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German Pages 170 [178] Year 2022
LEHBRUCH DER AUGENHEILKUNDE. I. WINTHER
Das Auge des Menschen. Das A u g e des M e n s c h e n
b e s t e h t aus dem S e h o r g a n e
mit seinen B e w e g u n g s w e r k z e u g e n u n d aus V o r r i c h t u n g e n , welche
dasselbe
bezeichnet das
umgeben
und
sein L a g e r bilden.
Man
das S e h o r g a n als A u g a p f e l u n d kann h i e r n a c h
A u g e eintheilen
in
den A u g a p f e l
und s e i n e
Au-
fsenwerke.
Augapfel. Anatomie des Gesammtaugapfels.
Normalanatomischer Bau.
D e r A u g a p f e l d e s M e n s c h e n hat K u g e l g e s t a l t , m a t h e matisch
genau
ist
indefs
seine
Form
noch
nicht
stimmt , da sie sich gleich nach dem T o d e ä n d e r t .
beDer-
selbe b e s t e h t aus Häuten, w e l c h e die ä u f s e r e Hülle bilden und
flüssige,
o d e r halbflüssige Massen umschliefsen.
Die
Physiologie u n t e r s c h e i d e t diese B e s t a n d t e i l e in die Hüllen und den
optischen
Apparat
sind von a u f s e n nach welche in z w e i
innen
des A u g a p f e l s .
Kugelabschnitte z e r f ä l l t , w o v o n der v o r -
d e r e , k l e i n e r e völlig d u r c h s i c h t i g — tunica Cornea — darstellt, schnitt
weniger
als
die
gehört
einem
Scleralkrümmung,
W i ii t l i c r , (Iplitliiilnioh.Kii;.
ist
und
die H o r n h a u t
der hintere, gröfsere
durchscheinend
— tunica sclera — b e z e i c h n e t Hornhaut
Die Hüllen
g e r e c h n e t die A u g e n k a p s e l ,
ist und als wird;
andern
harte
die K r ü m m u n g
sphärischen
die H o r n h a u t
Körper
steigt 1
aus
AbHaut der an der
Das Auge des Menschen. Das A u g e des M e n s c h e n
b e s t e h t aus dem S e h o r g a n e
mit seinen B e w e g u n g s w e r k z e u g e n u n d aus V o r r i c h t u n g e n , welche
dasselbe
bezeichnet das
umgeben
und
sein L a g e r bilden.
Man
das S e h o r g a n als A u g a p f e l u n d kann h i e r n a c h
A u g e eintheilen
in
den A u g a p f e l
und s e i n e
Au-
fsenwerke.
Augapfel. Anatomie des Gesammtaugapfels.
Normalanatomischer Bau.
D e r A u g a p f e l d e s M e n s c h e n hat K u g e l g e s t a l t , m a t h e matisch
genau
ist
indefs
seine
Form
noch
nicht
stimmt , da sie sich gleich nach dem T o d e ä n d e r t .
beDer-
selbe b e s t e h t aus Häuten, w e l c h e die ä u f s e r e Hülle bilden und
flüssige,
o d e r halbflüssige Massen umschliefsen.
Die
Physiologie u n t e r s c h e i d e t diese B e s t a n d t e i l e in die Hüllen und den
optischen
Apparat
sind von a u f s e n nach welche in z w e i
innen
des A u g a p f e l s .
Kugelabschnitte z e r f ä l l t , w o v o n der v o r -
d e r e , k l e i n e r e völlig d u r c h s i c h t i g — tunica Cornea — darstellt, schnitt
weniger
als
die
gehört
einem
Scleralkrümmung,
W i ii t l i c r , (Iplitliiilnioh.Kii;.
ist
und
die H o r n h a u t
der hintere, gröfsere
durchscheinend
— tunica sclera — b e z e i c h n e t Hornhaut
Die Hüllen
g e r e c h n e t die A u g e n k a p s e l ,
ist und als wird;
andern
harte
die K r ü m m u n g
sphärischen
die H o r n h a u t
Körper
steigt 1
aus
AbHaut der an der
2
Augapfel.
tunica
sclera • in Form einer
kleineren
grüfseren hervor.
Auf die Augenkapsel
benhaut
uvea
—
sphärisch
tunica
ist,
an
—,
deren
Kugel aus einer folgt
die
hinterer
Trau-
Abschnitt
der harten Haut anliegt und als Ader-
haut — tunica choroidea — von dem vorderen Abschnitte unterschieden wird, welcher die harte Haut an ihrer Uebergangsstelle dienen.
in die Hornhaut verläfst,
um als Blende zu
Derselbe enthält das Sehloch — pupilla — und
wird Regenbogenhaut — tunica iris — genannt.
Hierauf
folgt die Nervenhaut—tunica r e t i n a — , welche der Aderhaut anliegt und zum Theil aus dem lichtempfindenden, zum Theil aus dem leitenden Nervenapparate des Auges besteht, der leitende liervenantheil derselben setzt sich als Sehnerv zu dem Gehirne fort.
Der optische
Apparat
als
Kammer-
wasser, Krystalllinse und Glaskörper ist von diesen Hüllen umschlossen.
Die Blulgefäfse des Augapfels stammen aus
der art. ophthalmica und der art. choroidea, art. carotis interna hervorgehen.
welche
aus
Die Nerven kommen aus
ganglion ciliare, welches entsteht durch die lange Wurzel des
ram. nasalis vom
Orbitalaste des n. trigeminus und
durch Fäden des n. oculomotorius, mit welchem sich sympathische Fäden verflechten. Das
Gewicht des frischen Augapfels beträgt 1 0 4 bis
1 0 8 Grm., sein Rauminhalt dem Augapfel die S e h a x e ,
/
1 3
•".
Man unterscheidet an
die Sehnervenaxe, den Quer-
durchmesser und die beiden
schiefen Durchmesser.
Die
Sehaxe
von der Hornhautmitte durch den Augapfel mifst
lOVü'"
bis 1 1 ' " ;
die Sehnervenaxe
ist
länger, sie geht durch den Sehnerven äufseren
Hälfte
der Hornhaut
aus
einem Winkel von 20° zur Sehaxe.
Vio'"
bis
Ys'"
und kommt an der dem Augapfel
unter
Der Querdurchmesser
beträgt 1 1 " ' , der schiefe 1 2 ' " . J e d e r Augapfel ist mit sechs Muskeln versehen, durch
3
Anatomie.
welche
derselbe nach
allen
Richtungen
gerollt
werden
kann,
und liegt in einem Fettpolster und in der Augen-
höhle.
Die A u f s e n w e r k e des Augapfels sind die Lider
und
die Thränenwerkzeuge.
Mit diesen Umgebungen ist
der Augapfel durch Bindegewebe verbunden,
welches an
dem vorderen Abschnitte der Augapfeloberfläche eine Haut — tunia conjunctiva — bildet und an den Lidern
in den
Thränenwerkzeugen, wie in dem äufseren Augenwinkel zu Drüsen sich einstülpt und zu Pupillen sich erhebt, woraus nothwendig
eine Verschiedenheit zwischen Pathologie der
Bindehaut an dem Augapfel und der Lidbindehaut hervorgeht. Pathologie des Gesammtaugapfels. Untersuchung.
Abweichungen sich entweder mit
in
Gröfse
Physikalische
und H ä r t e
ergeben
sofort, oder sie sind durch Vergleichung
einem gesunden Auge leicht zu ermitteln.
nutzt hierzu die B e l a s t u n g ,
sie giebt Auskunft über die
vorgefundenen Spannungsgrade vermehrter,
oder
Man b e - Betastung,
verminderter
der Hüllen in Folge von Anfüllung der
und der festen Augenbestandtheile.
flüssigen
Das Verfahren hier-
bei ist wie in der Untersuchung auf Fluctuation von Geschwülsten : Man Iäfst die Augenlieder leicht schliefsen, legt Zeige- und Mittelfinger beider Hände auf beide Augen und drückt sanft
den
Augapfel bald mit der einen bald
mit der anderen Fingerspitze; hierauf wird die Spannung beider Augäpfel verglichen
durch. Betasten des
Auges mit den Spitzen beider Zeigefinger, an
dem inneren
angelegt hat. Verminderung
einzelnen
welchen man
und an dem äufseren Winkel desselben
Krankhafte H e r v o r r a g u n g des Augapfels, und Verlust seiner Beweglichkeit
beruhen
auf Vergröfserung des Apfels, oder auf Verengerung der Augenhöhle,
oder auf Thätigkeitsverlust
keln; — allzutiefes Z u r ü c k w e i c h e n
der
Augenmus-
des Augapfels in 1 *
Augapfel.
4 seiner Höhle
b e r u h t auf
Atrophie
oder
auf ursprünglich
m a n g e l h a f t e r Bildung desselben. Besieh.
Die f e h l e r h a f t e R i c h t u n g der A u g e n a x e n
tlgutlg.
ruht
gröfstentheils
oder
der A u g e n h ö h l e ,
brechenden Ruete
auf
Krankheiten zuweilen
Mittel o d e r
des
auf
der
be-
Augenmuskeln,
Fehlern
der
lichtempfindenden
licht-
Organes.
( ß i l d l . Darst. Seite 5 ) hebt die T h a t s a c h e h e r v o r ,
dafs an L e i c h e n , an den N e u g e b o r e n e n , an völlig Blinden u n d w ä h r e n d des Schlafens in der R ü c k e n l a g e die Stellung des Auges o d e r der S e h a x e n r e c h t w i n k e l i g zur E b e n e d e r Gesichtsfläche steht und beide Sehaxen parallel sind.
Diese
Richtung entspricht der L a g e d e r Muskeln und i h r e r D r e h u n g s a x e n : es
folgt hieraus, dafs alle A u g e n m u s k e l n im
Gleichgewichte sind bei dieser Stellung.
Man kann diese
Richtung als u r s p r ü n g l i c h e , n o r m a l e A u g e n s t e l l u n g a n n e h men,
wefshalb dieselbe von R u e t e die p r i m ä r e g e n a n n t
wird,
aus w e l c h e r i r g e n d e i n e s e c u n d a r e durch Muskel-
wirkung märe,
hervorgehen
kann.
K r a n k h a f t e n t s t e h t die p r i -
parallele Stellung der Sehaxen durch beträchtliche
S t ö r u n g , Verlust d e s S e h e n s e i n e s o d e r b e i d e r in Folge von F e h l e r n d e r o p t i s c h e n ,
O r g a n e des S e h e n s auch ohne Muskelkrankheit. wird
Divergenz,
axen
ausschliefslich
bewirkt.
oder
Convergenz
durch
Dagegen der
Seh-
Muskelerkrankung
Sowohl z u r Beurtheilung der Sehfunction aus
der Stellung der S e h a x e n , schaffenheit und
wie z u r
Bestimmung der B e -
G r a d e des Schielens als Muskelkrankheit
empfiehlt R u e t e die Messung des Schielwinkels eines
Augen
o d e r der nervösen
wagrecht
gehaltenen
Mafsstabes
und
mittelst
beweglicher
Fixirnadeln. Unwillkürliche
Bewegungen
des
Augapfels
k ö n n e n entstehen durch Betrachten allzunaher o d e r allzuentfernter Gegenstände,
f e r n e r durch T r ü b u n g d e r lichl-
Pathologie
.5
brechenden Mittel, durch Schwachsichtigkeit, durch gesteig e r t e Reizbarkeit der Muskelbewegungen, durch Lichtscheue und durch Entzündungen. Zur einfachen Besichtigung des Augapfels genügt meist,
wenn
es
der Kranke nur g e r a d e aussieht oder einen
vorgehaltenen Gegenstand betrachtet, welchen wir in verschiedenen sehr
Richtungen
verschieben.
leicht die A u g e n l i d e r ,
kaltes W a s s e r
Lichtscheue öffnen
wenn vorher
ihr Gesicht in
einigemale getaucht wird.
Will man das
Auge genauer und länger untersuchen , oder ätzen, oder fremde
Körper
aus
demselben
e n t f e r n e n , so
künstliche Eröffnung der Lider nöthig. oberen
wird
die
Zur Eröffnung des
Lides legt man die Hand mit der Volarfläche auf
die Stirne des K r a n k e n , verschiebt mit dem Daumen die Lidhaut
nahe
am
Orbitalrande nach oben und läfst den
Augapfel abwärts richten; anstatt des Daumens kann man den
Lidhalter von P e l l i e r
man den
Haken
Augapfel abrückt. haut und
unter
oder
das Lid
Bell
benutzen, indem
anlegt und
dieses vom
Zur Untersuchung der oberen Lidbinde-
Falte fafst man den
Lidrand mit Daumen und
Zeigefinger der gleichnamigen Hand, hält mit der anderen Hand
eine
ungeknöpfte Sonde oder einen glatten
Draht
o d e r dergleichen fest auf die äufsere Haut des Lides und stülpt mit der
ersteren
Hand
das Lid darüber um.
Die
Eröffnung des u n t e r e n Lides geschieht d a d u r c h , dafs man die äufsere Haut desselben wärts
mittelst
des Zeigefingers ab-
schiebt und gegen den Oberkiefer a n d r ü c k t ,
wird
jetzt der Augapfel aufwärts gerichtet, so entrollt sich vor uns die Bindehaut des Lides und die u n t e r e Hälfte des Augapfels. Als
Beleuchlungsmittel
zur
einfachen
Besichtigung Beleuch-
eignet sich in den meisten Fällen das helle Tageslicht am besten.
Dasselbe falle in das Untersuchungszimmer durch
tung.
Augapfel.
6 ein einziges
Fenster,
um falsche Reflexe zu vermeiden,
welche bei Beleuchtung durch mehrere F e n s t e r entstehen. Zur Untersuchung lichtscheuer Augen
verdunkelt man das
Fenster, oder beschattet das Auge des Kranken und stellt denselben
mit dem Rücken gegen das F e n s t e r ,
letzteres
geschieht auch, wenn die Beleuchtung mittelst eines Spiegels durch reflectirles Tageslicht verstärkt werden soll. LuPe.
Zur Besichtigung man
eine
des Auges mit der Lupe gebraucht
Convexlinse
von
17a"
bis
72"
Brennweite,
welche man unter gleichzeitiger künstlicher Eröffnung der Lider vor das Auge hält. Vorzug des
Die Lupe von B r ü c k e hat den
grofsen Objectivabstandes vom Gegenstande;
sie ist ein G a l i l ä i ' s c h e s Fernrohr von kurzer Brennweite ; Ausziehen des Oculars verstärkt die Vergröfserung,
ver-
mindert aber auch den Objectivabstand und die Gröfse des Sehfeldes.
Pouriskop. soll B r y s 0 n ' s einer
Verminderung
Zur
Linse
Polariskop
dienen,
dasselbe
von grofser Brennweite
A x e drehbaren N i c o l ' s e h e n Mikroskop.
störender Hornhautreflexe besteht
aus
und einem um
die
Prisma.
L i e b r e i c h benutzt zur mikroskopischen Untersuchung des lebenden
Augapfels
einen Tubus, welcher in seinen
Augenspiegel horizontal eingeschoben wird, unter Anwendung s e i t l i c h e r Beleuchtung durch den Hohlspiegel oder eine Convexlinse. Entzündung.
Alle
Bestandtheile
des Auges
können
zugleich
er-
krankt sein unter den Erscheinungen einer acuten E r n ä h rungsstörung , welche man als „Entzündung" auffafst und darstellt unter den Bezeichnungen : Ophthalmitis.
Panophthalmitis.
Phlegmone oculi.
Chemosis bulbi. Diese
Form
beginnt
mit
sehr
heftigen
Schmerzen,
welche von dem Auge aus anfangs über die gleichnamige
7
Pathologie.
Kopfhälfte, später über den ganzen Kopf sich verbreiten. Die Lider röthen
sich und schwellen so s t a r k ,
dafs die Ent-
blöfsung des Augapfels sehr schwierig und nur theilweise, oder gar nicht möglich förmig
lebhaft
roth,
wird.
Die Bindehaut ist gleich-
angeschwollen
und
bildet
ring-
oder
um
die
Hornhaut herum einen W a l l ,
welcher
bogen-
förmig die Hornhaut belegt.
Die Pupille ist sehr verengt,
die Regenbogenhaut wird in Farbe und Gewebe verändert, gewöhnlich erscheint die blaue Iris grün, die braune röthlich, ihr Streifenbau tränkung ihres flüssigkeit ,
wird undeutlich in Folge von Durch-
Gewebes mit pathologischer
dieses krankhafte Material füllt
Augenkammer,
Ernährungszugleich
die
dringt in Hornhaut und Linse und in die
übrigen Theile des Augapfels und entwickelt sich meist zu Eiter,
selten zu
Bindegewebe.
empfindlich gegen L i c h t ,
Die Netzhaut ist äufserst
es entsteht entoptisches Funken-
sehen. — Der Augapfel ist geschwollen, fast unbeweglich und sehr empfindlich für Betastung und Druck.
Der dabei
vorhandene Thränenflufs scheint von vermehrter Thränenbildung und gleichzeitiger gestörter Thränenleitung herzurühren. Diesen Hergang
an dem Augapfel begleitet entzünd-
liches Fieber, oft ist auch das Hirn gereitzt, es treten alsdann E r b r e c h e n ,
Irrsein,
Krämpfe meist unter Zunahme
der Kopfschmerzen hinzu. Findet j e t z t Rückbildung und Aufsaugung der patho- Ausgang, logischen Massen statt und hört der Entzündungshergang auf, so wird der normale Umfang des Auges erhalten und oft auch das Sehvermögen wieder hergestellt. Häufiger dagegen schreitet die pathologische Gewebebildung und Umwandlung vorwärts : der Augapfel tritt als dunkelrothe,
fluetuirende
blaurothen geschwollenen
Geschwulst
aus der Spalte der
Lider — Exophthalmos — , die
8
Augapfel.
Hornhaut
ist
blafsgelb,
Eiterumwandlung ker
aus
dem
quillt
auf und
ihres G e w e b e s , Bindehautwalle,
macerirt
durch
sie erhebt sich es
entsteht
stär-
klopfender
Schmerz in dem Augapfel — Hypopiuin v e r u m , Abscessus bulbi. — Der Puls wird kleiner,
schwach,
der
Kranke
blafs, matt,
völlig s c h l a f l o s ; meist berstet uuter heftigen
Schmerzen
die Hornhaut — rhexis oculi, — selten wird
der Eiter vorher a u f g e s a u g t , jedenfalls aber bleibt, w e n n jetzt Heilung eintritt, ein narbiger S t u m p f — a t r o p h i a bulbi, phthisis bulbi — zurück. — Anstatt Vereiterung kommt auch Brand
der Gewebe des Auges vor : der Augapfel wird
schlaff, unempfindlich grau, seine Gebilde zerfallen in G e webetriimmer
und verjauchen — gangraena bulbi. — Der
Kranke ist sehr kraftlos, zuweilen treten die Erscheinungen der J a u c h e v e r g i f t u n g hinzu. Die Krankheit g e h ö r t hiernach zu den gefährlichsten des
Auges,
Tod;
sie führt meist zu Blindheit,
zuweilen
zum
sie tritt meist plötzlich auf und verläuft rasch, die
pathologische am
Gewebeumwandlung g e h t gewöhnlich schon
bis 2. T a g e vor sich.
die Erscheinungen
In chronischem Gange sind
zugleich m i l d e r , Ausgang und Folgen
jedoch f ü r das Sehorgan nicht günstiger. Diese Entzündung des Gesammtaugapfels entsteht in Folge tiefer mechanischer und chemischer Eingriffe in den Ernährungsprocefs
des A u g e s ,
namentlich in Folge von
Quetschungen, fremden K ö r p e r n , aber wir sehen sie auch nach verhältnifsmäfsig und unbedingt g e r i n g f ü g i g e n V e r letzungen, welche vielfach äufserst leicht ertragen werden, z. B. nach Niederdrückung Male
entwickelt
nächst deren auf
sie
sich
das
Slaares
ohne solche
häufig;
andere
Verletzungen
zu-
in dem einen Auge und nach J a h r e n in dem a n Auge
ein
desselben
Kranken.
Aus alledem hat man
eigenthümliches Verhalten einzelner Augen g e -
9
Pathologie.
schlössen, nannte,
welches man Vulnerabilität,
ohne
Disposition u. dgl.
dasselbe voraus bestimmen zu k ö n n e n ; —
in den Fällen, in welchen die Krankheit ohne dircet nachweisbare Veranlassung e n t s t e h t ,
oder aus einem v e r g l e i -
chungsweise u n b e d e u t e n d e n Ereignisse
hervorgeht,
ver-
muthet man einen Zusammenhang derselben mit Scropheln, Gicht,
Syphilis.
In der That trifft die Ophthalmitis in
ihrer selbstständigen
Entvvickelung
öfters mit einer
der
g e n a n n t e n F o r m e n , namentlich mit verschleppter Scrophulose zusammen und aufserdem mit Puerperalfieber; aber sie kommt auch eben nach Depressio cataracta, oder nach a n d e r e n unbedeutenden, wenn auch gröfseren Verletzungen vor. Es ist anzunehmen, dafs der Entstehung der Ophthalmitis eine wesentlich gleiche Bedingung unter diesen v e r schiedenen Verhältnissen
zu Grunde liegt : In den V e r -
letzungen
oder
durch
Blutgerinnsel
Schnitt
und
können
Quetschung
den
bilden
Capillarkreislauf
sich durch
Thrombose h e m m e n , in der Gicht, Scrophulose, Syphilis, Puerperalfiebern können
pathologische
Gewebebildungen
Gefäfspfröpfe werden und durch Einkeilung — Embolia — den Capillarkreislauf des Auges u n t e r b r e c h e n . zug wie
die Niederdrückung
des
Der A u s -
Staares verändern die
normale Physik des Blutdruckes in dem A u g e und können ebenwohl
unter gewissen
Bauverhältnissen,
insbesondere
bei Gefäfsbrüchigkeit, capilläre Apoplexieen und Pfropfbildungen herbeiführen. Gewifs ist die G e g e n w a r t pathologischer Endosmose, wodurch
krankhafte Massen
den Augapfel f ü l l e n , es
ist
ferner gewifs , dafs die Umwandlung dieser Massen den Ausschlag giebl der Gewebe
für
die Umwandlung oder den
des A u g e s ,
es entwickelt
Bestand
sich hieraus die
therapeutische Aufgabe, auf dieses pathologische Bildungsmaterial einzuwirken.
Wir
wissen nicht,
unter
welchen
Augapfel.
10
Bedingungen die verschiedenen Metamorphosen derselben vor sich gehen, wir sind aufser Stand dieselben zu regeln; dagegen können wir die Masse des Materials zur pathologischen Zellenbildung vermindern durch f r ü h z e i t i g e Eröffnung der Augenkammer mittelst Hornhautstich- oder Schnitt zur Entleerung des f r i s c h e n Ergusses, ehe derselbe bereits Umwandlung eingegangen
hat;
aufserdem
haben sich kalte Aufschläge vortheilhaft erwiesen; zweifelhaft ist die Hülfe durch allgemeine und örtliche Blutentleerungen, Salpeter, Bittersalz und Brechweinstein. — Wenn günstiger Ausgang sich vorbereitet durch frühzeitige pathologische Resorption
des Ergusses und
hören neuer Lieferungen desselben,
durch Auf-
dann soll das Auge
sorgfältigst geschont und beschattet werden, um die eingetretene Heilung nicht zu unterbrechen, oder um Rückfälle zu verhüten.
Beim Zusammentreffen der Ophthalmitis mit
Scrophulose, Syphilis, Eiterdyscrasie sucht man durch Behandlung dieser Zustände die Augen vor neuer ophthalmitischer Erkrankung zu bewahren. Entwickelt sich Eiterung des Augapfels, so verschafft man dem Eiter Abflute durch Eröffnung des Abscesses und cataplasmirt mit erweichenden Kräutern. Bei Brandbildung wird das Auge mit einem weichen Pinsel öfter und vorsichtig ausgespült und die Brandstelle mit Höllenstein, Lapis divinus, Tanninlösung oder Opiumtinctur
bestrichen.
Treten
Erschöpfungserscheinungen
hinzu, so reicht man abwechselnd Chinin und Eisen und läfst auf die Brandstelle Bähungen von Rothwein machen, oder Aufschläge aus spec. resolv. und Tormentilla,
oder
aus spec. aromaticae. Sind diese Hergänge der Ophthalmitis unter Bildung eines
narbigen
Stumpfes
geheilt, so empfiehlt man
n a c h völligem A u f h ö r e n der Entzündung und der Em-
11
Entzündung.
pfindlichkeit des Stumpfes das k ü n s t l i c h e selbe
Auge.
Das-
soll nicht nur den blinden, verunstalteten Augapfel
decken, sondern zugleich die Reizung desselben beseitigen, welche durch die einwärts g e k e h r t e Wimperstellung h e r beigeführt w i r d ; gleichzeitig zur W i e d e r h e r s t e l l u n g weglichkeit
der
dient
das künstliche
der Thränenleitung und
Lider;
auch kann
wohl
das
der
Auge Be-
Einsinken
der Augenhöhle dadurch etwas vermindert w e r d e n . Künstliches Auge.
Die alten Griechen benutzten zwei Arten künstlicher Augen aus Stahlplatten mit einer feinen Haut überzogen : die sxßlecpaQcc sollten den Augenstumpf und zugleich v e r unstaltete Augenlider, — die vnoßXefpaqa
nur den A u g e n -
stumpf decken. — Die gegenwärtig gebräuchlichen k ü n s t lichen
Augen bestehen
mit Emaildecke,
aus Glas und E m a i l ,
oder Gold
es sind W a n n e n s c h a l e n , welche die bei
geöffneter
Lidspalt
Abschnitte
des natürlichen Augapfels darstellen , nämlich
die Bindehaut
sichtbaren
mit der
Theile
in dem
vorderen
Scleralwölbung, die Hornhaut mit
der Augenkammer, die Regenbogenhaut mit der Pupille in mittlerer Farbe
Erweiterung.
müssen diese
In
Wölbung , Gröfse, Lage und
künstlich
dargestellten
Theile
den
e n t s p r e c h e n d e n an dem gesunden A u g e des Kranken möglichst ähnlich sein , ebenso mufs die Randform die Dicke und
Gröfse der Schale dem Stumpfe und der Augenhöhle
vollständig anpassen. formen — ne au
Eine reiche
types — solcher
in Paris
angefertiget.
Sammlung der Haupt-
Schalen Zur
hat Herr
Boison-
brieflichen Bestellung
eines künstlichen Auges ist es nöthig, ein genaues Muster der Gröfse und Krümmung der Oberfläche in dem g e s u n den A u g a p f e l , welches man etwa mittelst einer Bleiplatte nehmen kann, zugleich eine naturtreue Abbildung des g e sunden Auges mit Darstellung oder Angabe der Beschaffen-
Augapfel.
t2 heit
des Stumpfes und seines Lagers zu senden. — Zur
Einlegung den
des künstlichen Auges beölt man dasselbe an
Rändern
seinem
und an der Hinterfläche, hält
unteren
Rande mit Daumen
dasselbe an
und Zeigefinger der
rechten Hand, zieht das obere Augenlid mit Zeige- und Mittelfinger oder mit dem Daumen der linken Hand in die Höhe, richtet den Stumpf abwärts und schiebt den oberen Rand des künstlichen Auges unter das o b e r e Lid, welches man sodann losläfst; jetzt zieht man das untere Lid abw ä r t s , richtet den Stumpf aufwärts und läfst den unteren künstlichen Augenrand an der inneren Lidfläche allmälig dahinlergleiten. dasselbe
Ist das künstliche Auge passend, so wird
von den Augenlidern
Bewegungen
des
Stumpfes.
angedrückt und folgt den
Man läfst dieses Auge a n -
fangs nur kurze Zeit hindurch tragen, damit der Kranke allmälig sich daran gewöhnt. das
Auge jedesmal
wahrt. das
abgenommen
Das Abnehmen
untere
Vor dem Schlafengehen w e r d e
desselben
und in W a s s e r a u f b e geschieht,
indem
man
Lid herabzieht und den Knopf eines Drahtes,
oder einer Nadel zwischen den unteren Rand der Schale und
den
Stumpf
schiebt, wobei das künstliche A u g e in
die offen zu haltende hohle Hand fällt.
Physiologie des Sehens. Das Sehen besteht in der Wahrnehmung der Aufsenwelt unter
dem Einflüsse des Lichtes.
mung wird vermittelt tung;
man kann
optischen
und
durch
Diese W a h r n e h -
eine physikalische
defshalb den
Bau
Vorrich-
des Auges in den
in den nervösen Bau u n t e r s c h e i d e n ,
oder
man theilt das Sehen in die Physik und die Nervenphysiologie des Sehens.
Augapfel.
t2 heit
des Stumpfes und seines Lagers zu senden. — Zur
Einlegung den
des künstlichen Auges beölt man dasselbe an
Rändern
seinem
und an der Hinterfläche, hält
unteren
Rande mit Daumen
dasselbe an
und Zeigefinger der
rechten Hand, zieht das obere Augenlid mit Zeige- und Mittelfinger oder mit dem Daumen der linken Hand in die Höhe, richtet den Stumpf abwärts und schiebt den oberen Rand des künstlichen Auges unter das o b e r e Lid, welches man sodann losläfst; jetzt zieht man das untere Lid abw ä r t s , richtet den Stumpf aufwärts und läfst den unteren künstlichen Augenrand an der inneren Lidfläche allmälig dahinlergleiten. dasselbe
Ist das künstliche Auge passend, so wird
von den Augenlidern
Bewegungen
des
Stumpfes.
angedrückt und folgt den
Man läfst dieses Auge a n -
fangs nur kurze Zeit hindurch tragen, damit der Kranke allmälig sich daran gewöhnt. das
Auge jedesmal
wahrt. das
abgenommen
Das Abnehmen
untere
Vor dem Schlafengehen w e r d e
desselben
und in W a s s e r a u f b e geschieht,
indem
man
Lid herabzieht und den Knopf eines Drahtes,
oder einer Nadel zwischen den unteren Rand der Schale und
den
Stumpf
schiebt, wobei das künstliche A u g e in
die offen zu haltende hohle Hand fällt.
Physiologie des Sehens. Das Sehen besteht in der Wahrnehmung der Aufsenwelt unter
dem Einflüsse des Lichtes.
mung wird vermittelt tung;
man kann
optischen
und
durch
Diese W a h r n e h -
eine physikalische
defshalb den
Bau
Vorrich-
des Auges in den
in den nervösen Bau u n t e r s c h e i d e n ,
oder
man theilt das Sehen in die Physik und die Nervenphysiologie des Sehens.
13
Physiologie des Sehens. Physik des Sehens.
Hornhaut, Kammerwasser, Krystalllinse und Glaskörper bilden den optischen Apparat, das Linsensystem des Auges, so dafs
das Auge sich als eine Sammelllinse darstellt,
dasselbe hat eine etwas stärkere Brechkraft als eine Wasserkugel haben würde.
Die Netzhaut stellt die Brenn-
fläche desselben dar und der gelbe Fleck ist der häufigste Auffallpunkt der Hauplaxe der Lichtstrahlen; die innere Lage der Netzhaut besteht aus einer
Ausbreitung von
Nervenfasern, welche hinten am Augapfel an der inneren Seite desselben als Sehnerv austreten, die äufsere Lage der
Netzhaut besteht aus
kugeln.
Die
schwarz
Nervenstäben und
pigmentirte
Aderhaut
Ganglienzwischen
Netzhaut und Kapsel dient zur Ernährung des Auges, ihr Pigment absorbirt das durch die Netzhaut gegangene Licht und verhindert falsche Lichtreflexe in dem Auge, sie verläfst die Augenkapsel an deren Uebergang zur Hornhaut Und bildet hier einen Schirmvorhang, welcher von dem Sehloche, — pupilla — durchbrochen ist. — Die Augenkugel ist mit durchsichtigen Brechkraft gefüllt.
Massen von
verschiedener
Der hintere Hohlraum des Augapfels
enthält den Glaskörper, eine klare Gallertfeuchtigkeit, deren mittlerer Brechungscoefficienl= 1,3485 ist.
An der Vorder-
wand des Glaskörpers ist die Krystalllinse eingefügt, sie besteht aus Schichten von v e r s c h i e d e n e r
Brechkraft,
die äufsere Schicht = 1,4053, die mittlere == 1,4294, der Kern =
1,4541; die Randslrahlen gehen demnach durch
Schichten von niedrigerem Brechungsverhältnisse, wodurch die Abweichung wird,
wegen
der
welche in Folge der
Randstrahlen
durch
Kugelgestalt
vermieden
allzustarken Brechung von
gleichartige
Der Radius der Linse beträgt 4,6
mm
Linsen entsteht. — , ihre Axe fällt zu-
sammen mit der Sehaxe, sie ist 4,1—5,3 mm dick, ihre Vor-
0p
^ber
Augapfel.
14
derfläche bildet eine Ellipse, die Hinterfläche eine Parabel. Der Raum zwischen Linse, Iris und Hornhaut ist mit dem Kammerwasser
ausgefüllt ,
dessen
Brechungsverhältnifs
=
also
stärker
bricht
1,3420 i s t ,
== 1,33424.
wenig
als
Wasser
Die Hornhaut ist der vordere Theil der A u g e n -
kapsel , welche
hier durchsichtig ist und stärker gewölbt
hervortritt als in
ihrem hinteren
Krümmungshalbmesser
der
Scleralabschnitte,
Hornhaut
beträgt
der
7 bis 8
mm
,
der Sclera 10 bis l l r a m . — Der
optische Mittelpunkt
der Linse — in
welchem
die nicht abgelenkten Strahlen die Linsenaxe schneiden — wird aus den Brechungsverhältnissen der brechenden Mittel des Auges und den Krümmungen der Linse und H o r n haut
bestimmt;
senfläche.
derselbe liegt nahe an der hinteren L i n -
Von
diesem
Punkte
aus
construirt
man
die
Lage des Bildes von den äufseren Gegenständen, welches durch die b r e c h e n d e n Augenmittel auf der Netzhaut e n t w o r f e n wird. eines
Der Winkel, welchen die beiden E n d p u n k t e
Gesichtsgegenstandes
telpunkte bilden, genannt.
mit
Derselbe
ist gleich dem
beiden Endpunkte des B i l d e s punkte der Linse bilden. genstandes
diesem
wird der Sehwinkel
ist seinem
optischen
des
Winkel,
Mit-
Gegenstandes welchen
die
mit dem optischen Mittel-
Die scheinbare Gröfse des Ge-
Sehwinkel
proportional daher e r -
scheint die lineare A u s d e h n u n g eines Körpers in halber Entfernung doppelt
so
g r o f s , und die Fläche desselben
viermal so g r o f s , „überhaupt verhält sich der scheinbare Durchmesser eines Gegenstandes direct proportional, seiner absoluten Gröfse umgekehrt proportional der
Entfernung,
seine scheinbare Flächengröfse umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung« (Zamminer). Die öufserste Gränze für die Möglichkeit der W a h r n e h m u n g eines Gegenstandes ist ein Sehwinkel von Vs—7s Minute, ist sein Gesichtswinkel
15
Physiologie des Sehens.
kleiner, so kann der Gegenstand n u r durch ein Convexglas von
kurzer Brennweite — ( L u p e ) — g e s e h e n
werden,
welche ein v e r g r ö f s e r t e s virtuelles Bild von demselben in der deutlichen Sehweite erzeugt. Für
das deutliche Sehen ist Hauptbedingung dafs die
Bildpunkte genau auf die Netzhaut treffen.
Folglich mufs
für das deutliche Sehen
Entfernungen
die Brennweite
der
auf verschiedene
Augenlinse beweglich sein.
Es wird
dies dadurch e r r e i c h t , dafs das Auge die Form und Stellung seines optischen Apparates nach Bedarf ändert. n e n n t diese Fähigkeit mögen.
Anpassungs-,
Man
Accommodationsver-
Das gesunde Auge besitzt hierdurch einen S e h -
raum vom Unendlichen bis zu dem Abstände von 12 Cm. Der Abstand, in welchem das normale Auge deutlich sieht, o h n e F o r m v e r ä n d e r u n g und Verschiebung seines Linsens y s t e m s , beträgt 24 Cm. und wird die m i t t l e r e liche
Sehweite,
Nullpunkt
n a n n t . — Beim Anpassen
der
Accommodation
des Auges
deutge-
f ü r g r ö f s e r e Nähe
werden die b r e c h e n d e n Augenmittel stärker gewölbt, die Augenaxe v e r l ä n g e r t , somit die optische Kraft des A u g e s verstärkt.
Beim Anpassen f ü r g r ö f s e r e E n t f e r n u n g werden
die brechenden Augenmittel
flacher,
somit die optische Kraft des Auges
die Sehaxe verkürzt, vermindert. — Man
schreibt diese V e r ä n d e r u n g e n vorzugsweise dem B r ü c k e M ü l l e r ' s e h e n Muskel zu, sie w e r d e n unbewufst dem optischen Apparate ertheilt, w e n n der Blick in
verschiedene
Entfernungen gerichtet wird. Ist
die optische Kraft des Auges zu stark und das
Anpassungsvermögen
nicht
ausreichend
zur
genügenden
Ausgleichung dieser Fehler, so wird der Abstand der deutlichen
Sehweite
sehr
gering
k u r z s i c h t i g : Strahlenkegel,
sein,
solche- Augen
welche von
sind
entfernten
Punkten durch die Pupille gelangen, w e r d e n defshalb v o r
K l h t jg^ t "
Augapfel.
16
der Netzhaut in einem Bildpunkte vereinigt, von hier gehen sie wieder auseinander und bilden an der Netzhaut kleine Kreise — Abweichungskreise — ,
die
Abweichungskreise
benachbarter Punkte decken sich theilweise, dadurch entsteht ein undeutliches Uebermaafs
der
Bild
optischen
ohne s c h a r f e Kraft
zum
Umrisse.
Sehen
Das
auf
grö-
fsere E n t f e r n u n g kann ausgeglichen w e r d e n durch Hohllinsen —, Concavgläser — womit man defshalb die k u r z sichtigen Augen versieht. Ist dagegen die optische Kraft zu g e r i n g ,
Weitsichtigkeit und
sichtigkeit" Abstand der deutlichen Sehweite zu g r o f s , f e r n s i c h t i g : Strahlenkegel von n a h e n den
hinter
bilden
so ist der
das A u g e ist Punkten
wer-
der Netzhaut zu Bildpunkten v e r e i n i g e t ,
sie
also Abweichungskreise an der Netzhaut, weil sie
auftreffen , e h e
sie zu Punkten vereiniget sind.
Dieser
Mangel an optischer Kraft kann zum Theil ersetzt w e r d e n durch C o n v e x g l ä s e r , womit die f e r n s i c h t i g e n
Augen
zum deutlichen Sehen n u h e r Gegenstände versehen w e r den. — Aber in höheren
auch das Sehen f e r n e r Gegenstände
kann
Graden der Weitsichtigkeit nur durch Vorhal-
ten c o n v e x e r
Gläser
vermittelt
werden.
Die
optische
Kraft ist hier nicht einmal ausreichend, um paralleles Licht von einem Gegenstandspunkte in einem Bildpunkte zu v e r einigen ;
man
nennt
— hyperpresbyopia A u g e n , welchen flachen pflegen
diesen
— und
Grad findet
die Krystalllinse
Ueberweitsichtigkeit denselben
fehlt,
Augen, namentlich alter Leute. Sehgegenstände
dem Auge
wie
allen
Ueberweitsichtige
sehr
zu n ä h e r n und
beim Betrachten derselben die Augenlider an apfel a n z u p r e s s e n ,
an
f e r n e r an sehr
den
Aug-
es scheint um den Fehler ihrer
optischen Kraft durch Unterstützung ihres Anpassungsvermögens möglichst auszugleichen , indem dieselben eine s t ä r k e r e Wölbung der brechenden Mittel hervorzubringen suchen.
Physiologie des Sehens.
17
Die Lehre vom Lichte und von dem Anpassungsvermögen der Augen hat zuerst H e l m h o l t z zur Wahrnehmung des Augenhintergrundes an dem lebenden Auge angewendet und hierzu ein optisches Instrument eingerichtet, welches derselbe Augenspiegel genannt und 1852 beschrieben hat. — R u e t e , Zehender,
Coccius,
Schauenburg
v. G r a e f e ,
Jaeger,
und M e y e r s t e i n
setzten
hierauf in verschiedener Weise Augenspiegel zusammen. Jedes dieser Instrumente besteht aus einem Reflector und aus Glaslinsen.
Vermittelst des Reflectors wird Licht in
den Hintergrund des Auges geworfen.
benutzten hierzu ein Glasprisma mit cen-
Meyerstein traler
Oeffnung,
die
Spiegel, und C o c c i u s Spiegel
durch
Brennweite.
H e l m h o l t z und
übrigen
gebrauchen
durchbohrte
verstärkt die Lichtquelle in dem
eine convexe Releuchtungslinse
von 5"
Um die Strahlen der Lichtquelle von
dem
Beobachter abzuhalten, oder um das Reflexlicht zu schwächen benutzt H e l m h o l t z einen freien, R u e t e einen mit dem Instrumente verbundenen Schirm.
Der
beleuchtete
Augenhintergrund verhält sich nun wie jeder beleuchtete, oder leuchtende Gegenstand;
ein jeder Punkt desselben
sendet Lichtstrahlen, welche von der Krystalllinse des beleuchteten Auges gebrochen werden und unter gewissen Bedingungen aus dem Auge entweder parallel fortgehen, oder vor dem Auge sich zu einem umgekehrten Bilde vereinigen, sie gehen parallel fort bei v o l l s t ä n d i g e r Accommodation für paralleles Licht — also für unendliche F e r n e , oder bei unendlich entfernter Lichtquelle, wenn
die
ebene
liegt — ,
das Auge
Lichtquelle das
in
der
parallel
des Beobachters
vorderen austretende
zu Bildpunkten
so dafs die Gegenstände des beleuchteten grundes unmittelbar gesehen werden. Wim hur, (l|.litlmlinoluKif.
oder
BrennpunktsLicht
kann
vereinigen, Augenhinter-
Bei Kurzsichtigkeit 2
Augapfel.
18
des Beobachters, oder des Untersuchungsauges ist hierzu eine Concavbrille nölhig, um die Parallelstrahlen divergent, oder das bereits allzustark von dem Untersuchungsauge gebrochene Licht parallel zu machen ; — C o c c i u s setzt dieselbe vor das Auge des Kranken, um zugleich den störenden Hornhautreflex zu vermindern. Die G l a s l i n s e n
des Augenspiegels werden im All-
gemeinen benützt, um das B i l d von Gegenständen des Augenhintergrundes zu betrachten, welches entsteht, wenn die von den beleuchteten Punkten kommenden Lichtkegel vor den Augen zu Punkten vereiniget werden,
v. G r a e f e
und C o c c i u s halten zu diesem Zwecke eine bis zwei freie Convexlinsen von 1 — 2 " Brennweite vor das Auge
des
Kranken, zu R u e t e ' s Instrument sind solche Linsen gefafst und können auf
Stiften daran
befestiget werden.
