Nahbeziehungen bei Hof - Manifestationen des Vertrauens: Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters 9783412218836, 9783412224417

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Nahbeziehungen bei Hof - Manifestationen des Vertrauens: Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters
 9783412218836, 9783412224417

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NORM UND STRUKTUR STUDIEN ZUM SOZIALEN WANDEL IN MITTELALTER UND FRÜHER NEUZEIT IN VERBINDUNG MIT GERD ALTHOFF, HEINZ DUCHHARDT, PETER LANDAU, KLAUS SCHREINER, GERD SCHWERHOFF HERAUSGEGEBEN VON

GERT MELVILLE Band 44

NAHBEZIEHUNGEN BEI HOF – MANIFESTATIONEN DES VERTRAUENS Karrieren in reichsfürstlichen Diensten am Ende des Mittelalters von

JAN HIRSCHBIEGEL

2015 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: „Confidenza“, Holzschnitt, Cesare Ripa, Iconologia overo Descrittione Dell'imagini Universali cavate dall’Antichità et da altri luoghi, Padua 1611, ND New York u.a. 1976, S. 39. © 2015 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Frank Schneider, Wuppertal Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-22441-7

Inhalt

Dank  ........................................................................................................................... 

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A. Einleitung  ........................................................................................................... 

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B. Einführung  .........................................................................................................  I. Zur Fragestellung: Albrecht von Brandenburg und die Affäre Schenitz  ............................................................................  II. Zur Theorie: Vertrauen und Vertrauensforschung  ............................  III. Zur Konzeption: Methode(n) und Probleme  .................................... 

13 13 48 79

C. Dienst am Hof, Dienst am Herrn – Auf den Spuren des Vertrauens. Höfische Nahbeziehungen im Überblick: Reichsfürsten und reichsfürstliches Personal um 1500  ............................................................  89 I. Weltliche und geistliche Kurfürsten  .....................................................  92 II. Geistliche Reichsfürsten  ..........................................................................  98 III. Königs- und Kaiserhof  .. ............................................................................  123 IV. Weltliche Reichsfürsten  ...........................................................................  182 V. Zusammenfassung  .....................................................................................  245 D. Der Herr und sein Diener – ein Vertrauensträger und ein Vertrauter  253 I. Wie Er Hans von Schwartzenberg lebete, dem wüste man zu vertrauen Georg III. Schenk von Limburg, Bischof von Bamberg, und Johann von Schwarzenberg  . . ...........................................................  254 II. Des hoemeisters unnderhembd unnd herscher Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Dietrich von Schönberg  .. .................................................................  263 E. Vertrauensbeziehungen – Konstanten und Variablen Eine systematische Zusammenschau  . . ........................................................  285 F. Vom Nachdenken über Vertrauen: Fürstenspiegel und Hofkritik  . . ..  305 G. Schluss  .. ................................................................................................................  327

6 H. Anhang  ................................................................................................................  I. Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel  . . ..........................  II. Literatur  .......................................................................................................  III. Verzeichnis der Graphiken, Abbildungen und Tabellen  . . ................  IV. Personenregister  ......................................................................................... 

Inhalt

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Dank

Lange Jahre ist es her und lange Jahre hat es gedauert, bis der Weg zum Buch von einer Idee, ersten Fragen, begonnenen, wieder verworfenen und erneut gewagten Gedankenspielen und Versuchen über eine konkrete Fragestellung hin zu systematischen Ansätzen und dann end­lich zur Textform gefunden, geebnet und schließ­lich genommen war. Auf diesem Weg hatte ich viele, viele Wegbegleiter, die mir Orientierung gaben, mir mit Interesse zuhörten, mit mir diskutierten und mich kritisierten, die mir Mut machten und mich unterstützten, als Freund und Kollege, als freund­lich helfende Hand in Archiv und Bibliothek, als doktorund habilväter­licher Ratgeber und Förderer, als geliebte Frau. Kritische Zuhörer hatte ich dabei nicht nur in Kiel am Lehrstuhl von Professor Gerhard Fouquet, sondern auch in den Kolloquien der Professoren Andreas Ranft in Halle an der Saale, Enno Bünz in Leipzig oder Helmut G. Walther in Jena. Das Ende des Weges ist nun mit dem Druck meiner nur geringfügig überarbeiteten Habili­ tationsschrift erreicht, die im Sommersemester 2011 von der Philoso­phischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel angenommen wurde. Im November desselben Jahres war das Habilitationsverfahren mit dem Kolloquium abgeschlossen und jetzt ist es mir ein mehr als nur dringendes Bedürfnis, all jenen zu danken, die mir den Weg auf die eine oder andere Weise erleichtert haben. In Kiel stand mir Dr. Sven Rabeler in kollegial-freundschaft­licher Weise bis zum letzten Buchstaben trotz der Beibehaltung der alten Rechtschreibung in dauerhaft präsenter Kompetenz zur Seite und setzte mir selbst in der Nacht vor Abschluß der Schrift noch mit bedenkenswerten Bemerkungen zu. Danke, Sven! In freundschaft­licher Verbundenheit begleitete mich in langen Jahren auch Privat­ dozent Dr. Gabriel Zeilinger, dem ich für solidarische Zuwendung nicht nur in inhalt­licher und berufspraktischer Hinsicht herz­lich danke. Am Lehrstuhl von Professor Fouquet befreiten mich die Hilfskräfte Manuel Becker, M. A., Lena Klaus, Lars Lohmann, Julia Mazurek, M. A., Silke Meier, Anna Lena Siebke und Sabrina Wellmann mit großem Engagement unter anderem von mancher Buchbeschaffungslast und Kopierqual. Die Teeküchengemeinschaft der Kolleginnen und Kollegen des Kieler Instituts für Neuere Medien und Literaturwissenschaft bewahrte mich wiederum vor dem vereinsamten Versinken in der Bürozelle. Dr. Karin Stukenbrock in Halle an der Saale, Dr. Gesche und Dr. Michael Bernhard, ehedem Berlin, sowie Ute Butz und Dr. Reinhardt Butz in Dresden, Freundinnen und Freunde seit Jahrzehnten, behaus­ten und umsorgten mich während längerer Archivreisen. Allen bin ich zutiefst dankbar für Kollegialität und Freundschaft.

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Dank

Mög­lich aber war das Unternehmen Habilitation, weil mir Vertrauen geschenkt wurde – und ich meine, zu wissen, wovon ich spreche. Für dieses Vertrauen danke ich von ganzem Herzen meinem Habilvater Professor Gerhard Fouquet und meinem Doktorvater Professor Werner Paravicini. Ihnen, Professor Olaf Mörke in Kiel und Professor Thomas Zotz in Freiburg sei zudem für die Übernahme der schriftlichen Gutachten gedankt. Professor Gert Melville, Dresden, habe ich die Initiative für die Aufnahme der Schrift in die Reihe „Norm und Struktur“ zu verdanken, bei Böhlau, Köln, war der Druck in professionellen Händen und hier sind es Elena Mohr und Sandra Hartmann gewesen, die mich aufmerksam und kompetent betreuten. Schließ­lich gilt mein Dank ganz ausdrück­lich dem Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der Verwertungsgemeinschaft Wort in München, ohne den die Finanzierung der Publikation nicht mög­lich gewesen wäre. Was aber wäre alles ohne Dich, liebe Sabine! Du mußtest das Unternehmen Familie lange Zeit nahezu allein managen, zum Schluß über die letzten Monate hinweg tatsäch­lich ganz allein, hast trotzdem in grauen Morgenstunden noch ein Ohr für mich gehabt und mir manch weisen Rat gegeben – dies alles in liebevoller Geduld. Wie soll ich dafür danken? Kiel, im Mai 2014 Jan Hirschbiegel

A. Einleitung

Im Zentrum des allgemeinen Interesses der vorliegenden Arbeit steht das Vertrauen in seiner interpersonalen Variante, also nicht das Vertrauen in Strukturen oder Institutionen, sondern das Vertrauen, das ein Mensch in einen anderen setzt, offensicht­lich unverzichtbar für die Gestaltung und Aufrechterhaltung sozialer Beziehungen. Freundschaft und Liebe beispielsweise sind ohne Vertrauen nicht denkbar. Dabei ist Vertrauen stets eine risikobehaftete Option auf die Zukunft, weil Vertrauen auf Mißtrauen ganz oder teilweise verzichtet, und gründet auf Vertrauenserfahrungen der Vergangenheit. Solche Vertrauensbeziehungen gab es früher wie heute. Vereinzelte Stimmen in der sozial- und geschichtswissenschaft­ lichen Forschung, die den vormodern-vorstaat­lichen Gesellschaften die Vertrauensfähigkeit absprechen, können inzwischen als widerlegt gelten. Das besondere Interesse gilt Vertrauensbeziehungen, deren Partner nicht nur durch interpersonales Vertrauen verbunden sind, sondern in einer hierarchisch strukturierten Ordnung, wie eine solche durch den Hof gegeben ist, auch durch Rang- und Dienstverhältnisse, gilt damit auch dem gehaim, dem Vertrauten, der nicht nur das vertrawen seines Herrn besitzt, sondern darüber hinaus in einer persön­lichen Beziehung zu diesem steht. Dies soll am Beispiel der höfischen Gesellschaften des Reiches um 1500 beobachtet werden. Gefragt wird exemplarisch nach der Etablierung und Ausgestaltung solcher Vertrauensbeziehungen, nach ihren Verläufen, nach ihren allgemeinen und spezifischen Funktionen. Den Auftakt gibt ein Beispiel, das durch das gewaltsame Ende des Vertrauten bestimmt ist – eine Ausnahme, aber nicht die einzige. Der dem auf Veranlassung seines Herrn zu Tode Gekommenen zugeschriebene Wappenspruch reflektiert enttäuschtes Vertrauen, die überwiegende Zahl der Vertrauensbeziehungen scheint hingegen für alle Beteiligten von Vorteil gewesen zu sein, für den Herrn und die Herrschaft, für den Vertrauensträger oder den Vertrauten in materieller wie immaterieller Hinsicht, manch einer ist reich geworden, manch anderer hat es zu hohem Ansehen gebracht, nicht wenige verdankten dem Vertrauen des Herrn ihren sozialen Aufstieg und konnten diesen auf Dauer stellen, der Herr wiederum scheint auf Vertrauensträger und Vertraute in vielerlei Hinsicht angewiesen gewesen zu sein. Denn Vertrauen ist nicht voraussetzungslos und bedingt Vorleistungen, die durch die Nachfrage des Herrn definiert sind und für ihn und seine Herrschaft von Belang sein müssen: Wissen, Können, Bildung, Beziehungen, Talent, Vermögen und anderes, je situativ, okkasionell und temporär bestimmt, was die einzelnen Akte vertrauter Kommunikation betrifft wie auch die jeweilige

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Einleitung

Vertrauensbeziehung selbst. Hinzu treten personengebundene Aspekte, die nicht rein funktionaler Natur sind, charakter­liche Eigenschaften etwa, Vorlieben, Interessen und ähn­liches, die eine Vertrauensbeziehung in individueller Weise profilieren, wobei Vertrauen aktiv durch Zeichen der Loyalität oder Treue stets neu bewiesen werden muß, von beiden Seiten. Auf Grundlage des theoretischen Angebots, das vor allem von der sozial­ wissenschaft­lichen Vertrauensforschung zur Verfügung gestellt wird und auf das sich auch die bislang bestehende geschichtswissenschaft­liche Vertrauensforschung bezieht, sollen die entsprechend feststellbaren Vertrauensbeziehungen am Ende des Mittelalters beziehungsweise in der beginnenden Frühen Neuzeit aber nicht nur exemplarische und deskriptive Behandlung erfahren, sondern auch systematisch vorgestellt werden. Ziel des Unternehmens ist zum einen ein differenzierter Umgang mit dem Vertrauensbegriff, der in der Forschung zwar nicht unbedingt zu falschen Deutungen führte, aber doch bislang meist in unreflektierter Weise zur Interpretation von Nahbeziehungen benutzt wird, ohne daß einer solchen Interpretation eindeutige Kriterien zugrunde liegen, zum anderen die Einführung der Figur des Vertrauten in Absetzung vor allem von derjenigen des Günstlings. Dies gelingt insbesondere durch biographische Zugänge, insoweit diese Informationen über Vertrauen und Vertrauensbeziehungen bieten, geschrieben wird deshalb nicht Geschichte, geboten werden vielmehr Geschichten, die durch das Prinzip Vertrauen verbunden sind und sich als Beitrag zu einer bislang noch nicht bestehenden Geschichte des Vertrauens verstehen, das nicht erst in den huma­nistischen und reformatorischen Fürstenspiegeln sprachfähig geworden ist.

ZVV FROM WILLIK VND VIL VERTRAVEN SCHWECHT KURTZET VND BRINGET GROSSEN RAVEN

(Wappenspruch des Hans von Schenitz, 1533*)

* Wortdevise auf der ehemals am Portal des Stadtpalastes „Kühler Brunnen“ in Halle angebrachten Wappentafel der Schenitz/Schönitz, siehe unten Anm. 110, nachgewiesen auch auf der Rückseite eines Portraits des Hans von Schenitz, siehe unten Anm. 110, 174 und S. 42 mit Anm. 181 – 183.

B. Einführung

I.

Zur Fragestellung: Albrecht von Brandenburg und die Affäre Schenitz

[…] wir seindt beyde szo tieff hinnein, wir mussen mitt ein ander hinnaus oder zu spott werden 1, schrieb im Jahre 1532 Kurfürst Albrecht von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern (geb. 1490, gest. 1545)2 – Erzbischof von Mainz, somit Erz 1 Zit. nach Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. D2v, weitere Angaben zu dieser Flugschrift unten S. 35 mit Anm. 140 auf S. 36. Siehe auch Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/20: Hansen Schenitz und seine Erben […], fol.  45r – v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 27: „Briefe Albrechts an Hans Schenitz, die schwierige Finanzlage betreffend“, Nr. 1, S. 118*f., hier S. 119*, vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 104 Anm. 509. 2 Albrecht von Brandenburg selbst ist von der modernen Geschichtswissenschaft trotz seines 500. Geburtstages im Jahre 1990 zunächst mit nicht besonders großer (biographischer) Aufmerksamkeit bedacht worden, siehe in Auswahl (Literatur zu Einzelaspekten wird hier dem Zweck entsprechend nicht gegeben): Zum 500. Geburtstag eines deutschen Renaissancefürsten (Ausstellungskatalog, 1990), hier v. a. der Beitrag Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1990); Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1991). Erst die von Andreas Tacke initiierten Moritzburg-Tagungen haben begonnen, diesem Desiderat abzuhelfen, zu nennen ist v. a. der erste Band Kontinuität und Zäsur (2005); vertiefende Einzelbeiträge in den beiden folgenden Bänden: Konkubinate geist­ licher und welt­licher Fürsten um 1500 (2006); Heiligen- und Reliquienkult am Übergang zum konfessionellen Zeitalter (2006). Schließ­lich sind hervorzuheben Katalog und Essayband zur Ausstellung „Der Kardinal. Albrecht von Brandenburg. Renaissancefürst und Mäzen“ aus Anlaß des 1200jährigen Jubiläums der Stadt Halle an der Saale im Jahre 2006, Der Kardinal, Katalog, Essays (2006). Als neuere Studien liegen vor Scholz, Kardinal (2004), und der knappe Beitrag Braun, Albrecht von Brandenburg (2008). Eine moderne Biographie fehlt bislang immer noch. – An älteren Arbeiten sind u. a. zu nennen Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858); May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof (1865 – 1867); Hartmann, Reichserzkanzler (1937, der Zeit des Erscheinungsjahres entsprechend wird im Untertitel vom „Führer deutscher Renaissancekunst“ gesprochen). – Wissenschaft­lich problematisch Roesgen, Albrecht von Brandenburg (1980). – Lexikalisch vorliegende Beiträge: Schirrmacher (1875); Kolde (1896); Pietsch (1912); Grimm (1953); Herzog (1955); Delius (1957); Benrath (1978); May, Bischöfe (1983), S. 232 – 239; Bautz (1990); Zeeden (1993); Jürgensmeier (1996); Jürgensmeier (1998).

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Einführung

kanzler 3 und Primas 4 des Reiches, zudem Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt 5, Kardinal seit 15186 – von Aschaffenburg 7 aus in seine Residenzstadt Halle 8 mit eigener Hand in einem Brief an seinen Kammerdiener Hans Schenitz (geb. ca. 1499, gest. 1535)9. Albrecht fordert seinen Diener 3 Hierzu allg. Der Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler (1997). 4 Vgl. May, Erzbischof von Mainz als Primas (1997), zu Albrecht pass. 5 Dazu knapp im historisch einordnenden Überblick Rödel, Art. „Mainz, Ebf.e von“ (2003), hier zu Albrecht v. a. S. 419; Scholz, Art. „Magdeburg, Ebf.e von“ (2003), hier zu Albrecht S. 479f. und 481; Grieme, Art. „Halberstadt, Bf.e von“ (2003), hier zu Albrecht S. 540. 6 Spezifische Literatur zum Kardinalat Albrechts existiert nicht, Aufschluß geben u. a. die in Anm. 2 notierten Literaturhinweise. 7 Einschlägig zur Residenz(stadt) Bünz, Art. „Aschaffenburg“ (2003). 8 Zu Halle als Residenzstadt des Erzbischofs Krause, Albrecht von Brandenburg und Halle (1991), v. a. aber Scholz, Residenz (1998), hier insbes. auch der Forschungsbericht, S. 19 – 24, und Kap. B „Die Residenz in Halle“, S. 135 – 325. Vgl. Scholz, Art. „Halle“ (2003); Scholz, Unterwerfung (2006); Freitag, Thiele, Halle 806 bis 1806 (2006), S.  99 – 148; Deutschländer, Kardinal (2010). Neuerdings auch Auert-Watzik, Residenz (2012). – Zum Residenzbegriff v. a. Ger­lich, Art. „Residenz“ (1990); Neitmann, Was ist eine Residenz? (1990); Moraw, Was war eine Residenz im deutschen Spätmittelalter? (1991); Paravicini, Erstes Echo (1992); Ahrens, Herrschaftsvorort – Residenz – Hauptstadt (1991); Patze, Paravicini, Zusammenfassung (1991), hier S. 466 – 470 der Abschnitt „Was ist eine Residenz?“, und S. 470 – 474 der Abschnitt „Was ist eine fürst­liche Residenz?“; Studt, Art. „Residenz“ (1994); Engel, Lambrecht, Hauptstadt – Residenz – Metropole – Zentraler Ort (1995); Hirsch, Residenz (2003); Fouquet, Hauptorte – Metropolen – Haupt- und Residenzstädte im Reich (2003). – Eine Bibliographie zur Residenzenforschung gibt Hirschbiegel, Dynastie – Hof – Residenz (2000), siehe auch unter >http://resikom.adw-goettingen.gwdg.de/biblnet. htm< [08.03.2010] die bis 2004 aktualisierte und erweiterte Online-Version. Einschlägige Neuerscheinungen sind in den Mitteilungen der Residenzen-Kommission bis 20,2 (2010) notiert. Zum Internetangebot des bis 2010 bestehenden Forschungsprojekts ResidenzenKommission der Göttinger Akademie der Wissenschaften siehe unter >http://resikom. adw-goettingen.gwdg.de/< [08.03.2010]. – Zum Verhältnis Stadt/Residenz neuerdings Fouquet, Stadt und Residenz (2008), am Beispiel Halle Brademann, Integration (2007). – Zur Spezifik geist­licher Residenzen siehe Scholz, Konflikt (1999); Lange, Residenzen (2005), der insbes. auf die Architektur eingeht, und der Sammelband Höfe und Residenzen geist­licher Fürsten (2010). Fallbeispiele bieten etwa Hirsch, Johannes von Venningen (2004), und Bihrer, Konstanzer Bischofshof (2005). 9 Zum Fall Schenitz die älteren Arbeiten Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von ­Schönitz (1878); Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889); Rauchfuss, Hans von Schenitz (1917 – 1918); Becker, Hans von Schenitz (1927). Abschnitte bei Dreyhaupt, Pagus Neletici (1749 – 1750), hier Tl. 2, S. 458f.; May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof (1865 – 1867), hier Bd. 2, S. 304 – 315; Hertzberg, Geschichte der

Zur Fragestellung

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in diesem Schreiben unverhohlen zum Betrug auf, damit er selbst in einer finanziell äußerst angespannten Situation kreditfähig bleibt: du wolst mit den personen, die verzeichent und den man nicht schüldig, die wege wol finden, das sie quitantzen auff dich stellen sollten, als hetten sie solch gelt von dir empfangen, und er, Albrecht, könne mit schuldbrieven und vorgesatztem dato helffen […] thu das beste, ich wils wider thun 10. Drei Jahre später wurde Schenitz auf Betreiben Albrechts hingerichtet 11. Was war passiert? Wie hat eine nach Ausweis der zitierten Passage doch auf gegenseitiges Einvernehmen angelegte und offensicht­lich zutiefst vertrauensvolle Beziehung ein solches Ende nehmen können? Hans Schenitz, hallischer Bürger, stand nachweis­lich spätestens seit 1528 in erzbischöf­lichen Diensten 12. Eine (wohl zweite) Bestallungsurkunde vom 5. Januar 1531 gilt unsern lieben getrawen Hans Schenitz, den Albrecht zu unserm camerdiener Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 104 – 122; Köstlin, Martin Luther (1903), hier Bd. 2, S. 417 – 423; Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 25 – 30; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 61 – 63; Kunst, Martin Luther als politischer Berater (1976), S. 338 – 347, u. a. Siehe auch Scholz, Residenz (1998), S. 102 – 105. V. a. ist es das Verdienst von Martin Brecht, den Fall Schenitz untersucht zu haben, siehe insbes. Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), hier zur Forschungssituation S. 33 – 37; Brecht, Verurteilung (2004). Ein Überblick zur Überlieferung bei Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 37 – 39; Brecht, Verurteilung (2004), S. 66f. 10 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. D2v; Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/20: Hansen Schenitz und seine Erben […], fol. 45r, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 27: „Briefe Albrechts an Hans Schenitz, die schwierige Finanzlage betreffend“, Nr. 1, S. 118*f., hier S. 119*. Vgl. auch Brecht, Erwerb (2005), S. 394f. Eine Gesamtschau der Geschäftsbeziehungen und -praktiken beider gibt Brecht, Verurteilung (2004), S. 67 – 73. 11 Zu Verurteilung und Hinrichtung des Hans Schenitz unten S. 28 mit Anm. 83, S. 34 mit Anm.  127 – 130. 12 Nach Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. B2r – C2v. Zum Dienstverhältnis des S­ chenitz seit 1528 auch Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 12f. Scholz, Residenz (1998), S. 102 Anm. 503, weist allerdings zu Recht darauf hin, daß Albrecht Hans Schenitz wohl bereits 1526 als seinen Diener bezeichnet hat, folgt man der Wiedergabe eines Briefes Albrechts vom 2. September 1526 in: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. B2v – B4v, der Schenitz, siehe fol. B2v, als unser Diener und lieber getrewer Hans Scheintz [sic!] zu Halle bezeichnet, zudem habe Schenitz auch nach Auskunft der Räte aus dem Jahre 1538 bereits vor 1528 in erzbischöf­lichen Diensten gestanden, die darauf hinweisen, daß Schenitz vom zwentzigsten biß inn das acht und zwentzigste Jar / mit Hochgemeltem unserm gnedigsten Herrn als ein hendler ummgangen, der Erzbischof Schenitz aber eben nicht einen hendler oder Bür­ ger zu Halle / sondern seinen diener nennet, siehe Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek,

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Einführung

und bawmeister zu Halle widerumb [sic!]13 ernennt, und gibt Aufschluß über die besondere und nunmehr offizielle Stellung, die Schenitz innehatte, mit rayssigen dienern, einem knaben und einem bawschreiber, zusampt funff pferden und einem klöpper 14. Neben Kleidung, Kost und Schlaftrunk, Pferdefutter und anderem mehr wie der „Wiedererstattung von Verlust oder Schaden in unserm Dienst“ erhielt Schenitz ein jähr­liches Dienstgeld von 300 fl.15, das Vielfache dessen, was ein Wesent­licher Hofrat 16 bezog 17, mußte davon aber zwei seiner Diener und den Bauschreiber in costung halten und ire jer­liche besoldung geben und mit klei­ dung versehen 18. Schenitz 19 gehörte somit zwar zur unmittelbaren (hallischen) Yt 2 Helmst. 4°[11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), fol. G4r – v. Weitere Angaben zu dieser Flugschrift unten S. 36 mit Anm. 141. 13 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 140, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 7: „Albrecht nimmt Hans Schenitz zu seinem Kämmerer u. Baumeister zu Halle an, 1531“, S. 14*f., hier S. 14; Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C2v; vgl. Broda, Spurensuche (1998), S. 55 Anm. 247; Scholz, Residenz (1998), S. 102 mit Anm. 504. 14 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 140, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 7: „Albrecht nimmt Hans Schenitz zu seinem Kämmerer u. Baumeister zu Halle an, 1531“, S. 14*f., hier S. 15*. 15 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 140, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 7: „Albrecht nimmt Hans Schenitz zu seinem Kämmerer u. Baumeister zu Halle an, 1531“, S. 14*f., hier S. 15*. 16 Die Bezeichnung „Wesent­licher Hofrat“ deutet auf dessen Befugnisse und Pf­lichten, darunter neben der gewissenhaften Beratung des Fürsten, der Übernahme von Gesandtschaften und der Verschwiegenheit die Residenzpf­licht: Der Wesent­liche Hofrat hatte seine Tätigkeit im Unterschied zum „Rat von Haus aus“ am „wesent­lichen Hof “ des Herrn auszuüben, vgl. bspw. die Hofratsordnung Friedrichs des Weisen und Johanns der Beständigen von 1499, hier Art. 1, ed. Emminghaus, Hofraths-Ordnung (1855), S. 100, vgl. Ludolphy, Friedrich der Weise (1984), S. 293f. 17 Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 71, 84. 18 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 140, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 7: „Albrecht nimmt Hans Schenitz zu seinem Kämmerer u. Baumeister zu Halle an, 1531“, S. 15*, vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 104 Anm. 511. Nach Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 195, habe Schenitz die Anstellung deshalb erhalten, weil Albrecht ihm 4250 Gulden schuldig war. Albrecht habe Schenitz auf diese Weise entschädigen wollen. 19 Rsp. Schantz, wie Albrecht selbst schrieb, siehe u. a. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. D2v;

Zur Fragestellung

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Umgebung des Erzbischofs und zählte nach seiner formalen Bestallung zu den Kammerdienern. Er kann aber seinen tatsäch­lichen Aufgaben gemäß nicht der Landes- oder Hofverwaltung wie Räte, Hofmeister und Hofmarschall, Kanzler und Kanzleipersonal, Kammermeister und Kammerpersonal, Kammerjunker, Kammerdiener und Kammersekretäre, dem Marstall, der übrigen Dienerschaft oder gar der Hofgeist­lichkeit zugeordnet werden 20, denn er war – vor allem als Finanzier 21 – direkt und ausschließ­lich seinem Herrn verpf­lichtet. So besorgte Schenitz für Albrecht so allerlei wie Teppiche aus Flandern 22, ein Bett aus den Niederlanden 23, zwey gross sygel in Nürnberg 24, seyden gewandt, berlein, edelstein, unzegolt 25, ein guldenes cleinot mit s. Michel von diamenten 26 und anderes mehr 27.

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Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/20: Hansen Schenitz und seine Erben […], fol. 45r, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 27: „Briefe Albrechts an Hans Schenitz, die schwierige Finanzlage betreffend“, Nr. 1, S. 118*f., hier S. 118*, vgl. u. a. Brecht, Erwerb (2005), S. 393. Auch Luther nannte ­Schenitz Schanz, siehe u. a. WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2215 (31. Juli 1535) – Schenitz’ Vater hieß Martin Schantz, siehe u. a. Scholz, Unterwerfung (2006), S. 75 Anm. 75, zum Herkommen unten S. 30. Rsp. Hans von Schönitz, so u. a. Scholz, Residenz (1998), S. 103, rsp. auch Johann von Schönitz, so u. a. Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 296, usw. Einen Überblick über die „Zentral- und Hofverwaltung im Erzstift Magdeburg“ gibt Scholz, Residenz (1998), S. 42 – 111. Zum Verhältnis von Hof und Stadt neuerdings Deutschländer, Kardinal (2010). Siehe nur die bei Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17*-29* wiedergegebenen Rechnungsauszüge. Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 103. Belege unten Anm. 67. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C3v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 27: „Briefe Albrechts an Hans Schenitz, die schwierige Finanzlage betreffend“, Nr. 3, S. 120*f., hier S. 121*, vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 196. Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 95r, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17*-29*, hier S. 19*, vgl. Gessert, Braunskorn (1925/1926), S. 161. Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 80v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17*–29*, hier S. 18*. Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 108v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17*-29*, hier S. 22*. Einen Überblick gibt Brecht, Erwerb (2005).

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Nicht nur Michael Scholz nennt ihn – wie übrigens auch den zeitweiligen Kanzler Christoph von Kruschwitz genannt Türk 28 – einen „Günstling“ 29. Eine solche – nicht nur aus heutiger Sicht – deut­lich abschätzige Wertung verkennt frei­lich die Tatsache, daß diejenigen Bereiche der personal orientierten vormodern-vorstaat­ lichen Anwesenheitsordnungen 30, die wie die höfischen Gesellschaften auf den Herrn ausgerichtet waren 31, in ihren sozialen und kommunikativen Zusammenhängen kaum anders als auf der Basis von Gunstzuweisung und -entzug bestehen konnten, wobei eine institutionelle oder formale Absicherung eines sogenannten Günstlings durch ein Amt von sekundärer Bedeutung zu sein scheint und diesen wie auch im vorliegenden Fall schon gar nicht schützte 32. Denn obwohl Schenitz, wie unten zu erläutern sein wird, nicht als Günstling angesprochen werden kann, weil er nicht bloß in der Gunst, sondern im Vertrauen des Herrn stand und somit kein Günstling, sondern ein Vertrauter war, greift doch derselbe Mechanismus. Aloys Winterling sieht deshalb den Günstling als wesent­liches und charakteristisches Merkmal einer auf den Herrn orientierten Rangordnung 33, denn fürst­liche Gunsterweise und ihr Entzug seien das Strukturprinzip personengebundener und 28 Auch Christoph Turca bzw. Türck von Kruschwitz, siehe Scholz, Kanzler Christoph Türk (2002), ebenso Scholz, Residenz (1998), S. 105 – 108. 29 Scholz, Residenz (1998), S. 102, Scholz, Art. „Magdeburg, Ebf.e von“ (2003), S. 480. Dieses abwertende Urteil – und es handelt sich hier um ein Urteil, nicht um eine wertneutrale Zuschreibung – ist nicht neu. So ist bspw. bereits bei Brandenburg, Moritz von Sachsen (1898), S. 13, zu lesen: „Während der Erzbischof Schulden auf Schulden häufte, ohne je ans Bezahlen zu denken, seufzte das Volk unter schwerem Steuerdruck und dem Aussaugesystem einiger Günstlinge, an deren Spitze ein Mann stand, […] der Kanzler Dr. Christoph Türk“ (zu Türk oben Anm. 28). Vgl. auch Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 296. 30 Schlögl, Kommunikation und Vergesellschaftung unter Anwesenden (2008); siehe bereits Schlögl, Vergesellschaftung (2004). Stollberg-Rilinger, Des Kaisers alte Kleider (2008), S. 11, 323 mit Anm. 11, spricht entsprechend von „Präsenzkultur“. Vgl. zum Funktionieren dieser Interaktionsform aus soziologischer Sicht Reiger, Interaktion (1997). Solcherart personalorientierte Kommunikationsformen zwingen zudem zu informeller, münd­licher Verständigung, siehe etwa Thum, Öffent­lichkeit (1990), S. 75, siehe auch unten S. 66. Kritisch hinsicht­lich einer Überbetonung von Anwesenheit neuerdings Hengerer, Abwesenheit (2013), hier v. a. S. 24 – 27. – Zur Problematik des Begriffes „vormodern“ Körber, Öffent­lichkeit (2008), S. 11. 31 Zu höfischen Vergesellschaftungsmustern bspw. Ordnungsformen des Hofes (1997). 32 Vgl. Hirschbiegel, Konstruktion (2004), S. 34. 33 Winterling, Fürstenhof (1999), S. 37 – 41. Vgl. Elias, höfische Gesellschaft (1969), S. 138, der neben der institutionell festgelegten (offiziellen) Rangordnung jene „aktuelle“, auf Gunst und Mißgunst beruhende Rangordnung erkennt, die beide gemeinsam die reale Position der Menschen am Hof bestimmt. Ähn­lich Luhmann, Interaktion in

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-bezogener Herrschaftsformen in stratifizierten Gesellschaften wie der höfischen 34 schlechthin gewesen, in denen die Machtausübung auf der Grundlage persön­ licher Beziehungen entscheidend war, nicht diejenige durch bürokratisch-rationale Organisation und Verwaltung 35, und die darauf gründete, daß Herrschaft und Herrschaftsträger weitgehend identisch waren: Der Herr ist das System, nicht der Hof, der Herr, der als „Zentrum personengeleiteter Macht über alle Ressourcen politischer, sozialer, materieller und kultureller Natur verfügte“, der „an seinem Hof den Rang jedes einzelnen Hofteilnehmers im Sinne von innen und außen, von nah und fern festlegte, ihn über recht­liche wie willkür­liche, sakrale wie profane Elemente definierte“, wie Gerhard Fouquet folgerichtig formuliert 36, oder, Oberschichten (1980), S. 93, der von „Gnadenstufen“ auf Grund der Gunst des Fürsten neben den Rangstufen spricht. Vgl. etwa Henger, Macht durch Gunst? (2003). 34 Siehe zum Hof als Herrschaftsform die Beiträge in den Sammelbänden Hof und Theorie (2004) sowie Hof und Macht (2007), hier zum Zusammenhang von Hof, Herrschaft und Macht Hirschbiegel, Hof und Macht als geschichtswissenschaft­liches Problem (2007), grundsätz­lich Rehberg, Macht (2007). 35 Vgl. Luhmann, Gesellschaft der Gesellschaft (1997), hier Teilbd. 2, S. 678 – 706, v. a. S. 699 – 706, der Rangunterschiede, damit das Vorhandensein einer stratifizierten Gesellschaft als elementare Voraussetzung für das Herausbilden einer dem Verhältnis Herr/ Favorit verwandten Patron/Klient-Beziehung bestimmt. Ähn­lich Luhmann, Interaktion in Oberschichten (1980), S. 93 – 95. Vgl. auch Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt (1999), S. 166 – 171. Siehe auch unten Anm. 52, 55 und 62. Kritisch gegenüber Luhmanns Unterscheidung segmentär, stratifikatorisch und funktional differenzierter Gesellschaften Oexle, Luhmanns Mittelalter (1991), zur Replik Luhmann, Mein „Mittelalter“ (1991). 36 Fouquet, Wolkensteiner (2009), S. 392. Vgl. Hirschbiegel, Der Hof als soziales System (2004), S. 48; Fouquet, ‚Machtfragen‘ (2008), neuerdings auch Fouquet, Pfälzer Niederadel (2010), S. 400, und die Hinweise oben Anm. 34. Und so gilt für den Hof: „Herrenleben ist Ziel und Voraussetzung dessen, was geschieht, nicht rationale Verwaltung“, Paravicini, Alltag bei Hofe (1995), S. 21. Entsprechend ist in Abwandlung einer Feststellung Peter Moraws Hof als Emanation des Herrn zu sehen, Moraw, Versuch (1980), S. 14f. Siehe schon Moraw, Personenforschung (1975), S. 11 – 13. Vgl. auch Luhmann, Gesellschaft der Gesellschaft (1997), hier Teilbd. 2, S. 716. Allgemein zur Herrenbezogenheit mittelalter­licher Herrschaftszusammenhänge Koselleck, Art. „Herrschaft“ (1982), S. 2; Willoweit, Art. „Herr, Herrschaft“ (1989). – Grundsätz­lichtheoretisch zum Phänomen des Hofes Hof und Theorie (2004); im aktualisierten Überblick Hirschbiegel, Überzeit­lichkeit (2010); zur Hofforschung Butz, Dannenberg, Hof (2004); Bihrer, Curia (2008); neuerdings Auge, Erscheinungen (2010). Schon der vielzitierte Walter Map, englischer Hofkleriker in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, meint, daß er nicht lügen würde, wenn er den Hof als eine Menge beschriebe, die auf ein Prinzip ausgerichtet sei, eine unbegrenzte Menge, die einem Einzigen zu gefallen sich bemühe, Gualteri Mapes, De nugis curialium (1850), S. 1f.; Walter Map, De nugis

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mit den resümierenden Worten des Schenitz in Erwartung seines nahen Endes: Summa, der Cardinal hat thun wöllen, wie es ihm gefallen, es sey recht oder unrecht. Es heisset: Sic volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas 37. Eine tief sitzende Enttäuschung ist hier mög­licherweise greifbar, zumal Schenitz seinen zweiten Sohn auf den Namen Albrecht hatte taufen lassen 38, wenn man seine Worte tatsäch­lich als Indiz des Ausdrucks eines Gefühls tiefer Verbundenheit werten mag. Denn schon 1532 hatte der Kardinal Schenitz mitgeteilt, hette ich sorge, ich würde der Hacken einen andern stil finden 39. Gunst allein ist allerdings als analytische Kategorie wenig hilfreich, wenn dadurch alle Beziehungen zum Herrn bestimmt sind, die sich dann ledig­lich nach dem Maß der Gunstzuweisung unterscheiden. Eine differenziertere qualitative Betrachtung höfischer Beziehungen hat zum einen auch andere beziehungsbestimmende Faktoren wie beispielsweise das Herkommen 40 zu berücksichtigen, benötigt zum anderen aber ein Instrument, das die am Hof besonders Begünstigten von den sonstigen Begünstigten scheidet, wozu frei­lich auch andere Personengruppen zu zählen wären wie Freunde oder Geliebte, ohne curialium (1983), S. 2f. Vgl. das kritisch hinterfragte Konzept von Herrschaft durch Aushandeln, Reinhard, Zusammenfassung (2005), siehe aber Meumann, Pröve, Faszination (2004), v. a. S. 45 – 49, die Herrschaft als kommunikativen und dynamischen Prozeß verstanden wissen wollen. – Bedenkenswert ist frei­lich Gerhard Fouquets Einwand, daß Hof nicht als Emanation aristokratischer Lebensform angesehen werden könne, weil es kaum „ein überzeit­liches, adliger Menschennatur inhärentes Tableau von Leitwerten, Selbstwahrnehmungen und kulturellen Praktiken der Memoria, Distinktion und Differenzierung gegeben haben dürfte“, Fouquet, Herr und Hof (2009), S. 228f., hier S. 228. Vgl. allerdings die Beiträge im Sammelband Die Macht der Wenigen (2008). 37 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. G1r, vgl. Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 50f., 58f.; Brecht, Verurteilung (2004), S. 76; Winterhager, Urteil (2006), S. 159. 38 Vgl. Dreyhaupt, Genealogische Tabellen (1750), S. 146 Nr. CXLIII: Geschlechts-Regis­ ter derer von Schönitz. Mög­licherweise handelte es sich, hier einem Hinweis ­Gerhard ­Fouquets folgend, um eine Taufpatenschaft zur symbolischen Begründung von Verwandtschaft, damit auch um den Versuch der „Ökonomisierung“ solcher Nahbeziehungen, vgl. etwa Oschema, Freundschaft (2006), S. 99, mit weiterführender Literatur ebd., Anm. 323. Spiess, Familie (1993), S. 515 Anm. 63 kann im Rahmen seiner Untersuchung im selben Zeitraum allerdings keinen Zusammenhang zwischen den Vornamen von Paten und der Vornamengebung eines Kindes feststellen. Gleichwohl war Patenschaft „ein zentrales Bindemittel zwischen dem Fürsten und seiner Machtelite“, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 244. 39 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. D4vf., vgl. Brecht, Erwerb (2005), S. 394f. 4 0 Vgl. bspw. Fouquet, Wolkensteiner (2009), S. 384 – 387. Grundsätz­lich Oexle, Aspekte (1990).

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diese von vornherein und einzig nach Maßgabe quantifizierbarer Gunstzuweisungen als Günstlinge zu qualifizieren beziehungsweise abzuqualifizieren 41. Ein solches Instrument mag sich gerade bei der Betrachtung höfischer Nahverhältnisse zwischen Herren und Dienern aus der Frage ergeben, worauf jene Beziehungen letzten Endes beruhen. Eine Antwort scheint darin zu bestehen, daß diese durch besondere Nähe zum Herrn ausgezeichneten Beziehungen von intensivem, wechselseitig wirksamen Vertrauen geprägt sind 42, von spezifischem, interpersonalen Vertrauen 43, jenem wie Vertrauen selbst in die Zukunft gerichteten Engagement im Unterschied zur vergangenheitsorientierten Vertrautheit 44 und zur gegenwärtigen Vertrau­lichkeit als eine „auf Kenntnis und verstetigter Beziehung beruhende 41 Eine begriff­liche Unterscheidung, die sich schon bei Johan Huizinga findet, läßt den Begünstigten – begunstigde nach dem niederländischen Original – als „höfischen Normalfall“ erscheinen und unterscheidet diesen somit vom Günstling, dem gunsteling, der allerdings „[…] gewöhn­lich [als] ein harmloses Verhältnis [erscheint], das dem Begünstigten zur Ehre gereicht, und das er selbst zugibt“, siehe Huizinga, Herbst des Mittelalters (1975), S. 70f., und Huizinga, Herfsttij der Middeleeuwen (1935), S. 71f. Was er unter einem „harmlosen Verhältnis“ oder gar einem, das nicht harmlos ist, versteht, erklärt Huizinga leider nicht. Vgl. Rüther, Region (2010), der S. 92 – 95 Vertraute von Begünstigten unterscheidet, ohne frei­lich diese Differenzierung in irgendeiner Weise zu problematisieren. 42 Vgl. zum Zusammenhang von Gunst und Vertrauen grundsätz­lich Rabeler, Vertrauen (2004). Vertrauen hat Niklas Luhmann aus soziologisch-systemtheoretischer Sicht bereits 1968 behandelt und dies blieb auch lange Zeit der einzige Versuch einer systematischen Behandlung von Vertrauen, hier benutzt in der Ausgabe Luhmann, Vertrauen (2000). 43 Zu diesem Phänomen aus sozialpsychologischer Perspektive grundsätz­lich Kassebaum, Interpersonelles Vertrauen (2004), siehe ansonsten unten Abschn. B. II.: „Zur Theorie: Vertrauen und Vertrauensforschung“, S. 48 – 78. 4 4 Vgl. Luhmann, Vertrauen (2000), v. a. S. 20 – 27, insbes. auch Luhmann, Vertrautheit (2001), vgl. Luhmann, Soziale Systeme (1991), S. 179 – 182. Endress, Vertrauen und Vertrautheit (2001); Mencke, Vertrauen (2005), S. 134 – 138; Geramanis, Vertrauen (2005), S. 70 – 78. Systemtheoretisch allerdings gilt Vertrautheit in modernen Gesellschaften als Vorstufe von Vertrauen, sei aber im historischen Prozeß traditionalen Gesellschaften vorbehalten, die mithin angeb­lich des Vertrauens nicht bedurft hätten. Geramanis, Vertrauen (2005), S. 92, spricht gar von der „unreflektierten Vertrautheit in vormodernem Sinne“. Diese Sichtweise teile nicht nur ich nicht, siehe bspw. aus soziologischer Perspektive Giddens, Moderne (1995), S. 127 – 140, aus geschichtswissenschaft­licher Perspektive Frevert, Vertrauen (2002), S. 47, Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 272, ganz entschieden Garnier, Freundschaft (2006), S. 118f. und 120, oder Althoff, Einführung (2005), S. 249f., der sich damit auch gegen die Aussagen von Dorothea Weltecke wendet, die aufgrund begriffsgeschicht­licher Untersuchungen zu einem ähn­lichen Ergebnis kommt und mittelalter­lichen Gesellschaften die Vertrauensfähigkeit abspricht, dazu auch unten S. 70 und 72 sowie S. 62 Anm. 87.

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Erfahrung.“ 45 Dennoch ist Vertrauen keine sch­lichte Folgerung aus der Vergangenheit, sondern ein Überziehen der Informationen, die aus jener Vergangenheit stammen 46. Und ein solches Engagement war riskant und ein Wagnis, nicht zuletzt, weil es im Grunde sowohl Vertrauensgeber wie auch Vertrauensnehmer stets die Mög­lichkeit der einseitigen Aufkündigung des Vertrauensverhältnisses bot, diese Mög­lichkeit in herrschaft­lich-hierarchisch bestimmten Zusammenhängen aber nahezu ausschließ­lich dem Herrn vorbehalten war. Dies war dann auch im vorliegenden Fall gegeben: kein sch­lichter Entzug von Gunst, sondern ein deut­licher Vertrauensbruch durch den Herrn, der – nicht explizit, aber implizit – mit dem Vertrauensbruch des Dieners begründet wurde 47. Am Ende war es wohl in erster Linie die desaströse finanzielle Lage Albrechts, der Schenitz 1535 schließ­lich zum Opfer fiel, als Albrecht nur noch für sich die Mög­lichkeit sah, hinnaus zu kommen, um nicht zu spott zu werden. Walter Delius, Verfasser einer Reformationsgeschichte Halles, urteilt sicher richtig, daß Schenitz letzt­lich „an der schwierigen Frage der Schuldendeckung des Kardinals zugrunde gegangen“ 48 sei. Denn Albrecht war seit jeher in finanziellen Schwierigkeiten 49. 45 Fouquet, Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien (2009), S. 113f. 46 Vgl. Luhmann, Vertrauen (2000), S. 23f. Siehe ähn­lich schon Schottlaender, Theorie (1957), S. 28. 47 Und Schweers, Vertrauen (2005), S. 14, wirft zu Recht die Frage auf, ob Vertrauen als an sich ubiquitäres Phänomen, vgl. Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 35, nicht insbes. dann thematisiert wird, wenn es fehlt. 48 So u. a. Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 66. Einen Überblick zu den Schulden des Kardinals und dessen Tilgungsversuchen im Zusammenhang mit dem Fall Schenitz gibt Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), S. 325 – 361. Ärger­lich hingegen Roesgen, Albrecht von Brandenburg (1980), S. 105, der ohne zweifelsfreien Beleg sch­licht urteilt, Schenitz sei „wegen bewiesener Unterschlagungen gehenkt“ worden. Die weit auseinandergehenden Bewertungen der „Affäre Schenitz“ in der einschlägigen Literatur stehen im übrigen für die partei- und standortgebundenen Positionen, welche die jeweiligen Autoren gegenüber Albrecht einnehmen – besonders deut­lich u. a. am Beispiel des hohenzollernfreund­lichen Werkes May, Kurfürst, Cardinal und Erzbischof (1865 – 1867) –, hierzu der informative Überblick Jendorff, Kardinal Albrecht von Brandenburg und die preußisch-deutsche Historiographie (2006), vgl. Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 33f. Es verwundert nicht, daß bereits die Zeitgenossen unterschied­liche Positionen vertraten, siehe Winterhager, Urteil (2006). Die Schenitz-Affäre hatte frei­lich, wie Winterhager schreibt, verheerende Folgen für den Ruf des Erzbischofs, siehe ebd., S. 157 – 160. 49 Ein Überblick wird gegeben in Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 202 – 212. Eine eigene umfassende Untersuchung zu den Finanzen Albrechts fehlt bislang – wie der Forschung überhaupt ein Repertorium der Rechnungsüberlieferung des Alten Reiches bis heute fehlt –, ist aber im vorliegenden Fall auch ein Problem der Überlieferung, siehe Scholz, Residenz (1998), S. 77 – 83, neuerdings Schirmer, Grundlagen

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So hatte er schon 1514 die durch seine Erhebung zum Mainzer Erzbischof fälligen Palliengelder in Höhe von 14.000 Dukaten sowie die außerordent­liche Gebühr von 10.000 Dukaten – nach Paul Kalkoff allerdings „ganz im Rahmen der überlieferten Taxordnung“ 50 – für die Erlaubnis zur eigent­lich widerkanonischen Vereinigung der drei Bistümer in seiner Hand nur mit Hilfe der Fugger aufbringen können 51. Eingeschlossen war hier der Erwerb eines päpst­lichen Dispenses unter anderem vom Vorwurf der Simonie und wegen des jugend­lichen Alters des Kandidaten. Hinzu kam noch eine kaiser­liche Forderung von etwas mehr als 2000 Dukaten, die ebenfalls von den Fuggern übernommen wurde, die Albrecht schließ­lich insgesamt 29.000 rheinische Gulden liehen 52 – auch eine solche Kreditaufnahme war frei­lich nicht ungewöhn­lich 53. Zur Finanzierung dieser Schulden hatte Albrecht den Vertrieb des Plenarablasses 54, den Julius II. bereits 1506 ausgeschrieben 55 und Leo X. 1514 erneuert hatte 56, nur zu gern übernommen – der Papst hatte ihn damit im April 1515 beauftragt 57 –, denn die E ­ innahmen – nach (2010). Ein Beispiel für Albrechts finanzielle Aufwendungen unten Anm. 66. – Grundsätz­ lich zu fürst­licher Schuldenpraxis Steinbrink, Fürsten und Finanzen (2010). 50 Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 93 – 141: „Die Postulation Albrechts von Brandenburg zum Erzbischof von Mainz und der Mainz-Magdeburger Ablaß“, hier S. 97f. In Auseinandersetzung mit Schulte Kalkoff, Verhandlungen (1903/1904), zur zitierten Behauptung S. 379; ebenso Schrörs, Leo X. (1907). 51 Vgl. Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 97 – 124, hier S. 104, S. 133 – 141, Bd.  2, S.  86 – 120, 230 – 233. Pölnitz, Jakob Fugger (1949 – 1951), hier Bd. 1, S. 306 – 311, Bd. 2, S. 323 – 327. Ein kurzer Überblick bei Benrath (1978), S. 185. 52 Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 104. Vgl. auch Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 6; Woker, Finanzwesen (1878), S. 99f.; Ehrenberg, Fugger (1896), hier Bd. 1, S. 98f.; Benrath (1978), Sp. 185; Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1990), S. 30. 53 Vgl. bspw. Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1990), S. 30, detailliert und auf die Vorgänge in Mainz bezogen Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 97 – 99. – Als Vergleich bieten sich die enormen Bestechungsgelder in Höhe von über 800.000 Gulden an, die im Zuge der Kaiserwahl von 1519 unter maßgeb­licher Beteiligung der Fugger gezahlt wurden, vgl. etwa Häberlein, Kaiserwahl (2008), siehe hier auch S. 71 zu den oben genannten Aufwendungen Albrechts, der ja wiederum zu den Kaiserwählern gehörte. 54 Zur Geschichte des Ablasses immer noch Paulus, Geschichte des Ablasses (1922 – 1923), hier insbes. Bd. 3, S. 175f.; Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 176 – 187. 55 Paulus, Geschichte des Ablasses (1922 – 1923), hier Bd. 3, S. 170f. 56 Paulus, Geschichte des Ablasses (1922 – 1923), hier Bd. 3, S. 173. 57 In der Bulle „Sacrosanctis Salvatoris“ vom 31. März 1515, ed. Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 212 – 224. Ed. auch Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 2, S. 135 – 143, siehe ebd., hier Bd. 1, S. 126 – 127, dazu Paulus, Geschichte des

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der offiziellen Angabe für den Neubau der Peterskirche in Rom zu verwenden 58 – sollten gemäß einer geheimen Absprache in den verabredeten acht Jahren zur Hälfte an Albrecht fallen 59. Mithin trafen sich bei diesem Handel – der Ablaß wurde 1517 verkündet 60 – ganz handfeste finanzielle und politische Interessen aller beteiligten Parteien, zudem zog auch der Kaiser finanziellen Nutzen aus dem Unternehmen 61. Den Verkauf von Ablässen besorgte in Albrechts Landen auf Grundlage der von ihm erlassenen „Instructio summaria“ 62 unter anderem der Dominikanerprediger und Subkommissar Albrechts Johann Tetzel 63. Dies war bekannt­lich 1517 Anlaß für den Protest Luthers und damit einer der Auslöser der Reformation 64. Im weiteren Verlauf wurden die Finanzprobleme Albrechts allerdings chro-

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Ablasses (1922 – 1923), hier Bd. 3, S. 175f., vgl. u. a. Jürgensmeier, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1990), S. 30. Vgl. u. a. Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 55 – 57 und pass. Zusammenfassend Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 206f., die internen Ausführungsbestimmungen der Bulle „Sacrosanctis Salvatoris“ in einem Motu proprio vom 15. April 1515, ebd. S. 209, Übers. ebd., S. 209f., ed. S. 210 Anm. 42 nach Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 2, S. 143f. Vgl. Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 121f., S. 125f. zum Motu proprio, ed. ebd., hier Bd. 2, S. 143f. Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 211, vgl. Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 142. Siehe Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 210. Siehe Dokumente zur Causa Lutheri (1988), hier Bd. 1, S. 246 – 254, ed. ebd., S. 257 – 293. Zu Tetzel immer noch Paulus, Tetzel (1899). Siehe in dieser Hinsicht u. a. Göller, Ausbruch der Reformation (1917), hier S. 126 – 149: „Die finanztechnische Seite der Ablaßverleihungen im Zusammenhang mit der Bestätigung Albrechts von Mainz“, im wesent­lichen in Anlehnung an Schulte, Fugger in Rom (1904), hier Bd. 1, S. 93 – 141; Rogge, Anfänge der Reformation (1983), S. 140f., 142f., 149f.; Kruse, Universitätstheologie und Kirchenreform (2002), hier v. a. S. 115 – 117. Zum Beginn der Reformation in Halle Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd.  2, S.  3 – 160; Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), S. 317 – 325, Sommerlad, Reformation (1917/1918), v. a. aber Delius, Reformationsgeschichte (1958), neuerdings knapp im Überblick Winterhager, Schatten (2005); Freitag, Die aufgeschobene Reformation (2006); Freitag, Thiele, Halle 806 bis 1806 (2006), S. 112 – 121. Eine aktuelle, revidierte Untersuchung zur Reformation in Halle steht immer noch aus, vgl. Freitag, Residenzstadtreformation? (2005). Dezidiert zur Positionierung Albrechts Wolgast, Hochstift (1995), S. 110 – 118. Allg. Literatur zur Reformation ist Legion, deshalb hier nur der Hinweis auf Mörke, Reformation (2005), neuerdings auch Brady, Age of Reformations (2009); Kaufmann, Reformation (2009).

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nisch, befördert unter anderem durch seine Bautätigkeit in der Residenz Halle 65, seine aufwendige Hofhaltung 66 und seine mäzenatische Sammelleidenschaft 67. Damit stand Albrecht in den mit Humanismus und Renaissance angesprochenen Repräsentationshorizonten seiner Zeit frei­lich nicht allein 68, vermaß diese aber in besonders intensiver Weise 69. Steuerbewilligungen durch die Stände wurden 65 Dazu Broda, Spurensuche (1998), insbes. S. 45 – 59; siehe auch Krause, Albrecht von Brandenburg und Halle (1991); Krause, Der „Neue Bau“ (2001); Krause, Moritzburg (2005). Grundsätz­lich Müller, Residenzarchitektur (2006). 66 Einen exemplarischen Einblick in Albrechts Repräsentationsaufwand gibt Immenkötter, Albrecht von Brandenburg (1991). An Kosten für die Aufwendungen beim Besuch des Augsburger Reichstages im Jahre 1530 nennt Delius, Reformationsgeschichte (1958), S. 66, 60.000 Gulden. Siehe aber auch die einschränkenden Bemerkungen in Anm. 49. Vgl. den Überblick zu den Kosten des mainzischen Hofes Pattloch, Fiskalpolitik (1969), S. 143 – 147. 67 Siehe nur Reber, Albrechts Begegnungen mit der Kunst (1991); Gönna, Albrecht von Brandenburg als Büchersammler und Mäzen (1991); Brecht, Erwerb (2005). Auch war Schenitz zwischen 1520 und 1528 mehrfach im Auftrag des Kardinals in den Niederlanden gewesen, um für seinen Herrn Teppiche zu erwerben, siehe Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 20: „Hans Schenitz’ Geschäfte für Albrecht in den Niederlanden, insbesondere Besorgung von Teppichen“, S. 80*f., nach: Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. B2r, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), fol. C4r; Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. H2r – v. Siehe auch Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 96v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17* – 29*, hier S. 20*. 68 Zu Humanismus und Renaissance nur die allg. Hinweise auf den Sammelband Höfischer Humanismus (1989) und auf die Studie Mertens, Deutscher Renaissance-Humanismus (1998), mit zahlreichen weiterführenden Literaturangaben. Siehe auch die erhellende Studie zum Verhältnis von Hof und Humanist Mertens, Preis der Patronage (2006). 69 Vgl. u. a. Grote, Kardinal Albrecht und die Renaissance in Halle (1930, 2006); Händler, Fürst­liche Mäzene (1930), S. 29 – 33; Hartmann, Reichserzkanzler (1937); Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956); Die Moritzburg (2004); Cárdenas, Albrecht (2004), schließ­lich aber v. a. Der Kardinal, Katalog, Essays (2006), siehe exemplarisch ebd., hier Bd. 1: Katalog, S. 100 Nr. 32. Brecht, Erwerb (2005), S. 391, spricht geradezu von „Protzerei“. Nach Brandenburg, Moritz von Sachsen (1898), S. 12, war der Hof Albrechts vor Luther zudem ein Sammelpunkt für die Humanisten Deutschlands. – Vgl. aber auch die 1524 zu Landshut anonym erschienene Flugschrift Onus ecclesiae von 1519, in welcher in der Wahrnehmung des Verfassers die Bischöfe der Zeit als unerfahren, fleisch­lich und unwissend charakterisiert werden, die sich nicht um die ihnen anvertrauten Seelen kümmern, sondern ihren Ehrgeiz auf den Erwerb von Pfründen und Bistümern richten, mehr am Tisch sitzen als am Altar stehen, die welt­lichen Wissenschaften der Theologie vorziehen und sich mit Hofnarren und nichtsnutzigem Volk umgeben.

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immer schwieriger. Doch obwohl ihm 1532 eine dreijährige Landessteuer und eine Vermögenssteuer zur Deckung seiner Schulden bewilligt wurden 70, begann Albrecht sogleich mit der Errichtung des sogenannten „Neuen Baus“ 71 in Halle und machte weitere Schulden 72. Albrecht schrieb Hans Schenitz persön­lich in dieser Angelegenheit am 1. Mai 1531 eindring­lich, er möge sich mit allen vleis, das geld zum baw auffgebracht werde, fürwenden. Denn solt ich davon lassen müssen, gedenck doch, was schimpff­licher rede, hohn und spott herrn und knecht daraus erfolgen würde 73. Und so fanden sich beim Tod des erzbischöf­lichen Kammermeisters Johann W ­ ilboldt 1532 dann bei diesem zwar et­lichs wurtze und fastelspeise und einige wenige Zettel, aber eben etz­lich enzelnn wenig geldt, allerdings auch ein Verzeichnis der erzbischöf­l ichen Schulden, das aber sogleich versiegelt wurde, wie einem Schreiben des Kanzlers Kruschwitz an Albrecht zu entnehmen ist 74. 1541 schließ­lich war nicht nur die katholische Sache im Stift verloren, sondern auch die Schuldenlast so drückend geworden, daß Albrecht seine Residenz

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Verfasser ist mög­licherweise Berthold Pürstinger, der Bischof vom Chiemsee (zu diesem unten S. 109), u. a. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, [Berthold Pürstinger] Onus ecclesiae (1531), vgl. Leppin, Art. „Pürstinger, Berthold“ (1997), S. 1, mit weiterführenden Angaben zu Überlieferung und Forschung ebd., S. 2f.; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 163 – 165. Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. A 2: Erzstift Magdeburg, Nr. 68, vgl. Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 105f. mit 106 Anm. 1 und 2; Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), S. 327; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 66 mit Anm. 1. Grote, Kardinal Albrecht und die Renaissance in Halle (1930), S. 30 – 35; Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 5 – 34; Krause, Der „Neue Bau“ (2001); Krause, Moritzburg (2005); Neugebauer, Andreas Günther (2006), S. 245 – 250. Hierzu auch unten S. 31. Vgl. u. a. Delius, Reformationsgeschichte, S. 66. Rechnungsauszüge geben Aufschluß über Teile der Kosten, Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 113, 115, 117, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17* – 29*, hier S. 24* – 27*. Siehe auch Brecht, Erwerb (2005), S. 393f. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C3v, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 27: „Briefe Albrechts an Hans Schenitz, die schwierige Finanzlage betreffend“, Nr. 3, S. 120*f., hier S. 120*, vgl. Delius, Reformationsgeschichte, S. 66; Brecht, Erwerb (2005), S. 395. Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. A 2: Erzstift Magdeburg, Nr. 69, fol. 19r: Kanzler Christoph Türk an Albrecht (31. Aug. 1532), zit. auch bei Scholz, Residenz (1998), S. 82 mit Anm. 317.

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aufgeben mußte 75 – der Tod des Schenitz hat Albrecht in dieser Hinsicht nicht retten können. Die Stände hatten zuvor im Landtagsabschied von Calbe (Saale) immerhin noch Schulden in Höhe von etwa 500.000 fl. übernommen – mög­licherweise gegen religiöse Zugeständnisse, was die Überlieferung allerdings nicht belegt 76. Und in Halle zog Justus Jonas (1493 – 1555) ein, ein Freund Luthers, in dessen Auftrag er bis 1538 auf Seiten der Verwandtschaft des Schenitz auch an den Verhandlungen um die Rückgabe des von Albrecht eingezogenen Vermögens beteiligt war 77. Jonas war es dann, der unter kursächsischem Schutz die Reformation in Halle durchführte 78. Hintergrund für Jonas’ Berufung war, daß allein die Stadt Halle mit 22.000 Gulden an den erzbischöf­lichen Schulden beteiligt war, was den Rat im März 1541 veranlaßt hatte, die Bürgerschaft zusammenzurufen. Und die reformatorisch gesinnten Hallenser forderten gleichsam als Gegenleistung die Berufung eines Predigers und frommen und gelehrten Schulmeisters „Augsburger Confession“ 79. Und

75 Grundsätz­lich zur Entwicklung Delius, Reformationsgeschichte (1953); Schrader, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1988). Vgl. knapp Scholz, Residenz (1998), S.  307 – 317. 76 Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. U 1A XXIV Nr. 2: Landtagsabschied von Calbe 1541, vgl. Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/14: Summarische Beschreibung de anno 1531 – 1541 vel Erzbischoff Albrechts zu Maynz und Magdeburg Regierung (von einem anonymen Verfasser, der wohl ein Hallescher Anhänger der Reformation und ein Gegner Kardinal Albrechts war, vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 193; Delius, Reformationsgeschichte, S. 6), fol. 61r – 6 4v, Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), 338 – 342; ebd., Beil. 33: „Aufhebung des Neuen Stifts und Einverleibung seiner Güter, Einkünfte und Rechte ins Erzbistum Magdeburg“, S. 145*–150*; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 66f. mit Anm. 5f. Ein Überblick in WA, Bd. 50, S. 388. Siehe differenziert zur Höhe der Schulden Schrader, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1988), der S. 335f. Anm. 11 max. 500.000 Taler berechnet, vgl. S. 356 die Wiedergabe unterschied­licher Schuldenberechnungen nach der Literatur. Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 66 nennt 536.000 fl., siehe auch Delius, Kardinal Albrecht (1943/1944), S. 187. Schrader, Kardinal Albrecht von Brandenburg (1988), untersucht aber insbes. die Frage religiöser Zugeständnisse und kommt S. 359 zu dem Ergebnis, daß es solche Zugeständnisse von Seiten Albrechts nicht gegeben habe. 77 Vgl. Delius, Lehre und Leben (1952), S. 63. Siehe auch unten S. 38 und 45. 78 Vgl. Delius, Lehre und Leben (1952), S. 70 – 99; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 70 – 110. Zu Jonas selbst aktuell Lück, Jonas (2005). 79 Vgl. Delius, Lehre und Leben (1952), S. 73f.; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S.  70 – 73.

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der sächsische Kurfürst Johann Friedrich I. entsendete Jonas, nachdem Johann Pfeffinger 80 abgelehnt hatte 81. Um aber nicht zu spott zu werden, hatte der Erzbischof Hans Schenitz nur wenige Jahre nach seinem eingangs zitierten Schreiben Unehr­lichkeit vorgeworfen, ließ seinen Diener von einem Schöffengericht – dem rechtmäßig zuständigen Landgericht zu Giebichenstein 82 – zum Tode verurteilen und anschließend in großer Eile hinrichten 83. Albrecht meinte, daß uns an unsern ehren, gelimpff und guthen gerichte mher als am gelde gelegen 84 sei, tatsäch­lich scheint jedoch am gelde alles gehangen zu haben. Bis heute treten die vor allem dynastisch und konfessionell motivierten Meinungen 85 über Schuld und Unschuld, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit auseinander, einzig der Rechtshistoriker Heiner Lück scheint der Diskussion zumindest in der Fachwissenschaft und zumindest in der von ihm positiv entschiedenen Frage nach der formalen Korrektheit der Urteilsfindung ein Ende bereitet zu haben 86: ein Justizmord war die Hinrichtung des Schenitz nicht 87. Albrecht konnte in sei 80 Zu Pfeffinger nur Ulrichs, Art. „Pfeffinger, Johann(es) (1493 – 1573)“ (1994). 81 Vgl. Delius, Lehre und Leben (1952), S. 74; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S.  73 – 75. 82 Vgl. Lück, Prozeß (2007), S. 150f. 83 Detailliert Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 203. Zum Vorgang v. a. Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003); Brecht, Verurteilung (2004). 84 Nach Winterhager, Urteil (2006), S. 159. 85 Dazu grundsätz­lich Jendorff, Kardinal Albrecht von Brandenburg und die preußischdeutsche Historiographie (2006), siehe auch oben Anm. 48. 86 Lück, Prozeß (2007), ganz entschieden auch in Auseinandersetzung mit Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 75 – 86. Siehe neuerdings auch Lück, Gerichte (2010). So ist nicht zuletzt auch die Aussage, daß von einem fairen Prozeß schwer­lich die Rede sein könne, vgl. Brecht, Verurteilung (2004), S. 81, mit größter Vorsicht zu behandeln, entspr. das bereits im Titel eindeutig Position beziehende populärwissenschaft­liche Werk Seidel, Wünsch, Justizmord in Halle (2000). 87 Vgl. Lück, Prozeß (2007), und neuerdings Lück, Gerichte (2010). Siehe auch die aus Anlaß des 1200jährigen Stadtjubiläums von Halle an der Saale im Jahre 2006 von Heiner Lück/Halle durchgeführte Ausstellung zum Fall Schenitz, zugäng­lich im Internet unter der Adresse http://lueck.jura.uni-halle.de/aktuelles/lange_nacht_der_wissenschaften/ fall_schenitz/ [10.03.2010]. Das Urteil, es habe sich um einen Justizmord gehandelt, findet sich nicht zuletzt schon bei Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 29. Siehe hingegen bereits Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 119, der sich gegen eine solche Bewertung wendet, wie auch Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 1f., der sich entschieden gegen Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), stellt, siehe v. a. ebd., S. 2 – 4. Die berechtigte Kritik an Hülsses Werk wiederum bei Brecht, Kiefner, Hinrichtung

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nen Landen auf Grundlage des in der Fassung von 1535 gültigen Sachsenspiegels gegen Schenitz vorgehen 88 und wählte die sogenannte „pein­liche“ Klage, also ein Strafverfahren, das eine körper­liche Strafe oder die Todesstrafe vorsah 89. Die Anklage lautete auf Diebstahl, die Strafe war mit dem Tod durch Erhängen eindeutig bestimmt 90. Die – nur im Bericht des Anton Schenitz überlieferte – Einschaltung des Reichskammergerichts durch die freundschaft 91 des Schenitz 92 hat Luther 1536 – seit längerem auf Seiten des Schenitz 93 – in Unkenntnis der Tatsache, daß das Reichskammergericht, wie Lück nachweist, gar nicht zuständig war 94, in einem Brief an Albrecht zu derben Äußerungen provoziert, nach der beispielsweise der cardinalische Henker 95 dem Kaiser in sein Kammergericht scheißt und dazu die Welt und Vernunft für faule Arschwische hält 96. Dieser jedoch hatte sich durchaus abgesichert und im Vorwege Rechtsgutachten eingeholt, so beim Magdeburger

(2003), S. 33f., sowie Brecht, Verurteilung (2004), S. 65. – Wenn die Hinrichtung des Schenitz schon nachweis­lich kein Justizmord war, so ließe sich das dazu führende Verfahren dennoch als politischer Prozeß definieren, dessen Funktion darin bestand, „auf rechtsförm­ lich-rituelle Weise die überkommene feudale Ordnung im Interesse einer oder mehrerer Herrschaften zu stabilisieren“, Battenberg, Herrschaft und Verfahren (1995), S. 10. 88 Nach Lück, Prozeß (2007), v. a. S. 140 – 143, 148f. 89 Vgl. Lück, Prozeß (2007), v. a. S. 142. 90 Lück, Prozeß (2007), S. 148f., 152. 91 Zu Begriff und Inhalt grundsätz­lich Fouquet, Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien (2009), vgl. Bůžek, Informelle Kommunikation (2005). 92 So sei am 16. Januar 1535 ein erstes, am 18. Februar 1535 ein zweites sogenanntes PoenalMandat erwirkt worden, also die Freilassung des Angeklagten zum Zweck der Vorlage von (entlastenden) Schriftstücken, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. F1v – G1v, vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 203; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 27f.; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 112f.; Brecht, Verurteilung (2004), S. 74. Auch erwähnt bei Lück, Prozeß (2007), S. 144, der dies offenbar für mög­lich hält, aber keine weiteren Belege anbietet. 93 Siehe auch unten S. 37. 94 Lück, Prozeß (2007), v. a. S. 140 – 143. 95 Wie er Albrecht schon 1535 nannte, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2215 (31. Juli 1535), vgl. Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 297. 96 Brief Luthers an Albrecht 1536, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2297 (12.? Februar 1536), vgl. Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 298 Anm. 4. Im übrigen unterstand dem Erzbischof von Mainz in seiner Funktion als Reichserzkanzler ab 1530 die Reichskammergerichtskanzlei, so daß er es gar nicht nötig hatte, sich dem Kaiser in der von Luther insinuierten Weise zu widersetzen, Diestelkamp, Reichserzkanzler, S. 103.

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Schöppenstuhl 97, dem lutherischen Rechtsgelehrten Dr. Hieronymus Schurff 98 in Wittenberg – Rechtsbeistand Luthers! – und bei der Frankfurter Juristenfakultät 99. Schenitz gehörte einer hallischen Pfännerfamilie an 100. Seine Mutter Margaretha entstammte dem reichen Haus Prellwitz 101, ihr Porträt ist in einer Kreidezeichnung, entstanden zwischen 1520 und 1530, von Matthias Grünewald, der für Albrecht arbeitete, überliefert 102. Gemeinsam mit seinem Bruder Anton hatte Schenitz sowohl das Gewerbe seines Vaters Martin, der ursprüng­lich als Gewandschneider beziehungsweise Tuchhändler aus Leipzig zugewandert war, als auch reiche Solgüter geerbt. Schon der Vater besaß hohes Ansehen und hatte zwischen 1500 und 1518 siebenmal das Amt des Oberbornmeisters, des dem Salzgrafen untergeordneten, vom Rat gewählten und vom Landesfürsten bestätigten Aufsehers über die Tal- und Solgüter in Halle, bekleidet 103.

97 Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. U 2 XXX, Nr. 23: Rechtsbrief der Schoppen zu Magdeburgk. 98 Zu Schurff Lück, Schurff (2005). 99 Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 114; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 30f.; Lück, Prozeß (2007), S. 144 und 146, ebd., S. 146 Anm. 66 die Nachweise zu den einzelnen Gutachten. 100 Immer noch einschlägig Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), hier v. a. S. 7 – 35. Einen knappen Überblick gibt Freitag, Halle (2002), hier S. 22 – 24; vergleichend Freitag, Salzstadt (2004). Hecht, Symbiosen (2006), S. 282 gibt einen tabellarischen Überblick zum Besatzungsregister von 1530, das Hans Schenitz als Pächter von 23 Pfannen ausweist. Siehe neuerdings Hecht, Patriziatsbildung (2010), S. 258. 101 Siehe auch unten Anm. 103. 102 Heute Paris, Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, Inv.nr. 18936. Vgl. schon Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 27. Siehe auch Brückner, Conrad Faber (1963), S. 177. 103 Stadtarchiv Halle, Hs. B II: Bürger- und Ratsmatrikel, fol. 71r – 75v, zit. auch bei Scholz, Residenz (1998), S. 102 Anm. 502. – 1481 hatte Martin Schantz das Bürgerrecht der Stadt erworben und dann in zweiter und dritter Ehe in die Pfännerfamilien Drachstedt und Prellwitz eingeheiratet, u. a. Halle, Stadtarchiv, FA 1452, siehe Scholz, Unterwerfung (2006), S. 75 mit Anm. 75, siehe Dreyhaupt, Genealogische Tabellen (1750), S. 146 Nr. CXLIII: Geschlechts-Register derer von Schönitz, vgl. Freydank, Pfännerschaft (1930), S. 26; WA, Bd. 50, S. 387; Lück, Prozeß (2007), S. 134f. Die Drachstedt waren ein altes und angesehenes Pfännergeschlecht, die Prellwitz waren sogenannte „neue Pfänner“, d. h. ab 1478 neu in den Rat gekommene Pfänner, die nach Scholz, Halle nach der Unterwerfung durch den Erzbischof (2006), S. 79, zu denjenigen Personen gehörten, „die 1479 Siedekoten und Solgüter der enteigneten Pfänner als Parteigänger des Erzbischofs erhalten hatten“, also unter dem Vorgänger Albrechts, dem Wettiner Ernst von Sachsen, aufgestiegen waren. Zur Rehabilitation der alten Pfännerfamilien kam es um 1500, siehe ebd., S. 76. Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, daß 1525

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Hans Schenitz selbst gehörte mög­licherweise 1527 dem Rat seiner Stadt an 104 und stand, wie erwähnt, bereits vor seiner (ersten formalen) Bestallung als Hofdiener des Erzbischofs 1528 et­liche Jahre in geschäft­lichen Beziehungen zu Albrecht, so daß dieser ihn schon 1526 als seinen Diener bezeichnete 105. Und Schenitz sei schon vom zwentzigsten biß inn das acht und zwentzigste Jar / mit Hochgemel­ tem unserm gnedigsten Herrn als ein hendler ummgangen 106. Wie Albrecht und Schenitz sich tatsäch­lich kennengelernt haben, wie der Erzbischof auf Schenitz aufmerksam wurde, ist frei­lich nicht überliefert. Ab 1531, also nach seiner eigent­ lich zweiten Bestallung zum Kammerdiener und Baumeister, leitete Schenitz die Errichtung des „Neuen Baus“ neben der Hallenser Siftskirche 107 und führte für den Erzbischof verschiedene Finanzgeschäfte durch 108. Als Finanzier seines Herrn hat Schenitz wohl auch an einigen dubiosen Geldgeschäften mitgewirkt 109 und wurde 1532 mit der Erhebung in den erb­lichen Adelsstand belohnt – tatsäch­lich war dies wohl nur die Erneuerung einer auf seinen aus Böhmen stammenden Großvater Gregor zurückzuführenden Adelswürde 110. Anfang September 1534 mit Hans ein Mitglied der alten Pfännerfamilie Drachstedt auch wieder in den Rat der Stadt gelangte. Jener Hans Drachstedt kann als ein Vertrauensmann Albrechts gelten, vgl. ebd. mit Anm. 83. Siehe neuerdings auch Wilde, Drachstedt (2007). 104 Halle, Stadtarchiv, FA 1452; ebd., Hs. B II: Bürger- und Ratsmatrikel, hier zum Jahr 1527. Zum hallischen Rat vor und nach 1478, also vor und nach dem Zeitpunkt der Besitznahme der Stadt durch Erzbischof Ernst, im Überblick Scholz, Halle nach der Unterwerfung durch den Erzbischof (2006), S. 72 – 79. 105 Nachweise oben Anm. 12. 106 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4°[11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), fol. G4r. 107 Stephan Hoppe hebt die Bedeutung von Schenitz’ Beteiligung dadurch hervor, daß er ihm neben der Rolle als Organisator der Baumaßnahme auch diejenige des Konzeptverfassers zuweist, dessen gestalterische Anweisungen dann von Fachleuten umgesetzt wurden, Hoppe, Prestige (2010). 108 Siehe u. a. oben Anm. 72. – 1533 weilte im übrigen der zwölfjährige Moritz und spätere Herzog von Sachsen mit seinen Erziehern Balthasar Rysche und Hans von Schleinitz in Begleitung von Christoph von Karlowitz am erzbischöf­lichen Hof zu Halle, Langenn, Moritz (1841), hier Tl. 1, S. 54. Mög­licherweise, doch dies ist natür­lich Spekulation, blieben neben der Pracht der erzbischöf­lichen Residenz auch die hallischen Ereignisse der Zeit nicht ohne Eindruck, und bekannt­lich kam es zwischen ihm und Albrecht später zum Zerwürfnis, ebd., S. 546 – 597, das, vielleicht!, auch persön­lich begründet gewesen sein mag. Vgl. auch Herrmann, Moritz von Sachsen (2003), S. 19 – 22. 109 Siehe auch oben S. 15 mit Anm. 10, vgl. Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 106, Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 505. 110 Nach Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 506. Erneuerung des Adels auf dem Reichstag zu Regensburg am 15. Juli 1532 durch Karl V., vgl. Hülsse, Kardinal Albrecht

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allerdings wurde Schenitz mit der Begründung, man wolle eine seit zwei Jahren ausgebliebene Rechnungslegung erwirken, die bis in das Jahr 1520 zurückreichen sollte 111, auf der Moritzburg zu Halle gefangengenommen, auf den Giebichenstein verbracht 112 und in die dortige „Silberkammer“ gesperrt 113. Tatsäch­lich hatten die Stände von Albrecht die Offenlegung seiner finanziellen Verhältnisse verlangt, bevor sie über neuer­liche steuer­liche Zuwendungen entscheiden wollten 114, so daß Albrecht in seiner Not Schenitz mög­licherweise opferte, „um sich weiß zu

[…] und Hans Schenitz (1889), S. 18 mit Anm. 1; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 106f., 107 Anm. 1; Richter, Feselein (1909), S. 237; Kramm, Studien (1981), hier Bd. 1, S. 551. Siehe auch Frank, Standeserhebungen und Gnadenakte (1823 – 1918), hier Bd. 4, S. 242: „Schenitz, Hans von, Administrator des Stiftes Halberstadt [sic!], Anton, Brüder, Adstad., WappBess., Regensburg, 15. V. 1532, (E)“. Die Wappenbesserung bezieht sich auf die Vermehrung um ein goldenes Krönlein, siehe Dreyhaupt, Genealogische Tabellen (1750), S. 146 Nr. CXLIII: GeschlechtsRegister derer von Schönitz, vgl. Geheime Geschichten (1860), S. 31 – 36, hier S. 31. Ebd. ist auch zu lesen, daß der Name Schenitz, hier „Schinitz“ geschrieben, von einem gleichnamigen Gut bei Barub (?) in Böhmen herrühren soll (vielleicht das heutige Žinice?), das Hans’ Großvater Gregor um 1440 verkauft habe, um sich zunächst in Oschitz (Oschatz?), dann in Chemnitz niederzulassen, siehe auch Halle, Stadtarchiv, FA 1452; Rauchfuss, Hans von Schenitz (1917 – 1918), S. 45; Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 25f.; Lück, Prozeß (2007), S. 134 mit Anm. 8. – Abb. der Wappentafel, Halbfayence, ehemals Bestandteil des Portals des Stadtpalastes „Kühler Brunnen“, u. a. in Geschichte der Stadt Halle (2006), Taf. XII, sowie in Der Kardinal, Katalog, Essays (2006), hier Bd. 1: Katalog, S. 268 Kat. 154, Beschreibung des Hauszeichens ebd., S. 269f., durch Rita Gründig und Ulf Dräger, vgl. Schönermark, Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Halle (1886), S. 387f.; auch enthalten in der „Datenbank zur Plastik in Mitteldeutschland von der Spätgotik bis zum Frühbarock“ am Institut für Kunstgeschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, URL http://minerva.kunstgesch.uni-halle. de/index.html [22.03.2010] – Heute Halle, Stiftung Moritzburg – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Inv. KHW. Fa. 545. – Hecht, Patriziatsbildung (2010), S. 286f. wertet die Nobilitierung der Schenitz allerdings als einem individuellen genealogischen Mythos Rechnung tragenden Verweis auf landadlige Abstammung. 111 Wiewohl Albrecht Rechnungen bis 1529 zuletzt im September 1531 anerkannt haben soll, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C3rf., vgl. Brecht, Verurteilung (2004), S. 68. 112 Vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 201; Brecht, Erwerb (2005), S. 397. 113 Scholz, Residenz (1998), S. 171. Detailliert zu Gefangennahme, Haft und Verhören Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 47 – 57; Brecht, Verurteilung (2004), S.  73 – 80. 114 Vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 201; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 109.

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brennen“ 115, den Ständen gegenüber somit wohl zumindest ein Zeichen habe setzen wollen 116. Schenitz’ Frau, Magdalena Walther, eine Leipziger Kaufmannstochter 117, ließ er wiederum mitteilen, daß er seinen Diener durch die Gefangennahme vor Verfolgung schützen wolle 118. Schenitz’ freundschaft erbot sich daraufhin, sollte Albrecht ihn in sein Haus entlassen, für die Legung der Rechnung Sorge zu tragen, man wollte auch für mög­liche Ungereimtheiten aufkommen und stellte sieben Bürgen, darunter die Grafen Hoyer [VI .] von Mansfeld und [Wolfgang I.] von Barby 119. Nun aber zeigte sich Albrecht zusehends unnachgiebig, sprach offen von Betrug – Schenitz habe 50.000 Gulden unterschlagen 120 – und verbot schließ­lich den Kontakt zu seinem Gefangenen. Henri Tollin kolportiert, Schenitz habe daraufhin mit Hilfe von Kassibern kommuniziert, die er in der zum Waschen seiner Frau übergebenen Wäsche versteckt habe 121. Erst spät scheint Schenitz seine Situation realisiert zu haben, das ich nimer mehr werde frey sein, hielt aber an seiner Unschuld fest und meinte, es sei besser ehr­lich gestorben, denn schend­lich vertorben  122. Verhandlungen zwischen den Räten des Erzbischofs und der freundschaft des Schenitz über die Herausgabe der Rechnungsbücher und die Bedingungen einer dann für den Mai 1535 vorgesehenen Rechnungslegung verliefen erfolglos 123. ­Schenitz’ Bruder schaffte alle Unterlagen beiseite und flüchtete in das Kurfürstentum Sachsen 124. Die Vorwürfe lauteten auf Abrechnungsmanipulationen und das Einbehalten 1 15 So Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 201. 116 Vgl. Lück, Prozeß (2007), S. 143, 148. 117 Halle, Stadtarchiv, FA 1452. 118 Vgl. auch Lück, Prozeß (2007), S. 135. 119 Vgl. Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 23 – 27. 120 Vgl. Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 53, 40 – 47 zu den v. a. finanziellen Aspekten der Beziehung Albrechts und Schenitz; Brecht, Verurteilung (2004), S. 78; Lück, Prozeß (2007), S. 148. Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 110, spricht gar von 53.000 Gulden. 121 Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 202. Vgl. Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 22. 122 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. F2rf., vgl. Brecht, Verurteilung (2004), S. 75f. 123 Vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 201 – 203. 124 Vgl. den Brief Luthers vom 3. Juli 1535 an Kurfürst Johann Friedrich, in dem er um Unterstützung für Anton Schenitz und dessen Verwandtschaft bittet, diesen den Aufenthalt zu gestatten und sie gegen Gewalt zu schützen, veranlaßt offenbar durch Anton selbst, weil der leidige pfaff auff die freundschafft dringet, das sie sollen Hans Schenitz Register von sich geben, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2206 (3. Juli 1535). Kurfürst Johann Friedrich hat mit Datum 6. Juli 1535 positiv geantwortet, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2208 (6. Juli

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von Provisionen im Zuge der Errichtung des „Neuen Baus“ sowie das Abzweigen von Baumaterial 125 und die Nutzung von Arbeitskräften für sein eigenes Anwesen, den „Kühlen Brunnen“ 126. Am 21. Juni wurde das Urteil durch das Landgericht Giebichenstein 127 verkündet, Schenitz kurz darauf an den Galgen gebracht und seine Güter eingezogen 128. Hans Schenitz hatte am 30. Mai nach – mög­licherweise pein­lichen 129 – Verhören schließ­lich alles gestanden, was ihm vorgeworfen wurde 130. 1535). Vgl. Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 28, 55 – 82. – Tatsäch­lich sind die Originalunterlagen bis heute nicht gefunden worden. 125 Ein Indiz dafür wäre die Verwendung bestimmten Baumaterials für den „Kühlen Brunnen“, das, wie Broda, Spurensuche (1998), S. 92 Anm. 404, schreibt, „außer an der Residenz des Kardinals nur noch hier Verwendung fand“. Nach Brecht, Erwerb (2005), S. 398, gebe es dafür jedoch keinen sicheren Beweis, weil die entsprechenden Aussagen „unter der Folter gemacht worden.“ Zur Frage der Anwendung von Folter siehe hingegen unten Anm. 129. 126 Zu den Vorwürfen im einzelnen Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 115; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 13, 15f., 19, 34 – 37, 40ff., 44. Im Überblick Scholz, Residenz (1998), S. 103. Lück, Prozeß (2007), S. 148f., weist darauf hin, daß eine „Ausdifferenzierung der Eigentumsdelikte“ zu der Zeit noch nicht vorgesehen war, die „Klage gegen Schenitz zielte auf Diebstahl“ mit der entsprechenden Konsequenz. 127 Vgl. Lück, Prozeß (2007), S. 150f. zur Legitimität des Gerichts, siehe auch oben S. 28f. 128 Eine der ersten Zusammenfassungen des Geschehens im Überblick in Thomas Cresses Annalen, Halle, Stadtarchiv, Hs. A I,5, fol. 208r – 209r: Relation über Gefangennahme u. Hinrichtung des Hans von Schönitz. Siehe auch Dreyhaupt, Pagus Neletici (1749 – 1750), hier Tl. 2, S. 513f. Vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 203, 209; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 118; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 46 – 53; zusammenfassend Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 507. Detailliert Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 62 – 67; Brecht, Verurteilung (2004), hier bes. S.  80 – 88; neuerdings Lück, Prozeß (2007), S. 149. 129 Luther schreibt in einem Brief an Albrecht, er habe Schenitz die Zähn lassen ausbrechen und ein erzwungen Bekenntnis […] von ihme bracht, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2297 (12.? Februar 1536). Vgl. Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 202; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 33, 37f., 43. Nachweis­ lich überliefert ist die Folter nicht, vgl. Brecht, Verurteilung (2004), S. 77, auch Lück, Prozeß (2007), S. 143, wiewohl Anton schreibt: Hans Schenitz aber sey auff blosse vnbe­ gründte Judicia / so nicht bewisen worden / mit scharffer frage angegriffen /Derhalben sey Jm zu kurtz / gewalt vnd vnrecht geschehen, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. B4. 130 Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 116. Ein Notariatsinstrument hält Schenitz’ Aussagen fest, Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. U 2 XXX, Nr. 24. Das Notariatsinstrument vom 21. Juni 1535 wiederum, ebenfalls von der Hand des Wolfgang Keller, überliefert Schenitz’ Geständnis:

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Der Fall erregte Aufsehen schon im 16., dann vor allem im 19. Jahrhundert 131 und wurde bis in die heutige Zeit sowohl populär-132 als auch geschichtswissenschaft­ lich behandelt, zuletzt von Michael Scholz 133, Martin Brecht 134 und Heiner Lück 135. Die Schenitz-Affäre, wenn man diese als solche bezeichnen mag, könnte als einer der frühesten in dieser Ausführ­lichkeit dokumentierten Fälle von Wirtschaftskriminalität 136 bezeichnet werden, wenn unterstellt wird, daß Schenitz, wohl schon seit Beginn der 1520er Jahre, Waren auf Kredit kaufte, um sie dann an Albrecht weiterzuverkaufen, zum einen aber die Kredite nicht zurückzahlte, zum anderen die bezogenen Waren veruntreute 137. Mög­licherweise hat Schenitz aber nur versucht, auf diesem Wege die Gelder, die Albrecht ihm schuldete, zurückzuerhalten 138. In die heim­lichen practiken und hendel 139 waren gleichwohl beide verstrickt. Schon im Juni 1538 begann Anton Schenitz mit einer Schrift unter dem Titel „Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz wie sich die sachen zwisschen dem Cardinal von Meintz […] und seinem Bruder Hansen Schenitz zugetragen und er Herr Richter, Jha, ich bekenne es vund pin es gestendig […], Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. U 2 XXX, Nr. 25. Das schrift­liche Geständnis in Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. A 2: Erzstift Magdeburg, Nr. 190: Acta criminalia wider Hans von Schenitz wegen verübter grober Betrügereyen in Geschäften des Cardinals Erzbischofs Albrecht 1534 – 1537. Vgl. Lück, Prozeß (2007), S. 146. Vorbehalt­lich der Korrekturen bei Lück, Prozeß (2007), auch Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S.  57 – 67; Brecht, Verurteilung (2004), S. 78 – 80. 131 Siehe oben die Angaben in Anm. 9. 132 Seidel, Wünsch, Justizmord (2000). 133 Scholz, Residenz (1998), S. 102 – 105. 134 Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003); Brecht, Verurteilung (2004). 135 Lück, Prozeß (2007). 136 Obwohl Wirtschaftsvergehen als Indikatoren wirtschaft­lichen und sozialen Wandels interpretiert werden können, vgl. Kaiser, Wirtschaftsdelikte (1989), ist die Erforschung von Wirtschaftskriminalität in der frühen Vormoderne bislang von der Geschichtswissenschaft nicht sonder­lich intensiv betrieben worden. Einige Beispiele gibt Schubert, Alltag (2002), S. 210, siehe aber bspw. Häberlein, Wirtschaftskriminalität (1998), S. 699, der diesen Mangel mit Blick auf fehlende Untersuchungen zur Delinquenz von Mitgliedern städtischer Eliten bemerkt –, wiewohl die Kriminalitätsforschung selbst ja durchaus blüht, siehe nur die Arbeiten von Gerd Schwerhoff. 137 Vgl. Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 1; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 106, 119; Brecht, Erwerb (2005). 138 Vgl. zu den Kreditgeschäften zwischen Herr und Diener Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 53. 139 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. D2rf.

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vom Cardinal on Recht getödtet und seine Güter mit gewalt eingezogen und zur unbilligkeit gehemmet werden […]“ 140 eine publizistische Offensive zugunsten seines Bruders, auf den sogleich ein „Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht der Magdeburgischen Stadthalters und heimverordneten Rethe wider Anthoni Schenitz jüngst zu Wittemberg ausgangen Schandtbuch, wie sich die sachen mit Hansen Schenitz seins brudern Rechtfertigung zugetragen : und wo mit er den galgen wol verdient hat, und jm an seinem leib noch gutt, inn dem kein unrecht geschehen sey […]“ 141 folgte. Anton wiederum reagierte 1539 mit einer „Notwehre / auff das ertichte Buch / vnter Graff Philipsen von Mansfelt Stathalters / vnd beider Stiffte Magdeburg vnd Halberstad HofRhete namen / ausgegangen“ 142, in dem er unter anderem Briefe seines Bruders und des Kardinals sowie Prozeßakten 143 publizierte. Bericht, Gegenbericht und Notwehr bieten im Verbund mit anderen Quellen 144 die Mög­lichkeit, einzelne Aussagen zu überprüfen und zu

140 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), dazu VD 16, S 2639, siehe auch S 2638 und S 2640; notiert u. a. bei Hohenemser, Flugschriftensammlung (1925), S. 139, Nr. 1954; Thesaurus libellorum (1870 – 1874), Nr. 3579. Vgl. auch WA, Bd. 50, S. 392. Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 508 nach Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 55 – 82. Vorangegangen war mit Luthers Unterstützung eine Bitte Antons an Kurfürst Johann Friedrich um Vidimierung von Urkunden, welche die Ehr­lichkeit seines Bruders bezeugen, durch das Hofgericht, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2247 (28. September 1535). Der Kurfürst antwortete abschlägig und empfahl, diese nach Beglaubigung durch einen öffent­lichen Notar der geplanten Druckschrift einzufügen, WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2260 (6. Oktober 1535). 141 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), dazu VD 16 M 123, siehe auch M 121 und M 122; notiert u. a. bei Hohenemser, Flugschriftensammlung (1925), S. 139, Nr. 1952; Thesaurus libellorum (1870 – 1874), Nr. 2388. Nach WA, Bd. 50, S. 392 mög­licherweise von Türk verfaßt. Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 508 nach Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 55 – 82. 142 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), dazu VD 16 S 2637; notiert u. a. bei Hohenemser, Flugschriftensammlung (1925), S. 140, Nr. 1959; Thesaurus libellorum (1870 – 1874), Nr. 2389. Vgl. auch WA, Bd. 50, S. 393. Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 103 mit Anm. 508 nach Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 55 – 82. 143 Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. A 2: Erzstift Magdeburg, Nr. 190: Acta criminalia wider Hans von Schenitz wegen verübter grober Betrügereyen in Geschäften des Cardinals Erzbischofs Albrecht 1534 – 1537. 144 Wie etwa Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/14: Summarische Beschreibung de anno 1531 – 1541 vel Erzbischoff Albrechts zu Maynz und Magdeburg Regierung; Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer

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kontrollieren, so daß das hier wiedergegebene Bild als stimmig angesehen werden kann. Selbst Luther, aufmerksamer Beobachter seines Kontrahenten Albrecht 145, hat sich, wie erwähnt, in die Angelegenheit auf Seiten Schenitz’ eingeschaltet 146, ausdrück­lich auch in Erinnerung an die Ermordung des hallischen Stiftspredigers Georg Winkler 1528147. In einem offenen Brief vom 31. Juli 1535 an den Kardinal gibt Luther seiner Fassungslosigkeit über die Hinrichtung des Schenitz Ausdruck, denn […] solche schöne Tat E. C. H. wir nicht gläuben konnten, daß Hans Schanz, so hoch zuvor geliebter Diener sollt so plötz­lich und solcher Weise gehenkt sein von seinem liebsten Herrn 148. Noch deut­licher wird Luther in einem Schreiben vom Februar 1536149. Unumwunden nennt er den Tod des Schenitz Mord und greift Albrecht massiv an, habe Schenitz doch aufs hochest Vertrauen aus Befehl han­ deln 150 müssen. Deshalb müsse man billig den Cardinal zue Mainz längst zehen­ mal gehenkt haben an einen Galgen, der höher wäre denn drei Giebichenstein, als der St. Moriz Gut in so schänd­lich vernarret und vertut, schätzt und schindet das Bistumb nu uber dreizehnmal, und vernarret’s alles mit Geucherei und Pupperei 151. 1539 erschien dann, auch als Reaktion auf den Gegenbericht der erzbischöf­lichen

Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538; Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/20: Hansen Schenitz und seine Erben […]; u. a. 145 Zum Verhältnis Luthers zu Albrecht siehe u. a. Kunst, Martin Luther als politischer Berater (1976), S.  329 – 349; Hendrix, Martin Luther und Albrecht von Mainz (1982); Lohse, Albrecht von Brandenburg und Luther (1991); neuerdings Schilling, Doktor (2010). 146 Ein Überblick in WA, Bd. 50, S. 389 – 393. Zusammenfassend Hendrix, Martin Luther und Albrecht von Mainz (1982), S. 110 – 112. Grundsätz­lich und detailliert Brecht, Kiefner, Hinrichtung (2003), S. 69 – 74. Smith, Kunst (2006), S. 43, sieht den Schenitz-Fall geradezu als eines der Elemente in des Kardinals „Kunst des Scheiterns“. Ähn­ lich Winterhager, Urteil (2006). 147 WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2215 (31. Juli 1535), Nr. 2297 (12.? Februar 1536), vgl. Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 180; Kunst, Martin Luther als politischer Berater (1976), S. 335f.; Hendrix, Martin Luther und Albrecht von Mainz (1982), S. 104 – 106. Siehe auch WA, Bd. 50, S. 386f. 148 WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2215 (31. Juli 1535), zum Hintergrund des Schreibens ausführ­ lich WA, Bd. 50, S. 389, siehe auch Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 296. 149 WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2297 (12.? Februar 1536), zum Hintergrund des Schreibens ausführ­lich WA, Bd. 50, S. 389 – 391. 150 WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2297 (12.? Februar 1536). Interpersonales Vertrauen, Befehl, Gehorsam und Pf­licht sind allerdings kaum kompatibel, vgl. bspw. Luhmann, Vertrauen (2000), S. 52. 151 WA, Briefwechsel, Bd. 7, Nr. 2297 (12.? Februar 1536).

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Räte 152, Luthers Schrift „Wider den Bischof zu Magdeburg Albrecht Kardinal“ 153, in der Luther als Anwalt des seiner Meinung nach zu Unrecht hingerichteten Schenitz auftritt. Und 1541 schließ­lich publizierte Luther das gegen den Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel gerichtete Traktat „Wider Hans Worst“ 154, in dem Albrecht als der Hencker zum Gebichstein, […] da er Hans Schenitz ermor­ det. Er wolt der Richter und das selbs Recht selbs sein, Und Gott muste nichts und tod sein 155 gebrandmarkt wird. Immerhin war es Anton Schenitz 1541 dann doch gelungen, die Rückerstattung des eingezogenen Vermögens, darunter des Stadtpalastes „Zum Kühlen Brunnen“, durchzusetzen 156. Daß Schenitz scheiterte, mag aber auch weitere Ursachen gehabt haben. Scholz führt seine isolierte Situation innerhalb der Hofgesellschaft an 157. Zum einen verfügte Schenitz nicht nur über ein außerordent­lich hohes Dienstgeld, sondern hatte zusätz­lich das Angebot, Lehngüter im Wert von 3000 Gulden zu übernehmen 158. Nebenbei stand Schenitz aber auch in besonders intensiven Geschäftsbeziehungen zu seinem Schwiegervater, dem Leipziger Kaufmann Hieronymus Walther 159. Er verfolgte zudem gemeinsam mit seinem Bruder weiterhin die eigenen Geschäfte 160,

1 52 Vgl. WA, Bd. 50, S. 393. 153 Martin Luther, Wider den Bischof zu Magdeburg Albrecht Kardinal (1539), ed. WA, Bd.  50, S.  395 – 431. Vgl. Hennes, Albrecht von Brandenburg (1858), S. 296 – 298; Hendrix, Martin Luther und Albrecht von Mainz (1982), S. 111f. 154 Siehe unten ab S. 241 und S. 244. 155 Martin Luther, Hans Worst (1541), ed. WA, Bd. 51, S. 469 – 572, hier S. 557. Die Schrift selbst galt Heinrich II. dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel, siehe unten ab S. 241. Vgl. Lohse, Martin Luther (1997), S. 103 – 105, 156. 156 Tollin, Albrecht von Mainz und Hans von Schönitz (1878), S. 209; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 78 – 82; Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 30. Daß nach Albrecht Cordes/Frankfurt am Main in einer münd­lichen Mitteilung an mich kein Fall bekannt sei, in welchem Vermögen eingezogen worden wäre, mithin auch nichts zurückerstattet habe werden können, ist richtig, wenn die Angelegenheit an das Reichskammergericht gegangen wäre, was aber ja, siehe oben S. 29, nicht der Fall war. 157 Scholz, Residenz (1998), S. 104. 158 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C1v – C2r, Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 14, Scholz, Residenz (1998), S. 104, Brecht, Verurteilung (2004), S. 68. 159 Vgl. Brecht, Verurteilung (2004), 79. Zu des Schenitz weitgespannten Geschäftsverbindungen u. a. Brecht, Erwerb (2005). 160 Scholz, Residenz (1998), S. 104.

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kaum geschieden von denjenigen, die er im Auftrag seines Herrn unternahm, wiewohl es nicht zulässig ist, eine solch heutzutage selbstverständ­lich geforderte Trennung der Bereiche auf jene Zeit zu übertragen 161. Der Vorwurf frei­lich wurde ihm gemacht. Und Schenitz stellte seinen Reichtum zur Schau. In Halle errichtete er mit dem „Kühlen Brunnen“ den bedeutendsten hallischen Profanbau des 16. Jahrhunderts 162. Dazu hatte er 1522 die baufällige St. Lambert-Kapelle erworben, mit erzbischöf­licher Genehmigung abreißen lassen und als Steinbruch für seinen eigenen Bau benutzt 163, der am Ort eines ehemaligen Freudenhauses errichtet worden sein soll 164 – ein Umstand, der später im übrigen in ähn­licher Weise Albrecht zum Vorwurf gemacht wurde. Dieser soll Baumaterial abgebrochener Gotteshäuser für ein gemein lusthaus und in prophanum verwendet haben, wie Anton Schenitz schreibt 165. Der „Kühle Brunnen“, dessen Kosten sich nach Angaben von Schenitz auf 20.000 Gulden beliefen 166, beherbergte sowohl Wohn- als auch Geschäftsräume, und Schenitz erhielt das Ausschankrecht für Wein und Bier 167. Dieser Bau ist im übrigen das älteste erhaltene Gasthaus von Halle, heute 1 61 Vgl. etwa Groebner, Angebote (1998); neuerdings Fouquet, Finanzverwaltung (2010), hier v. a. S. 72 – 74 und 77 – 79. Für Schenitz mag dasselbe gelten, was Hesse, Amtsträger (2003), S. 18 unter Bezug u. a. auf den von Peter Moraw geprägten Begriff der „Mitunternehmerschaft“ für spätmittelalter­liche fürst­liche Amtsträger feststellt, siehe Moraw, Entfaltung (1984), S. 82f.: „Eine Trennung von öffent­lichem, fürst­lichem Amt und privaten Interessen war […] nicht mög­lich“. 1 62 Hierzu Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 35 – 78; Broda, Spurensuche (1998), S. 57 – 59; vgl. Schultze-Gallèra, Topographie (1920), v. a. S.  209 – 211; Findeisen, Altstadt (1986), S. 222; Rüger, Kühlebrunnen (1989); Krause, Albrecht von Brandenburg (1991), S. 347 – 352; Neugebauer, Andreas Günther (2006), S.  234 – 244; Lück, Prozeß (2007), S. 136f. Neuerdings Müller, Stadtpalast (2012). 163 Vgl. Rüger, Kühlebrunnen (1989), S. 74; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 16f.; Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 36, 42. 164 So Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 42. Nach Seidel, Wünsch, Justizmord (2000), S. 103, habe es sich um den sogenannten „Tittenklapp“ gehandelt, vgl. Schultze-Gallèra, Topographie (1920), S. 208. 165 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C2v. 166 Vgl. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 12: „Hans Schenitz’ Thätigkeit als Baumeister des „Neuen Baues“, nach den Flugschriften für und wider ihn“, S. 34*-37*, hier S. 36*, nach Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. C2v; Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), fol. H; Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. H3. 167 Vgl. Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 42.

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befindet sich hier seit einigen Jahren das Hallesche Brauhaus 168. Kolportiert wird auch, Schenitz sei mit einer Mätresse des Erzbischofs ertappt worden – der „Kühle Brunnen“ soll wiederum Albrecht für intime Zusammenkünfte gedient haben 169. Eine andere Version besagt, daß Schenitz im Fall einer für den hallischen Hof bestimmten Sängerin, die er in Italien abholte, Rivale des Erzbischofs geworden sei 170. All dies mag auch den Neid der erzbischöf­lich-höfischen Gesellschaft in Halle erregt haben. Ein Punkt, der Schenitz explizit im Prozeß zum Vorwurf gemacht wurde, war sein Verkehr mit denjenigen hallischen Ratsmitgliedern, die wegen ihrer lutherischen Gesinnung von Albrecht der Stadt verwiesen worden waren 171. Zum anderen aber war Schenitz Kaufmann und verhielt sich wohl auch in Hofkreisen als solcher 172 – Scholz nennt ihn einen „Fremdkörper“ in der höfischen Gesellschaft 173. In vertrauenstheoretischer Hinsicht mag man zu dem Schluß kommen, daß das Vertrauen des Kaufmanns und Händlers mit dem Vertrauen des Herrn nicht kompatibel war. Ein aus dem Jahre 1533 stammendes Portrait zeigt den 33jährigen Hans von S­ chenitz  174 „in der ganzen Pracht eines reichen Patriziers jener Epoche“ 175 (Abb. 1). Elegant angetan mit einem schwarzen Samtbarett und einem samtenen Wams mit

1 68 Siehe >www.brauhaushalle.de/index.html< [17.03.2010]. 169 Was Broda, Spurensuche (1998), S. 102 Anm. 454, entschieden bezweifelt, vgl. auch Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 44 – 4 6. So ganz eindeutig läßt sich dieses Gerücht jedoch nicht zurückweisen, zumal sich in unmittelbarer Nachbarschaft das Haus der Agnes Pless befand, der langjährigen Geliebten des Kardinals, vgl. Tacke, Agnes Pless (1990), S. 351. Siehe auch Schultze-Gallèra, Topographie (1920), S. 210. 170 Vgl. Dreyhaupt, Pagus Neletici (1749 – 1750), hier Tl. 2, S. 459; Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 120, kritisch Volkmann, Bauten der Renaissance in Halle (1956), S. 70; Winterhager, Urteil (2006), S. 160. Kolportiert auch bei Brückner, Conrad Faber (1963), S. 46. – Vgl. auch Witthöft, Vertrauen (2005), die das mittelalter­liche Phänomen des Stellvertreters behandelt, der über das Vertrauen in seine Fähigkeiten definiert sei, aber Verschwiegenheit zu wahren und damit seine eigene Selbstlosigkeit im Dienst des Herrn zu demonstrieren habe. 171 Hierzu Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 52 – 56, hier S. 55. Vgl. WA, Bd. 50, S. 386f. Vgl. Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 108. 172 Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 104 Anm. 515, nach Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 37 – 39. 173 Scholz, Residenz (1998), S. 105. 174 Auf der Rückseite des Bildes ist zu lesen HANS VON SCHENITZ : SEINES ALTERS XXXIII, siehe Brückner, Conrad Faber (1963), Abb. 60. 175 Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 27.

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Abb. 1: Hans von Schönitz. Gemälde von Conrad Faber aus Kreuznach 1533. Fürst­lich Hohenzollernsche Sammlungen, Sigmaringen176. Photographie: Reiner Löbe, Bingen

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176 Die Fotografie des Gemäldes und das Recht zur Publikation sind von den Fürst­lich Hohenzollernschen Sammlungen kostenfrei zur Verfügung gestellt worden, wofür ich insbesondere Frau Sabine Schmittem herz­lich danke. Abb. auch in Brückner, Conrad Faber (1963), Abb. 25, detaillierte Beschreibung ebd., S. 176f. Die nicht zuletzt bei Rauchfuss, Hans von Schenitz (1917 – 1918), S. 45, oder Freydanck, Hallesche Pfännerschaft (1930), S. 27 und Taf. XXI, und nicht nur bei Delius, Reformationsgeschichte (1953), der das Gemälde bei S. 64 abbildet, zu findende Zuschreibung Melchior Feselein – rsp. Feselen, Feselin, gest. 1538, vgl. Burghart, Melchior Feselen (2003); Eichler, Art. „Feselein“ (2003), die das Schönitz-Bildnis jedoch nicht im Werkverzeichnis des Feselein listet, allerdings dann zwei Jahre später unter explizitem Verweis auf diesen Art. wieder unter dem Stw. „Feselein“, in: Große Bayerische Biographische Enzyklopädie I, 2005, S. 505, der Hinweis auf Marcuard, Bildnis (1896) –, ist frei­lich falsch – vgl. bspw. auch Richter, Melcher Feselein (1909), hier S. 235 – 239 „Der Meister des Schönitzbildes“ –, ebenso die Behauptung, Schenitz habe sich während des Regensburger Reichstages 1532 porträtieren lassen. Brückner weist nach, daß das Gemälde von Conrad Faber stammt, siehe Brückner, Conrad Faber (1963), S. 46 – 52. Schenitz hat sich 1533 malen lassen. Die irrige Zuschreibung beruht v. a. auf der 1896 publizierten Arbeit des Fritz von Marcuard unter dem Titel „Das Bildniss des Hans von Schönitz und der Maler Melchior Feselen“ (1896). Ende des

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Silberstickerei, gefüttert mit heller Seide, darüber eine goldene Kette mit einem nicht näher bestimmbaren Schmuckstück, sind an der linken Hand, „eine prall gefüllte Geldkatze ergreifend“ 177, mehrere kostbare Ringe zu sehen, in der rechten hält er gar ein kurzes, silbernes Schwert 178. Erzbischof Albrecht ist später von Anton eine Rechnung präsentiert worden, die pitzschir und andere ring und ketten seines Bruders zur Zeit von dessen Gefangenschaft auflistet und auf etwa 350 fl. beziffert 179. Im Hintergrund ist ein Teil der Stadt Passau zu erkennen 180: Indiz dafür, daß das Bild nicht, wie verschiedent­lich angenommen, während des Regensburger Reichstages 1532 entstanden sein kann. Auf der Rückseite des Gemäldes ist das Wappen der Schenitz zu sehen – in einem blau und gold schräglinks geteilten Schild befindet sich ein einschwänziger, gold-blau geteilter Löwe nach rechts, der in der rechten Pranke ein goldenes Krönlein hält 181 – mit einer Variation der eingangs zitierten Devise 182: ZV FROM WILFÆRIG VND ZV FIL VERTRWĒ // SCHWECHT KRENCKT BRINGT GROS RAWEN 183. Schenitz’ Bildnis zeige eine selbstbewußte „Ellenbogennatur“, deren herrisches Auftreten wenig zu einem Kämmerer der hohen Geist­lichkeit passe, urteilt ­Wolfgang Brückner in seiner Interpretation des Bildes 184. Vielmehr offenbare sich hier „die Pose eines Heinrich VIII., des Kurfürsten Joachim II. von Sachsen [sic!] oder des Charles de Solier, Sire de Morette“ 185. Man muß dieser Interpretation nicht zustimmen, schon gar nicht dann, wenn Brückner schreibt, daß seinen Gesichtszügen „Intelligenz und Durchtriebenheit“ abzulesen sei 186, aber es ist doch 19. Jahrhunderts war das Portrait des Hans von Schönitz im Besitz Marcuards, heute befindet es sich im Schloß zu Sigmaringen in den Fürst­lich Hohenzollernschen Sammlungen, wohin es 1920 gelangte (freund­licher Hinweis von Peter Kempf, bis 2008 Bibliothekar und Konservator der Hohenzollernschen Hofbibliothek zu Sigmaringen). 177 Lück, Prozeß (2007), S. 137. 178 Beschreibung Brückner, Conrad Faber (1963), S. 47. 179 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/19: Handel […] 1535 – 1538, fol. 135, ed. Red­lich, Cardinal Albrecht (1900), Beil. 9: „Aus Hans Schenitz’ Rechnung. 1531 – 33“, S. 17*-29*, hier S. 29*. 180 Brückner, Conrad Faber (1963), Abb. 56. 181 Vgl. Siebmacher’s Wappenbuch, Bd. VI, 6. Abt.: Der abgestorbene Adel der Provinz Sachsen (1844), S. 152 mit Taf. 99. Siehe auch oben Anm. 110. 182 Brückner, Conrad Faber (1963), Abb. 60. 183 Vgl. unter dem Stw. „Trauen“ auch die umfäng­lichen sprichwört­lichen Warnungen vor allzu großem Vertrauen, Thesaurus proverbiorum medii aevi XI, 2001, S. 406 – 412, hier S. 407, 408, 408 – 412; Stw. „Vertraut“, ebd., XII, 2001, S. 227 – 229. 184 Vgl. Brückner, Conrad Faber (1963), S. 47. 185 Brückner, Conrad Faber (1963), S. 47. 186 Vgl. Brückner, Conrad Faber (1963), S. 47.

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auffällig, daß Schenitz sich in einer auch seinem kurz zuvor erneuerten Adel 187 entsprechenden Weise hat darstellen lassen, die von wenig Bescheidenheit zu zeugen und nahezu symbolisch auf seine exponierte Position zu verweisen scheint, dabei weder dem Hof noch der Stadt angeschlossen 188. Oder zeigt sich hier nur die auf die Verläß­lichkeit der Beziehung zum Herrn abgestellte „glänzende Schauseite des sozialpsychologischen Moments Vertrauen“ 189, sichtbar gewordene Reputation 190 in einer „Kultur der Visualität“ 191? Bei kaum jemand hatte Schenitz nach seinem Fall Rückhalt gefunden. Er besaß keine der zu seiner Zeit zunehmend notwendigen akademischen Ausbildungen 192, was einer sozialen Integration in die Führungsschicht des Hofes 187 Hierzu oben S. 31 mit Anm. 110. 188 Frei­lich ist auch eine andere Lesart mög­lich: Schenitz als Beispiel für die – wiewohl in seiner Person gescheiterte – zunehmende Verschmelzung der Eliten von Stadt und Hof, vgl. Hecht, Symbiosen (2006), S. 278; exemplarisch Meinhardt, Chancengewinn (2006). Allg. zu einer differenzierten Betrachtungsweise stadtadligen Selbstverständnisses Fouquet, Stadt-Adel (2002), vgl. Fouquet, Zwischen Nicht-Adel und Adel (2001). 189 Fouquet, Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien (2009), S. 115. 190 Vgl. Selzer, Ewert, Verhandeln und Verkaufen (2001), S. 152, wobei es den Autoren, siehe S. 146, allerdings um die Überschneidung von ökonomischen Interessen und verwandtschaft­lichen Kontakten geht. Vgl. Fouquet, Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien (2009), S. 115. Siehe auch unten Anm. 79. Neuerdings bringt Michael Rohrschneider den Begriff der Reputation als zusätz­liche, die Frühe Neuzeit bestimmende „Leitkraft“ in Stellung und zeigt den analytischen und interpretativen Nutzen dieser Kategorie am Beispiel internationaler Beziehungen der Frühen Neuzeit, Rohrschneider, Reputation (2010), siehe schon Seresse, Schlüsselbegriffe (2009), S. 77f. Hätte Rohrschneider sich in seiner verdienstvollen Studie auch mit der Vertrauensforschung beschäftigt, hätte er erkennen können, daß das monarchische Reputationsstreben und -verständnis einerseits nicht nur, wie er richtig schreibt, in agonaler Weise konfliktfördernd gewesen sei, andererseits der Wahrung eines Status quo gedient habe, sondern auch dem Werben um Vertrauenswürdigkeit. Somit kann Reputation auch als Ausweis eines Distanzen überwindenden Vertrauens verstanden werden, das nicht zwangsläufig auf personale Nähe angewiesen ist, vgl. etwa Thiessen, Windler, Einleitung (2005), S. 11. 191 Entspr. der Bestimmung höfischer Kultur bei Wenzel, Spiegelungen (2009). 192 Vgl. u. a. etwa Noflatscher, Funktionseliten (2002); Baeriswyl-Andresen, Akzeptanz der Grade (2007). Grundlegend die Untersuchungen Boockmann, Mentalität (1981); Moraw, Juristen (1986); Heinig, Juristen (1998). Bihrer, Konstanzer Bischofshof (2005), S. 551, macht deut­lich, daß die Höflinge am bischöf­lichen Hof vor allem „ihre adelige Herkunft, ihre höfische Lebensform und ihre Bildung“ betont haben. Akademische Bildung im hier interessierenden Zeitraum war schließ­lich nicht nur am Hof selbst insbes. für nichtadelige Aufsteiger von Vorteil, vgl. auch Roll, Reichsregiment (1998), S. 322, sondern auch für regionale und lokale Verwaltungspositionen, Hesse, Amtsträger (2003), S. 356 – 378.

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hilfreich gewesen wäre 193. Die Hofräte verwiesen ausdrück­lich darauf, welches Mißtrauen der große Bau des „Kühlen Brunnens“ bei ihnen geweckt habe 194. Selbst der Schenitz wohlgesonnene anonyme Verfasser der zeitgenössischen „Summarischen Beschreibung“ bestätigt dies implizit, wenn er schreibt, Schenitz sei eyn treffenticher, synreycher man gewesen, von tapfern fursten gebeude anczwgeben vnd dieselbien selber zw entwerffen, wie ihme alle werckmeyster des ein gros geczeugnus gegeben, serhe geschickt 195. Mög­licherweise ist Schenitz von interessierter Seite aber auch sch­licht denunziert worden 196. So vermerkt der Autor der „Summarischen Beschreibung“, daß ihme auch der lob­liche addell gantz unguns­tigk und serhe feyndt whar, und ane allen zweyffell ihme zu hoffe zu solchem falle gutthe foddernuß gethan haben 197. Albrecht blieb unnachgiebig. Selbst ein Antrag der Familie, den Körper vom Galgen nehmen zu dürfen, wurde abgelehnt 198. Es ist überliefert, daß Albrecht in seiner Antwort hinzufügte, nötigenfalls werde er den Körper noch mit einer Kette befestigen lassen 199, was tatsäch­lich bereits im Vorwege von ihm veranlaßt 193 Vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 104f. 194 Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 26, vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 105 mit Anm. 518. 195 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 8948/14: Summarische Beschreibung de anno 1531 – 1541 vel Erzbischoff Albrechts zu Maynz und Magdeburg Regierung, fol. 40v. Vgl. Krause, Albrecht von Brandenburg (1991), S. 350. 196 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 235 Helmst. 8° [1]: Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz […] (1538), fol. E2r; vgl. Hertzberg, Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale (1889 – 1893), hier Bd. 2, S. 108 Anm. 1, S. 120f.; Hülsse, Kardinal Albrecht […] und Hans Schenitz (1889), S. 21f.; Scholz, Residenz (1998), S. 105 mit Anm. 520. Die Räte Albrechts nutzten in ihrer Schrift schließ­lich auch das gängige Bild des Höflings, der sich bei seinem Herrn eingeschmeichelt, jnsinuirt, habe, in Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [11]: Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht […] (1538), fol. A4v. Ebd., fol. B1r, wird aber auch darauf verwiesen, daß sich ein Reichsfürst bei Albrecht beklagt habe, Schenitz habe schenckung bei Geschäftsabschlüssen gefordert. Anton Schenitz hat vermutet, daß es sich um Georg von Brandenburg-Ansbach handele, Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yt 2 Helmst. 4° [12]: Anthonij Schenitz Notwehre […] (1539), fol. C1rf. 197 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8948/14: Summarische Beschreibung de anno 1531 – 1541 vel Erzbischoff Albrechts zu Maynz und Magdeburg Regierung, fol. 40v, vgl. Scholz, Residenz (1998), S. 105 mit Anm. 516; Delius, Reformationsgeschichte (1953), S. 6. – Ein ähn­lich gelagerter Fall ist der des 1601 hingerichteten kursächsichen Kanzlers Nicolaus Krell, Krell, Verfahren (2006). 198 Lück, Prozeß (2007), S. 147. 199 So der erzbischöf­liche Rat Johann Hornburg in einer Mitteilung an Fürst Georg von Sachsen-Anhalt am 1. Oktober 1536, Dessau, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, GAR Neue

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worden war 200. Nichts markiert deut­licher das Ende einer vertrauten Beziehung als der gewaltsame Tod des einen durch die Hand des anderen 201. *** Die Affäre Schenitz bietet ein ausnehmend gut überliefertes und erforschtes Bild der Beziehung eines Herrn zu seinem Diener. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand und sind natür­lich auch durch das gerichtsnotorische Ende dieser Beziehung bestimmt. Was die Überlieferung betrifft, so verdankt sich diese den unterschied­ lichen Interessen der mit Albrecht und Luther überdies geschichtswirksam prominenten Protagonisten. Sie bedienten sich zudem des neuen, überlieferungsfreund­ lichen Mediums des Buchdrucks, befördert durch eine sich zunehmend deut­licher abzeichnende Frontstellung im Horizont der aufziehenden Reformation. Luther nutzte auf Seiten der Schenitzschen freundschaft den Konflikt, um gegen Albrecht zu polemisieren, Anton von Schenitz wollte wohl vor allem das eingezogene Vermögen zurückerhalten, Albrecht wiederum hatte in erster Linie die Lösung seiner finanziellen Probleme vor Augen. Und so hinterließen alle Parteien ihre schrift­lichen Spuren. Die Forschung folgte diesen Spuren 202, hatte aber weniger jene Affäre oder gar das vertraute Verhältnis Albrechts zu Schenitz um ihrer selbst willen im Blick denn als erkenntnisfördernden, aber nicht selten durchaus instrumentalisierten Baustein der Reformations- und Lutherforschung sowie einer auch stadt- und lokalgeschicht­lich orientierten Renaissance- und Architekturforschung. Jenes Vertrauensverhältnis des Herrn zu seinem Diener wird dabei zwar stets thematisiert, aber nicht eigens und als solches problematisiert. Die Auseinandersetzung zwischen Schenitz und Albrecht diente und dient zudem der Konturierung des Bildes von Albrecht, zumal bis heute eine moderne geschichtswissenschaft­liche Biographie Albrechts fehlt. Die Causa Schenitz hat dabei die Aufgabe, als zentrales Element des Kardinals „Kunst des Scheiterns“ zu veranschau­lichen, wie Jeffrey Chipps Smith richtig urteilt 203. Doch erlaubt uns die Überlieferung auch einen

Sachordnung, Nr. 616a, fol. 48r, zit. auch bei Scholz, Residenz, S. 105 mit Anm. 521. 200 Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. A 2: Erzstift Magdeburg, Nr. 190: Acta criminalia wider Hans von Schenitz wegen verübter grober Betrügereyen in Geschäften des Cardinals Erzbischofs Albrecht 1534 – 1537, fol. 141v, vgl. Brecht, Verurteilung (2004), S. 83. 201 Siehe auch unten ab S. 220 den Fall des Hans von Hutten. 202 Lesenswert zum Gebrauch dieser Metapher und der entsprechenden Vorgehensweise aus literaturwissenschaft­licher Perspektive Kessler, Spurtenlesen (2010). 203 Smith, Kunst (2006), S. 43.

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Blick hinter die zeitbestimmt politischen, konfessionellen oder repräsentativen Kulissen auf jene spezifische Bindung zweier Menschen. Diese erhält ihre Spezifik dadurch, daß der eine dem anderen „traut“ 204, anscheinend auf Gedeih und Verderb, wodurch ein formal kaum überwindbares hierarchisches Gefälle überwunden werden kann 205, das Herrn und Diener aber doch stets voneinander trennt und dadurch im Zweifelsfall auch des einen Verderb von des anderen Gedeih abhängen läßt: Albrecht hatte durchaus recht, wenn er drohte, daß er einen andern stil finden würde. Schenitz wiederum hat, frei­lich erst spät, deut­ lich erkannt, wie prekär seine auf Vertrauen gegründete Stellung war, insbesondere sein Wappenspruch – mög­licherweise schon vor seinem gewaltsamen Ende formuliert 206 – mag dies bestätigen. Doch ganz offensicht­lich ging es ohne einen vertrauten andern nicht, anscheinend war der Herr auf jenen einen angewiesen wie jener auf den Herrn 207. Postuliert wird, daß dies nicht nur für Albrecht und Hans Schenitz galt 208. Untersucht werden soll dies wegen der zunehmenden Überlieferungsdichte und auch wegen der zu jener Zeit einsetzenden Begriffsbildung, was das unterstellte Bindungsprinzip anbelangt – wiewohl eine Geschichte des Vertrauens nicht erst mit der Etablierung einer entsprechenden Begriff­lichkeit einsetzt 209 – exemplarisch im Blickfeld des endenden Mittelalters beziehungsweise der beginnenden

204 Vgl. das Stw. „trauen“, in: Deutsches Wörterbuch XXI, 1935, Sp. 1326 – 1356, hier Sp. 1353: „trauen heiszt zunächst vertrauen“, und die Beispiele ebd., Sp. 1354 – 1356. 205 Vgl. auch Butz, Hirschbiegel, Vorwort (2009). 206 Aber, wie Schultze-Gallèra, Topographie (1920), S. 210, 225 mit Anm. 7, 258f., nicht ohne Berechtigung vermutet, ist dieser Wappenspruch wohl erst nach der Restituierung des Vermögens 1546 angebracht worden. 207 Und nach Tania Blixen, aristokratische Verkörperung des Alten Europa, was Haltung und Selbstverständnis anbelangt, zeige sich dieser gegenseitig sich bedingende Zusammenhang in dem Diktum „Ein Herr ist nur soviel wert wie seine Diener“, vgl. u. a. das Kap. „Farah“, in: Blixen, Schatten ([1960] 1992), S. 5 – 39, hier v. a. S. 9f., 18 (freund­licher Hinweis der Blixen-Expertin Ute Klünder, der ich dafür herz­lich danke). Das Zitat im Spielfilm Out of Africa ( Jenseits von Afrika), USA, 1985, Sydney Pollack. 208 Und Albrecht – wie auch andere Herren – verfügte nicht nur über jenen einen Vertrauten, den er im gegebenen Zusammenhang für seine finanziellen Bedürfnisse benötigte. So stand ihm in Halle für administrative Belange, wie oben beiläufig erwähnt, sein Kanzler Christoph Türk zur Verfügung, siehe oben S. 18 mit Anm. 28. Gilt Liebe als Sonderform einer vertrauten Beziehung, so wären hier auch Albrechts Mätressen Ursula Riedinger, siehe bspw. Merkel, Albrecht und Ursula (2006), und Agnes Pless, siehe bspw. Tacke, Agnes Pless (1990), zu nennen. 209 Dazu auch unten S. 53 – 56, aber auch S. 70.

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Frühen Neuzeit 210 an den Höfen dieser Zeit. Die zentralen Fragen gelten jenem einen andern, der von besonderem Einfluß ist und Handlungsspielräume besetzt, die außerhalb seiner (formal) hinreichend legitim definierten (Amts-)Kompetenzen liegen, der sich daraus ergebenden Notwendigkeit zur Kompensation fehlender Legitimität beispielsweise durch Wissen, Können, Besitz, Kontakte, Beziehungen, den Voraussetzungen, der Art und den Folgen dieses Einflusses, folg­lich dem in dieser Hinsicht je spezifisch geprägten Verhältnis zwischen einem Diener und seinem Herrn und der Funktion, die diese Beziehung für den einen wie den anderen hatte: Manifestationen beiderseitigen Vertrauens in der oben beschriebenen Weise? Doch was ist Vertrauen und wie läßt es sich feststellen? Schließ­lich: Taugt Vertrauen als geschichtswissenschaft­lich nutzbare analytische Kategorie oder ledig­lich als Interpretament 211?

210 Die Periodisierung folgt hier der Konvention und kann nicht eigens problematisiert werden, siehe neuerdings Die Frühe Neuzeit als Epoche (2009), hier v. a. die Beiträge von Laurenz Lütteken, Sandra Richter, Philippe Büttgen und Christian Freigang. Zur Periodisierung aus Sicht der Mittelalterforschung bspw. Schubert, Grundprobleme (1992), S. 1 – 21. Vgl. auch die Sammelbände The Renaissance (1959) zur Frage: Medieval or Modern?, sowie Renaissance Medievalisms (2009). Zur Frühen Neuzeit als Epoche mit einem profunden Forschungsüberblick im Rahmen eines Bandes zu Modellen politischer Ordnungen von der Antike bis zur Gegenwart bspw. Schorn-Schütte, Staatsformen (2004), hier zum Reich u. a. S. 145. 211 Soziologische bzw. sozialwissenschaft­liche Studien – siehe bspw. Zwingenberger, Soziales Kapital (2003), vgl. Endress, Vertrauen (2002), S. 53 – 65 –, (sozial)psychologische – siehe bspw. Bierhoff, Buck, Vertrauen (1984), Petermann, Psychologie (1996), oder Kassebaum, Interpersonelles Vertrauen (2004) – oder wirtschaftswissenschaft­liche – siehe bspw. Reputation und Vertrauen (2005) oder Friedrich, Vertrauenswürdiges Verhalten (2005), der es um die Prognostizierbarkeit vertrauensbedingten Verhaltens in Interaktionssituationen geht – belegen die Meßbarkeit bzw. den empirisch feststellbaren Nachweis von Vertrauen, das somit zumindest in diesen Wissenschaftsbereichen durchaus als analytische Kategorie bei der Untersuchung interaktiv-kommunikativer Zusammenhänge genutzt wird.

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Einführung

II. Zur Theorie: Vertrauen und Vertrauensforschung An den französischen Höfen der Zeit Karls VI. hat es Personen gegeben, die, obwohl selbst keine Fürsten, höfisch beschenkt wurden und auch selbst höfisch schenkten, wie eine Untersuchung des höfischen Geschenkverkehrs am Beispiel des Gabentausches zum Neuen Jahr hat zeigen können 1: Trotz festgefügt scheinender hierarchisch aufgebauter Strukturen bestand ganz offensicht­lich die Mög­lichkeit, einzelne vor anderen durch aktive und passive Einbindung in ansonsten rein fürst­lich besetzte Bereiche des höfischen Geschenkverkehrs auszuzeichnen 2. Dieses Personal, das in intensiven Nahbeziehungen zu dem jeweiligen Fürsten stand 3, ist als von der Gunst des Herrn abhängig qualifiziert, die Personen selbst sind begriff­lich unter dem Rubrum „Günstlinge“ erfaßt worden 4. Dies sind jedoch, wie oben am Beispiel der Affäre Schenitz vorgeführt, nicht stets haltbare Interpretationen, denn es handelt sich meist um Träger persön­lichen Vertrauens oder Vertraute. Besonders deut­lich zeigt sich dies bei der Beziehung des burgundischen Höflings Guy de La Trémoïlle zu seinem Herrn, Herzog Philipp dem Kühnen. Dieser hat sogar testamentarisch verfügt, daß Trémoïlle in der fürst­lichen Grablege beigesetzt werde, weil „er im Leben und im Tod nahe bei seinem engsten Freund sein wollte“, wie Renate Prochno in ihrer Untersuchung über die Kartause von Champmol formuliert 5. Und auch Prochno spricht explizit von „Gunstbeweisen“ 6. Allerdings sind diese Interpetationen im engen Zusammenhang mit dem einstigen Stand der Forschung zu sehen. Mit „The World of the Favourite“ 7, „Der Zweite Mann im Staat“ 8

1 Hirschbiegel, Étrennes (2003). 2 Siehe auch oben Anm. 33. Zu einer quantitativen Auswertung des höfischen Geschenkverkehrs hinsicht­lich der Frage nach Nähe und Distanz der Teilnehmer vgl. Caliebe, Hirschbiegel, Philipp der Kühne (2007). 3 Eingängig auch Müller, Gedechtnus (1982), S. 26. 4 Siehe auch Hirschbiegel, Zeichen der Gunst (2002); Hirschbiegel, Konstruktion (2004). 5 Prochno, Kartause (2002), S. 172f. mit Anm. 375. Im Testament Philipps heißt es: […] Item que en quelque lieu je soie ent[er]ré soit en l’eglise de mad[i]te chappelle ou en lad[i]te eglise des chartreux, que le corps de mon tres ch[e]r et feal cousin et chambellan le sire de la Trimoille et de Sully soit ent[er]rés au plus pres de mes piés se p[re]mierement je trespasse. Et se il t[re]spasse devant moy que son corps soit enterré au plus pres du lieu ouquel les piés de mon corps devront reposer […], zitiert nach ebd., S. 348. 6 Prochno, Kartause (2002), u. a. S. 168. 7 The World of the Favourite (1999). 8 Der zweite Mann im Staat (2003).

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und „Der Fall des Günstlings“ 9, um nur drei einschlägige Titel zu nennen, sind vor einigen Jahren neben einer Fülle von Einzelfallstudien eine Reihe von Arbeiten erschienen, die sich dieses Themenfeldes angenommen haben. Eine systematisch-vergleichende Untersuchung zu diesem typischen Phänomen hierarchisch strukturierter, vormodern-vorstaat­licher Ordnungen liegt bislang gleichwohl nicht vor, obschon Peter Moraw und Werner Paravicini bereits Anfang der 1990er Jahre das Erfordernis der Erforschung jener Beziehungen unter den herrschaftsorientierten Bedingtheiten der familiaritas formuliert haben 10, jener familiaritas als „Ausdruck einer allgemeinen Vertrauensstellung und eines besonderen Status am Hof sowie der Zugehörigkeit zu einer sozialen wie funktionalen Elite innerhalb der Hofgesellschaft“ 11. Dies mag daran liegen, daß es bis heute an einer theoriegeleiteten Fragestellung fehlt, die eine auch begriff­lich präzise und differenzierte Annäherung an diesen Gegenstand ermög­licht hätte, wie ja allein schon die genannten Titel zeigen. In der Literatur wimmelt es entsprechend von Günstlingen und Favoriten, Vertrauten und Freunden 12 in nicht selten synonymer 9 Der Fall des Günstlings (2004). Es ist bemerkenswert, daß bspw. die Arbeiten von F ­ revert in keinem einzigen Beitrag rezipiert werden, wiewohl der Vertrauensbegriff nahezu inflationär Verwendung findet. 10 Moraw, Könige (1993), S. 5 Anm. 11; Paravicini, ritter­lich-höfische Kultur (1994), v. a. S. 9. Bezeichnenderweise stellt schon Zedler Vertrauen unter dem Stw. „Vertrau­lichkeit“ in diesen Zusammenhang: „Vertrau­lichkeit, Familiaritas, ist eine gewisse Gemüths-Beschaffenheit, welches ihr Wesen in dem Vertrauen hat“, meint Zedler, Universallexicon, XLVIII, 1746, Sp. 33f., hier Sp. 33. Vgl. auch Oexle, Aspekte (1990), S. 27 zur familia als zentralem Element des adligen Hauses neben Behausung, Hausrat, Besitz, Vermögen und Geschlecht. 11 So explizit Kintzinger, Art. „Familie [weitere]“ (2005), S. 58, vgl. Althoff, Symbolische Emotionen (2008), S. 255, zum familiaris, ausgezeichnet durch herrscher­liche Gesten, „Zeichen der Vertrautheit“, die dessen Einfluß anzeigen, vgl. schon Althoff, Verwandte (1990), S. 99; Althoff, Verwandtschaft (1997), v. a. S. 196f.; Althoff, Huld (1997). Siehe auch Schnell, Kommunikation (2009), S. 131 mit Anm. 15. 12 Siehe nur die einschlägigen Epitheta, mit denen in den Artikeln des dynastisch-topographischen Teiles des Handbuches Höfe und Residenzen (2003) all jene bedacht werden, die in exzeptioneller Nähe zum Herrn standen: Hans von Liechtenstein-Nikolsburg wird als „Berater und Favorit“ gehandelt (Art. B.7. Österreich), Jobst von Hain und Bernhard von Mila als „engste Vertraute“ (Art. B.7. Sachsen), als „Vertraute“ Wernhard von Marsbach (Art. B.3. Seckau, Bfe. von), Hermann von Rusworm (Art. B.1. Rudolf II.), García de Loaysa (Art. B.1. Karl V.), Siegmund Prüschenk (Art. B.1. Friedrich III.), Berthold von Grausbach-Neiffen (Art. B.1. Ludwig IV. der Bayer), Ulrich von Walsee-Graz (Art. B.1. Friedrich der Schöne), Friedrich von Treffurt (Art. B.1. Heinrich Raspe), Werner und Philipp von Bolanden, Konrad von Winterstetten und Heinrich von Neuffen (Art. B.1. Friedrich II.) oder Otto von Henneberg (Art. A. Henneberg), als „Günstlinge“

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und umgangssprach­licher Verwendung der Begriff­lichkeiten ohne eine deut­liche Scheidung der einzelnen Typen und ohne daß im je gegebenen Einzelfall kaum jemals über das zugrundeliegende Prinzip der sozialen Bindung zwischen diesen doch unterschied­liche Beziehungsqualitäten verkörpernden Figuren und ihren herrschaft­lichen Beziehungspartnern nachgedacht worden wäre 13. Ein solches Bindungsprinzip ist aber mit Vertrauen gegeben, Vertrauen, das in einer je spezifischen Ausprägung allerdings nicht nur bei Beziehungen zwischen einem Herrn als Gönner und seinem Günstling, Favoriten, Träger persön­lichen Vertrauens oder Vertrauten 14 oder bei freundschaft(sähn)­lichen Verbindungen Rangungleicher aufscheint, sondern auch bei jenen zwischen einem Patron und seinem Klienten 15. Gleichwohl liegen einerseits zu den jeweiligen Typen 16 (weib­

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erscheinen Robert Dudley von Leicester (Art. C.7. Den Haag) oder Konrad von Vechta (Art. B.1. Wenzel), „in Gunst“ stehen Michael de Pavie (Art. B.1. Karl V.) oder Eberhard von Tanne-Waldburg (Art. B.1. Friedrich II.), „Freund“ sind Hermann von Chilli (Art. A. Cilli) oder Boleslaus I. der Tapfere (Art. A. Piasten), zudem ist unspezifisch von „vertrauten Beziehungen“, „Begünstigten“, „Vertrauensstellungen“, „Getreuen“ usw. die Rede. Siehe aber den Versuch des Verf. einer theoretischen Annäherung an die Figur des Günstlings, Hirschbiegel, Konstruktion (2004), oder die Studie von Sven Rabeler über die Verbindung zwischen Gunst und Vertrauen mit zahlreichen Beispielen Rabeler, Vertrauen (2004). Siehe auch Rabeler, Lebensformen (2006), S. 279 – 282 zur Problematisierung des Begriffs. Eine Besonderheit stellt die Gruppe der sogenannten Hoffaktoren bzw. Hofjuden dar, die in einem spezifischen, nicht selten prekären Verhältnis zur Herrschaft stand, siehe Schnee, Hoffinanz (1953 – 1967), mit zahlreichen Beispielen; eine neuere, Einzelfälle behandelnde Studie gibt bspw. Auge, Holzinger, Enzlin, Oppenheimer (2004). Auch unehe­liche Abkömmlinge des Herrn, siehe etwa Spiess, Familie (1993), S. 383, exemplarisch Auge, Grafensohn (2005), dem Zölibat unterliegende Geist­liche oder Kastraten – am spätantiken Kaiserhof Eunuchen, siehe Schlinkert, Hofeunuch (1994); Scholten, Hofeunuch (1998) – können spezifische Merkmale bieten, die herrschaft­liches Vertrauen begründen können, das sich aber in erster Linie an diesen Merkmalen orientiert, nicht an der jeweiligen Person. Siehe insbes. Eisenstadt, Roniger, Patrons (1984), vgl. Rabeler, Vertrauen (2004); Hirschbiegel, Konstruktion (2004), S. 37 mit Anm. 84, dort die wesent­liche Literatur; neuerdings Hengerer, Amtsträger (2005). Bůžek, Informelle Kommunikation (2005), S. 90, sieht im Vertrauen das Fundament von Patron-Klient-Beziehungen. Siehe auch Teuscher, Bekannte (1998), S. 166, der für einen differenzierten Umgang mit dem Vertrauensbegriff wirbt, da dieser auch in Umschreibungen in der Überlieferung durchaus als Topos Verwendung finden kann und dann eher einer Konvention entspricht denn einem authentischen Ausdruck von Vertrauen. Siehe etwa zum Typus des Gönners exemplarisch Teuscher, Bekannte (1998), S. 159, in germanistischer Perspektive Bumke, Mäzene (1979), hier v. a. Kap. 1, S. 13 – 41, und Backes, Leben (1992). „Freunde, Gönner, Getreue“ erforscht das Freiburger

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liche Formen stets mitbedacht, zu denen auch Mätressen, Konkubinen, Geliebte 17, aber auch Illegitime 18 zu zählen wären), andererseits zum Bindungsprinzip selbst zwar nur vereinzelte, aber doch durchaus grundsätz­liche, partiell auch das Mittelalter betreffende geschichtswissenschaft­liche Untersuchungen vor. So fragt beispielsweise Dorothea Weltecke in einer Studie aus dem Jahr 2003 danach, ob es Vertrauen im Mittelalter überhaupt gegeben habe 19, Beiträge einer Münsteraner Tagung, die 2004 stattfand, beschäftigen sich mit „Vertrauensbildung durch symbolisches Handeln“ 20. Ein grundlegendes Problem scheint darin zu bestehen, daß neben dem genannten Mangel an theoretischer und begriff­lich-definitorischer Klarheit bislang auch keine Übereinstimmung über zeit­lich bestimm- und begrenzbare Geltungshorizonte sowohl des einzelnen Beziehungstyps als auch des Bindungsprinzips in seinen spezifischen Ausprägungen erzielt werden konnte. Am Beispiel von Gunst und Günstling wird diese Problematik besonders offenkundig. Während Gunst, wie erwähnt, undifferenziert und pauschal als überzeit­lich gültige

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Graduiertenkolleg 1288, URL >www.grk-freundschaft.uni-freiburg.de/< [07.08.2010]. Zum Günstling insbes. der genannte Titel Der Fall des Günstlings (2004). Den auch synonym zum Günstling verwendeten Begriff des Favoriten behandelt lexikalisch Asch, Art. „Favoriten“ (2005), ausführ­lich und exemplarisch The World of the Favourite (1999), und Der zweite Mann im Staat (2003). Nach Burke, Höfling (1990), S. 150 – 153, seien es die Favoriten gewesen, die als wesent­liche Großgruppe am Renaissancehof neben Hochadel, Dienstboten und Hofbürokraten existiert hätten. Die Figur des Vertrauten ist geschichtswissenschaft­lich bislang nicht untersucht worden, siehe hingegen zum weib­lichen Pendant der Vertrauten die germanistische Studie Bleumer, Vertrauen (2005). Freund und Freundschaft sowie Klientelismus haben die weitreichendsten geschichtswissenschaft­lichen Untersuchungen erfahren, siehe bspw. Seidel, Freunde (2009), hier zum Forschungsstand S. 19 – 21, im Sammelband Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft (2009) v. a. der Beitrag Oschema, Riskantes Vertrauen (2009), wesent­lich die Bände Freundschaft oder „amitié“ (2007) rsp. Freundschaft und Verwandtschaft (2007), hier v. a. der Beitrag von Kerstin Seidel und Peter Schuster) sowie exemplarisch Oschema, Freundschaft (2006); Müller, Besiegelte Freundschaft (2010); neuerdings Kühner, Freundschaft (2013), siehe hier zum Zusammenhang von Freundschaft und Vertrauen S. 234. Zu Klientelbeziehungen siehe oben Anm. 15, neuerdings Mączak, Klientelbeziehungen (2005), der schon im Titel seinen Gegenstand sinnigerweise als „ungleiche Freundschaft“ bestimmt. Hierzu etwa der bereits genannte Titel Konkubinate geist­licher und welt­licher Fürsten um 1500 (2006), spezifisch Widder, Konkubinen (2004), oder Ruby, Mätresse (2004), und Heinig, Konkubinat (2002). Siehe auch oben Anm. 169 und 208. Die Positionen Unehe­licher als Vertraute ihres Vaters wären ein eigenes Untersuchungsfeld, vgl. Spiess, Familie (1993), S. 383. Weltecke, Vertrauen (2003). Vertrauensbildung (2005).

