Naturpark Barnim von Berlin bis zur Schorfheide: Eine landeskundliche Bestandsaufnahme [1 ed.] 9783412513801, 9783412513788

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Naturpark Barnim von Berlin bis zur Schorfheide: Eine landeskundliche Bestandsaufnahme [1 ed.]
 9783412513801, 9783412513788

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Naturpark Barnim von Berlin bis zur Schorfheide

Landschaften in Deutschland

Landschaften in Deutschland Band 80 im Auftrag des Leibniz-Instituts für Länderkunde und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Peter Gärtner | Lisa Merkel | Haik Thomas Porada (Hg.)

Naturpark ­Barnim

von Berlin bis zur Schorfheide

Eine landeskundliche Bestandsaufnahme

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Für die institutionellen Herausgeber Prof. Dr. Sebastian Lentz, Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde e. V. Leipzig Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Müller, Kommission für Landeskunde der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Wissenschaftlicher Beirat der Reihe Dr. Stefan Klotz, Halle (Saale), Vorsitzender; Prof. Dr. Karl Martin Born, Vechta | Prof. Dr. Dietrich Denecke, Göttingen | Prof. Dr. Vera Denzer, Leipzig | Prof. Dr. Andreas Dix, Bamberg | Dr. Luise Grundmann, Leipzig | Prof. Dr. Ulrich Harteisen, Göttingen | Prof. Dr. Carsten Lorz, Weihenstephan-Triesdorf | Prof. Dr. Winfried Schenk, Bonn | Prof. Dr. Dr. h. c. Peter A. Schmidt, Tharandt | Dr. André Thieme, Dresden Redaktion Leibniz-Institut für Länderkunde z. Hd. Prof. Dr. Haik Thomas Porada Schongauerstraße 9, 04328 Leipzig E-Post: [email protected] Internet: www.leibniz-ifl.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ­https://dnb.de abrufbar. Dieses Publikationsvorhaben wurde freundlicherweise unterstützt von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin, über die Kulturförderung des Landkreises Barnim, von der Wissenschaftsstiftung der Sparkasse Barnim, über den Förderverein Naturpark Barnim e. V. und von der WITO Wirtschafts- und Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH des Landkreises Barnim.

© 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Cie KG, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Blick auf den Hellsee bei Lanke von Westen (Foto: Peter Gärtner) Layout und Herstellung: Liane Reichl, Göttingen Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51380-1

INHALT

  7     8   10   11

Verzeichnis der Einzeldarstellungen Verzeichnis der Themen, Online-Vertiefungen und -Exkursionen Vorwort Buch, E-Book und Online-Auftritt

12

LANDESKUNDLICHER ÜBERBLICK

12

Landschaften und Naturausstattung

  12   15   21   24   29   33   39   44   52 55

Geschichte und Raumstruktur

  55   61   69   77   81 99

Oberflächenform und Naturraum Geologische Entwicklung Böden Klima und Witterung Hydrographie und Gewässernetz Pflanzenwelt Tierwelt Natur- und Landschaftsschutz im Naturpark Barnim Der Barnim aus der Satellitenperspektive Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung Historische Entwicklung im Mittelalter Neuzeitliche Entwicklung bis 2000 Kirchen- und Religionsgeschichte Aktuelle Gebietsstruktur

Kulturraum

  99 103 106 111 119

Ortsnamenformen Mundart und Umgangssprache Siedlungsformen und ländliche Bauweise Kunstgeschichte und Denkmalpflege Entwicklung der Kulturlandschaft

5

128 EINZELDARSTELLUNG 128 A Nordwesten 248 B Südwesten 362 C Osten 422 Anhang 422 Abkürzungsverzeichnis 424 Autorenverzeichnis 428 Abbildungsverzeichnis und Bildquellennachweis 439 Quellen und Literatur 462 Register 462 Personenregister 469 Ortsregister 484 Sachregister