Setzt man e i n e Convexlinse vor das Auge des Kranken, so entwirft dieselbe in ihrem Brennpunkte — zwischen sich und dem
Spiegel — ein wirkliches,
vergröfsertes
Bild von den Gegenständen des Augenhintergrundes, dieses Bild ist ein umgekehrt stehendes.
Aus ihrer Verei-
nigungsstelle zu Bildpunkten divergiren die Strahlen des optischen Bildes und werden in dem Auge des Beobachters wieder vereinigt,
so dafs dieser das Bild zwischen der
Glaslinse und dem Spiegel wahrnimmt.
Bringen wir eine
(zweite) Convexlinse zwischen Bild und Spiegel, so w e r den von dieser die divergenten Strahlen des Bildes convergent gemacht und so g e b r o c h e n ,
dafs dieselben von
einem in die deutlichste Sehweite gerückten virtuellen und vergröfserten Bilde zu kommen scheinen.
Es ist hier das
Princip des astronomischen Fernrohrs angewendet,
durch
welches wir das von dem Objectivglase entworfene Bild mittelst der Ocularlupe betrachten. Galiläi'schen
Auch das Princip des
oder holländischen Fernrohrs hat man zu
19
Physiologie des Sehens.
diesem Zwecke benutzt; es dient hierzu eine Hohllinse von
8 bis 9 "
negativer
Brennweite,
welche
an
dem
Augenspiegel von H e l m h o l t z in eine geschwärzte Kapsel gelegt w i r d , R u e t e lichen
Stift
seines
steckt dieselbe auf den beweg-
Instrumentes,
welcher dem
Unter-
suchungsauge zunächst steht, an v. G r a e f e ' s Instrumente wird dieselbe in einen offenen verschiebbaren Ring eingefügt.
Dem kurzsichtigen Auge soll das Hohlglas \ " bis 3",
dem weitsichtigen 3 " bis 5" genähert w e r d e n ; an dem überweitsichtigen Auge ist die Untersuchung bei 5 " bis 6 " Entfernung möglich.
Ehe das wirkliche umgekehrte Bild
des Augenhintergrundes zu Stande gekommen ist, werden die Strahlenkegel von der H o h l l i n s e aufgenommen und divergent abgelenkt, so dafs z. B. derjenige Strahlenkegel, welcher von dem o b e r e n
Punkte des
Gegenstandes
ausgeht und von der Krystalllinse des Untersuchungsauges nach dem u n t e r e n Punkte des Bildes hin convergent g e brochen wird, jetzt bei seinem Hohllinse von dem o b e r e n
Durchgange durch die
Punkte eines
virtuellen
Bildes in der deutlichen Sehweite zu kommen
scheint.
Dieses virtuelle Bild ist demnach ein a u f r e c h t stehendes und vergröfsertes.
Die Sammellinse des Untersuchungs-
auges stellt das Objectivglas in dem G a l l i l ä i ' s c h e n Fernrohr dar und die Concavlinse ist das Ocular. — Beide Untersuchungsmethoden
vergrößern so vielmal, als die
Brennweite des Oculars in der Brennweite des Objectivs enthalten ist. Nervenphysiologie des Sehens.
Es knUpft sich hieran die physiologische Frage über den N e r v e n b a u
des Sehorganes : Welcher
t h e i l e m pr f i n d e t d a s o rp t i s c h e ein Versuch von
Puckinje,
Bild?
Nervöser Bau.
AugenEs besieht ptindung Lichtem-u.
wonach die Netzhaut ihre "rngEigdJn."
eigenen Blutgefäfse sieht : wenn man mit einem Kerzen2*
schaft
"
20
Augapfel.
lichte die Netzhaut aus gröfster Nähe beleuchtet und den Blick über die Flamme weg richtet, indem sich das Augeauf den Nullpunkt der Accommodation stellt, ohne einen Gegenstand
zu betrachten,
so erscheint dem
beleuch-
teten Auge ein schönes Adernetz in schwarzrothen Verzweigungen auf Bronzegrund in der mittleren deutlichen Sehweite.
Diese Aderfigur bewegt sich nach den
Ge-
setzen der Schattenverschiebung bei Bewegung der äufseren Lichtquelle, sie ist ein Schattenbild : die Blutgefäfse sind weniger durchsichtig als die übrigen Netzhauttheile und werfen Schatten, lassen.
unter
den angeführten Bedingungen ihren
während die übrigen Theile das Licht
durch-
Wenn wir also das Schattenbild der Blutgefäfse
unserer eigenen Netzhaut s e h e n ,
so mufs das Organ,
welches Licht empfindet, hinter diesen Blutgefäfsen liegen, es ist dies die Stabschicht der Netzhaut.
An dem gelben
Flecke, dem häufigsten Aufiallspunkte der
Lichtstrahlen,
stehen nur dicke Stäbe — Zapfen —, die Opticusfasern weichen hier auseinander und verschwinden zwischen den Nervenzellen.
(Die Form der pathologischen
subjectiven
Lichterscheinung, wie dieselbe von R u e t e Bildl. Darst. I, VIII, 12 dargestellt ist, hat grofse Aehnlichkeit mit der Gestalt und den Umrissen
der Stabschicht.}
Die Faser-
schicht l e i t e t das Bild zu dem Gehirne, von welchem das Verständnifs der EmpfinSung vermittelt, die Wahrnehmung als Sehact vollendet wird.
H. M ü l l e r hat aus dem Verhalten
jenes Schattenbildes den Abstand der Stabschicht von den Blutgefäfsen der Netzhaut berechnet auf 0,17 mm bis 0,33 mm , und sehr grofse Uebereinstimmung milden unmittelbaren Messungen derselben Stelle 0,20° ua bis O^O""'1 gefunden. — Durch Beleuchtung mittelst eines Reflexspiegels bei Nullpunkt der Accommodation sehen wir vor uns das hochrothe, etwas verwischte Bild unserer Netzhautgefäfse in dem Rahmen der Pupille.
Physiologie des Sehens.
21
Hieran reiht sich der Versuch von M a r i o t t e , wonach die Eintrittsstelle des Sehnerven das Licht nicht empfindet. J o h a n n e s M ü l l e r bemerkt (Handbuch 1840, I I , 370), dafs auch die übrigen Stellen diese Eigenschaften in ringerem Grade besitzen.
Wird z. B. ein Punkt,
ge-
welcher
einen Zoll weit links im wagrechten Abstände von einem Kreuze steht, durch das rechte Auge fixirt in einer Entfernung von 5" von dem A u g e , während das linke g e schlossen ist, so verschwindet das Kreuz sofort; fixirt dagegen dasselbe Auge das Kreuz, so verschwindet der Punkt entweder gar nicht, oder nur allmälig. Bei raschem Umdrehen einer glühenden Kugel sehen Nachbild, wir
einen
glühenden Kreis.
Nach starker Einwirkung
grellen Lichtes auf das Auge erscheint bei dem Schlüsse der Lider noch eine Zeit lang das Nachbild.
Man folgert
hieraus, dafs die durch einen Lichteindruck erregte Netzhautstelle nicht sogleich zur Ruhe kommt, nachdem das Auffallen der Lichtstrahlen aufgehört hat. Es erscheint
ein
heller Gegenstand
Grunde scheinbar v e r g r ö ß e r t ,
auf dunkelem IrradiflMon.
ein dunkeler Gegenstand
auf hellem Grunde scheinbar verkleinert, bis zum Verschwinden.
Der Grund hiervon wird in der Ausbreitung
— I r r a d i a t i o n — des Lichteindruckes auf der Netzhaut gesucht.
Demnach ist die I r r a d i a t i o n dasselbe in Bezug
auf den R a u m , was das N a c h b i l d in Bezug auf die Z e i t . Das Linsensystem des Menschenauges
entwirft
ein steiiung-
Bild der Sehegegenstände auf der Netzhaut, dieses Bild ist ein u m g e k e h r t
stehendes.
wir die G e g e n s t ä n d e Stellung s e h e n ?
Woher kommt es, dafs
a u f r e c h t , in ihrer wirklichen
Man beantwortet diese Frage
allge-
mein mit der Annahme, dafs die Seele der Richtung folge, aus welcher ihr ein Eindruck zugekommen s e i ,
so dafs
sie also die Quelle der Strahlen, welche von dem oberen
sehen.
22
Augapfel.
Gegenstandspunkte durch die Augenlinse nach dem u n t e r e n Bildpunkte gebrochen werden und umgekehrt richtig findet, indem sie dem Sehs.trahle folgt, d. h. der Richtung, in welcher die Strahlen auftreflen, von oben, von unten, von l i n k s oder von r e c h t s . Ich will versuchen, das S t e l l u n g s e h e n anatomische gebilde
zu
Anordnung gründen.
Die
der
auf die
nervösen
Seh-
Stäbe und Zapfen
als
lichtempfindende Organe stehen senkrecht zu der äufseren Krümmungsfläche der Faserlage der Netzhaut und setzen sich durch Ausläufer von Ganglienkugeln in die Fasern f o r t ; bei dem Uebergange in die Fasern bilden sie eine knieförmige Umbeugung, so dafs die Linie, welche die Stäbe und ihre Zellenausläufer darstellen, mit der Krümmungslinie der Fasern einen nahezu spitzen Winkel bilden, von welchem aus die Faserlage nach rückwärts läuft.
Neh-
men wir nun an, dafs die Bildpunkte in ihrer Leitung zu dem Gehirne denselben Weg machen, so wird hierbei das umgekehrte Bild aufrecht gestellt und hat bereits in dem Sehnervenstrange die wirkliche Stellung des Gegenstandes.
Man
kann diese Verwandlung der Bildstellung leicht construiren, wenn man parallele Linien, z. B. von den beiden Endpunkten des Bildes, aus der Stabschicht auf dem angegebenen Wege durch die Faserschicht zu dem Hirne führt. ^eh'en8"
Das R i c h t u n g s e h e n kann ebenfalls anatomisch begründet werden.
Wir nehmen in der Untersuchung des
Richtungsehens die Sehaxe als Gränze zwischen links und rechts oder innerer und äufserer Hälfte der Netzhaut. Die Bilder von solchen Gegenständen, welche r e c h t s von der Sehaxe sich befinden, werden von dem r e c h t e n Auge auf der i n n e r e n Hälfte der Netzhaut, also l i n k s von der Sehaxe entworfen, von dem l i n k e n Auge auf der ä u f s e r e n Hälfte seiner Netzhaut, also ebenfalls links
Physiologie des Seheng. von seiner Sehaxe.
23
Die Bilder von solchen Gegenständen,
welche l i n k s von der Sehaxe sich befinden, werden von dem l i n k e n Auge auf der i n n e r e n Hälfte der Netzhaut entworfen, von dem rechten Auge auf der äufseren Hälfte, so dafs die i n n e r e Netzhauthälfte an dem rechten und an dem linken Auge jedesmal der mit dem Auge g l e i c h n a m i g e n Richtung des G e g e n s t a n d e s entspricht, dafs dagegen die ä u f s e r e Netzhaulhälfte an dem rechten und an dem linken Auge
der
mit dem
namigen
des
Gegenstandes
Richtung
Auge
ungleichentspricht.
Oder : die Bilder von Gegenständen aus einer Richtung, welche mit dem Auge gleichnamig ist, werden an der inneren Netzhauthälfte entworfen, dagegen erscheinen die Bilder von Gegenständen aus einer mit dem Auge nicht gleichnamigen Richtung an der äufseren Netzhauthälfte. Wenn nun die Hirnseite, welcher das Bild durch die Sehnervenfasern überliefert wird, gleichnamig sein soll mit der Richtung, worin der Gegenstand liegt, so ist es nothwendig, dafs "die Fasern aus der inneren Netzhauthälfte auf der Seite ihres Auges
in dem Hirne bleiben, dafs
dagegen die Fasern aus den äufseren Netzhauthälften beider Augen sich kreuzen. Anordnung
Diesem Bedürfnisse scheint die
der Faserzüge in dem Sehnervenkreuze
zu
entsprechen : Auf wagerechten Schnittflächen durch den Sehnerv und zugleich durch die entsprechende Hälfte des chiasma opticum bemerkt man mit freiem A u g e , dafs die Hülle, der Mantel des Sehnerven, in das chiasma sich fortsetzt als weifse Substanz, so dafs die äufsere Fortsetzung den äufseren Umrifs des chiasma bildet,
und dafs die
innere Fortsetzung das chiasma in der Mitte durchzieht. Beide Fortsetzungen
der Sehnervhülle
sammen eine kreisförmige Figur,
deren
beschreiben
zu-
innerer Bogen
kürzer ist, als der äufsere, beide Bogen treffen zusammen
24
Augapfel.
und k r e u z e n des chiasma.
sich an der hinteren und unteren Gränze Innerhalb des von diesen Bogen umfafsten
Raumes liegt g r a u e und weifse Hirnmasse, letztere bildet Streifen in
der Richtung
äufseren Bogen.
von
dem
inneren
nach
dem
Mittelst dieser Kreuzung des S e h n e r v e n -
mantels j e d e r Seite in dem chiasma k ö n n e n F a s e r z ü g e aus der ä u f s e r e n Netzhauthälfte des rechten und des linken Auges auf Hirns
die mit dem A u g e ungleichnamige Seite
treten;
inneren
dagegen
bleiben
Netzhauthälfte
die Faserzüge
der
linken
Auges auf der j e gleichnamigen Seite des Hirnes.
Diese
Begründung
rechten,
aus
wie des
Anordnung
des
des
entspricht der F o r d e r u n g einer des
Richtungsehens
von
links
anatomischen und
rechts,
indem die Ueberlieferung des Bildeindruckes von den Sehnervenfasern an
das Hirn
in allen Fällen auf
derselben
Seite geschehen k a n n , auf welcher der Gegenstand befindet.
sich
Diese Darlegung wird unterstützt durch den V e r -
such : drücken wir ein A u g e oder beide Augen mit Fingerspitze an dem äufseren A u g e n w i n k e l ,
der
so erscheint
die Druckfigur in concentrischen Lichtringen auf d e r e n t gegengesetzten Seite nach der Nase h i n ; findet der Druck an dem i n n e r e n Augenwinkel
s t a t t , so tritt die Figur
an der i n n e r e n , also an der Druckseite auf. Das Richtungsehen von o b e n und u n t e n scheint auf u n g e k r e u z t e r Leitung zu beruhen. In dem hierauf bezügigen Versuche erscheint die Druckfigur an der Netzhauthälfte, welche der Druckstelle entspricht. In
der
mikroskopischen
Untersuchung
wagerechter
Chiasmaschnitte sieht man zwischen dem äufseren und dem inneren weifsen Bogenzuge blasse F a s e r k r e u z u n g ,
deren
Richtung durch einzelne stärker h e r v o r t r e t e n d e Fasern sehr verdeutlicht wird, zugleich bemerkt man multipolare Nervenzellen in Verbindung mit F a s e r n .
25
Physiologie des Sehens. In die
dem
normalen
Sehaxen
beider
Gegenstandes.
gesunden
Sehen
°
in
Augen
schneiden
einem Punkte
sich
d e s fixirten
Der Winkel, unter welchem diefs geschieht,
ist um so s t u m p f e r , j e n ä h e r d e r G e g e n s t a n d l i e g t .
Der-
selbe
Ent-
wird
zu
einem
spitzen W i n k e l
bei
gröfserer
f e r n u n g d e s G e g e n s t a n d e s ; b e i m S e h e n in das U n e n d l i c h e stehen die S e h a x e n in beiden A u g e n
nahezu
in
parallel.
einem Punkte
Wenn
die
Sehaxen
des G e g e n s t a n d e s
sich
schneiden, also beide A u g e n gemeinschaftlich einen G e g e n stand f i x i r e n ,
so e r s c h e i n t
Gegenstandes.
Die
in
Bilder
jedem Auge
liegen
in
ein
der
Bild
des
Richtung
der
Sehlinie, sie w e r d e n also auf g l e i c h n a m i g e n
Netzhautstellen
in
solche
beiden
Augen
entworfen;
identisch, oder congruent. zu v e r m u t h e n , Peripherie
E i n f a c h s e h e n mit
derselben
Hergang Sehens.
in
zwei Augen
in
dafs
einer anatomischen
entsprechen.
Einfachsehens
vor
und
in
des
der
Centraiorgane
wodurch Peripherie und
Vergleichungspunkle
des
dem
die A n s i c h t g e k n ü p f t ,
sich in e i n e r g e w i s s e n W e i s e viele
Stellen
Die Nervenphysiologie gestaltet,
hat h i e r a n
ordnung beruhen möge,
indefs
nennt
d a f s d i e O r d n u n g d e r N e r v e n e n d e n in
der O r d n u n g
entspricht und
man
—
An-
Centrum
Es
Bezug
das
liegen
auf
den
stereoskopischen
B e t r a c h t e n w i r e i n e n G e g e n s t a n d in d e r d e u t l i c h e n
Sehweite abwechselnd
mit d e m l i n k e n
u n d mit d e m r e c h -
ten A u g e , so f i n d e t e i n e s c h e i n b a r e V e r r ü c k u n g d e s G e g e n s t a n d e s statt, d e r s e l b e s c h e i n t n a c h d e r S e i t e d e s g e s c h l o s senen A u g e s hinzurücken, Seite des offenen A u g e s linearer A u s d e h n u n g ,
zugleich
den Hintergrund
als
hervor,
dafs
anders gestellt
die
wird,
zwar mehr nach innen.
wir dabei auf in
gröfserer
bei gemeinschaftlicher
d e s G e g e n s t a n d e s mit b e i d e n A u g e n . aus
sehen
Sehaxe
für
als f ü r d a s
Fixirung
Es g e h l schon das
einseitige
hier-
Fixiren
gemeinschaftliche,
und
D e m g e m ä f s m u f s s i c h die B i l d l a g e
Einlach. sehen.
Augapfel.
26
auf der Netzhaut nach aufsen verschieben, scheinbare Verrückung des Gegenstandes. Stellungsveränderung
nach innen
wird
woher die Durch
diese
zum Theil der
Unterschied ausgeglichen w e r d e n , welcher bei dem gemeinschaftlichen Sehen stattfindet in Bezug auf die Mafsverthellung,
in welcher beide Augen
den
Gegenstand
sehen, so dafs jetzt das einseitig betrachtende Auge die Ansicht zum g r ö f s e r e n Theile in Besitz zu nehmen sucht, welche dasselbe in dem gemeinschaftlichen Sehen nur zum kleineren Theile besitzt.
Es fallen nämlich von der mit dem
Auge ungleichnamigen Seite des Gegenstandes Lichtstrahlen von einer gröfseren Fläche in das einseitig fixirende Auge, als beim gemeinschaftlichen Fixiren dasselbe Auge von derselben Seite erhält. — Beim Anfertigen photographischer Bilder für stereoskopisches Sehen entstehen die Bilder ganz ähnlich wie bei dem gemeinschaftlichen normalen Sehen in beiden Augen.
Es werden hierbei der camera
obscura
zwei Linsen in dem Abstände der beiden Menschenaugen eingesetzt und der Gegenstand in die Entfernung der deutlichen Sehweite gebracht.
Jede dieser beiden Linsen ent-
wirft ein besonderes Bild, beide Bilder stellen die beiden einseitigen Ansichten dar, welche beim gemeinschaftlichen Fixiren in beiden Augen entstehen. Doppeltsehen.
Bei dem gemeinschaftlichen Fixiren theilen sich die beiden Augen in bestimmter Weise in die beiden Bilder des einfach vorhandenen Gegenstandes, so dafs j e eine Gegenstandsseite dem ihr grade gegenüberliegenden Auge als gröfserer Bildtheil, dem anderen Auge als
kleinerer
Bildtheil zufällt. — Bei dem einseitigen Fixiren gleicht sich dieser Unterschied aus, das fixirende Auge erhält zugleich den Bildantheil des anderen Auges.
Ist nun dieses
letztere nicht fixirende Auge geöifnet und sehkräftig, so erhält dieses ein besonderes Bild von einem etwas anderen
27
Untersuchung des Sehens.
Standpunkte.
Somit müssen abgesonderte,
Doppelbilder in zwei Augen Sehkraft normal, gleich
oder
schieden ist beim S c h i e l e n .
selbstständige
empfunden w e r d e n ,
deren
doch nicht wesentlich verDas Bild in dpm Schielauge
fällt zugleich auf incongruente Netzhautstellen und e x c e n trisch.
Die Schärfe der Lichtempfindung verhält sich um-
gekehrt wie der Abstand vom Centrum der Netzhaut, Bild ist defshalb Lage.
undeutlich
wegen
Excentricität
das
seiner
Das Doppeltsehen erscheint als Folge fehlerhafter
Stellung der Sehaxen durch Bewegungsstörungen des A u g apfels, oder als Folge von fehlerhafter Stellung der Krystalllinse, oder von Ungleichheit der Brechkraft beider Augen.
Untersuchung des Sehens. Die optische Kraft des A u g e s kann gemessen werden mittelst eines Mafsstabes und einer Nadel : Man legt den Mafsstab wagerecht s o ,
dafs derselbe auf der Längenaxe
der Körper in senkrechter Richtung unter dem Untersuchungsauge
an
gehalten wird, dicht und
läfst
das andere
A u g e schlielsen; auf dem Mafsstabe bringt man die Nadel in verschiedene Abslände von dem Auge. nächsten Abstandes,
Die Gränze des
an welcher die Nadelränder
scharf
gesehen werden, ist der Nahepunkt des deutlichen Sehens, und man kann nun
dessen Entfernung ablesen,
dieser Gränze erscheint die Nadel von einem umgeben, vergröfsert,
gespalten.
diesseits Nebelgurt
Ein Fernpunkt könnte
durch Fortrücken der Nadel in gröfsere Abstände sucht werden.
aufge-
H o l k e ' s Optometer besteht aus einem in
Zolle getheilten Lineal mit einem Faden in der Längenaxe : an der Gränze der deutlichsten Sehweite der
Faden
am dünnsten,
erscheint
diesseits und jenseits
dieses
Messung der
27
Untersuchung des Sehens.
Standpunkte.
Somit müssen abgesonderte,
Doppelbilder in zwei Augen Sehkraft normal, gleich
oder
schieden ist beim S c h i e l e n .
selbstständige
empfunden w e r d e n ,
deren
doch nicht wesentlich verDas Bild in dpm Schielauge
fällt zugleich auf incongruente Netzhautstellen und e x c e n trisch.
Die Schärfe der Lichtempfindung verhält sich um-
gekehrt wie der Abstand vom Centrum der Netzhaut, Bild ist defshalb Lage.
undeutlich
wegen
Excentricität
das
seiner
Das Doppeltsehen erscheint als Folge fehlerhafter
Stellung der Sehaxen durch Bewegungsstörungen des A u g apfels, oder als Folge von fehlerhafter Stellung der Krystalllinse, oder von Ungleichheit der Brechkraft beider Augen.
Untersuchung des Sehens. Die optische Kraft des A u g e s kann gemessen werden mittelst eines Mafsstabes und einer Nadel : Man legt den Mafsstab wagerecht s o ,
dafs derselbe auf der Längenaxe
der Körper in senkrechter Richtung unter dem Untersuchungsauge
an
gehalten wird, dicht und
läfst
das andere
A u g e schlielsen; auf dem Mafsstabe bringt man die Nadel in verschiedene Abslände von dem Auge. nächsten Abstandes,
Die Gränze des
an welcher die Nadelränder
scharf
gesehen werden, ist der Nahepunkt des deutlichen Sehens, und man kann nun
dessen Entfernung ablesen,
dieser Gränze erscheint die Nadel von einem umgeben, vergröfsert,
gespalten.
diesseits Nebelgurt
Ein Fernpunkt könnte
durch Fortrücken der Nadel in gröfsere Abstände sucht werden.
aufge-
H o l k e ' s Optometer besteht aus einem in
Zolle getheilten Lineal mit einem Faden in der Längenaxe : an der Gränze der deutlichsten Sehweite der
Faden
am dünnsten,
erscheint
diesseits und jenseits
dieses
Messung der
28
Augapfel.
Punktes erscheinen Nebelpyramiden, deren-Spitzen in dem Punkte liegen.
Der Fernpunkt kann auf diese Weise nur
für ein kurzsichtiges Auge gefunden werden. V o l k m a n n 's Optometer
ist
nach
den
Principien
des
Scheiner'-
schen Versuches eingerichtet, wonach durch zwei kleine OefFnungen, welche näher aneinander liegen als der Durchmesser der Pupille beträgt,
zwei Lichtkreise
entstehen,
welche theilweise sich decken, und ein Gegenstand in der deutlichsten Sehweite einfach, in jeder anderen Entfernung doppelt erscheint : aus den beiden Oeffnungen treten Lichtstrahlen so stark divergent, dafs das Auge sie nicht convergent, sondern nur parallel brechen kann, hierdurch entstehen zwei Abweichungskreise, die wir als Lichtkreise sehen, wodurch beim Sehen in die Ferne das Bild eines Gegenstandes undeutlich wird.
Nur wenn der Gegenstand in dem
Nahpunkte liegt und das Auge für die Nähe accommodirt ist, genügt die optische Kraft zur Vereinigung der Bildpunkte in der Netzhaut. Den N a c h w e i s
Uber Accommodation
erhalten
wir
durch Beobachtung der P u c k i n g e - S a n s o n ' s c h e n Bilder, vollkommener
wird dieser Nachweis
Ophthalmometer von H e l m h o l t z ,
sowohl
durch das
als auch durch
den
Augenspiegel geliefert. In
dem P u c k i n g e - S a n s o n ' s c h e n
Versuche
ein Kerzenlicht vor das Untersuchungsauge gehalten.
wird Der
Beobachter stellt sich zur Seite des Auges und sieht in demselben
drei Bilder
des vorgehaltenen
Kerzenlichtes,
nämlich zwei aufrecht hintereinander stehende Bilder und diesen gegenüber zwischen beiden ein umgekehrtes Bild. Veränderung der Accommodation verändert zugleich Abstand,
Gröfse und Schärfe des h i n t e r e n
aufrecht-
s t e h e n d e n Bildes : Bei Anpassung fUr die Ferne liegt dieses Bild näher dem umgekehrten, ist matter und gröfser ;
29
Untersuchung des Sehens.
bei Anpassung
für die Nähe entfernt sich dasselbe und
erscheint heller und kleiner. — Dieses stehende
Bild erscheint
bläulich
hintere
und ist
Spiegelbild der vorderen Linsenfläche,
aufrecht-
ein
virtuelles
das vordere
auf-
rechtstehende ßild ist ein virtuelles Spiegelbild der Hornhaut ,
das umgekehrte Bild
der hinteren Linsenfläche.
ist ein wirkliches Spiegelbild Verkleinerung,
Abrücken und
Hellerwerden des Bildes der vorderen Linsenfläche beim Nahesehen kann nur von einer Krümmungszunahme vorderen Linsenfläche abhängen.
Nach H e l m h o l t z
der wird
die Gröfse der S a n s o n ' s c h e n Bilder gemessen, um daraus den Krümmungsradius zu berechnen. Der
Augenspiegel
Netzhautbilder
setzt
uns in den Stand,
die
direct zu s e h e n , uns von ihrer Schärfe,
Gröfse und Stellung zu überzeugen und durch Vergleichung derselben bei verschiedenen Accommodationsversuchen die optische Kraft des Auges zu beobachten. R u e t e ' s Pappkasten entzieht dem Kranken die Mitwissenschaft der w i r k l i c h e n Entfernung einer Probeschrift. Die verschiedenen Methoden auchung
haben alle den Zweck,
der entoptischen Unter-
Untersuchung paralleles Licht in das ¡ J " ^ ' " ^
Auge zu b r i n g e n , und sind nach demselben Principe ein- Ge?iehugerichtet, welches S c h e i n e r ' s Versuche zu Grunde liegt. L i s t i n g benutzt hierzu eine kleine etwa Vio""" betragende Oeffnung und als Hintergrund eine gleichförmig tete Fläche.
beleuch-
Die kleine Oeffnung hat die Bedeutung eines
leuchtenden Punktes, wird sie in die vordere Brennpunktsfläche,
also ungefähr 1 Cm. von der Hornhaut in die Seh-
axe gebracht, so erreichen die Lichtstrahlen die Hornhaut so divergirend, dafs sie durch die brechenden Augenmiltel keine convergirende,
sondern
nur parallele Richtung er-
halten ,
so dafs auf der Netzhaut ein
gebildet
wird,
von der
Zerstreuungskreis
Gestalt und Gröfse
der Pupille.
Augapfel.
30 In diesem Lichtkreise
wird
j e d e unregelmäfsige
Licht-
brechung und jedes Auffangen von Lichtstrahlen auf d$r Oberfläche des Augapfels, oder in den brechenden Mitteln als U n t e r b r e c h u n g
des Gesichtsfeldes wahrgenommen.
— B r e w s t e r ' s Versuch mit zwei sich kreuzenden Lichtbüscheln
bewirkt
Doppelschatten
von
Trübungen
der
brechenden Mittel, einfache Schatten, wenn ein Fehler in der Netzhaut oder hart an ihrer Gränze das Sehfeld unterbricht. — D o n d e r s benutzt hierzu den S e h e i n e r ' s c h e n Schirm
: In der Deckstelle der beiden Zerstreuungskreise
auf der Netzhaut liegen alle Schatten
doppelt und um so
weiter auseinander, j e weiter entfernt von der Netzhaut die verdunkelte Stelle liegt, so dafs z. B. eine Verdunkelung in der Pupille, ein Auswuchs an dem Pupillenrande ihre Schatten so weit auseinander w e r f e n , als die Mittelpunkte der Lichtkreise von einander entfernt sind. v. G r a e f e
benutzt zur Untersuchung
der Unterbre-
chungen des Gesichtsfeldes einen punktirten Papierbogen, auf dessen Mitte ein Fleck bezeichnet i s t ,
von welchem
aus nach acht Richtungen Linien sternförmig ausstrahlen, welche in regelmäßigen
kleinen
oder Punkten versehen sind.
Abständen mit Kreuzen
Der Kranke fixirt die Mitte
in verschiedenen Entfernungen und giebt die Länge an, in welcher ihm die Linien
erscheinen : Eine
unthätige
Netzhautstelle unterbricht wie der M a r i o t t e ' s c h e F l e c k ; bei nicht völligem Verluste der Thätigkcit sind die Bilder von hellen oder dunkeln Punkten unterbrochen, oder v e r schleiert.
Die Unterbrechungen haben sehr verschiedene
Form und L a g e ;
meist
sind es blasse Perlschnurformen,
welche einzeln, oder in Netzen den Sehraum durchziehen und die Bildlage unsicher machen;
sie können
sein, dafs sie z. B. Centralamaurose bedingen. scheinen
sie
als
Vergröfserungen
des
so grofs Häufig e r -
normal
blinden
Untersuchung des Sehens.
31
Fleckes; zuweilen bilden sie blinde Netzhautgürtel.
Die
Sehaxe solcher Augen schiefst meist an dem Gegenstande vorbei, oder umkreiset denselben, oder das Auge fixirt mühsam. Zur keit
des
normale >
>
Bestimmung
der
excentrischen Oeffnung des
174° horizontal
.
Gränzen
Sehens
hat
Sehkreises
,
,
und v.
der
Graefe
gemessen ,
Deutlichund
„ , ,
die S e h k r e i s e s zu „ ,
160° vertical— & e ' u n ( > e n > der vordere Pol des Augapfels
dient hierbei als Ausgangspunkt.
Zur Bestimmung
des
Sehraumes für praktische Zwecke läfst man die Sehaxe auf einen Gegenstand richten, von hier aus rückt man einen zweiten gut beleuchteten, aber nicht glänzenden Gegenstand von ziemlicher Gröfse gegen die Gränzen des Sehfeldes mit kleinen seitlichen Verschiebungen und bemerkt die Stelle seines Unsichtbarwerdens. Das Fixiren geschieht in verschiedenen Entfernungen, allzugeringer Abstand ist zu vermeiden. — Bei sehr bedeutender Verengerung des Sehraumes wird dazu eine Tafel benutzt, Figur zum Fixiren enthält
welche eine
und zugleich in nummerirte
Quadrate getheilt ist, man hält dieselbe IV2' entfernt, bewegt ein Kreidestück vom Sehgegenstande nach aufsen und bemerkt die Nummer des Feldes, In welchem das Kreidestück unsichtbar wird, durch Verschieben in verschiedener Richtung beschreibt man die Curve des Sehraumes.
Da der
Ab$tand vom Auge gegeben ist, kann die Oeffnung des Sehraumes gemessen werden. Für die excentrischen Netzhquttheile ist der normal- Prüfung der Sehschärfe.
kleinste Gesichtswinkel noch nicht bekannt; die praktische Bestimmung ihrer Sehschärfe beschränkt sich deshalb auf die Vergleichung verschiedener Abschnitte derselben, wozu man ebenfalls das sternförmig punktirte Papierblatt an-> wendet. — Für die centralen Netzhauttheile suchen wir
32
Augapfel.
die nothwendige Bildgröfse zu von
gleichartigen
ermitteln
Gegenständen
z. B. Schriftproben.
Es kann
durch
in abgestuften
die B e r e c h n u n g
Vorhalten Gröf&gn, der noth-
w e n d i g e n Bildgröfse hieran geknüpft w e r d e n . — Oder man prüft durch s t u f e n w e i s e s Verschieben e i n e s
einzelnen
Gegenstandes in verschiedene Abstände, saehnng sinnes.
Prüfung des Farbensinnes l e g t man dem Kranken eine
Auswahl
ordne.
die A u g e n ,
so
theiles über sinne.
farbiger
Papierstreifen
Setzt man demselben
Die
bewirken
damit
diese eine A e n d e r u n g
die Farbenordnung Untersuchung
vor,
er sie
alsdann farbige Gläser
vor
des U r -
bei fehlerhaftem
Farben-
auf mangelhafte W a h r n e h m u n g
von subjectiven Complementärfarben benutzt ein einfarbiges Papierblatt
mit
aufgelegten
blafsgrünen
Streifen.
Diese
Streifen erscheinen dem gesunden A u g e sofort auf rothem Grunde g r ü n , mangelhafte durch farbige
auf grünem r o t h , auf blauem orange. Unterscheidung Gläser,
der
Farben
wird
Die
gebessert
namentlich durch Benutzung
eines
rothen und eines g r ü n e n Glases zu verschiedenen Z w e c k e n .
Pathologie des Sehens. Die Sehfehler sind zum Theil in dem optischen Baue, zum Theil in dem Nervenbaue
des A u g e s ,
zum Theil
in
dem Sehurtheile b e g r ü n d e t , und es ist oft s c h w e r zu b e stimmen, zu w e l c h e r Abtheilung der Einzelfall gehört, oder ob derselbe in v e r s c h i e d e n e n , oder in allen Gebieten
des
Gesichtssinnes liegt. — Mit Hülfe des A u g e n s p i e g e l s
sind
wir in den Stand g e s e t z t ,
bereits manche
Abweichungen
in dem Sehfelde auf pathologisch-anatomische
Begründung
32
Augapfel.
die nothwendige Bildgröfse zu von
gleichartigen
ermitteln
Gegenständen
z. B. Schriftproben.
Es kann
durch
in abgestuften
die B e r e c h n u n g
Vorhalten Gröf&gn, der noth-
w e n d i g e n Bildgröfse hieran geknüpft w e r d e n . — Oder man prüft durch s t u f e n w e i s e s Verschieben e i n e s
einzelnen
Gegenstandes in verschiedene Abstände, saehnng sinnes.
Prüfung des Farbensinnes l e g t man dem Kranken eine
Auswahl
ordne.
die A u g e n ,
so
theiles über sinne.
farbiger
Papierstreifen
Setzt man demselben
Die
bewirken
damit
diese eine A e n d e r u n g
die Farbenordnung Untersuchung
vor,
er sie
alsdann farbige Gläser
vor
des U r -
bei fehlerhaftem
Farben-
auf mangelhafte W a h r n e h m u n g
von subjectiven Complementärfarben benutzt ein einfarbiges Papierblatt
mit
aufgelegten
blafsgrünen
Streifen.
Diese
Streifen erscheinen dem gesunden A u g e sofort auf rothem Grunde g r ü n , mangelhafte durch farbige
auf grünem r o t h , auf blauem orange. Unterscheidung Gläser,
der
Farben
wird
Die
gebessert
namentlich durch Benutzung
eines
rothen und eines g r ü n e n Glases zu verschiedenen Z w e c k e n .
Pathologie des Sehens. Die Sehfehler sind zum Theil in dem optischen Baue, zum Theil in dem Nervenbaue
des A u g e s ,
zum Theil
in
dem Sehurtheile b e g r ü n d e t , und es ist oft s c h w e r zu b e stimmen, zu w e l c h e r Abtheilung der Einzelfall gehört, oder ob derselbe in v e r s c h i e d e n e n , oder in allen Gebieten
des
Gesichtssinnes liegt. — Mit Hülfe des A u g e n s p i e g e l s
sind
wir in den Stand g e s e t z t ,
bereits manche
Abweichungen
in dem Sehfelde auf pathologisch-anatomische
Begründung
33
Pathologie des Sehens.
zurückzuführen. Der prognostische Werth der Sehstörungen stellt sich im Allgemeinen so, dafs man sagen kann : A b w e i chungen
in der S e h s c h ä r f e werden sehr häufig und
bedeutend gebessert; dagegen bestehen V e r ä n d e r u n g e n in dem
Sehraume
meist unverändert f o r t , oder
Besserung ist auf enge Gränzen beschränkt. ergiebt die Gegenwart
und
Störungen des S e h r a u m e s
ihre
Ueberhaupt
gröfsere Ausdehnung
von
den Ausschlag für ungün-
stigere Vorhersage bei Störungen der S e h s c h ä r f e . — Die Sehstörungen
sind Wirkungen gewisser krankhafter
Bedingungen, sie geben also an sich keine therapeutische Anzeige und die Behandlung ihrer Bedingungen entspringt verschiedenen Gebieten der Augenheilkunde. Optische Fehler.
Durch
krankhaft v e r m e h r t e
A u s d e h n u n g6
des optische Fehler.
Augapfelumfanges — ectasia bulbi — werden die Formverhältnisse der brechenden Mittel und ihre räumliche Beziehung zu dem lichtempfindenden Organe verschoben, sodafs sowohl die optische Kraft des Auges, wie auch die Lage der Brennfläche verändert wird. Fast immer liegt die Ectasie in der Augenachse. Kraft vermehrt,
Hierdurch wird die optische
das Auge leidet an Kurzsichtigkeit
— myopia — ; paralleles Licht wird nach seinem Durchgange durch die Linse bereits in dem Glaskörper v o r der Netzhaut zu Bildpunkten vereiniget, von hier aus divergiren die Strahlen und bilden nun in der Netzhaut Abweichungskreise, welche sich zumTheile decken. Die optische Kurzsichtigkeit aus Ectasie des Augapfels v e r s c h l i m m e r t sich mit zunehmendem Alter des Kranken, wogegen die optische Kurzsichtigkeit aus ursprünglich allzustark gewölbtem Baue der brechenden Mittel oft ausgeglichen, oder vermindert wird durch die normale Verflachung des Augapfels in dem höheren Alter. — Trifft die Erweiterung des Augapfels die W i u t h e r , Ophthalmologie.
3
34
Augapfel.
Aequatorialtheile desselben, so würde divergentes Licht nach seinem Durchgange durch die Linse sich h i n t e r der Netzhaut zu Bildpunkten vereinigen, dasselbe wird demnach thatsächlich in der Netzhaut durch convergente Strahlenkegel vor der Vereinigung zu Punkten Abweichungskreise bilden; die Aequatorialerweiterung des Augapfels ist sonach mit Fernsichtigkeit — presbyopia ectasia — verbunden.
In der
Regel verbindet sich hiermit A s y m m e t r i e der brechenden Mittel, so dafs die Gegenstände mifsgestaltet gesehen werden — metamorphopsia—, oder gewisse Theile der Gegenstände, z. B. Horizontallinien, in einer bestimmten Entfernung sehr deutlich sichtbar sind, dagegen in gröfserer Nähe nicht mehr gesehen werden, während jetzt Verticallinien Sichtbarwerden. Trübungen
der brechenden
M i t t e l sind nicht
völlig undurchsichtig, sie unterbrechen das Gesichtsfeld unvollständig : Linsentrübung veranlafst zunächst undeutliches excentrisches Sehen. Glaskörpertrübungen erzeugen dunkele, schwebende Figuren — mouches voltigeantes — , p e r i o dische
Verdunkelungen
in Form sinkender Molken —
nepheliopia — in dem Sehfelde; — das chronische Glaucom bewirkt
ins Besondere Ungleichmäfsigkeit
in dem
excentrischen Sehen, welche sehr selten sich bessert. Nervöse Fehler.
Netzhautablösung
tritt in Folge von pathologi-
schem Choroidealergufs und von Umwandlung solcher E r güsse innerhalb des Glaskörpers ein; dieselbe findet sich fast immer in den
unteren Abschnitten und veranlafst
plötzliche, anhaltende Verdunkelung gewisser Kreisabschnitte des Gesichtsfeldes, wobei zugleich die Gegenstände schief und nur theilweise — meropia — gesehen werden. Diese Beschränkung des Sehraumes bessert sich höchst selten und auch dann gewöhnlich nur in schmalen Gränzen. Netzhautentartung
in der
Bright'schen
Nie-
35
Pathologie des Sehens.
renkrankheit, — Blutaustritt, — Blasenwurm,
krankhafte
Exosmose in der Netzhaut veranlassen Ungleichmäfsigkeit des excentrischen Sehens, fixe Flecken — scolomata fixa — unterbrechen das Gesichtsfeld. — I n den Reizungsbezirken und Reizungsstadien
der
Netzhautkrankheiten
entstehen
subjective Lichtempfindungen, Funkensehen — photopsia —, nervöse Weitsichtigkeit. Das Arterienatherom erzeugt Greisenblindheit.— Die U n t e r b r e c h u n g e n des G e s i c h t s f e l d e s durch a p o p l e c t i s c h e Netzhautreizung b e s s e r t sich wohl, wird aber leicht recidiv; die Unterbrechung durch C y s t i c e r c u s ist unheilbar.
Das u n d e u t l i c h e
excen-
t r i s c h e Sehen in Folge krankhafter Exosmose
erlaubt
verhältnifsmäfsig günstige Vorhersage.
