Kurzgefasste Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse [Reprint 2021 ed.] 9783112602881, 9783112602874

168 65 3MB

German Pages 32 [36] Year 1884

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Kurzgefasste Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse [Reprint 2021 ed.]
 9783112602881, 9783112602874

Citation preview

Kurzgefafste Anleitung zur

qualitativen chemischen Analyse.

Zusammengestellt

von

C a r l

I*

i s t o r

A s s i s t e n t um e h e m . U n i v . - L a b o r a t o r i u m z u G i e s s e n .

Giefsen. Druck von W i l h e l m K e l l e r . 1883.

Atomgewichte und Werthigkeit der wichtigeren Elemente. a Name

Aluminium Antimon Arsen Baryum Beryllium Blei Bor Brom Calcium Chlor Clirom Eisen Fluor Gold Jod Kadmium Kalium Kobalt Kohlenstoff Kupfer Lithium Magnesium Mangan

1 ; -2 'S S3

AI Sb As Ba Be Pb B Br Ca C1 Cr Fe F Au J Cd K Co C Cu Li Mg Mn

Atomgewicht H== 1 genau 27,04 119,60 74,90 136,86 9,08 206,39 10,09 79,76 39,91 35,37 52,45 55.88 19,06 196,20 126,54 111,70 39,03 58,06 11,97 63,18 7,01 23,94 54,80

abgerundet



A u

Name

©

*

IV 27 120 III,V 75 I1I,V 137 II IV 9 IV 206 III 10 I 80 II 40 I 35 IV 52 IV 56 I 19 196 III 127 I II 112 39 , I IV 59 IV 12 63 II I 7 II 24 IV 55

Molybdän Natrium Nickel Palladium Phosphor Platin Quecksilber Sauerstoff Schwefel Silber Silicium Stickstoff Strontium Tellur Titan Uran Vanadin Wasserstoff Wismuth Wolfram Zink Zinn

a o J3 "3 N! Mo Na Ni Pd P Pt Hg O 8 Ag Si N Sr Te Ti U V H Bi W Zn Su

Atomgewicht H== 1

'S Jä te

genau

abgerundet

*

95,90 22,99 58,60 106,20 30,96 194,30 199,10 15,96 31,98 107,66 28,00 14,01 87,30 127,70 50,25 239,80 51,10 1,00 207,50 183,60 64,88 117,35

96 23 59 106 31 194 200 16 32 108 28 14 87 128 60 240 51 1 207 184 65 117

V I IV IV IU,V IV II II II I IV m,v ii ii IV IV IV i III,V VI n IV

l*

©

Allgemeine Regeln. Ist die zu untersuchende Substanz ein fester Körper, so pflegt man zuerst die sogenannte V o r p r ü f u n g auf trockenem Wege vorzunehmen, bei der man aus dem physikalischen Verhalten des zur Untersuchung vorliegenden Stoffes Aufschlüsse über seine allgemeine Beschaffenheit zu erlangen sucht, worauf mit Hülfe weniger chemischer Reactionen genauer ergründet wird, in welche Gruppe der Stoff gehört. In manchen Fällen gelingt es schon durch diese Vorprüfung zu ermitteln, mit welchem Gruppengliede man es zu thun hat. D i e p h y s i k a l i s c h e P r ü f u n g erstreckt sich auf die Feststellung etwaiger Schmelzbarkeit, der Sublimationsfahigkeit und auf die P r ü f u n g , ob höhere Temperatur eine vorübergehende oder bleibende Farbänderung der Substanz hervorruft. Die dann folgende c h e m i s c h e U n t e r s u c h u n g prüft den Stoff auf seine Reducirbarkeit durch Kohle, Soda und Cyankalium, oder durch Zink. Das so erhaltene Product wird dann dem oxydirenden Einflüsse erwärmter Luft unterworfen und aus dem Verhalten eines etwaigen Oxydationsproductes bei höherer Temperatur, sowie aus seiner Farbe werden weitere Schlüsse gezogen. Fernerhin sucht man durch die lösende Wirkung zweier Salze, des Natriumborats und des Natrium-Ammoniumphosphats (Phosphorsalzes), und den dabei eintretenden Färbungen Anhaltspunkte zur Erkennung zu finden. Schliefslich macht man von der Eigenschaft des Kobaltnitrats Gebrauch, mit gewissen Oxyden und Salzen eigenartig gefärbte Verbindungen einzugehen. Hat die Vorprüfung zu keinem befriedigenden Resultate geführt, oder vermuthet man, dafs in dem zur Untersuchung vorliegenden Stoffe mehrere Basen bildende Elemente vorhanden sind, so mufs man eine Untersuchung der in Lösung übergeführten Substanz nach S. 8 bis 12 vornehmen. A l s L ö s u n g s m i t t e l pflegt man zuerst Wasser zu verwenden. Löst sich die Substanz ganz oder theilweise hierin — was man durch Verdampfen einiger Tropfen auf einer Glasplatte ermittelt, — so kann die Lösung nach Seite 8 behandelt werden. Führt Wasser nicht zum Ziele, so sucht man durch mäfsig concentrirte Salzsäure erst kalt, dann in der Wärme die Lösung zu bewerkstelligen. Versagt auch die Salzsäure den Dienst, so bedient man sich concentrirter

