mittelbarer Berührung mit der schlesischen Armee stehe, man hatte ferner aus weiter aufgefangenen Briefen be deutender Männer ersehen , in welchem Zustand der Zer rüttung das französische Heer herabgesunken war , und welche hoffnungslose Stimmung in diesem Heere vielfach herrsche , in welchem Grade die Hülfsmittel des Feindes, Kassen und Zeughauser , bereits erschöpft seien , welche Sehnsucht nach Frieden im ganzen Lande laut wurde, welche Unzufriedenheit mit der imperialistischen Regierung und dem gewaltigen Drucke , den sie übte , überall in Frankreich erwacht war, welche Gährung die napoleonische Polizei, namentlich in Paris gewahr wurde (Savary, der Polizeiminister, hatte an Napoleon geschrieben, daß er für die Ruhe in Paris nicht stehen könne , wenn der Schau, plaß des Kriegs nicht weiter von der Hauptstadt weg vers legt werde). Vor diesem Bilde der feindlichen Zustände mußte sich der Horizont erweitern , der Muth wachsen. Schwarzenberg sah jezt ein, daß es nicht nöthig sei, nach Chalons zu eilen ; er änderte deshalb die frühere Dispo fition ab und beschloß , die Hauptarmee schon an diesem Tage bei Vitry über die Marne auf die Spur des Fein des zu führen. Um 10 Uhr brach er von Sommequis auf, um die Ausführung der neu erlassenen Befehle zu leiten ; auch der König von Preußen ritt vorwärts zu den Truppen. terwegs wurden fie von Alexander eingeholt, und nun folgte um 11 Uhr jener denkwürdige Kriegsrath, bei welchem Schwarzenberg nach Radezky's Angabe den Vorschlag wegen Paris vorbrachte und bis zur Entscheis dung durchfocht. Wir werden jene Berathung später ganz

1858 .

im Detail kennen lernen ; hier haben wir es nur mit Schwarzenberg's Betheiligung zu thun. Zum Glück be fißen wir hierüber das Zeugniß eines unmittelbaren, durch aus unparteiifchen und völlig zuverlässigen Zeugen , des Lords Burghersh nämlich , welcher dem alliirten Haupts quartiere als englischer Militärbevollmächtigter beigegeben * war. Er sagt in seinem Memoire S. 224 : „ Der Fürft Schwarzenberg wurde bald , nachdem er Sommequis vers lassen hatte , von einem Adjutanten des Kaisers von Rusland eingeholt mit der Bitte , deffen Ankunft abzus warten , welche gleich darauf erfolgte. Es wurde darauf eine Berathung gehalten , in welcher der Kaiser mit großem Nachdruck die Zweckmäßigkeit eines Marsches nach Paris geltend machte ; er wurde in dieser Ansicht durch den König von Preußen und durch die Offiziere seines eigenen Stabes (Wolkonsky ; Diebitsch und Toll) unterstüßt . Der Fürst Schwarzenberg willigte uners achtet der Gründe , welche mehrere hochgestellte Offiziere seines eigenen Hauptquartiers dagegen vorbrachten in das Verlangen des Kaisers (Prince Schwarzenberg, nothwithstanding the arguments which were used against it by several officers holting high situations in his headquarters, agreed to the wishes of the Emperor) und traf sofort Anstalten zur Ausführung des vorgeschlas genen Planes." Wenn somit Alexander seinen Vorschlag mit Nachdruck gegen die Einwendungen der österreichischen Generale behauptete und den Fürsten endlich zur Einwilli gung brachte wie steht es da mit der Behauptung, Schwarzenberg habe diesen ihm angehörenden und schon einmal eingebrachten Antrag schließlich durchgesezt ? Kein Urtheilsfähiger wird ihr beipflichten. Thielen erzählt übrigens diese Vorgänge zwar im felben Sinn, aber auf wahrscheinlichere Weise. Nach ihm hätten die zu Dampierre erhaltenen feindlichen Nachrichten einen Umschwung in den Gedanken des Feldmarschalls veranlaßt und ihn auf dem ganzen Wege bis Sommequis beschäftigt. Dort hätte er dem Kaiser Alerander in Ges genwart des Fürsten Wolkonsky in den ersten Stunden des Vormittags den kühnen Plan mit beiden Armeen gegen Paris zu marschiren vorgelegt , es wäre jedoch zu feinem entscheidenden Beschlusse gekommen ; Schwarzenberg

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habe ſofort die Dispoſition zum Marsche nach Bitry er und sich um 10 zu Pferd Alexander habe während dessen die Berathungen mit Wolkonsky, Barclay , Diebitsch und Toll über Schwarzenberg's Vor schlag fortgeseßt und in dem um 11 Uhr gehaltenen Kriegsrath zum raschen Ende gebracht . Man sieht , hier handelt es sich um etwas Neues , nämlich um die dem

istftenun die schriftlichen Acten Quelle, enn Hier stück, dem einzigen ausBernhardi or foöp er er

eigentlichen Kriegsrath vorangegangene Morgenberathung .

das über den Kriegsrath zu Sommequis vorhanden ist, aus dem des Grafen Toll nämlich. Es wurde russisch abgefaßt und lautet wörtlich also: Um 8 Uhr Morgens seßten sich alle Corps nach Vitry in Bewegung. Se . Maj. der Kaiser, der noch in Sommequis verweilte, befahl um 10 Uhr den Generaladjutanten Fürften Wolkonsky , die

193 Wenn auch alle übrigen Quellen hierüber föweigen . Referent Version nicht einmal ganz zu ver werfen, um deren Unhaltbarkeit dennoch darzulegen; ohne hin ist etwas Wahres daran , nämlich daß Alerander an jenem Morgen einen Kriegsrath mit seiner Umgebung Beden Fürsten hielt . Schwarzenberg mag jeneng Gedanken am Morgen des 24. gegen Alerander oder einen Anderen geäußert haben ; die Frage ist nur , wie hat er es gethan ? Hat er ihn hingestellt, als einen Ge danken, für den sich wohl auch manches sagen ließe mit dem man sich beschäftigt und den man wieder fallen läßt, oder wie einen bestimmt ausgeprägten Plan , den er zu vertreten bereit gewesen, wäre, für den er die Verantwor tung übernehmen wollte, dessen Ausführung er auch nur mit Bestimmtheit anempfohlen hätte ? Leßteres fand ent schieden nicht statt, denn wie hätte er sonst seine Dispoft tion zum 24. erlassen können, welche die Armee nicht gegen Paris fondern 09in entgegengesetter Richtung auf Vitry führte? wie hätte er um 1 1 0 Uhr abreiten können, offenbar in der Ueberzeugung, tdaß nunmehr Alles im Sinne seiner

Generale, Barclan de Folly, Diebitſch mich in Wohnung zu Wie wir versammelt waren, legte der Kaiser die Frage vor: Die Bewegungen des Fürsten Schwarzenberg auf die Verbindungslinien des Feindes führen zur Vereinigung mit der Armee des Feldmarschall Blücher If Nach der Vereinigung unserer beiden Armeen liegen zwei Möglichkeiten vor uns : Erstens , dem Kaiser Napoleon zu folgen und ihn mit einer weit überlegeneu Macht anzugreifen ; zweitens , unseren Marsch zu maski ren und gerade auf Paris zu marschiren. Was ist Ihre Meinung, meine Herren ? Indem er sich General Barclay wendete, veranlaßte et diesen seine Mei nung zuerst abzugeben. Der General sagte, indem er auf die Karte blickte, man müsse mit gesammter Macht der Armee Napoleon's folgen und ihn augreifen, wo man ihn treffe, Diebitsch, der auf der linken Seite Barclay's stand schlug vor, 40-50,000 M. auf Paris zu entsenden, mit den übrigen Streitfräften aber,Napoleon zu folgen. f Ich konnte mich nicht länger halten und sagte, etwas der Meis nung der Generale Diebitsch und Barclay gerade Entgegens

Disposition abgemacht sei ? hätte er eine Ahnung davon gehabt , daß nun erst der wichtigste Moment am entschei denden Wendepunkt des Feldzugs zu ernstlicher Berathung kommen werde, so wäre er, der Oberfeldherr, sicherlich noch geblieben , unfehlbar dann, wenn erzirgend die Absicht gehabt hätte , etwas Anderes als das schon Beschlossene vorzuschlagen, und durchzuseßen. 112 gamist 2190 Es ist somit unzweifelhaft, daß dem Fürsten Schware jenberg an dem Verdienste des Marsches gegen Paris feinerlei , daß dagegen dem Grafen Radesky weit eher einiger Antheil daran zukommt. Wenn Lesterer, gleichwohl die oben angeführten Behauptungen aufstellte , so ist dies nur ein neuer Beweis für die hohe Liebenswürdigkeit und Selbstverläugnung des Verewigten, mit der er feinem Gönner sogar über das eigene Grab hinüber die Ehre jenes großen Gedankens zu retten trachtete. hd g machi Wem gebührt nun aber diese Ehre? Clausewig und die Preußen beanspruchen fie für Gneisenau In einer Beziehung mit Recht: er hat ihn nämlich zuerst angeregt, wie aus jenem Briefe vom 15. Januar hervorgeht. Da leitenden Strategen mals war war aber aber dieser Gedanke pen den leitenden und Staatsmännern zu coloffal ; man gedachte seiner nur wie eines fantastischen Projectes. Jest freilich wo Die

gefeßtes, indem ich vorschlug, ein Corps von 10,000 M., meist aus Reiterei zusammengefeßt , hinter Napoleon her zuschicken , mit den vereinigten Armeen Blücher's und Schwarzenberg's aber in Gewaltmarschen nach Paris zu eilen. Der Kaiser, der zu meiner Linken stand , unter stüßte meine Meinung. Da sagte Diebitsch : Wenn Ew . Maj. die Bourbons, wiederherstellen wollen , dann ist es allerdings das Beste, mit gesammter Macht nach Paris zu gehene Der Kaiser antwortete darauf : Es handelt sich hier nicht um die Bourbons (die er bekanntlich haßte), sondern darum, Napoleon zu stürzen. Darauf wurde bei läufig berechnet, in wie viel Märschen wir Paris, erreichen fonnten, und es ergab sich, daß wir uns, indem wir uns näherten, mit dem ersten Marsch um, 2, Märsche Paris näherten von Napoleon's Armee entfernten , mit dem zweiten auf 20 so daß uns, nachdem wir Paris genommen hatten, hinlängliche Zeit bleiben mußte, Napoleon's Herrschaft zu stürzen und alle nöthigen Maßregeln zu treffen, um ihm entgegenzutreten, falls er sich nach Paris zurückwenden wollte. Fürst Wolkonsky hielt sich während der ganzen Zeit unserer Erörterungen Inin einiger Entfernung pom Fisch wie ein Adjutant, der auf die Befehle, seines Ger nerals wartet, Nach dem Schluß dieses Kriegsraths be

Schwäche die eigentlich verzweifelte Lage des18 Feindes plöglich durch seine eigenen Geständnisse offenkundig wurde, war man empfänglicher dafür jest aber war Gneisenau nicht im alliirten Hauptquartier hatte keinen Theil an der entscheidenden Berathung. Hiermit gelangen wir 8zu ven russischen Ansprüchen, suichis usd

fahl der Kaiser, der, unsere Meinung jogleich dem König von Preußen und dem Fürsten Schwarzenberg mitzutheilen wünschte, die Pferde unverzüglich vorzuführen, setzte sich zu Pferd und sprengte , von uns begleitet , hinter den Truppen her. Nachdem wir etwa 5-8 Werfte geritten waren, holten wir den König und den Fürsten Schwarzen