Die Greisenblind-
heit von Arterienatherom bessert sich sehr selten. G e w e b e k r a n k h e i t e n der Netzhaut, ausgehend aus der c h o r i o - c a p i l l a r i s in den Aequatortheilen des Augapfels, zeigen diese Theile stellenweise von Pigment entblöfst, ihre Gefäfseblofsgelegt; diese Umwandlung verbreitet sich nach und nach zu der Eintrittsstelle des Sehnerven, so dafs jetzt auch die Sehnervenpapille weifs wird und die Zeichen der vorschreitenden Atrophie durch Schrumpfen der Augengefäfse sich entwickeln. Hierbei entsteht Nachtblindheit — hemeralopia —, die Gränzen des Sehraurnes werden allmälig enger gezogen, so dafs während des anatomischen Herganges längere Zeit hindurch ein kleines centrales Seh-
tfeld u frei c • bleibt, 1.1 k! z. B. D ^>
10
° horizontal i n.
10o T e r t i e a i
. einem Abstände
von IV2' Cv- G r a e f e ) wenn die normale Oeffnung des , > 1 7 4 ° horizontal . _, Sehraumes > 16Q0 T e r t . e t J beträgt. — Diese Verengungen des Sehfeldes sind unheilbar. B l e n d u n g des Auges durch Sonnenlicht veranlafst plötzliches Erblinden, z. B. bei Beobachten einer Sonnen-
3*
36
Augapfel.
finsternifs.
Diese Erblindung scheint auf neuroparalytischer
Blulüberfüllung der Netzhaut zu b e r u h e n ; selten findet B e s s e r u n g statt. Centrale Fehler. E m p f i n d u n g s a b n a h m e d e r Netzhaut — a n a e s t h e -
*Fehier.e
sia r e t i n a e ,
amaurosis — aus c e n t r a l e n Ursachen bedingt
oft V e r e n g e r u n g des Gesichtsfeldes mit gleichzeitiger A b nahme
der centralen
Kurzsichtigkeit. —
Sehschärfe.
Es
entsteht
Hirngeschwülste f ü h r e n
nervöse
öfters
halb-
s e i t i g e B e s c h r ä n k u n g des Sehens — hemiopia — und Ungleichmäfsigkeit
des excentrischen Sehens herbei.
fehlt die r e c h t e
oder
beiden A u g e n ; auf
dem
seltener
rechten Auge
linken A u g e .
Häufig
die linke Hälfte des Sehfeldes dagegen
fehlt
u n d zugleich
auf
die r e c h t e Hälfte die
linke auf dem
E s entspricht dieses Vorkommen vollständig
der A n a t o m i e ,
welche die obige Construction des R i c h -
tungsehens
voraussetzt,
wonach
aus d e r linken Netzhauthälfte des
die
der linken Hälfte des linken A u g e s auf seite z u s a m m e n k o m m e n , Hälfte
des A u g e s
auf
und die
Sehnervenfasern
r e c h t e n Auges und
aus
der r e c h t e n H i r n -
die F a s e r n aus der rechten
linke
Hirnseite
treten.
Dafs
Hemiopie und L ä h m u n g der beiden äufseren Netzhauthälften äufserst selten vorkommt, w ü r d e gleichfalls hiermit ü b e r e i n stimmen, indem bei ihrem Hirnseite kreuzen
die
Bündel
L a u f e zur
der
beiden
und also g e r a d e z u
entgegengesetzten
äufseren Hälften
sich
an dem Kreuzpunkte die g e -
meinschaftliche L ä h m u n g s u r s a c h e einwirken mUfste.
Gemischte Fehler.
Gemischte Fehler. B l e i b l i n d h e i t — amaurosis saturnina —. d e r w ä r t s so offenbaret sich vergiftung gewöhnlich nämlich
in
unrichtiger,
dation,
Pupillenstarre,
Wie an-
auch an dem Auge die Blei-
zunächst in oder
Muskelerscheinungen,
aufgehobener
unvollkommener
Accommo-
Fixation,
zeit-
37
Pathologie des Sehens.
weisem Schielen, Lidkrampf oder Lidlähmung. Den Fehlern der optischen Kraft proportional ist das Sehen undeutlich; in seltenen Fällen verdunkelt sich das Sehfeld vollkommen, diese Verdunkelung findet alsdann gewöhnlich
in Anfällen
statt, welche Stunden bis Monate lang andauernd und von Bleikolik und Bleikopfschmerz begleitet zu sein p f l e g e n . — Leichenuntersuchungen Hirnes —
nachgewiesen.
Die Behandlung
säure-Limonade saure
haben beträchtliche Blutleere Vorhersage
der Bleivergiftung
oder
Bittererde,
Die
ist
ungünstig.
durch
Schwefel-
durch kohlensaure, oder schwefel-
sowie
durch
schwefelsaures
sucht unlösliche Bleiverbindungen zu genommene Bleipräparat innerhalb haltes
erzeugen,
des
Natron um
thierischen
das
Haus-
unwirksam zu machen, dieselbe hat also die
deutung einer Vorbauungskur. dagegen
des
Be-
Die Methode von P a r k e s
will durch Darreichung
von Jodkalium eine lös-
liche Jodbleijodkalium-Verbindung bilden , in welcher das Blei durch die Nieren ausgeschieden wird. Alkaloiderblindung, wie
oder — Gesichtsschwäche —
Atropin-, Chinin-, Nicotinamaurose
u. s. w.
scheint
zum Theil aus beträchtlicher Blutanhäufung des Gehirnes, zum Theil aus Lähmung der optischen Kraft hervorzugehen. Die Blutanhäufung in dem Hirne macht sich hierbei namentlich
durch
Täuschungen
kenntlich in
des
Gesichts-
und
zahlreichem Gestaltensehen und
Gehörsinnes dem
Hören
eines anhaltenden hellen Klingens; bei Ubermäfsiger Chininwirkung kommt zugleich öfters Prickeln in den Händen vor. —
In den
wenigen
Blutentleerung
bisher beobachteten Fällen hat sich
durch Blutegel an Schläfe und Zitzenfort-
satz vortheilhaft bewährt : wenn innerhalb w e n i g e r Tage nach der ersten Blutentleerung: Besserung eingetreten so kann
die Vorhersage
ist,
ziemlich günstig gestellt werden
und die Blutentleerung würde zu wiederholen sein.
Angapfel.
38
Unerklärte Fehler.
Es giebt viele Unterbrechungen des Gesichtskreises, deren anatomische Begründung nicht
nachgewiesen
ist;
einige der hierher gehörigen Formen scheinen aus anatomischen Netzhautveränderungen durch Ermüdung hervorzugehen, wie z. B. die plötzliche Verdunkelung des Gesichtsfeldes bei angestrengtem Sehen.
Solche Unterbrechungen
gehen öfters völlig zurück, indefs nach langem Bestände bleiben sie gewöhnlich unverändert. In dem Sehen f a l s c h e r F a r b e n — chromatopseadopsia — erscheinen auf dem Sehfelde Farben,
welche
nicht auf Sehgegenstände zu beziehen sind, dieselben bedecken den ganzen Sehraum, oder unterbrechen denselben. Dieser Fehler ist vorübergehend, oder bleibend und kann verschiedenen Ursachen zugeschrieben werden : derselbe könnte beruhen auf
einer Zerlegung
des Sonneslichtes
durch Schleimtropfen an der Hornhaut, wodurch, wie durch ein Glasprisma, Regenbogenfarben entstehen, oder diese Sehstörung kann in Schwingungsfehlern der Netzhaut begründet sein,
oder sie erscheint als Urtheilsfehler des
Centralorganes. Daltonismus,
nach dem Optiker D a l t o n
benannt,
dessen Auge nur gelb und blau empfunden haben soll, würde darin bestehen y dafs nur einzelne Farben gesehen werden. Das U n v e r m ö g e n
der Farbenunterscheidung —
achromatopsia — soll zugleich meist mit
Unterbrechung
des Gesichtsfeldes verbunden sein und sowohl selbstständig und angeboren, als auch bei Trübungen der brechenden Augenmittel und bei Netzhautlähmung vorkommen.
Anatomie und Physiologie der Bewegung.
39
Bewegung des Augapfels. Augenmuskeln. Der Augapfel wird von seinen Muskeln in der Augenhöhle
nach allen Richtungen gedreht; Störungen dieser
Bewegung werden hiernach hervorgehen aus Fehlern in dem Muskelbaue, in den Muskelnerven und in dem Räume, worin die Bewegung ausgeführt werden soll. — Aufserdem giebt es fehlerhafte Stellungen
der S e h a x e n ,
welche aus
Sehstörungen, ins Besondere aus Trübungen der Hornhaut und aus Netzhautfehlern allmälig sich herausbilden.
Das
Schielen aus Sympathie entspringt in entfernten Gebieten. Sechs Muskeln, nämlich vier gerade und zwei schief laufende, bewegen
den Augapfel.
Der
untere
schiefe
Muskel entspringt an der Leiste des Nasenfortsatzes vom Oberkiefer, geht unter dem unteren geraden Muskel, alsdann zwischen dem Augapfel und dem geraden
äufseren
Muskel her und heftet sich an die h i n t e r e ä u f s e r e Seite des Augapfels zwischen dem geraden geraden oberen Muskel.
äufseren und dem
Die übrigen fünf Augenmuskeln
entspringen alle an dem gemeinschaftlichen Bande, welches angeheftet ist an der Rinne zwischen den hinteren Rändern der oberen Wurzeln der kleinen Keilbeinflügel und sich durch das Sehloch in die Augenhöhle erstreckt.
Der obere
schiefe Muskel verfolgt von hier aus den inneren oberen Augenhöhlenwinkel bis zur Rolle, hier verwandelt er sich in eine Sehne, welche durch die Rolle tritt und jetzt unter einem spitzen Winkel mit schiefer Richtung nach
rück-
wärts und aufsen zu dem Augapfel läuft und an der h i n t e r e n o b e r e n Seite des Augapfels sich befestiget, bedeckt von dem oberen geraden Augenmuskel.
Die vier geraden
Muskeln bestehen aus dem oberen, unteren, äufseren und
Augapfel.
40
inneren geraden Augenmuskel,
sie gehen gerade nach
vorwärts und befestigen sich am vorderen Umfange der harten Augenhaut. Wirkung*kreise und ta^'dei' Augen-
Die Schnelligkeit der Augenmuskelbewegung ist e>ge° ° e © ringer ( V o l k m a n n ) als die anderer Muskeln. — Die .
muskeln. Muskeln des Menschenauges rollen den Augapfel um einen festen Drehpunkt, welcher 5,6'" hinter der Hornhaut liegt, wo die Sehaxe und die Qiteraxe des Augapfels sich schneiden : Der gerade obere und der gerade untere Muskel dreht den Augapfel um seine Queraxe, der gerade innere und der gerade äufsere Muskel drehen denselben um seine senkrechte Axe.
Jeder gerade Augenmuskel rollt nach
seiner Seite hin den Augapfel, je zwei benachbarte gerade Augenmuskeln rollen denselben nach der mittleren Gegend zwischen sich.
Beide s c h i e f e Muskeln rollen den Apfel
um dessen schiefe A x e n ,
so dafs der untere schiefe um
eine von oben und innen nach unten und aufsen gehende Diagoaale und der obere schiefe um die entgegengesetzte rollt : Die Wirkung
des oberen
schiefen Augenmuskels
stellt die Pupille nach aufsen und unten, der untere schiefe stellt dieselbe nach aufsen und oben; die vereinte Wirkung beider
schiefen Muskeln
kann
Stellung der Pupille gerade durchmesser
hiernach
beitragen
zur
nach aufsen in dem Quer-
des Augapfels. — Die
normale
Richtung
des Augapfels ist von der gesetzmäfsigen Zusammen- und Gegenwirkung seiner Muskeln abhängig. Die Nothwendigkeit für übereinstimmende Bewegung der Augen liegt in der Netzhaut; die Möglichkeit, dieser Nothwendigkeit zu sprechen, kann in der Anordnung
ent-
der Nerven für die
Augenmuskeln gesucht werden. Diese Muskeln sind quergestreift,
sie erhalten ihre
Nerven von dem 3., 4. und dem 6. Hirnnervenpaare. Das 3. Paar — n, oculomotorius — liefert die stärksten Augen-
Pathologie der Bewegung.
muskelnerven,
dasselbe entspringt zu
41 beiden Seiten
der
grofsen Hirnschenkel nahe der substantia perforata postica, und tritt durch die fiss. orb. sup. zu dem g e r a d e n oberen, dem g e r a d e n u n t e r e n , dem geraden inneren und unteren Augenmuskel.
dem schiefen
Nach V o l k m a n n erhalten sämmt-
liche Augenmuskeln Zweige von
dem 3. Nervenpaare. —
Das 4. Paar — n. trochlearis — entspringt an der vorderen Hirnklappe, schlägt sich um die grofsen Hirnschenkel, g e langt durch die fiss. orb. sup. in die A u g e n h ö h l e ,
kreuzt
sich mit dem Sehnerven und tritt zu dem oberen schiefen Augenmuskel.
Das 6. Paar — n. abducens — entspringt
zur Seite der Brücke und tritt durch die fiss. orb. sup. zu dem äufseren geraden Augenmuskel. Pathologie der Bewegung des Augapfels.
In dem
Normalzustande
schneiden
Schielen.
sich
die
beiden schielen.
Augenaxen in dem zu betrachtenden Gegenstande in einem Winkel, welcher um so stumpfer ist, j e näher der Gegenstand liegt;
dieser Winkel wird spitz, w e n n der Gegen-
stand entfernter r ü c k t ; die Stellung der beiden Augenaxen nähert sich dem Parallelismus oder wird
parallel in senk-
rechter Richtung zu den Augenpolen , wenn der Blick in das Unendliche fällt : Beim Schielen weichen die
Augen-
achsen von dieser normalen Stellung ab, so dafs die Sehaxe eines Auges .an dem
zu
vorbeischiefst.
diese Abweichung darin , dafs
Es beruht
betrachtenden
Gegenstande
beim Fixiren ein Auge sich nicht einstellt, oder dafs beide Augen sich nicht in der nothwendigen
Uebereinstimmung
richten, mag es sein, dafs beide Augen, oder stets dasselbe Auge, oder bald das eine, bald das andere Auge fehlerhaft gestellt wird. — Zu deutlichem E i n f a c h s e h e n mit zwei Augen ist
die normale
übereinstimmende
Stellung
ihrer
Sehaxen nothwendig, nur so entsteht auf gleichen Stellen beider Netzhäute
das zum
Einklänge
nothwendige
Bild,
42
Augapfel.
man nennt solche Netzhautstellen identisch oder congruent. Beim Schielen fallen die Bilder auf ungleichnamige Netzhautstellen in beiden Augen und beide Augen Bilder von verschiedenem Standpunkte. steht Doppeltsehen.
erhalten
Hierdurch
ent-
Die Bildlage in dem schielenden Auge
ist entfernter von dem optischen Mittelpunkte der Netzhaut, als in dem normal gestellten Auge, sie fällt also in Theile, welche normal weniger scharf empfinden. undeutlicher
gesehen,
Das Bild wird
deshalb wird dasselbe von
dem
Kranken allmälig vernachlässiget und der Wahrnehmung entzogen, wodurch dasselbe als Doppelbild
verschwindet;
es wird indefs durch Hinlenkung der Aufmerksamkeit so lange wieder erscheinen , bis die Netzhaut durch Gewebeveränderung unfähig geworden ist, dasselbe zu empfinden. Beim S c h i e l e n
beider
Augen
nach innen
ent-
steht Kurzsichtigkeit, bei gemeinschaftlichem Schielen nach aufsen Fernsichtigkeit, offenbar in Folge eines Zusammenhanges dieser Stellungen mit der Accommodation, indem bei anhaltender Neigung beider Sehaxen nach innen stets für die Nähe accommodirt wird, und beim Schielen nach aufsen das Auge beständig für die Ferne sich einrichtet.
Es e r -
folgt dies in Uebereinstimmung mit den Hergängen beim normalen Sehen in verschiedene Entfernung. — Das Schielauge wird nach einiger Zeit des Bestandes dieser fehler in Ruhe gesetzt, wodurch seine Sehkraft mehr abnimmt und die Sehstörungen
Sehimmer
des Einäugigen ein-
treten, welcher nach den Gesetzen des Einfachsehens mit zwei Augen die Ansichten verschiedener Standpunkte und die sichere Beurtheilung der Raumverhältnisse nur dann erhält, wenn er sich fortbewegt, dagegen in der Ruhe dieselben nur wie in künstlicher Perspective sieht. Es verhält sich dies ganz ähnlich wie bei der Beurtheilung z. B. einer Kugel durch gleichzeitiges Auflegen
43
Pathologie der Bewegung.
beider Hände auf beide Seiten derselben, gegenüber der Beurtheilung desselben Gegenstandes beim Auflegen e i n e r Hand. Besteht bei fehlerhafter Stellung der Augenaxen Möglichkeit
einer
willkührlichen
Bewegung
so nennt man die Form das b e w e g l i c h e
der
die
Augen,
Schielen
— Strabismus — ; ist dagegen diese Möglichkeit nicht vorhanden, so heifst die Form u n v e r ä n d e r l i c h e s Schielen, S c h i e f s t e h e n — luscitas —. Fallen die Verhältnisse der Form mit denen ihrer Bedingung unmittelbar zusammen, liegt die Schielform unmittelbar in dem Muskelbaue, so wird dieselbe gleichsam als Schatten
ihrer Ursache
und Strabismus concomitans genannt.
betrachtet
Wenn Nervenkrank-
heiten das Gleichgewicht der Bewegung s t ö r e n ,
so
wird
dasselbe als Lähmung — paralysis, paresis — , oder als Krampf — spasmus — des kranken Nervenkrankheiten
können
ihrerseits
Muskels
bezeichnet.
Bauveränderungen,
Verkürzung der Muskeln e r z e u g e n , somit kann z. B. aus geheilten Paralysen Strabismus concomitans hervorgehen. — Je nach der Richtung der abweichenden Augenaxe unterscheidet man das Schielen nach oben, unten u. s. w., meist bezeichnet man deren Stand nach innen als Strabismus convergens, nach aufsen als Strabismus divergens; zuweilen sind indefs einzelne ßichtungsabweichungen
gepaart,
z. B. die wagerechte mit der schiefen durch Betheiligung des m. rectus super., oder des rect. inf. an der krankhaften Wirkung des m. internus oder des m. externus, — seltener
durch Betheiligung der schiefen Augenmuskeln.
Zur Diagnose benutzt man die Lage des Doppelbildes und den Unterschied in der Höhe beider Hornhäute. Zur umfassenden Erkennlnifs der Einzelform und des
u ter ° Buchung
Schielgrades ist die genaueste Messung des Abweichungs- scueien«. Winkels und die Feststellung der Lage des Doppelbildes,
44
Augapfel.
welche hieraus hervorgeht, unbedingt nothwendig.
Hierauf
stützt sich die Möglichkeit und die Art der Abhülfe des Schielens als Krankheit der Augenmuskeln und ihrer Nerven. Wird das g e s u n d e Auge bedeckt, so richtet sich die Sehaxe des Schielauges auf den Gesichtsgegenstand,
sein
Bewegungsgebiet ist hierbei verändertauf Seitendes kranken Muskels : beruht nämlich Muskelbaue
oder in
das
Schielen
in
verkürztem
fehlerhaft vorspringendem
seiner Sehne, so ist das Bewegungsgebiet
Ansätze
nach
Seiten
dieses Muskels hin etwas e n g e r ; bei Schielen aus behinderter Innervation ist die Bahn auf Seiten
des
gelähmten
Muskels länger als normal, in beiden Fällen behält
die
Summe der Bahnstrecken für die zwei Antagonisten ihren Normalwerlh. — Hierbei wird das Schielauge in dem c o n comittirenden,
oder Muskelschielen
den Bewegungen
des
Fixirpunktes folgen, in Uebereinstimmung mit den assoeiirten Bewegungen des gesunden A u g e s ;
in der Parese dagegen
begleitet das kranke Auge höchst unvollständig die Associationsbewegung des gesunden. — Die Wirkung assoeiirten Bewegung des gesunden Auges ist die
dieser „secun-
däre Ablenkung" (v. G r a e f e ) ; die Gröfse der secundären Ablenkung ist im Allgemeinen fast gleich dem
ursprüng-
lichen Schielwinkel des m u s k e 1 kranken A u g e s ; viel beträchtlicher als der Schielwinkel in dem kranken , gelähmten Auge.
dagegen
nerven-
Es erklären sich diese Unter-
schiede aus der beziehungsweise geringeren Wirkung eines Nervenantriebes auf das gelähmte B e w e g u n g s o r g a n ; — umg e k e h r t treten bei k r a m p f h a f t e m Schielen g r ö f s e r e Ablenkungen des g e s u n d e n
Auges e i n ,
indem bei dem
eingeleiteten Fixirversuche der krankhafte Nervenreiz v e r mehrt wird. Die Abweichungsgröfse der Sehaxen wird untersucht und bestimmt durch Messung der Schielwinkel oder
mit-
Pathologie der Bewegung. telst eines
45
einfachen V e r f a h r e n s nach v. G r a e f e
durch
lineare Bestimmungen : Man bringt die Augen des Kranken in
die „mittlere
fixiren
Stellung", indem man einen
läfst, welcher
auf einem
Gegenstand
A b s t ä n d e von 6 ' — 8 ' in
der Mittellinie und in der w a g e r e c h t e n Visirebene sich b e findet,
jetzt wird an dem u n t e r e n Lidrande
des
gesunden
A u g e s ein Punkt in g e r a d e r Richtung von dem H o r n h a u t centrum bezeichnet, die symmetrische Punktstelle an
dem
u n t e r e n L i d r a n d e des Schielauges durch Messung bestimmt und sodann die P u n k t l a g e u n t e r dem Centrum d e r schielenden Hornhaut bemerkt.
D e r Abstand z w i s c h e n diesen beiden
l e t z t e r e n Punkten ist die lineare Gröfse der Ablenkung in d e r mitlleren Stellung. — R u e t e benutzt zur Messung des Schielwinkels ein Brett von
4' Länge
und 5 " Breite;
dem einen E n d e befindet sich ein A u s s c h n i t t ,
aus
an
dessen
Mitte durch die L ä n g e des Brettes eine Linie läuft, welche in Zolle und halbe Zolle getheilt ist. wird
dieses Brett w a g e r e c h t
Zolle getheilte Oberfläche in teren Lidrändern
Bei d e r A n w e n d u n g
gehalten , so dafs s e i n e
in
g l e i c h e r Höhe mit d e n u n -
des K r a n k e n liegt
die Nase des Kranken umschliefst.
und
sein
Ausschnitt
In die getheilte C e n -
trallinie wird eine Nadel in dem N a h e p u n k t e des deutlichen S e h e n s und eine zweite Nadel einige Fufs w e i t e r aufgestellt.
Der K r a n k e betrachtet
entfernt
beide Nadeln a b w e c h -
selnd, w ä h r e n d der B e o b a c h t e r an dem
entgegengesetzten
E n d e d e s Brettes nach der Mitte d e r b e i d e n Pupillen visirt. Die beiden Sehaxen g e s u n d e r A u g e n w ü r d e n sich in einem P u n k t e d e r fixirten Nadel s c h n e i d e n ; — beim Schielen als Krankheit d e r Augenmuskeln o d e r d e r
Augenmuskelnerven
schiefst die Axe des Schielauges an d e r Nadel v o r b e i , so dafs sich stande
beide A u g e n a x e n v o r oder hinter dem
schneiden,
Beim Schielen
o d e r p a r a l l e l , selbst divergent
aus S e h s t ö r u n g e n
wird
nur
Gegenstehen.
das s t ä r k e r e
46
Augapfel.
Auge die Nadel fixiren, die Sehaxe des schwächeren schiefst hinter
der Nadel vorbei.
Der Winkel, unter welchem
die verlängerten Augenaxen sich schneiden, sowie in anderen Fällen der Grad, in welchem dieselben auseinander weichen, kann nun durch einen Transporteur
gemessen
werden. Behandlung durch
Die Behandlung des Schielens zerfällt in die Behand-
Prismen. i u n g d e r Sehstörungen, welche daraus hervorgehen, und in die Behandlung der Bewegungsstörung, Schielen zu Grunde liegt.
welche dem
Die Kurzsichligkeit sucht man
durch Concav-, die Fernsichtigkeit durch Convexgläser auszugleichen.
Die Doppelbilder sucht man durch Anwendung
p r i s m a t i s c h e r Brillengläser zum Einfachsehen zu verschmelzen.
Man wählt hierzu Prismen, deren Ableitungs-
winkel in geeignetem Verhältnisse zu
den Graden
des
Abweichungswinkels der Sehaxe steht. Das Prisma bewirkt für das Auge eine
scheinbare
Verschiebung der Gegenstände in der Richtung nach der brechenden Kante des Prismas hin.
In diesem Sinne wird
die Bildlage verändert, so dafs dieselbe in der Richtung nach der Grundfläche des Prismas gerückt wird. In der Behandlung des Schielens als Bewegungsstörung bedient man sich des Prismas als eines orthopädischen Mittels. Um die Zusammenziehung in dem Antagonisten des Schielmuskels zu verstärken, benutzt man Prismen, deren Brechkraft nicht ausreicht zur Verschmelzung der Bilder, sondern nur eben genügt, eine starke Annäherung derselben bewirken.
Diefs Verhältnifs stört nun das Sehen
zu weit
mehr, als eine mehr excentrische Lage der Doppelbilder. Der Kranke sucht also diese Lage wieder dahin zu bringen, wo dieselbe vorher sich befand.
Diefs ist aber jetzt nach
Zwischenkunft der prismatischen Ablenkung nur möglich durch willkUhrliche Vermehrung der Conlraction
des be-
Pathologie der Bewegung.
47
treffenden Antagonisten, wodurch zugleich die Kraftwirkung des Schielmuskels verringert wird.
Der brechende Winkel
des Prismas wird genau nach dem Schielwinkel gewählt und zuvor die Grade der nothwendigen prismatischen Ablenkung aus dem Schielwinkel berechnet. liche Stärke solcher Prismen beträgt
45° auf
dem Türkensattel sich schneiden w ü r d e n ; ihre Tiefe trägt 1" bis 2".
In dieser Höhle liegt
be-
der Augapfel mit
seinen sechs Muskeln und ist in seinem g r ö f s e r e n hinteren Abschnitte
von
einem
Man unterscheidet oberen,
an
starken der
Fettpolster
knöchernen
umschlossen.
Augenhöhle
den
u n t e r e n , äufseren und inneren Rand, welche die
OeiFnung — Basis — d e r Pyramide einschliefsen. OefTnung ist nicht völlig k r e i s r u n d ,
Diese
ihr Querdurchmesser
beträgt 16'", ihr Höhendurchmesser 1 5 ' " : Der untere Rand wird durch Jochbein und Oberkiefer g e b i l d e t ,
der o b e r e
durch Stirnbein; an demselben befindet sich das Stirnloch für den Stirnnerven
und die Rollgrube
f ü r die Rolle des
oberen schiefen Augenmuskels. Der äufsere Rand wird durch Stirn- und Jochbein
g e b i l d e t , der innere durch
Stirnbein
und Oberkiefer, an dem inneren Rand findet sich ein Theil der T h r ä n e n g r u b e f ü r den T h r ä n e n s a c k , welche in den Thränenausgang
führt.
—
Die
untere
Seitenwand
der Höhle wird durch Oberkiefer-, J o c h - und Gaumenbein zusammengesetzt : In dem Oberkiefertheile ist die Mündung
Augapfel.
56
des unteren Augenhöhlenkanales, durch welchen der u n t e r e Augenhöhlennerv vom zweiten Aste des Trigeminus tritt, ohne sich an die Augentheile zu verzweigen. Die ä u f s e r e W a n d wird aus den grofsen Keilbeinflügeln und aus dem Stirnund Jochbein zygom.,
aufgebaut : in derselben
ist das for. orb.
welches aus der Augenhöhle
in die J o c h g r u b e
führt und
den Hautzweig vom zweiten Aste der
durchläfst.
trigem.
Die o b e r e W a n d besteht aus dem Stirnbeine
und den kleinen
Keilbeinflügeln : in
dem
Keilbeintheile
ist das for. optic., welches in die Spitze der
Pyramide
fällt und den Sehnerven mit seiner Scheide und der A u g e n arterie nebst einigen Fäden des sympathischen N e r v e n e i n läfst.
Die
innere
Wand
wird
von dem
Thränenbeine
und der Papierplatte des Siebbeines zusammengesetzt : in derselben ist das v o r d e r e und hintere Siebbeinloch,
zum
Durchtritte von nervus und arteria nasoorbitalis. — Zwischen der u n t e r e n und äufseren W a n d ist der u n t e r e Augenhöhlenspalt zur Verbindung mit der Keilbeingaumengrube; durch diesen Spalt tritt der untere Augenhöhlennerv, der Hautast vom zweiten Aste des trigeminus und die vena ophthalmico - facialis.
An
dem
Zusammenstofse
der
äufseren
und oberen W a n d ist die V e r t i e f u n g für die Thränendrüse und weiter rückwärts der o b e r e Augenhöhlenspalt, durch welche das 3 . ,
4 . , 6. Hirnnervenpaar herein, der Augen-
höhlenast des trigeminus, die vordere Hirnhautarterie
und
der sinus ophthalmicus heraustreten. Untersuchung der Augenhöhle,
unterbuchung.
Aus der Stellung gucjil m a n
jen
und Beweglichkeit Betastung
des
die
Augapfels
Beschaffenheit
von Krankheiten der Augenhöhle zu e r k e n n e n ; zum T o u chiren hinter
dem Augapfel führt man
schen Augapfel und Augenlid. engt durch
Knochenauswüchse
den Finger
zwi-
Der Höhlenraum wird v e r ihrer W a n d u n g e n ,
durch
57
Pathologie der Augenhöhle.
Geschwülste des einfachen Bindegewebes und des F e t t g e webes
der Höhle, oder durch Geschwülste
barhöhlen, ins Besondere
der
in den Nach-
Hyghmorshöhle,
Schädel-
oder Stirnhöhle. Entzündung der Augenhöhle — orbititis, Phlegmone orbitae —.
Diese Bezeichnung umfafst einen acut-pathologischen E r n ä h r u n g s h e r g a n g — E n t z ü n d u n g — verschiedener bilde in der A u g e n h ö h l e ,
Ge-
namentlich der Beinhaut —
periorbititis — , der Venen — ophthalmophlebitis — , des Bindegewebes — orbititis
telae
cellulosae —
und
der
Augenmuskeln — ophthalmomyitis —. Im
Allgemeinen lassen folgende Erscheinungen
Entzündung
von Gebilden
Schmerz
der Höhle
in
der
Augenhöhle
mit Röthung
schliefscn :
der Augapfelbinde-
h a u t , Empfindlichkeit und Schwerbeweglichkeit apfels mit V o r d r ä n g e n
auf
des A u g -
desselben — exophthalmos — . In
Folge dieses Verschiebens entstehen Z e r r u n g e n , Druck des Augapfels und dadurch zugleich E r n ä h r u n g s - und Functionsstörungen seiner einzelnen Gebilde.
Es entsteht
Funken-
sehen, Beeinträchtigung bis zum völligen Verluste der S e h kraft, Trübung
der L i n s e ; häufig bildet sich Entzündung
des Gesammtaugapfels, der H i r n h ä u t e ,
derThränendrüse
heraus. Entwickelt sich Eiter in der Tiefe der Augenhöhle, so tritt der Augapfel stark v o r , es entstehen
Frostanfälle
und Irresein, welche auf Eitervergiftung schliefsen lassen. Am äufseren Umfange des Augapfels bildet sich eine blaurothe schwappende Geschwulst, welche dann seitlich v e r schiebt und an der Bindehaut oder nach Durchbohrung des Lides aufbricht.
Ist zugleich caries oder necrose vorhan-
d e n , so fühlt man
den
entblöfsten
Knochen,
Knocheneiter a u s , die Fistelöffnung wird schwammig.
es fliefst
schwielig
oder
Augapfel.
58
Diese Formen entstehen
nach Quetschungen, Schnitt-
w u n d e n , durch fremde Körper, Erkältung und in Puerperalfiebern. Die Aussicht auf Wiederherstellung
hängt
Entstehungsweise und dem Grade der Krankheit Allgemeinen
werden
längere
Dauer
und
von
der
ab.
Im
höhere
Grade
Sehstörungen h e r b e i f ü h r e n . — Ophthalmophlebitis oder E i t e r s e n k u n g oder Eiterbildung in dem Hirn lassen tödtlichen Ausgang befürchten.
Sie w e r d e n angedeutet durch Ohn-
machtanfälle beim A u f r e c h t s i t z e n , E r b r e c h e n ,
Verlangsa-
mung der Pulsschläge, Krampf- oder Lähmungszufälle mit Bewufsllosigkeit. In dem Beginne des (Jebels sind hohe Kopflage, kalte Aufschläge, Beschattung des Zimmers, Calomel und Einwirkung von Quecksilbersalbe zu empfehlen.
Der Abscefs ist
frühzeitig zu eröffnen, das Geschwür einfach zu verbinden und bei f o r t d a u e r n d e r Neigung mit lauen Aufschlägen, spec. emoll., bei Schlaffheit mit spec. arom. zu belegen.
Bei
gleichzeitiger caries oder n e c r o s e erweitert man die Oeffnung, führt einige Charpiefäden zur kranken Knochenstelle; lose Iinochenstückchen w e r d e n ausgezogen und d e r allgemeine Kraftzustand durch Nahrung, Eisen, Chinin gestärkt. Der Verband
wird täglich 2 — 3 Mal erneuert.
Zurück-
bleibende Verhärtung des Bindegewebes und der Beinhaut der Augenhöhle werden sehr zweckmäfsig durch sanften, methodischen, verstärkten Druck mittelst Coinpressen Binden behandelt. — Fremde K ö r p e r w e i d e n
und
ausgezogen,
die Verletzung mit kalten Aufschlägen, Blutegeln und leichtem Compressivverbande behandelt. Geschwülste.
Am häufigsten kommen
in der Augenhöhle
Balgge-
schwülste und Wasserblasen vor, nächst diesen Fett- u n d K n o c h e n g e w ü l s t e , seltener
der Krebs und
die Melanose.
59
Pathologie der Augenhöhle.
— Alle Geschwulstformen in der Augenhöhle drängen den Augapfel vor
— Exophthalmos — in
der von dem
Sitze
derselben ausgehenden Richtung und veranlassen hierdurch zugleich Doppeltsehen.
Diese Ortsveränderung
des Aug-
apfels kann mit oder ohne gleichzeitige Entzündung
des-
selben g e s c h e h e n ,
ent-
durch
zunehmendes Vordrängen
stehen jedenfalls Gewebeentartungen am frühesten
der Augapfelgebilde,
der Netzhaut mit Amaurose
unter Bildung von grauem Slaare.
und der Linse,
Uebrigens sind Fälle von
Vordrängen bis zu 1 " — 1 b e o b a c h t e t , worin das Auge nur hyperpresbyopisch geworden w a r , änderung
in Folge der Formver-
durch Abplattung von hinten nach
Sehschärfe dagegen erhalten war. als solche auszurotten,
vorne,
die
Man sucht die Geschwulst
führt alsdann einige
Charpiefäden
ein und legt einen leichten Compressivverband an.
Zurück-
bleibende Geschwulsttheile
Störung
werden geätzt.
der Beweglichkeit bleibt meist in Folge von Veränderung des Muskelbaues zurück.
Eine
entzündlicher
Die gänzliche Aus-
rottung des Augapfels ist angezeigt bei allen Entartungen desselben fährlich
oder der Augenhöhle, welche dem Leben
ge-
sind, oder durch Rückwirkung auf das Hirn g e -
fährlich zu werden d r o h e n , oder sympathische Erblindung des anderen Auges befürchten lassen, nicht in anderer Weise zu beseitigen sind und durch deren vollkommene Entfernung die Lebensgefahr verschwindet : ins Besondere bei Muskelzerreifsung mit
unvermeidlichem Zutritte von Brand,
bei
Krebs, Balg- und Fettgeschwülsten, welche tief in der Augenhöhle sitzen; bei Bindehautkrebs, welcher in die Augenhöhle vorschreitet,
bei
hochgradigem hydrophlhahnos
posterior,
Blutgefäfsgeschwulst — cirsophthalmos — chronische iridochoroi'dilis, glaucoma u. s. w. Man kann die Ausrottungsweise des Augapfels in das ältere und in das neuere Operationsverfahren unterscheiden.
Aus
™J tail ß
Au6aptels-
Augapfel.
60
Das ältere Verfahren entfernt den Augapfel sammt Muskeln und Polster; das neuere dagegen e n t k a p s e l t
den-
selben aus der T e n o n ' s c h e n Hülle. — Beide Operationen geschehen mit Hülfe der Chloroformnarcose.
Zu beiden
bedürfen wir Lidhalter, einen spitzen Haken,
Cooper's
Scheere und vier Gehülfen; hierzu kommt für das Verfahren ein s p i t z e s S k a l p e l l , Pincette. ser ,
ältere
für das neuere eine
Aufserdem ist vorrälhig zu halten : kaltes Was-
eine Wundspritze,
Charpiepfröpfe.
blutstillende
Das ä l t e r e
Arzneimittel
und
Verfahren zur Ausrottung
des Augapfels wird in drei Zeiten ausgeführt. I.
E n t b l ö f s u n g , Anhaken des Augapfels und Tren-
nung von dem unteren Lide und von den Gebilden am unteren Augenhöhlenrande.
Die Entblöfsung geschieht mit
den Lidhaltern, und wenn diese nicht ausreicht, zugleich durch Spaltung der äufseren Lid-Commissur mit dem Skalpelle.
Der Augapfel wird mittelst des Hakens, welchen die
linke Hand hält, festgehakt; darauf erfafst die rechte Hand das Skalpell, stöfst dasselbe Va" tief in die Augenhöhle zwischen dem Augapfel und dem unteren Lide an dem inneren Augenwinkel, so dafs die Schneide gegen
die
Schläfengegend gerichtet ist und führt den Schnitt längs des unteren Augenhöhlenrandes. — Die Blutung wird durch Einspritzen von kaltem Wasser gestillt oder gemäfsiget. II.
Trennung des Augapfels aus seinen übrigen Ver-
bindungen.
Man vertauscht das Skalpell gegen die C o o -
p e r 'sehe Scheere, zieht, den Augapfel in die Höhe, dringt mit der geöffneten Scheere unter dem Apfel in die Augenhöhle und
trennt
Scheerenblätter
mit
einem
den Sehnerv.
kräftigen
Zuschlage
der
Hierauf werden mit der
Scheere in ähnlicher Weise die Verbindungen des Augapfels an der äufseren, alsdann die an der oberen und zuletzt die an der inneren Wand getrennt, der Augapfel
61
Entwickelang.
herausgehoben und die Blutung gestillt. — Bei bedeutender Vergrößerung der Augapfelgeschwulst benutzt man anstatt der Scheere das spitze Skalpell, oder das auf die Fläche gebogene L e b e r ' s c h e Messer und verrichtet die Ausrottung mittelst zweier Bogenschnitte, oder einem Kreischnitte, welchen man in der Richtung und Form der Augenhöhle führt. III.
Untersuchung der Augenhöhle und nachträgliche
Ausrottung zurückgebliebener Geschwulsttheile an der Thränendrüse, an dem Sehnerven, an den übrigen Weichtheilen und an den Knochen der Augenhöhle. Das n e u e r e Verfahren,
die E n t k a p s e l u n g
des ^"'„g*^8,®"
Augapfels aus der T e n o n ' s c h e n Membran, ist von O ' F e r - A u e a p f e l s r a l 1841, von B o n n e t
1842 vorgeschlagen und ausge-
führt und seitdem gewöhnlich beschrieben.
als Methode von
Bonnet
Dieselbe wird in zweifacher Weise geübt.
Das eine dieser Verfahren wird in drei Zeiten ausgeführt : I.
Trennung
der
Bindehaut
: Nach Eröffnung
der Augenlider durch Lidhalter trennt
man die Bindehaut
nahe an der Hornhaut ringsum mittelst einer gekrümmten Scheere. II.
Trennung der Sehnenansätze der geraden
Augen muskeln. III. rigen
T r e n n u n g des A u g a p f e l s von s e i n e n übVerbindungen
: Ein spitzer Haken wird
in
Hornhaut und Sclera gesetzt, hierdurch der Augapfel nach aufsen gezogen (luxirt), sodann führt man die gekrümmte Scheere, deren Hohlseite nach dem Augapfel gerichtet, an der Innenseite desselben e i n , durchschneidet den Sehnerven und trennt die Sehnenansätzeder beiden schiefen Augenmuskeln nebst den noch übrigen Nerven- und Gefäfsverbindungen des Augapfels. Die zweite Verfahrungsweise der Entkapselung verschmilzt das erste und zweite Moment der ersteren und
62
Augapfel.
durchschneidet die Sehnenansätze der geraden Augenmuskeln in einer bestimmten Reihenfolge : Nach
Eröffnung
der Augenlider wird mit der Bindehaut zugleich die Sehne eines geraden Augenmuskels mittelst
der Scheere
durch-
schnitten; A r l t beginnt die Reihe mit dem ä u f s e r e n , And e r e mit dem
inneren
geraden
Augenmuskel.
Hierauf
schiebt man den hinteren Scheerenarm u n t e r der T e n o n ' schen
Kapsel
zu
der Ansatzstelle
des oberen
geraden
Augenmuskels, trennt dieselbe und verfährt alsdann ebenso der Reihe nach mit den beiden übrigen geraden Augenmuskeln. werthun-
terscnied
Die Entkapselung verdient den Vorzug vor dem älter
o
o
dem älteren ren Verfahren wegen g e r i n g e r e r Verwundung und wegen neueren Belassung
Ausrot-
°
eines passenden Stumpfes f ü r
das
tU
fahrInr" Auge 5 durch dessen Einlegung weiterhin mit ihrer Thätigkeit erhalten,
künstliche
die Lidmuskeln
das Einstülpen
der Lider
verhütet und die Verschiebung des Gesichtsskelettes
ver-
zögert wird. V e r b a n d : Die Lidspalte wird mit Heftpflasterstreifen möglichst geschlossen und
leicht comprimirt.
Man räth :
die Augenhöhle n i c h t mit Charpie auszufüllen; bei etwaiger Nachblutung würde man die Blutgerinnsel am besten tamp o n i r e n ; dagegen führen Charpiepfröpfe meist tiefergreifende E i t e r u n g herbei. Nachbehandlung. kalten Aufschlägen
Die Operationsgegend wird mit
b e l e g t , der Kranke
beobachte
Ruhe
und Rückenlage; heftige Schmerzen können durch örtliche Blutentleerungen erleichtert werden.
In der Eiterung mufs
sofort der Abflufs des Eiters durch Seitenlage und zeitweises Ausspritzen
der Höhle
begünstiget
werden;
die
kalten Belege werden jetzt gegen lauwarme Breiaufschläge vertauscht.
Entwicklung.
