Königliche Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im deutschen Spätmittelalter: Eine Geschichte der Verfahren und Delegationsformen zur Konfliktbehandlung 9783412508777, 9783412507282

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Königliche Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im deutschen Spätmittelalter: Eine Geschichte der Verfahren und Delegationsformen zur Konfliktbehandlung
 9783412508777, 9783412507282

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QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR HÖCHSTEN GERICHTSBARKEIT IM ALTEN REICH HERAUSGEGEBEN VON ANJA AMEND-TRAUT, FRIEDRICH BATTENBERG, ALBRECHT CORDES, IGNACIO CZEGUHN, PETER OESTMANN UND WOLFGANG SELLERT

Band 68

Königliche Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im deutschen Spätmittelalter Eine Geschichte der Verfahren und Delegationsformen zur Konfliktbehandlung von HENDRIK BAUMBACH

2017 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG Wort

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugleich Diss. phil. an der Philipps-Universität Marburg 2015. Umschlagabbildung: Vier einzelne Siegelabbildungen von oben links im Uhrzeigersinn: (1) Königssiegel Friedrichs III. an der Urkunde Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 61, Nr. 238; (2) Siegel des Hofgerichts in der Zeit Ludwigs des Bayern an der Urkunde Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Rothenburg, Urkunden bis 1400, Urk. 209; (3) Siegel des kaiserlichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg an der Urkunde Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Losungsamt, 7-farbiges Alphabet, Urk. 224; (4) Siegel des Landfriedens in Thüringen im frühen 14. Jahrhundert an der Urkunde Stadtarchiv Mühlhausen, 0/278.

© 2017 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. -

Korrektorat: Rebecca Wache, Castrop-Rauxel Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in the EU ISBN 978-3-412-50728-2

Inhalt VORWORT   . . ........................................................................................... 

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SIGLENVERZEICHNIS   ....................................................................... 

11

1. EINLEITUNG   .. .................................................................................. 

15

2. DER REICHSVERBAND UND DIE KONSENSUALE KONFLIKTREGELUNG IM 13. JAHRHUNDERT   ..........................................  31 2.1 Die Streitbehandlung innerhalb der königlichen Gerichtsbarkeit  32

2.1.1

Die königliche Gerichtsbarkeit und die Rechtsordnung des Reiches  ......................................................................  33 2.1.2 Das Spektrum persönlich-königlicher Konfliktbehandlung  40 2.1.3 Das Verfahren cum consilio principum und die Rolle der Reichsfürsten  .............................................................  52 2.2 Die Landfriedensbewegung im 13. Jahrhundert  ..........................  58 2.2.1 Landfrieden, Friedensrecht und die Verfahren königlicher Konfliktbehandlung  .....................................  58 2.2.2 Der Mainzer Reichslandfrieden  . . .....................................  65 2.2.3 Konfirmationen des Mainzer Friedenswerks nach 1235  ..  70

3. ENTSTEHUNG UND DURCHSETZUNG VON DELEGATIONSFORMEN BEI DER BEHANDLUNG VON KONFLIKTEN   ......  79

3.1 Die Entstehung des Hofrichter- und Hofschreiberamtes 1235 und die hofgerichtliche Tätigkeit bis zum Thronstreit 1314/15  . . ..  3.2 Delegierte Streitbehandlung durch königliches Mandat  .............  3.3 Die Reichsgutverwaltung und ihre Bedeutung bei der Konfliktlösung  .................................................................  3.3.1 Die Reichslandvögte  . . ......................................................  3.3.2 Die Reichsvikare  . . ............................................................  3.3.3 Die kaiserliche Landgerichtsbarkeit bis in das frühe 14. Jahrhundert  ......................................  3.4 Die Organisationsform der Einung und die regionale Verselbständigung der Landfriedenswahrung  ..............................  3.4.1 Entstehung regionaler Landfriedenseinungen  .................  3.4.2 Das Verhältnis von regionalen Landfriedenseinungen und Königtum  . . ...............................................................  3.4.3 Die Konfliktbehandlungsverfahren der Einungen  . . ......... 

80 94 100 101 108 113 123 124 132 140

6

Inhalt

4. INTENSIVIERUNGS- UND ERWEITERUNGSTENDENZEN IM LAUFE DES 14. JAHRHUNDERTS   . . ....................................... 

4.1 Rationalisierungstendenzen innerhalb der persönlichen Streitbehandlung des Königs  ...................................................................  4.2 Die Bedeutungszunahme der königlichen Verwaltungsformen  ...  4.2.1 Die königliche Hofgerichtsbarkeit seit den 1330er Jahren  4.2.2 Die königlichen Räte, das Hofmeisteramt und ihre Bedeutung bei der Konfliktbehandlung  . . ..........  4.2.3 Professionalisierungstendenzen königlicher Amtleute  .....  4.3 Die Ausweitung der Gerichtsbarkeit kaiserlicher Landgerichte  ...  4.4 Kooperative Konfliktbehandlung innerhalb der Landfriedenseinungen  ...........................................................  4.4.1 Die Funktionen des Königtums innerhalb der dezentralen Landfriedenssorge  ..................................  4.4.2 Die Landesherrschaft und ihre Funktion bei der Durchsetzung von Landfrieden  ...........................  4.4.3 Die westfälischen Freigerichte und die Feme  .. ................. 

5. GRENZEN DER GEMEINSCHAFTLICHEN KONFLIKTBEHANDLUNG   ........................................................... 

5.1 Der Territorialisierungsprozess und seine Folgen für die königlichen Konfliktbehandlungsverfahren  .....................  5.1.1 Verpfändung der Reichslandvogteien  ..............................  5.1.2 Territorialisierung kaiserlicher Landgerichtsbarkeit  . . .......  5.1.3 Exemtionen von den Verfahren königlicher Konfliktbehandlung  .....................................  5.2 Das vorläufige Ende der regionalen standesübergreifenden Landfriedenseinungen  .................................................................  5.2.1 Strukturelle Grenzen der Konfliktbehandlung durch die Landfriedenseinungen  .....................................  5.2.2 Finanzielle Überforderung der Einungsmitglieder  ..........  5.2.3 Das ständische Moment als Zentrifugalkraft in den regionalen Einungen  ............................................  5.3 Das Achtverfahren und dessen Verhältnis zur friedlichen Konfliktlösung  . . ................................................... 

149 150 156 157 169 176 182 190 192 201 210

221 222 223 229 238 248 251 257 264 271

Inhalt

6. DIE ZEIT DER HÖFISCHEN KONFLIKTVERWALTUNG IM 15. JAHRHUNDERT   .. ................................................................ 

6.1 Der herrscherliche Wille und die Erneuerung königlicher Gerichtsbarkeit  .........................................................  6.1.1 Entstehung der königlichen Kammergerichtsbarkeit und ihr Verhältnis zum Hofgericht  .................................  6.1.2 Bedeutung der gelehrten Räte für die königliche Gerichtsbarkeit  ................................................................  6.1.3 Die königlichen Konfliktbehandlungsverfahren und die kaiserliche Obrigkeit  ............................................  6.2 Konflikte und ihre Bewältigung als Ausdruck der Interaktion von König und Reichsgliedern  ....................................................  6.2.1 Die Hierarchisierung von Gerichtsbarkeit im römisch-deutschen Reich  ...........................................  6.2.2 Das Verhältnis von Appellation und Klage an den Kaiser  6.2.3 Das Spektrum königlicher Reaktionsformen  .. .................  6.3 Landes- und stadtherrliche Gerichtsbarkeit und die Rudimente der überregionalen königlichen Gerichtsbarkeit in der Frage der Zuständigkeiten und Libertäten  ............................................  6.3.1 Zuständigkeitsstreitigkeiten mit den kaiserlichen Landgerichten  .. ................................................................  6.3.2 Maßnahmen gegen die Feme im 15. Jahrhundert  ...........  6.3.3 Das Austragsverfahren und der Vorbehalt des fürstlichen Schiedsgerichts  ........................................  6.4 Die Wormser Beschlüsse von 1495 und die neue Form des Zusammenwirkens von König und Reichsgliedern bei Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge  ................................. 

7

283 284 285 298 304 311 313 320 327

340 341 349 354

360

7. ZUSAMMENFASSUNG   ................................................................... 

375

BIBLIOGRAPHIE   .................................................................................. 

Quellen  .. ...............................................................................................  Ungedruckte Quellen  ...........................................................................  Gedruckte Quellen  ..............................................................................  Darstellungen  ....................................................................................... 

389 389 389 389 398

TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS   . . ........................ 

441

REGISTER   .............................................................................................. 

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Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2015 am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-­Universität Marburg als Disserta­tion im Fach Mittelalter­liche Geschichte angenommen und am 17. Juli 2015 verteidigt. Für diese Veröffent­lichung sind Aufbau und Wortlaut beibehalten worden. Änderungen und Ergänzungen betreffen aber die hinter jedem Oberkapitel eigens noch eingeführten Zwischenzusammenfassungen sowie einzelne Resultate aus einer kleineren Recherche in den Reichsregistern aus der Zeit König Sigismunds im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Ein Register enthält erst dieser Druck. Aufgeholt und berücksichtigt werden konnten überdies alle für das Thema relevanten Publika­tionen aus dem Jahr 2015, die in die Prüfungsfassung noch keinen Eingang gefunden hatten. Dass eine Analyse könig­licher Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im Herbst 2011 von Professor Dr. Andreas Meyer, einem ausgewiesenen Kenner der spätmittelalter­lichen Kanzlei und Verwaltung des Papsttums, als Disserta­tionsprojekt akzeptiert worden ist, stellte keine Selbstverständ­lichkeit dar. In etwa dreieinhalb Jahren ist so am Marburger Institut für Mittelalter­liche Geschichte eine Qualifika­ tionsschrift entstanden, die nicht in die parallel betriebenen Forschungsprojekte passte. Die gemeinsamen Gespräche öffneten immer die historische Gesamtsicht auf die Materie, lehrten mich besonders einige Grundzüge der ganz Europa und damit noch mehr als das römisch-­deutsche Reich umspannenden päpst­lichen Verwaltungspraxis, mit dem Ergebnis, dass das Königtum immerhin episodisch seinen administrativen Rückstand gegenüber der Kurie etwas verkleinern konnte. Ich möchte meinem Lehrer sehr herz­lich dafür danken, dass er sich auf ­dieses Vorhaben eingelassen, die Betreuung konsequent wahrgenommen und im Austausch immerfort mit anschau­lichen und passenden Korrelaten geantwortet hat. Großer Dank gebührt darüber hinaus der Prof. Dr. Adolf Schmidtmann-­Stiftung, die meinem Ansinnen, fünf Monate im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv die erhaltenen und von den Regesta Imperii bislang leider von der Bearbeitung ausgeschlossenen Bestände zum Königtum Friedrichs III. durchzusehen, entsprochen und eine namhafte finanzielle Förderung gegeben hat. Unterstützung und treff­liche Fürsprache wurden mir an der Universität Wien besonders durch Professor Dr. Christian Lackner zuteil, der mich auch zur Ablenkung von der täg­lichen Archivarbeit zu seiner Vorlesung zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Österreichs im Mittelalter als Hörer zuließ. Die Herausforderung, eine Studie bis an einen Zeitpunkt zu schreiben, an dem eine geschichtswissenschaft­liche Epoche und das eigene Fach plötz­lich enden, erfordert es, über ­solche weniger historischen als modern-­institu­tionellen Grenzen hinauszublicken. Der Wunsch, den Reichs-, Verfassungs- und Rechtshistorikern

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Vorwort

der Neuzeit eine immerhin einigermaßen anschlussfähige Monographie für das Spätmittelalter zu liefern, war von Anfang an präsent. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass Professor Dr. Christoph Kampmann ohne Zögern das Zweitgutachten für die Doktorprüfung übernommen hat. Nicht zuletzt geht mein Dank an die Herausgeberinnen und Herausgeber der ebenso vorwiegend in die Neuzeit reichenden rechtshistorischen Reihe „Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich“, w ­ elche die Disserta­tion überhaupt und nicht bloß akzeptiert, sondern mit wichtigen Hinweisen und Anmerkungen die abschließende Bearbeitung des Textes vereinfacht haben. Marburg, im Jahre 2016

Hendrik Baumbach

Siglenverzeichnis In dieser Arbeit ist auf die Angabe von Langtiteln in den Anmerkungen konsequent verzichtet worden. Auf Darstellungen wird mit Verfassernachname und Titelstichwort verwiesen; ausführ­liche bibliographische Informa­tionen sind dem Literaturverzeichnis am Ende des Bandes zu entnehmen. Ungedruckte und gedruckte Quellen sind ebendort in einem Quellenverzeichnis versammelt. Ihre Zita­tion in den Anmerkungen folgt den unten angegebenen Siglen. Achtbuch AHGO Als. dipl.

Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III. Die Rottweiler Hofgerichtsordnung Alsatia periodi regum et imperatorum Habsburgicae, Luzelburgicae, Austriacae tandemque Gallicae diplomatica Anec. Sac. Rom. Imp. Hist. Anecdotorum S(acri) R(omani) I(mperii) Historiam Ausgew. Urk. Ausgewählte Urkunden zur Verfassungs-­Geschichte der deutsch-­österreichischen Erblande Böhmer, CD Moenofr. Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus, 1836 CD Brandenb. Codex diplomaticus Brandenburgensis CD Moenofr. Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus, 1901/1905 CD Rheno-­Mos. Codex diplomaticus Rheno-­Mosellanus DtSp. Deutschenspiegel Fürstenb. UB Fürstenber­gisches Urkundenbuch Gudenus, CD anec. Codex diplomaticus anecdotorum, res Moguntinas, Francicas, Trevirenses, Hassiacas Hans. UB Han­sisches Urkundenbuch Hess. UB Hes­sisches Urkundenbuch Hess. Urk. Hes­sische Urkunden, 1863 HHStA Wien Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Abt. Haus-, Hofund Staatsarchiv Hist. dipl. Frid. sec. Historia diplomatica Friderici secundi Hist. Trev. dipl. Historia Trevirensis diplomatica et pragmatica HRG Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte HStA Stuttgart Stuttgart, Hauptstaatsarchiv ISG Frankfurt Frankfurt, Institut für Stadtgeschichte KGO Kammergerichtsordnung von 1471, in: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung Konst. von Melfi Die Konstitu­tionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien LexMA Lexikon des Mittelalters

12 Lünig, RA Mecklenb. UB MGH Const.

Siglenverzeichnis

Des teutschen Reichs-­Archivs Mecklenbur­gisches Urkundenbuch Monumenta Germaniae Historica: Constitu­tiones et acta publica imperatorum et regum MGH SS Monumenta Germaniae Historica: Scriptores Mon. Boica Monumenta Boica Mon. Witt. Monumenta Wittelsbacensia Mon. Zoll. Monumenta Zollerana Nürnb. UB Nürnberger Urkundenbuch Oberbay. LR Oberbayerisches Landrecht K ­ aiser Ludwigs des Bayern Osnab. UB Osnabrücker Urkundenbuch Österr. LR Österreichisches Landrecht Quellen Stadt Köln Quellen zur Geschichte der Stadt Köln Quellen zur Gerichtsb. Quellen zur Gerichtsbarkeit K ­ aiser Friedrichs III. Ks. Friedrichs III. Rap. UB Rappoltsteinisches Urkundenbuch Reg. chr.-dipl. Frid. III Regesta chronologico-­diplomatica Friderici III. Reg. Ebb. Köln Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter Reg. Ebb. Mainz Regesten der Erzbischöfe von Mainz Reg. Habsb. Regesta Habsburgica Reg. Pfgf. Regesten der Pfalzgrafen am Rhein RI Regesta Imperii RTA, ÄR Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe RTA, MR Deutsche Reichstagsakten, Mittlere Reihe Sgl. Ebb. Mainz Die Siegel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz SSp. Sachsenspiegel StA Bamberg Bamberg, Staatsarchiv StA Nürnberg Nürnberg, Staatsarchiv StadtA Rothenburg Rothenburg o. d. T., Stadtarchiv StiftB Göttweig Göttweig, Stiftsbibliothek SwSp. Schwabenspiegel Thurg. UB Thurgauisches Urkundenbuch UB Augsburg Urkundenbuch der Stadt Augsburg UB Basel Urkundenbuch der Stadt Basel UB Dortmund Urkundenbuch der freien Reichsstadt Dortmund UB Esslingen Urkundenbuch der Stadt Esslingen UB Friedberg Urkundenbuch der Stadt Friedberg UB Goslar Urkundenbuch der Stadt Goslar UB Niederrhein Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins

Siglenverzeichnis

UB Strassburg UB Windsheim UB Worms UB Zürich Ulm. UB URH

Urk. Beitr. zur Gesch. der Landfrieden Urk. Nördlingen Urk. oberdt. Städteb. Urk. Rothenburg Urk. Speyer Vol. rer. Germ. nov. Westfäl. UB Württemb. UB

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Urkunden und Akten der Stadt Straßburg Urkundenbuch der Reichsstadt Windsheim Urkundenbuch der Stadt Worms Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich Ulmisches Urkundenbuch Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königsund Hofgerichts Urkund­licher Beitrag zur Geschichte der Landfrieden in Deutschland Die Urkunden der Stadt Nördlingen Die Urkunden und Akten der oberdeutschen Städtebünde Die Urkunden der Reichsstadt Rothenburg Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer Volumen rerum Germanicarum novum Westfä­lisches Urkunden-­Buch Württember­gisches Urkundenbuch

1.  Einleitung Wie jede ­soziale Ordnung so war auch das römisch-­deutsche Reich des Mittelalters von unzähligen Konflikten erfasst. Bedeutende Auseinandersetzungen, ­welche die historischen Zeitverläufe ganz wesent­lich beeinflussten, wechselten sich mit kleineren Streitigkeiten ­zwischen unterschied­lichsten Herrschaftsträgern ab und verloren sich im Dickicht von persön­lichen Disputen innerhalb kleinster Lebensformen der Zeitgenossen, deren Existenz heute überlieferungsbedingt ganz im Unbekannten liegt. Eine rasche Lösung der aufkommenden Konflikte lag oft nicht nur im Bereich des Mög­lichen, sie wurde auch vielfach von allen Streitbeteiligten forciert und herbeigesehnt. Und dennoch blieben zahlreiche Auseinandersetzungen über Jahre hin virulent, sie belasteten die Gemeinschaft immer wieder von Neuem und versandeten zumeist nur in der sukzessiven Ermattung der eigent­lichen Konfliktgegner, ohne jemals nur im Ansatz gelöst worden zu sein. Nicht alle Konflikte im Mittelalter wurden dabei gewaltsam geführt, mehr oder minder verrecht­lichte Formen innerhalb oder außerhalb von Gerichten waren gleichsam vorhanden und erfuhren rege Nutzung – in der Regel mischten sich im Einzelkonflikt die verschiedenen Handlungsweisen, einen Konflikt zu führen, im stetigen Wechselspiel von Ak­tion und Reak­tion der konfligierenden Parteien. Konflikte lassen sich damit auch im Mittelalter als soziales Phänomen fassen.1 Ein Teil der Konfliktführung aus der Perspektive der Streitenden stellte die Einschaltung von Herrschaftsträgern dar, offenbar mit der Erwartung, einen mög­ lichst günstigen Ausgang des Konfliktes herbeizuführen, der aber in vielen Fällen gerade nicht mit einer schnellen Konfliktlösung kongruent war. Im mittelalter­ lichen Reichsverband stand der römisch-­deutsche König als Herrschaftsträger an der Spitze, dem auf diese Weise Konflikte aus der Lebenswelt niederer und höherer Standesgenossen aus allen Regionen des Reiches immer wieder präsentiert wurden. Die Rollen, die dem König dann im weiteren Verlauf des Konfliktes zuteilwerden konnten, waren vielgestaltig: Richter, Schiedsrichter, Vermittler, Schlichter war er in einer Person, mitunter erschien das Reichsoberhaupt selbst als Streitpartei oder wenigstens als konfliktbeteiligt. Parallel dazu existierten könig­liche Gerichte, Friedensrichter und Reichslandvögte in unmittelbarer Beziehung zum Königtum, derer sich das Reichsoberhaupt bedienen konnte. Für das Spätmittelalter hat die Forschung für das könig­liche Handlungsspektrum, Konflikten zu begegnen, vor

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Von einer zunächst einmal sozialen Erscheinung geht auch der Rechtshisto­riker Dilcher, Rechtsgewohnheit, S. 47, aus und ordnet die Interpreta­tion eines Konfliktes als Rechtsfall ­diesem Befund erst einmal nach.

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Einleitung

allem den angedeuteten Facettenreichtum unterstrichen und dies mit der Forderung verknüpft, alle einmal im Zusammenhang zu untersuchen.2 Diesem Forschungsinteresse geht diese Disserta­tion insofern nach, als sie sich die Frage zum Gegenstand nimmt, in welcher Art und Weise der römisch-­deutsche König im Spätmittelalter Konflikte behandelte und insbesondere wie sich dieser Umgang mit aufkommenden Konflikten im Zeitverlauf gewandelt hat. Entgegen dem Vorschlag Peter Moraws, zuerst einmal kürzere Perioden zu untersuchen,3 wird in dieser Studie das gesamte Spätmittelalter ­zwischen den beiden Kaisern Friedrich II. und Friedrich III. betrachtet. Auf diese Weise wird erstens der zwar in der Geschichtswissenschaft zunehmend offener begegneten Periodisierung in Epochen und Teilepochen entsprochen, in deren Bahnen Forschungsfragen und Diskurse nach wie vor verlaufen. So entspricht dieser Untersuchungszeitraum in etwa dem aus der Verfassungsgeschichte und der Erforschung der Landfriedensbewegung verwendeten Schranken, gegeben durch den Mainzer Reichslandfrieden 1235 und den Wormser Reichstag mit seinen Beschlussfassungen im Jahre 1495. Zugleich aber ist Bernhard Diestelkamp beizupflichten, wenn er feststellt, dass sich hinsicht­lich der Judikatur des Königtums über mehrere Jahrhunderte reichende Kontinuitäten ergeben 4 und daher Wandlungsprozesse gerade erst in einer langen Zeitsicht augenfällig werden. Zweitens liegt für den Zeitraum des Spätmittelalters erstmals eine derart reiche Zahl an Quellen vor, die qualitativ über Einzelkonflikte hinausgehende und sogar quantitative Aussagen zum Zusammenhang verschiedener Konfliktbehandlungsformen zulässt, obwohl im 15. Jahrhundert die Menge der Quellen schnell ins Unüberschaubare ansteigt. Die seit dem 19. Jahrhundert betriebene Erschließung der Urkunden und Dokumente römisch-­deutscher Königsherrschaft im Spätmittelalter bietet für diese Form der Betrachtung nicht nur eine breite Materialgrundlage, sondern ist überhaupt prinzipielle Voraussetzung dafür, sich ­zwischen derart weiten Zeitgrenzen zu bewegen. Wenn hier vom römisch-­ deutschen Königtum gesprochen wird, dann begrenzen sich die Überlegungen stets auf das Regnum Teutonicum.5 2

Vgl. vom verfassungs- und reichsgeschicht­lichen Standpunkt Moraw, Hofgericht, S. 316, sowie Battenberg, Reichsacht, S. 64, oder mit dezidiert rechtsgeschicht­lichem Blick Grube, Verfassung, S. 7. Aus der Erforschung der Landfriedensbewegung verbindet auch Wadle, Landfrieden, S. 37, die Frage nach dem Verhältnis der Landfrieden mit anderen Formen der Konfliktbehandlung. Von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 300, hält die Gerichtsverfassung des römisch-­deutschen Reiches sogar gänz­lich für ein Desiderat der Forschung. 3 Vgl. Moraw, Hofgericht, S. 316. 4 Vgl. Diestelkamp, Bericht, S. 459. 5 Diese räum­liche Begrenzung resultiert vor allem aus dem Erschließungsstand der Quellen; insbesondere die Langzeitprojekte „Regesta Imperii“ für das 15. Jahrhundert sowie die von Bernhard Diestelkamp herausgegebenen „Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen

Einleitung

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Bei aller Verschiedenartigkeit der oben zunächst lose genannten Formen könig­ licher Konfliktbehandlung ist es umso wesent­licher, eine allgemeine Prämisse zu formulieren, die Streitparteien und Konflikt sowie Reichsoberhaupt und dessen Streitbehandlung miteinander in ein Verhältnis setzt. So ist davon auszugehen, dass die von König und den Streitparteien beschrittenen Wege zur Lösung eines Konfliktes aus der Sicht des Königtums der Lesart nach Reak­tionen auf die an den Herrscher herangetragenen Konflikte darstellten. Das Reich nörd­lich der Alpen war und blieb im Spätmittelalter zu groß, um mit den personellen und technischen Mitteln der Zeitgenossen dem könig­lichen Hof alle Streitsachen zuzuführen. Vielmehr entschied das Handeln der Streitenden darüber, inwieweit der König involviert wurde – als Ausnahme fungierten allenfalls diejenigen Konflikte, in denen der König zu einer der beteiligten Parteien gehörte.6 Dieser Umstand darf keinesfalls zur Folgerung taugen, dass das könig­liche Handeln einer Fremdbestimmung durch streitende Parteien oder gar einer Beliebigkeit entsprungen ist – richtig ist jedoch, dass dem weithin auf Reisen befind­lichen könig­lichen Hof ein Defizit an Informa­tionen grundgegeben war, das eine aktive oder präventive Politik zur Vermeidung von Konflikten bis auf ganz wenige Ausnahmen unmög­lich gemacht hat. War einmal ein Streitfall an den König und seinen Hof gelangt und waren die Konfliktparteien bemüht, das Reichsoberhaupt zu einer Handlung in ihrer Sache zu bewegen, dann fragt sich ganz prinzipiell, mit welcher Absicht der König eingriff. Wenn die Forschung gegenwärtig überwiegend die beiden Begriffe der „Konfliktlösung“ 7 und „Konfliktregelung“ 8 nutzt, kann nicht ganz verdeckt werden, dass in dieser Terminologie die Handlungen des Königs offenbar auf eine Beendigung des Konfliktes zielten. Unter der Prämisse eines im Wesent­lichen reaktiven Handelns des Königtums erscheint diese Nomenklatur in zahlreichen Einzelfällen aber zu optimistisch, beispielsweise gerade dann, wenn das Reichsoberhaupt gewaltsames Vorgehen gegen eine Streitpartei befahl oder Parteien mit ihrem Vorbringen am könig­lichen Hof vordergründig auf eine Verlagerung oder

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Königs- und Hofgerichts bis 1451“ haben sich bisher auf das Reich nörd­lich der Alpen konzentriert (vgl. z. B. URH, Bd. III, S. XVI f.). Zu d ­ iesem Urteil kommt auch Moraw, Wesenszüge, S. 87, zur könig­lichen Verwaltungspraxis im Spätmittelalter im Allgemeinen. An anderer Stelle geht Moraw, Herrschaft, S. 190 f., noch weiter, wenn er im Zusammenhang mit der vielfach gestellten Frage nach der Überforderung des Königtums die Vorstellung von „Bedarfsbefriedigung“ einführt, die das Reichsoberhaupt zu leisten habe. Auch Heinig, Reichsstädte, S. 154, betont, dass Urkunden und Briefe des Königs sich als „Interven­tionen des Herrschers auf Begehren von Interessenten“ verstehen lassen und damit die oftmals unterstellte schwankende politische Haltung des Königshofes erklären. So z. B. Kaufhold, Interregnum, S. 478, und Esders, Konfliktaustrag, S. 4. Vgl. exemplarisch Vollrath, Probleme, S. 15, und Battenberg, Reichsachtbuch, S. 40.

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Einleitung

Verschleppung eines Konfliktes hinwirkten. In diesen Fällen war die Reak­tion des Herrschers deut­lich eher Teil einer Konfliktführung, statt zu dessen Lösung oder Regelung beizutragen. Für diese Untersuchung erweist es sich daher als zweckmäßig, den hinreichend offenen Terminus der „Konfliktbehandlung“ zu verwenden, der den König auch als Streitpartei oder als konfliktbeteiligt zulässt und die Zielrichtung seines Handelns bewusst nicht vorwegnimmt. Überdies liest sich aus den meisten könig­lichen Urkunden und Mandaten – vor allem vor dem Gesichtspunkt der zunehmend standardisierten Kanzleiformulare – keine konkrete Begründung für ihre Unterfertigung heraus, so dass die Beantwortung der Frage nach ihrer Inten­tion im Einzelfall im Unklaren bleibt oder auf die Hinzu­ziehung weiterer Indizien angewiesen ist. Wird nun in dieser Arbeit die Konfliktbehandlung des römisch-­deutschen Königtums für eine Teilepoche mit immerhin 21 Königen bzw. Kaisern untersucht, dann steht der Verfasser vor der methodischen Herausforderung, die unzähligen einzelnen Handlungen über drei Jahrhunderte hinweg zu erfassen und plausibel miteinander in Verbindung zu bringen. Dies gelingt nur mit einer vereinfachenden Kategorisierung der Handlungsweisen, will man sich nicht nur auf einzelne Fallbeispiele konzentrieren. Die Urkunden und Briefe der Hofkanzlei bzw. der Hofgerichtskanzlei als Ausdruck der könig­lichen Handlungen geben mit einem breiten, aber doch begrenzten Spektrum an standardisierten Dokumenten eine erste Grundlage zur Bestimmung von Kategorien, selbst wenn diese sich über das gesamte Spätmittelalter hinweg veränderten. Weiterhin haben die aus den 1990er Jahren stammenden Untersuchungen mittelalter­licher Konfliktlösung auf Typiken hingewiesen, die bei Konfliktausträgen manifest wurden. Gerhard Dilcher spricht von „Mustern“, Gerd Althoff erkennt in d­ iesem Zusammenhang „typische Elemente“ und ebenfalls „Verhaltensnormen und -muster“.9 Was die beiden Wissenschaftler hier kennzeichnen, ist nichts anderes als wiederkehrende und sich verfestigende Handlungsformen bei der Behandlung von Konflikten. Der römisch-­deutsche König besaß so zwar den Freiraum, z­ wischen seinen Reak­tionsformen unter Berücksichtigung des Parteiwillens auszuwählen, doch lag nicht jedes beliebige Handeln im Bereich des Mög­lichen – die Nachfrage der Streitenden nach bekannten und erprobten Kanzleiprodukten und die stets gewohnheitsrecht­lich fassbare Rechtsordnung im Reich wirkten als natür­liche Barrieren. Eine Nomenklatur für diese verfestigten Handlungsformen hat die M ­ ediävistik bislang nicht in ihrer Fachsprache ausgebildet, obschon Bezeichnungen wie

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Dilcher, Rechtsgewohnheit, S. 48; Althoff, Spielregeln, S. 85 und 97, letzterer in Anlehnung an den Konflikt ­zwischen Rudolf von Habsburg und dem böhmischen König Ottokar in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Einleitung

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„Mechanismen“, „Instrumente“, „Prozeduren“ oder „Verfahren“ auf ­dieses Phäno­ men hinweisen wollen und in Gebrauch sind.10 Diese Untersuchung stützt sich auf den Verfahrens-­Begriff, der auf den ersten Blick als natür­lichster Terminus für die vorgenommene Fragestellung erscheint, beschreibt er doch akteursbezogen den Umgang mit Konflikten – das Verfahren des Königs mit den aufkommenden Streitsachen.11 Ein Verfahren zur Konfliktbehandlung soll demnach ein spezifischer Reaktionsmodus des römisch-­deutschen Königs auf Konflikte sein, dessen stetige Anwendung s­ oziale und recht­liche Normen ausgebildet hatte, in deren Grenzen dieser regelmäßig ablief.12 Ein Verfahren im Sinne der Streitbehandlung ist somit ganz generell einmal durch die Art der Handlung, aber zugleich auch durch den handelnden Akteur determiniert. Dieser allgemeine Verfahrens-­Begriff hat zudem die Eigenschaft, die aus der Rechtspraxis vorliegenden Quellen ohne bedeutsame Vorannahmen zu integrieren und miteinander in Beziehung zu setzen. In Bezug auf die Gerichtsbarkeit des römisch-­deutschen Königtums haben vor allem die aus der Institu­ tionengeschichte hergeleiteten Forschungsansätze dominiert, die sich das Hofoder Kammergericht zum Gegenstand genommen haben.13 Nicht nur, dass diesen Untersuchungen ein belastbares Verständnis davon fehlt, was unter einer Institu­tion im Mittelalter eigent­lich zu verstehen ist, mehr noch begeben sich diese Zugänge in das unauflösbare Problem, nicht-­institu­tionalisierte Formen

10 Von „Mechanismen“ sprechen u. a. Carl, Schwäbische Bund, S. 437, Fischer, Reichsreform, S. 54, Battenberg, Reichsachtbuch, S. 40, Reinle, Fehdewesen, S. 44, und Vollrath, Probleme, S. 15; fernerhin Patzold, Konflikte, S. 203, von „Mechanismen und ­Strategien“; von „Instrumenten“ beispielsweise Tewes, Landfrieden, S. 176; von „Prozeduren“ Esders, Konfliktaustrag, S. 5; Ute Rödel von „Verfahren“ (URH, Bd. XIII, S. XIV) und „Methoden“ (Rödel, König Ruprecht, S. 72 und 80). 11 Vgl. dazu Esders, Konfliktaustrag, S. 5, der den Gegenstandsbereich so fasst, zu klären, „welche Handlungsmög­lichkeiten und -motive die involvierten Personen in der jeweiligen Situa­tion besaßen“. Dabei werden vor allem die Parteien mit ihrem stets situierten Handeln betont. In der Masse der Konflikte, die an den Königshof gelangten, ist die Untersuchung der mit den Einzelfällen verbundenen Motivlagen des Herrschers nicht zu leisten, ganz abgesehen davon, dass sie zumeist nicht in den Quellen explizit werden und wir nicht wissen, ob jedes Dokument mit Königssiegel auch den Herrscherwillen exakt abbildete. 12 Auf den Umstand, dass von faktisch beobachteten Verhaltensgleichförmigkeiten nicht unmittelbar auf die Entstehung von Normen geschlossen werden kann, hat Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 6 f., zu Recht hingewiesen. Hinreichende Bedingung sei näm­lich ein „Verbind­lichkeitsanspruch“, der erkennen lasse, wie und wie gerade nicht das Verhalten richtigerweise auszusehen hat. 13 Auf dieselben Grenzen des Institu­tionen-­Begriffes ist jüngst auch Lück, Gerichtsverfassung, S. 307, bei seinem Versuch gestoßen, die „kursäch­sische Gerichtsverfassung“ in eine Beziehung zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich zu setzen.

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der Konfliktbehandlung nur unzureichend aggregieren zu können. Güt­liche Konfliktlösungen beispielsweise stehen aber gerade nicht neben Hof- oder Kammergericht als dritte Kategorie, sondern güt­liche Verfahren konnten auch Teil hof- bzw. kammergericht­lichen Handelns sein. Ganz ähn­lich verhält es sich mit den Vorstellungen von Schiedsgerichtsbarkeit. Außerdem finden sich Verfahren, die gerade mehreren Institu­tionen zugeordnet werden müssten, wie zum Beispiel das Achtverfahren, das am könig­lichen Hofgericht genauso wie an den kaiser­ lichen Landgerichten etabliert war. Die geringe Anzahl von notwendigen Prämissen im Verfahrens-­Begriff stellt keine Kapitula­tion vor dem Facettenreichtum spätmittelalter­licher Konfliktbehandlung des Königs dar,14 vielmehr schafft er gerade denjenigen Freiraum, um genuin unterschied­liche Formen zusammengenommen besprechen zu können. Diesen Ansatz verfolgt auch das von Anja Amend-­Traut entwickelte Konzept von „Rechts- und Gerichtslandschaften“, das den Polyzentrismus bekräftigt und gerade nicht von starren und statischen hierarchischen Ordnungsmodellen der Gerichtsbarkeit im Alten Reich ausgeht. Zum Forschungsgegenstand erklärt werden von ihr damit die Verbindungen z­ wischen den Gerichtsbarkeiten.15 Diese Untersuchung geht aber weniger von räum­lichen Bindekräften aus, weil sie sonst ein vollständiges Bild der „Rechts- und Gerichtslandschaft“ des gesamten spätmittelalter­lichen römisch-­deutschen Reiches entwerfen müsste. Mein Ziel ist bescheidener; mein Zugang ist ein anderer. Es sollen näm­lich nicht die Wege der Konflikte durch die verschiedenen Konfliktbehandlungsverfahren regional nachgezeichnet werden, um Knotenpunkte, Verzahnungen und Verbindungslinien auf diese Weise aufzudecken. Ausgegangen wird vielmehr von der Bindekraft des Königtums, das die unterschied­lichen Verfahren zusammenhielt, ja sich mit ihnen gemeinsam veränderte. Die Konfliktbehandlungsverfahren waren letztend­lich Manifesta­tionen herrscher­lichen Handelns. Um Missverständnisse und Doppeldeutigkeiten zu vermeiden, ist zuletzt darauf hinzuweisen, dass der Verfahrens-­Begriff in der Rechtswissenschaft nicht selten synonym zum Prozess gebraucht wird.16 Obwohl diese Darstellung nicht

14 Die Forschung ist inzwischen ganz heftig den älteren, oft retrospektiv geleiteten Ansichten entgegengetreten, die spätmittelalter­liche Gerichtsbarkeit im römisch-­deutschen Reich sei vollends chaotisiert gewesen (vgl. zuletzt am deut­lichsten Lück, Gerichtsverfassung, S. 306). 15 Amend et al., Recht, S. 9 f.; Baumann/Amend/Wendehorst, Einleitung, S. 1 f. 16 So beispielsweise Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, wenn er das „Verfahren am Reichshofgericht“ zum Gegenstand seiner Arbeit nimmt. Dieser Ansatz wäre ohnehin für das Spätmittelalter nicht zweckmäßig, da Prozessordnungen nach den heutigen Rechtsvorstellungen zu ­diesem Zeitpunkt noch nicht existiert haben (vgl. Kaufmann, Königsgericht, Sp. 1039).

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ganz auf prozessrecht­liche Perspektiven einzelner Verfahren wird verzichten können, darf der Leser keine Prozessrechtsgeschichte aller Formen könig­licher Gerichtsbarkeit erwarten – zu welcher im Übrigen dem bisherigen Forschungsstand kaum etwas beizufügen wäre. Dagegen versteht sich die im Untertitel dieses Bandes angekündigte „Geschichte der Verfahren“ nach dem zuvor Gesagten nun als eine aus der Perspektive des Königtums entwickelte Verwaltungsgeschichte des spätmittelalter­lichen Reiches.17 Die Handlungen des Königs stellten demnach Verwaltungsakte im Umgang mit aufkommenden Konflikten dar. Dabei geht es um die Frage, wie das Reichsoberhaupt die vorgebrachten Streitsachen bewältigt hat. Welche Verfahren standen dem König und seinem Hof hierfür zur Verfügung? In welchem Verhältnis standen diese zueinander? Welche Bedeutung besaßen die unterschied­lichen Formen der Delega­tion und Stellvertretung aus der Sicht der Zentrale des Reiches? Wird auf diese Weise nach der Organisa­tion der Rechtsprechung des mittelalter­lichen Königtums gefragt, so ist auf Anknüpfungspunkte zu dem aus der Verfassungsgeschichte stammenden Begriff des „Gerichtsorganisa­ tionsrechts“ oder seinem älteren Pendant, der „Gerichtsverfassung“, zu verweisen.18 Obwohl diese Begriffe im Kern wohl die gleichen Fragen in den Blick genommen haben, konzentrieren sie sich auf gericht­liche Verfahren und lassen den Einbezug von güt­licher und schiedsrichter­licher Konfliktbehandlung nur bedingt zu. Gerade für letztere gilt der Einwand von Günther Hödl, dass sie kaum auf feststehenden und schrift­lich fassbaren Rechtsnormen fußten und folg­lich ihre geschichtswissenschaft­liche Betrachtung gerade nicht zur Konstruk­ tion einer „historisch belegbare[n] Gerichtsordnung“ taugt.19 Ohnehin steht ein

17 Die Vorstellung von einer Verwaltung des Reiches darf jedoch nicht so weit gehen, dem spätmittelalter­lichen Königtum eine systematisch geplante Organisa­tion von Herrschaftsaufgaben zu unterstellen – eine Trennung von Gewalten oder Ressorts im modernen Sinne war zu ­diesem Zeitpunkt noch nicht existent (vgl. Bader, Territorialbildung, S. 120). Insbesondere bestand keine Trennung z­ wischen Jurisdik­tion und verwaltender Tätigkeit des Königs (vgl. URH, Bd. I, S. XXI). Versuche, die spätmittelalter­liche Verwaltung als „gestaltende Planung von Angelegenheiten, die über einen engsten Personenverband hinaus wesensmäßig Wirksamkeit hatten oder erlangten“, darzustellen (Volkert, Verwaltung, S. 17), erscheinen deshalb für das Königtum nicht anwendbar. Diese anachronistische Sichtweise auf die könig­liche Verwaltung des Mittelalters hat Moraw, Karl IV., S. 8 f., überzeugend kritisiert und entschieden abgelehnt, anhand der Frage nach Verwaltungseffizienz die Königsherrschaft bewerten zu wollen. 18 Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 8. Der Terminus der „Gerichtsverfassung“ hat dabei keinesfalls an Aktualität verloren und wird nach wie vor verwendet (vgl. z. B. Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 107; Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 11). 19 Hödl, Albrecht II., S. 115.

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verfassungsgeschicht­licher Zugang stets vor der Herausforderung, erklären zu müssen, was im römisch-­deutschen Reich mit Verfassung eigent­lich gemeint ist. Die moderne Verfassungsgeschichte ist von einer ausschließ­lichen Betrachtung der Rechtsnormen zurückgetreten und begreift die Reichsverfassung vorwiegend als nicht niedergeschriebenes Gewohnheitsrecht, das eben auch substantiell in den Quellen der Rechtspraxis überliefert ist.20 Da mit einer Verfassungsgeschichte des Reiches viel mehr gemeint sein muss als die Modi, Konflikte zu bewältigen, und weil sie es bislang nicht vermocht hat, ihre Affinität zu institu­tionellen Vorstellungen – zu Reichsgerichten und höchsten Gerichten des ­Reiches – zu überwinden, bleiben ihre Erkenntnisse für diese Arbeit unerläss­ lich, nicht aber grundlegend. Eine Geschichte der Verfahren ist ferner keine politische Geschichte des Königtums. Wenngleich ein Großteil der einbezogenen spätmittelalter­lichen Konflikte territoriale oder dynastische Interessen des Reichsoberhauptes berührt hat und sich alle Reak­tionen des Königs letztend­lich auch als politische Handlungen auffassen und interpretieren lassen, kommt eine s­olche Sichtweise nicht ohne eine umfäng­liche Betrachtung des jeweiligen Konfliktes aus, um zu wenigstens einigermaßen belastbaren Deutungen zu gelangen. In dieser Art sind in der Vergangenheit Heinrich Mitteis und Friedrich Battenberg vorgegangen und haben sogenannte „politische Prozesse“ untersucht, deren Wirkung sie für die verfassungsgeschicht­ liche Entwicklung des Reiches a priori als gehaltvoll eingestuft haben. Die Auseinandersetzung ­zwischen Friedrich Barbarossa und Heinrich dem Löwen oder auch der Konflikt ­zwischen König Rudolf von Habsburg und dem böhmischen König Ottokar sind nur zwei der behandelten Beispiele.21 Dieser Zugriff auf das Quellenmaterial müsste jedoch aus ganz pragmatischen Gründen eine Beschränkung auf eine überschaubare Anzahl von Einzelfällen zur Konsequenz haben und, um diese Streitfälle richtig zu erfassen, das Handeln aller beteiligten Akteure und nicht nur den König in den Blick nehmen. Der Ansatz, verschiedene Verfahren als Handlungsweisen des Königs zusammengenommen und vergleichend zu untersuchen, erinnert eher an die systemtheoretischen Überlegungen Niklas Luhmanns – synonym näm­lich zu einem

20 Vgl. vor allem die zahlreichen Arbeiten Peter Moraws zu ­diesem Gegenstand, z. B. Moraw, Verfassung, S. 164, und Moraw, Forschungen, S. 454 f. Den Aspekt von (Rechts-)Wirk­ lichkeit für das Verständnis der Reichsverfassung zugrunde zu legen, haben bereits Mitteis rez. Brunner, Land, S. 411, Schlesinger, Verfassungsgeschichte, S. 126, und Schwind, Ordnung, S. 202, Anm. 15, in ihren Arbeiten zur Sprache gebracht. 21 Vgl. Battenberg, Herrschaft, bzw. Mitteis, Politische Prozesse, und dazu Eisenhardt, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 22.

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„System von Handlungen“.22 Indem die einzelnen Verfahren gerade als dessen Bestandteile interpretiert werden, entsteht ein System der spätmittelalter­lichen Konfliktbehandlung. Konstitutiv für ­dieses System ist gerade die Notwendigkeit der Reichsglieder, auf aufkommende Konflikte in irgendeiner Art zu reagieren. In der Sprache Luhmanns fungiert diese als über das gesamte System invariant gehaltene „generalisierte Erwartungsstruktur“. Die Systemtheorie Luhmanns reicht aber nicht aus, um alle Details der hier relevanten Fragen abzubilden. So nutzt Luhmann seine Vorstellungen von einem System, um Gesetzmäßigkeiten zu formulieren, die das Wesen und das Funk­tionieren des Systems bestimmen. Mit Blick auf die Konfliktbehandlungsverfahren und alles, was die Forschung bisher dazu zutage befördert hat, wären ­solche Gesetzmäßigkeiten unbewiesene Voraussetzungen. Diese Arbeit antwortet daher im Sinne der Systemtheorie allenfalls auf die Frage, als wie systemisch sich die spätmittelalter­liche Konfliktbehandlung auffassen lässt. Außerdem ist unsicher, in welchem Maße Aussagen über ein System unter einer sehr verengten Perspektive an Qualität verlieren. Da schließ­lich doch die Konfliktbehandlung des Königtums betrachtet werden soll, schiedsgericht­liche, güt­liche und gericht­liche Verfahren aber auch auf anderen Ebenen des Reiches existierten, können über die untersuchten Verfahren nicht pauschal, stattdessen höchstens auf das Königtum konzentrierte Aussagen getroffen werden. Auch entspricht die Luhmann’sche „Verfahrensgeschichte“ 23 nicht der oben eingeführten „Geschichte der Verfahren“. Denn erstere würde die Analyse auf das Einzelverfahren reduzieren, Interdependenzen als nachrangig erklären und letztend­lich doch wieder in eine Institu­tionengeschichte einmünden. Die Fokussierung auf die könig­lichen Handlungsweisen, die diese Untersuchung anstrebt, kann weitestgehend auf die vollständige Betrachtung von Konflikten und aller beteiligten Akteure verzichten. Da vordergründig die Kausalitäten z­ wischen verschiedenen Verfahren von Interesse sind und nicht nach Begründungen für spezifisches Handeln des Königs im Einzelfall gefragt wird, können alle Konflikte auf das Maß der Königshandlungen reduziert werden. Diese Vorgehensweise unterscheidet sich bewusst von der gängigen rechtshistorischen Praxis, die Konflikte als kompakten Einzelfall herzunehmen. Als Quellen kommen damit zunächst Königsurkunden und alle Dokumente der könig­lichen Kanzlei von Friedrich II. bis Friedrich III. in Betracht, die erstens in Bezug zu Konflikten stehen und zweitens für sich genommen ein könig­liches Handeln verkörpern oder ihrem Wortlaut nach ­dieses implizieren. Für das 13. und 14. Jahrhundert beinhalten die von Bernhard Diestelkamp seit 1988 herausgegebenen

22 Vgl. für diesen Absatz Luhmann, Funk­tionen, S. 23 f. und 60. 23 Luhmann, Legitima­tion, S. 43.

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Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts eben diese Quellen für das römisch-­deutsche Reich.24 Obgleich der Titel ­dieses für die könig­liche Jurisdik­tion wohl wesent­lichste Quellenwerk ledig­lich den Einbezug von Gerichtshandlungen des Königs andeutet, hat sein Herausgeber von Anfang an alle „streitentscheidenden, streitschlichtenden oder anderen gerichtsförmigen Tätigkeiten des deutschen Königs“ zielgerichtet einbezogen.25 Für das 15. Jahrhundert musste dieser Zugriff auf die Quellen angepasst und die viel allgemeiner konzipierten Regesta Imperii für Sigismund, Albrecht II . und Friedrich III . durchgesehen werden.26 Für das Königtum Ruprechts wurde der zweite Band der pfalzgräf­lichen Regesten ausgewertet,27 da der letzte Band der Urkundenregesten für diesen Regenten nach wie vor fehlt. Vor ­diesem Problem hat auch Ute Rödel in ihrem Beitrag zur Streitbehandlung König Ruprechts jüngst gestanden.28 Abgesehen von König Albrecht II . war es unumgäng­lich, inzwischen reich­lich alte bzw. für Friedrich III . unvollständige Regestenwerke zur Hand zu nehmen. Im Falle Friedrichs ist weiterhin versucht worden, den gegenwärtigen Bearbeitungsstand der Regesta durch Hinzuziehung der Regesten von Chmel, der Protokoll- und Urteilsbücher zur kammergericht­lichen Tätigkeit, des Achtbuchs, der von Ralf Mitsch erarbeiteten Datenbank mit Kommissionsmandaten und der im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv verwahrten Bestände Fridericiana und Antiquissima mit Konzeptschriftgut seiner

24 Die Regestensammlung von Diestelkamp ist in ihrer Konzep­tion bereits von der Idee ausgegangen, künftig die könig­liche Gerichtsbarkeit nicht mehr anhand von mehr oder minder bekannten Einzelprozessen zu erforschen, sondern hauptsäch­lich kleinere und dem Regelfall typischere Streitsachen zum Gegenstand zu nehmen (vgl. Battenberg, Beiträge, S. 6). Das ursprüng­liche Vorhaben, die Regesten bis zur letzten Handlung des könig­lichen Hofgerichts im Jahre 1451 zu führen, ist gegenwärtig bedauer­licherweise aufgegeben worden. Der aktuell in Bearbeitung befind­liche letzte Band wird mit dem Ende der Herrschaft von Ruprecht im Jahre 1410 vorerst abschließen. Derzeit liegen 16 Bände für den Zeitraum z­ wischen 911 und 1406 vor; bis auf den ersten Band berühren die übrigen das Spätmittelalter. Vgl. zum Konzept d ­ ieses Quellenwerkes Diestelkamp, Bericht, aus dem Jahr 1977. 25 URH, Bd. I, S. XX. Für die Regestensammlung hat sich Diestelkamp auf das Regnum Teuto­ nicum beschränkt, Reichsitalien und Burgund außen vor gelassen, zumal sich in diesen Räumen schon frühzeitig eine andersartige Gerichtsordnung ausgebildet hat (vgl. URH, Bd. I, S. XXVIII). Fortfallen aus der Edi­tion mussten auch alle Quellen für Konflikte, die sich vor, zeitgleich mit oder nach dem Prozess am Königshof zutrugen (vgl. URH, Bd. I, S. XXIII). 26 RI XI, RI XII sowie die ersten 27 Hefte der Regesten ­Kaiser Friedrichs III., die zum Zeitpunkt der Bearbeitung ­dieses Projektes vorliegend waren. 27 Reg. Pfgf. II, bearb. v. Lambert von Oberndorff und Manfred Krebs. 28 Vgl. Rödel, König Ruprecht.

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Kanzlei auszugleichen.29 Auf diese Weise konnten mehr als 25.000 Urkunden und Briefe oder Protokollvermerke allein für den letzten ­Kaiser ausgewertet werden. In ­diesem Zusammenhang wurde auf die Konsulta­tion des von Paul-­Joachim Heinig und Ines Grund edierten Taxregisters Friedrichs III . verzichtet, weil die Registereinträge von unterschied­lichem inhalt­lichen Gehalt sind und mitunter nur bedingt auf das jeweilige Königshandeln geschlossen werden kann. Ferner war bei der Aufnahme der registrierten Stücke von einer Doppelung der Taxregistereinträge mit den übrigen Beständen auszugehen.30 Nicht systematisch ausgewertet wurden die für das 15. Jahrhundert überlieferten Reichsregister; 31 insbesondere für K ­ aiser Sigismund erschienen wenige Querverweise dort zweckmäßig, wo der Wortlaut der Quellen von Belang war. Für Sigismund ist auf die an der umfangreichen, aber selektiven und dem Inhalt der einzelnen Quellen oft verkürzenden Regestensammlung von Wilhelm Altmann geäußerte Kritik der Forschung zu verweisen. Gleichfalls gelten die pfalzgräf­lichen Regesten für die Zeit Ruprechts ledig­lich noch unter Einschränkungen und Vorbehalten als nutzbar.32 Abseits dieser Unzuläng­lichkeiten erzeugen die genannten Bestände eine derart breite Quellenbasis, dass auch quantitative Aussagen mit einigermaßen repräsentativem Charakter mög­lich werden. Die folgende Tab. 1 zeigt die in d ­ iesem Projekt durchgesehenen und ausgewerteten könig­lichen Urkunden und Briefe. Die für Friedrich III . überlieferten Gerichtsbücher sind anhand der Summe ihrer Einträge, die wiederum einzelne Gerichtsakte darstellten, beziffert worden. Alle quantitativen Darstellungen und Aussagen dieser Arbeit ermitteln sich, wenn nicht explizit anders angegeben, aus diesen Quellen. 29 Regesta chronologico-­diplomatica Friderici III., bearb. v. Joseph Chmel; Die Protokollund Urteilsbücher des König­lichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480, hg. v. Friedrich Battenberg und Bernhard Diestelkamp; die Handschrift eines noch nicht edierten Gerichtsbuchs aus den ersten Jahren der Herrschaft Friedrichs III., die in der Göttweiger Stiftsbibliothek als „HS 367 (rot)“ durch Daniel Luger jüngst aufgefunden wurde; Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III., hg. v. Friedrich B ­ attenberg; Quellen zur Gerichtsbarkeit ­Kaiser Friedrichs III. (1440 – 1493) – Findbuch zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen aus der Regierungszeit Friedrichs III., bearb. v. Ralf Mitsch und Holger Vogelmann; HHStA Wien, RK Fridericiana, Fas. 1 – 9, sowie RHR Antiquissima, Fas. 1 – 5. 30 RI XIII, Sonderbd. 2. 31 HHStA Wien, RK Reichsregisterbücher. 32 Diestelkamp, Bericht, S. 455, konstatiert, dass die bei Altmann aufgenommenen Stücke zur hofgericht­lichen Tätigkeit nur wenige einzelne Urkunden der gesamten Überlieferung darstellen. Auch sind die Namen der Ächter, ­welche Altmann aus dem Achtbuch ­Kaiser Sigismunds entnommen hat, in seinen Regesten zum Teil fehlerhaft wiedergegeben (vgl. Battenberg, Reichsachtbuch, S. 20). Für eine ausführ­liche Kritik an den Regesten König Ruprechts vgl. URH, Bd. XV, S. XVIII–XXII.

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Tab. 1: Empirische Grundlage und Kennzahlen Könige

Anzahl durchgesehener Quellen

Regierungszeit als röm.-dt. König

Friedrich II.

1212 – 1250

Heinrich (VII.)

1222 – 1242

Konrad IV.

1237 – 1254

Heinrich von Raspe

1246 – 1247

Anzahl der Quellen mit Akten könig­licher Konfliktbehandlung 331

502

2

Wilhelm von Holland

1248 – 1256

42

Richard von Cornwall

1257 – 1272

17

Alfons von Kastilien

1257 – 1284 regierte nicht

0

0

Rudolf von Habsburg

1273 – 1291

646

477

Adolf von Nassau

1292 – 1298

148

123

Albrecht I.

1298 – 1308

248

183

Heinrich VII.

1308 – 1313

200

164

Ludwig der Bayer

1314 – 1347

Friedrich der Schöne

1314 – 1330

Karl IV.

1346 – 1378

Günther von Schwarzburg

1349

} }

586

503 16 2048

2818

2

Wenzel

1376 – 1400

1685

1014

Ruprecht

1400 – 1410

6365

687

Jobst von Mähren

1410 – 1411

0

0

Sigismund

1410 – 1437

13628

2977

Albrecht II.

1438 – 1439

1289

184

Friedrich III.

1440 – 1493

28708

12634

Allein der Vergleich z­ wischen den letzten beiden Spalten für die Königtümer Ruprechts, Sigismunds und insbesondere Friedrichs III . im 15. Jahrhundert zeigt, dass die Behandlung von Streitfällen zum alltäg­lichen Kerngeschäft des spätmittelalter­lichen Herrschers gehörte. Dabei war es anders als für das 13. und 14. Jahrhundert für diesen Zeitabschnitt erforder­lich, Kriterien zu bestimmen, ­welche Urkunden und Briefe der Praxis könig­licher Konfliktbehandlung entsprechen. Um den Bruch zum vorhergehenden Zeitabschnitt mög­lichst minimal zu halten, haben die Sammlungskriterien der Diestelkamp’schen Urkundenregesten

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wiederum als Grundlage gedient.33 Die Identifizierung eines Aktes könig­licher Streitbehandlung in Bezug zu einem spezifischen Konflikt z­ wischen zwei oder mehreren Streitparteien ist Entscheidungskriterium dafür gewesen, ob eine Quelle berücksichtigt worden ist. Neben den Königsurkunden sind im Rahmen der untersuchten Quellenbestände auch indirekt überlieferte Königsakte nicht von vornherein ausgeschlossen worden. Streitgegenstände sind vermerkt worden, soweit diese genannt waren. Auf die Aufnahme von Schutz- und Schirmbriefen und Urkundenbestätigungen ist verzichtet worden, obwohl bekannt ist, dass ihre Unterfertigung am könig­lichen Hof nicht selten im Zusammenhang mit einem Konflikt stand, der sich in den einigermaßen festen Kanzleiformularen nicht niedergeschlagen hat und somit allenfalls auf Umwegen überliefert ist.34 Die räum­liche Beschränkung auf das Reich nörd­lich der Alpen ist beibehalten worden, wobei es hinreichend gewesen ist, eine Quelle unberücksichtigt zu lassen, wenn eine der Streitparteien nicht aus dem Reich stammte. Die eidgenös­sischen Herrschaften und das Herzogtum Burgund sind erfasst, die im 15. Jahrhundert belegten Konflikte z­ wischen Reichsgliedern und den Königreichen Dänemark, Polen, Ungarn, England und Frankreich sowie mit der Republik Venedig dagegen außen vor gelassen worden. Die auf diese Weise erzeugte Materialbasis ist trotz dieser Einschränkungen derart groß, dass auf die Besprechung von Einzelkonflikten überwiegend verzichtet werden muss – sie gereichen hauptsäch­lich zur Hervorhebung von Singularitäten. Im Vordergrund stehen dagegen die relative Nutzung und die vergleichende Entwicklung der Verfahren, welche die absolute Anzahl von Fallbeispielen weniger im Blick haben als sie vielmehr die Verhältnisse und Gewichtungen ­zwischen den einzelnen Verfahren zu betonen versuchen. Wenn bisher bei den Handlungen des Königs stets das Reichsoberhaupt in Person angesprochen worden ist, dann würde eine Untersuchung der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren unvollständig bleiben, solange sie nicht auch die Handlungen des könig­lichen Hofrichters mit einschließt. Die Vorstellung von könig­licher Konfliktbehandlung wird weiterhin auf die Reichslandvögte und die 33 S. o. Anm. 25 sowie im Detail die Einleitung zu URH, Bd. I, S. VII–XXXI. Der Herausgeber räumt selbst ein, dass eine substantielle Anzahl von aufgefundenen Quellen – insbesondere Mandate – gerade keine Extrak­tion der beteiligten Streitparteien zugelassen haben, was ­dieses Dokument aus der Regestensammlung ausscheiden ließ (vgl. URH, Bd. III, S. XV f.). 34 Diestelkamp hat Schirmbriefe in seinem Regestenwerk teilweise berücksichtigt (vgl. URH, Bd. III, S. XVI und Bd. I, S. XXIV), offenbar immer dann, wenn sich ein Zusammenhang zu einem konkreten Konflikt hat nachweisen lassen. Ähn­lich ist der Herausgeber mit Privilegienbestätigungen und Gerichtsstandsprivilegien verfahren (vgl. URH, Bd. XI, S. XVII). Um das auszugleichen, ist die alles in allem überschaubare Anzahl dieser Quellentypen für das 13. und 14. Jahrhundert bewusst ausgeklammert worden.

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kaiser­lichen Landgerichte ausgedehnt, die sich selbst als könig­liche Delegaten figurierten. Insbesondere für die zuletzt genannte Gruppe sind im Rahmen des Projektes Archivfahrten nach Bamberg, Nürnberg, Rothenburg ob der Tauber und Stuttgart unternommen worden, da die Quellen im Wesent­lichen unerschlossen überliefert sind. Die westfä­lischen Femegerichte sind dagegen ausschließ­lich entlang der verfügbaren Forschungsliteratur berücksichtigt worden. Alle vier Gegenstandsbereiche ergänzen nicht nur das persön­lich-­könig­liche Handeln, sondern sie stehen während ihrer Existenz in einer stärkeren oder schwächeren Beziehung zum Reichsoberhaupt, indem sie als könig­liche Delega­tionsformen fungierten und die Legitima­tion ihrer Handlungen vorrangig auf den Herrscher zurückführten.35 Schließ­lich bezieht diese Studie als letzten großen Komplex die Quellen der Landfriedensbewegung aus dem römisch-­deutschen Reich mit ein. Die Landfriedensgebote und -einungen waren es, die Rechtsnormen für die Behandlung von Konflikten schrift­lich festhielten. Besonders im 13. Jahrhundert erschien das Königtum selbst als Initiator dieser Normenkataloge, beschränkte sich im 14. Jahrhundert dann hauptsäch­lich auf die Legitimierung von Zusammenschlüssen einzelner Reichsglieder, bis das Reichsoberhaupt am Ende des Mittelalters im Rahmen der politisch geprägten Verhandlungen mit den Reichsständen wiederum vermehrt als Akteur in Erscheinung trat. Dass sich letztend­lich die Sorge für den Landfrieden im Spätmittelalter von der könig­lichen Gerichtsbarkeit nicht vollends abtrennen lässt, hat auch Ute Rödel eingeräumt, ­dieses Quellenkorpus dann aber doch in ihrer Disserta­tion zum frühen 14. Jahrhundert nicht weiter untersucht.36 Für d ­ ieses Vorgehen ist der Autorin Nachsicht zu konzedieren, da beide Diskurse von könig­licher Landfriedenspolitik und könig­licher Gerichtsbarkeit in der deutschsprachigen Forschung bisher gerade nebeneinander existiert haben. Das wird besonders deut­lich, wenn die grundlegenden Arbeiten zum Landfrieden von Heinz Angermeier, Elmar Wadle und Arno Buschmann in den Blick genommen 35 Während die Hofrichter und die zahlreichen Reichslandvögte sich sowohl aus der Sicht des Reichsoberhauptes als auch vom Standpunkt der Amtsträger selbst als könig­liche Stellvertreter verstanden, darf diese Deutung für die kaiser­lichen Landgerichte und die Femegerichte nur mit Vorbehalten und Einschränkungen angenommen werden. Letztere vermochten das kaiser­liche Prädikat ihrer Rechtstitel im Laufe des Spätmittelalters selbst immer mehr gegenüber den übrigen Reichsgliedern zu vertreten – das Reichsoberhaupt ließ ­dieses auf die könig­lichen Privilegien gestützte Agieren zu, förderte es womög­lich indirekt, schien es aber nicht aus Eigeninteresse zu steigern. Bereits Vogel, Ludwig von Eyb, S. 3 – 5, weist im Jahre 1867 darauf hin, dass kaiser­liche Land- und Femegerichte sich überwiegend selbst als „Stellvertreter des Kaisers“ gerierten. Davon unbenommen bleibt frei­lich die Feststellung von Kern, Reichsvikare, S. 136, dass beide Delega­tionsformen zusammen mit dem Hof­ gericht dem Komplex der könig­lichen Gerichtsbarkeit zugehörig ­seien. 36 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 5.

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werden, die ohne die Jurisdik­tion des Reichsoberhauptes auskommen.37 Die Chance, beide Forschungsfelder mehr miteinander zu verschränken, nimmt die vorliegende Arbeit daher bewusst wahr. Hierbei sind zwei Bemerkungen unerläss­lich. Erstens hat es die Erforschung der Landfriedensbewegung bislang zwar vermocht, die Grenzen der in den Landfrieden enthaltenen Rechtsnormen in der Praxis herauszustellen 38 – die Sicht auf die Rechtswirk­lichkeit ist aber gerade durch die vielfach fehlenden oder schlicht nicht erschlossenen Quellen verstellt. Einzig für die fränkisch-­bayerischen Landfrieden hat Gerhard Pfeiffer aus den Beständen der bayerischen Archive einen nutzbaren Quellenband erarbeitet.39 Das hat zur Folge – und damit zweitens –, dass diese Disserta­tion hauptsäch­lich mit den Katalogen von Rechtsnormen operiert, was damit die geradezu klas­sische Frage nach der Bedeutung dieser vermeint­lichen Rechtsetzungen für die Rechtspraxis erneuert. Diesem Dilemma ist am ehesten zu begegnen, indem Entwicklungslinien der Landfriedensbewegung nicht anhand einzelner Quellen oder Regionen aufgezeigt, sondern zeit­lich und räum­lich gestreute Belege für ein und dasselbe Phänomen beigebracht werden. Dann näm­lich reduzieren sich die Argumente nicht auf Sonderfälle und rechtpraktisch bedeutungsarme Normen; vielmehr verlieren die Landfriedenstexte in einem längeren Zeitschnitt ihren punktuell rechtsetzenden Charakter und spiegeln stattdessen bis zu einem gewissen Grad eine als historischen Prozess zu fassende Normentwicklung wider. Neben den Reichslandfrieden des Spätmittelalters basiert diese Darstellung deshalb auf den überlieferten Landfriedenstexten der Reichsteile Bayern, Franken, Schwaben, Westfalen, der habsbur­gischen Erblande, des Elsass, der Räume entlang des Rheins und der Wetterau.40 37 Als grundlegend muss nach wie vor die das gesamte Spätmittelalter umfassende Studie von Angermeier mit dem Titel „Königtum und Landfriede“ aus dem Jahre 1966 angesehen werden. Aktualisiert worden sind diese Befunde dann u. a. in den beiden Sammelbänden „Landfrieden, Strafe, Recht“ von Wadle und „Landfrieden. Anspruch und Wirk­lichkeit“ von Wadle und Buschmann aus den Jahren 2001 bzw. 2002. Einen knappen Überblick zum Forschungszweig bietet Fahrner, Landfrieden, S. 12 – 21. 38 Besonders Wadle, Landfriedensrecht. 39 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion. 40 Der Norden des Reiches ist unberücksichtigt geblieben, da für diesen Raum die Bezüge zum Königtum derart gering gestreut waren, dass sich kaum weitere Erkenntnisse gewinnen lassen. Einzelne darstellende Texte aus dem Landfriedensdiskurs, z. B. Lisch, Albrecht, Vollmuth-­Lindenthal, Magdeburg, Vollmuth-­Lindenthal, Landfrieden und Leist, Landesherr, kompensieren diesen Verzicht bis zu einem gewissen Grade. Die Bünde im Gebiet der späteren schweizerischen Eidgenossenschaft sind ebenfalls ausgegrenzt worden, weil mit ihnen nicht nur ein Sonderweg historischer Entwicklung verbunden ist, sondern sie – über die Sorge für den Landfrieden hinaus – in ganz erheb­lichem Maße Herrschaftsstrukturen begründet haben.

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Nach allem zuvor Gesagten kann diese Geschichte der Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung die einzelnen Verfahren gerade nicht nacheinander besprechen, so sind Ute Rödel und Johann Ziegelwagner vorgegangen,41 sondern muss sie fast zwangsläufig über den gesamten Betrachtungszeitraum miteinander in Bezug setzen. Aus ­diesem Grund liegt ein chronolo­gischer Durchgang durch die Materie nahe, der z­ wischen den Jahren 1212 und 1493 aus der Sicht des Königtums bzw. ­zwischen 1235 und 1495 vom Standpunkt der Landfriedensbewegung verläuft. Ausgangspunkt für das folgende zweite Kapitel bilden im 13. Jahrhundert zunächst die Verfahren, die unmittelbar mit der Person des Königs verbunden waren, bevor im dritten Teil die Sicht um die bestehenden Delega­tionsformen und Stellvertreter der könig­lichen Konfliktbehandlung im Reich erweitert wird. Ohne die Resultate vorwegzunehmen, bestand im darauffolgenden 14. Jahrhundert die vielschichtigste Gemengelage an Verfahren. Ein Stillstand in der Verfahrensentwicklung setzte dennoch nicht ein; insbesondere Erweiterungen und Anpassungen verwirk­lichten die Zeitgenossen jetzt in ganz erheb­lichem Maße. Die bemerkenswertesten Brüche kontinuier­licher Entwicklungen ließen sich am Ende des 14. und während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts feststellen, womit sich das fünfte Kapitel beschäftigt. Die Zeit bis zur Epochengrenze war dann in der Hauptsache durch gelehrte Rechtsprechung im kammergericht­lichen Verfahren und an den territorialen Hofgerichten geprägt, die in einer zunehmend streng hierarchischen Ordnung in Beziehung zueinander traten. Das sechste Kapitel wird sich diesen Rela­tionen widmen unter der Vorstellung einer mehr und mehr höfisch organisierten Variante, Konflikte zu behandeln.

41 Vgl. Rödel, König Ruprecht; Ziegelwagner, Albrecht II.

2.  Der Reichsverband und die konsensuale Konfliktregelung im 13. Jahrhundert Das römisch-­deutsche Reich des 13. Jahrhunderts begegnete schon Theodor Mayer abseits von seiner räum­lich-­geographischen Gestalt als Personenverband,42 der gerade nicht der Gesamtheit der im Reich lebenden Bevölkerung entsprach, sondern sich als eine kleine Gruppe der Herrschaftsträger und der zugleich politisch Handelnden verstand. Der König und die Großen des Reiches waren dabei die Schwergewichte ­dieses Verbandes, deren Bedeutung auf gemeinsamen Versammlungen mit gehöriger Selbstinszenierung manifestiert wurde. In welchem Verhältnis König und die seit den Staufern fassbare Gruppe der Reichsfürsten standen, hat die Forschung seit dem 19. Jahrhundert sehr einseitig betrachtet. Bei der Fülle an potentiellen Belegen, sei an dieser Stelle nur an eine sehr grundlegende Schrift Peter Moraws erinnert, ­welche die Beziehung von spätmittelalter­licher Zentral- und Teilgewalt als eine seiner drei Dualismus-­Kategorien anführt.43 Dass das Reichsoberhaupt mehrfach mit einzelnen Reichsfürsten in Konflikt geriet, lässt sich nach gegenwärtigem Stand der Forschung fast mehr bestätigen als leugnen – die Frage nach den Verfahren der Konfliktbehandlung im Reich aber muss zwangsläufig eine andere Vorstellung z­ wischen diesen Reichsgliedern voraussetzen. Ein permanent bestehender Dualismus würde eine Beteiligung der Großen des Reiches an diesen Verfahren vollends ausschließen, insbesondere wäre das Reichsoberhaupt ganz auf seine persön­lichen Handlungsmög­lichkeiten und seine genuin könig­lichen Stellvertreter und Delegaten beschränkt gewesen. Dieses Kapitel zeigt jedoch, dass sowohl im Rahmen der könig­lichen Gerichtsbarkeit als auch bei der Sorge für den Landfrieden beide Glieder des Regnums zusammenwirkten, um die den sozialen Verband des Reiches substantiell bedrohenden Konflikte gemeinschaft­lich zu behandeln. In den jeweiligen Verfahren des Königs hatten die Fürsten des Reiches spezifische und unerläss­liche, aber nicht beliebige Funk­tionen inne, w ­ elche die könig­lichen Handlungen in der Konsequenz auf eine

42 Wenn auch die Mayer’sche Proposi­tion vom „Personenverbandsstaat“ in der Mediävistik inzwischen als Forschungskonstrukt wieder in den Hintergrund getreten ist, bleibt es zu Recht bei der Feststellung des Verfassers, dass das Mittelalter von einer „unend­liche[n], verwirrende[n] Mannigfaltigkeit von […] Bindungen, Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnissen“ personaler Art geprägt gewesen sei (Mayer, Ausbildung, S. 462 f.). 43 Vgl. Moraw, Herrschaft, S. 193. Die Folie eines prinzipiell dualistisch strukturierten Reiches könnte leicht in ein offeneres Konzept mittelalter­licher Herrschaft umgedeutet werden, in ein Bemühen der Herrschaftsträger, die eigene Herrschaft zu intensivieren, zu vergrößern, die vorhandenen Herrschaftsmittel durchzusetzen und um neue zu erweitern.

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breitere Grundlage stellten, offenbar mit dem Ziel, sie nachhaltiger wirken und legitimierter erscheinen zu lassen. Die Herstellung eines Konsenses im Verlauf eines Konfliktbehandlungsverfahrens war für die Zeitgenossen wesent­lich und entsprach womög­lich ganz generell der politischen Praxis und Willensbildung im Reich. Genau von ­diesem zuletzt genannten Standpunkt aus hat Bernd Schneidmüller in einem programmatischen Essay das Konzept einer „konsensualen Herrschaft“ der Forschung als Proposi­tion vorgelegt,44 das zum Verständnis fürst­lichen Erscheinens innerhalb könig­licher Konfliktbehandlung viel eher als ein dualistischer Ansatz geeignet ist. Hinsicht­lich der Landfrieden des 13. Jahrhunderts, die in aller Regel zugleich Ergebnisse könig­licher Hoftage waren, dürfte diese Vorstellung von Herrschaft noch einmal mehr, vielleicht sogar noch vordergründiger gelten.

2.1 Die Streitbehandlung innerhalb der königlichen Gerichtsbarkeit In der Einleitung sind die Handlungen des Reichsoberhauptes als Reak­tionen auf die an den Königshof herangetragenen Konflikte begriffen und eine aktive Gestaltung könig­licher Gerichtsbarkeit für das Spätmittelalter überwiegend verneint worden. Wenn der Herrscher nicht gerade selbst konfliktbeteiligt war, dann steht dies auf den ersten Blick im Gegensatz zu den bisherigen Erkenntnissen der Forschung. Diese hat näm­lich, um das Eingreifen des Königs in den Prozess der Lösung eines Konfliktes zu begründen, die Regelung von Konflikten durch Anwendung vorwiegend gericht­licher Verfahren als feste Aufgabe des Königsamtes aufgefasst.45 Dem widerspricht aber zunächst einmal der Befund, dass im Mittelalter 44 Schneidmüller, Konsensuale Herrschaft. Vgl. dazu auch den aktuelleren Beitrag d ­ ieses Autors zur imperialen Herrschaft K ­ aiser Ludwigs IV. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, die das Ende der „konsensualen Grundlagen monarchistischer Herrschaft im Reich“ darstelle (Schneidmüller, Ludwig IV., insb. S. 386). Dilcher, Entstehung, S. 61, ist 2011 sogar noch weiter als Schneidmüller gegangen, indem er von einer „Verfassung konsensualer Herrschaft“ spricht. Bereits Landwehr, Königtum, S. 84, hat im Jahre 1968 darauf aufmerksam gemacht, dass die Gestaltung der Rechtsordnung des Reiches letztend­lich sowohl in der Hand des Königs als auch bei den Großen des Reiches gelegen habe. Die Bedeutung des Konsenses bei der Lösung von Konflikten ganz allgemein hat schon Battenberg, Herrschaft, S. 4, unterstrichen. 45 Vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 54; Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 14 f.; Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 8. Letzterer sogar mit der Zuspitzung, dass die Funk­tion des Königs als Richter die wichtigste Aufgabe der Königsherrschaft gewesen sei. Ganz analog wird auch die Sorge für den Landfrieden als originäre Herrschaftsaufgabe und -pflicht verstanden (vgl. z. B. von Freeden, Reichsgewalt, S. 84; Thomas, Ludwig der Bayer, S. 150; Waitz, Verfassungsgeschichte, S. 522 f.; URH, Bd. XIII, S. XI; Zickel, Reichstag, S. 40; Heinig, Reichsstädte, S. 161; Spannring, Auffassung, S. 53; Wefers, Sigismund,

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wenigstens bis zum 15. Jahrhundert keine Offizialklage bestand und Klagen sowie die weitere Prozessführung wesent­lich von der Initiative der Streitenden getragen waren – eine Feststellung, die übrigens schon im Jahre 1883 Otto Franklin bemerkenswert erschien.46 Vernachlässigte der König also seine Aufgaben und Pflichten durchweg? Tatsäch­lich löst sich diese Problematik, wenn von einer Verschiedenartigkeit von Herrschaftsvorstellung mit Zuschreibungen herrscher­licher Aufgaben einerseits und realer Herrschaftspraxis andererseits ausgegangen wird. Dem ersten Teil widmet sich das folgende Unterkapitel, bevor in zwei weiteren Abschnitten die Wirk­lichkeit könig­licher Konfliktbehandlung in den Blick genommen wird. 2.1.1 Die königliche Gerichtsbarkeit und die Rechtsordnung des Reiches Die Ansicht, dass die Herrschaft mit der Ausübung von Gerichtsbarkeit verbunden war, der Herrscher zugleich als Richter auftrat, war im Mittelalter allgegenwärtig präsent. Wenigstens formal an der Spitze der Rechtsordnung des Reiches stehend, musste dem König und seiner Gerichtsbarkeit folg­lich eine besondere Rolle zukommen – er wurde zum obersten Richter des Reiches.47 Dieser Superiorität des Herrschers ist eine vertikal-­hierarchisch verstandene Ordnung von Gerichtsbarkeiten innerhalb des Reiches immanent, die sich in den Rechtsspiegeln des 13. Jahrhunderts in mehreren Passagen wiederfindet. So führte der Deutschenspiegel zu unrechten und falschen Urteilen hinsicht­lich aufkommender Eigentumsstreitigkeiten aus: Irret der rihter mit unrehte, daz der man sin eigen niht gegeben mac, swenne ein künic oder ein ander herre der ob dem rihter ist (sic!), kumet der in daz lant da daz eigen inne ist, S. 18). Algazi, Herrengewalt, S. 136 f., hat im Kontrast zu Otto Brunner das Postulat des Untertanenschutzes durch den Herrscher im Mittelalter heftig kritisiert und dabei auf die richtige Tatsache hingewiesen, dass die Ausübung des Schutzes durch den Herrschaftsträger im Einzelfall oft gerade nicht nachweisbar sei. Beide Ansichten dienten den Autoren dann nicht selten als Maßstab, den Erfolg der Königsherrschaft im Spätmittelalter gerade daran zu bemessen, in welchem Umfang die Herrscher diesen Aufgaben gerecht wurden; so beispielsweise argumentiert Pagel, Feme, S. 15, dass während des Interregnums die „Reichsaufgaben“ ledig­lich notdürftig wahrgenommen worden s­ eien, um strukturelle Veränderungen der Königsherrschaft zu begründen. 46 Vgl. Franklin, Rechtsgeschichte, S. 118. Auf das modern als Disposi­tionsmaxime bezeichnete Phänomen weist Oestmann, Wege, S. 165 und 293, auch noch für die Frühe Neuzeit hin. 47 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 8; Kaufmann, Königsgericht, Sp. 1036; Kaufmann, Iudicium, S. 59 f.; Poetsch, Reichsjustizreform, S. 2; URH, Bd. XIII, S. XVI; Battenberg, Fälschung, S. 591; Ullmann, Schranken, S. 5, und zuletzt ausführ­lich und mit tieferer Analyse Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, der an späterer Stelle noch besprochen werden soll.

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so sol er varn für den herren, unde gebe sin eigen da hin, alse reht si unde niht wider reht, unde klage uf den rihter daz er in ze unrehte geirret habe …48 Und an anderer Stelle formulierte der Text wiederum synonym zu dem ihm zugrundeliegenden Sachsenspiegel: Und ist daz ein man urteile widerwirfet, so sol man sie ziehen an den hohern rihter unde ze jungest für den künic.49 Die in beiden Passagen geäußerte Ordnungsvorstellung von Gerichtsbarkeit, die als Rechtszug und Verfahren der Urteilsschelte in Abgrenzung zu der dem Reich in dieser Zeit noch unbekannten römisch­recht­lichen Appella­tion geläufig war, schrieb dem König einen höchsten Rang zu, dem die übrigen Träger von Gerichtsbarkeit unterstellt waren. Zugleich wurden dem Reichsoberhaupt konkrete Funk­tionen, zum Beispiel bei der Korrektur fehlerhafter Rechtsentscheidungen, zugewiesen, die sich unmittelbar aus ­diesem Überrang ableiteten. Auch ohne Instanzenzug reihte sich so die Beschäftigung mit ein und demselben Konflikt durch verschiedene Verfahren aneinander, an deren Ende oft der König stand. Doch auch die übrigen Träger gericht­licher Gewalt im Reich hatten nach der Rechtsauffassung dieser Rechtsspiegel ihre Kompetenz aus der Hand des Königtums erhalten. Zwar postulierte der von Eike von Repgow verfasste Sachsenspiegel: De koning is gemene richtere over al;50 für die Unzuläng­lichkeiten des Reisekönigtums und der fehlenden permanenten Präsenz des Herrschers wurde aber vorgesehen: De keiser ne mach aver in allen landen nicht sin, unde al ungerichte nicht richten to aller tit; dar umme liet he den vorsten gravescap unde den greven sculteidum.51 Die Leihe der gericht­lichen Gewalt an die Fürsten, Grafen und Schultheißen plausibilisierte die Herkunft von Gerichtsbarkeit im Reich abseits des persön­lichen Handelns des Königs. Hiernach hatte alle Gerichtsbarkeit im Reich vom König auszugehen. Die Münchner Handschrift des um die Mitte der 1270er Jahre entstandenen Schwaben­ spiegels ergänzte an dieser Stelle, dass an die vierden hant … dehain gericht mit 48 DtSp., I, 39, §2. Etwas knapper formuliert der dem Deutschenspiegel vorausgehende Sachsenspiegel aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts diesen Passus: Erret de richtere mit unrechte, dat de man si egen nicht geven ne mut, swen de koning in sassesche art kumt, vor eme mut he it wol geven, als he vor deme richter scolde, deste men des tuch hebbe, dat it de richtere to unrechte geerret hebbe (SSp., LR, I, 34, §3). 49 DtSp., I, 106, zugl. SSp., LR, II, 12, §4. 50 SSp., LR, III, 26, §1. 51 SSp., LR, III, 52, §2. Vgl. auch für die ausführ­lichste Interpreta­tion der Bannleihe nach dem Wortlaut des Sachsenspiegels Hillmann, Gericht, S. 32 – 36. Kern, Geschichte, S. 8, hat in seiner Interpreta­tion dieser Passage des Sachsenspiegels zu Recht auf die Parallelität des Duktus von Repgows mit den Merkmalen karolin­gischer Gerichtsbarkeit verwiesen. Eine Verifizierung der Schilderung des Sachsenspiegels für die Rechtspraxis des 12. bzw. 13. Jahrhunderts ist auf Grund der geringen Quellenbasis nicht zu leisten (vgl. Scheyhing, Eide, S. 243 f.).

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recht chomen mag, und zeichnete damit ein Bild einer dreistufigen, von oben nach unten durchgebildeten Gerichtsordnung des Reiches.52 Die Übertragung gericht­ licher Gewalt und damit die Verknüpfung ­zwischen den Ebenen erfolgten mittels der Bannleihe. Obwohl sie äußer­lich mit dem Lehnsverhältnis verwandt gewesen zu sein scheint, stellte die Bannleihe eine ledig­lich amtsrecht­lich zu verstehende Bindung dar. Spätestens im Laufe des 13. Jahrhunderts trat sie im Gleichklang mit dem Feuda­lisierungsprozess von Gerichtsbarkeit als Rechtsvorstellung zurück und befand sich kaum noch ­zwischen König und reichsunmittelbaren Herrschaften, sondern vorrangig in einer Ebene darunter z­ wischen den Vasallen der Krone und deren abhängigen Herrschaftsträgern.53 Auf diese Weise schied die Gerichtsbarkeit der Reichsfürsten aus dem Komplex könig­licher Gerichtsbarkeit aus, nachdem sie sich nicht mehr im Sinne der Bannleihe als delegiertes Königrecht verstand.54 Diese weitreichende Erkenntnis erlaubt es dem Historiker, die könig­liche Gerichtsbarkeit im Spätmittelalter, wenn man ihre Stellvertreter und Delegaten in die Betrachtung einbeziehen will, von den Formen der partikularen Gerichtsbarkeit abzugrenzen. Genau aus ­diesem Grund kommt meine Darstellung ohne die ausführliche Besprechung der landesherr­lichen Gerichtsbarkeit aus. Selbstverständ­lich verschwand die

52 SwSp., Münchn. HS, Art. 120. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 17 f., hat jüngst in Bezug auf die Auslegung des Sachsenspiegeltextes erklärt, dass dem Wortlaut nach keine Überordnung des könig­lichen Gerichtes über die übrigen Gerichte abgeleitet werden könne und die oberstrichter­liche Stellung des Königs gerade aus keiner der hochmittelalter­lichen Quellen hervorgehe. Die angeführten Quellenauszüge weisen diese Feststellung zunächst einmal zurück. Richtig ist aber aus der Sicht der Rechtspraxis – und das entspricht der Aussage Diestelkamps –, dass die im 13. Jahrhundert nachweisbare Vorstellung von Über- und Unterordnung keine Instanzen mit determinierten Zuständigkeiten kannte. 53 Vgl. Thieme, Grundzüge, S. 191; Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 109; Pitz, Verfassungslehre, S. 388 f.; Spindler, Anfänge, S. 121; Eisenhardt, Hofgericht, S. 250; Krieger, Lehnshoheit, S. 249, und ausführ­lich mit Blick auf die bayerischen Entwicklungen Lieberich, Feudalisierung, S. 257 – 259. Der Verfasser weist in d ­ iesem Zusammenhang berechtigterweise auf die unbefriedigende Argumenta­tion hin, dass die Lösung von der könig­lichen Bannleihe in Sonderheit von machtpolitischen Ressourcen abhängig war, sie kleineren Gerichtsherren im Vergleich zu den Großen des Reiches deshalb auch nicht gelang. Rosenthal, Geschichte, S. 7 f., hat die Existenz solcher Übertragungen des Königsbanns sogar für den ganzen deutschen Südwesten verneint und diese Rechtsvorstellung als spezifisch für den säch­sischen Raum bewertet. Dass sich der Charakter der Bannleihe vor allem aus dem Sachsenspiegel und aus den auf ihn rekurrierenden Schriften ergibt, darf als weitestgehend unstrittig angesehen werden. Nach Kühns, Gerichtsverfassung, S. 50, ist auch in Brandenburg das Gericht unter Königsbann unbekannt gewesen. 54 Vgl. für den Zusammenhang ­zwischen der Bannleihe als Teil „könig­lichen Amtsrechts” und der dahinter liegenden Vorstellung von Delega­tion Droege, Landrecht, S. 68 f.

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Bannleihe nicht sofort aus den Rechtstexten, wie es die oben genannten Rechtsspiegel aus dem späten 13. Jahrhundert und auch das bekannte Hagenauer Weistum König Rudolfs aus dem Jahr 1274 beweisen.55 An die Stelle der Bannleihe trat seit den Staufern die lehnsrecht­lich an das Königtum gebundene landesherr­liche Hochgerichtsbarkeit, die über den Prozess der Belehnung hinaus dem Reichsoberhaupt keinen weiteren Zugriff auf die Bestellung ­niederer Gerichte zuließ. Als Ausdruck dieser Entwicklung hat die Forschung immer wieder auf die beiden bedeutenden Privilegien Statutum in favorem principum aus dem Jahr 1231/32 und gegenüber den geist­lichen Fürsten auf die ältere Confoederatio cum prin­ cipibus ecclesiasticis von 1220 aus der Zeit Friedrichs II. verwiesen. Nach dem Wortlaut beider Texte hatten die Privilegierten nun das Recht, neue Gerichtsbezirke einzurichten, Richter zu bestellen und die Gerichtsorte zu verlegen.56 Als Gerichtsherren fungierten nun die Landesherren; ihre Gerichte waren fortan keine Delega­tionsformen der könig­lichen Gerichtsbarkeit mehr. Unterstellt werden muss dieser Praxis eine ältere Tradi­tion, die womög­lich bis in das 12. Jahrhundert zurückreichte – jedenfalls lag die Bedeutung der beiden Privilegien zuvorderst in der Verschrift­lichung des Rechts. Die jüngere Forschung hat gleichfalls die ältere Interpreta­tion, die Regalien ­seien durch das Königtum preisgegeben worden, eher verneint,57 nicht aber ohne auf originäre 55 Vgl. MGH Const. III, Nr. 27, und dazu Schlinker, Fürstenamt, S. 282, sowie Mitteis/ Lieberich, Rechtsgeschichte, S. 192. Scheyhing, Eide, S. 260, kommt zu einem ähn­ lichen Ergebnis und betont, dass im 13. Jahrhundert das Reichsoberhaupt eine Kontrolle und Aufsicht der den Fürsten nachgeordneten Gerichte nicht mehr vornahm. Es darf bezweifelt werden, ob es die Größe des Reiches jemals dem König erlaubte, tatsäch­lich bis in die einzelnen herrschaft­lichen Strukturen hinein kontrollierend zu wirken. 56 Vgl. das Statutum MGH Const. II, Nr. 304: Item centgravii recipiant centas a domino terre vel ab eo, qui per dominum terre fuerit infeodatus (Art. 7). Item locum cente nemo mutabit sine consensu domini terre (Art. 8); und für die Confoederatio MGH Const. II, Nr. 73: Item inhibemus ad imita­tionem avi nostri, felicis memorie imperatoris Friderici, ne quis officialium nostrorum in civitatibus eorundem principum iurisdic­tionem aliquam sive in theloneis sive in monetis seu aliis officiis quibuscumque sibi vendicet, nisi per octo dies ante curiam nostram ibidem publice indictam et per octo dies post eam finitam. Nec etiam per eosdem dies in aliquo excedere presumant iurisdic­tionem principis et consuetudines civitatis (Art. 10). Vgl. zu deren Interpreta­ tion hinsicht­lich der Übertragung von Hochgerichtsbarkeit Trusen, Anfänge, S. 209; Goez, Fürstenprivilegien, Sp. 1358; Merzbacher, Hochgerichtsbarkeit, Sp. 173 f.; Kern, Geschichte, S. 12, und besonders ausführ­lich zum Statutum Klingelhöfer, Reichsgesetze, S. 61 – 96. 57 Vgl. zum inzwischen überholten Stand der Forschung z. B. Haller/Dannenbauer, Von den Staufern, S. 11; Klingelhöfer, Reichsgesetze, S. 77; Dopsch, Landfrieden, S. 155. Differenziert hat einst bereits Bader, Territorialbildung, S. 119, indem er die Ausbildung von Landesherrschaften gleichsam als Stabilisatoren des Reiches ansieht, ­welche die strukturellen Defizite könig­licher Herrschaft übernommen hätten. Boshof, Reichsfürstenstand, S. 56, bestätigt, dass die Bestimmungen der Confoederatio gerade keine „einseitige Verzichtleistung der Krone“ gewesen ­seien. Die Kritik an der älteren „Territorialisierung

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Eigenleistungen der allmäh­lich aufstrebenden Landesherren zu verweisen. An dieser Stelle können nur sehr verkürzt zwei Beispiele benannt werden. In Bayern hatten die Herrschaftsträger schon sehr früh im 12. Jahrhundert Landtage abgehalten, im Rahmen derer die Herzöge u. a. Rechtsstreitigkeiten ­zwischen den versammelten geist­lichen und welt­lichen Großen des Landes entschieden.58 Eine ähn­liche Entwicklung ist für die österreichischen Landtaidinge festzustellen, die seit der gleichen Zeit bestanden und denen der Herzog oder ein Stellvertreter vorsaß.59 Erkennt man die im frühen 13. Jahrhundert in einigen Reichsteilen bereits bestehenden Formen landesherr­licher Gerichtsbarkeit an, dann bleibt für die Privilegien von 1220 und 1231/32 eine im Wesent­lichen bekräftigende Wirkung: Sie verschafften den Begünstigten einen Rechtstitel, um damit den Ausbau der eigenen Herrschaft weiter zu forcieren. Die landesherr­ liche Gerichtsbarkeit war somit recht­lich neben der könig­lichen anerkannt und von ihr unbestreitbar getrennt. Im Gegensatz dazu waren die Könige und K ­ aiser spätestens seit Friedrich I. bemüht, über das Lehnswesen und die Regalienleihe eine formale Superiorität – auch bezogen auf die Gerichtsbarkeit – aufrecht zu erhalten und ihrerseits ein neues Konzept mittelalter­licher Königsherrschaft durchzusetzen. Besonders die staufische Kaiseridee ist dabei zum Ursprung dieser neuen Herrschaftsvorstellung erklärt worden.60 Indem vor allem Friedrich II. eine plenitudo potestatis als Rechtsvorstellung entwarf und in den Arengen seiner Urkunden stets von Neuem herausstellte, brachte er zahlreiche weitere Herrschaftsrechte auf diese Weise in untrennbare Abhängigkeit vom Kaisertum. Rekurriert wurde dabei auf das zumindest gedachte Fundament des ebenfalls vom Oberhaupt aus durchgebildeten Lehnswesen. Den übrigen Herrschaftsträgern blieb bestenfalls eine Stellung als Teilhaber an dieser kaiser­lichen Gewalt als pars sollicitudinis.61 Augenfällig wird die Kaiseridee ­Friedrichs II. am ehesten im Begriff der Regalien, der nicht mit Herrschaftsrechten zu übersetzen ist, sondern gerade die im Königtum vereinigten Rechte meint, die auf dem Wege von Gunstbezeugungen und Gnaden­ erweisen – den Privilegien – an Herrschaftsträger als Königsrechte übertragen und sogar widerrufen und entzogen werden konnten.

von Regalien” darf jedoch nicht so weit gehen, dass die übertragenen Rechte als delegierte könig­liche Gewalt verstanden werden. Insbesondere Schubert, Probleme, S. 157, hat diese Auffassung vertreten und lässt damit die Entwicklung der Gerichtsbarkeit im Inneren der frühen Landesherrschaften weithin außen vor. 58 Vgl. Rosenthal, Geschichte, S. 110 – 116. 59 Vgl. Mell, Grundriß, S. 118. 60 Vgl. Kern, Reichsvikare, S. 131; Battenberg, Legitima­tion, S. 2. 61 Vgl. Schmidt, Vollgewalt, S. 28 – 32; Boshof, Reichsfürstenstand, S. 62 f.

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Wenn auch im weiteren Verlauf des Spätmittelalters die Eingriffsmög­lichkeiten des Königs über den Akt der oft nicht einmal mehr persön­lich vollzogenen Belehnung kaum hinausreichte, die Lehnsfolge sich der Erbfolge immer mehr ang­lich, so behauptete der König dennoch diesen Vorrang. In Streitsachen um die Lehen der Reichsunmittelbaren konnte er bis über das Ende des Mittelalters hinaus eine Mitsprache oder gar die Entscheidungsgewalt durch die Bezugnahme auf das Lehnsrecht bewahren. Bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert war diese spitz auf das Königtum zulaufende Lehnsordnung des Reiches anerkannt, nachdem ­Kaiser Friedrich I. gegenüber den noch bestehenden Stammesherzogtümern eine Lehnsabhängigkeit etabliert hatte.62 Nach wie vor gilt aber der von Karl-­Friedrich Krieger geäußerte Einwand, dass die lehnsrecht­liche Bindung der Großen des Reiches an den König zunächst einmal als theoretisches Konstrukt aufzufassen sei, da immer noch weite Teile des Reiches allodialer Besitzstand waren.63 Diese vorsichtig vorgebrachte Kritik an der lehnsrecht­lich durchgebildeten Struktur des Reiches dürfte ein Ansatzpunkt sein, das Lehnswesen künftig vorrangig als Konzept mittelalter­ licher Herrschaft und damit auch der Königsherrschaft zu begreifen, das sich im Rahmen der Behandlung von Konflikten als recht­liches Argument wiederfand, Vorstellungen von Mitsprache und Zuständigkeit durchzusetzen. Neben der Abgrenzung der könig­lichen Gerichtsbarkeit gegenüber der der Landesherren lässt sich zudem eine recht scharfe Unterscheidung von den Formen der geist­lichen Gerichtsbarkeit vornehmen, denn der König war ein welt­licher Richter. Dass Geist­liche von der welt­lichen Gerichtsbarkeit ausgenommen waren, kann als eine weitere, einigermaßen feste Zuständigkeitsregel schon am Beginn des Spätmittelalters vorausgesetzt werden. Wiederum belegen Sachsen-, Schwabenund Deutschenspiegel ­dieses Prinzip, indem sie die Klage gegen geist­liche Leute ausschließ­lich vor einem geist­lichen Gericht zuließen.64 Ausnahmen – wie noch

62 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 25. Angermeier, Begriff, S. 196 f., sieht im Ende der staufischen Herrschaft zur Mitte des 13. Jahrhunderts auch die lehnsrecht­liche Superiorität des Königtums am Höhepunkt angelangt, in dessen Folge von einer „Rückbildung der wirk­ lichen könig­lichen Lehnsherrschaft“ hin zu einer „oberlehnsrecht­lichen Repräsentativ­gewalt mit Reservatrechten“ auszugehen sei. 63 Vgl. Krieger, Rudolf von Habsburg, S. 111 f. 64 Vgl. SSp., LR, I, 60, §3, und dazu Lück, Über den Sachsenspiegel, S. 41, bzw. SwSp., Münchn. HS, Art. 93, und DtSp., I, Art. 84: Swa der man reht vodert, da sol er auch reht nehmen, ane geist­liche liute, die klagent wol vor werlt­lichem gerihte, unde man muoz si beklagen vor geist­lichem gerihte ane umbe eine sache: und ist daze in geist­licher man einen leien beklaget vor werlt­lichem gerihte umbe gülte, der rihter sol im rihten. Im Schwabenspiegel ist dieser Passus noch um einen Nachsatz ergänzt: vnd der lae bechlagt den geistleichen man vor welt­ leichem gericht vnd der richter sol im richten mit recht über den geistleichen man aber nicht wann vmb gült (SwSp., Münchn. HS, Art. 93). Vgl. zum Verhältnis z­ wischen Sachsen- und

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zu zeigen sein wird – waren den Zeitgenossen dann mög­lich, wenn Geist­liche eine Streitsache bewusst vor einen welt­lichen Richter brachten. Die Erzbischöfe und Bischöfe des Reiches, aber auch einige Äbte konnten mit ihrem zugleich fürst­ lichen Stand über die Regalienleihe und Belehnung als welt­liche Herrschaftsträger erscheinen. Den recht­lichen Verlauf des Konfliktes vermochten sie jedoch nicht zu ändern, wenn sie sich gegenüber dem König auf ihren geist­lichen Stand beriefen. Bei spezifischen Streitgegenständen, für deren Behandlung nach dem kanonischen Recht die ­Kirche als Regulativ aufzutreten hatte, gelang es dagegen Streitparteien schon im 13. Jahrhundert regelmäßig, ein innerhalb der welt­lichen Gerichtsbarkeit laufendes Verfahren zu beenden und den Konflikt an dessen geist­ liches Pendant zu transferieren. In einem Streit ­zwischen dem Bischof Konrad von Hildesheim und den Bürgern dieser Stadt entschied Heinrich (VII.), dass das Vorgehen der Bürger mit welt­lichem Gericht gegen einen Geist­lichen mit der Reichsacht zu bestrafen sei, und verteidigte damit oben beschriebene Rechtsvorstellung.65 Zu einer ähn­lichen Entscheidung kam König Rudolf von Habsburg 1275, als er im Konflikt z­ wischen der K ­ irche von Lüttich und den Amtleuten und Schöffen der Stadt befand, dass die Vergehen der Geist­lichkeit von Lüttich einzig nach kirch­lichem Verfahren zu behandeln s­ eien.66 König Adolf von Nassau beeidete 1292 sogar, er wolle sich in die Fälle, die vor das geist­liche Gericht gehörten, nicht einmischen und dies auch keinem welt­lichen Richter gestatten.67 Auch für die Rechtspraxis am könig­lichen Hofgericht hatte sich die Exem­tion von geist­lichen Beklagten durchgesetzt. In einem Hofgerichtsurteil bestimmte Hofrichter Berthold von Trauchburg 1276 gegenüber Eberhard von Spitzenberg, dass seine Klage gegen die Abtei Salem nicht anerkannt werden könne und künftig vor einem geist­lichen Gericht weiterzuverfolgen sei.68 Die Beispiele ließen sich auch für die dünne Materialbasis des 13. Jahrhunderts noch vermehren. Im Gegensatz zu einer Abgrenzung der welt­lichen Gerichtsbarkeit gegenüber der geist­lichen, die in den Quellen erst deut­lich ­später greifbar wird, gelang es den geist­lichen Reichsgliedern unter Rückgriff auf das in seiner Verschrift­lichung fortgeschrittenere Schwabenspiegel Richter, Rechtsbücher. Derartige Bestimmungen fanden sich auch in den herzog­lichen Landfriedensaufrichtungen im Bayern des 13. Jahrhunderts (vgl. Schnelbögl, Entwicklung, S. 264). 65 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 359. 66 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 59. Im selben Jahr untersagte Rudolf seinen könig­lichen Vögten und Schultheißen die Vorladung des Klosters Gengenbach, ebenfalls unter dem Verweis auf den geist­lichen Stand (vgl. URH, Bd. III, Nr. 65). 67 Vgl. RI VI,2, Nr. 56. 68 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 87. Synonyme Entscheidungen im Versuch einer Klage gegen das Kloster Heiligkreuztal bzw. gegen das Kloster Volkenroda (vgl. URH, Bd. III, Nr. 88 bzw. 600).

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kanonische Recht bereits am Beginn des Spätmittelalters, vorbehaltene Streitsachen der welt­lichen Gerichtsbarkeit zu entziehen. Eine Auseinandersetzung ­zwischen geist­licher und welt­licher Gewalt um streitige Konflikte lässt sich dabei nicht konstatieren; vielmehr erschien bis zum Reichsoberhaupt hinauf die kanonische Rechtsvorstellung, Geist­liche ausschließ­lich vor geist­lichen Gerichten zu beklagen, als Konsens allgemein akzeptiert. Es ließ sich für die könig­liche Konfliktbehandlung im 13. Jahrhundert kein Fall ermitteln, in welchem der Herrscher nicht bereitwillig dieser Auffassung folgte. Der König sah sich fraglos als welt­licher Richter an. 2.1.2 Das Spektrum persönlich-königlicher Konfliktbehandlung Nach dem bisher Gesagten unterschieden sich könig­liche, partikular-­landesherr­ liche und geist­liche Gerichtsbarkeit voneinander. Welche Handlungsweisen und Verfahren verblieben dem König als Person? Welche lassen sich in den rechtspraktischen Quellen identifizieren? Im Wesent­lichen zerfällt ­dieses Spektrum in drei einzelne Bereiche, die hier in beliebiger Reihenfolge nacheinander besprochen werden: Der König konnte erstens als Vorsitzender und Richter in einem gericht­ lichen Verfahren erscheinen, zweitens als Vermittler oder in schiedsrichter­licher Rolle den Zeitgenossen begegnen oder schließ­lich drittens mittels Ge- und Verboten meist aus der Ferne in Streitsachen eingreifen. Alle diese Handlungsweisen zusammengenommen kennzeichneten die Praxis könig­licher Konfliktbehandlung im 13. Jahrhundert. Wenn im vorangegangenen Teilkapitel die Vorstellung der oberstrichter­ lichen Stellung des Königs angeführt worden ist, dann darf diese Sicht auf die mittelalter­liche Königsherrschaft nicht verdecken, dass persön­lich abgehaltene Gerichtssitzungen des Reichsoberhauptes eher die Ausnahme als die Regel waren. So hat Bernhard Diestelkamp zuletzt überzeugend aufgezeigt, dass die beiden Verfahren Rechtszug und Urteilsschelte an den König, die in den Rechtsspiegeln besonders hervortraten, in der Rechtspraxis des 13. und 14. Jahrhunderts kaum auffindbar sind und sich auf wenige Einzelfälle begrenzen.69 Das ist das erste, aber nicht einzige Argument, das belegt, in welch großem Ausmaß Herrschaftsvorstellung von der Wirk­lichkeit herrscher­lichen Handelns differierte. Allgemeiner hat Ute Rödel auf die Unbestimmtheit und Unregelmäßigkeit der Termine und

69 Vgl. die auf Grundlage der vom selben Verfasser herausgegebenen Urkundenregesten ermittelte Aufstellung in Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 32 – 36, der keine neuen Funde hinzuzufügen sind.

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Orte der unter Vorsitz des Königs abgehaltenen Gerichtssitzungen hingewiesen.70 In der Tat waren innerhalb der langen Regierungszeit ­Kaiser Friedrichs II. ­solche Sitzungen ledig­lich während der ­kurzen Aufenthalte im Reich und im Rahmen der wenigen Hoftage nörd­lich der Alpen oder unter Vorsitz seiner Söhne Heinrich und Konrad denkbar. Auch erforderte die dinggenossenschaft­ liche Form des Gerichts geradezu die Zusammenkunft der Großen des Reiches oder wenigstens einer breiteren Gruppe könig­licher Ministerialen, so dass diese Sitzungen kaum Teil des Alltags am Königshof sein, sondern allenfalls temporär im Rahmen kleinerer oder größerer Versammlungen stattfinden konnten. Der König fungierte dann als Vorsitzender im Rechtsverfahren; die Streitentscheidung dagegen erfolgte auf eine von den Parteien geäußerte, spezifische Urteilsfrage, deren Entscheidung die beisitzenden Urteiler vornahmen. Die Rolle des Vorsitzenden beschränkte sich im Wesent­lichen auf die Verkündung des Urteils und die Verkörperung richter­licher Gewalt. Darüber hinaus besorgte die könig­liche Kanzlei die Ausfertigung von Urteilsbriefen oder die Erklärung der Reichsacht im Falle des Nichterscheinens der beklagten Partei. War ein lehnsrecht­licher Konflikt zu behandeln, so wurde ein Lehnsgericht bestellt, dessen Rechtspraxis ebenfalls dinggenossenschaft­lich bestimmt war, die Urteiler jedoch ausgewiesene Lehnsmannen zu sein hatten.71 Friedrich Battenberg weist in ­diesem Zusammenhang auf den Umstand hin, dass die Gruppe der um den König versammelten Personen – der Hof des Königs also – zusammengenommen als Gerichtsgemeinde erscheinen konnte.72 Aus dem Grund firmierte ­dieses Verfahren könig­licher Rechtsprechung unter der Bezeichnung des könig­lichen Hofgerichts, iudicium curiae,73 innerhalb dessen das Reichsoberhaupt persön­lich als „Hofrichter“ auftrat. Obwohl sich prozessrecht­liche Übereinstimmungen ­zwischen der ab 1235 belegten Hofgerichtsbarkeit durch einen eigens eingesetzten Hofrichter zweifelsfrei feststellen lassen, fehlte es den könig­lichen Dokumenten der Zeit davor an der für das spätere Hofgericht so typischen eigenen

70 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 118. 71 Vgl. ausführ­lich zur könig­lichen Gerichtsbarkeit in Lehnssachen Krieger, Lehnshoheit, S. 492 – 541. 72 Vgl. Battenberg, Herrschaft, S. 18 f. 73 Der Hoftag wurde bei gericht­lichen Handlungen ebenfalls als curia solemni, curia generali sowie als placitum generale oder generale parlamentum bezeichnet (vgl. Rödel, ­Gerichtsbarkeit, S. 27). Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 118, hat das iudicium curiae als eine „­Ad-­hoc-­­Institu­tion“ bezeichnet. Diese Nomenklatur erscheint vor d­ iesem Hintergrund als Hilfskonstruk­tion und zeigt deut­lich, wie wenig geeignet der institu­tionengeschicht­liche Ansatz für die Erklärung ­dieses Phänomens ist, wenn sich gerade keine Merkmale identifizieren lassen, Institu­tionen aussagekräftig zu definieren.

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Kanzleiausfertigung und Besiegelung. Deshalb sollten beide Erscheinungsformen könig­licher Konfliktbehandlung nicht vorschnell miteinander vermischt werden. Ein vorsichtiger Umgang ist auch mit der Quellengattung der sogenannten Reichsweistümer geboten, die in nicht geringer Zahl als persön­liche Streitentscheidungen des Königs auf eine vorgebrachte Rechtsfrage nachweisbar sind. Diese abstrakt formulierten Rechtsentscheidungen besaßen gerade nicht den Charakter neuzeit­licher Gesetze, obwohl das die ältere Forschung behauptet hat.74 In einem fundamentalen Aufsatz aus dem Jahr 1977 hat Bernhard Diestelkamp diese Quellen hergenommen und mit übriger, vorhandener Überlieferung in Beziehung gesetzt. Auf diese Weise dekonstruiert er diese Gattung weithin, entkleidet sie vollends ihrer normativen Bedeutung und weist exemplarisch ihre Zugehörigkeit zu konkreten Streitfällen nach.75 Demzufolge sind die vor allem im 13. Jahrhundert reich vorhandenen Weistümer des Königs genauso zu behandeln wie könig­liche Urteilsbriefe, deren Wortlaut die Streitparteien und den Streitgegenstand explizit anführten. Gegenüber dem gericht­lichen Prozess ist in der jüngeren Forschung zur könig­ lichen Gerichtsbarkeit die Betrachtung von schlichtendem und vermittelndem Königshandeln zunehmend mehr in den Vordergrund getreten. Ausgangspunkt dessen ist die Behauptung, dass ihr Anteil an der gesamten Konfliktbehandlung des Königs die Zahl der Urteilsbriefe des iudicium curiae im 13. Jahrhundert überstiegen habe.76 Jedoch sieht sich die Untersuchung derjenigen Verfahren, die den König als Mediator oder Vermittler, als Schlichter oder Schiedsrichter kennen, mit dem Problem konfrontiert, anhand der überlieferten Quellen verfahrensmäßige Unterschiede zu extrahieren und so geeignet wie nur mög­lich zu bezeichnen. Übereinstimmung in der Disziplin spiegelt sich dabei gegenwärtig ledig­lich in der ernüchternden Feststellung wider, dass alle diese Verfahren schier untrennbar ­seien und die Sprache der Quellen kaum eine Lösung ­dieses Umstandes erwarten lasse.77 Die Schwierigkeit der rechtsgeschicht­lichen und historischen Studien 74 Vgl. z. B. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 278, und neuerdings von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 59 und 61. 75 Vgl. Diestelkamp, Reichsweistümer. 76 Vgl. Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 114. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 129, kommt für das Königtum Rudolfs von Habsburg zu dem Befund, dass die Anzahl der Schiedssprüche die Urteile des Hofgerichtes während seiner Regierungszeit übertroffen habe. Für den niederrheinischen Raum versucht diesen Beweis Janssen, Bemerkungen, S. 79, insb. Anm. 6, mit dem Ergebnis, dass die Zunahme an Schiedsurkunden im 13. Jahrhundert im Vergleich zur Zunahme der Schrift­lichkeit einen Bedeutungsgewinn tatsäch­lich annehmen lässt. 77 Vgl. Schäfer, Landgericht, S. 115; Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 8; Nowak, Schiedsprozesse, S. 179; Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 4. Für Cordes, Mit Freundschaft, S. 17, erscheint die Konfliktbehandlung mit Minne „diffuser“ als die Konfliktklärung nach

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bei der Handhabung der Typen von Konfliktlösung, die sich eben nicht institu­ tionengeschicht­lich fassen lassen, bestätigt sich damit einmal mehr. Abseits einer grundsätz­lichen Lösung ­dieses Problems unternimmt diese Arbeit den vorsichtigen Versuch, mit einer Aufteilung dieser Handlungsweisen in zwei hinreichend trennscharfe Verfahren wenigstens etwas mehr Übersicht über die Quellen und Konflikte zu gewinnen. Einen geeigneten Ansatzpunkt hierfür bietet der Akt der Verwillkürung der streitenden Parteien auf einen Schiedsrichter zur Behandlung ihres Konfliktes. Seine Existenz ist in Form eines Schiedsvertrages oder zumeist im Wortlaut der schiedsrichter­lichen Entscheidung überliefert.78 Im Folgenden wird daher in eine schiedsrichter­liche und eine vermittelnde Konfliktbehandlung des Königs unterschieden. Diese Untergliederung versteht sich als bloße Proposi­tion in dem Bewusstsein, dass eine feinere Segmentierung nicht nur wünschenswert, sondern im Einzelfall auch mög­lich sein mag. Über das gesamte 13. Jahrhundert hinweg betrachtet, liegt das Quellenmaterial aber derart disparat vor, dass eine detailliertere Klassifika­tion die Vergleichbarkeit gänz­lich ausschließen würde. Schiedsrichter­liche Konfliktbehandlung anhand einer Verwillkürung der ­Parteien auf einen Schiedsrichter, auf der Grundlage des compromissum, zu definieren, ist nach der Forschung zu ­diesem Verfahren einhellige Praxis.79 Der Recht. Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 21, hat die unzureichende Scheidung nach der Initiative des könig­lichen Handelns eingeführt und die Bitte zur Entscheidung eines Konfliktes als Wesensmerkmal einer schiedsgericht­lichen Konfliktlösung angesehen (vgl. ganz ähn­lich auch Trusen, Anfänge, S. 150 f.). Nach allem bisher Gesagten dürfte aber gelten, dass sich sowohl die Initiative könig­lichen Handelns aus den Quellen kaum herauslesen lässt als auch die Konfliktbehandlung des Königs per se nicht ohne das Insistieren der Streitenden gedacht werden kann. Dass nicht nur die Identifizierung und Bestimmung der verschiedenen Verfahren im jeweiligen Einzelkonflikt schwierig ist, sondern sich auch die unterschied­lichen Verfahren in einigen Streitfällen aneinanderreihten, konstatiert richtigerweise Kamp, Friedensstifter, S. 248. Selbst aus den Quellen des 14. und 15. Jahrhunderts zur Rechtspraxis am Ingelheimer Oberhof muss Rosenthal, Hofgericht, S. 292, einräumen, dass eine Trennung ­zwischen Schiedsgericht und Vermittlung nicht gelungen sei. In der Terminologie der Quellen treten die Bezeichnung arbiter, arbitrator, amicabilis compositor, mediator in der Regel synonym auf und lassen sich nicht spezifischen Verfahren zuweisen (vgl. Nowak, Schiedsprozesse, S. 179; Sellert, Schiedsgericht, Sp. 1387; Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 176). Auf die im römischen und im Kirchenrecht bestehende formale Unterscheidung der verschiedenen Termini kann an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden (vgl. dazu z. B. Ziegler, Arbiter, S. 377 – 379). 78 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 86, betrachtet neben der schiedsrichter­lichen Entscheidung eine kurze Rekapitula­tion des bisherigen Konfliktverlaufs und einen Verweis auf einen Schiedsvertrag als typische Bestandteile eines Schiedsspruchs. 79 Als konstitutiv für eine schiedsrichter­liche Konfliktbehandlung charakterisieren den Akt der Verwillkürung Frey, Schiedsgericht, S. 12 f. sowie 93; Janssen, Bemerkungen, S. 80 und 83; Orth, Fehden, S. 18; von Eyb, Ludwig von Eyb, S. 32; Weitzel, Dinggenossenschaft,

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S­ chiedsvertrag nannte neben den Streitparteien und dem oder den ausgewählten Schiedsrichter(n) in der Regel den Gegenstand, hinsicht­lich dessen eine Entscheidung von den Parteien erwartet wurde. Die Mög­lichkeit, den Gegenstand sehr enggefasst festzusetzen und gerade einzelne Teile des Konfliktes zielgerichtet außen vor zu lassen, dürfte ein wesent­licher Vorzug des Schiedsverfahrens gewesen sein, da die Schiedsrichter genauso wie die Parteien nur an die vertrag­liche Vereinbarung gebunden waren. Üb­lich war im 13. Jahrhundert ferner, im com­ promissum eine Zeitspanne zu bestimmen, innerhalb derer das Verfahren durchzuführen war. Auch finden sich Bestimmungen, die für den Fall der Verhinderung oder des Todes einer Schiedsperson einen Ersatz vorsahen. Am Ende des Textes versprachen die Parteien üb­licherweise dessen Einhaltung in Form eines Eides – oft unter konkret benannten Sank­tionen und Strafandrohungen für den Fall des Bruches, bevor beide Parteien und nicht selten auch die gewählten Schiedsrichter die Urkunde siegelten.80 Die Anzahl der Schiedsrichter war von Fall zu Fall unterschied­lich – der König erschien jedenfalls vergleichsweise häufig als alleiniger Entscheidungsträger.81 Ungeradzahlige Schiedsgerichte waren aber typisch, um von vornherein eindeutige Sprüche zu erzielen. Ausnahmen sind jedoch für das 13. Jahrhundert ebenfalls belegt. Am 12. Februar 1287 einigten sich der Erzbischof von Mainz und die Geist­lichkeit seines Erzstifts mit Herzog Albrecht von Braunschweig in einem compromissum, die aufgetretenen gegenseitigen Schädigungen und Privilegienstreitigkeiten vor vier Schiedspersonen zu bringen und deren Verhandlungsergebnis einzuhalten. Für den Fall, dass d ­ iesem, offenbar paritätisch von Parteivertretern besetzten Gremium keine S. 1284; Sellert, Schiedsgericht, Sp. 1386, sowie sehr treffend Waser, Streiterledigung, S. 42 f.: „Die schiedsgericht­liche Streiterledigung besteht in einer auf Grund vorgängiger Anerkennung durch die Parteien für diese verbind­liche Regelung der ihr zur Entscheidung zugewiesenen Streitfragen durch Persön­lichkeiten, die mit ausdrück­licher Einwilligung beider Parteien amten“. 80 Vgl. zu den Bestandteilen des Schiedsvertrags Frey, Schiedsgericht, S. 73 – 86, 93 – 100 und 173 – 178. Im compromissum konnte auch vorgesehen werden, dass der Schiedsrichter nach erfolgtem Schiedsspruch über die weiterhin strittigen Punkte oder die Auslegung des Schiedsspruchs neuer­lich zu befinden hatte. Ähn­lich konnten auch Festlegungen im Falle des Nichterscheinens vor dem Schiedsrichter bereits im Schiedsvertrag formuliert werden (vgl. Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 177 f. bzw. 157). 81 Eine Ausnahme ist im Erbstreit ­zwischen Anselm von Rappoltstein und Berta von ­Rappoltstein belegt, innerhalb dessen Rudolf von Habsburg am 22. März 1291 gemeinsam mit dem Bischof von Straßburg einen Schiedsspruch fällte (vgl. URH, Bd. III, Nr. 627). Eine gemeinsame Streitentscheidung in Folge einer Verwillkürung auf den König ergab sich auch im Konflikt ­zwischen dem Erzbischof Heinrich von Mainz und Herzog Albrecht von Braunschweig am 31. März 1287, die neben dem Reichsoberhaupt gleichsam den Bischof von Verden als Aussteller nannte (vgl. URH, Bd. III, Nr. 530).

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Einigung gelingen sollte, fixierten die Streitenden vertrag­lich, dass der König und der Bischof von Verden final entscheiden sollten.82 Offenbar gleich zweimal bestimmte diese Verwillkürung eine geradzahlige Personengruppe zu Schiedsrichtern, wobei sich die Bestellung des Verdener Bischofs und des Königs am ehesten mit dem Ziel der Parteien verbinden ließe, einen geist­lichen und einen welt­lichen Herrschaftsträger zu berufen, analog zur Zugehörigkeit der Streitenden zu diesen beiden Gruppen. Natür­lich war genau in solchen Fällen eine ungerade Zahl an Schiedsrichtern nur schwer­lich zu realisieren. Vorgesehen war in der vereinbarten Konfliktbehandlung zugleich ein zweistufiges Verfahren, das aber bei Erfolg bereits im ersten Schritt endete. Dass die erste Gruppe von Schiedspersonen eher vermittelnd agieren sollte, ergibt sich aus der fehlenden Zubilligung eines Schiedsspruches, der dann erst dem Bischof und dem König vorbehalten blieb. Damit zeigt sich einmal mehr, wie unbeugsam die Quellen gegenüber dem Willen des Historikers nach einer Kategorisierung sind. Immerhin ein pragmatischer Ausweg bietet sich in dem Vorgehen, die bloße Verwillkürung auf den König als Schiedsrichter nicht als hinreichenden Beleg für eine Handlung des Königs anzusehen, sondern erst den Schiedsspruch des Herrschers zu berücksichtigen. Auch die Beschränkung auf die Handlungen des Reichsoberhauptes hilft bei der Sortierung der Quellen zu den einzelnen Verfahren. Die Rolle des Königs als Schiedsrichter bei der Behandlung von Konflikten im 13. Jahrhundert haben die Darstellungen von Wolfgang Sellert, Ute Rödel und Martin Kaufhold mit dem gleichzeitigen Verlust herrscher­licher Gewalt im Bereich des iudicium curiae zu begründen versucht.83 Einen Beleg für diesen Zusammenhang, der über die Bedeutungszunahme der Schiedsgerichtsbarkeit in dieser Zeit hinausgeht, bleibt diese Interpreta­tion jedoch schuldig. Mehr noch deuten die verschiedenen Befunde zur Frage nach der Herkunft der Schiedsgerichtsbarkeit an, dass das Königtum hier von einer überregionalen und breit auf mehreren Herrschaftsebenen stattfindenden recht­lichen Entwicklung erfasst worden war, die letztend­lich nicht ein Verfahren anstatt des gericht­lichen Prozesses, sondern neben der Rechtsentscheidung des iudicium curiae entstehen ließ. Mit der Durchsetzung dieser „Schiedsbewegung“ 84 im Reich verbreiterte sich folg­lich das Handlungsspektrum des Königs.

82 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 516. Die in dieser Quelle dokumentierte Schiedspraxis entspricht dem bei von Eyb, Ludwig von Eyb, S. 120 – 122, und Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 208 – 210, geschilderten Ablauf. 83 Vgl. z. B. Sellert, Schiedsgericht, Sp. 1388; Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 209; Kaufhold, Interregnum, S. 157, und mit einer durchaus ähn­lichen Interpreta­tion Janssen, Bemerkungen, S. 98; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 34 f. 84 Waser, Schiedsgericht, S. 37. In seiner Studie zur Schiedsgerichtsbarkeit im Süden Frankreichs hat Waser, Streiterledigung, S. 137 f. und insb. 138, Anm. 89, von einer

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Zusammenfassend lassen sich jedenfalls für das Reich nörd­lich der Alpen zwei Punkte konstatieren: Die Schiedsgerichtsbarkeit war erstens deut­lich vor dem vermeint­lichen Bruch herrscher­licher Kontinuität nach dem Ende der Staufer während des Interregnums vorzufinden. Zweitens wurde sie faktisch zuerst in Konflikten ­zwischen geist­lichen Reichsgliedern manifest.85 Von einer Rezep­tion, d. h. direkten Übernahme der kirchenrecht­lichen Schiedsidee in das römisch-­deutsche Reich, sollte dabei allerdings nicht ausgegangen werden. Die vielfach belegte Trennung ­zwischen Obmann und Schiedsleuten im deutschen Reich weist eher auf eine Verwandtschaft zum dinggenossenschaft­lichen Verfahren mit Richter und Urteilern hin.86 Auch die Bestellung von Parteienvertretern zu Schiedsleuten in paritätischer Form war dem römischen und dem kanonischen Recht unbekannt; dort wurde versucht, unbeteiligte und unabhängige Personen als Schiedsrichter zu setzen.87 Beide Beobachtungen sprechen dafür, die Einflussmög­lichkeiten der Streitenden auf das Schiedsverfahren im römisch-­deutschen Reich höher anzusetzen. Diese stärkere Betonung des Parteiwillens könnte auch eine der wesent­lichen Ursachen für die generelle Zunahme an Schiedsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert gewesen sein; womög­lich dürften die Streitparteien im Schiedsverfahren einen Ausweg gegenüber einem sich sukzessive mehr formalisierenden gericht­lichen Verfahren erblickt haben. Es gibt aus der Perspektive des Königtums keine Anzeichen dafür, weshalb eines der beiden Verfahren dem anderen bewusst vorgezogen worden wäre, zumal der könig­liche Richter wie auch der könig­liche Schiedsrichter in ähn­lichem „Schiedsgerichtsbewegung“ gesprochen. 85 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 206 f.; Sellert, Rezep­tion, S. 156; Frey, Schiedsgericht, S. 41 f.; Bader, Arbiter, S. 270; Bender, Hofgerichtsordnung, S. 12; Krause, Entwicklungslinien, S. 228; Janssen, Bemerkungen, S. 79; Laufs, Gerichtsbarkeiten, S. 160. Nach Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 27, verifizieren die bayerischen Quellen die Forschungsmeinung, dass die Schiedspraxis vor allem ­zwischen geist­lichen Parteien in Übung gewesen ist. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1245, datiert das Fungieren des römisch-­deutschen Königs als Schiedsrichter in das 12. Jahrhundert. Als Ausgangspunkt für die Schiedsbewegung nimmt die Forschung den italienischen Raum im 11. Jahrhundert an, bevor sie im darauffolgenden Jahrhundert in westschweizerischen Streitsachen nachweisbar ist und von dort sich weiter auf das Reich ausdehnte (vgl. Waser, Schiedsgericht, S. 34, ähn­lich Waser, Streiterledigung, S. 137 f.). Bader, Arbiter, S. 257, sieht schied­ liche Tätigkeiten in Schwaben ab dem späten 12. Jahrhundert als bewiesen an – er betont aber an dieser Stelle, dass diese frühen Belege der geist­lichen Gerichtsbarkeit vorbehaltene Streitgegenstände bzw. originär Konflikte ­zwischen Geist­lichen berührt hätten (vgl. Bader, Schiedsverfahren, S. 16). Dem widersprechen ledig­lich Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 10 f., und Krause, Entwicklungslinien, S. 220 f., die den König bereits in der germanischen Zeit als Schiedsrichter aktiv sehen. 86 Vgl. Trusen, Anfänge, S. 154 – 156, mithin auch Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 35. 87 Vgl. Rennefahrt, Herkunft, S. 48 f.

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Maße Einfluss auf den Prozess der Konfliktbehandlung gehabt haben dürfte. Ebenfalls ist nicht festzustellen, dass Urteil und Schiedsspruch einen ungleichstarken Rechtstitel erzeugten.88 Generell lag die Initiative, eines der beiden Verfahren am Königshof in Gang zu setzen, eher bei den Parteien als beim Herrscher. Neben der bereits angeführten Flexibilität wird auf die niedrigeren Prozesskosten und den schnelleren Fortgang des Schiedsverfahrens verwiesen.89 Gerade den König um eine Schiedsentscheidung zu bitten, mag für die Parteien auch mit der Motiva­tion verbunden gewesen sein, einen besonders hochwertigen Rechtstitel in die Hand zu bekommen. Das Reichsoberhaupt kam diesen Anliegen, sobald sie am Hof gegenwärtig wurden, jedenfalls in aller Regel nach, was aber noch nicht bedeutete, dass der König den Streit persön­lich, fristgerecht oder in der zugesagten Weise anging. Hier näm­lich entspann sich der könig­liche Handlungsspielraum erst, der vor allem die unterschied­lichen Delega­tionsformen einschloss, denen unten noch nachzugehen sein wird. Der König konnte aber auch ohne einen bestehenden Schiedsvertrag in einen Konflikt als Schlichter oder Vermittler einbezogen werden, oder gar nur während der Vergleichsverhandlungen z­ wischen den Streitenden anwesend sein. Vermag der persön­liche Anteil des Herrschers sich fallweise sehr unterschieden haben, kann ­dieses Konflikthandeln kategorial als ein einzelnes Verfahren verstanden werden, da die Quellen den Historiker über die tatsäch­lichen Handlungen des Reichsoberhauptes weitgehend im Unklaren lassen.90 Diese güt­liche Form, einen Konflikt zu lösen, drückt sich in den Quellen oft als Sühne- oder Minneverfahren aus, das für sich genommen wiederum Bestandteil eines Schiedsvertrages sein konnte. Gegenüber einem schiedsrichter­lichen Verfahren waren dann jedoch keine 88 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 141. Die These, dass der König die Schiedsgerichtsbarkeit zielgerichtet eingesetzt habe, um seine Jurisdik­tionsgewalt auszudehnen, so z. B. URH, Bd. V, S. XXVIII, muss weiterhin als unbewiesen angesehen werden, zumal keine Quelle vorliegend ist, die in dieser Frage Auskunft geben könnte. 89 Vgl. Nowak, Schiedsprozesse, S. 180; Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 197 f.; Waser, Schiedsgericht, S. 36. Auch ­seien im gericht­lichen Verfahren vor dem König die Anzahl der Sitzungen gering und die Wahrschein­lichkeit groß, einem ungünstigen Urteiler zu begegnen (vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 150). In der Narratio der Schiedsurkunden begründete das Reichsoberhaupt sein Handeln nur sehr allgemein unter dem Verweis auf die ener­gischen Bitten der Parteien, mit dem gemeinen Nutzen oder der Schäd­lichkeit des Konfliktes für Königtum und Reich, weil er Minderheiten ­schützen müsse oder die Bewahrung der Ordnung im Reich seiner herrscher­lichen Pflicht entsprochen habe (vgl. Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 105 – 107). 90 Zu d ­ iesem ernüchternden Befund kommt auch Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 211. Kamp, Friedensstifter, S. 10 f., weist auf die Schwierigkeit hin, dass die im Rahmen von Vermittlungen getätigten Verhandlungen ­zwischen den Parteien oft im Geheimen stattfanden und ohne erhaltenswerte Aufzeichnungen auskamen, was die Quellenlage deut­lich einschränke.

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Schiedsrichter, sondern Vermittler benannt, die keine über einen Kompromiss der Parteien hinausgehende Entscheidung in der Sache durch einen Spruch vornahmen. Hermann Kamp trifft mit seinem Begriffsverständnis von Vermittlung den Kern dieser Konfliktbehandlung, die sich sowohl im Verzicht auf richter­liche Kompetenz als auch in der Entbehrung eines Urteils ausdrücke, mit dem Ziel, einen von den Streitenden getragenen Ausgleich zu bewirken.91 Die dafür benötigten Taidinger traten dann zu einem güt­lichen Tag an einem Ort außerhalb der oder ­zwischen den beteiligten Herrschaften zusammen.92 Gelang innerhalb dieser und bisweilen auch wiederholter Verhandlungen keine Einigung, wurde der Konflikt üb­licherweise kriegerisch oder mittels anderer Verfahren fortgesetzt. Der König als Vermittler innerhalb von Konfliktlagen war somit kein Spezifikum des Spätmittelalters, sondern ist in der gesamten Epoche durchweg belegt.93 Um die Wirksamkeit eines güt­lichen Vergleiches in einer Streitsache zu verbessern, wurde in einem Weistum vom 28. Februar 1274 von Rudolf von Habsburg entschieden, dass jeder Vergleich unverbrüch­lich einzuhalten und der neuer­liche Beginn eines recht­lichen Verfahrens in der gleichen Sache beiden Parteien untersagt sei.94 Dieses Beispiel liefert ein Indiz für das Bemühen der Zeitgenossen, einmal auf dem Konsens der Parteien entstandene Verfahrensentscheidungen gegenüber potentiellen Alternativen mit recht­lichem Bestand zu versehen. Für die güt­liche Vermittlung hatte dies zur Folge, dass sie sich als erster Schritt bei der Behandlung von Konflikten etablierte, da ihr Scheitern zum Spektrum der übrigen Verfahren 91 Vgl. Kamp, Friedensstifter, S. 9 f.: In Sonderheit betont der Verfasser, dass mit der Zunahme an Befugnissen die Rolle des Vermittlers sich mehr und mehr hin zu der eines Schiedsrichters gewandelt habe, bis schließ­lich bei einem vorliegenden Spruch oder Urteil keinesfalls mehr von einer Vermittlung gesprochen werden könne. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 211 f., hält ebenfalls die Unterscheidung von schiedsrichter­lichem und Vergleichsverfahren für trennscharf – ebenso Bader, Entwicklung, S. 108. Analog ist zudem Kornblum, Verfahren, S. 292 – 294, bei der Analyse der Quellen des Ingelheimer und Neustädter Oberhofs vorgegangen. Bezeichnungen wie der „Minnespruch“, den Orth, Fehden, S. 25, einführt, sind daher nur sehr eingeschränkt brauchbar, da sie die ohnehin schon unübersicht­liche Gemengelage der Verfahren weiter verschärfen (ganz ähn­lich URH, Bd. V, S. XXVIII f.). Auch Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 36 – 39, hat für König Rudolf von Habsburg schiedsgericht­liche Handlungen des Königs und güt­liche Einigungen ­zwischen den Parteien unter Mitwirkung des Königs miteinander vermischt. 92 Vgl. für die Praxis der güt­lichen Behandlung von Streitsachen aus den Quellen der Reichsstadt Frankfurt Orth, Fehden, S. 15 – 18. 93 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 42 – 44, mit einigen stereotypischen Beispielen und Kaufhold, Interregnum, S. 137. 94 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 14. Vermut­lich versteht sich auf diese Weise auch von Eyb, Ludwig von Eyb, S. 32, der dem güt­lichen Verfahren einen ganz prinzipiellen Vorrang vor seinem recht­lichen Pendant einräumt.

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überleiten konnte und ein Gelingen – soweit zumindest die Th ­ eorie – in eine selbstbestimmte und beständige Lösung einmündete. Als Heinrich (VII.) am 5. Dezember 1230 in der Streitsache z­ wischen Propst Sibodo des Stifts St. Adalbert und den Schöffen und Bürgern der Stadt Aachen letzteren untersagte, den Propst weiterhin zu bedrücken und zu schädigen,95 illustrierte dieser Königsakt einen weiteren Modus, Konflikte zu behandeln. Auf der Grundlage der könig­lichen Befehlsgewalt mittels Ge- und Verbot vermochte sich das Reichsoberhaupt aus der Ferne in Auseinandersetzungen einzuschalten, frei­lich erst nachdem sich wenigstens eine der Streitparteien um einen solchen Rechtstitel am Königshof bemüht hatte. König­liche Befehle sind jedoch durchaus auch im Nachgang von anderen Königshandlungen belegt, beispielsweise wenn es um die Durchsetzung und den Vollzug getroffener Entscheidungen ging – der Exeku­tionsbefehl eines Urteils erscheint in d ­ iesem Zusammenhang paradigmatisch. Üblicher­weise war es dem König zu eigen, Strafandrohungen mit seinen Befehlen zu verbinden, um deren Einhaltung zusätz­lich Nachdruck zu verleihen. Heinrich (VII.) drohte im benannten Aachener Zwist mit dem Verlust der könig­ lichen Huld, was eine typische Warnung im 13. Jahrhundert darstellte.96 Waren Verbote, eine Schädigung fortzusetzen, an eine der Streitparteien adressiert – die opponierende Partei in der Regel Bittsteller am könig­lichen Hof –, so richteten sich Gebote meist an umliegende Herrschaftsträger, zugunsten einer Partei einzugreifen oder eine weitere Bedrückung zu untersagen. In einer Streitsache z­ wischen der Bremer und der Hamburger K ­ irche befahl Friedrich II . am 20. April 1222 dem Erzbischof Albrecht von Magdeburg und dem Bischof Friedrich von Halberstadt, die Hamburger Partei dazu zu bringen, von ihrem Widerpart abzulassen. Abermals war bei Zuwiderhandeln Huldverlust gegenüber dem Empfänger des Befehls angedroht.97 Eine unmittelbare recht­liche

95 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 295. 96 Vgl. die Androhungen von Huldverlust allein für die drei Staufer Friedrich II., Heinrich (VII.) und Konrad IV. in URH, Bd. II, Nr. 66, 113, 147, 153, 156, 164 f., 179, 188 f., 218, 223, 227 f., 230, 235, 241, 281, 283, 285, 295, 305, 321, 334, 341 f., 362, 369, 374, 390, 394, 405, 410, 422 und 449. 97 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 156: Einen wohl gleichlautenden Befehl hatte der König zuvor schon an die Bischöfe von Lübeck und Ratzeburg ergehen lassen. Den Wunsch, dass mög­lichst rasch Frieden ­zwischen zwei geist­lichen Reichsgliedern hergestellt werden solle, äußerte Friedrich II. auch im Streit ­zwischen dem Bischof von Hildesheim einerseits und dem Erzbischof von Mainz sowie et­lichen Goslarer Geist­lichen andererseits (vgl. URH, Bd. II, Nr. 226). In der Auseinandersetzung z­ wischen dem Erzbischof Friedrich von Salzburg und dem Abt der hiesigen Abtei St. Peter ließ König Rudolf einen Befehl an die Reichsgetreuen abgehen, dem Abt keine Unterstützung zukommen zu lassen (vgl. URH, Bd. III, Nr. 189). Die geringe Anzahl von Streitsachen ­zwischen Geist­lichen, derer sich das Reichsoberhaupt

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­ ntscheidung oder einen tiefergehenden Eingriff unterließ der König in ­diesem Fall; E vor allem in Konflikten z­ wischen geist­lichen Reichsgliedern umging der Herrscher damit eine merk­liche Einmischung der welt­lichen Gewalt, ohne sich dabei vollends außen vor zu halten. Die Handlungen, die der König den jeweiligen Adressaten in seinen Geboten anbefahl, reichten von der Sicherstellung des Friedens wie im obigen Fall bis hin zur Aufforderung, mit Gewalt auf Seiten einer der Parteien einzugreifen. Am 21. Oktober 1274 befahl König Rudolf dem Grafen Hugo von Werdenberg in einem Privilegienstreit z­ wischen dem Kloster Weingarten einerseits und den Herren von Winterstetten, Liebenau und den Truchsessen von Waldburg andererseits gegen die zweitgenannten vorzugehen, sobald diese das Kloster weiter schädigten.98 Dass sich im Zweifelsfall unter könig­licher Legitima­tion bestehende Konflikte ausweiten konnten, gewaltsame Handlungen zunahmen und zunächst unbeteiligte Dritte bei Strafandrohung involviert wurden, kennzeichnet die Janusköpfigkeit könig­licher Konfliktbehandlung. Die bis hierhin für das 13. Jahrhundert vorgestellten Verfahren und Reak­ tionsformen des Reichsoberhauptes auf aufkommende Konflikte lassen sich für die Königtümer Friedrichs II., Heinrichs (VII.), Konrads IV., Rudolfs, Adolfs, Albrechts I. und Heinrichs VII. anhand der ausgewerteten Quellenbestände quantifizieren. Die Abb. 1 stellt die Ergebnisse in absoluten Zahlenwerten für den jeweiligen Herrscher dar – die indirekt überlieferten Königsakte sind hierbei mitberücksichtigt worden. Abb. 1: Nutzung der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren bis zu Heinrich VII. 120 100

101 89

96

91

80 60

47

40

0

26

20

20 0

Friedrich II., Heinrich und Konrad

Urteile und Weistümer

41 10

8

5

Rudolf

Adolf

Schiedssprüche

22

18

17 2 Albrecht I.

gütliche Vermittlung

39 9

1

5

Heinrich VII.