6

VER ZEICHNIS DER EINZELDAR STELLUNGEN 128 A Nordwesten

232 A34 Briesetal mit Lubowsee und Zühls-

128 A1 Neuholland

dorfer Mühle

133 A2 Liebenwalde

235 A35 Berliner Nordbahn

142 A3

236 A36 S-Bahnlinie 1

Langer Trödel und Finowkanal

147 A4 Zerpenschleuse

239 A37 Borgsdorf und Pinnow

149 A5

242 A38 Birkenwerder

Schnelle Havel

153 A6 Kreuzbruch 154 A7 Oder-Havel-Kanal

248 B Südwesten

157 A8 Marienwerder

248 B1 Wandlitz

159 A9  Bundesstraße 109/Landesstraße 100

252 B2

159 A10 Bernöwe

253 B3 Waldsiedlung mit Brandenburgklinik

161 A11 Ruhlsdorf

254 B4 Zühlsdorf

163 A12 Sophienstädt

256 B5 Lobetal mit Hoffnungstaler Stiftung

163 A13 Malz

258 B6 Basdorf

165 A14 Torfstich Klosterfelde

260 B7 Ladeburg

166 A15 Finowtal-Pregnitzfließ mit ­Mergelluch

261 B8 Berliner Flächen im Naturpark Barnim

171 A16 Bundesautobahn 11

266 B9 Summt

172 A17 Bundesstraße 96

267 B10 Summter und Mühlenbecker See

174 A18 Friedrichsthal, Neu-Friedrichsthal,

269 B11 Bundesautobahn 10 (Berliner Ring)

Dameswalde und Grabowsee

Wandlitzer See

271 B12 Schönower Heide

179 A19 Malzer Kanal und Voßkanal

272 B13 Schönwalde

182 A20 Klosterfelde

275 B14 Gorinsee

183 A21 Prenden

277 B15 Schönow

186 A22 Sachsenhausen

278 B16 Bernau bei Berlin

190 A23 Stolzenhagen

278 Lage

191 A24 Zehlendorf bei Oranienburg

278 Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung

195 A25 Bogensee mit Jugendhochschule

279 Die mittelalterliche und frühneuzeit­

196 A26 Schmachtenhagen

liche Stadt

199 A27 Niederbarnimer Eisenbahn

281 Stadtentwicklung bis 1945

202 A28 Wensickendorf

285 Stadtentwicklung 1945–1990

205 A29 Lanke mit Obersee 207 A30 Oranienburg

287 Entwicklungen seit 1990 290 B17 Bergfelde

207 Lage

291 B18 Hohen Neuendorf

208 Ur- und frühgeschichtliche

294 B19 Mühlenbeck

­Besiedlung 209 Die mittelalterliche Stadt

298 B20 Hobrechtsfelde mit Gut Hobrechts­ felde

210 Die frühneuzeitliche Stadt

300 B21 Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde

212 Stadtentwicklung bis 1945

306 B22 Stolpe

216 Stadtentwicklung 1945–1990

308 B23 Schönfließ

217 Entwicklungen seit 1990

310 B24 Zepernick

221 Baugeschichte

311 B25 Schönerlinder Teiche

224 A31 Lehnitz

312 B26 Schönerlinde

228 A32 Hellmühler Fließ mit Hellsee

314 B27 Mönchmühle

231 A33 Liepnitzsee mit Regenbogensee und

314 B28 Bucher Forst

Drei Heiligen Pfühlen

317 B29 Frohnau

7

318 B30 Arkenberge

365 Die mittelalterliche und frühneuzeit­

319 B31 Bogenseekette und Lietzen­

liche Stadt 367 Stadtentwicklung bis 1945

grabenniederung 321 B32 Glienicke an der Nordbahn

368 Stadtentwicklung 1945–1990

324 B33 Schildow

369 Entwicklungen seit 1990

328 B34 S-Bahnlinie 2

373 C2 Sommerfelde

330 B35 Buch mit Campus

374 C3 Tornow

332 B36 Tegeler Fließ mit Eichwerder

375 C4 Spechthausen 376 C5

Hohenfinow mit Liebenstein

337 B37 Karower Teiche

382 C6

Stettiner Eisenbahn

338 B38 Hermsdorf

385 C7 Cöthen

339 B39 Waidmannslust

386 C8

Dünengebiet um Melchow

340 B40 Lübars

388 C9

Melchow und Schönholz

341 B41 Blankenfelde mit Stadtgut

389 C10 Nonnenfließ und Schwärze

345 B42 Botanischer Volkspark Blankenfelde-­

393 C11 Ehemaliger Truppenübungsplatz

­Moorwiesen

Pankow

Trampe

346 B43 Karow

396 C12 Trampe

349 B44 Französisch Buchholz

399 C13 Neugersdorf

353 B45 Rosenthal

399 C14 Biesenthal

355 B46 Blankenburg

405 C15 Barnimrand mit Trockentälern

358 B47 Niederschönhausen

408 C16 Tuchen-Klobbicke 410 C17 Gamengrund

362 C Osten

415 C18 Biesenthaler Becken

362 C1 Eberswalde

417 C19 Grüntal

362 Lage

419 C20 Danewitz

364 Ur- und frühgeschichtliche Besiedlung

420 C21 Rüdnitz

V ER ZEICHNI S DER THEMEN, ONLINE-V ER TIEFUNGEN UND - E XKUR S IONEN Themen   36 Lämmersalat

301 Halboffene Waldlandschaften

  64 Der Biesenthaler Schlossberg

315 Frühlingserwachen im Buchenwald

  98 Die Herkunft des Landschaftsnamens

333 Zur Geschichte des Hermsdorfer Sees

Barnim 121 Waldweide

334 Rettungsanker Erhaltungskultur

124 Dungkäfer

357 Die mittelslawische Burg bei Berlin-­

134 Die slawische und die deutsche Burg bei

Blankenburg

Liebenwalde 150 Artenreiche Feuchtwiesen

380 Die Burg auf dem Schlossberg zu

168 Schlangen-Wiesenknöterich

392 Sanierung von Fließgewässern

176 Glashütte

394 Kerbameisen

206 Alte Parks

395 Kartäuser-Nelke

­Hohenfinow

225 Wald-Sauerklee

398 Eine niederadlige Befestigung bei Trampe

230 Klarwasserseen

401 Die slawische Burg „Reiherberg“ bei

262 Heidepflege im Wildgatter 282 Bauhaus-Denkmal Bundesschule Bernau – Welterbe im Barnim

8

350 Hugenotten auf dem Barnim

B­iesenthal 406 Trockentäler am Barnimrand 414 Rotbauchunke

Online-Vertiefungen   14 Geformte und genutzte Landschaft – ein Regionalatlas   15 Zur Landschaftsgeschichte des ­Biesenthaler Beckens   20 Die Landschaft des Barnim von der ­Eiswüste zum Urwald   25 ZENAPA – Klimaschutz und -anpassung im Barnim   31 Ausgewählte Parameter für Seen des Barnim   38 Die Flora der Ackerwildkräuter im Naturpark Barnim   39  Konkordanz der Pflanzen- und Tiernamen   41 Die Vogelwelt in der Umgestaltung der Rieselfeldlandschaft   44 Der erste Landesbeauftragte für Naturschutz in Berlin

127 Gruben und Müllberge 149 Die Revitalisierung der Schnellen Havel 195 Jugendhochschule Bogensee 222 Stadtentwicklung von Oranienburg 250 Ortsentwicklung von Wandlitz 252 Zur Nutzungsgeschichte des Wandlitzer Sees 253 Landschafts- und Vegetationsentwicklung am Wandlitzer See 258 Die Hoffnungstaler Stiftung in Lobetal – ­Diakonie mit Tradition 265 Von der Rieselfeldlandschaft zum Erholungswald für Berlin 278 Der Bernauer Heerweg 279 Landschaftssagen aus dem Bernauer Raum 280 Stadtentwicklung von Bernau

  48 Wem gehört der Wald im Barnim?

286 Bernau als sozialistische Musterstadt

  49 Der Neubau des Barnim-Panoramas

287 Das Hussitenfest in Bernau

  50 Akzeptanz, Wertschöpfung und Besucher-

289 Die Bundesschule des ADGB bei Bernau

management   58 Archäologische Epochen auf dem Barnim   60 Die Besiedlungsgeschichte des Barnim   71 Zur Entwicklung des Eisenbahnnetzes   73 Das KZ Sachsenhausen mit Außenlagern   83 Land- und Bodennutzung in Bernau und Wandlitz

298 Leben und Wirtschaften auf den Riesel­ feldern 299 Funktionsweise des Gutsspeichers ­Hobrechtsfelde 302 Landschaftsgeschichte zwischen Lietzengraben und Panke 304 Wege zur halboffenen Waldlandschaft