63
Entwicklungsgeschichte des Augapfels. Die Entwickelung d e s Augapfels g e h t aus dem o b e r e n Keimblatte hervor. wüchse des
Die primitiven A u g e n b l a s e n sind A u s -
Medullarrohrs,
sie enthalten
den
Halbkanal
der Sehnervenanlage, w e l c h e r an dem v o r d e r e n Abschnitte endet.
Diese Blasen
secundaren,
sind einfach,
doppelwandigen
werden
a b e r in
Augenblasen
die
umgewandelt,
durch Einstülpung der Linse von aufsen ( H u s c h k e ) .
Diese
Einstülpung g e h t von dem peripherischen Theile — H o r n theil — des o b e r e n Keimblattes a u s , w e l c h e r später
auch
den Epidermisüberzug der äufseren Haut liefert ( R e m a k J . D e r Horntheil verdickt sich nämlich an d e r Stelle, an welc h e r derselbe die ä u f s e r e n Flächen d e r Augenblasen ü b e r zieht, zu einer dickwandigen Hohlkugelform mit nach hinten gerichtetem Scheitel; dieser Körper d r ä n g t
den
Abschnitt der
vor sich her,
primitiven
Augenblasenwand
vorderen
stülpt denselben in den Blasenraum herein und bildet durch diese Einstülpung
die s e c u n d a r e A u g e n b l a s e ;
v e r s c h w i n d e t die W a n d d e r primitiven. zu der s e c u n d a r e n
Augenblase
schnürt
mittlerweile
An dem E i n g a n g e sich j e n e
Hohl-
kugel von dem Hornblatte ab u n d wird zur K r y s t a l l l i n s e . D e r Eingang zeigt einen Spalt, w e l c h e r die bei der E i n stülpung
mitgeführte Halbrinne
der S e h n e r v e n a n l a g e
ist.
Die Eingangsstelle selbst wird s p ä t e r zur Pupille, d e r Spalt verwächst gewöhnlich sogleich. — In der Höhle d e r s e c u n dären Augenblase um die Linse e n t s t e h t d e r — Die innere
Schicht der s e c u n d ä r e n
Glaskörper.
Augenblasenwand
entwickelt sich zur N e t z h a u t . — An d e r ä u f s e r e n Fläche der
Blasenwand zeigt sich
ein Anflug
von
schwarzem
Pigmente als Anlage der T r a u b e n h a u t ( A d e r - und R e g e n bogenhaut),
welcher
sich rasch zu häutiger
Ausbreitung
64
Augapfel.
entwickelt. dünne
— Die h a r t e
Schicht aus
Haut
— sclera
einer durchsichtigen,
—
wird als
f a r b l o s e n Masse
a n g e l e g t , w e l c h e von aufsen die A d e r h a u t b e d e c k t . — Die H o r n h a u t ist eine s p ä t e r e Bildung ( R e m a k ) ; aus der V e r s c h m e l z u n g
des
vorderen
sie g e h t
Endes der
Sclera
mit dem Horntheile — epithelium — h e r v o r . Blldungnfehler.
Man u n t e r s c h e i d e t eine f e h l e r h a f t e K r ü m m u n g d e r Kugelgestalt des A u g a p f e l s , w o n a c h vorn
die W ö l b u n g
nach
und h i n t e n , o d e r s e i t l i c h k r a n k h a f t v e r m e h r t
erscheint.
In dem e r s t e n Falle e n t s t e h t das G l o t z a u g e —
bulbus promineus — in dem z w e i t e n das flache A u g e — bulbus applanatus —. Die nach
vorn und
hinten
vorspringende
W ö l b u n g bedingt allzustarke optische K r a f t ; r e i c h t nun das A n p a s s u n g s v e r m ö g e n nicht
h i n , um
dieses
pathologische
Verhältnifs auszugleichen, so ist das A u g e kurzsichtig,
in-
dem die Bildpunkte f e r n e r G e g e n s t ä n d e v o r die Netzhaut fallen. — Die seitlich v e r m e h r t e kugel dagegen bei
bedingt
ungenügendem
indem
die
Krümmung
allzuschwache naher
Augen-
optische Kraft und
Anpassungsvermögen
Bildpunkte
der
Weitsichtigkeit,
Gegenstände
hinter
die
Netzhaut fallen w ü r d e n . In dem Z w e r g a u g e
— microphthalmos — sind alle
A u g e n g e b i l d e , w e l c h e sich in dem Hohlräume
u n d an der
W a n d der s e c u n d a r e n A u g e n b l a s e h e r v o r b i l d e n s o l l e n , auf einer früheren hemmt. reicht
Entwickelungsstufe
zurückgeblieben,
Die E i n s t ü l p u n g d e r s e c u n d a r e n A u g e n b l a s e oft nicht
die Eintrittsstelle
Augenhöhle,
der Abstand ist
pathologisch
ausgefüllt;
Linse von d e r H o r n h a u t ,
des
Sehnerven
geer-
in die
alsdann durch B i n d e g e w e b e
ebenso ö f t e r s die Linse ist
der
Abstand
der
fast i m m e r trüb,
die Pupille weit, buchtig, o d e r g e s p a l t e n , d e r S e h n e r v d ü n n , schlauchförmig, sichtig.
die Hornhaut flach, v e r k ü m m e r t , u n d u r c h -
Das Z w e r g a u g e ist o f t v e r b u n d e n mit W a s s e r k o p f
Krystallkörper. und
Hemmungsbildungen
65
der Knochenanlage
unter
der
Form des Rhachitismus, mit Drüsenkrankheiten, besonders Gekrösdrüsenatrophie.
Die Verkümmerung des Augenbaues
kommt erblich vor und bessert sich manchmal durch Nachwuchs nach der Geburt. Das verbunden Seite
E i n a u g e — monophthalmos — ist
gewöhnlich
mit Hemicephalie, so dafs die Hirnhälfte der
mangelhaft ist, an welcher die Augenentwickelung
fehlt, woraus auf
unvollkommene Anlage
des
Medullar-
rohres, ins Besondere der Hirnblasenbildung aus demselben, beziehungsweise der primitiven Augenblase zu schliefsen ist. Das S t i r n a u g e — cyclophthalmos — enthält Theile eines zweiten Auges in derselben Augenhöhle.
Die beiden
primitiven Augenblasen liegen normal in den ersten Tagen des Embryolebens dicht zusammen; es ist
wahrscheinlich,
dafs dem Cyclopenauge eine Hemmungsbildung durch V e r harren in dieser L a g e zu Grunde liegt.
Augapfelgebilde. W i r entnehmen
die Reihenfolge
zur
pathologischen
Untersuchung der einzelnen Gebilde des Augapfels aus der Entwickelungsgeschichte derselben, so dafs die Krystalllinse den Ausgangspunkt bildet, woran der Glaskörper, die Netzhaut , die Traubenhaut,
die harte Haut und endlich die
Hornhaut sich anschliefst. Krystallkörper.
Die Linse in dem Menschenauge ist vollkommen durchsichtig und biconvex, sie ist aufgebaut aus langen, platten, sehr blassen Fasern leicht gezähnelten
mit sechseckigem Querschnitte und
Rändern; — jede
Wiuther, Ophthalmologie.
Faser erscheint als 5
Krystallkörper. und
Hemmungsbildungen
65
der Knochenanlage
unter
der
Form des Rhachitismus, mit Drüsenkrankheiten, besonders Gekrösdrüsenatrophie.
Die Verkümmerung des Augenbaues
kommt erblich vor und bessert sich manchmal durch Nachwuchs nach der Geburt. Das verbunden Seite
E i n a u g e — monophthalmos — ist
gewöhnlich
mit Hemicephalie, so dafs die Hirnhälfte der
mangelhaft ist, an welcher die Augenentwickelung
fehlt, woraus auf
unvollkommene Anlage
des
Medullar-
rohres, ins Besondere der Hirnblasenbildung aus demselben, beziehungsweise der primitiven Augenblase zu schliefsen ist. Das S t i r n a u g e — cyclophthalmos — enthält Theile eines zweiten Auges in derselben Augenhöhle.
Die beiden
primitiven Augenblasen liegen normal in den ersten Tagen des Embryolebens dicht zusammen; es ist
wahrscheinlich,
dafs dem Cyclopenauge eine Hemmungsbildung durch V e r harren in dieser L a g e zu Grunde liegt.
Augapfelgebilde. W i r entnehmen
die Reihenfolge
zur
pathologischen
Untersuchung der einzelnen Gebilde des Augapfels aus der Entwickelungsgeschichte derselben, so dafs die Krystalllinse den Ausgangspunkt bildet, woran der Glaskörper, die Netzhaut , die Traubenhaut,
die harte Haut und endlich die
Hornhaut sich anschliefst. Krystallkörper.
Die Linse in dem Menschenauge ist vollkommen durchsichtig und biconvex, sie ist aufgebaut aus langen, platten, sehr blassen Fasern leicht gezähnelten
mit sechseckigem Querschnitte und
Rändern; — jede
Wiuther, Ophthalmologie.
Faser erscheint als 5
66
Augapfel.
eine in zwei entgegengesetzten Bichtungen ausgewachsene Zelle. Durchschnittlich sind dieselben 0 , 0 0 6 m m breit, 0,002 n u u dick. Die Linsenfasern am Umfange der Linse sind breiter als die weiter in dem Inneren derselben gelegenen Fasern. Im Allgemeinen sind
dieselben
in dichten Schichten
ge-
ordnet und laufen wie Meridiane von allen Seiten her um den Halbmesser der L i n s e , Linsenmitte Linse dar.
und
enden
aber in der Nähe der
stellen die Curven —
vortices —
der
Die Fasern enden hier mit verbreiterten End-
stücken an einer
feinkörnigen,
oder
homogenen Masse,
welche sich durch die ganze Dicke der Linse erstreckt und eine Sternform bildet. — Die Linse wird eng umschlossen von einer Hülle, Linsenkapsel.
Diese ist wasserhell, struc-
turlos, an der Innenfläche ihrer vorderen Hälfte liegt eine einfache Epitheldecke.
Die Dicke der v o r d e r e n
Kapsel-
wand beträgt 0 , 0 0 8 — 0 , 0 1 9 m m , die hintere Wand ist etwas dünner und
mit der Hülle des Glaskörpers
Beim Anstechen Leiche
der
Linsenkapsel aus
quillt eine Flüssigkeit
mit
verwachsen.
dem Auge einer
Epithelzellen
hervor,
welche liquor Morgagni heifst und Leichenerscheinung ist. Die Linse und ihre Kapsel sind gefäfslos; ihre Ernährungsbedingungen werden in endosmotischer Durchtränkung mit Kammerwasser angenommen. Linse
beträgt
nach
Das specifische Gewicht der
Chenevix
Bau besteht aus viel Eiweifs,
1,079,
ihr
chemischer
den Blutsalzen
und etwas
Eisen. — Die Linsenmasse des Menschen besitzt
doppelt-
brechende Eigenschaften ( V a l e n t i n ) und ist mithin im Stande, gewöhnliches Licht in p o l a r i s i r t e s
umzuwan-
deln, sie liefert unter gewissen Bedingungen das Schattenkreuz
und
die Newton'schen
Farbenringe.
schaft der doppelten Lichtbrechung Linse,
namentlich
an dem Weingeistpräparate,
als an der durchsichtigen Linse.
Die
ist an der
Eigen-
getrübten deutlicher
67
Kry Stallkörper. Krystallkörperfehler.
Die U n t e r s u c h u n g und A b h ü l f e der F e h l e r d e s Krystallk ö r p e r s bezieht sich auf die O b e r f l ä c h e , d e n s y m m e t r i s c h e n Bau, die Gröfse, die S t e l l u n g , die Durchsichtigkeit werden
desselben.
als T r ü b u n g e n
die V e r b i n d u n g
Die F e h l e r
unter
der
der
Bezeichnung
Staar — c a t a r a c t a " — z u s a m m e n g e f a f s t . —
und
letzteren „grauer
Alle
Linsen-
fehler stören in v e r s c h i e d e n e r W e i s e u n d in v e r s c h i e d e n e m Grade das Sehen, o h n e indefs die L i c h t c m p f i n d u n g
völlig
zu u n t e r d r ü c k e n . Die N o r m a l o b e r f l ä c h e d e s L i n s e n s y s t e m s ist v o l l - U n e b e n h e i t k o m m e n g l a t t ; sie k a n n u n e b e n w e r d e n
durch
theilweise
W u c h e r u n g , Eiterbildung, Verkalkung, Narbenbildung derselben.
Alle die h i e r a u s h e r v o r g e h e n d e n
an
Erhöhungen
o d e r V e r t i e f u n g e n k ö n n e n durchsichtig oder undurchsichtig sein. Die undurchsichtigen b e d i n g e n entoptische E r s c h e i n u n g e n ; die durchsichtigen das M e h r f a c h s e h e n mit e i n e m A u g e — diplopia monocularis — in F o l g e von Z e r s t r e u u n g s b i l d e r n durch u n r e g e l m ä f s i g e B r e c h u n g —. Sie sind meist u n v e r besserlich. In dem n o r m a l s i c h t i g e n
A u g e stellt sich
die A s y m -
metrie so, dafs das A u g e in h o r i z o n t a l e r R i c h t u n g 1 " — 2 " kurzsichtiger ist als in v e r t i c a l e r ( R u e t e ) .
B e t r ü g e dieser
Unterschied m e h r , so k ö n n t e die Asymmetrie als k r a n k h a f t zu bezeichnen sein.
Zur M e s s u n g e i g n e t sich d e r
m a n n ' s c h e Optometer,
Volk-
das A u g e bedarf also n u r in d e r
horizontalen Richtung einer N a c h h ü l f e ;
hierzu
empfiehlt
R u e t e Brillen, w e l c h e auf d e r e i n e n Seite s p h ä r i s c h , der a n d e r e n
cylindrisch geschliffen sind.
Strahlen in verticaler R i c h t u n g
durch
Hierbei
parallele
auf
gehen Flächen,
werden also nicht v e r ä n d e r t ;
dagegen
in horizontaler Richtung auf
e i n e g e r a d e E b e n e und auf
eine Kugelfläche und
fallen die Strahlen
z w a r u n t e r v e r s c h i e d e n e n Winkeln, 5 *
68 sie
Angapfel.
werden
divergent
hier
nach aufsen abgelenkt, für
das
Auge
gemacht, wie durch eine Concavlinse in dieser
Richtung. vergase.
Die G r ö f s e des Krystallkörpers kann krankhaft v e r -
rung.
mehrt s e i n , aufgebläht durch einfache Quellung und Staarbildung in Folge von Verwundung — cataracta traumatica — indem hierdurch das Kammerwasser Zutritt zur Linse hält,
ohne vorher
den
Stromes in der Linsenkapsel unterworfen
zu sein.
Linsenaufblähung
werden
Ginlagerung,
kann
Infiltrat
er-
Bedingungen des endosmotischen ferner
veranlafst
krankhafter
Massen. —
steht meist n a c h S t a a r o p e r a t i o n e n
Die durch
Sie
ent-
mit Belassung der
Staarlinse in dem Auge, ferner überhaupt durch Verletzungen, Eindringen fremder Körper.
Bei jüngeren Individuen wird
die Linse bei der Durchtränkung gewöhnlich zugleich in ihrer ganzen Dicke e r w e i c h t ; in dem männlichen und höheren Alter dagegen bleibt meist der Kern hart, während durch eine Quellung und Erweichung reits Gefahr droht
der Rinde dem A u g e be-
: Der Augapfel
ist
nämlich
hierbei
hart, der vordere Kammerraum flacher, die hintere A u g e n kammer v e r k l e i n e r t ,
oder
ausgefüllt
durch
die geblähte
Linse; die Regenbogenhaut wird entfärbt, glanzlos, v o r g e trieben, erschlafft; das excentrische Sehen ist tiget; die G l a s k ö r p e r m a s s e h ä u f t s i c h und d r ü c k t
die P a p i l l e des
vertieft ( v . G r a e f e ) wefshalb
v. G r a e f e
beeinträch-
übermäfsig
Sehnerven,
diese wird
und dadurch Erblindung eingeleitet, diese Form zu den
Augenkrankheiten rechnet.
E. J a e g e r
glaucomatösen
sah
Netzhautab-
lösung durch Linsenblähung der wiederaufsteigenden Staarlinse nach
Depressio.
Behandlung.
Die Gefahr für das Sehvermögen kann
zurückgehen durch frühzeitiges operatives Einschreiten, wozu v. G r a e f e die Linearextraction der Linse und die Iridec-
69
Krystallkörper.
tomie
empfiehlt.
hinreichender —
Die lineare
Extraction eignet sich
Erweichung
der
aufquellenden
bei
Linse;
der Irisausschnitt eignet sich bei h a r t e m Kerne der-
selben und wird nach ähnlichen Anzeichen wie bei glaucom verrichtet. Verkleinerung
des Krystallkörpers wird
erkannt
Ve
^ne-
aus der Zunahme des freien Raumes in der hinteren A u g e n -
™ar.n"
kammer, hierbei ist meist die Pupille eng, die Regenbagen-
met&mor-
haut geräth
in
wellenförmige
Bewegung des Augapfels.
bei
Schwingungen
jeder
Dieser Zustand findet sich als
Bildungsfehler bei übrigens vollkommen durchsichtiger Linse und bedingt einen hyperpresbyopischen Bau, dessen störungen durch Brillengläser kaum zu bessern Die Verkleinerung in Folge sigung und Aufsaugung
von pathologischer
der L i n s e ,
Seh-
sind.
—
Verflüs-
oder in Folge
von
Atrophie, entwickelt sich fast nur aus dem traumatischen Staare und paart sich mit Verdickung
der getrübten Kap-
sel, auf diese Weise bildet sie den H ü l s e n s t a a r — taracta siliquata, cystica — , oder dislaceratio operirt.
und wird mittelst
discissio
Als eine andere Art rückgängiger
Umwandlung der cataractösen Linse erscheint metamorphose.
Ca-
die Lypoid-
Es ist mehrfach beobachtet, in den
Hei-
lungsperioden nach glücklicher Staaroperation durch Niederdrückung,
dafs an dem Augenhintergrunde
perlmutter-
glänzende Cholestearintäfelchen in Form von Funkengarben bei Bewegungen des A u g e s aufsteigen und dann langsam sich senken.
Diese Erscheinung ist leicht mit freiem Auge
zu sehen und Glitzerstaar — cataracta scintilans, cataracte etincelante — genannt worden. In
der N o r m a l s t e l l u n g
des Krystallkörpers
der Kapselrand parallel mit der Queraxe Es kommt eine s p o n t a n e
liegt ^jjjgy®
des Augapfels.
Verschiebung
der
Linse
vor — dislocatio, luxatio lentis spontanea — , wobei der
bung "
Angapfel.
70
Krystallkörper vollkommen durchsichtig sein kann; derselbe hat hierbei gewöhnlich eine s c h i e f e Stellung, so dafs ein Randlheil zu weit nach vorn gegen
die Iris, der gegen-
überliegende Randtheil zu weit rückwärts gedrehtjst. Diese falsche Stellung veranlafst optische Sehstörungen unregelmäfsige Brechung der Lichtkegel.
durch
Unter gewissen
Graden der Schiefstellung kann die Linse prismatische Ablenkung der Lichtstrahlen hervorbringen, wodurch Doppeltsehen entsteht. Ist die Schiefstellung von der Art, dafs ein Theil des Pupillargebietes der Linse entbehrt, so ist die optische Kraft an dem linsenfreien Theile sehr schwach, das Auge in diesem Abschnitte hyperpresbyopisch, in dem anderen Theile dagegen zu stark lichtbrechend, myopisch; jeder dieser beiden Fehler der optischen Kraft erzeugt in der Normalsehweite Zerstreuungskreise auf der Netzhaut und somit Bildverwirrung in demselben Auge.
Es kann hierbei
ein Abstand zwischen den Zerstreuungsbildern
eintreten
und somit „Mehrfachsehen mit einem Auge" — diplopia monocularis — entstehen. — Nach Erweiterung der Pupille durch Atropinwasser tritt in manchen Fällen die luxirte Linse bis zur Hornhaut vor.
Die Linse ist meist verklei-
nert, der Augapfel myopisch gebaut. In dein weiteren Verlaufe paart sich die spontane Linsenverschiebung öfters mit Netzhautablösungen; diese Paarung wirft Licht auf die Entstehungsweise der Linsenverschiebung, sie scheint hiernach auf ursprünglichen Glaskörperfehlern zu beruhen, aus deren weiterer Ausbildung die Ablösung der Netzhaut hervorgehen kann.
Die Ver-
schiebung kommt als Fehler der ersten Bildung und erblich vor. B e h a n d l u n g der spontanen Verschiebung durch Operation erscheint nur dann zulässig, wenn die Linse zugleich getrübt ist und ihre spontane Verschiebung nicht genügt
71
Krystallkörper.
zum Einlassen von Lichtstrahlen.
Unter allen Umständen
aber ist die Operation derselben
äufserst vorsichtig
zu
verrichten und giebt sehr zweifelhaften Erfolg. v. G r a e f e hat hierbei die Iridectomie theils mit unglücklichem, theils mit besserem Erfolge gemacht.
Die neue Pupille wird in
derjenigen Irisgegend gebildet, aus welcher die Linse abgerückt ist.
Die Operation hat hier ungewöhnliche Schwie-
rigkeiten : die zonula Zinnii ist schadhaft, deshalb tritt nach dem Hornhautschnitte Glaskörpermasse in die vordere Kammer und verdrängt die Iris rückwärts.
Zur Erleich-
terung dient ein möglichst p e r i p h e r i s c h e r
Hornhaut-
schnitt und das energische Erfassen eines Stückes aus der B r e i t e der Iris mittelst der g e r a d e n
Pupillenpincette.
Aus seiner Normalverbindung mit der tellerförmigen l ^ ^ m Grube an dem Glaskörper kann der Krystallkörper theil-
staar
"
weise, oder völlig losgetrennt s e i n , seine Trübung bildet alsdann den Zitter- oder Schwimmstaar — cataracta t r e mulans, c. natatilis —. Man erkennt diese Form aus dem Schwanken des Linsensystemes bei Augapfelbewegung, sie entsteht in Folge von Schnittwunden oder durch Quetschung des Auges. — Maceration löst leicht die Kapselwand der tellerförmigen Grube.
aus
Bei Einwirkung eines Wurfes,
Stofses u. dgl. auf das Auge platzt die sclera leichter als die Bindehaut, wefshalb alsdann die gleichzeitig losgerissene Linse unter die Bindehaut luxirt werden kann, von dieser neuen Lagerstelle aus ist alsdann die Linse zu extrahiren. Verbindung° der v o r d e r e n Kapsel wand mit der Regenverschmeir o zung. bogenhaut bildet Verengerung
oder Verlust der hinteren
Augenkammer — synechia posterior — ; ihre Verschmelzung mit der Hornhaut veranlafst Verengung der vorderen Kammer — synechia anterior. — Bei gleichzeitiger Trübung der Linse wird die Form als c a t a r a c t a a c c r e t a bezeichnet, dieselbe veranlafst einige Veränderung des Verfahrens beim
Synechia
•
72
Augapfel.
Staarschnitte nach
: bei synecliia
unten
angezeigt
V e r e n g e r u n g bildet
nach
oben ist die Extraction
und umgekehrt.
man
für
Bei
den Austritt
bedeutender
der L i n s e
ein
künstliches Colobom durch Iridectomie, w e l c h e s man gleichzeitig, oder 8 T a g e v o r der Extraction anlegt. — F ä l l e ist auch
die Extraction
von W e n z e l
wonach ein c e n t r a l e r Irislappen gebildet
F ü r diese
eingerichtet,
und zugleich ein
Bogenschnitt in der Hornhaut g e f ü h r t wird. MtttMtl-
Durchsichtigkeit
Kryiftaii- v e r s c h i e d e n e r körpers.
Ausdehnung
des L i n s e n s y s t e m s kann in
und
in v e r s c h i e d e n e m
Grade
g e t r ü b t s e i n ; diese Trübung hat man g r a u e n S t a a r Cataracta — g e n a n n t .
—
S i e ist in der K a p s e l — c. c a p s u -
laris — , in d e r Krystalllinse — c. lentis — , o d e r in beiden Theilen zugleich — c. capsulo lenticularis.
D i e s e l b e giebt
sich g e w ö h n l i c h kund durch Kleister o d e r P a p p f a r b e , eine b l a f s b l a u g r a u e o d e r g e l b g r a u e F ä r b u n g , — c. g r i s e a , — z u w e i l e n sieht sie hellbraun aus — c. flava — , oder s c h w a r z braun — einiger
c. nigra, — o d e r m e e r g r ü n — c. lucida. — B e i Ausbildung
dieser
Trübung
kann
dieselbe
sehr
leicht mit f r e i e m A u g e w a h r g e n o m m e n w e r d e n , namentlich w e n n man von der Seite h e r das Pupillargebiet u n t e r s u c h t ; aber selbst äufserst g e r i n g e T r ü b u n g s g r a d e können mittelst des A u g e n s p i e g e l s
festgestellt w e r d e n
der A u g e n h i n t e r g r u n d t r ü b e ,
C e n t r a l g e f ä f s e sind s e h r u n d e u t l i c h , bar ;
diefs
Linse.
deutet
auf
allgemeine
die
oder g a r nicht sichtParenchymtrübung
der
D a g e g e n sieht man einzelne, kleine getrübte S t e l -
len als braune F l e c k e n reflectiren Im
: hierbei erscheint
in bräunlicher F ä r b u n g ,
das
Allgemeinen
Licht ist
durch C o n t r a s t w i r k u n g ;
und
erscheinen
die
Untersuchung
gröfsere
dadurch hellfarbig. bei
erweiterter
Pupille mit seitlicher B e l e u c h t u n g und mit dem F o c a l k e g e l eines C o n v e x g l a s e s z w e c k m ä f s i g . — Den
Puckinje-San-
s o n ' s e h e n V e r s u c h benutzt man e b e n f a l l s zur Bestimmung
73
Krystallkörper.
von Linsentrübungen
aus dem Fehlen
der
Spiegelbilder
an d e r v o r d e r e n oder der hinteren Linsenfläche. Die gewöhnliche Linsentrübung — cataracta grisea — unterdrückt
nie
vollständig das S e h e n ,
g r ö f s e r e Gegenstände
und
die F i n g e r
meist
werden
bei günstiger B e -
leuchtung noch erkannt, jedenfalls Helle und Dunkel s e h r rasch und sicher unterschieden.
Der einfach Cataractöse
sieht bei Beschattung des Auges besser, indem hierbei seine Pupille sich e r w e i t e r t ,
mehr Lichtstrahlen einfallen läfst,
wefshalb derselbe stets beim Sehen den Kopf etwas senkt und sein Sehen im Allgemeinen beeinträchtigt ist.
an sonnigen Tagen mehr
D a g e g e n hält der Netzhautblinde
stets
den Kopf mehr aufrecht und rückwärts. .— Bei d u n k e l e r Linsentrübung — cataracta nigra — prüft man die Thätigkeit der Netzhaut,
indem man durch F i n g e r d r u c k an dem
kranken Auge die subjective Gesichtserscheinung der hellen,
feurigen Kreise — phosphenes ( S e r r e s ) — zu b e -
wirken s u c h t ; entsteht diese Druckfigur nicht, so ist die Netzhaut unthätig, indefs ist die Erregbarkeit der Netzhaut durch Druck sehr veränderlich und unsicher.
Zur F e s t -
stellung dieses Ergebnisses wirft man Sonnenlicht A u g e ; wird dies nicht e m p f u n d e n ,
so ist die
in das
Netzhaut-
thätigkeit e r l o s c h e n ; man kann diese Untersuchung u n t e r stützen durch P r ü f u n g der Sehaxen, diese haben bei völlig Blinden parallele
und horizontale Richtung.
stimmung der verschiedenen dient eine
genaue
Sehschärfe
quantitative
—
Zur B e -
bei
Cataract
Bestimmung
des
L i c h t s c h e i n e s in dem Auge, welche durch v. G r a e f e ' s Methode erreicht wird ¡ eine Lichtquelle, etwa eine K e r z e n flamme , wird in einem dunklen Zimmer in verschiedenen Abständen
vor dem Auge b e w e g t und die gröfste E n t f e r -
nung b e s t i m m t ,
bei welcher
die Beleuchtung
noch eine
sichere W a h r n e h m u n g des Lichtscheines hervorruft.
Diese
Augapfel.
74 Prüfungen
ergeben beträchtliche Unterschiede
der quan-
titativen Wahrnehmung von Licht bei verschiedenen Cataractösen.
Die Methode
gründet
sich auf das
optische
Gesetz , dafs die Stärke der Beleuchtung abnimmt in dem Verhältnisse, in welchem das Quadrat der Entfernung von Für das normale Auge bleibt die
der Lichtquelle wächst.
Lichtstärke in verschiedenen Entfernungen weil das V e r h ä l t n i s der Lichtmenge bleibt. wird
Durch Dazwischenkunft die Netzhaut
von
nahezu gleich,
zur Bildgröfse gleich
der Cataractlinse dagegen
einem diffusen Lichte
beleuchtet,
indem die Lichtstrahlen vielfach gebrochen, verwirrt, zum Theil reflectirt worden s i n d ,
so dafs kein optisches Bild
des leuchtenden Gegenstandes auf der Netzhaut entworfen wird, sondern nur ein Lichtschein entsteht, und das Auge zugleich die Fähigkeit erhält, die ungleiche Lichtstärke auf verschiedenen Entfernungen genauer zu empfinden, weil hierbei ungenügend oder g a r nicht accommodirt wird. — Aus denselben Gründen werden bei u n v o l l s t ä n d i g e r Linsentrübung Abweichungskreise und wesentlich dieselben quantitativen
Wahrnehmungen
Kurzsichtige
versieht
der
man
Lichtstärke
hierbei
mit
statt
finden.
Concavgläsern,
Ueberfernsichtige mit Convexgläsern, um die Fehlerquelle für die Bestimmung diesen
der Maximumentfernung,
Abweichungen
der optischen Kraft
welche aus hervorgehen
würde, zu vermeiden. Die E n t w i c k e l u n g immer in
der Ringschicht,
umschließt,
diese'
trübt
der Linsentrübung beginnt fast welche den Kern sich
in
Form
unmittelbar
von
Punkten,
Streifen oder Tropfen mit hellgrauer oder brauner Färbung. Von hier aus greift die Trübung nach aufsen in die nächsten Nachbarschichten, alsdann trübt sich der Kern, später die äufserste Rindenschicht und zuletzt der Gürtel zwischen Centrum und Peripherie.
Höchst selten beginnt die Trübung
75
Krystallkörper.
in dem Kerne,
dagegen
oft in
der
äufsersten
Schale
(R. F ö r s t e r ) . — Die Gestalt der beginnenden Trübung entspricht der normalen Meridionalanordnung in dem Linsenbaue in verschiedenen Graden von Regelmäßigkeit. Das Aussehen ist besonders bedingt von der
Ver-
theilung und von der Mächtigkeit der Trübung; das Aussehen eines s. g. ausgebildeten grauen Staares im Leben hängt von der Dicke ab , in welcher die vordere Rindenmasse getrübt ist. — Als Entwickelungsformen scheidet man den S c h i c h t s t a a r ,
unter-
so lange die Trübung
auf die Schichten am Kerne beschränkt bleibt; den R i n d e n s t a a r , Corticalstaar, wenn breite trübe Faserstreifen und flockige Zwischenmasse die g a n z e Rinde rasch durchziehen , — den K e r n s t a a r , und v o l l s t ä n d i g getrübt ist. des ganzen Linsenbaues wird
wenn der Linsenkern stark Die vollkommene Trübung die R e i f e des Staares ge-
nannt. Die A n a t o m i e des g r a u e n S t a a r e s führt die verschiedenen Trübungen des Linsengewebes auf zwei Grundformen zurück, welche als E r w e i c h u n g
und als V e r -
h ä r t u n g der Krystalllinse bezeichnet werden.
Der weiche
Staar ist gewöhnlich nebelgrau oder blaugrau, der harte Staar gelb oder braun bis schwarzbraun.
Der Staar des
Fötus-, des Kindes-, des Jugend- und des beginnenden Mannesalters ist meist weich; nach dem vierzigsten Lebensjahre kommt vorzugsweise der harte Staar vor, defshalb auch der Altersstaar —
welcher
cat. senilis — genannt
wird. — Die Zahlenstatistik des grauen Staares
erlaubt
noch keinen bestimmten Schlufs; vorläufig scheint es, dafs der harte Staar häufiger ist, als der weiche, und dafs das männliche Geschlecht häufiger,
als das weibliche, staar-
krank ist. Der w e i c h e S t a a r — cataracta mollis,
— Linsen-
Augapfel.
76
erweichung — phakomalacia — ,
besteht in der Umwand-
lung des Faserbaues in eine feinkörnige Masse und runde Zellen.
Hierbei erscheint die Linse aufgebläht, nebelgrau
oder milchweifs, flockig, wie bei kunstlicher Ausscheidung von Giweifs aus seinen Lösungen durch Zusatz von einem Alkalisalz oder von Essigsäure.
Bei vorschreitendem Zer-
falle treten verschiedene RückgangsfoTmen auf, wie die Verwandlung in emulsive Flüssigkeit — Phakohydropsia, — Milchstaar — c. lactea — ,
die Aufsaugung der Linse
mit Verdickung der Kapsel — cat. siliquata, — die Lipoidmetamorphose
:
Cholestearinstaar —
cat. scintilans —,
Myelinbildung; Versteinerung — cat. gypsea. Die E n t w i c k e l u n g Allgemeinen rasch.
des weichen Staares
geht im
In der Form des Corticalstaares stört
derselbe oft nach wenigen Wochen das Sehen optisch in hohem Grade und reift zwischen 2 bis 12 Monaten vollständig. Seine Entwickelung ist öfters von Reizungserscheinungen des Auges begleitet, häufig liegen derselben eigenthümliche Kreislaufstörungen der Nachbartheile zu Grunde. Der h a r t e Staar
— cataracta dura,
— Linsenver-
härtung — phakoscleroma — besteht in Verdichtung
der
einzelnen Fasern und Faserschichten in dem Centrum der Linse, mit Schwinden der Zwischensubstanz.
Die Linsen-
mitte ist härter als normal, ihr Faserbau deutlicher, die einzelnen Fasern schärfer, dunkler umrissen, dichter gedrängt; die Farbe ist b e r n s t e i n b r a u n ,
wie diejenige
des reinen, wasserfreien Eiweifses, bis dunkelbraun.
Die
Trübung verhält sich ähnlich wie die künstliche Linsentrübung durch Weingeist.
Die peripherischen
Schichten
der Rinde zeigen oft den körnigen Zerfall und die weifse Farbe des weichen Staares und umhüllen
manchmal
das
mit einem
Perlmutterglanze
bernsteinfarbige
Centrum.
Die peripherischen Schichten sind zuweilen gestaltlos ver-
Krystallkörper. flüssig!,
77
alsdann ändert sich die f e r n l ä g e , der harte Kern
senkt sich nach unten und schimmert hier gelblich durch. Die Entwickelung des harten Staares geht langsam und bedarf viele Jahre zur
völligen Reife.
Es ist diefs
ein normaler Hergang der alternden Linse, er ist schmerzl o s , ohne Reizung.
Das Sehen ist dabei noch ziemlich
gut, besonders in die Ferne, und wird hauptsächlich erst durch TrUbung der peripherischen Schichten
beeinträch-
tigt. — Wir finden diese Umwandlung des Linsenbaues in dem Greisenalter, in der vorzeitig senilen Linse, in der Harnruhrlinse. S t a a r b i l d u n g . Beide Grundformen des Staares gehen aus wesentlich gleicher Bedingung hervor, wir schliefsen dies aus der Verbindung derselben an e i n e r Linse.
Die
Umstände, unter welchen Staarbildung im lebenden Auge vorkommt und die Entwickelung von Linsentrübung durch den Versuch
an frisch ausgeschnittenen Augen
führen
jene Bedingung zurück auf Trennung des Wassers von der Linsensubstanz. Die Trübungsversuche
bestehen
in Kochsalz-
oder
Salpeterfülterung, in der Anwendung von Kälte auf lebende Frösche und auf ausgeschnittene Thieraugen, ferner in der Anwendung von Säure und von Weingeist stalllinse.
auf die Kry-
Der Erfolg dieser Versuche stimmt mit
den
bekannten Eiweifsreactionen überein. Wir wissen,
dafs die Krystalllinse in dem lebenden
Auge sich trUbt, wenn das Kammerwasser Zutritt zu derselben erhält, ohne vorher den Bedingungen des endosmatischen Stromes in der Kapsel unterworfen zu sein : Die normale Linse besteht aus Eiweifs, welches wie überall in dem Thierkörper an Natron in bestimmter Menge gebunden ist, wodurch dasselbe in Wasser löslich und durchsichtig erhalten
wird.
Durch
Zusatz
eines
neutralen
Angapfel.
78
Alkalisalzes wird das Eiweifs in hellgrauen Flocken
aus-
geschieden, indem, nach unserer Vorstellung, das Wasser, worin das Eiweifs gelöst w a r , durch das Salz angezogen, seine Stelle verläfst und nun als Lösungsmittel des Salzes fungirt.
Aus
diesem Versuche
normalen Kammerwassers
würde der Einflute
des
auf die freie Linse zu deuten
sein und wohl in gleicher Weise die Staarbildung der von der Kapsel umhüllten Linse aus pathologischem Kammerwasser in manchen Ernährungsstörungen des Auges. In der Zuckerharnruhr
entwickelt sich der Staar in
Folge der massenhaften Ausfuhr von Wasser in dem Harn, also ähnlich wie wir in Folge von Entziehung des Lösungsmittels das Eiweifs fällen durch Weingeist. Der Versuch mit Säuren kann verschieden werden; man kann annehmen,
gedeutet
dafs sich das Eiweifs wie
eine Basis zur Säure verhält und durch seine Verbindung mit derselben
aus seiner seitherigen Stellung
heraustritt.
Ob es der Säure gleichwirkende Staarursachen giebt in dem- Organismus, steht dahin. In einer Temperatur von — 10° R. gefriert das Linsenwasser auch in dem lebenden Frosche und wird
da-
durch von dem Eiweifs getrennt, die Linse trübt sich von der Oberfläche aus in gelblichen Flocken, diese klären sich in der Wärme wieder auf, woraus angenommen werden kann, dafs die Wasseratome in ihre frühere Stelle zurücktreten ( K u n d e ) , dafs also das Wasser wieder fungirt wie vorher.
An der durch Kälte getrübten Linsenstelle
scheinen die Umrisse der Fasern
er-
sehr dunkel, stark g e -
zähnelt und körnig, während der Untersuchung derselben in einer warmen Temperatur verschwindet der trübe Fleck und die Umrisse der Fasern blassen ab und nehmen ihre normale Beschaffenheit wieder a n , blafsgelbliche Körnchen zurück.
hie und da
bleiben
KrystaHkSrper.
79
Aus der Vergleichung der Linsentrübung in der thierischen Oeconomie und in dem Versuche erscheint
die
Staarbildung als eine pathologisch chemische Bewegung der A t o m e , aus welchen die Linsenmasse besteht.
Die Be-
dingungen, unter welchen das Eiweifs zusammengesetzt ist, sind äulserst leicht verschiebbar; es geht hieraus hervor , dafs der geringste Anstois hinreicht,
um diese Be-
dingungen zu verrücken und somit den Krystallkörper in seiner Eigenschaft als durchsichtige Masse zu trüben. Man sieht ein,7 dafs weder die pulsatilla nigricans der Behandlung r o ¿e8 grauen Homöopathen, noch die Wasserkur die Linsentrübung be- Staares seitigen werden ; denn wenn auch durch künstliche Wasserentziehung die Linse getrübt werden kann,
so wird doch
die Linse, deren Atome durch den Mechanismus des thierischen Haushaltes verschoben worden sind, durch Wasserzufuhr nicht geklärt werden.
Das richtige Heilverfahren
ist die Staaroperation. Der Kapselstaar — Cataracta capsularis — besteht in der KapaeiA n l a g e r u n g krankhafter Gewebe an der Aufsen-, oder an der Innenfläche der Linsenkapsel : Diese pathologischen Anlagerungen sind zum Theil Glashautschichten, zum Theil Fibroi'dmassen, und enthalten verschiedene Umwandlungsproducte; die Anlagerungen an der Innenfläche schiiefsen oft trübe Linsentheile in ihre Dicke ein.
Die Kapsel selbst
ist hierbei öfters verdünnt, behält aber stets ihre Durchsichtigkeit und ist gegen die angelagerte Masse scharf abgegränzt. Die U r s a c h e n
des K a p s e l s t a a r e s
sind hiernach
zum Theil aufserhalb, zum Theil innerhalb des Linsensystemes zu suchen. löthungen
In der einen Reihe liegen
krankhafter Erzeugnisse
die An-
aus Entzündungsher-
gängen der Regenbogenhaut und aus durchbohrenden Hornhautgeschwüren, welche zugleich Verengerung der Augen-
80
Augapfel.
kammern — synechia — Cataracta accreta — herbeiführen. — In der anderen Reihe liegen
die Anlagerungen
und
pathologischen Bildungen aus Linsenbestandtheilen, sowohl nach V e r w u n d u n g e n ,
als auch
unmittelbar in Folge von
endosmotischen Ernährungsfehlern des Kryställkörpers. Die E n t w i c k e l u n g s g e s c h i c h t e
des Kryställkör-
pers zeigt, dafs derselbe aus einer Einstülpung des Hornblattes in der secundaren Augenblase hervorgeht.
Der-
selbe ist anfangs hohl und zeigt an seiner Abschnürungsstelle eine Oeffnung, welche sich in dem Normalzustande bald und spurlos schliefst; die Kapsel wird von der Linsenkugel abgeschieden.
Die angeborene T r ü b u n g der L i n s e
—
congenita
cataracta lentis
scheint gewöhnlich oder
unter
des Schichlslaares,
— als Bildungsfehler
er-
der Form des Corticalstaares, letzterer
Trübung der Centraischichten
bleibt
lange Zeit
oft als
zarte
stationär
und
kommt dann erst bei umfangreicherer Entwickelung in den Kinderjahren zur Behandlung. — Der angeborene P y r a midstaar,
welcher in der Gestalt eines Kegels aus dem
Linsenscheitel aufsteigt und mit der Spitze in die Pupille hereinragt, scheint sowohl der Linse wie der Kapsel a n zugehören, und dürfte als Ueberbleibsel und Trübung einer Strecke des Linsenstieles werden.
bei der Abschnürung betrachtet
— Der P u n k t s t a a r
—
cataracta punctata
—
sitzt fast immer in dem Scheitel der Kapsel und wird alsdann cataracta
centralis
genannt.
Derselbe zeigt
sich
meist als ein gleichmäfsig weifser runder Fleck von Vi'" D . M . an dem Mittelpunkte der v o r d e r e n oder der h i n teren
Kapselwand,
oder
beider W ä n d e ,
manchmal
ist
zugleich die Linsenoberfläche an dieser Stelle weifs punctirt.