Gebote und Verbote

im 13. Jahrhundert annahm, belegt einmal mehr die strikte Trennung ­zwischen der welt­ lichen und der geist­lichen Rechtssphäre. 98 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 29.

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Ohne die Bedeutung dieser Zahlenwerte zu überschätzen, ging die Häufigkeit persön­licher Rechtsentscheidungen des Königs bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts in absoluter wie auch in relativer Anzahl deut­lich zurück. Dabei lässt sich nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand bestenfalls vermuten, ob die geringere Zahl von Reichsversammlungen für diese Entwicklung ursäch­lich war. Richtig erscheint weiterhin die inzwischen mehrfach geäußerte These, wonach der römisch-­deutsche König im späten 13. Jahrhundert durchaus öfter als Vermittler Streitfälle behandelte und löste.99 Außerhalb dieser drei Verfahren künftig mehr die könig­lichen Ge- und Verbote bei der Frage der Konfliktlösung im Reich in den Blick zu nehmen, dafür sprechen die ermittelten Befunde ebenfalls. Insgesamt muss einschränkend aber auf die Tatsache hingewiesen werden, dass Prozessschriftgut nach Beendigung des Konfliktes bei den Zeitgenossen vielfach rasch an Bedeutung verlor und daher das überlieferte Material wohl nur den kleinsten Teil der tatsäch­lich vorhandenen Dokumente umfasst. Dass die Überlieferungssitua­tion für eines der aufgeführten Verfahren sich substantiell von der eines anderen im Spätmittelalter unterschied, konnte die Forschung bislang weder erkennen noch begründen. Deshalb gibt es gegenwärtig keine Anzeichen, nicht von einem doch repräsentativen, wenn auch dezimierten Abbild des tatsäch­lichen Quellenkorpus auszugehen. Mit dieser einführenden Übersicht über die im 13. Jahrhundert identifizierbaren Verfahren ist die Ausgangssitua­tion persön­licher Konfliktbehandlung des Königs am Beginn des Spätmittelalters zunächst grob skizziert. Es bleibt dabei bei der von Jürgen Weitzel getroffenen Bemerkung, dass Kategorisierungsversuche der Historiker stets mit Kunstbegriffen operieren.100 Das gilt in besonderem Maße für die bisher verwendeten Untergliederungen in gericht­liche und außergericht­ liche Verfahren sowie in ordent­liche und außerordent­liche Gerichtsbarkeit, die sich entgegen längerer Forschungstradi­tion nicht als aussagekräftige und präzise Systematisierungen durchsetzen konnten, obschon sie immer wieder von Neuem genau zu d ­ iesem Zweck bemüht worden sind. Der in dieser Arbeit gewählte Ansatz verzichtet auf diese rechtsdogmatischen Trennlinien, nicht weil sie im Allgemeinen für falsch gehalten werden, sondern weil sie zu den aus der Rechtspraxis ermittelten Handlungsmustern schlicht nichts beitragen. Außerdem reichen sie nicht aus, um akteursbezogene Aussagen zu formulieren, worauf die Unterscheidung von persön­ lichen und delegierten Handlungen des Königs abzielt. 99 Vgl. URH, Bd. III, S. X f.; URH, Bd. IV, S. XXIII; Rödel, König Ruprecht, S. 45, und allgemeiner zum Verhältnis z­ wischen gericht­lichen und güt­lichen Verfahren Althoff, Spielregeln, S. 98, sowie Kamp, Friedensstifter, S. 241. 100 Vgl. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1251, zu seiner Darstellung der „persön­lichen Jurisdik­tion” des römisch-­deutschen Königs. Cordes, Mit Freundschaft, hat das jüngst für die Dichotomie von Minne und Recht problematisiert.

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2.1.3 Das Verfahren cum consilio principum und die Rolle der Reichsfürsten Obwohl die Bezeichnung persön­licher Konfliktbehandlung durch den König nahelegt, dass die verschiedenen Verfahren durch das ausschließ­liche Zusammenwirken von Streitparteien und Reichsoberhaupt gekennzeichnet waren, erschienen von Fall zu Fall auch andere Herrschaftsträger oder Ministerialen mit der Lösung der Auseinandersetzung befasst. Typischerweise traten andere an die Seite des Königs, wenn sich die Streitenden in einem Schiedsvertrag auf mehrere Schiedspersonen festlegten. Zugleich erhöhte die untrennbare Bindung des Königs an seinen Hof die Mög­lichkeit für diejenigen, die zu d­ iesem Zeitpunkt Teil d­ ieses Sozialgefüges waren, an den könig­lichen Verfahren zu partizipieren, sei es als Beobachter, Vermittler oder Entscheidungsträger. Und schließ­lich existierten auch Verfahren, die ohne eine Integra­tion Dritter gar nicht funk­tionsfähig waren wie der dinggenossenschaft­liche Prozess mit seiner Unterscheidung von Richter und Urteilern, wobei der König nur eine – die erste – dieser Aufgaben wahrnehmen konnte und auf die personellen Ressourcen des Reiches angewiesen blieb. Den Königshof des 13. Jahrhunderts als Kontaktzone ­zwischen König und Reich belebten die Fürsten zwar sehr unregelmäßig, auf den Hoftagen und größeren Versammlungen aber bedeutete ein Fernbleiben einen Verzicht auf politische Teilhabe und Mitbestimmung, w ­ elchen die meisten Großen des Reiches besser nicht riskierten. An Komplexität nimmt diese noch sehr oberfläch­liche Perspektive auf den Königshof zu, sobald berücksichtigt wird, dass mit der curia die Zeitgenossen einerseits den reisenden Königshof, zugleich aber die könig­lichen Hoftage bezeichneten, wobei letztere wiederum bei der Behandlung von Konflikten als iudicium curiae zusammentreten konnten.101 Damit waren die Sphären politischer Handlungen des Königs, des gesamten Reichsverbandes sowie die Gerichtsbarkeit

101 Vgl. Moraw, Versuch, S. 8; Gudian, Institu­tionen, S. 406. Treffend dazu Battenberg, Richteramt, S. 99: „Hofgericht und Königshof konnten sogar zusammenfallen, wenn die bei Hofe zur Beratung des Herrschers anwesenden Fürsten und Herren als Urteiler einen Rechtsfall zu entscheiden hatten“. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 21, hat schon für das Hofgericht auf den Umstand hingewiesen, dass dessen Sitzungen zumeist während der Hoftage stattgefunden haben. Die Trennung von Hoftag und Hofgericht datiert Kunze, Rudolf von Habsburg, S. 116, insb. Anm. 366, nach Ernst Schubert schließ­lich erst in das 15. Jahrhundert. In einem Rechtsstreit ­zwischen dem Bischof Gottfried von Cambrai und den Bürgern daselbst im Jahre 1226 war den Parteien aufgetragen worden, ihre Privilegien auf einem deutschen Hoftag zur Prüfung vorzulegen. Offenbar um ­dieses Prozedere zu behindern, wandten die Bürger von Cambrai gegen die Vorlage ihres Kontrahenten ein, dass nicht überall, wo der K ­ aiser sei, auch ein deutscher Hoftag zusammentrete. Diese Argumenta­tion lehnte Friedrich II. mit der Aussage ab, dass die Gegenwart der Reichsfürsten am Königshof bereits für einen Hoftag konstitutiv sei (vgl. URH, Bd. II, Nr. 517).

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in ein und demselben sozialen Gebilde vereinigt und scheinbar unauflösbar miteinander vermengt. Welche Rolle den Reichsfürsten zukam, ob sie Urteiler im gericht­lichen Prozess, Ratgeber des Herrschers bei politischen Entscheidungen waren oder sich doch als Zeugen bekräftigend und legitimierend bei Beschlüssen gebärdeten, hing von der jeweiligen Interpreta­tion der curia ab. Für die Aufgabe des Historikers, diese Deutung für jede Handlung des Königshofes oder seiner Bestandteile neu vorzunehmen, helfen die Quellen nur bedingt – mehr noch deutet sich immer stärker an, dass der Königshof des 13. Jahrhunderts nicht einmal eine Trennung nach Funk­tionsbereichen und Ressorts kannte.102 Dieser auf den ersten Blick unbefriedigende Befund wird aber der entscheidende Schlüssel dafür sein, Art und Form fürst­licher Beteiligung innerhalb der könig­ lichen Konfliktbehandlung zu verstehen. Formeln, eine Entscheidung sei kraft eines Konsiliums der Großen des Reiches gefunden worden, waren schon für die ottonische und sa­lische Zeit im Text der Königsurkunden in Gebrauch. Welche der Handlungen des Reichsoberhauptes eine s­olche Mitwirkung der übrigen Herrschaftsträger recht­lich verlangten und ­welche Form diese Beratung im Einzelnen hatte, wurde nicht mitgeteilt.103 Sicher ist aber, dass zahlreiche im Erlass einer Königsurkunde gipfelnde Entscheidungen unter Verweis auf den Konsens mit weiteren Reichsgliedern ergingen.104 Ab dem 12. Jahrhundert waren Formulierungen wie cum consilio principum, in praesentiam principum oder der Hinweis auf einen consensus principum typisch und traten in den Quellen des 13. Jahrhunderts noch öfter hervor.105 Urteile und recht­liche 102 In diese Richtung deutet z. B. Moraw, Hofgericht, S. 307. 103 Vgl. Krause, Königtum, S. 70 – 72. 104 Vgl. Martin, Reichstag, S. 154; Schneidmüller, Konsensuale Herrschaft, S. 54. 105 Vgl. die Formeln bzw. ähn­lich lautende Adap­tionen cum consilio principum in URH, Bd. II, Nr. 248, 405; Bd. III, Nr. 79 und 617, in presentiam principum in URH, Bd. II, Nr. 95, 97 und 336, plerisque imperii principibus nobis assidentibus bzw. assistentibus in URH, Bd. II, Nr. 167, 339, 356 f., 391; Bd. III, Nr. 12, 114, 191 und 518 bzw. Bd. II, Nr. 317, 328, 335 und 424, (applaudente) consensu principum in URH, Bd. II, Nr. 96, 168, 195, 313; Bd. III, Nr. 70, 257, 394, 473, 559, 577, 579, 606 und 630, per condordem omnium principum in URH, Bd. II, Nr. 480. Die beiden Formeln ad instanciam principum (vgl. URH, Bd. II, Nr. 446) und per sententiam principum (vgl. URH, Bd. II, Nr. 59, 77 f., 83, 119, 149, 159, 193, 195, 205, 224, 363, 411, 413, 424 und 494) wiesen dabei nicht auf eine Streitentscheidung ohne den König hin, vielmehr unterstrichen sie die Trennung ­zwischen könig­lichem Richter und fürst­lichen Urteilern – auch in diesen Fällen erging das Urteil im Namen des Reichsoberhauptes. Für das Königtum Adolfs liegt gar ein Urteil unter aliorum consistorio nostro assistentium vom 10. Oktober 1295 zur Errichtung von Burgen und Befestigungen auf Eigengut vor (URH, Bd. IV, Nr. 110). Eine Gruppe von Beisitzenden als Konsistorium zu bezeichnen, war für das römisch-­deutsche Königtum des Spätmittelalters unüb­lich und erinnert eher an die päpst­liche Urkundensprache.

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­ ntscheidungen des Königs wurden unter Verwendung dieser Zusätze abgesichert E und vermut­lich auch mit stärkerer Legitima­tion versehen. Zu den Fürsten traten bisweilen weitere Adlige und Reichsgetreue hinzu, was wiederum diese Formeln entsprechend erweiterte. Für die persön­liche Konfliktbehandlung des Reichsoberhauptes ist es relevant zu erfahren, ob die auf diese Weise verkündeten Entscheidungen könig­liche Willensäußerungen nach einer Beratung mit den Fürsten oder Ergebnis eines dinggenossenschaft­lichen Prozesses und somit Fürstensprüche unter könig­lichem Vorsitz waren. Während Hermann Krause und Bernhard Diestelkamp der erstgenannten Sichtweise zuneigen, hat Bernd Schneidmüller die zweite Interpreta­ tion vertreten und König und ­Kaiser gar zu „Sprachrohren der Fürstensentenzen“ herabgemindert.106 Die Differenz beider Auffassungen löst sich auf, sobald davon ausgegangen wird, dass letzt­lich zwei verschiedene Verfahren, einmal die Gerichtsbarkeit im iudicium curiae und zweitens ein Verfahren cum consilio principum, als könig­liche Handlungsformen parallel existierten. Eine Unterscheidung gelingt näm­lich anhand der Spezifika des dinggenossenschaft­lichen Prozesses: Hier beurteilten die beisitzenden Reichsfürsten eine explizit vorgetragene Rechtsfrage, sie fungierten als Urteiler. Fehlt ­dieses Merkmal innerhalb der Konfliktbehandlung, dann ist eine andere Art fürst­licher Mitwirkung zu unterstellen.107 Diese war offenbar weniger formalisiert und durch die Partizipa­tion an Beratungen und Gesprächen gekennzeichnet. Sie richtete sich nicht originär auf die Behandlung von Konflikten, sondern kann als Charakteristikum der Willensbildung auf Reichsversammlungen identifiziert werden. Dafür spricht auch, dass consilio principum-­Formeln ebenfalls im Text der Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts enthalten waren,108 deren Katalog an Rechtsnormen sich insgesamt gerade nicht

106 Vgl. Krause, Königtum, S. 83 f.; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 20, und dagegen Schneidmüller, Konsensuale Herrschaft, S. 80. Die Ansicht von Schneidmüller wird zudem durch die Beobachtung von Trusen, Anfänge, S. 166 f., ergänzt, dass seit der Stauferzeit zwar der selbsturteilende Richter nach dem Vorbild des römischen Rechts in Italien nachweisbar sei, die Entscheidungen des römisch-­deutschen Königs mit Rat der Fürsten im 13. Jahrhundert aber ganz in der Form des dinggenossenschaftlichen Verfahrens verblieben ­seien. 107 Bereits Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 48, hat die Entscheidungen mit Rat der Fürsten vom hofgericht­lichen Prozess einander gegenübergestellt. 108 So z. B. verfügte Heinrich (VII.) seine bekannte Treuga ausdrück­lich cum principibus (MGH Const. II, Nr. 284); auch der Mainzer Reichslandfrieden erging de consilio et assensu dilectorum principum (MGH Const. II, Nr. 196). Selbst die spätere Konfirma­ tion ­dieses Reichslandfriedens durch König Rudolf von Habsburg im Jahre 1281 erfolgte von unser keiser­licher gewalt und mit der fursten rat und ander des riches getruwen (MGH Const. III, Nr. 279).

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mit der Lösung von virulenten Einzelkonflikten verbinden lässt. Die Anwesenden auf könig­lichen Hoftagen verstanden sich bei der Behandlung von Konflikten oft weniger als dinggenossenschaft­liche Gerichtsgemeinde, sondern lösten aufkommende Streitsachen en passant in den üb­lichen Formen der Beratung. Streitsachen mussten nicht eigens dem iudicium curiae als Funk­tionsträger überlassen werden. Rechtsentscheidungen und Sentenzen waren im 13. Jahrhundert auch im gemeinschaft­lichen Zusammenwirken der Reichsglieder, ex consensu des Königs mit den Fürsten, zu erwirken. Die gezeigte Mitwirkung der Fürsten bei der Behandlung von Konflikten durch den König lässt sich für zahlreiche Streitfälle mit den geltenden Rechtsvorstellungen begründen. In der Regel wird auf den fürst­lichen Rang verwiesen, der Rechtsentscheidungen ausschließ­lich durch den König und ebenbürtige Standesgenossen zulasse. In dieser Form ständisch fundierter Zuständigkeit verbindet sich einmal der könig­liche Vorbehalt der causae maiores mit dem iudicium parium. So formulierte der Schwabenspiegel beispielsweise: über der fürsten leib vnd vber irn gesünt sol niemant sein wann der künig von tewtschem lande so sol er ainen hof gepieten an die stat da er ze recht sein sol.109 Expliziter noch wiesen die Landfrieden von 1235, 1281, 1287, 1291 und 1298 causae maiores dem Reichsoberhaupt zum Teil mit kleineren Änderungen zu,110 obwohl die Formulierung den unmittelbaren Bezug zu fürst­lichen Reichsgliedern nicht zwingend erforderte. Wenngleich sich die fürst­liche Mitwirkung im 13. Jahrhundert keineswegs nur auf Lehnssachen bezog, so ist dennoch die ältere Vorstellung von könig­licher Lehnsgerichtsbarkeit als mög­liche Ursache in Betracht zu ziehen, die sich mit ihrer Gerichtsgemeinde aus Lehnsgenossen als gleichartig darstellte.111 Auch das nächste Beispiel illustriert die Nähe dieser Rechtsvorstellungen zum Lehnsrecht. König Richard von Cornwall unterstrich am 14. Juli 1257 die Bedeutung der Gerichtsbarkeit von Standesgenossen in einer Lehnsverfügung über die Grafschaft Namur zugunsten des Grafen Heinrich von Luxemburg, die der König nur bestätigte, falls der Graf bereit sei, im Falle einer Klage auf die Grafschaft 109 SwSp., Münchn. HS, Art. 123. Vgl. zum könig­lichen Vorbehalt der sogenannten causae maiores Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 97. Der Verfasser führt zudem zahlreiche Beispiele an, die exemplarisch belegen, dass Reichsfürsten vor anderen Reichsfürsten zu Recht zu stehen hatten (S. 154 – 157). Im Allgemeinen hält Franklin es aber für unbewiesen, ob die causae maiores in Gänze eine Gruppe fürst­licher Urteiler erforderten (S. 148 – 150). Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 60, ergänzt, dass für eine Präzisierung der bisherigen vagen Erkenntnisse die Quellenlage enge Grenzen setze, da die Urteiler gerade einmal in jedem vierten bis sechsten Fall genannt ­seien. 110 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 38 f. Ein ähn­licher Vorbehalt fand sich im Kirchenrecht zugunsten des Papstes (vgl. Feine, Kirch­liche Rechtsgeschichte, S. 336 f.). 111 Vgl. Krieger, Lehnshoheit, S. 513 f. und 520.

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sich dem Spruch der Fürsten und anderer könig­licher Getreuer, suorum parium, zu stellen.112 Es bestätigt sich hier zugleich, dass neben den Fürsten Personen aus dem Umfeld des Königs als Getreue zugelassen blieben, folg­lich das fürst­ liche Gericht über Fürsten zu ­diesem Zeitpunkt noch unabgeschlossen war. Vor dem Versuch Ute Rödels, in Anlehnung an Otto Franklin die Existenz eines Fürsten­gerichtes in der spätmittelalter­lichen Verfassungsgeschichte des Reiches zu proklamieren,113 muss deshalb ausdrück­lich gewarnt werden. Von einem Gericht der Fürsten kann im Reich noch am ehesten gesprochen werden, wenn Streitsachen zu behandeln waren, in denen der König selbst als Partei involviert war. In diesen Fällen amtierte das Reichsoberhaupt nicht als Richter, sondern musste andere Verfahren zur Anwendung bringen. Der nominell hohe Rang der Reichsfürsten ließ diese Gruppe von Herrschaftsträgern dann besonders geeignet erscheinen, s­ olche Streitsachen ohne den König zu behandeln und ggf. auch zu entscheiden. Die Forschung hat sich bisher stets auf ein Weistum des Nürnberger Hoftags vom 19. November 1274 berufen, als Rudolf von Habsburg in seinem Streit mit dem böhmischen König Ottokar an die versammelten Reichsgetreuen die Urteilsfrage richtete, wer als Richter fungieren solle, wenn der König selbst Partei sei. Die Anwesenden antworteten, dass der Pfalzgraf bei Rhein diese Aufgabe übernehmen solle, so dass Rudolf seinen bis zu d ­ iesem Zeitpunkt geübten Vorsitz im iudicium curiae niederlegte und seine Gewalt dem genannten Fürsten übertrug.114 Wie für Weistümer üb­lich waren ihre Rechtsentscheidungen zwar allgemein abgefasst, sind inhalt­lich aber doch nicht vom konkreten Konflikt zu trennen – die Festlegung war deshalb gerade kein Gesetz und der Kurpfälzer als Richter über den König allenfalls episodisch

112 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 537. Anhand der Quelle lässt sich nicht erhärten, dass die Gerichtsbarkeit am Königshof per se standesgleiche Ratgeber und Urteiler erforderte, wie Samanek, Kronrat, S. 166, behauptet. Zur Rechtsvorstellung eines Gerichtes aus Standesgenossen im römisch-­deutschen Reich vgl. Bender, Hofgerichtsordnung, S. 11. Janssen, Bemerkungen, S. 97, begründet den Gleichrang der Fürsten in der Entstehung von prinzipiell gleichberechtigten Landesherrschaften im 13. Jahrhundert. 113 Vgl. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 68 – einzelne Einschränkungen nennt die Verfasserin auf S. 60 und 64 selbst. 114 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 32; RI VI,1, Nr. 258; MGH Const. III, Nr. 72. Battenberg/ Eckhardt, Richter, S. 101, und Röder, Rudolf von Habsburg, S. 74, verallgemeinern die Entscheidung des iudicium curiae im Streit zwischen König Rudolf und König Ottokar und dem Kurpfälzer per se als Richter in den Streitsachen des Königs. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 174, insb. Anm. 2, hat demgegenüber bereits eingeschränkt, dass der König einen beliebigen Fürsten als Richter nehmen könne, wie sich aus dem Konflikt zwischen König Adolf von Nassau und dem Pfalzgrafen Otto von Burgund ergebe, als der Landgraf Heinrich von Hessen als Richter amtierte.

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tätig. Darauf deutete bereits das Ladungsschreiben an Ottokar hin, worin Pfalzgraf Ludwig explizierte, er sei inter fiscum et eius principes iudex per sentenciam principum approbatur.115 Beachtenswert ist zudem der altbekannte Befund von Victor Domeier hinsicht­lich der Praxis mittelalter­licher Königsabsetzungen, die niemals den Pfalzgrafen in einem Richteramt nachwiesen.116 Noch deut­licher wurde der Schwabenspiegel, der für den Richter zunächst verlangte, dass im … daz reich e vertailt mit der fürsten vrtail werde. Über Leib und Ehre des Königs ­seien, so fuhr der Text fort, nur Fürsten als Richter zu bestellen, in allen anderen Sachen die Fürsten, gemeinsam mit den Grafen und Freien des Reiches sowie den könig­lichen Dienstmannen.117 Damit rekurrierten die Zeitgenossen auf zwei bekannte Verfahren. Einmal blieb die Konfliktbehandlung ganz an die Handlungsformen des iudicium curiae gebunden, wo anstelle des Königs ein anderer Reichsgetreuer vorsaß; im anderen Fall begab sich eine Beratung der Streitsache auf einem Hoftag vor den versammelten Reichsgliedern. In beiden Situa­tionen kam den Reichsfürsten eine exponierte Stellung im Verfahren zu, ihr besonderer Rang konstituierte geradezu die Produkte dieser Verfahren, deren Rechtmäßigkeit in d ­ iesem Moment nicht mittels der könig­lichen Herrschaftsgewalt zu begründen war. Ihre Stellung sollte aber nur solange währen, wie sie bereit waren, an Sitzungen des iudicium curiae und den könig­lichen Hoftagen teilzunehmen. In den letzten beiden Jahrhunderten der Epoche drückte sich dieser Modus der fürst­lichen Mitwirkung in immer weniger Streitfällen aus, da die Reichsversammlungen seltener von den Großen des Reiches persön­lich besucht und die Lösung aufkommender Konflikte zunehmend mehr auf eigene Gerichtstage vom Ablauf der Hoftage separiert wurden.118 Als Reak­tion bildeten König und Königshof formale Verfahren aus, die ohne oder wenigstens fast ohne fürst­liche Repräsentanten auskamen. Der Konsens z­ wischen König und Reichsgliedern verstummte dann auf der Ebene kleinerer und mittlerer Konflikte des Reiches – nur für die großen Fragen blieben gemeinsame Beratung und konsensuale Beschlussfassung aber Herrschaftsprinzip.

115 URH, Bd. III, Nr. 33. 116 Vgl. Domeier, Päpste, S. 108 und 115. 117 SwSp., Münchn. HS, Art. 123. 118 Vgl. Krieger, Lehnshoheit, S. 514 f.; Spangenberg, Entstehung, S. 276; Moraw, Fürsten­tum, S. 130. Mit der Ausbildung des Reichstags und seinen enger gefassten Entscheidungsprozessen, die mehr als die Fürsten einschlossen, erscheint das Verfahren cum consilio ­principum in der Neuzeit an Bedeutung eingebüßt zu haben, jedenfalls fehlt es bei Scheffer, Gerichtsbarkeit.

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2.2 Die Landfriedensbewegung im 13. Jahrhundert Die Gestalt des mittelalter­lichen römisch-­deutschen Reiches als soziales Gefüge wurde nahezu in jedem Handeln der Herrschaftsträger offenkundig, unabhängig davon, ob durch gemeinschaft­liche Rechtsetzungen die Herrschaft im Reich geübt wurde oder die Zeitgenossen den König um eine Lösung des Konfliktes angingen. Das Reich war ein Konfliktraum. Der Summe der Auseinandersetzungen standen die könig­lichen, aber nicht ausschließ­lich die könig­lichen Verfahren als e­ tablierte und zum Teil formalisierte Reak­tionsmuster gegenüber. Alle diese Verfahren basierten auf der Struktur des Reiches als eine Gemeinschaft von Reichsgliedern mit dem König an ihrer Spitze, indem sie die geltenden Vorstellungen von Recht und Stand antizipierten. Dass die Auseinandersetzungen im Reich trotz stetiger Adap­ tion der Verfahren bis zu dessen Auflösung frei­lich nie enden wollten, darf nicht das Bemühen der Könige und K ­ aiser verdecken, den Ansinnen der Streitparteien, den Friedenszustand wiederherzustellen, nachzugehen. Diese Sichtweise auf das Reich muss auch Otto Brunner eingenommen haben, wenn er bei der Vielzahl der Konflikte es letztend­lich doch als „Friedensgemeinschaft“ beschreibt.119 Tatsäch­lich war das Reich wie auch Frankreich seit dem Hochmittelalter von einer Friedensbewegung erfasst worden, die jeden Hof- und Reichstag bis zum Ende der Epoche und darüber hinaus beschäftigen sollte und wohl allenfalls temporäre Lösungen hervorbrachte. Kernpunkte d ­ ieses Prozesses bildeten die Fragen nach der Durchsetzung von Friedenszuständen und der Sank­tionierung von Friedensbruch. Damit verschränkt waren die Etablierung von Verfahren zur Behandlung dieser Friedensbrüche und schließ­lich der Vollzug der auf ­diesem Wege entstandenen Konfliktentscheidungen. Da mit der Fokussierung auf das Spätmittelalter ledig­lich eine Sequenz dieser Friedensbewegung berücksichtigt werden kann, nimmt ­dieses Kapitel den Mainzer Reichslandfrieden von 1235 und dessen unmittelbaren Vorgänger aus der Zeit Friedrichs II. zum Ausgangspunkt. Zunächst jedoch erscheint es geboten, das Verhältnis z­ wischen den Friedensinstrumenten und den Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung im 13. Jahrhundert allgemeiner auszuleuchten. 2.2.1 Landfrieden, Friedensrecht und die Verfahren königlicher Konfliktbehandlung Die Erforschung der könig­lichen Gerichtsbarkeit und die der könig­lichen Friedenssorge im Spätmittelalter haben bislang kaum gemeinsame Ergebnisse hervorgebracht

119

Brunner, Verfassungsbegriff, S. 526, und ganz analog zum Land Brunner, Land, S. 234 f.

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oder ihre Resultate miteinander korreliert, offenbar weil Rechtsprechung und Friedenspolitik im Reich für zwei verschiedene Betätigungsfelder des Reichsoberhauptes gehalten worden sind. Und auch die Quellenbasis beider Forschungszweige unterscheidet sich erheb­lich, rekurrieren die Erkenntnisse zur Gerichtsbarkeit doch auf der Auswertung unzähliger Einzelfälle, denen bestenfalls für das 15. Jahrhundert spär­liche normative Rechtsquellen beigeordnet werden können. Die Sorge um den Frieden ist mit dem umgekehrten Problem konfrontiert, bis in einzelne Regionen hinein einige hundert Kataloge von Rechtsnormen vorliegen zu haben, denen wenig erschlossene Beispiele der Rechtspraxis gegenüberstehen. Leiten sich die bisher vorgestellten Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung aus den Handlungsmustern des Reichsoberhauptes in den zahlreichen Konflikten her, dann scheint ein Transfer dieser Leitidee auf Friedensinstrumente nicht ohne weiteres mög­lich. Einige Wesensmerkmale, die mit der Konstruk­tion des Verfahrens-­Begriffs verknüpft sind, sind aber auch für die Produkte der Friedensbewegung paradigmatisch. Im Folgenden werden die Friedensinstrumente mit dem für das Spätmittelalter gebräuch­lichen Begriff des Landfriedens bezeichnet, wobei nicht der Friedenszustand im Reich oder einer Region des Reiches gemeint sein soll, sondern die befristet beschlossenen oder festgesetzten Rechtsnormen, deren Inhalt Bezug zur Wahrung des Friedens im Reich nahm. Landfrieden sollen damit die Textzeugen schlechthin sein.120 Dabei ist zu konzedieren, dass sich insbesondere für das 13. Jahrhundert die Quellensprache ambivalenter zeigte, wenn sie diese Kataloge von Rechtsnormen mit pax, treuga, pax generalis, pax terrae oder pax provincialis überschrieben.121 In 120 Den Terminus Landfrieden als Gattungsbezeichnung für einen Quellenbestand zu verwenden, dürfte der zustandsbezogenen Defini­tion sogar zeit­lich vorausgehen. Jedenfalls hat die Landfriedensforschung in ihren Untersuchungen – vor allem auch der grundlegende Band von Heinz Angermeier aus dem Jahre 1966 – immer wieder diese Nomenklatur verwendet. Ältere Arbeiten wie Rockinger, Landfrieden, S. 410, His, Strafrecht, S. 7 f. und 10, Hesslinger, Anfänge, S. 17, haben dabei zusätz­lich den Gesetzescharakter der Rechtsnormen betont. Damit ist eine womög­lich vorschnelle Bewertung der Wirkung der Landfrieden verbunden, die aus den Quellen selbst kaum zu erhärten ist und vor dem Problem steht, erklären zu müssen, was im Mittelalter unter einem Gesetz zu verstehen sei. Genau an ­diesem Punkt dürfte im Allgemeinen auch die Grenze des Ansatzes von Angermeier aufgezeigt sein, dessen Konstrukt von könig­licher Friedenshoheit ebenfalls der „Prämisse des Gesetzescharakters von Landfrieden“ folgt (Vollmuth-­Lindenthal, Magdeburg, S. 214 f.). 121 Vgl. zur Bezeichnung der Landfrieden von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 206; His, Strafrecht, S. 7. Die Aufteilung von His, Friede, S. 148 f., in temporäre und dauerhafte Friedensinstrumente, deren Unterscheidung in den Quellen gerade entlang der Verwendung von treuga und pax gelinge, ist von der jüngeren Landfriedensforschung nicht aufgegriffen oder bestätigt worden.

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der Summe ihrer Rechtsnormen formulierten die Landfrieden durch das gesamte Spätmittelalter hinweg ein „Friedensrecht“,122 dessen Entwicklung für die einzelnen Reichsteile zeitweise sogar unterschied­lich verlief. Zu keiner Zeit fand sich ­dieses Friedensrecht zusammenhängend oder überhaupt vollends verschrift­licht;123 es war weder fest noch durch alle Reichsglieder legitimiert. Es blieb hybride in ­seinem Zu- und Fortbestand. Die für mittelalter­liche Rechtsnormen immer wieder gestellte Frage nach ihrer Umsetzung und Gültigkeit ist deshalb günstigstenfalls exemplarisch zu beantworten. Von Belang ist fast mit gleichem Gewicht die Klärung der Herkunft einzelner Rechtsnormen. Für die Landfrieden des 13. Jahrhunderts sind hierzu zwei Aspekte herauszustellen. Erstens hatten die Landfrieden, wie sie unter Friedrich II . entstanden sind, eine längere Tradi­tion könig­licher Friedensakte, die für das Reich bis hin zu König Heinrich IV. zurückreichen.124 Einzelne Normen finden ihren Ursprung sogar in den sogenannten Gottesfrieden, einem kirchenrecht­lichen Pendant der Landfrieden, die bereits für das 10. Jahrhundert nachgewiesen sind.125 122 Dilcher, Friede, S. 219. 123 Für die hochmittelalter­lichen Landfrieden stellt Wadle, Landfriedensrecht, S. 83 f., fest, dass die enthaltenen Rechtsnormen einer geringen Systematik unterlegen haben, sie ferner ungeordnet und nicht widerspruchsfrei angelegt ­seien. 124 Vgl. His, Strafrecht, S. 8; Schmidt, Strafrechtspflege, S. 50 f. Als erstes Friedenswerk im römisch-­deutschen Reich sieht die Forschung einen oberdeutschen Landfrieden aus dem Jahr 1093. Ein weiterer Landfrieden für den elsäs­sischen Raum soll dann Vorbild für den Mainzer Gottesfrieden von 1103 und den schwäbischen Landfrieden von 1104 gewesen sein (vgl. Schnelbögl, Entwicklung, S. 227 – 232, sowie Goecke, Anfänge, S. 60 und 74 f.). Jeder Versuch, die könig­liche Landfriedenspolitik im Reich vor das späte 11. Jahrhundert zu verlegen, so z. B. Pitz, Verfassungslehre, S. 370, ist nach bisherigem Kenntnis­ stand unhaltbar. 125 Die Entstehung der Gottesfrieden wird einhellig in den südfranzö­sischen Raum verlegt, wo die Rechtsnormen als Synodalbeschlüsse unter dem Einfluss der Rechtsetzungen karolin­gischer Kapitularien entstanden sind. Gottesfrieden sind im Reich erstmals in Lüttich (1082), Köln (1083), Goslar (1084) und Mainz (1085) belegt (vgl. dazu den im Kern kohärenten Stand der Forschung bei Schnelbögl, Entwicklung, S. 210 – 226; Goetz, Gottesfriedensbewegung, S. 36 f.; Schmidt, Strafrechtspflege, S. 48 f.; His, Strafrecht, S. 3; Wadle, Ewige Landfriede, S. 74 f.; Scheyhing, Landfrieden, S. 2). Weitere Gottesfrieden werden für Würzburg und Nordhausen vermutet (vgl. Schnelbögl, Entwicklung, S. 233). Zur Unterscheidung von Gottes- und Landfrieden vgl. Goetz, Gottesfriedensbewegung, S. 53, und Wadle, Landfrieden, S. 20. Inzwischen muss die ältere Ansicht, die Landfrieden s­ eien die Nachfolger der Gottesfrieden (vgl. Bader, Probleme, S. 8; Schnelbögl, Entwicklung, S. 210; Vollrath, Landfrieden, S. 594 f.; Schatz, Imperium, S. 220; Dickmann, Friedensrecht, S. 106; Fischer, Reichsreform, S. 26; Oestmann, Wege, S. 64) revidiert werden, da erste Landfrieden schon vor den frühesten Gottesfrieden überliefert sind (vgl. Asmus, Rechtsprobleme, S. 62). Mehr noch

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Anlass zur Implementierung neuer Bestimmungen in das Friedensrecht hatten aber auch spezifische Einzelfälle gegeben. So beispielsweise bildete sich das Vorgehen kaiser­licher Konfliktbehandlung in der Auseinandersetzung z­ wischen Friedrich I. und Heinrich dem Löwen im rheinfränkischen Landfrieden ab – Claudia Garnier spricht in ­diesem Fall von einer Verfahrenskonstruk­tion im Text des Landfriedens.126 Ähn­liches wird sich für den Mainzer Reichslandfrieden und den Konflikt z­ wischen Friedrich II . und seinem Sohn Heinrich (VII .) belegen lassen. Auf diese Weise schlug sich bisweilen für einzelne Konflikte die aus der realen Rechtspraxis zu deren Bewältigung und Lösung vorgenommenen Handlungen in den Landfrieden nieder. Daraus ergibt sich aber noch kein Rückschluss zur Frage, in welchem Ausmaß sich diese Handlungsform auch in weiteren Konfliktlagen behauptete und sich somit zu einem eigenständigen Verfahren verfestigte, das sich im Spektrum könig­lichen Konflikthandelns dauerhaft verankerte. Die Landfrieden für das gesamte Reichsgebiet wurden in der Regel vom König verkündet, entstanden aber während könig­licher Hoftage und waren somit Ergebnis der Willensbildung der Großen des Reiches. Reichsoberhaupt und Reichsfürsten erließen sie im Konsens und fungierten gemeinsam als Träger der gesetzten Rechtsnormen. Auch dieser Geneseprozess der Landfrieden im 13. Jahrhundert erinnert an einzelne Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung, wie zum Beispiel innerhalb des iudicium curiae oder im Verfahren cum consilio principum, die beide nicht ohne die Mitwirkung weiterer Reichsglieder funk­tionierten. Als primäre Aufgabe hat die Mediävistik dennoch – ganz analog zur Erforschung könig­licher Gerichtsbarkeit – die Friedenssorge dem Königtum zugeschrieben und die Beteiligung weiterer Herrschaftsträger an der Landfriedenspolitik als Versagen des Reichsoberhauptes bewertet.127 Solche dualistischen Erklärungen von Königsherrschaft tragen kaum

sei, so Kluckhohn, Geschichte, S. 85, eher von einem Nebeneinander beider Formen auszugehen, was sich auch in einer Verkürzung der Termini Land- und Gottesfriedensbewegung hin zur Friedensbewegung ausdrückt (vgl. dazu Hattenhauer, Bedeutung, S. 164). Hilfreich zur Erschließung des Forschungsfeldes ist ferner die Aufzählung der neueren Arbeiten bei Wadle, Landfrieden, S. 27 – 29. 126 Vgl. Garnier, Macht, S. 245 – 252. 127 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 10; Lechner, Reichshofgericht, S. 60; Kaufhold, Interregnum, S. 111 und 125; Schubert, Probleme, S. 167; Carl, Landfrieden, 2012, S. 123; Hesslinger, Anfänge, S. 17; Landwehr, Königtum, S. 95; Ger­lich, Studien, S. 79; Wadle, Landfrieden, S. 32; Schatz, Imperium, S. 46; Fried, Funk­tion, S. 296 und 299; Quadflieg, Verfahren, S. 30. Wadle, Landfriedensrecht, S. 76, hat eine ähn­liche Kritik an den Werken Heinz Angermeiers vorgebracht. Eine Ursache dafür, dass ein ganzes Forschungsfeld in Übereinstimmung diese Ansicht vertreten hat und auch gegenwärtig noch vertritt, dürfte der kritiklose Bezug auf erzählende Quellen wie Augustinus sein, der die Friedenssorge zur Aufgabe des Reichsoberhauptes erhob (vgl. Schubert, Landfrieden,

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etwas zur Landfriedenssorge an der Wende von Hoch- zum Spätmittelalter bei, vor allem deshalb nicht, weil der einsetzende Regionalisierungsprozess und auch die Form der Landfriedenseinung nur mit fürst­licher Partizipa­tion an den könig­ lichen Landfrieden verstanden werden können. Der für die Landfriedenspolitik von Angermeier verkündete „Kampf um die Reichsgewalt“ 128 dürfte daher ein Mythos der Forschung sein. Es ist zwar richtig, dass ab Heinrich IV. alle hochmittelalter­ lichen Könige Friedensgebote erlassen haben, und auf ­diesem Weg womög­lich sogar ihrem herrscher­lichen Selbstverständnis entsprachen;129 doch betätigten sich ebenso andere Herrschaftsträger des Reiches in gleichem Maße. Wolfgang Schnelbögl hat vor geraumer Zeit bereits festgestellt, dass für das bayerische Herzogtum schon im frühen 13. Jahrhundert vertragsmäßige Landfrieden z­ wischen dem Landesherrn und dem Regensburger Bischof geschaffen wurden.130 Im Raum ­zwischen Rhein und Maas kamen im gleichen Zeitraum ähn­liche Landfrieden, hier ­zwischen den Kölner Erzbischöfen und den Herzögen von Brabant, ohne den König aus.131 Ab dem Kaisertum Friedrichs II. trat die Friedenssorge auf den verschiedenen Ebenen des Reiches in Erscheinung: Landfrieden für das gesamte Reich sowie jene für einzelne Reichsteile, Landfrieden unter Königssiegel sowie reichsfürst­liche Zusammenschlüsse unter (stillschweigender) könig­licher Billigung bestanden zeitgleich nebeneinander. Die könig­lichen Verfahren zur Behandlung von Konflikten sind allesamt als verfestigte Reak­tionsformen des Königs gegenüber den an ihn herangetragenen Streitsachen eingeführt worden. Auch die Landfrieden nahmen mit ihren Rechtsnormen Stellung zu den zeittypischen Formen der Konfliktführung. Eine Entsprechung S. 140). Auch der Ansatz, die Landfriedenspolitik als Argument für die Legitima­tion von Königsherrschaft vorzunehmen, verkehrt Ursache und Wirkung – aus den Quellen lässt sich Angermeier, Landfriedenspolitik, S. 31, nicht bestätigen, der von einem könig­lichen Monopol auf die Sicherung des öffent­lichen Friedens ausgeht. Von einer von König und Reichsfürsten gemeinsam getragenen Landfriedenspolitik sind auch Wadle, Ewige Landfriede, S. 76, und Kluckhohn, Geschichte, S. 84 f., überzeugt. 128 Angermeier, Königtum, S. 105. 129 Vgl. Vollrath, Landfrieden, S. 599. Dass in den könig­lichen Landfrieden des Hochmittelalters Formulierungen existierten, die das Selbstverständnis von Königsherrschaft wiedergaben, verwundert wenig, zumal die Rechtsetzungen gegenüber der Reichsöffent­ lichkeit zu legitimieren waren. Bei Heinrich IV. und den älteren Staufern sei Frieden „als Frucht einer guten kaiser­lichen Verwaltung des Reiches“ in den Vordergrund getreten, wohingegen Friedrich II. die Herrschaftslehre aus dem römischen Recht verwendet habe, die Frieden und Gerechtigkeit zum Fundament des Reiches erhoben (vgl. Schatz, Imperium, S. 55 – 57). 130 Vgl. zu den beiden Landfrieden von 1205 und 1213 (Mon. Witt. I, Nr. 2 bzw. 5) Schnelbögl, Entwicklung, S. 246 – 248. 131 Vgl. Kelleter, Landfriedensbünde, S. 6.

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im bisherigen Landfriedensdiskurs bildet die Diskussion zur Delegitimierung der Fehde, die zur zentralen Absicht der gesamten Landfriedensbewegung erhoben worden ist.132 Da sich in den Quellen des 13. Jahrhunderts keine expliziten Verbote der kriegerischen Auseinandersetzungen bei Streitigkeiten ermitteln lassen, sondern die gewaltsame Konfliktführung ledig­lich an Bedingungen geknüpft wurde, ergeben sich für die Deutung der Fehde zwei konträre Interpreta­tionen. Ungeklärt ist seitdem in der Forschung die Frage, ob Fehde und Gewaltanwendung im Konflikt bis hin zu Krieg letztend­lich ein und dasselbe waren, und ob der Fehde der Charakter eines Rechtsmittels zukomme – somit also eine Fehdeführung im spätmittelalter­lichen Reich gegebenenfalls rechtmäßig war.133 Verstanden werden können, darauf hat zuletzt Christine Reinle aufmerksam gemacht, beide Sichtweisen nur, wenn die Fehde nicht statisch, sondern als historisch veränderbare Handlungsform wahrgenommen wird.134 Die sogenannte Treuga Henrici wohl aus dem Sommer 1224 enthielt zwei Bestimmungen zur gewaltsamen Fehdeführung.135 Zunächst erfolgte das Verbot, den Streitgegner während der Tage Donnerstag bis Sonntag zu schädigen: Qui­ cumque habet manifestum inimicum, eum feria secunda, feria III , feria IIII , extra predictas res et loca, in persona et non in rebus ledere potest, ita quod eum non copiat. Feria V, feria VI , sabbato, die dominico omnis homo firmam pacem habebit in per­ sonis et in rebus (Art. 4). Zweitens wurde die Schädigung durch eine Streitpartei an eine Aufkündigung des Friedens geknüpft, die drei Tage zuvor vorzunehmen sei, 132 Vgl. zuletzt Reinle, Legitima­tion, und Carl, Landfrieden, 2008, Sp. 495 f., zudem Schmidt, Strafrechtspflege, S. 48; Schatz, Imperium, S. 221; Wadle, Delegitimierung, S. 73; Fischer, Reichsreform, S. 28; Brunner, Land, S. 33. Oestmann, Wege, S. 65, spricht von „Verrecht­lichung der Fehde“. 133 Vgl. zu d ­ iesem Problem Reinle, Legitima­tion, S. 86 – 89, mit Bezug zur offenen Defini­ tion des Rechtshistorikers Christoph Meyer, der den baren Zustand der Feindschaft ­zwischen zwei Parteien in den Mittelpunkt stellt (vgl. Meyer, Freunde, S. 215). Vgl. ferner Isenmann, Fehde, S. 380 f., 387 und 395; Weitzel, Rechtsordnung, S. 41; Schneider rez. Wadle, Landfrieden, S. 451. Fehde und Krieg sowie ganz generell gewaltsame Konfliktführung doch synonym zu begreifen, haben Isenmann, Fehde, S. 397 f., und Orth, Fehden, S. 27, betont, vor allem mit dem Argument, dass in den Quellen alle Bezeichnungen für diese Phänomene austauschbar gebraucht ­seien. Von den Vorstellungen rechtmäßiger Fehdeführung, bisweilen gar von einem Fehderecht ausgegangen sind dagegen z. B. Rösener, Problematik, S. 481; Brunner, Land, S. 49; Dickmann, Friedensrecht, S. 102; Fischer, Reichsreform, S. 32; von Ranke, Deutsche Geschichte, Bd. 1, S. 49. 134 Vgl. Reinle, Legitima­tion, S. 88. 135 MGH Const. II, Nr. 284. Die Bestimmungen werden nachfolgend stets in runden Klammern als Artikel angegeben. Vgl. zur Datierung RI V,2, Nr. 3863, sowie zu den zahlreichen Übereinstimmungen ­zwischen der Treuga und dem Sachsenspiegel im synoptischen Vergleich Eggert, Studien, S. 65 – 84.

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um keinen Bruch des Friedens zu begehen: Quicunque alterius inimicus extiterit et ipsum defidare voluerit, tribus diebus, antequam nocumenta sibi procuret, denuntiet; alioquin et pacis et fidei violatur habebi­tur (Art. 10). Diese Rechtsnormen waren für die frühen Landfrieden stereotypisch und erschienen bis in das 13. Jahrhundert immer wieder von Neuem. Paradigmatisch war gleichsam die Bedingung, gewaltsam gegen einen Konfliktgegner erst nach einer vorgebrachten Klage vorgehen zu dürfen. Der Reichslandfrieden des Königs vom 11. Februar 1234 stellte jedes andere Handeln im Konfliktfall unter Strafe: Item si quis alium leserit vel guerram ei moverit absque precedente querimonia, si princeps extiterit, C marcas auri regie camere presentabit (Art. 4).136 Ein Verbot der Fehde bestand demnach tatsäch­lich nicht und sollte erst zum Ende des 15. Jahrhunderts verschrift­licht werden – eine explizite Erlaubnis zur rechtmäßigen Führung gewaltsamer Auseinandersetzungen verkündeten die Landfrieden jedoch ebenfalls nicht. Vielmehr konzentrierten sie sich auf die Spezifika der Konfliktführung, begrenzten das Konflikthandeln der Streitparteien und wiesen letztend­lich zunehmend mehr auf die bestehenden Verfahren zur Konfliktbehandlung hin.137 Insofern verrecht­lichten die Landfrieden die gewaltsame Führung von Konflikten und schufen, so Eberhard Isenmann, eine „Berechtigung zur Fehde“,138 zumal sich die Landfrieden selbst als im Konsens entstandenes und damit rechtmäßiges Produkt der Herrschaftsträger des Reiches artikulierten. Indem die Zeitgenossen die Anwendung von Gewalt auf fried­liche Verfahren, zum Beispiel die Klage vor einem Richter, bezogen und deren Missachtung unter Strafe stellten, bewirkten die Landfrieden langfristig eine Wandlung in der Konfliktpraxis: Fortan steigerten sie den Zulauf von Streitsachen zu den unterschied­lichen Verfahren fried­licher Konfliktbehandlung. Ob dabei den Zeitgenossen schon bewusst war, dass eine mög­lichst funk­tionierende und effiziente Gerichtsbarkeit dafür unerläss­lich wurde, wie die Forschung behauptet hat,139 oder ob sich die Verfahren beständig an ihrer Frequentierung durch Einzelkonflikte fortentwickelten, muss dahingestellt bleiben.

136 MGH Const. II, Nr. 319, und vgl. RI V,2, Nr. 4305. 137 Ganz ähn­lich dazu Wadle, Landfriedensrecht, S. 81; Carl, Landfrieden, 2012, S. 122; Carl, Landfrieden, 2008, Sp. 493. Die Bemerkung von Fahrner, Landfrieden, S. 47, dass zu jeder Zeit „Alternativen zur gewaltsamen Selbsthilfe“ existiert hätten, ist richtig. Die Regelmäßigkeit, die Funk­tionsfähigkeit, der Zugang, die Dichte und die räum­ liche Distanz der Konfliktbehandlungsverfahren können aber nicht außer Acht gelassen werden. Positive Veränderungen lassen sich für die genannten Parameter im Verlauf des Spätmittelalters feststellen, wie noch gezeigt wird. 138 Isenmann, Fehde, S. 352. 139 Vgl. Rösener, Problematik, S. 475; Brunner, Land, S. 34; Fischer, Reichsreform, S. 64; Asmus, Rechtsprobleme, S. 71.

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Immerhin kann für die Landfriedensbewegung ein Bemühen konstatiert werden, das Reich in seiner Tiefe zu erfassen und von der obersten Ebene der Herrschaftsträger durch den Landfriedenseid und zielgerichtete Verkündungen der Friedenstexte auf Amtleute und Untertanen einzuwirken. Insbesondere setzte die Anwendung der Rechtsnormen und der mit ihnen verbundenen Strafen in steigendem Maße nicht mehr per se voraus, dass einzelne Friedensbrecher sich einst bereit erklärt hatten, die Bestimmungen einzuhalten.140 Auch dies kennzeichnet und rechtfertigt die Annahme eines Friedensrechts, das sich durch die Landfrieden in der Rechtsordnung des Reiches zementierte. In Bezug auf die Rechtspraxis und die etablierten Verfahren zur Konfliktbehandlung bildeten die Landfrieden mit den Worten von Ludger Tewes „Organisa­tionsinstrumente zur Friedenswahrung“,141 indem sie den Handlungsrahmen der Streitenden genauso wie den potentieller Konfliktlöser absteckten. Durch den unmittelbaren Verweis auf bestimmte Verfahren zur Konfliktbehandlung oder die Implementierung neuer Verfahren waren sie zumindest ihrem Wortlaut nach Strukturgeber im Neben- und Nacheinander von gewaltsamer und fried­licher Konfliktführung und -behandlung. Aus ­diesem Grund ist dem Hinweis von Hans-­Werner Goetz, die Frieden ihrerseits mit der Rechtsentwicklung des Reiches zu korrelieren,142 vornehm­lich nachzugehen. Demzufolge muss die Untersuchung der könig­lichen Konfliktbehandlung im spätmittelalter­lichen Reich die Geschichte der Landfrieden integrieren. 2.2.2 Der Mainzer Reichslandfrieden Als ­Kaiser Friedrich II. im August 1235 mit zahlreichen Großen des Reiches in Mainz Hoftagsbeschlüsse fasste, schuf er die wesent­lichste Schrift landfriedensrecht­licher Normen im 13. Jahrhundert. Die hervorgehobene Bedeutung ­dieses Reichslandfriedens gründet sich einmal auf seine breite Rezep­tion, denn der Wortlaut blieb 140 Vgl. zur Verbind­lichkeit der in den Landfrieden bestimmten Rechtsnormen Mayer, Verfassungsgeschichte, S. 169 – 173. In diese Richtung deutet auch Hattenhauer, Bedeutung, S. 137 und 171, indem er dem Landfrieden einen Bezug zur räum­lich und nicht personal verstandenen Herrschaft attestiert (vgl. dazu ferner Schmidt, Strafrechtspflege, S. 50). Der Ansatz, die Landfrieden mit einem öffent­lich zu verstehenden Gemeinschaftsbewusstsein zu verbinden (vgl. Fried, Funk­tion, S. 298), lässt eine ähn­liche Interpreta­tion zu. Tatsäch­lich ließen sich die Bestimmungen der Landfrieden und ihre Durchsetzung im Laufe des Spätmittelalters vor allem durch die Landesherren verwirk­lichen. Beispielsweise schlugen sich zahlreiche Rechtsnormen der Landfrieden in Rechtstexten mit landrecht­ lichem Charakter nieder (vgl. für Bayern Fried, Funk­tion, S. 299 f.). 141 Tewes, Landfrieden, S. 176. 142 Vgl. Goetz, Gottesfriedensbewegung, S. 48.

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bis zum Ende des Jahrhunderts für die Aufrichtung weiterer Landfrieden stets Ausgangspunkt. Betrachten lässt sich das Mainzer Friedenswerk aber auch als Endpunkt der frühen Landfriedensbewegung, deren Inhalte mit einigen Ergänzungen im Normenkatalog von 1235 kompakt niedergeschrieben wurden.143 In der Forschung drückt sich die Wertschätzung für den Reichslandfrieden in Charakterisierungen aus, die inzwischen von „Verfassungsgesetz“ 144 bis hin zu „Reichsgrundgesetz“ 145 reichen. Wenn auch den Rechtsnormen des Landfriedens im Allgemeinen keine gesetzmäßige Wirkung zukam, waren die Festlegungen insoweit wichtig, als sie einen Grundkonsens an bestehenden Rechtsvorstellungen als Endpunkt einer Hoftagshandlung festhielten: … licet per totam Germaniam constituti vivant in causis et negociis privatorum consuetudinibus antiquitus traditis et iure non scripto, sei – so die Arenga der Urkunde – die Zusammenfassung der bestehenden Regelungen mit Zustimmung der Fürsten erfolgt.146 Als Vergleichsfolie diente dem K ­ aiser womög­ lich das Königreich Sizilien oder die italienischen Reichsteile, innerhalb derer die schrift­liche Darlegung von Rechtsnormen bereits weiter fortgeschritten war. Der Text des Mainzer Reichslandfriedens umfasste insgesamt 29 einzelne Bestimmungen, die in zehn Abschnitte gruppiert waren, denen jeweils eigene knappe Proömien voranstanden. Neben dieser lateinischen Version aus einer Münchner Handschrift aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist auch eine deutsche Handschrift mit einer anderen Reihenfolge der Artikel überliefert, über deren Rela­tion zur lateinischen Fassung die Forschung lange Zeit diskutiert hat. Inzwischen geht man davon aus, dass keine der erhaltenen Handschriften dem Mainzer Urtext entspricht, der wohl in deutscher Sprache noch auf dem Reichstag verkündet wurde. Der verlorene Archetyp besaß nach der gegenwärtigen Forschungssicht die Form der lateinischen Fassung; der überlieferte deutsche Text wird entsprechend jünger datiert.147 Deshalb verwenden die nachstehenden Ausführungen durchweg die lateinische Handschrift. 143 Vgl. Gernhuber, Landfriedensbewegung, S. 86; Angermeier, Landfriedenspolitik, S. 48; Hattenhauer, Bedeutung, S. 244; Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 449 f.; Buschmann, Anfänge, S. 453. 144 Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 471. 145 Angermeier, Landfriedenspolitik, S. 49. 146 MGH Const. II, Nr. 196, und vgl. RI V,1, Nr. 2099d. Einzelne Bestimmungen des Reichslandfriedens werden nachfolgend im Text in Klammern als „Artikel“ zitiert. 147 Die jüngere Landfriedensforschung orientiert sich ebenfalls am lateinischen Text (vgl. Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 456 – 458). Vgl. zur Diskussion der überlieferten Textfassungen ausführ­lich Buschmann, Textproblem, S. 25 – 46; Mitteis, Reichslandfrieden, S. 18 – 33; Buschmann, Mainzer Reichslandfriede, S. 108 – 110. Zeumer, Urtext, S. 443 – 474, hat sogar den völlig unzureichenden Versuch unternommen, aus den erhaltenen Textzeugen einen Urtext des Reichslandfriedens in deutscher Sprache zu

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Die Rechtsnormen, wie Konflikte zu führen waren und ­welche Strafen im Falle der Nichtbeachtung folgten, bildeten den Kern des Mainzer Friedenswerkes. So wies der Text nicht mehr auf das Fehdeverbot an kirch­lichen Feiertagen hin, stattdessen wurde allgemeiner bestimmt, ut nullus, in quacumque re dampnum ei vel gravamen fuerit illatum, se ipsum vindicet, nisi prius querelam suam coram suo iudice propositam secundum ius usque ad diffinitivam sentenciam prosequatur … (Art. 5). In dieser Formulierung ging der Reichslandfrieden von 1235 über die bloße Klage­ bedingung des Landfriedens vom 11. Februar 1234 hinaus: Es wurde vor einer Schädigung des Streitgegners verlangt, eine Klage bis zu einem Urteil zu verfolgen. Die Gewaltanwendung durfte aber auch ohne richter­liche Entscheidung erfolgen, wenn die Situa­tion eine nothwere gegen einen unmittelbaren Angriff darstellte (Art. 5) oder dem Kläger sein Recht verweigert wurde. Im letzten Fall wurde wie im Landfrieden von 1234 eine widersage gegenüber dem Streitgegner gefordert, an ­welche sich erst drei fried­liche Tage anschließen mussten, bevor ab dem vierten Tag auch die Fehde zugelassen war. Wurde diese Frist von drei Tagen missachtet, hatte der Streitgegner die Mög­lichkeit, zu klagen. Der Beweis der Unschuld war dann mit der siebten Hand zu erbringen (Art. 6). Um die eigenen Ansprüche bis hin zu einem Urteil gericht­lich einzufordern, wurde u. a. auf den König bzw. seinen Hofrichter und damit die Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung verwiesen.148 Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen des Reichslandfriedens waren mit Sank­tionen belegt, die zunächst direkt als Teil der Rechtsnorm hervortraten, wozu sich in den letzten Artikeln des Beschlusses Präzisierungen und Verschär­ fungen beiordneten. So war eine Regelung zum Schadensersatz und zum Verlust des Klagerechts bei Nichtbeachtung vorgesehen: Si quis aliter processerit ad vindic­ tam, dampnum illatum adversario solvat in duplum, nulla ac­tione sibi de dampnis vel gravaminibus illatis sibi de cetero competente (Art. 5). Sollte jemand die Friedensfrist nach Absage gegenüber einem Streitgegner nicht einhalten und seine Unschuld nicht beweisen können, setzte ewige Ehr- und Rechtlosigkeit ein (Art. 6). Letztere waren mit der Achtstrafe durch den Art. 23 des Textes verschränkt, wonach die Acht des Kaisers nach Jahr und Tag ebenfalls zur Ehr- und Rechtlosigkeit führen sollte. Insoweit liest sie sich als eine Verschärfung der Acht und wird daher oft auch als Oberacht bezeichnet. Diese war auch bei Hochverrat (crimen laesae maiestatis) vorgesehen, insofern der Beklagte seine Unschuld nicht fristgemäß bewies (Art. 24). Die Achtstrafe oder der Verlust einer Hand war für den Bruch eines Handfriedens angedroht, dessen Nachweis mittels zweier Zeugen erfolgte. Sich von der Acht erstellen und diese Fassung neben dem lateinischen Text ediert. Vgl. ferner zu den zahlreichen Drucken des Mainzer Landfriedens Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 455, Anm. 22. 148 S. u. Kap. 3.1.1 und die Art. 28 und 29 des Mainzer Reichslandfriedens.

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zu lösen, war ausschließ­lich mit Zustimmung des Klägers mög­lich (Art. 3). Die Anlehnungen an das seit dem Frühmittelalter etablierte Bußenwesen konnte die Lösung von der Acht erst nach erfolgter Genugtuung, ungemildert und ohne Erlass der Buße (wette) erfolgen. Diejenigen Richter, die anders vorgingen, riskierten eine Bestrafung durch den König. Eine wesent­lich jüngere Rechtsvorstellung für das römisch-­deutsche Reich war die Verbindung der Acht mit dem crimen publicum, die sich in einer öffent­lichen Strafverkündung ausdrückte (Art. 22). Als besonders nachteilig musste sich die Acht für die Zeitgenossen darstellen, da Geächtete nicht beherbergt oder geschützt werden durften (Art. 25). Ferner drohte Städten und Burgen im Falle der Hausung von Ächtern die Zerstörung, notfalls auch durch den König selbst (Art. 26). Ganz generell untersagten die Bestimmungen des Mainzer Reichslandfriedens die Fehde nicht, sondern knüpften sie wie die übrigen Landfrieden des 13. Jahrhunderts an Bedingungen, deren Einhaltung an Strafandrohungen gekoppelt war. Erstmals erschien das gericht­liche Verfahren, das von der Klage bis zum Urteil vollständig durchzuführen war, einer gewaltsamen Konfliktführung vorangestellt. Ausnahmen boten sich frei­lich noch: Rechtsverweigerung konnte moniert und die Unmittelbarkeit bei der Abwehr einer Schädigung hervorgehoben werden. Diese Konstella­tion von an Voraussetzungen gebundener Fehdeführung hat die Forschung als subsidiäres Recht zur Selbsthilfe bzw. subsidiäres Fehderecht bezeichnet.149 Die dem Landfrieden zugrundeliegende Gerichtsbarkeit des Reiches fußte auf der Anwendung der Achtstrafe, die vom König, aber auch von anderen Richtern gegen Friedensbrecher verhängt werden konnte. Das Verhältnis von könig­licher Gerichtsbarkeit zu denen der übrigen Richter des Reiches folgte nach wie vor der Rechtsvorstellung der mehrstufigen Bannleihe (Art. 4). Zu bemerken ist jedoch, dass der ­Kaiser mit dem Verweis auf die Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung den Versuch unternahm, seine eigene Friedenstätigkeit zu intensivieren – Friedrich II. ging damit über seine Funk­tion bei der Verkündung und Legitimierung einer Hoftagshandlung, wie es der Mainzer Reichslandfrieden war, deut­lich hinaus.150 149 Vgl. von Zallinger, Kampf, S.  454; Gernhuber, Landfriedensbewegung, S.  188; Buschmann, Herrscher, S. 80; Asmus, Rechtsprobleme, S. 67. 150 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 31. Dass in den Rechtsnormen damit auch eine Selbstverpflichtung des Königs lag, die Gerichtsbarkeit im Reich wahrzunehmen (vgl. Angermeier, Landfriedenspolitik, S. 38), ist richtig – über die Wirkung des Landfriedens auf die Rechtspraxis ist dabei jedoch noch nichts ausgesagt. Nach Angermeier, Landfriedenspolitik, S. 35 f., sowie Wadle, Landfriedensrecht, S. 85, ist für die Zeit Friedrichs II. nur ein Beleg zu erbringen, dass das Reichsoberhaupt sein Handeln explizit an den Reichslandfrieden knüpfte. So rekurrierte König Konrad IV. im Jahre 1241 bei dem Erlass eines Pfahlbürgerverbotes gegenüber den Reichsstädten auf die Mainzer Beschlüsse (vgl. Hist. dipl. Frid. sec., Bd. VI,2, S. 818 f.). Deut­lich über den Wortlaut des Reichslandfriedens

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Dass sich die Zeitgenossen bei der Landfriedensfrage nicht ausschließ­lich mit der Fehdepraxis und ihrer Sank­tionierung beschäftigten, beweisen die übrigen Normen der Rechtsetzung des Jahres 1235. Mindestens sechs Bestimmungen, die Art. 15 bis 21, lassen sich dem tagespolitischen Kontext eindeutig zuordnen, da sie die Auseinandersetzung ­Kaiser Friedrichs II . mit seinem Sohn König ­Heinrich (VII .) berührten, dessen Absetzung in Worms im unmittelbaren Vorfeld des Mainzer Hoftags erfolgt war. Auch hinsicht­lich der Errichtung von Zöllen griff der Beschluss eine virulente Problemlage auf und verbot alle seit K ­ aiser Heinrich VI . neu errichteten Zölle im Reich (Art. 7). Ähn­liches verfügte der Reichslandfrieden bezüg­lich neu entstandener Münzen (Art. 11). Gleichsam untersagte der Text die Erhebung von Ungeld durch Herren und Städte, um Befestigungen zu errichten (Art. 8). Beide Bestimmungen wurden mit dem Delikt des Straßenraubs assoziiert. Die ­Kirchen (Art. 1 und 2) und die Straßen (Art. 9 und 10) waren zu ­schützen. Das Pfahlbürgerverbot (Art. 13) und das Verbot der Pfändung ohne landrichter­liche Erlaubnis (Art. 14) waren fernerhin typisch für die Landfriedensaufrichtungen des 13. Jahrhunderts. Alle diese Rechtsnormen zusammengenommen unterstreichen den Charakter des Reichslandfriedens als Ergebnis eines könig­lichen Hoftags, der – unter Rückgriff auf schrift­liche und gewohnheitsrecht­lich tradierte Bestimmungen – tagespolitische Entscheidungen integrierte, schrift­lich festhielt und öffent­lich verkündete. Doch auf ­welchen Rechtsgrundlagen basierten diese Normen und ihre Formulierung? Insbesondere für das Recht, das K ­ aiser Friedrich II. setzte, ist auf die Anwendung des aus Sizilien und Italien bekannten römischen Rechts im Reich nörd­lich der Alpen verwiesen worden. Mattias Fischer hat einen Beleg hierfür im Verlust der eigenen Forderungen vor Gericht im Falle einer Fehde erblickt, der sich dem römischen Recht zuschreiben lasse.151 Weiterhin ist immer wieder die Verbindung des Mainzer Reichslandfriedens zum Liber Augustalis, einem Rechtstext aus dem Jahre 1231 für das Königreich Sizilien, betont worden.152 Direkt übernommen wurden die Rechtsnormen jedoch nicht – es bleibt damit bei dem Einwand von hinaus geht die Interpreta­tion von Mitteis, Reichslandfrieden, S. 53, die den König gar als „letzte Instanz“ in der Gerichtsbarkeit des Reiches erkennen will. 151 Vgl. Fischer, Reichsreform, S. 37. 152 Vgl. Fischer, Reichsreform, S. 41; Scheyhing, Landfrieden, S. 2; Hehl, Sorge, S. 70. Als Gemeinsamkeiten beider Rechtstexte wird dabei von der Forschung die Verwendung von Proömien genannt, die für die Königsurkunden des Reiches nörd­lich der Alpen ungewöhn­lich erscheinen (vgl. Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 457). Dem für Sizilien erlassenen Rechtstext ist außerdem das Achtverfahren für den Fall des Nichterscheinens vor Gericht bekannt (vgl. Konst. von Melfi, Lib. II, Tit. 3). Der Bezug des Liber Augustalis auf römisches und kanonisches Recht gilt indes als erwiesen (vgl. Dilcher, Melfi, Sp. 471; Dilcher, Gesetzgebung, S. 769).

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Heinrich Mitteis, dass sich der Vergleich beider Texte mithin verbiete, da ihnen ein unterschied­licher Grad an Rechtsentwicklung und schlichtweg ein verschiedener politischer Kontext zugrunde gelegen habe.153 Wesent­lich unstrittiger ist dagegen der Bezug des Mainzer Reichslandfriedens zu den Landfrieden des Reiches aus dem 12. und frühen 13. Jahrhundert, deren Bestimmungen die Zeitgenossen 1235 antizipierten und adaptieren.154 Diese Praxis, bereits verkündete Rechtsnormen in der Landfriedensbewegung wieder aufzugreifen, endete keineswegs mit dem Mainzer Reichslandfrieden; er selbst war in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts seinerseits Ausgangspunkt für neue Beschlussfassungen. 2.2.3 Konfirmationen des Mainzer Friedenswerks nach 1235 Mit dem Tod des inzwischen zum zweiten Mal exkommunizierten und für abgesetzt erklärten ­Kaiser Friedrichs II. im Jahre 1250 endete die Herrschaft der Staufer im Reich. Das darauffolgende sogenannte Interregnum war bekannt­lich keine königslose Zeit, wie es der Begriff eigent­lich beschreibt, sondern durch eine Abfolge nicht-­ deutscher Könige geprägt, die den Boden des Reiches während ihrer Regierungszeit oft nicht einmal betraten. Ohnehin waren die letzten Jahre der Herrschaft ­Friedrichs II. von päpst­licher und fürst­licher Opposi­tion dominiert, Heinrich Raspe und danach Wilhelm von Holland wurden beide als Gegenkönige zum Staufer eingesetzt. Danach führte die strittige Königswahl von 1257 in ein Doppelkönigtum ­zwischen Alfons von Kastilien und Richard von Cornwall, dessen politische Entscheidung über nicht weniger als 15 Jahre schwebend blieb, auch weil sich beide dem Reich überwiegend fernhielten und eine Konfronta­tion scheuten. Erst mit

153 Vgl. Mitteis, Reichslandfrieden, S. 41. Zu berücksichtigen ist ferner, dass nach dem Liber Augustalis das dinggenossenschaftliche Säumnisverfahren für das Königreich Sizilien ausdrück­lich korrigiert und angepasst wurde, offenbar weil die Zeitgenossen den Verlust des Rechtsanspruchs bei Nichterscheinen als unverhältnismäßig empfanden: Illud nihilo­ minus, quod acerbius reputamus, praesenti lege corrigimus, videlicet quod Francus lite cum eo in pecuniariis litibus vel in causis criminalibus contestata contumax, bonam causam vel malam habeat, ipsam amittat. … Praesenti igitur tempore Francus contumax non, ut olim, causam amittat, sed iuxta nuper editam Nostri nominis sanc­tionem aut possessionem vel vendi­tionem bonorum aut perpetuae possessionis iacturam vel decisionem principalis causae, remedio appella­ tionis excluso, secundum ius et iustitiam patiatur (Konst. von Melfi, Lib. II, Tit. 17). 154 Vgl. von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 24 – 26; Buschmann, Textproblem, S. 29 f.; Klingelhöfer, Reichsgesetze, S. 107 f.; Gernhuber, Landfriedensbewegung, S. 186, und insbesondere zum Verhältnis zum Reichslandfrieden vom 11. Februar 1234 ausführ­lich Steinacker, Entwurf, S. 191 – 196. Das Verbot von Pfahlbürgern war zusätz­lich auch in den Passagen des Statutum in favorem principum enthalten.

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dem Tode Richards am 2. April 1272 setzten neue Bemühungen der Großen des Reiches ein, einen Nachfolger zu wählen und damit die Königskrone wieder an einen Herrschaftsträger aus dem Reich zu bringen. Die Wahl des Jahres 1273 fiel auf den habsbur­gischen Grafen Rudolf, vom dem sich die Gruppe der Kurfürsten wohl weder eine lange noch eine besonders machtvolle Königsherrschaft erhofft hatte. Seit dem Tod Friedrichs II. war damit fast ein Vierteljahrhundert vergangen, das die Forschung nicht nur als Epochenwende z­ wischen Hoch- und Spätmittelalter verstanden hat. Eingebüßt habe das Königtum in dieser Zeit nicht wahrgenommener Herrschaft noch gegenüber den aufstrebenden Landesherrschaften, dass die partikulare Ordnung des Reiches ab ­diesem Punkt bis zu seinem Ende vorgegeben gewesen sei. So jedenfalls erklärt es die Forschung.155 Gewiss hatte das Interregnum und die permanente Absenz der Könige Kontinuitätsbrüche erzeugt, Landfrieden hatten die Throninhaber vor Rudolf von Habsburg allesamt nicht erlassen. Das Charakteristikum der Landfriedensbewegung, auf ältere Rechtsnormen und Textzeugen zu rekurrieren, aber bot dem Königtum einen Ansatzpunkt, die Landfriedenssorge rasch wiederaufzunehmen. Vermut­lich schon zu Beginn seiner Herrschaft versprach Rudolf die Wiederherstellung des Friedens im Reich, sagte die könig­liche Huld für jede Hilfe und Unterstützung zu und verlangte von den Reichsgliedern, ihrerseits die Treue zu empfangen. Soweit überliefert es jedenfalls ein nur als Formular erhaltener Text vom 26. Oktober 1273.156 Die ersten Verkündungen von Landfrieden erfolgten durch den König zunächst mit regionalem Bezug für Österreich 1276 und Bayern, Franken sowie das Rheinland 1281. Der österreichische Landfrieden gerierte sich als eine Übereinkunft z­ wischen dem König, seinem Sohn Albrecht und den Herren des Landes und stand im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung z­ wischen Rudolf und dem böhmischen König Ottokar um die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten, die Markgrafschaft Friaul, die Windische und die Krainer Mark.157 Die Bestimmungen des Landfriedens gingen im Wesent­lichen auf zwei Rechtsquellen zurück: einmal auf

155

Vgl. z. B. Moraw, Verfassung, S. 205; Spangenberg, Entstehung, S. 250 – 252; Werunsky, Geschichte, S. 1 f.; Buschmann, Herrscher, S. 85. 156 Vgl. MGH Const. III, Nr. 20; RI VI,1, Nr. 22. Ein überzeugender Beleg, dass Rudolf schon im Jahre 1273 den Mainzer Reichslandfrieden von 1235 bestätigt hatte (vgl. RI VI,1, Nr. 11; Buschmann, Herrscher, S. 85), konnte bisher aus dem Quellenmaterial nicht erbracht werden. Als Indiz für eine ­solche Bestätigung dient mithin noch die Aufnahme der Bürger von Köln in den Landfrieden vom 1. März 1274 – ein Akt, der vor der ersten sicheren Erneuerung eines Landfriedens durch den König erfolgt war. 157 Vgl. den Landfrieden MGH Const. III, Nr. 122; Ausgew. Urk., Nr. 52; RI VI,1, Nr. 632, und dazu Ger­lich, Studien, S. 16 – 21; Kunze, Rudolf von Habsburg, S. 119 – 122; Nicolaidoni, Verfassungsgeschichte, S. 151 f.

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den Landfrieden Ottokars für die österreichischen Herrschaften 158 und zweitens auf das ältere österreichische Landrecht.159 Für beide Texte lässt sich ihrerseits wiederum ein unmittelbarer Bezug zum Mainzer Friedenswerk von 1235 nachweisen. So lehnten sich die ersten beiden Artikel des Ottokar’schen Landfriedens zur Fehde an die Artikel 5 und 6 des Reichslandfriedens Friedrichs II. an. Übernommen waren insgesamt die ersten zwölf Bestimmungen aus dem Mainzer Friedensschluss in abweichender Reihenfolge – vielleicht repetierten sie gar den nicht überlieferten Urtext von 1235.160 Der Verfasser des österreichischen Landrechts hatte in der älteren Fassung ebenfalls Rechtsnormen aus dem friderizianischen Reichslandfrieden verwendet; das belegen die Bestimmungen zum Konflikt ­zwischen ­Friedrich II. und Heinrich (VII.), die Inhalt des Landrechts waren. Die Datierung in das Jahr 1237 und damit in die Nähe Herzog Leopolds des Glorreichen folgt ­diesem Befund entsprechend.161 Damit lässt sich für Landfriedenssorge in Österreich trotz des doppelten dynastischen Bruchs ­zwischen babenber­gischer, böhmischer und habsbur­gischer Herrschaft 1246 bzw. 1278 eine Kontinuität zurück bis zum staufischen Reichslandfrieden von 1235 nachweisen. Dieses Beispiel zeigt, wie universell die Beschlüsse des Mainzer Hoftags waren, an denen sich die landrecht­lichen und landfriedensrecht­lichen Texte der Folgezeit offenbar ausrichteten. Zugleich 158 Vgl. MGH Const. II, Nr. 440. Vgl. zu den Übereinstimmungen mit dem österreichischen Landfrieden von 1276 von Krones, Verfassung, S. 384 – 386. 159 Vgl. Österr. LR und dazu Weltin, Landrecht. 160 Vgl. MGH Const. II, Nr. 440: … swaz schaden iemand geschehe an dehaeinerslahte dinge, daz er (des)selbe niht rechhe, er clag iz e sinem rihter und volge siner chlag nah en ende als reht ist, izn si als verre daz er da enhant niht sei, und sines leibes und sindes gutes muzze tuen ze notwer. Wer dem entgegen handelt, solle mit zweifachem Schaden gelten und in der Sache keine Klage mehr gewinnen können (Art. 1). Nach erfolgter Klage und im Falle der Rechtsverweigerung sei zunächst das Widersagen notwendig, woraufhin drei Tage Frieden gewahrt werden solle. En swelhem dirre satze gebrochen wirt, der sol fur sinen richter varen und sol enen bechlagen der im e getan hat; dem sol danne der richter selbe furgebieten od mit sinem gwissem boten. Mach sich derselbe, der da angesprochen wirt, niht bereden selbe sibent unbesprochener manne auf den heiligen for dem rihter, so sol er sin elos und rehtlos ebich­ lichen, also daz er nimmer mer wieder chomen mug ze sinem rehte (Art. 2). Zudem entsprach Art. 3 verkürzt dem Art. 3 des Mainzer Reichslandfriedens, Art. 4 dem Art. 22, Art. 5 dem Art. 13, Art. 6 dem Art. 11, Art. 7 dem Art. 8, Art. 8 dem Art. 1, Art. 9 dem Art. 2, Art. 10 dem Art. 27, Art. 11 dem Art. 25 sowie Art. 12 dem Art. 26. Die Reihenfolge der Art. 1 – 12 des Landfriedens von Ottokar war jedenfalls synonym zur deutschen Fassung des Mainzer Reichslandfriedens (vgl. Dopsch, Landfrieden, S. 165 f.). Vgl. auch von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 32. 161 Vgl. Nicolaidoni, Verfassungsgeschichte, S. 159; Ger­lich, Studien, S. 48; Angermeier, Königtum, S. 8. Luschin von Ebengreuth, Handbuch, S. 159 f., sieht nicht die Urkunde von 1235, sondern eine dritte Fassung des Mainzer Reichslandfriedens als Grundlage für das ältere österreichische Landrecht an.

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bestätigt dieser Umstand die These, dass abseits aller politischen Differenzen die Mainzer Artikel doch auf einem Konsens der Herrschaftsträger des Reiches fußten, deren regionale Fortentwicklung gerade kaum politische Hürden zu überwinden hatte – die Landfriedensbewegung war damit Ausdruck des Zeitgeistes. Im Unterschied zu den Rechtsetzungen der Zeit Friedrichs II. beschränkten sich die ersten Landfriedenshandlungen Rudolfs von Habsburg auf einzelne Reichsteile. Am 25. Juli sowie am 13. oder 14. Dezember 1281 erließ der König jeweils einen Landfrieden für Franken und das Rheinland.162 Beide in deutscher Sprache abgefassten Texte enthielten alle Rechtsnormen des Mainzer Reichslandfriedens in abweichender Reihenfolge zur lateinischen Fassung. Es fehlten allerdings die Proömien und damit auch die Untergliederung der Normen in einzelne Abschnitte. Außerdem wurden einige Artikel des Mainzer Texts in zwei Bestimmungen aufgetrennt. Illustrieren lässt sich der Bezug zum Text von 1235 anhand der verwendeten Legitima­tionsformel von unser keiser­licher gewalt, die nicht etwa eine Rangerhöhung des Habsburgers andeutete, sondern das ursprüng­liche Friedenswerk wiederholte.163 Anstelle der kaiser­lichen Autorität, über die Rudolf 1281 gerade nicht mehr im Umfang wie seine staufischen Vorgänger verfügte, sei, so Arno Buschmann, gerade eine stärkere Bezugnahme zum Reich und zum Reichsrecht getreten.164 Diese Ansicht ließe sich noch verstärken. Denn es ist anzunehmen, dass die Initiative der Landfriedensaufrichtungen von den Landesherren der verschiedenen Reichsteile ausging, deren Vorschläge selbst an den Rechtsnormen des Mainzer Reichslandfriedens oder dem regionalen Friedensrecht orientiert waren. Der bayerische Landfrieden vom 6. Juli 1281, der ebenfalls unter dem Namen des Königs erlassen wurde, berücksichtigte näm­lich vorrangig die Landfrieden der bayerischen Herzöge von 1244 sowie 1255/56 und berührte nur am Rande den friderizianischen Text.165 Heinrich Zoepfl könnte mit seiner schon 1860

162 Vgl. MGH Const. III, Nr. 279 f. 163 Vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 80. Art. 1 des Landfriedens von 1281 entsprach dem Art. 15 der lateinischen Fassung von 1235 fortlaufend bis Art. 7, der mit Art. 21 übereinstimmte. Daran schlossen sich die beiden Art. 5 und 6 zur Fehde aus dem Reichslandfrieden als Art. 8 und 9 an. Die Art. 10 und 11 waren eine Übersetzung der Bestimmungen 3 und 4 von 1235. Art. 12 und 13 bzw. 14 und 15 ergaben sich aus den Aufteilungen der Art. 22 und 13. Art. 7 des Mainzer Beschlusses teilte sich auf die Art. 17 bis 19 auf. Art. 20 entsprach Art. 9, Art. 21 dem Art. 10, Art. 22 dem Art. 8, Art. 23 dem Art. 11 und Art. 24 dem Art. 1. Art. 25 und 26 gliederten den Art. 2 des Mainzer Textes auf. Art. 27 folgte dem Wortlaut von Art. 14, Art. 28 dem von Art. 27, Art. 29 dem von Art. 25 sowie Art. 30 dem des Art. 26 und schließ­lich Art. 31 und 32 denen von Art. 28 und 29. 164 Vgl. Buschmann, Mainzer Reichslandfriede, S. 118 und 124 – 129. 165 Vgl. zur Aufrichtung des könig­lichen Landfriedens für Bayern 1281 Rockinger, Landfrieden, S. 438 und 454 – 458; Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 436; Ger­lich, Studien,

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geäußerten Vermutung der Wahrheit sehr nahe kommen, wenn er konstatiert, die Rege­lungen zur Fehde aus dem Mainzer Reichslandfrieden in den bayerischen Landfrieden von 1244 und 1255/56 s­ eien noch analog enthalten, im rudolfinischen Text von 1281 aber fortgefallen, weil die Zeitgenossen diese Normen als inzwischen selbstverständ­lich ansahen.166 Für das 14. Jahrhundert ergibt sich in der Tat ein ähn­licher Befund. Die Artikel zur Fehdeführung erschienen kaum noch wört­lich in den Landfrieden, obwohl sie im Jahrhundert zuvor noch eine zentrale Posi­tion in den Normenkatalogen behauptet hatten.167 Da wir über den genauen Entstehungsprozess der Landfrieden und die Kompila­tion der Rechtsnormen aus den Quellen des 13. Jahrhunderts in der Regel nicht informiert sind, kann über die Vorgehensweise der Zeitgenossen allenfalls spekuliert werden. Die Beobachtung, dass sich einige Normen mehrere Male in unveränderter Form in einer Kette von Landfrieden wiederfanden, bevor sie modifiziert oder schlichtweg gar nicht mehr genannt wurden, stellt sich als Wesensmerkmal des spätmittelalter­lichen Friedensrechts im römisch-­deutschen Reich dar. Einen auf drei Jahre befristeten Landfrieden für das Reich zu verkünden, gelang Rudolf von Habsburg schließ­lich auf dem Würzburger Hoftag am 24. März 1287. Der Wortlaut des Rechtstextes basierte ganz auf den regionalen Landfrieden für Franken und das Rheinland aus dem Jahre 1281 – einige Ergänzungen und Umarbeitungen lassen sich jedoch identifizieren.168 Die Mainzer Bestimmungen wurden dabei nicht mehr nur übersetzt – Rudolf verstand sich inzwischen selbst als Urheber und stellte klar: Disu satzunge des lantfrides haben wir … mit gunst und mit rate des erbern herren des cardilis des legatis und der fursten unde herren … gesezet (Arenga).169 Von besonderer Bedeutung dürften die Anpassungen in der Terminologie des Textes gewesen sein, sprachen jetzt die Zeitgenossen an den Stellen vermehrt von

S. 41. Obwohl Rockinger, Landfrieden, S. 458, davon ausgegangen ist, dass der bayerische Landfrieden von 1244 im Rhythmus von drei Jahren bis 1255/56 verlängert worden ist, liegen ledig­lich die beiden Texte der angegebenen Jahre vor (vgl. den Landfrieden von 1244 in MGH Const. II, Nr. 427; Mon. Witt. I, Nr. 36; RI V,4, Nr. 11437, sowie den Landfrieden von 1255/56 in MGH Const. II, Nr. 438; Mon. Witt. I, Nr. 59; RI V,4, Nr. 11706). Einen gegenseitigen Abgleich der Rechtsnormen dieser beiden Landfrieden mit dem Text von 1281 bietet Rockinger, Landfrieden, S. 458 – 464, in tabellarischer Form. Noch ausführ­licher ist der Textvergleich bei Zoepfl, Alterthümer, S. 306 – 339. 166 Vgl. Zoepfl, Alterthümer, S. 336, und mit ähn­lichem Befund zum Rückbezug des bayerischen Landfriedens auf ältere Landfrieden des 12. und 13. Jahrhunderts Schnelbögl, Entwicklung, S. 256. 167 Vgl. Buschmann, Landfriedensordnung, S. 103. 168 Vgl. MGH Const. III, Nr. 390; RI VI,1, Nr. 2070, und die detaillierte Besprechung bei von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 182 – 213. 169 Vgl. Buschmann, Herrscher, S. 86 f.

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lantfride, wo 1281 noch allgemeiner von fride die Rede war. Insofern firmierte der Landfrieden erstmals als eigenständiges Subjekt, was sich mit großer Wahrschein­ lichkeit aus seiner nunmehr satzungsmäßigen Grundanlage ergab. Das Handeln des Landfriedens war beispielweise bei dessen Bruch ausdrück­lich geboten: Swer den lantfriden brichet und den bruch nit uf rihten wil und darumbe von dem lantfriden besezet wirt oder die, die den lantfriden gesworn hant, da von zu schaden bringet, den sol der lantfride (sic!) twingen, daz er mit allen sinen vesten und mit sinem gute iedem manne nach siner mazze sine schaden ablege, also verre sin gut gelangen mac (Art. 40). Ohnehin nahmen die Regelungen für den Fall eines Landfriedensbruchs in 1287 gegenüber dem älteren Friedensrecht zu.170 So wurden diejenigen, in deren Nähe ez not geschehe, aufgefordert, den Landfrieden zu beschirmen und zu helfen (Art. 26). Außerdem wurde Friedensbrechern zugebilligt, ihr Unrecht binnen 14 Tagen vor dem ört­lichen Richter zu bessern. Tut er des nit, so sol er meineidig sin und sol in der erzebischof oder der bischof, in des bischdum er sitzet, zu banne tun und der kunig zu ahte dun, und der furste oder der grave, in des gerihtet er sitzet, zu ahte dun (Art. 38). Geist­liche und welt­liche Gewalt sollten also mit ihren Strafen des Kirchenbanns und der Acht zusammenwirken, um Friedensbrecher mög­lichst scharf zu sank­tionieren.171 Den Grad der Schrift­lichkeit innerhalb des gericht­lichen Verfahrens zur Lösung aufkommender Konflikte steigerte der Reichslandfrieden ebenfalls, indem Ladungen und Urteile fortan am Königshof in Schriftform ergehen sollten (Art. 36). In der Summe verkörperten die Normen Abhängigkeiten ­zwischen einzelnen (Königs-)Akten und regelten deren Abfolge bei der Behandlung von Konflikten. Zugleich verkündeten sie die Formate solcher Handlungen. Indem die Landfrieden Hilfspflichten oder das gemeinsame Handeln verschiedener Akteure determinierten, verschränkten sich bestehende Verfahren zur Konfliktbehandlung mehr und mehr miteinander. Aus der könig­lichen Perspektive stellte der Würzburger Landfrieden in der Frage der gewaltsamen Konfliktführung und deren Sank­tionierung den Höhepunkt der reichsweiten Landfriedensaufrichtungen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts dar. Die folgenden Reichslandfrieden vom 8. April 1291 abermals durch König Rudolf, vom 20. Oktober 1292 durch König Adolf von Nassau und vom 16. November 1298 durch König Albrecht I. konfirmierten den Text von 1287 jedenfalls nur – immerhin in letzterem befanden sich wenige Ergänzungen.172 170 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 75. 171 Vgl. Eichmann, Acht, S. 117 f. 172 Zu d ­ iesem Ergebnis kommt auch Wyneken, Landfrieden, S. 5. Vgl. den Landfrieden von 1291 in MGH Const. III, Nr. 459, und RI VI,1, Nr. 2437, den Landfrieden von 1292 in MGH Const. III, Nr. 488, und schließ­lich den Landfrieden König Albrechts von 1298 in MGH Const. IV, Nr. 33. Erwiesen dürfte ebenfalls sein, dass im Jahre 1301 eine Bestätigung des Landfriedens von 1298 erfolgte, auch wenn diese nicht im Wortlaut überliefert

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Die reichsweiten Landfrieden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts standen damit in einer direkten Linie zum Mainzer Hoftagsbeschluss von 1235. Wenn auch die Forschung für das Königtum Rudolfs von Habsburg die Rückbesinnung auf die Vorstellungen staufischer Königsherrschaft herausstellt, Ernst Spannring sogar von einem „Leitbild“ für den Habsburger spricht,173 dann darf dabei die kontinuier­liche Fortentwicklung der Landfriedensbewegung genauso wenig außer Acht gelassen werden wie die Eigenleistungen Rudolfs. Das Urteil von Franz-­Reiner Erkens, der erste König nach dem Interregnum habe die Elemente der staufischen und der nachstaufischen Politik gemeinsam aufgegriffen und im Einzelfall sogar ausgebaut,174 bestätigt sich in besonderem Maße für die könig­liche Landfriedenssorge. Die Tradi­tion der Mainzer Rechtsnormen in den territorialen Landfrieden vor 1281 erhärtet zudem die These, dass der Rückgriff auf die Beschlüsse von 1235 weniger dem rudolfinischen Herrschaftsprogramm entsprang, sondern alle Glieder des Reiches den staufischen Normenkatalog als erprobtes Friedensrecht anerkannten und fortzubilden gedachten. Im Sinne Rudolf Stichwehs war die zeit­liche Distanz z­ wischen 1235 und 1281 zu groß, um einen Transfer der Rechtsnormen zu gestatten, wenn nicht bereits zuvor im Mainzer Friedenswerk eine robuste Verschrift­lichung konsensual legitimierten Rechts begründet worden wäre und die regionalen Landfrieden der Zwischenzeit als Knotenpunkte ­zwischen beiden Akten fungiert hätten.175 Für den Norden des Reiches frei­lich reduzierte sich die Wirkung der könig­lichen Friedensaufrichtungen womög­lich, da das Netzwerk an Textzeugen, das gerade das Quellenfundament der Landfriedensbewegung darstellt, vor allem den deutschen Südwesten berührte.176 ist (vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 5 f.). Nicht überliefert ist ebenso der Landfrieden von ­Kaiser Heinrich VII. aus dem Jahr 1310. Dass dieser mit dem Landfrieden von 1298 übereinstimmte, wie Bock, Landfriedenseinungen, S. 332, Anm. 1, behauptet, ist unbewiesen. Falsch bleibt ferner die Ansicht, dass ­Kaiser Ludwig der Bayer 1316 den Landfrieden von 1298 noch einmal erneuert habe (vgl. Angermeier, Königtum, S. 99 f.). Wyneken, Landfrieden, S. 7 – 14, rekapituliert überblicksartig die Bestimmungen der Reichslandfrieden von Rudolf von Habsburg bis zu Heinrich VII. in Bezug zum Mainzer Friedenswerk. 173 Spannring, Auffassung, S. 42. 174 Vgl. Erkens, Tradi­tion, S. 54. 175 Vgl. Stichweh, Transfer. Nach ihm sind die Grundlagen für einen Transfer „kompakte Sinneinheiten“, die eine „Stabilität“ bzw. „Robustheit“ aufweisen, idealerweise sogar kopierfähig sind, um bedeutsame Distanzen zu überwinden (S. 4). Konkreter geht der Autor auf den Transfer von Rechtsnormen in der Geschichte nicht ein. Relevant für den Mediävisten erscheint aber die zeit­liche oder räum­liche Transferdistanz sowie die Identifizierung und Entschlüsselung von Knotenpunkten zu sein, die Rechtsnormen etappen- oder sequenzweise tradiert haben. Für die Landfriedensbewegung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter rücken damit wieder die Hoftage und Reichsversammlungen in den Blick. 176 Diese These vertreten zumindest Mohrmann, Landfriede, S. 26, und Steinbach, Reichsgewalt, S. 101.

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* * * In aufkommenden Konflikten zu vermitteln und auch zu entscheiden, war im 13. Jahrhundert also ein integrales Element könig­lichen Handelns. Von Bemü­ hungen, alle im Reich schwelenden Zwistigkeiten und Auseinandersetzungen bis zu ihrem Ausgleich zu lösen, kann für den König jedoch nicht die Rede sein – er nahm sich der Fälle an, die ihm vorgebracht wurden, und dabei nicht selten in der Rolle, um ­welche die Konfliktparteien ihn baten. Zur persön­lichen Streitbehandlung des Königs gehörten so nicht nur die Rechtsentscheidungen in einem ding­ genossenschaftlichen Verfahren unter Vorsitz des Reichsoberhauptes mit urteilenden Beisitzern, sondern auch vermittelte Sühnen und Schiedssprüche nach Verwillkürung der Parteien. Die beiden zuletzt genannten Verfahren nahmen nicht den größten, wohl aber einen substantiellen Anteil innerhalb der könig­lichen Reak­ tionsformen ein. Die Zahl an Urteilen und Weistümern des Königs ging bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts zurück, besonders für die Zeit ab Rudolf von Habsburg ist diese Tendenz klar erkennbar. Zugang zum Reichsoberhaupt und seinen Konfliktbehandlungsverfahren erhielten die Streitenden in Abhängigkeit von der Präsenz des Königs im Reich, seinem Reiseweg und den stattfindenden Hoftagen. Vor allem bei Rechtsentscheidungen wirkte der Throninhaber mit den anwesenden Großen und Getreuen des Reiches zusammen und unterstrich dies mit Formeln im Urkundentext. Genauso wie die Urteile fielen Hoftagsbeschlüsse, zu denen auch die Reichslandfrieden gehören, oft cum consilio principum. Diese Formel artikulierte die organisatorische Struktur des Entscheidungsprozesses auf gemeinsamen Tagen und Versammlungen; sie verbindet auch die im Spätmittelalter nicht getrennten Funk­tionsbereiche Gerichtsbarkeit und Friedenssorge. Die enge Verzahnung dieser von der Forschung separiert betrachteten Handlungsfelder des mittelalter­lichen Königtums spiegelt sich ebenfalls in den Reichslandfrieden wider, die nicht nur Delikte mit Sank­tionen verknüpften, sondern auch Verfahren zur Bewältigung von Konflikten in ihren Rechtsnormen aufzeigten. Die Landfriedensurkunden folgten bestehender sozialer Praxis in perga­mentener und damit schrift­lich festgehaltener Form. Auf diese Weise trugen sie maßgeb­ lich zur Verfestigung von herrscher­lichem Handeln bei. Eingeschlossen wurde von ihnen neben der fried­lichen auch die gewaltsame Konfliktführung, ohne für den Moment auf ein absolutes Fehdeverbot oder eine langfristig angelegte vollständige Delegitimierung der Selbsthilfe bewusst abzuzielen. Zur wichtigsten Friedensaufrichtung an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter avancierte der Mainzer Reichslandfrieden, weil er – das war 1235 frei­lich nicht absehbar – auf verschiedenen Ebenen im Reich rezipiert wurde: So gingen seine Bestimmungen beispielsweise in das österreichische Landrecht ein. König Rudolf von Habsburg griff trotz der zahlreichen dynastischen und politischen Brüche im

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Interregnum im Jahre 1281 diesen Text aus der Stauferzeit auf, nahm bis 1287 gar ­Anpassungen und Ergänzungen vor. Seither etablierte sich eine Tradi­tion regelmäßiger Bekräftigungen des Normenkatalogs durch den Throninhaber im Konsens mit den Großen des Reiches. Mit jeder Konfirma­tion wurde der Text erweitert und modifiziert, wobei für die Konfliktbehandlungsverfahren der eingeforderte Grad an Schrift­lichkeit anstieg und der fried­liche Streitaustrag gegenüber der Fehde immer mehr Vorrang erhielt.

3.  Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen bei der Behandlung von Konflikten Die könig­liche Gerichtsbarkeit und Friedenssorge, wie sie im vorangegangenen Kapitel vorgestellt worden ist, war durch das persön­liche Handeln des Reichsoberhauptes gekennzeichnet. In beiden miteinander verschränkten Tätigkeitsbereichen des Königtums kamen zwar den Großen des Reiches spezifische Funk­tionen als Urteiler, Ratgeber, beteiligte Schiedsrichter oder als Mitwirkende im Rahmen von Hoftagsbeschlüssen zu. Ohne unmittelbare Teilhabe des Königs konnten diese Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung und politischer Willensbildung im Reich des 13. Jahrhunderts aber nicht existieren. Doch schon während der staufischen Herrschaft, die von der Ostsee bis nach Sizilien reichte, überstieg die Größe des Reiches das Potential verfügbarer Kommunika­tions- und Verwaltungsformen derart, dass der reisende Königshof den vorgetragenen Bitten der Reichsgetreuen nicht mehr zu entsprechen vermochte.177 Nicht einmal innerhalb der noch jungen Landesherrschaft konnte eine Allpräsenz gegenüber den Untertanen erreicht werden. Einen Ausweg fand der König wie die übrigen Herrschaftsträger in der Einsetzung von dauerhaft oder temporär mandatierten Stellvertretern, die herrscher­liche Entscheidungen umsetzten oder ganz generell herrscher­liches Handeln repräsentierten und vertraten. Ganz neu war dieser Ansatz nicht: Stellvertreter wurden natür­licherweise bereits dann benötigt, wenn das Reichsoberhaupt verstorben war (vacante imperio) oder der König außerhalb des Reiches weilte.178 Bei der Behandlung von Konflikten boten sich dem König innerhalb der etablier­ ten Verfahren ebenfalls verschiedene Mög­lichkeiten, Stellvertreter zu implementieren, um den zahlreichen Klagen und Parteienbegehren besser zu entsprechen. Im iudicium curiae war es dann erstmals ­Kaiser Friedrich II., der einen könig­lichen Hofrichter als Vorsitzenden und Richter an seiner statt bestellte. Zugleich ließen sich schiedsrichter­liche Unterhandlungen und güt­liche Tage oder gar die bloße Untersuchung von Streitsachen teilweise oder ganz delegieren. Die könig­lichen Amtleute und die Träger der Verwaltung des Reichsgutes fungierten als Ansprechpartner, um abseits des Hofes vor Ort Konflikte im Namen des Königs zu lösen. Schließ­lich ließ sich auch innerhalb der Landfriedensbünde die ohnehin nicht leistbare Präsenz des Reichsoberhauptes mindern, indem sich der Herrscher auf die Legitimierung von Zusammenschlüssen verschiedener Reichsglieder beschränkte 177

Vgl. z. B. Krieger, Rudolf von Habsburg, S. 109 f.; Rosenthal, Geschichte, S. 5. Moraw, Verfassung, S. 157, beschreibt die Entfernung z­ wischen Königshof und den fernen Reichsteilen als Grundproblem des römisch-­deutschen Reiches. 178 Vgl. Kern, Reichsvikare, S. 133.

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und seine Beteiligung auf die Einsetzung könig­licher Ob- oder Hauptleute reduzierte. Voraussetzung für alle diese Delega­tionsformen bestand in der Ausbildung eines amtsrecht­lichen Verständnisses des Dienstes für den König, das ausreichend flexibel für die unterschied­lichen Handlungsformen, reich­lich zuverlässig und im Angesicht der Rechtsordnung des Reiches legitim und anerkannt war. Gerade weil die Könige und ­Kaiser des 13. Jahrhunderts diese Herausforderung meisterten, folgte in unmittelbarer Konsequenz, dass sich die Anzahl der Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung noch in dieser Zeit heftig vergrößerte. In d­ iesem Geflecht von Delegierungen und Koopera­tionen entstanden und etablierten sich in Bezug auf die Lösung von Konflikten neue Akteure, die dem Königtum und seiner Herrschaftsausübung zugerechnet werden müssen. Sie steigerten die Reichweite könig­lichen Handelns über die Grenzen des Hofes hinaus. Der Preis, den das Reichsoberhaupt für diese Entwicklung zahlte, um die Stellvertreter zur Übernahme von Aufträgen und Tätigkeitsfeldern zu bewegen, bemaß sich überwiegend in der Übertragung könig­licher Rechte und Einnahmetitel. Delegierte Herrschaft brachte somit intensivere, vor allem kostenintensivere Königsherrschaft mit sich. Dabei war es für den König nur ein kleiner Trost, dass sich im Verlauf des Spätmittelalters dieser histo­ rische Prozess ebenfalls innerhalb der Stadt- und Landesherrschaften abspielte und auch dort eine Ökonomie mittelalter­licher Herrschaft entstand.

3.1 Die Entstehung des Hofrichter- und Hofschreiberamtes 1235 und die hofgerichtliche Tätigkeit bis zum Thronstreit 1314/15 Der Ursprung einer Stellvertreterschaft innerhalb der gericht­lichen Konfliktbehandlung des Königs im Rahmen der Sitzungen des iudicium curiae ist bislang stets in den Rechtsnormen des Mainzer Reichslandfriedens identifiziert worden. Frappieren muss aber der Anbeginn des Hofrichter- und Hofschreiberamtes gleich in doppelter Hinsicht: Denn ihre Entstehung in den Beschlüssen des Hoftags von 1235 war der Landfriedensbewegung zuzurechnen, die ihrerseits für die Erforschung könig­licher Gerichtsbarkeit bisher wenig leitend gewesen ist. Außerdem kam die Interpreta­tion dieser eigentüm­lichen Verschränkung zweier Gegenstandsbereiche mittelalter­licher Königsherrschaft über die ereignisgeschicht­liche Deutung, dass 1235 wie auch 1495 letztend­lich Institu­tionen entstanden ­seien, lange nicht hinaus. Ferner muss sich die Einführung eines Hofrichter- und Hofschreiberamtes im Reichslandfrieden als mithin fast gesetzmäßiger Regierungsakt des staufischen Kaisers lesen, so dass der Rechtspraxis nur die Rolle der Verwirk­lichung bestehender Normen blieb, ohne selbst normbildend wirken zu können. Dieses Teilkapitel belegt demgegenüber jedoch, dass die Sorge für den Frieden und die Ausübung eigener Gerichtsbarkeit im könig­lichen Handeln miteinander verknüpft waren und zugleich Rechtsnormen

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und Rechtspraxis im Wechselspiel den historischen Werdegang beider bestimmten. Die Darstellung dieser Zeitverläufe kommt allerdings nicht ohne Rekurs auf die bekannte Schilderung der Ausgangssitua­tion aus. Friedrich II. formulierte und begründete im Mainzer Reichslandfrieden die Bestellung eines könig­lichen Hofrichters und eines Hofschreibers als neue Stellvertreter gegenüber den Zeitgenossen ausführ­lich.179 Trahunt ad se sollicitudinem imperii regimen et diversarum negocia terrarum et regionum, que cum semper expediat per nostram diligentiam expediri, querelancium causas, quibus personaliter presidere non possumus, sollen fortan die Streitsachen per virum probate fidei, opinionis honeste übernommen und behandelt werden. Daran schloss sich ein Passus, in dem der König darlegte, w ­ elche Rechtskraft den Handlungen des Delegaten zukam. Der ­Kaiser verfügte pauschal: In quo preter hec, que nostre censure specialiter reservavi­ mus, inviolabile iudicium attendatur – dem Reichsoberhaupt blieb auf diese Weise die Mög­lichkeit, einzelne Konflikte dem erteilten Generalmandat des Hofrichters zu entziehen oder gar nicht erst zuteilwerden zu lassen. Der Hofrichter handelte dennoch amtsmäßig; die Vertretung des Königs bestand nicht nur für den Einzelfall, wie Matthias F ­ ahrner behauptet hat.180 Von der Bezeichnung des Amtes, den Voraussetzungen, ­dieses zu übernehmen, und den Amtsbefugnissen sind wir erst aus dem zweiten Teil des Art. 28 informiert, der dessen Handlungsrahmen abbildete. So bestimmte ­Friedrich II., ut curia nostra iusticiarium habeat, virum libere condi­tionis, qui in eodem persistat officio ad minus per annum, si bene et iuste se gesserit. Nicht verlangt wurde also eine spezifisch juristische Ausbildung des Amtsträgers.181 Der Hofrichter sollte nunmehr an jedem Tag dem Gericht vorsitzen – ausgenommen an Sonntagen und hohen kirch­lichen Feiertagen –, ius reddens omnibus querelantibus, preterquam de principibus et aliis personis sublimibus in causis que tangunt personas, ius, honorem, feoda, proprietatem vel hereditatem eorundem, et nisi de causis maximis;182 predictorum

179 MGH Const. II, Nr. 196, und vgl. RI V,1, Nr. 2099d. In den folgenden Abschnitten werden die Art. 28 und 29 des Mainzer Reichslandfriedens besprochen – die Zitate im Fließtext entstammen diesen beiden Passagen der lateinischen Fassung, insofern nichts anderes angegeben ist. 180 Vgl. Fahrner, Landfrieden, S. 441. 181 Schulte, Adel, S. 539, konstatiert zudem, dass sich für keinen der Hofrichter ein Universitätsstudium nachweisen lasse. 182 Nach Zeumer, Urtext, S. 479, sei der schließende Halbsatz als letzter Teil einer Aufzählung zu lesen, dass näm­lich der Hofrichter nicht über Leben, Eigen, Ehre, Recht und Lehen der Fürsten und anderer Großer sowie (zweitens) nicht über andere hohe Sachen zu richten habe. Insbesondere die deutsche Fassung des Mainzer Reichslandfriedens legt diese Lesart nahe. Analog versteht Battenberg, Hofrichter, Sp. 78, diesen Satz des Art. 28. In ihrer Schilderung des Art. 28 verkürzen dagegen Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 2, Buschmann, Landfriede und Verfassung, S. 467 f., und Battenberg, Die könig­lichen

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etenim discussionem et iudicium nostre celsitudini reservamus (Art. 28). Termine und Fristen hatte er nicht ohne könig­liche Anweisung zu setzen; Achtverkündungen oder Achtlösungen erforderten die Zustimmung des Königs. Bezugspunkt für den Stellvertreter bildete also die könig­liche Streitbehandlung; hier vertrat er nicht bloß die Posi­tion des Reichsoberhauptes, sondern war unter Verweis auf ständische und sach­liche Vorstellungen gericht­licher Zuständigkeit in seinem künftigen Konflikthandeln beschränkt. Deshalb muss bei der Behandlung von Konflikten z­ wischen dem persön­lichen Handeln des Königs im iudicium curiae und dem seines Hofrichters anstelle des Herrschers unterschieden werden, unabhängig davon, wie sehr beide prozessrecht­lich übereinstimmten.183 Delegierte Gerichtsbarkeit schuf nicht nur im Delegaten einen neuen Akteur, sondern obendrein ein neues Verfahren könig­ licher Konfliktbehandlung. Diese Feststellung ist der Tatsache unbenommen, dass Hofrichter und König während der gesamten Existenz der Hofgerichtsbarkeit in engem Konnex verharrten, dessen Bindekraft gerade das ­soziale Gefüge des Königshofs erzeugte.184 Die recht­liche Verbindung z­ wischen beiden Akteuren wurde dabei durch einen Amtseid realisiert.185 Hofrichter, S. 242 f., den geäußerten könig­lichen Vorbehalt und sehen vor allem die Konflikte der Fürsten vom Hofrichter ausgenommen. 183 Die Gleichartigkeit des Prozesses am könig­lichen Hofgericht unter Vorsitz des Reichsoberhauptes und des Hofrichters muss auch Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 67 f., vor Augen gehabt haben, wenn er feststellt, dass keine Unterscheidung ­zwischen beiden Verfahren notwendig sei. 184 Vgl. Battenberg, Reichshofgericht, 1990, Sp. 616. 185 So solle der Hofrichter beeiden, quod nichil accipiet pro iuditio, quod nec amore nec odio, nec prece nec precio, nec timore nec gracia, nec alia quacumque de causa iudicabit, aliter quam iustum sciat vel credat secundum conscienciam suam bona fide sine omni fraude et dolo (MGH Const. II, Nr. 196, Art. 28). Zu den Richtereiden im Mittelalter, an deren Beginn der Eid des Hofrichters von 1235 steht, vgl. zudem Scheyhing, Eide, S. 154 – 159. Obwohl der Art. 28 des Reichslandfriedens keine Aussage dazu traf, entsprach es wohl dem von Diestelkamp, Recht, S. 191, geäußerten mittelalter­lichen Amtsverständnis, dass mit dem Tod des Herrschers das Amt zusammen mit dem Verschwinden der persön­lichen Bindung ­zwischen Herrschafts- und Amtsträger erlosch. Ferner hatte das Reichsoberhaupt die Mög­ lichkeit, den Amtsträger aus seinem Dienst zu entfernen. Die Ansicht, dass der Hofrichter nach dem Wortlaut des Mainzer Reichslandfriedens als ein „Beamter“ zu betrachten sei (vgl. Wohlgemuth, Urkundenwesen, S. 15), führt gegenüber dem neuzeit­lichen Verständnis zu dem Dilemma, für das Mittelalter einen passgenauen Terminus erst noch einführen zu müssen. Vor ­diesem Hintergrund verwendet diese Arbeit die Bezeichnungen „Amtmann“ und „Amtleute“ als Inhaber eines Amtes auf der Grundlage eines Amtseides oder Dienstverhältnisses gegenüber einem Herrschaftsträger. Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 85, hat Recht, wenn er das mittelalter­liche officium auf die Übernahme einer bloßen Aufgabe mit bestimmten Tätigkeitsmerkmalen reduziert und von dem frühneuzeit­lichen Amtsbegriff abgrenzt. Dass im Gegensatz zu den älteren Hofämtern das Hofrichteramt

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Um den Hofrichter für seine Tätigkeit zu bezahlen, wurde eine Besoldung aus den Gerichtsgefällen, genauer aus dem Achtschatz (wette) vorgesehen, den Geächtete für die Lösung aus der Acht gegenüber dem Gerichtsherrn leisten mussten.186 Der Hofrichter partizipierte auf diese Weise an den könig­lichen Gerichtseinnahmen. Im Gegenzug versprach sich Friedrich II. eine Entlastung bei der Ausübung seiner Herrschaft, so zumindest Hermann Krause und Arno Buschmann in der Deutung und Begründung des Art. 28.187 Die Inten­tion des Kaisers für die Einsetzung eines Stellvertreters im Zusammenhang mit seiner geplanten Rückkehr nach Italien zu sehen, hat bereits Otto Franklin mit gutem Grund zurückgewiesen, da die Sitzungen des iudicium curiae die Anwesenheit des Herrschers am selben Ort verlangten.188 Diese Delega­tionsform ersetzte damit nicht die herrscher­liche Präsenz im Reich. Tatsäch­lich entband sie den König nur von der Tätigkeit, persön­lich Gerichtssitzungen abzuhalten, und das auch nur innerhalb von kleineren Streitfällen, die nicht die Reichsfürsten oder die causae maximae berührten. Zum unmittelbaren Anlass, das Hofrichteramt auf dem Mainzer Hoftag einzurichten, schweigen die Quellen. Die These von Krause und Buschmann, die sich am Wortlaut des Art. 28 orientiert, ist insoweit einsichtig, als dass die lange Abwesenheit des Kaisers den Ruf nach gericht­licher Behandlung von Streitsachen vor dem König gesteigert haben mag. Diesem Ansinnen könnte Friedrich II. gefolgt sein, indem er mit der Delegierung eine pragmatische Lösung für das Problem schuf, vermehrt Gerichtssitzungen abhalten und zugleich das übrige herrscher­liche Handeln bestreiten zu müssen. Einen endgültigen Beleg hierfür bleibt die Forschung aber weiterhin schuldig. Aussagekräftigere Erkenntnisse liegen dagegen in der Frage vor, woher der ­Kaiser sein Wissen um diese Form der Delega­tion von Gerichtsbarkeit besaß.

nicht nur jünger, sondern auch abstrakter zu begreifen sei, hat Moraw, Hofgericht, S. 311, herausgestellt. Nicht plausibel bleibt der Versuch von Kaufmann, Königsgericht, Sp. 1038, und Kern, Geschichte, S. 7, das Amt des Hofrichters, wie es im Jahre 1235 entstanden ist, mit dem Amt des Pfalzgrafen am Königshof in Verbindung zu bringen. 186 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 118: Erst im Laufe des 15. Jahrhunderts sicherte erstmals König Sigismund einem Hofrichter einen fixen Sold von 1.500 fl. jähr­ lich zu. Auch dieser wurde aus den Einnahmen des Gerichts durch Strafzahlungen und Taxen für die Unterfertigung von Urkunden und Briefen bestritten. 187 Vgl. Wohlgemuth, Urkundenwesen, S. 15; Buschmann, Herrscher, S. 83. 188 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 64 f., und bestätigend URH, Bd. XIII, S. XIV; Oestmann, Wege, S. 83 f. Zudem konnte das iudicium curiae nur nörd­lich der Alpen abgehalten werden (vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 79 f.). Demnach scheiden die genau auf die Abwesenheit des Kaisers zielenden Begründungen für die Rechtsetzung von 1235 (vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 22) aus. Insbesondere war der Hofrichter deshalb nach dem Wortlaut des Mainzer Friedenswerks kein Reichsstatthalter, auch wenn dies Fricke, Reichsvikare, S. 87 – 89, behauptet hat.

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Abermals kommen das Königreich Sizilien und der erst vier Jahre zuvor verfasste Liber Augustalis in Betracht, welcher ebenfalls die Einsetzung eines Großhofrichters am sizilianischen Königshof verfügte. Dabei bildete weniger die Stellvertreterschaft innerhalb eines tradierten Verfahrens könig­licher Konfliktbehandlung den maßgebenden Anknüpfungspunkt für Friedrich II., einzig das Amt eines Vorsitzenden im Gericht des Königshofes taugte dem ­Kaiser als Vorbild.189 Modellhaft mag 189 Battenberg, Fälschung, S. 592; Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 13; Moraw, Hofgericht, S. 308; Battenberg, Reichsgerichte, S. 1 f., sind einhellig davon ausgegangen, Friedrich II. habe analog zum Liber Augustalis das Hofrichteramt im Reich geschaffen. Auch Heupel, Großhof, S. 83 und 100 f., hat vor allem Übereinstimmungen z­ wischen beiden Ämtern konstatiert. Nach Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 69, ist aber zu beachten, dass der sizilianische Großhofrichter und der könig­liche Hofrichter im römisch-­deutschen Reich mit einer unterschied­lichen richter­lichen Kompetenz ausgestattet gewesen s­ eien, so dass eine bloße Nachahmung des sizilianischen Verfahrens dem Beschluss von Mainz 1235 nicht gerecht werde. Genauso vermeinen Schulte, Adel, S. 532 f., Buschmann, Anfänge, S. 458, und Battenberg, Herrschaft, S. 21, Abweichungen z­ wischen beiden Ämtern zu erkennen. Ganz ähn­lich urteilt Buschmann, Herrscher, S. 84, und sieht damit „sizi­lisches Recht und [eine] sizi­lische Institu­tion“ im Reich „rezipiert und eingeführt“. Obwohl auch im Liber Augustalis mit der Einsetzung des Großhofrichters die Sicherung des Friedens und die Reduk­tion gewaltsamer Konfliktführung verbunden wurden, ließ der Passus, ut nullus auctoritate propria de iniuriis et excessibus dudum factis vel in posterum faciendis se debeat vindicare nec pressalias seu repressalias facere vel movere guerras in regno, sed coram magistro iustitiario … prosequatur (Konst. von Melfi, Lib. I, Tit. 8), die explizite Delega­tion könig­licher Gerichtsbarkeit noch missen. Womög­lich hatte Friedrich II. in Sizilien ein vollends neues Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung geschaffen und ­später in Mainz im Angesicht der Rechtsordnung des Reiches auf das tradi­tionelle iudicium curiae zurückgehen müssen. Mit der Delega­tion des könig­lichen Gerichtsvorsitzes an einen Hofrichter adaptierte Friedrich ein aus Sizilien bekanntes Verfahren, behielt durch die Delega­tion aber vor allem prozessrecht­liche Gewohnheiten des römisch-­deutschen Reiches bei. Für die Eigenständigkeit der Gerichtsbarkeit des Großhofgerichts in Sizilien sprechen auch die geäußerten Aufgaben des Großhofrichters. Es war bestimmt, ut magister iustitiarius Nos­ trae curiae supradictus de crimen laesae maiestatis Nostrae et de feudis quaternatis et de quota parte feudorum Nostrorum et de appella­tionisbus ordinariorum Nostrorum seu delegatorum ad Nostram curiam interiectis … causas audiat et iustitia mediante decidat (Konst. von Melfi, Lib. I, Tit. 38, 2). Vor allem die Lehnssachen waren vor dem Hinter­grund der bestehenden ständischen Vorstellungen von Zuständigkeit im Reich nörd­lich der Alpen nicht vom König als Lehnsherrn zu trennen. Auch die Rechtsnorm, dass bei strittigen Rechtsfragen der Großhofrichter den König um einen Bescheid bitten sollte (Konst. von Melfi, Lib. I, Tit. 39), indiziert eher die Verknüpfung zweier verschiedener Verfahren zur Behandlung von Konflikten als die Delega­tion eines bekannten Verfahrens an einen neuen Amtsträger. Ferner hat Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 10, das Gericht von Karl dem Großen als Vorbild für die Bestellung des Hofrichters im Jahre 1235 betrachtet und dabei die Existenz einer eigenen karolin­gischen Gerichtskanzlei als Vergleichsmerkmal angeführt. Es ist unwahrschein­lich, wie auch Schlosser rez. Battenberg,

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allenfalls noch die Verbindung des (Groß-)Hofrichteramtes mit einem eigenen Notar gewesen sein, der sich in den sizilianischen Konstitu­tionen genauso fand wie im Mainzer Reichslandfrieden.190 Im Hoftagsbeschluss von 1235 schloss sich die Bestellung eines Schreibers direkt an die Rechtsnorm zum Hofrichteramt an: Idem habebit notarium specialem, qui nomina proscriptorum scribet et actorum et causam ipsam sive querelam et diem quo proscrip­tioni involventur, item nomina absolutorum a proscrip­tione et actoris propter quem proscripti fuerunt, causam et diem absolucionis, fideiussorum absoluti nomina, qui sint et unde sint … (Art. 29). Ausgesprochen präzise formuliert war die Tätigkeit des Notars, Achtsprüche und deren Loslösung schrift­lich darzulegen. Dass die Anwendung der Acht wenigstens Teil des Verfahrens vor dem neu eingesetzten Hofrichter war, daran hatten die Zeitgenossen offenbar keinen Zweifel und kalkulierten fest mit dieser Aufgabe. Ob in der Zeit nach dem Mainzer Beschluss ein Achtbuch als Register durch den Notar geführt wurde, darüber sind Vermutungen angestellt worden, wenngleich es nicht überliefert ist.191 Der Schreiber des Hofrichters, so fuhr Art. 29 fort, solle auch alle Klagbriefe, die an den Hof gelangten, empfangen und aufbewahren. Erfassen sollte er auch die Klagen gegen landschäd­liche Leute und diese wiederum tilgen, sobald sie vom Verdacht befreit wurden. Hierin drückte sich der Einfluss des Friedensrechts aus, zumal die landschäd­lichen Leute formal mit Landfriedensbrechern gleichzusetzen waren, deren Sank­tionierung analog zur Anwendung der Acht erfolgte, aber wohl aufgrund unterschied­licher Herkunft der Rechtsnormen separat genannt wurde. Natür­lich hatte der Notar die Urteilsbriefe der Gerichtssitzungen am Königshof ebenfalls zu schreiben. Friedrich Battenberg will in dieser explizit genannten Tätigkeit des Schreibers das kaiser­liche Bemühen um eine Präjudiziensammlung erkannt haben 192 – ein Beleg für d ­ ieses Vorhaben Friedrichs II. und die Existenz einer solchen Sammlung fehlt aber nach wie vor. Als Anforderungen an das Amt verfügte der Hoftagsentscheid schließ­lich, dass Gerichtsschreiberamt, S. 349, feststellt, dass die Praxis aus der Karolingerzeit bis in das 13. Jahrhundert überdauert hat, ohne dass Quellen wenigstens ein Beispiel anführen. 190 Vgl. Konst. von Melfi, Lib. I, Tit. 39, und für den folgenden Absatz Art. 29 des Mainzer Friedens MGH Const. II, Nr. 196. Zum Notar des Hofrichters vgl. die kompakte Darstellung bei Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 121 – 124. 191 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 21 f. und 42 f.; von Künssberg, Acht, S. 28 f. Battenberg betont, dass die Führung eines Achtbuchs in der Gerichtsbarkeit des Königreichs Sizilien bereits etabliert war – jedenfalls der Liber Augustalis diese Verwaltungsform kannte. 192 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 25. Bereits Franklin kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass weder die Quelle unmittelbar noch durch indirekte Erwähnung überliefert sei (vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 200 f.; Franklin, Sententiae, S. V f.).

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er ein Laie sein, bei Vergehen unter schwere Strafe geraten und einen Eid leisten solle (Art. 29). Die These, der notarius specialis sei in Anlehnung an das in Oberitalien praktizierte, dem Reich aber weitgehend unbekannte öffent­liche Notariat entstanden, hat Battenberg aufgrund der bewussten Berufung eines Laien widerlegt.193 Dieses Argument überzeugt nicht vollends, wurde die Notarstätigkeit in Italien doch mindestens mehrheit­lich von Laien ausgeübt. Finanziert wurde das Amt des Schreibers ganz analog zum hofrichter­lichen Pendant aus der Tätigkeit der Gerichtsbarkeit selbst, indem Taxen für die Beurkundung genommen wurden, genauso wie eine Beteiligung an den Einnahmen aus dem Achtschatz vorgesehen war.194 Im Ganzen unterstreicht die im Mainzer Friedenswerk beschriebene Verbindung von Hofrichter und Notar die Bedeutung der Schrift­lichkeit innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlung. In welchem Umfang diese Regularien ausreichten, um das chronische Informa­tionsdefizit des Königshofes in anlangenden Streitsachen zu kompensieren, muss wohl eher negativ bewertet werden – am ehesten war eine Steigerung der Schrift­lichkeit in der allgemeinen Prozessführung und damit auf der Seite der Parteien zu erwarten. Dementsprechend etwas zu weit geht Hanns Krupicka mit seiner Interpreta­tion, den Art. 29 des Mainzer Reichslandfriedens mit einer Kanzleiordnung gleichzusetzen.195 Was nach August 1235 bis zum Ende des Interregnums von der Delegierung könig­licher Gerichtsbarkeit an den Hofrichter blieb, ist in wenigen Einzelbelegen fassbar. Aus der Regierungszeit des letzten Stauferkaisers existieren ledig­lich drei Urkunden, die eine Tätigkeit des könig­lichen Hofrichters dokumentieren.196 Aus beiden Urteilen des Hofrichters Albert von Roßwag vom 8. und 20. Februar 1236 und dem des Hofrichters O. von Weiler vom 13. Januar 1237 ergeben sich erste singuläre Belege für das hofrichter­liche Handeln im Falle von an ihn delegierten Streitsachen. Bereits die früheste Quelle seiner Tätigkeit beweist, dass der Hofrichter sich ganz in den Bahnen des Verfahrens im iudicium curiae bewegte, bei dem er als Stellvertreter den könig­lichen Vorsitz ausübte. Auf eine Urteilsfrage des Maulbronner Abtes über die Herausgabe von bei den Zisterziensern hinterlegten Wertsachen 193 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 15 – 17. 194 Vgl. Battenberg, Reichshofgericht, 1990, Sp. 620 f. 195 Vgl. Krupicka, Urkundenwesen, S. 7, insb. Anm. 2. 196 Vgl. für das Urteil des Hofrichters vom 8. und 20. Februar 1236 URH, Bd. II, Nr. 399 f., und für die Entscheidung des Hofrichters O. von Weiler URH, Bd. II, Nr. 419. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 70, bezeichnet den Vornamen des O. von Weiler noch mit dem Initial C, Battenberg, Studien, S. 70, Anm. 27, als Markward von Weiler. Zur frühen Tätigkeit des Hofrichters vgl. auch kompakt Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 35. Als Fälschung muss die Urkunde eines kaiser­lichen Hofrichters mit Namen Berthold von Trauchburg zugunsten des Klosters Steingaden aus dem Jahre 1228 (RI V,4, Nr. 11033) betrachtet werden, vgl. dazu überzeugend Battenberg, Fälschung.

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verkündete Albert ein allgemeines Urteil im Beisitz der Fürsten, Edlen und sendbarfreien Männer, wobei erstere in der 13 Personen umfassenden Zeugenliste nicht nament­lich aufgeführt sind. Auch der Freispruch des Abtes von St. Gallen in einem Disput mit dem Grafen von Toggenburg über einen nicht eingehaltenen Vergleich am 20. Februar 1236 folgte dem bekannten Verfahrensgang. Bemerkenswert ist jedoch, dass keine der behandelten Streitsachen eine Partei fürst­lichen Standes kannte, ganz wie es der Beschluss von 1235 verlangte. Mit der Abreise des Kaisers aus dem Regnum Teutonicum im September 1237 endeten spätestens seine Sitzungen im iudicium curiae und zugleich auch die Mög­lichkeit des Kaisers, deren Leitung an seinen Hofrichter zu delegieren. Konrad IV., der im Reich nörd­lich der Alpen zurückblieb, kam ohne diese Delega­tionsform aus – für ihn sind Gerichtstage unter persön­lichem Vorsitz nachgewiesen.197 An dieser Praxis sollte sich bis zu König Rudolf von Habsburg nichts mehr ändern, denn der von König Wilhelm von Holland als iustitiarius rei publicae tätige Graf Adolf von Waldeck ist nach Meinung der jüngeren Forschung nicht als Hofrichter im Sinne des Mainzer Reichslandfriedens zu betrachten, sondern für einen Statthalter ganz generell zu halten.198 In zwei Konflikte griff Graf Adolf jedoch mindestens ein und erließ an des Königs statt Urkunden und Gebote. Am 23. Mai 1255 befahl er dem Schultheißen von Oppenheim, Dekan und Kapitel von St. Gereon in den Besitz Philipps von Hohenfels einzuführen und darin zu s­ chützen.199 Kurze Zeit s­ päter, am 10. August 1255, beurkundete der Graf eine Güterübertragung durch den Ritter von Nordeck innerhalb einer Gerichtssitzung.200 Zusammenfassend ist der Bewertung von Marie-­Luise Heckmann zuzuneigen, ­welche die Vertreterschaft des Waldeckers an das Reichsgut gebunden und damit eher den Vergleich zur staufischen Prokura­tion oder den späteren Landvögten gegeben sieht.201

197 Vgl. zum Beispiel die Rechtsentscheidungen cum consilio prinicipum vom Dezember 1237 in einer Streitsache des Bischofs von Eichstätt, vom Juni 1239 hinsicht­lich der Bürger von Regensburg und vom 15. Januar 1240 betreffend den Abt des Stifts Hersfeld als URH, Bd.  II, Nr. 432 und 442 f. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 35 – 38, kommt zu derselben Erkenntnis, kann aus dem Vergleich der Gerichtsurkunden König Konrads IV. zusätz­lich feststellen, dass als Notar einzig Konrad von Ulm fungiert habe, dem auch der Urteilsbrief vom 20. Februar 1236 (URH, Bd. II, Nr. 400) aus der Zeit Friedrichs II. zuzurechnen sei. Jedoch sei Konrad von Ulm auch Schreiber übriger Königsurkunden, so dass er der könig­lichen Kanzlei und nicht etwa einer Kanzlei des Hofgerichtes angehört habe. 198 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 40 – 42 und 224 f.; Franklin, Reichshof­ gericht, Bd. 1, S. 70 f.; Hintze, Königtum, S. 183 f.; Battenberg, Herrschaft, S. 21. 199 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 529. 200 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 532. 201 Vgl. Heckmann, Stellvertreter, S. 357, und s. u. Kap. 3.3.1 für die rudolfinische Zeit.

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Nach O. von Weiler steht damit erst der von König Rudolf von Habsburg eingesetzte Berthold von Trauchburg als Nachfolger in der Reihe der könig­lichen Hofrichter. Obwohl für das Jahr 1273 keine Konfirma­tion des Mainzer Friedenswerks aus der Hand des neuen Königs überliefert ist, war er bereits in der zweiten Jahreshälfte in einer Erbschaftssache z­ wischen Albrecht von Lichtenberg und ­Werner von Münzenberg zum könig­lichen Vertreter bestimmt.202 Die ungewöhn­ liche Intitulatio des Hofrichters als richter des keyser­lichen sales verstärkt den Eindruck eines Kontinuitätsbruches in den Kanzleiverhältnissen ­zwischen den Staufern und dem ersten Habsburger auf dem Thron. Das frühzeitige Erscheinen des Amtes, vor allem vor den Landfriedensakten von 1281 und 1287 zeigt aber zugleich, dass Rudolf von Anfang an die Delega­tionsform innerhalb des iudicium curiae nach dem Mainzer Vorbild bekannt war und sie, nach allem, was wir wissen, sogar noch vor der Bekräftigung der Rechtsnormen zum Einsatz kam. Gegenstand eines rudolfinischen Hoftags wurde der Vorsitz im Hofgericht anstelle des Königs erst im Jahre 1274 in Nürnberg in der Auseinandersetzung mit dem böhmischen König Ottokar.203 Die Weiterentwicklung des Hofrichteramtes liest sich zudem auch an den Normen der könig­lichen Reichslandfrieden ab, die teils merk­liche Modifika­tionen und Anpassungen gegenüber dem Jahr 1235 erfuhren.204 Wesent­liche Besserungen des bisherigen Verfahrens zielten abermals auf eine Steigerung der Schrift­lichkeit, indem nach dem Würzburger Reichslandfrieden von 1287 Ladungen vor das Gericht schrift­lich mit dem Siegel des Hofrichters und unter Angabe der Fristen 202 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 28. 203 Vgl. MGH Const. III, Nr. 72, sowie zum Nürnberger Hoftag Kunze, Rudolf von Habsburg, S. 113 – 117. Die direkte Beziehung, die Battenberg, Reichshofgericht, 1990, Sp. 618, ­zwischen Konfirma­tion des Mainzer Reichslandfriedens und Reaktivierung des Hofrichteramtes oder gar des iudicium curiae konstatiert, berücksichtigt die Zeitverhältnisse am Beginn der Herrschaft von Rudolf von Habsburg nicht, wenigstens insoweit sich nicht noch eine Erneuerung des Mainzer Friedenswerks für das Jahr 1273 finden lässt. Ganz ähn­lich verhält es sich mit der Sichtweise von Ger­lich, Studien, S. 49, in den rudolfinischen Landfrieden ein „restauratives Element“ für das Hofrichteramt zu sehen. 204 Im Würzburger Reichslandfrieden von 1287 beinhaltet der Art. 35 zum Hofrichter weder den Hofrichtereid noch die Bezahlung des Hofrichters aus dem Achtschatz. Hinsicht­ lich des könig­lichen Reservatrechts, die Acht selbst zu verkünden, folgt jetzt noch der Satz: Und wellen andirs nieman gestaten, daz er sich da mit uberlade (MGH Const. III, Nr. 390, Art. 35). Der Reichslandfrieden von Albrecht I. ergänzt eine Bestimmung, dass der Hofrichter eine Ladung auch außerhalb von Gerichtssitzungen unterfertigen könne. Zudem ist die Erstattung von Gerichtskosten verfügt, wenn die Klagepartei vor dem Richter doch nicht Recht nehmen wolle (vgl. MGH Const. IV, Nr. 33, Art. 40 f.). Die Rechtsnormen zum Notar des Hofrichters verlieren im gleichen Maße an Präsenz in den Landfriedenstexten ab 1287 (vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 23).