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berg ein Der Kaiser stieg vom Pferd und befahl mir, | Langres und von Arcis her. Seine Politik war, wie wit die Karte herbeizuschaffen, die ich auf der Erde ausbreitete; auch hier wieder in Erinnerung bringen dürfen , sidin darauf trat der Kaiser mit dem König und dem Fürsten allen bedeutenden Augenblicken, wenn schwierige Fragen Schwarzenberg hinzu und seßte ihnen selbst auseinander, zur Erörterung kamen, ganz aus dem Spiel zu halten s welche Maßregeln nach unserer Meinung getroffen werden selbst örtlich , indem er sich auch, wenn er anwesend f1 müßten Der König und der Fürst Schwarzenberg gaben sein mußte, doch wenigstens von dem Tisch 1: entfernt hielt) dem Vorschlag des Kaisers mit Begeisterung ihre auf dem die Karten ausgebreitet lagen und um ›› den die Berathung sich bewegtei " nad too el d 10 Zustimmung und konnten nicht anders als einen glänzen Und nun noch eine Frage an Bernhardi : Wie den Erfolg diefer wichtigen Bewegung vorherzusehen.“ # S Demnach scheint es sicher, daß Graf Toll fommt es , daß * bei all' dene wichtigen Erörterungen des der directe , Kaiser Alerander der indirecte vierten Bandes nirgends auf Ravesky's beide Schriften Urheber des besprochenen Gedankens 'w ar. die Biographie und die Denkwürdigkeiten →→ Benig Wenn die österreichischen Quellen diesem Generalssich genommen wurde ?. Daß es im dritten nicht geschehen fonnte, wird durch die Zeit des Erscheinens klar: Berns abhold zeigen , so erklärt sich dies dadurch , daß Toll ) ob hardi publicirte aber seinen vierten Band volle 4 Monate seines scharffantigen Wesens bei den österreichischen Ge neralen sehr unbeliebt war , wie er denn auch nach der nach obigen Schriften Radesky's. Ref.hofft , daß der Leipziger Schlacht von Kaiser Franz nicht dekorirt wurde, sehr verehrte Verfasser in der $ Vorrede um 5. Bande weil man ihn einer eigenmächtigen Disposition über die Aufschluß hierüber ertheilen werde ; kann aber dieses Uns russischen Truppen beim Rückzug vor Dresden beschuldigte. terlassen nur beklagen, denn ohne Zweifel würde er sonst Wenn aber der Panegyriker Danilewsky statt des Grafen Veranlassung gefunden haben, die österreichischen Staats Toll dem er beiläufig geſagt , seine Carriere verdankte, männer und Generale etwas milder zu beurtheilen. Man den Fürsten Wolkonsky vorschiebt, so hören wir, wie Berne hat Clausewiß mit Recht vorgeworfen , daß er sich durch hardi ſich über diesen Erzlügner zausläßt. „A18 · Dani seine Geistesschärfe oft zu gar zu verlegenden Urtheilen lewsky sein Werk über den Feldzug 1814 verfaßte , war hinreißen ließ: Bernhardi aber, nicht gewarnt durch dies 观看 er noch nicht kaiserlicher Hiſtoriograph, die Archive waren ses Beispiel , wiederholt ses und spricht oft beinahe mit ihm nicht geöffnet. Er suchte sich die Materialien zu ver Wegwerfung von österreichischen : Dingen. Das thut nicht schaffen , wie er konnte , hatte sich namentlich auch Toll's gut , wenn er. auch vielfach noch so sehr Recht hat. S L. W Papiere zur Benüßung erbeten und hat vielfach einen *** fast immer unredlichen Gebrauch davon gemacht , niemals !, den Inhalt ganz treu wiedergegeben. lleber den Kriegs rath zu Sommequis und das, was dort verhandelt worden, lag ihm nichts vor ; gar nichts als die Notiz von Toll's Hand, die wir eben mitgetheilt haben. Auch iſt ſchwerlich, sonst von den Theilnehmern etwas darüber aufgezeichnet worden. Vergleicht man nun Danilewsky's Erzählung mit Toll's Notiz , so ergibt sich auch , daß dieſe dabei durchaus zum Grunde liegt. Danilewsky folgt ihr Schritt vor Schritt , nur hat er die Zeilen weggelassen , die sich auf Wolkonsky beziehen und im Uebrigen Toll's Rolle auf Wolkonsky übertragen, natürlich mit solchen verschönernden Amplificationen , wie sein eigener Geist sie aufzubringen vermochte. Der Fürst Wolkonsky war nämlich zur Zeit, als Danilewsky schrieb , Minister des kaiserlichen Hauses und in großem Umfang Vermittler der kaiserlichen Gnaden. 1 Auch hat sich Danilewsky nicht getäuscht in den Hoff nungen, die er auf seine Darstellung gründete. " (Geradeso hatte er's mit dem Feldzug 1812 getrieben, wo er Tutsch fow herausstreicht , weil dieser damals von Einfluß war, Toll dagegen kaum erwähnt , troßdem , daß er früher in einer französisch geschriebenen # Biographie Toll's dessen Verdienste bei Malo Jaroslawez und Krasnoi willig an erkannt hatte. * Ebenso später, als er es gerathener fand, " fich den Bewunderern des • Fürsten Paskjewitsch beizuger ſellen. ) Im Uebrigen hätte er seinen Helden wohl kaum unglücklicher wählen können, denn wie der Fürst Wolkonsky ſich in einem Kriegsrath zu benehmen pflegte, das wissen wir von Widzy , sivon , Trachenberg , von Frankfurt , von) | :

Die Militärverhältniſſe Großbritanniens . ‫ارال‬ (Schluß.) J 2. 1. 119) 9

Mess genannt Die Einrichtung des Offiziertisches ist dine so eigenthümliche und vorzügliche, daß es nicht unangemessen erscheinen wird, hier näher auf dieselbe eins zugehen. Jedes Offiziercorps eines Regimentes der britis schen Armee hat innerhalb der Casernen over Barracken ein Etabliſſement, im Lager ein großes Zelty, in dem es vereint speist, und wo auch sonst allen Anforderungen ge= nügt wird, die ein Engländer an ein Clubhouse zu machen gewohnt ist , und deren sind nicht wenige. Jede solche Meß hält ein Speisewirth , der den Namen Meßmann führt. Er steht unter Aufsicht des Meßcomités, - das aus drei Offizieren zusammengesezt ist, und welches den Accord mit jenem abzuschließen und für deffen pünktliche Erfüllung Sorge zu tragen hat. Das Speisezimmer besteht in der Regel aus einem eleganten Salon und mehreren Nebens stuben, welche letteren als Sprech- und Spielzimmer und 1 als Garderobe benußt werden. 2 Keinem Offizier ist es gestattet , den Salon bewaffnet zu betreten , keiner darf darin eine Meldung abftatten oder empfangen , oder Bea fehle ertheilen , bei Tafel selbst 3 darf nie vom Dienste ges sprochen werden. Jede Woche wird ein Tischpräſident, ebenso主要 ein Vicepräsident ohne Ansehen des Nanges gewählt, 5 welche während des Diners ‫ نگلہ‬oben und unten an der Tafel sigen , und ſowohl auf« anständiges Benehmenསྐྱེ der *

404 Anwesenden ohne Berücksichtigung der Dienstlichen Stellung | Sherry 1 u leeren ; - ausgetrunken » muß n werden und man r derselben zu sehen, 2 als auch der Dienerschaft ausschließlich fann sich nur dadurch helfen, 9 daß man sein Glas halbvoll M " 3 die nöthigen Weisungen zu ertheilen haben. Kein Offizier schenkt. 295 200 darf ohne ihre Erlaubniß aufstehen oder die Tafel vers 9jn Während des Diners müſſen , alle Offiziere in Uni• laffen, keiner vor der von ihnen zu bestimmenden Zeit eine form erscheinen, und ist dafür eine besondere Art derselben Cigarre anzünden , jeder muß sich ihren Weisungen vorgeschrieben ; es find dies Jacken von der Farbe der 17! *# * Uniform mit goldenen Knöpfen oder Treffen verziert, das unbedingt fügena make mor P.. "T " runter bei der Infanterie eine weiße Weste und die Der Preis des Couverts ist in der Regel zwei, bise Schärpe ; bei der Artillerie, Reiterei und den Jägern weilen drei Schilling. Wein und Bier werden extra bę wird die Cartouche darüber getragen. zahlt. Das Diner wird nach englischer Sitte servirt, d. h. sämmtliche Fleischspeisen kommen in Schüsseln , die mit Wir sagten, daß die Meß den Offizieren überhaupt das Gaft und Clubhaus erseßen, solle. Zu diesem Zweck plattirten Metalldeckeln bedeckt sind , gleichzeitig auf den ist es auch gestattet, daß man außer der Dinerzeit (Abends Tisch und werden systematisch geordnet aufgestellt. Auf einen Wink des Präsidenten nehmen die Diener die Deckel 6 Uhr) daselbst verweilt ; von früh 9 bis 1 Uhr steht ab, und jeder Offizier, vor dem ein Braten oder gefochtes stets das Frühstück auf der Tafel. Es gibt da kaltes Fleisch steht , hat dies zu tranchiren , die Stücke auf ein Fleisch , Eier , Beeffteaf, Käse, Thee und Kaffee , man langt nach Belieben zu und zahlt dafür 1 Schilling . So zelne Teller zu legen, mit etwas Sauce zu begießen und durch den hinter seinem Stuhle stehenden Diener , dem, ists zu verhältnißmäßig billigen Preisen für den nothwen der davon verlangt , zu überschicken. Demnach wird alles digen Lebensunterhalt möglichst gesorgt, und es wird mit Fleisch gleichzeitig tranchirt , und jeder Anwesende kann Recht den Meßanstalten der Armee feiten des Obercom selbst bestimmen , welche Gerichte und in welcher Reihens mandos die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Jedes Re giment sucht die seinige so comfortable als möglich einzus folge er davon essen will ; die Gemüse bestehen in Grünem ( cabbages) und Kartoffeln , die geschält auf den Tisch richten , einige derselben , namentlich die der Garden und die der Cavalerie sind wahrhaft luxuriös ausgestattet, und fommen. Jßt niemand mehr , so läßt der Präsident die Teller wechseln und die Fleischgerichte wegnehmen und in es gibt mehrere dergleichen, wo von Silber gespeist wird. derselben Weise, wie oben geschildert , bringen die Diener Dem Wirth oder Caftellan werden täglich die nöthigen Soldaten zur Aufwartung und Arbeit commandirt , und Puddings und Mehlspeisen, die ebenso getheilt und herum 7 da ihm so das Halten zahlreicher Dienerschaft erspart gereicht werden. Sind auch diese wieder weggeräumt , so erscheinen Käse und Früchte auf der Tafel. Sieht der wird, kann er recht gut bestehen, um so mehr, da er auch Präsident , daß niemand mehr ißt , so erhebt er sich , er nicht für Heizung und Geschirr oder Tafelwäsche zu sorgen " greift sein Glas , und alle Anwesenden thun dasselbe. hat. Die Meßlente marschiren in der Regel mit dem Re ,,Gentlemen, the Queen" Meine Herren, die Königin gimente von einer Station zur anderen, und die Offiziere ruft er. - 99 The Queen" antworten alle und leeren Leben, wo sie auch sein mögen , nach den Sitten ihrer dann ein Glas Wein auf die Gesundheit ihrer KriegsHeimath. herrin. Wo auch immer englische Offiziere zusammen Der Regimentscommandant besißt eine Strafgewalt effen , ob in Europa , Indien oder Australien , die Sitte über seine Offiziere durchaus nicht, er darf keinem dersel bleibt dieselbe, und die drei Offiziere einer Compagnie er ben ohne Autoriſation auch nur einen öffentlichen Verweis halten jährlich 25 Livres Weingeld , um sie aufrecht zu geben. 2 Hat ein Offizier sich eines Dienstvergehens schul erhalten , ohne deshalb selbst in Unkosten zu gerathen. dig gemacht , so wird er zwar arretirt , muß aber vor ein Districtskriegsgericht (district court martial) gestellt wer Ist dies geschehen , so seßen sich alle Anwesende wieder, den, welches dann seine Bestrafung ausspricht, oder seine das Tischtuch wird weggenommen , die etwa anwesenden Freilassung bewirkt. Man sieht hieraus , die Offiziere Damen gehen in die Nebenzimmer , während die Herren sind der Willfür ihrer Vorgesezten durchaus nicht Preis noch Wein trinken und rauchen. Bei Tische wird meist Sherry oder Portwein getrunken. Die Sitte des An gegeben. In vielen anderen Armeen geht man zu sehr stoßens mit den Gläsern findet nicht statt. Will man auf von dem Grundsaße aus , „ gleiche Brüder gleiche Kappen" die Gesundheit eines der Anwesenden trinken , so schenkt und glaubt die Disciplin durch ein überstrenges , oft rück man sein Glas voll , gibt die Flasche einem Diener mit sichtsloses Verfahren gegen die Offiziere bei vorkommenden dem Bedeuten, zu dem und dem Herrn zu gehen, ihm sein Fehlern oder Vergehen zu stüßen, ein in jeder Beziehung verfehltes System. Soll es den. Soldaten zeigen, daß Glas vollzuschenken, und um die Ehre zu bitten, ein Glas die Disciplinargefeße für alle und gegen alle gleichmäßig auf seine Gesundheit leeren zu dürfen. Der so Aufges forderte verneigt sich dann gegen den ersteren , und beide in Anwendung gebracht werden , so hat andererseits dies trinken ihre Gläser aus. Es kann nicht fehlen, daß diese den großen Nachtheil, daß es der Autorität des bestraften Sitte ihre großen Schattenseiten hat. Ist nämlich ein Offiziers schadet, und kommen Arrestationen der Art in einem Gast in der Meß, so wird jeder der Anwesenden ein Glas Regimente öfters vor , so wird das ganze Offizierscorps " auf dessen Gesundheit trinken wollen , und sind auch nur. dadurch herabgefeßt. Sollen Offiziere durch Bestrafungen 30 Personen bei Tafel , so ist es immerhin eine gute auf dem Wege der Pflicht erhalten werden , so ist dies Aufgabe , in Zeit von 11/2 Stunde ebenso viele Gläser sehr traurig , - der Offizierſtand ist der der Ehre , und