4

Allgemeine Regeln. Ist die zu untersuchende Substanz ein fester Körper, so pflegt man zuerst die sogenannte V o r p r ü f u n g auf trockenem Wege vorzunehmen, bei der man aus dem physikalischen Verhalten des zur Untersuchung vorliegenden Stoffes Aufschlüsse über seine allgemeine Beschaffenheit zu erlangen sucht, worauf mit Hülfe weniger chemischer Reactionen genauer ergründet wird, in welche Gruppe der Stoff gehört. In manchen Fällen gelingt es schon durch diese Vorprüfung zu ermitteln, mit welchem Gruppengliede man es zu thun hat. D i e p h y s i k a l i s c h e P r ü f u n g erstreckt sich auf die Feststellung etwaiger Schmelzbarkeit, der Sublimationsfähigkeit und auf die Prüfung, ob höhere Temperatur eine vorübergehende oder bleibende Farbänderung der Substanz hervorruft. Die dann folgende c h e m i s c h e U n t e r s u c h u n g prüft den Stoff auf seine Reducirbarkeit durch Kohle, Soda und Cyankaliuni, oder durch Zink. Das so erhaltene Product wird dann dem oxydirenden Einflüsse erwärmter Luft unterworfen und aus dem Verhalten eines etwaigen Oxydationsproductes bei höherer Temperatur, sowie aus seiner Farbe werden weitere Schlüsse gezogen. Fernerhin sucht man durch die lösende Wirkung zweier Salze, des Natriumborats und des Natrium-Ammoniumphosphats (Phosphorsalzes), und den dabei eintretenden Färbungen Anhaltspunkte zur Erkennung zu finden. Schliefslich macht man von der Eigenschaft des Kobaltnitrats Gebrauch , mit gewissen Oxyden und Salzen eigenartig gefärbte Verbindungen einzugehen. Hat die Vorprüfung zu keinem befriedigenden Resultate geführt, oder vermuthet man, dai's in dem zur Untersuchung vorliegenden Stoffe mehrere Basen bildende Elemente vorhanden sind, so mufs man eine Untersuchung der in Lösung übergeführten Substanz nach S. 8 bis 12 vornehmen. A l s L ö s u n g s m i t t e l pflegt man zuerst Wasser zu verwenden. Löst sich die Substanz ganz oder theilweise hierin — was man durch Verdampfen einiger Tropfen auf einer Glasplatte ermittelt, — so kann die Lösung nach Seite 8 behandelt werden. Führt Wasser nicht zum Ziele, so sucht man durch mäfsig concentrirte Salzsäure erst kalt, dann in der Wärme die Lösung zu bewerkstelligen. Versagt auch die Salzsäure den Dienst, so bedient man sich concentrirter