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und Termine zu erfolgen hatten.205 Unter König Albrecht I. erweiterte sich dieser Passus noch um die Tätigkeit von Gerichtsboten, um die Übergabe der Ladung künftig rechtsverbind­lich zu beglaubigen. Eingang in den Landfriedenstext fand jetzt auch die Anleite bei Klagen auf Schadensersatz.206 Anders als im Jahre 1235 schufen die Rechtsnormen nicht neue Verbind­lichkeiten für die Rechtspraxis des iudicium curiae unter könig­lichem oder hofrichter­lichem Vorsitz, sondern die Landfriedenstexte bildeten typische Handlungsweisen in allgemeiner Formulierung ab und erstreckten sie allenfalls vom König auf dessen Stellvertreter. Eine Anleite beispielsweise hatte König Rudolf schon am 10. Mai 1277 im iudicium curiae erteilt, lange bevor sie in den Landfrieden Erwähnung fand.207 Der könig­liche Hofrichter etablierte sich genauso wie das Hofgericht unter persön­lichem Vorsitz des Königs seit der Herrschaft Rudolfs auf dem Fundament des Mainzer Reichslandfriedens neu. Hierbei dauerten die geminderten Rechte des Delegaten bei der Achtverkündung und den Fürstensachen innerhalb des prinzipiell gleichen Prozessrechts beider Verfahren fort. Im Kontrast zur bisherigen Forschung zur könig­lichen Gerichtsbarkeit habe ich die Bezeichnung (Reichs-)Hofgericht zugunsten der lateinischen Entsprechung weitgehend vermieden, mit dem Ziel, den als Sammelbegriff genutzten Terminus des Hofgerichts noch in seine Bestandteile zerlegen zu können. Es spricht im Allgemeinen nichts gegen die Verwendung ­dieses Begriffs, solange er die in ihm von der Forschung inzwischen konzentrierte Summe einzelner Verfahren nicht künst­ lich verschleiert. Die Komplexität der Konfliktbehandlung am spätmittelalter­ lichen Hofgericht drückte sich näm­lich erstens im Vorsitz bzw. im Aussteller der Urkunden und Briefe und zweitens in der Besiegelung seiner Kanzleiprodukte aus. Auf die Unterscheidung ­zwischen könig­licher und hofrichter­licher Prozessleitung ist bereits hingewiesen worden, doch schon im 13. Jahrhundert sind Vorsitzende im Hofgericht belegt, die weder den Titel eines Hofrichters in den von ihnen ausgestellten Briefen trugen noch das Hofrichteramt durch Bestallung innehatten. Diese Stellvertreter saßen dem iudicium curiae anstelle des Königs vor, waren insbesondere keine Subdelegaten des Hofrichters und kamen wohl bei Abwesenheit oder Verhinderung des Königs und des Hofrichters zu ihrer Aufgabe. Diese Praxis ist für das Königtum Rudolfs von Habsburg am 20. Juni 1276 dokumentiert, als Eberhard von Lupfen ein 205 Vgl. MGH Const. III, Nr. 390, Art. 36. 206 Vgl. MGH Const. IV, Nr. 33, Art. 39 bzw. Art. 42. 207 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 135, im Streit ­zwischen dem Abt Heinrich von Admont einerseits und Theoderich, dessen Brüdern und den Söhnen des Schenken von Dobra andererseits zugunsten des Erstgenannten durch den könig­lichen Getreuen Konrad von Sumerau. Vgl. zudem für die weiteren Anleiten Rudolfs aus den 1280er Jahren URH, Bd. III, Nr. 452, 543 und 549.

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Urteil in einer Streitsache des Klosters Heiligkreuztal sprach.208 Friedrich Battenberg bezeichnet diese Delegaten als „Hofgerichtsstatthalter“.209 Aus den Quellen ist bisher kein Anzeichen zu ersehen, dass Hofrichter oder Hofgerichtsstatthalter verschiedene Handlungsop­tionen während des gericht­lichen Verfahrens zustanden. Womög­lich sind Verfahren könig­licher Delega­tion deshalb sogar ein und demselben Entstehungskontext zuzuordnen und nicht voneinander abzugrenzen. Einen ersten Beleg für die Delegationspraxis im Rahmen könig­licher Gerichtssitzungen stellt dann aber nicht das Amt des Hofrichters nach dem Mainzer Reichslandfrieden dar, sondern der vorsitzende Hofgerichtsstatthalter. So liegt für den 25. März 1221 eine Urkunde des Werner von Bolanden, Truchsess am Hofe F ­ riedrichs II. vor, wonach dieser anstelle des Königs eine Gerichtssitzung leitete und unter seinem Namen die gefundenen Rechtsentscheidungen besiegelte.210 Dem folgt für die Stellvertretung des Königs im Gericht die weitreichende Konsequenz, dass sich die Leistung des Beschlusses von 1235 auf die Schaffung eines Hofrichter- und Hofschreiberamtes reduziert, da Hofgerichtsstatthalter als Delegaten bereits vorher in der Rechtspraxis nachzuweisen sind. Auch der Passus des Mainzer Landfriedens, der Hofrichter solle mindestens für ein Jahr in sein Amt eingesetzt sein,211 mutet 208 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 88. Für die Regierungszeit Rudolfs sind ebenfalls Graf ­Heinrich von Pfannberg am 22. Oktober 1277 und die Ritter Ulrich sowie Marquard von ­Schellenberg am 18. Oktober 1290 bzw. der Zweitgenannte am 5. Februar 1291 belegt (vgl. URH, Bd. III, Nr. 150, 616 und 623). 209 Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 252, Anm. 65, führt in einer nicht abgeschlossenen Aufstellung der Hofrichter aus dem Quellenmaterial der Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichtes diese Trennung z­ wischen den Vorsitzenden im iudicium curiae ein. In einem anderen Aufsatz konnte derselbe Verfasser belegen, dass die über einhundert untersuchten Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter nur 50 hochadligen Großfamilien entstammten, jedoch ledig­lich neun davon den Stand von Reichsfürsten besaßen. Für die Bestellung zum Hofrichter oder Hofgerichtsstatthalter sei die Verwandtschaft zum König ein wesent­liches Kriterium gewesen, so Battenberg, Studien, S. 71. Moraw, Hofgericht, S. 312, betont mit Recht die Gunst und das Patronat des Königs bei der Bestellung in ein Amt am Königshof. Insgesamt rekrutierte das Reichsoberhaupt im 13. Jahrhundert seine Hofrichter aus Schwaben und Rheinfranken, vgl. dazu Schulte, Adel, S. 537 f.; Moraw, Hofgericht, S. 311. Die verwandtschaft­lichen und geographischen Verbindungen z­ wischen den Amtsträgern innerhalb des Hofgerichts hat Moraw, Hofgericht, S. 312, zum Anlass genommen, von personalen Verbänden im Hofrichteramt zu sprechen. Dies äußere sich auch in der Praxis, dass Söhne ihre Väter als Hofrichter vertraten. 210 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 142. Dasselbe gilt überdies für zwei Gerichtshandlungen, die Graf Heinrich von Pfannberg am 22. Oktober 1277 anstatt König Rudolfs vornahm (vgl. URH, Bd. II, Nr. 150 f.). 211 Vgl. MGH Const. II, Nr. 196, Art. 28. Die Folgerung von Poetsch, Reichsjustizreform, S. 2, dass der Hofrichter stets jahresweise ernannt gewesen sei, ist zurückzuweisen. Von

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als Versuch an, fallweise Delega­tionen mit Hilfe eines festen Dienstverhältnisses vorsichtig zu verstetigen. Dieser Befund ist von der Forschung ignoriert worden, weil sie die Tätigkeit des Hofgerichtes mit der Führung des Hofgerichtssiegels in Rela­tion gebracht hat, so dass Stellvertreter wie Werner von Bolanden aus der Betrachtung ausscheiden mussten.212 Die Besiegelung von Gerichtsurkunden wurde aber von den Zeitgenossen keinesfalls so einheit­lich vorgenommen, wie die von der Forschung aufrechterhaltene Abgrenzung vorgibt. Vor allem illustrieren et­liche Beispiele die Verwendung des Majestätssiegels bei der Ausfertigung von Dokumenten im Anschluss an eine Gerichtssitzung am Hof des Königs.213 Konfliktbehandlungen des iudicium curiae äußerten sich daher nicht ausschließ­lich unter dem seit 1236 belegten Hofgerichtssiegel. Die Berücksichtigung dieser Quellen reicht somit auch nicht aus, um ­dieses Verfahren vollends zu erfassen. Vor allem für die Urteile des Reichsoberhauptes hat die Aufgliederung der Quellen nach Formular und Siegelgebrauch die Untersuchung richter­lichen Handelns des

einer zeit­lich ungeregelten Bestellung des Hofrichters geht Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S 117 f., aus und bestätigt damit die überlieferten Quellen, die einen jähr­lichen Rhythmus nicht abbilden. 212 Die Nutzung eines eigenständigen Siegels am Hofgericht fällt dann wieder mit der ersten Urkunde des Hofrichters Albert von Roßwag zusammen. Baumann, Geschichte, S. 69, hat fälschlich ­dieses Siegel dem späteren Hofrichter Berthold von Trauchburg zugeschrieben. Während der Regierungszeiten Rudolfs und Adolfs wurde noch der Name des Hofrichters in der Siegelumschrift genannt, ab Albrecht I. verschwand dieser wieder aus dem Siegel (vgl. Krupicka, Urkundenwesen, S. 15 f.). 213 Vgl. z. B. URH, Bd. III, Nr. 403; Bd. IV, Nr. 37, 127; Bd. V, Nr. 21, 38, 197 und 201. Im Wesent­lichen haben die stark hilfswissenschaft­lichen und kanzleigeschicht­lichen ­Arbeiten zum könig­lichen Hofgericht wie Battenberg, Gerichtsschreiberamt, und zuvor Wohlgemuth, Urkundenwesen, immer wieder den Schwerpunkt auf die Siegelnutzung am Königshof gelegt und von den Akten der Hofkanzlei abgegrenzt. Hierin liegt auch der Ansatz der bisherigen Forschung, das Hofgericht bereits im 13. Jahrhundert als „Institu­ tion“ am Königshof zu begreifen (vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 57; Hödl, Albrecht II., S. 104; Hanisch, Staat, S. 50; Eisenhardt, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 22; Moraw, Hofgericht, S. 311; Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 2; Battenberg, Reichsgerichte, S. 1 f.; Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 108; Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 241 f.). Dagegen sind URH, Bd. IV, S. XVI–XIX, und Schlosser rez.­ Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 350, angetreten, erstere mit dem richtigen Argument, dass die Hofgerichtskanzlei „zunächst personell undifferenziert, primitiv organisiert und nur sporadisch tätig“ gewesen sei. Auch Moraw, Spätmittelalter, S. 108, hat vor einer Überbewertung des Institu­tionalisierungsgrades des Hofgerichts gewarnt. Das Hofgericht oder vielmehr die Hofgerichtsbarkeit wäre deshalb als selbständiges Verfahren zur Lösung von Konflikten besser zu fassen. Dabei könnten die hofgericht­lichen Eigenheiten wie eine besondere Besiegelung seiner Produkte hierbei genauso wie die zarten Bürokratisierungstendenzen anerkannt werden.

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Herrschers eher noch erschwert. Immerhin hatten wenigstens die Hofrichter (HR) sowie die Hofgerichtsstatthalter (HGSt) nach dem Mainzer Reichslandfrieden ihre Urteile konsequent mit einem Hofgerichtssiegel beurkundet, so dass zumindest für diese Delegaten die überlieferten Gerichtsbriefe und Urkunden eingehender unterteilt werden können. Tab. 2 stellt deren Hofgerichtshandlungen für den Zeitraum von ­Kaiser Friedrich II. bis ­Kaiser Heinrich VII. dar. Tab. 2: Tätigkeit der könig­lichen Delegaten im Hofgericht bis zu Heinrich VII.214 Friedrich II. Heinrich (VII.) Konrad IV.

Rudolf HR HGSt

Adolf

HR

HGSt

Achtsprüche













Anleiteerteilungen











Urteile

3

2

9

2

freiwillige Gerichtsbarkeit





1

Ladungen





Sonstige





Albrecht I.

HR HGSt HR

Heinrich VII.

HGSt

HR

HGSt

1

2

1



1

3

4

4







2

2



3







1

1













5

3

3





1





5

2

2

1

214 Grundlage für die Untergliederung der Hofgerichtsbriefe bietet Gawlik, Hofgerichtsurkunden, Sp. 70. Dabei erweist es sich als besonders günstig, dass das Spektrum an Kanzleiprodukten im hofgericht­lichen Verfahren eng abgesteckt war. Vgl. dazu auch die kanzleigeschicht­lichen Befunde von Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 51 – 53, wonach sich die Tätigkeit des Hofgerichts ab 1273 ledig­lich auf eine kleine Anzahl von Formularen gestützt habe. URH, Bd. IV, S. XVIII, sieht ab dem rudolfinischen Königtum eine „Standardisierung der Urkundensprache“ innerhalb der Hofgerichtsurkunden als gegeben an.

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Obgleich die Menge der Gerichtsakte könig­licher Delegaten im Hofgericht im 13. Jahrhundert noch auf einem bescheidenen Niveau lag, scheint sich zu bekräftigen, dass Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter einen gleichen Handlungsrahmen innerhalb ihrer Vertreterschaft besaßen. Tab. 2 dokumentiert auch, dass insbesondere Albrecht I. und Heinrich VII . vergleichsweise häufig Stellvertreter beauftragten – zumindest nahm sich ihr Anteil im Verhältnis zur deut­lich umfassender überlieferten Konfliktbehandlung durch Friedrich II ., seine Söhne und Rudolf von Habsburg größer aus. Dass die Delegaten nur nicht-­fürst­liche Streitsachen behandeln konnten, ihre Tätigkeit im Allgemeinen aber anstieg, befördert die These von vermehrt nicht-­fürst­lichen Konflikten in den hofgericht­lichen Verfahren. Im Übrigen bestätigt sich aus den Quellen die Diagnose Karl-­Friedrich Kriegers, dass der Hofrichter in der Regel in keine Lehnsstreite als Vorsitzender des Hofgerichtes involviert war.215 Wenig Aufschluss hingegen bieten die Quellen zu den Urteilern, die in den wenigsten Urkunden explizit, eher noch zusammengefasst als ständische Gruppe genannt waren.216 Friedrich Battenberg hat immerhin gezeigt, dass im Zeitraum ­zwischen der Königswahl Rudolfs und dem Tod Heinrichs VII . im lateinischen wie im deutschen Formular Klauseln zutage traten, die eine Stärkung der mehrheit­lichen Abstimmung gegenüber dem einmütigen Rechtsentscheid andeuten.217 Bemerkenswert ist unter den erhaltenen Stücken hofrichter­licher Praxis noch ein unter dessen Siegel ergangener Schiedsvertrag im Streit z­ wischen Herzog Hermann und Herzog Simon von Teck sowie dessen Brüdern Konrad, Ludwig und Friedrich. Die Streitenden einigten auf den Hofrichter Graf Hermann von Sulz als Obmann und Heinrich Steinbeis sowie den Bürgermeister von Esslingen und jeweils einen zusätz­lichen Diener als Schiedsrichter.218 Dieses Beispiel belegt, dass der Hofrichter im Einzelfall genauso wie der König im Rahmen eines schiedsrichter­lichen 215 Vgl. Krieger, Lehnshoheit, S. 531 f. 216 Vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 49. Battenberg, Studien, S. 64, geht davon aus, dass die Urteiler aus dem Personenkreis der zum Zeitpunkt der Gerichtssitzung anwesenden Adligen entnommen wurden, das Gremium deshalb fallweise oder tagesweise sich neu konstituierte. Dabei s­ eien nicht die juristischen Kenntnisse vordergründig gewesen, sondern ständische Zugehörigkeit. Die These von Kern, Geschichte, S. 15, dass neben dem König sieben Urteiler im iudicium curiae bestellt waren, ist mit Blick auf die Quellenlage nicht zu überprüfen. 217 Vgl. Battenberg, Legitima­tion, S. 24 – 27: Urteile nach der mehrheit­lichen Entscheidung der Beisitzenden ­seien demnach durch die Formel per sentenciam principum, nobilium ac aliorum nostrorum fidelium, qui fuere presentes, diffinitum extitit gekennzeichnet; im ­Deutschen wurde von einem gesamment urteil oder gemein urteil gesprochen. Dieser Befund gilt für den hofrichter­lichen und den könig­lichen Vorsitz in gleichem Maße. 218 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 193.

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Verfahrens von den Parteien berufen werden konnte. Hierbei fungierte er nicht als Stellvertreter des Königs, er war allein aufgrund des compromissum der Streitenden ausreichend in seinen Handlungen legitimiert und konnte in d­ iesem Verfahren frei­lich auch Konflikte ­zwischen Reichsgliedern herzog­lichen Ranges behandeln. Wiederum zeigt das schiedsrichter­liche Verfahren seine Anpassungsfähigkeit, weil es auf fast jeder personellen Grundlage existieren konnte. Obschon Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter vermut­lich auch fallweise als Delegaten eingesetzt wurden, stellte das hofgericht­liche Verfahren seit König Rudolf ein Kontinuum in der Konfliktbehandlung am Königshof dar. Dieses endete mit dem Jahre 1310, als ­Heinrich VII . das Reich nach Italien zur Kaiserkrönung verließ.219 Mit der Doppel­wahl von Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen erhielt sich dieser Zustand zunächst, bis sich beide Kontrahenten am 5. September 1325 schließ­lich gegenseitig zusicherten, nur einen einzigen Hofrichter und Hofschreiber zu bestellen. Dieser Passus des Münchner Vertrages fand zunächst jedoch keine Umsetzung; erst 1331 war es Ludwig, der nach dem Tod seines Gegners diese Delega­tionsform wieder in Gang brachte.220

3.2 Delegierte Streitbehandlung durch königliches Mandat Die Konfliktbehandlung durch den könig­lichen Hofrichter und auch die Hofgerichtsstatthalter erfolgte nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand qua Amt – jedenfalls hat sich kein Zeugnis erhalten, worin das Reichsoberhaupt diese Stellvertreter mit einem schrift­lichen Befehl zur Übernahme einer Streitsache zuvor angewiesen hatte.221 Dass s­ olche Aufträge innerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens in Schriftform niemals existiert haben dürften, lassen zum einen die spezifischen Bestimmungen der Delegierung in den Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts vermuten, die ausreichend Rechtsgrundlage für das hofrichter­liche Handeln boten. Zum anderen präsidierten Hofrichter und Statthalter anstelle des Königs in einem unregelmäßigen Kanon von Gerichtssitzungen, die schon in dieser Zeit zumeist nicht mehr fallweise abgehalten wurden, sondern mög­lichst viele Gerichtshandlungen in einem Termin kumulierten. König­liche Delega­tionsmandate zielten 219 Vgl. URH, Bd. IV, S. XXII. 220 Vgl. zum Hofrichteramt nach dem Jahr 1314 ausführ­lich URH, Bd. V, S. IX – XVII, und Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 151. Diesen Bruch in der seit 1273 überwiegend kontinuier­lich verlaufenden Entwicklung ­dieses Verfahrens konstatiert auch Battenberg, Studien, S. 70. 221 Auch Neumann, Aufträge, S. 81, grenzt die mandatierte Delega­tion und die Streitbehandlung durch Hofrichter und Statthalter voneinander ab.

Delegierte Streitbehandlung durch königliches Mandat

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jedoch natür­licherweise auf die Behandlung von Einzelfällen, deren Umstände und Beschaffenheit die Stellvertretung geradezu erforderte. So monierten Streitparteien oft die große Entfernung zum Königshof oder die hohen Kosten, die mit einem persön­lichen Erscheinen am Hof verbunden waren, um das Reichsoberhaupt zur Ausstellung eines Delega­tionsbefehls zu bewegen.222 Aus der Sicht des Königs ließ sich mit der Einsetzung von präzise mit Befugnissen ausgestatteten Stellvertretern im Gegenzug eine Überforderung des Hofes mit immer mehr Konflikten vermeiden und vielleicht gar die Anzahl von Sitzungen des iudicium curiae reduzieren oder nach oben begrenzen.223 Unbestritten ist, dass die mandatierte Delega­tion von Streitbehandlung die könig­lichen Verfahren aus der Sphäre des Hofes löste und dessen personelle Ressourcen eher schonte als die Verhandlung des Konfliktes im Hofgericht. Die Einsetzung solcher Stellvertreter einzig als Steuerungsinstrument des Herrschers zu betrachten, könnte aber die Begründung des Phänomens verkürzen, schließ­lich dürfte der Wunsch und die Bereitschaft der Parteien, ihren Zwist vor Ort beizulegen, wenigstens im gleichen Maße von Belang gewesen sein. Die dezidiert reaktive Haltung des Königshofs drückte sich auch in der Auswahl potentieller Delegaten aus, die aufgrund des bestehenden Mangels an Orts- und Sachkenntnis nicht selten auf Vorschlag der Streitenden erfolgte.224 Formal blieb frei­lich der könig­liche Befehl einzige Handlungsgrundlage des Stellvertreters.

222 Vgl. z. B. die Quellen bei Neumann, Aufträge, S. 89 f., die mehr und mehr erst im Laufe des 14. Jahrhunderts vereinzelt Gründe für die Nachfrage der Klagenden und Petenten nach könig­lichen Delegaten anführten. 223 Lechner, Reichshofgericht, S. 66, geht in der Interpreta­tion des Zusammenhangs von Streitbehandlung am Königshof und der Bestellung von Stellvertretern, die einen Konflikt abseits des Hofes behandelten, noch einen Schritt weiter und sieht kausal die Delega­tion als Instrument, das temporär mit Fällen überladene Hofgericht des Königs zu entlasten. Vgl. zudem für das 13. und 14. Jahrhundert Neumann, Aufträge, S. 89, und die Belege in Anm. 64 f. sowie für das 15. Jahrhundert Mitsch, Kommissionswesen, S. 203. 224 Neumann, Aufträge, S. 86, merkt zu Recht an, dass in den Quellen fast durchgängig nicht genannt wird, auf wen die Bestellung eines Delegaten zurückging, weist jedoch auf einzelne Beispiele hin, die eine Willensäußerung der Parteien zu einem mög­lichen delegierten Richter enthielten: So in z. B. URH, Bd. IV, Nr. 591, als am 5. Juli 1313 K ­ aiser Heinrich VII. einer Hilfsbitte des Rates und der Bürger der Stadt Nordhausen im Streit mit einigen Rittern und Edlen nachkam und wie gewünscht den Markgrafen Heinrich von Landsberg mit dem Fall beauftragte. Bereits Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 49, hat den Parteiwillen als Voraussetzung für die Stellvertretung in einer Streitsache betont. Für die Bestellung päpst­licher Delegaten ist der Vorschlag der Petenten belegt (vgl. Müller, Delega­tionsgerichtsbarkeit, S. 197; Müller, Entscheidung, S. 121). Dass im 13. und 14. Jahrhundert der Einsatz des Kommissionsverfahrens aus der Sicht des Königs nicht als bewusst eingesetzte Alternative zu anderen Konfliktbehandlungsverfahren bewertet werden sollte, hat Mitsch, Kommissionswesen, S. 35, eindring­lich dargelegt: Es sei zu erkennen, „daß

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Mandatierte Delegaten wurden im Laufe des Spätmittelalters zunehmend mehr mit dem Begriff des Kommissars, deren Auftrag folg­lich als Kommission (commissio) bezeichnet. Die Einführung ­dieses Terminus erscheint bereits vor dem Hintergrund zweckmäßig, um die verschiedenen Formen könig­licher Delega­tion voneinander zu unterscheiden. Die Bezeichnung commissarius begegnet in den Quellen zur könig­ lichen Gerichtsbarkeit chronolo­gisch gesehen mit steigender Tendenz. Ralf Mitsch ist in seiner für das 15. Jahrhundert entwickelten Arbeitsdefini­tion von Kommission auf den Kern ­dieses Verfahrens vorgestoßen. Demnach sei die Kommission als Beauftragung einer oder mehrerer Personen auf der Basis eines besonderen Befehls des Königs zu verstehen, eine spezifische Tätigkeit abseits des Hofes eigenständig im Namen und anstelle des Herrschers wahrzunehmen.225 Dass Mitsch offenbar nicht nur die Lösung von Konflikten vor Augen hat, stattdessen per se diese Delega­tionsform bewusst weiter gefasst versteht, wird unmittelbar augenfällig. Eingehender besprochen werden kann hier ledig­lich die Anwendung der Kommission bei der Behandlung von Konflikten aus der Hand des Königs; das Spektrum solcher Kommissionsbefehle war dennoch nicht klein. Es lag im Vermögen des Reichsoberhauptes, Streitsachen durch Kommissare untersuchen und Zeugen befragen zu lassen. Genauso konnte die Rechtsentscheidung in einem Konflikt vollends delegiert werden.226 Kommissare kamen aber auch im Nachgang von Streitbehandlungen zum Einsatz, zum Beispiel wenn es darum ging, Urteile zu vollziehen.

die Reichsspitze das Institut der Kommission nicht systematisch als Instrument zur herrschaftstechnischen Erschließung der außerhalb des gewöhn­lichen Ak­tionsradius des könig­ lichen Hofes gelegenen Teile des Reiches einsetzte. Ebensowenig übte die Zentralgewalt in den königsnahen Landschaften des Reiches mit Hilfe von Kommissionen planmäßig und kontinuier­lich Kontrolle über das Handeln ihrer Amtsträger und die Wahrung der Rechte der Krone aus. Die Einsetzung einer Kommission erweist sich in der Regel vielmehr als Reak­tion der Herrscher auf eine aktuell auftretende spezifische Herausforderung“. 225 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 20. Die in der Mitsch’schen Arbeitsdefini­tion implizierte räum­liche Trennung von Delega­tionen am und außerhalb des Königshofs sollte nicht zu strikt verstanden werden. Mitsch, Kommissionswesen, S. 78 – 80, muss in seiner Habilita­tionsschrift selbst den Begriff des „Hofkommissars“ einführen, der keine Grundlage in den mittelalter­lichen Quellen zum römisch-­deutschen Königtum hat, um auftretende Mandatsträger mit seinem Verständnis von Kommission in Übereinstimmung zu bringen. Für die Behandlung von Konflikten vermag vor allem der Verfahrensbegriff hilfreich sein, der keine räum­liche, sondern eine handlungsorientiere Abgrenzung von Kommission und anderen Delega­tionsformen am Hof und abseits des Hofes zulässt. Dem trägt die ältere und verkürzt formulierte Defini­tion von Buddeus, Commission, S. 701, Rechnung, dass näm­lich die Kommission im Sinne des Rechts „der von einem Monarchen oder einer Oberbehörde Einem oder Mehreren ertheilte Auftrag zur Besorgung eines recht­lichen Geschäftes“ sei. Wo d ­ ieses recht­liche Geschäft erfolgt, ist hierbei nicht von Belang. 226 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 20 – 22.

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Die genannten Stereotype von Kommissionsbefehlen sind für das 13. Jahrhundert nur exemplarisch nachgewiesen. Friedrich II . beauftragte beispielsweise den Butigler Konrad von Nürnberg am 25. Oktober 1235 mit der Untersuchung und Erstattung des Geraubten im Streit z­ wischen Propst und Konvent von Speinshart einerseits und den Landgrafen von Waldeck und Leuchtenberg sowie Heinrich von ­Thurndorf andererseits.227 Die Handlungen könig­licher Kommissare und die Existenz einer Kommission beweisen neben den erteilten Mandaten auch die überlieferten Berichte der Delegaten, die im Anschluss an die Kommissionstätigkeit den Vollzug des könig­lichen Befehls an den Hof zurückmeldeten. So teilte Bischof Ingeran von Cambrai am 17. Januar 1282 an König Rudolf mit, dass er den Exeku­tionsauftrag gegen den Grafen von Flandern als ausgeführt ansehe, obwohl ihm eine Verkündung eines könig­lichen Mandats in der flandrischen Stadt Geraadsbergen nicht gelungen sei, weil die Bürger dem Kommissar die Stadttore nicht geöffnet hätten. Zugleich erklärte der Bischof, dass er die Länder von Waas und bei der Schelde nicht wie verlangt aufsuchen könne, da sie außerhalb seiner Diözese lägen und die Gebräuche der Einwohner ihm fremd ­seien.228 Bei beiden Kommissionen fällt auf, dass die Mandatsträger aus der Region der Streitparteien kamen, was ganz generell eine Grundvoraussetzung für deren mög­lichst zeitnahes und zielgerichtetes Eingreifen im Sinne der könig­lichen Willensäußerung darstellte.229 Das zweite Beispiel zeigt zudem, dass die Kommissare – auch bei unzureichendem Erfolg ihrer Handlungen – bemüht waren, gegenüber dem König den Vollzug seines Befehls zu dokumentieren. Ursache hierfür waren womög­lich die an die könig­lichen Mandate geknüpften Strafandrohungen, die sich für den Fall der Nichtbeachtung ergaben.230 Sowohl im Text des könig­lichen Kommissionsbriefes als auch in der Regel am Beginn des Berichts unterstrichen die Akteure die besondere Autorität ihrer Handlungen kraft könig­licher Gewalt.231 Dies war notwendig, um die vorzunehmenden oder bereits erfolgten Tätigkeiten des Kommissars eigens zu legitimieren – sein Handeln blieb näm­lich an den Wortlaut der Kommission gebunden und konnte darüber hinaus in kein recht­lich beständiges, eigenmächtiges Wirken münden.232 Ohnehin war es dem Reichsoberhaupt unbenommen, die Kommissionsbefehle an die übrigen Verfahren könig­licher

227 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 396. 228 Vgl. URH, Bd. III, Nr. 340. 229 Vgl. Neumann, Aufträge, S. 87. 230 Vgl. Neumann, Aufträge, S. 92. Ob jede Kommission mit einem Bericht abschloss, wie Buddeus, Commission, S. 701, behauptet, ist aus den überlieferten Quellen nicht ersicht­lich. 231 Vgl. Neumann, Aufträge, S. 90, und die auch an dieser Stelle genannten Belege URH, Bd. II, Nr. 406; Bd. III, Nr. 259, 554 und 614; Bd. IV, Nr. 517, 522, 554 und 577. 232 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 175 – 177.

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Konfliktbehandlung rückzukoppeln. Das war allein für den Fall unumgäng­lich, dass ein Mandat nicht oder nur unzureichend zur Ausführung gelangte, damit dem König weiteres Handeln überhaupt gestattet war. In den Befehlen ließen sich auch Klauseln einfügen, die bei Unwillen der Parteien oder dem Scheitern der Kommission aus anderen Gründen den Konflikt wieder an den Hof brachten, um ihn gegebenenfalls in ein alternatives Verfahren einzuleiten. 233 Die Gestaltungsfreiheit des Königs, derartige Vorbehalte im Text des Mandats vorzusehen, bewirkte eine erleichterte Anbindung und Integra­tion des Kommissionsverfahrens an bzw. in die übrigen Modi könig­licher Konfliktbehandlung. Mandatierte Delega­tion bei Streitsachen war als Verfahren nicht im 13. Jahrhundert entstanden, sondern im 12. Jahrhundert besonders in der päpst­lichen Gerichtsbarkeit als iurisdictio delegata verbreitet. Schon während des Pontifikats Alexanders III. wurden mehrfach Delega­tionsschreiben erteilt, wobei nahezu alle Geist­lichen als Delegaten bestellt werden konnten. Analog zum späteren könig­ lichen Kommissionsverfahren war die räum­liche Distanz ­zwischen Streitenden und Delegaten gering.234 In das römisch-­deutsche Reich und in dessen Rechtspraxis mag die päpst­liche Delega­tion auf verschiedenen Wegen gelangt sein. Im Wesent­lichen dürften die (erz-)bischöf­lichen K ­ irchen des Reiches als Multiplikatoren der päpst­ lichen Delega­tionsformen in Erscheinung getreten sein. Für das Mainzer Erzstift

233 Beispielsweise verfügte König Rudolf von Habsburg im Jahre 1274 im Streit ­zwischen dem Kloster Otterberg sowie Konrad und Werner von Wartenberg gegenüber den beiden Kommissaren, den Grafen von Leiningen und Hohenfels, dass sie, falls die Streitsache vor ihnen nicht zu einem Ende gelange, die Parteien wieder an den Hof und vor den König bestellen sollten (vgl. URH, Bd. III, Nr. 27). Einen ähn­lichen Passus enthielt die Kommission Rudolfs an den Grafen Albrecht von Hohenberg in einem nicht näher bekannten Konflikt, wonach der Kommissar im Falle des Unwillens einer Partei bei erfolgloser Hilfe zugunsten der Gegenseite alle Streitenden vor den König kommen lassen solle (vgl. URH, Bd. III, Nr. 303). Am 9. Juni 1304 bestimmte König Albrecht I. in einem Kommissionsbrief an Theobald von Hasenburg in einer Auseinandersetzung ­zwischen dem Kloster Remiremont und dem Herzog von Lothringen, dass der Kommissar die Wahrheit in ­diesem Streit erforschen solle – falls sich der Herzog aber weigere, werde der König den Fürsten vor sein Gericht laden (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 337). 234 Vgl. Buchda, Delega­tion, Sp. 675. Bader, Schiedsverfahren, S. 23, Hintze, Commis­ sarius, S. 263 f., und Buchda, Delega­tion, Sp. 674, betrachten die Bezeichnungen des iudex delegatus und der iurisdictio delegata als Produkte der Sprache kanonischer Rechtstexte des 12. Jahrhunderts. Vancsa, Auftreten, S. 9 f., verlegt die Ausbildung der päpst­ lichen Delega­tionsgerichtsbarkeit gar in das 11. Jahrhundert zurück. Das korres­pondiert mit dem vergleichend auf West- und Mitteleuropa gerichteten Blick von Müller, Entscheidung, bes. S. 114 – 117, der für das Hochmittelalter von der Reifung eines „fast lautlos funk­tionierenden Instruments“ delegierter Gerichtsbarkeit des Papsttums spricht (S. 116).

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ist ab den 1190er Jahren die Delega­tion durch Mandat und Vollmacht belegt.235 Georg May hat die Ursache dieser Entwicklung in der Konfliktbehandlung durch Diözesansynoden erblickt, die zumeist nur für kürzeste Zeit und in unregelmäßigen Abständen zusammengetreten s­ eien, so dass ihre Kapazität, Konflikte zu lösen, von Anfang an begrenzt war.236 Dieselben verfahrensmäßigen Nachteile waren den Sitzungen des iudicium curiae unter könig­lichem Vorsitz grundgegeben. Während in der könig­lichen Gerichtsbarkeit eine Form der Stellvertretung in der Entstehung des Hofrichteramtes gipfelte, etablierten sich zeitgleich in den Diözesen die Offizialate. Dieser Vergleich mag sich verbieten, vor allem sobald die recht­lichen Grundlagen beider Gerichtsbarkeiten einbezogen werden – die Ähn­lichkeit hinsicht­ lich der rein organisatorischen Verwirk­lichung von Stellvertretung im Gericht in der Form zunehmend verfestigter Ämter überrascht jedoch geradezu. Prägendster Unterschied ­zwischen Offizialat und welt­lichem Richteramt im 13. Jahrhundert sollte aber die juristische Ausbildung werden, die nur in der geist­lichen Gerichtsbarkeit zunehmend unerläss­lich wurde.237 Die könig­liche Gerichtsbarkeit begann erst im frühen 15. Jahrhundert, diesen Rückstand langsam aufzuholen. Geist­liche wie welt­liche Herrschaftsträger behielten dabei, parallel zur Bestellung von Ämtern, die Konfliktbehandlung mittels im Einzelfall mandatierter Delegaten bei und entwickelten diese beständig fort. Delega­tionsmandate des Papsthofes jedenfalls waren den welt­lichen Großen, allen voran dem König, zweifellos früher bekannt und womög­lich Ausgangspunkt für das Aufkommen eigener Schreiben.238 Seit dem 12. Jahrhundert bediente sich der ­Kaiser der mandatierten Delega­tionen, mit dem vordergründigen Ziel, Konflikte vor Ort zu untersuchen und auf der Basis dieser Erkenntnisse zu entscheiden.239

235 Vgl. May, Organisa­tion, S. 13. Für die Entstehung der Offizialate in der Straßburger Diözese vgl. Ober, Entstehung, S. 351 f. Dieselbe Entwicklung hat Buchholz-­Johanek, Richter, S. 23, für die nordfranzö­sischen und die übrigen rheinischen Bistümer konstatiert. Für die Normandie kommt Müller, Delega­tionsgerichtsbarkeit, S. 265 f., zu einem analogen Befund. Vgl. für die delegierte Gerichtsbarkeit des Papstes für das Erzstift Canterbury in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Sayers, Judges. 236 Vgl. May, Organisa­tion, S. 8. 237 Vgl. Männl, Juristen, S. 39, mit dem Verweis auf die Beschlüsse der Synode von Tours aus dem Jahre 1236. 238 Im Formelbuch König Albrechts I. umfasste gar eine Formelsammlung päpst­liche Delega­ tionsreskripte (vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 126 – 128). Im Zeitraum ­zwischen den Jahren 1260 und 1268 g­lich das böhmische Königtum seine Delega­tionsbriefe dem päpst­lichen, aber auch dem kaiser­lichen Formular an. Auch Herzog Friedrich II. von Österreich verwendete bei seinen Delega­tionen die päpst­lichen Schreiben wohl als Vorlage (vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 153 und 163). 239 Vgl. Hoke, Kommissar, Sp. 976.

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Dennoch blieb für das römisch-­deutsche Königtum die Anwendung des Kommissionsverfahrens im 13. Jahrhundert eher die Ausnahme – nur allmäh­lich begann sich das Formular ­dieses Mandats in der könig­lichen Kanzlei zu vereinheit­lichen. Hinder­lich dürfte dabei die Anpassungsfähigkeit dieser Art könig­licher Delega­tion gewesen sein, die in Referenz zu nahezu allen denkbaren Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung treten konnte. Denn auch im schiedsrichter­lichen Verfahren besaß der Herrscher die Mög­lichkeit, einen Streit an einen Unterschiedsrichter zu delegieren, dem einzelne Schritte bis hin zur vollständigen Durchführung des schiedsrichter­lichen Verfahrens übertragen wurden.240 Anders als bei der Delega­ tion von Streitsachen am Hofgericht, die wohl hauptsäch­lich auf Verhinderung des Königs und Reduk­tion seiner persön­lichen Präsenz im Tagesgeschäft des Hofes reagierte, stellte die räum­liche Distanz ­zwischen Herrscher und Beherrschten das Motiv für mandatierte Delegaten dar. Wohingegen es im erstgenannten Verfahren keine Anzeichen gibt, dass die Zeitgenossen anstatt des Königs lieber den hofrichter­ lichen Vorsitz im iudicium curiae wünschten, nahm der Wille der Petenten innerhalb des Kommissionsverfahrens einen größeren Raum ein. Hier ließ sich nicht nur Einfluss auf die Bestellung des Stellvertreters ausüben, sondern auch dessen Befugnisse im Wortlaut des Mandats festschreiben. Mit dem Gebrauch vorgefertigter Kanzleiformulare verringerte sich doch bis zum Ende des Mittelalters eben dieser Handlungsspielraum.

3.3 Die Reichsgutverwaltung und ihre Bedeutung bei der Konfliktlösung War die Zuordnung der bisher vorgestellten Delega­tionsformen zu den Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung leicht einsichtig, weil deren allgemeines oder spezielles Mandat direkte Reak­tionen auf die Streitsachen im Reich darstellten, so werden die könig­lichen Amtsträger in der Verwaltung des Reichsgutes nicht vorder­ gründig mit der Lösung von Auseinandersetzungen assoziiert. Die Reichsgutverwaltung, wie sie seit den jüngeren Staufern entstanden war, von König Rudolf von Habsburg reorganisiert wurde und von ­diesem Zeitpunkt an bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts im Kern unverändert fortbestand, bot für den Herrscher eine personelle Ressource lokaler Stellvertreter. Grundlage dieser Stellvertreterschaft war der Bestand an Reichsgut, der sich nach Erkenntnis von Ernst Schubert gar über 240 Nach Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 112 – 117, reichte das Spektrum könig­licher Delega­tion im schiedsrichter­lichen Streitaustrag von der Übernahme der Voruntersuchung des Konfliktes über die Entscheidung einzelner Streitpunkte und der Klärung spezifischer Rechtsfragen, die sich aus einem vom König vermittelten Waffenstillstand ergaben, bis zur Delega­tion einer Kompromittierung auf den König an einen Mandatsträger.

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das Interregnum fast ungemindert erhalten hatte,241 oder wenigstens mit einfachen Mitteln zu revindizieren war. Seit der Zeit Rudolfs von Habsburg repräsentierten unterschied­liche, gleichwohl aber modellhafte Ämter die könig­liche Reichsgutverwaltung: Reichslandvögte, Reichsvikare, Landgrafen und Landrichter fanden sich jetzt in den verschiedenen Reichsteilen im Königsdienst. Die Durchdringung des Reichsbesitzes mit könig­lichen Amtleuten im späten 13. Jahrhundert erscheint somit als singuläre Maßnahme des Herrschers – Hans Jänichen ist gar geneigt, den habsbur­gischen Königen Rudolf und Albrecht I. „einen Wiederaufbau des Reiches auf der Grundlage von Landgerichten und Landvogteien“ zu attestieren.242 Unabhängig von der Frage, in welchem Maße sich hierbei ein Herrschaftsprogramm manifestierte, galt für alle diese Ämter die so zeittypische Kumula­tion verschiedenster Tätigkeiten in einer Person; die Behandlung von Konflikten war frei­lich in das Aufgabenspektrum inkludiert. Von beiden Seiten, auf Bitte der Streitenden zum einen und kraft könig­lichen Mandats zum anderen, involviert, beschäftigten sich die Amtsträger mit aufkommenden Konflikten und bildeten zugleich auch eigene Verfahren in Anlehnung an die Handlungspraxis des Reichsoberhauptes aus. 3.3.1 Die Reichslandvögte Im Zentrum der spätmittelalter­lichen Reichsgutverwaltung standen die (Reichs-) Landvögte, wie sie spätestens während des rudolfinischen Königtums in den Regionen des deutschen Südwestens eingesetzt worden waren. Verbunden waren die Inhaber der Reichsgutkomplexe mit dem König auf der Basis eines Dienstverhältnisses, das sich vermut­lich in einer Bestallungsurkunde ausdrückte, obwohl s­ olche für das späte 13. und frühe 14. Jahrhundert nur ganz vereinzelt überliefert sind.243 Für die Wahrnehmung ihres Amtes wurden die Reichslandvögte aus könig­lichen 241 Vgl. Schubert, Grundprobleme, S. 228. Zur Erosion der Reichsgüter am Ende der Herrschaft Friedrichs II. vgl. Schlunk, Königsmacht. Auch er betont den Ertrag der Revindika­tionen unter Rudolf von Habsburg (S. 207). 242 Jänichen, Landgerichte, S. 175. 243 Nach der Zählung durch von Reitzenstein, Reichs-­Landvogteien, S. 76 f., sind ausschließ­ lich die Bestallungen für die Reichslandvögte Otto von Ochsenstein im Elsass durch Rudolf von Habsburg (vgl. MGH Const. III, Nr. 264) sowie Ulrich von Hanau für die Wetterau (vgl. CD Moenofr. I, Nr. 772) aus der Hand König Albrechts I. und jene Graf Georgs von Veldenz für die Reichslandvogtei Speyergau durch König Heinrich VII. erhalten (vgl. MGH Const. IV, Nr. 283; RI VI,4, Nr. 60). Jedoch erwähnen die beiden letztgenannten Urkunden die Einsetzung des Reichslandvogtes nur indirekt – um die Bestallung handelte es sich bei ihnen somit nicht. Zu ergänzen ist aber für den Niederrhein eine Urkunde König Adolfs vom 18. November 1292 (vgl. MGH Const. III, Nr. 494).

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Einkünften, in der Regel aus denjenigen Reichsgütern, für die sie selbst zuständig waren, besoldet. Es ist anzunehmen, dass die adligen Amtsträger die Aufwendungen ihrer Tätigkeit zunächst selbst zu bestreiten hatten und es ihnen überlassen blieb, ob die Landvogtei für sie letztend­lich ein Zugewinngeschäft oder Kostenfaktor darstellte. Von größerer Bedeutung als die finanzielle Potenz der Reichslandvögte dürfte für die Bestallung das persön­liche Verhältnis ­zwischen Dienstmann und Reichsoberhaupt gewesen sein. Einzelne Belege weisen auf längerfristige und ausgeprägte ­soziale Verbindungen z­ wischen Herrscherhof und den späteren Amtsträgern hin. Auch politische Parteigänger und für den König verdiente Kriegsmannen wurden bisweilen mit der Übertragung einer Reichslandvogtei belohnt und in die könig­ liche Verwaltung auf diese Weise eingebunden.244 Ein großes Risiko ging der König dabei nicht ein, waren die Reichslandvögte doch jederzeit absetzbar – ohnehin erlosch das Dienstverhältnis mit dem Tode des Reichsoberhauptes.245 Alles in allem 244 Der elsäs­sische Reichslandvogt Rudolfs, Otto von Ochsenstein, hatte beispielsweise am ersten Feldzug gegen den böhmischen Widersacher Přemysl Ottokar auf der Seite des Habsburgers teilgenommen (vgl. Ger­lich, Studien, S. 61; Becker, Reichslandvogtei, S. 15). Zudem ist für Otto von Ochsenstein eine Verwandtschaft zum ersten Habsburger auf dem Thron belegt (vgl. Ger­lich, Adolf von Nassau, S. 6 f.). Auch Albrecht I. belohnte Johann von Lichtenberg mit einer Reichslandvogtei, nachdem dieser an seiner Seite bei Göllheim gegen Adolf von Nassau gekämpft hatte (vgl. Niese, Verwaltung, S. 299 f.). Die enge persön­liche Beziehung z­ wischen König und Reichslandvogt könnte, wie Quarthal, Königslandschaft, S. 137, betont, durchaus längerfristig auf eine Integra­tion von Hausund Reichsgütern gezielt haben. 245 Vgl. Feine, Territorialbildung, S. 214; Erkens, Tradi­tion, S. 69; von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 165. Die lehnsrecht­liche Begründung des Amtes der Reichslandvögte seit dem späten 13. Jahrhundert nach Hofacker, Reichslandvogteien, S. 148, ist eher infrage zu stellen, zumal bei Herrschaftswechseln die Ämter nicht nur neu vom König zu empfangen waren, sondern bedeutendere Kontinuitätsbrüche im Vergleich zu den übrigen Reichslehen festzustellen sind. Dieser Kritik schließt sich auch Fricke, Reichsvikare, S. 90, an, indem er einen „sichtbaren Einbruch in das […] Lehenswesen“ mit den Ämtern der Reichsgutverwaltung als gegeben ansieht. Vor allem im Zuge der Herrscherwechsel von Rudolf auf Adolf und wiederum von Adolf auf Albrecht I., die auch dynastischen Brüchen gleichkamen, wurden die Reichslandvögte im schwäbischen und elsäs­sischen Raum durchweg ausgetauscht. Die habsbur­gischen Parteigänger gedachte der Nassauer, der eigene politische Ambi­tionen von Norden her gegen die schwäbischen Besitzungen verfolgte, nicht im Amt zu belassen. Im Elsass ersetzte er Otto von ­Ochsenstein durch Gottfried von Merenberg (vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 33 – Ger­lich, Adolf von Nassau, S. 12, und Niese, Verwaltung, S. 303, sehen fälschlich Otto von O ­ chsenstein auch als elsäs­sischen Reichslandvogt König Adolfs an), in Schwaben löste Heinrich von Isenburg den rudolfinischen Reichslandvogt Marquard von Schellenberg ab (vgl. Ger­lich, Adolf von Nassau, S. 12; von Reitzenstein, Reichs-­Landvogteien, S. 91). Nach dem Tod Adolfs setzte Albrecht I. Gottfried von Merenberg im Elsass ab, wies ihm aber nach regen Verhandlungen die Stellung eines Reichsburgmannes auf der Burg Kalsmunt zu (vgl.

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entsprachen die Reichslandvögte den Charakteristika ­könig­licher Amtsträger im 13. Jahrhundert; im Unterschied zum könig­lichen Hofrichter erforderte ihr Handeln im Sinne des Herrschers nicht dessen Präsenz. Aufgaben wurden stattdessen mittels könig­licher Mandate delegiert, denkbar war aber auch, die Reichslandvögte in unregelmäßigen Abständen am Königshof zu instruieren. Insofern kombinierte die Verwaltungsform der Reichslandvogtei die in den letzten Teilkapiteln eingeführten Delega­tionsformen von General- und Spezialmandat. Abseits der Behandlung von Konflikten, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, übernahmen die Reichslandvögte zahlreiche Funk­tionen des Herrschers in der jeweiligen Region. Am Beginn der Regierungszeit Rudolfs von Habsburg dürfte die Identifizierung von Kron- und Reichsgut und dessen Revindika­tion zugunsten des Königs im Mittelpunkt gestanden haben, zumal Rudolf im Konsens mit den übrigen Reichsfürsten in einem Beschluss vom 19. November 1274 auf dem Hoftag von Nürnberg für ­dieses Vorgehen plädiert hatte.246 In zunehmendem Maße nahmen die Amtsträger auch Aufgaben bei der Erhebung von Reichssteuern wahr oder waren mit der Durchführung könig­licher Schutzversprechen gegenüber kleineren, oft geist­lichen Herrschaften beauftragt.247 Im weiteren ­Verlauf des Ger­lich, Adolf von Nassau, S. 7); zugleich wurde Johann von Lichtenberg zum Reichslandvogt im Elsass bestellt (vgl. Niese, Verwaltung, S. 299 f.). In Niederschwaben setzte Albrecht I. nun Graf Eberhard von Württemberg und in Oberschwaben wohl Hugo von Werdenberg ein (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 167). Am Niederrhein tauschte Albrecht I. den Herzog von Brabant als Parteigänger Adolfs durch den Grafen von Jü­lich aus (vgl. von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 266). König Heinrich VII. ersetzte in der Augsburger Reichslandvogtei Ulrich von Helfenstein durch den Grafen Konrad von Kirchberg und in Niederschwaben übernahm Luther von Isenburg anstelle Albrechts von Rechberg diese Posi­tion (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 181). Während des Thronstreits ­zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen blieben einzelne Reichslandvogteien Zankapfel; der von Ludwig am 3. Januar 1315 eingesetzte Gottfried von Leiningen konnte sich gegen den inzwischen erfahrenen habsbur­gischen Protagonisten Otto von Ochsenstein nicht durchsetzen (vgl. Becker, Reichslandvogtei, S. 30). Genauso erging es dem wittelsbachischen Parteigänger Konrad von Weinsberg in Schwaben (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 200). 246 Vgl. RI VI,1, Nr. 258. Es kann bei aller Vielseitigkeit der wahrgenommenen Aufgaben der Reichslandvögte indessen kein Zweifel mehr darin bestehen, dass sie vorrangig zur Verwaltung der Reichsgüter eingesetzt worden waren (vgl. Red­lich, Rudolf von ­Habsburg, S. 463; Haller/Dannenbauer, Von den Staufern, S. 19; Feine, Territorialbildung, S. 190; von Reitzenstein, Reichs-­Landvogteien, S. 64; Erkens, Tradi­tion, S. 39; Röder, Rudolf von Habsburg, S. 62; Moraw, Verfassung, S. 214). 247 Vgl. zur Tätigkeit der Reichslandvögte bei der Erhebung könig­licher Abgaben Teusch, Reichs-­Landvogteien, S. 42 – 57, Becker, Hanau, S. 9, und für die Übernahme von Schutzaufgaben Willoweit, Organisa­tion, S. 96. Die Delega­tion von könig­lichen Schutzversprechen war – abseits aufkommender Konflikte – während der ersten Hälfte des

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S­ pätmittelalters trat die Entgegennahme von Lehns- oder Amtseiden, die eigent­ lich vor dem König zu leisten waren, zu den herkömm­lichen Tätigkeiten hinzu. Nicht selten bestellte das Reichsoberhaupt auch einen Reichslandvogt als könig­ lichen Vertreter in die regionalen Landfrieden.248 Durch ihre Anbindung an das könig­liche Kommunika­tionsnetz, d. h. den vermut­lich unregelmäßigen, jedoch beständigen Briefwechsel mit dem Herrschaftszentrum, konnten die Reichslandvögte lokaler Anlaufpunkt für Klagen und Bitten sein, w ­ elche die Petenten an das Reichsoberhaupt zu bringen gedachten. Die Reichslandvögte, die Rudolf im Elsass, Schwaben, in der Wetterau und im Speyergau einsetzte,249 waren nicht gänzlich Neuschöpfungen des Habsburgers, sondern schlossen an historische Vorbilder an. Die überwiegende Mehrheit der Forschung hat im advocatus terrae bzw. advocatus provincialis der rudolfinischen Zeit eine Fortbildung der staufischen Prokura­tion erkannt.250 Vollends erhellt 14. Jahrhunderts üb­lich. Ludwig der Bayer übertrug den Reichsschutz des Klosters ­Engelthal am 5. März 1346 dem Grafen Walram von Sponheim, Reichslandvogt im Elsass (vgl. RI VII,1, Nr. 401); am 23. September 1342 hatte der K ­ aiser analog dem oberschwäbischen Pendant den Schutz der Meister und Brüder des Hauses zu St. Anthonien in Memmingen delegiert (vgl. RI VII,5, Nr. 288). 248 Vgl. Becker, Hanau, S. 9; Werunsky, Geschichte, S. 6; Meyer, Rudolf von Habsburg, S. 10, und s. u. dazu ausführ­lich Kap. 3.4.2. 249 Sehr frühzeitig hatte König Rudolf im Speyergau Graf Friedrich III. von Leiningen (wohl ab 1273) als Reichslandvogt bestellt (vgl. Niese, Verwaltung, S. 302 f.). Im Oberelsass ist mit Konrad Werner von Hattstatt (1274) und im Niederelsass mit Kuno von Bergheim (1274) jeweils ein Reichslandvogt König Rudolfs belegt. In Schwaben waren Graf Hugo von Werdenberg (1274) für den oberschwäbischen und Albrecht von Hohenberg (1274) für den niederschwäbischen Teil in gleicher Funk­tion eingesetzt (vgl. Kunze, Rudolf von Habsburg, S. 43). Zudem bestanden mit Ritter Hartmann von Baldegg (nach 1273) bzw. Kraft von Hohenlohe (1278) Reichslandvogteien um Basel und Wimpfen (vgl. Feine, Territorialbildung, S. 192 bzw. Niese, Verwaltung, S. 305). Erster habsbur­gischer Vertreter in der Wetterau war Reinhard von Hanau (1275), der aber keinen Titel als Reichslandvogt führte (vgl. Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 461 f.; Niese, Verwaltung, S. 309). Wohl erst Siegfried von Eppstein (1299) bezeichnete sich als solcher (vgl. Becker, Hanau, S. 8). In Franken verweist Hofacker, Landvogteien in Franken, auf Dietgen von Castell, der ab 1301 tätig gewesen sein soll. Die Zusammenfassung der Reichsgüter in Reichslandvogteien wandelte sich von Zeit zu Zeit insofern, als dass einzelne Vogteien miteinander verschmolzen oder bei erlangter Reichsfreiheit neue Reichslandvogteien geschaffen werden konnten. Bei allen Reichslandvögten ab dem Jahr 1273 blieb der Amtscharakter kennzeichnend – die Landvogteien mit dem schillernden Begriff der Institu­tion zu verbinden (vgl. Schubert, Grundprobleme, S. 229), überschreitet die Vorstellung einer persön­lichen Bindung an den König bei Weitem. 250 Vgl. Schwind, Landvogtei, S. 100 f.; Hoke, Landvogt, Sp. 1597; Feine, Territorialbildung, S. 190; Heimpel, Deutschland, S. 32; Erkens, Tradi­tion, S. 39; Niese, Verwaltung, S. 315 f.; Grabmayer, Überlegungen, S. 46; Stürner, Dreizehntes Jahrhundert, S. 201 f.

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werden muss die Frage nach der Herkunft an dieser Stelle nicht, zumal sich die Quellen zur staufischen Reichsgutverwaltung in noch geringerer Zahl erhalten haben und zumeist den schwäbischen Raum und damit einen Kernbereich staufischer Herrschaft berühren. Im späten 13. Jahrhundert kam die Reichslandvogtei als Verwaltungsform zwar vorrangig in den königsnahen Reichsteilen zur Anwendung, keinesfalls aber beschränkte sie sich auf die Räume vermehrter könig­licher Hausgüter. Als potentielle Einflussfaktoren auf die Entwicklung im Reich kommen jedenfalls sowohl noch die custodia als delegierte Verwaltungsform König Richards von Cornwall im Elsass 251 als auch die einsetzende landesherr­liche Güterverwaltung in Betracht.252 Der älteste bisher bekannte Beleg geht nach der Ansicht von Kulenkampff, Einungen, S. 23, auf den Edlen Degenhart von Hellerstein in die 1170er Jahre zurück. König Philipp von Schwaben hatte danach den Grafen Friedrich I. von Leiningen mit der Wahrnehmung einer Reichsvogtei im Speyergau beauftragt (vgl. Fricke, Reichsvikare, S. 90; Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 454). Für Schwaben ist schon 1221/22 ein nicht näher bekannter Eberhard als procurator terrae belegt. 1240 hören wir von einem gubernator Sueviae und schließ­lich 1258 von einem advocatus terrae in Suevia (vgl. Teusch, Reichs-­Landvogteien, S. 16 f.). In der Wetterau hatte K ­ aiser Friedrich II. Gerlach von Büdingen mit der Pflegschaft beauftragt, wo er bereits im Jahre 1229 nachgewiesen ist (vgl. Becker, Hanau, S. 7; Kulenkampff, Einungen, S. 24. Demandt, Hessen, S. 459, sieht Gerlach von Büdingen schon 1220 im Amt). In Österreich und der Steiermark erscheint seit den 1240er Jahren mit Graf Otto von Eberstein ein sacri imperii per Austriam et Styriam capitaneus et procurator Friedrichs II. wohl in Anlehnung an die Verwaltungsformen der Staufer in Italien (vgl. Erkens, Tradi­tion, S. 49). Fricke, Reichsvikare, S. 86 f., konstatiert, dass die Prokura­ tion seit dem Ende des 12. Jahrhunderts in allen Reichsteilen des deutschen Südwestens ohne selbständiges Herzogtum von den staufischen Königen etabliert worden war, diese jedoch nach dem Tod Friedrichs II. schnell verfielen und schon bei König Richard nur noch bruchstückhaft greifbar s­eien. Richtig ist auch die Bemerkung von Quarthal, Königslandschaft, S. 133, dass ­zwischen den Prokura­tionen Friedrichs II. und den Reichslandvogteien aus der Zeit Rudolfs von Habsburg – abgesehen vielleicht von der Reichslandvogtei im Speyergau mit den Leiningern – keine personellen Kontinuitäten bestanden haben. Die Entstehung der Landvogteien König Wilhelm von Holland zuzuschreiben (vgl. Bielfeldt, Bund, S. 59), lässt sich nicht bestätigen. 251 Vgl. Schubert, König, S. 190; Grabmayer, Überlegungen, S. 46; Erkens, Tradi­tion, S. 43 f. Zudem hatte König Richard im Jahre 1259 wohl Philipp von Falkenstein als könig­ lichen Amtmann in der Wetterau bestellt (vgl. Becker, Hanau, S. 7). Am Oberrhein soll nach Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 455, Hermann von Geroldseck eine Bestallung als Landvogt aus der Hand Richards empfangen haben. 252 Die Mög­lichkeit der Bestellung von Delegaten und Stellvertretern auf der Basis des Dienstrechts und nicht etwa des Lehnsrechts habe Rudolf von Habsburg nach Meyer, Rudolf von Habsburg, S. 10, in der Auseinandersetzung mit Peter von Savoyen erfahren und zunächst auf dem Hausbesitz imitiert. Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 574, betrachtet einen ersten habsbur­gischen Landvogt im Elsass schon 1250 als belegt. In der Steiermark hatte

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Im Rahmen der könig­lichen Konfliktbehandlung übernahmen die Reichslandvögte unterschied­liche Funk­tionen, mit denen sie in der Regel durch könig­liche Mandate beauftragt wurden. So erschienen sie zum Beispiel als Kommissare, um eine Streitsache zu untersuchen oder durch eine Rechtsentscheidung anstatt des Königs zu beenden. Zu d ­ iesem Zweck jedenfalls setzte K ­ aiser Heinrich VII. am 1. Januar 1313 den elsäs­sischen Reichslandvogt Graf Gottfried von Leiningen als Kommissar in einer Streitsache des Klosters Niedermünster mit den L ­ euten von Berkheim ein und versah ihn mit der kaiser­lichen Autorität.253 Bereits am 12. Oktober 1310 hatte der König die durch den Reichslandvogt Otto von ­Straßberg innerhalb eines Kommissionsverfahrens gefundene Konfliktlösung in einer Auseinandersetzung des Deutschordenshauses in Köniz bekräftigt.254 Nicht selten traten Reichslandvögte aber auch bei Sühneverhandlungen z­ wischen Streitparteien auf und vermittelten Vergleiche. K ­ aiser Ludwig der Bayer bestätigte beispielsweise am 28. Januar 1341 eine Sühne z­ wischen den verschiedenen Parteiungen der Bürgerschaft von Schwäbisch Hall, die der Reichslandvogt Graf Ulrich von Württemberg, Ulrich von Zipplingen sowie sein Hofmeister Dietrich von Handschuhsheim auf sein Geheiß hin ­zwischen den Streitenden erreicht hatten.255 An den Vermittlungen z­ wischen Johann und Anselm sowie den Bürgern von Hohen-­Rappoltstein einerseits und den Juden daselbst andererseits waren neben ­Kaiser Ludwig auch der kaiser­liche Hauptmann in Oberbayern, Graf Berthold von Graisbach, sowie der Reichslandvogt Graf Albrecht von Hohenberg beteiligt.256 Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts ­wurden die zudem König Ottokar von Böhmen mit Heinrich von Lichtenstein einen capitaneus eingesetzt (vgl. Hödl, Habsburg, S. 31), welcher der Delega­tionsform der Reichslandvogtei nicht vollends unähn­lich war und womög­lich Rudolf nach dem Sieg über den Kontrahenten in den habsbur­gischen Landen begegnete. Gegen eine Entstehung der könig­ lichen Reichslandvogteien aus den landesherr­lichen Vogteien spricht sich Willoweit, Organisa­tion, S. 96, mit dem Argument aus, dass zwar auch landesherr­liche Amtleute ein ähn­liches Aufgabenkonglomerat aufwiesen wie die Reichslandvögte, die Ausbildung von landesherr­lichen Ämtern jedoch eher parallel statt im Vorhinein zu den Entwicklungen auf Reichsebene verlief. 253 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 570. Diesem Mandat gingen Lehnsstreitigkeiten z­ wischen den beiden Parteien voraus, deren Untersuchung Heinrich VII. schon vor dem 28. August 1311 dem Reichslandvogt angewiesen haben muss, denn für diesen Tag ist eine Wiederholung des Befehls an den Grafen erhalten (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 528). Vgl. zu d ­ iesem Konflikt ferner Becker, Reichslandvogtei, S. 29 f. 254 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 502. 255 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 397. Nur ein Jahr zuvor konfirmierte der ­Kaiser einen Entscheid des Grafen Rudolf von Hohenberg, Reichslandvogt im Elsass, in einer Streitsache z­ wischen dem Kloster Neuburg und den Dörfern Uhlweiler und Niederaltdorf (vgl. RI VII,4, Nr. 179). 256 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 325, und Rap. UB I, Nr. 502.

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Reichslandvögte mit der unmittelbaren Streitentscheidung vergleichsweise selten beauftragt. Am ehesten noch fungierten sie als Schiedsrichter 257 und wirkten damit innerhalb eines vom Reichsoberhaupt bereits begonnenen Verfahrens mit. Im Nachgang von Rechtsentscheidungen konnten die Reichslandvögte zum Anleiter bestellt werden, um die Schadensersatzansprüche einer Konfliktpartei vor Ort umzusetzen.258 Neigte der König in einer Streitsache einer Seite zu, bestand zudem die Mög­lichkeit, diese Partei durch Schutzgebote zu unterstützen, deren Adressaten u. a. auch Reichslandvögte sein konnten. So verlangte ­Kaiser Heinrich VII., dass Graf Gottfried von Leiningen als Reichslandvogt im Elsass zusammen mit weiteren könig­lichen Amtsträgern die ­Kirche von Basel in ihren Rechten schirmte.259 Dem schwäbischen Reichslandvogt befahl Ludwig der Bayer am 8. Juli 1323 den Schutz der Stadt Weinsberg in ihrer Auseinandersetzung mit den hiesigen Herren.260 Implizierte das könig­liche Handeln eine Entscheidung zugunsten einer der Konfliktparteien, konnte der Reichslandvogt aber genauso mit dem gewaltsamen Vorgehen gegen die unterlegene Partei beauftragt werden. In diesen Fällen zeigte sich, dass sich der mittelalter­liche Herrscher keineswegs auf gewaltlose Handlungsweisen beschränkte, 257 Der als Reichslandvogt im Elsass bestallte Otto von Ochsenstein fungierte 1281 und 1289 als Schiedsrichter (vgl. RI VI,1, Nr. 1402; Becker, Reichslandvogtei, S. 18). Sein späterer Nachfolger Johann von Lichtenberg ist als Schiedsrichter am 8. Januar 1299 und abermals am 5. März 1300 nachgewiesen (vgl. Als. dipl. II, Nr. 817; Becker, Reichslandvogtei, S. 27). In der Wetterau war der Reichslandvogt sogar Schiedsrichter in der fürst­lichen Auseinandersetzung ­zwischen dem Erzstift Mainz und den Landgrafen von Hessen (vgl. Schwind, Landvogtei, S. 127). Die Streitenden Graf Burkhard von Hohenberg und dessen Sohn sowie die Bürger von Horb und das Kloster Reichenbach verwillkürten sich auf den Grafen Albrecht von Hohenberg, Reichslandvogt im Elsass, der am 18. Dezember 1340 einen Vergleich unterhandelte (vgl. URH, Bd. V, Nr. 395). Als Delegaten des Königs konnten die Reichslandvögte ebenfalls in einem schiedsrichter­lichen Verfahren anstelle des Königs eingesetzt werden, so der niederelsäs­sische Reichslandvogt Kuno von Bergheim im könig­lichen Auftrag am 28. April 1276 (vgl. Gyss, Histoire, S. 99 f.; Becker, Reichslandvogtei, S. 14). 258 Am 7. April 1312 beauftragte der von König Heinrich VII. während seines Italienzuges eingesetzte Reichsvikar König Johann von Böhmen Dietgen von Castell als Reichslandvogt in Oberschwaben mit der Anleite des Erzbischofs Peter von Mainz in den Besitz der Grafen Wilhelm von Montfort und Rudolf von Werdenberg-­Sargans um einen Schaden von 8.000 Mark Für den Fall der Weigerung drohte der Vikar dem Reichslandvogt ein gericht­liches Verfahren an (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 551). Im Konflikt ­zwischen dem Kloster Niedermünster und den Leuten von Berkheim berichtete Friedrich von Wangen anstatt des Grafen Gottfried von Leiningen, Reichslandvogt im Elsass, am 14. August 1312 den Vollzug der Anleite an den Königshof (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 560). 259 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 585. Im Jahre 1308 übertrug Albrecht I. dem Reichslandvogt ­Konrad von Weinsberg den Schutz des Stiftes Wimpfen in einem Konflikt mit der Reichsstadt (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 385). 260 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 56.

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sondern willens war, seine Entscheidungen in der Sache notfalls mit Nachdruck durchzusetzen. König Albrecht I. befahl am 19. März 1304 dem oberschwäbischen Reichslandvogt Heinrich von Hattenberg sowie allen Bürgern, Rittern, Herren und Richtern, solange gegen den ehemaligen Augsburger Bürger Sibot Stolzhirsch d. Ä. vorzugehen, bis dieser bereit sei, den Bürgern der Reichsstadt Recht zu gewähren.261 Nachdem Graf Konrad von Oettingen eine Burg des Bischofs Philipp von Eichstätt besetzt hatte, verfügte König Heinrich VII. am 24. September 1311, der Reichslandvogt Albrecht von Hohenlohe solle den Kirchenfürst bei der Befreiung der Burg unterstützen.262 ­Kaiser Ludwig wiederum gebot dem Reichslandvogt Johann Truchsess von Waldburg 1332, die Bürger von Ravensburg zu pfänden, für den Fall, dass diese die gemeinsame Sühne mit dem Kloster Weißenau brechen würden.263 Diese Praxis gipfelte in der Durchführung vereinzelter Kriegszüge im Namen des Königs, um schäd­licher Leute und Landfriedensbrecher habhaft zu werden, an denen die Reichslandvögte beteiligt werden konnten.264 Abschließend ist noch auf die Tatsache hinzuweisen, dass der Einbezug der Reichslandvögte in die könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren vermehrt für die ­Kaiser Heinrich VII. und Ludwig der Bayer belegt ist, wobei ein Höhepunkt dieser Delega­tionsform während der Abwesenheit Heinrichs im Reich seit 1310 identifiziert werden kann. Dass für Rudolf, Adolf und Albrecht I. die Quellen nur ganz exemplarisch das Handeln der Reichslandvögte bei der Lösung von Streitsachen auf könig­lichen Befehl hin dokumentieren, mag zumindest in gewissem Umfang auf die Überlieferungssitua­tion zurückzuführen sein. 3.3.2 Die Reichsvikare Die Reichslandvögte waren für den mittelalter­lichen Herrscher permanent vorhandene Adressaten für zu delegierende Aufgaben, da ihr Königsdienst bis zur Bestellung eines Nachfolgers oder dem Tod des Reichsoberhauptes bzw. des Amtsträgers

261 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 332. 262 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 534. Einer ähn­lichen Hilfsbitte kam derselbe König am 5. Oktober 1312 nach, als er Friedrich von Wangen anstatt des elsäs­sischen Reichslandvogtes, Graf ­Gottfried von Leiningen, gebot, die Besetzer der Lehen des Edlen Godlmann von ­Dorsweiler zu entfernen und den rechtmäßigen Inhaber wieder in seine Rechte einzusetzen (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 566). 263 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 180. 264 Vgl. Teusch, Reichs-­Landvogteien, S. 53. In der Wetterau hat Reinhard von Hanau als könig­licher Amtsträger das Raubschloss Steckelnberg gebrochen und auf ein könig­liches Urteil hin zerstört (vgl. Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 461).

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andauerte. Die Rechtsordnung des spätmittelalter­lichen Reiches sah aber ebenfalls die Mög­lichkeit vor, zeit­lich begrenzt könig­liche Stellvertreter einzusetzen, denen sogar die vollständige Übernahme von Herrschaftstätigkeiten zukommen konnte. Solche Reichsvikare übernahmen nicht nur nach dem Tod eines Königs das herrscher­liche Handeln, sondern vertraten das Reichsoberhaupt gleichsam bei Abwesenheit aus dem Regnum. Von einer Delega­tion im engeren Sinne ist nur im letzten Fall zu sprechen. Ich beschränke mich auf die könig­liche Konfliktbehandlung. Die Delega­tionsform des Reichsvikars einerseits und die sonstigen Formen der Pflegschaften über Reichsgut andererseits sind in der Forschung mitunter vermischt worden. Dass König Rudolf von Habsburg am 27. September 1277 die beiden Herzöge Albrecht II . von Sachsen und Albrecht I. von Braunschweig beauftragte, sich der Städte Lübeck, Goslar, Mühlhausen, Nordhausen und der Besitzungen in den säch­sischen, thürin­gischen und slawischen Reichsteilen anzunehmen,265 ist fälschlich mit der Übertragung eines Reichsvikariats in Verbindung gebracht worden.266 Grundlage dieser Interpreta­tion dürfte zum einen die von Jakob Schwalm im MGH -Band vorgenommene Überschreibung der Quelle als constitutio vicariorum imperialium gewesen sein, die gerade nicht auf den Wortlaut der dort edierten Urkunde zurückgeht. Zum anderen erweckten die weitreichenden Vollmachten der beiden Herzöge den Eindruck, dass ihnen unumschränkte Handlungsfreiheit im könig­lichen Namen gegeben war. Hinsicht­lich der könig­lichen Gerichtsbarkeit beispielsweise mandatierte Rudolf: Item iudicandi et iurisdiccionem exercendi nomine nostro in terris et provinciis antedictis et omnia et singula faciendi, que nostris et imperii utilitatibus viderint profutura. Die auf diese Weise erteilte Kompetenz spiegelte sich in den späteren Handlungen der beiden Vertreter nicht wider – es findet sich jedenfalls kein Eingreifen der beiden Fürsten in aufkommende Konflikte, die unmittelbar auf ­dieses Generalmandat Bezug nahmen. Die geringe Bedeutung dieser Delegierung in der Rechtspraxis hat auch Ulrike Kunze mit dem Argument konstatiert, dass das offenbar wichtige Königsamt nicht einmal in der Braunschwei­gischen Reimchronik vom Ende des 13. Jahrhunderts genannt sei.267 Als bereits 1279 Albrecht I. von Braunschweig

265 Vgl. für diesen Absatz MGH Const. III, Nr. 180. Die wenige Jahre zuvor erschienene Monographie Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 462 f., bezeichnet die beiden Herzöge noch nicht als Reichsvikare. 266 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 69; Dobenecker, König, S. 533; Mohrmann, Landfriede, S. 48. 267 Vgl. Kunze, Rudolf von Habsburg, S. 19. Die unbefriedigende Wirkung der könig­lichen Amtsträger sieht auch Steinbach, Reichsgewalt, S. 95, als erwiesen an – dem König sei gerade keine verstärkte Bindung der nörd­lichen Reichsteile an sein Herrschaftszentrum mit Hilfe dieser Stellvertreter gelungen. Unzutreffend ist jedenfalls der Versuch von

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starb, setzte der König ein Jahr ­später die brandenbur­gischen Markgrafen Otto, Konrad und Johann an dessen Stelle.268 Auch für die drei Askanier sind bisher keine Akte unter Berufung auf das erteilte Amt offenkundig geworden. Nachdem die Markgrafen 1282 in eine heftige Auseinandersetzung mit der Stadt Lübeck geraten waren, widerrief der Habsburger die erteilte Vollmacht.269 Was Rudolf von Habsburg 1277/80 für die nörd­lichen Reichsteile bestellte, waren somit keine Reichsvikare, sondern allenfalls mit erweiterten Vollmachten versehene Stellvertreter in Anlehnung an die Reichslandvögte im deutschen Südwesten. 270 Ihre Wirksamkeit hatte mit großer Wahrschein­lichkeit die Distanz zum Königshof und die geringe Anbindung dieser Amtsträger an die könig­lichen Kommunika­ tionskanäle verhindert. Zwar wurden die Herrschaftsträger im Norden des Reiches bei der Behandlung von Konflikten indessen mit könig­lichen Mandaten angesprochen – ein Rückbezug auf das Vikarsamt fehlte dann jedoch. Reichsvikare absente rege sind dagegen im 14. Jahrhundert tatsäch­lich für ­Heinrich VII. und Karl IV., im frühen 15. Jahrhundert für Ruprecht und S­ igismund nachgewiesen. Auf den Sonderfall des von König Wilhelm von Holland bestellten Grafen von Waldeck ist schon eingegangen worden. Heinrich VII. hatte für die Zeit des Italienzuges seinen Sohn König Johann von Böhmen im Reich zurückgelassen, der bei der Behandlung von Konflikten als Reichsvikar zum ersten Mal am 19. Dezember 1310 in Erscheinung trat. Im Streit des Reichsoberhauptes um die Belehnung des Landgrafen Friedrich von Thüringen bekräftigte er den am selben Tag unterhandelten Vergleich.271 Im Mai 1311 beurkundete er dann das Nichterscheinen der Grafen Gerhard und Adolf von Holstein zu einem von ihm angesetzten Rechtstag gegenüber dem Magister Alexander von Lübeck.272 In ­etlichen weiteren Streitsachen bediente sich der Reichsvikar fast aller Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung. Hofgericht­liches Handeln ist beispielsweise für den Streit ­zwischen Ritter Johann von Waldeck und Gerhard von Landskron zu vermuten; am 14. August 1311 schrieb Erzbischof Heinrich von Köln an den Hofrichter, dass sich der Streitgegner auf dem Italienzug befinde und aus ­diesem Grund nicht vor Steinbach, Reichsgewalt, S. 97, die Rolle Herzog Albrechts II. von Braunschweig im Streit ­zwischen dem Bischof von Lübeck und einigen holsteinischen Edlen (vgl. Mecklenb. UB III, Nr. 1840 vom 11. März 1286) mit der Mandatierung seines Vaters von 1277 in Verbindung zu bringen. 268 Vgl. CD Brandenb. II,1, Nr. 188 vom 9. September 1280; RI VI,1, Nr. 1219; Leist, Landesherr, S. 29. 269 Vgl. MGH Const. III, Nr. 331; URH, Bd. III, Nr. 401. 270 Dieser Ansicht neigt auch von Freeden, Reichsgewalt, S. 85 – 87, zu. 271 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 505. Dieser Konflikt blieb fortan virulent und beschäftigte den Reichsvikar weiterhin, vgl. dazu URH, Bd. IV, Nr. 539 f., 547 und 559. 272 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 515.

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Gericht erscheinen könne.273 Zu Beginn des Jahres 1313 war ferner Rudolf von Hewen zunächst als Hofgerichtsstatthalter des Königs Johann, dann als Hofrichter des Reichsvikars tätig und sprach Urteile in den Konflikten ­zwischen dem Bruder Diether Rüdt des Klosters Bronnbach und Gernot Kotbus bzw. z­ wischen der Eichstätter ­Kirche und dem Grafen Konrad von Oettingen.274 Diese Beispiele belegen, dass das Reichsvikariat einer persön­lichen Stellvertretung des Königs am nächsten kam, da es offenbar auch dazu berechtigte, die Hofgerichtsbarkeit auszuüben. Die Billigung eines Schiedsvertrages erreichte der Reichsvikar auf dem Wege der Vermittlung im Konflikt ­zwischen Bischof Philipp von Eichstätt und Adelheit, der Witwe des Grafen von Oettingen zu einem späteren Zeitpunkt im September 1313.275 Erhalten haben sich schließ­lich auch einige Ge- und Verbote des könig­lichen Stellvertreters, die einem der Streitenden Schutz durch den Mandatar zusicherten oder einer Partei gewaltsame Handlungen untersagten.276 Die drei von Karl IV. bestellten Reichsvikare, einmal Pfalzgraf Rudolf II. und dessen Bruder Ruprecht I. von 1352 bis zum Ende des Italienzugs 1355 sowie Herzog Wenzel I. von Luxemburg, der Halbbruder des Kaisers, von 1368 bis 1370 waren im Gegensatz zu König Johann von Böhmen unter Heinrich VII. bei der Behandlung von Konflikten enger an den Willen des Reichsoberhauptes gebunden. Vor allem nutzte der Luxemburger Kommissionsaufträge und Spezialmandate, um konkrete Streitsachen seinem Reichsvikar zuzuweisen. Am 11. April 1352 bestellte er Pfalzgraf

273 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 524. Am 28. August 1311 folgte ein Brief des Mainzer Erzbischofs, die Streitsache so lange ruhen zu lassen, bis Gerhard von Landskron aus Italien zurückgekehrt sei (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 529). 274 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 572 f. Ein Achtspruch des Reichsvikars erfolgte zudem am 7. April 1312 auf Klage des Erzbischofs Peter von Mainz u. a. gegen die Grafen von Werdenberg-­ Sargans und von Montfort (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 548). 275 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 593. 276 Befehle des Reichsvikars, eine Konfliktpartei zu s­ chützen, ergingen z. B. am 31. Mai 1313 an Bischof Andreas von Würzburg und den Edlen Konrad von Hohenlohe zugunsten des Dekans und Kapitels des Stifts Neumünster zu Würzburg (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 586 und 588) sowie zuvor bereits am 7. September 1312 an Boppo von Eberstein, den Bruder Diether Rüdt des Klosters Bronnbach gegen Gernot Kotbus zu schirmen (vgl. URH, Bd.  IV, Nr. 563). Um die Herstellung eines Friedenszustandes war König Johann am 21. Januar 1313 bemüht, als er den Ratsmannen und Bürgern der Städte Speyer, Landau und Weißenburg befahl, in der Auseinandersetzung ­zwischen den Grafen von ­Sponheim und den Raugrafen sicherzustellen, dass beide Parteien sich seinem Friedensgebot unterwerfen. Zuvor war ein Kommissionsmandat an den Edlen Ulrich von Bickenbach ausgegangen, sich des Streits anzunehmen (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 574). Am 31. Mai 1313 untersagte der Reichsvikar durch ein Verbot dem Ritter Wipert von Zimmern und dessen Söhnen, weiterhin gegen das Stift Neumünster in Würzburg zu handeln (vgl. URH, Bd. IV, Nr. 587).

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Rudolf zum Kommissar in der eigenen Auseinandersetzung mit der Stadt Hagenau mit dem Auftrag, den Streit zu richten und Schadensersatz zu seinen Gunsten einzufordern.277 Im Konflikt z­ wischen dem Stift Basel und den Grafen von Hohenberg im gleichen Jahr befahl Karl seinem Reichsvikar, dafür zu sorgen, dass der vom Hohenberger unternommene Raub gegenüber dem Stift getilgt werde.278 Pfalzgraf Ruprecht I. war immerhin auch an Sühneverhandlungen im November 1354 beteiligt.279 Im Konflikt des Johann Erbe über strittige Fährrechte trug der ­Kaiser am 12. Januar 1369 seinem Halbbruder auf, die beiden Kontrahenten vorzuladen und zu verhören. Falls die als Lehen anzusehenden strittigen Rechte heimgefallen ­seien, sollte der Reichsvikar diese an Johann Erbe neu vergeben.280 Obwohl die Reichsvikare Karls IV. von vornherein mit weitreichenden Handlungsvollmachten ausgestattet waren, insistierte das Reichsoberhaupt oft in den Streitsachen, indem könig­liche Befehle Streitentscheidungen vorwegnahmen oder dem Reichsvikar konkrete Reak­tionen vorschrieben. König­liche Instruk­tionen konnten frei­lich dann nicht fortfallen, wenn Kläger und Bittsteller direkt beim abwesenden Herrscher auftraten und dieser sich dann entschloss, seinen Reichsvikar als Delegaten einzuschalten. Umgekehrt konnte auch der Reichsvikar den König zielgerichtet informieren, mög­licherweise um sein Agieren mit Rechtstiteln abzusichern. König Ruprecht hatte während seines letztend­lich glücklosen Italienzuges vom Herbst 1401 bis Ende Mai 1402 seinen ältesten Sohn Pfalzgraf Ludwig als Reichsvikar eingesetzt, dessen Handeln sich nach Ansicht von Ute Rödel in die Ausstellung von Mandaten manifestiert habe, ­welche die güt­liche Einigung der Streitenden intendierten.281 Nach wie vor prägten den Briefwechsel ­zwischen Reichsoberhaupt und Stellvertreter aber Spezialmandate, die ein unmittelbares Handeln

277 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 349. 278 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 374. 279 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 622 f. 280 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 265. Der Reichsvikar verfolgte die Konfliktlagen um Johann Erbe auch im Jahr 1370 weiter. Vom 18. Februar ist ein Schreiben Herzog Wenzels an Karl IV. überliefert, worin er den ­Kaiser bat, einen Kommissar in der Auseinandersetzung Erbes mit den Bürgern von Straßburg zu bestimmen, falls er selbst den Fall nicht untersuchen und richten wolle, um die Klärung des Konfliktes end­lich zu forcieren (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 295). 281 Vgl. URH, Bd. XV, S. LI. Eine Schlichtung kam beispielsweise im Konflikt z­ wischen dem Bischof Johann von Würzburg und den Städten Rothenburg, Schwäbisch Hall und Windsheim um eine unrechtmäßige Burg zustande, deren Abbruch der Reichsvikar zusagte (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1709, 1711 f.). Rechtstage hatte Pfalzgraf Ludwig weiterhin in den Auseinandersetzungen ­zwischen Bürgermeistern und Rat der Stadt Nürnberg sowie Hans und Gerolt, den Truchsessen, bzw. ­zwischen seinem Vater und dem Reichslandvogt in Schwaben einerseits und dem Abt des Klosters von Salmannsweiler andererseits angesetzt (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1780 bzw. 2050).

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des Delegaten erforderten. Am 16. Dezember 1401 befahl der König seinem Sohn, Herzog Ernst von Bayern an jeder weiteren Schädigung der Bürger von München und des Herzogs Ludwig von Bayern zu hindern.282 Dasselbe galt für die Statthalterschaft, die König Sigismund am 25. August 1422 dem Erzbischof Konrad von Mainz auf zehn Jahre einräumte. Dieser war sogar bevollmächtigt, an unserr stat und in unsern und des rychs namen in allen und ig­lichen vorgenanten Deutschen landen gemein­lich und sunder­lich … zu richten und zu urteyln, durch sich selbs odir andere, den er dann das zu tun und zu uben bevelhet, eynen seines stathalterampts richter, der eyn grave odir herre sey, und schriber dorczu zu kiesen und zu seczen, … ouch so­lichs gericht sigel zu machen.283 Das hier beschriebene Konfliktbehandlungsverfahren orientierte sich an der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit, die der Kirchenfürst offenbar in Abwesenheit des Luxemburgers ausüben sollte. Einzelne Befehle des Königs an seinen Delegaten sind dann immerhin bis in das Jahr 1423 überliefert, bevor der Vikar seine Tätigkeit einstellte.284 Dieses Beispiel zeigt genauso wie die drei übrigen, dass Reichsvikare trotz Abwesenheit des Herrschers im regen Austausch mit dem König standen und die einmal erteilten Bevollmächtigungen ihr Handeln nicht vom Reichsoberhaupt abtrennten. Die Delegierung von könig­lichem Handeln war weder aus der Sicht der Streitenden, die immerfort neue Anliegen vor den König oder seine Amtsträger brachten, noch von dem durch Eigeninteressen bestimmten Standpunkt des Königs universell, sondern vielmehr verlangten die Begebenheiten der Einzelkonflikte zusätz­liche Interak­tionen ­zwischen König und Stellvertreter. Die Korrespondenz ­zwischen beiden wird deshalb künftig in der Frage nach der Delegierung von herrscher­lichem Handeln eingehendere Berücksichtigung finden müssen. 3.3.3 Die kaiserliche Landgerichtsbarkeit bis in das frühe 14. Jahrhundert Während die Tätigkeit von Reichslandvögten und Reichsvikaren im Mittelalter weit mehr als die Lösung streitiger Konflikte umfasste, begrenzte sich das Handeln der kaiser­lichen Landgerichte in ihren unterschied­lichen Verfahren auf die Ausübung von Gerichtsbarkeit. Wohl auch aus ­diesem Grund wurden die kaiser­lichen Landrichter fast nie durch könig­liche Spezialmandate mit der Behandlung einer Streitsache beauftragt; die Legitima­tion ihrer Stellvertreterschaft resultierte näm­ lich zumeist aus der Reichslehnbarkeit ihres Königsamtes. Das bedeutet auch, dass 282 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1902. 283 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1253, und vgl. RI XI, Nr. 5054; Wefers, System, S. 105. 284 Vgl. RI XI, Nr. 5116, 5143, 5156, 5180, 5514 und 5518.

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Landrichter nicht wie Reichslandvögte und -vikare einzig von ihren persön­lichen Ressourcen im Königsdienst abhängig waren, sondern in der Regel Gerichtsplatz und die ungeschriebenen Gewohnheiten der Tätigkeit ihres Gerichtes bereits vorfanden. Sie amtierten im Wesent­lichen im Rahmen abgehaltener Gerichtssitzungen in kaiser­lichem Namen.285 Gegenüber dem Reichsoberhaupt hatten sie zudem Richtereide zu leisten.286 Die Grenzen ihres Handelns bildete das gerichtstypische Verfahren zur Konfliktbehandlung, dessen Rechtsgewohnheiten für den Landrichter bindend blieben. Die Übertragung von Gerichtsbarkeit auf dem Wege eines Lehnsverhältnisses war dabei im 13. Jahrhundert kein Spezifikum kaiser­ licher Landgerichte 287 – genauso waren Landesherren mit dem Akt der Belehnung zugleich Gerichtsherren über ihre Lehen und frei­lich auch über ihre Eigengüter. Die mittelalter­liche Rechtsgeschichte sieht sich bei den kaiser­lichen Landgerichten also hauptsäch­lich mit dem Problem konfrontiert, ihr Verhältnis gegenüber dem Königtum so darzustellen, dass sich kaiser­liche und landesherr­liche Gerichte weiterhin voneinander unterscheiden lassen. Welche besonderen Merkmale die Landgerichte des Reichsoberhauptes charakterisieren, wird sich – so wünschenswert es auch ist, diese Frage zu beantworten – schwer­lich sagen lassen. Denn bei einigen Landrichterämtern sind substantielle Überschneidungen mit den übrigen Königsämtern belegt. Martin Walter Wernli hat in seiner Studie zum kaiser­lichen Landgericht in Zürich wohl auch deshalb die pauschale Verwendung der Sammelbezeichnung „kaiser­liche Landgerichte“ kritisiert. Letztend­lich sei für jedes dieser Gerichte die Beziehung ­zwischen ­Kaiser und Inhaber des Gerichtes einzeln zu prüfen.288 Dass überhaupt eine allgemeine Defini­tion für die kaiser­lichen Landgerichte zu formulieren sei, bezweifelt Michael Schäfer in seiner Disserta­tion zum Würzburger Landgericht völlig.289 Eine Annäherung an diesen Terminus mag dennoch gelingen, indem bei aller Verschiedenheit der Entstehungskontexte einzelner 285 Die gericht­liche Tätigkeit im Namen des Kaisers hat auch Merzbacher, Iudicium, S. 1, in seiner Erläuterung des Begriffs der kaiser­lichen Landgerichte in Anknüpfung an die älteren Arbeiten von Johann Heinrich Zedler und Johann Friedrich Pfeffinger von 1737 bzw. 1731 sowie an die Studien Fritz Kerns betont: „Hervorstechendes, charakteristisches Merkmal dieser Gerichtsgattung […] bildete ursprüng­lich die unmittelbare Ableitung ihrer gericht­lichen Gewalt vom K ­ aiser“. 286 Vgl. Scheyhing, Eide, S. 299 f. 287 Schäfer, Landgericht, S. 46, betrachtet das Lehnsverhältnis zum K ­ aiser als Fundament der Beziehung ­zwischen kaiser­lichem Landgericht und Reichsoberhaupt, was diesen Gerichten gerade eine Unabhängigkeit von jeder landesherr­lichen Legitima­tion beschert habe. Die persön­lich geübte Gerichtsbarkeit von Landesherren auf den übertragenen Reichslehen basierte jedoch auf demselben Rechtsverhältnis. 288 Vgl. Wernli, Hofgericht, S. 11, Anm. 76. 289 Vgl. Schäfer, Landgericht, S. 46.

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kaiser­licher Landgerichte nach prinzipiellen Gemeinsamkeiten gesucht wird. Mit ­diesem Zugang ist wenigstens eine deskriptive Bestimmung des Phänomens zu erhoffen, die selbst dann eine Vorstellung von dieser Form könig­licher Gerichtsbarkeit erzeugt, wenn keine enggefasste Begriffsklärung an deren Ende steht. Des Weiteren kann so auf die Rekapitula­tion der für einzelne kaiser­liche Landgerichte sehr ausführ­lichen, bisweilen unübersicht­lichen und widersprüch­lichen Diskussion ihrer Herkunft weitestgehend verzichtet werden. Diese Arbeit kommt damit wieder auf den Ansatz von Hans Erich Feine zurück, der einzig die kaiser­lichen Landgerichte in Schwaben zusammengenommen untersucht hat, während alle übrigen Darstellungen – ältere wie neuere – sich exemplarisch jeweils einem dieser Gerichte gewidmet haben. Unter dem Gesichtspunkt ihrer räum­lichen Verteilung lassen sich die kaiser­ lichen Landgerichte ausnahmslos dem deutschen Südwesten zuordnen. Konkreter sind im frühen 14. Jahrhundert vor allem Schwaben und Franken diejenigen Regionen des Reiches, wo kaiser­liche Landgerichte bestanden. Am eingehendsten sind von der Forschung in Schwaben die kaiser­lichen Landgerichte in Rottweil und auf der Leutkircher Heide nörd­lich des Bodensees bearbeitet worden. Obwohl sich das Rottweiler Gericht in den Quellen zumeist, aber nicht ausschließ­lich als Hofgericht titulierte, wird es zweifelsfrei mit unter den kaiser­lichen Landgerichten subsummiert, wenn nicht gar als ihr bedeutendster Repräsentant betrachtet. In Franken bestanden zeitgleich in Nürnberg, Bamberg und Rothenburg ob der Tauber Gerichte dieser Art. Einen „Sonderfall“, so Michael Schäfer, bilde das Würzburger Landgericht, für das gerade kein kaiser­licher Ursprung nachzuweisen sei, da es stets in enger Verbindung zur bischöf­lichen Herrschaft gestanden habe.290 Hinzu traten in unmittelbarer Nachbarschaft zum bayerischen Herzogtum die kaiser­lichen Landgerichte in Hirschberg und Graisbach. Diese Aufstellung muss vorsichtiger gelesen werden, als sie zunächst erscheinen mag; sie bildet allenfalls einen minimalen Forschungskonsens ab und neigt sehr dazu, unvollständig zu sein. Verschiedent­lich ist daher im Spätmittelalter von weiteren kaiser­lichen Landgerichten in Stühlingen, Rankweil, Zürich, Konstanz, in der Baar, im Klettgau und im Thurgau, im Breisgau, in Kempten, in Bad Wimpfen, Stockach, Nördlingen, Schweinfurt und Ulm sowie in Ravensburg, Marstetten, Auerbach, Oettingen, Hochstädt, Sulzbach, Ensisheim und schließ­lich in Veringen, Sigmaringen, Friedberg und Wartstein ausgegangen worden.291 Potentielle Ergänzungen sind für die Reichsteile außerhalb des 290 Schäfer, Landgericht, S. 85, und vgl. die im Kern synonymen Interpreta­tionen von Ger­lich, Staat, S. 277; Wigand, Fehmgericht, S. 121; Waldmann, Von den Landgerichten, S. 14 f.; Mayer, Herzogtum, S. 209. 291 Vgl. z. B. Hofacker, Landgerichte in Schwaben; Ger­lich, Staat, S. 269; Grube, Verfassung, S. 8; Feine, Landgerichte; Merzbacher, Landgericht, Sp. 1499; Jänichen,

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deutschen Südwestens jedoch unwahrschein­lich und werden von der Forschung nicht angenommen.292 Somit sind im Zusammenhang mit den kaiser­lichen Landgerichten Regionen des Reiches angesprochen, die seit den staufischen Königen den Kernbestand der vorhandenen Reichsgüter umfassten. Hans Erich Feine hat aus d­ iesem Grund die Entstehung der Landgerichte kaiser­licher Prägung mit der Reichsgutverwaltung in Verbindung gebracht.293 Der Blick richtete sich dabei abermals auf König Rudolf von Habsburg, dessen Revindika­tionen am ehesten diese Besitzungen und ihre Gerichtsbarkeit neu geordnet haben können. Hierzu passt auch die Tatsache, dass zum Ende des 13. Jahrhunderts einige Reichslandvögte ebenfalls als Landrichter in den Quellen auftreten.294 Zu Schöpfern der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit sind entsprechend die Protokolle, S. 6; Wigand, Fehmgericht, S. 119 f.; Lieberich, Hofgerichtsprotokolle, S. 7. 292 Einzige Ausnahme lanciert jüngst von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 134 – 136 und 140, mit einem könig­lichen Landgericht am Niederrhein, das im Zusammenhang mit der hiesigen Reichslandvogtei stehe. Die Formulierung der Bestallungsurkunde des Landvogtes vom 18. November 1292 gewährte jedoch allgemeiner die Ausübung von Gerichtsbarkeit (vgl. MGH Const. III, Nr. 494) – die Etablierung eines Landgerichts erscheint vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Forschungsstandes noch nicht erwiesen. 293 Vgl. Feine, Landgerichte, S. 231. Ganz ähn­lich äußern sich Waldmann, Von den Landgerichten, S. 14, und Mitteis/Lieberich, Rechtsgeschichte, S. 255. 294 Nach Feine, Landgerichte, S. 156 – 158, hatte Rudolf von Habsburg die ursprüng­lich zährin­gische Reichsvogtei von den Herzögen von Teck im Rahmen der Revindika­tionen zurückerworben und wohl einen Amtsträger mit der Wahrnehmung dieser Vogtei beauftragt. Genannt wird diese jedoch erst unter König Albrecht I. im Jahre 1299, was als Erst­­ erwähnung des Rottweiler Hofgerichtes gilt. Die beiden von Rudolf in Schwaben eingesetzten Reichslandvögte Hugo von Werdenberg und Albrecht von Hohenberg bezeichneten sich beide ebenfalls als Landrichter (vgl. Teusch, Reichs-­Landvogteien, S. 21 – 27; Gut, Landgericht, S. 40; von Reitzenstein, Reichs-­Landvogteien, S. 90; Niese, Verwaltung, S. 294; Röder, Rudolf von Habsburg, S. 63), spätestens ab 1286 s­ eien jedoch in Oberschwaben beide Ämter getrennt worden (vgl. Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 456 f.). In Rothenburg saß der könig­liche Reichslandvogt dem Landgericht im späten 13. Jahrhundert vor (vgl. Schmidt, Herzogtum, S. 48; Schreibmüller, Landgericht, S. 51). Mommsen, Königsurkunden, S. 23, bestreitet diesen Zusammenhang für Rothenburg zumindest für die Entstehung beider Königsämter. Vom 24. März 1346 ist ein Urteil des Rothenburger Landgerichts überliefert, dessen Ausspruch durch Heinrich von D ­ ürrwang, Reichslandvogt in Franken, erfolgte (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 743). Auch für Wimpfen ist Schroeder, Oberhof, S. 314, davon ausgegangen, dass König Rudolf von Habsburg sowohl das kaiser­liche Landgericht als auch eine Reichslandvogtei eingerichtet habe. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 125 f., und Niese, Verwaltung, S. 305 f., stellen aber klar, dass beide Königsämter nicht mit der gleichen Person besetzt waren, also Kraft von Hohenlohe nur als Landvogt und Swigger von Gemmingen entsprechend als Landrichter tätig waren. Ferner, so Orth, Landgraf, Sp. 1501 f., verbanden Landgrafen ihre Funk­tionen in der Reichsgutverwaltung mit der Gerichtstätigkeit, indem sie zugleich als Landrichter

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beiden habsbur­gischen Könige mit ihrer nicht ganz uneigennützigen Territorialpolitik stilisiert worden. Ganz widerspruchsfrei ist diese Argumenta­tion jedoch nicht. Gezeigt werden konnte für die meisten der genannten Gerichte in separaten Untersuchungen, dass ihre Gerichtsplätze mindestens bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert in Gebrauch waren.295 Außerdem beriefen sich die Inhaber kaiser­licher Landgerichtsbarkeit erst im Laufe des 14. und dann besonders im 15. Jahrhundert auf ihre kaiser­liche Herkunft,296 zu einem Zeitpunkt, als die meisten der oben angeführten Landgerichte längst in den Besitzstand der Landesherrschaften übergegangen waren. Diese Gegensätze lösen sich jedoch auf, sobald die parallel laufende Entwicklung der Landesherrschaft im Spätmittelalter als Korrelat hergenommen wird. Zunächst einmal existierten Landgerichte – iudicium terrae, iudicium provin­ ciale bzw. placitum generale oder lantding nach dem Wortlaut der Quellen 297 – im Reich nörd­lich der Alpen vielerorts spätestens seit der Herrschaft der Staufer. Diese Gerichte waren nicht notwendig an Reichsgüter oder das Königtum geknüpft, sondern fungierten genauso oft als Gerichtsorte der jungen Landesherrschaften. In besonderem Maße beweisen dies die landeshistorischen Forschungen zum bayerischen Herzogtum, das offenbar zeitgleich im späten 13. Jahrhundert Landgerichte, sogenannte Schrannen, besaß.298 Auch die Pfalzgrafen von Tübingen besaßen in der

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in ihrer Herrschaft fungierten. Auch auf ­diesem Wege konnten Landgerichte aus der Form könig­licher Delega­tion entwunden werden, sobald die Landgrafen eine Landesherrschaft ausbildeten (vgl. Fricke, Reichsvikare, S. 75). Insgesamt ergibt sich bisher kein schlüssiges Bild vom Verhältnis der einzelnen könig­lichen Amtsträger zueinander an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter. In der Würzburger Diözese ist bereits für das Jahr 1140 ein placitum generale belegt, dem ein bischöf­licher Vogt vorsaß (vgl. Feine, Landgerichte, S. 225, insb. Anm. 217; Merzbacher, Iudicium, S. 2; Schäfer, Landgericht, S. 47 f.). Müller, Landgericht, S. 196, konstatiert für die kaiser­lichen Landgerichte in Rottweil und auf der Leutkircher Heide, dass beiden auf der Basis ihrer „nachmals hervortretende[n] besondere[n] Beziehung zum König gegen Ende des Mittelalters eine viel weitergehende […] Wirksamkeit“ eigentüm­lich gewesen sei. Für das Würzburger Landgericht erkennt Schäfer, Landgericht, S. 41 und 44, die Betonung der kaiser­lichen Herkunft erst im 15. Jahrhundert als vollzogen an. Aus dem Hirschberger Landgericht formulierten die bayerischen Herzöge mit den Worten von Hofacker, Hirschberg „einen Anspruch auf jurisdik­tionelle Überordnung in einem Gebiet […], in dem sie mit wenigen Ausnahmen nicht Landesherren waren“. Vgl. zu den Bezeichnungen der Landgerichte Drüppel, Landgericht, Sp. 1660. Nach Bünz, Land, S. 69 – 71, erschienen Komposi­tionen von Landrichter, Landgraf, Landgericht seit dem 12. Jahrhundert, die Bezeichnung provincia fand sich schon im 11. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert fungiert zudem terra als Teil der Komposi­tion vielfach für die Benennung von Gerichts- oder Verwaltungseinheiten. Rosenthal, Geschichte, S. 50 – 53, Wohlhaupter, Hochgerichtsbarkeit, S. 172 f., und Husslein, Gerichtsorganisa­tion, S. 9 f., verbinden die Entstehung der bayerischen

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ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein eigenes Landgericht.299 Bei der Abhaltung von Gerichtssitzungen griffen die lokalen Herrschaftsträger vielfach auf bekannte Plätze zurück, was die im Einzelfall weit zurückreichende Tradi­tion eines Landgerichts erklärt. Neue Gerichtsorte entstanden am ehesten in den Zentren einer Herrschaft. Dass kaiser­liche Landgerichte analog zu den übrigen lokalen (Land-) Gerichten den dinggenossenschaftlichen Gerichtsprozess übten, der einen Vorsitzenden als Richter und eine Gruppe von Urteilern kannte,300 bestätigt zudem deren histo­rische Verwandtschaft. Wird zusätz­lich die Analogie zum könig­lichen Hofgericht einbezogen, dann muss gar davon ausgegangen werden, dass mit allen drei Formen gerade ein Archetyp von welt­licher Gerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert existiert hat. Eben das dürfte auch in den Kern der rechtsgeschicht­lichen Grundvorstellung vom dinggenossenschaftlichen Prozess stoßen, der für die meisten Gerichte im Reich nörd­lich der Alpen fundamental war. Im Übrigen folgten die kaiser­lichen Landgerichte den prozessrecht­lichen Normen mit Acht- und Anleiteverfahren des könig­lichen Hofgerichtes. Genauso übernahmen die kaiser­lichen Landgerichte notarielle Funk­tionen.301 Indem sich aber die Hofrichter am Rottweiler Gericht stets Landgerichte mit der Einteilung des Herzogtums in Ämter nach dem wittelsbachischen Salbuch des Jahres 1224. Auch von Voltelini, Entstehung, S. 28, weist für Bayern und Tirol auf die Verschmelzung von Gerichtsbarkeit und Pflegschaft im Amt der ­Landrichter des 13. Jahrhunderts hin. Tatsäch­lich sprach das Urbar an keiner Stelle von Gerichten oder der Inkorpora­tion von Gerichtsbarkeit in den genannten Ämtern. Nach Ansicht von Hiereth, Gerichtsorganisa­tion, S. 13, und Rosenthal, Hofgericht, S. 439, ­seien erst im 14. Jahrhundert die Tätigkeiten der Landrichter im Amt des Pflegers zusammengeführt worden. Für das bayerische Landgericht in Kitzbühl hat überdies Spindler, Anfänge, S. 139, präzisiert, dass erst im Jahre 1271 ein herzog­licher Landrichter belegt sei. Für das späte 13. Jahrhundert bietet Klebel, Rechtsgeschichte, S. 59 f., eine Aufstellung über die österreichischen Landgerichte. Meyer, Verwaltungsorganisa­tion, S. 133 f., sieht im ­Aargau einen habsbur­gischen Landrichter mit Ulrich von Reußegg schon um 1257 belegt. In Thüringen hat ferner ein Landgericht der Grafen von Klettberg bestanden, dessen Tätigkeit aber gerade nicht in Verbindung mit einer kaiser­lichen Delega­tion zu bringen ist. Dieser Befund gilt ebenfalls für die nordthürin­gischen Landgerichte (vgl. Eberhardt, Landgerichte, S. 82 und 92). In Bad Cannstatt ist ein württember­gisches Landgericht nachgewiesen (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 77). 299 Vgl. Jänichen, Landtage, S. 125. 300 Vgl. für das Landgericht in Würzburg Schäfer, Landgericht, S. 53. Das Rottweiler Hof­ gericht war mit Rittern und Ratsmannen der Reichsstadt besetzt; das ursprüng­liche Urteiler­ gremium bestand womög­lich aus könig­lichen Ministerialen (vgl. Grube, Verfassung, S. 14 und 128; Jack, Ehafte, S. 11). Von Bezold, Verfassung, S. 74, konstatiert, dass am kaiser­ lichen Landgericht der Reichsstadt Rothenburg könig­liche Ministerialen und Adlige als Urteiler tätig gewesen s­ eien, die teilweise das Bürgerrecht der Stadt besessen haben. 301 Vgl. Waldmann, Von den Landgerichten, S. 14. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 300, sieht den Prozess des könig­lichen Hofgerichts als Vorbild für die Praxis an den

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als vom König bevollmächtigt titulierten, der Stellvertreter am könig­lichen Hofgericht sich verkürzt als Hofrichter des Königs bezeichnete,302 äußerten die Akteure Unterschiede hinsicht­lich ihres Grades als könig­liche Delegaten. Auf ­welche Weise kamen einzelne dieser Landgerichte nun zu ihrem kaiser­lichen Attribut? Unerläss­liche Voraussetzung d­ ieses Titels war die reale oder fiktive Konstruk­tion einer Beziehung z­ wischen Gericht, dessen Inhaber oder den zugrundeliegenden Gerichtsrechten einerseits und dem Reichsoberhaupt andererseits. Dafür boten sich den Zeitgenossen gleich mehrere Mög­lichkeiten, die das Spektrum unterschied­ licher Entstehungskontexte der kaiser­lichen Landgerichte illustrieren. Ein Bezug zum Reichsgut war dabei besonders förder­lich, da das Reichsoberhaupt mit der Verleihung von Rechts- und Besitztiteln oder der Bestellung von Amtsträgern wie die der Reichslandvögte von sich aus auf seine unzureichenden Instrumente mittelalter­licher Zentralverwaltung reagierte und Stellvertreter benannte. Graf Hugo von Werdenberg saß dem Landgericht in Ravensburg schon am 14. März 1274 als iudex provincialis a domino rege vor, worin der Landrichter seinem unmittelbaren Bezug zum König Ausdruck verlieh.303 Ganz ähn­lich bezeichnete sich Landrichter Swigger von Deggenhausen 1296 als iudex provincialis a domino Alberto rege Romanorum constitutus.304 Solche Selbstbezeichnungen, die für gewöhn­ lich Teil der Intitulatio ausgestellter Gerichtsbriefe waren, dürften sich in den Quellen noch vermehrt auffinden lassen, sobald die Urkunden der kaiser­lichen Landgerichte einmal systematisch gesammelt und erschlossen werden. Beide hier exemplarisch angeführten Landrichter verstanden sich als könig­liche Delegaten, deren Dienst für das Reichsoberhaupt im Zusammenhang mit der Pflege von Reichsgütern stand. Letzteres wird augenfälliger, wenn könig­liche Bestallungen und Belehnungen einbezogen werden. Gegenüber der Stadt Rothenburg verfügte König Rudolf am 15. Mai 1274 hinsicht­lich des Landgerichtes, quod secundum antiquam et approbatam consuetudinem hactenus observatam in iuris sui robore

kaiser­lichen Landgerichten. Auf den 26. März 1317 datiert z. B. eine Achtentlassung der Stadt Freiburg durch das Rottweiler Gericht (vgl. Grube, Verfassung, S. 11). Merzbacher, Iudicium, S. 47, bezeichnet das Hofgericht in Rottweil sogar als „Ächtungsgericht“. Zeugenaussagen vom 23. April 1343 und 7. März 1345 belegen auch für das Landgericht Rothenburg die Gerichtspraxis mit Acht und Anleite (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 651 bzw. 697). Aus ­diesem Zeitraum verzeichnet das Urkundenbuch zahllose weitere Bezeugungen dieser Art. Zur Übung der freiwilligen Gerichtsbarkeit der kaiser­lichen Landgerichte vgl. Grube, Verfassung, S. 12; Feine, Landgerichte, S. 226; Speidel, Hofgericht, S. 7 f.; Scheyhing, Landgericht, S. 85; Schroeder, Landgericht, S. 42; Rusch, Gaugericht, S. 11. 302 Vgl. URH, Bd. XI, S. XXVIII. 303 Württemb. UB VII, Nr. 2400. 304 Jänichen, Landgerichte, S. 173.

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et rigore de cetero teneatur.305 Mit ­diesem Auftrag war Rudolf offenbar willens, die Pflege eines bestehenden Landgerichtes, für die er sich als verantwort­lich begriff, der Rothenburger Bürger­schaft aufzutragen. Noch pointierter liest sich die Belehnung der Nürnberger Burggrafen vom 25. Oktober 1273: Notum igitur esse volumus et presentibus publice protestamur, quod nos advertentes devocionem et fidelitatem dilecti nobis Friderici … universa bona infrascripta, videlicet comiciam burcgrauie in Nvrenberch, … iudicium provinciale in Nvrenberch, cui etiam vice imperatoris omne iudicium iudicans persidebit.306 Ihren Inhabern boten im Duktus stadt- und landesherr­licher Politik s­ olche weitreichenden Vollmachten auf lange Sicht die Mög­lichkeit, den kaiser­lichen Rang ihres Landgerichtes ostentativ zu artikulieren. Aus dem könig­lichen Dienstauftrag wurde dann ein Vorrecht gegenüber Dritten, aus dem könig­lichen Stellvertreter ein mit besonderem Vorzug privilegierter Herrschaftsträger. Hatte das Reichsoberhaupt einen solchen Rechtstitel einmal beurkundet und ließ sich dieser fortan gegenüber anderen Herrschaftsträgern aufrechterhalten, dann entwand sich die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit aus der Funk­tion kaiser­licher Delega­tion. Dass oft erst im 15. Jahrhundert die kaiser­lichen Landgerichte ihre Tätigkeit im Namen des Reichsoberhauptes mit äußerster Betonung geltend machten und konträr zur Realität den Charakter delegierter könig­licher Gerichtsbarkeit bekräftigten, war Teil herrschaft­licher Selbstdarstellung.307 Insbesondere der Aufstieg könig­licher Amtsträger zu Landes­ herren, wie er den zollerischen Burggrafen von Nürnberg gelang,308 oder die Inkorpora­tion von Reichsgütern in eine Landesherrschaft, die beispielsweise die bayerischen Herzöge schon 1305 gegenüber den beiden Gerichten in Hirschberg und Graisbach erreichten,309 kennzeichneten den Zugewinn eines Rechtstitels

305 MGH Const. III, Nr. 650; Urk. Rothenburg, Nr. 70. 306 Nürnb. UB, Nr. 461; Mon. Zoll. II, Nr. 129, und vgl. RI VI,1, Nr. 8. Verschrieben ist die Datierung des Privilegs bei Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 61, Anm. **. Die Erneuerung des Privilegs erfolgte im Jahre 1281, vgl. Mon. Zoll. II, Nr. 246; RI VI,1, Nr. 1389. 307 Vgl. Bourrée, Bedeutung, für das Nürnberger Landgericht, Ger­lich, Studien, S. 50, für das Landgericht der Bischöfe von Würzburg und s. u. Kap. 5.1.2 und 6.3.2. 308 Als gesichert gilt, dass das kaiser­liche Landgericht der Burggrafen von Nürnberg auf das Königsamt des Butiglers zurückging, das seit 1228 bezeugt ist. Im Laufe des Interregnums muss dessen Gerichtstätigkeit an die hiesigen Burggrafen gelangt sein – in der Belehnung der Hohenzollern mit ­diesem Amt 1273 wies der König jedenfalls diesen das Landgericht zu (vgl. Feine, Landgerichte, S. 221 f.; Ger­lich, Staat, S. 299; Mayer, Herzogtum, S. 223 – 227). Älteste Tätigkeit des Burggrafen als Landrichter ist eine Urkunde vom 1. Dezember 1265 (vgl. Merzbacher, Iudicium, S. 37; Veit, Nürnberg, S. 27). 309 Im Jahre 1305 starb mit dem Tod des Grafen Gebhard das Geschlecht der Grafen von Hirschberg aus, so dass ein Streit z­ wischen den Bischöfen von Eichstätt und den b­ ayerischen

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kaiser­licher Gerichtsbarkeit für die eigene Herrschaft. Ganz analog zur Bestellung von Reichslandvögten waren daher die kaiser­lichen Landgerichte Symptom der Regionalisierung könig­licher Konfliktbehandlung. Lag die Initiative bei den Reichslandvögten am ehesten noch bei den Herrschern selbst, dominierten bei den kaiser­lichen Landgerichten die landesherr­lichen Bemühungen, die erlangten Vorrechte nach außen darzustellen. Die wenigsten könig­lichen Gerichte auf Reichsgut taugten als Prädikate der spätmittelalter­lichen Landesherren, weil sie bereits im Laufe des 14. Jahrhunderts untergingen. Für das Bamberger Landgericht hat zum Beispiel Waldmann bemerkt, dass der Titel eines kaiser­lichen Landgerichtes im 15. Jahrhundert gerade nicht mehr geführt worden sei.310 Wenn bis hierin kaum etwas zur rechtspraktischen Konfliktlösung durch die kaiser­lichen Landgerichte ausgesagt worden ist, dann begründet sich das mit der sehr homogenen Überlieferungssitua­tion. Bis in das frühe 14. Jahrhundert sind nur einzelne Gerichtshandlungen erhalten, so dass sowohl die Analyse der behandelten Streitgegenstände als auch die Rekonstruk­tion der personellen Organisa­ tion der kaiser­lichen Landgerichte reich­lich unvollständig bleiben muss. Dieser Umstand verhindert ebenfalls die Ergründung des Entstehungskontextes einzelner Gerichte dieser Art. Insofern sich die einzelnen kaiser­lichen Landgerichte im Laufe des 14. Jahrhunderts in ihrem Status halten konnten, nahm die Schrift­lichkeit in deren Verfahren sukzessive zu. In der Regel wurden neben Achtregistern auch Urteils- oder Protokollbücher mit großer Akribie geführt, die über Streitsachen, die Terminierung der Gerichtssitzungen und mithin das eingesetzte Gerichtspersonal Auskunft gaben.311 Der Dominanz an Quellen der Gerichtstätigkeit Herzögen um die Herrschaft entbrannte, ­welchen die Herzöge in einem Schiedsspruch vom 19. Oktober 1305 für sich entschieden (vgl. Ka­lisch, Hirschberg, S. 142 und 152 – 154; Rosenthal, Geschichte, S. 100 – 108; Müller, Landgericht, S. 199 f. und 206 f.; Hofacker, Hirschberg). In den ersten Gerichtsakten des Hirschberger Landgerichts nach der Erwerbung durch die bayerischen Herzöge wurde konsequent auf die kaiser­liche Herkunft Bezug genommen. „Der Titel ‚kaiser­liches‘ Landgericht bezeichnet nur die Tatsache, daß es nach wie vor unmittelbar vom ­Kaiser als Amt zu Lehen ging“, erklärt Müller, Landgericht, S. 212, den Rekurs auf das Reichsoberhaupt in Hirschberg. Die Grafschaft Graisbach gehörte vor dem Tod des Grafen Gebhard ebenfalls zum Besitzstand der Hirschberger – diese wurden in den Jahren 1320 und 1360 den bayerischen Herzögen explizit bestätigt (vgl. Feine, Landgerichte, S. 229). 1307 belehnte König Heinrich VII. jedenfalls die bayerischen Herzöge mit beiden Landgerichten (vgl. von Andrian-­Werburg, Albrecht Achilles, S. 60). 310 Vgl. Waldmann, Von den Landgerichten, S. 15. 311 Das älteste Achtbuch eines kaiser­lichen Landgerichts ist für Rothenburg erhalten, das bereits seit 1274 die Achtsprüche verzeichnete (vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 72, Anm. 22; Schreibmüller, Landgericht, S. 49; Feine, Landgerichte, S. 223; Achtbuch, S. 7). In Würzburg sind ab 1317 Landgerichtsbücher überliefert (vgl. Feine,

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kaiser­licher Landgerichte standen erst vergleichsweise spät normative Rechtstexte, zumeist Landgerichtsordnungen, gegenüber, im Mittelalter waren sie fast ausschließ­lich Einzelerscheinungen des 15. Jahrhunderts.312 Das dürfte auch der Grund sein, weshalb die überlieferten Quellenbestände bisher wenig erschlossen

Landgerichte, S. 226; Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 282 f.). Ein Fragment eines Achtbuches am Nürnberger Landgericht ist für die Jahre 1319/20, zwei fortlaufend geführte Bücher von 1364 bis in das 17. Jahrhundert auf uns gekommen (vgl. StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 271, und 273 sowie die jüngeren Abschriften dieser Bücher Nr. 273a und 274; Neukam, Bruchstücke; Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 274). Am Landgericht auf der Leutkircher Heide wurde ab 1334 ein Achtbuch geführt (vgl. Achtbuch, S. 8), im Hegau wohl schon 1322 (vgl. Jänichen, Hegau, S. 8 f.). In Rothenburg wurden im Zeitraum von 1310 bis 1328 die Gerichtsakte in einem Landgerichtsbuch niedergeschrieben (vgl. StadtA Rothenburg, Akte, Nr. 487c), das gegenwärtig im Nürnberger Staatsarchiv aufbewahrt wird. Register und Bücher des zolle­rischen Landgerichts in Nürnberg sind in verschiedenen Serien geführt worden, deren Auflistung im Zusammenhang mit der Verwahrung der Dokumente in der Zeit L ­ udwigs von Eyb in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Zeitgenossen beschäftigte, wohl als das Landgericht ab 1460 ruhte (vgl. StA Bamberg, Mgft. B ­ randenb., GHAP, Nr. 2291, fol. 1 – 2). Ein Fragment der Gerichtsbücher des Graisbacher Landgerichts hat sich aus den Jahren 1416 bis 1419 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv ­München unter der Signa­tur Abt. 1, Neuburger Kopialbuch, Nr. 5, fol. 1 – 33 erhalten (vgl. Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 287 f.). Ein Landgerichtsbuch dokumentiert für den Zeitraum von 1488 bis 1495 ausführ­lich die Tätigkeit des Bamberger Gerichts (vgl. Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 285 f.); darüber hinaus liegen fünf weitere Bücher aus der Zeit vor dem Jahr 1503 vor (vgl. Rieder, Landgericht, S. 43). Eine Aufstellung der in Rottweil amtierenden Hofrichter findet sich bei Grube, Verfassung, S. 213 – 218, und für das Landgericht Nürnberg bei Spälter, Etappen, S. 588. 312 Die beiden ältesten Landgerichtsordnungen sind die Zürcher Hofgerichtsordnung aus dem Jahre 1383 (vgl. den Druck in Zürcher Stadtbücher, Nr. 76) und die sogenannte alte Hofgerichtsordnung des Rottweiler Gerichts aus den 1430er Jahren, die in zwei D ­ rucken von Heinrich Glitsch und Karl O. Müller aus dem Jahre 1921 bzw. von Wolfgang Irtenkauf von 1981 publiziert ist. Nach den bisherigen Erkenntnissen liegt für das kaiser­liche Landgericht Nürnberg eine erste Gerichtsordnung aus dem Jahr 1447 (vgl. den Druck bei Ludwig von Eyb, S. 270 – 279), für Hirschberg von 1518 (vgl. Ka­lisch, Hirschberg, S. 184; Müller, Landgericht, S. 226 f.), für Leutkirch von 1562 (vgl. Gut, Landgericht, S. 29), für Rankweil von 1579 (vgl. den Druck bei Rusch, Gaugericht, S. 36 – 100) vor. Die schrift­liche Niederlegung der geltenden Rechtsnormen an den kaiser­lichen Landgerichten verlief zeit­lich im Gleichklang mit anderen Landgerichten. In das Jahr 1481 datiert eine Gerichtsordnung für Kempten (vgl. Feine, Landgerichte, S. 218), das Gericht auf dem Leineberg bei Göttingen könnte schon im 14. Jahrhundert, sicher aber im 15. Jahrhundert über eine Landgerichtsordnung verfügt haben (vgl. Kupsch, Gericht, S. 20 f.). Das Landgericht in Graisbach erhielt 1417 eine Gerichtsordnung (vgl. Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 287 f.). Für Würzburg ist eine Ordnung aus dem Jahr 1618 überliefert (vgl. Schäfer, Landgericht, S. 61). Falsch ist in jedem Fall die Feststellung von Wurst,

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sind; ausschließ­lich mit den Disserta­tionen von Hermann Etzold für das Rottweiler Hofgericht und von Michael Schäfer für das Würzburger Landgericht liegen Studien auf dem an sich breiter werdenden Fundament rechtspraktischer Quellen der kaiser­lichen Landgerichte bereits vor.313

3.4 Die Organisationsform der Einung und die regionale Verselbständigung der Landfriedenswahrung Die Landfriedensbewegung innerhalb des römisch-­deutschen Reiches hatte sich bis zum 13. Jahrhundert durchweg in herrscher­lich verkündeten Rechtsnormenkatalogen manifestiert, deren Inhalte das Substrat aus der konsensualen Willens­bildung der Großen des Reiches oder des Landes auf Versammlungen der ­Herrschaftsträger wiedergaben. Die auf diese Weise entstandenen Landfriedensakte konnten sowohl auf die Autorität des Reichsoberhauptes zurückgehen, die für das gesamte Reich oder einzelne Reichsteile diese Bestimmungen legitimierte, oder, wie das b­ ayerische Beispiel zeigt, Ausdruck der landesherr­lichen Gewalt sein. Beide Formen der Landfriedensaufrichtung jedoch traten am Ende ­dieses Jahrhunderts hinter einen neuen Typus gemeinschaft­licher Friedenssorge zurück – regionale Zusammenschlüsse von Reichsgliedern konstituierten sich in den verschiedenen Regionen des Reiches und formulierten nun fortan ebenfalls Rechtsnormen zur Sicherung des Landfriedens und zur Behandlung streitiger Konflikte. Sie waren nach den Worten Horst Carls „Organisa­tionen kollektiver Sicherheit“.314 Während das Königtum zeitgleich seinen verstreuten Besitz an Reichsgütern durch die Bestellung könig­licher Amtsträger organisierte und sich Reichslandvögte der Streitsachen annahmen, zielten die regionalen Zusammenschlüsse auf einen räum­lich geschlossenen Landfriedensschutz.315 Diese Einungen etablierten zu ­diesem Zweck eigene Verfahren zur Konfliktbewältigung, die aber schon seit König Wilhelm von Holland durch dessen Einwirken in den Rheinischen Bund in Rela­tion zu den Hofgericht, S. 6, wonach die älteste Ordnung des Rottweiler Hofgerichts in das Jahr 1317 zu datieren sei. 313 Die bereits im Jahre 1924 mit umfangreichem Regestenappendix vorgelegte juristische Disserta­tion von Hermann Etzold über das kaiser­liche Hofgericht in Rottweil im 14. und 15. Jahrhundert ist nach wie vor nur als maschinenschrift­liches Prüfungsexemplar zugäng­ lich. Die jüngste Studie zu einem kaiser­lichen Landgericht hat 2002 Michael Schäfer unter dem Titel „Das Würzburger Landgericht in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und seine ältesten Protokolle“ mit eigenständigem Edi­tionsteil vorgelegt. Das Werk ist digital über den Server der Universität Würzburg publiziert. 314 Carl, Landfrieden, 2012, S. 123. 315 Vgl. bisher immerhin für die Wetterau Schwind, Landvogtei, S. 182.

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könig­lichen Delega­tionsformen getreten waren. Wie diese Beziehung beschaffen war, darüber ist bislang kein Forschungskonsens eingetreten – das Spektrum reicht von prinzipieller Konkurrenz, so Theodor Mommsen im Jahre 1937,316 bis hin zur bewussten Verknüpfung der Verfahren durch den König, wie es Christel Maria von Graevenitz 2003 für das Königtum Rudolfs von Habsburg erkannt haben will.317 Dieses Kapitel zeigt, dass könig­liche Landfriedenssorge keineswegs von Anfang an mit den regional organisierten Einungen verbunden, das Reichsoberhaupt aber in fortwährender Interak­tion bereit war, diese Zusammenschlüsse anzuerkennen. Im Gegenzug wurde es dem König mög­lich, selbst als Einungsmitglied zu erscheinen oder durch einen könig­lichen Vertreter an deren Tätigkeit teilzuhaben. Im letzten Fall delegierte das Reichsoberhaupt wiederum herrscherliches Handeln, abermals zu einem gehörigen Anteil bestimmt von dem Bemühen um die Lösung aufkommender Konflikte. 3.4.1 Entstehung regionaler Landfriedenseinungen Als Heinrich (VII.) 1226 eine z­ wischen den Städten Mainz, Bingen, Worms, Speyer, Frankfurt, Gelnhausen und Friedberg geschlossene Einung für unrechtmäßig erklärte und auflöste,318 handelte der König ganz im Sinne der staufischen Herrschaftsidee, dass ein Zusammenschluss städtischer Reichsglieder nicht ohne könig­liche Befürwortung bestehen konnte. Dieses Verbot des ältesten bekannten Städtebundes im Reich nörd­lich der Alpen, dessen recht­liche Festlegungen nicht überliefert sind, konnte die Konstituierung weiterer Vereinigungen langfristig nicht mehr aufhalten: Schon 1240 schlossen sich Freiburg im Üchtland und Avenches zusammen, vier Jahre ­später kam Bern hinzu und noch ein Jahr s­ päter folgte Murten in diesen Bund. Hamburg und Lübeck begaben sich 1241 in eine Einung; et­liche westfä­lische 316 Vgl. Mommsen, Königsurkunden, S. 45. 317 Vgl. von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 18. 318 Vgl. MGH Const. II, Nr. 294: Volumus etiam confedera­tions sive iuramenta, quibus se civitates Maguntia, Pinguia, Wormatia, Spirea, Frankinuort, Geilinhusin, Fridiberc in preiuditium ecclesie Maguntine invicem obligarunt, rescindi penitus et in irritum revocari. Vgl. dazu ferner Angermeier, Königtum, S. 37; Messerschmidt, Städtebund, S. 8; Quidde, Rheinische Städtebund, S. 323. ­Kaiser Friedrich II. befand 1231 bekräftigend, dass zugunsten der Erzbischöfe und Bischöfe im Reich alle Einungen, Räte und von den Stadtbewohnern bestellten Bürgermeister unrechtmäßig ­seien, sofern sie nicht mit Wissen und Zustimmung ihrer Stadtherren eingerichtet worden s­ eien (vgl. URH, Bd. II, Nr. 326). Auch Heinrich (VII.) untersagte auf dem Wormser Hoftag 1231/32 alle Städtebünde im Reich (vgl. Epperlein, Städtebünde, S. 698; Puhle, Städtebund, S. 15; Sydow, Überlegungen, S. 228).

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Städte schworen 1246 einen Städtebund.319 Dieser in perpetuum z­ wischen Münster, Osnabrück und Minden geschlossene Ladbergener Bund vom 22. Mai umfasste sieben Bestimmungen für den gemeinschaft­lichen Umgang mit Schädigungen und Raubdelikten.320 Insbesondere sollte jeder Bürger, der irgendwo einen Raub begangen hatte, widerrecht­lich von seinen Freunden abfiel oder bewaffnete schäd­ liche Leute herbeirief, geächtet sein. Ächter waren den übrigen Städten des Bundes bekannt zu machen, so dass diese ibidem virtute judicii occupetur, quousque actoris passi injuriam querimonia legitime decidatur (Art. 3). Im Falle einer Zwietracht ­zwischen den Einungsmitgliedern sollte recht­lich oder güt­lich entschieden werden (Art. 6). Abschließend sicherten sich die Verbündeten zu, alle Punkte des Bundesbriefs einzuhalten und sich bei Bedrückungen von außen gegenseitig zu helfen (Art. 7). Bereits ­dieses frühe Beispiel belegt, dass Einungen mit ihren Rechtsnormen in den Bereich des Landfriedensrechts vorstießen, Strafen für bestimmte Schädigungen vorsahen und präventiv Konfliktbehandlungsverfahren vorgaben. Typisch war ebenfalls die Zusicherung der gegenseitigen Hilfe. Am 17. Juli 1253 vereinigten sich die westfä­lischen Städte Münster, Lippstadt, Soest und Dortmund im Werner Bund.321 Abermals betrafen die acht Normen vor allem die Behandlung von Räubern und Schädigungen gegenüber den Städten, wie der Wortlaut der Urkunde darlegt: notum esse volumus universis tam presentibus quam futuris, quod nos propter multimodas necessitates nobis frequenter in captivatibus, rapinis multisque aliis injuriosis gravaminibus imminentes de communi consilio ac con­ sensu factis et acceptis invicem fide et juramentis perpetua sumus confedera­tione uniti … (Promulgatio). Neben der Ächtung von schäd­lichen Leuten waren auch Geldbußen eigens festgesetzt. Merk­lich konkreter als der Ladbergener Bund formulierte die Einung von 1253, wie mit Konflikten ­zwischen den vier Städten umzugehen war. Sollte näm­lich eine Stadt einer der übrigen den Bruch der Einungs­artikel vorwerfen, so besaß die beschuldigte Stadt die Mög­lichkeit, sich mittels eines Eides durch zwölf ehrbare Männer zu reinigen, wobei mindestens die Hälfte Ratsmitglieder zu sein hatten, die übrigen in der betreffenden Stadt wohnhaft sein mussten (Art. 8). Ob diese Norm tatsäch­lich jemals zur Anwendung kam oder im Fall des Bruches der Einung die Zeitgenossen anders handelten, liegt zumindest für diese frühen Städtebünde im Dunklen.

319 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 37 f.; Mohrmann, Landfriede, S. 27. 320 Vgl. Westfäl. UB III, Nr. 450; Osnab. UB II, Nr. 480; Hans. UB I, Nr. 345, und die Besprechung bei Berns, Bündnispolitik, S. 24 – 28. Die weitere Entwicklung der westfä­ lischen Städtebünde verfolgen von Winterfeld, Städtebund, und Berns, Bündnispolitik. 321 Vgl. Osnab. UB III, Nr. 88; Hans. UB I, Nr. 460; Westfäl. UB III, Nr. 553, sowie Berns, Bündnispolitik, S. 28 – 34.

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Bemerkenswert am Wortlaut der noch sehr überschaubaren Artikel ist der vollständige Verzicht auf die Erwähnung des Reichsoberhauptes. Beide Texte lieferten keine alternative Legitimierung des Zusammenschlusses, sondern lesen sich als Reak­ tionen auf das gegenwärtige Zeitgeschehen sowie die zunehmende ökonomische und politische Interak­tion z­ wischen benachbarten Stadtgemeinden. Das Recht, sich vertrag­ lich mit anderen Reichsgliedern zu verbinden, hatten der König und wohl vor allem die Großen des Reiches ihnen nicht ohne Weiteres gewähren wollen. Das Bündnis ­zwischen den Erzbischöfen von Köln und den Herzögen von Lothringen ab dem Ende des 12. Jahrhunderts galt dagegen offenbar als akzeptiert; dafür sprechen zumindest die Verlängerungen in den Jahren 1193, 1203 und 1217.322 Dass sich das Reichsoberhaupt gegenüber den Einungen ganz generell reserviert zeigte, da diese Recht außerhalb der könig­lichen Kontrolle geschaffen haben, wie Ernst Pitz die Beziehung erklärt,323 ist also nur mit Einschränkung richtig. Besonders die eigenmächtigen Zusammenschlüsse der Stadtgemeinden dürften den zeitgenös­sischen Herrschaftsvorstellungen nicht entsprochen haben, wahrschein­lich beruhten die ausgesprochenen Verbote sogar zum größten Teil auf dem Insistieren der betroffenen fürst­lichen Stadtherren beim König. Die Anerkennung einer Einung städtischer und adliger Herrschaften durch das Reichsoberhaupt erfolgte erstmals im Jahre 1255 durch König Wilhelm von ­Holland gegenüber dem Rheinischen Bund. Dem Zusammenschluss vom 13. Juli 1254 gingen einige Städtebünde am Mittelrhein voraus.324 Der Rheinische Bund kam dann z­ wischen Mainz, Worms, Speyer, Köln, Basel und Straßburg ac alie civi­ tates sancte pacis federe coniurate zusammen, wurde aber von den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier sowie den Bischöfen von Worms, Basel, Straßburg, Metz und vielen Grafen und Adligen auf zehn Jahre mitbeschworen (Art. 2 und 3).325 322 Vgl. Reg. Ebb. Köln II, Nr. 1443; UB Niederrhein III, Nr. 9 und 64; Rotthoff, Landfrieden, S. 77. 323 Vgl. Pitz, Verfassungslehre, S. 231. 324 Wohl im Februar 1254 erneuerten die Städte Mainz und Worms einen im Original nicht überlieferten Bund mit ledig­lich vier Bestimmungen. Abermals sagten sich die Einungsteilnehmer gegenseitige Hilfe für den Fall von Unrecht und Beschwerungen zu (Art. 1) (vgl. UB Worms I, Nr. 253; Ruser I, Nr. 172). Eine weitere Urkunde ähn­lichen Inhalts mit sieben Bestimmungen ­zwischen Mainz, Worms und Oppenheim datiert in die Zeit nach dem 4. April 1254 (vgl. UB Worms I, Nr. 252; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 173). Am 29. Mai 1254 schlossen sich analog Mainz und Bingen in einem Städtebund zusammen (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 174). Vgl. hierzu auch Hintze, Königtum, S. 154 – 159. Schaab, Geschichte, S. 106, und Buschmann, Rheinische Bund, S. 168, haben im Mainzer Bürger Arnold Walpod den eigent­lichen Stifter des Rheinischen B ­ undes gesehen und die zuvor beschworenen Einungen für die Entstehung des Bundes eher nachrangig bewertet. 325 MGH Const. II, Nr. 428, 1; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 209. Auch wenn von Bielfeldt, Bund, S. 31 – 33 und 40 – 42, sowie Buschmann, Anfänge, S. 459, behauptet worden ist, dass der Rheinische Bund in Rela­tion mit dem Mainzer Reichslandfrieden von 1235 stehe,

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Nicht genannt war in dem sieben Artikel umfassenden Text der König. Zugesagt wurde diesmal nicht nur die gegenseitige Hilfe gegen Friedensbrecher, sondern auch der Verzicht auf die Erhebung unrechtmäßiger Zölle (Art. 3). Der Bezug zu den Rheinzöllen dürfte die Beteiligung der zahlreichen Reichsfürsten erklären. Die meisten Rechtsnormen definierten ein Verfahren zur Bewältigung potentieller Konflikte (Art. 4 – 7). Obwohl sich der Rheinische Bund bereits im Jahre 1257 – also deut­lich vor Ablauf der anvisierten Geltungszeit von einer Dekade – auflöste, fanden bis dahin Bundestage statt, die vorrangig die städtischen Mitglieder, aber auch zahlreiche Herren beschickten.326 Hier ergänzte der Bund seinen Normen­ katalog um weitere Rezesse. Am 10. März 1255 bestätigte Wilhelm von Holland die Einung und integrierte auf diese Weise den Zusammenschluss in die könig­ liche Gerichtsbarkeit.327 Dies wird besonders deut­lich an der Implementierung könig­licher Verfahren zur Konfliktbehandlung – denn Übertretungen des Friedens sollten fortan vor könig­lichen Stellvertretern geregelt werden: Si quis vero inventus fuerit temerarius violator, volumus et presenti scripto sanccimus, ut deposita primo coram nobis vel iusticiario nostro querela de ipso, tunc cives et alii qui pacis federe sunt astricti de nostro vel n­ ostri iusticiarii consilio, assensu pariter et favore contra violatorem huiusmodi procedere non omittant (Art. 3). Erst im zweiten Schritt war angedacht, dass die Bürger der verbündeten Städte gegen Schädiger einander helfen sollten. Eine noch engere Verschränkung des Rheinischen Bundes mit den Instrumenten könig­licher Friedenssorge und Gerichtsbarkeit erreichten die Bestimmungen vom lässt sich keine Übereinstimmung ­zwischen beiden Urkunden finden – diese negiert auch Angermeier, Königtum, S. 41. Die in beiden Rechtstexten immanente Bezugnahme auf die Rheinzölle kennzeichnet dabei nur die Virulenz ­dieses Problems für die Herrschaftsträger entlang des Rhein. Ebenfalls geht die Wertung von Buschmann, Rheinische Bund, S. 198, über die tatsäch­lich erhaltenen Quellen hinaus, wenn der Rheinische Bund als Versuch betrachtet wird, die Reichsordnung nach dem Muster des Mainzer Reichslandfriedens unter anderen Bedingungen wiederherzustellen. Die vermeint­lichen Übereinstimmungen, die Buschmann, Rheinische Bund, S. 199 – 205, anführt, kommen eben gerade nicht über die zahlreichen Parallelen zu anderen Zusammenschlüssen und Verkündungen zur Sicherung des Landfriedens hinaus. Genau diese Erkenntnis ist die Grundlage, überhaupt von einer Landfriedensbewegung und einem Landfriedensrecht zu sprechen, das im Kern auf ein begrenztes Spektrum von Rechtsnormen fußte, die über viele Jahre hin vererbt und immer wieder neu verschrift­licht und sukzessive modifiziert wurden. Der Beitrag von Buschmann bietet dennoch zum Rheinischen Bund eine umfassende Aufarbeitung der Forschungsliteratur zu d ­ iesem Thema und ist allein vor ­diesem Hintergrund fraglos aktuell. 326 Vgl. Weizsäcker, Bund, S. 123; Schaab, Geschichte, S. 119 f. 327 Vgl. MGH Const. II, Nr. 371; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 226. Dabei hob der König in seinen Formulierungen immer wieder auf die christ­liche Friedensidee ab, in deren Bezug er sein Handeln und den Rheinischen Bund stellte (vgl. von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 45).