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nur durch 11 dieſe, muß auf denselben , eingewirkt werden. Offiziere aber wegen bloßer Dienst- oder Ererzierfehler, die aus Unkenntniß oder Mangel an Erfahrung hervors gegangen find, mit Arrest zu belegen, ist das Allerfalscheste. Wir haben immer gefunden, daß die schwächsten und uns fähigsten Vorgesezten die meisten Arrestationen bei den ihnen untergebenen Offizieren vornahmen und (wie ſolche. Leute gewöhnlich find) in der ersten Hiße Bestrafungen aus Sprachen , die sie eine Stunde später herzlich gern zurücks genommen hätten , daß also diese Offiziere einer gewiſſen Willkür Preis gegeben waren. Oft auch, fommen Perios den, wo, ohne daß es die Nothwendigkeit gebietet , die Bergötterung und Nachahmung der einen oder anderen Armee und ihrer Disciplinargeseße mehr oder minder strenge Behandlung der Offiziere zur Folge hat, ein Fall, der namentlich bei den Heeren kleiner Staaten stattfindet. In der englischen Armee sind Duelle bei Caſſation verboten , und kommen jeßt so gut wie nie vor. In der Queens Regulation steht darüber, daß die Offiziere Gent lemen seien, mithin fich als solche zu benehmen hätten, Daß Beleidigungen grober . Art deshalb nicht vorkommen, und wenn dies geschehen, eine Bitte um Verzeihung dem Character des Mannes angemessener sei, als der zweifel, hafte Ausweg eines Duells . Es läßt sich viel dafür; und dagegen sagen ; da aber in England der Offizier, der einen anderen gröblich belei digt , vor ein Untersuchungsgericht, abgehalten von Offi zieren eines anderen Regimentes als „ dem , 1 welchen der Angeschuldigte angehört, gestellt und für den Fall, daß er schuldig ist , sofort aus dem Dienste entlassen wird , so kommen dergleichen Beleidigungen selten vor, und die Ers fahrung lehrt, daß man dort der Duelle nicht bedarf, um seine Ehre zu wahren. Ob ein Aehnliches oder Gleiches in anderen Armeen einzuführen gut wäre, bezweifeln wir, weil die Offiziere vieler derselben K aus ganz verschiedenen

bezieht die Frau nach seinem Tode Pension und wird für ihr standesgemäßes Reisen seiten der Regierung gesorgt, wenn ihr * Mann im Dienste auswärts, d. h außerhalb der vereinigten Königreiche verwendet wird. Das Ausscheiden der Offiziere aus der Armee geschieht " auf zweierlei Art , entweder läßt er sich 1 auf Zeit pensio was auf Grund ärztlicher Zeugnisse half pay niren geschieht, und tritt später wieder in sein Regiment zurück, oder ser verkauft seine Stelle , und zieht sich gänzlich mit oder ohne Pension , je nachdem er 4 längere oder kürzere 3eit diente , aus dem Heere zurück. Auch im leßteren Falle kann er, wenn er sich wieder eine Stelle kauft , in die Armee zurücktreten , 3 und zwar in seinem & früheren Range , aber immer als jüngster> in seiner Charge. ***

comrade ; doch wird dasselbe wenig gebraucht, und dafür das Wort Bruder , brother angewendet , so spricht und schreibt man von seinen brother officers.

Aufwand historischen Materials zu widerlegen sei , da er sich selbst erst alle die Voraussetzungen schafft , und zwar ohne Noth und ohne Berechtigung schafft , die er nachher wiederlegen will. Denn gewiß kann man ihm mit Recht sagen : ad A. Warum greift der General denn nicht mit

Literatur. * Considérations sur la tactique de l'infanterie en Europe , • par le général Renard , Aide de camp de Sa Maj . le Roi des Belges, chef du corps d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. Dumaine ; Bruxelles , Ch . Muquardt. (XXIV & 223 p .) 5 Fr.

(Fortseßung.) } 4) 3urudweisung."

Auf welchem Schlachtfelde fragt , der H. V. hat man 18 deployirte Bataillone in Uebereinstimmung eine Angriffs oder Rückzugsbewegung ausführen sehen ? alle die angeführten Arten der Verwendung des zwei ten Treffens, getrennt vom ersten, werden in die Zeit des 7jährigen Krieges verwiesen, über dessen Lactik wir durch die Selbstständigkeit und Beweglichkeit der Divisionen eben 4 Gustav Adolph's Beispiel wird Ständen abstammen und ihr geselliger Bildungsgrað ein so weit hinaus sind. zu verschiedener ist, als daß nicht mitunter Ueberhebungen nicht allein aus eben dem Grunde verworfen , sondern oder Rohheiten Einzelner andere dazu auffordern müßten, auch ! darauf hingewiesen , daß seine aneinander gereihten fich gegen diese mit den Waffen in der Hand zu schüßen. Brigaden , jede in fich, aus 2 oder mehreren Treffen for Wer endlich das Schwert für seines Vaterlandes Ehre mirt waren. Der Berufung auf die Kriege der Revolus ziehen soll , der muß auch das Recht haben , dies für die tion wird eingeräumt , daß sie einzelne Beispiele für sich eigene zu thun.. Abgesehen von alle dem , fommen oft habe , die jedoch nur in besonderen Umständen , in der " Falle vor, wo ein anderer Weg der Ausgleichung sich nicht Ebene des Terrains begründet gewesen seien , in welcher finden läßt, wo alle Gerichte und Ehrenräthe der Welt zu es dem Diviſionsgeneral möglich gewesen sei, seine ganze nichts helfen können , wo eine Bitte um Entschuldigung Linie mit einem Blicke zu übersehen , wie bei Eylau, 2 seiten des Beleidigers geradezu zum Spott und Hohn für | Heilsberg unter Maſſena, wogegen die Beispiele von Jena, den Beleidigten, wird.. Auerstädt , Neusiedel , Friedland , Austerlig als glänzende Beispiele für die Anwendung der in 2 Treffen formirten In allen anderen außerdienstlichen Angelegenheiten : Divisionen angeführt werden. steht der Offizier unter dem Civilgericht, da, wie wir be Diese Discussion ist eine der interessantesten des reits sagten , eine Gerichtsbarkeit im Regimente nicht + 7643 17 སྨཱ་ Buches ; dennoch glauben, wir , daß der General Marbot eristirt. .. ________ ohne diesen - übrigens sehr dankenswerthen Für das Wort Kamerað , hat man wohl das englische

Der englische Offizier kann heirathen, ohne dazu der Einwilligung seiner Vorgeseßten zu bedürfen, gleichwohl

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selbstständigen Divifionen das Dorf it . an? ad B. 19 3 uſammenstellung und Bildungberun 3 allejo run? ) to Brigade. man wad Warum sollen nicht ſelbſtft ändige Divisionen die . Flanken ſchüßen, einen Theil der Schlachtlinie verſtärken, Die preußische Brigade iftaus 2 Regimentern zus zur Reserve dienen. ad C. -Warum soll denn das 21 sammengefeßt, deren jedes$13 Bataillone, darunter 15 Füſi Treffen in Gegenwart des Feindes, mit dem ersten, zugleich tier-Bataillon hat, welches vorzugsweise für die Rolle der deployirens, ad D. Warum soll man denn die Treffen leichten Infanterie bestimmt ist. Die Brigade Lift in 2 stundenweit voneinander lagern laſſen , während essia, | Treffen, jedes Regiment in einem; eins der Negimenter ift wenn es einmal sein soll , weit ungefährlicher und beques gewöhnlich Linie , eins Landwehrz leßteres steht im weis ten Treffen. Zwei Brigaden bilden eine Armeedivision, mer ist, ganze Divisionen so weit getrennt lagern zu laſſen. Daß man das Alles jeßt kann, ist ja eben der große Forts In der entwickelten Ordnung stehen die Füſilier-Bataillone 2 5106 Sim der ungeraden Brigaden auf dem rechten Flügel und die schritt der Kriegskunst.: wi 5) Jeßiges System der deutschen Armeen. " des zweiten · Treffens überflügeln rechts um ein halbes Das deutsche System beseitigt jede Schwierigkeit in Bataillon das erſte› Treffen……… Umgekehrt beiden geraden il serisis mounta der Theilungs einer größeren ordre de bataille, dan die Brigaden. Eine isolirte Brigade formirt sich in 3 Treffen. Brigaden neben einander gestellt sind , durch die Detachi rung einzelner Bataillone , also nur das Verhälts Das Füßlier-Bataillon des zweiten Treffens seßt sich als niß der beiden Treffen in der Brigade, welche diese Ba Reserve in das dritte Treffen. Wenn die Brigade gegen den Feind marschirt, so dient dies Bataillon ebensowohl taillone gibt, durch die Detachirang ganzer Brigaden nur die Stärke der Divisionen und das Verhältniß des zur Avantgarde. Es sezt sich alsdann in Compagnies Gros zur Reserve alterirt wird , im Uebrigen aber fein Colonnen ; die beiden mittleren bleiben geschlossen zur Res anderer Theil der ordre de bataille durch solche Verwen serve und die beiden Flügel-Compagnieen gehen vor , um dungen eine andere Ordnung erhält. Ueberhaupt finden die Tirailleurs zu liefern und um das Terrain aufzus klären." Dies Alles ist ganz richtig , nur ist damit wir , daß der H. V. der Widerlegung der Marbot'schen Ideen viel zu viel Pietät beweist , indem er sich einige nicht eine ausschließliche Form der Brigade bezeichnet. * 1992). Concentrirte Formation.4 Seiten lang mit ihnen beschäftigt ; fte entbehren in der That der Gründlichkeit zu sehr, um eine solche Gründlich Der H. V. hebt es . lobend hervor , daß für die keit zu verdienen, denn wir wüßten in seinen Einwendun Stellung und Bewegung außerhalb des Kanonenſchuſſes gen gegen die Verwendung nebeneinander in zwei Treffen eine reglementarische Grundform , die sogenannte Rendezvous-Stellung existirt , welche auch in der französt formirter und eben dadurch selbstständiger Brigaden und 1 schen und belgischen Armee von einzelnen Generalen ans Divisionen auch nicht eine, die nicht unnüßer Weise eine Aufgabe als ein für dieſe unlösbares gewendet wird. Die Bataillone rücken so aneinander, daß das zweite Treffen 30 Schritt vom ersten , die Intervallen deren Lösung ohne alle Künftelei und Kopfzerbrechen den selbstständigen Brigaden oder Divisionen nicht eben so zwischen den Bataillonen 20 Schritt groß ſind. - Bei einer leicht , ja noch leichter wäre , als den in ein Treffen for isolirten Brigade seßt sich das Avantgarden-Bataillon 30 mirten Corps seiner Art . - Auch ist diese Ansicht histo Schritt vor das 1. Treffen. Die Bataillone find in ge risch derartig überwunden, daß fie als begraben anzusehen schlossener Zug- Colonne, oder in Colonne nach der Mitte. sein dürfte. Der H. V. schließt : „Meiner 3) Bewegungen der Brigade in concentrirter Meiner Ansicht nach 曩 IN – '‫ז‬ Ordnung." " hat man zwischen den beiden folgenden Systemen zu wähs In der bezeichneten Formation können alle Bewes len : die napoleonische Ordnung bei Waterloo , oder die von Davouft und von Ney bei Auerstädt, Friedland und gungen vorwärts , rückwärts nach der Flanke , Schwen Wagram , d. h. die Divisions Ordnung in zwei Treffen ; kungen , diese stets mit beweglichem Pivot , ausgeführt oder auch die napoleonische Ordnung bei Austerliß , die werden. Will man A sich entwickeln , so geschieht dies in heutigen Tages in Oesterreich und Preußen reglements dem Alignement der Brigade , entweder mit rechts und mäßig ist , d. h. die Formation der aneinander gereihten links um, oder in der Bewegung durch Auseinanderziehen en éventail. Die Treffen Distance ist bei den Friedens Brigaden in 2 Treffen. " Der H. V. geht nun ganz kurz die Haupt-Formas übungen zur Zeitersparniß auf 15 Schritt gefeßt. 4) Vormarsch der entwidetten Linie." tionen in Preußen durch , bezieht sich 癫 für die Schweden auf deren Aehnlichkeit mit ersteren und denen der Oesters Die Bewegung geschieht entweder in Angriffs-Co lonnen oder mit der ersten Linie deployirts . Es ist Regel, reicher , dei denen , sowie bei den Ruſſen, er am längsten ma berweilt. daß das zweite Treffen in Angriffs - Colonnen bleibt. !!! 1 10. ? !{。 Preußen. " Man bestimmt ein Bataillon als Richtungs- Bataillon, Casa Brigade - Schule. nach welchem sich die Bewegungen der übrigen richten. ". 15 „Nichts darin ruft die alten Irrthümer der Linear Tirailleurs decken die Front . Sie werden im Allgemeinen Drönung zurück. Man findet darin nur allgemeine Re von dem vierten Stabsoffizier *) des Regiments dirigirt, geln der Führung für die Bataillons Commandanten , de der ohne Commando ist. Wenn die Brigade in Colonnen 27 10 JA PALA ren Anwendung ihrer Intelligenz überlassen bleibt. " 555 " NM 1 N 19725 AND LED Der sogenannte yet at smäßige“ Stabsoffizier 11, T