Seiler
hat denselben als einen
der vorderen Wand anzunehmen,
weifsen Bing an
des Kryställkörpers gesehen.
Es ist
dafs der vordere Centralstaar ein Bildungs-
81
Krystftllkörper.
fehler
in
dem
Verschlusse
der Linsenöffnung
ist.
Der
h i n t e r e Centralstaar scheint mir darauf hinzudeuten, dafs der
Glaskörper
hervorgeht, hällnifs
aus einer
Abschnürung
der
Linsenkugel
nach deren Loslösung alsdann dasselbe V e r -
an
der hinteren
der Lösung
Linsenfläche
der Linsenkugel
von
vorderen F l ä c h e derselben. erblich vor.
wie nach an
der
D e r a n g e b o r e n e Staar kommt
Manche Kapselstaare
Pupillarmembran erklärt.
auftritt,
dem Hornblatle
Man
werden
hat auch
als Reste
einen
der
angebore-
nen Exsudatstaar beobachtet, als Folge von Foetaliritis. Staaroperationen. — Technik.
Die Aufgabe der Behandlung
des grauen Staares b e -
steht in der Entfernung des getrübten Krystallkörpers aus der Sehaxe. nehmen
Die
Entfernung
des Staares
eröffnung
als
geschieht
durch
Heraus-
extractio,
durch
Kapsel-
als d i s c i s s i o ,
Verrückung
der
Linse
dislaceratio —
als
und
dislocatio,
in
durch specie
reclinatio-depressio. Die H e r a u s n a h m e mentalextraction
und
als
des
Vor 1 7 0 0 J a h r e n ( R h a z e s ) ausnahme
des
Staares
Staares
wird
Linearextraction
als S e g -
°
tractio.
vollzog A n t y l l u s
durch Hornhautschnitt,
die H e r er
führte
eine feine Nadel in die Staarlinse und holte sie so heraus. Seine
Wiedersacher
und die arabische Saugmethode
der
Irakenser verdrängten das V e r f a h r e n , es blieb verschollen, bis vor
200 Jahren
Jacob Freitag
in Zürich
wieder übte mittelst einer Hakennadel. nun
sehr
eifrig die Methode
weiter
schnitt die vordere Kapselwand förderte seinen äufsere,
den Löffel.
Zur
Hornhautumfanges.
durch
Schnittgegend
B e e r die u n t e r e , Young
W i n t Ii u v, Ophthalmologie.
Daviel
aus;
dasselbe bildete
derselbe
mit einer Staarnadel
Austritt der Linse
Jäger
Heraus.
nähme des
ausgeführt. —st»ars-ex.
Fingerdruck
empfahl
Roux
zerund und die
die o b e r e Hälfte des
durchschneidet
die
Q
Kapsel
82 mit
Augapfel.
dem Staarmesser
während
S h a r p nach Beendigung desselben. Hasner,
A. v. G r a e f e
des
Hornhautschnittes,
L a F a y e , de Witte,
erfanden
zu diesem
Zwecke
Kapselmesser — Cystotome. Extractio
Segmentalextraction
segmentalis
-
—
Extraction mit L a 1p1p e n -
schnitt — extractio segmentalis. Zur V o r b e r e i t u n g gen
e n t f e r n e man auffällige S t ö r u n -
und sorge f ü r Möglichkeit ruhigen Liegens
während
einiger Tage nach der Operation, man g e w ö h n e die Hornhaut an B e r ü h r u n g und lasse das Sehen
nach unten ein-
üben (V. G r a e f e ) , weil — bei Extraction nach oben — diese Stellung
auf das Hervortreten
der Linse
einwirkt,
indem der in. rect. inf. die Linse von unten zur Oeffnung hinschiebt.
Einige Minuten v o r
der Operation
erweitert
man die Pupille durch Eintropfen von Atropinlösung; hierdurch wird die Operation erleichtert und wie es scheint die Heilung
begünstigt,
indem
der
intraoculare
Druck
durch die Muskellähmung vermindert wird. Instrumente Beer
: Staarmesser —
Keratotom — nach
mit schwach convexen F l ä c h e n ,
ein Kapselmesser-
cystotom von H a s n e r ,
oder von v. G r a e f e u. s. w.,
D a v i e l ' s c h e r Löffel, eine Hakenpincette
zur Feststellung
des Augapfels — ophthalmostat v. G r a e f e . — Zur Beseitigung verschiedener accessorischer Zustände fügt man ein g e k n ö p f t e s Messer — couteau mousse —, eine auf die Fläche g e b o g e n e A u g e n s c h e e r e , die A u g e n - oder Pupillenpincette, ein feines Häkchen hinzu. Die A u s f ü h r u n g der Segmentalextraction geschieht in drei Abtheilungen
: I. E r ö f f n u n g der L i d e r ,
Feststellung
des Kopfes, Anhalten des Augapfels, indem man die Hakenpincette
in die Bindehaut
an dem inneren
Augenwinkel
e i n f ü h r t ; S c h n i t t f ü h r u n g nach oben, oder nach unten. Bei dem Erfassen des Staarmessers werden der Zeige-
Krystallkörper.
83
und der Mittelfinger der entsprechenden Hand an der hinleren Fläche
des Heftes zwei Zoll von einander entfernt
angelegt, der Daumen an der vorderen Fläche des Heftes gegenüber der Strecke zwischen den beiden Fingeranlagen. Das Messer wird leicht gehalten und einige Male vor dem zu operirenden Auge herbewegt, um sein Gröfsenverhältnifs zu dem der Hornhaut zu schätzen; bei dem Einstiche wird die Spitze entweder parallel zur Iris, oder senkrecht zur Tangente der Hornhaut gerichtet.
Der Einstichspunkt liege
1
/ J " nach
innen entfernt vom äufseren Hornhautrande in dem Querdurchinesser der Hornhaut;
es ist rathsam,
diesen Punkt
etwas unterhalb dem Querdurchmesser zu wählen bei dem Schnitte nach oben, etwas oberhalb bei dem Schnitte nach unten, damit der Schnitt auch bei einer schrägen Schnittführung hinreichend grofs ausfalle. — Das Eindringen die vordere Augenkammer
in
an
dem Nach-
lassen des Widerstandes und an dem k l a r e n ,
glänzenden
Aussehen
der Spitze.
wird bemerkt
Die Klingenfläche
paralleler Stellung zur Iris
wird
vorgeschoben gegen
hin durch Bewegung aus den F i n g e r g e l e n k e n ,
nun
in
die Nase wobei
das
Handgelenk jedenfalls nur wenig unterstützt, dabei wirke man stets auf den M e s s e r r ü c k e n ,
hierdurch
wird
das
Messer bei
zur Feststellung
des
dem Ausstiche
Augapfels dienen.
zugleich
Der Ausstichspunkt liege in der Horn-
haut in gerader Linie dem Einstiche gegenüber dem inneren Hornhautrande;
1
/ i ' " vor
auf diesen Punkt richte der
Operateur seine Aufmerksamkeit während des Vorschiebens des
Messers,
übergeführt
nachdem
ist.
Die
dasselbe
an der
Vollendung
des
Pupille
vor-
Schnittes
ge-
schieht entweder durch allmäliges Vorschieben, oder, wenn die Nase hindert,
in dem Rückzüge des Messers. —
Die
Schnittform soll einen möglichst grofsen Bogen beschreiben, damit
die
Ränder
bei
dem
Linsendurchtritte 6 *
genügend
84
Augapfel.
klaffen.
Der Schnitt mufs also in der Hornhautperipherie
liegen; jedoch falle derselbe nicht in den Scleralfalz, damit nicht dadurch Iris- oder Glaskörpervorfall eingeleitet werde.
Richter
verlangt einen Schnitt von der Gröfse
des Hornhauldurchinessers; eine Lappenbildung von 3"' Breite reicht aus. — Bemerkt man nach dem
Ausstiche,
dafs der Schnitt etwas zu klein werden wird, so soll man die Schneide bei dem Vorschieben leicht nach der Iris hin neigen, oder wenn diefs nicht möglich, oder nicht genügend ist, soll man v o r der Vollendung des Schnittes die Kapsel öffnen, hierauf den Schnitt mit einem vorn stumpfen Messer erweitern,
indem man auf die innere Hornhautwunde
wirkt, alsdann durchschneidet man s c h l i e f s l i c h die kleine Hornhautbrücke. Auch bei dem K a p s e l s t a a r soll der Hornhautschnitt n i c h t vollendet, sondern zuvor die Kapsel e x t r a h i r t werden mittelst einer feinen Kapselpincette, oder man zerreifst sie mittelst des Häkchens; hierauf erst vollendet man den Schnitt mit dem vorn stumpfen Messer.
Auch
bei Verflüssigung des Glaskörpers und bei theilweiser Verwachsung der Kapsel mit der Regenbogenhaut ist es zweckmäfsig, die Kapsel vor Vollendung des Hornhautschnittes zu spalten.
Es geschehe diese Spaltung während des Horn-
hautschnittes mittelst des Staarmessers, also seitlich, weil beim Versuche, vom Scheitel her zu spalten, die Linse leicht verschoben würde. D e s m a r r e s schnitt früher zugleich ein kleines Bindehautstück aus, jetzt bildet derselbe an dem Hornhautlappen eine B i n d e h a u t b r ü c k e ,
um die Anlagerung des Horn-
hautlappens zu sichern : man neigt die Klinge nach dem Aufhören des Hornhautwiderstandes etwas nach vorn und schiebt dieselbe zwischen Bindehaut und Sclera vor bis zur genügenden Brückengröfse. II.
E r ö f f n u n g der Kapsel.
Nadel und Häkchen
sind hierzu weniger zweckmäfsig, als das Cystotom.
Man
85
Krystallkörper.
legt dasselbe flach an den Scleralfalz, macht durch einen leichten Druck auf diese Stelle die Hornhautwunde klaffen und schiebt nun das Kapselmesserchen in Horizontalzügen allmälig zu dem Scheitel der Kapsel; hier giebt man demselben Viertelaxendrehungund verrichtet einen centralen Kapselschnitt durch e i n e n Messerzug; es ist ein Kreuzschnitt empfohlen, welcher aber selten ausführbar und meist nicht nöthig ist; ein peripherischer Schnitt könnte den Glaskörper verletzen. Das Ausziehen
des Instrumentes geschehe mit Vorsicht,
um den Hornhautlappen nicht abzurücken. III.
Hervortreten
der
Linse.
Die Linse
folgt
zuweilen dem Rückzüge des Kapselmessers in Folge Muskelwirkung zu i h r e r
der Lider und des Augapfels.
Beförderung
ein
Druck
von
Meist mufs
angewendet
werden.
Hierzu legt man den Da v i e l ' s e h e n Löffel mit seiner convexen
Seite
an
den
unteren
Band
der
Hornhaut
bei
Extraction nach o b e n , an den oberen Band bei Extraction nach unten, und übt mit berechneter Kraft einen Druck nach hinten und dann nach oben, oder nach unten j e nach
der
Speditionsrichtung. — Dasselbe wird bezweckt durch das Stellen des Auges nach unten bei Extraction nach oben und umgekehrt.
Nach dem Eintreten des Querdurchmessers der
Linse in der Pupille kann man durch einen Buck an dem äufseren Rande derselben mit dem D a v i e l ' s c h e n Löffel dem Austreten
derselben
theile zurück,
nachhelfen.
so g e b e
—
Bleiben
Staar-
man vorerst einige Buhe und
suche dann durch leichtes Beiben mit dem Finger an der schnittfreien Hälfte der
Hornhaut diese Beste
treiben ; nur wenn die Beförderung derselben
herauszuauf
diese
Weise nicht gelingt, drückt man zugleich den D a v i e l ' s c h e n Löffel an den hinteren Wundrand mäfsig a n . — W e n n die ganze Linsenmasse ausgetreten ist, so wird j e t z t ein normaler H o r n h a u t l a p p e n f e s t a n l i e g e n und die P u p i l l e r u n d sein.
86 zufsne während mentaieitraction.
Augapfel. Unangenehme °
m e n t e
Zufälle
k ö n n e n in j e d e m J
der Segmentalextraction eintreten.
s t,iolisteile
Mo-
L i e g t die E i n -
bei Extraction nach oben zu weit unterhalb der
langen A x e des Hornhautellipsoi'des,
oder
bei Extraction
nach unten zu weit oberhalb, so kann das Verhältnifs v e r bessert werden durch Schrägschnitt, liegt derselbe dagegen bei E x t r a c t i o n nach
unten zu weit oberhalb, so verbessere
man durch W a h l einer neuen Einstichstelle. —
Liegt die
Stelle des Einstiches zu weit in dem H o r n h a u t g e b i e t e , wende man
so
den Messerrücken etwas nach v o r n , um die
Schneide dem Hornhautrande zu nähern, mit Vorsicht vor Verletzung der Iris. —
Ist bei Tangentialstich die Iris a n -
gespiefst, so ziehe man
etwas zurück.
Hat der Einstich
die Hornhaut nicht durchbohrt, so erscheint die Spitze des Instrumentes trüb und
der Widerstand beim
Verschieben
in horizontaler Haltung wird v e r m e h r t ; in diesem Falle ziehe man zurück und dringe unmittelbar in die vordere Kammer. Diese schiefe Richtung des Einstiches entsteht durch fehlerhafte Messerstellung, o d e r durch Entfliehen des Augapfels nach innen, welche beide Bedingungen bekanntlich leicht zu verhüten sind, durch Anlegen
letztere durch den Ophthalmostat, oder
des Zeigefingers an den Augapfel in dem
inneren Augenwinkel. W e n n bei dem V o r s c h i e b e n
des Messers das K a m -
merwasser austritt bevor das M e s s e r an dem Pupillargebiete vorübergeführt
ist,
so rathen Einige Austausch des
Messers g e g e n ein anderes mit einer dickeren Klinge und zugleich sanftes R e i b e n der Hornhaut mit der Mittelfingerspitze der assistirenden Hand, um dadurch Zurückweichen der vorgelagerten Iris zu b e w i r k e n , von der Operation
und
Verschieben
spätere Zeit, weil das Ausschneiden stückes
schlimme F o l g e n
haben
b e s s e r ist Abstehen auf
eine
eines g r o f s e n
derselben
Iris-
kann; —
dagegen
wird
87
Kry Stallkörper.
eine
etwaige k l e i n e
Verletzung — Colobombildung —
kaum nachtheilig sein. Bei Unmöglichkeit oder Schwierigkeit des A u s s t i c h e s wegen Abstumpfung der Messerspitze soll man von der Operation abstehen, indem man sonst das Ausschneiden eines grofsen Stückes aus der Iris wagen würde. — Liegt der Ausstich zu weit in dem Hornhautgebiete von dem Rande entfernt, oder zu weit in dem Scleralgebiete,
so
ziehe man ein wenig zurück und dringe dann zur geeigneten Stelle vor. — Ist der S c l e r a l r a n d gefafst, dann neige man sogleich den Messerrücken mäfsig rückwärts und drücke das Heft in die Schläfe, um den Schnitt in der Hornhaut findet
fortzuführen.
zuweilen
Bindehaut
Beim Ausstiche in der sclera
Austritt
statt und
des Kammerwassers unter
erhebt
die
dieselbe blasenförmig ohne
nachtheilige Folgen. Ein a l l z u k u r z e r L a p p e n s c h n i t t kann leicht verlängert werden, am besten geschieht dies durch das vorn stumpfe Messer,
weil
der
Scheerenschnitt
quetschend
wirkt. — Der Lappen wird zu s c h m a l , wenn der Schnitt zu wenig peripherisch liegt, entweder weil die Ein- und Ausstichstelle
allzunahe
der Hornhautmitte liegt,
oder
weil bei der Schnittführung die Schneide des Messers zu sehr nach vorn gewendet war.
Es ist in diesem Falle
Verwandlung der extractio in discissio oder dislocatio empfohlen; besser wird es sein, man steht von der Vollendung der Staaroperation ab und versucht später die Extraclion mit Lappenbildung in dem unversehrten Segmente der Hornhaut. V o r z e i t i g e s H e r v o r s t ü r z e n der L i n s e ist meist m i t A u s t r i t t eines T h e i l e s bunden.
des G l a s k ö r p e r s ver-
Austritt von wenigen Tropfen Glaskörpermasse
schadet gar n i c h t ,
wenn
dieselbe nur als Folge
von
88
Augapfel.
Krampfwirkung des Kreismuskels mit Entschlüpfen fixirten
Lides,
oder als Folge unpassend
des
angebrachten
Druckes entstanden war; dagegen erscheint das Sehvermögen vermindert, wenn der an sich unbedeutende Glaskörpervorfall durch Elasticitätswirkung der sclera entsteht, wenn diese z u v o r durch übermäfsige Ansammlung von Glaskörper allzusehr gespannt war, weil diese Vermehrung an
Glaskörper
bereits
die Form
theile und des Sehnerveneintrittes
der
Netzhautbestand-
durch Intraoculardruck
verändert haben konnte. — Sobald man den Glaskörpervorfall bemerkt, schliefse man sofort das Auge, aber es ist zugleich besonders darauf zu achten, d a f s lappen
derHornhaut-
hierbei nicht nach aufsen
umgeklappt
werde. G l a s k ö r p e r a u s t r i t t v o r der Entfernung der Linse wirkt fast unbedingt zerstörend für das Auge. — Der a l l e i nige
Austritt von Glaskörper o h n e
die Linse wird ge-
wöhnlich herbeigeführt durch eine Axendrehung der Linse bei dem Versuche, dieselbe hervortreten zu lassen, indem die hyaloidea an der tellerförmigen Grube einreifst und die Linse s i c h
verschiebt.
Auge Ruhe und suche
Man gebe sogleich dem
dann die Linse wieder in ihre
vorherige Stellung zu bringen durch sanften Druck mittelst des D a v i e l ' s c h e n Löffels, oder durch Eingehen mit einem Häkchen.
Erst wenn dies geschehen, versuche man die
Linse aus dem Auge zu treiben durch berechneten Druck und übe zugleich
mit
dem D a v i e l ' s c h e n
Löffel einen
Gegendruck gegen die Richtung, in welcher die Linse entwichen war. — Der Glaskörpervorfall wird durch
Verflüssigung
begünstiget
des G l a s k ö r p e r s ,
wefshalb
bei dieser Verbindung der Staar j e d e n f a l l s im L i e g e n operirt werden sollte. Uebrigens kann auch der Glaskörper ohne Linse vorfallen, wenn in Folge
fehlerhafter Be-
89
Kry Stallkörper.
schaffenheit des Hornhautschnittes die Linse nicht treten kann und sich an einer Seite anstemmt, der
Glaskörper
an
der
anderen
Seite
aus-
so dafs
herausgedrängt
wird. — Wenn die Verschiebung der Linse in den Glaskörper b e v o r s t e h t ,
so suche man dieselbe zurückzu-
halten durch einen sanften Druck, welchen man dem eindringenden Rande gegenüber auf die sclera ausübt. Kapselaustritt
zugleich mit der Linse kann vor-
kommen bei sehr fester Kapsel und kleinem Staare; es ist dies wahrscheinlich eine Folge von Verdünnung der zonula Zinnii und von pathologischer Aufsaugung der dünnen Masse, mittelst welcher die hintere Kapselwand
an der tellerför-
migen Grube angelegt ist, aus welcher sie sehr leicht gelöst wird, wie z. B. der Versuch durch Maceration lehrt; es erfolgt defshalb hierbei nicht immer Glaskörpervorfall. Der K a p s e l s c h n i t t
kann schwierig sein in Folge
von Pupillenverengerung nach dem Abflüsse des Kammerwassers , es geschieht dies bei reizbaren Augen und allzugrellem Lichteinflusse; man beruhige den Kranken und dämpfe die Lichtstrahlen; anderemale erweitert sich die verengerte Pupille äufserst langsam und spärlich bei seniler Rigidität der Iris, alsdann spalte man den Pupillenrand mit der doppelknöpfigen Scheere von M a u n o i r , oder bilde ein kleines Colobom
nach oben, durch Ausschneiden
eines
Stückchens aus der Iris. Das C o n c a v w e r d e n
der vorderen Hornhautfläche
nach Entleerung des Kammerwassers ist Folge der Verminderung des inneren
Druckes und
gleicht sich bald
wieder aus. Dagegen kommt eine Q u e r f a l t u n g der Hornhaut vor, wobei zugleich die Wundränder ungefügig, steif sind und die Wunde klafft; es läfst dies auf krankhafte Sprödigkeit der Hornhaut schliefsen, und Eiterung derselben
Angapfel.
90
und Irisvorfall befürchten, wefshalb v. G r a e f e räth, in diesem Falle sofort ein Stückchen Iris auszuschneiden. Nachbe-
Der L i n s e n a u s t r i 11 kann erschwert sein durch un-
handlung
mentafex genügenden Hornhautschnitt, welcher dann zu verbessern traction. ¡ s t Liegt dagegen der Schnitt asymmetrisch entfernt von der Scleralgränze, so dreht sich beim Austreten die Linse etwas um ihre senkrechte A x e ; hier sei man d e s halb vorsichtig in der Ausübung des Druckes, weil dadurch die Druckwirkung auf den Glaskörper verschoben ist und derselbe leicht einreifsen könnte.
Eine allzuenge
K a p s e l ö f f n u n g erweitere man mit dem Cystotom. Unmittelbar n a c h Vollendung der Segmentalextraction untersuche m a n , ob der Hornhautlappen fest anliegt und ob die Pupille r u n d , nicht verzogen ist und bringe Abweichungen hiervon in Ordnung; das Augenlid, der
Extractions-
oder Lappenrichtung
welches
gleichnamig
ist,
ziehe man etwas ab und lasse es dann darüber gleiten. Die Augen werden mit einigen Streifen Heftpflaster oder englischem Pflaster einfach und leicht
verbunden.
Der
Kranke liege horizontal auf dem Rücken, mit etwas erhöhtem Kopfe, derselbe beobachte unbedingte Ruhe und für die ersten Stunden werde das Zimmer völlig verdunkelt und
dasselbe alsdann
schattet. fangs
stufenweise täglich
weniger
be-
In den ersten 24 bis 48 Stunden fliefsen in an-
kürzeren,
dann
längeren
Zeitabschnitten
einige
Tropfen Kammerwasser unter vorübergehend stechendem, oder drückendem Schmerz aus; diese Erscheinung hört auf nach erfolgter Vereinigung der Wundränder.
Bei un-
gehindertem Fortgange der Heilung darf der Kranke am dritten Tage eine kurze Zeit lang in dem Bette aufrechtsitzen unter dem Beistande des Wärters, am fünften Tage kann man die Augen zur ersten Untersuchung öfTnen, alsdann aber sind dieselben wieder zu verbinden bis zum
Krystallkörper. achten bis neunten T a g e ,
91
von da an können dieselben
ohne Verband gelassen werden und man kann dem Kranken erlauben, einige Stunden lang aufserhalb des Bettes wohlverwahrt in einem Lehnstuhle zu sitzen; nach drei bis vier Wochen darf der Operirte das Zimmer verlassen. Die s c h l i m m e n Zustände treten meist schon in den ersten zwei bis zehn Stunden a u f , wefshalb die Nachbehandlung besonders in mufs.
dieser
Zeit sehr sorgfältig sein
Wenn Va Stunde nach der Operation der Wund-
schmerz nicht nachgelassen hat, vielmehr das Auge mehr schmerzt und
thränt,
das
obere
Augenlid
anfängt zu
schwellen und erhöhte Wärme in der Operationsgegend gefühlt wird, dann sollen sofort e i s k a l t e Umschläge g e macht werden mit leichten Compressen, welche häufig zu wechseln sind und so lange fortgesetzt werden, als sie dem Kranken wohl thun;
aufserdem möge eine
länger
dauernde Blutung durch Nachsetzen eines Blutegels nach dem Abfallen eines anderen und durch gleichzeitiges Unterhalten der Blutung aus der Stichwunde des ersten angeordnet werden; erfolgt hierbei nicht Besserung, so ist die Anwendung von 1 gr. Calomel alle 2 St. zu empfehlen, v. G r a e f e wendet nach eingetretener Eiterung,
welche
meist nach 24 Stunden beginnt, Calomel in Zweigrangaben als Derivans an. Linearextraction
— extractio linearis.
Die Ex-
traction mit linearem Hornhautschnitte wurde von P a l l u c c i (vergl. v. G r a e f e in A. f. 0 . I, 2, 219) bei Hülsenstaar und
bei
häutigem
Nachslaare angewendet.
empfahl einen geradlinigen Querschnitt als
Wardrop allgemeine
Methode, indefs leidet hier bei hartem Staare die Iris und Hornhaut
von
Quetschung.
der
austretenden
Jaeger
weiter ausgebildet.
hat
Linse
zu sehr
die Methode von
durch
Palucci
G i b so n brachte 1811 dieselbe als
Extractio linearis.
92
Augapfel.
Hauptmethode für die Entfernung aller w e i c h e n
Staare
in E r w ä g u n g , benutzte sie indefs nur als Nachoperation der discissio. T r a v e r s verwandelte 1814 den geradlinigen Schnitt in einen kleinen Bogenschnitt.
A. v. G r a e f e e r -
hebt die Methode des linearen Schnittes zur Staaroperation und bezeichnet scharf die Anzeigen zu ihrer Anwendung aus der Diagnostik der S t a a r c o n s i s t e n z . Zur V o r b e r e i t u n g wird die Pupille durch Eintropfen von Atropinwasser in das Auge erweitert und
nachher,
(was v. G r a e f e für alle Augenoperationen vorzieht) der Kranke in die Rückenlage gebracht.
Der Instrumenten-
apparat besteht in der Hakenpincette, der J a e g e r ' s e h e n Lanze, dem Kapselmesser, der Kapselpincette und dem Da v i e l ' s e h e n Löffel.
Die Operation wird in drei Abthei-
lungen ausgeführt. 1.
Die beiden Augenlider werden durch einen Gehül-
fen von einander gehalten mittelst der Finger.
Zur Fest-
stellung des Augapfels fafst der Operateur mit der Hakenpincette eine Bindehautfalte dicht an dem inneren Hornhautrande.
Die Lanze wird
Hornhaut genau
in dem
auf der
Querdurchmesser
Scleralgränze entfernt angesetzt, Lanze in der
wagerechten
Schläfenseite \"
ei
reclinatiodepres6i0
-
Augapfel.
102
Zimmer. — Zuweilen tritt Erbrechen ein als Folge von Quetschung der Ciliarnerven, dasselbe wird durch Opiatklystiere leicht gestillt.
Das Auge werde bei ungestörtem
Fortgange der Heilung nicht vor dem vierten Tage
untersucht und
schlossen.
bis fünften
dann wieder für einige Tage ge-
Die ersten Sehversuche sind sehr vorsichtig
anzustellen, ijnter Ausschlufs von glänzenden Gegenständen. — Trübung der Iris mit mangelhaftem Sehvermögen ist bedingt durch den Druck der geblähten Linse auf Aderund Netzhaut : man sucht durch wiederholte Paracentese
zu helfen. — An dem ersten bis
Hornhautzweiten
Tage tritt zuweilen iritis acuta a u f , welche gewöhnlich zu beseitigen ist durch
sofortige Anwendung von Eis-
umschlägen und Blutegeln, welchen man nach Umständen einen
Aderlafs vorausschicken
soll;
man verbinde
die
kräftige Antiphlogose mit zweistündiger wiederholter Anwendung von Calomel gr. 1. — Nach mehreren Wochen oder Monaten entwickeln sich öfters deutlich die Folgen chronischer irido-choroi'ditis mit Sehstörung oder Verlust. Aeufsere ;echnlsche
Die A u s f ü h r u n g der Staaroperationen geschieht im 1 ° ~
SseNiei Allgemeinen entweder bei Rückenlage, oder beim Sitzen der rationell. Kranken, und entweder an b e i d e n Augen mit der rechten Hand, oder an jedem Auge mit der ungleichnamigen Hand. Bei Verrichtung der Operation an beiden Augen mit der rechten Hand s i t z t
der Operateur für das l i n k e Auge
v o r dem Kranken, für das rechte Auge setzt sich oder stellt sich derselbe hinter dem Kranken auf eine feste Erhöhung.
Bei Operation an jedem Auge mit der entspre-
chenden Hand sitzt der Operateur für b e i d e Augeli v o r dem Kranken. — Man kann bei gerade auffallendem Lichte operiren, es ist aber weit besser, wenn das Licht von der dem Auge entgegengesetzten Seite hereinfällt.
m
Krystallkörper.
Bevor man die Vornahme
einer Staaroperation be- Beurtheilung der
S
schliefst, ist es nothwendig, den gegebenen Fall mit den £t"°ps®' allgemeinen Bedingungen zur Staaroperation zu vergleichen,
methode
-
aus dessen Eigenschaften das Verfahren zu seiner Entfernung zu bestimmen und das Werthverhältnifs zwischen den verschiedenen Arten der Staaroperation abzuwägen. Die W a h l d e r S t a a r o p e r a t i o n ist von gröfstem w»hi der St&arope*
Einflüsse auf den Erfolg.
Wir entnehmen der klinischen «tionen.
Ophthalmologie, dafs diese Wahl hervorgehen mufs aus der genauen und umfassenden Diagnose der Eigenschaften der Staare und ihrer Träger : Weicher
Staar
weiche Staare o h n e
an j u n g e n
Personen.
Für
harten Kern paffet die Anwendung
der extraclio linearis und der discissio.
Die L i n e a r e x -
t r a c t i o n ist vorzüglich für C o r t i c a l s t a a r
jugendlicher
Leute und für geblähte Linsen in dem W u n d s t a a r e mit drohender iritis. — D i s c i s s i o ist vorzuziehen im Allgemeinen an k l e i n e n K i n d e r n , weil sie nicht ruhig genug sind zur extractio linearis, ferner für L i n s e n , welche durch theilweise Aufsaugung sehr f l a c h geworden
sind,
die centralen Staarmassen solcher Linsen würden nämlich nach Hornhautschnitt centrifugal verdrängt werden durch Glaskörperdruck nach Abflufs des Kammerwassers,
der
Kapselschnilt darf hierbei ausgiebig sein, weil flache Staare sich nicht blähen (v. G r a e f e ) .
Discissio ist ferner vor-
zuziehen für den S c h i c h t s t a a r
mit normaler Linsen-
consistenz, weil diese zu zähe ist für extractio linearis, die Kapselwunde soll hier mit geringer Vorsicht und in sehr geringer Ausdehnung gemacht durchsichtigen
Linsentheile
werden,
vorzugsweise
weil
die noch
quellungsfähig
sind, dagegen bläht sich der r e i f e weiche Staar nicht; aufserdem ist für Schichtstaar i r i d e c t o m i e mit Bildung
Augapfel.
f04
eines kleinen Coloboma durch v. G r a e f e empfohlen. — Für weiche
Staare mit z w e i f e l h a f t e r
Beschaffenheit des
K e r n e s wähle man discissio oder Extraction mit Lappenschnitt. Harter Kernstaare
Staar.
Kernstaar.
an älteren Leuten pafst
Altersstaar.
Für
die Anwendung
der
extractio segmentalis, der reclinatio-depressio und der discissio als paracentesis capsulae. — Die E x t r a c t i o n Lappenschnitt gilt
als Regel.
trahirt man nach o b e n ; unten gelegt,
mit
Im Allgemeinen e x -
dagegen wird der Schnitt
nach
wenn der obere Kapselrand an die Iris g e -
heftet ist und bei Unfähigkeit des Kranken, das Auge abwärts zu stellen. —
Reclinatio
wählt
man unter
Be-
dingungen, welche die extractio segmentalis ausschliefsen, nämlich bei decrepiden Greisen mit seniler Hornhaut, fibrösem Hornhautringe — Gerontoxon Atrophie
senile — , rigiden Arterien,
der äufseren Haut und bei sehr
dyscrasischen
Leuten, weil hier Eiterung der Hornhautwunde zu fürchten ist, ferner bei Kranken mit Lungenemphysem und manchen Cyphotischen, welche nicht ruhig liegen können, bei häufigem Blinzeln und Krankheiten
der Augenliddrüsen
mit
Tarsalknoten, weil dann namentlich der Schnitt nach unten schwierig zu heilen pflegt.
Man wähle zur reclinatio nur
Staare mit ganz hartem Kerne, weil weichere Linsen durch ihre Aufquellung später gefährlich werden; — bei verschiedener Consistenz z w e i e r Altersstaare an e i n e m Kranken werde -deshalb zuerst
der weichere
extrahirt
und
nach
etwa schlimmem Verlaufe später der härtere niedergedrückt. — Discissio als e i n f a c h e r K a p s e l s t i c h kann bei Kernstaaren gemacht werden, wenn der Kern nicht sehr grofs, das Individuum
nicht
sehr alt ist.
Der Kapselstich
wird
alsdann in 1 — 2 Monaten wiederholt, worauf jedesmal ein Zimmeraufenthalt von einigen Tagen für den Kranken noth-
Krystallkörper.
105
wendig ist, der Heilungszeitraum würde 1—iVa Jahre betragen und der Kranke unterdessen in ärztlicher Aufsicht bleiben müssen. Die H e r a u s n a h m e
des Staares aus dem Auge — „„^"¿{J^,
extractio — erfüllt sofort alle Forderungen an ein chirur- staarope. gisches Heilverfahren, sie entspricht am schnellsten und am vollständigsten
dem Heilzwecke. — L i n e a r e x t r a c t i o n
und die Operation des Staares durch d i s c i s s i o
capsulae
mit berechneter Gröfse der Kapselwunde sind am ungefährlichsten. — Dislaceratio capsulae will die ganze vordere Kapselwand entfernen : bei grofser Kapselöifnung tritt nach 8—10 Tagen gewöhnlich eine gleichförmige vollständige Quellung der ganzen Linse a u f , woran oft Druckerscheinungen des Auges sich reihen,
welche die Sehfunction
vernichten, wefshalb dislaceratio gefährlich ist und discissio den Vorzug vor derselben verdient.
Discissio capsulae
per scleram ist vornherein als Methode nicht scharf g e prägt und schon darum nicht gangbar geworden, aufserdem kann man bei derselben die Gröfse der Kapselwunde nicht bestimmen, wefshalb dieselbe nicht empfohlen ist,
wenn
auch in der Reihe der ganz reifen weichen Staare und der flachen Staare keine schädliche Linsenblähung vorkommt. Bei discissio capsulae per corneam dagegen kann die Gröfse des
Kapselschnittes
genau
bestimmt
werden,
wefshalb
d i e s e Methode der discissio zu empfehlen ist, sie bleibt gewöhnlich frei von Zufällen bei richtiger Diagnose
der
Staarconsistenz. — Die Operation des Staares durch V e r änderung
seiner S t e l l u n g — dislocatio — bringt in
ihren späteren Folgen durch Aufblähung der Linse dem Auge häufig Gefahr.
Hierher gehören die verschiedenen
Methoden, deren Grundzüge in reclinatio-depressio enthalten sind.
Der harte Kern einer reclinirten Linse scheint fast
nie aufgesaugt zu werden, es sind Linsen nach mehreren
Angapfel.
106
Jahren wieder aufgestiegen,
v. G r a e f e berichtet den
Sectionsbefund eines Mannes, welcher „4—5 Jahre vorher beiderseits reclinirt worden war" : die harten Kerne der beiden Linsen sind vorhanden, der eine beträgt 23W", der andere ist aufgestiegen und beträgt W l i " ' ; das e r s t e r e Auge war
vollständig erblindet durch
fibrös-kalkige
Ge-
webeveränderung der Aderhaut, Netzhaut und Kapsel. — Bei Seitwärtslagerung werden leicht untere äufsere Netzhauttheile verletzt, woraus Beschränkung des Sehraumes
her-
vorgeht ; die Linse ist für ihre neue Lagerstätte ein fremder Körper, sie wird hier von einer Umhiillungshaut umgeben, welche durch kanalförmige Auslaufer den Weg der Linse durch
den Glaskörper
bezeichnet;
unter gewissen Be-
dingungen bewirkt sie von hier aus nachtheilige Dieselbe kann
Folgen.
alsdann Kreislaufstörungen in dem Auge
hervorrufen und unterhalten, womit Blutungen, übermäfsige Ansammlung von Glaskörpermasse und pathologische Gewebebildungen sich verbinden, welche von dem Glaskörper aus durch narbige Schrumpfung Ablösungen der Netzhaut bedingen.
Diese Erscheinungen entwickeln sich oft sehr
allmälig und treten erst spät in unheilbarer
Vollendung
hervor, so dafs aus klinischen Ergebnissen
anzunehmen
ist, Im
es werden nur % Hinblick
der Reclinirten sehend
auf Nachhaltigkeit
stellt
sich
bleiben.
deshalb
Werthverhältnifs der Reclination niedriger, als
das
das der
Extraction mit Lappenschnitt, wiewohl beide Methoden in Bezug auf unmittelbaren Erfolg ziemlich gleich stehen und auf etwa 10% Verlust angeschlagen werden.
Man kann so-
nach mit v. G r a e f e die Extraction als Operation der Regel, die Reclination als Ausnahmeverfahren schätzen. — Unter den M e t h o d e n
der
Segmentalextraction
Schnitt nach oben ( J a e g e r ) Hornhautlappen
verdient
der
den Vorzug, weil sich der
unter der Decke und
dem Drucke des
Krystallkörper.
107
oberen Augenlides besser anlegt als bei dem Schnitte nach unten, wobei dieser natürliche Compressivverband geringer wirksam ist.
Die Brückenbildung von D e s m a r r e s
führt
zuweilen Bindehautblutung herbei, das Blut ergiefst sich alsdann in die vordere Augenkammer und erschwert die übrigen Acte der Operation. Ueber die E n t w i c k e l u n gB s s t u f e der O pr e r a t i o n s - Bedingungen Kur f ä h i g k e i t des Staares, die erforderlichen Gesundheitsver- stau00n.era" hältnisse seines T r ä g e r s ,
den Einflufs der Jahreszeit auf
den operativen Eingriff, Uber das Zeitverhältnifs der doppelseitigen Operation und über einseitige Operation bei Gesundheit und bei geringer Staarbildung des anderen Auges hat man sich vorläufig geeiniget: Als Staarreife bezeichnet man die Vollendung der Trübung der ganzen Linse.
Es
ist im Allgemeinen rathsam, vor der Operation die volle Ausbildung der bestimmten Staarform abzuwarten; es gilt dies für die Extraction, weil alsdann die Entfernung vollständiger gelingt, für dislocatio und discissio, weil die reife Linse sich nicht bläht.
Hierbei mufs indefs in Bezug
auf discissio mit berechneter Schnittgröfse erwähnt werden, dafs durch dieselbe der Staar gleichsam künstlich gereift wird, so dafs wenn derselbe unter Vollendung seiner Entwickelung die kleine Eapselwunde einreifst, die Gefahr der Linsenquellung vermindert, ist sehr w ü n s c h e n s w e r t ,
öder vorüber ist. — Es
dafs der Allgemeinzustand
des
Staarträgers in die Breite der Gesundheit falle; auffallende Störungen mufs man vor der Operation zu beseitigen suchen, besonders in so weit dieselben die nothwendige Ruhe desselben beeinträchtigen.
Es ist gut, Staarkranke, welche
mit gichtischen Beschwerden behaftet sind, unmittelbar nach günstigem Erfolge einer passenden Badekur, z. B. nach vortheilhaftem Gebrauche von Wiesbaden, zu operiren. — Die Jahreszeit erscheint ebenso gleichgültig für die Vor-
Angapfel.
108
nähme der Augenoperationen,
wie für
die Verrichtung
jeder anderen chirurgischen Operation; es ist dabei selbstverständlich, dafs bei ungünstiger Witterung und im Winter längeres Verbleiben in dem Zimmer und gröfsere Vorsicht vor Störungen nach der Operation nothwendig wird. — Die Operation an b e i d e n einer
Sitzung
verdient
Augen eines Individuums in den Vorzug
vor
der Einzel-
operation der beiden bereits reifen Staare in getrennter Sitzung; die Prognose bleibt jedenfalls gleich, die Dauer der
Nachbehandlung
wird
abgekürzt,
durch
etwaige
schlimme Zufälle und deren Behandlung wird der Kranke geschwächt, geistig deprimirt und deshalb die Vornahme der zweiten Operation oft lange hinausgeschoben. — Aus der seitherigen Statistik der e i n s e i t i g e n Staaroperationen bei Gesundheit des anderen Auges geht hervor, dafs die Operation des Staarauges erlaubt ist, wenn dieselbe durch eine
u n g e f ä h r l i c h e Methode verrichtet werden kann,
wie bei Corticalstaar junger Personen durch Linearextraction, oder durch berechnete discissio.
Das operirte Auge
ist allerdings hyperpresbyopisch, dennoch findet wenigstens manchmal gemeinschaftliches Sehen s t a t t , ohne Benachtheiligung durch die grofse Verschiedenheit Kraft beider Augen.
der optischen
Die beiden Augen der meisten Men-
schen haben normal ungleiche Brechkraft, ohne dafs deshalb Schielen, oder Doppeltsehen sich hervorbildet, oder die Ausdauer des Sehactes gestört wird. Indefs sind Fälle von einseitiger Staaroperation beobachtet, in welcher diese Abweichungen in dem Sehen sich entwickelten. — Die einseitige Staaroperation bei bereits begonnener Staarbildung des anderen Auges erscheint vollkommen gerechtfertigt, da der Zustand dieses Auges auf die Ereignisse an dem operirten Auge keinen Einflufs übt.
Krygtallkörper.
109
Nachstaar.
Es ereignet sich öfters, dafs nach vollkommen glück- Nachstaar. licher Heilung von Staarkranken die Sehschärfe derselben sich allmälig verringert, so dafs diese Abnahme etwa nach Ablauf eines Jahres auffallend hervortritt.
Dieselbe kann
bedingt sein durch eine Abnahme der Sehkraft, oder durch Gewebebildung in dem Gebiete der Pupille.
Die erstere
Ursache ist die seltenere, sie wird erkannt mit Hülfe des Augenspiegels bei steilem Lichteinfalle aus den Graden der Klarheit,
worin die Gegenstände des
grundes erscheinen.
Augenhinter-
Die krankhafte Gewebebildung in dem
verlassenen Linsengebiete ist weitaus der häufigere Grund der verminderten Sehschärfe, sie ist die gewöhnliche Folge nach glücklich geheilten Staaroperationen.
Es ist dies der
Nachstaar — cataracta secundaria —. Jeder Nachstaar besteht aus Ueberbleibseln des Krystallkörpers und aus neugebildeten Kapseltheilen.
