Lord Byron [3., verb. Aufl. Reprint 2019]
 9783111465449, 9783111098562

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
I. Familie und Kindheit
II. Schule und Universität
III. Newstead Abbey
IV. Die Pilgerfahrt
V. London
VI. Die Ehe
VII. Die Schweiz und Venedig
VIII. Ravenna, Pisa, Genua
IX. Griechenland
X. Zur Charakteristik
XI. Byron's Stellung in der Literatur
XII. Nachträge und Abschlüsse
Anhänge
Nachträge

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Lord Byron. Von

Karl Elze.

Dritte, verbesserte Auflage.

Ltraßburg,

Verlag von Karl I. Trübner. 1886.

Der Verfasser behält sich daS Uebersetzung»recht vor.

Dorroort. Nur Ein Punkt ist es, bezüglich dessen ich bei der Ver­ öffentlichung dieser neuen Auflage meine» „Lord Byron" da» Bedürfniß fühle, mich gegen den Leser auszusprechen, und dieser ist da« in der zweiten Ausgabe hinzugefügte zwölfte Kapitel. Ich habe lange geschwankt, ob ich den Inhalt dieses Kapitels in da» Buch hineinarbeiten oder dasselbe wie bisher als Nach­ trag und Abschluß bestehen lassen solle.

Im ersteren Falle

würden zwar möglicher Weise die Altersspuren de» Werke» getilgt worden sein, allein dieser Vortheil hätte sich doch nur auf Kosten der Lesbarkeit und des Flusse« der Darstellung erreichen lassen und dem Buche voraussichtlich mehr Schaden als Nutzen gebracht, namentlich hätte sich die nicht füglich zu umgehende Bezugnahme auf die englische Übersetzung meines Werkes auf diese Weise nicht bewerkstelligen lassen.

Ich habe mich daher

schließlich für das zweite Verfahren entschieden und an den be­ treffenden, keineswegs zahlreichen Stellen den Leser auf da« zwölfte Kapitel verwiesen. Im Übrigen hoffe ich, daß nicht allein bei der umgearbeiteten Erzählung der Pilgerfahrt, sondern auch anderswo die beffemde Hand dem aufmerksamen Leser nicht entgehen wird. Auch das Quellen-Material ist auf's Neue vermehrt und, wie ich mir schmeichle, nahezu zur Vollständigkeit gebracht worden.

Es

bleibt mir demnach nur der Wunsch übrig, daß auch dieser neuen Auflage des Buches die dauernde Gunst desjenigen Leserkreise« zu Theil werdm möge, der an Lord Byron wie an der eng­ lischen Literatur überhaupt Antheil nimmt. Halle, August 1886.

L. r.

Inhalt Seite

L II.

Familie und Kindheit................................................................

1

Schule und Universität...................................................................... 30

III.

Newstead Abbey

IV.

Die Pilgerfahrt...................................................................................... 86

V.

London............................................................................................... 122

VI.

69

Die Ehe .......

......................................................149

VII.

Die Schweiz und Venedig.............................................................. 206

VIII.

Ravenna, Pisa, Genua....................................................................246

IX.

Griechenland.................................................................................... 282

X.

Zur Charakteristik....................................................

336

XI.

Byron'- Stellung in der Literatur...............................................386

XII.

Nachträge und Abschlüsse...............................................................442

Anhänge. I.

Der Prozeß gegen William LordByron...........................................497

I*

Byron in Cambridge.........................................................................499

II.

Die ‘Fugitive Pieces’.........................................................................501

III.

MrS. Spencer Smith.......................................................................... 502

IV.

Charakteristik Byron'- von der GräfinAlbrizzi................................... 501

V.

Die Vernichtung der Memoiren.........................................................511

Nachträge..................................................................................................... 515

I.

Familie und Kindheit. 1788—1798. Die Familie Byron reiht sich jenen historischen Geschlechtern an, in denen sich ein stark ausgeprägter, verhängnißvoller Familientypus von Generation zu Generation vererbt hat. Lord Byron konnte mit Schiller'« Thekla sprechen:

ES geht ein finstrer Geist durch unser Hau-, Und schleunig will da- Schicksal mit unS enden. Denn zugleich mit hoher Begabung und entschlossener Thatkraft waren ungezügelte Leidenschaftlichkeit, trotziger Eigenwille und sich überhebende Verachtung der hergebrachtm Ordnung wie der öffent­ lichen Meinung daS unheilvolle Erbtheil der Familie, das sich in vollem Maße auf dem Haupte des Dichters zusammenhäuste. Byron war sich dessen wol bewußt und hat es wiederholt ausgesprochen; „ein Fluch", schrieb er beim Tode seiner Mutter an seinen Freund DavieS, „hängt über mir und den Steinigen."