4:07 au den Feinde kommt feßen sich die Tirailleurs in, die weitendes Infanteriegewehrss vergrößern wird; Auch Intervallen und fewern während der Attake ; geschieht der wird das 24 Treffen durch diese Aufgabe der Sekundigung leste Angriff in Linien so werden 3 die. Tirailleurs zulet des 1., obgleich es dieselbe nur sehr schwach zurückgerufen, um die Front zu demaskiren und ſeßen sich erfütlen kann, von leßterent abhängiger als es gerade in Colonne hinter die Flügel ihrer, deployirten:Bataillone. | in solchen 嚼 Fällen zuweilen zweckmäßig sein dürfte, da aufi Die beiden Treffen erseßen oder lösen einander ab, indem diese Weise durch "I eine geringe Macht feindlicher Cavalerie 0 ſie ſich durch die Intervallen ziehen. Der H. V. lobt eine verhältnißmäßig viel zu große Maſſe Infanterie 11 fests daß die Bestimmungen über das Tiraillement zwar gedrängt gebannt wird. —9 Da man das Wünschenswerthe gegent feitiger - Sefundirung nicht in Abrede ftellen wird ſo kurz , aber, klar genug ſeien, daß. Jeder, wiſſe, was er zu and won ota camration I sin thun hat. nu ! möchte } es zweckmäßig erscheinen, diese dadurch zu bewing [ W 5) Disposition gegen die Cavalerie. " , ten , daß jedes der Bataillone des 1. Treffens sich ins 2 U Der 峨 auf die gegen die Cavalerie V zu nehmenden Hälften J theilt und die eine, die hintere, derselben sich auf Maßregeln bezügliche Paragraph schließt keine der Dispos 50-80 Schritt hinter der Mitte • der Intervalle 12zum 24 fitionen der echelonirten Quarrés : in sich , welche Treffen formirt, welches im Zurückgehen nicht wechseltz in Frankreich, und wie wir gleich sehen werden; in Desters sondern mit dem 1. gleichzeitig 8 zurück geht. reich angenommen, sind , um diese kleinen Lebenden Die halbe Tiefe wird vollſtändig ausreichen, die Feuers 1.4 5.0 HP Citadellen unter sich • zu flankiren. Bei Annäherung front aber wird verdoppelt der Gefahr machen ! die Preußen das Bataillons :Quarré 6) Frontveränderungen" : »! .}{ auf der Stelle, und erwarten in dieser Ordnung den An * ) Dieſe, werden nach jedem beliebigen Alignement, wel griff. Wenn ein Rückzug in Gegenwart einer zahlreichen | ches eins der Bataillone zuerst annimmt, möglichst eins fach und schnell dadurch ausgeführt, daß die anderen Bas Cavalerie auszuführen ist, so geschieht er durch das Durch ziehen der Treffen rückwärts ร in 3 Quarrés,“ | # a.l'ar taillone, fich auf dem kürzesten Wege nach dem durch dies neue Verhältniß sich für sie ergebenden Punkte bes Wir beschränken uns , dan zu weiterer Ausführung hier kein Raum ist, auf die Bemerkung, daß der Mangel geben, wozu nichts Anderes , als die richtige Auf gegenseitiger Sekundirung bei dieser Art des fassung und die nöthigen Commandos der Bataillons Rückzuges um so fühlbarer, werden kann , ie mehr die Commandeure erforderlich sind. payi (Schluß folgt.) , Į Treffendistance ſich in Rücksicht der vermehrten, Treff "1 201 1 1'] , ['s ! $ ajíƒ Nachrichten. Hail J Preußen. Hand gehen wird. An der preußischen , Oftgrenze ſollen 3 die alten Festungswerke von Memel bis zur Stärke Wie verlautet, liegt es in der Absicht der Regie rung in derselben Weise, wie schon früher den Barail eines guten Waffen- und Depotplates wiederhergestellt werden und sind auch ? für Danzig bedeutende neue Befe tonen des ersten Aufgebots der Landwehr , so jezt auch stigungsarbeiten bereits angeordnet worden. — Mit der Auss denen des zweiten Aufgebots durch Ernennung von übercompletten Offizieren bei den Linien gabe der nenen Zündnadel - Carabiner wird, nachdem regimentern, eigene Stämme von fortgesezt im Dienst dieselben bei den Garde Reiterregimentern schon seit meh befindlichen jüngeren Offizieren vorzubereiten. Der ſeit reren Jahren in Gebrauch waren , nunmehr auch bei den

* '* #i

den legten Kriegen von 1848 wieder so sehr gesteigerte Werth der Festungen, zu deren Vertheidigung vorzugsweise diese dritte Haupttruppe des preußischen Heeres bes stimmt ist , läßt, in der That eines solche Maßregel als eine beinahe unbedingte Nothwendigkeit erscheinen, und der größere Kostenpunft kann C deßalb bei diefer Erfordernis Der Zeit ganz unmöglich in Betracht kommen. Der Ar tillerie werden weiterhin durch das Wiedererstehen der ehemaligen Brigadiers - Stellen bei sämmtlichen 9 Regimentern dieser Waffe, womit, wie man hört, dies mal aber durchgängig der Rang als Generalmajor verz bunden sein soll , bessere Aussichten , als bisher für das Avancement ihres Offizierscorps , geboten, was penn gewis nicht minder eine Anordnung ist, die sich durch sich selber empfiehlt , und es läßt sich wohl mit Fug und Recht er ་་ warten , daß auch die schon so lange anstehende und für die Jestzeit unbedingt nothwendige Verstärkung der preuß. * 1 Geniewaffe und des Ingenieurcorps hiermit Hand in

Linien-Cavalerieregimentern , und zwar zunächst bei den Dragonern, der Anfang gemacht werden und sind vorläufig je zwei, Offiziere von den 4 Regimentern dieser Waffe für 6 Wochen , auf die Schießſchule zu Spanday commang dirt worden ,0 um " sich dort mit der Handhabung * ། dieser Benen Carabiner genügend vertraut zu machen. Demnächst werden , wie man, wenigstens hört , die Husaren, danach die Ulanen und zulezt die Cüraſſiere, hinsichts der neuen * Plato Ausrüstung an die Reihe kommen. Danzig d. 25. Novbr. Durch eine in diesem Jahre A in, Angriff genommene nicht unbedeutende,,, wichtige Er weiterung und starke Befestigung der Jesuis tenschanze zum Schuße der südwestlichen , Seite der Stadt , wird unsere Festung wesentlich verstärkt werden, Die Ausführung des Baues dürfte wohl erst in drei Jahr ren ganz vollendet sein. In Folge dieser fortificatorischen

Rücksicht wird Danzig's Befestigung in dem Hagels , dem e und der vorerwähnten neuen Anlage dem Bischofsberg budget atcbt ma ha medias

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Feinde schwer zu erobernde Positionen darbieten , welche | abgestreift hat. Sie ist in jeder Beziehung höchft practiſch im Falle einer Belagerung von hoher Wichtigkeit sein geworden. Das Pferd macht bei der Cavalerie immer die Grundlage ihrer ganzen Fechtart aus . Auf die Güte und dürften. -Am 21. Novbr. starb zu Berlin nach längerer Kranks Brauchbarkeit des Pferdes kommt daher alles an. Cava lerie auf unsicheren Pferden ist ein Gebäude ohne Funda heit der Generalmajor a. D. Eduard v. Höpfner, zu legt Director der Allgemeinen Kriegsschule und Verfaſſer ment, das täglich dem Einsturz droht. Das Zureiten und der authentischen Geschichte des Krieges von 1806 und Abrichten der Remontepferde ift nun aber in allen Armeen 1807 , die 1850 und 1851 in vier Bänden erschien. immer als eine gefährliche Klippe betrachtet worden. In v. Höpfner eröffnete seine militärische Laufbahn 1813 bei der Regel wird das junge Pferd schon bei der Dressur ruinirt. Die Dressurmethode des Hrn. Baucher eines dem 2. westpreußischen Dragoner- und jeßigen 5. Cüraffier Franzosen , die sich der Intelligenz des Pferdes mehr an Regiment , unter welchem er allen Schlachten jener Zeit į zubequemen sucht als der frühere alte Schlendrian , hat beiwohnte und für persönliche Auszeichnung von dem die Klippe guten Theils zu umgehen gesucht. Sie ist in Feinde auch mit dem eisernen Kreuz 2. Klasse und dem mehreren Heeren bereits eingeführt worden. Auch bei der neapolitanischen Cavalerie, welche 9 Regimenter ausmacht, ift auf ausdrücklichen Befehl des Königs ein Versuch durch den Husarenrittmeister Duca Pisacane, einen wissenschaft lich gebildeten und dabei höchft practischen Cavalerie - Offis geben, avancirte er 1840 zum Major, wurde 1845 Chef zier, damit angestellt worden. Der Versuch ist über alles des Generalstabes beim 8. Armeecorps , 1847 Oberstlieu | Erwarten günstig ausgefallen. In weniger als drei Mo tenant und befleidete seit 1848 die Stelle eines Abthei naten sind junge ganz rohe Pferde für den Cavaleriedienst vollkommen hergerichtet worden , während nach der bishe lungs-Vorstehers beim großen Generalstabe, wie ihm denn 是 das Jahr darauf auch die Stelle als stellvertretender Dirigen Methode immer ein Jahr Dreſſur erforderlich war, als vollkommen manövrirfähig fonnte bes Pferd bevor ein rector der Militär- Ober-Eraminations -Commiſſion übertra gen wurde. In demselben Jahre noch erfolgte seine Er trachtet werden. Auf Geheiß Sr. Majestät ſoll daher die nennung zum Obersten, und zugleich ward ihm die Stel Baucher'sche Dressurmethode, die vom Duca Pisacane noch lung als Militär-Director der Allgemeinen Kriegsschule, sehr vervollkommnet worden ist , bei allen neun Cavaleries wie die Leitung der Studiendirection dieser Anstalt überregimentern eingeführt werden.“ tragen ; 1854 avancirte er zum Generalmajor und 1856 Sardinien. trat er mit Pension in den Ruhestand. Sein obengenann Turin den 22. Novbr. Ein t. Decret genehmigt tes Geschichtswerk, welches die Auszeichnung erwarb, mit die Errichtung einer Marineschule für Novizi Di dem von Sr. Maj. dem Könige ausgeseßten Preise für und Mozzi (Schiffsjungen), deren Station am Varignano deutsche Geschichtschreibung gekrönt zu werden, muß unbe bei Spezia sein wird, und zu deren practiſchen Uebungen dingt den bedeutendsten Erscheinungen der kriegsgeschicht ein Schiff der Kriegsmarine angewiesen wird. Dieſe. lichen Literatur beigezählt werden ; einzelne Abschnitte des Schule besteht schon provisorisch seit einiger Zeit mit dem selben wurden schon in den Jahren 1842 und 1843 im besten Erfolge und hatte gegen 200 Knaben aus der uns Militärwochenblatte veröffentlicht. tersten Volksklasse aufgenommen, die auf sehr zweckmäßige

russischen St. Georgs-Orden decorirt wurde. 1815 avans cirte er zum Offizier bei demselben Regiment, bei welchem er auch nach dem Frieden noch bis 1827 verblieb , wo er als Prem .-Lieutenant zum 1. Cürassier-Regiment verseßt wurde. Seit 1833 schon dem großen Generalstab beige-

Neapel. Der Allg . 3tg. " wird aus Neapel den 1. Decbr. geschrieben : „ Der ganz vortreffliche Pferdeschlag im König reich Neapel , besonders was die calabrefischen Racen an belangt , bei welchen die arabische Abkunft unverkennbar ist, hat die neapolitanische Cavalerie von jeher auszeichnen müssen. Selbst Napoleon I. trug kein Bedenken , ſie der eigenen französischen vorzuziehen. Seit jener Zeit hat man es gewiß nicht an Sorgfalt fehlen lassen , die Pferdezucht noch mehr zu veredeln , was natürlich den wesentlichsten Einfluß auf diese Waffe hat ausüben müſſen. Der Kö nig ist , wie allgemein befannt , ein ausgezeichnet guter Reiter und sicherer Pferdekenner , und dürfte zu gleicher Zeit auch ein tüchtiger Cavaleriegeneral sein. Ausgemacht wenigstens ist es, daß die neapolitanische Cavalerie unter seiner Regierung das Pedantische , das man in mehreren Heeren , besonders bei der Reiterei , beibehalten , gänzlich |

Weise zum Seedienst erzogen werden, und so der bei sols chen Klassen gewöhnlichen Verwahrlosung entgehen. Schweiz. Vom eidgenössischen Artillerie - Oberstlieutenant v. Reding Biberegg ift dem Bundesrath ein neues Sys stem gezogener Gewehre mitgetheilt worden , das unter seiner Mitwirkung von Büchsenmacher Zoller in Frauenfeld erfunden wurde. Das System soll auf jedes ältere Infanteriegewehr anwendbar sein, und es wird ga rantirt, daß mit einem solchen umgeänderten Gewehre mit Sicherheit noch auf 1000 Fuß das Ziel (die Figur) ges troffen werden soll ; eine Tragweite, die für umgeänderte Infanteriegewehre wenig zu wünschen übrig laſſen dürfte. Ein von Zoller nach diesem System gezogenes neues Jas gergewehr, mit dem er auf der Feldscheibendistanz mit den Stußer-Schüßen wettschoß, hat sich zu seinen Gunsten bes währt.´

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl, - Druck von H. Brill.