  94 Die Hobrechtsfelder Wirtschaftsbahn

316 Kunst im Wald

115 Schöner Wohnen im Grünen

319 Von der Altlast zum Erholungsgebiet

120 Wölbäcker

371 Stadtentwicklung von Eberswalde

122 Die Entwässerung der Großstadt

402 Stadtentwicklung von Biesenthal

123 Kartenserie zum Streesee

417 Natur- und Nutzungsgeschichte des

126 Waldentwicklung im Umfeld der Großstadt

­Biesenthaler Beckens

Exkursionen   42 Ausgewählte Standorte der Vogelbeobachtung   45 Den Forstwissenschaften auf der Spur 136 Stadtrundgang durch Liebenwalde 146 Entlang des Naturparkmeridians 152 Am Wasser in die Havelniederung 189 Spuren des KZ Sachsenhausen in und um Oranienburg 208 Stadtspaziergang durch Oranienburg

284 Die Steine der Bernauer Stadtbefestigung 288 Eine Radtour durch den Bernauer Norden 306 Eine untergegangene Welt: Adlige Güter am Rande Berlins 331 Durch den Naturpark auf dem Radfernweg Berlin–Usedom 345 Grenzgänge 366 Rundgang durch die Innenstadt von Eberswalde

231 Rund um den Regenbogensee

387 Landschaften und Böden bei Melchow

251 Historischer Dorfspaziergang durch Wand-

404 Stadtrundgang durch Biesenthal

litz 254 Waldsiedlung bei Wandlitz

409 Der ländliche Osten des Barnim 416 Durch das Biesenthaler Becken

281 Ein Spaziergang durch die Bernauer Innenstadt

9

VORWOR T

Im vorliegenden Band der „Landschaften in Deutschland“ wird erstmals seit der Neukonzeption der traditionsreichen Reihe ein Großschutzgebiet als Rahmen für die Darstellung genutzt. Die Landschaft eines Naturparks ist hier der Gegenstand für die landeskundliche Bestandsaufnahme. In Zeiten einer globalisierten Welt besitzen Naturparke mit ihrem ausgeprägten historischen und naturräumlichen Regionalbezug steigenden Identifikationswert als Lebens- und Erholungsraum. Gleichzeitig sind sie Räume, in denen gesellschaftlich wichtige und kontrovers diskutierte Themen, wie Natur- und Klimaschutz, Tourismus und Regionalentwicklung, gestaltet werden. Gerade die Landschaften des Naturparks Barnim waren und sind tiefgreifenden Umbrüchen ausgesetzt. Die hier in Zusammenarbeit von mehr als 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorgelegte landeskundliche Bestandsaufnahme will eine zeitgemäße und facettenreiche Analyse dieser Veränderungen bieten. Damit sollen die Grundlagen zum Verständnis dieser Landschaft geschaffen werden, die seit gut 100 Jahren in besonders enger Weise B16

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IfL 2020

mit dem Heranwachsen von Berlin zu einer Metropole verbunden ist. Die daraus resultierenden Probleme sind vielfältig und bedürfen einer differenzierten Betrachtung. Solcherart mit einem fundierten Basiswissen über den Naturpark Barnim ausgestattet, sind die Leserinnen und Leser herzlich zu einer eigenständigen Erkundung des Raumes eingeladen. Für den 1998 gegründeten Naturpark Barnim ist der Band die erste umfangreiche Synthese. Die Autorinnen und Autoren fördern in ihren Beiträgen Überraschendes und Unbekanntes zu Tage und zeichnen ein vielschichtiges Bild von naturräumlichen Gegebenheiten bis hin zu historischen, wirtschaftlichen und politischen Umbrüchen. Die Stationen der Entwicklung zur heutigen Metropolregion sind besonders deutlich herausgearbeitet worden. Mit der Ausstellung „Geformte und ge­nutzte Landschaft“ des Naturparkbesucherzentrums „BARNIM PANORAMA“ in Wandlitz eröffnete sich für die Reihe  „Landschaften in Deutschland“ die Möglichkeit, den Inhalt eines Bandes mit dem musealen Erlebnis einer damit korrespondierenden Ausstellung zu verknüpfen. Buch und Ausstellung dienen solcherart als Wegweiser und Anregung für eine Entdeckung der Naturparkregion. In Weiterführung dieser Idee haben das Leibniz-Institut für Länderkunde und der Naturpark Barnim moderne mediengestützte Angebote für junge Besucher entwickelt, die als Mittler sowohl für den spielerischen Transfer von Inhalten des Bandes ins Besucherzentrum als auch in ausgewählte Räume des Naturparks fungieren. Dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sei für die Projektförderung zur Erforschung und Entwicklung dieses Vermittlungs­ angebots gedankt.

Die Leserinnen und Leser werden im wicklungskontext erlebbar zu machen, dabei ersten Teil des Bandes mit einer interdis- neue und wenig bekannte Aspekte aufzuzeiziplinären Übersicht zu Naturraum, Ge- gen und letztendlich dazu anzuregen, selbst schichte sowie Siedlungs- und Wirtschafts- auf Erkundung zu gehen. entwicklung des Barnim vertraut gemacht. Großzügige finanzielle Unterstützung Ergänzend dazu werden in Themenkästen erhielt der Band durch die SenatsverwalSchwerpunkte gesetzt. An ausgewählten tung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Standorten wird die jeweilige Charakteris- des Landes Berlin, die Kulturförderung des tik aus landeskundlicher Sicht vertieft. Der Landkreises Barnim, die WissenschaftsBand bietet eine reichhaltige Ausstattung stiftung der Sparkasse Barnim, den Förmit durchweg neu gestalteten Karten und derverein Naturpark Barnim e. V. und die Grafiken sowie Schrägluftbildern, Fotos WITO Wirtschafts- und die Tourismusentund weiteren Abbildungen. wicklungsgesellschaft mbH des LandkreiMit mehr als 70 Onlinebeiträgen steht ses Barnim. darüber hinaus ein umfassendes Angebot Wir bedanken uns bei allen Förderern und zur vertieften Beschäftigung mit den im Unterstützern und wünschen uns, dass der Band behandelten Themen im Internet zur Band eine interessierte Leserschaft im GeVerfügung. Die 21 vorgeschlagenen Exkursi- biet des Naturparks und darüber hinaus finonsrouten unterstreichen ein Leitprinzip der den möge. Reihe, nämlich heutige Landschaften in ihrem naturräumlichen und historischen EntStefan Klotz, Sebastian Lentz, Bernhard Müller