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und alternativlose Grundlage der sozialen und kommunikativen Strukturen des Hofes apostrophiert wird 21, weist vor allem die Frühneuzeitforschung das Phänomen des Günstlings respektive Favoriten erst dem 16., 17. und auch 18. Jahrhundert zu 22. Dagegen verweist die Mittelalterforschung nicht zuletzt auf den secundus a rege 23, der bekannt­lich nicht erst 751 an prominenter Stelle in Erscheinung trat 24. Das Vertrauen des Herrn in Funktion und Mechanik von Gunst scheint sich aber vom Vertrauen des Herrn in die einzelne Person grundlegend zu unterscheiden, zumal der Gunstmechanismus eher den Herrn als den Hof erklärt, das Konzept des Vertrauens aber eine typologische Engführung auf die Figur des Günstlings vermeidet. Wenn jedoch personenorientiertes Vertrauen höfische Nahverhältnisse besonderer Intensität Rangungleicher begründet und damit auch die Figur des Vertrauten im Unterschied etwa zum Günstling und Favoriten oder Freund etabliert, ist eine differenzierte begriff­liche und theoretische Auseinandersetzung mit diesem Phänomen notwendigerweise geboten, die hinsicht­lich der theoretischen Behandlung von Vertrauen dann zwangsläufig auch von den vor allem von den Sozialwissenschaften erarbeiteten Grundzügen ausgehen muß, um Kriterien für

21 Siehe oben S. 18, vgl. Winterling, Fürstenhof (1999), S. 38, und entspr. schon die Ausführungen zum Stw. „Hof “ bei Zedler, Universallexicon XIII, 1735, Sp.  404 – 412. 22 Siehe u. a. Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt (1999), S. 166 – 171, reiche bibl. Angaben ebd., S. 566f., entspr. deut­lich The World of the Favourite (1999). Vgl. Asch, Schlußbetrachtung (2004), siehe auch die Rezension des Bandes Der Fall des Günstlings (2004) von Michael Kaiser, in: sehepunkte 6,3 (2006), URL: >www.sehepunkte. de/2006/03/6946.html< [15.03.2006]. Und es gilt als Stand der Forschung, daß die Figur des Günstlings erst mit der Etablierung des „Günstling-Premierminister[s] des langen 17. Jahrhunderts“ zur vollen Entfaltung gekommen sei, bevor diese sich durch Institutionalisierung und Bürokratisierung von Herrschaft überlebt habe, in der Günstlinge fürderhin meist nur noch als unpolitische Figuren auftraten, vgl. Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt (1999), S. 167; Brockliss, Concluding Remarks (1999), v. a. S. 301f.; siehe neuerdings wieder Thiessen, Herrschen (2006), S. 181. Max Weber hingegen stellte bereits fest, daß „die Günstlingswirtschaft […] jedem Patrimonialismus spezifisch“ sei, denn in traditionalen Herrschaften rekrutiere sich der Verwaltungsstab des Herrn u. a. aus „persön­lichen Vertrauensbeziehungen (freie „Günstlinge“ aller Art)“, Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (1980), S. 131, siehe auch ebd., S. 638. 23 Siehe nur Paravicini, Fall (2004), hier zum secundus a rege S. 15f. Paravicinis Behauptung, daß es den Günstling als Institution [!] nicht nur zwischen 1550 und 1650 (und dann wieder ab 1750) gegeben habe, sondern daß dieser schon wesent­lich früher erscheine, Paravicini, Fall (2001), S. 10f., läßt sich bspw. bereits mit der im Umfeld von favor und gratia verwendeten Begriff­lichkeit in Gregor von Tours’ Frankengeschichte belegen, Ed. Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten (1970), Reg. 24 Vgl. Semmler, Dynastiewechsel (2003).

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einen qualifizierten Umgang mit der Überlieferung und den Deutungen in der älteren Forschung zu erhalten 25. Begriff­lich ist vertrauwen frei­lich erst seit dem 16. Jahrhundert faßbar, geht aber zurück auf das althochdeutsche fertrûen beziehungsweise das mittelhochdeutsche vertriuwen, vertrûwen, vertrewen 26. Das intransitiv das Verb „trauen“ verstärkende Verb „vertrauen“ wird nach Grimms Wörterbuch seit jener Zeit verwendet, um auszudrücken, daß „man [einem Menschen] nichts Böses zutraut – man vertraut ihm, wenn man mit Sicherheit Gutes von ihm erwartet“ 27. Das „Vertrauen“ als ebenfalls seitdem belegbarer substantivierter Infinitiv des Verbs „vertrauen“ wird in den Bedeutungszusammenhang von „Zuversicht“ und „Hoffnung“ gestellt 28.

25 Wie wichtig in diesem Sinn die geschichtswissenschaft­liche Auseinandersetzung mit Vertrauen ist, mag die Kontroverse um einen Beitrag von Heiko Droste zur Patronage in der Frühen Neuzeit verdeut­lichen, siehe einerseits Droste, Patronage (2003), andererseits die richtige und wichtige Klarstellung und Reaktion Emich, Reinhardt, Thiessen, Wieland, Stand und Perspektiven der Patronageforschung (2005). Vgl. neuerdings den Sammelband Integration (2011) sowie die Studie Haug, Vertrauen und Patronage (2012). 26 Stw. „Vertrauen“, in: Deutsches Wörterbuch XXV, 1956, Sp. 1946 – 1958, hier Sp. 1946. Das Stw. „trauen“, in: Etymologisches Wörterbuch (1993), Sp. 1451f., hier Sp. 1451, verweist das als „fester Glaube an jms. Zuverlässigkeit und Treue, Zuversicht“ bestimmte Vertrauen bereits in das 15. Jh. Da die vorliegende Arbeit Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum behandelt, wird hier auf die Erörterung anderssprachiger Begriff­lichkeiten verzichtet. – Zu Verwendungsweisen und semantischem Gehalt von triuwe im Mittelhochdeutschen siehe die aufschlußreiche Studie Schultz-Balluff, triuwe (2009). – Einen einschlägigen Überblick schrift­lich überlieferter Vertrauensäußerungen anhand einer Durchsicht von v. a. fürst­licher Korrespondenz gegen Ende des 15. Jh.s gibt Mario Müller, der mir die von ihm erstellten tabellarischen Übersichten, die er für seine Dissertation Müller, Besiegelte Freundschaft (2010), angefertigt hatte, noch vor Drucklegung überließ, wofür ich ihm herz­lich danke. 27 Stw. „Vertrauen“, in: Deutsches Wörterbuch XXV, 1956, Sp. 1946 – 1958, hier Sp. 1946. 28 Stw. „Vertrauen“, in: Deutsches Wörterbuch XXV, 1956, Sp. 1946 – 1958, hier Sp. 1955. Siehe aber auch unten Anm. 36 zum Unterschied von Zuversicht und Vertrauen. Vgl. auch Schweers, Vertrauen (2005), S. 31 – 36, der Vertrauen selbst ganz entschieden von jenen Konzepten unterscheidet, die mit Kooperation, Zutrauen, Glaubwürdigkeit, Verläß­lichkeit, Loyalität, Solidarität, Hoffnung, Glauben, Zuversicht, Reputation, Vertrautheit oder Selbstvertrauen bezeichnet sind. Vgl. u. a. die zahlreichen Indikationen wie wohlgetrauen, getrauen, vertrauen, vertrauenn und zuversicht, underthenig vertrauen, zuvertrauen, on sorg vertrauen, des hohen vertrauens, in der vertrauten gehaimbd usw. im Briefwechsel zwischen dem Rat der Stadt Nürnberg und den Herzögen von Sachsen zu Beginn des 16. Jahrhunderts, Westphal, Korrespondenz (2011), S. 229 – 608, hier pass.

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Diese hier angedeuteten Begriffsbestimmungen 29 zielen auf soziale Beziehungen und sind durch eine deut­liche Zukunftsorientierung gekennzeichnet 30. Vertrauen ist aber nicht erst ein Phänomen der Frühen Neuzeit und kann nicht einzig an einer nach heutigen Maßstäben entwickelten Begriff­lichkeit abgelesen werden, wie Weltecke meint 31. So sah bereits Thomas von Aquin im Vertrauen – er nennt es fiducia 32 – die „Kraft der Hoffnung“ und bestimmt Vertrauen „zu anderen und zu sich [als] durch Erfahrungswissen bekräftigte affektive Hoffnungen auf künftige Erfüllung von (erwarteten) Zuständen.“ 33 Er tut dies frei­lich ganz unter dem Gebot des Vertrauens auf Gott, das später auch die Reformatoren in den Vordergrund stellen, in dieser definitorischen Annäherung aber doch von einer schon erstaun­ lichen Modernität. Denn entsprechend erscheint Vertrauen in der soziologischen Forschung 34, wie schon Georg Simmel schreibt, als eine „­Hypothese künftigen

29 Vgl. auch Frevert, Vertrauen (2003), S. 13 – 20, welche die Begriff­lichkeit anhand einer Auswertung von Lexika seit dem 18. Jh. vertieft. 30 Vgl. auch Frevert, Vertrauen (2002), S. 40. 31 Siehe unten S. 70. 32 Siehe zur Terminologie, aber auch zu Darstellungen der fiducia den umfangreichen Beitrag Wirth, Art. „Fiducia“ (1987). Vgl. auch Welz, Vertrauen (2010), S. 128 Anm. 47. Siehe neuerdings das Forschungsprojekt „Vertrauen verstehen. Grundlagen, Formen und Grenzen des Vertrauens“ an der Universität Zürich, >www.vertrauen-verstehen.uzh.ch/ index.html< [11.10.2010], hier das Teilprojekt „Glauben, Hoffnung, Vertrauen – ‚Fiducia‘ als kontroverstheologische quaestio disputata“ von Ingolf U. Dalferth und Simon PengKeller. Vgl. in v. a. theologischer Hinsicht die entspr. Beiträge in den Sammelbänden Vertrauen verstehen (2012), freund­licher Hinweis von Johannes Schilling, Kiel, sowie Gottvertrauen (2012). 33 Nach Gloyna, Art. „Vertrauen“ (2001), Sp. 986. Vgl. neuerdings Peng-Keller, Gottvertrauen (2012). 34 Zu einem Überblick bspw. Misztal, Trust (1998), S. 33 – 64; Endress, Vertrauen (2002); Schweers, Vertrauen (2005), S. 49 – 55. Ich gehe wie nahezu alle neueren Untersuchungen, die sich mit Vertrauen beschäftigen, v. a. von der soziologisch-systemtheoretischen Vertrauensforschung nach Niklas Luhmann seit 1968 aus, Luhmann, Vertrauen (2000). Weitere soziologische, sozial- und auch wirtschaftswissenschaft­liche Ansätze, die Vertrauen (auch) thematisieren und (meist) von Luhmanns Arbeit ausgehen, Vertrauen aber in ein jeweils anderes theoretisches Konzept einbinden – wie das Rational-Choice-Paradigma nach Coleman, Foundations (1990), vgl. Schweers, Vertrauen (2005), S. 37 – 41, kritisch u. a. Preisendörfer, Vertrauen (1995); Junge, Vertrauen (1998); Lahno, Vertrauen (2000); der strukturalistische Ansatz nach Giddens, Moderne (1995); die makrosoziologische Theorie des sozialen Wandels nach Sztompka, Trust (1999); der Prinzipal-Agent-Ansatz und die Neue Institutionenökonomik, hierzu Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 63 – 82, vgl. Schweers, Vertrauen (2005), S. 41 – 45; spieltheoretische Annäherungen, siehe etwa Buskens, Raub, Mechanismen (2004);

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Verhaltens, die sicher genug ist, um praktisches Handeln darauf zu gründen“ 35. Niklas Luhmann greift diese Gedanken auf und bestimmt Vertrauen mit Blick auf moderne Gesellschaften nach systemtheoretischen Gesichtspunkten grundsätz­lich als Zutrauen zu eigenen Erwartungen 36, das funktional dazu diene, zwischen einer im Grunde unend­lichen Komplexität künftiger Mög­lichkeiten und dem end­lichen Bestand an vergangenen Erfahrungen zu vermitteln, um in einer je gegenwärtigen sozialen Umwelt handlungsfähig zu bleiben 37. Dies gilt selbstverständ­lich auch für traditionale Gesellschaften, auch wenn vor allem Weltecke dies bestreitet, worauf unten noch einzugehen sein wird 38. Ernst Schubert zählt „Vertrauen bei wachem Mißtrauen“ vollkommen berechtigt geradezu zu den Grundlagen mensch­lichen Miteinanders auch im „Alltag im Mittelalter“ 39. Das allgemein beschreibbare Ziel der unter anderem aus dem Kapital des Erfahrungswissens gespeisten Investition von Vertrauen in soziale Beziehungen ist die Herstellung sozialer Sicherheit in einer stets aktualisierungsbedürftigen Gegenwart, die behaftet ist mit einer nur kalkulierten und damit eigent­lich unkalkulierbaren Option auf die Zukunft und deshalb stets mit einem unwägbaren Wagnis verbunden 40. Vertrauen ist damit einerseits immer eine riskante

makroökonomische Studien wie Fukuyama, Trust (1995) –, sind, was die je spezifische theoretische Behandlung von Vertrauen und die je spezifische Zielsetzung betrifft, entspr. des Anliegens der vorliegenden Arbeit weitgehend unberücksichtigt geblieben, ansonsten in ihren generellen Aussagen aber rezipiert worden. 35 Simmel, Formen der Vergesellschaftung (1908), S. 393. Zu Simmels Vertrauensbegriff, der Vertrauen u. a. als „Kreditwürdigkeit“ versteht, Accarino, Vertrauen (1984); Endress, Vertrauen (2002), S. 12 – 16. Zum Zusammenhang von Kredit und Vertrauen Muldrew, Anthropologie (1998). 36 Vgl. Luhmann, Vertrauen (2000), S. 1. Luhmann unterscheidet damit Vertrauen von Zuversicht dahingehend, daß Zuversicht der Entscheidung, zu vertrauen, vorgeschaltet ist, vgl. Luhmann, Vertrautheit (2001); Mencke, Vertrauen (2005), S. 133f.; Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 37 – 39. 37 Vgl. Luhmann, Vertrauen (2000), S. 13f., 27 – 38 und pass., grundsätz­lich Luhmann, Soziale Systeme (1991), S. 179 – 182, kritisch Bleumer, Vertrauen (2005), S. 254 – 256 mit Anm.  3 – 6, vgl. Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 30f., 37. Zu Luhmanns Vertrauensbegriff Endress, Vertrauen (2002), S. 30 – 34. Zur Funktionalität von Vertrauen im Sinne Luhmanns Schweer, Thies, Vertrauen (2003), S. 12f. Vgl. aus philosophischer Sicht neuerdings Hartmann, Praxis (2011). 38 Siehe auch oben Anm. 44, unten S. 70. 39 Schubert, Alltag (2002), S. 202 – 211, das Zitat S. 211. 4 0 Vgl. Müller, Besiegelte Freundschaft (2010), S. 192f., zum Phänomen des kalkulierten Vertrauens.

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Vorleistung des jeweiligen Vertrauensgebers mit der stets immanenten Mög­ lichkeit eines Verlusts 41. Vertrauen ist aber andererseits als interpersonales „Nah-Vertrauen“ 42 fundamentales Organisationsprinzip des reziprok angelegten sozialen Tausches 43, damit der sozialen Kohäsion und somit unverzichtbares Element von Vergesellschaftung und nicht zuletzt deshalb ebenso in modernen Gesellschaften, in denen der Vertrauensbegriff auch auf Institutionen angewendet wird, immer auf personale Bezüge angewiesen, wiewohl diese dann nur noch vermittelnde Funktion haben 44. Ein Problem bleibt frei­lich oft die Sichtbarkeit, denn nicht selten bestehen solcherart greifbare soziale Beziehungen eben „im Vertrauen“ und sind „vertrau­lich“, „geheim“ oder „verschwiegen“, gebunden an informelle Kommunikationszusammenhänge 45 und somit nicht mehr so ohne weiteres greifbar 46. Deshalb fehlt zum einen häufig auch eine ent-

41 So gilt Risiko allen einschlägigen Arbeiten der Vertrauensforschung als inhärentes Element von Vertrauen, vgl. bspw. Luhmann, Vertrauen (2000), S. 27 – 38; Petermann, Psychologie (1996), S.  11 – 14; Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 19 und pass.; Picot, Reichwald, Wigand, Unternehmung (2001), S. 125; Schweers, Vertrauen (2005), S. 27f. 42 Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 35. Dem entspricht Luhmanns „Nahweltkommunikation“, Luhmann, Liebe (1982), S. 157: Ein Vertrauter kann kein Fremder sein, vgl. auch Schnell, Kommunikation (2009), der u. a. den Fremden als Teilnehmer einer Tischgemeinschaft vertrauter Personen behandelt. 43 Grundsätz­lich Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), v. a. auch S. 152 – 158, vgl. Picot, Reichwald, Wigand, Unternehmung (2001), S. 123f. Eine wirt­schafts­ wissenschaft­liche Erklärung zum Phänomen des sozialen Tausches auf Basis einer institutionenökonomischen Bestimmung des Hofes bietet Ewert, Sozialer Tausch (2004). Zur Verbindung des sozialen Tausches mit Vertrauen Blau, Exchange (1964), S. 91 – 97; Hillebrandt, Praktiken (2009), S. 180 – 206. Zur Reziprozität des weiteren v. a. Gouldner, Reziprozität (1984), vgl. Schenk, Netzwerke (1984), S. 129f., im Überblick Hirschbiegel, Étrennes (2003), S. 282 – 294. Vgl. am Beispiel des Verhältnisses Friedrichs III. zu Sigmund Prüschenk Rabeler, Vertrauen (2004), S. 42f. Ein solches Verständnis wechselseitig wirksamer Vertrauensbeziehungen entspricht einem Kommunikationsbegriff, der den Prozeß des Mitteilens und Verstehens reziprok bestimmt sieht, vgl. Stollberg-Rilinger, Welt (2009), S. 26. 4 4 Vgl. Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 32. Siehe auch unten S. 59 mit Anm. 59. 45 Hierzu grundsätz­lich Informelle Strukturen bei Hof (2009), dort zum Zusammenhang von Vertrauen und Informalität insbes. der Beitrag Dade, Informalität (2009), insbes. S. 147. Vgl. Pečar, Strippenzieher (2014), hier v. a. S. 283 – 286. Zum Konzept der Informalität auch unten S. 66 – 68. 4 6 Siehe nur die Ausführungen zum Stw. „Vertrauen“, in: Deutsches Wörterbuch XXV, 1956, Sp. 1946 – 1958, hier Sp. 1954; Stw. „Vertrau­lich“, in: ebd., Sp. 1960 – 1962, hier Sp. 1961f.; Stw. „Vertrau­lichkeit“, in: ebd., Sp. 1962 – 1965, hier Sp. 1964. Schon Georg

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sprechend einschlägige Überlieferung oder läßt diese Beziehungen erst dann zutage treten, wenn verschrift­lichte, „vertrau­liche“ Äußerungen, die gemäß ihrem Charakter meist münd­lich erfolgten 47, beispielsweise durch Indiskretionen, Vertrauensbruch, Verrat 48 oder wie im Fall Schenitz oder dem ähn­lich gelagerten Fall des Hans von Hutten 49 als Beweismaterial in gericht­lichen oder persön­lichen Auseinandersetzungen Verwendung finden 50. Solche Defizite zwingen zum anderen zur Interpretation von Überlieferung, die (sprach­lich und begriff­lich) nicht einschlägig ist. Bereits angedeutet ist die Tatsache, daß Vertrauen mit einem je spezifischen gesellschaft­lichen „Rahmenvertrauen“ verkoppelt ist, das in der soziologischen Forschung nach Robert D. Putnam als „soziales Vertrauen“ bezeichnet wird und das Gefühl der kulturellen Übereinstimmung mit anderen Menschen benennt 51. Im hier gegebenen zeit­lichen Rahmen und mit Blick auf den Hof als sozialem Ort bezieht sich diese Haltung zum einen auf die höfische Kultur, zum anderen auf die Anerkennung der stratifikatorischen Differenzierung 52 und ist als Simmel behandelt Vertrauen im Rahmen seiner Ausführungen über „Das Geheimnis und die geheime Gesellschaft“, Simmel, Formen der Vergesellschaftung (1908), S. 383 – 455, hier S. 393 – 395 mit Anm. 1. Vgl. bereits die Stw. „vertrauen“ und Vertrauen“ bei Krünitz, Oeconomische Encyclopaedie, CCXVIII, 1854, S. 447 – 4 49 und 449f. U. a. wies in der Mittelalterforschung schon Althoff, Colloquium (1997), auf die Vertrau­lichkeit von Absprachen hin, die erst in „öffent­licher“ symbolischer Interaktion sichtbar wurden. Vgl. Kühner, Freundschaft (2013), S. 215f. Siehe auch die Überlegungen Paravicini, Informelle Strukturen (2009), S. 5. Zum Problem des Begriffes „Öffent­lichkeit“ als historisches Analyseinstrument hier nur der Hinweis auf Malz, Öffent­lichkeit (2005), zur mediävistischen Kommunikationsforschung die Beiträge zur öffent­lichen Kommunikation in dem Sammelband Formen und Funktionen (2001). 47 Vgl. Althoff, Demonstration (1993), S. 49. Zum vertrauten Gespräch Althoff, Huld (1997), S. 215 – 223. – Zum Verhältnis von Schrift­lichkeit und Münd­lichkeit als Überlieferungsproblem der Hofforschung Nolte, Schrift­lichkeit und Münd­lichkeit (2007). 48 Vgl. auch Eickels, Vertrauen (2005), der die „Überlieferungschance vertrauensbildender Gesten“ deut­lich durch den Verrat gesteigert sieht. 49 Siehe unten ab S. 220. 50 Dies war bspw. auch im Fall des Hans von Dörnberg gegeben. Das Schicksal Dörnbergs, gest. 1506, hessischer Hofmeister von der Mitte des 15. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, ist nicht nur chronikalisch, sondern eben auch aufgrund einer gericht­lichen Auseinandersetzung überliefert. Dörnberg ist in einen Prozeß gegen den Kammerschreiber Johannes Fleck hineingezogen worden, dem ähn­lich den Anschuldigungen in der Affäre Schenitz falsche Rechnungsführung und Unterschlagung vorgeworfen wurde, einen Überblick gibt Rabeler, Vertrauen (2004), S. 51 – 55 mit Anm. 37 – 59. 51 Vgl. Putnam, Bowling Alone (2000), S. 134. 52 Siehe schon oben S. 18f. mit Anm. 33 und 35, unten Anm. 55 und 62. Vgl. Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 53 – 55.

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ein in diesem Sinn spezifischer „Vertrauenskontext“ beschreibbar 53. Damit ist auch der Zusammenhang zwischen sozialer Ordnung und Vertrauen nicht erst mit Thomas Hobbes’ epochaler Mißtrauensanalyse 54 markiert und bildet ein wesent­liches Element der soziologischen Annäherung an eine Definition von Vertrauen 55, die Vertrauen sach­lich, sozial und zeit­lich bestimmt: „Vertrauen […] reduziert Komplexität (sach­lich), schafft stabile Rahmenbedingungen für 53 Siehe Giddens, Moderne (1995), S. 127 – 140. Nach Giddens habe es in der Vormoderne vier solcher Vertrauenskontexte gegeben, die einzig lokal bedingt gewesen seien: Verwandtschaft, lokale Gemeinschaft, Religion und Tradition, siehe auch die Übersicht ebd., S. 128. Wenn wir Putnam und Giddens folgen, dann wäre Hof eine solche lokale Gemeinschaft, die den Mitgliedern der höfischen Gesellschaft jenes „Gefühl der kulturellen Übereinstimmung“ vermittelt. Die von Giddens benannten vormodernen Vertrauenskontexte seien ganz wesent­lich durch ihre Bezüge zu latenten Risiken und Gefahren bestimmt, zu deren Minimierung Vertrauen diene: Bedrohungen und Gefahren aus der Natur, mensch­liche Gewalt, Verlust religiöser Gnade. 54 Thomas Hobbes, Leviathan (1651), vgl. Schaal, Vertrauen (2004), S. 64 – 67. Zum Zusammenhang von Vertrauen und Mißtrauen nur Schweers, Vertrauen (2005), S. 29 – 31. Der erste soziologische Ansatz, der sich dem Phänomen Vertrauen näherte, nimmt direkten Bezug auf Hobbes, bestimmt Vertrauen als normative Verpf­lichtung und stammt von Emile Durkheim, Durkheim, Division (1893), hier u. a. S. 434. Theoretisch konnte bislang keine Einigung in der sozialwissenschaft­lichen Forschung zum Verhältnis von Vertrauen und Mißtrauen erzielt werden, vgl. Schweer, Thies, Vertrauen (2003), S. 22f. Siehe auch unten Anm. 83. 55 Wiewohl es „die“ Vertrauensdefinition bis heute nicht gibt, vgl. Schaal, Vertrauen (2004), S. 26 – 30; auch neuere Versuche, Vertrauen zu fassen, leisten dies nicht, siehe etwa Kemmerling, Vertrauen (2011) oder den Sammelband Was ist Vertrauen? (2014), der mir allerdings zum Zeitpunkt der Drucklegung der vorliegenden Arbeit nicht vorlag (siehe stattdessen die Rezension von Manuel Schramm, >http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-2-151< [02.06.2014]. Vielmehr sei es nach Gary S. Schaal so, daß es in der Vertrauensforschung „vier konzeptionale Grundnahmen“ gebe, die in einem teilweise auch historisch verlaufenden prozeduralen Zusammenhang stehen: Interpersonales Vertrauen (S. 31f.) – Vertrauen als „Überwindungsstrategie der Pathologien einer entfesselten Moderne“ (S. 32 – 35), das notwendig sei, um zwischen Risiko und Information zu vermitteln (S. 34) – Vertrauen als Zukunftsorientierung (S. 35) – Vertrauen als positive Erwartungshaltung (S. 36f.). Diese allgemeinen Grundannahmen konkretisieren sich dann in einem je spezifischen Vertrauenszusammenhang mit dem Ziel künftiger Kooperation, S. 37f., vgl. Trust (1988). Siehe auch Späth, Interpersonelles Vertrauen (2008), S. 9 mit Anm. 19, S. 19 – 22. Der Vormoderne allerdings einzig interpersonales Vertrauen zuzuweisen und damit gleichsam eine von diesem Stadium ausgehende Vertrauensevolutionstheorie zu etablieren, ist historisch genauso wenig haltbar wie die These, der Vormoderne die Vertrauensfähigkeit überhaupt abzusprechen, siehe auch oben Anm. 44 und unten S. 70 und 72 sowie Anm. 87. Richtig ist frei­lich, daß Vertrauen

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Handlungs- und Interaktionsprozesse (sozial) und dient als zentraler Mechanismus der Kontinuierung sozialer Ordnung 56 und des Aufbaus sowie der Aufrechterhaltung stabiler sozialer Beziehungen (zeit­lich).“ 57 In einem solch allgemein gehaltenen, weiten Vertrauensbegriff ist allerdings das personale Zusammenspiel von Vertrauensgeber und Vertrauensnehmer nur ein Aspekt 58. Denn mit Hilfe dieser Definition wird eben auch entpersonalisiertes, gleichwohl, wie erwähnt, an personale Bezüge gebundenes Vertrauen, also beispielsweise Vertrauen in Institutionen, erfaßt, das nur noch Vertrauensintermediäre benötigt 59. Dies ist frei­lich erst ein Phänomen moderner Gesellschaften und in der Geschichtswissenschaft Gegenstand vor allem von wirtschaftsgeschicht­ lichen Arbeiten 60. Was hier aber interessiert, ist ausschließ­lich das spezifische und persön­liche 61, bereits oben eingeführte interpersonal respektive interpersonell wirksame Vertrauen 62 in dyadischen Bezügen 63, sind die nach der Netzwerktheorie als „­­weak in den vormodern-vorstaat­lichen Anwesenheitsordnungen vornehm­lich personal orientiert war, aber doch durchaus auch von Systemvertrauen beeinflußt war, siehe auch unten S. 60. 56 Vgl. Misztal, Trust (1998), S. 26 – 32, 60 – 6 4. 57 Endress, Vertrauen (2002), S. 11, 80. 58 Dieses Zusammenspiel bestimmt im übrigen aber den Grundtenor der wirt­schafts­wissen­ schaft­lichen Arbeit, Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), hier v. a. Kap. 3, S.  63 – 82. 59 Vgl. Endress, Vertrauen (2002), S. 66f. 60 Siehe etwa Fiedler, Netzwerke (2000); Berghoff, Vertrauen (2004); die Beiträge von Sheilag Ogilvie, Georg Fertig, Timothy W. Guinnane, Martin Fiedler und Richard Tilly im Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1 (2005), und insbes. die diese Beiträge einleitenden Bemerkungen Tilly, Introduction (2005); neuerdings aber Stremmel, Treue (2006), der deut­lich die personale Orientierung von Vertrauen betont. 61 Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 105f. 62 Siehe schon oben S. 21. Dieses „persön­liche Vertrauen“ wird auch bei Luhmann im Gegensatz zum „Systemvertrauen“ explizit stratifizierten Gesellschaftsformen zugeordnet, allerdings als „Vertrautheit“, siehe Luhmann, Vertrauen (2000), S. 47 – 60. Siehe auch oben S. 34 mit Anm. 33 und 35, oben Anm. 52 und 55. Arne Karsten and Hillard Thiessen betonen hingegen richtig, daß „personale Netzwerke in der Vor- und Frühmoderne, also bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als Vertrauensbasis politischen und administrativen Handelns oder allgemeiner: als Herrschaftsinstrument unerläß­liche, alternativlose Mittel [waren]. […] solange also Herrschaft noch auf personalen Bindungen an Fürsten, Lehnsherren oder Patrone und nicht auf Verpf­lichtungen gegenüber Institutionen beruhte, solange es mithin noch gar keine Staatsdiener gab, die sich an ein abstraktes Staatswesen gebunden fühlten, waren personale Netzwerke unentbehr­lich.“ Siehe Nütz­liche Netzwerke (2006), S. 11f. 63 Vgl. die systemtheoretisch orientierte Studie Fuhse, Strukturbildung (2002).

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ties“ zu bezeichnenden nicht-verwandtschaft­lichen Bindungen 64 in binär codierten Interaktionssystemen 65, sind die durch diese Vertrauensform etablierten Vertrauensbeziehungen. Jenes interpersonale, persön­liche Vertrauen 66, „Nukleus jeder Vertrauensform“ 67 und Prinzip der „Orientierung in doppelter Kontingenz“ 68, ist wie alle Vertrauensarten reziprok angelegt 69, kaum kontrollierbar risikobehaftet 70 sowie mit einer zukunftsorientierten zeit­lichen Dimension versehen 71 und im Rahmen des sozialen Tausches als „Nahvertrauen“ auf individuell bestimmbare Vertrauenspartner angewiesen 72. Dieses „Personenvertrauen“, das auf die Interdependenz von Vertrauensnehmer und Vertrauensgeber abgestellt ist 73, verbindet sich auf der soziologischen Mikroebene dichter Sozialbeziehungen 74, dem das geschichtswissenschaft­liche Konzept der „Soziabilität“ entspricht 75, gleichwohl mit 1) generalisiertem Vertrauen, 2) spezifischem Vertrauen, 3) Strukturvertrauen und 4) Systemvertrauen zu einer je konkreten, individuell faßbaren Vertrauensbeziehung. Damit unterliegt interpersonales Vertrauen 1) den Bedingungen grundsätz­ licher Vertrauensbereitschaft, also dem Gegenüber „unabhängig von situativen Spezifika vertrauensvoll oder eher mißtrauisch zu begegnen“ 76, 2) der je subjektiven Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit einer Person in einer spezifischen

64 Knapp Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 187 – 189. Neuerdings u. a. Stegbauer, Weak and strong ties (2008); Strong ties/Weak ties (2010). 65 Vgl. Antfang, Urban, „Vertrauen“ (1994). 66 Einen aktuellen Forschungsüberblick zur Vertrauensforschung, der Psychologie, Soziologie, Politologie, Ökonomie und Neurowissenschaften umfaßt, nicht aber die Geschichtswissenschaften, bietet Späth, Interpersonelles Vertrauen (2008), S. 1 – 5. 67 Schaal, Vertrauen (2004), S. 31f. 68 Stegmaier, Philosophie (2008), S. 361 – 424, hier S. 414 – 420. 69 Zur Reziprozität oben S. 56 mit Anm. 43. Echte Reziprozität existiert im übrigen aber nur in der interpersonalen Vertrauensvariante, bei der die Vertrauenspartner in einem interaktiven Kommunikationszusammenhang stehen, denn Reziprozität zwischen System und Individuum ist kaum realisierbar, vgl. Schweer, Thies, Vertrauen (2003), S. 45f. 70 Siehe Kassebaum, Interpersonelles Vertrauen (2004), S. 10f. und 11f., siehe auch oben S. 55f. mit Anm. 41; Späth, Interpersonelles Vertrauen (2008), S. 12 – 18. 71 Zur Zukunftsorientierung Kassebaum, Interpersonelles Vertrauen (2004), S. 12, siehe auch Schaal, Vertrauen (2004), S. 34 – 37. 72 Einen theoretisch orientierten Überblick geben Delhey, Newton, Determinanten (2004). 73 Siehe insbes. Späth, Interpersonelles Vertrauen (2008), S. 12 – 15 und pass. 74 Endress, Vertrauen (2002), S. 67. 75 Teuscher, Bekannte (1998). 76 Seifert, Vertrauensmanagement (2001), S. 21f. Zu generalisiertem Vertrauen in verständ­ licher Kürze Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 101 – 105.

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Situation und ist in dieser Hinsicht gegenwartsorientiert 77, also situativ und personal geprägt, und äußert sich als affektives, emotionales Vertrauen 78, Reputa­ tionsvertrauen und/oder Erfahrungsvertrauen 79, 3) je unterschied­lich bestimmten Verhältnissen, in welche die Partner mög­licher Vertrauensbeziehungen eingebunden sind 80, womit die Zugehörigkeiten zu sozialen Gruppen angesprochen sind 81, und schließ­lich 4) sozialen, kulturellen, ökonomischen, religiösen, politischen, recht­lichen etc. gesamtgesellschaft­lich wirksamen, aber weitestgehend entpersonalisierten Rahmenbedingungen 82. Interpersonales Vertrauen als ein den genannten Einflußfaktoren ausgesetzter, betont risikobehafteter Prozeß wird sichtbar in einer Vertrauenshandlung, die in einer bestimmten Vertrauenssituation auf eine auf Mißtrauen 83 verzichtende Vertrauensentscheidung folgt

77 Vgl. Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 105f., hier S. 105. So auch Gambetta, Vertrauen (2001), S. 210f. 78 Vgl. Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 95 – 98, die emotionales Vertrauen von kognitivem Vertrauen unterscheidet. Ähn­lich Lahno, Vertrauen (2002), der Vertrauen sowohl als sozialen Mechanismus wie auch als emotionale Einstellung beschreibt. Vgl. auch Frevert, Vertrauen (2000), die Vertrauen als „Gefühlshaltung“ umschreibt, und neuerdings Frevert, Vertrauensfragen (2013), S. 21 – 23. Vgl. Fleig, Vertrauen (2012), S. 330 unter Bezug auf Reemtsma, Vertrauen (2008), S. 37 und 55, wonach Vertrauen als Gefühlshaltung zwischen Wissen und Fühlen anzusiedeln sei. 79 Vgl. Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 100; vgl. Misztal, Trust (1998), S.  120 – 139. Schweer, Thies, Vertrauen (2003), S. 75 – 77, beschreiben Reputation als Ergebnis der Zusammenführung von Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit mit Glaubwürdigkeit als einem wesent­lichen Bestandteil, ohne diese Elemente allerdings näher zu bestimmen. Diese Bestimmungen finden sich aber bei Götsch, Riskantes Vertrauen (1994), insbes. S. 18 – 47, hier v. a. S. 23 – 26, die Glaubwürdigkeit als Zusammenspiel von Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit sieht. 80 Vgl. Seifert, Vertrauensmanagement (2001), S. 31. 81 Verstanden entspr. der Begriffsbestimmung nach Oexle, Soziale Gruppen (1998), S.  17 – 19. 82 Vgl. Fiedler, Vertrauen (2001), S. 585 – 590. Zur Unterscheidung von persön­lichem Vertrauen und Systemvertrauen Schweers, Vertrauen (2005), S. 46 – 48, v. a. nach Luhmann, Vertrauen (2000), S. 48, 59, Giddens, Moderne (1995), S. 143. Siehe auch oben S. 57 mit Anm. 51, 52 und 53. Somit spreche ich im Unterschied zu Althoff auch vormodernen und damit auch mittelalter­lichen Ordnungen Systemvertrauen zu, Althoff, Einführung (2005), S. 249. 83 Mißtrauen erscheint bei Luhmann als „funktionales Äquivalent“ des Vertrauens, nicht als Gegenteil von Vertrauen. Mißtrauen verringert zwar die Risikokosten, die eine Vertrauensinvestition nach sich zieht, verhindert aber Vertrauen und damit auch die Mög­ lichkeit, Kontingenz zu reduzieren, mithin ist Vertrauen stets auch die Folge einer Mißtrauenseinschätzung, Luhmann, Vertrauen (2000), S. 92 – 101. Siehe auch oben S. 58

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und von einer positiv besetzten Vertrauenserwartung 84 motiviert ist 85. Ob im konkreten Einzelfall ein solcherart beschreibbares interpersonales Vertrauensverhältnis vorliegt, ist folg­lich nach den Vertrauenspartnern und ihrer Beziehung zueinander zu fragen 86, nach ihren sozialen Einbettungen 87 und nach dem diese rahmenden und beeinflussenden historischen Kontext 88, nach den wechselseitig wirksamen, personal und situativ 89 bedingten und bestimmten Vertrauensangeboten und der Intensität dieser Wechselseitigkeit, nach der diese begründenden jeweiligen Nachfragesituation im Verbund mit der Beobachtung individueller mit Anm. 54. Eine Fallstudie gibt Görich, Mißtrauen (2005), am Beispiel des Verhältnisses Friedrichs II. zu Mailand: „Mißtrauen aus Erfahrung“. Vgl. den Essay Baier, Trust (1986). 84 Vgl. Kassebaum, Interpersonelles Vertrauen (2004), S. 8 – 10. 85 Vgl. Seifert, Vertrauensmanagement (2001), S. 16. 86 Ein solcher Vertrauenszusammenhang ist mög­licherweise auch durch Vertrauenszwänge bestimmt und kann durch „Definitions- und Sanktionsmächte“ begründet sein: „Oft muß man dem vertrauen, der mächtig ist, denn die Kosten und Risiken, sich nicht auf ihn zu verlassen, sein Handeln nicht an seinem Handeln und nicht an seinen Versprechungen zu orientieren, wären zu hoch“, Strasser, Voswinkel, Vertrauen (1997), S. 218. Vgl. auch zu „Vertrauen in vertikalen Kommunikationsbeziehungen“ Platzköster, Vertrauen (1990), S. 197 – 200, hier frei­lich auf Organisationen mit betrieb­lichen Strukturen orientiert. Auch Talcott Parsons begriff Vertrauen als das Ergebnis gesellschaft­licher Zwänge und Normen, Parsons, Social System (1952), pass., ohne allerdings ein ausgearbeitetes Konzept anzubieten. 87 Wobei nach Strasser, Voswinkel, Vertrauen (1997), S. 220, Vertrauen „in nichtmodernen Gesellschaften […] in erster Linie auf der Trennung von Vertrautheit und Fremdheit [basierte], von Innen und Außen. Vertrauen brachte man demjenigen entgegen, den man als Familienmitglied, Nachbarn oder Angehörigen der ört­lichen Gemeinschaft kannte. Mißtrauen galt dem Fremden, über dessen Verhaltensnormen und Werte man sich unsicher war und der nicht in gegenseitige Reziprozitätsverpf­lichtungen eingebunden war“, vgl. auch Schnell, Kommunikation (2009). Siehe hingegen oben Anm. 44. 88 Vgl. auch Preisendörfer, Vertrauen (1995). 89 Julian Bernard Rotter, Autor einer klassischen Studie zur sozialen Lerntheorie, der Vertrauen als erlernte Eigenschaft definiert, spricht von „generalisiertem interpersonalen Vertrauen“, von Vertrauen also, das auf der Basis zahlreicher Einzelerfahrungen entstanden ist, vgl. Rotter, Social learning (1954), S. 23. Im Unterschied zu Rotter bestimmt Morton Deutsch Vertrauen als kooperatives Verhalten, das nicht von den Eigenschaften der Interaktionspartner abhängt, sondern von der jeweiligen Situation, die das Verhalten des einen durch das Verhalten des anderen im Sinne des spieltheoretischen Gefangenendilemmas erzwingt, Deutsch, Cooperation (1962). Mit insbes. auch Preisendörfer, Vertrauen (1995), halte ich allerdings dafür, daß Vertrauen keineswegs einzig situativ bedingt ist. Vgl. Schweer, Thies, Vertrauen (2003), S. 4 – 6, zu Vertrauen als personale Variable, S. 6f. zu Vertrauen als situative Variable.

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Risikoinvestitionen 90, schließ­lich auf Grundlage der Überlieferung nach den Zeugnissen von Vertrauenserwartungen, Vertrauensentscheidungen, Vertrauenshandlungen und Vertrauenssicherungen. Mit Blick auf diese theoretischen Grundlagen gilt umso mehr, daß ein S­ chenitz oder auch ein Guy de La Trémoïlle nicht als bloße Günstlinge beschrieben werden können. Denn Gunst und Günstling sind funktional Symptome eines spezifisch höfischen Rahmenvertrauens und ausschließ­lich strukturell bedingt, wie auch der kanadische Politikwissenschaftler James Scott bestätigt, der bislang als einziger eine Definition jener auf Gunst beruhenden Beziehung zwischen einem Herrn und seinem Diener bietet. Danach beruhe eine „Günstlingswirtschaft“ auf der „Beziehung zwischen Gönnern und Günstlingen – eine Beziehung zwischen zwei verschiedenen Rollen – [und] kann als Sonderform einer dyadischen Bindung bezeichnet werden. Eine solche Freundschaft [sic!] ist insofern größtenteils zweckgebunden, als ein Individuum mit höherem sozioökonomischen Status (der Gönner) seinen eigenen Einfluß und seine Ressourcen schützend oder gewinnbringend – oder beides – für eine Person niederen Standes (dem Günstling) einsetzt. Der Begünstigte seinerseits revanchiert sich dafür, indem er seinen Gönner ganz allgemein unterstützt. Dies schließt auch persön­liche Dienstleistungen für den Gönner mit ein.“ 91 Schenitz aber war Vertrauter des Kardinals wie La Trémoïlle Vertrauter des Herzogs, weil das Bindungsprinzip ihrer Beziehungen nicht Gunst, sondern eben jenes ausgeprägte persön­lich-interpersonale Vertrauen war, im einen Fall explizit überliefert und begriff­lich faßbar, im anderen Fall interpretativ zu erschließen. Damit gerät zu den von Wolfgang Reinhard mit Verwandtschaft, Freundschaft, Landsmannschaft und Patron-Klientel-Verhältnissen unterschiedenen vier Hauptformen von Beziehungen zwischen Personen in der Vormoderne 92 neben Gunst und 90 Vgl. Misztal, Trust (1998), S. 176f. Risiko gründet nach Müller-Vivil, Risikopolitik (2000), S. 15, wie Gefahr in der Unsicherheit, wobei ein Risiko allerdings erst durch Handeln entstehe, Gefahren auch ohne Handeln bestünden. Risiken seien mithin nach Giddens „hergestellte Unsicherheiten“, Giddens, Moderne (1995), S. 116, die durch ein Informationsdefizit bedingt seien, vgl. Platzköster, Vertrauen (1990), S. 51 – 54; Helten, Erfassung (1994); Müller-Vivil, Risikopolitik (2000), S. 16. Platzköster, Vertrauen (1990), S. 48, bestimmt Vertrauen allerdings auch als bewußten Verzicht auf Informationen, vgl. ebenso Giddens, Moderne (1995), S. 48 – 6 4, nach dem Vertrauen Wissen und Information notwendigerweise ersetze. 91 Zit. nach Joseph, Democracy (1987), S. 57. 92 Reinhard, Freunde (1979), vgl. Fouquet, Haushalt (2004), S. 226 – 232. Exemplarisch Fouquet, Speyerer Domkapitel (1987). Vgl. auch Reinhard, Lebensformen (2004), S. 271 – 275 mit dem Schaubild Abb. 23, der zwischen „potentieller Gruppensolidarität“,

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Liebe mit Vertrauen in seiner interpersonalen, aber weder verwandtschaft­lich, noch freundschaft­lich, noch landsmannschaft­lich, noch patronal bestimmten Variante nun ein weiteres für das Verständnis vormoderner Herrschaftsausübung relevantes Bindungskonzept in den Blick. Wären Schenitz oder La Trémoïlle nur – wenngleich besonders begünstigte – Günstlinge gewesen, hätten sich ihre Positionen zwar kardinalischen beziehungsweise herzog­lichen Gunstbezeugungen verdankt, wären aber ohne jenes interpersonal wirksame Nahvertrauen des Herrn denkbar gewesen. Der Fall eines Günstlings ist deshalb vor allem durch Gunst-, nicht durch Vertrauensentzug bedingt. Nur ein Vertrauter wie Schenitz wiederum war in der Lage, funktionale, soziale oder auf Gunst beruhende hierarchische Differenzen 93 zu überwinden, denen selbstredend nicht nur der Vertraute, sondern auch der Günstling und insbesondere Patronagebeziehungen unterliegen, ohne doch zum einen je zum Freund zu werden, zum anderen bloßer Schmeichler zu sein 94. Freundschaftsbeziehungen, die selbstverständ­lich wie Liebesbeziehungen auch auf gegenseitiges persön­liches Vertrauen abgestellt sind 95, ignorieren diese hierarchische Differenz 96. Vertrauensbeziehungen hingegen über-

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die ruhende Beziehungen umschließt, und „aktueller Interaktion“ aktiver Beziehungen unterscheidet. Vgl. auch Selzer, Ewert, Ordnungsformen (1997), S. 12f., zum Zusammenhang von Funktionshierarchie, sozialer Hierarchie und Gunsthierarchie. In Fürstenspiegeln und vor allem in der Hofkritik wird der nach Gunst strebende Höfling nahezu ausschließ­lich als opportunistischer Schmeichler gesehen, der nur seinen eigenen Vorteil im Auge habe, vor dem der Fürst sich in Acht nehmen müsse, vgl. Müller, Hofmann (2000), siehe auch Hirschbiegel, Zeichen der Gunst (2002), S. 214 mit Anm. 6; Hirschbiegel, Konstruktion (2004), S. 30 mit Anm. 47. Siehe neuerdings auch Oschema, Riskantes Vertrauen (2009), zur Unterscheidung von Freund und Schmeichler. Vgl. insbes. Garnier, Freundschaft (2008). Entspr. aufschlußreich scheinen die Ausführungen von Leon Battista Alberti über die Freundschaft, siehe Alberti, Famiglia, S. 340 – 453, der im gegebenen Zusammenhang doch nichts anderes als Vertrauen meint, bezeichnet Piero doch sich selbst als Vertrauten, hier bspw. S. 350 – 354. Im 17. Jh. sollte Georg Lorentz von Spattenbach in seiner politischen Philosophie urteilen, daß Freundschaft ein alle und alles verbindendes notwendiges Band sei. Auch Freundschaft zwischen Fürst und Untertanen sei erforder­lich, wiewohl wahre Freundschaft nur unter Gleichrangigen mög­lich sei, weil Freundschaft als Herrschaftsund Loyalitätssicherungsmittel genutzt werden könne, da Freundschaft gegenseitiges Vertrauen und damit das Verschwinden allen Mißtrauens liefere, Georg Lorentz von Spattenbach, Politische Philosophie (1668), S. 258f., vgl. auch ebd., S. 181 – 204, 223 – 227, 244 – 259. Notwendig ist mithin also nicht Freundschaft, sondern Vertrauen. Ein solches Vertrauen kann frei­lich auch mißbraucht werden, weshalb eine wesent­liche Qualität fürst­licher Herrschaftskompetenz die Auswahl seiner Diener betrifft, Droste, Erziehung (2005), S. 38f. Nur wenige Jahre zuvor hatte Melchior

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brücken sie, lassen diese damit bestehen und vermitteln somit auch zwischen formalen und informellen Strukturen 97: Interpersonal orientierte Vertrauensbeziehungen in stratifizierten Gesellschaften sind gleichwohl paritätische, auf Gegenseitigkeit angelegte dialogische Sozialformen, wenngleich situativ, okkasionell und temporär bedingt und begrenzt. Deshalb kann auch der Herr, der von vornherein keiner Formalisierung unterlag, sich dieser vielmehr permanent entzog 98, im persön­lichen Vertrauens seines Dieners stehen oder als Vertrauter seines Dieners verstanden werden. Diener und Herr betreten als Partner jener interpersonal wirksamen Vertrauensbeziehung im Moment vertrauter Kommunikation einen nahezu herrschaftsfreien, nahezu ausschließ­lich informellen Raum, in dem die formale Ungleichheit dieser Zweierbeziehung, wenngleich unter anderem okkasionell und situativ bestimmt sowie entsprechend temporär begrenzt, nicht greift. Die nachstehende Graphik soll auf einfache Weise den angesprochenen Unterschied zwischen Vertrauten und anderen, in spezifischen Nahbeziehungen zum Herrn stehenden Personen verdeut­lichen. Der Vertrauensraum ist dargestellt als eine Diener und Herrn umfassende Ellipse, deren gestrichelte Grenzlinie okkasionell, situativ und temporär bedingte Durchlässigkeit andeutet 99: Vertrauen erscheint als kommunikativ (re)produzierte, dynamische und relationale Ordnung 100. von Osse, ehemals Kanzler Kurfürst Johann Friedrichs I. von Sachsen, in einer „Politisches Testament“ genannten Schrift, die er 1556 Kurfürst August I. von Sachsen überreichte, aber warnend formuliert: Es ist auch ein her des nicht zu vordenken, daß er aus dem engen rat ein vortreff­lichen man zu sich zihe, zu dem er von wegen seiner treu, geschicklikeit und red­lichen wandelns ein sonder­lich vortrauen hat, mit dem der her teg­lich von allen seinen sachen, ehr er die in rat gibt, vortreu­lich regen möge. // Doch soll ein her keinswegs sein gemute also auf ein solche einzelne person werfen, daß er im allein fulge, alles was er redet aber tut, gut sein lassen [und] der anderer rete personen, ratschlege und gut meinung hindan setzen wollte; dan dordurch wurfe sich ein her nach mainung aller alten weisen selbst in eine dinstbarkeit und gebe selbst ursach dorzu, daß ein solcher man seinen eigen notz nach allem seinem willen suchen und gemeinen notz benachteiligen konnte, Ed. Melchior von Osse, Ein undertheniges bedencken (1922), S. 362. Vgl. zu Melchior von Ossses politischem Testament Singer, Fürstenspiegel (1980), S.  102 – 106; Seresse, Normen (2005), S. 291 – 305. 97 Vgl. auch Fouquet, Herr und Hof (2009), S. 230f. 98 Vgl. Fouquet, Herr und Hof (2009), S. 228. 99 Raum wird hier verstanden als eine dem „spatial turn“ verpf­lichtete Kategorie. Ohne diesen theoretischen Bezug weiter zu traktieren, mag hier der Hinweis auf Schroer, Relevanz (2008), genügen. Etabliert wird ein solcher Raum des Vertrauens durch Kommunikation, vgl. bspw. Juchem, Kommunikation und Vertrauen (1988), u. a. S. 91 – 115. 100 Vgl. Füssel, Weller, Einleitung (2005).

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u. a. Layoalität ↔ Schutz (Strukturvertrauen)

Herr

Patronagebeweise

Vertrauen ↔ Freundschaft/Liebe (interpersonales Vertrauen) Freundschafts-/Liebesbeweise

Freund Geliebte

Klient Vertrauen ↔ Vertrauen (interpersonales Vertrauen)

Vertrauensbeweise

Gunst gegen Dienst (Strukturvertrauen)

Gunst gegen Dienst (Strukturvertrauen)

Gunstbeweise

Gunstbeweise

Konkurrenz

Diener Günstling

Vertrauter Vertrauensträger

Konkurrenz

Konkurrenz

Diener Begünstigter

Graphik 1: Herrschaft­lich orientierte Nahbeziehungen 101

Informalität ist für Vertrauensbeziehungen insofern von erheb­lichem Belang, als damit das Durchführen von Aktivitäten außerhalb, unterhalb oder neben bestehenden Vorschriften, Verhaltensweisen, Traditionen, kulturellen Übungen oder etwa Sicherheiten bezeichnet ist, die auf den persön­lichen Austausch bezogen sind. Informelles Handeln bewegt sich aber in der Regel im Rahmen vorgegebener formaler Strukturen, denn das Extrem von Informalität wären Kriminalität und Illegalität 102 – was dann ja der Ansatzpunkt für Albrecht war, um die hinsicht­ lich der genannten Kriterien zu weiten Teilen informelle Beziehung zu Schenitz

101 Die Graphik orientiert sich an einem Verständnis von Hof als „Modell eines herrschaftsnahen Personenverbandes von Helfern und Dienern […], dessen Angehörige nicht notwendigerweise ausschließ­lich an einen Fürsten gebunden sind, sondern in verschiedenartig abgestufter Intensität auch anderen gleichartigen Systemen angehören können“, Johanek, Literatur (1986), S. 215. Schenitz als Angehöriger der städtischen Oberschicht ist dafür ein bezeichnendes Beispiel. – „Beweise“ beschreiben allgemein-mög­liche Formen der Überlieferung. 102 Vgl. Butz, Hirschbiegel, Vorwort (2009).

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zu beenden. „Formalität“ bezeichnet Norbert Elias als stark konventionalisiertes, von „zeremonieller Härte“ bestimmtes Verhalten (was auf weite Bereiche der höfischen Gesellschaft ja zutrifft), „Informalität“ als relative „Emanzipation vom Fremdzwang eines vorgeschriebenen gesellschaft­lichen Rituals“. Die Differenz beider Verhaltenssteuerungen verweist bei Gleichzeitigkeit auf das „synchronische Gefälle von Formalität und Informalität“, das vom Informalisierungsgefälle „im Nacheinander der Gesellschaftsentwicklung“, also vom „diachronischen Informalisierungsgefälle“ zu unterscheiden sei. Innerhalb jeder Gesellschaft gebe es nach Elias „ein spezifisches und mit hoher Genauigkeit bestimmbares Gefälle zwischen relativer Formalität und relativer Informalität […], das größer oder kleiner werden kann“ und dem historischen Wandel ausgesetzt ist. Elias’ These geht dahin, daß die Formalitäts-Informalitäts-Spanne in fortgeschrittenen Gesellschaften als relativ klein anzusehen sei, mithin in vorstaat­lich-vormodernen Gesellschaften als relativ groß 103, wodurch die funktionale Bedeutung von Vertrauen für jene Gesellschaften in Anbetracht der zwischen formalen und informellen Handlungs- und Kommunikationsbereichen vermittelnden Qualität von interpersonalem Vertrauen nicht zu überschätzen ist. Bleibt die Frage nach der Funktion von Informalität, informellem Handeln und informeller Kommunikation für herrschaftsbestimmte soziale Beziehungen, die durch jenes interpersonale Vertrauen geprägt sind 104, die nur näherungsweise mit der Beschleunigung von Informationsflüssen und einer damit verbundenen beschleunigten Zielerreichung bei mög­licherweise erheb­ lich reduziertem kommunikativen Verschleiß beantwortet ist. Allerdings umgeht das Informalitätskonzept die Problematik einer Unterscheidung in private und öffent­liche Sphären: Vertrauensbeziehungen als Kommunikationsgemeinschaften lassen sich weder dem einen noch dem anderen Bereich ausdrück­lich und ausschließ­lich zuweisen, Informalität ist kohärenter Bestandteil von Formalität, womit die hinsicht­lich ihrer Überlieferung zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit changierenden Vertrauensbeziehungen – folgenreich für die Analyse von Vertrauensbeziehungen einerseits, für deren Interpretation andererseits – keiner

103 Elias, Studien (1992), insbes. S. 41. 104 Die Bedeutung informeller Kommunikation und informellen Handelns hingegen ist der Geschichtswissenschaft nicht zuletzt seit Reinhards grundlegender Arbeit zur „‚Verflechtung‘ als Konzept zur Erforschung historischer Führungsgruppen“ seit langem bekannt, Reinhard, Freunde (1979).

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festen, konkret faßbaren Sozialraumbindung unterliegen 105. Wie Informalität 106 auch ist jedoch eine dezidiert geschichtswissenschaft­liche systematische Erforschung von Vertrauen im allgemeinen wie von Vertrauen in seiner interpersonalen Ausprägung trotz des Bemühens vor allem von Ute Frevert um die Kategorie „Vertrauen“ 107 bis jetzt weitgehend Desiderat geblieben 108. Auch Freverts Ausgangspunkt ist die sozialwissenschaft­liche Vertrauensforschung 109. Mit der Umschreibung von Vertrauen als soziales Kapital hebt Frevert allerdings einen bislang nur implizit behandelten Aspekt hervor 110. Nach Meike Zwingenberger sind Vertrauensbeziehungen als soziales Kapital „eine individuelle Ressource, deren Grundbedingung soziale Beziehungsnetzwerke zwischen den Individuen sind.“ 111 Damit bezieht sich Zwingenberger neben anderen soziologischen ­Theorieangeboten deut­lich auf die erweiterte Kapitalismustheorie Pierre Bourdieus. Bourdieu stellt bekannt­lich soziales Kapital neben ökonomisches, kulturelles und symbolisches Kapital und unterstreicht deren Konvertierbarkeit 112. Schenitz gibt 105 Vgl. Schnell, Kommunikation (2009), u. a. S. 131. Allerdings operiert Schnell mit den Begriffen Vertrauen und Vertrautheit am Beispiel von Tischgemeinschaften ohne Rekurs auf die historische oder sozialwissenschaft­liche Vertrauensforschung und damit ohne theoretische Reflexion dieser Begriff­lichkeiten. 106 Siehe die Besprechungen des Bandes Informelle Strukturen bei Hof (2009), welche die Forschungswürdigkeit des Konzeptes Informalität unterstreichen: Deutschländer, Gerrit, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 97 (2010) S. 364; Rudolph, Harriet, in: Historische Zeitschrift 291 (2010) S. 357; Stollberg-Rilinger, Barbara, in: Zeitschrift für historische Forschung 37,3 (2010) S. 662 – 665. 107 Frevert, Vertrauen (2000); Frevert, Vertrauen (2002), hier v. a. S. 43 – 48; Frevert, Vertrauen (2003). Der 2013 erschienene Band Frevert, Ute: Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne, München 2013, konnte nicht mehr rezipiert werden. 108 Seit der Bestandsaufnahme Goetz, Mediävistik (1999), der die Vertrauensforschung noch nicht zu den Perspektiven der modernen Mittelalterforschung zählt, hat sich an diesem Befund bislang kaum etwas geändert, vgl. auch Schulte, Einleitung (2008). 109 Vgl. den Überblick bei Frevert, Vertrauen (2002), S. 39 – 43. 110 Frevert, Vertrauen (2003), S. 9f. Zum theoretischen Bezug Coleman, Foundations (1990), S.  300 – 321. 111 Zwingenberger, Soziales Kapital (2003), S. 6. Vgl. Nuissl, Bausteine (2002), der Vertrauen selbst als soziales Kapital versteht, ebenso Geramanis, Vertrauen (2005), S.  5 – 15. Vgl. auch Ripperger, Ökonomik des Vertrauens (1998), S. 165 – 170, 223f., 251. 112 Ohne dieses in den Geschichtswissenschaften bekannte Theorieangebot nochmals in extenso vorzuführen, hier nur die Angabe der einschlägigen Titel: Bourdieu, Kapital (1983); Bourdieu, Sozialer Sinn (1993); Bourdieu, Mechanismen (1997); Bourdieu, Unterschiede (1998).

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ein eindring­liches Beispiel für diesen Vorgang: Das in ökonomisches, kulturelles und symbolisches Kapital konvertierte soziale Kapital des Vertrauens wird sichtbar beispielsweise im Bau des Kühlen Brunnens oder in der Erneuerung des erb­lichen Adelsstandes: Überreste einer überlieferungsbedingt feststellbaren Vertrauensbeziehung wie die im höfischen Geschenkverkehr getauschten Gaben 113. Soziales Kapital ist nach Bourdieu als „die Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens oder Anerkennens verbunden sind“ 114, bestimmt und beruht damit auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe 115, was im Fall Schenitz und in den zu behandelnden Beispielen frei­lich auch für dyadisch angelegte Beziehungen in Form bipolarer Kleingruppen gilt: Der Diener ist Vertrauensträger oder Vertrauter durch das Vertrauen des Herrn. Diesem Vertrauen kann dann allerdings das Mißtrauen der Gruppe, der er angehört oder zugewiesen wird, korrespondieren, was ein häufiges Problem interpersonaler Vertrauensbeziehungen in hierarchisch angelegten Strukturen zu sein scheint 116 – das Vertrauen insbesondere der höfischen Gesellschaft hat auch Schenitz nicht erwerben können. Das auch die Beziehung Albrechts zu Schenitz kennzeichnende wechselseitig wirksame Nahvertrauen weist Frevert, deren Ausführungen sich vor allem auf die neuere Geschichte konzentrieren, allerdings ausschließ­lich den Bereichen Familie, Freundschaft und Kameradschaft zu 117. Sie stellt aber richtig fest, daß Vertrauen nicht erst in der Moderne zum Problem geworden sei, wie auch die sozialwissenschaft­liche Theoriebildung insbesondere im Falle Luhmanns suggeriert 118. Dem Verdikt aber, daß Vertrauen sich jeder materiellen Untersuchung entzöge, weil es nur dort faßbar sei, wo es zur Sprache komme oder selbst sprachfähig werde, weil Vertrauen keinen außersprach­lichen Ort habe, wie Frevert 113 Hier ganz im Sinne der Quellentypologie Ernst Bernheims, Bernheim, Lehrbuch (1908), S. 230. 114 Bourdieu, Mechanismen (1997), S. 63. 115 Vgl. Bourdieu, Mechanismen (1997), S. 63. 116 Frevert, Vertrauen (2003), S. 17f., illustriert dies am Beispiel von Dienstboten, deren Vertrauensbeziehungen zur Herrschaft dadurch besonders riskant sind, weil sie eben in asymmetrische Verhältnisse eingebettet sind. Abgemildert werde dieses Risiko durch ein verbindendes Wertesystem. 117 Frevert, Vertrauen (2003), S. 48 – 60. Zum modernen Freundschaftsbegriff in Abgrenzung zu Bekanntschaft, Kollegenschaft und Kameradschaft Schroeter, Freundschaft (2003). 118 Frevert, Vertrauen (2003), S. 61 – 63, weist m. E. aber zu dezidiert die Vertrauensproblematik der Vormoderne v. a. der Begegnung mit der Fremde und den Fremden zu. Vgl. auch oben Anm. 44 und 87.

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schreibt 119, mag ich in dieser Ausschließ­lichkeit nicht zuzustimmen und verweise noch einmal auf den Fall Schenitz und auf den höfischen Gabentausch 120. Das bereits oben angesprochene Problem der Überlieferung ist selbstverständ­lich gegeben, was umso mehr gilt, als die Erforschung der in den Blick genommenen Epoche des späten Mittelalters beziehungsweise der beginnenden Frühen Neuzeit ganz überwiegend auf die schrift­liche Überlieferung angewiesen ist. Auch daß dabei die sozialwissenschaft­liche Vertrauensbegriff­lichkeit durch Werte und Ziele der Gegenwart bedingt sein kann, wird sehr wohl gesehen, wie ja jedwede geschichtswissenschaft­liche Fragestellung ihrer je eigenen Gegenwart verpf­lichtet ist 121. Daß diese sich aber nach Weltecke aus diesem Grund nicht auf mittelalter­ liche Forschungsgegenstände anwenden ließe 122, ist zumindest eine Überprüfung wert, allein die Affäre Schenitz widerlegt ja schon diese Auffassung. Zwar konzediert Weltecke, daß die sozialwissenschaft­liche Vertrauensforschung akteurszentrierte Perspektiven fördere, die mediävistischen Forschungen dien­lich sein könnten, denn „individuell organisierte, vertrag­lich sanktionierte, personale Bindungen oder kollektive Verschwörungen bestimmen das Bild.“ 123 Doch, so Weltecke, nach „Luhmanns durch den Mythos der Moderne inspirierte[r] Theorie der Geschichte des Vertrauens“ habe erst die institutional abgesicherte Gegenwart von Wirtschaft und Politik das Risiko des Vertrauens mög­lich gemacht 124. Welteckes Argumentation stützt sich allerdings nahezu ausschließ­lich auf Begriff­lichkeiten und begriffsgeschicht­lich feststellbare Semantiken, so daß sie zu dem Schluß kommt, daß „mittelalter­liche Gesellschaften eigene, differenzierte Beziehungskategorien gebrauchten, die mit ‚Vertrauen‘ nicht kongruent“ 125 seien. Und noch an der Schwelle zur Neuzeit sei Vertrauen ein Synonym für die Aufgabe von Macht gewesen, wie nicht zuletzt Luthers Bibelübersetzung zeige, Vertrauen, daß, wie wiederum die Geschichte des 20. Jahrhunderts vorführe, nicht ein Wissensdefizit über den Anderen markiere, sondern individuelle Machtlosigkeit offenbare, „die

1 19 Vgl. Frevert, Vertrauen (2003), S. 65f. 120 Vgl. bspw. auch Krausman Ben-Amos, Culture of Giving (2008), S. 156 – 169, zu den „networks of trust“. 121 Siehe nur die eingängigen Ausführungen Goetz, Fragestellung (2003). 122 Weltecke, Vertrauen (2003), entspr. Weltecke, Trust (2008), mit aktualisierten Literaturhinweisen. Dagegen Althoff, Einführung (2005), S. 250 Anm. 5. 123 Weltecke, Vertrauen (2003), S. 88. 124 Weltecke, Vertrauen (2003), S. 88. Siehe hingegen oben Anm. 44, vgl. Anm. 87, 118 und unten S. 72 mit Anm. 135. 125 Weltecke, Vertrauen (2003), S. 88.

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Vertrauen riskant und in letzter Konsequenz zu einem lebensgefähr­lichen Risiko“ 126 mache. Es wird zu zeigen sein, daß diese Aussage in dieser Pauschalität so nicht gilt. Und auch wenn die vorliegende Arbeit zeit­lich jener Schwelle zur Frühen Neuzeit zuzuordnen ist und sich deshalb begriff­lich und semantisch im Sinne Welteckes auf einigermaßen sicherem Boden bewegt, bedeutet dies keineswegs, daß Vertrauensbeziehungen den Menschen der Vormoderne fremd waren 127. Sicher hat es der Zeit eigene Beziehungskategorien gegeben, aber diese waren wie beispielsweise fides durchaus zumindest vertrauensaffin 128. Der Frühen Neuzeit gilt Vertrauen geradezu als Schlüsselbegriff in der politischen Kommunikation 129. Somit gilt die Forderung Freverts, Vertrauen nicht als konstante Größe zu betrachten, sondern den Wandel dieses Phänomens in seinen zeit­lichen, räum­lichen und sozialen Bezügen zu beobachten 130. Immerhin will uns die Überlieferung meist nicht über Vertrauen berichten, sondern wir müssen die Überlieferung nach Vertrauen befragen. Mög­liche Herangehensweisen präsentiert die Verschrift­lichung der bereits oben erwähnten Münsteraner Tagung. Auf Grundlage der Feststellung, daß symbo­ lisches Handeln Ordnungen etablieren und aufrechterhalten könne, weil es eine enge Beziehung zwischen symbolischem Handeln und den Wertvorstellungen einer Gesellschaft gebe 131, gilt die konkrete Frage dem Zusammenhang zwischen der Bildung – und auch Zerstörung – von Vertrauen und deren Konkretion in jenen symbolischen Handlungen 132. Die von Gerd Althoff formulierte Ausgangshypothese lautet, daß symbolische Handlungen im Mittelalter insbesondere dadurch charakterisiert gewesen seien, daß sie zukunftsorientiert vertrauensbildend gewirkt hätten und geeignet 126 Weltecke, Vertrauen (2003), S. 89. 127 Vgl. Reynolds, Trust (2012). 128 Vgl. bspw. Weinfurter, Lehnswesen (2010), S. 44f., siehe auch unten S. 75. Vgl. auch Schulte, Vertrauen (2003), hier v. a. S. 4 – 12. 129 Siehe Seresse, Normen (2005), S. 140 – 148. Vgl. Mousnier, institutions (1974), S. 89 zur fidélité. 130 Vgl. Frevert, Vertrauen (2002), S. 45; Frevert, Vertrauen (2003), S. 47. 131 Althoff, Einführung (2005), S. 247f., zur einschlägigen Literatur bis zum Zeitpunkt der Drucklegung ebd., S. 247 Anm. 2 und S. 248 Anm. 3. Siehe darüber hinaus unter der URL: >www.uni-muenster.de/SFB496/publikationen.html< [04.05.2010] v. a. die Publikationen des Sonderforschungsbereiches 496 „Symbolische Kommunikation“. Grundlegend und programmatisch Stollberg-Rilinger, Symbolische Kommunikation (2004), Stollberg-Rilinger, Welt (2009). 132 Vgl. Althoff, Einführung (2005), S. 247.

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gewesen seien, Mißtrauen abzubauen 133. Althoff, der somit ebenfalls vor allem auf die sozialwissenschaft­liche Vertrauensforschung Bezug nimmt 134, zieht ausdrück­lich nicht in Zweifel, daß Vertrauen soziale Zusammenhänge des Mittelalters bestimmt habe 135. Demgemäß meint er, daß Weltecke „die Bedeutung von Vertrauen für die Zeiten des Mittelalters zu gering eingeschätzt“ 136 habe: „Es scheint […] durchaus Argumente für die These zu geben, daß auch im Mittelalter Vertrauen auf das zukünftige Verhalten von Menschen schon mit allen Unwägbarkeiten versehen und in einem ähn­lichen Maße nötig war, wie es dies heute immer noch ist. […] Es dürfte konsensfähig sein, daß fehlendes Gewaltmonopol, fehlender Primat obrigkeit­ licher Maßnahmen dem Vertrauen breite Betätigungsfelder schufen, auf denen es das adäquate oder sogar einzige Mittel war, Beziehungen mit Leben zu erfüllen.“ 137 Sichtbar werde jenes Vertrauen in ebenjenen symbolischen Handlungen, weil diese „Versprechungen für die Zukunft zum Ausdruck bringen, […] eine Selbstbindung durch die Aussagen, die mit den Handlungen gemacht werden, [bewirken], sei es hinsicht­lich eines fried­lich-freundschaft­lichen Verhältnisses, sei es hinsicht­lich Dienstbereitschaft oder Unterordnung. [Symbolische Handlungen] bestärken […] das Vertrauen des oder der anderen, weil sie quasi freiwillige Antworten auf nicht gestellte Fragen bieten. Sie geben Anlaß, Vertrauen aufrechtzuerhalten, weil sie implizit versichern, daß alles beim alten geblieben sei. So bieten sie Kontrollmög­ lichkeiten, ohne daß diese aktiv gefordert werden müßten. […] Die symbolischen Handlungen sorgen also dafür, daß Vertrauen nicht vollständig blind bleiben muß; sie markieren Zwischenbilanzen des Verhältnisses [und] stärken so das Vertrauen […].“ 138 So habe ein enger Zusammenhang von Vertrauen, Ehre und Freiwilligkeit bestanden 139. Claudia Garnier prüft Althoffs Hypothese anhand der politischen Praxis am Beispiel von „Vertrauensbildung und Konsensfindung der rheinischen Kurfürsten um 1400“ 140. Sie kommt zu dem Ergebnis, daß bei der Absetzung Wenzels und der Wahl Ruprechts von der Pfalz „Verträge die Handlungsparameter bildeten, an denen

133 Vgl. Althoff, Einführung (2005), S. 248. 134 Vgl. Althoff, Einführung (2005), S. 249 mit Anm. 4. 135 Vgl. Althoff, Einführung (2005), S. 249f. 136 Althoff, Einführung (2005), S. 250 Anm. 5. 137 Althoff, Einführung (2005), S. 250. 1 38 Althoff, Einführung (2005), S. 249, vgl. auch Garnier, Freundschaft (2008), S. 123 – 130 zur Demonstration von Vertrauen in politisch bestimmten Freundschaftsbeziehungen. 139 Vgl. Althoff, Einführung (2005), S. 250f. 140 Garnier, Vertrauensbildung (2005).

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sich die Vertrauenswürdigkeit des Gegenübers messen ließ: interne wie externe Formen der Vertrauensbildung kamen nicht ohne Schrift aus“ 141 – Vertrauen ist mit Garnier somit erwiesenermaßen sehr wohl sprachfähig, hier in Gestalt der überlieferten Bündnisurkunden 142. Diese formulieren Vertrauen, so die Autorin, zum einen positiv im Sinne der fides, zum anderen könne Vertrauen aus einer reduzierten negativen Erwartungshaltung von dolus und fraus abgeleitet werden 143. Vertrauen sei somit aus „Perspektive der Akteure eine handlungsorientierte und durchaus pragmatische Ressource“ 144 gewesen, zwar im Untersuchungsfeld kein ubiquitäres Gut, aber doch eine situative Größe, die auf ein konkretes Ziel zugeschnitten war, deshalb sektoral, begrenzt, zeit­lich limitiert bindend 145. So ließe sich Vertrauen nach Garnier als handlungsorientierter Wert im politischen Alltag bestimmen, der in der politischen Interaktion Basis für gemeinschaft­liches Handeln geboten habe 146. Ähn­lich argumentiert Petra Schulte, deren Studie im zeit­lichen Umfeld der Ermordung Herzog Ludwigs von Orléans 1407 angesiedelt ist 147. Auch hier steht die Treue als Ausdruck von Vertrauensbeziehu0ngen im Zentrum, die in der spezifischen, angespannten politischen Situation eid­lich abgesichert 148 und durch Zeichen der Freundschaft – Tausch von Herrschaftszeichen, gegenseitige Besuche, gemeinsames Mahl, Schlafen in einem Bett – demonstriert werden mußte 149. Jene, allerdings ­inszenierten 150, Zeichen der Freundschaft aber hätten nicht nur der horizontal orientierten Vertrauensbildung zwischen den Fürsten gedient, sondern sich ebenso in vertikaler Orientierung an das auf Frieden hoffende Volk gerichtet 151. Auch hier erscheint Vertrauen also als handlungsleitender Wert im

141 Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 288. 142 Vgl. auch Garnier, Freundschaft (2008), S. 123. 143 Vgl. Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 289. 144 Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 289. 145 Vgl. Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 289. 146 Vgl. Garnier, Vertrauensbildung (2005), S. 289. 147 Vgl. Schulte, Treue (2005). 148 Zur Bedeutung des Eides für das mittelalter­liche Lehnswesen neuerdings Weinfurter, Lehnswesen (2010). Ebd., S. 447, unterstreicht Weinfurter den Stellenwert des Eides dahingehend, daß er ihn als „Herzstück der vertrauensbildenden Maßnahmen und Instrumentarien der [hochmittelalter­lichen, J. H.] Gesellschaft“ bezeichnet. Vgl. auch Müller, Besiegelte Freundschaft (2010), S. 193 – 195. 149 Vgl. Schulte, Treue (2005), S. 330, siehe auch Garnier, Freundschaft (2008), v. a. S.  123 – 130. 150 Vgl. auch Oschema, Riskantes Vertrauen (2009), S. 514, der inszeniertes von authen­ tischem Vertrauen unterscheidet. 151 Vgl. Schulte, Treue (2005), S. 330, 331f.

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politischen Alltag 152 im Sinne Garniers. Der Begriff des Vertrauens aber habe nach Schulte am Beispiel der französischen Politik des späten Mittelalters Implikationen besessen, die von dem heutigen Verständnis abweichen 153: Das wechselseitige Vertrauen zwischen dem Fürsten und dem Volk habe auf der Treue der Untertanen beruht, das Vertrauen zwischen den Fürsten auf freundschaft­licher Treue 154. Diese Befunde sollen nicht in Frage gestellt werden, aber in beiden Fällen steht die vertrag­liche Sicherstellung künftigen Handelns im Vordergrund, nicht das Vertrauen selbst, weil es näm­lich fehlt und damit nur indirekt sichtbar wird 155. So erscheint Vertrauen als kontraktuelles Vertrauen ähn­lich jener als eine Form von amicitia erfaßten kontraktuellen Freundschaft 156. Interpersonale Vertrauensverhältnisse zwischen Herren und Dienern sind auf diese Weise noch nicht erfaßt. Garnier und Schulte zeigen aber deut­lich, wie berechtigt Freverts oben notierte Forderung ist, Vertrauen als eine Größe, die dem Wandel unterworfen ist, zu erforschen. Allein schon die einschlägigen, die Zeit bis 1300 betreffenden Einträge im Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache beispielsweise zu den Stichworten getrûwen 157, triuwe 158, trûwen 159 oder vertrûwen 160 bekräftigen dies und bestätigen sowohl Garniers und Schultes Ergebnisse wie auch Althoffs postulierten Zusammenhang von Vertrauen mit Ehre und Freiwilligkeit: die sich got vnd auch gæntz­lich mit irem gesworem aide darzv vertrewen vnt binten, daz si vurdern alle ere 161, lautet der Beleg zum Stichwort vertrûwen.

1 52 Zu Vertrauen als politischer Kategorie vgl. Frevert, Vertrauen (2002), S. 48 – 52. 153 Vgl. Schulte, Treue (2005), S. 331. 154 Vgl. Schulte, Treue (2005), S. 331f. 155 Ähn­lich Frevert, Vertrauen (2002), S. 54f., denn Treue werde geschworen, eid­lich bekräftigt, binde und sei ungebrochen, Vertrauen hingegen werde geschenkt und entzogen. 156 Vgl. Althoff, Verwandte (1990), S. 86f. Siehe auch Epp, Amicitia (1999), S. 297 und pass., vgl. Weinfurter, Lehnswesen (2010), S. 449; grundlegend Garnier, Amicus amicis – inimicus inimicis (2000), S. 3 – 8 und pass. Vgl. neuerdings Müller, Besiegelte Freundschaft (2010). 157 Im Sinne von vertrauen, auf etwas bauen, sich verlassen, Stw. „getrûwen“, in: Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache II, 1994, S. 696f. 158 Stw. „triuwe“, in: Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache III,19, 2003, S. 1771f. 159 Im Sinne von vertrauen, erwarten, Stw. „trûwen“, in: Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache III,19, 2003, S. 1778. 160 Im Sinne von (sich) verpf­lichten, Stw. „vertrûwen“, in: Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache III,23, 2007, S. 2118. 161 Stw. „vertrûwen“, in: Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache III,23, 2007, S. 2118.

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Der Germanist Harald Haferland, der das Vertrauen auf den König und das Vertrauen des Königs am Beispiel des ‚Iwein‘ Hartmanns von Aue untersucht 162, unterstreicht folgerichtig und vollkommen zu Recht, daß auch dann, wenn „der (nominale) Begriff des Vertrauens erst im 15./16. Jahrhundert aufkommt und wenn mittelalter­liche Äquivalente wie fides, foi und triuwe sehr viel eher persön­liche Treue und nicht – wie fides im klassischen Latein – zuerst Zu- oder Vertrauen meinen, […] es gleichwohl legitim [ist], an diesen Begriffen vorbei den des Vertrauens in Stellung zu bringen, wenn man die mittelalter­liche Kultur beschreibt.“ 163 Stefan Weinfurters Feststellung, daß fides der wichtigste Begriff sei, wenn es um Vertrauen im Mittelalter geht, bestätigt diese Aussage deut­lich 164. Haferlands Bemerkung wird von Werner Röcke gestützt. Röcke, ebenfalls Germanist, hat neuerdings noch einmal deut­lich formuliert, daß „Luhmanns historische Annahme, daß in traditionalen Gesellschaften wie der mittelalter­ lichen Vertrauen aus strukturellen Gründen nicht erforder­lich gewesen sei, […] inzwischen als widerlegt gelten [kann]“ 165 und, nicht zuletzt unter Bezug auf Freverts und Althoffs Arbeiten, Kriterien des Vertrauens beschrieben, die er exemplarisch für höfisch-feudale Kontexte am sogenannten Prosa-Lancelot untersucht. Der Prosa-Lancelot sei besonders geeignet, weil dort „Vertrauen und Mißtrauen Grundlage und Ausgangspunkt nahezu aller Formen personaler Kommunikation, keineswegs nur der politisch-recht­lichen“ 166 seien. So basiere Vertrauen nach Röckes „Grammatik des Vertrauens“ 1) auf eigenen Entscheidungen im Bewußtsein des damit verbundenen Risikos, bedürfe 2) steter Bekräftigung und Bestätigung und sei damit performativ bestimmt, sei 3) in ständiger Wiederholung eine deut­ liche Entscheidung gegen Mißtrauen, lasse sich 4) nicht objektiv begründen und erklären, sondern nur in seinen Formen und Konsequenzen darstellen, und sei 1 62 Haferland, Vertrauen (2005). 163 Haferland, Vertrauen (2005), S. 366f. – Vgl. zum Verhältnis von Treue und Vertrauen auch Stremmel, Treue (2006), der die Beziehung Friedrich Alfred Krupps zu seinen Beschäftigten am Ende des 19. Jahrhunderts unter der Frage „Von der ‚Treue‘ zum ‚Vertrauen‘?“ beobachtet und S. 90 feststellt, daß Vertrauen ein ernstzunehmender identitätsstiftender Faktor gewesen sei, „dessen Kraft selbst am Ende des Kaiserreiches noch ausreichte, die Auswirkungen grundlegender Veränderungen in den Arbeitsverhältnissen zu neutralisieren und tiefreichende sozioökonomische Interessengegensätze zu überwölben“. Damit erklärt Stremmel auch, warum es in der Kruppschen Fabrik vor dem Ersten Weltkrieg zu keinen Streiks gekommen war: Vertrauen scheint stärker gewesen zu sein als Treue. 164 Weinfurter, Lehnswesen (2010), S. 44f., der sich v. a. auf das frühe und insbes. hohe Mittelalter bezieht. Vgl. auch Spiess, Art. „Lehnseid“ (1978). 165 Röcke, Regeln des Vertrauens (2010), S. 248. 166 Röcke, Regeln des Vertrauens (2010), S. 250.

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schließ­lich 5) „nur in einer personalen oder face-to-face-Kommunikation denkbar“ 167. ­Röckes „Regeln des Vertrauens“ geben in knapper Form entsprechend des aktuellen Standes der Vertrauensforschung die für geisteswissenschaft­liche Untersuchungen zu Vertrauen und vertrauten Beziehungen konzeptionell relevanten Parameter vertrauten Handelns und vertrauter Kommunikation. Wenn, wie Röcke annimmt, Formen des Vertrauens und Mißtrauens in literarischen Texten „sehr viel genauer und pointierter dargestellt werden […], als in historischen Quellen“ 168, mag umgekehrt gelten, daß die Analyse von Überlieferungsbeständen, die für die geschichtswissenschaft­liche Vertrauensforschung von Belang sind, die Ergebnisse der germanistischen Vertrauensforschung durchaus bestätigen können. *** Die wenigen, den Forschungsstand bezeichnenden Beispiele zeigen, daß die vor allem von sozialwissenschaft­lichen Untersuchungen ausgehende geistes- und besonders geschichtswissenschaft­liche Vertrauensforschung noch am Anfang steht 169: Sie unterstreichen aber zum einen, daß Vertrauen durchaus als ­analytische 1 67 Siehe Röcke, Regeln des Vertrauens (2010), S. 251 – 253. 168 Röcke, Regeln des Vertrauens (2010), S. 250. 169 Vorgeführt wurden Untersuchungen aus der deutschsprachigen geschichtswissenschaft­ lichen Vertrauensforschung, die sich dieses Gegenstandes bislang aber auch offensicht­lich als einzige angenommen hat. Bis auf bspw. Kent, Friendship (2009), der den Zusammenhang von Vertrauen mit Freundschaft und Liebe im Florenz der Renaissance behandelt, scheint es keine moderne englisch- oder französischsprachige geschichtswissenschaft­liche Auseinandersetzung mit diesem Thema zu geben. Dies gilt umso mehr für die mediävistische Geschichtsforschung. Explizit von einem „Boom“ in der geschichtswissenschaft­ lichen Vertrauensforschung zu sprechen, wie dies 2005 Ralf Stremmel in seinem 2006 publizierten wirtschaftsgeschicht­lichen Vortrag einleitend tut, siehe Stremmel, Treue (2006), S. 70, war deshalb nicht nur zum damaligen Zeitpunkt vollkommen unangebracht, sondern ist es immer noch, zumal sich Stremmel auf der Folgeseite selbst widerspricht, wenn er – diesmal richtig – schreibt, daß die geschichtswissenschaft­liche Erforschung von Vertrauen noch kaum begonnen habe. Seine provokative Frage, ob „‚Vertrauen‘ nur das neueste modische Kleidchen [ist], mit dem sich die farblose Clio schmückt, oder [ob] […] diesem Begriff als historisch-sozialer Kategorie heuristischer Wert zu[kommt]“ – vgl. auch Frevert, Vertrauen (2002), S. 39 –, beantwortet Stremmel mit Blick auf den Nutzen historischer Vertrauensforschung immerhin positiv, siehe Stremmel, Treue (2006), S. 91f. So mag ich auch Weinfurters aktueller Anmerkung, daß die „Forschung über Vertrauen im Mittelalter […] in jüngerer Zeit kräftig in Gang gekommen ist“, nur bedingt zustimmen, siehe Weinfurter, Lehnswesen (2010), S. 447. – Daß sich in den Kontext der Vertrauensforschung auch Arbeiten stellen lassen, die sich nicht explizit der Erforschung von Vertrauen widmen, sei nur am Rande bemerkt, siehe bspw. Reitemeier,

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Kategorie erkenntnisfördernd genutzt werden kann und sehr wohl auch in traditionalen, hier mittelalter­lichen Zusammenhängen feststellbar ist, was erst recht für das späte Mittelalter respektive die beginnende Frühe Neuzeit gilt: Vertrauen ist mitnichten erst ein Phänomen der Moderne, wie stellenweise behauptet wird. Zum anderen machen diese Beispiele aber auch deut­lich, wie die Überlieferung für Fragestellungen geöffnet werden kann, die bei der Untersuchung sozialer Beziehungen der Vormoderne Interpretationen ermög­lichen, welche die Spezifik jener auf Vertrauen gegründeten sozialen Beziehungen im Unterschied zu anders konstituierten sozialen Beziehungen wie etwa Familie oder Verwandtschaft sichtbar werden lassen. Ist Vertrauen somit nicht nur sozial-, sondern auch geschichtswissenschaft­lich faßbar und erscheint in historischer Perspektive in den vorstaat­lich-vormodernen Anwesenheitsordnungen vor allem als personenorientiertes Vertrauen, so ist doch zu unterscheiden 1) Vertrauen im weitesten Sinne, 2) Beziehungen, die durch Vertrauen etabliert sind, Vertrauen aber nicht generieren, weil sie beispielsweise kontraktuell eingefroren sind, 3) vertraute Beziehungen, die durch Vertrauen in qualitativ je unterschied­licher Weise charakterisiert sind wie etwa Freundschaft oder Liebe, und 4) Vertrauensbeziehungen in hierarchisch angelegten Strukturen, die in ihrer interpersonalen Variante auch die Figur des Vertrauten entstehen lassen. Die vorgestellten geschichtswissenschaft­lichen Untersuchungen beschäftigen sich vornehm­lich mit den ersten drei Spielarten. Hier kann Vertrauen anhand der Beobachtung symbolischen Handelns und symbolischer Kommunikation nachgewiesen werden, bestimmt als handlungs- und zielorientierte pragmatische Ressource vor allem in politischen Zusammenhängen. Die in einem solchen Kontext feststellbaren Vertrauensbeziehungen sind anlaßbedingt funktional und damit vornehm­lich situativ und sektoral, sach­lich und zeit­lich begrenzt, deshalb vor allem strukturell bedingt. Ihre Reichweite ist somit eingeschränkt. Die Figur des Vertrauten hingegen ist weit mehr als die bloße personalisierte Umsetzung von Vertrauen, weil sie zwar durchaus auch funktionalen, sektoralen, situativen, zeit­lichen und sach­lichen Bedingungen gerade in den Momenten vertrauter Kommunikation beziehungsweise vertrauter Interaktion unterworfen ist, nach deren Häufung, Addition und Dichte sich eine Vertrauensbeziehung bestimmt, aber nicht darauf angelegt ist, daß diese Bedingungen die gesamte Beziehung von vornherein begrenzen. Denn letzt­lich hat, wie das Beispiel Schenitz zeigt, zumindest einer der beiden Vertrauenspartner Königstreue (1997). So gilt eine der diesbezüg­lich detailliertesten und materialreichsten Untersuchungen der Mittelalterforschung Guy de Brimeu (geb. 1433, enthauptet 1477 nach dem Tod seines Herrn im aufständischen Gent), einem Vertrauten Karls des Kühnen, Paravicini, Brimeu (1975), vom Autor S. 425 auch ausdrück­lich als solcher bezeichnet.

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ganz offensicht­lich nicht mit dem Ende der Vertrauensbeziehung gerechnet und damit auf eine entsprechend kontrollierende Erwartungshaltung verzichtet, die sein Risiko beispielsweise durch kontraktuelle Absicherungen minimiert hätte, wenn der Herr die Vertrauensbeziehung aufkündigen sollte: Schenitz agierte nicht im Bewußtsein einer wie auch immer bestimmten Befristung seiner vertrauten Beziehung zum Herrn. Im Ergebnis bleibt festzuhalten, daß der vorgeführte, theoretisch formulierte und vor allem sozialwissenschaft­lich begründete Vertrauensbegriff ein geschichtswissenschaft­lich nicht unbedeutendes Erkenntnispotential birgt, damit nicht allein Interpretament bleibt, geeignet, ebenso quantitativ feststellbare Nahverhältnisse wie im höfischen Geschenkverkehr qualitativ als Vertrauensbeziehungen zu umschreiben 170 wie auch seine Tragfähigkeit als analytische Kategorie für die Bestimmung spezifischer sozialer, näm­lich vertrauter Beziehungen der Vormoderne erweist, wenn nicht nur nach der sch­lichten Begriff­lichkeit oder deren einschlägiger sprach­licher Umschreibung gefragt wird. Ein differenzierter Begriff interpersonalen Vertrauens, der nach der Wirkmächtigkeit verschiedener Vertrauensarten wie generalisiertem und spezifischem Vertrauen, Struktur- und Systemvertrauen unterscheidet, ermög­licht zudem eine schärfere Profilierung der unterschied­lichen Beziehungstypen. Schenitz erscheint im Abgleich mit einem vertrauenstheoretisch begründbaren Idealtyp 171 als Prototyp eines Vertrauten in einer interpersonal wirksamen Vertrauensbeziehung wie vorgeführt. Idealtyp und Prototyp wiederum geben gemeinsam den unabdingbaren Maßstab für die Beobachtung von überlieferungsbedingt faßbaren Realtypen, von denen wiederum, wie zu zeigen sein wird, nicht jeder auch ein Vertrauter ist.

170 Haferland, Interaktion (1989), S. 122, bestimmt reziproken höfischen Gabentausch geradezu grundsätz­lich als vertrauensbildende Maßnahme, denn seien Geschenke „einmal ausgetauscht, so vertrauen Geber und Empfänger einander“, sieht damit aber von allen anderen mög­lichen Funktionen und Motiven des Gabentausches wie bspw. der Konvention oder dem Repräsentationszwang ab. Siehe zur Notwendigkeit fürst­licher Geschenke im Rahmen höfischer Konkurrenzen Ewert, Hirschbiegel, Verschwendung (2010). 171 Vgl. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft (1980), S. 10. Dieser Begriff findet hier in Anlehnung an Max Weber in dem Sinn seine Anwendung, als daß sich die verwendeten Erkenntnisse aus der Vertrauenstheorie auf empirisch feststellbare Tatbestände beziehen. Siehe zum Idealtypus auch Gerhardt, Idealtypus (2001).

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III. Zur Konzeption: Methode(n) und Probleme Gefragt wird nach interpersonalem, vertikalen Vertrauen in asymmetrischen, hierarchischen Strukturen, nach deren Ausgestaltung, aber auch Funktionalität in dyadisch und reziprok angelegten binär codierten Vertrauensbeziehungen zwischen Herren und Dienern, nach Funktion und Bedeutung dieser Nahbeziehungen selbst sowohl für den Herrn und die Herrschaft als auch für den Diener und dessen soziales Umfeld. Das Augenmerk liegt mit den Fürsten des Reiches und ihren Vertrauensträgern und Vertrauten am Ende des Mittelalters beziehungsweise in der beginnenden Frühen Neuzeit auf den Partnern jener spezifisch-individuellen und damit konkreten Vertrauensbeziehungen. Wegen der (unterstellten) Vergleichbarkeit, der (erhofften) Überlieferungssituation und der (erwarteten) Forschungsergebnisse orientiert sich die Untersuchung zeit­lich, räum­lich und personal am Fall Schenitz. Mit den geist­lichen und welt­lichen Reichsfürsten zu Beginn des 16. Jahrhunderts sind zunächst die herrschaft­lichen Partner potentieller Vertrauensbeziehungen eindeutig bestimmbar 1. Ausgangspunkt ist die Wormser Reichsmatrikel von 15212, welche die mili­ tärischen und finanziellen Hilfen der Reichsstände, also der reichsunmittelbaren geist­lichen und welt­lichen Fürsten, Grafen, Herren und Städte 3, für den Rom 1 Zu den Reichsfürsten in Auswahl Ficker, Reichsfürstenstande (1861 – 1923); Schönherr, Lehre (1914); Engelbert, Erhebung (1948); Stengel, Grundlagen (1948); Mayer, Fürsten (1950), hier Kap. XIII: „Reich, Reichsgut und Reichsfürstenstand“, S. 215 – 247, v. a. S. 223f. und 239ff.; Theuerkauf, Art. „Fürst“ (1971), hier v. a. der Abschnitt „Der Fürst als Glied des Reichsfürstenstandes vom 12. Jh. bis 1806“, Sp.  1343 – 1350; Schubert, König und Reich (1979), S. 308 – 321; Braunfels, Kunst (1979); Braunfels, Fürstentümer (1980); Vom Reichsfürstenstande (1987); Goetz, Art. „Fürst, Fürstentum“ (1989); Kaiser – König – Kardinal (1991); Der Fürst (1997); Huschner, Holtz, Große (1995); Schubert, Art. „Reichsfürsten“ (1995). Zu den geist­lichen Reichsfürsten(tümern) neben Braunfels, Fürstentümer (1980), insbes. Bosl, Art. „Geist­liche Fürsten“ (1960); Moraw, Art. „Fürstentümer, Geist­liche. I. Mittelalter“ (1983); Press, Art. „Fürstentümer, Geist­liche. II. Neuzeit“ (1983). Des weiteren Krieger, Lehnshoheit (1979), v. a. S. 156 – 173, 185 – 215. Schulze, Grundstrukturen (1998), definiert S. 62f. in prägnanter Kürze den Reichsfürstenstand. 2 Ed. Quellensammlung (1913), S. 313 – 317, Nr. 181; Reichsmatrikel von 1521 (1896); Übersicht über die Reichsstände (1970); Quellen zum Verfassungsorganismus des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation (1976), hier zu den Reichsständen S. XVIII – X XII und S. 40 – 51 „Die ‚allzeit neueste Matrikel‘ von 1521“. Siehe auch unten Abschn. B. III. 3 Zu dem Kriterium der Reichsunmittelbarkeit hier nur der Hinweis auf Schuler, Art. „Reichsunmittelbarkeit“ (1995). – Nur angeschnitten sei an dieser Stelle die Problematik, daß nach den Reichsmatrikeln zwar derjenige, der seine Abgaben direkt an den

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zug Kaiser Karls V. definiert und bis zum Ende des Alten Reiches Grundlage für die Heeres- und Steuerkontingente der Reichsstände geblieben ist. Die Reich­ matrikel nennt die meisten welt­lichen Fürsten nament­lich, ebenso die nicht in die Untersuchung einbezogenen Grafen und Herren 4. Die geist­lichen Fürsten sind hingegen nicht nament­lich aufgeführt, notiert sind jeweils Erzbistumsund Bistumssitz oder der Ort der jeweiligen Reichsabtei, die Fürsten selbst sind aber über einschlägige Hilfsmittel zu erschließen 5. Insgesamt handelt es sich um etwa 150 reichsfürst­liche Herren und ihre Höfe, die vom Beobachtungshorizont erfaßt werden 6, hinzu tritt der könig­lich-kaiser­liche Hof. Ausgehend von der überlieferungsbasierten Forschung werden in einem breiten Überblick exemplarisch vertraute Nahbeziehungen an jenen über die Wormser Reichsmatrikel zu erschließenden reichsfürst­lichen Höfen vorgeführt, wobei auch bislang weniger erforschte Höfe in den Blick genommen werden. Dieser Teil der vorliegenden Studie dient der Gegenüberstellung eines höfischen Normalfalls einer auf Vertrauen beruhenden Beziehung mit einer vertrauten Beziehung zwischen einem Herrn und seinem Diener, der zum Vertrauten wurde. Damit soll auf die Unterscheidung zwischen dem Modus des Vertrauens und der Figur des Vertrauten aufmerksam gemacht werden. Es handelt sich zum einen um den Hof des Bamberger Bischofs Georg III. Schenk von Limpurg, zum anderen um jenen des Hochmeisters des Deutschen Ordens, der selbst nicht in der Reichsmatrikel enthalten ist 7.

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König abführte, die Reichsunmittelbarkeit besaß, nicht aber zwangsläufig auch Reichsfürst war. Dies gilt v. a. für die reichsunmittelbaren Äbte und Äbtissinnen, die nicht alle vom König nach Lehnsrecht investiert worden waren und damit auch nicht allesamt als Reichsfürsten angesehen wurden. Doch dies ist neben weiteren Kriterien zur Bestimmung von Reichsfürst­lichkeit wie bspw. die mit der Erhebung in den Fürstenstand verliehene besondere fürst­liche dignitas, vgl. u. a. Schubert, König und Reich (1979), S. 309f., hier nur von nachgeordneter Bedeutung. Vgl. auch Oexle, Aspekte (1990), zur dignitas S. 23. Der vierte Band zu den Grafen und Herren in der Handbuchreihe zu den Höfen und Residenzen des spätmittelalter­lichen Reiches ist 2012 erschienen, Höfe und Residenzen (2012). Bis heute unentbehr­lich Grote, Stammtafeln (1877). Dazu bspw. die Bände der Germania Sacra oder etwa das biographische Lexikon zu den Bischöfen des Heiligen Römischen Reiches (1996). Erfaßt im ersten, dynastisch-topographischen Teil der Handbuchreihe zu den Höfen und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich: Höfe und Residenzen (2003). Vgl. auch Schindling, Kurfürstenhöfe (2001), wegen der zahlreichen weiterführenden Literaturangaben. Auf Belege wird an dieser Stelle verzichtet, ausführ­liche Behandlung jeweils unten.

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Können mit den geist­lichen und welt­lichen Kurfürsten und Reichsfürsten, mit Maximilian I. und Karl V. die herrschaft­lichen Partner mög­licher Vertrauensbeziehungen deut­lich benannt werden, ist das Problem der Sichtbarmachung vertrauter Diener, die als Vertrauensträger bestimmt oder als Vertraute bezeichnet werden können, nicht in derselben Deut­lichkeit zu lösen und erscheint als nicht unerheb­liche methodische Schwierigkeit, zumal es in weiten Bereichen an modernen, biographischen Zugängen fehlt 8. Die Annahme einer höfischen Nahbeziehung, die als interpersonale Vertrauensbeziehung erscheint und in ihrer ausgeprägten Variante die Figur des Vertrauten entwickelt, damit überlieferungsnotorisch wird 9, und sich vom höfischallgemeinen Vertrauensfall, der vor allem dem Strukturvertrauen geschuldet ist, unterscheidet, führt zu der Überlegung, daß sich Vertrauen in der Überführung informell wirksamer Positionen in formal verankerte Stellungen niederschlagen könnte, was ja auch die Bestallung des Schenitz zeigt. Tatsäch­lich muß der Prozeß der Entwicklung vertrauensfähiger und vertrauenswürdiger Personen in Vertrauensträger und Vertraute und damit ihrer jeweiligen Vertrauensbeziehung von ihrer formalen Einbindung aus beobachtet werden, um von dort den Karriereverlauf und die sich entfaltende Beziehung zum Herrn im Zeitverlauf untersuchen zu können. Auch die Figur des Vertrauten steht, so die These, häufig am Abschluß einer solchen Entwicklung, nicht an deren Beginn, und ist dadurch meist überhaupt erst in der Überlieferung greifbar. Eine solche Vorgehensweise entspricht in Abwandlung ja auch derjenigen bei der Untersuchung des Falles Schenitz: Standort der Beobachtung ist das gut dokumentierte, hier gewaltsame Ende der Karriere. So müßte eine im je konkreten Einzelfall in vertrauenstheoretischer Hinsicht Herkommen, Stand und Position überwindende Person nach dem Maß, der Dichte und der Qualität herrschaft­licher Zuwendungen in materieller 8 Zur Problematik der biographischen Herangehensweise, die Lebensverläufe, Selbst- und zeitgenössische Fremdwahrnehmungen sowie die Interpretation durch die Forschung und hier zudem die Deutung der einzelnen Person als Vertraute oder Vertrauter verbindet, hier nur der Hinweis auf Szöllösi-Janze, Art. „Biographie“ (2002). 9 Dies müßte im Grunde auch mit der vollständigen personellen Decodierung der jeweils betroffenen höfischen Gesellschaft einhergehen. Eine Decodierung dieser Dimension haben bislang, so weit zu sehen ist, in der neueren Forschung nur Paul-Joachim Heinig mit seiner monumentalen Habilitationsschrift zum Hof Friedrichs III., siehe Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), und Andreas Bihrer mit seiner umfäng­lichen Dissertation zum Hof des Konstanzer Bischofs, siehe Bihrer, Konstanzer Bischofshof (2005), geleistet. Es liegt aber auf der Hand, daß ein solches Unternehmen hier sowohl inhalt­lich entsprechend des Anliegens der vorliegenden Arbeit, den Spuren vertrauter Beziehungen zu folgen, wie auch umfäng­lich nicht angebracht ist.

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wie immaterieller, verbaler wie nonverbaler Hinsicht profiliert werden können, deren Vertrauenskarriere ihre(n) Kulminationspunkt(e) in der Bekleidung eines meist hohen, auf jeden Fall aber herrschaftsnahen Amtes und/oder einer wohldotierten Position am Hof erreicht: Karriere und Aufstieg als Bestimmungsfaktoren des Vertrauensträgers und Vertrauten. Nicht zuletzt weist auch Karl-Heinz Spieß auf den Zusammenhang zwischen dem Erwerb hoher Positionen und dem Vertrauen des Herrn hin 10. Die Unterstellung allerdings, daß sich jede Person, die ein hohes Amt bekleidete, auch auf ein besonderes persön­liches, interpersonal wirksames Vertrauen des Herrn beziehen könne, ist nicht haltbar, wie beispielsweise Leonhard Horowski zu Recht unterstreicht 11. Denn nicht jeder Vertrauensträger und Vertraute wird zwangsläufig aufgestiegen, nicht jeder Aufsteiger auch Partner einer personal orientierten Vetrauensbeziehung gewesen sein 12. So führt auch die Annahme ins Leere, von einem eindeutig bestimmbaren Amt wie beispielsweise demjenigen des Hofmeisters 13 oder einer mehr oder weniger eindeutig bestimmbaren Gruppe wie beispielsweise derjenigen der Räte auszugehen, ließe in kausaler Eindeutigkeit auf interpersonale Vertrauensbeziehungen schließen 14, 10 Spiess, Aufstieg (2001), S. 4f. Siehe schon Waitz, Verfassungsgeschichte (1896), S. 325 – 327: „Unter den am Hofe Lebenden ragten immer einige hervor, die durch ihr Amt oder das persön­liche Ansehn beim König einen vorwiegenden Einfluss übten. […] Von da bis zu den Dienern, deren der König für seine Person bedurfte […] ist eine lange Stufenleiter [bis einer] vom einfachen Dienstmann zum einflussreichen Inhaber eines Hofamts und vertrauten Rathgeber emporgestiegen [ist].“ 11 Horowski, Erbe (2004), schreibt S. 83 in seiner Studie über den Hof Ludwigs XIV. richtig: „Schon die dann doch zu hohe Zahl der zu besetzenden wichtigen Posten schloß aus, daß jeder Inhaber eines solchen ein persön­licher Freund des Monarchen war.“ Vgl. auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 332f., das Beispiel gibt Matthäus Lang, zu diesem unten ab S. 162. 12 Zur Figur des Aufsteigers vgl. u. a. Sieber-Lehmann, Burgund (2003), S. 98 mit Anm. 15. 13 Wiewohl der Reiz einer solchen Arbeit darin bestünde, daß das Amt des Hofmeisters seit der Dissertation Seeliger, Hofmeisteramt (1885), keine wissenschaft­liche, monographische Behandlung mehr erfahren hat, obwohl dieses Amt doch eine „typische Aufsteigerposition [war], die gerne mit Leuten niederer Herkunft und hoher Organisationsgabe besetzt wurde“, Paravicini, Hagenbachs Hochzeit (2003), S. 25, und der Hofmeister als „Leiter des prunkvollen Hofstaates“ nach Seeliger ausdrück­lich als Vertrauter des Fürsten zu gelten habe, Seeliger, Hofmeisteramt (1885), S. 3, weil „die Natur hofmeister­licher Amtsfunktion auf innigster persön­licher Beziehung des Würdenträgers zum Fürsten basierte“, ebd., S. 35. 14 Gleichwohl finden sich unter den Räten, insbes. im engeren Rat, tatsäch­lich diejenigen, die in denkbar engster personaler Nähe zum Herrn stehen und damit in einem je spezifischen Vertrauensverhältnis, wie die einschlägige Forschung stets aufs neue bestätigt, vgl. u. a. etwa Lanzinner, Fürst (1980), S. 86; Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1,

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wiewohl die unten wiedergegebenen Beispiele nicht nur der maximilianeischen Vertrauensträger und Vertrauten diese Erwartungen durchaus erfüllen 15. Eine solche Arbeit würde aber ein Amt oder eine Gruppe, nicht jedoch Vertrauen oder Vertrauensbeziehungen untersuchen 16. Vertraute Beziehungen zwischen einem Herrn und einem weit nachgeordneten, aber persön­lich nahestehenden Diener wie beispielsweise einem Türhüter sind wiederum nur im Ausnahmefall überliefert 17. Da aber im Mittelalter – wie auch in der beginnenden Frühen Neuzeit und

S. 150 – 564, zum Hofrat, hier bspw. S. 161; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 395; Heinig, Hof Kaiser Friedrichs III. (2002), S. 148; Lackner, Hof (2002), S. 122, 132. Ein Hinweis auf mög­liches Vertrauen des Herrschers in seinen Rat wäre bspw. dessen Vertretung auf oder Begleitung zu den Reichstagen, was für sich genommen frei­lich auch nur als Hinweis zu werten ist, vgl. etwa Koch, Räte (1999). Zur Institution des Rates Koch, Art. „Rat“ (2005), zur Figur des Rates Koch, Art. „Räte“ (2005), zur Geschichte des Rates Heinig, Art. „Rat. I. Fürst­licher Rat“ (1995), zum Rat in verwaltungsgeschicht­ licher Perspektive Moraw, Organisation (1983), S. 26 – 38; Willoweit, Entwicklung (1983), S.  109 – 112; Willoweit, Merkmale (1983), S. 307 – 330. 15 Siehe unten ab S. 123. 16 Was ja beispielsweise auch der beeindruckende Band Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), zeigt. Noflatscher spricht explizit von Vertrauen bzw. Vertrauten ledig­lich an wenigen Stellen, die S. 28 das Vertrauen Friedrichs III. in Johann Beckensloer betreffen (Beckensloer, Berater und Finanzier Friedrichs, war 1487 – 1489 Erzbischof von Salzburg, angeb­lich Sohn eines Schmieds, der seiner geist­lichen Stellung kaum gerecht wurde, sei er doch lieber im Feld gestanden und habe seine Zeit mit seinen Konkubinen verbracht; u. a. war Beckensloer 1483/1484 für Maximilian in den Niederlanden, ab 1486 Statthalter in Innerösterreich, vgl. Zaisberger, Art. „Johann III. Beckenschlager“ [1974]; Ortner, Art. Beckenschlager, Johann“ [1996]), S. 365 im Zusammenhang mit Michael von Wolkenstein stehen (Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. [1986], S. 251 – 254, zu Wolkenstein auch unten S. 146), S. 22 das Vertrauensverhältnis Buonomos zu Ferdinand ansprechen (zu Buonomo unten Anm. 83), S. 76 dasjenige Sigmunds von Rohrbach zum bayerischen Herzog (mög­licherweise als Agent Albrechts IV. am Königshof, Angermeier, Bayern [1977], S. 606 mit Anm. 16, wo er als Küchenmeister erscheint, RTA MR IV, Nr. 919), S. 82 Lorenz Saurer nennen, einen Vertrauten Maximilians, hier behandelt als Vertrauter Sernteins (zu Saurer Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. [1986], S. 265 – 270, zu Saurer unten S. 139, zu Serntein S. 131), S. 108 Siegmund von Dietrichstein, einen Vertrauten Maximilians (zu diesem unten S. 149), ebd. schließ­lich auch Leonhard III. von ­Harrach als Vertrauten Dietrichsteins (zu Harrach Wissgrill, Schauplatz [1800], S. 151; Harrach, Grafschaft [1906], S. 32 – 42). Entscheidend ist, daß Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 1 – 15, hier v. a. S. 5, explizit darauf hinweist, daß ein persön­liches Nahverhältnis zum Amt führe, nicht umgekehrt. Vgl. Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), S. 79 mit Anm. 53. 17 Eine solche Person ist bspw. Hans Hierszmann (Hirschmann), Vertrauter Herzog Albrechts VI. von Österreich, der einen Bericht über dessen Krankheit und Tod verfaßt hat,

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ebenso im weiteren Verlauf der Geschichte der Herrschaftsbeziehungen – „primär durch persön­liche Vertraute, erst sekundär durch Institutionen verwaltet worden ist“ 18, scheint es methodisch trotz dieser einschränkenden Überlegungen legitim, Überlieferung und Forschung nach Amtsinhabern als potentiellen Vertrauensträgern und Vertrauten durchzusehen 19. Und am Beispiel Johann von Schwarzenberg oder Dietrich von Schönberg können an den genannten beiden Höfen zwei Personen namhaft gemacht werden, die Amtsinhaber und Funktionsträger waren, von denen der eine, wie erwähnt, für den exponierten höfischen Normalfall einer interpersonal wirksamen Vertrauensbeziehung steht, der andere als Vertrauter des Herren gelten kann. Am Beispiel nicht nur dieser beiden Personen, sondern auch in den zahlreich vorgeführten Vertrauensfällen an den anderen Höfen der Zeit sind es der Herr, der Vertrauensträger oder der Vertraute und die beide umgebende nähere und weitere höfische und nichthöfische Gesellschaft, die sowohl als Einflußfaktoren als auch als Beobachtungspunkte von einiger Bedeutung bei der Untersuchung jener je spezifisch-vertrauten Nahbeziehungen sind, insoweit diese von Belang für jene Vertrauensbeziehungen sind. Wenn schon das Amt kein eindeutiger Hinweis auf, aber doch immerhin ein Anhaltspunkt für eine auf Vertrauen gegründete Beziehung ist, so gilt dies auch für die Einzelbeobachtung anderer mög­licher Zeichen des Vertrauens. Bei diesen Zeichen kann es sich um materielle und/oder immaterielle Zuwendungen handeln, die quantitativ und/oder qualitativ faßbar sind wie etwa Geschenke 20 oder Anreden 21. Erst die Zusammenschau überlieferter und damit sichtbarer Zeichen des Vertrauens und Äußerungen über Vertrauen wird somit eine

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ed. Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs (1859), S. 31 – 51, wieder in: Deutsche Chroniken (1964), S. 271 – 285; vgl. Hayder, Krankheit (1998). Moraw, Organisation (1983), S. 28. Vgl. etwa Battenberg, Hofrichter (2002), S. 276f. zusammenfassend in seiner Studie zur Hofgerichtsbarkeit an den könig­lichen Höfen vom 13.–15. Jh. unter Bezug auf Schulte, Adel (1913), S. 539f.: „Die Rekrutierung der Hofrichter und Statthalter erfolgte einerseits […] fast ausschließ­lich mit Rücksicht auf den Geburtsstand und das persön­liche Vertrauen des könig­lichen Herrn, andererseits aber auch […] aufgrund familiärer Verbindungen und in Anknüpfung an Traditionen der zur Verfügung stehenden Großfamilien, durch Patronage könig­licher Hofdiener und Vertrauter und schließ­lich durch Vergabe von Amt und Funktion in einem der mittelalter­lichen Gesellschaft entsprechenden Pfründendenken […]“. Angemerkt sei, daß der Vorgang des Schenkens für sich genommen keineswegs deckungsgleich mit dem Prinzip Vertrauen ist. Die im Gabentausch sichtbaren Partner eines Schenkvorgangs sind zunächst ledig­lich durch das Schenken selsbt verbunden, vgl. Hirschbiegel, Étrennes (2003), S. 111 – 129. Vgl. aber auch unten S. 132 mit Anm. 71.

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Nahbeziehung auch als Vertrauensbeziehung profilieren können, um weiterführend nach der interpersonalen Qualität einer solchen Vertrauensbeziehung zu fragen. Zudem werden nicht alle theoretisch feststellbaren Bestandteile interpersonaler Vertrauensbeziehungen empirisch nachweisbar sein. Notwendig sind deshalb differenzierte Interpretationen, die es auch ermög­lichen, Überlieferungslücken zu überbrücken. Die sich aus diesen Überlegungen ergebenden Fragen sollten deshalb auch berücksichtigen, inwieweit beispielsweise Selbsteinschätzungen in Form von Selbstzeugnissen 22 wie Korrespondenzen 23 oder durch Dritte vermittelt Anhaltspunkte für vertraute Beziehungen sein können, inwieweit Vertrauen als Gegenstand von Diskursen, als gedank­liche beziehungsweise rhetorische Konstruktion erscheint und damit selbst zur Sprache kommt 24, wie die historische Semantik beschaffen ist. Es ist zu fragen, wer zu wem mit welchen Erfahrungsbezügen und Handlungsabsichten spricht 25, welcher Art die Entstehungskontexte und die Gebrauchsweisen interpersonaler Vertrauensbeziehungen sind, was ein Vertrauensträger in die jeweilige Vertrauensbeziehung einbringt, was ihn zu einem Vertrauten werden läßt, was er riskiert. Zeigt sich mithin ein Vertrauter auch als solcher und wird er als Vertrauter wahrgenommen, welche Bewertung erfährt die einzelne Beziehung durch das je spezifische soziale Umfeld? Erfüllt diese Beziehung die Kriterien einer interpersonalen Vertrauensbeziehung im Abgleich mit denjenigen Beziehungen, die der Herr mit anderen Angehörigen seines Hofes unterhält, so diese überlieferungsbedingt greifbar und von Relevanz sind? Werden herrschaft­lich bestimmte Handlungsspielräume in sozialer, poli­ tischer, wirtschaft­licher, kultureller Hinsicht ausgefüllt und mit welchen Konsequenzen und Verantwort­lichkeiten? Generiert Vertrauen wiederum Vertrauen zu und von anderen Personen oder Herren? Die Anlage der Untersuchung weist mit Überblick, deskriptiv-exemplarischer Darstellung und interpretativ-systematischer Zusammenschau drei gleichwohl miteinander verschränkte Teile auf und beschränkt sich nicht auf Vertrauenspartner,

22 Ein aktueller Überblick bei Tersch, Art. „Frühneuzeit­liche Selbstzeugnisse“ (2004). Zur Gattung der schon klassische Aufsatz Krusenstjern, Selbstzeugnisse (1994). 23 Vgl. die Ausführungen Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125, am Beispiel des Briefwechsels zwischen Maximilian und Lang. Eingängig Fouquet, Fürsten (2002), S. 171 – 175, 191f.; grundlegend Bastl, Art. „Formen und Gattungen frühneuzeit­licher Briefe“ (2004); Holzapfl, Art. „Fürstenkorrespondenz“ (2007); exemplarisch Nolte, Familie (2005), S. 329 – 339. 24 Siehe auch zu den einschlägigen Äußerungen in Fürstenspiegeln und in der Hofkritik unten ab S. 305. 25 Siehe auch Frevert, Vertrauen (2002), S. 46.

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die in Orientierung an der Wormser Reichsmatrikel nur an den oben genannten Höfen festgestellt werden können, sondern bezieht fallweise diachron weitere Personen in die Betrachtung ein. Weil die vorliegende Arbeit auch den Sozialraum Hof in den Blick nimmt, versteht sich diese auch als Beitrag zu einer sozial-26 und kulturgeschicht­lich 27 ausgerichteten Hofforschung, die implizit einige von Andreas Bihrer vorgeschlagene Ansätze für eine moderne Hofforschung aufnimmt, näm­lich erstens die „informellen Formen der Einflußnahme oder Herrschaftsausübung“ auch hinsicht­lich „Selbstverständnis und Binnenidentitäten in den Gruppen, deren Interaktion, Einfluß und Handlungsspielräume sowie deren Konkurrenzkampf untereinander“ als „bislang noch kaum erforschte Felder“ 28 zu untersuchen, zweitens „Selbstinterpretationen und Bewußtseinsformen, also […] das Entstehen und den Wandel von Selbstverständnis und Identität am Hof […] unter einer anthropologischen Perspektive“ 29 zu erfassen, drittens anhand einer zentralen Kategorie mehrere Höfe vergleichend zu bearbeiten 30, viertens Höfe und höfische Gesellschaften in ihren Außenbezügen zu beobachten 31. In erster Linie aber soll der geschichtswissenschaft­lichen Vertrauensforschung zugearbeitet werden, das Interesse gilt vorrangig dem Phänomen Vertrauen in seiner interpersonalen Variante und der Figur des Vertrauten als eines spezifischen Vertrauensträgers.

26 Vgl. Auge, Erscheinungen (2010), S. 44. 27 Vgl. auch Schleier, Geschichte (2003), S. 10f. 28 Bihrer, Curia (2008), S. 255f. Siehe neuerdings zu dem Thema „kulturelle Konkurrenzen“ die Untersuchung zu „Semiotik und Ästhetik adeligen Wetteifers“, Sittig, Konkurrenzen (2010). 29 Bihrer, Curia (2008), S. 261. Vgl. etwa Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 3, mit einigen Beispielen: „Rat und Hilfe ist eine anthropologische Konstante“, damit implizit natür­lich auch das verbindende Vertrauen. 30 Vgl. Bihrer, Curia (2008), S. 269f. 31 Vgl. Bihrer, Curia (2008), S. 264 – 267. Dies ist auch Gegenstand eines seit 2012 bestehenden Forschungsprojektes der Göttinger Akademie der Wissenschaften zur „Urbanität im integrativen und konkurrierenden Beziehungsgefüge von Herrschaft und Gemeinde“, siehe >http://adw-goe.de/forschung/forschungsprojekte-akademienprogramm/residenzstaedte/< [01.08.2012].

Wer regirn sol, der mus leuten vertrawen Was wolt er sonst machen inn seinem regiment? Wer aber vertrawet, der ist gewis­lich betrogen (Martin Luther, 1534/1535*)

* WA, Bd. 51: Auslegung des 101. Psalms (1534 – 1535), S. 197 – 264, hier S. 249 Siehe auch unten S. 154f.

C. Dienst am Hof, Dienst am Herrn – Auf den Spuren des Vertrauens. Höfische Nahbeziehungen im Überblick: Reichsfürsten und reichsfürst­liches Personal um 1500

Die Dynastie war ein entscheidender Faktor mittelalter­licher Politik 1 und habe mit einem Wort Peter Moraws als die maßgeb­liche Triebkraft der Territorialgeschichte zu gelten 2, ebenso sei die Dynastie nach Heinz Schilling neben Konfession, Staatsinteresse und Tradition eine jener Leitkräfte gewesen, die die frühneuzeit­liche Geschichte bestimmten 3. Die das Ende des Mittelalters – und den Beginn der Frühen Neuzeit – prägenden „Fürsten an der Zeitenwende“ erscheinen somit „zwischen Gruppenbild und Individualität“ 4 nicht nur als mehr oder weniger individuell greifbare Herrscherpersön­lichkeiten 5, sondern immer auch als durch und auf das Herkommen festgelegte Repräsentanten ihrer Dynastien, von „Haus“, „Familie“ und „Geschlecht“ 6. Während der Zeit Maximilians I. (reg. 1486 – 1519, Ks. 1508)7 und Karls V. (reg. 1519 – 1556, Ks. 1520

1 Siehe zur Problematisierung dieses Begriffs hinsicht­lich der mittelalter­lichen Geschichte in Anlehnung an und Fortführung von Althoff, Spielregeln (1997), nur den Band Spielregeln (2010). Exemplarisch Bourrée, Dynastie als Herrschaftspraxis (2010); insbes. Nolte, Familie (2005), S. 44 – 55, am Beispiel der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. 2 Moraw, Entfaltung (1984), S. 98. Siehe neuerdings auch Auge, Dynastiegeschichte (2010). 3 Schilling, Formung (1991). Zur Frühen Neuzeit neuerdings die in die Epoche einführenden Bände Schorn-Schütte, Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit (2009); Vocelka, Geschichte der Neuzeit (2010). 4 So Titel und Untertitel des Tagungsbandes Fürsten an der Zeitenwende (2009). Schon Manfred Hollegger markierte 2005 Maximilian I. – zu Recht – als „Herrscher und Mensch einer Zeitenwende“, Hollegger, Maximilian I. (2005). 5 Vgl. die differenzierten Ausführungen Selzer, Fürstenwandel (2009), den das Individuelle aus kunsthistorischer Perspektive problematisierenden Beitrag Müller, Individualität (2009), und die zusammenfassenden Anmerkungen Hirschbiegel, Größenprobleme (2009). 6 Vgl. Oexle, Aspekte (1990), S. 27 – 35; Sikora, Adel (2009). Prägnant veranschau­licht dies am Beispiel der höfischen Geschichtsschreibung Studt, Fürsten (2009). 7 Um die Erforschung Maximilians und seiner Zeit hat sich vor allem Hermann Wiesflecker verdient gemacht. Von Wiesflecker stammen neben seiner fünfbändigen Maximilians-Biographie bspw. auch die Beiträge Wiesflecker, Art. „Maximilian I.“ (1990); Wiesflecker, Art. „Maximilian I.“ (1993). Biographische Zugänge bieten aber auch, hier in Auswahl, Pizzinini, Maximilian I. (1996); Wiesflecker-Friedhuber,

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bzw. 1530)8 waren dies neben den Habsburgern 9 im wesent­lichen die wettinischen Linien der Albertiner und Ernestiner, die Markgrafen von Baden, die Landgrafen von Hessen, die fränkischen und brandenburgischen Hohenzollern, die Mecklenburger, die Wittelsbacher, die Welfen oder das Haus Württemberg 10, deren Vertreter nicht nur welt­lichen Reichsfürstentümern vorstanden, sondern auch Erzbistümer und Bistümer besetzten oder über verwandtschaft­liche Bindungen und Konnubien entsprechend ihrer dynastischen Interessen Einfluß nahmen, zudem die geist­lichen Herrschaften zur Protektion nutzten. Damit stehen nicht nur die welt­lichen, sondern auch die geist­lichen Fürsten als Standesgenossen, Dynasten, Herren, aber auch als Einzelpersonen, geist­liche Fürsten nicht selten als Protegés der dynastisch legitimierten Reichsfürsten in vielfältigen horizontal und vertikal strukturierten personalen Bezügen, die wiederum von je unterschied­licher Prägekraft auf das jeweilige höfische Herrschaftszentrum als eine Erscheinungsform jener personal orientierten vormodern-vorstaat­lichen Anwesenheitsordnungen 11 waren. Was einen Fürsten zum Fürsten machte und wer Fürst war, muß hier nicht diskutiert werden 12. Wenn Hermann Heimpel allerdings

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Art. „Maximilian I.“ (2001); Heinig, Art. „Maximilian I.“ (2003), S. 356f., neuerdings Hollegger, Maximilian I. (2005), hier v. a. auch S. 244 – 270; Hollegger, Lebenszeugnisse (2009); Pizzinini, Maximilian I. (2009); eher populärwissenschaft­lich Wies, Maximilian I. (2003), zudem die Kataloge Maximilian I. (1969); Der Kaiser in seiner Stadt (1998); Kaiser Maximilian I. Bewahrer und Reformer (2002). Heranzuziehen, nicht nur für biogaphische Angaben zu Maximilian, sondern natür­lich auch zu den ihn umgebenden Personen, sind des weiteren selbstredend die Regesta Imperii, hier v. a. RI XIV, sowie die Reichstagsakten der Mittleren Reihe, RTA MR I – V III. Zu Karl V. statt überbordender Literaturangaben nur der Hinweis auf Kohler, Art. „Karl V. (1519 – 58)“ (2003), mit einem profunden Überblick zu Überlieferung und Forschung, vgl. auch Kohler, Karl V. in der deutschsprachigen Historiographie (2005). Siehe etwa Heinig, Art. „Habsburg“ (2003). Dazu nur Streich, Art. „Wettin“ (2003); Korsch, Art. „Albertiner (Wettin)“ (2003); Streich, Art. „Ernestiner (Wettin)“ (2003); Krieg, Art. „Baden, Mgf.en von“ (2003); Braasch-Schwersmann, Art. „Hessen, Lgf.en von“ (2003); Seyboth, Art. „Hohenzollern, fränk. Linie“ (2003); Seyboth, Neugebauer, Art. „Hohenzollern, brandenburg. Linie“ (2003); Stuth, Art. „Mecklenburg“ (2003); Ziegler, Art. „Wittelsbach“ (2003); Schubert, Art. „Welfen“ (2003); Lorenz, Art. „Württemberg“ (2003). Erfaßt sind im ersten, dynastisch-topographischen Teil des Handbuches Höfe und Residenzen (2003) auch die im gegebenen Zeitraum ebenfalls relevanten Dynastien der ostfriesischen Cirksena, Greifen, Henneberger, Jagiellonen, Leuchtenberger, Oldenburger und Piasten, die Häuser Egmond und Nassau, die Grafen und Herzöge von Jü­lich und Kleve, die Grafen von der Mark sowie die Familie der Podiebrad. Hierzu oben S. 18 mit Anm. 30. Weiterführende Belege und Ausführungen oben S. 79 in den Anm. 1 und 3.

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meinte, festhalten zu müssen, daß es „schon der Reichskanzlei in alter Zeit niemals mög­lich war, eindeutig festzustellen, wie viele Reichsfürsten es nun in einem bestimmten Zeitpunkt eigent­lich gab“ 13, so gilt dies doch nur bedingt, denn wer als Fürst galt, überliefern die Reichsmatrikeln, deren erste allerdings erst aus dem Jahr 1422 stammt 14. Die verfassungsgeschicht­liche Bedeutung der Reichsmatrikeln liege nach Ernst Schubert frei­lich in einer neuen Definition des Reiches, das dieses nun als Leistungsverband bestimme und nicht mehr als Überbau eines personalen Gefolgschaftsverhältnisses: „Das Reich wurde zuerst durch die Reichsmatrikeln räum­lich beschrieben.“  15 Dennoch bleiben selbstverständ­lich Personenbindung und -orientierung bestehen und hier gilt: „Vieles, wenn nicht das Meiste im Handeln der Fürsten war […] nicht Plan, sondern Entwicklung, nicht geplante Aktion, sondern – im besten Fall durchdachte – Reaktion.“ 16 Dies mag auch auf die Beförderung von dem jeweiligen Herrn nahestehenden Personen zu Vertrauten zutreffen. Überlieferungslage und Forschungssituation 17 sind recht heterogen, zahl­reiche Überlieferungsbestände sind offensicht­lich bislang kaum erschlossen, neuere, zumal biographische Arbeiten existieren nur in wenigen Fällen. Nachrichten über vertrautes Personal an den einzelnen Höfen liegen häufig nur vereinzelt oder verstreut vor, was insbesondere eben diejenigen hier interessierenden Personenkreise berührt, die in einem mutmaß­lich besonderen, persön­lichen Vertrauensverhältnis zum jeweiligen Herrn standen, aber auch die Herren meist selbst betrifft, die zudem wie im Fall manch geist­licher Reichsfürsten als Vertrauensträger eines Landesfürsten erscheinen. Dies gilt für nahezu alle Reichsfürsten, reichsfürst­ lichen Höfe und Hofangehörigen, ja selbst für zahlreiche Diener am könig­lichkaiser­lichen Hof, häufig genug sind die relevanten Personen ledig­lich in knappen Artikeln lexikalisch erfaßt, die zudem meist auf älterer Literatur beruhen. Frei­lich hat auch die ältere Literatur ihren eigenen Wert, wenn Überlieferung erschlossen ist, die heute nicht mehr greifbar ist. Der Durchgang durch jene reichsfürst­lichen Herrschaften der Zeit offenbart aber trotz des über weite Strecken feststellbaren Fehlens spezifischer, personenbezogener Untersuchungen dennoch zahlreiche Verbindungen zwischen einem Herrn und seinem Diener, denen manches Mal nicht nur unterstellt werden kann, daß es sich um vertraute Nahbeziehungen handelt. 13 Heimpel, Spätmittelalter (1938), S. 230. 14 Ed. Quellensammlung (1913), S. 232 – 234, Nr. 157; Heeresmatrikel von 1422 (1883). 15 Schubert, Grundprobleme (1992), S. 239. Vgl. auch Quellen zum Verfassungsorganismus des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation (1976), S. XVIII. 16 Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 6f., hier S. 7. 17 Siehe auch die „Überlegungen zu Begriff­lichkeit und Konturen einer auf Kaiser und Reich bezogenen Funktionselite“, Wendehorst, Westphal, Reichspersonal (2003).

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I.

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Bezogen auf den Zeitpunkt der Ausfertigung der Reichsmatrikel von 15211 können mit den Erzbischöfen von Meinz, Trier und Collen der Hohenzoller Albrecht von Brandenburg 2, Richard von Greiffenklau zu Vollrads (reg. 1511 – 1531)3 und ­Hermann V. von Wied (reg. 1519 – 1546)4 als geist­liche Kurfürsten namhaft gemacht werden, als welt­liche Kurfürsten der Jagiellone Ludwig II. von Ungarn und Beheim: Böhmen (reg.  1516 – 1526)5, der Wittelsbacher Ludwig V. der Friedfertige von der Pfalz (reg.  1508 – 1544)6, der Ernestiner Friedrich der Weise von Sachsen (reg.  1486 – 1525)7 und der Hohenzoller Joachim I. Nestor von Brandenburg (reg.  1499 – 1535)8, Bruder des Erzbischofs Albrecht von Mainz. So ist man versucht, beispielsweise mit Richard von Greiffenklaus Kanzler Dr. Heinrich Duyngen von Witt­lich und seinem Offizial Johann von Eck zwei Träger herrschaft­lichen Vertrauens zu identifizieren, hatte Greiffenklau doch auch durch Duyngens Einfluß noch im Frühjahr 1519 für die Wahl des französischen Königs Franz I. zum deutschen König optiert 9, Eck wiederum war 1521 als kaiser­ licher Orator mit dem Verhör Luthers auf dem Wormser Reichstag betraut 10. Die Annahme beider Personen als Vertraute wäre auf Grundlage dieser Indizien 1 Belege oben S. 79 Anm. 2. 2 Literaturangaben oben S. 13 Anm. 2 – 6. 3 Bär, Art. „Richard von Greifenklau zu Vollraths“ (1889); May, Bischöfe (1983), S. 544f.; Persch, Art. „Richard von Greiffenklau zu Vollrads“ (1994); Seibrich, Art. „Greiffenclau von Vollrads, Richard“ (1996). Siehe auch Holbach, Art. „Trier, Ebf.e von“ (2003), S. 425f., vgl. Molitor, Kurtrier (1993), S. 54 – 56, Wolgast, Hochstift (1995), S. 133. 4 Ennen, Art. „Hermann V. von Wied, Erzbischof von Köln“ (1880); Stupperich, Art. „Hermann V. Graf von Wied“ (1969); May, Bischöfe (1983), S. 93 – 96; Bautz, Art. „Hermann V. von Wied, Erzbischof von Köln“ (1990); Jürgensmeier, Art. „Wied, ­Hermann Graf zu“ (1996); Kloosterhuis, Erasmusjünger (2006), pass., biogra­phischer Überblick ebd., S. 69 – 75, zum erzbischöf­lichen Hof ebd., S. 67 – 69. Vgl. auch Bosbach, Köln (1991), S. 68 – 70; Wolgast, Hochstift (1995), S. 91 – 99. 5 Markgraf, Art. „Ludwig II. (König von Ungarn und Böhmen)“ (1884). 6 Wille, Art. „Ludwig V., Kurfürst von der Pfalz“ (1884); Luttenberger, Art. „­Ludwig V. der Friedfertige, Kurfürst von der Pfalz“ (1987); Schaab, Geschichte der Kurpfalz (1988), hier Bd. 2, S. 13f. 7 Maßgeb­lich Ludolphy, Friedrich der Weise (1984). Neuerdings mit Literaturnachträgen bis 2008 Bautz, Art. „Friedrich der Weise“ (1990). 8 Hirsch, Art. „Joachim I.“ (1881); Krolzik, Art. „Joachim I.“ (1992). 9 Vgl. Milz, Duyngen (1931/1932). 10 Bautz, Art. „Eck, Johann von“ (1990). Nicht zu verwechseln mit Johann Eck [Maier], dem großen Gegner Luthers!

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allerdings kaum mehr als Spekulation, das Vertrauen des Herrn in ihre Fähigkeiten scheint hingegen gegeben gewesen zu sein. Ähn­lich verhält es sich mit dem erzbischöf­l ichen Leibarzt Dr. Burckart ­Kranich, den Hermann von Wied zum Bevollmächtigten einer von ihm zu Bacharach gegründeten „Gesellschaft der edlen lebendigen selbst gehenden Wasserkunst“ ernannte 11. Vertraute des Erzbischofs waren allerdings ganz eindeutig Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden oder Peter Medmann. Schleiden gehörte zu jener Gruppe, die im Dienst Hermanns von „vertrauten Verwandten“ zu „verwandten Vertrauten“ konvertierten, wie Elisabeth M. Kloosterhuis einprägsam formuliert 12; Schleiden gehörte zu den engsten Beratern des Erzbischofs, u. a. vertrat er seinen Herrn auf zahlreichen Reichstagen 13. Der Humanist Medmann war Hauslehrer am Hof des Grafen Johann von Wied, dessen Bruder Hermann von Wied war. Als Hermanns Sympathien für die Reformation diesen in Gegensatz zum Papst brachten, wurde Medmann sein geheimer Rat 14. Der Brandenburger Joachim Nestor indes mag eine besondere Vertrauens­ beziehung zu seinem Hofmathematiker und -astrologen Johann Carion unterhalten haben 15: Carions erstmals 1532 in Wittenberg erschienene „Chronica“ 16, sein umfangreichstes und wirkmächtigstes Werk, ein mehrfach aufgelegtes und weit verbreitetes Geschichtsbuch, war Joachim gewidmet 17. Es ist überliefert, daß 11 Vgl. Schwetschke, Paläographischer Nachweis (1843), S. 4; Brückner, Adel und Bergbau (2007), S. 279 – 286. Siehe auch den abschrift­lich erhaltenen „Rückversicherungsvertrag der Gesellschaft des Schmelzens“ vom 13. Februar 1549, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. Germ. Fol. 716, Bl. 139r, dazu Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek (1925), S. 86. 12 Siehe zu dieser Gruppe Kloosterhuis, Erasmusjünger (2006), S. 77 – 88. 13 Zu Schleiden Kloosterhuis, Erasmusjünger (2006), pass., v. a. S. 82 – 84, Biogramm S.  620 – 622. 14 Vgl. Hesse, Petrus Medmann (1932). Hermann von Wied ist im April 1546 exkommuniziert worden, Medmann im September 1547. Zu Medmann insbes. Gruppe Kloosterhuis, Erasmusjünger (2006), S. 119f., ein Biogramm mit weiterführenden Literaturhinweisen ebd., S. 626f. 15 Zu Carion Stern, Art. „Carion, Johann“ (1876); Schultze, Art. „Carion, Johannes“ (1957); Trauner, Art. „Carion, Johann(es)“ (2007). Eine weitere Vertrauensbeziehung erscheint in der Verbindung zum Bischof von Havelberg, siehe unten S. 107. 16 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: H: T 223.8° Helmst. [1]: Chronica / durch Magi= strum Johan Carion/ vleissig zusamen ge= zogen/ menig= ­lich nütz­lich zu lesen (1532). Vgl. Bauer, Chronica Carionis (1999), allg. Bauer, Rolle des Hofastrologen (1989). Dazu neuerdings Prietz, Geschichte (2007). 17 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: H: T 223.8° Helmst. [1]: Chronica / durch Magi= strum Johan Carion/ vleissig zusamen ge= zogen/ menig= ­lich nütz­lich zu lesen

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Carion – wie sich der ursprüng­lich aus Tübingen stammende Johannes Negelin entsprechend den humanistischen Gepflogenheiten der Zeit, mög­licherweise unter dem Einfluß Melanchthons, dessen Schüler er gewesen sein soll 18, nannte – dem Kurfürsten zunächst für das Jahr 1524, dann, als diese ausblieb, für das Jahr 1525 eine Sintflut prophezeite und dieser sich mitsamt seines Hofes veranlaßt sah, auf den damaligen Tempelhofer Berg im heutigen Berlin zu flüchten 19. Trotz erneut ausbleibender Katastrophe hat Joachim aber an Carion festgehalten, der ihn beriet, ihn auf seinen Reisen begleitete und mit diplomatischen Aufgaben betraut war 20, unter anderem in „vertrau­lichen Verhandlungen“ zwischen Joachim und Herzog Albrecht von Preußen 21. Mit Albrecht stand Carion ab 1527 in Verbindung 22. Carion hatte sich für Albrecht zunächst um „alle Geschäfte und Verhandlungen am kurfürst­lichen Hofe selbst, deren Besorgung der Herzog ihm übertrug“, gekümmert, „selbst wenn sich der Herzog Wein vom Rhein oder sonst woher bestellt hatte, der durch des Kurfürsten Land gehen mußte.“ 23 1534 trat Carion dann auch ganz in Albrechts Dienste, in denen er bis zu seinem Tod 1537 verblieb 24, und war für den Herzog als Gesandter in Dänemark und in Polen 25. Carion war im übrigen auch mit Erzbischof Albrecht von Mainz bekannt, bei dem er 1533 zu Gast war 26. Einer der nach Ausweis von Überlieferung und Forschung prominentesten Vertrauten an einem kurfürst­lichen Hof war hingegen der Humanist Georg S­ palatin 27, „vertrautester Diener“ Friedrichs des Weisen 28 vor allem in seiner Funktion als Privatsekretär und Beichtvater 29. Spalatin begann seine Karriere als Erzieher Johann Friedrichs, eines Neffen des Kurfürsten, empfohlen von seinem Erfurter Lehrer

(1532), fol.  A2r – v. 18 Vgl. Scheible, Melanchthon (1997), S. 252f. 19 Siehe Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: H: P 264.4° Helmst. [14]: Prognosticatio vnd Erklerung der grossen Wesserung (1522), vgl. Talkenberger, Sintflutprophetie 1524 (1999). 20 Vgl. Trauner, Art. „Carion, Johann(es)“ (2007), Sp. 288. 21 Voigt, Briefwechsel (1841), S. 146 – 148. 22 Siehe Voigt, Briefwechsel (1841), S. 139 – 160. 23 Voigt, Briefwechsel (1841), S. 151. 24 Siehe Voigt, Briefwechsel (1841), S. 151. 25 Siehe Voigt, Briefwechsel (1841), S. 151 – 159. 26 Vgl. Wiemers, Johannes Carion (2004). 27 Grundlegend zu Spalatin immer noch Höss, Spalatin (1956). 28 Vgl. etwa Ludolphy, Friedrich der Weise (1984), S. 328 u. ö. 29 Vgl. Höss, Spalatin (1956), S. 83 – 93.

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Mutian 30. Spalatin war Friedrichs Mittelsmann zu Luther 31 und begleitete ihn zu fast allen Reichstagen 32. Auch Friedrichs Bruder Johann der Beständige wußte Spalatin zu schätzen, er ernannte ihn 1525 zum Ortspfarrer und Superintendenten von Altenburg 33 und ließ sich von ihm 1530 zum Augsburger Reichstag begleiten 34. Schließ­lich schrieb Spalatin eine die Qualität seiner vertrauten Beziehung zu seinem Herrn deut­lich zum Ausdruck bringende Biographie Friedrichs des Weisen 35. Eine weitere Lebensbeschreibung Johanns des Beständigen, die einen Vergleich mög­lich gemacht hätte, ist leider nicht erhalten 36. Weit weniger Aussagen lassen sich zu den Kurfürsten von Böhmen und der Pfalz treffen. Die eigent­liche Regierungszeit Ludwigs II. von Ungarn und Böhmen begann erst mit der Erklärung seiner Volljährigkeit 1522 und endete bereits vier Jahre später, als Ludwig in Folge der verlorenen Schlacht von Mohács 1526 gegen die Osmanen auf der Flucht sein Leben ließ 37. Eine wissenschaft­lich-biographische Bearbeitung zu Ludwig fehlt bislang 38, ebenso eine solche zu Ludwig V. dem Friedfertigen von der Pfalz 39. Der Pfälzer, Bruder der Bischöfe von Speyer, Freising und Regensburg Georg, Philipp und Johann, wird von Albrecht Luttenberger, Verfasser des einschlägigen Artikels zu Ludwig in der Neuen Deutschen Biographie, als astrologisch interessiert, wortkarg, zurückhaltend, gleichwohl genußfroh, bau- und jagdlustig, aber von 30 Siehe Höss, Spalatin (1956), S. 39. 31 Eingehend Höss, Spalatin (1956), S. 124 – 127 u. ö. 32 So Augsburg 1518, Höss, Spalatin (1956), S. 127 – 133; Worms 1521, ebd., S. 187 – 202. 33 Dazu neuerdings Schmalz, Spalatin (2009). 34 Siehe Höss, Spalatin (1956), S. 339 – 355. 35 Ed. Georg Spalatin, Friedrichs des Weisen Leben (1851). „Aus dieser Schrift spricht eine so innige und liebevolle Verehrung vor dem jüngst verstorbenen Kurfürsten und eine so herz­liche, warme und fromme Gesinnung ihres Verfassers, daß sie sich jedem unbefangenen Leser von selbst empfehlen wird und für ein würdiges Denkmal sowohl des geschilderten Fürsten, dem seine Zeitgenossen mit bestem Rechte den Namen des Weisen verliehen, als seines treuen, von ihm durch so großes und so dauerndes Vertrauen ausgezeichneten Dieners gelten darf. Auch ist diese Schrift durch die Art und den besonderen Ton ihrer Abfassung vor allen übrigen Stücken des Nachlasses ausgezeichnet“, so die Herausgeber Christian Gotthold Neudecker und Ludwig Preller, ebd., S. 20. Dies ist frei­lich keine kritische Analyse, sondern Ausdruck der Sympathie für das sächsiche Herrscherhaus. 36 Vgl. Müller, Art. „Spalatin“ (1893), S. 24. 37 Noch immer nicht entbehr­lich zur Geschichte Ludwigs ist Palacký, Geschichte von Böhmen (1867), siehe hier S. 345 – 586. 38 Vgl. Fajt, Art. „Jagiellonen“ (2003). 39 Siehe vorerst Press, Calvinismus (1970), S. 168 – 180; Rall, Rall, Wittelsbacher (1986), S.  227 – 230.