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003 ..E Militär - Zeitung . CL 1.50 55 541. 360 # 441 1890 bn sein d #Herausgegeben von einer Gesellschaft deutſcher Offiziere, seller 11 . ‫ " ך‬Dritter Jahrgang. 11 Y at of gu 11 Sri # 55 51 . ‫ܐ‬ .. 155. mommie Jp. 54 191436 Took pilot sHÍ TOHI VELOTHI 205 55 No. 52. $ do 5.2 Darmstadt, 25. December. shop is at 11858. Find that radia Re dins d 1001 M 94.597 INS STORY SEAN COD 13 7360 Conti di gangbist stu 1 pidion 3. N *2:11. H 31: 11 $ 4.7.15com hat man Positives der Art noch gar nicht ges #bre mopofaffen. J and #M ་་་ Wohl aber theilen wir die Ansicht ver 75 ... toolsAuffähe. SHRED j beiden H. V., daß durch die beste Ererzier , Schies and 2 Die Nothwendigkeit einer gesteigerten Pflege Manöver Schule der einzelne Mann und die Truppe noch nicht mit dem Geiste erfüllt werden auf dem die Erringung der kriegerischen Tugenden im Heere, in Folge des Sieges mehr beruht, als auf allen tactischen Formen. der tactischen Einflüsse der verbesserten Hand: 3/4 " Der H. V. B. in Nr. 27 hat aber dennoch vollkommen feuerwaffen. Tols Recht, die Geringfchäßung des H. V. in Nr. 1 u . 2 gegen die 3 tactischen , Formen und die größere Wirkung der neuen 1. Dieses Thema ist in diesen Blättern bereits zweimal, bas erste Mal in Nr. 1 und 2 , das zweite Mal in Feuerwaffen auf das richtige Maß zurückzuweisen, indem Nr. 27. besprochen worden. Man sagt oft : die er lesteren ihren unbestreitbaren gewichtigen Einfluß neben 119

Sod

Wahrheit liegt in der Mitte" ; mögen die Hrn. Verf. der allen moralischen Elementen vindicirt. Beide Hrn. Verf. • beiden Auffäße es nicht für arrogante Superflugheit neh haben die Berührung der tactischen Verhältnisse : jedoch men, wenn Schreiber dieses so fed ift, auf die Eroberung eigentlich nur als Einleitung zu dem eigentlichen in der dieses Mittelplaßes auszugehen. Der H. B. des ersten Ueberschrift angegebenen Thema gewählt, indem sie beide Auffages wiederholt , was schon von Bielen mit warnen aus der vermehrten Gefahr des Schlachtfeldes die Noth • der Stimme ausgerufen ist , man folle den Einfluß der wendigkeit folgern , auch die moralische Kraft , die krieges neuen Feuerwaffen auf die nächsten Kämpfe nicht zu hochrische Tugend des Soldaten zu heben und bis zu bestimm 9 au richten " anschlagen. „ Um einestheils Nußen aus der besseren ten Vorschlägen gehen , wie diesin's Werk Waffe zu ziehen, anderentheils der größeren Gefahr zu seiMPOR 1. HT 255624 6915 CILLA begegnen" müsse der Blick von dem (tactischen) Fors Wir gestehen, daß wir uns bei vèr Lecture von Nt. menwesen, auf welchem er langt genug rubte, nach un. 27 in einereigenthümlichen Lage befunden haben. Wit ferer Ueberzeugung Positives schon längst in ausreichendem fanden es ganz in unserem Sinne gesprochen , daß die Maße firirte, ab und mehr auf den Menschen und seine rationelle Einführung des Recruten während der ersten . Eigenschaften als Krieger hingelenkt werden , als dies drei Wochen und die Hinzuziehung der Kriegs- und Lan seither der Fall war. " Weiter wird ausgeführt, ein guter desgeschichte in so früher Zeit , wie der H. V. in Nr. 1 Schüße auf dem Scheibenstande , der keine Courage hat, und 2 sie vorschlägt, durch Nr. 27 insofern nicht gebilligt werde im Kampfe weniger nüßen, als der schlechte Schüße, wurden , als der Standpunkt der geistigen Entwickelung der das Herz auf dem rechten Flecke hat , daher sei , je und der practischen Lebensgewohnheiten der meisten Recru • besser die Bewaffnung , testo mehr auch dafür zu sorgen, ten einestheils solchen Ansprüchen nicht gewachsen , an 14 daß der moralische Werth des Soldaten gesteigert werde. derentheils die körperliche Anstrengung der ersten militäris „Man biete alle geistige Kraft auf, um den schen Erziehung sehr förderlich sei, mit anderen Wor moralischen Werth des Heeres zu fördern ten , wir fanden die Vorschläge in Nr. 1 und 2 schon " und für den Krieg zu sichern." Wir sind nun etwas idealistisch gefärbt und erwarteten, daß "; die Vor zwar keineswegs der Ansicht, daß man für das der vers schläge in Nr. 27 nad jener Kritik nun auf einen defto befferten Bewaffnung angemessene Formenwesen , schon festeren practischen Boden hinuntersteigen würden. Wir längst Positives in ausreichendem Maße firirte , obwohl waren daher nicht wenig überrascht , uns in diesen Vor wir allerdings die Ansicht theilen, daß der Blick lange schlägen fast nach dem alten Sparta versezt zu fühlen, genug darauf geruht hat , um etwas finden zu können. oder die sämmtlichen Volksschulen . in Vorbereitungs. Cork Mit Ausnahme einer Form, die man eine neue Erfindung poralschaften umgewandelt zu sehen. 19 J Ji , ' See oli 19 zu nennen beliebt , das Gruppen Titaillement nämlich,

}

410

dieser Besprechung so spät , daß wir den geehrten Leser bitten müssen, die fragl . Nummern wieder durchzulesen. Wir würden es auch durchaus nicht für nöthig halten , darauf zurückzukommen, um etwa einer gefährlichen Wirkung sols folden cher Vorschläge vorzubeugen , wohl aber beint es uns nöthig , die Richtung zu kennzeichnen , welche in

aus der "1 Militär-Geschichte seines Vaterlandes " , und es ist dem langsam gewöhnten Bauer oder Taglöhner , auch dem weichlichen Herrn aus dem Comptoir oder aus der Schneiderstube, recht dienlich, daß mit ihren alten Gewohn heiten practisch kurzer Prozeß gemacht wird, damit sie an einem heilsamen Schrecken einen Sporn gegen ihre faule Natur finden , wobei wir freilich weder eine Thatlichkeit, noch eine das Selbstgefühl erniedrigende Rohheit als - Hin und Mittel folchen Schreckens ftatuiren wollen. wieder die Gelegenheit wahrnehmen, um an des Soldaten Vernunft zu appelliren, ift gewiß gut, und welcher Com pagniechef thate es nicht ; weiter hergeholt und deshalb unzweifelhaft unwirksamer ist schon die Beziehung auf Beispiele aus der Kriegsgeschichte. Die wahre und einzig vielmehr law oder were durch nichts le das ber in

Ansichten zu Tage tritt, nämlich eine vollständige Berken

moralische

nung der Stellung des Militär oder Kriegerstandes zu den anderen Berufs - Classen und zu der Idee des Staates eine Verkennung, die in einer Zeit um so un felbst, berechtigter da steht, D wo die Dienstbarkeit des Militärs standes für die anderen Theile des Staatslebens , unbe schadet der hohen Ehre seines Berufes , so scharf in den Vordergrund getreten ist. - Durch solche Ansprüche bringt fich der Einzelne in einen Widerspruch mit der bestehenden

Vorgesezten , von dem die Handhabung der Disciplin in einer Truppe ausgeht." ― Diese Achtbarkeit beruht vor auf n Pflichterfüll mgenie uchtung einer Untergebene ung. Wer diese Ad ſeiner Untergebenen nicht hat , deffen Händen sind alle friegerische Tugenden, die Dis ciplin zuerst, bem Zufalle preisgegeben, dieselben mögen im Frieden noch so sehr geweckt und ge pflegt sein; wer ste aber besißt, der wird in kurzer Zeit Truppe im Stande fein, die kriegetifen.Jugenden,feiner Kruvze zu wecken und den zu bilden , strenge Wacht über sie hält. Ist nur die Ausbildung der Truppe da und die Disciplin schon in der Gewohnheit des Friedens begründet , so ist die Persönlichkeit des Führers in vem gefahrvollsten Gefecht eine bessere Bürgschaft , als selbst eine Volkserziehung , wie die von Bedenken wir dem H. V. in Nr. 27 vorgeschlagene.

Nachdem der H. V. in 5 Punkten die Organisation ausgeführt hat, durch welche das Prinzip : „ der Staat ift um der Armee und nicht die Armee um des Staates willen da" verwirklicht werden soll , sagt er , mit seiner Schöpfung zufrieden : in dieser Weise würde der Recrute zur Erfüllung seiner Militärpflicht förperlich und geiftig gehörig vorbereitet " sein 2c. 2c. Wer das nicht unterschreibt, der muß den ganzen militärischen Radicalismus des Hrn. Verf. nicht begriffen haben. → Leider haben wir die bei den und kommen deshalb mit

Wirklichkeit, der ihn, ohne Rugen für den Erand,für er begeistert in Licht seßt, von dem ein Refler auch auf den ganzen Stand fällt, Was nun unsere eigene Ansicht über die Möglichkeit der Er weckung friegerischer Tugend in dem jungen Soldaten bes trifft, so halten wir aus alter Erfahrung alle absichtsvollen Bestrebungen der Art im Frieden für rein illusoris . Die Disciplin , d. i. die kriegerische Tugend , die wir dem Soldaten, mit in die Heimath geben müssen , die er wieder mitbringt, wenn ihn der Krieg in die Reihen seis ner Kameraden zurück ruft, für die Entwickelung dieser Tugend wird die kurze Zeit der ersten Dressur ziem lich ohne Belang sein , denn diese erste Ausbildung und Gewöhnung ist eben am zweckmäßigsten hauptsächlich doch Dressur , wie unangenehm das Wort auch klingen möge. ( lleber Ausbildungs I oder Dressur-Methoden selbst zu sprechen, ist hier nicht der Ort.) Der H. V. von Nr. 1 und 2 sagt : „Aber man lehrt dem Soldaten die Disciplin nicht , indem man ihm die Strafe bekannt macht, die auf eine Verlegung derselben gesezt ist, sondern indem man an seine Vernunft appellirt und an Beispies len aus der Kriegsgeschichte veranschaulicht , daß Leben ſind.“ —— Der junge und Ehre durch dieselbe geschüßt find." Soldat muß sich erst practisch in die militärische Ordnung hinein finden; das ist auch noch lange nicht Disciplin ; er ist, so lange er dient , Schüler in der Kunst des Gehorsams, ob er 2 also in der Periode seis ner ersten Dreffur, davon etwas mehr oder weniger ra tionell in sich aufnimmt, ob er mehr theoretisch oder prac tisch darauf hingeführt wird, ist ziemlich gleichgültig , gewiß ift er aber in dieser Periode, am allerwenigsten empfänglich für Vorträge aus der Regimentsgeschichte oder

und

militärische Achtbarkeit

des

nur , um uns vor Illusionen über die Wirkung der Mittheilungen aus der Kriegsgeschichte auf den frieges rischen Sinn unserer jungen Soldaten zu bewahren, welcher Grad geistiger Capacitat und Entwickelung in der Masse vertreten ist , und I wie groß die Forderung ist, daß diese Friedenserziehung für den Krieg vorhalten soll. JUT. Wir wissen sehr wohl , daß man mit Prüfungen der Art sich selbst und J einige höhere Vorgesezte täuſchen fann , für die Praris aber möchten 11 wir sogar anrathen, im Frieden mit derlei Anregungen sparsam , zu sein. Ihre Wirkung kann, da es an der Wirklichkeit der Impulse fehlt , nur eine sehr verwässerte sein, Selbst von dem gemeinen Soldaten kann man Göthe's Worte anwenden : man merkt die Absicht und man ift verstimmt. " ――― Wer der Rede und des Gedächtnisses so mächtig ist, daß im Augenblick des Gefechts oder kurz vorher ein passendes Citat in rednerischer Form zu Gebote steht, der wird pamit eine bessere Wirkung hervorbringen, wenn er vorher nie von Aehnlichem mit seiner Truppe geredet, als wenn er fie damit schon im Frieden pädagogisch bes handelt hat. - Darum möge man aber auf die Pers sönlichkeit der Offiziere in dieser Beziehung einen großen Werth legen. Der friegerische Geist, die friegsge schichtliche Bildung, die Kraft der Persönlichkeis