Buch, E-Book und Online-Auftritt

Der Band „Naturpark Barnim“ der Reihe denen Wegen erreicht werden. Unter der  „Landschaften in Deutschland“ erscheint Adresse „landschaften-in-deutschland.de“ neben der gedruckten Ausgabe zugleich gibt es einen Überblick über alle Themen, auch als inhaltlich identisches E-Book-PDF, Exkursionsangebote sowie Informationen das schnell elektronisch durchsucht werden zur Reihe. Daneben besteht die Möglichkann. Verzeichnisse, Querverweise und Re- keit, gezielt einzelne Themen anzusteuern. gister sind aktiv und führen per Klick zu den An bestimmten Stellen wurden QR-Codes entsprechenden Textstellen. eingefügt. Beim Scannen der Codes mit eiFür Interessierte bietet sich darüber hi- ner QR-Code-Scanner-App auf Smart­phone naus die Chance, Themen aus dem Buch oder Tablet-PC wird sofort das gewählte im Internet zu vertiefen. Die Webseite ist Thema aufgerufen. Außerdem können über frei zugänglich und mit zahlreichen inter- einen so genannten Weblink (in grüner oder aktiven Elementen angereichert. Auch wird oranger Schrift) alle Nutzerinnen und Nutüber dieses Medium die Neubelebung eines zer, die keinen QR-Code-Scanner besitzen, wichtigen Bausteins der Buchreihe – der Ex- dasselbe Thema über eine direkte Eingabe kursionen – angestrebt. Für den hier vor- im Webbrowser erreichen. Der angegebene liegenden Band werden deshalb zahlrei- Link führt auf genau dieselbe Webseite wie che Exkursionsvorschläge unter dem Stich- der zuvor genannte QR-Code. wort „Unterwegs“ bereitgestellt. Bei Nutzung des E-Books sind die Links Buch, E-Book und Webseite sind mitein- interaktiv und können bei vorhandenem Inander verlinkt. Je nach verfügbaren techni- ternetzugang direkt angewählt werden. schen Mitteln kann die Webseite auf verschie11

L ANDES KUNDLICHER ÜBER BLICK

Landschaften und Naturausstattung

Oberflächenform und Naturraum

Der Barnim ist die prägende Hochfläche im Norden von Berlin und daran angrenzend in Brandenburg. Herausragend im wahrsten Sinne des Wortes, wird er von fünf Talzügen umschlossen. Im Stadtgebiet erhebt er sich markant aus dem Berliner Urstromtal und prägt die Stadtmorphologie von Mitte über Pankow und Weißensee bis nach Kaulsdorf. Sein ausgeprägter Rand begleitet das Urstromtal nach O bis zur Einmündung des Roten Luch, das mit dem Buckower Kessel und dem Stöbbertal die Grenze zur Hochfläche Lebus bildet. Am imposantesten ist die Aufragung des Barnim aus dem Oderbruch. Auf kürzester Distanz steigt er mittelgebirgsartig von O nach W von zwei m ü. NHN aus dem Oderbruch auf mehr als 100 m ü. NHN an. Der Barnimnordrand zum Eberswalder Urstromtal ist dagegen durch Dünen und Täler überformt und nur in wenigen Abschnitten deutlich sichtbar. Nach W verliert der Barnim weiter an Schärfe bei der Abgrenzung zur Havelniederung. Verantwortlich dafür ist der W-O-Anstieg seiner Oberfläche. Von ca. 40 m am Westrand steigt er auf einer Strecke von mehr als 45 km zu seinem höchsten Punkt, 12

dem Semmelberg bei Wölsickendorf, mit 157,6 m ü. NHN am Ostrand an.   Abb. 1 Neben diesem W-O-Anstieg weist die Oberfläche des Barnim auch eine N-S-Abdachung auf. Mit Ausnahme des Hohen Barnim folgt sie in etwa der 80 m langen Höhenlinie von W nach NO und ist gleichzeitig die Wasserscheide zwischen den Einzugs­ gebieten von Oder und Elbe. Naturräumlich gehört der Barnim zur Zone der Platten und Urstromtalungen im älteren Jungmoränenland des Norddeutschen Tieflands. Vier Großlandschaften prägen seinen naturräumlichen Charakter. Der Westliche Barnim, der im Wesentlichen auch den Naturpark Barnim einnimmt, ist der seenreichste und vielgestaltigste Teil des Barnim. In großen Abschnitten wird er von Schmelzwassersanden bedeckt. Sie wechseln mit vermoorten Talungen und dazwischen liegenden Grundmoräneninseln. Seinen westlichen Rand zur Havelniederung prägen drei Fließtäler: Die Bäke im NW entwässert baumartig die sandgeprägte und weithin ebene Bäkeniederung. Das Tal des Tegeler Fließes durchquert nach Mühlenbecker und Summter See den hügelreichen Kindel zwischen Mühlenbeck

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5 km

Grenze Naturpark Barnim Grenze Naturraum Hoher Barnim

Name eines Naturraums

Leibniz-Institut für Länderkunde 2020 Kartenredaktion: B. Hölzel Kartographie: R. Schwarz

Abb. 1  Naturräumliche Gliederung des Barnim

und Berlin-Frohnau. Das Briesetal dagegen ist Teil eines über das Biesenthaler Becken bis ins Eberswalder Urstromtal reichenden Rinnensystems. Zu diesem Rinnensystem gehören auch die meisten Seen des Westlichen Barnim, wie Wandlitzer See, Liep­ nitzsee, Obersee oder Hellsee. Im N und NO ist das Biesenthaler Becken die Grenze. Sandige Hügel im kleinräumigen Wechsel mit Seen, Mooren und Rinnen prägen hier die Landschaft (Nitz et al. 1995). Zwischen Prenden, Lanke und Rüdnitz bekommt der Westliche Barnim durch das hier besonders kuppige Relief eine weitere Facette. Sein Ostrand erstreckt sich entlang der trichter-

förmigen Niederung der Panke. Ein Wechsel von Schmelzwassersanden, Talmooren und Grund­moräneninseln ist charakteris­ tisch für diesen Teil. In der Nähe Berlins bildet der Westliche Barnim den am stärksten vom Menschen veränderten Teil der Barnim­oberfläche. Kriegsschuttkippen und sanierte Deponiekörper, wie z. B. die höchste Erhebung Berlins, die Arkenberge mit 122 m (natürliche Höhe 70 m), sind hier hervorstechende anthropogene Landmarken. Der Mittlere Barnim ist von einem regelmäßigen Wechsel von Grundmoränenschwellen mit sand- und moorerfüllten Be13

cken geprägt. Nur am Südostrand ist die Sandüberdeckung großflächiger. Nach S entwässern den Mittleren Barnim die schma-