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10. November 1255 in Oppenheim.328 Der Bruch der Einung, der mit der Zunahme könig­lichen Wirkens immer mehr zum Bruch des Landfriedens avancierte, sollte durch gemeinsames Vorgehen beantwortet werden, mit dem Ziel, den Friedenszustand wiederherzustellen (Art. 8). Klagte ein Mitglied des Rheinischen Bundes gegen ein anderes, verwies dieser Bundesbrief nun auf die Konfliktbehandlungsverfahren, die bei den verschiedenen Akteuren bereits vorhanden waren. Allen Adligen wurde dabei der Rückgriff auf die eigene Gerichtsbarkeit zugestanden (Art. 3). Si autem nobiles et domini predicti per civitates sibi illatas iniurias conque­ rantur, ipsi propter hoc nullum captivabunt ex eis nec eorum pignora capient nec eciam ex motu proprio contra ipsos procedent aliquatenus ad vindictam, sed coram nobis vel A. comite de Waldecke nostro iusticiario, aut … sculteto Bopardiensi, … sculteto Frankenvordensi, … Oppenheimensi, … Hagenowensi … vel Columbariensi sculteto suas iniurias recto iudicio et per iustam sentenciam prosequentur (Art. 5). Streitsachen z­ wischen den Städten sollten hingegen vor dem König ausgetragen werden (Art. 6). Diese drei Artikel belegen den Anspruch der Zeitgenossen, die Klagen gegen die Städte des Rheinischen Bundes sowie deren Konflikte untereinander mit den existierenden könig­lichen Verfahren zu behandeln. Der König verwies auf seine persön­liche Rechtsprechung, genauso aber auf den generalmanda­tierten Grafen Adolf von Waldeck und schließ­lich auf die könig­lichen Schultheißen in den einzelnen Städten. Mit diesen Stellvertretern stützte sich das Königtum weniger auf seine Formen originärer Gerichtsbarkeit, sondern allgemeiner auf die Reichsgutverwaltung, deren Tätigkeit die Konfliktlösung gerade mit einschloss. Da der Herrscher von vornherein seine Delegaten einbezog, kann gerade nicht von dem Versuch gesprochen werden, alle Auseinandersetzungen persön­lich entscheiden zu wollen; vielmehr spiegeln die Normen das Wissen des Königs um das Spektrum all seiner Konfliktbehandlungsverfahren wider. Ferner stimmt auch die Feststellung Heinz Angermeiers, dass mit den könig­lichen Bestätigungen eine Anknüpfung des Bundes an die Formen des Landfriedensrechts erfolgt sei.329 Art. 7 der Urkunde vom November 1255 illustriert dies noch am eindrück­lichsten, indem den Städten bei einer Rechtsverweigerung die gewaltsame Führung des Streits mit der Unterstützung aller Einungsteilnehmer gestattet wurde. Dieser Passus erinnert an das subsidiär eingeräumte Recht zur Gewaltanwendung in den Landfrieden des 13. Jahrhunderts. 328 Vgl. MGH Const. II, Nr. 375; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 256. 329 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 46. Den Rheinischen Bund gar als könig­liches „Exekutivorgan für den Fall eines Landfriedensbruches“ zu betrachten, wie Bielfeldt, Bund, S. 54, die Bestätigungen durch Wilhelm von Holland erklärt, geht über den Wortlaut der Urkunde reich­lich hinaus und betont die Rela­tion zur könig­lichen Friedenssorge im Reich über.

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Eine gewisse Wirkung müssen die beiden Königsurkunden des Jahres 1255 innerhalb des Bundes entfaltet haben. Schon dem gemeinsamen Tag am 29. Juni 1255 wohnte der Waldecker als könig­licher Vertreter bei und unterrichtete den König über die Beschlussfassungen.330 Die könig­liche Mitwirkung steigerte sich in dem Vorschlag, Wilhelm möge acht Herren wählen, die neben den acht städtischen Vertretern den Kern für die künftige Willensbildung des Bundes formieren sollten.331 Überliefert ist über die Tätigkeit eines solchen Gremiums in der Folgezeit allerdings nichts. Die Bundestage dienten den Mitgliedern der Einung frei­lich auch dazu, aufkommende Auseinandersetzungen zur Sprache zu bringen und gemeinschaft­lich über deren Lösung zu beraten. Wie hier Rechtsentscheidungen zustande kamen, ist aus den Quellen nicht ersicht­lich, die Abhaltung besonderer Gerichtssitzungen gilt für die erste Zeit des Bundes aber als unwahrschein­lich. Für den 5. Dezember 1256 ist dann aber immerhin eine Zusammenkunft der westfä­lischen Einungsmitglieder belegt, um einen Konflikt z­ wischen dem Bischof von Minden und der dortigen Bürgerschaft beizulegen.332 Die Behandlung von Streitsachen war nicht auf fried­ liche Maßnahmen beschränkt, so wurden Friedensbrecher und Schädiger, wie es auch die Bestimmungen des Bundes vorsahen, zum Teil gewaltsam verfolgt. 1254 beispielsweise zerstörte der Bund im Streit mit Werner von Bolanden dessen Burg. Etwa zeitgleich wurde ein Zug gegen die Herren von Stralnberg unternommen. Eine Lösung beider Konflikte gelang mit den Mitteln des Bundes noch nicht, so dass der Mainzer Erzbischof und et­liche Adlige auf Vermittlungen hinwirken mussten.333 Das gewaltsame Vorgehen des Bundes blieb jedoch auch nach den könig­lichen Bestätigungen Rechtspraxis – nach der Schädigung von Mainzer Bürgern richtete sich 1256 ein Angriff gegen den Grafen Dietrich von Katzenelnbogen.334 Die bis hierhin angeführten frühesten Einungen im römisch-­deutschen Reich reichen aus, um diese Organisa­tionsform allgemeiner zu definieren und ihr Verhältnis zur Landfriedensbewegung zu skizzieren. Als Einung im Spätmittelalter soll demnach jeder beeidete oder durch Besiegelung zugesagte Zusammenschluss von geist­lichen sowie welt­lichen Herrschaftsträgern und/oder Stadtgemeinden verstanden werden, in dem sich diese auf die zeit­lich befristete oder dauerhafte Einhaltung schrift­lich formulierter Rechtsnormen festlegten. Mit der Selbstverpflichtung der Mitglieder einer Einung auf einen Katalog von Rechtsnormen konstituierte sich ein eigenständiger Rechtsraum – in der Regel entsprach dieser 330 Vgl. Weizsäcker, Bund, S. 212; Schaab, Geschichte, S. 136 – 138. 331 Vgl. Westfäl. UB III, Nr. 1741; Engel, Beziehungen, S. 103; Kaufhold, Interregnum, S. 186 f. 332 Vgl. Bielfeldt, Bund, S. 48; Weizsäcker, Bund, S. 200; Zurbonsen, Geschichte, S. 50. 333 Vgl. Buschmann, Rheinische Bund, S. 171; Hintze, Königtum, S. 165 f. 334 Vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 270; Epperlein, Städtebünde, S. 700.

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geographisch der Summe der Herrschaften aller ihrer Teilnehmer –, innerhalb dessen die Anwendung der Rechtsnormen durch den Akt der Übereinkunft legitimiert worden war.335 Unter d ­ iesem Begriffsverständnis waren fürst­liche Konfödera­tionen genauso wie Städtebünde oder gemischt-­ständische Verträge Einungen, unabhängig davon, in welchem Umfang das Reichsoberhaupt involviert war. Gesetzeskraft kam den Rechtsnormen nicht zu; sie konnten durchaus auch im Widerspruch zu anderen Normen abgefasst sein. Ihre rechtspraktische Wirksamkeit kann schlichtweg überhaupt nicht anhand des Bundesbriefs beurteilt werden. Zudem war die Ausbildung von behörd­lichen Strukturen und die Abhaltung regelmäßiger Bundestage, die Peter Moraw für mittelalter­liche Einungen betont hat,336 zwar durchaus verbreitet, aber keineswegs allgemeines Wesensmerkmal. Mit Zurückhaltung ist schließ­lich auch der von Otto von Gierke geäußerten Grundvorstellung der Gleichheit aller Mitglieder einer Einung zu begegnen,337 denn real betrachtet unterschieden sich alle in einer Einung verbundenen Herrschaftsträger sozial, hinsicht­lich ihrer ökonomischen Ressourcen, ihrer Herrschaftsform und ihrer politischen Machtmittel, was die Rechtswirk­ lichkeit innerhalb des Bundes vom Anbeginn seiner Existenz beeinflusst haben dürfte. Erkennbar war in den Bundesbriefen aber, dass wenigstens die Rechtsnormen auffällig um Gleichrangigkeit bemüht waren. Verschiedent­lich ist bisher auf den Umstand hingewiesen worden, dass eine derart offene Defini­tion die unterschied­lichen Funk­tionen solcher Einungen unberücksichtigt lässt. Je mehr aber beispielsweise politische Hilfsverträge und Bündnisse von Zusammenschlüssen zum gemeinschaft­lichen Friedensschutz voneinander abgegrenzt worden sind, desto eher haben die Analysen Quellen zutage befördert, die z­ wischen beiden Extremen lagen oder gerade Bestimmungen von beiden Typen in sich vereinten.338 Landfriedensbünde sollten deshalb zunächst einmal 335 Diese Charakterisierung stimmt durchaus mit Distler, Städtebünde, S. 88, überein, die ­solche Zusammenschlüsse als „eigenständiges Rechtswesen“ begreift. 336 Vgl. Moraw, Funk­tion, S. 3. 337 Vgl. von Gierke, Genossenschaftsrecht, Bd. 1, S. 460. 338 Vgl. Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 112. Für die Städtebünde hat bereits Distler, Städtebünde, S. 12, konstatiert, dass sie unter verschiedenen Begriffen firmierten, deren Verhältnis von der Forschung nicht aufgearbeitet worden sei. Die auf den Seiten 69 – 102 vorgetragene begriffsgeschicht­liche Analyse erscheint zwar sehr umfassend, bietet aber wenig neuen Ertrag, zumal Distler letztend­lich wiederum die Trennung von Quellenund Forschungsbegriffen in ­diesem Zusammenhang stark macht. Ebenso räumt Hardy, Reichsstädtische Bündnisse, S. 112, ein, dass Landfrieden, städtische und überständische Bünde und schließ­lich Bündnisse kaum voneinander zu unterscheiden ­seien. Auch der Ansatz von Füchtner, Bündnisse, S. 11 – 13, die Artikel der Bundesbriefe in „politische“, „organisatorische“, „bündnisrecht­liche“ und „landfriedensrecht­liche“ Bestimmungen zu

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als E ­ inungen begriffen werden, deren Rechtsnormenkatalog mehrheit­lich an die bekannten Bestimmungen der Landfriedensbewegung anknüpfte. Wenn auch Einun­gen von der Forschung immer wieder mit Landfrieden in Verbindung gebracht worden sind,339 beweisen die unterschied­lichen Zeitpunkte ihres Erscheinens im Reich nörd­lich der Alpen die Verschiedenartigkeit beider Phänomene. Auch als im 15. Jahrhundert die Organisa­tionsform der regionalen Einung an Bedeutung einbüßte, waren grundsätz­liche Fragen der Landfriedenspflege ungelöst und verschoben sich ledig­lich auf die Agenda der einberufenen Reichsversammlungen. Obwohl sich zum Teil schon die frühen (Städte-)Bünde der Quellensprache der Landfriedensbewegung bedienten,340 ist eine Verwendung der Reichslandfrieden als Vorlage für die Formulierung der frühen Bundesbriefe nicht nachgewiesen und zudem unwahrschein­lich, weil eine Vielzahl der Bestimmungen zunächst einmal das Miteinander der Verbündeten ganz prinzipiell organisieren musste. Die sukzessive Anlehnung an das auf den Hoftagen des Reiches im 13. Jahrhundert immer mal wieder konfirmierte Landfriedensrecht war für die Einungen dennoch von Vorteil, zumal dieses schlichtweg in weitreichenderem Grade legitimiert war. Ab ­diesem Moment war nicht mehr der Inhalt der Einungen zu rechtfertigen, sondern ledig­ lich noch zu erreichen, dass jedem ihrer Mitglieder der gegenseitige Schwur konzediert wurde. Langfristig gelang dies allen Reichsgliedern, solange ihre Einungen dem Schutz des Landfriedens dienten. Auf diese Weise wurde im späten 13. Jahrhundert in fast allen Reichsteilen die Landfriedensbewegung dezentralisiert. In der Praxis bedeutete dies nichts anderes, als dass Rechtsnormen – typischerweise zerlegen, hat sich nicht durchgesetzt und ist überdies bei der Vielgestaltigkeit der Rechtsnormen nicht trennscharf durchzuhalten. Ein ähn­liches Schicksal hat Fischer, Landfriedensverfassung, S. 8, getroffen, der bei Landfriedenseinungen nach einem allgemeinen und einem besonderen Zweck unterschieden hat. 339 Bekanntes Beispiel ist wiederum die Monographie von Heinz Angermeier, die ein ganzes Kapitel mit „Landfriede als Einung“ überschreibt. Fraglos gilt die Kritik von Landwehr, Königtum, S. 94 f., Angermeier habe die recht­liche Fundierung der Einung auf einen stillschweigenden oder bewussten Übergang der könig­lichen Friedenshoheit oder der Delega­tion könig­licher Friedensmacht an die Landesherren zurückgeführt, wofür es aber keinerlei Indizien gebe. Zu pauschal ist auch die Kausalitätskette bei Pitz, Verfassungslehre, S. 230, der in der Beeidung einer Einung nicht nur die Entstehung eines Rechts-, sondern zugleich auch eines Friedensbereiches erblickt haben will. Zu einem Friedensraum konnte eine Einung nur dann werden, wenn sie landfriedensrecht­liche Bestimmungen enthielt. Die Formulierung eines Konfliktbehandlungsverfahrens allein erkannte eher den Zustand an, dass Streitfälle nicht verhindert werden konnten (vgl. Moraw, Funk­tion, S. 3). Dass Landfriedenseinungen von anderen Formen genossenschaft­licher Zusammenschlüsse, vor allem solchen mit kriegerischer Zweckbestimmung strikt abzugrenzen sind, hat Fahrner, Landfrieden, S. 332 – 339, in einem eigenen Unterkapitel herausgearbeitet. 340 Vgl. Distler, Städtebünde, S. 90; Hardy, Reichsstädtische Bündnisse, S. 106 f.

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nicht im exakten Wortlaut – aus den Reichslandfrieden in den Bundesbriefen der regionalen Einungen Widerhall fanden,341 sich die Einung also zur Landfriedens­ einung verwandelte. Mittels alternativer Verfahren zur Konfliktbehandlung wurden die Streitsachen ­zwischen den Einungsteilnehmern, so Claudia Garnier, dem Spektrum der könig­lichen Rechtsprechung zunehmend entzogen.342 Vollends schied das Königtum aus dieser Regionalisierung und Verselbständigung des Landfriedens im 13. und 14. Jahrhundert jedoch nie aus. 3.4.2 Das Verhältnis von regionalen Landfriedenseinungen und Königtum Das Reichsoberhaupt interagierte in vielerlei Hinsicht mit den Landfriedensei­nungen in den einzelnen Reichsteilen. Sein Wirken reichte vom Initiieren eines solchen Bundes über die Bestätigung der geschworenen Rechtsnormen bis hin zur Beteiligung des Königs als Einungsmitglied oder zur Implementierung eines könig­lichen Vertreters. Für die Bünde im Elsass hat auch Fahrner die Verschiedenartigkeit der Formen könig­licher Beteiligung unterstrichen.343 Obwohl die Forschung fortwährend betont hat, dass die Entstehung von Einungen im römisch-­deutschen Reich mit einer geschwächten Königsmacht und der fehlenden herrscher­lichen Präsenz in der Zeit des Interregnums zu begründen sei,344 so kann schon bei ­Wilhelm von Holland eine Einbindung der Einungen in die Landfriedensbewegung beobachtet werden, wie dessen Umgang mit dem Rheinischen Bund beweist. Bereits Karl ­Siegfried Bader hat vor einer Überschätzung der Periode nach dem Tod Friedrichs II. bis zur Königswahl Rudolfs für die Herausbildung des Einungswesens gewarnt.345 Ein zu geringes Gewicht dürfte in dieser Frage bisher auch dem Entwicklungsprozess der

341 Vgl. für das Elsass den Befund von Fahrner, Landfrieden, S. 457. 342 Vgl. Garnier, Macht, S. 242. 343 Vgl. Fahrner, Landfrieden, S. 339 – 341 und 528 – 530. 344 Vgl. Haller/Dannenbauer, Von den Staufern, S. 16; Schwalm, Landfrieden, S. 3; Moraw, Funk­tion, S. 8; Engel, Städtebünde, S. 193; Diestelkamp, Recht, S. 59; Hintze, Königtum, S. 154; Kaufhold, Interregnum, S. 166 f.; von Gierke, Genossenschaftsrecht, Bd. 1, S. 458 f., und für Westfalen Pfeiffer, Bündnispolitik, S. 94, sowie die Städtebünde im Norden des Reiches Epperlein, Städtebünde, S. 716. Distler, Städtebünde, S. 220, erklärt die Entstehung des Rheinischen Bundes u. a. mit der „Schwäche des staufischen Kaisertums“. Ganz ähn­lich argumentiert Buschmann, Rheinische Bund, S. 198. Noch allgemeiner vermutet Schildhauer, Städtebünde, S. 166 f., dass die Formierung von Städtebünden Ausdruck der Auseinandersetzung der Städte mit Landesherren sei, die immer dort zutage trat, wo die Städte auf sich alleine gestellt gewesen ­seien. Kremb, Macht, S. 268 f., weist auf die fehlende Rechtssicherheit hin. 345 Vgl. Bader, Probleme, S. 41 – 43.

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Landes- und Stadtherrschaften beigemessen worden sein, die im Wesent­lichen erst im 13. Jahrhundert den Stand erreicht hatten, eigene Interessen in schrift­lichen Übereinkünften mit anderen Herrschaftsträgern zu verfolgen. Impulse konnten dabei auch vom König selbst ausgehen.346 So gründete sich der wohl in der ersten Hälfte des Jahres 1301 geschworene Landfriedenseid z­ wischen den Bischöfen von Straßburg und Basel, den gleichnamigen Städten und den Landgrafen im Elsass auf die eid­liche Verpflichtung der benannten Reichsglieder gegenüber dem Reichsoberhaupt.347 Rudolf von Habsburg hatte bereits im Jahre 1290 die säch­sischen Städte Altenburg, Chemnitz und Zwickau aufgerufen, sich in einem Städtebund zu vereinen.348 Zudem ging der Herrscher selbst bisweilen fest davon aus, Triebfeder der Aufrichtung von Landfriedenseinungen zu sein. König Adolf erklärte am 13. November 1295, alle Dienstmannen, Städte und Einwohner in Thüringen s­ chützen zu wollen, die seinen Landfrieden beschworen hatten oder dies noch vorzunehmen gedachten.349 Frei­lich mochten sich hinter allen diesen könig­lichen Maßnahmen unterschied­liche politische Absichten verborgen haben, sie stellen aber Beispiele für erfolgreiches Wirken des Königs auf der regionalen Ebene der Friedensbewegung dar. Indem das Reichsoberhaupt die Landfriedenseinungen bestätigte und erneuerte, verstärkte es vordergründig deren Legitima­tion, denn die Zusammenschlüsse der Reichsglieder waren vielfach nicht auf Ewigkeit geschlossen, sondern die eid­liche Selbstverpflichtung ledig­lich für einen Zeitabschnitt von einigen Jahren zugesagt. Hatte sich nach Ablauf d ­ ieses Geltungszeitraums die politische Situa­tion nicht grundlegend verändert, waren die Einungsmitglieder zumeist bereit, ihren Bund fortzusetzen und einzelne Bestimmungen zu ergänzen, zu 346 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 20 f. Unsicher bleibt nach wie vor, in welchem Verhältnis sich die Initiative zur Bildung von Landfriedenseinungen den einzelnen Akteuren, König, Landesherren und Städten, zuordnen lässt. Wyneken, Landfrieden, S. 101, hat beispielsweise dem Königtum hierbei eine „leitende Rolle“ zugeschrieben. Dagegen konstatiert Ger­lich, Studien, S. 79, für das Reichsoberhaupt: Die „Initiative auf dem Felde der Landfriedenspflege mag sich, gemessen an den anderen Entwicklungen und Projekten, bescheiden ausnehmen“. Zu d ­ iesem Ergebnis kommt auch Werunsky, Geschichte, S. 6, für Karl IV. Bei aller Widersprüch­lichkeit der von der Forschung vorgenommenen Gewichtungen verstärkt sich zunehmend das Bild einer kooperativen Landfriedenssorge, die auf das rahmengebende und legitimierende Königtum genauso wenig verzichten konnte wie auf lokale Gewalten und deren Herrschaftsmittel. 347 Hier vereinigten sich König Albrecht I. bi unserre kunig­lichen truwen mit den übrigen Einungsmitgliedern bi geswornem eide (MGH Const. IV, Nr. 129, Art. 1, vgl. dazu UB Strassburg II, Nr. 233; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 418; Franklin, Reichshof­ gericht, Bd. 1, S. 144). 348 Vgl. Epperlein, Städtebünde, S. 704. 349 Vgl. RI VI,2, Nr. 664. Der könig­liche Landfriedensbund ist nicht überliefert.

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modifizieren oder ganz und gar unverändert beizubehalten. Am 4. Oktober 1330 kamen in Gegenwart ­Kaiser Ludwigs der Augsburger Bischof, die Grafen von Oettingen, Graisbach und Marstetten, die Reichslandvögte von Oberschwaben und Augsburg, einige Herren und zahlreiche schwäbische Städte überein, eine Landfriedenseinung mit Frist vom St. Georgentag auf ein Jahr hin einzuhalten.350 Diese musste sich bewährt haben. Am 10. Juni 1333 erging unter kaiser­lichem Siegel eine Bestätigungsurkunde d­ ieses Bundes, die ausführ­lich alle Artikel unter kleineren Adap­tionen repetierte.351 Rekurrierten Landfriedenseinungen auf einen durch den König explizit legitimierten Zusammenschluss, dann war deren Verlängerung ebenfalls auf die könig­liche Zustimmung angewiesen. Für den Bund der Städte Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und Oppenheim mit den Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht bei Rhein sowie dem Erzbischof von Trier vom 22. Juli 1332,352 dessen Zustandekommen unter maßgeb­lichem Einfluss K ­ aiser Ludwigs erfolgt war, sind jedenfalls eine ganze Reihe von Erneuerungen unter dem Siegel des Monarchen belegt.353 War umgekehrt eine Einung aber ohne das Reichsoberhaupt beschworen worden, so erforderte auch deren Verlängerung kein Zutun des Königs. Deshalb kann der Bemerkung Ernst Schuberts, dass regionale Landfriedensaufrichtungen mit der könig­lichen Autorität kraftvoller erscheinen, nicht widersprochen werden.354 Die Mehrheit der Landfriedens­ einungen im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert kam dennoch auch ohne den Herrscher zur wirksamen Entfaltung. Die Integra­tion des Königs in regionalen Landfriedenseinungen erreichte ihren Höhepunkt, wenn dieser sich persön­lich als Bundespartner einbrachte.

350 Vgl. Mon. Witt. II, Nr. 281. 351 Vgl. UB Augsburg I, Nr. 324. Die in der Zwischenzeit beschworene Landfriedenseinung vom 20. November 1331, der die Söhne des Kaisers zusätz­lich angehörten (vgl. Acta imperii II, Nr. 537), wurde nicht mehr berücksichtigt. 352 Vgl. Urk. Speyer, Nr. 406; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 320. 353 Am 30. November 1334 verlängerte Ludwig der Bayer die Landfriedenseinung bis zum 30. März 1337 (vgl. UB Strassburg V,1, Nr. 37). Nach ­kurzen Verhandlungen wurde bereits am 12. Juli 1337 dieser Bund unverändert um zwei weitere Jahre erstreckt. In dieser Bestätigungsurkunde verzichtete der K ­ aiser auf eine Wiederholung aller Rechtsnormen (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 339). Eine weitere Erneuerung nahm ­Ludwig am 29. November 1339 vor (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 342; Urk. Speyer, Nr. 457). Am 11. März 1342 verlängerte das Reichsoberhaupt diese Landfriedenseinung in Übereinkunft mit den beteiligten Fürsten und Städten um zwei Jahre. Der Text der Einung war nicht inseriert (vgl. Urk. Speyer, Nr. 469). Eine letzte Bestätigung nahm der K ­ aiser am 2. Mai 1344 vor (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 355; Urk. Speyer, Nr. 481). 354 Vgl. Schubert, Landfrieden, S. 125.

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Paradigmatisch waren die beiden Zusammenschlüsse Rudolfs von Habsburg mit Herzog Ludwig von Bayern am 29. Dezember 1282 und 7. Februar 1286 super pace conservanda in Bawaria et Swevia.355 Darin sicherten sich die beiden Herrschaftsträger gegenseitig auxilium zum Schutz des Landfriedens in den beiden Reichsteilen zu. Nach dem Bundesbrief des Jahres 1286 sollten sich die herzog­ lichen Amtleute in Bayern und die könig­lichen Vertreter in Schwaben unterstützen und Klagen binnen Monatsfrist aus der jeweils anderen Region annehmen (Art. 5). Abgesehen von einer Landfriedenseinung K ­ aiser Ludwigs des Bayern am 17. Juni 1340,356 die das Reichsoberhaupt ausdrück­lich zum Einungsmitglied erklärte, bildete diese Form könig­licher Beteiligung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts eher die Ausnahme. Partizipierte der König an den Landfriedenseinungen, dann waren typischerweise die Vertreter des Herrschers als mitwirkende Akteure und handelnde Entscheidungsträger installiert, so dass das Reichsoberhaupt auf persön­liches Zutun weitgehend verzichten konnte – das entsprach ja den im Laufe des 13. Jahrhunderts etablierten Formen könig­licher Stellvertretung. Diese könig­lichen Amtsträger fungierten zumeist als Haupt- oder Obmänner des Landfriedensbundes. Waren wie im deutschen Südwesten ausreichend könig­liche Ministerialen vorhanden, um diese Posi­tionen zu besetzen, griff der Herrscher auf diese Ressource bereitwillig zurück.357 Ansonsten war das Königtum schon früh gezwungen, fürst­liche Herrschaftsträger mit diesen Funk­tionen zu betrauen. In Thüringen beispielsweise ernannte Rudolf am 21. September 1286 den Erzbischof Heinrich von Mainz zum Landfriedenshauptmann, der im Folgejahr nach Erfurt reiste und eine Landfriedenseinung errichtete.358 In Westfalen wechselte die H ­ auptmannschaft ­zwischen­ 355 Vgl. MGH Const. III, Nr. 346; RI VI,1, Nr. 1748, bzw. MGH Const. III, Nr. 382; RI VI,1, Nr. 1998, sowie Wyneken, Landfrieden, S. 66 – 69. 356 Vgl. Vischer, Geschichte, Nr. 1; Ulm. UB II,1, Nr. 191; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 570. 357 Vor allem unter Ludwig dem Bayern begegneten den Zeitgenossen in den Landfriedensei­ nungen der 1330er und 1340er Jahre könig­liche Ministerialen als Obmänner. Am 10. Juni 1340 wurde Graf Eberhard von Nellenburg zum ubermann in einer schwäbischen Landfriedenseinung bestellt (vgl. Vischer, Geschichte, Nr. 1; Ulm. UB II,1, Nr. 191; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 570). Nur wenige Tage s­ päter am 1. Juli wurde der kaiser­liche Ministeriale Lutz von Hohenlohe in einer bayerischen Landfriedenseinung als Obmann eingesetzt (vgl. Mon. Witt. II, Nr. 305; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 1). Deren Fortsetzung am 4. Oktober 1349 nannte den Ritter Heinrich von Heimburg als kaiser­lichen Vertreter (vgl. Urk. Beitr. zur Gesch. der Landfrieden, S. 29 – 31; Mon. Boica XLI, Nr. 149; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 15; RI VIII, Nr. 1178). Vgl. für das Elsass Fahrner, Landfrieden, S. 115. 358 Vgl. MGH Const. III, Nr. 387; RI VI,1, Nr. 2046; Dobenecker, König, S. 544 f.; Leist, Landesherr, S. 30 f. Anwesend bei der Verkündung des Landfriedensbundes ­seien

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den Grafen von der Mark, w ­ elche die habsbur­gischen und wittelsbachischen Könige begünstigt hatten, und dem Kölner Erzbischof Siegfried, den mög­ licherweise Adolf von Nassau aufgrund seiner Rolle bei der Königswahl protegierte.359 Das Reichsoberhaupt besaß mitunter auch die Mög­lichkeit, Reichslandvögte zusätz­lich zu Landfriedenshauptleuten zu bestimmen. Reichslandvogt Otto von ­Ochsenstein wurde womög­lich schon im April 1288 zugleich zum Hauptmann der neu beschworenen, aber nicht überlieferten Landfriedenseinung im Elsass.360 In einem anderen Bund schlossen sich der Herzog Ludwig von Bayern, der Bischof von Augsburg sowie die Stadt und der Reichslandvogt daselbst am 10. Juli 1312 zusammen, um gegen teils nament­lich genannte schad­lichen leute vorzugehen.361 Im bayerisch-­schwäbischen Landfriedensbund vom 4. Oktober 1330 waren mit Heinrich von Werdenberg und Peter von Hoheneck sogar zwei Reichslandvögte mit Gerlach von Breuberg, Ulrich von Hanau und Gerlach von Limburg auch Vertrauensleute des Königs gewesen, so Leist, Landesherr, S. 33 – 35. Ersterer wurde 1290 mit dem Aufenthalt Rudolfs in Erfurt zum Landfriedenshauptmann bestimmt (vgl. Leist, Landesherr, S. 48). 359 Vgl. Bock, Kampf, S. 384 f. und 390 f.; Jansen, Herzogsgewalt, S. 103 – 110; Mendthal, Städtebünde, S. 20 f. Diese Ansicht hat Wyneken, Landfrieden, S. 27, zumindest infrage gestellt. Von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 148 – 150, hat moniert, dass die Grafen von der Mark an keiner Stelle als Landfriedenshauptmann bezeichnet ­seien. Auf dieser Grundlage hat die Verfasserin anhand der Funk­tion des Grafen dessen Amt zu dem eines Reichslandvogtes umgedeutet, ohne jedoch hierfür einen triftigen Beleg anzuführen. Die Argumenta­tion, vom Agieren eines Amtsträgers auf sein Amt zu schließen, der sich von Graevenitz hier bedient, bleibt für das 13. Jahrhundert fehleranfällig, eben gerade weil in dieser Zeit keine Ressorttrennung mit spezifischen Aufgabenfeldern der Amtsträger bestanden hat. Im Jahre 1292 ist ferner der Herzog von Brabant als Landfriedenshauptmann ­zwischen Rhein und Mosel belegt (vgl. Ger­lich, Adolf von Nassau, S. 8; Samanek, Studien, S. 66). König Albrecht I. hatte im Jahre 1301 in Opposi­tion zum Erzbischof von Köln die Grafen von Jü­lich, Kleve und Berg zu Landfriedenshauptleuten bestellt (vgl. Rotthoff, Landfrieden, S. 101). 360 Diese Vermutung äußert jedenfalls Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 446. Das Regest RI   VI ,1, Nr. 2157b, geht auf eine indirekte chronika­lische Überlieferung bei MGH  SS  XVII , S. 215, zurück, in der zwar von einem Bund vom 1. April 1288 die Rede ist, der Reichslandvogt findet sich aber nicht nament­lich erwähnt. Otto von ­Ochsenstein war als Reichslandvogt im Elsass auch noch 1318 in einer Landfriedenseinung mit den ­Bischöfen von Straßburg und Basel, den Herzögen von Österreich, den Landgrafen im Elsass, dem Graf von Freiburg sowie den elsäs­sischen Städten Mitglied (vgl. MGH Const. V, Nr. 474; UB Strassburg II, Nr. 354; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 423). Seine Aufgabe war es u. a., drei könig­liche Vertreter zu benennen und einzusetzen (Art. 29). Im Jahre 1338 erschien der Reichslandvogt Graf Albrecht von Hohenberg als kaiser­licher Vertreter in einer Landfriedenseinung im Elsass (vgl. Rap. UB I, Nr. 494; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 431). Vgl. dazu Fahrner, Landfrieden, S. 469. 361 UB Augsburg I, Nr. 223.

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Teilnehmer. Dabei fiel ihnen die Tätigkeit zu, den Landfriedensschwur aller Einungs­mitglieder anstelle des Königs entgegenzunehmen.362 Diese Verbindung von Reichsgutverwaltung und Landfriedenspflege bot sich für den römisch-­ deutschen König geradezu an, zumal die Tätigkeit der Reichslandvögte die Behandlung von Konflikten von Anfang an mit umfasste. Werden alle Landfriedenseinungen bis zum Ende der Herrschaft König Ludwigs berücksichtigt, dann waren die unterschied­lichen Formen könig­licher Beteiligung gegenüber den Zusammenschlüssen ohne das Reichsoberhaupt in der Minderzahl. Abgesehen von den Städtebünden blieb auch durch die Integra­tion der Einung die Landfriedensbewegung ein arriviertes Betätigungsfeld der Großen des Reiches, genauso also, wie es sich einst in den Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts darstellte. Demnach verwundert es nicht, dass sich das Landfriedensrecht in den neu konstituierten Bünden festsetzte und auf dem Weg der stetigen Verlängerung fortbildete. Dies ließe sich anhand e­ tlicher Rechtsnormen aufzeigen; die folgenden drei Beispiele konzentrieren sich auf die Beschränkungen der gewaltsamen Konfliktführung. Am 28. August 1279 schworen der Erzbischof von Köln, der Herzog von Lothringen und Brabant sowie der Graf von Geldern und Kleve eine Landfriedenseinung auf ein Jahr ohne Beteiligung des Königs.363 Die Herrschaftsträger versprachen sich gegenseitig, gegen Räuber, die Gefangennahme ihrer Untertanen und Münzfälscher im Bereich des Landfriedensbundes vorzugehen (Art. 2). Sollte jemand diese Schädiger ­schützen, so drohten die Herrschaftsträger gewaltsame Reak­tionen an (Art. 3). Von Belang war auch der Schutz der Kaufleute, der schon vor dem 13. Jahrhundert Gegenstand der Friedensbewegung war; denn die Einungs­mitglieder sollten ihre Straßen überwachen, sobald sie um den Schutz von Kaufleuten gemahnt wurden (Art. 4). Mit der Verknüpfung der gegenseitigen Hilfe innerhalb der Einungen einerseits und der Verfolgung von Landfriedensbrechern andererseits entstanden nicht nur explizite Bestimmungen zur Durchsetzung des Landfriedens, ­welche die Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts überwiegend offen gelassen hatten, sondern auch eine Selbstverpflichtung der in Einungen organisierten Reichsglieder, sich der Friedenssorge mit ihren Herrschaftsmitteln zu widmen. Das Verhältnis ­zwischen Friedensschutz und gewaltsamer Konfliktführung war in der Einung ambivalent: Zwar erhöhte sich mit den zahlreichen Zusagen gegenseitiger Hilfe in den Zusammenschlüssen die Wahrschein­lichkeit, dass aufkommende 362 Vgl. Mon. Witt. II, Nr. 281, insb. Art. 14. Als am 10. Juni 1333 diese Landfriedenseinung prolongiert wurde, blieben auch die beiden Reichslandvögte von Oberschwaben und Augsburg Mitglieder – anstatt des Werdenbergers fand sich nunmehr aber Johann Truchsess von Waldburg (vgl. UB Augsburg I, Nr. 324). 363 Vgl. MGH Const. III, Nr. 627; UB Niederrhein II, Nr. 728; Hans. UB III, Nr. 616.

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Konflikte vorschnell mit gemeinsamer und gemeinschaft­lich legitimierter Gewalt beantwortet werden mussten. Demgegenüber traten die Landfriedensbünde zugleich auch für die Fortsetzung der aus den Reichslandfrieden bekannten Fehdebeschränkungen ein. So untersagte die am 20. Februar 1317 z­ wischen den Grafen von Leiningen und den Städten Worms, Speyer und Oppenheim auf zwei Jahre geschlossene Einung ihren Mitgliedern jeden Angriff und jede Pfändung, solange nicht ein Gericht explizit derartiges Handeln eingeräumt hatte.364 Eine s­ olche Rechtsnorm war insoweit bemerkenswert, als der Landfriedensbund das Reichsoberhaupt mit keinem Wort erwähnte, die Fehderegelungen des zurückliegenden 13. Jahrhunderts aber berücksichtigte. Im Allgemeinen reduzierten sich in den Landfriedensbünden des 14. Jahrhunderts die direkten Bezüge zu den Bestimmungen des Mainzer Friedenswerks – ihre beständige Geltung, so zeigt es die Rechtspraxis, muss fraglos weiterhin unterstellt werden. Der Landfriedensbund in Schwaben vom 20. November 1331, dem die Söhne des Kaisers, Ludwig, Stephan und Ludwig der Jüngere, die Grafen von Graisbach und Marstetten, der Bischof von Augsburg, der oberbayerische Viztum ­Heinrich von Gumppenberg und zahlreiche schwäbische Reichsstädte angehörten, erweiterte beispielsweise die Subsidiarität des Fehderechts. Wär och, das ieman verderbt wrde mit dem rehten, wolt ieman darumbe vigent sin, der sol in denselben schülden sin als der, der mit dem rehten verderbt ist, bestimmte Art. 13 des Bundes.365 Mit dieser Rechtsnorm steigerte sich die Bedeutung einer Rechtsentscheidung in einem Konflikt, da nachträg­liches gewaltsames Handeln mit der gleichen Strafe bedroht wurde. Zur Erinnerung, im Mainzer Reichslandfrieden und dessen Bekräftigungen war vereinbart worden, dass die Anwendung von Gewalt bei der Behandlung von Konflikten zulässig sei, insofern zuvor eine Klage vor einem Richter erhoben worden war. Außerdem trat die Bedingung hinzu, dass der auf diese Weise in Gang gesetzte Prozess bis zu einem Urteil konsequent verfolgt wurde.366 Art. 13 der Landfriedenseinung von 1331 verlangte nun zusätz­lich die Akzeptanz der gefundenen Entscheidung durch den Kläger. Die gewaltsame Konfliktführung war damit jedoch keinesfalls untersagt. Die kriegerische Behandlung von schäd­lichen Leuten war weiterhin zulässig, ohne dabei den Frieden zu verletzen (Art. 14). Solche Rechtsnormen waren schon vor dem Hintergrund der gegenseitigen Hilfe notwendig, die charakteristisch für die mittelalter­lichen Einungen war. Zwar sagten sich alle Einungs­mitglieder Unterstützung pauschal zu (Art. 1), deren Durchführung aber

364 Vgl. UB Worms II, Nr. 118; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 188, Art. 3. 365 Acta imperii II, Nr. 537; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 555. 366 S. o. S. 67.

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war an gemeinsame Beratungen und einen Beschluss gebunden, der für jeden Fall einzeln erbracht werden musste. Bei einer Schädigung einer Stadt sah der Bundesbrief zudem vor, dass zunächst der Rat der betroffenen Stadt zu befinden habe, ob tatsäch­lich Unrecht geschehen sei (Art. 6). Beide Vorbedingungen für den Vollzug gegenseitiger Hilfe stellten absicht­lich oder unabsicht­lich Schranken für das gewaltsame Vorgehen gegen Landfriedensbrecher dar und förderten in erster Konsequenz fried­liche Reak­tionen. Die Entscheidungsträger innerhalb der Städte und innerhalb des Bundes übernahmen damit immer mehr Anteil an einer gewaltlosen Lösung von Konflikten. Wenn Heinz Angermeier in den zahlreichen Zusammenschlüssen eine Anerkennung der könig­lichen „Friedensgewalt“ durch die Reichsglieder bemerkt haben will, in deren Konsequenz sich die Herrschaftsträger der könig­lichen Land­friedens­ sorge gar untergeordnet hätten,367 dann verkennt dies die Vorbedingungen der Land­friedensbewegung und die tatsäch­lich verfügbaren Herrschaftsmittel des Königtums. Obwohl näm­lich die Reichslandfrieden ihrem Namen nach als Akte könig­licher Landfriedenspolitik erschienen, war bereits im 13. Jahrhundert die Verkündung von Rechtsnormen zum Schutz des Landfriedens nicht ohne die Großen des Reiches mög­lich – allein der beständige Zusammenhang solcher Aufrich­tungen mit den Hoftagen des Herrschers weist hierauf hin. Die könig­liche Friedensgewalt ­Angermeiers reduziert sich damit allenfalls auf eine Herrschaftsvorstellung der Könige und ­Kaiser; mehr noch geriert sie sich vorrangig wie ein Konstrukt der Landfriedensforschung. Insgesamt reichten die könig­lichen Verwaltungsformen bei der Größe des Reiches trotz des substantiell zunehmenden Einsatzes von Stellvertretern und lokal tätigen Repräsentanten des Reichsoberhauptes nicht aus, um die Rechtsnormen der Friedensbewegung im Alleingang zur Umsetzung zu bringen. Das Zutage­treten der Einungen als Organisa­tionsform stützt diese Ansicht. Verbesserungen ließen sich gerade auf dem Weg der Koopera­tion herbeiführen, und eben diesen Weg beschritten die Zeitgenossen entschlossen. Die „Zusammenarbeit mit den jeweiligen Territorialgewalten“, so Karl-­Friedrich Krieger, war für den König damit fast unumgäng­lich.368 Umgekehrt dürfte die Beziehung ­zwischen Stadt- und Landes­herrschaften zum einen und dem Reichsoberhaupt zum anderen aber genauso gegolten haben. Den materiell-­recht­lichen Kern der Landfriedensbewegung erfanden die lokalen Herrschaftsträger jedenfalls nicht mehr neu, sondern verlegten ihr Handeln auf dessen Exeku­tion und Organisa­tion. Die Behandlung von streitigen Konflikten durch eine eigenständige Gerichtsbarkeit dieser Bünde gehörte in diese beiden Bereiche in gleichem Maße.

367 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 223. 368 Vgl. Krieger, Rudolf von Habsburg, S. 164 f.

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3.4.3 Die Konfliktbehandlungsverfahren der Einungen Die an der Wende von Hoch- zum Spätmittelalter immer fassbarer werdenden Herrschaftsformen von Landes- und Stadtherrschaft waren vor allem gekennzeichnet durch die Ausübung von Gerichtsbarkeit der Herrschaftsträger gegenüber den von ihnen Beherrschten. Wenn auch die Landesherrschaften in dieser Zeit noch keinen geschlossenen Untertanenverband aufwiesen und sich in den Städten Ratsgremien erst allmäh­lich konstituierten, waren von Anfang an Verfahren, um aufkommende Konflikte zu lösen, von den jeweiligen Herrschaftsträgern praktiziert und entwickelt worden. Schlossen sich seit dem 13. Jahrhundert diese Reichsglieder in Einungen zusammen, dann stieß der so beschworene Bund auf das Problem, dass die Behandlung von Auseinandersetzungen ­zwischen den beteiligten Herrschaftsträgern selbst oder z­ wischen den Untertanen verschiedener Herrschaften zunächst einmal nicht eigens geregelt war. Indem sie ihre Streitsachen auf gemeinsamen Zusammenkünften zu lösen versuchten und diesen Modus sukzessiv in den Bundesurkunden schrift­lich explizierten, entstanden zahlreiche neue Verfahren zur Behandlung von Konflikten im Reich. Die Gerichtsbarkeit, die eine Einung ausüben konnte, fußte auf könig­licher Legitima­tion oder Duldung und wie alle Rechtsnormen des Bundesbriefs auf der Selbstverpflichtung ihrer Beteiligten. 369 Während die Einungen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Kontakt mit der älteren Friedensbewegung sich als Landfriedensbünde verkörperten, stellten sich ihre Konfliktbehandlungsverfahren als „Landfriedensgerichtsbarkeit“ dar.370 Dieser Forschungsbegriff ist insofern missverständ­lich, als er auf die Gerichtsbarkeit der Reichslandfrieden und der Landfriedenseinungen zugleich Bezug nimmt. In der Literatur firmiert dieser Terminus oft jedoch nur im Zusammenhang mit den Streitbehandlungsverfahren der Einungen – den könig­lichen Hofrichter, auf den beispielsweise der Mainzer Reichslandfrieden bei der Behandlung von Zwistigkeiten verwies, subsumieren die (Rechts-)Historiker in der Regel nicht unter dieser Bezeichnung.371 Wird aber – wie im Folgenden – ausschließ­lich die Streiterledigung 369 Vgl. Distler, Städtebünde, S. 152; Landwehr, Königtum, S. 96. 370 Im Forschungsdiskurs zu den Landfriedensbünden finden sich ferner die „Austräge“ bzw. in Anlehnung daran die „Austrags- oder Austrägalgerichte“ als synonyme Bezeichnungen. Ein Austrag, so Gut, Landgericht, S. 35, sei „die Entscheidung eines Rechtsstreites vor einem […] durch die Mitglieder des betreffenden Bundes gewählten Gericht, und zwar für jeden bestimmten einzelnen Fall“. 371 Vgl. z. B. Diestelkamp, Hofgericht, S. 54, der die grundsätz­liche Dezentralität der Landfriedensgerichtsbarkeit betont, und auf diese Weise die könig­liche Hofgerichtsbarkeit der Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts aus ­diesem Terminus offenbar ausschließt. Dementsprechend irrt auch Fahrner, Landfrieden, S. 437, mit seiner Aussage, dass Reichslandfrieden gerade nicht über Einrichtungen zur Sicherung des Friedens verfügt hätten. Auf die

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der Landfriedensbünde betrachtet, wäre der Begriff der Einungsgerichtsbarkeit passender, stets mit der in der Einleitung geäußerten Einschränkung verbunden, dass ihr Handeln nicht auf den gericht­lichen Prozess beschränkt war.372 Der Modus der Konfliktbehandlungsverfahren dieser Einungen wich über den Facettenreichtum der Bundschlüsse gesehen zwar voneinander ab, lässt sich jedoch, gemessen an den regionalen und zeit­lichen Unterschieden, auf einige grundsätz­liche Charakteristika zurückführen, die sich im späten 13. Jahrhundert ausbildeten und für den Rest des Mittelalters fortbestanden. Während die ersten Landfriedens­einungen wie der Rheinische Bund ihre Streitsachen wohl auf den mehr oder minder regelmäßig abgehaltenen Bundestagen behandelt hatten, neigten die Zusammenschlüsse zunehmend dazu, „ein Kollegium von Landfriedensgeschworenen und auf den Landfrieden vereidigten Amtleuten“ mit dieser Aufgabe von vornherein zu betrauen.373 Nicht selten verfügte ­dieses über ein eigenes Siegel, um seine Entscheidungen und Briefe im Namen des Bundes zu beglaubigen.374 Die Zusammensetzung des Gremiums, das nicht permanent tagte, stattdessen oft erst im Konfliktfall zusammentrat, war innerhalb des Bundesbriefes bisweilen sogar nament­lich festgelegt. Seine Größe orientierte sich an der Anzahl der Verbündeten, folgte dabei weniger einem streng numerischen Abbild der Einungsmitglieder, sondern war durch Faktoren der ständischen Parität und des sozialen oder politischen Ranges determiniert. Vielfach war eigens ein Obmann oder Obermann bestimmt, der dieser Gruppe vorsaß. Hatte der König diesen Obmann oder sogar einen Teil des Einungs­gremiums eingesetzt, dann erfolgten die Konfliktentscheidungen nicht ganz losgelöst von der Gerichtsgewalt des Reichsoberhauptes. Die Feststellung Eduard Kerns, im Falle könig­licher Partizipa­tion innerhalb des Landfriedensbundes

Unzuläng­lichkeiten dieser Begriffsbildung kommt auch Mohrmann, Landfriede, S. 93, indem er feststellt, dass Hilfsbündnisse ohne Rekurs auf das Landfriedensrecht trotzdem eine Gerichtsbarkeit in der Art der Landfriedensbünde besaßen. Insbesondere die ältere Forschung, ­welche die Organisa­tionsform der Einung von der Friedensbewegung nicht trennt, hat missverständ­liche Resultate hervorgebracht: Becker, Reichslandvogtei, S. 201, sieht Rudolf von Habsburg als den Schöpfer der „Landfriedensgerichte“ an. Füchtner, Bündnisse, S. 32, spricht gar von „Friedensgerichten“. 372 Die richtige Kritik von Fahrner, Landfrieden, S. 436 und 630, ist somit streng zu berücksichtigen. 373 Rotthoff, Landfrieden, S. 76. 374 Vgl. für den thürin­gischen Landfriedensbund vom 1. Mai 1287 Gernhuber, Landfriedens­ bewegung, S. 33, und siehe die Abbildung bei Sgl. Ebb. Mainz, S. 48, Nr. 47, bzw. Taf. 7, Abb. 9. Ein Landfriedenssiegel ist in d ­ iesem Raum auch noch 1325 nachgewiesen (vgl. Buchda, Landfriedensgericht, Sp. 1486). Darüber hinaus waren sie in Sachsen verbreitet (vgl. Wyneken, Landfrieden, S. 39 f.). Im Elsass sind sie vergleichsweise spät nachgewiesen (vgl. Fahrner, Landfrieden, S. 461).

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sei das Handeln der Einungsgerichtsbarkeit an des Königs statt erfolgt,375 geht jedoch in der Bewertung etwas zu weit, weil sie die der Einung zugrundeliegende Selbstverpflichtung aller Mitglieder mithin ausklammert. Im Wesent­lichen dürfte der Konsens der Bundesteilnehmer das Korrelat des gemeinschaft­lichen Konflikt­ lösungshandelns gewesen sein. Ähn­liches gilt für die Bewältigung von Konflikten in mittelalter­lichen Jurisdik­tionsverträgen.376 Die folgenden Beispiele illustrieren zunächst die Besetzung und die Kompetenzen der Einungsgerichtsbarkeit bis in das frühe 14. Jahrhundert. Im Bund der Städte Mainz und Worms aus dem Frühjahr 1254 sicherten sich beide zu, bei Streitsachen ­zwischen den Stadtgemeinden insgesamt oder ­zwischen einzelnen Bürgern mit je vier Vertretern der beiden Städte zusammenzukommen, um den Konflikt amicabiliter vel per iusticiam zu behandeln (Art. 3).377 Im Falle des Todes einer dieser Schiedspersonen sollte der Rat der jeweiligen Stadt einen Ersatzmann bestimmen (Art. 4). Dieses paritätische Konfliktbehandlungsverfahren innerhalb eines Städtebundes ist auch für Einungen z­ wischen geist­lichen und welt­ lichen Herrschaftsträgern nachgewiesen. Im Landfriedensbund des Bischofs von Paderborn mit dem Landgrafen Hermann von Hessen vom 16. März 1265 einigten sich beide Teilnehmer, ihre Streitsachen einem Gremium aus zwölf Rittern – jeweils sechs von jedem Herrschaftsträger – zu überlassen (Art. 2).378 Wiederum war eine

375 Vgl. Kern, Geschichte, S. 14, und zuvor schon Lisch, Albrecht, S. 17. Treffender erscheint die Einordnung der Einungsgerichtsbarkeit in die Gerichtsorganisa­tion des Reiches nach von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 127. Ob ihr dabei ein höchstgericht­licher Status zukam, wie Buschmann, Rheinische Bund, S. 206, behauptet, dürfte strittig bleiben. 376 Vgl. Wirth, Jurisdik­tionsverträge. 377 UB Worms I, Nr. 253; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 172. Als sich kurze Zeit ­später außerdem Oppenheim mit den beiden Städten verband, blieb es bei ­diesem Verfahren der Konfliktbehandlung (vgl. UB Worms I, Nr. 252; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 173). Auch ­später im Bund der Städte Konstanz, Zürich, St. Gallen und Schaffhausen vom 24. Mai 1312 existierte ein Zwölfergremium mit jeweils drei Vertretern jeder Stadt (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 492; UB Zürich IX, Nr. 3158). Im Städtebund vom 29. Juni 1331 in Schwaben entsendete jede der acht Städte einen Ratsmann in das Achtergremium (vgl. Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 547; UB Esslingen I, Nr. 619, Art. 5). Die paritätische Grundanlage des Streitbehandlungsverfahrens lässt sich ferner in gemischt-­ ständischen Einungen nachweisen. So besaß der Zusammenschluss z­ wischen den Grafen von Leiningen und den Städten Speyer, Worms und Oppenheim vom 20. Februar 1317 ein Achtergremium mit je zwei Vertretern jedes seiner Mitglieder (vgl. UB Worms II, Nr. 118; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 188). Dieses Prinzip war auch im Bund in Schwaben und Bayern vom 4. Oktober 1330 verwirk­licht (vgl. Mon. Witt. II, Nr. 281). 378 Vgl. MGH Const. II, Nr. 443. Ganz ähn­lich war das Konfliktbehandlungsverfahren in einer Einung ­zwischen den Herzögen von Braunschweig und dem Erzbischof von Köln beschrieben, die nur ungenau auf den Zeitraum ­zwischen dem 7. April 1275 und dem

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güt­liche oder recht­liche Entscheidung vorgesehen, den Rittern zusätz­lich aber auferlegt, bei einer Klage binnen 15 Tagen zusammenzusitzen (Art. 3). Für den Fall des Todes eines Ritters war die Bestellung eines Nachfolgers festgelegt; ferner sah der Bundesbrief eine Verhinderung von Schiedspersonen vor und formulierte, dass bei Abwesenheit aus einer Notlage heraus die übrigen Ritter die Klage allein behandeln sollten (Art. 7). Bereits im Folgejahr änderte sich ­dieses Verfahren ­zwischen beiden Reichsgliedern. Am 6. Juni 1266 setzten die Verbündeten ein Fünfergremium ein, dem je zwei nament­lich genannte Vertreter des Bischofs und des Landgrafen sowie Graf Otto von Eberstein als Obmann und Richter angehörten.379 Die politische Bedeutung der einzelnen Mitglieder eines Landfriedensbundes spiegelte ein Zusammenschluss König Albrechts I. mit den Bischöfen von Straßburg und Basel, eben diesen beiden Reichsstädten und den Landgrafen im oberen und niederen Elsass wider, innerhalb welcher der Herrscher drei, der Straßburger Bischof zwei und alle anderen Teilnehmer je einen Vertreter in das Einungsgremium entsendeten.380

15. August 1279 datiert werden kann (vgl. Westfäl. UB VII, Nr. 1520). Beide Fürsten bestellten jeweils drei Vertreter, die alle Streitsachen ­zwischen den Mitgliedern oder ihren Untertanen güt­lich oder recht­lich entscheiden sollten (Art. 1). Dazu war den Schiedspersonen eine ungewöhn­lich knappe Frist von fünf Tagen gesetzt, um bei einer Klage zusammenzutreten, und es war ihnen untersagt, auseinanderzugehen, solange nicht der Konflikt entschieden war (Art. 2). Vgl. zur Tätigkeit der Einung Gundlach, Zentral­ behörden, S. 14 f., und Angermeier, Königtum, S. 50 f. 379 Vgl. MGH Const. II, Nr. 445: Weitere Amtleute des Bischofs und des Landgrafen wurden genannt, die zur Festigkeit des Friedens beitragen sollten. Der Ersatz der fünf Vertreter wurde durch eine Liste von insgesamt zwanzig Personen verwirk­licht. Generell war festgelegt, dass alle im Bundesbrief genannten Personen im Falle des Todes binnen sechs Monaten von ihrem jeweiligen Herrn zu ersetzen waren (Art. 8). Eine nicht-­paritätische Besetzung des Gremiums war zunächst auch in der Einung z­ wischen König Rudolf von Habsburg und dem bayerischen Herzog Ludwig vom 29. Dezember 1282 vereinbart (vgl. MGH Const. III, Nr. 346, Art. 2) – der neuer­liche Zusammenschluss beider Herrschaftsträger am 7. Februar 1286 wandelte diese Praxis in ein Achtergremium mit vier könig­lich-­ schwäbischen und vier bayerischen Vertretern (vgl. MGH Const. III, Nr. 382, Art. 2), wobei zwei der nament­lich erwähnten Repräsentanten des Herzogs wieder bestellt wurden. Offenbar war den Zeitgenossen aber bewusst, dass ein geradzahlig besetztes Gremium eine zwiespältige Entscheidung fällen konnte, so dass in d ­ iesem Fall ein Obmann hinzutreten sollte: Si autem predicti octo inter se super aliquo discordare ceperint nec altera partium ad maiorem numerum pervenire potuerit, mediatorem sive uberman in animam suam eligent et extunc maior inter eos numerus prevalebit (Art. 8). Ohne diese Ergänzungsop­tion blieb eine Einung ­zwischen dem böhmischen König Wenzel und dem eben bereits beteiligten bayerischen Herzog Ludwig vom 8. Oktober 1291 zum Schutz der Untertanen beider Herrschaften (vgl. Mon. Witt. I, Nr. 181). 380 Vgl. MGH Const. IV, Nr. 129; UB Strassburg II, Nr. 233; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 418. Die Neuauflage des Bundes am 16. Februar 1318 ­zwischen dem König, den

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Obwohl all diesen Beispielen die Abhaltung von güt­lichen oder recht­lichen Sitzungen im Konfliktfalle als Kerntätigkeit des Bundesgremiums gemein ist, konnten dessen Befugnisse den Zweck fried­licher Konfliktbehandlung übersteigen. Die zwölf tractatores bzw. ordinatores der Landfriedenseinung des Erzbischofs von Köln mit dem Bischof von Münster, dem Grafen von der Mark und den Städten Münster, Soest und Dortmund waren gehalten, zu bestimmten Zeitpunkten an festgelegten Orten zusammenzukommen, um den Frieden nach Nutzen und Angemessenheit zu handhaben (Art. 2).381 Frei­lich sollten diese bei einer Übertretung der Bestimmungen und ausgebliebener Wiedergutmachung den Streit behandeln, sie entschieden aber notfalls auch, ob die Einungsmitglieder zur Entsendung von Aufgeboten gegen den Schädiger zu mahnen ­seien (Art. 3). Hier mischten sich die Tätigkeiten von Einungsgerichtsbarkeit und Exeku­tion ihrer Entscheidungen in ein und demselben Gremium. Die Anwendung von Gewalt, die womög­lich eine Lösung einer Auseinandersetzung in weite Ferne rücken ließ, gehörte zum Verhaltensrepertoire der Einungen, Konflikten zu begegnen. Ohnehin dürften die Rechtsentscheidungen des Bundes die Durchführung kriegerischer Maßnahmen gegen schäd­liche Leute auf der Basis der vereinbarten gegenseitigen Hilfe begründet haben. Der Landfriedensbund Ludwigs des Bayern mit dem Erzbischof von Trier, den Pfalzgrafen bei Rhein und den Städten Straßburg, Mainz, Worms, Speyer und Oppenheim vom 30. November 1334 legte für sein Siebenergremium explizit fest,

Bischöfen von Straßburg und Basel, dem Herzog von Österreich, den Landgrafen im Elsass, dem Grafen von Freiburg, weiteren Herren und zahlreichen Städten im Elsass und im Bodenseeraum sah im Elfergremium drei könig­liche Vertreter, zwei des Straßburger Bischofs, je einen des Baseler Bischofs, des Herzogs und den Landgrafen, wiederum zwei der Stadt Straßburg und einen der Stadt Basel vor (vgl. MGH Const. V, Nr. 474; UB Strassburg II, Nr. 354; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 423, Art. 29). 381 Vgl. MGH Const. IV , Nr. 1167; UB Dortmund I, Nr. 42; Westfäl. UB VII , Nr. 2479. Im Bacharacher Landfriedensbund König Ludwigs vom 22. Juni 1317 mit den E ­ rzbischöfen von Mainz und Trier, dem König von Böhmen, et­lichen Grafen und ­Herren und den Städten Köln, Mainz, Worms, Speyer, Aachen, Oppenheim, Frankfurt, ­Friedberg, Gelnhausen und Wetzlar wirkte ebenfalls der Landfriedenshauptmann mit dem Vierzehnergremium zusammen bei der Behandlung von Konflikten: Unde sollent die vierzehene unde der hobtman alle mande zesamene rihten an ein genante stat in der selben stetten gegen. Claget den ieman, daz der fride an ime gebrochen sie, oder wizsent sie ez selber, so sollent sie den, der daz getan hat, vur sich laden unde sollent daz nach kuntschaf unde nach reht rihten nach ir vierzehenre urteil oder dez mereteiles der selben vierzehenre (MGH Const. V, Nr. 421; UB Niederrhein III , Nr. 159; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 288; Hess. UB II ,2, Nr. 172; Rotthoff, Landfrieden, S. 102 – 110). Art. 7 fuhr fort, dass im Falle der Verhinderung eines der vierzehn Urteiler des Bundesgremiums vor ehafter not das betreffende Mitglied einen anderen geschworenen Mann zu den monat­ lich stattfindenden Tagen senden solle.

Die Organisationsform der Einung

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dass es bei einem Landfriedensbruch auf Eid ein gemeines Urteil fällen sollte, dem die Bundeshilfe zu folgen hatte.382 Das in den Rechtsnormenkatalogen der Landfriedenseinungen immanente Bemühen um ein mit ungerader Anzahl von Vertretern besetztes Gremium ver­ sinnbild­lichte zugleich die Durchsetzung von Mehrheitsentscheidungen. Diese aus dem römisch-­kanonischen Recht bekannte Praxis löste langsam, aber beständig die einstimmige Rechtsentscheidung ab, die wenigstens theoretisch von der Anzahl der Mitglieder des Bundesgremiums unabhängig war.383 Indem ein Urteilergremium unter Vorsitz eines Obmannes die Konflikte einer Landfriedenseinung löste, g­lich sich die zunächst offenbar eher am schiedsrichter­lichen Verfahren orientierte Form der Streitbehandlung bis zu einem gewissen Grade auch dem dinggenossenschaftlichen Gerichtsprozess an. Die von der Forschung nahezu durchgängig behauptete Verwandtschaft ­zwischen Schiedsgerichtsbarkeit und Einungsgerichtsbarkeit ist deshalb deut­lich vorsichtiger zu beurteilen.384 Denn in den Bundesbriefen war zwar ein Konfliktbehandlungsverfahren vorgesehen, Schiedsverträge stellten sie aber im Allgemeinen nicht dar, gerade weil es ihnen erstens am Bezug zum konkreten Einzelkonflikt fehlte, und zweitens bei Auseinandersetzungen der Untertanen nicht 382 Vgl. UB Strassburg V,1, Nr. 37, Art. 5. Auf die Vielfältigkeit der Tätigkeit des ­Gremiums einer Einung haben ebenfalls Distler, Städtebünde, S. 130, und Wyneken, Landfrieden, S. 40 f., hingewiesen. 383 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 219 f.; Distler, Städtebünde, S. 135 f.; Battenberg, Legitima­tion, S. 15  f.; Wirth, Jurisdik­tionsverträge, S. 29 f.; Becker, Mehrheitsprinzip, Sp. 435 f. Vermut­lich aus d ­ iesem Grund erschienen zunehmend mehr Obmänner, die die Majorität im Rahmen des Entscheidungsprozesses herstellten (vgl. Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 118). Werner, Städtebünde, S. 71, betrachtet in den Landfriedensbünden in der Wetterau ab dem Jahr 1334 das Prinzip der Mehrheitsentscheidung als nachgewiesen. 384 Zu Recht merkt Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 7 f., an, dass nicht von Schiedsgerichtsbarkeit ausgegangen werden könne, wenn sich andere als die beiden Konfliktparteien über das Verfahren der Lösung ihres Streits einigten. Diese Sicht stützen ebenfalls Janssen, Bemerkungen, S. 83, und von Winterfeld, Bündnisse, S. 104. Weiterhin konstatiert Krause, Entwicklung, S. 8 f., dass gegenüber den Untertanen die Einungsgerichtsbarkeit obrigkeit­lichen Charakter besessen habe und allenfalls ­zwischen den Bundesmitgliedern von „reine[n] Schiedsgerichte[n]“ gesprochen werden könne. Auf den Unterschied ­zwischen der Konfliktbehandlung nach einem Schiedsvertrag und einem Bundesbrief ist die Forschung bisweilen ebenfalls gestoßen. Bütikofer, Konfliktregulierung, S. 104, spricht bei den Einungsgerichten von „institu­tionalisierten Schiedsgerichte[n]“ – ähn­lich argumentieren Bader, Probleme, S. 54, Frey, Schiedsgericht, S. 93, und Kamp, Friedensstifter, S. 243, mit Hilfsbezeichnungen. Rennefahrt, Herkunft, S. 14 – 22, betitelt diese als „genossenschaft­liche Schiedsgerichte“. Janssen, Bemerkungen, S. 87, trennt ­zwischen „generellen oder institu­tionellen“ Verwillkürungen der Einungen und „ad hoc“-Kompromissen als Schiedsverträge.

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

die Parteien, sondern deren Herren vorab das Entscheidungsgremium bestimmt hatten. Drittens ließen die Bestimmungen der Landfriedensbünde offen, welcher Streitgegenstände sie sich eigent­lich annehmen sollten. Entgegen der Zuständigkeitskonkretisierung in Schiedsverträgen waren die Einungsgerichte in nahezu allen Sachen tätig, solange aus dem Rechtsraum des Bundes eine Klage an sie gelangte.385 Die ersten Einungen im Reich nörd­lich der Alpen, die oft nur zwei oder drei Mitglieder verbanden, kannten ein Konfliktbehandlungsverfahren, das noch am ehesten an die schiedsvertrag­liche Praxis erinnerte. Zeitgleich verbreitete sich im deutschen Raum auch das Schiedsverfahren. Die These vom gemeinsamen Ursprung beider Verfahren wäre deshalb zu erhärten. Diese gemeinsame Rechtsgrundlage herauszustellen und wie Hans Waser von einer „Schiedsbewegung“ zu sprechen,386 die das ganze Reich im 13. Jahrhundert erfasst hatte, ist unter dieser Perspektive durchaus schlüssig. Die Verknüpfung von Einungsgerichtsbarkeit und schiedsrichter­licher Streit­ behandlung ist nicht neu. Die Argumenta­tion, das Schiedsverfahren habe sich wegen der unzureichenden Rechtsprechung des Königtums im Spätmittelalter ausgebreitet, hat die Landfriedensforschung sogleich auf ihren Gegenstand projiziert.387 Kern dieser Überlegungen ist die Grundvorstellung von konkurrierenden Gerichtsbarkeiten, die um eine feste Anzahl von Streitsachen wetteiferten, und das Übergewicht eines Verfahrens zugleich zulasten eines anderen Verfahrens ging, ja sogar dessen Niedergang und Verschwinden bewirken konnte. Dabei werden zwei Prämissen augenfällig. Erstens basiert dieser Erklärungsansatz auf dem aktiven Bemühen der Herrschaftsträger, mög­lichst alle aufkommenden Streitsachen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Verfahren zu behandeln. Zweitens liegt ­diesem Modell die Vorstellung von unveränder­lichen Verfahren und einer konstanten Menge

385 Insbesondere zu nennen sind die von Willoweit rez. Quellen zur Landfriedensorganisa­ tion, S. 293, und Angermeier, Funk­tion, S. 481, lancierten Zuständigkeitsregelungen, dass ausschließ­lich Landfriedenssachen vor die Einungsgerichte gehörten, wohingegen Erbschafts-, Schulden- und Besitzklagen von ihnen nicht behandelt worden ­seien. Die wenigen und nicht systematisch vorliegenden rechtspraktischen Quellen der Einungsgerichtsbarkeit weisen auch Beispiele auf, die nicht auf die Landfriedensdelikte Raub, Diebstahl, Brandschatzung, Gefangennahme, Notzucht etc. bezogen waren. Für die ­wetterauischen Einungen hat Schwind, Landvogtei, S. 202 f., Streitgegenstände ermittelt, die heute als zivilrecht­lich betrachtet werden würden. 386 Waser, Schiedsgericht, S. 37. 387 Vgl. Krause, Entwicklung, S. 24; Gernhuber, Landfriedensbewegung, S. 121; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 25 f.; Stercken, Königtum, S. 119; Krause, Entwicklungslinien, S. 222 f.; Distler, Städtebünde, S. 143; Meurer, Austrägalgerichtsbarkeit, S. 23 f.; Kamp, Friedensstifter, S. 241; Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 140; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 33.

Die Organisationsform der Einung

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an Streitsachen zugrunde. Beide Annahmen lassen sich jedoch erschüttern. Für das römisch-­deutsche Königtum ist kein Bemühen nachweisbar, alle Streitsachen ­zwischen den Reichsgliedern eigenständig lösen zu wollen. Zugleich dürften die zur Verfügung stehenden Herrschafts- und Verwaltungsmittel nicht ausreichend gewesen sein, um ein solches Ziel jemals ernsthaft zu verfolgen. An dieser Stelle sei kurz zusammengefasst.

* * * Auf die persön­liche Streitbehandlung allein setzte das römisch-­deutsche Königtum bereits am Beginn des Spätmittelalters nicht mehr. Im Laufe des 13. Jahrhunderts entstand ein weite Teile des Reiches umspannendes Netz könig­licher Delegaten, das in den einzelnen Regionen unterschied­lich eng geknüpft war. Im deutschen Südwesten, wo sich die Throninhaber vergleichsweise häufig mit ihrem reisenden Hof aufhielten, begegnen seit der Regierungszeit Rudolfs von Habsburg die Reichslandvögte und die Richter kaiser­licher Landgerichte als ­solche Stellvertreter. Landfriedensob- und -hauptleute fanden sich dagegen auch in peripher gelegeneren Gebieten. Am Hof des Königs vertrat seit 1235 ein Hofrichter das Reichsoberhaupt im hofgericht­lichen Verfahren. Alle diese Delegaten waren kraft ihres Amtes generalmandatiert, Herrschaftsaufgaben zu übernehmen – übrigens nicht ausschließ­lich zur Bewältigung und Lösung von Streitfällen und Konfliktlagen. Doch der König etablierte gleichsam Delega­tionsformen, die fallweise in seinem Namen wirkten. Hierzu gehörten die Hofgerichtsstatthalter, die über die Summe der überlieferten Hofgerichtsbriefe hinweg keineswegs nur in wenigen Ausnahmefällen den Hofrichter vertraten, genauso aber auch die Kommissare, deren herrscher­licher Auftrag bis zur vollständigen Rechtsentscheidung reichen konnte. Vorbild für Letztere mag die iurisdictio delegata der päpst­lichen Gerichtsbarkeit gewesen sein, die Kommissionsbriefe schon im 12. Jahrhundert verbreitet einsetzte. Für das Königtum blieb ­dieses Verfahren zunächst in sporadischem Gebrauch. Die genannten Delega­tionsformen bildeten sich sukzessive aus. Die Funk­tion eines Amtes lässt sich nur selten so gut nachverfolgen wie das des Hofrichter- und Hofschreiberamtes im Mainzer Reichslandfrieden, der Aufgaben und Bedingungen für die Amtsträger expliziert formulierte. Beide Ämter überdauerten das Interregnum, ohne in d ­ iesem Zeitabschnitt ausgeübt worden zu sein. Unter König Rudolf amtierte mit Berthold von Trauchburg schon früh im Jahre 1273, lange vor den Bestätigungen des Mainzer Friedenswerks, ein Hofrichter. Eine fallweise Stellvertretung des Königs lässt sich in den Quellen bereits 1221 nachweisen, als Truchsess Werner von Bolanden am Hof K ­ aiser Friedrichs II. im Namen des Staufers eine Gerichtssitzung leitete. Vor allem Albrecht I. und Heinrich VII. nutzten die Mög­lichkeit der Delegierung im hofgericht­lichen Verfahren dann oft. Für die Reichslandvogteien sind Bestallungsurkunden nur ganz vereinzelt fassbar; die

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Entstehung und Durchsetzung von Delegationsformen

Mitwirkung an der Konfliktbehandlung des Reichsoberhauptes war jedenfalls nur ein Teilaspekt ihrer Tätigkeit, die in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte. Eine Bedeutungszunahme ist in dieser Zeit ebenso für die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit festzustellen. Andersartig waren die im Gleichklang mit den regionalen Landfriedenseinungen entstandenen Konfliktbehandlungsverfahren. Wenn die Bundesbriefe nicht auf die Gerichtsbarkeit der Einungsmitglieder verwiesen, so konnten entweder unbeteiligte Bundesgenossen im Streitfall als Vermittler auftreten oder das Einungs­ gremium als Gerichtsgemeinde mit Urteilern fungieren. Die von der Forschung immer wieder behauptete Nähe der sogenannten Einungsgerichtsbarkeit zum Schiedsverfahren ist im Allgemeinen so nicht zu stützen. Ganz generell waren die Landfriedenseinungen das Ergebnis eines regionalen Verselbständigungsprozesses der aus dem Hochmittelalter stammenden Friedensbewegung. Mit Hilfe der Einung als genossenschaft­liche Organisa­tionsform erstrebten die Herrschaftsträger – besonders die Stadtgemeinden – eine wirkungsvollere Um- und Durchsetzung der altbekannten Rechtsnormen aus den Reichslandfrieden. Der Rheinische Bund, der Herrschaftsträger ständisch-­übergreifend verband, wurde von Wilhelm von Holland schließ­lich anerkannt und zu den Bundestagen der in könig­lichen Diensten stehende Graf Adolf von Waldeck entsendet. Langfristig setzte sich im Gros der Einungen ein Vertreter des Reichsoberhauptes durch, während der König aber auch selbst Bundesschlüsse initi­ierte oder an deren Erneuerung, im Gesamten also kooperativ beteiligt war. Die Landfriedenseinungen erschienen fortan in fast allen Regionen des Reiches; ihre auf nur wenige Jahre begrenzte Geltungszeit ließ eine Reihe immer neuer Verlängerungen entstehen, innerhalb derer von Einung zu Einung die Rechtsnormen weiterentwickelt werden konnten.

4.  Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts Am Beginn des 14. Jahrhunderts bestand ein ganzes Spektrum an könig­lichen Verfahren zur Behandlung von Konflikten. Neben das persön­liche Wirken des Reichsoberhauptes bei der Lösung von Streitsachen – zum Beispiel durch die Abhaltung von Gerichtssitzungen oder die Durchführung von Vermittlungs- und Schiedstagen – waren im vorangegangenen Jahrhundert zahlreiche könig­liche Delega­ tionsformen getreten. Im Namen oder im Auftrag des Herrschers bewältigten somit et­liche Akteure gemeinsam die aufkommenden Streitsachen. Für die Konfliktparteien bedeutete dies nichts anderes, als dass durch Klage oder Hilfsbitte ein geeigneter Adressat für ihr Anliegen ausgewählt und damit eine Entscheidung aus einer Reihe von Verfahrensangeboten getroffenen werden musste. Da schrift­lich verankerte genauso wie gewohnheitsrecht­liche Zuständigkeitsregeln überwiegend fehlten, mussten andere Faktoren für die Streitparteien handlungsleitend gewesen sein, um die Verfahren des Reichsoberhauptes zielgerichtet anzugehen. Zum Beispiel dürfte die Mobilität der größeren und kleineren Glieder des Reiches in Rela­ tion zur Entfernung des Herrscherhofs darüber entschieden haben, ob die lokalen könig­lichen Delegaten oder der König in personam als Entscheidungsträger geeigneter erschienen. In ­diesem Zusammenhang ist die Moraw’sche Folie von königsnahen, königsoffenen und königsfernen Regionen des Reiches zu berücksichtigen.388 Relevant mögen aber auch die heute kaum mehr rekonstruierbaren Kommunika­ tionskanäle der Streitenden an den Königshof gewesen sein, denn insbesondere die Nutzung des Boten- und Gesandtschaftswesen beeinflusste, ob ein Konflikt am Hof vorgebracht und dort bis zum Ende verfolgt werden konnte. Während sich der Zugang zu den könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren durch das Wirken des Reichsoberhauptes nun kaum noch erweitern ließ und dieser nach wie vor im Wesent­lichen von den Ressourcen und vom Willen der Parteien abhängig blieb, waren im 14. Jahrhundert vor allem Anpassungen der bestehenden Verfahren zu bemerken. Friedrich Battenberg hat in Anlehnung an Max Weber vom Bemühen der Zeitgenossen um mehr „Ra­tionalität“ gesprochen und damit zugleich auf Institu­tionalisierungsprozesse spätmittelalter­licher Herrschaft hingewiesen.389 Es mag unentschieden sein, über ­welchen Institu­tionalisierungsgrad die unterschied­lichen Verfahren könig­licher Gerichtsbarkeit verfügten, sicher ist, dass ab den Luxemburgern auf dem Thron der Königshof selbst Wandlungen unterlag,

388 Vgl. den konzeptuellen Beitrag Moraw, Personenforschung. 389 Battenberg, Wege, S. 313 – 315.

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Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts

die nicht nur das Hofgericht erfassten. Die Bedeutungszunahme des könig­lichen Rates dürfte diesen historischen Prozess am eindrucksvollsten verkörpern. Spätes­ tens in dieser Zeit muss sich auch der Wechsel vom Primat der Herrschaft hin zur Prävalenz der Verwaltung vollzogen haben,390 den bereits die Delegierung von herrscher­lichem Handeln ausdrückte. Nachdem gerade auf dem Wege der Stellvertreterschaft die könig­liche Gerichtsbarkeit und Friedenssorge am Hof, auf den Reichsgütern und in zahlreichen Regionen des Reiches erweitert worden waren, war eine prinzipielle Voraussetzung zur vermehrt fried­lichen Lösung von Konflikten geschaffen. Fortan waren die Zeitgenossen bestrebt, den Fragen nach der Exeku­ tion und Durchsetzung von Rechtsentscheidungen mehr Gewicht zu geben. Vor allem die kooperativ organisierten Landfriedenseinungen nahmen sich im 14. Jahrhundert dieser Herausforderung an.

4.1 Rationalisierungstendenzen innerhalb der persönlichen Streitbehandlung des Königs Dass letztend­lich der König von den aufkommenden Konflikten im 14. Jahrhundert immer mehr beschäftigt wurde, hat zum einen seine Ursache in der sukzessive ansteigenden Formalisierung innerhalb aller Verfahren, die mehr Einzelhandlungen des Reichsoberhauptes erforderten. Eine Rechtsentscheidung oder geglückte Vermittlung reichte oft nicht aus, um eine Auseinandersetzung dauerhaft zu beenden. Zum anderen stieg schlichtweg die Anzahl der Streitsachen beständig an; eine Reak­tion des Königs wurde damit häufiger von den Reichsgliedern nachgefragt. Der Nachweis der Zunahme an Konflikten, die dem Reichsoberhaupt vorgebracht wurden, ist nicht leicht zu erbringen, da sich die absoluten Fallzahlen mit der chronolo­gisch besser werdenden Überlieferungssitua­tion überlagern. Deshalb ist oft nicht zu entscheiden, ob die späteren Könige und ­Kaiser realiter mehr Streitsachen behandelten als ihre Vorgänger oder ob wir über ihr Wirken nur eingehender informiert sind, auch weil der Anteil an Schrift­lichkeit in den älteren Verfahren geringer gewesen sein dürfte. Die geäußerte These lässt sich daher nur auf einem Umweg stützen. Hilfreich ist, einmal die Streitparteien in denjenigen Konflikten zu kategorisieren, die das Reichsoberhaupt behandelte. Dann zeigt sich, in welchem Maße seit dem späten 13. Jahrhundert neue Reichsglieder vermehrt als Kläger oder Beklagte in diesen Verfahren auftraten. Insbesondere die städtischen Bürgerschaften wandten sich als Gemeinde immer häufiger mit ihren Streitsachen an den Hof. Abb. 2 veranschau­licht den Anteil an Konflikten, innerhalb derer sie im Ganzen

390 Vgl. Hanisch, Staat, S. 29.

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Rationalisierungstendenzen

oder einzelne ihrer Bürger als Parteien involviert waren. So behandelten Rudolf, Adolf, Albrecht I. und Heinrich VII. reich­lich doppelt so oft diese Fälle wie noch die jüngeren Staufer um Friedrich II. Wenn auch diese Befunde beispielsweise für mindermächtige Geist­liche und Adlige von der Forschung noch zu verifizieren wären, indiziert das für die Städte ermittelte Resultat, dass sich die Reichweite könig­licher Konfliktbehandlung vergrößerte. Dabei verkürzte sich nicht in erster Linie die relative räum­liche Ferne ­zwischen Petenten und Hof, vielmehr setzten jetzt neue Reichsglieder und -getreue ihren Zugang zu den könig­lichen Verfahren erfolgreich durch. Für die Auseinandersetzungen der Großen des Reiches kann nur ausgesagt werden, dass die Menge überlieferter Quellen anwuchs, wohingegen die gewichteten Fallzahlen eine drastische Reduk­tion ihrer Konflikte vor dem Reichsoberhaupt bis ins frühe 14. Jahrhundert unwahrschein­lich erscheinen lassen. Abb. 2: Anteil der Konflikte städtischer Bürgerschaften vor dem König bis zu Heinrich VII. 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 % Friedrich II., Heinrich und Konrad

Rudolf

Adolf

Albrecht I.

Heinrich VII.

Während die verschiedenen Formen der Delega­tion diesen Anstieg der Konflikte bis zu einem gewissen Grade auffingen, waren gerade die Verfahren persön­licher Streitbehandlung durch den König in ihrer Anpassungsfähigkeit begrenzt. Modifika­ tionen wirkten deshalb hauptsäch­lich, um den Anteil könig­licher Partizipa­tion bei der Lösung von Streitfällen abzusenken. Indem der Herrscher nur noch einzelne wenige Handlungen in einem Konflikt persön­lich unter Majestätssiegel ausfertigte, sich besonders in den Verhandlungen und Untersuchungen vertreten ließ, blieb trotzdem die könig­liche Autorität mit der Konfliktbehandlung verbunden. Gleichzeitig minderte sich wohl der Aufwand des Monarchen. Dies erreichten die Zeitgenossen beispielsweise durch die Zerlegung des Verfahrensganges in seine einzelnen Bestandteile, von denen der König nur noch die wenigsten in personam übernahm.

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Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts

So wurden im Laufe des 14. Jahrhunderts vermehrt Kommissionsbriefe zur Untersuchung oder vollständigen Lösung eines Konflikts durch das Reichsoberhaupt ausgestellt.391 Die Vollmachten der kaiser­lichen Kommissare konnten dabei sehr weitreichend verfasst sein: Karl IV. gestattete seinem Kanzler, Bischof Johann von Leitomischl, im Konflikt ­zwischen Friedrich von Treffurt, dem Landkomtur des Deutschen Ordens in Thüringen, und der Stadt Mühlhausen gar, einfache Maßnahmen zur Behandlung der Sache zu ergreifen, auch wenn sich diese nicht an der Ordnung des kaiser­lichen Rechts orientierten, solange sie nur seinen Rechten unschäd­lich ­seien.392 Selbst wenn die Entscheidung vollends einem Kommissar oblag, bestand die Mög­lichkeit, dass sich der ­Kaiser dessen Bestätigung vorbehielt oder wenigstens durch die Übermittlung eines Berichtes informiert blieb. Das Reichsoberhaupt war überdies nicht verpflichtet, der Verwillkürung der Parteien persön­lich zu entsprechen. Am 10. Mai 1354 beurkundete Karl IV. im Streit ­zwischen Johann von Rappoltstein und den Bürgern von Bergheim, St. Pilt, Orschweiler und Elsenheim, nachdem diese einen Schiedsspruch des Herrschers verlangt hatten, dass beide Parteien drei Schiedsleute benennen sollen, die auf Frist die Sache vergleichen oder einstimmig entscheiden mögen. Für den Fall des Scheiterns dieser schiedsrichter­lichen Konfliktbehandlung sollte das Fünfzehnergremium der

391 Für Ludwig den Bayern sind mindestens 38 Kommissionsbefehle erhalten, wovon die Mehrheit nur indirekt in anderen Urkunden und Briefen erwähnt ist. Dabei erscheinen Mandate zur Untersuchung einer Streitsache, zur Durchführung eines Verhörs und Entscheidung des Konfliktes sowie zur Errichtung eines Vergleiches in einem ausgewogenen Verhältnis nebeneinander. Aus der Zeit Karls IV. sind immerhin schon 70 solcher Befehle direkt und indirekt in den Quellen überliefert – für Wenzel liegt dieser Zahlenwert bei 53. Einzelne dieser Bevollmächtigungen dienten auch der Behandlung könig­licher Auseinandersetzungen (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 105; Bd. IX, Nr. 282; Bd. X, Nr. 37, 98, 127 und 160; Bd. XI, Nr. 6 und 289; Bd. XIII, Nr. 4 und 243; Bd. XIV, Nr. 226). Insgesamt ergibt sich somit kein Einwand gegen die Vermutung Ralf Mitschs, dass die Kommissionsaufträge bei der Bewältigung von Konflikten während des Spätmittelalters in ihrer Häufigkeit zugenommen haben (vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 18), doch belegen diese Zahlen bereits für das 14. Jahrhundert eine merk­liche Nutzung ­dieses Verfahrens. Das Kommissionsmandat, nach Minne oder Recht zu entscheiden, ist von Hattenhauer, Minne, S. 335, als ein zusammenhängendes Verfahren beschrieben worden, innerhalb dessen bei einem Scheitern der Vermittlung zwangsläufig eine recht­liche Entscheidung zu erfolgen hatte. Die Kopplung von Vermittlung und Rechtsentscheidung in einem Delega­tionsauftrag änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass dem Kommissar zwei für gewöhn­lich nacheinander durchgeführte Lösungsversuche – im Kern also auch zwei separate Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung – delegiert worden waren. Dass diese Unterscheidung den Zeitgenossen bekannt war, beweist die Existenz von Kommissionsbefehlen, die nur eine Vollmacht über eines der beiden Verfahren enthielten. 392 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 300 vom 27. Oktober 1357.

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elsäs­sischen Landfriedenseinung Recht sprechen.393 Der ­Kaiser kam somit allenfalls indirekt den Ansinnen der Petenten nach; er knüpfte aber den weiteren Fortgang des Verfahrens – wie von mindestens einer Partei gewünscht – an seine Autorität. Auch Ludwig der Bayer hatte sich hartnäckig gegenüber einer Verwillkürung des Abtes von Fulda und des Grafen von Ziegenhain gezeigt, als er den Erzbischof Balduin von Trier mit der Begründung zum Kommissar bestellte, er wolle zwar der Bitte der Streitenden entsprechen, der Kirchenfürst sei allerdings für eine rasche Erledigung der Sache besser geeignet.394 Dass die erste Reak­tion des Reichsoberhauptes auf eine kriegerische Auseinandersetzung nicht auf deren recht­liche Entscheidung abzielte, stattdessen zuerst die Durchsetzung eines Friedenszustandes bewirken sollte, illustriert das folgende Beispiel. Im Streit ­zwischen dem Markgrafen Friedrich von Meißen und der Stadt Erfurt einerseits sowie dem Erzbischof von Mainz und den Grafen von Honstein, Schwarzburg-­Arnstadt und et­lichen Adligen anderseits einigten sich die Konfliktparteien vor ­Kaiser Ludwig am 30. Oktober 1342 auf einen befristeten Frieden und einen Schiedstag, zu dem sie je einen Vertreter zu den drei Schiedsrichtern Graf Rudolf von Wertheim, Ludwig von Hohenlohe und Konrad Schenk von Erbach ­schicken sollten.395 Nachdem sich die Parteien auf den K ­ aiser als Schiedsrichter verwillkürt hatten, erklärte sich dieser am 7. Juni 1343 zwar dazu bereit, bestimmte aber, dass alle Vorkommnisse während des Friedens ein dreiköpfiges Schiedsgre­ mium unter dem Vorsitz des Landgrafen Hermann von Hessen und über die Stadt Worbis als Streitgegenstand eine andere Gruppe von sieben Schiedsrichtern befinden sollten.396 Wiederum parzellierte der König hier die Konfliktbehandlung in ihre Bestandteile – er selbst unterbrach mit seinem Eingreifen vorrangig die gewaltsame

393 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 549. 394 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 220 vom 10. Mai 1334. Die Wahl des Erzbischofs als Kommissar in dieser Sache mag kein Zufall gewesen sein, da dieser bereits vor April 1332 eine Sühne ­zwischen dem Abt und dem Grafen vermittelt hatte, die der K ­ aiser dann aber auf Bitten des ersteren zurücknahm (vgl. URH, Bd. V, Nr. 164). 395 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 467. Am gleichen Tag bekräftigte der ­Kaiser diese Sühne und setzte die Parteien wieder in ihre Rechte und Güter ein (vgl. URH, Bd. V, Nr. 468). Am 17. Dezember 1342 verlängerte Ludwig den Frieden erstmals, um die Mög­lichkeit eines Vergleiches ­zwischen den Parteien aufrecht zu erhalten (vgl. URH, Bd. V, Nr. 501). 396 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 505. Aufgrund von Verletzungen des könig­lichen Friedens erstreckte sich die Auseinandersetzung, was Ludwig zu einer Erneuerung des Friedenszustandes am 29. März 1344 brachte, worin der K ­ aiser den Markgrafen und den Erzbischof zur Stellung von Bürgen verpflichtete, solange bis die Schiedspersonen zu einer Lösung gekommen waren (vgl. URH, Bd. V, Nr. 517). Einen Vergleich im Sinne dieser kaiser­lichen Handlung brachte dann Herzog Rudolf von Sachsen gut einen Monat s­päter zustande (vgl. URH, Bd. V, Nr. 521).

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Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts

Konfliktführung und wies einige Streitpunkte anderen Verfahren zu. Solche Errichtungen eines temporären Friedenszustandes sind in noch größerer Zahl für Karl IV. belegt, der auf diese Weise oft die Konfliktbehandlung bis zu seinem Kommen aufschob.397 Dieses Handeln des mittelalter­lichen Herrschers belegt einmal mehr, wie eng Gerichtsbarkeit und Friedenssorge bei der Lösung von Konflikten miteinander verschränkt waren. Völlig unabhängig von der wahren Inten­tion des Reichsoberhauptes bei einem solchen Friedensgebot, das zudem vielfach nicht strikt befolgt wurde, delegitimierten sie doch jede weitere Gewaltanwendung und förderten letztend­lich die Verfahren fried­lichen Konfliktaustrags. Dieser Gedanke verbarg sich ebenfalls hinter den könig­lichen Befehlen, die auf Wunsch einer Streitpartei ihrem Widerpart die Anwendung von Gewalt untersagten. König­liche Mandate als Reak­tion in einer Streitsache waren ferner die Grundlage, um die Wahrschein­lichkeit zu erhöhen, die Königsakte auch zu exekutieren. In der Auseinandersetzung ­zwischen dem Domkapitel von Augsburg und Marschall Wilhelm von Biberbach befahl K ­ aiser Ludwig am 23. November 1331 dem Grafen Berthold von Graisbach und dem Truchsess Berthold von Kühlental, den Marschall anzuhalten, einen von ihm verkündeten Spruch zu befolgen. Bei fortgesetztem Zuwiderhandeln sollten die könig­lichen Vertreter gegen den Adligen vorgehen.398 Nachdruck versuchte Karl IV . einer vor ihm vermittelten Sühne z­ wischen dem Grafen Albrecht von Werdenberg und dem Kloster Rot zu verleihen, als er am 27. November 1353 feststellte, dass der Graf diese noch nicht erfüllt habe, und dies sofort nachzuholen befahl. Sollte er sich weiter unbeugsam zeigen, hatten der Reichslandvogt und die übrigen Reichsglieder dem Kloster beizustehen.399 Die Durchsetzung einer Rechtsentscheidung mittels könig­licher Befehle zu gewährleisten, erforderte kaum könig­liche Herrschaftsressourcen, da prinzipiell jedes Reichsglied als Empfänger solcher Aufträge infrage kam. Zudem ließ sich die Intensität ­dieses Verfahrens leicht steigern, indem nicht nur ein, sondern gleich mehrere Befehlsempfänger die Einhaltung der könig­lichen Entscheidung zu kontrollieren hatten. Im Streit z­ wischen dem Erzbischof Kuno und den Bürgern von Trier beauftragte Karl IV. am 30. Dezember 1364 nicht weniger als 32 Personen, den Erzbischof gegen die Stadt zu unterstützen, falls diese sein Urteil brechen sollte.400 Solche Mandate

397 Vgl. z. B. URH, Bd. VI, Nr. 152, 543 und 631; Bd. VII, Nr. 246, 252, 431, 435 f., 442 und 477; Bd. VIII, Nr. 417; Bd. IX, Nr. 141; Bd. X, Nr. 38, 273 und 436. 398 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 132, und den Spruch des Kaisers als Nr. 131. 399 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 81. 400 Als Adressaten des Befehls erschienen die Erzbischöfe von Köln und Mainz, die Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä. und Ruprecht d. J., der Herzog von Jü­lich, der Herzog von Luxemburg, die Grafen Friedrich d. Ä. und Friedrich d. J. von Leiningen, Johann von Saarbrücken, Johann und Walram von Sponheim, Heinrich von Veldenz, Gerhard von Virneburg,

Rationalisierungstendenzen

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hatten tatsäch­lich den Zweck, die Konzessionsbereitschaft einer der Streitparteien zu vergrößern, letztend­lich doch dem Willen des Herrschers zu entsprechen. War dies gelungen, konnte das Reichsoberhaupt ­dieses Zwangsmittel wieder aufheben. So hatte im Frühjahr 1388 König Wenzel dem Herzog Friedrich von Bayern für die Gefangennahme des Erzbischofs Pilgrim von Salzburg zunächst den Frieden aufgesagt und et­lichen unbekannten Empfängern das Vorgehen gegen den Herzog befohlen.401 Nachdem der König aber erfahren hatte, dass der Erzbischof freigelassen worden war, untersagte er am 22. Januar explizit jeden Angriff auf den bayerischen Herrscher und drängte auf eine fried­liche Lösung.402 Eine weitere Mög­lichkeit, dem könig­lichen Willen mehr Beachtung zukommen zu lassen, stellten die Strafandrohungen in den Befehlen des Herrschers dar. Hatten die Könige des 13. Jahrhunderts überwiegend den Verlust der könig­lichen Huld und die herrscher­liche Ungnade für den Fall der Zuwiderhandlung gegen die Ge- und Verbote des Reichsoberhauptes vorgesehen, fanden sich während der Herrschaft Karls IV. zum ersten Mal Geldbußen, die an die Seite der bekannten Sank­tionen traten. Ihre Höhe überschritt in der Regel nicht den Wert von 100 Mark Gold oder 200 Mark Silber, wobei die Staffelung der Summen zumeist Fünfzigerschritten entsprach.403 Seltener sind jedoch auch Androhungen von 1.000 Mark Gold überliefert. Hannemann und Walram von Zweibrücken, der Wildgraf Friedrich sowie Simon Wecker, die Herren Arnold d. Ä. und Arnold d. J. von Blankenheim, Burkhard und Ulrich von Finstingen, Gerhard und Nikolaus von Hunolstein, Gerlach und Philipp von Isenburg, Johann, Dietrich d. Ä., Dietrich d. J. von Kerpen, Johann von Schleiden, Ritter Friedrich von Ehrenburg und die Gemeinen von Montfort, Schönburg und Schöneck (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 462 – 488). 401 Vgl. URH, Bd. XII, Nr. 4 – 6. 402 Vgl. URH, Bd. XII, Nr. 9. Schon einen Tag s­ päter verlangte der König von den schwäbischen Städten, Vertreter auf einen Tag ­zwischen den Parteien zu entsenden und dort gemeinsam mit Bořivoj von Svinaře die Ursache des Konfliktes zu ergründen (vgl. URH, Bd. XII, Nr. 10). Dieser Versuch, die Auseinandersetzung in ein verrecht­lichtes Verfahren zu überführen, fand jedoch einen jähen Abbruch – am 2. Februar 1388 sagte der König erneut Herzog Friedrich von Bayern den Frieden auf. Da der Erzbischof offenbar nur aufgrund einer Lösegeldzahlung freigelassen worden war, erneuerte nach dem 14. Februar Wenzel seinen Befehl, gegen den Bayern vorzugehen (vgl. URH, Bd. XII, Nr. 18 bzw. 22). Ab Herbst folgten Rechtstage vor dem König zur Bewältigung des Konfliktes (vgl. URH, Bd. XII, Nr. 178 und 180). 403 Innerhalb der königlichen Befehle Karls IV. reichten die Sank­tionen von 100 Mark Silber (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 503 und 531) bis hin zu 200 Mark Silber (vgl. URH, Bd.  IX, Nr. 132) bzw. von 50 Mark Gold (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 455; Bd. VII, Nr. 176) bis hin zu 100 Mark Gold (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 311; Bd. IX, Nr. 188a). Die könig­lichen Gebote Wenzels wiesen nach gegenwärtigem Kenntnisstand keine Strafandrohungen in der Silberwährung auf. Die Goldbuße bei Zuwiderhandlungen gegen könig­liche Befehle vermehrte sich unter Wenzel offenbar nicht merk­lich – es sind nur wenige Beispiele

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Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts

Am 6. Mai 1375 verlangte Karl IV. von den Bürgermeistern, dem Rat und der Bürgerschaft von Köln, sich keiner Rechte und Besitzungen des Erzbischofs Friedrich von Köln zu unterwinden, solange nicht ihr Streit um eine Schädigung vor dem König behandelt worden sei. Bei einer Missachtung dieser Bestimmung sollten der Stadt schwere Ungnade und eine Pön von 1.000 Mark Gold drohen.404 Abgesichert wurden mit dem Hinweis auf Sank­tionen neben den könig­lichen Mandaten tradi­ tionell vor allem die Bestätigungen könig­licher Streitentscheidungen oder Vergleiche.405 Sowohl die somit anvisierte verbesserte Durchsetzung einer Konfliktlösung als auch ihre Bekräftigung durch das Reichsoberhaupt dürften die Hauptabsichten der Petenten gewesen sein, am Königshof um eine solche Bestätigung eines Urteils oder Schiedsspruchs, einer Sühne oder eines Vergleichs zu bitten. Wiederum schien es dann nicht der Herrscher selbst gewesen zu sein, der um seinen Einfluss in den zahlreichen Konflikten innerhalb des Reiches rang, sondern kurzerhand die Parteienbegehren, die den König und seinen Hof immer wieder involvierten. Ließ sich das persön­liche Konflikthandeln des Reichsoberhauptes nach dem umfassenden Einsatz von Delega­tionsformen im 14. Jahrhundert nur noch begrenzt weiterentwickeln, wurde der Herrscherhof als Sozialgefüge und Verwaltungszentrale des Königtums von spürbaren und nachhaltigen Wandlungsprozessen erfasst.

4.2 Die Bedeutungszunahme der königlichen Verwaltungsformen Der Hof des Reichsoberhauptes war Kulmina­tionspunkt der spätmittelalter­lichen Königsherrschaft, der Regierung, Verwaltung und Politik gleichermaßen umfasste und in einem hybriden sozialen Beziehungsgeflecht in stetiger Vermengung hielt.406 Wir sind nur spär­lich darüber informiert, wie der Königshof des 14. Jahrhunderts als Sozialkörper funk­tionierte, da keine der erhaltenen Quellen die Verhältnisse überliefert (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 199; Bd. XII, Nr. 364 f.; Bd. XIII, Nr. 142; Bd. XIV, Nr. 184). Deut­lich häufiger fanden sich Geldbußen dagegen in könig­lichen Privilegien als Sanctio. 404 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 240. Während der Herrschaft Karls IV. drohte der König mit dieser Pön auch im Streit z­ wischen dem Herzog Albrecht von Sachsen und Herzog Magnus von Braunschweig (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 373, 375, 436 und 463) sowie in der Auseinandersetzung des Erzbischofs Gerlach von Mainz mit dem Grafen Eberhard von Wertheim (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 161). 405 Vgl. Neumann, Aufträge, S. 97 f., und für Karl IV. URH, Bd. VI, Nr. 67, 78 und 284; Bd. VII, Nr. 12, 32 und 391; Bd. IX, Nr. 32 und 355; Bd. X, Nr. 212. Für die Zeit Wenzels haben sich keine könig­lichen Bestätigungsbriefe außerhalb der hofgericht­lichen Verfahren ermitteln lassen, die Geldbußen als Sank­tionsdrohungen enthielten. 406 Vgl. Moraw, Versuch, S. 15.

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innerhalb des Hofes darstellt, sondern sie alle die Rela­tion dieser Zentrale mittelalter­ licher Königsherrschaft nach außen widerspiegeln. Mit Sicherheit muss aber angenommen werden, dass der Herrscherhof jene personellen Ressourcen des Königtums bereitstellte, um auf die vielen Ansinnen der Petenten zu reagieren. Die Verwendung der etablierten Begriffe Hofgericht und Hofkanzlei erweckt dabei den Anschein, als ob eine trennscharfe Unterscheidung in Funk­tionsbereiche und behörd­liche Apparate bestanden habe oder gar zielgerichtet vom Reichsoberhaupt geschaffen worden sei. Dieses Bild muss jedoch gerade in Bezug auf das römisch-­deutsche Reich mit den zahlreichen dynastischen Wechseln auf dem Thron während der letzten drei Jahrhunderte des Mittelalters sehr abgeschwächt werden. Während von Peter Moraw die Regierungszeit Karls IV. gemeinhin mit einem „Modernisierungsschub“ des Herrscherhofes in Verbindung gebracht worden ist,407 gilt nach wie vor im euro­päischen Vergleich dessen eher bescheiden ausgefallenes Urteil. Die Verwaltung am Königshof, so Moraw an anderer Stelle, sei durch ihre „Schlichtheit“ charakterisiert und gegenüber der franzö­sischen und eng­lischen Entsprechung dieser Zeit an ihrer Modernisierung rundweg gescheitert.408 Beide Perspektiven desselben Historikers sind richtig, eben weil sie verschiedene Bezugsgrößen zur Grundlage nehmen. Die Überschaubarkeit bei gleichzeitig erschwerter Durchschaubarkeit des deutschen Königshofs im 14. Jahrhundert mag heute ein Vorzug sein, um dessen Fortentwicklung einigermaßen kompakt zu beschreiben. Das folgende Kapitel konzentriert sich auf die könig­liche Konfliktbehandlung und damit neuer­lich auf die Hofgerichtsbarkeit einschließ­lich deren Kanzleiverhältnisse, die könig­lichen Räte und die könig­lichen Amtleute als Bindeglieder ­zwischen Hof und Reich. 4.2.1 Die königliche Hofgerichtsbarkeit seit den 1330er Jahren Seit dem Thronstreit des Jahres 1314 ­zwischen dem Wittelsbacher Ludwig und dem Habsburger Friedrich war die Tätigkeit des Hofrichters reich­lich außer Übung gekommen. Mit Friedrich von Truhendingen einmal 1315 und 1323 sowie dem Grafen von Graisbach zweimal in 1324 finden sich vor dem Tod des habsbur­ gischen Widersachers immerhin vier Handlungen von Hofgerichtsstatthaltern.409 407 Moraw, Karl IV., S. 7. 408 Moraw, Verfassung, S. 174 f. 409 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 5 vom 31. Mai 1315, mit einem Urteilsbrief über ein Gerichtsstandsprivileg der Stadt Rothenburg ob der Tauber; Nr. 59 vom 10. November 1323, mit einem Achtspruch und Anleitebrief gegen et­liche bekannte Personen aus Greifswald, Stralsund, Anklam, Demmin, Tribsees und Loicz zugunsten des Johannes von Gerzlow; Nr. 74 vom 16. August 1324, abermals mit einem Achtspruch und Anleitebrief gegen Tilmann den

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Der erste Hofgerichtsschreiber König Ludwigs ist ebenfalls 1323 belegt.410 Mit dem Jahr 1331 trat zunächst mit Rudolf von Hewen, der einen Prozess anstelle des Kaisers im Hofgericht am 22. April leitete, und Hofrichter Konrad von Gundelfingen am 31. Mai wieder in dichterer Abfolge ­dieses Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung zutage.411 Insbesondere Konrad von Gundelfingen besetzte das Hofrichteramt unter wechselnden Hofgerichtsstatthaltern über mehr als zehn Jahre allein, bis am 7. Januar 1342 Herzog Ludwig von Teck ­dieses Amt bis zu Ludwigs Tod führte.412 Obwohl Friedrich Battenberg in seiner Disserta­tion den Wechsel auf dem Thron hin zu Karl IV. als „neue Periode“ in der Entwicklung der Hofgerichtsbarkeit bezeichnet hat,413 wies der Personalstamm der hofgericht­lichen Praxis ganz generell eine erstaun­liche Kontinuität gegenüber solchen dynastischen Brüchen auf. Nach dem Ableben des Wittelsbachers beispielsweise übernahm der Luxemburger den Hofgerichtsschreiber Konrad Bissinger, der bis in das Jahr 1385 am Hof in unterschied­lichen Funk­tionen nachgewiesen ist – ähn­lich verlief der Übergang des Hofgerichtspersonals von Wenzel auf Ruprecht an der Wende zum 15. Jahrhundert.414 Dies zeigt, dass das hofgericht­liche Verfahren und die mit ihm verbundene Kanzleitätigkeit auf Spezialkenntnissen fußten, deren personelles Fundament offenbar gering war. Nur so lässt sich die Akquise des Hofgerichtspersonals

Kuhlen zugunsten des Arnold von Breisig wegen dreimaligen Nichterscheinens; Nr. 75 vom selben Tag als Beurkundung, dass der König den Achtspruch Nr. 74 verkünden solle. 410 Vgl. das Urteil URH, Bd. V, Nr. 60 vom 11. November 1323. 411 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 116 bzw. 120. 412 Vgl. die älteste bisher bekannte Hofgerichtsurkunde, die den Herzog von Teck als Hofrichter nennt in URH, Bd. V, Nr. 436. Noch wenige Monate zuvor am 1. Oktober 1341 erschien der Herzog als Hofgerichtsstatthalter, so dass seine Bestallung mit dem Hofrichteramt in die Zeit ­zwischen beide Ereignisse fallen dürfte. 413 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 66 f. Bereits im Jahre 1987 hat er selbst die Parallelität von dynastischen Brüchen und den Entwicklungsschritten der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit im 14. Jahrhundert zurückgewiesen (vgl. Battenberg, Wege, S. 321). 414 Vgl. Moraw, Hofgericht, S. 313; Diestelkamp, Recht, S. 194; Diestelkamp, Hofgericht, S. 51, und ausführ­lich Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 260 – 264. Die Behauptung von Battenberg, Herrschaft, S. 151, Karl IV. habe erst im Jahre 1350 die Hofgerichtsbarkeit reorganisiert, kann widerlegt werden. Der erste Hofrichter Friedrich von Heideck ist bereits im April 1349 nachgewiesen (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 101), sogar also noch vor der zweiten Königswahl in Frankfurt im Juni. Auch der Heidecker erscheint bereits bei Ludwig dem Bayern als Hofgerichtsstatthalter ab dem 17. Februar 1345 (vgl. URH, Bd. V, Nr. 529; Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 133). Ein Schriftvergleich hat zudem ergeben, dass K ­ aiser Ludwig bis 1341 bei der Beurkundung von Akten des Hofgerichts auf einen Schreiber aus der Zeit Heinrichs VII. zurückgriff (vgl. Krupicka, Urkundenwesen, S. 10). Im Jahre 1400 musste König Wenzel seine hofgericht­liche Tätigkeit einstellen, nachdem sein Personal an seinen Widersacher Ruprecht übergetreten war (vgl. Moraw, Spätmittelalter, S. 108).

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aus den Reihen der dynastischen und politischen Gegner erklären. Zu einem gewissen Maße dürften es auch die Spezialisten selbst gewesen sein, die an der Fortsetzung ihrer Tätigkeit interessiert waren, zumal diese Form des Königsdienstes – vor allem in der Kanzlei – langzeitige finanzielle Absicherung bot.415 Diese Gedanken zur Persistenz der Hofgerichtsbarkeit im 14. Jahrhundert dürfen aber personelle Erweiterungen und die Fortschritte in der Verwaltung ­dieses Konfliktbehandlungsverfahrens nicht überdecken. Die hofgericht­liche Tätigkeit am Königshof hatte offenbar bereits unter Ludwig dem Bayern derart zugenommen, dass der ­Kaiser einen zweiten Hofgerichtsschreiber zur Unterfertigung der Gerichtsakte beschäftigte.416 Das ist umso bemerkenswerter, weil die Kanzlei Ludwigs in ihrer Gesamtheit als klein und bescheiden charakterisiert wird.417 Während der Zeit Karls IV. wurde zusätz­lich noch das Hofrichteramt verdoppelt.418 Dennoch war das Königtum auf zahlreiche Hofgerichtsstatthalter angewiesen, ­welche die Sitzungen anstelle des Herrschers und der amtsmäßig bestellten Hofrichter leiteten. In der Regel bot diese Form der Stellvertretung die Mög­lichkeit, sich zu profilieren und letztend­lich sogar eines der beiden Hofrichterämter zu übernehmen.419 Die Hofgerichtsschreiber vertraten im 14. Jahrhundert auch die ­Konfliktparteien im 415 Vgl. Moraw, Hofgericht, S. 309. 416 Vgl. URH, Bd. V, S. XV. Battenberg, Studien, S. 72 f., weist die Verdopplung des Schreiberamtes erst den 1360er Jahren zu. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 127, geht zudem davon aus, dass neben den Hofgerichtsschreibern nur ein oder zwei Unterschreiber während der Herrschaft Karls IV. beschäftigt gewesen sein dürften, was in Rela­tion zur Menge der Hofgerichtsbriefe passend erscheint. 417 Vgl. Eisenzimmer, Hof, S. 356. 418 Vgl. Battenberg, Herrschaft, S.  22; Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 255 – 257; URH, Bd. VII, S. XIII. Zwei Hofrichter begegneten sich gleichzeitig in den Quellen des Jahres 1353. Herzog Wladislaw von Teschen ist am 24. März zum ersten Mal in einem Ladungsschreiben belegt (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 380). Am 19. August 1353 findet sich jedoch wieder der von K ­ aiser Ludwig dem Bayern übernommene Hofrichter Friedrich von Heideck im Hofgerichtsurteil URH, Bd. VI, Nr. 403. Danach amtierten jedoch erst einmal wieder Herzog Wladislaw von Teschen sowie ab 1355 Herzog Bolko von F ­ alkenberg allein als Hofrichter. Alternierende Hofrichter lassen sich schließ­lich im April 1357 nachweisen, als Herzog Přemysl von Teschen (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 236 f., 245, 281, 315 – 319 etc.) an die Seite des Falkenbergers (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 250, 253, 256 f., 272, 274 f., 291 f., 294 f., 302 f., 309 etc.) trat. 419 Friedrich von Heideck war unter Ludwig am 17. Februar 1345 noch als Hofgerichtsstatthalter in Erscheinung getreten (vgl. URH, Bd. V, Nr. 529) – im April 1349 saß er dann als Hofrichter des Luxemburger Königs einer Hofgerichtssitzung vor (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 101). Wladislaw von Teschen fungierte spätestens seit dem 24. April 1353 als Hofrichter (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 380); zuvor vertrat er aber mehrfach den Herrscher im Hofgericht ab dem 11. November 1350 (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 314, 359, 371 – 373 und 378). Auch Graf Günther von Schwarzburg war am 19. Dezember 1384 zunächst

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Verfahren;420 die unregelmäßig stattfindenden Sitzungen, die Ortswechsel des Hofes und die Notwendigkeit, zu in der Regel mehr als einem Gerichtstag zu erscheinen, um seinen Prozess zu führen, waren wohl der Anlass für die Streitenden, den Notar entgelt­lich zu instruieren. Von Bedeutung könnten ferner die Kenntnisse des Prozess­ rechts gewesen sein, über die ein Hofgerichtsschreiber verfügt haben muss. Die Wahrnehmung solcher Prokura­tionen durch die Gerichtsnotare endete mit dem Königtum Ruprechts, seit dem näm­lich eigens zwei Hofgerichtsprokuratoren in dieser Funk­ tion belegt sind.421 Innerhalb nicht einmal eines Jahrhunderts stieg somit das für das hofgericht­liche Verfahren benötigte Personal um mehr als das Doppelte an. Da wie schon im Mainzer Reichslandfrieden das Gerichtspersonal aus den Einnahmen des Gerichtes selbst finanziert wurde, hatte wohl die zunehmende Nachfrage dessen personelle Ausweitung erst gestattet. Parallel dazu reduzierte sich mit jeder Erweiterung der persön­liche Anteil am Gesamtaufkommen der Streitsachen. Gerade deshalb dürfte die Koppelung der Besoldung an die Einnahmen des Hofgerichts durch Strafzahlungen und Kanzleigebühren aus der Sicht des Königs zunächst erfolgreich gewesen sein – diese Praxis hielt sich jedenfalls seit dem 13. Jahrhundert. Die Vermehrung des Gerichtspersonals im Laufe des 14. Jahrhunderts änderte nichts an den Rekrutierungsgrundsätzen. Die Hofrichter kamen weiterhin aus den königsnahen Landschaften des deutschen Südwestens oder den Hausgütern des Königs. Sie waren allesamt (hoch-)adliger Herkunft und wiesen keine juristische Ausbildung für ihre Tätigkeit vor.422 Die Hofgerichtsschreiber blieben, wie einst 1235 verlangt, Laien.423 Zur Übernahme einer Funk­tion innerhalb der k­ önig­lichen als Hofgerichtsstatthalter tätig (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 276), bevor er spätestens seit dem 13. Oktober 1397 als Hofrichter eingesetzt war (vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 76). 420 Vgl. Battenberg, Herrschaft, S. 22, und für Johannes ­Kirchen während der Zeit Ruprechts Moraw, Kanzlei, S. 492. Nachgewiesen ist weiterhin die Tätigkeit der Hofgerichtsschreiber als diplomatische Vertreter von Reichsgliedern am Hof des Königs (vgl. Moraw, Hof­ gericht, S. 314). 421 Vgl. Battenberg, Reichshofgericht, 1995, Sp. 622; Battenberg, Wege, S. 326; Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 204 f. Fritz Klemm bzw. Fritz Clemme und Johann Warmunt von Lewenstein erscheinen als erste Hofgerichtsprokuratoren (vgl. URH, Bd. XVI, S. XXXIX). 422 Vgl. Moraw, Hofgericht, S. 311; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 237. Den ausführ­ lichsten Überblick bietet die personengeschicht­liche Analyse der Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter von Battenberg, Studien, insb. S. 71 f.: Von mehr als einhundert nachgewiesenen Vorsitzenden im Hofgericht s­ eien nur neun aus einer reichsfürst­lichen Familie stammend – alle zusammen lassen sich aber nur 50 verschiedenen hochadligen Großfamilien zuordnen. Neuer sind noch die Überlegungen von Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 268 – 274. 423 Moraw, Spätmittelalter, S. 104, betont zu Recht die dürftige Quellenlage zur Tätigkeit der Hofgerichtsschreiber ­zwischen 1350 und 1450. Immerhin sei aber nachgewiesen, dass einige von ihnen studiert hatten. Für Johannes K ­ irchen gilt die Einschränkung, dass er Kleriker gewesen ist (vgl. Moraw, Kanzlei, S. 492). Nicht selten haben sie, so Battenberg, Studien,

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Hofgerichtsbarkeit qualifizierten sie allenfalls bloßes Erfahrungswissen; darüber hinaus waren verwandtschaft­liche Beziehungen zum König und die Profilierung im Königsdienst wirkmächtigere Faktoren innerhalb des höfischen Patronagenetzwerks.424 Das fast paradoxe Verhältnis von fehlenden juristischen Kenntnissen auf der einen und das Bemühen des Reichsoberhauptes um die Indienstnahme erfahrener Spezialisten auf der anderen Seite drückte sich auch in der Kanzlei- und Verwaltungspraxis des Hofgerichtes im 14. Jahrhundert aus. Während das dinggenossenschaftliche Verfahren im Kern völlig unberührt blieb und der Stamm an Kanzleiprodukten nur mäßig zunahm, zielten die Modifika­tionen auf die Verfestigung der Gerichtsformulare und die Führung von Registern. Neben dem Achtbuch, welches mit Sicherheit seit der Herrschaft Karls IV. am Hofgericht wieder geführt wurde, etablierte sein Sohn auch ein Ladungsregister, das gegenüber säumigen Streitparteien deren dreifaches Fürgebot nachwies. Friedrich Battenberg hat darauf hingewiesen, dass Karl IV. beide Verwaltungsmittel wohl aus der Markgrafschaft Mähren gekannt habe, die er seit dem Jahre 1334 zu Lehen hielt. An anderer Stelle führt er die Einführung des Achtregisters im Sommer 1353 auf Konrad Bissinger zurück, dem es wohl vom kaiser­lichen Landgericht in Rothenburg geläufig gewesen sein müsse.425 Überliefert sind diese Gerichtsbücher genauso wenig wie das unter König Ruprecht begonnene Hofgerichtsregister – durchweg sind es indirekte Belege, die diese Nieder­schriften nannten und folg­lich ihre Existenz getrost vermuten lassen.426 Mit dem Königtum Karls IV. ließen sich zudem erstmals die Kanzleivermerke per dominum, ad rela­tionem domini und ad mandatum domini auf den Hofgerichtsbriefen feststellen, vor allem wenn diese im Namen des Kaisers ausgestellt worden waren.427 S. 67, dem städtischen Bürgertum angehört. Noch schwächer ist die Überlieferung zu den Urteilern während der Sitzungen des könig­lichen Hofgerichts, so dass letztend­lich kaum eine Einschätzung dieser Teilhaber am Konfliktbehandlungsverfahren gelingt (vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 49). 424 Vgl. übereinstimmend Moraw, Hofgericht, S. 312; Battenberg, Studien, S. 71 f. und 75; Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 264 f. und 276 f.; Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 135. 425 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 67, insb. Anm. 2 bzw. S. 72. Diestelkamp, Hofgericht, S. 51, sieht ein Achtbuch schon 1346 als belegt. 426 Nach Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 85, ist das Ladungsregister König Wenzels ­zwischen dem 27. Juli 1396 und dem 8. April 1400 belegt – auf das Hofgerichtsregister wurde ledig­lich in einer erhaltenen Urkunde rekurriert, vgl. Mon. Zoll. VI, Nr. 484 vom 25. Februar 1409. Siehe für die beiden Gerichtsbücher ausführ­lich Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 85 – 90, sowie für das Hofgerichtsregister Ruprechts URH, Bd. XV, S. XXVII f., und Moraw, Kanzlei, S. 438. 427 Krupicka, Urkundenwesen, S. 21 und 26. Vgl. zudem URH, Bd. IX, S. XVII; Bd. X, S. XVIII. Unter König Ruprecht reduzierten sich die Kanzleivermerke auf der Vorderseite der Stücke auf ad rela­tionem domini und ad mandatum domini regis. Mit der Führung

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Die Siegelführung innerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens war weiterhin von den Erfahrungen aus dem 13. Jahrhundert bestimmt – es existieren et­liche hofgericht­ liche Handlungen des Königs unter Majestätssiegel. Mit dem Wechsel der Umschrift von SIGILLUM IUDICIS CURIE zu SIGILLUM IUDICII CURIE am Beginn des 15. Jahrhunderts reduzierte sich die Bedeutung des Hofrichteramtes auch nominell.428 Seinen einzigartigen Rang hatte es ohnehin nach der Verdoppelung der Amtsträger und durch die stetige Bestellung von Hofgerichtsstatthaltern, ­welche die Konflikte mit gleichen Rechten behandelten, eingebüßt. Obwohl das Hofrichteramt und die Führung eines besonderen Amtssiegels die Hofgerichtsbarkeit seit dem 13. Jahrhundert vom übrigen Herrscherhof geradezu abgehoben hatten, verstärkte diese Entwicklung bis zum Königtum Ruprechts die tiefe Verwurzelung des Verfahrens im sozialen Gefüge der könig­lichen Zentrale. Hierin übernahm das Hofgericht keinen eigenen Funk­ tionsbereich – es übte die könig­liche Gerichtsbarkeit weder allein noch ausschließ­ lich aus; vielmehr war ihm durch sein konstantes Repertoire an Formularen ein enger Handlungsrahmen abgesteckt, dessen Bereitstellung sein Dasein vollends bestimmte. Außerdem muss die von Bernhard Diestelkamp vorgenommene Charakterisierung des könig­lichen Hofgerichts als Behörde, deren Institu­tionalisierungsgrad sich besonders unter der Herrschaft Ruprechts noch einmal erhöht habe, zurückgewiesen werden.429 Es gelten die richtigen Einwände von Friedrich Battenberg, wonach weder hinsicht­lich des Hofgerichts in Gänze noch hinsicht­lich seiner Kanzlei im Einzelnen Merkmale behörd­licher Organisa­tion augenfällig geworden ­seien,430 auch wenn er es im 2002 erschienenen 48. Reichenau-­Band wiederum als „institu­tionalisierte Behörde“ porträtiert.431 Die hierfür beispielsweise mehrfach als Beleg angeführte Hofgerichtsordnung des Jahres 1409 verschrift­lichte realiter

eines Hofgerichtsregisters finden sich Registraturvermerke, die mit einem Buchstaben R auf der Rückseite des Stücks erfolgten. Hinzu trat der Name des Registrators – z. B. Berthold von Durlach ist in dieser Funk­tion bekannt (vgl. URH, Bd. XVI, S. XXIX). 428 Battenberg, Herrschaft, S. 23. Hinsicht­lich ihrer Besiegelung unterschieden sich die Hofgerichtsbriefe zunehmend. So wurden Ladungen bereits im späten 14. Jahrhundert ausnahmslos mit rückseitig aufgedrücktem Siegel versendet. Diese einfache Form der Besiegelung unterstrich den bloßen gebührenpflichtigen Verwaltungsakt, der sich letzt­ lich hinter solchen Fürgeboten verbarg (vgl. URH, Bd. XIV, S. XXXIV). 429 Vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 51, und mit durchaus analoger Bewertung Hanisch, Staat, S. 22. 430 Vgl. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 154; Battenberg, Studien, S. 61. Erste Zweifel an der Darstellung Diestelkamps hat Battenberg, Wege, S. 316, bereits im Jahre 1987 geäußert, als er dem Hofgericht gerade einmal noch „eine gewisse behördenförmige Beständigkeit“ zuschreibt. 431 Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 286. Ganz ähn­lich beurteilt URH, Bd. XVI, S. XXVIII, das Hofgericht am Beginn des 15. Jahrhunderts.

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nur unvollständig das geltende hofgericht­liche Prozessrecht.432 Diese modi et con­ suetudines iudicii curie imperialis, die keinerlei Beglaubigungszeichen des Königs oder eines Hofrichters trugen, sind im Anhang zu einem Prozessdokument überliefert. Bemerkenswert an dem knappen, nur sieben Artikel umfassenden Text war die Fokussierung auf die Darstellung des Acht- und Anleiteverfahrens in einem durchweg deskriptiven Duktus. Vor ­diesem Hintergrund kann zumindest nicht ausgeschlossen werden, dass dieser Text von 1409 ledig­lich die prozessrecht­lichen Gepflogenheiten der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit einer Streitpartei zur Unterstützung ihrer Prozessführung vermittelte und allem anderen als einer Gerichtsordnung entsprach. Zweifel am Bild eines eigenständigen, behörd­lich ausgeformten Hofgerichts am Königshof verfestigen sich gleichsam bei der Analyse der Beziehung ­zwischen Hofgerichtskanzlei und allgemeiner Hofkanzlei. Über das gesamte 14. Jahrhundert hinweg gelang keine vollständige personelle Trennung beider Bereiche.433 So erschienen mehrere Hofrichter als Relatoren auf den Urkunden der könig­lichen Hofkanzlei.434 Unter Ruprecht und Sigismund im 15. Jahrhundert war die Funk­ tion des Hofgerichtsnotars schließ­lich sogar mit einem Protonotariat innerhalb der Hofkanzlei verbunden.435 Gerade diese Entwicklung der Hofgerichtskanzlei spricht weniger für ihre Existenz als eigenständige Behörde am Hof des Königs, sondern deutet eher schon eine Integra­tion des im hofgericht­lichen Verfahren beschäftigten Personals in die übrigen Funk­tionsbereiche des Herrscherhofes an. Der Werdegang

432 Vgl. Battenberg, Reichsgerichte, S. 2; Battenberg, Wege, S. 317; Oestmann, Wege, S. 84, und die Textedi­tion bei Battenberg, Beiträge, S. 70 – 72. 433 Vgl. Wohlgemuth, Urkundenwesen, S. 114; Battenberg, Reichsacht, S. 60; Moraw, Kanzlei, S. 495 f. Johannes ­Kirchen, der ab dem Jahr 1387 zunächst noch ohne Angabe eines Amtes im Tätigkeitsfeld des Hofgerichtes erscheint, war 1381 als Registrator in der Hofkanzlei beschäftigt (vgl. URH, Bd. XII, S. XXI; Bd. XIII, S. XLVII) und wirkte an der Urkundenproduk­tion in der Hofkanzlei Ruprechts seit 1405 mit (vgl. Moraw, Kanzlei, S. 496). Der im 15. Jahrhundert tätige Peter Wacker wurde einmal als Hofschreiber und ein andermal als Hofgerichtsnotar bezeichnet – in der Hofkanzlei findet er sich gar als Protonotar (vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 161). Nicht bestätigen lässt sich die von Battenberg, Reichsacht, S. 60, vermutete Trennung der Zuständigkeit der Hofkanzlei für politisches und der Hofgerichtskanzlei für gericht­liches Handeln des Reichsoberhauptes. Gleichsam haben die von Friedrich Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 129, für das Königtum Karls IV. angenommenen „Kompetenzzuweisungen“, die iudicium und consilium entlang der Scheidung beider Kanzleien aufgliederten, in den Quellen keinen Niederschlag gefunden. 434 Vgl. URH, Bd. X, S. XIX. Als gesichert muss zudem der Befund von Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 204, angesehen werden, dass der Hofgerichtsschreiber auch Urkunden für die Hofkanzlei anfertigte, die dann unter Majestätssiegel abgingen. Dagegen sei keine Urkunde bekannt, die unter Hofgerichtssiegel ausgefertigt, aber von einem Notar der Hofkanzlei geschrieben wurde (vgl. URH, Bd. XVI, S. XXXII). 435 Vgl. Moraw, Hofgericht, S. 315.

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des Hofgerichtes im 14. und frühen 15. Jahrhundert gipfelte damit nicht in der Ausbildung einer mit fixen Kompetenzen und abgeschlossenem Personalstamm versehenen Behörde am Königshof – die Anpassungen, insoweit ist Peter Moraw beizupflichten, vollzogen sich vordergründig in der steigenden Bürokratisierung.436 Das konsequente Festhalten am dinggenossenschaftlichen Prozess und am Acht- und Anleiteverfahren im 14. Jahrhundert verhinderte abseits der Verwaltung des hofgericht­lichen Handelns weitere verfahrensbezogene Modifika­tionen. Während das Reichsoberhaupt beispielsweise in seinen Mandaten inzwischen eine ganze Reihe von Sank­tionsdrohungen für den Fall der Zuwiderhandlung benutzte, beließen es die Hofgerichtsbriefe bei der seit dem 13. Jahrhundert geläufigen Anmahnung eines Prozesses nach dem Recht des Hofgerichts.437 Immerhin bestand für die Streitparteien die Mög­lichkeit, nach einem ergangenen Hofgerichtsurteil gleichzeitig um einen könig­lichen Befehl zu insistieren. Am 8. Juli 1388 verlangte König Wenzel von Bürgermeister, Rat und Bürgern der Stadt Schwäbisch Hall, den Abt des Klosters Comburg gegen Konrad von Scheffau nach den ergangenen Hofgerichtsbriefen zu ­schützen. Für den Fall der Zuwiderhandlung drohte der König der Stadt mit schwerer Ungnade. Nur wenige Tage zuvor hatte Hofrichter Herzog Přemysl von Teschen deren Streit um Vogteirechte und Güter zugunsten des Abtes entschieden und dem Beklagten jede weitere Bedrückung des Klägers untersagt.438 Einzige, nennenswerte Änderung innerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens bildete die zunehmend mehrheit­liche Urteilsfindung. Nach der Auffassung Friedrich Battenbergs folgte diese Entwicklung den Beschlüssen zur Regelung der Königswahl in den Jahren 1338 und 1356 – neben dem gesamment urteil etablierte sich ab 1361 die Formel mit gemeiner volg und urteil, die vor allem die Beratung um eine Rechtsentscheidung stärker betonte.439 Abseits des Königswahlrechts könnte in der Organisa­tionsform der Einung mit ihren ebenfalls mehrheit­lich angelegten Entscheidungsprozessen auf gemeinsamen Tagen eine zweite Rechtsgrundlage existiert haben. Dagegen setzte sich die im Achtverfahren immanente Verknüpfung der hofrichter­lichen Konfliktbehandlung mit dem Reichsoberhaupt

436 Vgl. Moraw, Spätmittelalter, S. 106. Die begriff­liche Erläuterung hat Diestelkamp, Recht, S. 190, geboten, indem er Bürokratisierung als „die Ausbildung fester Organisa­ tionsstrukturen […], durch die in Gestalt verwalteter Schrift­lichkeit dem Handeln der im Rechtsleben Tätigen Rückhalt und Dauer verliehen wird“, beschreibt. 437 Vgl. z. B. URH, Bd. VI, Nr. 403 und 605; Bd. VII, Nr. 257, 294 f. und 319; Bd. VIII, Nr. 168, 297, 335 und 386 f; Bd. IX, Nr. 8; Bd. X, Nr. 102 und 171. Ausnahme bildet die Hofgerichtsurkunde in den URH, Bd. X, Nr. 305 vom 20. März 1376, die im Falle der Zuwiderhandlung einen Prozess, als vnsers hoffes recht ist, ankündigt. 438 Vgl. URH, Bd. XII, Nr. 39 f. 439 Vgl. Battenberg, Legitima­tion, S. 28 – 31 und 38; Battenberg, Wege, S. 327 f.

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im 14. Jahrhundert fort. Der könig­liche Vorbehalt, dass Achtverkündungen und Achtlösungen in ­seinem Namen geschehen mussten, blieb unangetastet – jedoch wurden alle Achtlösungen ab den 1380er Jahren ausschließ­lich mit dem Hofgerichtssiegel beglaubigt.440 Der König zog sich weiter aus dem hofgericht­lichen Verfahren zurück; er reduzierte schleichend die Anzahl von Hofgerichtssitzungen, in denen er persön­lich den Vorsitz führte. Die wenigen Ausnahmen dokumentierten allerdings, dass der König bei der Leitung eines Hofgerichtsprozesses ganz an die Rechtsgewohnheiten des Verfahrens gebunden blieb. Der Achtspruch Karls IV . gegen die Stadt Köln auf Klage des Kölner Erzbischofs um 200.000 Mark Gold am 10. September 1375 erfolgte wie üb­lich auf dreimaliges Nichterscheinen des Beklagten; zugleich wurde dem Kläger die Anleite auf den Klagewert erteilt.441 Ganz analog zur Rechtsvorstellung des 13. Jahrhunderts blieben Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter zuallererst könig­liche Stellvertreter im hofgericht­lichen Verfahren. Nachdem Wenzel im Sommer 1376 zum König gekrönt worden war, existierten bis zum Tod seines Vaters im November des Jahres 1378 scheinbar zwei Hofgerichte im Reich parallel nebeneinander.442 Gemeinsam genannt wurden beide in einer Königsurkunde vom 20. September 1378, in der Wenzel die Streitsache ­zwischen den Grafen Berthold und Hermann von Henneberg einerseits und dem Dekan und Kapitel des Stifts zu Schmalkalden andererseits von vnsers … herren des keisers hofgerichte vnd auch von vnserm hofgerichte an den Bischof Gerhard von Würzburg verwies.443 Das hofgericht­liche Verfahren kann bei den Zeitgenossen 440 Für das Königtum Karls IV. sind noch die folgenden Ausnahmen nachweisbar: URH, Bd.  VI, Nr. 429; Bd. VII, Nr. 82 f. und 342; Bd. IX, Nr. 66, 250 und 283; Bd. X, Nr. 338 f. König Wenzel hatte ledig­lich am 6. April 1377 die Bürger der Stadt Köln von einem Achtspruch gelöst, den der Kölner Erzbischof vor dem Hofgericht gegen die Stadt erreicht hatte (vgl. URH, Bd. X, Nr. 419). Den Achtspruch hatte sein Vater persön­lich im Hofgericht am 10. September 1375 gefällt (vgl. URH, Bd. X, Nr. 274). 441 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 274. Die Einsetzung des Erzbischofs in die Nutzgewere der Stadt auf 200.000 Mark Gold nahm der K ­ aiser am 24. Oktober 1375 ebenfalls persön­lich vor (vgl. URH, Bd. X, Nr. 288). 442 Ein Hofgerichtsstatthalter König Wenzels war mit Herzog Heinrich von Schlesien spätestens seit dem 18. März 1377 tätig (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 1), der zum 11. Juli 1377 als Hofrichter des Königs belegt ist (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 15). Heinrich vertrat am 23. März 1377 und am 22. März 1378 auch Karl IV. im Hofgericht (vgl. URH, Bd. X, Nr. 417 bzw. 480). Ab dem 30. August 1378 erscheint zudem Konrad Kreyger als (zweiter) Hofrichter des jungen Luxemburgers (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 21), welcher am 23. November eine Hofgerichtssitzung als derzeitiger Hofrichter ­Kaiser Karls IV. abhielt (vgl. URH, Bd. X, Nr. 517 – 519). Zugleich amtierte Herzog Přemysl von Teschen mehrfach als Hofrichter des Kaisers im betreffenden Zeitabschnitt (vgl. URH, Bd. X, Nr. 407, 409, 499 f., 502 und 506). 443 URH, Bd. X, Nr. 512.

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nicht der Vorstellung eines institu­tionalisierten Gerichts entsprochen haben, denn Karl und Wenzel bedienten sich im Rahmen ihrer (persön­lichen) Hofgerichtsbarkeit im Kern des gleichen Personalstammes. Die unregelmäßig abgehaltenen Hofgerichtssitzungen bestätigen diese Feststellung weiterhin. Friedrich Battenberg kommt in seiner Zählung für Karl IV. zu dem Ergebnis, dass 1369 keine und in den Jahren 1351 und 1368 wohl nur eine einzige Sitzung stattgefunden hat.444 Wird demgegenüber die Zunahme von Streitsachen am Königshof mit berücksichtigt, dann wird plausibel, weshalb alternative Verfahren zur Konfliktbehandlung von den Petenten nachgefragt wurden, wenn ihr Ansinnen nicht lange Zeit in der Schwebe gehalten werden sollte. Und dennoch büßte das hofgericht­liche Verfahren mit seinen könig­lichen Stellvertretern bis zum Königtum Wenzels kaum an Bedeutung bei der Lösung von Konflikten ein. Die folgende Tab. 3 untergliedert hofgericht­liches Handeln über die Herrschaft dreier Könige für die Hofrichter (HR) und Hofgerichtsstatthalter (HGSt) und schließ­lich in Bezug auf die Kategorien unterschied­licher Kanzleiprodukte bzw. Gerichtsakte. Gleichlautende Hofgerichtsbriefe mit übereinstimmender Datierung und unterschied­lichen Empfängern sind einmal gezählt worden. Tab. 3: Tätigkeit der könig­lichen Delegaten im Hofgericht von Ludwig bis Wenzel Ludwig der Bayer

Karl IV.