Nichtsdestoweniger

war er außerordentlich stolz auf feine Abstammung, stolzer, sagt man, als auf seine Werke.

Namentlich legte er großen Werth

darauf normännischer und nicht sächsischer Abkunft zu sein, waS er bei jeder Gelegenheit hervorhob.

Merkwürdig ist es, daß er sich

durch einen unleugbaren Makel in seinem Stammbaum, ben der sogenannte ‘baton sinister' (ba8 Zeichen der Illegitimität) in seinem Wappen andeutete, in diesem Stolze keineswegs störm ließ; denn daß er keine Kenntniß von diesem Umstande gehabt haben sollte, Elze, Byron.

1

2 läßt sich nicht annehmen, wenngleich er ihn vor sich selbst wie vor Andern stets mit Schweigm bedeckte*). Der sagenhafte Stammbaum der Familie Weise bis ins graue Alterthum hinauf.

reicht natürlicher

Ein Zweig der ursprüng­

lich skandinavischen Bürüns ließ sich ihm zufolge in der Normandie nieder, und von dort folgten zwei Familienglieder, ErnisiuS und RadulphuS de Burun, dem Eroberer nach England, wo der erstere alsbald bedeutmde Ländereien in Dorkshire und Lincolnshire erhielt, während der zweite im Doomsdaybook als ein großer Landbesitzer in Nottinghamshire aufgeführt wird.

Die Angaben über diese

beiden Stannnhrlden, wie über ihre Nachfolger, sind jedoch zu schwankend und unsicher, als daß es sich der Mühe lohnte, sie des Näheren zu wiederholen. Bemerkenswerth ist nur, daß sich der Grundbesitz der Familie schnell vermehrte; daß um die Zeit Hein­ richs II. (1155—1189) sich die gegenwärtige Form des Namens „Byron" festgesetzt zu haben scheint**), und daß sich — was ein Erforderniß eines jeden anständigen Stammbaums ist — ein oder einige Familienglieder an den Kreuzzügen betheiligt haben sollen, worauf der Dichter in dm Versen ‘On leaving Newstead Abbey’ mit Stolz hingewiesen hat.

Vermuthlich verdankt jedoch diese Ueber­

lieferung ihre Entstehung einer alten Holzschnitzerei in Newstead, welche einen Sarazmm zwischm einem christlichm Ritter und einem abmdländischm Mädchen darstellt.

Abgesehn davon, daß Newstead

•) Galt, The Life of Lord Byron (Paris, 1835) Pres., p. VII und p. 7. — [Thomas Watts] Atheneeum, May 16, 1868, p. 687 fgg. — Bgl. Kap. XII. **) Der Dichter sprach seinen Namen verschieden, jedoch meisten- fast einsilbig mit kurzem y aut. In Italien spöttelten seine Freunde, vielleicht nach seinem Borgange, darüber, daß die Gräfin Guiccioli sehr breit Byron (mit langem y) aussprach. Allein England, und mit ihm die Welt, folgt der Gräfin Guiccioli, während Byron'- eigene Au-sprache all eine aristo­ kratische Grille in Vergessenheit gerathen ist. Hunt, Lord Byron (Paris, 1828) I, 179. Medwin, Conversations 37. James Hamilton Browne in Blackwood’s Magazine, 1834, VoL XXXV, p. 56—67.

3 erst unter Heinrich VIII. in den Besitz der Familie kam, gehörte diese Schnitzerei ohne Zweifel einer spätern Zeit an und hatte eine biblische Bedeutung; wahrscheinlich Bejog sie sich auf die Geschichte von der Susanne. Später verlor die Familie ihre Besitzungen und erlosch bis auf einen unechten Sprößling, John Byron, der 1559 von Elisabeth zum Ritter geschlagen wurde und das Geschlecht fortsetzte.

Seine

Nachkommen gehörten zu den treuesten und leidenschaftlichsten An­ hängern der Stuarts, und am 34. Oktober 1643 wurde ein zweiter Sir John Byron (der älteste von sieben Brüdern) von Karl I. als Baron Byron von Rochdale in der Pfalzgrafschast Lancashire zur Pärie erhoben. Als Kommandant des Towers und Oberbefehlshaber eines Theils der königlichen Truppen zog sich dieser erste Baron selbstverständlich die Feindschaft de- Parlaments zu.