Derselbe ist zu
unterscheiden
von dem Pupillenverschlusse — s y n i z e s i s p u p i l l a e — in Folge von Staaroperationen, dem s. g. Nachstaare";
„iritischen
dieser entsteht nach Eiterungen in der
Iris, derselbe wird gebildet durch pathologisches Bindegewebe, welches durch Faserbrücken die Pupillenränder verbindet; zu seiner Beseitigung macht man am besten eine k ü n s t l i c h e Pupille. Aus den Bildungsstufen des Nachstaares werden zwei Formen unterschieden, welche man als
glashäutigen
und als f i b r ö s e n Nachstaar bezeichnen kann. — In dem glashäutigen
Nachstaare verschliefst eine neugebildete
sehr dünne Hautlage die Kapselöffnung; die Kapselreste sind gegen die Peripherie des Pupillargebietes zipfelförmig zurückgezogen und gränzen sich von der neuen Hautmasse durch ihre weniger durchsichtigen Ränder ab, so dafs das Ganze das Ansehen einer spinngewebeartigen Trübung er-
Augapfel.
HO hält.
Wir erkennen den dünnhäutigen Nachstaar am g e -
nauesten mittelst Focalbeleuchtung, indem wir das schief auffallende Licht in der Untersuchungsgegend sammeln und unser Auge in die Richtung des zurückgeworfenen Lichtes bringen, so dafs wir uns von der spiegelnden, glatten Oberfläche der durchscheinenden Nachstaarhaut aus dem schwachen Lichtreflexe derselben überzeugen. — Der f i b r ö s e Nachstaar
bildet dicke weifse Trübungen
mit unebener
körniger Oberfläche und besteht aus harten Hautlagen, welche sich an die Kapselreste
anschliefsen und meist
stellenweise verkalkt sind. Nachstaar-
Operationen
j)ie
Entfernung"
der
Nachstaare
geschieht °
— Technik. ( j u r c j 1 Zerschneidung mit Verschiebung — discissio-dislocatio — und durch Herausnahme — extractio. —
Beide
Operationen können durch die Hornhaut, oder durch "die sclera ausgeführt werden.
Zur Vorbereitung lasse man
die Pupille durch mydriatica erweitern. festgestellt mit der
Hakenpincette.
Der Augapfel wird Bei Operation
des
Nachstaares durch discissio-dislocatio sollen n u r die n e u gebildeten
dünnen Häutchen durchschnitten und zu-
rückgeschoben werden. aZuengCäorcii
D i s c i s s i o cataractae secundariae p e r c o r n e a m wird
dle
hfu°t™" mit einer geraden Staarnadel ausgeführt; B o w m a n n verrichtet dieselbe mit zwei Nadeln, derselbe fixirt den Nachstaar durch eine Nadel und löst ihn alsdann mit der anderen Nadel los. — Man bemerkt sich zuvor bei Focalbeleuchtung genau die Stelle für den Schnitt. I. E i n s t i c h u n d F ü h r u n g d e r N a d e l : Man durchstöfst die Hornhaut an der äufseren Seite des Pupillargebietes, wobei die eine Nadelfläche nach aus- und abwärts,
die
andere nach ein- und aufwärts gerichtet ist, und führt die Nadel in die obere Gränze des Ortes für den Schnitt in der Pupille.
in
Krystallköfper. II.
S c h n i t t f ü h r u n g : Man vollführt einen kleinen
Schnitt durch Heben des Heftes und hält in der Endstellung die Nadel einige Augenblicke, damit der Glaskörper sich vordränge
und beim Ausziehen der Discissionsnadel z w i -
schen die Schnittränder trete. Nach der Operation möge der Kranke z w e i bis drei T a g e in dem Zimmer bleiben. D i s c i s s i o cataractae secundariae p e r s c l e r a m wird zeracbnei1
düng durch
mittelst der Sichelnadel verrichtet. I.
Der Einstich geschieht
die Solera-
in der sclera
—l1/»'"
von dem äufseren Hornhautrande entfernt und
unter-
halb dem Querdurchmesser des Augapfels.
Das Heft wird
horizontal gehalten, die Nadel in der Richtung ihrer Convexität
eingestofsen,
sodann werden
ihre Flächen durch
Viertelaxendrehung parallel zur Iris gestellt und die Nadel vorgeschoben bis zur Schnittstelle. II.
Schnittführung
neugebildeten
Masse
: Man kehrt die
zu und
hebt das
Heft
Spitze
der
gegen
die
Stirnglatze, so dafs die Nadel auf eine kleine Strecke in die Neumasse eindringe und dieselbe verlagere.
Der Nadel-
rückzug geschieht in umgekehrter Ordnung auf dem Einführwege. Extractio
cataractae
secundariae p e r
corneam.
Auszug
durch die
Man bedarf zu dieser Nachstaaroperation die J a g e r ' s e h e Hornhaut. Lanze, oder eine breite Paracentesenadel, ferner ein feines Häkchen, oder die Kapselpincette — serretele. — I.
Hornhautschnitt
: Man setzt
die Lanze
an
der Schläfenseite der Hornhaut dem Pupillarrande g e g e n über a n , so dafs die Flächen senkrecht stehen, und stöfst die Spitze steil durch die Hornhaut, schiebt sodann das Instrument flach vor Linearschnitt.
und erweitert
beim Rückzüge
den
Augapfel.
112 II.
Auszug des Nachstaares.
Rasch nach Vol-
lendung des Linearschnittes wird das Häkchen in derselben Weise wie vorher die Lanze eingeführt, dasselbe dreht man nun in der Nachstaarmasse mehrmals um seine Axe, so dafs die neugebildeten Häute sich darumschlingen und zieht dann dieselben aus.
Oder man holt den Nachstaar
mittelst der Kapselpincette, womit man gewöhnlich mehrere Male eingehen und fassen mufs. Auszug
durch die scier».
Extractio
cataractae secundariae per r
sc1er am
("Sichel). Derlnstrumentenapparat besteht aus der J a e g e r ' schen Lanze, einer Staarnadel, der Scleralpincette und der Röhrenpincette
von S i c h e l ; letztere wird auch als Ge-
webeklammer — serretele — bezeichnet. I.
Einstich.
Die J a e g e r ' s c h e Lanze wird in dem
wagerechten Durchmesser des Augapfels 4—5 mm von dem äufseren Hornhautrande entfernt an die sclera wagerecht angesetzt, so dafs ihre Flächen nach auf- und abwärts g e richtet sind.
In dieser Richtung wird die Spitze der Lanze
durch die sclera und die darunter gelegenen Häute eingesenkt. II.
Einführung der Nadel zur Trennung von
Ver-
wachsungen des Nachstaares mit der Iris in derselben Halt u n g , wie vorher die Lanze eingeführt wurde;
alsdann
Senkung der Nadelschneiden in senkrechter Richtung und Trennen der Adhäsionen
durch Heben und Senken des
Heftes. III.
Einführung der Pincelte, Erfassen und Ausziehen
des Nachstaares.
Man führt das Instrument geschlossen
ein, so dafs der eine Arm desselben nach vorn, der andere nach hinten gerichtet ist, schiebt dasselbe vor, öffnet es und fafst die Nachstaarmasse, führt sie vorsichtig aus.
schliefst die Pincette und
Rrystallkörpet.
113
D e s m a r r e s hat dieses Verfahren vereinfacht, indem derselbe die Irisadhäsionen mit dem langen Arme seiner Kapselpincette trennt. — Die frühere Methode von Q u a d r i legte den Scleralschnitt vertical, parallel mit dem Hornhautrande. Beurtheilung der Nachstaaroperationen.
Die Beschaffenheit des Nachstaares bedingt die Vornahme und die Art der Operation; im Allgemeinen für den Werthunterschied der einzelnen Methode giebt der Grad der Gefahr und der seitherige Erfolg derselben Anhaltspunkte. Für glashäutige, dünnhäutige Nachstaare eignet sich Nachstaarwahi der o ° discissio - disloca tio, sie lassen sich nicht herausnehmen;
operation
-
für fibröse, dickhäutige pafst extractio, weil diese jedenfalls zugleich dislocirt werden
müfsten,
und diefs nur
schwer und selten dauerhaft gelingt, da sie meist wieder aufsteigen. Die kleine Operation des Nachstaares durch discissio werthuntors cbicd per corneam ist ganz ungefährlich; dagegen kann discissio der Nach. staarope-
per scleram gefährlich werden durch Iridochoroi'ditis, wefshalb erstere
vorzuziehen ist. — Extractio per
scleram
nach Q u a d r i hatte den grofsen Nachtheil, dafs die Wunde klaffte; S i c h e l vermeidet diesen Nachtheil, indefs bleibt diese Methode mittelst der Scleralpincette sehr verwundend, mittelst Röhrenpincette — serretéle — verwundet dieselbe weit weniger, hat aber selbst als kleinere Operation ein ungünstiges Ergebnifs im Ganzen, Verlust gerechnet werden. haften Gesammtresultates
so dafs fast 1 0 %
Die-Ursache dieses u n v o r t e i l ist
nicht nachgewiesen;
man
sucht dieselbe in dem Abstreifen von Nachstaarmassen an dem inneren Wundrande, so dafs dieselben dort als fremde Körper wirken und choroi'ditis erregen könnten. — Die frühere Methode der extractio per corneam mittelst der W i n t h e r , Ophthalmologie.
g
rationen
-
114
Augapfel.
Augen- oder Pupillenpincette führt leicht zu Glaskörperv o r f a l l , oder zum Fassen eignet sich defshalb
der Iris.
Weit
extractio partialis
vorzüglicher
nach J ä g e r
in
ihrer Anwendung auf den fibrösen Nachstaar; v. G r a e f e benutzt anstatt des Staarhäkchens die feine Eapselpincette — serretele. — Die Ergebnisse tractio per corneam
stellen
dieser Methode
der e x -
sich bis jetzt günstiger,
als
diejenigen der ([neueren) extractio per scleram. lur'Nachs
Wenn der Nachstaar nicht bedeutende Sehstörungen
6
ration. ' veranlafst,
so gilt im Allgemeinen der Grundsatz,
Nachstaaroperation nur gemacht werden
soll
dafs
nach
Ent-
fernung der Linse durch A u f s a u g u n g oder durch H e r a u s n a h m e aus dem Auge.
Es
hat sich nämlich heraus-
gestellt ( y . G r a e f e ) , dafs selbst die an Extrahirten völlig gefahrlose discissio des Nachstaars,
nach Entfernung des
Staares aus der Sehaxe durch reclinatio-depressio zuweilen sehr
bedenkliche
Folgen
mit Pupillenverschlusse
oder
vollkommener Zerstörung des Augapfels herbeiführte. einem solchen Falle Nachstaaroperation reclinirten Linse.
beobachtete eine
v. G r a e f e
Lagenveränderung
nach der
In der
früher
Glaskörper.
115
Glaskörper. Der Glaskörper füllt die Netzhauthalbkugel bis zu dem Krystall- und dem Ciliarkörper.
Derselbe bildet dje gröfste
Menge des Augapfelinhaltes und ist äufserst durchsichtig und klar.
Der Glaskörper vorzugsweise erhält Form und
Umfang des Augapfels, derselbe besteht aus Schleimgewebe (Virchow),
Gallertbindegewebe ( L e y d i g ) und enthält
9 8 , 4 % Wasser, etwas Eiweifs und Kochsalz, nebst einer Umsetzungsstufe des Eiweifses, welche man als Proteinkörper bezeichnet. Baue
des
P a p p e n h e i m fand zuerst in dem
in kohlensaurem Kali erhärteten Glaskörpers
concentrische Schichten.
B r ü c k e beobachtete bei Behand-
lung des Rinder- und des Schafglaskörpers ein System von concentrischen Häuten, ebenso H a n n o v e r an Thieraugen in Chromsäure, dagegen in dem Menschenglaskörper häutige Sectoren, in welchen die Glaskörpermasse liegt. Bowmann
sah in Querschnitten des chromsauren Men-
schenglaskörpers Linien, welche an der Peripherie parallel mit diesen verlaufen und nach der Mitte hin radiär. l a c h bestätigt die Beobachtung von B o w m a n n . burg's
Untersuchungsergebnifs
an
GerGüns-
dem frischen Glas-
körper eines dreimonatlichen Fötus belegt diese Ansicht, derselbe fand ein Fachwerk von Häuten, welche in der Medianaxe zusammenlaufen.
In der tunica hyaloi'dea er-
kennt G ü n s b u r g eine embryonale Gefäfsmembran. Finkbeiner's
Beobachtung
mit
HgCl sind
Nach
die See-
-torenwände mit Epithel belegt, ebenso die äufsere Fläche der hyaloi'dea in ihrer ganzen Ausdehnung. Nach meinen eigenen Untersuchungen an Querschnitten frischer Glaskörper von Schlachtschweinen liegen in regelmäßigen Abständen Zellenreihen, welche radiär von dem 8*
116
Angapfel.
Centrum ausgehen und in der Nähe der Peripherie bis zu mehreren Linien auseinander weichen; an dem Glaskörperumfange werden
diese Reihen zuweilen
Zellenreihen gekreuzt, verlaufen.
Jede
Zelle
liegt
von
mehreren
ihrem Nachbar
derselben Reihe etwa i " ' entfernt, nen sehr scharf,
von
welche parallel mit dem Rande ih
die Zellen erschei-
sie sind rundlich,
mit einem Kerne
versehen, und haben zum Theil klaren, zum Theil punktirten Inhalt.
Der Querschnitt durch den gefrornen Glas-
körper giebt ein Bild, welches dem Fasermaschengerüste des Schleimes von V i r c h o w
(Würzb. Verh. I I ,
vollkommen entsprechend aussieht.
Virchow
150)
fand den
Glaskörper an f ö t a l e n Schweineaugen aus einer knorpelartig gebauten Substanz : „runde, kernhaltige, stark granulirte Zellen, welche in ziemlich regelmäfsigen Abständen in eine homogene, stellenweise leicht streifige Grundsubstanz mit den chemischen und physikalischen Charakteren des Schleimes eingesetzt waren." der Erwachsenen
Auch der Glaskörper
besieht nach V i r c h o w
aus Schleim-
gewebe; V i r c h o w schliefst, dafs die Zellen untergehen und die Intercellularsubstanz allein zurückbleibt,
v. A m n i o n ' s
Untersuchungen ergeben, dafs der Glaskörper aus dem Auge des menschlichen Fötus
von 2—3 Monaten
eine
gallertartige Masse zeigt, die sich in einem eckigen Zellengerüste befindet, das sich von gröfseren zu kleineren ähnlichen Gestalten fortbaut, und eine Art Bindesubstanz ist, welche später zu breiten Wänden verschmilzt.
Mit der
Verschmelzung schreitet die Umfangsvermehrung des Glaskörpers fort, welche nach v. A m m o n in einer „inneren parenchymatösen Fortbildung", „in spontaner Lamellirung" mit regelmäfsig gelagerten Schichten besteht. — An dem Glaskörper der Neugeborenen erkennt man deutlich ein zartes Fachwerk aus Bindegewebe, in dessen Zwischen-
Glaskörper.
117
räumen die Gallertmasse liegt ( L e y d i g ) .
Dieses Gerüste
trägt in dem Fötus Blutgefäfse, seine Hauptscheidewände sind radiär angeordnet und weichen in ziemlich regelmäfsigen Abständen gegen die Peripherie auseinander, so dafs dieselben auf der Querschnittfläche des Glaskörpers eine Fächerform darstellen,
wodurch der Glaskörper in
dreieckige Räume mit gekrümmter Basis getheilt wird. Es ist diefs dieselbe Anordnung, wie sie in den von mir gesehenen Z e l l e n r e i h e n
an dem Glaskörper etwa ein-
jähriger Schweine besteht. — Das Gewebe der
Scheide-
wände ( L e y d i g ) setzt sich in die Gränzhülle des Glaskörpers — membrana hyaloi'dea — fort und diese verlängert sich als zonula Zinnii von dem Glaskörperrande zu dem Bande der Linsenkapsel.
An der vorderen Wand
in der tellerförmigen Grube ist die Hyaloi'dea mit der hinteren
Linsenkapselwand
verbunden,
so dafs
zwischen
dieser Verbindungsstelle und der zonula Zinnii ein Kanal bleibt — canalis Petiti — ,
welcher um den Linsenrand
herumläuft und beim Lufteinblasen sich bauscht — canal godronne.
In dem Z i n n ' s c h e n
Gürtel fanden
Retzius
und F i n k b e i n e r quergestreifte Fasern. — An der entgegengesetzten , hinteren Fläche ist der Glaskörper mit der Netzhaut fest verbunden durch einen Ast der
art.
retinae centralis, welcher als art. capsularis in dem Fötus zur Linsenkapsel läuft und später obliterirt;
auf diesem
Wege ist die Arterie in dem Glaskörper von einem Glashaiitumschlage begleitet, welcher bildet.
den canalis hyaloi'deus
F i n k b e i n e r unterscheidet an Ochsenaugen zwei
Gefäfsstränge in diesem Kanale.
Die
Einsenkungsstelle
der Arterie in den Glaskörper ist vertieft und bildet die area Marteggiana,
welche an Ochsenaugen
mit
einem
Zapfen (H. M ü l l e r ) , oder mit Ampullen ( F i n k b e i n e r )
Augapfel.
H8
ausgefüllt ist; diese Füllmasse ist weifslich trüb und öfters eine Strecke weit in dem Gefäfsstrange zu verfolgen. Glaskörperfehler.
Die pathologische Anatomie des Glaskörpers lehrt uns zwei Erscheinungsreihen zu unterscheiden, von welchen die eine den Bestandtheilen des Glaskörpers, die andere krankhaften Einlagerungen in den Glaskörperbau angehört. Alle Zustände,
welche die Durchsichtigkeit,
die licht-
brechenden Eigenschaften des Glaskörpers beeinträchtigen, führeh auf verschiedene Weise zu Störungen in der Physik des Sehens, indem dieselben den Gang der Lichtstrahlen ablenken, oder hemmen : in dem ersteren Falle bewirken sie entweder einfache Ablenkung des Lichtes und dadurch Mifsgestaltsehen — metamorphopsia —, oder sie bewirken prismatische Ablenkung und dadurch Doppeltsehen.
Hem-
mungen des Lichtes verschleiern in verschiedenem Grade die Sehschärfe, oder sie wirken auf Beschränkung und Unterbrechung
des
Sehfeldes.
—
Alle
pathologischen
Formen dagegen, welche die Gröfsen- und Dichtigkeitsverhältnisse des Glaskörpers treffen, stören zunächst
die
optische Kraft durch Veränderung des Abstandes der Linse von der Netzhaut, später stören dieselben Formen nervöse
Sehkraft durch Netzhautdruck
bei
die
Zunahme
der Dichtigkeit des Umfanges, oder durch Loslösung der Netzhaut in Folge von Verkleinerung der Glaskörpermasse. — Es ist anzunehmen, dafs Wucherbildungen der Bestandteile
des Glaskörpers in der Form des
pathologischen
Gallert- oder Schleimbindegewebes auftreten und als Colloidbildung aufgefafst werden können.
Die Berechtigung
zu dieser Annahme glaube ich ableiten zu dürfen aus den Eigenschaften
des
normalen
theils
Glaskörpersbaues
und des Materiales, aus welchem derselbe
hervorgeht,
Glaskörper.
119
theils aus den pathologisch-anatomischen Ergebnissen an Glashäuten, wie dieselben bereits von D o n d e r s , H. M ü l ler,
W e d l vorliegen, wonach an Glashäuten sich Glas-
k u g e l n , Colloi'dkugeln entwickeln,
welche zu Schichten
sich aneinanderreihen, oder zu Drusen sich anhäufen. Die G l a s k ö r p e r k r a n k h e i t e n
sind sehr vielge-
staltig; sie finden sich meist in Verbindung mit anatomischen Veränderungen der Augenhäute und werden im Allgemeinen als Ausgangserscheinungen kungsformen
der
Häute
des
verschiedener Erkran-
Augapfels
angenommen,
namentlich als Folgen von Entzündungsformen der Aderhaut; indefs können dieselben auch aus der Glaskörpermasse selbst hervorgehen und verschiedene Erkrankungsformen des Augapfels in ihrem Gefolge haben, oder sie entwickeln sich gleichzeitig und unter gleichen Einflüssen mit einer Gesammterkrankung des Augapfels. Standpunkte kann man
dieselben
primäre Erkrankungen eintheilen. Krankheitshergängen dieselben hier
in
den
in
Von diesem
in secundäre und
anderen Augengebilden
betreffenden Abtheilungen
soll von denselben
als
in
Als Folgezustände von werden erwähnt;
Glaskörperverände-
r u n g e n a n s i c h ausführlicher die Rede sein. Die Abweichungsformen schaften
des
Glaskörpers
der
verschiedenen
vertheilen
sich auf
EigenUmfang,
Dichtigkeit, Durchsichtigkeit, Symmetrie, Lage und Verbindung der Glaskörpermasse und der Glashaut. Umfangszanahme — Wassersucht.
W a s s e r s u c h t — hydrophthalmos posterior. — Die YunShm« Umfangszunahme des Glaskörpers giebt sich kund durch ¿¿«Smo« Vergröfserung
und
iluctuirende Spannung der hinteren
Halbkugel des Augapfels, unter Entwickelung von Kurz-
P Bteri r
°
°'
120
Angapfel.
sichtigkeit und mattgrauer Trübung des Augenhintergrundes. Hieran reihen sich Veränderungen in dem Baue und der Verrichtung der verschiedenen Augentheile und
zuweilen
des Gehirnes : die Sehschärfe ist vermindert, zugleich besteht Lichtscheue und Funkensehen,
die Netzhautgefäfse
sind verengert oder abgeplattet, das Sehen kann völlig erloschen sein; es ist wahrscheinlich, dafs alsdann Arterienpuls der Netzhaut vorhanden oder leicht zu erzeugen ist. Die Regenbogenhaut ist meist träge oder bewegungslos, die Pupille erweitert bis zum Verstreichen der
Blende.
Beim Aufheben der Augenlider erscheint die Sclera stark ausgedehnt und verdünnt,
so dafs
bläulich
in
durchschimmert,
körpers gränzt
der
die Choroidealfarbe Gegend
des
Ciliar-
sich öfters ein dunkelblauer Wulst
1 — 1 Va'" Breite,
die Bindehautgefäfse. sind
von
erweitert,
hyperämisch, die Hornhaut ist flach und in abnorm geringerer Ausdehnung sichtbar.
In manchen Fällen entsteht
kurz vor der Erblindung heftiger Kopfschmerz und Irrereden. Nach einigen Sectionsbefunden (v. A m m o n ) ist der Glaskörper „wahrhaft flüssig" , die Hüllen des Augapfels verdünnt und zum Theil verschwunden, so dafs die Netzhaut in der Aequatorialgegend aufhört, die Aderhaut hellbraun, fast pigmentlos erscheint und von einzelnen Varices durchzogen ist, Sclera und Hornhaut sehr dünn sind. Alle Erscheinungen lassen sich auf Umfangsvermehrung des Glaskörpers durch Wasserzunahme zurückführen, sowohl die primären der fluctuirenden Wölbung mit Kurzsichtigkeit und mit Trübung des Augenhintergrundes,
als auch in
manchen Fällen die secundären : indem durch den Intraoculardruck zunächst der Kreislauf und hiermit die Function der Netzhaut
gehemmt, allmälig der Bau
aller Augen-
Glaskörper.
131
hüllen zertrümmert wird und der Druckatrophie anheimfällt, welche selbst auf die Augenhöhle sich erstreckt. Als Verbindung ist öfters beobachtet Wassersucht der Linse : es wölbt sich die Kapsel stärker und drängt die Regenbogenhaut vor.
Die Linse trübt sich sehr allmälig
und ist öfters graugrünlich geförbt. Die selbstständige Entstehung
der Wassersucht des
Glaskörpers kann als krankhafte Bildung der Intercellu^rsubstanz
aufgefafst werden,
ist
indessen
hypothetisch.
Die Betrachtung des hydrophthalmos posterior als Folge des E i n t r i t t e s von Wasser setzt pathologische Exosmose voraus aus erweiterten Gefäfsen, in Folge von Krankheiten der Netzhaut und der Choroidea. Heilung ist selten, dagegen folgt meist Atrophie des Augapfels oder doch unheilbare Blindheit.
Jedenfalls hat die
Behandlung den Versuch zu machen, den Bückgang des Uebels durch Aufschlagen von Jod, Jodkaliumwasser und durch inneren v. G r a e f e
Gebrauch
macht
von Jodkalium
einzuleiten. —
hierbei Iridectomie zur Sicherstellung
der retina und der Sehnervenpapille gegen die Einwirkung des Intraoculardruckes. — Wenn
die Lider den hydro-
pischen Augapfel f.icht mehr decken, so entstehen fortwährend
ophthalmitische Reizungen,
welche durch Mit-
theilung an das Hirn dem Leben Gefahr drohen.
In diesem
Falle macht man theilweise Ausrottung des Augapfels, indem man ein Stück Hornhaut wegschneidet, Theil den Glaskörper austreten läfst.
Linse und zum
Man belegt sodann
das Auge mit Heftpflasterstreifen und kalten Aufschlägen. Es bleibt nach der Heilung ein Stumpf zurück, welchen man zur Einsetzung kann.
eines künstlichen Auges
benutzen
122
Atrophi» corp. vitr.
Angapfel.
Verkleinerung
Umfangsabnahme. — atrophia corporis vitrei. — Der
Augapfel ist in allen Richtungen um
i'"—2"'
verkleinert,
die Spannung seiner Häute ist in verschiedenem vermindert,
Grade
erschlafft, die Gestalt des Augapfels eckig,
indem die Scleralwolbung unter den geraden Augenmuskeln besonders stark abgeplattet ist; das Sehen ist sehr vermindert
oder
völlig erloschen,
träge oder gelähmt und verblafst, matt.
die
Regenbogenhaut
der Glanz des Auges
Die pathologische Anatomie atrophischer
Augen
weist nach, dafs der Glaskörperbau geschrumpft ist und von Strängen durchzogen wird, welche aus verschiedenen Stufen
von weichen
Massen bestehen, lagert sind.
gallertigen
zu
festen glashäuligen
worin Zellen und Zellenkerne
einge-
Zuweilen bilden sie ein unregelmäfsiges Netz,
dessen Zwischenräume mit Flüssigkeit gefüllt sind.
Das
Bindegewebe der tunica hyaloi'dea ist gleichfalls geschrumpft, fester und erscheint in deutlichen weifsen Netzzügen und Strängen,
in welchen stellenweise Zellenhaufen liegen,
oder grofse Körnerkugeln eingeschichtet sind; in hohen Graden der Atrophie ist der Glaskörper erst nur als ein kleiner geschrumpfter Strang zu erkennen.
Die Glaskör-
perstränge haften an Punkten, oder gröfseren Flächen der Netzhaut, des Ciliarkörpers, der Linsenkapsel oder der Hornhaut (bei fehlender Linse).
Die Netzhaut ist in ver-
schiedenem Umfange abgelöst und bildet eine Trichterform, welche
die
Glaskörperreste einschliefst;
die abgelösten
Stellen sind an den Strängen befestigt und springen nach innen vor; in den Zwischenräumen zwischen den Ablösungen buchten sich kugelförmige Blasen von 3—S™" nach aufsen.
Aus dieser Form der Netzhautablösung schliefst
H. M ü l l e r ,
dafs dieselbe durch Zug von Innen bewirkt
werde, so dafs „die im Inneren des Augapfels schrumpfende
Glaskörper.
123
Masse alle Theile, an denen sie fixirt ist, an sich zieht." Die übrigen Augapfelgebilde zeigen verschiedene Stufen und Formen rückgängiger Umwandlung, namentlich Fettmetamorphose und Verkalkung, die Blutgefäfse sind zum Theil in Bindegewebestränge umgewandelt, daneben bestehen sehr erweiterte Netzhautgefäfse, Blutlager und blutige Eitermassen. — H a n n o v e r (d. Auge) hat eine Pflanzenbildung in dem Inneren eines atrophischen Auges beschrieben. Dichtigkeitsznnabme.
V e r d i c h t u n g des Glaskörpers —glaucoma. — Der Augenhintergrund schillert mattgrün in verschiedenen Schattirungen dieser Farbe, so dafs dieselbe meist bläulich, meergrün — yhavxos — erscheint. Die Pupille ist über die mittlere Gröfse erweitert, die Regenbogenhaut bewegt sich träge und antwortet spät oder gar nicht auf Lichteinflufs, mag derselbe auf das kranke, oder auf das zweite etwa noch gesunde Auge statt finden. Der Augapfel ist härter, tritt in verschiedenem Grade stärker hervor und ist namentlich in der Aequatorialgegend mehr gewölbt als normal. Die Augapfelbindehaut ist mattglänzend und hat einen trüben bläulichen Schein, einzelne Scleralgefäfse sind erweitert. In der Nähe des Sehnerveneintrittes sind die centralen Netzhautgefäfse flacher, breiter als normal, an der Randgegend der Sehnervenpapille verschwinden einige plötzlich, ihre Fortsetzung erscheint auf eine kurze Strecke unterbrochen, sie treten tiefer in dem Sehnerven an der Axe desselben etwas verhüllt wieder auf, andere erscheinen eingeknickt. Dieses Verhalten der Gefäfse hängt zusammen mit einer Niveauveränderung der Sehnervenpapille, ins Besondere mit einer a b n o r m e n , steilen G r u b e n b i l d u n g in derselben. Zugleich bemerkt
aiaucom».
124
Augapfel.
man
Arterienpuls
der
Netzhaut;
derselbe
ist
entweder
spontan vorhanden, oder sehr schnell durch einen leichten Fingerdruck auf das Auge hervorzurufen.
Bei der Diastole
des Herzens werden die Arterien fast blutleer und bei j e d e r Systole des Herzens sieht man das Blut mit grofser S c h n e l ligkeit einströmen, die Blutleere umfafst ein kürzeres Zeitmafs, als die Füllung.
Der normale Venenpuls
haut ist d e u t l i c h e r denheiten normal
sichtbar und zeigt
: die A u s d e h n u n g
isochromisch
mit
dem
der Netz-
einige V e r s c h i e -
der Venen ist
entweder
Zusammenfallen
der
Arterien, oder ihre Ausdehnung trifft mit der Ausdehnung der Arterien zusammen. in Fernsichtigkeit,
Die Sehslörung besteht
später erscheint
dunkelt und das Sehen
anfangs
das Gesichtsfeld
erlischt vollkommen.
durch kommt subjectives F u n k e n - und Farbensehen vor.
Zuweilen
gesellt
sich
eine
ver-
Zwischen-
blafsgrüne
öfters
Färbung
des Krystallkörpers hinzu. Diese Zustände bleiben entweder auf sich beschränkt, oder
sie
werden
zeitweise
von
einer
durchflochten
anderen
und verbinden
mit e i n e r weiteren Reihe von Die z e i t w e i s e
Erscheinungsreihe sich
dauernd
Gewebeveränderungen.
Erscheinungsreihe
bei Glaucom
tritt
auf unter heftigen Schmerzen, welche von dem Auge nach Stirne,
Wange,
wöhnlich
Schläfe,
Hinterkopf sich ausbreiten,
in A n f ä l l e n , nach
freien
Zwischenräumen
unbestimmter Dauer sich wiederholen der Nachtzeit kommen. Blutüberfüllung allmälig trübe.
ist;
von
während
Diese Anfälle sind mit vermehrter
der Bindehautgefäfse
abnimmt und oft nach
ausgeglichen
und meist
ge-
gleichzeitig
verbunden,
wenigen wird
das
Minuten
welche wieder
Kammerwasser
Ein solcher Anfall kann spurlos verschwinden oder
F o l g e n zurücklassen, welche in verschiedenem Grade f o r t bestehen, oder der Ausgangspunkt verschiedener Umwand-
125
Glaskörper.
hingen werden, woraus eine w e i t e r e Reihe von Gewebeveränderungen bei Glaucom hervorgeht, welche in einer gewissen Höhe stationär bleibt, oder in
verschiedenen
Formen
Atrophie
pathologischer
Rückbildung
zu
des
Augapfels führt : In dem Falle, dafs eine weitere Reihe von Umwandlungen des Glaucomauges sich an diesen Anfall knüpft, werden die Regenbogenhaut und der Ciliarkörper nach vorn gedrängt, wobei die Pigmentlage des Pupillarrandes stellenweise nach vorn umgestülpt erscheint, die Irisfarbe sich dunkelt, die Scleralfalze gehoben wird, wodurch die Hornhautwölbung flacher wird und ein trübrojher Gefäfsring in schmalem Abstände ihren Rand umzieht;
häufig gesellt sich Blutaustritt zur Ausgleichung
der plötzlichen Gefäfsanschwellung und bildet Ecchymosen in dem Netzhautgewebe und Blutungen in dem inneren Augapfelraum.
In dem Blutergusse entwickeln sich meist
Eiterzellen und bilden das hintere Eiterauge — Pyophthalmos posterior — durch Füllung der hinteren Kammer, oder sie beschmutzen die inneren Augenhäute und überziehen den Pupillarrand Uvealgefäfse Hügeln
an
mit einem
erweitern
sich
blutigen Eitersaume. und treten
der Augapfeloberfläche v o r ,
Die
in bläulichen namentlich in
Form des staphyloma annulare in der Gegend des Ciliarkörpers.
Allmälig schrumpfen alle Augapfelgebilde auf
dem Wege pathologischer Rückbildung und Aufsaugung, zuweilen erhält ein dünnes Skelett von Kalkschalen
die
Kugelgestalt des Augapfels. Als E n t w i c k e l u n g s e r s c h e i n u n g e n
des
Glau-
coma haben sich herausgestellt und bilden das Prodromalstadium : langsamere Beweglichkeit des Augapfels, Zunahme der Aequatorialwölbung
mit
Abflachung
des
yorderen
Augapfelschnittes und mit Fernsichtigkeit, vorübergehende, plötzliche Verdunkelung des Gesichtsfeldes in Form von
126
Augapfel.
sich senkenden Wolken; diese zeitweise augenblickliebe Verdunkelung wiederholt sich in zunehmend rascherer Zeitfolge. Die b l a f s g r i i n e Färbung des Krystallkörpers erscheint fast immer erst n a c h Ausbildung der Veränderung der Dichtigkeit und Färbung des Glaskörpers. Der V e r l a u f des Glaucomes ist manchmal abweichend von dieser Beschreibung, so dafs dasselbe sehr frühzeitig, oder gleich vornherein mit entzündlichen Erscheinungen auftritt; man hat deshalb ein a c u t e s i n f l a m m a t o r i s c h e s Glaucom und ein c h r o n i s c h e s untersphieden. Die Träger des Glaucoms sind fast immer decrepide alte Leute, oder vorzeitig marastische Personen mit s. g. gichtischem Habitus. Zuweilen ist das Glaucom mit g r a u e m Staare — cataracta — verbunden, welcher nach den bisherigen Beobachtungen immer bereits vor der Entwickelung der Glaskörperkrankheit entstanden war. Geschichtlich läfst sich die Bekanntschaft mit den Erscheinungen an dem Glaucomauge in die Kenntnifs v o r und n a c h der Erfindung des Augenspiegels scheiden, so dafs durch diese Erfindung von H e l m hol tz 1852 eine neue Zeitrechnung für die Geschichte des Glaucoms beginnt. Die Entdeckungen auf diesem Gebiete durch E. J a e g e r , A. v. G r a e f e , H. M ü l l e r , R. F o e r s t e r liefern die Belege hierzu. — Ueber die Herkunft des Glaucoms sind noch jetzt die Ansichten getheilt; dieselbe wird abgeleitet aus dem Glaskörper, aus der Netzhaut, aus der Aderhaut, beziehungsweise Traubenhaut und aus dem Gesammtaugapfel. Die älteste Geschichte fafst das Glaucom als Entmischung des Glas- und des Krystallkörpers auf; R u f u s von E p h e s u s , 1. Jhrh. n. Chr., vgl. O r i b a s i u s und P a u l von A e g i n a ed. S t e p h a n . 1567, VIII, cap. 47, pag. 130, III, cap. 22, pag. 438. Seitdem hat man seinen
Glaskörper.
12f7
Sitz theils in verschiedene einzelne, theils in alle Gebilde de6 Augapfels verlegt : 1) Als G l a s k ö r p e r l e i d e n wird dasselbe betrachtet von A l e m a n n . A d r i a n 1557, bedingt durch F a r b e n v e r ä n d e r u n g der brechenden Mittel, ebenso von B r i s s e a u 1708 und P l a t t n e r 1745, dagegen von D e s m o n c e a u x 1786 und A r n o l d 1760 aus Sehnervenlähmung, von B e e r 1792 aus Entzündung oder Gicht, von M a c k e n z i e 1832 wird zugleich der Intraoculardruck und dessen Folgen bezeichnet und hervorgehoben, nach J ü n g k e n 1836 ist dasselbe in gichtischer Entzündung bedingt.
2 ) Als
L i n s e n e n t a r t u n g b e t r a c h t e t das Glaucom S a i n t - Y v e s 1722 mit Sehnervenlähmung, T a y l o r 1750 mit Intraoculardruck und seinen Folgen auf Kreislauf, Sehkraft, Verschiebung der Augentheile.
3) N e t z h a u t s i t z
wird dem Glaucome
angewiesen durch A r n e m a n n 1801, v. W a l t h e r 1810, W e l l e r 1830; in Sehnerv und Netzhaut verlegt denselben v. W e n z e l
1808.
4) C h o r o i ' d e a l s i t z
stellt von A u t e n r i e t h
wird aufge-
1807 als Choroi'dealkrätzpustel,
von C a n s t a t t , S i c h e l 1831 als Folge und Ausgang einer choroiditis, von v. A m m o n 1838 mit Zuzug der Centralgefäfse — als Apoplexie und Entzündung —, von C h e l i u s 1839 als gichtische Gewebeveränderung, von
Schröder
v a n d e r K o l k 1841 als fibroalbuminöse Exsudation zwischen Choroidea und Netzhaut, von S i c h e l 1841 als entzündliche und statische Gewebeveränderung, von R u e t e 1845 als Ausgang der choroiditis bei dyscrasischen, vorzüglich bei arthritischen Personen, von F i s c h e r 1846 als Choro'idealgicht,
von A r l t 1853 als venös - dyscrasische
Entzündungsform, von v. G r a e f e 1857 als iridochoroiditis mit Durchtränkung der Augenflüssigkeiten und V e r m e h r u n g des K a m m e r w a s s epr s, wodurch Intraoculardruck entsteht, von v. H a s n e r 1858 als entzündliche Ergiefsung in den Augapfelraum.
5) A l l g e m e i n e
Augapfelkrankheit
128
Angapfel.
ist das Glaucom nach F. J a e g e r 1820 ais Augengicht, D e m o u r s 1821 als Blut- und Lymphgefäfsentzündung des Augapfels mit Entzündung der Beinhaut in der Augenhöhle und der Stirnhöhlenschleimhaut, R o s a s 1834 als gichtische Lymphcachexie, S c h i n d l e r 1842 als krankhafte Ernährung, W a r n a t z 1844 als Gichttocalisation, Desm a r r e s 1847 und S t e l l w a g v. C a r i o n 1855 als Gesammterkrankung des Augapfels, E. J a e g e r 1858 als Ergebnifs einet- Ophthalmia arthritica. Diese Ansichten gehen von einem Punkte nach allen Richtungen auseinander; die Kernfrage nach dem „Wesen" des Glaucomes sammelt dieselben wieder in einen Vereinigungspunkt, sie alle verlangen zur Bildung des Glaucomes eine ganz besondere Form des Erkrankens; aber aus diesem Bildpunkte weichen die Ansichten wieder auseinander, denn die besondere Form mufs sehr verschieden geprägt sein, indem die Abstammung als neuroparalytische, arthritische, fibrös-albuminöse, entzündliche, scabiöse, venös-dyscrasische, phlebitische, lymphangitischej cachectische angegeben wird. — Weit entfernt zu behaupten, dafs das Glaucom stets in gleicher Weise entspringt, will ich nur versuchen, den Erscheinungskreis desselben zu zerlegen und auf gewisse, nur für Einzelfälle wahrscheinliche Bedingungen zurückzuführen, ferner die Hergänge, wenn das Glaucom zeitweise durchflochten wird, nebst deren bleibenden Folgen zu begründen. E r k l ä r u n g s v e r s u c h des Glaucoms als Glaskörperkrankheit. Es ist Thatsache, dafs die frühesten anatomisch^ physikalischen Erscheinungen der m e i s t e n Glaucome bestehen in stärkerer Spannung des Augapfels mit einem blaug r ü n e n S c h e i n e in dem Augenhintergrunde : die Häute des Augapfels enthalten nicht den Grund zur Vergröfserung der Spannung desselben, dieser Grund mufs also in den
Glaskörper.
129
Massen l i e g e n , welche von den Häuten umschlossen sind, die Untersuchungsergebnisse des Krystallkörpers und
des
Kammerwassers weisen uns a b , der Grund mufs demnach in dem Glaskörper gesucht werden.
W i r werden annehmen,
dafs der Glaskörper verdichtet ist und dafs zugleich Zusammensetzung oder
sein Gefüge in
seine
einer Weise sich
verhält,
dafs dadurch j e n e blaugrüne Färbung zu Stande
kommt.
Diese Färbung erscheint als eine
physikalische,
h e r v o r g e g a n g e n aus einer Zusammenstellung der schwarzblauen
Farbe des Augenhintergrundes
hei
gewöhnlicher
Beleuchtung und einer pathologischen Farbe der Glaskörpermasse, wofür wir aus dem grünen Effect gelb, ins Besondere goldgelb aufstellen müssen.
Die
Fernsichtig-
k e i t i n dem Glaucome dürfte zunächst aus der vermehrten Dichtigkeit des Glaskörpers h e r v o r g e h e n ,
wodurch
seine
Verschiebbarkeit in dem Acte der Accommodation erschwert und somit die optische Kraft des Auges vermindert
wird.
Der A r t e r i e n p u l s in der Netzhaut kann künstlich
her-
vorgebracht werden
an dem normalen Auge durch
stetig zunehmenden Fingerdruck
Augapfels, ohne dafs dieser Druck lästig wird. Untersuchungen dafs hierbei
von D o n d e r s
einen
auf die Aufsenfläche des hat sich
Aus
den
herausgestellt,
die Gefäfse sich mehr und mehr v e r e n g e r n
und alsdann bald der Arterienpuls zum Vorschein
kommt.
Derselbe berechnet Ys des ganzen Rhythmus für die Blutleere,
%
für die Füllung der Arterien,
v. G r a e f e
hat
diese Entstehung des Arterienpulses bereits dahin erklärt, dafs der äufsere Druck bei der Systole des Herzens durch den inneren Blutdruck überwunden wird, so dafs hiernach im Ganzen sehr wenig Blut durch die Netzhaut strömt 4ind bei der Systole des Herzens mehr Blut in der Netzhaut vorhanden ist, als bei der Diastole.
In dem Glaucom ist
Arterienpuls in der Netzhaut völlig, oder nahezu entwickelt, Winther,
Ophthalmologie.
9
130
Augäpfel.
so dafs in dem letzteren Falle ein leiser Druck denselben sofort hervortreten läfst.