411

ten, welchenin dem Offiziercorps eines Regimentes vor • handen sind, fie wirken auf die Truppe je abfichtsk loser, desto besser. Hätten die beiden Hrn. Verf. also dafür seine Lanze gebrochen , daß es nöthig fet , ges flissentlicher darauf zu wirken , daß in den Offiziers corps die kriegerischen Tugenden mehr zu pflegen seien, und auf welche Weise, so hätten wir ihnen unser Bünd nis angetragen ; denn nicht leugnen wollen wir, daß uns aus den Offiziercorps , welche wir kennenzulernen Ge legenheit hatten, nur sehr wenig von kriegerischem Geift, von friegswissenschaftlicher Bildung " und von der rechten Würdigung der Kraft der Persönlichkeit angeweht hat. Was dieſe leßtered anbetrifft, so scheint es fast, als wäre die junge Generation auf dem entgegengesezten Wege. Nichts widerlicher, als blaftrte Persönlichkeiten vor der Front einer Truppe, denen die Kraft und Würde der Sprache abhandens gekommen zu sein , und deren Com mandowort sich zu geniren scheint , vor diesen Leuten sich preiszugeben. Ein Offizier ohne Macht der Stimme im Gefecht kann unter Umständen zur vollständigen Null herabfinken ; ebenso ein Offizier, der nicht sehen kann und fich auf Brille und Lorgnon verlassen muß. Der frie gerische Geist eines Offiziercorps wird hauptsächlich durch die kriegswissenschaftliche Bildung erweckt und genährt. 1 Es ist daher ein weit größeres Verdienst, welches sich ein Commandeur um die Armee erwirbt, wenn er seinen Offi sieren Anregung und Zeit zu der leßteren gibt, als wenn er seine größte Beruhigung darin findet, daß das Räders werk des täglichen Dienstes faft nie stille steht und immer möglichst viele Offiziere in Anspruch nimmt , so daß fie in Garnison und Ererzier-Dienst für alles Höhere abge ftumpft werden. !!! d's 19 it b Vauban. • I 991 Der berühmte Ingenieur, von deffen Systemen unsere Militärzöglinge schon so Vieles in dem Fortificationsung terricht zu hören bekommen, hat das Gedächtniß aller Zei tungsschreiber mit seinem Namen neuerdings wieder anges frischt, weil mit ihm die Befestigung Cherbourg's in Bez ziehung steht, über deren wahre Bedeutung die beiden zu nächst betroffenen Staaten die widersprechendsten Ansichten geltend gemacht haben, ohne damit zum Abschluß zu fom men. Qui vivra verra. $ 561 Vauban ist am 15. Mai 1633 u St. Léger de Foucheret geboren. Sein Vater hieß Albin Leprestre und feine Mutter Edmée. Der Sohn erhielt den Laufnamen Sebastian und nannte fich später nach einem kleinen Erb gute feiner Familie Vauban , unter welchem Namen er europäische Berühmtheit erlangte. *. Schon mit 10 Jahren stand er verwaist und mittels los das und, wurde nach einer Angabe von dem Prior von Sto Jeans de Semur erzogen , während Andere berichten, der Pfarrer des Dorfes, welchem er in der Haushaltung Dienste geleistet, habe ihn in den Elementen der Arith metik und Geometrie unterrichtet. Um den Anfang des

Jahres 1651 fcheint er ſeiner drückenben Lage überbrüßig geworden und von 16 dem Stachel seines schlummernden Genies dazu angetrieben worden zu sein, daß er davon lief und sich bei dem Infanterieregiment Condé anwerben ließ; der Name des großen Generals hat ihn ohne Zweifel * gleichfalls angezogen. Dieser Prinz befand sich damals zu Paris ; aber bald brachen die Unruhen der Froide, von Neuem los , und Vauban wurde dabei in die Mazarin und dem König feindselige Partheis verwickelt. : Condé nahm bald die Talente unseres Helden wahr, hauptsächlich als Ingenieur, und betraute ihn im November 1652 mit der Leitung der Operationen bei der Belagerung von St. Menehould. Während derselben schwamm Vauban unter dem Feuer des Feindes über den Fluß Aisne. Diese bes herite That machte von ihm reden und seine Angehörigen erhielten dadurch zum ersten Male Nachricht von ihm seit seiner Flucht aus St. Léger de Foucheret! 5.1653 wurde er von einigen Soldaten Mazarin's ge fangen genommen. Der Cardinal entdeckte in ihm gewiß 8. 20 den Stoff, aus welchem sich große Männer gu bilden 3 pflegen und bewilligte ihm Begnadigung unter der Bes bingung, daß er in die Dienste des Königs träte: Vau ban nahm sie an, erhielt eine Lieutenantsstelle in einem Infanterieregiment , wohnte mehreren Belagerungen bei und erreichte 1655 wirklich ✓ das Ziel seines Ehrgeizes, indem er eine Anftellung als Ingenieur erhielt. 3 Jahre später gab ihm der Marschall de La Ferté , welcher ihm prophezeit hatte, er würde, wenn er am Leben bliebe, noch zu den höchsten Ehrenftellen gelangen , eine günstige Ges legenheit, seine Talente zu entfalten, indem er seine Dienste zur Einnahme von Gravelines .: beanspruchte , welches 1 gleich Oudenaarde und Opern f durch seine Kunft und Geschicklichkeit in die Hände der Franzosen fiel. Während der Friedensperiode, welche dem Pyrenäen vertrage folgte, von 1659 bis 1666 , wurde Vauban mit 诡 der Inspicirung der Küste des Canals von Rouen bis Dünkirchen und mit der Befestigung der letteren Stadt beauftragt. Diese war die erste Festung, welche er bante. Er machte fie aber auch zu einem vollkommenen Meisterwerf, an dem er mehr oder weniger bis, an's Ende I n dala seines Lebens fortarbeitete... Seit dieser Zeit widmete Bauban im Frieben wie im. Kriege alle seine Kräfte dem Staate, und seine Werke wuchsen bis zu einer erstaunlich großen Zahl an 1667 leitete er die Belagerung von Lille , " dessen Einnahme innerhalb › neun › Tagen nach der Eröffnung der Tranchéen ihm von dem Könige, welcher die Armee in Person bes fehligte, eine Lieutenantsstelle bei seiner Garde einbrachte, welche mit dem Rang eines Obersten verbunden war, nebst einem besonderen Gehalte an Geld. Zunächst ents warf er den Plan zur Citadelle von Lille, erbaute fie und wurde im folgenden Jahre. Gouverneur , worauf/ er thatis gen Antheil ans der Ausbefferung der in Flandern erobers ten Blaze nahm. 1673 leitete er ausschließlich die Belagerung von Maestricht , erweiterte die Tranchéen, verband fie durch die Parallelen und nöthigte den Feind durch diese neue Methode, in 13 Lagen zu capitu

412 Liven: 5: Bei der Belagerung von Valenciennes 1677 vich | Seine ausgezeichneten Defensiv Dispositionen : und das ex von der Gewohnheit des Stürmens bei Nacht ab. Ansehen seines Namens veranlaßten den Herzog von How Als Bauban nach der Einnahme von Nimwegen zum Marlborough , seine Operationslinie zu ändern , und das 54 Generalcommiffär der Festungsbauten ernannt wurde, bes erwünschte Resultat war erzielt, ohne das Land - unter gann er den Aufbau der Werke am Hafen von Dünkir Wasser zu seßen. Zu dieser Maßregels wollte nämlich chen, verbesserte Galais, erweiterte Toulon und Perpignan, Villeroy im äußersten Falle gegriffen haben. wil graa baute Montlouis und Maubeuge und befestigte Straßburg 7. Marschall Vauban verſchied. am 131 März 1707 mit Lion J und Caſales mi vind scrum tot ?? Hinterlassung einer einzigen Lochter. Während ::ſeiner 5. Bei der Belagerung 5 von Luremburg 1683 legte er militärischen Laufbahn von 56 3 Dienstjahren feltete er 18 einen Beweis von feltener Kaltblütigkeit ab. Er drang Belagerungen, darunter 12 als Chef Ingenieur, nahm 7 an jede Nacht bis zu den Pallisaden vor , nur begleitet von 130 Gefechten Theil , erhielt 8 Wunden , baute 33: neue ein paar Grenadieren , 1 welche sich flach auf den Boden Festungen und verbesserte mehr als 300 191 Der Kaiser Napoleon I brachte dem Gedächtniß des legten. Bei einer solchen Gelegenheit wurde er von einer Patrouille der Belagerten bemerkt, welche auf ihn anschlug. großen Mannes eine glänzende Huldigung dar, indem er 1 am 26: Mai 1808 das Herz des Helden unter großem, Dhne weiter zu erschrecken , gab er mit der HandBein Zeichen, daß man nicht feuern sollte. Die Feinde, . welche feierlichem Gepränge in 3 die Gruft des Invalidendomes ver an eine solche Verwegenheit nicht dachten, hielten ihn hier bringen ließ , wo es an der Seite der sterblichen . Refte Türenne's beigefeßt 3 wurde. No, MA GA NAHUATLJI nach für einen der eigenen Offiziere und ließen ihn seine SANS 1 scold wea ·· * 200 Inspectionsrundenbeendigen. 00 : 2 $4,0 1 5: HING I THEFT * 372 743 11 Nach der Wiederherstellung des Friedens nahm Vaus • Re $12557 : ANTIL. ¡ JIN NAGI to of 10. ban feine Arbeiten zur Berbesserung der verschiedenen AVK 3 :3 2 『 * ,。 1112 Literatur. Festungen wieder auf, baute Mont-Royal und Fort Louis, 711 51.5m 2 to la TATE A 1.1 begann die Wasserleitung der Eure, welche Versailles mit Wassers versehen sollte, besuchte den Süd-Canal und machte Considérations sur " la tactique de l'infanterie fden Europe , par le général Renard , Aide de einen ausgedehnten. Plan zur Verbesserung dieser großen camp de Sa Maj. le Roi des Belges, chef du corps Wasserstraße. In rimpel , els andita !? ano 19 madan 1. d'état-major. gr. 8°. Paris 1857. Librairie J. Die Einnahme von Philippsburg 1688 verſchaffte • Dumaines Bruxelles , Ch. 4 Muquardt. (XXIV & ihm die seltene Auszeichnung , daß er : 45Kanonen/ zum 13 4512 I Mei 223 p.) 1. 5. Fr. Geschenk erhieltyjum damit ſeine Wohnung zu schmückens * 4 d to (Schluß.) NVD W 4 Jahre später stand er bei der Belagerung von Namür, * Mad 986 979407 dem berühmten niederländischen Ingenieur Coehorn ges genüber , überwand dieſen und Küberhäufte ihn , miks Artig feiten, als er ihn zum Gefangenen gemacht hatte.r, 30.0 Bei der Belagerung von Ath, im Jahr 1697, biente ernunter seinem Freunde Catinat und nahm den Plas ohne beträchtliche Verlufte ein, Dank den Verbesseruns gen , welche versin den Parallelen und durch das Rico | petfeuer bewirkt hatte, dass auch schon bei der Belage rung von Philippsburgs in Anwendung gebracht wurde. ( 957 Indem Ryswickers Frieden verlor Frankreich die Fe ftung Breisach und erhielt dadurch eine Bresche an seiner Ostgrenze zwischen Hünigen und Straßburg. Um diese Bude zu verstopfen, bautenBauban der alten Feste gegen über eine neues , welche per NeusBreisach nannte. Dieser Plaz wurde mit aller Regelmäßigkeitsträĉirt , welche ein unbebauter Boden 1 mur immer zuläßt und legt Zeugniß ab von der Schlußvollkommenheit " des großen Ingenieurs in seiner Kunst, welche dasjenige Befestigungssystem ausweißt; | das ihm nachseiner halbhundertjährigen Erfahrung als das beste erschien. dier ) ma stinis d ) madhalsó mom fjom d Fürstallers diese Werke blieb er micht unbelohnt Ludwig XIV. erhob: Baubau 1703 zur Würde eines Mar ſchalls von Frankreich iwfeinem u 69.79 Lebensjahren diesem Rangeleitete er die Belagerung von Alt-Breisach unter den Befehlen des Herzogs von Bürgund, umaskolos | Nach dem Verluste der Schlacht von Ramillies wurde Bauban zur Sichetung der flämischen Grenze abgeschickt. |