5 Salpetersäure, und wenn diese wirkungslos bleibt, wendet man Königswasser. ein Gemenge von 3 Volumtheilen Salzsäure mit 1 Volum Salpetersäure an. Lösungen in Salpetersäure oder in Königswasser dürfen nicht direct nach S. 8 behandelt werden, sondern müssen erst unter Zusatz von etwas Salzsäure oder besser Schwefelsäure zur Trockne verdampft werden. Widersteht eine Substanz allen bis jetzt genannten Lösungsmitteln, so mufs man zu einem sogenannten A u f s c h l ü s s e seine Zuflucht nehmen, das heifst durch Einwirkung eines schmelzenden Salzes auf die zu lösende Substanz eine chemische Umsetzung zwischen beiden hervorzurufen suchen, welche Producte ergiebt, die in einem oder mehreren der vorgenannten Lösungsmittel löslich sind. In der Mehrzahl der Fälle verwendet man als A u f s c h l u f s m i t t e l Natriumcarbonat oder ein Gemenge dieses mit Kaliumcarbonat, womit man die fein gepulverte Substanz innig gemengt in einem Platingefäfse einige Zeit erhitzt. Die Umsetzung, welche beim Aufschlüsse stattfindet, besteht meist darin, dafs die Säure der aufzuschliefsenden Verbindung in eine wasserlösliche und ihre Base in eine in Säuren lösliche Form übergeführt wird. B a S 0 4 + NajCOs = N a 2 S 0 4 - f BaCO s unlöslich wasserlöslich, lösl. in HCl. Bei der Anwendung der G r u p p e n r e a g e n t i e n s. S. 8 ist darauf zu achten, dafs man überall da, wo mehrere Basen zur Untersuchung vorliegen, einen Ueberschufs des Gruppenreagenses zufügt. Man erkennt einen ausreichenden Zusatz daran, dafs eine abfiltrirte Probe mit demselben Reagens behandelt keinen Niederschlag mehr liefert. Weiterhin ist es von Vortheil, die erhaltenen Niederschläge stets durch Auswaschen mit Wasser von dem überschüssig zugesetzten Reagens zu befreien und dann erst die in den Specialtabellen angegebenen Lösungen vorzunehmen.

Vorprüfung. Um zu entscheiden, ob eine zur Untersuchung vorliegende feste Substanz in das Gebiet der anorganischen oder der organischen Verbindungen gehört, oder ob vielleicht beide Klassen in ihr vertreten sind, wird eine Probe der trockenen Substanz im einseitig geschlossenen Glasrohre erhitzt. — Gleichzeitig kann bei dieser Operation an dem etwaigen A u f t r e t e n v o n W a s s e r t r o p f e n an dem kälteren Theile des Röhrchens erkannt werden, ob der Stoff wasserhaltig war.

6 Es wird kein brennbares Gas entwickelt, hinterbleibt auch keine Koble : Rein anorganische Verbindung.

Es tritt ein brennbares Gas auf; unter Umständen wird gleichzeitig Kohle ausgeschieden : Die Substanz ist ganz oder theilweue organischer Abstammung.

Liegen rein anorganische oder gemischte Verbindungen vor, welche eine anorganische Base enthalten, — man erkennt letzteres in der Mehrzahl der Fälle daran, dafs die auf einem Platinbleche geglühte Substanz einen salzartigen oder basischen Rückstand hintcrläfst, — so fährt man weiter fort mit der V o r p r ü f u n g auf anorganische Basen. Beim E r h i t z e n flüchtigt :

auf Platinblech

oder Kohle werden

ver-

Ammoniumsalze Arsenverbindungen Quecksilberverbindungen. lieferten im Röhreben kenntlich an dem knobSublimat im Röhrchen. weifses Sublimat. lauchähnlichen Gerüche. Thalliumsalze (Schwefel) grüne Flammenfärbung verbrennt zu SO,.

Es s c h m e l z e n beim Erhitzen auf Platinblech oder auf Kohle o h n e F a r b ä n d e r u n g , ohne Hinterlassung eines u n s c h m e l z b a r e n R ü c k s t a n d e s und o h n e einen B e s c h l a g zu liefern : Die Salze der

Alkalimetalle.

Einige wenige Salze der alkalischen Erdmetalle.

Am Platindraht in die farblose Flamme eingeführt, färben diese : Gelb Natrium

Violett Kalium

Carmoisin Lithium

Neuroth Strontium

Grün Baryum

Gelbroth Calcium

Es schmelzen unter Hinterlassung eines w e i f s e n u n s c h m e l z b a r e n R ü c k s t a n d e s ; oder es s c h m e l z e n ü b e r h a u p t n i c h t , ä n d e r n auch w ä h r e n d des G l ü h e n s nicht die F a r b e : Die meisten Verbindungen der alkalischen Erdmetalle.

Verbindungen der Erdmetalle und viele Magnesiumsalze.