Geformte und genutzte ­Landschaft – ein Regionalatlas Der Regionalatlas bietet mit 31 thematischen Karten ein facettenreiches Bild zum Verständnis der Land­ schaften des Barnim. Ausgehend von einer breitge­ fächerten Darstellung der naturräum­ lichen Gegebenheiten werden aktuel­ le Probleme der Landnutzung in ihren Ursachen und Wirkungen dargestellt.  lid-online.de / 80101

Regionalatlas

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len Rinnen des Fredersdorfer Mühlenfließes, des Neuenhagener Mühlenfließes und der Wuhle sowie die östlichen Zuflüsse der Panke ins Berliner Urstromtal und die Spree. Das tief eingeschnittene Nonnenfließ sowie das Sydower und Rüdnitzer Fließ folgen dagegen der Nordabdachung des Barnim ins Eberswalder Urstromtal. Ausgedehnte Dünenzüge machen diese Grenze an vielen Stellen unkenntlich. Der Hohe Barnim weist die größten absoluten Höhen wie auch die größten Reliefenergien auf. Seine oft steile und kuppige Oberfläche wird von Grundmoränen im Wechsel mit Sanden bedeckt. Tief eingeschnittene und langgestreckte Rinnen durchziehen ihn in NO-SW-Richtung und münden ins Berliner Urstromtal. Die engräumige Verzahnung von Kuppen und Rinnen verleiht seiner Oberfläche einen besonderen Reiz. Die prägnanteste dieser Rinnen ist der Gamengrund. Auch die meisten Seen des Hohen Barnim liegen in diesen Rinnen und besitzen daher eine schmale langgestreckte Form. Am Nordrand des Hohen Barnim sind die Täler zum Odertal hin deutlich kürzer, aber wegen der insgesamt hier größten Höhe tiefer und steilhängiger. Sie münden in Schwemmfächern ins Odertal. Der Östliche Barnim beginnt im S als flachwellige Grundmoränenplatte, wird im mittleren Teil steiler und kuppiger, um dann nach N wiederum flachwelliger zu werden. Ähnlich dem Mittleren Barnim wechseln die Grundmoränenkuppen mit sandigen und z. T. vermoorten Becken und Talungen. Ausgeprägt sind die langgestreckten Rinnen des Sophien- und Mühlenfließes, die den mittleren und südlichen Teil zum Berliner Urstromtal entwässern. Die kürzeren und steileren zum Odertal gerichteten Täler, wie etwa das Batzlower Mühlenfließ, unterscheiden sich davon deutlich. Mithin vereinigt der Östliche Barnim Landschaftselemente des Hohen und Mittleren Barnim.

Geologische Entwicklung

Die ältesten Gesteine an der Oberfläche des Barnim sind die Mergelreste des Oberen Buntsandsteins (Röt), vor allem aber die mächtigen Muschelkalkablagerungen der Struktur Rüdersdorf. Sie durchragen als geologische Besonderheit die junge, eiszeitlich geprägte Landschaft. Diese Struktur verdankt ihre Entstehung einer tektonischen Störungszone im Untergrund. Unter dieser wölbten sich fließfähige Zechsteinsalze durch den Auflagedruck darüber liegender Sedimente aus Trias, Jura, Kreide und Tertiär auf. An der Störungszone wurden diese Sedimentpakete, die im Berliner Raum ansonsten in Tiefen von über 1.000 m unter der heutigen Oberfläche liegen, durch beulenartig aufsteigendes Zechsteinsalz angehoben und dabei im Verlauf der geologischen Entwicklung bis zum Beginn der norddeutschen Vereisungen bis auf den Muschelkalk erodiert. Während der quartären Kaltzeiten hat das Inlandeis die Oberfläche der Muschelkalkschichten weiter abgetragen und seine Spuren hinterlassen. Der schwedische Geologe Otto Martin Torell (1828–1900) machte 1875 die Fachwelt auf die von seinem Landsmann Nils Gabriel Sefström bereits 1838 in Rüdersdorf entdeckten Gletscherschrammen aufmerksam und ordnete sie der eiszeitlichen Überprägung zu. Er verhalf damit der Eiszeittheorie im Norddeutschen Tiefland entgegen der bis dahin vorherrschenden Drifttheorie (Eisschollen mit eingefrorenen nordischen Geschieben driften über das „Diluvialmeer“ in unseren Raum) zum Durchbruch. Neben ihrer jahrhunderte­ langen wirtschaftlichen Bedeutung für den Berliner Raum ist die Struktur Rüdersdorf auch heute eine geologische Besonderheit von internationalem Rang, die noch einige Jahrzehnte im aktiven Tagebau erlebbar sein wird.   Abb. 2 Die kissenförmigen Aufwölbungen von Zechsteinsalzen haben auch in den ehe-

maligen Tongruben bei Berlin-Lübars und Hermsdorf dafür gesorgt, dass Rupeltonschichten aus dem älteren Tertiär (Unteroligozän) bis auf 40 m ü. NHN aufgestiegen sind. Dieser ansonsten in größeren Tiefen lagernde marine Ton nimmt wegen seiner fast flächenhaft geschlossenen Ausbildung für den gesamten Barnim und speziell für die Berliner Trinkwasserversorgung eine besonders wichtige Rolle ein: Er fungiert als Schutzschicht für die quartären Grundwässer (d. h. Süßwasser), da er die Gefahr des Eindringens von aufsteigenden, stark mineralisierten (Salz)Wässern aus dem älteren Untergrund verhindert. Oft sind präquartäre Ablagerungen wie tertiäre Quarzsande und Braunkohlen als eng begrenzte Vorkommen in quartären Schichten auch oberflächennah anzutreffen. Dabei handelt es sich um von den Ur-

Zur Landschaftsgeschichte des Biesenthaler Beckens Das Biesenthaler Becken ist die am besten untersuchte Landschaft im Naturpark Barnim. Seit den 1970er Jah­ ren spüren Wissenschaftler ihren Geheim­ Landschaftsnissen nach. Die von ihnen gelieferten Be­ geschichte des funde ermöglichen eine detailreiche Skiz­ Biesenthaler Beckens ze der Entstehung des hier versammelten Mosaiks aus naturnahen Mooren, Seen, Feuchtwiesen, Äckern und Waldinseln.  lid-online.de / 80110

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Geologische Profile A

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Leibniz-Institut für Länderkunde 2020 Kartenredaktion: B. Hölzel Kartographie: A. Kurth