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den „großen geistigen Bewegungen seiner Zeit unberührt“ geschildert 40. „Friedfertig“ sei Ludwig gewesen, weil er es, insbesondere auch in der Religionsfrage, meist vermieden habe, „einseitig Partei zu ergreifen“, sondern vor allen anderen Handlungsmög­lichkeiten zunächst stets den Kompromiß suchte, was sich auch im Bauernkrieg und in der Auseinandersetzung mit Franz von Sickingen zeige 41. Kanzler Ludwigs war bis 1538 Dr. Florenz von Venningen, „Prototyp des rechtsgelehrten Staatsmannes“ 42 und „bedeutendste Figur der Regierung Ludwigs“ 43, wie Volker Press formuliert. Auch eine solch lange Amtszeit mag ein Hinweis auf das Vertrauen des Herrn sein, die Frage aber, ob sich mit Venningen auch ein Vertrauter etabliert haben könnte, läßt sich bislang nicht beantworten. Immerhin aber scheint Venningen schon das Vertrauen Philipps des Aufrichtigen, des Vaters Ludwigs, besessen zu haben, der Venningen und seinen Rat Hans L ­ andschad von Steinach als die jenigen Rete, zu denen wir hohe Vertrauen und glauben haben 44, bezeichnet. Schon allein der Blick auf die kurfürst­lichen Höfe scheint trotz der meist dürftigen Forschungslage zu zeigen, daß sich die okkasionelle und situative Reaktions­ fähigkeit von Vertrauen im Vertrauensträger und Vertrauten symptomatisch für je spezifische herrschaft­lich explizit oder implizit definierte Bedingungen abbildet. Der Träger herrschaft­lichen Vertrauens und erst recht der Vertraute spiegelt persön­ liche Interessen des Herrn, ökonomische, politische, kulturelle oder gesellschaft­ liche Zusammenhänge. Personal orientiertes Nahvertrauen ist mithin stets auch evident kontextbezogen konzeptionalisiert. Zudem erscheint es mög­lich, wie an den Beispielen Carion und Spalatin zu sehen, daß einem Diener, der das Vertrauen eines Herrn erworben hat, auch das Vertrauen eines anderen entgegengebracht werden kann. Grundbedingung frei­lich, auch das zeigte bereits der Fall Schenitz, sind attraktive Angebote, die ein prospektiver Partner einer persön­lichen Vertrauensbeziehung dem Herrn machen konnte: Fertigkeiten, Kenntnisse, Wissen beispielsweise, deren Attraktivität sich wiederum herrschaft­licher Nachfrage verdankt. Auch scheint das im persön­lichen Vertrauen des Herrn stehende Personal,

4 0 Siehe Luttenberger, Art. „Ludwig V. der Friedfertige, Kurfürst von der Pfalz“ (1987), S. 412. Vgl. Press, Calvinismus (1970), S. 170f. 41 Vgl. Luttenberger, Art. „Ludwig V. der Friedfertige, Kurfürst von der Pfalz“ (1987), S. 413; vgl. Press, Calvinismus (1970), insbes. S. 171 – 174. Tatsäch­lich ist diese Haltung Ludwigs wohl in seinem Streben nach Wahrung des pfälzischen „Sekundogenitursystems“ begründet, Fouquet, Kaiser (1985), S. 254f. 42 Press, Calvinismus (1970), S. 29. Biographische Angaben ebd., S. 176 Anm. 28. 43 Press, Calvinismus (1970), S. 176. 4 4 Zit. nach Langendörfer, Landschaden (1971), S. 46.

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insbesondere die Vertrauten über Handlungsspielräume zu verfügen, die ihnen aktive Gestaltungsmög­lichkeiten öffneten, die durchaus auch den Rahmen ihrer eigent­lichen Aufgaben und Funktionen überschreiten konnten 45 und in der Profilierung der jeweiligen Beziehung zu ihrem Herrn zum Ausdruck kommen: Ein Diener handelt nicht ausschließ­lich als Amtsträger. Ob es sich dabei um einen geist­lichen oder einen welt­lichen Herren handelte, scheint nicht von Belang gewesen zu sein, auch dies mag bereits das Verhältnis Erzbischof Albrechts zu Hans Schenitz veranschau­licht haben.

45 Vgl. bspw. Höss, Spalatin (1956), S. 383f.

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II. Geist­liche Reichsfürsten Quantitativ überwogen im Alten Reich die geist­lichen Herrschaften 1. Neben den drei geist­lichen Kurfürstentümern nennt die Wormser Matrikel vier Erzbistümer und 46 Bistümer, zudem sind in der Rubrik Prelaten 77 Reichsabteien, unter Ebtissin die 14 reichsunmittelbaren Frauenklöster notiert 2. Zu den Prälaten zählten nach Ausweis der Reichsmatrikel 1521 auch der Johansermeister 3 und der Teutschmeister 4, seit 1494 Reichsfürst 5, sowie die Balleien Coblentz, Elsas, Oster­ reich und in der Etsch 6. Außer dem oben hinreichend behandelten Erzbischof von Mainz-Magdeburg, der auch das Bistum Halberstat besetzte, sind zunächst die Erzbischöfe von B ­ remen, Bisantz: Besançon und Salzpurg zu nennen: Christoph von Braunschweig-­ Wolfenbüttel (reg. 1511 – 1558, seit 1502 auch Bischof beziehungsweise Administrator von Verden)7, Antoine de Vergy (reg. 1502 – 1551)8 und Matthäus Lang von

1 Ed. Reichsmatrikel von 1521 (1962), S. 427f., 430 – 433. Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 19f. Das dynastisch-topographische Handbuch Höfe und Residenzen (2003) erfaßt sämt­liche Erzbistümer, Bistümer und Reichsabteien, auf Einzelnachweise wird im folgenden verzichtet. 2 Den einzigen, alle Reichsklöster erfassenden Zugang zu den Reichsabteien und Reichspropsteien, der auch, frei­lich durch Forschung und Überlieferung eingeschränkt, die höfischen und damit auch personellen Aspekte umfaßt, bietet mit ausführ­lichen Quellen- und Literaturangaben der erste Teil des dynastisch-topographischen Handbuches Höfe und Residenzen (2003), S. 642 – 726. 3 Siehe zum Johannitermeister nur Rödel, Art. „Johannitermeister“ (2003). Johannitermeister war zur Zeit der Ausfertigung der Reichsmatrikel Philippe de Villiers de l’IsleAdam, Petiet, Chevaliers de Rhodes (1994). 4 Deutschmeister 1521 war Dietrich von Cleen, zu Cleen Voigt, Geschichte (1857 – 1859), hier Bd. 1, S. 657f. 5 RI XIV Nr. 1011 (16. Sept. 1494). Vgl. Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 475; Demel, Deutsche Orden (1972), S. 33f. 6 Zur Geschichte des Deutschen Ordens in seinen Balleien immer noch Voigt, Geschichte (1857 – 1859). 7 Zu Christoph Krause, Art. „Christoph (Erzbischof von Bremen)“ (1876); Prüser; Art. „Christoph“ (1957); May, Bischöfe (1983), S. 38 – 4 4. Vgl. Aschoff, Bremen (1991), S. 47; Wolgast, Hochstift (1995), S. 121 – 125. 8 Spezifische, aktuelle Forschungen zu Antoine de Vergy gibt es nicht, ebensowenig – soweit ich sehe – eine lexikalisch-biographische Erfassung. Bekannt ist Vergy durch seine humanistenfreund­liche Haltung, die sich bspw. im Fall des Agrippa von Nettesheim zeigt, dem er in seiner Funktion als Kanzler der Universität von Dôle ermög­lichte,

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Wellenburg (reg. 1519 – 1540, seit 1512 als Koadjutor)9. Nahezu vertrauensunwürdig scheint Christoph von Braunschweig-Wolfenbüttel genannt „der Verschwender“ gewesen zu sein. Friedrich Prüser schildert den Erzbischof in seinem Artikel in der Neuen Deutschen Biographie im Stil der Charakterbilder des 19. Jahrhunderts als unzuverlässig und treulos, genußsüchtig, ausschweifend und nicht nur als brutaler Verfechter des alten Glaubens zu rücksichtsloser Gewalttätigkeit neigend: Er habe eine erpresserische Geld- und Schuldenwirtschaft betrieben und das Stift Verden wirtschaft­lich ruiniert. „Kein Wunder“, resümiert Prüser, „daß dieser Fürst mit fast aller Welt auf kurz oder lang verfeindet war, sogar mit dem Kaiser und den eigenen Brüdern.“ 10 In zumindest vordergründiger Entsprechung dieses Urteils läßt sich der weiteren Forschung kein Hinweis auf vertraute Beziehungen, die Christoph unterhalten haben mag, entnehmen. Auch im Fall des Antoine de Vergy, der als „père des pauvres“ doch mit dem Epitheton „le bon archevêque“ 11 versehen war und damit mög­licherweise sein Handeln ganz anders ausgerichtet haben mag als sein erzbischöf­licher Kollege Christoph, liefert die Forschung keine Anhaltspunkte für Vertrauensbeziehungen. Dies mag den Schluß rechtfertigen, daß charakter­liche Dispositionen des Herrn zwar sehr wohl von Einfluß auf die Etablierung und Gestaltung vertrauter Nahbeziehungen sind, nicht aber deren tatsäch­lich oder vorgeb­lich gerechtfertigte Wertschätzung. Weit besser erforscht ist Matthäus Lang von Wellenburg. Lang ist eines der besten Beispiele für einen Aufsteiger in könig­lich-kaiser­lichen Diensten, der auf der Grundlage des Vertrauens, das ihm Maximilian I. entgegenbrachte und das Lang wiederum mit Können, Leistung, Einsatz und Loyalität beantwortete, als einer der vertrautesten, wenn nicht gar der wenigstens zeitweise und in seinem über Reuchlins „De verbo mirifico“ zu lesen, vgl. Müller-Jahncke, Art. „Agrippa von Nettesheim“ (2008), Sp. 24. 9 Zu Matthäus Lang Ulmann, Art. „Matthäus Lang“ (1884); May, Bischöfe (1983), S.  445 – 4 48; Dinacher, Männer (1983), S. 1 – 16; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 230 – 236; Schindling, Art. „Matthäus Lang von Wellenburg“ (1990); Olszewsky, Art. „Lang, Matthäus“(1992); Ortner, Art. „Lang von Wellenburg, Matthäus“ (1996); Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 75 mit Anm. 38. Maßgeb­lich die Biographie Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 167 – 169. Zur Person unten ab S. 162. 10 Prüser, Art. „Christoph“ (1957), S. 244. Wesent­lich zurückhaltender, aber in der Tendenz ähn­lich urteilt Reimann, Art. „Christoph, Herzog von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel“ (1996). 11 Vgl. Bouchey, Recherches historiques (1862), S. 391.

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spezifischen Tätigkeitsbereich vertrauteste Diener seines Herrn zu gelten hat und vor allem auch dieser Beziehung nicht nur den Salzburger Erzstuhl, zunächst ab 1512 als Koadjutor, ab 1519 als Erzbischof, zu verdanken hat 12. Matthäus Lang kann als Maximilians „maßgebender Berater [in] der kaiser­lichen Außenpolitik“ 13 gelten und wird unten im Zusammenhang mit dem Kreis der Vertrauensträger und Vertrauten um den Habsburger behandelt 14. Lang selbst scheint sein Vertrauen insbesondere, dem Verhalten Maximilians nicht unähn­lich, Nikolaus Ribeisen geschenkt zu haben 15, nach Johann Sallaberger „zweifellos die interessanteste Persön­lichkeit im Rate Kardinal Langs.“ 16 Ribeisen stammte aus Udenheim, dem späteren Philippsburg, hatte in Heidelberg und in Italien studiert, das Baccalaureat und den Magister erworben, war schließ­lich Kleriker und Notar in Rom und lernte dort mög­licherweise auch Ägidius Rem 17 kennen, einen anderen Rat Langs, wodurch Ribeisen in das Gesichtsfeld des Kardinals, der Lang ab 1512 war, geraten sein mag 18. Ribeisen erscheint zunächst als Begleiter Langs auf dessen Romreise 1513/1514, ist allerdings als Rat erst 1523 belegt 19. In offenkundiger Parallele zur Funktion, die Lang selbst für Maximilian hatte, war Ribeisen zuständig für die auswärtigen Angelegenheiten seines Herrn 20, was mit einer umfassenden Reisetätigkeit verbunden war und dazu führte, daß Ribeisen „praktisch in alle Vorgänge eingeweiht“ 21 war. Ein entscheidender Angelpunkt in Ribeisens Beziehung zu Lang war der erfolgreiche Einsatz, den er für dessen Befreiung im Sommer 1525 leistete, als dieser im Zuge des Bauernaufstands auf der Festung Hohensalzburg 14 Wochen eingeschlossen war 22. Von diesem Ereignis an 12 13 14 15

Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 87 – 89. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 230. Zum vertrauten Kreis um Maximilian unten ab S. 123, zu Lang selbst ab S. 162. Dr. Nikolaus Ribeisen (1484 – 1547), seit etwa 1513 in Diensten Langs und dessen „einflußreichster Mitarbeiter“, vgl. u. a. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von W ­ ellenburg (1997), S. 184 – 189. Frei­lich hat es noch zahlreiche weitere Vertraute Langs gegeben wie bspw. Andreas von Trauttmansdorff, siehe ebd., pass., v. a. aber S. 166 – 168, eine Übersicht findet sich ebd., S. 156 – 201, unter der Überschrift „Die Mitarbeiter und das Umfeld Kardinal Langs“. 16 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 184. 17 Naimer, Art. „Rehm (Rem), Aegidius“ (1996). Siehe auch Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), insbes. S. 181 – 184, 411 – 414. 18 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 184f. 19 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 185 mit Anm. 255. Vgl. Roll, Reichsregiment (1996), S. 459 Anm. 442. 20 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 184. 21 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 184, vgl. ebd., S. 187. 22 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 187.

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erhielt Ribeisen als Rat 200 Pfund Pfennig jähr­lich auf Lebenszeit, konnte über drei Pferde verfügen und galt als „die rechte Hand des Cardinals“ 23. Unzählige weitere Zuwendungen folgten, dazu addierte sich das Vermögen von Seiten seiner Frau, die zum einen Tochter des begüterten Salzburger Münzmeisters Hans Thenn war, zum anderen zuvor mit dem wohlhabenden Salzburger Kaufmann Hans Pflügl verheiratet war 24: Ribeisen konnte das Wasserschloß Dornbach erwerben, erhielt von Lang als Pfand für ein Darlehen Herrschaft, Propstei und Amt Brixental, hielt Bergwerksanteile in der Herrschaft Gmünd, wo ihm von seinem Herrn auch Pflege, Schloß und Landgericht übereignet wurden, bekam vom Kardinal Haus, Weiher und Bauhof im Amt Antif mit dem Amt Gutrat auf Lebenszeit, zudem ein ansehn­liches Baugeld in Höhe von 800 Pfund Pfennig, besaß ab 1530 das Schloß Neuenchieming in Bayern, das er abreißen und neu erbauen ließ, mitsamt zahlreichen umliegenden Gütern, die ihm der bayerische Herzog zuwies. Zudem erwarb Ribeisen den Sitz Hampersberg am Inn, Schloß Goldenstein bei Salzburg und neben anderen Häusern das sogenannte Kanzlerhaus am Salzburger Brotmarkt. Auch gründete Ribeisen 1537 die Eisenbergwerksgesellschaft Achthal und war an einer Silberhandelsgesellschaft beteiligt 25. Ribeisen unterhielt nicht nur eine materiell deut­lich sichtbare Vertrauensbeziehung zu Matthäus Lang, sondern war auch Rat Karls V. und Ferdinands 26 und genoß das Vertrauen des bayerischen Herzogs 27 – eine wichtige Unterscheidung, die zwischen der Figur des Vertrauten und dem Modus des Vertrauens differenziert. Bereits im September 1530, wohl auf dem Augsburger Reichstag, war Ribeisen in den rittermäßigen Reichsadelsstand „von Neuenchieming“ erhoben und mit der Würde eines kaiser­lichen Hofpfalzgrafen versehen worden, durch Neuenchieming war er auch bayerischer Landedelmann geworden 28. 1542 sah sich die Hofkammer durch Ribeisens Vermögen und Einkünfte zu Bedenken veranlaßt, die allerdings folgenlos blieben, jedoch die anerkennende Bewertung seiner Verdienste überliefern. Sallaberger, der Biograph Langs, zitiert die Relation der Hofkammer aus dem Jahre 1542, wonach Ribeisen 23 Belege bei Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 187 Anm. 276. 24 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 186 mit den entspr. Belegen in Anm. 270. 25 Zu Ribeisens Besitzverhältnissen Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 187 – 189. 26 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 189, Beleg ebd., Anm. 297. 27 Wilhelm IV. (1493 – 1550), siehe auch unten ab S. 184. 28 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 188, Belege ebd., Anm. 284f.

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in dem ersten und andern aufstand unsag­lich arbayt geleistet hätte, tag und nacht gerittn sei und das Salzburger Erzstift vor vill unlust bey baiden heusern Österreich und Bayrn verhüet hätte 29 – eine Vertrauenskarriere, die so ganz anders als die des Schenitz verlief, wobei Ribeisen als Vertrauter seines Herrn zudem die positive Anerkennung seiner Zeitgenossen erwerben konnte. Das vornehmste der Bistümer des Alten Reiches war das unten aus diesem Grund am Beispiel des Verhältnisses Georgs III . Schenk von Limburg zu Johann von Schwarzenberg zu beobachtende Hochstift Bamberg 30. Frei­lich ist kein wesent­ licher Erkenntniszuwachs zu erwarten, wenn sämt­liche Bischöfe und bischöf­l ichen Höfe der Zeit in extenso in den Blick genommen werden, dennoch soll hier wie auch im Fall der unten zu behandelnden welt­lichen Reichsfürsten mehr als nur eine Art Vogelschau gegeben werden, die als exemplarisch angelegte Materialsammlung der systematischen Zusammenfassung dient. Angehörige des reichisch-dynastischen Hochadels 31 besetzten die Bistümer von Frysingen: Freising und Neumburg: Naumburg: Philipp von der Pfalz (­Freising 1499 – 1541, Administrator von Naumburg 1517 – 1541)32, Speyer: Georg von der Pfalz (reg. 1513 – 1529)33, Mönster: Münster: Erich von Sachsen-­ Lauenburg (reg.  1508 – 1522)34, Ossnabrugk: Osnabrück und Paderborn: Erich von Braunschweig-Grubenhagen (reg. 1508 – 1532, Paderborn ab 1509)35, Minden: Franz von Braunschweig-Lüneburg (reg. 1508 – 1529)36, Verden: Christoph 29 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 189, Beleg ebd., Anm. 300: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurbayern, Äußeres Archiv, Bd. 4054, fol. 107r – 121r, hier fol. 107r. 30 Siehe unten ab S. 254. 31 Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 20 – 22, v. a. auch S. 21 Anm. 13. 32 May, Bischöfe (1983), S. 467 – 470; Hoppe, Reformation (1996); Greipl, Art. „Philipp, Pfalzgraf bei Rhein“ (1996); Diözese (1998), S. 951 – 965; Götz, Niedermaier, Art. „Philipp, Pfalzgraf bei Rhein“ (2001). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 173f. 33 Kleinschmidt, Art. „Georg von der Pfalz“ (1878); May, Bischöfe (1983), S. 326 – 328; Fouquet, Kaiser (1985); Fouquet, Speyerer Domkapitel (1987), hier Tl. 2, S. 705f., Nr. 279; Ammerich, Art. „Georg, Pfalzgraf bei Rhein“ (1996). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 139f. 34 May, Bischöfe (1983), S. 133; Schröer, Art. „Erich, Herzog von Sachsen-Lauenburg“ (1996); Diözese (2003), S. 529 – 538. 35 Spehr, Art. „Erich II., Herzog von Braunschweig-Grubenhagen“ (1877); May, Bischöfe (1983), S. 151f., 314f.; Hengst, Art. „Erich, Herzog von Braunschweig-Grubenhagen“ (1996); Diözese (2003), S. 546 – 552. 36 May, Bischöfe (1983), S. 121f.; Aschoff, Art. „Franz, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel“ (1996). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 127f.

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von Braunschweig-Lüneburg (reg.  1505 – 1558)37, Schwerin: Magnus III. von Mecklenburg (reg. 1516 – 1550, ab 1532 dort Administrator)38, Mersburg: Merseburg: Adolf von Anhalt (reg. 1514 – 1526)39, Passau: Ernst von Bayern (Administrator von Passau 1517 – 1540, 1540 – 1554 auch von Salzburg)40, Bruder der bayerischen Herzöge Wilhelm und Ludwig, sowie Regensburg: Johann III. von der Pfalz (Administrator 1507 – 1538)41. Allerdings erscheinen auf den ersten Blick bei kaum einem dieser Bischöfe und Administratoren in ihrem jeweiligen Umfeld auf Grundlage der Durchsicht der meist schmalen Forschungsliteratur vertraute Personen, bei der die Mög­lichkeit einer genaueren Beobachtung mit dem Ziel der Profilierung dieser Personen als Vertrauensträger oder Vertraute bestehen würde, obwohl es sie zweifellos gegeben hat, und dies ganz entgegen der Annahme, daß Personal in vertrauten Nahbeziehungen zumal auf dieser Ebene des Reichsadels in der Überlieferung und damit auch in der biographischen Forschung Spuren hinterlassen hätte, auch wenn das Verhalten der (nicht nur) geist­lichen Reichsfürsten gegenüber den reformatorischen Bestrebungen nicht zuletzt mit der Arbeit von Eike Wolgast und den von Anton Schindling und Walter Ziegler herausgegebenen Bänden zu den „Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung“ durchaus angemessene Behandlung erfahren hat 42. Ein Beispiel ist Georg von Schwalbach. Nach Gerhard Fouquet sei Schwalbach seit der Investitur Georgs von der Pfalz zum Bischof von Speyer 151343 zu dessem „ersten Favoriten“ 44 aufgestiegen. Schwalbach sei seinem Herrn „ohne Anhang im Kapitel auf Gedeih 37 Zu Christoph von Braunschweig-Lüneburg oben S. 99. 38 May, Bischöfe (1983), S. 64 – 67; Stasiewski, Art. „Magnus III., Herzog zu Mecklenburg“ (1987); Traeger, Art. „Magnus, Herzog von Mecklenburg“ (1996); Wolgast, Art. „Magnus III., Herzog von Mecklenburg“ (1999). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S.  229 – 233. 39 Liliencron, Art. „Adolf, Fürst von Anhalt“ (1875); Helbig, Art. „Adolf “ (1953); May, Bischöfe (1983), S. 211 – 213; Bautz, Art. „Adolf, Fürst von Anhalt-Zerbst“ (1990); Brodkorb, Art. „Adolf von Anhalt-Zerbst“ (1996). 4 0 Zeissberg, Art. „Ernst, Herzog von Baiern“ (1877); Albrecht, Art. „Ernst, Herzog von Bayern“ (1959), S. 619; May, Bischöfe (1983), S. 494 – 496; Leidl, Ortner, Art. „Ernst, Herzog von Bayern“ (1996); Baier, Art. „Bayern, Ernst Herzog von“ (2003); Rall, Rall, Wittelsbacher (2005), S. 114. Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 171f. 41 Oefele, Art. „Johann (Pfalzgraf bei Rhein)“ (1881); Staber, Kirchengeschichte (1966), S.  96 – 114; Staber, Art. „Johann“ (1974); May, Bischöfe (1983), S. 597f.; Hamberger, Art. „Johann, Pfalzgraf bei Rhein“ (1996). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 175f. 42 Wolgast, Hochstift (1995); Die Territorien des Reichs (1989 – 1997). 43 Dazu Fouquet, Kaiser (1985). 4 4 Fouquet, Kaiser (1985), S. 224f.

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und Verderb […] ausgeliefert“ und „aufgrund seiner sozialen Situation […] ein stets dankbarer und geflissent­licher Klient […]“ 45 gewesen. Nun liefert die hier nicht näher auszuführende Karriere Schwalbachs durchaus Anhaltspunkte für die Deutung seines Verhältnisses zum Bischof als vertraute Beziehung, aber weitere Zeichen des Vertrauens scheinen nicht überliefert, so daß eine Bestimmung Schwalbachs als Vertrauter nur auf einem schmalen Fundament ruhen würde. Nicht viel anders verhält es sich mit den Bischöfen Johann von Lothringen, dem die Bistümer Metz, Tull: Toul und Verdun unterstanden (Metz, reg. 1505 – 1550, Toul, reg.  1517 – 1524, Verdun, reg.  1523 – 1544)46, Philipp von Burgund (Utricht: Utrecht, reg.  1516 – 1524)47, Robert von Croy (Camerich: Cambrai, reg.  1519 – 1556)48, ­Sebastian von Montfaucon (Lusan: Lausanne, reg.  1517 – 1560)49, Paul ­Ziegler von Ziegelberg (Chure: Chur, reg.  1509 – 1541)50, E[ber]rhard von der Mark (Luttich: Lüttich, reg.  1506 – 1538)51 und Philipp von Platten (Bischoff von Walis, reg.  1522 – 1529)52. Selbst von Pierre de La Baume, dem Bischof von Genf

45 Fouquet, Kaiser (1985), S. 224. Zu Schwalbach Fouquet, Speyerer Domkapitel (1987), pass., insbes. Tl. 2, S. 793 – 795, Nr. 344. 4 6 Jean de Lorraine-Guise, Kardinal von Lothringen, Erzbischof von Reims, Lyon und Narbonne sowie Bischof von Metz, Toul, Verdun, Thérouanne, Luçon, Albi, Valence, Nantes und Agen, von großem Einfluß an den Höfen der französischen Könige Franz I. und Heinrich II., May, Bischöfe (1983), S. 555 – 557; Châtelier, Art. „Johannes, Herzog von Lothringen“ (1996). 47 Unehe­licher Sohn Herzog Philipps des Guten von Burgund, Müller, Art. „Philipp von Burgund“ (1888); May, Bischöfe (1983), S. 166; Berbée, Art. „Philipp von Burgund“ (1996). 48 Moreau, Art. „Robert von Croy“ (1987). 49 May, Bischöfe (1983), S. 31 – 34; Surchat, Art. „Montfalcon (Montfaucon), Sébastien de“ (1996). 50 Surchat, Art. „Ziegler, Paul“ (1996); Surchat, Art. „Paul Ziegler von Ziegelberg“ (2001), S. 105f. Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 177f.; Voges, Nikolaus Ziegler (1993), S. 465. Paul war Bruder des Niklas, eines der Vertrauten Maximilians, zu diesem auch unten S. 141. 51 Erard de La Marck, Fürstbischof von Lüttich und ab 1520 Erzbischof von Valencia, 1507 – 1525 zudem Bischof von Chartres, am 9. August 1520 von Papst Leo X. zum Kardinal erhoben, Wenzelburger, Art. „Eberhard von der Mark“ (1877); May, Bischöfe (1983), S.  110 – 113; Minke, Art. „Mark, Erhard von der“ (1996). Gleichwohl war Erard de La Marck Parteigänger Karls V., auf dessen Seite er sich stellte, nachdem der französische König ihm die Unterstützung bei der Erlangung des Kardinalats versagt hatte. 52 Carlen, Art. „Platea (Am Hengart), Philipp de“ (1996).

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(reg.  1522 – 1543)53, dem unterstellt werden darf, daß er in den Auseinandersetzungen mit den Calvinisten, die ihn schließ­lich zwangen, die Stadt zu verlassen, auf vertrauensvolle Unterstützung angewiesen sein mußte 54, ist bislang nur die prosavoische und damit in Genf auch bischöf­liche Partei unter dem Begriff „Mamelucken“ forschungsbekannt 55. Untersuchungen wiederum, die Philipp von Burgund und seine aufwendige Hofhaltung behandeln, offenbaren bislang ledig­ lich humanistische Neigungen und künstlerisches Mäzenatentum 56. Soweit zu sehen ist, liegen auch zu den meisten Bischöfen der übrigen Bistümer keine Arbeiten vor, die Aufschluß über Vertrauensbeziehungen geben könnten, biographische Zugänge, vor allem neuere, fehlen abgesehen von denjenigen in den einschlägigen Lexika wie der Neuen Deutschen Biographie, dem Bibliographisch-Biographischen Kirchenlexikon oder dem biographischen Lexikon zu den Bischöfen des Heiligen Römischen Reiches 1448 – 1648 von Erwin Gatz und Clemens Brodkorb auch hier nahezu völlig, was ebenso für die Mehrzahl der wenigen Bischöfe gilt, die einerseits selbst als vertraute Diener in der Regel am oder mit Beziehung zum könig­lichen Hof, andererseits als Vertrauensgeber am eigenen Hof erscheinen. Auch muß zwingend geprüft werden, ob die explizite Zuweisung von Vertrauen oder die ausdrück­liche Bezeichnung einer Person als Vertrauter nach den wenigen Hinweisen in der, meist älteren, Literatur überhaupt 53 Vuillermoz, Pierre de la Baume (2006), ausführ­licher in der älteren Arbeit Kampschulte, Calvin (1869), S. 55 – 74. 54 Allerdings charakterisiert Kampschulte, Calvin (1869), S. 57, den Bischof nicht eben positiv als eine schwache Natur und voller Mißtrauen, der „einen vollständigen Bruch mit Jedem zu vermeiden sucht und doch zu Keinem ein rechtes Vertrauen hat […] unzuverlässig, zweideutig, unwahr, allen Parteien gleich verdächtig.“ Die Beurteilung der Haltbarkeit dieses Urteils kann hier nicht gewagt werden. 55 Die „Mamelucken“ standen den „Eidgenossen“ gegenüber, Savoien der Eidgenossenschaft, in Genf verschärft durch den Religionskonflikt, der sich zur Konfrontation zwischen Calvin und dem Bischof zuspitzte, vgl. Kampschulte, Calvin (1869), S. 48 – 50, neuer­ dings Spijker, Calvin (2001), S. 132. 56 Philipp unterstützte bspw. den Künstler Jan Goessart und den Humanisten Gerhard Geldenhauer und protegierte Erasmus von Rotterdam. Einzig Geldenhauer mag nach Ausweis der Überlieferung in einem engeren Vertrauensverhältnis zum Bischof gestanden haben: Er war spätestens ab 1517 Sekretär Philipps und blieb dies bis zu dessen Tode 1524, vgl. Ohr, Einleitung (1999), S. 203f.; Ohr, Bauer, Historiographie (1999), S. 232. Geldenhauer hat eine schmale Biographie seines Gönners verfaßt, gedruckt 1529 zu Straßburg: Vita clarissimi principis, Philippi a Burgondia […], u. a. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Yv 558.8° Helmst. [22]. Vgl. auch Slee, Art. „Geldenhauer, Gerhard“ (1878); Müller, Bistumsgeschichtsschreibung (2001), S. 181 mit Anm. 67f. und 70. Damit wäre Geldenhauer aber eher als Günstling denn als Vertrauter zu bezeichnen.

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haltbar ist. So hat die Interpretation von Beziehungen als Vertrauensbeziehungen den Bestimmungsfaktoren interpersonalen Vertrauens zu folgen und orientiert sich notwendigerweise an Zeichen des Vertrauens, wie sie beispielsweise in den Karrieren der verschiedenen Amtsinhaber sichtbar werden. Zur Gruppe derer, zu denen aufgrund der Forschungslage ebenfalls kaum weitere Aussagen über Vertrauensbeziehungen getroffen werden können, gehören die Bischöfe von Augspurg (Christoph von Stadion 57, reg.  1517 – 1543), Brandenburg (Dietrich von Hardenberg 58, reg. 1521 – 1527, kommissarisch 1531/1532), Hildess­ heim ( Johannes von Sachsen-Lauenburg 59, reg.  1504 – 1527), Costentz: Konstanz

57 Steichele, Art. „Christoph von Stadion“ (1876); Schmauch, Christoph von Stadion (1956); Zoepfl, Art. „Christoph von Stadion“ (1957); May, Bischöfe (1983), S. 250 – 253. Siehe auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 151 – 155 mit weiteren Literaturangaben; Rummel, Art. „Stadion, Christoph von“ (1996). Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 144, bezeichnet Stadion frei­lich als „Langs langjährige[n] getreue[n] Mitarbeiter“. 58 May, Bischöfe (1983), S. 197f.; Escher, Art. „Hardenberg, Dietrich von“ (1996). 59 Krause, Art. „Johann IV.“ (1881); Jan, Art. „Johann IV. Herzog von Sachsen-Lauenburg“ (1974); May, Bischöfe (1983), S. 288f.; Otto, Art. „Johannes IV., Bischof von Hildesheim“ (1992); Aschoff, Art. „Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg“ (1996). Johann löste mit seinem Versuch, die Finanzen des Bistums zu ordnen, die sogenannte Hildesheimer Stiftsfehde aus, in deren Verlauf er 1523 ins brandenburgische Exil ging und 1527 resignierte, vgl. Stanelle, Hildesheimer Stiftsfehde (1982); Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 40 – 76; knapp Wolgast, Hochstift (1995), S. 125. – Weit interessanter hinsicht­lich der Problemstellung der vorliegenden Arbeit ist allerdings Johanns Nachfolger Balthasar Merklin (reg. 1527 – 1531). Merklin begann seine Laufbahn in Diensten Maximilians als Sekretär, war einer seiner Räte, vom König zum Pfalzgrafen ernannt (siehe Hartmann, Art. „Merklin, Balthasar“ [1885], kurze Erwähnung auch bei Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. [1986], S. 292), ohne daß er allerdings dem Kreis der vertrauten Diener des Kaisers zugerechnet werden kann (zu diesem unten S. 174). Merklin ist allerdings 1520 als einziger der alten Hofräte in die Kanzlei Karls V. übernommen worden, in der er unter dem Großkanzler Gattinara (zu diesem unten S. 123f.), 1522 – 1528 auch von Spanien aus, die deutschen Angelegenheiten bearbeitete. Als er 1527 das Bistum Hildesheim übernahm und Konstanz als Koadjutor, wurde er zum Reichsvizekanzler ernannt; bis 1531 zählte er zum kaiser­lichen Gefolge, Looz-Corswarem, Art. „Balthasar“ (1953); May, Bischöfe (1983), S. 289f., 304f.; Reinhardt, Art. „Merklin, Balthasar“ (1996); Roll, Reichsregiment (1996), S.  482 – 487.

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(Hugo von Hohenlandenberg 60, reg.  1496 – 1532), Lubeck (Hinrich Bokholt 61, reg.  1524 – 1535), Meissen ( Johann von Schleinitz 62, reg.  1518 – 1537), Wurzpurg (Konrad von Thüngen 63, reg.  1519 – 1540) und Wormbs (Reinhard von Rippur 64, reg.  1504 – 1523). Die Bischöfe von Havelburg, Kemsee: Chiemsee, Lavant, Camyn: Kammin, ­Brixen, Trient, Libuss: Lebus, Schlesswig, Ratzenburg und Strassburg hingegen zählen, den Hinweisen in der nur partiell gründ­lichen, meistenteils aber ebenso schmalen Forschung folgend, zur Gruppe derer, die selbst als Vertrauensträger oder

60 May, Bischöfe (1983), S. 300 – 304; Bautz, Art. „Hohenlandenberg, Hugo von“ (1990); Reinhardt, Art. „Hohenlandenberg, Hugo von“ (1996). Der Bischof unterhielt ein langjähriges Verhältnis mit Barbara von Hof, der Ehefrau des Konstanzer Bürgermeisters Jörg von Hof, siehe u. a. Burkhardt, Dobras, Zimmermann, Konstanz in der frühen Neuzeit (1991), S. 35, vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 160 mit Anm. 121. Siehe auch Willburger, Konstanzer Bischöfe (1917), S. 242f. 61 May, Bischöfe (1983), S. 52 – 54; Jannasch, Art. „Heinrich III. Bockholt“ (1969); Prange, Art. „Bokholt, Hinrich“ (1996). 62 May, Bischöfe (1983), S. 592 – 594; Kohl, Art. „Schleinitz, Johann v.“ (1995); Seifert, Art. „Schleinitz, Johann von“ (1996). 63 Wendehorst, Art. „Konrad II . von Thüngen“ (1979); May, Bischöfe (1983), S.  360 – 362; Flachenecker, Art. „Thüngen, Konrad von“ (1996). Vgl. auch Ziegler, Würzburg (1992), S.  106 – 109; Wolgast, Hochstift (1995), S. 148f. – Einer der beiden Sekretäre des Bischofs war Lorenz Fries. Fries, Sohn eines Gastwirts zu Mergentheim, hat seinen Aufstieg einem Studium zu verdanken, das er in Leipzig und Wien absolvierte und mit dem Magister abschloß. 1518 erscheint Fries in Ingolstadt, 1519 in Wittenberg, 1521 in Freiburg. 1522 trat Fries als Kanzleisekretär in die Dienste Thüngens und war ab 1525 auch dessen Rat, Bauer, Lorenz Fries (2001), S. 97f. Fries hatte sich um das bischöf­liche Archiv zu kümmern und erwarb sich dadurch „intime Kenntnis […] der fürstbischöf­lichen Zentralverwaltung“, ebd., S. 100, die ihn zu einem gefragten Ratgeber werden ließen. Insbes. zu Bischof Konrad von Bibra (reg. 1540 – 1544) war die Beziehung nach Ausweis der Korrespondenz zwischen Bischof und Rat wohl von „ungewöhn­licher Vertrau­lichkeit“, ebd. Fries ist Verfasser der Würzburger Bischofschronik, die er Bischof Melchior Zobel von Giebelstadt widmete, Bauer, Lorenz Fries (2001), S. 102. Weidisch, Lorenz Fries (1989), S. 42, bezeichnet Fries aber durchaus auch als Vertrauten Thüngens, die von ihm ebd., S. 31 – 34, genannten Indizien scheinen ihn zu bestätigen. 64 May, Bischöfe (1983), S. 354f.; Keilmann, Art. „Rüppurr, Reinhard von“ (1996). Mög­licherweise war der Humanist Johann Wacker genannt Vigilius ein Vertrauensmann des Bischofs. Zu Vigilius die Zusammenstellung der einschlägigen Literatur bei Häse, Bücherverzeichnisse (2002), S. 49 Anm. 244, siehe auch Kühlmann, Ausblick (1994), S.  401 – 4 06.

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Vertraute bezeichnet werden können oder denen diese Zuschreibung in frei­lich unterschied­licher Deut­lichkeit zugewiesen werden kann. Der aus einfachsten Verhältnissen stammende Hieronymus Schulz 65, für kurze Zeit Bischof von Havelberg (reg. 1521 – 1522, davor 1507 – 1521 Bischof von Brandenburg) und mög­licherweise an der Trunksucht gestorben 66, war zum einen 1518 Hofmeister des oben erwähnten Meißner Bischofs Johann von Schleinitz während dessen Aufenthalts in Bologna 67, zum anderen aber ein „einflußreicher Rat“ des Kurfürsten Joachim Nestor 68, was ebenso Indizien für Vertrauen sein könnten wie die Tatsache, daß er 1506 bereits Pate des Sohnes des Kurfürsten geworden war 69, durch seine „Klugheit und Umsicht in Führung von Geschäften dem Kurfürsten unentbehr­lich“  70, den er zum Wormser Reichstag begleitete 71, den er im Jahr zuvor 1520 bei der Krönung Karls V. in Aachen vertreten hatte 72 und für den er in diplomatischen Missionen tätig war 73. Johannes Schultze, Autor des Artikels über Hieronymus in der Neuen Deutschen Biographie, äußert die Ansicht, daß der Bischof seine Vertrauensposition seiner Gelehrsamkeit und seiner Beredsamkeit zu verdanken gehabt habe 74, die sich darin geäußert haben mag, daß „Scultetus“ drei Stunden habe frei sprechen können, wie Adolf Schimmelpfennig, Verfasser des Artikels in der Allgemeinen Deutschen Biographie, berichtet 75. Immerhin war Hieronymus Schulz, Sohn eines Dorfschulzen, als magister Coloniensis 1487 an der Artistenfakultät Leipzig immatrikuliert und hatte 1490 in Ferrara den licentiatus decretorum 76 erworben.

65 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880); Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972); May, Bischöfe (1983), S. 205f.; Escher, Art. „Schultz, Hieronymus (Scultetus)“ (1996). 66 Vgl. Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 113. 67 Bistum Brandenburg (1929), S. 144; vgl. Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 112. 68 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880), S. 390. Zu Joachim Nestor auch oben S. 93. 69 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880), S. 390. 70 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880), S. 391. 71 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880), S. 391. 72 Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 113. 73 Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 113. 74 Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 113. 75 Schimmelpfennig, Art. „Hieronymus (Scultetus)“ (1880), S. 391. 76 Schultze, Art. „Hieronymus Sculteti“ (1972), S. 113.

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Berthold Pürstinger, Bischof von Chiemsee (reg. 1508 – 1525), stand wie sein Lavanter Kollege Leonhard Peurl (reg. 1508 – 1536) dem Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach (reg. 1495 – 1519) nahe, Vorgänger des Matthäus Lang, den Erzbischof Leonhard bereits 1512 als Koadjutor akzeptieren mußte 77. P ­ ürstinger  78, ein gebildeter Theologe 79, war vor Antritt seines Episkopats magister camerae des Erzbischofs, Peurl 80 unter anderem 1498 Bevollmächtigter Keutschachs auf dem Reichstag zu Freiburg – Anhaltspunkte für erwiesenes Vertrauen, wiewohl Sallaberger Berthold Pürstinger eher als loyalen, dabei nicht unkritischen Diener seines Herrn sieht denn als Vertrauten 81. Sebastian Sprenz 82, Bischof von Brixen (reg. 1521 – 1525), und insbesondere Bernhard von Cles 83, Bischof von Trient (reg. 1514 – 1539), sind nach Überlieferung 77 Zu Keutschach May, Bischöfe (1983), S. 444f.; Heinisch, Art. „Leonhard von ­Keutschach“ (1985); Ortner, Art. „Keutschach, Leonhard von“ (1996). Keutschach gilt als nepotischer Förderer zahlreicher Angehöriger aus der eigenen Familie. Siehe auch Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), pass., v. a. aber S.  104 – 107. 78 Hamberger, Art. „Bertold, Bischof von Chiemsee“ (1875); May, Bischöfe (1983), S. 463f.; Bautz, Art. „Berthold Pürstinger“ (1990); Eder, Art. „Berthold“ (1955); Naimer, Art. „Pürstinger, Berthold“ (1996); Leppin, Art. „Pürstinger, Berthold“ (1997); Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 162 – 166. 79 Vgl. auch Zeeden, Salzburg (1989), S. 79f. 80 May, Bischöfe (1983), S. 486; Dolinar, Art. „Pewerl (Pewrl), Leonhard, Christoph von“ (1996). 81 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 163. 82 Der Humanist Sperantius, siehe May, Bischöfe (1983), S. 457; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), pass.; Gelmi, Art. „Sprenz (Sperantius), Sebastian“ (1996); Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 144 Anm. 74; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), pass., insbes. S. 379 Anm. 55; Sauser, Art. „Sebastian II. Sprenz“ (2000). Siehe auch Gelmi, Brixner Bischöfe (1984), S. 116 – 122. Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 181. 83 Zeissberg, Art. „Bernhard von Cles“ (1876); Huter, Art. „Bernhard von Cles“ (1955); May, Bischöfe (1983), S. 14f.; Gelmi, Brixner Bischöfe (1984), S. 125 – 127; Rill, Fürst und Hof (1993), pass.; Vareschi, Art. „Cles, Bernhard von“ (1996); Sauser, Art. „­Bernhard I. von Cles“ (1999); Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), pass., v. a. aber S. 97 – 99, Literaturangaben S. 97 Anm. 53; Strnad, Art. „Cles (Gles, Glöss), Bernhard von“ (2002); Rill, Fürst und Hof (2003), pass.; maßgeb­lich Strnad, Bernhard von Cles (2004), mit umfangreichen Literaturhinweisen. Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 182. – Obwohl in der Reichsmatrikel nicht genannt, sei an dieser Stelle noch auf Pietro Buonomo hingewiesen, Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, insbes. S.  630 – 632; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), pass., weiterführende Literaturangaben ebd., S. 106 Anm. 96; neuerdings Di Brazzano, Pietro Bonomo (2005). Buonomo, humanistisch gebildeter Bischof von Triest (reg. 1501 – 1546, 1522 – 1523

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und Forschung allerdings zweifellos als Träger persön­lichen Vertrauens und als Vertrauter anzusehen. Sprenz kann nach Ausweis seiner Biographie sowohl als einer der Vertrauensträger Maximilians 84 wie auch als jener des kaiser­lichen Vertrauten Matthäus Lang 85 bezeichnet werden. Der Sohn aus einer Dinkelsbühler Tuchmacherfamilie mag wie viele seiner Kollegen seinen beacht­lichen Aufstieg auch einem Studium zu verdanken haben 86, das er mög­licherweise in Ingolstadt bei Celtis 87 absolvierte 88. 1503 wurde Sprenz in Ingolstadt in Nachfolge Jakob Lochers Professor für Poetik und Rhetorik, Locher selbst war Celtis gefolgt 89. Wegen der Rückkehr Lochers 1506 mußte Sprenz sich allerdings umorientieren und trat in die Dienste Langs 90. 1510 erscheint Sprenz als

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Administrator des Wiener Bistums) hat das Vertrauen sowohl Friedrichs III. als auch Maximilians gewonnen. Unter Friedrich III. war Buonomo Sekretär am Wiener Hof und ist dort 1482 zum Pfalzgrafen erhoben worden, Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 630f., unter Maximilian war er zunächst Sekretär der Kaiserin, Wiesflecker, Maximilian I. (1991), S. 292, später in diplomatischen Angelegenheiten tätig, Tavano, Art. „Bonomo, Pietro“ (1996), S. 68. Auch Ferdinand I. diente Buonomo als Berater, war 1521 Großkanzler, 1523 Vorsitzender des Hofrates, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 106 – 109. Sollte die Identifizierung Buonomos als Vertrauter haltbar sein, dann wäre seine Karriere exemplarisch für generationenübergreifend generiertes Vertrauen. Wiesflecker, Maximilian I. (1991), S. 204, 213. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 144, 179. Zur Akademisierung der Eliten der Zeit siehe auch die Übersicht bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 304. Zur Sondergruppe der gelehrten Räte auch oben S. 43 Anm. 192. Der Sprenz-Forscher Rudolf Springholz gibt seinem am 10. Mai des Jahres 2011 vor dem Historischen Verein Alt-Dinkelsbühl gehaltenen Vortrag über Sprenz zu Recht den Untertitel „Vom Lateinlehrer zum Fürsten! Die ungewöhn­liche Karriere eines Dinkelsbühler Bürgersohnes“. Sprenz war 1499 Schulmeister an der Nürnberger Poetenschule, Noflatscher, Migration (1995), S. 10. Ebd. meint Noflatscher allerdings, daß ein Studium nicht nachzuweisen sei. Springholz, Zeittafel (2006), S. 47. Ich danke Jürgen Ludwig, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins Alt-Dinkelsbühl, für die unbürokratische Übersendung der Zeittafel, die über den Fernleihverkehr nicht zugäng­lich war, und für die Herstellung der Kontakte zu Rudolf Springholz/Böblingen und dem Mathematikhistoriker Friedrich Katscher/Wien, letzter wies mich auf die Beziehung Sprenz’ zu Christoff Rudolff hin, siehe unten Anm. 100, wofür ich herz­lich danke. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 677. Den doctor decretorum habe Sprenz wohl Maximilian zu verdanken, denn an der Universität habe er den Titel nach Springholz, Zeittafel (2006), S. 48, nicht erworben. Schöner, Art. Sperantius (1998), S. 403; Springholz, Zeittafel (2006), S. 47. Schöner, Art. Sperantius (1998), S. 403; Springholz, Zeittafel (2006), S. 48.

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einer der Sekretäre in der kaiser­lichen Hofkanzlei 91, ab 1512 als Kanzler Langs 92 „führender Mann im Hofstaat“ 93. Lang war zu der Zeit Bischof von Gurk, Sprenz begleitete ihn zur Kardinalserhebung nach Rom 94. Im Auftrag Maximilians wiederum nahm Sprenz 1517 an einer polnischen Gesandtschaft nach Italien teil, die Prinzessin Bona Sforza als künftige Gemahlin des Königs von Polen nach Krakau geleiten sollte 95. Sprenz selbst blieb auf Geheiß Maximilians in Italien noch bis zum Sommer 1518, um Verhandlungen mit dem Papst wegen der Wahl Karls zum König zu führen, Maximilian schickte ihm dafür 150 Dukaten 96. Das Hofstellenverzeichnis des Jahres 1519 führt Sprenz als Tumprobst von Brüxsen schließ­lich als Hofrat 97. Vor seiner offensicht­lich von Karl V., auf jeden Fall aber auch von Lang 98 unterstützten Weihe zum Bischof von Brixen 152199 stand der humanistisch gebildete und interessierte Sprenz 100 dann auch in dessen Diensten.

91 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 292. 92 Springholz, Zeittafel (2006), S. 49. 93 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 144, siehe auch ebd., S. 336 Anm. 28. 94 Zur Romreise Langs Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 90 – 95. Siehe auch Springholz, Zeittafel (2006), S. 49. 95 Springholz, Zeittafel (2006), S. 50f. 96 Springholz, Zeittafel (2006), S. 52. 97 Fellner, Kretschmayr, Zentralverwaltung (1907), Nr. 12/III/A, S.  139 – 147, hier S. 142. 98 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 120. 99 Springholz, Zeittafel (2006), S. 52f. Warum sich der junge Karl V. mit persön­lichen Handschreiben für Sprenz’ Wahl zum Fürstbischof in Brixen so eingesetzt hat, ist bislang ungeklärt. Mög­liche Erklärungen könnten sein, daß Sprenz Karl in den Niederlanden kennen gelernt habe und dort vielleicht sogar sein Lehrer war, wie Rudolf Springholz mit freund­lichem Schreiben vom 7. Januar 2011 vermutet. Dies wäre frei­lich ein Indiz für persön­liches Vertrauen. Andererseits, so Springholz, wäre es aber auch mög­lich, „daß frühere Fürstbischöfe von Brixen oder vielleicht sogar das Domkapitel an der Fugger’schen Handlung beteiligt waren und damit die Wahl Karls V. zum Deutschen König mitfinanziert haben und Karl mit dieser Ernennung die weitere Finanzierung der Interessen des Hauses Habsburg sicherstellen wollte“. Tatsäch­lich hat sich auch Leonhard von Völs, der Landeshauptmann an der Etsch, der mit Matthäus Lang befreundet gewesen sein soll, nachhaltig für Sprenz’ Erhebung eingesetzt, vielleicht, um Lang einen Dienst zu erweisen, Gelmi, Brixner Bischöfe (1984), S. 116. 100 Vgl. Bonorand, Humanismus (1980), S. 204 – 206. So hat Sprenz den „Eunuchus“ des Terenz ins Deutsche übertragen, was den Interessen des Matthäus Lang entsprach, in dessen Sommerresidenz in Mühldorf dieses Terenz-Drama aufgeführt wurde, Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 144, vgl. Müller, Gedechtnus (1982), S. 260. Eine Überlieferung dieser Übersetzung ist bislang nicht bekannt, man weiß

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So war er an den Friedensverhandlungen zwischen dem polnischen König und dem Deutschen Orden in Thorn beteiligt und ist Mitunterzeichner des sogenannten „Thorner Kompromisses“ vom 5. April 1521101. Interimistisch war Sprenz end­lich ab 1523 nach dem Rücktritt Zyprian von Sernteins auch einige Jahre Kanzler Tirols 102. Sprenz’ Karriere, die mit seinem Tod 1525 endete, wäre ohne das Vertrauen Maximilians, Karls und Langs so sicher nicht mög­lich gewesen 103.

von Sprenz’ Arbeit durch einen Brief des Ursinus Velius, siehe bspw. Eckert, Imhoff, Willibald Pirckheimer (1971), S. 265. Und Sprenz unterhielt wie zahlreiche andere seiner humanistisch interessierten Kollegen auch vielfältige Kontakte in die gelehrte Welt seiner Zeit, die wiederum auf das Mäzenatentum und die Fürsprache fürst­licher Förderer angewiesen war. Sprenz war zum einen bspw. Mitglied der von Celtis in Heidelberg gegründeten Sodalitas Rhenana – wie übrigens auch Vigilius, siehe oben S. 107 Anm. 64, der das Amt des Vizepräsidenten innehatte, Häse, Bücherverzeichnisse (2002), S. 49 –, der Rheinischen Gesellschaft für Wissenschaft, siehe zu dieser Kühlmann, Ausblick (1994), war selbst zum anderen bspw. Gönner des Mathematikers Christoff Rudolff. Rudolff gilt als Verfasser des zweiten gedruckten deutschen Algebrabuches: Behend unnd hubsch Rechnung durch die kunstreichen regeln Algebre […], Straßburg: Wolf Cephaleus 1525, u. a. Kiel, Universitätsbibliothek, Ke 2045 (ed. Kauzner, Röttel, Christoff Rudolff [2006], S. 161 – 266, zur Verbreitung der Schrift Meretz, Standortnachweise [1976], Sp. 325). Interessant ist, daß Rudolff seine Arbeit Sprenz gewidmet hat (wie übrigens auch Willibald Pirckheimer, Jakob Spiegel, Rudolf Agricola und Johannes Eck Sprenz je ein Werk dedizierten): Dem Hochwirdigen Fürstn und hern Herrn Sebastian / Bischoff zu Prixen, ebd., Bl. 2. Im „Beschluß“ ist ebd. zu lesen: Hochwirdiger Fürst / gnediger Herr. Diß hab ich E. F. G. zu eeren / durch den druck ausgeen lassen […] Bitt E. F. G. diß mein schreiben gnedig­lich anzunemen / vnd in schirm zu halten. Beuilch mich hiemit etc. Sprenz’ scheint durchaus selbst mathematische Begabung gehabt zu haben, denn er habe die astronomischen Daten für eine von Johannes Stabius, einem Historiographen Maximilians, gefertigte Sternenkarte geliefert, Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 479. Es ist bislang leider ungeklärt, welcher Art die Beziehung Sprenz’ zu Rudolff war, damit kann bis jetzt auch keine Antwort auf die Frage gegeben werden, ob sich beider Verhältnis mög­licherweise auch als Vertrauensbeziehung bestimmen ließe. 101 Springholz, Zeittafel (2006), S. 53. 102 Gelmi, Brixner Bischöfe (1984), S. 118; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 379; Wolgast, Hochstift (1995), S. 181. Siehe auch Springholz, Zeittafel (2006), S. 54. 103 So ist Sprenz gegen erheb­liche Widerstände zum Bischof erhoben worden. Der Klerus stand ihm feindselig gegenüber, Josef Gelmi zitiert aus einem Brief des Domdekans Gregor Angerer vom Frühjahr 1521, daß die gemeine pfaffheith […] Ine gar nicht [hat] erk­ hennen wollen, weillen er ihnen zu fromb und ernsthaft ware, auch von minderer geburth endsprossen sei, Gelmi, Brixner Bischöfe (1984), S. 118. Und in Anbetracht der Kanzlerschaft Sprenz’ urteilt der ebenfalls bei Gelmi zitierte Chronist Georg Kirchmair: Der Bischof von Brichsen verließ sein Bistumb und zoh in daz Regiment gen Insprugg oder in den Hofrat, hiet dahaim wol zu thuen gehebt, ebd., S. 120.

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Im Abgleich mit den Vertrauensbeziehungen, die Maximilian zu den Männern in seiner nächsten Umgebung unterhielt 104, kann diejenige zu Sprenz allerdings nur als eine Vertrauensbeziehung mittlerer Distanz bezeichnet werden. Bernhard von Cles wiederum hat geradezu als Ausnahmeerscheinung in den Reihen der könig­lich-kaiser­lichen Vertrauten zu gelten und diese Zuschreibung greift nicht erst retrospektiv, sondern ist bereits zeitgenössisch feststellbar. Gleiches gilt im übrigen für Matthäus Lang 105, der seit 1505 auch das Bistum von Gurck besetzte (reg. 1505 – 1522, seit 1501 als Koadjutor) und hier deshalb vor der ausführ­lichen Vorstellung unten noch einmal Erwähnung findet. Cles entstammt einem seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren Ministerialen­ geschlecht der Trienter Bischöfe, erhoben zu Freiherren am Ende des 16. Jahrhunderts 106. Bernhards Vater war unter Erzherzog Sigismund dessen Marschall und Hofrat, 1492 schließ­lich Hauptmann von Trient 107. Bernhard selbst wurde in Verona in den septem artes liberales unterrichtet und studierte in Bologna 108, wo er Matthäus Lang und Giovanni de’ Medici, den späteren Papst Leo X., kennenlernte 109, 1511 wurde er zum Doktor beider Rechte promoviert 110. Noch in demselben Jahr erscheint er als Trienter Domherr, 1512 daselbst als Archidiakon 111 und als Apostolischer Protonotar 112. Bischof Georg von Neudegg erkannte Cles’ Fähigkeiten 113 und machte ihn zu einem der Mitarbeiter in der kaiser­lichen Statthalterei zu Verona 114, 1513 wurde er von Maximilian in die Regierung nach Innsbruck berufen 115. Als Neudegg 1514 starb, wählte das Trienter Kapitel auf Empfehlung

104 Siehe unten ab S. 123. 105 Zu Lang unten ab S. 162. 106 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 13. 107 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 14f. 108 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 31f. 109 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 37. 110 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 34. 111 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 36. 112 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 98, zählt ihn zu der Zeit zu den Familiaren Langs, der Generalstatthalter in Bologna war. 113 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 41. Zu Neudegg Vareschi, Art. „Neideck, Georg von“ (1996). 114 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 51. 115 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 41. Strnad weist ebd., S. 54f., allerdings ausdrück­ lich darauf hin, daß Cles unter Maximilian keine eigent­liche Hofkarriere machte und nie ein Hofamt bekleidete. Eine eigent­liche Vertrauensstellung baute Cles erst unter Karl und Ferdinand auf, vgl. ebd., S. 56. Nach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 98, wurde Cles allerdings erst im Frühjahr nach Innsbruck berufen.

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Maximilians Bernhard Cles zu dessen Nachfolger 116. Auch Lang hatte sich um den Sitz beworben, Cles aber dann gemeinsam mit dem Tiroler Regiment bei Maximilian empfohlen unter dezidiertem Verweis auf die freundschaft des Cles 117. Nach Maximilians Tod war Cles zunächst Mitglied der Interimsregierung, danach einer Kommission, die das österreichische Erbe für Karl und Ferdinand übernahm, und war schließ­lich auch für die Wahl Karls zum König tätig 118. Ab 1522 ist Cles in Diensten Ferdinands zu finden, bereits ab Mai des Jahres als dessen Kanzler, ab Juni als Präsident des neu geschaffenen österreichischen Hofrates 119, ab 1526 als Präsident des Geheimen Rates 120. Seine Ablehnung der lutherischen Lehre war dabei auch von zunehmendem Einfluß auf Ferdinand 121. Sein Tod 1539 verhinderte allerdings geplante Kirchenreformen wie in Brixen, wo er noch kurz vor seinem Ableben zum Bischof erhoben worden war 122, und das Vorhaben, die Anhänger Luthers härter zu verfolgen 123. Cles’ reformerische Überlegungen gehen auf das Jahr 1524 zurück, als er mit dem päpst­lichen Vorwurf konfrontiert worden war, er würde dem Protestantismus in seinem Trienter Bistum nicht entschieden genug entgegentreten 124. Tatsäch­lich hatte Cles lange Zeit auf eine fried­liche Lösung der Religionsfrage gehofft 125. Daß Cles erst 1530 und zu der Zeit im Gegensatz zu Ferdinand 126 Überlegungen für ein militärisches Vorgehen äußerte 127, mag darin begründet sein, daß er zum einen seit 1528 als Obrister President und Canzler 128 und damit von ähn­lich großem Einfluß wie der supremus cancellarius Karls V. Gattinara 129, zum anderen seit 1530 aber auch Kardinal 130 war und somit sowohl für die Kirche wie auch für das Reich zu entscheiden hatte, was mit den Worten Alfred A. Strnads, dem

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Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 41 – 4 6, 47 – 50. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 98, Belege ebd., Anm. 62. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 56f. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 62. Vgl. zur Institution Ortlieb, Vom könig­ lichen/kaiser­lichen Hofrat (2003). 120 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 69. 121 Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 182. 122 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 91 – 97. 123 Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 182. 124 Vgl. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 66. 125 Vgl. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 63 – 66. 126 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 83f. 127 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 83. 128 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 71. 129 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 71f. 130 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 74.

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Biographen des Kardinals, einen unlösbaren Zwiespalt sichtbar werden ließ 131. Diese Differenz hat allerdings nur eine kurzfristige Vertrauenskrise ausgelöst 132. Cles erscheint als Vertreter Ferdinands noch im Jahr 1530 bei der Kaiserkrönung Karls 133, 1532/1533 bei den Gesprächen von Kaiser und Papst in Bologna 134. Das Verhältnis zu Clemens VII. (Giulio de’ Medici, reg. 1523 – 1534) allerdings war in der Frage der kirchenpolitischen Auseinandersetzung mit den reformatorischen Kräften getrübt 135. Cles favorisierte aus der Perspektive des Juristen lange Zeit die Einberufung eines Konzils 136 und erst unter dem Pontifikat Pauls III. (reg. 1534 – 1559), der dem Konzilsgedanken positiv gegenüberstand, kam es wieder zu einer Annäherung 137. Für Wolgast ist Bernhard von Cles der „Typus des vorreformatorischen Kirchenfürsten, dem Repräsentation und Glanz mehr bedeuteten als geist­liche Pf­lichten“ 138. Künstlern und Humanisten habe er sich als „verständnisvoller Mäzen“ gezeigt 139, „während er von Theologie wenig verstand“ 140. Der Ausgestaltung der Residenzstadt Trient hat Bernhard wesent­liche Impulse gegeben, die bis heute nachwirken 141. Zu Ferdinand I. hat ein solch intensives Vertrauensverhältnis bestanden, daß Cles von Strnad geradezu als alter ego des Fürsten charakterisiert werden kann 142. Ferdinand selbst bezeichnete ihn als observantissimus et studiosissimus servitor, de domo nostra Austriaca longe maxime meritus 143. Er habe Cles Zeit seines Lebens gleich einem Vater geachtet und keine wichtige Entscheidung ohne dessen Zutun getroffen 144. Und Bernhard von Cles hat sich auch die Anerkennung seiner Zeitgenossen erwerben können 145 – Christoph Wilhelm Pusch, erster 1 31 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 83f. 132 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 69. 133 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 73f. 134 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 78. 135 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 63f. 136 Vgl. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 60. 137 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 87. 138 Wolgast, Hochstift (1995), S. 182. 139 Vgl. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 97 – 134. 140 Wolgast, Hochstift (1995), S. 182. 141 Vgl. Bellabarba, Art. „Trient“ (2003), S. 588. 142 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 134 – 149, siehe insbes. S. 140 und schon S. 69. 143 Zit. nach Huter, Art. „Bernhard von Cles“ (1955), S. 115, vgl. Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 107. 144 Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 62 mit Anm. 315. Zum vertrauten Personal um Ferdinand auch Laubach, Art. „Ferdinand I.“ (2003), S. 376. 145 Strnad faßt zusammen, daß sich in Cles ein vorbild­licher Charakter mit einzigartigen Tugenden zu absoluter Vertrauenswürdigkeit verbunden habe, Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 139, siehe auch ebd., S. 140 Anm. 753, eine Auswahl zeitgenössischer Urteile.

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Hofsekretär Erzherzog Ferdinands, beurteilt ihn kurz nach dessem Ableben als Vir longissime et immortali memoria dignissimus inclytæ patriæ suæ Tirolensis imò totius Germaniæ æternum decus perenneque ornamentum 146. Im Norden des Reiches residierten Dietrich von Bülow (Lebus, reg. 1490 – 1523), Erasmus von Manteuffel (Kammin, reg. 1521 – 1544, ab 1519 bereits Koadjutor), Gottschalk von Ahlefeld (Schleswig, reg. 1507 – 1542) und Heinrich Berkmeier (Ratzeburg, reg.  1511 – 1524). Der promovierte Rechtsgelehrte Dietrich von Bülow erscheint 1487 als brandenburgischer Rat unter Kurfürst Johann Cicero und wurde 1506 erster Kanzler der neugegründeten Frankfurter Universität Viadrina. Auch unter Joachim I. war Bülow ein wichtiger Berater in politischen Angelegenheiten, 1521 fungierte er als Statthalter der Kurmark 147. Erasmus von Manteuffel 148 war der letzte katholische Bischof von Cammin, wie Bülow Jurist 149 und seit 1504 tätig in der Kanzlei Herzog Bogislaws X. von Pommern 150. Etwa 1507/1509 war Manteuffel Präzeptor von Bogislaws ältestem Sohn und Begleiter auf dessen Reisen 151. Allerdings überwarf Manteuffel sich mit Bogislaws Nachfolgern in der Herrschaft zum einen in der Frage der Einführung der lutherischen Lehre, zum anderen in der Frage seiner Stellung. Erasmus definierte sich als Reichsfürst, die Greifen als „erb­lichen Kaplan“ 152. Die Spannungen begannen ab etwa 1533, als die Herzöge Zahlungen einforderten, die Erasmus nicht leisten wollte 153. Mitten in den Auseinandersetzungen des Bischofs mit den Herzögen verstarb Erasmus jedoch bei einem Jagdausflug 154. Er hatte schließ­lich das noch von seinem Vater Eggert stammende Vertrauenskapital, der bereits herzog­licher Rat war 155, und dasjenige, das er 146 Innsbruck, Universitätsbibliothek, cod. 826: Rerum Tyrolensium Continuatio Ab A[nn] o 1378 usque 1556, p. 110, zit. nach Strnad, Bernhard von Cles (2004), S. 135 mit Anm. 727. 147 Hirsch, Art. „Bülow, Dietrich von“ (1877); May, Bischöfe (1983), S. 86f.; Kurze, Art. „Dietrich von Bülow“ (1986); Kopiec, Art. „Bülow, Dietrich von“ (1996). 148 Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903); Wehrmann, Art. „Erasmus, Bischof von Cammin“ (1904); Stasiewski, Art. „Erasmus von Manteuffel“ (1959); May, Bischöfe (1983), S.  583 – 586; Petersohn, Art. „Manteuffel (Maduuel), Erasmus von“ (1996). 149 Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 11. 150 Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 13. 151 Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 12. 152 Vgl. Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 62. 153 Vgl. Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 45. 154 Vgl. Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 70, 74. 155 Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 9, 12.

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unter Bogislaw X. hat ansammeln können, im Interesse der Abwehr der landes­ herr­lichen Mediatisierungsbestrebungen  156nicht halten können. Das Kamminer Domkapitel fand nach seinem Abgang wenig lobende Worte, denn obwohl er die christ­liche warheit und das christ­liche heil fast beliebet, so hat er doch mehr das welt­liche als das geist­liche und heilwertige, wie dann auch die andern Bischoffe thun, gefurdert 157. Gottschalk von Ahlefeld, Doktor beider Rechte, war wiederum der letzte katholische Bischof von Schleswig 158, auch er konnte die Reformation nicht aufhalten 159. Sein Verhältnis zum Landesherrn Herzog Friedrich kommt insbesondere dadurch zum Ausdruck, daß er von 1501 bis 1507 dessen Kanzler war 160. Auch zum dänischen König Christian II. pflegte Ahlefeld gute Beziehungen. So war er 1514 Leiter einer dänischen Gesandtschaft an den kaiser­lichen Hof nach Linz im Auftrag Christians, um die Hand Erzherzogin Isabellas von Österreich, Schwester Kaiser Karls V., zu erbitten. Für Friedrich erscheint Ahlefeld 1515 als Orator am päpst­lichen Hof und blieb mit dem Herzog stets in enger Verbindung, auch als dieser 1523 König von Dänemark wurde 161. Heinrich Berkmeier nun, der Bischof von Ratzeburg, begann seine Laufbahn angeb­lich als Stubenheizer, wiewohl Berkmeier doch einer bürger­lichen Hamburger Familie entstammte 162. Nach Clemens Brodkorb stand Berkmeier 24 Jahre bis zur Besetzung des Ratzeburger Bischofsstuhles 1511 in Diensten der Herzöge Johann und dann seines Sohnes Magnus von Sachsen-Lauenburg 163. Stationen seiner Laufbahn waren Ämter als Kammerschreiber, Substitut der Kanzlei, Sekretär, bis er schließ­lich Kanzler wurde. Mit herzog­licher Unterstützung konnte Berkmeier 1482 ein Studium in Rostock absolvieren. Als ­Maximilian Berkmeier den Reichsfürstenstand bestätigte, wandte sich der Bischof jedoch vom Lauenburger Herzog ab und suchte sich 1516 als Schutzherrn Herzog ­Heinrich von Braunschweig-Lüneburg. Das Vertrauensverhältnis 1 56 Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 210f. 157 Zit. nach Graebert, Erasmus von Manteuffel (1903), S. 74f. 158 May, Bischöfe (1983), S. 176 – 181; Reblin, Gottschalk von Ahlefeldt (1995); Radtke, Art. „Ahlefeld, Gottschalk von“ (1996). 159 Vgl. Hoffmann, Spätmittelalter und Reformationszeit (1990), S. 394 – 4 69, hier v. a. S. 407. 160 Bautz, Art. „Ahlefeldt, Gottschalk“ (1990). Zu Friedrich auch unten S. 205. 161 Jensen, Art. „Ahlefeldt, Gottschalk von“ (1953). Vgl. Fuhrmann, Ritterschaft (2002), S. 82. 1 62 May, Bischöfe (1983), S. 60; Brodkorb, Art. „Berkmeier, Heinrich“ (1996). Vgl. Freytag, Reformation (1982), S. 242. 163 Siehe unten S. 190.

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war zerbrochen und M ­ agnus wähnte, „eine Natter am Busen genährt“ zu 164 haben  . 1517 setzte der in seinen Terri­torialplänen enttäuschte Herzog den Bischof gefangen, entzog ihm das Archidiakonat von Lauenburg und erpreßte einen Revers, wonach Berkmeier zusagen mußte, den Herzog wegen seiner kirchenpolitischen Maßnahmen nicht zu bannen und dessen landesherr­liche Hoheitsrechte anzuerkennen 165. 1518 wurde Berkmeier allerdings kaiser­licher Rat ­Maximilians, 1521 Karls V.166, und hatte somit starke Partner, so daß der Versuch des lauenburgischen Herzogs, das Kirchenregiment zu erringen, eine lang anhaltende Auseinandersetzung nach sich zog, die in einem 1519 geschlossenen Vergleich zwischen Berkmeier und Magnus ein nur vorläufiges Ende fand, denn die Auseinandersetzungen lebten nach Berkmeiers Tod 1524 mit dem neuen Bischof wieder auf 167. Der Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein (reg. 1506 – 1541) schließ­lich, erzogen am Hof des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg, sei zwar „allzeit gut kaiser­lich“ gewesen, wie Wilhelm Wiegand schreibt, und erscheint sowohl unter Maximilian wie auch unter Karl V. als kaiser­licher Rat 168, doch „über seine intimeren Beziehungen zu Karl V. fehlt uns jede Kunde und auch ihn umhüllt jenes Dunkel, das noch immer über dem Thun und Streben der katholischen Fürsten Deutschlands in jener entscheidungsvollen Zeit liegt.“ 169 Was jene „intimeren Beziehungen“ zu Karl anbelangt, gilt diese Bemerkung Wiegands bis heute und betrifft nicht nur den Straßburger Bischof 170. Als Vertrauensgeber erscheinen die Bischöfe von Eystet: Eichstätt und Basel.

1 64 Vgl. Freytag, Reformation (1982), S. 242, das Zitat ebd. ohne Beleg. 165 Vgl. Freytag, Reformation (1982), S. 243. 166 Vgl. Melanchthons Briefwechsel (2005), S. 113. 167 Vgl. Freytag, Reformation (1982), S. 243. 168 Wiegand, Art. „Wilhelm von Honstein“ (1898); May, Bischöfe (1983), S. 337 – 339; Rapp, Art. „Honstein, Wilhelm Graf von“ (1996); vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 141 – 143. Bemerkenswerterweise wird Honstein weder bei Wiesflecker, Maximilian I. (1991), noch bei Kohler, Karl V. (1999), erwähnt. 169 Wiegand, Art. „Wilhelm von Honstein“ (1898), S. 206. 170 Siehe auch unten S. 123 zu den kaum vorhandenen Vertrauensbeziehungen Karls.

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Am Hof des doctor decretorum und humanistisch gebildeten Eichstätter Bischofs Gabriel von Eyb 171 (reg.  1496 – 1535172), selbst wie schon sein Vater markgräf­lichansbachischer Rat 173, erscheint dessen Kanzler Willibald Fischl 174 mög­licherweise als einer seiner Vertrauensträger. Die von Theodor Neuhofer im Jahre 1933 getroffene Feststellung, daß „die Forschung […] sich noch nicht mit [Fischl] befaßt“ 175 habe, gilt frei­lich bis heute. Fischl war sechs Jahre bis zu seinem Tod 1503 bei Eyb beschäftigt 176. Begraben ist er im Mortuarium des Eichstätter Domes 177. Mehr noch als Fischl aber kann Hieronymus von Rosenberg als „treuer Diener seines geist­lichen Lehnsherren“ gelten, der „das unbeschränkte Vertrauen des Fürstbischofes, der ihn durch Geschenke ehrte“, genoß 178. Rosenberg war seit 1502 Hofmeister Eybs und blieb dies bis zu seinem frühen Ableben 1507179. Damit könnte sich auch in diesen beiden Fällen wieder einmal ein Amt trotz aller methodisch gebotenen Vorsicht als sinnvoller Ausgangspunkt für die Erforschung vertrauter Beziehungen erweisen. Noch interessanter scheint hingegen der Rebdorfer Prior Kilian Leib 180 – und dieser hatte kein Amt am Eichstätter Hof. Der urspüng­lich 171 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933); Neuhofer, Art. „Gabriel von Eyb“ (1964); May, Bischöfe (1983), S. 272f.; Eyb, Wendehorst, Gabriel von Eyb (1986); Schmid, Alois: Art. „Eyb, Gabriel von“ (1996); Rabeler, Lebensformen (2006), pass.; Bistum Eichstätt (2006), S. 241 – 265 mit sämt­lichen Nachweisen, S. 241f. die Angaben zu Überlieferung und Forschung. Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 155 – 157. Gabriel war ein Sohn von Ludwig von Eyb dem Älteren, Jurist und Diplomat im Dienst des Brandenburgers Albrecht Achilles. Einer der Brüder Gabriels, Ludwig, war 1479 Hofmeister des Eichstätter Bischofs Wilhelm von Reichenau, Eyb, Wendehorst, Gabriel von Eyb (1986), S. 43. Eyb hatte auch das Vertrauen Maximilians und Karls, gehörte aber nicht zu deren Vertrauten, vgl. bspw. die Ausführungen von Joseph Schlecht, dem Herausgeber von Kilian Leibs Briefwechsel und Diarien (1909), S. X, siehe auch die Einschätzung durch Eybs Vertrauten Kilian Leib ebd., S. 72, 91f., 99. 172 Bei seiner Wahl hatte ihn Matthäus Lang, Sekretär Maximilians (siehe zu Lang unten ab S. 162), RI XIV Nr. 7944 (5. März 1497), unterstützt. 173 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 67; Eyb, Wendehorst, Gabriel von Eyb (1986), S. 42. 174 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 101. 175 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 101. 176 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 102. 177 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 102. 178 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 104. 179 Neuhofer, Gabriel von Eyb (1933), S. 105; Rabeler, Lebensformen (2006), S. 159 Anm. 717. 180 Wegele, Art. „Leib“ (1884); ausführ­lich Deutsch, Kilian Leib (1910); Reiter, Kilian Leib (1968); Reiter, Art. „Leib, Kilian“ (1985); Olszewsky, Art. „Leib, Kilian“ (1992). In zahlreichen Publikationen wird Kilian Leib tatsäch­lich auch als Vertrauter

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aus Ochsenfurt am Main stammende Leib war bereits im Alter von 15 Jahren in das bei Eichstätt gelegene Augustinerchorherren-Stift Rebdorf eingetreten, wurde 31jährig dessen Leiter und sollte dies mehr als 50 Jahre bleiben 181. Rebdorf wurde unter Leib ein Zentrum religiösen und geistigen Lebens 182, Leibs humanistischliterarische und theologische Interessen schufen Verbindungen zu zahlreichen Gelehrten der Zeit 183. Schon seit den Anfangsjahren seines Priorates hat Leib aber vor allem als „vertrauter Freund des Bischofs“ 184 zu gelten. Gespräche mit dem Bischof, den Leib bis an sein Sterbelager begleitete 185, sind in den von Leib geführten sogenannten Diarien überliefert, die ein seltenes Zeugnis vertrauten Umgangs darstellen 186. Christoph von Utenheim wiederum, Bischof von Basel (reg. 1502 – 1527)187, stand dem hochgelehrten Konrad Pellikan respektive Konrad Kürschner nahe 188. Pellikan stammte aus ärmsten Verhältnissen. Autodidaktisch hat er das Hebräische erlernt, ist Verfasser des ersten Lehr-, Lese- und Wörterbuches der hebräischen Sprache und brachte es bis zum Professor für Hebraistik. Für Utenheim erstellte Pellikan ein Kompendium der Dogmatik, wurde aber kurz darauf im Jahr 1508 recht plötz­lich als Lektor nach Ruffach versetzt. Bernhard ­Riggenbach mutmaßt etwas kryptisch, daß diese Versetzung aufgrund der „sehr intimen Beziehungen […] zu diesem hochherzigen Kirchenfürsten“ 189 erfolgt sei. Die autobiographische „Hauschronik“ Pellikans gibt über diese „intimen Eybs bezeichnet, siehe bspw. Wolgast, Hochstift (1995), S. 156; Rabeler, Lebensformen (2006), S. 42, 431, in anderen jedoch als Freund, vgl. bspw. Eyb, Wendehorst, Gabriel von Eyb (1986), S. 47, 52 – Beleg für die Notwendigkeit der Schärfung der Begriff­ lichkeiten. 181 Aufschluß über Leibs Biographie geben nicht zuletzt dessen eigene Schriften, siehe die Aufstellung Reiter, Kilian Leib (1968), S. 235f., kommentiert Deutsch, Kilian Leib (1910), S.  4 – 6. 182 Deutsch, Kilian Leib (1910), S. 7 – 24, knapp Reiter, Kilian Leib (1968), S. 221. 183 Vgl. Reiter, Kilian Leib (1968), v. a. S. 224f. 184 Reiter, Kilian Leib (1968), S. 222. 185 Kilian Leibs Briefwechsel und Diarien (1909), S. XIV mit Anm. 6. 186 Ed. Kilian Leibs Briefwechsel und Diarien (1909), zur Überlieferung ebd., S. XVI – X XXVI, vgl. Deutsch, Kilian Leib (1910), S. 110, 175 – 180. 187 Tschackert, Art. „Christoph (Bischof von Basel)“ (1895); May, Bischöfe (1983), S.  20 – 22; Surchat, Art. „Utenheim, Christoph von“ (1996); Olschewski, Art. „Utenheim, Christoph von“ (1997). Vgl. auch Wolgast, Hochstift (1995), S. 145f. 188 Siehe Zürcher, Konrad Pellikans Wirken (1975), S. 19. Zur Person Riggenbach, Art. „Pellican, Conrad“ (1887); Wenneker, Art. „Pellikan, Konrad“ (1994); Jaumann, Gelehrtenkultur, S. 500f. 189 Riggenbach, Art. „Pellikan, Conrad“ (1887), S. 336.

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Beziehungen“ kaum weiteren Aufschluß. Pellikan schreibt allerdings selbst, der Bischof habe ihn „eines besonderen Vertrauens“ gewürdigt, denn „schier täg­lich sprachen wir uns, und einmal bat er mich, einen kurzen Abriß der katholischen Lehre zu schreiben […]“ 190, die „fleißige Arbeit“ habe dem Bischof gefallen, „dankbar umarmte er mich.“ 191 Von den Reichsabteien soll mit der Fürstabtei Fulda 192 unter Fürstabt Hartmann Burggraf von Kirchberg (reg. 1513 – 1521) nur das vornehmste der Reichsklöster in den Blick genommen werden 193, stellvertretend für die zahlreichen anderen Reichsabteien 194, aber auch, weil zu den meisten Reichsklöstern noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten ist, nicht nur hinsicht­lich der sozialgeschicht­lichen, vor allem personenorientierten Fragestellung dieser Arbeit 195. Fulda mußte unter Hartmann eine von 1515 bis 1526 andauernde Herrschaftskrise durchstehen 196, nachdem dieser 1513 mit kaiser­licher Unterstützung 197 die wohl aus wirtschaft­lichen Gründen angestrebte Inkorporation der Abtei Hersfeld hatte durchführen wollen 198. Hartmann, 1488 zu Mainz promovierter Doktor der Rechte 199, war bereits seit 1507 Koadjutor Abt Johanns II. von Henneberg, seine Aufgabe war mit ebenjener Inkorporation bestimmt 200. Politische Erfahrung hatte Hartmann reich­lich: 1501 Assessor am Kammergericht zu Nürnberg und Rat des Mainzer Erzbischofs, 1503 Begleiter Peraudis auf dessen Deutschlandreise, die der Verkündung des Jubiläumsablasses diente, 1505 Ernennung zum Kammerrichter

190 Nach der Übersetzung Hauschronik (1892), S. 37. 191 Hauschronik (1892), S. 38. 192 Im Überblick Jäger, Art. „Fulda“ (2003). 193 Zur Reichsabtei Fulda etwa Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000); Jäger, Fürstentum Fulda (1986). 194 Die Liste u. a. in der Ed. der Reichsmatrikel von 1521 (1962), S. 430 – 433. Eine eingehende Vorstellung der Reichsklöster im Handbuch Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 642 – 726. 195 So auch Jäger, Art. „Fulda“ (2003), S. 662. 196 Im Überblick Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), v. a. S. 116 – 158, 164 – 208, vgl. Jäger, Fürstentum Fulda (1986), S. 168 – 177. 197 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 95 mit Anm. 154 – 156. 198 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 90 – 114. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 165. 199 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 94 mit den Belegen Anm. 146. 200 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 94 mit den Belegen Anm. 144.

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durch König Maximilian und anderes mehr 201. Durchsetzen konnte Hartmann die Inkorporation Hersfelds allerdings nicht 202, 1521 mußte er dem Druck der Stände weichen 203. Chronist der Reichsabtei 204 war Apollo von Vilbel, 1505 bis 1510 Kellner des Stifts, seit 1506 Propst des Frauenklosters Zella. Vilbel hielt seit 1510 die Propstei Rohr, 1513 bis 1536 auch diejenige von St. Peter. 1513 bis 1514 und 1523 bis 1526 war Vilbel Domdechant, ab 1531 Abt des Heilig-Kreuzklosters zu Limburg 205. Vilbel äußert sich in seiner Chronik recht freund­lich über Hartmann 206: Vir hic magne estimacionis, nature strenue, mire facundie, eloquencie et erudicie fuit 207. Viel mehr ist frei­lich zu dem Verhältnis beider auf Grundlage der bislang bekannten Überlieferung nicht in Erfahrung zu bringen 208. Die Beziehung des Abtes zu V ­ ilbel mag aber durchaus auf Vertrauen gegründet gewesen sein, denn Vilbel war auf Seiten seines Herrn insbesondere auch in die heikle Frage der Inkorporation von Hersfeld involviert: Im September 1513 war er es, der in Hersfeld Abts- und Konventssiegel sowie den Konventsschlüssel beschlagnahmte 209, am nächsten Tag die Schlüssel von Schloß Eichen, der Residenz des Hersfelder Abtes 210.

2 01 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 94f. 202 Siehe nur die zusammenfassenden Ausführungen Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S.  156 – 158. 203 Vgl. Jäger, Fürstentum Fulda (1986), S. 176f. 204 Die Ed. der Chronik bei Rübsam, Chronik (1889), hier S. 200 – 204 zu den äußeren Merkmalen, siehe auch Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 220f. 205 Angaben nach Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 219f. Anm. 73. 206 Vgl. dagegen bspw. das auch bei Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 18f. Anm. 34, wiedergegebene negative, aber tendenziöse Urteil über Hartmann von Paul Kalkoff, der den Abt als eigenmächtig, habgierig und rücksichtslos charakterisiert, Kalkoff, Reichsabtei Fulda (1925), S. 214. Partei­lich ist frei­lich auch die Chronik Vilbels, vgl. BreulKunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 19 Anm. 35, S. 220f, 223 – 229. 207 Rübsam, Chronik (1889), S. 221. 208 Eine Zusammenstellung dieser Überlieferung hinsicht­lich der Biographie Vilbels, die allerdings diesbezüg­lich keinen weiteren Aufschluß gibt, bei Rübsam, Chronik (1889), S.  196 – 200. 209 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 98. 210 Breul-Kunkel, Herrschaftskrise (2000), S. 99.

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III. Königs- und Kaiserhof Nicht nur der bereits oben angesprochene Matthäus Lang lenkt den Blick auf den könig­lichen und kaiser­lichen Hof. Was Karl V. betrifft, habe dieser nach Götz Freiherr von Pölnitz allerdings niemals „liebe, vertraute“ deutsche Räte besessen 1, ganz gegen den Hinweis des Augsburger Stadtchronisten Clemens Sender, der behauptet, Kaiser­lich und kinig­lich ro. mt. haben herr Anthoni Fugger als ierm lieben, vertrautten rat zůgeschriben […]2. Die Forschungen Alfred Kohlers bestätigen Pölnitz jedoch. Eine Äußerung Karls V. gegenüber seinem kurzzeitigen Kanzler Zyprian von Serntein, den er zunächst von Maximilian übernommen hatte wie andere Räte auch 3, er wolle sich das Regiment nit […] lassen regiern, wie keiser Maximilian beschehen 4, unterstreicht dies 5. Ein Hauptgrund für diesen Umstand mag zum einen die Ausdehnung des Reiches gewesen sein, die eine kontinuier­ liche und intensive Konzentration personenorientierter Kräfte im Reich auf Karl verhindert haben mag 6, zum anderen allerdings auch die Überlieferung, die es kaum ermög­licht, Einblick in die Persön­lichkeit Karls zu gewinnen 7. Frei­lich hat es auch unter Karl einflußmächtige Persön­lichkeiten gegeben, mit denen der Kaiser kaum anders als auf der Grundlage gegenseitigen Vertrauens hat herrschen können wie etwa Mercurino Arborio di Gattinara 8, Großkanzler von 1518 bis zu 1 Pölnitz, Anton Fugger (1963), S. 17. Neuerdings gibt einen knappen Überblick zu den Räten der österreichischen Habsburger Noflatscher, conseillers (2012). 2 Die Chronik von Clemens Sender, S. 402, siehe auch Pölnitz, Anton Fugger (1963), S. 17 mit Anm. 94, dort allerdings mit irreführender Angabe des Belegs. 3 Siehe etwa Rauscher, Personalunion (2005), S. 18, der neben Serntein Bernhard von Cles (siehe oben S. 113), Michael von Wolkenstein (siehe unten S. 146), Georg von Firmian, Johann Renner, Jakob Villinger, Pietro Bonomo (siehe oben S. 97 Anm. 83) und Niklas Ziegler (siehe unten S. 124) nennt. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 84. 4 Zyprian von Serntein an Michael von Wolkenstein, Brügge, 22. Aug. 1521, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Bestand Wolkenstein-Rodenegg, K. 47, zit. auch bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 1, Nachweis ebd., S. 467, siehe auch ebd., S. 117 mit Anm. 152. Siehe zu diesem bislang nicht abgeschlossen erschlossenen Bestand zuletzt Andrian-Werburg, Archiv (2009), hier v. a. S. 398. Heinz Noflatscher, Innsbruck, hat mir freund­licherweise Kopien des Briefes zur Verfügung gestellt, nachdem dieser zunächst nicht lokalisiert werden konnte. – Zu Serntein unten S. 131. 5 Einen guten Überblick über die Hof- und Zentralverwaltung der Anfangszeit Karls V. gibt Rill, Fürst und Hof (2003), S. 15 – 103. 6 Vgl. auch Kohler, Karl V. (1999), S. 129 – 134. 7 Vgl. Kohler, Karl V. in der deutschsprachigen Historiographie (2005), S. 17. 8 Zu Gattinara siehe bspw. Headley, Emperor (1983); Kodek, Autobiographie ­Mercurino Gattinaras (2004), biographischer Abriß ebd., S. 3 – 31, zum Verhältnis Gattinaras zu

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seinem Tod 1530, Nicolas Perrenot de Granvelle (gest. 1550)9, Leiter der Geschäfte für die Niederlande, das Reich, Frankreich, England und die nordeuropäischen Länder zwischen 1530 und 1550, oder Garcia de Loaysa (gest. 1546)10, einer seiner Beichtväter, tatsäch­lich aber, abgesehen von den Anfangszeiten seiner Regierung, kein dezidiert Karl verbundenes vertrautes Personal aus dem Reich. Gleichwohl fielen auch unter Karl wesent­liche Entscheidungen in einem kleinen, aber nach Übernahme der Regierung doch anderen Kreis, so daß Serntein 1521 klagte, daß vil und gros hern ausgeslossen werden 11. Vom – hochmobilen 12 – Hof Maximilians I.13 hingegen ist eine ganze Reihe interpersonaler Vertrauensbeziehungen überliefert, die sich nahezu arbeitsteilig herrschaft­lichen Belangen widmeten 14. Auffällig sei, daß Maximilian es verstanden habe, „Männer ohne Ansehung der Person heranzuziehen“, wie Wiesflecker

Maximilian ebd., S. 12 mit Anm. 70, zur eigenartigen Einstellung Gattinaras Karl V. gegenüber, den er zeitlebens als einen Schüler angesehen habe, ebd., S. 67f. Nach Ausweis der Autobiographie aber seien Gattiaras besondere Eigenschaften sein Arbeitseifer, seine Standhaftigkeit und Anständigkeit und eben seine Treue und Loyalität (solum Caesaris obsequium spectans), ebd., S. 59. 9 Zu Granvelle nur der Hinweis auf die umfangreiche und aktuelle Arbeit Antony, Granvelle (2006). 10 Juan García de Loaysa y Mendoza, seit 1522 Beichtvater Karls, seit 1524 Präsident des Indienrates, ab 1526 Mitglied des Staatsrates, besaß Karls Vertrauen bis 1528. 1530 wurde Loaysa Kardinal und als Vertreter des Kaisers nach Rom gesandt. Kohler mutmaßt, man habe ihn auf diese Weise vom Hof entfernt, Kohler, Karl V. (1999), S. 135. Eine neuere Biographie scheint es bislang nicht zu geben, siehe stattdessen ebd., S. 135f. 11 Zyprian von Serntein an Michael von Wolkenstein, Brügge, 22. Aug. 1521, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Archiv Wolkenstein-Rodenegg, K. 47, siehe auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 3 mit Anm. 11. 12 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 231, der zusammenfassend angibt, daß Maximilian seit seiner Rückkehr aus den Niederlanden 1489 „an keinem Ort länger als einige Monate“ geblieben sei. 13 Einschlägig Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986). Von den zahlreichen anderen Arbeiten, die sich mit dem maximilianeischen Hof beschäftigen, seien zum einen Müller, Gedechtnus (1982), besonders hervorgehoben, weil dies eine der ersten modernen Untersuchungen ist, die sich mit dem Phänomen Hof überhaupt auseinandersetzen, zum anderen Noflatscher, Art. „Maximilian I. (1486/93 – 1519)“ (2003), hier v. a. S. 352 – 358 mit der neuesten Literatur S. 359f. 14 Im Überblick Wiesflecker, Maximilian I. (1991), S. 198 – 208. Vgl. Dinacher, Männer (1983), S. 236 – 255 zu den Räten, Beamten und Vertrauensleuten, ebd., S. 255 – 258 zum diplomatischen Dienst, ebd., S. 259 – 264 zum Klerus, ebd., S. 265f. zu den Heerführern, ebd., S. 267 – 273 zu den Finanzfachleuten. Vgl. Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), S. 77 – 79.

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unter Bezug auf Grünpeck schreibt 15. Der Kaiser habe sich vordergründig betrachtet vor allem denjenigen zugewendet, die nicht dem höheren oder hohen Adel entstammten, so daß geradezu von einem „Muster maximilianischer Bevorzugung von Leuten einfacher Herkunft“ gesprochen wird, das seinen Nutzen darin gehabt haben mag, daß diese „leichter zu lenken waren“ 16: Maximilian habe vor allem die „kleinen Aufsteiger [geliebt], denn sie dienten ihm viel bedingungsloser als die großen Herren,“ 17 meint Wiesflecker. Frei­lich zählten zu seinem Hof auch ein Paul von Liechtenstein, Michael von Wolkenstein oder Wolfgang von Polheim, so daß Reinhardt Seyboth richtig feststellen kann, daß eines der wichtigsten Kennzeichen des maximilianeischen Hofes darin bestand, „daß ihm Personen ganz unterschied­licher sozialer Stufen angehörten.“ 18 Denn, so Seyboth weiter, für Maximilian waren „nicht Stand und Herkunft die wichtigsten Kriterien […], sondern persön­liche Qualitäten, wie fach­liche Kompetenz […], hohe Leistungs- und Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit und Loyalität.“ 19 Hinzu tritt mit Maximilians Sorge um die Schaffung einer gedechtnus 20 ein Moment, das 15 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 221. Vgl. die Bemerkung des ­Johannes Cuspinians (zu Cuspinian unten S. 179 mit Anm. 445), daß Maximilian sich nicht gescheut habe, auch in schwierigen Angelegenheiten die kleinsten Leute um ihre Meinung zu fragen, Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 86 b, S. 303 – 306: Lebensbeschreibung Maximilians von Johannes Cuspinian (Auszug) (undat.), hier S. 305. 16 Kurze, Hofklerus (2001), S. 26. Eine der letzten jener Personen in Maximilians Diensten, die diesem Muster nicht entsprachen, war Melchior von Meckau, auf dessen Finanzkünste Maximilian angewiesen war, wohingegen es aber nach Wiesflecker keine Anzeichen gebe, „daß er diesen Geldmacher auch besonders geliebt hätte“, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 225. Meckau war ein „Mann der ersten Stunde“, zwar Bischof von Brixen, aber hauptsäch­lich mit (finanz)politischen Angelegenheiten beschäftigt und als solcher ab 1487 Vorsitzender der neu geschaffenen Hofkammer. Ab 1506 Kardinal, residierte Meckau in Rom, wo er 1509 verstarb. Mit Meckaus Tod sei die „allmäh­liche Verdrängung der Reichsfürsten aus der Hofregierung“ markiert, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 228. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 69f. Aus Perspektive anderer wie bspw. der venezianischen Gesandten Contarini und Trevisan, die 1495 vom Königshof nach Venedig berichteten, galt Meckau allerdings durchaus als Vertrauter Maximilians, RI XIV Nr. 2183 (26. Juli 1495). Zu Meckau neuerdings Bünz, Aufstieg (2013). 17 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 265. Ein schönes Beispiel dafür ist Lorenz Saurer, siehe unten S. 139. 18 Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 75. 19 Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 76. Vgl. auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 164 mit Anm. 60. 20 Vgl. neuerdings auch den Ausstellungskatalog Kaiser Maximilian und die Kunst der Dürer­zeit (2012).

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ganz erheb­lich zur typisch-maximilianeischen Zusammensetzung der höfischen Führungsgruppe beigetragen hat, die sich nicht mehr nur über Geburt, sondern auch über Gelehrsamkeit definierte 21. Ein Sigmund von Herberstein sollte später schreiben, daß der lob des Adls ist nuer deren, die dem namen vnnd Ade­lichen herkhomen im thun vnnd leben sich vergleichen. Darumb ein Jege­licher, ob der gleich von Ade­lichem Stamen herkhombt, sich selbs Edl macht, das ist mit seinem thun vnnd wesen sich dermassen, alls Ade­lichen geburt, hallt 22. Symptomatisch für diesen Umstand mag auch die Karriere des väter­licherseits einer Tiroler Plattnerfamilie entstammenden Marx Treitzsaurwein (gest. 1527)23 sein, der zwar kein Gelehrter war – und mög­licherweise auch nicht sehr begabt, wie Wiesflecker mutmaßt 24 –, aber doch an durchaus maßgeb­licher Stelle mit Maximilians autobiogra­phischen Schriften wie dem „Weißkunig“ 25 beschäftigt gewesen ist. Unter Ferdinand 1523

21 Differenziert zur diesbezüg­lichen Ausbildung der höfischen Führungselite Müller, Gedechtnus (1982), insbes. S. 34 – 47. Vgl. das Urteil Heinrich Rantzaus kurz nach der Mitte des 16. Jahrhunderts, der sich unter Bezug auf den oben erwähnten Astrologen Carion (siehe S. 93) dahingehend äußert, daß Maximilian „vertrauten häus­lichen Umgang mit gelehrten Männern pflegte, mit denen er sich über die Lehre der Kirche und Philosophie, vor allem aber über Medizin und besonders gerne über die Astrologie unterhielt und sich bei dieser Wissenschaft der Hilfe des Astrologen Georg Tanstetter bediente, der ihm seinen Tod vorhergesagt hat […]“, Heinrich Rantzau, Catalogus, Leipzig 1584, S. 67, zit. nach Gindhart, Art. „Astrologische Textsorten“ (2007), S. 77. Siehe auch die Zusammenstellung der relevanten Personen bei Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 292. 22 Sigmunds von Herberstein Selbstbiographie, 1486 – 1553, S. 70. Herberstein, gest. 1566, der einem steirischen Rittergeschlecht entstammte, in Wien studierte und dort 1502 das Baccalaureat erworben hat, erscheint zunächst 1506 bis 1514 als Teilnehmer der Feldzüge Maximilians, von dem er 1514 auch zum Ritter geschlagen und zum Rat ernannt wurde. Es folgten diplomatische Missionen nach Dänemark, Polen, Rußland. Unter Karl V. und Ferdinand hat Herberstein seine Karriere fortsetzen können und stieg schließ­lich 1539 zum Präsidenten der niederösterreichischen Raitkammer auf, siehe nur Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 193f., Überlieferung und Literatur ebd., S. 211 – 213. 23 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 240, mutmaßt, Treitzsaurwein sei einer Beziehung Erzherzog Sigismunds mit einer Saurwein entsproßen, Beleg nach der Literatur ebd., Anm. 55. Ebd., S. 372, nennt Noflatscher, allerdings ohne Beleg, Treitzsaurwein einen Sohn Maximilians. 24 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 315. 25 Zum literarischen Werk Maximilians einführend u. a. Rupprich, Mittelalter (1970), S.  128 – 137; Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 111 – 149, hier zum „Weißkunig“ S.  128 – 132; Müller, Art. „Kaiser Maximilian I.“ (1987), hier zum „Weißkunig“ Sp. 215 – 218. Umfassend und maßgeb­lich immer noch Müller, Gedechtnus (1982), hier zum „Weißkunig“ S. 130 – 148.

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schließ­lich erscheint er als der edel und gestreng herr Marx Treytzsaurwein von Erentreytz, Ritter 26, 1524 bis 1527 sogar als Kanzler 27. Im Verbund mit dem „persön­ lichen Regiment“ 28 des Fürsten, der, wie Serntein 1509 in einem Brief an seinen Kollegen und Schwager Paul von Liechtenstein schreibt, doch stets alle ding selbs angeben, durchsehen und corrigieren will 29 und sich letzten Endes eben nicht regieren ließ 30, wie Karl annahm, war die personelle Zusammensetzung der höfi 26 Zit. nach Müller, Gedechtnus (1982), S. 61. Zur Person siehe Liliencron, Art. „TreitzSaurwein, Marx“ (1894); Müller, Gedechtnus (1982), S. 60f., Müller, Art. „Marx Treitzsaurwein“ (1995); Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 109f., weiterführende Angaben S. 109 Anm. 107. 27 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 110. 28 Vgl. Oestreich, Geist und Gestalt (1969), S. 201 – 234. 29 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509) (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S. 120 – 125), hier S. 173. 30 Ganz gegen Niccolò Machiavelli, Il Principe, Kap. 23: In che modo si abbino a fuggire li adulatori, hier in der Übers. durch Philipp Rippel: „Pater Luca [Luca Rinaldi da Veglia bzw. Luca di Renaldio bzw. Luca de Renaldis, ein Gesandter Maximilians, den Machiavelli 1508 am Innsbrucker Hof kennenlernte, Höflechner, Gesandte (1972), S. 73 – 77, vgl. ebd., S. 73, das äußerst negative Urteil über Rinaldi als einen „der charakterlosesten und gewissenlosesten Diplomaten König Maximilians“], ein Vertrauter des jetzigen Kaisers Maximilian [im Orig. spricht Machiavelli allerdings sch­licht von einem uomo di Massi­ miliano presente imperatore], sagte mir, als er über seine Majestät sprach, daß der Kaiser sich mit niemandem berate und auch nie etwas nach eigenem Ermessen tue; dies kommt daher, daß er es mit dem Gegenteil des oben Gesagten hält [daß ein kluger Fürst weise Männer auswählen solle, die ihm die Wahrheit sagen, wenn sie gefragt werden, aber selbst nach eigenem Ermessen entscheiden]. Denn der Kaiser ist ein verschwiegener Mann, teilt seine Pläne niemandem mit und holt keinen Rat ein; da seine Pläne aber, sobald sie zur Ausführung gelangen, bekannt und offenkundig werden, wecken sie Widerspruch bei seiner Umgebung, und da er leicht umzustimmen ist, kommt er wieder von ihnen ab. Die Folge davon ist, daß er das, was er an einem Tag tut, am anderen wieder zunichte macht; und daß man nie weiß, was er tun will oder was er zu tun beabsichtigt, und daß man sich auf seine Entscheidungen nicht verlassen kann.“ (Pre’ Luca, uomo di Massimiliano pre­ sente imperatore, parlando di sua maestà disse come e’ non si consigliava con persona e non faceva mai di alcuna cosa a suo modo: il che nasceva dal tenere contrario termine al sopra­ detto. Perché lo imperatore è uomo secreto, non comunica li sua disegni con persona, non ne piglia parere: ma come nel metterli ad effetto si cominciono a conoscere e scoprire, li comin­ ciono ad essere contradetti da coloro che lui ha d’intorno e quello come facile se ne stoglie. Di qui nasce che quelle cose che fa uno giorno, destrugge l’altro, e che non si intenda mai quello si voglia o disegni fare, e che non si può sopra le sua deliberazioni fondarsi). Machiavelli hat Maximilian nicht durchschaut. Denn es habe zur Taktik des Kaisers gehört, am Abend etwas anderes zu sagen als am Morgen, wie er einem spanischen Gesandten, Fuensalida, ausdrück­lich anvertraute, um mög­liche Spitzel zu täuschen, denn „der Kaiser [liebte]

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schen Gesellschaft am maximilianeischen Hof aber auf einzigartige Weise durch vertraute Beziehungen geprägt, Adel wie Aufsteiger gleichermaßen bindend und auch auf diese rückwirkend, wie beispielsweise die Briefe zwischen dem alternden Tuchmachersohn Niklas Ziegler und dem Edelfreien Wilhelm von Rappoltstein (gest. 1547) zeigen, der eine ehemaliger oberster Sekretär, der andere einst Hofmeister 31. Denn dieser Briefwechsel macht deut­lich, „wie sehr der Hof M ­ aximilians im alltäg­lichen Umgang ständische Unterschiede eingeebnet hatte.“ 32 Dies mag auch durch das Selbstverständnis Maximilians befördert worden sein, der sich im „Weißkunig“ als junger Weißkunig vom alten Weißkunig belehren läßt, ain jeder kunig ist, wie ain ander mensch 33. Zum vertrauten Kreis um Maximilian gehörten, um nur einige Personen herauszustellen 34, außer Matthäus Lang 35 vor allem der „allmächtige Hofkanzler“ Zyprian von Northeim genannt Serntein (gest. 1524)36, der aus einfachen bäuer­ lichen Verhältnissen stammende Florian Waldauf von Waldenstein (gest. 1510)37, Leiter der Tiroler Kammerkanzlei, Wolfgang von Polheim (gest. 1512)38, Oberster

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die Wahrheit und Grobiane von der Art Pauls von Liechtenstein, die ihm die Wahrheit sagten, wußte er zu schätzen“, Wiesflecker, Österreich (1999), S. 452. Siehe zu Wilhelm II. von Rappoltstein die Literatur- und Quellenzusammenstellung bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 204 Anm. 27. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 386, Belege ebd., Anm. 80. Weiß Kunig (1775), S. S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 64. Vgl. zum Herrschaftsstil Maximilians auch Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), S. 80 – 85. Siehe insbes. den Überblick bei Noflatscher, conseillers (2012), zu den habsburgischen Räten in Österreich im hier interessierenden Zeitraum, hier auch S. 293f. eine Liste mit den einflußreichsten Räten und Höflingen, die 108 Personen umfaßt. Literaturangaben oben S. 98 Anm. 9, zu Lang unten ab S. 162. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237 – 240. Zu Serntein Hyden, Zyprian von Serntein (1973), Dinacher, Männer (1983), S. 17 – 4 0. Eine neuere biographische Arbeit liegt nicht vor, vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 217 mit Anm. 42. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244 – 247. Zu Waldauf nur Honemann, Art. „Waldauf, Florian, von Waldenstein“ (1999); Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958); Schmidt, Art. „Waldauf von Waldenstein, Florian“ (1953). Siehe auch Dinacher, Männer (1983), S. 81 – 93; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 351 mit Anm. 12; Böhm, Augsburg (1998), S. 140 – 150. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 270 – 271. Zu Polheim auch Zwiedineck von Südenhorst, Art. „Polheim, Wolfgang Freiherr von“ (1888); Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 282 – 284; Dinacher, Männer (1983), S. 58 – 70;

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Hauptmann des niederösterreichischen Regiments, Niklas Ziegler (gest. 1526)39, bürger­licher Aufsteiger, oberster Sekretär der Hofkanzlei und schließ­lich S­ ernteins machtvoller Stellvertreter im Hofrat und in der Hof- und Reichskanzlei, Paul von Liechtenstein (gest. 1513)40, Marschall des Innsbrucker Regiments und bis zu seinem Tod Maximilians „Finanzminister“, dann Maximilians „vertrauter Freund“ Siegmund von Dietrichstein (gest. 1533)41, Michael von Wolkenstein (gest. 1523), Ständehaupt und Landhofmeister 42, schließ­lich Lorenz Saurer (gest. 1523)43, der zu einem der entscheidenden Männer maximilianeischer „Ostpolitik“ wurde 44, gefördert von Serntein 45. Es ließen sich zahlreiche weitere Personen nennen 46,

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Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), u. a. S. 54f. Siehe zur Familie nun auch Asperg, Art. „A. Polheim“ (2012). Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 254 – 256. Vgl. Dinacher, Männer (1983), S. 72 – 80. Zu Ziegler auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 316 mit Anm. 31. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248 – 251. Siehe auch Krones, Art. „­Lichtenstein“ (1883); Dinacher, Männer (1983), S. 41 – 57; Friedhuber, Art. „Lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“ (1985); Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 51 mit Anm. 213. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 276 – 278, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78, siehe auch ebd., S. 263 mit Anm. 25. Zu Dietrichstein auch Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955); dazu die um den Aspekt der Stellung Dietrichsteins zur Reformation erweiterte Version Eder, Landeshauptmann (1958), die aber keine biographischen Weiterungen bietet; schließ­lich Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), hier v. a. S. 19 – 91, ansonsten aber wird hier ebenfalls der Schwerpunkt auf die Beobachtung des Eindringens des Protestantismus’ in die Steiermark gelegt. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 251 – 254; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 211 Anm. 16. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 265 – 270; Rill, Fürst und Hof (1993), S. 137; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 380 mit Anm. 61. Siehe auch Dinacher, Männer (1983), S. 96 – 102. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 268. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 261; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 82. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 6f., urteilt richtig, daß es auch eine Gruppe im Nahbereich des Herrn am Hof gab, deren Mitglieder keines der höchsten Ämter innehatten, die aber doch von hohem Einfluß war, wenige Personen, „die aber nicht alle mit dem Begriff des Günstlings zu erfassen sind“ (was frei­lich auch für jene gilt, welche die höchsten Ämter besetzten). Nament­lich erwähnt Noflatscher Veit von Wolkenstein, den Bruder des Michael von Wolkenstein. Weiter aber schreibt Noflatscher ebd., daß sich das Problem der höfischen Favoriten ohne oberste Ämter von selbst gelöst habe, denn häufig seien diese in der Region aufgestiegen und hätten somit doch Anschluß an die

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insbesondere auch jene, welche die geistigen Interessen Maximilians bedienten und in einer je spezifischen Vertrauensbeziehung zu ihrem Herrn standen 47. Maximilian scheint im Unterschied zu Karl in besonderer Weise solch interpersonalen Vertrauens fähig gewesen zu sein 48, wobei das maximilianeische Vertrauenssystem im Sinne des Herrn und zu beiderseitigem Nutzen wohl meist hervorragend funktioniert hat 49. Allerdings sei die Vertrauensfähigkeit Maximilians doch durchaus dem Wandel unterworfen gewesen und habe, Wiesflecker folgend, mit zunehmendem Alter abgenommen, denn der „sprichwört­liche Humor seiner besten Jahre wich mehr und mehr einem düsteren Mißtrauen. Er bekam, wie man sagte, immer längere Ohren und kürzeren Glauben; überall unterhielt er seine Horcher und vertraute wenigen […].“ 50 Dies scheint jedoch erst ein Phänomen des älteren Maximilian gewesen zu sein, denn seinen Weg haben zahlreiche Vertrauensträger, Träger persön­lichen Vertrauens und Vertraute begleitet, viele bis zu ihrem eigenen Ende, nicht wenige bis zum Ableben des Kaisers selbst, manchen war die Weiterführung ihrer Karriere nicht zuletzt durch das Vertrauen, das Maximilian in sie gesetzt hatte, auch unter Karl und Ferdinand mög­lich. Die oben Genannten sollen im folgenden etwas ausführ­licher vorgestellt werden. Zu fragen ist, warum diese Personen nicht nur sch­licht das Vertrauen ihres Herrn besaßen, sondern mit welcher Berechtigung die Serntein, Saurer, Liechtenstein, Dietrichstein als Vertraute angesprochen werden können. Eine Antwort scheint damit gegeben zu sein, daß ein Vertrauter offensicht­lich erst dann zum Vertrauten wird, wenn Facetten der Beziehung zwischen dem Herrn und seinem Diener angesprochen werden, die nicht nur überwiegend herrschaft­lich-funktionale Bereiche betreffen, weshalb Vertrauen nicht nur als Vertrauen, sondern tatsäch­lich als interpersonalpersön­liches Vertrauen erscheint 51, zumal in den hier interessierenden personal­ Spitzengruppe gefunden, Noflatscher nennt einen solchen Aufsteiger aber dann – ohne ein Beispiel zu geben – den „Günstling in der Region“. 47 Siehe Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 306 – 4 09 das Kap. V. „Maximilian, der Kunstfreund und Künstler. Hofkultur und Kulturpolitk“. Vgl. Müller, Gedechtnus (1982), v. a. S. 48 – 65. Siehe auch unten S. 179. 48 Zur Persön­lichkeit Maximilians Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), v. a. S. 628 – 6 43, mit zahlreichen Hinweisen ebd., S. 819, auf die entspr. Passagen in den anderen Teilen der mehrbändigen Maximiliansbiographie. 49 Vgl. auch Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), S. 92 – 97. 50 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 639. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 248. 51 Vgl. Müller, Gedechtnus (1982), S. 278, der die Nähe zum Herrscher und damit den Zutritt zu den arcana imperii dadurch bestimmt, daß zu diesen arcana „nicht nur die einzelne politische Entscheidung, an der jene Ratgeber teilhaben, […] nicht nur die Mittel der

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orientierten Herrschaftszusammenhängen, die eine Trennung der Person des Herrschers von seiner individuellen Persön­lichkeit auch analytisch kaum erlauben. So konnte ein Serntein es wagen, Maximilian „ins Angesicht zu widersprechen“ 52, wie er selbst in einem das Verhältnis zu seinem Herrn mit am eindring­lichsten deut­lich machenden Brief an Liechtenstein berichtet 53 – sichtbar ist hier jener oben angespochene und auch graphisch veranschau­lichte „Vertrauensraum“, geschaffen durch die vertraute Kommunikation zwischen Herr und Diener 54. Serntein entstammte der 1465 geadelten Südtiroler Familie Northeim aus dem Sarntal, sein Vater Hans war schon Sekretär unter Erzherzog Sigismund 55. Zyprian von ­Serntein begann in der Tiroler Kanzlei als Reinschreiber, gefördert vom Hofkanzler ­Konrad Stürtzel, einem Freund seines Vaters 56, den er alsbald vertrat und dem er 1500 folgte 57. Er galt als Anhänger der österreichischen Partei, und wohl insbesondere auch aus diesem Grund „genoß er nach der Erwerbung Tirols das volle Vertrauen des jungen Königs“ 58, wie Wiesflecker schreibt. Darüber hinaus sei Serntein stets äußerst gut informiert gewesen, dabei aber von hoher Verschwiegenheit 59. Seit 1490 findet sich Serntein im Dienst Maximilians, ab 1492 an dessen Hof 60, wo er zunächst als Mittler, sollicitator 61, zu den Behörden eine zentrale

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Regierungskunst, Techniken zur Sicherung und Ausbreitung von Herrschaft (das gehaim wissen und erfarung der welt), sondern alles, was mit der Person und der Lebensführung des Herrschers zusammenhängt […], die Symbole, in denen sich das Wesen seiner Herrschaft ausdrückt“, gehören. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237. Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509) (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S. 120 – 125). Siehe oben S. 65f. mit Graphik 1. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 51. Zum familiären Hintergrund ausführ­ lich Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 1 – 4. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 51. Zu Sernteins Antritt als Kanzler Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 100 – 107; vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237f. – Zu Stürtzel Bücking, „Oberrheinische Revolutionär“ (1974); Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 228 – 230, siehe auch Noflatscher, Migration (1995), S. 8 – 10; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), pass., insbes. S. 163 mit Anm. 57; Mertens, Elsässer (2009), pass. Zur Person auch unten S. 178 mit Anm. 444. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237. Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 6. Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 8.

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Stellung einnahm. Seit 1495 war er oberster Sekretär 62, 1496 mit dem Titel eines Protonotars 63. Ab 1502 war Serntein faktisch Reichskanzler und wurde „Tiroler Kanzler und Verweser der Hofkanzlei“ genannt 64, seit dem Tod Stürtzels 1509 „Hofkanzler“ 65, Maximilian nannte ihn unsern hof- und tierolischen cantzler 66. Zahlreiche politische Missionen ließen Serntein neben Lang zum einflußreichsten Mann am Hof werden 67, der aus seiner Position auch materiellen Vorteil zog 68. So hat Maximilian bereits 1498 seinem Protonotar und Pfleger zu Sarnthein Runkelstein und Hörtenberg sowie Schloß Fragenstein, einen der Sitze des jagdbegeisterten Maximilian 69, übereignet „samt allem Zubehör bis auf Widerruf mit einer jähr­lichen Burghut von 200 fl aus dem Zoll zu Zirl“ 70. Und Serntein scheint sich seiner Vertrauensstellung durchaus bewußt gewesen zu sein. In einem Brief, den er am 17. April 1500 gemeinsam mit Simon von Hungersbach 71 an Maximilian richtete, schreiben beide, Allerdurchlewchtigister grossmachtigister fürsten kunig, müsse doch noch inn frischer gedachtnuss haben, wie sie mit treff­lichem vnnd mit hohem vleys […] lennger dann zehenn jar inn statt­licher vbung gewest sein, damit E. k. Mt. nach abganng des vonn Görcz […], auch mit mynner kosstenn, wie Serntein sich nicht scheut, einzufügen, zu dersel­ ben graffschafft käm. […] Nun aber möchten sie so­licher trew vnnd hohenn vleyss geniess­lichenn empfynnden und bitten daher um ein Lehen im Görzer Land, sie würden auch mit aller vnndertanigkait vmb E. k. Mt. zu uerdienen geflissenn sein 72. 62 Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 40. Der Matthäus zu der Zeit konzedierte Titel lautet deshalb regius secretarius, ebd., S. 41. 63 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237; Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 46. 6 4 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 238, nach Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 102. 65 Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 99. 66 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 55, S. 190 – 193: Brief Maximilians an Paul von Liechtenstein (16. Sept. 1511), hier S. 190. 67 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 237. 68 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 239; Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S.  12 – 18, 123 – 136. 69 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 401. 70 RI XIV Nr. 5698 (8. Jan. 1498). 71 Zu Hungersbach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 21 mit Anm. 36. 72 Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit (1845), Nr. 344, S. 502f.: Ciprian von Serntein an und Simon von Ungerspach an K. Maximilian. Bitte um ein görzisches Lehen (s. d.); RI XIV Nr. 10121 (17. April 1500); ebd. Nr. 10122 (17. April 1500). Vgl. Wiesflecker, Entwicklung (1948); Wiesflecker, Grafschaft Görz (1998). Bitte und Diktion waren frei­lich nicht ungewöhn­lich, Schreiben ähn­lichen

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Die Bitte ist gewährt worden, aber schon 1509 beklagt sich Serntein in dem bereits erwähnten Brief an Liechtenstein auch darüber, daß Ir mt. […] von tag zu tag ellter, zornig und ungeduldig werde, Maximilian will von mir und meinsgleichen uner­ zürnt oder nicht gepoldert sein, und Serntein bedauert, das kay. mt. ye lenger ye mer mistrewig wirt […]73. Noch 1504 hatte Lang an Serntein im Zusammenhang mit Sernteins Frankreich-Mission dem Kanzler versichert, daß Maximilian mit ihm sehr zufrieden sei und ihm dafür besondere Gnade erweisen werde. Maximilian habe ihm, Lang, befohlen, Serntein als Grund dafür, warum Maximilian ihm diese Reise nicht habe erlassen können 74, unter anderem mitzuteilen, daß Maximilians Angelegenheiten es jetzt des geschrays wegen besonders notwendig machten, eine angesehene Persön­lichkeit zu entsenden, von der man wisse, daß sie Maximilians Vertrauen besitze und sein gehaim, also sein Vertrauter sei. Maximilian setze diesmal all sein grund auf Serntein und nehme sich die Sache so sehr zu Herzen, wie Lang dies bislang kaum je bei einer anderen Angelegenheit erlebt habe 75. Um 1510 aber begann Sernteins Stern unter anderem auch infolge der zunehmenden Zerrüttung der Finanzen zu sinken 76, ohne daß er frei­lich unterging, „aber seine Zeit

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Inhalts haben auch andere an Maximilian gerichtet, die Anrede lieber getrewer in Briefen Maximilians an seine Diener wiederum erlaubt allein noch keinen Schluß auf eine besondere Beziehung, vgl. Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit (1845), pass., oder Deutsche Privatbriefe (1899), pass., dagegen Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 190, der hervorhebt, daß Serntein das Wachsprivileg von Maximilian mit ebenjenem Zusatz empfangen habe. Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief Zyprian von Sernteins an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509), hier S. 173 (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S.  120 – 125). Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 248. Serntein ist sehr unwillig nach Frankreich gezogen, Lang und auch Liechtenstein haben ihn mehrmals drängen müssen, siehe Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 83, S. 114 – 117: Matheus Lang an Cyprian von Serntein (23. Dez. 1503), Nr. 84, S. 117f.: Matheus Lang an Cyprian von Serntein (26. Dez. 1503), Nr. 85, S. 118f.: Matheus Lang und Paul von Lichtenstein an Cyprian von Serntein (29. Dez. 1503), Nr. 85b, S. 119: Matheus Lang an Cyprian von Serntein (30. Dez. 1503). Vgl. auch das Schreiben Maximilians an Serntein vom 29. Dez. 1503, in dem er Serntein sch­licht Faulheit vorwirft. RI XIV Nr. 18040 (29. Dez. 1503). RI XIV Nr. 18092 (10. Jan. 1504), vgl. auch ebd., Nr. 18019 (23. Dez. 1503), 18946 (10. Juli 1504). Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 240. Vgl. den Brief Sernteins an den Sekretär Vinzenz Rogkner, in dem er sich darüber beklagt, beim Kaiser in Ungnade gefallen zu sein, Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 87, S. 125 – 130: Cyprian von Serntein an den Sekretär Vinzenz Rogkner (9. Okt. 1513). Siehe auch die Ausführungen unten S. 174 mit den entspr. Anm.

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war vorbei“ 77, auch wenn er nach dem Tod Maximilians 1519 noch von ­Ferdinand übernommen wurde und kurzzeitig Kanzler unter Karl V. war 78. Das Vertrauen des Herrn bestimmte auch die Karriere des Florian Waldauf von Waldenstein, sein Aufstieg „vom Bauernbuben zum kaiser­lichen Protonotar und Diplomaten der weltgeschicht­lichen habsburgisch-spanischen Heiratsverträge […]“, der schließ­lich „zum besonders lieben Freund Maximilians“ 79 avancierte, war beacht­lich. Angeb­lich sei er als Hütejunge aufgrund eines Streiches dem väter­lichen Zorn entflohen und nur zufällig an den Hof gelangt 80. Tatsäch­lich wurde Waldauf wohl an der Brixener Domschule unterrichtet und war ab 1483 mög­licherweise durch Vermittlung eines Verwandten als Schreiber in der Innsbrucker Hofkanzlei Sigismunds angestellt 81. Maximilian wurde nicht zuletzt auf Waldauf aufmerksam, als er 1488 in Brügge gefangen war und Waldauf zu seiner Befreiung mit einem Tiroler Aufgebot anrückte 82, offenbar eigeninitiativ und auf eigene Kosten 83. Maximilian hat Waldauf dafür bereits 1488, also noch zwei Jahre vor Übergabe der Regierungsangelegenheiten, in den Adelsstand erhoben 84, hat ihn dann nach Übernahme

77 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 241. 78 Siehe auch oben S. 123. 79 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244. Vgl. den Überblick über die Karriere Waldaufs bei Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S.  14 – 16. 80 Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244; Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 3. Die Mär, Waldauf habe zwei Stieren die Schwänze zusammengebunden, die darauf zu Tode stürzten, was den Zorn des Vaters auslöste, worauf Waldauf nach Wien floh und dort in kaiser­liche Kriegsdienste trat, reflektiert allerdings die Wahrnehmung des Hofes als Karriereplattform für Aufsteiger aus kleinen Verhältnissen. Tatsäch­lich entstammte Waldauf einem vermögenden und wappenführenden Tiroler Bauerngeschlecht, ebd., S. 9f. 1483 erfolgte eine Wappenbesserung durch Friedrich III., ebd., S. 11. 81 Zu entnehmen dem Wappenbesserungsbrief vom 21. April 1483, Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 11. 82 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244. Auch soll Waldauf gemeinsam mit dem Hofnarren Kunz von der Rosen Maximilian vorgeschlagen haben, ihn zu befreien, was dieser aber abgelehnt haben soll. Auch diese Geschichte ist wohl der Phantasie entsprungen, illustriert aber recht anschau­lich die Anbahnung eines Vertrauensverhältnisses, Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 15f. 83 So Waldauf selbst in seinem Heiltumbuch, ed. Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 59. 84 29. Juli 1488, Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 14, 17.

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der Regierung in seine Finanzkammer übernommen, ihm die Aufsicht über das Innsbrucker Zeughaus übertragen 85 und ihn schließ­lich als Leiter der Kammerkanzlei zum Protonotar ernannt 86. Wegen seiner militärischen Verdienste in den Niederlanden und vor allem in Ungarn schlug Maximilian Waldauf zum Ritter 87. In dem entsprechenden Adelsbrief vom 17. November 149088 begründet Maximilian die Ehrung und zählt somit die vertrauensbildenden Taten Waldaufs auf. In der Übertragung durch Ernst Verdroß-Droßberg heißt es: „In Rücksicht […] auf die glänzenden Vorzüge, mit denen […] Unser getreuer und aufrichtig geliebter Florian Waldauf von Waldenstein […] in mannigfacher Weise ausgezeichnet und geschmückt ist […], in Erwägung seiner allzeit getreuen Dienste, seines entschlossenen Handelns, seiner ausgezeichneten Thaten“, sicher auch, weil Waldauf wie Serntein und andere ebenso beim Übergang Tirols an Österreich Anhänger der österreichischen Partei gewesen ist, Maximilian wird es nicht vergessen haben 89, insbesondere aber wegen seines Verhaltens im Krieg gegen Frankreich, in den Niederlanden und während der Zeit seiner Gefangenschaft, „vorzüg­lich aber […] der mannhaften und entschlossenen Treue wegen, die Uns […] der genannte Florian Waldauf von Waldenstein erwiesen, als wir im verflossenen Jahre nach Ungarn einen Feldzug unternahmen, […] haben Wir […] genannten Florian Waldauf von Waldenstein, der sich um Uns […] so große Verdienste erworben, […] mit dem goldenen Zeichen der Ritterwürde zu schmücken beschlossen […].“ 90 Eine reiche Heirat 91 hatte es Waldauf zudem mög­lich gemacht, seinem Herrn Darlehen zu gewähren, und Maximilian entschädigte ihn mit ansehn­lichen

85 Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 17. 86 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244f. 87 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 244. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 185, weist auf diese gerade für Aufsteiger wesent­liche Rangerhöhung hin. 88 Übertragen wiedergegeben bei Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 19 – 21. 89 Es geht um Waldaufs Unterstützung bei der Bekämpfung der „Bösen Räte“, vgl. Hegi, Räte (1910), v. a. S. 46f. Daß Waldauf dabei „mit Wagung seines Leibs und Lebens“ auf Seiten des Rates Dr. Johannes Fuchsmagen stand, ist in dem Adelsbrief ausdrück­lich vermerkt, Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 14. Eine führende Rolle dabei hat frei­lich auch Konrad Stürtzel gespielt, zu diesem unten S. 178 mit Anm. 444. 9 0 Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 18f. Vgl. zur Würde des Goldenen Ritters Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 184. 91 Es handelte sich um Barbara Mitterhofer, Tochter aus einer betuchten Familie aus Schwaz, Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 25. Vgl.

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Pfändern 92. Auch wurde Waldauf 1496 führender Rat der Innsbrucker Raitkammer 93, wirkte ab 1500 wie etwa Serntein, Meckau, Ziegler, Polheim, Lang in leitender Funktion in der Reformkommission Maximilians, deren Tätigkeit die Spitzenräte neben dem Vertrauen des Herrn auch ihre Spitzenämter zu verdanken hatten, so sie diese nicht bereits innehatten 94. Ihm unterstand ab 1506 auch die Aufsicht über die österreichischen Salinen 95. „Zeichen höchsten Vertrauens“ seien nach Wiesflecker aber die großen diplomatischen Aufträge gewesen 96, darunter der auf Waldauf zurückzuführende und von ihm auf „besonderen und ausdrück­lichen Auftrag der geheiligten Majestät, des Römischen Königs“ 97 unterzeichnete Abschluß der spanisch-habsburgischen Doppelhochzeit 98. Wiesflecker unterstellt, daß Waldauf „sich wie kein anderer des grenzenlosen Vertrauens“ Maximilians habe erfreuen können 99, auch als dieser selbst zunehmend an Vertrauensfähigkeit eingebüßt habe 100. Ein Jahr vor seinem Tod 1510 hat Maximilian Waldauf noch zum Oberaufseher an den Arbeiten für sein Grabmal bestellt 101.

Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 201, 258. 92 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245. Vgl. bspw. RTA MR IV, Nr. 418: Schuldbrief Kg. Maximilians über ein Darlehen Florian Waldaus von Waldenstein (22. Aug. 1491), das Darlehen betrug 10 000 Gulden, rückzahlbar in drei Jahren gegen einen jähr­lichen Zins von 500 Gulden. 93 Siehe auch RI XIV Nr. 3754 (16. Feb. 1496). 94 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 74. Zu den spätmittelalter­lichen Reformbestrebungen hier nur die Hinweise auf Angermeier, Reichsreform (1984); Krieger, König, Reich und Reichsreform (2005). 95 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245f. 96 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245; Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 23 – 25. 97 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 14, S. 61 – 65: Vertragsurkunde Maximilians und des spanischen Gesandten Franciscus de Rojas über die habsburgisch-spanische Doppelheirat, hier S. 65. 98 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245. 99 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 56, nennt Waldauf einen bedingungslosen Parteigänger Maximilians. 100 Vgl. auch oben S. 130 mit Anm. 49. 101 […] den wir in sonderhait zu superintendenten solher arbait verordent haben, Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 53, S. 180: Mandat Maximilians an die Raitkammer zu Innsbruck, den Hauskämmerer Wolfgang Haller und den Bauschreiber Georg Marschwander (8. Dez. 1509). Vgl. Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von ­Waldenstein (1958), S. 44.

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Ein beide verbindendes Element mag die mittelalter­liche Frömmigkeit gewesen sein 102, die sich bei Waldauf in der Einrichtung von frommen Stiftungen offenbarte, unterstützt von Maximilian 103. Eine dieser Stiftungen ist das H ­ aller Heiltum, wovon noch heute die von Waldauf gestiftete und 1500 geweihte „Waldauf­k apelle“ in der Pfarrkirche St. Nikolaus zu Hall bei Innsbruck zeugt 104. Dort ist Waldauf auch begraben, bei einer Öffnung der Gruft im 18. Jahrhundert fand sich im Sarg des Stifters eine Münze mit dem Portrait Maximilians 105 – Zeichen der Verbundenheit über den Tod hinaus. Maximilian hatte auch wenige Jahre nach dem Tod Waldaufs angeordnet, in der Kapelle ein Bildnis des Stifters anzubringen, das neben sein eigenes Abbild gestellt werden sollte, was allerdings nicht zur Ausführung gelangte 106. Anlaß der Stiftung war ein Gelöbnis, das Waldauf auf einer im Januar 1489 unternommenen Schiffsreise von Amsterdam nach Sperdam leistete, während der er und Maximilian in Seenot geraten waren 107 – ein gemeinsames Erlebnis, dessen vertrauensbildendes Moment sicher nicht gering veranschlagt werden darf. Waldauf erinnert sich in seinem Heiltumbuch – siehe unten –, wie kaiser Maximilian auch der Stifter und et­lich ander seiner kaiser­lichen majstat rete, diener und hofgesind auf dem meer in todesnoten gewesen sind 108. Maximilian aber habe einen kühlen Kopf bewahrt, denn wiewol kaiser Maximilian gleich in den angsten und todesnoten was wie ander im schiff und kain vortail, trost, hilf noch rettung fur ander gehaben mocht, so hielt sich doch sein kaiser­lich majestat in so­lichen todesno­ ten ganz trost­lich und unerschrocken und tröstet seine getreue ret, diener und hof­ gesind mit den worten, sy solten unerschrocken sein und die trabanten sollten nur

102 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 247, vgl. Honemann, Frömmigkeit (2001). 1 03 Vgl. Honemann, Frömmigkeit (2001). Vgl. die Ausführungen bei VerdrossDrossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 26 – 4 4. 104 Schon 1494 hatte Maximilian die von Florian Waldauf von Waldenstein als bevollmächtigtem Vertreter seiner Frau durchgeführte Übertragung der letztwilligen Stiftung ihres Großvaters Georg in Stockach zu Schwaz an die St. Nikolaus Kirche zu Hall bewilligt und bestätigt, RI XIV Nr. 1108 (27. Okt. 1494), siehe auch ebd., Nr. 1150 (12. Nov. 1494), 2012 (28. Juni 1495), 4846 (4. Apr. 1497). Vgl. Moser, Urkunden (1998), Nr. 416, 445, 464, 472, 475, 484a, 489, 493. 105 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 22. 106 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 22. Der Auftrag ist nie zur Ausführung gekommen. 107 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 59 – 61, vgl. Kühne, ostensio reliquiarum (2000), S. 447f. – Sperdam ist das heutige Spaarndam an der Spaarne bei Haarlem. 108 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 58.

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stark und mit allen kreften mit den ruedern ziehen […] Und nach vil schönen und trost­lichen reden und unterweisungen, damit der erschricken, sorg und vorcht aus irn herzen kёmen und trost­lich wёrn, redet sein kaiser­lich majestat weiter lёcher­lich und in schimpfs weise inen allen zu einem trost und frö­lichait […]109. Immerhin war das Schiff durch scharfkantige Eisschollen Leck geschlagen, Wasser drang ein, es war kalt und neblig, und tatsäch­lich, als nu kaiser Maximilian und die seinen zu Sperrdamm in Holant das land erraicheten und ee die letzsten aus dem schiff kamen, gieng das schiff vonwegen swёre und völle des wassers, das den tag darein geloffen was, hinten under und versank in das meer 110, doch Mannschaft und Reisende waren gerettet. Auch Maximilian hat dieses Erlebnis im „Theuerdank“ 111 festgehalten. Einige Jahre nach dem glück­lichen Ende der Fahrt begann Waldauf mit der Errichtung der Marienkapelle 112, die Stiftung selbst ist am 29. Dezember 1501 vollzogen worden 113. 1501 wurden die Reliquien, die er auf seinen Reisen gesammelt hatte, in einer feier­lichen Prozession, an der über 32.000 Personen teilgenommen haben sollen, von seinem Schloß Rettenberg, das Maximilian ihm 1492 verpfändet hatte 114, nach Hall übertragen 115. Das autograph erhaltene Reliquienverzeichnis aus dem Jahre 1508/1509, das Haller Heiltumbuch, ist 1915 von Josef Garber ediert und kommentiert publiziert worden 116. Maximilian hat das

109 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 60. 110 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 61. 111 Theuerdank, Kap. 32: Wie der Edel Tewrdanckh durch die grœß eines Segels ein groß not leid, daruon Er sich vnd die andern durch vnerschrocken­lichait erlediget, S.  44 – 4 6. Siehe auch Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 9, 26f. 112 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 61 – 65, vgl. Kühne, ostensio reliquiarum (2000), S. 448. 113 Kühne, ostensio reliquiarum (2000), S. 448 mit Anm. 17, zum Stiftsbrief ebd., S. 448 – 450. Maximilian befahl 1502, für seinen Rat Waldauf die Bestätigung des Stiftbriefes seiner Stiftung „in der besten Form auszustellen und ihm die dafür gebührende Taxe zu erlassen“, RI XIV Nr. 16620 (20. Juni 1502). Der Band Moser, Waldaufstiftung (2000), war mir leider nicht zugäng­lich. 114 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 245, Belege ebd., S. 713 Anm. 14. 115 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 74f., Abb. der Holzschnitte X und XI, welche die Prozession wiedergeben, ebd., S. 72, 73. Vgl. Verdross-Drossberg, Florian ­Waldauf von Waldenstein (1958), S. 38 – 43. Zur Übertragung der Reliquien auch Engel, Egger, Die Heilige Kapelle (1951); Kühne, ostensio reliquiarum (2000), S. 450f. 116 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), Ed. S. 54 – 173, Komm. ebd., S. 3 – 6. Zur Haller Heiltumsweisung Kühne, ostensio reliquiarum (2000), S. 445 – 4 64, zum Heiltumbuch selbst ebd., S. 455f. Siehe neuerdings auch Cárdenas, Legitimation und Memoria (2008).

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Stiftungsprojekt, das Sammeln von Reliquien und die Reliquiensammlung selbst nachhaltig unterstützt 117. Geplant, aber nie durchgeführt, war auch der Druck des Heiltumbuches 118. Stattdessen sind zwei andere Bücher Waldaufs noch zu seinen Lebzeiten erschienen. Zunächst hat Waldauf die „Himmlischen Offenbarungen der heiligen B ­ rigitta von 119 Schweden“ ins Deutsche übertragen lassen  . Maximilian hat das 1502 publizierte Buch für die Erbauung des Volkes empfohlen und sich für den Druck eingesetzt, dem Römischen künig und dem genanten seinen rat und diener herrn Florian zu ern und gefallen 120, er selbst soll dieses Buch noch kurz vor seinem Tod konsultiert haben 121. Die Offenbarungen enthalten verschiedene Holzschnitte, der zweite Holzschnitt zeigt das Wappen Maximilians, der dritte dasjenige Waldaufs. Das zweite Buch ist ledig­lich die kostengünstigere und weniger umfäng­liche Ausgabe des ersten, erstellt mit dem Ziel einer großen Verbreitung 122. Insbesondere die Stiftung, der Anlaß der Stiftung, das Heiltumbuch, der Druck der großen Offenbarungen, die über den Tod Waldaufs hinausreichende Förderung durch ­Maximilian, der ein Andenken an seinen Herrn mit ins Grab nahm, sind Zeugen von intensiver Nähe und gegenseitigem Vertrauen, nicht zuletzt getragen von einer gemeinsamen Geisteshaltung. Wie Waldauf stammte auch Lorenz Saurer aus einfacheren Verhältnissen, für Wiesflecker erneut Indiz dafür, daß „der Kaiser mensch­liche Vorzüge zu schätzen wußte und auch einfachen Leuten den Weg nach oben“ 123 eröffnet habe. Saurer war urspüng­lich wohl Schneider und habe Maximilian bedingungslos gedient 124. Er entstammte einer Salzburger Bürgerfamilie, erscheint ab 1485 am Salzburger Hof und wurde im Lauf seiner 23jährigen Laufbahn einer der 1 17 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 9 – 12, 21. 118 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 12. 119 U. a. Berlin, Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz, 4« Na 6641: Das puch der Himlischen offenbarung der heiligen wittiben Birgitte von dem kuenigreich Sweden. […], Nürnberg: Antonius Koberger, 1502, 347 Bll. Zu diesem Projekt Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 12 – 15. Waldauf war Mitglied des Brigittenordens. 120 Aus dem Brief Maximilians an den Buchdrucker, Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 13, Beleg ebd., Anm. 1. 121 Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 12f. 122 München, Bayerische Staatsbibliothek, 12: Das büchlin der hymlischen Offenbarung, Augsburg: Lukas Zeissenmair, 1502, 40 Bll., siehe Garber, Haller Heiltumbuch (1915), S. 15. 123 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 247. 124 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 267.

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einflußreichsten Finanzbeamten der niederösterreichischen Länder 125. Zu Beginn seiner Karriere war Saurer jedoch Faktor des Innsbrucker Hofschneiders ­Martin Trumer 126. Saurer scheint gute Arbeit geleistet zu haben, offensicht­lich war es Serntein, der auf ihn aufmerksam wurde 127. 1502 belohnte Maximilian ihn für seine treuen Dienste mit einem am Kohlmarkt zu Wien gelegenen Haus, das nach dem Tod des Hofmalers Kaschawer heimgefallen war 128, und betraute ihn zunächst mit kleineren Aufträgen 129, bis er 1503 zum Wiener Burggrafen bestellt wurde und ihm das Vizedomamt von Österreich unter der Enns verordnet wurde 130. 1510 war Saurer dann Mitglied der Raitkammer, erhielt damit auch eine eigene Personalkompetenz und besoldete unter anderem das damit von ihm abhängige niederösterreichische Regiment 131. 1508 wurde Saurer – weder promoviert noch adlig – sogar Mitglied dieses Regiments, was auf Widerspruch seiner adligen Kollegen stieß, worauf Maximilian allerdings drohte, diesen den Sold zu sperren, sollten sie sich weiter gegen Saurer sträuben 132. Hauptsäch­lich aber war Saurer für die Geldbeschaffung zu Kriegszwecken zuständig 133 und das „Vertrauen des Kaisers in den tüchtigen Mann, der sich für seine Geldforderungen schier zerriß, war nicht leicht zu erschüttern.“ 134 Über die Finanzen und das Vizedomamt kam Saurer zunehmend mit politischen Fragen in Berührung und hatte bald die Funktion eines „öst­lichen Meldekopfes“ 135. So lief über Saurer die Hofpost, über ihn erhielten die Gesandten im Osten die kaiser­lichen Instruktionen, er übermittelte wiederum deren Berichte an den Hof. So erlangte Saurer auch einen einzigartigen

125 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 265. 126 RI XIV Nr. 11231 (4. Dez. 1500), Serntein bekundet, daß Trumer durch Saurer an Paul von Liechtenstein für acht Personen Hofwinterkleidung übergeben habe. In dieser Funktion erscheint Saurer bereits am 15. Jan. 1498, ebd. Nr. 573, siehe auch ebd. Nr. 5782 (24. Jan. 1498), erneut 1499, ebd. Nr. 13739 (6. Sept. 1499). 127 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 269. 128 RI XIV Nr. 15950 (20. Jan. 1502). Das Haus erhielt Saurer zu lebensläng­licher Nutzung. Bei dem Hofmaler handelt es sich um Hans Kaschauer, Sohn des Jakob Kaschauer (gest. vor 1463), „reichster und angesehenster Maler Wiens“ seiner Zeit, siehe Schultes, Jakob Kaschauer (2003). 129 Siehe bspw. RI XIV Nr. 16321 (6. Apr. 1502). 130 RI XIV Nr. 17889 (13. Nov. 1503). 131 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 266. 132 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 267. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 230. 133 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 266. 134 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 267. 135 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 268.

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Überblick über die politische Lage 136, befördert durch den Austausch mit ­Serntein 137, und war an zahlreichen diplomatischen Geschäften der Zeit beteiligt 138. Nach dem Tod Maximilians schied Saurer aus dem Regiment, mög­licherweise auch auf Drängen der Stände, blieb aber dem Titel nach bis zu seinem eigenen Tod Vizedom von Österreich unter der Enns 139. „Zeittypischer Aufsteiger aus der Gruppe der gelehrten Räte“ 140 war Niklas Ziegler, Sproß einer Nördlinger Familie 141, der Vater war Feintuchweber 142. Seine Brüder Paul, Kaspar und Hans standen ebenfalls in Nahbeziehungen zu Maximilian: Paul ist 1509 mit Unterstützung Maximilians und seines Bruders Niklas Bischof von Chur geworden 143, Hans erscheint 1506 als Probierer und Silberbrenner im Bergund Hüttenwerk Rattenberg 144, Kaspar war könig­licher Sekretär 145. Für Wiesflecker gilt Ziegler ab 1500, als dieser in Folge des Amtsantritts Sernteins oberster Sekretär wurde, als „einer der bedeutendsten Beamten nach Lang, Serntein, Gossembrot und Liechtenstein“ 146. Seit 1493 in der könig­lichen Kanzlei, war Ziegler 147, der wahrschein­lich nur die Nördlinger Lateinschule besucht und wohl kein Studium

136 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 268. 137 Die enge Beziehung Saurers zu Serntein läßt Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 82, von Saurer als einem Vertrauten Sernteins sprechen. 138 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 268f. 139 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 270. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 105, 107. 140 Fouquet, Kaiser (1985), S. 263. 141 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 254. Zu Zieglers Beziehungen zu Nördlingen v. a. Voges, Nikolaus Ziegler (1993). 142 Und war, wohl befördert durch seinen Sohn, 1496 Münzwardein der Reichsmünzstätte zu Nördlingen, Voges, Nikolaus Ziegler (1993), S. 465; Surchat, Art. „Paul Ziegler von Ziegelberg“ (2001), S. 105. 143 Siehe oben S. 104 mit Anm. 50. Wiesflecker wertet dies als Zeichen großen Vertrauens Maximilians zur Ziegler-Sippe, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 255. Vgl. differenziert am Beispiel des Bestrebens Niklas Zieglers, seinem Bruder Paul die Speyerer Koadjutorie zu verschaffen, Fouquet, Kaiser (1985), S. 263 – 268. 144 Surchat, Art. „Paul Ziegler von Ziegelberg“ (2001), S. 105. Maximilian überließ Hans für seine Verdienste die Maut samt der Brücke und dem Ungeld zu Stein in Niederösterreich zur Verwaltung, RI XIV Nr. 10705 (13. Aug. 1500). 145 Siehe u. a. RI XIV Nr. 8827 (7. Sept. 1498). 146 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 254. Zu Gossembrot u. a. Böhm, Augsburg (1998), S. 138f. 147 Und erhielt sogleich Urfahr bei Linz samt allem Zubehör auf Lebenszeit, RI XIV Nr. 626 (3. Mai 1494).