Nach Befeuchten mit S a l z s ä u r e oder Nach B e f e u c h t e n m it K o b a 111 ü s u u g S c h w e f e l s ä u r e färben die Flamme : auf Kohle vor dem Lötlirohr geglüht liefern : R o t h g e l b N e u r o t h Grün1) b l a u e Masse*) f l e i s c h r o t h e M a s s e Calcium Strontium Baryum Aluminium ifa

a 9

• S • i ®

rfS Q

£

et "a o

M OD m a _

g

s

© ©

||

I I

cä a

js U ®

a ® a

-

a

O

3 © a

3 *

4 + 2 HF1 + SiFl,. 3 SiF)4 + 3 H t O = 2SiFl„H t H.SiO,. «) H,SiFl 6 + 6 NHS - f 3 H , 0 = 6 NH4F1 - f H.SiO,.

28 concentrirten Lösungen Borsäure in diesen Formen abzuscheiden vermag. Ungefärbten Flammen ertheilt Borsäure eine grüne Farbe. Curcumapapier bräunt sie.

Organische Säuren. Cyanwasserstoff, Sulfocy anwasserst o f f , Ferrocyanwasserstoff, Ferricyanwasserstoff, Ameisensäure, Essigsäure, Milchsäure, Oxalsäure, Weinsäure, Citronensäure, Harnsäure , Salicylsäure, Gerbsäure, Gallussäure. Cyanwasserstoffxäure, HCN. Die freie Säure ist durch einen Bittermandelgeruch gekennzeichnet. Aus saurer Lösung fallt S i l b e r n i t r a t weifses Cyansilber, löslich in Ammoniak, Cyankalium und Natriumthiosulfat. Ein Gemisch von Ferro- und Ferrisalzen erzeugt in Cyanmetalllösungen, nach Ansäuern, einen blauen Niederschlag. Sulfocyanwasserstoft, EONS. S i l b e r n i t r a t fällt weifses in Ammoniak kaum löslichesSchwefelcyansilber. E i s e n c h l o r i d bringt eine blutrothe Färbung von Sulfocyaneisen hervor. Ferrocyanwasserstoff, Fe 2 Cy 4 , 8HCy. S i l b e r n i t r a t fällt weifses in Cyankalium lösliches Ferrocyansilber. Ferrisalze geben einen blauen Niederschlag von Ferriferrocyanid, unlöslich in Säuren; durch Kalilauge unter Abscheidung von Eisenhydroxyd zersetzbar. K u p f e r s a l z e fallen braunrothes Ferrocyankupfer. Mit c o n c e n t r i r t e r H2SC>4 behandelt entwickeln Ferrocyanmetalle Kohlenoxyd. Bei Behandlung mit v e r d ü n n t e r S c h w e f e l s ä u r e tritt Cyanwasserstoff auf. Ferricyanwasser stoff, Fe 2 Cy6, 6 HCy, wird durch S i l b e r n i t r a t gelbbraun gefallt. K u p f e r s a l z e scheiden gelbgrünes Kupfer - Ferricyanid ab. F e r r o s a l z e blaues Ferro - Ferricyanid. F e r r i s a l z e bringen keine Fällung hervor. Gegen Schwefelsäure verhalten sich die Ferricyan- wie die Ferrocyanverbindungen. Ameisensäure, CH^O*, zerfallt beim Erwärmen mit c o n c e n t r i r t e r S c h w e f e l s ä u r e in Kohlenoxyd und Wasser. Aus Q u e c k s i l b e r oder S i l b e r o x y d reducirt sie die Metalle. S i l b e r n i t r a t fällt weifses Siiberformiat, das beim Erwärmen unter KohlensäureEntwickelung und Abscheidung von Metall zerfällt. Essigsäure, C^I^O*. Mit E i s e n c h l o r i d entsteht eine rothe Färbung, verursacht durch Bildung von Eisenacetat. Beim Kochen zerfällt dieses leicht lösliche Salz in Eisenhydroxyd und freie Essig-