7) Allgemeine Bemerkungen.“

,

Hierzu wird den Commandeurs eingeschärft , diese Formen dem Terrain und der Gefechtslage selbstständig anzupassen , so daß aus dem Rade der Maschine, welches der preußische Bataillonschef von 1806 war, jest seiner Unterordnung noch ein , denkender ein in in seiner Unterordnung noch ſelbſtſtändiger selbstständiger, HARIDE. und anregender Anführer geworden ist. Der H. V. übergeht die nähere Besprechung des J Schwedischen Reglements , weil das preußische und das "wichtigere" Desterreichische , fast alle Vorschriften des Schwedischen enthalten. u tom you dam w 200 1.9 Wir bedauern aus Rücksichten für den Raum dieser Blätter; uns in der weiteren Besprechung auf die gedränge s.i tefte Kürze beschränken zu müſſen. 1179Dieses Reglement Desterreich's welches " unter den Auspicien des Feldmarschalls Radezky und Generals Heß nach den lezten Erfahrungen in Italien und Ungarn sentë þà dunan sa mes S ftanden ist, führt den Titel „Manövrir-Reglement «füt biek farine fanterie. “vimaid shodyala ti Dieſer Titelrift bezeichnendindem es ſich zmit der eigentlichen Bewegung der größeren Massen von der Bris gabe bis zum . Armeecorper mit Rücksicht auf deren Verbin dung mit den beiden anderen Waffen jums Gefecht; und J. daher nicht Ererzier , sondern im Gefecht befaßt , „ Manövrir Reglement" . — Wie das Ererzier-Reglement

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Formen gibt, welche genan , ohnendem eigenen, Ermessen | zum Vormarschendasd ſerſten zum» Rückmarsch || dass zweite Ar 1 Spielraum zu lassen, erfüllt werden müssen, so gibt das Treffen vom rechten oder linken Flügel beginnt. DiemAts Manövrir-Reglement die Formen eigentlich nur als Beis tilleries folgt im Vormarsch dem ersten Bataillon, im Rück marsch geht sie dem leßten Bataillon voran. Besonders spiele für gewiſſe) Fälle, indem , es dem Chef ſowohl in beren Anwendung, als auch " in der Anwendung analoger, lobenswerth erscheint es dem H. B., daß der Commandeur dem Moment angepaßter Formen freien Spielraum läßt. last bei der Entwickelung zum Gefecht / die vollständigste Frei So gibt es die Formationen der Brigade, deren Stärke heit besigt , die Bataillones in ieder 1 beliebigen Reihenfolge zwiſchen 4 und 6. Bataillonen wechselt , für die isolirte zu verwenden. Wir bemerken hierzu,# daß man dieselbe I Aufstellung 2 Treffen, deren rechtes in Linie, das Freiheit der Verwendung auch bei der preußischen, Infan sweite, Fahne auf Fahne mit jenem, in Colonne terie Brigade in Anwendung bringt, obgleich das Reglement steht und eine Reserve in Colonne , bei der Stärke von hierzu nur eine sehr kurze Andeutung gibt Die Dop 5. Bataillonen beispielsweise 2, 2, 1. Die Armeedivi pel Colonne, welcher der H. B. dein großes Lob- spen fion von 15 Bataillonen , 5 in Linie im ersten 4 Treffen, det, ist weiter nichts, als daß wei nebeneinander stehende H 4 in Colonne im zweiten , hinter diesem 2D Batterieen, 6 Bataillone, das eine rechts, das andere links abmarſhirt, Bataillone mit einer Batterie in Reserve. Das Armees die Colonne formiren , also nachher) das Entwickeln 1:zur corps von 15.Brigaden 1 24 Bataillonen : », eine Brigade Linie ausführen, indem das eine rechts, das andere gleich " zu 5 Bataillonen auf dem rechten . Flügel , davon 3 im seitig links deployirt, dasselbe was ja die Bataillons Colonne nach der Mitte auch thut, und was auch erreicht ersten Treffen, die zweite Brigade à 4 Bat in der Mitte, davon, 2) im ersten , die dritte Brigade à 6 Bat. , davon werden faun , wenn beide Bataillone fechts , oder beide 3 im ersten Treffen , die im ersten, sämmtlich in links abmarſchirts ſind , indem eins derselben ſich) „aus Linie, die im zweiten in Colonne , jede Brigade, ihre der Tiefe" entwickelt, wie es das preußische Reglement Batterie hinter sich; 2 Brigaden à 5 und 4, in vorschreibt. Wir können dieser Doppel- Colonne t keinen Summa 9 Bataillone in der concentrirten Colonnenstellung Werth " beilegen, als 9 den, eine Form mehr zu haben , die vielleicht auch einmal gebraucht, werden kann. In der hinter der Mitte als Reserve , dabei 2- Geſchüße und bie Cavalerie-Reserve. Das zweite Treffen, richtet sich Bennsung dieser Doppel Colonne gegen, Cavalerie, indem das eine der beiden nebeneinander stehenden Bataillone in Allem nach dem ersten, S indem es dessen Soutien bildet, so daß die Commandos : des Chefs mir für das erste Treff um, 50 Schritte, über das andere vorrückt und eine halbe fen gegeben werden. Die ReserveZift ganz unabhängig Batterie, sich zwischen den な beiden D zu Quarré's : 9 formirten von der Schlachtlinie. 1921 192 . Bataillonen aufstellt, fönnen wir nichts, weniger als einen Die Bewegungen der Brigade finden , in der glücklichen Gedanken finden, wohl aber in der allgemeinen concentrirten Ordnung ftatt : - Die Commandos Regel, die Quarre's mehrerer Bataillone in eine flanki werden in dieser Ordnung durch die Stimme des Generals rende Stellung zueinander zu bringen . 791 # 1 11 y Ueber die InFrontveränderungen" des 9 österr. gegeben ; in der deployirten Ordnung avertirt dieser durch das Commando „Habt Acht“ Acht" die darauf folgende Bezeich Manövrir-Reglements findet der H. V. nichts Erhebliches nung der Bewegung, welcher dann das Commando Marsch! mitzutheilen , und das mit Recht. Daß die 9 Bildung ober Halt! folgt. Bei allen diesen Bewegungen werden der Echelons“ nebenfalls, ihre Treglementarische Vorſchrift die Pivot's die Marsch und 9 Front-Richtungen durch findet.mag. Das Gute einer Y allgemeinen Verständigung Generalstabsoffiziere bezeichnet. Hierzu dürften, doch , wohl darüber haben, in der Ausführung , namentlich im größe die Bataillons und Regiments Adjutanten ausreichen. ren Maßstabe, wird man sich selten in 1 dem Falle finden, Dentliche Zeichnungen, durch wenige Worte erläutert, bes von dieser Form des 9Angriffs nach den Vorschriften, des zeichnen die Formationen zum Vor- und Rückmarsch in Reglements › Gebrauch 18zu 1 machen , » ſøndern,sſtets, beſondere der Brigade , das erste Treffen in Massen mit Deplovir Vorschriften für den besonderen Fall zu geben haben. Distance, oder auch in Diviſions Colonnen, d. ha in fleis Das Terrain, der besondere Gefechtszweck ze werden " jeden nen Colonnen von je 2 Compagnieen, ferner die Ent General dazu bringen , wenn er den Angriff in Echelons wickelungen aus der concentrirten : Stellung21.zum Gefecht, wählen will, ihn auch ganz besonders nach jenen , einzu sei: est in (geraders Front, oder gleich vom Fleck aus zu einer richte nusmonnik and 1,,and of cum spiniev ad Frontveränderung übergehend. - Die Brigade hat eine 49 Daſſelbe, wird man im Allgemeinen von dem Kapitel Marfc - Colonne für den Gebrauch außerhalb des sagen können Berfahrungsart im Falle eines Gefechtsbereichs , in welcher die Bataillone, jedes Treffens ungünstigen Gefechts → Ablösung und Durch vom linken oder rechten Flügel aufeinander i folgen , die sichem der Treffen " Der H. Bhebt hier den Artillerie anderQueue der ganzen Colonne bleibt / und Unterschied in den Reglements der westlichen und östlichen eine Gefechts: Colonne , leßtere wieder auf zweierlei Armeen hervor, daß man bei den deßteren das 2. Treffen Art, entweder die einfaches Gefechts » Colonne , in als Soutien des erſten [tſo: langeŋals möglich intact der jedes: Bataillon aus dem zweiten Treffen gleich dem hält, während man in Belgien und Frankreich, beide Trefs betreffenden Bataillon im ersten Treffen folgt, ober die fen, leichter wechseln, läßt. — Die Ablösung eines Treffens treffenweise Gefechts - Colonne , in der die Bas darf nach der Ansicht der 3deutschen Tactifer, im Angesicht des Feindes nie auf einmal , ſondern ſtets, nur, theilweise taillone jedes Treffens für sich & aufeinander folgen , wobei

414 smit betäußersten Umsicht ausgeführt werden , weil sie immer eine Störung, einen Moment der Unordnung her beiführt, den der Feind benußen kann. Die Oesterreicher wenden das Durchziehen der Treffen nach Vorwärts nur an , ummit frischen Truppen über das stehenbleibende Treffen hinaus den Feind anzufallen, wenn er er sschüttert ist und dadurch seine Ueberwindung zu vollenden, oder um dem ersten Treffen Luft zu machen , indem man Der Vor den vordringenden Feind aufhält. „„Der marsch mit erneuten Treffen ist also nach deuts scher Ansicht für den Krieg" unanwendbar. Wenn der Feind weicht und sich zurückzieht , so ist es Sache des er es ist unnüß, ften Treffens, ihn sogleich zu verfolgen eine kostbare Zeit damit zu verlieren , das zweite Treffen abzuwarten." Die Erneuerung der Bataillone des ersten Treffens durch die des zweiten geschieht durch die kleinen ** Divisións - Colonnen , welche sich4 dazu besonders " Bei den Rückzügen vermeidet man das eignen. Durchziehen der Treffen nicht ; es geschieht in der Bri gade in Bataillons- Colonnen , wenn mehrere Brigaden nebeneinander stehen , brigadeweiſe , wobei die Artillerie bemüht ist, den Abzug zu decken. 2 Was die einer Brigade oder Division attachirte Cavalerie betrifft, so ist sie im Allgemei nen aus leichter Cavalerie gebildet und findet ihren Plat hinter einem oder beiden Flügeln des zweiten Treffens. Dem Commandanten der Waffe ift der weiteste Spiel raum gelaffen, den rechten Moment zu ergreifen, um die ¿ feindliche Flanke anzugreifen oder die eigene zu schüßen, den Feind zu beschäftigen, die Batterie zu beschüßen 2c. Wir möchten gegen diesen weiten Spielraum einwenden, daß er den rechten Führer der Cavalerie vorausseßt, d. h. einen, der klaren Blickes , mit der steten Luft zum Einbauen im Herzen, auf der Lauer liegt ; find sie alle so? ‫ܛܝܢ‬ wo das nicht ist , wird es

" Ueber die Leitung des 4 Feuers im Allgemeinen schreibt das österr. Reglement vor, • daß der Brigade- Com mandeur den Beginn und die Art des Feuers befiehlt, die Bataillons Commandeure aber das Commando zu gel ben und die speziellen Rückſichten auf das Terrain zu nehmen haben. Die Instruction für die Bajonets Aitake schreibt vor, daß diese durch ein lebhaftes Artit, leriefeuer gedeckt und vorbereitet werde. Sobald die In fanterie in der Höhe der Batterie ankommt, schweigt dieſe; 1/2 Barterie folgt der Bewegung, die andere Hälfte nimmt rückwärts eine Stellung zur Aufnahme. “ Jeder" Attake geht ein dichter Schwarm von Tirailleurs voran , welche später in den Intervallen die Attake mitmachen. *) „Im Allgemeinen geht man mit einer Front von höchstens 2 Bataillonen zur Attake. Der Angriff wird in Bataillons oder Compagnie - Colonnen ausgeführt. I Auf´‍50 Schritt hinter den Flügeln der Attaken-Bataillone folgen Soutien Bataillone. Eine Infanterie-Reserve folgt auf $1 150 bis 200 Schritt. Für das zerstreute Gefecht der Brigade ift zu der Schule des Bataillons # nur hinzu zu fügen, daß man in schwierigem Terrain zur nachdrück lichen Verstärkung der Schüßen des ersten Treffens nöthi genfalls ganze Diviſions- Colonnen (2 Compagnieen) aus dem zweiten Treffen zieht. t Der H. B. schließt diese Betrachtungen mit einigen Angaben über die Ordre de bataille $ der rufſiſchen Divi fion, welche er der Tactik von Griesheim entlehnt. 1 „Die russische Division ist aus zwei Brigaden zu sammengefeßt, deren jede 2 Regimenter zu 4 Bataillonen hat , also 16 Bataillone. Jeder Division find 4 Battes rieen , 2 6pföge. und 2 12pfdge. , attachirt.“ . Für dieſe Truppenmaſſe hat man 4 Formationen für das Gefecht 1. Formation, besonders für die Vertheis festgesezt. bigung: Eine Brigade (8 Bataillone) ift in 2 Treffen entwickelt; die beiden mittleren Bataillone des ersten