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absolviert hatte, schon 1497/1498 einer der beiden Ratssekretäre des neuen Hofrates. Eng angeschlossen an Liechtenstein 148 war Ziegler insbesondere während der zahlreichen Abwesenheiten Sernteins, Langs und Liechtensteins alleiniger Leiter der Hof- und Reichsverwaltung und hatte dann „seinen Kaiser für sich“, der mit ihm gescherzt habe und, wie Wiesflecker kolportiert, mit Ziegler sogar Wetten auf die Schnelligkeit seiner Beamten abschloß 149. Zieglers Stärke lag in der Kanzleiarbeit, und es ist auch sein Verdienst, dazu beigetragen zu haben, daß die Hof- und Reichskanzlei neben der kursächsischen Kanzlei und Luthers Bibelübersetzung ihren Anteil an der Entwicklung der gemeindeutschen Schriftsprache hat 150. Dietmar H. Voges geht sogar so weit, daß Zieglers Stil- und Schriftmächtigkeit die Bibelübersetzung Luthers selbst beeinflußt habe 151. Ziegler war einer der wenigen, die von Karl V. übernommen wurden 152, unter dem er kurzzeitig Vizekanzler war, er habe aber bald sein Amt aufgegeben 153 und sich zurückgezogen 154. In den von Hans von der Planitz veranlaßten Berichten aus dem Reichsregiment in Nürnberg heißt es, Ziegler sei 1522 wie andere auch gänz­lich vom kaiser­lichen Hof entfernt 155. Auch Ziegler profitierte nicht unerheb­lich von der Nähe zum Herrscher 156, die frei­lich bedingt war durch sein Können. Sein Jahreseinkommen habe bei 148 Vgl. auch Legers, Matthäus Lang (1906), S. 477. 149 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 255. Siehe auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 315f. mit Anm. 27. 150 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 255; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 300. Vgl. Moser, Graphematik (1977), v. a. S. 214 – 216. 151 Voges, Nikolaus Ziegler (1993), S. 465. 152 Für seinen Einsatz bei der Wahl Karls wurde Ziegler eine jähr­liche Pension in Höhe von 500 Gulden überschrieben, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 93. 153 Voges, Nikolaus Ziegler (1993), S. 465f. Nach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 82, war Ziegler zunächst nur einfaches Ratsmitglied, zur Vizekanzlerschaft ebd., S. 108, 189. 154 Nach Barr im Elsaß, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 257, 316f. 155 Zit. nach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 115 mit Anm. 142. Zum Reichsregiment v. a. Roll, Reichsregiment (1996), das Biogramm des sächsischen Rates Planitz ebd., S.  430 – 435. 156 Bspw. RI XIV Nr. 8443 (15. Jan. 1498), Ziegler erhält für seine Verdienste die ganze Stadtsteuer von Kempten für zwölf Jahre, vormals ist ihm bereits die halbe Stadtsteuer verschrieben worden; Nr. 5850 (9. Febr. 1498); Nr. 9985 (15. März 1500), Übertragung einer Mühle; Nr. 10431 (27. Juni 1500), Verschreibung der Stadtsteuer von Heilbronn für treue Dienste bis ans Lebensende, siehe auch Nr. 17294 (2. Apr. 1503); Nr. 11637 (7. März 1501), Übertragung des Amtes Neunkirchen samt Maut und Ungeld; Nr. 12286 (4. Aug. 1501).

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2000 Gulden gelegen 157, obwohl sein Sold nur 200 Gulden betrug 158. Selbst Z ­ iegler 159 hat den Kaiser mit Darlehen unterstützt  , im Gegenzug wurde er 1510 zum Herrn von Barr im Elsaß erhoben 160 und 1517 Landvogt in Schwaben 161. Paul von Liechtenstein hingegen, oberster Schatzmeister und Finanzier der Kriege Maximilians mit weitreichenden Kompetenzen 162, deshalb auch politisch von großem Einfluß, stammte aus uraltem Tiroler Adel, ein „Landmann von echtem Schrot und Korn“, wie Wiesflecker formuliert, der aber auch als grobelle, als „Grobian“ galt 163, Er habe ein offenes Wort geführt und sich nicht gescheut, seinem Herrn gegenüber dessen unordent­liches Finanzgebaren anzusprechen. Sogar über dessen Konkubine soll er sich abfällig geäußert haben 164, stand aber bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen. Auch Maximilian hielt an Liechtenstein trotz mancher persön­licher und politischer Gegensätze fest 165: Mit den Worten brauch also vleis, wie wir unser vertrawen zu dir setzen 166 teilte der Kaiser ihm 1511 seine Absicht mit, daß er sich nach dem Tod Papst Julius’ II. selbst zum Papst wählen lassen wolle. Und Liechtenstein war seinem Herrn treu ergeben, so daß er beispielsweise den Krieg gegen Venedig rückhaltlos unterstützte, obwohl ihm zum einen jeg­liches Verständnis für die universale Kaiseridee abgegangen sei, er zum anderen als Trientiner und in Kenntnis der finanziellen Mög­lichkeiten seines Herrn gegen diesen Krieg war 167. Das besondere Vertrauen Maximilians habe er gleichwohl wegen seiner Fähigkeiten, aber ausdrück­lich auch wegen

1 57 Voges, Nikolaus Ziegler (1993), S. 466. 158 RI XIV Nr. 16056 (14. Febr. 1502). 159 Bspw. RI XIV Nr. 4615 (9. Jan. 1497). 160 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 121. 161 Im Überblick Voges, Nikolaus Ziegler (1993). 162 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 249f. 163 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78. 164 Wiesflecker belegt seine Aussage leider nicht und es muß auch offen bleiben, um welche der zahlreichen Geliebten Maximilians es sich handeln könnte, mit denen dieser bis zu 30 unehe­liche Kinder – die Zahlen schwanken in der Forschung – gezeugt haben soll und von denen mit Anna von Helfenstein und Margarethe von Edelsheim nur zwei nament­ lich bekannt sind, siehe Heinig, Konkubinat (2002), S. 282f. 165 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248. 166 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 55, S. 190 – 193: Brief Maximilians an Paul von Liechtenstein (16. Sept. 1511), hier S. 192. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S.  212 – 214. 167 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 249. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 183.

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„seiner aufrechten Gesinnung und seines Freimutes“ erhalten, wie Inge Friedhuber schreibt 168. Kardinal Pietro Bembo nennt Liechtenstein in seiner Geschichte Venedigs einen „uomo prudente, diritto e temperato, il quale era di molta autoritá presso Massimiliano“ 169, Saurer bezeichnet ihn in einem Brief an Serntein 1513 als „den besten Mann aus der Grafschaft Tirol“ 170. Maximilian hat Liechtensteins Treue vergolten, indem er ihn 1505 zum Ritter vom Goldenen Vlies machte, 1506 persön­lich zum Ritter schlug 171, Liechtensteins Frau mit Schmuck beschenkte, den Sohn aus der Taufe hob 172, ihn 1506 zum Freiherrn von Castelcorn erhob 173. In die Dienste Maximilians ist Liechtenstein dadurch gelangt, daß er wohl schon 1486 unter Sigismund Hofmarschall war 174 und in diesem Amt von Maximilian übernommen wurde, nachdem Sigmund von Wolkenstein dieses an ihn abgetreten hatte 175. 1499 bestellte Maximilian ihn dann zum Marschall des Innsbrucker Regiments 176. Wiesflecker schildert, daß Liechtenstein dieses Amt nur unter bestimmten Bedingungen angetreten habe. So sollten die Tiroler Landesfreiheiten geachtet, Ämter und Gerichte mit unbestech­lichen Leuten besetzt, die Bergwerksfragen geordnet werden. Dazu aber habe Liechtenstein auch persön­liche Freiheiten in Anspruch genommen und Dienstreisen verweigert, wenn sie ihm nicht gelegen kamen, sich auf Badekur begeben, wenn 168 Friedhuber, Art. „­Lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“ (1985), S. 464. Siehe auch Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit (1845), Nr. 233, S. 312 – 317: Paul von Lichtenstein an K. Maximilian. Gutachten über den Krieg gegen Venedig (7. April 1509). 169 Hier in der ital. Übers. des lat. Originals Pietro Bembo, Istorie Veneziane (1747), S. 369, zit. auch bei Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248, 714 Anm. 2. 170 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248, Nachweis ebd., S. 714 Anm. 3. 171 Friedhuber, Art. „­Lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“ (1985), S. 464. 1 72 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 251. Für diesen Sohn, Christoph Philipp, trat Maximilian nach des Vaters Tod auch als oberster Gerhab, als Vormund, auf, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 245. Zum weiteren Lebensweg ­Christophs ebd., S. 273f., 294f. 173 Friedhuber, Art. „­Lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“ (1985), S. 464. Die seit dem 12. Jh. urkund­lich nachweisbare Familie war ein Trienter Ministerialengeschlecht mit Stammschloß in Leifers bei Bozen, siehe ebd. Liechtenstein schien über diesen Aufstieg wegen der damit verbundenen repräsentativen Pf­lichten und finanziellen Lasten nicht nur erfreut, vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 182f. 174 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 200. 175 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 49. Paul ist wohl 1482 an den Tiroler Hof gekommen, schon sein Vater Balthasar war Rat Sigismunds, ebd., S. 51. 176 RI XIV Nr. 9632 (24. Dez. 1499), vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248.

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er es für nötig hielt, oder mit der Kündigung gedroht, ohne sich darum zu kümmern, wie sein Herr sich dazu verhalten würde 177 – so handelt ein Vertrauter, der sich des Vertrauens seines Herrn sicher ist. Liechtenstein hat aus seiner Stellung durchaus auch eigenen Vorteil gezogen – er erhielt unter anderem Schloß und Herrschaft Schenna bei Meran, zunächst als Pfand, konnte den Besitz aber 1502 kaufen 178. 1499 wurde er mit Castelcorno bei Rovereto belehnt, 1505 konnte er Hauptmannschaft, Schloß, Stadt und Gericht Rattenberg am Inn als Pfandschaft übernehmen 179. Liechtenstein nutzte aber die Nahbeziehung zu Maximilian nicht einseitig aus und bereicherte sich nicht auf Kosten seines Herrn 180: Er hat Position bezogen, aber die Interessen seines Herrn und des Landes gewahrt, in Maximilian allerdings auch einen Herrn besessen, der dieses Verhalten akzeptierte, sicher auch deshalb, weil Liechtenstein wertvolle Dienste leistete, sogar mit seinem eigenen Vermögen für den könig­lich-kaiser­lichen Finanzbedarf einstand 181. Das Ende der Beziehung stand im Zeichen der unterschied­lichen Auffassungen gegenüber Krieg und Kriegsfinanzierung, und als Liechtenstein sich entscheiden sollte, den Haushalt allein zu verantworten, hat er sich zurückgezogen, Jakob Villinger stand als sein Nachfolger schon bereit 182. Darüber allerdings verbittert, schreibt Noflatscher, sei Liechtenstein in Augsburg verstorben 183. Bemerkenswert ist, daß sich am nicht allein stehenden Beispiel des Verhältnisses Sernteins zu Liechtenstein zeigt, daß auch Vertraute untereinander in Nahbeziehungen stehen konnten und diese ihre Beziehungen auch zum Ausdruck brachten: Hans, ein Bruder Sernteins, war mit Dorothea, einer Schwester Liechtensteins verheiratet 184, Liechtenstein wiederum nannte Serntein seinen son­

177 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 248. Beispielsweise schreibt Matthäus Lang über Liechtenstein in einem Brief an Serntein aus Augsburg, wo sich Maximilian mit den Räten versammelt hatte, um zwischen Herzog Albrecht von Bayern mit Wolfgang von Bayern und Pfalzgraf Ruprecht bei Rhein zu vermitteln, Liechtenstein sei etwas leynisch, wil nun weg, RI XIV Nr. 18330 (6. März 1504). 178 RI XIV Nr. 16253 (20. März 1502). 179 Friedhuber, Art. „­Lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“ (1985), S. 464. 180 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 250. 181 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 250. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 266. 182 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 251. Zu Villinger ebd., S. 258 – 261, vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 79. 183 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 256, 316. 184 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 51 mit Anm. 216. Siehe auch ebd., S. 275, zum Grad verwandtschaft­licher Verflechtung der Räte, zur Verschwägerung insbes. auch der Liechtenstein ebd., S. 279f.

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dern guten frewndt 185. Angemerkt sei, daß die Bezeichnung Sernteins als „Freund“ seine Berechtigung hatte, denn ihr Verhältnis war nicht das eines Herrn zu seinem Diener, das den einen dem anderen hierarchisch überordnete: Serntein und Liechtenstein konnten sich auf Augenhöhe begegnen. Schließ­lich sind Michael von Wolkenstein 186 und Siegmund von Dietrichstein vorzustellen. Schon Michaels Bruder Veit war ein getreuer Gefolgsmann Maximilians 187. ­Maximilian hat ihm für mög­licherweise über Jahre geleistete unentgelt­liche Dienste, wie Wiesflecker mutmaßt, 1491 die Herrschaft Rodenegg als freies Eigen geschenkt 188. Spätestens 1492 ist auch Michael am könig­lichen Hof greifbar 189, war bald Rat und Kämmerer und mit Finanzgeschäften betraut, ausgestattet mit weitreichenden Privilegien für den Hofhalt 190, die unter anderem die Ausgaben der Königin Bianca Maria Sforza betrafen 191. 1499 hatten schließ­lich Sernteins 185 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 85, S. 118f.: Matheus Lang und Paul von Lichtenstein an Cyprian von Serntein (29. Dez. 1503), hier S. 119. 186 Das Erstaunen Seyboths, siehe Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 83 Anm. 34, daß sich die Forschung bislang kaum der Brüder Veit und Michael angenommen hat, was für zahlreiche andere Personen des Maximilianshofes und auch der Zeit, wie oben mehrfach festgestellt, ebenso gilt, unterstreicht einmal mehr die in der vorliegenden Arbeit wiederholt geäußerte Dring­lichkeit moderner biographischer Arbeiten, vgl. Classen, Wolkenstein (1988); Classen, Prolegomena (1988). Zu den Wolkenstein und ihren Sitzen neuerdings die Art. von Markus Wenninger im Handbuch Höfe und Residenzen (2012) zu den Grafen und Herren. 187 Classen, Prolegomena (1988). Zu den Wolkensteinern am Maximilianshof neuerdings Seyboth, Adel und Hof (2009), der sich insbes. auch des Veit von Wolkenstein annimmt, ebd., S.  84 – 91. 188 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 251. 189 1481 wohl schon am Hof Kaiser Friedrichs, siehe Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 16, S. 41f.: Maria, Gemahlin Maximilians, an Sigmund Prüschenk (23. Dez. 1481), die für Michael um eine Truchseßstelle bittet. 1486 erscheint Michael dann mög­licherweise bereits am Maximilianshof, ebd., Nr. 30, S. 56f.: Kaiser Friedrich an Maximilian (25. Nov. 1486), hier S. 56 der Hinweis, daß das Schreiben von Michael überbracht wurde. 190 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 251f. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 211. 191 Siehe RI XIV Nr. 3350 (6. April 1495), wonach „befehlsgemäß die Aufstellung der Schulden der [Königin] […] und des Hofgesindes sowie der Liefergeldausstände bis zum kommenden 1. Mai (1495)“ angefertigt worden sei und diese Maximilian übermittelt. Auch hätten „einige alte Diener, die nicht zum Hofgesinde gehören, gebeten, ihre Schuldenlisten

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Überredungskünste Erfolg und Wolkenstein übernahm das Landhofmeisteramt 192, den Titel führte er bis zu seinem Tod 1523193. Wolkenstein mußte wohl tatsäch­ lich überredet werden, in einem Brief an Serntein meinte er noch 1498, daß die Übernahme dieses Amtes allein am sold in der rede steck 194. Er forderte 1400 Gulden jähr­lichen Soldes, denn er wolle nicht weniger als Wolfgang von Polheim in Wien oder der Landvogt im Elsaß bekommen, auch glaube er, dieses Gehalt „wohl zu verdienen“, denn schließ­lich habe man auch ain schone fraw, so am hoff ist, „2400 Gulden jähr­lich als Liefergeld gegeben.“ 195 Als Landhofmeister aber gehörte Wolkenstein nun zu den führenden Männern nicht nur Österreichs 196, sondern auch des Reiches 197. An Sold erhielt er im übrigen aber nur 1000 Gulden, und zwar quartalsweise 250 Gulden 198, aber zusätz­lich zahlreiche Vergünstigungen, welche die intensive Nähe eines Dieners zu seinem Herrn veranschau­lichen.

ebenfalls [Maximilian] zu übermitteln“. Siehe auch schon RI XIV Nr. 1314 (4. Feb. 1495), dann RI XIV Nr. 7061 (10. Juni 1496) über die desolate finanzielle Situation der Königin, RI XIV Nr. 4211 (14. – 27. Aug. 1496) zur Neuordnung des Hofstaats der Königin. „Wolkenstein, Erhard von Polheim und Niklas von Firmian als Hofmeister sollen den Hofstaat […] verkleinern sowie alle unnötigen Personen und Sachen abschaffen. Sie sollen die offenen Schulden der [Königin] […] sofort bezahlen“ usw. 192 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 252. 1496 hatte Veit seinen Bruder gedrängt, das Marschallamt zu übernehmen, was dieser aber aus unbekannten Gründen nicht wollte, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 372. 193 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 335. 194 RI XIV Nr. 8830 (7. Sept. 1498). Daß auch Veit drängte, ist Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 372 zu entnehmen. 195 RI XIV Nr. 8830 (7. Sept. 1498). Siehe zu den Konkubinen Maximilians oben S. 143 mit Anm. 163. Die schone fraw konnte bislang nicht identifiziert werden, siehe Heinig, Konkubinat (2002), S. 283 mit Anm. 34. 196 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75. 197 RI XIV Nr. 9632 (24. Dez. 1499) zu regiment vnnd ordnunng von Regierung und Verwaltung in Tirol und den Vorlanden. Maximilian bestellt Michael von Wolkenstein zum Landhofmeister, Paul von Liechtenstein zum Marschall des Regiments, Oswald von Hausen, Tiroler Kanzler, zum Kanzler des Regiments. Zu Statthaltern und Regenten bestellt Maximilian seinen Salzmeier zu Hall im Inntal Degen Fuchs von Fuchsberg, seinen Pfleger zu Vellenberg Walter von Stadion, seinen obersten Feldzeugmeister Hans Kaspar von Laubenberg, Vogt zu Bregenz Marquard Breisacher und Jörg Gossembrot, seinen Pfleger zu Ehrenberg. Und Maximilian bestimmt, daß das Regiment „allen Untertanen ohne Standesunterschied innerhalb und außerhalb des Landes mög­lichst viel helfen [soll], weil das der Landesfürst seinen Untertanen schuldet“, und dabei kain muet, freundtschafft, veindtschafft noch kain annder sacken ansehen. Vgl. zur „höfischen Ordnung“ Maximilians v. a. Heinig, Theorie und Praxis (1999). 198 RI XIV Nr. 10797 (27. Aug. 1500).

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So habe Wolkenstein in der Innsbrucker Burg wohnen dürfen in der gruenen stuben vnd camern vnnd das klain stübl vnnd camerl daran, desgleichen jn den zwayen stuben vnnd camern, darinn, als wir zu Ynnsprugg gelegen, vnnser lieben gemachl hofmaister vnd hofmaisterinn gewesen sinndt; desgleichen die stuben vnnd zwo kamern darunder, auch darzue den turn zu negst bey der kirchen, so er vor jnn­ gehabt hatt; desgleichen den abganng neben des frawenzimers jn die kirchen geprau­ chen vnnd ain kuchen, darinn er kochen last; auch ain keller zu seinen weyn vnnd ain zergaden zu seiner speyss […] wie jm das durch vnnsern hauskamrer angezaigt wirdett, haben sol. Auch habe er Maximilians padtt auf dem Yn benutzen können, vom Obst im Garten nehmen, soviel er wolle, und die Innsbrucker Mühle an der Sill gebrauchen dürfen. Aus Maximilians Hauskammer sollte er umsonst Holz zum Heizen und zum Kochen erhalten, Ostern und Weihnachten je ein Stück Wild und in der Vayst vom Inntaler Forstmeister zwei Hirsche. Seine Pferde habe er in Maximilians Marstall stellen können und dort auch zwei Zimmer für seine Diener nehmen. Und in der Raitkammer habe er nur dann helfen müssen, wenn deren Verwalter seiner dringend bedürfe. Rat und Kämmerer solle er bleiben und, sooft er an den Hof komme, über Schlüssel und Zimmer verfügen 199. Dazu hat Wolkenstein im Lauf seines Dienstes sein Vermögen erheb­lich mehren können. So konnte er 1501 die Herrschaft Lienz mit Schloß Bruck, Residenz der 1500 ausgestorbenen Grafen von Görz 200, für ein Pfand von 22.000 Gulden erwerben 201, 1495 schon die Herrschaft Hollenburg 202, 1496 Greifenburg 203, 1510 Grünburg 204. Vor diesem Hintergrund erscheint es sch­licht unverschämt, daß Wolkenstein, der es wie Liechtenstein verstand, umsichtig und geschickt mit den Finanzen umzugehen, sich 1511, wiederum in einem Brief an Serntein, beklagte, daß er, weil er Maximilian öfter mit Darlehen und Bürgschaften ausgeholfen habe, „einen persön­lichen Schaden von 20.000 Gulden erlitten“ habe, sich „seit Jahren verzehre […] im Dienst des Kaisers“, dieser aber „räume seinen Säckel völlig aus“,

199 RI XIV Nr. 10797 (27. Aug. 1500). Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 212 – 214, 218, insbes. zur Wohnsituation Wolkensteins. 200 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 235f. Siehe nun auch Wenninger, Art. „C. Bruck bei Lienz“ (2012). 201 RI XIV Nr. 12327 (10. Aug. 1501). 202 RI XIV Nr. 2598 (28. Okt. 1495), siehe auch RTA MR V, Nr. 599. Hollenburg ist allerdings 1514 an Dietrichstein verkauft worden, obwohl Wolkenstein eine lebenslange Verschreibung besaß, Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 41; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 79. 203 Vgl. RI XIV Nr. 7285 (17. Aug. 1496). 204 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 252.

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„bis zur Stunde sei ihm kein Spreu bezahlt worden; je mehr er tue, desto mehr wolle man von ihm“ 205. In politischer Hinsicht erscheint Wolkenstein wie Serntein und einige wenige andere auch spätestens seit 1511 ganz entschieden als Befürworter des Friedens und vertrat diese Auffassung auch gegenüber Maximilian 206. Trotz dieser Differenzen scheint Maximilian seinen adligen Diener hoch geschätzt zu haben: 1518 zeichnete er auch ihn mit dem Goldenen Vlies aus, eine Ehre, die außer ihm nur Liechtenstein und Polheim erfuhren 207. Begraben ist Michael von Wolkenstein in Lienz, wo er sich und seiner Gemahlin Barbara von Thun ein Hochgrab in der Stadtpfarrkirche St. Andrä durch Christoph Geiger schaffen ließ, dessen Gestaltung Leo Andergassen als Symbol für die auch politische Nähe zum Herrscher interpretiert 208. Mit Siegmund von Dietrichstein, seinem geheimbsten und liebsten rath 209, den der Kaiser „wie einen Freund liebte“ 210, greifen wir einen weiteren der allerengsten Vertrauten Maximilians. Dietrichstein war einer seiner Jugendfreunde, denn Maximilian habe einst auf Geheiß seines Vaters zu seiner Sicherheit einige Zeit bei den niederadligen Dietrichsteinern 211 auf deren Schloß Finkenstein verbringen müssen 212. Das Talent Dietrichsteins lag auf unternehmerischem Gebiet. Er hat sich – unbekümmert der Kritik seiner Standesgenossen 213 – erfolgreich im Montangeschäft, im Ochsenhandel und als Geldverleiher umgetan 214 und ­Maximilian nicht ganz uneigennützig manches Mal finanziell unterstützt 215. Er scheint auch

205 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 252. 206 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 253f. 207 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 254. 208 Andergassen, Selbstverständnis (2009), S. 206f. Die Abb. der Grabplatte ebd., S. 215. 209 Zit. bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 263, vgl. ebd., S. 108. 210 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 277. Auch Moltke verwendet, wie ich meine falsch, den Freundschaftsbegriff, indem er behauptet, die Beziehung Maximilians und Dietrichsteins sei „nur als Freundschaft richtig zu kennzeichnen“, Moltke, ­Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 31. 211 Zu Herkunft und Familie Dietrichsteins bes. Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S.  22 – 29. 212 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 276. 213 Siehe den umfassenden Überblck bei Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S.  42 – 6 4. Vgl. Müller, Gedechtnus (1982), S. 33. 214 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 276. 215 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 35f., 39, 40 – 42, 45. Vgl. Müller, Gedechtnus (1982), S. 33.

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Verständnis für administrative Belange gehabt zu haben, galt darüber hinaus aber ebenso als kunstverständig, musisch und wortgewandt 216: Maximilian bestellte ihn, der an seinem Hof als Schreiber angefangen hatte 217, nicht nur 1506 zum Erbschenken von Kärnten – eine hohe Auszeichnung, aber ohne praktische Bedeutung 218 –, in demselben Jahr zum Silberkämmerer 219 und 1515 zum Landeshauptmann der Steiermark 220, sondern betraute ihn auch mit Arbeiten am „Theuerdank“ und am „Weißkunig“ 221. Das enge Band zwischen dem Herrn und seinem Diener wird nicht nur deut­lich in der 1514 erfolgten Erhebung des Dietrichsteiners in den Freiherrenstand „von Finkenstein und Hollenburg“ 222, sondern vor allem auch in seiner 1513 geschlossenen Heirat mit Barbara 223, einer unehe­lichen Tochter Maximilians, die seiner Liaison mit Margarethe von Edelsheim entstammte und später von seinem Gefolgsmann Rottal 224 angenommen und damit legitimiert wurde 225. Dietrichstein war aber auch Anführer jener Gruppe, der es 1512/1513 gelang, Serntein, 216 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 276. 217 Müller, Gedechtnus (1982), S. 60. 218 Vgl. Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 32. 219 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 35. 220 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 42; Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S.  85 – 91. 221 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 276, vgl. Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S.  36 – 38; Rupprich, Mittelalter (1970), S. 128 – 137; Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 35 – 39, 361 – 366; spezifisch Müller, Gedechtnus (1982), S. 60, 69, 77. Siehe auch Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 60, S. 212f.: Brief Maximilians an Siegmund von Dietrichstein (14. Okt. 1512). Maximilian übermittelt Angaben über den Stand der Arbeiten an dem „Theuerdank“, der Genealogie, dem Triumphzug, dem „Weißkunig“ und dem „Freydal“ und gibt weitere Anweisungen. 222 Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 75 – 80, 80 – 85; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 277; Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 41. Zu Hollenburg siehe auch oben S. 148 mit Anm. 201, vgl. Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 85. 223 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 39f., 42f.; ausführ­lich Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 75 – 79. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 263, 267. 224 Zu Georg von Rottal, in Nachfolge Polheims Maximilians Landhofmeister der niederösterreichischen Länder und damit ebenfalls Angehöriger des innersten Kreises um den Herrscher, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 272 – 275. 225 Heinig, Konkubinat (2002), S. 283 Anm. 31, vgl. die Hinweise Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 263 Anm. 25. Vgl. auch Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 40. Ursprüng­lich sei Barbara dem Sohn Pauls von Liechtenstein versprochen gewesen, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78, 273.

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Lang und Liechtenstein, das Zentrum der sogenannten „Hecke“, der Maximilian umgebenden „Vertrauensmauer“, zeitweise auszuschalten 226. Charakteristisch für ­Dietrichsteins Position am Hof in der Zeit bis 1515 sei nach Konrad von Moltke die Tatsache gewesen, daß er das „Ohr des Kaisers hatte“ – siehe auch unten Abb. 2 –, was ihm ermög­lichte, den Zugang zum Herrn zu vermitteln, ersicht­lich an der Zahl der überlieferten Petenten 227. Georg Kirchmair zu Ragen, Stifts­amtmann von Bruneck (gest. 1554), urteilt in seinen „Denkwürdigkeiten“ 228: her Sigmund von Dyettrichstain ist pey klainer Zeit von Ainem pfärde zu viertzigen aufgestiegen, vnnd eyyllend ain vast großer herr worden, wiewol er dapey klainer person was 229. Noch im Sterben gedachte Maximilian des Dietrichstein und äußerte den Wunsch, daß „an seinem Grab jederzeit im Gebet auch des Geschlechtes der Dietrichsteiner gedacht werde, sooft man für das Seelenheil des Kaisers bete.“ 230 „Liebling Maximilians“ 231 nennt Karl Eder Dietrichstein und begründet dies mit der Erhebung in den Freiherrenstand, mit der Verheiratung mit einer natür­lichen Tochter Maximilians, mit den zahlreichen erworbenen Herrschaften und Ämtern, mit der Mitarbeit an „Theuerdank“ und „Weißkunig“ und auch damit, daß D ­ ietrichstein nach Maximilians Tod „von Anfang an das uneingeschränkte Vertrauen der Erbherren Karl und Ferdinand“ genossen habe 232. Tatsäch­lich gehörte Dietrichstein als Marschall zu jenen, die dem erbländischen Rat angehörten 233, nach der Wahl Karls war er Mitglied des neu eingesetzten Augsburger Regiments 234, unter Ferdinand 1523 niederösterreichischer Statthalter, allerdings nur interimistisch für ein Jahr 235. Ein weiterer enger Vertrauter am Hof Maximilians ist Wolfgang von Polheim gewesen. Die Beziehung zu Maximilian verdankte sich sicher auch Fähigkeiten des etwa gleichaltrigen Polheims, im Grunde aber der Tatsache, daß sich auch in diesem Fall beide seit Jugendzeiten nahestanden und damit offensicht­lich durch ein freundschaft­lich bestimmtes Vertrauen verbunden waren, zudem stand 2 26 Siehe unten S. 174 mit Anm. 421. 227 Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 31. 228 Eine Einführung in Person und Werk gibt Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S.  180 – 192. 229 Georg Kirchmair’s Denkwürdigkeiten, 1519 – 1553, S. 443. 230 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 278. 231 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 45. 232 Eder, Siegmund von Dietrichstein (1955), S. 45f. Vgl. auch Moltke, Siegmund von Dietrichstein (1970), S. 31. 233 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 82. 234 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 84. 235 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 108.

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die Familie der Polheimer mit all ihren Linien nahezu geschlossen im Dienst M ­ aximilians  236. Polheim war schon Spielgefährte Maximilians am Kaiserhof, war sein Begleiter bei der Brautfahrt in die Niederlande, war sein Renn- und Stechmeister und „brach mit ihm so manche Lanze“, stand an seiner Seite in der Schlacht bei Guinegate, in deren Verlauf er in Gefangenschaft geriet, war mit Maximilian Gefangener der Bürger von Brügge 237. Es war Polheim, der für Maximilian 1490 in die Bretagne zog, um die Hand Herzogin Annas warb und stellvertretend für den König in den Formen der Ferntrauung das Brautbett bestieg 238. Daß Anna sich anders entschied, sich mit Frankreich verständigte und schließ­lich den französischen König Karl VIII. heiratete 239, ist Polheim nicht anzulasten und scheint seiner Beziehung zu Maximilian auch keinen Abbruch getan zu haben. 1494 war Polheim mit Maximilian erneut in den Niederlanden und verehe­lichte sich mit Johanna von Borsele, die reichen Besitz in die Ehe brachte 240. Nur fünf Jahre

236 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 270. Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 229; Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 84. 237 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 270; vgl. Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 10, S. 47 – 50: ‚Gesta Maximiliani‘ von Joseph Grünpeck (Auszug), hier S. 49. 238 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 270. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 76; Pigaillem, Anne de Bretagne (2008), S. 74. Florian Waldauf äußert seine Freude über diese Vermählung in zwei Schreiben an Erzherzog Sigismund, RTA MR IV, Nr. 25 (21. Jan. 1491), Nr. 83 (31. Jan. 1491). 2 39 Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 77; Pigaillem, Anne de Bretagne (2008), S. 67 – 78. Tatsäch­lich hätte gemäß des Vertrages von Sablé für die Heirat die Einwilligung des französischen Königs eingeholt werden müssen, was nicht geschah. So protestierte dieser nicht nur gegen die Eheschließung, sondern marschierte in Nantes ein. Frankreich kontrollierte die Wege in die Bretagne, Anna stand in Rennes mit ihrem Hof unter Hausarrest, Maximilian gab weder finanzieller noch militärische Unterstützung. In dieser Situation willigte Anna ein zu einem Treffen mit Karl VIII. und nur drei Tage später, am 19. November 1491, fand die heim­liche Verlobung statt. Am 23. November wurde dann Polheim ein Schreiben übergeben, in dem Maximilian mitgeteilt wurde, daß die Hochzeit zwischen Anna und Karl VIII. am 6. Dezember 1491 stattfindet, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1971), S. 320 – 336. Siehe auch Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 12, S. 54 – 56: Bestätigungsurkunde des Johann Brette, Generalvikars von Tours (13. Nov. 1492). In dieser Urkunde geht es um die Bestätigung einer ganzen „Reihe von Urkunden zur Eheschließung zwischen Karl VIII. und Anna von der Bretagne und eine eid­liche Aussage Annas, daß sie Karl VIII. freiwillig in die Ehe gefolgt ist und nicht geraubt wurde“, ebd., S. 54. 240 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 271. Siehe auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 262f., zur Herkunft Johannas, wodurch Polheim in das französische (Bourbon, siehe ebd., S. 277 mit Anm. 14) und in das schottische Königshaus

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später verkaufte Polheim das Erbgut Johannas, um Maximilian, der nach dem Schweizerkrieg in finanziellen Nöten war, mit der exorbitanten Summe von 44.000 Gulden auszuhelfen 241. Polheim selbst, seit 1496 Oberster Hauptmann des niederösterreichischen Regiments 242, bezog ein respektables Jahresgehalt von 13.000 Gulden 243, hinterließ das Land aber mit seinem Tod 1512 „in blühender Unordnung“ 244, was jedoch nach Wiesflecker nicht ihm, sondern unter anderem der Mißwirtschaft des niederösterreichischen Kanzlers Waldner zuzuschreiben sei 245, für den Polheim allerdings lobende Worte fand 246. Maximilian stand in Treue zu Polheim, hat ihm 1500 das Goldene Vlies verliehen 247 und ihn 1501 in den Freiherrenstand erhoben 248. Polheim war mithin einer der vertrautesten Vertrauten, „informell einflußreich“ 249, denselben höfischen Repräsentationshorizonten verpf­lichtet wie Maximilian 250, einer der mignons ­privéz familliers qui toujours l’avoyent acompagniét 251, wie der Chronist Jean Moli-

heiratete. Zum anderen weist Noflatscher ebd., S. 268f., auf die Bedeutung dieser Hochzeit in Mechelen hin, weil damit entspr. dem Vorbild der Heirat Maximilians mit Maria die österreichischen mit den burgundischen Ländern verbunden wurden. 241 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 271. 242 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 71. 243 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 271. 244 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 272. Siehe auch den in Anbetracht des desolaten Zustandes des Landes schon 1498 erfolgten Hilferuf Polheims von Wien aus an Maximilian, der damit schließt, daß er nachfragt, ob Maximilian ihn wirk­lich absetzen wolle, wie er gehört habe. Dann aber ersuche er „um einen ehrenvollen Abgang, da er sich anderes nicht verdient habe“, auch „bestehe er nicht auf seiner Stellung hier, die ihm mehr schade als nütze, aber [Maximilian] möge ihn vor Schande bewahren“, Polheim bittet um Antwort mit eill, denn „obwohl alle sagen, daß er bei [Maximilian] in Ungnade gefallen sei, glaube er dies nicht, bevor er es nicht sehe“, womit er Recht behalten sollte, RI XIV Nr. 8673 (10. Juni 1498). 245 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 271. 246 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 67. Waldner hat sich mög­licherweise aus Angst vor der Aufdeckung finanzieller Verfehlungen 1501 erhängt, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), v. a. S. 298, vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 68. Siehe auch RI XIV Nr. 16488 (18. Mai 1502). 247 RI XIV Nr. 14828 (11. Jan. 1501), vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 272. 248 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 272. 249 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 54. 250 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 54f. 251 Chroniques de Jean Molinet (1935 – 1937), hier Bd. 1, S. 598, zit. auch bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 54, 359.

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net treffend schreibt 252, le beau Polhain, der sich verhielt comme les grands princes ont usage de faire 253. Einige Beachtung verdienen schließ­lich auch die Brüder Heinrich (gest. 1513) und vor allem Sigmund Prüschenk (gest. 1502)254. Wie sehr die vormodern-vorstaat­lichen Herrschaften und Herren auf Vertrauen, Vertrauensträger, Träger persön­lichen Vertrauens und Vertraute angewiesen waren, die Herren selbst dies auch zu wissen schienen, mag eine Friedrich III. zugeschriebene Bemerkung belegen, mit der er auf Vorhaltungen von fürst­licher Seite über den Einfluß, den Sigmund ausübte, dahingehend reagiert haben soll, daß er wette, es gebe keinen, der nicht auch einen Prüschenken an seinem Hof habe 255. Tatsäch­ lich geht dieser Friedrich zugewiesene Ausspruch auf Luther zurück, der damit seine Auslegung von Psalm 101256 illustriert: Ich habe offt von Keiser Fridrich dem dritten hören sagen, wie den Fürsten im Reich sein haushalten nicht gefallen und 252 Oschema, Freundschaft (2006), S. 366, übersetzt mignon mit „Favorit“, vgl. zu dieser Figur auch LeRoux, faveur (2001). Deshalb sollte Polheim aber auch nicht als „ami intime du roi“ bezeichnet werden, Minois, Anne de Bretagne (1999), S 276, sondern als Vertrauter. 253 Chroniques de Jean Molinet (1935 – 1937), hier Bd. 2, S. 214. 254 Zur Person siehe v. a. Krones, Art. „Brüschenk“ (1876); Probszt, Brüder Prueschenk (1960); Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 78 – 88, Nachweise S. 78 Anm. 96; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 18f. mit Anm. 12 (­Sigmund), S. 66 Anm. 92 (Heinrich); Fouquet, Fürsten (2002), S. 188 – 191. 255 So Krones, Art. „Brüschenk“ (1876), S. 455, der diesen Spruch unbelegt als Anekdote abtut, siehe aber zumindest schon zum richtigen Wortlaut das Stw. „Brühschenke“, in: Deutsches Wörterbuch II, 1860, Sp. 425f., dort bereits der Hinweis auf Luther als Urheber dieser Weisheit. Krones kolportiert auch, ebenfalls unbelegt, daß einer anderen Version zufolge Maximilian gemeint haben soll, daß es nötig und nütz­lich wäre, daß ein jeder Fürst an seinem Hof einen solchen Prüschenk hätte, Krones, Art. „Brüschenk“ (1876), S. 455f. 256 Auch „Ein Fürstengelübde“ oder „Regentenspiegel“ genannt, hier zit. nach der LutherBibel von 1534: Ein Psalm Dauids. Von gnade vnˉ recht will ich singen / Vnd dir HERR lob sagen, / Ich handel fur vnd red­lich bey denen / die mir zugehoeren / Vnd wandel trew­ lich inn meinem hause. / Ich neme mir keine boese sache fur Ich hasse den vbertretter / vnd lasse in nicht bey mir bleiben. Ein verkeret hertz mus von mir weichen / Den boesen leide ich / nicht. Der seinen nehesten heim­lich verleumbdet / den vertilge ich / Ich mag des nicht / der stoltz geberde vnd hohen mut hat. Meine augen sehen nach den trewen im lande / das sie bey mir wonen / Vnd hab gerne frome diener. Falsche leute halte ich nicht inn / meinem Hause / Die luegener gedeien nicht bey mir. Frue vertilge ich alle Gottlosen im lande / Das ich alle vbelthetter ausrotte aus der stad des HERREN, Biblia (1524), Ps. 101.

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geklagt haben, das er zu Hofe habe lassen regirn den Brüheschencken. Daruff habe er ein mal geantwort: Ja, Es ist gewis­lich ir keiner, Er hat auch einen Brüheschencken an seinem Hofe 257. Wenn aber auch nicht erwiesen ist, ob diese Aussage wirk­lich von Friedrich stammt, zeugen diese Worte doch vom hohen Stellenwert vertrauter Personen in herrschaft­lichen Zusammenhängen, wiewohl Luther dies am Beispiel des Verhältnisses des Kaisers zu seinem Vertrauten kritisiert, wenn er weiter schreibt (und sich dabei natür­lich auf den David-Psalm bezieht): Man merckt aus dem und andern stücken viel, das dem selben Keiser Fridrich war­lich an Weisheit, vernunfft und macht nicht gefeilet hat, Aber der mut und gedancken, die es thun sollten, waren im von Gott nicht gegeben. Were er ein Mathiaske gewesen, der hette Brühe schencken [sic!] mit frue und abend schencken auff einen hauffen gestossen und were im dennoch hinaus gegangen. Darumb, weil er der Wunderman nicht war, der einen newen Peltz machen kundte, muste er an dem alten bösen Peltze flicken und pletzen, so viel er kundte, das ander lassen gehen und Gotte lassen machen 258. Immerhin hat Luther schon 1522 in der Schloßkirche zu Weimar gepredigt: Also söl ein fürst gegen got sich haltten, im getrawen, in lassen regirn, den rethen nit zuvil vertrawen […]259 und greift damit die Schwierigkeit, das richtige Verhältnis von Vertrauen zu Mißtrauen zu finden. Die Prüschenk erscheinen seit dem 11. Jahrhundert als Ministeriale vor allem in der Steiermark 260, seit dem 15. Jahrhundert in kaiser­lich-könig­lichen Diensten zunächst und insbesondere unter Friedrich III ., dann auch unter ­Maximilian. Dabei gelang den beiden niederadligen Freiherren von Stettenberg 261 in nur 15 Jahren ein beacht­licher materieller und sozialer Aufstieg, der die Familie 1495 in den Reichsgrafenstand führte 262. Die Nähe Stettenbergs in der Unter 257 WA, Bd. 51: Auslegung des 101. Psalms (1534 – 1535), S. 197 – 264, hier S. 220f. 258 WA, Bd. 51: Auslegung des 101. Psalms (1534 – 1535), S. 197 – 264, hier S. 221. Und Luther bezieht, siehe ebd., auch Kaiser Sigismund in seine Kritik mit ein: Nicht vil besser ist gewe­ sen vor im Keiser Sigismund, ein feiner, hoch verstendiger, fromer, weid­licher man, Da es ja an vernunfft und macht auch nicht feilet, Aber zu den sachen seiner zeit zu geringe mit gedancken und glück. 259 WA, Bd. 10,3, Nr. 55: Predigt in der Schloßkirche zu Weimar. 25. Okt. 1522, S. 379 – 385, hier S. 385. 260 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 115. 261 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 115, 119. Verbunden mit dieser 1480 erfolgten Erhebung war die Vermehrung des Wappens um das der ausgestorbenen Reicheneck und die Verleihung der Rotwachssiegelfreiheit, ebd., S. 119. 262 Eine mit ganz außerordent­lichen Transaktionen verbundene Erhebung, siehe RI XIV Nr. 1465 (28. März 1495): Maximilian verkaufte für 88.000 Gulden an Prüschenk die

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steiermark zur Grazer Residenz Friedrichs III . hat wohl den Kontakt zum kaiser­lichen Hof erleichtert 263, auch der Vater Sigmunds und Heinrichs war kaiser­licher Diener  264. Die erste Nachricht über Sigmund zeigt ihn bereits 1466 als Inhaber eines höfischen Amtes 265, 1473 erscheint er als Teilnehmer des berühmten Trierer Treffens des Kaisers mit dem burgundischen Herzog Karl dem Kühnen 266. Ein Augenzeuge, Joseph Chmel vermutet einen sächsischen Rat, berichtet über dieses Treffen und erzählt von einem Turnier, an dem acht Ritter beteiligt waren, unnder denen was auch herre Sigmund Pruschinkin auch kost­lich mit cleinott, was den Burgunder beeindruckte, denn das geuil dem herczogen wol 267. Sigmund war zu diesem Zeitpunkt also bereits Ritter und hatte es offensicht­lich auch schon zu einem gewissen Ansehen am kaiser­lichen Hof und auch zu Vermögen gebracht. Schon seit 1477 soll Sigmund wesent­lich an den kaiser­lichen Entscheidungen beteiligt gewesen sein 268, spätestens seit dieser Zeit war er Verbindungsmann Maximilians an den kaiser­lichen Hof 269.

Grafschaft Hardegg samt Veste Terraßpurg und allem Zubehör, Markt Weitersfeld mit Ungeld sowie Hoch- und Niedergericht außer die Halsgerichte in der Stadt Retz und im Markt Pulkau; den Markt Wullderstorff mit Hoch- und Niedergericht und den Teichen in Gars und Waidhofen/Thaya; Stadt und Schloß Marchegg mit Hoch- und Niedergericht und allen geist­lichen und welt­lichen Lehenschaften des Hauses Österreich; Schloß und Markt Grein samt Ungeld und der Herrschaft Werfenstein, genannt Strwden, ausgenommen Schloß Struden; die Grafschaft Beylenstein und Schloß Freinstein; Schloß Eschperstorff samt abgebrochener Feste Wynnckel; die Herrschaft Kobelsburg mit dem Landgericht und dem Markt Weyckerstorff; das Schloß Pottendorf und die Maut zu Wimpassing. Dafür wurden im Gegenzug abgetreten Schloß und Stadt Güns, Persenbeug und Tobel, Eisenstadt, Eggenfurt, Weitenegg, Strechau, Weißenfels, Waldegg und Sermenstein. 263 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 116, nach Probszt Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 18. 264 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 78. 265 Sigmund war Truchseß, Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 79. 266 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 116. Zum Trierer Treffen und seiner Bedeutung nur Ehm, Burgund und das Reich (2002), S. 118 – 213, neuerdings auch Müller, Herzöge von Burgund (2005). 267 Actenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I. (1854), Nr. 15, S. 54 – 59: Bericht eines Augenzeugen, hier S. 56. 268 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 78 mit Anm. 98. 269 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 79. Vgl. Fouquet, Fürsten (2002), S. 190, der eindring­lich Prüschenks Rolle nachzeichnet, die dieser als Vermittler zwischen Maximilian und Friedrich hatte, als Maximilian nahezu flehent­lich um die väter­liche Hilfe in der Auseinandersetzung mit Frankreich bat.

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1482 wurde Sigmund Kämmerer 270 und Hofmarschall 271, in demselben Jahr wurde ihm und seinem Bruder das Erbtruchsessenamt in der Steiermark bestätigt 272. 1487 ist Sigmund als Rat greifbar 273. Heinrich und Sigmund erhielten 1486 das Erbschenkenamt von Österreich 274, Heinrich selbst stand vor allem im Kriegsdienst 275. Sigmund und Heinrich waren loyale Gefolgsleute des Kaisers, wobei insbesondere der Wert Sigmunds für Friedrich wohl auch in seiner Finanzkraft begründet war 276. Nahezu parallel zu den kaiser­lichen Finanznöten erfuhren die Prüschenks zum einen eine ansehn­liche Vermehrung ihres Besitzstandes 277, 1488 betrug die kaiser­liche Schuld bei den Brüdern immerhin 70.000 Gulden 278. Paul-Joachim Heinig urteilt sicher richtig, wenn er die Prüschenk, insbesondere ­Sigmund, als „Mitunternehmer des Systems ‚Hof ‘“ 279 begreift. Zum anderen wuchs ihr politischer Einfluß stetig, was einen Straßburger Gesandten schon 1482 zu der Kritik veranlaßte, Sigmund sei der jung keiser, der den keiser gantz in sinen handen habe 280. Ohne Prüschenk war keine Audienz mög­lich, von ­Prüschenk wurde die Wahl reichsfürst­licher Gesandter abhängig gemacht, Prüschenk verhandelte mit den Städten – durchaus auch zu deren Vorteil 281 –, Prüschenk bestimmte die Löhne der Söldner, die Laufzeiten der Soldverträge – und

2 70 Regg. F. III. H. 4 Nr. 851 (7. Mai 1482). 271 Regg. F. III. H. 4 Nr. 852 (7. Mai 1482). 272 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 78; Regg. F. III. H. 7 Nr. 662 (28. Febr. 1482), siehe auch Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV. (1840), Nr. 8148. Vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 119. Bestätigung durch Maximilian 1494, RI XIV Nr. 1197 (5. Dez. 1494). 273 Regg. F. III. H. 7 Nr. 729 (10. Okt. 1487). 274 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 119; siehe auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 157, vgl. Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV. (1840), Nr. 7797, 8148. 275 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 125. Vgl. auch Bach, Bild des Krieges (2002), S. 87 zum Selbstverständnis Heinrichs und zur eifersüchtigen Beobachtung seines Auftretens durch die Ritterschaft. 276 Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 79f. 277 Den Prüschenk gehörten u. a., frei­lich zu unterschied­lichem Recht und zu unterschied­ lichen Zeiten, Hardegg, Weitra und Marchegg, Grein an der Donau, Weitenegg und Grafenegg, Kreuzenstein, Persenbeug, Forchtenstein und Eisenstadt, siehe Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 80 mit Anm. 103, 107 und 108. Vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 117 – 119. 278 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 80. 279 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 80. 280 Zit. nach Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 80f. 281 Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 82f.

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hat doch das Vertrauen seines Herrn nie enttäuscht 282. Kurz vor seinem Tod sollte Friedrich III . Sigmund, den wir von jugent auf erzogen 283, seinem Sohn Maximilian angelegent­lich empfehlen, denn Sigmund habe uns zu großer eren und in unse­ ren treffen­lichen gescheften mit sein höchsten vleiß für all und nütz­lich gedienet 284. Dabei wirkte Sigmund kaum in der kaiser­lichen Diplomatie, und entsprechend mager ist die zumal chronistische Überlieferung 285. Man ist geneigt, von einer vertrautentypischen Überlieferungslage zu sprechen, denn seines „Einflusses wurde man öffent­lich nur selten ansichtig, er wirkte als engster Vertrauter des Kaisers in der Verborgenheit des Hofes und reiste selten“ 286, wie Heinig formuliert. Er habe seinen Einfluß bei Hof wohl weitgehend münd­lich geltend gemacht 287, dies in einem Amt, das in ihm den maßgeb­lichen Mittler zwischen Kaiser und Reich hatte, den auch die Fürsten nicht umgehen konnten 288. Charakteristisch für diesen Umstand ist die nur beiläufig notierte Beobachtung des Regensburger Boten Hans Ruesperger, der den Kaiser 1486 in Köln antraf und in ain stuben geführt wurde, do wos der Ks. an einem tisch und bei seiner Mt. H. Sigmund Prueschenk gesessen 289, offensicht­lich allein im vertrauten Gespräch mit seinem Herrn 290. Einzigartig ist deshalb die durch Victor von Kraus unternommene Edition des vertrau­lichen Briefwechsels Sigmunds mit Maximilian 291, der schon zu Lebzeiten seines Vaters „seit langem freundschaft­lich mit Prüschenk

2 82 Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 81. 283 Zit. nach Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 122, Zit. verkürzt auch bei Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 18. Ansonsten sei nach Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 116f., über die Jugendzeit nichts bekannt. 284 Zit. nach Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 122. Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 87. 285 Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 82. 286 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 82. 287 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 84. 288 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 84. Dies bestätigt bspw. ein Brief des württembergischen Herzogs an Sigmund Prüschenk vom 15. April 1482, in dem die Ankunft eines Dieners angekündigt wird, der einiges zu berichten habe, adressiert an den wolgeborenen großmächtigsten unsern besondern lieben brueder Sigmundten Prew­ schenkhen, Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 17, S. 42f.: Eberhard von Würtenberg an Sigmund Prüschenk (15. April 1482), hier S. 42. 289 Erfahrungsbericht der vom Regensburger Rat ausgesandten Boten (Mitte Nov. 1486), S. 616. 290 Im Hintergund stehen die Beziehungen Prüschenks zum bayerischen Herzog, vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 84 – 86. 291 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875). Vgl. Fouquet, Fürsten (2002), S. 189.

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verkehrte“ 292 und bis zu einem bestimmten Punkt dessen Mahnung, sich des Sigmund anzunehmen, der Friedrich immerhin veranlaßt hatte, Maximilian zu dem landt an der etsch khumen 293 zu lassen, auch beherzigte 294. Dieser Punkt aber war wohl erreicht, als Maximilian feststellen mußte, daß der von Sigmund im Auftrag Friedrichs verwahrte Schatz seines Vaters nicht seinen Erwartungen entsprach, wie Heinig mutmaßt 295. Günther Probszt fügt mit der obderennsischen Opposition vertrauter Getreuer Maximilians aber einen gewichtigen weiteren Aspekt hinzu. Hatten frühere, bis in die 1480er Jahre reichende Anfeindungen noch keine Wirkung bei Kaiser und Sohn entfalten können 296, so klagten Martin von Polheim, ein Vetter des oben vorgestellten W ­ olfgang von Polheim, und Florian Waldauf kurz vor dem Ableben Friedrichs aus der Retrospektive betrachtet schon weit erfolgreicher, daß sie beim Tode des Kaisers zu keinem anderen als zu Maximilian halten würden und auch keinen anderen annehmen würden, doch auf zwen, die ewr Mt. bede wol kennet, mocht etwas für­ sorg sten, dann nyemands waiss, wohin dieselben zwen genaigt sein. Sy haben auch vil uberkumen bey kaiser­licher majstat, das werden sy gedencken zubehalten 297, denn mit dieser Klage wurde das Ende der Vertrauensbeziehung der Prüschenk zu Maximilian eingeleitet: Maximilian solle vorsichtig sein, keiner wisse, wohin die Prüschenk sich wenden würden, die nur darauf bedacht sein werden, ihren Besitzstand zu wahren. Und Maximilian selbst beförderte diesen Unmut unwissent­lich, indem er einem der Brüder, den edlen unsern lieben getrewen Sigmunden Prueschinkhen 292 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 87. Vgl. zur Mittlerrolle Sigmunds zwischen Maximilian und Friedrich auch Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 120. 293 Zit. nach Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 121, vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 87. 294 Vgl. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 87. 295 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 89. Vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 80. 296 Siehe Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 22, S. 45f.: Sigmund Prüschenk an Georg Eizinger (10. Jan. 1485); Nr. 23, S. 46f.: Sigmund Prüschenk an Martin Eizinger (11. Jan. 1485); Nr. 27, S. 50 – 54: Heinrich Prüschenks Instruction für Caspar Machwiz (8. Sept. 1485); Nr. 28, S. 54 – 56: Georg Eizinger an Kaiser Friedrich (8. Sept. 1485); Nr. 31, S. 57f.: Kaiser Friedrich an Maximilian (10. Dez. 1486). Vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 121. Siehe auch das Schreiben Georgs von Bayern aus dem Jahre 1491, in dem er sich über Sigmunds vorgeb­liche Unaufrichtigkeit beschwert, RTA MR IV, Nr. 296: Hg. Georg von Bayern an (seine Pfalzgf. Philipps und Hg. Albrechts von Bayern Gesandten bei Ks. Friedrich) Sigmund Laiminger und Dr. Paul Ettlinger (23. Juni 1491): er hab uns lang here gute wort geben und tu das noch, es volgen aber die werk nit hernach. 297 Zit. nach Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 122.

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[…] oder dem edlen unsern lieben getrewen Heinrichenn Pruschinkhen, bereits im Juni des Jahres brief­lich, wegen ihres getrewen dinstwillen, nach dem Tod des Kaisers die Hauptmannschaft in Österreich ob der Enns versprochen hatte 298 und diese Absicht erneut im September an Sigmund bekräftigte 299. Doch die Stände, die von der Zusage erfuhren, wollten sich keinen Landfremden vorsetzen lassen, der König solle uns der Prueschinkhen khaine zu haubtmann sezen aus ursach, die wir eur khun. may. zu entrichten izt in besten willen underwegen laßen, er möge doch uns ain landthaubtman sezen, der für eur. khon. may. landt und leut nuz und theug­lich und unverdecht­lich sey, der das recht lieb hat und nottürftig­lich mit landleuten besez, damit sich niemandt bil­lich darüber berufen müg, der reich und der arme zu der billigkhait und zum rechten khumenfürder­lich abgefertigt, in nichte beschweret werden und ohn red­lich ursach nicht shul ausgeen und damit gehandlet werden, wie von alter ist herkhommen 300 – eine deut­liche Kritik an den Brüdern Prüschenk 301 mit dem Ziel, das Vertrauen der Brüder zu Maximilian zu zerstören. Sigmund wehrte sich, er wisse, das ich und mein prueder viel neider haben, die uns hinten rueckhs nach reden und uns des nicht gunen, das wir von gott und aller­ gnädigsten herren dem R. kaiser haben 302. Maximilian wiederum wußte, daß er es sich mit den Ständen nicht verderben durfte, immerhin waren es die Stände, welche die Steuern bewillligten 303. Er lavierte zwischen den Parteien und veranlaßte, mög­licherweise auf Drängen der Stände, schon bevor diese in der Frage der Hauptmannschaft auch schrift­lich intervenierten, eine Inspektion des Schatzes, den Friedrich Sigmund anvertraut hatte. Maximilian schickte schließ­lich eine Kommission, die die Übergabe regeln und den Schatz nach Linz überführen sollte, wo er ihn von Sigmund empfangen und quittieren wolle 304. Ein handschrift­licher 298 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 59, S. 88f.: Maximilians Vertrag mit Sigmund und Heinrich Prüschenk (9. Juni 1493), vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 123. 299 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 71, S. 96f.: Maximilian an Sigmund Prüschenk (21. Sept. 1493). 300 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 72, S. 97f.: Die Stände Österreichs ob der Enns an Maximilian (1493). 301 Vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 123. 302 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 73, S. 98f.: Sigmund Prüschenk an Maximilian (1493). 303 Vgl. die entspr. Beurteilung bei Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 124. 304 Das Unternehmen beginnt recht harmlos mit einem kurzen Schreiben Maximilians an Prüschenk, daß er ihm durch zwei Räte mitteilen lassen werde, wie weiter verfahren wird, Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 65, S. 92f.: Maximilian an Sigmund Prüschenk (24. Aug. 1493). Wenige Tage später erfolgt bereits das Schreiben, in dem

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Zusatz Maximilians macht seine Nöte in dieser Angelegenheit deut­lich: Lieber herr Sigmundt nemt die sach zum besten […]305. Sigmund fügte sich, gleichwohl enttäuscht, und betont seine Treue in einem Schreiben, das einen Brief über den Zustand des Schatzes begleitete: wiewol es kain not tet, dann mich ewr. ko. mt. ob got will mein lebtag nit anders erfinden auch mit warhait kainen der lebt anders sagen soll, dann das ich bisher frumbk­lich red­lich und erberk­lich alls ain frumer gehandelt und hinfur mit allem meinem vermögen ungespart meins leyb und guts, alls ich dann schuldig und pf­lichtig bin, trew­lichen thun will. ewrko. mt. darauf mit undertenigkait bit, nit anders von mir zu gelauben, dann sich mit kai­ ner warhait nichtz anders erfinden soll. bin der hoffnung, ewr. ko. mt. wird mich alls mein allergnedigister herr, dem ich mich mit meinem leyb und gut underthenigk­lich bevelhen thu, fur ander auch genedigk­lichen bedencken und versehen 306. Nur wenig später hat Maximilian dann ja auch das oben notierte Angebot der Hauptmannschaft erneuert, was in dieser zeit­lichen Abfolge als Versuch gewertet werden kann, zu zeigen, daß nicht er die Ursache für die eingetretene Vertrauenskrise gewesen sei. Wie anders hatte doch diese geradezu vertraut-intime Beziehung nach Ausweis des Briefwechsels zwischen Maximilian und Sigmund begonnen: 1477 ergeht Maximilian sich in der Beschreibung der geistigen und auch körper­lichen Vorzüge seiner frisch angetrauten Gattin 307, betrauert im selben Jahr sein ob seiner Verheiratung beendetes Verhältnis zu seiner Kärntner Jugendliebe Rosina von Kraig, mein hertzliebe Roßin 308, berichtet von einem Ritterspiel, das er sich ausgedacht hat 309, und zahlreiche andere persön­liche Details. Der Tod Sigmunds nun, Maximilian die Kommission ankündigt, ebd., Nr. 66, S. 93: Maximilian an Sigmund Prüschenk (26. Aug. 1493). Dann aber folgt das knappe Schreiben, in dem Sigmund aufgefordert wird, den Schatz mit den Räten nach Linz zu bringen, ebd., Nr. 68, S. 94: Maximilian an Sigmund Prüschenk (8. Sept. 1493). 305 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 68, S. 94: Maximilian an Sigmund Prüschenk (8. Sept. 1493). 306 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 70, S. 95f.: Sigmund Prüschenk an Maximilian (16. Sept. 1493). Zum Umgang mit dem Schatz vgl. Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 122, 124. 307 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 3, S. 27f.: Maximilian an Sigmund Prüschenk (8. Dez. 1477). Erneut Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 7, S. 40: Brief Maximilians an Sigmund Prüschenk (8. Dez. 1477). 308 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 4, S. 28 – 31: Maximilian an Sigmund Prüschenk (8. Dez. 1477). Zu der bislang völlig unerforschten Rosina von Kraig Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1971), S. 86, 133, 140, Belege in den entspr. Anm., vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 28, 37. 309 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 7, S. 35f.: Maximilian an Sigmund Prüschenk (24. Juni 1478).

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der kinderlos mög­licherweise bereits im Jahre 1500 und nicht erst 1502 verstarb, mag am Ende beider Beziehung weitere Komplikationen verhindert haben. Mit der 1495 erfolgten Erhebung der Prüschenk in den Reichsgrafenstand aber war die Zeit der Prüschenks, vor allem Sigmunds, abgelaufen, auch wenn Heinrich von Maximilian 1498 noch in die Hofkammer berufen wurde 310 und ihm die Leitung der mobilen Bereitungskommission zur Rechnungskontrolle übertragen wurde, auch wenn er 1500 als Mitglied der Raitkammer erscheint und 1501 im nieder­ österreichischen Hofrat 311. Noflatscher wertet die Erhebung richtig als „höf­l ichen Abschied aus den Zirkeln der Macht“ 312, die nun die Serntein, Dietrichstein, Polheim, Waldauf und andere, aber vor allem Matthäus Lang gestalteten. In diesen Zirkeln der Macht, in diesem Kreis der Vertrauten um Maximilian war Matthäus Lang von Wellenburg von herausragender Bedeutung. Lang, um 1468 geboren als eines von mindestens 13 Kindern 313 und damit nur wenige Jahre jünger als Maximilian, kam aus Augsburg, sein Vater Hans stammte aus einem alten stadtadligen Geschlecht 314, die Mutter aus demjenigen der Sulzer 315. Wilhelm Rem, Verfasser der Augsburger Cronica newer geschichten, schreibt, Langs vatter selig ist hier ain burger gewesen und ward so arm, daß er mit weib und kinden gen Geggingen zochen in ain schlecht haus. so ist dieser kardinal, als ich hab hören sagen, 3 10 Probszt, Brüder Prueschenk (1960), S. 125. 311 Nach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 66f. 312 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 67. Vgl. Dinacher, Männer (1983), der zu den oben und unten Genannten und Behandelten noch Stürtzel, siehe ebd., S. 105 – 117 und unten S. 178 mit Anm. 444, Philibert Naturelli, dem Dinacher, ebd., S. 128, allerdings nur das bedingte Vertrauen Maximilians zuspricht, Melchior von Meckau, siehe oben S. 125 Anm. 16, und Jörg Gossembrot, siehe ebd., S. 207 – 222, zählt. 313 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 160, spricht gar von einer 17köpfigen Geschwisterschaft, siehe auch ebd., S. 205. Zum Zusammenhang der Karriere Langs mit den Lebensläufen einiger seiner durchaus nicht erfolglosen Geschwister ebd., S. 160f., 226 – 228, 265, 363f.; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 17 – 25 – die Vertrauensbeziehung zwischen Lang und Maximilian diente sicher auch als direkt oder indirekt genutzte Plattform, die jenen Platz bot, die an dieser Beziehung keinen direkten Anteil hatten, was man als abgeleitetes interpersonales Vertrauen bezeichnen könnte. 314 Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 451 – 453. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 16 – 25. 315 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 453; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 16. Nach einer überlieferten Vermögensliste aus dem Jahr 1461 gehörten die Sulzer zu den vermögendsten Familien der Stadt, Kiessling, Augsburgs Wirtschaft (1984), S. 177; Augsburger Eliten (1996), S. 827 – 835, und waren noch 1718 eines der dominierenden Geschlechter, Mörke, Sieh, Führungsgruppen (1984), S. 304.

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da er jung ist gewesen, in stetten umbzogen wie ain ander arms schreiberlein 316. Das scheint aber nur bedingt zu stimmen. Denn die Familie soll tatsäch­lich aus nicht näher bekannten Gründen verarmt sein und die Stadt zeitweise verlassen haben. Aber in Augsburg hat Hans Lang nach dem Tod seiner Mutter, die ihm ein kleines Vermögen und ein Haus hinterließ 317, doch wieder Fuß fassen können. Hektor Mü­lich berichtet in seiner Augsburger Chronik sogar, daß sich der Vater offenbar wieder dem Stand seiner Familie hat annähern können, denn 1473 zählte er zu den Mitgliedern des Rates 318. Matthäus stammte mithin aus durchaus gutem Haus 319. In Augsburg hat Matthäus zunächst Privatunterricht bei einem Priester des Kanonissenstiftes St. Stephan erhalten 320, wechselte dann zu den Chorknaben Herzog Georgs von Bayern-Landshut 321, studierte anschließend in Ingolstadt 322, wo er 1486 das Baccalaureat erwarb 323, in Tübingen 1490 den Magister 324, setzte schließ­lich seine Studien in Wien und mög­licherweise auch in Italien fort 325, vielleicht mit Unterstützung des Herzogs 326. 316 Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten (1512 – 1527), S. 83. Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 453f.; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75, 227f. Siehe zu Rems pro-protestantisch-einseitiger, partei­licher Perspektive auch unten Anm. 326. 317 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 454. 318 Siehe Chronik von Hector Mü­lich 1348 – 1487, hier: Beilage III: Zu den Aufenthalten König Sigmunds in Augsburg im Jahre 1418, Kaiser Friedrichs im Jahre 1485 und den Reichstagen in Augsburg in den Jahren 1473 und 1474, S. 404 mit Anm. 1. 319 So spricht Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 230, nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125, 132 mit Anm. 10, fälsch­lich von „einer verarmten Augsburger Patrizierfamilie“. Dagegen mit guten Gründen Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 16f. Die Untersuchung Rogge, Nutzen (1996), zu Rat und Bürgerschaft Augsburgs im späten Mittelalter gibt keinen weiteren Aufschluß. 320 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26. 3 21 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125, 132 Anm. 10; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75, 227. 322 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 227 mit Anm. 7. 323 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 455; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26. 324 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 456; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26. 325 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 457; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26. 326 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 132 Anm. 10; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 230; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75.

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Matthäus war folg­lich auch kein arms schreiberlein, das in stetten umbzogen ist  . Wissenschaft, Musik und Kunst blieb Matthäus sein ganzes Leben treu 328 und im Verbund mit seiner akademischen Ausbildung war mit diesen Elementen der Grundstein für seine spätere erfolgreiche Karrriere gelegt. Zudem sei Matthäus Lang eine statt­liche Gestalt gewesen 329. Er habe es verstanden, sich sowohl münd­ lich wie auch schrift­lich in mehreren Sprachen auszudrücken 330 und sei zudem geschickt im Umgang gewesen 331. Für den Kaiser nicht nur „in der großen Politik wie geschaffen“ 332, der des lanngen schließ­lich nicht ain augenplyk geratten konnte 333 und ihm zu fürsehung seiner person vor anderen mit besonderer gnade geneigt 334 war, wiewohl doch auch Lang nach Ausweis seiner Briefe vor Kritik an seinem Herrn nicht zurückgeschreckt sei 335. Immerhin war es aber auch Lang, der für „eine gute 327

Ebd., S. 227, auch der Hinweis, daß eine der Schwestern Langs mit dem Sohn des oberbayerischen Kanzlers Rösler verheiratet war, was mög­licherweise den Weg Langs nach Bayern geebnet haben könnte. Immerhin habe Herzog Georg bei der 1500 erfolgten Einsetzung Langs als Dompropst zu Augsburg persön­lich assistiert, ebd. 327 Sallaberger nennt Rems Angaben diffamierend und sieht diese durch Rems protestantische Haltung motiviert, Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 449, ebd., S. 449f., zahlreiche weitere Beispiele zeitgenössischer Abwertungen Langs durch das protestantische Lager bis hin zu Luther, die sich bis 1915 halten sollten, als der damalige Salzburger Landeshistoriker Hans Widmann versuchte, als erster zu einem differenzierten Urteil zu kommen, Widmann, Beurteilung (1915). Tatsäch­lich hat sich die zeitgenössische Chronistik allerdings nicht nur negativ über Lang geäußert, vgl. Böhm, Augsburg (1998), S. 140 – 150 und im 18. Jh. wurde die Maximilianszeit aus Perspektive der Stadt Augsburg dann sogar äußerst positiv bewertet und Lang wurde als Sohn dieser Stadt zum Teil ihres Stolzes, vgl. ebd., S. 13f., 16, 19. 328 Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 457 – 459, v. a. aber Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 470 – 492. 329 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 452 – 458. 330 Vgl. Müller, Gedechtnus (1982), S. 53f.; Legers, Matthäus Lang (1906), S. 476, der auf Grundlage der Beobachtung des Schriftstils von Lang urteilt. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 460, meint begründet, daß Lang wohl nur Latein beherrschte. 331 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 460f. 332 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 232. 333 Brief Maximilians an Zyprian von Serntein (29. Dez. 1503), ed. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 516f., hier S. 517; vgl. RI XIV Nr. 18040 (29. Dez. 1503). Vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 127, 133 Anm. 23. 334 Brief Maximilians an den Kanzler Johann Waldner (11. März 1500), zit. nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, Beleg ebd., S. 132 Anm. 17. 335 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125.

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Presse“ 336 sorgen sollte und des Kaisers Taten gebührend würdigte 337, loyal und treu bis zum Tod des Herrn, um den Lang wohl ehr­lich getrauert haben soll 338. Begonnen hat Lang seine Laufbahn aber in Diensten des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg 339, wohl durch hilff et­licher freundt und annderer herren 340. Mög­licherweise gelangte Lang dann an den Hof Maximilians 341 durch Empfehlung des bayerischen Herzogs 342, mög­licherweise aber auch dadurch, daß Langs Schwester Apollonia eine Favoritin Maximilians gewesen sein soll 343.

336 Vgl. das Kap. „Kaiser- und Reichspropaganda“ bei Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S.  452 – 4 66. 337 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 232. 338 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 130, nach dem Bericht des Sigmund von Herberstein, siehe ebd., S. 135 Anm. 81 (zu Herberstein und seinen autobiographischen Schriften Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse [1998], S. 193 – 213). Lang erreichte, wohl wegen einer Intrige, das Totenlager seines Herrn nicht mehr rechtzeitig, führte aber dann den Trauerkondukt unter „Weinen und Klagen“ an, vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 150f. Die von dem Dominikaner Johannes Faber gehaltene Trauerrede ist ein halbes Jahr nach dem Tod Maximilians gedruckt worden – mit einer vorangestellten Widmung an Lang, siehe Zinnhobler, Johannes Fabers Leichenrede auf Maximilian I. (1968/1969), v. a. S. 37, 40 – 42. 339 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 132 Anm. 9; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 26. Daß die Kanzlei Maximilians in Konkurrenz zum Erzkanzler des Reiches trat und ausgerechnet Lang dann diese Auseinandersetzung neben und nach Konrad Stürtzel an maßgeb­licher Stelle führte (siehe auch unten S. 178 Anm. 444), also gegen seinen einstigen Herrn, ist ein interessanter, aber hier nicht weiter zu verfolgender Nebenschauplatz, vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 461 – 474, der ebd., v. a. S. 464, 466, richtig eine gewisse Parallele zur Situation 1442 sieht, als Friedrich III. mit Kaspar Schlick den von Mainz bestellten Kanzler entließ. 340 So Matthäus Langenmantel (gest. 1551), Augsburger Ratsherr, in seiner Chronik, zit. nach Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75, Belege ebd., Anm. 43. Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 460, und ebd., S. 508 – 511: Beilage I. Auszug aus der noch ungedruckten Chronik des Matthaeus Langenmantel, hier S. 509. Bis heute ist die Chronik Langenmantels von der Forschung kaum beachtet worden, ledig­lich der den Reichstag zu Augsburg 1530 betreffende Teil ist ed. in: Chroniken der schwäbischen Städte: Augsburg, Bd. 5 (1896), S. 361 – 4 01. 341 Der genaue Zeitpunkt ist nicht zu ermitteln, siehe Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 27. 342 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 27. 343 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231, 708 Anm. 5; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 27. Noflatscher, Räte und Herrscher

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Am Hof selbst ist Lang von Serntein nicht nur in dieser Phase unterstützt worden, der 1513 in einem Brief an Vinzenz Rockner schrieb, were ich nit gewesen, der von Gurgg hett nit weiter komen mugen 344. Ausschlaggebend für Langs Aufstieg seien jedoch seine Tüchtigkeit gewesen, sein Eifer, seine ungewöhn­liche Arbeitskraft und seine besondere Geschick­lichkeit 345, wodurch er sich rasch das Vertrauen Maximilians habe erwerben können, wie Wiesflecker in Kenntnis eines Großteils der Überlieferung urteilt 346. 1494 erscheint Lang als secretarius regis, also als persön­licher Sekretär des Königs 347, noch in demselben Jahr verlieh Maximilian ihm auch die juristische venia doctorandi 348. 1498 wurde Lang Kammersekretär 349, (1999), S. 76, wertet diesen Umstand, wenn es denn so gewesen sein soll, als belanglos. Siehe auch ebd., S. 160f., 264, die Hinweise, daß die „Hofmätresse“ Apollonia mit Johannes Lodron verheiratet war bzw. wurde, der dadurch versorgt wurde, daß er 1505 die Pflege Bleiburg erhielt, die Apollonia auch als Witwe behalten konnte. Siehe zu Apollonia auch ebd., S. 227f., 261. In zweiter Ehe war Apollonia mit dem italienischen Grafen Christoph von Frangipane verheiratet, ebd., S. 264f. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 462f., weist darauf hin, daß Apollonia als Buhle Herzog Georgs bezeichnet wird – das berichtet auch die Chronik von Clemens Sender, S. 402 –, der wiederum Hofmeister der Königin war, in deren Gefolge Apollonia ja dann auch erscheint. Siehe auch ebd., S. 502f., den Exkurs über Apollonia. Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 22f. 344 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 87, S. 125 – 130: Cyprian von S­ erntein an den Sekretär Vinzenz Rogkner (9. Okt. 1513), hier S. 127, vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78 mit Anm. 63. Die Beziehung Sernteins zu Lang weist im übrigen eine auffällige Ähn­lichkeit mit derjenigen Schlicks zu Piccolomini auf, vgl. auch Legers, Matthäus Lang (1906), S. 470f. Zu Schlick Heinig, Art. „Schlick, K ­ aspar“ (1995); Schmid, Art. „Schlick, Kaspar“ (1995); v. a. Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), pass., insbes. Tl. 1, S. 638 – 6 46. 345 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 460. 346 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231. Vgl. auch Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 449, nach dem Urteil des Riccardo Bartolini, der Langs Beredsamkeit, Bescheidenheit, Standhaftigkeit, Eifer und Geduld rühmte, Beleg ebd., Anm. 10. 3 47 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 125f., 132 Anm. 9; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 27; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75. 348 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126; Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 76. Bei Legers, Matthäus Lang (1906), S. 511f., die Wiedergabe des Konzepts der Verleihung vom 18. Dez. 1498. Siehe RI XIV Nr. 1240 (18. Dez. 1494): Verleihung den Doktorgrades für Zivilrecht mit allen dazugehörigen Rechten ohne jede weitere Prüfung. 349 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 75 mit Anm. 39. Nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 132 Anm. 19, stammt die erste Nachricht

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erhielt auch das Recht, zu siegeln 350, hatte auf kgl. Mt. selbs person zu warten 351, sich also ausschließ­lich für den König zur Verfügung zu halten, und konnte dafür über eine eigene Kanzlei mit vier Schreibern verfügen 352. Seine Tätigkeit als persön­ licher Sekretär Maximilians – Lang war nicht der einzige, aber offensicht­lich der bevorzugte Sekretär des Königs 353 – bedingte außergewöhn­liche Nähe, verschaffte intime Kenntnis auch der persön­lichen Korrespondenz und ließen ihn auch die „geheime Staatskorrespondenz“ betreuen 354. Diese Nahbeziehung bedeutete für Lang wohl auch manches Mal, sich seinem Herrn persön­lich zuzuwenden, für den er sich gemeinsam mit Serntein vielleicht auch um Kontakt zu Frauen gekümmert haben mag 355. Rem behauptet allerdings in übelster Weise, er sei aus der massen fast hoffertig, hoffertiger dan der kaiser; er lůd zů zeitten zů Saltzpurg frauen in sein schlos, wan dan ain erber man sein weib nicht schicken wolt, so ward er im ungnädig. man sagt, es wer 1 stettlin nicht ferr von Saltzpurg, da haben sich vil erbern frauen und junckfrauen miessen nackent abziehen und sich sechen lassen; er was ain grosser huorenjäger 356.

vom 18. Jan. 1499. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 473, bezeichnet die Schaffung und die Besetzung dieser Stelle geradezu als offenen Ausdruck des Vertrauensverhältnisses zwischen Maximilian und Lang. 350 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 474. 351 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, Beleg ebd., S. 133 Anm. 20. 352 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, Beleg ebd., S. 133 Anm. 21. Zur Tätigkeit während der Zeit Langs als persön­licher Sekretär Maximilians Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 27 – 29, v. a. auf Grundlage der Regesten, siehe ebd. die Angaben in den Anm., so daß hier auf eine Wiederholung der Belege verzichtet werden kann. 353 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 29. Andere Sekretäre der Zeit waren bspw. Johann Falck, Niklas Ziegler oder Pietro Bonomo. 354 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231, vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126. 355 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231, 708 Anm. 7, leider ohne spezifische Belege. Vgl. aber Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 20f. 356 Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten (1512 – 1527), S. 233. Noch Wiesflecker meint, Lang als „Schürzenjäger“ bezeichnen zu müssen, Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 233, 708 Anm. 18. Zum Vorwurf der Hoffärtigkeit Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 458, zu Langs Umgang mit dem weib­lichen Geschlecht und zu seinen Nachfahren ebd., S. 465 – 4 67. Mit dieser Kritik wollte Rem frei­lich auch Maximilian treffen, vgl. Böhm, Augsburg (1998), S. 127.

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Schon 1498 ist Matthäus Lang in den erb­lichen Adelsstand erhoben worden 357, erscheint 1501 im angenommenen Alter von 33 Jahren als erster Rat 358, und ab 1506 konnte er sich mit dem Prädikat „von Wellenburg“ zieren 359, wiewol er noch sein fordern nicht von Wellenburg send, wie Rem abwertend, aber falsch 360 schreibt, nachdem er zuvor lapidar mitteilt, daß der kardinal an die Thůmpropstei über die thür schreiben [ließ] seinen tittelum und darzů Matheus Lang von Wellenburg 361. Maximilian hingegen dankte mit der Erhebung Langs für die getrewen annemen, nutz­lichen und willigen dienste, so er uns und dem heiligen reich, auch unserm lob­ lichen haus Österreich mit seiner selbst person an unserm kunig­lichen hof und aner wege oft willigk­lichen, nutz­lichen und ersprieß­lichen getan hat 362. Langs Position als kaiser­licher Rat und Diplomat war einträg­lich, sein Vermögen wuchs 363 – er bracht gelt zůwegen, wie er mocht 364 –, seine Pfründen waren zahlreich. Inge Friedhuber unterstellt, daß Lang seine geist­liche Laufbahn zielorientiert verfolgt habe, denn der Hofdienst allein habe ihm nicht jene Mög­ lichkeiten bieten können, „die seinen ehrgeizigen Vorstellungen entsprachen, wohl aber bot die geist­liche Karriere dafür die Voraussetzungen“ 365. 1500 wurde

357 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 132 Anm. 15; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 448. Zur Begründung der Nobilitierung Langs vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 185. RI XIV Nr. 8786 (29. Aug. 1498) bezieht sich auf die bislang nicht wieder aufgefundene Urkunde aus dem Archiv der Grafen von Wolkenstein-Trostburg in Trient. 358 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, 132 Anm. 16. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 475, begründet die Ernennung zum Rat richtig damit, daß Lang im selben Jahr Koadjutor des Bistums Gurk wurde, vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 50. 359 Die Wellenburg in der Nähe von Augsburg besaß Lang gemeinsam mit Maximilian, was für Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 224, die persön­liche Beziehung beider belege. Siehe auch Legers, Matthäus Lang (1906), S. 506f., vgl. Böhm, Augsburg (1998), S. 346f. 360 Siehe Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 16f., wonach Langs Vater 1507 mit der im Familienbesitz befind­lichen Wellenburg belehnt wurde, die dann nament­lich im Titel des gefürsteten Matthäus erscheint. 361 Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten (1512 – 1527), S. 83. 362 Zit. nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, Beleg der Urkunde vom 26. Sept. 1506 ebd., S. 132 Anm. 18. 363 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231 veranschlagt das jähr­liche Einkommen Langs mit 10.000 bis 50.000 Gulden. 364 Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten (1512 – 1527), S. 9. 365 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126.

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er Dompropst zu Augsburg 366, 1505 Bischof von Gurk 367, 1512 Kardinal 368, 1512 Koadjutor 369 und 1519 Erzbischof von Salzburg, um nur die wichtigsten Stationen zu nennen, schon die Zeitgenossen hätten in ihm den größten Pfründenjäger seiner Zeit gesehen 370, Wiesflecker nennt ihn unangenehm abschätzig einen prunksüchtigen Emporkömmling 371. Maximilian aber vertraute seinem Rat gewichtige diplomatische Missionen an 372: Lang vermittelte unter anderem im Landshuter Erbfolgestreit, war am Abschluß der Liga von Cambrai 1508 beteiligt 373, setzte sich für seinen Herrn in der Frage des Kaisertitels ein, erscheint immer wieder als dessen Stellvertreter und war auch letzten Endes verantwort­lich für den Abschluß des habsburgisch-jagiellonischen Heiratsvertrages von 1515374, darunter allerdings auch Mißerfolge wie der gescheiterte Plan, Erzherzogin Margarethe

366 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 36. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 227, der Hinweis, daß Herzog Georg bei der Einsetzung Langs persön­lich assistiert habe. Das war auch notwendig, weil das Domkapitel keine Bürger in seinen Reihen haben wollte. 367 Legers, Matthäus Lang (1906), S. 504f.; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 30 – 50, insbes. 37 – 50. 368 Zum Kardinalat Langs Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), u. a. S. 94. 369 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 87 – 89. 370 Siehe auch die tendenziöse Einschätzung Huttens unten mit Anm. 379. Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 478; hingegen differenziert Sallaberger, Kardinal ­Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 448, 450. 371 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 231. Vgl. die Bemerkung über Langs Skrupellosigkeit bei Müller, Gedechtnus (1982), S. 37. Dagegen Schindling, Art. „Matthäus Lang von Wellenburg“ (1990), der Lang seiner Zeit gemäß beurteilt, insbes. aber Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 458 – 4 60. 372 Vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 126, die dies als Zeichen höchsten Vertrauens wertet und resümierend unter exemplarischem Verweis auf zeitgenössische Quellen, siehe ebd., S. 133 Anm. 22, feststellt, „fast scheint es, als habe Maximilian keine außenpolitische Entscheidung ohne Lang getroffen und als sei es durch Jahre ihrer beider Außenpolitk gewesen“. Ein Überblick über die diplomatischen Missionen und Aufgaben Langs bei Legers, Matthäus Lang (1906), S. 483 – 501; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 51 – 68 (erste diplomatische Aufgaben), 72 – 86 (Verhandlungen mit Frankreich, Spanien und dem Papsttum), 90 – 95 (Romreise 1512), 96 – 104 (Lang und das Bündnis zwischen Frankreich und Venedig), 126 – 135 (der habsburgisch-jagiellonische Heiratsvertrag), 136 – 154 (die Jahre 1516 – 1519). 373 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 233. 374 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 129, vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 235.

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mit dem englischen König Heinrich VII . zu verheiraten 375, die sich diesem Vorhaben aber verweigerte 376. Lang war der Kopf jener unten beschriebenen „Hecke“ 377, die den Kaiser umgab und den Zugang kontrollierte, auch um gut praten daraus [zu] schnei­ den 378. Für Hutten 379 waren deshalb die Räte und die Sekretäre eine Räuberbande und Lang ihr Hauptmann 380. Aber auch wenn Lang von maßgeb­lichem Einfluß auf die maximilianeische Außenpolitik war, so bezeichneten ihn die Zeitgenossen im Unterschied zu einem Sigmund Prüschenk, der, wie wir oben erfuhren, als der jung keiser galt, der den keiser gantz in sinen handen habe 381, oder einem Bernhard Cles, den die Forschung zu einem alter ego seines Herrn machte 382, doch nur als wol halber king 383 und Wiesflecker nennt selbst diese 375 Siehe auch Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit (1845), Nr. 193, S. 236f.: K. Maximilian an den König (Heinrich VII.) von England. In Betreff der projectirten Vermählung desselben mit seiner Tochter Margaretha (20. Juli 1506), ebd., Nr. 194, S. 237f.: Jean le Sauuaige [ Jean le Sauvage] (President de Flandre) an K. Maximilian. In Betreff der Heirath der Erzherzogin Margarethe mit dem Könige von England (30. Juli 1506). 376 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 127. 377 Siehe S. 154 mit Anm. 421. 378 Diese im obigen Sinn gern zitierte Stelle aus einem der Briefe Langs – vgl. bspw. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 496, ebd., S. 515f., der Abdruck dieses Briefes, hier S. 515; Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 33; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 232 – zielt allerdings zunächst darauf ab, den französischen Räten nicht alles zu überlassen, denn die wären es, die gut praten daraus schneiden würden, RI XIV Nr. 18967 (18. Juli 1504). Es ging um eine hier nicht weiter auszuführende absolution, eine Begnadigung wegen Felonie italienischer Fürsten und Komunen. Einem weiteren Schreiben Sernteins an Lang vom August des Jahres läßt sich allerdings entnehmen, daß die Räte Maximilians durchaus auch vnnder der deckh ligen wollen, also Geschäfte machen. S­ erntein habe darüber mit Paul von Liechtenstein gesprochen und nun soll auch Philibert Naturelli aufgefordert werden, ihnen behilf­lich zu sein. Liechtenstein und Serntein sind der Ansicht, sie würden dabei etwas guets heraus reißen, RI XIV Nr. 21316 (2. Aug. 1504). Insofern trifft das aus dem Zusammenhang gerissene Zitat durchaus zu. 379 Zu Hutten Bautz, Art. „Hutten, Ulrich von“ (1990). 380 Ulrich von Hutten, Schriften: Gespräche (1860), S. 363 – 4 00: Praedones, hier S. 378f., Übers. Ulrich von Hutten, Schule des Tyrannen (1997), S. 126 – 190, hier S. 149f., zu Lang ebd., S. 150. 381 Siehe oben S. 157 mit Anm. 279. 382 Siehe oben S. 115 mit Anm. 142. 383 Georg Demer, Ulrich Walther, Wilhelm Rem, Fortsetzungen der Chronik des Hector Mü­lich, S. 441. Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 449; Friedhuber, M ­ aximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 133 Anm. 20. Mög­lich ist frei­lich gegen Wiesflecker, Legers und Friedhuber auch die Interpetation, daß diese Zuschreibung dasselbe meint wie

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Zuschreibung übertrieben, denn Maximilian habe sich doch stets selbst die letzte Entscheidung vorbehalten 384, wie dies ja auch der oben wiedergegebene Brief Sernteins belegt 385. Kirchmair allerdings betont in seinen Denkwürdigkeiten die Bedeutung Langs, denn dieser man hat dieser zeit nicht minder gegolten, dan aristoteles peym a­ lexander oder hanibal pey denen von Carthago 386. Und Lang wird nachgesagt, daß er von absoluter Zuverlässigkeit und Treue gewesen sei, „gerade wie eine Kerze“ 387. Er setzte sein ganzes Vertrauen in den Kaiser, seinen optimum dominum et patro­ num atque preceptorum, zu dem er halten wolle etiam per reliquum tempus vite 388. Dies scheint nahezu ein Muster im Verhalten eines Vertrauten zu sein, der zwar durchaus, aber eben nicht nur, seinen eigenen Vorteil im Auge hat, sich letzten Endes aber doch immer für die Belange des Herrn entscheidet und einsetzt 389. ­Friedhuber führt dies an mehreren Beispielen eindring­lich vor, selbst den Vorwurf der Bestech­lichkeit läßt sie nicht gelten 390. Nach dem Tod Maximilians galt das Engagement Langs zunächst der Wahl Karls V.391, das ihm mit dem spanischen Bistum Cartagena-Murcia vergolten wurde 392. Der Regierungsantritt Karls markiert aber auch das Ende seiner

diejenigen Attribuierungen, die Prüschenk oder Cles gelten, indem die besondere Stellung Langs hervorgehoben und nicht abgewertet wird. 384 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 232. 385 Siehe oben S. 127. 386 Georg Kirchmair‘s Denkwürdigkeiten, 1519 – 1553, S. 442. 387 Auch wenn dies Lob von französischer Seite hinsicht­lich der frankreichfreund­lichen Politik Langs geäußert wurde, wirft diese Bemerkung doch ein bezeichnendes ­Licht auf Langs Persön­lichkeit, vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 131, Belege ebd., S. 136 Anm. 92; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 234. 388 Zit nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 131, Beleg ebd., S. 135 Anm. 84. 389 Dies ist nicht nur meine subjektive Wertung, wie bspw. das Selbstverständnis Sernteins belegt, siehe die unten S. 178 zitierte Formulierung in einem Brief Sernteins an Liechtenstein. 390 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 131. 391 Vgl. differenziert zur Rolle Langs Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 83f. 392 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 235f., sieht die Belohnung mit Cartagena allerdings darin begründet, daß Lang im Grunde ein entschiedener Vertreter eines Bündnisses mit Frankreich auch nach 1514 gewesen sei, und vermutet, daß seitdem „ein erster Schatten des Mißtrauens“ auf der Beziehung zwischen Lang und Maximilian gelegen habe, mög­licherweise habe Lang aber schon zu der Zeit den „Stellungswechsel von seinem alten Herrn zu Karl“ vorbereitet, ebd., S. 235, vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 130; Ortner, Art. „Lang von Wellenburg, Matthäus“ (1996), S. 407.

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d­ iplomatischen Laufbahn, das sich allerdings bereits 1515 andeutete 393: Lang und Maximilian waren unterschied­licher Auffassung vor allem in der Frankreichfrage. Lang suchte den Ausgleich mit Frankreich, der Kaiser war anderer Ansicht, darin unterstützt von Kardinal Matthäus Schiner, dem unterstellt wurde, er, Schiner, könne unserm Kardinal ain schach matt geben 394. Aber Lang scheint auch des Reisens müde geworden zu sein und begann zu der Zeit, seine Residenz Mühldorf 395 auszubauen, um dort seinen künstlerischen und humanistischen Interessen nachzugehen 396. Friedhuber wertet diese Differenzen aber nur als Phase der Entfremdung, nicht als Bruch, denn Lang habe dem Kaiser immer noch als „lieber Freund und Fürst“ gegolten, und Maximilian habe ihn sogar in Mühldorf besucht 397. Allerdings sei Lang ab 1515 nicht mehr als Vertreter Maximilians in diplomatischen Angelegenheiten aufgetreten 398 und muß ab 1519 vor allem als Erzbischof von Salzburg gesehen werden 399. Den Salzburger Erzstuhl konnte er 1519 nach dem Tod Keutschachs als „einer der letzten nichtadligen Reichsbischöfe“ 400 übernehmen. Zunächst aber war Lang noch Leiter der Wahlkommissionäre, dann der fürst­lichen Wahlkommission, wozu ihn der nachmalige Karl V. im Wissen um seinen Wert bestimmt hatte 401. Da Lang vorerst aber noch zum Leiter und Superintendenten des Augsburger Regiments ernannt wurde 402, gleichzeitig Statthalter der nieder- und oberösterreichischen Länder war 403, 1520 der Krönung Karls beiwohnte 404, Ende 1520 im Gefolge Karls nach Worms reiste, wo er den Wormser Reichstag besuchte 405, und 1521 bis 1523 Mitglied des von

393 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 129. 3 94 In einem Brief des Casius Hacquenay an Jakob Villinger (17. März 1516), zit. nach Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 129, Beleg ebd., S. 134 Anm. 55. 395 Zum Mühldorfer Musenhof Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), pass., insbes. S. 143 – 146. 396 Vgl. Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 129. 397 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 130; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 146. 398 Friedhuber, Maximilian I. und Matthäus Lang (1983), S. 130. 399 Und als Salzburger Landesfürst hat Lang eine umfangreiche gesetzgeberische Tätigkeit entfaltet, ein Überblick bei Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 462f., ebd., S. 156 – 4 46, die Darstellung seiner Salzburger Zeit bis zu seinem Tod. 4 00 Wolgast, Hochstift (1995), S. 167. 4 01 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 151f. 4 02 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 79. 4 03 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 227f. 4 04 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 230. 4 05 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 231 – 233.

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Karl eingesetzten Nürnberger Reichsregiments war 406, mußte er dem Erzbistum in dieser Zeit noch häufig fernbleiben 407. Währenddessen sind die Salzburger Angelegenheiten von seinen Räten wahrgenommen worden, an deren Spitze der oben erwähnte Berthold Pürstinger 408 stand. In der Reichspolitik aber war Langs Rolle als Vertrauter des Herrschers endgültig beendet und Lang wich den neuen Räten Karls und Ferdinands 409. Am Hof Ferdinands begann nun der Aufstieg des Bernhard von Cles 410. Beschließen wir die Vorstellung der Vertrauten am maximilianeischen Hof mit dem Hinweis auf Maximilians Hofnarren Kunz von der Rosen 411, seinen „lustigen Rat“ und einen seiner nächsten Vertrauten 412, wie überhaupt die Figur des Hofnarren unter dem Aspekt interpersonaler Vertrauensbeziehungen eine eigene Untersuchung wert wäre 413. Mög­licherweise ist ebenjener Kunz im Vordergrund von Abb. 2 zu sehen. Die Federzeichnung des sogenannten Historia-Meisters 414 vom Beginn des 16. Jahrhunderts illustriert eindring­lich die Situation eines vertrauten Gesprächs 4 06 Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 238f., zum Nürnberger Reichstag 1522/1523 ebd., S. 265 – 268. – Zur Verwaltungsstruktur in den Anfängen der Regierung Karls V. der Überblick Rill, Fürst und Hof (2003), S. 15 – 103, hier v. a. S. 66 – 79. Siehe auch Roll, Reichsregiment (1996), hier zu Lang S. 61, 233 Anm. 7, S. 344 mit Anm. 8, S. 354f. mit Anm. 8. 4 07 Vgl. Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 226 – 239. 4 08 Zu Pürstinger oben S. 109, siehe auch oben S. 25 Anm. 69. 4 09 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 79. 410 Vgl. auch Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 97. Zu Cles oben S. 109 und ab S. 113. 411 Franck, Art. „Rosen, Kunz von der“ (1889). 412 Franck, Art. „Rosen, Kunz von der“ (1889), S. 195. Siehe auch oben S. 134 Anm. 82. 413 Vgl. Scheler, Juristen (1997), S. 81, die Schilderung des Schicksales des Hofzwerges Tilmann Sommer am Jü­licher Hof Herzog Wilhelms V., der „an Einfluß keinem Rat nachstand“. Zu den Hofnarren neuerdings Velten, Art. „Hofnarren“ (2005), hier v. a. S. 67f. zu dem Zeitraum 1450 – 1550. Siehe auch Zijderveld, Humor (1971), Sp. 109 – 141; v. a. Sp.  129 – 133; Petrat, Art. „Zwergen, Riesen, Mohren“ (2005). 414 So wird benannt der unbekannte Illustrator von [u. a.] Wien, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hs. Böhm 24: Grünpeck, Historia (1513/14), die Grünpeck 1526 Kaiser Karl und König Ferdinand zueignete, ed. Grünpeck, Historia (1838), dt. Übers. Grünpeck, Geschichte (1891). Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 367. Abb. entnommen Benesch, Auer, Historia Friderici et Maximiliani (1957), Taf. 42. Vgl. das rechte Relief an der Loggia des Goldenen Dachls von Innsbruck, das den Kaiser zwischen Hofnarr und Höfling zeigt, freund­licher Hinweis von Werner Paravicini, Kronshagen. – Der Humanist Grünpeck hat in Ingolstadt studiert und dort 1488 das Baccalaureat, 1491 den Magister erworben. Nach Zwischenstationen in Krakau und Italien war Grünpeck

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am maximilianeischen Hof: Zwei Räte haben das „Ohr des Herrschers“ 415, während Maximilian zwei Schreibern diktiert (Abb. 2). Neben den informellen Zusammenkünften, wozu auch vertraute Korrespondenzen zu zählen sind 416, waren es vor allem der „Geheime Rat“ des Kaisers und seine Vorläufer 417, in dem sich der Kreis der Vertrauten und Vertrauensträger beratend zusammenfand 418, zu denen „Maximilian Leute seines besonderen Vertrauens nach Belieben und ohne feste Bindung zur Ratserteilung heranzog“ 419, von Wiesflecker als „Günstlinge des kaiser­lichen Vertrauens“ 420 bezeichnet, von den Zeitgenossen als kaum überwindbare „Hecke“ 421 oder, wie durch den protestantisch gesinnten 422 Augsburger Chronisten Willhelm Rem, als laurbůben ab 1496 Professor für Rhetorik in Ingolstadt. Auf der Flucht vor der Syphilis gelangte Grünpeck nach Augsburg und unterrichtete dort Bürgersöhne, die 1497 Grünpecks Huldigungsspiel „Virtus et Fallacicaptrix“ vor Maximilian aufführten. Dafür hat Maximilian Grünpeck in seine Dienste genommen und 1498 zum Dichter gekrönt, siehe auch RI XIV Nr. 6602 (18. Aug. 1498), 6615 (20. Aug. 1498), 6617 (20. Aug. 1498), siehe auch Schirrmeister, Triumph (2003), pass. Allerdings steckte sich Grünpeck in Augsburg 1501 dann doch mit der Syphilis an. Auch wenn er 1503 genas, hat er am Hof keine unmittelbare Verwendung mehr gefunden, Oefele, Art. „Grünpeck, Joseph“ (1879); Wuttke, Art. „Grünpeck, Josef “ (1966); Slattery, Kipf, Art. „Grünpeck, Joseph“ (2008). 415 Entspr. dem Untertitel „Der schwierige Weg zum Ohr des Herrschers“ bei Althoff, Verwandtschaft (1997), vgl. auch ebd., S. 196. Am Hof Maximilians aber sei der Zugang zum Herrn, wiewohl kontrolliert, kaum zeremoniellen Zwängen unterworfen gewesen, Hollegger, Lebenszeugnisse (2009), S. 417f. 416 Dazu auch oben S. 85 Anm. 23. 417 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), u. a. S. 5f. Siehe auch oben S. 82f. Anm. 14, die weiterführenden Hinweise zur Entwicklung dieser Institutionen. 418 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 285. 419 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 285. 420 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 285, womit erneut die Notwendigkeit einer präzisen Begriffsbildung deut­lich wird. 4 21 Vgl. Hyden, Zyprian von Serntein (1973), S. 30, zur „Gründung“ der „Hecke“; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 285; Sallaberger, Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg (1997), S. 35. Der Begriff der Hecke ist zurückzuführen auf Sigmund von Rohrbach, einen Vertrauten des bayerischen Herzogs, Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 76, siehe auch oben S. 83 Anm. 16. Neuerdings zur „Hecke“ Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), hier insbes. S. 85 – 92, zu Rohrbach als Urheber des Begriffs S. 76. 422 Siehe oben S. 164 Anm. 326. Vgl. Hollegger, Communicieren mit all ding (2014), S. 74f. zu den von Maximilian genutzten Orten des Vertrauens: die „kleine geheime Kammer (camera secreta), das Stübchen, für das nur er den Schlüssel besaß (un camerino, del quale lui solo havea la chiave), das kleine abgelegene Zelt [pauione, J. H.] oder auch

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Abb. 2: Maximilian bei Tisch im Gespräch mit zwei vertrauten Räten. Federzeichnung vom sogenannten Historia-Meister 1513/14 423

denunziert, die der Bestech­lichkeit bezichtigt werden, denn die rätt […] wurden all fast reich, und der kaiser ward arm. und wer von dem kaiser etwas bergert als freihait oder ander brieff, so namen sein rätt schanckung und brachten es zůwegen; und wan darnach die ander parthei kam, so namen sie aber gelt und gaben brieff, die wider die ersten waren; das lies der kaiser geschechen. 424 423

das Schlafgemach (cubiculum)“, exemplarische Nachweise ebd., S. 75 Anm. 25: RI XIV Nr. 2571 (21. Okt. 1495), Nr. 5600 (10. Dez. 1497), Nr. 6391 (12. Juli 1498), Nr. 6431 (18. Juli 1498), Nr. 9185 (16. Mai 1499), Nr. 9282 (22. Juni 1499), Nr. 9359 (27. Juli 1499). 423 Vgl. Wiesflecker, Maximilian (1991), S. 207. Diese bild­liche Darstellung eines vertrauten Gesprächs steht nicht allein. Das Januarblatt aus dem bekannten Stundenbuch der „Très Riches Heures“ des französischen Herzogs Johann von Berry, ed. u. a. Das Stundenbuch des Duc de Berry (1988), zeigt den individuell porträtierten Fürst, neben ihm ein hoher Kleriker. Diese beiden sind die einzigen Personen, die nicht stehen, sondern gemeinsam auf einer Bank vor einem Kamin sitzen. Der Geist­liche kann als Martin Gouge de ­Charpaignes identifiziert werden, einem nicht nur nach Ausweis des Gabentausches nahen Vertrauten des Herzogs, vgl. Hirschbiegel, Étrennes (2003), S. 52f. 424 Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten (1512 – 1527), S. 99f. Ausgangspunkt für Rems Anschuldigungen ist wohl das Verhalten Villingers und Sernteins bei den Verhandlungen der Stadt Nürnberg mit Götz von Ber­lichingen, die von beiden Seiten Geschenke

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Die Vertrauten Maximilians werden im „Buch der 100 Kapitel“ des sogenannten Oberrheinischen Revolutionärs ähn­lich als schmorotzer bezeichnet, denen git man die lehen, weil sie nechst bim bett sindt 425. Interessanterweise scheint dies eine Stimme zu sein, die einst selbst der Gruppe der Vertrauten um Maximilian angehört haben mag und mög­licherweise auf Grundlage eigener Erfahrungen urteilt 426. Obwohl der Verfasser betont, das min scriben nit in argen verston oder ein vnwillig dor in von mir vff zů fassen. Niemans zů leid oder stroff ist dis bůchli gescriben, sunder allein dem cristenglouben zů gůt, dem gemein nutz zů einem vffendhalt vnd beger, alzit das zů handthaben, so wir schuldig sind, gott lieb ze han, zů foren vnd darnoch ein mensch dem anderen tůun, das er von im begert thon werden, nit daß ein mensch den anderen zů verderp­lichen schaden bringt 427, wendet er sich doch recht deut­lich gegen die falschen clapperren 428, und bedauert, daß die scriber vnd glisner, wůcher vnd ebrecher, fuller, gotzlesterer die liebsten an den hoffen seien, die sunder barm­ hertzikeit dem gemein man da sin nemmen, nw beschwernuß erdichten 429. Die Kritik angenommen hätten und sich schließ­lich der Partei zugeneigt hätten, die am meisten geboten hatte, ebd., S. 100 Anm. 1. 425 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 179f.; Vgl. auch Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), hier Tl. 1, S. 161, der unter Bezug auf die damals vorliegende Ed. Buch der hundert Kapitel, S. 253, unrichtig den Kreis der Vertrauten um Friedrich III. angesprochen sieht. 426 Jürgen Bücking meint, den Hof- und tirolischen Kanzler Konrad Stürtzel, Vorgänger Sernteins, als Verfasser identifizieren zu können, Bücking, „Oberrheinische Revolutionär“ (1974). Zu Stürtzel unten S. 178 mit Anm. 444. Dagegen allerdings schon Arnold, „Oberrheinischer Revolutionär“ (1976). Karl Lauterbach, der Herausgeber der Ed. Der Oberrheinische Revolutionär (2009), meint allerdings zurückhaltend ebd., S. 13 – 19 zur Verfasserfrage, hier S. 18f. zur Problematik der Identifizierung des Verfassers, „solange kein Beleg gefunden wird, der Person und Werk eindeutig einander zuordnet, kann sie nie mit letzter Sicherheit vorgenommen werden, und es bleibt bei einem Indizienverfahren.“ Gleichwohl bietet Lauterbach, Verfasserfrage (1989), mit dem kaiser­lichen Sekretär Mathias Wurm von Geudertheim eine Alternative an. Scott, Der „Oberrheinische Revolutionär“ und Vorderösterreich (1997), stützt diese These. Unterm Strich bleibt frei­lich mit Lauterbach festzuhalten, daß der Verfasser „in die Reihen eines fach­lich qualifizierten, erfahrenen und bis zur Widersetz­lichkeit reformengagierten ‚Beamtentums‘ einzuordnen ist“, Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 19. Das wiederum würde nicht gegen einen Stürtzel sprechen. Vgl. neuerdings Mertens, Elsässer (2009), S. 116 – 118, der implizit die Verfasserfrage für offen erklärt. Zum Zusammenhang der Schrift mit den Reformvorstellungen der Zeit Scott, Der „Oberrheinische Revolutionär“ und Vorderösterreich (1997). 427 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 394. 428 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 399 – 4 01, Kap. 71: Von den falschen clap­ perren. 429 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 40f.

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richtet sich insbesondere auch gegen Matthäus Lang, der charakterisiert wird als einer, der anslag macht, die nit mug­lich sind, […] der vnderstott zů regieren vnd ist nit geschikt dar zů, […] der sich sachen vnterzucht, die im nit befolen sindt, der für den Krieg plädiere, aber doch das Schwert nicht selbst in die Hand nehme, g­lich eim zůseher […], der zůsicht dem spieler, dem dünke, er wels gewunnen, aber er will kein schantz vffstzen 430. Damit hat der Verfasser aber auch den Kern der bis etwa 1512/1513 bestehenden „alten“ Hecke im Blick, den Lang, Serntein und Liechtenstein bildeten 431, die vmb gelt vnd goben rotten 432 – Worte eines Enttäuschten, die durchaus zu Konrad Stürtzel, dem ehemaligen Kanzler Maximilians, der 1500 in Folge der Auseinandersetzungen um die Reichsreform sein Amt aufgab, passen würden 433. Manfred Hollegger hingegen nennt den Kreis um Lang ein „wertvolles Korrektiv für [Maximilians] impulsiv-emotionale Seite“ 434. Unter Führung Siegmunds von Dietrichstein ist es aber den leitenden Hofkanzleisekretären Hans Renner, Gabriel Vogt und Hans Vinsterwaldner 435, den „Junkern in der Kammer“, gelungen, Lang, Serntein und Liechtenstein zeitweise auszuschalten. Schon 1509 beschwerte sich Serntein, das mir die junckhern in der camer und ir anheng von grundt irs hertzen veindt sind, möchten sy mich in ungnad pringen, das were inen ain grosse freud 436. Und 1513 klagt er in einem Schreiben an den Sekretär Vinzenz Rockner, wie sehr es ihn schmerze, beim Kaiser aufgrund einer Intrige in Ungnade gefallen zu sein 437. Noch 1513 aber konnten Serntein und Lang mit Liechtensteins Nachfolger Jakob Villinger eine „neue“ Hecke bilden, die allerdings wegen der zerrütteten Finanzen, für die Villinger zuständig war, und Langs zunehmendem Interesse für sein Salzburger Erzbistum nie wieder der Wirkung der „alten“ Hecke gleichkam 438.

430 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 403f. Siehe auch ebd., S. 13 Anm. 74. Vgl. Legers, Matthäus Lang (1906), S. 470f., zum Bestreben Langs und Sernteins, Stürtzel auf Abstand zu halten. 431 Siehe Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 396 Anm. 1954. Zur „alten“ Hecke Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78, vgl. Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 184. 432 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 412. 433 Siehe oben Anm. 425, zu Stürtzel unten S. 178 mit Anm. 444. 434 Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 194. 435 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 78, 286. 436 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 86, S. 120 – 125: Cyprian von ­Serntein an Paul von Liechtenstein (4. April 1509), hier S. 122. 437 Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel (1875), Nr. 87, S. 125 – 130: Cyprian von S­ erntein an den Sekretär Vinzenz Rogkner (9. Okt. 1513). 438 Vgl. Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 228.

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Maximilian selbst hat gleichwohl an seinen Männern nachweis­lich treu festgehalten und diese „dienten mit unbedingter Hingabe“ – ein Maximilian hätte einen Schenitz wohl nicht hängen lassen! In Anerkennungsurkunden heiße es „mit Leib und Leben, mit Hab und Gut“ 439, und Wiesflecker urteilt sicher richtig, daß dies keine hohle Formel war 440. So schrieb Serntein 1509 in dem bereits oben zitierten Brief an den Liechtensteiner, so nym ich Gotte zu zeugen, das ich ime nit lafier 441, und hat dies gewiß ehr­lich gemeint – nicht wenige spotteten, er habe „den Kaiser für seinen Gott gehabt und Gott darüber vergessen“ 442. Den vorgestellten Personen hätten sich, wie oben bereits angedeutet 443, nicht wenige weitere hinzufügen lassen wie etwa der erwähnte Konrad Stürtzel (gest. 1509)444, Vertrauter bereits Friedrichs III ., unter Maximilian Hof- und tiroli 439 Nach Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 279. Allerdings sind mir trotz intensiver Recherche solche Anerkennungsurkunden nicht begegnet. Zum diesbezüg­ lichen Selbstverständnis Maximilians siehe aber auch Weiß Kunig (1775), S. 72 – 74: Von des Jungen Weißen kunigs miltigkait, hier S. 72f.: […] Alls Er in sein Regirung kam, was er gegen allem seinem volck, vnd gegen frembdn volck milt, vnd Insonnderhait, seine allte dienner, versach Er albegen, mit ainer genugsamen leib­lichn Narung, vnd die personnen, die Ime in kriegen, vnd in annder weg, trew­lichen Red­lichen, vnd Eer­lichen, dienten, die begabet Er mit besonndern grossen gaben, vnd tailet sein gelt, allenthalben unnder sein volck, gar miltige­lichn aus […]. 4 40 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 279. Vgl. resümierend Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 77f., daß Fälle von Illoyalität am Maximilianshof kaum bekannt seien, leider ohne Beispiel. 4 41 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509), hier S. 173 (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S.  120 – 125). 4 42 Hollegger, Maximilian I. (2005), S. 248. 4 43 Siehe oben S. 129f. mit Anm. 46 und 47. 4 44 Literaturangaben oben S. 131 Anm. 56. Konrad Stürtzel, ab 1488 von Buchheim, entstammte einer bürger­lichen Familie aus Kitzingen. Wohl nach einem Besuch der Lateinschule nahm Stürtzel 1453 an der Universität Heidelberg ein Studium auf, das er 1458 mit dem Magister artium abschloß. Ab 1460 unterrichtete Stürtzel an der Freiburger Universität, wo man ihn 1469, 1478 ein zweites Mal zum Rektor wählte. In Freiburg wurde Stürtzel auch im Kirchenrecht promoviert. In der Stadt selbst war Stürtzel 1476 in einem neunköpfigen Ausschuß zur Neuordnung von Haushalt und Verwaltung tätig. Daneben war er schon ab 1474 einer der Ratgeber Erzherzog Sigmunds, in dessen Dienste er 1481 eintrat, bereits 1486 erscheint er als Kanzler Sigmunds und blieb dies auch unter Maximilian. Auch Stürtzel war an maßgeb­licher Stelle an der Übergabe der Herrschaft Sigmunds an Maximilian beteiligt, so daß er schließ­lich auch im Königsdienst stand. Sein Einsatz wurde 1488 mit der Erhebung in den Adelsstand belohnt, Maximilian hat dies 1491 bestätigt. Maximilians Bestrebungen nach Ausweitung der Kompetenzen

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scher Kanzler, im Rahmen der humanistischen, literarischen und autobiographischen Interessen Maximilians beispielsweise Johannes Fuchsmagen (gest. 1510) 445, der schon unter Sigismund und Friedrich III . diente, Johannes Cuspinianus seiner Hofkanzlei provozierte die auch oben gestriffene Auseinandersetzung mit dem Mainzer Reichskanzler und den Reichsständen, in der dann allerdings ein offensicht­ lich weit besser taktierender und eloquenterer Matthäus Lang die stärkere, gleichwohl ebenfalls vergeb­lich gebliebene Durchsetzungsfähigkeit bewies. Maximilians Pläne und die damit nicht unbedingt in Einklang stehenden Bemühungen Stürtzels waren mit der Etablierung des ersten Reichsregiments 1500 nicht von Erfolg gekrönt, auch wenn sich dieses schon 1502 wieder selbst auflöste und 1505 auf dem Kölner Reichstag offiziell für gescheitert erklärt wurde, siehe Angermeier, Reichsreform (1984), S. 184 – 199. So resignierte Stürtzel. Maximilian entließ ihn in allen Ehren: Seinem ehemaligen Kanzler gestand er zu, daß er seine Titel bis ans Lebensende behalten und führen dürfe. Auch Stürtzel zog materiellen Gewinn aus seiner Vertrauens- und Funktionsstellung. Bei seinem Tod stand Maximilian bei ihm mit 10.000 Gulden in der Kreide, in Freiburg und im Freiburger Umland besaß Stürtzel zahlreiche Immobilien und Rechte. Die Stürtzelkapelle im Chor des Freiburger Münsters hat er für das Totengedächtnis seiner Familie einrichten lassen, zwei farbige Fenster zeigen ihn selbst, sechs Söhne, zwei Töchter und seine zweite Ehefrau Ursula Loucher, heute im Augustinermuseum in Freiburg. 4 45 Fuchsmagen stammte aus Hall, sein Vater Sigmund war dort Pfleger der landesfürst­ lichen Burg Hasegg sowie Stadtrat und Bürgermeister der Stadt. Fuchsmagen selbst erscheint 1482 als Sekretär und Rat am Innsbrucker Hof Sigismunds, 1485 als Rat ­Friedrichs III. 1487 war er mit einer Gesandtschaft Maximilians in Venedig, 1489 Vertreter Sigismunds in Rom (und erhielt dort von Innocenz VIII. den Dr. iuris canonici). 1488 ist es F ­ uchsmagens Verdienst gewesen, auf dem Verhandlungsweg Maximilian aus der Brügger Gefangenschaft zu befreien. 1490 war er mit Maximilian in Ungarn, 1491 war Fuchsmagen Unterhändler beim Friedensschluß mit Wladislaw II . Schließ­lich wurde Fuchsmagen 1492 neben Johann Krachenberger zum Regenten der niederösterreichischen Lande mit Sitz in Wien ernannt, wo er ein Jahr später ein Haus in der Seilergasse erwarb, in dem er seine Bibliothek und auch von ihm gesammelte römische Inschriftsteine unterbrachte. Fuchsmagen hat sich um den Wiener Humanismus verdient gemacht, wofür ihm die Humanisten durch Widmungen und die Wahl zum Präsidenten der „Sodalitas litteraria Danubiana“ dankten. Ein von ihm in Brüssel beschaffter Wandteppich mit Darstellungen zu Ehren des heiligen Leopold stiftete er dem Wiener Dorotheerkloster (später nach Heiligenkreuz). U. a. stammt die lateinische „Relatio de Caroli Audacis Burgundiae ducis ascensu et interitu“ zum Ende Karls des Kühnen von Fuchsmagen, der an der Universität Freiburg im Breisgau studiert hatte, wo er 1471 das Baccalaureat erwarb und 1472/1473 den Magister. In Freiburg war Fuchsmagen 1478 auch Dekan der Artistenfakultät und erlangte dort 1484 die Würde eines Lizentiaten des kanonischen Rechtes, Ruf, Doctor Johannes Fuchsmagen (1877); Kleehofen, Art. „Fuchsmagen, Johannes“ (1961); Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), insbes. S. 21 – 23, Literaturhinweise ebd., S. 21 Anm. 39.

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(gest. 1529)446, der seinen Herrn offensicht­lich nicht nur humanistisch-panegyrischen Konventionen entsprechend verehrte 447, oder etwa Johannes Stabius (gest. 1522)448, Berater Maximilians in wissenschaft­lichen und literarischen Fragen.

4 46 Cuspinian, geb. 1473 zu Schweinfurt, war Sohn des dortigen Ratsherrn und Bürgermeisters Hans Spießhaymer. Nach einem Studium in Leipzig erscheint Cuspinian ab 1492 in Wien, dort erhielt er 1493 anläß­lich der Leichenfeier für Friedrich III. von Maximilian die Krönung zum poeta laureatus. Ein Medizinstudium unterbrach Cuspinian wegen der in Wien auftretenden Pest, bereiste Süddeutschland und trat in Verbindung mit dem Heidelberger Humanistenkreis (zu diesem hier nur der Hinweis auf Schaab, Geschichte der Kurpfalz [1988], hier Bd. 1, S. 208 – 211). Zurück in Wien 1499 Promotion zum Dr. med., 1500 Rektor der Wiener Universität. 1508 nach Celtis’ Tod Berufung zum Professor für Poetik und Rhetorik. Ab 1510 in Diensten Maximilians diplomatische Missionen v. a. nach Ungarn, ab 1512 kaiser­licher Rat. Seine Hauptwerke sind die „Consules“, die „Caesares“ und die Landeskunde „Austria“, Horawitz, Art. „Cuspinian“ (1876); Kleehoven, Art. „Cuspinianus, Johannes“ (1957); Müller, Gedechtnus (1982), pass.; Rill, Fürst und Hof (1993), pass., v. a. S. 150f.; Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 160 – 170, siehe hier S. 160 die Kurzbiographie, S. 163f. der Abschnitt „Vertrauter des Fürsten“, S. 169f.; Schirrmeister, Triumph (2003), pass. Angaben zur Überlieferung und zur Forschung; Stelzer, Art. „Cuspinianus, Johannes“ (2008). Cuspinians Aufstieg ist v. a. Maximilian zu verdanken, dem er in den „Caesares“ ein heroisiertes Denkmal gesetzt hat. 4 47 Tatsäch­lich sei Cuspinians Einstellung gegenüber Maximilian von einer nahezu „kultischen Verehrung“ geprägt, die nicht nur der zeitgenössischen Rhetorik geschuldet sei, sondern sich auch in seinen privaten Notizen findet, siehe Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 163f., vgl. Johannes Cuspinian’s Tagebuch, 1502 – 1527. Siehe auch Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 86 b, S. 303 – 306: Lebensbeschreibung Maximilians von Johannes Cuspinian (Auszug) (undat.). 4 48 Der Oberösterreicher Stabius gilt als Sohn eines Forstknechts. 1484 hat er das Baccalaureat in Ingolstadt erworben und lehrte dort schließ­lich auch ab 1498 Mathematik. C ­ eltis holte ihn mög­licherweise bereits 1497 an die Wiener Universität, im selben Jahr trat Stabius jedoch bereits in die Dienste Maximilians. Stabius war bekannt mit zahlreichen Humanisten seiner Zeit, u. a. war er mit Dürer befreundet. Sein dichterisches Schaffen wurde 1502 von Celtis durch die Krönung zum poeta laureatus gewürdigt, siehe auch Schirrmeister, Triumph (2003), pass. Gemeinsam mit Willibald Pirckheimer hat Stabius das Grundkonzept für den „Triumphzug“ und die „Ehrenpforte“ erstellt, mit Sunthaym und Celtis arbeitete er an der offiziellen habsburgischen Geschichte, von ihm stammt die „Genealogie“ der Habsburger. Große Bedeutung hat Stabius auch als Kartograph erlangt, von ihm wurde die erste flächentreue Darstellung der Erdkugel erstellt. Maximilian hat ihn wegen seiner Leistungen 1515 zum Ritter geschlagen, Krones, Art. „Stabius, Johannes“ (1893); Grössing, Johannes Stabius (1968); Müller, Gedechtnus (1982), pass.; Röttel, Art. „Stabius, Johannes“ (2010).

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Nur einige der oben genannten Personen besetzten auch unter Karl V. zumindest zeitweilig noch wichtige Positionen in der Reichsregierung 449. Karl hat 1519 in dem nach dem Ableben Maximilians für die österreichischen Länder etablierten obristen und geheimen rat zunächst noch die „maximilianeischen Spitzenräte“ vereint 450, ohne daß jedoch jenes innige Vertrauensverhältnis, das diese zu Maximilian besessen hatten, zu Karl fortbestanden hätte. Der Unterschied zwischen Karl und Maximilian mag auch mit der Ambivalenz der Herrschaft des „letzten Ritters“ und „ersten Artilleristen“ 451 begründet werden, „zum Teil noch dem späten Mittelalter verhaftet, aber auch schon den großen Innovationen der Neuzeit zugewandt.“ 452 Über die vorgeb­liche Vertrauensfähigkeit des einen, die unterstellte Vertrauensunfähigkeit des anderen oder gar über einen in dieser Zeit anzusetzenden Bruch in der Entwicklung der höfischen Figur des Vertrauten sagt dies frei­lich nichts aus, aber über die ganz wesent­lich von der Persön­lichkeit des Herrn und den jeweiligen Rahmenbedingungen bestimmte Art und Weise des Umgangs mit Vertrauen und Vertrauten, über die Vertrauensbeziehungen und über die Vertrauten selbst.

4 49 Vgl. Kohler, Karl V. (1999), S. 129 – 131, siehe auch oben S. 123 Anm. 3. 450 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 82, 84. 451 Verdross-Drossberg, Florian Waldauf von Waldenstein (1958), S. 17. 452 Seyboth, Adel und Hof (2009), S. 75. Vgl. Heinig, Theorie und Praxis (1999), insbes. S.  227 – 229.

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IV. Welt­liche Reichsfürsten Wenden wir uns abschließend den welt­lichen Reichsfürsten zu. Die Reichs­ matrikel von 15211 nennt die meisten jener Fürsten nament­lich, Ausnahmen sind der Erzherzog zu Osterreich, der Herzog von Burgundi, der Herzog von Gulch, der Herzog von Cleve 2, der Herzog von Lottringen, der Herzog zu Wirtemberg 3 und die fursten von Anhalt sowie der Kunig von Tenmark 4, schließ­lich als Welische fursten der Herzog von der Mase, der Herzog von Saphoy und der Princeps von Calin. Bis auf die Herzöge zu Wirtemberg, von Gulch, von Cleve und die fursten von Anhalt klammern wir die genannten Fürsten aus der folgenden Betrachtung aus und konzentrieren uns auf diejenigen, die ohne Einschränkung und nicht nur formal zum Reichsverband gezählt werden können. Zudem war der österreichische Erzherzog zu jener Zeit Ferdinand I., den wir bereits oben im Zusammenhang mit seinem Vertrauten Bernhard von Cles erfaßt haben. Burgundischer Herzog war 1521 Karl V. Eine Betrachtung vertrauten Personals in seinen Diensten, die sich auf Burgund konzentrierte, kann hier aus genanntem Grund unterbleiben. Eine zusätz­liche Einschränkung muß in einigen Fällen aufgrund der äußerst mageren Forschungslage vorgenommen werden, wodurch weitere Herren und ihre Höfe aus der Beobachtung genommen werden. So scheinen Landgraf Johann IV . zu Leuchtenberg (reg. 1487 – 1531) und sein bescheidener Hof so gut wie unerforscht zu sein 5. Auf dieser Grundlage lassen sich keine weiteren Aussagen treffen. Gleiches gilt für die Henneberger 6 in ihren Linien

1 Belege oben S. 79 Anm. 2. 2 Zu Johann III., der erst 1521 die Regierung in den vereinigten Herzogtümern antrat, unten ab S. 201. 3 Ulrich von Württemberg unterlag zum Zeitpunkt der Abfassung der Matrikel noch der von Maximilian ausgesprochenen und von Karl V. erneuerten Acht, siehe unten S. 331 mit Anm. 331. 4 1521 war dies noch Christian II., der aber bereits 1523 von Friedrich I. abgelöst wurde, der oben S. 117 im Zusammenhang mit dem Bischof von Schleswig, unten S. 205 als Herzog von Schleswig und Holstein behandelt ist. 5 Der neueste Beitrag ist ein Artikel von Joachim Schneider zum welt­lichen Fürstentum Leuchtenberg im dynastisch-topographischen Handbuch der spätmittelalter­lichen Höfe und Residenzen von 2003, Schneider, Art. „Leuchtenberg“ (2003), S. 831, eine auf der Überlieferung ruhende regestenartige Darstellung stammt von Illuminatus Wagner aus dem Jahre 1953, Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg (1953). 6 Siehe Mötsch, Art. „Henneberg“ (2003), mit Hinweisen zur Literatur und zur Überlieferung.

Welt­liche Reichsfürsten

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Aschach zur Zeit Graf Hermanns VIII . (reg. 1488 – 1535) und Schleusingen unter Graf Wilhelm IV . (reg.  1480 – 1543)7. Aus Gründen des auch hier wie schon bei den geist­lichen Reichsfürsten festgestellten sehr heterogenen Überlieferungs- und Forschungsangebots, mithin zur entsprechend notwendigen Vermeidung eines nur bemüht erweiterten Erkenntnishorizontes, kann und soll im folgenden vertrautes Personal nur beispielhaft beobachtet werden. Angestrebt wird keinesfalls die vollständige Aufschlüsselung der Personenbestände an den jeweiligen Höfen. Hinsicht­lich der eingeschränkten Reichweiten von Überlieferung und Erforschung können zudem in manchem Einzelfall die dort zwar benannten und bekannten, letzten Endes jedoch häufig nur unterstellten, aber nicht weiter beleg- und beschreibbaren Vertrauensbeziehungen wie oben auch nur angesprochen werden. Dennoch müssen knapp 30 Reichsfürsten und ihre Vertrauenspartner im Rahmen der durch Überlieferung und Forschung gegebenen Mög­ lichkeiten zum Zweck einer wenigstens annäherungsweise umfassenden Beweisführung zumindest bestimmt werden. Dieser Abschnitt beinhaltet demgemäß wie auch die obigen Abschnitte zu den kurfürst­lichen und geist­lichen Höfen überlieferungsund forschungsbedingt drei qualitativ unterschied­liche Vertrauensbeziehungen. Zum einen handelt es sich um Vertrauensbeziehungen mit namhaft greifbaren Partnern, ohne daß diese Beziehungen weiter decodiert werden (könnten), weil nur vereinzelt Zeichen des Vertrauens, die als solche interpretiert werden können, vorliegen. Meist handelt es sich um Beziehungen, für die sich die vertraute Bindung beispielsweise nur aus Amtsnähe oder Dauerhaftigkeit erschließen läßt. Dies gilt für Georg Vogler (Brandenburg-Ansbach), Hieronymus Vehus (Baden), Johann Geckhus (Sachsen-Lauenburg), Nikolaus Marschalk oder Caspar von Schöneich (beide Mecklenburg), Johann Schlaginhaufen und Abraham Ulrich (Anhalt-Köthen) und Georg Helt (Anhalt-Dessau) sowie Nickel Thum, Kämmerer am Hof Heinrichs des Frommen von Sachsen. Zum anderen geraten mit Hubert Thomas genannt Leodius (Friedrich der Weise von der Pfalz), Konrad von Heresbach ( Johann III . der Friedfertige von

7 Biographische Zugänge bieten Hess, Art. „Henneberg, Grafen von“ (1969), hier zu Wilhelm IV. S. 537, zu Hermann VIII. S. 538; Germann, Art. „Wilhelm, Grafen von Henneberg“ (1898), hier zu Wilhelm IV. S. 26f. Siehe auch Rabeler, Lebensformen (2006), pass. Faßbar ist frei­lich Wilhelms Kanzler Johann Gemel, der für die hennebergische Landesordnung von 1539 verantwort­lich ist, die immerhin bis zum 19. Jh. in Kraft war und mit der Wilhelm sein Land erst eigent­lich in „neuzeit­lichem Sinne regierbar“ gemacht habe, vgl. Henning, Grafschaft (1981), S. 140 – 143, zu Gemel ebd., S. 140 Anm. 629. Faßbar ist auch die Beziehung Wilhelms und seiner Frau Anastasia zu W ­ ilwolt von Schaumberg, siehe Rabeler, Lebensformen (2006), S. 367 – 378.

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Jü­lich-Kleve-Berg), Johann Rantzau (Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf ) oder Georg von Kleist (Bogislaw X. von Pommern) Vertrauensbeziehungen in den Blick, die ebenso aufgrund spezifischer, aber nur singulärer Zeichen des Vertrauens als solche gedeutet werden können, zusätz­lich aber kann auf direkte oder indirekte Äußerungen über Vertrauen Bezug genommen werden. Schließ­lich aber werden Vertrauensbeziehungen vorgestellt, für die nicht nur verstreute Zeichen und Äußerungen überliefert sind und eine entsprechende Beachtung in der Forschung vorliegt, sondern diese Zeichen und Äußerungen auch über einen längeren Zeitraum beobachtbar sind und schon zeitgenössisch auch von Dritten als solche verstanden wurden. Solche Fälle sind gegeben mit den vertrauten Beziehungen des Hans von Hutten zu Herzog Ulrich von Württemberg, des Leonhard von Eck zu Wilhelm IV. von Bayern (reg. 1508 – 1550) oder der Vertrauten des Landgrafen Philipp von Hessen, die während seiner Gefangenschaft in den Niederlanden den Kontakt zu ihm hielten. Eine Ausnahme ist mit dem Verhältnis Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel zu seiner Geliebten Eva von Trott gegeben, weil der (gescheiterte) Versuch, diese Bindung geheimzuhalten, das Vertrauen Dritter nötig machte. Georg Vogler (gest. 1550)8 erscheint schon 1509, also noch vor dem Regierungsantritt seines Herrn, als Privatsekretär des Markgrafen Kasimir (reg. 1515 – 1527) aus der fränkischen Linie der Brandenburger 9, Enkel des bekannten und weit besser erforschten Albrecht Achilles 10. 1512 wurde er dessen secretarier 11, war aber bereits seit 1503 im markgräf­lichen Dienst 12. Schon sein Vater diente den fränkischen Markgrafen 13.

8 Zu Vogler zuletzt Huber, Georg Vogler (2008), der zum ersten Mal die verstreute Literatur erschließt und sich durch die Überlieferung auch der „privaten“ Seite Voglers nähert. 9 Zu den fränkischen Brandenburgern Seyboth, Art. „Brandenburg(-Ansbach und -Kulmbach) (2003). 10 Siehe zuletzt bspw. Zeilinger, Gruppenbild (2009), mit weiterführenden Literaturhinweisen. Bekannter Vertrauter Albrechts war Ludwig von Eyb d. Ä., biographische Zugänge bieten Ulmschneider, Art. Ludwig von Eyb d. Ä. zu Eybburg (1985); Koeppel, Schuhmann, Ludwig von Eyb d. Ä. (1968); Schuhmann, Art. „Eyb, Ludwig der Ältere von“ (1959); Werminghoff, Ludwig von Eyb d. Ä. (1919); Vogel, Art. „Eyb, Ludwig von“ (1877). Siehe auch unbedingt Rabeler, Lebensformen (2006), pass. Zur Überlieferung Ludwig von Eyb der Ältere (2002). 11 Huber, Georg Vogler (2008), S. 55f. 12 Huber, Georg Vogler (2008), S. 55. 13 Huber, Georg Vogler (2008), S. 55.

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Kasimir selbst stand vor und auch nach seinem Regierungsantritt in Diensten Maximilians 14 und war unter anderem an den Zügen gegen die Schweizer und gegen Venedig beteiligt, zudem in diplomatischen Missionen unterwegs. 1515 setzte er seinen verschwenderischen und wohl geisteskranken Vater Friedrich 15 auf der Plassenburg gefangen und übernahm formal gemeinsam mit Georg und Johann, zwei seiner jüngeren Brüder, die Herrschaft, die er faktisch aber allein ausübte 16. Unter Kasimir war Vogler von 1524 bis 1526 oberster Sekretär 17. Aus dieser Zeit resultiert auch ein bis zum Ende seines Lebens anhaltender Kontakt zu dem der Reformation wie Vogler zuneigenden Hochmeister des Deutschen Ordens beziehungsweise Herzog von Preußen Albrecht 18, einem der Brüder der fränkischen Markgrafen. Im Oktober 1526 ließ Kasimir, der sich den antireformatorisch, universalkirch­lich gesonnenen Habsburgern verpf­l ichtet fühlte, Vogler inhaftieren, weil dieser gemeinsam mit Johann Rurer 19, dem ersten evangelischen Pastor zu Ansbach, und unterstützt vor allem von dem unten zu behandelnden Bamberger Hofmeister Johann von Schwarzenberg 20 gegen eine Anordnung des Markgrafen protestierte, wonach zwar „rein und laut“ 21 gepredigt werden solle, aber nach altem Kultus 22. Der der Reformation gegenüber aufgeschlossene Markgraf Georg entließ Vogler nach dem Tod Kasimirs im Februar 1528 aus der Haft und machte ihn zum Leiter der Kanzlei am Ansbacher Hof, eine Untersuchung rehabilitierte ihn 23. Mit Hilfe Voglers hat Georg dann auch als Nachfolger seines Bruders in den Markgraftümern die Reformation eingeführt 24. Nach Patrizio Foresta habe 14 RI XIV Nr. 14381 (4. Sept. 1500): Maximilian nimmt Kasimir mit 40 Reitern zu einem jähr­lichen Sold von 4000 rheinischen Gulden als seinen Diener an. 15 Zu Friedrich Seyboth, Markgraftümer (1985); neuerdings Tkocz, Friedrich der Ältere (2009). 16 Zu Kasimir nur Schuhmann, Art. „Kasimir“ (1977); Hirsch, Art. „Casimir“ (1876). 17 Huber, Georg Vogler (2008), S. 58. 18 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 58 mit Anm. 29. Zu Albrecht unten ab S. 263. 19 Zu Rurer Huber, Georg Vogler (2008), S. 57 Anm. 23. 20 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 56, 58, 59, 61, 64, 65. Zu Schwarzenberg unten ab S. 254. 21 Foresta, Überlegungen (2007), S. 133. 22 Vgl. auch die bislang nicht ersetzte Arbeit Schornbaum, Stellung (1900), zu Kasimirs Position und Verhalten gegenüber der Reformation in den Jahren 1524 bis 1527. Zum Geschehen Huber, Georg Vogler (2008), S. 60 – 6 4. Voglers Neigung zur Reformation mag auf eine persön­liche Begegnung mit Luther zurückzuführen sein, ebd., S. 57 mit Anm. 22. 23 Huber, Georg Vogler (2008), S. 64 mit Anm. 62. 24 Zu Georg neuerdings Huber, Art. „Georg (der Fromme)“ (2009), mit Literaturhinweisen bis 2008.

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Vogler als „früher Vertreter der Lehre Luthers im Nürnberger Raum“ zu gelten und aufgrund seiner Verhaftung als „Märtyrer für die Sache der Reformation.“ 25 Vogler stand 17 Jahre in Diensten Kasimirs, als die Vertrauensbeziehung, die als solche allein schon wegen der langen Dauer des Dienstverhältnisses bestanden haben muß, mit seiner Gefangensetzung abrupt endete, weil der Diener den Gehorsam verweigerte. Weil Vogler aber offensicht­lich auch das Vertrauen Georgs hatte, dem Vogler zunächst unersetz­lich gewesen sei 26, kann Wolfgang Huber einschränkend darauf hinweisen, daß sich Vogler „immer dem Wohl der gesamten Herrschaft verpf­lichtet“ gesehen habe, daß seine „Treue zur Herrschaft“ zuerst dem Haus, erst dann dem Herrscher galt 27. Insbesondere die Bemühungen der papsttreuen Markgrafenbrüder Dompropst Friedrich und Domherr Johann Albrecht nagten frei­lich an dem Vertrauen Georgs zu seinem Kanzler, der begann, das distanzierte, ja ungnädige Verhalten Habsburgs ihm gegenüber vor allem Vogler anzulasten 28. Vogler selbst, der sich von den gegenreformato­rischen Kräften bedroht und verfolgt fühlte, floh 1530 vom Augsburger Reichstag und soll sich mit dem Gedanken getragen haben, sein Amt als Kanzler niederzulegen, weil er vermutete, daß sein Herr ihn nicht mehr lange schützen könne und vielleicht auch nicht würde 29. Albrecht von Preußen bat Vogler, im Amt zu bleiben, und bot ihm seinen Hof als Zuflucht an 30. Die Situation spitzte sich zu, als der Markgraf sich entschloß, seinen Hof aus politischen und finanziellen Gründen in seine schlesischen Besitzungen nach Jägerndorf zu verlegen. Vogler sollte im Ansbachischen als einer von vier Statthaltern verbleiben. Ausgerechnet Dompropst Friedrich von Brandenburg, der „niemals mit Vogler im Rat sitzen“ 31 wollte, gestand Georg für den Fall, daß die Statthalter sich nicht einigen könnten, das Entscheidungsrecht zu 32, was Vogler tief getroffen haben muß: „Nun war es ihm klar, daß er das Vertrauen des Regenten verloren hatte“ 33, urteilt Huber. So bat Vogler im Oktober 1531 um seine Entlassung 34, die ihm allerdings nicht gewährt wurde. Stattdessen sah er sich mißtrauensbildenden Maßnahmen von Seiten

25 Foresta, Überlegungen (2007), S. 133. 26 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 70. 27 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 57. 28 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 72. 29 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 72, 74. 30 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 74. 31 Huber, Georg Vogler (2008), S. 75. 32 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 74. 33 Huber, Georg Vogler (2008), S. 75. 34 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 75.

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seiner Gegner ausgesetzt. Vogler übelmeinende Räte in Jägerndorf kritisierten seine Amtsführung und seine politischen Entscheidungen, bezichtigten ihn der Absicht, in die Dienste Nürnbergs zu wechseln, wo er bereits ein Haus erworben haben soll. Seine Flucht aus Augsburg sei der Tatsache geschuldet, daß er an den Kaiser gerichtete Schreiben in ungehörigem Ton verfaßt habe, was wiederum dazu beigetragen habe, den Kaiser gegen den Markgrafen einzunehmen 35. Mit Hinweis auf Voglers Korrespondenz mit dem Herzog von Preußen warf Georg ihm vor, Amtsgeheimnisse verraten zu haben, denn Albrecht sei zu gut informiert und habe ihn vor Dompropst Friedrich gewarnt 36. Die Umtriebe gegen Vogler kulminierten, als Georg ihn beschuldigte, daß Vogler ihn einerseits für die Schuldenkrise des Landes verantwort­lich mache, andererseits aber den Sparkurs unterlaufe. Dabei habe Vogler selbst ihn doch trotz der Verschuldung des Landes zur Übernahme der Regierung gedrängt 37. Dompropst Friedrich meinte, Vogler habe schon im Dienst Kasimirs treupf­licht und aydt und gethane pf­licht an seinem herrn in vie­ lerlei stucken und handlungen geprochen 38. Schließ­lich wurde Vogler im Februar 1533 von Sebastian Heller abgelöst 39, aber nicht aus der Dienstpf­licht entlassen 40. Von seinem Windsheimer Exil aus mischte sich Vogler auch weiterhin in die ansbachischen Angelegenheiten ein und wagte es, den Markgrafen auch ganz offen zu kritisieren, was beispielsweise den lockeren Ton an seinem Hof anbelange 41. 1536 starb Dompropst Friedrich überraschend in Genua, und Vogler konnte sich nicht enthalten, Markgraf Georg mit der Bemerkung zu kondolieren, daß er sich mer mit der herrschaft freue, dann bekömmer 42. Die einst vertraute Beziehung zu seinem Herrn hat sich so frei­lich nicht wieder eingestellt, und noch 1541 wandte Vogler sich gegen Georg, nachdem diesem 1539 ein Sohn geboren worden ist. Denn der bis dahin als Erbe der Herrschaft geltende Sohn Kasimirs, Albrecht Alcibiades, sah nun seine Hoffnung schwinden, alleiniger Landesherr zu werden, und fürchtete auch um seinen Anteil. Albrecht Alcibiades wandte sich über seinen Vertrauten Wilhelm von Grumbach 43 an Vogler und bat um Unterstützung.

35 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 75. 36 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 75. 37 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 75. 38 Zit. nach Huber, Georg Vogler (2008), S. 77. Vgl. Nolte, Familie (2005), S. 134, 141. 39 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 76. 4 0 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 78. 41 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 78. 42 Zit. nach Huber, Georg Vogler (2008), S. 78. 43 Zu dem nicht zuletzt wegen der Grumbachschen Händel berühmt gewordenen G ­ rumbach nur Römmelt, Wilhelm von Grumbach (2006).