29 säure. Mit S c h w e f e l s ä u r e und Alkohol erwärmt wird Essigäther gebildet. Mit a r s e n i g e r S ä u r e zusammen erhitzt liefern essigsaure Salze Kakodyl, kenntlich durch seinen unangenehmen Geruch. Milchsäure, C J H ^ QOH Q Q J J , liefert mit conc. S c h w e f e l s ä u r e erwärmt reines Kohlenoxyd. Ihre sämmtlichen Salze sind löslich. Schwer löslich nur das Calcium- und Zinksalz. COOH . Oxalsäure, ¿ Q Q J J > zerfallt beim Glühen theilweise in K o h l e n o x y d , K o h l e n s ä u r e , A m e i s e n s ä u r e und W a s s e r . Mit S c h w e f e l s ä u r e erhitzt liefert sie Kohlenoxyd, Kohlensäure und Wasser. K a l i u m p e r m a n g a n a t oxydirt sie unter Entfärbung zu Kohlensäure und Wasser. C a l c i u m s a l z e fallen die Oxalate aus neutraler oder ammonialischer Lösung als weifses in Mineralsäuren lösliches Calciumoxalat. Weinsäure, C 4 H s 0 6 , wird wie auch ihre Salze durch Glühhitze unter Kohleabscheidung zerlegt. Es tritt hierbei ein eigenthümlicher caramelähnlicher Geruch auf. Mit concentrirter S c h w e f e l s ä u r e behandelt zerfällt die Säure unter Kohleabscheidung und Entwicklung von CO, CO* und SO*. C a l c i u m c h l o r i d fällt aus neut r a l e n w e i n s a u r e n S a l z e n weifses, in Mineralsäuren und Essigsäure lösliches Calciumtartrat. Die f r e i e S ä u r e wird durch genanntes Reagens nicht gefallt. S i l b e r n i t r a t fallt weifses weinsaures Silber, das beim Kochen unter Silberabscheidung zersetzt wird. F r e i e W e i n s ä u r e oder w a s s e r l ö s l i c h e T a r t r a t e bilden mit E i s e n o x y d , Aluminium und Kupfersalzen lösliche Doppelverbindungen, welche durch K O H , NaOH und NH S nicht mehr fällbar sind, s. S. 19 u. 22. Citronensäure, C 6 H g 07, H g O, zersetzt sich beim Glühen unter Kohleabscheidung und Entwickelung sauer riechender Dämpfe. C a l c i u m c h l o r i d fallt nur in d e r W ä r m e weifses Calciumcitrat. Neben ähnlichen organischen Säuren kann man die Citronensäure durch B a r y u m a c e t a t nachweisen, das in der Wärme sowohl wie auch bei gewöhnlicher Temperatur gelatinöses Baryumcitrat fallt. Bei einem Ueberschusse des Fällungsmittels wird der Niederschlag nach mehrstündigem Stehen krystallinisch. Harnsäure, C5H4N4O3, kann aus menschlichem Harne nach Eindampfen desselben durch Salzsäure ausgefällt werden. Sie ist löslich in 1800 Theilen heifsein und 14000 Theilen kaltem Wasser,

30 unlöslich in Alkohol und Aether. Mit verdünnter S a l p e t e r s ä u r e eingedampft und dann mit etwas A m m o n i a k befeuchtet liefert sie eine purpurrothe Färbung (Murexidreaction). Salicylaäure,

OTT

C g H ^ p Q Q j j , ist in Alkohol und Aether leicht, in

Wasser schwer löslich. Mit E i s e n c h l o r i d liefert sie eine violette Färbung, mit S i l b e r n i t r a t einen weifsen Niederschlag. Durch B r o m w a s s e r wird sie als Tribromsalicylsäure gefallt. Gerbsäure, C14H10O9, ist in Wasser und Alkohol leicht, in Aether schwer löslich, ihre Lösungen nehmen unter der Einwirkung der Luft eine bräunliche Färbung an. E i s e u o x y d s a l z e geben eine schwarzblaue Fällung. L e i m l ö s u n g e n einen weifsen Niederschlag. B r o m erzeugt keine Fällung. Gallussäure, C7H6O5, ist in Alkohol und heifsem Wasser löslich, schwer löslich in Aether und kaltem Wasser. Gegen E i s e n c h l o r i d verhält sich die Gallussäure wie Gerbsäure. Dagegen f ä l l t sie Leimlösungen nicht.