wohl der Brigade- oder Divisions Commandeur oder deren Treffens deployirt , auf ihren Flügeln 1 12Pfdr. und 1 Generalstab nicht an dem rechtzeitigen Impulse zum Eins 6Pför. Batterie; die beiden Flügel-Bataillone des ersten, } hauen fehlen laſſen dürfen. wie sämmtliche des zweiten Treffens in Colonne mit Für die einer Brigade oder Division atta | Deployirdistance. Die zweite Brigade bleibt zur Maſſe cirte Artillerie" ist die Rolle für jede der Bewes geschlossen mit den beiden anderen Batterieen in Reserve. 2. Formation. Sie hat zum Zweck, einen Artil gungen des Reglements vorgeschrieben , außerdem enthält lepteres noch ein ganzes diesem Gegenstande gewidmetes leriekampf zu decken : Eine Brigade in 2 Treffen in Co Kapitel. Die Artillerie soll, bis sie in Thätigkeit tritt, lonnen mit doppelter Intervalle , vor denen 3 Batterieen den Augen des Feindes entzogen , also hinter Truppen auffahren , welche auf diese Weise zu beiden Seiten von oder durch das Terrain maskirt werden. Wenn mehrere einem Bataillon flankirt sind, als Reserve die zweite Bris Brigaden vereinigt find, so hängt das Placement der Ar gade in einer Linie in Massen , jedes Regiment mit tillerie von dem General en chef ab. Ueber die Leb 1/2 Batterie. haftigkeit des Feuers wird bestimmte Auf mehr 3. Formation. Diese ist die russische deployirte als 1000 Schritte langſames Feuer ; es steigt mit abneh | Ordnung 6 Bataillone im ersten Treffen, deren 4 mitt mender Entfernung bis zur höchsten Lebendigkeit auf 400 fere deployirt, in den Intervallen 3 Batterieen, im zwei " Schr., wo es bis auf 4–6 Schuß in der Minute gebracht❘ten Treffen 6 Bataillone in Colonne, in der Reſerve nur * werden foll. — Auch die Art , wie die Bewegungen 4 Bataillone und 1 Batterie. " der Artillerie fich denen der Infanterie , sowohl in der 54. Formation. Sie hat den Zweck, die Entschei Offensive, als in der Defensive anzupaſſen haben, endlich | dung zu geben. Alle 4 Batterieen vor der Front, 14 auch die Bestimmung , daß die Brigade Artillerie 1 eine in der Mitte die 2 12Pfdr. Batterieen. # Flankirt werden permanente Bedeckung von 1 Offizier, 4 Unteroffi giere und 24 Gemeinen erhält, ist in diesem Kapitel enthalten. Anm.d. Ref. -") Fast in allen Reglements daffelbe.

415 dieſe 4 Batterieen durch 4 Bataillone , welche mit Inters | Wir bedauern, es uns versagen zu müſſen , dem geehrten vallen von 430 Schritt das erste Treffen bilden, während Leser auch noch einen Theil der Betrachtungen vorzufüh das zweite Treffen , aus 8 Bataillonen bestehend , bereit ren, } mit welchen in dem Schluß-Kapitel , welches nach steht, um durch die Intervallen vorzubringen. Die Reserve jenem Kriege hinzugefügt worden ist, eine werthvolle Abs rundung des Ganzen gewonnen wird. Vielleicht findet besteht aus 4 Bataillonen in Masse concentrirt. sich ein anderes Mal noch Gelegenheit , dieses Schlußs Die Artillerie tritt hier als die Hauptwaffe auf und Kapitel allein zu besprechen. 2 Und so scheiden wir denn „die Infanterie ist nur ein Rahmen , in welchen sich die Artillerie einschiebt. Aber sonderbarer Weise läßt man der mit großer Verehrung von dem H. V. , ja, wir glauben, Artillerie , nachdem man ihr so viel Uebergewicht gegeben daß die militärische Presse demselben, einen Dank zu votis hat, keine Freiheit der Bewegung ; sie kann sich nur vore ren hat, für die klare Characteriſtik der europäischen Res wärts und rückwärts bewegen ; die Seitenbewegungen sind glements , und für die geiftvolle Unterstüßung derjenigen ihr unmöglich." Vorkämpfer der Tactif , welche man mit dem Namen der Hiermit schließt das eigentliche Werk , welches , wie rationellen Lactifer einerseits ehren, andererseits schmähen der H. V. uns in dem später angehängten Schluſſe will. mittheilt, vor dem Kriege in der Krim beendet worden ist. MIINARS

Nachrichten.

Braunschweig.

fanntlich in der Hauptsache heute noch die schwarze Uni Der von Braunschweig ausgegangene Vorschlag | form mit, kornblauem Kragen des braunschweigischen Corps vom Jahre 1809. Unter dem Denkmale der in demselben zum fünfzigjährigen Gedächtniß der ersten deutschen Frei Jahre in Braunschweig erschossenen 22 Schill'schen Ge heitskämpfe von 1809 : des preußischen Majors Ferdinand fangenen hat übrigens 1835 auch das nach der Erstür v. Schill , des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braun mung von Stralsund von den dabei betheiligten hollän schweig-Dels und der Versuche des Obersten v. Dörenberg dischen Truppen von dem Rumpfe getrennte und bis das und des Hauptmanns v. Katte in Weftphalen, zum näch ften in der genannten wo hin in dem zoologischen Museum der Universität Leiden als eine besondere Merkwürdigkeit vorgezeigte Haupt des Bewältigung des Schill'schen Aufstandes in Stralsund, 22 treuen , muthigen Preußenhelden Schill seine lezte Ruhe Angehörige des Corps deffelben als geborene Westphalen und Deserteurs erschossen wurden, und in deren Nähe aufstätte gefunden. *** , mabuti . dem bekannten Heldenzuge des Herzogs von Braunschweig 1 Nassau. von der Saale nach der Mündung der Weser, den 2. August 1 Selver das für die Braunschweiger so ehrenvolle Wiesbaden 15. Deebet Dem Sanitätswesen in un vorfiel , ein deutsches Nationalfest zu Treffen bei serer Heeresabtheilung wird fortwährend die größte Auf feiern, scheint in weiteren Kreisen großen Anklang gefun merksamkeit gewidmet . Die neue gebildete Sanitäts den Compagnie , welche unter vem herzogi . Oberstabsarzt . tenter Stelle bereits mehrere Gedächtnisschriften vorbereitet Dr. Ebhardt im hiesigen Militär-Hospital ihren practischen werden. Auch der so oft verlauteteenberg , der, Gurjus macht und ein schäßbares Material an Kranken authentischen Biographie des tapferen Welfenherzoge, der, wagen , Tragbaren 2c. bestßt , wird dermalen entsprechend das zweite Schlachtenopfer seines Heldenstammes, den 16. neu befleidet. Die gut construirten Krankenwagen haben Juni 1815 bei Quatrebras in der Vertheidigung der Aufmerkſamkeit der Bundes, Sache des Vaterlandés , dem ་་ er so treu gedient, sein Inspections - Generale erregt und find seitdem für andere Heldenleben ließ wird, wie verlautet, bei dieser Gelegen Bundesstaaten Zeichnungen davon bestellt worden. beit seine Befriedigung finden, doch wäre es wohl zu. Die›namentlich im Jägerbataillon eingenistete ägyp ? wünschen , daß dabei auch gleich die Thaten des braun tische Augenkrankheit ist nunmehr , in Folge zweck schweigischen schwarzen Corps in Spanien , wo es von verden neue 1810-1814 beinahe ununterbrochen die Avantgarde des mäßiger Borsichtsmaßregeln in architek dürfte .Der Biebrich Casernenbau Heeres unter Wellington bildete, gleich mit aus den braun rk werden . Mit dee schweigischen Generalstabs-Acten ausgezogen und veröffent | tonischer Beziehung ein Musterbauwe gegen den Rhein Stockwerken 4 von Front imposanten licht werden möchten. Eine genaue Darstellung des braun gerichtet , wird der Bau der Ansicht von Biebrich zu be schweigischen Feldzuges von 1809 ist dagegen schon vor sonderer Zierde gereichen. etwa 10 Jahren von dem General v. Wachholz , einem Theilnehmer an demselben , herausgegeben worden , und Großbritannien,Mi The mi ebenso hat auch die Theilnahme der Braunschweiger an Unter den Küstenpunkten, die mit Vertheidigunger dem Feldzuge von 41815 längst eine actenmäßige Bearbei werken versehen werden sollen, nehmen jene, die der Themse tung gefunden. Die braunschweigischen Jäger tragen be

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mündung "nahe Mliegen , unstreitig den ersten Nang ein. | rathet und für den Felbdienſt tauglich ſindjéiné guste 8 Ihnen ist auch in der Testen Zeit von Seiten der : Regie Aufführung ohne die geringste ungünstige Note nachjuz rung größere Aufmerksamkeit zugewendet worden, und die weisen vermögen und endlich in einer Prüfung bestehen, Bertheidigungswerkte von Sheerneß , welche fünf Bastione welche folgende Gegenstände begreifts Lesen und correctes jum Schuß der dortigen Schiffswerften , Magazine und orthographisches Schreiben Arithmetik; die Armee-Verord Cafernen umfassen , werden seit zwei Monaten mit allem nungen ; spanische Grammatik ; vollständige Kenntniß der möglichen Kraftaufwand vervollständigt und erweitert. castilischen Münzen , Maaße und Gewichte, sowohl derjen 3 Schon find in der Mittelbastion vier große Magazine und nigen des älteren, als des jeßigen metrischen Systems, 6 " zwei andere bombenfeste Gebäude aufgeführt , welche die sowie Ausführung • der Verwandlung des einen in das Gafernen gegen Angriffe von der Wasserseite decken , und andere; Kenntniß der doppelten Buchführung : Rechnungs diese Bastion selbst wird mit 21 Geschüßen von schweren wesen der verschiedenen Waffengattungen. will tur Kaliber armirt, während 1 gleichzeitig • an der Vollendung Nach einer neuerlichen Verfügung müssen sich die der vier anderen ununterbrochen gearbeitet wird. divat Aspiranten zu Unterlieutenantsstellen der Marine ... ! Infanterie einer Prüfung unterziehen , welche fol gende Gegenstände umfaßt : Arithmetik, Algebra, Ele Spanien. mente der Geometrie, Trigonometrie, Practische Geometrie Ueber den Eintritt von Untertieutenan und erste Kenntnisse der descriptiven Geometrie, Feldbefe ten und Sergeanten der Armee in das Mili ftigungskunst und Elemente der permanenten Befestigungs tär - Verwaltungs - Corps ist eine fgl . Verfügung funft , Religion , Geschichte , Geographie und militärisches erschienen, nach welcher die im genannten Corps entstehen Zeichnen. Die Grenzen der Kenntnisse in den vorgenann ten Materien , werden bei Ankündigung der Prüfungen den Vacanzen zum fünften Theil aus Individuen der be zeichneten Klaſſen beseßt werden können , wenn solche ein festgefeßt, hvurjawan pla donna a 107 *2 1.1 mab) 75 ) 14. ad cum di Alter von 30 Jahren nicht überschritten haben, unverheir BLZ BA WAT ** 5117 925 Zimné ILA MSANAL Lubach en w 41L 13 1 JJ. ! SHE HA # 4.3 2013 * T ** I' JAY Q10 CAL 1974 75! L An die 61 ... J[51 ; die Lefer.



OM

Behufs ‹ einer Vereinfachung der Geſchäfte der Redaction der in unterzeichnetem Verlage bisher 31.4 11: nasz Neue Militär-Zeitung“ „Blätter für Kriegswesen" und

getrennt erschienenen militärischen Zeitschriften :

werden dieſelben vom 1. Januar 1859 ab in einer Zeitschrift vereinigt ausgegeben werden. " ... 1. 6 mot PAR felbe wird den Titel:" $41minES P $ 5.5.3 Blätter für Kriegswelen, Kriegswillenschaft und Kriegsgeschichte. 1574 暮着非 Tial 19. mai 2.2 4 , Neue Militär-Zeitung . ", 』 』 T12 #1 Herausgegeben von einer Gesellschaft deutscher Offiziere.

Die

" Blätter" und 191Zeitung“ früher niederge A 2 Wöchentlich 1mal erscheint eine Nummer in 4º, ein bis ein und

erhalten , und in dem Sinne der in den Programmen der legten Grundsäge fortgeführt werden.

einen halben Bogen stark. Man macht sich für Abnahme eines ganzen Jahrgangs verbindlich , deffen Preis der bisherige der Zeitung “ , nämlich 4 Rthlr. 20 ngr. oder 8 fl. sein wird. Um feine Unterbrechung in den Zusendungen gebeten.

eintreten zu laffen , wird

um baldige Erneuerung der Bestellungen

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Darmstadt , im December 1858. Die Redactions an der Blätter für Kriegswesen u., Neuen Militär-Ztg.

Die Verlagshandlung J. P. Diehl.

In Verhinderung des Redacteurs redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers J. Ph. Diehl. - Druck von H. Brill.