Abb. 2  Geologische Übersichtskarte mit Darstellung des Verlaufs der geologischen Profile

sprungssedimenten abgescherte und durch eine tertiäre Oberfläche, die durch NNW– den gewaltigen Eisdruck und -schub trans- SSO-gerichtete rinnen- und wannenähnportierte Gesteinsschollen während der drei liche Eintiefungen stark gegliedert war. In großen skandinavischen Vereisungen. ihnen werden Tiefen bis −137 m ü. NHN bei Das Inlandeis der Elster-, Saale- und Schwanebeck und bis zu −200 m ü. NHN bei Weichseleiszeit sind maßgeblich für die Aus- Eberswalde und Buckow erreicht. Begleitet formung der heutigen Oberfläche des Bar- werden sie von Hochlagen des präquartären nim verantwortlich. Mit einer Mächtigkeit Untergrunds, wie sie neben Rüdersdorf und von 80–100 m im Durchschnitt und bis über Lübars auch für Bernau mit +25 m ü. NHN, 200 m im Maximum bilden seine sandigen, Börnicke +31 m ü. NHN und Blankenfelde kiesigen und lehmigen Sedimente das Fun- +27 m ü. NHN bekannt sind. dament und die heutige äußere Gestalt des Beim ersten Vorstoß des elsterzeitlichen Barnim.   Abb. 3 Inlandeises war dieses stark gegliederte ReDie Elstervereisung hat für die Gestal- lief ein erhebliches Hindernis. In Rinnen tung der heutigen Oberfläche des Barnim die und an Aufragungen stauten sich die Eisgeringste Bedeutung. Ihr Inlandeis traf auf ströme und scherten große Schollen des ter16

Weichselglazial bis heute 1

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Künstliche Aufschüttungen: Halden, Deponien, Tagebauauffüllungen; auch durch Bergbau veränderte Gebiete; Tagebaue Sedimente der Bach- und Flussauen: Auensand, Auenlehm, humoser Sand

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Moorbildungen, z.T. über See- und Altwassersedimenten: überwiegend Niedermoortorf und Moorerde, über Mudde, Kalkmudde, humosem Schluff oder Sand Moorbildungen mit Kalkausfällungen; z.T. karbonatische Seeablagerungen: Niedermoortorf oder Moorerde mit Moorund Wiesenmergel; z.T. Wiesenkalk oder Kalkmudde Windablagerungen: Dünen- und Flugsande Periglaziäre bis fluviatile Sedimente: überwiegend verschiedenkörnige Sande, z.T. schluffig, in Schwemmkegeln auch kiesiger Sand Sedimente der früh-, hoch- und spätglazialen Niederterrassen der Flüsse: Sand bis Kies Sedimente der Urstromtäler incl. der Nebentäler: verschiedenkörnige Sande, in oberen Profilabschnitten meist feinund mittelkörnig

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Schmelzwassersedimente der Talungen: verschiedenkörnige Sande bis kiesiger Sand, in Randlagennähe auch Kies Schmelzwassersedimente in Tunneltälern im oder unter dem Eis (Osbildungen), Sand bis Kies, z.T. mit Geröllen Grundmoränenbildung: Geschiebemergel und -lehm

Endmoränenbildungen: Sand, Kies, Steine und Blöcke (Blockpackungen) absetzige Geschiebemergel- und Schlufflagen, z.T. deformiert

tiären Untergrunds wie Hobelspäne ab und verlagerten oder stauchten sie empor. Im Ergebnis der zweiten elsterzeitlichen Vereisung wurde das präquartäre Relief weitgehend eingeebnet. Wie die Verteilung der holsteinzeitlichen Moor-(Torf-) und See­ ablagerungen (Mudde) zeigt, lag das Berliner Urstromtal in dieser warmzeitlichen Periode zwischen Elster- und Saalevereisung schon tiefer als der spätere Barnim.

Weichselzeitlich eisüberfahrener, saalezeitlicher Stauchungskomplex, Sande, Kiese, Geschiebemergel und Schluffe, lokal mit elster- und/oder holsteinzeitlichen Sedimenten und gestauchtem Tertiär Schmelzwassersedimente der Vorschüttphase: Sand bis Kiessand, z.T. gering lagerungsgestört

Saaleglazial und älter 18

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Becken- und Stillwassersedimente (glazilimnische Ablagerungen), Schluff, z.T. schluffiger Feinsand, seltener Ton; vielfach gebändert Schmelzwassersedimente (glazifluviatile Ablagerungen) der Hochflächen, ungegliedert: überwiegend Sand, in Kames auch kiesiger Sand bis Kies, z.T. mit Geröllen

Weichselzeitliches glazigenes Stauchungsgebiet, z.T. eisüberfahren und ohne erkennbare Randlageneinbindung, z.T. an ältere Stauchungskomplexe grenzend: Sand bis Kies, Schluff, Geschiebemergel

Seeablagerungen der Eemwarmzeit, z.T. mit frühweichselzeitlichen Anteilen: Kalk- und Detritusmudde; z.T. Sand mit organogenen Beimengungen oder Torf Becken- und Stillwassersedimente (glazilimnische Ablagerungen): Schluff und schluffiger Feinsand, seltener Ton; häufig gebändert (Bänderschluff) Schmelzwassersedimente (glazifluviatile Ablagerungen) der Hochflächen, ungegliedert (überprägte Sander ohne erkennbaren Randlagenbezug, Niedertausande, Spaltenfüllungen i.w.S., etc.): verschiedenkörnige Sande mit wechselnden Kiesanteilen, auch mächtige, monotone Sandabfolgen

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Grundmoränenbildung: Geschiebemergel und -lehm

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Miozän: Braunkohlenschluff und -ton, Kohlen- und Quarzsand, glazigen deformiert

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Oligozän: mariner massiger Schluff und Ton (Rupel-/„Septarien“ton), z.T. mit Kalkund Pyritkonkretionen; glazigen deformiert Muschelkalk und Röt von Rüdersdorf: Kalkstein und dolomitischer Kalkstein, Kalkmergel und Mergel; Ton, Tonstein, Sandstein

Siedlungsfläche Berlin

Seinen Charakter als Hochfläche als auch seine heutige Oberflächengliederung hat der Barnim den saalezeitlichen Vereisungen zu verdanken.   Abb. 4 Der Östliche und der Hohe Barnim waren bei jeder dieser Vereisungen Widerlager für die entlang des Odertals vorstoßenden Inlandeismassen. Dadurch wurden aus dem tieferen Untergrund mächtige Schollen tertiärer Sedimente abgeschert und aufge17