Es ist wahrscheinlich, dafs der-
selbe durch Druck des verdichteten. Glaskörpers auf
die
Netzhautgefäfee erzeugt wird, oder bereits ein gewisser Grad seiner Bedingungen
dadurch
erreicht
die E r s c h e i n u n g des A r t e r i e n p u l s e s
ist. — An durch Druck
auf das normale Auge knüpft sich nach ein paar Secunden ( D o n d e r s J V e r d u n k e l u n g des G e s i c h t s f e l d e s , so dafs sich die Sehgegenstände anfangs noch „Schemenartig" darstellen und bei etwas stärkerem Drucke bald gänzlich verschwinden. Es liegt nahe, anzunehmen, dafs die g 1 a ucomatöse Erblindung
mit dem Erscheinen des A r -
terienpulses , oder eines Grades seiner Bedingungen zusammenfällt und davon herrührt, so dafs dieselbe hiernach auf Störung des Kreislaufes und Stoffwechsels der Netzhaut beruht.
Aufserdem ist es wahrscheinlich, dafs auch
die periodische Verdunkelung und deren häufigeres Auftreten kurze Zeit vor dem Eintritte der dauernden Erblindung mit solchen Kreislaufstörungen zusammenhängt, deren augenblickliche Ausgleichung weniger ausreichend wird.
nach jeder
Wiederholung
Die pathologische Empfindung
der Netzhaut, welche als Funken- oder Farbenerscheinung subjectiv wahrgenommen wird, kann ebenfalls mit Kreislauf- und Ernährungsstörungen der Netzhaut in Verbindung gebracht werden. — Der V e n e n p u l s
an der Netzhaut
ist von C o c c i u s entdeckt worden; derselbe ist am deutlichsten an den „platten scheinbar spitz zulaufenden Venen" (D o n d e r s ) . In eine solche Form bringt der Fingerdruck auf das Auge den Venencylinder. In demGlaucom wird offenbar die Bedingung zur Abflachung der Venen und hiermit des allgemeiheren Sichtbarwerdens des Venenpulses in dem Drucke des dichteren und vergröfserten Glaskörpers liegen. — Das Verhalten der Nelzhautgefäfse innerhalb derSehnervenpapille
Glaskörper.
131
bei Glaucom hat E. J a e g e r dargestellt und zugleich zue r s t auf eine F o r m v e r ä n d e r u n g des Sehnerveneintrittes aufmerksam gemacht, welche nach ihm für eine Hervorwölbung gehalten wurde, v. G r a e f e hat dieselbe sodann als V e r t i e f u n g an Lebenden erkannt, H. Müller konnte diese Grube an der Eintrittsstelle des Sehnerven bei Glaucom anatomisch nachweisen und bemerkt, dafs dieselbe auf die durch v. G r a e f e hervorgehobene Vermehrung des intraocolaren Druckes sich zurückführen lasse. Nach R. F o e r s t e r überzeugt man sich am besten von der V e r t i e f u n g durch Untersuchung im aufrechten Bilde bei möglichst starker Pupillenerweiterung : Man bemerkt alsdann, dafs die f e i n e n Gefäfschen, welche von aufsen, von unten und von oben her kommen, fast immer, indem sie den Rand des Sehnerveneintrittes, beziehungsweise bei Glaucom die Scheibenform desselben überschreiten, knieförmig sich einbiegen oder wie zerschnitten (V. G r a e f e ) erscheinen, mit seitlicher Verschiebung ihrer scheinbaren Enden; betrachtet man nun dieselben von der entgegengesetzten Seite, so kann man das vorher dem Blick entzogene Zwischenstück erkennen. Die Gefäfspforte liegt nach innen verschoben in der Richtung der Sehnervenaxe und bildet die hellste Stelle. R. F o e r s t e r schliefst hieraus, dafs diese Stelle zugleich die tiefste ist und die Grube einen Trichter bildet, indem diejenige Wandstelle am stärksten reflectirt, welche vom Lichte in senkrechter Richtung getroffen wird. In Bezug auf das Z u s t a n d e kommen der G r u b e n b i l d u n g in dem Glaucome will ich mir einige Andeutungen erlauben. In dem normalen Venenpulse weicht die Sehnervenpapille bei jedem Ausdehnungsmomente zurück und eine dauernde flache Grube derselben von 0,3—0,5°"" scheint (H. M ü l l e r ) noch in die Gesundheitsbreite zu fallen. Es ist hiernach wahr9 *
132
Angapfel.
scheinlich, dafs eine Grubenbildung bei Glaucom, welche diese Tiefe Uberschreitet und zugleich die Merkmale von Atrophie des Sehnerveneintrittes besitzt, durch höheren Blutdruck in den Gefäfsen der Papille bedingt ist. Alle Erscheinungen in dem Glaucome deuten somit darauf hin, dafs denselben eine vergröfsernde Verdichtung des Glaskörpers zu Grunde liegt, deren Gefäfse oder Farbe zugleich die blaugr-üne Färbung des Augenhintergrundes hervorruft. Ich vermuthe, dafs diese vermehrte Dichtigkeit in der Umwandlung des normalen Gallertgewebes in pathologisches besteht, also eine C o l l o i ' d b i l d u n g darstellt. Die Colloi'dbildung Uberhaupt geschieht durch Umwandlung des Inhaltes normal vorhandener, oder krankhaft neugebildeter Zellen (A. Fo e r s t e r ) . In dem frischen Glaskörper von Schlachtschweinen und Ochsen fand ich als beständigen Bestandt e i l schöne, rundliche Bläschenzellen mit centralem Kerne und meist völlig klarem Inhalte, welche bei Vergröfserung 350 in Abständen von i"'—l1/«"' von einander entfernt liegen und gradlinige Reihen bilden, welche oft wie Radien auseinander weichen auf mehrere Linien Abstand. An dem M e n s c h e n g l a s k ö r p e r hat F i n k b e i n e r (Zeitschr. f. w. Zool. VI, 330, Taf. 13) in Sublimatpräparaten eine Zellendecke an den Scheidewänden des Glaskörperbaues gesehen. Es wUrde also die Colloi'dbildung an dem Glaskörpergewebe die Bedeutung einer rückschreitenden Metamorphose haben. — Die Colloi'dmasse hat die Dichtigkeit des zähen Leimes, fester Gallerte, dieselbe besitzt also einen höheren Dichtigkeitsgrad als das normale Glaskörpergewebe. Mit der Bildung von Colloi'dmasse werden die Zellen zugleich aufgeblähet und kann bereits hierdurch eine TJmfangsvermehrung des Organes stattfinden. Der Colloi'dkörper ist durchscheinend, farblos, oder schwach gelblich gefärbt und hat einen matten Glanz; die physika-
Glaskörper.
133
lische Verbindung der Colloidfarbe mit dem Dunkelblau der Aderhaut könnte die blaugrüne Färbung des Augenhintergrundes für das unbewaffnete Auge erzeugen. H. M ü l l e r fand den Glaskörper bei Glaucom stellenweise bräunlich gefärbt durch Körnchen oder „Pigmentklumpen". Der chemische Collo'idbau steht der Schleim- und Knorpelsubstanz sehr nahe. Ferner spricht für meine Annahme das i s o l i r t e Auftreten der Colloidbildung in einem Organe, also hier in dem Auge. Sodann finden wir im Allgemeinen die Colloidmasse entwickelt und angehäuft in abgeschlossenen Räumen aus Bindegewebe, deren Innenfläche ausgekleidet ist mit Zellen, welche das Colloi'd bereiten und abscheiden. Solche Räume sind entweder normal vorhanden, wie z. B. die Schilddrüsenblasen, die G r a a f s c h e n Bälge, die Schleimhautdrüsen u. s. w., oder sie entwickeln sich durch Neubildung in parenchymatösen Organen, in Häuten, in Geschwülsten , und stellen in beiden Fällen Colloidcysten dar. Einen solchen abgeschlossenen Raum böte in dem Glaucom der Glaskörper oder eine einzelne-Abtheilung desselben, denn die Zwischenwände wie die Gränzhaut bestehen aus Bindegewebe und sind mit Zellen ausgekleidet, welche die innere Fläche eines Raumes bilden. Die einzelnen Räume sind normal mit einer halbflüssigen durchsichtigen Sulzmasse gefüllt, welche wir als Zellenausschcidung, als Intercellularmasse betrachten. Der Zelleninhalt sowohl wie die Zwischenzellenmasse ist bei dem Glaucom in pathologische Sulzmasse verwandelt, und der Glaskörper oder seine Abtheilungen stellen Colloidcysten dar, ähnlich wie in der Struma in dem Colloi'd des G r a a f schen Follikels u. s. w., der normale Gallertinhalt in pathologisches Gallertgewebe verwandelt ist, und die Blasenräume der Schilddrüse, des Eierstockes u. s. w. Colloidcysten bilden.
Augapfel.
134
Während oder nach der Entwickelung des Glaskörpercolloi'des tritt öfters dieselbe Bildung in den Zellen Krystallkörpers
auf und stellt die G l a u c o m l i n s e
des dar,
welche hiernach als Gebietserweiterung der colloidcn Entartung fn dem Glaskörper erscheint. — Krankhaft v e r mehrt e Dichtigkeit
des Glaskörpers beobachteten
W a r d r o p (morb. anat. o f t h e h u m . eye, Vol. II, cap. 4 0 ) , S c a r p a (Augenkr. n. v. L e v e i l l e , pag. 2 1 9 ) ;
Portal
(dict. d. sc. med. T. 2 7 ) fand den Glaskörper ähnlich gekochtem Eivveifs, M o r g a g n i
cap. 1 3 , art. 15 verdickt und
zähe (vgl. S c h ö n , path. An. des m. A. 1828, S. 2 1 3 ) . In
Bezug
auf
diejenigen
Erscheinungsreihen,
welche zeitweise oder dauernd mit dem Zeichenkreise des Glaucomes sich zu v e r b i n d e n pflegen, verhält sich die Glaskörpergeschwulst wie jede andere Geschwulst zu ihrer Umgebung
: Beim
Aufhören
oder Nachlassen
eines
mäfsigen Fingerdruckes, welcher einige Zeit lang auf das normale Auge ausgeübt worden war, sieht man eine plötzliche A n s c h w e l l u n g schwellung
der Netzhautgefäfse.
ist besonders
an
den
Venen
Diese AnCCoccius),
weniger ausgiebig an den Arterien ( D o n d e r s ) , sie nimmt allmälig ab und ist nach einer Minute wieder ausgeglichen, wohl nur in Folge
einer
entsprechend stärkeren
Aus-
schwitzung. Wir wissen, dafs Colloi'd
nicht immer
unverändert
bleibt, dafs die Zellen platzen, dafs die Masse zuweilen chemische Veränderungen eingeht, wodurch zugleich ihre physikalischen Eigenschaften verändert werden; es bilden sich Fettkörnchen darin, wodurch das Colloi'd pathologisch resorbirbar wird, die Masse wird flüssig, wässerig, serös, sie verliert durch diese und verschiedene andere Umwandlungen ihre Schleim- oder GallertbeschafTenheit, ihre Dichtigkeit vermindert sich.
Aus dem Berichte über H. M ü l -
Glaskörper.
135
l e r ' s Vorlage eines Glaucompräparates der Glaskörper in ringförmigen
seinem
ersehen w i r ,
vorderen
Abschnitte
Wall von fester Gallerte bildete,
nach hinten verflüssiget war.
dafs einen
dagegen
( W ü r z b . Yerh. VII, S. 2 6 . )
Geschehen solche Verflüssigungen r a s c h , so verlieren die Blutgefiifse in dem Glaucomauge plötzlich ihre pathologisch vermehrte Stütze des Glaskörperdruckes, die Folge davon ist, dafs sich dieselben stark ausdehnen und dafs sie b e r s t e n , wenn ihr Gewebe im Mindesten gestört ist und somit Ecchymosen, oder Blutungen entstehen unter g e w ö h n lichem Blutdruck; der
bei hinreichender
Widerstandsfähigkeit
Gefäfswände werden alsdann massenhafte Ausschwi-
tzungen das Gleichgewicht zwischen dem Drucke des Glaskörpers und dem Blute in den Gefäfsen wieder herstellen, bis in unbestimmter Frist dieselbe Bedingung wiederkehrt und dieselbe Erscheinungsreihe mit verschiedenen Graden von Schmerzhaftigkeit sich wiederholt.
Das endosmotische
Aequivalent und seine Schwankungen sind indefs oft aus so verwickelten Hergängen zusammengesetzt, dafs natürlich die Annahme anderweitiger Mitwirkungen durch diese E r klärung nicht ausgeschlossen sein k a n n , obgleich sie, wie ich glaube, die Hauptbedingung zur Hervorrufung der s. g. entzündlichen Stadien
des Glaucoms enthält. — Die Ge-
fäfse der Netzhaut gehen nirgends in Gefäfse der T r a u b e n haut über, wenigstens ist unentschieden, ob wirklich kleine Zweige der aa. ciliares posticae breves aus der Choroi'dea in
die
Netzhaut
Netzhaut wird
übergehen.
defshalb f ü r
Das Bluigefäfssystem der ein selbstständiges
gehalten
( A r n o l d , D o n d e r s u. A.). Aber die Gefäfse beider Häute kommen
aus der Augenarterie und ergiefsen sich in die
Augenvene;
es
kann
Choroi'dea als Regulator
defshalb
der
Blutumlauf
in
der
für denjenigen in der Netzhaut
CD o n d e r s ) angesehen werden in der anatomischen Form,
Angapfel.
136
wenn auch nicht in der physiologischen Bedeutung eines Collateralkreislaufes, und demnach bei Verminderung des Netzhautblutes V e r m e h r u n g benhaut
entstehen;
des Blutes in der
auf diese Weise könnte
Trau-
die
Ent-
stehung der Gefäfserweiterung und der Staphylombildung an den verschiedenen Abtheilungen dieser Haut
in dem
Glaucome sich erklären. Die Behandlung des Glaucomes scheidet sich in die Behandlung der Glaskörpergeschwulst und in die Abhülfe ihrer Verbindungen. Zur B e h a n d l u n g der G l a s k ö r p e r geschwulst
dürfte die innere und äufsere Anwendung
von Jod-Jodkalium empfohlen sein, in der Voraussetzung, dafs dieselbe aus Bildung eines pathologischen Zellengewebes hervorgeht.
In
dieser
Voraussetzung würde ich
vorschlagen 1) Ree. Jod gr. 1, Kali jodat. dr. 2, Cons. res. q. r. ut f. pil. 48 C. D. in vts. S.
Täglich
Vormittags
dreimal 2 Pillen; 2 ) Ree. Jod gr. 5, Kali jodat. scrup. V2 solve in Aq. dest. libr. 1 S. zu Umschlägen. Zur B e h a n d l u n g
der V e r b i n d u n g e n
sind ver-
schiedene Hülfen in Anwendung gebracht worden.
Die
zwischendurchlaufenden entzündlichen Zufälle gehen meist zurück unter Anwendung von
örtlicher Blutentleerung,
Eiskälte, wenn sie vertragen wird und Calomel gr. 1 mit Opium gr. Ys alle 2 Stunden. S t r o m e y e r 1837 leitet Spannung, Härte und Schmerz des Augapfels beim der Augenmuskeln
Glaucom her und
von
krankhafter
schlägt
oberen schiefen und Bauchschnitt
des
Zerrung
Sehnenschnitt unteren
des
schiefen
Augenmuskels vor. M i d d l e m o r e u n d M a c k e n z i e übten die P u n c t i o n des Auges durch Sclera und Choroidea, um den
Druck
durch
Verminderung
Augenflüssigkeit herabzusetzen.
der
angehäuften
Von demselben Gedanken
geleitet verrichtete A. v. G r a e f e die Iridectomie bei Glau-
137
Glaskörper.
com.
A u s seinen OperationsefTecten geht hervor, dafs da-
durch die
augenblicklichen
entzündlichen
Er-
scheinungen, welche zeitweise dem Glaucom sich einflechten, vermindert
wurden oder
völlig verschwunden
sind.
E s liegt schon hierin ein hoher Werth, wenn wir dadurch ein Mittel haben werden, die qualvollen Schmerzen der
unheilbaren
Glaucomatösen
sicher
zu
selbst
beseitigen,
v. G r a e f e schliefst aus der Wirkung der Iridectomie auf Glaucom, „dafs das sicherste Resultat für diejenigen Fälle erreicht wird, in welchen ein A u g e (nach Erblindung des anderen) bedroht ist. — Für den einmal ausgebrochenen glaucomatösen
Procefs
sind im Allgemeinen die Erfolge
desto günstiger und dauerhafter, j e früher wird.
eingeschritten
Bei den recht heftigen Fällen mufs die Iridectomie
w o möglich in den ersten T a g e n der Krankheit unternommen werden."
In den späteren Zeiträumen sind die Heil-
wirkungen schwankend,
oder sie bleiben aus.
Bezüglich
der Operationstechnik nach A . v . G r a e f e bei Glaucom ist zu bemerken : Die Ausschneidung des Irisstückes geschieht nach den
Regeln
der künstlichen
Pupillenbildung
durch
Iridectomie, wobei zu beachten ist, dafs die Wunden m ö g lichst
excentrisch
angelegt
werden,
so dafs die äufsere
W u n d e etwa V2"' weit in der Sclera liegt und die innere in die Gränze zwischen Hornhaut und Sclera fällt.
Hier-
durch wird es möglich,
das Irisstück bis zu dem Ciliar-
rande herauszunehmen,
der Ausschnitt mufs grofs sein,
wefshalb man eine b r e i t e Lanze benutzen, oder die g e wöhnliche bis zu ihrer gröfsten Breite vorschieben
soll.
Die Wahl der Irisgegend ist gleichgültig; v. G r a e f e wählt die innere, cosmetisch würde die obere vorzuziehen sein, sie ist aber unbequem und erfordert ein
allzugewaltsames
Abwärtsdrehen des Augapfels. — Der Abflufs des Kammerwassers geschehe behutsam, weil bei grellem Nachlasse des
Atigapfel.
138
Druckes umfangreiche Intraocularblutung zu befürchten ist, defshalb übt v. G r a e f e während des Abflusses einen gelinden Fingerdruck auf den Augapfel und legt gleich nach der Operation einen Compressivverband an mittelst Charpiepolster und Flanellbinde.
Der
Spannungsgrad
dieses
Verbandes darf nicht lästig werden, derselbe wird mittelst einer seitlichen Schnalle geregelt. —-synchys^f
Erweichung
corp.vitr. - v j l r e j _
—
synchysis,
dissolutio
corporis
D e r Augapfel ist sehr weich, die Spannung seiner
Häute schlaff, so dafs die Lagerstätten der geraden Augenmuskelsehnen abgeplattet s i n d , die Regenbogenhaut hängt schlaff herab, so dafs die Pupille nicht rund ist, der Streifenbau der Regenbogenhaut undeutlich, ihre Farbe krankhaft schattirt, matt
erscheint, der Augenhintergrund ist
opalisirend blaugrau, braunröthlich. Functions- und Kreislaufstörungen
Hieran knüpfen sich des Sehorganes,
der
Augapfel ist unempfindlich, die o p t i s c h e Kraft und die S e h s c h ä r f e sind vermindert, in verschiedenen Graden bis zu völligem Verluste, die Netzhautgefäfse sind erweitert, varicös, das Netzhautgewebe oft mit Blutpunkten besetzt, die Regenbogenhaut antwortet träge, oder gar nicht auf Lichteinflufs, bei einiger Dauer des Uebels schimmern Aderhaut und Ciliarkörper durch die sclera und treten in einzelnen Erhebungen (staphyloma) hügelförmig vor. Alle
diese
Functions-
und
Kreislaufstörungen des
Auges sind als Folgen der Dichtigkeitsabnahme des Glaskörpers zu betrachten : Die Weitsichtigkeit entspringt aus der
Untauglichkeit
des aufgelösten Glaskörpers zur Ver-
schiebung desselben in der Accommodation für die Nähe; die Verdünnung
des Glaskörpers bedingt
des normalen Glaskörperdruckes,
Verminderung
es wird hierdurch das
Gleichgewicht zwischen Blutdruck und Glaskörperdruck ge-
139
Glaskörper.
stört,
so dafs die Gefäfse des Augapfels sich erweitern
und bei Gewebeveränderung ihrer W ä n d e bersten, woraus Störung des Stoffwechsels und Zertrümmerung der Netzhautbestandtheile Traubenhaut
mit Erblindung nebst Varicositäten
der
und Lähmung der Empfindung aller A u g e n -
häute hervorgeht. Eine häufige Verbindung bildet die Verkleinerung der Krystalllinse, die Regenbogenhaut Bewegungen sich
des A u g a p f e l s ;
schwankt alsdann
Trübung
der
Linse
bei
gesellt
öfter hinzu in der Form des Zitterstaares —
Cata-
racta tremulans. Synchyse stellt eine
Verkümmerung
len Glaskörperbestandtheile dar, tung Es
eines
ist
Zerfalles
ob
dieselbe
ständige Form des Gewebezerfalles dieselbe des
auch
Augapfels
sich
diese
aus
entzündlichen
hervorgehen
norma-
oder sie hat die Bedeu-
pathologischer
unentschieden,
der
Gewebebildung.
immer
eine
Ergüssen
kann.
Glaskörpererweichung
selbst-
bezeichnet, oder der
Jedenfalls mit
ob
Hüllen
verbindet
Umfangsverminde-
rung desselben. Die R ü c k b i l d u n g
der
Synchyse kommt zu Stande
durch massenhafte Cholestearinmetamorphose, welche alsdann sciatillatio bulbi veranlafst, lung, pelung
oder durch Fettumwand-
seltener verbindet sich der Rückgang mit V e r k n o r und
mit Verkalkung.
Jede
dieser
rückgängigen
Bildungsformen führt zu atrophia bulbi. Ueber Entstehung
der
Erweichung
stimmtes vor : in einzelnen
liegt nichts
Be-
Fällen scheint Erschütterung
und Gewebezertrümmerung zu Grunde zu liegen.
Dieselbe
findet sich öfters bei älteren Personen mit gleichzeitigem grauem Staare und wird
alsdann
von A r l t
Schwund des Glaskörpergerüstes bezeichnet.
als seniler
140
Augapfel.
Die B e h a n d l u n g sucht die Anbildung durch Zufuhr kräftigen Nahrungsmateriales zu regeln und durch Umänderung der ganzen Lebensweise; sie verordnet thierische Kost, Kalk- und Eisenpräparate, Stahlbäder in Verbindung mit Kochsalz, Reisen. Trübung«
G1 a s k ö r p e r t r ü b u n g v e r s c h 1 e i e r t das Gesichts-
u6S uLftS"
körpera. f e i,j j n
seiner
schnitten,
ganzen Ausdehnung, oder in einzelnen Ab-
oder dieselbe u n t e r b r i c h t
das Gesichtsfeld
durch dunkle Stellen von verschiedener Form, Gröfse und Beweglichkeit
Diese Verdunkelung wird fast immer plötz-
lich wahrgenommen,
sie verschwindet
oft nach kurzer
Zeit, oder sie bleibt längere Zeit stationär,
andere Male
vermehrt sie sich stetig zu einem gewissen
Grade der
Ausdehnung und Stärke und löst sich von hier an allmälig wieder a u f , oder sie bleibt auf einer
erreichten Höhe
stationär, oder endet mit Atrophie des Augapfels. — Eine häufige Verbindung bilden N e t z h a u t f e h l e r in Form von Abnahme der Sehschärfe — arablyopia amaurotica —, oder einer
festen
unverrückbaren
Ausfallstelle in
dem
Ge-
sichtsfelde — defectus visus, scotoma retinae —; die Unterscheidung zwischen Netzhaut- und Glaskörpertrübung e r langen
wir mittelst
der
ophthalmoscopischen
und
der
entoptischen Untersuchung. — Zu den Glaskörpertrübungen gehören das Mückensehen, die Trübung durch Blutergufs, Schmarotzer und fremde Körper. "s^herT"
Mückensehen—myiodesopsisQfivia,
elöos),mouches
voltigeantes — bezeichnet die krankhafte Erscheinung von dunkelgrauen Stellen,
welche in dem Sehfelde auf und
nieder schweben, bei schnellenden Bewegungen des Augapfels aufwirbeln, sich dann wieder langsam senken und unter gewissen Bedingungen das Sehfeld räumen. Dieselben treten oft ganz plötzlich vor in einer W e i s e , dafs der
Glaskörper.
141
Kranke sich dadurch zu dem Versuche aufgefordert fühlt, dieselben wegzuwischen.
Meist verblassen dieselben nach
längerem Bestehen und verschwinden, sie kehren alsdann nach Ablauf verschiedener Zeitfristen zurück, oder bleiben aus. — Die Gestalt dieser
dunkelen Stellen ist
höchst
mannichfach, meist haben sie die Form von kleinen Bläschen, Ringen, Streifen, Flocken, Punkten, Fliegen, Spinnen; sie stehen einzeln, oder sind verflochten, oder verzweigt. Die
objectiv
durch
den
Augenspiegel
wahrnehmbaren
Formen der Glaskörpertrübungen entsprechen den jedesmaligen entoptischen Gestalten; man sieht dieselben
als
feine zahllose Punkte, als einzelne Ballen, als Linien, als dünne Schichten, daran
zuweilen
und stellen dann
hängen
zugleich
Cholestearinkrystalle
scintillatio
bulbi
dar;
man sieht diese getrübten Massen den Bewegungen Augapfels
folgen,
wobei
die
zusammenhängenden
des in
Schweif- oder Garbenform geschwungen werden und bei Ruhe des Auges m ihre vorherige Form und Stelle langsam zurückkehren. Die Grundformen
dieser
Gewebetrübungen
können
durch Reagenlien dargestellt werden : In der Linienform reagirt der Glaskörper auf Kochsalz, es bilden sich zarte, grünliche Fäden mit bräunlicher Schattirung, welchen eine Anzahl mikroscopischer Kochsalzoctaeder
anhängen;
Groise
das
dieser
Krystalle
nimmt
gegen
die
Fadenende
stetig ab, so dafs dieselben bei Vergrößerung 350 unvollkommen
erscheinen.
löst die Fäden auf.
Starke Verdünnung der
Probe
Chromsäure erhärtet den Glaskörper
zu häutig ausgebreiteten Schichten.
Erwärmung
erzeugt
darin Opalisiren, zahllose weifsgetrübte Pünktchen und einzelne flockige weifse Ballen. In allen diesen Reactionen wird dem Glaskörpereiweifse das Lösungsmittel entzogen durch Verdampfen, oder durch
142
Angapfel.
Ueberspringen seiner Function. Sie machen es wahrschein-, lieh, date die Gewebetrübung in dem lebenden Glaskörper auf Ausscheidungen seines Eiweifsgehalles beruht, dafs die letztere durch sehr verschiedene Bedingungen eingeleitet werden kann, und dais das Verschwinden von Glaskörpertrübungen auf Herstellung des normalen Concentrationsgrades in der Zusammensetzung der Glaskörpermasse beruht, indem z. B. die geringere Salzmenge eine geringere Menge Wasser anzieht, somit ein Wasserüberschufs bleibt, welcher nun wieder als Lösungsmittel des Eiweifses fungiren kann. Diese Glaskörpertrübungen sind an sich nicht gefährlich und verschwinden öfters für einige Zeit
oder für
immer, unter vollkommener Klärung des Glaskörperbaues. Sie können indefs gefährlich werden durch rückgängige Umwandlung und Aufsaugung, welche dann zu Verkleinerung und Auflösung des Glaskörpers führt. Das Mückensehen ist erblich, aufserdem liegen keine Veranlassungen
vor, aus welchen mit Bestimmtheit
Bedingungen zu diesen Glaskörpertrübungen Im Allgemeinen
sucht man
dieselben
auf
die
hervorgehen. Ernährungs-
störungen zurückzuführen und beschuldigt gewöhnlich E r kältungen, logischer
Congestionen,
Rückschlag gewohnter patho-
Absonderungen, Dyscrasieen,
Quecksilbergebrauch.
Man
wollte
Gicht,
überhaupt
Syphilis, zwischen
Glaskörperkrankheiten und Syphilis und Quecksilbergebrauch einen
ursächlichen
Zusammenhang
vermuthen,
obgleich
Thatsachen in Menge vorliegen, welche diese Vermuthung abweisen. Die B e h a n d l u n g
suche die Lebensweise und den
Stoffwechsel bei Glaskörpertrübung zu regeln allgemeinen Grundsätzen Mückensehen
der Gesundheitspflege.
knüpfen sich sehr
nach den An das
häufig hypochondrische
ö-laskörper. Stimmungen,
welche"man
zu
143
vermindern
oder zu v e r -
scheuchen sucht, indem man den meist gefahrlosen Character j e n e r Verdunkelung hervorhebt. B l u t u n g — haemophthalmos sichtsfeld
ist plötzlich
posterior — .
verdunkelt
oder
Das Ge- Bluterguß,
beschränkt
wie
durch einen Schatten, oder eine Wolkfe, die zuweilen mit einem rothen Scheine umgeben ist ^ meist besteht zugleich das Gefühl von Eintritt einer fremden Masse in das Auge, wefshalb die „Kranken v e r s u c h e n , durch Reiben das Sehen wieder klar zu machen. Iris
träge
schränkung oberen
und
etwas
des
Theile
Die Pupille ist meist o v a l , nach vorn
verschoben. am
Gesichtsfeldes ist
und wird nach unten
ihren
früheren Raum ein.
Be-
stärksten in dem
durchsichtiger,
Bewegungen des Augapfels schwankt dieselbe, sich, wird schlanker, in der Ruhe
die
Die
bei
verschiebt
nimmt dieselbe
wieder
Durch den Augenspiegel
obachtet man eine dunkle Flockenmasse, welche
be-
vorzugs-
weise in dem unteren Abschnitte des Glaskörpers angehäuft ist, nach oben
dünner wird und bei
Augapfelbewegungen
ihre Form mannichfach wechselt; selten (^v. G r a e f e ) die Blutfarbe wahrgenommen worden.
ist
In der Regel spaltet
sich der Ballen nach mehreren Tagen, die einzelnen Stücke werden dünner,
die Durchsichtigkeit
des Glaskörpers und
die Klärung des Gesichtsfeldes wird in verschiedenen Graden, zuweilen vollkommen wiederhergestellt; die Aufsaugung der Blutmasse geschieht
innerhalb 4 — 6
Wochen.
Meist
bilden sich hierbei apoplectische Narben, welche dann b e stehen
bleiben und sehr verschiedene Formen von Glas-
körpertrübungen
darstellen. — Während der Aufsaugung
stellt sich die normale Pupillenform und Beweglichkeit der Iris wieder
her.
lang unverändert,
Manchmal bleibt
der Blutergufs Monate
derselbe wird dann
eingekapselt durch
144
Angapfel.
trübe Glaskörperschichten, ihres
Inhaltes
stellen
zurückbilden.
ungünstige
zahlreiche
welche
Aufsaugung
— Wiederholte
Vorhersage;
Trübungen,
sich bei
es
Blutungen
entstehen
hierdurch
umfangreiche Unterbrechung
des
Sehfeldes durch Netzhautrisse, grauer Staar, Netzhautablösungen und Atrophie des Augapfels. Die E n t s t e h u n g
von
Blutergufs
in
körper ist verbunden mit Anschwellung und mit Kreislaufstörungen
dem
Glas-
der Blutgefäfse
der • Augenhäute,
welche in
einzelnen Fällen als sclero-choroi'ditis posterior zusammengefafst worden sind.
v. G r a e f e
konnte
in
einzelnen
Fällen „den Ort der Blutung und der Netzhautperforation deutlich nachweisen."
Diese Kreislaufstörungen
können
bedingt sein in einer Veränderung des Intraoculardruckes durch den Glaskörper selbst, wechselte,
oder
die
indem dessen
Bedingungen
zu
Dichtigkeit
jenen Kreislauf-
störungen liegen aufserhalb des Glaskörpers, namentlich in Klappenfehlern des Herzens und deren
Folgen auf Ge-
webeveränderung des Blutes und seiner Gefäfse. — Als Gelegenheitsursachen
werden bezeichnet lang andauernde
Accommodation für die Nähe, grelles Einfallen von Sonnenlicht in das A u g e , Anstrengung
durch Nachtwachen, Er-
kältung, Unterdrückung von Menstrual-, Hämorrhoidal- und Nasenblutungen und von Fufsschweifsen. Die Behandlung der G l a s k ö r p e r b l u t u n g ,
sowie
die Vorbeugung gegen ihre Wiederkehr gründet sich auf die Diagnose der Veranlassungen, ihre Vorschriften liegen somit
gröfstentheils in
Therapie.
dem Gebiete
der
medicinischen
Störungen des Gleichgewichtes zwischen Glas-
körper- und Blutdruck erscheinen häufig als Bedingungen zur Blutung : gehen dieselben aus (theilweiser) Auflösung des Glaskörperbaues h e r v o r , so erweiset sich gegen die Rückkehr derselben namentlich der Gebrauch von
Eisen-
Glaskörper. mittein
vorteilhaft;
selbst
wenn
145 Herzklappenfehler
zu
Grunde liegen, erscheint die vorsichtige zeitweise Anwendung von Eigenmitteln in Verbindung mit Digitalis zweckmäfsig, z. B. Ree. Tinct. ferr. Best. dr. 2, - Tinct. digital, dr. 1 S; Täglich 3 mal 15 Tropfen.
Bezüglich der
Gelegenheitsur-
sachen gilt di£ allgemeine Regel, dafs man ihre Einwirkung aufhebe und n o r m a l e , derungen
oder gewohnte krankhafte Abson-
herzustellen suche.
Man empfiehlt bei
allen
mäfsige Bewegung im Freien durch kleine Fufsreisen, oder Spaziergänge; bei Einwirkung blaue Brillen tragen.
grellen Lichtes lasse man
Abgelenkte
Blutungen
sucht
man
durch örtliche Blutentleerung an der Unterdriickungsstelle und durch Hämospasie zu regeln und verordnet bei Hämorrhoi'dalzuständen weinsteinsaure Salze, Bittersalz, Bitterwasser, den Gebrauch von Homburg, Kissingen, Saizhausen u. s. w . , bei Menstrualfehlern Jodkaliom oder bei
verschwundenen
Fufsschweifsen
scharfe
Jodeisen; Fufsbäder,
Senfölaufschläge oder Blasenpilaster an die Unterschenkel. — Auf das Auge wendet man Umschläge und Einreibungen an : bei f r i s c h e r Blutung Umschläge von kaltem Wasser mit Weingeist, bei l ä n g e r e m Bestände Umschläge von v e r dünnter Tinct. arnicae ( A r l t ) , oder von schwacher Lugolscher Jod - Jodkaliumlösung auf die geschlossenen nebst Einreibungen
Lider,
von Jodkaliumsalbe in die Umgebung
des Auges. Die F i n n e , Blasen wurm — Cysticercus cellulosae — bedingt durch ihre
Gegenwart in dem Glaskörper
Seh-
störungen und Unsicherheit der Fixation : das Sehen
ist
in einer bestimmten Richtung undeutlich, das Gesichtsfeld beschränkt und unterbrochen, zuweilen momentan hoben.
aufge-
Die Farbe der Iris ist v e r ä n d e r t , ihre Bewegung
träge und die Pupille erweitert.
Bei Lagerung in der Nähe
der Linse kann man bei gewöhnlicher Beleuchtung W i n t h e r , Ophthalmologie.
den
rinne,
146
Augapfel.
Blasenwurm in Form einer grauweifsen Perle sehen. Die Untersuchung mit dem Augenspiegel unterscheidet die K a p s e l und die n a c k t e Finne.
Die K a p s e l f i n n e erscheint als
ein kleiner bläulicher Körper in einer dunkleren Umhüllungshaut, welche eine Blasenkugel oder einen länglichen Schlauch darstellt, der Schlauch ist graubraun, die Schwanzblase schimmert blaugrün hindurch, der Kopf ist entweder eingestülpt oder ausgestreckt und erscheint dann als längliche Anschwellung
an dem
dünneren
Halstheile.
Der
Schlauch läuft in einen Strang a u s , welcher sich s e h n e n artig an die Netzhaut zu heften scheint. — Die
nackte
Finne flottirt in dem Glaskörper und liegt meist weit nach vorn, die Schwanzblase reflectirt stark
das Licht und e r -
scheint weifsgrau, der Halstheil ist knieförmig gebogen, der Kopf gewöhnlich in die Blase eingestülpt, die Zusammenziehungen des Thieres sind bemerkbar. von Glaskörperlrübungen
Das Lager ist
umgeben. — In beiden
Arten
des Vorkommens bemerkt man in der Netzhaut gewöhnlich nahe dem Sehnerveneintritte eine blafsgelbe Stelle von u n bestimmter
Form,
in welcher
die Gefäfse
auseinander
treten, es ist dies wahrscheinlich die Narbe an dem Bohrloche des Blasenwurmes. — Aus der Erinnerung des Kranken erfahren wir, dafs schon seit längerer Zeit die Sehschärfe abnimmt und dafs einige Wochen oder Monate lang mitunter heftige Augenschmerzen empfunden worden
in Form der Ciliarneurose
s i n d , wahrscheinlich als Zeichen
der
Bohrversuche des Thieres, ferner leidet oder litt der Kranke an ausgebildetem Bandwurm im Darme. Der w e i t e r e Verlauf ist verschieden.
Bei K a p s e l -
f i n n e wird nach 1—IV2 Jahren fast keine Verschlimmerung
des
Sehens
beobachtet.
n a c k t e Finne rasehes Sinken Flimmern, es entsteht
Dagegen
verursacht
die
des Sehens, Hyperämieen,
Sympathie des a n d e r e n
Auges
Glaskörper.
147
durch Abnahme der Ausdauer in dem Sehacte mit Schmerz beim Sehen, und endlich bildet sich A t r o p h i e des k r a n k e n Auges aus. B e h a n d l u n g . Die H e r a u s n a h m e der Finne ist durch v. G r a e f e zuerst verrichtet worden, durch die sclera (1856) und durch die Hornhaut (1858). Ein solcher extrahirter Blasenwurm ist T™ lang, 4 mm breit, 0,6mm schmälste Stelle und besitzt 7 Halsglieder und einige Saugnäpfe (v. G r a e f e ) . T e c h n i k . Sowohl der Scleral- wie der Hornhautmethode einige Wochen v o r a u s wird ein Stück Iris ausgeschnitten zur besseren Ansicht des Entozoons in der Nähe seines Lagers. E x t r a c t i o c y s t i c e r c i p e r s c l e r a m . Die gerade Staarnadel wird durch die sclera von dem Hornhautrande entfernt senkrecht eingestofsen. Hierauf wird die Kapselpincette geschlossen, in derselben Weise senkrecht eingeführt bis zu dem Sitze der Finne; hier öffnet man die Pincette, erfafst den Halstheil und führt das Thier aus. E x t r a c t i o c y s t i c e r c i p e r c o r n e a m . I. Entweder : Segmentalextraction der durchsichtigen Linse mit g l e i c h z e i t i g e r Iridectomie. Oder : v o r a u s Iridectomie, einige Wochen später Segmentalextraction der ungetrübten Linse durch Lappenschnitt, oder anstatt dieser letzteren discissio nebst späterer Linearextraction der durch discissio künstlich g e t r ü b t e n Linse. II. Hierauf nach 4—6 Wochen Linearschnitt und Herausnahme des Entozoon mittelst der geraden Pincette. Operationserfolg. Die Operationswunden und die früheren Erscheinungen von Wurmreiz an dem Auge heilen in einigen Tagen. Der Operirte kann 14 Tage nach dem letzten operativen Eingriffe das Zimmer verlassen. 10*
tion
'
148 Die
Augapfel.
Glaskörpertrübungen
sind bereits
nach
6
Wochen
dünner, nach 1 / l Jahre verschwunden. Durch Herausnahme des Blasenwurmes wird hiernach die Form des Auges erhalten und Klärung der Glaskörpertrübungen so dafs zugleich Wiederherstellung
eingeleitet,
des Sehens
erreicht
werden kann, soweit dasselbe durch die Glaskörperkrankheit gestört war.
Es bleibt alsdann nur der Ausfall in
dem Sehfelde, welchen die Netzhautnarbe des wahrscheinlichen Bohrloches bedingt. Bedingung
zur Cysticercusoperation.
Die
Finne
im Schlauche hat wegen der Einkapselung keine weiteren nachtheiligen Folgen für das k r a n k e Auge, wefshalb n u r bei Sympathie des gesunden Auges Extraction sein dürfte. — Die n a c k t e
angezeigt
Finne dagegen führt stets
zu Atrophie des Augapfels, wefshalb dieselbe zu
extra-
hiren ist, wenn die Netzhautfunction im Ganzen noch gut ist. Werthunterschied
der Methoden.
Die Heraus-
nahme durch die Sclera gelingt nur theilweise,
weil die
der Einstichstelle
losreifst
Blase bei
dem Auszuge
(v. G r a e f e ,
Busch),
an
ferner
entsteht
Polarstaar durch Kapselverletzung.
Es
leicht
hinterer
ist defshalb die
Herausnahme durch die Hornhaut vorzuziehen. Die Gegenwart f r e m d e r K ö r p e r in dem Glaskörper beschränkt und verschleiert den Sehraum, ist entweder von traumatischer iridochoroiditis suppurativa begleitet, oder von Bildung häutiger Umhüllungen mit Vernarbung des Eintrittskanales. Diese begleitenden Hergänge sind wenige Stunden nach dem Eindringen des fremden Körpers bereits angedeutet und in wenigen Tagen vollendet.
In dem weiteren V e r -
laufe können eingedrungene Massen für das Fortbestehen des Augapfels unschädlich werden durch die Einkapselung, oder sie führen zu atrophia und phthisis bulbi durch andauernde consecutive Reizung.
149
Glaskörper.
Die B e h a n d l u n g hat zur ersten Aufgabe, den Eindringling zu entfernen.
Sie versucht denselben sogleich
auf dem Eintrittswege mittelst der geraden Pincette herauszunehmen.
Wenn diefs nicht gelingt,
die Bildung von Umhüllungshäuten.
so erwarte man
Reizzustände sucht
man durch kalte Aufschläge und örtliche Blutentleerungen zu beseitigen; genügt diefs nicht, so werde Iridectomie gemacht, und wenn auch diese erfolglos bleibt, oder ungenügenden Erfolg hat, so entferne man die Krystalllinse durch Segmentalextraction fremden Körper
durch
und
einige Zeit
Linearschnitt
darauf
den
und mittelst
der
geraden Pincette, um den sonst unvermeidlichen
Verlust
des Augapfels zu verhüten. V e r s c h i e b u n g°
des Glaskörpers findet sich in den Lagenverr Änderung.
Scleraltaschen — staphylomata sclerae — , nach Staaroperationen, bei Verschmelzung der vorderen Linsenkapselwand mit membr. Descemetti, bei Hornhautwunden und Narben.