Seine zweite

Gemahlin war eine Tochter Lord Kilmorey's und Wittwe Peter Warburton's; Pepys berichtet von ihr in seinem Tagebuche (unter dem 26. April 1667), sie sei des Königs (Karls II.) siebzehnte Mätreffe im Auslande gewesen und habe ihn nicht verlassen, bis sie ihm eine Anweisung auf Silbergeschirr im Welche von 4000 Pfd. abge­ drungen habe; doch sei die Ausführung verzögert worden, und sie sei glücklicher Weise gestorben, ehe sie es bekommen habe.

In Er­

mangelung von Söhnen vererbte die Pärie auf Lord Byron'Bruder Richard (1605—1679), von dem seine Grabschrist in der Familiengruft zu Hucknall Torkard besagt, daß er seiner Fürsten­ treue halber gleich feinen Brüdern sein ganzes Hab und Gut ver­ loren habe, daß es ihm jedoch gelungen fei, einen Theil des alten Erbgutes zurückzukaufen*).

Richards ältester Sohn, William, der

*) Die Grabschrift lautet vollständig: Beneath in a vault is interred the body of Richard Lord Byron who with the rest of hie family, being seven Brothers, faithfully served King Charles I. in the civil war who sassered mach for their loyalty and lost all their present fortunes; yet it pleased Ood so to bless the honest endeavours of the said Richard 1*

4

dritte Lord, war mit Elisabeth, Tochter des Discount Chaworth, vermähtt.

Nach deren Tode (1683) heirathete er zum zweiten Male,

starb am 13. Novbr. 1695 und wurde gleichfalls in Hucknall Torkard beigesetzt.

Er war mit einem untergeordneten Poeten Thomas

Shipman befreundet, der ihn und die ©einigen mehrfach angesungen hat; ja in Shipman'S 'Carolina; or, Loyal Poems’ (1683) findet sich sogar ein Gedicht von ihm, und eS geht auch sonst daraus her­ vor, daß er selbst ein Dersmacher war. AIS seinen höchsten Wunsch spricht er in dem erwähnten Gedichte aus: My whole ambition only does extend To gain the name of Shipman’s faithful friend*).

Seine Verse sind alles, nur nicht byronisch. Shipman wird heute nur noch genannt, weil er mit Lord Byron befreundet war, und Lord Byron selbst nur wegen seines großen Nachkommen. Der Enkel dieses poettschen Byron, William, der fünfte Lord

(1722—1798) ist es, welcher durch seinen Zweikampf mit seinem Verwandten und Nachbar Mr. Chaworth eine so ttaurige Berühmt­ heit erlangt hat.

Er war ausschweifend, Händel- und rachsüchtig

und gerieth am 26. Jan. 1765 im Star und Gatter Hotel in Pall Mall nach dem Mittageffen mit Herm Chawotth in Stteit über die Menge des Wildes in ihren beiderseitigen Parks.

Er drängte

Lord Byron that he repurchased part of their ancient inheritauce which he lest to his posterity with a laudable Memory for his great piety and charity; he departed this life upon the 4th day of October An. Dom. 1679 in the 74. year of his age. In the same vault is interred the Lady Elizabeth his first wife, daughter of Geo. Busseil [Russell?] Esq. by whom he had 10 children, and the lady Elizabeth his 2d wife, daughter to Sir George Booth, Knight and Baronet, who appointed this Monument to be erected to the Memory of her dear Hub band and for her great piety and goodness acquired a name better than that of Sous and’ daughters. •) S. den Aussatz ‘Another Poetic Lord Byron' (von Thomas WattS) im Athenaeum, 27. März 1858, p. 401.

5

Chaworth in ein anderes Zimmer, wo Beim spärlichen Scheine einer einzigen Kerze und ohne Secundanten oder Zeugen das sogenannte Duell vor sich ging, in welchem Chaworth, obwohl seinem Gegner in der Handhabung des Degens überlegen, tödtlich verwundet wurde. Lord Byron wurde des

absichtlichen Mordes

angeklagt, in den

Tower gesetzt, und in der Westminsterhalle der Prozeß gegen ihn begonnen.

Das Auffehen war ungeheuer, die Einlaßkarten der

Peers wurden öffentlich für sechs Guineen verkauft, und nach zwei­ tägiger Verhandlung wurde der Angeklagte des Todschlags schuldig erklärt*).

Er machte jedoch sein Privilegium als Peer geltend

und wurde demgemäß straffrei entlassen.