Reactionen verschiedener organischer Verbindungen. Alkohol, CjHnO, giebt mit S c h w e f e l s ä u r e erhitzt Aethyläther, kenntlich an seinem Gerüche. Durch Behandlung mit S c h w e f e l s ä u r e und K a l i u m d i c h r o m a t entsteht A l d e h y d und E s s i g s ä u r e . Auf Zusatz von J o d und N a t r o n l a u g e entsteht ein gelber Niederschlag von Jodoform. — (Aceton, Aldehyd und Milchsäure geben dieselbe Reaction.) Glycerin, CsH5(OH)3. In reinem Zustande ist das Glycerin eine farblose slifslich schmeckende Flüssigkeit, die völlig neutral reagirt. Wasser und Alkohol lösen es leicht, in Aether ist es unlöslich. Beim Erhitzen mit wasserfreier P h o s p h o r s ä u r e oder sauerem schwefelsauren Natrium zerfällt es in Wasser und Acrolein, welch' letzteres an seinem stechenden Gerüche kenntlich ist. Chloroform, CC1SH, reducirt alkalische Kupferlösungen. Versetzt man eine chloroformhaltige Flüssigkeit mit a l k o h o l i s c h e r N a t r o n l a u g e und A n i l i n , so tritt beim Erwärmen der Geruch von Isonitril auf. (Empfindliche Reaction.) Acetaldehyd, C1H4O. A m m o n i a k a l i s c h e S i l b e r l ö s u n g wird durch Aldehyd unter Abscheidung eines Silberspiegels reducirt. S a u r e s s c h w e f l i g s a u r e s N a t r i u m liefert einen weifsen Nieder-

31 schlag, der durch Alkalien und Säuren unter Abscheidung des Aldehyds zerlegbar ist. Traubenzucker (Dextrose), CfiHitOg, H g O, ist direct gährungsfähig unter Zerfall in Alkohol und Kohlensäure. Alkohol und Wasser lösen ihn. G o l d , P l a t i n , S i l b e r , Q u e c k s i l b e r und K u p f e r s a l z e reducirt er in alkalischer Lösung. Um Traubenzucker qualitativ und quantitativ nachzuweisen, verwendet man meist eine alkalische Kupferlösung, aus der er in der Wärme rothes Kupferoxydul abscheidet. Aus wässerigen Flüssigkeiten kann man Traubenzucker direct durch B l e i a c e t a t und A m m o n i a k niederschlagen; behandelt man einen derartigen Niederschlag mit Alkohol, so nimmt dieser den Traubenzucker auf. Concentrirte S c h w e f e l s ä u r e bräunt selbst in der Wärme Traubenzuckerlösungen nicht. Milchzucker, C 18 H 2i O,i, H s O, steht in seinem ganzen Verhalten dem Traubenzucker sehr nahe, wird wie dieser durch B l e i a c e t a t und A m m o n i a k niedergeschlagen und reducirt a l k a l i s c h e K u p f e r - und S i l b e r l ö s u n g e n . Dagegen vergährt er weit schwieriger und ist in Alkohol nahezu unlöslich. Rohrzucker, C\tHnOnt unterscheidet sich von den beiden vorgenannten Zuckerarten dadurch, dafs er weder direct gährungsfähig ist, noch auch die bei Traubenzucker angeführten Metallsalze reducirt. Durch c o n c e n t r i r t e S ch w e f e 1 s ä u r e wird er sofort unter Kohleausscheidung zersetzt. V e r d ü n n t e S c h w e f e l s ä u r e führt ihn in Traubenzucker über. Stärke, CeIfloOs, unlöslich in Alkohol und Aether, quillt die Stärke in warmem Wasser zu einer breiigen Masse auf. Setzt man dem Wasser etwas Oxalsäure zu, so löst sie sich darin klar auf. Mit s c h w e f e l s ä u r e h a l t i g e m W a s s e r gekocht geht sie in D e x t r i n , dann in T r a u b e n z u c k e r Uber. Durch J o d wird sie blau gefärbt. Harnstoff\

ist in Wasser und Alkohol leicht, in Aether

schwer löslich. Durch K a l i u m p e r m a n g a n a t wird er in Kohlensäure und Ammoniak zerlegt. Aus concentrirten Lösungen kann er durch S a l p e t e r s ä u r e oder O x a l s ä u r e ausgeschieden werden. M e r c u r i n i t r a t fallt ihn auch aus verdUnnteren Lösungen als weifsen flockigen Quecksilberoxyd-Harnstoff CON 2 H 4 (HgO)i. In dieser Form wird er auch meist quantitativ bestimmt. Wünscht man den Harnstoffgehalt des Harnes zu ermitteln, so fällt man zuerst alle Phosphorsäure und Schwefelsäure durch Baryumnitrat, bei genauen Be-