Wenzel

HR

HGSt

HR

HGSt

HR

HGSt

Beurkundung von Achtsprüchen und zugehörige Befehle



6

12

1

5

2

Anleiteerteilungen und zugehörige Befehle

1

3

45

31

27

21

10

11

15

15

19

21

freiwillige Gerichtsbarkeit



7

54

45

39

41

Ladungen*





15





1

Sonstige

3

4

35

7

39

6

Urteile

* Für die Zeit Ludwigs ist eine, für jene Karls IV. sind weitere vier und für die Herrschaft Wenzels gar weitere 31 Ladungen ohne ausdrück­liche Nennung eines Ausstellers überliefert, die in dieser Tabelle nicht eindeutig zugeordnet werden konnten.

444 Vgl. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 153.

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Die quantitativen Befunde indizieren erstens eine zunehmende Tätigkeit der Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter als könig­liche Delegaten. Diese Beobachtung korrespondiert mit der Verdoppelung des Hofrichteramtes in dieser Zeit. Zweitens entsprachen Acht- und Anleiteverfahren dem Gros hofgericht­lichen Handelns. Obwohl die Lösung von der Reichsacht dem König vorbehalten war, existieren wenige Hofgerichtsbriefe, in denen Hofrichter oder Statthalter als Aussteller im Zusammenhang solcher Absolu­tionen genannt sind.445 Ein festes Formular für die Beurkundung der Achtlösung existierte im 14. Jahrhundert jedoch noch nicht.446 Richtig ist in d ­ iesem Zusammenhang auch die Bemerkung von Ute Rödel, diese Kategorie von Hofgerichtsbriefen habe am häufigsten den König in personam als Aussteller genannt.447 Die Statistik offenbart drittens die Zunahme von Vidimierungen und Urkundenbestätigungen durch das könig­liche Hofgericht. Es hatte im Verlauf des 14. Jahrhunderts deut­lich sichtbar notarielle Funk­tionen übernommen.448 Zunächst erforderten ­solche Beglaubigungen noch einen formalen Urteilsspruch durch die Urteiler des Hofgerichts, deren Entscheidung gerade die Rechtsgrundlage für eine hofgericht­liche Bestätigung schuf. Kurz vor der Jahrhundertwende entfiel dieser Gerichtsakt, so dass der Hofgerichtsschreiber allein mit seiner Unterschrift eine Vidimierung vornehmen konnte.449 Hinter dieser Ra­tionalisierung vermag zum einen die Entlastung des Urteilergremiums, zum anderen aber auch die Bemühung des Hofgerichts um die Steigerung seiner Einnahmen gestanden haben, zumal Vidimierungen mit Kanzleitaxen berechnet werden konnten. 445 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 103; Bd. X, Nr. 220 und 469; Bd. XI, Nr. 147; Bd. XIII, Nr. 166; Bd. XIV, Nr. 30. 446 Vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 490 und 497 f. 447 Vgl. URH, Bd. XVI, S. XXXV. Durchaus plausibel ist deshalb auch die an anderer Stelle getroffene Äußerung der Verfasserin, wonach die Konzentra­tion des Königs auf die Beteili­ gung am Achtverfahren innerhalb des gesamten Spektrums hofgericht­lichen Konfliktlösungshandelns einer „Verengung des Aufgabenbereichs des Königs [entsprach], den er selbst im Hofgericht und mittels des Hofgerichts wahrnahm“ (URH, Bd. XIV, S. XXI). An dieser Stelle führt aber die Vermutung zu weit, dass das Reichsoberhaupt das Achtverfahren zielgerichtet auf dem Wege der hofgericht­lichen Konfliktbehandlung beförderte. Schließ­lich führte eine Ladung zu einer Sitzung des Hofgerichts nicht zwangsläufig zur Verkündung der Acht. 448 Vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 52, insb. Anm. 84; Battenberg, Reichshofgericht, 1990, Sp. 619; Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 289, sowie jüngst ausführ­lich Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 46 – 52. 449 Vgl. Battenberg/Eckhardt, Richter, S. 104 f.; Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 198 f. Auf den Ladungsschreiben vor das könig­liche Hofgericht genügte schon in der Zeit Karls IV. die Unterschrift des Hofgerichtsschreibers – ein Beurkundungsbefehl durch den Hofrichter oder dessen Statthalter war indessen obsolet (vgl. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 131, Anm. 39).

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Obwohl das hofgericht­liche Verfahren bei der Behandlung streitiger Konflikte im 14. Jahrhundert für sich genommen eine bemerkenswerte Tätigkeit entfaltete, Friedrich Battenberg die Zeit z­ wischen 1350 und 1380 sogar als allgemeinen Höhepunkt bezeichnet,450 lassen sich Wechselwirkungen mit den übrigen könig­lichen Verfahren nachweisen. In den meisten dieser Streitsachen wirkten die Parteien auf eine vorzeitige Beendigung des hofgericht­lichen Prozesses hin, um ihre Auseinandersetzungen anderweitig güt­lich oder schiedsrichter­lich zu lösen. Der Übergang eines Konfliktes von einem Verfahren in ein anderes war dabei zumeist mit einem Formalakt verbunden, der das zuerst begonnene Verfahren abschloss oder auf Frist unterbrach. Um zu gewährleisten, dass sich die einmal begonnene verrecht­lichte Behandlung des Konfliktes auch dann fortsetzte, falls die von den Parteien beabsichtigte alternative Lösung nicht zustande kam, wurde die Wiederaufnahme des hofgericht­lichen Prozesses als Bedingung d ­ ieses Formalaktes typisch. Am 18. November 1367 stimmte Hofrichter Burggraf Burkhard von Magdeburg einem schiedsrichter­lichen Austrag im Streit ­zwischen Albrecht Münch von Karlstadt und den Bürgern der Stadt Fulda zu, nachdem die Bürgergemeinde bereits in die Reichsacht gekommen war.451 Ausgangspunkt solcher Gerichtshandlungen dürfte in der Regel der Wille der Parteien gewesen sein, ihre Zwistigkeiten auf anderem Wege beizulegen. Paulus Kastellan beispielsweise hatte die Äbte und Konvente der Klöster Hersfeld und Haina vor das könig­liche Hofgericht laden lassen. Um Kosten und Mühen zu sparen, verwies der Hofgerichtsstatthalter Graf Johann von Sponheim auf Wunsch der Streitenden am 9. August 1392 die Sache an den Bischof von Würzburg. Sollte der Kirchenfürst, so die Bedingung, den Konflikt nicht binnen einer gesetzten Frist entscheiden, werde das hofgericht­liche Verfahren wieder aufgenommen. Bei einem Nichterscheinen könne die andere Partei zudem vor dem Hof­gericht klagen.452 Diese Fälle, die sich vermehren ließen, zeigen, dass der Prozess am könig­lichen Hofgericht von den Parteien in Übereinkunft jederzeit unterbrochen werden konnte, um eines der übrigen Verfahren durchzuführen. Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter gaben diesen Begehren bedenkenlos nach, ihr Handeln zielte weniger auf die Behauptung des Konfliktes am Hofgericht als vielmehr auf die Durchsetzung der verrecht­lichten Behandlung des Streites bis zu seinem Ende. Andere Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung spielten schließ­lich innerhalb eines einmal eingeleiteten Hofgerichtsprozesses eine Rolle. Im Streit

450 Vgl. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 127. 451 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 235. 452 Vgl. URH, Bd. XII, Nr. 143.

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z­ wischen Johann von Dahn und der Äbtissin von Heilsbruck hatte Hofrichter Herzog Wladislaw von Teschen den Grafen Adolf von Nassau und anwesende Ritter um ein Urteil gefragt, woraufhin diese nach einer Beratung erklärten, in der Sache nicht verständig zu sein. Hofrichter, Urteiler und Streitparteien traten deshalb gemeinsam vor den König und andere Fürsten, um von diesen ein Urteil zu erhalten. Karl IV. entschied mit Rat der Erzbischöfe von Mainz und Köln sowie der Bischöfe von Straßburg und Würzburg, die Klage an den Bischof von Speyer zu verweisen, da geist­liche Sachen berührt ­seien und ­diesem das Kloster unterstehe.453 Ohnehin war es vorrangig die persön­liche Konfliktbehandlung des Königs im Zusammenwirken mit den Reichsfürsten und dem Personenkreis des könig­lichen Rates, die eine Alternative zum hofgericht­lichen Verfahren darstellte. 4.2.2 Die königlichen Räte, das Hofmeisteramt und ihre Bedeutung bei der Konfliktbehandlung Schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begegneten in den Quellen als Räte bezeichnete Personen im Königsdienst. Hinter diesen Funk­tionsträgern stand offenbar die Vorstellung, die allgemeiner gefasste Beratung des Herrschers, die als consilium Teil der Praxis von könig­lichen Hoftagen war, zu personifizieren. Die Kompetenzen dieser Räte waren dabei keineswegs näher festgelegt, vielmehr dürfte im Wesent­lichen die Tagespolitik ihre Tätigkeit auf dem Fundament eines herrscher­lichen Auftrages bestimmt haben. Spätestens ab dem 14. Jahrhundert muss die Bezahlung der Räte für ihre Dienste aus der könig­lichen Kammer angenommen werden.454 Bislang ungeklärt ist das Prozedere der Bestellung von könig­lichen Räten – insbesondere, ob die Übernahme eines Dienstes ausreichend war, um als Rat angesprochen zu werden, oder eine münd­liche oder schrift­liche Ernennung durch den König eine zwingende Voraussetzung darstellte. Die große Anzahl der könig­lichen Räte, Peter Moraw zählt für Karl IV. 182 und für Ruprecht immerhin 107,455 lässt im Verhältnis zu den überlieferten Quellen vermuten, dass eine Berufung unter Majestätssiegel für die Mehrheit dieser nicht erforder­lich war. Ebenfalls dürfte stets nur eine kleine, nicht feste Gruppe 453 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 504 vom 10. Januar 1354. 454 Vgl. Gudian, Institu­tionen, S. 405. 455 Vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 37. Für das Königtum Wenzels muss nach Hlaváček, Hof, S. 134 f., von einer ähn­lichen Größe des Hofes wie bei Karl IV. ausgegangen werden. Insoweit könnte die für Karl IV. ermittelte Anzahl könig­licher Räte für die Herrschaft seines Sohnes unter Berücksichtigung der Regierungsjahre eine grobe Schätzung zulassen.

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könig­licher Räte das Reichsoberhaupt bei der Erledigung der Tagesgeschäfte unmittelbar am Hof beraten haben,456 wohingegen die übrigen zumeist abseits des Hofes weilten und nur zu Hoftagen oder auf dem Wege von Briefkorrespondenzen in Kontakt zum König traten. Von et­lichen Reichsfürsten, die als Räte angesprochen wurden, war überdies nicht mehr zu verlangen, permanent am Herrscherhof anwesend zu sein. Neben den Großen des Reiches und den Ministerialen gruppierten sich immer mehr gelehrte Juristen in der Menge der könig­lichen Räte, während sich die zeitgleiche personelle Erweiterung der könig­ lichen Hofgerichtsbarkeit vollkommen ohne Rechtsgelehrte vollzog. 457 Womög­ lich waren deshalb am ehesten im Kreis der könig­lichen Räte Kenntnisse des römischen und kanonischen Rechtes anzutreffen. Eine führende Rolle innerhalb des Rates nahm der könig­liche Hofmeister (magister curiae) ein. Er erschien in den Quellen vereinzelt seit dem späten 13. Jahrhundert und dann bei allen weiteren Königen bis zum Ende des Mittelalters.458 Ob unter seiner Leitung im 14. Jahrhundert der könig­liche Rat über den Stand eines losen Sozialverbandes hinauskam und bereits eine „Behörde“, wie Wilhelm Hansch behauptet, oder mit den Worten Peter Moraws eine „Institu­tion“ bildete,459 ist kaum zu entscheiden. Wenig bekannt sind weiterhin die konkreten Entstehungsumstände des könig­lichen Rates, die mit großer Wahrschein­lichkeit im 13. Jahrhundert zu suchen sind. Die Forschung hat diesbezüg­lich mehrfach auf die Landesherrschaften und ihre Entwicklung gedeutet, aus welcher das Reichsoberhaupt die Organisa­tionsform des Rates übernommen habe.460 Eine gewisse Loslösung 456 Vgl. Moraw, Herrschaft, S. 198: Der Verfasser kritisiert in d ­ iesem Zusammenhang die Forschungsbezeichnung „Hofrat“, da sie die Anwesenheit der könig­lichen Räte am Königshof impliziere. 457 Vgl. Franklin, Beiträge, S. 169 – 171. 458 Vgl. RI VI,1, Nr. 2221a und 2379; RI VI,2, Nr. 233. Seeliger, Hofmeisteramt, S. 91, hat den Ursprung des Hofmeisteramtes dagegen etwas s­ päter in die Zeit Heinrichs VII. ­verlegt. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts verlor das Hofmeisteramt an Bedeutung und wurde temporär nicht mehr besetzt (vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 35; Noflatscher, Räte, S. 23 und 34). 459 Hanisch, Staat, S. 22, bzw. Moraw, Wesenszüge, S. 76, oder Moraw, Verfassung, S. 171. 460 Spangenberg, Entstehung, S. 252 – 254, und Scheyhing, Eide, S. 121 f., sehen diesen Vorgang bei Rudolf von Habsburg und Heinrich VII. als belegt. Landesherr­liche Räte – so die Untersuchung von Spangenberg, Entstehung, S. 242 f., – sind jedenfalls seit dem Jahr 1251 in Österreich, seit 1258 in Niederbayern, um 1267 in Braunschweig-­ Lüneburg, ab 1269 in Württemberg, seit 1270 in Meißen, ab 1275 in Brandenburg, seit 1284 in Mecklenburg und ab 1299 in Baden nachgewiesen. Ausgangspunkt eines landesherr­lichen Rates waren nach Spangenberg, Entstehung, S. 239 f., die Bemühungen des Landesherrn, ältere Vogteien und Burggrafschaften zu beseitigen und mit eigenen Amtleuten zu bestellen. Hierfür wurden Räte ernannt und auf Zeit in Dienst

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der Räte im Königsdienst von der landesherr­lichen Verwaltung muss dennoch spätestens im 14. Jahrhundert stattgefunden haben – nur so erklärt sich, dass ein Teil der könig­lichen Räte über dynastische Brüche hinweg im Dienst blieb. So weist Peter Moraw etwa ein Drittel der Räte Karls IV. in gleicher Funk­tion schon bei Ludwig dem Bayern nach.461 Für den Kreis könig­licher Räte musste daher der könig­liche Hof mit dem Reichsoberhaupt eine ähn­liche Bindekraft wie zum Kanzlei- und Hofgerichtspersonal entwickelt haben, auch wenn auf den ersten Blick der Grad an Spezialisierung bei der Ausübung des Königsdienstes als Rat geringer erscheint. Dabei dürfte es aber gerade die schmale Überlieferung sein, ­welche die Sicht auf die Vielgestaltigkeit der Aufgaben eines könig­lichen Rates im diplomatischen Auftrag oder bei der Entscheidung von Konflikten im Zusammenwirken mit dem Herrscher verstellt. Im Rahmen der Konfliktbehandlung erschienen Hofmeister und könig­liche Räte zum ersten Mal in der Zeit Ludwigs des Bayern. Dass insbesondere der könig­liche Hofmeister Streitsachen entscheiden konnte, hat Friedrich ­Battenberg aus seiner Funk­tion als Gerichtsherr über das Hofgesinde und die Familiaren des Königs gefolgert.462 Hofinterne Auseinandersetzungen waren es jedoch nicht, die den Hofmeister in dieser Zeit beschäftigten; dagegen fungierte er oft als Adressat könig­licher Kommissionsaufträge. In der Streitsache ­zwischen Arnold von Seckendorff und den Bürgern der Stadt Rothenburg im Jahre 1324 hatte Ludwig seinem Hofmeister Heinrich Truchsess von Holnstein befohlen, die Parteien zu vergleichen.463 Daran änderte auch die Wiederaufnahme der hofgericht­lichen genommen. Aber ebenso wie für das Königtum gilt es bei den Landesherrschaften, den Amtscharakter des Rates nicht zu überschätzen und gleichfalls nicht zu früh von einem festen Gremium am jeweiligen Herrscherhof auszugehen (vgl. Willoweit, Organisa­tion, S. 109; Hartung, Verfassungsgeschichte, S. 48). Die personelle Kohärenz von herrscher­lichem Rat als Landesherr und nach erfolgter Königswahl ist in der Forschung unterschied­lich beurteilt worden. Spangenberg, Entstehung, S. 287, geht davon aus, dass der könig­liche Rat im Spätmittelalter stets ein landesherr­lich-­ territorialer Rat geblieben sei. Prosopographische Analysen der 182 bekannten Räte Karls IV. haben ergeben, dass mit 46 % immerhin fast die Hälfte aus dem Reich und der übrige Teil aus seinen Hausmachtterritorien kam (vgl. Moraw, Karl IV., S. 15; Moraw, Hof, S. 98). 461 Vgl. Moraw, Karl IV., S. 15. 462 Vgl. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 134. Der Hofmeister, sofern er am Hof der Landesherren nachgewiesen ist, habe dort auch dem landesherr­lichen Gericht vorgesessen (vgl. Hartung, Verfassungsgeschichte, S. 46, und im Besonderen für Österreich Lackner, Hof, S. 78). 463 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 72: In ­diesem Schreiben stellte der König den Rothenburgern in Aussicht, die Klage des Arnold von Seckendorff fallen zu lassen, wenn beide Parteien einen Vergleich vor seinem Hofmeister schließen würden. Nur wenige Monate s­päter,

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Tätigkeit nach der Beendigung des Thronstreits nichts – der kaiser­liche Hofmeister Dietrich von Handschuhsheim wurde am 24. November 1339 mit einer schiedsrichter­lichen Lösung des Konfliktes ­zwischen E ­ ngelhard d. J. von ­Weinsberg und den Heilbronner Bürgern Konrad und Johann Fiur sowie vor dem 28. Januar 1341 mit Sühneverhandlungen in der innerstädtischen Auseinandersetzung der Stadt Schwäbisch Hall beauftragt.464 Die könig­lichen Räte des Wittelsbachers kamen, anders als Hans Spangenberg behauptet, nicht als Kronrat mit richter­licher Funk­tion vor,465 stattdessen traten sie als könig­liche Abgesandte und Unterhändler in Streitsachen auf oder waren als Beraterkreis in unmittelbarer Nähe des Herrschers wahrzunehmen. Im Konflikt des Erzbischofs Heinrich von Mainz und des Markgrafen Friedrich von Meißen setzte Ludwig am 29. Juni 1341 fest, dass beide Parteien je zwei Schiedspersonen nennen sollten, um eine Einigung in ihrem Konflikt zu erreichen – sollte dies nicht gelingen, hatte der entsandte kaiser­liche Rat die Sache nach Minne oder Recht zu entscheiden oder alles an den ­Kaiser zu bringen.466 Den Handlungen könig­licher Räte hat demnach ein konkreter Auftrag des Reichsoberhauptes zugrunde gelegen, obschon sich ein solches in ­diesem Fall als Dokument nicht erhalten hat. Am 28. September 1346 revidierte der K ­ aiser einen Punkt einer älteren Sühne im Streit ­zwischen dem Kloster Herrenalb und dem Markgrafen Hermann von Baden, nachdem er sich mit Pfalzgraf Ruprecht I., der bereits zuvor bei den Sühneverhandlungen beteiligt gewesen war, und seinem Rat ausgetauscht hatte.467 Alle Exempel aus der Zeit Ludwigs des Bayern zeigen den Hofmeister und die könig­lichen Räte außerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens. Diese Praxis sollte sich während der Zeit Karls IV. verändern, was womög­lich auf eine Bedeutungssteigerung der Räte und des Hofmeisteramtes am Herrscherhof zurückzuführen war. Walther von Meisenburg, Ritter Georg Geuder, Burggraf Burkhard von Magdeburg und Landgraf Johann von ­Leuchtenberg waren näm­lich sowohl als Hofmeister des Luxemburgers als auch als Hofrichter oder Hofgerichtsstatthalter eingesetzt.468 In einer Hofgerichtssitzung vom am 21. Oktober 1324, meldete der Hofmeister den Vollzug des Kommissionsauftrages und teilte den Vergleich mit (vgl. URH, Bd. V, Nr. 77). 464 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 348 und 397. 465 Vgl. Spangenberg, Entstehung, S. 236. 466 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 426. 467 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 555. 468 Vgl. URH, Bd. VI, S. XIII f.; Bd. VIII, S. XVII. Ein Rechtsspruch des Hofmeisters ­Walther von Meisenburg vom 11. August 1349 ­zwischen dem Bischof Johann von Utrecht und Wilhelm von Dashorst muss als Hofgerichtsurteil angesehen werden (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 189). Zuvor hatten die Parteien den König um ein Urteil am Hof gebeten (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 179), womit Karl IV. seinen Hofmeister wohl explizit beauftragt hatte. Ritter

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16. April 1365 unterfertigte der Hofgerichtsschreiber zwei Befehle des Magdeburger Burggrafen in der Auseinandersetzung des Hans Gerhard einerseits mit Heinrich von Reinstein und den Bürgern von Würzburg andererseits nach einer Gerichtsentscheidung zugunsten des Erstgenannten. Einmal verfügte er als Hofrichter die Einsetzung des Hans Gerhard in die Nutzgewere des Streitgegners nach erfolgter Anleite durch Nikolaus Wendelstein.469 Als Hofmeister verlangte er gleichzeitig den Schutz des Hans Gerhard durch den Würzburger Bischof, einige Adlige und die Stadt Schweinfurt.470 Dabei fehlte in der Intitulatio beider Hofgerichtsbriefe der Passus, dass er selbst anstelle K ­ aiser Karls zu Gericht gesessen habe. Die Stellvertretung des Reichsoberhauptes im hofgericht­lichen Verfahren nicht zu betonen, war für das Hofrichteramt im 14. Jahrhundert weit verbreitet, da seine Funk­tion seit dem Jahre 1235 gemeinhin legitimiert und anerkannt war. Die Handlungen der Hofgerichtsstatthalter erforderten frei­ lich nach wie vor diesen Hinweis am Beginn des Hofgerichtsbriefs. 1365 aber genügte offenbar die bloße Nennung des Hofmeisteramts um hofgericht­liche Handlungen mit ausreichend Legitima­tion zu versehen, weil entweder vorausgesetzt war, dass Burkhard beide Ämter zugleich innehatte, oder der Inhaber des Hofmeisteramtes ganz generell die hofrichter­lichen Tätigkeiten im gleichen Umfang wie der Hofrichter ausüben konnte. Ein Schreibfehler der Kanzleibeamten ist kaum anzunehmen, zumal sich für den Leuchtenberger Landgrafen im Jahre 1376 ein ähn­liches, zweites Beispiel findet,471 mit dem Unterschied, dass Johann von Leuchtenberg zwar häufig als Hofgerichtsstatthalter Karls, aber erst unter König Wenzel als Hofrichter anzutreffen war – der Hinweis auf das Hofmeisteramt genügte im Einzelfall deshalb zur Ausstellung eines Hofgerichtsbriefs. Damit hatte sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts der Hofmeister auch eine rechtmäßige Teilnahme am hofgericht­lichen Verfahren gesichert. Seine universelle Einsetzbarkeit blieb davon jedoch unberührt; er partizipierte genauso an den übrigen Verfahren könig­licher Konfliktbewältigung wie schon Georg Geuder führte in einer gefälschten Urkunde beide Amtstitel gemeinsam (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 115). 469 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 36. 470 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 37. 471 Am 7. Januar 1376 entschied der ausschließ­lich als Hofmeister titulierte Landgraf Johann von Leuchtenberg einen Prozess im könig­lichen Hofgericht zugunsten des Nürnberger Bürgers Hans Waldstromer und gegen Kunz Motter von Eibach (vgl. URH, Bd. X, Nr. 299). Am 5. September fungierte der Hofmeister nur noch als Hofgerichtsstatthalter in der gleichen Sache – hier amtierte er in der Hofgerichtssitzung ausdrück­lich anstelle des Kaisers (vgl. URH, Bd. X, Nr. 376). Ein drittes Beispiel betrifft wiederum Burkhard von Magdeburg, für den ein Hofgerichtsbrief vom 25. Mai 1362 ausschließ­lich seinen Hofmeistertitel im Protokoll anführt (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 305).

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bei Ludwig dem Bayern.472 Diese Resultate lassen sich auch für das Königtum Wenzels erbringen.473 Vom Standpunkt der untersuchten Quellen schien sich seit Karl IV. der Kreis der Räte zu differenzieren: Einerseits agierten sie als vom Herrscher beauftragte Einzelpersonen; andererseits wirkten sie als kleiner Zirkel im direkten Umfeld bei der Beratung des Königs zusammen. Nach wie vor mandatierte der König Spezialaufträge und sprach deren Adressaten in seinen Schreiben und Bevollmächtigungen als Räte an.474 Neuartig war ein Verfahren, in dem Rechtssachen in einem nicht nament­lich aufgegliederten Kreis von Beratern besprochen und entschieden wurden. So ordnete der König die strittige Gerichtsbarkeit in der Stadt Verdun am 12. März 1349 zugunsten des ört­lichen Domkapitels in einem Urteilsspruch mit Hilfe seines Rates.475 Etwa zehn Jahre s­ päter, am 10. Juni 1359, entschied Karl in der Klagsache des Johann von Gundelfingen gegen die Stadt Ravensburg, die zuvor 472 Hofmeister Burkhard von Magdeburg wurde von Karl IV. zusammen mit fünf anderen Personen zum Vermittler in der Auseinandersetzung des Erzbischofs Gerlach von Mainz mit dem Rat und den Bürgern der gleichnamigen Stadt bestellt. Erhalten ist der unterhandelte Vergleich z­ wischen den Parteien am 3. September 1366 (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 135). Im Streit der Stadt Hagenau mit den Edlen Hanemann und Ludeman von Lichtenberg, dem Bischof und der Stadt Straßburg verfügte Karl IV. am 7. November 1359 einen Rechtstag vor Pfalzgraf Ruprecht d. Ä., um die Parteien miteinander zu vergleichen. Für den Fall, dass die Stadt Hagenau dem Vergleichsangebot nicht zustimmen könnte, sollten sie dies dem ­Kaiser mitteilen, damit er seinen Hofmeister schicke (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 507 und 517 vom 7. Dezember 1359). Bereits am 25. Dezember 1359 sagte er den Hagenauern die Entsendung Burggraf Burkhards von Magdeburg fest zu (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 522; Bd. VIII, Nr. 4). Als Schiedsrichter ist derselbe auch im Konflikt ­zwischen Abt und Konvent des Klosters Waldsassen und Albrecht Nothaft von Thierstein im Jahre 1361 belegt (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 193). Im Disput z­ wischen der Priorin und dem Konvent des Klosters Engelthal mit den Schenken von Reicheneck wurden die Parteien durch den K ­ aiser vor seinen Hofmeister Burkhard von Magdeburg geladen – auf den 6. November 1366 datiert dann ein kaiser­liches Urteil zugunsten des Klosters (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 172). 473 So amtierte Konrad Kreyger zugleich als Hofrichter und Hofmeister Wenzels (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 21, 25 f., 143 f. und 147) genauso wie s­ päter Herzog Johann von Troppau (vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 165 – 169, 174, 211, 220 und 222). URH, Bd. XIV, S. XXVII, und URH, Bd. XV, S. LVI, nehmen für Wenzel und Ruprecht an, dass Ratssitzungen des Königs wohl bewusst zeitgleich mit den Sitzungen des Hofgerichts abgehalten worden sein könnten, um offene Rechtsfragen zu klären. Ein Beispiel für so eine Rechtsauskunft des könig­lichen Rates im hofgericht­lichen Verfahren bietet URH, Bd. XIV, Nr. 254 vom 12. August 1398. Krupicka, Urkundenwesen, S. 25 f., hat zudem konstatiert, dass in den Beurkundungsvermerken der Hofgerichtsbriefe nicht nur der König, sondern auch dessen Räte und die Inhaber anderer Hofämter erschienen. 474 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 614; Bd. VII, Nr. 350; Bd. IX, Nr. 182; Bd. X, Nr. 97 f., und für Wenzel z. B. URH, Bd. XIII, Nr. 241; Bd. XIV, Nr. 223. 475 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 82.

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eine Feste des Adligen zerstört hatte. Der K ­ aiser sah es in d ­ iesem Fall als erwiesen an, dass die Stadt nur im Sinne des schwäbischen Landfriedens agiert hatte, und hob die Klage mit Urteil seines Rates auf.476 Das dieser Urkunde anhängende Hofgerichtssiegel ist ein Hinweis auf einen hofgericht­lichen Prozess, den Johann mit seiner Klage hatte in Gang bringen wollen. Mit einiger Sicherheit muss eine Person entweder auf Wunsch der Parteien oder aus bloßer Kenntnis der Sache den Zwist in einem Zusammentreffen des Herrschers mit seinem Rat vorgebracht haben. Karl IV. habe, so erklärt es Hanns Krupicka, das dinggenossenschaftliche Verfahren mit Richtern und Urteilern vermehrt durch nachweisbare persön­liche Entscheidungen mit seinen Räten abgewandelt.477 Wie oben bereits festgestellt worden ist, waren persön­liche Rechtsentscheidungen des Königs keineswegs erst im 14. Jahrhundert entstanden und die Beratung des Herrschers zweifelsfrei tradierter Bestandteil der Willensbildung auf Reichsversammlungen. Insofern dürfte sich die Rolle des könig­lichen Rates in ihrem Ursprung gerade nicht als Anpassung der könig­lichen Gerichtsbarkeit begreifen lassen, wie es Krupicka versucht. Dieser Wandlungsprozess lässt sich vielmehr auf die veränderte Form der Königsherrschaft zurückführen, der für die Bewältigung der immer zahlreicher vorgebrachten Reichssachen kaum noch die Hoftage ausreichten, deren Hof fast permanent ohne die Großen des Reiches auskommen musste und dessen knappe Einnahmetitel die Indienstnahme von Adligen und Gelehrten von vornherein begrenzte. Unter diesen Bedingungen verwundert es nicht, dass persön­liche könig­liche Streitentscheidungen cum consilio principum im Verlauf des 14. Jahrhunderts eher die Ausnahme bildeten und das lose Dienstverhältnis der Räte neuer Ansatz für das vom Hof ausgehende könig­liche Handeln war.478 Mit der Bestellung von könig­lichen Räten respektive der Herausbildung des

476 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 469. Auf einer gemeinsamen Entscheidung von Reichsoberhaupt und Rat basierte schließ­lich auch ein Schreiben an den Dogen von Venedig vom 18. Dezember 1361. Darin teilte Karl IV. dem Dogen mit, dass Burkhard Münch von Basel eine Klage um Schadensersatz vorgebracht habe und er diesen nun laden und persön­lich anhören wolle. Er sagte zu, seine Beschlüsse dem Dogen danach mitzuteilen (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 262). 477 Vgl. Krupicka, Urkundenwesen, S. 27. 478 Samanek, Kronrat, S. 169, argumentiert analog, indem er folgert, dass unter Karl IV. ein „Konsistorium im Nahbereich des Kaisers“ entstand, wo vormals Fürsten und Reichsgetreue erschienen waren. Nach der Ansicht von URH, Bd. XIII, S. XXXIX f., beweisen die Formeln, eine Handlung sei mit Rat und Willen der Fürsten geschehen, keinesfalls mehr die Anwesenheit oder Beteiligung der Fürsten bei dieser Rechtshandlung; dieser Passus sei im späten 14. Jahrhundert günstigstenfalls noch als Formalie zu verstehen. Battenberg, Hofgerichtsbriefe, S. 128, sieht dagegen den Ursprung der konsiliaren Rechtsprechung als Ergebnis der Fortentwicklung der könig­lichen familia, die somit schon für Rudolf von

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könig­lichen Rats als Beratergruppe investierte der mittelalter­liche König schleichend in den Ausbau seines zentralen Herrscherhofes und schuf auf diese Weise permanent verfügbare personelle Strukturen der Reichsverwaltung. Diese Organisa­ tionsform herrscher­lichen Handelns konnte in die bestehenden Verfahren könig­ licher Konflikt­behandlung eindringen, wie ihr rasches Erscheinen in der könig­ lichen Hofgerichtsbarkeit beweist – im Grundsatz aber konstituierte sich mit dem könig­lichen Rat keine vollends neue Form der Gerichtsbarkeit, sondern sie waren allenfalls Ausgangspunkt für Modifika­tionen der probaten Verfahren. Gleichwohl wurde der Beraterkreis zur Anlaufstelle für die Reichsglieder, ihre Klagen und Bitten am Hof zu platzieren. Dementsprechend nahmen Vertretungsvollmachten am Königshof zum Ende des 14. Jahrhunderts auf den Rat Bezug: Eine Prokura­ tionsvollmacht der im Streit mit dem Markgrafen von Baden befind­lichen Stadt Speyer vom 27. Juli 1398 verfügte ausdrück­lich, dass Klaus von Rinckenberg und Heinrich von ­Hoenberg die Stadt vor dem König, dem könig­lichen Hofgericht oder den könig­lichen Räten vertreten sollten.479 Die aufgezeigten Verschränkungen aller drei Bestandteile des Königshofs signalisieren die weitreichende Interdependenz ­zwischen der Entwicklung höfischer Verwaltungsformen des Königtums und seinen Verfahren zur Konfliktbehandlung. 4.2.3 Professionalisierungstendenzen königlicher Amtleute Der Dienst für den Herrscher am Hof oder als könig­licher Delegat und Stellvertreter in den verschiedenen Regionen des Reiches bot für viele Adlige im 14. Jahrhundert die Gelegenheit, einer besoldeten Beschäftigung in der Gunst des Königs nachzugehen. Ob als Hofmeister, Hofrichter, Rat, Reichslandvogt, Landfriedenshaupt- oder -obmann, es bestanden zahlreiche könig­liche Ämter nebeneinander, die mit der Ausübung von Herrschaft, der Verwaltung des Reichsgutes oder der Landfriedenssorge verknüpft waren. Umgekehrt, aus der Sicht des Reichsoberhauptes, benötigte der König eine breite personelle Grundlage, um wenigstens noch halbwegs das Regnum Teutonicum zu beherrschen. Dass die aufgewendeten Mittel des Herrschers in Rela­tion zur Größe des Reiches genauso wenig ausreichend waren wie die tradierten Verwaltungsformen, damit das Königtum nur annähernd seine nahezu ausschließ­lich reaktiv wirkende Herrschaft überwand, muss nicht eigens betont werden. Für die Reichsuntertanen Habsburg konstatiert werden müsse. Dabei fehlt dieser Sichtweise jedoch eine präzise Analyse des Verhältnisses von Hof und familia, deren Resultat zumindest für das Königtum des 13. Jahrhunderts wohl in ein synonymes Verständnis beider Begriffe münden dürfte. 479 Vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 249.

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musste dieser Zustand keinen Nachteil bedeutet haben, sieht man die zeitgleiche Intensivierung der Landes- und Stadtherrschaft. Womög­lich dürften es vor allem die beschränkten könig­lichen Ressourcen gewesen sein, die an dieser Situa­tion keine prinzipielle Veränderung mehr zuließen. Verbesserungen fanden daher nur innerhalb der unumstöß­lichen Rahmenbedingungen spätmittelalter­licher Königsherrschaft statt. Hierzu gehörte die Tendenz zur Professionalisierung der Amtleute im Königsdienst, wie sie mit den beiden Luxemburgern Karl und Wenzel auf dem Thron beobachtbar wurde. Als Professionalisierung soll dabei im Sinne Bernhard Diestelkamps die berufsmäßige und dauerhafte Wahrnehmung von Funk­tionen verstanden werden.480 Die folgenden Ausführungen konzentrieren sich mit dem Landgrafen Johann I. von Leuchtenberg, Ulrich III . von Hanau und Bořivoj von Svinaře auf drei Einzelbeispiele und ihre Rolle innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren. Die Überlegungen können deshalb mitnichten als abgeschlossen betrachtet werden, sondern allenfalls Basis für weitere Untersuchungen sein. Der aus dem fränkischen Adel stammende Landgraf Johann von L ­ euchtenberg begegnet bereits in den ersten Jahren der Herrschaft Karls IV. auffällig häufig als Empfänger könig­licher Befehle und Schreiben im Zusammenhang mit der Bewältigung streitiger Konflikte. Am 7. August 1354 beauftragte Hofrichter Herzog Wladislaw von Teschen den Landgraf, den Burggrafen Albrecht von Nürnberg bei einer Anleite auf die Güter des Grafen Johann von Henneberg zu unterstützen.481 In der Auseinandersetzung Ulrichs von Hanau mit Gerlach von Hohenlohe befahl Karl IV. dem Leuchtenberger gegen Gerlach mit Gewalt vorzugehen, wenn dieser nicht 480 Diestelkamp, Hofgericht, S. 47 f. 481 Vgl. URH , Bd. VI , Nr.  605. Die Exeku­tion eines Hofgerichtsurteils wurde dem ­Leuchtenberger ebenfalls am 12. April 1359 im Streit z­ wischen Erzbischof Gerlach von Mainz und Burkhard sowie Reichard d. J. Sturmfeder anbefohlen (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 444). Adressat eines hofgericht­lichen Befehls war Johann zudem am 16. Dezember 1361 in Folge einer Anleite des Ulrich Gameret in die Besitzungen des Hermann Bidermann von Kronach und Gent Kostnerin durch den Hofgerichtsstatthalter Rudolf von Wart (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 261). Ein Schirmbrief zugunsten einer Partei nach abgeschlossenem hofgericht­lichen Prozess liegt für den 6. März 1363 vor, gemäß dem der Landgraf Sophie von Bebenburg nach erfolgter Anleite gegenüber Engelhard von Hirschhorn, Volknat und Bernger von Eicholzheim unterstützen sollte (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 352). Nachdem Karl IV. die Klage des Johann von Reurieth am könig­lichen Hofgericht gegen Abt und Konvent des Klosters Bildhausen aufgehoben hatte, wies er am 9. März 1363 u. a. Johann von Leuchtenberg an, das Kloster zu s­chützen und keine Bedrückung zuzulassen (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 356). Am 7. Februar 1370 verlangte der ­Kaiser vom Landgrafen, die Rechte und Freiheiten der Bürger von Regensburg gegenüber den Grafen Heinrich und Alram von Ortenburg zu schirmen und die Grafen anzuweisen, die Stadt nicht mehr zu beeinträchtigen (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 293).

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bereit sei, sich mit seinem Streitgegner güt­lich zu vergleichen.482 Weiterhin war er im schiedsrichter­lichen Verfahren – wohl als könig­licher Parteigänger – eingesetzt: Karl IV. stimmte in einem Konflikt um Forstrechte mit dem Bischof und Domkapitel von Bamberg am 26. April 1359 einem Schiedsvertrag zu, den Zwist durch den Landgrafen und Konrad von Weidenberg auf Frist schiedsrichter­lich entscheiden zu lassen, und sicherte zu, deren Rechtshandlungen einzuhalten.483 Bezeugt ist Johann ebenfalls in einem schiedsrichter­lichen Konfliktaustrag ­zwischen dem Erzbischof Kuno von Trier und den Bürgern der gleichnamigen Stadt nach dem Wortlaut des könig­lichen Spruches vom 30. Dezember 1364.484 Der L ­ euchtenberger Landgraf findet sich aber gleichsam in ganz anderer Funk­tion als könig­licher Amtmann in der Stadt Rothenburg und dort als Landrichter des kaiser­lichen Landgerichts.485 Das Landrichteramt in Rothenburg war wohl in Personalunion mit der Reichslandvogtei um die Stadt verbunden – Johann von Leuchtenberg erschien schon am 10. August 1360 als Reichslandvogt und als Landfriedenshauptmann.486 Bereits erwähnt wurde die Tätigkeit des Landgrafen innerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens als Hofgerichtsstatthalter unter König Karl IV. und Wenzel, schließ­lich als könig­licher Hofrichter ab 1381.487 Die personelle Verbindung z­ wischen der könig­ lichen Hofgerichtsbarkeit und der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit, die mit dem Leuchtenberger nachgewiesen ist, erscheint mit Blick auf die Ähn­lichkeit beider Verfahren besonders bemerkenswert. Es ist wahrschein­lich, dass die Ausübung des Landrichteramtes dasjenige Erfahrungswissen erzeugte, um als Stellvertreter des 482 Vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 266 vom 1. Januar 1362. 483 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 453. Ein solcher Schiedsvertrag des Kaisers ist auch vom 27. Oktober 1376 in der Streitsache Karls mit den schwäbischen Städten überliefert, worin der Leuchtenberger einer der drei Schiedsrichter war (vgl. URH, Bd. X, Nr. 394). 484 Vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 462. 485 Als Amtmann zu Rothenburg wird Johann vom König bereits im Jahre 1359 in einem Streit mit dem Kloster Großcomburg angesprochen (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 411). Die Leuchtenberger erscheinen ab dem Jahr 1369 im Zusammenhang mit dem kaiser­lichen Landgericht Rothenburg, als Karl IV. Ulrich von Leuchtenberg mit dem Gericht beauftragte (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 1431; Wagner, Leuchtenberg, Bd. 2, S. 99 f.). Dieser muss bis zu seinem Tod als Landrichter amtiert haben, wenngleich die meisten Gerichtshandlungen von Vertretern und Unterlandrichtern wahrgenommen wurden (vgl. URH, Bd. X, Nr. 26; Urk. Rothenburg, Nr. *1460, 1483, 1511 und 1640). Im Jahr 1376 saß Ritter Walther von Hehenriet dem Landgericht als Unterrichter der beiden Landgrafen von Leuchtenberg vor (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 1636). 486 Vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 1135; Wagner, Leuchtenberg, Bd. 2, S. 70; Pfeiffer, Landfriedenseinungen, S. 236. 487 Vgl. für die Zeit Karls IV. die zahlreichen Belege URH, Bd. IX, Nr. 188, 190, 238 f. und 362 f.; Bd. X, Nr. 299, 373 – 376 und 393, sowie für Wenzel URH, Bd. XI, Nr. 46, 125 f., 128, 241 und 244.

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Königs oder Hofrichters die Sitzungen des Hofgerichtes leiten zu können. Im Jahr 1366 dürfte Johann in den Königsdienst am Prager Hof getreten sein; jedenfalls ist er erstmals am 18. Januar 1367 als Hofgerichtsstatthalter belegt.488 Zuvor, am 3. Januar 1366, setzte der König den Ritter Marquard von Redwitz als Landrichter in Rothenburg ein, für den Fall, dass Johann abwesend sein sollte und auf dem Richterstuhl nicht präsidieren könne.489 Wohl erst mit dem Tod seines Bruders, etwa 1378, kehrte Johann nach Rothenburg zurück und ist in den Gerichtsurkunden belegt. Seine Kenntnisse im Rahmen der Lösung von Konflikten prädestinierten ihn zudem, als könig­licher Vertreter die Verhandlungen in den Streitsachen Wenzels zu führen oder als könig­licher Rat Kommissionsaufträge zu erledigen.490 Landgraf Johann I. von Leuchtenberg hatte unter den Luxemburger Herrschern damit eine enorme Karriere im Dienst des Königs absolviert – im Laufe seines Lebens hatte er am Hof und abseits der Zentrale alle nur denkbaren Ämter inne, die mit der Behandlung von Konflikten in Zusammenhang standen. Der Sprung aus der könig­lichen Verwaltung der Reichsgüter an den Herrscherhof, wie ihn Johann schaffte, gelang Ulrich III. von Hanau bis zu seinem Tod im Jahre 1370 nicht. Und dennoch war er als Parteigänger Karls IV. stets von Neuem ausführender Funk­tionsträger des Königs in der Wetterau, wo er seit dem 8. Juni 1348 als Reichslandvogt eingesetzt war.491 In den beiden wetterauischen Landfriedensaufrichtungen des Luxemburgers der Jahre 1354 und 1359 wurde Ulrich zum kaiser­lichen Obermann und fand sich in der Folge als Vorsitzender des Einungsgerichts.492 Diese zwei Ämter dürften dann auch die Grundlage zahlreicher Kommissionsaufträge und Befehle Karls IV. gewesen sein. Beispielsweise beauftragte der ­Kaiser seinen Landvogt am 6. August 1355, den Streit um Waldrechte ­zwischen den Burgmannen von Gelnhausen und den Förstern des Büdinger Reichswaldes zu entscheiden.493 In der Fehde des Konrad von Trimberg gegen die Gemeinde von Altenhaßlau sollte Ulrich dann nur eine Beweiserhebung durchführen und an den 488 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 188. 489 Vgl. RI VIII, Nr. 4251. 490 Vgl. URH, Bd. XI, Nr. 289 und 310, bzw. URH, Bd. XII, Nr. 85. 491 Vgl. Hess. UB II,2, Nr. 779; Schwind, Ordnung, S. 218 f. 492 Vgl. den Wetterauer Landfrieden vom 28. Januar 1354 Böhmer, CD Moenofr. I, S. 628 – 633, RI VIII, Nr. 1768, sowie für den Landfriedensbund des Jahres 1359 Hess. UB II,3, Nr. 294, RI VIII, RS, Nr. 330, und ferner Schwind, Ordnung, S. 219 – 221, Becker, Hanau, S. 13, Schwind, Landvogtei, S. 143. 493 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 21. Die Streitentscheidung oblag Ulrich weiterhin in der Sache des Hermann Stote gegen den Rat der Stadt Göttingen, bevor sich beide Parteien auf den Rat der Stadt Frankfurt verwillkürt hatten (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 87, 132, 156 und 158 – 160). Das Handeln des Landvogts blieb in ­diesem Fall wohl glücklos – am 1. September 1361 hob Karl IV. den Kommissionsbrief ausdrück­lich auf und beauftragte die

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Hof Anweisungen übermitteln, wie weiter zu verfahren sei.494 Dass vorrangig die Konfliktbehandlung durch Ge- und Verbote nicht ohne könig­liche Mandatare auskam, um die Konzessionsbereitschaft der streitenden Parteien zu erhöhen, einem fried­lichen Konfliktaustrag zuzustimmen, illustrieren gleich mehrere Befehle an den Hanauer. Am 22. Mai 1356 wies Karl seinen Reichslandvogt an, den Abt Heinrich von Fulda gegenüber dem Stift Fulda zu schirmen und einen Vergleich zu erreichen. Sollten sich die Dienstmannen, Edelleute und Untertanen des Stifts nicht dazu bereitfinden, hatte Ulrich gemeinsam mit dem Landfriedensaufgebot gegen diese vorzugehen.495 Als Landgraf Heinrich von Hessen den Berg Greifenstein in unmittelbarer Nähe der Stadt Wetzlar zu befestigen trachtete, befahl Karl Ulrich, die Bürgerschaft zu unterstützen, falls der Landgraf sein Ansinnen nicht aufgebe.496 Gegenüber Metze von Lißberg und dessen Sohn drohte der K ­ aiser am 18. April 1361 mit dem Reichslandvogt, wenn dieser nicht sofort eine Pfandschaft dem Abt Heinrich von Fulda zur Auslösung übertrage.497 In allen drei Fällen war das Reichsoberhaupt offenbar gewillt, die anvisierte Streitbeendigung zugunsten einer Partei notfalls unter Anwendung von Gewalt durchzusetzen – über die dafür nötigen Machtmittel verfügte der fernab residierende König frei­lich nur indirekt, indem er seinen lokalen Amtsträger beauftragte und jede weitere Durchführung d ­ iesem überließ. Mit dieser Form der Delega­tion verschob sich die weitere Konfliktbehandlung an den Ort des Geschehens. Den Zeitgenossen war offenbar besonders an der Verkürzung der räum­lichen Distanz ­zwischen könig­licher Konfliktbehandlung und Streitfall mehr gelegen als am persön­lichen Eingreifen des Herrschers, obwohl dieser gemeinhin über weit größere Ressourcen als sein mäßig besoldeter Mandatar verfügte. Insoweit war es für den König nicht ungewöhn­lich, erfahrene und königstreue Amtsträger mit weiteren Funk­tionen zu betrauen und langfristig im Dienst zu halten. Ute Rödel hat besonders die könig­lichen Räte als dasjenige Instrument Wenzels beschrieben, das die Ferne des Herrschers und seines Hofes zu den Reichsuntertanen ausgleichen sollte, und als Beispiel Bořivoj von Svinaře angeführt, der im deutschen Südwesten mit mehreren Funk­tionen betraut worden war. Neben seinem Amt als Bürgermeister und den Rat der Stadt Goslar mit der Durchführung von Zeugenverhören und der Entscheidung des Konfliktes (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 229). 494 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 116 vom 11. Januar 1356. Die Übernahme von Ermittlungen befahl Karl IV. seinem Wetterauer Landvogt ferner im Streit ­zwischen dem Rat der Stadt Frankfurt und den Gewandschneidern am 29. März 1357 (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 232). 495 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 141. 496 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 378 vom 15. August 1358. Zugunsten der Stadt Wetzlar hatte Karl IV. schon einmal am 12. Juni 1349 reagiert, als er Ulrich von Hanau sowie die Herren von Falkenstein und Eppstein anwies, den Grafen Johann und Bernhard von Solms die Fehde anzusagen (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 146). 497 Vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 171.

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elsäs­sischer und schwäbischer Reichslandvogt hatte er die Hauptmannschaft über Bayern inne und erschien zudem immer wieder als Schiedsrichter oder kommissarischer Richter im könig­lichen Auftrag.498 In der Auseinandersetzung Wenzels mit der Bürgerschaft der Stadt Köln unterhandelte er am 5. Januar 1397 gemeinsam mit dem Prager Domherrn Franz von Gewicz eine Übereinkunft, nach der die Kölner dem König 11.000 fl. zu leisten hatten.499 Ganz ähn­lich beendete er den Konflikt des Herrschers mit der Stadt Rothenburg am 24. Oktober 1398 im Zusammenwirken mit Nikolaus von Gewicz, wobei die Bürger ebenfalls eine Geldzahlung zusichern mussten.500 War in diesen Fällen der König schon bereit, die Bewältigung seiner eigenen Konflikte vollends in die Hände seiner Amtleute und Räte zu legen, so lassen sich darüber hinaus Streitsachen nachweisen, in denen der Amtsträger im Sinne des Herrschers als Kläger auftrat. Bořivoj von Svinaře bediente sich vor allem des hofgericht­ lichen Verfahrens, um Rechtstitel gegen Reichsglieder zu erreichen. Ladungen vor das könig­liche Hofgericht hatte er gegen die Städte Rothenburg, Mühlhausen, Lindau, Frankfurt, Worms und Regensburg erwirkt. Keiner dieser Prozesse wurde dort bis zum Ende verfolgt – nur gegen die Stadt Lindau kam es zu einem Achtspruch, der kurze Zeit ­später wieder aufgehoben wurde.501 Dieses geradezu systematische Vorgehen des könig­lichen Amtmanns fußte auf einer soliden Kenntnis der existierenden Konfliktbehandlungsverfahren, was offenbar auch Teil seiner Professionalisierung war. Indem mit der Aufnahme eines hofgericht­lichen Verfahrens zielgerichtet der ferne Herrscherhof eingeschaltet wurde, kehrte sich die dem Amt zugrundeliegende Delegierung unmittelbar um. Mit den Funk­tionsträgern im Königsdienst bewältigte das Königtum folg­lich sowohl die am Hof vorgebrachten Konflikte – wenn von den Streitparteien gewünscht – im Ort ihrer Herkunft; zugleich aber verfügte das Reichsoberhaupt auch über lokale Vertreter und Verteidiger seiner Herrschaftsrechte. Das Handeln des Bořivoj von Svinaře weist schon sehr auf das Amt des könig­lichen Fiskals voraus, welches ­später während der Herrschaft Sigismunds im 15. Jahrhundert entstand.

498 Vgl. URH, Bd. XIII, S. XLII. König­liche Kommissionsbriefe an Bořivoj von Svinaře haben sich in der Tat in den Auseinandersetzungen der Stadt Straßburg mit denen von Schwanberg vor dem 25. Mai 1395 und im Streit der Stadt Frankfurt mit ihren Bürgern Jakob Knoblauch d. J. und Siegfried zum Paradies vom 24. August 1396 erhalten (vgl. URH, Bd. XIII, Nr. 244 und 358). 499 Vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 2. 500 Vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 273. Zuvor hatte Wenzel seine beiden Delegaten eigens bevollmächtigt, in seiner Sache zu verhandeln und deren Resultate als bindend anerkannt (vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 252). Eine ähn­liche Vollmacht zugunsten des Grafen Friedrich von Oettingen, Bořivojs von Svinaře und Nikolaus’ von Gewicz erteilte Wenzel auch am 22. Januar 1398 zur Verhandlung mit den Bodenseestädten (vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 160). 501 Vgl. URH, Bd. XIII, Nr. 216, 352, 354, 367 f. und 371.

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Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen im Laufe des 14. Jahrhunderts

4.3 Die Ausweitung der Gerichtsbarkeit kaiserlicher Landgerichte Im Laufe des 14. Jahrhunderts hatte nicht nur die könig­liche Verwaltung am Hof – innerhalb des hofgericht­lichen Verfahrens und durch die könig­lichen Räte – zugenommen, auch in den Reichsteilen des deutschen Südwestens und entlang des Rhein waren mehr Funk­tionsträger im Dienst des Herrschers tätig. Ein Impuls, die Gerichtsbarkeit der kaiser­lichen Landgerichte auszuweiten, ging von Karl IV. am Beginn der 1360er Jahre aus, indem er im k­ urzen zeit­lichen Abstand im Südwesten des Reiches gleich mehrere Gerichte aufzurichten versuchte. Die Dichte der Privilegierungen dabei lässt zumindest die These zu, dass das Reichsoberhaupt bewusst eine „Reorganisa­tion der kaiser­lichen Land- und Hofgerichte“, so Paul Wigand, betrieb.502 Am 5. Oktober 1361 bestimmte der ­Kaiser, das Landgericht auf dem Stadelhof bei Ulm zu erneuern.503 Verfügen sollte das Ulmer Gericht über die Freiheiten und Verfahren des Rottweiler Hofgerichts. Als Begünstigter erschien mit Graf Ulrich von Helfenstein der oberschwäbische Reichslandvogt, dem nun zugleich das Amt des Landrichters zukam. Karl richtete damit kein völlig neues Gericht ein, sondern privilegierte einen bereits im 13. Jahrhundert existierenden Gerichtsplatz, dessen Ursprung mit einer Reichsvogtei im Bereich der Stadt in Zusammenhang stehen dürfte.504 Auf denselben Tag wie die Privilegierung des Helfensteiners datiert die Aufrichtung eines Landgerichts in Nördlingen durch den K ­ aiser wiederum nach den Rottweiler 505 Rechten. Die Übertragung der Verfahren des Hofgerichts in Rottweil dürfte dessen Stellung bekräftigt haben.506 Wenige Monate s­ päter, am 21. Januar 1362 beauftragte Karl den Grafen Ludwig von Oettingen, das Amt des Landrichters

502 Wigand, Fehmgericht, S. 129. Auf eine ganz ähn­liche Interpreta­tion der Ereignisse zielen weiterhin von Senckenberg, Abhandlung, S. 31, und Wernli, Hofgericht, S. 17 – 21. 503 Vgl. Ulm. UB II,2, Nr. 615; RI VIII, Nr. 3753 und 7060; Thudichum, Rottweil, S. 63; Feine, Landgerichte, S. 177; Speidel, Hofgericht, S. 22; Jäger, Städtewesen, S. 256. 504 Feine, Landgerichte, S. 178 f., weist in d ­ iesem Zusammenhang auf einen Vogtvertrag an den Grafen von Dillingen aus dem Jahre 1255 hin, wonach dieser dreimal innerhalb eines Jahres auf dem Stadelhof das provinciale placitum abhalten sollte (vgl. Ulm. UB I, Nr. 73). Jäger, Städtewesen, S. 256, hat vermutet, dass das Ulmer Landgericht während der Regierungszeit von Rudolf von Habsburg an Bedeutung verloren habe und nunmehr von Karl IV. erneuert worden sei. 505 Vgl. RI VIII, Nr. 3750; Thudichum, Rottweil, S. 66; Kudorfer, Oettingen, S. 158, Anm. 48. 506 In solchen Herrscherakten aber die Grundlage für den „Aufstieg“ des Rottweiler Gerichts zu sehen, wie es Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 19, vorschwebt, wird der schon um die Mitte des 14. Jahrhunderts erreichten Bedeutung des Gerichts nicht gerecht.

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in Nördlingen wahrzunehmen.507 An d ­ iesem Tag mag sich der K ­ aiser ganz generell mit den kaiser­lichen Landgerichten beschäftigt haben, so näm­lich trägt die Konstituierung des Landgerichts in Konstanz ebenfalls ­dieses Datum – der Edle Hans von Roseneck wurde dort im gleichen Moment zum Landrichter bestellt.508 Die Wirkung dieser Versuche, die Gerichtsbarkeit der kaiser­lichen Landgerichte auszuweiten, sollte nicht überschätzt werden. Für Nördlingen und Konstanz hat die Forschung bisher keine Quellen zutage gefördert, die auf eine gericht­liche Tätigkeit der Landgerichte hinweisen. Eingehendere Informa­tionen liegen dagegen seit der Studie von Martin Walter Wernli zum Zürcher Hofgericht vor. Dieses hatte der Luxemburger am 31. März 1362 errichtet und den Edlen Rudolf von Aarburg zum Landrichter eingesetzt.509 Doch auch in Zürich nahm das Landgericht zunächst keine Tätigkeit auf, eine erste Sitzung fand erst mehr als 20 Jahre ­später, am 18. August 1383 statt – die älteste bekannte Urkunde des Zürcher Gerichts datiert auf den 30. Januar 1384. Wernli entkräftet überzeugend weiterhin alle Argumente, wonach das Landgericht Gerichtstage unmittelbar nach der kaiser­lichen Privilegierung abgehalten habe.510 Der Verfasser hat für die erste Zeit den Geschäftsanfall ermittelt und z­ wischen 1383 und 1390 insgesamt 290 Achturteile und innerhalb von vier Sitzungen am Ende des Jahres 1384 1.210 geladene Personen gezählt, wobei das Landgericht in der Zeit des ersten Städtekriegs ruhte.511 Neben den Landgerichten in Ulm, Nördlingen, Konstanz und Zürich entschied Karl IV. am 29. Dezember 1365, auch das Landgericht in Bad

507 Vgl. Urk. Nördlingen II, Nr. 305; RI VIII, Nr. 3814. Ein Landgericht der Grafen von Oettingen ist bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts belegt (vgl. Kudorfer, Oettingen, S. 163). In ­welche recht­liche Verbindung beide Landgerichte mit der Privilegierung Karls IV. getreten sind, ist bislang im Unklaren geblieben. Solange keine Belege jurisdik­tioneller Tätigkeit des Nördlinger Gerichts aufgefunden werden, wird sich diese Frage nicht erhellen lassen. 508 Vgl. Thurg. UB VI, Nr. 2608; RI VIII, Nr. 3813 und 7071. Füchtner, Bündnisse, S. 299, Anm. 204, ergänzt damit die allgemeine Darstellung von Hans Erich Feine, dem ­dieses Landgericht entgangen ist. 509 Vgl. RI VIII, Nr. 3852 f.; Wernli, Hofgericht, S. 15; von Senckenberg, Abhandlung, S. 32. 510 Vgl. Wernli, Hofgericht, S. 23 f. Fehlerhaft ist entsprechend die Verlegung der ersten Tätigkeit des Zürcher Landgerichts in das Jahr 1382, wie sie Feine, Landgerichte, S. 186, vornimmt. 511 Vgl. Wernli, Hofgericht, S. 26 f. Mit dem Waffenstillstand ­zwischen der Stadt Zürich und den Habsburgern im April 1389 setzte das Landgericht seine Tätigkeit in reger Form fort – bis in das Jahr 1400 fanden 172 Gerichtstage statt, innerhalb derer 677 mal ein Achturteil gesprochen wurde (vgl. Wernli, Hofgericht, S. 29 – 31). Grundlage dieser Analyse bildet das Achtbuch, welches im Zürcher Staatsarchiv unter der Signatur C I 241 aufbewahrt wird und Eintragungen vom 24. September 1383 bis zum 28. Januar 1400 beinhaltet (vgl. Wernli, Hofgericht, S. 6).

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Wimpfen zu erneuern, umb daz unsir Furfaren und Wir lange zeit des Reichs Lantge­ richte zu Wympfen uff dem Sale nicht han bestalt und besitzen lassen, als daz Lantgerichte bey unsern Furfaren an dem Reiche Romischen Keysern und Kunigen vurmals herkomen und bestalt ist gewest.512 Die Aufrichtung der landgericht­lichen Tätigkeit oblag nach dem Wortlaut der Urkunde dem Erzbischof Gerlach von Mainz, der entweder nicht im Sinne des Kaisers neue Gerichtstage ansetzte oder dessen Handeln nicht erfolgreich gewesen sein kann, da sich abseits dieser Privilegierung bisher keine Aktivität des Wimpfener Landgerichts in den Quellen hat feststellen lassen. Waren damit die von Karl IV. vorgenommenen Maßnahmen zugunsten der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit realiter ohne nachhaltige Wirkung geblieben, und hatte sich nur in Zürich verspätet eine lebhafte Gerichtstätigkeit bis zur Jahrhundertwende eingestellt, urteilten in Rottweil, Nürnberg, auf der Leutkircher Heide und in Rothenburg weiterhin die Landrichter im Namen des Herrschers. Insbesondere die Rechte des letztgenannten bestätigte der Luxemburger gleich mehrfach in der Regel zugunsten der Stadt.513 Ferner hatte der Würzburger Bischof gleich zu Beginn der Herrschaft Karls am 17. November 1347 für sein Landgericht ein Privileg erreicht, das von rechts wegen nieman noch ensol richten mit der ehte in dem hertzogentum und dem lantgericht ze Franken danne ein byschof ze Wirtzburk, der allein da lantrichter ist, und sulln auch vor dem selben lantrichter ze recht sten alle … herren, … graven, … frein und auch dez richs … dinestlute und … stetelut und auch alle ander lut beyd edel und unedel … die in den vorgnanten hertzogen­ tum und lantgericht ze Franken gesezzen sein.514 Indem das bischöf­liche Gericht in Würzburg mit dieser Urkunde formal die Gerichtsbarkeit über Reichsunmittelbare erlangte, trat es in eine Analogie zu den übrigen kaiser­lichen Landgerichten. Der Würzburger Fall zeigt einmal mehr, dass das Attribut kaiser­lich als Prädikat und Rangbezeichnung verstanden werden muss, derer sich die Inhaber der Gerichtsrechte bedienten, indem sie nicht notwendigerweise auf die Herkunft ihrer Landgerichtsbarkeit abhoben, sondern ganz generell auf eine ältere oder jüngere kaiser­ liche Privilegierung Bezug nahmen. Eine ähn­liche Entwicklung hat das Landgericht auf dem Roppach in den Händen der Bischöfe von Bamberg seit der Mitte des 13. Jahrhunderts durchlaufen, das König Wenzel am 2. Mai 1379 diesen bestätigte.515 Die Urkunde von 1347 für den Würzburger Bischof kompensierte geradezu die fehlende Schöpfung der Landgerichtsbarkeit durch das Reichsoberhaupt und taugte dem Kirchenfürsten fortan dazu, den besonderen Vorrang seines Gerichtes 512 Gudenus, CD anec. III, Nr. 317, und vgl. ferner RI VIII, Nr. 4238; Thudichum, Rottweil, S. 66; Wernli, Hofgericht, S. 16 f. 513 Vgl. RI VIII, Nr. 2180 vom 13. Juli 1355, sowie Nr. 4949 vom 30. März 1371. 514 MGH Const. VIII, Nr. 341 und vgl. RI VIII, Nr. 430. 515 Vgl. Rieder, Landgericht, S. 8 – 13.

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zu äußern; schließ­lich untersagte das Privileg die Existenz eines anderen Landgerichts innerhalb des aspirierten fränkischen Herzogtums. Ziel der bischöf­lichen Bitte am Prager Hof um Bestätigung der Gerichtsrechte könnte beispielsweise das Schweinfurter Landgericht gewesen sein, das am 14. Mai 1330 von Ludwig dem Bayern konfirmiert worden war.516 Dieser Wettlauf um den besseren Rechtstitel setzte sich dann fort, als Karl IV. am 29. April 1361 im Widerspruch zur Urkunde von 1347 das Schweinfurter Landgericht ausdrück­lich in seinen Rechten bestätigte.517 Ob den Zeitgenossen die Gegensätz­lichkeit ihrer Privilegien bewusst war, darüber ließe sich nur spekulieren. Aus der Sicht des Königtums hatte erstens die fehlende Registerführung bei aller personellen Konstanz in der könig­lichen Kanzlei die rechtzeitige Feststellung solcher Unzuläng­lichkeiten deut­lich erschwert, wenn nicht gar vollends unmög­lich gemacht. Zweitens neigte der mittelalter­liche König nicht zur Aufhebung bestehender Rechte, sondern behalf sich mit Klauseln, die entgegenstehende Freiheiten für unschäd­lich erklärten. Auf diese Weise stellten sich bei der Vergabe oder Erneuerung von Gerichtsrechten schwebende Kontradik­tionen ein, die erst im Moment aufkommender Zuständigkeitsstreitigkeiten – meist anhand konkreter Einzelfälle – allen Beteiligten offenkund wurden. Das Verfahren der Klärung solcher Zwistigkeiten führte dann nicht selten wiederum direkt auf das Reichsoberhaupt zurück. Jedoch stellten nicht nur die erteilten Privilegien des Königs die Grundlage für einen Herrschaftsträger dar, seiner Gerichtsbarkeit einen besonderen Vorrang beizumessen. Die Tätigkeit des Rottweiler Gerichts kennzeichnete, dass langjährige und beständige Gerichtspraxis der immer gleichen Verfahren dazu genügte, bei schwierigen Rechtsentscheidungen anderer Landgerichte um Rat oder Prüfung der Sache angerufen zu werden. Hermann Etzold weist dem Hofgericht in Rottweil ein „gewisses Aufsichtsrecht“ gegenüber den übrigen Landgerichten in Schwaben und im Bodenseeraum zu, das sich in der Aufhebung von Landgerichtsurteilen durch das Hofgericht ausgedrückt habe.518 Dabei war im 14. Jahrhundert nicht der große 516 Vgl. MGH Const. VI, Nr. 752. Bezüg­lich des Landgerichts setzte Ludwig hier in einem besonderen Passus fest: Specialiter tamen centam (Zent) et iudicium quod vulgariter dicitur lantgerithe eo modo et condicione, quod officiatus vester ibidem, qui tunc pro tempore consti­ tutus fuerit, in singulis causis sentencialiter iudicare possit et sine inpedimento eidem iudicio valeat libere presidere auctoritate imperatoria tamquam iudex legittimus atque verus. 517 Vgl. RI VIII, Nr. 3694; Merzbacher, Iudicium, S. 43 f. 518 Etzold, Hofgericht, S. 109. Merzbacher, Österreich, S. 50, spricht in d­ iesem Zusammenhang von der Beanspruchung eines „führenden Rang[es] in der Gerichtsverfassung“ des Reiches durch das Rottweiler Gericht – Mentgen, Rottweil, S. 398, dagegen von einem „etwas umstrittenen Überordnungsverhältnis zu den süd- und südwest­lichen Landgerichten“. Aus seinen Regesten führt der Verfasser s­ olche Urteilsaufhebungen durch das Rottweiler Gericht besonders gegenüber den Landgerichten im Thurgau (Etzold, Hofgericht,

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Sprengel des Rottweiler Gerichts – wie Michael Jack annimmt – der Ausgangspunkt, zum Beispiel auf dem Wege der Urteilsschelte eine Präzedenz im Verhältnis zu den übrigen Landgerichten zu entwickeln;519 vielmehr ging die überregionale Bedeutung von den Streitparteien selbst aus, die ihre Konflikte im guten Wissen an das Rottweiler Hofgericht brachten, dort das Angebot eines gericht­lichen Verfahrens vorzufinden. Ausgehend von diesen Einzelfällen erst konstruierten die Grafen von Sulz als Hofrichter und die an der Gerichtsbarkeit beteiligte Bürgerschaft von Rottweil einen weitschweifigen räum­lichen Zuständigkeitsbereich. Die (rechts-) historische Forschung hat sich bisher schwergetan, die Entstehung gericht­licher Zuständigkeit im Mittelalter abseits der recht­lichen Übertragung von Jurisdik­tion zu verstehen. So spekuliert Hans Erich Feine über die Frage, ob dem Hofgericht zu Rottweil nicht das niederschwäbische Landgericht zugefallen sei, das wiederum womög­lich die Grundlage seines überregionalen Wirkens war.520 Aus der Sicht der Rechtspraxis bestimmten die an einem Landgericht vorgebrachten Klagen – und damit die Petenten – zunächst einmal dessen Reichweite. Erst im zweiten Schritt, nach der Aufnahme des Verfahrens, bot sich den Streitparteien die Gelegenheit, die Zuständigkeit zu hinterfragen und unter Rekurs auf die Gerichtsrechte Dritter den Prozess zu verlagern. Die Gerichtsherren mögen in ihrer Vorstellung zur Zuständigkeit ihrer (Land-)Gerichtsbarkeit ein Interesse gehabt haben, sich im Wesent­lichen auf die Herkunft der Klagen zu beziehen, vor allem wenn sie danach trachteten, den Zuständigkeitsambi­tionen und Rechtstiteln anderer Herrschaftsträger mög­ lichst geringen Wert beizumessen. Nr. 79, 356 f. und 359), in Rankweil (Etzold, Hofgericht, Nr. 150), in ­Stühlingen (Etzold, Hofgericht, Nr. 149, 547, 692, 759, 907 und 929), in Eigeltingen (Etzold, Hofgericht, Nr. 150) und im Klettgau (Etzold, Hofgericht, Nr. 150, 646, 655 und 657) an. Diese Praxis schlug sich auch in der alten Hofgerichtsordnung aus den 1430er Jahren nieder: Wenn die lantgericht, die an den enden gelegen sind, dahin das hof­gericht (Rottweil) richtet, übergriffend vnd vsserhalb den lantgrafschafften vnd verrer und wyter richtend, denn sy ze richten hand vnd denn das mit clag für das hofgericht kompt, so wirt dem lantrichter vnd den vrtailsprechern des lantgerichts … von dem hofgericht verkündet … Antwurtend sy denn dartzu vnd erschainend sich vnd vindet sich denn, das der, über den sy gericht hand, in ir gericht nit gehort noch darinne gesessen ist. So wirt an dem hofgericht zu Rotwil als an dem obersten des hailigen richs gericht … erkennet und geurtailt, das so­lich gericht, vrtail und aucht tod vnd ab haissen vnd sin und nüczit binden soll (AHGO, T. 8, Art. 1). Erhalten hat sich aber auch eine Bestätigung einer Achterklärung des Hofgerichts zu Rottweil vom 19. Juli 1379 durch das kaiser­liche Landgericht der Burg­grafen von Nürnberg bereits am 25. August des gleichen Jahres (vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 102) – Voraussetzung war auch in d ­ iesem Fall frei­lich das Wirken der Streitparteien, die ihren Gerichtsbrief in Nürnberg vorzulegen hatten. 519 Vgl. Jack, Ehafte, S. 10. 520 Vgl. Feine, Landgerichte, S. 164 f.

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Die Interak­tion der kaiser­lichen Landgerichte untereinander und mit der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit im Spätmittelalter als bloßen Widerstreit um gericht­liche Zuständigkeiten zu begreifen, stellt eine Verkürzung der tatsäch­lichen Begebenheiten dar. Denn die Ähn­lichkeit der Konfliktbehandlungsverfahren aller dieser Formen von Gerichtsbarkeit gestattete im gleichen Maße auch ein Zusammenwirken, das sich beispielsweise im Acht- oder Anleiteverfahren manifestiert hat. Die reichsweite Geltung der Achtsprüche kaiser­licher Landgerichte hat die Forschung als Merkmal d­ ieses Verfahrenstyps vorausgesetzt.521 Nachweisbar sind ebenfalls Bemühungen, die Proskrip­tionen dieser Gerichte im Rahmen des hofgericht­lichen Verfahrens zu bestätigen. Die Erneuerung der Privilegien des Rothenburger Landgerichts durch Karl IV . am 2. Dezember 1355 bestimmte explizit, Ächtungen des kaiser­lichen Landgerichts auch am Hof zu verkünden.522 Diese Praxis ging auf eine Urkunde König Rudolfs vom 15. Mai 1274 zurück, die vorgesehen hatte, qvod si qvem de civitate praedicta proscribi contigerit, sua debeat Regiae vel Imperatoriae Curiae denunciari proscriptio, ut registri memorialibus inscri­batur.523 Ludwig der Bayer konstatierte dann im Jahre 1331, auf schrift­liches Ersuchen alle Urteile des Rothenburger Landgerichts im könig­lichen Hofgericht zu bestätigen.524 In der Tat testierte und bekräftigte das könig­liche Hofgericht im Laufe des 14. Jahrhunderts oft die Rechtshandlungen der kaiser­lichen Landgerichte.525 Die große Anzahl von bereitwilligen Urteilsbestätigungen durch das

521 Vgl. Waldmann, Von den Landgerichten, S. 15; Schreibmüller, Landgericht, S. 53. 522 Vgl. RI VIII, Nr. 2305. 523 Lünig, RA IV,2, S. 335, und vgl. RI VI,1, Nr. 160. 524 Vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 472. Tatsäch­lich ist eine ­solche Bestätigung zugunsten des Rothenburger Bürgers Heinrich Vetter im könig­lichen Hofgericht durch Friedrich von Heideck anstatt des Kaisers am 17. Februar 1345 belegt (vgl. URH, Bd. V, Nr. 529; Urk. Rothenburg, Nr. 694). 525 Als hofgericht­liche Bestätigungen und Vidimierungen von Rechtshandlungen der kaiser­ lichen Landgerichte haben sich aus dem 14. Jahrhundert für (1.) das Nürnberger Landgericht nicht weniger als 56 während der Herrschaft Karls IV. und Wenzels (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 127 und 519 f.; Bd. VIII, Nr. 122 f., 143, 167, 342, 345, 358 und 449 f.; Bd. IX, Nr. 2, 117, 130, 226 und 323 f.; Bd. X, Nr. 64, 200, 202, 357, 476 f., 482 und 489; Bd. XI, Nr. 1, 75, 129, 143, 155 f., 179, 238, 382 – 385 und 389; Bd. XII, Nr. 185, 203, 311 – 315 und 394; Bd. XIII, Nr. 104, 125 und 319 – 321; Bd. XV, Nr. 93), (2.) das Rothenburger Landgericht sechs seit Ludwig dem Bayern bis zu Karl IV. (vgl. URH, Bd. V, Nr. 529; Bd. VIII, Nr. 107; Bd. IX, Nr. 362 – 364; Bd. X, Nr. 26), (3.) das Rottweiler Hofgericht sieben seit Karl IV. (vgl. URH, Bd. IX, Nr. 133; Bd. XI, Nr. 75 und 155; Bd. XII, Nr. 308 f.; Bd. XIII, Nr. 124 und 289) und (4.) das Würzburger Landgericht immerhin drei (vgl. URH, Bd. X, Nr. 254; Bd. XI, Nr. 381; Bd. XII, Nr. 405) erhalten. Für die Gerichtsakte des Landgerichts in Hirschberg sind aus dem 14. Jahrhundert zwei hofgericht­liche Bestätigungen überliefert (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 8; Bd. IX, Nr. 131),

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Reichsoberhaupt, seinen Hofrichter oder einen bestellten Hofgerichtsstatthalter kennzeichnet die steigende Bedeutung des Vidimierungsverfahrens am könig­ lichen Hofgericht. Demgegenüber steht nur eine kleinere Anzahl von Aufhebungen ergangener landgericht­licher Urteile und Proskrip­tionen durch den König oder seinen Hofrichter.526 Streitparteien nutzten also im Einzelfall bereits im 14. Jahrhundert das könig­liche Hofgericht, um ein sach­lich miss­liches Urteil oder eine ergangene Ächtung der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit abzuändern oder ganz aufzuheben. Ein Instanzenzug hat in dieser Zeit aber noch nicht bestanden, da Rechtsvorstellungen von festen Zuständigkeitsregeln weitestgehend fehlten, so dass die Gerichtsbarkeiten den Streitenden zunächst ein Doppel- und Dreifachangebot bereitstellten. Als im Jahre 1366 Lupold Küchenmeister von Nordenberg auf ein Gut geklagt hatte, entschied der Richter des Landgerichts zu Nürnberg am 16. Juni, die Vorladungen des Wilhelm Schenk, die Lupold am Nürnberger Gericht, zweitens am könig­lichen Hofgericht und mehr noch drittens am geist­ lichen Gericht in Augsburg erwirkt hatte, allesamt solange aufzuheben, bis sich die Parteien auf ein einziges Verfahren festgelegt hätten.527 Für die mittelalter­ lichen Richter waren die an verschiedenen Gerichten in der gleichen Sache vorgebrachten Klagen erst dann fassbar, wenn wenigstens eine der Streitparteien diesen Zustand offenbarte. Solche Doppelklagen dürfen deshalb nicht als Symptom für eine Intensivierung der Gerichtsbarkeit aus den Gerichten selbst heraus angesehen werden. Das könig­liche Hofgericht und die kaiser­lichen Landgerichte erstreckten ledig­lich ihr Verfahren, Urkunden kraft Urteil zu bestätigen, auf die Rechtsentscheidungen anderer Gerichtsbarkeiten. Darüber hinaus waren bei den kaiser­lichen Landgerichten, insofern sie ihre Gerichtstätigkeit aufrecht erhalten konnten, organisatorische und verfahrensbezogene Anpassungen während des 14. Jahrhunderts zu beobachten, die ebenso für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit festgestellt werden konnten. Diese Wandlungen für Graisbach, Sulzbach und das Landgericht ob dem Roppach je eine (vgl. URH, Bd. V, Nr. 534, URH, Bd. IX, Nr. 127 bzw. URH, Bd. XI, Nr. 256). 526 Für das Königtum Ludwigs ließ sich nur ein einziger Akt dieser Art gegen eine Rechtshandlung des Nürnberger Landgerichts ermitteln (vgl. URH, Bd. V, Nr. 503). Vgl. weiter die wenigen Beispiele aus der Zeit Karls IV. gegen die Sprüche des Rottweiler Hofgerichts (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 418 f., 426, 429 und 446 f.; Bd. IX, Nr. 121) und des Nürnberger Landgerichts (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 521; Bd. VIII, Nr. 98 und 349). Aus der Zeit Wenzels haben sich Urteilsaufhebungen für das Hofgericht Rottweil (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 86, 186 und 361) sowie die Landgerichte in Nürnberg (vgl. URH, Bd. XIII, Nr. 365), in Hirschberg (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 13), in Eigeltingen (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 365), in der Birs (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 147), im Klettgau (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 364) und in Schnapbuch (vgl. URH, Bd. XIII, Nr. 151) erhalten. 527 Vgl. URH, Bd. IX, Anm. zu Nr. 116.

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betrafen weniger das kaiser­liche Landgericht im Einzelnen als vielmehr die kaiser­ liche Landgerichtsbarkeit mit ihren Konfliktbehandlungsverfahren in Gänze. Analog zur Praxis am könig­lichen Hofgericht nahm an den Landgerichten die Rechtsprechung nach Mehrheitsentscheid durch die Urteiler zu.528 Zudem bedienten sich die Gerichtsherren dem Mittel der Delega­tion, saßen zumeist nicht mehr persön­lich dem Landgericht vor, sondern bestellten Unterlandrichter zu ihren Vertretern.529 Genauso wie am Hofgericht des Reichsoberhauptes blieb die Gerichtstätigkeit der Landgerichte hauptsäch­lich auf Einzelsitzungen beschränkt – dabei besaßen fast alle kaiser­lichen Landgerichte mehrere Gerichtsorte, die in unregelmäßigen zeit­lichen Abständen und differierender Häufigkeit genutzt wurden.530 Verstärkt wurden im 14. Jahrhundert auch Gerichtsbücher verwendet, die Rechtsentscheidungen und den Prozessverlauf in verknappter Form und nicht mehr nur

528 Nach der alten Hofgerichtsordnung des Rottweiler Gerichts war die einfache Mehrheit innerhalb des Urteilergremiums für eine Gerichtsentscheidung erforder­lich (vgl. AHGO, T. 1, Art. 2; Grube, Verfassung, S. 142). Schäfer, Landgericht, S. 99 und 117 f., geht zwar für das Würzburger Landgericht davon aus, dass erst im 16. Jahrhundert die Entscheidung durch die Mehrheit der Urteiler schrift­lich verankert worden sei, doch bereits im 14. Jahrhundert durch die Etablierung eines schiedsrichter­lichen Verfahrens am Landgericht bekannt gewesen sein müsse. 529 So z. B. gestattete Karl IV. den Nürnberger Burggrafen am 15. Februar 1348, einen Ritter an ihrer statt als Landrichter einzusetzen (vgl. RI VIII, Nr. 611). Als der ­Kaiser am 21. Januar 1362 den Grafen Ludwig von Oettingen zum Landrichter in Nördlingen bestimmte, räumte er d ­ iesem im gleichen Moment ein, seinen gleichnamigen Sohn als Stellvertreter amtieren zu lassen (vgl. RI VIII, Nr. 3814). 530 Das Nürnberger Landgericht hielt nach seinem Achtbuch bis zum Jahr 1396 seine Sitzungen an sechs verschiedenen Orten ab (vgl. StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 272). Müller, Landgericht, S. 229, zählt insgesamt 17 Dingstätten des Hirschberger Landgerichts bis zum späten 14. Jahrhundert. Das kaiser­liche Landgericht in Ulm habe schon im 13. Jahrhundert über immerhin fünf Gerichtsplätze verfügt (vgl. Feine, Landgerichte, S. 177). Für die Landgerichte in Graisbach und Oettingen führen Gabler, Landgerichte, S. 1 f., und Kudorfer, Oettingen, S. 162 f., neun bzw. sieben verschiedene Malstätten an. Die wechselnden Gerichtsorte haben in der Forschung bisweilen die Zuordnung der Gerichtssitzungen zu einem der kaiser­lichen Landgerichte erschwert. Gabler, Landgerichte, S. 2, sieht fälschlich die Gerichtsplätze in Nürnberg und Rothenburg zu einem Landgericht Franken zugehörig. Doch hat das kaiser­liche Landgericht des Herzogtums Franken, dessen Gerichtsherr der Würzburger Bischof war, niemals an einem der beiden Orte seine Tätigkeit entfaltet – in Rothenburg und Nürnberg bestanden eigene Landgerichte in den Händen der hiesigen Reichslandvögte bzw. Burggrafen. Nach der Zählung von Grube, Verfassung, S. 28 f., fanden in Rottweil z­ wischen 1361 und 1372 jähr­lich etwa drei bis vier Sitzungen, in Nürnberg 1364 und 1365 schon sieben, 1366 gar 14 Sitzungen statt. Im Laufe des 15. Jahrhunderts steigerten sich diese Zahlen an beiden Landgerichten im Durchschnitt noch.

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Achtsprüche aufzeichneten.531 Ebenfalls in Übereinstimmung mit der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit stieg der Anteil schiedsrichter­licher und güt­licher Verfahren durch die Landrichter der kaiser­lichen Gerichte.532 Einschränkungen bei der sach­lichen Zuständigkeit sind dagegen über die bereits im 13. Jahrhundert weithin etablierten Schranken hin zur geist­lichen und zur Lehnsgerichtsbarkeit nicht erkennbar. Stattfinden konnten tiefergehende Modifika­tionen an den Verfahren der kaiser­lichen Landgerichte in dieser Zeit nicht, sie hielten durchweg an ihrem dinggenossenschaftlichen Prozess mit Acht und Anleite fest.

4.4 Kooperative Konfliktbehandlung innerhalb der Landfriedenseinungen Einen festen Grundstock an Verfahren, Konflikte zu behandeln, wiesen auch im 14. Jahrhundert die Einungen auf, deren Präsenz in fast allen Reichsteilen durch eine kontinuier­liche Kette von Zusammenschlüssen der regionalen Herrschaftsträger gegeben war. Anders als die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit war ihre Existenz nicht auf den deutschen Südwesten reduziert; die unter dem Begriff der Einungs­gerichtsbarkeit subsumierten Verfahren begegneten den Zeitgenossen gleichfalls im königsfernen Norden des Regnum Teutonicum. Die im 13. Jahrhundert eingeleitete Dezentralisierung der Landfriedenssorge wurde nicht mehr infrage gestellt, zumal die reichsweiten Friedensaufrichtungen mit dem Jahr 1323 531

S. o. Anm. 311. Grundlage der Verschrift­lichung von Gerichtshandlungen stellten Zettel­ sammlungen dar, die während der Sitzungen entstanden und im Nachgang in den Gerichtsbüchern Niederschlag fanden (vgl. Schäfer, Landgericht, S. 125). Dabei gilt die Beobachtung von Schultheiss, Gerichtsbücher, S. 294, dass die mittelalter­lichen Gerichtsbücher keine einheit­liche Form aufwiesen und besonders die Landgerichtsbücher der Gerichte in Würzburg und Nürnberg ein spezielles Format ausgebildet hatten und akribisch fortführten. 532 Aus dem ältesten Protokollband des Würzburger Landgerichts aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ergibt sich nach Schäfer, Landgericht, S. 66 f., ein Anteil von etwas mehr als 3 % der 1059 Gerichtsakte, die sich zur schiedsrichter­lichen Konfliktbehandlung zuordnen lassen. Grube, Verfassung, S. 96, hat im Zeitraum ­zwischen 1399 und 1403 eine Beteiligung an nicht weniger als elf Schlichtungsverfahren außerhalb des Gerichtes für den Grafen Rudolf I. von Sulz, Hofrichter des Rottweiler Gerichts ermittelt. Die alte Hofgerichtsordnung des Rottweiler Gerichts nannte in zwei Bestimmungen das schiedsrichter­liche Verfahren: Wa sich aber yeman gegen den andern rechcz verwilkürt hett fur das hofgericht, so sol man darumb nit richten, der cleger hab denn den andern tail furgeladt, als recht ist (AHGO, T. 2, Art. 5). Hiernach bot das kaiser­liche Landgericht Streitparteien ein schiedsrichter­liches Verfahren an, das strikt vom gericht­lichen Verfahren getrennt war. Die AHGO, T. 5, Art. 19, bestimmte ferner einen Vorrang der Verwillkürungen gegenüber einer erneuten Ladung vor den Landrichter.

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ein Ende gefunden hatten. Zu d­ iesem Zeitpunkt hatte sich längst ein Landfriedensrecht ausgebildet, das ein recht­liches Fundament für die regionalen Fortentwicklungen bot. Zwar fehlte d ­ iesem Recht ein einheit­licher schrift­licher Niederschlag und einzelne Bestimmungen fanden nach mehrfacher Wiederholung erneut gar nur noch gewohnheitsrecht­liche Verankerung. Dennoch war damit um die Verbote der gewaltsamen K ­ onflikt- und Fehdeführung, der gemeinsamen Hilfe gegen Friedensbrecher und die angesprochene Gerichtsbarkeit dieser Bünde herum ein additives Rechtsnormgefüge entstanden. Neben der Anerkennung solcher Zusammenschlüsse durch das Reichsoberhaupt stellte d ­ ieses Recht den Ausgangspunkt dar, Stadt- und Landesherrschaften im Reich substantiell in die Friedenswahrung zu integrieren. Deshalb erreichte die Einung zum Schutz und zur Durchsetzung des Landfriedens im vorletzten Jahrhundert des Mittelalters schließ­lich ihren Höhepunkt. Beharren konnte der König auf die – realiter oft nur ideelle, letztend­lich aber nicht zu leugnende – Notwendigkeit herrscher­licher Billigung aller dieser Vereinigungen. Dementsprechend lag es dem Wesen der Landfriedenseinungen nicht allzu fern, dass ihre Mitglieder bei der Bewältigung von Konflikten in Beziehung zum Reichsoberhaupt traten. Umgekehrt waren mit der Einungsgerichtsbarkeit andersartige Verfahren zur Streitbehandlung vorhanden, deren Verhältnis zu den übrigen Verfahren der könig­lichen Jurisdik­tion noch ungeregelt war. Sobald ein und derselbe Konflikt gleichzeitig oder nacheinander beide Gerichtsbarkeiten erreichte, konnte dieser Zustand von den Zeitgenossen nicht mehr unberücksichtigt gelassen werden. Die Bindekraft, ­welche die Landfriedenseinung ­zwischen den Landesherren und städtischen Herrschaften des Reiches einerseits und ihrem König andererseits erzeugte, drückte sich nicht minder in der Exeku­tion von Rechtsentscheidungen aus. Fraglos war – in Anlehnung an Pankraz Fried – die Friedenswahrung zu ­diesem Zeitpunkt in der Tat zu einem Zweck des gesamten Reichsverbandes geworden.533 Von der Initiierung von Zusammenschlüssen, ihrer Adap­tion bis hin zur rechtspraktischen Verwirk­lichung im Spektrum ­zwischen gesinnungsbildender Formung der Rechtsnormen und dem baren tagespolitischen Handeln betraf die 533 Vgl. Fried, Funk­tion, S. 296 und 299. Auch Moraw, Organisa­tion, S. 51, sieht für die Regierungszeit des Luxemburgers Karl König, Landesherren und Städte als Akteure der gemeinsamen Friedenssicherung. Demgegenüber hat die Forschung auch noch im 14. Jahrhundert dem Königtum die alleinige Initiative bei Aufrichtung von Landfriedensbünden zugeschrieben – Angermeier, Herrschaft, S. 73 f. und 78, betrachtet Karl IV. gar als Sisyphus und „Wächter über den Frieden“, dessen Landfriedenspolitik stets von Neuem gegen die im Reich umgreifende Friedlosigkeit angetreten sei. Offler, Government, S. 241, vermeint bei Karl IV. und seinem Sohn Wenzel den Versuch zu erkennen, „die Landfriedenswahrung unter könig­liche Kontrolle zu bekommen“. Dazu erscheint die Aussage von Rotthoff, Landfrieden, S. 111, die von einer Übertragung der Friedenswahrung auf die Landesherren durch Karl IV. ausgeht, geradezu als Antipode.

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Landfriedenssorge alle Herrschaftsträger. An diese Überlegungen lehnt sich der Begriff der kooperativen Konfliktbehandlung an. Die Analyse d ­ ieses Zusammenwirkens und die Beantwortung der Frage nach Erweiterung und Intensivierung der Konfliktbehandlung durch die Landfriedensbünde des 14. Jahrhunderts erfolgen deshalb in zwei Schritten aus der Perspektive des Reichsoberhauptes und schließ­ lich der der übrigen Herrschaftsträger. Daran fügt sich die Betrachtung der Feme im Umfeld der westfä­lischen Landfriedensaufrichtungen. 4.4.1 Die Funktionen des Königtums innerhalb der dezentralen Landfriedenssorge Nachdem der König bereits im 13. Jahrhundert die Organisa­tionsform der Einung zur Wahrung des Landfriedens prinzipiell konzediert hatte, verringerte sich sein persön­licher Anteil an diesen Zusammenschlüssen im gleichen Maße wie seine eigene Beteiligung. Insbesondere für die Einungen der geist­lichen und welt­lichen Reichsfürsten bedurfte es keiner Zustimmung des Herrschers mehr. Entgleiten konnte dem König auf diese Weise die wohl niemals angestrebte Kontrolle über alle Einungen dennoch nicht, da ihre Existenz – jede für sich – die (stillschweigende) Billigung durch das Reichsoberhaupt voraussetzte.534 Karl IV. hatte sich in Übereinstimmung mit den Großen des Reiches in der Goldenen Bulle darauf festgelegt, alle Bundesschlüsse der Städte untereinander oder mit Personen nichtfürst­ lichen Standes zu untersagen, illis confedera­tionibus et ligis dumtaxat exceptis, quas principes et civitates ac alii super generali pace provinciarum atque terrarum inter se firmasse noscuntur.535 Diese ständisch-­gemischte Form der Einung wurde damit geradezu zum Normtyp des 14. Jahrhunderts. Das Reichsoberhaupt wirkte nach wie vor bei der Initiierung von Landfriedensbünden mit und/oder bestätigte die ihm vorgelegten Bundesbriefe mit seinem Siegel.536 Natür­lich vermochte der König es in seiner Rolle als Landesherr auch, sich selbst als Einungsmitglied zu gebärden. 534 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 222. 535 MGH Const. XI, Goldene Bulle, T. 1, Kap. 15. Anlass für diese Rechtsnorm gab womög­ lich die Auflösung des schwäbischen Städtebundes durch den König im Mai 1350 (vgl. Füchtner, Bündnisse, S. 195). Dieser Rechtsnorm konnte sich König Wenzel beispielsweise im ersten Städtekrieg gegen den städtischen Zusammenschluss bedienen – am 2. Mai 1389 befahl er den Bürgerschaften der Städte in Schwaben, im Elsass, entlang des Rhein, in der Wetterau, in Franken und Bayern, ihren unrechten Bund, der König und Reich ausgeschlossen habe, aufzulösen, um einen Huld- und Privilegienverlust noch zu vermeiden (vgl. URH, Bd. XII, Nr. 122). 536 Vgl. Lehmann, Burggrafen, S. 42; Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 19; Rotthoff-­ ­Kraus, Landfriedenseinungen, S. 432. Die Verlängerung des Landfriedensbundes im Elsass

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Die notwendige Billigung eines Landfriedensbundes durch den Herrscher dokumentierten Widerrufsvorbehalte, die sich sowohl in den Rechtsnormenkatalogen der Städtebünde als auch bei Landfriedenseinungen mit könig­licher Beteiligung nachweisen lassen.537 Typischerweise gestattete es solch eine Klausel dem Reichsoberhaupt, dem befristet oder unbefristet beschworenen oder verkündeten Landfriedensbund vorzeitig die Legitimität zu entziehen. Diese Einflussmög­lichkeit konnte der König allerdings auch immer dann ausschöpfen, sobald ihm Zwistigkeiten auf dem Weg der Klage vorgebracht wurden. Karl IV. erklärte am 24. März 1375 einen Landfriedensbund im Thürin­gischen für unrechtmäßig, nachdem sich die Bürgerschaft der Stadt Erfurt geweigert hatte, den Erzbischof Ludwig von Mainz in die Einung aufzunehmen.538 Im Konflikt des Landgrafen Hermann von Hessen mit dem Herzog Otto von Braunschweig entschied Wenzel am 26. Juni 1385, ein unter Berufung auf den Landfriedensbund ergangenes Urteil des Richters Hug von dem Werder aufzuheben. Zugleich verbot er d ­ iesem, jemals wieder im

nahm der König nach dem Vorbild seines wittelsbachischen Vorgängers am 28. August 1347 vor (vgl. Bock, Landfriedenseinungen, S. 353). Am 18. Oktober 1348 beauftragte Karl IV. den Magdeburger Erzbischof und Markgraf Woldemar von Branden­burg, einen säch­sischen Landfriedensbund schwören zu lassen (vgl. RI VIII, Nr. 770). Die Erneuerung des Landfriedensbundes ­zwischen Rhein und Maas am 30. März 1375 und am 1. November 1378 beispielsweise gingen auf einen kaiser­lichen Befehl zurück (vgl. Kelleter, Landfriedensbünde, S. 62; Stercken, Königtum, S. 49 – 51). Weiterhin fußte der Landfriedensbund in der Wetterau vom 14. November 1371 auf dem kaiser­ lichen Reichslandvogt (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 56). Mohrmann, Landfriede, S. 271 und 289, konstatiert sogar für den Norden des Reiches, dass die „Friedensimpulse“ des Luxemburgers auf der Basis des Landfriedensrechts des übrigen Reiches von den Herrschaftsträgern antizipiert wurden – ein könig­licher Landfrieden kam nur einmal im Zusammenhang mit den Bemühungen Karls in der Mark Brandenburg am 17. Mai 1374 zustande (vgl. Mecklenb. UB XVIII, Nr. 10560; Mohrmann, Landfriede, S. 195 f.). 537 Vgl. z. B. den als Elsäs­sische Dekapolis bekannten Städtebund vom 28. August 1354 (vgl. MGH Const. XI, Nr. 243, Art. 12), die Billigung des schwäbischen Städtebundes aus dem Jahre 1356 (vgl. Vol. rer. Germ. nov. V, Nr. 38, Art. 15), die schwäbische Landfriedenseinung vom 27. Mai 1373 (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 125 – 134, Art. 31), die Erneuerung des Landfriedensbundes im Elsass durch Wenzel am 31. Januar 1381 (vgl. RTA, ÄR I, Nr. 165, Art. 7), die könig­lichen Landfriedensaufrichtungen in Franken vom 2. Februar 1371, dem 28. Mai 1377 und 1. September 1378 (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 116 – 125, Art. 42; Vigener, Landfriede, S. 660 – 669, Art. 32 bzw. RTA, ÄR I, Nr. 121, Art. 46). Das früheste Beispiel in den untersuchten Regionen des Reiches bot der schwäbische Landfriedensbund Ludwigs des Bayern vom 17. Juni 1340 (vgl. Vischer, Nr. 1, Art. 35). Asche, Landfrieden, S. 130 f., hat ­solche Klauseln ledig­lich bei König Wenzel angenommen. 538 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 236.

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Namen des Landfriedens zu richten.539 Angerufen wurde der König ebenfalls vereinzelt, wenn die Bestimmungen der Landfriedensbünde in ihrer Bedeutung oder Auslegung strittig oder hinder­lich waren. Solche Erläuterungen und Besserungen der Rechtsnormen haben sich für einen Landfriedensbund in der Wetterau vom 28. Januar 1354 erhalten, in der Frage, wie mit Friedensbrechern aus der Zeit vor dem Abschluss des Bundes umzugehen sei.540 König Ruprecht erklärte am 13. August 1404 andernorts zur Unpfändbarkeit der geist­lichen Güter, die Gegenstand eines Artikels in einer fränkischen Landfriedenseinung war, w ­ elche geist­lichen Personen genau davon berührt ­seien.541 Diese Form der Beteiligung des Herrschers an den Landfriedensbünden stellte frei­lich eher die Ausnahme dar. Häufiger war der König dagegen durch eigens bestellte Delegaten vertreten, die als Obmänner oder Hauptleute des Bundes fungierten und dort Aufgaben innerhalb der Einungsgerichtsbarkeit oder bei der Verfolgung von Friedensbrüchen wahrnahmen. Eingesetzt wurden synonym zur Praxis im späten 13. Jahrhundert vermehrt die könig­lichen Reichslandvögte.542 In anderen Fällen stand dem K ­ aiser per se die Ernennung des Landfriedensobmanns zu. Im Bund der Erzbischöfe von Mainz und Trier, der Pfalzgrafen bei Rhein und et­licher Grafen und Herren am Mittelrhein setzte Karl IV. den Grafen Heinrich von Veldenz in dieser Funk­tion ein – überdies war ausdrück­lich erklärt, dass er einen neuen missfälligen Obmann

539 Vgl. URH, Bd. XI, Nr. 311. 540 Vgl. Böhmer, CD Moenofr. I, S. 633; RI VIII, Nr. 1769, und für den Landfriedensbund Böhmer, CD Moenofr. I, S. 628 – 633; RI VIII, Nr. 1768. 541 Vgl. RTA, ÄR V, Nr. 428; Reg. Pfgf. II, Nr. 3665, und zur Landfriedenseinung RTA, ÄR V, Nr. 426; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 417. 542 Für Schwaben und die Wetterau bestätigen diese Verbindung Vielau, Landfrieden, S. 7, und Angermeier, Funk­tion, S. 486. So beispielsweise firmierte der Reichslandvogt der Wetterau, Herr Gottfried von Eppstein, als kaiser­licher Vertreter im hiesigen Landfriedensbund vom 4. Mai 1337 (vgl. CD Moenofr. II, Nr. 611; Schwind, Ordnung, S. 217). Graf Eberhard von Nellenburg als Reichslandvogt in Niederschwaben war ab dem 17. Juni 1340 zugleich kaiser­licher ubermann im Landfriedensbund der schwäbischen Reichsglieder, den Ludwig der Bayer zustande gebracht hatte (vgl. Vischer, Nr. 1; Ulm. UB II,1, Nr. 191; Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 570; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 226 f.; Schwalm, Landfrieden, S. 89). In den schwäbischen Städtebünden vom 8. Juni 1359 und 6. Dezember 1370 war der bereits lange Zeit als Reichslandvogt im Königsdienst befind­ liche Graf Ulrich von Helfenstein als Hauptmann bestellt worden (vgl. Anec. Sac. Rom. Imp. Hist., S. 466 – 470; RI VIII, Nr. 2966, bzw. Urk oberdt. Städteb. II,2, Nr. 1144; RI VIII, RS, Nr. 518, sowie Angermeier, Funk­tion, S. 487; Angermeier, Städtebünde, S. 38; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 242 und 246 f.). Das Argument, dass Ludwig der Bayer als König noch alle Personen im Einungsausschuss bestimmen konnte, wohingegen dem Luxemburger Karl nur noch der Zugriff auf die Posi­tion des Obmannes geblieben sei (vgl. Pfeiffer, Landfriedenseinungen, S. 250 f.), ist demnach nicht haltbar.

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s­päter auch ablehnen könne (Art. 13).543 Voraussetzung ­dieses kaiser­lichen Vorrechts bildete die Bereitschaft der Einungsmitglieder, den vorgesehenen Ob- oder Hauptmann des Königs zu akzeptieren und über längere Zeit mit ihm gemeinsam die Bundesgeschäfte zu bestreiten. In Franken scheiterte der Luxemburger im Jahre 1368 mit seinem Bestreben, Borso von Riesenburg zu berufen, weil sich die Verbündeten auf Friedrich von Seldeneck als Obmann verständigt hatten. Der ­Riesenburger fand nur noch als Mitglied der Einung Berücksichtigung.544 Dieses Ereignis dürfte zur Folge gehabt haben, dass die Bundesteilnehmer fortan Einflussrechte auf die Bestimmung des Obmanns geltend machten. Im Landfriedensbund vom 1. September 1378 in Franken und Bayern war jedenfalls dessen Einsetzung durch den König nur noch mit Rat der Herren und Städte vorgesehen (Art. 10), wobei nun auch die Mehrheit des Einungsgremiums ausreichend war, einen für ungeeignet befundenen Obmann abzusetzen (Art. 11).545 Die von Heinz Angermeier für die Zeit Karls IV. noch angenommene Gestaltung der Friedenstätigkeit durch das Reichsoberhaupt sollte mit Blick auf ­solche Bundesartikel nicht überschätzt werden.546 Wie schon im 13. Jahrhundert bedurfte es des Konsenses aller Teilnehmer, um eine Einung abzuschließen, mindestens jedenfalls im Moment ihrer Errichtung. Die Landfriedensbünde des 14. Jahrhunderts wiesen oft nicht nur könig­liche Stellvertreter als Funk­tionsträger und herrscher­liche Repräsentanten auf, ihre Bundes­ briefe kannten auch Rechtstitel, die eigent­lich dem König vorbehalten und im Rahmen der Befristung einer Einung dem Gremium oder dem Hauptmann übertragen worden waren. Das Recht, gegen Friedensbrecher mit dem Reichsbanner vorzugehen, erschien besonders häufig in der Hand der Verbündeten. Die Führung des Reichsbanners wurde dabei entweder den Hauptleuten der Einung, dem Landfriedensbund insgesamt oder einem beteiligten Reichslandvogt explizit eingeräumt.547

543 Vgl. Hist. Trev. dipl. II, S. 243 – 247; Urk. oberdt. Städteb. II,2, Nr. 930; RI VIII, Nr. 4593, und Vielau, Landfrieden, S. 48 f. 544 Vgl. Pfeiffer, Voraussetzungen, S. 133, und für den Bund vom 24. November 1368 Fischer, Landfriedensverfassung, S. 109 – 116; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 62. 545 Vgl. RTA, ÄR I, Nr. 121; Mon. Zoll. VIII, Nr. 329; Quellen zur Landfriedens­organisa­tion, Nr. 118; RI VIII, Nr. 5935. In der Landfriedenseinung im Elsass vom 17. Oktober 1366 war zwar mit Obmann Ritter Lutzmann von Rädersdorf ein Vertreter des Kaisers vorgesehen, den aber die Mitglieder des Bundes ausgewählt hatten (vgl. Bock, Landfriedenseinungen, S. 362, sowie den Bund bei UB Strassburg V,1, Nr. 733; Urk. oberdt. Städteb. II,2, Nr. 860; Als. dipl. II, S. 250 f.). 546 Vgl. Angermeier, Herrschaft, S. 76. 547 Vgl. im Allgemeinen Asche, Landfrieden, S. 132; Fischer, Landfriedensverfassung, S. 90; Landwehr, Königtum, S. 87. Die Übertragung des Reichsbanners fand sich im Landfriedensbund am Mittelrhein, den Ludwig der Bayer am 22. Juli 1332 errichtet hatte (vgl. Urk. Speyer, Nr. 406, Art. 17), ­später in der Erneuerung des Landfriedensbundes von

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Wie alle ermittelten Beispiele belegen, war eine Beteiligung des Königs bei der Aufrichtung des Landfriedens wohl eine zwingende Voraussetzung, um den Einsatz des Reichsbanners im Sinne der Landfriedenssorge zu legitimieren. Es ist jedenfalls bislang keine Einung belegt, die ohne die Zustimmung des Reichsoberhauptes d ­ ieses Vorrecht reklamierte. Darüber hinaus griffen die Landfriedenseinungen wie schon im 13. Jahrhundert auf die Achtstrafe bzw. die sogenannte Verlandfriedung von schäd­lichen Leuten zurück. Mit der Aufnahme weiterer Rechtsnormen vermehrte sich auch diese Form der Sank­tionsdrohung und wurde für immer mehr Vergehen angedacht. Entgegen der Auffassung von Jakob Schwalm handelte es sich dabei nicht um das für die Reichsacht geläufige könig­liche Vorrecht, das den Einungsmitgliedern erst zugestanden werden musste.548 Vielmehr war die Achtstrafe bereits seit den älteren Reichslandfrieden Teil des Landfriedensrechts und der Ausschluss aus dem mit der Einung gleichbedeutenden Rechtsraum per se innerhalb der Entscheidungskompetenz ihrer Mitglieder. Insofern verfügten die Landfriedensbünde über ein eigenes Achtverfahren, das zunächst einmal unabhängig von der Reichsacht des Königs bestand. Insgesamt dürften die Zeitgenossen mit den genannten Rechtstiteln den Versuch unternommen haben, die Rechtsnormen aus den Landfriedenseinungen verstärkt durchzusetzen, zumal mit dem Achtverfahren und dem kriegerischen Vorgehen im Namen des Reichsoberhauptes die Wahrschein­lichkeit von wirkungsvollen Repressionen gegen schäd­liche Leute anstieg. Neben dem König und den Einungsmitgliedern verschafften auch diese Maßnahmen zunächst unbeteiligten Dritten eine recht­liche Grundlage, gegen Friedensbrecher mit Gewalt vorzugehen, wodurch abermals die Konzessionsbereitschaft erhöht wurde, in einen recht­lichen Austrag einzuwilligen oder direkt Schadensersatz zu leisten und sich zu vergleichen. Indem die Einungen ein Gremium aus Vertretern ihrer Mitglieder formten und ­diesem in den Bundesbriefen Funk­tionen zuordneten, überwand der Zusammenschluss seinen summarischen Charakter aller Teilnehmer ein Stück weit und 1368 am 29. August 1378 (vgl. UB Worms II, Nr. 752, Art. 19), genauso in der elsäs­sischen Einung vom 31. Januar 1381 wieder (vgl. RTA, ÄR I, Nr. 165, Art. 5). Ein solcher Passus war weiterhin im Nürnberger Herrenbund vom 11. März 1383 formuliert (vgl. RTA, ÄR I, Nr. 205, Art. 17) und ebenfalls im Landfrieden von Eger, den Wenzel am 5. Mai 1389 verkündete (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 72, Art. 19) sowie in der kurz darauf am 21. Dezember 1389 zustande gekommenen Vereinigung im Elsass (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 75, Art. 14). In Franken hielt sich das Vorrecht nach dem Muster des Egerer Landfriedens auch in den Bünden vom 20. September 1397 und 11. Juli 1404 (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 302, Art. 12 bzw. RTA, ÄR V, Nr. 426, Art. 23). Dem Erzbischof von Köln hatte Karl IV. zudem das Reichsbanner gegen Landfriedensbrecher am 14. Februar 1354 außerhalb eines Bundesbriefes übertragen (vgl. RI VIII, Nr. 1782; Bock, Kampf, S. 405) – ein weiteres Privileg liegt für den 20. Februar 1354 vor (vgl. RI VIII, Nr. 6763; Kelleter, Landfriedensbünde, S. 19). 548 Vgl. Schwalm, Landfrieden, S. 53 f.

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figurierte sich nach außen hin gleichsam als eine Einheit. Die Verstetigung der regelmäßig abgehaltenen Treffen, die Führung eines Siegels und einer gemeinschaft­ lichen Kasse sowie die Exeku­tion ihrer (Rechts-)Entscheidungen in gemeinsamen Landfriedensmaßnahmen wirkten bis zu einem gewissen Grad identitätsbildend. Von ­diesem historischen Prozess nahm auch das Reichsoberhaupt Notiz und sprach die Landfriedensgremien im 14. Jahrhundert als Körperschaft an. Der früheste aufgefundene Beleg ist ein Schreiben Ludwigs des Bayern an die Acht des Landfriedensbundes im Elsass vom 18. September 1338. Darin wies der K ­ aiser die Einung an, ihm in seinem Bemühen beizustehen, die Zwistigkeiten ­zwischen dem Dompropst von Speyer und dem Bischof Berthold von Straßburg zu vergleichen, nachdem der Monarch in einem ersten Schritt den Friedenszustand in dieser Auseinandersetzung wiederhergestellt hatte.549 Wiederum waren es also könig­liche Befehle und Mandate, ­welche die Einungen als Adressaten nannten – d ­ ieses Verfahren des Herrschers, Konflikte zu behandeln, erlaubte eine Rückbindung der Bünde mit ihren eigenständigen, inzwischen weitgehend unabhängig vom Reichsoberhaupt funk­ tionierenden Verfahren an die könig­liche Gerichtsbarkeit. Die Forderungen des Herrschers gegenüber den Bünden lagen dabei im üb­lichen Spektrum der könig­ lichen Beauftragungen: Die et­lichen Beispiele aus der Zeit Karls IV. und Wenzels umfassten Mandate, eine Streitpartei gegenüber der anderen zu schirmen,550 eine Seite unmittelbar zu unterstützen 551 oder eine anvisierte Konfliktlösung zu exekutieren.552 Die Bünde mit ihrer organisierten Selbsthilfe und ihrem Potential, notfalls gewaltsam gegen Friedensbrecher vorzugehen, waren für den König ferner zuträg­lich, um über die Einhaltung von könig­lichen Rechtsentscheidungen oder geglückten Vermittlungen zu wachen. Am 4. Dezember 1353 verlangte Karl vom Landfriedensbund in Schwaben, die Grafen Albrecht, Ludwig und Friedrich von Oettingen anzugreifen, falls diese neuer­lich strittige Zölle erheben sollten. Zuvor hatte der Luxemburger durch ein Verbot auf die gegen die Oettinger vorgebrachten Klagen reagiert, dessen Wirkung er mit dem zusätz­lichen Befehl wohl zu verstärken hoffte.553 549 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 321; von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 286. 550 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 257 und 416; Bd. VII, Nr. 57 und 393 f.; Bd. VIII, Nr. 13; Bd. X, Nr. 275; RI VIII, Nr. 2196 f. Der Schutz, den die Landfriedenseinungen auf könig­liches Ersuchen hin einzelnen Reichsgliedern gewähren sollten, konnte sich auch auf das Geleit beziehen. Dem Obmann des rheinischen Landfriedensbundes ließ Wenzel am 18. August 1390 einen Geleitsbrief zugunsten der Bürger der Stadt Straßburg zukommen, nachdem diese zuvor wegen der Gefangennahme des Ritters John Harleston durch das könig­liche Hofgericht in die Reichsacht gesprochen worden waren (vgl. URH, Bd. XII, Nr. 241 f.). 551 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 437; Bd. IX, Nr. 257 und 426; Bd. XI, Nr. 79. 552 Vgl. URH, Bd. V, Nr. 464; Bd. VII, Nr. 136; Bd. VIII, Nr. 13; Bd. IX, Nr. 276. 553 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 443 f.

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War ein Reichslandvogt als Hauptmann oder Obmann der Einung eingesetzt, führte die könig­liche Kommunika­tion über die arrivierten Kanäle, da diese schon im 13. Jahrhundert immerfort Empfänger der könig­lichen Ansinnen und Willensäußerungen waren. An dieser Stelle ist ein bereits erwähnter Befehl Karls an Ulrich von Hanau vom 22. Mai 1356 abermals einzubeziehen. Darin hatte der König seinen Reichslandvogt beauftragt, die Einhaltung der Freiheiten und Privilegien des Abtes Heinrich von Fulda gegenüber dessen Dienstmannen, Edelleuten und Untertanen durchzusetzen. Falls sich diese weigern sollten und der Ermahnung nicht folgten, hatte nicht nur Ulrich, sondern auch die gesamte wetterauische Landfriedenseinung dagegen zu agieren.554 Dass der König prinzipiell genauso das Aufgebot eines Landfriedens zur Bekämpfung von schäd­lichen Leuten verlangen konnte, darauf hat bereits Ernst Fischer hingewiesen.555 Die Bünde konnten sogar im hofgericht­ lichen Verfahren zum Anleiter bestimmt werden, wie ein Hofgerichtsbrief vom 10. September 1375 exemplifiziert.556 Ihre Bedeutung als Adressaten könig­licher Befehle verloren die Bünde allerdings im Laufe der 1390er Jahre fast vollständig. Bis zu ­diesem Zeitpunkt gestatten mehrere überlieferte Konflikte eine Konkretisierung des Verhältnisses z­ wischen der Einungsgerichtsbarkeit und der des Königs. Die fehlenden Zuständigkeitsregeln boten den Zeitgenossen zunächst einmal die Gelegenheit, ihre Streitsachen zeitgleich oder nacheinander unterschied­lichen Verfahren zuzuleiten. Die Rechtsentscheidungen der Einungsgerichte zu bestätigen, könnte die wesent­liche Inten­tion der Bitten von Streitparteien am Hof des Königs gewesen sein. Auf eine ähn­liche Beziehung ­zwischen kaiser­licher Landgerichtsbarkeit und dem könig­lichen Hofgericht ist schon hingewiesen worden. In den Quellen finden sich ­solche Begehren jedoch nur ganz vereinzelt;557 singulär existierten

554 Vgl. URH, Bd. VII, Nr. 141. Die Neun des Landfriedensbundes im Egerland wies der Luxemburger am 16. Dezember 1355 an, gegen einen mög­lichen Wiederaufbau der zerstörten Raubburgen Posseck, Neumarkt und Gattendorf vorzugehen (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 68). König Wenzel befahl am 23. Januar 1379 dem Wetterauer Landfriedensbund, gegen den Bischof von Speyer zu handeln, falls dieser sich nicht an die Willensäußerung Karls hielt, keine unrechten Zölle mehr zu erheben (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 31). 555 Vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 93 f. 556 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 275: Der König bestimmte hier persön­lich die Landfriedenseinung ­zwischen Rhein und Maas sowie alle Reichsgetreuen und et­liche nament­lich genannte Fürsten in der Auseinandersetzung des Erzbischofs Friedrich von Köln mit den Bürgermeistern, Ratsmannen und der hiesigen Stadtgemeinde zu Anleitern. Der im Namen Karls erlassene Hofgerichtsbrief drohte außer der Reihe gar mit einer Pön von 1.000 Mark Gold, sollten die Adressaten dem herrscher­lichen Willen nicht nachkommen. 557 Vgl. RI VIII, Nr. 4196; Stercken, Königtum, S. 120, durch Karl; URH, Bd. XII, Nr. 320, durch König Wenzel sowie URH, Bd. XIII, Nr. 276 und 386; Bd. XIV, Nr. 7, durch das könig­liche Hofgericht.

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ferner spätere Bekräftigungen von Urteilen der Einungsgerichte, nachdem ein Konflikt vor dem König vollkommen neu behandelt worden war.558 Nicht häufiger insistierten Streitparteien beim Reichsoberhaupt, um ein unliebsames Urteil eines Einungsgerichtes aufzuheben. So monierte der Rat von Braunschweig am 5. Februar 1384 gegenüber König Wenzel, dass die Stadt wegen Schuldforderungen et­liche Male vor den Ausschuss des säch­sischen Landfriedens geladen worden sei, obschon die Sache vor der Aufrichtung des Landfriedensbundes virulent gewesen und demnach nicht vom Bund zu behandeln wäre. Deshalb ersuchte der Rat nun den König, in dieser Sache einen anderen zum Richter zu bestellen.559 Die in den Bundesbriefen demonstrativ verkündete befristete Gültigkeit der Rechtsnormen gestattete es, die Zuständigkeit der Einungsgerichtsbarkeit bei aufkommenden Konflikten zu bestreiten und deren Bewältigung auf dem Weg anderer Verfahren zu favorisieren. Zudem war aus der Sicht des Reichsoberhauptes seine Konfliktbehandlung natür­licherweise durch höhere Verbind­lichkeit und Endgültigkeit gekennzeichnet, so dass alle weiteren Handlungen eines Landfriedensbundes in der Sache formal eine Verkehrung der Dinge nicht mehr bewirken konnten. In der Auseinandersetzung der Stadt Würzburg mit ihrem Bischof Albrecht erreichte Karl IV. im Jahre 1354 einen Vergleich, ließ dabei in einem Schreiben an die Elf des fränkischen Landfriedens nicht unerwähnt, dass er dem Bischof alle Landfriedensbrüche verziehen habe und keine Rache mit oder ohne Gericht an ­diesem genommen werden solle.560 Abändern könne ein Landfrieden die Achtverkündung durch den ­Kaiser frei­lich nicht, teilte Karl IV. in einem Konflikt z­ wischen der Stadt Mühlhausen und dem Magister Heinrich von Prag schrift­lich mit.561 Vorrang gab der Luxemburger dem hofgericht­lichen Verfahren, als Graf Walram von Sponheim in einem Streit mit Pfalzgraf Ruprecht d. Ä. bei Rhein zugestimmt hatte, sich dort recht­lich zu verantworten, und untersagte dem Hauptmann des rheinischen Landfriedensbundes offen jeden weiteren Urteilsspruch.562 Insoweit ordnete der König in ­diesem Fall 558 So im Streit z­ wischen dem Kölner Erzbischof und der Stadtgemeinde Köln durch Karl IV. am 7. Juli 1376, der den Inhalt eines Spruches des Landfriedensbundes z­ wischen Rhein und Maas weiterhin für wirksam befand (vgl. URH, Bd. X, Nr. 345). 559 Vgl. URH, Bd. XI, Nr. 231. Der kaiser­liche Dienstmann Rudolf von Bebenburg erlangte in seinem Zwist mit Heinrich von Seckendorff schon am 22. Januar 1346 vor Ludwig dem Bayern die Aufhebung einer schiedsrichter­lichen Entscheidung des fränkischen Einungs­ gremiums (vgl. URH, Bd. V, Nr. 541). 560 Vgl. URH, Bd. VI, Nr. 603; RI VIII, Nr. 1912 vom 6. August 1354. 561 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 190 vom 4. Juni 1374. 562 Vgl. URH, Bd. IX, Nr. 342 vom 4. Oktober 1370. Einen ähn­lichen Befehl ließ Wenzel am 1. Juli 1399 an die Bürgerschaft der Stadt Frankfurt ergehen, in dem er verlangte, die Ladung des Grafen Philipp von Falkenstein vor das Gericht des rheinischen Landfriedens­bundes

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einen Konflikt ledig­lich einem Verfahren im Sinne der Parteien zu, ohne persön­ lich zu entscheiden. Solche Zuweisungen im Dickicht der nebeneinander bestehenden Konfliktbehandlungsverfahren waren immer unerläss­licher und wurden im Wesent­lichen zum Kerngeschäft des Reichsoberhauptes. Handlungsgrundlage bildete dabei offenbar das Ziel, eine Streitsache zunächst einem einzigen Verfahren zuzuleiten, um es dort bis zum Ende zu verfolgen und eine etwaige Fortsetzung anderer zu verhindern. Über die Beziehung ­zwischen Einungsgerichtsbarkeit und den übrigen Verfahren der könig­lichen Konfliktbehandlung im 14. Jahrhundert geben die Rechtsnormenkataloge der Landfriedensbünde kaum Auskunft. Nachdem die aus dem Mainzer Friedenswerk stammende Idee, die könig­liche Hofgerichtsbarkeit für die Landfriedenssorge in Dienst zu nehmen, zu einem Ende gelangt war, sind bislang ledig­lich drei Einungen aus den bayerischen und fränkischen Reichsteilen bekannt, die einen Rückbezug zum Reichsoberhaupt und seinen Verfahren noch einmal herstellten. So findet sich in der Einung der Söhne K ­ aiser Ludwigs mit den Bischöfen von Bamberg, Eichstätt und Würzburg, dem Abt von Fulda, den Burggrafen von Nürnberg, et­lichen weiteren fränkischen Grafen und Herren sowie den Städten Bamberg, Würzburg, Eichstätt, Nürnberg und Rothenburg vom 1. Juli 1340 die Bestimmung: Wir wollen ouch, waz iemant mit dem rehter vor vnserm hofgeriht erclagt vnd erlangt, daz man dem da zu mit dem lantfrid getrewe­lich sei beholfen.563 Der unmittelbar darauf folgende Landfriedensbund in Franken vom 4. Oktober 1349 verkehrte diese Festlegung vollends. Die Einung war nun sowohl nicht mehr verpflichtet, die Rechtsentscheidungen anderer und des könig­lichen Gerichts zu unterstützen, auch sicherte Karl IV. jetzt zu: Swaz auch vor dem lantfride erclagt wirt. daz wellen wir. an vnserm hofgeriht bestetigen. vnd mit vnserm hofgeriht. dar nach furbaz rihten vnd beholfen sein. als vnsers hofgerihtes reht ist.564 Mehr als die Bereitschaft des Reichsoberhauptes, die Rechtsentscheidungen des Einungsgerichtes auf Erfordern im hofgericht­lichen Verfahren zu bekräftigen, darf aus dieser Rechtsnorm nicht herausgelesen werden. Dem Befund von Ernst Schubert, dass sich kein Beispiel für die Umsetzung dieser Bestimmung erhalten habe,565 ist auch

abzutun, offenbar weil er sich selbst des Falles annehmen wolle, er jedoch gerade nicht im Reich sei. Hinter dem Handeln Wenzels verbarg sich wohl ein Gefallen zugunsten des Falkensteiners, der als könig­licher Rat seine Kontakte am Hof geschickt nutzte, um ein Verfahren vor seinem Herrn zu erreichen (vgl. URH, Bd. XIV, Nr. 326). 563 Mon. Witt. II, Nr. 305, Art. 27. 564 Urk. Beitr. zur Gesch. der Landfrieden, S. 29 – 31, Art. 25, oder ebenfalls Mon. Boica XLI, Nr. 149; RI VIII, Nr. 1178; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 15, sowie ferner Pfeiffer, Voraussetzungen, S. 122; Vielau, Landfrieden, S. 29. 565 Vgl. Schubert, Franken, S. 881.

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nach neuer Durchsicht der Quellen beizupflichten. Den dritten Beleg liefert der Landfriedensbund vom 7. August 1358 ­zwischen dem Erzbischof von Mainz, den Bischöfen von Eichstätt und Speyer, dem Pfalzgrafen Ruprecht bei Rhein, den Grafen von Württemberg, Oettingen, Wertheim, Hohenlohe, Brauneck, den Burggrafen von Nürnberg und den Landgrafen von Leuchtenberg. Hier war jeder gewaltsame Angriff ausdrück­lich an eine vorherige Klage vor dem ­Kaiser, dessen Hofrichter oder dessen Hauptmann und dem Gericht zu Rothenburg geknüpft.566 Sehr wahrschein­lich sah der K ­ aiser damit das kaiser­liche Landgericht in Rothenburg neben seiner Hofgerichtsbarkeit und seinen persön­lichen Streitentscheidungen für die Fälle des Friedensbruchs vor. Das Bestreben des Luxemburgers um eine Erweiterung der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit nur gut zwei Jahre ­später passt zeit­lich zu dieser Landfriedensaufrichtung. Solange kein Beispiel aus der Rechtspraxis zutage befördert wird, das hierfür normtreues Handeln belegt, mag ein letztgültiger Beweis aber nicht erbracht sein. Obwohl Karl mit dem fränkischen Landfriedensbund von 1358 noch ein letztes Mal mehrere Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung mit der Organisa­tionsform der Einung verband, hatten die aufkommenden Konflikte und Friedensbrüche inzwischen in der Gerichtsbarkeit des Einungsgremiums einen deut­lich näherliegenden Lösungsmodus gefunden. Ein Siebenerausschuss, der ­später auch seine Tätigkeit aufnahm, mit dem kaiser­ lichen Hauptmann an der Spitze war mit dem Bundesbrief trotz der Nennung alternativer Verfahren gleichsam errichtet worden.567 4.4.2 Die Landesherrschaft und ihre Funktion bei der Durchsetzung von Landfrieden Wenn auch im 14. Jahrhundert das Handeln der Landfriedenseinungen von den Treffen und Beschlüssen der ihnen immanenten Gremien ausging, diese Ausschüsse inzwischen zu eigenständigen Rechtssubjekten avanciert waren, so blieben 566 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 42, Art. 1: Karl IV. wolle nicht gestatten, … daz ymant den andern unerklagt angriffen turre, er habe denne dez ersten vor unser keiser­lich maiestat oder vor unserm hofrihter oder vor unserm hauptman zu Rotenburg, den wir doruber gesetzt haben und vor unserm geriht doselbst, doruber die ritter teiln sollen, die wir auch dorzu geschiket haben, in geriht erklagt und erfordert. Auch bestimmte der Bundesbrief, ­welche sach­liche Zuständigkeit sich für das besagte Rothenburger Gericht ergebe: Auch meinen wir, daz unser geriht zu Rothenburg, doruber wir unsern hauptman gesetzt haben, sich ziehen solle uff rauppe, brant und unreht nome und pfandunge und nit umb lehen, eygin, erbe oder schulde, wenne solch geriht sol man soche an der stat, do man sie zu reht suchen sol (Art. 6). 567 Vgl. Pfeiffer, Voraussetzungen, S. 131; Fischer, Landfriedensverfassung, S. 31.

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die hier ablaufenden Entscheidungsprozesse und das Funk­tionieren des Bundes von den einzelnen Teilnehmern abhängig. Die Organisa­tionsform der Einung war letztend­lich doch nur eine Chiffre für den minimalen Konsens ihrer diversen Teilnehmer. Dieser Zustand konnte weder in der Frage der Ressourcennutzung noch im Politischen vollends überwunden werden. Deshalb oblag es den geist­ lichen, welt­lichen und städtischen Herrschaftsträgern, Mittel für die Tätigkeit der Einung bereitzustellen oder in Eigenverantwortung zu übernehmen. Tatsäch­lich trat in beide Richtungen hin eine Intensivierung im Verlauf des vorletzten Jahrhunderts des Mittelalters ein. Die Tendenz, mehr Bestandteile der Landfriedenssorge in die Hände der einzelnen Mitglieder zu legen, empfahl sich den Zeitgenossen unmittelbar, weil insbesondere die Landesherrschaften eigene Herrschafts- und Verwaltungsmittel ausgebildet hatten, auf die jetzt zurückgegriffen werden konnte. Fundament dieser Entwicklung war nicht – wie im Konstrukt des könig­lich-­territorialen Dualismus behauptet wird – die Eroberung könig­licher Rechte zulasten des Reichsoberhauptes, sondern mit den Worten von Theodor Mayer vielmehr die eigene, „originäre Leistung“ der Landesherren beim Aufbau ihrer Herrschaft.568 Mit der Errichtung von landesherr­lichen Ämtern und der Indienstnahme von Amtleuten erreichte sie auf der Basis der eigenen oder erworbenen Rechts- und Besitztitel langfristig ein räum­lich zu begreifendes Format. Wilhelm Janssen hat zu Recht auf das Spezifikum der Landesherrschaft hingewiesen, „Amts-“ und „Flächenprinzip“ miteinander zu verbinden.569 Die zahlreichen Gerichtsplätze – für Ober- und Niederösterreich müssen im 14. Jahrhundert schon mehr als 300 angenommen werden –,570 das Reservoir an Amtleuten und Pflegern, nicht zuletzt aber auch die militärischen Machtmittel stellten gewachsene Ressourcen der Landesherren dar, die auch zum Zweck der Landfriedenssorge nutzbar gemacht werden konnten. Die Dezentralisierung der Landfriedensbewegung im römisch-­deutschen Reich während des 13. Jahrhunderts zeigt, dass die Zeitgenossen diesen Weg bereitwillig beschritten. Von Belang mag dabei auch gewesen sein, die Wirksamkeit der 568 Mayer, Fürsten, S. 277. Den letztend­lichen Erfolg der Landesherrschaft als tragfähiges Modell mittelalter­licher Herrschaft sieht analog dazu Mitteis rez. Brunner, Land, S. 417, in der „Eigentätigkeit der Fürsten“ gegeben. Dem folgt gleichsam Peter Moraw, indem er in seinen bekannten zwölf Aussagen über die spätmittelalter­liche Verfassungsgeschichte an fünfter Stelle formuliert, dass die Landesfürsten dem König keine Aufgaben weggenommen haben, sondern sie ganz neue Aufgaben fanden (vgl. Moraw, Forschungen, S. 470). 569 Janssen, Verwaltung, S. 90. Das bekräftigen überdies Spiess, Fürsten, S. 10 f.; Willoweit, Staatsbildung, S. 27; Janssen, Territorialbildung. Für die Bedeutung der Amtleute vgl. für Bayern-­Landshut, Hessen, Sachsen und Württemberg die vergleichend angelegte Studie von Hesse, Amtsträger. 570 Vgl. Nicolaidoni, Verfassungsgeschichte, S. 123.

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formulierten Rechtsnormen in der Realität zu steigern und ener­gischer gegen Friedensbrüche vorzugehen. Die lokal verfügbaren Machtmittel waren, wie Ludger Tewes für Westfalen festgestellt hat, unerläss­lich.571 Gelten dürfte das gleichermaßen für alle anderen Reichsteile. Ungeklärt ist dabei zunächst geblieben, in welches Verhältnis Landesherrschaft und Landfriedenseinung (und letztend­lich auch Königtum) zueinander traten. Einerseits hat Ernst Bock die Einung der Ausbildung von Landesherrschaft gegenübergestellt und sie sogar zum Defensor der Reichseinheit stilisiert;572 Dietmar ­Willoweit dagegen sieht die Landfriedensbewegung gerade als einen konsolidierenden Faktor für die Landesherrschaft an.573 Um einen Widerspruch handelt es sich bei diesen Aussagen nicht, wenn der Begriff der Landfriedenseinung in seine beiden Komponenten zerlegt wird. Sicher­lich geht Bock in seiner dualistischen Vorstellung zu weit – insbesondere in der Landfriedensforschung überwiegt inzwischen die Ansicht, dass Landesherren, die übrigen Reichsglieder und das Reichsoberhaupt trotz aller politischen Differenzen und organisatorischen Unzuläng­lichkeiten weithin auch zusammengewirkt haben. Dies drückte sich in den Reichslandfrieden des 13. Jahrhunderts im erforder­lichen Konsens der Großen des Reiches aus, und in den Landfriedensbünden des 14. Jahrhunderts in der Bereitschaft, sich auf die Rechtsnormen der Bundesbriefe zu verpflichten und damit notfalls auch landesherr­liche (Handlungs-)Freiheiten einzuschränken.574 Diese Verzichtsleistung der Herrschaftsträger wurde durch mindestens drei innerhalb der Form der Landfriedenseinung komplex verschränkte Aspekte umrahmt. Erstens muss, wie Mattias Fischer prononciert, angenommen werden, dass auch die Landesherren schon im 14. Jahrhundert eigene Anstrengungen unternommen hätten, die gewaltsame Selbsthilfe ihren Untertanen zu untersagen.575 Ein absolutes Fehdeverbot ist bislang nur für Landgraf Friedrich den Ernsthaften von Thüringen aus dem Jahr 1338 ermittelt worden; das Fehlen solcher Rechtsetzungen negiert jedoch nicht die Geltung der Fehdeeinschränkungen in den Landesherrschaften.576 571 Vgl. Tewes, Spiegel, S. 27. Auf den Umstand der Königsferne im relativen Verhältnis zur Nähe der Landesherren hat im Allgemeinen auch Moraw, Verfassung, S. 186, hingewiesen. 572 Vgl. Bock, Landfriedenseinungen, S. 322. 573 Vgl. Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 83. 574 Nur so kann Pfeiffer, Landfriedenseinungen, S. 252, verstanden werden, dass mit der Existenz von Landfriedensbünden gleichsam eine Begrenzung der landesherr­lichen Rechte einhergegangen sei. 575 Vgl. Fischer, Reichsreform, S. 54 f. Nach Tewes, Spiegel, S. 31, standen Landfriedensbewegung und Landesherrschaft geradezu in symbiotischer Beziehung – so habe die Einhaltung von Friedensbestimmungen einen substantiellen Anteil an der inneren Ausformung der Landesherrschaft gehabt. 576 Vgl. Reinle, Legitima­tion, S. 104 f.

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Die Reglementierung der Fehde und langfristig ihr Verbot kann überdies nicht ausschließ­lich der Absicht des Königs und dem Programm der Reichsversammlungen zugeschrieben werden, es war durch die Landfriedensbewegung vielmehr im allgemeinen Interesse der Herrschaftsträger verankert. Zweitens stand der bewussten Selbstrestrik­tion landesfürst­lichen Gebarens in den Einungsartikeln eine Kompensa­tion derart gegenüber, die Fürsten an der Tätigkeit des Bundes zu beteiligen. Die Teilhabe in den paritätischen Gremien und Ausschüssen konnte zugunsten der Landesherren noch gesteigert werden, indem sie direkt als Hauptmann oder Obmann fungierten und zum Teil die kaiser­lichen Vertreter ablösten.577 Dies gelang in fast allen Regionen des Reiches bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts. Allzu einschneidend – und damit drittens – dürfte die Einwilligung in die Bestimmungen einer Landfriedenseinung auch vor dem Hintergrund ihrer überwiegend temporären Gültigkeit nicht gewesen sein, eben weil sie nur eine befristete vertrag­ liche Bindung der Landesherren schufen. Darüber hinaus konnte der Bundesbrief je nach tagespolitischen Erfordernissen noch gebrochen werden, wonach sich bei ausreichender Verfügbarkeit von Machtmitteln zumeist nicht einmal eine ernsthafte Bedrohung der eigenen Posi­tion einstellte. Diese drei bis hierin zunächst für die Landesherrschaften vorgetragenen Beweggründe, die Organisa­tionsform der Einung über das 14. Jahrhundert hinweg beizubehalten, dürften in großen

577 Vgl. Mendthal, Städtebünde, S. 36. In den Landfriedensaufrichtungen ­Kaiser Ludwigs des Bayern vom 17. Juni 1340 und 1. Juli 1340 sollte dessen Sohn, Herzog Stephan von Bayern, als Hauptmann fungieren (vgl. Vischer, Geschichte, Nr. 1, bzw. Mon. Witt. II, Nr. 305; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 227). Graf Eberhard von Württemberg erschien in einem Landfriedensbund vom 27. Mai 1373 als Hauptmann (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 125 – 134; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 269 f.). Schließ­lich ist in dieser Funk­tion noch der Erzbischof von Mainz im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung in einer Einung vom 30. Oktober 1388 belegt (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 25 f.). Im Norden des Reiches setzte Karl IV. im Jahre 1348 den Erzbischof Otto von Magdeburg gemeinsam mit dem Markgrafen Woldemar von Brandenburg als Landfriedensrichter ein (vgl. RI VIII, Nr. 770; Werunsky, Geschichte, S. 139 f.). Die Herzöge Heinrich von Mecklenburg und Wartislav von Pommern agierten nach dem Bundesbrief vom 26. Juni 1382 als Hauptleute (vgl. CD Brandenb. II,3, Nr. 1199; Mecklenb. UB XX, Nr. 11444; Mohrmann, Landfriede, S. 237). Im Vergleich zur Gesamtzahl der im 14. Jahrhundert geschlossenen Landfriedensbünde muss die Anzahl der Beispiele niedrig ausfallen, da zum einen die Mehrzahl der Einungen nicht über eine feste Hauptmannschaft verfügte. Zum anderen nahm die persön­liche Einbindung des Fürsten in die Landfriedenstätigkeit ab, vielmehr traten fürst­liche Amtleute und Stellvertreter an seinen Platz, so z. B. in der Einung der Bischöfe von Bamberg und Würzburg mit den Burggrafen von Nürnberg vom 27. Mai 1378 (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 391) oder im Bund des Erzbischofs von Köln und des Herzogs von Jü­lich und Berg am Niederrhein vom 30. Januar 1387 (vgl. UB Niederrhein III, Nr. 912).