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weichselhochglaziale Schmelzwasserablagerungen/Sander

Stauchungskomplex des mittelpleistozänen Eiszeitalters

überwiegend holozäne Moore

weichselhochglaziale Urstromtäler

saaleglaziale Ablagerungen (ungegliedert)

weichselhochglaziale Geschiebemergel

elsterglaziale Ablagerungen (ungegliedert)

holsteininterglaziale Ablagerungen

Tertiär (ungegliedert)

weichselspätglaziale bis holozäne limnische Ablagerungen weichselspätglaziale bis holozäne Dünen weichselspätglaziale bis holozäne Flusssande

Abb. 3  Geologische Profile durch den Barnim

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holozäne Auenlehme und fluviatile Sande

Leibniz-Institut für Länderkunde 2020 Redaktion: B. Hölzel Grafik: A. Kurth

Abb. 4  Ostrand des Barnim bei Falkenberg und Abbruch des Eberswalder Urstromtals zum Oderbruch mit dem Schiffshebewerk bei Niederfinow 2015

staucht. Bekannt sind u. a. die Freienwalder Im Ergebnis der Saalevereisung war die Tertiärschollen und die Tertiäraufragung Hochfläche des Barnim von den Talungen von Sternebeck. Da sich der Prozess der star- des Eberswalder Urstromtals im N und des ken glazialen Erosion mit jedem Eisvorstoß Berliner Urstromtals nach S begrenzt. Nach wiederholte, sind Grundmoränen der Saale­ W war seine Kontur zur heutigen Havelniezeit hier gering oder gar nicht ausgebildet. derung unscharf. Im O bildete das Odertal Saaleglaziale Stauchungsbereiche erstrecken die deutliche Grenze. Auch die Oberflächensich auch zwischen Lanke und Prenden im strukturen des Östlichen, Hohen, Mittleren Westlichen Barnim, sind hier aber zumeist und Westlichen Barnim bis hin zu den groauf pleistozäne Ablagerungen beschränkt. ßen Rinnensystemen entstanden im WeIm Gegensatz zu den Stauchungszonen sentlichen durch die saalezeitlichen Inlandim Östlichen und Hohen Barnim haben eismassen. die Inlandeismassen der Saalevereisung Diese saalezeitliche Landschaft wurde im Mittleren und Westlichen Barnim drei vor ca. 21.000 Jahren v. h. vom Inlandeis Grundmoränen mit dazwischen liegenden der Weichselvereisung erreicht. Es überSand- und Kiesablagerungen ­hinterlassen. zog den Barnim mit einer höchstens 250 m Die Grundmoräne der ältesten Saalever- dicken Eisschicht (Liedtke 2001), die bei eisung erreicht Mächtigkeiten von über 20 m mehr als 3.000 Jahre währendem Niederund dünnt von N nach S aus. Die darüber tauen einen Sedimentschleier aus Grundliegende zweite saalezeitliche Grundmorä- moränen und Schmelzwassersanden hinne besitzt im Barnim mit bis zu 25 m die terließ, der selten Mächtigkeiten von mehr größte Mächtigkeit und ist gleichzeitig am als 5–10 m erreicht. weitesten verbreitet. Die Grundmoräne der Sowohl auf dem Mittleren Barnim zwijüngsten Saalevereisung ist dagegen oft ge- schen Bernau und Werneuchen als auch auf ringmächtig und lückenhaft. dem Östlichen Barnim bildete sich an der 19

Die Landschaft des Barnim von der Eiswüste zum Urwald Beim Blick auf die heutige Kulturlandschaft fällt es schwer, sich vorzustellen, dass vor geologisch kurzen Zeiträumen arktische Eiswüsten oder undurchdringli­ che Urwälder das Gesicht des Barnim prägten. Mit drei­ dimensionalen thematischen Karten wird der Versuch unternommen, den Zyklus landschaftlicher Umbrüche nachzuzeichnen. Der Film „Der Wilde Barnim“ zeigt, wie der Barnim vor seiner Besiedlung in den einzelnen Phasen ausgesehen h ­ aben könnte. ­ lid-online.de / 80107

Eiswüste

­Basis des Weichseleises eine 2–5 m mächtige Grundmoräne. In Eistunneln transportierten schnell fließende Schmelzwässer grobe Sande und Kiese und lagerten sie dort ab. Nach dem Niedertauen des Eises wurden diese bis zu 10 m hohen dammartigen Ablagerungen als Oser u. a. bei Blankenfelde, Ahrensfelde, Strausberg und Friedrichs­ hagen sichtbar. Entlang der saalezeitlich entstandenen N-S-Abdachung des Barnim fehlen Nachweise von Endmoränenablagerungen als typische Hinterlassenschaft eines längeren quasistabilen Eisrandes. Die Deutung der N-S-Abdachung als Frankfurter Eisrand­ lage ist daher heute umstritten. Beim Niedertauen des Inlandeises flossen die Schmelzwässer den tieferen Bereichen des Barnim zu. Je nach landschaftli20

cher Vorprägung konnten dies ausgedehnte Flächen wie im Westlichen und im Östlichen Barnim oder schmale Rinnen wie im Mittleren Barnim sein. In allen Fällen sind die weichselzeitlichen Schmelzwasserab­ lagerungen meist geringmächtig. Die weichselzeitliche Grundmoräne wurde in den Tälern von Schmelzwässern in weiten Teilen erodiert. Einen Spezialfall bildet das Biesenthaler Becken (Chrobok u. Nitz 1989). Als „Eiskeller des Barnim“ hielt sich Toteis hier besonders lange. Schmelzwässer füllten seine Eisspalten mit Sand und traten nach dem Eisaustau als Kameshügel hervor. Auch die großen glazialen Rinnensysteme des Westlichen Barnim wurden mit dem Niedertauen als Abflussbahnen reaktiviert. Dabei entstanden, dem schwindenden Tot­ eis folgend, an ihren Rändern Terrassen. Mit dem weiteren Toteisaustau verloren diese Rinnen ihre Funktion als durchgehende Abflussbahnen und es bildete sich ihr heutiger Becken- und Schwellencharakter heraus. Für die Talentwicklung am Nordrand des Barnim hatten die Pommersche Eisrandlage mit ihren Rückzugsstaffeln sowie die spätglaziale Einschneidung der Oder wesentliche Bedeutung. Die Schmelzwässer der Pommerschen Eisrandlage schütteten die Sande der 45–47 m über dem Meeresspiegel liegenden Terrasse im Eberswalder Urstromtal. Mit dem Abtauen der Pommerschen Eisrandlage schufen die Schmelzwässer ihrer Rückzugsstaffeln die 40 m-Terrasse der Parsteiner Staffel sowie die auf 36 m liegende Hauptterrasse der Angermünder Staffel des Eberswalder Urstromtals. Dem folgte die Einschneidung der Oder im Spätglazial bis fast auf das Meeresspiegelniveau. Die mit der Eintiefung der Urstromtalniveaus und der Einschneidung der Oder verbundene enorme Tieferlegung der Erosionsbasis zog die sukzessive Einschneidung und Terrassenbildung in den auf die jeweilige Erosionsbasis mündenden Barnimtälern nach sich. Mit dem Niedertauen des weichselzeitlichen Eises begann die periglaziale Entwicklung des Barnim. In der durch Dauer-