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Vogler verwies auf die brandenburgischen Hausverträge, wodurch Georg zu der Teilung gezwungen war, die durch den Kaiser im Teilungsvertrag von 1541 bestätigt wurde 44. 1534 verstarb Markgraf Georg, Vogler zog sich nach Rothenburg ob der Tauber zurück, wo er selbst 1550 starb 45. In den Markgraftümern Badens regierten nach Markgraf Christoph I., der zwar erst 1527 verstarb, aber bereits 1516 krankheitsbedingt die Herrschaft niederlegte 46, seine Söhne Philipp (reg. bis 1533)47, der ohne männ­liche Erben blieb, und ­Bernhard (reg. bis 1536)48, der nach dem Tod Philipps die Baden-Badener katholische Bernhardinische Linie begründete, die erst 1771 wieder mit der auf Ernst (reg. bis 1553)49 zurückzuführenden Baden-Durlacher evangelischen Ernesti­nischen Linie vereinigt wurde. Ihr Vater hatte 1515 testamentarisch verfügt, die Lande zu teilen 50. Philipp erhielt als Philipp I. das Kerngebiet der sogenannten Unteren Markgrafschaft mit Baden, Durlach, Pforzheim Altensteig, Teilen von Eberstein, Lahr, Mahlberg und Geroldseck, Bernhard als Bernhard III. die linksrheinischen sponheimischen und luxemburgischen Besitzungen, Ernst als Ernst I. die südbadischen Herrschaften Hachburg, Usenberg, Sausen, Rötteln und Badenwieler 51. Ursprüng­lich hatte Markgraf Christoph Philipp, den er für den fähigsten seiner Söhne hielt 52 und der bereits seit 1508 sein Statthalter war, die Gesamtherrschaft übertragen wollen, was aber am Widerstand der anderen Söhne scheiterte 53. In einer engen Vertrauensbeziehung zu Philipp stand sein gelehrter Kanzler H ­ ieronymus 54 Vehus (gest. ca. 1544) . 4 4 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 79. 45 Vgl. Huber, Georg Vogler (2008), S. 80f. 4 6 Zu Christoph I. Schwarzmaier, Baden (1995), S. 204 – 211. 47 Zu Philipp I. Krieger, Art. „Philipp I. (Markgraf von Baden)“ (1887); Kattermann, Markgraf (1935), S.  1 – 14, 20 – 4 0, 63 – 85; Brüning, Art. „Philipp I.“ (2001). 48 Zu Bernhard III. nur der knappe Artikel Weech, Art. „Bernhard III.“ (1875). 49 Zu Ernst I. Kleinschmidt, Art. „Ernst (Markgraf von Baden-Durlach)“ (1877); Wielandt, Art. „Ernst, Markgraf von Baden-Durlach“ (1959). 50 Siehe Schwarzmaier, Baden (1995), S. 212 – 216. 51 Vgl. Schwarzmaier, Baden (1995), S. 213. 52 Dieses Urteil wird auch dadurch bestätigt, daß Philipp das Vertrauen Karls V. erwarb, für den er von 1524 bis 1528 als Statthalter an der Spitze des Reichsregiments stand, siehe insbes. Kattermann, Markgraf Philipp I. von Baden (1929), neuerdings Roll, Reichsregiment (1996), pass., vgl. ebd., S. 370 – 379. 53 Vgl. Schwarzmaier, Baden (1995), S. 212. 54 Zu Hieronymus Vehus Kattermann, Markgraf (1935); Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982); Wöhrer, Art. „Vehus“ (2000). Siehe auch Roll, Reichsregiment (1996), S. 464f.

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Der Humanist Hieronymus Vehus besaß wie so viele, die wir schon kennengelernt haben, eine akademische Ausbildung und gehörte damit zu der wissenschaft­ lich-akademisch gebildeten Funktionärselite 55 der Zeit. In Freiburg hatte er mit Unterstützung Markgraf Christophs das welt­liche und kirch­liche Recht studiert 56, unter anderem bei Ulrich Zasius 57, und wurde dort Anfang des Jahres 1510 zum Doktor beider Rechte promoviert. Nach einer kurzen Tätigkeit an der Freiburger Universität legte Vehus 1514 seine Professur nieder und wechselte in den markgräf­ lich-badischen Dienst als ein verordnetter rate zur canntzley 58, als der er schon in der Hofordnung von 1511 notiert ist 59. Seit 1517 erscheint Vehus als Kanzler und bestimmte neben Markgraf Philipp fortan die badische Politik 60. Nach dessen Tod zog sich Vehus zurück, der in badischen Diensten ein wohl beacht­liches Vermögen erworben hatte 61. Sein genaues Todesdatum ist nicht bekannt 62. In der lutherischen Frage suchte der altgläubige Vehus eine fried­liche Lösung 63. So war es 1530 auf dem Augsburger Reichstag sein Vorschlag eines Kompromisses, einen Ausgleich zwischen den Parteien dadurch herbeizuführen, daß eine endgültige Entscheidung einem künftigen Konzil vorbehalten sein sollte 64. Schon an den Verhandlungen der Stände mit Luther auf dem Wormser Reichstag 1521 war Vehus maßgeb­lich beteiligt 65, auf dem Nürnberger Reichstag 1524 verhandelte er 55 Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 134. Zu Herkunft und Bildungsweg Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 11 – 17. 56 Vgl. Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 135. 57 Vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 11f.; Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 135. 58 Zit. nach Kattermann, Markgraf (1935), S. 19. 59 Kattermann, Markgraf (1935), S. 18f., vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 18. 60 Vgl. Kattermann, Markgraf (1935), S. 18f. 61 Vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 19f. 62 Vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 67. Siehe auch den kurzen biographischen Überblick bei Kohnle, Brief (2008), S. 73, mit den entspr. Nachweisen nach der knappen Literatur. 63 Vgl. Fuchs, Humanistische Politik (1997). Vgl. Press, Baden (1993), S. 130f.; Kohnle, Brief (2008), u. a. S. 74. 6 4 Vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 46 – 62, siehe auch ebd., S. 63 – 66; umfassend Honée, Libell (1988); Honée, Hieronymus Vehus (1989); Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 170 – 173. 65 Vgl. Seidemann, Hieronymus Vehus (1851); Kattermann, Markgraf (1935), S. 41 – 62; Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 21 – 32; Fuchs, Humanistische Politik (1997), S.  135 – 141; Kohnle, Brief (2008). Ebd., S. 78 – 93, die Ed. der Schilderung des Vehus über diese Verhandlungen in einem Brief an Herzog Georg von Sachsen, vgl.

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an führender Stelle mit dem päpst­lichen Legaten Campeggio 66. In der Markgrafschaft konnte Vehus religionspolitische Vorstellungen wie die Priesterehe oder die Darreichung des Laienkelches durchsetzen 67. Schließ­lich war Vehus auch am Zustandekommen des sogenannten Ortenauer Vertrages vom 25. Mai 1525 beteiligt, mit dem der Bauernkrieg in Baden beendet werden konnte 68. Die Interpretation der Beziehung des Vehus zu Markgraf Philipp als Vertrauensbeziehung gründet sich mithin auf die Dauer seiner Tätigkeit, seine hohe Stellung und die ihm ganz offensicht­lich zugewiesenen Handlungsspielräume. Vehus war von einiger politischer und religionspolitischer Bedeutung nicht nur für das badische Markgraftum unter Philipp, aber Äußerungen des Vertrauens durch die Vertrauenspartner oder durch Dritte scheinen nicht überliefert. Dennoch wird man nicht fehlgehen, in Hieronymus Vehus einen Träger persön­lichen Vertrauens Philipps zu sehen, denn gerade in der Frage der Reformation oder in der Auseinandersetzung des Bauernkrieges ist ihm große Verantwortung und auch Entscheidungsfreiheit übertragen und zugestanden worden. Der Eintrag herzog von der Leuenburg mit dem Einschub „[Hans]“ in der Reichsmatrikel 69 gilt Magnus I. von Sachsen-Lauenburg (reg. 1507 – 1543)70, dem Sohn Johanns (Hans!) IV . von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg (gest. 1507). M ­ agnus scheint, wie oben ausgeführt 71, über Jahre eine intensive Beziehung zum ­Ratzeburger Bischof Berkmeier unterhalten zu haben, der bis zur Besetzung des Ratze­burger Bischofsstuhles 1511 sein Kanzler war. Die Beziehung endete allerdings in Auseinandersetzungen um das Kirchenregiment. Mit dem herzog­lichen Kanzler und gelehrten Rat 72 Johann Geckhus läßt sich ein weiterer Vertrauensträger fassen. Fuchs, Humanistische Politik (1997). S. 142 – 145. Zum offiziellen Bericht des Vehus RTA JR II, Nr. 86: Dr. Hieronymus Vehus an (den Markgrafen Philipp von Baden): berichtet über seine Teilnahme an den Verhandlungen mit Luther durch die Reichsstände und den Erzbischof von Trier am 24. und 25. April – 1521 Juni 3 Baden. Zur, positiven, Reaktion Luthers auf Vehus siehe Kohnle, Brief (2008), S. 78 mit Anm. 29. 66 Vgl. Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 36 – 38; Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 145 – 160. 67 Vgl. Kohnle, Brief (2008), S. 74, mit den entspr. Literaturnachweisen ebd., Anm. 11; Immenkötter, Hieronymus Vehus (1982), S. 42 – 45. 68 Vgl. Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 161 – 164. 69 Reichsmatrikel von 1521, S. 429. 70 Zu Magnus Mohrmann, Art. „Magnus I.“ (1987). 71 Siehe oben ab S. 117. 72 Vgl. Assing, Art. „Sachsen-Lauenburg“ (2003), S. 887f., Meyn, Gebietsherzogtum (1998), S. 169f., zur Entwicklung der Räte am lauenburgischen Hof.

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Geckhus scheint bereits seit 1519 in herzog­lichen Diensten gestanden zu haben. 1527 erhielt er von Magnus wegen treuer Dienste als „Kanzler, Rat und lieber Getreuer“ eine Rente von jähr­lich 30 Mark aus dem Zoll zu Lauenburg, dazu ein Haus in demselben Ort zu freiem Eigentum und zu freier Verfügung 73. Auch wurde sein jähr­licher Sold in einem eigenen Vertrag für die nächsten vier Jahre auf 80 Gulden festgesetzt 74. 1531 versuchte Magnus, Geckhus auf Lebenszeit zu verpf­lichten, und bot ihm dafür ein jähr­liches Dienstgeld von 200 Mark, die Übernahme der Kosten für einen Knecht, einen Jungen und drei Pferde, Naturalien, zwei Ochsen, acht Schafe, sechs Schweine und freie Mast, Heu, Stroh und Brennholz. Frau und Kinder sollten im Falle des Todes von Geckhus ein Jahr das volle Dienstgeld erhalten, und die Rente aus dem Lauenburger Zoll sollte ihnen auch weiterhin zustehen 75. Geckhus scheint seinem Herrn viel Wert gewesen zu sein, aber Magnus hat seine Zahlungsverpf­lichtungen offenbar nicht einhalten können. Schon 1533 strengte Geckhus wegen ausbleibender Zahlungen einen Prozeß beim Reichskammergericht an. Der Vertrag wurde geändert, aber schließ­ lich kündigte Geckhus 1541 seine Stellung. Schon seit Ende der 1530er Jahre war er Rat des schwedischen Königs 76. Für das Herzogtum liegt die Bedeutung ­Geckhus’ in der Einführung der Reformation 77. Wie sich jedoch die Beziehung zum Herzog gestaltete, was für eine Persön­lichkeit Geckhus war, dessen Loyalität zu seinem Herrn offensicht­lich kaum emotional geprägt war und da endete, wo die Verdienstmög­lichkeiten aufhörten, läßt sich auf Grundlage der vorliegenden Forschung kaum und noch nicht abschließend beurteilen. Die Herzöge von Mecklenburg sind in der Reichsmatrikel durch Heinrich V. (reg.  1503 – 1552)78 und Albrecht VII. (reg.  1503 – 1547)79 vertreten. Heinrich und Albrecht regierten das Land nach dem Tod Herzog Magnus’ II . 1503 zunächst gemeinsam mit ihrem Bruder Erich und ihrem Onkel Balthasar. Erich und ­Balthasar verstarben allerdings bereits 1507 und 1508 und hinterließen keine 73 Vgl. Meyn, Gebietsherzogtum (1998), S. 166, Zit. ebd. 74 Meyn, Gebietsherzogtum (1998), S. 166. 75 Vgl. Meyn, Gebietsherzogtum (1998), S. 166f. 76 Vgl. Meyn, Gebietsherzogtum (1998), S. 167; Fischer-Hübner, Baring, Reformation (1933), S. 11f. 77 Siehe v. a. Fischer-Hübner, Baring, Reformation (1933), S. 1 – 13. 78 Zu Heinrich Fromm, Art. „Heinrich V. (Herzog von Mecklenburg-Schwerin)“ (1880); Schnell, Heinrich V. (1902); Thierfelder, Art. „Heinrich V., der Friedfertige“ (1969); Sellmer, Art. „Heinrich V., der Friedfertige, Herzog von Mecklenburg“ (1995). 79 Zu Albrecht Fromm, Art. „Albrecht VII.“ (1875); Maybaum, Art. „Albrecht VII.“ (1953); Sellmer, Art. „Albrecht VII., der Schöne, Herzog von Mecklenburg“ (1995).

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Erben, so daß nur Heinrich und Albrecht die gemeinschaft­liche Regierung fortsetzten 80. Überlegungen zu einer Landesteilung führten zum Neubrandenburger Hausvertrag vom 7. Mai 152081, der Heinrich auf Schwerin und Albrecht auf Güstrow verwies 82, ohne daß das Land jedoch tatsäch­lich geteilt worden wäre 83. Am Hof Heinrichs sind vor allem der von 1507 bis 1547 amtierende Kanzler Caspar von Schöneich und der gelehrte Rat Nikolaus Marschalk von Belang, weil dies die einzigen Räte des Herzogs waren, die über einen längeren Zeitraum ständig am Hof weilten 84. Der Thüringer Marschalk (gest. 1525)85 hatte in Löwen und Erfurt Philosophie und Jura studiert und diente Heinrich ab 150586. 1510 erhielt er eine Professur in Rostock und verließ den Schweriner Hof 87, wurde aber 1512 zum fürst­lichen Rat bestallt. Marschalk war als Gesandter, aber vor allem als Historiograph, Chronist und Biograph des Mecklenburger Fürstenhauses tätig 88, in der Forschung ist er auch als Drucker und Verleger bekannt 89. Ihm ist es zu verdanken, daß wir aus mecklenburgischer Perspektive erfahren, daß Heinrich sich als Kaiser Maximilians meistgeliebte Person verstanden habe 90. Nähere Einzelheiten zur vertrauten Qualität seiner Beziehung zu Heinrich, die vor allem auch wegen der langen Dauer seines Dienstverhältnisses unterstellt werden darf, sind nicht überliefert. 80 Siehe Stuth, Höfe (2001), S. 30 – 32. 81 Stuth, Höfe (2001), S. 31 mit Anm. 36. 82 Zu den Residenzen Schwerin und Güstrow Stuth, Höfe (2001), S. 47 – 69, zu den Höfen Albrechts und Heinrichs ebd., S. 82 – 88. Zum Hof Heinrichs v. a. Sander-Berke, Hof (1997). 83 Zur Teilung Sellmer, Albrecht VII. (1999), S. 26 – 33; neuerdings Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 209 – 215. 84 Vgl. Stuth, Höfe (2001), S. 87. 85 Zu Marschalk Wunschmann, Art. „Marschalk, Nicolaus“ (1884); Grimm, Art. „Marschalk, Nikolaus“ (1990); Haye, Notizen (1994); eine kleine biographische Skizze bei Stuth, Höfe (2001), S. 87f. Anm. 110; Helmrath, Probleme (2005), S. 369f. mit Anm. 132; Kersken, Weg (2007), insbes. S. 127 – 129; Minneker, Kloster (2007), pass. Siehe auch Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 314 Anm. 75. 86 Siehe Haye, Notizen (1994), S. 219f. 87 Vgl. Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 165f. 88 Zu Marschalks Werk, was u. a. die Intention der Betonung des „dynastischen Einheitsgedankens“ betrifft, Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 214 mit Anm. 95, und S. 314 mit Anm. 82, siehe auch ebd., S. 325, 327, 331, 332, 333, 334. Auge weist darauf hin, daß Heinrich V. mit Marschalks Hilfe offensicht­lich das maximilianeische gedechtnus-­ Programm für sich und sein Haus zu inszenieren beabsichtigt habe, ebd., S. 314. 89 Vgl. Haye, Notizen (1994), S. 209. 90 Vgl. Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 286 mit Anm. 208.

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Aufgrund der Tatsache, daß Marschalk das letzte seiner vier Werke, Ein austzog der Mecklenburgischen chronicken 91, dem Kanzler Schöneich widmete 92, läßt sich aber noch vermuten, daß auch Schöneich und Marschalk eine Beziehung unterhielten, die durchaus von freundschaft­lichen Elementen geprägt gewesen sein könnte. Auch die vertraute Beziehung Heinrichs zu Caspar von Schöneich (gest. 1547)93 erschließt sich nur über das Amt, die Dauer des Dienstes, die Amtstätigkeit und eine über die Besoldung hinausgehende Entlohnung. Schöneich stand seit 1503 in Diensten der mecklenburgischen Herzöge, zunächst als Orator insbesondere in Verhandlungen mit dem kaiser­lichen Hof. Als Kanzler folgte er 1507 seinem Cousin Brandanus. Nach dem Teilungsvertrag stellte Herzog Albrecht allerdings einen eigenen Kanzler ein, Schöneich blieb Kanzler Heinrichs bis zu seinem Tod 1547. Karl Ernst Hermann Krause, Verfasser des Artikels zu Schöneich in der Allgemeinen Deutschen Biographie, attestiert Schöneich, er sei „seinem Fürsten stets ein treuer Diener“ gewesen, weil er „in allen wichtigen Geschäften seiner Zeit an seiner Seite“ stand 94 und auch als Altgläubiger den der Reformation zuneigenden Heinrich 95 treu beraten habe. Im Gegenzug übereignete Heinrich seinem Kanzler eine ganze Reihe erledigter Lehngüter 96. Im Gegensatz zu seinem Bruder versuchte Herzog Albrecht, sich der Reformation entgegenzustellen 97. An seiner Seite stand seit 1526 zunächst Wolfgang Kettwig 98, der zuvor dem brandenburgischen Kurfürsten gedient hatte. 1529 schied Kettwig allerdings wieder vom mecklenburgischen Hof, weil ihn der Brandenburger zum Kanzler auf Lebenszeit ernannt hatte 99. Nachfolger ­Kettwigs wurde Joachim Jetze, vormals Propst des Nonnenklosters Eldena 100. Jedoch erlauben weder Überlieferung noch Forschung weitergehende Interpretationen.

91 Ed. Nikolaus Marschalcks Ein Austzog der Mecklenburgischen Chronicken (2000), S.  57 – 72. 92 Kersken, Weg (2007), S. 128. Vgl. Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 314 Anm. 82. 93 Zu Schöneich Krause, Art. „Schöneich, Kaspar von“ (1891); Sellmer, Albrecht VII. (1999), S. 49. 94 Krause, Art. „Schöneich, Kaspar von“ (1891), S. 287. 95 Vgl. Schnell, Heinrich V. (1902), S. 25 – 34, zu den persön­lichen Beziehungen ­Heinrichs zu Luther und Melanchthon. 96 Vgl. Krause, Art. „Schöneich, Kaspar von“ (1891), S. 288. 97 Vgl. Schrader, Mecklenburg (1990), S. 169 – 171; Sellmer, Albrecht VII. (1999), S.  37 – 48. 98 Siehe Sellmer, Albrecht VII. (1999), S. 49f. 99 Vgl. Sellmer, Albrecht VII. (1999), S. 50. 100 Vgl. Sellmer, Albrecht VII. (1999), S. 50.

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In der Mitte des Reiches lagen die askanischen Fürstentümer Anhalts, die bekannt­ lich von erheb­licher Bedeutung für Reformation und Konfessionalisierung waren 101. So wurde Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen auch „der Bekenner“ oder „der Standhafte“ (reg.  1508 – 1562)102 genannt, weil er in seinen Landen Anhalt-Köthen und Anhalt-Bernburg bereits 1525 mit Luthers Hilfe die Reformation einführte 103. An seiner Tafel habe oft Johann Schlaginhaufen (gest. 1560)104 gesessen, Tischgenosse Luthers 105. Schlaginhaufen, der 1533 Pfarrer an der St. Jakobskirche zu Köthen wurde, setzte sich, seit den 1540er Jahren in Köthen als Superintendent, ganz entschieden für die Durchführung der Reformation in Anhalt-Köthen ein. Wolfgang übereignete ihm für seine Verdienste ein Stück Land 106. Am Ende seines Lebens habe Wolfgang täg­lichen Umgang mit Abraham Ulrich (gest. 1577)107 gehabt, seit 1557 Pfarrer an der Bartholomäikirche zu Zerbst 108. In Anhalt-Dessau regierte bis 1530 Margarete von Münsterberg, Witwe des 1516 verstorbenen Fürsten Ernst, vormundschaft­lich für ihre drei Söhne 109. ­Margarete stand Luther und der Reformation ablehnend gegenüber 110. Unterstützung meinte

101 Siehe nur Schrader, Anhalt (1990); Freitag, Fürsten (2003), S. 16 – 18. Für Anhalt wie im übrigen auch für Hessen gilt diese Zeit zudem als „Aufbruchsphase des Fürstenhauses“, „die durch Modernisierungsschübe gekennzeichnet war“, Hecht, Art. „Anhalt“ (2003), S. 746; Rudersdorf, Hessen (1992), S. 268. 102 Siehe Kindscher, Art. „Wolfgang, Fürst zu Anhalt“ (1898). 103 Vgl. Schrader, Anhalt (1990), S. 91f. 104 Siehe Kindscher, Art. „Schlaginhaufen, Johannes“ (1890). 105 Vgl. Tischreden Luthers (1888). 106 Vgl. Kindscher, Art. „Schlaginhaufen, Johannes“ (1890). 107 Siehe N. N., Art. „Ulrich, Abraham“ (1895). 108 Vgl. Kindscher, Art. „Schlaginhaufen, Johannes“ (1890). 109 Siehe Hosäus, Art. „Margaretha, Fürstin zu Anhalt“ (1884). Die anderen Vormünder waren mit Erzbischof Albrecht, Kurfürst Joachim I. von Brandenburg und Herzog Georg von Sachsen prominente Vertreter der katholischen Seite. Margarete scheint eine verantwortungsvolle Herrscherin gewesen zu sein. Ihr jüngster Sohn Joachim urteilte 1553, sie habe die „Herrschaft durch Gottes Segen in besonderen Vorrat, Besserung und Aufnahme gebracht“, zit. nach Schrader, Anhalt (1990), S. 94. Einem Brief an den ältesten Sohn Johann von Johannes Mensing, einem katholischen Reformtheologen, den Margarete 1527 nach Dessau geholt hatte und der aus ihrem Nachlaß einiges erbte, ist die besondere Verehrung für Margarete zu entnehmen: Ach mochte ich E. F. G. Frawmutter vor meyne eygene fraw mutter haben […] ich wollte sie auff meynen henden, wehr es mog­lich, tragen […] yn hymmel hyneyn heben, zit. nach ebd., S. 94f. Darauf, daß auch Vormundschaft und weib­liche Regentschaft des Vertrauens nicht entbehren kann, weist am Beispiel Hessen 1500 – 1700 hin Puppel, Regentin (2004), S. 183, 201, 224. 110 Vgl. Schrader, Anhalt (1990), S. 92 – 95.

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sie anfäng­lich in dem Humanisten Georg Helt (gest. 1545)111 gefunden zu haben, bei dem zwei ihrer Söhne, Joachim und Georg, in Leipzig studierten und wohnten 112. Helt allerdings bekannte sich bereits 1519 zu Luther und sollte von besonderem Einfluß auf Georg (reg. 1530 – 1535)113 sein, dessen freundschaft­licher Ratgeber er sein Leben blieb 114. Georg, der bereits mit elf Jahren Kanonikus in Merseburg wurde und bei Helt das kanonische Recht studierte, wurde 1524 zum Priester geweiht und kurz darauf zum Dompropst in Magdeburg ernannt 115. Als enger Berater Erzbischof Albrechts stellte er sich anfangs der Reformation in Magde­ burg entgegen, nach dem Tod seiner Mutter neigte er jedoch der evangelischen Sache zu und führte gemeinsam mit seinen Brüdern in Anhalt-Dessau die Reformation ein 116. Wie auch Helt blieb Georg unverheiratet und er war es, der seinem einstigen Lehrer 1545 die Augen schloß 117. Im Anschluß an Helts Ableben notierte Georg im Bewußtsein dessen, was er ihm zu verdanken hatte, qui ab anno Domini mdxviii usque in horam mortis suae mihi a puero ac dilectissimo fratri nostro principi Joachimo paterno adfuit affectu in pia institutione prudenti­ bus consiliis ac in variis nostris adversitatibus ac tentationibus summae nobis fuit consolationi, dilectissimorum meorum fratrum tociusque domus Anhaltinae prae­ cipuus amator 118. Und immer wieder sollte er hervorheben, daß er dem in seinem persön­lichen Vertrauen stehenden Helt auch deshalb nachtrauere, weil er diesem stets tuto et non frustra alles habe anvertrauen können 119. Tatsäch­lich hatte Helt für seinen Herrn kein klar umrissenes Aufgabenfeld. Er entwarf Briefe, Reden, Abhandlungen und Gutachten, gab Rat, besorgte Bücher, ließ diese binden und illuminieren 120 und hatte ein offenes Ohr für dessen Sorgen und Nöte. Otto Cle-

111 Zu Helt Franck, Art. „Helt, Georg“ (1880); Georg Helts Briefwechsel (1907), S.  1 – 7: Bautz, Art. „Helt, Georg“ (1990). 112 Vgl. Gabriel, Fürst Georg III. von Anhalt (1997), S. 74; Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 1. 113 Zu Georg Heinemann, Art. „Georg III., Fürst von Anhalt“ (1878); Lau, Art. „Georg III.“ (1964); Bautz, Art. „Georg III. (Anhalt-Dessau)“ (1990); Gabriel, Fürst Georg III. von Anhalt (1997). 114 Vgl. Gabriel, Fürst Georg III. von Anhalt (1997), S. 75; Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 1. 115 Vgl. Gabriel, Fürst Georg III. von Anhalt (1997), S. 73f. 116 Vgl. Schrader, Anhalt (1990), S. 95 – 98. 117 Vgl. Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 1f. 118 Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 2. 119 Vgl. Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 2. 120 Vgl. Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 2f.

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men, der Herausgeber der Briefe Helts, urteilt, Helt habe vor allem „durch die Pflege persön­licher Beziehungen gewirkt“ 121. Johann Schlaginhaufen und Abraham Ulrich, vor allem aber Georg Helt standen zweifelsohne in vertraut-persön­lichen Beziehungen zu ihren Herren, diese Feststellungen vertiefende Beschreibungen der jeweiligen Vertrauensbeziehungen sind in Anbetracht der Forschungslage aber nicht mög­lich. Gleiches gilt für die Beziehung Heinrichs des Frommen von Sachsen (reg. 1473 – 1539, 1539 – 1541)122 zu Nickel Thum. Heinrich besaß einen abgeteilten, finanziell abhängigen, apanagierten Hof, sollte aber am Ende seiner Tage nach dem Tod seines Bruders Georg bis zu seinem eigenen Ableben noch für kurze Zeit die Herrschaft im albertinischen Sachsen übernehmen, was vor dem Hintergrund der beginnenden Reformation von zusätz­lichem Interesse ist, denn Heinrich bekannte sich im Gegensatz zu Georg zur Lehre Luthers 123. Es dürfte zudem von einigem Belang für die Beobachtung vertrauter Beziehungen sein, wenn der Herr unerwartet unabhängig wird und die Residenz wechselt. Hier soll jedoch nur auf die Beziehung Heinrichs zu seinem langjährigen Kammermeister Thum hingewiesen werden 124. Heinrich hatte von seinem Vater Albrecht Friesland zugewiesen bekommen, Georg Sachsen. Heinrich hatte allerdings kein Interesse an der Regierung in dem sich widersetzenden Land und einigte sich zunächst mit seinem Bruder, daß er die Regentschaft in Sachsen für ihn übernimmt, während jener versuchen wollte, Friesland innerhalb von zwei Jahren unter seine Verfügungsgewalt zu bekommen. Der Plan scheiterte einerseits am friesischen Widerstand, andererseits am fehlenden Ehrgeiz Heinrichs, der mit einer „Position als abgeschichteter zweiter Sohn, mit guter Versorgung, aber ohne die Last der Regierungsverantwortung“ zufrieden war 125. Friesland wurde im Mai 1505 für 100.000 Gulden an den seinerzeitigen Erzherzog Karl von Burgund

121 Georg Helts Briefwechsel (1907), S. 4. 122 Flathe, Art. „Heinrich der Fromme“ (1880); Brandenburg, Heinrich der Fromme (1896); Werl, Art. „Heinrich der Fromme“ (1969); Glaube & Macht (2004); Bünz, Volkmar, Herzöge (2004); Herzog Heinrich der Fromme (2007). 123 Siehe Rogge, Herrschaftsweitergabe (2002), S. 303 – 314, vgl. Issleib, Herzog Heinrich als evangelischer Fürst (1989). 124 Die Reichsmatrikel führt sowohl Heinrich wie auch Georg von Sachsen. Da Verf. eine Studie zur umfassenden Decodierung vertrauter Beziehungen am sächsischen Hof Georgs des Bärtigen von Sachsen (reg. 1500 – 1539) und Heinrichs während dessen kurzer Herrschaftszeit plant, werden die Nahbeziehungen am sächsischen Hof Georgs hier nicht berücksichtigt. 125 Vgl. Rogge, Herrschaftsweitergabe (2002), S. 261.

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verkauft 126 und am 30. Mai 1505 verzichtete ­Heinrich förm­lich in einem Vertrag mit seinem Bruder auf Friesland und begnügte sich mit den Ämtern Freiberg und ­Wolkenstein 127. Heinrich sei ein lebenslustiger Mensch gewesen, über den Herzogin Elisabeth von Rochlitz allerdings später urteilen sollte, er regiere nicht, er werde regiert 128. Nickel Thum (gest. 1541), über den die Überlieferung im Gegensatz zu den Räten Dr. Wenzeslaus Naumann und Anton von Schönberg, die Heinrich später mit an den Dresdener Hof nahm, kaum berichtet, stand ab 1505 im Kanzleidienst Herzog Heinrichs 129. In Thum sei nach Herbert E. Lemmel einer jener „frühen Vertrauten“ Heinrichs des Frommen zu sehen, die ihm ab 1505, als er auf Schloß Freudenstein in Freiberg Residenz nahm 130, beim Aufbau seiner Verwaltung halfen 131. Lemmels Zuschreibung ruht frei­lich auf einer äußerst schmalen Überlieferungs- und Forschungslage, so daß Nickel Thum ledig­lich als Stellvertreter für jene, die am sächsischen Apanagehof Heinrichs in vertrauten Beziehungen zu ihrem Herrn standen, stehen kann. 1533 ist Thum „in Gnaden entlassen“ worden 132, stand mithin fast 30 Jahre im Dienst Heinrichs, bis 1521 als dessen Kanzler 133. Heinrichs Lande befanden sich in einer Region, in der ausgiebig Silberbergbau betrieben wurde 134. Die Gründung von Marienberg, wo Heinrich in

126 Vgl. Rogge, Herrschaftsweitergabe (2002), S. 263 mit Anm. 55. 127 Siehe Gross, Geschichte Sachsens (2001), hier S. 36 – 38: „Herzog Heinrich und das ‚Freiberger Ländchen‘“. Zur „Väter­lichen Ordnung“ von 1499 und der tatsäch­lichen Umsetzung durch den Vertrag von 1505 und den zu diesem Vertrag führenden Einflußfaktoren Rogge, Herrschaftsweitergabe (2002), S. 252 – 264. 128 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 8030/03: Schriften der Herzogin von Rochlitz, hier Bl. 25: Brief der Herzogin Elisabeth von Rochlitz an Kurfürst Johann Friedrich (25. Apr. 1539). 129 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7343/7: Herzog Heinrich zu Sachsen Quittung von den Kammer Meister Nickel Thum, über zwei Jahresabrechnungen con Crucis 1531 bis 1533. Vgl. Schirmer, Staatsfinanzen (2006), S. 522 mit Anm. 40. Naumann ist nach 1533 von Heinrich zum Kanzler ernannt worden, ebd., S. 523. 130 Siehe Hingst, Hofhaltung in Freiberg (1873). 131 Vgl. Lemmel, Nickel Thum (1985), S. 21. Vgl. Rogge, Herrschaftsweitergabe (2002), S.  260 – 264. 132 Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Geheimer Rat (Geheimes Archiv), Loc. 7343/7: Herzog Heinrich zu Sachsen Quittung von den Kammer Meister Nickel Thum, über zwei Jahresabrechnungen con Crucis 1531 bis 1533. 133 Schirmer, Staatsfinanzen (2006), S. 523 Anm. 42, nach Lemmel, Nickel Thum (1985), S. 414. 134 Laube, Studien (1974), hier S. 22 – 28 zu Schneeberg, S. 37 – 4 0 zu Marienberg. Vgl. Der silberne Boden (1990).

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den 1530er Jahren relativ gleichbleibend etwa 230 Kuxe in 19 Zechen, 1541 etwa 300 Kuxe besaß 135, geht auf seine Initiative zurück 136 und bediente damit auch seinen Finanzbedarf. Wenn Thum sein Kammermeister war und nach dessen Entlassung 1537 und 1539 als Schichtmeister der Zeche Weingarten bei Freiberg erscheint 137, zudem mit einem Partner in der Fabian-Sebastian-Fundgrube von Marienberg, also in Heinrichs Stadt, anderthalb Kuxe hielt 138, dann ist die Vermutung sicher nicht von der Hand zu weisen, daß Heinrich mit Thum einen Bergbauspezialisten an seinen Hof geholt hatte, der in den langen Jahren seines Dienstes von einiger Bedeutung für Heinrichs diesbezüg­liche Interessen war. Dienstdauer, Position und Expertise des Dieners rechtfertigen somit durchaus die Deutung einer Vertrauensbeziehung, lassen Thum aber nicht zum Vertrauten werden. Thum scheint auch außerhalb des Hofes einiges Ansehen genossen zu haben, denn zumindest 1536 erscheint er als Rat von Freiberg 139. Wenn wir uns mit Vertrauensbeziehungen beschäftigen, von denen auch indirekte oder direkte Äußerungen über Vertrauen überliefert sind, gerät zunächst Hubert Thomas genannt Leodius, vertrauter Diener Pfalzgraf Friedrichs des Weisen, in den Blick. Der wittelsbachische Pfalzgraf Friedrich (gest. 1556, Kfs. ab 1544) war in den Jahren 1505 bis 1522 Vormund für herzog Ottheinrichs und seines bruders und ist aus diesem Grund in der Reichsmatrikel notiert. Ebenso nennt die Matrikel Ludwig II. den Jüngeren von Pfalz-Zweibrücken (reg. 1514 – 1532) und Johann II. den Jüngeren von Simmern (reg. 1509 – 1557). Soweit zu sehen, liegen zu Pfalzgraf Ludwig keine Arbeiten vor, die näheren, biographischen Aufschluß oder Auskunft über seinen Hof geben würden 140. Immerhin gibt es zu Pfalzgraf Johann einen Artikel in der Neuen Deutschen Biographie 141, zu Friedrich dem Weisen je einen in der Neuen und in der Allgemeinen Deutschen Biographie 142. Allerdings ist aus der Feder des 135 Vgl. Bogsch, Marienberger Bergbau (1933), S. 106f. 136 Laube, Studien (1974), S. 39, 173. 137 Bamberg, Personen (1940), S. 93. 138 Bogsch, Marienberger Bergbau (1933), S. 139 Anm. 535. Vgl. Lemmel, Nickel Thum (1985), S. 416. 139 CDS II, 12,1, Nr. 560, S. 366. Vgl. Lemmel, Nickel Thum (1985), S. 416. 140 Vgl. Ammerich, Art. „Pfalz-(Simmern-)Zweibrücken“ (2003); Steverding, Studt, Art. „Pfalz-Veldenz“ (2003). 141 Spohn, Art. „Johann II. der Jüngere“ (1974). Vgl. Ammerich, Art. „Pfalz-(Simmern-) Zweibrücken“ (2003); Steverding, Studt, Art. „Pfalz-Veldenz“ (2003). 142 Kleinschmidt, Art. „Friedrich II. der Weise“ (1877); Fuchs, Art „Friedrich II. der Weise“ (1961); Rall, Rall, Wittelsbacher (1986), S. 231 – 235. Siehe auch Schaab,

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Hubert Thomas (gest. 1556) aus Lüttich, weshalb er Leodius genannt wurde 143, eine zeitgenössische Biographie Friedrichs überliefert 144. Leodius war Friedrichs langjähriger Sekretär, berichtet aus nächster Nähe und kann ohne Zweifel als sein Vertrauter gelten. Anhaltspunkte für diese Zuschreibung sind seine Anstellung, die Aufträge, die er für seinen Herrn durchführte, die Dauer der Beziehung und eben die Tatsache, daß der Diener seinem Herrn ein biographisches Denkmal setzte. Leodius trat in die Dienste des Pfalzgrafen, als dieser 1522 um die Hand der verwitweten Königin Leonore von Portugal anhalten wollte 145. Dazu benötigte er einen französischsprachigen Schreiber, und Tetanias Frisius, für den Leodius von 1513 bis 1520 gearbeitet hatte, bevor er als Sekretär bei Ludwig V. begann 146, machte den Pfalzgrafen auf den Lütticher aufmerksam. Leodius schreibt: „Da er keinen Secretair hatte, der der französischen Sprache mächtig war, belangte er dieserhalb den vortreff­lichen Mann Tetanias Frisius zu sich, der beider Rechte Doktor und des kaiser­lichen Kammergerichts Beisitzer war, und bat ihn, ihm in dieser Sache einige Schreiben französisch zu verfertigen. Dessen Antwort war, er könne zwar französisch reden, aber nicht schreiben. Er habe jedoch einen Diener, Hubertus Thomas aus Lüttich, gehabt, der sich die sieben Jahre, daß das Kammergericht zu Worms gewesen, treu und fleißig bei ihm gehalten. Derselbe habe ein Weib genommen, sei in das andere Jahr Kanzleischreiber bei seinem Bruder dem Pfalzgrafen Kurfürsten, und könne thun, was er von ihm begehre. Hierauf begab sich Pfalzgraf Friedrich zu seinem Bruder und erlangte von ihm, daß ich verschrieben ward.“ 147 Geschichte der Kurpfalz (1988), hier Bd. 2, S. 20 – 22. 143 Zu Leodius Hartfelder, Art. „Leodius, Hubertus“ (1883); Hartfelder, Hubertus Leodius (1885); Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 205 – 208; Nicklas, Vorwort (1998). 144 Siehe die Druckausgabe, u. a. Heidelberg, Universitätsbibliothek. BATT 132 RES: Annales Palatini Libris XIV. Continentes Vitam & Res gestas Serenissimi, Et Celsissimi Principis Ac Domini Dn. Friderici II. Comitis Palatini Rheni, Ducis Bavariae, S. R. I. Archidapiferi Et Principis Electoris Augustae memoriae, Itemque Genealogicum Stemma Ex Illustrissima Domo Palatina Oriundorum Generosissimorum Comitum in Löwenstein, Wertheim, Rupefort, Montacuto […], Frankfurt am Main: Kaspar Wächtler 1624, 4 Bll., 303 S., 10, 9 Bll., 1 gef. Bl., Kupferstiche. Zur Übertragung nach dem lat. Original und nach einer älteren (hier zitierten) deutschen Übersetzung durch Eduard von Bülow siehe Fürstenspiegel (1849). Zu den Handschriften, Ausgaben und Drucken Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 213f. Eine kommentierte Übersetzung in Auszügen gibt Herbert Rädle, in: Der Reichsfürst und sein Kaiser (1998), S. 19 – 130. 145 Vgl. Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 208f. Zu den Heiratsplänen Friedrichs Schaab, Geschichte der Kurpfalz (1988), hier Bd. 2, S. 21. 146 Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 205f., 209. 147 Fürstenspiegel (1849), Bd. 1, S. 119f.

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Wie ein Herr von einem Mann und seinen Fähigkeiten Kenntnis erlangt, den er aufgrund dessen, daß er diese Fähigkeiten benötigt, in seinen Dienst nimmt, ist ein bekanntes, aber nicht häufig überliefertes Muster der Anbahnung einer mög­ lichen Vertrauensbeziehung, die von einer Empfehlung ausgeht 148. Daß sich im vorliegenden Fall eine solche Vertrauensbeziehung tatsäch­lich entwickelte, bestätigt Leodius. Denn von nun an begleitete er seinen Herrn auf dessen ungezählten Reisen und hatte so auch Gelegenheit, Karl V., den englischen und den französischen König kennenzulernen, worüber er in seiner Schrift ausführ­lich berichtet 149. Zudem verhandelte er im Auftrag Friedrichs an verschiedenen Höfen um eine geeignete Gattin für seinen Herrn, nachem Eleonore 1530 den franzö­sischen König Franz I. geheiratet hatte 150. Das Vertrauen seines Herrn hat L ­ eodius durchaus wahrgenommen, wenn er schreibt, wie „der Fürst mir zu Zeiten etwas in’s Ohr sagte, mich mit auf die Jagd nahm, mich anlachte und freund­lich mit mir sprach.“ 151 Als Friedrich 1544 Kurfürst wurde, scheint sich die vertraute Beziehung zu seinem Fürsten auf Drängen der pfälzischen Räte aber geändert zu haben 152. Leodius schreibt enttäuscht, er habe „oft und lange bei mir erwogen, ob ich das Leben meines Herrn als Kurfürsten weiter schreibe, da mich davon unter Anderem der Umstand abhalten will, daß er sich von der Zeit an meiner Dienste entäußert und mir seine Anschläge nicht mehr so wie sonst vertraut hat. Er hielt mich wohl eben für zu gering, die wichtigen Angelegenheiten zu versehen, die beinahe Tag für Tag beim kurfürst­lichen Regimente zur Berathung kamen, und es waren mir nicht minder die Räthe des verstorbenen Kurfürsten als einem nicht bei ihrer Sprache Geborenen feind und sagten, man dürfe die Heim­lichkeiten der Kur-Pfalz keinem Fremden anvertrauen, da er vielleicht über lang oder kurz heimziehe und davon aussage, was er wisse. Ja, da sie nicht gleich alles erhielten, was sie wollten […], wollten Einige aus der Renterei und Kammerdiener, denen die Fürsten gemeinig­lich folgen, mit nichts weiter zu thun haben, was Einem, der nicht reinen Mund hielt, anvertraut würde. Auch mochte der Fürst, was seine Brüder an ihm tadelten, gern immer neue und junge Hofräthe um sich haben.“ 153 So entzog Friedrich seinem Diener allmäh­lich das Vertrauen, tat sich damit aber 148 Siehe bspw. oben die Unterstützung des Matthäus Lang durch Zyprian von Serntein, S. 166. 149 Vgl. Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 209. 150 Vgl. Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 209. 151 Fürstenspiegel (1849), Bd. 2, S. 223. 152 Schaab, Geschichte der Kurpfalz (1988), hier Bd. 2, S. 21, meint, Leodius habe das Vertrauen Friedrichs verloren, „als dieser ganz zur evangelischen Seite hinüber wechselt“. 153 Fürstenspiegel (1849), Bd. 2, S. 223f.

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offensicht­lich schwer, und Leodius scheint sein Verhalten durchschaut zu haben, denn „[…] damit ich es nicht merkte oder mißvergnügt werde, vertraute er mir das geheime Siegel mit dem Bedeuten an: er wolle fortan wegen meines Alters und meiner Ermüdung von so vielen Geschäften meine Dienste nur gebrauchen, wenn lateinisch oder französisch an fremde Herren zu schreiben sei. Er selbst gedenke sich desgleichen nicht mehr um den von Granvella und den Kaiser zu kümmern und nur den Seinigen vorzustehen.“ 154 Und von der Zeit an, wie Leodius mitteilt, „stopfte ich meine Ohren zu und wollte nichts von öffent­lichen Dingen wissen, als was, so zu sagen, auf dem Markte und in den Badestuben besprochen ward, so daß man es mir billig verdenken dürfte, wenn ich von den während der kurfürst­ lichen Regierung meines Herrn vorfallenden Staatshändeln berichtete“, konnte aber doch von seiner vertrauten Zuneigung zu seinem Herrn nicht lassen, der „es mir nur zu gut halten mag, wenn ich sein von Jugend an beschriebenes Leben bis in das Alter fortführe.“ Und die Vertrauenskrise scheint doch vorübergezogen zu sein, denn Leodius war auch weiterhin mit seinem Herrn auf Reisen wie beispielsweise zu einer Taufe im Haus Vaudemont, als der Pfalzgraf eingeladen war, die Tochter aus der Taufe zu heben 155. Leodius beendet seine Schrift mit dem Jahr 1555. Einer der letzten Einträge gilt der Geburtstagsfeier seines Herrn, „bei dem auch allerlei Turnier und Ritterspiel gehalten ward“. Und er wünscht Friedrich, den im nächsten Jahr der Tod ereilen sollte, „gebe Gott, daß er dergleichen Jubelfeste noch viele begehen möge, da er bei guter Gesundheit ist!“ – ein deut­liches Zeichen des vertrauten Gefühls der Verbundenheit, das hier auch jene für Vertrauensverhältnisse typische Zukunftsorientierung und -erwartung formuliert. Leodius selbst beendet seine Schrift, „da ich ebenfalls mein sechzigstes Lebensjahr erreichte und mir nicht getraue, […] weiter zu schreiben.“ 156 Friedrich starb am 26. Februar 1556, Leodius folgte ihm am 29. Mai 157. In den seit 1521 vereinigten Territorien von Jü­lich, Kleve, Mark, Berg und Ravensberg 158 regierte Herzog Johann III . (reg.  1521 – 1539)159, „mächtigster Fürst im 1 54 Fürstenspiegel (1849), Bd. 2, S. 224. 155 Fürstenspiegel (1849), Bd. 2, S. 248. 156 Fürstenspiegel (1849), Bd. 2, S. 287. 157 Tournoy, Humanistische Historiographie (1994), S. 208. 158 Siehe Janssen, Herzogtümer (1997). Zu den „Rahmenbedingungen politischer Kultur“ ab etwa 1500 bis 1609 Seresse, Normen (2005), S. 20 – 50. 159 Biographische Zugänge bei Harless, Art. „Johann III., Herzog von Cleve-Mark und Jü­lich-Berg“ (1881); Janssen, Art. „Johann III.“ (1974).

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deutschen Westen“, doch von „offenbar bescheidenem intellektuellen Zuschnitt“, wie Wilhelm Janssen urteilt 160. Aber der Herzog habe „immerhin ein gutes Auge bei der Auswahl seiner höchsten Beamten und Ratgeber“ 161 gehabt. Einer dieser Ratgeber in „einer Reihe hochbegabter, humanistisch gesonnener Räte […], die einander vielfach freundschaft­lich verbunden waren“ 162, war der Humanist Konrad Heresbach (gest. 1576)163, Autor der zuerst 1570 gedruckten Schrift „De educandis […] principum“ 164, der nach Singer bedeutendsten Fürstenlehre des

1 60 Janssen, Art. „Johann III.“ (1974), S. 493. Ob dieses Urteil haltbar ist, siehe auch Smolinsky, Jü­lich-Kleve-Berg (1991), S. 90, mag dahingestellt bleiben und gründet sich mög­licherweise auf des Herzogs Versuch, in der Frage der Positionierung zur Reformation eine via media, einen mittleren Weg wie schon Hieronymus Vehus, vgl. Fuchs, Humanistische Politik (1997), S. 133f., einzuschlagen, vgl. etwa Schulte, Neutralität (1995), Molitor, Politik (1997), darin allerdings bspw. von Konrad Heresbach maßgeb­ lich beeinflußt, vgl. Smolinsky, Kirchenordnungen (1997). 161 Janssen, Art. „Johann III.“ (1974), S. 493. Einer dieser Ratgeber war Johann von Vlatten (gest. 1573), siehe Harless, Art. „Vlatten, Johann von“ (1896). Vlatten entstammte einem alten jü­lichschen Adelsgeschlecht, studierte in Paris, Basel und Freiburg und ist zum Doktor beider Rechte promoviert worden. Schon zu Beginn seiner Laufbahn erscheint Vlatten im Reichsregiment Karls V., siehe Roll, Reichsregiment (1996), pass., sein Biogramm ebd., S. 466 – 472. Vlatten gilt als einer der vertrautesten Freunde des Erasmus, der ihm 1523 die Ausgabe der Quaestiones Tusculanae des Cicero widmete. Seit Johann III . am jü­lichschen Hof, erlangte Vlatten von den Herzögen zahlreiche Benefizien, Pfründen und Gefälle und wurde 1554 unter Wilhelm V. Kanzler der beiden Herzogtümer Jü­lich und Berg. Siehe zum Personenbestand am klevischen Hof auch Scheler, Juristen (1997). 162 Seresse, Normen (2005), S. 274 mit Anm. 54. 163 Zu Heresbach hier nur die biographischen Artikel Ennen, Art. „Heresbach, Konrad“ (1880); Lohse, Art. „Heresbach, Konrad“ (1969); Beutler, Irsigler, Konrad Heresbach (1980). Knappe Überblicke bei Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 118; Irsigler, Konrad Heresbach (1997); Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 166 – 168; Seresse, Normen (2005), S. 273 – 276. Ausgangspunkt aller Heresbach-Forschungen ist Wolters, Konrad von Heresbach (1867). 164 U. a. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, S: Alv.: Cc 426: De Edvcandis Ervdiendisqve Principvm Liberis, Reipvblicæ Gvbernandæ Destinatis, Deqve Repvblica christiana administranda: Ad Illvstrissimvm VVilhelmvm Dvcem […] Libri duo. Avctore Conrado Heresbachio Ivreconsulto, & eiusdem Principis Consiliario, Frankfurt am Main: Hieronymus Feyerabend, Georg Rab, 1570, 147 Bll. Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S.  118 – 121; Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 168 – 174, teilw. Übersetzung ebd., S. 175 – 216; Geist und Macht (1999); Seresse, Normen (2005), S. 276 – 291, ebd., S. 276 Anm. 64, auch der Hinweis auf die fehlerhafte Übersetzungsleistung bei Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 175 – 216.

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16. Jahrhunderts in Deutschland 165, die „eine echte Summe humanist. Fürstenmoral u. -pädagogik“ 166 bietet. Heresbach besaß eine profunde schulische und akademische Ausbildung. Schon während seiner Kölner Studien, die er 1512 aufnahm, kam er in Berührung mit humanistischem Gedankengut und knüpfte erste Kontakte, die wie im Fall des späteren Kanzlers Johann Vlatten dauerhafte Freundschaften begründeten 167. Nach seinem 1515 erfolgten Abschluß als Magister Artium studierte Heresbach Theologie und Recht, unter anderem an verschiedenen französischen Universitäten. Eine Begegnung mit Erasmus von Rotterdam 1520 führte dazu, daß ­Heresbach nach Basel ging. Und durch eine Empfehlung Erasmus’ gelangte er 1521 in Freiburg auf eine Professur für Griechisch. 1522 wurde Heresbach in Ferrara zum Doktor des Zivilrechts promoviert 168. 1523 holte Herzog Johann Heresbach an seinen Hof, wiederum stand das Wort des Erasmus dafür ein, um dort das Amt des Erziehers des Erbprinzen Wilhelm anzutreten. Es entwickelte sich in der Folge eine dauerhaft vertraute Beziehung sowohl zu Johann als auch zu Wilhelm, die unter anderem dadurch zum Ausdruck kommt, daß Heresbach 1535 zum Geheimen Rat ernannt wurde, unter Wilhelm V. zu dessen engstem Vertrauten avancierte und mit zahlreichen diplomatischen Missionen beauftragt wurde, die ihn an eine Vielzahl europäischer Höfe führte, unter anderem 1539 und 1547 nach London 169. Die klevischen Kirchenordnungen von 1525, 1532 und 1567170, die Schul- und Rechtsreformen zwischen 1550 und 1560, die Gründung der Universität Duisburg im Jahre 1561 tragen seine Handschrift 171. Heresbachs praktische Erfahrungen als Fürstenerzieher und Fürstendiener und seine umfassende Bildung finden in „De educandis“ schrift­lichen Niederschlag, in der er sich auch über Vertrauen äußert. Gewidmet ist die aus zwei Büchern bestehende Schrift, um 1530 entstanden 172, sowohl Herzog Wilhelm als auch dessem Sohn Karl Friedrich 173, was vor dem Hintergrund von Laufbahn

165 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 121. Zur Problematik der Zuweisung der Schrift zur Gattung der Fürstenspiegel Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 169 Anm. 15. 166 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 121. 167 Siehe oben Anm. 161. 168 Zu den Stationen der Ausbildung v. a. Pohl, Bildung (1996). 169 Vgl. Irsigler, Konrad Heresbach (1997), S. 104. 170 Vgl. Smolinsky, Kirchenordnungen (1997). 171 Siehe zur Universitätsgründung und zu den Rechtsreformen Seresse, Normen (2005), S. 274 mit Anm. 52, zur Kirchenreform ebd., S. 274f. 172 Vgl. Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 168f. 173 Zu den Widmungen Seresse, Normen (2005), S. 276 – 278.

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und Stellung im Dienst am klevischen Hof durchaus als Zeichen des Vertrauens gedeutet werden kann. Im ersten Buch wird in 34 Kapiteln eine fürst­liche Erziehungslehre gegeben. Das Interesse gilt neben herrscher­lichen Tugenden wie clementia, fides, tempe­ rantia oder continentia aber auch ganz praktischen Fragen wie etwa Verhaltensmaßnahmen nach der Geburt eines Fürstenkindes, dessen Erziehung oder den Anforderungen, die eine Amme zu erfüllen hat. Heresbach gibt Ernährungsratschläge, äußert sich zur Kleidung und zur Leibeserziehung oder zur Notwendigkeit fürst­licher Bildung 174 – „ein vollständiges Erziehungssystem, vom Kind im Mutterleib bis zur Heirat des Prinzen“ 175. Das zweite Buch dient eher grundsätz­ lichen Überlegungen. Hier geht es um Staatsformen und Staatslenkung, um den Fürsten als Zentrum von Herrschaft und Hof, um sein Verhältnis zu den Untertanen, um Krieg, Steuern und Gesetze, Kirchenaufsicht, Bildungswesen, Handel und Gerichtsbarkeit, aber ebenso um die Räte 176, die ja in einem notwendigerweise stets engen Kontakt zum Herrn stehen. Wie auch bei den unten vorzustellenden Fürstenspiegeln hat bei Heresbach der Fürst sein Amt von Gott, dem er verantwort­lich ist 177. Diese Verantwortung umfaßt die richtige Wahl seiner Berater und deren Kontrolle 178. Deren Bedeutung entsprechend widmet sich Heresbach den Räten und Amtsträgern nicht nur in einem eigenen Kapitel des zweiten Buches 179, sondern auch an zahlreichen anderen Stellen seiner Schrift 180. Schon in seiner Widmungsrede weist er darauf hin, daß die fürst­liche Autorität und das fürst­liche Ansehen gefährdet seien, wenn sich der Herrscher auf Räte einlasse, die sein Vertrauen mißbrauchen 181 – ein Muster, das sich in den Fürstenspiegeln, die von Vertrauen sprechen, stets wiederholt und zum einen von der Sprachfähigkeit des Vertrauens zeugt, zum anderen vom Wissen um die Qualität und die Bedeutung von Vertrauen in Herrschernähe durchzogen 174 Vgl. die kommentierten Übersichten Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 170 – 172; Seresse, Normen (2005), S. 278 – 282. 175 Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 170. Vgl. Schulte, Neutralität (1995), S. 18f. 176 Siehe die kommentierenden Überblicke Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 172 – 174; Seresse, Normen (2005), S. 283 – 289. 177 Conrad Heresbach, De Educandis (1592), S. 192, siehe auch ebd., S. 236. Vgl. Philipp, Konrad Heresbach (1997), S. 171f.; Seresse, Normen (2005), S. 283f., 290. 178 Conrad Heresbach, De Educandis (1592), S. 204. Vgl. Seresse, Normen (2005), S. 284. 179 Kap. 8: De principum cooperarijs, Consiliarijs, Officialibus, alijsque ministris, Conrad Heresbach, De Educandis (1592), S. 233 – 248. Vgl. Scheler, Juristen (1997). 180 Siehe die Belegreihe bei Scheler, Juristen (1997), S. 80 Anm. 21. 181 Conrad Heresbach, De Educandis (1592), S. 3. Vgl. Seresse, Normen (2005), S. 372 Anm. 593.

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ist 182. Im übrigen hatte auch Heresbach wie so viele der vorgestellten Vertrauten der Zeit seiner Stellung materielle Zuwendungen zu verdanken, in deren Genuß in erster Linie seine Familie und seine Verwandtschaft kamen 183. Wenn wir den Blick in den Norden des Reiches wenden, können wir die Frage nach vertrautem Personal am Hof Herzog Friedrichs von Schleswig-HolsteinGottorf (reg. 1482/1490 – 1533, 1523 – 1533 Kg. von Dänemark, 1524 – 1533 Kg. von Norwegen)184 unter anderem mit Johann von Rantzau beantworten 185, auff welchen hertzog friderich groß vortrauen gestellet 186. Johann von Rantzau (gest. 1565)187, dreier konnige obrister veldther • vnd radt 188, nach Erich Hoffmann der „bedeutendste Feldherr des damaligen Nordeuropa“ 189, 182 Siehe unten ab S. 305. 183 Vgl. Scheler, Juristen (1997), S. 83 – 85. 184 Biographische Zugänge bei Waitz, Art. „Friedrich I.“ (1878); Suhr, Art. „Friedrich I.“ (1961); Hoffmann, Art. „Friedrich I., König von Dänemark (1471 – 1533)“ (1989); Dehn-Nielsen, Danmarks Konger (1996), S. 221 – 228. Siehe auch oben S. 117 die Beziehung Friedrichs zum Bischof von Schleswig. 185 Zu diesem Kreis gehörten bspw. auch Melchior Rantzau und Wolf Pogwisch, insbesondere aber Wolfgang von Uttenhofen, siehe auch unten S. 206 die in der Chronik des Wolf von Uttenhofen genannten Räte. Eine weitere Person sei mit Friedrichs illustrem Leibarzt Lyder Reventlow benannt, vgl. bspw. Fuhrmann, Ritterschaft (2002), S. 82f. 186 Ed. Wolf von Uttenhofen, Chronik, S. 23. 187 Zu Rantzau Ratjen, Johan Rantzau (1862); Handelmann, Art. „Rantzau, Johann“ (1888); Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979); Hoffmann, Art. „Rantzau“ (1995). Eine Heinrich von Rantzau zuzuschreibende Biographie Johanns erscheint unter der Verfasserschaft von Coronaeus, vgl. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 224, Schleswig, Landesarchiv, E I 1357: Martin Coroneus, Vita et res gestae praestantissimi Domini Joh. Rantzovii, equitiis aurati et trium Daniae regum, Frederici I., Christiani III. et Frederici II. nec non Johannis et Adolphi fratrum ducum Holsatiae etc. consiliarii Bellorumque ab iisdem gestorum primarii ducis, Wittenberg: Hans Krafft, 1567, 27 Bll. 188 Teil der Inschrift auf der Wappentafel von Johann Rantzau und seiner Ehefrau Anna ­Walstorp, Kiel, Nikolaikirche. 189 Hoffmann, Art. „Rantzau“ (1995), Sp. 440. Aus der Feder Rantzaus stammt dann auch ein vier Jahre nach seinem Tod wohl auf Veranlassung seines Bruders Heinrich gedruckter Bericht über die endgültige Niederwerfung Dithmarschens 1559, siehe u. a. Berlin, Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz, 4“ So 8320: Warhafftige vnnd kurtze Verzeychnisz des Krieges in welchem Koenig Friderich zu Daenemarck etc. des Namens der ander vnd jhrer Koen. Maj. Vettern Johann vnnd Adolff gebrueder alle Hertzogen zu Sleßwick Holsteyn etc. innerhalb zweyer Monaten im Maien vnd Brachmonat des 1559. jars wider die Dietmarsen gefuehrt. Darinnen Von der Dietmarsen vrsprung vnd herkommen meldung geschicht […], Straßburg: Theodosius Rihel, 1569, 53 Bll. VD 16 R 217 gibt als Verfasser unrichtig Heinrich von Rantzau an, richtig Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 224.

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hatte für Friedrich nicht nur militärische Bedeutung. Zunächst diente der welterfahrene Mann 190 dessen Sohn Christian, dem nachmaligen König Christian III. von Dänemark, als Hofmeister. In dieser Funktion begleitete er beispielsweise Christian gemeinsam mit Joachim von Brandenburg 191 1521 zum Reichstag nach Worms, was für beide der Anstoß gewesen sein mag, die Reformation in den Herzogtümern und Dänemark zu fördern 192. Es war ganz wesent­lich Rantzaus Einfluß, der Friedrich 1523 bewog, die dänische Krone anzunehmen 193 und dies gegen Christian II. auch militärisch durchzusetzen 194. Friedrich habe seiner gewon­ heit nach, den sachen, mit vleiß nach getrachtet, vnnd derwegen seine vortrauesten Rethe, Johan Rantzau Ritter vnd hoffmeister, Claus von Anefeldt zu gelting, ­Thomas Rantza, Jussick von Anefeldt, Dittlauff von Refenloff, grobß (probst) zum Reine­ weck, Wolffen von vttenhoff, cantzler Wolff pobischken Ritter vnd mehr andere zu sich gefordert, In geheim, mit Ihne gerattschlaget wie er sein gerechtigkeitt von konig Cristiar ermahnen moechte 195. Rantzau wurde in der Folge dessen Statthalter in

190 Rantzau unternahm 1516 eine Reise über England nach Spanien, wo er in Santiago de Compostela das Grab des hl. Jakob besuchte, und von dort nach Jerusalem, wo er zum Ritter geschlagen wurde. Die Rückreise führte ihn über Rom, Italien, Frankreich zurück nach Schleswig-Holstein, siehe Otzen, Johan Rantzau (1976). 191 Zu den Beziehungen zwischen den Herzogtümern und Brandenburg am Beispiel der Verehe­lichung Friedrichs mit Anna von Brandenburg Fouquet, Fräulein (2001). 192 Vgl. Fuhrmann, Ritterschaft (2002), S. 155. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 218, zweifelt daran, daß Rantzau und sein Schützling Luther selbst gehört haben. Zu einem umfangreichen Überblick zur Reformation in Schleswig-Holstein Hoffmann, Spätmittelalter und Reformationszeit (1990), S. 394 – 4 69. 193 Vgl. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 218. Zur Person Liliencron, Rochus Freiherr von: Art. „Utenhof, Wolfgang von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXXIX, 1895, S. 410 – 415. Uttenhofen stammte aus dem Thüringischen und erscheint ab 1518 als Erzieher Christians, empfohlen durch ein Zeugnis der Wittenberger Universität. Die Vertrauensbeziehung zu Friedrich hielt bis zu dessen Tod, für seinen Herrn war der Kanzler nahezu rastlos auch in diplomatischen Missionen tätig. Maßgeb­lich war er an der Anbahnung der Verehe­lichung des Herzogs von Preußen Albrecht mit Dorothea, einer Tochter Friedrichs, im Jahre 1526 beteiligt. Zum preußischen Hof scheint Uttenhofen dann ebenfalls ein vertrauensvolles Verhältnis unterhalten zu haben, was ein reger Briedwechsel belegt. Dasjenige zu Christian III. war hingegen wohl nicht immer spannungsfrei, aber Uttenhofen scheint sich loyal stets für die Belange des Königs eingesetzt zu haben. Vgl. Heise, Wulfgang von Utenhof (1877/1878). 194 Vgl. Fouquet, ‚Vom Krieg hören und schreiben‘ (2003); Fuhrmann, Ritterschaft (2002), S. 82. 195 Nach der Chronik des ab 1523 amtierenden Kanzlers Friedrichs Wolf(gang) von Uttenhofen, Wolf von Uttenhofen, Chronik, S. 20f.

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Abwesenheit in den Herzogtümern 196 und war ab 1526 Hofmeister und damit dänischer Reichshofmeister 197. Schließ­lich war es auch Rantzau, der die Urkunde vom 3. August 1532 über die Inhaftierung Christians II. in Sonderburg verwahrte 198. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er frei­lich in Diensten Christians III. (gest. 1559), auch hat Rantzau seine Vertrauensstellung noch unter Friedrich II. von Dänemark halten können, bevor er 1565 verstarb 199. Recht eigent­lich müßte Rantzau also als Vertrauter des dänischen Königshauses bezeichnet werden, seine militärischen und politischen Erfolge vor allem unter Christian III. legten den Grundstein für die spätere nahezu fürst­liche Stellung der Rantzaus 200. Mit Bogislaws X. von Pommern (reg. 1474 – 1523)201 Reise in das Heilige Land in den Jahren 1496 bis 1498202 können wir einen Zeitraum fassen, der notwendigerweise besonderes Vertrauen erforderte, denn der Herzog mußte seine Herrschaft für die Dauer seiner Abwesenheit sicherstellen 203. Bogislaw betraute seinen Rat 196 Vgl. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 219. 197 Vgl. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 220. 198 Vgl. Fuhrmann, Ritterschaft (2002), S. 126 – 140. 199 Vgl. Venge, Art. „Rantzau, Johann“ (1979), S. 220 – 224. 200 Zur Familie nur Ebneth, Art. „Rantzau“ (2003). 201 Zur Person Bülow, Art. „Bogislaw X.“ (1876); Schmidt, Art. „Bogislaw X.“ (1955); Huschenbett, Art. „Herzog Bogislaw X. von Pommern“ (1978); Schmidt, Art. „Bogislaw X.“ (1983); Böcker, Bogislaw X. (1995); Böcker, Slawisches (1995); Konow, Bogislaw-Studien (2003); siehe auch Auge, Handlungsspielräume (2009), pass. 202 Sämt­liche Literatur und Überlieferung ist notiert in der analytischen Bibliographie zu den deutschen Reiseberichten, Europäische Reiseberichte (2001), S. 281 – 286, Nr. 112, Nachträge S. 555f. 203 So verfuhr bspw. auch der württembergische Herzog Eberhard im Bart (reg. 1459 – 1496), in dessen Diensten Georg von Ehingen von 1460 bis zum Tode Eberhards im Jahre 1496 an exponierter Stelle unter anderem als Haushofmeister, Rat, Statthalter der Grafschaft Mömpelgard und Vorsitzender Richter stand, siehe zur Karriere Georgs insbes. die komprimierte Biographie bei Ehrmann, Georg von Ehingen (1979), hier Tl. 2, S. 2 – 5 die Angaben zur „Lebensbeschreibung Georgs in der Literatur“, S. 84 – 108 eine „Vollständige Biographie Georgs von Ehingen“, hier v. a. S. 100 – 105. Bei den Vorbereitungen zu seiner Heilig-Land-Reise des Jahres 1468, siehe Europäische Reiseberichte (2001), S. 160f., Nr. 66, Nachträge S. 542, vgl. Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem (1998), hat Herzog Eberhard sich ausdrück­lich auf Georg von Ehingen bezogen und ihn nicht zuletzt wegen dessen Reiseerfahrungen – Georg unternahm 1454 – 1459 „Reisen nach der Ritterschaft“, Europäische Reiseberichte (2001), S. 127 – 133, Nr. 52, Nachträge S. 539f., vgl. Ehrmann, Georg von Ehingen (1979) – dazu bestimmt, das Land während seiner Abwesenheit an der Spitze von fünf adeligen Räten gemeinschaft­lich zu regieren, siehe Reichert, Hof auf Reisen (2006), S. 108f.; Zeilinger, Dienst und Gunst (2006), S. 115.

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und Kanzler Georg von Kleist (gest. 1508)204 gemeinsam mit seiner Ehefrau 205 und Bischof Benedikt von Kammin (reg. 1485 – 1498)206 mit der Regierung 207: Cancellario autem summam interim committit gubernationis 208. Kleist scheint sich seiner Verantwortung und dem Vertrauen, das Bogislaw in ihn setzte, sehr bewußt gewesen zu sein, denn er hielt ein Schreiben mit der Information, daß die Reisegruppe umgekommen sei, aus Rücksicht auf die Herzogin geheim 209 und wartete verläß­liche Nachrichten ab, die später auch eintrafen und von der Reise und den überstandenen Gefahren berichteten 210. Nach der Rückkehr von seiner Reise bedachte der Herzog zunächst die Trewe, so seine Mitgeferten auff der Reise bey ime erzeigt […] und trachtete mit allem Hertzen darnach, das er innen hulffe 211, wie wir durch die Pommersche Chronik des Thomas Kantzow (gest. 1542)212, herzog­licher Sekretärs seit 1528, erfahren. Die gemeinsam durchstandene Fahrt ins Heilige Land hatte offenbar selbst Vgl. zur Vertrauenswürdigkeit Eberhards, der seine Hofleute nur selten ausgetauscht habe, Lang, Eberhard im Bart (2009), S. 322. Die Abwesenheitsordnung erfolgte auf Grundlage einer „Regimentsordnung für die Zeit seiner Abwesenheit“, ed. Gerhard Faix, in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach (1998), S. 202f. Siehe auch Faix, Pilgerfahrt (1998), S.  60 – 84. 204 Siehe Schmidt, Pommern (2007), S. 479 – 484. Das ebd., S. 480, erwähnte Urkundenbuch zur Geschichte der Kleist stand mir leider nicht zur Verfügung, Kratz, Gustav: Geschichte des Geschlechts von Kleist, Tl. 1: Urkundenbuch zur Geschichte des Geschlechts von Kleist, Berlin 1862. 205 Anna von Polen (geb. 1476, gest. 1503), Tochter König Kasimirs IV. von Polen, Jeschke, Anna von Polen (2003). 206 Siehe Petersohn, Art. „Waldstein, Benedikt“ (1996). 207 […] als Hertzog Bugslaff alle seine Sachen zu der Reise gein Hierusalem beschickt, hat er Bischoff Benedicten von Cammyn und Georgen Kleiste, dem Cantzler, sein Gemahel und die junge Herrschaft und das Regiment im Lande befolen und hat sich und die Seinen auff dreyhundert Pferde gerustet und in rot Lundisch gekleidet und ist also im Jar 1496 am Tag Lucie aufgezogen, Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 349. Bei Bugenhagen ist zu lesen, daß einige, darunter Kleist und auch der Marschall Werner von der Schulenburg, von der Reise abgeraten hätten, sich aber nicht durchsetzen konnten: Disvadent cum alii, tum inprimis Marscalcus atque Cancellarius. Consentiunt tandem, Principi obluntare non valentes, Johannes Bugenhagen, Pomerania, S. 265. 208 Johannes Bugenhagen, Pomerania, S. 265. 209 Quod callide Cancellarius Dominam celavit, ne et ipsa moerore conficeretur, Johannes Bugenhagen, Pomerania, S. 266. 210 Johannes Bugenhagen, Pomerania, S. 267 – 271. 211 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 364. 2 12 Zu Kantzow Bülow, Art. „Kantzow, Thomas“ (1882); Schmidt, Art. „Kantzow, ­Thomas“ (1977).

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vertrauensstiftende Funktion, denn denjenigen, die er zu Rittern schlug, welche sunst reich genug weren, denselbigen Stand zu fhuren, hat er dennoch mehr gege­ ben. Welche aber des Vermogens nicht gewest, den hat er so viele geben, das sie es wol haben thun khonnen und ire Geslechte diessen Tag darvon noch reich und gewaltig seint. Welche aber geist­lich gewest, denselbigen hat er reiche Pfreunde und andere geist­liche Lehne gegeben. Und den Andern, sie sunst vom Adel oder nicht vom Adel, hat er seine Empter und Pflegen eingethan und inen davon ein er­lichs Auskhomen bescheiden; und seint in Summa alle, die mit ime gewest, ein ig­licher nach seiner Acht von ime reich gemacht, und hat sie die Zeit seins Lebends vor seine furnhemisten Rete und als Kinder gehalten […]213. Mit dem Bischof von Kammin hat Bogislaw allerdings erst­lich […] gehandelt, weil dieser zum Regiment zu weich was und ime die Stiftsgenossen deshalben weinig Gehorsams erzeigten, so daß dieser ein jer­lich Gelt die Zeit seines Lebends von dem Coadiutor Martinus Carit annehmen mußte und ime das Bischtumb abtreten 214. Kleist hingegen habe nebenst Werner von der Schulenburgk 215 in seinem Abwesend das Land sehr wol furgestanden und ime auch

213 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 365. 214 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 364. Kantzow urteilt ebd., S. 364f. Anm. 2: Bischoff Benedictus war wol ein sehr gelerter und fromer Man, aber zum Regiment taug er nichts. Darum handlete Hertzog Bugslaff auff die erhalten Confirmation […]. So wollte aber Benedictus auff keinen Vorslag resigniren; die Lenge schuttete ime Hertzog Bugslaff einen Hauffen Goltgulden vor, das beliebte Benedictus und fil zum Gulden und resignirete. Und Bischoff Martinus sagte ime jar­lich zu II C Gulden Leipgut und et­liche stat­liche geist­liche Lehne, und sollte sich zum Gripswalde erthalten. Zu letzt hette er Schulden und zog nach Rhome und wollte litigiren und starb zu Augspurg. Weil er Bischoff was und nicht regiren khonte, war er Jurgen Putthamer sein Administrator. Zu Karith Bülow, Art. „Martin Carith“ (1884); Schmidt, Art. „Martin Carith“ (1990); Petersohn, Art. „Carith, Martin“ (1996); Konow, Bogislaw-Studien (2003), S. 79 – 102. 215 Im Zuge des Konflikts um die Lehnsabhängigkeit Pommerns von Brandenburg und im Zusammenhang mit der 1477 erfolgten Heirat Bogislaws mit Margareta von Brandenburg, Tochter des brandenburgischen Kurfürsten, hatte Bogislaw insbes. auch beim Friedensschluß von 1479 engen Kontakt mit dem brandenburgischen Hofmeister Schulenburg, zu dem er Vertrauen faßte, zum Hauptmann des Stettiner Landes ernannte und mit Burg und Stadt Penkun belehnte, vgl. Heidemann, Art. „Schulenburg, Werner v.“ (1891). Kantzow schreibt, wie nhu Hertzog Bugslaff also mit dem Marggrafen in Schwegerschafft und Fried gekhomen und deshalben zwuschen inen viel freunt­liche Zusamenkhumst und Botschafften geschegen, so ist Werner von der Schulenburgk des Marggrafen Hofmeister gewest, durch welchen umb seiner Geschcick­lichkeit willen gemein­lich alle Hendel gingen. So gewan Hertzog Bugslaff Liebe zu ime und nham ine auch zu seinem Rat an und machet eine zu einem Hauptman im Land zu Stettin, welchs die grossiste Gewalt nach dem Hert­ zogen war, Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 330.

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einen gutten Furrat geschaffet 216. Und Bogislaw, so Kantzow, habe sie deshalb sehr lieb und weerdt gehabt und gab inen auch viel 217. Georg Kleist hatte mit Werner von der Schulenburg am Gedeihen des Landes großen Anteil 218. Bogislaw sah dies sehr wohl und hatte ein offenes Ohr für seine Ratgeber, die ja sahen, das durch die langen Krieg alle Ordnung des furst­lichen Hofes, des gemeinen Einkhomens und des gantzen Landes zerfallen weren 219. Auch war im Lande alle Gerichtsgwalt und Gehorsam verfallen. Daraus kham, das grosse Unsicherheit und Rawb auff den Strassen und dem Wasser geschach und das auch in Stetten und im Lande viel Motwillens getreben und einer nur tette darnach, als er gewaltig und mechtig war. Dasselbig alles dauchte Werner von der Schulenburgk und Georgen Kleiste von nötten, das es geandert wurde 220. Eine der ersten Empfehlungen an ihren Herrn bestand darin, erbare, gelerte, ansehn­liche und trewe Rete zu sich zu nehmen, die stetts zu Hofe weren und allerley Gebrechen und Klag des Lands und der Unterthanen anmerckten und dem Hertzogen ret­lich weren 221. Kleist und Schulenburg gelang es, Finanzen und Verwaltung zu ordnen, das hat dem Hertzogen […] wolgefallen 222. Immerhin hat er in kurtzen Jaren alle Schult abgelegt und sein Einkhoment hoch gemehret, auch wurden sunst andere Sachen in bessere Ordnung gepracht, wan sie zuuorn gewest 223. Und in dem allen hulffen ime Werner von der Schulenburgk, Georg Kleist und andere seine getrewen Rete viel. Bogislaw vergaß dies nicht und machete sie zu reichen Hern 224. Kleist ist wohl 1478 an den herzog­lichen Hof gekommen 225, Kantzow nennt ihn einen klugen und fromen Man 226. 1482 erscheint Kleist als herzog­licher Notar, bald darauf als herzog­licher Rat, wohl um 1491 wurde er Kanzler 227. Die Rückkehr Bogislaws von seiner Reise bedeutete aber auch eine Zäsur in seiner Beziehung zu Kleist und Schulenburg. Aus Italien waren et­liche Männer an den pommerschen Hof 216 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 365. 217 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 365. 218 Vgl. Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 330 – 337. 219 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 331. 220 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 331. 221 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 331. 222 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 331. 223 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 332. 224 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 334. Vgl. Schmidt, Pommern (2007), S. 481f. 225 Seit dieser Zeit erscheint Kleist als Zeuge in herzog­lichen Urkunden, ab 1479 mit dem Zusatz vonnse Schruier oder unse house-schryer, siehe Schmidt, Pommern (2007), S. 480f. 226 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 330. 227 Vgl. Schmidt, Pommern (2007), S. 481f.

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gekommen, die der Herzog in seine Dienste nahm 228, um, wie Roderich Schmidt es ausdrückt, „seine absolutistischen Neigungen gegenüber den Städten, seine Pläne gegen Brandenburg, die Einführung eines neuen Lehnrechts und des römischen Rechtsverfahrens durchzusetzen“, was dazu führte, daß sich Kleist und Schulenburg zurückgedrängt fühlten 229. Kantzow meint, wie oben zitiert, ganz allgemein, daß Bogislaw die vorbild­liche Verweserschaft seines Landes während seiner Abwesenheit damit belohnte, daß er seinen Räten viel gab, weil er sie sehr lieb und weerdt gehabt habe, Schmidt interpretiert hingegen die 1498 erfolgte Übertragung von Schloß, Stadt und Land Usedom an Kleist zwar ebenso als „Gnadenerweis“, aber auch als eine „Art Kaltstellung“, und von 1501 an sei Kleist als Kanzler nicht mehr in Erscheinung getreten 230. Immerhin würdigt Kantzow die Leistung der vertrauten Diener des Herrn, denn durch sie stand der Herzog in grosser Wolfhart und Ansehen. Und unser Her Got geluckte all sein Thund durch ire Hende, welchs dan nicht allein ime […], sonder auch dem gantzen Lande zu aller Wolfhart und Gedey reichete und er so vermogen was, das er kawm in zehen Jaren ein mal eine Schatzung von dem Lande forderte. Forderte er diese doch, dann sie ime die Lantschafft gern gab 231. In den Fürstenspiegeln der Zeit heißt es entsprechend, daß ein schlechter Fürst und gute Berater besser seien als ein guter Fürst und schlechte Berater 232. Mit den Vertrauten der Herzöge von Bayern, Württemberg, Braunschweig-Wolfenbüttel und Hessen sind schließ­lich jene Personen vorzustellen, über die wir weit besser unterrichtet sind, weil zum einen wie im Fall des bayerischen Vertrauten Leonhard von Eck ein Diener überliefert ist, dem über einen langen Zeitraum ein außerordent­ lich ausgedehnter Handlungsspielraum zur Verfügung stand, zum anderen Mord, Ehebruch und Gefangenschaft eine entsprechende Überlieferungslage entstehen ließ. In Bayern regierte Wilhelm IV. (reg.  1508 – 1550)233 gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig X. (reg. 1514 – 1545)234. Frei­lich hatte beider Vater Albrecht IV. noch 2 28 Vgl. Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 165. 229 Schmidt, Pommern (2007), S. 482f. 230 Vgl. Schmidt, Pommern (2007), S. 483. 231 Thomas Kantzow, Chronik von Pommern, S. 365. 232 Siehe unten S. 309f. mit Anm. 35. 233 Biographische Annäherungen bei Riezler, Art. „Wilhelm IV., Herzog von Baiern“ (1897); Rall, Rall, Wittelsbacher (1986), S. 116 – 119; Weigand, Art. „Wilhelm IV. Hzg. von Bayern“ (1998). 2 34 Zu Ludwig etwa Heigel, „Ludwig, Herzog von Ober- und Niederbaiern“ (1884); Laschinger, „Ludwig X., Herzog von Ober- und Niederbayern“ (1987); Paringer, Ludwig X. von Bayern (2009).

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1506 die Unteilbarkeit und die Primogenitur für die bayerischen Lande festgesetzt 235, und so war Wilhelm nach dem Tod Albrechts 1508 eigent­lich für die Nachfolge bestimmt. Ludwig sollte eine Apanage und den Titel eines Grafen erhalten 236. Wilhelm war zu diesem Zeitpunkt aber noch minderjährig, so daß zunächst ein Regentschaftsrat unter der Leitung Wolfgangs von Bayern, des Bruders ­Albrechts, die Regierung übernahm 237, die mit Wilhelms Volljährigkeit 1511 endete. ­Ludwig meldete jedoch seinen Anspruch auf Mitregierung an und bat wohl auch Maximilian I. um Unterstützung 238. In Anbetracht politischen Drucks vor allem auch von Seiten der Stände 239 akzeptierte Wilhelm 1514 vorerst die Mitregierung Ludwigs 240, wollte das Problem aber dennoch militärisch zu seinen Gunsten entscheiden 241. So fällte Maximilian im September des Jahres in Innsbruck einen Schiedsspruch, demzufolge Ludwig entweder ein Drittel des bayerischen Territoriums oder die Mitregierung zugestanden werden sollte 242. Um nun aber der kaiser­lichen Einmischung und der damit verbundenen Befürchtung territorialer Zugeständnisse zuungunsten Bayerns wie auch weiteren Forderungen der Stände gegenzusteuern, einigten sich die Brüder am 14. Oktober 1514 recht schnell im Vertrag zu Rattenberg, daß Wilhelm von München aus über Oberbayern, Ludwig von Landshut über Niederbayern herrschen sollte 243. Hofhalt und Regierung sollten zwar gemeinsam geführt werden, faktisch jedoch bestand nun eine Trennung der Verwaltungen mit zwei Höfen in München und

235 Siehe Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002); Hermann, Primogeniturgesetz (2007). Grundlegend Weinfurter, Einheit Bayerns (1988). 236 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), 100. Zur Problematik des Grafen­ titels ebd., S. 53 – 60. 237 Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 324f.; Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 55, 108. 238 Ludwig befand sich seit 1511 im Gefolge Maximilians und hat seine Ansprüche mög­ licherweise unter kaiser­lichem Einfluß geäußert, Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 34f. Vgl. auch Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 327. 239 Zur Position der Stände ab 1506 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S.  38 – 52. Vgl. Lanzinner, Fürst (1980), S. 275 – 288; Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S.  326 – 328. 240 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 30f. 241 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 32; Paringer, Ludwig X. von Bayern (2009), S. 58. 242 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 35f. Vgl. Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 328. 243 Bayerische Primogeniturordnung von 1506 (2002), S. 32, 37; Hermann, Primogeniturgesetz (2007), S. 185. Vgl. Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 324f., 328.

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in Landshut, die Regierung wurde künftig im Namen beider geführt, tatsäch­lich aber vor allem von Wilhelm ausgeübt 244. Die entscheidende Figur dieser bayerischen Gesamtregierung war jener ­Leonhard von Eck (gest. 1545)245, der vertraute Rat Wilhelms, „führender Berater und der Leiter der bayerischen Politik im Inneren wie gegenüber dem Reich und den europäischen Mächten“ 246, oder, so Edelgard Metzger, die Biographin Ecks, „Wegbereiter und Begründer des frühabsolutistischen Bayern“ 247. Als vertrauter und geheimer Rat war Eck mit den zentralen politischen Angelegenheiten des Landes betraut. In einem Brief an Landgraf Philipp von Hessen schreibt der Augsburger Arzt und hessische Agent Gereon Sailer 248, ihm sei mein leben lang keiner nie zuekumen, der seine sachen stiller helt dann Dr. Eckh 249. Im Reich hieß es, was Herr Leonhardt von Eck nicht erörtert, bleibt wol vnentschieden. Item es bleibt wol vngeschlossen, wo Herr Eck nicht zukömpt 250. Und Eck selbst bringt seine Machtfülle und den in seiner Wahrnehmung bestehenden Handlungsspielraum treffend in einer Äußerung aus dem Jahre 1533 zum Ausdruck, als es um den

2 44 Zu den Vorgängen, Hintergründen und Folgen Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 328 – 330. Ludwig machte seinen Landshuter Hof zu einem kulturellen Zentrum, in den Reihen seiner Räte erscheinen zahlreiche Gelehrte, vgl. Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), S. 90. Zum Landshuter Hof der Ausstellungskatalog Ewig blühe Bayerns Land (2009). 245 Zu Eck v. a. Metzger, Leonhard von Eck (1980), hier S. 1 – 8 zu Herkunft und Bildung, S. 11 – 146 zum Verhältnis Ecks zu Herzog Wilhelm; weitere Lit. bei Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 326 Anm. 4; ein Biogramm bei Lanzinner, Fürst (1980), S. 327f. Siehe auch unten S. 316 die wohl auf ihn bezogenen Bemerkungen im Fürstenspiegel des Wolfgang Seidel. Der Artikel Bautz, Art. „Eck, Leonhard von“ (1990), ist offensicht­lich trotz des Erscheinungsdatums vollkommen veraltet. 2 46 Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 326. Vgl. Lanzinner, Fürst (1980), S. 110. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 15, weist darauf hin, daß Eck seit 1525 formal beiden Herzögen unterstellt war, tatsäch­lich aber mit Wilhelm die Politik bestimmte, der Ludwig sich stets untergeordnet habe. 247 So der Untertitel der Biographie Metzger, Leonhard von Eck (1980). Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 15. 248 Gereon Sailer (1500 – 1563) ist v. a. von lokaler Bedeutung für die Augsburger Reformationsgeschichte, siehe Vogt, Art. „Sayler, Gereon“ (1890). 249 Zit. nach Lanzinner, Fürst (1980), S. 110, Beleg ebd., Anm. 362. 2 50 Zit. nach Lanzinner, Fürst (1980), S. 110, Beleg ebd., Anm. 362. Lanzinner stellt allerdings kritisch die Stärke der Position Ecks der Schwäche derjenigen des Herzogs gegenüber, so daß Wilhelm schließ­lich aufgrund dessen, daß Eck ein Informations- und Handlungsmonopol hielt, von Eck weitgehend abhängig war, ebd., S. 125.

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Fortbestand des Schwäbischen Bunds ging 251, wonach es einzig an ihm liege, den pundt zuerstrecken oder zerreyssen in meinen handen 252. Das Verhältnis Wilhelms zu seinem Vertrauten ist eines der eingängigsten Beispiele für eine lang anhaltende Vertrauensbeziehung. Die Zusammenarbeit zwischen beiden währte über 30 Jahre bis zum Tode Wilhelms – Eck selbst starb nur wenige Tage nach seinem Herrn 253 – und enthielt wohl auch persön­liche Komponenten. So habe der Herzog mehrfach geäußert, daß ihm ohne Eck, seinem hochgelerten lieben getreuen rat 254, sein Leben öde gewesen sei, wie Eduard Vehse kolportiert 255. Dabei scheint Wilhelm selbst ein eigenwilliger Charakter gewesen zu sein, ein streittigs und aigenwillig gemueth 256. Sailer urteilt, Wilhelm sei ain sol­licher hochmuetiger furst gewesen, der nit will geirret haben 257. Der kaiser­liche Orator Mocenigo bezeichnet den Herzog als unpolitischen Herrn, welcher der Jagd und den Tafelfreuden mehr zugetan gewesen sei als den Amtsgeschäften, hier insonderheit der Kriegsführung: La prima è, che lui è huomo vecchio, di natura quieta, mal gagliardo et malissimo complessionato, che sempre si ha delettato sola­ mente di mangiar et beuer assai, di andar alla cazza et di altri piaceri, ne mai si ha pensato di far guerra, dalla quale per quanto si uede, et per quanto dicono li soi, ha l’animo totalmente alieno 258. Ich pin ain waidman und peger die zeit meins leben im frid und in meinem lust zu verzoren, das wais got 259, äußerte sich Wilhelm selbst, wohl ungewollt, in einem Gespräch mit Sailer im Jahre 1543260. Und nicht nur Eck hielt seinen Herrn für eine politische Minderbegabung 261. Matthias Österreicher, 2 51 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 61 – 72, auch ebd., S. 108 – 116. 252 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 189 Anm. 1, nach einem Brief Ecks an Wilhelm. Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 3, v. a. aber Carl, Schwäbische Bund (2000), S.  53 – 55. 253 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 16. Der letzte Beleg, der Eck als Rat ausweist, stammt vom 20. Juni 1544, ebd., S. 13 Anm. 6. Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 4. 254 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 13. 255 Vgl. bei Vehse, Geschichte (1853), den Abschnitt zu Wilhelm IV., S. 14 – 27, hier S. 25, leider ohne Beleg. 256 Ein Urteil der Landschaft, zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 16. 257 Briefwechsel Landgraf Philipps (1891), S. 5 – 8: Sailer an den Landgrafen (2. März 1541), hier S. 8, zit. auch bei Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 16. 258 Relationen venetianischer Botschafter (1870), S. 151, vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S 17f. 259 Briefwechsel Landgraf Philipps (1891), 325 – 332: Sailer an den Landgrafen (13. Sept. 1543), hier S. 331, zit. auch bei Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 18; Lauchs, Bayern (1978), S. 7f. 260 Ein veraltetes Charakterbild bei Riezler, Art. „Wilhelm IV.“ (1897). 261 Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 8.

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ein herzog­licher Sekretär, schrieb Eck in Reaktion auf einen Vortrag, den Eck für Wilhelm entworfen hatte und den dieser auf dem Regensburger Reichstag 1541 halten sollte, in dise schriften hetten noch vil ursachen bey einem yeden artickl eingezigen werden mugen, aber des alles zu reden und ze fassen, were meinem gne­ digen herrn zu schwer 262. Leonhard von Eck entstammte einem jüngeren bayerischen Adelsgeschlecht aus Kehlheim 263. Schon sein Vater stand in herzog­lichen Diensten und galt nach Metzger bereits als „Mann des herzog­lichen Vertrauens“ 264. Eck studierte in Ingolstadt, wo er 1493 den Magister artium erwarb 265, setzte seine Studien in Bologna fort 266 und wurde in Siena zum Doktor beider Rechte promoviert 267. In herzog­ lichen Diensten erscheint Eck zuerst 1512, als er zunächst auf ein Jahr zum Rat und Diener bestallt wurde 268, sein Titel war der eines „täg­lichen Rates zu München“ 269. 1514 musterte ihn die Landschaft im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Wilhelm und den Ständen aus 270 und Eck diente bei Herzog Wolfgang 271. 1515 aber wurde er nach der Einigung zwischen Wilhelm und Ludwig erneut zum Rat bestallt, ab 1520 als vertrauter Rat auf Lebenszeit 272, wofür er Pflege und Herrschaft Randeck erhielt sowie die Hofmark Eggersberg und das Landgericht Riedburg zur freien Nutzung 273. In der urkund­lichen Belehnung wird die Übertragung mit Ecks treuen und guten Diensten begründet. Er habe in vnnsern merck­lichen sachen bisher ett­liche Jahr getreu­lichen vnd dermassen gedient hat […] vnnd vnnsern fur­ stenthumb Bairn seine dinst zu Ere wolfart vnd nutz geraicht. Versprechen mußte Eck, das Er sich bewilligt vnd verpunden hat vnns sein lebennlang mit dinstspf­lichten

2 62 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 22 Anm. 1. 263 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 1 – 4. 264 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 8. 265 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 6. 266 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 7. 267 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 7. Daten zum Studium auch bei Lanzinner, Fürst (1980), S. 327, Belege ebd., S. 328. 268 Siehe Lanzinner, Fürst (1980), S. 327, Beleg ebd., S. 328. Dagegen Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 12 Anm. 2, die darauf hinweist, daß Eck im Ratseidbuch Wilhelms von 1512 nicht erscheint. 269 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 13. 270 Lanzinner, Fürst (1980), S. 276; Lauchs, Bayern (1978), S. 4f. 271 Vgl. Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), S. 84. 272 Daten bei Lanzinner, Fürst (1980), S. 327, Belege ebd., S. 328. Siehe auch Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 33. 273 Angaben und Belege nach Lanzinner, Fürst (1980), S. 328.

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verpf­licht zesein vnnd niemannds annderen wider vnns zedienen 274. Mit der Belehnung gehörte Eck nun zur obersten Ebene der bayerischen Landstände 275. Seine Heirat mit der Witwe des Humanisten und Rechtsgelehrten Dietrich von Plieningen brachte ihm weitere Besitztümer und dessen Bibliothek 276 mit zahlreichen anderen Besitzungen, mit denen ihn der Herzog belehnte oder die er kaufte 277. So hat er schließ­lich als „einer der reichsten adligen Grundbesitzer im Bayern seiner Zeit zu gelten“ 278. Hinzu kamen Bestechungsgelder, „Verehrungen“ und „Handsalben“, wiewohl es doch den herzog­lichen Räten untersagt war, weder miet, gab, schankung, gehaiß noch yehts annders 279 anzunehmen. Ohne hier noch einmal das Problem der Bestech­lichkeit in dieser Zeit zu diskutieren 280, das ja wie vorgeführt auch andernorts als Vorwurf in der politischen und persön­lichen Auseinandersetzung Verwendung fand 281, war dies doch stets eine Frage von Verhältnismäßigkeit, Dimension und Perspektive und kann nicht nach heutigen Maßstäben bewertet werden. Mit Metzger darf behauptet werden, daß die sogenannte Bestech­lichkeit Ecks überliefert belegt dort aufhörte, wo die Interessen Bayerns betroffen waren 282. Eck selbst reagierte auf ein Angebot des Kaisers, für 274 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 33 Anm. 3. 275 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 36. 276 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 36 mit Anm. 1. Plieningen war ab 1482 gelehrter Rat am Hof des Kurfürsten Philipp von der Pfalz, einem Zentrum des frühen Humanismus in Deutschland, dem u. a. Johann von Dalberg, Konrad Celtis, Jacob Wimpfeling, Sebastian Brant und Rudolf Agricola angehörten. 1494 Berufung durch Maximilian I. an das könig­liche Kammergericht, dort seit 1495 Assessor und u. a. beteiligt an der Reichsreform. Ab 1499 als gelehrter Rat im Dienst Albrechts IV. von Bayern. Durch den Erwerb von Hofmark und Schloß Eisenhofen ab 1506 bayerischer Landsasse in Diensten Ludwigs X. Jenes Eisenhofen ging durch Ecks Heirat mit Plieningens Witwe an Ecks Besitz über. Zu Dietrich von Plieningen Schott, Art. „Plieningen, Dietrich v.“ (1888); Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), hier zur Ehe Ecks mit Plieningens Witwe S. 68, 70; Adelmann, Art. „Plieningen, Dietrich von“ (2001); Worstbrock, Art. „Dietrich von Plieningen“ (2001). 277 Die chronologische Erwerbsliste bei Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 37 – 4 0. 278 Lanzinner, Fürst (1980), S. 219. Zu den umfangreichen Besitzständen Ecks Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 33 – 4 6. 279 Zit. nach Neudegger, Geschichte (1921), S. 69. 280 Siehe neuerdings die Beiträge des Bandes Korruption (2010). 281 Siehe bspw. oben S. 171. Siehe etwa den Vorwurf der Veruntreuung im Fall Schenitz, oben S. 35, 169, oder denjenigen der Bereicherung wie bei Matthäus Lang, oben S. 174f. 282 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 45. Beobachten läßt sich an diesem Leitmotiv Eckschen Handelns überdies eines der ersten Anzeichen für die Etablierung von institutionenorientiertem System- und Strukturvertrauen, das Personenvertrauen zwar nicht ersetzt, aber neben das Vertrauen in die Person des Herrschers das Vertrauen in das

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30.000 Gulden gut österreichisch zu werden, das ihm durch den oben erwähnten Nikolaus Ribeisen 283 übermittelt worden war, er wolle ee leib und leben verlassen, ee er sich contra libertatem Germaniae bewegen lassen wollt, wie Sailer berichtet 284. Metzger schildert eindring­lich den umfassenden Einfluß Ecks am bayerischen Hof Wilhelms 285. Ohne Eck habe niemand Gehör beim Herzog gefunden, Eck entschied, welche Themen zur Entscheidung vorgelegt wurden, Gegner brachte er zum Schweigen 286 und er bediente sich dabei auch durchaus unlauterer Mittel 287. Dabei war eines seiner leitenden Handlungsmotive die Reputation des Herrn, der Dynastie, des Hauses 288. Um Wilhelm nicht zu beschädigen, sollte sich dieser auf zerrisne sachen wie die Frage des Schicksals Württembergs 1520 erst gar nicht einlassen, dazu gebe es Räte und Diener 289. Eck gab ihm Verhaltensvorschriften wie zum Auftreten auf dem Wormser Reichstag 1521, wo er mit hohem Repräsentationsaufwand zu erscheinen habe, damit der Kaiser, Spanier und andere Fremde E. F. G. für viel mächtiger, denn vielleicht an ime selbst ist, den alten hohen Stammen, Herkommen und Namen nach, halten, daß denselben auch die Augen gefüllt werden 290. Oder Eck gab Wilhelm Formulierungshilfe, der Herzog möge die piter mit [seinen] worttn abfertign 291. Denn Eck hielt den Herzog im Gegensatz zu sich selbst, wie erwähnt, in politischen Angelegenheiten eher für beschränkt 292, Haus stellt. Vgl. auch den Linzer Vertrag zwischen Bayern und Österreich vom 11. Sept. 1534, an dem neben Eck v. a. Matthäus Lang maßgeb­lich war, der frundschaft und ver­ trauen zwuschen beden Heysern Österreich unnd Bayern garantieren sollte, vgl. Paringer, ­Ludwig X. von Bayern (2009), S. 59f.; Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 206 – 210. Zum Vertrag selbst Kleinkenberg, Linzer Vertrag (1962). 283 Siehe oben ab S. 100. 284 Briefwechsel Landgraf Philipps (1891), S. 190 – 200: Sailer und Aitinger an den Landgrafen (9. Dez. 1541), hier S. 194, zit auch bei Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 45 Anm. 3. 285 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 22f. 286 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 18f., 23, 26. 287 Vgl. Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), S. 84f. 288 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 24f.; Lauchs, Bayern (1978), S. 4, 14. Siehe zu Reputation als einem auch in vertrauenstheoretischer Hinsicht relevanten Begriff oben S. 43, 61. 289 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 19. 290 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 21 Anm. 1. Siehe auch ebd., S. 25 mit Anm. 3. 291 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 21 Anm. 2. Im konkreten Fall ging es um Beschwerden über eine von Eck veranlaßte Universitätsreform, siehe ebd., S. 21. Zu Eck als „Patronus der Universität Ingolstadt“ ebd., S. 56 – 60. 292 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 22 mit Anm. 1, S. 23.

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sich selbst präsentierte er hingegen als getreuen Warner und Mahner 293. Eck hielt die Fäden der bayerischen Politik in Händen und wußte einen Herrn hinter sich, der ihm den Rücken freihielt: „Er nahm dem Herzog die Last der Regierungsgeschäfte ab und beschränkte dessen Funktion auf Repräsentation und Demonstration baye­rischer Macht und Größe.“ 294 Eck war für Wilhelm unentbehr­lich 295. Dabei scheint Eck sein Handeln und seine Beweggründe dem Herzog durchaus nicht verborgen zu haben, sondern hat ihm seine praktiken unverhohlen offenbart. Wiederholt bat er Wilhelm, seine Briefe zu vernichten oder sorgfältig zu verwahren, der Herzog solle die Schreiben nit in das fenster legen, das es yederman les, sonder zerreyssen oder dermassen bewarn, damit es verporgen peleyb 296. Eck sparte auch nicht mit deut­licher Kritik, wenn ihm ein herzog­liches Vorhaben mißfiel, das er beispielsweise als affenwerck abtat 297 – Wilhelm hat es sich gefallen lassen. Schließ­lich fällte Eck politische Entscheidungen auch ohne Rücksprache mit dem Herzog und öffnete und las sogar die Briefe, die an Wilhelm gerichtet waren. Auch dies hat er seinem Herrn nicht verheim­licht, dem er schrieb, er hab die br. von der munsterischn sachn aufgeprochn vnd gelesn. des wellen efg. nit vngnediger maynung versten 298. Tatsäch­lich hat Eck als politische Ausnahmeerscheinung zu gelten, der „entweder nur dominieren oder absterben“ konnte 299. Ecks Verhalten provozierte Kritik 300. Christoph, Herzog von Württemberg, meinte 1545, daß H. Wilhelm Dr. Ecken mehr fürcht, denn Dr. Eck ihn 301. Ähn­ lich äußerte sich 1547 der päpst­liche Nuntius Girolamo Verallo über Eck: Il governa il duca de Baviera a bacchetta 302. Aber selbst der Landshuter Angriff auf Eck durch Herzog Ludwig und dessen Vertrauten Johann Weißenfelder 303 mit

293 So in einem Brief an den Herzog vom 9. Febr. 1521, siehe Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 19 mit Anm. 2. 294 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 20f. 295 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 21 mit Anm. 3. 296 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 20 Anm. 2. 297 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 22. 298 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 25 Anm. 5. 299 Lauchs, Bayern (1978), S. 6. 300 Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 3, 7. 301 Zit. nach Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 26 Anm. 1. 302 Nuntiaturberichte aus Deutschland (1907), S. 79f. Anm. 4. Verallo empfiehlt aus dieser Erkenntis heraus, Eck zu bestechen. 303 Dr. Johannes Weißenfelder, formal wie auch Eck Rat beider Herzöge, politische Leitung in Landshut seit 1515, Ludwigs geheimer Sekretär und einflußreichster Ratgeber, Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 12 mit Anm. 6. Weißenfelder wechselte nach Ludwigs Tod in den Dienst Christophs von Württemberg, ebd., S. 12 Anm. 6.

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der Beschwerdeschrift Herzog Ludwig, vnd Weißenfelder contra Egkhn 304 im Jahr 1542 hat Ecks Einfluß nicht schmälern können. Nachgerade sei diese Schrift das „eindrucksvollste Dokument für die Macht Ecks“ 305, wie Metzger ganz richtig urteilt. Moniert werden Ecks Eigenmächtigkeiten: Es wird ihm vorgeworfen, er übergehe die anderen Räte, er verhandle nicht in deren Beisein, er diskutiere und berate sich nicht mit diesen, er ignoriere herzog­liche Instruktionen, er verachte Ludwig und mache daraus kein Hehl, er monopolisiere Herrschaftswissen und er versäume seine Informationspf­licht, er schädige das Ansehen Bayerns, er sei bestech­lich, veranschau­licht an konkreten Beispielen 306. Wilhelm weigerte sich, mit seinem Bruder in dieser Angelegenheit in Gespräche einzutreten, und – verwies an Eck 307. Der Herzog hielt an seinem Vertrauten unbeirrt fest, auch wenn dieser der pueberey und lugen bezichtigt wurde 308, schließ­lich hatte er ja auch nicht zu befürchten, wie Erzbischof Albrecht zu spott zu werden 309. Seine Lage war nicht zu vergleichen mit derjenigen Albrechts. Der Angriff der Denkschrift erfolgte nicht mit dem finanziellen Druckmittel, das die Stände im Fall des Erzbischofs in Händen hielten. Hätte Wilhelm Eck das Vertrauen entzogen, wäre es um seinen Vertrauten sicher schlecht bestellt gewesen, denn der Herzog hatte mit der Hinrichtung des Hofmeisters Hieronymus von Stauff im Jahre 1516 schon einmal bewiesen, wozu er fähig war 310. Eck dankte das Vertrauen mit unbedingter Loyalität, ohne doch darüber sein eigenes Ansehen aus den Augen zu lassen. Sailer 304 Siehe Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 27 – 30, Ed. ebd., S. 341 – 350. 305 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 27. 306 Vgl. Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 27f. Vgl. Lauchs, Bayern (1978), S. 7. 307 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 30. 308 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 30 mit Anm. 4. Vgl. auch Lauchs, Bayern (1978), S. 6. 309 Vgl. oben S. 13, 26. 310 Vgl. Riezler, Hochverratsprozeß (1890); Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), S.  89 – 91; Merz, Argula von Grumbach (2006), S. 881. Zu Stauf Riezler, Art. „Stauf, Hieronymus von“ (1893). Die Vorwürfe lauteten auf Beleidigung und Bedrohung, Untreue und Pf­lichtvergessenheit gegen Herzog Wilhelm, eigennützige Geschäftsführung, Aufhetzung der beiden Fürsten gegeneinander, Verleumdung der Landschaft vor den Fürsten, Aufhetzung Wilhelms gegen die Landschaft, auch habe er Mordpläne gegen die Herzöge geschmiedet. Parallelen zum Fall Schenitz drängen sich durchaus auf. Vgl. Lutz, Ziegler, Zeitalter (1988), S. 329. – Vgl. den ähn­lich gelagerten Fall des Wolfgang K ­ olberger, Kanzler und Vertrauter Herzog Georgs von Bayern-Landshut, der am 27. März 1502 überraschend auf Anordnung des Herzogs ohne Angabe von Gründen inhaftiert und damit politisch entmachtet wurde. Kolberger kam erst nach 17 Jahren Haft wieder frei, nachdem er sich verpf­lichtete, keine Geheimnisse aus der Zeit der Herrschaft Herzog Georgs zu verraten, vgl. Stauber, Staatsgefangener (2004).

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hat dies deut­lich gesehen, wenn er schreibt, sunst aber glaub ich, es lig ime woder an Gott noch an der welt, und sehe allain dahin, wie er seinem herren, furnem­lich auch nachvolgend allen denen, die er lieb hat, moge one seines herren nachtayl die­ nen, und doch darneben sein selber nit vergesse 311. Für sich und seine Frau ließ Eck Schaumünzen prägen, die „in schon barocker Manier den berühmten Staatsmann verherr­licht[en]“  312 und auf diese Weise sein Selbstverständnis offenbaren. Im Westen Bayerns lag das Herzogtum Württemberg unter Herzog Ulrichs (reg. mit Unterbrechungen 1498 – 1550)313 bewegter Herrschaft 314, für die nahezu symptomatisch das gewaltsame Ende der Beziehung Ulrichs zu Hans von Hutten steht. Aus Gründen, die hier nicht weiter interessieren, gelangte der noch minderjährige Ulrich 1498 an die Regierung, zunächst unter der Vormundschaft der Stände unter Leitung des Konrad Thumb von Neuburg 315, principis primiarius et familia­ rissimus unter den herzog­lichen Räten 316. Zugleich wurde Ulrich mit der zu dem Zeitpunkt erst sechsjährigigen Nichte Maximilians Sabine von Bayern verlobt 317. Die Hochzeit fand allerdings erst 1511 statt, als Ulrich – irrigerweise – meinte, eine Mög­lichkeit zu sehen, das Herzogtum Bayern mit Württemberg zu einem

311 Briefwechsel Landgraf Philipps (1891), S. 5 – 8: Sailer an den Landgrafen (2. März 1541), hier S. 5, zit. auch bei Lauchs, Bayern (1978), S. 13. 312 Metzger, Leonhard von Eck (1980), S. 32. Vgl. Adelmann, Dietrich von Plieningen (1981), S. 68. 313 Zu Ulrich nur die biographischen Zugänge Ehmer, Art. „Ulrich, Herzog von Württemberg“ (1997); Press, Herzog Ulrich (1984); Schneider, Art. „Ulrich, Herzog von Württemberg“ (1895). 314 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), hier v. a. S. 25 – 74. 315 Erster Erbmarschall von Württemberg (gest. 1525), ernannt 1507 von Herzog Ulrich wegen seiner Verdienste im Landshuter Erbfolgekrieg und u. a. mit der Herrschaft Stettenfels ausgestattet. Konrad stand schon im Vertrauen Herzog Eberhards im Bart und war auch unter Eberhard II. vor dessen Absetzung 1498 zwei Jahre dessen Rat. Dem noch minderjährigen Ulrich diente er als Kammermeister. 1503 ist Konrad von Maximilian seiner vormundschaft­lichen Funktion halber zum kaiser­lichen Rat ernannt worden, Ulrich übereignete ihm die Vogtei Urach. 1514 war Konrad maßgeb­lich am Zustandekommen des Tübinger Vertrages, siehe oben, beteiligt, vgl. Krauss, Art. „Thumb von Neuburg“ (1894); Frank, Konrad Thumb von Neuburg (1966); Hanna, Mänade (2003), S. 25 – 28. 316 Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 328, das Zitat ebd. 317 Zu den Problemen und Irritationen vor und während der Ehe v. a. Marth, Politik (2009), S.  172 – 207. Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 26f., 33 – 4 4. Siehe auch RI XIV Nr. 17987 (15. Dez. 1503) das Beistands- und Kriegsbündnis zwischen Albrecht von Bayern und Herzog Ulrich.

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antihabsburgischen Bündnis verbinden zu können 318. Bereits 1503 war Ulrich durch Maximilian für volljährig erklärt worden, wohl auch aufgrund der Vermittlung jenes Konrad Thumb 319, brachte sich aber selbst in den folgenden Jahren durch hohe Kosten verursachende kriegerische Unternehmungen, eine aufwendige Hofhaltung, sein angeb­liches oder tatsäch­liches Verhältnis mit Ursula 320, der Tochter des Thumb, und schließ­lich anhaltende Differenzen mit seiner Ehefrau um die Herrschaft. Ein erster Kulminationspunkt war mit dem Versuch erreicht, die Kosten durch Steuern aufzufangen, was 1514 zum Aufstand des Armen Konrad führte 321, dem Ulrich nur mit Unterstützung der württembergischen Ehrbarkeit und erheb­lichen Zugeständnissen an die Stände im Tübinger Vertrag vom 8. Juli 1514 begegnen konnte 322. In dieser angespannten Situation kam es 1515 zum Mord an Hans von Hutten 323, dem Ehemann der Ursula Thumb von Neuburg 324. Sabine von Bayern, angeb­lich von Ulrich bedroht und mißhandelt 325, floh mit Hilfe des württembergischen Erbtruchsessen Dietrich Spät 326 und auch mit Unterstützung Maximilians nach München 327.

3 18 Vgl. Mertens, Württemberg (1995), S. 69; Hanna, Mänade (2003), S. 20 – 22. 319 Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 328. 320 Die einzige Quelle, die dies deut­lich ausspricht, ist Ulrich von Hutten, der meint, Ursula sei dem Herzog gegen Geschenke zu Willen gewesen, siehe die vierte seiner Reden gegen Herzog Ulrich, Ed. Ulrich von Hutten, Schriften: Reden und Lehrschriften (1861), S. 54 – 83. Vgl. die kritischen Überlegungen bei Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 330f., v. a. aber den Lebenslauf der Ursula nach den Geschehnissen, ebd., S. 331 – 333, die zwar keine Genugtuung mehr erlebte, aber wohl versorgt mit etwa 60 Jahren auf ihrem Besitz, der Neuenburg starb, ohne daß zum einen ihr im Grunde nie erwiesenes intimes Verhältnis zum Herzog je wieder aufgelebt wäre, noch daß sie je in irgendeiner Form zur Rechenschaft gezogen worden wäre. 321 Vgl. Schmauder, Württemberg im Aufstand (1998). Siehe auch Brendle, Dynastie (1998), S. 29f.; Mertens, Württemberg (1995), S. 70f. 322 Zum Tübinger Vertrag, der „württembergischen Magna Carta“, Schmauder, Tübinger Vertrag (2008). Vgl. Mertens, Württemberg (1995), S. 71f.; Hanna, Mänade (2003), S.  34 – 38. 323 Vgl. zum Mord und den Folgen Brendle, Dynastie (1998), S. 33 – 4 4; umfassend Hanna, Mänade (2003), S. 48 – 71, neuerdings Hanna, Hutten (2006), S. 447 – 454. Eine eigenwillige Interpretation der Ereignisse im Versuch, die Tat aus der Zeit heraus, in der sie geschehen ist, zu verstehen, bei Radbruch, Gwinner, Geschichte des Verbrechens (1951), S.  110 – 117. 324 Zu Hans von Hutten zuletzt Hanna, Hutten (2006), S. 446 – 454, Nr. X, 46. 325 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 40f. 326 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 38f. 327 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 40 – 45; Hanna, Mänade (2003), S. 90f.

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Die Tat erregte beträcht­liches Aufsehen, was zu einer erheb­lichen Polarisierung nicht nur im Land zuungunsten des Herzogs führte: Der Humanist Ulrich von Hutten, Cousin des Hans, und Ludwig von Hutten, der Vater 328, griffen den Herzog unter anderem publizistisch an 329, zahlreiche Adlige sagten sich von Herzog Ulrich los 330, Bayern trat an die Seite der Hutten, die vor dem Kaiser gegen den Herzog klagten, und 1516 und 1518 sprach schließ­lich Maximilian über Herzog Ulrich die Acht aus 331. Als der Württemberger 1519 nach Maximilians Tod die Reichsstadt Reutlingen überfiel und besetzte, schaltete sich auch der Schwäbische Bund aktiv ein und vertrieb Ulrich 332. Württemberg wurde zunächst an Karl V. gegen Erstattung der Kriegskosten verkauft, Ferdinand übernahm das Territorium

328 Zu Ludwig Hanna, Mänade (2003), S. 43 – 47. 329 Mit dem sich stilistisch an Lukian anlehnenden Dialog des „Phalarismus“ prangert Hutten Ulrich als Mörder seines Cousins an. Der Tyrann (Ulrich) holt sich in der Unterwelt Rat bei Phalaris, erzählt diesem die Geschichte der Ermordung und bittet um weitere Hinweise, u. a. München, Bayerische Staatsbibliothek, Res/4 Opp. 90,II,18: Phalarismvs dialogvs Hvttenicvs, Landshut: Johann Weißenburger, 1517, 4 Bll. 1521 wurde der lateinische Text ins Deutsche übertragen, u. a. Berlin, Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz, RLS Xa 351: E948: […] ein scharffes künst­lichs gedicht vo[n] eine[m] Tyranne[n] vnd etz­liche[n] grausamen vnmensch­liche[n] geschichte[n] : Eine[m] jeden lustig vnnd nütz­lich zu lesenn / Erst­lich durch […] hern Ulriche[n] vo[n] Hutten […] im latein seer zir­lich beschribe[n], darnach durch andere in d[a]z teutzsch, wie sich das hat schicke[n] wölle[n] bracht, Speyer: Jakob Schmidt, 1521, 8 Bll. Ed. Ulrich von Hutten, Schriften: Gespräche (1860), S.  1 – 26: PHALARISMVS. Vgl. Hanna, Mänade (2003), S. 131 – 133. Zudem unterstützten Huttens in den Jahren 1515 bis 1517 verfaßte sogenannte foren­sische Reden gegen Herzog Ulrich den politischen Widerstand gegen diesen, Ed. Ulrich von Hutten, Schriften: Reden und Lehrschriften (1861), S. 1 – 95: VLRICHI DE HVTTEN EQVITIS GERMANI IN VLRICHEM WIRTENPERGENSEM ORAZIONES QVINQVE. Vgl. Ludwig, Ritter (2001); Hanna, Mänade (2003), S. 127 – 131. 330 Vgl. Mertens, Württemberg (1995), S. 72; Brendle, Dynastie (1998), S. 37. 331 Zu Hintergründen, Einflußfaktoren und Folgen Brendle, Dynastie (1998), S. 44 – 57. Vgl. Mertens, Württemberg (1995), S. 72 – 74; Hanna, Mänade (2003), S. 106f. Karl V. erneuerte die Ächtung 1521. Siehe auch Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S.  60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 62. 332 Vgl. Mertens, Württemberg (1995), S. 74f. Bei dem Zug gegen Herzog Ulrich war Franz von Sickingen maßgeb­lich beteiligt, vgl. Press, Reichsritterschaft (1995), S. 785f.; Scholzen, Franz von Sickingen (1996), S. 150 – 159. Sickingen wiederum lernte gelegent­ lich des Feldzuges Ulrich von Hutten kennen und kam dadurch in Kontakt mit Humanismus und Reformation, vgl. Press, Franz von Sickingen (1988). Zur Freundschaft zwischen Hutten und Sickingen neuerdings Wulfert, Kritik (2009), S. 239 – 247, vgl. Hanna, Mänade (2003), S. 142.

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1522, frei­lich ohne daß die Habsburger je ihre Schulden beg­lichen 333. Ulrich konnte im weiteren Verlauf allerdings die Unterstützung Landgraf Philipps von Hessen gewinnen 334 und mit dessen Hilfe 1534 die Herrschaft in Württemberg zurückerobern 335. Hans von Hutten ist von seinem Vater vor et­lichen jarn auf sundern vntterthe­ nigen vertrawen 336, also schon in jungen Jahren, an den herzog­lichen Hof gegeben worden und wuchs dort mit dem etwa gleichaltrigen späteren Herzog auf 337, was sicher zur Etablierung der vertrauten Beziehung beigetragen hat. Unter Herzog Ulrich war Hans zunächst Kammerjunker, schließ­lich Stallmeister und gehörte damit neben Hofmeister und Hofmarschall zu den drei vornehmsten Amtsinhabern 338. Zu seinem Herrn habe er in einem „freundschaft­lichen Verhältnis“ gestanden 339. Ulrich selbst soll ihn den Geheimsten seiner Kammer 340 genannt haben, dem gegenüber er sich nit allain als ain Gnediger Herr verbunden gefühlt habe, indem er ihm zahlreiche gnaden und gaben […] erzaigt unnd bewißen habe, sondern wie ain vatter gegen ainem sun, und ain getrew gesel gegen dem andern 341. Wir können die Beziehung und ihre Ausgestaltung aber kaum direkt greifen und wissen somit nicht, welche Qualität das Verhältnis des Herrn zu seinem Diener wirk­lich hatte. Wenn Franz Brendle meint, es herrsche einhellige Meinung darüber, „daß Hans von Hutten in einer angesehenen Stellung bei Hofe stand und ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Herzog Ulrich besaß“ 342, läßt sich dies nur anhand der überlieferten, notwendigerweise aber parteiischen Ausschreiben und Briefe derer von Hutten und des Herzogs an die Reichsstände aus der Zeit nach dem Mord nachprüfen. Diese sind in Christian Friderich Sattlers „Geschichte des

333 Vgl. zum Vorstehenden Brendle, Dynastie (1998), S. 57 – 74; Carl, Schwäbische Bund (2000), S.  446 – 451. 334 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 57 – 71. 335 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 153 – 169; Press, Epochenjahr (1988); Mertens, Württemberg (1995), S. 79 – 81. 336 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 56. 337 Vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 446. 338 Hanna, Hutten (2006), S. 446f. 339 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 33. 340 Vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 446. 341 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67. 342 Brendle, Dynastie (1998), S. 33.

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Herzogthums Würtenberg“ 343 und vor allem in der Edition der Briefe Ulrichs von Hutten durch Eduard Böcking 344 wiedergegeben 345. Diesen Schriften lassen sich zwei Positionen entnehmen: Herzog Ulrich habe seinen Diener wegen der seiner Ansicht nach erwiesenen Untreue rechtmäßig getötet, vor allem auch deshalb, weil Hans das angeb­liche Verhältnis Ursulas mit ihm öffent­lich machte. Er legitimiert seine Tat also mit einem aus seiner Sicht eklatanten Vertrauensbruch. Die Hutten sehen die Tat als Mord an einem Wehrlosen, also ebenfalls als Vertrauensbruch. Die Geschichte selbst, in der sich die Interessen der fränkischen Adelsfamilie derer von Hutten 346 mit den Konflikten zwischen Bayern, Württemberg und Habsburg sowie den innerwürttembergischen Spannungen zwischen Ritterschaft, Ständen und Fürstentum verbanden, ist schnell erzählt. Hans von Hutten war seit 1514 mit Ursula Thumb 347 verheiratet. Kennengelernt hatten sie sich spätestens 1511, beider Teilnahme an der herzog­lichen Hochzeitstafel ist überliefert 348. Der selbst unglück­lich verheiratete Herzog 349 war häufiger Gast im Haus seines vertrauten Rates Konrad Thumb und habe seine Besuche dort auch nach der Verheiratung Ursulas nicht eingestellt, die mit ihrem Mann im Haus ihres Vaters wohnte 350. Weder Hans noch sein Schwiegervater hätten an den Besuchen Anstoß genommen, Ludwig von Hutten allerdings, Hans’ Bruder,

343 Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtenberg (1769), S. 198 – 211, Nr. 84: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung. d. d. 6. Sept. 1516“, S. 212 – 227, Nr. 86: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg. d. d. 22. Sept. 1516“. 344 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515); S.  60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516); S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516); S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516). 345 Archivalische Belege der bei Böcking und Sattler ed. Schreiben bei Brendle, Dynastie (1998), S. 34 Anm. 42f., nicht ed. Belege S. 36 – 39 Anm. 45 – 51, 53 – 60. 346 Siehe zur Familie Hanna, Hutten (2006). 347 Zur Person Bütterlin, Ursula Thumb (1981). 348 Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 329 mit Anm. 12. 349 Siehe zur Perspektive Ulrichs Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtenberg (1769), S. 263 – 272, Nr. 103: „Herzog Ulrichs geruckte Verantwortung gegen das unter dem Kayser­lichen Namen wider ihn auf dem Reichstag zu Maynz ausgegebene Ausschreiben. d. d. 8. Jan. 1519“, hier S. 266f. Vgl. Marth, Politik (2009), S. 172 – 207. 350 Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 328f. Vgl. auch Wunder, Fürstinnen (2011), S.  45 – 47.

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berichtete darüber dem Vater Ludwig von Hutten 351, der dann seinem Sohn empfahl, den Dienst zu quittieren 352. Konrad Thumb und Hans spielten die Angelegenheit herunter 353. Hans selbst schreibt ledig­lich, sein Herr sei vil bey jr jm Frawenzymmer gesessen vnnd [habe] mit jr geredt, deßgleichen Sy, mit jm auch […] mit zym­lichen reden und gelechter 354. Konrad hält dafür, daß der Herzog sich wohl nit so kündisch gehallten haben [wird], dann er ist nit der man, do man in für hat, vnd ist nichts, dann sein weis vnd perde, das mag bey anndern leüten nit allso verstanden werden 355, alles sei also ein Mißverständnis. Nachdem Herzog Ulrich seinem Stallmeister aber tatsäch­lich sein Verhältnis gestanden haben soll, vor ihm niedergekniet sei, vnnd jne vmb gotzwillen mit außgespannten Armen gepeten, zůgestatten, das Er seine Ee­liche haußfraw liebhaben moege, wann Er kenn wol vnd moegs nit lassenn, und ihm dafür das Vogtamt zu Urach anbot, was dieser aber nit annemen hat woellen 356, machte Hans die nun auch in seinen Augen unstatthafte Beziehung seines Herrn zu seiner Ehefrau publik by hoch und nidern stenden, nach Meinung des Herzogs faelsch­lich und verreter­lich verlogen, um ihn hoch und hart zuuerunglimpfen 357. Diesem Verhalten begegnete der Herzog mit heftigen Vorwürfen. Darauf bat Hans um Urlaub, den sein Herr verwehrte, entfernte sich trotzdem on unser erloubung vom Hof, kehrte aber schon am nächsten Tag zurück, wiewohl doch der Herzog seine Rückkehr abgeschlagen und nit vergoennen noch

3 51 Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 34. 352 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 80f. Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 329. 353 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 82. Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 329f.; Brendle, Dynastie (1998), S. 35. 354 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 82. 355 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 82. 356 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 80. 357 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67.

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willligen wollte 358. Wieder am Hof, schloß Hans sich einem Jagdausflug an, an dem der Herzog Ulrich mit verporgen­lichem harnasch teilnahm 359. Zudem habe Ulrich im veld : all die er besorget jm an solcher that verhinder­lich sein möchten einen nach dem andern von jm geschickt : Also das er allein meinen Sun seligen vnd noch einen knecht jm behalten hat. Mit den beden er netzo disen vnnd dann ein anndern weg geritten ist : dem mein Sun seliger als der gehorsam nachgeuolgt und auf gnedigen beschid gewartet 360, wie Ludwig von Hutten schreibt. Schließ­ lich sei vom Herzog auch der letzte Knecht weggeschickt worden und er habe mein Sun seligen, als einen blossen vnbesorgten menschen elendig­lich vnd jamer­lich erstochen vnd ermordet […] jm Syben toetl­lich wunden vnd stich gethan […] vnd unsern stamen vnd fruentschafft auf das hoechst als im mueg­lich gewest ist zuesch­ mehen begert. Denn Ulrich habe noch einen degen in die erden gestossen, vnd den todten Coerper mit ainer guertel die er im vmb den hals gelegt daran gepunden, als were mein Sun seliger, wie Ludwig meint, ein solcher vbelthäter gewest, der durch sein verwuerckung hencken verschuldet het 361 (siehe Abb. 3). Der Herzog leugnete das Geschehen nicht und nur wenige Tage nach der Tat soll er den Mord dem Bischof von Straßburg mitgeteilt haben, wie der Zimmerischen Chronik zu entnehmen ist 362. Die Hutten versammelten nun ihre ritter­liche Verwandtschaft,

358 Vgl. Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 69. 359 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 57. 360 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 57. 361 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 57f. Vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 449, der auf die entehrende Art der Ermordung hinweist. 362 Zimmerische Chronik, S. 541f.: Bald darnach ist er zu bischof Wilhelmen von Strassburg, der ain graf von Honstain war, geritten; dem hat er mit allen umbstenden eröffnet, wie es mit dem Hutten ergangen. In der naration aber, wie er dem bischof erzellet, das er den Hutten allain uf dem jagen bedretten, hab er den zu ross angesprengt und et­lich mal umb ain hurst hinum gejagt; letst­lich aber were ine mit dem schwert ain stich gerathen, das dem Hutten, der ime zuvor mermals lauter­lich um Gottes und seiner barmherzigkait willen umb gnad angerueft, ein groser strang bluets user dem leib were geloffen; damit dem bischof gesagt: „Der war bonte monte“. Ein Unrechtsbewußtsein Ulrichs läßt sich diesen Zeilen nicht entnehmen.

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wohl weniger deshalb, damit die Tat gesühnt werde 363, sondern um „die Ehre des Ermordeten als Selbstachtung und innere sitt­liche Würde wieder hergestellt zu wissen“, wie Georg-Wilhelm Hanna schreibt 364. In seiner warhafftigen schrift vom 10. November 1515 nennt Ludwig von Hutten ausdrück­lich als Motiv seines Ausschreibens zů rettung mein vnd meiner Suen angetaste Ere 365. Daß der Herzog dieses Schreiben eine Läster­liche, schant­liche, uner­liche, Lugenhafftige, erdichte und gestiffte schmachschrifft 366 nennt und in seinem eigenen Schreiben nach der geschicht warhafftigk­lich berichten 367 will, verwundert nicht. So war nicht nur die vertraute Beziehung des Dieners zu seinem Herrn mit dem Mord beendet, sondern auch die Bindung der Hutten an den württembergischen Hof. Dabei hatten doch, betont Ludwig, mein Sun vnd ich in des hertzo­ gen landt sunder­lich freůntschaft und zů neygung gesucht und wie hoch wir beyde vnser vertrawen auf den selben vngetreueen Hertzogen gestalt haben 368. Noch 1514 hatte sich Ludwig von Hutten als fränkischer Ritter entsprechend dem Wunsch des Herzogs an der Niederschlagung des Aufstandes des „Armen Konrad“ unter anderem durch die Anwerbung und Stellung eines Kontingentes von 1600 Reitern beteiligt 369. Er selbst, der sich einen armen Ritter nennt, hatte dem Herzog,

363 Siehe auch Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 85f. Noch im Oktober 1516 übergab Maximilian an Ludwig von Hutten eine Verschreibung der württembergischen Landschaft über insgesamt 27.000 Gulden als Kompensation für den Tod des Sohnes, als Entschädigung für aufgelaufene Kriegskosten und für Seelmessen. Die herzog­liche Schuld fand keine Erwähnung und der Herzog selbst war nicht bereit, den Vertrag anzuerkennen, vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 451. 364 Hanna, Hutten (2006), S. 450. 365 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 56. 366 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 64. 367 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67. 368 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 56f. 369 Siehe Hanna, Hutten (2006), S. 446. Vgl. Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S.  75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog U ­ lrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 76.

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allerdings in Form eines Amtsdarlehens, 10.000 Gulden geliehen, die dieser ihm aber biss in das viert jar nit bezalt hat 370, und auch Hans soll seinem Herrn von Zeit zu Zeit kleinere Summen zur Verfügung gestellt haben 371. Schließ­lich war auch die Anbindung der Ritterschaft an das württembergische Haus nachhaltig beschädigt 372. Die Tötung des Hans von Hutten durch Herzog Ulrich von Württemberg ist erwiesene Tatsache. Der Leichnam wurde von der Jagdbegleitung um Herzog Heinrich von Braunschweig gefunden, die diesen in eine nahegelegene Kirche verbrachte 373. Ob Ulrich aber wirk­lich ein außerehe­liches Verhältnis mit der Ehefrau des Hans von Hutten unterhielt, muß dahingestellt bleiben. Er selbst stritt es ab und sprach von gesparter warhait mit erdichter, gestiffter Luegin 374. Es stimme nicht, daß er ein erentrych frawenbild, loeb­lichs, eer­lichs stammens, namens und herkummens, so sich gegen uns und menigk­lichem lob­lich, eer­lich und wolgehalten hat, solten understanden und furgenummen haben, an iren eeren zu schwechen, schwehen, und unsern ungebuer­lichen willen mit ir zuuolbringen 375. Es sei auch nicht richtig, daß behauptet wird, so sie unsern willen nit thun, woelten wir sie schlahen

370 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 56. Da es sich um ein Amtsdarlehen handelte, ist diese Bemerkung Ludwigs nicht ganz richtig, denn ein solches zinsloses Darlehen wurde nicht während der Amtsinhaberschaft zurückgezahlt. Vgl. Bütterlin, Ursula Thumb (1981), S. 330. Siehe zur Perspektive des Herzogs, der Ludwig des Wuchers bezichtigt, Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 71. Dagegen wiederum Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 77. 371 Hanna, Hutten (2006), S. 446. 372 Vgl. Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von ­Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 86f. 373 Vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 450. Vgl. auch Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 32f. 374 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 68. 375 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 68.

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und mißhandeln 376. Selbst Sabine von Bayern, die Ursula Thumb durchaus die Schuld an dem Geschehen gab, äußerte nicht den Vorwurf des Ehebruchs 377 und bezichtigte Ursula auch nicht der Verführung 378. Die Hutten behaupteten, Hans sei ein gehorsamer vertreue­licher diener gewest 379. Im Bewußtsein ihrer adligen Standesqualität betonte die Familie die ihrer Ansicht nach heimtückische Tötung an einem getrewen diener vom adel 380, vnnsers gepluets vnd stammens 381, zudem habe man von vergleichen boesen handlung von einichen Fuersten in hoch teuetschen landen an einem vnuerschuldten edeln menschen […] nye erhoert 382. Angeprangert wird der ehrabschneidende Umgang mit dem Toten, sei doch sein todter coerper als eines grossen vbelthaters mit hencken geschmecht wor­ den 383. Dem thirannischen Hertzog werden niedere Beweggründe unterstellt 384, er 376 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 68. 377 Wiewohl Herzog Ulrich ein Schürzenjäger gewesen sein soll, siehe etwa Zimmerische Chronik, S. 543f. 378 Vgl. Hanna, Hutten (2006), S. 452. 379 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 58. Siehe auch Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 78f. 380 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 59. Und in diesem Zusammenhang hoben die Hutten das Geschehen auch auf eine weitere Ebene, indem sie darauf hinwiesen, daß dies alle von Adel angehe und am gegebenen Beispiel das Verhältnis eines Fürsten zu seinen adligen Ständen betreffe. Herzog Ulrich hielt dagegen, daß Hans das Ansehen des Adels in den Schmutz gezogen hätte, dem er mit seiner Tat entgegengetreten sei, vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 36f. 381 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 61. Wiewohl die Hutten an der genannten Stelle betonen, daß sie dem Ermordeten ebenso aus nägster lieb verpunden wären, wäre er ain armer frummer hyrt auf dem veld gewest, unterstreichen sie doch gerade dadurch die adlige Herkunft des Getöteten. 382 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 58. 383 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 59. 384 Siehe auch Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept.

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habe unrechtmäßig ein vnverleuempt vnschuldig edel mensch […] vnuersehen­lich fuersatz­lich jamer­lich vnd boes­lich one alle vorgende beschuldigung vnd recht­liche erkentnus, das doch dem mynsten nit bescheen sol, sunder aus aigner fuergesatzter boßhait ermordet 385, auffs schend­lichest mit fürgesatztem grymmigen rach, vnd ver­ dampten lust 386, denn er habe ein rächigs, hitzigs, verdampts, vnd wueedtens gemu­ eet 387. Ulrich habe wider got, die natur, eere vnd Recht gehandelt 388. Der Herzog selbst fühlte sich frei­lich im Recht, denn er habe als ein Wissen­ der Fryschoeff 389 nach des fryen stuls recht 390 gehandelt, und begründet dies mit der Treulosigkeit seines Dieners, den er nicht nur als trewlos bezeichnet, sondern auch als falsch und verraeterisch, den er einen flaischboeßwicht 391 nennt, der uber 1516), hier S. 80. 385 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 59. 386 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 60. 387 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 60. 388 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 61. 389 Bspw. Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 70 und öfter. Vgl. Brendle, Dynastie (1998), S. 36; Hanna, Mänade (2003), S. 48f. Der Freischöffe ist Mitglied eines Femegerichts, siehe auch Lück, Art. „Freischöffe“ (2008); Lück, Art. „Feme, Femgericht“ (2008).– Es sei der Hinweis gestattet, daß Vertrauen und damit auch der Vertrauensschutz und der Vertrauensbruch durchaus rechtsrelevante Begriffe noch in der heutigen Gesellschaft sind, siehe bspw. nur die Normen, in denen explizit von Vertrauen gesprochen wird, wie im Bürger­lichen Gesetzbuch die §§ 68 (Vertrauensschutz durch Vereinsregister), 70 (Vertrauensschutz bei Eintragungen zur Vertretungsmacht), 284 (Ersatz vergeb­licher Aufwendungen), 311 (Rechtsgeschäft­liche und rechtsgeschäftsähn­liche Schuldverhältnisse), 627 (Fristlose Kündigung bei Vertrauensstellung), oder im Strafgesetzbuch die §§ 201 (Verletzung der Vertrau­lichkeit des Wortes), 353a (Vertrauensbruch im auswärtigen Dienst). Sinnfälligen Ausdruck findet recht­lich gefaßtes Vertrauen in der Formel „Treu und Glauben“, siehe bspw. BGB § 242: „Leistung nach Treu und Glauben“. 390 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 70. Dagegen Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 75 – 87, Nr. XXX. 5.: „Derer von Hutten gedrucktes Ausschreiben wider Herzog Ulrichen zu Würtenberg“ (22. Sept. 1516), hier S. 79: Das der Moerder sich auf Wesstuelisch Gericht nit entschulldigen moege. Vgl. Hanna, Mänade (2003), S. 60 – 62. 391 Vgl. Deutsches Wörterbuch III, 1862, Sp. 1756.

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und gegen unser vilfaeltig Sunder gnad, trew und guttaet, so wir im fuer all ander unser diener bewißen, sich so undanckbar­lich, untrew­lich, faelsch­lich, verraeter­lich, schaent­lich und laester­lich gegen und bey uns gehalten, erzaigt und an uns gefarn, uber unser gnedig und trew, trotz seiner ernst­lich und betrow­lich warnung 392. Er habe Hans von Hutten als ain frummer fuerst, sunderer liebhaber, und uffenthal­ ter des adels, […] als einen vom adel geborn keineswegs on merck­lich verwuerckung und ursach entlybt 393. Seinem Diener habe er einst unser Lyb, gut, und was uns got Zyt­lichs verlihen, vor andern vertrawet, und so verr zim­lich und mensch­lich gewesst, hetten wir im auch Seel und Eer vertrawt 394, ihm sei er vor andern am gnedigsten gewest, ihm habe er am hoechsten vertrawt, ihm habe er am maisten guttat bewi­ ßen 395. Dann aber sei dieser Falsch, Trewloß, verretterisch, undanckbar Boeßwicht […] undanckbar­lich, Boeß­lich, Schaent­lich, Untrew­lich, Falsch­lich, Betrugen­lich, Vneer­lich, und Verreter­lich, wider got, Natür­lich schuld der Danckbarkait, Eer, Recht, Bil­licheit und alle Erbarkait, ueber syn Verwantnuß an uns gefarn und gehandelt 396. Man meint förm­lich zu spüren, wie der Herzog beim Schreiben in Rage gerät, wenn er auf die Schrift der Hutten zu sprechen kommt, sei doch sein Diener uber syn glopte, handt gegebne trew, uns trewloß und brichig worden 397, weil dieser sich in der höfischen Öffent­lichkeit über seinen Herrn beschwert habe. Ulrich habe ihn darauf mer dann zu ainem mal zu red gestelt, ernst­lich gestrafft, gewarnet, und gnedigk­lich gebetten, des ab und muessig zusteen mit ernst­licher trow, wa er das mer thun, soll er wissen, das er uns sol­lichs nit mer abwainen, noch abbitten, noch wir es von im lyden, sunder dagegen ernst­lich so verr unser lyb und gut raich handlen 392 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 65. 393 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 65. 394 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67. 395 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 68. 396 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67. 397 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67.

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werden 398. Aber des alles und uber ietztgemelt unser gnedig straff, bit und darnach ernst­lich warnung, und betrowung ist er nit gesettigt, noch ruewig gewesst 399.

Abb. 3: Das Ende einer Vertrauensbeziehung. Der Mord an Hans von Hutten durch ­Herzog Ulrich von Württemberg 1515. Holzschnitt vom sogenannten Petrarcameister 400. 1517

398 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67. 399 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 64 – 75, Nr. XXX. 4.: „Gedrucktes Ausschreiben Herzog Vlrichs wegen seiner an Hannsen von Hutten begangenen Handlung“ (6. Sept. 1516), hier S. 67f. 4 00 München, Bayerische Staaatsbibliothek: Münchener DigitalisierungsZentrum. Digitale Bibliothek, Res/4 Germ.sp. 171 m: Super interfectione […] (1519), Bl. 18. Vgl. Ulrich von

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Beide Parteien äußern mithin enttäuschtes Vertrauen als Motiv für ihr jeweiliges Verhalten und wiesen der Gegenseite die Schuld am Bruch des Vertrauens zu. Der Mord selbst erscheint als Folge und Symptom der gescheiterten Vertrauensbeziehung. ­Ludwig von Hutten unterstreicht als betriebter vnd hoch belaidigter vatter 401, er habe dem Herzog leib vnd guets vertraut, habe aber, got sey es geclagt, boesen lon empfangen 402. Seinem Ausschreiben vom 10. November 1515 gab er die vorstehende Graphik bei, die auf eindring­liche Weise das Ende der vertrauten Beziehung des Dieners zu seinem Herrn aus Sicht des Vaters illustriert. ­Ludwig hat diese Abbildung ganz bewußt in seine Schrift aufgenommen, weil er ein figur solchs meins Sun seligen elenden mißhandelten Corpers […] vmb cler­licher antzai­ gung willen hab malen lassen 403. Allerdings werden von den Parteien auch keine weiteren inhalt­lichen Argumente ausgetauscht. L ­­ udwig habe dem Herzog zwar militärische Hilfe geleistet und ihn aus seiner Sicht finanziell unterstützt, sein Sohn tritt aber ledig­lich als treuer Diener auf, dessen Tötung unrechtmäßig gewesen sei. Der Herzog wiederum hebt die Untreue seines Stallmeisters hervor, der ihn durch die Veröffent­lichung des vorgeb­lichen Verhältnisses mit dessen Ehefrau, das er abstreitet, bloßgestellt habe. Zur töd­lichen Bestrafung seines Dieners sei er als Freischöffe berechtigt gewesen, zumal er Hans mehrfach gewarnt habe. So kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß das von beiden Seiten beschworene enttäuschte Vertrauen in der Auseinandersetzung nur instrumentalisiert wurde, um die jeweils verletzte Ehre und damit auch ihre Reputation wiederherzustellen 404. Daß dies allerdings mit Hilfe des Vertrauensbegriffs geschah, zeugt von dem hohen Stellenwert, den Vertrauen als Folge von Treue, enttäuschtes Vertrauen als Folge von Untreue ganz

Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben L ­ udwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), Abb. S. 60. 4 01 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 60 – 63, Nr. XXX. 2.: „Das ausschreiben der von Hutten an die Landtschafft zu wirtenberg“ (13. Juli 1516), hier S. 61. 402 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 56. 403 Ulrich von Hutten, Schriften: Briefe (1859), S. 55 – 60, Nr. XXX. 1.: „Ausschreiben ­Ludwigs und anderer von Hutten gegen Herzog Ulrich von Wirtemberg“ (10. Nov. 1515), hier S. 58. 4 04 Siehe bspw. Zunkel, Art. „Ehre, Reputation“, hier S. 6 – 10 zur adlig-höfischen Standesehre, S. 17 – 23 zum Zusammenhang von Reputation und Ehre, v. a. aber S. 52 – 54 die Ausführungen über Reputation im Fürstenstaat. Siehe auch oben S. 43, 61.

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offensicht­lich hatte: Vertrauen erscheint hier wie Treue als durchaus offensiv eingesetzter Schlüsselbegriff in den Streitschriften 405. Landgraf Philipp von Hessen genannt der Großmütige (reg. 1509/1518 – 1567)406 wiederum befand sich in einer Situation, die besonderes Vertrauen zwischen dem Herrn und seinen Dienern notwendig machte. Philipp hatte sich als einer der protestantischen Führer 407 des Schmalkaldischen Bundes 408 nach der Niederlage in der Schlacht bei Mühlberg 1547409 im Schmalkaldischen Krieg 410 dem siegreichen Karl V. in demütigender Weise unterwerfen müssen 411, der ihn darauf in den Niederlanden gefangengesetzte 412 und erst fünf Jahre später 1552 entließ 413. Die Regentschaft des Landes hatten während dieser Zeit seine Frau Christine mit seinem ältesten Sohn Wilhelm, dem Philipp ein Rätekollegium beigab. Mit diesem Kollegium ist eine Gruppe vertrauter Diener greifbar, die aus dem Kanzler Heinrich Lersner und den Räten Rudolf Schenck zu Schweinsberg, Wilhelm von Schachten 405 Vgl. auch Seresse, Schlüsselbegriffe (2009), der am Beispiel der Steuerkonflikte in Kleve-Mark 1580 – 1700 und Bayern 1550 – 1670 drei jener Begriffe identifizieren kann, die sowohl das fürst­liche wie auch das landständische Selbstverständis bestimmten und für beide Territorien galten: Gemeinwohl, Liebe und Vertrauen, siehe ebd., S. 74, den tabellarischen Überblick (vgl. Seresse, Normen [2005], S. 101), stellt eber ebd., S. 75f., auf deren formelhaften Gebrauch ab. Ausführ­lich am Beispiel Kleve-Mark Seresse, Normen (2005), S. 102 – 118 (Gemeinwohl), S. 118 – 128 (Liebe), S. 140 – 148 (Vertrauen). Im Fall Kleve fügt Seresse noch die Norm „Einigkeit“ hinzu, ebd., S. 129 – 140. Treue weist Seresse als Norm den Ständen zu, siehe ebd., S. 192 – 199. 4 06 Statt Aufnahme der gesamten Literatur zu Philipp hier nur der Hinweis auf Dienst, Art. „Philipp der Großmütige, Landgraf von Hessen“ (1994), mit bis 2009 aktualisierten Literaturangaben, zusätz­lich ist zu nennen Rüther, Familiensinn (2009), mit systematischer Erfassung der relevanten Literatur in den Anm., die Bibliographie S. 353 – 366. 407 Zur Bedeutung Philipps für die Reformation in Hessen nur Rudersdorf, Hessen (1992), S.  261 – 273. 4 08 Eine differenzierte Würdigung Philipps als einen der Anführer des Bundes, der sich im Eigeninteresse nicht scheute, mit dem Kaiser einen Geheimvertrag abzuschließen, bei Rüther, Familiensinn (2009), S. 343. Vgl. insbes. Schmidt, Gefangen (1997); HaugMoritz, Philipp (2004). 4 09 Siehe insbes. Wartenberg, Schlacht bei Mühlberg (1998); vgl. Kohler, Karl V. (2000), S.  307 – 312. 410 Siehe Kohler, Karl V. (2000), S. 295 – 326. 411 Vgl. Wolff, Landgraf (2004), S. 124 – 126. 412 Siehe Wolff, Landgraf (2004); vgl. Rüther, Familiensinn (2009), S. 345f. 413 Kohler, Karl V. (2000), S. 316 – 319; Rüther, Familiensinn (2009), S. 349, 351. Grundlage der Freilassung war schließ­lich der Passauer Vertrag von 1552, vgl. Drecoll, Passauer Vertrag (2000); Decroll, Verhandlungen (2003), S. 31, 35 – 37.