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Teilen auch für die Bürgermeister und Ratsleute der städtischen Bürgerschaften relevant gewesen sein. Die jedoch in deut­lich geringerem Maße auf die flächige Herrschaft ausgerichteten Verwaltungsformen der Städte mussten innerhalb der Landfriedenseinungen fast zwangsläufig von kleinerer Bedeutung sein, da der von der Landfriedensbewegung intendierte Friedensbereich in letzter Konsequenz doch als geschlossener Raum gedacht war. Der beispielsweise in den Städtebünden angestrebte Schutz der Kaufleute ließ sich gerade nicht realisieren, weil die städtischen Landfriedensmaßnahmen über ihr Umland nicht hinausreichten. Bemühungen, die Exeku­tion von Rechtsentscheidungen der Einung zu verbessern sowie schäd­liche Leute wirksamer zu verfolgen, werden in den zunehmend feingliedriger und detaillierter formulierten Bundesbriefen des 14. Jahrhunderts erkennbar, unabhängig davon, ob es sich um eine herrscher­liche, städtische oder gemischt-­ständische Einung handelte. Dabei boten sich unterschied­liche Arten des Zusammenwirkens von Bund und den beteiligten Landesherren oder Stadtherrschaften an. So bestand erstens die Mög­lichkeit, Streitsachen von vornherein an die Gerichte der Herrschaftsträger zu verweisen und diese somit aus der Einungs­ gerichtsbarkeit herauszulösen. Der am 9. März 1382 ­zwischen Städten und Reichsfürsten geschlossene Bund am Ober- und Mittelrhein bestimmte zum Beispiel, dass alle Konflikte, ez werde umb lehen eigen erbe gut schult oder umb ander sache, sie weren geist­lich oder wernt­lich, die an die gerichte von rechten gehoren, vordern erfolgen und ußtragen mit rechte und gerichte fur denghenen und off den steten da sie daz von rechte heischet und geburt.578 Solche sach­lichen Zuständigkeitsregeln gliederten einen Großteil potentieller Auseinanderset­zungen von Anfang an aus den Konfliktbehandlungsverfahren der Einung aus; diese wurden – zumindest nach dem Wortlaut der Rechtsnormen – von der lokalen Gerichtsbarkeit der Herrschaftsträger übernommen. Auch der Städtebund vom 18. Oktober 1340 ­zwischen den Städten Mainz, Worms, Straßburg und Speyer statuierte, alle Streitsachen dem jeweiligen städtischen Gericht der beklagten Partei zu belassen.579 War demgegenüber ein kollektiv besetztes Gremium mit der Einungsgerichtsbarkeit 578 RTA, ÄR I, Nr. 191, Art. 6. Die Einung z­ wischen dem Erzbischof von Mainz und den Städten Mainz, Worms, Speyer, Straßburg und Oppenheim vom 21. Dezember 1327 ist ein frühes Beispiel für die Integra­tion von lokaler Gerichtsbarkeit in einen Landfriedensbund: … weres daz in keines herren geriehtte ushit gesche der zu dem vriden horet, daz sal man eigen dem herren des daz geriehtte ist oder sime geweldigen ampmanne, also daz daz zu stunt geriehttet werde, und beschehe aber des nit, so sal der vride darzu dunt daz ez geriehttet werde (MGH Const. VI, Nr. 377, Art. 2). Nur für den Fall der Rechtsverweigerung wurde ausdrücklich ein Eingreifen des Bundes vorgesehen. Weitere Belege bieten die Bünde vom 27. März 1348 und dessen Nachfolger vom 16. Oktober 1352 (vgl. UB Dortmund  II, Nr. 376, Art. 3, bzw. UB Dortmund I, Nr. 136, Art. 4). 579 Vgl. Urk. Speyer, Nr. 465, Art. 19.

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betraut, fand sich zweitens oft eine Bestimmung, w ­ elche die Unterstützung der Amtleute aller beteiligten Herrschaftsträger bei der Verfolgung der Friedensbrecher vorsah.580 Besonders ausführ­liche Normen beinhaltete die Landfriedenseinung z­ wischen dem Erzbischof von Köln, dem Herzog von Luxemburg und Brabant, dem Herzog von Jü­lich und den Städten Köln und Aachen vom 30. März 1375.581 Nach dem Bundesbrief hatten zunächst alle Amtleute den Landfrieden zu schwören (Art. 4) – einige nament­lich genannte Amtsträger wurden zusätz­lich aufgefordert, dat sy truwe­lichen ind mit gantzem vlysse darumb uffsen soelen alle zyt ind darup warden, dat sy an die buese missdedige lude komen ind die erkrygen ind danaf doin richten (Art. 7). Sollten die Geschworenen der Einung schäd­liche Leute vorgefunden haben oder um ­solche wissen, s­ eien diese den Amtleuten zur Verfolgung mitzuteilen. Im Falle der Zuwiderhandlung oder Weigerung war verfügt, den Amtmann zu entsetzen und die Herren der Einung mit dem weiteren Vorgehen zu beauftragen (Art. 34). Deut­lich konziser hatte das Landfriedensgebot König Ludwigs vom 9. April 1323 erklärt, dass die Friedenswahrung den einzelnen Herrschaften obliege und die Amtleute dort auch gegen diejenigen vorzugehen hätten, die andernorts ein Verbrechen verübt hätten und danach in ihre Herrschaft geflüchtet ­seien.582 Alle diese Beispiele kennzeichneten die in den Landesherrschaften und Städten im 14. Jahrhundert ausgeformte lokale Gerichtsbarkeit und Verwaltung, die ihrerseits die Friedenstätigkeit der Einungen bewusst wahrnehmen sollten. Kosten- und ressourcenzehrender als die landes- und stadtherr­liche Gerichtsbarkeit war die Bereitstellung eines gemeinsamen Aufgebots, um Maßnahmen gegen schäd­liche Leute gewaltsam durchführen zu können. Grundlage festgelegter

580 Vgl. Schwalm, Landfrieden, S. 11; Rotthoff-­Kraus, Landfriedenseinungen, S. 454. 581 Vgl. UB Niederrhein III, Nr. 766. Eine Beteiligung der Amtleute bei der Unterstützung des Landfriedensbundes lässt sich auch in zahlreichen weiteren Einungen aus dem 14. Jahrhundert nachweisen, so im Bund des Bischofs von Bamberg, des Domkapitels von Würzburg, des Grafen von Henneberg und des Burggrafen von Nürnberg vom 15. September 1316 (vgl. MGH Const. V, Nr. 374, Art. 6), in den niederrheinisch-­westfä­lischen Einungen vom 27. März 1348 und 16. Oktober 1352 (vgl. UB Dortmund II, Nr. 376, Art. 4, bzw. UB Dortmund I, Nr. 136, Art. 5), im Rothenburger Landfriedensbund vom 7. August 1358 (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 42, Art. 4), nach dem ergänzten Bundesbrief für den niederrheinischen Raum vom 16. Oktober 1369 (vgl. Quellen Stadt Köln IV, Nr. 493, Art. 4) sowie dessen Nachfolger vom 5. August 1371 (vgl. Reg. Ebb. Köln VIII, Nr. 164, Art. 3), im bayerisch-­fränkischen Landfriedensbund mit Karl IV. und Wenzel vom 28. Mai 1377 (vgl. Vigener, Landfriede, S. 660 – 669, Art. 2 und 6) und schließ­lich im Ehinger Vertrag vom 9. April 1382 (vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1604, Art. 8). 582 Vgl. MGH Const. V, Nr. 735, Art. 2.

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Truppenkontingente bildete die gegenseitige Hilfe, die bereits im 13. Jahrhundert in den Einungen formuliert worden war. Im 14. Jahrhundert konkretisierten die Bundesbriefe diese Normen, den Umfang der Hilfe und bisweilen auch die Beschaffenheit und Ausrüstung der Landfriedenstruppen. Da nicht alle Mitglieder einer Einung über die gleichen Herrschaftsmittel und Einnahmetitel verfügten, war die Anzahl der geforderten Gleven vielfach gestaffelt.583 Mitunter enthielt der Bundesbrief auch eine Klausel, dass im Notfall auch mehr Truppen aufzubieten ­seien oder mit ganzer Macht Hilfe geleistet werden müsse. Eine Alternative zum gemeinsamen Aufgebot stellte die individuelle Hilfe auf Erfordern oder Mahnung dar, die bei Friedensbruch oder gegen schäd­liche Leute von den nächstgelegenen Bundesgenossen zu garantieren war.584 Gleichfalls begannen im 14. Jahrhundert die Einungen, den Schutz des Landfriedens durch ein permanentes Aufgebot – die sogenannte Hilfe für den täg­lichen Krieg – zu sichern. Die gemischt-­ständische Landfriedenseinung am Oberrhein vom 5. Mai 1378 forderte umbe daz die straße uf lande und waßer deste baz gefridet werden mugent, dass 24 Gleven mit hengesten mit pferden 583 Vgl. z. B. die folgenden Zusammenschlüsse am Mittelrhein: CD Moenofr. I, Nr. 313 vom 5. Februar 1273; Urk. Speyer, Nr. 406 vom 22. Juli 1332; Schwalm, Landfrieden, Nr. 2 vom 22. September 1333; UB Strassburg V,1, Nr. 37 vom 30. November 1334; Urk. Speyer, Nr. 465 vom 17. Oktober 1340; UB Worms II, Nr. 428 vom 8./9. Mai 1351; UB Worms II, Nr. 605 vom 15. Mai 1365; Hist. Trev. dipl. II, S. 243 – 247 vom 2. Februar 1368; Hess. Urk. III, Nr. 1402 vom 9. Januar 1372; UB Worms II, Nr. 752 vom 29. August 1378; Urk. oberdt. Städteb. III,1, Nr. 10 vom 20. März 1381; CD Rheno-­Mos. III,2, Nr. 590 vom 22. Juni 1381; RTA, ÄR II, Nr. 25 f. vom 30. Oktober 1388; für Westfalen: UB Dortmund I, Nr. 21 vom 2. Mai 1270; UB Dortmund I, Nr. 80 aus dem Jahre 1319; UB Dortmund II, Nr. 376 vom 27. März 1347; MGH Const. VIII, Nr. 520 vom 8. Februar 1348; am Niederrhein bzw. ­zwischen Rhein und Maas: MGH Const. VIII, Nr. 678 vom 6. November 1348; UB Niederrhein III, Nr. 496 vom 13. Mai 1351; UB Niederrhein III, Nr. 657 vom 11. November 1364; UB Niederrhein III, Nr. 766 vom 30. März 1375; am Oberrhein bzw. im Elsass: UB Strassburg II, Nr. 416 vom 3. April 1322; Urk. oberdt. Städteb. II,1, Nr. 266 vom 24. März 1356; UB Basel IV, Nr. 340 vom 20. September 1370; Urk. oberdt. Städteb. II,1, Nr. 361 vom 14. Januar 1374; RTA, ÄR II, Nr. 75 vom 21. Dezember 1389; für Schwaben: Urk. oberdt. Städteb. III,1, Nr. 33 vom 15./17. Juni 1381; Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1604 vom 9. April 1382; Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1795 vom 21. Februar 1385; für Franken: Mon. Zoll. IV, Nr. 391 vom 27. Mai 1378; RTA, ÄR II, Nr. 302 vom 20. September 1397; UB Windsheim, Nr. 691 vom 2. März 1398, sowie RTA, ÄR I, Nr. 324 – die sogenannte Mergentheimer Stallung – vom 5. November 1387. 584 Vgl. z. B. die Landfriedensbünde UB Dortmund I, Nr. 64, Art. 4 vom 6. April 1312; UB Strassburg II, Nr. 470, Art. 13 vom 22. November 1326; Urk. oberdt. Städteb. II,1, Nr. 266, Art. 4 vom 24. März 1356 und schließ­lich den Nürnberger Herrenbund in RTA, ÄR I, Nr. 205, Art. 6 und 13 vom 11. März 1383.

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und bereitscheften wol ußgerihtet und viere reisige knehte darzu mit armbrosten gemeinschaft­lich und allzeit zu stellen ­seien.585 Ob die Einführung der Hilfe für den täg­lichen Krieg tatsäch­lich ein schnelleres Eingreifen der Einung zur Aufrechterhaltung des Friedenszustandes bewirken konnte, kann bisher mit Blick auf die allgemein mangelnde Erschließung rechtspraktischer Quellen zur Tätigkeit solcher Bünde nicht abgeschätzt werden. Die gegenseitige Hilfe setzte weiterhin Beratungen auf Bundesversammlungen, ersatzweise eine rege Korrespondenz z­ wischen den Bündnern oder einen Beschluss des Einungsausschusses voraus. Diese waren jedoch gleichsam die Inhaber einungsgericht­licher Funk­ tionen und mochten daher zunächst ihre fried­lichen Verfahren genutzt haben, um einen Konflikt zu bewältigen. Einige Züge und kriegerische Maßnahmen der Bünde zur Durchsetzung des Landfriedens, die vor allem die Schleifung von Burgen und Befestigungen zum Ziel hatten, sind aber seit dem 14. Jahrhundert dokumentiert.586 Als Unrecht wurden diese gewaltsamen Handlungen von den Zeitgenossen nicht begriffen; Karl IV. wies Beschwerden gegen die

585 RTA , ÄR I, Nr. 116, Art. 13. Eine s­olche Hilfe für den täg­lichen Krieg ist darüber hinaus im Bund vom 21. Oktober 1307 im Umfang von 30 Gewappneten (vgl. MGH Const. IV, Nr. 1173), in der Landfriedenseinung vom 9. Januar 1372 über 45 ­Gleven (vgl. Hess. Urk. III, Nr. 1402), vom 13. Mai 1351 im Umfang von 145 Berittenen (vgl. UB Niederrhein III , Nr. 496), vom 11. November 1364 über 105 Ritter (vgl. UB Niederrhein III, Nr. 657), vom 30. März 1375 um 150 gewappnete Reißige (vgl. UB Niederrhein III, Nr. 766) sowie im Zusammenschluss vom 29. August 1378 über 24 Gleven (vgl. UB Worms II, Nr. 752) bzw. im Rheinischen Städtebund vom 20. März 1381 mit 104 Gleven (vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,1, Nr. 10) belegt. 586 Am Mittelrhein unternahm die Landfriedenseinung 1322 einen Landfriedenszug gegen Merkersheim und die Burg Reichenberg, bei dem schäd­liche Leute zunächst gefangengenommen und schließ­lich sogar enthauptet wurden (vgl. Schwalm, Landfrieden, S. 68 f.). Aus dem Jahre 1359 ging der Bund ­zwischen Rhein und Maas gegen die Ritter von Schönberg auf Erfordern der Aachener Bürger vor (vgl. Kelleter, Landfriedensbünde, S. 25 f.). Für die Landfriedensaufrichtung von Eger im Jahre 1389 sind bis zum August 1393 vier kriegerische Maßnahmen belegt (vgl. Deicke, Landfrieden, S. 49 f.). Die in den Landfriedensbünden festgelegte gegenseitige Hilfe gegen Friedensbrecher und schäd­liche Leute verkehrte das Bild des Friedensraums, im Rahmen der Landfriedenszüge wurden die Bundesmitglieder geradezu zu einer „Fehdegenossenschaft“, so Stercken, Königtum, S. 94. Im 13. Jahrhundert war das Reichsoberhaupt noch persön­lich gegen Raubnester und Landfriedensbrecher vorgegangen. Die bekannteste Verfolgung schäd­ licher Leute unternahm wohl Rudolf von Habsburg 1289/90 im thürin­gischen Raum, als er über 70 Orte erobern und zerstören ließ und zahlreiche schäd­liche Leute mit dem Tod bestrafte (vgl. Dobenecker, König, S. 554 f.; Leist, Landesherr, S. 42, insb. Anm. 93; Red­lich, Rudolf von Habsburg, S. 449; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 135). Belagerungen hatte er zuvor auch im Jahre 1284 gegen die Ritter von Waldeck und Nagold im Südwesten des Reiches durchgeführt (vgl. Red­lich, Rudolf von

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Landfriedensmaßnahmen in der Regel unter Verweis auf die Rechtsnormen der Bundesbriefe zurück.587 Dass hinter d ­ iesem gewaltsamen Vorgehen der Landfriedensbünde sich stets auch ein hoher Aufwand und nicht selten eine spürbare finanzielle Belastung ihrer Mitglieder verbarg, ist prinzipiell anzunehmen. Insgesamt blieb ­dieses kooperative Handeln der einzelnen Herrschaftsträger innerhalb der Einungen, neben der Aufrichtung territorialer Landfrieden – wie sie in Bayern und Österreich im 13. Jahrhundert bereits existierten – und der Verschrift­lichung landrecht­licher Rechtsgewohnheiten im 14. Jahrhundert,588

­ absburg, S. 446). ­Kaiser Heinrich VII. ließ ferner bayerische Straßenräuber verfolgen H und hinrichten (vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 146). 587 Am 10. Juni 1359 untersagte der ­Kaiser der Stadt Frankfurt, die schwäbischen Städte zu bedrücken, weil diese zu Pfändungen und Schädigungen nach ihrem Landfriedensbund berechtigt ­seien – Klagen der Frankfurter ­seien dagegen der Einung zuzuleiten (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 468). In Folge eines Landfriedenszuges gegen Werner von ­Hattstatt und Johann Erbe durch einen elsäs­sischen Bund unter Führung des kaiser­lichen Reichslandvogtes Rudolf von Waldsee ermahnte Karl den Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä. bei Rhein, die beiden Friedensbrecher nicht zu verteidigen, sondern Einreden gegen das Vorgehen auf dem Klageweg vor das Reichsoberhaupt zu bringen (vgl. URH, Bd. X, Nr. 124). 588 Als Rechtsbücher des 14. Jahrhunderts sind das Landrecht ­Kaiser Ludwigs für Oberbayern und der als Maiestas Carolina bekannt gewordene Entwurf einer Rechtssammlung für Böhmen durch Karl IV. anzuführen. Die beiden Könige handelten hier deshalb nicht etwa als Reichsoberhaupt, sondern in ihrer Rolle als Landesherren. Das oberbayerische Landrecht aus dem Jahre 1346 verfügte, so Hans Schlosser und Ingo Schwab, dabei im Wesent­lichen „Konfliktlösungsregeln“ für die richter­liche Tätigkeit der bayerischen Landgerichtsbarkeit (Oberbay. LR, S. 166; Schlosser, Rechtsbuch, S. 273). Bezüge zum Landfriedensrecht lassen sich für diesen Text u. a. hinsicht­lich des Umgangs mit schäd­lichen Leuten (vgl. Jaroschka, Landrecht, S. 380, und im Speziellen Oberbay. LR, Art. 42, 44 – 47 und 49 f.), dem Friedensbruch (Art. 51 – 54) und dem Straßenraub (Art. 48) herstellen. Die Bewertung von Benker, Ludwig der Bayer, S. 244, dass Ludwig eine systematische Verschrift­lichung der Rechtsbräuche intendierte, um eine „gleichförmige Rechtsprechung“ in Oberbayern zu schaffen, mag überhöht sein; in der Tat lag ­diesem Textzeugen die Rechtsvorstellung zugrunde, dass die Landesherrschaft zugleich auch einem eigenständigen Rechtsraum und Friedensbereich entsprach. Im Ganzen bleibt es daher bei der Interpreta­tion von Angermeier, Königtum, S. 156 f., der das oberbayerische Landrecht als einen Beleg für die innerterritoriale Landfriedenssorge und den Einfluss des Landfriedensrechts auf die Entwicklung des territorialen Rechts ansieht. Dieses Resultat ergibt sich ebenso für die Maiestas Carolina aus dem Jahre 1355, deren Beurkundung Karl gegenüber den böhmischen Magnaten nicht hatte durchsetzen können. Sie enthielt Artikel zur Brandstiftung (vgl. Maiestas Carolina, Art. 33, 35 und 55), zu Raub und Diebstahl (Art. 29, 51, 120 und 123) wie auch zur Achtstrafe bei schweren Verbrechen (Art. 118 f.). Explizit äußerten sich die Verfasser beider Rechtstexte zum Verhältnis der landesherr­lichen Landfriedenssorge zur Einungsgerichtsbarkeit

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wesent­licher Indikator für die Landfriedenssorge der Landesherren. Die städtischen Bürgergemeinden waren an der gegenseitigen Hilfe frei­lich beteiligt; ihre Herrschaftsform hingegen ließ eine Intensivierung des Landfriedensschutzes letztend­lich aber weit weniger zu. 4.4.3 Die westfälischen Freigerichte und die Feme Die Inkorpora­tion lokaler Gerichtsbarkeit in die Friedenssorge während des 14. Jahrhunderts lässt sich weiterhin anhand einer Landfriedensaufrichtung Karls IV. für Westfalen vom 25. November 1371 nachvollziehen, als der K ­ aiser die westfä­lischen Freigerichte einsetzte, die Schädigung der verkündeten Rechtsnormen zu verfolgen.589 Als Begünstigte erschienen der Erzbischof Friedrich von Köln, der zugleich als Herzog von Westfalen und Engern angesprochen wurde, die Bischöfe von Münster, Paderborn und Osnabrück sowie der Graf Engelbrecht von der Mark, denen allesamt der Luxemburger für das Land Westfalen durch got umb woltat und ouch umb eehaft nucze und note … ein recht gegeben habe (Art. 1). Dem folgten zunächst die bekannten Artikel des Landfriedensrechts zum Schutz der K ­ irchen und Kaufleute (Art. 1 und 3) sowie zur eingeschränkten gewaltsamen Konfliktführung (Art. 4). Der Text fuhr mit den typischen Sank­tionsdrohungen fort. Derjenige näm­lich, der diese Rechtsnormen verletze, den sol man zu stund mit der tate in des reichs und des landes, do das geschicht, achte tun und vehme, und ouch rechtlos und von allen rechten uberwunden sein … und den mag man frey­lich angreiffen (Art. 6). Daran schloss sich ein Gebot des Kaisers an alle Fürsten, Herren und Freigrafen an, die eine Freigrafschaft vom Reich in Westfalen innehatten: wer’ es sache das dicz rechte und unser keiser­lich saczung yemand … ubergrife, das man den sol hangen; und gerichte oder verteidingte den yemand, der oder die sollen in demselben rechte verbunden sein als der handtetige man (Art. 8). Die Landfriedensartikel Karls IV. endeten mit einer Widerrufsklausel durch alle römisch-­deutschen Könige und ­Kaiser – räumten bis dahin aber dauerhafte Gültigkeit der Bestimmungen ein (Art. 11). Während die Rechtsnormen der Königsurkunde von 1371 einerseits paradigmatisch für das Landfriedensrecht des 14. Jahrhunderts erscheinen, die Gerichtsbarkeit wie andernorts auch auf vorhandene lokale Gerichte und Herrschaftsträger in Westfalen verlegt wurde, so war der Einbezug der Feme und der Freigerichte in die Friedenssorge doch an dieser Stelle zum ersten Mal explizit geworden. Auf diese Weise traten das frei­lich nicht – dafür setzten sie zu wenig neue Rechtsnormen, sondern fokussierten sich auf die tradierte Rechtspraxis. 589 Vgl. den Wortlaut des Landfriedensbundes als Insert in der Bestätigung durch König Wenzel vom 13. Dezember 1386 in RTA, ÄR I, Nr. 296.

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Königtum, die Reichsglieder in ihrem kooperativen Bemühen um den Landfrieden in eine recht­liche Verbindung mit einem weiteren Verfahren, dem aufkommende Konflikte offenbar bewusst zur Behandlung zugewiesen wurden. Die Freigerichte, deren Anzahl Albert K. Hömberg mit mehr als 300 angegeben hat,590 bestanden zur Mitte des 14. Jahrhunderts fast ausschließ­lich in Westfalen als lokale Gerichtsplätze in der Hand von Stuhlherren, die ihrerseits wie der Erzbischof von Köln vielfach fürst­lichen Stand besaßen.591 Auf ­diesem Wege wurden sie mehr und mehr Teil der landesherr­lichen Gerichtsbarkeit in dieser Region des Reiches. Als Freigrafen und damit als Richter waren dagegen nur Adlige eingesetzt.592 Grundsätz­lich behandelten sie gleichsam Klagen über Liegenschaften und Eigentum, sie übten notarielle Funk­tion bei Besitzverkäufen und spätestens ab 1371 richteten sie auch bei Raub, Brandstiftung, Mord und den übrigen aus dem Landfriedensrecht geläufigen Verbrechen.593 Obwohl Gegenstimmen in der Forschung existieren, muss die Bezeichnung der Freigerichte mit der von Freien gebildeten Gerichtsgemeinde in Verbindung gebracht werden.594 Als Urteiler 590 Vgl. Hömberg, Veme, S. 164 f., und abermals Holzhauer, Femegerichte, S. 402. Eine Aufstellung der Freistühle findet sich auch bei Lindner, Veme, S. 1 – 198, und für die­ (Erz-)­­Bistümer Köln, Minden, Münster, Mainz, Osnabrück und Paderborn bei Fricke, Freigerichte, S. 133 – 146. Daneben existiert zur Geschichte der westfä­lischen Gerichte eine Vielzahl von Detailstudien vorwiegend aus dem 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert, die einzelne Gerichtsplätze oder konkrete Streitfälle zum Ausgangspunkt genommen haben (vgl. z. B. Hütter, Vehmgericht; Geiss, Beiträge; Fiedeler, Vehmgerichte; Mone, Wirksamkeit; Hassler, Beitrag; Schweitzer, Geschichte; Mummenhoff, Bedeutung; Mummenhoff, Nürnberg; Lindner, Vemeprocesse; Thudichum, Femgericht; Kihn, Topographie; Philippi, Femegerichte; Meininghaus, Feme-­Appella­tionsverhandlung; Borgmann, Freigrafschaften, und Gallmeister, Königszins). Für den ostfä­lischen Raum hat zudem Meister, Gerichtsverfassung, die unterschied­lichen Gerichtsbarkeiten in einer Monographie zusammengefasst. Als grundlegend behauptet sich nach wie vor der Band von Theodor Lindner aus dem Jahre 1888. Im Duktus dieser älteren Arbeiten stehen auch die jüngeren Beiträge Fricke, Beziehungen; Fricke, Freigerichte; Fricke, Freigrafschaft; Baake, Imhoff-­Prozeß; Veit, Nürnberg; Diestelkamp, Einung; Trugenberger, Württemberg; Naendrup-­Reimann, Karl IV., und Petersmann, Hinausgreifen, so dass eine aktuelle Zusammenschau zur Gerichtsbarkeit der westfä­lischen Feme auch künftig eine Aufgabe der Forschung bleibt. 591 Vgl. Philippi, Stellung, S. 6. 592 Vgl. Pagel, Feme, S. 23. Die freie Geburt, Unbescholtenheit und die Herkunft aus Westfalen waren die wesent­lichsten Voraussetzungen, um als Freigraf eingesetzt werden zu können, gerade deshalb war es auch Ritterbürtigen, Ministerialen und sogar Stadtbürgern mög­lich, d ­ ieses Amt zu übernehmen (vgl. Pagel, Feme, S. 26). 593 Vgl. Wigand, Fehmgericht, S. 98 f.; Herold, Gogerichte, S. 459; Jansen, Herzogsgewalt, S. 42; Janssen, Deutung, S. 209; Francke, Femgericht, S. 31; Fricke, Veme, S. 26 f. 594 Vgl. Philippi, Stellung, S. 13; Hömberg, Veme, S. 156; Janssen, Deutung, S. 208; Hömberg, Entstehung, S.  53 f. Die Auffassung, die Freigerichte implizierten die

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fungierten näm­lich sogenannte Freischöffen, deren Zusammenschluss in einem Bund das wesent­lichste Charakteristikum der westfä­lischen Freigerichte darstellte. Diese genossenschaft­liche Organisa­tionsform war schließ­lich der Ansatz, die Tätigkeit der Freigerichte über Westfalen hinaus auf andere Regionen des Reiches zu ­erstrecken, nicht zuletzt auch weil ebenfalls dort die Mög­lichkeit bestand, zum Freischöffen angenommen zu werden. Die Rechtsvorstellung des Freischöffenbundes gestattete ferner, die Exeku­tion von Urteilen der Freigerichte zu forcieren, indem Rechtsentscheidungen den Schöffen als „Wissenden“ mitgeteilt werden konnten.595 Diese Praxis richtete sich womög­lich auf die der Achtstrafe ähn­lichen Verfemung durch die Freigerichte, auf ­welche – nach allem was bisher bekannt ist – schon bei einmaligem, nicht wie dem sonst üb­lichen dreimaligem Nichterscheinen in der Gerichtssitzung entschieden werden konnte.596 Der Terminus Feme fasste diese beiden Wesensmerkmale der Freigerichte zusammen, da er wohl einerseits auf die Genossenschaft der Schöffen und andererseits auf die Sank­ tion bezogen war.597 Eingehender lässt sich die Beziehung ­zwischen Freigerichten und Feme gegenwärtig noch nicht erläutern, nachzugehen wäre aber der These, ob Zielpunkt der Maßnahmen gegen die Feme im 15. Jahrhundert weniger die Gerichtsbarkeit der Freigrafen im Allgemeinen als das Verfahren der reichsweiten Verfemung durch diese Gerichte war. Bestandteil der Rechtfertigung, die Freigerichtsbarkeit auch außerhalb Westfalens ausüben zu können, war der Rekurs auf die angeb­lich könig­liche Herkunft der Freigerichte. Dass ihr Ursprung von der Geschichtsforschung bisher nicht erhellt Gerichtsbarkeit über Freie, weist beispielsweise Hömberg, Grafschaft, S. 18, ausdrück­lich zurück. Nicht einleuchten will auch die Interpreta­tion von Baake, Imhoff-­Prozeß, S. 283, dass die Freigerichte „Gebiete“ ohne landesherr­liche Gewalt s­ eien. Eine Analyse, welcher Herrschaftsträger bei den einzelnen Freigerichten als Stuhlherr fungiert hat, dürfte den starken Einfluss der Reichsfürsten auf die Freigerichtsbarkeit aufzeigen. 595 Vgl. Naendrup-­Reimann, Karl IV ., S. 295; Schmidt, Strafrechtspflege, S. 85 f.; Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 109. Für das 15. Jahrhundert schätzt Heffner, Geschichte, S. 187, die Größe des Freischöffenbundes auf mehr als 100.000 Personen im gesamten Reich; Köbler, Rechtsgeschichte, S. 133, bestimmt die Anzahl der Freischöffen mit 15.000 bis 30.000 deut­lich niedriger. Von bis zu 30.000 Wissenden geht auch Fricke, Freigrafschaft, S. 22, aus. Der Eid der Freischöffen sah zudem nominell vor, Verbrechen anzuzeigen und gegenüber allen nicht zum Freischöffenbund gehörenden Personen – den sogenannten „Nichtwissenden“ – verschwiegen zu sein (vgl. Fricke, Veme, S. 73). 596 Vgl. Fricke, Veme, S. 76 f. 597 Vgl. Holzhauer, Femegerichte, S. 402; Hörnes, Eingriffe, S. 6 f.; Janssen, Deutung, S. 189; Schnettler, Veme, S. 22; Lindner, Veme, S. 307, bzw. Kern, Geschichte, S. 16; Thudichum, Femgericht, S. 3; Thieme, Grundzüge, S. 181, Anm. 4; Lindner, Veme, S. 315. Das ganze Spektrum der bisherigen semantischen Analysen des Femebegriffs bieten Gimbel, Feme, Sp. 1099, und Fricke, Freigrafschaft, S. 33 f., zusammenfassend.

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werden konnte, einzelne Historikermeinungen diesen in die Zeit der Karolinger verlegen,598 gründet sich zum einen auf die dürftige Quellenlage, zum anderen aber auf die Überlagerung mit spätmittelalter­lichen (Rechts-)Auffas­sungen. Gerade die Zeitgenossen dürften ein besonderes Interesse gehabt haben, den ihnen zur Verfügung stehenden Rechtstitel in seinem Rang und seiner Bedeutung eher schwer zu gewichten. Realität und Selbstdarstellung überlagern sich also an ­diesem Punkt.599 Gesichert ist dagegen, dass die römisch-­deutschen Könige seit dem 13. Jahrhundert die Freigrafschaften mit den zugehörigen Gerichten als Lehen betrachteten und die Stuhlherren als Lehnsnehmer privilegierten.600 Auffällig oft begegnet in den Quellen des 14. Jahrhunderts der Erzbischof von Köln als Begünstigter solcher Beurkundungen. 1332 hatte Ludwig der Bayer dem Kirchen­fürsten die Errichtung von drei Freistühlen im Bistum Minden erlaubt.601 Am 18. Dezember 1353 bestimmte Karl IV ., quod, licet ducatus Angaria et Westphalie ex dona­tione Imperiali ad ecclesiam Coloniensem pertinuerint et pertineant, ab antiquo et ­­ratione ducalis dignitatis omnes comitie libere eiusdem ducatus sive iurisdicciones, que vulgariter frie­ grafschaft vel stillgericht appellantur, ad ipsum archiepiscopum suosque predecessores et ad ecclesiam Coloniensem pertinuerint et pertinere noscuntur.602 Ab dem Jahr 1359 598 Vgl. Schnettler, Veme, S. 12; von Senckenberg, Abhandlung, S. 55; Pitz, Verfassungslehre, S. 337; Baake, Imhoff-­Prozeß, S. 284 – 288; Berck, Femgerichte, S. 242 – 254; Dannenbauer, Freigrafschaften, S. 71; Wigand, Fehmgericht, S. 96; Heimpel, Deutschland, S. 106, – Schneider, Vehmgerichte, S. 92, betrachtet sie fälschlich gar als „altgermanische Gerichtshöfe“. Dagegen hat sich bereits Thudichum, Femgericht, S. 7, mit einer begriffsgeschicht­lichen Quellenanalyse gewandt, welche die Ersterwähnung von Freigrafschaften im späten 12. Jahrhundert ausgemacht hat. Diesem Befund ist Janssen, Deutung, S. 199, gefolgt. 599 In diese Richtung deutet am ehesten noch Fricke, Freigrafschaft, S. 16 f. 600 Einen frühen Beleg bietet die Belehnung des Bischofs von Minden mit der Freigrafschaft Stemwede durch König Wilhelm von Holland im Jahre 1254. Für Rudolf von Habsburg sind Privilegierungen mit den Freigrafschaften Angelbecke und jener im Bistum ­Osnabrück belegt (vgl. RI VI,1, Nr. 1057 f.; Lindner, Veme, S. 334; von Freeden, Reichsgewalt, S. 14). Danach sind erst wieder für das Königtum Ludwigs Belehnungen in den Jahren 1331 für den Freistuhl zu Volmarstein und 1339 für Arnsberg erhalten (vgl. Stüve, ­Gogerichte, S. 109, und ferner Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 296). Die zahlreichen Belehnungen von Karl IV. für Grebenstein, Zierenberg, Züschen, Freusberg, Essen, Dortmund und Arnsberg geschahen auf landesfürst­liche Bitte (vgl. Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 294, insb. Anm. 33). Vgl. auch die Auflistung fürst­licher Ersuchen um die Übertragung von Freigerichten im 14. Jahrhundert bei Hömberg, Veme, S. 162. 601 Vgl. Jansen, Herzogsgewalt, S. 115. 602 MGH Const. X, Nr. 750. Daran schloss sich der Passus, ältere Belehnungen bis in die Zeit Ludwigs des Bayern für unwirksam zu erklären. Vgl. zudem RI VIII, Nr. 1685; Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 298; Wurm, Veme, S. 34. Eine Bestätigung der Urkunde liegt für den 5. Januar 1355 vor (vgl. RI VIII, Nr. 1963). Die rechtspraktische

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hatte Karl ihm zudem eingeräumt, Freigrafen ein- und abzusetzen und fernerhin die Verlegung von Freistühlen vorzunehmen.603 Alle diese Bemühungen des Kölner Erzbischofs lassen sich in Rela­tion zu seinen Aspira­tionen auf das westfä­ lische Herzogtum bringen. Wenn auch vielfach von den Inhabern der Freigerichtsbarkeit ostentativ dargestellt, so spielte die könig­liche Bannleihe, die sie reklamierten, im 14. Jahrhundert realiter keine Rolle mehr. Die Erklärung von Albert K. Hömberg, der westfä­lische Raum sei hinsicht­lich der Bedeutung des Königsbannes ein singuläres „Reliktgebiet“ gewesen,604 ist deshalb im Kern fehlerhaft. Der Rückgriff auf die Bannleihe war vielmehr Teil ihrer Konstruk­tion eines Rechtsverhältnisses hin zum römisch-­deutschen Königtum, um die eigene Gerichtsbarkeit als herausragendes Vorrecht zu stilisieren. Für die Landgrafen von Hessen hat unlängst Otfried Krafft in seiner Habilita­tionsschrift am Beispiel des Freistuhls Freienhagen ausführ­lich aufgearbeitet, wie sich die Feme für einen Landesherrn im 15. Jahrhundert instrumentalisieren ließ.605 Dieses Gebaren der Stuhlherren, Freigrafen und Freischöffen erinnert damit sehr an die zeitgleich ablaufende Entwicklung der kaiser­lichen Landgerichte im deutschen Südwesten.606 Heinz Holzhauer ist daher nur folgerichtig zu der Erkenntnis gelangt, dass der Ausgangspunkt der reichsweiten Wirkung der westfä­lischen Gerichte im späten 14. und dann im 15. Jahrhundert in der Zurückführung auf das Reichsoberhaupt gelegen habe.607 Daraus ergeben sich zwei wesent­liche Konsequenzen. Erstens darf nicht, wie Wirkung ­dieses Privilegs ist für den Bischof von Hildesheim nachgewiesen, dem Karl IV. zwar am 4. Juli 1374 die Errichtung von Freistühlen in seiner Diözese gestattet hatte (vgl. RI VIII, Nr. 5362), am 8. Oktober 1374 ­dieses Recht aber wieder annullieren musste. Der Luxemburger begründete sein Handeln mit dem Umstand, dass Freistühle ledig­lich innerhalb des Herzogtums Westfalen existieren dürften (vgl. RI VIII, Nr. 5388; Hanisch, Anmerkungen, S. 257, insb. Anm. 49). Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 302, sieht eine andere Verleihung für den Hildesheimer vom 13. Oktober 1360 als Grundlage für den könig­lichen Widerruf, der sich aber in den Regesta-­Bänden nicht auffinden lässt. 603 Vgl. RI VIII, Nr. 2929; Lindner, Veme, S. 412. 604 Vgl. Hömberg, Entstehung, S. 4 und 7, sowie mit ähn­lichen Verweisen auf den Königsbann Hömberg, Veme, S. 156. Dem ist Baake, Imhoff-­Prozeß, S. 16, gefolgt. 605 Vgl. Krafft, Ludwig I. von Hessen, Kap. VIII.3. 606 Auf eine Verwandtschaft der westfä­lischen Freigerichte zu den kaiser­lichen Landgerichten hat die überwiegend landesgeschicht­lich dominierte Geschichtsforschung zur Feme bereits mehrfach hingewiesen (vgl. z. B. Heffner, Geschichte, S. 186; Vogel, Ludwig von Eyb, S. 12; Borgmann, Bauer, S. 194 f.; Pagel, Feme, S. 18; Ruf, Acht, S. 22), im Kern dabei letztend­lich aber die Bannleihe durch den König in den Mittelpunkt gerückt, die für die kaiser­lichen Landgerichte nicht von Bedeutung war. 607 Vgl. Holzhauer, Femegerichte, S. 405, und durchaus in Übereinstimmung dazu Naendrup-­ ­Reimann, Karl IV., S. 290 f.

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bisweilen geschehen, dem Reichsoberhaupt die Absicht unterstellt werden,608 mit Hilfe der Rechtsvorstellung der könig­lichen Bannleihe den landesherr­lichen Einfluss des Kölner Erzbischofs in Westfalen zurückdrängen zu wollen. Allein die umfassenden Privilegien Karls IV . zugunsten des Kirchenfürsten stehen dieser dualistischen Vorstellung entgegen. Im Gegensatz zur Bewertung von Johanna Naendrup-­Reimann muss zweitens der Landfriedensbund von 1371 hinsicht­ lich seiner Bedeutung für die Ausbreitung der Feme zurückhaltender bewertet werden.609 Zwar waren die Freigerichte in schrift­licher Form in die Landfriedensbewegung einbezogen worden, eine überregionale Tätigkeit ließ sich jedoch damit zunächst nicht rechtfertigen, solange der Landfriedensbund lokal ausgerichtet blieb. Ferner wird die Urheberschaft der Festlegung von 1371 gemeinhin dem Bischof von Paderborn zugeschrieben,610 dem wie den übrigen Landesherren in Westfalen auch zuerst an der territorialen Friedenssorge gelegen gewesen sein dürfte.611 Gerade Letzteres entsprach der generellen Tendenz der Landfriedensbewegung des Reiches im 14. Jahrhundert. Dass die Geschehnisse in Westfalen dazu einen drastischen Antagonismus bilden sollen, erscheint auf der Basis der verfügbaren Forschungsbefunde bisher unbegründet. In den 1370er Jahren ist aus dem westfä­lischen Raum kein weiterer Landfriedensbund bekannt, der die Freigerichte in dieser Breite, wie 1371 geschehen, für die Friedenssorge dienstbar machte. Eine Landfriedenseinung aus dem Jahre 1376 beispielsweise orientierte sich am Wortlaut eines Bundes von 1365 und ließ die Artikel von 1371 weitgehend unbeachtet.612 Auch der Zusammenschluss der vier rheinischen Kurfürsten mit den wetterauischen und elsäs­sischen Städten vom 9. März 1382 erwähnte die Gerichtsbarkeit der Freigrafen mit keinem Wort.613 Doch schon kurze Zeit nach der Landfriedenseinung am Rhein, auf dem Hoftag in Frankfurt im Juli 1382, traten die Rechtsnormen Karls IV. wieder zutage, mit dem Ergebnis, dass König Wenzel diese den Herzögen Wenzel und Albrecht von Lüneburg und dem Herzogtum Lüneburg ebenfalls verlieh.614 Initiator dieser Erweiterung 608 Vgl. Droege, Landrecht, S. 200; Krieger, Lehnshoheit, S. 294; Bock, Kampf, S. 411; dagegen argumentiert Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 304. 609 Vgl. Naendrup-­Reimann, Karl IV., S. 301. 610 Vgl. Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 303; Lindner, Veme, S. 446. 611 Dem entspricht weitestgehend auch die Interpreta­tion von Wurm, Veme, S. 60 f., 69 und 90. 612 Vgl. Bock, Kampf, S. 424 – 431; Wurm, Veme, S. 70; Jansen, Herzogsgewalt, S. 119. 613 Vgl. RTA, ÄR I, Nr. 191, und dessen ausführ­liche Besprechung bei Mohrmann, Landfriede, S. 222 – 231. 614 Vgl. RTA, ÄR I, Nr. 198. Als Begründung für seine Beurkundung führte Wenzel an, das das lant zu Luneburg yn so grosem unfride sey, also das sich gar ubel keyn man durch unfrides willen behalden und generen kan.

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des westfä­lischen Landfriedens könnte der Erzbischof Friedrich von Köln selbst gewesen sein, da König Wenzel ihm nur zehn Tage zuvor, am 15. Juli konzediert hatte, das er von unsern und des reichs wegen in den vorgenanten friden nehmen und empfangen mag alle dieghene, die in duncket das sy uns und dem reiche und dem vorgenanten fride nucz­liche und gut sein werden.615 Die Festlegungen von 1371, das bestätigen beide Handlungen, waren nach wie vor in Kraft. Weitere Beitritte in den Landfriedensbund hat Theodor Lindner für die Herzöge Friedrich und Otto von Braunschweig und den Landgrafen Hermann von Hessen ermittelt.616 Von einer letzten Ausweitung der Landfriedensteilnehmer ist am 13. Dezember 1386 zu hören, als nach den Kirchenfürsten von Mainz und Würzburg nun schließ­lich dem Bischof von Bamberg und Burggraf Friedrich von Nürnberg die Artikel von 1371 durch Wenzel konfirmiert wurden.617 Damit hatte die Landfriedensaufrichtung Karls für Westfalen nach 15 Jahren für wesent­liche Teile des Reiches Gültigkeit erlangt, womög­lich auch weil König und Reichsglieder auf dem Wege der stetigen Erweiterung des Bundes auf die Konstituierung eines reichsweiten Friedensraumes hofften. Die Bereitschaft zahlreicher Reichsfürsten, die Rechtsnormen durch könig­liche Bestätigung anzunehmen, jedenfalls belegt, dass ein solches Vorhaben durchaus zu verwirk­lichen war, zumal der überschaubare Katalog von Rechtsnormen von 1371 kaum Ergänzungen zum altbekannten Landfriedensrecht bereithielt und im Allgemeinen die landesherr­liche Posi­tion bei der Verfolgung von Friedensbrüchen gestärkt hatte. Insofern passte der Einbezug der in Westfalen etablierten Freigerichte zum Zusammenschluss der westfä­lischen Großen, allerdings trug er ursprüng­lich kaum etwas zur Durchsetzung der Landfriedensartikel in den übrigen Regionen des Reiches bei. Als nachteilig erwiesen sich die pauschalen Zuständigkeitsregeln der Freigerichte für den Fall des Friedensbruchs, die den Inhabern dieser Gerichtsbarkeit mit zunehmender Ausweitung des Friedensraums könig­liche Rechtstitel verschafften, Streitsachen außerhalb Westfalens zu behandeln. Indem gleichzeitig der Kölner Erzbischof die westfä­lischen Freigrafen in seine Landesherrschaft einband und Einwirkungsmög­ lichkeiten Dritter zielgerichtet abschnitt, wurden die Freistühle wiederum auf den westfä­lischen Kernraum festgelegt. Diese beiden konträr zueinander verlaufenden Entwicklungen auf der Basis letztend­lich doch eines einzigen könig­lichen Rechtstitels konnten nur durch einen Widerruf gestoppt werden – einen Schritt, den Wenzel 615 RTA, ÄR I, Nr. 197. Anders Diestelkamp, Hofgericht unter Karl IV., S. 6 f., der bereits den Landfrieden von 1371 als gegen das Kölner Erzstift gerichtet betrachtet. 616 Vgl. Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 316. Von einer weiteren räum­lichen Ausweitung der Landfriedenseinung entlang des Rhein nach Norden ist Erhard, Landfrieden, S. 24, ausgegangen. 617 RTA, ÄR I, Nr. 296; Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 343 f.

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am 10. März 1387 vollzog.618 Die bis zu d­ iesem Zeitpunkt entfaltete Rechtspraxis des freigericht­lichen Verfahrens konnte der König mit seinem Akt frei­lich nicht mehr umkehren. Mit den Freigerichten und der über Westfalen hinausreichenden Feme war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein neues Verfahren zur Konfliktbehandlung auf Reichsebene in Übung gelangt, das neben den unterschied­lichen Ausformungen der Einungsgerichtsbarkeit, den kaiser­lichen Landgerichten, dem könig­lichen Hofgericht und der persön­lichen Rechtsprechung des Reichsoberhauptes den Reichsgliedern ein weiteres Angebot zur Bewältigung ihrer Streitsachen bescherte. Mit diesen und den übrigen Intensivierungs- und Erweiterungstendenzen innerhalb der verschiedenen Verfahren konnte immerhin bis zu einem gewissen Grade der durch die Delegitimierung der gewaltsamen Konfliktführung einerseits und durch den vermehrten Zugang der Klagen und Bitten kleinster Reichsglieder und einzelner Bürger zum Reichsoberhaupt andererseits gestiegenen Nachfrage fried­licher Konfliktbehandlung begegnet werden. Innerhalb ­dieses Spektrums an Verfahren mangelte es jedoch nach wie vor an Zuständigkeitsdefini­tionen, w ­ elche die Zeitgenossen erst allmäh­lich einforderten.

* * * Seit dem späten 13. Jahrhundert hatte sich der Zugang zu den könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren deut­lich erweitert, worauf die Zeitgenossen entweder mit der Etablierung immer neuer Verfahren oder der Ausweitung bereits bestehender Praxis reagieren konnten. Was das Königtum anbelangt, so dominierte 618 Vgl. RTA, ÄR I, Nr. 298: wann vor czeiten unser vater seliger keiser Karle und ouch wir in den landen zu Westfalen einen lantfride durch gmache fride und gnade doselbist erlaubet und gunnet und mit unsern briven bestetet haben bis uf widerruffen, und wann mit demselben lantfride yczunt grosse geverde gescheen getriben und gefuret werden landen und manigen luten zu verderbnusse und zu schaden, und nicht also gehalden wirdet als er begriffen ist und bil­lichen gehalden wurde, als wir des kunt­lichen underweiset sein und grosse clage an uns dorumb komen ist, dorumb mit wolbedachtem mute und gutem eintrechtigen rate unserr und des reichs kurfursten fursten edlen und getrewen … so haben wir denselben lantfride alle seine richter gerichte urteile, und alles das dorus get und doran henget, widerruffet und abe­ getan widerruffen. Dass bei d ­ iesem Widerruf die Rechtsentscheidungen der Freigerichte wenigstens zum Teil ursäch­lich gewesen sein mussten, deutet die explizite Aufhebung der Urteile der Richter des Landfriedensbundes durch den König an. Bemerkenswert ist ferner, dass die Adressaten dieser Urkunde die Herzöge Stephan, Friedrich und Johann von Bayern waren, die keineswegs zum Kernraum der westfä­lischen Landfriedensaufrichtung, auch nicht nach dessen Erweiterung, gehörten. Gleichlautende Urkunden sind zudem mindestens für den Kölner Erzbischof und alle westfä­lischen Bischöfe, den Würzburger und Bamberger Bischof, die Burggrafen von Nürnberg, den Grafen Johann von Nassau und die thürin­gischen Städte Nordhausen, Mühlhausen und Erfurt überliefert.

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im 14. Jahrhundert die zweite Vorgehensweise, näm­lich die probaten Verfahren derart zu intensivieren, zu professionalisieren und notfalls zu erweitern, dass sie auch der größeren Zahl von Klagen und Bitten noch gerecht wurden. Ob das Reichsoberhaupt hierbei zielgerichtet oder unbewusst vorging, lässt sich schwer­lich entscheiden. Planmäßig stellte sich das Handeln des Throninhabers am ehesten noch bei dem Versuch Karls IV. dar, die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit in den 1360er Jahren mit neuen Gerichten in Ulm, Konstanz, Nördlingen und Zürich auszubauen. Eine unmittelbare Wirkung scheint aber von diesen Privilegierungen nicht ausgegangen zu sein. Kaum zu beantworten ist ebenso, in welchem Maße die Frequentierung vorhandener Streitbehandlungsformen von ihrem Funk­tionieren abhängig war oder umgekehrt sich die Verfahren gerade erst unter der Last der Prozesse weiterentwickelten. Offenbar muss von einer Art Wechselspiel ­zwischen beiden Formkräften ausgegangen werden. Als gesichert gelten kann dagegen, dass das Reichsoberhaupt im Verhältnis zur Gesamtzahl der Auseinandersetzungen zunehmend seltener persön­lich eingriff. Im hofgericht­lichen Verfahren vermochte sich der König durch Hofrichter und Hofgerichtsstatthalter vertreten zu lassen – eine Praxis, die nach der Lösung des Thronstreits ab den 1330er Jahren konsequent umgesetzt und von der Verdopplung von Hofschreiber- und Hofrichteramt begleitet worden ist. Baten Konfliktparteien den König um einen Schiedsspruch, konnte er auf Kommissare verweisen, die an seiner Stelle die Streitenden vorluden, verhörten und zum Teil vermittelten oder entschieden. Verknüpft wurde die Konfliktbehandlung jetzt auch mit der Tätigkeit könig­licher Räte, die in einem loseren, im Kern vor allem flexibler einsetzbaren Dienstverhältnis zum Herrscher standen als noch die Amtsträger der rudolfinischen Zeit. Die Menge könig­licher Urkunden nahm trotz dieser Reak­tionsweisen nicht ab: Mit Mandaten wurde vom Hof aus beabsichtigt, aus der Ferne auf die lokalen Verhältnisse einer Auseinandersetzung Einfluss zu nehmen oder einmal getroffene Rechtsentscheidungen zur Umsetzung gelangen zu lassen, beispielsweise indem sie ab Karl IV. mit Strafandrohungen versehen wurden. Vollständige Durchschlagskraft ging von diesen Anpassungen nicht aus. Eine Lösung der allerorts monierten Funk­tions- und Exeku­tionsprobleme spätmittelalter­licher Konfliktbehandlung versprachen sich die Zeitgenossen im Zusammenwirken der Verfahren. Drei Beispiele habe ich ausgeführt: Die mehrfach vereinbarte wechselseitige Beachtung der Sprüche von Hof- und Landgerichtsbarkeit, die stärkere Indienstnahme der landesherr­lichen und städtischen Gerichtsbarkeit sowie deren Amtleute innerhalb der Landfriedenseinungen sowie der Einbezug der westfä­lischen Freigerichte in die Landfriedenssorge im Bund vom 25. November 1371 weisen auf eine Interak­ tion der Verfahren hin. Mit der Begünstigung der Frei- und Femegerichtsbarkeit aber war den Stuhlherren und Richtern zugleich ein Rechtstitel an die Hand gegeben, der ausreichte, um eine kaiser­liche Herkunft – ähn­lich wie die kaiser­lichen

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Landgerichte im deutschen Südwesten – zu postulieren und fortan über Westfalen hinaus im Reich gericht­lich tätig zu werden. Als Wenzel im März 1387 den Landfrieden von 1371 aufhob, wurde zwar ein formaler Endpunkt in dieser Entwicklung gesetzt, revidierbar war sie jedoch nur langfristig. Im Zusammenhang mit dem Landfriedensschutz wechselten die typischerweise regional und ständisch-­gemischt beschworenen Einungen vom Modus der gegenseitigen Hilfe mit größeren Einheiten nach gemeinsamer Beratung hin zur Aufstellung einer kleineren ständigen Truppe unter Befehl eines besoldeten Hauptmanns. Verbesserungen innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren erwuchsen auch aus gesteigerter oder standardisierter Schrift­lichkeit. Besonders im hofgericht­lichen Verfahren verfestigten sich die Formulare von Gerichtsurkunden und -briefen zu einem überschaubaren Programm an Kanzleiprodukten. Ein Achtbuch wurde seit der Herrschaft Karls IV ., ein Ladungsverzeichnis unter Wenzel und ein Hofgerichtsregister schließ­lich seit Ruprecht geführt, die allesamt wohl nicht überliefert sind. Im Kern aber blieb es beim dinggenossenschaftlichen Verfahren mit Acht und Anleite, das in dem Moment unterbrochen werden konnte, in dem sich die Parteien auf eine anderweitige Einigung verständigt hatten. Gerichtsbücher als Bestandteil der sich im 14. Jahrhundert ohnehin ausbreitenden Quellengruppe des Verwaltungsschriftguts fanden gleichsam bei den kaiser­lichen Landgerichten rege Verwendung. Über das Wissen, wie ­solche Aufzeichnungen angelegt wurden, dürften in erster Linie Amtleute verfügt haben, die zumindest im Umfeld des Königtums zusehends Ämter in einer Hand vereinigten oder nacheinander mehrere Posten und Karrierestufen in den Regionen des Reiches oder am Hof durchliefen. Voraussetzung dafür war die auf Delegaten gestützte Form der Königsherrschaft.

5.  Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung Die Bewältigung eines Konfliktes auf dem Wege der bestehenden könig­lichen Verfahren hing im 14. Jahrhundert in der Regel von mehr als nur den Streitparteien und dem Reichsoberhaupt ab, da die meisten Handlungen von den Stellvertreter des Herrschers in seinem Namen oder dessen Mandataren vollzogen wurden. Im Zusammenwirken mit könig­lichen Amtsträgern innerhalb der Reichslandvogteien, im Rahmen der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit, am Königshof selbst und nicht zuletzt mit den landes- und stadtherr­lichen Herrschaftsträgern in den Landfriedens­ einungen artikulierte sich eine Vielfalt von kooperativer Streitbehandlung im Reich. Organisatorisches Fundament bildeten dabei die seit dem 13. Jahrhundert entstandenen Delega­tionsformen, derer sich der König immerfort bediente. Zeitgleich entstanden im Regnum Teutonicum kontinuier­lich Verwaltungs- und Herrschaftsmittel in den Händen der Landes- und Stadtherrschaften, die den Kreis potentieller könig­licher Koopera­tionspartner grundlegend veränderten. Als Adressaten der herrscher­lichen Delega­tion kamen kaum noch reichsfreie Ministerialen infrage, die ihrerseits sukzessive in die Untertanenverbände der großen und mittleren Herrschaftsträger inkorporiert wurden und damit von der Bühne des Reiches verschwanden. Übrig blieb eine heterogene, zahlmäßig kleinere Gruppe von geist­ lichen und welt­lichen Reichsfürsten und Reichsstädten, deren Nomenklatur die direkte Beziehung zum König – ihre Reichsunmittelbarkeit – widerspiegelte. Hier mischten sich tiefgreifende sozialhistorische Prozesse der Verdichtung von Landesund Stadtherrschaft mit dem Rangstreben und schließ­lich politisch-­dynastische Bemühungen um gegenseitige, vor allem auch ständische Abgrenzung. Diese Entwicklung war unumkehrbar und durch politische Einflussnahme des Reichsoberhauptes nicht steuerbar, vermut­lich besonders deshalb nicht, weil der König in seiner Rolle als Landesherr von diesen Wandlungen genauso erfasst war wie seine nichtkönig­lichen Reichsgetreuen. Der Begriff des „hegemonialen Königtums“, der von der Mediävistik hauptsäch­lich für die Zeit Karls IV. verwendet wird,619 unterstreicht diesen Rückbezug des Reichsoberhauptes auf seine eigene Hausmacht und sieht den Herrscher letztend­lich als Landesherrn im könig­lichen Amtskleid an. Ein rascher Verfall der Königsherrschaft ging damit allerdings nicht einher – der Herrscherhof wurde noch mehr zum Kulmina­ tionspunkt des Reiches und zur zentralen Anlaufstelle für alle an den König gerichteten Klagen und Bitten der Reichsuntertanen. Neu auszutarieren war aber das Verhältnis des Monarchen zu den Landesherren und reichsstädtischen Bürgerschaften innerhalb der kooperativen Konfliktbehandlung. Jetzt erreichten

619 Moraw, Verfassung, S. 240.

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die tradierten Delega­tionsformen vielfach ihre Existenzgrenze – die z­ wischen Königtum und den reichsunmittelbaren Herrschaftsträgern gemeinschaft­lich organisierten Verfahren zur Bewältigung von Konflikten reduzierten sich drastisch. Am Ende blieben den Petenten zuvorderst nur die Streitbehandlung durch den lokalen Herrschaftsträger oder die Verfahren am Hofe des Königs. Zum ersten Mal bereinigte sich damit das horizontale Nebeneinander von Konfliktbehandlungsverfahren in größerem Umfang und schuf aus sich selbst heraus die Voraussetzung für eine vertikal gegliederte Ordnung der Gerichtsbarkeiten, die s­ päter im 15. Jahrhundert allmäh­lich Gestalt anzunehmen begann.

5.1 Der Territorialisierungsprozess und seine Folgen für die königlichen Konfliktbehandlungsverfahren Die im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft Rudolfs durchgeführten Revindika­ tionen der staufischen Besitztitel im deutschen Südwesten war die letzte Maßnahme des Königs und der Großen des Reiches, die Reichsgüter in nennenswertem Umfang wiederzuerlangen. Die Verwaltung der Reichsgutkomplexe konnte das Reichsoberhaupt – vor allem die sogenannten kleinen Könige, die auf das Interregnum gefolgt waren – nicht mehr selbst übernehmen, so dass es sie könig­lichen Stellvertretern übertragen hatte. In ihrer weitgefassten Tätigkeit widmeten sich die Reichslandvögte und Richter kaiser­licher Landgerichte en passant der Behandlung streitiger Konflikte innerhalb der ihnen zugewiesenen Pflegschaften. Bereits diese Verwaltungsform kennzeichnete die relative Ferne des Reichsoberhauptes in den meisten Regionen des Reiches und dessen Rückzug auf die eigene Hausmacht.620 Letzteres war in einem Wahlkönigtum geradezu plausible Herrschaftspraxis, da nur die eigenen Allodialgüter und verbrieften Reichslehen auf dem dynastischen Weg einen beständigen Herrschaftsausbau erlaubten. Die Reichsgüter dagegen wechselten mit jedem neuen König auf dem Thron den Besitzer, sie waren weniger fest an den Herrscher gebunden und dienten deshalb wohl in der Tagespolitik als Verhandlungsmasse. Zugleich stellten sie die wichtigsten Einnahmetitel der Krone dar; sie taugten deshalb, die Kosten der Herrschaft durch Verpfändung oder gar vollständige Veräußerung solange zu tragen, wie der König noch über sie verfügen konnte. In der Forschung ist inzwischen unbestritten, dass im Laufe des 14. Jahrhunderts der direkte Zugriff auf die Reichsgüter dem Reichsoberhaupt weitgehend verloren ging und ihr Bestand stark dezimiert wurde.621 Begünstigte dieser Entwicklung waren die

620 Vgl. Hödl, Habsburg, S. 178. 621 Vgl. Schwind, Ordnung, S. 212 f.; Brunner, ­Kaiser, S. 222; Moraw, Verfassung, S. 245.

Der Territorialisierungsprozess

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landesherr­lichen und städtischen Herrschaftsträger, die entweder in personam als nominelle könig­liche Vertreter auf den Stellen der vormaligen Amtsträger folgten, oder die mittels könig­licher Privilegierungen Rechtstitel erlangten, um nunmehr eigene Dienstleute zu bestellen und die Besitzungen langfristig in die eigene Herrschaft zu integrieren. Zu ­diesem Herrschaftsausbau gehörte auch die Durchsetzung der lokalen Gerichtsbarkeit gegenüber dem landesherr­lichen Untertanenverband bzw. der städtischen Bürgerschaft – die dafür notwendigen G ­ erichtsstandsprivilegien verknappten auf lange Sicht die Einwirkungsmög­lichkeiten der übrigen könig­ lichen Konfliktbehandlungsverfahren. 5.1.1 Verpfändung der Reichslandvogteien Die Reichslandvögte, wie sie zum Beispiel in Schwaben, Franken, in der Wetterau und im Elsass seit dem 13. Jahrhundert etabliert worden waren, fungierten als lokale könig­liche Amtsträger und Pfleger der oft großräumig verstreuten Reichsgutkomplexe in den einzelnen Reichsteilen. Für den König lag in der Nutzung der Reichsgüter ein fiska­lischer Wert. Solche Einnahmetitel des Herrschers gereichten zum einen zur Besoldung des eingesetzten Reichslandvogts, zum anderen aber auch als finanzielles Fundament für alle übrigen Handlungen des Königs. Mit dem gleichzeitigen Anstieg der Herrschaftskosten im Laufe des Spätmittelalters nahm ihre rein fiska­lische Bedeutung sukzessive zu – immer mehr entsprachen die in der Vogtei zusammengefassten Besitzungen nur noch der Summe ihrer Einnahmen und folg­lich einem baren Geldwert.622 Allmäh­lich weitete sich die zunächst jahresweise vorgenommene Übertragung der Einnahmen über die Verschreibung künftiger Erhebungen bis hin zur vollständigen Verpfändung der Reichslandvogteien aus. Nutznießer dieser könig­lichen Politik zur Finanzierung der eigenen Herrschaft waren entweder lokal ansässige Herrschaftsträger, deren eigene Besitztitel mit denen der versprengten Reichsgüter durchmischt waren, oder fernab regierende Reichsfürsten, ­welchen der König einen Dienst, die Teilnahme an militärischen Aufgeboten oder schlichtweg die Kurstimme nachträg­lich zu vergüten hatte.

622 Werunsky, Geschichte, S. 28 – 30, hat die verschiedenen Reichslandvogteien in Schwaben auf Grundlage der städtischen Reichssteuern bewertet und für Oberschwaben etwas mehr als 3.500 Pfund Heller, für Augsburg fast 1.000 Pfund Heller und für Niederschwaben 4.850 Pfund Heller errechnet. Die könig­lichen Einnahmetitel in Ostfranken hat er mit 3.600 Pfund Heller angegeben. Diese Werte dürften realiter noch pessimistische Schätzungen sein, da vorrangig die Abgaben der großen Reichsstädte, nicht aber der zahlreichen kleineren Besitzungen berücksichtigt worden sind.

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Ernst Schubert hat in ­diesem Zusammenhang angenommen, dass das Reichsoberhaupt auf die Nutzung des Reichsgutes im Spätmittelalter verzichtet habe.623 Doch waren weniger bewusste politische Entscheidungen des Königs die Triebfeder dieser Entwicklung, sondern zwei historische Prozesse, die diese materiellen Fundamente der Königsherrschaft kontinuier­lich veränderten. In allen Regionen des Reiches waren größere wie kleinere Herrschaftsträger bemüht, ihren territorialen Besitzstand nach innen hin zu schließen oder nach außen zu erweitern und abzugrenzen. Dieser als Territorialisierung bekannte Prozess, der den Ausbau landesherr­ licher Verwaltungsformen mit einschloss, ließ frei­lich auch die Reichsgüter nicht unberührt und dezimierte die kleineren Reichslandvogteien im 14. Jahrhundert rasch. Pfandherrschaft über einen Besitzstand war dabei genauso organisiert wie die tatsäch­liche Landesherrschaft.624 Es stimmt die Beobachtung von Peter Moraw, dass am Beginn des 15. Jahrhunderts mit Oberschwaben, Niederschwaben, dem Elsass und der Wetterau ledig­lich noch die vier großen Reichslandvogteien als selbständige Rechtstitel in Erscheinung traten.625 Zweitens waren mit der Ausdehnung herrscher­licher Verwaltungsformen die Herrschaftsträger, übrigens König, Landesherren und städtische Räte zugleich, mit der Herausforderung sukzessive steigender Kosten ihrer Herrschaft konfrontiert. Maßnahmen der Erhöhung und Verstetigung von Einnahmetiteln konnte insbesondere das Reichsoberhaupt kaum verwirk­lichen, da die Lehnsverhältnisse, die keine direkten Erträge boten, den überwiegenden Teil seiner Beziehungen zu den Reichsgliedern bildeten. Größere finanzielle Aufwendungen waren daher nur durch Verpfändungen oder die Erhebung von Sonderabgaben – Letztere in der Regel mit Zustimmung der Großen des Reiches – zu bestreiten. Schlussend­lich bewirkte dieser Prozess bei den Zeitgenossen einen Perspektivwechsel, indem materieller Besitzstand vermehrt als finanzielle Ressource begriffen und dementsprechend behandelt wurde. Fassbar wurde dieser Wandel erstmals während der Herrschaft Ludwigs des Bayern. Nach dem Tod seines habsbur­gischen Widersachers Friedrich erlangte der König wiederum den Zugriff auf die niederschwäbischen Reichsgüter und setzte dort spätestens am 2. April 1330 Graf Ulrich von Württemberg zum Reichslandvogt ein.626 Auch wenn für das Reichsoberhaupt nicht absehbar war, wie erfolgreich der Württemberger seine Landesherrschaft im Laufe der Zeit noch ausbauen sollte, so 623 Vgl. Schubert, König, S. 201. 624 Vgl. Bender, Verpfändung, S. 52 f. 625 Vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 50. 626 Vgl. MGH Const. VI, Nr. 723; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 214; Angermeier, Bayern, S. 167, Anm. 1. Gleichzeitig übertrug der K ­ aiser dem Württemberger den Schutz der hiesigen Reichsstädte (vgl. z. B. UB Esslingen I, Nr. 591 und 597). Die Württemberger Grafen hatten die niederschwäbische Reichslandvogtei bis 1360, dann abermals

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war doch schon in ­diesem Moment mit dem Grafen einer der mächtigsten Herrschaftsträger in Schwaben mit einem Königsamt bedacht worden. Politisch mag diese Maßnahme vor allem gegen die habsbur­gischen Ambi­tionen im Bodenseeraum gerichtet gewesen sein und letztend­lich einen wittelsbachischen Parteigänger begünstigt haben. Im Elsass dagegen überwog das dynastische Moment, als Ludwig im Herbst des Jahres 1341 seinen Sohn, Herzog Stephan von Bayern mit dem Amt des Reichslandvogtes bestallte.627 Zwar war Ludwig bis hierin nur unwesent­lich von der könig­lichen Herrschaftspraxis des späten 13. Jahrhunderts abgewichen und hatte Amtsträger anhand ihrer politischen Treue bestimmt, jedoch sah er nicht mehr kleinere, ministeria­lische Herrschaftsträger für den Königsdienst vor. Verpfän­dungen nahm der Wittelsbacher zuerst im Speyergau vor, wo er am 28. Februar 1331 die Reichslandvogtei an die Pfalzgrafen Rudolf und Ruprecht gemeinsam mit der Stadt Weißenburg im Elsass für 1.000 Pfund Haller übertrug.628 Am 15. Oktober 1334 verpfändete der ­Kaiser die Reichsgüter in der Ortenau um 900 Mark Silber und 4.000 Pfund Haller an den Markgrafen Rudolf von Baden.629 Diese Praxis setzte sich unter Karl IV. nahtlos fort. Bereits im Jahr 1349 überließ Karl die Reichslandvogtei im Elsass den Pfalzgrafen bei Rhein als Pfand; diesen Status behielten die Reichsgüter im Elsass bis zum Ende des 14. Jahrhunderts unter wechselnden Pfandherren bei.630 In der Wetterau kam es nach dem Tod Ulrichs III. von Hanau zur Einsetzung des Erzbischofs Johann von

­zwischen 1371 und 1378 inne. Danach wurde sie ihrem oberschwäbischen Pendant zugeordnet (vgl. Hofacker, Landvogteien in Schwaben). 627 Vgl. RI VII,4, Nr. 189; Angermeier, Königtum, S. 163; Bock, Landfriedenseinungen, S. 349. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 227, datiert die Übernahme der Reichslandvogtei durch Herzog Stephan erst in das Jahr 1343. 628 Vgl. RI VII,2, Nr. 141. Karl IV. sicherte den Bürgern der Stadt Speyer am 24. Dezember 1347 zu, in ihrem Umland keinen Reichslandvogt mehr einzusetzen (vgl. RI VIII, Nr. 521), was zur dauerhaften Aufhebung ­dieses Königsamtes führte. 629 Vgl. RI VII,2, Nr. 202; Schubert, König, S. 197. 630 Vgl. RI VIII, Nr. 949, 1134 und 1147, und Bender, Verpfändung, S. 34 f. Ab 1357 kam sie an den Herzog Rudolf von Österreich, fünf Jahre ­später an die Nürnberger Burggrafen, 1371 dann wiederum an die Herzöge Albrecht und Leopold von Österreich. 1374 fand sich die elsäs­sische Reichslandvogtei in den Händen der bayerischen Wittelsbacher und erst 1377 im luxembur­gischen Besitz bei Wenzel von Luxemburg, ab 1388 schließ­lich bei Jobst von Mähren (vgl. Hilsch, Bořiwoj von Swinaře, S. 439 f.; Schubert, König, S. 200; Bock, Landfriedenseinungen, S. 366). Die pfandweise Übertragung der Reichslandvogtei an die Herzöge von Bayern hatte Karl zur Finanzierung des Kaufs der Mark Brandenburg vornehmen müssen (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 271). Die zollerischen Burggrafen von Nürnberg verfügten um 1367 sogar mit der elsäs­sischen und oberschwäbischen über gleich zwei Reichslandvogteien (vgl. HStA Stuttgart, B 59, U3).

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Mainz.631 Von einer Verpfändung muss sicher ab dem Jahr 1373 ausgegangen werden, als die Markgrafen von Meißen als Pfandnehmer der wetterauischen Reichsgüter erschienen.632 Im Umfeld der Königswahl Wenzels reifte der Plan, sie an den Erzbischof von Trier für seine Stimme zugunsten der luxembur­gischen Partei für nicht weniger als 20.000 fl. zu verpfänden – umgesetzt wurde ­dieses Vorhaben letztend­lich nie.633 Die Verpfändung der nieder- und oberschwäbischen Reichslandvogteien erfolgte erst während Wenzels Königtum, nachdem mit den Grafen von Württemberg und den Burggrafen von Nürnberg bereits aufstrebende Landesherren das Königsamt des Landvogts übernommen hatten. Theodor Straub hat als ersten Pfandnehmer den Herzog Friedrich von Bayern im Februar 1379 angenommen – noch im gleichen Monat sei aber Herzog Leopold von Österreich mit der Pfandschaft begünstigt worden.634 Damit waren zu Beginn der 1380er Jahre alle vier großen Reichslandvogteien als Einnahmetitel vom König an große Reichsfürsten gegeben worden. Von einem könig­ lichen Amtsträger, der die fränkischen Reichsgüter verwaltete, ist dagegen seit den 1360er Jahren nichts mehr überliefert – ein starkes Indiz dafür, dass hier eine Reichslandvogtei schon gar nicht mehr existierte.635 Obwohl König Ruprecht in Schwaben, in der Wetterau und im Elsass noch einmal königstreue Adlige nach dem Vorbild des späten 13. Jahrhunderts zu Reichslandvögten bestellte,636 konnte der wachsende 631 Vgl. Schwind, Ordnung, S. 224; Becker, Hanau, S. 23 f. 632 Vgl. Hess. UB II,3, Nr. 663; Schwind, Ordnung, S. 224. Dem Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä. wurde die Reichslandvogtei Wetterau 1378 verpfändet (vgl. Hess. UB II,4, Nr. 93). Im Jahre 1398 fungierten die Grafen von Katzenelnbogen als deren Pfandinhaber (vgl. Schwind, Landvogtei, S. 176). 633 Vgl. Schwind, Landvogtei, S. 164; Schwind, Ordnung, S. 224 f. 634 Vgl. Straub, Bayern, S. 212, im Sinne von HStA Stuttgart, B 23, B2. Vgl. ferner Gönner/Miller, Landvogtei, S. 684; Hofacker, Landvogteien in Schwaben; Hofacker, Reichslandvogteien, S. 276 f. – Letzterer beziffert den Wert der Pfandschaft mit 40.000 fl., von Reitzenstein, Reichs-­Landvogteien, S. 94, ledig­lich mit 13.200 fl. Fehlerhafte Zeitverhältnisse schildert Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 127, der die Wittelsbacher erst am 8. Februar 1382 und die Habsburger gar erst ab 1384 als Inhaber der Pfandschaft anführt. Auch Angermeier, Königtum, S. 276, verlegt die habsbur­gische Übernahme der Pfandschaft in das Jahr 1384. Sicher ist jedenfalls, dass im August 1384 Herzog Leopold zugunsten der Truchsessen von Waldburg eine Afterpfandschaft einrichtete (vgl. HStA Stuttgart, B 59, U13). Für das 15. Jahrhundert sind hinsicht­lich der Pfandschaft über die schwäbische Reichslandvogtei die Bestände HStA Stuttgart, B 23, C4 und B 60, Bü24 sowie die Urkunden B 59, U30, U38 und U74 zu konsultieren, in denen sich die Verschreibungen im Original oder abschrift­lich erhalten haben. 635 Vgl. Niese, Verwaltung, S. 322; Schubert, Franken, S. 874; Schubert, König, S. 192; Schroeder, Landgericht, S. 42; Hofacker, Landvogteien in Franken. 636 Eberhard von Hirschhorn, ein Bruder eines königlichen Rates, übernahm 1401 die Reichslandvogtei Schwaben (vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 297). Am 16. August 1402 bestimmte Ruprecht den Grafen Hugo von Werdenberg zum schwäbischen Reichslandvogt

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­ edeutungsverlust dieser Verwaltungsform nicht mehr revidiert werden. Letztmals B ist während des Königtums Sigismunds von dem wetterauischen Pendant zu hören, an deren Besitz die Mainzer Kirchenfürsten festhielten.637 Die beiden übrigen Reichslandvogteien blieben in kurpfälzischer oder habsbur­gisch-­vorländischer Verfügungsgewalt. Die kleinere Reichslandvogtei Augsburg übertrug Sigismund am 9. Oktober 1430 an die Herren von Pappenheim als Lehen 638 – bei der Regelung von Konflikten ist ­dieses Königsamt aber auch schon zuvor im 15. Jahrhundert nicht mehr nachweisbar. Welche Folgen hatten diese Verpfändungen der Reichslandvogteien für das an sie geknüpfte Verfahren delegierter könig­licher Konfliktbehandlung? Solange das Amt des Reichslandvogtes nicht vollends verschwand, waren die Zeitgenossen offenbar bestrebt, die Lösung aufkommender Streitigkeiten auch unterhalb eines bestehenden Pfandschaftsverhältnisses aufrecht zu erhalten. Bezüg­lich der Reichslandvogtei in der Wetterau beurkundete Karl IV. am 13. August 1378 gegenüber allen Reichsgetreuen, dass dem dort eingesetzten Pfalzgraf Ruprecht d. Ä. bei Rhein mit Rat der Fürsten die Vollmacht erteilt worden sei, einen Unterlandvogt oder wen er sonst beauftragen wolle, zu berufen, um alle Konflikte z­ wischen den Grafen, Herren, Dienstleuten, Mannen, Bürgern und Untertanen des Reiches zu behandeln. Dieser solle, so war weiter festgelegt, jeg­liche Zwistigkeiten im Namen des Kaisers verhören und güt­lich oder recht­lich entscheiden.639 Solche Unterlandvögte, die selbst wiederum gräf­lichen oder ritter­lichen Stand besaßen, etablierten sich daraufhin im 14. Jahrhundert in allen vier großen Reichslandvogteien.640 Alles in allem näherte sich diese Verwaltungsform der Subdelega­tion an das probate Verfahren des späten 13. Jahrhunderts an; umso weniger verwundert es, dass

(vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 2442; Loyo, Landfrieden, S. 14; Vosselmann, Politik, S. 59). In der Wetterau konnte König Ruprecht Hermann von Rodenstein als Reichslandvogt durchsetzen (vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 164 f.). Die elsäs­sische Reichslandvogtei übertrug der Wittelsbacher an Reinhard von Sickingen – ab dem 10. Mai 1408 nahm Ruprechts Sohn Ludwig die Tätigkeiten des Reichslandvogtes selbst wahr (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1872 bzw. Nr. 5319, und zudem Angermeier, Königtum, S. 325; Vosselmann, Politik, S. 59; Heinig, Reichsstädte, S. 155; Loyo, Landfrieden, S. 14). 637 Vgl. Niese, Verwaltung, S. 322; Demandt, Hessen, S. 464. Zwar setzte König Sigismund am 1. November 1414 mit dem Grafen Philipp von Nassau noch einmal einen anderen Herrschaftsträger zum Reichslandvogt in der Wetterau ein (vgl. RI XI, Nr. 1524), doch schon am 15. Januar 1417 bzw. dann endgültig am 10. August 1418 übernahm wieder der Erzbischof Johann von Mainz ­dieses Amt (vgl. RI XI, Nr. 2035 und 3412a). 638 Vgl. RI XI, Nr. 7836, und die Bekräftigung durch Friedrich III. Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 7749. 639 Vgl. URH, Bd. X, Nr. 501; Hess. UB II,4, Nr. 110. 640 Vgl. Niese, Verwaltung, S. 322, und z. B. für das Elsass Hilsch, Bořiwoj von Swinaře, S. 439 f.

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sie öfters im Zusammenhang mit der Klärung streitiger Konflikte nachweisbar sind.641 Verschwunden war aber in diesen Fällen die unmittelbare Beziehung des lokal tätigen Amtsträgers zum Reichsoberhaupt. Die Eingriffsmög­lichkeiten des Herrschers schmälerten sich drastisch. Die vordergründig auf könig­liche Mandate gestützte Konfliktbehandlung führte nun nicht selten zu einem reichsfürst­lichen Adressaten, den das Reichsoberhaupt nur ausnahmsweise in seiner Funk­tion als Reichslandvogt ansprach.642 Da prinzipiell jedes Reichsglied als Mandatar fungieren konnte, schränkte dieser Umstand die Funk­tionalität des Verfahrens nicht ein, minderte aber die direkte Kommunika­tion ­zwischen regionalem Delegaten und Herrscherhof. Infrage gestellt war darüber hinaus, wie durchlässig die Ebene der landesherr­lichen Pfandnehmer für die Streitsachen auf lange Sicht gesehen noch war. So gestattete ­Kaiser Sigismund dem Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein am 10. Juli 1437 im Rahmen seiner Tätigkeit als Reichslandvogt im Elsass, alle Lehnssachen an seiner Stelle direkt zu verhandeln.643 Zudem waren den Landesherrschaften nicht nur eigene Formen von Gerichtsbarkeit immanent, sie nutzten gleichsam den Willen der Parteien, einen Konflikt durch einen benachbarten Landesherrn zu lösen, und vereinbarten im Laufe des 15. Jahrhunderts in zunehmendem Maße (Erb-)Schirmverträge als Surrogate der landvogtei­lichen Tätigkeit.644 Bestandteil dieser Vereinbarungen war u. a. die Festlegung des Gerichtsstandes der noch existierenden Klein- und Kleinstherrschaften, wobei die könig­lichen zugunsten der landesherr­lichen Verfahren endgültig fortfielen.645 Seit der Mitte des 641

Vgl. z. B. URH, Bd. VII, Nr. 435; Bd. VIII, Nr. 222; Bd. X, Nr. 506; Bd. XIV, Nr. 117, 187 und 214; RI XI, Nr. 2279, 2308, 2357, 2436 und 2542. 642 Aus dem untersuchten Quellenbestand lassen sich aus der Zeit Karls IV. einige könig­liche Schreiben an den Reichslandvogt Herzog Rudolf von Österreich im Elsass (vgl. URH, Bd. VII, Nr. 303 und 359 f.), dessen Nachfolger, die Herzöge Albrecht und Leopold von Österreich (vgl. URH, Bd. X, Nr. 22) sowie deren Nachfolger, Herzog Wenzel von Luxemburg (vgl. URH, Bd. X, Nr. 470), an Erzbischof Balduin von Trier als den Reichslandvogt im Speyergau (vgl. URH, Bd. VI, Nr. 168) und schließ­lich an den in der Wetterau amtierenden Erzbischof von Mainz (vgl. URH, Bd. X, Nr. 37) nachweisen. König Wenzel verwies immerhin eine Streitsache an den Herzog Leopold von Österreich als Reichslandvogt in Schwaben (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 186). Während der Regierungszeit Sigismunds erscheint vor allem der Pfalzgraf Ludwig bei Rhein als elsäs­sischer Reichslandvogt öfters als Adressat könig­licher Schreiben (vgl. RI XI, Nr. 516, 748, 2308, 2357 und 2436) sowie dessen Nachfolger Pfalzgraf Stephan (vgl. RI XI, Nr. 10115). Die könig­lichen Begehren lagen dabei im bekannten Spektrum von Kommissionsbriefen, Schirmaufträgen oder der Bitte, einer Streitpartei zum Recht zu verhelfen. Die Anzahl der Briefe des Reichsoberhauptes an seine fürst­lichen Reichslandvögte ist im Vergleich zur Gesamtüberlieferung gering. 643 Vgl. RI XI, Nr. 11867. 644 Vgl. Hofacker, Reichslandvogteien, S. 286. 645 Vgl. Baumbach, Gerichtsbarkeit, S. 185.

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14. ­Jahrhunderts wurden mit den Verpfändungen der Reichsgutkomplexe und der zugehörigen Verwaltungsformen die an sie geknüpften Konfliktbehandlungsverfahren bis zum Ende des Mittelalters ihres unmittelbaren Bezuges zum Reichsoberhaupt entkleidet und die anfallenden Streitsachen mehr und mehr den eigenständigen Verfahren der Pfandinhaber zugeleitet. Für die mit der Pfandschaft versehenen Landesherren steigerten sich zum einen die auf dem Mandatsweg vom Herrscher überwiesenen Auseinandersetzungen, zum anderen aber auch die Klagen und Begehren der dort ansässigen Petenten, so dass ebenfalls ein Anstoß aus beiden Richtungen gegeben war, die landesherr­liche Gerichtsbarkeit und ihre Verfahren immerfort auszubauen. Aus der Sicht der Streitparteien dürften die beschriebenen historischen Prozesse allenfalls einen geringen Nachteil bedeutet haben, eben weil die Konfliktbehandlung weiterhin lokal vor Ort erfolgen konnte und Reichslandvogt sowie Unterlandvogt immerhin noch nominell im Auftrag des Königs agierten. Erst als im 15. Jahrhundert das Amt des Reichslandvogtes kaum mehr in Ausübung begriffen war, mussten sie mit ihren Klagen zu den lokalen Herrschaftsträgern mit den von ihnen entwickelten Verfahren ausweichen oder den fernen Königshof um ein Eingreifen ersuchen. Unter Friedrich III. waren es einzig noch die habsburgtreuen Truchsessen von Waldburg als Reichslandvögte in Schwaben, die das Reichsoberhaupt mit der Behandlung von Streitigkeiten, zumeist in Form eines Kommissionsbriefes, beauftragte.646 5.1.2 Territorialisierung kaiserlicher Landgerichtsbarkeit Die kaiser­lichen Landgerichte hatten als Substitute des Reichsoberhauptes Verfahren zur Konfliktbehandlung etabliert, die sie ihrer Ansicht nach im Namen des Kaisers verselbständigt ausübten. Forderer und Waldmann haben in ihren Arbeiten zu den kaiser­lichen Landgerichten im deutschen Südwesten vermutet, dass sie parallel zum sukzessiv betriebenen Ausbau der Landesherrschaften an Bedeutung eingebüßt hätten und letztend­lich ihre Gerichtstätigkeit ganz verschwunden sei.647 Durchaus in Übereinstimmung zur Schilderung des Schicksals der Reichslandvogteien im vorangegangen Kapitel wird der Fokus damit wieder auf die Territorialisierung gelegt, die für die Königsherrschaft allgemein und nicht zuletzt für die ihr inhärenten Konfliktbehandlungsverfahren fundamentale Folgen hatte. Die Territorialisierung 646 Vgl. HHStA Wien, RHR Antiq. 1, Konv. 3, Nr. 52 vom 14. Dezember 1487; RHR Antiq. 3, fol. 101 vom 1. Juli 1485; RHR Antiq. 4, fol. 7 – 8 vom 3. September 1472; RI XIII, H. 1, Nr. 21 vom 23. Juni 1444; H. 6, Nr. 1 vor dem 26. September 1440; H. 12, Nr. 244 vor dem 26. Juli 1443. 647 Vgl. Forderer, Landgerichte, S. 57; Waldmann, Von den Landgerichten, S. 14.

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als Entstehungsvorgang einer räum­lich verstandenen Herrschaft im Spätmittelalter, die auch die Ausbildung von Regierungs- und Verwaltungsformen über diesen Herrschaftsraum und den zugehörigen Untertanenverband einschloss, begreift sich hierbei überwiegend als landesherr­liches Streben um Besitztitel oder Privilegien. In dieser Art kann auch der bereits erläuterte Prozess der Dezimierung und Auflösung des Reichsgutes zugunsten der Landes- und Stadtherrschaften aufgefasst werden. Wenn aber von der Territorialisierung kaiser­licher Landgerichtsbarkeit die Rede ist, deren Grad an Institu­tionalisierung überwiegend im Unklaren bleibt, dann ist zu fragen, auf ­welche Weise eine originäre Form von könig­licher Gerichtsbarkeit ganz konkret in die Verfügungsgewalt anderer Herrschaftsträger geraten konnte. Schon Paul Wigand hat in einer erstmals 1825 erschienenen Studie zur Feme konstatiert, dass die Ausweitung der Landesherrschaft offenbar auf Kosten der noch vorhandenen Landgerichte erfolgt sei und letztere in landesherr­liche Gerichte verwandelt worden ­seien.648 Wie aber diese Metamorphose stattgefunden haben soll, legt er nicht dar. Die von Hubert Drüppel gegebene Antwort der Ablösung des Königsbanns durch die landesherr­liche Gerichtsleihe mag besonders für das 13. Jahrhundert Relevanz besitzen,649 erklärt jedoch kaum die weitere Entwicklung bis hin zum Ende der Epoche. Der Aufstieg von adligen, einst im Königsdienst bestallten Landrichtern zu mächtigen Landesherren kam frei­lich vor – dem entspricht beispielsweise der Werdegang des zollerisch-­burggräf­lichen Landgerichts in Nürnberg. Der Nürnberger Fall war jedoch weithin einzigartig. Allenfalls erreichten die Fürstenberger, die unter König Sigismund mit dem Landgericht in der Baar privilegiert wurden,650 landesherr­lichen und in der Frühen Neuzeit schließ­lich auch fürst­lichen Stand. Weitere Mög­lichkeiten boten den Herrschaftsträgern im 14. und 15. Jahrhundert unterschied­liche Privilegierungen, um ein kaiser­liches Landgericht stärker an sich zu binden, allen voran das Lehns- und Schirmverhältnis sowie auch die pfandweise Übernahme eines Gerichts. Zugriff auf ihre Gerichtstätigkeit ließ sich gleichfalls über das Gerichtspersonal gewinnen. Widerspiegeln kann diese neuen Abhängigkeiten ferner die Verlegung von Gerichtsstätten in die landesherr­lichen Herrschaftszentren. Am Beginn des 14. Jahrhunderts war es zuerst das Landgericht in Hirschberg, das nach dem Tod Graf Gebhards von Hirschberg an die bayerischen Herzöge gelangte, nachdem ein Schiedsspruch z­ wischen den Wittelsbachern und den Bischöfen von Eichstätt am 19. Oktober 1305 die Besitzverhältnisse in dieser Form

648 Vgl. Wigand, Fehmgericht, S. 119. 649 Vgl. Drüppel, Landgericht, Sp. 1661. 650 Vgl. Fürstenb. UB III, Nr. 167; RI XI, Nr. 6071 vom 19. Januar 1425; Leiber, Landgericht, S. 47.

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geregelt hatte.651 Fortan setzten die Herzöge der Münchner Linie die Landrichter ein.652 Das Graisbacher Gericht geriet spätestens 1342 unter bayerische Herrschaft, als ­Kaiser Ludwig die gleichnamige Grafschaft als erledigt betrachtete.653 König Ruprecht belehnte am 4. August 1401 die Markgrafen von Baden-­Hachberg mit dem Landgericht im Breisgau.654 Nach deren Aussterben fielen ihre Rechtstitel bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts an die badische Hauptlinie zurück. Diese drei Beispiele dokumentieren einen vollständigen und nahezu unumkehrbaren Übergang der Landgerichte in den Bestand landesherr­licher Rechts- und Besitztitel. Denn die lehnsweise Übertragung im Spätmittelalter konnte sogar beim Wechsel der Herrschaftsträger vom Reichsoberhaupt realiter nicht mehr beanstandet werden, solange die Erbfolge nicht gänz­lich ungeklärt war. Ähn­lich endgültig dürften Verkäufe gewirkt haben, wie sie für die Landgerichte Rankweil und Ulm von der Forschung behauptet worden sind.655 Finanzielle Beweggründe mögen – ganz in Übereinstimmung zu den Reichslandvogteien – hinter den Verpfändungen von kaiser­lichen Landgerichten gestanden haben. Prominentestes Beispiel war das Rothenburger Landgericht, dessen Schutz Karl IV. erstmals am 11. Dezember 1353 651 Hiernach sollte der Bischof von Eichstätt mit geriht und mit rehter vrtail alle Besitzungen aus dem Erbe des Hirschberger Grafen ouzgenomen unser graschaft, di uns ledich ist worden mit dem lantgeriht vnd mit allem dem reht, daz darzv gehort vnd swe­lichiv reht div graf­ schaft haben … (Mon. Witt. II, Nr. 222, und vgl. dazu Rosenthal, Geschichte, S. 100; Waldmann, Von den Landgerichten, S. 15). 652 Vgl. Hofacker, Hirschberg. 653 Vgl. Biber, Graisbach, S. 6; Rieder, Landgericht, S. 98: Die Grafschaft erschien dann auch in der Gütermasse der Landesteilungen von 1349 und 1392, wonach auch das Landgericht in den Rechts- und Besitztiteln der bayerischen Herzöge gebunden blieb. 654 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1319. 655 Feine, Landgerichte, S. 214, hat den Verkauf des Rankweiler Landgerichts an Herzog Leopold von Österreich in das Jahr 1365 datiert – Rusch, Gaugericht, S. 8, verortet diesen Vorgang auf den 22. Mai 1375. König­liche Privilegien konnten für beide Daten aus dem verfügbaren Quellenbestand nicht ermittelt werden. Unter Sigismund muss das Landgericht an die Grafen von Toggenburg gelangt sein, jedenfalls ist eine Königsurkunde vom 28. Januar 1418 erhalten, die den Grafen Friedrich zur Wiederaufrichtung des Rankweiler Gerichts berechtigte (vgl. RI XI, Nr. 2859). Eine Bestätigung liegt zudem für den 10. November 1433 vor (vgl. RI XI, Nr. 9800). Als 1436 die Toggenburger im Mannesstamm ausstarben, müssen mittelfristig die österreichischen Habsburger an das Gericht gelangt sein (vgl. dann RI XIII, H. 22, Nr. 64 vom 8. April 1365, und Nr. 88 vom 23. September 1465). In Ulm hatte nach der Ansicht von Jäger, Städtewesen, S. 259, der Bürgermeister Heinrich Besserer im Jahre 1403 durch einen Kaufvertrag den Stadelhof und damit auch die Gerichtsstätte des in den 1360er Jahren privilegierten Landgerichts erworben. Als dann 1414 mit dem Tod Besserers dieser Besitz an die Stadt kam, sei das Gericht rasch niedergegangen – vgl. dazu auch Feine, Landgerichte, S. 186 f., und Speidel, Hofgericht, S. 22.

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der Stadt auftrug.656 Im Herbst 1401 verpfändete nunmehr König Ruprecht der Reichsstadt das kaiser­liche Landgericht für 5.000 fl.657 Sicher ist ebenfalls, dass schon Wenzel eine Pfandschaft zugunsten des Landgrafen Johann d. Ä. von L ­ euchtenberg um 8.000 fl. ungarischer und böhmischer Währung beurkundet hatte.658 Eine pfandweise Übertragung ist gleichermaßen für das Landgericht im Thurgau nachweisbar, die Sigismund am 20. Oktober 1417 für die Bürgermeister und Räte der Stadt Konstanz unterfertigte.659 Nicht erwiesen ist, ob eine Lösung der Pfandschaft in d ­ iesem Fall noch einmal realisiert wurde – Friedrich III . konzedierte aber dem Ritter Berthold Vogt und Hermann Zebinger am 22. März 1456 einen solchen Akt.660 Die Pfandschaft über das kaiser­liche Landgericht auf der Leutkircher Heide erreichten die Habsburger.661 Hans Erich Feine hat das Verschwinden des kaiser­lichen Landgerichts im elsäs­sischen Ensisheim mit der Verpfändung ­dieses Raumes an das Herzogtum Burgund von 1469 bis 1474 begründet.662 Keine Auswirkungen auf die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit dürfte dagegen die Versetzung des Königshofs an die Stadtgemeinde Rottweil im Jahre 1348 durch Karl IV. gehabt haben,663 da das Landgericht und das Landrichteramt dann ab dem 4. November 1360 bis in die Frühe Neuzeit hinein im Besitz der Grafen von Sulz waren.664 Die 656 Vgl. RI VIII, Nr. 1675; URH, Bd. VI, Nr. 446; Urk. Rothenburg, Nr. 942. Dem folgte eine Rechtebestätigung zugunsten der Stadt durch den ­Kaiser am 2. Dezember 1355 und Wenzel am 19. Mai 1398 (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 992 und 2773). Ein weiterer kaiser­licher Schirmauftrag datiert auf den 13. Juli 1355 (vgl. RI VIII, Nr. 2178). Zuvor, am 14. Juli 1352 bereits, hatte der Luxemburger der Stadt eingeräumt, einen Richter in der Stadt und im Landgericht nach Belieben einzusetzen (vgl. RI VIII, Nr. 1500). 657 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1716 und 1790, mit unsicherer Datierung. Bis in das Jahr 1408 hatte die Stadt diese Pfandschaft offenbar ausgeweitet, da die Schuld gegenüber dem König mit 7.000 fl., 1409 schon mit 8.000 fl. angegeben war (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 5575 und 5776). Mit einiger Wahrscheinlichkeit irrig ist das Regest zur Bestätigung des Landgerichts zugunsten der Reichsstadt Rothenburg durch Friedrich III. am 4. April 1463, das nicht auf das Landgericht des Herzogtums Franken, sondern auf das Rothenburger Gericht bezogen sein müsste (vgl. RI XIII, H. 9, Nr. 181). 658 Vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 2068 vom 30. August 1387, und Nr. 2079 vom 18. Oktober 1387, sowie von Bezold, Verfassung, S. 74 f. 659 Vgl. RI XI, Nr. 2640; Feine, Landgerichte, S. 204; Feine, Territorialbildung, S. 281. 660 Vgl. Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 3490. 661 Vgl. Gut, Landgericht, S. 37; Hofacker, Landgerichte in Schwaben; Jänichen, Gericht, S. 224 – 229. 662 Vgl. Feine, Landgerichte, S. 206. 663 Vgl. Speidel, Hofgericht, S. 2: Die pfandweise Überlassung des Königshofes ging auf Rudolf von Habsburg zurück, der den Grafen Albrecht von Hohenberg begünstigte – 1330 bestätigte Ludwig der Bayer diese Regelung noch einmal. 664 Vgl. RI VIII, Nr. 3401, und die verschiedenen bestätigenden Privilegien Reg. Pfgf. II, Nr. 4412; RI XI, Nr. 6555, 9001, 9673 und 10460; RI XII, Nr. 203; Reg. chr.-dipl.

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­ erpfändung kaiser­licher Landgerichtsbarkeit durch das Reichsoberhaupt reichte V damit in der Regel ebenso aus, um langfristig seine Verfügung an die landesherr­ lichen oder städtischen Herrschaftsträger zu verlieren, da die knappen finanziellen Ressourcen nicht zur Auslösung dieser Pfandschaften genutzt wurden. So besaßen alle diese Formen der unmittelbaren Übertragung kaiser­licher Landgerichtsbarkeit durch den König mittelfristig bereits endgültigen Charakter. Ablesen ließ sich der Einfluss lokaler Herrschaftsträger auf das Landgericht am Grad ihrer Partizipa­tion bei der Bestellung des Gerichtspersonals und Urteilerkreises. In Rottweil, Bad Wimpfen, Nürnberg und Bamberg stellten die Stadtbürger für die Sitzungen des Landgerichts einen Teil der Urteiler – in Rottweil nahm der Stadtschreiber sogar das Amt des Gerichtsschreibers wahr.665 Am Landgericht des Herzogtums Franken, das die Bischöfe von Würzburg seit dem Hochmittelalter innehatten, fungierten die bischöf­lichen Ministerialen in dieser Funk­tion.666 Ganz generell war die Inkorpora­tion von Stadtbürgern in den Kreis der Urteiler eines kaiser­lichen Landgerichts förder­lich, da im Laufe des 14. Jahrhunderts die Zahl der Freien und Ritterbürtigen im römisch-­deutschen Reich merk­lich sank und in dessen Folge mit einer ausreichenden Besetzung der Urteilerbänke die Tätigkeit der Landgerichte vollends in Gefahr zu geraten drohte. Ursache d ­ ieses nur sozialhistorisch zu fassenden Prozesses dürfte abermals die voranschreitende Territoria­ lisierung gewesen sein, innerhalb deren mit Hilfe von Abhängigkeiten, die sich zum

Frid. III, Nr. 1143 und 6443; Kohler, Beiträge, S. 8 – 11. 665 Bereits im 14. Jahrhundert müssen neben ritter­lichen Urteilern immer wieder die Bürger der Stadt Rottweil auf der Urteilerbank des Hofgerichtes gesessen haben (vgl. Thudichum, Rottweil, S. 71). Auch die alte Hofgerichtsordnung aus den 1430er Jahren formulierte, dass die Bürger der Stadt Rottweil als Urteiler an den Gerichtssitzungen teilnehmen sollten: So sind driczehen man von dem rat zu Rotwil das ist der schulthais vnd die zwölff richter daselbs von deß hailigen richs wegen bewidempt von alter her, das die mit rittern, so die darkomend vnd on die ritter, so nit ritter da sind, vf dem hofgericht zu Rotwil vrtailspre­ chen vnd richter sin sollen (AHGO, T. 1, Art. 1, und vgl. ferner dazu Scheyhing, Landgericht, S. 86; Laufs, Rottweil, S. 27 f.; Feine, Landgerichte, S. 151 f.; Kohler, Beiträge, S. 54). Grube, Verfassung, S. 14 f., kommt sogar zu dem Befund, dass die Beteiligung der Bürger an der Hofgerichtstätigkeit das Rottweiler Gericht haben dezidiert reichsstädtisch erscheinen lassen, was womög­lich Streitsachen stadtbürger­licher Parteien aus dem deutschen Südwesten anzog. Der Stadt Bad Wimpfen räumte Ludwig der Bayer am 30. Mai 1315 schon ein, die Urteiler aus dem Rat der Stadt zu nehmen (vgl. Wiessner, Beziehungen, S. 14). Im frühen 14. Jahrhundert muss diese Praxis auch für Nürnberg angenommen werden – hier war es König Heinrich VII., der eine Beteiligung der Bürger vorsah (vgl. Spälter, Etappen, S. 585 f.). Für Bamberg können Bürger der Stadt erst seit dem Jahre 1503 im Urteilerkreis des Landgerichts belegt werden (vgl. Waldmann, Von den Landgerichten, S. 15). 666 Vgl. Merzbacher, Iudicium, S. 51.

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Beispiel auf Schirm-, Dienst- und Lehnsverhältnisse gründeten, Untertanenverbände gebildet und graduell ausgeweitet wurden. Nach der Auffassung von Otto Franklin waren die Rechtsentscheidungen des kaiser­lichen Landgerichts in Bad Wimpfen während der Zeit Ludwigs des Bayern in Zweifel gezogen worden, da das Gericht nicht mit Freien besetzt gewesen sei.667 Für fast alle kaiser­lichen Landgerichte haben sich könig­liche Privilegien erhalten, die den Inhabern der Landgerichtsbarkeit einräumten, anstatt der Ritter notfalls auch edle Knechte als Urteiler einzusetzen.668 Herzog Ludwig VII. von Bayern-­Ingolstadt verfügte aufgrund mangelnder Besetzung gar, die Landgerichte Hirschberg und Graisbach miteinander zu vereinigen.669 Betroffen von dieser Entwicklung waren frei­lich auch die Landrichterämter, aus denen der gräf­liche Stand überwiegend verschwand. Im Hegau räumte ­Friedrich III. im Jahre 1470 dem Herzog Sigmund von Österreich ein, das Landgericht mit ver­ nünfftigen taug­lichen erbern und unversprochen manne ob auch der nit ein frey sein wurde oder were nach seinem gut beduncken willen und gevallen als lanndtrichtern (zu) besetzen.670 König Ruprecht gestattete den Herzögen Stephan und Ludwig von Bayern in Graisbach, einen Ritter an Stelle eines Grafen als Landrichter zu bestimmen.671 Als Karl IV. in Zürich ein Landgericht aufzurichten beabsichtigte, billigte der ­Kaiser der Bürgerschaft zu, einen anderen als den von ihm gewünschten Rudolf von Aarburg zum Landrichter zu nehmen, falls diese den Aarburger für ungeeignet erachteten.672 Solche Vorbehaltsklauseln waren eher die Ausnahme, wohl weil die Mög­lichkeit der Subdelega­tion des Landrichteramtes ohnehin implizierte, dass der Inhaber des jeweiligen kaiser­lichen Landgerichts letztend­lich doch seinen Stellvertreter auf dem Richterstuhl selbst auswählte. Diese Organisa­tionsform

667 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 115. 668 Vgl. Feine, Landgerichte, S. 233. Hinsicht­lich der Königsakte vgl. Gabler, Landgerichte, S. 48, und Feine, Landgerichte, S. 216, für das Landgericht Oettingen durch König Wenzel; Jänichen, Hegau, S. 10, für das Landgericht im Hegau gleichsam durch den Luxemburger; Feine, Landgerichte, S. 203, für das Thurgauer Landgericht durch Wenzel; Feine, Landgerichte, S. 206, für das oberelsäs­sische Landgericht in Ensisheim durch König Ruprecht; Reg. Pfgf. II, Nr. 3486, und Rieder, Landgericht, S. 99, für das Graisbacher Landgericht ebenfalls durch den Wittelsbacher Herrscher; Reg. Pfgf. II, Nr. 1505, bzw. Nr. 1506, für die Landgerichte im Klettgau und in Stühlingen durch Ruprecht; RI XI, Nr. 5119, für das Würzburger Landgericht des Herzogtums Franken durch Sigismund; RI XIII, H. 26, Nr. 818, und Leiber, Landgericht, S. 203 f., für das fürstenber­gische Landgericht in der Baar durch Friedrich III. In Rottweil hat Feine, Landgerichte, S. 152, Anm. 1, im 15. Jahrhundert überhaupt keine ritter­lichen Urteiler mehr feststellen können. 669 Vgl. Hofacker, Graisbach: Ab 1420 war das Landgericht Graisbach wieder selbständig tätig. 670 HHStA Wien, RK Frid. 2, Konv. 5, fol. 22r. 671 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 3486 vom 13. Mai 1404. 672 Vgl. RI VIII, Nr. 3948; Thudichum, Rottweil, S. 67.

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war dabei schon allein deshalb notwendig, da die herrscher­lichen Besitzer der Landgerichtsbarkeit kaum alle Sitzungen persön­lich bestreiten konnten. Derselbe Modus hatte sich mit den Unterlandvögten in den Reichslandvogteien vollzogen. Einen entsprechenden Rechtstitel hatte Karl IV. den Burggrafen von Nürnberg schon am 15. Februar 1348 erteilt.673 Der Luxemburger privilegierte in dieser Art und Weise auch die Stadt Rothenburg am 14. Juli 1355, eine beliebige Person zum Stadt- und Landrichter zu nehmen.674 Diese Urkunde ist ferner ein Hinweis darauf, dass um die Mitte des 14. Jahrhunderts Stadt- und Landgericht gleich besetzt waren, und damit die Eigenständigkeit des kaiser­lichen Landgerichts in Auflösung begriffen war. Eine Stellvertretung war gleichsam den Hofrichtern am Rottweiler Gericht gestattet, die nach der Ansicht von Hermann Etzold zunächst noch an eine kaiser­liche Genehmigung geknüpft gewesen sei – nachweisbar war die Subdelega­tion erstmals im frühen 15. Jahrhundert.675 Landesherr­liche und städtische Herrschaftsträger vollbrachten somit im Laufe des Spätmittelalters eine personelle Durchdringung der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit, indem sie ihre Abhängigen als Landrichter, Subdelegaten, Gerichtsschreiber oder Urteiler einsetzten. Hierbei dürfte neben der Untertanenschaft vor allem das Dienstverhältnis eine wichtige Rolle gespielt haben, um dauerhaft eine Unselbständigkeit des eigent­lich könig­lich delegierten Konfliktbehandlungsverfahrens hervorzurufen. Am Landgericht in Hirschberg übernahmen jedenfalls die bayerischen Herzöge offenbar schon im 14. Jahrhundert die Besoldung der Landrichter.676 Gerade von der Landesgeschichte des deutschen Südwestens ließen sich zukünftig sicher­lich weitere Befunde beibringen, die das Verhältnis z­ wischen Landesherrn und Landgerichtsbarkeit auf personeller Ebene eingehender aufzulösen vermögen. Die Praxis, Gerichtsstätten der kaiser­lichen Landgerichte zu verlegen, indizierte schlussend­lich auch den Prozess, diese Gerichte in die Herrschafts- und Verwaltungsform der Landesherrschaft auf Dauer einzugliedern. Motiv, das Reichsoberhaupt 673 Vgl. RI VIII, Nr. 611. 674 Vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 915. Explizit erscheint ein von der Stadt als Richter angestellter Ritter am 22. August 1399, wobei strittig bleibt, ob sich dessen Tätigkeit auf den Vorsitz im Landgericht bezog (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 2860). Als der Landgraf Johann von Leuchtenberg das Landrichteramt in Rothenburg übernommen hatte, setzte der Landgraf den Ritter Marquart von Redwitz als Stellvertreter ein, der das Gericht an seiner statt im Falle der Abwesenheit halten sollte. Karl IV. bestätigte diese Form der Subdelega­tion am 3. Januar 1466 (vgl. Urk. Rothenburg, Nr. 1292). Im Nachgang d­ ieses Aktes wechselten sich Landgraf und Stellvertreter in unregelmäßigen Zeitintervallen ab (vgl. zur Tätigkeit des Landgerichts im Jahre 1366 z. B. Urk. Rothenburg, Nr. 1299, 1304 f., 1309, 1315 f. und 1318). 675 Vgl. Etzold, Hofgericht, S. 18; Kohler, Beiträge, S. 51 – 53; Reg. Pfgf. II, Nr. 1400 vom 13. August 1401. 676 Vgl. Müller, Landgericht, S. 239.

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um eine Urkunde anzugehen, die eine Verlegung eines Landgerichtes erlaubte, war das Bestreben der Landesherren, Gerichtssitzungen mög­lichst an Herrschafts- und Residenzorten abhalten zu können, zumal dort in der Regel weitere Herrschaftsressourcen, nicht zuletzt auch Verwaltungsformen unmittelbarer nutzbar waren.677 Sigismund und Friedrich III . gewährten s­olche Verlegungen beispielsweise für das oberelsäs­sische Landgericht und das Landgericht in der Baar;678 abschlägig beschied Friedrich aber das Ansinnen der Grafen von Württemberg im Jahre 1459, das Rottweiler Hofgericht der Reichsstadt zu entziehen und nach Stuttgart zu verlegen.679 Die besonders günstige Überlieferungssitua­tion für das kaiser­liche Landgericht der Burggrafen von Nürnberg ermög­licht es, den allmäh­lichen Wechsel der Gerichtsorte in extenso nachzuvollziehen. Abb. 3 veranschau­licht die Nutzung der einzelnen Gerichtsplätze im relativen Verhältnis zu allen Sitzungen des Landgerichts über normierte Zeitabschnitte von jeweils zehn Jahren innerhalb zweier Gerichtsperioden im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert. Abb. 3: Gerichtsplätze des kaiser­lichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg. 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%

1366  – 1375

Nürnberg, Gostenhof

1376  – 1385

1386  – 1395

Fürth

1440 –1 449

1450 – 1459

Cadolzburg, Ansbach, Schwabach

677 Kudorfer, Oettingen, S. 168, hat für die Grafen von Oettingen ermittelt, dass das im frühen 15. Jahrhundert entstandene landesherr­liche Hofgericht gerade an den typischen Residenzplätzen der Grafen zusammengetreten sei. 678 Vgl. RI XI, Nr. 7297 vom 27. Mai 1429, zugunsten der Herzöge von Österreich, das Landgericht von seinem Gerichtsort in der Nähe Ensisheims in die Stadt zu verlegen, bzw. RI XIII, H. 26, Nr. 818 vom 26. Juli 1493, zugunsten der Grafen von Fürstenberg, ihr Landgericht an geeigneten Plätzen abzuhalten. 679 Vgl. Speidel, Hofgericht, S. 27.

Der Territorialisierungsprozess

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Die aus den regelmäßig geführten Achtbüchern ermittelten Zahlenwerte zeigen die Verlagerung der Tätigkeit des Landgerichts von den tradierten Orten auf der Burggrafenburg und in St. Egidien in Nürnberg, in Gostenhof nahe der Stadt hin zu den Herrschaftszentren der fränkischen Hohenzollern: Schwabach, Ansbach sowie die Cadolzburg lagen allesamt innerhalb der zollerischen Besitzungen. Die häufigen Auseinandersetzungen z­ wischen den Burggrafen und der Bürgergemeinde dürften die Gerichtstätigkeit an den innerstädtischen Dingstätten blockiert haben. Einer Verlegung hatte erstmals Karl IV. am 6. April 1349 zugestimmt, als er dem Landrichter Friedrich von Heideck einräumte, auf der Cadolzburg zu Gericht zu sitzen.680 Etwaige Einsprüche des Nürnberger Rates gegen die Verlegung, wie sie 1431 gegenüber Sigismund vorgetragen wurden,681 konnten keine Umkehrung der Rechtswirk­lichkeit mehr bewirken. Mit der Verlegung vergrößerte sich näm­lich im Gleichklang auch die räum­liche Reichweite des Landgerichts, da seine Sitzungen nicht mehr nur für Streitparteien aus dem nahen Umland der Reichsstadt Nürnberg ein Angebot lokaler Konfliktbehandlung boten, sondern nun der gesamte zollerische Herrschaftsraum in Franken von seinen Gerichtsplätzen durchsetzt war. Ob sich die kaiser­lichen Landgerichte durch den Territorialisierungsprozess in letzter Konsequenz auflösten und die landesherr­lichen Gerichte an ihre Stelle traten oder sie vielmehr selbst zum landesherr­lichen Gericht umgewandelt wurden, kann noch nicht abschließend, wohl aber mit starker Neigung zu Ersterem beantwortet werden. So kommt Klaus-­Peter Schroeder für das Wimpfener Gericht zu dem Resultat, dass der im 15. Jahrhundert dort nachweisbare Oberhof mit dem Stadtgericht übereingestimmt habe und die Quellen zum Landgericht bereits ein halbes Jahrhundert davor versiegt s­ eien.682 In Rothenburg lassen die Gerichtsbücher den Schluss zu, Stadt- und Landgericht hätten über weite Strecken des 14. Jahrhunderts nebeneinander existiert, da wohl ein einziger Schreiber alle Gerichtshandlungen in ein und demselben Buch notierte.683 Im Bamberg sei, so die Annahme Otto 680 Vgl. Mon. Zoll. III, Nr. 221; Pfeiffer, Voraussetzungen, S. 122; Rieder, Landgericht, S. 77. Unerläss­lich ist bei allen diesen Überlegungen die Vorstellung einer nicht an einen Ort gebundenen Gerichtshegung. Thudichum, Rottweil, S. 64, irrt dementsprechend, wenn er konstatiert, dass im Jahr 1456 das Nürnberger Landgericht nach Cadolzburg, dann nach Neustadt an der Aisch und von da aus nach Ansbach verlegt worden sei. 681 Am 23. September 1431 entschied das Reichsoberhaupt auf Bitten der Stadt zwar, dass nur die Landgerichtsurteile der Dingstätten in Nürnberg, Gostenhof, Fürth und der Regnitzbrücke bei Stein gültig ­seien (vgl. RI XI, Nr. 8864), darauf reagierten die inzwischen zu Markgrafen aufgestiegenen zollerischen Burggrafen jedoch nicht (vgl. Rieder, Landgericht, S. 79). 682 Vgl. Schroeder, Landgericht, S. 45 f. 683 Vgl. das Gerichtsbuch StadtA Rothenburg, B 296, das für den Zeitraum von 1330 bis 1370 Gerichtsakte des Rothenburger Stadt- und Landgerichts gleichermaßen beinhaltete.

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Rieders, unter Bischof Friedrich III. in den 1420er Jahren ein eigenständiges Saalgericht entstanden, das die landgericht­liche Dingstätte ob dem Roppach abgelöst und ­später als landesherr­liches Hofgericht fungiert habe.684 Indem sich die kaiser­ lichen Landgerichte personell und räum­lich der landesherr­lichen und städtischen Herrschaft ang­lichen, diese Herrschaftsträger zugleich seit dem 13. Jahrhundert eine eigene Gerichtsbarkeit mit Verfahren zur Konfliktbehandlung ausgeformt hatten, wurden sie womög­lich obsolet und büßten ihre Existenz überwiegend ein. Ganz linear verlief dieser historische Prozess aber kaum. Denn bei allen kaiser­ lichen Landgerichten tritt der paradox erscheinende Umstand hinzu, dass der Ausdruck ihrer kaiser­lichen Herkunft oder Zugehörigkeit als Charakteristikum zeitgleich mit der Zunahme landesherr­lichen Einflusses immer mehr hervortrat. Den Zeitgenossen ging es hierbei nicht bloß um einen Übergang der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit vom Reichsoberhaupt auf einen Landesherrn, sondern auch darum, die der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit innewohnenden ranghöheren Rechtstitel als eigene Vorrechte zu persistieren. Sie wiederum könnten – wenn vielleicht auch noch nicht im 14. Jahrhundert –, wie Katrin Bourrée für Nürnberg vor kurzem herausgearbeitet hat, Teil einer fürst­lichen „Herrschaftskonzep­ tion“ gewesen sein.685 Im 15. Jahrhundert schließ­lich konnte die Landesherrschaft vollends als eigenständige Herrschaftsform neben der Königsherrschaft begriffen werden. Folg­lich wurde die landesherr­liche Gerichtsbarkeit verg­lichen mit der könig­lich-­delegierten Gerichtsbarkeit nicht mehr nur als etwas Anderes, sondern als etwas prinzipiell Selbstbestimmtes betrachtbar. 5.1.3 Exemtionen von den Verfahren königlicher Konfliktbehandlung Mit der Ausformung landesherr­licher und städtischer Gerichtsbarkeit hatte sich für die Reichsglieder und ihre Untertanen das Spektrum an Verfahren, ihre streitigen Konflikte einer verrecht­lichten Lösung zuzuführen, noch einmal deut­ lich erweitert, so dass sich für die Zeitgenossen die Fragen nach der gericht­ lichen Zuständigkeit nun noch drängender stellten. Mehr noch bedrohten die unsiche­ren Zuständigkeitsregeln die Durchführung einzelner Konfliktbehandlungsverfahren, zum Beispiel weil eine Streitsache zugleich innerhalb mehrerer Verfahren von den Parteien forciert wurde oder die Klärung der Zuständigkeit die eigent­liche Sachfrage verdrängte und deren Regelung aufschob. Insgesamt ist der nüchterne Befund von Peter Oestmann, dass jede Person im Reich stets mehr als

684 Vgl. Rieder, Landgericht, S. 44 und 65 – 67. 685 Bourrée, Bedeutung, S. 266 und 271.

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einer Gerichtsbarkeit unterworfen gewesen sei, zu bekräftigen.686 Dieser Umstand muss den Herrschaftsträgern frühzeitig augenfällig geworden sein, da sich auf dem Wege der Privilegierung durch den König seit dem späten 12. Jahrhundert die Chance bot, den Gerichtsstand des eigenen Untertanenverbandes zumindest nominell festzulegen. Als spezifische Quellengattung haben sich besonders aus dem 14. und 15. Jahrhundert die sogenannten Gerichtsstandsprivilegien erhalten, die Friedrich Battenberg bis in das Jahr 1451 systematisch gesammelt, regestiert und besprochen hat.687 Darüber hinaus sind bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts keine Belege erhalten, ­welche die Anstrengungen des Königs oder der Großen des Reiches dokumentieren, allgemeine Zuständigkeitsregeln für das römisch-­deutsche Reich schrift­lich zu fixieren, obwohl sich bis dahin durchaus feste Rechtsgewohnheiten ausgebildet hatten. Die den privilegia de non evocando zugrundeliegende Rechtsvorstellung sah nun vor, die Untertanen einer Herrschaft auf die Nutzung der herrscher­lichen Gerichtsbarkeit zu begrenzen, was mit der zunehmenden Terri­ torialisierung einem räum­lichen Konzept gericht­licher Zuständigkeit entsprach. Dieser Ansatz war dabei nicht gänz­lich neuartig, sondern findet sich bereits im 686 Vgl. Oestmann, Rechtsverweigerung, S. 83. Die Frage der Zuständigkeiten sei, so Oestmann, Wege, S. 90, ein „Grundproblem“ der Zeit gewesen. 687 Vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, in zwei Teilbänden mit nicht weniger als 1525 Regesten zu den Gerichtsstandsprivilegien aller Reichsglieder des römisch-­deutschen Reiches z­ wischen 1129 und 1451. Die von Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, S. 33, für die einzelnen Königtümer ermittelte Anzahl belegt die Bedeutungszunahme dieser Quellengattung im 14. Jahrhundert. Während vor 1273 gerade einmal 53 Gerichtsstandsprivilegien aufgefunden worden sind, steigerte sich deren Zahl für die vergleichsweise ­kurzen Königtümer auf immerhin 79 bei Rudolf von Habsburg, auf 35 für Adolf von Nassau, auf 48 für Albrecht I. und mit 46 fast ebenso viele für Heinrich VII. Ludwig der Bayer beurkundete dann mindestens 178 solcher Privilegien, Karl IV. gar 366, deren Wortlaut sich überdies immer weiter konkretisierte und die Exem­tionen detaillierter fasste. Für Wenzel hat Battenberg 192, für Ruprecht 118, für Sigismund dann schon wieder 277 Urkunden gesammelt. Nach der k­ urzen Herrschaft Albrechts II. mit gerade einmal sieben Privilegien dieser Art, finden sich für Friedrich III. bis zum Jahr 1451 wiederum 121. Der Verfasser unterscheidet dabei sechs Typen von Quellen, die er unter dem Begriff der Gerichtsstandsprivilegien subsummiert: die Befreiungen von Ladungen an fremde Gerichte, von der Verpflichtung zur Verantwortung vor fremden Gerichten, von der Evoka­tion an fremde Gerichte, von fremden Acht- und Urteilssprüchen, von den Auswirkungen der Achtsprüche gegenüber Dritten und schließ­lich der Beschränkung der Vollstreckungsmög­lichkeiten (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, S. 17 – 21). Insgesamt muss die Battenberg’sche Regestensammlung für den Quellentypus der Gerichtsstandsprivilegien als repräsentativ und reich­lich vollständig für den spätmittelalter­lichen Gesamtbestand dieser Urkunden betrachtet werden – Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, S. 46, rechnet mit allenfalls kleineren Ergänzungen aus den nicht untersuchten archiva­lischen Beständen.

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Dekretalenrecht, wonach in geist­lichen Sachen der Wohnsitz der Parteien das zuständige Diözesangericht bestimmte.688 Indem das Reichsoberhaupt einem Reichsglied ein solches Exemtionsprivileg ausstellte, begünstigte es also diesen Herrschaftsträger, die Gerichtsbarkeit über seine Untertanen mittels der eigenen Verfahren auszuüben. Ob darin geradezu selbstredend auch der Verzicht des Königs auf die Anwendung seiner könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren zu erkennen ist, ist bisher unterschied­lich beurteilt worden. Obwohl ein substantieller Anteil der Exemtionsprivilegien explizit formu­ lierte, Klagen aus den begünstigten Landes- bzw. Stadtherrschaften nicht mehr unmittelbar beim könig­lichen Hofgericht vorzubringen, bleibt die Bemerkung Otto Franklins bestehen, dass die Exem­tionen keineswegs durchweg auf die könig­ liche Hofgerichtsbarkeit bezogen gewesen s­eien.689 Zudem war an diese Rechtsvorschrift stereotypisch der Vorbehalt geknüpft, im Falle der Rechtsverweigerung den Streit ausdrück­lich der Hofgerichtsbarkeit des Königs zuzuweisen,690 wodurch könig­liche und lokalherrscher­liche Verfahren nicht einander ausschlossen, sondern in Beziehung zueinander traten. Nach der Ansicht von Friedrich Battenberg spiegelten die privilegia de non evocando einen Interessensausgleich wider, wonach der mittelalter­liche König einverstanden gewesen sei, Konflikte der lokalen Gerichtsbarkeit zuzuweisen, da er ohnehin nicht allerorts seine Gerichtsbarkeit wahrnehmen konnte.691 Wenn dabei auch ergänzt werden müsste, dass wie üb­lich weniger der König als vielmehr die Petenten an einem Privileg Interesse gehabt haben dürften, so erscheint die dualistische Sichtweise von einem Ringen der Herrschaftsträger mit dem Reichsoberhaupt um die Behandlung der aufkommenden Auseinandersetzungen nicht mehr haltbar. Wird weiter nach der Inten­tion der Herrschaftsträger gefragt, den König um die Unterfertigung eines Exemtionsprivilegs zu bitten, dann kommt im Wesent­lichen der Versuch in Betracht, die eigene landesherr­liche und städtische Gerichtsbarkeit zu stärken. Vor allem die schon frühzeitig im 13. Jahrhundert gewährten Rechtstitel konnten kaum auf eine Abwehr der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit gezielt haben, war diese doch zu ­diesem Zeitpunkt gerade nicht durch eine beständige

688 Vgl. Plöchl, Kirchenrecht, S. 310. 689 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 13 f. 690 Vgl. Molitor, Reichsreformbestrebungen, S.  14. Thudichum, Rottweil, S.  77, Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 42 – 46, und Oestmann, Rechtsverweigerung, S. 75 – 78, können überzeugend darlegen, dass mittels der Rechtsverweigerungsbeschwerde in et­lichen Fällen eine Streitsache von den Parteien erfolgreich an den könig­lichen Hof verlagert werden konnte – insgesamt blieb die Gesamtzahl solcher Konflikte aber überschaubar (vgl. Oestmann, Rechtsverweigerung, S. 140). 691 Vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, S. 9.

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und reichsübergreifende Tätigkeit gekennzeichnet. Dagegen bedurften die noch jungen Formen lokaler Gerichtsbarkeit zunächst einmal überhaupt einer Rechtsgrundlage, um innerhalb eines Rechtsraums – gegenüber Untertanen und Bürgern – wirksam zu werden.692 Aus d ­ iesem Grund muss den Gerichtsstandsprivilegien ein deut­lich elementarerer Wert für den Ausbau der Landes- und Stadtherrschaft zugesprochen werden. Deshalb verwundert es auch nicht, dass in der Goldenen Bulle von 1356 alle Kurfürsten pauschal und im Privilegium maius von 1358/59 auch die österreichischen Herzöge über ein Evoka­tionsprivileg verfügten.693 Zurückzuweisen ist außerdem das aus der Perspektive der Streitparteien vorgebrachte Argument, die Gerichtsstandsprivilegien s­eien zur Minderung der Kosten und des Zeitaufwands der Prozesse entstanden.694 Zusammengefasst überwog in den normativ zu begreifenden Zuständigkeitsregeln somit ursäch­lich die konkrete Zuweisung von Streitsachen den ex negativo formulierten Anteil derselben Bestimmung, diese Konflikte einem anderen Verfahren nicht zur Lösung zu überlassen. Zu d­ iesem Ergebnis kommt überdies auch Friedrich Battenberg hinsicht­lich der könig­lichen

692 Lechner, Reichshofgericht, S. 63, sieht vorrangig den Wegfall der könig­lichen Bannleihe, der im 13. Jahrhundert als abgeschlossen betrachtet werden müsse, als Ausgangspunkt, die Gerichtsbarkeit der Landesherren recht­lich nunmehr auf den Evoka­tionsprivilegien abzustützen. Nicht zu bestreiten ist dabei die Bemerkung von Laufs, Gerichtsbarkeiten, S. 159, dass die Entwicklung der Landesherrschaft weniger auf Kosten der Krone und ihrer Rechte stattgefunden, sondern eher ein „Wachstum in [den] freien Raum hinein“ vollzogen habe, und folg­lich die Gerichtsstandsprivilegien notwendig für die, aber nicht Ausgangspunkt der landesherr­lichen Gerichtsbarkeit gewesen s­eien. Ähn­lich liest sich Näf, Frühformen, S. 238. In den Kontext der Emanzipa­tion der Stadtherrschaften stellt zudem Heinig, Reichsstädte, S. 306, die privilegia de non evocando. Die im 13. und ­frühen 14. Jahrhundert zugunsten der Städte ausgestellten Gerichtsstandsprivilegien mögen schließ­lich bis zu einem gewissen Grade auch im Zusammenhang mit der zeittypischen Delega­tion könig­licher Gerichtsbarkeit gestanden haben. Beispielsweise bestimmte ein von König Adolf am 21. Dezember 1297 für die Stadt Freiburg im Breisgau unterfertigtes Privileg nicht nur, dass alle Bürger nicht außerhalb der Stadt zu Gericht stehen müssen, sondern stattdessen sein Stellvertreter, der Edle Heinrich von Geroldseck, diese Konflikte in der Stadt behandeln solle. Genannt wird zudem eine Auseinandersetzung z­ wischen Heinrich dem Langen und et­lichen Bürgern der Stadt, die innerhalb der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit entschieden werden sollte und womög­lich den Anlass für die Ausstellung der Urkunde bot (vgl. RI VI,2, Nr. 935). 693 Vgl. Wolf, Goldene Bulle, S. 2, bzw. Hellbling, Verfassungsgeschichte, S. 50 f. Richtig ist die Anmerkung von Eisenhardt, Rechtswirkungen, S. 76, wonach der böhmische König genauso wie die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier vor den Beschlussfassungen der Hoftage in Nürnberg und Metz im Jahre 1356 über ein privilegium de non evocando bereits verfügten, der Text der Goldenen Bulle diesen Rechtszustand nur bekräftigte. Ähn­lich erklärt es Lechner, Reichshofgericht, S. 64. 694 Vgl. Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 112.

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Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

Hofgerichtsbarkeit.695 In der Rechtspraxis dienten die Gerichtsstandsprivilegien ausschließ­lich zu letzterem Zweck, indem die Herrschaftsträger unter Verweis auf ihre Freiheit einen Prozess von einem auswärtigen Gericht abfordern und der eigenen Jurisdik­tion zuleiten konnten. Im Detail hatte ein Herrschaftsträger im Falle einer Vorladung, eines Prozesses oder eines Urteilsspruches gegen einen seiner Untertanen ein Schreiben an den Inhaber der jeweiligen Gerichtsbarkeit zu übersenden und darin unter Verweis auf sein privilegium de non evocando die weitere Streitbehandlung durch das fremde Gericht abzulehnen. In d­ iesem Abforderungsschreiben war in der Regel zu erläutern, in welchem Verhältnis Streitpartei und Privilegierter zueinander standen, um die Anwendung des Exemtionsprivilegs zu begründen. So begehrte Pfalzgraf Friedrich bei Rhein vom Rottweiler Hofgericht einen Prozess gegen den Schultheißen der Stadt Frankfurt zu beenden, da der Beklagte unser mann und diener ist und uns und unserm furstenthum der pfalzgraveschafft by Ryne zuversprochen und zuverantworten steet und weil nu wir uns unser furstenthume der pfalzgraveschafft by Ryne von dem heiligen Romischen Riche gefryet sin.696 Das Gerichtsstandsprivileg war dabei im Original oder als Vidimus vorzuweisen. Zudem beinhaltete die Abforderung zumeist eine Erklärung, dass zuvor keine Rechtsverweigerung stattgefunden hatte, und die Zusicherung, zukünftig die Auseinandersetzung bis zu einem bestimmten Termin durch den Privilegierten zu behandeln. Dieses Prozedere erfolgte stets in Bezug zum konkreten Einzelfall und war folg­lich immerfort zu wiederholen, sobald ein Konflikt aus dem Untertanenverband einer Herrschaft an das Gericht einer anderen gelangt war. Initiator einer Abforderung dürfte keineswegs der Herrschaftsträger selbst gewesen sein, obwohl einzig ihm das Exemtionsprivileg zustand und demnach nur in seinem Namen auf d ­ ieses Recht rekurriert werden konnte – zunächst einmal musste ihn jedoch eine der Streitparteien in Kenntnis setzen und sich erfolgreich um sein Insistieren bemühen.697 Im Laufe des Spätmittelalters mit zunehmender Häufung der Fälle dürften die landesherr­lichen und städtischen Kanzleien über feste Formulare für die Abforderungsschreiben verfügt und s­ olche Ansinnen aufwandsarm gegen Bezahlung einer Kanzleitaxe vollzogen haben. Der von Friedrich Battenberg zusammengestellte Quellenbestand an Gerichtsstandsprivilegien lässt sich nach den Konfliktbehandlungsverfahren kategorisieren, die im Fokus dieser Arbeit stehen. Von w ­ elchen Verfahren die Herrschaftsträger eximiert waren, war in zahlreichen Exemtionsprivilegien konkret formuliert. Abb. 4 gibt den Anteil der Exem­tionen von könig­lichen Verfahren in der Battenberg’schen

695 Vgl. Battenberg, Reichshofgericht, 1990, Sp. 623. 696 HStA Stuttgart, C 1, Nr. 665 vom 28. Juni 1455. 697 Vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, S. 9.

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Der Territorialisierungsprozess

Regestensammlung für größer gefasste Zeitintervalle bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts wieder – insgesamt entspricht das 622 verschiedenen Gerichtsstandsprivilegien. Bestätigungen bereits beurkundeter Exemtionen wurden nach den Angaben bei Battenberg von den Privilegierungen separiert. Abb. 4: Erteilung von Exem­tionen von den einzelnen Verfahren könig­licher Gerichtsbarkeit. 160 140 120 100 80 60 40 20 0 1275 –1300

1301–1325

Hofgerichtsbarkeit

1326 –1350

1351–1375

Hof- und Landgerichtsbarkeit

1376 –1400

1401–1425

auswärtige Landgerichte

1426 –1450

Bestätigungen

Erreichen konnten die Herrschaftsträger gemäß den ermittelten Werten vorrangig eine Befreiung ihrer Untertanen von der könig­lichen Hof- und kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit. Erst in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts trat ein Zustand der Saturiertheit ein. Waren in den Privilegien spezielle kaiser­liche Landgerichte angegeben, dann dominierten die Exem­tionen vom Rottweiler und Nürnberger Gericht. Privilegien, die ausdrück­lich auf die westfä­lischen Freigerichte bzw. die Feme zielten, waren die Ausnahme.698 Drastisch zugenommen haben die Exem­tionen von kaiser­lichen Landgerichten seit den 1330er und 1340er Jahren, retardiert also zum 698 Vgl. Hanisch, Anmerkungen, S. 259, und die zugehörigen Privilegien bei Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 442, 531a, 797, 1169 f., 1512 und 1525, zugunsten Sondersiechen auf dem Gasteig zu München (1342), der Juden als könig­liche Kammerknechte in Mandatsform (1349), der Stadt Friedberg in Form eines könig­lichen Mandats (1374), der Stadt Köln (1415), des Erzbischofs von Mainz (1447), der Stadt Straßburg (1451). Tatsäch­lich unternahmen die Reichsglieder aber offenbar doch den Versuch, mit Hilfe ihrer Exemtionsprivilegien Streitsachen von den westfä­lischen Gerichten abzufordern, auch wenn diese nicht explizit genannt waren. Der Rat der Stadt Mühlhausen versuchte so beispielsweise, eine Ladung vor das westfä­lische Landfriedensgericht zu Northeim zurückzuweisen, indem der Rat auf eine Exem­tion von der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit und allen anderen welt­lichen Gerichten verwies (vgl. URH, Bd. XI, Nr. 216 f. vom 27. und 29. November 1383).

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Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

Aufkommen ­dieses Verfahrens seit dem späten 13. Jahrhundert.699 Anlass mögen deshalb präjudizielle Konflikte gewesen sein, infolgedessen ein Herrschaftsträger sich beim Reichsoberhaupt um ein Gerichtsstandsprivileg bemühte – darauf weisen überdies zwei Hofgerichtsurteile aus dem frühen 14. Jahrhundert hin, deren Hinter­ grund ein konkreter Streitfall gewesen sein muss. So entschied König Albrecht I. auf eine Urteilsfrage des Grafen Gebhard von Hirschberg, dass Urteile fremder Landgerichte für alle in den Grafschaften Hirschberg und Graisbach Ansässigen unwirksam ­seien.700 Ähn­lich urteilte Graf Konrad von Kirchberg als Hofgerichtsstatthalter König Heinrichs am 2. März 1310 für den Grafen Ludwig d. J. von Oettingen, indem er die Klagemög­lichkeit der in der Grafschaft ansässigen Leute vor einem anderen als dem ört­lichen Landgericht verneinte.701 War einmal ein Privileg vom König gewährt worden, setzte eine rege Bestätigungsund Vidimierungstätigkeit ein, da der Nachweis einer Exem­tion im ­Rahmen einer Abforderung die Vorlage eines Originals, eines hof- oder eines landesgericht­lichen Vidimus verlangte. Der könig­liche Aussteller war dabei stets aktuell zu halten, weshalb landesherr­liche und städtische Herrschaftsträger bei jedem Wechsel auf dem Thron das neue Reichsoberhaupt um eine Bestätigung ihrer Gerichtsstandsprivilegien ersuchten. Auf diese Weise zirkulierten die Urkunden z­ wischen dem Privilegierten, dem Herrscherhof, dem könig­lichen Hofrichter und den verschiedenen Landrichtern des deutschen Südwestens – die Vidimierungspraxis schuf damit neue Verbindungen ­zwischen den beteiligten Verfahren könig­licher Konfliktbehandlung. Das erschwert zudem die Rekonstruk­tion, w ­ elche Streitsache innerhalb welches gericht­lichen Verfahrens die Ursache für die Beglaubigung eines Gerichtsstandsprivilegs an womög­lich ganz anderer Stelle war. Deshalb war es – entgegen der Annahme Ute Rödels – nicht notwendigerweise unüb­lich, auf eine Neuerteilung einer Exem­tion durch den König unmittelbar eine Vidimierung durch das könig­liche Hof­gericht folgen zu lassen.702 Exemplarisch kann für das Rottweiler Hofgericht diese Form notarieller Gerichtstätigkeit anhand einer im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrten Handkartei nachvollzogen werden,703 deren Auswertung Abb. 5 veranschau­licht.