Vor der innern Strafe

aber schützte ihn kein Privilegium; er schloß sich von Stund' an vollständig von der Welt ab, oder richtiger die Welt schloß ihn aus. Wenn ihn Geschäfte nöthigten nach London zu gehen, so that er es unter dem Namen Mr. Waters.

Bei aller Welt hieß er „der tolle

Lord Byron" oder „der gottlose Lord Byron".

Seine Nachbarn

haßten ihn, seine Untergebenen verabscheuten ihn, seine Frau trennte sich von ihm.

Das Volk, stets zu abenteuerlichen Uebertreibungen

geneigt, erzählte sich die unglaublichsten Dinge von ihm. So sollte er

*) Nach Moore, Life, Letters, and Journals of Lord Byron (in 1 vol. 1866) p. 3 Note 2 soll ein authentischer Bericht über den Prozeß in den ‘Byroniana’ enthalten sein. Allein diese Byroniana, die Moore in der druck­ fertigen Handschrift benutzt hat, sind gar nicht erschienen; ihre Veröffent­ lichung wurde nach einer Mittheilung deS jetzigen Mr. Murray wieder rück­ gängig gemacht, vermuthlich auS ähnlichen Gründen wie die, welche zur Unterdrückung der Memoiren geführt haben. DaS ist um so mehr zu be­ dauern, alS dieselben nach Moore’S wiederholten Citaten wichtige Aktenstücke mthalten haben müssen. Der von Moore erwähnte authentische ProzeßBericht wird übrigens allem Vermuthen nach nichts anderes als das auf Befehl deS Oberhauses gedruckte amtliche Protokoll gewesen fein, auS welchem Anhang I einen kurzen AuSzug giebt. Vgl. übrigens auch Horace Walpole’s Brief an den Grafen von Hertford vom 27. Januar 1765 (nicht 1764, wie in The Works of Horatio Walpole, Lon. 1825, IX, 182 fälschlich gedruckt ist).

6 einmal bei einer Spazierfahrt den Kutscher wegen eine« geringen Versehens aus dem Wagen heraus erschossen, die Leiche zu seiner Frau in den Wagen geworfen und sich selbst auf den Bock gesetzt haben und weitergefahren sein.

Ein ander Mal habe er seine

Frau in den See gestoßen, und der in der Nähe befindliche Gärtner habe sie nur mit Mühe vom Ertrinken retten können.

Aus Haß

gegen seinen Sohn und Erben, mit dessen Heirath er nicht einver­ standen war, ließ er nicht allein Newstead verfallen, sondern entholzte eS auch bis zu einem solchen Grade, daß es bei seinem Tode fast gänzlich kahl war. Besitzung Rochdale.

Auch verkaufte er widerrechtlich die

Sein Sohn starb übrigens noch vor ihm in

demselben Jahre, in welchem der Dichter geboren wurde.

Seine

einzige Zerstreuung fand er auf dem See vor seinem Schlosse, an dessen Ufern er die noch stehenden geschmacklosen Miniatur-Cita­ dellen erbaute und zu dessen Verschönerung er ein Seeschiff auf Rädern herbeischaffen ließ*).

Seine einzigen Gefährten waren,

nach des Dichters Erzählung, die Heimchen, welche er eigenhändig zu füttern pflegte und so zahm machte, daß sie auf ihm herum­ krochen; machten sie es ihm zu arg, so schlug er sie mit Stroh­ halmen.

Bei seinem Tode sollen sie das Haus in Masse verlassen

haben, — so legt sich die Sage versöhnend auch um sein durch eigene Schuld verödetes Dasein. Der Bruder dieses fünften Lord Byron war der bekannte Ad­ miral John Byron (1723—1786), der Großvater des Dichters, der im Seedienst ein geeignetes Feld fand, um den Familimcharakter von der bessern Seite zur Geltung zu bringen und der sich daher auf der Flotte allgemeiner Achtung erfreute.

Sein Muth und seine

Ausdauer in außerordentlichen Gefahren und Abenteuern erwarben ihm die ehrenvolle Bezeichnung ‘hardy Byron’, sein sprüchwörtlicheS Unglück bezüglich stürmischen Wetters dagegen bei den Matrosen *) W. Irving, Newstead Abbey (The Crayon Miecellany, Phila­ delphia, 1835, II, 180).

7 best Beinamen ‘Foul - weather Jack1.