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und Simon Bing bestand. Eine der Grundlagen von Philipps Herrschaftskraft habe ja geradezu in seiner Bereitschaft gelegen, sich beraten zu lassen, denn, so der Spangenberger Burggraf Hans Wilhelm Kirchhof, das ist sein bester schmuck, daß er so viel grauer bärt, das ist: soviel feiner, alter und wohlstehnder männer umb sich hat 414, wiewohl ein hessischer Rat über ihn auch klagte, was er fürnimpt, da lest er sich nicht von bringen 415, und gegenüber Luther meinte Philipp sogar selbst, ihr radtet wol fein; wie aber, wen wir euch nicht folgeten?416 Nun aber befand sich Philipp in einer Situation, die ihm kaum eine Wahl ließ und eigenes, persön­liches, aktives Eingreifen nahezu unmög­lich machte. Er mußte seinen Räten vertrauen und ihnen einen spezifischen Handlungsspielraum zugestehen, wobei er gleichzeitig versuchte, auch aus der Haft heraus seine Regierungsgeschäfte weiter wahrzunehmen. Dies gelang durch offizielle Schreiben und Treffen, unter anderem mit Lersner, die von Karls Spaniern aber kontrolliert wurden, oder über Kassiber 417. Und Philipp selbst, der nicht wußte, wie lang er noch inhaftiert sein würde, sprach seinen Räten Mut zu: Seid nicht so kleinmütig. Laßt euch nicht erschrecken. Haltet durch, auch wenn sie mich nach Spanien verschleppen und ihr nichts mehr von mir hört 418. Er befahl ihnen aber auch, „sich nicht aus dem Regiment drängen zu lassen und auch dessen Übernahme durch die Landgräfin nicht zuzugeben“ 419, über die er wenig charmant schrieb, er habe […] nihe liebe oder brunst­lichkeit zu irr gehabt. […] wiewol sie sust from, aber war­lich sust unfreindt­lich, hes­lich, auch ubel geroch; […]420. Die Räte wiederum verwendeten sich für ihren Herrn und beschwerten 414 Wendvnmuth (1602), S. 65, vgl. Rüther, Familiensinn (2009), S. 346. 415 WA, Tischreden, Bd. 4, Nr. 5038, S. 625 – 630, hier S. 627. Bei dem Rat handelt es sich wohl um ­­Ludwig von Boineburg, siehe ebd., S. 627 Anm. 30. 416 WA, Tischreden, Bd. 2, Nr. 2285a, S. 404f., hier S. 405; vgl. ebd., Nr. 2285b, S. 405 – 4 07, hier S. 406, 407; vgl. ebd., Bd. 4, Nr. 4352, S. 249 – 251, hier S. 250, 251; vgl. ebd., Nr. 5038, S. 625 – 630, hier S. 627, 629. Vgl. Wolff, Luther (1983); Winterhager, Philipp (2004), S. 7 und 14 Anm. 25. 417 Vgl. Wolff, Landgraf (2004), S. 130f., 133, mit den entspr. Anm. Siehe die Verzeichnung zum „Briefwechsel mit dem Landgrafen während seiner Gefangenschaft“ in: Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1001 – 1011, S. 627 – 6 45, zum offenen Briefwechsel Nr. 1001 – 1005, S. 627 – 630, zum geheimen Briefwechsel Nr 1006 – 1011, S.  630 – 6 45. 418 Zit. nach Wolff, Landgraf (2004), S. 134, dort ohne konkrete Quellenangabe mit dem lapidaren Hinweis ebd., „solche und ähn­liche Formulierungen finden sich häufiger in seinen Schreiben“. 419 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1008, S. 634 – 638, hier S. 636 (Nov. 1548). 420 Briefwechsel Landgraf Philipps (1880), Beilage II. Documente, Nr. 6, S. 352 – 354: Erklärung des Landgrafen gegen Bucer in Melsungen (1539 Ende November), hier S. 353, vgl.

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sich beispielsweise über dessen Haftbedingungen 421. In der geheimen und damit höchst vertrau­lichen Korrespondenz, die mit Hilfe von Schiefertafeln und kleinen Taschenkalendern, in die Pergamenttäfelchen eingebunden waren, erfolgte 422, finden sich neben Äußerungen zu zahlreichen politischen und administrativen Angelegenheiten auch persön­liche Bemerkungen wie die Bitten um Bier 423, Wein 424, Lebensmittel 425 oder Geld 426, das Klagen über ein Fieber 427, die beengte Unterbringung 428, die Unannehm­lichkeiten 429, seine schlechte Stimmung 430 oder die unangenehmen Eigenschaften der ihn bewachenden Spanier 431, die Sorgen um das Studium der Söhne 432, die Mahnungen an die Räte, „in Gewissenssachen nicht zu viel nachzugeben“ 433 und im Kontakt mit ihm vorsichtig zu sein 434, aber

Heinig, Fürstenkonkubinat (2006), S. 26, Puppel, Regentin (2004), S. 304 Anm. 137, Köttelwesch, Vielweiberei (2001). 421 Vgl. Wolff, Landgraf (2004), S. 130 mit Anm. 78. 422 Siehe Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), 630 Anm. 1. Siehe die Abb. Farbtafel LXX – L XXII im Ausstellungskatalog Landgraf Philipp der Großmütige 1504 – 1567. 423 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1006, S. 630f., hier S. 631 (Febr. 1548), Nr. 1011, S. 642 – 6 45, hier S. 645 (Mai 1552). 424 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 (Mai 1552). 425 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 642 ( Juli 1550), S. 644 (Febr. 1551), S. 645 (Dez. 1551, Mai 1552). 426 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 (Dez. 1551, Mai 1552). 427 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1007, S. 631 – 634, hier S. 631 (März 1548). 428 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1008, S. 634 – 638, hier S. 635 (Sept. 1548). 429 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 ( Juni 1551). 430 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 ( Juni 1551). 431 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 (Sept. 1551). 432 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1007, S. 631 – 634, hier S. 633 ( Juni 1548). 433 Was hier auf die gegenreformatorischen Bemühungen von kaiser­licher Seite bezogen ist, Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1007, S. 631 – 634, hier S. 634 (August 1548). 434 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1008, S. 634 – 638, hier S. 636 (Nov. 1548).

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auch die Bekräftigung seiner Entschlossenheit, bei seinem Glauben zu bleiben 435. Heinrich Lersner (gest. 1576)436 diente dem Landgrafen als Kanzler von 1550 bis 1560, nach dessen Tod 1567 bis 1569 auch Landgraf L ­­ udwig IV. Schon sein Vater ­­Ludwig stand in landgräf­lichen Diensten als Prokurator und Kammerschreiber und begleitete Philipp auf den Wormser Reichstag 1521437. Auch seine rechtsgelehrten Brüder Jakob, Johann und Christoph waren im Fürstendienst. Jakob war in diplomatischen Missionen für Heinrich den Jüngeren von Braunschweig und Philipp tätig 438, Johann war Gesandter Philipps am burgundischen Hof 439, Christoph diente in Philipps Kanzlei, aber auch in derjenigen Albrechts von Mecklenburg und Heinrichs von Braunschweig 440. Lersner selbst war nach Studien in Heidelberg und Erfurt zunächst Sekretär des Landgrafen, 1532 und 1540 sein Gesandter in Dänemark und ab 1540 sein Bevollmächtigter beim Schmalkaldischen Bund. Lersner führte auch die Verhandlungen mit Kurfürst Johann Friedrich, der dem Bund mit Philipp vorstand. In den Jahren 1542 und 1543 war er Kanzler des vom Schmalkaldischen Bund eroberten Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel. Der Reformator Martin Bucer, der bei Philipp in hohem Vertrauen stand, frei­lich nie sein Diener war, ihm aber bei der Einführung der Reformation in Hessen 441 half und unter anderem für Philipp 1539 die sogenannte „Ziegenhainer Zuchtordnung“ verfaßte 442, nennt Lersner in einem Schreiben vom Juli 1540 einen getreuen mann, den er zu den geschickten, frommen und erfahrenen Männern zähle, die es gegen E. f. g. auch gantz hertz­lich gut gemeinen 443. Zu Lersners Aufgaben gehörte 1541 auf Anordnung des Landgrafen auch die Beratung des Schwiegersohnes Philipps Moritz von Sachsen nach dem

435 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 1011, S. 642 – 645, hier S. 645 (Sept. 1551). 436 Lenz, Art. „Lersner, Heinrich“ (1883). 437 Siehe Mühleisen, Art. „Lersner“ (1985), S. 322; Lenz, Art. „Lersner, Heinrich“ (1883), S. 435. 438 Vgl. Lenz, Art. „Lersner, Jakob“ (1883). 439 Siehe Mühleisen, Art. „Lersner“ (1985), S. 322; Lenz, Art. „Lersner, Heinrich“ (1883), S. 435. 4 40 Siehe Mühleisen, Art. „Lersner“ (1985), S. 322; Lenz, Art. „Lersner, Heinrich“ (1883), S. 435. 4 41 Zu diesem Thema nur Rudersdorf, Hessen (1992). Siehe auch die Beiträge von Günther Hollenberg, Theodor Mahlmann, Christina Vanja, Kersten Krüger, im Ausstellungskatalog Landgraf Philipp der Großmütige 1504 – 1567 (2004). 4 42 Vgl. Hareide, Konfirmation (1971), 109 – 151. 4 43 Briefwechsel Landgraf Philipps (1880), Nr. 69, S. 175 – 178: Bucer an den Landgrafen (3. Juli 1540), hier S. 176.

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Ableben Heinrichs des Frommen 444. Dadurch war Lersner der geeignete Mann, im Schmalkaldischen Krieg zwischen dem Ernestiner Johann Friedrich und dem Albertiner Moritz, aber auch zwischen dem Landgrafen und Moritz politisch zu vermitteln 445. Und es war Lersner, der 1547 über die Kapitulation des Schmalkaldischen Bundes verhandelte. Nicht zuletzt auch diesem Umstand hatte Lersner es zu verdanken, daß auf die vertraute Beziehung zu seinem Herrn ein Schatten fiel, weil dieser ihn für die auf seine Unterwerfung in Halle folgende Gefangensetzung verantwort­lich machte  446. Vermut­lich ist es Simon Bing, der in einem Brief über Lersners Verstimmung berichtet. Lersner, so Bing, „habe seinem Herrn alle Tage seines Lebens keine Ursache zur Ungnade gegeben und Gut, Leib und Blut mit Gott wahr­lich eingesetzt.“ 447 Nun aber sei ihm die Behandlung durch den Landgrafen und auch durch dessen Schwester doch sehr aufs Gemüt geschlagen, auch habe Philipp in Verhandlungen mit Moritz von Sachsen gestanden und ihn nicht dazugebeten 448. Doch Lersner blieb loyal, verweigerte sich nicht dem Regentschaftsrat, und 1552 war er auch an der Ausarbeitung des Passauer Vertrages beteiligt, der schließ­lich die formale Grundlage für die Freilassung seines Herrn war 449. Ab 1560 erscheint Lersner als Beisitzer am Hofgericht zu Marburg. Nach dem Tod Philipps 1567 amtierte Lersner erneut als Kanzler unter Landgraf Wilhelm, trat allerdings schon 1569 aus gesundheit­lichen Gründen zurück und starb 1576. Rudolf Schenck zu Schweinsberg (gest. 1551)450 entstammte einem hessischen Rittergeschlecht, sein Großvater Johann war bereits hessischer Marschall 451. Rudolf hatte in Erfurt studiert und gehörte 1527 zu jenen Vertretern der hessischen Ritterschaft, die den mit den hessischen Landständen vereinbarten Vertrag über die Säkularisation der Klöster siegelten. Rat Philipps wurde der Schweinsberger 1530 und besuchte in dieser Funktion den Augsburger Reichstag. Als Gesandter des Landgrafen war er künftig bei nahezu allen politischen Verhandlungen zugegen wie insbesondere 444 Siehe Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1900 – 2006), Reg. 4 45 Vgl. Rudersdorf, Moritz von Sachsen (2007). 446 Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1978), Nr. 599, S. 421f.: Erklärung Lersners für Lg. Philipp (30. Mai 1547). 447 Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1978), Nr. 599, S. 421f.: Erklärung Lersners für Lg. Philipp (30. Mai 1547), hier S. 421f. 4 48 Vgl. Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1978), Nr. 599, S. 421f.: Erklärung Lersners für Lg. Philipp (30. Mai 1547), hier S. 422. 4 49 Siehe oben S. 234 Anm. 413. 450 Siehe Schweinsberg, Art. „Schenk zu Schweinsberg, Rudolf “ (1890); Petersdorff, Art. „Schenk zu Schweinsberg“ (2005). 451 Schweinsberg, Art. „Schenk zu Schweinsberg, Johann“ (1890).

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bei jenen des Schmalkaldischen Bundes. Schweinsberg war es, der für seinen Herrn gemeinsam mit dem damaligen Kanzler Johann Feige nach der Rückeroberung Württembergs 1534 vor Ferdinand I. Fußfall und Abbitte leistete 452. 1537 wurde er hessischer Landvogt an der Werra und nahm seinen Amtssitz im Schloß Eschwege. Während Philipps häufiger Abwesenheiten ab 1543 hatte Rudolf die Statthalterschaft zu Kassel. Und nachdem Moritz von Sachsen, der mit einer Tochter Philipps verheiratet war, 1541 die Herrschaft angetreten hatte, waren es vor allem Rudolf und Lersner, die den diplomatischen Kontakt zwischen Sachsen und Hessen hielten 453. Wilhelm von Schachten (gest. 1553)454, Abkömmling eines land­gräf­lichhessischen Ministerialengeschlechts, war Marschall Landgraf Philipps. Als Mitglied des Ratskollegiums während der Gefangenschaft seines Herrn war Schachten mit Simon Bing 1551 als hessischer Bevollmächtigter an den Verhandlungen Sachsens, Brandenburgs und Mecklenburgs mit Frankreich beteiligt, die im Frühjahr 1552 zum Vertrag von Chambord 455 zwischen der protestantischen Fürstenopposition und Heinrich II. von Frankreich führten 456. Simon Bing (gest. 1581)457 war bereits 1534 mit 17 Jahren Kanzleischreiber, nachdem er zuvor in Marburg studiert hatte, und wurde schon nach drei Jahren Kammersekretär. Er behielt dieses Amt bis 1552, als er nach der Rückkehr Philipps aus der Gefangenschaft zum Rat in der Kanzlei zu Kassel befördert wurde. Unter Landgraf Wilhelm wurde er schließ­lich Kammermeister, hatte damit die Leitung der Finanzverwaltung Hessens und war Hauptmann in Ziegenhain. Durch das Vertrauen seiner Herren erlangte Bing pfandweise 1564 das säkularisierte ehemalige Kloster OberWerbe bei Waldeck mit allem Zubehör, 1576 erhielt er das Dorf Datterode als Lehen. Das Abkommen von Chambord, zu dem Schachten und Bing beitrugen, ist insofern von Bedeutung, als es der evangelischen Seite im Reich gegen verschiedene Zugeständnisse an Frankreich 458 Mittel zuführte, die benötigt wurden, um im sogenannten Fürstenaufstand 459 die lutherische Sache zu verteidigen. Vorausgegangen 452 Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 351, S. 220 (Okt. 1534). 453 Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1900 – 2006), Reg. 454 Pistor, Art. „Schachten, Dietrich von“ (1890). 455 Die Wiedergabe des Vertrages, in: Renaissance, Glaubenskämpfe, Absolutismus (1966), S.  197 – 199. 456 Ein Überblick bei Mörke, Reformation (2005), S. 61f. 457 Bernhardi, Art. „Bing, Simon“ (1875); Dülfer, Art. „Bing, Simon“ (1955), Andreas Gerhard Hyperius, Briefe (1981), S. 256, Nr. 50 Anm. 1. 458 Die französische Perspektive bei Petry, Rechtspolitik (2006), S. 55 – 60. 459 Siehe u. a. Winter, Kurfürst Moritz von Sachsen (2010).

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waren die Beschlüsse des sogenannten Geharnischten Reichstages zu Augsburg 1548460, der unter anderem das Interim zur Bekämpfung des Luthertums beschloß 461. Darauf schlossen sich im geheimen Vertrag von Torgau im Mai 1551 vor allem Mecklenburg, Brandenburg, Brandenburg-Kulmbach und Hessen zusammen 462. Das Bündnis galt der Freiheit des Adels, der Verteidigung des Protestantismus und der Befreiung des Landgrafen. Das militärische Eingreifen Frankreichs seit Herbst 1551 führte zum Erfolg der Erhebung und fand seinen Niederschlag im Passauer Vertrag von 1552 zwischen Ferdinand I. und den protestantischen Reichsfürsten 463. Der Protestantismus im Reich wurde anerkannt und fand seine reichsrecht­liche Festschreibung schließ­lich im Augsburger Religionsfrieden von 1555464. Da war Schachten frei­lich schon verstorben nach einer 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg erlittenen schweren Verwundung. In den braunschweigischen Territorien 465 regierten Heinrich II. der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel (reg.  1514 – 1568)466, Erich I. von BraunschweigLüneburg, Fürst von Calenberg-Göttingen (reg. 1495 – 1540)467, Ernst I. der Be­kenner von Braunschweig-Lüneburg, Fürst von Lüneburg (reg. 1520 – 1546)468, 4 60 Vgl. Luttenberger; Albrecht Pius: Glaubenseinheit (1982), S. 425 – 501. 4 61 Vgl. Rabe, Reichsbund und Interim (1971), insbes. S. 407 – 4 49; Rabe, Interimspolitik (2005); Carl, Haltung (2005). 4 62 Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1998), Nr. 91, S. 198f.: Erklärung von Kf. Moritz, Mgf. Johann, Hz. Johann Albrecht und Lg. Wilhelm (Torgauer Obligation). Vgl. Herrmann, Moritz von Sachsen (2003), S. 164f. 463 Siehe oben S. 234 Anm. 413. Eine zusammenfassende Würdigung der Ereignisse auf Grundlage der politischen Korrespondenz des Kurfürsten Moritz von Sachsen in der Einführung zum 5. Bd., Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1998), S. 13 – 47. 4 64 Vgl. Gotthard; Augsburger Religionsfrieden (2004). 4 65 Ohne die (Teilungs-)Geschichte der braunschweigischen Territorien erneut aufzurollen, hier nur der Hinweis auf Seggern, Theorie (2004), S. 120 – 141, mit der wesent­lichen Literatur. Vgl. Schröder, Art. „Braunschweig (braunschweig. Hzm.er)“ (2003), hier S. 782 – 788 zur Entwicklung der Höfe, ebd., S. 788f. Hinweise zur Überlieferung und weiterführende Literaturangaben. Zur Reformationsgeschichte Ziegler, BraunschweigLüneburg, Hildesheim (1991). 466 Siehe Spehr, Art. „Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel“ (1880); Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991); Lippelt, Art. „Heinrich der Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Wolfenbüttel)“ (2006). 4 67 Siehe Janicke, Art. „Erich I.“ (1877); Friedland, Art. „Erich I.“ (1959). Erich I. sei „persön­ licher Vertrauter und Parteigänger Kaiser Maximilians I., in dessen Diensten er vielfach außer Landes war“, gewesen, Ziegler, Braunschweig-Lüneburg, Hildesheim (1991), S. 11. 4 68 Die Reichsmatrikel nennt Herzog Heinrich von Brunswig der junger und herzog Erich mit iren stetten: Brunswig, Hanuber, Gottingen, Northen und andern / Herzog Heinrich von

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H ­ einrich IV. von Braunschweig-Grubenhagen (reg. 1462 – 1526)469 und Philipp I. von Braunschweig-Grubenhagen (reg.  1494 – 1551)470. Statt nun auch hier jeden Hof einzeln zu beobachten, lenken wir die Aufmerksamkeit auf einen Fall, der in mehrfacher Hinsicht von Vertrauen und Vertrauensbruch geprägt war. Heinrich II. der Jüngere, ein treuer Parteigänger des Kaisers 471 und der letzte katholische Fürst im niedersächsischen Raum 472, unterhielt zum einen die in den braunschwei­ gischen Landen nicht nur forschungshalber auffälligste interpersonal wirksame Vertrauensbeziehung zu der Hofdame Eva von Trott (geb. 1506, gest. 1567)473, die ihm zehn Kinder gebar, das erste 1524474. Allerdings erscheint hier Vertrauen konvertiert in Liebe, die wegen dieser lange währenden Beziehung angenommen werden darf, und ist damit ein qualitativ anderes Vertrauen als das Vertrauen des Herrn zu einem vertrauten Diener. Das unstandesgemäße und bis zum Tod der Geliebten anhaltende Verhältnis hat Heinrich zum anderen genötigt, vertrautes Personal einzusetzen, insbesondere zu den Zeiten der Niederkünfte und danach, damit dieses die Kinder als ihre eigenen ausgab, aber auch nach dem spektakulären Scheintod Evas, die von Heinrich tatsäch­lich zunächst auf die Staufenburg bei Gittelde am Harz verbracht und dort versteckt wurde 475. Brunswig und zu Luneburg mit der stat Luneburg / Die herzogen Philips von Brunswig und zum Grobenhagen mit der stat Embeck, siehe Reichsmatrikel von 1521 (1962), S. 429. Wir nennen aber statt Heinrich dem Mittleren von Braunschweig-Lüneburg seinen Sohn Ernst den Bekenner, weil Heinrich 1521 nach der Hildesheimer Stiftsfehde in die Reichsacht kam und nach Frankreich geflohen war, vgl. bspw. Lohse, Reformation (1980), S. 16. Zu Ernst Sauer, Art. „Ernst, Herzog von Braunschweig Lüneburg“ (1877); Wrede, Ernst der Bekenner (1888); Friedland, Art. „Ernst, Herzog von Braunschweig-LüneburgCelle“ (1959); Bautz, Art. „Ernst der Bekenner“ (1990); Herzog Ernst der Bekenner und seine Zeit (1998). 4 69 Erwähnt im Art. Spehr, Art. „Heinrich III., Herzog von Braunschweig-Grubenhagen“ (1880). 470 Siehe Zimmermann, Art. „Philipp I., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“ (1887). 471 Vgl. Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 193. 472 Vgl. Ziegler, Braunschweig-Lüneburg, Hildesheim (1991), S. 24 – 27. Die Kinder sind von Heinrich zu denen „von Kirchberg“ geadelt worden, Biogramme bei Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 27 – 43. 473 Zu Eva von Trott hier nur der Hinweis auf Schmid, Art. „Trott, Eva von“ (2006). 474 Siehe Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 167, 168. Vgl. Lilienthal, Fürstin (2007), S. 50 Anm. 126; Wunder, Fürstinnen (2011), S. 45 – 47. 475 Ein Überblick über das Verhältnis bei Lilienthal, Fürstin (2007), S. 50 – 52, nach Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 166 – 169, der sich wiederum an Strombeck, Eva von Trott (1869), orientiert. Die Affäre fand auch vielfältige literarische Bearbeitung, u. a. Raabe, Wilhelm: Nach dem großen Kriege. Eine Geschichte in zwölf Briefen, Berlin 1861, und populärwissenschaft­liche Beachtung, siehe bspw. Kwan, Gefangene der Liebe

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Von diesem Personal sind offenbar außer einer Eidesleistung und seinem Einsatz für den Herzog und seine Geliebte keine weiteren Äußerungen des Vertrauens überliefert. Einzig Hilmar von Strombeck, der die Geschichte 1869 als erster wissenschaft­lich aufbereitet hat, nennt Namen. Die Personen, derer sich Heinrich bediente, um die noch lebende Hofdame Eva „durch vertraute Weiber“ entbinden zu lassen und die Kinder von „einverstandenen Dienern“ zu versorgen 476, die angeb­ lich an der Pest verstorbene Eva in Gandersheim beerdigen zu lassen und die weiterlebende Eva auf der Staufenburg und auf der Liebenburg unterzubringen, waren beispielsweise ein altes Weib aus Peine, genannt die lange Mettel, eines Schneiders Frau aus Gittelde und „die Kippenbergerin“, die Amtmänner auf der Staufenburg Johannes Dankwert mit seiner Mutter und Engelbert Dedeken mit seiner Ehefrau Adelheid, der Amtmann Heinrich Scharffenstein zu Gandersheim und vor allem der Küchenschreiber Christoph Schmidt, dessen Frau schon das dritte Kind Evas angenommen hatte; das zweite Kind hatte der Amtmann Dedeken bei sich 477. Alle haben sich eid­lich verpf­lichten müssen, das Geheimnis zu wahren 478: Vertrauen sollte kontraktuell auf Dauer gestellt werden. Zu diesem Kreis gehörte auch der herzog­liche Hauptmann Christian Janowitz, der eine Tochter Evas heiratete 479. Eva entstammte dem hessischen Rittergeschlecht der Trott zu Solz und gelangte 1522 an den Wolfenbütteler Hof 480. Heinrich selbst war seit 1515 mit Maria von Württemberg (gest. 1541) verheiratet 481 und hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Kinder, ein viertes war verstorben; während der Beziehung zu Eva gebar ihm seine Gattin sieben weitere 482. Maria soll ihrem Mann sehr zugetan gewesen sein, auch habe sie ihm hohe Geldsummen geliehen. Dieser wiederum habe sie nicht öffent­ lich bloßstellen wollen, wodurch sich nach dem Biographen Heinrichs Rainer Täubrich, der auch auf Liebesbriefe verweist, die zwischen Heinrich und Maria gewechselt wurden, die Heim­lichkeiten erklären 483. Der aufwendigste Versuch (2008), oder Drewes, Eva von Trott (2009). Ein knapper biographischer Überblick bei Röhrig, Mätressen (2010), S. 412f. 476 Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 12. 477 Vgl. Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 46 Anm. 10. 478 Zu den Personen und zur Eidesleistung Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 12, 17. 479 Siehe Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 32. 480 Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 167, 307 Anm. 116. Ein Bruder und andere männ­liche Verwandte standen ebenfalls in Wolfenbütteler Diensten, vgl. Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 11f. Ein Cousin Evas, Adam von Trott, war brandenburgischer Marschall, ebd., S. 12. 481 Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 31. 482 Vgl. Lilienthal, Fürstin (2007), S. 51. 483 Vgl. Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 31f., 166f.

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Heinrichs, seine Geliebte zu verstecken, war ihre öffent­liche Beerdigung 1532 als angeb­lich Pestkranke, um sie den Augen seiner Frau und der Öffent­lichkeit zu entziehen 484. Zu diesem Zweck hat Heinrich bei dem Braunschweiger Bildhauer Simon Stappen sogar einen lebensnahen hölzernen Kopf Evas herstellen lassen 485. Andrea Lilienthal vermutet einen Zusammenhang mit dem Schicksal der Anna Rumschottel, der Geliebten Erichs von Braunschweig-Lüneburg, die auf Betreiben Herzogin Elisabeths als Hexe angeklagt wurde, aber fliehen konnte 486. Lilienthal argumentiert, daß Bastardkinder der Zeit nicht fremd waren 487, weshalb es einen guten Grund für das Verhalten Heinrichs gegeben haben muß. So habe Herzog Heinrich ihrer Ansicht nach mög­licherweise verhindern wollen, daß Maria sich das Geschehen in Calenberg-Göttingen zum Vorbild genommen und dann eine entsprechende Vorgehensweise wie Elisabeth mit nachhaltigen Forderungen verbunden hätte, die auch seine ökonomische Situation eingeschränkt hätten 488. Da es auch einfachere Lösungen für die Entfernung der Eva von Trott vom Hof hätte geben können, muß ein weiteres Motiv aber darin bestanden haben, daß Heinrich von seiner Geliebten sch­licht nicht lassen wollte. Immerhin ist keine weitere Geliebte Heinrichs bekannt 489. Ein anderer Grund könnte mit des Herzogs öffent­lich bekundeter feind­licher Einstellung gegenüber der Reformation und den sie tragenden Kräften gegeben sein 490, denn vor diesem Hintergrund hätte er seinen Gegnern mit seinem Verhalten in die Hände gespielt 491. Und das haben diese dann auch genutzt, denn geheim blieb das Geschehen nicht. Reformatorisch gesinnte Kreise haben Heinrichs Verhalten in zweierlei Hinsicht kritisiert, näm­lich als Ehebruch, der ja ein deut­licher Vertrauensbruch ist, und als Mißbrauch des Vertrauens Gottes durch eine Scheinbestattung, mit der 484 Vgl. Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 168; Lilienthal, Fürstin (2007), S. 50. 485 Vgl. Raff, Württemberg (1988), S. 486; Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 168. 486 Vgl. Lilienthal, Fürstin (2007), S. 44 – 50. Vgl. Schlotheuber, Elisabeth von Calenberg (2009), S. 397; Wunder, Fürstinnen (2011), S. 45 – 47. 487 Lilienthal, Fürstin (2007), S. 51f., nach Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 168f. Siehe auch oben S. 51, 143. 488 Vgl. Lilienthal, Fürstin (2007), S. 52. 489 Vgl. Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 168. Heinrich war dem weib­lichen Geschlecht wohl dennoch sehr zugetan, denn eben jenem Herzog Erich, der mit der Anna Rumschottel liiert war, hat Heinrich 1525 geschrieben, dy meidlein sin fein und freunt­lich, daß einer anfechtung haben muß. ich het wol lust, vil zu schreiben, ich darf nit. was ir wolt, das will ich auch, zit. nach ebd., S. 306 Anm. 110. 490 Vgl. Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 77 – 82. 491 Siehe zu dem ähn­lich gelagerten Fall der Doppelehe Landgraf Philipps von Hessen Rüther, Familiensinn (2009), S. 340 – 342, 344, insbes. auch S. 348 mit Anm. 65.

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er Gott verhöhnt habe. Heinrich als Anführer des Nürnberger Bündnisses, als selbsternannter Verteidiger des alten Glaubens sah sich noch auf Jahre Empörung und Spott ausgesetzt und galt in den Augen der Reformatoren als Personifizierung von Doppelmoral und Bigotterie 492. 1541 starb Herzogin Maria, 1541 klagte die Familie der Trott auf dem Regensburger Reichstag der Mordbrenner halben auf Herausgabe der todten Jungfrawen zur Stauffenburg, die der Herzog in seinem Frawenzimmer geunehret gehabt 493, und 1541 veröffent­lichte Martin Luther seine an den von Brunsvig zu Wolfenbuttel gerichtete Schrift „Wider Hans Worst“ 494, in der er den Herzog eines doppelten Vertrauensbruches bezichtigt, näm­lich des Ehebruchs und der Gotteslästung, denn, so schreibt Luther, von anfang hat nie keiner den Ehestand lester­licher geschendet, denn Heintz von Wolffenbuettel, der heilige, nuechtern man, als der seine schend­ liche, unbusfertige, verstockte Ehebrecherey unter dem schreck­lichen urteil und zorn Gottes (nem­lich dem Tod, der alle Menschen frisst, das uns auch allein Gottes Son da von hat muessen helffen) schmuecket und berget, dazu unter seinem Gottes dienst, Messe und Vigilien, machet also ein Helekeplin, ja eine Narrenkappe, beide, aus Gott und dem Christ­lichen glauben, als were der Tod, Aufferstehen und ewigs Leben ein schertz und geucherey, Und Gott were nicht gnugsam damit geschendet, das sein verbot vom Ehebruch veracht wird, Sondern mus dazu noch als ein schan­ deckel verspotet werden, das nicht wunder were, on Gott ein Land drumb versinc­ ken liesse, wie Sodom und Gomorra. Und solcher Gottes lesterer und Spoetter that noch andere loeb­liche Fuersten richten und schmehen. Der Türcke (sagt man) hat wol uber hundert Frawen, noch ist sein wesen nicht so mit Gottes namen und werck als mit einer Narren kappen geschendet, wie dieses Heintzen 495. Das war ein massiver Angriff auf die Vertrauenswürdigkeit des Herzogs, der allerdings wie auch im Fall des Hans von Hutten für den Herrn ohne bleibende Folgen war.

492 Vgl. Lilienthal, Fürstin (2007), S. 50; Täubrich, Heinrich der Jüngere (1991), S. 168; Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 12. 493 Siehe die Supplikation u. a. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Res/4 Crim. 141,52: Supplikation an Keyser­liche Majestät, der Mordbrenner halben auff dem Reichstag zu Regenspurg […] überantwortet, Wittenberg: Kreutzer, 1541, 53 Bll., vgl. VD 16 E 4651, siehe auch VD 16 G 696 – 699. Siehe auch Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Grossmütigen (1904), Nr. 578, S. 352f., hier S. 352. Vgl. Vadianische Briefsammlung 1541 – 1551 (1906 – 1908), Nr. 1184, S. 48f.: Johannes Oporin an Vadian, hier S. 48. Vgl. Strombeck, Eva von Trott (1869), S. 19. 494 Martin Luther, Hans Worst (1541), ed. WA, Bd. 51, S. 469 – 572. 495 Martin Luther, Hans Worst (1541), ed. WA, Bd. 51, S. 550.

Zusammenfassung

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V. Zusammenfassung Maximilians Hof war ein Nukleus vertrauter, interpersonal wirksamer Nahbeziehungen, die sich auch an allen anderen Höfen der Zeit finden, aber wir können diese zum einen überlieferungsbedingt nur partiell greifen, zum anderen stellt uns die Forschung notwendige Untersuchungen (noch) nicht zur Verfügung, auch zum Personal am maximilianeischen Hof wäre nicht nur mit Blick auf die Fragestellung der vorliegenden Studie noch einiges an Forschungsarbeit zu leisten. Erkennntistheoretisch ist es frei­lich problematisch, eine dünne Forschungslage zu monieren und einen dort mehr oder weniger unreflektierten Umgang mit dem Vertrauens- und Vertrautenbegriff zu kritisieren, um dann doch in nicht wenigen Fällen von jenen meist älteren Untersuchungen auszugehen, wenn in diesen eine Beziehung zwischen einem Herrn und seinem Diener als Vertrauensbeziehung gedeutet wird oder höfisches Personal als Vertraute markiert werden. Die moderne Forschung geht, nebenbei bemerkt, mit solchen Interpretationen sehr viel behutsamer und vorsichtiger um. Dieser Umstand mag mit dem Fehlen wissenschaft­lich fundierter Kategorien und damit operationalisierbarer Begriff­lichkeiten begründet werden, die wertende Konnotationen weitgehend ausschließen würden. In der älteren Forschung hingegen werden je nach – auch zeitbestimmter – Perspektive und Interessenlage weit häufiger als in der neueren Forschung durchaus bestimmte Personen und damit auch deren Beziehung zum Herrn – nicht selten in Verlängerung zeitgenössischer Urteile – explizit oder implizit und manches Mal auch in offensiver Weise als Günstlinge ab- oder als Vertraute aufgewertet. Denn bis heute anhaltend ist, wie erwähnt, die Vertrauenssemantik überwiegend alltagssprach­lich geprägt und meist positiv besetzt, wohingegen der Günstlingsbegriff nahezu ausschließ­lich pejorativ Verwendung findet. Gleichwohl haben intensivere, überlieferungsbezogene Beobachtungen insbesondere auch des Personals am Maximilianshof, aber nicht nur dort, zeigen können, daß die Bestimmung von Beziehungen als Vertrauensbeziehungen beziehungsweise die Kennzeichnung von Dienern als Vertraute nicht grundsätz­lich falsch ist, wenn damit auf eine entsprechend qualifizierte Nähe zum Herrn abgehoben wird. Die abwertende Charakterisierung von Personen in solchen Nahverhältnissen als Günstlinge trifft hingegen meist nicht zu, in der Regel sind auch dann Träger persön­lichen Vertrauens oder Vertraute angesprochen. Wenn Wiesflecker das vertraute Personal am Maximilianshof als „Günstlinge des kaiser­lichen Vertrauens“ 1 bezeichnet, wird diese Problematik besonders deut­lich. Dabei ist die 1 Wiesflecker, Kaiser Maximilian I. (1986), S. 285.

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Frage, mit welcher Motivation und mit welchem Interesse im jeweiligen Einzelfall in der Forschung eine Person implizit oder explizit als Vertrauter charakterisiert wird, hier nicht von Relevanz, wiewohl genau hier die Gefahr droht, Vertrauen und Vertraute als soziale Kategorien in vor allem sozialwissenschaft­licher Hinsicht durch moralische, ethische Kategorien entsprechend der umgangssprach­lichen Hinterlegung zu ersetzen 2. Entscheidend war deshalb zunächst stets die Prüfung der Haltbarkeit auch solcher Deutungen, die zunächst nicht theoretisch abge­ sichert sind, durch Abgleich mit den theoretischen Grundannahmen, auf denen die vorliegende Untersuchung ruht, und den empirischen Befunden, so diese greifbar waren. Vor diesem Hintergrund kann allerdings mit einiger Berechtigung festgestellt werden, daß die Spuren entsprechender Interpretationen im Rahmen dieser ersten Annäherung durchaus erfolgreich verfolgt werden konnten. Und so lassen sich trotz dieser einschränkenden Bemerkungen einige erste allgemeine Schlußfolgerungen aufgrund der zusammengetragenen Belege ziehen, ohne der unten zu gebenden zusammenfassenden Systematik vorzugreifen. 1. Es kann begründet angenommen werden, daß interpersonal wirksame Vertrauensbeziehungen in den hierarchisch strukturierten vormodern-vor­staat­ lichen Ordnungen und Verfaßtheiten nicht die Ausnahme, sondern die Regel waren, auch wenn diese überlieferungsbedingt nicht an jedem Hof feststellbar sind. Diese Vertrauensbeziehungen sind weniger dadurch sichtbar, daß sie von den Vertrauenspartnern oder Dritten auch als solche angesprochen werden, als daß von ihnen Zeichen interpersonalen Vertrauens überliefert sind, diese aber in unterschied­licher Dichte und Qualität. So ist beispielsweise die Ernennung des Ratzeburger Bischofs Heinrich Berkmeier durch Maximilian zum Rat nicht zu vergleichen mit derjenigen Michaels von Wolkenstein, das Profil der Beziehung eines Kilian Leib zum Eichstätter Bischof erscheint ungleich unschärfer als dasjenige der Beziehung eines Florian Waldauf zu Maximilian, Matthäus Lang wiederum stand zu Maximilian in einer anderen Vertrauensbeziehung als Lorenz Saurer, Johann Rantzau hatte zu Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein ein anderes Verhältnis als Wolf von Uttenhofen. Mithin sind, durchaus auch gestuft, Vertrauensbeziehungen ganz unterschied­licher Qualität und Reichweite erkennbar, die nicht danach unterschieden werden können, ob sie an einem geist­lichen oder an einem welt­lichen Hof bestanden.

2 Vgl. die entspr. Problematisierung des Begriffs „Treue“ bei Kaufmann, Art. „Treue“ (1998), hier Sp. 336.

Zusammenfassung

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2. Es ist ganz offensicht­lich so, daß sich Vertrauen in seiner interpersonalen Variante stets als deut­lich personalisiertes Vertrauen zeigt. Partner in Vertrauensbeziehungen, die durch interpersonales Vertrauen verbunden sind, sind konkret bestimmbare Personen, die nicht austauschbar sind. Sebastian Sprenz hatte für Matthäus Lang und Maximilian einen jeweils anderen Stellenwert als Nikolaus Ribeisen für Lang oder Marx Treitzsaurwein für Maximilian. Und tritt eine neue Person an die Stelle eines alten Vertrauensträgers oder Vertrauten und übernimmt dessen Position, entwickelt sich eine andere Beziehung zwischen dem Herrn und seinem Diener, auch wenn dieser Diener dieselbe oder eine ähn­liche Funktion haben sollte, was insbesondere für Vertraute gilt. Entsteht gar eine neue Vertrauensbeziehung, ist diese vollkommen anders geartet als die alte – ein Serntein, Lang oder Polheim ist kein Prüschenk. Folgerichtig definiert Volker Seresse Vertrauen in seiner Untersuchung über die politischen Normen im Herzogtum Kleve-Mark zu Beginn der Frühen Neuzeit als „konkrete Handlung des Sich-Verlassens auf einzelne, konkrete Personen“ und bestimmt eine solche Handlung als „Kenn­ zeichen vormodernen Handel[n]s und Wandels im allgemeinen und vormoderner Herrschaftsausübung im Besonderen.“ 3 3. Alle Partner einer Vertrauensbeziehung hatten ihrem Herrn etwas zu bieten, das dieser als Person und Herrscher in dieser kaum auflösbaren Einheit benötigte, wobei die Vielzahl akademisch Gebildeter auffällig ist 4. Es gilt aber, daß einer, der im persön­lichen Vertrauen seines Herrn stand, nicht nur im Rahmen bestimmter Funktionen diente, für die er beispielsweise bestallt wurde, sondern mit unterschied­lichsten Aufgaben betraut werden konnte, mit Aufgaben, die wie die Durchführung diplomatischer Missionen eben besonderes Vertrauen erforderten. Leodius ist dafür nur ein Beispiel. 4. Das Vertrauen des einen Herrn konnte das Vertrauen bei einem anderen Herrn begründen: Vertrauen ist übertragbar, siehe nicht nur Johann Rantzau, den Diener dreier konnige. Und nicht wenige Vertrauensträger oder Vertraute konnten ihre Position darauf gründen, daß entweder ein Familienangehöriger bereits im Vertrauen des Herrn stand oder sie durch einen anderen Vertrauensträger oder Vertrauten empfohlen oder unterstützt wurden, Serntein selbst hat die Karriere des Matthäus Lang zu Recht entsprechend kommentiert.

3 Seresse, Normen (2005), S. 145. 4 Was auch „ein gegenüber den adligen Amtsträgern charakterisch anders geartetes Corpsbewußtsein“ nach sich zog, Fouquet, Kaiser (1983), S. 201.

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5. Insbesondere Vertraute knüpften nicht selten Beziehungen zu anderen Vertrauten, die zudem mit Hilfe von Patenschaften oder Heiraten formalisiert werden konnten oder als kollegialer Schulterschluß erscheinen, wie die maximilianeische „Hecke“ zeigt. Und die Position eines Vertrauten scheint umso sicherer gewesen zu sein, je besser er vernetzt war. 6. Alle Vertrauensträger und vor allem die Vertrauten selbst haben aus ihrer Beziehung zum Herrn materiellen und immateriellen Nutzen gezogen und konnten das Vertrauenskapital in ökonomisches oder soziales Kapital konvertieren und dieses dann nicht selten sogar in der Weise konservieren, daß noch ihre Nachfahren daraus Nutzen ziehen konnten. Gegenteilige Beispiele wie die Ermordung des Hans von Hutten oder die Kündigung eines Johann Geckhus sind offensicht­lich Einzelfälle. 7. Es gilt, wie die Fälle Hutten, Schenitz und auch Trott zeigen, daß ein Vertrauensbruch nur für die Diener bleibende Konsequenzen hatte, nie für den Herrn. Beim Verlassen einer Vertrauensbeziehung durch Vertrauensbruch wirkte stets sofort die hierarchische Differenz mit den entsprechenden Folgen für den nachgeordneten, ehemaligen Partner derVertrauensbeziehung. 8. Wesent­lich ist, daß gerade Vertraute offensicht­lich ihre eigenen Interessen in den Hintergund stellten, wenn herrschaft­liche Belange dies erforderten, was natür­lich auch einer fallweisen Interessenabwägung geschuldet sein kann. Dennoch scheint insbesondere ein Vertrauter unbedingt loyal, wie die Beispiele Lang, Serntein oder Waldauf oder auch Leonhard von Eck deut­lich belegen. Selbst ein Hans von ­Hutten zögerte, bevor er Konsequenzen aus dem Vertrauensbruch seines Herrn zog. 9. Der Herr und der zeithistorische Kontext sind wie theoretisch angenommen und empirisch bestätigt in ihren miteinander verschränkten Bezügen von erheb­ lichem Einfluß auf die jeweilige Vertrauensbeziehung. Die spezifischen Konturen und Profile der nahezu arbeitsteilig wirkenden Vertrauensträger und Vertrauten am Hof Maximilians sind nur vor dem Hintergrund der vor allem politischen, ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen und dem dadurch definierten Standort des Herrn sowie seiner Reaktion auf diese Bedingungen verstehbar. Vor allem in den Vertrauten Maximilians spiegeln sich geradezu die Stationen und Umstände seines Lebens, was für andere Fürsten und ihre Diener ebenso gilt. Überspitzt ausgedrückt: Ohne Friedrich III. keine Beziehung zu den ­Prüschenk, ohne den burgundischen Erbfolgekrieg kein Waldauf, kein Fuchsmagen, kein Polheim, ohne die Konflikte mit Frankreich einerseits, den Reichsständen andererseits kein

Zusammenfassung

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Lang, kein Serntein, ohne die Notwendigkeit einer „Ostpolitik“ kein Saurer, ohne ständige Geldnöte kein Michael von Wolkenstein oder Paul von Liechtenstein, ohne die gedechtnus kein Treitzsaurwein. 10. Der Blick auf das vorgelegte Material evoziert historische Parallelen. Vertrauensträger und Vertraute, vertraute Beziehungen und Zusammenschlüsse sind überlieferungs- und forschungsbekannt nicht erst ein Phänomen des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit 5. So müßte eine noch zu schreibende Geschichte des Vertrauens, so diese sich auf herrschaft­liche Zusammenhänge konzentriert, beispielsweise die Gruppe der Eunuchen am spätrömischen Hof der Kaiserzeit berücksichtigen 6. Ein weiteres Beispiel wären die vom Hof der Merowinger bekannten antrustiones 7, die schon eine begriff­liche Affinität zur 5 Siehe schon oben S. 44 Anm. 14. 6 Siehe Schlinkert, Hofeunuch (1994); Scholten, Hofeunuch (1998). Weil die Positionen am Hof in direktem, täg­lichen Kontakt zum Kaiser von großem Einfluß sein konnten, wurden solche Vertrauensstellungen mit besonders ausgewähltem Personal besetzt. Und dieses Personal bestand fast ausschließ­lich aus jenen Eunuchen, die als Sklaven importiert wurden, eine Ausbildung erhielten und dann in den Hofdienst gelangten, wobei sie im Verlauf ihres Dienstes den Sklavenstatus verlieren konnten. Eunuchen finden sich seit 298 am Kaiserhof, als Galerius den Harem des Perserkönigs erbeutete. Sie begegnen als Leibwächter, Schatzmeister, Garderobeverwalter oder Kammerdiener und dienten im Unterschied zu den meisten übrigen Beamten auf Lebenszeit. Ihre Bevorzugung erklärt sich aus der Tatsache, daß sie nur durch den kaiser­lichen Dienst Geltung erlangen konnten und dem Kaiser somit Stellung und Existenz zu verdanken hatten. Ihr körper­licher Mangel, ihre Herkunft, ihr fehlender Rückhalt außer in der eigenen Gruppe nicht zuletzt bedingt durch ihre Kinderlosigkeit bestimmten ihr Leben im Hofdienst in Abhängigkeit vom Vertrauen des Kaisers. Ebenso fiel jeg­licher Besitz nach ihrem Tod an den Kaiser. Auch der Vorsteher der Palastverwaltung, der praepositus sacri cubiculi, war ein Eunuch und ehemaliger Sklave, der aber in dieser Position nun Senatorenrang besaß und damit zur Spitze der höfischen Hierarchie gehörte und zum Kreis der Ratgeber zählte. Siehe auch Hirschbiegel, Hof (1992), S. 104f. Neuerdings Tougher, The eunuch in Byzantine history (2008). Diesem Kreis gehörten darüber hinaus informelle Mitglieder an, die als proximi und amici überliefert sind und zu den engsten Vertrauten des Kaisers gezählt werden müssen. In dieser Begriff­lichkeit erscheinen kaiser­liche Vertraute schon im Prinzipat, siehe etwa den Abschnitt zu den Freunden des Kaisers bei Winterling, Aula Caesaris (1999), S. 161 – 194. 7 Zu dieser Gruppe Olberg, Bezeichnungen (1991), S. 124 – 133. Die antrustiones regis waren ein berittenes, waffentragendes, ursprüng­lich nur aus freien Franken bestehendes Gefolge des Königs, das seinem persön­lichen Schutz diente. Ihre Aufnahme in den Königsdienst war mit einer Eidleistung verbunden, in der trustis et fidelitas zugesichert wurde. Aufgrund ihrer Vertrauensstellung fanden sie auch Verwendung als Gesandte und saßen im könig­lichen Rat. Die historischen Wurzeln des Antrustionats sind vielfältig,

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Vertrauenssemantik aufweisen 8. Am Karlshof begegnen wir Einhard, Vertrauter und Biograph Karls des Großen 9, Mitglied der berühmten Hofschule Karls 10, die wiederum den Kreis der Vertrauten des Herrschers bildete 11. Eine andere Gruppe sei mit den Ratgebern Barbarossas angesprochen 12. Diese Reihe ließe sich mühelos fortsetzen 13 und deutet darauf hin, daß die Figur des Vertrauten, vertraute Beziehungen und Vertrauensgruppen in herrschaft­lichen Zusammenhängen seit je nicht nur von erheb­licher sozialer Bedeutung waren, sondern auch eine tragende, zentrale Funktion für herrschaft­liche Zusammenhänge in hierarchisch strukturierten Gesellschaften hatten. wobei dem älteren germanischen Gefolgschaftswesen, dem römischen Buccelariat und der schola protectorum der Imperatoren, die am spätrömischen Hof als schola palatinae die Leibwache des Kaisers war, besondere Bedeutung zukommt. Der Aufstieg des Hausmeieramtes zum politisch bestimmenden Faktor begann bereits um die Wende des sechsten zum siebten Jahrhundert, als der maior domus Anführer der antrustiones wurde und von dieser Position aus schließ­lich die Führung der Aristokratie übernahm. Siehe auch Hirschbiegel, Hof (1992), S. 164, 165, 166, 167. 8 Vgl. Meinecke, Einführung (2001), S. 57. 9 Zur Person Einhard (1997), zur Vita Karoli Magni Tischler, Einharts Vita Karoli (2001), zur Ed. Einhardi Vita Karoli Magni (1965). Tatsäch­lich gilt die Biographie Einhards heute als ein Fürstenspiegel, den Einhard ­­Ludwig dem Frommen vorhielt, vgl. Wolter, Intention (1986). – Schon im Prolog der „Vita Karoli Magni“ betont Einhard seine vertraute Beziehung zu Karl und seinen Kindern: Suberat et alia non irrationabilis ut opinor causa, quae vel sola sufficere posset, ut me ad haec scribenda conpelleret, mutri­ mentum videlicet in me inpensum et perpetua, postquam in aula eius conversari coepi, cum ipso ac liberis eius amicitia, Einhardi Vita Karoli Magni (1965), S. 1f. Karl selbst, schreibt Einhard, erat […] in amicitiis optime temperatus, ut eas et facile admitteret et constantissime retineret, colebatque sanctissime quoscumque hac adfinitate sibi coniunxerat, ebd., S. 24. 10 Zum Karlshof und zum vertrauten Kreis Gelehrter um Karl unter der Führung Alkuins immer noch Fleckenstein, Karl der Große und sein Hof (1965), hier v. a. S. 35 – 39, 41 – 47, 49; vgl. Schefers, Einhard und die Hofschule (1997), der v. a. das vertraute Verhältnis zwischen Einhard und Alkuin im Blick hat. 11 Was allein schon die Pseudonyme der Mitglieder belegen mögen, von Hermann Schefers zu Recht als Zeichen der familiaritas bewertet, Schefers, Einhard und die Hofschule (1997), S. 84. 12 Siehe Uebach, Ratgeber (2008), vgl. Laudage, Hof Friedrich Barbarossas (2006), S. 85f. 13 Stellvertretend und willkür­lich herausgegriffen seien bspw. genannt Hagano, in den Annalen des Flodoard von Reims als consiliarus bezeichnet, der Vertraute Karls des Einfältigen, siehe Büttner, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik (1964), S. 13, siehe auch ebd., Anm. 30; Liupold, Arnold und Berthold von Meersburg als Vertraute des Saliers Heinrich IV., siehe Boshof, Salier (2000), S. 188, oder Bischof Leo von Vercelli als Vertrauter Ottos III., siehe Dormeier, Kaiser (1993).

Wan vnß die houpter lond, wem sol man truwen? („Oberrheinischer Revolutionär“, vor 1510*)

* Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 398.

D. Der Herr und sein Diener – ein Vertrauensträger und ein Vertrauter

Die folgenden beiden Beispiele gelten Beziehungen, die als solche aufgrund ganz unterschied­licher Voraussetzungen und Annahmen ausgewählt wurden, aber nicht deshalb, weil sie als besonders gut erforscht gelten können. Das betrifft in jedem Fall die Beziehung, die Protagonisten selbst nur teilweise. Beide Beziehungen waren Vertrauensbeziehungen, allerdings kann, wie gezeigt wird, nur ein Diener auch als Vertrauter bezeichnet werden. Im gegebenen Zeitrahmen gilt das erste Kriterium für die Beobachtung der Beziehung des Bamberger Bischofs zu Johann von Schwarzenberg der Tatsache, daß das Bamberger Bistum, wie oben erwähnt, als exemtes Bistum 1 seinem Rang gemäß auch in der Reichsmatrikel an erster Stelle der Bistümer rangiert 2. Daß es sich hier um einen geist­lichen Hof handelt, ist, wie bereits mehrfach vorgeführt werden konnte, nicht von Belang. Der Schwarzenberger war Hofmeister am Bamberger Bischofshof, und so gilt als zweites Kritierium die Annahme, daß Amtsnähe Ausgangspunkt einer sich entwickelnden oder Symptom einer bestehenden personalen Nahbeziehung und damit auch einer Vertrauensbeziehung ist. Tatsäch­lich kann Schwarzenberg als Partner einer solchen Vertrauensbeziehung gesehen werden, aber nicht auch als Vertrauter seines Herrn. Schwarzenberg steht für den, wenngleich exponierten, höfischen Normalfall, in dem die Beziehung des Dieners zum Herrn zwar sehr wohl auf Vertrauen gründet, die Ausgestaltung dieser Beziehung aber den Erwartungen an den Amts- und Funktionsinhaber entspricht und offensicht­lich nicht darüber hinausgeht. An dem nicht in der Reichsmatrikel geführten Hof des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg hielt sich ab 1515 der sächsische Adlige Dietrich von Schönberg auf. Schönberg war offiziell Rat seines Herrn. In der Literatur und auch schon in der Überlieferung werden Dietrich von S­ chönberg und seine Beziehung zum Hochmeister wegen des ihm unterstellten Einflusses auf seinen Herrn ganz unterschied­lich, aber meist negativ beurteilt 3. Daß diese Vertrauensbeziehung als solche und Schönberg als Vertrauter seines Herrn aber bereits zeitgenössisch wahrgenommen wurde, verdient einige Beachtung. 1 Als Rom unmittelbar unterstellt gilt der Bamberger Bischof ab 1245, vgl. Bistum Bamberg (1937), S. 47 – 51, 176. 2 Siehe Reichsmatrikel von 1521 (1962), S. 427. 3 Eine umfassende Zusammenstellung der Urteile bei Sach, Hochmeister (2002), S. 241f.

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I.

Der Herr und sein Diener

Wie Er Hans von Schwartzenberg lebete, dem wüste man zu vertrauen Georg III. Schenk von Limburg, Bischof von Bamberg, und Johann von Schwarzenberg

In seiner Funktion als Hofmeister 1 des Bamberger Bischofs Georg (reg. 1505 – 1522)2, mit dem er entfernt verwandt war 3, war Johann zu Schwarzenberg und Hohenlandsberg (gest. 1528)4, genannt „der Starke“ 5, in den Jahren von 1505 bis 1522 vor allem für das Hofgericht zuständig 6. Schwarzenberg, der einem reichsadligen fränkischen Herrengeschlecht entstammte 7, stand bereits vor 1501 in Bamberger Diensten 8, folg­lich bereits unter den Bischöfen Heinrich Groß von Trockau, Veit

1 Bestallt 1505, Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 27 mit Anm. 2. Die Bestallung selbst ist nicht überliefert. 2 Looshorn, Geschichte (1900), S. 456 – 542; Das Bistum Bamberg (1937), S.  280 – 286; May, Bischöfe (1983), S. 564 – 566; Kleiner, Georg III. Schenk von Limpurg (1991); Greipl, Art. „Schenk von Limpurg (Limburg), Georg“ (1996). 3 Vgl. Roll, Reichsregiment (1998), S. 404. 4 Zu Schwarzenberg v. a. Berger, Fürstenhaus (1866), S. 32 – 47; Weissel, Hans Freiherr von Schwarzenberg (1878); Neff, Art. „Schwarzenberg und Hohenlandsberg, Johann Freiherr zu“ (1891); nahezu unbrauchbar Wagner, Johann von Schwarzenberg (1893); Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905); Schwarzenberg, Geschichte (1963), S.  58 – 68; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), v. a. S. 106 – 119; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971); Roll, Reichsregiment (1998), S.  403 – 410; Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010). 5 Schwarzenberg brachte es durch seine Kräfte zu einiger Bekanntheit, vgl. Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 60; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 107; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 16f., 18f.; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 32f. 6 Seitz, Bamberger Hofgerichtsbuch (1863). Zu seinen Aufgaben gehörte auch die territoriale Gesetzgebung, vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 169 – 277. Zur Bestallung 1505 Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 62; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 36. 7 Zur Familie Andermann, Schwarzenberg (2007), S. 185f., zu Johann S. 187f.; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 1 – 12; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 29 – 32, zu Johann S. 32 – 48. 8 Aufgrund der Rechnungsüberlieferung erscheint Schwarzenberg 1501 als Hofmeister am Bamberger Hof, Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 23. Der spätere Bischof Georg war zu der Zeit Dompropst in Bamberg, Greipl, Art. „Schenk von Limpurg (Limburg), Georg“ (1996), S. 632. Siehe aber auch Seitz, Bamberger Hofgerichtsbuch (1863), S. 447, der ebd. eine Passage aus jenem Hofgerichtsbuch wiedergibt, in welcher Schwarzenberg im Jahr 1501 als her Johans her Zu Schwartzenberg, hofmeister, notiert ist.

Georg III. Schenk von Limburg und Johann von Schwarzenberg

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Truchseß vom Pommersfelden und Georg Marschalk von Ebnet 9, diente aber auch, bevor er nach Bamberg ging, unter den Würzburger Bischöfen Rudolf von Scherenberg und Lorenz von Bibra 10 in den Jahren 1504 und 1505 als Hofmeister 11, wurde bei den bayerischen Herzögen Rat von Haus aus 12, war an den deutschen und italienischen Feldzügen Maximilians beteiligt 13, auch schon an jenem zu dessen Befreiung nach Brügge 148814, besuchte zudem 1493 das Heilige Land 15. Die Familie der Schwarzenberg stand in lehnsrecht­lichen Verbindungen sowohl zum Würzburger Bischof 16 als auch zu den Markgrafen von Brandenburg-­ 9 Vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 23; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 175. Siehe auch Bamberg, Staatsarchiv, Neuverzeichnete Akten, 297: Instruktion des Bischofs Georg Marschalk von Ebneth an seinen Hofmeister, 1504. Ebnet spricht Schwarzenberg in dieser Instruktion als wolgebornen freundt an. 10 Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 20; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg in Würzburgischen Diensten (1952); Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 174f.; Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 108; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 19; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 35. 11 Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 175; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg in Würzburgischen Diensten (1952), S. 369 – 371. Schwarzenberg war zunächst Amtmann, 1499 bischöf­licher Rat, vgl. Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg in Würzburgischen Diensten (1952); Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 174; Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 35, 1503 dann Oberjägermeister, Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 175; Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010), S. 20. 12 Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61; Böhme, Reichsgrafenkollegium (1989), S. 85f. 13 Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 18. Siehe auch RI XIV Nr. 1827 (31. Mai 1495): Maximilian belehnt Johann von Schwarzenberg und seinen Vater Sigmund mit Schloß Schwarzenberg und ihren anderen Reichslehen und bestätigt ihnen alle Privilegien. Schwarzenberg führte auch kaiser­liche Aufträge aus, ohne frei­lich in einem Dienstverhältnis gestanden zu haben, Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 177. Vgl. Berger, Fürstenhaus (1866), S. 34f. 14 Siehe Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010), S. 20; Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61. Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 107, meint, Schwarzenberg habe zu jener Zeit das Vertrauen Maximilians gewonnen und auch in späterer Zeit behalten, frei­lich ohne dies näher zu begründen oder zu belegen, siehe auch ebd., S. 115. 15 Europäische Reiseberichte (2001), S. 244 – 247, Nr. 97: Reise Kurfürst Friedrichs des Weisen ins Heilige Land. 16 Neff, Art. „Schwarzenberg und Hohenlandsberg, Johann Freiherr zu“ (1891), S. 305.

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Ansbach 17, und nicht zuletzt aufgrund dieser Beziehungen sollte Schwarzenberg nach dem Tod des Bischofs in die Dienste der brandenburgischen Markgrafen Kasimir und Georg treten 18, für die er dann als Gesandter am Hof Herzog ­Albrechts in Preußen in Erscheinung tritt und an dessen Hof er vom Sommer 1526 bis Mai 1527 verweilte 19. Daß Schwarzenberg den Bamberger Hof verließ oder verlassen mußte, hing allerdings mit der konfessionellen Einstellung des Nachfolgers Georgs zusammen. Während Bischof Georg noch zöger­lich auf die reformatorische Bewegung reagiert hatte und die Folgen offenbar nicht abzuschätzen vermochte 20, stand Bischof Weigand von Redwitz 21 der Reformation und damit auch der reformatorischen Gesinnung Schwarzenbergs 22, der sich offen zur Lehre Luthers bekannte 23, entgegen 24. Der Konflikt führte zur Trennung 25, allerdings

17 Bamberg, Staatsarchiv, Rep. A 205 VI: Adelsurkunden Nr. 11565 (4. Dez. 1511): „Kaiser Maximilian ertheilt […] zu der von Markgraf Friderich von Brandenburg vorgenommenen Veränderung der Lehenseigenschaft des Schlosses Swartzenberg, mit Einwilligung des Johannes von Swartzenberg, u. belehnt den genannten Markgrafen damit“, vgl. Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 61; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 4, siehe auch ebd., S. 37 – 43. 18 Ein genaues Datum läßt sich nicht angeben, differenziert zu den Hintergründen Roll, Reichsregiment (1998), S. 406f. 19 Schwarzenberg vertrat Markgraf Kasimir bei der Hochzeit Herzog Albrechts mit Dorothea von Dänemark und es entwickelte sich eine vertrauensvolle Beziehung zu Albrecht, siehe Balfanz, Beiträge (1900), S. 56f., 60 – 6 4, siehe auch unten S. 260 Anm. 60. Vgl. Berger, Fürstenhaus (1866), S. 44; Philippi, Johann von Schwarzenberg in Preußen (1880); Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 146 – 162; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 131; Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 66; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 176; Roll, Reichsregiment (1998), S. 408. 20 Vgl. Das Bistum Bamberg (1937), S. 285. 21 Vgl. Zeissner, Altkirch­liche Kräfte (1975); Christ, Bamberg (1992), S. 152f. 22 Nachweis­lich überlieferter Korrespondenz hatte Schwarzenberg brief­lichen Kontakt zu Luther, siehe WA, Briefwechsel, Bd. 2, Nr. 538, S. 600 – 603: Luther an Johann Freih. von Schwarzenberg (21. Sept. 1522), Bd. 3, Nr. 809, S. 406f.: Luther an Johann Freih. von Schwarzenberg (21. Dez. 1524), vgl. Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 129; Mantey, Schwerter (2005), S. 235f., 241 – 245. 23 Im Gegensatz zu seinem Sohn Christoph, dem späteren bayerischen Landhofmeister, was zu einem erbitterten Briefwechsel zwischen beiden führte, vgl. u. a. Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 64; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 129f.; Mantey, Schwerter (2005), S. 242f. 24 Vgl. auch Mantey, Schwerter (2005), S. 241f. Anm. 51. 25 Vgl. Wolgast, Hochstift (1995), S. 69 – 71; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S.  139 – 146.

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nicht schlagartig. 1522 wurde Schwarzenberg vom Bischof zwar nicht mehr zum Hofmeister, aber zum Rat und Diener von Haus aus bestallt 26 und erscheint noch bis 1527 in den Bamberger Hofkammerzahlamtsrechnungen mit einer Entlohnung von 100 Gulden im Jahr 27. Auch in der Markgrafschaft war Schwarzenberg seit 1523 Rat von Haus aus 28 und konnte sich nach dem Tod Kasimirs als ansbachischer Landhofmeister 29 noch an den ersten Schritten zur Einführung der Reformation in der Markgrafschaft beteiligen 30. Schwarzenberg starb im Oktober 1528 während einer Reise zum Kurfürsten von Sachsen 31. Sowohl Bischof Georg wie auch Schwarzenberg machten den Bamberger Hof 32 zu ihrer Zeit zu einem Zentrum des Humanismus 33. Georg gilt als Förderer der Künste und unterstützte neben anderen Ulrich von Hutten, der sich wie auch Dürer 1517 und 1520 am Bamberger Hof aufhielt 34. 1513 vollendete Riemenschneider das Kaisergrabmal im Dom, die Altenburg ließ der Bischof aufwendig ausstatten und sein Mamorepitaph im Bamberger Dom wurde 1521 von Loy Hering nach einer Zeichnung Dürers angefertigt 35. So hatte Georg während seiner Regierung die Stiftsschulden kräftig vermehrt, was ihm den Vorwurf der Verschwendung

26 Bamberg, Staatsarchiv, Rep. A 205 VI: Adelsurkunden, Nr. 11567 (21. Sept. 1522): Revers Johanns von Schwarzenberg über seine Bestallung durch Bischof Weigand von Bamberg zum Rat und Diener von Haus aus. Die Bestallung zum Hofmeister wird zurückgewiesen. Der Bischof spricht Schwarzenberg freund­lich und der Konvention entsprechend als den Edeln unsern lieben freund Johansen an. Vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 140. Vgl. Zeissner, Altkirch­liche Kräfte (1975), S. 74f.; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 42. 27 Vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 145. Zur Entlohnung Bamberg, Staatsarchiv, Rep. A 205 VI: Adelsurkunden Nr. 11567 (21. Sept. 1522). 28 Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 131; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 142; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 42. 29 Vgl. Roll, Reichsregiment (1998), S. 408; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 45. 30 Siehe auch oben S. 185. Vgl. Roll, Reichsregiment (1998), S. 408; Balfanz, Beiträge (1900), S. 66f. 31 Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 167. 32 Zum geschicht­lichen Kontext Gehringer, Hochstift Bamberg (2000), hier zur Regierungszeit Georgs S. 81f. 33 Vgl. Machilek, Franz: Art. „Bamberg, Bf.e von“ (2003), S. 501; Greipl, Art. „Schenk von Limpurg (Limburg), Georg“ (1996), S. 632; Christ, Bamberg (1992), S. 151f.; Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 27; Das Bistum Bamberg (1937), S. 285; Leitschuh, Georg III., Schenk von Limpurg (1888). 34 Vgl. Das Bistum Bamberg (1937), S. 285. 35 Vgl. Greipl, Art. „Schenk von Limpurg (Limburg), Georg“ (1996), S. 632; Das Bistum Bamberg (1937), S. 285. Siehe auch Baumgärtel-Fleischmann, Silberbesitz (1980).

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eingebracht hat 36. Ursäch­lich für den Schuldenstand waren aber auch seine Verpflichtungen gegenüber dem Schwäbischen Bund 37. Schwarzenberg selbst verfaßte didaktisch-satirische Schriften, welche die Laster der Zeit anprangerten 38 wie das „Büchle wider das Zutrinken“ 39 (1523), das Gedicht „Lied wider das Mordlaster des Raubens“ 40 (vor 1512) und das „Memorial der Tugend“ 41 (vor 1512). Die „Beschwerung der alten Teufflischen Schlangen mit dem Goet­lichen wort“ 42 (1525) und das „Buechleyn Kuttenschlang genant Die Teuffels lerer macht bekant“ 43 (1526) oder Sendschreiben, in denen er sich für die Reformation einsetzt 44, zeigen seine reformatorische Gesinnung. Das Gedicht „Kummertrost“ (1502) entstand nach dem Tod seiner Frau 45. Zu seinem Werk gehören auch volkstüm­liche Übersetzungen einiger Schriften Ciceros wie diejenigen über das Alter, die tuskulanischen Fragen und die Freundschaft. Hofkaplan Johann Neuber hat diese Texte übersetzt 46 und Schwarzenberg übertrug sie in fränckisch hoffteütsch 47, gedruckt wurden die Werke zwischen 1502 und 1535 vor allem in Augsburg, so auch der Sammelband „Der Teütsch Cicero“, der auch das Memorial und den Kummertrost enthält 48. Der Bischof und Schwarzenberg trafen sich vor diesem Hintergrund in ihrem Streben nach einer Überarbeitung des Strafrechts. Und Schwarzenbergs bis heute anhaltende Berühmtheit ist auf die Bamberger Pein­liche Halsgerichtsordnung zurückzuführen, die federführend von ihm stammt und im Bistum 1507 eingeführt 36 Vgl. Kleiner, Georg III. Schenk von Limpurg (1991). 37 Vgl. Das Bistum Bamberg (1937), S. 283. 38 Siehe Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983). Vgl. Mantey, Schwerter (2005), S. 242f. 39 Vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 739f. 4 0 Vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 739. 41 Vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 738f. 42 Vgl. Mantey, Schwerter (2005), S. 242 Anm. 53; Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 741. 43 Vgl. Mantey, Schwerter (2005), S. 242 mit Anm. 56. 4 4 Vgl. WA, Briefwechsel, Bd. 3, S. 407; Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 741f.; Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010), S. 21. 45 Vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 739. 4 6 Vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 740. Schwarzenberg konnte kein Latein, siehe Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 110. 47 So Schwarzenberg selbst in seiner Vorrede zu Der Teütsch Cicero (1534), Bl. 2. Siehe auch die folgende Anm. 48 Der Teütsch Cicero (1534), u. a. München, Bayerische Staaatsbibliothek: Münchener DigitalisierungsZentrum. Digitale Bibliothek, Res/2 A.lat. b. 273 Beibd. 1, siehe VD 16 C 3774, vgl. Glier, Art. „Johann von Schwarzenberg“ (1983), Sp. 738.

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wurde 49. Die Bamberger Halsgerichtsordnung gab wiederum das Vorbild für die Pein­liche Halsgerichtsordnung Karls V., mit dessen Entwurf Schwarzenberg 1521 beauftragt wurde 50. Diese Bezüge hatten auch zur Konsequenz, daß S­ chwarzenberg 1523 für den Mainzer Kurfürsten in das Reichsregiment berufen wurde 51 und damit zum Kreis der angesehenen fromen, annemb­lichen, tapfern verstendigen, red­lichen personen zählte, die Karl für ein löb­lich, er­lich regiment benötigte 52, überdies zeitweise auch in der Funktion des Statthalteramtsverwesers 53 – durchaus Zeugnisse des Vertrauens in seine Person und seine Fähigkeiten, das Schwarzenberg von verschiedenen Seiten entgegengebracht wurde. Nun war eine solche Gemengelage zahlreicher, auch zeitgleicher formaler und informeller Bindungen an unterschied­liche Herren keine Besonderheit der Zeit, aber diese Konstellation scheint eine Interpretation zu provozieren, die Schwarzenberg eine hohe Vertrauenswürdigkeit zuspricht. Entsprechend unterstreicht Luther in seiner Schrift „Von den Konzilien und Kirchen“ (1539) die allgemeine Reputation Schwarzenbergs, denn wie Er Hans von Schwartzenberg lebete, dem wüste man zu vertrauen 54. Schwarzenberg war aber kein Vertrauter und besaß auch nicht das Vertrauen nur eines einzigen Herrn, was dann auch Mißtrauen ihm gegenüber hervorrief. In einem Schreiben vom 19. Juni 1523 an den Schwäbischen Bund betont er, er sei meinem genedigsten hern dem churfursten zu Meyntz, und mnm. gn. hn. von Bamberg mit ratts und dinsts pf­lichten, und meinen genedi­ gen furstn und herrn hertzog Wilhelmen und hertzog Ludwigen ­­ in Bayrn, die all 49 Mannheim, Universitätsbibliothek: Bambergische Halßgerichts vnd Recht­lich ordnung (1507). Ed. Die Carolina und ihre Vorgängerinnen (1902). Vgl. Mantey, Schwerter (2005), S.  236 – 241; Wolf, Johann von Schwarzenberg (1963), S. 116 – 128; Das Bistum Bamberg (1937), S. 282f. Die Constitutio Criminalis Bambergensis gibt der amt­lichen Strafverfolgung Priorität, erhebt allerdings das Geständnis, das auch durch die Folter erlangt werden kann, zum wichtigsten Beweismittel. Nur nebenbei sei bemerkt, daß auch in der Bambergischen Halsgerichtsordnung von Vertrauen gesprochen wird, allerdings in Form der Veruntreuung fremden Eigentums: Straff der jhenen die mit vertrawter habe vntrew­lich handeln, siehe ebd., § cxcvi. 50 Die Constitutio Criminalis Carolina, Ed. Die pein­liche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. (2000). 51 Vgl. Roll, Reichsregiment (1998), S. 357 mit Anm. 2, S. 361 Anm. 2, S. 408f. Bestallung zum mainzischen Regimentsrat Ende 1523, Berger, Fürstenhaus (1866), S. 42. Siehe auch Balfanz, Beiträge (1900), S. 33 – 52. 52 Aus der Wahlkapitulation Karls V., RTA JR I, Nr. 387, S. 864 – 876: Wahlverschreibung Karls V. für die Kurfürsten, hier S. 866, vgl. Roll, Reichsregiment (1998), S. 322. Siehe auch ebd., S. 357, 360, 362, 364, 366. 53 Roll, Reichsregiment (1998), S. 362, 409. 54 WA, Bd. 50, S. 509 – 653, hier S. 622.

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bunds fursten, mein leben lang mit dienerschafft verwandt 55. Schwarzenberg scheint sich seiner unterschied­lichen Loyalitätspf­lichten bewußt gewesen zu sein und versuchte, diesen mit dem Hinweis auf die Bundesangehörigkeit seiner Herren eine gemeinsame Richtung zu geben. Christine Roll zählt Schwarzenberg in ihrer Arbeit über das zweite Reichsregiment folgerichtig zur Gruppe derjenigen, die reichsweit als hochqualifizierte Räte bekannt gewesen seien, aber „gekennzeichnet durch diversifizierte Loyalitäten auch während ihrer Regimentszeit.“ 56 Diese Bemerkung gilt den vielfältigen Bezügen Schwarzenbergs, die ihn mit Bayern 57, Ansbach 58, Würzburg, Mainz und Bamberg sowie der fränkischen Ritterschaft und dem Kaiser 59, später auch Preußen 60 verbanden, wodurch er ebenso folgerichtig ein „erhöhtes Loyalitätsrisiko“ im Regiment dargestellt habe 61. Entsprechend reagierte Schwarzenberg mit seinem Schreiben auf Mißtrauen, das ihm tatsäch­ lich vom Schwäbischen Bund entgegenschlug, denn er soll sich gelegent­lich eines Abtransports von Geschützen des Bundes aus Nürnberg abfällig über die Bundesangehörigen geäußert haben. In einem Brief vom 17. Juni 1523 aus dem Feldlager vor Boxberg wurde ihm näm­lich unterstellt, er wolle treu­lich furdern und helffen, das den bundsverwanten, denen man bisher nur die henndt abgehauen […] furter

55 Zit. nach Roll, Reichsregiment (1998), S. 407, Beleg ebd., Anm. 100. 56 Roll, Reichsregiment (1998), S. 240. 57 Schon Herzog Albrecht hatte Schwarzenberg 1490 zum Diener auf Lebenszeit ernannt, Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 19; Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010), S. 20. 58 Vgl. Balfanz, Beiträge (1900), der S. 52f. annimmt, daß zu Markgraf Kasimir vor 1524 gar ein vertrautes Verhältnis „als Vorstufe von erst anzuknüpfenden dienst­lichen Beziehungen“ bestanden habe. 59 Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 146, nimmt an, Schwarzenberg sei im Zusammenhang mit seiner Regimentstätigkeit zum kaiser­lichen Rat ernannt worden. Vgl. Deutsch, Art. „Schwarzenberg, Johann Freiherr von“ (2010), S. 21; Roll, Reichsregiment (1998), S. 409; Merzbacher, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1971), S. 177; Berger, Fürstenhaus (1866), S. 41. 60 Immerhin begegnete Herzog Albrecht dem Schwarzenberger mit großem Wohlwollen und bat seinen Bruder Markgraf Kasimir um Überlassung. Kasimir bringt in seinem Antwortschreiben sein Vertrauen zu Schwarzenberg zum Ausdruck: Wie wol wir in diesen lauften gedachts unsers Raths Johannsen Herrn zu Schwarzenbergs bey uns hie aussen gantz nottdurftig sein, so wollen wir jne unsern halben E. L. zu freund­lichem Bruder­lichen gefallen hiemit bewilligen, derselbe E. L. ein jar dernegst zu dienen, wie er unzweiwel getreu­lichen thun wurdet, zit. nach Balfanz, Beiträge (1900), S. 61. Die gute Beziehung zu Kasimir zerbrach frei­lich, als Kasimir sich entschieden gegen die Reformation wandte, vgl. ebd., S. 65f. 61 Roll, Reichsregiment (1998), S. 244.

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henndt und fueß hynnemen und abhauen werde 62. Und schon Bischof Georg hatte ihn im Verdacht, hauptmann und anheber der ritterschaft­lichen Bewegung zu sein 63. Bei hoher Vertrauenswürdigkeit im allgemeinen haben mithin unterschied­liche Loyalitäten im Einzelfall Vertrauen in Frage stellen können. Damit soll nicht in Abrede gestellt werden, daß Schwarzenberg tatsäch­lich das unbedingte Vertrauen des Bischofs hatte, wie Johannes Wagner urteilt 64. Doch machte ihn dies eben nicht auch zu dessen Vertrauten, zumal ein persön­licher Aspekt in der interpersonal wirksamen Vertrauensbeziehung Schwarzenbergs zum Bischof nirgends sichtbar wird. Eine der ersten Aufgaben Schwarzenbergs im Dienst Bischof Georgs war mit dessen Belehnung durch Maximilian während des Reichstags zu Köln 1505 verbunden. Schwarzenberg hielt als Mitglied der bischöf­l ichen Botschaft die Anrede und formulierte die Bitte, ihm antwortete der könig­liche Hofmeister; zugegen waren im übrigen auf könig­licher Seite die Vertrauten Maximilians Matthäus Lang und Zyprian von Serntein 65. In der Folge läßt sich entlang der Bamberger Hofkammerzahlamtsrechnungen 66 die Tätigkeit Schwarzenbergs in geschefften für den Bamberger Bischof recht genau nachvollziehen 67. Die Dichte der Belege 62 Zit. nach Roll, Reichsregiment (1998), S. 410 Anm. 114. 63 Womit er nicht ganz Unrecht hatte, vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 50f., 60f. Siehe auch Gehringer, Hochstift Bamberg (2000), S. 81; Schwarzenberg, Geschichte (1963), S. 62. Balfanz, Beiträge (1900), S. 13 – 33, weist ebd., S. 27, allerdings darauf hin, daß Bischof Georg 1507 in einem Brief an den Bischof von Würzburg selbst geschrieben habe, Schwarzenberg sei an den Fürsten mehr gelegen denn an dem gemeinen Haufen. 6 4 Wagner, Johann von Schwarzenberg (1893), S. 221. 65 Vgl. Looshorn, Geschichte (1900), S. 458f. Zum Einzug des Bischofs siehe Bamberg, Staatsarchiv, Rep. B 22d: Bamberger Huldigungsakten, Nr. 5: Huldigungsakten unter Bischof Georg III. Schenk von Limpurg (1505 – 1522), 1505. Eine große Sorge galt rumor und auflauff. Ein yeder hauptman soll sich mit den seinen in seiner gassen versammeln und dort bleiben und woe ime etwas verkehrs begegent […], herrn Johannsen von Swartzenberg, oder herrn Wilwolten von Schaumberg bey einer kundigen person wissen zulassen. Siehe zum Einzug auch Rabeler, Lebensformen (2006), S. 373. Schwarzenberg hatte also auch die Aufgabe, auf die Sicherheit seines Herrn zu achten. 66 Bamberg, Staatsarchiv, Rep. A 231–I: Rechnungen der Bamberger Hofkammer, Nr. 1722 (1501)-1744 (1522/1523). Notiert sind u. a. die Kosten für bottenlon und zerung, die Aufschluß über die Reisetätigkeit geben. So ist in der Rechnung Nr. 1726 (1504/1505), fol. 63r verzeichnet, item xxi guld vii lb, hat her Johannes herr zu Swartzenberg hofmeister gein Heydelberg verzert in geschefften, vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 29. Der Sold für Johann von Schwarzenberg ist ebenso regelmäßig notiert und betrug vierteljähr­lich 63 Goldgulden. 67 Vgl. den die Jahre 1501 bis 1516 umfassenden Überblick bei Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 29f.

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zeigt die Kontinuität eines Dienstverhältnisses 68, die Durchsicht offenbart frei­lich auch keine darüber hinausgehende Erkenntnis, die Schwarzenberg als Vertrauten profilieren würde. Seinen Dienst hat Schwarzenberg allerdings offensicht­lich verantwortungsvoll im Rahmen der Erwartungen an das Amt wahrgenommen. Würzburger Räte urteilten 1514, es sei Swartzenberg kein tag itzo hye so hastig gewest, auch unnser frauen tag nit. Er Seckendorff und Nützle haben kaum ein messe mogen eylends horen, darnach sind sie zcu schule und rate gegangen, also emsig­lichen gehandelt, das wir nit erdencken haben mogen, was es sein hat mogen 69. Nach seinem Biographen Willy Scheel habe „Bischof Georg Schwarzenbergs Bedeutung voll zu würdigen“ verstanden 70. Eine Vertrauensbeziehung läßt sich hier folg­lich aus der Stetigkeit, Beständigkeit und Dauer des Dienstes in einer herausgehobenen Position durchaus ableiten. Schwarzenbergs Vertrauenswürdigkeit scheint außer Zweifel, wie auch Luthers Bemerkung über ihn belegt 71, seine Charakterisierung als Vertrauter seines Herrn hingegen ist nicht nur aufgrund unterschied­ licher Loyalitätspf­lichten kaum mög­lich. Dies wiederum ist ein bemerkenswerter Aspekt, denn Schwarzenberg war es offensicht­lich gegeben, daß ihm ganz unterschied­liche Herren ihr Vertrauen schenkten, ihn aber nicht zum Vertrauten machten. So verwundert es auch nicht, daß die Überlieferung kaum je explizit oder implizit von Vertrauen spricht, weil dieses Vertrauen in einen Amtsinhaber als selbstverständ­liche und erwartbare Grundlage der Zusammenarbeit gesehen werden muß. Schwarzenbergs Beziehung zum Bischof kann deshalb als jener oben angesprochene, wenngleich ob seiner Stellung exponierte Normalfall einer höfischen Vertrauensbeziehung bestimmt werden. Und auch eine solche Vertrauensbeziehung war nicht festgelegt darauf, ob sie sich an einem welt­lichen oder an einem geist­lichen Hof ereignete, wie nicht erst im Ergebnis der angebotenen Zusammenschau der geist­lichen und welt­lichen Höfe festgestellt werden konnte.

68 Vgl. Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 32. 69 Würzburgische Räte an Bischof Lorenz von Bibra im März 1514, zit. nach Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 33. 70 Scheel, Johann Freiherr zu Schwarzenberg (1905), S. 34. 71 Luther urteilt frei­lich auch vor dem Hintergrund, daß Schwarzenberg sich für die Reformation einsetzte.

Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Dietrich von Schönberg

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II. Des hoemeisters unnderhembd unnd herscher Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Dietrich von Schönberg Mit dem Zweiten Thorner Frieden 14661 endete ein 13 Jahre währender Konflikt, der als Preußischer Städtekrieg 2, dessen Hintergründe hier nicht weiter von Belang sind, bekannt wurde, zwischen den preußischen Ständen, die sich in einem Bund zusammengeschlossen hatten und vom polnischen König unterstützt wurden 3, und dem Deutschen Orden. Der Friedensvertrag hatte zur Folge, daß dem Orden zwar der öst­liche Teil des Deutschordenslandes verblieb, allerdings sollten die Hochmeister nun vor dem polnischen König einen persön­lichen Treueid ablegen 4. Die Pommerellen, das Kulmer und das Michelauer Land, das Land um Marienburg, Stuhm und Christburg sowie das Ermland wurden hingegen dem polnischen König direkt unterstellt, ebenso die Hansestädte des Preußischen Bundes, Danzig, Elbing und Thorn 5. Damit verlor der Orden wichtige Einnahmequellen und war auf Hilfe aus den Balleien im Reich verwiesen, was wiederum in diesen Balleien zu finanziellen Problemen führte 6. Um unter anderem den Verpf­l ichtungen gegenüber dem Hochmeister zu entgehen, begab sich der Deutschmeister Andreas von Grumbach 1494 in die Lehnshoheit Maximilians und erscheint deshalb als Teutschmeister in der Reichsmatrikel 7. Diese hier nur knapp, aber für unseren Zweck ausreichend skizzierten Rahmenbedingungen bestimmten die Politik des 1511 zum 37. und letzten Hochmeister des Deutschen Ordens gewählten Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1 Ed. Staatsvertraege des Deutschen Ordens, Bd. 2 (1955), Nr. 403, S. 262 – 288: II. ­Thorner Friede. A. Hauptvertrag (19. Okt. 1466). 2 Siehe Biskup, Wojna trzynastoletnia z Zakonem Krzyzackim 1454 – 1466 (1969). Vgl. Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 440 – 4 44, 444 – 4 47. 3 Siehe Biskup, Bund (1975). 4 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 30f., 306 Anm. 2. 5 Vgl. Weise, Zweite Thorner Vertrag (1972); Biskup, Ende (1980), S. 408f.; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 447 – 4 49. 6 Zu den Folgen des Zweiten Thorner Friedens Hubatsch, Albrecht von BrandenburgAnsbach (1960), S. 31 – 34; Freiwald, Markgraf (1961), S. 33 – 57; Dralle, Staat (1975). Vgl. Biskup, Ende (1980), S. 404 – 4 07; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 471 – 479. Ein Überblick bei Jähnig, Verfassung (1994). 7 RI XIV Nr. 1011 (16. Sept. 1494). Vgl. Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 475; Demel, Deutsche Orden (1972), S. 33f.

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(reg.  1511/1525 – 1569)8, des Bruders der Markgrafen Kasimir und Georg, bis zum Jahre 15259. Albrecht wollte sich wie auch seine Vorgänger zunächst vor allem aus der Abhängigkeit von Polen lösen 10 und versuchte dies mit Hilfe aus dem Reich 11 und im Bündnis mit Moskau 12. Mit dem Herrschaftsantritt Karls V. begann das Interesse des Reichs an den Zielen des Hochmeisters allerdings endgültig zu erlahmen. So entschloß sich Albrecht, „von seinem Vertrauten Dietrich von Schönberg beraten“ 13, im sogenannten „Reiterkrieg“ mit militärischen Mitteln die Situation für sich zu entscheiden. Diese in den Jahren ab 1519 geführte Auseinandersetzung brachte aber keinen durchschlagenden Erfolg für die eine oder die andere Seite 14. In Anbetracht der osmanischen Bedrohung schaltete sich schließ­lich Karl V. in das Geschehen ein und vermittelte mit dem Thorner Anstand von 1521 einen vierjährigen Waffenstillstand 15. Albrecht nutzte die Zeit für eine Reise ins Reich 16, während der er auch mit Luther zusammentraf 17. Mangelnde Unterstützung des Kaisers und der 8 Zu Albrecht die biographischen Zugänge Lohmeyer, Art. „Albrecht“ (1875); Hubatsch, Art. „Albrecht der Ältere“ (1953); Hubatsch, Albrecht von BrandenburgAnsbach (1960); Bautz, Art. „Albrecht von Preußen“ (1990), mit Literaturnachträgen bis 2007; Thielen, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1998). 9 Ein immer noch zu berücksichtigender Ausgangspunkt bei der Beschäftigung mit dieser Zeit ist die dreibändige, quellengesättigte Untersuchung von Erich Joachim, Joachim, Politik (1892 – 1895). Vgl. aus poln. Perspektive u. a. Jasienica, Jagiellonian Poland (1978), S.  286 – 302. 10 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 31 – 35, 76. 11 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 34, 36f., 39, 46, 49f., 52f. 12 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 46f., 61f.; Biskup, Ende (1980), S. 412f.; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 499 – 504. 13 Hubatsch, Art. „Albrecht der Ältere“ (1953), Sp. 171. Vgl. auch Lohmeyer, Herzog Albrecht (1890), S. 13; Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 54f.; Biskup, Ende (1980), S. 403f., zu den unterschied­lichen Bewertungen und Gewichtungen der verschiedenen Einflußfaktoren auf die Politik Albrechts gerade aus der Perspektive von 1525 in der Forschung. Joachim, Hochmeister (1891), S. 119, unterstreicht vollkommen richtig, daß „das Wichtigste […] in den vertrauten Gesprächen zwischen den beiden Freunden münd­lich erörtert und verabredet“ worden sei. 14 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 76 – 99; Freiwald, Markgraf (1961), S. 72 – 82. 15 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 99; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 504 – 508. 16 Vgl. Freiwald, Markgraf (1961), S. 85 – 93. 17 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 121. Anlaß für Albrechts Zuneigung zur Reformation seien auch die Predigten Osianders in Nürnberg gewesen, vgl.

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Reichs­fürsten sowie Luthers Rat, das Ordensland zu reformieren und zu säkularisieren 18, ließen Albrecht zu dem Schluß kommen, die Ziele seiner Politik neu zu bestimmen. Im Ergebnis wurde Preußen in ein welt­liches Herzogtum umgewandelt, das 1525 der Lehnshoheit des polnischen Königs Sigismund I. unterstellt wurde 19. ­Sigismund belehnte Albrecht dafür mit der erb­lichen Herzogswürde 20. Damit war die Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen beendet 21. Von nun an residierte der einstige Hochmeister Albrecht in Königsberg als Herzog Albrecht I. in Preußen 22. In diesen von den Auseinandersetzungen vor allem mit Polen und den Ständen geprägten Jahren zwischen Albrechts Wahl bis zum Vertrag von Krakau 152523 trat 1515 mit Dietrich von Schönberg ein Mann in die Dienste Albrechts, der als s. f. g. rat und diener einen ganz entscheidenden Anteil am Verlauf der Ereignisse nicht zuletzt durch seinen persön­lichen Einfluß auf Albrecht hatte. Nicht von ungefähr sollte ihn Gregor Spieß, ab 1513 Kanzleischreiber, dann Sekretär des Deutschmeisters Dietrich von Cleen und ab 1539 Kanzler unter Walther von Kronberg 24, in einem in den 1540er Jahren angefertigten Bericht über den Krieg Fligge, Albrecht (1972), hier zur ersten Begegnung S. 16 – 22, siehe auch Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 117. Von Einfluß waren sicher auch die Kontakte zu Johann von Schwarzenberg, siehe oben S. 256 mit Anm. 19, und Georg Vogler, siehe oben S. 185. Zur Korrespondenz Albrechts mit Luther Europäische Briefe (1949), S.  114 – 120, vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 119 – 124. Joachim, Hochmeister (1891), weist darauf hin, daß es Albrechts Vertrauter Schönberg gewesen sein muß, der ihn auf Luther und die Reformation aufmerksam gemacht habe. Schönberg sei 1521 im Auftrag des Hochmeisters im Reich gewesen, um u. a. mit dem Kurfürsten von Sachsen über die Revision eines Buches durch Luther zu sprechen, ebd., S. 119. Und 1522 habe Schönberg in einem Bericht an Albrecht geraten, die Ordenssatzungen dem Kurfürsten zu schicken, damit dieser mit Luther über eine Verbesserung im evangelischen Sinn beratschlagen könne, ebd., S. 121. Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 138. 18 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 121; Biskup, Ende (1980), S. 415; Arnold, Luther (1991). 19 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 127 – 137. 20 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 132 – 134; Dolezel, Lehnsverhältnis (1967), S. 15 – 58. 21 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 139 – 142; Biskup, Ende (1980), S. 415f.; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 522 – 530. 22 Vgl. Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 530 – 532, 543 – 551. 23 Vgl. Freiwald, Markgraf (1961), S. 111 – 121; Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S.  527 – 530. 24 Zu Spieß Biskup, Personenbestand (1986), S. 327 – 329; Inschriften des ehemaligen Landkreises Mergentheim (2002), S. 124, Nr. 180.

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von 152025 charakterisieren als des hoemeisters unnderhemd unnd herscher, auch alles des ordenns unfall sampt seinen brudern Hannsen und Anthonien vor, in und nach dem kriegk unnd des hoemeisters abfall urhabe, anhetzer, stieffter, unnd, wie Anthonius mermals beschuldigt worden, des konigs zu Polenn verretter 26. Daß die Kennzeichnung der Bindung Albrechts an Schönberg und dessen Einfluß auf den Hochmeister mit den Worten des hoemeisters unnderhemd unnd herscher keineswegs aus der Luft gegriffen war, bestätigt beispielsweise ein Brief des Hochmeisters selbst, den dieser 1519 an Wolf von Schönburg, einen anderen seiner Ratgeber, schrieb, und in dem er ankündigt, daß er den Schonperger schicke, mit dem wir uns Guts versehen. Wolf möge, was keine ungewöhn­liche Bitte war, ime allenthalben hilff­lich, redt­lich und vorder­lich erscheynen, aber er soll Dietrich eben auch gleich uns selbst glauben und vor ime nichts helen oder bergen, daz uns zu wissen kommen mag, und das in der Weise, als wir auch persone­lich bey ime erscheinen. Nach diesem Appell, keinen Unterschied zwischen ihm, dem Herzog, und Dietrich, seinem Rat, zu machen, ermahnt Albrecht Wolf von Schönburg abschließend noch, er möge Dietrich auch in sein eigen Sachen vorder­lich sein, wie er sich bey euch getrost umb dergleichen umb euch verdint, und er soll, wie Albrecht seine Bitten unterstreicht, nicht dem Sprichwort folgen, vil in mich, wenig in mein Gesellen, das würde er, Albrecht, dann auch in sondern Gnaden erkennen 27. Dietrich von Schönberg (gest. 1525)28 stammte aus einem sächsisch-meiß-

25 Siehe die einleitenden Angaben von Max Töppen, in: Scriptores rerum Prussicarum, Bd. 5 (1874), S. 348f. 26 Scriptores rerum Prussicarum, Bd 5 (1874), S. 349 – 359: Bericht durch mich Gregorius Spiessenn secretarienn beschehenn, welcher gestalt es zur hylff des Teutschenn gepiets nechst zugs ghenn Preussenn im funfftzehenhundert unnd zwanntzgstenn jare erwachsenn und sampt anderm gehanndelt ist, hier S. 351. 27 Schön, Geschichte (1903), Nr. 128, S. 101f.: Hochmeister an Wolf von Schönburg (24. Juli 1519). Mög­licherweise reagierte Albrecht schon zu diesem Zeitpunkt auf Differenzen zwischen Schönburg und Schönberg, über die ihm im Mai 1520 Kurfürst Joachim berichtete, Berlin, GSta – PK, OBA 23728 (21. Mai 1520). Im Juni desselben Jahres berichtet Schönberg ebenfalls von Unstimmigkeiten mit Schönburg, ebd., OBA 23855 (Ende Juni 1520). 28 Fraustadt, Geschichte des Geschlechts von Schönberg, Bd. 1, Abth. B (1878), S.  115 – 124; Forstreuter, Ordensstaat (1951), hier insbes. S. 60 – 66, 135 – 141. Die wertvollste biographische Annäherung bei Sach, Hochmeister (2002), Reg., v. a. S. 239 – 259, mit weiteren Hinweisen ebd., S. 239 Anm. 3, die sich allerdings v. a. an Forstreuter, Ordensstaat (1951), und Joachim, Politik (1892 – 1895), orientiert. Vgl. die Kommentierung von Joachim, Politik (1892 – 1895) hinsicht­lich der Darstellung Schönbergs bei Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 64f., der hervorhebt, daß Joachim Schönbergs

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nischen Geschlecht 29 und war mithin einer der landfremden welt­lichen Räte am Hof ­Albrechts 30. Er stehe als einer der Berater Albrechts, die den Einfluß der Gebietiger zurückdrängten, symptomatisch für die bereits unter Albrechts Vorgänger ­Friedrich begonnene Verwelt­lichung des Ordensstaates, wie Marian Biskup ausführt 31. Schönberg selbst beförderte diesen Prozeß aktiv, indem er bestimmte Personen begünstigte, andere überhaupt erst ins Land holte wie den späteren Großkomtur Klaus von Bach oder Georg von Klingenbeck, indem er es verstand, diejenigen, die seinen Unternehmungen distanziert gegenüberstanden, zumindest zeitweise für seine Ziele zu gewinnen wie den Meister in Livland Wolter von ­Plettenberg, oder sich mit denjenigen, die sich diesen Zielen entgegenstellten wie der Deutschmeister Dietrich von Cleen, überwarf 32. Auf einer Versammlung der Bedeutung erkannt habe, aber dessen Persön­lichkeit nicht gerecht geworden sei, weil er „als preußischer, mehr noch hohenzollernscher Historiker“ geschrieben habe. 29 Siehe v. a. aber trotz teilweise fehlerhafter Angaben wg. der Namensgleichheit mit anderen Personen Fraustadt, Geschichte des Geschlechts von Schönberg, Bd. 1, Abth. B (1878), hier S. 1 – 17 zum Vater Dietrich (heim­licher Rat, Untermarschall, Hofmeister Albrechts des Beherzten, Amtmann zu Leipzig, gest. 1498), S. 18 – 68 zum Bruder Nikolaus (Generalprokurator des Dominikanerordens, Erzbischof von Capua, Kardinal, gest. 1537), S. 69 – 75 zum Bruder Hans d. Ä. (Domherr zu Naumburg, Rat und Kämmerer des Hochmeisters, gest. um 1514), S. 75 – 87 zum Bruder Hans d. J. (Amtmann zu Tharand und Radeberg, herzog­licher Rat, Rat und Hofmarschall des Hochmeisters, gest. 1557), S. 88 – 115 zum Bruder Anton (Rat des Hochmeisters, Rat Herzog Georgs von Sachsen, Amtmann zu Grimma, Rat Herzog Heinrichs des Frommen, gest. vor 1554). Zum Großvater Nicol (Hofmeister, gest. vor 1476) siehe Fraustadt, Geschichte des Geschlechts von Schönberg, Bd. 1 (1869), S. 84 – 91, Fraustadt, Geschichte des Geschlechts von Schönberg, Bd. 1, Abth. A (1878), S. 113 – 123. Siehe auch Müller, Schönburg (1831), S 341. Die Angabe bei Voigt, Geschichte Preußens, Bd. 9 (1839), S. 546, Dietrich von Schönberg sei ein naher Verwandter Wolf von Schönburgs gewesen, der ebenfalls in Diensten Herzog Albrechts stand, ist falsch, vgl. Schön, Geschichte (1903), S. 80. 30 Vgl. die differenzierten Ausführungen bei Sach, Hochmeister (2002), S. 242f., bis hin zu der Überlegung, daß der Vorteil bei der Anstellung welt­licher Räte für Albrecht darin gelegen haben könnte, daß diese ihre Loyalität auf ihn und nicht auf den Orden orientierten. 31 Vgl. Biskup, Ende (1980), S. 404. Biskup weist ebd., S. 405, darauf hin, daß Albrecht als welt­licher Territorialfürst gehandelt habe und damit die von seinem Vorgänger F ­ riedrich von Sachsen geprägten Ansätze ledig­lich fortgeführt habe. Siehe zu dieser Phase der „Fürsthochmeister“ insbes. Petzold, Hof (2002). Ebd., S. 44 mit Anm. 8, zur These der Verwelt­lichung des Ordensstaats, die an den welt­lichen Beratern sichtbar werde. Zum Prozeß der Verwelt­lichung des Deutschordenshofes unter Albrecht vor und v. a. nach 1525 auch Thielen, Kultur (1953). 32 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 72 – 75, 136; Sach, Hochmeister (2002), S. 244f.

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Stände in Königsberg im April 1520 äußerte sich dann auch schon ein erster deut­ licher Unmut 33. Den welt­lichen Räten Albrechts wurde vorgeworfen, daß sie den iren eigenen nucz mehe den des landes beste gesucht 34 hätten. Im Mai wurden die Vorwürfe erneuert, denn früher hätten die alden herrn des ordens noch von des lan­ des weise und gewonheit gewußt und lande und stete zu rate genommen, nun seien es die auslendischen rete […] von denen wir armen […] undersaszen unser recht haben must kouffen, damit diese ihre Beutel füllen können 35. Diese Klagen, die zu diesem Zeitpunkt nament­lich nur Dittrich von Schliven marschalck [Hofmarschall ­Dietrich von Schlieben], des hern von Braunswig marschalck [Marschall Herzog Erichs von Braunschweig], marggraff Willems marschalck [Marschall Herzog Wilhelms von Brandenburg-Ansbach], Clingenbeck [Georg von Klingenbeck] und Balczer, ein heuptman, erfaßten 36, sollten sich im weiteren Verlauf zum offenen Angriff auf Dietrich von Schönberg steigern. Noch wollten die Landstände durch Bevorzugung der Ratsgebietiger die Rolle der Räte, insbesondere Schönbergs, Albrechts „rechte Hand und sein vertrauter Unterhändler 37“, nur schwächen. Anlaß für den Unwillen waren Steuerbewilligungen, die Schönberg bei den Ständen erreicht hatte, mit denen aber ein Krieg finanziert wurde, der erfolglos blieb 38. Schönberg beklagte sich in einem Brief an Albrecht im Mai über die Anfeindungen seiner Person 39, und Albrecht ließ den Ständen „mit der Selbstverständ­lichkeit eines

33 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 77 – 79, zu Schönbergs Verhältnis zu den Ständen. 34 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 243 – 246, S. 628 – 638: Versammlungen der Stände zu Königsberg (Febr.-Mai 1520), hier S. 630. 35 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 243 – 246, S. 628 – 638: Versammlungen der Stände zu Königsberg (Febr.-Mai 1520), hier S. 634. 36 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 243 – 246, S. 628 – 638: Versammlungen der Stände zu Königsberg (Febr.-Mai 1520), hier S. 634. Zu diesem Personenkreis Petzold, Hof (2002), S. 49f. 37 Müller, Schönburg (1831), S. 341. 38 Vgl. auch Freiwald, Markgraf (1961), S. 58 – 72, zum Einfluß Schönbergs auf die Ständepolitik Albrechts. 39 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 23740 (23. Mai 1520). Und im August, die Anfeindungen reißen offenbar nicht ab, rechtfertigt sich Schönberg in einem neuer­lichen Schreiben an den Hochmeister gegen die Beschuldigungen, die gegen ihn in Preußen erhoben wurden, ebd., OBA 24025 (18. Aug. 1520). In einem Schreiben vom selben Tag an den Söldnerhauptmann Georg Anger spricht Schönberg von üblen Nachreden, ebd., OBA 24028 (18. Aug. 1520). Schließ­lich äußert er in einem Brief an Albrecht vom Dezember des Jahres den Wunsch, nicht mehr nach Preußen zurückzukehren, ebd., OBA 1520 (5. Dez. 1520).

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welt­lichen Landesherrn“  40 lapidar antworten: Die welt­lichen reth setzt mein g. h. in keinen zweyfel es sey inen unverborgen, das dieselbigen an andern fursten und herrn hofen auch zu sich gezogen und gebraucht werden 41. Ursprüng­lich zum Geist­lichen bestimmt 42, war Schönberg weder Mitglied des Ordens noch gehörte er zu einer der mächtigen Adelsfamilien des Reiches oder des Landes noch besaß er Bindungen ins Land selbst 43. Seine Kenntisse und Fähigkeiten umfaßten aber ein Studium in Leipzig 44, anerkannte Beredsamkeit und sprach­liches Talent 45, Italienerfahrung 46, Kunstsinnigkeit 47, Erfahrung mit diplomatischen Missionen im Dienst Georgs von Sachsen 1510 nach Friesland und 1513 nach England, Kontakte zu Philipp von Braunschweig-­Grubenhagen, zum Bischof von Osnabrück, zu den Herzögen Heinrich dem Jüngeren von BraunschweigWolfenbüttel und Heinrich dem Mittleren von Braunschweig-Lüneburg 48 sowie

4 0 Freiwald, Markgraf (1961), S. 88. 41 Zit. nach Freiwald, Markgraf (1961), S. 88; vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960) S. 57. 42 1508 verzichtete Schönberg auf eine Domherrenstelle in Naumburg, siehe Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 61. 43 Vgl. Petzold, Hof (2002), S. 49. 4 4 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 61. Bezeichnenderweise waren die späteren Nachfolger Schönbergs beispielsweise ein Dr. Friedrich Fischer und ein Dr. Johann Apell, Lohmeyer, Herzog Albrecht (1890), S. 27. Zu Fischer Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 104 – 108. Siehe zu den neuen Räten nach Schönberg Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960) S. 111f. 45 Schönberg soll Latein, Italienisch und Französisch gesprochen haben, wie er selbst berichtet, Joachim, Politik, Tl. 1 (1892), Nr. 97, S. 252 – 255: Rathschlag des Dietrich von Schönberg zu den bevorstehenden Verhandlungen des HM.’s mit dem M.in Livland in Memel (14. Dez. 1514), hier S. 253. 4 6 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 136f.; Sach, Hochmeister (2002), S. 239. 47 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 68 – 70. Nach Forstreuter, ebd., S. 68, habe Schönberg dem Hochmeister den Kontakt zu Cranach vermittelt, Albrecht Dürer habe 100 Gulden für 5 conterfein tafeln erhalten. Siehe zur Bekanntschaft Dürers den Brief Schönbergs an Bernhard Engelhart, Berlin, GStA – PK, XX. HA, OF 44, S.  263 – 266 (28.8.1524). Cranach wiederum habe Schönberg auch gemalt, eine Gesandtschaftsrechnung von 1519/1520 belegt 5 emder fl. Lauckes maler, das er Dittrich abconterveit, Berlin, GStA – PK, XX. HA, OF 43, S. 391f.: Reiserechnung Schönbergs, Abschrift aus Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA, Nr. 24026 (18. Aug. 1520). Zu Wittenberg hat Schönberg sich singen lassen: 7 argent zu Wittenbergk den schulern, die Ditt. in der Herberg sungen, ebd. Derselben Rechnung sind allerdings auch 24½ emder gulden fur franzosen holz zu entnehmen, siehe ebd. 48 Zu Herzog Heinrich soll Dietrich von Schönberg ein freundschaft­liches Verhältnis unterhalten haben. Dietrich litt an einer Augenerkrankung. Als der Herzog davon erfuhr,

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zum dänischen König Christian II .49, und er war wohl auch auf dem Wiener Kongreß 1515 zugegen 50. Beziehungen zum Deutschen Orden hatte Dietrich von Schönberg durch seinen Bruder Hans d. Ä., der Mitglied des Ordens, Rat und Kämmerer des Hochmeisters war und 1514 verstarb 51. Um die Erbschaftsangelegenheiten zu regeln, traf Schönberg sich mit seinen Brüdern Hans d. J. und Anton in Preußen 52. Ein erster persön­licher Kontakt zwischen dem Hochmeister und Dietrich ist wahrschein­lich. Bereits im Mai 1515 scheinen sich Anton und Hans d. J. für Dietrich beim Hochmeister für eine Anstellung verwendet zu haben 53. Hans d. J. gelangte im Oktober 1515 auf Empfehlung Markgraf Kasimirs als Rat in die Dienste Albrechts 54 und war später für diesen mit diplomatischen Angelegenheiten betraut, im Krieg 1519 bis 1520 als Söldnerführer, kehrte aber als Altgläubiger 1525 in die Dienste Georgs von Sachsen zurück 55. Dietrich hat seinen Dienst beim Hochmeister gemeinsam mit Hans aufgenommen 56. Das erste überlieferte Schreiben Dietrichs stammt vom November 151557. Damit begann eine nahezu symbiotische Beziehung, die schon von den Zeitgenossen als solche empfunden wurde und zeitgenössisch wie in der Forschung die unterschied­lichsten, aber, wie erwähnt, bis auf wenige Ausnahmen wie bei Kurt Forstreuter meist negative Beurteilungen erfuhr 58. Schönbergs Bestallung schrieb er bedauernd, das ich ewrn gebrech des gesichts vast beswer­lich vornomen, Berlin, GSta – PK, OBA 26815 (3. Apr. 1524), ebd., OBA 27063 (11. Juli 1524). 49 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 61f. 50 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 62f. 51 Siehe Fraustadt, Geschichte des Geschlechts von Schönberg, Bd. 1, Abth. B (1878), S.  69 – 75. 52 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 64. Zu Anton oben Anm. 29. 53 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 20475 (14. Mai 1515), wiewohl das Verhältnis D ­ ietrichs zu Hans nicht besonders gut gewesen sein soll, siehe Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 63f. 54 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 20607 (10. Okt. 1515), erste Verhandlungen sind im September faßbar, ebd., OBA 20598 (Sept. 1515). 55 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 240f. 56 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 20607 (10. Okt. 1515), siehe auch ebd., OBA 20680 ein Schreiben des Hochmeisters an Hans und Anton wegen der Aufnahme des Dienstes Dietrichs und ebd., OBA 20681 den undatierten Bestallungsbrief, bezeugt vom Bischof von Riesenburg, dem Oberkompan Friedrich von Heideck und dem Sekretär Christof Gattenhofer. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 64, datiert die Bestallung erst auf den 12. April 1516, entspr. Joachim, Politik, Tl. 1 (1892), S. 96 Anm. 1. 57 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 20631 (10. Nov. 1515). 58 Die Zusammenstellung der Urteile in der Forschung bei Sach, Hochmeister (2002), S. 241f. Ein weiteres, bei Sach nicht genanntes Beispiel ist die eigenwillige und fehlerhafte

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­ arkiert zudem, wie angedeutet, eine Zäsur in der personellen Zusammensetzung m der unmittelbaren Umgebung des Hochmeisters 59, die in der Wahrnehmung der Zeitzeugen mit dem Krieg gegen Polen und den damit verbundenen Belastungen unmittelbar zusammenhing und letzten Endes Schönberg angelastet wurden 60, wie ja auch schon die oben zitierten Äußerungen der Stände belegen. Mit seiner Indienststellung scheint sich auch ein anderer, kostspieliger Lebensstil am Deutschordenshof etabliert zu haben, der sich recht bald herumsprach. Besorgt schrieb Markgraf Kasimir seinem Bruder im März 1517, daß hy aussen vil von ewer lieb regierung geret, das ewer lieb grose kosten halt, fur das ander schulden machen, fur das drit mit einze­lichen perschonen in das velt heczen oder jagen reissen vnd vil­ leich wiltpret vahen mit zweyen peinen […] in sunderheyt hat man grosen vertris auf ewer lib haushaltung, das ewer lieb ob iiii c perschonen speysen sol, das man meint, ewer lieb kon nit vil mit dem gesind ersparen 61. Erste Keime mißtrauischer Beobachtung der vertrauten Beziehung begannen zu sprießen und brachten später eine Frucht hervor, die diese Beziehung dennoch nicht zerstörte. 1520 sollte Albrecht während des Krieges in Anbetracht finanzieller Schwierigkeiten und mangelnder militärischer Erfolge an den lieben Ditterich schreiben, daß er gern mit ihm reden möchte, denn er habe ihm viel zu vertrauen, in summa wir haben den deuffel geladen, hilff ratten und helffen, damit wir yn vberschiffen. ich will das pest dar pey thun 62 – ein Ton, der sehr an denjenigen des Schreibens Kurzcharakteristik Dietrichs von Schönberg durch William Urban: „Von Schönberg was a phenomenon. He did not hold any academic degrees, but he impressed all listeners and readers with his abilities in Latin, French, and Italian. An enthusiastic womanizer, he escorted Albrecht on late evening escapades and did not hesitate to enter the costs of prostitutes on his expense accounts. (Albrecht eventually died of syphilis.) He loved extravagant clothing, gambling, and travel. He knew art and taught Albrecht what to appreciate and what to buy, thus establishing the beginning of the Königsberg collection. All these lay interests were easily communicated to Albrecht, who was becoming less and less satisfied with his role as the head of a monastic order“, Urban, Renaissance Humanism in Prussia (1991), S. 107. 59 Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 55 – 58. 60 Vgl. Forstreuter, Kriegsstudien (1960), S. 56f.; Sach, Hochmeister (2002), S. 243f. 61 Joachim, Politik, Tl. 1 (1892), Nr. 129, S. 299f.: Markgraf Kasimir an HM. (7. März 1517), hier S. 299. Vgl. Hubatsch, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1960), S. 54, 310 Anm. 21. Siehe auch Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 27757 (ohne Dat.) das Verzeichnis der am Hof des Hochmeisters speisenden Personen. 62 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 23368 (11. März 1520), teilw. ed. Joachim, Politik, Tl. 2 (1894), Nr. 116, S. 296f.: HM. an Dietrich von Schönberg (11. März 1520), hier S. 297. Schon in einem Schreiben vom Februar mußte sich Dietrich bittere Vorwürfe des Hochmeisters anhören, Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 23228 (23. Febr. 1520), teilw.

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Erzbischof Albrechts erinnert, das dieser 1532 Hans Schenitz schickte, wiewohl Schönberg keineswegs das gleiche Schicksal ereilte. Immerhin beginnt der Brief damit, daß Albrecht die vertraute Beziehung hervorhebt, denn er wolle S­ chönberg noch „immer sein Herz vertrauen“, schließ­lich seien das crucifige alleint Ditterich vnd ich 63. Dietrich von Schönbergs Hauptaufgabe bestand darin, zu helfen, den Krieg gegen Polen zu finanzieren und Bündnispartner zu gewinnen 64. Es gelang ihm, bereits 1516 von den Ständen eine umfangreiche Steuer bewilligt zu bekommen, der vor allem der Adel und die Landstände zustimmten, weil die Hauptlast von den Städten getragen wurde. Diesen Erfolg hat Schönberg 1518 wiederholen können, als die Stände jener oben angesprochenen dreijährigen Steuer zustimmten 65. Schönberg konnte Plettenberg für die Teilnahme am Krieg gewinnen 66 ed. Joachim, Politik, Tl. 2 (1894), Nr. 112, S. 291f.: HM. an Dietrich von Schönberg (23. Febr. 1520). 63 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 23368 (11. März 1520), teilw. ed. Joachim, Politik, Tl. 2 (1894), Nr. 116, S. 296f.: HM. an Dietrich von Schönberg (11. März 1520), hier S. 296. Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 79, der die Vorwürfe Albrechts an Schönberg dem Einfluß der Umgebung des Hochmeisters zuschreibt. Albrecht aber habe „dann frei­lich sein Unrecht eingesehn und die alte Freundschaft wieder aufgenommen“. 6 4 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 79 – 83, und die systematische Übersicht ebd., S. 83 – 98. Siehe auch die Regesteneinträge zu der im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin verwahrten Überlieferung, Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198 – 1525 (1950), zu den einzelnen diplomatischen Aktivitäten Schönbergs, auf die im folgenden nicht eigens verwiesen wird. 65 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 311. 66 Vgl. die Einträge im Virtuellen Preußischen Urkundenbuch, das die Druckausgabe des Preußischen Urkundenbuches ergänzt und fortsetzt, und die hier in dieser Ausführ­ lichkeit geboten werden, weil diese, soweit zu sehen ist, ansonsten im Zusammenhang mit Dietrich von Schönberg noch nicht rezipiert wurden, PrUB, DH 217: Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]: Empfang eines Schreibens durch den meister­lichen Boten Sebastian von der Linde; Entsendung Dietrichs von Schönberg und Bitte, dessen Worten Glauben zu schenken (1516 Januar 17. Königsberg) >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/pub/ dh/dh217.htm< [23.01.2011]; PrUB, DH 229: Hochmeister [Albrecht von BrandenburgAnsbach] an den Bischof von Reval [ Johann Blankenfeld]: Entsendung Dietrichs von Schönberg mit einer münd­lichen Botschaft und Bitte, demselben Glauben zu schenken ((1516 Mai 24. Königsberg) >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/pub/ dh/dh229.htm< [23.01.2011]; PrUB, DH 220: Abschied für Dietrich von Schönberg für seine Gesandtschaft zum livländischen Meister [Wolter von Plettenberg] gemäß den Beschlüssen der Tagfahrt zu Heiligenbeil; Bemühungen, ungeachtet der Auseinandersetzung zwischen Kursachsen, Mainz und Brandenburg hauptsäch­lich die Freundschaft mit Mainz und Brandenburg zu wahren; bezüg­lich der von den Teilnehmern zu Heiligenbeil

Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Dietrich von Schönberg

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gewünschten Unterredung zwischen dem Hochmeister und dem Meister Bedenken des Livländers, wegen der Ansammlung von Moskowitern, Litauern und Samaiten an den Grenzen außer Landes zu reisen; trotz der von Sebastian von Linde übermittelten grundsätz­lichen Bereitschaft zur Zusammenkunft mit dem Hochmeister Entsendung Dietrichs von Schönberg zum Meister mit der Instruktion, die Gründe für eine Absage des Meisters zu entkräften, den Meister auf die Friedensmission des kaiser­lichen Botschafters Panthaleon von Thurn hinzuweisen und einen hochmeister­lichen Besuch zu Grobin vorzuschlagen; Entsendung Hermann Ronnebergs zum Hochmeister mit der Bestätigung des vorgeschlagenen Treffens zu Memel und eines Gesprächsvorschlags zur Wiedererlangung samaitischen Gebietes zugunsten Livlands; verstärkte Beobachtung Samaitens wegen mög­licher Störung der Memeler Zusammenkunft und Versicherung des Hochmeisters, gegen Entführungen Vorsorge zu treffen (1516 Februar 17. Königsberg) >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/pub/dh/dh220.htm< [23.01.2011]; PrUB, DH 193: Zusammenkunft des Hochmeisters [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] mit dem livländischen Meister Wolter von Plettenberg zu Memel; Empfang des Meisters an der Grenze durch [Friedrich] von Heideck, Dietrich von Schlieben und Dietrich von Schönberg (1516 März 1. Königsberg) >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/ pub/dh/dh193.htm< [23.01.2011]; PrUB, DH 197: [Unterredung des livländischen Meisters mit dem Hochmeister zu Memel]; Teilnahme des livländischen Meisters [Wolter von Plettenberg], des Rigaer Hauskomturs [Arnt Holtey oder Evert von Schuren], des meister­lichen Kanzlers, des Meisterkompans und des meister­lichen Sekretärs [­­Ludwig Grassow] einerseits und Teilnahme des Hochmeisters [Albrecht von Brandenburg-Ansbach], des Komturs von Memel [Michael von Schwaben], [Friedrichs] von Heideck, Eberharts von Freyberg, Dietrichs von Schlieben, Jakobs von Dobeneck [d. Ä.], des Hofmarschalls Melchior Rabenstein, Dietrichs von Schönberg und des [hochmeister­ lichen Sekretärs] Christoph [Gattenhofen] andererseits; Haltung des Kaisers [in der Auseinandersetzung des Hochmeisters mit dem polnischen König]; Behandlung der vom Revaler Bischof [ Johann Blankenfeld] übermittelten Nachrichten von Papst [Leo X.], der Auseinandersetzung zwischen den Kurfürsten von Mainz [Albrecht von Brandenburg], Brandenburg [ Joachim I.] und Sachsen [Friedrich III.], der Angelegenheit des Hermann Soye und des Streites zwischen dem Erzbischof von Riga [Caspar Linde] und dem Bischof von [Pomesanien, Hiob von Dobeneck] (1516 März 2. Königsberg) >http:// www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/pub/dh/dh197.htm< [23.01.2011]; PrUB, DH 205: Hochmeister [Albrecht von Brandenburg-Ansbach] an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]: Empfang eines meister­lichen Schreibens wegen der Flucht des Öseler Dechanten [ Johann Wetberg]; Ankündigung, Neuigkeiten über Hermann Soye unverzüg­lich mitzuteilen; Ausbleiben einer Antwort Dietrichs von Schönberg; Ankunft des dänischen Gesandten Detlev Snider und Beifügung einer Abschrift seiner Werbung; Klage des Gesandten über die Aufnahme von Schweden in den Ordenslanden; Abfertigung einer Botschaft an den polnischen König [Sigismund I.]; Ankündigung, dieselbe von Königsberg nach Wilna und von dort über See zum Meister gehen zu lassen (1516 Mai 28. Königsberg) >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/pub/dh/dh205. htm< [23.01.2011].

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und betrieb im Auftrag seines Herrn zeitgleich geheime Verhandlungen mit dem polnischen Hof, um Informationen einzuholen. Er reiste ins Reich, um Maximilian, die Reichsfürsten und den Deutschmeister um finanzielle und militärische Unterstützung zu bitten 67, und verhandelte in diesem Sinn auch mit Dänemark 68. Und schließ­lich war es vor allem Schönberg, der den Moskauer Großfürsten 1517 zu einem Bündnis überreden konnte 69. Polen erfuhr frei­lich von den Aktivitäten Schönbergs, begann seinerseits mit Rüstungen 70 und nahm mit kaiser­licher Vermittlung ebenso Verhandlungen mit Moskau auf 71. In Anbetracht der erfolgreichen Einwerbung von Geldern durch Schönberg wollte Albrecht im Februar 1518 losschlagen, was aber durch die fehlende reichsfürst­liche Unterstützung zunächst verhindert wurde 72. Im März reiste Schönberg erneut nach Moskau. Der Großfürst drängte auf die Eröffnung der Kampfhandlungen, war aber bereit, weitere Verhandlungen des Hochmeisters unter anderem mit dem französischen König abzuwarten, und erklärte sich gleichzeitig bereit, bereits jetzt Söldner zu finanzieren. Ein Gesandter des Großfürsten fuhr ins Ordensland, um sich einen Eindruck von den Kriegsvorbereitungen zu verschaffen. Das nach Moskau gemeldete Ergebnis lautete allerdings, daß die Eröffnung des Krieges in absehbarer Zeit wohl nicht zu erwarten sei 73. Tatsäch­lich hatte der Hochmeister seine Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen und betrieb weitere Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Brandenburg, während Maximilian und die übrigen Reichsfürsten immer noch zögerten. Der Kaiser selbst versuchte, mit einer Gesandtschaft nach Polen und Moskau die Fronten zu beruhigen 74. Auf kaiser­lich-päpst­licher Seite traten nun ein Kreuzzugsprojekt gegen die Osmanen und Pläne für eine Kirchenunion in den Vordergrund, wobei die Orden bei dem Kreuzzugsunternehmen die ersten 67 Zur Steuerbewilligung Sach, Hochmeister (2002), S. 246f. mit Anm. 52, zu Plettenberg ebd., S. 245 – 249, zu den Geheimverhandlungen mit Polen ebd., S. 250f., zur Reise ins Reich ebd., S. 251 – 254, zu den kaiser­lichen Aktivitäten am polnischen und am Moskauer Hof ebd., S. 303f. Zu weiteren Gesprächen Ende des Jahres 1517 hinsicht­lich reichsfürst­ licher Unterstützung ebd., S. 306 – 311. 68 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 301 – 303. 69 Vgl. zu den Präliminarien Sach, Hochmeister (2002), S. 253 – 259, zur Reise nach Moskau und zum Bündnis ebd., S. 260 – 292, 293 – 296, zu den in Aussicht gestellten finanziellen Zuwendungen aus Moskau ebd., S. 297 – 301. 70 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 293f. Im folgenden orientiert sich die Darstellung ledig­lich an Sach, weil diese Arbeit die einschlägige Forschung umfassend abbildet. 71 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 304 – 306. 72 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 311 – 313. 73 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 313 – 319. 74 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 320 – 325.

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Ansprechpartner waren. Derjenige, der vom Papst in dieser Angelegenheit für die Verhandlungen mit dem Deutschen Orden, aber auch mit Polen bestimmt wurde, war Nikolaus von Schönberg, Bruder Dietrichs 75, und mög­licherweise war auch Dietrich in die Gespräche über die Kirchenunion einbezogen 76. Folge dieser Initiativen war die weitere Verzögerung des Kriegsbeginns 77. Rüstungen und Befestigungen kamen auch wegen ausbleibender finanzieller Zuwendungen aus Moskau nur stockend voran 78. Im Januar 1519 starb Maximilian und im Mai wurde die Nachricht von einem Waffenstillstand Ungarns mit dem Osma­nischen Reich bekannt, wodurch ein Kreuzzug unnötig schien. So meinte nun der Hochmeister, keine Veranlassung mehr zu haben, weiter zuzuwarten, und drängte stärker denn je auf die Finanzhilfe aus Moskau 79. In Anbetracht der geänderten politischen Rahmenbedingungen reiste Dietrich im Frühjahr 1519 erneut nach Moskau 80 und nach der Wahl Karls V. ins Reich, um mit befreundeten Fürsten über die Stellung eines Söldnerheeres zu verhandeln 81. Auch dies blieb in Polen nicht unbemerkt 82, das sich schweren Angriffen des Moskauer Großfürsten und des Krimkhans ausgesetzt sah 83. Jetzt wäre für den Hochmeister ein günstiger Zeitpunkt gewesen, ebenfalls anzugreifen, aber es fehlte sch­licht an Geld, die bereits angeworbenen Soldaten zu bezahlen, und Moskauer Zuwendungen blieben unter den Erwartungen 84. Dennoch entschloß Albrecht sich, nicht länger abzuwarten, und eröffnete den Krieg mit einem Angriff auf Braunsberg 85. Der Verlauf des Krieges hatte zur Konsequenz, daß sich 1521 die Schulden und Zahlungsverpflichtungen des Hochmeisters massiv erhöht hatten und das Land in weiten Teilen verwüstet war 86. Karl V. vermittelte schließ­lich am 5. April 1521 jenen oben erwähnten Thorner Anstand 87. Dietrich von Schönberg, der sich dermaßen intensiv für den Krieg engagiert hatte, hatte im Reich, im Orden und im Land jeg­liches Vertrauen verspielt 88. 75 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 325 – 361, zu Nikolaus ebd., S. 329f. 76 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 341 – 344. 77 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 361 – 363. 78 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 368f. 79 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 369 – 377. 80 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 381 – 383. 81 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 389f. 82 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 390f. 83 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 392. 84 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 392 – 397. 85 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 399f. 86 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 415. 87 Zur „Zeit des Übergangs 1521 – 30“ Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 98 – 125. 88 Vgl. Sach, Hochmeister (2002), S. 415.

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Die Stände griffen die welt­lichen Berater des Hochmeisters nun offen an und verlangten deren Absetzung und die Bestrafung Schönbergs als Kriegstreiber 89. Am 18. August 1521 faßten die Stände auf der Tagfahrt zu Bartenstein den Beschluß, den Aufschub einer deutschen Reise und einer neuer­lichen Gesandtschaft nach Polen gutzuheißen, baten aber auch eindring­lich um Entfernung der fremden Räte, insbesondere des Dietrich von Schönberg:90: Es haben auch die geschickten von landen und stetten die hern gebeten, an m. g. h. gelangen zu lassen und sein f. g. zu bitten, das dieselbig kein auszlendische rethe in botschaft seiner f. g. und ordens sachen betreffende lauts seiner f. g. zusage geprauchen wollten und sonder­lichen Ditterichen von Schonberg ferner in seiner f. g. und ordens sachen und handlungen botschafts oder rats weys nicht wolten geprauchen 91. Nun also hatte die offene Kritik Dietrich von Schönberg selbst erreicht. Von Albrecht verlangten die Stände, daß er dafür sorge, daß Schönberg das Land nicht verlasse, forderten dessen „Bestrickung“ und daß dieser sich öffent­ lich den Vorwürfen stelle: Zum funften belangende die entschuldigung Diterichs von Schonbergks haben die geschickten von landen und stetten ir anthwort, wie folgt, geben: nachdem dieselbig entschuldigung mit vil worten begriffen, der sie nicht gentz­ lichen indechtig oder eingebildet hetten, derhalben die hern gebeten, inen ein abschrift davon zu geben, damit sie dieselbige auch an die andern, so uf dieser tagfart nicht gewesen, gelangen mochten lassen, und das ein ander landtag angestalt wurde, und das m. g. h. Ditterichen von Schonbergk dermassen bestricken wolt, damit er nicht aus dem landt ziehen thet, sonder sich uf denselbigen landttag auch stellen thet und doselbst, nachdem er sich in seinem schreyben erboten, wo er ungerecht, die straff zu leyden, was alsdan ein ig­licher zu im zu sprechen vermeynt, anzuhoren und sich des uberantthworten, mit weytern worten, wie sie dan schrifft­lichen in die cantzley ubereanthworten wollen 92. 89 Vgl. Biskup, Labuda, Geschichte (2000), S. 517. 90 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 260, S. 672 – 674: Beschlüsse der Stände. 91 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 260, S. 672 – 674: Beschlüsse der Stände, hier S. 673. 92 Siehe auch die in den Akten der Ständetage wiedergegebene chronikalische Notiz Uff die schrifft, so Ditterich von Schenberck an den hern bischoff von Samlant und ander rattes gebitiger, dergleichen an land und stette, so auff der tagfart zum Bartenstein gewest, haben land und stte volgend antwort geben. Demnach verlangen die Stände, wie oben zitiert, eine Kopie der Rechtfertigungsschrift Schönbergs, weil sie nur in geringer Zahl versammelt seien, und fordern, hier dem Angebot Schönbergs entsprechend, daß dieser „in Bestrickung zu Recht verfasst werde“, und daß der Hochmeister eine Tagfahrt ansetze. Die Stände deuten zudem an, daß Schönbergs Entschuldigung nicht ausreiche, „da er als vollmächtiger Capitän und Sachwalter mit Geld und Briefen ausgeschickt sei“, wie der

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Die Stände reagierten damit auch auf Ditterich von Schonbergs anbringen, eine schrift­liche Rechtfertigung Schönbergs im Vorfeld der Tagfahrt 93. Schönberg wehrt sich in dieser Schrift gegen den Verdacht, den Krieg verursacht und die Söldner, die er aus dem Reich in Preußen zur Verfügung hatte, „abgewendet und das Land dieser Hilfe beraubt“ zu haben. Schönberg legt deshalb ausführ­lich seine Bemühungen um die Anwerbung von Söldnern und deren Verwendung dar. Auch sei er vom Hochmeister als Gesandter zum Kaiser, zu den Königen, Fürsten und Herren geschickt worden, habe aber die Nachrichten nie nur münd­ lich übermittelt, sondern stets beglaubigte Schriften mitgebracht und nicht anders denn als gehorsamer Diener des Hochmeisters gehandelt. Schönberg scheint also auf Vorwürfe zu reagieren, daß er Nachrichten seinem Herrn nur vertrau­lich habe zukommen lassen. Diese Vorwürfe reflektieren, hinterfragen und kritisieren folg­lich das vertraute Verhältnis Albrechts zu Schönberg. Den Friedensbruch und den Überfall des Königs von Polen, so die Perspektive der Stände, zu verhindern, schreibt Schönberg weiter, habe nicht in seiner Macht gelegen 94. Und Albrecht wird gebeten, ein besseres Regiment zu errichten: Es haben auch die geschickten von landen und stetten die hern gebeten, an m. g. h. sein f. g. zu gelangen zu lassen, das sein f. g. ein besser regiment und ordnung, dan wie bisher gescheen, verordnen thete, mit ansetzung der rethe als von den glidern des ordens

Herausgeber der Akten, Max Töppen, interpretiert, vgl. Akten der Ständetage ­Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 262, S. 675f.: Aufzeichnungen über Dittrich von Schönberg’s Angelegenheit (14. Aug. 1521, aus Beler’s Chronik. Handschrift, fol. 61b), hier S. 676. Vgl. oben Anm. 93. 93 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 262, S. 675f.: Aufzeichnungen über Dittrich von Schönberg’s Angelegenheit (14. Aug. 1521, aus Beler’s Chronik. Handschrift, fol. 61b). Johann Beler, Verfasser einer preußischen Chronik, war bis 1523 Stadtschreiber, von da an Ratsherr in Königsberg, siehe Akten der Ständetage Preußens, Bd. 3 (1882), S. 49. Die Ed. der Chronik in Scriptores rerum Prussicarum, Bd. 6 (1968), S. 174 – 255, siehe hier S. 223 – 230. Siehe ebd., S. 168 – 174, zur Person Belers. Siehe auch Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 25099: Dietrich von Schönberg an die Landschaft in Preußen: Rechtfertigung seines Handelns (1. Okt. 1521). Das Dilemma habe nach Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 79, darin bestanden, daß Schönberg sich nicht habe wirkungsvoll verteidigen können, weil er dann den Hochmeister hätte belasten müssen. „Der Rechtfertigungsversuch, den er für den Landtag in Bartenstein vom August 1521 entwarf, ist flügellahm.“ 94 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 262, S. 675f.: Aufzeichnungen über Dittrich von Schönberg’s Angelegenheit (14. Aug. 1521, aus Beler’s Chronik. Handschrift, fol. 61b), hier S. 675f. Vgl. oben Anm. 93.

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und auch von den welt­lichen, damit ir gebrechen dester stadt­licher mochten verhort und beygeletg werden […]95. Seit seiner Abreise 1519 nach Moskau und ins Reich war Schönberg erst jetzt wieder in Preußen, konnte sich aber mit dem Hochmeister nur heim­lich in Lochstedt treffen. Denn in Preußen habe er öffent­lich nicht mehr auftreten können. Der Haß der Stände, wie Forstreuter formuliert, habe ihn bis an sein Ende verfolgt 96. Deshalb rechtfertigte sich Schönberg eben auch nur schrift­lich. 1521 entließ Albrecht Schönberg frei­lich nicht, aber die Stände sollten 1524 an ihre Forderung erinnern 97. Noch aber war Schönberg für seinen Herrn auf Reisen. Zunächst fuhr er nach Dänemark, England und Schottland, um, wieder einmal, finanzielle Unterstützung für den Orden zu erbitten, auch diesmal umsonst. Tatsäch­lich war das Ziel aber auch Frankreich, denn Albrecht plante gegen eine Pension den Übertritt in französische Dienste 98. 1523 erscheint Schönberg am Hof König Franz’ I.99, mußte seine Mission aber krankheitshalber unterbrechen und hielt sich 1524 vor allem in Nürnberg auf. Während dieser Zeit entwickelte Schönberg die Idee, seinem Herrn die Koadjutorenstelle des Mainzer Erzbischofs zu verschaffen 100. Ein weiterer Plan betraf die Vereinigung des Ordens mit den Johannitern, wodurch dem Hochmeister immense Einnahmen zugeflossen wären 101. Unermüd­lich, so scheint es, war Schönberg damit beschäftigt, seinem Herrn zu helfen. Seine Bemühungen blieben ergebnislos, lassen aber, hier Forstreuter folgend, in der antihabsburgischen Ausrichtung seiner Aktivitäten neben der personellen Orientierung eine stabile Grundkonstante seines Verhaltens erkennen 102. Tatsäch­lich sollte die politische Konstante ja später durch die preußische Herrschaft Realität werden. 1524 aber beorderte Albrecht Schönberg im August vorerst noch nach Italien zu dem im Krieg gegen den Kaiser stehenden französischen König. Kurz zuvor hatten die Stände in Preußen auf der Tagfahrt zu Königsberg am 26. Juli 1524 noch einmal an Ihre Forderungen von 1521 erinnert 103. Denn, 95 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 260, S. 672 – 674: Beschlüsse der Stände, hier S. 673f. 96 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 79. 97 Siehe unten ab S. 279. 98 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 90 – 92. 99 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 92 – 94. 100 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 94. 101 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 95. 102 Vgl. Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 95f. 103 Siehe auch schon das Schreiben des Kanzlers Spielberger vom Juli 1523, in dem er dem Hochmeister von der üblen Stimmung gegen Schönberg berichtet, Berlin, GSta – PK, OBA 26236 (9. Juli 1523). Schon in Briefen an den beiden Folgetagen versucht Schönberg,

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wie Georg von Kunheim nach der Besprechung anderer Themen für die Landschaft vortrug, eins hetten sie vergessen anzutragen, nemb­lich, nachdem vormals in gemeiner versammlung der zeitt nach m. g. h. hoemeister im land gewesen, sy s. f. g. underthenigk­lich gebetten, ett­lich rete, als nemb­lich Dietrichen von Schonberg und pfaff Herman von sich zu thun und ihres rats zu entschlahen, so vernemen sy doch, das s. f. g. diselben noch umb sich hette, betten nochmals s. f. g. wollten diese zwene person von sich thun […]104. Heinrich von Miltitz meint, daß dies auch schrift­lich vorgelegt werden müsse: Mein g. h. von Samand und die andern hern sehe fur gut an, das sy solch bitt selbs schrifft­lich an m. g. h. gethan hetten; so wollten s. f. g. dane­ ben auch schreiben und bitten laut irer beger 105. Kunheim erwidert: Sy zweifelten nit, meins g. h. und der ander schreiben were in meins gendigsten hern augen also angenem, das irs mitschreibens nit bedorffte, wollten auch nit zweifeln, s. f. g. wurden zu hertzen furen, das durch beder personen rat thun s. f. g. und das gantze land zu disem abfar gebracht ware, und wo aber je s. f. g. sich uber dis bitt deren nit wurde entschlagen, hett menigk­lich zu bedencken, das sy des nitte wenig beschwerde tra­ gen musten 106. sich in Schreiben an Albrecht zu rechtfertigen, ebd., OBA 26240 (10. Juli 1523); OBA 26245 (11. Juli 1523). 104 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 285, S. 745 – 751: Tagfahrt zu Königsberg (26. Juli 1524), hier S. 749. 105 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 285, S. 745 – 751: Tagfahrt zu Königsberg (26. Juli 1524), hier S. 749f. 106 Akten der Ständetage Preußens, Bd. 5 (1886), Nr. 285, S. 745 – 751: Tagfahrt zu Königsberg (26. Juli 1524), hier S. 750. Der Bericht Kaspar Platners beschreibt die Tagfahrt aus chronikalischer Sicht: Darauff sie einen ratslag gehalten und zur antwurt gegeben, es wer gestern vorlassn, ein ausschus zce machen, die swern hendel zu bewegn: weils heut gescheen und sich auff ein botschafft erstreckt, sehn sie nicht vor gut an, und will sich in keinen weg thun lassen, ursach, das unser gstr. her bey sich helt Ditterich von Schoneberg, dergleichen pfaff Hermen, welche personen fur ubel g’raten; sollten sie dan nw etwas guts raten? stunde nicht in irem bedencken. Es wer auch offt fur dieser zceit solch und dergleichn gebrechn angetragn, ist wol zugsagt zce wandeln aber nichts gehalten. Wolt’n derhalbe beim erstn gutdunckn bleibn. Es het uns auch im abschiedt u. g. h. angezceigt den von Samlandt s. g. gehorszam zce sein, im daneben befolen zu thun und zce lassn, derhalbn gebeten mit s. g. zce reden und neben andern hern zce trachtn nach guttm fride, damit sie irs schadens ergeczt wurden, ebd., Nr. 285, S. 751 – 755: Tagfahrt zu Königsberg. B. Bericht Caspar Platner’s, hier S. 754. Vgl. ebd., Nr. 288, S. 757 – 761: Tagfahrt zu Königsberg. A. Bericht von Caspar Platner, hier S. 760: Wart auch bedacht, weil man in der vorign ghalten tagfart eingbunden het den artikel des Ditterichs von Schoenbergs und pfaff Hermens als anfenger des krigs, s. f. g. bey sich nicht zce haben, sunder gencz­lichn zu entslaen, und unser g. h. von Risenburg solchs auch ubir sich gnohmen ausczerichtn, sein gnad zce fragen, wie sicha darumb erhiel. Wart auch alzo vom adel zce reden angenohmen. […] Item es ward auch beider person gdacht als

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Der Herr und sein Diener

Weder Schönberg noch Albrecht haben daraus irgendwelche Konsequenzen gezogen. Albrecht hat offensicht­lich auch nicht erwogen, Schönberg zu entlassen, wie gefordert wurde 107. Erste Erschöpfungserscheinungen machten sich allerdings bei Schönberg in diesem Sommer bemerkbar, über die er vom Nürnberger Krankenlager in einem Brief an Albrecht klagt 108. Dennoch reiste er, wie von Albrecht gewünscht, im Herbst über Lyon in das französische Lager nach Pavia. Als er dort am 25. Februar 1525 eintraf, tobte die weltgeschicht­lich bedeutende Schlacht von Pavia zwischen Habsburg und Frankreich, die für Karl V. siegreich mit der Gefangennahme des französischen Königs endete. Dietrich von Schönberg hingegen erlitt töd­liche Verwundungen, wohl durch verirrte Kugeln, denen er im Feldlager vor Pavia erlag 109, womit er „als Schlachtenbummler fern der Heimat gleichsam an der Landstraße endete“, wie Forstreuter in seiner kaum kaschierten Sympathie für Schönberg dessen Tod bedauernd, aber etwas salopp formuliert 110. Der letzte Brief Albrechts an seinen Vertrauten stammt vom 4. Dezember 1524111. Neben anderem geht es um Vorwürfe des Deutschmeisters, die dieser Albrecht wegen seiner evangelischen Gesinnung gemacht habe. Er habe dessen Verheiratung und das Ablegen der Ordenskleidung kritisiert. Erst im weiteren Verlauf des Schreibens findet die Schrift noch einmal zu jenem Umgangston zurück, den der Herr zu seinem vertrauten Diener einst pflegte. Im zweiten Teil geht das fürst­liche wir scheinbar unwillkür­lich wieder in das persön­lich ich über 112 und schließ­lich heißt es wie früher, liber Ditz, thu das best, wie ich den trauen in Ditterichs von Schonbergs und pfaff Hermens und s. g. gebetn, wie sichs darumb erhel, zu entdecken. Auch s. g. der ghabtn muhe, so unsernt halbn auff sich mit dieszm zeuge gnohmen, hoch­lichen danckt. Die Ed. der Chronik in Scriptores rerum Prussicarum, Bd. 6 (1968), S. 257 – 264. Siehe ebd., S. 256, zur Person Platners. 107 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 27109 (26. – 28. Juli 1524). 108 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 27096 (21. Juli 1524). 109 Der Bericht über Schönbergs Ende von Ernst von Brandenstein, einem der Teilnehmer der Schlacht, gelangte mit Schönbergs Knappen nach Preußen zum Hochmeister, Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 27553 (24. März 1525), vgl. ebd., OBA 27571 (8. Apr. 1525). Siehe auch ebd., OBA 27582a: Hans von Schönberg meldet den Tod seines Bruders (23. Apr. 1525). Zum Nachlaß und zum Testament Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 141, das Testament in Berlin, GStA – PK, XX. HA Adelsarchiv 1143. 110 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 65. 111 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 27380 (4. Dez. 1524). Einer der letzten Verwaltungsakte Dietrichs betraf die Ratspf­licht Eberharts von Reischach d. Ä. für den Hochmeister, die dieser in die Hand Dietrichs leistete, ebd., OBA 27228 (17. Sept. 1524). 112 Siehe Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 141. Zum „Duzen“ und „Ihrzen“ Paravicini, Zeremoniell (1997), S. 19.

Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach und Dietrich von Schönberg

281

dich setz, und sunder­lich bedenk, das man vil practica wider mich het 113. Schon in einem Brief vom November 1516 wird Schönberg als Lieber Ditterich angesprochen 114, als Lieber Dietz dann 1520115. Schönberg hingegen wahrte die Form und sprach Albrecht an als e. f. g.116 oder ewr gnaden 117. Immerhin war dies eine höfische Nahbeziehung, die so weit ging, daß der Herr und einer seiner Hauptleute die Kleider Schönbergs in dessen Abwesenheit trugen 118 und Schönberg sich nicht scheute, in seiner Abrechnung einer Gesandtschaftsreise auch Kosten für Dirnen und Würfelspiele geltend zu machen 119. Für Forstreuter ist Schönberg „intimster Freund“ Albrechts gewesen 120. Für die Fragestellung der vorliegenden Arbeit, hinsicht­lich der vertrauenstheoretischen Grundtatsachen für die Profilierung vertrauter Nahbeziehungen und im Abgleich mit den vorgeführten realtypischen Partnern interpersonal wirksamer Vertrauensbeziehungen an den Höfen der Zeit um 1500, ist Dietrich von S­ chönberg allerdings ein ebenso prototypischer Vertrauter wie Hans Schenitz und steht damit zu Recht am Ende der Beobachtungsreihe.

1 13 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 27380 (4. Dez. 1524). 114 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 21069 (1. Nov. 1516). 115 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 24285 (29. Okt. 1520). 116 Vgl. Joachim, Politik, Tl. 2 (1894), Nr. 42, S. 206f.: Dietrich von Schönberg an HM. (9. Febr. 1519), ebd., Nr. 44, S. 207f.: Dietrich von Schönberg an HM. (16. Febr. 1519). 117 Vgl. Joachim, Politik, Tl. 2 (1894), Nr. 59, S. 226: Beibrief Dietrichs von Schönberg an den HM. zu einem Schreiben vom 7. April 1519 (7. Apr. 1519). 118 Berlin, GSta – PK, XX. HA, OBA 24797: Hochmeister an Dietrich von Schönberg (19. Apr. 1521). 119 Berlin, GStA – PK, XX. HA, OF 43, S. 391f.: Reiserechnung Schönbergs, Abschrift aus Berlin, GStA – PK, XX. HA, OBA 24026 (18. Aug. 1520). – Auch die Figur des Schönberg fand ein literarisches Echo, siehe Freytag, Gustav: Die Ahnen, Bd. 4: Marcus König, Leipzig 1876. 120 Forstreuter, Ordensstaat (1951), S. 66.

Die Wahrheit zu bekennen; so haben hohe Personen die Freundschafft der Geringern nöthiger / als die Geringern / wenn sie mit ihrem Zustande vergnügt sind / der Höheren Freundschafft bedürffen (Christian Thomasius, Entwurff der Politischen Klugheit, 1707*)

* Ed. Christian Thomasius, Kurtzer Entwurff der Politischen Klugheit (2002), S. 147.

E. Vertrauensbeziehungen – Konstanten und Variablen Eine systematische Zusammenschau Die folgenden Tabellen bilden die oben ausführ­lich beschriebenen Vertrauensbeziehungen zwischen den Herren und ihren Dienern hinsicht­lich verschiedener Bestimmungsfaktoren ab. Erfaßt sind die überlieferten direkten und indirekten Zeichen des Vertrauens und Äußerungen über Vertrauen. Es geht mithin um verbale und nonverbale Spuren des Vertrauens: Wie wurde von den Dienern und ihren Herren die jeweilige Beziehung angesprochen? Haben die Partner der vertrauten Bindungen ihr Verhältnis explizit oder implizit mit materiellen oder immateriellen Zuwendungen im Vertrauenskontext bedient? Erfaßt werden zudem zeitgenössische Reaktionen auf Vertrauensbeziehungen, die allerdings kaum je ein positives Urteil enthalten. Die Tabellen vermitteln ebenso ein Bild davon, ob sich das Vertrauen des Herrn zu seinem Diener auf bereits bestehendes Vertrauen oder auf durch den Diener selbst erarbeitetes Vertrauen gründet und ob es gelang, erworbenes und erarbeitetes Vertrauen auf Dauer zu erhalten oder zu generieren. Wie stabil war mithin eine solche Vertrauenskarriere und wie begann sie? War es die Empfehlung durch einen anderen, waren es spezifische Fähigkeiten oder Kenntnisse des Dieners oder gab es andere Ursachen? Gab es konkrete Funktionen, die der einzelne Diener für den Herrn hatte? Sind Knotenpunkte des Vertrauens durch den Zusammenschluß mehrerer Vertrauter feststellbar? Damit können die vertrauenstheoretisch allgemein begründbaren Kennziffern vertrauter Beziehungen mit dem erarbeiteten, aber bislang nur deskriptiv-deutend ausgebreiteten Material konfrontiert und systematisch betrachtet werden. Dies gilt vor allem den Konstanten und den Variablen der Vertrauensbeziehungen zwischen den Herren und ihren Dienern. In der Zusammenschau soll Fragen nach Zufall und Planung, nach der Gestaltung von Kooperation und Konfrontation, nach dem Verhältnis von Nähe und Amt und dem Einfluß des einen auf das andere, nach Vorteil und Nutzen, den die Partner vertrauter Beziehungen aus ihren Bindungen zogen, nach Erfolg und Scheitern vertrauter Beziehungen nachgegangen werden. Somit folgt dem Schritt der Materialerfassung und dem auch tabellarisch angebotenen systematischen Schritt der Materialordnung ein Schritt der Materialauswertung. Die angebotenen tabellarischen Überblicke erheben keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit und sind auch nur ein Hilfsmittel, das die Antwort auf die Fragestellung ledig­lich quantitativ unterstützen soll 1.

1 Die vorliegende Arbeit verfolgt selbstverständ­lich keinen quantitativen Ansatz, erhellend sind gleichwohl die Ausführungen bei Burzan, Quantitative Methoden (2005), hier v. a. S.  25 – 37.

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Siegmund von Dietrichstein

Leonhard von Eck

Johann Geckhus

Georg Helt

Konrad von Heresbach

Hans von Hutten

Georg von Kleist

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Bernhard von Cles

Johann Carion

Simon Bing

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Heinrich Berkmeier

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Diener

Gottschalk von Ahlefeld

Vertraute Diener * Einfachbindung

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Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen

positive Reaktion

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adlig / geadelt

zeitgl. Mehrfachbindung

nicht adlig studiert schrift­lich direkt schrift­lich indirekt materielle Zeichen immaterielle Zeichen

negative Reaktion Prozeß / Hinrichtung

(natür­licher) Tod (H / D)

erworben / erarbeitet generiert durch Empfehlung durch Kenntnisse / Wissen durch Sonstiges

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politisch-beratend / milit.

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administrativ

Funktionen

repräsentativ wirtschaft­lich / finanziell

religiös x

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Sonstiges

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Kontakte zu vertrauten Dienern

286

Vertrauensbeziehungen

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Matthäus Lang

Kilian Leib

Hubert Thomas gen. Leodius

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Nikolaus Marschalk

Konrad Pellikan

Wolfgang von Polheim

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Johann von Rantzau

Nikolaus Ribeisen

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Berthold Pürstinger

Sigmund Prüschenk

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Paul von Liechtenstein

Heinrich Lersner

Einfachbindung

Vertraute Diener *

zeitgl. Mehrfachbindung x

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adlig / geadelt x

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nicht adlig x

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studiert x

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positive Reaktion x

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negative Reaktion x

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(natür­licher) Tod (H / D) x

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ererbt x

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erworben / erarbeitet x

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Karriere

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durch Empfehlung

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durch Kenntnisse / Wissen

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durch Sonstiges

Zeit­ge­ nos­sen politisch-beratend / milit. x

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Funktionen

repräsentativ

Überlieferung

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administrativ

Diener

wirtschaft­lich / finanziell

Herr

religiös

Prozeß / Hinrichtung

Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen

Sonstiges x

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Kontakte zu vertrauten Dienern x

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Eine systematische Zusammenschau

287

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Georg Spalatin

Nickel Thum

Sebastian Sprenz

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Zyprian von Serntein

Johann von Schwarzenberg

Caspar von Schöneich x

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Dietrich von Schönberg

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zeitgl. Mehrfachbindung

Hieronymus Schulz

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Hans Schenitz

Rudolf Schenck zu Schweinsberg

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Lorenz Saurer

Einfachbindung

Wilhelm von Schachten

Vertraute Diener *

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nicht adlig x

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positive Reaktion x

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negative Reaktion x

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Prozeß / Hinrichtung x

Kündigung (des Dienstes) x

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(natür­licher) Tod (H / D) x

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ererbt x

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erworben / erarbeitet x

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generiert

Karriere

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durch Empfehlung

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durch Kenntnisse / Wissen

Ende

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durch Sonstiges

Zeit­ge­ nos­sen

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repräsentativ

Überlieferung

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administrativ

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wirtschaft­lich / finanziell

Herr

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Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen

Sonstiges x

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Kontakte zu vertrauten Dienern x

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288 Vertrauensbeziehungen

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Georg Vogler

Florian von Waldauf

Michael von Wolkenstein

Niklas Ziegler

adlig / geadelt x

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nicht adlig x

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studiert x

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schrift­lich indirekt x

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materielle Zeichen x

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immaterielle Zeichen x

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positive Reaktion x

negative Reaktion x

Prozeß / Hinrichtung x

Kündigung (des Dienstes) x

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(natür­licher) Tod (H / D) x

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ererbt x

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erworben / erarbeitet

zeitgl. Mehrfachbindung

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Tab. 1: Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen

* Vertrauensträger und Vertraute am weltlichen Hof, am geistlichen Hof, Vertrauter, Dienstverhältnis. Nicht einbezogen ist das nur in den Anm. erwähnte Personal.

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Hieronymus Vehus

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Eva von Trott

Apollo von Vilbel

Einfachbindung

Vertraute Diener *

generiert

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durch Empfehlung

Vertrauen

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durch Kenntnisse / Wissen

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durch Sonstiges

Zeit­ge­ nos­sen politisch-beratend / milit. x

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Funktionen

repräsentativ

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administrativ

Diener

wirtschaft­lich / finanziell

Herr

religiös

Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen

Sonstiges x

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Kontakte zu vertrauten Dienern x

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Eine systematische Zusammenschau

289

290

Vertrauensbeziehungen

Zunächst kann festgestellt werden, daß es qualitativ unerheb­lich ist, ob ein Vertrauensträger oder Vertrauter an einem geist­lichen oder an einem welt­lichen Hof diente. Auffällig ist allerdings, daß von 43 Personen ledig­lich zwölf einem geist­ lichen Hof zuzuordnen sind, obwohl die geist­lichen Höfe in der Überzahl waren. Das ist frei­lich zum einen, wie mehrfach betont, eine Folge von Überlieferung und Forschung, zum anderen folgt dies der vorgenommenen Auswahl untersuchter Beziehungen. Somit ist auch die Feststellung, daß allein zehn Personen dem gut überlieferten und erforschten Königs- beziehungsweise Kaiserhof angehörten, nur ein Näherungswert, der sich auf die Sichtbarkeit vertrauter Beziehungen bezieht. Ledig­lich drei Personen waren nicht bestallt, weshalb die Annahme, daß ein Amt und die damit gegebene Amtsnähe ein Indikator für Vertrauensbeziehungen sein kann, bestätigt ist. Zudem kann gefolgert werden, daß die ordent­liche Ausübung eines Amtes bestehendes Vertrauen erhalten hat und weiteres Vertrauen entstehen ließ, selbst dann, wenn die Amtsführung problematisch war, wie dies am Beispiel des Wolfgang von Polheim zu sehen war. Von den Dienern als Partner vertrauter Beziehungen waren 24 adlig. Nicht tabellarisch erfaßt ist die Tatsache, daß ledig­lich fünf geadelt wurden oder eine Besserung erfuhren, weshalb dies nur bei den Letztgenannten im jeweiligen Einzelfall von einiger Aussagekraft ist, weil dadurch die Beziehung eine Bestätigung erhielt. Bemerkenswert ist, daß 19 Personen eine akademische Qualifikation besaßen (davon war knapp die Hälfte an den geist­lichen Höfen beschäftigt, oder es handelte sich bei diesen Personen selbst um Geist­liche, was hier ebenfalls die fehlende Relevanz einer Unterscheidung in welt­liche und geist­liche Höfe unterlegt). Dies deutet auf den in der Forschung mehrfach beobachteten Wandel im Bedarf an entsprechend ausgebildetem Personal in den Territorialverwaltungen, wie oben erwähnt und belegt. Für die Vertrauensbeziehungen ist die Vielzahl akademisch Gebildeter auch deshalb von Belang, weil dies die These bestätigt, daß ein Diener nicht allein aus Gründen der Sympathie zum Vertrauensträger wurde. Spezifisches, akademisches Wissen und spezifische, akademische Kenntnisse haben in diesem Fall die Etablierung einer Vertrauensbeziehung überhaupt erst mög­lich gemacht, wie auch festzustellen ist, daß kein Vertrauensträger oder Vertrauter ohne bestimmte Kenntnisse beziehungsweise Fähigkeiten und Fertigkeiten nachzuweisen ist. Selbst ein Hofnarr wie Kunz von der Rosen mußte ein durch den Herrn formuliertes Anforderungsprofil aufweisen, hatte herrschaft­liche Aufgaben wahrzunehmen und entsprechende Funktionen zu erfüllen. Daß eine Vertrauenskarriere zusätz­lich durch weitere Momente befördert werden konnte, war individuellen herrschaft­lichen Bedürfnissen geschuldet. Florian Waldaufs Frömmigkeit oder Paul von Liechtensteins Grobheit spiegeln die Persön­lichkeit ihres Herrn ebenso wie Carions astrologische Kenntnisse, die Kilian Leib unterstellte

Eine systematische Zusammenschau

291

Kunst des Zuhörens oder des Hans Schenitz dubioses Finanztalent. Mit H ­ einrich Berkmeier ist darüber hinaus der interessante Aspekt anzusprechen, daß der Herr seinem Diener das Studium finanzierte. Das studierte Personal aber bediente auch herrschaft­liche Repräsentationsbedürfnisse, weil dieses im Rahmen der humanistischen Bildungshorizonte und -interessen der Zeit unter anderem die gedechtnus der Herren, Dynastien und Häuser schuf, siehe die entsprechenden Beispiele vertrauter Beziehungen am Hof Maximilians, wo akademisch Gebildete außer im Fall des Matthäus Lang ausschließ­lich in diesem Bereich tätig waren. Ähn­liches gilt für Nikolaus Marschalk, aber auch für Spalatin. Ein Sprenz wiederum sprach das Selbstverständnis seines Herrn als kunst- und bildungsverständiger Mäzen an. Zugleich waren es meist die studierten Diener oder jene, die wie Schwarzenberg bildungsnahe Vorlieben pflegten, die der Reformation den Weg ebneten und damit die vertraute Beziehung zu ihrem Herrn intensivieren konnten, wenn dieser ebenfalls der Reformation zuneigte, im gegenteiligen Fall aber auch die vertraute Beziehung riskierten. Georg Vogler sollte nach langen Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit genau daran scheitern, fand aber im Nachfolger seines Herrn erneut einen vertrauten Partner. Dies verweist zum einen auf den Einfluß der historischen Rahmenbedingungen, zum anderen darauf, daß die Ansammlung von Vertrauenskapital durchaus erfolgreich in eine neue Bindung investiert werden konnte. Immerhin kann bei zehn Personen auf generiertes Vertrauen verwiesen werden. Ein eindrück­liches Beispiel ist Johann Rantzau, jener „Diener dreier Herren“. Andererseits gibt es ledig­lich elf Träger herrschaft­lichen Vertrauens, die auf Vertrauen aufbauen konnten, das andere erworben hatten wie Zyprian von Serntein, dessen Vater schon Sekretär am erzherzog­lichen Hof war. Zugleich besaß Serntein das Vertrauen eines anderen Vertrauten, so daß man hier geradezu vom Transfer des Vertrauenskapitals sprechen kann, zumal Serntein wiederum als anfäng­licher Förderer des Matthäus Lang erscheint. Dies gilt auch für Empfehlungen, denen acht Personen die Anbahnung einer Vertrauensbeziehung zu verdanken hatten, die sonst meist im Dunkeln bleibt. Der Fall eines Polheim, der schon der Spielgefährte seines späteren Herrn war, ist eine Ausnahme. Die überwiegende Zahl der Vertrauensträger und Vertrauten unterhielt ledig­ lich zu einem einzigen Herrn eine vertraute Beziehung. Mehrfachbindungen bestanden nur in 14 Fällen und hatten ganz unterschied­liche Ursachen und Konsequenzen, die wiederum Folge der Intensität der einzelnen Zusatzbindung waren 2.

2 Vgl. die Ausführungen bei Metz, Diener zweier Herren (2011), der Doppelbestallungen am Maximilianshof sowie am württembergischen sowie bayerischen Hof behandelt.

292

Vertrauensbeziehungen

­ einrich Lersner ging eine solche Mehrfachbindung auf ausdrück­lichen Wunsch H seines Herrn ein, um einen anderen zu beraten. Carion reflektiert herrschaft­ liches Interesse an der Astrologie, Johann von Schwarzenberg sah sich hingegen mit dem Vorwurf des Loyalitätskonfliktes konfrontiert und erzeugte damit Mißtrauen. Tatsäch­lich mußten aber alle Diener ausnahmslos das Vertrauen ihres Herrn erwerben und erarbeiten. Stets erforderte die vertraute Bindung erneut Bestätigung durch vertrautes, loyales Handeln. Dieses Handeln hatte meist politisch-beratende oder administrative Funktion, galt häufig aber auch wirtschaft­lichen oder finanziellen Zwecken, jedoch hatte kein einziges Mal ein vertrauter Diener eine ausgesprochen religiöse Funktion. Bemerkenswert ist schließ­lich, daß mit Hans von Hutten und Hans Schenitz nur zwei vertraute Diener einem Vertrauensbruch zum Opfer fielen und daß diese beiden Diener nicht nur Vertrauensträger, sondern Vertraute ihres Herrn waren. Fast alle Verläufe vertrauter Beziehungen erscheinen als stabile Bindungen, die erst mit dem natür­lichen Tod des Herrn oder dem meist natür­lichen Ableben des Dieners ein Ende fanden. Eine Kündigung durch den Diener wie diejenige des Johann Geckhus, der Rückzug aufs Altenteil eines Konrad Heresbach oder jener aus Enttäuschung des Paul von Liechtenstein sind ebenso eine Ausnahme wie die Entlassung des Sigmund Prüschenk oder des Georg von Kleist. Damit ist auch die Rolle des Herrn in einer Vertrauensbeziehung als desjenigen der beiden Partner, der diese Beziehung für sich folgenlos beenden konnte, deut­lich bestimmt. Als Konstanten vertrauter Beziehungen können mithin neben der einer steten Vertrauensarbeit zu beiderseitigem Nutzen geschuldeten Stabilität die Einfachbindung und ein natür­liches Ende, das zwingende Erfordernis von durch den Herrn und die Herrschaft benötigten Kenntnissen und Fertigkeiten sowie die beratende Tätigkeit eines vertrauten Dieners, der nahezu ausnahmslos Amtsträger war, gelten. Eine weitere Konstante ist damit gegeben, daß fast alle Vertrauensträger materiellen oder immateriellen Nutzen aus ihrer Vertrauensbeziehung zogen, was allerdings nicht immer nachgewiesen werden konnte. Variablen erscheinen mit der Standesqualität, mit einer akademischen Ausbildung, mit der Generierung von Vertrauen und mit Aufgabenfeldern, die nicht dem politisch-beratenden oder administrativen Bereich zuzurechnen sind. Ausnahmen sind das gewaltsame Ende der Beziehung und die Mehrfachbindung. Vertrauensbeziehungen waren mithin kooperative Beziehungen und nahmen nur in seltenen Fällen, erinnert sei noch einmal an Georg Vogler, konfrontative Verläufe an, die dann aber auch meist das Ende der Beziehung nach sich zogen. Daß Konfrontationen in Form unterschied­ licher Auffassungen nicht immer zum Abbruch der vertrauten Beziehung führten, zeigt beispielsweise der Fall Serntein, der durchaus Widerspruch äußern konnte, ohne Gefahr zu laufen, daß damit sein Schicksal besiegelt worden wäre. Eine

Eine systematische Zusammenschau

293

Variable ist auch der Zusammenschluß vertrauten Personals. Überliefert ist dies am Beispiel der maximilianeischen Hecke, aber auch im Fall des vertrauten Personals um Landgraf Philipp von Hessen. Es kann unterstellt werden, daß vertraute Beziehungen weder in der Frage ihrer Anbahnung noch in der Frage ihrer Ausgestaltung sch­licht dem Zufall oder der Planung zugewiesen werden können. Um noch einmal Oliver Auge zu zitieren: „Vieles, wenn nicht das Meiste im Handeln der Fürsten war […] nicht Plan, sondern Entwicklung, nicht geplante Aktion, sondern – im besten Fall durchdachte – Reaktion.“ 3 Gleiches gilt für Vertrauensbeziehungen, denn hier greift die stets mitlaufende und dem Vertrauen des einen in den anderen immanente Option auf eine nicht vorhersehbare Zukunft. Wenn die vorstehende Tabelle auf diejenigen reduziert wird, die oben nicht nur als Vertrauensträger, sondern als Vertraute bestimmt werden konnten, weil sie nicht nur Teilhaber interpersonalen Vertrauens waren, sondern darüber hinaus Teilhaber persön­lichen interpersonalen Vertrauens, sich also zum einen überlieferungsbedingt feststellbare Akte vertrauter Kommunikation hinsicht­lich der Zeichen des Vertrauens und der Äußerungen über Vertrauen der jeweils spezifischen vertrauten Bindung in hoher Dichte und Regelmäßigkeit finden, zum anderen entsprechende zeitgenössische Reaktionen vorliegen, drittens aber auch individuell-persön­liche Anhaltspunkte in der vertrauten Kommunikation eine solche Bewertung rechtfertigen, zeigt sich ein etwas anderes Bild.

3 Auge, Handlungsspielräume (2009), S. 6f., hier S. 7.

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Georg von Kleist

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Johann von Rantzau

Lorenz Saurer

Sigmund Prüschenk

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Paul von Liechtenstein

Wolfgang von Polheim

Heinrich Lersner

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Matthäus Lang

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Hans von Hutten

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Konrad von Heresbach

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zeitgl. Mehrfachbindung

Leonhard von Eck

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Simon Bing

adlig / geadelt

Siegmund von Dietrichstein

Einfachbindung

Vertraute D iener

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positive Reaktion x

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negative Reaktion x

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Prozeß / Hinrichtung x

Kündigung (des Dienstes) x

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(natür­licher) Tod (H / D) x

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ererbt x

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erworben / erarbeitet x

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durch Kenntnisse / Wissen

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durch Sonstiges

Zeit­ge­ nos­sen politisch-beratend / milit. x

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Funktionen

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repräsentativ

Überlieferung

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administrativ

Diener

wirtschaft­lich / finanziell

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Allgemeine Kennzeichen vertrauter beziehungen

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Kontakte zu anderen vertr. Dienern x

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294 Vertrauensbeziehungen

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Wilhelm von Schachten

zeitgl. Mehrfachbindung x

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Florian von Waldauf

Michael von Wolkenstein

Niklas Ziegler

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nicht adlig x

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studiert x

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schrift­lich indirekt x

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immaterielle Zeichen

Tab. 2: Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen Vertrauter

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Georg Spalatin

Zyprian von Serntein

Eva von Trott

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Dietrich von Schönberg

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adlig / geadelt

Hans Schenitz

Rudolf Schenck zu Schweinsberg

Einfachbindung

Vertraute D iener

positive Reaktion x

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negative Reaktion x

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Prozeß / Hinrichtung x

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Kündigung (des Dienstes) x

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(natür­licher) Tod (H / D) x

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ererbt x

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erworben / erarbeitet x

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generiert

Karriere

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durch Empfehlung

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durch Kenntnisse / Wissen

Ende

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durch Sonstiges

Zeit­ge­ nos­sen

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politisch-beratend / milit. x

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Funktionen

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repräsentativ

Überlieferung

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administrativ

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wirtschaft­lich / finanziell

Herr

religiös

Allgemeine Kennzeichen vertrauter beziehungen

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Sonstiges x

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Kontakte zu anderen vertr. Dienern x

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Eine systematische Zusammenschau

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296

Vertrauensbeziehungen

Von 23 Personen erscheint mit Hans Schenitz ledig­lich ein einziger Vertrauter an einem geist­lichen Hof, und Matthäus Lang ist als Erzbischof der einzige geist­ liche Amtsinhaber. Allein neun Personen sind dem Königs- beziehungsweise Kaiserhof zuzurechnen, was frei­lich auch hier der Überlieferung zugeschrieben werden muß. Alle Vertrauten waren bestallt und besetzten nahezu ausnahmslos hohe und höchste Positionen. Hier allerdings waren 17 vertraute Diener adlig, darunter ledig­lich drei, bei denen dies auch als Folge ihrer Vertrauensbeziehung erscheint. Mit sieben Personen ist die Zahl derer, die eine akademische Qualifikation besaßen, deut­lich unterrepräsentiert, was allerdings auch dem hohen Anteil nichtstudierter Vertrauter am Maximilianshof zuzuschreiben ist. Von denjenigen zehn Personen der Gesamtgruppe, die Vertrauen generieren konnten, erscheinen hier acht, was deshalb als relativ hoher Anteil zu werten ist. Auch die oben bezeichneten elf Träger herrschaft­lichen Vertrauens, die das Vertrauen anderer nutzen konnten, gehören zur Gruppe der Vertrauten. Ebenso sind von acht Personen, die ihre Vertrauensbeziehung einer Empfehlung zu verdanken hatten, sechs Vertraute. In der Gruppe der Vertrauten unterhielten nur drei Personen eine zeitgleiche Mehrfachbindung, die allerdings in den Fällen Lersner und Schweinsberg den Intentionen des Herrn entsprach und im Fall des Sigmund Prüschenk Vater und Sohn betraf. Noch viel deut­licher als in der Gesamtgruppe ist die Funktion der Vertrauten mit politisch-beratenden und wirtschaft­lich-finanziellen Aufgaben verbunden. Auch in dieser Gruppe sind nahezu alle Beziehungsverläufe auf lange Sicht stabil, enthalten aber auch, wie erwähnt, die Fälle Hutten und Schenitz und einige der bereits angesprochenen Kündigungen durch den Diener oder seine Entlassung oder durch eine erkaltete Liebe wie im Fall der Eva von Trott. Dadurch ist das Gewicht des Herrn relativ zur Gesamtgruppe in der Gruppe der Vertrauten höher, auch wenn die genannten Beispiele immer noch die Ausnahme sind. Nur deshalb ist auch der Stellenwert konfrontativer Verläufe in diesen Vertrauensbeziehungen höher zu veranschlagen. Als Konstanten vertrauter Beziehungen können somit für die Gruppe der Vertrauten dieselben Konstanten benannt werden wie für die Gesamtgruppe, relativ zur Gesamtgruppe hat das gewaltsame Ende des Vertrauten durch die Hand des Herrn aber einen höheren Stellenwert. Daß auch hier die Vertrauten Nutzen aus ihrer Beziehung zum Herrn zogen, muß nicht eigens betont werden, dieser Nutzen war frei­lich, wie beschrieben, erheb­lich größer als derjenige, den ein Vertrauensträger hatte. Diesbezüg­lich sei auch an die zeitgenössische, wiewohl tendenziöse Kritik an Matthäus Lang erinnert. Auch die Variable der Standesqualität hat in dieser Gruppe mit dem hohen Anteil Adliger oder geadelter Personen

Eine systematische Zusammenschau

297

eine ausgeprägtere Qualität, wohingegen diejenige der akademischen Ausbildung weniger deut­lich ist. Ebenso muß der Variable der Vertrauensgenerierung und derjenigen der Aufgaben- und Funktionsbereiche im politisch-beratenden und wirtschaft­lich-finanziellen Bereich ein höherer Wert beigemessen werden. Und der Zusammenschluß vertrauten Personals hat als Variable in der Gruppe der Vertrauten die besondere Aufmerksamkeit verdient, die ihr oben geschenkt wurde. Die vorstehenden Tabellen erfassen auch Zeichen des Vertrauens und Äußerungen über Vertrauen. Vertrauensbeziehungen sind die Summe dieser Zeichen und Äußerungen. Die einzelnen Zeichen und Äußerungen selbst sind als kommunikative Akte der Interaktion zwischen den Vertrauenspartnern zu verstehen, die in ihrer unterschied­lichen Dichte und Qualität die individuelle Ausgestaltung der einzelnen Vertrauensbeziehung ausmachen. Diese Interaktionseinheiten wiederum sind jeweils situativ, okkasionell und temporär bestimmt und Indikatoren für derart definierte Räume des Vertrauens, wie sie von Herr und Diener besetzt werden. Schon allein die quantifizierende Annäherung an Vertrauensbeziehungen macht in diesem Sinn deut­lich, daß diese Beziehungen von unterschied­licher Qualität sind. Johannes Herrmann, einer der Bearbeiter des fünften Bandes der politischen Korrespondenz des Kurfürsten Moritz von Sachsen, spricht vollkommen folgerichtig von „unterschied­lichen Vertrauensgraden“, die – in diesem Fall – Moritz zu seinen Räten gehabt habe 4. Solch gestuftes Vertrauen eines Herrn zu seinen Dienern kommt dadurch zum Ausdruck, daß sich vertraute Zeichen und Äußerungen in ihrer Intensität unterscheiden. Deshalb schlagen wir vor, gestuftem Vertrauen auch begriff­lich Rechnung zu tragen, und bieten dafür die in dieser Arbeit genutzte Differenzierung in „Vertrauensträger“ und „Vertrauter“, um interpersonale Vertrauensbeziehungen allgemeiner Art von interpersonalen Vertrauensbeziehungen in ihren je persön­lich-individuellen Varianten und Ausgestaltungen abzugrenzen. Ein Diener ist mithin dann ein Vertrauensträger oder ein Vertrauter, wenn er Zugang zu den kommunikativ bestimmten Räumen des Vertrauens hat und seine Teilhabe an der vertrauten Interaktion kein singuläres Ereignis bleibt. Die jeweilige Vertrauensbeziehung als solche wird folg­lich als Aneinanderreihung jener Interaktionseinheiten wahrgenommen, die, wie gezeigt, auch schon zeitgenössisch entsprechend verstanden werden konnten und auch bewertet wurden. Die nachstehende Graphik soll den Zusammenhang der theoretischen Annahmen mit der empirisch feststellbaren Praxis in allgemeiner Hinsicht veranschau­lichen. 4 Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen (1998), S. 41.

298

Vertrauensbeziehungen

Unter den Bedingungen eines spezifischen historischen Kontextes und in Orientierung an dem durch den Hof erzeugten Struktur- beziehungsweise Systemvertrauen, das gemeinsam mit dem oben eingeführten Rahmenvertrauen die Sicherheit der kulturellen Übereinstimmung mit der höfischen Gesellschaft bietet, erscheinen die Diener als Vertrauensträger und Vertraute in interpersonal wirksamer vertrauter Kommunikation mit dem jeweiligen Herrn. Diese Kommunikation wird durch praktisches Handeln in verbaler und nonverbaler Weise in Interaktion überführt und hinterläßt Zeichen des Vertrauens und Äußerungen des Vertrauens. Historischer Kontext Struktur- bzw. Systemvertrauen

HOF Soziale Gruppe

Erfahrungen/Erwartungen/Hoffnungen

situativ, okkasionell, temporär bestimmte Momente vertrauter Kommunikation INTERPERSONALES VERTRAUEN Herr

Diener praktisches Handeln

Zeichen des Vertrauens Äußerungen über Vertrauen

Rahmenvertrauen

Graphik 2: Allgemeine Bestimmungsfaktoren einer Vertrauensbeziehung

Einzig die überlieferten Zeichen und Äußerungen vertrauter Kommunikation bieten letzt­lich die Mög­lichkeit, Vertrauensbeziehungen als solche überhaupt sichtbar zu machen. Die beiden Tabellen vermitteln einen Eindruck vom Verhältnis materieller und immaterieller Zeichen des Vertrauens zu den direkt und indirekt schrift­lich überlieferten Äußerungen über Vertrauen. Dabei ist mit Blick auf die Gruppe aller vertrauten Beziehungen festzustellen, daß bei 17 Dienern die vertraute Beziehung direkt angesprochen wird, bei 23 allerdings nur indirekt, bei 14 hingegen sowohl direkt als auch indirekt. Bei

Eine systematische Zusammenschau

299

Letzteren handelt es sich überwiegend um Angehörige des Maximilianshofes. Äußerungen, die Vertrauensbeziehungen weder direkt noch indirekt überliefern, betreffen ledig­lich Berthold Pürstinger und Caspar von Schöneich und es müßte eigent­lich nicht erwähnt werden, daß dies sch­licht eine Frage der Überlieferung ist. Pürstinger wird eine Vertrauensbeziehung unterstellt, weil er magister camerae des Erzbischofs Leopold von Keutschach war, bei Schöneich erschließt sich diese über seinen Dienst als 30 Jahre amtierender Kanzler und der damit verbundenen Amtstätigkeit sowie seine die Besoldung übersteigende Entlohnung. Materielle Zeichen als Hinweise auf Vertrauensbeziehungen liegen für 21 Diener vor, immaterielle Zeichen für 24. Sowohl materielle als auch immaterielle Zeichen markieren 15 Beziehungen und auch hier betrifft dies meist die Vertrauten Maximilians. 15 Beziehungen können allerdings weder über materielle noch immaterielle Zeichen erschlossen werden, sind aber bis auf Pürstinger durch Äußerungen über Vertrauen dokumentiert. Für elf Personen sind sowohl schrift­lich direkte wie auch indirekte Äußerungen über Vertrauen und zudem sowohl durch materielle wie auch immaterielle Zeichen des Vertrauens überliefert, und es verwundert nicht, daß dies bis auf Hans Schenitz, Bernhard von Cles und Leonhard von Eck vor allem für die Vertrauten am maximilianeischen Hof gilt. Zeitgenössische Reaktionen erfuhren in negativer wie positiver Hinsicht mit Hans Schenitz, Sigmund Prüschenk, Zyprian von Serntein und Eva von Trott fünf Vertraute, in drei weiteren Fällen liegen für Leonhard von Eck, Matthäus Lang, Dietrich von Schönberg und Georg Vogler ledig­lich negative Urteile vor, ausschließ­lich positiv bewertet wurden Johann von Schwarzenberg und ­Bernhard von Cles. Jene materiellen Zeichen des Vertrauens sind schnell aufgezählt. Es handelt sich um Besoldungen, die höher als üb­lich ausfallen, die Vergabe von Pfründen in einem außergewöhn­lichen Umfang, sonstige Zuwendungen verschiedenster Art wie beispielsweise die Rechte, die Michael von Wolkenstein neben dem Recht, in der Innsbrucker Burg zu wohnen, zugestanden wurden, das Verleihen hoher Summen an den Herrn, die Überlassung von Pfandschaften oder die Verlehnung von Gütern. Immaterielle Zeichen des Vertrauens sind dagegen vielfältigster Art: •• Persön­liche Aufträge des Herrn, wie diese die Vertrauten Phillips des Gutmütigen während seiner Gefangenschaft für ihn ausführten. Patenschaften, Taufnamen. •• •• Durchleben gemeinsamer Gefahren wie die Seereise Maximilians und Florians Waldauf, an die beide später in ihren Schriften erinnerten, oder die Schlacht

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Vertrauensbeziehungen

von Guinegate, bei der Wolfgang von Polheim an der Seite Maximilians stand, aber auch die Reise Bogislaws oder die Gefangenschaft Maximilians in Brügge, aus der ihn Vertraute befreien wollten. Gemeinsamer Betrug, auch wenn dieser nur für den Vertrauten Hans ­Schenitz töd­lich endete. Solidarisches und loyales Verhalten des vertrauten Dieners, der wie im Fall des Vertrauten Matthäus Lang die Annahme des Kardinalats zurückstellte, weil es nicht mit der von seinem Herrn vorgegebenen politischen Richtung harmonierte. Zu nennen ist ebenso Zyprian von Serntein, der sich darüber schrift­lich äußerte. Ein solches Verhalten zeigte auch Hochmeister Albrecht, der seinen Vertrauten Dietrich von Schönberg nicht fallen ließ, obwohl er sich massiven Forderungen nach dessen Entlassung ausgesetzt sah. Schönberg selbst war für seinen Herrn bis zur Erschöpfung und seinem eigenen Tod rastlos unterwegs. Eine lange Dienstdauer, eine hohe Position, ein Aufstieg aus niedrigen oder gar niedrigsten sozialen Verhältnissen, wie an der Karriere des Lorenz Saurer gezeigt werden konnte. Diplomatische Missionen und die Durchführung heikler Aufträge jedweder Art von der Anbahnung einer Hochzeit und der Ferntrauung bis hin zum Abschluß bedeutender Verträge, das Schmuggeln von Kassibern, die Betreuung der Kinder einer Geliebten des Herrn oder deren Scheinbestattung wie bei Eva von Trott. Einweihung in geheimste Pläne wie am Beispiel Liechtensteins, dem Maximilian seine Idee mitteilte, sich zum Papst wählen zu lassen, oder die zahlreichen Unternehmungen Schönbergs im Auftrag seines Herrn. Eigenverantwort­liches Ausfüllen von Handlungsspielräumen, die den Vertrauten nicht als sch­lichten Befehlsempfänger zeigen. Das Aufbrechen von Post, die für seinen Herrn bestimmt war, wie Leonhard von Eck dies tat, der sein Selbstverständnis auch verschrift­lichte, indem er davon sprach, den pundt zuerstrecken oder zerreyssen in meinen handen, markiert einen solchen Handlungsspielraum in besonderer Weise, ebenso wie die Vertretung des Herrn während dessen Abwesenheit. Gemeinsam verbrachte Zeiten des Vertrauten mit seinem Herrn. Niklas Ziegler soll mit Maximilian in trauter Zweisamkeit gescherzt haben, Kilian Leib habe mit dem Bischof von Eichstätt lange Gespräche geführt, Sigmund Prüschenk saß mit Friedrich III. 1486 in Köln allein zu Tisch, was immerhin die schrift­ liche Notiz eines Boten provozierte. Das Teilen gemeinsamer Interessen wie im Fall Sprenz und Matthäus Lang in Langs Residenz. Der Ritterschlag durch den Herrn oder Aufnahme in einen Hoforden.

Eine systematische Zusammenschau

301

•• Erinnerungen an die vertraute Beziehung über den Tod hinaus. Hier sind Wald-

aufs Stiftung zu nennen, Wolkensteins und Dietrichsteins Begräbnisstätten, die Notiz des Fürsten von Anhalt über Georg Helts Ableben. •• Das Tragen der Kleider des einen durch den anderen, wie dies Hochmeister Albrecht mit der Bekleidung Schönbergs tat. •• Die Liebe und ihre Beweise – unterstellt, daß die Beziehung der Eva von Trott zu Heinrich tatsäch­lich eine Liebesbeziehung war. Wenden wir uns abschließend noch einmal den indirekten und direkten schrift­ lichen Äußerungen über Vertrauen zu. Indirekte schrift­liche Äußerungen über Vertrauen sprechen das vertraute Verhältnis zwar nicht explizit begriff­lich an, lassen aber meist eindeutige Interpretationen zu wie das Zeugnis, das Maximilian in einem Brief an Waldner seiner Beziehung zu Matthäus Lang ausstellt, wenn er schreibt, daß er des lanngen nicht ain augenplyk geratten konnte und ihm zu für­ sehung seiner person vor anderen mit besonderer gnade geneigt sei. Entsprechend gilt dies beispielsweise für das Duzen des Dieners durch den Herrn in den Briefen des Hochmeisters, für die Briefe, die Schenitz und Albrecht wechselten, für das Befolgen der Ratschläge, die Leonhard von Eck gab, für die guten Wünsche, die Leodius für seinen Herrn in dessen Biographie hatte, für Widmungen des Vertrauten oder Vertrauensträgers in den von ihm verfaßten Büchern, für Anerkennungsurkunden oder Bestallungen, für heim­liche practiken und hendel, für chronikalische Texte, die eine Vertrauensbeziehung umschreiben, für Briefe, in denen intime Mitteilungen enthalten sind wie in denjenigen, die der junge Maximilian an Prüschenk schickte, aber auch für Briefe, in denen Mißtrauen angesprochen wird, wie es Serntein einst tat. Auch umschreibende Epitheta wie der jung keiser, der den keiser gantz in sinen handen habe, wie es von Prüschenk heißt, der halbe king Matthäus Lang oder der alter ego seines Herrn Bernhard von Cles stehen für Vertrauen. Und Vertrauensbeziehungen geben sich zu erkennen, wenn sie zerbrechen. Dies betrifft den töd­lichen Streit, der am Ende der Beziehung des Hans von Hutten zum Herzog von Württemberg stand, oder jenen, der die Beziehung zwischen Hans Schenitz und Erzbischof Albrecht zerstörte, über die wir durch Prozeßakten und Ausschreiben unterrichtet sind. Direkte schrift­liche Äußerungen über Vertrauen, die entweder ein konkretes Vertrauensverhältnis betreffen oder von den Vertrauenspartnern selbst stammen, sind selten und gelten dem vertrawen und seinen Variationen. Enthalten sind diese Äußerungen in Briefen wie denjenigen des Hans Schenitz, in Briefen und Schriften Martin Luthers, in chronikalischen Beschreibungen vertrauter Verhältnisse, in Briefen des Hochmeisters Albrecht. Es ist keine aufwendige

302

Vertrauensbeziehungen

Interpretationsleistung notwendig, wenn in einem Schreiben Albrechts zu lesen ist: liber Ditz, thu das best, wie ich den trauen in dich setz, oder in einem Brief Maximilians an Liechtenstein: brauch also vleis, wie wir unser vertrawen zu dir setzen. Gleichwohl hat die Aufmerksamkeit der Unterscheidung solcher Aussagen von topischen Wendungen wie beispielsweise in Lehnurkunden zu gelten, wenn von treuen Diensten gesprochen wird. Eine schöne und eindeutige Ausnahme ist der Wappenspruch des Hans Schenitz. Auch die zeitgenössischen meist chronikalischen Reaktionen auf vertraute Beziehungen nutzen außer Luther in seinen Briefen und Schriften eher die interessengeleitete und partei­lich motivierte Umschreibung als eine begriff­liche Ausdrück­ lichkeit. Der Chronist Wilhelm Rem hat Matthäus Lang bekannt­lich als huo­ renjäger bezeichnet, die Vertrauten Maximilians als laurbůben. Der sogenannte Oberrheinische Revolutionär heißt diesen Kreis schmorotzer, die nechst bim bett des Herrn sind. Solche Aussagen verweisen frei­lich auch auf die Kontextbezogenheit vertrauter Beziehungen, die sich mithin nicht allein durch solche Äußerungen erfassen lassen, weshalb die Darstellung vertrauter Beziehungen und der in ihnen umschlossenen Partner stets die spezifischen Bedingtheiten dieser Bindungen und derer, die sich dazu äußern, zu berücksichtigen hat. Bleibt die Frage, ob Vertrauen auch Gegenstand des zeitgenössischen Diskurses war und damit nicht nur durch die Partner vertrauter Beziehungen oder durch die Beobachtung Dritter zur Sprache kam. Und das war durchaus der Fall, wie Fürstenspiegelschriften und Texte der Hofkritik zeigen.

Wer jn sich selbst vertruwen setz Der ist eyn narr und dohret goetz Wer aber wissz­lich wandlen ist Der würt gelobt zů aller frist (Sebastian Brant, Narrenschiff, 1494*)

* Ed. Sebastian Brants Narrenschiff (1854), S. 47 – 49: von dem gwalt der narren, hier S. 48.

F. Vom Nachdenken über Vertrauen: Fürstenspiegel und Hofkritik

Das Verhältnis des Herrn zu seinem vertrauten Diener als dezidiert interpersonales Vertrauen fand auch als Gegenstand des im engeren und weiteren Sinn zeitgenössischen Diskurses– manches Mal durchaus in auch instrumentalisierter Weise – Verwendung, wie die Auseinandersetzung der Hutten mit Herzog Ulrich zeigt, wird aber auch von der Hofkritik und in Fürstenspiegeln 1 aufgegriffen, wie bereits beim „Oberrheinischen Revolutionär“ 2, Melchior von Osse 3, Niccolò Machiavelli 4, Ulrich von Hutten 5, Konrad Heresbach 6, auch Georg Lorentz von Spattenbach 7 zu sehen war. Selbst Maximilian äußerte sich und schreibt im „Weißkunig“, wie die welt gere­ giert mueßet werden, damit die Regierung bey Inen beleib 8. Um das derart formu 1 Zur Unterscheidung der Genres Müller, Fürstenhof (1995), S. 77 (Fürstenspiegel), S. 86f. (Hofkritik). Zu den früh- und hochmittelalter­lichen Fürstenspiegeln Berges, Fürstenspiegel (1938); neuerdings Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters (2006); zur mittelalter­lichen Gattung im Überblick Grassnick, Ratgeber (2004), S. 39 – 58; zu den spätmittelalter­lichen und frühneuzeit­lichen Fürstenspiegeln neuerdings Rabeler, Art. „Fürstenspiegel“ (2007). Grundlegend zu den humanistischen und reformatorischen Fürstenspiegeln Singer, Fürstenspiegel (1980), hier die Einleitung S. 11 – 47 zur Spezifik, S. 51 – 144 der Katalog der Fürstenspiegel 1400 bis 1600. Ein exemplarischer Überblick, der den Zeitraum 1595 (Lorich) bis 1812 (Werkmeister) umfaßt, in Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit (1997). Siehe auch Stolleis, Geschichte (1988), S. 113 – 116. Vgl. zur Problematik einer eindeutigen Begriffsbestimmung und Zuweisung einzelner Schriften bspw. zur Gattung der Fürstenspiegel Seresse, Normen (2005), S. 262 mit Anm. 8. Entspr. der ebd., S. 263f. gegebenen zeit­lichen Einteilung gehören die im folgenden vorgestellten Schriften zu den christ­lichen Regierungslehren, siehe auch ebd., S. 265 – 267. – Zur Hofkritik der Klassiker „Bei Hof, bei Höll“ Kiesel, Untersuchungen (1979), der in et­lichen Teilen Uhlig, Hofkritik (1973), rezipiert. Vgl. den Abschnitt zur Hofkritik in der Einleitung zu Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 13 – 16. 2 Siehe oben S. 176. 3 Siehe oben S. 64 Anm. 96. 4 Siehe oben S. 127 Anm. 30. 5 Siehe oben S. 170 Anm. 379. 6 Siehe oben ab S. 202. 7 Siehe oben S. 64 Anm. 96. 8 Weiß Kunig (1775), S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 64.

306

Vom Nachdenken über Vertrauen

lierte Ziel des eigenen Machterhalts zu erreichen, müsse die „Staatskunst“ im Sinne Maximilians vielerlei umfassen, darunter auch die Kenntnis des gemuet, also der Menschen Natur 9, was von ihm nicht näher ausgeführt wird, aber den persona­ lisierten Bezug des Herrn zu seinen Dienern unterstreicht 10 – schließ­lich gelte, daß ain jeder kunig ist, wie ain ander mensch 11. Der Herr stehe insbesondere unter dem Gebot des Maßhaltens, denn dise tugendt, ist so groß ainem menschen, Das davon, Ime zu lobe, ain aigen puech geschriben solle werden 12. Diejenigen, die für den Fürsten zur Umsetzung seiner Politk von Belang seien, sind seine hauptleut, canzler, rät und diener 13 – Maximilian scheint sich ihres Wertes bewußt gewesen zu sein. Der Fürst selbst aber habe sich gemäß seinem Selbstverständnis ein weitreichendes Wissen anzueignen, da doch die ganntz Regirung aller seiner kunigreich, vnd lannd, ist allain von Ime beschehen 14. Und hier offenbart sich, was schon Serntein in dem oben zitierten Brief äußert, daß Maximilian näm­lich alle ding selbs angeben, durchsehen und corrigieren will 15, weil er gelernt habe, wie Maximilian schreibt, Newn, zehen, aindtlif, vnd zwelff, Secretarien, zu ainer zeit, Jedem Secretarien ainen besonndern brief angeben hat und underschrieb alle brief, mit seiner handt 16. Der Fürst müsse sich zwingend in den Ämtern des Kanzlers und S­ ekretärs auskennen, 9 Weiß Kunig (1775), S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 64. Vgl. Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 111 – 149, hier S. 135. 10 Vgl. die Ausführungen von Reinhard Lorich in seiner „Paedagogia Principum“ aus dem Jahre 1537 in Kap. 58: Von Fuersten vnd grosser Herren Gemuet, ed. Weber-Kuhlmann, Reinhard Lorich (1997), S. 67 – 81, in Form eines Charakterbildes des tugendhaften Fürsten. 11 Weiß Kunig (1775), S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 64. 12 Weiß Kunig (1775), S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 65. „Halt Maß“ war im übrigen die Devise Maximilians. 13 Zit. nach Tersch, Österreichische Selbstzeugnisse (1998), S. 136, in der Ausgabe Weiß Kunig (1775) ist die zitierte Passage nicht enthalten. Tersch benutzte die mir nicht zugäng­liche Ausgabe Kaiser Maximilians I. Weisskunig. In Lichtdruck-Faksimilies nach Frühdrucken hg. von Heinrich Theodor Musper in Verb. mit Rudolf Buchner, HeinzOtto Burger und Erwin Petermann, 2 Bde., Stuttgart 1956, das Zitat ebd., S. 224. 14 Weiß Kunig (1775), S. 71f.: Wie der Jung Weiß Kunig, lernet die Hanndlung, des Secretari ambts, hier S. 72. 15 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509) (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S. 120 – 125), hier S. 173. 16 Weiß Kunig (1775), S. 71f.: Wie der Jung Weiß Kunig, lernet die Hanndlung, des Secretari ambts, hier S. 72.

Fürstenspiegel und Hofkritik

307

schließ­lich sei die schreiberey, also das, was ainem Cantzler vnd Secretari zugehoeret, […] aines jeden kunigs maist Regirung, und wo ein mechtiger kunig, in dem Cantz­ ler Ampt, vnd in dem Secretari Ampt, nit erfarn, vnd kundig were, das demselben kunig, je zu zeiten nachtail daraus erwuechsen, Nem­lichen aus den Ursachen, das ein kunig nit albegen sein gemuet offenwaren, vnd auch sein Regirung, vnd sein ver­ trawen in ain ampt, oder Personn setzen solle, denn Welcher kunig, in ain personn sein vertrawen setzt, vnd hat in seiner hanndlung, mit seiner schoenen Redt, bey Ime gelauben, derselb, vnd nit der kunig Regirt, Welcher kunig, die unwarhaftigen, vnd aigennutzig nit erkennt, demselben kunig, wirdt sein gelt vnd Reich, in vil tail getailt. Es gelte aber auch, daß dann, wenn der kunig die warhafftigen, vnd die in der Rechten Eer leben, nit lieb hat, derselb kunig […] ein verzerer seines volcks, vnd ein austilger der gerechtigkeit 17 ist. Die eingangs des dritten Kapitels notierte Passage aus der Weimarer Predigt Luthers spricht das hier auch von Maximilian angedeutete Dilemma des Herrn an, auf Personal angewiesen zu sein, dem er vertrauen kann, dabei aber Gefahr zu laufen, daß sein Vertrauen enttäuscht wird. Luther empfahl, letzten Endes ausschließ­lich auf Gott zu vertrauen 18. Die Herrschaftspraxis hingegen war geprägt von der Notwendigkeit des Vertrauens und damit der Unabkömm­lichkeit von vertrautem Personal. Mit Gottvertrauen allein ließ sich nicht regieren, auch wenn der Gottesbezug nicht nur in diesem spezifischen Kontext ein Angelpunkt reformatorischen Gedankengutes war 19. 17 Weiß Kunig (1775), S. 71f.: Wie der Jung Weiß Kunig, lernet die Hanndlung, des Secretari ambts, hier S. 71f. Die Parallele zu Niccolò Machiavelli, Il Principe, Kap. 22, ist evident. Bei Machiavelli trägt dieses Kap. den Titel De’ secretarii ch’e principi hanno appresso di loro. Machivelli weist darauf hin, wie wichtig für einen Fürsten die Wahl seiner Räte sei, „wie denn der erste Schluß auf einen Herrn und dessen Kopf, sich aus der Betrachtung der Menschen ergibt, die er um sich hat: und wenn sie tüchtig und treu sind, man ihn immer für weise halten kann, weil er die Tüchtigen zu erkennen und sich treu zu erhalten verstanden hat; da im Gegenteil, wenn sie anders sind, man immer von ihm kein günstiges Urteil fällen kann; denn den ersten Fehler, den er machen konnte, er in dieser Wahl gemacht hat“. (Non è di poca importanzia a uno principe la elezione de’ ministri: e quali sono buoni o no secondo la prudenzia del principe. E la prima coniettura che si fa del cervello di uno signore, è vedere li uomini che lui ha d’intorno: e quando e’ sono sufficienti e fideli si può sempre reputarlo savio, perché ha saputo conoscerli sufficienti e mantenerli fideli; ma quando sieno altrimenti, sempre si può fare non buono iudizio di lui: perché el primo errore che fa, lo fa in questa elezione). 18 Eindring­lich in Luthers Schrift aus dem Jahre 1523 Von wellt­licher Uberkeytt, wie weyt man yhr gehorsam schuldig sey, WA, Bd. 11, S. 245 – 281. Vgl. Bayer, Martin Luthers Theologie (2007), S. 285 – 289; in allg. Hinsicht Welz, Vertrauen (2010). 19 Gottvertrauen, confidere in domino, als eine zentrale Grundkategorie der Lehre Luthers, WA, Reg., vgl. Schäufele, Fiducia (2012). Siehe in Melanchthons Darstellung der

308

Vom Nachdenken über Vertrauen

Die Problematik, regierungsfähig zu sein und zu bleiben sowohl durch das unbedingte Vertrauen auf Gott als auch durch das unabkömm­liche Vertrauen zu den Dienern, wird in den humanistischen und reformatorischen Fürstenspiegeln deut­lich artikuliert. Um dieser doppelten Anforderung zu begegnen, ist einerseits des Fürsten und seiner Diener Gottesfurcht, andererseits des Fürsten Weisheit, Ausbildung und Bildung gefordert. Humanistische Fürstenspiegel haben dabei tendenziell eher den Fürsten als Person und dessen Erziehbarkeit im Blick 20, reformatorische Fürstenspiegel hingegen eher das gottgegebene Amt 21. Maximilian hat die pragmatische Bedeutung fürst­licher Ausbildung und Bildung deut­lich in den Vordergund gestellt, um die unwarhaftigen, vnd aigennutzig erkennen zu können, die rechten von den falschen Ratgebern zu unterscheiden. Diese Fähigkeit spricht bereits Levold von Northof (1279–ca. 1359)22 Mitte des 14. Jahrhunderts in einem seiner Chronik der Grafen von der Mark 23 vorgeschalteten Fürstenspiegel 24 an. Der Fürst solle als Ratgeber viros maturos, iustos et fide­ les, Deum timentes, qui in consiliis dandis non querant lucra propria vel suorum 25 auswählen. Dabei soll er wie bei all seinen Handlungen nicht nur Deum semper pre oculis 26 haben, sondern auch auf seine treuen Räte hören, denn: Qui agunt omnia cum consilio, reguntur sapiencia, und: Hec consilia cum amicis tractanda sunt, quos in vestros consiliarios duxeritis specialiter eligendos, non cum levibus personis vel iuvenibus, qui adulantur et loquuntur vobis blanda et placencia, ut trahant vos ad vana et ad ea aliquando, que non expediunt, et non curant quantum expenda­ tis, quantum detis, vel unde vel qualiter talia persolvatis. Nec sic innitamini vestro

reformatorischen Theologie, der ersten evangelischen Glaubenslehre, die Begründung des Vertrauens in Gott nach Ijob 13,15: Wenn mich gleich gott sterben lasßt, so will ich den­ noch uff yhn vertrauen, das ist, wenn ehr gleich nit helffen wirt in disem sterb­lichen leben, so will ich dennoch nit von yhm abfallen, sondern will ge­lich wol vertrauen und weiß, das ehr ernach in ewikeit helffen wirt, Melanchthon, Heubtartikel (1553), S. 131. Vgl. Richter, Melanchthons fiducia (2012). Zu Gottvertrauen in vorreformatorischer Zeit am Beispiel der Korrespondenz des Brandenburgers Albrecht Achilles Müller, Besiegelte Freundschaft (2010), u. a. S. 188f. 20 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 33 – 35. 21 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S.  38 – 41, 41 – 4 4; Philipp, Regierungskunst (1990), S. 85. 22 Zu Levold von Northof Wattenbach, Art. „Northof, Levold von“ (1887); Levold von Northof, Chronik (1929), S. IX – XVI; Herborn, Art. „Levold v. Northof “ (1995). 23 Ed. Levold von Northof, Chronik (1929), dazu Rabeler, Chronik (1998). 24 Teilw. Ed. Rabeler, Art. „Fürstenspiegel“ (2007), S. 332 – 335. 25 Levold von Northof, Chronik (1929), S. 4. 26 Levold von Northof, Chronik (1929), S. 3.

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sensui, ut non velitis audire consilia vestrorum specialium consiliariorum vobis fide­ lium, de quibus certi estis, quod non vellent vobis consulere, nisi quod ad vestrum pertineret honorem 27. In dem rund 300 Jahre später entstandenen Regentenspiegel des protestantisch orientierten Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck (ca. 1505 – 1570)28 heißt es dann in reformatorischer Diktion lapidar, aber deut­lich, daß alle Regiment von Gott seyn 29. Das zweite, den Fürstentugenden gewidmete Buch hat in humanistischer Tradition den idealen Fürsten zum Gegenstand 30, aber auch dieser soll schon im Anfang seiner Regierung / vnd auch sonsten Gott vmb Weißheit anruffen 31. Vor diesem Hintergrund gelte es, daß man fromme / ehr­liche vnd tugenthaffigte / vnd nicht lose anrüchtige Personen in die Raethe nemmen vnd wehlen sol 32, Verleumb­ dern und boesen Nachredern / [sollen] die Regenten und grossen Herren […] nicht leiden […] noch ihnen Glauben geben 33. Mit anderen Worten: Hier wie dort hat es der Fürst selbst in der Hand, wenn sein Vertrauen mißbraucht wird, weil er die falsche Wahl getroffen hat. Thomas Birck (1550 – 1629)34 sah zu Beginn des 17. Jahrhunderts dann auch „das größte Problem […] nicht in der richtigen Aufteilung der Aufgaben, sondern in der Auswahl der richtigen Räte.“ 35 Weil Birck

27 Levold von Northof, Chronik (1929), S. 8. 28 Kommentierende Kurzvorstellung des Regentenbuches Philipp, Regierungskunst (1990), zu Lauterbeck ebd., S. 72 – 79; umfassende Vorstellung des Regentenbuches Philipp, Regentenbuch (1996), zu Lauterbeck ebd., S. 40 – 105. Zur Ed. Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600). Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 106 – 112. 29 So der Titel des ersten Kap. des zweiten Buches, Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600), fol. 37r – 100r, hier fol. 37r. Noch deut­licher wird dieser Gottesbezug in dem 1607 erschienenen Fürstenspiegel des Thomas Birck formuliert, siehe Götz, Gottes Wort (1990), der sich allerdings an die Person, nicht an das Amt wendet, siehe ebd., S. 119. Fundament seiner Ausführungen ist die Bibel, ebd., S. 121f. 30 Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600), fol. 37r – 100r, vgl. Philipp, Regentenbuch (1996), S. 109, 168 – 184. 31 So der Titel des zweiten Kap. des zweiten Buches, Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600), fol. 40r – 41r, hier fol. 40r. 32 So der Titel des fünften Kap. des vierten Buches, Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600), fol. 191r – 193r, hier fol. 191r. 33 So der Titel des 17. Kap. des zweiten Buches, Georg Lauterbeck, Regentenbuch (1600), fol. 95v – 100r, hier fol. 95v. 34 Zur Person Götz, Gottes Wort (1990), S. 120. 35 Götz, Gottes Wort (1990), S. 136. Und nicht erst in der Tendenz des 17. Jh.s sollte dann topisch wiederholt werden, daß ein schlechter Fürst und gute Berater besser seien als ein guter Fürst und schlechte Berater, vgl. Weber, Prudentia gubernatoria (1992), S. 199 – 210, hier S. 199 mit Anm. 2. Siehe schon Conrad Heresbach, De Educandis (1592), S. 236, vgl.

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diese aber äußerst negativ beurteilt und letzt­lich als eytel Teuffel abqualifiziert 36, könne ein Fürst sich nicht auf seine welt­lichen Räte verlassen und brauche geist­ lichen Beistand 37, denn die richtige Auswahl seiner Räte könne sich nicht nach deren fach­licher Qualifikation richten, sondern habe sich an ihrem Glauben und an ihrer Gottesfurcht zu orientieren 38. Doch mit Birck haben wir unseren Beobachtungshorizont schon weit überschritten und kehren deshalb noch einmal zu Martin Luther zurück, hier zu seinen fürstenspiegelartigen Ausführungen im dritten Teil seiner aus dem Jahre 1523 stammenden Schrift „Von welt­licher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“ 39. Luthers Text ist im Grunde ein Plädoyer für das Mißtrauen des Herrn gegenüber seinen an der Herrschaft beteiligten Dienern, auch wenn er statt von Mißtrauen vom Vertrauen in Gott spricht. Zwar ist sein Anliegen, daß ein Fürst nicht nach dem Motto verfährt, land und leutt sind meyn, ich wills machen, wie myrs gefellet, sondern: Ich byn des lands und der leutt, ich solls machen, wie es yhn nutz und gůt ist und dabei Christum ynn seyn augen bilden 40. Und so soll ein Fürst nach der Maxime handeln, daß er nicht an meynen unterthanen das meyne suchen, sondern das yhre, unnd will yhn auch alßo dienen mit meynem ampt, sie schůtzen, verhoeren und verteydingen und alleyn dahyn regirn, das sie gůt unnd nutz davon haben und nicht ich 41. Denn alßo hatt uns Christus than, und das sind eygent­lich Christ­licher liebe werck 42. Luther ist davon überzeugt, das Gottis wortt sich nit lencken noch beugen wirt nach den fursten, ßondernn die fursten můssen sich nach yhm lencken 43.

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Seresse, Normen (2005), S. 287. Jakob Omphalius schreibt in seinem Fürstenspiegel aus dem Jahre 1550: Quando et Plutarchus scribit, tolerabiliorem Reipublicae statum fore in Principe malo, quam ubi boni Principis, consiliarii mali essent, atque vitiosi: propterea quod facilius unius hominis peccatum, et naturae depravatio corrigi possit quam multorum, zit. nach Ahl, Humanistische Politik (2004), S. 230. Götz, Gottes Wort (1990), S. 136f., das Zit. ebd., S. 137. Götz, Gottes Wort (1990), S. 137. Götz, Gottes Wort (1990), S. 138. Von wellt­licher Uberkeytt, wie weyt man yhr gehorsam schuldig sey, WA, Bd.  11, S.  245 – 281, hier S.  271 – 281. Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 42, zur Wirkmächtigkeit von Luthers Ausführungen, ebd., Anm. 220, der Hinweis auf eine Schrift aus dem Jahre 1821, in welcher der Text als „Fürstenspiegel des sechzehnten Jahrhunderts“ bezeichnet wird. Zum Zusammenhang mit der oben S. 154f. erwähnten Auslegung von Ps. 101 ebd., S. 41. Siehe auch Mantey, Schwerter (2005), insbes. S. 233 – 259. WA, Bd. 11, S. 273. WA, Bd. 11, S. 273. Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 36, zum Anliegen der Fürstenspiegel, den gemeinen Nutzen zu fördern. WA, Bd. 11, S. 273. WA, Bd. 11, S. 273.

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Aber wie soll dies in Herrschaftspraxis umgesetzt werden? Luther empfiehlt, vorsichtig zu sein. Der Fürst solle acht haben auff die grossen hanßen, auff seyne Rethe, unnd hallte sich gegen sie also, das er keynen verachte, auch keynem vertrawe, alles auff yhn zů verlassen. Denn Gott kann der beyder keyns leydenn. Er hatt eyn mal durch ein Esell geredt, darumb ist keyn mensch zuverachten, wie geringe er ist. Widderumb hatt er lassen den hoehisten Engel vom hymel fallen, darumb ist auff keynen menschen zuvertrawen, wie klůg, heylig unnd groß er sey 44. Und ähn­lich wie später Thomas Birck mahnt Luther, davon abzusehen, wie jemand sich gibt, sonndern man soll eyn ig­lichen hoerenn unnd wartten, durch wilchen Gott reden unnd wircken wolle 45. Denn der größte Schaden entstehe an den Höfen dann, wenn eyn furst seynen synn gefangen gibt den grossen hanßenn unnd schmeych­ lern 46, weil wenn eyn furst feylet und narret, […] landt und leutt muß solchs narren tragenn 47. Und deshalb soll eyn furst alßo seynen gewalltigen vertrawen unnd sie lassen schaffen, das er dennoch den zaum ynn der fausst behallte und nicht sicher sey noch schlaffe, ßondernn zůsehe unnd das landt […] bereytte und allenthalben besehe, wie man regirt und richtet 48. Luther gibt also dann doch eine durchaus praktikable Regierungsanweisung, die eigent­lich schon Maximilian befolgt hat, wenn wir uns an seines Kanzlers Serntein Schreiben erinnern, demzufolge er alle ding selbs angeben, durchsehen und corri­ gieren will 49. Luther zielte frei­lich darauf ab, daß der Fürst auf diese Weise erfahre, daß man keynem menschen gantz vertrawen soll 50. Maximilians Herrschaftserfahrung scheint dem aber zum einen nicht zu entsprechen, zum anderen widerlegt allein schon die Äußerung Sernteins, das ich ime nit lafier 51, daß das Vertrauen, das der Herr seinem Diener entgegengebracht hat, durchaus gerechtfertigt war.

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WA, Bd. 11, S. 274. WA, Bd. 11, S. 274. WA, Bd. 11, S. 274. WA, Bd. 11, S. 274. WA, Bd. 11, S. 274. Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509) (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S. 120 – 125), hier S. 173. 50 WA, Bd. 11, S. 274. 51 Quellen zur Geschichte Maximilians I. (1996), Nr. 50, S. 172 – 175: Brief des Zyprian von Serntein an Paul von Liechtenstein (Auszug) (3. April 1509), hier S. 173 (vollständige Wiedergabe des Briefes in Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel [1875], Nr. 86, S.  120 – 125).

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Luther plädiert jedoch dafür, Gott allein zu vertrauen 52, stellt allerdings dann doch selbst die Frage, ob mann denn niemandt vertrawen, wie will man landt und leutt regiern?53 Immerhin ist seine Schrift direkt an einen Fürsten, Luthers Landesherrn Herzog Johann dem Beständigen von Sachsen (reg. 1525 – 1532), gerichtet 54. Und diesem antwortet er: befelhen unnd wagen solltu, aber: vertrawen unnd dich drauff verlassen solltu nicht on alleyn auf Gott 55. Luther stellt damit gedank­lich auf den ersten Blick den Befehl an die Stelle des Vertrauens und degradiert damit den vertrauten Diener zum Befehlsempfänger, redet damit aber mitnichten dem Despotismus oder der Tyrannei das Wort, sondern bietet mit dem nicht nur den Herrn, sondern auch den Diener umgreifenden Gottesbezug einen Ersatz für direktes Vertrauen, so daß sich das lutherische Ideal einer Vertrauensbeziehung als eine durch das Vertrauen auf Gott vermittelte, indirekte Vertrauensbeziehung darstellt. Zudem unterstreicht Luther die Vorbildfunktion des Fürsten, was ein nahezu stereotyp vorgetragenes, aber zentrales Anliegen der Fürstenspiegel ist: „Der Fürst […] soll weniger auf juristischem als auf moralischem Weg regieren, weniger über seine Befugnisse, seine Amtsgewalt als über das auf Virtus, Leistung, gegründete Ansehen seiner Person“ 56, wie der Fürstenspiegelexperte Bruno Singer zusammenfaßt. Und diese moralische Vorbildfunktion des Fürsten ist für Luther eine ausdrück­lich christ­liche. So explizit wie bei Luther wird Vertrauen in den Fürstenspiegeln der Zeit nur noch bei Wolfgang Seidel thematisiert. Ein gemeinsamer Zug dieser Fürstenspiegel ist aber die Tatsache, daß fast alle einen Abschnitt über den Umgang des Fürsten mit seinen Dienern, insbesondere den Umgang mit seinen Räten enthalten und topisch vor den Schmeichlern warnen 57, die wiederum eines der wesent­lichen Themen der Hofkritik sind 58. Auch der wirkmächtige Humanist Erasmus von Rotterdam betont in seinem zur Gruppe der Erziehungsschriften gehörenden Fürstenspiegel unter dem Titel

52 WA, Bd. 11, S. 275. 53 WA, Bd. 11, S. 275. 54 WA, Bd. 11, S. 245. Auch zu Johann fehlt eine neuere Untersuchung, siehe Wittich, Art. „Johann I.“ (1992), mit Literaturnachträgen bis 2008. 55 WA, Bd. 11, S. 275. 56 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 25f., Zit. ebd., S. 26. Diese Kennzeichnung weist Singer ausdrück­lich der Agatharchia Wimpfelings zu, ebd., S. 182. Zur Agatharchia siehe unten. 57 Siehe nur die Inhaltsangaben im Katalog der Fürstenspiegel bei Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 51 – 144, zahlreiche Belege ebd., S. 184f. mit Anm. 60. 58 Siehe nur bei Kiesel, Untersuchungen (1979), die Ausführungen zu Philippe de Commynes, Sebastian Brant, Erasmus von Rotterdam oder Castiglione.

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„Institutio principis Christiani“ 59 aus dem Jahre 1516 neben anderem auch die Bedeutung der Wahl der Diener 60, damit der Fürst nicht von den adulatores verführt werde 61. Denn selbst diejenigen, quos vulgus Confessores Regios vocat, seien meist nur auf den eigenen Vorteil bedacht und publicae utilitatis rationem negligant 62. Von Vertrauen oder gar Vertrauten spricht Erasmus, der die erste Ausgabe seiner Schrift dem künftigen Karl V. widmete 63, allerdings an keiner Stelle. Dies gilt im übrigen auch für Enea Silvio Piccolomini, der mit seinem Traktat für Erzherzog Sigismund von Tirol 1443 den ersten humanistischen Fürstenspiegel auf „deutschem Boden“ verfaßte 64 und als vertrauter Geheimschreiber Friedrichs III .65 doch aus dieser Perspektive um die Bedeutung des Vertrauens zwischen einem Herrn und seinem Diener wissen mußte. Allerdings war sein zutiefst humanistisches Anliegen, dem Fürsten in Form eines Lektürekatalogs die Unentbehr­lichkeit der Litterae vor Augen zu führen 66, um sich auf diesem Weg gegen diejenigen zu wappnen, die sein Vertrauen mißbrauchen könnten 67. Der bekannte elsässische Humanist Jakob Wimpfeling wiederum zieht zum einen in seiner 1498 Pfalzgraf L ­­ udwig V. gewidmeten „Agatharchia“ 68, die S­ inger zu den „bekanntesten Fürstenspiegeln in Deutschland“ 69 zählt, eine Summe des Gedankengutes, das in die mittelalter­lichen Fürstenspiegel Eingang gefunden hat 70. Dieser Fürstenspiegel ist zum anderen mit seinem Anliegen, Bildung und Wissenschaft zu den Pf­lichten der Herrschenden zu erheben, aber auch huma­ nistischen Bildungshorizonten verpf­lichtet 71, wiewohl Singer die Frage, ob es 59 Ed. Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung (1968). 60 Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung (1968), S. 126. 61 Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung (1968), S. 125 – 143: Kap. 2: De adulatione vitanda principi, hier v. a. S. 125 – 135. Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 52 – 59. Siehe auch ebd., S. 50 – 52, zum „Laus Stultitiae“ des Erasmus (1509). Diese Schrift zielte allerdings erst in der Übersetzung durch Sebastian Franck 1534 auf den Fürstenhof, ebd., S. 51. 62 Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung (1968), S. 128. 63 Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung (1968), S. 38 – 42. 6 4 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 63f. Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 33f. 65 Heinig, Kaiser Friedrich III. (1997), pass., hier v. a. S. 737 – 739. 66 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 64. 67 Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 34. 68 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 75 – 78, ausführ­lich S. 173 – 249, teilw. Ed. S. 227 – 249. Zur Person hier nur der Hinweis auf Kaller, Art. „Wimpfeling, (Wimpheling), Jakob“ (1998) mit Literaturnachträgen bis 2009. Zu Entstehung und Widmung Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 174 – 176. 69 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 173. 70 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 174. 71 Vgl. Mertens, Jakob Wimpfeling (2000).

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sich bei der „Agatharchia“ um einen spezifisch humanistischen Fürstenspiegel handele, ausdrück­lich verneint 72. Wimpfeling äußert sich an der Schwelle zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit über Vertrauen, indem er die Eigenschaften vertrauter Räte benennt. Zunächst ist auch bei Wimpfeling der Fürst für das Gemeinwohl verantwort­ lich, hat eine Administratio, kein Imperium, ist „Gottes Diener, Gottes Amtmann, Gottes Lehensmann, Gottes Verweser“ 73, und habe durch seine prudentia und seine virtutes morales als Vorbild zu wirken 74. Um seinen Aufgaben als iustus prin­ ceps aber gerecht werden zu können, benötigt er Räte non indiscretos aut tyrannos sed iustos, prudentes, sobrios, expertos, veraces, deum timentes, solidos et constantes 75, viros sapientes et timentes deum, in quibus sit veritas et qui oderint avaritiam 76 – Wimpfeling formuliert deut­lich deren Profil, wie dies schon Northof tat. Und er warnt den Fürsten vor den adulatores und den delatores 77: Princeps familiae suae rationem habeat nec familiares patiatur in aula sua blasphemos, bilingues, detracto­ res, susurrones, stupratores, feroces, cleri hostes, divinae neglegentes, levitate vestium et impudica earum brevitate utentes 78. Diesen soll der Fürst mit Vorsicht begegnen: Princeps non facile cuicumque delatori credat nec facile in cuiuscumque odium (praesertim altrerius principis) inflammetur, weil die assentatores principem fallunt in suiipsius cognitione sic eum quoque delatores (ut odio et invidiae suae satisfiat) in alieno iudicio subvertere nituntur 79. Wimpfeling empfiehlt dem Fürsten schließ­ lich sch­licht Sanktionen, denn: Princeps qui delatores non castigat irritat 80, habe also Führungskompetenz zu zeigen, wie wir heute sagen würden. Der weniger bekannte Fürstenspiegel des Wolfgang Seidel aus dem Jahre 154781, von Singer als „profilierter Vertreter der Gegenreformation“ bezeichnet 82, bringt eine interessante und originelle Variante. Seidel postuliert, ain yegk­licher mensch 72 73 74 75

Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 196 – 199. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 180. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 181 – 196. Zit. nach der Ed. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 234, Erläuterung ebd., S. 183f., mit zahlreichen Bezügen zu anderen Fürstenspiegeln. 76 Zit. nach der Ed. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 235. 77 Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 184f. 78 Zit. nach der Ed. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 241. 79 Zit. nach der Ed. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 246. 80 Zit. nach der Ed. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 246. 81 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 250 – 270, zur Person ebd., S. 250f., zum Inhalt ebd., S.  251 – 270; Websky, Wolfgang Seidel (1997), hier S. 86 – 89 zur Person, ebd., S. 89 – 94 zum Werk, Ed. ebd., S. 95 – 113. 82 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 250. Vgl. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 94.

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ist lugenhafftig 83, also auch ein Fürst, dieweil ain Fürst ain mensch ist wie ander 84. Seidel argumentiert also ex negativo und unterstellt dem Fürsten als Mensch ein Defizit, denn er ist mit mensch­lichen geprechen beladen 85, deshalb ist jm auch von noetten / nit allain nichts on rath thuon / sonder auch nit woellen jm selbs ver­ trawuen 86. Maximilian hat sich bekannt­lich ähn­lich geäußert, wenn er schreibt, ain jeder kunig ist, wie ain ander mensch 87, aber, siehe oben, andere Schlüsse gezogen. Er reagierte so, wie Luther empfahl, näm­lich den gewalltigen vertrawen unnd sie lassen schaffen […] dennoch den zaum ynn der fausst zu behalten 88. Seidel rät, auß Tausent sey dir ainer ein radtgeb […], aber vor einem boesen radtgeb behiet dein Seel […]89. Denn an diesem einen Vertrauten aines Fürsten hail hafft 90. Deshalb soll ein Fürst nit selbs sein selbs fuerer sein 91, dieweil er auch wie ain ande­ rer ain mensch waer, sondern stets auffs peldest sein anliegen ainem vertrawuten endecken 92. Entsprechend dem im Titel seiner Schrift formulierten Anliegen: Wie sich ain Christen­licher Herr / so Landt vnnd Leüt zu Regieren vnder jm hat / vor sched­licher Phantasey verhüten / vnnd in allen nöten trösten soll, ist dieser Vertraute eine „Mischung aus Psychiater, geist­lichem Führer und Geheimrat“ 93, der vor allem auch der psychischen Hygiene dient: Sonder­lich in zweifligen vnnd verwickleten faellen soll ein Fürst aim vertrawuten / ob er gleichs schlechts stands waere […] sein hertz vnd hailigs anligen / sicher entdecken […]94, damit er bei seinem vertrawuten sein purdt durch vertrewu­lich eroeffnung abladen 95 kann, und dadurch, daß ers seinem vertrautten mit tailt / wirt auch dem Teüffel durch solchs der zuo gang […] verschlagen 96. Schließ­lich habe der Teufel kain groessern werck­ zeüg wider den menschen […] als wenn er seine beschwer­liche gedanck verbergen 83 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 99, vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 257. 84 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 99. 85 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 99. 86 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 99. 87 Weiß Kunig (1775), S. 64f.: Wie der Jung Weiß Kunig betrachtet, das gehaim Wissen, vnd erfarung der Welt, hier S. 64. 88 WA, Bd. 11, S. 274. 89 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 99, vgl. ebd., S. 92; Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 257. 90 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 100. 91 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 101. 92 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 100. 93 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 257. 94 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 101. 95 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 101, vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 257. 96 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 101.

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will 97. Und auch aus diesem Grund sollte sich ein Fürst ain frommen vertrawuten Mann […] erwellen 98, aber letzten Endes meint auch Seidel, solt ain Fürst bil­lich für ander sein vertrawuen in Gott stellen 99. Ganz praktisch soll der Vertraute die Kammerräte kontrollieren und überwachen, soll haim­lich nachsehen und auffmercken, denn die officier würden ihre Position häufig zum Nachteil des gemainen nutz vnnd Fürst­licher kamer mißbrauchen. Damit steht der Vertraute zwischen Cantzler, Landhoffmaiser, Marschalk und Kamermaister und dem Fürsten. Der Fürst habe sich in hochwichtigen sachen vnnd in denen, darinnen etwo die officier verdecht­lich sein moechten, zunächst mit dem Vertrauten zu besprechen, erst dann mit den Räten 100. Der reale Vertraute, den Seidel im Blick gehabt haben mag, scheint Leonhard von Eck zu sein 101, die widmungslose Schrift selbst ist Wilhelm IV. zugedacht 102. Immerhin wurde Seidel fast 30 Jahre als Prediger am Münchener Augustiner­ kloster von dem bayerischen Herzog besoldet 103. Daß ein Fürst auf vertraute Ratgeber angewiesen ist, wird nirgends geleugnet oder in Zweifel gezogen, auch wenn hier nur eine Auswahl vorgestellt wurde, aber es wird auch nie darüber nachgedacht, ob ein Fürst auch ohne vertrautes Personal regieren könne oder ob es eine Alternative gebe, auch wenn Vertrauen, Vertrauensträger oder der Vertraute selbst nicht explizit thematisiert werden. Implizit wird aber die Notwendigkeit und die Existenz an sich von Vertrauensträgern und Vertrauten offensicht­lich nicht in Frage gestellt. Gefragt wird aber danach, wer das Vertrauen des Herrn verdient, wo doch angeb­lich ein jeder Mann sůcht sin nutz mer dan den gemein nutz; yeder tracht, wie an den anderen betriegen well 104. Und deshalb verdienen dieses Vertrauen nur die rechten Räte, die durchaus syno­nym denjenigen verstanden werden können, die im persön­lichen Vertrauen des Herrn stehen. Wimpfeling hat diese Gegenüberstellung in der Weise vorgeführt, daß er die rechten, vertrauenswürdigen Räte mit positiv wertenden Adjektiven beschreibt, die schlechten, vertrauensunwürdigen Räte anhand negativ abwertender Subjektive personifiziert. 97 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 101, vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 258. 98 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 104. 99 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 110. 100 Ed. Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 104. Vgl. Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 258. 101 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 258. Zu Eck oben ab S. 213. 102 Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 90. 103 Singer, Fürstenspiegel (1980), S. 250; Websky, Wolfgang Seidel (1997), S. 86 – 89. 104 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 398.

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Damit möchten die Fürstenspiegel dem Herrn Entscheidungshilfen an die Hand geben, denn er selbst ist es, der verantwort­lich dafür ist, mit welchen Vertrauensträgern und Vertrauten er regiert, perché el primo errore che fa, lo fa in questa elezione 105. Però si conclude che li buoni consigli, da qualunque venghino, conviene naschino dalla prudenzia del principe, e non la prudenzia del principe da’ buoni consigli 106: „Der gute Rat erscheint als wesent­liche Voraussetzung des Princeps bonus, als auszeichnendes Merkmal des Princeps optimus.“ 107 Oder, wie im „Oberrheinischen Revolutionär“ zu lesen ist: Ein kunig ist wis, der sin sach mit getruwen lutten bestach. Ouch můsß er dor bӱ den getruwen dienst erken­ nen, nit lider­lich vergessen roch 108. Und wie ein gutes Pferd soll ein Herr auch einen rechten Vertrauten nit vbergen ­licht­lich; ouch ein truwen dienst g­lich im zů eren halten 109, denn eines ӱed­lichen kunigs gluk vnd merung sins rich litt an wissen getruwen retten 110. Beinhalten Fürstenspiegel demgemäß zumindest partiell eine frühe Theorie des Vertrauens im Sinn einer Anweisung zum rechten Umgang mit Vertrauen in den Beziehungen des Herrn zu seinen Räten, konzentriert sich die Hofkritik in ihren Reflexionen über Vertrauen vor allem auf den Mißbrauch von Vertrauen 111. E ­ rasmus von Rotterdam etwa nennt in seinem „Lob der Torheit“ diejenigen, die das Vertrauen des Herrn nicht verdienen, zutüttler, zungen­ trescher, holwanger, federklauber, jaherrn, liebkoser, orenkrauer, zungentrager, heuchler, gleißner, Gnatones, wortverkaufer, zuschmeichler, liebtraber 112. Auch Piccolomini thematisiert nur ein Jahr nach der Abfassung seines oben erwähnten Fürstenspiegels diese Gruppe in einem Brief über das Elend der Hofleute 113. Bei ihm sind es die histriones, adulatores, nebulones 114, die eigensüchtig hono­

105 Niccolò Machiavelli, Il Principe, Kap. 23: In che modo si abbino a fuggire li adulatori. 106 Niccolò Machiavelli, Il Principe, Kap. 23: In che modo si abbino a fuggire li adulatori. 107 Ahl, Humanistische Politik (2004), S. 228 – 233, Zit. ebd., S. 229. 108 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 397. Frei­lich ist hier auch die Nähe zur topischen Sprache des Lehnsrechts erkennbar. 109 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 399. 110 Der Oberrheinische Revolutionär (2009), S. 398. 111 Vgl. auch Oschema, Riskantes Vertrauen (2009), zur Figur des Schmeichlers im Zusammenhang mit Freundschaftsbeziehungen. 112 So Erasmus von Rotterdam, ed. Das Lob der Thorheit (1884), S. 81. 113 De curialium miseriis, ed. Briefwechsel (1909), S. 453 – 487, vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S.  31 – 38. 114 Briefwechsel (1909), S. 455.

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rem 115, potentiam 116, divitias 117 im Auge haben, um ihre Wollust zu befriedigen 118. Piccolomini empfiehlt schließ­lich, den Hof zu verlassen 119, was ja seiner eigenen Lebenssituation entsprach 120. Erasmus und Piccolomini sprechen in ihren Kritiken allerdings nicht explizit von Vertrauen oder Vertrauensmißbrauch. Sebastian Brant frei­lich hat dies 1494 in seinem „Narrenschiff “ durchaus getan 121: Wer jn sich selbst vertruwen setz / Der ist eyn narr und dohret goetz / Wer aber wissz­lich wandlen ist / Der würt gelobt zů aller frist 122. Und Brants Hofkritik im „Narrenschiff “ mit dem Kapitel von falben hengst strichen 123 bildet nicht nur einen der Kulminationspunkte seines Werks, sondern der Hofkritik überhaupt: Mir kem eyn verdeckt schiff yetz recht Dar jn ich setzt der herren knecht Vnd ander die zů hoff gont schlecken Vnd heym­lich by den herren stecken Do mit sie saessen gar alleyn Vnd vngetrengt von der gmeyn Dann sie sich nit wol moegen lyden Der eyn klubt faedern, der stricht kryden Der liebkofzt, der runt jnn die oren Das er vff kum jn kurtzen joren Vnd sich mit deller schlecken ner, Mancher durch lyegen würt eyn herr Dann er den kutzen strichen kann Vnd mit dem falben hengst vmb gan Zu blosen mael, ist er geschwynd Den mantel hencken gen dem wynd Zůdütlen hilfft yetz manchem für Der sunst langzyt blib vor der tür Wer schlagen kan, hor vnder woll

Der selb zu hoff gern bliben soll Do ist er wor­lich lieb, vnd wert Der erberkeyt man do nit bgert Mit torheit duent sie all vmb gon Went mir die narrenkapp nit lon Doch strigclt mancher offt so ruch Das jnn der hengst schmytzt jn den buch Oder gytt jm eyn drytt jnn die ryppen Das jnn das deller fellt jn die krippen Der selben wer gůt muessig gon Wann man sust wiszhcit wolt verston, Wann yeder wer, als er sich steltt Den man für frumm, vnd red­lich helt Oder stelt sich als er dann wer Vil narren kappen stünden laer Eyn zeichen der liechtferikeyt Ist, glouben was eyn yeder seit Eyn klapperer bald vil lüt vertreit2

1 15 Briefwechsel (1909), S. 458. 116 Briefwechsel (1909), S. 460. 117 Briefwechsel (1909), S. 462. 118 Briefwechsel (1909), S. 464. 119 Briefwechsel (1909), S. 487. 120 Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 34. 121 Zu Brant und seinem Werk als Beispiel für die moralisierende Hofkritik der Zeit Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 39 – 50. 122 Ed. Sebastian Brants Narrenschiff (1854), S. 47 – 49: von dem gwalt der narren, hier S. 48. 123 Ed. Sebastian Brants Narrenschiff (1854), S. 96; Ed. Sebastian Brant, Das Narrenschiff (2004), S.  265 – 267.

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Diese Zeilen sind aber nicht nur als allgemeine Kritik am Hof zu verstehen. Brant reagiert, nicht nur an dieser Stelle, auf den seiner Ansicht nach zu der Zeit reformbedürftigen Zustand des Reiches, den er somit in einen ursäch­lichen Zusammenhang mit den verwerf­lichen Absichten der Höflinge stellt 124. Interessanterweise wurde Brant 1502 von Maximilian zum Rat ernannt 125, nachdem er für den König ein Gutachten erstellt hatte, um das dieser ihn gebeten hatte 126: Maximilian und sein Hof scheinen sich zumindest „offiziell“ nicht angesprochen gefühlt zu haben, auch galt Brant zu seiner Zeit als großer Bewunderer des Habsburgers 127. Noch 1502 rief Maximilian den Ersamen, gelerten, unnsern und dess Reichs lieben getreuen Sebastian Branndt an seinen Hof nach Innsbruck 128, wo er mit offenbar großer Wertschätzung behandelt wurde, wie sein Sohn Onofrius berichtet 129. Maximilian habe allerhand red vnd gespräch mit jme gehalten 130 und Brant überreichte ihm zum Abschied einen Lobvers: Der oberst gott, o keyser herr / Geb dir solch glück, wolfart, vnd eer, / Als er Traiano in seim leben, / Vnd keyser Tyto hat gegeben 131. Darauf soll sich Maximilian veranlaßt gesehen haben, Brant mit gelt vnd zier­licher cleydung auszustatten, und habe ihm zudem on alle sein ansuchung / bitt / oder beger auß sundern Keyser­lichen gnaden / […] einen bestall brief / vff jär­lichs Fünfftzig gulden verliehen 132 – unübersehbare Zeichen nicht nur 124 Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 44; Wiegand, Krieg (1994), S. 74 – 80. 125 RI XIV Nr. 16379 (23. April 1502). Brannt, lerer der rechten, wird bis auf Widerruf zum Rat und Diener ernannt. Dabei hat er alles, was er in diesem Dienst erfährt, geheim zu halten bis in sein grueb, soll gewertig, dinnst­lich, getrew vnd gehorsam sein, keinen anderen Dienst annehmen und „alles tun, was ein treuer Rat und Diener seinem Herrn aufgrund der Ehre und seines Eides zu tun schuldig ist, wie er das geschworen hat“. Dafür bekam Brant ein Warte- und Dienstgeld von jähr­lich 50 Gulden. Nach seiner Ernennung zum Rat erscheint Brant dann auch als Mittler zwischen Straßburg und Maximilian, RI XIV Nr. 16387 (25. Apr. 1502). Siehe auch RI XIV Nr. 18800 (26. Mai 1504). Vgl. Knape, Dichtung (1992), S. 185. 126 Knape, Dichtung (1992), S. 184. Mög­licherweise handelt es sich bei diesem Gutachten um die Unterstützung in et­lich hendel, RI XIV Nr. 15959 (23. Jan. 1502). 127 Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 40. 128 Knape, Dichtung (1992), S. 185. Das Zitat ebd. nach der von Adam Walther Strobel veranstalteten Ausgabe des Narrenschiffs, Das Narrenschiff von Sebastian Brant (1839), S. 14. 129 Vgl. Knape, Dichtung (1992), S. 185. 130 Zit. nach Knape, Dichtung (1992), S. 185. 131 Ed. Sebastian Brants Narrenschiff (1854), S. 173. Zum Verhältnis Brants zu Maximilian Wuttke, Sebastian Brant (1976). 132 Zit. nach Knape, Dichtung (1992), S. 186. Friedrich Zarncke, Herausgeber der lange Zeit maßgeb­lichen Ausgabe des Narrenschiffs, mutmaßt, daß Brants Ernennung zum Rat

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gegenseitiger Sympathie, sondern gegenseitigen Vertrauens, denn auch in der Folgezeit war Brant für Maximilian tätig und unter anderem in dessen Projekt der Kaiserkrönung eingebunden 133. Damit wird aber auch eine gewisse Ambivalenz der hofkritischen Texte deut­ lich, denn viele derer, die Kritik am Hof äußern, haben ihrer Position und damit dem Vertrauen des Herrn eine durchaus einträg­liche und erträg­liche Existenz zu verdanken, Piccolomini ist dafür nicht das einzige Beispiel 134. Erstaun­lich ist allerdings, daß aus dem Kreis des oben vorgestellten vertrauten Personals um Maximilian kein hofkritischer Text bekannt ist – ganz im Gegenteil. Denn aus eben diesen Reihen stammt eine singuläre Kritik an jenen, die das Leben am Hof kritisieren. Der Spruchdichter Julius Wilhelm Zincgref (1591 – 1635)135 kolportiert eine Aussage, die er Johannes Stabius 136, Keyser Maximiliani Mathematicus, zuschreibt. Stabius habe auf die Klagen zahlreicher Räte und Diener, die beim Regensburger Reichstag 1517 zugegen waren und von denen ein jeder wollte auff mittel vnd wege trachten / wie er vom Hoff kommen moechte, mit den Worten reagiert: Wer den Herren zu nahe ist / der will ersticken / und wer weit von ihnen ist / der will erfrieren. Weret ihr nicht am Hoff / so hett ihr keine ruhe / biß ihr dran kaemet / jetzo da ihr dran seyd / habt ihr keine ruhe / biß ihr darvon kompt. Das Hofleben, so Stabius, sey gleich einer Badstuben / da die / so darin seyn / herauß / vnd die hienauß seyn / hinein eilen 137. Damit wendet sich Stabius im Grunde wie die Hofkritik auch gegen den Mißbrauch von Vertrauen und plädiert für eine loyale Einstellung gegenüber dem Herrn. Ulrich von Hutten 138 schließ­lich bezieht in seiner Schrift „Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof “ deut­lich Stellung gegen das Hofleben, indem er seine Protagonisten Castus, der an den Hof möchte, und den Höfling Misaulus, der die höfische Binnensicht kommuniziert, über das Hofleben diskutieren läßt 139. Mit Misaulus gesprochen sollte man nach Hutten gar nicht erst an den Hof gehen, denn ehr­liche, vertrauenstiftende Offenheit gebe es unter den Höflingen nicht, ursäch­lich mit diesem Lobvers verbunden ist, Sebastian Brants Narrenschiff (1854), S. 173, was aber in der bei Joachim Knape wiedergegebenen Reihenfolge nicht stimmen kann. 133 Siehe Knape, Dichtung (1992), S. 186f. 134 Vgl. Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 122f. 135 Zu Zincgref u. a. Dünnhaupt, Art. „Julius Wilhelm Zincgref (1591 – 1635)“ (1993). 136 Zu Stabius oben S. 180 mit Anm. 448. 137 Zincgref, Teutscher Nation Klug-ausgesprochene Weisheit (1653), S. 196. 138 Zu Hutten nur Honemann, Ulrich von Hutten (1993). 139 Ed. Ulrich von Hutten, Schriften: Gespräche (1860), S. 43 – 74. Ed., Komm. und Übers. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), neuerdings Hofkritik (2012), S. 118 – 226.

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wie er Misaulus urteilen läßt, ihre Freund­lichkeit sei verlogen, ihre Freundschaftsbekenntnisse leeres Geschwätz und stets seien sie darauf bedacht, ihren Kollegen zu schaden. Auch sei der Hof keine Einrichtung, die sozialen Aufstieg ermög­liche. Zwar gebe es Aufsteiger, die schnell reich und mächtig würden, aber ebenso schnell wieder abstürzen, wenn es ihrem Herrn gefällt 140. Hutten vergleicht mit Misaulus das Leben am Hof mit einer gefähr­lichen Seefahrt. Darauf will Castus natür­lich wissen, warum Misaulus sich dennoch dazu veranlaßt sah, eine solche Seereise zu unternehmen. Er habe gedacht, antwortet jener, er könne an einem Hof reich werden, er habe geglaubt, politischen Einfluß zu haben 141. Aber der Hofdienst sei ohne Schmeichelei undenkbar, denn die Fürsten oderunt enim, ut vix aliud, veritatem. Nec opus est syncere apud hos vivere, aut recte, obsequenter volunt et blande. Deinde est parium invidia intra quam non admodum secure navigatur. Ac præsentius omnibus malum delationes, quarum cum impetu si impariter ­conflixeris, periculum est rerum simal ac vitæ. Porro caute omnino tractanda est eius, cui ser­ vis, quantumcunque iusta obiurgatio 142. Und auch Hutten weist den Fürsten die Verantwortung für die Auswahl ihrer Diener zu, indem er Misaulus sagen läßt: Porro stultissime delectum agunt principes eorum, quos in famulatum adsumunt 143. An Castus gerichtet fragt wiederum Misaulus, warum er so ehrfürchtig auf den vertrauten Umgang mit den Fürsten emporblicke: Quid principum familiaritatem suspicis igitur?144 Es entspinnt sich ein Gespräch, das in die Empfehlung mündet, Castus möge sich einer solch gefähr­lichen Seefahrt nicht anvertrauen: (Castus) Cum in mentem non venirent hæc, suspiciebam igitur? (Misaulus) At nunc sapis? (Castus) Tuo beneficio. (Misaulus) Quamobrem fortunatum te, qui alieno periculo caves, me infelicem, qui sic pereo. (Castus) Ni fallor, bona principum pars ea facit, quæ de Syracusano illo respondit Diogenes. Nam interrogatus, quomodo amicis uteretur Dionysius, ut vasculis inquit, dum plena evacuat, et abiicit vacua. (Misaulus) Sic est. Et iam prope arbitror, ut bene vacuum me eiiciat ille, quando quidem longius esse mihi a limine, quam solebam videor. Ac nisi me omnia fallunt, iam dudum illam exuo gratiam, quam diu serviendo aucupatus eram, et quod pœnitendum maxime est, optimam vitæ partem, et ætatis florem in aula perdidi inter sycophantas ac assentato­ res, interfastuosos congerrones, insidiosos convictores, inter magnificos Satrapas, regios canes et homines, quorum ne in cœna quidem laudandus sit aliquis, inter gloriosos milites ac illos, equites, qui sunt ipsi magis plerumque bestiæ, quam eæ quas equitant, 140 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 12. 141 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 12f. 142 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 76. 143 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 86. 144 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 94.

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atque adeo inter Centauros, inani spe, sine fructu, duris semper modis fatigatus, ac delassatus, dum virebant genua, dum Omnia erant integra. Qui si hodie abiiciar, ac aliquis roget, quonam pacto in aula consenuerim, quid aliud respondero, quam quod ille apud Senecam, iniurias patiendo, et gratias sæpe agendo? (Castus) Vicem tuam doleo, Misaule, quanquam desperandum non puto. Et forte tempus erit, cum lætius aliquid eveniet. (Misaulus) In illius hoc, Caste, genibus situm est. Qui quo­ modo aliquid daturus credetur, exhausto iam et inutili, cum omnia falso promiserit iuveni et valido? (Castus) Spes est hæc lubrica, quantum sapio. (Misaulus) Te moni­ tum igitur velim, ne tam periculosæ navigationi te committas 145. Bemerkenswert ist, daß Huttens eigene Situation die Worte des Stabius bestätigt. Aber Hutten sah auch, daß dem Hofdienst nicht auszuweichen war 146. Seit November 1515 wurde Hutten vom Mainzer Erzbischof Albrecht unterstützt, ab 1517 in der Stellung eines consiliarius 147. Für ein Lobgedicht auf seinen Herrn bekam er von diesem 200 Goldgulden 148. Seine Schrift ist 1518 entstanden 149, während er sich mit Albrecht in Augsburg aus Anlaß des Reichstages befand 150. In seiner Einleitung nennt er selbst seinen Traktat ein gefahrvolles Unternehmen und stellt die Frage, wie er, der doch soeben erst Höfling geworden sei, am Hof den Hof verunglimpfen könne 151. Er zieht sich dadurch aus der Affäre, daß er darauf hinweist, daß er einem ganz bestimmten Hof, näm­lich dem Mainzer Albrechts, angehöre, in qua ista facere licet, et quæ nisi talis esset, nos non caperet 152. Er sei dort, ubi non magnopere nostri nos status piget, sub illo scilicet, omnium, quos hæc natio habet principes, benignissimo huma nissimoque Alberto, Archiepiscopo, qui cum maximo virtutum omnium teneatur studio, et singularis probitati amicus sit, imprimis tamen bonarum literarum studia, eorumque assertores reverenter suspicit, et fovet liberaliter. Quis enim nunc recte per Germaniam eruditus est, quem ille non agnoscat. Aut a quo tali unquam salutatus est, quem non largo munificentiæ suæ imbre consperserit?153 Aus vertrauenstheoretischer Sicht sind diese Zeilen nichts

145 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 94, 96. 146 Vgl. Trillitzsch, Brief (1988), S. 221. 147 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 10. 148 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 10. 149 Zur Überlieferung Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S.  20 – 22. 150 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 10. 151 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 26, 27. 152 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 32, vgl. die Ausführungen ebd., S. 16 – 20. 153 Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 32.

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anderes als eine vertrauensbildende Maßnahme, damit der Diener das Vertrauen des Herrn nicht verliert. Dieses Vertrauen war für Hutten wichtig, weil ihm der Erzbischof die einzigartige Gelegenheit bot, sein Auskommen zu haben und sich gleichzeitig seinen humanistischen Interessen widmen zu können 154. Damit ist am Beispiel der Fürstenspiegel und der Hofkritik zu sehen, daß es in der Zeit ein durchaus ausgeprägtes Bewußtsein für Vertrauen und für notwendigerweise auf Vertrauen bezogene herrschaft­liche Zusammenhänge gab. Der Schwerpunkt der Schriften liegt auf der Warnung an den Herrn, daß dieses Vertrauen mißbraucht werden und wie er sich dagegen wappnen könnte. Damit wurde aber auch die Selbstverständ­lichkeit der Existenz vertrauter Herrschaftseziehungen formuliert, die selbst nicht hinterfragt wurden, denn, wie Luther selbst schrieb: Wer regirn sol, der mus leuten vertrawen, Was wolt er sonst machen inn seinem regiment?, um frei­lich sogleich zu warnen: Wer aber vertrawet, der ist gewis­lich betrogen 155.

154 Vgl. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof (2008), S. 19f.; siehe auch Kiesel, Untersuchungen (1979), S. 69f. 155 WA, Bd. 51: Auslegung des 101. Psalms (1534 – 1535), S. 197 – 264, hier S. 249. Siehe auch oben S. 154f.

Rien ne flatte plus notre orgueil que la confiance des grands, parce que nous la regardons comme un effet de notre mérite, sans considérer qu’elle ne vient le plus souvent que de vanité, ou d’impuissance de garder le secret (Rochefoucauld, Maximes, 1664*)

* Ed. Rochefoucauld, Maximes, Nr. 239. Auf diese Maxime machte mich Werner Paravicini aufmerksam.

G. Schluss

Das Vertrauen an sich, das einem anderen entgegengebracht wird, ist unsichtbar. Sichtbar wird Vertrauen erst dann, wenn es sich beweisen muß oder auf die Probe gestellt wird, wenn es hinterfragt wird, wenn es zurückgewiesen, enttäuscht, mißbraucht, gebrochen wird, wenn Mißtrauen geäußert wird, wenn es gebraucht wird, wenn es instrumentalisiert wird. Vertrauen will bestätigt und belohnt, stets neu erarbeitet und aktualisiert werden. Aufgabe dieser Arbeit war es, den Spuren des Vertrauens, das es in diesen Momenten hinterläßt, hinsicht­lich der Frage, ob Nahbeziehungen bei Hof Manifes­ tationen des Vertrauens sind, nachzuspüren. Diese Frage kann positiv beantwortet werden, auch wenn ein wesent­liches Ergebnis dieser Arbeit die Markierung von Defiziten ist. Diese Defizite bestehen in der Forschung und in der Aufarbeitung der Überlieferung hinsicht­lich sozialgeschicht­licher, personenorientierter biographischer und prosopographischer Arbeiten, was die höfische(n) Gesellschaft(en) des Reiches, weitergehend auch ihre Verzahnungen untereinander nicht nur auf der fürst­lichen Ebene im Rahmen des Beobachtungszeitraumes angeht. Es verwundert zudem, daß Vertrauen als eines der fundamentalen Prinzipien mensch­ lichen Miteinanders bislang kaum in das Blickfeld der Geschichtswissenschaften geraten ist und daß vielversprechende Ansätze nicht systematisch weitergeführt wurden. Vertrauen ist bislang ganz anders als in den Sozialwissenschaften keine Kategorie der historischen Forschung geworden. In der vorliegenden Untersuchung ist dieses vernachlässigte Forschungsfeld frei­lich nur am Beispiel der interpersonalen Vertrauensbeziehungen in den stratifizierten Gesellschaften am Ende des Mittelalters und in der beginnenden Frühen Neuzeit, wie sie insbesondere an den Höfen bestanden, exemplarisch bearbeitet worden. Ausgangspunkt war die Beobachtung, daß Beziehungen ungewöhn­ licher Intensität zwischen Herren und Dienern bestanden, die nicht mit Patronage, Klientelismus, Freundschaft oder Gunst erklärt werden konnten. Dabei galt die Aufmerksamkeit gezielt ausschließ­lich den Zeichen des Vertrauens und den Äußerungen über Vertrauen, wie oben ausführ­lich dargestellt, um einen differenzierten Vertrauensbegriff zu gewinnen und insbesondere die Figur des Vertrauten einzuführen. Vertrauen allein machte frei­lich noch keinen Vertrauten, weshalb es ein Anliegen dieser Arbeit war, diese Figur hinsicht­lich ihrer Beziehung zum Herrn in spezifischer Weise zu profilieren. Die Schwierigkeit bestand darin, daß die Überlieferung kein sortiertes Quellenmaterial anbietet, auf das Zugriff genommen werden konnte,

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Schluss

was wiederum das Problem der Sichtbarmachung von Vertrauen anspricht. Es gibt schlecht, kaum und gut belegte und erforschte Vertrauensbeziehungen, was die vorliegende Arbeit zum einen erschwerte, wovon sie zum anderen aber nachhaltig profitierte, weil zahlreiche Vertraute forschungsshalber durchaus erkannt wurden, ohne daß dies im einzelnen Fall je beabsichtigt oder formuliertes Forschungsziel gewesen wäre. Die vorgelegten Ergebnisse beruhen vor allem auf den gut belegten und erforschten Beziehungen der Diener zum Herrn in Form von biographischen Untersuchungen zu den Vertrauenspartnern. Diese Beziehungen konnten natür­ lich nicht losgelöst von ihrer jeweiligen sozialen und historischen Umwelt betrachtet werden, weshalb sich Vertrauensbeziehungen vor allem auf dieser Grundlage erschlossen, denn von besonderem Wert waren zeitgenössische Reaktionen. Im Ergebnis sind gestufte Vertrauensbeziehungen erkennbar, die unter anderem eine Unterscheidung in Vertrauensträger und Vertraute zulassen, erinnert sei an die Beispiele Schwarzenberg und Schönberg, wobei sich der Vertraute persön­ lichem interpersonalen Vertrauen, der Vertrauensträger ledig­lich interpersonalem Vertrauen verdankt, das kaum individuell geprägt ist. Dabei ist Vertrauen zum einen von funktional bedingter Verläß­lichkeit, zum anderen von Sympathie zu unterscheiden. Der einfache Diener mußte zwingend verläß­lich sein und konnte dem herrschaft­lichen Befehl und der herrschaft­lichen Anordnung unterworfen werden, der Vertraute hingegen besetzte eigenverantwort­lich herrschaft­liche Handlungsspielräume im Interesse des Herrn. Vertrauen machte mög­lich, was Befehl und Gehorsam nicht leisten konnten. Das Vertrauen des Herrn zu besitzen, bedeutete im Rahmen eines auf Herrn und Herrschaft orientierten Handelns Handlungsfreiheit und damit Entscheidungsfreiheit und führte zur entsprechenden Auszeichnung des Vertrauten. Anordnung, Befehl und Pf­licht erscheinen kaschiert als Wunsch oder Bitte oder wurden gar nicht artikuliert, die allgemeine Antwort des Vertrauten hieß stets Loyalität, Solidarität und Treue. Dabei mußte Vertrauen verdient werden, vor dem Vertrauen stand die Leistung, und erst dann konnte auch der Vertraute verdienen. So hat sich auch Gabriel Salamanca (gest. 1539), Generalschatzmeister und Hofkanzler unter Ferdinand, seinen Besitz nicht durch „blindes Vertrauen des Fürsten ersch­lichen, als vielmehr durch Kompetenz und Arbeitskraft […] erworben.“ 1 Derjenige, der eine Vertrauensbeziehung etablierte, war mithin stets der Herr, der diese Beziehung durch Zuwendungen und Belohnungen bestätigte, die Beziehung aber auch beenden konnte, indem er das Vertrauen entzog.

1 Noflatscher, Räte und Herrscher (1999), S. 317. Zu Salamanca v. a. Rill, Fürst und Hof (2003).

Schluss

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Daß ein zeitgenössischer Diskurs über Vertrauen bestand, der sich vor allem in den Fürstenspiegeln niederschlägt, ist bemerkenswert. Es wäre eine lohnende Aufgabe, die Fürstenspiegelliteratur nicht nur dieser Zeit hinsicht­lich dieses Diskurses zu untersuchen. Denn die in den Blick genommene Epoche bietet erste Anzeichen für einen Wandel in der Orientierung des Vertrauens, das beginnt, nicht mehr nahezu ausschließ­lich als Symptom von Personalbeziehungen in den vormodernvorstaat­lichen Anwesenheitsgesellschaften zu erscheinen, sondern sich als Struktur- und Systemvertrauen zunehmend auf Institutionen richtet wie das Haus als eine nicht mehr nur die Dynastie umfassende Ordnung. Dies wurde auch schon deut­lich bei den zahlreichen Auseinandersetzungen mit den Ständen, die nicht selten die herrschaft­lichen Vertrauensbeziehungen und damit die Vertrauensträger und insbesondere die Vertrauten in Frage stellten und somit mög­licherweise den Auftakt zur Entpersonalisierung von Herrschaft mitbestimmten. Der Vertraute oder Vertrauensträger wäre dann am Ende dieses Prozesses nicht mehr notwendiges Element personaler Herrschaft, weil er dem frühmodernen Staatsbildungsprozeß zum Opfer fiel und sich als Minister quasi selbst institutionalisierte, was ja tatsäch­lich der Fall war. Damit liegt im Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit eine wichtige Entwicklungsstufe jenes Prozesses, was letzten Endes auch erklären würde, warum der Vertraute als Günstling mißverstanden und abgewertet wurde und wird, weil er kein Element struktureller Staat­lichkeit mehr war. Eine solche Zuweisung würde den Stellenwert des Vertrauten als Bestandteil personaler Herrschaft allerdings verkennen. Vertraute und Vertrauensträger waren, wie gezeigt werden konnte, essentielle und existentiell wesent­liche Bestandteile dieser personal orientierten Herrschaften. Volker Seresse charakterisiert Vertrauen deshalb vollkommen richtig als „fürst­lich-ständische Norm, in der sich die konkreten, direkten und personalen Züge vormoderner Herrschaftsbeziehungen in besonderer Weise verdichteten.“ 2 Und noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts sollte mit Christian Thomasius gelten: Die Wahrheit zu bekennen; so haben hohe Personen die Freund­ schafft der Geringern nöthiger / als die Geringern / wenn sie mit ihrem Zustande vergnügt sind / der Höheren Freundschafft bedürffen. Denn Macht und Ansehen kann ohne Vereinigung vieler Leute nicht bestehen / und es ist handgreiff­lich / daß / wer sich wenig vornimmt / fremde Hülffe weniger brauche / als wer viel und grosse Dinge ausführen will 3. Thomasius sagt damit nichts anderes, als daß der Herr in den personal orientierten vormodern-vorstaat­lichen Anwesenheitsgesellschaften zwingend auf Vertrauensträger und Vertraute angewiesen war.

2 Seresse, Normen (2005), S. 148. 3 Ed. Christian Thomasius, Kurtzer Entwurff der Politischen Klugheit (2002), S. 147.

H. Anhang

I.

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

Bamberg, Staatsarchiv Rep. A 205 VI: Adelsurkunden Nr. 11565 Belehnung Markgraf Friedrichs von Brandenburg mit Schloß Schwarzenberg (4. Dez. 1511) Nr. 11567 Revers Johanns von Schwarzenberg über seine Bestallung durch Bischof Weigand von ­Redwitz zum Rat und Diener von Haus aus gegen jähr­lich 100 fl. (21. Sept. 1522) Rep. A 231-I: Rechnungen des Bamberger Hofkammerzahlamtes Nr. 1722 (1501)-1744 (1522/1523) Rep. B 22d: Bamberger Huldigungsakten Nr. 5 Huldigungsakten unter Bischof Georg III. Schenk von Limpurg (1505 – 1522), 1505 Neuverzeichnete Akten Nr. 297 Instruktion des Bischofs Georg Marschalk von Ebneth an seinen Hofmeister, 1504 Berlin, GStA – PK (Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz) XX. HA, Adelsarchiv 1143 Testament des Dietrich von Schönberg XX. HA, OBA – Ordensbriefarchiv 20475 Hans und Anton von Schönberg an Hochmeister betr. Eintritt ihres Bruders Dietrich in den Dienst des Hochmeisters (14. Mai 1515) 20598 Hans von Schönberg an Hochmeister. Übertritt aus dem Dienste des Herzogs Georg von Sachsen in den des Hochmeisters (14. Mai 1515) 20607 Hochmeister an Hans von Schönberg: abhanden gekommene Briefe; Eintritt des Hans und Dietrich von Schönberg in des Hochmeisters Dienst (10. Okt. 1515) 20631 Instruktion (10. Nov. 1515) 20680 Hochmeister an Anton und Hans von Schönberg betr. Aufnahme des Dietrich ihres Bruders in seine Dienste (1515) 20681 Bestallungsbrief für Dietrich von Schönberg (1515) 21069 Hochmeister an Dietrich von Schönberg (1. Nov. 1515) 21452 Dietrich von Schönberg an Hans von Schönberg: beiderseitige Geldangelegenheiten u. Aufträge des Hochmeisters an Hans (21. Juli 1517) 23228 Hochmeister an Dietrich von Schönberg (23. Feb.1520) 23368 Hochmeister an Dietrich von Schönberg (11. März 1520) 23728 Kfs. Joachim an Hochmeister: Uneinigkeit zwischen Wolf von Schönburg und Dietrich von Schönberg (21. Mai 1520) 23740 Dietrich von Schönberg an Hochmeister: Lage und Anfeindung seiner Person (23. Mai 1520) 23855 Dietrich von Schönberg an Hochmeister: Handlungsweise und Tätigkeit, Differenzen mit Wolf von Schönburg, seine Beiseiteschiebung durch den Großkomtur (Ende Juni 1520)

332 24025

Anhang

Dietrich von Schönberg an Hochmeister: Rechtfertigung gegen die Beschuldigungen, die gegen ihn in Preußen aufgekommen sind (18. Aug. 1520) 24026 Dietrich von Schönberg an Hochmeister: sendet Abrechnung über Einnahmen und Ausgaben im Auftrag und Interesse des Hochmeisters mit seinen Erläuterungen dazu (18. Aug. 1520) 24028 Dietrich von Schönberg an Georg Anger: die üblen Nachreden über ihn in Preußen (18. Aug. 1520) 24285 Hochmeister an Dietrich von Schönberg (29. Okt. 1520) 24311 Kurfürst Joachim an Dietrich von Schönberg (3. Nov. 1520) 24408 Dietrich von Schönberg an Hochmeister: will nicht zurück nach Preußen (5. Dez. 1520) 24476 Graf Wilhelm von Isenburg an Hochmeister: seine Werbungen für Preußen und deren Hintertreibung durch Dietrich von Schönberg (1520) 24535 Otto Borcke an Hochmeister (1520) 24797 Hochmeister an Dietrich von Schönberg (19. Apr. 1521) 25013 Hochmeister an Christian Gattenhofer (16. Aug. 1521) 25055 Dietrich von Schönberg an Hochmeister (8. Sept. 1521) 25099 Dietrich von Schönberg an die Landschaft in Preußen: Rechtfertigung seines Handelns (1. Okt. 1521) 25220 Astrologische Aufzeichnungen betr. Dietrich von Schönberg (1520/1521) 26236 Schreiben des Kanzlers Spielberger an den Hochmeister, u. a.: üble Stimmung gegen ­Dietrich von Schönberg in Preußen (9. Juli 1523) 26240 Dietrich von Schönberg an Hochmeister (10. Juli 1523) 26245 Dietrich von Schönberg an Hochmeister (11. Juli 1523) 26815 Schönberg erwähnt eine Augenerkrankung (3. Apr. 1524) 27063 Schönberg erwähnt seine Krankheit (11. Juli 1524) 27109 Forderung nach Entlassung Schönbergs aus Diensten des Hochmeisters (26. – 28. Juli 1524) 27228 Ratspf­licht des Eberhart von Reischach d. Ä. für den Hochmeister, geleistet in die Hand des Dietrich von Schönberg (17. Sept. 1524) 27380 Hochmeister an Dietrich von Schönberg: Tag zu Preßburg; Haltung des Deutschmeisters und dessen Vorwürfe wegen seiner evangelischen Gesinnung (Verheiratung, Ablegung der Ordenskleidung der Deutschen Herren); Briefe aus Rom und Aufforderung an Dietrich, dorthin zu gehen (4. Dez. 1524) 27553 Tod Dietrichs von Schönberg (24. März 1525) 27571 Tod Dietrichs von Schönberg (8. April 1525) 27582a Hans von Schönberg meldet den Tod seines Bruders (23. April 1525) XX. HA, OF – Ordensfolianten 43 S. 391f.: Reiserechnung Schönbergs, Abschrift aus OBA 24026 (18. Aug. 1520) 44 S. 263 – 266: Brief Schönbergs an Bernhard Engelhart (28. Aug. 1524) Dessau, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt GAR Neue Sachordnung Nr. 616a Johann Hornburg, Mitteilung an Georg von Sachsen-Anhalt (1. Okt. 1536)

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Geheimer Rat (Geheimes Archiv) Loc. 7343/7 Herzog Heinrich zu Sachsen Quittung von den Kammer Meister Nickel Thum, über zwei Jahresabrechnungen con Crucis 1531 bis 1533 Loc. 8030/03 Schriften der Herzogin von Rochlitz Loc. 8948/14 Summarische Beschreibung de anno 1531 – 1541 vel Erzbischoff Albrechts zu Maynz und Magdeburg Regierung […] Loc. 8948/19H Handel zwischen Hansen von Scheniz, dessen Freundschafft und den Cardinal und Erz Bischoff zu Magdeburg, et­licher entwandten Brieffe und Register halben, Ao.  1535 – 1538 Loc. 8948/20 Hansen Schenitz und seine Erben belangend, welchen Scheniz Chur Maynz unverschuldet hencken lassen, darüber Herr Doctor Luther sehr geeiffert […], 1534 – 1538 Halle, Stadtarchiv FA (Familienarchiv) 1452 Hans von Schönitz 2469 Albrecht von Brandenburg Hs. A I,5 Thomas Cresses Annalen, Bd. 5: 1500 – 1549 Hs. B II Bürger- und Ratsmatrikel Kiel, Universitätsbibliothek Ke 2045 [Christoff Rudolff ] Behend unnd hubsch Rechnung durch die kunstreichen regeln Algebre, so gemeinck­lich die Coss genennt werden […], Straßburg: Wolf Cephaleus, 1525, 208 Bll. Magdeburg, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt Rep. A 2: Erzstift Magdeburg (Innere Landesverwaltung) Nr. 68 Nr. 69 Nr. 190 Acta criminalia wider Hans von Schenitz wegen verübter grober Betrügereyen in Geschäften des Cardinals Erzbischof Albrecht 1534 – 1537 Rep. U 1 (Erzstift Magdeburg), A XXIV Nr. 2 Landtagsabschied von Calbe 1541 Rep. U 2 (Erzstift Magdeburg), XXX (Gericht­liche Verhandlungen 1258 – 1734) Nr. 23 Rechtsbrief der Schoppen zu Magdeburgk Nr. 24 Notariats-Instrument über die Aussage Hans Schenitzens, Bürger zu Halle, über die geschehene Amtsführung einiger von Kardinal Albrecht ihm aufgetragenen Geldgeschäfte, um deren […] er gefäng­lich eingezogen worden, 9. – 19. Juni 1535 Nr. 25 Notariatsinstrument, 21. Juni 1535

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Mannheim, Universitätsbibliothek Bambergische Halßgerichts vnd Recht­lich ordnung / iñ pein­lichen sachen zů volnfarn : allen Stetten […] Schöffen / vnd Richtern […] behülff­lich / darnach zů handeln […] gantz gleichförmig gemeynen geschriben Rechten &c. Darauß auch diß büchlein gezogen […] und verordnet ist, Bamberg: Hans Pfeil, 1507, 30 Bll. Digitalisat: >www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/bambi.html< [14.02.2011]. Conrad Heresbach, De Educandis Erudiendisque Principum Liberis, Reipublicae Gubernandae Destinatis, Deque Republica Christiane administranda Epitome : Libri Duo. Accessit Diarium, Seu Quotidianae preces hebdomadis accommodatae. Item Celeuma exhortatorium ad praeparationem Christiane moriendi. Cum indice novo […], Frankfurt am Main: Johannes Feyerabend, 1592, 351 S. Digitalisat: >www.uni-mannheim.de/mateo/camenahist/autoren/heresbach_hist.html< [23.11.2010] München, Bayerische Staaatsbibliothek: Münchener DigitalisierungsZentrum. Digitale Bibliothek Res/2 A.lat. b. 273 Beibd. 1 Der Teütsch Cicero, Augsburg: Heinrich Steyner 1534, 162 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/0002/bsb00029340/images/< [23.02.2011] Res/4 Germ.sp. 171 m Hoc In Volvmine Haec Continentvr Vlrichi Hvtteni Eqv. Super interfectione propinqui sui Ioannis Hutteni Equ. Deploratio, Mainz: Peter Schöffer, 1519, 106 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/0000/bsb00008243/images/< [23.02.2011] Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum Bestand Wolkenstein-Rodenegg K. 47 Zyprian von Serntein an Michael von Wolkenstein, Brügge, 22. Aug. 1521 Nürnberg, Staatsarchiv *1 Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek A 116 Quod. 2° [2] [Berthold Pürstinger] Onus ecclesiae, Köln: Quentel, 1531, 123 Bll. Digitalisat: >http://diglib.hab.de/drucke/116-quod-2f-2/start.htm< [18.10.2010]

* Schwarzenberg betreffende Abschriften aus deutschen Archiven, v. a. aus dem ehemaligen Nürnberger Kreisarchiv, befinden sich im Staat­lichen Regionalarchiv Třeboň, Zweigstelle Český Krumlov, Bestand FA Schwarzenberg-Hluboká, F. P. ü., Fasz. 278, vgl. Hlaváček, Zdeňka, Originalurkunden (1977), S. 30 – 35. Dieser Faszikel enthält unter dem Titel „Freiherr Johann der Starke und Tochter“ fast ausschließ­ lich Abschriften, Regesten und Auszüge aus Briefen und anderen Quellen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angefertigt wurden. Originale sind kaum enthalten, die allerdings auch nicht in Nürnberg vorhanden sind, freund­liche Auskunft von Archivdirektor Dr. Gerhard Rechter/Staatsarchiv Nürnberg. Eine – leider ergebnislose – Durchsicht des Bestandes in Český Krumlov mit Blick auf Aussagen zum Verhältnis Schwarzenbergs zu Bischof Georg III. Schenk von Limpurg besorgte für mich Dr. Josef ­Hrdlička/České Budějovice, dem ich dafür herz­lich danke.

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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P 264.4° Helmst. [14] Prognosticatio vnd Erklerung der grossen Wesserung: Auch anderer erschrocken­lichen würchungen/ so sich begebe~ nach Christi vnsers lieben hern geburt funfftzehenhundert vñ. xxiiij. iar / Durch mich Magistru~ Johannem Carion võ Bu~etikaym Churfurst­licher gnaden zu Brandenburg Astronomu~ mit fleissiger arbeit zusamengebracht […], Leipzig: Wolffgang Stöckel, 1522, 8 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00029063/image_1< [23.09.2010] Yt 2 Helmst. 4° [11] Wahrhafftiger gegrüntter kegenbericht der Magdeburgischen Stadthalters und heimverordneten Rethe wider Anthoni Schenitz jüngst zu Wittemberg ausgangen Schandtbuch […], Magdeburg [ohne Druckernennung], 1538, 46 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00024231/images/< [09.03.2010] Yt 2 Helmst. 4° [12] Anthonij Schenitz Notwehre / auff das ertichte Buch / vnter Graff Philipsen von Mansfelt Stathalters / vnd beider Stiffte Magdeburg vnd Halberstad HofRhete namen / ausgegangen, Wittenberg: Hans Lufft, 1539, 46 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00024229/images/< [09.03.2010] Yv 235 Helmst. 8° [1] Warhafftiger bericht Anthonii Schenitz wie sich die sachen zwisschen dem Cardinal von Meintz […] und seinem Bruder Hansen Schenitz zugetragen und er vom Cardinal on Recht getödtet und seine Güter mit gewalt eingezogen und zur unbilligkeit gehemmet werden […], Wittenberg: Hans Lufft, 1538, 32 Bll. Digitalisat: >http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0002/bsb00028169/images/< [09.03.2010] *** Actenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I., hg. von Joseph Chmel, Wien 1854 (Monumenta Habsburgica: Sammlung von Actenstücken und Briefen zur Geschichte des Hauses Habsburg in dem Zeitraume von 1473 bis 1576, Abt. 1: Das Zeitalter Maximilian’s I., 1). Akten der Ständetage Preußens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, hg. von Max Töppen, Bd. 3: Januar 1447-Juli 1453, Leipzig 1882. Bd. 5: 1458 – 1525, Leipzig 1886, ND Aalen 1974. Leon Battista Alberti, Vom Hauswesen (Della Famiglia). Übers. von Walther Kraus, eingel. von Fritz Schalk, München 1986. Die Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts. Prosopographie wirtschaft­licher und politischer Führungsgruppen 1500 – 1620, hg. von Wolfgang Reinhard, Berlin 1996. Die bayerische Primogeniturordnung von 1506, eingeleitet und kommentiert von Barbara Gebert, München 2002 (Quellentexte zur bayerischen Geschichte, 2). Pietro Bembo, Istoria Veneziana. Tradotta in Lingua Italiana. Aggiuntavi la Vita dell’ Autore, la Cronologia esatta nel margine, e indici copiosi, Bd. 3, Venedig 1747. Biblia / das ist / die gantze Heilige Schrifft Deudsch. Mrt. Luth. Wittemberg. Begnadet mit Kürfurst­ licher zu Sachsen freiheit, Wittenberg: Hans Lufft, 1534. Vollst. ND Köln u. a. 2002. Sebastian Brant, Das Narrenschiff. Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben, hg. von Manfred Lemmer, 4., erw. Aufl., Tübingen 2004 (Neudrucke deutscher Literaturwerke. NF, 5).

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Anhang

Sebastian Brants Narrenschiff, hg. von Friedrich Zarncke, photomechanischer ND der Ausg. Leipzig 1854, Hildesheim 1961. Der Briefwechsel des Eneas Silvius Piccolomini, hg. von Rudolf Wolkan, Abt. 1: Briefe aus der Laienzeit (1431 – 1445), Wien 1909 (Fontes Rerum Austriacarum. Abt. 2: Diplomataria et Acta, 61). Briefwechsel Landgraf Philipps des Grossmüthigen von Hessen mit Bucer, hg. von Max Lenz, Tl. 1, Leipzig 1880 (Publikationen aus den Preuss. Staatsarchiven, 5). Tl. 3, Leipzig 1891 (Publikationen aus den Preuss. Staatsarchiven, 47). Das Buch der hundert Kapitel und der vierzig Statuten des sogenannten oberrheinischen Revolutionärs. Edition und text­liche Bearbeitung von Annelore Franke. Historische Analyse von Gerhard Zschäbitz, Berlin 1967 (Leipziger Übersetzungen und Abhandlungen zum Mittelalter. Reihe A, 4). Johannes Bugenhagen, Pomerania. Faksimiledruck und Übersetzung derr Handschrift von 1517/18, hg. von der Arbeitsgemeinschaft für pommersche Kirchengeschichte e. V. durch Norbert Buske, übers. von Lore Poelchau unter Mitwirkung von Boris Dunsch und Gottfried Naumann, mit Anmerkungen versehen durch Sabine Bock, Boris Dunsch und Dirk Schleinert sowie einer Einführung von Volker Gummelt, Schwerin 2009. Die Carolina und ihre Vorgängerinnen. Bd. 2: Die Bambergische Halsgerichtsordnung. Unter Heranziehung der revidierten Fassung von 1580 und der brandenburgischen Halsgerichtsordnung zusammen mit dem sogenannten Correctorium, einer romanistischen Glosse und einer Probe der niederdeutschen Übersetzung, hg. von Josef Kohler und Willy Scheel, Halle an der Saale, 1902, ND Aalen 1968. CDS II, 12,1: Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae. Zweiter Haupttheil, Bd. 12,1: Urkundenbuch der Stadt Freiberg, hg. von Hubert Ermisch, Leipzig 1883. Die Chronik von Clemens Sender von den ältesten Zeiten der Stadt bis zum Jahre 1536, in: Die Chroniken der schwäbischen Städte: Augsburg, Bd. 4, Leipzig 1894 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 23), S. 1 – 404. Chronik von Hector Mü­lich 1348 – 1487, in: Die Chroniken der schwäbischen Städte: Augsburg, Bd. 3, Leipzig 1892 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 22). Chroniques de Jean Molinet, ed. Georges Doutrepont und Omer Jodogne, 3 Bde., Brüssel 1935 – 1937. Johannes Cuspinian’s Tagebuch, 1502 – 1527, in: Johannes Tichtels Tagebuch; Sigmunds von Herberstein Selbstbiographie; Johannes Cuspinians Tagebuch; Georg Kirchmair’s Denkwürdigkeiten, hg. von Theodor Georg von Karajan, unveränd. ND der Ausg. Wien 1844, Graz 1969 (Fontes rerum Austriacarum. Scriptores, 1), S. 397 – 416. Degering, Hermann: Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek, Bd. 1: Die Handschriften im Folioformat, Leipzig 1925, unveränd. ND Graz 1970. Georg Demer, Ulrich Walther, Wilhelm Rem, Fortsetzungen der Chronik des Hector Mü­lich, in: Die Chroniken der schwäbischen Städte: Augsburg, Bd. 4, Leipzig 1894 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 23), S. 405 – 470. Denkwürdigkeiten des Hallischen Rathsmeisters Spittendorff, bearb. von Julius Opel, Halle 1880 (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Geschicht­liche Vereine der Provinz Sachsen, 11). Deutsche Chroniken, hg. von Hermann Maschek, Bd. 5: Sonderausg., unveränd. reprograf. ND der Ausg. Leipzig 1936, Darmstadt 1964 (Deutsche Literatur, 12: Realistik des Spätmittelalters, 5).

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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Deutsche Privatbriefe des Mittelalters, hg. von Georg Steinhausen, Bd. 1: Fürsten und Magnaten, Edle und Ritter, Berlin 1899 (Denkmäler der deutschen Kulturgeschichte. Abt. 1: Briefe, 1). Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, 16 Bde. in 32 Teilbänden, Leipzig 1854 – 1960. Dokumente zur Causa Lutheri (1517 – 1521), hg. und komm. von Peter Fabisch und Erwin Iserloh, 2 Bde., Münster 1988 (Corpus catholicorum, 41, 42). Einhardi Vita Karoli Magni, hg. von Oswald Holder-Egger, 6. ND der Ausg. Hannover 1911, Hannover 1965 (Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, 25). Emminghaus, Gustav: Die Hofraths-Ordnung des Kurfürsten Friedrich des Weisen und Herzogs Johanns von Sachsen von 1499, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 2 (1855/1857) S. 97 – 106. Erasmus von Rotterdam, Fürstenerziehung. Institutio principis christiani. Die Erziehung eines christ­ lichen Fürsten. Einführung, Übersetzung und Bearbeitung von Anton J. Gail, Paderborn 1968. Erfahrungsbericht der vom Regensburger Rat ausgesandten Boten, die beauftragt waren, die Rechtfertigungsschrift bezüg­lich des Anschlusses der Stadt an Hg. Albrecht von Bayern überall im Reich zu publizieren (Mitte Nov. 1486), in: RTA MR I, Nr. 601, S. 614 – 618. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Aufl., durchges. und erg. von Wolfgang Pfeifer, Berlin 1993. Europäische Briefe im Reformationszeitalter. Zweihundert Briefe an Markgraf Albrecht von BrandenburgAnsbach, Herzog in Preußen, ausgew. und hg. von Walther Hubatsch, Kitzingen 1949. Europäische Reiseberichte des späten Mittelalters. Eine analytische Bibliographie, hg. von Werner Paravicini, Tl. 1: Deutsche Reiseberichte, bearb. von Christian Halm, Frankfurt am Main u. a. 1994 (Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters, 5). 2., durchgesehene und um einen Nachtrag ergänzte Aufl., Frankfurt am Main u. a. 2001. ­Ludwig von Eyb der Ältere (1417 – 1502), Schriften. Denkwürdigkeiten – Gültbuch – Briefe an Kurfürst Albrecht Achilles 1473/74 – Mein Buch, hg. von Matthias Thumser, Neustadt an der Aisch 2002 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 1: Fränkische Chroniken, 6). Fellner, Thomas, Kretschmayr, Heinrich: Die österreichische Zentralverwaltung, Abt. 1: Von Maximilian I. bis zur Vereinigung der österreichischen und böhmischen Hofkanzlei (1749), Bd. 2: Aktenstücke 1491 – 1681, Wien 1907 (ND 1970) (Veröffent­lichungen der Kommission für Neuere Geschichte, 6). Ein Fürstenspiegel. Denkwürdigkeiten des Pfalzgrafen-Kurfürsten Friedrich II. beim Rhein. Nach der lateinischen Urschrift und alten deutschen Uebersetzung neu hg. von Eduard von Bülow, 2 Bde., Breslau 1849. Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters, ausgew., übers. und komm. von Hans Hubert Anton, Darmstadt 2006 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 45). Grote, Hermann: Stammtafeln. Mit Anhang: Calendarium medii aevi, Leipzig 1877 (Reprint Leipzig 1994). Joseph Grünpeck, Die Geschichte Friedrichs III und Maximilians I, übers. von Theodor Ilgen, Leipzig 1891 (Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, [11]; Fünfzehntes Jahrhundert, 3). Joseph Grünpeck, Historia Friderici III. et Maximiliani I., ed. Joseph Chmel, in: Der österreichische Geschichtsforscher 1 (1838) S. 64 – 97.

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Anhang

Die Hauschronik Konrad Pellikans von Rufach. Ein Lebensbild aus der Reformationszeit. Deutsch von Theodor Vulpinus, Straßburg 1892. Heeresmatrikel von 1422 = Gesetz betr. die Stellung von Kontingenten zum täg­lichen Krieg in Böhmen, in: Deutsche Reichstagsakten. Ältere Reihe, Bd. 8: Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Sigmund, Abt. 2: 1421 – 1426, hg. von Dietrich Kerler, Gotha 1883, Nr. 145. Georg Helts Briefwechsel, hg. von Otto Clemen, Leipzig 1907 (Archiv für Reformationsgeschichte. Texte und Untersuchungen. Ergänzungsband 2). Sigmunds von Herberstein Selbstbiographie, 1486 – 1553, in: Johannes Tichtels Tagebuch; Sigmunds von Herberstein Selbstbiographie; Johannes Cuspinians Tagebuch; Georg Kirchmair’s Denkwürdigkeiten, hg. von Theodor Georg von Karajan, unveränd. ND der Ausg. Wien 1844, Graz 1969 (Fontes rerum Austriacarum. Scriptores, 1), S. 67 – 396. Hlaváček, Ivan, Zdeňka, Hledíková: Nichtbohemikale mittelalter­liche Originalurkunden in den böhmischen Ländern, Köln u. a. 1977 (Archiv und Wissenschaft. NF, 1). Thomas Hobbes, Leviathan, or, The matter, forme, and power of a common wealth, ecclesiasticall and civil, London 1651. – Thomas Hobbes, Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines bürger­lichen und kirch­lichen Staates, hg. von Wolfgang Kersting, Berlin 1996 (Klassiker auslegen, 5). Hofkritik im ­licht humanistischer Lebens- und Bildungsideale, ed. et transl. textum paraverunt Klaus Schreiner und Ernst Wenzel, Leiden 2012 (Mittellateinische Studien und Texte, 44). Hohenemser, Paul: Flugschriftensammlung Gustav Freytag, reprograph. ND der Ausg. Frankfurt am Main 1925, Hildesheim 1966. Ulrich von Hutten, Eines deutschen Ritters Dialog über den Hof, hg. von Rainer A. Müller und Klaus Schreiner. Übers. von Ernst Wenzel, Kiel 2008 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission. Sonderheft 10). Ulrich von Hutten, Schriften, hg. von Eduard Böcking, Bd. 1: Briefe von 1506 bis 1520, Leipzig 1859. Bd. 4: Gespräche, Leipzig 1860. Bd. 5: Reden und Lehrschriften, Leipzig 1861. Ulrich von Hutten, Die Schule des Tyrannen. Lateinische Schriften, hg. von Martin Treu, Darmstadt 1997. Andreas Gerhard Hyperius, Briefe 1530 – 1563, hg., übers. und komm. von Gerhard Krause, Tübingen 1981 (Beiträge zur historischen Theologie, 64). Die Inschriften des ehemaligen Landkreises Mergentheim, gesammelt und bearbeitet von Harald Drös, Wiesbaden 2002 (Die deutschen Inschriften, 54: Heidelberger Reihe, 14). Des Thomas Kantzow Chronik von Pommern in hochdeutscher Mundart, hg. von Georg Gaebel, Bd. 1, letzte Bearbeitung, Stettin 1897. Kaunzner, Wolfgang, Röttel, Karl: Christoff Rudolff aus Jauer in Schlesien. Zum 500. Geburtstag eines bedeutenden Cossisten und Arithmetikers, der aus diesem seinerzeit hoheit­lich zur Krone von Böhmen gehörenden Landesteil stammt, Eichstätt 2006. Georg Kirchmair’s Denkwürdigkeiten seiner Zeit, 1519 – 1553, in: Johannes Tichtels Tagebuch; Sigmunds von Herberstein Selbstbiographie; Johannes Cuspinians Tagebuch; Georg Kirchmair’s Denkwürdigkeiten, hg. von Theodor Georg von Karajan, unveränd. ND der Ausg. Wien 1844, Graz 1969 (Fontes rerum Austriacarum. Scriptores, 1), S. 417 – 534. Kleinere Quellen zur Geschichte Österreichs, hg. von Theodor Georg von Karajan, Wien 1859. Krünitz, Johann Georg: Oeconomische Encyclopaedie oder Allgemeines System der Land-, Haus- und Staats-Wirthschaft, in alphabetischer Ordnung, 242 Bde., Berlin 1773 – 1858.

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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Georg Lauterbeck, Regentenbuch, ND der Ausg. Frankfurt am Main: Willers, 1600, mit einem Vorwort hg. von Michael Philipp, Hildesheim u. a. 1997. Kilian Leibs Briefwechsel und Diarien, hg. von Joseph Schlecht, Münster 1909 (Reformationsgeschicht­ liche Studien und Texte, 7). Das Lob der Thorheit (Ecomion Moriae) aus dem Lateinischen des Erasmus von Rotterdam verteutscht von Sebastian Frank. Bevorwortet und mit Anmerkungen versehen von Ernst Goetzinger, Leipzig 1884. Martin Luther, Wider den Bischoff zu Magdeburg Albrecht Cardinal. Wittenberg: Hans Lufft 1539, 36 Bll. [Ed. WA, Bd. 50, S. 395 – 431]. Martin Luther, Wider Hans Worst, Wittenberg: Hans Lufft 1541, 36 Bll. [Ed. WA, Bd. 51, S. 469 – 572]. Niccolò Machiavelli, Il Principe. Der Fürst, ital./dt., übers. und hg. von Philipp Rippel, Stuttgart 1986. Walter Map, De nugis curialium. Courtiers’ trifels, ed. und übers. von Montague Rhodes James, überarbeitet von C. N. L. Brooke und R. A. B. Mynors, Oxford 1983 (Oxford Medieval Texts). Gualteri Mapes, De nugis curialium distinctiones quinque, ed. Thomas Wright, London 1850. Nikolaus Marschalcks Ein Austzog der Mecklenburgischen Chronicken – die erste gedruckte mecklenburgische Chronik auf deutsch, hg. von Andreas Röpcke, in: Mecklenburgische Jahrbücher 115 (2000) S.  43 – 72. Maximilians I. vertrau­licher Briefwechsel mit Sigmund Prüschenk Freiherrn zu Stettenberg. Nebst einer Anzahl zeitgenössischer das Leben am Hofe beleuchtender Briefe hg. von Victor von Kraus, Innsbruck 1875. Meineke, Eckhard: Einführung in das Althochdeutsche. Unter Mitarb. von Judith Schwerdt, Paderborn u. a. 2001. Philipp Melanchthon, Heubtartikel Christ­licher Lere. Melanchthons deutsche Fassung seiner Loco T­heologici, nach dem Autograph und dem Originaldruck von 1553 hg. von Ralf Jenett und Johannes Schilling, Leipzig 2002. Meretz, Wolfgang: Standortnachweise der Drucke und Autographen von Heinrich Schreyber (= Grammateus, vor 1496 bis 1525), Christoff Rudolff (1500? bis 1545?) und Michael Stifel (1487? bis 1567), in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 16 (1976) Sp. 319 – 338. Moser, Heinz: Die Urkunden der Pfarre Hall in Tirol 1281 – 1780, Innsbruck 1998 (Tiroler Geschichtsquellen, 39). Das Narrenschiff von Sebastian Brant, nebst dessen Freiheitstafel hg. von Adam Walther Strobel, Quedlinburg u. a. 1839. Levold von Northof, Die Chronik der Grafen von der Mark, hg. von Fritz Zschaeck, Berlin 1929 (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores. NS, 6). Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Actenstücken. Abt. 1: 1533 – 1559, Bd. 10: Legation des Kardinals Sfondrato 1547 – 1548, bearb. von Walter Friedensburg, Gotha 1907, unveränd. ND Frankfurt am Main 1968. Der Oberrheinische Revolutionär. Das buchli der hundert capiteln, hg. von Klaus H. Lauterbach, Hannover 2009 (Monumenta Germaniae Historica. Staatschriften des späteren Mittelalters, 7). Melchior von Osse, Ein undertheniges bedencken, welcher gestalt ein christ­liche oberkeit insgemein in irem regiment mit Gottes hilf ein gottselige weiß­liche vernünftige und rechtmäßige iustitien halten kann, ed. Schriften Dr. Melchiors von Osse. Mit einem Lebensabriß und einem Anhange von Briefen und Akten, hg. von Owald Artur Hecker, Leipzig u. a. 1922, S. 270 – 475.