699 Der Versuch von Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 606, die pauschale Exem­tionen von fremden Gerichten von Anfang an mit der Entstehung der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit in Verbindung zu bringen, ist abzulehnen. So datiert die älteste Befreiung vom Nürnberger Landgericht in das Jahr 1317 (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 313) und nicht, wie Veit, Nürnberg, S. 27, annimmt, schon in die Zeit König Rudolfs. 700 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 331 vom 18. März 1304. 701 Vgl. URH, Bd. IV, Nr. 457a. 702 Vgl. URH, Bd. XVI, S. XXXVIII. 703 Vgl. HStA Stuttgart, J 2, die womög­lich in Rela­tion zu den von Hermann Etzold erarbeiteten Regesten des Rottweiler Hofgerichts steht.

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Der Territorialisierungsprozess

Abb. 5: Vidimierung von Gerichtsstandsprivilegien am Rottweiler Hofgericht 1340 – 1440. 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0

1340 –1359

1360 –1379

1380 –1399

1400 –1419

1420 –1439

Vidimiert hatte das Rottweiler Gericht im relativen Vergleich zu anderen Landgerichten besonders umfangreich,704 frei­lich auch unter der Erhebung von Gebühren, die notarielle Gerichtshandlungen in eine lukrative Einnahmequelle verwandelten.705 Ferner etablierte sich die Praxis, die Exemtionsprivilegien beim Schreiber des Rottweiler Gerichts für ein jähr­liches Entgelt von 4 fl. zu deponieren, um sie im Falle einer Abforderung griffbereit vor Ort bereitzuhalten.706 Die ermittelten Zahlenwerte zur Vidimierungstätigkeit des Rottweiler Hofgerichtes belegen auch den Anstieg an Abforderungsschreiben, die ein solches Vidimus voraussetzten. Beides zusammengenommen ist ein Indikator für die sukzessive Abgrenzung der landesherr­lichen und städtischen Rechtsräume, die für ihre Untertanen nicht mehr nur ein Angebot eigener Konfliktbehandlungsverfahren entwickelt hatten, sondern diese allmäh­ lich zur vordersten gericht­lichen Instanz durchzusetzen trachteten. Dieses Wirken muss sich im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert intensiviert haben – damit also auch s­ päter, als es die Ausstellung der Gerichtsstandsprivilegien zunächst vermuten lassen würde. Die Territorialisierung, deren Bogen sich von der Landesherrschaft bis zum territorialen Fürstenstaat – vom Hochmittelalter bis in die Frühe Neuzeit hinein – spannte, wird vor ­diesem Hintergrund künftig nur eingehender als wirkmächtiger historischer Prozess verstanden werden können, wenn weithin reichsweit nachweisbare Phänomene identifiziert werden, die eine Parzellierung der Gesamtentwicklung in einzelne Etappen zulassen. Der dualistische Ansatz, die Territorialisierung im Wechselspiel politischer Verteilungskämpfe ­zwischen 704 Vgl. Grube, Verfassung, S. 19. 705 Vgl. Thudichum, Rottweil, S. 78. 706 Vgl. Etzold, Hofgericht, S. 31, aus der Korrespondenz der Reichsstadt Frankfurt mit dem Rottweiler Gericht.

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Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

Reichsoberhaupt und Reichsfürsten zu beschreiben und zu chronologisieren, dürfte dagegen fortan kaum noch neuen Ertrag versprechen. Ohne Gegenwirkungen innerhalb der könig­lichen Verfahren zur Konfliktbehandlung lief die auf die Gerichtsstandsprivilegien gestützte Entwicklung der landesherr­lichen und städtischen Gerichtsbarkeit selbstverständ­lich nicht ab. Neben der Notwendigkeit, die privilegia de non evocando für jeden Streitfall immer wieder neu vorzuweisen, etablierte sich besonders am Rottweiler Hofgericht ein ganzer Reigen formaler Hürden, die als Ehehaften bezeichnet wurden.707 Dazu gehörte zunächst die stetige Aktualisierung des Gerichtsstandsprivilegs bei Herrscherwechsel.708 Einzig davon ausgenommen, für ihre Untertanen noch Evoka­tionsprivilegien in Rottweil vorzulegen, waren die Kurfürsten – bei ihnen erkannte das Hof­gericht den Text der Goldenen Bulle an.709 Auch wurde nach der alten Rottweiler Hofgerichtsordnung demjenigen bei der Abforderung seines Prozesses nicht entsprochen, welher ain offenn verschriben ächter oder ain benniger ist vnd das kunt­lich gemacht vnd fürbracht wirt mit vrkund oder briefen, als denn des hofgerichcz recht ist, der genüsset kainer frihait vnd wirt nit nach frihait sag gewyset.710 Vermochte es ein Herrschaftsträger, die notwendigen formalen Anforderungen zu erfüllen, gab der Hofrichter der Abforderung statt und ließ eine Remission unter der Bedingung der befristeten gericht­lichen Erledigung der Sache ergehen. Welche Konsequenzen hatten die gewährten Gerichtsstandsprivilegien damit auf lange Sicht für das hofgericht­liche Verfahren des Königs und die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit? Die in den Exemtionsprivilegien formulierten Zuständigkeitsdefini­tionen besaßen zunächst einmal ordnende Wirkung im Dickicht der Verfahren, zumindest immer dann, wenn die Herrschaftsträger oder die Streitparteien sie geltend machten.711 Die Folge, dass Konflikte nun kraft Rechtstitel einzelnen Verfahren zielgerichtet zugewiesen werden konnten, trug 707 Vgl. Feine, Landgerichte, S. 153; Kohler, Beiträge, S. 29 f.; Jack, Ehafte, S. 14; Grube, Verfassung, S. 22 f.; Etzold, Hofgericht, S. 13 – 15. Gut, Landgericht, S. 37 – 39, hat gleichfalls für das kaiser­liche Landgericht auf der Leutkircher Heide Ehehaften aus der Zeit Karls V. nachgewiesen. 708 Vgl. AHGO, T. 11, Art. 14: Vnd wa man ouch vidimus über frihait nimpt, als man für fremde gericht gefryet ist vnd damit man den fürgeladten von dem hofgericht ziehen wil, by so­lichen frihaiten sol allweg ains römischen kaisers oder künigs, der denn zu ziten kaiser oder künig ist, bestätigung sin, oder wa die bestätigung by der frihait nit ist, so wiset man nieman nach frihait sag. 709 Vgl. AHGO, T. 3, Art. 1. 710 AHGO, T. 3, Art. 5. 711 Grube, Verfassung, S. 22, hat für das Rottweiler Hofgericht auf den Umstand ­hingewiesen, dass nicht selten die eximierten Herrschaftsträger Streitsachen dort vorbrachten und prozessierten, ohne auf bestehende Exemtionsprivilegien zu verweisen.

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besonders das Reichsoberhaupt mit, das auf der Basis der Gerichtsstandsprivilegien gericht­liche Entscheidungen und Ladungen in zunehmender Zahl aufhob.712 Damit konkretisierte sich besonders die persön­liche Konfliktbehandlung erstmals wieder seit der Etablierung weitreichender Delega­tionsformen könig­licher Gerichtsbarkeit ab dem 13. Jahrhundert; in den Zuständigkeitskonflikten fand der König eine langfristige Betätigung, zumal diese bis über das Ende des Mittelalters hinaus virulent blieben. Zweitens bewirkten die Exemtionsprivilegien, obwohl sie nicht ursäch­lich gegen die könig­lichen Verfahren gerichtet waren, langfristig doch eine Reduk­tion des Konfliktaufkommens innerhalb der könig­lichen Hofund kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit.713 Anteilsmäßig mussten dort gleichzeitig notarielle Gerichtsakte zunehmen, einmal weil die mit den Privilegien einhergehende Vidimierungspraxis s­ olche Kanzleiprodukte immerfort verlangte und sie zum anderen die freiwillige Gerichtsbarkeit kaum einschränkten. Die Auflösung der Reichsgutkomplexe zugunsten der Stadt- und Landesherrschaften und die Formierung von Untertanenverbänden trugen ihr Übriges dazu bei, weil sie den Stamm nicht-­eximierter potentieller Kläger und Beklagter in diesen Verfahren ausdünnten. Einzelne Gerichtsstandsprivilegien, die ihren Empfängern ausdrück­ lich im Streitfall das hofgericht­liche Verfahren oder die Konfliktlösung durch ein kaiser­liches Landgericht zusicherten, sind zwar nachweisbar,714 berührten jedoch

712

Vgl. z. B. URH, Bd. V, Nr. 503; Bd. VIII, Nr. 419; Bd. IX, Nr. 121; Bd. XI, Nr. 361, 374 und 411; Reg. Pfgf. II, Nr. 2492, 2542a, 3060, 3362 und 4631; RI XI, Nr. 3433, 3831, 3840, 4572, 9847, 9852, 10666, 11381, 11397, 11399 und 12290, für den Zeitraum von 1315 bis 1437. 713 Die negative Wirkung der Exemtionsprivilegien für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit und die einzelnen kaiser­lichen Landgerichte stützen Spangenberg, Entstehung, S. 279 f.; Thudichum, Reichskammergericht, S. 153; Trusen, Anfänge, S. 185, bzw. Kern, Geschichte, S. 16; Speidel, Hofgericht, S. 131; Eisenhardt, Rechtswirkungen, S. 77; Scheyhing, Landgericht, S. 85. Die pauschale Feststellung, dass mit den Gerichtsstandsprivilegien die könig­liche Jurisdik­tion geschwächt worden sei (vgl. z. B. Laufs, Gerichtsbarkeiten, S. 159; Vogel, Ludwig von Eyb, S. 2), ist indessen nicht haltbar – vielmehr lag ihnen eine Lesart zugrunde, welche die persön­liche Streitbehandlung durch das Reichsoberhaupt betonte. 714 Aus der umfangreichen Regestensammlung von Battenberg ergeben sich für die Zeit bis zum Jahre 1410 explizite Festlegungen des Gerichtsstandes (1.) auf den König für die Stadt Basel, die Talschaft Schwyz, die Stadt Goslar, die Grafen von Wertheim, das Kloster Kaisheim und die Stadt Gelnhausen (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 62, 101, 332, 575, 753 und 843); (2.) auf das Reichsoberhaupt und den könig­lichen Hofrichter bzw. das Hofgericht für das Kloster Heilsbrunn, die Grafen von Hohenberg, die Landgrafen von Leuchtenberg, die Stadt Rothenburg o. d. T., die Städte Schweinfurt, Offenburg und Zell a. H., das Kloster Bronnbach, die Grafschaft Klettgau mit der Stadt Rheinau, die Klöster Herrenalb und Schönau (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 156, 531, 644 f., 680, 725 f., 744, 788, 1030 und 1098); (3.) ausschließ­lich auf den Hofrichter

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vordergründig kleinräumige oder m ­ indermächtige Herrschaftsträger, die sich von der Nutzung der könig­lichen Verfahren wohl eine Rangsteigerung erhofften und in der Privilegierung in erster Linie einen Spiegel der könig­lichen Gunstbezeugung erblickten. Dass Karl IV . am 6. Oktober 1361 alle Exem­tionen vom Rottweiler Hofgericht ausgenommen derer der Herzöge von Österreich kassierte,715 liest sich als singuläres Ereignis in Verbindung mit dem Bemühen des Luxemburgers, die Landgerichtsbarkeit zu stärken; tags zuvor hatte Karl noch die Aufrichtung des Ulmer Landgerichts beurkundet.716 Es dominierte insgesamt der abträg­liche Effekt der Exemtionsprivilegien für die beiden könig­lichen Konfliktbehandlungsver­ fahren – er war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts schließ­lich unübersehbar geworden, frei­lich erst viel s­ päter als die Großen des Reiches ihre Gerichtsfreiheit zum ersten Mal aus der Hand des Königs empfangen hatten.

5.2 Das vorläufige Ende der regionalen standesübergreifenden Landfriedenseinungen An der Wende vom 14. hin zum 15. Jahrhundert nahm auch die Zahl der ständisch-­ gemischt organisierten regionalen Landfriedenseinungen mit den ihnen innewohnenden kooperativen Verfahren zur Behandlung von Konflikten ab. Mit dem

bzw. das könig­liche Hofgericht für das Domstift Lüttich, Konrad von ­Weinsberg, die eidgenös­sischen Talschaften Uri, Schwyz und Unterwalden, den Hof Bodman, Hans von Krenkingen, Diethelm und Heinrich von Blumenberg, Peter von Hewen, die Grafen von Zollern, Werdenberg, Hans von Hohenklingen, Hans von Klingenberg, Hans von Lichtenstein, die Markgrafen von Hachberg und die Truchsessen von Waldburg (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 7, 251, 339, 397, 673 – 676, 907 – 910, 997 und 1048); (4.) auf den könig­lichen Hofmeister, zum Teil gemeinsam mit dem König, für die Grafen von Oettingen, das Kloster Neustadt, die Forstmeister von Nürnberg, die Herzöge von Teck und die Nürnberger Karthause (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 707, 712, 967, 1097 und 1103). Das Kloster St. Gallen erreichte im Jahre 1379 seinen Gerichtsstand vor dem König oder dessen Räten (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 853), Hans von Lichtenstein 1389 allgemein am Königshof (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 936), Hans Mergentheimer vor dem Reichsoberhaupt oder einem von ­diesem eingesetzten Richter (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1095) und schließ­lich die Grafen von Lupfen im Jahre 1408 den Gerichtsstand vor König, könig­lichem Rat oder Hofgericht (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1116). ­Kaiser Ludwig hatte überdies am 6. März 1335 den Gerichtsstand der Eigenleute und Hintersassen des Klosters Seligenporten auf das kaiser­ liche Landgericht in Hirschberg festgesetzt (vgl. RI VII,3, Nr. 340). 715 Vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 51. 716 S. o. Kap. 4.3.

Das Ende der regionalen standesübergreifenden Landfriedenseinungen

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Landfrieden von Eger des Jahres 1389, dessen Aufrichtung auf sechs Jahre vordergründig ein Produkt der Friedensbemühungen nach dem ersten Städtekrieg war, ließen sich letztmalig unter der Federführung König Wenzels die Herrschaftsträger der Regionen des deutschen Südwestens auf einen Katalog von Landfriedensbestimmungen festlegen.717 Entlang des Rhein, wo Eberhard Schenk von Erbach als Obmann eingesetzt worden war, können Gerichtstage des Landfriedensbundes immerhin bis 1394 nachgewiesen werden. Auch in Schwaben blieb die Einung bis etwa zur Mitte der 1390er Jahre tätig.718 Im Elsass gilt die Thronbesteigung Ruprechts als Zäsur.719 In Franken erhielten sich die standesübergreifenden Bünde noch bis in das 15. Jahrhundert hinein, weil sich die fränkischen Einungsmitglieder nach dem Auslaufen des Landfriedens von Eger und der einmaligen Novellierung für zwei Jahre auf einen verkleinerten Bund nach dem Egerer Vorbild und die Einrichtung eines Siebener­gremiums verständigten. Diese Anpassung vom 20. September 1397 war dann wiederum die Grundlage für eine Kette von Bundesschlüssen, bis am 24. November 1423 letztmals König ­Sigismund in Stuhlweißenburg eine fränkische Einung besiegelte, die keine nennenswerte Wirkung mehr entfaltete.720 In der 717 Vgl. für den Landfrieden von Eger im bayerisch-­fränkischen Reichsteil RTA, ÄR II, Nr. 72, und dessen Besprechung bei Deicke, Landfrieden; Lindner, König Wenzel, Bd. 2, S. 55 – 67. Der Beschluss des Frankfurter Hoftags vom 6. Januar 1398 umfasste dann gerade einmal noch den minimalsten Konsens zur eingeschränkten Fehdeführung, zu den Schädigungen durch Landfriedensbruch und der Anwendung der Achtstrafe. Einen gemeinsamen Ausschuss oder ein Aufgebot zur Verfolgung von schäd­lichen Leuten sah der Text nicht mehr vor. Stattdessen wies diese Aufrichtung bereits in eine neue Richtung – die Landfriedenssorge sollte nun von jedem Herrschaftsträger selbsttätig organisiert werden. So wurde für alle Reichsglieder verfügt, daz ir ig­licher in sinem lande, als offte sich das eischen wirdet, einen biederman zu einem riechter in unserm namen und von unsern und des richs wegin kiesen und seczen sol und mag, der eynem ig­lichen cleger umb alle egenanten sachen und zuspruche des rechten unverzogen­lichen beholffen sin sol (RTA, ÄR III, Nr. 10, Art. 12). Dieses Mandat, das Wenzel in der Art einer pauschalen Bevollmächtigung hier aussprach, verknüpfte die Landfriedenssorge zwar noch nominell mit dem Reichsoberhaupt, jeg­liche Gerichtsbarkeit und Exeku­tion der Landfriedensartikel wurde nun den einzelnen Herrschaftsträgern anheimgestellt. In ­diesem Zusammenhang stimmt die Zeitdiagnose von Angermeier, Funk­tion, S. 504, der von einer „völligen Dezentralisierung der Landfriedenshandhabung“ spricht. 718 Vgl. für den rheinischen Landfriedensbereich Deicke, Landfrieden, S. 44 – 46, bzw. für den schwäbischen Teil Deicke, Landfrieden, S. 76 – 80. Belegt sind entlang des Rhein auch vier kriegerisch durchgeführte Landfriedensmaßnahmen im Sommer 1391 und 1393 (vgl. Deicke, Landfrieden, S. 49 f.). 719 Vgl. auch zu den gescheiterten Wiederbelebungsversuchen der elsäs­sischen Landfriedenseinungen Fahrner, Landfrieden, S. 603 – 606. 720 Nachdem der Egerer Landfrieden 1395 formal ausgelaufen war, wurde der Bundesbrief am 8. Juli 1396 für die fränkischen und bayerischen Reichsteile noch einmal für zwei Jahre

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Wetterau war der regionale Landfriedensbund bereits 1407 zum Ende gelangt, als die Vereinbarung vom 16. Juni 1405 auslief.721 Die Landfriedenswahrung in der Organisa­tionsform alle wesentlichen Herrschaftsträger einer Region umfassenden Einung, wie sie sich seit dem 13. Jahrhundert in großen Teilen des Reiches etabliert und fortwährend angepasst hatte, war somit nach etwa eineinhalb Jahrhunderten wieder verschwunden – und mit ihr die Einungsgerichtsbarkeit als königliche Delegationsform. Die Ursache für den reichsweiten Niedergang eines dezentralen Verfahrens, aufkommende Konflikte zu behandeln, lässt sich dabei nicht auf die von Ernst Deicke einst geäußerte These einer zunehmenden „Interessenlosigkeit“ der Bundes­genossen reduzieren.722 Eher lagen in der spezifischen Organisa­tionsform der Einung strukturelle Schwächen, die sich entweder trotz kontinuier­licher Adap­tion der Rechtsnormen im Grundsatz nicht überwinden ließen, oder durch immer feingliedrigere und kurzschrittigere Regelungen erst zutage traten. Weiterhin dürfte am Ende des 14. Jahrhundert den meisten Reichsgliedern vollends bewusst geworden sein, dass auch mit eilender Hilfe und der Bestallung horrend besoldeter Hauptleute ein vollständiger Friedensschutz nicht zu erreichen war. Die Zielsetzung der Bünde und die dafür eingesetzten Mittel standen zusehends in einem Missverhältnis. Verschärft wurde diese Tendenz noch durch die steigenden Herrschaftskosten, denen sich vor allem die Landesherren ausgesetzt sahen. Mit der Selbstauflösung der regionalen standesübergreifenden Landfriedenseinungen endete aber nicht das „Zeitalter der Einung“;723 der Prozess war, das sollte die Geschichte noch zeigen, verlängert (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 123). Durchaus in Anlehnung an das Neunergremium seines Egerer Vorgängers hatte der jetzt nur noch auf Franken beschränkte Landfriedensbund vom September 1397 ein paritätisch von Herren und Städten besetztes Siebenergremium mit einem gemeinsamen Hauptmann zum Inhalt (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 302). Der Versuch, diese paritätische Organisa­tion im Landfriedensbund vom 26. August 1403 aufzulösen (vgl. RTA, ÄR V, Nr. 425), gipfelte in einem vorzeitigen Ende dieser sogenannten Mergentheimer Einung. Nicht einmal ein Jahr s­ päter besiegelte König Ruprecht in Heidelberg einen neuen Bund mit der Begründung, dass die vormalige Vereinbarung notdurftig wurde zu bessern, (und) das(s) das unser heuptmann, den wir daruber gesetzt h­ atten, mit rate der fursten grafen herren und stete, die in denselben einunge und frieden werden, bessern mochte nach muge­lichen dingen (RTA, ÄR V, Nr. 426 vom 11. Juli 1404). Ein paritätisch besetzter Neuner war wiederum Bestandteil ­dieses Bundes. Nach einer weiteren Besserung dieser Rechtsnormen (vgl. RTA, ÄR V, Nr. 428) blieb es bei Erneuerungen durch König Sigismund am 30. September 1414, am 31. Juli 1417 und 24. November 1423 (vgl. RTA, ÄR VII, Nr. 147, Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 718, und RTA, ÄR VIII, Nr. 278). 721 Vgl. Vosselmann, Politik, S. 62 f.; Orth, Fehden, S. 141. 722 Deicke, Landfrieden, S. 81. 723 Angermeier, Königtum, S. 296.

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vorläufig. Bünde ständisch-­homogenen Zuschnitts entstanden nun vielerorts im Reich und verbanden zunächst vorrangig Reichsfürsten, Städte oder Ritter für sich genommen zu recht­lichen Gemeinschaften. Dieses Phänomen hatte sich spätestens im Vorfeld des ersten Städtekriegs mit dem sukzessive wachsenden schwäbischen Städtebund vom 28. September 1382 und dem opponierenden Nürnberger Herren­ bund vom 11. März 1383 angedeutet und war entgegen aller Bemühungen auf der Egerer Reichsversammlung nur kurzfristig revidierbar.724 Andere Zusammenschlüsse, wie die eidgenös­sischen Bünde, wurden auf ein betont allgemein-­politisches Fundament gestellt – der Landfriedensschutz trat in ihrer realen Wirkung deut­lich zurück. E ­ inungs- und Landfriedensbewegung, die über mehr als ein Jahrhundert amalgamiert waren, lösten ihre Verbindung sukzessive auf. 5.2.1 Strukturelle Grenzen der Konfliktbehandlung durch die Landfriedenseinungen Zu dem Zeitpunkt, als sich die Einung als Organisa­tionsform im Reich während des 13. Jahrhunderts durchgesetzt hatte, vermochten es die als Bundesmitglieder inkorporierten geist­lichen und welt­lichen Landesherren noch nicht, die Wahrung des Landfriedens über den ganzen Raum ihrer Herrschaft aus eigener Kraft zu bewerkstelligen. Indem sie aber im darauffolgenden Jahrhundert die Instrumente ihrer Herrschaft, allen voran die Gerichtsbarkeit und Landesverwaltung durch Amtleute, erheb­lich erweitert und auf Dauer eingerichtet hatten, nahm innerhalb der Zusammenschlüsse das Bemühen zu, die recht­liche Verfolgung von schäd­lichen Leuten aus der Einungsgerichtsbarkeit heraus in die lokale oder territoriale Gerichtsbarkeit zu verlagern. In den Rechtsnormen der ständisch-­gemischten Zusammenschlüsse des 14. Jahrhunderts waren beide Verfahren nebeneinander präsent. Die Gerichtsbarkeit der Stadt- und landesherr­lichen Gerichte erlangte gegenüber der kooperativen Streitbehandlung durch die Gremien der Bünde eine Vorrangstellung.725 Das folgende Beispiel aus Franken zeigt, dass dabei die lokale Gerichtsbarkeit und ein gemeinsamer Ausschuss der Mitglieder mit jurisdik­tionellen Funk­tionen zwar generell innerhalb einer Einung vereinbar waren, die Zuständigkeitsdefini­ tionen der Zeitgenossen aber ersteren alle Konflikte zunächst einmal zuwiesen und nur noch im Ausnahmefall die Konfliktbehandlungsverfahren durch ein Einungsgremium vorsahen. So orden und seczen wir und wollen auch, das ein ig­liche furste und herre siner diener und der sinen mechtig sij und sich der mechtig mache,

724 Vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1627, bzw. RTA, ÄR I, Nr. 205. 725 Vgl. Loyo, Landfrieden, S. 26 f.

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ob yemant zu yn zu sprechen habe, das die dem furder­lichen des rechten von yn beholffen sin. Sollte ein Zwist nicht binnen Monatsfrist durch den jeweiligen Herrschaftsträger angegangen werden, also eine Rechtsweigerung oder -verzögerung eingetreten sein, war die Konfliktbewältigung der Einungsgerichtsbarkeit überlassen, die hier in der Hand des Hauptmanns konzentriert war. So fuhr derselbe Artikel aus dem Jahre 1403 fort: were es aber das eynem clager das recht verczogen und nit geholffen wurde in einem monet, zu dem er zu sprechen hette, so solte dann der haupt­ mann demselben clager beholffen sin, das yme furder­lichen das rechte gienge, zu dem oder den er zu sprechen hette.726 Die Delegierung von Gerichtsbarkeit an die jeweiligen Mitglieder der Einung, wie sie sich in d ­ iesem exemplarischen Bundesartikel äußerte, dezimierte den Anteil kooperativer Streitbehandlung sukzessive und 726 RTA, ÄR V, Nr. 425, Art. 3. Der erste Teil der Bestimmung wurde noch weiter expliziert: … we­lichem fursten oder herren der hauptman (des Landfriedens) von eins clagers wegen schribt, so sal derselbe furste oder herre demselben clager des rechten furder­lichen beholffen sin in einem monet unverczogen­lichen von dem oder denselben, zu den dann der clager zu sprechen hat; und eins ig­lichen fursten und herren diener sollent auch von den, zu den sie dann zu sprechen haben, recht vordern und nemen an den stetten, da dieselben, zu den sie dann zu sprechen haben, des rechten bil­lich gehorsam sin, mit namen vor den herren, der diener sie off die czijt sin und die auch in dieser eynung sin. Diese Zuständigkeitsfestlegung erhielt sich in den folgenden fränkischen Landfriedenseinungen der Jahre 1404 und 1414 (vgl. RTA, ÄR V, Nr. 426, Art. 45, und RTA, ÄR VII, Nr. 147, Art. 45). Dass zumindest in Franken die Frage nach dem Verhältnis von lokaler Gerichtsbarkeit und Einungsgerichtsbarkeit virulent war, belegt gleichsam die Erläuterung des Bundes von 1414 vom 20. Januar 1415: Und als auch in dem lantfriden cler­lich begriffen ist, wie wir uns als einem Romschen konige den fursten graven herren rittern knechten und den steten, die in dem lantfriden sin, alle unsere und ir furstentum graveschaft herschaft gericht friheit rechte und gewonheit geist­lich und wernt­lich behalten und uzgnommen haben; cleren und lutern wir: were daz imands fur den lantfriden geladen wurde umb sache die uf dem lantgeriht angehaben oder erclagt weren, wan dann der lantrichter, vor dem daz gesche­ hen were, dem lantfriden darumb schriebe, wie sich dieselbe sache gemacht hette, darnach sullen der heubtman und die zu im geseczt sin erkennen waz darumb ­­billich und recht si, also doch daz die lantgerichte damide nicht geswecht werden (RTA, ÄR VII, Nr. 150, Art. 7) – die Rechtsentscheidungen der städtischen und landesherr­lichen Gerichte waren damit im Rahmen der Einungsgerichtsbarkeit zu berücksichtigen. Jede Aufhebung oder Nichtbeachtung eines solchen Urteils begriffen die Herrschaftsträger als eine Schmälerung ihrer eigenen Gerichtsbarkeit. Gegenüber der Beeinträchtigung der Rechtstitel einzelner Herrschaftsträger verwehrten sich die Bündner in Franken ganz generell bereits am 16. Januar und 22. November 1401 (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 94, Art. 24; Nr. 129, Art. 22), während der könig­liche Frankfurter Landfriedensbund vom 6. Januar 1398 der Verkündungsurkunde entgegenstehende Rechte noch aufgehoben hatte (vgl. RTA, ÄR III, Nr. 10, Art. 11). Hiermit könnte überdies eine Ursache angesprochen sein, die den Versuch einer Landfriedensaufrichtung Wenzels im Jahre 1398 wirkungslos bleiben ließ.

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entkleidete die Einung zumindest hinsicht­lich der gericht­lichen Funk­tion weitestgehend ihrer Daseinsberechtigung. So finden sich am Ende des 14. Jahrhunderts auch zahlreiche Einungen, die ganz ohne Ausschüsse und Gremien auskamen.727 Bis hierhin ist mit der Stärkung städtischer und landesherr­licher Gerichtsbarkeit jedoch noch kein strukturelles Problem der Einungen angesprochen als vielmehr von Neuem die Eigenleistung der Reichsglieder in der Fortentwicklung ihrer Herrschaftsformen unterstrichen worden. Der Zusammenhang wird aber klarer, sobald die Gerichtsstandsprivilegien mit in die Betrachtung einbezogen werden. Zum einen eximierten diese die Untertanen der Landesherren und Bürgerschaften zwar von der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit und den kaiser­lichen Landgerichten, doch ist bislang kein einziges Gerichtsstandsprivileg ermittelt worden, das die Konfliktregelung durch die den Einungen immanenten Streitbehandlungsverfahren explizit ausschloss. Dass sich gerade ­solche Evoka­tionsprivilegien künftig noch finden lassen werden, ist nicht nur vor dem Hintergrund der von Battenberg akribisch erstellten Sammlung dieser Quellen zu bezweifeln. Damit bleibt ex negativo die Schlussfolgerung: Weil die Adressaten dieser privilegia de non evocando dieselben Herrschaftsträger waren, die sich in den Landfriedenseinungen zusammenfanden und die Verfahren und den Umfang der Einungsgerichtsbarkeit selbst festlegten, vermochten sie es an eben dieser Stelle – in den Bundesbriefen –, die gericht­lichen Zuständigkeiten zu definieren.728 Dabei kam ihnen der Umstand zupass, dass die Einungen stets nur auf ein paar Jahre hin besiegelt waren und Modifika­tionen an den Rechtsnormen in jedem Erneuerungszyklus vorgenommen werden konnten. Diese selbstbestimmte Einschränkung der Einungsgerichtsbarkeit zugunsten der verschiedenen städtischen und territorialen Verfahren zur Konfliktbehandlung gelang nur, da diese Bünde schon frühzeitig einen Wechsel aus dem Dunstkreis könig­licher Delega­tion hin zur regionalen Verselbständigung vollzogen hatten. Im 13. Jahrhundert war diese Entwicklung für die Zeitgenossen nicht vorhersehbar, zumal die Herrschaftsträger zunächst die Voraussetzungen schaffen mussten, 727 Vgl. z. B. den ersten Städtebund in Schwaben nach Verkündung des Landfriedens von Eger in den RTA, ÄR II, Nr. 135 vom 25. Februar 1390, und dessen Nachfolger vom 20. November 1392, 23. April 1395 und 20. Dezember 1396 in den RTA, ÄR II, Nr. 142, 145 und 147, sowie den Frankfurter Landfrieden RTA, ÄR III, Nr. 10 vom 6. Januar 1398, und den Mergentheimer Zusammenschluss in den RTA, ÄR V, Nr. 425 vom 26. August 1403. Der Verzicht auf einen gemeinsamen Bundesausschuss war im Einzelfall von unterschied­lichem Erfolg geprägt. 728 Vgl. dazu mit Blick auf die elsäs­sischen Quellen Fahrner, Landfrieden, S. 451 f., wobei seine Einschätzung, das Tatortprinzip habe sich im 14. Jahrhundert durchgesetzt (S. 449), als vorschnell gelten dürfte. Richtig ist seine Bemerkung, dass vom Standpunkt der Landesherren mit einer funk­tionierenden eigenen Gerichtsbarkeit der Bedarf an genossenschaft­ lich organisierten Konfliktbehandlungsverfahren abgenommen habe (S. 606 – 609).

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Streitsachen auf anderem als dem kooperativen Weg innerhalb des Bundes zu lösen. Zu dem faktischen Ausbau der Landes- und Stadtherrschaft, wie er im 14. Jahrhundert stattfand, trat dort frei­lich auch ein neues, vom Königtum mithin entkoppeltes Verständnis von Stadt- und Landesherrschaft hinzu, auf das ­später noch einzugehen sein wird. Die Landfriedenseinungen stießen an eine weitere strukturelle Grenze, als sie begannen, in ihren Bundesbriefen wechselseitige Rela­tionen zu anderen Reichsgliedern und Zusammenschlüssen herzustellen. Während von ihren Maßnahmen zur Wahrung des Friedens zunächst das Reichsoberhaupt und der Papst bewusst unberührt bleiben sollten,729 steigerte sich diese Praxis bis hin zur Ausnahme einzelner nament­lich benannter Herrschaftsträger oder anderer Einungen in den 1380er Jahren. Im Ehinger Vertrag z­ wischen den schwäbischen Städten, dem Herzog ­Leopold von Österreich, den Grafen von Württemberg und den Rittergesellschaften mit dem Löwen, St. Georg und St. Wilhelm vom 9. April 1381 waren mit allen bayerischen Herzögen, allen Pfalzgrafen bei Rhein, den badischen Markgrafen, den Grafen von Hohenberg, Feldkirch, Oettingen, Sargans, Montfort und den Städten am Rhein, in der Wetterau und im Elsass fast alle Herrschaftsträger des deutschen Südwestens ausgenommen.730 Die Landfriedenseinung z­ wischen Erzbischof Adolf 729 Vgl. z. B. Urk. Speyer, Nr. 406, Art. 20 f. vom 22. Juli 1332; Reg. Ebb. Mainz II,1, Nr. 248, Art. 4 vom 26. Dezember 1354; Reg. Ebb. Mainz II,1, Nr. 1686, Art. 8 vom 23. August 1363; UB Strassburg V,1, Nr. 733, Art. 24 vom 17. Oktober 1366; Mon. Zoll. IV, Nr. 94, Art. 25 vom 16. Januar 1401. 730 Vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1604 – 1606, Art. 36. Diese Festlegung ging auf die städtischen Zusammenschlüsse in Schwaben zurück. So beispielsweise beinhaltete die Bestätigung der Einung ­zwischen den rheinischen und schwäbischen Städten vom Juni 1381 eine ähn­liche Gruppe von ausgenommenen Herrschaftsträgern: neben König ­Wenzel die bayerischen und kurpfälzischen Wittelsbacher, Herzog Leopold von Österreich, die Markgrafen von Baden, die Grafen von Hohenberg, Montfort, Feldkirch, Sargans, Oettingen und schließ­lich den Abt von Mornhart (vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,1, Nr. 33, Art. 14). Zuvor waren im Städtebund ­zwischen Mainz, Straßburg, Worms, Speyer, Frankfurt, Hagenau und Weißenburg im Elsass vom 20. März 1381 für jedes einzelne Mitglied eigens Ausnahmen determiniert worden: Mainz, Worms und Speyer wollten ihren Zusammenschluss, die wir von alter under ein biz her gehabet han, nicht beeinträchtigt wissen. Mainz nahm zudem den Mainzer Erzbischof mitsamt dessen Domkapitel aus. Auch Straßburg ließ sein Verhältnis zum Bischof unberührt, dar zu den gemeinen lant­ friden in Elsaz und die ursage, die wir han mit den herren von Bitsche und mit juncherre Heinrich von Krenckingen. Der elsäs­sische Landfriedensbund wurde auch von den Städten Hagenau und Weißenburg ausgenommen. Speyer und Worms setzten die Ausnahme der ansässigen Bischöfe durch. Frankfurt versuchte, die Beziehungen zum Abt von Fulda, zu den Städten Wetzlar, Gelnhausen und Friedberg sowie zur Landfriedenseinung in der Wetterau außerhalb der gegenseitigen Verpflichtungen im rheinischen Städtebund zu lassen (Urk. oberdt. Städteb. III,1, Nr. 10, Art. 16).

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von Mainz mit den Städten Mainz, Worms und Speyer aus dem Oktober 1388 sah zusätz­lich zu König und Reich für den Kirchenfürsten die Ausnahme des Bundes mit der böhmischen Krone, der Mark Brandenburg und dem Land Lausitz vor.731 Dieses Phänomen lässt sich sowohl innerhalb der ständisch-­gemischten Einungen als auch in den Zusammenschlüssen der welt­lichen und geist­lichen Großen bzw. in den Städtebünden nachweisen. Alle diese Normen zeigen nicht nur, dass die Landfriedensbünde genauere Kenntnis voneinander erlangt hatten, sondern auch das Bemühen, die nominellen recht­ lichen Verpflichtungen einzelner Bundesmitglieder oder kleinerer Gruppen der Teilnehmer in verschiedenen Einungen aufeinander abzustimmen. Die Wirkung der Landfriedenseinungen nach außen, d. h. über den Raum der Summe aller beteiligten Herrschaften hinaus, musste sich folg­lich reduzieren, wenn benachbarte Fürstentümer oder angrenzende Einungen nicht mehr von der gegenseitigen Hilfe erfasst wurden. Bei der Entscheidung eines Bundesgremiums, gegen Friedensbrecher vorzugehen, stellten die Ausnahmen zusätz­liche, oft von der Tagespolitik gegenüber den Nachbarn bestimmte Einflussfaktoren auf jedwede Handlung der Einung und die ihrer Mitglieder dar. Abgebildet wurde in solchen Ausnahmeregelungen nichts anderes als das schon zum Zeitpunkt des Bundesschlusses bestehende politische Beziehungsgefüge, inklusive aller Missverhältnisse z­ wischen den Einungsmitgliedern und den nicht beteiligten umliegenden Herrschaften. Als beispielsweise im Jahre 1423 in Franken noch einmal eine regionale Landfriedenseinung zustande kam, scheiterten die Nachverhandlungen an bereits zuvor zugesicherten Hilfszusagen z­ wischen den zollerischen Markgrafen und den bayerischen Herzögen der Ingolstädter Linie, die recht­lich mit der gegenseitigen Hilfe innerhalb des Bundes im Widerspruch standen.732 Angewiesen letztend­lich blieben die E ­ inungen als konsensuale Vereinbarungen auf den freien Willen der Herrschaftsträger, sich zu beteiligen. Es war selbstverständ­ lich denkbar, dass einzelne Reichsglieder in unterschied­lichen Bünden vertreten waren.733 So gerierte sich die Vielzahl der Landfriedenseinungen im späten 14. Jahrhundert als Bezugssystem, dessen Komplexität die realen Handlungsmög­lichkeiten drastisch verknappten, obwohl es mit diesen Normen gleichzeitig dem Wunsch aller Beteiligten nach präzisen recht­lichen Zuständigkeiten entsprach. In solchen

731 Vgl. RTA, ÄR II, Nr. 25, Art. 18. Der Bundesbrief regelte auch das Verhältnis der Einung zu den Erzbischöfen von Köln und Trier: auch sollen wir Adolff erczbisschoff vorgenant von dieser eynunge wegen widder die erwirdigen zu Collen und tzu Triere erczebisschofe nit schuldig sin czu tunde, und sollen wir auch denselben erczbisschofen tzu Colne und tzu Triere widder die obgenanten stede (Mainz, Worms und Speyer) und die yren nit beholfen sin (Art. 17). Vgl. die Gegenurkunde der Städte in den RTA, ÄR II, Nr. 26, mit synonymen Bestimmungen. 732 Vgl. Pfeiffer, Voraussetzungen, S. 164. 733 Vgl. von Graevenitz, Landfriedenspolitik, S. 291 f.

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Verflechtungen hat Reinhard Koselleck eine zunehmende Konfliktanfälligkeit der Einungen, aber auch die Erosion ihrer „organisatorische[n] Ordnung“ erkannt.734 Die Vermehrung der Einungen im Reich, die Präzisierung ihrer Rechtsnormkataloge und ihre gegenseitige Bezugnahme überforderten diese Organisa­tionsform ab einem gewissen Punkt – ein weiterer Grund, der ihren Wirkmächtigkeitsverlust um die Jahrhundertwende erklären kann. Ein dritter struktureller Problemkomplex der Landfriedenseinungen lag wie in allen übrigen spätmittelalter­lichen Konfliktbehandlungsverfahren in der Exeku­ tion ihrer Rechtsentscheidungen. Solange das Wirken der Bünde für die Friedenswahrung im Reich bzw. in den einzelnen Reichsteilen nicht auf ein breitangelegtes Fundament an Quellen gestellt werden kann, lassen sich im Folgenden nur erste, knappe Gedanken beibringen. Einen einzelnen Befund hat Elsbet Orth für die Maßnahmen des rheinischen Städtebundes im Zeitraum ­zwischen 1381 und 1389 erarbeitet. Ohne Berücksichtigung des Städtekrieges haben hier 70 Fehden des Bundes auf Mahnung einzelner Mitglieder einer Anzahl von gerade einmal 17 als gesichert geltenden Ak­tionen des Zusammenschlusses in der Zeit von 1382 und 1388 gegenübergestanden.735 Wenn auch die absoluten Zahlen mit Blick auf mög­ liche Überlieferungsverluste etwas zu relativieren wären, besteht kein Zweifel daran, dass der Wirkungsgrad der Einung nicht zu hoch veranschlagt werden darf. Obwohl dem Bund durchaus regelmäßig Klagen und Hilfsbitten aus dem Kreis seiner Mitglieder zugetragen wurden, kam es über die formale Ansage der Fehde hinaus nicht allzu oft zum kooperativen Vorgehen gegen schäd­liche Leute und Friedensbrecher. Abseits des Beispiels aus den 1380er Jahren lassen sich gleich mehrere allgemeine Gründe anführen, die für diese Beobachtung sprechen. Die Durchführung einer Landfriedensmaßnahme fußte erstens wie jede Handlung der Einung auf dem Konsens aller beteiligten Herrschaftsträger, die sich in Entscheidungen des Gremiums, auf gemeinsamen Bundestagen oder innerhalb der Briefwechsel artikulierten. Waren einzelne Mitglieder nicht bereit, die erbetene Hilfe politisch und finanziell mitzutragen, konnte das Vorgehen womög­lich überhaupt nicht realisiert werden. Zweitens hing das Wirken einer Landfriedenseinung im besonderen Maße von der Tätigkeit der bestellten Hauptleute ab. Nachdem der reich­lich ein Jahr zuvor eingesetzte schwäbische Landfriedenshauptmann Graf Ulrich von Helfenstein im Februar 1372 in Gefangenschaft geraten war, erschienen die Bündner allesamt paralysiert; verhindern konnten sie die Ermordung des

734 Koselleck, Bund, S. 585. 735 Vgl. Orth, Fehden, S. 130 – 139, und darin auch eine Tabelle aller Mahnungen des Städtebundes. Sie kommt entsprechend zu dem Resultat, dass der rheinische Städtebund als ein „Instrument konservativ aufgefasster Landfriedenswahrung“ zu begreifen sei (S. 140).

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Helfensteiners mehr als ein Jahr ­später im Mai 1373 nicht.736 Karl IV . richtete ­kurzerhand noch im selben Monat einen neuen Landfriedensbund in Schwaben auf,737 um die über ein Jahr brachliegende Tätigkeit der Einung wieder in Gang zu setzen. Drittens überforderten Großkonflikte oder langanhaltende Streitigkeiten ­zwischen einzelnen Bundesmitgliedern vielfach das ihnen immanente Konfliktbehandlungsverfahren. Die fränkischen Landfriedensbünde, so Gerhard Pfeiffer, haben in den Auseinandersetzungen z­ wischen dem Würzburger Bischof und der hiesigen Bürgerschaft 1344 und 1354, beim Aufstand der Städte der Würzburger Diözese gegen den Kirchenfürsten 1397, im handfesten Zwist ­zwischen den Burggrafen von Nürnberg und der Stadt Rothenburg 1407/08 und schließ­lich auch in der Fehde der bayerischen Herzöge Ludwig und Heinrich am Beginn der 1420er Jahre vollends versagt.738 Das Gleiche gilt für den ersten Städtekrieg 1388/89, der nur unter Einbezug des Reichsoberhauptes hatte fried­lich beendet werden können. Da sich der dem Wirken der Einung zugrundeliegende Konsens aller beteiligten Herrschaftsträger im Falle interner Konfliktlagen rasch zerstreute, war das eigens für diesen Moment vereinbarte Verfahren vielfach gleichzeitig unbrauchbar geworden. In letzter Konsequenz mussten in der Regel dann doch wieder ein schiedsrichter­ licher Streitaustrag oder die übrigen könig­lichen Verfahren bemüht werden. 5.2.2 Finanzielle Überforderung der Einungsmitglieder Die mittelalter­lichen Einungen bildeten nicht nur eine Friedensgemeinschaft, einen Rechtsraum und ein Kollektiv gegenseitiger Hilfe, sie stellten von Anfang an ebenso eine ökonomische Gemeinschaft dar. Das Spannungsverhältnis von Kosten, Zweck und Nutzen der Landfriedensbünde, welches Frank Göttmann für das 16. Jahrhundert konstatiert hat,739 war für das kooperative Wirken dieser Bünde geradezu elementar und demnach schon im Spätmittelalter von Bedeutung. Alle Handlungen der Einung – von der Abhaltung gemeinsamer Tage über die Besoldung von Ob- und Hauptleuten bis hin zur Durchführung von Auszügen und der Belagerung von Raubnestern – erzeugten Ausgaben, ­welche die Bundesmitglieder entweder jeder für sich oder gemeinschaft­lich zu bestreiten hatten. Die Kostenbilanz war weitgefasst und reichte sogar bis zur Bezahlung von Flötenspielern zur Unterhaltung der Landfriedenstruppen in den Rechnungen einer Einung

736 Vgl. Füchtner, Bündnisse, S. 260. 737 Vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 125 – 134; RI VIII, Nr. 5207. 738 Vgl. Pfeiffer, Landfriedenseinungen, S. 250. 739 Vgl. Göttmann, Bünde, S. 469.

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z­ wischen Rhein und Maas.740 Den fraglos größten Posten stellte die Ausstattung eines Landfriedenshauptmannes dar, der seine Tätigkeit vollständig aus seinem Sold zu finanzieren hatte; dem folgten in der Regel unmittelbar die Ausgaben für die gewaltsamen Maßnahmen des Bundes gegenüber Friedensbrechern und schäd­lichen Leuten. Umgekehrt bestanden kleinere Kosten für den Briefwechsel und die Entsendung von Bevollmächtigten zu den Bundestagen, über deren marginalen Umfang insbesondere von den Städten akribisch Buch geführt wurde. In der Addi­tion erreichten die jähr­ lichen Aufwendungen für die einzelnen Einungsmitglieder schnell mehr als einige hundert Gulden.741 Entsprechend kostenaufwendig war die Landfriedenswahrung

740 Vgl. Rotthoff-­Kraus, Landfriedenseinungen, S. 258 f. 741 Immerhin für Franken kann das Spektrum an Ausgaben des Landfriedens für das späte 14. Jahrhundert prototypisch dargestellt werden. Als die Einung am Beginn der 1390er Jahre einen Zug gegen den Reußenberg in der Nähe Gemündens durchgeführt hatte, bezifferten die Nürnberger Stadtrechnungen hierfür im Herbst 1392 Aufwendungen von mehr als 2.300 fl. (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 210). Hinzu traten weitere Ausgaben für Söldner, die man zu dem lantfrid bestelt het, beispielsweise um einen Betrag von fast 150 fl. im Sommer 1391 (Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 189). Sogar für die Leistung des Schwurs auf den Landfrieden wurden den Söldnern im Wert natür­lich marginale Trinkgelder ausbezahlt, so im Jahre 1378 (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 122). In den Rothenburger Stadtrechnungen war der Anteil der Reichsstadt an einem fünftägigen Landfriedenszug gegen Bamberg um 1374/75 mit 40 fl. vermerkt (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 106). Der als fränkischer Landfriedenshauptmann eingesetzte Graf Johann von Wertheim bezog im ausgehenden 14. Jahrhundert einen Sold von 1.600 fl. pro Jahr (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 163). Dessen Vorgänger, die Landgrafen Johann und Ulrich von Leuchtenberg, erhielten gemeinsam immerhin 2.600 fl. (vgl. RI VIII, Nr. 3749; Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 56). Die Kosten für das Botenwesen, die Kosten für Fahrten auf Landfriedenstage und die Anfertigung von Abschriften überstiegen dagegen in Franken selten den Wert von ein paar Gulden (vgl. z. B. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 106 f., 109, 111 – 114 und 190), summierten sich aber dennoch zu merk­lichen Ausgaben, die auf der anderen Seite erst einmal durch Einnahmen beglichen werden mussten. Die Schlichtung von Streitsachen innerhalb gemeinsamer Bundes­tage erzeugte ferner Kosten im Rahmen des Konfliktbehandlungsverfahrens: Zum Ende des Jahres 1391 verzeichneten wiederum die Nürnberger Stadtrechnungen Ausgaben von etwas mehr als 54 fl., die der entsendete Berthold Pfinzing auf einer viertägigen Zusammenkunft in Würzburg zur Vermittlung des Streits z­ wischen der Stadt Rothenburg und dem Bischof von Würzburg getätigt hatte (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 194). Die Zustellung von Ladungen zu den gemeinsamen gericht­lichen Sitzungen der Einung waren mit einem halben oder einem Gulden beziffert (vgl. z. B. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 502). Diese Beispiele belegen, dass mit den seit dem Spätmittelalter geführten Stadtrechnungen ­Quellen vorhanden sind, um die Kosten der verschiedenen Konfliktbehandlungsverfahren der Landfriedenseinungen zumindest ausschnittsweise abschätzen zu können. Für das Elsass vgl. Fahrner, Landfrieden, S. 530 – 535, für die Städtebünde am Rhein Kreutz, Städtebünde, S. 402 – 405.

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in der Form der Einung für alle teilhabenden Herrschaftsträger;742 aus ihren Einnahmequellen heraus musste das benötigte Geld aufgebracht werden. Prinzipiell existierten zwei verschiedene Modi, die gemeinsamen Ausgaben ­innerhalb einer Landfriedenseinung zu refinanzieren. Einerseits konnten sämt­liche Kosten auf dem Weg von Umlagen auf alle Mitglieder des Zusammenschlusses nach einem festen Schlüssel verteilt werden. Andererseits erreichten die Einungen die könig­liche Zustimmung, sogenannte Landfriedenszölle an eigens eingerichteten Zollstätten zu erheben, deren Einnahmen wiederum in die gemeinsame Kasse abflossen. Dieses zweite Prozedere verbreitete sich vor allem im 14. Jahrhundert in et­lichen Reichsteilen 743 – es war dabei zugleich Ausdruck der konsensualen Landfriedenssorge ­zwischen regional verbündeten Reichsgliedern und dem König, schließ­lich vermochte er es als einziger, die Erhebung solcher Abgaben zu gestatten. Das Agieren des Reichsoberhauptes zeigt, dass die Frage nach der Finanzierung des Landfriedens den Zeitgenossen drängend präsent war und mit dem Zoll ein konkreter Lösungsansatz verfolgt wurde.744 Der Versuch, den Sold des H ­ auptmanns aus den

742 Vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 13. 743 Vor allem in den Landfriedenseinungen am Mittelrhein hatte bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Kette aufeinander folgender Bundesbriefe die Erhebung von Zöllen und Geleitsgeldern zum Inhalt, so ab dem 22. Juni 1317 in et­lichen weiteren ­Einungen zum Mai 1351: MGH Const. V, Nr. 421, UB Strassburg II , Nr. 416 und 452, MGH Const. VI , Nr. 288 und 377, Urk. Speyer, Nr. 406, UB Strassburg V,1, Nr. 37, Urk. oberdt. Städteb. I, Nr. 339 und 342, Urk. Speyer, Nr. 469 und 481, UB Worms II , Nr. 428. Danach nahmen ab den 1370er Jahren ­solche Regelungen in den Zusammenschlüssen wieder zu (vgl. UB Worms II , Nr. 752 vom 29. August 1378, und dessen Erneuerung Urk. oberdt. Städteb. II ,2, Nr. 956 aus dem Januar 1379). Am Oberrhein hatten zudem die Städte Basel und Straßburg in ihrem Bund von 1370 und dessen Verlängerung im Jahre 1374 Landfriedenszölle vorgesehen (vgl. UB Basel IV , Nr. 340, bzw. Urk. oberdt. Städteb. II ,1, Nr. 361). Am Niederrhein bestimmte der Zusatz zu einem Bund ­zwischen dem Erzbischof von Köln, den Herzögen von Luxemburg und J­ ülich sowie den Städten Köln und Aachen vom 14. April 1375 die Einführung von gemeinsamen Zollstätten (vgl. Quellen Stadt Köln V, Nr. 87). In Franken beinhalteten die mit könig­licher Zustimmung aufgerichteten Landfriedenseinungen ab dem 11. Juli 1404 allesamt Zollartikel (vgl. RTA , ÄR V, Nr. 426 von 1404, RTA , ÄR VII , Nr. 147 aus 1414, RTA , ÄR VII , Nr. 150 des Jahres 1415, Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 718 aus 1417, und schließ­lich RTA , ÄR VIII , Nr. 278 von 1423). 744 König Ludwig der Bayer hatte zwar die alten Rheinzölle und dabei auch die kurkölnischen Zollstellen in Bonn und Andernach aufgehoben, zugleich aber in Remagen und Koblenz Landfriedenszölle eigens eingerichtet (vgl. Angermeier, Königtum, S. 126 f.). Bereits am 13. Juni 1322 hatte sein Widersacher Friedrich der Schöne gegenüber dem Erzbischof Matthias von Mainz und den Städten Straßburg, Worms, Speyer, Oppenheim und Mainz die Einnahme eines Zolls für den Landfriedensbund zugestanden

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könig­lichen Einnahmen seiner Reichssteuern zu bezahlen, wie ihn Karl IV. noch im Jahre 1371 in Schwaben gegenüber den Städten praktizierte,745 hatte langfristig wenig Aussicht auf Erfolg, da sich die dafür vorhandenen Mittel der könig­lichen Kammer beständig reduzierten. Gleichwohl versinnbild­lichte diese alternative Finanzierungsform das Verhältnis ­zwischen Einung und Reichsoberhaupt, wobei der König den Bund oder wenigstens den Hauptmann als seinen Stellvertreter begriff und dementsprechend auch für dessen Unterhalt aufkam. Insgesamt erschien die Erhebung von Landfriedenszöllen für alle Herrschaftsträger als ein probates Mittel, die eigenen Ausgaben für den Friedensschutz zu senken und die benötigten Gelder dem Kreis der eigent­lich zu Schützenden – den Reisenden und den Kaufleuten – abzuverlangen. Das dürfte wohl auch die Verwandtschaft ­zwischen Geleitsgeldern und Landfriedenszöllen erklären. Und dennoch deckte der Umfang der Zolleinnahmen üb­licherweise nicht alle anfallenden Kosten,746 so dass auf Umlagen wohl zu keinem Zeitpunkt verzichtete werden konnte. Eine drastische Verschärfung, so Erich Maschke zumindest mit Blick auf die Stadtgeschichte, sei zudem im 14. Jahrhundert durch einen allgemeinen Anstieg der Kosten für den Landfrieden eingetreten.747 Mit einiger Wahrschein­lichkeit wurden auch die übrigen geist­lichen und welt­lichen Herrschaftsträger in den Einungen nicht von dieser Entwicklung verschont, gerade weil die Neue­rungen wie die Etablierung der täg­lichen Hilfe unter permanenter Besoldung zwar allen zugutekamen, sie letztend­lich aber auch die Kassen aller Bundesmitglieder zusätz­lich belasteten. In welchem Ausmaß das finanzielle Gebaren das reibungslose Wirken einer Landfriedenseinung beeinträchtigen und deren Existenz vollends gefährden konnte, illustrieren die zwei folgenden Beispiele aus den wetterauisch-­mittelrheinischen sowie den fränkischen Landfriedenseinungen an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Der Bund der Reichsglieder an Mittelrhein und in der Wetterau im Jahre 1398 hatte den Grafen Philipp von Nassau-­Saarbrücken zum Landfriedenshauptmann mit einem jähr­lichen Sold von nicht weniger als 6.000 fl. eingesetzt.748 Diese beträcht­liche Ausstattung des Nassauers hofften die Bündner durch die Einrichtung neuer Zollschranken aufbringen zu können, die dem lokalen und überregionalen

(vgl. MGH Const. V, Nr. 661; Reg. Habsb. III, Nr. 1189). Karl IV. stimmte am 3. Oktober 1347 der Aufrichtung eines Landfriedenszolls im Lothrin­gischen zu (vgl. RI VIII, Nr. 363). 745 Vgl. RI VIII, Nr. 7320. 746 Vgl. diesen Befund für die Landfriedenseinungen am Niederrhein bei Rotthoff-­Kraus, Landfriedenseinungen, S. 450. 747 Vgl. Maschke, Verfassung, S. 291. 748 Vgl. die Landfriedenseinung vom 6. Januar 1398 in den RTA, ÄR III, Nr. 10, die Einsetzung Graf Philipps vom 22. Januar 1398 (Nr. 12) und eine spätere Quittung (Nr. 18).

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Handel alles andere als zuträg­lich sein mussten. Am 17. März 1398 einigten sich die Erzbischöfe von Mainz und Trier, Pfalzgraf Ruprecht bei Rhein, der Nassauer mit den Städten Mainz, Worms, Speyer, Frankfurt, Friedberg und Wetzlar auf die Zölle an den Orten Höchst, Mainz, Kastell, Koblenz und Frankfurt, umb des willen daz wir (König Wenzel) so­lichir heubtmanschaft vorgesin und darzu kost gehaben mogen.749 Schon zuvor hatte der Mainzer Kirchenfürst Johann für seine Herrschaft explizit verfügt, den Zoll zu Höchst ledig­lich bis zum Ende der Hauptmannschaft des Grafen erheben zu lassen.750 Tatsäch­lich endete dessen Tätigkeit bereits vorfristig im Jahre 1400, während König Ruprecht am 30. Oktober gleichzeitig die Dauer des Bundes auf ausdrück­lichen Wunsch der beteiligten Städte verkürzte.751 Dass finanzielle Schwierigkeiten Anlass dieser beiden Akte gewesen sein dürften, ergibt sich erstens aus der weitreichenden Minderung des Hauptmannsoldes auf gerade einmal noch 1.200 fl. für den Nachfolger des Nassauers 752 und zweitens aus den Schuldforderungen, die der entpflichtete Graf kurz darauf vorbrachte.753 Die Einungsmitglieder zeigten sich indes nicht willens, die ausstehenden Gelder aus den eigenen Einnahmetiteln abzulösen und forcierten die Fortsetzung der Landfriedenszölle, bis die Schulden kompensiert waren. Am 11. März 1401, also nach Ablauf der verkürzten Geltungsdauer des Bundes, verlangte Ruprecht entsprechend, die Zölle zu d ­ iesem Zweck weiterhin zu erheben.754 Befriedigt werden konnten die Forderungen des Nassauer Grafen erst nach Jahren; 1403 waren immer noch Rückstände – einzig der geist­lichen und welt­lichen Großen – verzeichnet.755 749 Vgl. RTA, ÄR III, Nr. 17. 750 Vgl. RTA, ÄR III, Nr. 14 vom 16. Februar 1398. 751 Vgl. RTA, ÄR V, Nr. 431; Vosselmann, Politik, S. 33, – Reg. Pfgf. II, Nr. 204, sieht diesen Akt irrig als Verlängerung. 752 Vgl. Kulenkampff, Einungen, S. 27 f. 753 Vgl. Vosselmann, Politik, S. 33; Heinig, Reichsstädte, S. 310, Anm. 445. 754 Vgl. RTA, ÄR V, Nr. 432. 755 Eine eindrück­lich formulierte Quittung des Grafen Philipp von Nassau, welche die unzureichende Gegenfinanzierung seiner Hauptmannschaft offenlegte, datiert auf den 8. Juli 1403. Zwar sollten die versprochenen 6.000 fl. jähr­licher Sold aus den Landfriedenszöllen bestritten werden, mit so­lichem underscheide, we­lichs jars uns die vorgnanten sehsdusent gulden von des lantfridens zollen nit genz­lich gefielen, das uns dann unser gnedigen herren die koirfursten und stete, die in demselben lantfriden begriffin waren, die vorgeschriben sehsdusent gulden ig­lichs jars erfullen und ir ig­liche ir anzal darzu geben sollten und ir keine fur die andern furbasßer nit p­lichtig sin sollten, davon uns von den zwein lesten jaeren so vil gelcz umbezalet uße virleib stende, darane uns die stedte ir anzal ig­lichs jars zu rechten ziden genz­lich bezalten als das unser gnedigen herren die koirfursten zu demselbin lantfriden gehorig zu ir anzal uns von den lesten zwein jaren schuldig virlibben vier und zweinzig hundert und siebenzehen gulden ane dri alte heller (RTA, ÄR III, Nr. 18). Nur drei Tage ­später bestimmte Ruprecht, die Landfriedenszölle am Mittelrhein und in der Wetterau aufzuheben, sobald Mainz und

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Als am 16. Juni 1405 in der Wetterau unter der Hauptmannschaft Eberhard von Hirschhorns ein neuer Landfriedensbund zustande kam,756 wiederholte sich das beschriebene Szenario nach weniger als einem Jahr. Im Mai oder Juni 1407 hob Ruprecht die Landfriedenszölle auf und befahl der Stadt Frankfurt, die rückständigen Soldzahlungen end­lich anzuweisen.757 In ­diesem Raum endete damit die Organisa­tionsform der gemischt-­ständischen regionalen Landfriedenseinung mit könig­licher Beteiligung und sollte bis zum Ende der Epoche auch keine Wiederbelebung mehr erfahren. In Franken hatte sich mit dem Landfrieden von Eger die Erhebung von Landfriedenszöllen etabliert, aus denen wie in der Wetterau vorrangig die Aufwendungen des zunächst mit einem Sold von 1.600 fl. eingesetzten Hauptmanns Graf Johann von Wertheim abgegolten werden sollten. Eine Abrechnung der Stadt Nürnberg legte aber schon im August 1393 offen, dass von seinem jähr­lichen Sold ledig­ lich 549 fl. aus den Zöllen eingenommen worden ­seien.758 Dieses Problem spitzte sich in der Folgezeit noch zu – am 22. April 1393 verlangte der Wertheimer vom Achter­gremium des Landfriedensbundes gar, umgehend einen ausstehenden Betrag Frankfurt dem Nassauer ein Guthaben von 515 fl. und 7 gr. ausbezahlt hätten. Einzig in Mainz und Frankfurt sollten fortan noch Landfriedenszölle eingenommen werden, bis diese Summe ausgeg­lichen worden sei (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 3031). Damit dürften die Forderungen des Grafen auf Kosten der involvierten Städte beg­lichen worden sein. 756 Vgl. RTA, ÄR V, Nr. 438. 757 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 4430 vom Mai/Juni 1406, welches Orth, Fehden, S. 153 f., in das Jahr 1407 datiert. Diese Anpassung erscheint vor dem Hintergrund plausibel, dass Eberhard von Hirschhorn noch im Oktober 1406 als Hauptmann des Landfriedens angesprochen wurde (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 4545 vom 7. Oktober 1406). Irrig dürfte demnach auch die Datierung von Loyo, Landfrieden, S. 17, sein. Unstrittig ist allerdings, dass schon zu Beginn des Jahres 1406 Gebrechen eingetreten waren, die das Wirken der Einung erheb­lich behindert haben dürften. So musste bereits zu d­ iesem Zeitpunkt König Ruprecht einen gemeinsamen Tag nach Oppenheim ausschreiben – auch ­dieses Mal zogen sich die Bemühungen des Reichsoberhauptes hin, um die Schuldforderungen Eberhards zu befriedigen (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 4341, 4549 und 5600). 758 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 250. Die Schwierigkeit unzureichender Einnahmen findet sich bereits in der Korrespondenz der Reichsstadt Nürnberg mit Windsheim, das im Sommer 1391 Ratsvertreter nach Nürnberg zur Abrechnung entsenden sollte, um die Lücke ­zwischen Soldausgaben und Zolleinnahmen anteilig auf alle beteiligten Städte umzulegen (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 188). Die kurz zuvor von Graf Johann von Wertheim ausgestellte Quittung über den gesamten Sold des Jahres 1391 beweist, dass die Nürnberger die zu geringen Einnahmen zunächst einmal ausg­lichen und dann selbst als Gläubiger der übrigen Landfriedensteilnehmer fungierten (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 187). Dieses Phänomen hat Fahrner, Landfrieden, S. 535, auch für Straßburg und die elsäs­sischen Landfriedensbünde nachgewiesen.

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von 90 fl. anzuweisen, da er sonst als Hauptmann zur Pfändung und zum Angriff berechtigt sei.759 Ein Abrechnungszettel, der wohl in das Jahr 1395 datiert werden muss, führte Rückstände der fränkischen Städte bei ihm ab dem dritten Jahr seiner Hauptmannschaft an.760 Am 6. Juli 1397 hob Wenzel schließ­lich die Landfriedenszölle in Franken auf.761 Auch in ­diesem Fall war damit die Schuldensitua­tion keineswegs beendet: Noch 1399 erklärten sich die Stadt Nürnberg und der Wertheimer zu einem schiedsrichter­lichen Austrag bereit, der über einen letzten Beitrag von 400 fl. aus der Zeit seiner Hauptmannschaft entscheiden sollte.762 Genauso wie in der Wetterau vollzog sich dieser Prozess ein weiteres Mal in Franken, nachdem König Ruprecht 1404 einen neuen Landfriedensbund beurkundet und Friedrich Schenk von Limpurg zum Hauptmann bestimmt hatte.763 Die finanziellen Aufwendungen zur Sicherung des Landfriedens, das belegen die angeführten Beispiele, überstiegen die verfügbaren Mittel sogar bei der Einführung zusätz­licher Zollschranken. Der Anspruch, schäd­liche Leute durch einen permanent besoldeten Hauptmann zu verfolgen, entsprach nicht oder nicht mehr den Ressourcen, ­welche die Einungsmitglieder aufzubringen bereit waren oder ganz generell bezahlen konnten. Diese Unzuläng­lichkeit mag nicht nur das Wirken des Landfriedensbundes beeinflusst haben, dessen Handeln niemals losgelöst von seiner finanziellen Substanz betrachtet werden kann, sondern sie mündete zugleich in Konflikte über ausstehende Soldzahlungen und die angehäuften Schuldenlasten. In beiden Fällen zerbrach damit der einer Einung 759 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 236. 760 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 307. 761 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 360. Zwar einigten sich die Bündner am 2. März 1398 auf die Wiederherstellung der Zollerhebung nach altem Vorbild (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 373), in Umsetzung dürfte dieser Beschluss jedoch nicht gekommen sein; jedenfalls finden sich bisher keine Belege über ­solche Zahlungen. 762 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 392. Der als Schiedsrichter bestimmte Graf Ludwig von Wertheim entschied am 3. September 1399 auf einen Verzicht seines Vetters auf die ausstehenden Zahlungen (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 395). 763 Kurze Zeit nach der Konstituierung des Landfriedensbundes am 11. Juli 1404 (vgl. RTA, ÄR V, Nr. 426) verschrieb Ruprecht dem Limpurger am 11. Oktober 1404 den Landfriedenszoll (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 3732). Die Abrechnung der Zolleinnahmen am 20. Januar 1408 ergab das ernüchternde Resultat, dass trotz der Einnahme von 1082 fl. noch ein Schuldenstand von 1418 fl. gegenüber dem Hauptmann vorliegend sei und dieser Betrag nunmehr ­zwischen allen Teilnehmern aufgeteilt werden müsse (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 568). Ein ganz ähn­liches Ergebnis brachte die Abrechnung vom 13. Oktober 1410 (vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 683).

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immanente Konsens aller Mitglieder. Hier wie dort setzte die Tätigkeit des Landfriedenshauptmanns vollends aus und trug mittelfristig zur Auflösung der Bünde bei. Besonders charak­teristisch an den Verteilungskonflikten war, dass sie nicht mit Hilfe der Einungsgerichtsbarkeit überwunden werden konnten, stattdessen ein Eingreifen des Reichsoberhauptes offenbar unerläss­lich war. Eine zeitnahe Beendigung dieser Zwistigkeiten erreichte der König jedoch ebenfalls nicht – beide Male benötigten die Streitparteien mehrere Jahre, um die Übernahme der Schulden zu regeln und die Außenstände aufzubringen. Im Vergleich zu den geist­lichen und welt­lichen Großen waren die Städte eher bereit, mehr in die kooperativ organisierte Landfriedenswahrung zu investieren. Soweit einzelne Quellen es für Franken indizieren, erblickte Nürnberg eine größere Selbstverpflichtung im Landfriedensbund und legte immer wieder Anteile der geist­lichen und welt­lichen Herrschaftsträger aus.764 Frankfurt und Friedberg befreiten sich aus den gemeinsamen Schulden gegenüber dem Hauptmann.765 Hinter den Konfliktlagen um die Finanzierung des Landfriedens verbargen sich folg­lich bis zu einem gewissen Grade auch ständische Gegensätze. 5.2.3 Das ständische Moment als Zentrifugalkraft in den regionalen Einungen Die Organisa­tionsform der Einung, so wie sie seit dem 13. Jahrhundert entstanden war, verband von Beginn an unterschied­lichste Reichsglieder miteinander, falls diese sich auf die Rechtsnormen des Bundesbriefs festlegen ließen und durch Eid oder Besiegelung diese Verpflichtungen bekräftigten. Da sich die Landfriedenspflege auf einen mög­lichst geographisch-­geschlossenen Raum richten sollte, lag es nahe, alle Herrschaftsträger einer Region – geist­liche sowie welt­liche Fürsten und Adlige genauso wie Städte – für den Zusammenschluss zu gewinnen, so dass sich in den meisten Reichsteilen gemischt-­ständische Einungen ausbildeten. Dagegen hatte es ständische Vereinigungen, wie Städte- und Fürstenbünde, jedoch zu jeder Zeit im spätmittelalter­lichen römisch-­deutschen Reich gegeben, solange sie auf eine Zustimmung oder Billigung des Königs rechnen konnten. Der Versuch der 764 Vgl. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 434 vom 18. Februar 1405, als der Rat der Stadt Nürnberg den Bischof von Bamberg um die Rückzahlung von 161 fl. aus dem nächstvergangenen Landfrieden ersuchte und bei Nichterfolgen ein Einlager androhte. 765 Vgl. für Frankfurt die Quittung des Eberhard Schenk von Erbach im ISG Frankfurt, RS, Urkunden, Nr. 133 vom 1. August 1401, über 112 fl. – dem Anteil der Stadt aus den gesamten Forderungen von 1447 fl. Das Dokument korrespondiert mit der Quittung für Friedberg vom selben Tag über 42 fl. (vgl. UB Friedberg I, Nr. 783).

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Landfriedensforschung, die regionale Einung mit den ständischen Bünden in eine chronolo­gisch lineare Abfolge zu bringen,766 stellt also eine Verkürzung der tatsäch­ lichen Begebenheiten dar. In dieser Diskussion ist stets das Argument angeführt worden, die gemischt-­ständische Einung sei unter einem vom König eingesetzten Ob- oder Hauptmann durch das Wirken der ständischen Kräfte und der latenten Schwäche des Reichsoberhauptes zerbrochen 767 – Heinz Angermeier konstatiert gar eine „ständische Konfronta­tion“ am Ende des 14. Jahrhunderts.768 Daraus ergaben sich drei Konsequenzen: Die regionalen standesübergreifenden Landfriedens­ einungen fielen mit ihren Konfliktbehandlungsverfahren und ihrer friedensstiftenden Wirkung in den einzelnen Reichsteilen sukzessive aus, der politische Diskurs um die Sicherung des Landfriedens wurde verzögert, bis er sich erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Rahmen der Reichsversammlungen einer Lösung wieder annäherte. Wenn auch alle drei Beobachtungen richtig sind, so bleibt doch zunächst offen, wie wirkmächtig das ständische Moment in den Landfriedens­einungen realiter war, zumal nach dem bisher Gesagten hierin keineswegs die einzige Begründung für die Auflösung der regionalen überständischen Bünde gesehen werden kann. Die Goldene Bulle hatte zwar die Städtebünde und die Zusammenschlüsse der Städte mit Einzelpersonen ausdrück­lich verboten und damit für die Bürgerschaften nur eine gemischt-­ständische Einungsform recht­lich anerkannt und im Reichsverband lanciert,769 dennoch verhinderte sie die Neuerrichtung der Städtebünde noch unter Karl IV. nicht. In Schwaben und im Elsass, entlang des Rhein genauso wie in Sachsen hielten sich die ständischen Zusammenschlüsse der Städte.770 Ob das Reichsoberhaupt daher auf eine konsequente Beseitigung der Städtebünde abzielte, wie Heinz Angermeier angenommen hat,771 erscheint vor dem Hintergrund zweifelhaft – wieder einmal offenbart sich hier die Kluft ­zwischen der normativen Rechtsvorstellung in

766 Vgl. Blezinger, Städtebund, S. 24 f. 767 Vgl. Wefers, System, S. 52; Angermeier, Königtum, S. 268. 768 Angermeier, Königtum, S. 275. 769 Vgl. MGH Const. XI, Goldene Bulle, T. 1, Kap. 15. 770 In Schwaben hielt sich die Bestimmung aus der Goldenen Bulle in der Rechtswirk­lichkeit vergleichsweise über lange Zeit, erst am 4. Juli 1376 schlossen sich die Städte wieder in einem Bund zusammen (vgl. Urk. oberdt. Städteb. II,2, Nr. 596). Im Elsass muss davon ausgegangen werden, dass die Dekapolis des Jahres 1354 (vgl. MGH Const. XI, Nr. 243, und die Besprechung von Schmitt, La décapole) überwiegend unbeeinträchtigt fortbestand; am 23. April 1360 jedenfalls beschlossen die Städte dort eine Ergänzung zu dieser Einung (vgl. Urk. oberdt. Städteb. II,1, Nr. 381). Die rheinischen Städte Straßburg, Worms und Speyer beurkundeten am 15. Mai 1365 einen gemeinsamen Bundesbrief (vgl. UB Worms II, Nr. 605). Im säch­sischen Reichsteil entstand am 25. Juli 1360 ein neuer Städtebund (vgl. UB Goslar IV, Nr. 698). 771 Vgl. Angermeier, Städtebünde, S. 42.

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den Beschlussfassungen der Hoftage und der Rechtswirk­lichkeit. Fürstenbünde, die geist­liche und welt­liche Herrschaftsträger im deutschen Südwesten in größerer Zahl vereinigten, entstanden mit dem prominenten Nürnberger Herrenbund des Jahres 1383 im Vorfeld des ersten Städtekriegs.772 Mit dem Städtebund auf der einen und dem fürst­lichen Zusammenschluss auf der anderen Seite sind gleichsam die beiden einander gegenüberstehenden Parteiungen der kriegerischen Auseinandersetzungen von 1388/89 genannt, obwohl der Städtekrieg sich doch als Konfliktgemenge kleiner und kleinster Zwistigkeiten z­ wischen einzelnen Reichsgliedern darstellte, der vor allem politisch bis zu seiner Lösung mit dem ständischen Argument geführt wurde. Danach trat die paritätische Form der Einung, d. h. jene mit einem aus zu gleichen Teilen von Fürsten und Herren einerseits wie von städtischen Vertretern andererseits besetzten Bundesausschuss, vermehrt in der Rechtswelt des Reiches auf. In Sonderheit war sie kein genuines Merkmal aller gemischt-­ständischen Landfriedenseinungen. Erst in dem für mehrere Reichsteile bedeutungsvollen Landfrieden von Eger bildete sich die Parität als Projek­tion der Konfliktlösung des ersten Städtekriegs ab – so beispielsweise enthielt der den Bestimmungen des Egerer Friedenswerks zugrundeliegende Landfriedensbund vom 1. September 1378 gerade kein paritätisch angelegtes Bundesgremium.773 Auch in der Heidelberger Stallung, w ­ elche die städtische Partei mit der Fürstengruppe vor dem Städtekrieg noch einmal in der Art einer vertrag­lichen Selbstverpflichtung verband, war ein paritätischer Ausschuss nicht implementiert.774 Wenn also um die Wende hin zum 15. Jahrhundert der Typus der gemischt-­ständischen paritätischen Einung zunächst verschwand, dann war nicht die Landfriedenseinung in ihrer ursprüng­lichen Form in Auflösung begriffen; allenfalls scheint belegt, dass die Konfliktlösung des Hoftags von Eger allmäh­lich an Wirksamkeit einbüßte und im Bewusstsein der Zeitgenossen verblasste.

772 Vgl. RTA, ÄR I, Nr. 205. Kleinere Zusammenschlüsse, die einzelne Reichsfürsten miteinander verbanden, hatten jedoch eine längere Tradi­tion. So war zuvor ein Bund z­ wischen den bayerischen und österreichischen Herzögen am 30. April 1375 zustande gekommen (vgl. Mon. Witt. II, Nr. 363). Am Niederrhein beurkundeten am 30. Januar 1387 zudem der Erzbischof von Köln sowie der Herzog von Jü­lich und Berg einen Bundesbrief (vgl. UB Niederrhein III, Nr. 912). 773 Vgl. Deicke, Landfrieden, S. 16 – 18; Pfeiffer, Landfriedenseinungen, S. 240; Lindner, König Wenzel, Bd. 2, S. 64, Anm. 2, und ferner Angermeier, Königtum, S. 290 f. 774 Vgl. die fürst­liche Ausfertigung in RTA, ÄR I, Nr. 246 vom 26. Juli 1384, und die ausführ­lichen Besprechungen bei Messerschmidt, Städtebund, S. 78 – 94, Kreutz, Städtebünde, S. 274 – 285, und Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 225 – 233. Die drei Jahre ­später anschließende Mergentheimer Stallung vom 5. November 1387 regelte die Konfliktbehandlung durch ein Austragsverfahren (vgl. die fürst­liche Ausfertigung in RTA, ÄR I, Nr. 324, deren Besprechung bei Lindner, König Wenzel, Bd. 1, S. 378 – 385, und s. u. zu den Austrägen Kap. 6.3.3).

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Mit Blick auf die Geschichte des römisch-­deutschen Reiches im späten 14. Jahrhundert kann ein gesteigertes Konfliktpotential z­ wischen den beiden Ständen aber kaum geleugnet werden, das auch den Landfriedenseinungen dieser Zeit inhärent war. Stellten sich einmal konkrete Zwistigkeiten ein, dann entwickelten diese eine geradezu zentrifugale Kraft auf den gemeinsamen Bund – auf Auseinandersetzungen im Kontext der Finanzierung der Tätigkeit einer Einung ist bereits hingewiesen worden. Darüber hinaus steht zu vermuten, dass Interessensgegensätze die Reichsglieder veranlassten, vorderhand zunächst den ständisch-­homogenen Zusammenschluss zu forcieren, dessen unerläss­licher Grundkonsens am Anfang wohl auch leichter zu erreichen gewesen sein dürfte. An dieser Stelle können nur einzelne Aspekte der zeitgenös­sischen Diskussion verkürzt wiederholt werden: So sind bisher u. a. das Pfahlbürgerverbot, der effektive Schutz der (bürger­lichen) Kaufleute auf den Straßen und Wasserwegen außerhalb der Städte sowie das schäd­liche Wirken im Fürstendienst stehender Adliger als latente Konfliktlagen ­zwischen den fürst­lichen und adligen Herrschaftsträgern und den städtischen Bürgerschaften identi­fiziert worden.775 Einzelne dieser ständig vorgebrachten Streitfragen lassen sich nicht als bloßes Politikum begreifen, sondern entsprangen den unterschied­lichen Herrschaftsformen, näm­lich der prinzipiellen Andersartigkeit einer kleinräumigen städtischen Ratsherrschaft und der flächigen, aber nicht notwendig terri­torial geschlossenen Landesherrschaft. Insofern waren diese Gegensätze für das gesamte Spätmittelalter einerseits charakteristisch, die Vorstellung eines z­ wischen den Ständen permanent geführten „Kampf[es] um die Gestaltung des Reiches“ beweisen sie andererseits aber nicht.776 Auszugleichen vermochten die ständisch-­gemischten Einungen diese Kontroversen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nicht mehr. Nachdem zuletzt in Franken diese Organisa­tionsform verschwunden war, reduzierte sich die Einung überwiegend auf den Modus eines im Ursprung oft ständischen Zusammenschlusses, der im deutschen Südwesten, am Rhein, aber ebenso im Norden des Reiches typisch wurde.777 Zu diesen ständischen Bünden gehörten ab 1399 auch 775 Vgl. Wefers, System, S. 176. Dass die Städte andere inhalt­liche Schwerpunkte in ihren Bünden als die adligen und fürst­lichen Reichsglieder setzten und auf einen „Wirtschaftsfrieden“ sannen, konstatiert auch Angermeier, Herrschaft, S. 80 f. 776 Bock, Monarchie, S. 569. 777 Im Süden des Reiches verbanden sich die Bischöfe von Bamberg und Würzburg mit den Burggrafen von Nürnberg am 16. Januar 1401 (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 94); ab dem 22. November 1401 waren zudem die thürin­gischen Landgrafen und Markgrafen von Meißen mit diesen drei Reichsfürsten in einer Einung zusammengeschlossen (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 129). Die politisch wohl größte Bedeutung in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erlangte der Mergentheimer Fürstenbund vom 2. Januar 1445 (vgl. RTA, ÄR  XVII, Nr. 317). Die rheinischen Kurfürsten schlossen am 14. September 1405 den Marbacher Bund gegen den König (vgl. RTA, ÄR V, Nr. 489). Im Norden des Reiches

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die ­Kurvereine, die 1424, 1446, 1461, 1502, 1521 und 1558 trotz politisch wechselnder Zusammensetzung regelmäßig auf der Bühne des Reiches hervortraten.778 Weiterhin stieg mit den Ritterschaften eine neue ständische Gruppe auf, die inzwischen das Recht, sich in einem Bund zu vereinen, faktisch durchgesetzt hatte. Eine könig­liche Legitima­tion für ­solche Adelseinungen erfolgte erstmals unter Ruprecht.779 Schließ­lich dürfte gleichsam die landesherr­liche Friedenssicherung zusehends mehr an Bedeutung gewonnen haben. Insbesondere glückte den Herrschaftsträgern zunehmend die Unterordnung des lokalen Adels, der beispielsweise in den Fürstendienst fest integriert werden konnte. Auf die Praxis aus dem 14. Jahrhundert, die Einhaltung des Landfriedens von Amtleuten eigens beeiden zu lassen – ein ­Zeichen, dass diese noch nicht unter der Gebotsgewalt des Landesherrn lagen –,780 konnte mit Fortschreiten des Territorialisierungsprozesses allmäh­lich verzichtet werden. Kaiser Sigismund strengte sich fast über die ganze Zeit seiner Herrschaft noch einmal an, zumindest in Schwaben die Städte und die Ritterschaften miteinander im Format einer Einung zusammenzufassen, ­dieses Bemühen blieb trotz langjähriger Verhandlung schlussend­lich jedoch erfolglos.781 Landfriedensbünde, die Mitglieder aus unterschied­lichen Ständen einer Region in räum­lich geschlossener Form umfassten, sind bis zum Ende des Mittelalters nachweisbar, der bedeutendste war sicher­lich der Schwäbische Bund des Jahres 1488.782 Insgesamt aber dürfte die Anzahl derart

fanden die regionalen Landfriedenseinungen mit dem brandenbur­gischen Bund des Jahres 1414 und dem Zusammenschluss in Pommern von 1421 ihr Ende (vgl. Mohrmann, Landfriede, S. 271 – 277) – einzelne ständische Einungen in d­ iesem Reichsteil bespricht für das 15. Jahrhundert Mohrmann, Landfriede, S. 256 – 260 und 279 – 281. Et­liche Städte und Adlige vereinigten sich ohne die Fürsten und Großen noch einmal am 14. März 1440 im preußischen Bund (vgl. Biskup, Bund, S. 216 f.). Im Elsass festigten wenigstens die kleineren Reichsstädte im Laufe des 15. Jahrhunderts ihren Städtebund (vgl. Hardy, Reichsstädtische Bündnisse, S. 103 f.). 778 Vgl. Lanzinner, Recht, S. 68 f. 779 Vgl. Carl, Landfrieden, 2012, S. 125. 780 Vgl. für die Landgrafschaft Hessen Reinle, Etablierung, S. 110 – 125, insb. 111 – 113. 781 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 342 und 349; Wefers, System, S. 52 f.; Bemmann, Geschichte, S. 206 f.; Schubert, Landfrieden, S. 149; Heuer, Städtebundsbestrebungen, S. 24. 782 Vgl. Carl, Landfrieden, 2012, S. 126 f., und im Speziellen zur Konstitu­tion des Schwäbischen Bundes die erste Bundesakte in Vol. rer. Germ. nov. V, S. 281 – 285. Im Südwesten besiegelten die rheinischen Pfalzgrafen, die fränkischen Reichsstädte sowie Nördlingen und Dinkelsbühl im Frühjahr 1452 einen Landfriedensbund, der sich aber nicht über die erste Periode seiner Existenz fortsetzte (vgl. Angermeier, Königtum, S. 424 f.). Auf den 22. Januar 1465 datiert eine Einung z­ wischen den Herzögen Ludwig und Sigmund von Bayern, Graf Eberhard von Württemberg, dem Bischof von Augsburg und den Städten

Das Ende der regionalen standesübergreifenden Landfriedenseinungen

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g­ roßräumig angelegter, ganze Landschaften des Reiches umfassende Landfriedens­ einungen im 15. Jahrhundert deut­lich unter das Niveau des vorherge­henden Säkulums gefallen sein, wobei der gegenwärtige Stand der Quellenerschließung für das letzte mittelalter­liche Jahrhundert als am wenigsten abgeschlossen betrachtet werden muss und folg­lich einige Bundesbriefe noch in den Archiven auf ihre Hebung warten. Es gibt bisher allerdings keine Anzeichen dafür, dass das Maß der weiträumigen Durchdringung des Reiches mit regional-­geschlossenen standesübergreifenden Landfriedensbünden bis zum Ende des Mittelalters noch einmal substantiell erreicht oder gesteigert werden konnte – der Schwäbische Bund vermag die erste und vielleicht auch die einzige resultative Initiative in diese Richtung gewesen sein, von der aus sich eine Kontinuität entwickelte. Ab dem 16. Jahrhundert begegnen mit den konfessionellen Bünden wieder überständische Zusammenschlüsse, deren primärer Wirkungsbereich nicht notwendigerweise der Schutz des Landfriedens war, obwohl sich auch diese ­Einungen schon ihrer Legitimierung wegen nur zu gerne in eine Tradi­tion mit ihren mittelalter­lichen Vorgängern stellten.783 Der regionalen Friedens­sorge mussten sich diese Bünde in der Neuzeit ohnehin kaum noch widmen, denn die Reichskreise übernahmen ab 1512 in den Reichsteilen diese Funk­tion,784 im Übrigen wiederum als eine die Stände einer Region umschließende Klammer. Für die schweizerische Eidgenossenschaft darf schon im 15. Jahrhundert gefragt werden, wie sehr Landfriedenswahrung realiter noch primäres Ziel ihres komplexen Bündnissystems war.785 Kehren wir aber an die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert zurück. Gleichzeitig mit der Auflösung der ständisch-­gemischten regionalen Landfriedenseinungen versiegte auch der könig­liche Anteil am Wirken der Bünde. In den Zusammenschlüssen nach dem Muster des Landfriedens von Eger spiegelte sich – frei­lich nicht zum ersten Mal – die Teilhabe des Königs in den Einungen in der Person des Ob- bzw. Hauptmannes wider; vielfach kürte der König sogar selbst seinen Vertreter als herrscher­lichen Repräsentanten. Die Einungsgerichtsbarkeit fußte dann auf einem (paritätischen) Gremium unter dem Vorsitz eines könig­lichen Obmanns, woraus sich auch dessen Präzedenz ableitete.786 Als sich Ulm, Augsburg, Giengen und Memmingen (vgl. Hansen, Martin Mair, S. 228). Im April 1474 kam die sogenannte Niedere Vereinigung z­ wischen den elsäs­sischen Städten sowie den Bischöfen von Basel und Straßburg zustande (vgl. Hardy, Reichsstädtische Bündnisse, S. 115). 783 Vgl. grundsätz­lich für das 16. Jahrhundert Komatsu, Landfriedensbünde. 784 Vgl. Carl, Landfrieden, 2012, S. 130. 785 Susanna Burghartz, Bündnissystem, hat in ihrer jüngst erschienenen Geschichte der Schweiz im Spätmittelalter überhaupt nicht mehr auf die Bedeutung der Friedenswahrung abgehoben und damit einmal mehr Einung und Landfriedensbewegung voneinander entkoppelt. 786 Im Landfrieden von Eger war beispielsweise für den Fall des Todes oder sonstigen Ausscheidens des Obmannes bestimmt, als oft das geschicht, so sollen wir kunig Wenczlaw, oder

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Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

die ständisch-­gemischten Landfriedensbünde nach dem Egerer Vorbild auflösten, stand im gleichen Moment das ihnen immanente Konfliktbehandlungsverfahren ganz generell zur Disposi­tion. Denn das Reichsoberhaupt war damit weniger aus der Landfriedensbewegung als vielmehr von der Beteiligung innerhalb der Einung ausgeschlossen, wenn er nicht persön­lich in seiner Rolle als Reichsfürst Mitglied wurde. Die ständischen Einungen kamen bis zu ­diesem Zeitpunkt ohne könig­lichen Stellvertreter aus und daran änderte sich auch jetzt nichts. Indem in ihnen aber ein könig­licher Obmann fehlte, war ein gericht­lich tätiger Ausschuss weder nach dem Muster der dinggenossenschaftlichen Gerichtsgemeinde mit Richter und Urteilern noch in Anlehnung an das schiedsrichter­liche Verfahren mit ungerader Anzahl von Schiedspersonen oder Obermann konzipierbar. Hierfür näm­lich wäre schrift­lich im Wortlaut des Bundesbriefs zu entscheiden gewesen, welches Einungsmitglied diese Vorrangstellung gegenüber den übrigen begleiten sollte. Aus ­diesem Grund betonten die ständischen Einungen die nominelle Gleichrangigkeit aller Bündner, die sich bei der Bewältigung streitiger Konflikte im Austragsverfahren idealtypisch abbilden ließ.787 Dieses bedurfte keiner könig­lichen Partizipa­tion. Somit reduzierte sich die Anzahl der Konfliktbehandlungsverfahren des Reichsoberhaupts im frühen 15. Jahrhundert um eine weitere Delega­tionsform. Ob sich deshalb in der Rechtspraxis die wem wir das an unserr stat bevehlen, mit gutem rate und wissen ye einen andern seczen an desselben stat, der sich alles des verbynde und swere des sich der verbunden und gesworen hette der abgangen were. Zwar findet sich diese Regelung in den meisten Landfriedenseinungen des 14. Jahrhunderts mit könig­licher Beteiligung, nun wurde sie aber um eine weitere Einräumung ergänzt. Für den Fall, dass die Bundesmitglieder mit dem könig­lichen Vertreter nicht einverstanden ­seien, so sollen und mogen wir in mit gutem rate und wissen einen andern dorzu geben in dem nehsten mande, als es uns verkundet wirdet … (RTA, ÄR II, Nr. 72, Art. 6). Dieser Artikel des Bundesbriefs drückte aus, dass das Reichsoberhaupt nicht bereit war, die Einungsgerichtsbarkeit unter dem Vorsitz eines könig­lichen Delegaten aufzugeben, auch wenn die Entscheidung, wer diese Vertreterschaft tatsäch­lich übernehmen sollte, längst in die Hände der Bündner gelegt worden war. Die Spitzenstellung des Obmannes im Konfliktbehandlungsverfahren blieb durch diese recht­liche Konstruk­tion aufrechterhalten. Eine s­ olche Bestimmung beinhaltete in Franken erstmals der Zusammenschluss vom 24. November 1368 (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 109 – 116, Art. 33); die beiden nachfolgenden, dem Landfrieden von Eger unmittelbar vorausgehenden Einungen vom 2. Februar 1371 und 1. September 1378 sahen wiederum die Beachtung des Rates der Mitglieder bei der Einsetzung des Obmanns durch den K ­ aiser vor (vgl. Fischer, Landfriedensverfassung, S. 116 – 125, Art. 31 f., bzw. RTA, ÄR I, Nr. 121, Art. 10). Im Landfriedensbund vom 1. Juli 1340 war noch umgekehrt dem K ­ aiser das Recht zugestanden, einen unliebsamen Vertreter eines Bundesmitglieds abzulehnen (vgl. Mon. Witt. II, Nr. 305, Art. 23) – ganz ähn­lich galt dies für den Obmann im Bund vom 4. Oktober 1349 bzw. vom 7. August 1358 (vgl. Urk. Beitr. zur Gesch. der Landfrieden, S. 29 – 31, Art. 6, bzw. Quellen zur Landfriedensorganisa­tion, Nr. 42, Art. 10). 787 S. u. Kap. 6.3.3.

Das Achtverfahren und dessen Verhältnis zur friedlichen Konfliktlösung

271

Menge der im Namen des Königs behandelten Streitsachen merk­lich verkleinerte, kann kaum abgeschätzt werden, solange für die Mehrheit der Einungen keine Fallzahlen ermittelt worden sind. Wird berücksichtigt, dass die Bundesmitglieder der Einungsgerichtsbarkeit ohnehin nur noch diejenigen Konflikte zugewiesen hatten, die zwei verschiedene Herrschaftsträger berührten, so war die Zuständigkeit der Bünde zuvor schon auf einen kleinen Kreis von Auseinandersetzungen begrenzt. Ferner stand es selbst den in einer Einung mit Austragsverfahren verbundenen Reichsgliedern aufgrund der fehlenden sach­lichen Zuständigkeitsdefini­tionen nach wie vor frei, eine Klage am Königshof vorzubringen. Es oblag dann dem Herrscher, neben den verschiedenen Befehlsvarianten als Reak­tionen auf einen Streit und der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit noch die persön­liche Konfliktbehandlung durch Urteils- oder Schiedsspruch sowie die Vermittlung zu suchen.

5.3 Das Achtverfahren und dessen Verhältnis zur friedlichen Konfliktlösung Der Vorzug des fried­lichen Konfliktaustrags durch Nutzung des Gerichtsweges bzw. der güt­lichen Verhandlung gegenüber der gewaltsamen Konfliktführung, der Fehde, wird gemeinhin als Fortschritt in der Entwicklung des spätmittelalter­lichen Reiches betrachtet, eben auch weil der dauerhafte Friedenszustand als imaginiertes Ziel der mittelalter­lichen Friedensbewegung interpretierbar ist. Die gericht­lichen Verfahren sollten idealerweise einem Prozess fried­licher Konfliktbewältigung bis zur abschließenden Lösung entsprechen und das Risiko einer kriegerischen Auseinandersetzung senken. Wenn eingangs der Begriff der Konfliktbehandlung im Unterschied zu Konfliktlösung gestärkt worden ist, dann ist damit gleichsam infrage gestellt worden, ob die Verfahren, ­welche die mittelalter­lichen Herrschaftsträger ausbildeten, durchweg zur Wiederherstellung des Friedenszustandes ­zwischen den Streitenden führten oder überhaupt führen sollten. Denn mit dem Achtverfahren existierte näm­lich innerhalb der mittelalter­lichen Gerichtsbarkeit ein Akt, der ganz bewusst auf der Gefahr potentieller Gewaltanwendung beruhte, um die Streitparteien auf die Handlungen eines Gerichts notfalls unter existentiellem Zwang festzulegen. Geradezu folgerichtig hat Heinrich Koller in seinen verschiedenen Arbeiten zur (Reichs-)Acht im 15. Jahrhundert erklärt, dass die im Rahmen der angeb­lichen gericht­lichen Konfliktlösungsverfahren verkündeten Achtsprüche die Führung von Fehden wiederum begünstigten, auch weil sie eine sach­liche Streitentscheidung unterließen.788 Mit der Achtverkündung

788 Vgl. Koller, Ausbau, S. 442; Koller, Friedrich III., S. 251; Koller, Beurteilung, S. 594, Anm. 23. Diestelkamp, Bürgerunruhen, S. 83 f., spricht im Zusammenhang mit der

272

Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

wurde der Ächter in den Unfrieden gesetzt und durch s­ oziale Isola­tion bestraft – in der Regel war mit ihr zudem der Aufruf verbunden, den Geächteten zu schädigen oder anzugreifen.789 Für die Exeku­tion eines Achtspruchs blieben die Zeitgenossen also auf die Beteiligung der übrigen Reichsglieder angewiesen. Die für Geächtete geltende Notwendigkeit, sich zunächst einmal von der Acht zu lösen, um den Konfliktaustrag vor Gericht fortzusetzen, fungierte als zusätz­liche Hürde für einen fried­ lichen Ausgleich ­zwischen den Parteien. Hier nun widersprachen sich einerseits das moderne Idealbild der Friedensbewegung, die gewaltsame Konfliktführung durch das Angebot von Gerichtsbarkeit mög­lichst zu vermeiden, und andererseits der Versuch, Gerichtshandlungen mit Hilfe von herrscher­lich legitimierter Androhung und Anwendung von Gewalt durchzusetzen. Diese Divergenz musste umso schwerer wiegen, als das Achtverfahren im Spektrum aller gericht­lichen Reak­tionen im Spätmittelalter keineswegs eine Ausnahme, sondern im Gegenteil sehr häufig vorzufinden war. Für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit des 14. Jahrhunderts konnte bereits gezeigt werden, dass Achtentscheidungen gemeinsam mit den sie begleitenden Schreiben den Großteil der Hofgerichtsbriefe ausmachten. Zu d ­ iesem Befund kommt auch Ute Rödel für die hofgericht­liche Tätigkeit im frühen 15. Jahrhundert.790 Friedrich Battenberg sieht im Achtverfahren gar die „wichtigsten Prozessgruppen der könig­lichen Gerichtsbarkeit“.791 Die kaiser­lichen Landgerichte bedienten sich ebenfalls der Achtsprüche, genauso wie die Femegerichte und et­liche Landfriedensbünde in Anlehnung an die Reichsacht des Königs die Verfemung bzw. Verlandfriedung ausgebildet hatten.792 Sie stellten allesamt Reak­tionen auf gericht­lichen Ungehorsam dar, vor allem wenn die beklagte Achtstrafe von einem ihr innewohnenden „Unruhepotential“. 789 Vgl. Lechner, Reichsacht, S. 514; Battenberg, Reichsacht, S. 373, sowie zu den unterschied­lichen Wirkungen der Reichsacht Battenberg, Reichsacht, S. 368 f. 790 Vgl. URH, Bd. XV, S. XXXVI; Bd. XVI, S. XXXV; Rödel, König Ruprecht, S. 51 f. 791 Battenberg, Reichsachtbuch, S. 25. In seiner Habilita­tionsschrift charakterisiert Battenberg, Reichsacht, S. 43, das Spätmittelalter als Blütezeit des Acht- und Anleiteverfahrens. 792 Vgl. für die kaiser­lichen Landgerichte Feine, Landgerichte, S. 234 f., und s. o. Kap. 3.3.3. Battenberg, Reichsacht, S. 249 f. und 385, hat zudem betont, dass die Achtverfahren innerhalb der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit mit denen des Rottweiler Hofgerichts und des kaiser­lichen Landgerichts in Nürnberg weitgehende Übereinstimmungen aufweisen. Ferner trat in den Rechtsnormen der alten Hofgerichtsordnung des Rottweiler Gerichts aus den 1430er Jahren das Achtverfahren wohl am deut­lichsten gegenüber allen anderen Formen der Gerichtspraxis hervor (vgl. insb. AHGO, T. 10, und dazu den Aufsatz von Kohler, Acht). Auf die Analogie ­zwischen Achtspruch und Verlandfriedung hat Orth, Fehden, S. 14, hingewiesen – Gleiches haben Fricke, Veme, S. 76 f., und Schnettler, Veme, S. 106, für die Verfemung durch die westfä­lischen Gerichte festgestellt. Trotz aller Affinität und ähn­lich ausgerichteten rechtspraktischen Wirkung aller dieser Urteilsformen sollte nicht vorschnell von einer umfassenden

Das Achtverfahren und dessen Verhältnis zur friedlichen Konfliktlösung

273

Partei spätestens nach dreifacher Ladung nicht zur Gerichtssitzung anwesend war oder Rechtsentscheidungen nicht einhalten wollte. Im Laufe des Spätmittelalters hatte sich die Acht im Wesent­lichen durch ihren Bezug zum Landfriedensrecht auch als Strafe für Schädigungen und Verbrechen etabliert – auf den Bruch von Landfriedensartikeln folgte vielerorts unmittelbar die Achtverhängung.793 Um einen Achtspruch zu erwirken, hatte abseits aller scheinbar offiziell geltenden Rechtsnormen die klagende Partei ausdrück­lich einen solchen zu verlangen,794 zumal der Achtbrief, etwaige beigeordnete Befehle gegen den Ächter und die Eintragung im Achtbuch mit Kanzleitaxen verknüpft waren. Das Inquisitionsprinzip setzte sich bis zum Ende des Mittelalters im Achtverfahren nicht durch. Welchen Stellenwert das Achtverfahren unter diesen Bedingungen im Kreis der übrigen Konfliktbehandlungsverfahren besaß, und ob es im 15. Jahrhundert insgesamt nun häufiger oder immer seltener zur Anwendung kam, ist in der Forschung unterschied­lich eingeschätzt worden. Während zum einen ein Bedeutungsverlust konstatiert worden ist, geht die auf das Reichsachtbuch der ­Kaiser Sigismund und Friedrich III. gestützte Analyse von Friedrich Battenberg zum anderen überwiegend von einer massiven Nutzung der Acht in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert aus.795 Gleichheit ausgegangen werden, wie es von Künssberg, Acht, S. 22 f., und Holzhauer, Femegerichte, S. 410, für das Verhältnis von Verfemung und Reichsacht suggerieren. 793 Vgl. Lechner, Reichsacht, S. 515. 794 Vgl. Etzold, Hofgericht, S. 65. ­ aiser, das als Handschrift Blau, Nr. 29, im Haus-, Hof795 Das Reichsachtbuch der beiden K und Staatsarchiv Wien aufbewahrt wird, beinhaltet etwas mehr als 600 Eintragungen aus der Zeit z­ wischen 1417 und 1445, was einer Zahl von insgesamt 878 verzeichneten Ächtern entspricht. In den vorgebrachten Klagen und den verkündeten Achtsprüchen spiegelte sich die ­übliche Nähe-­Ferne-­Rela­tion ­zwischen dem König und den einzelnen Reichsteilen wider. Auf den königsnahen Bereich, zu dem Bayern nicht, dagegen Thüringen schon gezählt worden ist, entfielen 47 % aller Klagen und 39 % aller Ächtungen (vgl. Battenberg, Reichsachtbuch, S. 19 und 29 f., sowie ferner mit kleineren Abweichungen Battenberg, Reichsacht, S. 135 – 144). Koller, Beurteilung, S. 595, hat sich dieser Einschätzung angeschlossen. An anderer Stelle hat der Verfasser den Rückgang des Achtverfahrens in die 1420er Jahre datiert. Zudem hat Koller, Ausbau, S. 435 und 442 f., richtig bemerkt, dass das Reichsachtbuch zwar zeit­lich punktuell viele Einträge verzeichnet, diese aber in großem Abstand zueinander liegen. Zwischen dem 29. Januar 1425 und dem 11. Oktober 1430 fehlen für mehr als fünf Jahre Eintragungen (vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 81). An anderer Stelle hat Koller, Probleme, S. 102 f., ein Absinken der Achtsprüche schon in die kurze Regierungszeit Albrechts II. verlegt. Die von Battenberg, Reichsacht, S. 302, zuletzt geäußerte „Massenhaftigkeit“ von Achtverfahren während des 15. Jahrhunderts kann folg­lich keinesfalls als unbestritten gelten. Überdies muss in Bezug auf die Habilita­tionsschrift Battenbergs gefragt werden, in welchem Maße die Achtsprüche in den erhaltenen Königsurkunden als Korrelat für die schwerpunktmäßig vorgenommene Analyse des Reichsachtbuchs noch nutzbar gemacht werden können und müssten. Battenberg, Reichsachtbuch, S. 23 f., räumt selbst ein, dass

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Grenzen der gemeinschaftlichen Konfliktbehandlung

Aufschluss könnte in dieser Betrachtung das Verhältnis von gefällten ­Achturteilen und der Gerichtstätigkeit im Allgemeinen geben. Der gegenwärtige Stand der Quellenerschließung und die Überlieferungssitua­tion gestatten diese Rela­tion erstens für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit anhand der Liste der Hofgerichtsbriefe und einer Aufstellung der Achtprozesse, die Friedrich Battenberg erzeugt hat.796 Die folgende Abb. 6 zeigt die ermittelten Werte in absoluten Zahlen für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. Abb. 6: Anteil der Achturteile an der gesamten Gerichtstätigkeit unter Hofgerichtssiegel in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 250 200 150 100 50

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44

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41

9 40 05  –1 14

14

00  –1

40

4

0

Achterklärungen

Zweitens konnte aus den erhaltenen Achtbüchern des kaiser­lichen Landgerichts in Nürnberg zumindest für einen einzelnen zusammenhängenden Zeitabschnitt von 1441 bis 1460 die Anzahl der Achtsprüche bestimmt werden.797 Diese ist in Abb. 7 veranschau­licht.

die Achtentscheidungen durch den König persön­lich und durch das könig­liche Kammer­ gericht nicht im Reichsachtbuch notiert worden s­ eien. Letzteres hat Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 83, Anm. 64, schon festgestellt; irrig ist entsprechend Lechner, Reichshofgericht, S. 53 f., der das Reichsachtbuch der kammergericht­lichen Tätigkeit zuordnet. Insbesondere für ­Sigismund werden die neuen Regesta-­Bände abgewartet werden müssen, da der umfangreiche Band von Altmann tatsäch­lich vorrangig die Eintragungen des Reichsachtbuchs – zum Teil sogar fehlerhaft – wiedergibt (vgl. Battenberg, Reichsachtbuch, S. 20). 796 Vgl. die Liste der Hofgerichtsurkunden ­zwischen den Jahren 1235 und 1451 bei Battenberg, Hofgerichtssiegel, als Anhang X sowie das Prozessverzeichnis von Acht- und Anleiteverfahren im Zeitraum von 1274 bis 1451 bei Battenberg, Reichsacht, als Kap. 7.1.3. 797 Für das kaiser­liche Landgericht des Burggraftums Nürnberg ist das Achtbuch im StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 273 von 1428 bis 1613 (entspricht abschrift­lich Nr. 273a), ausgewertet und zusätz­lich in Rela­tion zu den Urteilsbüchern von 1441 bis 1454 (Nr. 225) sowie zu dem fälschlich als Manual bezeichneten Gerichtsbuch von 1454 bis 1460 (Nr. 119) gesetzt worden. Die irrig in der Serie der Urteilsbücher verzeichneten Nr. 224, 225a und

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Abb. 7: Achturteile des kaiser­lichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg 1440 – 1460. 250 200 150 100 50 0

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Beide Darstellungen zeigen, dass das könig­liche Hof- genauso wie die kaiser­lichen Landgerichte regelmäßig Achtsprüche fällten, wobei das Nürnberger Landgericht deut­lich häufiger das Mittel der Proskrip­tion gebrauchte. Der Anteil von Achturteilen an der gesamten Gerichtstätigkeit war dagegen in Nürnberg im Vergleich zum könig­lichen Hofgericht gering und lag nur 1441/42 mit 21 % einmal über einem Fünftel. Insgesamt sank nach der Krise des Landgerichts während des ersten Markgrafenkrieges 1449/50 die Anzahl landgericht­licher Proskrip­tionen ab 1453/54 beständig ab. Für das hofgericht­liche Verfahren, dessen Nutzung von der Präsenz des Herrschers im Reich abhing, sind bereits ab der Mitte der 1430er Jahre kaum noch Achtsprüche nachweisbar. Schon allein da ab 1451 das könig­liche Hofgericht aus dem Rechtsleben des römisch-­deutschen Reiches verschwand und ebenso das kaiser­liche Landgericht in Nürnberg 1460 seine Tätigkeit für etwa dreißig Jahre ganz einstellen musste, ergab sich zwangsweise eine Schmälerung der potentiellen Träger des Achtverfahrens im Reich. Nicht geklärt ist dabei aber – und vor Zirkelschlüssen ist zu warnen –, ob nun der Bedeutungsverlust der Achtstrafe die Gerichtstätigkeit minderte oder umgekehrt andere Gründe für den Niedergang der Verfahren verantwort­lich waren. Bereits seit dem 13. Jahrhundert waren jedenfalls verschiedene Versuche unternommen worden, die Wirksamkeit des Achtverfahrens zu steigern. Hierzu gehörte die Verknüpfung der Reichsacht mit der Exkommunika­tion, die jeweils wechselseitig von König und den geist­lichen Reichsfürsten auf Erfordern verhängt werden sollten, wie das Bemühen, verkündete Achtsprüche dem könig­lichen Hofgericht mitzuteilen, um sie reichsweit zu proklamieren.798 Ein ähn­liches Ziel hatte die ­Verfestigung der Acht durch die Aberacht, die bei anhaltendem Ungehorsam nach Jahr 225b sind andere Gerichtsbücher – die beiden letzten entsprechen den fehlenden Klage­ büchern Nr. 207 und 208 im Nürnberger Staatsarchiv. 798 Vgl. Trusen, Anfänge, S. 50. Rödel, Gerichtsbarkeit, S. 26, weist auf die Ambivalenz ­zwischen dem vermehrten Gebrauch des Kirchenbannes und dessen strafender Wirkung hin.

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und Tag von der klagenden Partei gegen ihren bereits geächteten Widerpart gefordert werden konnte. Diese dürfte im 14. Jahrhundert entstanden oder wenigstens erstmals vermehrt zur Anwendung gelangt sein.799 Mit der Zunahme könig­licher Mandate gegenüber der urkund­lichen Willensäußerung des Herrschers erhöhte sich schließ­lich auch der Anteil von den die Achterklärung begleitenden Befehlen des Königs. Sie erlaubten nicht mehr ganz allgemein den Angriff des Ächters, sondern verlangten d ­ ieses Vorgehen ausdrück­lich von einzelnen Reichsgliedern, wobei Sank­tionen für den Fall der Missachtung eines solchen Befehls unmittelbar angedroht wurden.800 Ob diese Maßnahmen den mit der Achtverkündung entstandenen Handlungsdruck auf den Ächter noch mehr erhöhen konnten, um dessen Konzessionsbereitschaft letztend­lich zu erzwingen, ist nicht übereinstimmend beurteilt worden.801 Zweifellos erweiterten sich mit den Anpassungen die 799 Vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 285 – 295. Den ersten nachgewiesenen Aberachtspruch im könig­lichen Hofgericht datiert Battenberg, Reichsacht, S. 419, in das Jahr 1378. Zwei Urkunden zu einem Streit aus den 1330er Jahren bringen jedoch schon die Aberacht in die Nähe der könig­lichen Konfliktbehandlung (vgl. URH, Bd. V, Nr. 140 und 255 vom 27. Januar 1332 bzw. 22. Januar 1336). Belege für die Anwendung der Aberacht vor allem im hofgericht­lichen Verfahren im 14. Jahrhundert bieten URH, Bd. X, Nr. 91 und 495; Bd. XII, Nr. 102 und 454; Bd. XIII, Nr. 378; Bd. XIV, Nr. 151 f., 156, 158 und 261. Am kaiser­lichen Landgericht in Nürnberg existierte die Aberacht im fragmentarisch erhaltenen Achtbuch der Jahre 1319/20 noch nicht, sie dürfte sich aber über die proscriptio iterata im 14. Jahrhundert allmäh­lich ausgebildet haben (vgl. Ruf, Acht, S. 26 – 31). 800 Vgl. für einige Reichsstädte Heinig, Reichsstädte, S. 144. Tatsäch­lich haben sich zahlreiche Aufforderungen des Königs, gegen einen Ächter vorzugehen, erhalten, so z. B. (1.) URH, Bd. V, Nr. 140, 264 und 564 für Ludwig den Bayern; (2.) URH, Bd. VI, Nr. 156 und 526 f.; Bd. VII, Nr. 488; Bd. IX, Nr. 38 – 55 und 59; Bd. X, Nr. 190, 229, 237, 250, 310, 356 und 495 für Karl IV.; (3.) URH, Bd. XI, Nr. 278; Bd. XII, Nr. 102, 442 und 448; Bd. XIII, Nr. 357 und 378 – 383; Bd. XIV, Nr. 8 – 10, 72 f., 151 f. und 156 für Wenzel; (4.) Reg. Pfgf. II, Nr. 2726, 3138, 3431, 3674, 4156 f. und 6129 f. für Ruprecht; (5.) RI XI, Nr. 1542, 6816 – 6818, 8760 – 8765, 10442 – 10454, 10660, 11384 und 11559 f. für Sigismund. Auch am Nürnberger Landgericht wies der Landrichter die Unterstützung des Klägers gegen den Geächteten an (vgl. Ruf, Acht, S. 16). 801 Prinzipiell, so Diestelkamp, Regionen, S. 158, ­seien Achturteile nur schwer vollstreckbar gewesen. Weiterhin hat Battenberg, Reichsacht, S. 114, für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts konstatiert, dass die Klagen der Zeitgenossen über die Nichteinhaltung der Acht zugenommen haben. Mentgen, Rottweil, S. 402, sah die Acht schon im 14. Jahrhundert als eine „etwas antiquierte Gerichtssank­tion“ an. Für das Rottweiler Hofgericht hat Grube, Verfassung, S. 32, festgestellt, dass die Quellen nur in wenigen Fällen von Vollstreckungen der Acht zeugen, obschon Kohler, Beiträge, S. 82, das Achturteil als „kräftigstes Mittel“ zur Erzwingung des Gehorsams gegenüber dem Gericht bewertet hat. Dem folgt für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit die Charakterisierung von Lechner, Reichsacht, S. 514, – ganz ähn­lich argumentiert Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 80. Diese Widersprüche dürften sich aus der unterschied­lichen Sichtweise auf die Quellen ergeben haben. Während

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Handlungsop­tionen der Zeitgenossen – eine mit absoluter Konsequenz forcierte Umsetzung sämt­licher dieser Verschärfungsmittel fand aber nicht statt. Womög­lich bestanden deshalb wie in den übrigen Verfahren auch bei den Achtsprüchen die Exeku­tionsprobleme fort. Letztere lassen sich vor allem daran ablesen, dass in den überlieferten Achtbüchern nur im mäßigen Umfang Streichungen vorkamen, aus denen sich die „erfolgreiche“ Anwendung des Zwangsmittels vorsichtig deduzieren ließe. Im Reichsachtbuch der ­Kaiser Sigismund und Friedrich III. waren gerade einmal 18 % der verzeichneten 576 Acht- und Aberachtsprüche vollständig oder teilweise gestrichen oder absolviert worden.802 Im Nürnberger Achtregister betrug dieser Anteil im Zeitabschnitt von 1364 bis 1422 mit einer großen Lücke ­zwischen 1397 und 1419 22 %.803 Diese Werte geben womög­lich einen Eindruck darüber, in welch geringem Maße das Achtverfahren tatsäch­lich zur Lösung eines Konfliktes führte, denn der Ausgleich ­zwischen Ächter und Kläger war Voraussetzung für die Aufhebung der Acht.804 Als Gegenkraft zu dem Bestreben, die Wirksamkeit der Acht zu verbessern, waren seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zudem Anstrengungen erkennbar, einzelne ihrer Folgen abzumildern. Die Rechtsgewohnheit, dass Ächter nicht unterstützt, versorgt und aufgenommen werden durften, wenn man nicht selbst der Acht verfallen wollte, griffen hauptsäch­lich die Städte auf und ließen sich ab den 1370er Jahren in großer Zahl sogenannte Ächterhausungsprivilegien vom König ausstellen.805 Ohnehin war für die städtischen Räte kaum zu kontrollieren, ob sich Ächter innerhalb der Stadtmauern aufhielten; andererseits verringerten diese Ausnahmen langfristig die Auswirkungen der Acht – vor allem die intendierte ­soziale Ausgrenzung des Geächteten schien an Substanz zu verlieren. Außerdem reagierte das Reichsoberhaupt in zunehmendem Maße mit Suspendierungen von

in den Rechtsnormen die Reichsacht deut­lich hervortrat, beweist erst der Blick in die Rechtspraxis die Unzuläng­lichkeiten bei der Durchsetzung der Achturteile. 802 Vgl. die von Friedrich Battenberg herausgegebene Edi­tion des Achtbuchs. 803 Vgl. StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 272. 804 Vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 487; Etzold, Hofgericht, S. 79. 805 Vgl. Battenberg, Reichskämmerer, S. 142; Battenberg, Reichsacht, S. 84 – 88; Speidel, Hofgericht, S. 108. Die Begünstigung von Städten haben von Andrian-­Werburg, Albrecht Achilles, S. 64, und Lechner, Reichsacht, S. 516, auf die Schädigung des städtischen Handels zurückgeführt, die mit Achtstrafen gegenüber einer gesamten Bürgerschaft einhergegangen sei. Das älteste bekannte Ächterhausungsprivileg erhielt die Stadt Villingen im Jahre 1348 (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 516). Nach der Battenberg’schen Quellensammlung haben sich aus dem 14. Jahrhundert 241 und aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch einmal 287 solcher Privilegien erhalten. Rezipiert wurden diese Privilegien bereits in der alten Rottweiler Hofgerichtsordnung aus den 1430er Jahren (vgl. AHGO, T. 3, Art. 7).

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Achtsprüchen, in der Regel dann, wenn sich Streitparteien zur Fortsetzung eines Konfliktbehandlungsverfahrens bereit erklärten.806 Im Streit z­ wischen Werner von Erbstatt und dem vom Hofgericht geächteten Grafen Johann von Solms begründete Sigismund die Aussetzung der Acht damit, dass die gräf­lichen Anwälte ihm glaube getan haben, dem Kläger vor dem K ­ aiser umb sin zu spruch zusteen ader zu senden im uff sin clag zuantworten und mit recht gnung zu tun. Die Befreiung von der Acht sollte aber nur vom datum diß briffs biß uff den nechsten rechtag gelten.807 Dabei zeigt sich, wie hinder­lich ein Achtspruch dem weiteren Streitaustrag sein konnte, indem beispielsweise die geächtete Partei den Weg zum Gericht nicht mehr wagte, weil gewaltsame Übergriffe und Schädigungen drohten. Zudem blockierte die mit der Acht einhergehende Rechtlosigkeit die Verlagerung der Konfliktbewältigung in ein anderes gericht­liches Verfahren. Obwohl das Reichsoberhaupt mit den Suspen­ dierungen, also im Sinne einer Beendigung der Auseinandersetzung handelte, wurde die Zwangsgewalt der Acht beeinträchtigt. Missbraucht werden konnten ­solche Aussetzungen frei­lich auch von den Streitenden, dabei mit dem strate­gisch geschickt verfolgten Ziel, den Konflikt doch wieder fortzusetzen. Das seit dem 13. Jahrhundert in der könig­lichen Gerichtsbarkeit verbreitete Achtverfahren war demnach entgegen aller Bemühungen, es zu verschärfen, bis zum Ende des Mittelalters seiner ursprüng­lichen Wirkung überwiegend beraubt worden. Nachdem im frühen 15. Jahrhundert bereits ein Großteil der kaiser­lichen Landgerichte vollends territorialisiert war und im Jahre 1451 schließ­lich das könig­ liche Hofgericht seine Tätigkeit einstellte, waren die wohl wichtigsten Träger des Achtverfahrens verschwunden. Dass sich die Reichsacht im kammergericht­lichen Verfahren und somit bis über das Ende des Mittelalters in der Rechtswirk­lichkeit des Reiches hielt, dürfte mit dem immer wieder vom König vorgebrachten Vorbehalt, die Verkündung der Reichsacht ausnahmslos persön­lich vorzunehmen, zusammenhängen.808 Die tradi­tionelle Wirkung der Achtstrafe, einen Ächter sozial zu isolieren und in den Stand der Recht- und Friedlosigkeit zu versetzten, aus dem 806 Vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 455. Selbst innerhalb von Schiedsverträgen bot sich die Mög­lichkeit, ein verkündetes Achturteil für die Zeit des schiedsrichter­lichen Verfahrens unberücksichtigt zu lassen (vgl. Wirth, Jurisdik­tionsverträge, S. 31 f.). Am Rottweiler Hofgericht räumte Friedrich III. am 1. Oktober 1481 den Geächteten ein, auch im Zustand der Rechtlosigkeit als Kläger auftreten zu können (vgl. Etzold, Hofgericht, S. 64). König Ruprecht unterbrach das hofgericht­liche Verfahren vergleichsweise oft, um einem anderen Streitaustrag auf Wunsch der Parteien Raum zu geben (vgl. Rödel, König Ruprecht, S. 53). 807 HHStA Wien, RK Reichsreg. L, fol. 25r vom 23. Februar 1437. 808 Vgl. Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 528 f.; Fischer, Reichsinteresse, S. 266; Rödel, König Ruprecht, S. 48 f.; URH, Bd. XI, S. XXIII. In der hofgericht­lichen Praxis sind zwar auch Achtverkündungen im Namen des Königs mit Hofgerichtssiegel belegt, ohne

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heraus sich die Anwendung von Gewalt legitimierte, trat zunehmend zurück. Dabei vereitelte die Verhängung der Reichsacht längst nicht mehr die weiteren Lösungsversuche des Konfliktes bis zu dem Punkt, an dem sich der Ächter vorbehaltlos zur Fortsetzung des gericht­lichen Verfahrens entschied. Im 15. Jahrhundert setzte sich im kammergericht­lichen Verfahren das Säumnisurteil durch, das die Bedeutung der Acht nochmals senkte.809 Integriert und überführt war damit das Achturteil in die kammergericht­liche Tätigkeit als ein könig­liches Reservat; den Verfahrensverlauf beeinflusste es hier jedoch in weit geringerem Maße. Es zog sich vielmehr, mit den Worten Friedrich Battenbergs, auf seinen Anteil in einem „legitimierenden Rahmen für ein Vollstreckungsverfahren“ zurück, ohne es selbst vollumfäng­ lich verkörpern zu wollen.810 Spätestens in ­diesem Moment schlossen Achtspruch und Fortführung eines fried­lichen Konfliktaustrags einander nicht mehr aus – die Wahrschein­lichkeit, dass die Streitenden ihre Interessen mit dem Mittel der Gewalt befriedigten, erschien gemindert, sogar dann, wenn eine Partei ein Sachurteil nur für die Nutzung eines Rechtsmittels zum Anlass nahm.

* * * Die Fülle könig­licher oder wenigstens gemeinschaft­lich mit dem Reichsoberhaupt organisierter Konfliktbehandlungsverfahren, die das 14. Jahrhundert mit sämt­lichen Delega­tionsformen kannte, dünnte sich bis in das frühe 15. Jahrhundert hinein merk­lich aus. Die regionalen ständisch-­gemischten Landfriedenseinungen verschwanden sogar für et­liche Dekaden aus dem politischen Gefüge des Reiches. Diese historische Entwicklung fand im Territorialisierungsprozess, in der Zunahme finanzieller Lasten für die Ausübung von (Königs-)Herrschaft und Landfriedensschutz sowie in den allerorts aufkeimenden ständischen Gegensätzen ihre Ursachen. Anfällig, unter dem Druck territorialen Handelns dezimiert zu werden, waren zuvorderst die Reichsgüter und mit ihnen die Reichslandvogteien. Ludwig der Bayer und die nach ihm regierenden Luxemburger verpfändeten die Reichsgutkomplexe an mächtige Reichsfürsten – mit ihnen ging ein Teil lokaler könig­licher Konfliktbehandlung verloren. Denn die fürst­lichen Pfandherren fungierten für die Streitenden nicht wie die vormaligen Reichslandvögte als Schnittstelle z­ wischen Region und Königshof, sie schufen vielmehr mit eingesetzten Unterlandvögten – nur formal eigent­lich Subdelegaten des Königs – eine operative Ebene unterhalb einen Beurkundungsbefehl des Reichsoberhauptes kamen jedoch auch diese nicht aus (vgl. Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 78 f., sowie z. B. URH, Bd. X, Nr. 250). 809 Vgl. Battenberg, Reichsacht, S. 240 – 242. 810 Battenberg, Reichsacht, S. 538 f.

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ihrer Landesherrschaft, die den Weg der Klagen an das Reichsoberhaupt abschneiden konnte. In den Bannkreis der Landesherrschaften gerieten auch die kaiser­ lichen Landgerichte. Die Verlegung der Gerichtsorte, wie sie für das Landgericht des Burggraftums Nürnberg nachgezeichnet worden ist, veranschau­licht dabei die Kraft des Territorialisierungsprozesses. Dieser Vorgang schloss den Ausbau der landesherr­lichen und übrigens auch städtischen Gerichtsbarkeit mit ein. Die Exemtionsprivilegien, die sich als Zuständigkeitsfestlegungen für aufkommende Konflikte lesen lassen, erschienen in den Händen der Begünstigten zunächst als ein Rechtstitel, in ganzer Breite über einen noch keineswegs geschlossenen Untertanenverband gericht­lich tätig werden zu können – erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden diese Urkunden mit zunehmender Tendenz zur Abforderung von Streitfällen aus der kaiser­lichen Landgerichts- und könig­ lichen Hofgerichtsbarkeit eingesetzt. Die kaiser­lichen Landgerichte wie Rottweil reagierten darauf mit den Ehehaften, einer Verfahrensformalisierung, die den Nachteil der allerorts gewährten Gerichtsstandsprivilegien langfristig nicht oder nur schwer wettmachte. Für die Landfriedenseinungen gilt dieser Befund nicht. Die Einungsgerichtsbarkeit blieb in den Exemtionsprivilegien unberücksichtigt; etwas anderes war auch gar nicht notwendig, weil die als Mitglieder der Bünde beteiligten Herrschaftsträger bei der k­ urzen Geltungszeit der Zusammenschlüsse im Abstand von wenigen Jahren Modifika­tionen einbringen und so ihre lokale Gerichtsbarkeit bevorzugen konnten. Der Ausbau von Landesherrschaft im Reich und die Konzentra­tion der Königsherrschaft auf einen funk­tionsfähigen Herrscherhof mit einem großen Kreis von Amtsträgern und Räten verursachten höhere Kosten und erforderten folg­lich größere finanzielle Ressourcen. Die Reichslandvogteien entsprachen einem profunden Geldwert, der sich durch ihre Verpfändung materialisieren ließ. Doch stiegen ebenso innerhalb der Landfriedensbünde die Ausgaben für eine effektivere Sicherung des Landfriedens, die durch Landfriedenszölle – bezahlt von den eigent­ lich zu Schützenden – geschultert werden sollten. Ein Missverhältnis z­ wischen den Nutznießern der Landfriedensmaßnahmen und den Finanziers war vielleicht noch auszugleichen, eine Grenze war für die gemeinsame Kassenführung aber dann erreicht, als Hauptleute auf ihre ausstehenden Forderungen klagten, damit Konflikte in den Bund hineintrugen und so den zwingend erforder­lichen Konsens der Teilnehmer zerbrachen. Gegen eben diesen Konsens der Einungen wirkten in gleichem Maße die ständischen Unterschiede. Die Landfriedenseinungen vereinigten zumeist die Reichsfürsten, den Adel und die Städte einer Region miteinander, idealtypisch sogar in einem paritätisch von den Herren- und Städtevertretern besetzten Gremium. Somit waren in einem Landfriedensbund Repräsentanten verschiedenartiger Herrschaftstypen miteinander vereint. Die Gegensätze der kleinräumigen Herrschaft

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städtischer Räte und der auf die Beherrschung des Raumes gerichteten Landesherrschaft brachen im ersten Städtekrieg 1388/89 offen aus. Der von Wenzel unterhandelte Landfrieden von Eger überbrückte diese Differenzen in Franken, in der Wetterau und auch entlang des Rhein noch einmal für et­liche Jahre; das Ende der Kette regionaler Bünde alter Prägung um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert konnte er nicht verhindern. Als nachteilig für die könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren erwies sich auch die Prävalenz der Acht. Sie versprach zwar bei Nichterscheinen eine rasche Rechtsentscheidung, für die Klärung in der Sache war sie jedoch oft nicht zuträg­lich, weil der Kläger zum einen seinen Ansprüchen nicht näherkam und zum anderen die mit der Acht legitimierten Gewaltmaßnahmen einen fried­lichen Austrag behindern oder gar Dritte in den Konflikt involvieren konnten. Die Ächterhausungsprivilegien, die temporäre Aufhebung der Acht, um das oder ein anderes Streitbehandlungsverfahren fortzusetzen, und das Säumnisurteil im späteren kammergericht­lichen Verfahren belegen, dass die Zeitgenossen die Unzuläng­lichkeiten der Proskrip­tion wahrnahmen und diese zu mindern trachteten.

6.  Die Zeit der höfischen Konfliktverwaltung im 15. Jahrhundert Als im frühen 15. Jahrhundert mit den regionalen ständisch-­gemischten Landfriedenseinungen die könig­lichen Ob- und Hauptleute in den einzelnen Reichsteilen abhandengekommen, die kaiser­lichen Landgerichte und die wenigen verbliebenen Reichslandvogteien territorialisiert waren, musste auf den ersten Blick die Bedeutung des Königshofs bei der Behandlung von Konflikten zunehmen. Indem demgegenüber das reichsüberspannende Netz könig­licher Delegaten und Amtleute weithin aufgelöst war, drohte sich gleichzeitig die Distanz ­zwischen den Reichsgliedern und dem Herrscherhof noch weiter zu vergrößern – es schien, als könne sich das Reichsoberhaupt immer weniger Klarheit über die lokalen Vorgänge verschaffen, die hinter den Klagen und Gesuchen der Petenten eigent­ lich standen. Der König war gezwungen, aus der Ferne seines Hofes heraus auf die Konfliktlagen zu reagieren.811 Zwar verfügte er in seiner Zentrale nicht nur über das in seiner Tätigkeit im Rückgang begriffene hofgericht­liche Verfahren, sondern vermochte es gleichsam, die auf seinen persön­lichen Willen gestützte Streitbehandlung durch Anwendung römisch-­kanonischer Rechtsvorstellungen zum kammergericht­lichen Verfahren zu verfestigen. Bei allen diesen tiefgreifenden Modifika­tionen am Königshof war es unverzichtbar, die Nähe des Reichsoberhauptes zu den einzelnen Reichsteilen zu erhalten, gleichwohl jetzt vor allem die Fürsten und die Städte als Empfänger der könig­lichen Willensäußerungen in Betracht kamen. Indessen wog die stetige Entsendung instruierter könig­ licher Amtsträger in das Reich als alternative Reak­tionsform die Menge der aufkommenden Konflikte nicht einmal im Ansatz auf. Hinter dem substantiell steigenden Briefwechsel ­zwischen den Gliedern und dem Oberhaupt des Reiches verbarg sich aber mehr als bloße politische Korrespondenz – jedes Mandat für sich genommen stellte einen Akt „könig­licher Funk­tionszuweisung“ dar.812 Bei der Lösung von Konflikten konnten die herrscher­lichen Handlungsanweisungen besonders weitgefasst sein und reichten im Rahmen der Kommissionsaufträge bis zur vollständigen Durchführung eines Verfahrens. Kompensieren konnte das Reichsoberhaupt die vorhandenen Schwächen der zentral organisierten Bürokratie immerhin bis zu einem gewissen Grad: Seine Königsmacht inszenierte es in seinen könig­lichen Geboten.813

811 Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 154. 812 Heinig, Reichsstädte, S. 169. 813 Vgl. Koller, Ausbau, S. 436.

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Diese historische Entwicklung drückte sich allerdings nicht nur im konkreten Einzelfall aus, sondern zementierte sich im Laufe des 15. Jahrhunderts in festen Bezügen ­zwischen den könig­lichen und territorialen bzw. städtischen Konfliktbehandlungsverfahren. Aus dem Nebeneinander der könig­lichen Delega­tionsformen entstand langsam, aber doch stetig – und verbalisiert im Wortfeld von Appella­tion und Instanz – ein Übereinander von Gerichtsbarkeiten. Was dem König am oberen Ende dieser hierarchischen Struktur nach der von Niklas Luhmann so bezeichneten „Abfilterung“ durch die unteren Ebenen noch blieb oder bleiben sollte,814 war zum einen Gegenstand der Diskussionen auf Reichsversammlungen während der Regierungszeit Friedrichs III. Am vorläufigen Ende der Debatte standen die Ergebnisse d ­ ieses nicht unpolitisch geführten Austarierungsprozesses in den Wormser Beschlussfassungen des Jahres 1495. Zum anderen aber beweist der Blick auf die Rechtspraxis, dass der König in den Fällen von ungeklärten oder strittigen Zuständigkeiten eine Domäne seines Wirkens mindestens behaupten, wenn nicht gar erst ausbilden konnte. Es verschoben sich mehr noch die Erwartungen gegenüber dem Monarchen von einer gerechten, auf das Reichsrecht und herrscher­liches Allwissen gegründeten Sachentscheidung, die er schlichtweg aufgrund seines chronischen Informa­tionsdefizits in den allermeisten Konflikten ohnehin nicht leisten konnte, zur bloßen Überweisung der vorgetragenen Klagen in die einzelnen Verfahren. Am Königshof wechselte der Fokus von der Konflikt- zur Verfahrensentscheidung – das Reichsoberhaupt wurde vom Konfliktlöser zum Konfliktverwalter, der in den wenigsten Streitsachen urteilte, sondern im Spektrum der zur Verfügung stehenden Verfahren nach dem Willen der Parteien auswählte, den Fall zuwies und für dessen Ablauf mit seiner Autorität garantierte.