32 Stimmungen auch den Chlorgehalt desselben durch Silbernitrat aus. Hierauf setzt man dem Harne so lange eine Mercurinitratlösung von bestimmtem Gehalte zu, bis eine herausgenommene Probe auf Natriumbicarbonat einen gelben Fleck erzeugt. Die erforderliche Quecksilbersalzlösung wird durch Lösen von 77,2 grm Quecksilberoxyd in Salpetersäure, Verdunsten zur Syrupsconsistenz und Verdünnen mit Wasser auf 1 Liter hergestellt. Jeder Cubiccentimeter dieser Lösung entspricht annähernd 0,010 g Harnstoff. Phenol C6HbOH. Bei gewöhnlicher Temperatur krystallinisch schmilzt das Phenol bei 37,5° C. und siedet b'ei 182° C. In Wasser ist es schwierig, in Alkohol leicht löslich. E i s e n c h l o r i d giebt mit Phenol eine blauviolette Färbung. Freie Säuren, Kalium und Natriumsulfat verhindern das Eintreten derselben. Ein empfindliches Reagens auf Phenol ist freies B r o m , das sich mit ihm zu gelblichweifsem Tribromphenol verbindet. Wird dieses mit Natriumamalgam und dann mit Schwefelsäure behandelt, so tritt der charakteristische Geruch des Phenols auf. Nach dieser Methode pflegt man kleine im Harn enthaltene Mengen von Phenol nachzuweisen. Albuminstoffe, Eiiceifsstoffe sind amorphe in Aether sämmtlich, in Alkohol meist unlösliche Körper. In Wasser und verdünnten Alkalien sind sie theilweise löslich. C o n c e n t r i r t e E s s i g s ä u r e , S a l z s ä u r e und S c h w e f e l s ä u r e lösen sie ebenfalls. Wässrige Albuminlösungen coaguliren bei ca. 70" C.; Case'in zeigt dieses Verhalten nicht. Zum Nachweis von Albumin setzt man der zu prüfenden Flüssigkeit etwas S a l p e t e r s ä u r e zu, wodurch ein weifser flockiger Niederschlag entsteht. Ebenso wird es durch E s s i g s ä u r e und F e r r o c y a n k a l i u m ausgefallt. Ferner wird es durch b a s i s c h e s s i g s a u r e s B l e i , Q u e c k s i l b e r c h l o r i d und G e r b s ä u r e aus seinen Lösungen flockig weil's gefällt. Zur Erkennung sehr geringer Mengen bedient man sich des Mi 11 on'sehen R e a g e n s e s , erhalten durch Lösen von 1 Theil Quecksilber in kalter concentrirter Salpetersäure und Verdünnen mit dem doppelten Volum Wasser. Albuminhaltige Flüssigkeiten werden hierdurch roth gefärbt.

Prüfung auf die Elementarbestandtheile einer organischen Substanz. Kohlenstoff. Man glüht die mit Kupferoxyd gemengte Substanz in einem einseitig geschlossenen Rohre und leitet die auftretenden

as Gase in eine mit Kalkwasser beschickte Vorlage. Trübung dieser Flüssigkeit deutet auf Kohlensäure, die durch Oxydation des Kohlenstoffs der organischen Substanz entstanden ist. Wasserstoff. In einem sorgfältig getrockneten einseitig geschlossenen Rohre wird die zu prüfende Substanz mit Kupferoxyd geglüht. Am offenen Ende des Rohres ist ein mit einer Kugel versehenes Chlorcalciumrohr angebracht. War der untersuchte Stoff wasserstoffhaltig, so werden in der Kugel des Chlorcalciumrohrea Wassertropfen sichtbar sein. Stickstoff. Die trockene Substanz wird in einem Reagensrohre mit etwas N a t r i u m zusammengeschmolzen, die Schmelze in Wasser gebracht, mit Salzsäure angesäuert und hierauf E i s e n c h l o r ü r und E i s e n c h l o r i d zugefügt. Eintretende Blaufärbung deutet auf Stickstoff. Schwefel. Man schmilzt die Verbindung in einem Platintiegel mit etwas N a t r i u m c a r b o n a t und N a t r i u m n i t r a t zusammen, laugt die Schmelze mit Wasser aus, säuert mit Salzsäure an und prüft schliefslich mittelst B a r y u m c h l o r i d auf Schwefelsäure. Phosphor. Zur Auffindung desselben wird die organische Masse wie oben mit Soda und Salpeter zusammengeschmolzen. Der ausgelaugten Masse ein Ueberschufs von Salpetersäure zugesetzt und hierauf durch Ammoniummolybdat die etwa vorhandene Phosphorsäure als gelbes Phosphor-Ammoniummolybdat (NH^jPO*, lOMoO« gefällt.

3