Die
verschobene
Masse
so lange nicht eine Verschiebung
bleibt ihrer
durchsichtig, Atome,
als
c h e m i s c h e Bewegung mit der physikalischen sich verbindet. A s y m m e t r i e des Glaskörpers kommt vor als FehlersymmeMeder ersten Bildung und in Folge von Wunden mit Substanzverlust oder Klaffen der Ränder.
Dieselbe bedingt
Mifsgestaltsehen — metamorphopsis — und Doppeltsehen — diplopia monocularis — ; als Formveränderung des Augapfels kann durch dieselbe in weiterer Folge der Bau und die Verrichtung der Netzhaut beeinträchtigt werden.
150
Augapfel.
Netzhaut. Die Netzhaut — tunica retina —
bildet eine offene
Hohlkugel, umhüllt den Glaskörper und umgränzt an dem hinteren Pole des Augapfels den nackten Stamm des Sehnerven.
In dem Baue der Netzhaut finden sich die Grund-
bestandtheile des Nervensystems sie
erscheint somit
in
und der Bindesubstanz,
ihrer Zusammensetzung als ein
Nervencentrum und in ihrer Gestalt als ein Ganglion mit Hohlkugelform.
Die äufsere Fläche dieser Hohlkugel wird
gebildet von schmalen Nervencylindern, welche in senkrechter Richtung zu dem Mittelpunkte der Kugel s t e h e n ; dieselben sind hell, durchsichtig, homogen, sehr empfindlich gegen äufsere Einflüsse.
Man unterscheidet
dieäe
Cylinder in Stäbe und Zapfen; die Zapfen sind kürzer als die Stäbe, und an ihrem änfseren Ende birnförmig angeschwollen.
An
dem gelben Flecke
— macula retinae
lutea — stehen n u r Zapfen, aufserdem sind Stäbe und Zapfen an einander gereiht,
und in sehr regelmäfsiger
geometrischer Anordnung stehen die Zapfen zwischen den Stäben vertheilt.
Alle diese Gebilde verlängern sich an
ihrem inneren Ende fadenförmig und setzen sich mittelst dieser Verlängerung (H. M ü l l e r ) in kleine Ganglienzellen f o r t , weiter setzen nach
sich
diese wieder durch Ausläufer
innen fort in g r o f s e ,
multipolare
Ganglienzellen,
letztere verbinden sich unter einander und laufen in die Fasern des Sehnerven aus.
Die Sehnervenfaserlage bildet
die innere Fläche der Netzhaut,
weicht an dem gelben
Flecke auseinander und verschwindet dort zwischen den Nervenzellen; die einzelnen Fasern sind blafs, zart und werden leicht varicös, an ihrem Ursprünge in den Stabgebilden sind dieselben am feinsten.
Alle diese verschie-
151
Netzhaut.
denen
Nervenbestandtheile
der
Netzhaut
unterscheidet
man an senkrechten Schnitten von aufsen nach innen in Stabschicht,
zwei Nervenzellenschichten
(Körner
grauer Substanzlage} und eine Nervenfaserschicht.
nebst Die
Nervenfasern treten aqi hinteren Pole des Augapfels näher zusammen,
bilden dadurch einen flachen Ringwulst —
Sehnervenwarze, papilla optica — ; indem sie nun zu dem S t a m m e des Sehnerven sich fortsetzen, entsteht in der Papille eine kleine trichterförmige Vertiefung, in welcher die Hauptstämme der Centralgefäfse der Netzhaut liegen. Von
der Papille
bis zur lamina
cribrosa
besitzen
die
Nervenfasern in der Regel noch keine dunkeln Umrisse, weiter rückwärts erst erhalten sie solche; hier ist zugleich die schmälste Stelle des Sehnervenstammes,
weil hier die
Scheide fehlt, dicht dahinter ist das Choroidealpigment am stärksten angehäuft und bildet einen dunkelen Ring, welcher die lamina cribrosa bedeckt; in der Gegend dieser Siebhaut schliefst festes Scleralgewebe als s. g. Scleralring den Sehnerven unmittelbar ein. unterscheidet D o n d e r s
Von hier rückwärts
die Scheide
des Sehnerven in
drei Schichten, von welchen nur -die innere zwischen die Nervenbündel tritt, durch einen Zug verästelter Bindegewebezellen quer zwischen die einzelnen Bündel des Sehnerven die lamina cribrosa bildet und sich zum Theil in die choroi'dea, zum Theil in die tunicg sclera fortsetzt. mittlere
Die
Schicht gränzt sich an der lamina cribrosa ab,
die äufsere verliert sich in die zwei äufseren Drilttheile der Sclera. Eine helle Gränzhaut — membrana limitans — überkleidet die innere Netzhautfläche und scheidet dieselbe von dem Glaskörper; es ist diese Haut ein homogener Bindegewebesaum,
von
welchem
Bindegewebefaserzüge
in den Netzhautbau strahlig ausgehen und sich in weiches,
Angapfel.
152
feinkörniges Bindegewebe
fortsetzen.
Dieses weichere
Gewebe ist Behälter für die Nervenelemente und trägt die Blutgefäfse der Netzhaut.
Sämmtliche Gefäfsstämme
in der Netzhaut sind von der Faserausbreitung des Sehnerven völlig umhüllt; kein Gefäfsstamm erreicht die Gränzhaut ( D o n d e r s ) .
Die Gefäfsäste verbergen sich immer
tiefer in die Nervensubstanz der Netzhaut;
Haargefäfse
sieht man überall, mit Ausnahme der Stabschicht und der an dieselbe gränzenden Körnerschicht.
Die Centralgefäfse 10
liegen auf einer Strecke von 2 bis S™ des Sehnerven unmittelbar
neben
in dem Centrum
einander; hinter der
túnica sclera tritt zuerst die Vene und alsdann die Arterie seitlich in dem Stamme des Sehnerven nach aufsen. Das Gefäfssystem der Netzhaut erscheint alsein durchaus s e l b s t ständiges;
diese Selbstständigkeit scheint mir damit in
Zusammenhang zu stehen, dafs die Netzhautanlage allein unter den Hüllen des Augapfels an der i n n e r e n
Fläche
der secundären Augenblase sich entwickelt, so dafs die Substanz
der secundären Augenblase eine
Scheidewand
zwischen Netzhaut und Traúbenhaut bildet, welche letztere an der äufseren Fläche der secundären Augenblase sich endigt.
In Folge dieser Selbstständigkeit mufs alles Blut
der Netzhaut durch die Sehnervenpapille ausfliefsen.
In
dieser anatomischen Anordnung des Kreislaufes und der Sehnervenpapille ist wohl eine Pulserscheinung der Netzhaut begründet : Bei dem Eintritte des Blutes in die A r terie wird in Folge des hierdurch erhöhten Blutdruckesdie Papille des Sehnerven und die lamina cribrosa als die weichste Stelle des Sehnerven und der Sclera nach hinten geprefst und die in derselben laufende Vene zusammengedrückt,
so dafs V e n e n p u l s
entsteht.
Mittelst des
Augenspiegels wurde 1853 durch V a n T r i g t und unabhängig von dieser Beobachtung durch C o c c i u s der Venen-
Netzhaut.
153
puls, 1854 durch Ed. J a e g e r der A r t e r i e n p u l s in der Netzhaut entdeckt. V a n T r i g t beobachtete die Pulsschläge an dem untersten, auf der Sehnervenpapille befindlichen Venenstamme an der Stelle, an welcher derselbe enger ist, bei seinem Uebergange in die Tiefe des Sehnerven. Unmittelbar nach jedem Herzschlage entsteht hier
eine
starke Ausdehnung und nach jeder Ausdehnung wieder ein Zusammenfallen.
Auf diese Yenenpulsschläge übt der
Mechanismus des Athmens Einflute.
Van T r i g t bemerkte
f e r n e r , dafs die Verbindungsäste des Gefäfskranzes auf der Sehnervenpapille des Hundes zuweilen plötzlich e r blassen und dafs dieselben auch k ü n s t l i c h durch Druck auf
den Augapfel
unsichtbar
Die spontane Verengerung
gemacht werden können.
dieses Venenkranzes
mehrere Secunden und tritt zuweilen
dauert
erst nach einigen
Minuten wieder ein. — C o c c i u s sah den Venenpuls bald in einem bald in mehreren Aesten der centralen Netzhautvene auf der Sehnervenwarze : die Verengerung der Vene trifft mit
der Ausdehnung der Arterie zusammen.
Diese Erscheinung kann durch abwechselnden Druck auf die Sclera nachgeahmt werden, ein leiser a n h a l t e n d e r Druck am äufseren Augenwinkel ruft in vielen Fällen die Pulsationen deutlich hervor; unmittelbar nach einem starken Drucke schwellen alle Venenstämme plötzlich a n , in diesem Falle tritt der Venenpuls erst dann wieder auf, wenn das Gefäfs sein normales Lumen wieder besitzt, — in einem Falle hörte der Venenpuls auf bei stetem Fixiren naher Gegenstände. — Obwohl der Verlauf der Centralgefäfse an der O b e r fläche
der Sehnervenwarze sehr verschieden
ist,
so
findet man doch bei der ophthalmoscopischen Untersuchung einige Uebereinstimmung innerhalb eines Kreises um die Papille, welcher etwa 1°™ von ihrem Rande entfernt bleibt; man sieht den Kreis sowohl nach oben, als naeh unten
154
Augapfel.
von zwei Arterien und
eben
so vielen
Venenstämmen,
welche sich divergirend ausbreiten, durchschnitten ( D o n ders),
während zu beiden Seiten einige kleinere Aeste
den Kreis kaum Uberschreiten Haargefäfsen
und sich sofort mit den
der Netzhaut verbinden.
Zur
Gewebe-
untersuchung der Netzhaut mittelst des Augenspiegels hat Liebreich
wichtige Anhaltspunkte gegeben
empfiehlt für den g e l b e n dein umgekehrten
Bilde
Fleck
: Derselbe
die Untersuchung in
bei starker Vergröfserung,
diese Stelle erscheint dann als glanzloser F l e c k ,
—
worin
die centrale Grube als heller Punkt gesehen wird, umgeben von einem rostfarbenen Hofe; der ganze Fleck ist begränzt von einem graulichen Schimmer, welcher von den Nervenfasern herrührt. — stelle
Bei Untersuchung
des S e h n e r v e n
der
Austritts-
im u m g e k e h r t e n
Bilde
er-
scheint die Nervenmasse als eine blafsgraue durchscheinende Substanz, durch welche hindurch die Blutgefäfse in der Tiefe sichtbar sind,
nebst dem hellen Reflexe, durch
welchen sich die lamina cribrosa zu erkennen giebt.
In
a u f r e c h t e m Bilde und starker Beleuchtung der Vorderfläche der Sehnervenwarze mittelst eines Flammenbildchens erkennt man feine unregelmäfsig radiale Streifung, wobei einzelne
Nervenfaserbündel
stärker
hervortreten;
die
Deutlichkeit ist sehr verschieden, so dafs dieselbe zuweilen von krankhaft vermehrter Undeutlichkeit schwer zu unterscheiden ist, dagegen
kommt krankhaft vermehrte Deut-
lichkeit vor, welche von unterscheidet.
der normalen bestimmter
Als Nervengränze bezeichnet
sich
Liebreich
die feine blafsgraue Linie an der schmälsten Stelle des Sehnerven, als Choroi'dealgränze die dunkele Linie an dem Rande des Aderhautloches,
als Scleralgränze
den hellen
Bügel oder Ring zwischen der Nerven- und der Choroi'dealgränze.
Neben der Durchtrittsteile der Centralgefälse
155
Netzhaut.
ist eine flache G r u b e ,
welche in manchen Augen tiefer
erscheint, so dafs man die Gefäfse bis zur Ebene der lamina cribrosa leicht verfolgen kann; die Sieblamelle sieht man bei tiefer Papillengrube als ein helles, sehr stark reflectirendes Netzwerk, dessen scharf begränzte Maschenräume mit den blafsgrauen Bündeln der Sehnervenfasern ausgefüllt sind. — In der Netzhaut läfst sich nur die Schicht der Nervenfasern für sich erkennen,
sie liefert ( L i e b -
r e i c h ) wohl allein den blafsgrauen Schimmer als kleinen Beitrag
zu
dem ophthalmoscopischen Bilde des Augen-
hintergrundes.
Derselbe
fehlt nämlich an dem
gelben
Flecke, nimmt an der Peripherie der Netzhautausbreitung ab und schwebt auf den Netzhautgefäfsen, er tritt namentlich in dunkelen Augen hervor und hat bei jugendlichen Personen einen Fettglanz.
Die einzelnen Faserbündel er-
scheinen als feine Radiärstreifen, worunter zuweilen einige glänzend weifs und vollkommen undurchsichtig sind.
Diese
letzteren gehen von der Sehnerzenwarze aus und gränzen sich nach der Peripherie hin mit mehreren Spitzen scharf ab, auf ihrem Verlaufe verdecken sie die Gefäfse; diese Figur kommt in normalen Augen vor und wird oifenbar von Nervenfasern gebildet, welche ungewöhnlicher Weise in der Netzhautausbreitung dunkele Umrisse besitzen. Die Optik und die Thatsache der P u r k i n j e'sehen Aderfigur bezeichnen die Stabschicht als Organ der Lichtempfindung; den Nervenzellen von
Nervencentren
bei;
legt man die Bedeutung
die Nervenfasern
Empfundene zu dem Gehirne.
leiten
das
Der blinde Fleck in dem
normalen Auge entspricht dem Sehnervenaustritte. — Kreislaufstörungen durch Druck auf das Auge
unterbrechen
den Stoffwechsel und verursachen Verdunkelung des Gesichtsfeldes ; hieraus folgt ( D o n d e r s ) ,
dafs bereits in
156
Augapfel.
der Netzhaut das physikalische Moment des Lichtes in ein chemisches verändert wird. Netzhautfehler.
Die p a t h o l o g i s c h e Anatomie der Netzhaut und des Sehnerven lehrt uns, dafs die primären Erkrankungen derselben am häufigsten aus ihrem Bindegewebe und Gefäfssysteme hervorgehen; weit seltener lassen sich dieselben auf die Nervensubstanz zurückführen und können in diesem Falle
auf krankhaft physikalischer Bewegung
derselben durch Erschütterung, oder auf krankhaft c h e m i s c h e r Bewegung der Nervenbestandtheile,
z. B. in der
markhaltigen,
und
der marklosen Hypertrophie
in der
Greisenatrophie, bezogen werden. — Durch den Augenspiegel ist die pathologisch - anatomische Diagnose in g e wissem Grade schon im Leben möglich,
wodurch
die
Krankheitslehre der Netzhaut einen beträchtlichen Ersatz fUr die spärlich vorhandenen Leichenuntersuchungen erhält. Wir wollen versuchen, die bisherigen Ergebnisse aus diesen beiden Beobachtungsweisen zu verbinden. Niveauveranderung
A b w e i c h u n g e n i n d e r E b e n e der Sehnervenwarze
Netzhaut. — Niveauverschiedenheiten
— kommen öfters vor ohne
Blindheit oder Sehstörungen, andere Male sind dieselben mit unheilbarer Blindheit verbunden.
Der Zusammentritt
der ganzen Masse der Netzhautfasern zu dem Stamme des Sehnerven bildet
normal eine flache Hervorragung mit
einer Trichtergrube.
Die Gränze, an welcher diese Form
der Papille durch h ö h e r e E r h e b u n g fere Grubenbildung
oder durch t i e -
krankhaft w i r d , ist schwer zu
bestimmen, theils wegen schwieriger Präparation,
theils
wegen individueller Verschiedenheiten in Tiefe und Lage der Grube und in der Gefäfsanordnung.
Aus H. M ü l l e r's
Untersuchungen geht hervor, dafs Gruben von 0,3—0,5 mm
157
Netzhaut.
noch in die Gesundheitsbreiten fallen. — Die k r a n k h a f t e n V e r t i e f u n g e n hat H. M ü l l e r in zwei Formen aufgestellt; derselbe unterscheidet eine Abflachung der Papille and Grubenbildung derselben durch r e i n e A t r o p h i e des Sehnerven, ferner s t e i l e G r u b e n b i l d u n g ,
welche bis
tief hinter die Choroi'dealebene reichen kann und die Merkmale der D r u c k a t r o p h i e besitzt.
In der letzteren Reihe
ist auszuzeichnen die Grubenbildung in dem Glaucqmauge, in der ersteren die Vertiefung in v. G r a e f e ' s amaurosis ex atrophia nervi optici cum retractione von intracranieller Herkunft. — Bei pathologischer Grubenbildung sieht man mittelst des Augenspiegels den Netzbau der lamina cribrosa in seinen hellen, das Licht stark reflectirenden Bindegewebezügen um so ausgebreiteter,
j e umfangreicher die
Grube, und um so deutlicher, j e tiefer dieselbe ist, zugleich erscheinen einzelne Gefäfse eingeknickt, andere sind auf kurze Strecken in ihrem Laufe der Wahrnehmung entzogen. —
Die k r a n k h a f t
der Sehnervenpapille
kommt
trophie, Verkalkung u. s. f.
höhere
Hervorragung
vor in Folge von
Hyper-
Man sieht wie die Gefäfse an
dem Rande der Papille eintauchen und sich dann in ungewöhnlich hohen Bogen heben.
Scheinbar könnte die
vordere Papillarebene erhöht sein bei Atrophie der äufseren Netzhautschichten. W u c h e r u n g d e r N e t z h a u t f a s e r n — hypertrophia Wucherung der
nervi optici — ist verbunden mit G e s i c h t s s c h w ä c h e Netzhaut, bis
zur völligen Erblindung
mit s t a r r e m
Seh-
l o c h e . Ophthalmoscopisch tritt die Sehnervenpapille stärker hervor, sie ist gleichmäfsig glanzlos, ihre Begränzung erscheint weicher, zärter als normal, die Nervenfasern r e flectiren ungewöhnlich stark das Licht und treten einzeln sehr deutlich hervor, dieselben sind trüb und verdecken
158
Augapfel.
somit die Ansicht der lamina cribrosa, so wie die Scleralund Ghoroi'dealgränze, wodurch die Papille scheinbar vergröfsert aussieht.
Die Gefäfsfarbe ist durch einen grauen
Ueberzug gedämpft, welcher von Trübung und Verdickung der Sehnervenfasern herrührt und in dem Centrum so dicht wird,
dafs man die Blutgefäfse in der Tiefe der Papille
kaum angedeutet sieht. — An der Leiche ist eine markhaltige oder dunkelrandige, und eine marklose Wucherbildung
der
Netzhautfasern unterschieden
worden.
In
der Umgebung der Austrittstelle des Sehnerven liegt oft eine
Anzahl
weifser Flecken
von
Punkt -
bis Linien-
gröfse zerstreut in der Ebene der Netzhautgefäfse, oder etwas
vorragend;
Flecken
ist
unter
als
eine Bedingung
anderem
Nervenfasern erkannt worden.
solcher weifser
die Gegenwart
verdickter
Namentlich bei B r i g h t ' -
scher K r a n k h e i t , Herzklappenfehlern,
Hirnkrankheiten,
Marasmus sind weifse Netzhautflecken an Lebenden ( L i e b reich)
beobachtet
und
Heymann, Zenker, worden.
von V i r c h o w ,
Beckmann,
H. M ü l l e r anatomisch untersucht
Nach Angabe des Letzteren sind diese Flecken
zusammengesetzt \ ) aus Körperchen, welche derselbe dem Aussehen nach theils mit f e t t i g metamorphosirten Z e l l e n , theils mit erhärtetem N e r v e n m a r k e vergleicht, dieselben sind meist länglich, messen 0,01—0,02 mm und haben unebene Begränzung, ihr Inhalt ist dunkelkörnig, zuweilen homogen und hell; 2 ) aus Körpern, welche den G a n g l i e n z e l l e n ähnlich geformtsind; sie opalisiren gelblich, sind blafs, sehr fein granulirt, von unregelmäfsiger Gestalt, aber stets stark verlängert, und laufen zuweilen in dünneren Fasern aus. — Aus wiederholten Untersuchungen erklärt M ü l l e r der Hauptsache nach die Anschwellung an den weifsen Flecken
der Nervenschicht
als Verbreiterung der Nerven-
primitivfasern; die Frage über das Verhältnifs der Fett-
Netzhaut.
159
degeneration (Bildung von Körnerhaufen) zu dieser Hypertrophie bleibt offen, eben so ob die Form atis Blutaustritt in die Netzhaut, oder krankhafter Gewebebildung der letzteren hervorgeht. Schwinden der Netzhaut
— atrophia retinae — schwinden
entwickelt sich unter Abnahme der S e h s c h ä r f e völligen Blindheit. Die a t r o p h i s c h e A m a u r o s e eine schmerzlose Form
bis zur bildet
der Erblindung; sie findet sich
öfters bei längerem Bestände von Sehnervenlähmung in Folge von Hirn-Bückenmarkskrankheiten. — Mittelst des Augenspiegels bemerkt man eine weifse Färbung der Sehnervenpapille, dieselbe erscheint als glänzendweifse Scheibe mit krankhafter Vertiefung; Umfang und Zahl ihrer Gefäfse ist vermindert.
— A t r o p h i e der
Nervenfasern
des Sehnerven mit W u c h e r seines N e u r i l e m s läfst sich zum Theil ermitteln durch Beachtung des Wechselverhältnisses zwischen Weite und Menge der g r a u e n Maschenräume zu den hellen Bindegewebezügen in der lamina cribrosa ( L i e b r e i c h ) . Aus den anatomischen Untersuchungen Uber Netzhautatrophie geht hervor, dafs die Zellen- und Faserschicht meist eine indifferente Lag« bilden,
welche
so sehr verdünnt ist, dars die Gefäfse an der Innenfläche vorspringen und die Zellen auf einzelnen Strecken fehlen, die Grube an der Sehnervenpapille ist durch Atrophie der Nervenschicht vertieft.
Frisch ist die atrophische Netzhaut
ziemlich durchsichtig, ihre Gefäfse sind spärlich mit Blut gefüllt,
die Nervenprimitivfasern derselben und des Seh-
nerven in ein streifig körniges Gewebe zerfallen, sie trübt sich s t a r k in Wasser (zur Unterscheidung von
Druck-
atrophie).
ebenso
Stäbe und Zapfen sind wohlerhalten,
sind die übrigen Augentheile meist gesund, oder unabhängig von der Netzhautatrophie verändert; so findet sich z. B. drusige Verdickung und Verkalkung der Glaslamelle
Netzh,ut
-
Augapfel.
1«0 der Choroidea.
Aus
dem unversehrten
Verhalten
der
Stabschicht, gegenüber dem völligen Zerfalle der Nervenfaserschicht scheint eine gewisse Unabhängigkeit in den Ernährungsverhältnissen der äufseren Netzhautschichten herMangel der
vorzugehen (H. M ü l l e r ) . N e t z h a u t m a n g6e l —» defectus retinae — ist vor-
Netzhaut, auszusetzen, wenn opthalmoscopisch die Netzhautgefäfse fehlen; hierbei erscheint der Sehnervenaustritt als weifser Sehnenileck. — Unvollkommene Ausbildung und
geringe
Zahl der Netzhautgefäfse mit sehnigem, weifsem Aussehen des Sehnervenaustrittes
findet
sich bei
angeborener
Gesichtsschwäche,
zugleich besteht Augapfelzittern
— nystagmus — in Folge von unvollkommener Ausbildung Pigment-
entartung
Netzhaut
der Muskeln, und der Augapfel ist pathologisch klein. P i g m e n t e n t a r t u n g — retinitis pigmentosa, get e
' f f e r t e Netzhaut — beginnt mit subjectiven
Lichterschei-
nungen, Druckgefühl und Schwachsichtigkeit; bezeichnend ist bereits in dem ersten Zeiträume
Nachtblindheit
— hemeralopie — (v. G r a e f e ) , hierzu tritt concenlrische Verengerung des Sehraumes bei lange Zeit sich gut e r haltender centraler Sehschärfe, die Beschränkung des Gesichtsfeldes schreitet zuweilen in Gürtelform vor; allmälig erblindet indefs die ganze Netzhaut. — Mittelst des Augenspiegels sieht man neben grofsen schwarzen Flecken zuweilen vereinzelte Pigmentzellen.
Immer ist vorzugsweise
oder ausschliefslich (D o n d e r s ) um die Gefäfse schwarzes Körnerpigment massenhaft angehäuft, diese Anhäufung b e ginnt in der Aequatorialgegend und schreitet allmälig nach dem hinteren Pole des Augapfels fort.
Die freien Netz-
hauttheile, die Sehnervenpapille und die Blutgefäfse werden atrophisch. — Der Entwickelungsgang der Pigmentnetzhaut ist äufserst langsam, es sind Fälle beobachtet, in welchen 20 Jahre bis zur völligen Erblindung verstrichen, v. G r a e f e
Netzhaut.
hat dieselbe als erbliche Krankheit beobachtet und in V e r bindung
mit
Taubstummheit.
Dieselbe
scheint
die
Be-
deutung einer rückgängigen Umwandlung, oder in anderen Fällen einer krankhaften und unvollkommenen Entwickelung zu haben.
Man hat dieselbe für sich und in Verbindung
mit Glaskörper- und Linsentrübungen, mit
sclero-choroi-
ditis, mit Syphilis gesehen. Cholestearinbildung
kommt
alteten Netzhautablösungen vor.
besonders
in
v e r - Snw!diä£
Man nimmt die Cholestea- Netzhaut,
rintafeln als blafsgelbe, glitzernde, an die Netzhaut gebundene Körperchen wahr. Blutung
der
Netzhaut
—
apoplexia
retinae —
bedingt plötzliche Beschränkung des Sehraumes, oder völlige Verdunkelung desselben; gewöhnlich fällt ein Theil des oberen Sehfeldes aus und meist geht heftiger Kopfschmerz und Schwindel vorher.
Das A u g e
erscheint dem
äufseren Ansehen nach in allen Theilen normal, bei wendung
des Augenspiegels
verfärbt,
der
verschiedener
erscheint
graue Nervenschimmer Ausdehnung,
An-
der Augengrund
desselben
die Arterien sind
fehlt in verengert
und schwer zu erkennen, die Venen zeigen Erweiterungsknoten und sind stellenweise mit dunkelrothen Flecken bedeckt,
oder
verschieden
seitlich umlagert. an Gestalt,
Diese Flecken sind
Gröfse und Zahl,
nach
sehr
einigen
Tagen zerklüften dieselben, die ausgetretenen Blutmassen werden hellgelb und verschwinden allmälig in einem Zeiträume von 2 — 4 Monaten. Diesem Rückgange entsprechend klärt sich der Sehraum. Gewebeflecken
Uebrigens bleiben
und Gefäfserweiterungen
Blutung erneuert sich leicht und setzt körper fort. —
öfters weifse
zurück. —
Die
sich in den Glas-
Die B e h a n d l u n g verordnet bei frischem
Ergüsse Eisumschläge, später Aufschläge
von
Tormentill-
klraut, oder von verdünnter Arnicatinctur, oder von JodW i n t h e r , Ophthalmologie.
JJ
B1 u t llug d er Netzbaut-
162
Augapfel.
Jodkaliamwasser; zu innerem Gebrauche ist öfters Fingerhut und Eisen angezeigt. N e t z h a u t g e s c h w ü l s t e — tumores retinae — b e schränken ganzen
das
Sehraum
Sehfeld,
oder
verdunkeln
und z e r s t ö r e n
den
den
Augapfel.
Die Augapfelgeschwülste im Allgemeinen entwickeln sich entweder innerhalb der einzelnen Organe, oder zwischen den Hüllen.
In Bezug auf Netzhautgeschwülste
Entwickelung
von der inneren Fläche aus in den Glas-
ist die
körperraum hinein seltener, als die Entstehung derselben hinter der Netzhaut.
In dem ersteren Falle können wir
an dem lebenden Auge den Bau der Geschwulst unmittelbar beobachten, in den letzteren, gewöhnlichen Fällen ist dieselbe von der Netzhaut bedeckt und tritt erst dann in die unmittelbare Beobachtung vor, wenn die Netzhaut durch die wachsende Geschwulst zerstört ist.
Es kann deshalb
der sichtbare Reflex, nebst Gefäfsverzweigung, sowohl von der Netzhaut, wie von der Geschwulst herrühren. — Zujr Unterscheidung ' von Netzhautablösung durch andere Bedingungen ist zu bemerken, dafs alle Netzhautgeschwülste die Erscheinungen
des stetig zunehmenden
druckes darbieten in Form
Intraocular-
von Ciliarneurose,
gröfster
Spannung des Augapfels, Lähmung mit Vorgedrängtwerden der Regenbogenhaut, nebst Unempfindlichwerden der Hornhaut; während
dagegen
bei
Weichheit mit Atrophie des
einfacher Netzhautablösung Augapfels eintritt
und
sympathische Beweglichkeit der Regenbogenhaut,
die sowie
die Empfindlichkeit der Hornhaut lange Zeit bestehen bleibt. Im Besonderen ist
die F l e i s c h -
und
die
Krebsge-
s c h w u l s t beobachtet. K r e b s — cancer, carcinoma —. Der
Faserkrebs
— scirrhus retinae — kommt meist in Form des carcinoma melanodes an der Netzhaut vor und d u r c h w u c h e r t die
163
Netzhaut.
Nachbargebilde; der Z e l l e n k r e b s — Markschwamm — fungus retinae medullaris — verdrängt die Nachbarschaft und macht dieselbe durch Druck atrophisch.
Beide Krebs-
formen bilden eine unbewegliche Hervorragung in
dem
Augengrunde. — Der Z e l l e n k r e ' b s erscheint als Knollengeschwulst; bei subretinalem Sitze desselben bildet die Netzhaut eine Decke, welche sich in die Vertiefungen zwischen den einzelnen Höckern senkt, ihre Venen werden w e i t e r , man sieht Blutpunkte — ecchymoses — in dem Netzhautgewebe
und verschiedene Stufen der Netzhaut-
atrophie mit fettiger Umwandlung. — Die des Zellenkrebses
in dem Auge geschieht
Entstehung meist
ohne
Schmerz, das Sehfeld wird beschränkt bis zu völliger Verdunkelung, entsprechend dem Sitze und Umfange der Geschwulst, das Auge fixirt nicht, der Augapfel nimmt eine Schiefstellung an, das Sehloch ist erweitert,
unbeweglich,
in dem Augengrunde schimmert eine metallglänzende Trübung , welche bei seitlicher Betrachtung am deutlichsten erscheint.
In weiterer Entwickelung wird
der Augapfel
stark gespannt, glanzlos, die Scleralgefäfse sind erweitert, die Gefäfse der Aderhaut und des Ciliarkörpers schimmern in bläulichen Hügeln — staphylomata — durch die Sclera. Die trübe Scheibe in dem Augengrunde wird mondgelb, tritt mehr hervor, läfst feine Blutgefäfse (ohne künstliche Beleuchtung) erkennen und wächst rasch, zeigt unebene, knotige Oberfläche und drängt Glaskörper und Krystalllinse gegen das Sehloch, die Regenbogenhaut verstreicht, die Krystalllinse trübt sich, die Augapfeloberfläche wird g e r ö t h e t , es treten anfallsweise, besonders Nachts, lebhafte Schmerzen in Auge, Stirne und Nacken auf, die Hornhaut wird trüb, aufgelockert, sie berstet endlich unter heftigen Schmerzen durch gesteigerten Intraoculardruck.
Es ent-
leert sich zunächst eine blutige Flüssigkeit, aus deren Spalt
164
Augapfel.
sprofst eine weiche, höckerige,
dunkelgelbe oder blau-
rothe Masse, welche die Gröfse etwa einer Mannsfaust erreicht und stellenweise verschwärt oder brandig wird, ihre Gefäfse werden dadurch zerstört, es entstehen oft bedeutende Blutungen; die abfliefsende Jauche ätzt die Gesichtshaut. Es entstehen Halsbubonen durch Aufnahme der Jauche, Cachexie, Tod unter Zehrfieber.
Schreitet die Ge-
schwulst rückwärts längs des Sehnerven zum Hirne, so entsteht Coma, Krampf; Apoplexie kann alsdann das Leben enden, ehe sich Zehrfieber ausbildete.
Die Krankheit dauert einige
Monate bis Jahre, sie kommt fast nur bei jugendlichen Personen vor, befällt meist nur ein Auge und endet tödtlich. Die empfehlenswertheste Behandlung der Augapfelgeschwülste ist f r ü h z e i t i g e Ausrottung des Augapfels mit Zurücklassung der T e n o n ' s c h e n Membran und der Augenmuskeln, so dafs ein beweglicher Stumpf für ein künstliches Auge bleibt.
Jedenfalls soll die Ausrottung überhaupt vor
dem Durchbruche
des Augapfels
vorgenommen
werden,
weil hierdurch dem Kranken höchst qualvolle Schmerzanfälle erspart werden und sein Leben gefristet werden kann. Losiosung der
Netzhautablösungen
veranlassen
Beschränkung
Netzhaut. d e s Sehraumes in dem entgegengesetzten Abschnitte desselben; sie pflegen unter gemischten Erscheinungen von Netzhautleiden
und
Glaskörpertrübungen
aufzutreten
in
Form subjectiver Lichterscheinungen, Flimmern, zeitweiser Wolkenzüge.
Immer erreicht die Sehstörung rasch einen
gewissen Grad, auf welchem dieselbe lange stationär bleiben kann.
Die Netzhauterhebung stellt einen grauweifsen Hü-
gel d a r , die Oberfläche ist faltig, opalisirend und wird wellenförmig bewegt bei Bewegungen des Augapfels, die Venen sind aufgetrieben.
Aeltere Loslösungen enthalten
glitzernde Cholestearintafeln in dem Netzhautgewebe, oder in der subretinalen Flüssigkeit.
Die losgelöste Netzhaut-
165
Netzhaut.
stelle
kann
sich
wieder
anlegen
nach Aufsaugung
Flüssigkeit, indefs wäre alsdann nur nach
sehr
der
frischer
Ablösung eine W i e d e r a u f n a h m e der Function zu erwarten, aufserdem ist Heilung unmöglich, weil der Netzhautbau, ins Besondere
die
Stabschicht
zerstört
bleibt,
v.
Graefe
schliefst aus seinen Beobachtungen, dafs Netzhautablösungen durch
flüssige
Subretinalergüsse,
Colloidinetamorphose
( D o n d e r s ) überall vorkommen können und dafs dieselben alsdann
nur
schliefslich
an
der
unteren
Netzhaut-
g e g e n d sich finden in Folge von S e n k u n g der Flüssigkeit, so dafs eine Besserung im Sehen an der ursprünglich abgelösten Stelle noch nicht die Prognose verbessert. — Bei Netzhautablösung wird
der
Augapfel zugleich atrophisch,
sie ist häufig verbunden mit sclerectasia posterior und sclerochoroiditis; in dem letzteren Falle erblinden nacheinander beide Augen. Nach H. M ü l l e r entsteht die Netzhautablösung bei Atrophie des Glaskörpers in Folge von Zug durch pathologische Bindegewebestränge in dem Glaskörperraum
weit
häufiger, als durch subretinalen Ergufs. (S. S e h s t ö r u n g e n . ) A m a u r o s i s s y m p a t h i c a . Es geschieht häufig, dafs symPa einseitige Erblindung auf das gesunde A u g e sich fortsetzt, namentlich
bei Erblindung,
welche mit
Reizungserschei-
n u n g e n , mit iridochoroiditis verbunden ist und durch V e r letzung e n t s t a n d ; aber auch bei Glaucoma ist Mitleidenschaft des anderen Auges und zwar in Form der „Amaurosis mit Sehnervenexcavation" ( v . G r a e f e ) beobachtet. D i e s e F o r m giebt sich dadurch kund, dafs bei vollkommenerDurchsichtigkeit der brechenden Mittel der Sehraum allmälig beschränkt wird und die Sehschärfe sich vermindert, das Ophthalmoscop zeigt steile Grubenbildung in der Sehnervenpapille. Der Miltheilungsweg ist noch nicht bekannt,
v. G r a e f e
und H. M ü l l e r suchen denselben in der Nervenbahn des Sehnerven (v. G r a e f e ) und der Ciliarnerven (H. M ü l l e r ) . Die Bindegewebebahn ist mir wahrscheinlicher.
Netzh
166
Augapfel.
B e h a n d l u n g : Iridectomie ist hier bis jetzt erfolglos
geblieben.
erblindeten
Durch frühzeitige Ausrottung des
Augapfels ist Stillstand
zuerst
und Besserung
der
sympathischen Amaurose erreicht w o r d e n , in einem Falle von G r a e f e ' s schon nach zwei Wochen.
Man verrichtet
die exstirpatio bulbi nach B o n n e t durch Ausschälen Augapfels aus der T e n o n ' s c h e n Kapsel. letzteren
füllt sich
alsdann
Die Höhle
mit Granulationen,
so
des der dafs
schliefslich ein durch die Augenmuskeln beweglicher Stumpf sich bildet. — In der Voraussetzung einer Vermittelung durch Sehnervenfasern hat v. G r a e f e die Durchschneidung der Sehnerven anstatt exstirpatio bulbi vorgeschlagen. Netzhautfinne.
F i n n e — Cysticercus
cellulosae — hinter der Netz-
haut bedingt ihrem Sitze entgegengesetzten Ausfall in dem Sehfelde.
Man sieht den Balg und
die Bewegungen
der
Finne, zugleich erscheint an dem Finnensitze die Netzhaut trüb und gefaltet.
Nach dem Durchtritte der Finne
ent-
steht ein zweiter Ausfall in dem Sehfelde durch den nunmehrigen Sitz in dem Glaskörper; man erkennt das Bohrloch an einer feinkörnigen, grünlich schillernden Gewebemasse. Die Finne wird
nun sehr
schichten umgeben.
bald mit trüben
Glaskörper-
Der Augapfel wird atrophisch.
Die Entfernung der Finne aus dem Glaskörper geschieht, wie oben angegeben wurde, bei Eintritt sympathischer Erkrankung des anderen A u g e s , durch Herausnahme die Hornhaut
mittelst Linearschnitt und gerader
durch Augen-
pincette, nach vorgängiger Iridectomie und Linsenextraction. N e t z h a u t e n t z ü n d u n g — retinitis, diclyitis, amphiblestroditis. — Man unterscheidet eine chronische und eine acute F o r m ; die Erscheinungen der chronischen begleiten die Entwickelung alter Gewebeerkrankungen der Netzhaut; die Pupille ist anfangs etwas verengert, Lichleinfall ist sehr lästig, ebenso die Berührung des Augapfels, zwischendurch besteht Funkensehen. Die Netzhautcapillare sind ausgedehnter und
167
Netzhaut.
in gröfserer Anzahl sichtbar, als in der gesunden Netzhaut, zugleich bemerkt man Erweiterung der Centralgefäfse und öfters gelbliche Flecken (vonExsudatmasse) unmittelbar untef den Haargefäfsen.
Die Sehschärfe und der Sehraum vermin-
dert sich und proportional dieser Abnahme erweitert sich die Pupille und die Regenbogenhaut bewegt sich träge.
Die
Netzhaut erscheint in gröfserer Ausdehnung grau getrübt. In der acuten Form ist die Pupille in höherem Grade verengt und vollkommen unbeweglich;
es bestehen
die
äufsersten Grade von Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit des Auges gegen Berührung und Lichteinfall, und unter beständigem Vorschweben feuriger und farbiger Lichterscheinungen nimmt das Sehvermögen rasch ab und erlischt, zugleich besteht Fieber, flüchtiges Stechen in dem Auge und äufserst heftiger Kopfschmerz, oft mit den
Erschei-
nungen der Hirnentzündung. Erst nach Ablauf der acuten Reizung erweitert sich die Pupille und man erkennt die anatomischen Zeichen der Capillarphlebitis, welche sich besonders durch höchst zahlreiches Erscheinen erweiterter Haargefäfse in der ganzen Netzhautoberfläche kund geben, oft bemerkt man zugleich als Folgen derselben allgemeine
oder
theilweise
Netz-
hauttrübung von verschiedener Farbe, meist ist dieselbe blaugrau,
oder blafsgelb, seltener
schwarzfleckig (Re-
tinitis pigmentosa), an der Netzhaut erscheinen Verdickungen und zuweilen gelbliche Eiterbälge; die Sehnervenpapille ist meist blauroth oder graugelb, abgeflacht, undeutlich begränzt. An beiden Entzündungsformen
der Netzhaut
nimmt
fast immer der Ciliarkörper Antheil, unter den Erscheinungen von Augenlidkrampf, Lichtscheue, Thränenflufs mit Röthung der Bindehaut; auch die Erscheinungen der Iridochöro'iditis gesellen sich öfters hinzu. Genesung ist selten,
meist entwickelt sich daraus
Blindheit mit Verwachsung, Gefäfserweiterung, Zerfall des
168
Augapfel.
Netzhautbaues und endlicher Atrophie des Augapfels und des S e h n e r v e n ; zuweilen pflanzt sich die Entzündung und ihre Folgen auf das Gehirn fort mit tödtlichem Ausgange. Die Unterscheidung der Netzhautentzündung von jener der verschiedBnen Abtheilungen der Traubenhaut und von dem Glaucome findet man vorzugsweise in dem Funkensehen und der Abnahme der Sehkraft mit auffallend verengter r u n d e r Pupille, bei normaler Farbe und Structur der Regenbogenhaut. A n l a g e zu primärer Netzhautentzündung sollen bilden die Gewebe, welche Anstrengung des Sehorganes fordern, sogenannte
nervöse Constitution,
Als Gelegenheitsursachen Anstrengung
werden
und Ermüdung
weibliches
Geschlecht.
angeführt
übermäfsige
des A u g e s ,
grelles
Licht,
Erhitzung durch geistige Getränke. Zur Behandlung ist es nothwendig, das Krankenzimmer völlig zu verdunkeln und Eiskälte auf das A u g e anzuwend e n , zugleich ist Blutentziehung durch Aderlafs und Blutegel empfohlen und der innere Gebrauch von Brechweinstein, später die Anwendung von Calomel mit Belladonnaextract bis zu Speichelflufs oder Narcose ( S i c h e l ) ,
zu-
gleich Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Belladonnaextract, Blasenpflaster in den Nacken und hinter die Ohren, Senfölspiritus auf Oberarme und Oberschenkel. — Nach gelungener Heilung ist noch Monate lang Schonung
der
Augen nothwendig,
und
wegen
grofser Empfindlichkeit
lange bleibender anatomischer Bedingung z u diese Bedingung liegt vorzugsweise
in
den
Rückfällen; Gewebever-
änderungen der Haargefäfse und zum Theil in der Entwickelung von krankhafter Neubildung, Folge
oder
Veranlassung
der
mögen
dieselben
ersten Entzündung
Es ist defshalb angerathen, in dieser Periode und später Eisenmittel und Chinin anzuwenden.
sein.
Jodkalium