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Anhang

Die pein­liche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. und des Heiligen Römischen Reichs von 1532 (Carolina), hg. und erl. von Friedrich-Christian Schroeder, Stuttgart 2000. Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfürsten Moritz von Sachsen. Bd. 1: Bis zum Ende des Jahres 1543, hg. von Erich Brandenburg, Leipzig 1900 (Schriften der König­lich Sächsischen Kommission für Geschichte, 4). Bd. 2: Bis zum Ende des Jahres 1546, hg. von Erich Brandenburg, Leipzig 1904 (Schriften der Königl. Sächsischen Kommission für Geschichte, 9). Bd. 3: 1. Januar 1547 – 25. Mai 1548, bearb. von Johannes Herrmann und Günther Wartenberg, Berlin 1978 (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-Historische Klasse, 68,3). Bd. 4: 26. Mai 1548 – 8. Januar 1551, bearb. von Johannes Herrmann und Günther Wartenberg, Berlin 1992 (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. PhilologischHistorische Klasse, 72). Bd. 5: 9. Januar 1551 – 1. Mai 1552, bearb. von Johannes Herrmann und Günther Wartenberg, Berlin 1998. Bd. 6: 2. Mai 1552 – 11. Juli 1553. Mit ergänzenden Dokumenten zum Tod des Kurfürsten, bearb. von Johannes Herrmann und Günther Wartenberg, Berlin 2006. Politisches Archiv des Landgrafen Philipp des Großmütigen von Hessen. Inventar der Bestände, hg. von Friedrich Küch, Bd. 1: Landgräf­liche Personalien. Allgemeine Abteilung, Leipzig 1904 (Publicationen aus den König­lich Preussischen Staatsarchiven, 78). PrUB – Preußisches Urkundenbuch: Das virtuelle Preußische Urkundenbuch. Regesten und Texte zur Geschichte Preußens und des Deutschen Ordens. Ein Projekt der Arbeitsstelle für die digitale Edition mittelalter­licher Quellen des Zentrums „Geisteswissenschaften in der digitalen Welt“ an der Universität Hamburg. © Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999 – 2010). Digitalisat: >http://www1.uni-hamburg.de/Landesforschung/orden.html< [23.01.2011]. Quellen zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit. Mit einer Einleitung von Hermann Wiesflecker hg. von Inge Wiesflecker-Friedhuber, Darmstadt 1996 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, 14). Quellen zum Verfassungsorganismus des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation. 1495 – 1815, hg. und eingel. von Hanns Hubert Hofmann, 1. Aufl., Darmstadt 1976 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, 13). Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, bearb. von Karl Zeumer, Tl. 2: Von Maximilian I. bis 1806, 2. Aufl., Tübingen 1913 (Quellensammlungen zum Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht, 2). Heinrich Rantzau, Catalogus, imperatorum, regum, ac virorum illustrium, qui artem astrologicam amarunt, ornârunt & exercuerunt […], Leipzig: Henning Grosse, 1584. Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV. Romanorum Regis (Imperatoris III.). Auszug aus den im K. K. Geheimen Haus-, Hof- und Staats-Archive zu Wien sich befindenden Reichsregistraturbüchern vom Jahre 1440 – 1493, nebst Auszügen aus Original-Urkunden, Manuskripten und Büchern, hg. von Joseph Chmel, unveränd. reprograph. ND der Ausg. Wien 1838 – 1840, Hildesheim 1962. Regesta historico-diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicorum 1198 – 1525, hg. von Walther Hubatsch. Bearb. unter Mitw. zahlr. anderer von Erich Joachim. Pars 1: Index tabularii Ordinis S. Mariae Theutonicorum. Regesten zum Ordensbriefarchiv, Bd. 3: Vol. 3: 1511 – 1525, Göttingen 1950. RI XIV: Regesta Imperii XIV – Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493 – 1519. Bd. 1, Tl. 1 – 2: 1493 – 1495, bearb. von Hermann Wiesflecker, Köln u. a.  1990 – 1993; Bd.  2: 1496 – 1498, Tl. 1 – 2, bearb. von Hermann Wiesflecker und Manfred Hollegger, Köln u. a. 1993; Bd. 3: 1499 – 1501, Tl.  1 – 2, bearb. von Hermann Wiesflecker, Christa Beer u. a., Köln u. a. 1996 – 1998;

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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Bd. 4, Tl. 1 – 2: 1502 – 1504, bearb. von Hermann Wiesflecker, Inge Wiesflecker-Friedhuber, Manfred Hollegger, Christa Beer u. a., Köln u. a. 2002 – 2004. Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg, bearb. von Erich Freiherr von Guttenberg, Würzburg 1963 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe 6: Regesten fränkischer Bistümer, 2). Regg. F. III.: Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440 – 1493). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. Heft 4: Die Urkunden und Briefe aus dem Stadtarchiv Frankfurt am Main, bearb. von Paul-Joachim Heinig, Wien u. a. 1986. Heft 7: Die Urkunden und Briefe aus den Archiven und Bibliotheken des Regierungsbezirks Köln, bearb. von Thomas R. Kraus, Wien u. a. 1990. Reichsmatrikel von 1521, in: RTA JR II, Nr. 56. RTA JR I, II: Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe: Deutsche Reichstagsakten unter Karl V., Bd. I, bearb. von August Kluckhohn, Göttingen 1893, Bd. II, bearb. von Adolf Wrede, Göttingen 1896. RTA MR I-VIII: Deutsche Reichstagsakten. Mittlere Reihe: Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I. (1486 – 1518). Bd. I: Reichstag zu Frankfurt, bearb. von Heinz Angermeier und Reinhard Seyboth, 2 Tle., Göttingen 1989; Bd. II: Reichstag zu Nürnberg 1487, bearb. von Reinhard Seyboth, 2 Tle., Göttingen 2001; Bd. III: 1488 – 1490, bearb. von Ernst Bock, 2 Tle., Göttingen 1972 – 1973; Bd. IV: Reichsversammlungen 1491 – 1493, bearb. von Reinhard Seyboth, 2 Tle., München 2008; Bd. V: Reichstag von Worms 1495, bearb. von Heinz Angermeier, Bd. 1: Akten, Urkunden und Korrespondenzen, 2 Tle., Bd. 2: Berichte und Instruktionen, Göttingen 1981; Bd. VI: Reichstage von Lindau, Worms und Freiburg 1496 – 1498, bearb. von Heinz Gollwitzer, Göttingen 1979; [Bd. VII noch nicht erschienen]; Bd. VIII: Der Reichstag zu Köln 1505, bearb. von Dietmar Heil, 2 Tle., München 2008. Relationen venetianischer Botschafter über Deutschland und Österreich im 16. Jahrhundert, hg. von Joseph Fiedler, Wien 1870 (Fontes rerum Austriacarum. Abt. 2: Diplomataria et acta, 30). Wilhelm Rem, Cronica newer geschichten, 1512 – 1527, in: Die Chroniken der schwäbischen Städte: Augsburg, Bd. 5, Leipzig 1896 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 25), S.  1 – 265. Renaissance, Glaubenskämpfe, Absolutismus, bearb. von Fritz Dickmann, München 1966 (Geschichte in Quellen, 3). [Rochefoucauld, Maximes] François de La Rochefoucauld, Maximes suivies des Réflexions diverses, du Portrait de La Rochefoucauld par lui-même et des Remarques de Christine de Suède sur les Maximes. Texte établi avec introduction, chronologie, bibliographie, notices, notes, documents sur la genèse du texte, tableau de concordance, glossaire et index par Jacques Truchet, Paris 1967. Rübsam, Joseph: Die Chronik des Apollo von Vilbel, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde 24 (1889) S. 196 – 266. Schön, Theodor: Geschichte des Fürst­lichen und Gräf­lichen Gesammthauses Schönburg. Urkundenbuch der Herren von Schönburg, Bd. 5: (1513 – 1529). Die Zeit der gemeinschaft­lichen Regierung der Gebrüder Herrn Wolf I. und Herrn Ernst II. von Schönburg, Stuttgart 1903. Scriptores rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit, Bd. 5, hg. von Theodor Hirsch, Leipzig 1874. Bd. 6, bearb. von Udo Arnold, Frankfurt am Main 1968. Siebmacher’s Wappenbuch, Bd. VI, 6. Abt.: Der abgestorbene Adel der Provinz Sachsen (ausschließ­lich der Altmark), bearb. von Georg Adalbert Mülverstedt, ill. von Adolf Matthias Hildebrandt,

342

Anhang

Nürnberg 1844, ND Neustadt an der Aisch ( J. Siebmacher’s Großes Wappenbuch, 21: Die Wappen des sächsischen Adels). Georg Spalatin, Friedrichs des Weisen Leben und Zeitgeschichte. Aus den Originalhandschriften von Christian Gotthold Neudecker und L ­ udwig Preller, Jena 1851 (Georg Spalatin’s historischer Nachlaß und Briefe, 1). Georg Lorentz von Spattenbach, Politische Philosophie / Welche Von denen fürnemsten Arcanis der allgemeinen Policey tractirt / dieselbe mit allerhand politischen Discursen erleutert / und mit unterschied­ lichen schönen Historien bekräfftiget / nicht weniger auch heutiger Statisten subtile und macchiavellische Griff an das helle Tag­licht stellet, Salzburg: Johann Baptist Mayr, 1668, 11 Bll., 264 S. Die Staatsvertraege des Deutschen Ordens in Preussen im 15. Jahrhundert, hg. von Erich Weise, Bd. 2: 1438 – 1467, Königsberg u. a. 1955, Nr. 403: S. 262 – 288: II. Thorner Friede. A. Hauptvertrag (19. Okt. 1466). Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium. Verzeichniß einer Sammlung von nahezu 3000 Flugschriften Luthers und seiner Zeitgenossen. Nach den Originalen aufgenommen und bearb. von Arnold Kuczyński, unveränd. photomechan. ND der Ausg. Leipzig 1870 – 1874, Nieuwkoop 1960. Thesaurus proverbiorum medii aevi. Lexikon der Sprichwörter des romanisch-germanischen Mittelalters, begr. von Samuel Singer, Bd. 11: Sommer-Tröster, Berlin u. a. 2001; Bd. 12: Trüb-weinen, Berlin u. a. 2001. Theuerdank, hg. und mit einer historisch-kritischen Einleitung versehen von Carl Haltaus, Quedlinburg u. a. 1836. Christian Thomasius, Kurtzer Entwurff der Politischen Klugheit, sich selbst und andern in allen Mensch­ lichen Gesellschaften wohl zurathen, und zu einer gescheiden Conduite zu gelangen; Allen Menschen, die sich klug zu seyn düncken, oder die noch klug werden wollen, zu höchst-nöthiger Bedürffnis und ungemeinem Nutzen, Franckfurt am Mayn 1707, ND Hildesheim u. a. 2002. Tischreden Luthers. Aus den Jahren 1531 und 1532 nach den Aufzeichnungen von Johann Schlaginhaufen. Aus einer Münchner Handschrift hg. von Wilhelm Preger, Leipzig 1888. Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten. Auf Grund der Übersetzung Wilhelm Giesebrechts neubearb. von Rudolf Buchner, 2 Bde., 4., durchges. und berichtigte Aufl., Darmstadt 1970 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters, 2, 3). Übersicht über die Reichsstände. I. Die Reichsstände nach der Matrikel von 1521 mit vergleichenden Angaben nach der Matrikel von 1755, bearb. von Gerhard Oestreich und E. Holzer, in: Gebhardt, Bruno: Handbuch der deutschen Geschichte, hg. von Herbert Grundmann, Bd. 2: Von der Reformation bis zum Ende des Absolutismus, bearb. von Max Braubach, Walther Peter Fuchs, Gerhard Oestreich, Walter Schlesinger, Wilhelm Treue, Friedrich Uhlhorn, Ernst Walter Zeeden, 9. neu bearb. Aufl., Stuttgart 1970, S. 769 – 784. Urkunden, Briefe und Actenstücke zur Geschichte Maximilians I. und seiner Zeit, hg. von Joseph Chmel, Stuttgart 1845 (Bibliothek des Literarischen Vereins in Stuttgart, 10). Wolf von Uttenhofen, Chronik, ed. N. M. Petersen, Samtidig Beretning om Forhandlingerne imellem Kong Christian den Anden og Hertug Frederik, samt dennes Kongevalg, in: Danske Magazin. 3. Reihe, 3 (1851) S. 1 – 26. Die Vadianische Briefsammlung der Stadtbibliothek St. Gallen, hg. von Emil Arbenz, Bd.  6: 1541 – 1551, St. Gallen 1906 – 1908 (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte, 30. 3. Folge, 10).

Ungedruckte und gedruckte Quellen, Hilfsmittel

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VD 16: Verzeichnis der im deutschen Sprachgebrauch erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, hg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Red. Irmgard Bezzel, Bd. 1ff., Stuttgart 1983ff. WA: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe (Weimarer Ausgabe), Bd. 1ff., Weimar 1883ff. Der Weiß Kunig. Eine Erzehlung von den Thaten Kaiser Maximilian des Ersten. Von Marx Treitzsaurwein auf dessen Angeben zusammengetragen, nebst den von Hannsen Burgmair dazu verfertigten Holzschnitten hg. aus dem Manuscripte der kaiserl. königl. Hofbibliothek, Wien 1775. Wendvnmuth. Darinnen fünffhundert vnd fünfftzig höf­l icher, züchtiger vnd lustiger Historien, Schimpffreden, vnd Gleichnüssen begriffen vnd gezogen seyn auß alten vnd jetzigen Scribenten […]. Beschrieben vund zusammen gebracht durch Hans Wilhelm Kirchoff, Tl. 1: Vom Welt­lichen Stande, Frankfurt am Main: Wolfgang Richter, 1602, 7 Bll., 776 S., 6 Bll. Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache auf der Grundlage des „Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300“ unter Leitung von Bettina Kirschstein und Ursula Schulze erarb. von Sibylle Ohly, Daniela Schmidt, Peter Schmitt und Nicole Spengler, Bd. 3, Lfg. 19 – 26: swesterkint – zesamenetragen, Berlin 2003 – 2009. Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universallexicon aller Wissenschafften und Künste, 64 Bde., 4 Suppl., Leipzig 1732 – 1754. Zimmerische Chronik urkund­lich berichtet von Graf Froben Christof von Zimmern † 1567 und seinem Schreiber Johannes Müller † 1600. Nach der von Karl Barack besorgten zweiten Ausgabe neu hg. von Paul Herrmann, Bd. 3, Meersburg am Bodensee u. a. 1932. Zincgref, Julius Wilhelm: Teutscher Nation Klug-ausgesprochene Weisheit, Tl. 1, hg. von Wolfgang Meder, ND der Ausg. Amsterdam 1653, Hildesheim 2006 (Teutsche Apophthegmata, 1).

344

Anhang

II. Literatur Accarino, Bruno: Vertrauen und Versprechen. Kredit, Öffent­lichkeit und individuelle Entscheidung bei Simmel, in: Georg Simmel und die Moderne, hg. von Heinz-Jürgen Dahme und Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 1984, S. 115 – 146. Adelmann, Franziska Gräfin von: Dietrich von Plieningen. Humanist und Staatsmann, München 1981 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, 68). –: Art. „Plieningen, Dietrich von“, in: Neue Deutsche Biographie XX, 2001, S. 542f. Ahl, Ingmar: Humanistische Politik zwischen Reformation und Gegenreformation. Der Fürstenspiegel des Jakob Omphalius, Stuttgart 2004 (Frankfurter Historische Abhandlungen, 44). Ahrens, Karl-Heinz: Herrschaftsvorort – Residenz – Hauptstadt. Zentren der Herrschaftsausübung in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Phänomene und Begriff­lichkeit, in: Residenzstädte und ihre Bedeutung im Territorialstaat des 17. und 18. Jahrhunderts. Vorträge des Kolloquiums vom 22. und 23. Juni 1990 im Spiegelsaal der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha Schloß Friedenstein, Gotha 1991 (Veröffent­lichungen der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, 29), S. 43 – 54. Albrecht, Dieter: Art. „Ernst, Herzog von Bayern, in: Neue Deutsche Biographie IV, 1959, S. 619. Althoff, Gerd: Verwandte, Freunde und Getreue. Zum politischen Stellenwert der Gruppenbindungen im früheren Mittelalter, Darmstadt 1990. –: Demonstration und Inszenierung. Spielregeln der Kommunikation in mittelalter­licher Öffent­lichkeit, in: Frühmittelalter­liche Studien 27 (1993) S. 27 – 50. –: Colloquium familiare – colloquium secretum – colloquium publicum. Beratung im politischen Leben des früheren Mittelalters, in: Althoff, Spielregeln (1997), S. 157 – 184. –: Huld. Überlegungen zu einem Zentralbegriff der mittelalter­lichen Herrschaftsordnung, in: Althoff, Spielregeln (1997), S. 199 – 228. –: Verwandtschaft, Freundschaft, Klientel. Der schwierige Weg zum Ohr des Herrschers, in: Althoff, Spielregeln (1997), S. 185 – 198. –: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997. –: Einführung in die Thematik der Tagung, in: Vertrauensbildung (2005), S. 247 – 252. –: Symbolische Emotionen, Ehrungen und Geschenke, in: Enzyklopädie des Mittelalters, hg. von Gert Melville und Martial Staub, 2 Bde., Darmstadt 2008, hier Bd. 1, S. 255f. Ammerich, Hans: Art. „Georg, Pfalzgraf bei Rhein“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 224f. –: Art. „Pfalz-(Simmern-)Zweibrücken“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 868 – 871. Andergassen, Leo: Das Selbstverständnis der Wolkensteiner im Spiegel ihrer Grabmäler, Heraldica und Stiftungen (15. bis 17. Jahrhundert), in: Wolkensteiner (2009), S. 195 – 240. Andermann, Kurt: Schwarzenberg – von Franken nach Europa, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 59 (2007) S. 182 – 195. Andrian-Werburg, Irmtraud Freifrau von: Das Archiv der Familie Wolkenstein-Rodenegg. Ein Werkstattbericht, in: Wolkensteiner (2009), S. 395 – 400. Andrian-Werburg, Klaus Freiherr von: Das Kanzleipersonal, dargestellt vornehm­lich am Hochstift Bamberg, in: Die Fürstenkanzlei des Mittelalters. Anfänge welt­licher und geist­licher Zentralverwaltung

Literatur

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in Bayern, hg. von Joachim Wild, München 1983 (Ausstellungskataloge der Staat­lichen Archive Bayerns, 16), S. 179 – 186. Angermeier, Heinz: Bayern und der Reichstag von 1495, in: Historische Zeitschrift 224 (1977) S.  580 – 614. –: Die Reichsreform 1410 – 1555. Die Staatsproblematik in Deutschland zwischen Mittelalter und Gegenwart, München 1984. Antfang, Peter, Urban, Dieter: „Vertrauen“ – soziologisch betrachtet. Ein Beitrag zur Analyse binärer Intraktionssysteme, Stuttgart 1994 (Schriftenreihe des Instituts für Sozialforschung der Universität Stuttgart, 1). Antony, Daniel: Nicolas Perrenot de Granvelle. Premier conseiller de Charles Quint, Besançon 2006. Arnold, Klaus: „Oberrheinischer Revolutionär“ oder „Elsässischer Anonymus“? Zur Frage nach dem Verfasser einer Reformschrift vom Vorabend des deutschen Bauernkriegs, in: Archiv für Kulturgeschichte 58 (1976) S. 410 – 431. Arnold, Udo: Luther und die Reformation im Preußenland, in: Martin Luther und die Reformation in Ostdeutschland und Südosteuropa. Wirkungen und Wechselwirkungen, hg. von Ulrich Hutter in Verbindung mit Hans-Günther Parplies, Sigmaringen 1991 (Beihefte zum Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte, 8), S. 27 – 44. Asch, Ronald G.: Schlußbetrachtung. Höfische Gunst und höfische Günstlinge zwischen Mittelalter und Neuzeit, in: Der Fall des Günstlings (2004), S. 515 – 531. –: Art. „Favoriten“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Bilder und Begriffe (2005), hier Teilbd. 1, S. 63 – 65. Aschoff, Hans-Georg: Bremen. Erzstift und Stadt, in: Territorien des Reichs, Bd. 3: Der Nordwesten (1991), S.  44 – 57. –: Art. „Franz, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 192f. –: Art. „Johann, Herzog von Sachsen-Lauenburg“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S.  339 – 341. Asperg, Walter: Art. „A. Polheim“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Grafen und Herren (2012), S. 1108 – 1111. Assing, Helmut: Art. „Sachsen-Lauenburg“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 884 – 890. Auert-Watzik, Stefan: Residenz – Reformation – Resignation. Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490 – 1545) und Halle im Zeitalter des konfessionellen Umbruchs 1514 – 1540/41, in: Im Wechselspiel der Dynastien. Die Stadt Halle als Residenz der Wettiner und Hohenzollern 1478 – 1680, eingel. und bearb. von Stefan Auert-Watzik, Halle (Saale) 2012 (Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, 54), S. 134 – 171. Auge, Oliver: Holzinger, Enzlin, Oppenheimer. Günstlingsfälle am spätmittelalter­lichen und frühneuzeit­ lichen Hof der Württemberger, in: Der Fall des Günstlings (2004), S. 365 – 399. –: Ein unehe­licher Grafensohn macht Karriere: Ulrich Wirtemberger († 1476), in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 64 (2005) S. 41 – 55. –: Handlungsspielräume fürst­licher Politik im Mittelalter. Der süd­liche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit, Ostfildern 2009 (Mittelalter-Forschungen, 28).

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Anhang

–: Dynastiegeschichte als Perspektive vergleichender Landesgeschichte. Das Beispiel der Herzöge und Grafen von Schleswig und Holstein (Anfang 13.-Ende 17. Jahrhundert), in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 135 (2010) S. 23 – 46. –: Unfaß­liche Erscheinungen? Mittelalter­liche und frühneuzeit­liche Höfe als Forschungsthema, in: Hofkultur um 1600. Die Hofmusik Herzog Friedrichs I. von Württemberg und ihr kulturelles Umfeld – Culture de cours vers 1600. La musique à la cour du duc Frédéric Ier de Wurtemberg et son contexte culturel, hg. von Joachim Kremer, Sönke Lorenz und Peter Rückert, Ostfildern 2010, S. 25 – 59. Bach, Rainer: Der ritterschaft in eren. Das Bild des Krieges in den historiographischen Schriften niederadliger Autoren des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, Wiesbaden 2002 (Imagines medii aevi, 10). Backes, Martina: Das literarische Leben am kurpfälzischen Hof zu Heidelberg im 15. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Gönnerforschung des Spätmittelalters, Tübingen 1992 (Hermaea. Germanistische Forschungen. NF 68). Baeriswyl-Andresen, Suse: Akzeptanz der Grade. Die Antwort der Gesellschaft bis 1500, dargestellt am Beispiel der Markgrafen von Ansbach und Kurfürsten von Brandenburg, in: Examen, Titel, Promotionen. Akademisches und staat­liches Qualifikationswesen vom 13. bis zum 21. Jahrhundert, hg. von Rainer Christoph Schwinges, Basel 2007 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, 7), S. 451 – 487. Baier, Annette: Trust and Antitrust, in: Ethics 96,2 (1986) S. 231 – 260. Baier, Ronny: Art. „Bayern, Ernst Herzog von“, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon XXI, 2003, Sp. 85 – 87. Balfanz, Martin: Beiträge zur staatsmännischen Wirksamkeit des Freiherrn Johann von Schwarzenberg, Greifswald 1900. Bamberg, Paul: Personen im Gebiete des Freiberger Bergbaus aus der Zeit von 1487 – 1546, in: Mitteilungen des Vereins für Freiberger Geschichte 69 (1940) S. 43 – 98. Bär, Max: Art. „Richard von Greifenklau zu Vollraths“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXVIII, 1889, S.  413 – 418. Bastl, Beatrix: Art. „Formen und Gattungen frühneuzeit­licher Briefe“, in: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (2004), S. 801 – 812. Battenberg, Friedrich: Herrschaft und Verfahren. Politische Prozesse im mittelalter­lichen RömischDeutschen Reich, Darmstadt 1995. –: Die könig­lichen Hofrichter vom 13. bis 15. Jahrhundert. Eine Untersuchung zur sozialen und funktionalen Einbindung der Hofgerichtsbarkeit in den Königshof, in: Deutscher Königshof (2002), S. 239 – 290. Bauer, Barbara: Die Rolle des Hofastrologen und Hofmathematicus als fürst­licher Berater, in: Höfischer Humanismus (1989), S. 93 – 118. –: Die Chronica Carionis von 1532, Melanchthons und Peucers Bearbeitung und ihre Wirkungsgeschichte, in: Himmelszeichen und Erdenwege. Johannes Carion (1499 – 1537) und Sebastian Hornmold (1500 – 1581) in ihrer Zeit. Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Hornmoldhaus BietigheimBissingen (31. Oktober 1999 – 9. April 2000), hg. vom Kultur- und Sportamt der Stadt BietigheimBissingen, Stadtmuseum Hornholdhaus. Red. Elke Osterloh u. a., Ubstadt-Weiher 1999, S. 203 – 246. Bauer, Christoph: Lorenz Fries. Sekretär und Historiograph der Bischöfe von Würzburg, in: Deutsche Landesgeschichtsschreibung im Zeichen des Humanismus, hg. von Franz Brendle, Dieter Mertens, Anton Schindling und Walter Ziegler, Stuttgart 2001 (Contubernium, 56), S. 97 – 111.

Literatur

347

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354

Anhang

hg. von Erwin Iserloh und Peter Manns, Bd. 1: Reformation. Schicksal und Auftrag, BadenBaden 1958, S. 305 – 342. Ehm, Petra: Burgund und das Reich. Spätmittelalter­liche Außenpolitik am Beispiel der Regierung Karls des Kühnen (1465 – 1477), München 2002 (Pariser historische Studien, 61). Ehmer, Hermann: Art. „Ulrich, Herzog von Württemberg“, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon XII, 1997, Sp. 900 – 902. Ehrenberg, Richard: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert, 2 Bde., 2. ND der Ausg. Jena 1896, Hildesheim u. a. 1990. Ehrmann, Gabriele: Georg von Ehingen, Reisen nach der Ritterschaft. Edition, Untersuchung, Kommentar, 2 Tle., Göppingen 1979 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik, 262). Eichler, Anja: Art. „Feselein“, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker XXXIX, 2003, S. 191 – 193. Eickels, Klaus van: Vertrauen im Spiegel des Verrats. Die Überlieferungschance vertrauensbildender Gesten in der mittelalter­lichen Historiographie, in: Vertrauensbildung (2005), S. 377 – 385. Einhard. Studien zu Leben und Werk. Dem Gedenken an Helmut Beumann gewidmet, hg. von Hermann Schefers in Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Staat­lichen Schlösser und Gärten Hessen, Darmstadt 1997 (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF, 12). Eisenstadt, Shmuel Noah, Roniger, Luis: Patrons, clients and friends. Interpersonal relations and the structure of trust in society, Cambridge 1984. Elias, Norbert: Die höfische Gesellschaft. Untersuchungen zur Soziologie des Königtums und der höfischen Aristokratie. Mit einer Einleitung: Soziologie und Geschichtswissenschaft, Darmstadt 1969. –: Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, hg. von Michael Schröter, Frankfurt am Main 1992. Emich, Birgit, Reinhardt, Nicole, Thiessen, Hillard von, Wieland, Christian: Stand und Perspektiven der Patronageforschung. Zugleich eine Antwort auf Heiko Droste, in: Zeitschrift für historische Forschung 32 (2005) S. 233 – 265. Endress, Martin: Vertrauen und Vertrautheit – Phänomenologisch-anthropologische Grundlegung, in: Vertrauen. die Grundlage des sozialen Zusammenhalts (2001), S. 161 – 203. –: Vertrauen, Bielefeld 2002. Engel, Evamaria, Lambrecht, Karen: Hauptstadt – Residenz – Metropole – Zentraler Ort. Probleme ihrer Definition und Charakterisierung, in: Metropolen im Wandel. Zentralität in Ostmitteleuropa an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. von Dens. und Hanna Nogossek, Berlin 1995, S. 11 – 32. Engel, Josef, Egger, Franz: Die Heilige Kapelle unserer Lieben Frau in Hall in Tirol. Festschrift anläß­lich der IV. Jahrhundertfeier der Übertragung der heiligen Reliquien aus Rettenberg nach Hall, Innsbruck 1951. Engelbert, Günther: Die Erhebung in den Reichsfürstenstand bis zum Ausgang des Mittelalters, Diss. Univ. Marburg 1948. Ennen, Leonhard: Art. „Heresbach, Konrad“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XII, 1880, S.  103 – 105. –: Art. „Hermann V. von Wied, Erzbischof von Köln“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XII, 1880, S.  135 – 147. Epp, Verena: Amicitia. Zur Geschichte personaler, sozialer, politischer und geist­licher Beziehungen im frühen Mittelalter, Stuttgart 1999 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 44).

Literatur

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Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490 – 1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der Frühen Neuzeit, hg. von Friedhelm Jürgensmeier, Frankfurt am Main 1991 (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte, 3). Escher, Felix: Art. „Hardenberg, Dietrich von“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 258. –: Art. „Schultz, Hieronymus (Scultetus)“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 652f. Ewert, Ulf Christian: Sozialer Tausch bei Hofe. Eine Skizze des Erklärungspotentials der Neuen Institutionenökonomik, in: Hof und Theorie (2004), S. 55 – 75. –, Hirschbiegel, Jan: Nur Verschwendung? Zur sozialen Funktion der demonstrativen Zurschaustellung höfischen Güterverbrauchs, in: Luxus und Integration. Materielle Hofkultur in Westeuropa, 1200 – 1800, hg. von Werner Paravicini, München 2010, S. 105 – 121. Ewig blühe Bayerns Land. Ausstellungskatalog, hg. von Brigitte Langer und Katharina Heinemann, Regensburg 2009. Eyb, Eberhard Frhr. von, Wendehorst, Alfred: Gabriel von Eyb (1455 – 1535), in: Fränkische Lebensbilder, Bd. 12, hg. von Alfred Wendehorst und Gerhard Pfeiffer, Neustadt/Aisch 1986 (Veröffent­ lichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 7A: Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensläufe aus Franken, 12), S. 42 – 55. Faix, Gerhard: Die Pilgerfahrt Eberhards im Kontext der Landesherrschaft, in: Eberhard im Bart und die Wallfahrt nach Jerusalem (1998), S. 60 – 84. Fajt, Jiri: Art. „Jagiellonen“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastischtopographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 127 – 134. Der Fall des Günstlings. Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert, hg. von Jan Hirschbiegel und Werner Paravicini, Ostfildern 2004 (Residenzenforschung, 17). Ficker, Julius: Vom Reichsfürstenstande. Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung im 12. und 13. Jahrhundert, 2 Bde. in 4 Teilen, ab Bd. 2, Tl. 1 bearb. und hg. von Paul Puntschart, Innsbruck 1861 – 1923, ND Aalen 1961. Fiedler, Martin: Netzwerke des Vertrauens: Zwei Fallbeispiele aus der deutschen Wirtschaftselite, in: Großbürger und Unternehmer. Die deutsche Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert, hg. von Dieter Ziegler, Göttingen 2000 (Bürgertum, 17), S. 91 – 115. –: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist teuer: Vertrauen als Schlüsselkategorie wirtschaft­lichen Handelns, in: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft 27 (2001) S. 576 – 592. Findeisen, Peter: Die Altstadt und ihre Bauten als Denkmal, in: Denkmale in Sachsen-Anhalt. Ihre Erhaltung und Pflege in den Bezirken Halle und Magdeburg, Red. Hans-Joachim Krause, Hans Berger und Hans Müller, 2., durchges. Aufl., Weimar 1986, S. 207 – 225. Fischer-Hübner, Martin, Baring, Adolf: Die Reformation in Lauenburg, 2 Tle., Ratzeburg 1931, 1933. Flachenecker, Helmut: Art. „Thüngen, Konrad von“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 694f. Flathe, Heinrich Theodor: Art. „Heinrich der Fromme“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XI, 1880, S. 601f. Fleckenstein, Josef: Karl der Große und sein Hof, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, unter Mitw. von Helmut Beumann hg. von Wolfgang Braunfels, Bd. 1: Persön­lichkeit und Geschichte, Düsseldorf 1965, S. 24 – 50. Fleig, Anne: Achtung: Vertrauen! Skizze eines Forschungsfeldes zwischen Lessing und Kleist, in: KleistJahrbuch (2012) S. 329 – 335.

356

Anhang

Fligge, Jörg Rainer: Herzog Albrecht von Preußen und der Osiandrismus 1522 – 1568, Diss. Univ. Bonn 1972. Foresta, Patrizio: „Die rechte tugent und gaben“ eines „Christ­lich frumbs Weyb“. Überlegungen zur frühneuzeit­lichen Drei-Stände-Lehre am Beispiel des Ehepaars Maria Cleophe und Georg Vogler (1542 – 1543), in: Politischer Aristotelismus und Religion in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Alexander Fidora, Johannes Fried, Matthias Lutz-Bachmann und Luise Schorn-Schütte, Berlin 2007 (Wissenskultur und gesellschaft­licher Wandel 23), S. 131 – 138. Formen und Funktionen öffent­licher Kommunikation im Mittelalter, hg. von Gerd Althoff, Stuttgart 2001 (Vorträge und Forschungen, 51). Forstreuter, Kurt: Vom Ordensstaat zum Fürstentum. Geistige und politische Wandlungen im Deutschordensstaate Preußen unter den Hochmeistern Friedrich und Albrecht (1498 – 1525), Kitzingen 1951. –: Zu den Kriegsstudien des Herzogs Albrechts von Preußen, in: Ders.: Beiträge zur preußischen Geschichte im 15. und 16. Jahrhundert, Heidelberg 1960 (Studien zur Geschichte Preußens, 7), S. 56 – 72. Fouquet, Gerhard: Kaiser, Kurpfalz, Stift: Die Speyerer Bischofswahl von 1513 und die Affäre Ziegler, in: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 83 (1985) S. 193 – 271. –: Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350 – 1540). Adlige Freundschaft, fürst­liche Patronage und päpst­liche Klientel, 2 Tle., Mainz 1987 (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, 57). –: Fräulein und Gnädige Frau – Anna von Brandenburg (1487 – 1514). Reminiszenzen an eine Fürstin des Spätmittelalters, in: Mitteilungen der Residenzen-Kommission 11,1 (2001) S. 19 – 31. –: Zwischen Nicht-Adel und Adel. Eine Zusammenfassung, in: Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. von Kurt Andermann und Peter Johanek, Stuttgart 2001 (Vorträge und Forschungen, 53), S. 417 – 434. –: Fürsten unter sich – Privatheit und Öffent­lichkeit, Emotionalität und Zeremoniell im Medium des Briefes, in: Principes (2002), S. 171 – 198. –: Stadt-Adel. Chancen und Risiken sozialer Mobilität im späten Mittelalter, in: Sozialer Aufstieg (2002), S.  171 – 192. –: Hauptorte – Metropolen – Haupt- und Residenzstädte im Reich (13.-beginnendes 17. Jh.), in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 3 – 15. –: ‚Vom Krieg hören und schreiben‘. Aus den Briefen an den Lübeck-Nürnberger Kaufmann Matthias Mu­lich (1522/23), in: Geschichtsbilder. Festschrift für Michael Salewski zum 65. Geburtstag, hg. von Thomas Stamm-Kuhlman, Jürgen Elvert, Birgit Aschmann und Jens Hohensee, Stuttgart 2003 (Historische Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft. Beihefte, 47), S. 168 – 187. –: ‚Machtfragen‘ – König­liche und hochadlige Herrschaft im Spätmittelalter oder der verweigerte Gruß des Hans von Zimmern gegenüber König Sigmund, in: Machtfragen. Zur kulturellen Repräsentation und Konstruktion von Macht in Antike, Mittelalter und Neuzeit, hg. von Alexander H. Arweiler und Bardo M. Gauly, Stuttgart 2008, S. 247 – 262. –: Stadt und Residenz (12. – 16. Jahrhundert) – ein Widerspruch?, in: Stadt, Handwerk, Armut. Eine kommentierte Quellensammlung zur Geschichte der Frühen Neuzeit. Helmut Bräuer zum 70. Geburtstag zugeeignet, hg. von Katrin Keller, Gabriele Viertel und Gerald Diesner, Leipzig 2008, S. 163 – 184.

Literatur

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–: „Freundschaft“ und „Feindschaft“: Stadtadlige Verwandtschaftsfamilien in deutschen Städten des Spätmittelalters, in: Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. von Karl-Heinz Spiess, Ostfildern 2009 (Vorträge und Forschungen, 71), S. 107 – 135. –: Die Wolkensteiner – eine Zusammenfassung, in: Wolkensteiner (2009), S. 381 – 393. –: Herr und Hof zwischen zwischen Informalität und Formalität. Zusammenfassung der Tagung, in: Informelle Strukturen bei Hof (2009), S. 227 – 235. –: Zur öffent­lichen Finanzverwaltung im späten Mittelalter, in: Aufbruch im Mittelalter – Innovationen in Gesellschaften der Vormoderne. Studien zu Ehren von Rainer C. Schwinges, hg. von Christian Hesse und Klaus Oschema. Red. Manuela Gloor, Ostfildern 2010, S. 69 – 86. –: Pfälzer Niederadel am Königshof und an Fürstenhöfen im späten Mittelalter, in: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 108 (2010) S. 399 – 413. Franck, Jakob: Art. „Helt, Georg“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XI, 1880, S. 713. –: Art. „Rosen, Kunz von der“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XIX, 1889, S. 195 – 197. Frank, Karl Friederich von: Standeserhebungen und Gnadenakte für das Deutsche Reich und die Österreichischen Erblande bis 1806 sowie kaiser­lich österreichische bis 1823 mit einigen Nachträgen zum „Alt=Österreichischen Adels=Lexikon“ 1823 – 1918, Bd. 4: O-Sh, ND Schloß Senftenegg 1973. Frank, Jakob Rudolf: Konrad Thumb von Neuburg und sein Sohn Hans Konrad, die beiden ersten württembergischen Erbmarschälle. Ein Beitrag zur Geschichte der Herrschaft Stettenfels, in: Veröffent­ lichungen des Historischen Vereins Heilbronn 25 (1966) S. 96 – 107. Fraustadt, Albert: Geschichte des Geschlechtes von Schönberg meissnischen Stammes, Bd. 1, Leipzig 1869. Bd. 1, Abth. A: Die urkund­liche Geschichte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 2. Ausg., Leipzig 1878, Bd. 1, Abth. B: Die urkund­liche Geschichte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 2. Ausg., Leipzig 1878. Bd. 2: Die Vorgeschichte, Leipzig 1878. Freitag, Werner: Halle: eine Salzstadt des Mittelalters, in: Halle und das Salz. Eine Salzstadt in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Dems. und Heiner Lück, Halle (Saale) 2002 (Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte, 2), S. 15 – 36. –: Die Fürsten von Anhalt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Eine Einführung, in: Die Fürsten von Anhalt. Herrschaftssymbolik, dynastische Vernunft und politische Konzepte in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Werner Freitag und Michael Hecht, Halle (Saale) 2003 (Studien zur Landesgeschichte, 9), S. 9 – 31. –: Die Salzstadt – Alteuropäische Strukturen und frühmoderne Innovation. Eine Einführung, in: Die Salzstadt – Alteuropäische Strukturen und frühmoderne Innovation, hg. von Dems., Bielefeld 2004 (Studien zur Regionalgeschichte, 19), S. 9 – 37. –: Die aufgeschobene Reformation: Kommunales Ereignis, Ratspolitik und bischöf­liche Repression, in: Geschichte der Stadt Halle (2006), S. 267 – 273. –: Residenzstadtreformation? Die Reformation in Halle zwischen kommunalem Selbstbewußtsein und bischöf­licher Macht, in: Kontinuität und Zäsur (2005), S. 91 – 118. – unter Mitarbeit von Andrea Thiele: Halle 806 bis 1806. Salz, Residenz und Universität. Eine Einführung in die Stadtgeschichte, Halle 2006. Freiwald, Helmut: Markgraf Albrecht von Ansbach-Kulmbach und seine landständische Politik als Deutschordens-Hochmeister und Herzog in Preußen während der Entscheidungsjahre 1521 – 1528, Kulmbach 1961 (Die Plassenburg, 15).

358

Anhang

Freundschaft oder „amitié“? Ein politisch-soziales Konzept der Vormoderne im zwischensprach­lichen Vergleich (15. – 17. Jahrhundert), hg. von Klaus Oschema, Berlin 2007 (Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 40). Freundschaft und Verwandtschaft. Zur Unterscheidung und Verflechtung zweier Beziehungssysteme, hg. von Johannes F. K. Schmidt, Martine Guichard, Peter Schuster und Fritz Trillmich, Konstanz 2007. Frevert, Ute: Vertrauen. Historische Annäherungen an eine Gefühlshaltung, in: Emotionalität. Zur Geschichte der Gefühle, hg. von Claudia Benthien, Anne Fleig und Ingrid Kasten, Köln u. a. 2000 (Literatur – Kultur – Geschlecht. Kleine Reihe, 16), S. 178 – 197. –: Vertrauen in historischer Perspektive, in: Politisches Vertrauen. Soziale Grundlagen reflexiver Kooperation, hg. von Rainer Schmalz-Bruns und Reinhard Zintl, Baden-Baden 2002 (Schriftenreihe der Sektion Politische Theorien und Ideengeschichte in der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, 2), S. 39 – 59. –: Vertrauen – eine historische Spurensuche, in: Vertrauen. Historische Annäherungen, hg. von Ute Frevert, Göttingen 2003, S. 7 – 66. –: Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne, München 2013. Freydanck, Hanns: Die Hallesche Pfännerschaft 1500 – 1926, Halle (Saale) 1930. Freytag, Erwin: Die Reformation im Herzogtum Lauenburg, in: Reformation, Neumünster 1982 (Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte, 3), S. 241 – 258. Friedhuber, Inge: Kaiser Maximilian I. und Matthäus Lang. Ihr persön­liches Verhältnis zueinander, in: Domus Austriae. Eine Festgabe. Hermann Wiesflecker zum 70. Geburtstag , hg. von Walter Höflechner, Helmut J. Mezler-Andelberg und Othmar Pickl, Graz 1983, S. 125 – 136. –: Art. „­lichtenstein, Paul von, Freiherr von Castelcorn“, in: Neue Deutsche Biographie XIV, 1985, S. 464f. Friedland, Klaus: Art. „Erich I.“, in: Neue Deutsche Biographie IV, 1959, S. 584. –: Art. „Ernst, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Celle“, in: Neue Deutsche Biographie IV, 1959, S. 608. Friedrich, Colette: Vertrauenswürdiges Verhalten von Transaktionspartnern. Determinanten der Einschätzung, Wiesbaden 2005. Fromm, ­Ludwig: Art. „Albrecht VII.“, in: Allgemeine Deutsche Biographie I, 1875, S. 276. –: Art. „Heinrich V. (Herzog von Mecklenburg-Schwerin)“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XI, 1880, S. 542f. Die Frühe Neuzeit als Epoche, hg. von Helmut Neuhaus, München 2009 (Historische Zeitschrift. Beiheft 49). Fuchs, Peter: Art „Friedrich II. der Weise“, in: Neue Deutsche Biographie V, 1961, S. 528 – 530. Fuchs, Thomas: Humanistische Politik zwischen Reformation und alter Kirche. Hieronymus Vehus und die lutherische Frage auf den Reichstagen der Reformationszeit, in: Neue Studien zur frühneuzeit­ lichen Reichsgeschichte, hg. von Johannes Kunisch,. Berlin 1997 (Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 19), S. 133 – 179. Fuhse, Jan. Kann ich Dir vertrauen? Strukturbildung in dyadischen Sozialbeziehungen, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 31 (2002) S. 413 – 426. Fukuyama, Francis: Trust. The Social Virtues and the Creation of Prosperity, New York 1995, in der dt. Übersetzung: Konfuzius und die Marktwirtschaft. Der Konflikt der Kulturen, München 1995.

Literatur

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Zum 500. Geburtstag eines deutschen Renaissancefürsten. Albrecht von Brandenburg. Kurfürst, Erzkanzler, Kardinal 1490 – 1545. Ausstellungskatalog, hg. von Berthold Roland, bearb. von Horst Reber mit Beiträgen von Friedhelm Jürgensmeier, Rolf Decot und Peter Walter, Mainz 1990. Der Fürst. Idee und Wirk­lichkeit in der europäischen Geschichte, hg. von Wolfgang E. J. Weber, Köln u. a. 1997. Fürsten an der Zeitenwende zwischen Gruppenbild und Individualität. Formen fürst­licher Selbstdarstellung und ihre Rezeption (1450 – 1550), hg. von Oliver Auge, Ralf-Gunnar Wer­lich und Gabriel Zeilinger, Ostfildern 2009 (Residenzenforschung, 22). Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit, hg. von Hans-Otto Mühleisen, Theo Stammen und Michael Philipp, Frankfurt am Main u. a. 1997 (Bibliothek des deutschen Staatsdenkens, 6). Fürst­liche Residenzen im spätmittelalter­lichen Europa, hg. von Hans Patze und Werner Paravicini, Sigmaringen 1991 (Vorträge und Forschungen, 36). Gabriel, Peter: Fürst Georg III. von Anhalt als evangelischer Bischof von Merseburg und Thüringen, Frankfurt am Main u. a. 1997 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 23: Theologie, 597). Gambetta, Diego: Können wir dem Vertrauen vertrauen?, in: Vertrauen (2001), S. 204 – 237. Garber, Josef: Das Haller Heiltumbuch mit den Unika-Holzschnitten Hans Burgkmairs des Älteren, Wien u. a. 1915 ( Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 32,2). Garnier, Claudia: Amicus amicis – inimicus inimicis. Politische Freundschaft und fürst­liche Netzwerke im 13. Jahrhundert, Stuttgart 2000 (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 46). –: Wie vertraut man seinem Feind? Vertrauensbildung und Konsensfindung der rheinischen Kurfürsten um 1400, in: Vertrauensbildung (2005), S. 271 – 291. –: Freundschaft und Vertrauen in der politischen Kommunikation des Spätmittelalters, in: Freundschaft. Motive und Bedeutungen, hg. von Sibylle Appuhn-Radtke und Esther P. Wipfler, München 2006, S.  117 – 136. Geheime Geschichten und Räthselhafte Menschen. Sammlungen verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten, hg. von Friedrich Bülau, Bd. 12, Leipzig 1860. Gehringer, Horst: Das Hochstift Bamberg während der Regierungszeit Karls V., in: Kaiser Karl V. und seine Zeit (2000), S. 79 – 96. Geist & Macht. Konrad Heresbach. Humanist und Diplomat am jü­lich-klevischen Hof. Ausstellungskatalog, hg. Marcus Bernhardt, Jü­lich 1999 (Führer des Stadtgeschicht­lichen Museums Jü­lich, 13). Gelmi, Josef: Art. „Sprenz (Sperantius), Sebastian“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 677f. –: Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, Bozen 1984. Geramanis, Olaf: Vertrauen. Die Entdeckung einer sozialen Ressource, Stuttgart 2002. Ger­lich, Alois: Art. „Residenz“, in: Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte IV (1990), Sp.  930 – 933. Germann, Wilhelm: Art. „Wilhelm, Grafen von Henneberg“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XLIII, 1898, S. 24 – 27. Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg. Urkund­lich bearb. von Illuminatus Wagner, Tl. 4: Neuer Aufstieg. 1487 – 1567, Kallmünz 1953. Geschichte der Stadt Halle, Bd. 1: Halle im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, hg. von Werner Freitag und Andreas Ranft, Halle (Saale) 2006.

360

Anhang

Gessert, Oskar: Benedikt Braunskorn der Ältere zu Nürnberg, in: Archiv für Medaillen- und PlakettenKunde 5 (1925/1926) S. 161 – 163. Giddens, Anthony: Konsequenzen der Moderne. Übers. von Joachim Schulte, Frankfurt am Main 1995. Gindhart, Marion: Art. „Astrologische Textsorten“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Hof und Schrift (2007), S. 73 – 86. Glaube & Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. Ausstellungskatalog, hg. von Harald Marx und Cecilie Hollberg, Dresden 2004 (Sächsische Landesausstellung, 2). Glier, Ingeborg: Art. „Johann von Schwarzenberg“, in: Verfasserlexikon IV, 1983, Sp. 737 – 742. Gloyna, Tanja: Art. „Vertrauen“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie XI, 2001, Sp.  986 – 990. Goetz, Hans-Werner: Art. „Fürst, Fürstentum“, in: Lexikon des Mittelalters IV, 1989, Sp. 1029 – 1035. –: Moderne Mediävistik. Stand und Perspektiven der Mittelalterforschung, Darmstadt 1999. –: Die Historische Fragestellung in ihrer Bedeutung für die Theorie und Methode der Geschichtswissenschaft, in: Lebendige Sozialgeschichte. Gedenkschrift für Peter Borowsky, hg. von Rainer Hering und Rainer Nicolaysen, Wiesbaden 2003, S. 94 – 101. Göller, Emil: Der Ausbruch der Reformation und die spätmittelalter­liche Ablaßpraxis. Im Anschluß an den Ablaßtraktat des Freiburger Professors Johannes Pfeffer von Weidenberg, Freiburg i. Br. 1917. Gönna, Sigrid von der: Albrecht von Brandenburg als Büchersammler und Mäzen der gelehrten Welt, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1991), S. 381 – 477. Görich, Knut: Mißtrauen aus Erfahrung: Mailand und Friedrich II., in: Vertrauensbildung (2005), S.  411 – 429. Götsch, Katja: Riskantes Vertrauen. Theoretische und empirische Untersuchung zum Konstrukt Glaubwürdigkeit, Münster 1994 (Beiträge zur Kommunikationstheorie, 6). Gotthard; Axel. Der Augsburger Religionsfrieden, Münster 2004 (Reformationsgeschicht­liche Studien und Texte, 148). Gottvertrauen. Die ökumenische Diskussion um die fiducia, hg. von Ingolf U. Dalferth und Simon Peng-Keller, Freiburg i. Br. u. a. 2012 (Quaestiones disputatae, 250). Götz, Michael: Gottes Wort als Anleitung zum Handeln für den lutherischen Fürsten. Thomas Bircks Fürstenspiegel, in: Politische Tugendlehre und Regierungskunst. Studien zum Fürstenspiegel der Frühen Neuzeit, hg. von Hans-Otto Mühleisen und Theo Stammen, Tübingen 1990 (Studia Augustana, 2), S. 117 – 139. Götz, Roland, Niedermaier, Franz: Art. „Philipp, Pfalzgraf bei Rhein“, in: Neue Deutsche Biographie XX, 2001, S. 375f. Gouldner, Alvin Ward: Reziprozität und Autonomie. Ausgewählte Aufsätze. Übers. von Elmar Weingarten und Horst Ebbinghaus, Frankfurt am Main 1984. Graebert, Karl: Erasmus von Manteuffel, der letzte katholische Bischof von Kammin (1521 – 1544), Berlin 1903, ND Vaduz 1963 (Historische Studien, 37). Grassnick, Ulrike: Ratgeber des Königs. Fürstenspiegel und Herrscherideal im spätmittelalter­lichen England, Köln u. a. 2004 (Europäische Kulturstudien, 15). Greipl, Egon Johannes: Art. „Philipp, Pfalzgraf bei Rhein“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 536f. –: Art. „Schenk von Limpurg (Limburg), Georg“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 631f.

Literatur

361

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368

Anhang

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Literatur

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Literatur

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372

Anhang

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Literatur

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374

Anhang

Lippelt, Christian: Art. „Heinrich der Jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Wolfenbüttel)“, in: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert, hg. von Horst-Rüdiger Jarck mit Dieter Lent und Gudrun Fiedler, Martin Fimpel, Silke Wagener-Finpel, Ulrich Schwarz, Braunschweig 2006, S. 322f. Lohmeyer, Karl: Art. „Albrecht“, in: Allgemeine Deutsche Biographie I, 1875, S. 293 – 310. –: Herzog Albrecht von Preußen. Eine historiographische Skizze. Festschrift zum 17. Mai 1890, Danzig 1890. Lohse, Bernhard: Die Reformation in Lüneburg im Zusammenhang der deutschen Geschichte des frühen 16. Jahrhunderts, in: Reformation vor 450 Jahren. Eine lüneburgische Gedenkschrift, Lüneburg 1980, S. 9 – 24. –: Albrecht von Brandenburg und Luther, in: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1991), S. 73 – 83. –: Martin Luther. Eine Einführung in sein Leben und sein Werk, 3., vollst. überarb. Aufl., München 1997. Lohse, Hartwig: Art. „Heresbach, Konrad“, in: Neue Deutsche Biographie VIII, 1969, S. 606f. Looshorn, Johann: Die Geschichte des Bistums Bamberg, Bd. 4: 1400 – 1556, Bamberg 1900. Looz-Corswarem, Otto Graf von: Art. „Balthasar“, in: Neue Deutsche Biographie I, 1953, S. 566f. Lorenz, Sönke: Art. „Württemberg“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 225 – 234. Lück, Heiner: 1555: Justus Jonas, Jurist und Theologe der Reformation, in: Mitteldeutsches Jahrbuch für Kultur und Geschichte 12 (2005) S. 177 – 181. –: Hieronymus Schurff (1481 – 1554) – Mit dem Recht für das Leben, in: Wittenberger Lebensläufe im Umbruch der Reformation, Wittenberg 2005, S. 52 – 74. –: Kardinal Albrecht versus Hans Schenitz. Ein Prozeß nach sächsischem Recht 1534/35, in: Lutherjahrbuch 74 (2007), S. 133 – 152. –: Art. „Feme, Femgericht“, in: Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte I, 2008, Sp. 1535 – 1543. –: Art. „Freischöffe“, in: Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte I, 2008, Sp. 1777 – 1779. –: Welt­liche und kirch­liche Gerichte im Erzstift Magdeburg um 1500, in: Reformation der Renaissance [im Druck]. Ludolphy, Ingetraut: Friedrich der Weise. Kurfürst von Sachsen, 1463 – 1525, Göttingen 1984. ­Ludwig, Walter: Der Ritter und der Tyrann, in: Neulateinisches Jahrbuch 3 (2001) S. 103 – 116. Luhmann, Niklas: Interaktion in Oberschichten. Zur Transformation ihrer Semantik im 17. und 18. Jahrhundert, in: Ders.: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Studien zur Wissenssoziologie der modernen Gesellschaft, Bd. 1, Frankfurt am Main 1980, S. 72 – 161. –: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität, Frankfurt am Main 1982. –: Mein „Mittelalter“, in: Rechtshistorisches Journal 10 (1991) S. 66 – 70. –: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, 4. Aufl., Frankfurt am Main 1991. –: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Teilbd. 1 und 2, Frankfurt am Main 1997. –: Vertrauen. Ein Mechanismus zur Reduktion sozialer Komplexität, 4. Aufl., Stuttgart 2000 (zuerst Stuttgart 1968 [Soziologische Gegenwartsfragen. NF 28]). –: Vertrautheit, Zuversicht, Vertrauen: Probleme und Alternativen, in: Vertrauen. Die Grundlage des sozialen Zusammenhalts (2001), S. 143 – 160. Luttenberger; Albrecht Pius: Glaubenseinheit und Reichsfriede. Konzeptionen und Wege konfessionsneutraler Reichspolitik 1530 – 1552 (Kurpfalz, Jü­lich, Kurbrandenburg), Göttingen 1982 (Schriftenreihe der historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 20). –: Art. „­Ludwig V. der Friedfertige, Kurfürst von der Pfalz“, in: Neue Deutsche Biographie XV, 1987, S. 412f.

Literatur

375

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Anhang

Melanchthons Briefwechsel, Bd. 12: Personen F-K, bearb. von Heinz Scheible, Stuttgart-Bad Cannstadt 2005. Mencke, Christian: Vertrauen in sozialen Systemen und in der Unternehmensberatung. Eine Grundlagenanalyse und Hinweise für eine vertrauenssensible Beratungspraxis am Beispiel größerer mittelständischer Unternehmen, Wiesbaden 2005. Merkel, Kerstin: Albrecht und Ursula. Wanderung durch Literatur und Legendenbildung, in: Konkubinate geist­licher und welt­licher Fürsten um 1500 (2006), S. 157 – 186. Mertens, Dieter: Württemberg, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, im Auftrag der Kommission für geschicht­liche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 2: Die Territorien im alten Reich, hg. von Meinrad Schaab und Hansmartin Schwarzmaier in Verb. mit Dieter Mertens und Volker Press, Stuttgart 1995, S. 1 – 163. –: Deutscher Renaissance-Humanismus, in: Humanismus in Europa, hg. von der Stiftung „Humanismus Heute“ des Landes Baden-Württemberg, Heidelberg 1998 (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Reihe 2. NF, 10), S. 187 – 210. –: Jakob Wimpfeling (1450 – 1528). Pädagogischer Humanismus, in: Humanismus im deutschen Südwesten. Biographische Profile, hg. von Paul Gerhard Schmidt, 2., veränd. Aufl., Stuttgart 2000, S. 35 – 57. –: Der Preis der Patronage. Humanismus und Höfe, in: Funktionen des Humanismus, Studien zum Nutzen des Neuen in der humanistischen Kultur, hg. von Thomas Maissen und Gerrit Walther, Göttingen 2006, S. 125 – 154. –: Elsässer als Räte Kaiser Maximilians I., in: König, Fürsten und Reich im 15. Jahrhundert, hg. von Franz Fuchs, Paul-Joachim Heinig und Jörg Schwarz, Köln u. a. 2009 (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii, 29), S. 101 – 119. Merz, Johannes: Argula von Grumbach und die Anfänge der Reformation in Bayern, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 69 (2006) S. 871 – 886. Merzbacher, Friedrich: Johann Freiherr zu Schwarzenberg in Würzburgischen Diensten, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Germanistische Abteilung 69 (1952) S. 363 – 371. –: Johann Freiherr zu Schwarzenberg, in: Fränkische Lebensbilder, Bd. 4, hg. von Gerhard Pfeiffer, Würzburg 1971 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 7A: Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensläufe aus Franken, 4), S. 173 – 185. Metz, Axel: Diener zweier Herren – die Instrumentalisierung der Doppelbindung von Räten als Element könig­licher Machtausübung zur Zeit Maximilians I., in: Maximilian I. (1459 – 1519). Wahrnehmung, Übersetzungen, Gender, hg. von Heinz Noflatscher, Michael S. Chisholm und Bertrand Schnerb unter Mitarb. von Daniela Unterholzner und Silvia Erber, Innsbruck u. a. 2011 (Innsbrucker historische Studien, 27), S. 357 – 372. Meumann, Markus, Pröve, Ralf: Die Faszination des Staates und die historische Praxis. Zur Beschreibung von Herrschaftsbeziehungen jenseits teleologischer und dualistischer Begriffsbildungen, in: Herrschaft in der Frühen Neuzeit. Umrisse eines dynamisch-kommunikativen Prozesses, hg. von Markus Meumann und Ralf Pröve, Münster 2004 (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit, 2), S. 11 – 49. Meyn, Jörg: Vom spätmittelalter­lichen Gebietsherzogtum zum frühzeit­lichen „Territorialstaat“. Das askanische Herzogtum Sachsen 1180 – 1543, Hamburg 1998 (Schriftenreihe der Stiftung Herzogtum Lauenburg, 20).

Literatur

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Anhang

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Literatur

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Anhang

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Anhang

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Schimmelpfennig, Adolf: Art. „Hieronymus (Scultetus)“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XII, 1880, S. 390f. Schindling, Anton: Art. „Matthäus Lang von Wellenburg“, in: Neue Deutsche Biographie XVI, 1990, S.  394 – 397. –: Kurfürstenhöfe und Fürstenhöfe im Heiligen Römischen Reich, in: Hofgesellschaft und Höflinge an europäischen Fürstenhöfen in der Frühen Neuzeit (15. – 18. Jahrhundert), hg. von Klaus Malettke und Chantal Grell unter Mitwirkung von Petra Holz, Münster u. a. 2001 (Forschungen zur Geschichte der Neuzeit, 1), S. 245 – 255. Schirmer, Uwe: Kursächsische Staatsfinanzen (1456 – 1656). Strukturen, Verfassung, Funktionseliten, Stuttgart 2006 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte, 28). Schirrmacher, Friedrich: Art. „Albrecht“, in: Allgemeine deutsche Biographie I, 1875, S. 268 – 271. Schirrmeister, Albert: Triumph des Dichters. Gekrönte Intellektuelle im 16. Jahrhundert, Köln u. a. 2003 (Frühneuzeitstudien. NF, 4). Schleier, Hans: Geschichte der deutschen Kulturgeschichtsschreibung, Bd. 1: Vom Ende des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts, Tl. 1, Waltrop 2003 (Wissen und Kritik, 24,1). Schlinkert, Dirk: Der Hofeunuch in der Spätantike: Ein gefähr­licher Außenseiter?, in: Hermes 122 (1994) S.  342 – 359. Schlögl, Rudolf: Vergesellschaftung unter Anwesenden. Zur kommunikativen Form des Politischen in der vormodernen Stadt, in: Interaktion und Herrschaft. Die Politik der frühneuzeit­lichen Stadt, hg. von Rudolf Schlögl, Konstanz 2004 (Historische Kulturwissenschaft, 5), S. 9 – 60. –: Kommunikation und Vergesellschaftung unter Anwesenden. Formen des Sozialen und ihre Transformation in der Frühen Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft 34,2 (2008) S. 155 – 224. Schlotheuber, Eva: „Wenn wir dermal rechnung von unser hausshaltung für Gott thun sollen“. Die Regentin und Reformatorin Elisabeth von Calenberg (1510 – 1558), in: Fürsten an der Zeitenwende (2009), S.  395 – 426. Schmalz, Björn: Georg Spalatin und sein Wirken in Altenburg (1525 – 1545), Beucha 2009. Schmauch, Hans-Peter: Christoph von Stadion (1478 – 1543), Bischof von Augsburg (1517 – 1543), und seine Stellung zur Reformation, unveröff. Diss. Univ. München 1956. Schmauder, Andreas: Württemberg im Aufstand. Der Arme Konrad 1514. Ein Beitrag zum bäuer­ lichen und städtischen Widerstand im Alten Reich und zum Territorialisierungsprozeß im Herzogtum Württemberg an der Wende zur frühen Neuzeit, Leinfelden Echterdingen 1998 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, 21). –: Der Tübinger Vertrag und die Rolle Tübingens beim Aufstand des Armen Konrad 1514, in: Tubingensia. Impulse zur Stadt- und Universitätsgeschichte. Festschrift für Wilfried Setzler, hg. von Sönke Lorenz und Volker Schäfer, Ostfildern 2008 (Tübinger Bausteine zur Landesgeschichte, 10), S. 187 – 208. Schmid, Alois: Art. „Eyb, Gabriel von“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S.  171 – 173. Schmid, Ewa: Art. „ Trott, Eva von“, in: Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert, hg. von Horst-Rüdiger Jarck mit Dieter Lent und Gudrun Fiedler, Martin Fimpel, Silke Wagener-Finpel, Ulrich Schwarz, Braunschweig 2006, S. 709f. Schmid, Peter: Art. „Schlick, Kaspar“, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon IX, 1995, Sp.  277 – 280.

Literatur

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Schmidt, Georg: Gefangen vor der Gefangenschaft? Landgraf Philipp und der Regensburger Geheimvertrag von 1541, in: Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897 – 1997. Festgabe dargebracht von Autorinnen und Autoren der Historischen Kommission, hg. von Walter Heinemeyer, Tl. 1, Marburg 1997 (Veröffent­lichungen der Historischen Kommission für Hessen, 61,1), S. 463 – 480. Schmidt, Roderich: Art. „Bogislaw X.“, in: Neue Deutsche Biographie II, 1955, S. 417f. –: Art. „Kantzow, Thomas“, in: Neue Deutsche Biographie XI, 1977, S. 128f. –: Art. „Bogislaw X.“, in: Lexikon des Mittelalter II, 1983, Sp. 326 – 328. –: Art. „Martin Carith“, in: Neue Deutsche Biographie XVI, 1990, S. 273f. –: Das historische Pommern. Personen – Orte – Ereignisse, Köln u. a. 2007 (Veröffent­lichungen der Historischen Kommission für Pommern,. Reihe V: Forschungen zur pommerschen Geschichte, 41). Schmidt, Wieland: Art. „Waldauf von Waldenstein, Florian“, in: Verfasserlexikon IV, 1953, Sp.  769 – 773. Schnee, Heinrich: Die Hoffinanz und der moderne Staat. Geschichte und System der Hoffaktoren an deutschen Fürstenhöfen im Zeitalter des Absolutismus, nach archivalischen Quellen, 6 Bde., Berlin 1953 – 1967. Schneider, Eugen: Art. „Ulrich, Herzog von Württemberg“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXXIX, 1895, S. 237 – 243. Schneider, Joachim: Art. „Leuchtenberg“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 2, S. 828 – 832. Schnell, Heinrich: Heinrich V., der Friedfertige, Herzog von Mecklenburg. 1503 – 1522, Halle 1902 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, 72). Schnell, Rüdiger: Kommunikation unter Freunden vs. Kommunikation mit Fremden. Eine Studie zum Privaten und Öffent­lichen im Mittelalter, in: Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft (2009), S.  127 – 150. Scholten, Helga: Der oberste Hofeunuch. Die politische Effizienz eines gesellschaft­lich Diskriminierten, in: Comitatus. Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes, hg. von Aloys Winterling, Berlin 1998, S. 51 – 73. Scholz, Michael: Residenz, Hof und Verwaltung der Erzbischöfe von Magdeburg in Halle in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Sigmaringen 1998 (Residenzenforschung, 7). –: Konflikt und Koexistenz. Geist­liche Fürsten und ihre Städte in Mitteldeutschland im späten Mittelalter, in: Politische, soziale und kulturelle Konflikte in der Geschichte von Sachsen-Anhalt. Beiträge des landesgeschicht­lichen Kolloquiums am 4./5. September 1998 in Vockerode, hg. von Werner Freitag, Halle an der Saale 1999 (Studien zur Landesgeschichte, 1), S. 79 – 99. –: Der magdeburgische Kanzler Christoph Türk (1497 – 1546), in: Mitteldeutsche Lebensbilder. Menschen im späten Mittelalter, hg. im Auftrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt von Werner Freitag, Köln u. a. 2002, S. 227 – 240. –: Art. „Halle“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 2, S. 246 – 248. –: Art. „Magdeburg, Ebf.e von“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastischtopographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 479 – 481. –: Kardinal Albrecht von Brandenburg (1490 – 1445). Erzbischof von Magdeburg, Administrator von Halberstadt. Renaissancefürst und Reformer?, in: Mitteldeutsche Lebensbilder. Menschen im Zeitalter der Reformation, hg. im Auftrag der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt von Werner Freitag, Köln u. a. 2004, S. 71 – 95.

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Anhang

–: … da zoge mein herre mit macht hinein … Die Stadt Halle nach der Unterwerfung durch den Erzbischof von Magdeburg 1478, in: Der Hof und die Stadt. Konfrontation, Koexistenz und Integration im Verhältnis von Hof und Stadt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Werner Paravicini und Jörg Wettlaufer, Ostfildern 2006 (Residenzenforschung, 20), S. 63 – 87. Schöner, Christoph: Art. „Sperantius“, in: Biographisches Lexikon der ­Ludwig-Maximilians-Universität München, hg. von Laetitia Boehm, Winfried Müller, Wolfgang J. Smolka und Helmut Zedelmaier, Tl. 1: Ingolstadt – Landshut. 1472 – 1826, Berlin 1998 (Ludovico Maximilianea. Forschungen und Quellen, 18), S. 403f. Schönermark, Gustav: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Halle und des Saalkreises, Halle an der Saale 1886, ND Halle 1997 (Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. NF 1). Schönherr, Fritz: Die Lehre vom Reichsfürstenstand des Mittelalters, Leipzig 1914. Schorn-Schütte, Luise: Staatsformen in der Frühen Neuzeit, in: Staatsformen. Modelle politischer Ordnung von der Antike bis zur Gegenwart. Ein Handbuch, hg. von Alexander Gallus und ­Eckhard Jesse, Köln u. a. 2004, S. 123 – 152. –: Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit. Studienhandbuch 1500 – 1789, Paderborn u. a. 2009. Schornbaum, Karl: Die Stellung des Markgrafen Kasimir von Brandenburg zur reformatorischen Bewegung in den Jahren 1524 – 1527 auf Grund archivalischer Forschungen, Nürnberg 1900. Schott, Theodor: Art. „Plieningen, Dietrich v.“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXVI, 1888, S. 297f. Schottlaender, Rudolf: Theorie des Vertrauens, Berlin 1957. Schrader, Franz: Was hat Kardinal Albrecht von Brandenburg auf dem Landtag zu Calbe im Jahre 1541 den Ständen der Hochstifte Magdeburg und Halberstadt versprochen?, in: Ecclesia militans. Studien zur Konzilien- und Reformationsgeschichte. Remigius Bäumer zum 70. Geburtstag gewidmet, hg. von Walter Brandmüller, Herbert Immenkötter und Erwin Iserloh, 2 Bde., Paderborn u. a. 1988, hier Bd. 2, S. 333 – 361. –: Anhalt, in: Territorien des Reichs, Bd. 2: Der Nordosten (1990), S. 88 – 101. –: Mecklenburg, in: Territorien des Reichs, Bd. 2: Der Nordosten (1990), S. 165 – 180. Schröder, Sybille: Art. „Braunschweig (braunschweig. Hzm.er)“, in: Höfe und Residenzen im spät­ mittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 781 – 789. Schroer, Markus: „Bringing space back in“ – Zur Relevanz des Raums als soziologischer Kategorie, in: Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, hg. von Jörg Döring und Tristan Thielmann, Bielefeld 2008, S. 125 – 148. Schröer, Alois: Art. „Erich, Herzog von Sachsen-Lauenburg“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 159. Schrörs, Heinrich: Leo X., die Mainzer Erzbischofswahl und der deutsche Ablaß für St. Peter im Jahre 1514, in: Zeitschrift für katholische Theologie 31 (1907), S. 267 – 302. Schroeter, Klaus R.: „Differenzierte Freundschaft“ als Form moderner Vergemeinschaftung, in: Kieler Blätter zur Volkskunde 35 (2003) S. 23 – 43. Schubert, Ernst: König und Reich. Studien zur spätmittelalter­lichen deutschen Verfassungsgeschichte, Göttingen 1979 (Veröffent­lichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, 63). –: Einführung in die Grundprobleme der deutschen Geschichte im Spätmittelalter, Darmstadt 1992. –: Art. „Reichsfürsten“, in: LexMA VII, 1995, Sp. 617f. –: Alltag im Mittelalter. Natür­liches Lebensumfeld und mensch­liches Miteinander, Darmstadt 2002.

Literatur

391

–: Art. „Welfen“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 204 – 213. Schuhmann, Günther: Art. „Eyb, ­Ludwig der Ältere von“, in: Neue Deutsche Biographie IV, 1959, S. 706f. –: Art. „Kasimir“, in: Neue Deutsche Biographie XI, 1977, S. 315f. Schuler, Peter-Johannes: Art. „Reichsunmittelbarkeit“, in: Lexikon des Mittelalters VII, 1995, Sp. 645f. Schulte, Aloys: Die Fugger in Rom 1495 – 1523. Mit Studien zur Geschichte des kirch­lichen Finanzwesens jener Zeit, 2 Bde., Leipzig 1904. –: Der hohe Adel des deutschen Hofrichters, in: Festschrift Georg von Hertling zum 70. Geburtstage am 31. August 1913, dargebracht von der Görres-Gesellschaft, Kempten 1913, S. 532 – 542. Schulte, Christian: Versuchte konfessionelle Neutralität im Reformationszeitalter. Die Herzogtümer Jü­lich-Kleve-Berg unter Johann III. und Wilhelm V. und das Fürstbistum Münster unter Wilhelm von Ketteler, Münster 1995 (Geschichte, 9). Schulte, Petra: Scripturae publicae creditur. Das Vertrauen in Notariatsurkunden im kommunalen Italien des 12. und 13. Jahrhunderts, Tübingen 2003 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 101). –: Treue und Vertrauen im Zeichen der Ermordung ­Ludwigs von Orléans durch Johann ohne Furcht (23. November 1407), in: Vertrauensbildung (2005), S. 315 – 333. –: Einleitung, in: Strategies of Writing (2008), S. 1 – 12. Schultes, Lothar: Jakob Kaschauer, in: Spätmittelalter und Renaissance, hg. von Artur Rosenauer, München u. a. 2003 (Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, 3), S. 313. Schultz-Balluff, Simone: triuwe – Verwendungsweisen und semantischer Gehalt im Mittelhochdeutschen, in: Verwandtschaft, Freundschaft, Bruderschaft (2009), S. 271 – 294. Schultze, Johannes: Art. „Carion, Johannes“, in: Neue Deutsche Biographie III, 1957, S. 138f. –: Art. „Hieronymus Sculteti“, in: Neue Deutsche Biographie IX, 1972, S. 112f. Schultze-Gallèra, Siegmar von: Topographie oder Häuser- und Strassen-Geschichte der Stadt Halle a. d. Saale. Beschreibung und Geschichte der Strassen, Plätze und Märkte, öffent­licher und privater Gebäude der Stadt von den ältesten Zeiten ab bis zum Jahre 1914, Bd. 1: Altstadt, Halle an der Saale 1920. Schulze, Hans K.: Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3: Kaiser und Reich, Stuttgart u. a. 1998. Schwarzenberg, Fürst Karl zu: Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg, Neustadt an der Aisch 1963 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte. Reihe 9: Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, 16). Schwarzmaier, Hansmartin: Baden, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, im Auftrag der Kommission für geschicht­liche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 2: Die Territorien im alten Reich, hg. von Meinrad Schaab und Hansmartin Schwarzmaier in Verb. mit Dieter Mertens und Volker Press, Stuttgart 1995, S. 164 – 246. Schweer, Martin, Thies, Barbara: Vertrauen als Organisationsprinzip. Perspektiven für komplexe soziale Systeme, Bern u. a. 2003. Schweers, Christoph: Vertrauen in Bildungsnetzwerken. Überlegungen über die Bedeutung von und den Umgang mit Vertrauen in regionalen Bildungsnetzwerken am Beispiel berufsbildender Schulen, Diss. Univ. Köln 2005. Digitalisat: >www.christoph-schweers.de/files/doktorarbeitschweers2005.pdf< [09.04.2010].

392

Anhang

Schweinsberg, Gustav Freiherr Schenk zu: Art. „Schenk zu Schweinsberg, Johann“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXXI, 1890, S. 64f. – : Art. „Schenk zu Schweinsberg, Rudolf “, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXXI, 1890, S. 65f. Schwetschke, Gustav: Paläographischer Nachweis der Unächtheit der Kölner Freimaurer-Urkunde vom J. 1535, Halle 1843. Scott, Tom: Der „Oberrheinische Revolutionär“ und Vorderösterreich. Reformvorstellungen zwischen Reich und Territorium, in: Außenseiter zwischen Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Hans-Jürgen Goertz zum 60. Geburtstag, hg. von Norbert Fischer and Marion Kobelt-Groch, Leiden u. a. 1997 (Studies in Medieval and Reformation Thought, 61), S. 47 – 63. Seeliger, Gerhard: Das deutsche Hofmeisteramt im spaeteren Mittelalter. Eine verwaltungsgeschicht­ liche Untersuchung, Innsbruck 1885. Seggern, Harm von: Die Theorie der „Zentralen Orte“ von Walter Christaller und die Residenzbildung, in: Hof und Theorie (2004), S. 105 – 144. Seibrich, Wolfgang: Art. „Greiffenclau von Vollrads, Richard“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 239 – 241. Seidel, Christina, Wünsch, Kurt: Ein Justizmord in Halle. Aufstieg und Fall des Hans von Schönitz, Halle 2000. Seidel, Kerstin: Freunde und Verwandte. Soziale Beziehungen in einer spätmittelalter­lichen Stadt, Frankfurt am Main u. a. 2009 (Campus historische Studien, 49). Seidemann, Johann Karl: Dr. Hieronymus Vehus über seine Verhandlungen mit Luther auf dem Wormser Reichstage 1521, in: Zeitschrift für die historische Theologie 21 (1851) S. 78 – 100. Seifert, Matthias: Vertrauensmanagement in Unternehmen. Eine empirische Studie über Vertrauen zwischen Angestellten und ihren Führungskräften, München u. a. 2001 (Arbeit, Organisation und Personal im Transformationsprozeß, 15). Seifert, Siegfried: Art. „Schleinitz, Johann von“, in: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches (1996), S. 638f. Seitz, Carl Josef: Das Bamberger Hofgerichtsbuch mit den Urtheilen Schwarzenberg, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte 2 (1863) S. 435 – 454. Sellmer, Lutz: Art. „Albrecht VII., der Schöne, Herzog von Mecklenburg“, in: Biographisches Lexikon für Mecklenburg I, 1995, S. 9 – 13. –: Art. „Heinrich V., der Friedfertige, Herzog von Mecklenburg“, in: Biographisches Lexikon für Mecklenburg I, 1995, S. 116 – 120. –: Albrecht VII. von Mecklenburg und die Grafenfehde (1534 – 1536), Frankfurt am Main u. a. 1999 (Kieler Werkstücke. Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 22). Selzer, Stephan: Fürstenwandel an der Zeitenwende? Zugeschriebene Größe, Durchschnittshandeln und gesuchter Nachruhm bei welt­lichen Reichsfürsten um 1500, in: Fürsten an der Zeitenwende (2009), S.  11 – 34. –, Ewert, Ulf Christian: Ordnungsformen des Hofes. Einleitung, in: Ordnungsformen des Hofes, hg. von Ulf Christian Ewert und Stephan Selzer, Kiel 1997 (Mitteilungen der Residenzen-Kommission. Sonderheft 2), S. 7 – 18. –, –: Verhandeln und Verkaufen, Vernetzen und Vertrauen. Über die Netzwerkstruktur des hansischen Handels, in: Hansische Geschichtsblätter 119 (2001) S. 135 – 161.

Literatur

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Semmler, Josef: Der Dynastiewechsel von 751 und die fränkische Königssalbung, Düsseldorf 2003 (Studia humaniora: Series minor, 6). Seresse, Volker: Politische Normen in Kleve-Mark während des 17. Jahrhunderts. Argumentationsgeschicht­ liche und herrschaftstheoretische Zugänge zur politischen Kultur der frühen Neuzeit, Epfendorf/ Neckar 2005 (Frühneuzeit-Forschungen, 12). –: Schlüsselbegriffe fürst­lichen und landständischen Selbstverständnisses in Kleve-Mark und Bayern im 16./17. Jahrhundert, in: Schlüsselbegriffe der politischen Kommunikation in Mitteleuropa während der frühen Neuzeit, hg. von Dems., Frankfurt am Main u. a. 2009 (Kieler Werkstücke. Reihe G: Beiträge zur Frühen Neuzeit, 4), S. 69 – 85. Seyboth, Reinhard: Die Markgraftümer Ansbach und Kulmbach unter der Regierung Markgraf Friedrichs der Älteren (1486 – 1515), Göttingen 1985 (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 24). –: Art. „Hohenzollern, fränk. Linie“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 112 – 117. –: Adel und Hof zur Zeit Maximilians I. am Beispiel der Familie von Wolkenstein, in: Wolkensteiner (2009), S.  75 – 100. –, Neugebauer, Wolfgang: Art. „Hohenzollern, brandenburg. Linie“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 117 – 127. Sieber-Lehmann, Claudius: Burgund und die Eidgenossenschaft – zwei politische Aufsteiger, in: Zwischen Habsburg und Burgund. Der Oberrhein als europäische Landschaft im 15. Jahrhundert, hg. von Konrad Krimm und Rainer Brüning, Ostfildern 2003 (Oberrheinische Studien, 21), S. 95 – 111. Sikora, Michael: Der Adel in der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2009. Der silberne Boden. Kunst und Bergbau in Sachsen, hg. von Manfred Bachmann, Harald Marx und Eberhard Wächter, Stuttgart u. a. 1990. Simmel, Georg: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, ND hg. von Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 2001 (Gesamtausgabe, 11). Singer, Bruno: Die Fürstenspiegel in Deutschland im Zeitalter des Humanismus und der Reformation. Bibliographische Grundlagen und ausgewählte Interpretationen: Jakob Wimpfeling, Wolfgang Seidel, Johann Sturm, Urban Rieger, München 1980 (Humanistische Bibliothek. Reihe 1: Abhandlungen, 34). Sittig, Claudius: Kulturelle Konkurrenzen. Studien zu Semiotik und Ästhetik adeligen Wetteifers um 1600, Berlin u. a. 2010 (Frühe Neuzeit, 151). Slattery, Sarah, Kipf, J. Klaus: Art. „Grünpeck, Joseph“, in: Deutscher Humanismus 1480 – 1520. Verfasserlexikon, hg. von Franz Josef Worstbrock, Bd. 1: A-K, Berlin u. a. 2008, Sp. 971 – 992. Slee, Jacob Cornelis van: Art. „Geldenhauer, Gerhard“, in: Allgemeine Deutsche Biographie VIII, 1878, S. 530f. Smid, Menno: Ostfriesland, in: Territorien des Reichs, Bd. 3: Der Nordwesten (1991), S. 162 – 180. Smith, Jeffrey Chipps: Die Kunst des Scheiterns. Albrecht von Brandenburg und das Neue Stift in Halle, in: Der Kardinal (2006), hier Bd. 1: Katalog, S. 17 – 51. Smolinsky, Heribert: Jü­lich-Kleve-Berg, in: Territorien des Reichs, Bd. 3: Der Nordwesten (1991), S.  86 – 106. –: Humanistische Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts als kirchenpolitische „via media“ in Jü­lichKleve-Berg, in: Niederrhein im Zeitalter des Humanismus (1997), S. 56 – 72.

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Anhang

Sommerlad, Theo: Die Reformation in Halle, in: Hallischer Kalender (1917 – 1918), S. 26 – 28. Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Günther Schulz, München 2002 (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, 25). Späth, Julia F.: Interpersonelles Vertrauen in Organisationen. Eine empirische Untersuchung der Einflußfaktoren und Verhaltenswirkungen, Frankfurt am Main u. a. 2008 (Schriften zur empirischen Entscheidungs- und Organisationsforschung, 24). Spehr, Ferdinand: Art. „Erich II., Herzog von Braunschweig-Grubenhagen“, in: Allgemeine Deutsche Biographie VI, 1877, S. 202f. –: Art. „Heinrich III., Herzog von Braunschweig-Grubenhagen“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XI, 1880, S. 488f. –: Art. „Heinrich der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XI, 1880, S. 495 – 500. Spielregeln der Mächtigen. Mittelalter­liche Politik zwischen Gewohnheit und Konvention, hg. von Claudia Garnier und Hermann Kamp, Darmstadt 2010. Spiess, Karl-Heinz: Art. „Lehnseid“, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte II, 1978, Sp. 1707f. –: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters. 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1993 (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte, 111). –: Aufstieg in den Adel und Kriterien der Adelszugehörigkeit im Spätmittelalter, in: Zwischen NichtAdel und Adel, hg. von Kurt Andermann und Peter Johanek, Stuttgart 2001 (Vorträge und Forschungen, 53), S. 1 – 26. Spijker, Willem van’t: Calvin. Biographie und Theologie, übers. von Hinrich Stoevesandt, Göttingen 2001 (Die Kirche in ihrer Geschichte, 3, Lfg. J, 2). Spohn, Georg R.: Art. „Johann II. der Jüngere“, in: Neue Deutsche Biographie X, 1974, S. 509 – 511. Springholz, Rudolf: Zeittafel zu Sebastian Sprenz (1480 – 1525), Fürstbischof von Brixen aus Dinkelsbühl, in: Historischer Verein Alt-Dinkelsbühl. Jahrbuch 2004/2006 (2006) S. 47 – 56. Staber, Josef: Kirchengeschichte des Bistums Regensburg, Regensburg 1966, S. 96 – 114. –: Art. „Johann“, in: Neue Deutsche Biographie X, 1974, S. 519. Stanelle, Udo: Die Hildesheimer Stiftsfehde in Berichten und Chroniken des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur niedersächsischen Geschichtsschreibung, Hildesheim 1982 (Veröffent­lichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 15). Stasiewski, Bernhard: Art. „Erasmus von Manteuffel“, in: Neue Deutsche Biographie IV, 1959, S. 553f. –: Art. „Magnus III., Herzog zu Mecklenburg“, in: Neue Deutsche Biographie XV, 1987, S. 669f. Stauber, Reinhard: Neuburgs erster Staatsgefangener. Zu Karriere und Sturz des Wolfgang Kolberger, Kanzler des Herzogtums Bayern-Landshut, in: Der Fall des Günstlings (2004), S. 319 – 328. Stegbauer, Christian: Weak and strong ties. Freundschaft aus netzwerktheoretischer Perspektive, in: Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie. Ein neues Paradigma in den Sozialwissenschaften, hg. von Christian Stegbauer, Wiesbaden 2008 (Netzwerkforschung, 1), S. 105 – 119. Stegmaier, Werner: Philosophie der Orientierung, Berlin 2008. Steichele, Antonius von: Art. „Christoph von Stadion“, in: Allgemeine Deutsche Biographie IV, 1876, S.  224 – 227. Steinbrink, Matthias: Fürsten und Finanzen – Hofbedarf und Finanzverwaltung zwischen Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Reformation der Renaissance [im Druck].

Literatur

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Stelzer, Winfried: Art. „Cuspinianus, Johannes“, in: Deutscher Humanismus 1480 – 1520. Verfasserlexikon, hg. von Franz Josef Worstbrock, Bd. 1: A-K, Berlin u. a. 2008, Sp. 519 – 537. Stengel, Edmund E.: Land- und lehnsrecht­liche Grundlagen des Reichsfürstenstandens, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte – Germanistische Abt. 66 (1948) S. 294 – 342. Stern, Alfred: Art. „Carion, Johann“, in: Allgemeine Deutsche Biographie III, 1876, S. 781. Steverding, Ingrid, Studt, Birgit: Art. „Pfalz-Veldenz“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­ lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 865 – 868. Stollberg-Rilinger, Barbara: Symbolische Kommunikation in der Vormoderne: Begriffe – Forschungsperspektiven – Thesen, in: Zeitschrift für historische Forschung 31 (2004) S. 489 – 527. –: Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches, München 2008. –: Die Welt als Symboluniversum. Überlegungen zur symbolischen Kommunikation in Vormoderne und Moderne, in: Religiosità e civiltà. Le comunicazioni simbo­liche (secoli IX-XIII). Atti del Convegno Internazionale Domodossola, Sacro Monte e Castello di Mattarella, 20 – 23 settembre 2007, hg. von Giancarlo Andenna, Mailand 2009, S. 23 – 46. Stolleis, Michael: Geschichte des öffent­lichen Rechts in Deutschland, Bd. 1: Reichspublizistik und Policeywissenschaft 1600 – 1800, München 1988. Strasser, Hermann, Voswinkel, Stephan: Vertrauen im gesellschaft­lichen Wandel, in: Interpersonales Vertrauen (1997), S. 217 – 236. Strategies of Writing. Studies on Text and Trust in the Middle Ages, hg. von Petra Schulte, Marco Mostaert und Irene van Renswoude, Turnhout 2008 (Utrecht studies in medieval literatur, 13). Streich, Brigitte: Art. „Ernestiner (Wettin)“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 61 – 70. –: Art. „Wettin“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 213 – 218. Stremmel, Ralf: Von der „Treue“ zum „Vertrauen“? Friedrich Alfred Krupp und seine Beschäftigten (1887 bis 1902), in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 51,1 (2006) S. 70 – 92. Strnad, Alfred: Art. „Cles (Gles, Glöss), Bernhard von“, in: Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon XX, 2002, Sp. 313 – 346. –: Bernhard von Cles (1485 – 1539). Herkunft, Umfeld und geistiges Profil eines Weltmannes der Renaissance, Innsbruck u. a. 2004. Strombeck, Hilmar von: Eva von Trott, des Herzogs Heinrich des jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel Geliebte, und ihre Nachkommenschaft, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 2 (1869) S. 11 – 57. Strong ties/Weak ties. Freundschaftssemantik und Netzwerktheorie, hg. von Natalie Binczek und Georg Stanitzek, Heidelberg 2010 (Beihefte zum Euphorion, 55). Studt, Birgit: Art. „Residenz“, in: Lexikon des Mittelalters VII (1994) Sp. 755 – 757. –: Neue Fürsten – neue Geschichte? Zum Wandel höfischer Geschichtsschreibung, in: Fürsten an der Zeitenwende (2009), S. 35 – 54. Das Stundenbuch des Duc de Berry. Les Très Riches Heures. hg. von Raymond Cazelles und Johannes Rathofer. Mit einer Einführung von Umberto Eco, München 1988. Stupperich, Robert: Art. „Hermann V. Graf von Wied“, in: Neue Deutsche Biographie VIII, 1969, S. 636f.

396

Anhang

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Literatur

403

Zeissberg, Heinrich von: Art. „Bernhard von Cles“, in: Allgemeine Deutsche Biographie IV, 1876, S. 324f. –: Art. „Ernst, Herzog von Baiern“, in: Allgemeine Deutsche Biographie VI, 1877, S. 249f. Zeissner, Werner: Altkirch­liche Kräfte in Bamberg unter Bischof Weigand von Redwitz (1522 – 1556), Bamberg 1975 (Historischer Verein Bamberg. Beiheft 6). –: Weigand von Redwitz (1476 – 1556), in: Fränkische Lebensbilder, Bd. 11, hg. von Alfred Wendehorst und Gerhard Pfeiffer, Neustadt/Aisch 1984 (Veröffent­lichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 7A: Fränkische Lebensbilder. Neue Folge der Lebensläufe aus Franken, 11), S. 44 – 60. Ziegler, Walter: Braunschweig-Lüneburg, Hildesheim, in: Territorien des Reichs, Bd. 3: Der Nordwesten (1991), S. 8 – 44. –: Würzburg, in: Territorien des Reichs, Bd. 4: Mittleres Deutschland (1992), S. 98 – 126. –: Art. „Wittelsbach“, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalter­lichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (2003), hier Teilbd. 1, S. 218 – 225. Zimmermann, Paul: Art. „Philipp I., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXV, 1887, S. 762 – 764. Zinnhobler, Rudolf: Johannes Fabers Leichenrede auf Maximilian I. (Gehalten in Wels am 16. Jänner 1519), in: Jahrbuch des Musealvereines Wels 15 (1968/1969) S. 35 – 87. Zoepfl, Friedrich: Art. „Christoph von Stadion“, in: Neue Deutsche Biographie III, 1957, S. 242f. Zunkel, Friedrich: Art. „Ehre, Reputation“, in: Geschicht­liche Grundbegriffe II, 2004, S. 1 – 63. Zürcher, Christoph: Konrad Pellikans Wirken in Zürich 1526 – 1556, Zürich 1975 (Zürcher Beiträge zur Reformationsgeschichte, 4). Der zweite Mann im Staat. Oberste Amtsträger und Favoriten im Umkreis der Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit, hg. von Michael Kaiser und Andreas Pečar, Berlin 2003 (Zeitschrift für historische Forschung. Beiheft 32). Zwiedineck von Südenhorst, Hans: Art. „Polheim, Wolfgang Freiherr von“, in: Allgemeine Deutsche Biographie XXVI, 1888, S. 821 – 823. Zwingenberger, Meike: Soziales Kapital. Communities und die Bedeutung sozialer Netzwerke in den USA, Diss. Univ. München 2003. Digitalisat: >http://edoc.ub.uni-muenchen.de/6028/1/Zwingenberger_Meike.pdf< [09.04.2010].

404

Anhang

III. Verzeichnis der Graphiken, Abbildungen und Tabellen Graphik 1 Herrschaft­lich orientierte Nahbeziehungen, S. 66. Graphik 2 Allgemeine Bestimmungsfaktoren einer Vertrauensbeziehung , S. 298. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3

Hans von Schönitz. Gemälde von Conrad Faber aus Kreuznach, 1533, S. 41. Maximilian bei Tisch im Gespräch mit zwei vertrauten Räten, S. 175. Das Ende einer Vertrauensbeziehung. Der Mord an Hans von Hutten durch Herzog Ulrich von Württemberg 1515, S. 232.

Tab. 1 Tab. 2

Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen, S. 289. Allgemeine Kennzeichen vertrauter Beziehungen Vertrauter, S. 295.

Personenregister

405

IV. Personenregister Adolf Fs. von Anhalt-Zerbst, Bf. 103 Agricola, Rudolf 112100, 216276 Agrippa von Nettesheim 988 Ahlefeld → Gottschalk von Ahlefeld Albrecht II. Alcibiades, Mgf. von BrandenburgKulmbach 187 Albrecht IV. der Weise, Hg. von BayernMünchen 8316, 145177, 159296, 211, 212, 216276, 220317 Albrecht VI. Hg. von Österreich 8317 Albrecht VII. Hg. zu Mecklenburg 191, 192, 193, 237 Albrecht Achilles Mgf. von Ansbach-Kulmbach, Kfs. von Brandenburg 119171, 184, 18410, 30819 Albrecht der Beherzte, Hg. von Sachsen 196, 26729 Albrecht von Brandenburg, Ebf., Kard. 13–47, 66, 69, 92, 194109, 195, 219, 301, 322 Albrecht Mgf. von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen Ordens, Hg. in Preußen 94, 185, 187, 206193, 254, 256, 25619, 26057, 60, 263 – 281, 300, 301, 302 Alkuin 25010 Anastasia von Brandenburg, Gf.in von Henneberg-Schleusingen 1837 Andreas von Grumbach 263 Andreas von Trauttmansdorff 10015 Angerer, Gregor 112103 Anhalt → Adolf von Anhalt-Zerbst → Ernst Fs. von Anhalt-Dessau → Georg III. Fs. von AnhaltKöthen → Joachim I. Fs. von Anhalt-Dessau → Margarethe von Münsterberg, Fs.in von Anhalt → Wolfgang Fs. von Anhalt-Köthen Anna von Brandenburg 206191 Anna von Helfenstein 143164 Anna von Polen, Hg.in von Pommern 208205 Anne de Bretagne, frz. Kg.in 152, 152239 Ansbach → Albrecht Mgf. von BrandenburgAnsbach, Hochmeister des Deutschen Ordens, Hg. in Preußen → Albrecht Achilles Mgf. von Ansbach-Kulmbach, Kfs. von

Brandenburg → Dorothea von BrandenburgAnsbach, Hg.in in Preußen → Friedrich V. d.Ä. Mgf. von Brandenburg-Ansbach → Georg der Fromme, Mgf. von BrandenburgAnsbach-Kulmbach → Johann Albrecht Mgf. von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth Antoine de Vergy, Bf. 98, 988, 99 Anton von Schönberg 197, 26729, 270, 27056 Apell, Johann 26944 Apollo von Vilbel 122, 122206 Apollonia 165, 166343 Aquin → Thomas von Aquin Arnold von Meersburg 25013 Aschach → Hermann VIII. von HennebergAschach August I. Kfs. von Sachsen 6596 Bach → Klaus von Bach Baden → Bernhard III. Mgf. von Baden → Christoph I. Mgf. von Baden → Ernst I. Mgf. von Baden → Philipp I. Mgf. von Baden Balthasar Hg. zu Mecklenburg 191 Balthasar von Liechtenstein 144175 Barbara von Hof 10760 Barbara von Rottal 150, 150225 Barbara von Thun 149 Barby → Wolfgang I. von Barby Bartolini, Riccardo 166346 Baume → Pierre de La Baume Bayern → Ernst von Bayern → Ludwig X. Hg. von Bayern → Sabine von Bayern → Wilhelm IV. Hg. von Bayern → Wolfgang von Bayern Bayern-Landshut → Georg Hg. von BayernLandshut Bayern-München → Albrecht IV. der Weise, Hg. von Bayern-München Bayreuth → Johann Albrecht Mgf. von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth Beckenschlager, Johann III., Bf. 8316 Beckensloer, Johann → Beckenschlager, Johann III. Bembo, Pietro, Kard. 144 Benedikt von Waldstein, Bf. 208

406 Berg → Johann III. der Friedfertige Hg. von Jülich-Kleve-Berg → Karl Friedrich Hg. von Jülich-Kleve-Berg → Wilhelm V. Hg. von Jülich-Kleve-Berg Berkmeier, Heinrich, Bf. 116, 117, 118, 190, 246, 291 Bernhard I. von Cles (Gles, Glöss), Bf., Kard. 109, 113–116, 1232, 170, 170383, 173, 182, 299, 301 Bernhard III. Mgf. von Baden 188 Bernhard von Mila 4912 Berry → Jean duc de Berry Berthold von Grausbach-Neiffen 4912 Berthold von Henneberg, Ebf. 118, 165 Berthold von Meersburg 25013 Bianca Maria Sforza, Ehg.in von Österreich, dt. Kg.in, Ks.in 146 Bibra → Konrad von Bibra Bing, Simon 235, 238, 239 Birck, Thomas 309, 30929, 310, 311 Blankenfeld, Johann, Bf. 272f.66 Bockholt → Heinrich III. Bockholt (Hinrich Bokholt) Bogislaw X. der Große, Hg. von Pommern 116, 117, 184, 207 – 211, 300 Boineburg → Ludwig von Boineburg Bolanden → Philipp von Bolanden → Werner von Bolanden Bolesław I. der Tapfere, Hg. von Polen 5112 Bona Sforza, poln. Kg.in 111 Borsele → Johanna von Borsele Brandenburg → Albrecht von Brandenburg, Ebf., Kard. → Anastasia von Brandenburg, Gf.in von Henneberg-Schleusingen → Anna von Brandenburg → Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von BraunschweigCalenberg-Göttingen → Friedrich V. d.Ä., Mgf. von Brandenburg-Ansbach → Georg der Fromme, Mgf. von BrandenburgAnsbach-Kulmbach → Joachim I. Hector Kfs. von Brandenburg → Joachim I. Nestor Kfs. von Brandenburg → Johann Albrecht Mgf. von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth → Johann Cicero Kfs. von Brandenburg → Kasimir Mgf. von Brandenburg-Kulmbach

Anhang Brandenstein → Ernst von Brandenstein Brant, Onofrius 319 Brant, Sebastian 216276, 303, 31258, 318, 319, 320 Braunschweig → Christoph von BraunschweigLüneburg-Wolfenbüttel → Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von BraunschweigCalenberg-Göttingen → Erich Hg. von Braunschweig-Grubenhagen → Erich I. d.Ä., Hg. von Braunschweig-Lüneburg, Fs. von Calenberg-Göttingen → Ernst I. der Bekenner, Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von Lüneburg → Franz von Braunschweig-Lüneburg → Heinrich II. d.J., Hg. von Braunschweig-Lüneburg, Fs. von Braunschweig-Wolfenbüttel → Heinrich IV. Fs. von Braunschweig-Grubenhagen → Heinrich der Mittlere, Hg. von Braunschweig-Lüneburg → Philipp I. Hg. von Braunschweig-Grubenhagen Breisacher, Marquard 147197 Bretagne → Anne de Bretagne, frz. Kg.in Brimeu → Guy de Brimeu Bucer, Martin 235420, 237 Bülow → Dietrich von Bülow Buonomo (Bonomo), Pietro, Bf. 8316, 109f.83 Burgund → Karl der Kühne, Hg. von Burgund → Philipp der Kühne, Hg. von Burgund → Philipp von Burgund Calenberg → Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von Braunschweig-Calenberg-Göttingen → Erich I. d.Ä., Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von Calenberg-Göttingen Calvin, Johannes 10555 Campeggio, Lorenzo 190 Carion, Johann 93f., 96, 12621, 290, 212 Carith → Karith, Martin Caspar von Schöneich 183, 192, 273f., 299 Castelcorn → Paul von Liechtenstein Freiherr von Castelcorn Castiglione, Baldassare 31258 Celtis, Konrad 110, 112100, 180446, 180448, 216276 Charles de Solier 42 Chilli → Hermann von Chilli

Personenregister Christian II., dän., norweg., schwed. Kg. 117, 1824, 206, 207, 270 Christian III., dän., norweg. Kg. 206, 206193, 207 Christine von Hessen, Hg.in von HolsteinGottorf 234 Christoph I. Mgf. von Baden 188, 189 Christoph Hg. von Württemberg 218, 218303 Christoph von Braunschweig-LüneburgWolfenbüttel, Bf. 98, 99 Christoph von Frangipane 166343 Christoph von Karlowitz 31108 Christoph von Kruschwitz gen. Türk → Türk, Christoph Christoph von Schwarzenberg 25623 Christoph von Stadion, Bf. 106 Christoph von Utenheim, Bf. 120 Christoph Philipp von Liechtenstein 144, 144172 Cleen → Dietrich von Cleen Clemens VII., Papst 115 Cles (Gles, Glöss ) → Bernhard I. von Cles Commynes → Philippe de Commynes Contarini, Zaccaria 12516 Cranach, Lucas d.Ä. 26947 Croy → Robert von Croy Cuspinian, Johannes 12515, 179f., 179446 Dalberg → Johann von Dalberg Dänemark → Dorothea von BrandenburgAnsbach, Hg.in in Preußen Dankwert, Johannes 242 Dedeken, Adelheid 242 Dedeken, Engelbert 242 Degen Fuchs von Fuchsberg 147197 Demer, Georg 170383 Dessau → Ernst Fs. von Anhalt-Dessau → Joachim I. Fs. von Anhalt-Dessau Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden 93 Dietrich von Bülow, Bf. 116 Dietrich von Cleen, Deutschmeister 984, 265, 267 Dietrich von Hardenberg, Bf. 106 Dietrich von Plieningen 216, 216276 Dietrich von Schlieben 268, 27366

407 Dietrich von Schönberg [Sohn] 84, 253, 263 – 281, 299, 301, 328 Dietrich von Schönberg [Vater] 26729 Dietrichstein → Siegmund von Dietrichstein Dobeneck → Hiob von Dobeneck → Jakob von Dobeneck Dörnberg → Hans von Dörnberg Dorothea von Brandenburg-Ansbach, Hg.in in Preußen 206193, 25619 Dorothea von Liechtenstein 145 Drachstedt, Hans 31103 Dudley → Robert Dudley von Leicester Dürer, Albrecht 180448, 257, 258, 26947 Duyngen → Heinrich Duyngen von Wittlich Eberhard von der Mark, Ebf., Kard. 104, 10451 Eberhard von Tanne-Waldburg 5012 Eberhard I. im Bart, Hg. von Württemberg 158288, 207f.203, 220315 Eberhard II. Hg. von Württemberg 220315 Eberhart von Freyberg 27366 Eberhart von Reischach d.Ä. 280111 Ebnet → Georg Marschalk von Ebnet Eck → Johann von Eck → Leonhard von Eck Edelsheim → Margarethe von Edelsheim Eggert von Manteuffel 116 Ehingen → Georg von Ehingen Einhard 250, 2509 Eizinger, Georg 159296 Eleonore, frz. Kg.in 200 Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von Braunschweig-Calenberg-Göttingen 243 Elisabeth von Calenberg → Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von BraunschweigCalenberg-Göttingen Elisabeth von Rochlitz 197 Engelhart, Bernharf 26947 Erard de La Marck → Eberhard von der Mark Erasmus von Manteuffel, Bf. 116, 117 Erasmus von Rotterdam 10556, 202161, 203, 312, 313, 317, 3218 Erhard von Polheim 147191

408 Erich I. d.Ä., Hg. von Braunschweig-Lüneburg, Fs. von Calenberg-Göttingen 240, 240467, 243, 243489, 268 Erich II. Hg. zu Mecklenburg 191 Erich II. von Sachsen-Lauenburg, Bf. 102 Erich von Braunschweig-Grubenhagen, Bf. 102 Ernst I. der Bekenner, Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von Lüneburg 240, 241468 Ernst I. Mgf. von Baden 188 Ernst Fs. von Anhalt-Dessau 194 Ernst von Bayern, Adm. 103 Ernst von Brandenstein 280109 Ernst von Sachsen, Ebf. 30103, 31104 Ettlinger, Paul 159296 Eva von Trott 184, 241 – 244, 296, 299, 300, 301 Evert von Schuren 27366 Eyb → Gabriel von → Ludwig von Eyb d.Ä. → Ludwig von Eyb d.J. Faber, Conrad 41 (Abb. 1), 41176 Faber, Johannes 165338 Falck, Johann 167353 Feige, Johann 239 Ferdinand I., Ehg. von Österreich, dt. Ks 8316, 101, 11083, 113115, 114, 115, 116, 126, 12622, 130, 134, 151, 173, 173414, 182, 223, 239, 240, 328 Firmian → Georg von Firmian Fischer, Friedrich 26944 Fischl, Willibald 119 Fleck, Johannes 5750 Florenz von Venningen 96 Florian Waldauf von Waldenstein 128, 134 – 139, 152238, 159, 162, 246, 248, 290, 299, 301 Franciscus de Roja 13697 Franck, Sebastian 31361 Frangipane → Christoph von Frangipane Franz I., frz. Kg. 92, 10446, 200, 278 Franz von Braunschweig-Lüneburg, Bf. 102 Franz von Sickingen 96, 222332 Freyberg → Eberhart von Freyberg Friedrich I. Barbarossa, dt. Kg., Ks. 250 Friedrich II., dt. Kg., Ks. 4912, 6283

Anhang Friedrich III., dt. Kg., Ks. 4912, 5643, 819, 8316, 109f.83, 13480, 146189, 154 – 160, 163318, 165339, 178, 179, 179445, 180446, 248, 300, 313 Friedrich I. Hg. von Schleswig und Holstein, dän. Kg., norweg. Kg. 117, 1824, 184, 205, 206 Friedrich II., dän. Kg., norweg. Kg. 207 Friedrich II. der Weise von der Pfalz 183, 198, 199, 200, 201 Friedrich III. der Schöne, Hg. von Österreich 49129 Friedrich III. der Weise, Kfs. von Sachsen 92, 94, 95, 255, 27366 Friedrich V. d.Ä., Mgf. von BrandenburgAnsbach 186, 187 Friedrich von Heideck 27056, 27366 Friedrich von Sachsen, Hochmeister des Deutschen Ordens 267, 26731 Friedrich von Treffurt 4912 Fries, Lorenz 10763 Frisius, Tetanias 199 Fuchsberg → Degen Fuchs von Fuchsberg Fuchsmagen, Johannes 13589, 179, 179445, 248 Fuchsmagen, Sigmund 179445 Fugger 23, 2353, 11199 Fugger, Anton 123 Fugger, Jakob 51 Gabriel von Eyb, Bf. 119, 119171, 119f.180 García de Loaysa ( Juan García de Loaysa y Mendoza), Kard. 4912, 124, 12410 Gattenhofen, Christoph 27366 Gattinara → Mercurino Arborio di Gattinara Geckhus, Johann 183, 190, 191, 248, 292 Geiger, Christoph 149 Geldenhauer, Gerhard 10556 Gemel, Johann 1837 Georg III. Fs. von Anhalt-Köthen 44199, 195, 196 Georg III. Schenk von Limburg, Bf. 80, 102, 254 – 262 Georg der Bärtige, Hg. von Sachsen 194109, 196, 196124, 26729, 269, 270 Georg der Fromme, Mgf. von BrandenburgAnsbach-Kulmbach 44196, 185 – 188

Personenregister Georg von der Pfalz, Bf. 95, 102, 103 Georg der Reiche, Hg. von Bayern-Landshut 159296, 163, 164326, 166343, 169366, 219310, 264 Georg von Ehingen 207203 Georg von Firmian 1233 Georg von Kleist 184, 208, 208207, 210, 292 Georg von Klingenbeck 267, 268 Georg von Kunheim 279 Georg von Neudegg, Bf. 113 Georg von Rottal 150, 150224 Georg von Schwalbach 103 Georg Lorentz von Spattenbach 6496, 305 Georg Marschalk von Ebnet 255 Geudertheim → Wurm, Mathias, von Geudertheim Giebelstadt → Zobel, Melchior, von Giebelstadt Giovanni de’ Medici → Leo X. Giulio de’ Medici → Clemens VII. Goessart, Jan 10556 Gossembrot, Jörg 141, 147197, 162312 Göttingen → Elisabeth von Brandenburg, Hg.in von Braunschweig-Calenberg-Göttingen → Erich I. d.Ä., Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von Calenberg-Göttingen Gottorf → Christine von Hessen, Hg.in von Holstein-Gottorf Gottschalk von Ahlefeld, Bf. 116, 117 Granvelle → Nicolas Perrenot de Granvelle Grassow, Ludwig 27366 Grausbach-Neiffen → Berthold von GrausbachNeiffen Gregor von Tours 5223 Greiffenklau → Richard von Greiffenklau zu Vollrads Grubenhagen → Erich von BraunschweigGrubenhagen → Heinrich IV. Fs. von Braunschweig-Grubenhagen → Philipp I. Hg. von Braunschweig-Grubenhagen Grumbach → Andreas von Grumbach → Wilhelm von Grumbach Grünewald, Matthias 30 Grünpeck, Joseph 125, 173f.414 Guy de Brimeu 77169

409 Guy de La Trémoïlle 48, 63 Hagano 25013 Hagenbach, Peter 8213 Hain → Jobst von Hain Haller, Wolfgang 136101 Hans von Dörnberg 5750 Hans von Hutten 57, 184, 220 – 234, 232 (Abb. 3), 244, 248, 292, 296, 301 Hans Kaspar von Laubenberg 147197 Hans von Liechtenstein-Nikolsburg 4912 Hans von Northeim 131 Hans von der Planitz 142, 142155 Hans von Schleinitz 31108 Hans d.Ä. von Schönberg 26729, 270, 280109 Hans d.J. von Schönberg 26729 Hans Landschad von Steinach 96 Hardenberg → Dietrich von Hardenberg Harrach → Leonhard III. von Harrach Hartmann Bgf. von Kirchberg, Fürstabt 121 Hausen → Oswald von Hausen Heideck → Friedrich von Heideck Heinrich IV., dt. Kg., Ks. 25013 Heinrich Raspe, dt. Kg. 4912 Heinrich VII., engl. Kg. 170 Heinrich VIII., engl. Kg. 42 Heinrich II., frz. Kg. 10446, 239 Heinrich II. d.J., Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von BraunschweigWolfenbüttel 38155, 117, 184, 228, 237, 240, 240468, 241, 242, 243, 243489, 244, 269, 301 Heinrich der Mittlere, Hg. von BraunschweigLüneburg 269, 26948 Heinrich V. der Friedfertige, Hg. zu Mecklenburg 191, 192, 19288, 193 Heinrich der Fromme, Hg. von Sachsen 183, 196, 196124, 197, 198, 238, 26729 Heinrich III. Bockholt (Hinrich Bokholt), Bf. 107 Heinrich Duyngen von Wittlich 92 Heinrich von Miltitz 279 Heinrich von Neuffen 4912 Heinrich von Rantzau 205189 Heinrich Groß von Trockau, Bf. 254

410 Helfenstein → Anna von Helfenstein Helt, Georg 183, 195f., 301 Henneberg → Berthold von Henneberg → Hermann VIII. von Henneberg-Aschach → Johann II. von Henneberg-Schleusingen → Otto von Henneberg → Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen → Anastasia von Brandenburg, Gf.in von HennebergSchleusingen Herberstein → Sigmund von Herberstein Heresbach → Konrad von Heresbach Hering, Loy 257 Hermann V. von Wied, Ebf. 92, 93, 9314 Hermann VIII. von Henneberg-Aschach 183 Hermann von Chilli 5012 Hermann von Rusworm 4912 Hessen → Christine von Hessen, Hg.in von Holstein-Gottorf → Ludwig IV. Lgf. von Hessen → Philipp der Großmütige, Lgf. von Hessen Hieronymus von Rosenberg 119 Hieronymus von Stauff 219 Hiob von Dobeneck 27366 Hirschmann, Hans (Hierszmann) 83f.17 Hof → Barbara von Hof → Jörg von Hof Hohenlandenberg → Hugo von Hohenlandenberg Hohenlandsberg → Johann von Schwarzenberg Holstein → Friedrich I. Hg. von Schleswig und Holstein, dän. Kg., norweg. Kg. Holstein-Gottorf → Christine von Hessen, Hg.in von Holstein-Gottorf Holtey, Arnt 27366 Honstein → Wilhelm von Honstein Hoyer VI. von Mansfeld 33 Hubert Thomas gen. Leodius 183, 198 – 201, 247, 301 Hugo von Hohenlandenberg, Bf. 107 Hungersbach → Simon von Hungersbach Hutten → Hans von Hutten → Ludwig von Hutten → Ulrich von Hutten Isabella Ehg.in von Österreich, dän. Kg.in, norweg. Kg.in, schwed. Kg.in 117

Anhang Isle-Adam → Philippe de Villiers de l’Isle-Adam Jacob Wimpfeling 216276, 31256, 313, 314, 316 Jakob von Dobeneck 27366 Janowitz, Christian 242 Jean duc de Berry 175423 Jean le Sauvage 170375 Jetze, Joachim 193 Joachim I. Nestor Kfs. von Brandenburg 92, 9394, 108, 116, 194109, 206, , 26627, 27366 Joachim I. Fs. von Anhalt-Dessau 195 Joachim II. Kfs. von Sachsen 42 Jobst von Hain 4912 Johann II. Pfgf. und Hg. von Simmern 198 Johann II. von Henneberg-Schleusingen 121 Johann II. Hg. zu Württemberg 1822 Johann III. der Friedfertige, Hg. von JülichKleve-Berg 183f., 201f., 202161, 203 Johann III. von der Pfalz, Adm. 103 Johann IV. Lgf. zu Leuchtenberg 182 Johann (Hans) IV. von Sachsen-LauenburgRatzeburg, Bf. 106, 117, 190 Johann Albrecht Mgf. von BrandenburgAnsbach-Bayreuth 185, 186, 240462 Johann der Beständige, Kfs. von Sachsen 1616, 95, 312 Johann Cicero Kfs. von Brandenburg 116 Johann Friedrich I. der Großmütige, Kfs. von Sachsen 28, 33124, 36140, 6596, 197128, 237, 238 Johann von Dalberg, Bf. 216276 Johann von Eck 92 Johann von Lothringen, Bf. 104 Johann von Rantzau 184, 205 – 207, 246, 247, 291 Johann Schenck zu Schweinsberg 238 Johann von Schleinitz, Bf. 107, 108 Johann von Schwarzenberg 84, 102, 185, 253, 254 – 262, 26517, 292, 299 Johann von Vlatten 202161, 203 Johann von Wied 93 Johanna von Borsele 152f. Jonas, Justus 27, 28 Jörg von Hof 10760 Jülich → Johann III. der Friedfertige, Hg. von Jülich-Kleve-Berg → Karl Friedrich Hg. von

Personenregister Jülich-Kleve-Berg → Wilhelm V. Hg. von Jülich-Kleve-Berg Julius II. 23, 143 Jürgen von Puttkamer 209214 Kammin → Benedikt von Waldstein → Karith, Martin Kantzow, Thomas 208, 209214, 215, 210, 211 Karith, Martin, Bf. 209, 209214 Karl der Einfältige, westfränk. Kg. 25013 Karl der Große 250 Karl der Kühne, Hg. von Burgund 156, 179445 Karl Friedrich Hg. von Jülich-Kleve-Berg 203 Karl V., dt. Kg., Ks. 31110, 49f.12, 80, 81, 89f., 101, 10551, 10659, 108, 111, 11199, 118, 123, 1248, 12622, 134, 142, 171, 172, 181, 182, 18852, 200, 202161, 222, 222331, 234, 259, 25952, 264, 275, 280, 313 Karl VI., frz. Kg. 48 Karl VIII., frz. Kg. 152, 152239 Karlowitz → Christoph von Karlowitz Kaschauer, Hans 140128 Kaschauer, Jakob 140128 Kasimir IV., poln. Kg. 208205 Kasimir Mgf. von Brandenburg-Kulmbach 184 – 187, 256, 25619, 257, 26058, 60, 264, 270, 271 Keller, Wolfgang 34130 Kettwig, Wolfgang 193 Keutschach → Leo von Keutschach Kirchberg → Hartmann Bgf. von Kirchberg, Fürstabt Kirchhof, Hans Wilhelm 235 Kirchmair, Georg (zu Ragen) 112103, 151, 171 Klaus von Bach 267 Kleist → Georg von Kleist Kleve → Johann III. der Friedfertige, Hg. von Jülich-Kleve-Berg → Karl Friedrich Hg. von Jülich-Kleve-Berg → Wilhelm V. Hg. von Jülich-Kleve-Berg Klingenbeck → Georg von Klingenbeck Kolberger, Wolfgang 219310 Konrad II. von Thüngen, Bf. 107, 10763 Konrad von Bibra, Bf. 10763 Konrad von Heresbach 183, 202, 202160, 203 – 205, 292, 305, 30935

411 Konrad von Vechta, Bf. 5012 Konrad von Winterstetten 4912 Köthen → Georg III. Fs. von Anhalt-Köthen Köthen → Wolfgang Fs. von Anhalt-Köthen Kraig → Rosina von Kraig Kranich, Burckart 93 Kronberg → Walther von Kronberg Krupp, Friedrich Alfred 75163 Kruschwitz → Türk, Christoph Kulmbach → Georg der Fromme, Mgf. von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach → Kasimir Mgf. von Brandenburg-Kulmbach Kunheim → Georg von Kunheim Kunz von der Rosen 13482, 173, 175 (Abb. 2), 290 Kürschner, Konrad → Pellikan, Konrad La Baume → Pierre de La Baume La Marck → Eberhard von der Mark La Trémoïlle → Guy de La Trémoïlle Laiminger, Sigmund 159296 Landschad → Hans Landschad von Steinach Lang → Apollonia → Matthäus Lang von Wellenburg Lang, Hans 162, 163 Langenmantel, Matthäus 165340 Laubenberg → Hans Kaspar von Laubenberg Lauenburg → Johann (Hans) IV. von SachsenLauenburg-Ratzeburg → Magnus von Sachsen-Lauenburg → Magnus I. Hg. von Sachsen-Lauenburg Lauterbeck, Georg 309 Leib, Kilian 119, 120, 246, 290, 300 Leicester → Robert Dudley von Leicester Leo X. 23, 10451, 113, 27366 Leo von Vercelli, Bf. 25013 Leodius → Hubert Thomas gen. Leodius Leonhard III. von Harrach 8316 Leonhard von Eck 184, 211, 213 – 220, 248, 299, 300, 316 Leonhard von Keutschach, Bf. 109, 10977 Leonhard von Völs 11199 Lersner, Christoph 237 Lersner, Heinrich 237 Lersner, Jakob 237

412 Lersner, Johann 237 Leuchtenberg → Johann IV. Lgf. zu Leuchtenberg Levold von Northof 308 Liechtenstein → Balthasar von Liechtenstein → Christoph Philipp von Liechtenstein → Dorothea von Liechtenstein → Paul von Liechtenstein, Freiherr von Castelcorn Liechtenstein-Nikolsburg → Hans von Liechtenstein-Nikolsburg Limburg → Georg III. Schenk von Limburg Linde, Caspar 27366 Liupold von Meersburg 25013 Loaysa → García de Loaysa Lodron, Johannes 166343 Lorenz von Bibra, Bf. 255, 26269 Lothringen → Johann von Lothringen Luca Rinaldi da Vegli 12730 Lucas Cranach d.Ä. → Cranach, Lucas d.Ä. Ludwig IV. der Bayer, dt. Kg. 4912 Ludwig II., Kg. von Ungarn und Böhmen 92, 95 Ludwig XIV. frz. Kg. 8211 Ludwig der Fromme, fränk. Kg. 2509 Ludwig Hg. von Orléans 73 Ludwig X. Hg. von Bayern 103, 211, 212, 213244, 246, 216, 216276, 218, 218303, 219, 260 Ludwig IV. Lgf. von Hessen 237 Ludwig II. d.J. von Pfalz-Zweibrücken 198 Ludwig V. der Friedfertige von der Pfalz 92, 96, 199, 313 Ludwig von Boineburg 235415 Ludwig von Eyb d.Ä. 119171, 18410 Ludwig von Eyb d.J. 119171 Ludwig von Hutten 222, 224 – 227, 228370, 233 Lüneburg → Christoph von BraunschweigLüneburg-Wolfenbüttel → Erich I. d.Ä., Hg. von Braunschweig-Lüneburg, Fs. von Calenberg-Göttingen → Ernst I. der Bekenner, Hg. von BraunschweigLüneburg, Fs. von Lüneburg → Franz Hg. von Braunschweig-Lüneburg → Heinrich II. d.J., Hg. von Braunschweig-Lüneburg Fs. von Braunschweig-Wolfenbüttel → Heinrich der Mittlere, Hg. von Braunschweig-Lüneburg

Anhang Luther, Martin 1719, 24, 2569, 27, 29, 2996, 30, 33124, 34129, 36140, 37, 38, 38155, 45, 70, 87, 92, 9210, 95, 114, 142, 154, 154255, 256, 155, 155258, 164327, 18522, 186, 19065, 19395, 194 – 196, 206192, 235, 240, 244, 256, 259, 262, 264, 265, 26517, 301, 302, 307, 30718, 19, 310, 31039, 311, 312, 315, 323 Machiavelli, Niccolò 12730, 305, 30717, 317 Machwiz, Caspar 159296 Magnus I. Hg. von Sachsen-Lauenburg 117, 118, 190, 191 Magnus II. Hg. zu Mecklenburg 191 Magnus III. von Mecklenburg, Bf. 103 Manderscheid-Schleiden → Dietrich IV. von Manderscheid-Schleiden Manfeld → Philipp von Mansfeld Mansfeld → Hoyer VI. von Mansfeld, Philipp von Mansfeld Manteuffel → Eggert von Manteuffel → Erasmus von Manteuffel Marck → Eberhard von der Mark Margarete von Münsterberg, Fs. zu Anhalt 194 Margaretha Ehg.in von Österreich 169f. Margarethe von Edelsheim 143164, 150 Maria von Burgund 146189, 153240 Maria von Württemberg 242 – 244 Mark → Eberhard von der Mark Marsbach → Wernhard von Marsbach Marschalk, Nikolaus 183, 192, 193, 291 Marschwander, Georg 136101 Martin von Polheim 159 Matthäus Lang von Wellenburg, Bf., Kard. 8211, 98f., 99, 100, 101, 102, 10657, 109, 110, 111, 11199, 100, 112, 113, 114, 119172, 123, 128, 13262, 133, 13374, 136, 141, 145177, 151, 162 – 173, 177, 179444, 200148, 216281, 217282, 246 – 249, 261, 291, 300 – 302 Maximilian I. dt. Kg. Ks. 81, 8316, 8523, 89, 89f.4, 99, 100, 10450, 10659, 110, 11083, 111, 112, 112100, 113, 113115, 114, 117, 118, 119171, 172, 122 – 124, 1248, 12, 13, 14, 125, 12515, 16, 17, 126, 12621, 22, 23, 25, 12730, 128, 12833, 129, 130, 13051, 131, 132, 13272, 133, 13374, 76, 134, 13782, 135, 136, 13692, 99, 137, 137104, 138, 138113, 139, 140, 141, 141143, 144, 143, 143164,

Personenregister 144, 144172, 145, 145177, 146, 146186, 191, 147195, 197, 148, 149, 149210, 150, 150221, 224, 151, 152, 152239, 153, 153240, 244, 154255, 155, 155262, 156, 156269, 158, 159, 159292, 160, 160304, 161, 162, 162312, 313, 164327, 165, 165338, 339, 166, 167, 167349, 352, 356, 168, 168359, 169, 169372, 170378, 171, 171392, 172 – 174, 174414, 422, 175 (Abb. 2), 176 – 178, 178f.439, 440, 444, 179, 179445, 180, 180446, 447, 448, 181, 1823, 185, 18514, 192, 212, 216276, 220, 220315, 221, 222, 227363, 240, 245 – 248, 255, 25513, 14, 25617, 261, 263, 274, 275, 291, 296, 299, 300, 301, 302, 305, 306, 30612, 13, 307, 308, 311, 315, 319, 319131, 320 Meckau → Melchior von Meckau Mecklenburg → Albrecht VII. Hg. zu Mecklenburg → Balthasar Hg. zu Mecklenburg → Erich II. Hg. zu Mecklenburg → Heinrich V. der Friedfertige, Hg. zu Mecklenburg → Magnus II. Hg. zu Mecklenburg → Magnus III. Hg. zu Mecklenburg Medici → Giovanni de’ Medici → Giulio de’ Medici → Clemens VII. Medmann, Peter 93, 9314 Meersburg → Arnold von Meersburg → Berthold von Meersburg → Liupold von Meersburg Melanchthon, Philipp 94, 19395, 30719 Melchior von Meckau, Bf. 12516, 136, 162312 Melchior von Osse 64f.96, 305 Melchior von Rantzau 205185 Mensing, Johannes 194109 Mercurino Arborio di Gattinara 10659, 114, 123, 123f.8 Merklin, Balthasar, Bf. 10659, 170383 Michael de Pavie 5012 Michael von Schwaben 27366 Michael von Wolkenstein 8316, 1233, 125, 129, 12946, 146 – 149, 249, 299 Mila → Bernhard von Mila Miltitz → Heinrich von Miltitz Mitterhofer, Barbara 13591 Mocenigo, Giovanni 294 Molinet, Jean 153f.

413 Montfaucon (Montfalcon) → Sebastian von Montfaucon Moritz Kfs. von Sachsen 31108, 237, 238, 239, 297 Moskau → Vasilij II. Großfs. von Moskau Mülich, Hektor 163, 163318 Münsterberg → Margarete von Münsterberg Mutian, Konrad (Mutianus Rufus, Mutian) 94f. Naturelli, Philibert 163312, 170378 Naumann, Wenzeslaus 197, 197129 Negelin, Johannes → Carion, Johann Nettesheim → Agrippa von Nettesheim Neuber, Johann 258 Neudegg → Georg von Neudegg Neuffen → Heinrich von Neuffen Nicolas Perrenot de Granvelle 124 Nikolaus von Schönberg 26729, 275 Nikolsburg → Hans von LiechtensteinNikolsburg Northeim → Hans von Northeim Northeim, Zyprian von → Serntein, Cyprian Northof → Levold von Northof Orléans → Ludwig Hg. von Orléans Osse → Melchior von Osse Österreich → Bianca Maria Sforza Ehg.in von Österreich, dt. Kg.in, Ks.in → Ferdinand I., Ehg. von Österreich, dt. Ks. → Friedrich III. der Schöne, Hg. von Österreich → Isabella Ehg.in von Österreich, dän. Kg.in, norweg. Kg.in, schwed. Kg.in → Margaretha Ehg.in von Österreich Österreicher, Matthias 214 Oswald von Hausen 147197 Otto III., dt. Kg., Ks. 25013 Otto von Henneberg 4912 Panthaleon von Thurn 27366 Paul von Liechtenstein, Freiherr von Castelcorn 125, 127, 12830, 129, 130, 131, 133, 13374, 140126, 141 – 146, 147197, 148, 149, 150225, 151, 170378, 177, 249, 292, 302 Pavie → Michael de Pavie Pellikan, Konrad 120, 121 Peraudi, Raimundus (Pérault, Raimond) 121 Peurl, Leonhard, Bf. 109

414 Pewerl, Pewrl → Peurl, Leonhard Pfalz → Friedrich II. der Weise von der Pfalz → Georg von der Pfalz → Johann III. von der Pfalz → Ludwig II. d.J. von Pfalz-Zweibrücken → Ludwig V. der Friedfertige von der Pfalz → Philipp der Aufrichtige von der Pfalz → Philipp von der Pfalz → Ruprecht von der Pfalz, dt. Kg. Pfeffinger, Johann 28 Pflügl, Hans 101 Philipp der Aufrichtige von der Pfalz 96, 216276 Philipp der Großmütige, Lgf. von Hessen 184, 213, 223, 234 – 238, 243491, 293 Philipp der Kühne, Hg. von Burgund 48 Philipp I. Hg. von Braunschweig-Grubenhagen 241, 269 Philipp I. Mgf. von Baden 188, 18852, 189, 190 Philipp von Bolanden 4912 Philipp von Burgund, Bf. 104, 105, 10556 Philipp von Mansfeld 36 Philipp von der Pfalz 95, 102 Philipp von Platten (Philipp de Platea), Bf. 104 Philippe de Commynes 31258 Philippe de Villiers de l’Isle-Adam 983 Piccolomini, Enea Silvio 166344, 313, 317, 318, 320 Pierre de La Baume, Bf. 104f. Pirckheimer, Willibald 112100, 180448 Planitz → Hans von der Planitz Platten → Philipp von Platten (Platea) Plattner, Kasper 279106 Pless, Agnes 40169, 46208 Plettenberg → Wolter von Plettenberg Plieningen → Dietrich von Plieningen Pogwisch, Wolf 205185 Polen → Anna von Polen, Hg.in von Pommern → Bolesław I. der Tapfere, Hg. von Polen → Bona Sforza, poln. Kg.in → Kasimir IV., poln. Kg. → Sigismund I, poln. Kg. Polheim → Erhard von Polheim → Martin von Polheim → Wolfgang von Polheim Pommern → Anna von Polen, Hg.in von Pommern → Bogislaw X. der Große, Hg. von Pommern

Anhang Pommersfelden → Veit Truchseß vom Pommersfelden Prellwitz → Schenitz, Margaretha Preußen → Albrecht Mgf. von BrandenburgAnsbach, Hochmeister des Deutschen Ordens, Hg. in Preußen → Dorothea von Brandenburg-Ansbach, Hg.in in Preußen Prüschenk, Heinrich 154, 157, 160, 162, –, Sigmund 4912, 5643, 154, 154255, 155 – 162, 170, 247, 248, 292, 296, 299, 300, 301 Pürstinger, Berthold, Bf. 2669, 109, 173, 299 Pusch, Christoph Wilhelm 115f. Puttkamer → Jürgen von Puttkamer Rabenstein, Melchior 27366 Rantzau → Heinrich von Rantzau → Johann von Rantzau → Melchior von Rantzau Rappoltstein → Wilhelm II. von Rappoltstein Ratzeburg → Johann (Hans) IV. von SachsenLauenburg-Ratzeburg Redwitz → Weigand von Redwitz Reichenau → Wilhelm von Reichenau Reinhard von Rippur, Bf. 107 Reischach → Eberhart von Reischach d.Ä. Rem (Rehm), Ägidius 100 Rem, Wilhelm 162, 167, 167356, 168, 170383, 174424, 302 Renaldio, Rinaldi → Luca Rinaldi da Vegli Renner, Johann (Hans) 1233, 177 Reuchlin, Johannes 998 Reventlow, Lyder 205185 Ribeisen, Nikolaus 100 – 102, 217, 247 Richard von Greiffenklau zu Vollrads, Ebf. 92 Riedinger, Ursula 46208 Riemenschneider, Tilmann 257 Rippur → Reinhard von Rippur Robert Dudley von Leicester 9012 Robert von Croy, Bf. 104 Rochlitz → Elisabeth von Rochlitz Rogkner, Vinzenz 17376 Rohrbach → Sigmund von Rohrbach Roja → Franciscus de Roja Ronneberg, Hermann 27366 Rosen → Kunz von der Rosen

Personenregister Rosenberg → Hieronymus von Rosenberg Rosina von Kraig 161, 161308 Rösler, Hans 164326 Rottal → Barbara von Rottal → Georg von Rottal Rotterdam → Erasmus von Rotterdam Rudolf Schenck zu Schweinsberg 234, 238, 239, 296 Rudolf von Scherenberg 255 Rudolff, Christoff 11087, 112100 Ruesperger, Hans 158 Rumschottel, Anna 243, 243489 Ruprecht von der Pfalz, dt. Kg. 72, 145177 Rusworm → Hermann von Rusworm Rysche, Balthasar 31108 Sabine von Bayern 220, 229 Sachsen → Albrecht der Beherzte, Hg. von Sachsen → August I. Kfs. von Sachsen → Friedrich III. der Weise, Kfs. von Sachsen → Friedrich von Sachsen, Hochmeister des Deutschen Ordens → Georg der Bärtige, Hg. von Sachsen → Heinrich der Fromme, Hg. von Sachsen → Joachim II. Kfs. von Sachsen → Johann (Hans) IV. von Sachsen-LauenburgRatzeburg → Johann der Beständige, Kfs. von Sachsen → Johann Friedrich I. der Großmütige, Kfs. von Sachsen → Magnus I. Hg. von Sachsen-Lauenburg → Moritz Kfs. von Sachsen Sailer, Gereon 213, 213248, 214, 217, 219f. Saurer, Lorenz 8316, 12517, 129, 130, 139 – 141, 144, 246, 249, 300 Sauvage → Jean le Sauvage Schachten → Wilhelm von Schachten Schantz, Schanz → Schenitz Schantz, Martin 1719, 30303 Scharffenstein, Heinrich 242 Schaumberg → Wilwolt von Schaumberg Schenck zu Schweinsberg → Johann Schenck zu Schweinsberg → Rudolf Schenck zu Schweinsberg Schenitz, Albrecht 20 Schenitz, Anton 29, 30, 32110, 33124, 34129, 35, 36, 36148, 38, 39, 42, 44196, 45

415 Schenitz, Gregor 31, 32110 Schenitz, Hans (Schantz, Schanz, Hans von Schenitz, Schinitz, Hans von Schönitz, Johann von Schönitz) 11, 13 – 47, 41 (Abb. 1), 48, 57, 5750, 63, 64, 66f., 69, 77 – 79, 81, 96, 97, 102, 178, 216281, 219310, 248, 272, 281, 291, 292, 296, 299, 300 – 302 –, Margaretha 30 Schenk von Limburg → Georg III. Schenk von Limburg Scherenberg → Rudolf von Scherenberg Schiner, Matthäus 172 Schinitz → Schenitz Schlaginhaufen, Johann 183, 194, 196 Schleinitz → Hans von Schleinitz → Johann von Schleinitz Schleswig → Friedrich I. Hg. von Schleswig und Holstein, dän. Kg., norweg. Kg. Schleusingen → Anastasia von Brandenburg, Gf.in von Henneberg-Schleusingen → Johann II. von Henneberg-Schleusingen → Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen Schlick, Kaspar 165339, 166344 Schlieben → Dietrich von Schlieben Schmidt, Christoph 242 Schönberg → Anton von Schönberg → Dietrich von Schönberg [Sohn; Vater] → Hans d.Ä. von Schönberg → Hans d.J. von Schönberg → Nikolaus von Schönberg Schönburg → Wolf von Schönburg Schöneich → Caspar von Schöneich Schönitz → Schenitz Schulenburg → Werner von der Schulenburg Schulz , Hieronymus Schulz (Scultetus, Sculteti), Bf. 108 Schuren → Evert von Schuren Schwaben → Michael von Schwaben Schwalbach → Georg von Schwalbach Schwarzenberg → Christoph von Schwarzenberg → Johann von Schwarzenberg Schweinsberg → Johann Schenck zu Schweinsberg → Rudolf Schenck zu Schweinsberg

416 Sebastian von Montfaucon (Montfalcon), Bf. 104 Seidel, Wolfgang 213245, 312, 314 – 316 Sender, Clemens 123, 166343 Serntein, Cyprian 8316, 112, 123, 1233, 4, 124, 127 – 134, 136, 140, 140126, 141, 141137, 142, 144, 145, 145177, 146 – 150, 162, 166, 166344, 167, 170378, 171, 171389, 175324, 176426, 177, 178, 200148, 247 – 249, 261, 291, 292, 299, 300, 301, 306, 311 Sforza → Bianca Maria Sforza, Ehg.in von Österreich dt. Kg.in Ks.in → Bona Sforza, poln. Kg.in Sickingen → Franz von Sickingen Siegmund von Dietrichstein 8316, 129, 12941, 130, 146, 148202, 149 – 151, 162, 177, 3014 Sigismund, dt. Kg., Ks. 155258 Sigismund I., poln. Kg. 265, 27366 Sigismund Ehg. von Tirol 131, 134, 144, 144175, 179, 179445, 313 Sigmund von Herberstein 126, 12622, 165338 Sigmund von Rohrbach 8316, 174421 Simmern → Johann II. Pfgf. und Hg. von Simmern Simon von Hungersbach 132 Solier → Charles de Solier Sommer, Tilmann 173413 Soye, Hermann 27366 Spalatin, Georg 94, 95, 9535, 96, 291 Spät, Dietrich 221 Spattenbach → Georg Lorentz von Spattenbach Sperantius → Sebastian II. Sprenz Spiegel, Jakob 112100 Spieß, Gregor 265, 26626 Spießhaymer, Hans 180446 Sprenz (Sperantius), Sebastian II., Bf. 109, 110f., 11086, 87, 88, 11199, 100, 112, 112103, 113, 247, 291, 300 Stabius, Johannes 180, 180448, 320, 322 Stadion → Christoph von Stadion → Walter von Stadion Stauff → Hieronymus von Stauff Stettenberg → Prüschenk, Heinrich → Prüschenk, Siegmund Stürtzel, Konrad 131, 132, 13589, 162312, 176426, 177, 177430, 178, 178f.444

Anhang Tanne-Waldburg → Eberhard von TanneWaldburg Tanstetter, Georg 12621 Tetzel, Johann 63 Thenn, Hans 101 Thomas → Hubert Thomas gen. Leodius Thomas von Aquin 54 Thomasius, Christian 283, 329 Thum, Nickel 183, 196, 197, 198 Thumb, Konrad 220, 220315, 221, 224, 225 –, Ursula 220, 221, 221320, 224, 229 Thun → Barbara von Thun Thüngen → Konrad II. von Thüngen Thurn → Panthaleon von Thurn Tirol → Sigismund Ehg. von Tirol Tours → Gregor von Tours Trauttmansdorff → Andreas von Trauttmansdorff Treffurt → Friedrich von Treffurt Treitzsaurwein, Marx 126, 12623, 127, 247, 249 Trémoïlle → Guy de La Trémoïlle Trevisan, Benedetto 12516 Trockau → Heinrich Groß von Trockau Trott → Eva von Trumer, Martin 140, 14026 Türk, Christoph 18, 1829, 26, 36141, 46208 Ulrich Hg. von Württemberg 1823, 184, 220, 220315, 317, 221, 222, 222329, 223 – 226, 226362, 228, 229380, 230, 231, 232 (Abb. 3), 305 Ulrich von Hutten 170, 221320, 222, 222329, 224, 229, 257, 305, 320 – 323 Ulrich von Walsee-Graz 4912 Ulrich, Abraham 183, 194, 196 Utenheim → Christoph von Utenheim Uttenhofen → Wolfgang von Uttenhofen Vechta → Konrad von Vechta Vegli → Luca Rinaldi da Vegli Vehus, Hieronymus 183, 188, 189f., 19065, 202160 Veit Truchseß vom Pommersfelden 254f. Veit von Wolkenstein 12946, 146, 146, 146186, 187, 147192, 194 Venningen → Florenz von Venningen Verallo, Girolamo 218, 218302 Vercelli → Leo von Vercelli

Personenregister Vergy → Antoine de Vergy Vigilius → Wacker, Johann, gen. Vigilius Vilbel → Apollo von Vilbel Villiers → Philippe de Villiers de l’Isle-Adam Villinger, Jakob 1233, 145, 175424, 177 Vinsterwalder, Hans 177 Vlatten → Johann von Vlatten Vogler, Georg 183, 184 – 188, 26517, 291, 292, 299 Vogt, Gabriel 177 Vollrads → Richard von Greiffenklau zu Vollrads Völs → Leonhard von Völs Wacker, Johann gen. Vigilius 10764 Waldauf → Florian Waldauf von Waldenstein Waldenstein → Florian Waldauf von Waldenstein Waldner, Johann 153, 153246, 301 Waldstein → Benedikt von Waldstein Walsee-Graz → Ulrich von Walsee-Graz Walstorp, Anna 205188 Walter von Stadion 147197 Walther von Kronberg, Deutschmeister 265 Walther, Hieronymus 38 Walther, Magdalena 33 Walther, Ulrich 170383 Weigand von Redwitz, Bf. 256, 25726 Weißenfelder, Johann 218, 218303, 219 Wellenburg → Matthäus Lang von Wellenburg Wenzel, dt. Kg. 5012, 72 Werner von Bolanden 4912 Werner von der Schulenburg 208207, 209, 209215, 210, 211 Wernhard von Marsbach 4912 Wetberg, Johann 27366 Wied → Hermann V. von Wied → Johann von Wied Wilhelm II. von Rappoltstein 128 Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen 183, 1837 Wilhelm IV. Hg. von Bayern 101, 184, 211 – 215, 217 – 220, 316 Wilhelm V. Hg. von Jülich-Kleve-Berg 202161, 203 Wilhelm von Grumbach 187 Wilhelm von Honstein, Bf. 118 Wilhelm von Reichenau, Bf. 119171

417 Wilhelm von Schachten 234f., 239, 240 Wilwolt von Schaumberg 1837, 26165 Wimpfeling → Jacob Wimpfeling Winkler, Georg 37 Winterstetten → Konrad von Winterstetten Wittlich → Heinrich Duyngen von Wittlich Wolf von Schönburg 26729, 266 Wolfgang Fs. von Anhalt-Köthen 194 Wolfgang I. von Barby 33 Wolfgang Hg. von Bayern 145177, 215 Wolfgang von Polheim 125, 128, 136, 147, 149, 150224, 151 – 154, 159, 162, 247, 248, 291, 300 Wolfgang von Uttenhofen 205185, 206193, 195, 246 Wolkenstein → Michael von Wolkenstein → Veit von Wolkenstein Wolter von Plettenberg, Landmeister in Livland 267, 272, 272f.66 Wurm, Mathias, von Geudertheim 176426 Württemberg → Christoph Hg. von Württemberg → Eberhard I. im Bart, Hg. von Württemberg → Eberhard II. Hg. von Württemberg → Johann II. Hg. zu Württemberg → Maria von Württemberg → Ulrich Hg. von Württemberg Zasius, Ulrich 189 Zerbst → Adolf Fs. von Anhalt-Zerbst Ziegler, Paul, Bf. 104, 10450, 141 Ziegler, Hans 141 Ziegler, Kasper 141 Ziegler, Niklas 10450, 1233, 128, 129, 136, 141 – 143, 167353, 300 Zincgref, Julius Wilhelm 320 Zobel, Melchior, von Giebelstadt 10763 Zweibrücken → Ludwig II. d.J. von PfalzZweibrücken

KATRIN BOURRÉE

DIENST, VERDIENST UND DISTINKTION FÜRSTLICHE SELBSTBEHAUPTUNGSSTRATEGIEN DER HOHENZOLLERN IM 15. JAHRHUNDERT (SYMBOLISCHE KOMMUNIKATION IN DER VORMODERNE)

Wie wird man als Aufsteiger den Anforderungen einer fürstlichen Existenz gerecht? Diese Frage mussten sich die Hohenzollern stellen, nachdem sie durch die Belehnung mit der Mark Brandenburg 1415 in den exklusivsten Kreis der spätmittelalterlichen Reichsfürsten aufgenommen worden waren. Zur Durchsetzung des neuen Herrschaftsanspruches war es erforderlich, sich besonders überzeugend als gleichberechtigte Reichsfürsten, mitherrschende Kurfürsten und unangefochtene Landesherren zu präsentieren. Die Studie untersucht, mit welchen sozialen Praktiken der Selbstbehauptung und diskursiven Strategien der Herrschaftslegitimierung sie dies zu erreichen suchten, und fragt zugleich nach ihrer Wahrnehmung durch die neuen Standesgenossen, den König und die Untertanen im fränkischen wie im märkischen Territorium. 2014. X, 721 S. 8 S/W- UND 14 FARB. ABB. GB. 145 X 220 MM. ISBN 978-3-412-20981-0

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NORM UND STRUK TUR STUDIEN ZUM SOZIALEN WANDEL IN MIT TEL ALTER UND FRÜHER NEUZEIT HERAUSGEGEBEN VON GERT MELVILLE IN VERBINDUNG MIT GERD ALTHOFF, HEINZ DUCHHARDT, PETER LANDAU, KLAUS SCHREINER UND GERD SCHWERHOFF



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