frostboden und Vegetationsarmut geprägten Tundrenlandschaft formten Wasser und Wind über mehr als 4.000 Jahre Hochflächen, Täler, Becken und Rinnen. In Bereichen mit hoher Reliefenergie gewinnt v. a. am Nordostrand des Barnim zum Oderbruch die Bildung von Periglazial­ tälern an Intensität. Steilflankig und tief eingeschnitten mit vorgelagerten Schwemmfächern sind sie hier beispielhaft für das Norddeutsche Tiefland entwickelt (­Lembke 1954). Auf dem gesamten Barnim lagerten sich Flugsanddecken von bis zu einem Meter Mächtigkeit ab, die das in der Niedertauphase geschaffene eiszeitliche Relief nivellierten. Die Bildung von Dünen auf dem Barnim, die bis zu 30 m am Ehrenpfortenberg (Tegeler Forst) erreichen können, ist an die unmittelbare Nachbarschaft zu sandreichen Urstromtälern oder Schmelzwassersand­ ablagerungen des Westlichen und Östlichen Barnim gebunden. Die erste Bildungsphase der Dünen fällt in die Älteste Tundrenzeit (Ältere Dryas). Mit fortschreitender Erwärmung im Alleröd konnten sich erste lichte Wälder aus Birken und Kiefern entwickeln und das Tieftauen begrabenen Toteises beschleunigte sich. Im Gefolge begannen sich Seebecken mit Wasser zu füllen und die Sedimentation von Mudden setzte in ihnen ein. Die Asche-

wolke der Laacher See-Vulkanausbrüche (12.920 Jahre v. h., Vulkaneifel, Riede 2007) prägt als markante Zeitmarke diese Ablagerungen. Mit dem Finowboden entstand eine spätglaziale Braunerde, die erstmals für das Norddeutsche Tiefland von Schlaak (1993) am Barnimrand beschrieben wurde. Mit dem Kälterückschlag in der Jüngeren Tundrenzeit (Jüngere Dryas) lichteten sich die ersten Wälder und erneut wurden Flugsande umgelagert. Vornehmlich Altdünen erfuhren dadurch eine Überhöhung und wurden z. T. umgeformt. Die im ausgehenden Spätglazial einsetzende Vermoorung der Seebecken gewinnt durch die Vegetationsentwicklung im Holozän enormen Zuwachs und lässt viele Becken des Barnim bis zum Subatlantikum rasch wieder verlanden. Mit der einsetzenden landschaftsgestaltenden Tätigkeit des Menschen sind auch vielfältige geologische Prozesse verbunden. Typisch dafür sind die Umlagerungen von Flugsanden infolge von Rodung und landwirtschaftlicher Nutzung. Die Bildung neuer Dünen, z. B. von bis zu sechs Meter hohen bei Basdorf, die nochmalige Über­höhung von Altdünen oder die wiederholte Entstehung von Flugsanddecken gehören ebenso dazu, wie die durch menschliche Tätigkeit ausgelöste Erosion und Talbildung (Schmidtchen et al. 2004). Böden

Die Bodendecke wird in erster Linie von Die vom Forstwissenschaftler Emil Rader Situation des Barnim als hochgelege- mann (1851–1926) schon vor 125 Jahren ne Platte im älteren Jungmoränenland be- an der Forstakademie zu Eberswalde in die stimmt. Das Ausgangssubstrat seiner daher Diskussion gebrachte Braunerde ist der klasüberwiegend anhydromorphen Standorte sische Verwitterungsboden auf Schmelzwashaben glaziale und periglaziale weichsel- sersand, welche sich auf dem gewöhnlich zeitliche Prozesse geprägt. quarzreichen Untergrund in NorddeutschAls wichtigste terrestrische Bodentypen land farblich markant abhebt. Sie wird von können dabei die in Mitteleuropa zonalen den chemischen Verwitterungsprozessen Braunerden und Fahlerden gelten, die nach- Verbraunung sowie Verlehmung geprägt, die folgend mit jeweils einem Vertreter illus­triert ohne deutliche Vertikalverlagerungen ablauwerden sollen.   Abb. 5 fen und den Bv- oder Braunhorizont bilden. 21

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Bodentypen

Garzau

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Rehfelde Petershagen

Woltersdorf Vegagleye und Auengleye

Pseudogleye und FahlerdenPseudogleye Erdniedermoore, auch Erdkalkniedermoore

Siedlungsfläche Berlin A

A W-O-Bodenprofil

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B SW-NO-Bodenprofil

Regosole und Lockersyroseme Versiegelungsflächen, verbreitet Lockersyroseme und Pararendzina

Leibniz-Institut für Länderkunde 2020 Kartenredaktion: B. Hölzel Kartographie: A. Kurth

Abb. 5  Bodentypen des Barnim

Dieser ist ihr wichtigster (und diagnostischer) Abschnitt, wie er u. a. am Prototyp in der Hirschfelder Heide nahe dem Gamen­ grund aufgeschlossen ist. Im Regelfall lässt sich auf nährstoffarmen Sanden bzw. unter Forstnutzung aufgrund der dann schnell eintretenden Versauerung eine zumindest leichte Auswaschung (Podsolierung) feststellen. Nur selten entstehen daraus jedoch echte Podsole, wie sie der Standortkundler Dietrich Kopp (1969) in den quarzreichen Melchower Dünen dokumentierte. 22

Die vom Eberswalder Bodenkundler Immo Lieberoth intensiv diskutierte Fahlerde tritt als Vertreter der Lessivégruppe v. a. auf ursprünglich kalkhaltigem feinem Sub­ strat auf. Nach der Entkalkung können hier die Tonpartikel (