Er machte nie eine Reise

ohne furchtbare Stürme, und sein Enkel sagt daher nach der Tren­ nung seiner Ehe, das Schicksal seines Ahnherrn sei bei ihm um­ gekehrt worden; er habe die Stürme am Lande auszustehen gehabt, während das Meer es gut mit ihm gemeint habe.*)

Als siebzehn­

jähriger Jüngling diente er als Midshipman auf dem Geschwader des Commodore Anson gegen die spanischen Ansiedlungen im Stillen Meere.

Die ganze Flotte litt nach einander Schiffbruch, und sein

eigenes Schiff, die „Wäger", scheiterte am 15. Mai 1740 an der Westküste von Amerika. Die Mannschaft rettete sich auf eine wüste Insel, welcher sie den Namen Mount Misery beilegte, und von wo sie nach einigen Monaten im Kutter und Langboot das Wag­ stück unternahmen, zu versuchen.

die Heimreise durch die MagelhaenS - Straße

Der Kutter ging dabei verloren, Byron jedoch er­

reichte im Langboote glücklich die portugiesischen Niederlaffungen in Brasilien, von wo er 1746 nach Europa zurückkehrte und zwanzig Jahre später die Welt durch seine Reisebeschreibung in Erstaunen setzte**).

Später zeichnete er sich im Seekriege gegen Frankreich

*) Epistle to Auguata. Poetical Works in One Volume (1864) p. 471. **) A Narrative of the Hon. John Byron (Commodore in a late Expe­ dition round the World) containing an Account of the Great Distreases suffered by Himself and hiß Companions on the Coast of Patagonia, from the Year 1740, tili their Arrival in England, 1746; written by Himself. Lon. 1768. Wieder abgedruckt in John Hawkesworth, An Account of the Voyages of Byron, Wallis, Cartaret, and Cook. Lon. 1773, 3 vols. und in Callander’s Terra Australis Cognita. Vgl. The Retrospective Re­ view X, 285—314. Eine deutsche Übersetzung erschien bereits 1769 unter dem Titel: Des Commodore Johann Byron Erzählung der großen UnglückSfälle, die er nebst seiner Gesellschaft von dem I. 1740 an, biS zu seiner Ankunst in England 1746 aus der Küste von Patagonien ausgestanden hat; u. s. to. Nürnberg, bei Riegels Wittib. Der Titel einer zweiten, 1793 zu Berlin bei Unger herausgekommenen Uebersetzung lautet: John Byron'S Schiffbruch und Drangsale. Neu erzählt vom Verfasser der grauen Mappe. Byron hat seines ‘grand-dad’s Narrative’ bei der Schilderung deS Schiffbruchs im zweiten Gesänge des Don Juan benutzt.

8 auS; von 1764 bis 1766 machte er mit zwei Schiffen eine Ent­ deckungsreise in die Südfee, auf welcher er die Welt umsegelte*), dann wurde er zum Statthalter von Neufundland ernannt und endlich kämpfte er wieder gegen die Franzosen in den westindischen Gewässern.

Seine Vorliebe für die See und sein Hang zu Aben­

teuern sind offenbar auch im Enkel erkennbar. Admiral Byron hatte außer drei Töchtern zwei Söhne, den Vater des Dichters, Kapitän John Byron (1755—1791), und Kapitän George Anson Byron (1758—1793), der sich unter Admiral Rodney 1782 gegen die Franzosen auszeichnete und mit Henriette Charlotte Dallas vermählt war**).

Nachdem William Byron, der einzige

Enkel des fünften Barons, bei einem Gefecht im Mittelmeere (Corsika?) 1794 ums Leben gekommen war, wurde also des Dichters Vater und nach dessen Ableben der künftige Dichter selbst mut­ maßlicher Erbe der Pärie und nachmals der sechste Lord. tolle Lord Byron, der Mörder Chaworth's,

Der

welcher Sohn und

Enkel überlebte, konnte sich jedoch nicht entschließen seinen Groß­ neffen, den Dichter, als seinen Erben anzuerkennen; er bezeichnete ihn nur als „den kleinen Jungen, der in Aberdeen wohnt."

Der

Vater des Dichters hatte vorzugsweise die Schattenseiten des Fa­ miliencharakters überkommen.

Er wurde in der berühmten West-

minster Schule und, nach Angabe der Gräfin Guiccioli,***) auf einer französischen Kriegsschule erzogen, trat dann in die Garde

•) A Voyage round the World, in Hin Majesty’s Ship the Dolphin, commanded by the Hon. Commodore Byron. By an officer on Board the aaid Ship. London, 1767. **) Ihr Bruder Robert Charles Dallas stand, wie wir sehen werden, in vielfachen Beziehungen zum Dichter und gab u.