6.1 Der herrscherliche Wille und die Erneuerung königlicher Gerichtsbarkeit Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts war der Königshof, zum ersten Mal merk­lich während der Herrschaft Karls IV ., von Bürokratisierungs- und Professionalisierungstendenzen erfasst worden, aus denen heraus sich eine robustere, beständigere und offenbar auch eine wirksamere und zweckmäßigere zentrale Verwaltung in den engen Grenzen mittelalter­licher Königsherrschaft ausbildete. Mit dem könig­lichen Rat hatte der König erstmals eine zunächst wohl anhand ­persön­lich-­­sozialer Beziehungen konstituierte Gruppe von Herrschafts- und Amtsträgern ins Leben gerufen, die nominell umfassend von der herrscher­lichen

814 Luhmann, Funk­tionen, S. 184.

Der herrscherliche Wille und die Erneuerung königlicher Gerichtsbarkeit

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Gunst abhängig und seinen Willensäußerungen in letzter Konsequenz vollständig unterworfen war. Beratung des Königs und die auf dessen Entscheidung gestützten Handlungsanweisungen entsprachen einem Dienst für das Reichsoberhaupt, den der Monarch zu belohnen und/oder gar zu besolden bereit war. Diese ökonomisch-­soziale Abhängigkeit, von der im Wesent­lichen die Beziehungen innerhalb des Königshofes maßgeb­lich determiniert waren, versinnbild­lichte ein auf den exponierten persön­lichen Willen konzentriertes Herrschaftsverständnis. Keimzelle ­dieses Konzepts mittelalter­licher Königsherrschaft war nicht mehr der Hof insgesamt, sondern die könig­liche Kammer, in der Berater und Herrscher aufeinandertrafen und die tagespolitischen Entscheidungen abstimmten. In Bezug auf die Konfliktbehandlung hatte diese Entwicklung zur Folge, dass die herrscher­ lichen Reak­tionen nun noch mehr in dessen Namen ergingen, was insbesondere anhand der kammergericht­lichen Tätigkeit gezeigt werden kann. Im Gegensatz zum 14. Jahrhundert bestand der enge Personenkreis könig­licher Räte im 15. Jahrhundert zum großen Teil aus Gelehrten, d. h. juristisch Geschulten und Studierten, deren Kenntnisse des römisch-­kanonischen Rechts auf die Herrschaftspraxis jeden Tag von Neuem zurückwirkten. An dieser Stelle bleibt zu fragen, inwieweit diese Rechtsvorstellungen sich innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren wiederfanden und sie gar als prinzipielle Formkräfte in Erscheinung treten konnten. Die prononciert hervortretende könig­liche Autorität lässt sich aber auch im Spektrum der Gebote des Reichsoberhauptes nachzeichnen, deren Anzahl während der Herrschaften Sigismunds und Friedrichs III . anstieg und über deren Einhaltung indes ein profunder Katalog von Sank­tionen wachte. 6.1.1 Entstehung der königlichen Kammergerichtsbarkeit und ihr Verhältnis zum Hofgericht In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts trat mit der könig­lichen Kammergerichtsbarkeit seit längerer Zeit wieder ein neues Verfahren zur Konfliktbehandlung im römisch-­deutschen Reich auf, dessen Ausgangspunkt im Königshof und in unmittelbarer Nähe zum Reichsoberhaupt identifiziert werden kann. Das Bemühen der Forschung, die Entstehung d ­ ieses neuartigen Verfahrens zu klären, war lange Zeit von einer institu­tionsgeschicht­lichen Sicht auf die Quellen bestimmt. Während ältere rechtshistorische Arbeiten die Kammergerichtsbarkeit mit dem Königtum Friedrichs III . in Verbindung gebracht haben,815 haben es die jüngeren Studien

815 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 329, der das könig­liche Kammergericht anhand von Gerichtssitzungen, die auf größeren Reichsversammlungen abgehalten worden waren,

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vermocht, das erste Erscheinen ­dieses Verfahrens in den Quellen immer weiter zurückzuverlegen. Die bis zuletzt genannte Marke des Jahres 1415 ist vor kurzem von Bernhard Diestelkamp noch einmal um fünfzehn Jahre weiter, bis 1400, verschoben worden.816 Gleichzeitig haben fast alle neueren Beiträge zur könig­lichen Kammergerichtsbarkeit konstatiert, dass das Verfahren wohl noch älter und sein Ursprung im 14. Jahrhundert zu suchen sei.817 Im Gegensatz dazu ist sich die Forschung für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit überwiegend einig, dass d ­ ieses Verfahren während der Regierungszeit Friedrichs III. verschwunden und 1451 zum letzten Mal konkret in den Quellen nament­lich genannt sei.818

bereits im Jahre 1442 nachgewiesen sieht. Dem ist Kern, Geschichte, S. 16, gefolgt. 816 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 27, mit Verweis auf URH, Bd. XIV, Nr. 381 vom 3. März 1400. Vgl. für die bisherige Ersterwähnung das Kölner Gerichtsstandsprivileg RI XI, Nr. 1569; Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1169 vom 6. April 1415, sowie Lechner, Reichshofgericht, S. 71, Anm. 1; Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 108; Räbiger, Kammergericht, Sp. 576; Battenberg, Herrschaft, S. 24; Moraw, Organisa­tion, S. 48; Battenberg, Reichskammergericht, Sp. 626; Press, Reichskammergericht, S. 9; Diestelkamp, Recht, S. 195; Lechner, Reichshofgericht, S. 71 f.; Seyboth, Kontinuität, S. 68 f.; Moraw, Rechtspflege, S. 18; Moraw, Herrschaft, S. 200; Battenberg, Wege, S. 316. Bereits Lechner, Reichshofgericht, S. 48, räumt aber ein, dass dieser Entstehungszeitpunkt für die könig­liche Kammergerichtsbarkeit als „unsicher“ gelten müsse. 817 Vgl. Köbler, Königsgericht, S. 299; Diestelkamp, Hofgericht, S. 52; Moraw, Organisa­ tion, S. 48; Fischer, Reichsinteresse, S. 268 f.; Diestelkamp, Recht, S. 195; Battenberg, Wege, S. 316; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 69. Als widerlegt dürfte die Ansicht von Weitzel, Gerichtsverfassung, S. 3, und Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 8, gelten, dass Sigismund um 1415 das Kammergericht formiert habe. 818 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 328; Lechner, Reichshofgericht, S. 92 – 95; Schubert, König, S. 86; Battenberg, Herrschaft, S. 24; Fischer, Reichsreform, S. 124; Milbradt, Parteien, S. 22, Anm. 3. Diese Darstellungen verweisen auf eine durch den Hofrichter Michael von Magdeburg vorgenommene Vidimierung einiger Gerichtsbriefe zugunsten des Grafen Heinrich von Görz (vgl. Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 2675 vom 29. Januar 1451) sowie eine Ladung der Stadt Köln vor das Kammergericht, womit ­Friedrich III. ein offenbar laufendes hofgericht­liches Verfahren Gerhards von der Hosen und Dietrichs von Lünen beendete, weil das Hofgericht länger nicht mehr gehalten worden sei (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 96 vom 10. September 1451). Richtig ist ferner, dass auch nach 1451 die Bezeichnungen Hofrichter und Hofgericht in den Quellen ganz vereinzelt anzutreffen sind – so beispielsweise in Bezug zum Hof- bzw. Kammerrichteramt des Markgrafen Albrecht Achilles am Hof Friedrichs III. (vgl. Franklin, Reichshof­ gericht, Bd. 1, S. 328, Anm. 8; Heinig, Friedrich III., S. 101). Ebenso erscheint öfters die kontrahierte Paarformel von Hof- und Kammergericht (vgl. Räbiger, Kammergericht, Sp. 577). Abweichend hat Eisenhardt das Ende des könig­lichen Hofgerichts in das Jahr 1456 datiert (vgl. Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 108; Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 8).

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Alle diese Wegmarken im historischen Werdegang der beiden Verfahren fokussieren sich auf Erst- bzw. Letzterwähnungen – ein Gründungsakt durch könig­liche Willensbekundung konnte dabei bisher aber ebenso wenig nachgewiesen werden wie ein herrscher­licher Auflösungsbefehl des könig­lichen Hofgerichts. Inzwischen erscheint es reich­lich wahrschein­lich, dass s­ olche wohl nie existierten oder immerhin nirgends überliefert sind. An dieser Stelle stößt der institu­tionsgeschicht­liche Forschungsansatz schließ­lich an seine Grenzen, eben weil sich so der Entstehungsbzw. Niedergangskontext der beiden Verfahren trotz aller bislang beigebrachten Befunde nur oberfläch­lich betrachten lässt. Noch im Jahr 2003 bemerkt Julia Maurer, dass der Untergang der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit bis heute ungeklärt sei.819 Die beinahe profane Erkenntnis, Hof- und Kammergerichtsbarkeit hätten in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in einer wie auch immer gearteten Form nebeneinander existiert, erscheint dennoch als ein wichtiges Resultat, da es Anlass zum Weiterarbeiten bietet. Womög­lich kann näm­lich das Verhältnis z­ wischen beiden Verfahren – die Begünstigung des einen zum Nachteil des anderen – eine zusammenhängende Erklärung für die damaligen Wandlungen der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren geben. Die Beziehung ­zwischen könig­licher Hof- und Kammergerichtsbarkeit ist dabei uneinheit­lich charakterisiert worden, es dominieren in den Darstellungen Begriffe direkter Abhängigkeit wie Konkurrenz, Verdrängung, Überwucherung und Ablösung.820 Zugleich finden sich Ausdrücke, die eine losere, vielleicht kaum 819 Vgl. Maurer, Königsgericht, S. 87, – genauso Diestelkamp, Recht, S. 195, im Jahre 1999 und Heinig, Reichsstädte, S. 149, Anm. 545, im Jahre 1983. Dieser Umstand hat bisweilen zur keineswegs förder­lichen Wertung geführt, dass im 15. Jahrhundert hinsicht­lich der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit eine „Systemlosigkeit“ vorgeherrscht habe (Hlaváček, Sigismund, S. 75). 820 Dass das könig­liche Hofgericht und das Kammergericht miteinander um die am Hof vorgebrachten Streitsachen konkurrierten, vermuten Spangenberg, Entstehung, S. 280; Veit, Nürnberg, S. 2; Press, Reichskammergericht, S. 9; Krieger, Lehnshoheit, S. 539; Thiel, Reichstag, S. 569. Ein dynamisches Verhältnis in der Nutzung der beiden Verfahren prononciert Lechner, Reichshofgericht, S. 96, der ab 1445 ein Absinken der Anzahl von Hofgerichtssitzungen bei zeitgleichem Anstieg der Kammergerichtssitzungen erblickt. Von einer „Zweigleisigkeit“ geht Battenberg, Herrschaft, S. 153, aus, die Friedrich III. besonders gefördert habe, um ein Gegengewicht zur könig­lichen Hofgerichtsbarkeit zu etablieren. Einen kausalen Bezug ­zwischen den beiden Verfahren hat weiterhin Angermeier, Königtum, S. 180, hergestellt, indem der „Ausfall des Hofgerichts“ ursäch­lich für die „Schaffung des könig­lichen Kammergerichts“ gewesen sei – dieser Argumenta­tion entsprechen ferner die Vorstellungen, dass das Kammergericht an die Stelle des Hofgerichts getreten sei, wie sie Fischer, Reichsreform, S. 124, vorbringt. Nach Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 523, sei der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit durch das Kammergericht die Daseinsberechtigung durch „Überwucherung“ entzogen worden.

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v­ orhandene Rela­tion z­ wischen den beiden Verfahren implizieren, beispielsweise wenn­ Bernhard Diestelkamp vom baren Absterben des könig­lichen Hofgerichts spricht, das Friedrich III . in den 1450er Jahren nicht mehr einberufen oder schlichtweg aufgegeben habe.821 Eine prinzipiell andere, dritte These hat Paul Wigand schon im 19. Jahrhundert geäußert, die vom Verschmelzen von Hof- und Kammergericht um die Mitte des 15. Jahrhunderts ausgeht.822 Entgegen aller Indizien, dass Hof- und Kammergerichtsbarkeit miteinander in Interak­tion traten, ist es an dieser Stelle zweckmäßig, den Entstehungsprozess des kammergericht­lichen Verfahrens trotz aller Quellenarmut zunächst noch einmal nachzuzeichnen, und erst im zweiten Schritt das zeit­lich spätere Verschwinden des könig­lichen Hofgerichts dazu in Bezug zu setzen. Nur so besteht überhaupt eine Chance, die vielleicht vorschnell vorgenommene, sicher­lich aber widersprüch­lich gedeutete Verbindung z­ wischen den beiden Verfahren zu erhellen. Als Keimzelle des Kammergerichts ist der Rat des Reichsoberhauptes, wie er sich im 14. Jahrhundert am Herrscherhof sukzessive herausgebildet hatte, zu betrachten.823 Gezeigt werden konnte bisher, dass eine Gruppe von als Räten bezeichneten Von einem Zusammenhang gehen auch Lechner, Reichshofgericht, S. 107, Krieger, Grundlagen, S. 483 f., Knolle, Studien, S. 94, und Smend, Reichskammergericht, S. 3, aus. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 338 f., hat seinerzeit noch eingeräumt, dass sich das Verhältnis ­zwischen beiden Verfahren nicht auflösen ließe. 821 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 25 und 140 – 145, sowie mithin übereinstimmend Koller, Friedrich III., S. 65; Weitzel, Gerichtsverfassung, S. 3. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 324, geht vom bloßen Verschwinden des könig­lichen Hofgerichts aus; Lechner, Reichshofgericht, S. 99 f., sieht das Hofgericht nach der Kaiserkrönung Friedrichs III. eingegangen; Heimpel, Deutschland, S. 104, und Boockmann/ Dormeier, Konzilien, S. 153, betrachten es als erloschen; Köbler, Appella­tion, S. 300, Anm. 115, bezeichnet das Hofgericht als „aufgegeben“. Lechner, Reichshofgericht, S. 74, erklärt, dass Hof- und Kammergericht „zwei streng geschiedene, nebeneinander bestehende Gerichte am könig­lichen Hofe von verschiedener Kompetenz“ gewesen ­seien. Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 68, interpretiert sie als zwei unabhängige Einrichtungen. Geradezu konträr dazu unterstellt Hödl, Albrecht II., S. 104, dass das Kammergericht die „Kompetenzen des Hofgerichts“ aufgesaugt habe. 822 Vgl. Wigand, Fehmgericht, S. 127. 823 Vgl. Lechner, Reichshofgericht, S. 69 f.; Seyboth, Kontinuität, S. 68 f.; Battenberg, Reichsgerichte, S. 2; Dick, Entwicklung, S. 11; Wigand, Fehmgericht, S. 128; Battenberg, Reichskammergericht, Sp. 626; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 341 f.; Forstreiter, Reichskanzlei, S. 209; Spangenberg, Entstehung, S. 235 f.; Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 562; Gudian, Institu­tionen, S. 406; Battenberg, Fehde, S. 110; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 15 f.; Oestmann, Wege, S. 137. Ungeklärt ist dabei bisher, ob die lose Gesamtheit aller könig­lichen Räte oder vielmehr ein kleiner Kreis aus dieser Gruppe am Hof des Königs den Ausgangspunkt d ­ ieses Verfahrens bildete oder beide hybride Zwischenstufen ein und derselben Fortentwicklung waren. Moraw, Hofgericht, S. 307,

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Amtsträgern bereits noch früher im Reich nachweisbar ist, wobei durchaus nicht wenige Fürsten ­diesem Personenkreis zugehörig waren, die sich zumindest während der Hoftage in politischen Fragen, Streitsachen, womög­lich aber auch zu Privilegie­ rungen gemeinsam mit dem König austauschten. Zur Erinnerung – ­dieses Prozedere war Teil der konsensualen Königsherrschaft, genauso aber Ausdruck konsensualer Konfliktbehandlung, die zwar im Namen des Reichsoberhauptes erfolgte, die konsiliare Entscheidungsfindung aber mit entsprechenden Formeln unterstrich. Als gesichert gelten muss außerdem, dass nicht alle als könig­liche Räte angesprochenen Personen ständig am Königshof präsent waren und somit die Tagespolitik von einer kleineren Menge der anwesenden Räte gemeinsam mit dem König bestritten werden musste. Die in einer Sachfrage hinzugezogenen Räte standen dabei in einem (besoldeten) Dienstverhältnis zum Herrscher, alle Ergebnisse solcher Beratungen waren jedoch gleichbedeutend mit persön­lichen Willensäußerungen des Monarchen; ohne könig­lichen Spezialauftrag besaßen die Räte keine Handlungslegitima­tion. Letzteres unterschied die Räte von anderen Königsämtern, die wie zum Beispiel der Hofrichter – qua Amt – über eine Generalbevollmächtigung verfügten und demnach als selbständige Delegaten des Königs auftreten konnten. Als könig­liche Kammer (camera regis) wird in der Forschung wenigstens seit dem 14. Jahrhundert nun derjenige Raum verstanden, in welchem das Reichsoberhaupt im engeren Kreis seiner Räte persön­liche Entscheidungen fällte oder in vorgetragenen Konflikten urteilte.824 Dagegen überzeugt die vielfach geäußerte These, mit der Kammer s­ eien die könig­lichen Finanzen verbunden gewesen und das Kammergericht folg­lich für Konflikte dieser Art eingerichtet worden, nicht.825 Eher noch dürfte der von Winfrid Trusen geäußerte Vergleich mit der camera apostolica geht wohl in Anlehnung an Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 539, von einer Aufgliederung des könig­lichen Rates in drei Funk­tionsbereiche – jeweils für die politische Beratung, die fiska­lischen Aufgaben und die Gerichtsbarkeit – aus. Die Verifizierung dieser modern anmutenden Dreiteilung fehlt selbst für das 15. Jahrhundert bisher. Unhaltbar dürfte inzwischen die Ansicht von Lechner, Reichshofgericht, S. 103, sein, der von einer prinzipiellen Verschiedenartigkeit von kammergericht­licher Tätigkeit und dem Handeln des Reichsoberhauptes mit seinen Räten ausgeht, obwohl Hödl, Albrecht II., S. 105, Anm. 17, noch einmal vorsichtige Kritik geäußert hat. 824 Vgl. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 19; Samanek, Kronrat, S. 171 f. Krieger, Lehnshoheit, S. 538 f., insb. Anm. 313, hat die könig­liche Kammer als Synonym zum könig­ lichen Gericht verstanden. Dem ist Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1259, gefolgt. Davon abweichend hat Hofacker, Reichslandvogteien, S. 256 f., für die Herrschaft Karls IV. als camera das Reichsgut verstanden und dabei auf die Entlehnung aus dem kanonischen Recht hingewiesen; vgl. dazu URH, Bd. II, Nr. 59 vom 19. Februar 1214, worin von einer Lehnsvergabe vor der könig­lichen Kammer die Rede war. 825 Vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 42; Lechner, Reichshofgericht, S. 82 f.; Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 541.

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einen Orientierungspunkt für die Entwicklung vom Hoftag über die Räte hin zum kleinen Beratungsgremium des spätmittelalter­lichen Königs bieten.826 Wie die Arbeit und die Gerichtsbarkeit innerhalb der könig­lichen Kammer im Detail abliefen, darüber sind bisher keine Dokumente bekannt. Mit einiger Wahrschein­lichkeit muss aber angenommen werden, dass die beteiligten Räte nacheinander einzelne Sachfragen – wie im Konsistorium des Papstes – vorbrachten, diese besprochen und letztend­lich durch den König oder mehrheit­lich entschieden wurden. Ob das Reichsoberhaupt zu jeder dieser Sitzungen anwesend sein musste, ist frag­lich, die kammergericht­liche Praxis des 15. Jahrhunderts kommt jedenfalls schließ­lich ganz ohne die Person des Monarchen aus. Außerdem steht für die Frühzeit d ­ ieses Beraterkreises zu vermuten, dass der König die komplexen Anliegen, Klagen und Bitten, die sich nicht ad hoc umfassend behandeln ließen, einzelnen Räten zur weiteren Bearbeitung auftrug, diese notfalls bevollmächtigte und instruierte.827 Im Übrigen erinnert diese Praxis in Verbindung mit der Ausübung von herrscher­ licher Gerichtsbarkeit an die geist­lichen Offizialate, deren Streitbehandlung ebenfalls unter Zuhilfenahme eines nicht abgeschlossenen Personenkreises unter ausdrück­ licher Beauftragung im Namen des Bischofs erfolgte.828 Ein entscheidender Vorzug dieser Organisa­tionsform war ihre Unabhängigkeit von der Anwesenheit und Verfügbarkeit nament­lich bestimmter Amtsträger – solange sich eine ausreichende Anzahl von Räten fand, konnten die Tagesgeschäfte des Königs einschließ­lich der vorgebrachten Streitfälle regelmäßig behandelt werden. Ab welchem Zeitpunkt sich die könig­lichen Räte explizit und ausschließ­lich für die Behandlung von Konflikten zusammenfanden und Gerichtssitzungen abhielten, oder umgekehrt, wie lange noch das ganze Spektrum des Königshandelns Bestandteil solcher Sitzungen war, kann gegenwärtig nicht gesagt werden. Sowohl vor als auch nach den bekannten Daten 1400 und 1415 überwogen in den Quellen Formulierungen, die diese Konfliktbehandlung sehr unspezifisch und allgemein den könig­lichen Räten zuschreiben.829 Genau deshalb dürfte sich auch ein Gründungsakt des ­Kammergerichts schwer­ lich ausmachen lassen. Ein wichtiges Indiz bildete in dieser Frage die Entstehung

826 Vgl. Trusen, Anfänge, S. 193. 827 Vgl. Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 534; Dick, Entwicklung, S. 11; URH, Bd. XIII, S. L f.; URH, Bd. XV, S. XLVIII. 828 Vgl. Trusen, Gerichtsbarkeit, S. 467 – 472; Battenberg, Herrschaft, S. 15. In Analogie dazu hat Lechner, Reichshofgericht, S. 82 und 100 f., für die kammergericht­liche Tätigkeit unterstrichen, dass der Vorsitz vom König fallweise bestimmt und besonders hohen Amtsträgern am Königshof überlassen worden sei. 829 Vgl. für Ruprecht Rödel, König Ruprecht, S. 62 – 66, die das Material bis 1407 jüngst aufbereitet hat. Die Vorstellung von einem institu­tionalisierten, rein mit Gelehrten besetzten Rat (S. 65) ist dabei kritisch zu hinterfragen.

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des Kammerrichteramtes, das wohl zunächst auf einer für den Einzelfall oder die Einzelsitzung gültigen Bevollmächtigung basierte und das zumindest in der Zeit der Verpachtung der Gerichtseinnahmen unter Friedrich III. als Generaldelega­tion für die Behandlung von Streitsachen begriffen wurde.830 Für die langjährige Herrschaft des Habsburgers gilt es als erwiesen, dass der König den Gerichts­sitzungen in der Regel nicht mehr oder allenfalls in wenigen Ausnahmen vorsaß. Ein ähn­liches Bild hatte sich für die Hofgerichtssitzungen im 13. Jahrhundert ergeben. Kehren wir also nach dem bisher Gesagten noch einmal zum Schicksal der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit zurück. Die Gründe, w ­ elche die Forschung für die Verringerung der Nutzung des hofgericht­lichen Verfahrens bis hin zu dessen Verschwinden zusammengetragen hat, sind einerseits zwar zahlreich, fußen andererseits auf einem eher schmalen Fundament an Quellen. So ist erstens betont worden, dass sich die Prozessführung am Hofgericht nur sehr langsam vollzogen habe, streng formalisiert und überdies von hohen Kosten für die Streitparteien begleitet gewesen sei. Deshalb s­ eien die Kläger und Beklagten geneigt gewesen, anderen, flexibler erscheinenden Verfahren wie der schiedsrichter­lichen Streitbehandlung den Vorzug zu geben.831 Das sei in den allermeisten Fällen vor dem Hintergrund der erteilten Gerichtsstandsprivilegien mit den Exem­tionen von der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit geschehen.832 Nachteilig habe

830 Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 302. Am Beginn der Regierungszeit Friedrichs III. war die Amtsbezeichnung des im Kammergericht vorsitzenden Richters noch nicht zum Kammerrichter kontrahiert worden. So führte die von Michael von Pfullendorf erstellte Handschrift für seine erste verzeichnete Kammergerichtssitzung an, dass am 14. Juli 1442 ist Camerge­ richt gehalten und zu Gericht gesessen Herr Jakob Truchseß von Waldburg Richter … (StiftB Göttweig, HS 367 (rot), fol. 2r). Auch die folgenden sitzungsweise vorgenommenen Eintragungen in dem bis in das Jahr 1451 reichenden Gerichtsbuch identifizieren stets allgemein einen iudex. Maurer, Königsgericht, S. 97 f., unterstreicht ebenfalls die Betonung der Stellvertretung des Königs im Titel des Kammerrichters, der vor 1495 gerade nicht kraft eigenen Amtes dem Gericht vorsaß. Heinig, Friedrich III., S. 101, datiert die erste Ernennung eines Kammerrichters in das Jahr 1455. Die von Lechner, Reichshofgericht, S. 101, unterstellte Kongruenz von Quellenbegriffen wie cammerrichter, unser richter, an unser stat gesaczter richter, an unser stat und in unserm namen als unser commissari dürfte in dem Zusammenhang als fehlerhaft gelten. 831 Vgl. Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 13; Battenberg, Reichsacht, S. 538; Poetsch, Reichsjustizreform, S. 7 f.; Wohlgemuth, Urkundenwesen, S. 16; Franklin, Reichshof­gericht, Bd. 2/3, S. 22; Lechner, Reichshofgericht, S. 67 f.; Thieme, Grundzüge, S. 180. 832 Vgl. Mitteis/Lieberich, Rechtsgeschichte, S. 255; Spangenberg, Entstehung, S. 280; Thieme, Grundzüge, S. 180; Battenberg, Herrschaft, S. 25; Moraw, Organisa­tion, S. 47; von Senckenberg, Abhandlung, S. XIV; Fahlbusch, Städte, S. 204. Dagegen merkt Veit, Nürnberg, S. 2, an, dass abseits aller Gerichtsstandsprivilegien dem hofgericht­lichen

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sich auch die unzureichende Exeku­tion von Hofgerichtsurteilen erwiesen, zumal die Kläger nach großen Anstrengungen und hohem Aufwand oft nicht mehr als einen unwirksamen Rechtstitel in ihren Händen gehalten hätten.833 Dargelegt worden ist demgegenüber, dass die Hofgerichtssitzungen in zu großen zeit­lichen Abständen abgehalten worden s­ eien, wobei die Abwesenheitsphasen des Königs aus dem Reich vor allem unter Sigismund ­dieses Verfahren temporär ganz zum Erliegen gebracht hätten.834 Ähn­liches galt für die Zeit des Romzugs Friedrichs III. Albrecht II. verfügte nicht ein einziges Mal, eine Hofgerichtssitzung abzuhalten.835 Hierhinein gehören schließ­lich auch die Schwierigkeiten um die rechtskonforme Besetzung des Hofgerichts mit ausreichend Urteilern.836 Bei allen diesen, für sich genommen plausibel erscheinenden Begründungen bleibt aber zunächst widersprüch­lich, ob das hofgericht­liche Verfahren nun zu häufig mit zu vielen Konflikten regelrecht Verfahren noch die Konflikte um Reichsgüter und die Fälle der Rechtsverweigerung geblieben ­seien. 833 Vgl. Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 14. 834 Vgl. Heinig, Reichsstädte, S. 146; Lechner, Reichshofgericht, S. 67; Franklin, Beiträge, S. 181; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 342. Dieses Argument hat URH, Bd. XIII, S. XLIX, bereits für das Königtum Wenzels beigebracht. 835 Vgl. Battenberg, Reichskämmerer, S. 126; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 16 f. Albrecht II. hatte am Beginn seiner Herrschaft den Herzog Wilhelm I. von Braunschweig zum Hofrichter, den schon unter Sigismund tätigen Johann Geisler zum Hofgerichtsschreiber und Georg Hüttel zum Hofgerichtsprokurator eingesetzt (vgl. Hödl, Albrecht II., S. 104 f. und 125). Von einer Doppelbesetzung der wichtigsten Funk­ tionsträger im hofgericht­lichen Verfahren, wie sie im 14. Jahrhundert entstanden war und mindestens noch bis zum Königtum Ruprechts fortbestand, ist bei Albrecht II. nicht auszugehen. 836 Vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 47; Moraw, Rechtspflege, S. 19. Eine besondere Herausforderung bildeten diejenigen Konflikte, bei denen eine Partei dem Fürstenstand zugehörig war, da zunächst die Urteiler nach dem Grundsatz der Ebenbürtigkeit ledig­lich aus dem kleinen Kreis der Fürsten für eine Sitzung gewonnen werden mussten (vgl. Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 13). Friedrich III. beauftragte dann den zum Hofrichter ernannten Gumprecht von Neuenahr, sich im Reich auf die Suche nach geeigneten Urteilern zu begeben (vgl. Lechner, Reichshofgericht, S. 87 und 100). Nicht belegt erscheint demgegenüber, dass Sigismund das könig­liche Hofgericht noch mit rechtsgelehrten Urteilern besetzt habe, wie es Poetsch, Reichsjustizreform, S. 5, behauptet. Gudian, Institu­tionen, S. 406, datiert die Unzuläng­lichkeiten bei der Besetzung des könig­lichen Hofgerichts auf die Zeit seit dem Jahr 1438. Tatsäch­lich sind einzelne Fälle schon im 14. Jahrhundert nachgewiesen – so konnte in der Auseinandersetzung des Bischofs von Lüttich mit Arnold von Rummen das hofgericht­ liche Verfahren nicht aufgenommen werden, da im Dezember 1363 nur drei Fürsten am Hof des Königs anwesend waren, man aber deren sieben bedurfte, so dass Karl IV. den Parteien lieber einen Rechtstag für den Zeitpunkt seines Kommens in Aussicht stellte (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 405).

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überfordert wurde, an deren Ende für die Streitenden unbefriedigende Urteile oder Remissionen standen, oder ob das Verfahren gerade aufgrund seiner geringen Nutzung seine Existenzberechtigung einbüßte. In eine lo­gische Verbindung können die Argumente nur gebracht werden, wenn sie unterschied­lichen Zeitschichten zugewiesen werden, da die Verfahrensnachteile und die Gerichtsstandsprivilegien nur auf eine gewisse Grundmenge an Hofgerichtsprozessen wirkten, so dass die Kläger andere Konfliktbehandlungsverfahren in Gang zu setzen versuchten. Erst danach war für das Reichsoberhaupt weniger Anlass gegeben, kontinuier­lich Hofgerichtssitzungen abzuhalten, was in Kombina­tion mit den vergleichsweise großen Abwesenheitszeiten der K ­ aiser Sigismund und Friedrich III. im Reich das Potential ­dieses Verfahrens weiter senkte. Der Zeitpunkt, ab dem der König hofgericht­liche Prozesse schließ­lich durch Verweis oder Überführung in andere Verfahren beendete, liegt mit den 1440er Jahren reich­lich spät.837 Einen Aspekt, den alle diese Niedergangsszenarien des könig­lichen Hofgerichts bislang unberücksichtigt gelassen haben, bildet die innere Entwicklung des Königshofes – und damit des Ortes, an dem Reichsoberhaupt, könig­liche Räte, hof- und kammergericht­liches Verfahren einschließ­lich des Kanzleipersonals in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts offenbar in einer wenig geklärten Gemengelage zusammen existierten. Die Organisa­tionsform des könig­lichen Rates erwies sich dabei als ein integratives Konzept, alle mög­lichen Amtsträger und im Königsdienst stehenden Personen im Ratsstatus zusammenzufassen. So fällt seit der Herrschaft Wenzels auf, dass der könig­liche Hofrichter fest besoldet und bisweilen zugleich 837 Kommissionsbefehle, einen Streit zu entscheiden, ließ Friedrich III. in einem laufenden hofgericht­lichen Verfahren vor dem 11. Oktober 1445 in der Streitsache der Herzogin Elisabeth und Herzog Bernhards von Sachsen an den Landgrafen von Hessen sowie am 10. Februar 1449 im Konflikt ­zwischen dem Stralsunder Bürger Henning Ulrich und et­lichen Bürgern von Anklam ergehen (vgl. Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 1778, und RI XIII, H. 20, Nr. 58). Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass der König mit diesen Akten eher den Wünschen der Parteien entsprach, als dass er zielgerichtet Prozesse der Hofgerichtsbarkeit entzog. Ein Verbot des Hofrichters hob Friedrich III. am 16. August 1447 in der Auseinandersetzung des Johann Canus mit der Bürgerschaft der Stadt Köln auf (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 66). Wie wenig planvoll das Reichsoberhaupt das Ende des hofgericht­lichen Handelns erlebt haben muss, indiziert ein Ladungsschreiben vom 10. September 1451, worin Friedrich der Stadt Köln mitteilte, dass in ihrem hofgericht­lichen Prozess mit Gerhard von der Hosen und Dietrich von Lünen neue Verzögerungen eingetreten ­seien, das Hofgericht lange Zeit nicht mehr gehalten worden sei und auch nicht mehr gehalten werde, so dass er die Sache an sich nehme und einen Rechtstag hiermit ansetze (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 96). Aus allen durchgesehenen Quellen zur Gerichtsbarkeit Friedrichs III. ist das der einzige Beleg, in dem das Reichsoberhaupt von sich aus Auskunft über die Nutzung des hofgericht­lichen Verfahrens gab.

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als könig­licher Rat angesprochen wurde.838 In dieser Rolle war er von den Ratssitzungen nicht (mehr) ausgeschlossen, sondern fungierte in lo­gischer Konsequenz ab den 1430er Jahren vermehrt als Beisitzer bei kammergericht­lichen Streitentscheidungen.839 Die jüngste Feststellung von Ute Rödel, könig­liche Räten und der Hofrichter hätten in der Zeit Ruprechts bei Vermittlungen zusammengewirkt, verwundert daher keineswegs.840 Es ist wahrschein­lich, dass schon in d ­ iesem Moment der Hofrichter zum Kreis der könig­lichen Räte gezählt werden muss. Im Erleben des Hofrichters dürfte deshalb der Übergang vom Hof- zum Kammergericht weniger wechselvoll erschienen sein, als es die historische Rückschau zunächst vermuten lässt. Ähn­liche Indizien existieren für andere Funk­tionsträger am Hof, die gemeinhin mit dem hofgericht­lichen Verfahren assoziiert werden.841 Der Verbleib der so genannten Hofgerichtskanzlei lässt sich ganz analog erklären – denn hier war das Schreiberamt seit dem 15. Jahrhundert zugleich mit einem Protonota­ riat in der Hofkanzlei verbunden.842 Insgesamt lässt sich über die Beweggründe

838 Vgl. URH, Bd. XIII, S. XXIX, für Hofrichter Graf Johann von Sponheim im späten 14. Jahrhundert; URH, Bd. XVI, S. XXXVI, für Hofrichter Engelhard von Weinsberg; HHStA Wien, RK Reichsreg. F, fol. 64, für Hofrichter Günther von Schwarzburg; Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 118, für den Hofrichter Graf Johann von Lupfen; Lechner, Reichshofgericht, S. 85, und Heinig, Friedrich III., S. 98 f., für Hofrichter Gumprecht von Neuenahr; Heinig, Friedrich III., S. 99 f., für Hofrichter Burggraf Mich(a)el von Magdeburg sowie im Allgemeinen Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 31; Moraw, Hofgericht, S. 315. Selbiges galt auch für die Hofgerichtsstatthalter (vgl. Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 280). 839 Vgl. z. B. RI XI, Nr. 8475 vom 16. April 1431; Nr. 8505 vom 17. April 1431; Nr. 8693 vom 11. Juli 1431; Nr. 9880 vom 11. Dezember 1433; Nr. 10006 vom 29. Januar 1434; Nr. 10276 vom 21. April 1434; Nr. 10315 vom 29. April 1434; Nr. 10340 vom 1. Mai 1434. In einem Spruch Sigismunds vom 22. März 1431 im Streit z­ wischen Wilhelm und Hans Pauldorfer sowie dem Rat der Stadt Eger erscheinen mit Graf Johann von Lupfen und Graf Heinrich von Schwarzburg sogar zwei aus dem hofgericht­lichen Verfahren bekannte Amtsträger (vgl. RI XI, Nr. 8369). 840 Vgl. Rödel, König Ruprecht, S. 63. 841 Im Jahre 1431 bevollmächtigte Sigismund Konrad von Weinsberg und Peter Wacker, seinen Protonotar, die Prokura­tion im innerstädtischen Streit in Halberstadt zu übernehmen (vgl. HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 137r). Dabei handelte es sich für den mit der Urkundenproduk­tion im hofgericht­lichen Verfahren befassten Wacker fraglos um eine tradi­tionelle Tätigkeit könig­licher Räte. Forstreiter, Reichskanzlei, S. 14 f., will Johannes von Alben als könig­lichen Kanzler, Rat und Kommissar, aber auch als Richter und Beisitzer im Hofgericht erkannt haben. Für die Monographie von Forstreiter muss jedoch frag­lich bleiben, ob seine Funk­tionszuschreibungen auf einer hinreichenden Trennung ­zwischen Hof- und Kammergerichtsbarkeit in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts beruhen. 842 Vgl. Battenberg, Beiträge, S. 28 f., für Johannes ­Kirchen, der in der Hofgerichtskanzlei und der Hofkanzlei tätig war und als könig­licher Rat fungierte. Battenberg,

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der ­Verknüpfung der beiden wichtigsten Funk­tionsträger im hofgericht­lichen Verfahren mit den übrigen Bestandteilen des Herrscherhofes nur spekulieren. Insbesondere ist unklar, ob die schwachen Einnahmen aus dem Hofgericht das benötigte Personal nicht mehr versorgen konnten. Gezeigt ist allerdings, dass die Organisa­tion des Hofes, wie sie seit dem 14. Jahrhundert einschließ­lich der ihr immanenten Konfliktbehandlungsverfahren entstanden war, um die personellen Ressourcen der Hofgerichtsbarkeit herum eine einende Klammer bildete und den Funk­tionsträgern einen Platz im jüngeren kammergericht­lichen Verfahren zuordnete. Auf diese Weise dürfte der Wechsel vom einen zum anderen ohne herrscher­lichen Schlussakt ausgekommen sein. Was hier letzt­lich verschwand, war das hofgericht­liche Handeln nach seinen eigenen Rechtsgewohnheiten und nicht sein Personal. Dem ähnelt auch die Geschichte des Hofmeisteramtes, das im 14. Jahrhundert dem könig­lichen Rat zugehörig und in die Behandlung von Konflikten involviert war, sich im 15. Jahrhundert im kammergericht­lichen Verfahren wiederfand, bevor es im 16. Jahrhundert ebenfalls verlustig ging. 843 Diese Überlegungen richten sich bewusst gegen die immer wieder geäußerte These des überaus hohen Institu­tionalisierungsgrades des Hofgerichts, das sich dem herrscher­lichen Willen mit dem selbsttätig agierenden Hofrichteramt und der eigenständigen Kanzlei in einen Zustand der Koexistenz entzogen habe,

Gerichtsschreiberamt, S. 150 und 161, weist für Peter Wacker nach, dass dieser als Hofgerichtsschreiber, Hofschreiber und Protonotar in den Quellen bezeichnet wurde – das Gleiche zeigt Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 167, für dessen Nachfolger Johann Geisler. Friedrich Battenberg bezeichnet die Kanzlei des Hofgerichts als „Abteilung“ der Reichskanzlei (Battenberg, Gerichtsschreiberamt, S. 232; Battenberg, Herrschaft, S. 20). Treffender erscheint dagegen die Charakterisierung des Königshofs Albrechts II. durch Hödl, Albrecht II., S. 170, die von der „Übernahme von Doppelfunk­tionen in Rat und Kanzlei“ ausgeht. 843 Vgl. Seeliger, Hofmeisteramt, S. 122. Für den 10. September 1431 ist ein Urteil König Sigismunds im Streit ­zwischen Erasmus Haslanger und Herzog Ludwig von Bayern belegt, worin der könig­liche Hofmeister Graf Ludwig von Oettingen als Sprecher erschien (vgl. RI XI, Nr. 8844) – den Vorsitz übte er auch in einer Sitzung am 4. Mai 1434 aus (vgl. RI XI, Nr. 10358). An den Beginn der 1430er Jahre gehören auch et­liche Urteile oder Vergleiche im Namen des Königs, die den Hofmeister in einer Liste der Beisitzer führten (vgl. RI XI, Nr. 8368 f., 9880, 10006, 10276, 10289a, 10315, 10324, 10381, 10516, 10541, 10557, 10577a, 10583, 10594, 10642, 10791, 10818 und 11919). Hofmeister Konrad von Kraig saß dem Kammergericht am Beginn der Herrschaft Friedrichs III. mehrfach vor (vgl. RI XIII, H. 12, Nr. 289 vom 28. Juni 1445; H. 15, Nr. 72 vom 18. Januar 1446). Vgl. zum Hofmeister­amt ferner Moraw, Organisa­tion, S. 35. Wesent­lich ist die Feststellung von Lechner, Reichshofgericht, S. 78 f., dass der Hofmeister nicht qua Amt im kammergericht­lichen Verfahren den Vorsitz führte, sondern wohl für einzelne Fälle dazu vom König bestimmt worden war.

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so dass das Reichsoberhaupt dessen Auflösung geradezu betreiben musste.844 Künftig wird noch zu ergründen sein, ob nicht gerade die Platzierung einer Klage aus dem Reich am Hof des Kaisers – vor allem die gezielte Ansprache einzelner Funk­tionsträger – darüber entschied, in welchem Konfliktbehandlungsverfahren ein Fall weiterbehandelt wurde. Wird wenigstens für diesen Moment der persön­ liche Kontakt gegenüber dem geschlossen-­behörd­lichen Handeln des Hofes etwas stärker gewichtet, dann würde einsichtig, weshalb irgendwann die dem Hofrichter vorgebrachten Prozesse beim könig­lichen Rat und im Kammergericht aufliefen bzw. die dem Hofgerichtsschreiber zugeleiteten Streitfälle innerhalb der Hofkanzlei bearbeitet wurden. Ein absoluter Beleg lässt sich dafür jedoch nicht beibringen, weil die Verwaltungspraxis am Hof ­Kaiser Sigismunds abseits der 1924 entstandenen Kanzleistudie Erich Forstreiters noch ein Desiderat der Geschichtsforschung ist. 845 Mehrere Hinweise lassen sich aber den Reichsregistern entnehmen, ­welche die Bedeutung der könig­lichen Räte bei der Behandlung von Konflikten in der Zeit Sigismunds wenigstens grob skizzieren. So finden sich Akte des Königs, die mit unßer Ret und getruen Rat zustande gekommen ­seien.846 Die Auseinandersetzung ­zwischen Wilhelm von Riesenburg und Johann Falbrecht entschied er in Nürnberg persön­lich, nachdem beide Parteien erschienen und verhört waren und der König sich mit unßn Reten gewegen und bedacht haben zugunsten des Zweitgenannten.847 Generell treten in immer mehr Rechtsentscheidungen des Monarchen seine Räte in der Aufzählung der Anwesenden neben Fürsten, Herren, Rittern, Knechten und Getreuen hervor.848 Eine empirische Verbindung z­ wischen Gerichtstätigkeit der Räte und dem kammergericht­lichen Verfahren wird in einem Achtbrief ­Sigismunds vom 25. Januar 1431 deut­lich: So s­eien et­liche nament­lich genannte Lübecker Bürger für uns und unßr Rete gekommen, woraufhin Albrecht von Egloffstein mit seinen Helfern dreifach uff unß camergericht geladen worden sei, um sich gegen die 844 Vgl. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1292; Diestelkamp, Recht, S. 195 f.; Battenberg, Die könig­lichen Hofrichter, S. 245 und 286; Seeliger, Hofmeisteramt, S. 118; Krieger, Grundlagen, S. 483. 845 Vgl. Forstreiter, Reichskanzlei. Singulär bleibt bisher der Beitrag von Márta Kondor im 31. der Regesta-­Beihefte, der sich jedoch ausschließ­lich auf die ersten Jahre des Königtums Sigismunds richtet und weniger das römisch-­deutsche Reich, sondern Ungarn im Fokus hat. 846 HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 139v–140r. 847 HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 153r. Eine ähn­liche Formulierung findet sich in der Auseinandersetzung ­zwischen Frankfurt und den Herren von Hanau (vgl. HHStA Wien, RK Reichsreg. L, fol. 7v). 848 Vgl. HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 38r, 50, 125v–126r, 126v und 145r; RK Reichsreg. L, fol. 11v–12r, 34 und 39 – 40r. Für die Zeit Albrechts II. vgl. Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 78.

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Klage zu verantworten. Nach neuer­licher Klage der Lübecker sei die Gegenpartei nicht erschienen, so das wir unßn fürsten und Reten die bey uns zu gericht sassen zu urteyln befohlen, den von Egloffstein und die Seinen in die Acht zu sprechen.849 Mit Blick auf diese Quellen aus der Zeit Sigismunds ist hinsicht­lich des kammergericht­lichen Verfahrens vor einem Zerrbild zu warnen, da die wichtigsten bisher entstandenen editorischen Arbeiten die Sicht auf das Kammergericht der 1460er und 1470er Jahre verengt haben.850 Einerseits weisen die für diese Zeit erhaltenen Gerichtsbücher und das Taxregister eine rege Abfolge von Sitzungen und Prozessen nach; andererseits hat die Auswertung dieser Quellen bisweilen zu einseitigen Charakterisierungen wie der „Prachtzeit“ des Kammergerichts am Beginn der 1470er Jahre geführt, die nach dem Fund eines weiteren Gerichtsbuchs für die ersten Regierungsjahre Friedrichs III. indes wieder in Zweifel gezogen werden mussten.851 Nach dem Tod des Mainzer Kirchenfürsten, so bestätigt sich aus den Regestenbänden zum Königtum Friedrichs III. immerhin, kam das kammergericht­liche Verfahren deut­lich seltener zur Anwendung, um Konflikte zu bewältigen. Plausibel erscheint ferner, dass die Verpachtungen des Kammergerichts mit seinen Einnahmen an die Erzkanzler Bischof Ulrich von Passau (1464 – 1469) und Erzbischof Adolf von Mainz (1470 – 1475) beiden auch finanzielle Anreize bot, die behandelten Streitsachen genau zu protokollieren und zu taxieren.852 Das gilt ebenso für den Befund, dass sich mit der Verpachtung der Gerichtsbarkeit der Kreis der Beisitzer auf Basis der persön­lichen Bindung zum Pächter verkleinerte und spezifizierte.853 Davon kann aber nicht unmittelbar auf die Fortentwicklung des Verfahrensrechts am könig­lichen Kammergericht geschlossen werden, das seit 849 HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 103r. 850 Zu nennen sind hier die 2004 bzw. 2001 entstandenen Edi­tionen der Protokoll- und Urteilsbücher des könig­lichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480 bzw. des Taxregisters der römischen Kanzlei ­zwischen 1471 und 1475. Eine zusammenfassende Übersicht über das Schriftgut des könig­lichen Kammergerichts unter Friedrich III. bietet Magin, Schrift­lichkeit, S. 385 – 387. Diese Quellen hat bereits Lechner, Reichshofgericht, S. 50 – 60, gekannt und einbezogen. 851 Maurer, Königsgericht, S. 85. Vgl. dagegen Luger, Reichsgerichtsbarkeit, S. 33 f. und 37 f., in Bezug zu StiftB Göttweig, HS 367 (rot). Eine kritische Edi­tion der umfangreichen Handschrift bereitet gegenwärtig Daniel Luger vor. Erste Untersuchungen haben schon indiziert, dass der Aufbau und die Form der Handschrift an das Gerichtsbuch der 1460er Jahre erinnern (vgl. Luger, Reichsgerichtsbarkeit, S. 38). 852 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 29; Diestelkamp, Hofgericht, S. 53. Irrig ist die Verpachtung an einen Ulrich von Augsburg, die Press, Reichskammergericht, S. 10, annimmt. 853 Vgl. Heinig, Friedrich III., S. 104 f. Insbesondere waren in den Jahren der Verpachtung weniger könig­liche Räte als Beisitzer in den Kammergerichtssitzungen zugegen (vgl. Heinig, Friedrich III., S. 97 und 171).

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1471 in einer Kammergerichtsordnung niedergeschrieben vorlag.854 Hierbei näm­ lich dürften die gelehrten Räte des Königs, die im Kammergericht als Beisitzer auftraten, mit all ihren Kenntnissen vom römisch-­kanonischen Recht mehr Anteil an der Gestaltung des Konfliktbehandlungsverfahrens besessen haben. 6.1.2 Bedeutung der gelehrten Räte für die königliche Gerichtsbarkeit Die Beschäftigung von gelehrten Juristen im Dienst des Königs war kein Novum des 15. Jahrhunderts, sondern ist für einzelne der am Hof tätigen Personen schon zwei Jahrhunderte zuvor nachgewiesen, gleichwohl sich damals ihr Anteil an der gesamten Menge könig­licher Amtsträger noch äußerst bescheiden ausnahm. Jeder spätmittelalter­liche Herrscher des römisch-­deutschen Reiches war mit den Worten Peter Moraws zugleich „König der Juristen“.855 Doch nur auf lange Sicht hin stieg die Zahl der rechtsgelehrten Dienstleute des Herrschers an – die Bedeutung der Juristen für die Königsherrschaft wird erstmals für Heinrich VII. am Beginn des 14. Jahrhunderts unterstrichen.856 Wie auch s­ päter bei Karl IV. wurden die Rechtsgelehrten vordergründig als Räte eingesetzt oder sie übernahmen feste Funk­tionen innerhalb der Hofkanzlei, in der schon bei Rudolf von Habsburg mit Heinrich von Klingenberg ein Protonotar über einen kirchenrecht­lichen Doktorgrad verfügt hatte.857 Überhaupt bildete die Kanzlei lange Zeit den einzigen Kulmina­tionspunkt von Juristen innerhalb der gesamten könig­lichen Verwaltung – in den Sitzungen des könig­lichen Hofgerichts erschienen sie jedenfalls selbst im 15. Jahrhundert nicht.858

854 Vgl. den Druck in der Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, Teil 1, S. 270 – 273, von Karl Zeumer sowie abweichend aus einem Textzeugen des Darmstädter Staatsarchivs Battenberg, Beiträge, S. 74 – 79, und dazu wiederum Battenberg, Kammergerichtsordnung. Die meisten der 18 Artikel der Ordnung beinhalteten Eidformeln für den Kammerrichter, die Urteiler, den Schreiber, die Prokuratoren, die Advokaten und sogar die Gerichtsboten. Der Initiator dieser Verschrift­ lichung der geltenden Rechtsgewohnheiten ist nicht nachweisbar (vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 332, Anm. 1). 855 Moraw, Juristen, S. 146. 856 Vgl. Schneider, Heinrich VII., S. 288; Müller, Majestätsverbrechen, S. 34; Moraw, Juristen, S. 85 f. 857 Vgl. Moraw, Juristen, S. 83; Moraw, Entfaltung, S. 93; Hödl, Habsburg, S. 36. Für die Juristen am Hof Karls IV. und Wenzels vgl. die ausführ­liche Darstellung Moraw, Juristen, S. 91 – 106, sowie dann für das 15. Jahrhundert S. 107 – 140. 858 Vgl. Lechner, Reichshofgericht, S. 102; Sellert, Rezep­tion, S. 134 f.; Diestelkamp, Durchsetzung, S.  20; Milbradt, Parteien, S.  26; Battenberg, Wege, S.  320 f.; Battenberg, Wormser Kammergerichtsordnung, S. 68.

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Dennoch ist sicher, dass die gelehrten Räte keineswegs ganz von der Behandlung von Konflikten ausgeschlossen waren, vermochten sie es doch mit entsprechenden Vollmachten, das Reichsoberhaupt in jeg­lichen Verhandlungen zu vertreten und so auch bei könig­lichen Streitsachen beteiligt zu sein. Der unspezifische, an den Erfordernissen der täg­lichen Reichsgeschäfte orientierte Einsatz gelehrter Räte gestattete schließ­lich auch den Zugang zu den persön­lichen Streitentscheidungen des Königs. Magister Ulrich Riederer beispielsweise, den Christine Reinle ausführ­ lich untersucht hat, war als Rat Friedrichs III. nicht nur mit der Förderung von Parteienbegehren und dem Privilegienerwerb am Hof befasst, sondern nahm auch auf das laufende kammergericht­liche Verfahren an der Schnittstelle ­zwischen Gerichtsbarkeit und Kanzleitätigkeit Einfluss.859 Aber schon in den Reichsregistern Sigismunds werden gelehrte Räte in den Urteilen des Königs als Gruppe allenthalben genannt.860 Aus den erhaltenen Urteils- und Protokollbüchern des könig­lichen Kammergerichts der 1460er und 1470er Jahre geht hervor, dass unter den fast 350 genannten Beisitzern etwa 100 gelehrte Juristen waren.861 Wenn zu dieser Zeit die Trennung in eine Gelehrten- und eine Adelsbank in paritätischer Form noch nicht vollzogen war, so sind Vertreter beider Gruppen bei fast allen Sitzungen des Kammergerichts schon in den 1440er Jahren belegt.862 Folgt man der These, dass das kammergericht­liche Verfahren aus der jurisdik­tionellen Tätigkeit des Königs mit

859 Vgl. Reinle, Ulrich Riederer, S. 370. 860 Vgl. HHStA Wien, RK Reichsreg. I, fol. 108v–109r, 118v und 118v–119r für die gelarten Ret(en); RK Reichsreg. I, fol. 117 – 118r für Lerer in geist­lichen und keyser­lichen Rechten mit einer nament­lichen Liste der Beisitzer; RK Reichsreg. K, fol. 88 – 90 für lereren beider rechte geist­lichs und wernt­lichs. Schon 1417 erging ein Spruch Sigismunds mit doctorn (HHStA Wien, RK Reichsreg. F, fol. 22). 861 Vgl. Heinig, Juristen, S. 179 f. Heinig, Friedrich III., S. 1426 – 1436, zählt in den Quellen zum Kammergericht immerhin 371 Beisitzer, wovon mindestens 117 Gelehrte, davon wiederum 58 promoviert, einschließ­lich zehn Personen im Professorenstand, gewesen ­seien. Dabei gilt jedoch, dass nur die wenigsten der Beisitzer im kammergericht­lichen Verfahren über einen längeren Zeitraum oder regelmäßig in dieser Funk­tion belegt sind (vgl. Maurer, Königsgericht, S. 100, Anm. 68). Diese Werte liegen in etwa bei dem Anteil an Graduierten an den Höfen der Habsburger um 1500 – Noflatscher geht von 28 % aus (vgl. Noflatscher, Funk­tionseliten, S. 303; Noflatscher, Räte, S. 300). 862 Vgl. die Aufzeichnungen des Gerichtsschreibers Michael von Pfullendorf in der StiftB Göttweig, HS 367 (rot), der für die meisten der überlieferten Sitzungen der Jahre 1442 bis 1451 an erster Stelle die Zusammensetzung des Kammergerichts anführte. Dies hat Moraw, Juristen, S. 139, bislang für die 1470er Jahren nachweisen können. Dem ist jüngst Oestmann, Wege, S. 159, gefolgt. Dagegen scheint nicht nachgewiesen, dass besonders in den 1480er Jahren die Zahl von gelehrten Juristen im kammergericht­lichen Verfahren derart zugenommen habe (vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 48), da die Gerichtstätigkeit nach dem Tod des Reichskanzlers Adolf von Mainz 1475 drastisch zurückgegangen war.

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seinen Räten heraus entstanden ist, dann fragt man sich unmittelbar, in welchem Umfang die Gelehrten mit ihren Kenntnissen des römischen und kanonischen Rechts auf diesen Wandlungsprozess einwirkten. So hatte der als Reichskanzler und Kammerrichter in den 1460er Jahren tätige Bischof Ulrich von Passau nicht nur in Wien, Bologna und Padua studiert, sondern darüber hinaus eine Promo­tion in beiden Rechten erlangt.863 Dass sich gerade während seiner Amtszeit die Registerund Protokollführung im kammergericht­lichen Verfahren erweiterten, erweist sich vor dem Hintergrund als besonders einsichtig. Im Übrigen war die Indienstnahme von studierten Juristen nicht auf den König und seinen Hof beschränkt, vielmehr reihten sich auch die übrigen Reichsglieder – allen voran die Reichsfürsten – dieser Entwicklung an, bis dann im 15. Jahrhundert nahezu alle Herrschaftsträger im römisch-­deutschen Reich Rechtsgelehrte in ihrer landesherr­lichen und städtischen Verwaltung anstellten.864 Besonders innerhalb der geist­lichen Gerichtsbarkeit lässt sich das an den Grundsätzen des römischen Rechts fortgebildete Kirchenrecht zuerst im Reich nörd­lich der Alpen beobachten. Die hier über die römische Kurie fassbare unmittelbare Anbindung an die vor allem in Italien stattfindende Rechtsentwicklung fehlte seinerzeit dem Reichsoberhaupt und den übrigen welt­lichen Herrschaftsträgern noch. Bis in das frühe 15. Jahrhundert hinein hatten die meisten der im Königsdienst befind­lichen Juristen an den ältesten Rechtsschulen in Bologna, Padua und Neapel oder allenfalls noch in Paris studiert – erst allmäh­lich mehrten sich die Absolventen der Universitäten des Reiches, die wie Prag, Wien und Heidelberg erst seit der Mitte des 14. Jahrhunderts gegründet wurden.865 Im Kanon der Fächer spielte das Studium des kanonischen und des römischen Rechts eine wesent­liche Rolle – die Digesten waren erst im 11. Jahrhundert in Italien wiederentdeckt worden und daher einschließ­lich der Einübung der romanistischen Kasuistik schon früh Teil des Curriculums.866 Mit der Kenntnis dieser Rechtsnormen, deren Glossierung bzw. Kommentierung und ihrer recht­lichen Fortbildung begaben sich die Graduierten nach ein paar Jahren des Studiums mit oder ohne Abschluss, bisweilen sogar nach Erwerb eines Doktorgrades an die euro­päischen Herrscherhöfe, um mög­lichst eine

863 Vgl. Moraw, Juristen, S. 125. 864 Vgl. Hesse, Qualifika­tion, S. 243 f.; Schlosser, Vom Rechtskundigen, S. 109 und 113; Spangenberg, Entstehung, S. 259 f.; Nicolaidoni, Verfassungsgeschichte, S. 154; Stollberg-­Rilinger, Verfassungsgeschichte, S. 89. 865 Köbler, Rechtsgeschichte, S. 125, beziffert die Anzahl der deutschen Studenten an der Universität von Bologna z­ wischen 1289 und 1562 mit immerhin etwa 4.400. Für das 14. Jahrhundert muss von etwa 1.650 Deutschen, im 15. Jahrhundert von 1.038 an der Bologneser Rechtsschule ausgegangen werden (vgl. Laufs, Rechtsentwicklungen, S. 70). 866 Vgl. Merzbacher, Iudicium, S. 130; Heimpel, Deutschland, S. 111.

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bezahlte Beschäftigung anzutreten. Wem dies in den engmaschigen, von Patronage bestimmten personalen Netzwerken glückte, vereinigte in seiner Funk­tion als Rat tradierte Aufgaben mit dem Wissen um Rechtsquellen einer anderen Zeit und eines anderen (Rechts-)Raumes. Dass die gelehrten Juristen darin bisweilen ein Potential erkannten, die eigene Diensttätigkeit zu aktualisieren und anzupassen oder strittige Rechtsfragen mit den Rechtsgewohnheiten des römisch-­kanonischen Rechts zu diskutieren und zu beantworten, ist plausibel.867 An eben dieser Stelle setzt auch die in der rechtshistorischen Forschung geäußerte Kritik an der Vorstellung von einer Rezep­tion des römischen Rechts im Regnum Teutonicum an.868 So wurden weder einzelne Rechtsnormen aus dem römischen Recht direkt übernommen noch standen sich zwei Rechtsräume mit widersprüch­lichen Rechtsgewohnheiten gegenüber, wobei die Durchsetzung des einen den Niedergang des anderen bedeuten musste. Das Produkt d ­ ieses historischen Prozesses war auch nicht die schrankenlose Ausbreitung des römischen Rechts, sondern die Genese des gemeinen Rechts (ius commune), das zunehmend universelle Anerkennung erfuhr und in Rela­tion zu den übrigen regionalen Rechtsgewohnheiten trat. Als Träger und Multiplikatoren des gemeinen Rechts fungierten die gelehrten Juristen – von ihnen ging eine „Verwissenschaft­lichung“ des Prozessrechts im kammergericht­lichen Verfahren aus.869 Nach Peter Moraw sei der römisch-­kanonische Gerichtsprozess innerhalb der könig­lichen Gerichtsbarkeit nicht vollumfäng­lich implementiert worden, gleichwohl aber hätten sich Rechtsterminologie und Prozessablauf langsam gewandelt.870 Von Belang, so Friedrich B ­ attenberg, ­seien weiterhin 867 Vgl. Franklin, Beiträge, S. 127, und ferner für die Bedeutung der gelehrten Juristen innerhalb der landesherr­lichen Verwaltung im Reich nörd­lich der Alpen Laufs, Rechtsentwicklungen, S. 68. Eine ausführ­lichere Darstellung bietet Stelzer, Gelehrtes Recht, S. 166 – 186, für das Erzbistum Salzburg im späten 13. und im 14. Jahrhundert. Wie aber genau das an den Universitäten erlernte Wissen an den Hof und in die Herrschaftsverwaltung transferiert wurde, ist, wie Schwinges, Karrieremuster, S. 13, vor zwanzig Jahren schon konstatiert hat, auch heute nicht vollends geklärt. 868 Vgl. die vorgebrachte Kritik bei Sellert, Rechtsbildung, S. 183; Trusen, Anfänge, S. 2. Den in der Rechtswissenschaft über lange Zeit gebräuch­lichen Begriff der Rezep­tion haben z. B. Dahm, Rezep­tion; Kern, Geschichte, S. 18, Heimpel, Deutschland, S. 111, Offler, Government, S. 237, Vinogradoff, Roman Law, S. 119, und Franklin, Beiträge, S. 107, verwendet. 869 Battenberg, Reichskämmerer, S. 137, und vgl. zudem Maurer, Königsgericht, S. 98. Letzt­lich nicht beantwortet werden kann, in welchem Ausmaß das Reichsoberhaupt zielgerichtet gelehrte Juristen in seinen Dienst nahm, um auf der Grundlage ihres ­Wissens über das römisch-­kanonische Recht das Kammergericht aktiv zu reformieren. Dass die Rechtsgelehrten bereits deut­lich früher am Königshof nachgewiesen sind, zieht diese Argumenta­tion von Koller, Friedrich III., S. 254, zumindest in Zweifel. 870 Vgl. Moraw, Juristen, S. 139.

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die Erfahrungen der Juristen mit der Organisa­tion der Offizialatsgerichtsbarkeit.871 Da an dieser Stelle eine eingehende Rekapitula­tion des kammergericht­lichen Prozessrechts des 15. Jahrhunderts unterbleiben muss, ferner auch gar nicht Gegenstand dieser Arbeit ist, soll der Fokus der folgenden Passagen auf diejenigen Elemente des römisch-­kanonischen Rechts gelegt werden, die das Verhältnis von hof- und kammergericht­lichem Prozess illustrieren. Exemplarisch hierfür erscheinen der urteilende Richter im kammergericht­lichen Verfahren, die Sachentscheidung bei Nichterscheinen der beklagten Partei sowie die Form der peremptorischen Ladung. Auf die Bedeutung der Appella­tion wird ­später noch ausführ­licher eingegangen. Innerhalb der Sitzungen des könig­lichen Hofgerichts bestand seit dem Jahre 1235 eine strikte Trennung z­ wischen dem Hofrichter, der als könig­licher Stellvertreter den Vorsitz führte, und den Urteilern, die auf eine spezifische Rechtsfrage hin zunächst eine gemeinsame, dann im 14. Jahrhundert eine mehrheit­liche Entscheidung finden sollten. Der Hofrichter leitete den Prozess, beauftragte die Urteiler mit der Beantwortung der vorgebrachten Rechtsfrage und bestimmte nach deren Entscheidung die Unterfertigung des Urteilsbriefs – er selbst nahm nach allem, was wir wissen, nicht an der Beratung der Urteiler oder an deren Votum teil. Im Gegensatz dazu übernahm der dem Kammergericht vorsitzende Richter nicht nur die Prozessleitung, sondern er beteiligte sich wie im römisch-­kanonischen Recht an der Entscheidung der Streitsache.872 In der Kammergerichtsordnung von 1471 drückte sich dies in der Paarformel von Richter und Urteilern aus, die gemeinsam zu erkennen und zu urteilen hatten.873 Dieses Rechtsprinzip war in gewisser Weise in der persön­lichen Streitbehandlung des Königs mit seinen Räten zugrunde gelegt, die auf eine gemeinschaft­liche Beratung eines Konfliktes mit letztend­lich herrscher­ licher Entscheidung abzielte. Wohl auch deshalb ist in der Forschung ­dieses Verfahren in die Nähe der schiedsrichter­lichen Konfliktbehandlung gerückt worden, bei der nach misslungener Verhandlung der Streitpunkte der Schiedsrichter nach 871 Vgl. Battenberg, Richteramt, S. 99. In den Bistümern Chur, Konstanz und Brixen sind bereits für das 13. Jahrhundert rechtsgelehrte Offiziale nachgewiesen (vgl. Männl, Juristen, S. 42). 872 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 26; Maurer, Königsgericht, S. 98; Kern, Geschichte, S. 21; Gudian, Institu­tionen, S. 406; Franklin, Kammergericht, S. 12 f. Nicht mehr haltbar ist die von Räbiger, Kammergericht, Sp. 579, in der ersten Auflage des Handwörterbuchs zur deutschen Rechtsgeschichte geäußerte Ansicht, dass das könig­liche Kammergericht grundsätz­lich noch nach dem dinggenossenschaftlichen Prozess funk­tioniert habe. In der Neuauflage ist dieser Fehler korrigiert worden (vgl. Diestelkamp, Kammergericht), gleichwohl Battenberg, Herrschaft, S. 20, dessen Argumenta­tion gestärkt hat. 873 KGO in Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, Teil 1, S. 270 – 273, §12, bzw. in Battenberg, Beiträge, S. 74 – 79, Art. 13.

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Auswertung der Stimmen aller Schiedsleute einen finalen Spruch fällte.874 Eine Grenze in dieser Logik stellt sicher die Frage nach dem Abschluss eines Schiedsvertrags dar. Es bleibt näm­lich sehr zweifelhaft, ob ein z­ wischen den Parteien unterhandeltes compromissum einer auf der Basis der Klage einer Streitpartei ergangenen Ladung vor das Kammergericht – selbst nach der litis contestatio des Beklagten 875 – tatsäch­lich gleichwertig war. Dasselbe dürfte für die noch formlosere Konfliktbehandlung durch den König und dessen Räte gelten. Ein weiterer Unterschied z­ wischen hof- und kammergericht­lichem Prozess offenbarte sich in der Reak­tion des Gerichts auf das Nichterscheinen eines Beklagten. Hatte der Streitgegner sich nach der dritten Ladung vor dem könig­lichen Hof­gericht nicht eingefunden, bestand für den Kläger die Mög­lichkeit, die Verhängung der Acht aufgrund gericht­lichen Ungehorsams zu erwirken. Dies konnten Hofgerichtsbriefe, die zum Vorgehen gegen den Ächter aufriefen, oder Verschärfungen der Acht ergänzen, die wie die Exkommunika­tion oder die Aberacht ­später hinzutreten konnten. Die Entscheidung in der Sachfrage war allerdings solange aufgeschoben, bis sich der Beklagte auf den gericht­lichen Prozess einließ. Dass damit die Konflikte eher in der Schwebe gehalten, anstatt einer Lösung zugeführt wurden, war für den Kläger womög­lich nachteilig, vor allem wenn sich ein Achtspruch nicht vollstrecken ließ. Im kammergericht­lichen Prozess war dagegen spätestens unter Friedrich III. ein Kontumazialurteil üb­lich: Würde aber der antwerter (Beklagte) vor oder nach seiner antwort ungehorsam, so sollen richter und urteiler auf des clegers anruffen in der sachen mit der verhörung alles fürbringens volnfaren und darauß biß zu ent­lichen urteilen und andern processen und executorial procediren und dem cleger, so er das ent­lich urteil behabt hette, den ungehorsamen angeclagten in gerichtzkosten urteilen …, bestimmte jedenfalls die Kammergerichtsordnung von 1471.876 Dieses aus dem römisch-­kanonischen Gerichtsprozess entlehnte Prozedere lässt sich bereits zuvor in der Rechtspraxis der Kammergerichtsbarkeit belegen.877 Die peremptorische Ladung hatte sich als Fürgebot der Streitenden vor den König und seine Räte schon früh während der Regierungszeit Sigismunds etabliert.

874 Vgl. Hödl, Albrecht II., S. 115; Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1270 f.; Thieme, Grundzüge, S. 180; Angermeier, Begriff, S. 189 und 194; Bader, Schiedsverfahren, S. 26. 875 Vgl. z. B. die KGO in Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, Teil 1, S. 270 – 273, §10, bzw. in Battenberg, Beiträge, S. 74 – 79, Art. 11. 876 KGO in Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, Teil 1, S. 270 – 273, §13. 877 Vgl. RI XIII, H. 4, Nr. 293; H. 5, Nr. 167; H. 8, Nr. 116 und 141; H. 11, Nr. 354; H. 12, Nr. 179; H. 13, Nr. 101 und 142; H. 14, Nr. 130; H. 17, Nr. 179; H. 19, Nr. 147 und 360; H. 20, Nr. 95; H. 22, Nr. 262 und HHStA Wien, RHR Antiq. 3, Konv. 2, fol. 40 – 41.

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Während im hofgericht­lichen Verfahren seit dem 13. Jahrhundert die Konfliktparteien zunächst dreimal vorgeladen werden mussten, bis im Falle des Nichterscheinens ein Achtspruch erfolgen konnte, kumulierte die römisch­recht­liche peremptorische Form alle drei Vorladungen in einem Schreiben unter ausreichend langer Fristsetzung.878 So bevollmächtigte Sigismund am 3. August 1425 Konrad von Weinsberg und Graf Ulrich von Helfenstein, Johann und Philipp von Burgund sowie die brabantischen Städte peremptorisch auf den nächsten Gerichtstag nach Wien am 17. Februar 1426 zu laden, nachdem diese einer Ladung vor das könig­liche Hof­ gericht bereits zweimal nicht gefolgt waren.879 Ein drittes, endgültiges Fürgebot vor das Hofgericht verbarg sich hinter ­diesem Auftrag offenbar nicht, hatte das Reichsoberhaupt doch schon am 22. März 1425 auf Veranlassung des Dr. Bartolus aus Pisa ein ähn­liches Mandat erteilt, das im Duktus der ­Entscheidungen des Königs mit Hilfe seines Rates eine Zeugenliste mit nicht weniger als vier promovierten Räten umfasste.880 Auch in ­diesem Fall schienen die Rechtsvorstellungen aus dem römisch-­kanonischen Recht genau dort fassbar zu werden, wo der Monarch im Zusammenwirken mit seinen gelehrten Räten handelte. Dieser Zugang des Herrschers zum Wissen um das römisch-­kanonische Recht war die wohl grundlegendste Determinante dafür, ob ein Konflikt unter Anwendung dieser Rechtsnormen gelöst werden konnte. Das dürfte auch erklären, weshalb schon König Heinrich (VII.) am 18. März 1234 im Streit ­zwischen den Kanonikern von St. Servatius in ­Maastricht und dem Bischof von Lüttich in Abwesenheit des Kirchen­fürsten urteilte und dieser zuvor peremptorisch geladen worden war.881 Denn beide geist­liche Streitparteien verfügten aus der kirch­lichen Gerichtsbarkeit, die während des Pontifikats Innozenz’ III. (1198 – 1216) weithin unter dem Einfluss des römischen Rechts fortgebildet worden war, über ­dieses Wissen. 6.1.3 Die königlichen Konfliktbehandlungsverfahren und die kaiserliche Obrigkeit Als im frühen 15. Jahrhundert die könig­liche Gerichtsbarkeit gleich mehrerer ihrer Delega­tionsformen entkleidet worden war, trat umgekehrt das persön­lich-­ herrscher­liche Moment innerhalb der Konfliktbehandlungsverfahren mehr und mehr hervor. Dies galt besonders für die könig­liche Kammergerichtsbarkeit und die Tätigkeit des Rates, die sich einerseits als Zusammenwirken von Monarch 878 Vgl. Dick, Entwicklung, S. 14. 879 Vgl. RI XI, Nr. 6363. 880 Vgl. RI XI, Nr. 6199. 881 Vgl. URH, Bd. II, Nr. 363.

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und Räten begreifen ließ, andererseits vollends im Namen des Königs erfolgte. Unabhängig davon, wie wenig das Reichsoberhaupt an der Lösung einer Auseinandersetzung beteiligt war oder wie sehr es besoldete Räte an seiner statt einsetzte und bevollmächtigte, alle Gerichtshandlungen vollzogen sich nominell persön­lich und unter Verwendung des Majestätssiegels.882 Diese Art der Königsherrschaft, die auch auf einem vom Dienstrecht durchgebildeten Hof basierte, entsprach nicht mehr der konsensualen Herrschaft, wie sie am ehesten noch auf den Reichsversammlungen anzutreffen war – der Wille des Monarchen erschien jetzt allgegenwärtig. Dabei brauchte sich der König nicht auf einzelne Reservate seiner Herrschaft zu beziehen, sondern konnte deut­lich allgemeiner aus dem römisch-­deutschen Königtum und mehr noch aus dem Kaisertum einen Vorrang konstruieren, der keinerlei recht­lich-­legitime Widersprüche der übrigen Reichsglieder zuließ. Bis zum bekannten princeps legibus solutus-­Grundsatz dürfte die Herrschaftsvorstellung des Reichsoberhauptes im 15. Jahrhundert jedoch nicht mehr gelangt sein, gerade weil das Reichsrecht zu ­diesem Zeitpunkt Haupt und Glieder eng und untrennbar miteinander verschränkt hatte. Von einer „Neufundierung der Herrschergewalt“, so Paul-­Joachim Heinig, sei aber für Friedrich III. dennoch auszugehen.883 Aus der Perspektive des Königs bedeutete dies für die Konfliktbehandlungsverfahren schlichtweg, dass es keine rechtmäßige Befreiung von seiner persön­lichen Streitentscheidung geben konnte. So argumentierte schon ­Kaiser Sigismund am 14. April 1434 gegenüber der Stadt Köln, als er die Befreiung der Bürgerschaft von der könig­lichen Kammergerichtsbarkeit aus dem Jahre 1415 aufhob: wir cleren auch und wollen, das das heiligen richs camergericht, das unser keiser­lichen person und unser nachkomen am rich bedeutet, in demselben unsern briff nem­lich ußgenomen sey, wenn nymand, in ­welchen wesen, wirden ader stat der ist, in dem heiligen rich fur dasselbe camergericht, das die keiser­lichen person bedeutet, gefryhet sein sol …884 Mit dem Rekurs auf sein Kaisertum sicherte der König folg­lich in recht­licher Art und Weise die Instrumente seiner Herrschaft ab und schuf so eine argumentative Linie, sie in allen Debatten der Hof- und Reichstage im ausgehenden Spätmittelalter im Kern zu behaupten. In die tagtäg­ liche Herrschaftspraxis war diese Rechtsvorstellung damit frei­lich noch nicht

882 Vgl. Moraw, Organisa­tion, S. 37 und 47; Seeliger, Hofmeisteramt, S. 105 f. 883 Heinig, Vollendung, S. 19. 884 Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1347, in Bezug zum Gerichtsstandsprivileg Nr. 1169 vom 6. April 1415 für die Stadt Köln. Vgl. dazu auch Lechner, Reichshof­ gericht, S. 72 – 74. Diese Rechtsvorstellung begegnet ebenfalls in Bezug zum geist­lichen Offizialat, worin näm­lich der vom Bischof mandatierte Offizial in seinen Handlungen und Verfügungen die Person des Bischofs vollständig verkörperte (vgl. Trusen, Gerichtsbarkeit, S. 469).

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integriert – wie sehr sie überhaupt im Reich Verbreitung finden konnte, hing substantiell von der könig­lichen Präsenz in den einzelnen Reichsteilen ab, die sich zuvorderst in den Schreiben und Urkunden des Reichsoberhauptes manifestierte. Das Gebot war dabei die elementarste Verkörperung einer persön­lichen Willens­ äußerung des Königs. Ihr Anteil innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren war im 15. Jahrhundert äußerst hoch und übertraf die kleinere Zahl von Urteilen und Schiedssprüchen bei Weitem.885 Dass die herrscher­lichen Befehle gegenüber anderen Königsakten derart dominierten, kann auf gleich mehrere Vorzüge dieser Schreiben zurückgeführt werden. Anders als Privilegien zielten die Gebote nicht auf die Erzeugung von dauerhaft gültigen Rechtstiteln, sondern verlangten zumeist ein zeitnahes, präzise formuliertes Handeln auf Wunsch des Königs, dessen Anlass ein bestimmtes Ereignis oder eine konkrete Situa­tion darstellte. König­ liche Gebote konnten jederzeit zurückgenommen, widerrufen, abgewandelt oder ersetzt werden, ohne dass dies eigens begründet werden musste. Sie bedeuteten ferner einen vergleichsweise niedrigen Kanzleiaufwand, da zahlreiche Königsakte wie die Kommissionsschreiben als standardisierte Formulare vorlagen und die hauptsäch­liche Tätigkeit im Abschreiben bestand. Gleichzeitig ließen sich so aber Taxen einnehmen. Letzteres ist auch der Grund, warum das Reichsoberhaupt von den zum Teil massenhaft unterfertigten Gebotsschreiben zumeist persön­lich keine Kenntnis gehabt haben dürfte.886 Es muss angenommen werden, dass die Mehrheit der Petenten genau wusste, ­welche Kanzleiprodukte sich für ihre Sache auf ­welche Weise, durch w ­ elchen Kontakt und für welches Geld am Hof bekommen ließen.887 Außerdem konnten sie mit Sank­tionsdrohungen und Fristsetzungen verknüpft werden, die im Falle der Missachtung zumindest die recht­liche Grundlage für eine Strafmaßnahme schufen. Es ist bereits gezeigt worden, dass im 14. Jahrhundert die gestaffelte Pön in Gold- oder Silberwährung die älteren Sank­tionen wie Huldverlust oder Ungnade ergänzte – im 15. Jahrhundert setzte sich diese Tendenz weiter 885 Innerhalb der könig­lichen Konfliktbehandlung lassen sich bei Ruprecht etwa 25 % der Königsakte als Befehle deklarieren. Für Sigismund und Albrecht II. liegt dieser Anteil sogar bei 29 % bzw. 55 %. Werden die Gerichtsbücher unberücksichtigt gelassen, ergibt sich für Friedrich III. ein Wert von 46 %. Kommissionsaufträge und Fürgebote sind dabei nicht mitberücksichtigt worden. Rödel, König Ruprecht, S. 58 – 61, sieht Befehle und Mandate als häufige Reak­tion des Wittelsbacher Königs an. Das gilt auch für Albrecht II. (vgl. Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 12). 886 Vgl. für den Dokumententyp der Kommissionsbefehle Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 20. Einen ähn­lichen Ausweg hat das Papsttum im 12. Jahrhundert genommen, um der Flut von Begehren gerecht zu werden (vgl. Meyer, Regieren, S. 74 f.). 887 Das schließt an den von Kintzinger, Kontakt, S. 277, eingeführten Terminus der Konfliktbereitschaft an, der aus der Sicht der Streitenden das „Wissen um die Regeln einer sozialen Ordnung“ meint, innerhalb der eine Auseinandersetzung ausgetragen wurde.

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fort.888 Neu war seit Karl IV. zudem, könig­liche Befehle gemeinsam mit Ladungen zu einem Rechtstag vor den König in einem einzigen Dokument zu verbinden, falls der Empfänger nicht bereit war, entsprechend dem Gebot zu handeln, oder es sich nicht realisieren ließ.889 Auf diese Weise wurden die herrscher­lichen Befehle mit anderen

888 Vgl. Rübsamen, Buße, S. 126, der bei 75 % der Urkunden Friedrichs III. mit Pönformeln die Androhung einer Geldbuße vorgefunden hat. 889 Vgl. für Karl IV. RI VIII, Nr. 2943 und URH, Bd. VIII, Nr. 296; für Ruprecht Reg. Pfgf. II, Nr. 2424 und 2447; für Sigismund RI XI, Nr. 1822, 5721, 7191, 10296 und 11754. Für Wenzel und Albrecht II. haben sich keine Beispiele in den Quellen ermitteln lassen. Für Friedrich III. sind s­ olche Ladungen vergleichsweise häufig als Sanctio am Ende eines könig­lichen Gebots erwähnt: RI XIII, H. 2, Nr. 213; H. 3, Nr. 58, 137 und 144 f.; H. 4, Nr. 515, 553, 571, 782 und 854; H. 5, Nr. 103, 121, 143, 156, 161, 163, 179 und 334; H. 6, Nr. 104 und 173; H. 7, Nr. 118 f., 351, 468, 695, 721, 786 und 812; H. 8, Nr. 64, 114, 122, 124, 168, 210, 213, 219, 242, 260, 277, 412 und 454 f.; H. 9, Nr. 159, 353, 371, und 380; H. 10, Nr. 37, 106 f., 145, 149, 155, 160, 264 f., 322 f. und 475 f.; H. 11, Nr. 394 und 591; H. 12, Nr. 215; H. 13, Nr. 57, 84, 88, 100, 256 und 332; H. 14, Nr. 39, 59, 79, 90, 193 und 483; H. 15, Nr. 67, 117, 270 f., 374, 398, 417 und 422; H. 16, Nr. 196; H. 17, Nr. 89, 147, 202 und 353; H. 19, Nr. 190 und 344; H. 20, Nr. 131; H. 21, Nr. 53; H. 22, Nr. 51, 86, 229 und 237; H. 23, Nr. 629 f. und 644 f.; H. 24, Nr. 108 und 110; H. 25, Nr. 52; H. 26, Nr. 675; H. 27, Nr. 94; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 2488, 6212 und 8343; HHStA Wien, RHR Antiq. 1, Konv. 1, fol. 101; Konv. 3, fol. 11v–12r, 24, 110r, 111v, 124, 332, 348 – 349, 354 – 355 und 360 – 361; RHR Antiq. 2, fol. 163, 363 – 364, 379, 437 – 438, 542/16, 542/32 – 33r, 661/4 – 5, 661/6 – 8, 679 und 715/1 – 2; RHR Antiq. 3, Konv. 1, fol. 22 – 23, 89v, 108, 139, 189 – 191, 222 – 223, 246, 261 und 425 – 426; Konv. 2, fol. 54 – 55, 121 – 122, 123 – 124, 142 – 143r, 176 – 177, 224 und 400; RK Frid. 2, Konv. 4, fol. 36r und 37; Konv. 5, fol. 12 und 45v–46v; Konv. 6, fol. 28 und 52v–54; Konv. 7, fol. 1v–2r, 3, 10, 26, 38 – 39 und 69; RK Frid. 3, Konv. 2, fol. 77; Konv. 3, fol. 59, 101 – 102 und 113 – 114; Konv. 4, fol. 74 – 75r und 78; RK Frid. 4, Konv. 2, fol. 8 und 13; RK Frid. 5, Konv. 1, fol. 55 – 56; Konv. 2, fol. 52, 113v–114r und 115v–116r; Konv. 3, fol. 125; RK Frid. 6, Konv. 4, fol. 144 – 145 und 160 – 161; RK Frid. 7, Konv. 2, fol. 101 – 102 und 109 – 110; Konv. 3, fol. 30, 54 und 62; RK Frid. 8, Konv. 1, fol. 32; Konv. 2, fol. 42, 223 und 282 – 283; RK Frid. 9, Konv. 1, fol. 164, 206 und 408 – 409. In den meisten Fällen diente die Androhung eines weiteren Verfahrens der Durchsetzung der unmittelbar im Schreiben geäußerten könig­lichen Willenserklärung – sie hatte also den gleichen Zweck wie die übrigen Sank­tionen. Somit implizierten diese Briefe für den jeweiligen Konflikt eine erste, oft ohne eingehende Prüfung der Sachfrage getroffene Entscheidung zugunsten einer der Streitparteien, deren Umsetzung in die Hände des Petenten und/oder beauftragter Dritter gegeben wurde. Erst dann, wenn sich ein Konflikt nicht nach d ­ iesem aufwandsarmen Königshandeln beilegen ließ, wurde eine eingehendere Klärung anvisiert. Insofern lag in den Geboten als Reak­tionen auf einen vorgetragenen Streit ein verkürztes Verfahren, hinter dem letztend­lich die g­ leiche Autorität stand wie hinter einem Urteil. Bisweilen räumte das Befehlsschreiben seinem Empfänger bewusst auch die Mög­lichkeit der Einrede gegen die am Hof vom Petenten vorgebrachten Sachverhalte ein und knüpfte die Ladung somit an den Willen des Adressaten.

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Konfliktbehandlungsverfahren in eine Abfolge gebracht, indem sie nach Kammergerichtsurteilen oder güt­lichen Vergleichen deren Einhaltung mög­lichst durchsetzen sollten oder vice versa einen Prozess überhaupt erst initiieren konnten. Ob sie am Ende tatsäch­lich vollzogen wurden, stand bei jedem einzelnen Schreiben wieder von Neuem infrage. Diese Druckmittel aber wie Ralf Mitsch als bloße „virtuelle Macht“ des Reichsoberhauptes zu begreifen,890 dürfte die fraglos vorhandenen Schwierigkeiten der Exeku­tion in vielen Einzelfällen nur unzureichend charakterisieren. Dass könig­liche Willensäußerungen oder die erteilten Privilegien mög­lichst umfassend beachtet und durchgesetzt wurden, dazu war seit der Herrschaft ­Sigismunds ein sogenannter Kammerprokuratorfiskal aus dem Kreis seiner Räte eingesetzt, der anstelle des Monarchen als Kläger vor den könig­lichen Räten bzw. im kammergericht­lichen Verfahren auftrat.891 Erster Inhaber dieser Funk­tion war Dr. Bartolus von Pisa, der am 13. April 1428 als solcher nachgewiesen ist.892 Eine präzise Festlegung, in ­welchen Streitsachen der Kammerprokuratorfiskal tätig werden musste, bestand in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts jedoch noch nicht – es ist daher auch klarzustellen, dass er nicht von sich aus eine Form der Offizialklage in Übung brachte, sondern vor allem in den Streitsachen des Königs diesen unter besonderer Vollmacht oder im Auftrag des Herrschers vertrat. Das dürfte auch schon für eine Reihe von Klagen gelten, die Bořivoj von Svinaře dem könig­lichen Hofrichter ganz im Sinne König Wenzels vorbrachte.893 Unter Ruprecht fungierte dann zunächst der könig­liche Kammermeister als Prokurator des Reichsoberhauptes.894 Sigismund beauftragte im Jahre 1418 seinen Rat Bischof Johann von Lebus, alle 890 Mitsch, Kommissionswesen, S. 537. 891 Vgl. Battenberg, Studien, S. 65; Moraw, Juristen, S. 113 f.; Battenberg, Herrschaft, S. 25. 892 Vgl. RI XI, Nr. 7040, und für die Geschichte des Fiskalats unter Sigismund ausführ­ lich Knolle, Studien, S. 57 – 83. Moraw, Verfassung, S. 366, und Knolle, Studien, S. 64, datieren das erste Wirken des Pisaner Legisten in das Jahr 1421. Am 6. März 1431 erschien ein als Hoffiskal bezeichneter Ulrich Meyer als Kläger gegen Rempertus von Windsheim, zu dessen Gunsten ein könig­liches Urteil erging (vgl. RI XI, Nr. 8317) und den ­Sigismund kurz darauf am 11. März 1431 zum Prokuratorfiskal ernannte (vgl. RI XI, Nr. 8334). Als Kammerprokuratorfiskal war dann 1436/37 Johann Geisler bezeichnet (vgl. RI XI, Nr. 11346, 11782, 12039 und 12042). Für das Königtum Friedrichs III. sind acht Personen in dieser Funk­tion belegt, die teilweise offenbar gleichberechtigt nebeneinander agierten (vgl. Heinig, Hof, S. 145; Knolle, Studien, S. 113 – 115). 893 Vgl. die Klagen gegen die Städte Rothenburg (URH, Bd. XIII, Nr. 216 f.; Bd. XIV, Nr. 38 f.), Mühlhausen (URH, Bd. XIII, Nr. 352), Frankfurt (URH, Bd. XIII, Nr. 367) und deren Juden (URH, Bd. XIV, Nr. 14), Lindau (URH, Bd. XIII, Nr. 354), Regensburg (URH, Bd. XIII, Nr. 371; Bd. XIV, Nr. 44), die Kölner Juden (URH, Bd. XIII, Nr. 283), die Bürger und Juden von Worms (URH, Bd. XIII, Nr. 368). 894 Vgl. Knolle, Studien, S. 60.

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seine Interessen und Stellvertretungen in den Gerichten wahrzunehmen.895 Das weite Spektrum an Streitsachen, das die Forschung der Tätigkeit des Kammerprokuratorfiskals zugewiesen hat, indiziert das Fehlen des Offizialprinzips ebenfalls.896 Der Ursprung des Fiskalats, so Ulrich Knolle in seiner Disserta­tion, könne nicht vollends festgestellt werden, Einflüsse aus dem kanonischen Recht ­seien aber in den Blick zu nehmen. Insbesondere sei die naheliegende nomenklatorische Verbindung zum könig­lichen Kammergericht für die Entstehung d ­ ieses Amtes irreführend.897 Spätestens unter Friedrich III. hatte sich der Kammerprokuratorfiskal eng mit dem kammergericht­lichen Verfahren verbunden; jedenfalls zeugen zahlreiche Prozesse von der Wirksamkeit d ­ ieses Amtsträgers. Daran orientierten sich offenbar auch das kaiser­liche Landgericht der Burggrafen von Nürnberg und das Rottweiler Hofgericht, die noch während des 15. Jahrhunderts beide über einen vergleichbaren Funk­tionsträger verfügten.898 Eine Generalbevollmächtigung war überdies 895 Vgl. RI XI, Nr. 3272. Der von Moraw, Organisa­tion, S. 49, vorgenommene Vergleich des Kammerprokuratorfiskals mit einem modernen Staatsanwalt ist daher zurückzuweisen. Strittig bleibt auch, ob Sigismund den Kammerprokuratorfiskal in dem Bemühen schuf, „systematisch und von Amts wegen Rechtsverletzungen, die könig­ liche Interessen berührten“, zu verfolgen, wie Krieger, Grundlagen, S. 486, wohl in Anlehnung an Knolle, Fiskalat, Sp. 1134, annimmt. Eher scheint die Stellvertretung des Herrschers in den Prozessen durch einen bevollmächtigten Rat im Vordergrund gestanden zu haben. 896 Mitsch, Kommissionswesen, S. 562 f., sieht für die Zeit Friedrichs III. vor allem das Vorgehen gegen Ächter und Aberächter als Beschäftigung des Kammerprokuratorfiskals. Die Aufrechterhaltung der finanziellen Rechte des Königs erachten Lechner, Reichshofgericht, S. 74 f., und Kühn, Prozesse, S. 98 f., als seine originäre Aufgabe. Machleidt, Stellung, S. 176, hat demgegenüber erklärt, dass der Kammerprokuratorfiskal sich gerade nicht den Auseinandersetzungen um die Einnahme- und Besitztitel der Krone widmen sollte, stattdessen alle öffent­lichen Sachen in seinen Tätigkeitsbereich gefallen s­ eien, wobei der Verfasser wohl auf die römischrecht­liche Vorstellung von Öffent­lichkeit abhebt. Krieger, Lehnshoheit, S. 115, ergänzt die Lehnssachen, vor allem die gegen das Reich vorgebrachten Ansprüche, zu dessen Beschäftigung. 897 Vgl. Knolle, Studien, S. 88 und 102; Battenberg, Herrschaft, S. 146; Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 91. So sind auch aus der geist­lichen Offizialatsgerichtsbarkeit pro­ curatores fiscalis bekannt (vgl. Trusen, Gerichtsbarkeit, S. 478). 898 Mit Georg Spengler ist ein Prokuratorfiskal am Nürnberger Landgericht in einer Kopie eines Briefes vom 23. Oktober 1458 belegt (vgl. StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 5271). Am 2. Juni 1461 schrieb Graf Johann von Sulz an den Rat der Stadt Köln, dass das Rottweiler Hofgericht die Stuhlherren Eberhard und Heinrich von Wickede und den Freigrafen Hermann von Born sowie alle, die dem Freistuhl zu Brünninghausen zugehörig sind, auf Klage des Rottweiler Prokuratorfiskals in Acht getan habe (vgl. Etzold, Hof­gericht, Nr. 835 sowie S. 25 f.). Zudem gestattete Friedrich III. dem Hofrichter in Rottweil am 3. September 1471, bei Bedarf einen Fiskal einzusetzen, der alle Vergehen gegen das Gericht, ausgenommen der Gerichtsstandsprivilegien, vornehmen und strafen

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mit der Einsetzung des Dr. Hartung von Kappel am 7. April 1453 erfolgt, worin der ­Kaiser ausdrück­lich die Missachtung von Privilegien, vom Kirchenbann und der Reichsacht, von Urteilen sowie die Behinderung von Exeku­tionen als Grundlage für das Handeln seines Kammerprokuratorfiskals bestimmte.899 Mehrfach erschien er bei Klagen wegen des crimen laesae maiestatis, auf das das Reichsoberhaupt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ganz generell deut­lich häufiger rekurrierte.900 Dieser aus dem römischen Recht stammende Terminus erweiterte sich im Spätmittelalter zu einem „Sammeltatbestand“, der jedwede Handlung gegen den König inkludierte.901 Alle in d ­ iesem Kapitel aus der könig­lichen Gerichtsbarkeit angeführten Beispiele illustrieren eine neue Vorstellung von Königsherrschaft und Kaisertum, die sich während des letzten mittelalter­lichen Jahrhunderts vor allem recht­lich fundierte. Kulmina­tionspunkt dieser Entwicklung war der Herrscher selbst, dessen Willen alle Reichsglieder und Untertanen verpflichtete und dessen Unversehrtheit bei strengen Strafen garantiert wurde. Indem alle Handlungen der könig­lichen Räte genauso wie die kammergericht­liche Tätigkeit vollends im Namen des Königs erfolgten, derer sich niemand im Reich rechtmäßig entziehen konnte, trat die „kaiser­liche Autorität“ wieder vermehrt in den Vordergrund.902 Mit der papiernen Flut könig­licher Ge- und Verbote, wie sie Sigismund und Friedrich III. zumeist aus den Randlagen des Reiches heraus einsetzten, besaß der römisch-­deutsche König ein flexibles, pragmatisches und vor allem auch kostengünstiges Instrument, um tagtäg­lich und allerorts seine Herrschaftsvorstellung zu artikulieren. Wurden diese nicht befolgt oder gar die überschaubare Menge

solle (vgl. HStA Stuttgart, A 148, Nr. 17 mit der Bezeichnung fiscalis constitutio, sowie Etzold, Hofgericht, Nr. 1224, und Grube, Verfassung, S. 104). Am 22. Januar 1481 setzte der ­Kaiser dann Heinrich Roner als Prokuratorfiskal in Rottweil ein, um gegen alle Beeinträchtigungen des Gerichts vorzugehen und die auf diese Weise erlangten Urteile mit allen Mitteln durchzusetzen (vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 1460). 899 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 177, Anm. 1. 900 Vgl. RI XIII, H. 4, Nr. 339, 963 und 975; H. 8, Nr. 170; H. 9, Nr. 161; H. 11, Nr. 621; H. 15, Nr. 137 und 406 f.; H. 17, Nr. 184; H. 23, Nr. 31; H. 27, Nr. 232; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 4291, 8163, 8205, 8283, 8434 und 8448; HHStA Wien, RHR Antiq. 2, fol. 517 – 536; RK Frid. 3, Konv. 4, fol. 45 – 4 6; RK Frid. 4, Konv. 2, fol. 65 – 6 6; RK Frid. 6, Konv. 4, fol. 157; RK Frid. 7, Konv. 1, fol. 55 – 56; Konv. 2, fol. 104; RK Frid. 8, fol. 87 – 88, 89 – 90, 196 und 288, sowie Battenberg, Herrschaft, S. 147. Der Kammerprokuratorfiskal ist im Zusammenhang mit der Streitsache der Bürger von Speyer mit dem erwählten Bischof Matthias von Speyer am 16. August 1466 belegt (vgl. RI XIII, H. 17, Nr. 184). 901 Diestelkamp, Recht, S. 56, und vgl. Schubert, König, S. 139 f. 902 Battenberg, Herrschaft, S. 154.

Konflikte und ihre Bewältigung als Ausdruck der Interaktion

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könig­licher Reservate missachtet, drohte eine Reihe von Sank­tionen oder gar die gericht­liche Verfolgung durch den Kammerprokuratorfiskal. Ganz analog zu den reichsfürst­lichen Libertäten entwarf so das Reichsoberhaupt unter Zuhilfenahme des römischen Rechts das transzendente Konstrukt der kaiser­lichen Obrigkeit.903 Darin aktualisierte der Monarch im Laufe des 15. Jahrhunderts sein Verhältnis zu den übrigen Gliedern des Reiches und behauptete trotz aller Ansinnen der verschiedenen ständischen Gruppen seine Superiorität – sehr wahrschein­lich schuf er sie sogar erst auf der Basis des gelehrten Rechts und fand von Neuem seinen alten Platz an der Spitze des Reichsverbandes. Diese Präzedenz des Monarchen äußerte sich frei­lich auch in der hierarchischen Struktur der Konfliktbehandlungsverfahren, in der nun die recht­liche Voraussetzung geschaffen war, die persön­lich-­könig­liche Streitentscheidung der landesherr­lichen bzw. territorialen Gerichtsbarkeit überzuordnen.

6.2 Konflikte und ihre Bewältigung als Ausdruck der Interaktion von König und Reichsgliedern Mit der Ausbildung der Kammergerichtsbarkeit und der gesteigerten Bewältigung von Konflikten durch Versendung könig­licher Gebote hatte das römisch-­deutsche Königtum sein Spektrum an Konfliktbehandlungsverfahren im 15. Jahrhundert wiederum ergänzt und so die Grundlage geschaffen, der Vielzahl aufkommender Streitfälle zu begegnen. Wenn sich das Reichsoberhaupt dabei vorrangig auf seinen Hof konzentrierte, dann reagierte es auf das Handeln der Parteien, die ihre Auseinandersetzungen nunmehr unmittelbar an ­diesem Ort vorbringen mussten, da in den einzelnen Reichsteilen kaum noch dauerhaft eingesetzte könig­liche Stellvertreter präsent waren. Nicht selten nahmen sie weite Wege und hohe Kosten in Kauf, um einen Rechtstitel aus der Hand des Monarchen zu empfangen. Dieser auf der Basis des Boten- und Gesandtschaftswesens verwirk­lichte Kontakt ­zwischen Reichsuntertanen und dem König erzeugte erkennbare Bindekräfte ­zwischen der zunehmend zentral organisierten Königsherrschaft und den aus allen Teilen des übergroßen Reiches stammenden Petenten. Auf diese Weise überbrückte das Reichsoberhaupt das Problem latenter Ferne des Herrschers, das sich schon lange nicht mehr durch das Reisekönigtum und die Abhaltung von

903 Vgl. hierzu die 1983 in Tübingen angenommene Habilita­tionsschrift von Eberhard ­Isenmann, ­welche die Beziehung von König, Reich und Ständen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert verfassungsgeschicht­lich, hauptsäch­lich aber auch politisch ausgeleuchtet hat.

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Die Zeit der höfischen Konfliktverwaltung im 15. Jahrhundert

Reichsversammlungen bewältigen ließ.904 Gleichzeitig erschien die Nutzung der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren im 15. Jahrhundert alternativloser denn je – besonders die flächigeren welt­lichen Landesherrschaften hatten mittler­ weile eigene Verfahren etabliert oder waren noch im Begriff, tradierte Verfahren zu inkorporieren. Langfristig richtete sich ­dieses Wirken auf die Kongruenz von territorialem Besitzstand und der Sphäre landesherr­licher Gerichtsbarkeit.905 Mit den Gerichtsstandsprivilegien hatten sie zumeist bereits im 14. Jahrhundert die Erstrangigkeit ihrer Gerichtsbarkeit gegenüber den eigenen Untertanen erreicht, Zuständigkeiten definiert und recht­liche Bezüge zu den könig­lichen Alternativen hergestellt. So hatte sich zwar die Anzahl von Austragsmög­lichkeiten im römisch-­deutschen Reich verbreitert, dem Willen der Parteien, die Gerichtsbarkeit bestimmter Herrschaftsträger mit ihrem Konflikt anzugehen, war indessen aber ein begrenzterer recht­licher Rahmen gesetzt. Dieses Korsett von Zuständigkeiten sollte sich nun noch weiter verengen. Die könig­liche Konfliktbehandlung war folg­lich nicht mehr bloß auf den Herrscher, seine Räte und die Streitparteien reduziert, sondern immer häufiger gingen dem Handeln des Reichsoberhauptes in einer Auseinandersetzung andere, nicht minder verrecht­lichte Verfahren voraus. Vielfach veranlassten die ausgegangenen Urteile und Sprüche eine einzelne Partei gar erst, den König um Prüfung oder vollends neue Entscheidung der Sache anzurufen. Somit existierten mit der Klage und der Appella­tion im 15. Jahrhundert zwei prinzipiell verschiedenartige Wege, einen Fall am Königshof vorzubringen. Die römischrecht­liche Appella­tion trat mit den gelehrten Juristen immer mehr, aber verspätet in das Rechtsbewusstsein des Reiches nörd­lich der Alpen – das Papsttum trennte bereits im 12. Jahrhundert diese beiden Parteienbegehren.906 Mit dem Vortrag eines Konfliktes war die Interak­tion z­ wischen Königshof und den Streitenden nicht abgeschlossen; in der Regel wirken die in Gang gesetzten Verfahren auf die lokalen Verhältnisse eines Konfliktes direkt zurück. Alle Verfahren – vom Kammergerichtsprozess über die güt­liche Vermittlung und die schiedsrichter­liche Entscheidung durch den König bis hin zum Kommissionsverfahren – berücksichtigten in unterschied­licher Art und Weise die Lokalität der Streitfälle. Sie banden keineswegs nur die Konfliktparteien, sondern auch weitere Herrschaftsträger in die Bewältigung mit ein, zumeist überstieg deren Anteil an der Beilegung dann sogar den des Monarchen und seiner Räte.

904 Die fehlende phy­sische Anwesenheit des Königs wirkte deshalb deut­lich weniger nachteilig, wie sie Heinig, Friedrich III., S. 1318, bewertet hat. 905 Vgl. Endres, Staat, S. 394 f. 906 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 25.

Konflikte und ihre Bewältigung als Ausdruck der Interaktion

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6.2.1 Die Hierarchisierung von Gerichtsbarkeit im römisch-deutschen Reich Neben der vom Reichsoberhaupt reklamierten Superiorität der könig­lichen Gerichtsbarkeit stellte die Ausformung landesherr­licher Gerichte auf territorialer Ebene die zweite notwendige Voraussetzung für eine hierarchische Struktur der verschiedenen Konfliktbehandlungsverfahren dar. Dabei reichte es jedoch nicht mehr aus, ältere Gerichtsrechte zu kumulieren und mög­lichst landesherr­liche Amtleute mit diesen zu betrauen. Eher schien es unabdingbar, in den Herrschaftszentren Funk­tionsträger mit der Wahrnehmung territorialer Gerichtsbarkeit langfristig zu beauftragen, um den Untertanenverband einer oder gar der fürst­lichen Rechtsprechung unterzuordnen. Michael Rothmann hat für die Herrschaft der Wettiner in Thüringen und Meißen festgestellt, dass die in den Auseinandersetzungen mit den Landesherren unterlegenen Lehnsleute beispielsweise in einer Sühne für die Zukunft die landesherr­liche Gerichtsbarkeit anerkannten.907 Diese Tendenz fand ihre Grundlage in den Exemtionsprivilegien, welche die Privilegierten normativ, mit jeder Abforderung zugleich auch rechtspraktisch auf das eigene Angebot von funk­tionierender Gerichtsbarkeit festlegten. Wann die Landesherren ­dieses Ziel verwirk­lichten, ist von der Forschung nur sehr grob mit dem 15. und 16. Jahrhundert angegeben worden,908 was einerseits die Prozesshaftigkeit, in der sich die Hierarchisierung von Gerichtsbarkeit im Reich vollzog, unterstreicht. Andererseits wird dadurch die unterschied­liche Geschwindigkeit dieser Entwicklung mit Blick auf die Heterogenität der welt­lichen Herrschaftsträger des Reiches konzediert. Ungeklärt ist weiterhin, ob sich die fürst­liche Gerichtsbarkeit bei der Ausbildung eines Verfahrens tatsäch­lich am Königtum bzw. der könig­lichen Kammergerichtsbarkeit orientierte, wie Johann Adolf Tomaschek und Jürgen Weitzel behaupten, oder nicht doch beide Verfahren zeitgleich entstanden.909 Mit einiger Wahrschein­lichkeit hatte

907 Vgl. Rothmann, Eigenmacht, S. 151 und 164. 908 Vgl. Weitzel, Gerichtsverfassung, S. 3; Theuerkauf, Land, S. 5; Willoweit, Organisa­ tion, S. 116; Gudian, Institu­tionen, S. 411; Stölzel, Entwicklung, S. 248. Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 86, datiert die Entstehung der landesherr­lichen Hofgerichte etwas früher auf die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. 909 Vgl. Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 546; Weitzel, Wege, S. 335. Die ältere, stark auf die Rechtsnormen bezogene Forschung hat die Rezep­tion der Kammergerichtsordnung des Wormser Reichstages 1495 für die Fortentwicklung der territorialen Gerichte besonders betont (vgl. z. B. Poetsch, Reichsjustizreform, S. 66 f.). Diese Argumenta­tion ist der Frage nach dem Ursprung der landesherr­lichen Hofgerichte jedoch entrückt, da sie zu ­diesem Zeitpunkt in et­lichen Fürstentümern bereits in Übung waren. Dagegen ließe sich für die Regierungszeit König Sigismunds durchaus auch die umgekehrte Folgerung erbringen, dem bereits im frühen 15. Jahrhundert in Ungarn eine hierarchische Ordnung von Gerichtsbarkeiten begegnet war. So war in seinem Städtedekret von 1405 analog zu

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auch die geist­liche Gerichtsbarkeit, die bereits um die Mitte des 13. Jahrhunderts von der Sacra Rota Romana abwärts über die Diözesangerichtsbarkeit der Bischöfe hierarchisch geordnet war, als Vorbild gedient.910 Die Entstehung der fürst­lichen Hofgerichte im Spätmittelalter basierte mindestens auf der Vereinigung von drei Komponenten, die allesamt auch für die könig­ liche Kammergerichtsbarkeit nachgewiesen sind, im Übrigen aber trotz terminolo­ gischer Ähn­lichkeit so nicht für die könig­liche Hofgerichtsbarkeit typisch waren. In Analogie zum römisch-­deutschen Königtum exponierten auch die welt­lichen Großen zunehmend ihren Fürstenrang und sahen sich erstens basierend auf den ihnen gewährten Privilegien und Freiheiten gehalten, ihre höchstrichter­liche Stellung innerhalb ihrer Landesherrschaft immer mehr einzufordern. Somit versinnbild­ lichten die territorialen Hofgerichte die Streitentscheidung des jeweiligen Reichsfürsten in personam; sie urkundeten entsprechend in seinem Namen.911 Zweitens rekrutierten die Herrschaftsträger das notwendige Gerichtspersonal aus dem Kreis fürst­licher Räte, die ihrerseits wiederum dienstrecht­lich mit dem Landesherrn verbunden waren. Es muss zwar davon ausgegangen werden, dass die spätmittelalter­ lichen Fürstenhöfe kleiner waren als der Königshof, doch auch ihnen war frühzeitig eine Gruppe von besoldeten Räten immanent, auf die der princeps für die Bewältigung seiner Tagespolitik zurückgreifen konnte.912 Die Räte fungierten dabei als Beisitzer, während der Landesherr im Mittelalter dem Gericht noch persön­ lich vorsaß. Die Stellvertretung des Herrschaftsträgers übernahm notfalls sein fürst­licher Hofmeister.913 Drittens steigerte sich ebenfalls die Zahl der gelehrten Juristen in den Herrschaftszentren der Fürsten im Laufe des 15. Jahrhunderts. Vor den Gerichtsstandsprivilegien bestimmt worden, dass Stadtbürger ihre Streitsachen vor dem städtischen Gericht und dann noch vor dem Tavernikalgericht oder einer übergeordneten Stadt gleichen Rechts vorbringen konnten. Von dort aus war dann schließ­lich erst das Gericht des ungarischen Königs anzurufen (vgl. Fahlbusch, Städte, S. 42 – 44). 910 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 294 f.; Oestmann, Wege, S. 121 f.; Blell, Hof­ gericht, Sp. 208, sowie zur Hierarchie der geist­lichen Gerichtsbarkeit im Spätmittelalter Plöchl, Kirchenrecht, S. 309 f.; Kern, Geschichte, S. 20, Anm. 1. Dabei hatte sich im Dekretalenrecht das Prinzip der ört­lichen Zuständigkeit innerhalb der geist­lichen Gerichtsbarkeit herausgebildet, wonach der Wohnort der Partei über die Zugehörigkeit zum bischöf­lichen Gericht entschied (vgl. Plöchl, Kirchenrecht, S. 310). 911 Vgl. Blell, Hofgericht, Sp. 206 f., sowie für die Herzöge von Österreich Lackner, Hof, S. 116, und für die Landgrafen von Hessen Gundlach, Zentralbehörden, S. 20. 912 Vgl. Stölzel, Entwicklung, S. 246 f.; Spangenberg, Entstehung, S. 266 – 269; Blell, Hofgericht, Sp. 207, und für die Landgrafschaft Hessen Gundlach, Zentralbehörden, S. 18. 913 Vgl. Willoweit, Organisa­tion, S. 115, und für die Herzöge von Österreich Lackner, Hof, S. 120 – 122, sowie für die Grafschaft Württemberg Frey, Hofgericht, S. 11; Wintterlin, Behördenorganisa­tion, S. 22; Knapp, Hofgericht, S. 5. In der Grafschaft Württemberg

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allem in den Kanzleien, bisweilen aber auch in den ältesten Universitäten fanden sie eine Anstellung im Fürstendienst, wobei sie ihre Kenntnisse um das römisch-­ kanonische Recht zur Anwendung bringen konnten.914 Alle diese drei Aspekte indizieren durch ihren Zusammenhang zur könig­lichen Kammergerichtsbarkeit einen älteren Ursprung der territorialen Hofgerichtsbarkeit, die in der persön­ lichen Streitentscheidung des Fürsten mit seinem Beraterkreis vielleicht schon im späten 14. Jahrhundert zu suchen wäre. Diese Zeitangabe würde überdies mit der Erteilung von Exemtionsprivilegien korrespondieren. Gemäß den Resultaten zur Entstehung des kammergericht­lichen Verfahrens wurden die territorialen Hofgerichte in allen großen welt­lichen Landesherrschaften des Reiches im Laufe des 15. Jahrhunderts konkreter fassbar. Für Österreich hat Alexander Nikolaidoni die Ansicht vertreten, dass Herzog Albrecht V., der spätere König Albrecht II., bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelehrte und besoldete Räte zu einem herzog­lichen Hofgericht versammelt hatte, das somit ähn­lich dem könig­lichen Kammergericht Konflikte behandelte.915 In Bayern ist die Tätigkeit eines mit herzog­lichen Räten b­ esetzten bestand seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts ein fürst­liches Hofmeisteramt, das auch Streitfälle behandelte (vgl. Wintterlin, Behördenorganisa­tion, S. 14 f.). 914 Im Dienst welt­licher Reichsfürsten waren es zuerst die geist­lichen Räte, die das römisch-­ kanonische Recht eingehender kannten – Laien traten erst deut­lich ­später, im Jahre 1426 im Herzogtum Kleve, 1440 in Brandenburg, 1448 in den bayerischen Herzogtümern und ab 1453 in Württemberg auf (vgl. Gudian, Institu­tionen, S. 411; Rosenthal, Hofgericht, S. 441 f.). Doch schon während der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren die Grafen von Württemberg bemüht, fachkundige Personen an den Hof zu binden, um geist­ liche Rechtsgelehrte zu ergänzen (vgl. Stievermann, Juristen, S. 258 f.). Ein ähn­liches Bild zeigt sich für die hohenzollerischen Kurfürsten von Brandenburg, wie Andresen, Gelehrte Räte, bes. S. 153 – 158, unter Bezugnahme auf et­liche Vergleichswerte anderer Herrschaften unlängst nachgewiesen hat. Prinzipiell, so Sellert, Rezep­tion, S. 136 f., ­seien die territorialen Hofgerichte zum Ausgang des Mittelalters gleichsam von Rechtsgelehrten wie von Adligen besetzt gewesen. In Übereinstimmung zum kammergericht­lichen Verfahren setzten sich trotz aller Implika­tionen aus dem gemeinen Recht die ausgebildeten Juristen nicht vollends als Beisitzer durch. Auch die bedeutenderen Städte des Reiches hatten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ebenfalls gelehrte Juristen in Dienst genommen (vgl. Gudian, Institu­tionen, S. 413). Dass sich erste Absolventen der italienischen Universitäten in den Landesherrschaften nörd­lich der Alpen ganz vereinzelt schon im 13. Jahrhundert nachweisen lassen (vgl. Schlosser, Vom Rechtskundigen, S. 110 und 113), darf nicht mit der Menge von gelehrten Räten in der landesherr­lichen Verwaltung des 15. Jahrhunderts gleichgesetzt werden. 915 Vgl. Nicolaidoni, Verfassungsgeschichte, S. 125. Dem sind Brunner, Beiträge, S. 433 f., und Lechner, Reichshofgericht, S. 104 f., gefolgt, die für die Herrschaft Herzog Albrechts V. von einer Trennung in ein Gericht des Landmarschalls und ein herzog­liches Hofgericht ausgehen, wobei letzteres der Herzog mit seinen Räten gebildet habe. Mit dem Königtum

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Hofgerichts seit den 1430er Jahren belegt – zumindest sind seitdem entsprechende Gerichtsbücher überliefert.916 Der Anteil von gelehrten Juristen stieg hier jedoch erst nach der Gründung der Universität Ingolstadt im Jahre 1472 deut­lich an, wobei seit dieser Zeit die Beisitzer in den Briefen des Hofgerichts nicht mehr explizit genannt wurden, so dass weitere Aussagen zum Verhältnis von adligen und gelehrten Räten im bayerischen Hofgericht schwer­lich mög­lich sind.917 Die Hohenzollern dürften in den 1440er und 1450er Jahren ein markgräf­ liches Hof­gericht zumindest in ihren fränkischen Landesteilen besessen haben. So regelte eine Ordnung Markgraf Albrechts aus dem Jahr 1458 den Rechtsgang von Appella­tionen an das hiesige Hofgericht.918 In Brandenburg wurde 1450 Paul von Conerstorff mit dem Hofgericht im neumärkischen Cölln belehnt, das 1468 mit der fürst­lichen Kammer zu einem territorialen Kammergericht an d ­ iesem Ort vereinigt wurde.919 Die Tätigkeit eines gräf­lichen Hofgerichts in Württemberg wird von Dieter ­Stievermann an den Beginn der 1470er Jahre verlegt,920 währenddessen die Ersterwähnung schon auf den 27. November 1460 fällt. 921 Eine erste Hofgerichtsordnung datiert dann in das Jahr 1475, die durch einen Friedrichs III. ­seien dann personelle und terminolo­gische Überschneidungen ­zwischen dem herzog­lichen Hofgericht und dem könig­lichen Kammergericht eingetreten. Die Bezeichnung „Hofgericht“, die gerade nicht mit dem Hofgericht des römisch-­deutschen Königs korrespondiert, weil letzteres nicht der Gerichtsbarkeit der (gelehrten) Räte entsprach, ist ein Forschungsbegriff ohne Bezug zu den Quellen (vgl. Lackner, Hof, S. 121, Anm. 51). Deut­liche Umgestaltungen nahm Maximilian um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert vor, als er in Wiener Neustadt ein neues Hof- und Kammergericht für die Erblande aufrichtete (vgl. Werunsky, Reichsgeschichte, S. 54 und 61; Luschin von Ebengreuth, Geschichte, S. 101; Luschin von Ebengreuth, Handbuch, S. 262). 916 Vgl. Lieberich, Hofgerichtsprotokolle, S. 7 – 22. 917 Vgl. Rosenthal, Hofgericht, S. 442. 918 Vgl. StA Nürnberg, Rep. 119ad, Tit. VII, Nr. 10** (nicht erhalten), und Andresen, Gelehrte Räte, S. 167. Beispiele für s­olche Appella­tionen vom markgräf­lichen Gericht in Kulmbach an das Hofgericht in Ansbach sind dann aus den 1470er Jahren überliefert (vgl. StA Nürnberg, Rep. 119ad, Tit. VII, Nr. 16c, 19a und 30a). 919 Vgl. Kühns, Gerichtsverfassung, S. 234 f. Eine hofgericht­liche Entscheidung ist für den 31. August 1451 belegt (vgl. CD Brandenb. I,12, Nr. 35). Als fürst­liche Kammer wurde im Übrigen der Ort bezeichnet, an dem sich in Tangermünde der Markgraf mit seinen Räten zusammenfand (vgl. Kühns, Gerichtsverfassung, S. 232). 920 Vgl. Stievermann, Juristen, S. 263. Eine Übersicht über die Urkunden und Schreiben des württember­gischen Hofgerichts bietet Frey, Hofgericht, S. 28, Anm. 122, für den Zeitraum von 1486 bis 1498; eine statistische Auswertung der Gerichtstätigkeit von 1460 bis 1619 folgt auf S. 68 f. Widersprüche bestehen hinsicht­lich der Sitzungsperioden; Grauer, Tübingen, S. 40, geht von zwei Gerichtstagen jähr­lich aus, Frey, Hofgericht, S. 56 f., und Knapp, Hofgericht, S. 4 f., kalkulieren mit vier Terminen. 921 Vgl. Frey, Hofgericht, S. 14; Knapp, Hofgericht, S. 4.

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Brand im späten 17. Jahrhundert jedoch verlorenging.922 Zudem etablierten sich die städtischen Gerichte von Tübingen und Stuttgart als Oberhöfe, die ihrerseits wiederum dem landesherr­lichen Hofgericht der Grafen untergeordnet waren.923 Ein vom römisch-­kanonischen Recht bestimmtes Verfahren am Hofgericht der Pfalzgrafen bei Rhein entstand um 1462, als es sich am Residenzort Heidelberg von der Kanzlei abgrenzte und im Namen des Kurfürsten richtete. Gerichtstage hatte der Landesherr aber bereits im 13. Jahrhundert gemeinsam mit adligen Getreuen, Mannen und Räten abgehalten.924 In Kursachsen setzten Hofgerichtssitzungen ab dem Sommer des Jahres 1483 in regelmäßiger Abfolge ein, wobei zwölf Beisitzer vorgesehen waren, von denen vier über einen Doktorgrad verfügen sollten. Obwohl der Herzog in Dresden und Eckartsberga kurze Zeit ­später weitere Hofgerichte aufrichtete, konzentrierte sich die territoriale Gerichtsbarkeit letztend­lich wieder auf das Herrschaftszentrum in Leipzig, wo ab dem 10. Mai 1488 eine Oberhofgerichtsordnung galt. Diese orientierte sich ihrerseits an der Kammergerichtsordnung des Jahres 1471. Für die thürin­gischen Landesteile kam Altenburg 1493 als fester Gerichtsort hinzu – die vier jähr­lichen Sitzungen alternierten fortan z­ wischen beiden Orten.925 Die Landgrafschaft Hessen erhielt erst unter Wilhelm III. im Jahre 1497 eine vergleichbare Gerichtsordnung. Um 1500 nahm das fürst­liche Hofgericht in Marburg seine Tätigkeit auf. Beide Ereignisse waren offenbar von den Beschlüssen des Wormser Reichstages kurz zuvor beeinflusst.926 Alle diese Beispiele zeigen, dass die Großen des Reiches eigene Hofgerichte mit rechtsgelehrtem Personal schon im 15. Jahrhundert einrichteten, deren Bezug zur könig­lichen Kammergerichtsbarkeit von den Zeitgenossen nunmehr zu bestimmen war. Dass sich eine hierarchische Struktur von Gerichtsbarkeiten durchsetzte, war weitestgehend aufgrund der bisherigen Rechtsentwicklung vorgezeichnet. Zum einen hatten die Gerichtsstandsprivilegien sämt­liche Streitsachen der Untertanen einer Herrschaft dem jeweiligen Landesherrn zugewiesen und nur für den Fall der Rechtsverweigerung oder verzögerung eine Klage im Rahmen des könig­lich-­ hofgericht­lichen Verfahrens zugelassen. Zum anderen lesen sich die privilegia de non

922 Vgl. Grauer, Tübingen, S. 37 f.; Knapp, Hofgericht, S. 8. Eine zweite Hofgerichtsordnung stammte aus dem Jahr 1513/14 (vgl. Frey, Hofgericht, S. 62; Grauer, Tübingen, S. 41 f.). 923 Vgl. Frey, Hofgericht, S. 73 – 75; Wintterlin, Behördenorganisa­tion, S. 22; Geipel, Konsiliarpraxis, S. 8. 924 Vgl. Bender, Hofgerichtsordnung, S. 8 – 10, 17 – 19 und 25; Frey, Hofgericht, S. 17. 925 Vgl. Lobe, Ursprung, S. 28 – 31. 926 Vgl. Stölzel, Entwicklung, S. 427; Kerk, Entwicklung, S. 36 f.; Frey, Hofgericht, S. 27, Anm. 116.

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evocando als Bekenntnis für ein räum­liches Verständnis von gericht­licher Zuständigkeit. Beides führte zu einer Vermehrung der Gerichtstätigkeit der Landesherren vor allem dann, wenn sie auf die Einhaltung ihrer Privilegien drängen wollten. Als von den Reichsgliedern keine Exem­tion vom kammergericht­lichen Verfahren des Königs im 15. Jahrhundert mehr erreicht werden konnte, das Reichsoberhaupt fest auf die Wahrung seiner persön­lichen Rechtsprechung rekurrierte, trat an diese Stelle die mit der römischrecht­lichen Appella­tion verbundene Rechtsvorstellung von Instanzen. Unter Angabe von Appella­tionsgründen wurde ein einmal erlangtes Urteil suspendiert und die Streitsache der nächsthöheren Instanz zugeleitet, die den Fall von Neuem prüfte und entschied. Die territorialen Hofgerichte fungierten dementsprechend als Appella­tionsgerichte.927 Vor d ­ iesem Hintergrund erschien der Einsatz von juristisch gebildeten Räten auf allen Ebenen als eine umso notwendigere Voraussetzung dafür, d ­ ieses Idealbild eines geordneten Instanzenzuges im römisch-­deutschen Reich zu verwirk­lichen. Obwohl auch zum Ende des Mittelalters noch zahlreiche Einzelbeispiele die mangelnde Geltung dieser Rechtsvorstellung illustrieren, so zielten jetzt dennoch mehrere Rechtsetzungen der Zeitgenossen auf deren konsequente Einhaltung ab. Et­liche Gerichtsordnungen definierten nun Mindestsätze des Streitwerts, um zusätz­liche formale Hürden zur Zulassung einer Klage in einer höheren Instanz einzurichten und eine Überbeanspruchung dieser Gerichte zu vermeiden.928 Zugleich wurden die älteren Evoka­tionsprivilegien durch die privilegia de non appellando ergänzt, w ­ elche die Appella­tion von Untertanenstreitigkeiten an das Reichsoberhaupt begrenzen sollten.929 Einzig die Kurfürstentümer konnten sich in der Frage der Appella­tion von ihren Gerichten auf die Goldene Bulle Karls IV. berufen, die 927 Vgl. Weitzel, Wege, S. 335 f.; Kerk, Entwicklung, S. 22; Eisenhardt, Hofgericht, S. 252. 928 Vgl. z. B. für die Grafschaft Württemberg Wintterlin, Behördenorganisa­tion, S. 23, die Pfalzgrafschaft bei Rhein Bender, Hofgerichtsordnung, S. 41, ein vergleichbares Gericht der Bischöfe von Würzburg Merzbacher, Iudicium, S. 129, und sogar das Kloster Weißen­ burg RI XIII, H. 17, Nr. 324. 929 Die Appella­tionsprivilegien untersagten den Untertanen formal die Appella­tion eines Urteils der Gerichte des Privilegierten an das Reichsoberhaupt, dessen Gerichtsbarkeit oder die Gerichte anderer Landesherren oder Stadtgemeinden, wobei Rechtsverweigerung und Rechtsverzögerung wie auch die Nullitätsklage analog zu den Evoka­tionsprivilegien typischerweise als Ausnahmen formuliert waren (vgl. Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 12 – 14). Die kompakte Sammlung solcher Gerichtsfreiheiten umfasst für das 15. Jahrhundert immerhin sieben solcher Privilegien für Nürnberg vom 21. März 1470 und 24. August 1495, für die bayerischen Herzöge vom 10. Juli 1480, für die Stadt Augsburg vom 8. Mai 1482 sowie für das fränkische Windsheim vom 5. November 1485 und 21. Mai 1499 und schließ­lich für Köln vom 27. April 1493 (vgl. Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 127). Diese Auflistung wäre noch um das Privileg Friedrichs III. für die Stadt Regensburg vom 26. März 1455 zu ergänzen (vgl. RI XIII, H. 15, Nr. 112).

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ein solches Privileg bereits inkludierte und eine neuer­liche Ausfertigung unnötig machte.930 Jürgen Weitzel hat zwar betont, dass die welt­lichen Reichsfürsten dazu übergegangen ­seien, weitere, vor allem auch güt­liche Verfahren zu etablieren, um die Untertanen vom allzu häufigen Gebrauch der Appella­tion abzuhalten – eine tiefverwurzelte Konkurrenz z­ wischen landesherr­licher und könig­licher Gerichtsbarkeit, die sich hinter seiner These vom „Kampf um die Appella­tion“ verbirgt, beweist das indes nicht.931 Vielmehr lösten die auf diese Weise vorgenommenen Festlegungen die Beliebigkeit der Zuweisung von Konflikten zu einzelnen Verfahren sukzessive auf, das Doppel- und Dreifachangebot von Streitausträgen lichtete sich allmäh­lich. Dabei bot auch die Rechtsvorstellung der Reichsunmittelbarkeit einen Ansatz, um letztend­lich zu explizieren, wer im Reich überhaupt eine Instanz unterhalb der könig­lichen Gerichtsbarkeit einrichten durfte.932 Der Prozess der Hierarchisierung von Gerichtsbarkeiten im Reich während des 15. Jahrhunderts, den Bernhard Diestelkamp zu Recht als den „eigent­lich revolu­tionären Wandel“ umschrieb,933 brachte somit erst ein festeres Gefüge gericht­licher Zuständigkeiten hervor. Nun schließ­lich erschien der römisch-­deutsche König mit seiner persön­ lichen Konfliktbehandlung auch aus der Sicht der Reichsfürsten an der Spitze der Gerichtsbarkeiten im Reich – er bildete die oberste Instanz.934

930 Vgl. Lobe, Ursprung, S. 19. 931 Vgl. Weitzel, Kampf, S. 270 f. Die Einrichtung einer dritten Instanz innerhalb einer Landesherrschaft dürfte eine weitere Maßnahme der mächtigeren Reichsfürsten gewesen sein, die Streitsachen mög­lichst lange vor den eigenen Gerichten zu halten (vgl. Kern, Geschichte, S. 13). 932 Vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 54 f. Die Reichsunmittelbarkeit ist ebenfalls ein Produkt der Rechtsentwicklung des 15. Jahrhunderts (vgl. Willoweit, Reichsunmittelbarkeit, Sp. 799). 933 Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 148. 934 Vgl. Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 526. Der als Gegenbeweis angeführte Hofgerichtsbrief Karls IV. vom 12. September 1351, in welchem sich der König als oberst rihter gegenüber andern unsern gerihte, die under uns sin, bezeichnete, zeigt keineswegs eine nach Instanzen gestufte Ordnung von Gerichtsbarkeiten im Reich (MGH Const. X, Nr. 339; URH, Bd.  VI, Nr. 330). Allenfalls drückte das Reichsoberhaupt hier eine besondere Stellung als König gegenüber den übrigen im Reich nebeneinander bestehenden Gerichten aus. Frag­lich bleibt auch die Deutung von Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 45 und 148 f., die dem König eine Kontrollfunk­tion gegenüber allen anderen Gerichten zuspricht. Diese dürfte auf der Basis der begrenzten Eingriffsmög­lichkeiten des Monarchen niemals nur im Ansatz durchsetzbar gewesen sein. In Sonderheit sind deshalb alle Versuche zurückzuweisen, die bereits deut­lich vor dem 15. Jahrhundert eine nach Instanzen geordnete Hierarchie von Gerichtsbarkeiten mit eindeutigen Zuständigkeiten für das Reich nörd­lich der Alpen konturieren, wie z. B. Spangenberg, Entstehung, S. 269 f., oder Willoweit, Organisa­tion, S. 76 f. Eher gilt die Bemerkung von Heinig, Hof, S. 156, dass selbst unter

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6.2.2 Das Verhältnis von Appellation und Klage an den Kaiser Wie endgültig, konsequent und revolu­tionär sich der Hierarchisierungsprozess von Gerichtsbarkeit im Reich vollzog, ist durch das bloße Erscheinen von römischrecht­ licher Appella­tion und der Einrichtung von territorialen Hofgerichten unterhalb des könig­lichen Kammergerichts noch nicht beantwortet. Bernhard Diestelkamp hat jüngst in Anlehnung an die Arbeiten von Jürgen Weitzel die These vorgetragen, dass sich die gericht­liche Konfliktlösung im Spätmittelalter von einem „einstufigen“ hin zu einem mehrstufigen Verfahren gewandelt habe.935 Dabei sei die römisch-­ recht­liche Appella­tion dasjenige Rechtsinstrument gewesen, das die Konflikte von Instanz zu Instanz transferierte, bis der König am oberen Ende dieser Hierarchie ausschließ­lich noch Appella­tionen zu behandeln gehabt habe. Erstes Hauptargument in dieser Logik bilden die von Filippo Ranieri erarbeiteten Prozessstatistiken zur Tätigkeit des Reichskammergerichts nach dem Jahre 1495, die immerhin 80 % der vorgebrachten Streitsachen auf Appella­tionen zurückführen. Zudem ­seien etwa 40 % der kammergericht­lichen Prozesse des 15. Jahrhunderts bereits auf Appella­ tionen gefolgt.936 Zweitens versucht Diestelkamp die „Einstufigkeit“ aller Verfahren könig­licher Gerichtsbarkeit im 13. und 14. Jahrhundert zu zeigen. Um diese These im Folgenden eingehender zu prüfen, soll für das lange Königtum ­Friedrichs III. der Anteil von Appella­tionen an das Reichsoberhaupt den unmittelbaren Klagen gegenübergestellt werden. Im Gegensatz zur Sichtweise von Diestelkamp steht näm­ lich zu vermuten, dass die Appella­tion vor allem z­ wischen gericht­lichen Instanzen zur Anwendung kam, das Reichsoberhaupt mit seinem ganzen Spektrum von Konfliktbehandlungsverfahren inklusive der Kammergerichtsbarkeit in den allermeisten Fällen nicht auf eine Appella­tion reagierte, beispielsweise um ein güt­liches Verfahren in Gang zu setzen oder Befehle an die Streitenden abgehen zu lassen. Die hier gewählte Vorgehensweise muss einräumen, dass die am Königshof vorgebrachten Klagen und Appella­tionen in der Regel nicht überliefert sind und sich in den Königsakten nur indirekte Hinweise finden, wie der Konflikt zum Reichsoberhaupt gelangt ist. Insofern ist die Analyse auf die Verläss­lichkeit dieser Quellen angewiesen. Es kann keine überzeugende Begründung vorgebracht werden, warum

Friedrich III. die Zuständigkeiten und Instanzen noch nicht vollends verfestigt gewesen ­seien (vgl. auch Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1300). 935 Vgl. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 147 – 149. 936 Vgl. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 18, in Bezug auf Ranieri, Recht, S. 203, für das Ende des 15. Jahrhunderts. Einen ähn­lichen Wert hat Kühn, Prozesse, S. 101, mit 70 % bereits im Jahre 1981 angegeben. An anderer Stelle hat Diestelkamp, Hofgericht, S. 61, die dem könig­lichen Kammergericht vorgebrachten Streitfälle mehrheit­lich als Appella­ tionssachen betrachtet.

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eine vorinstanz­liche Streitbehandlung von den könig­lichen Notaren bewusst verschwiegen worden sein sollte. Die aus dem römischen Recht bekannte Appella­tion stellte ein Rechtsmittel gegenüber einem Urteilsspruch dar, das zur Konsequenz hatte, dieselbe Streitsache vor einer übergeordneten Gerichtsbarkeit unter Aufhebung der vorherigen Entscheidung neu zu behandeln und dort mög­lichst bis zu einem Urteil zu verfolgen. Üb­licherweise musste die appellierende Streitpartei triftige Gründe vorbringen, weshalb der vorherige Prozess zu einem falschen oder unrechten Urteil geführt habe. Innerhalb der geist­lichen Gerichtsbarkeit war die Appella­tion bereits im 12. Jahrhundert weit verbreitet.937 Begriffsgeschicht­liche Analysen verifizieren jedoch auch für das römisch-­deutsche Reich nörd­lich der Alpen, dass appellare in einem Wortfeld von den Zeitgenossen vereinzelt schon an der Wende vom Hoch- zum Spätmittelalter – oft in Übersetzung der deutschen Berufung – gebraucht wurde.938 So ist einerseits sicher, dass von Appella­tionen nicht erst im 15. Jahrhundert im Regnum Teutonicum die Rede war, als sie die verschiedenen Ebenen von Gerichtsbarkeit miteinander verbanden. Andererseits, so Diestelkamp, sei dieser ältere Wortgebrauch nicht im Sinne des römischen Rechts zu deuten, sondern stehe ausschließ­lich für die dinggenossenschaftliche Urteilsschelte.939 Zweifel an dieser Logik werden offenkundig, sobald der Fokus auf die Goldene Bulle Karls IV. und das für die Kurfürsten enthaltene privilegium de non appellando gerichtet wird – denn hier kann zunächst nicht plausibel erklärt werden, weshalb zum einen nicht die römischrecht­liche Appella­tion im Geiste der Schöpfer d ­ ieses Dokuments als Vorbild getaugt, zum anderen aber im 15. Jahrhundert dieser Rechtstext als ausreichender Beweis für die Existenz einer kurfürst­lichen Gerichtsfreiheit gedient haben sollte.940 Dieser Widerspruch löst sich gerade dann auf, sobald das r­ ömische

937 Vgl. Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 111; Köbler, Appella­tion, S. 295 – 298; Laufs, Gerichtsbarkeiten, S. 163. 938 Vgl. ausführ­lich Stölzel, Entwicklung, S. 167 – 172, sowie Köbler, Appella­tion, S. 293; Diestelkamp, Durchsetzung, S. 15. 939 Vgl. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 6, sowie zusammenfassend Buchda, Appella­tion, Sp. 196 f. Diesen Befund hat schon Kerk, Entwicklung, S. 23, für das Oberappella­ tionsgericht in Kassel zeigen können. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 36 f. und 46, spricht in d ­ iesem Zusammenhang von anderen, „echten“ bzw. „eigent­lichen“ Appella­tionen, die nicht der Urteilsschelte, sondern dem römischen Rechtsverständnis entsprochen hätten. Nur letztere dienen als Konstrukt in seiner ­Theorie einer mehrstufigen Ordnung von Gerichtsbarkeiten (vgl. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 8 f.). Krause, Kaiserrecht, S. 82, und Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 30 f., haben bereits auf die Verschränkungen ­zwischen Appella­tion und Urteilsschelte hingewiesen. 940 Vgl. MGH Const. XI, Goldene Bulle, T. 1, Kap. 11: Adicientes expresse, quod nulli comiti, baroni, nobili, feudali, vasallo, castrensi, militi, clienti, civi, rustico, nulli demum persone

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Recht als geistiger Hintergrund bei der Genese der Goldenen Bulle von 1356 akzeptiert wird, deren Inhalte jedoch als Wissenstransfer auf die Rechtsverhältnisse des Reiches nörd­lich der Alpen Anwendung fanden. So umfasst der Text tatsäch­lich ein Appella­tionsprivileg im Sinne des römischen Rechts, das für die weitere Geschichte des Reichsrechts zunächst aber singulär blieb.941 Insbesondere fehlte lange Zeit schlichtweg die rechtspraktische Nutzung der Appella­tion – das Evoka­tionsprivileg dagegen orientierte sich deut­lich unmittelbarer am Stand der Ausformung landesherr­licher Gerichtsbarkeit und wurde dementsprechend von den meisten Reichsgliedern im späten 14. Jahrhundert angestrebt. Erst reich­lich ­später, als im 15. Jahrhundert unter der Indienstnahme gelehrter Juristen die römisch-­ recht­liche Appella­tion vermehrt in Gebrauch kam, steigerte sich die Relevanz der Appella­tionsfreiheiten. Dass sich die Kurfürsten zuvorderst auf den Wortlaut der alten Goldenen Bulle bezogen, entspricht der breiten Rezep­tion des Rechtstextes

ecclesiis huiusmodi subiecte seu eius incole, cuiuscumque status, dignitatis vel condicionis existant, a processibus, sententiis interlocutoriis et diffinitivis sive preceptis archiepiscoporum et ecclesiarum huiusmodi vel suorum officiatorum temporalium aut execu­tionibus eorundem contra se in archiepiscopali seu officiatorum predictorum iudicio factis aut latis, habitis vel ferendis inantea seu fiendis ad quodcumque tribunal aliud liceat appellare, quamdiu in archiepiscoporum predictorum et suorum iudicio querulantibus non fuerit iusticia denegata. Appella­tiones contra hoc factas non recipi statuimus cassasque et irritas nunciamus. In defectu vero iustitie predictis omnibus ad imperialem dumtaxat curiam et tribunal seu iudicis imme­ diate in imperiali curia pro tempore presidentis audientiam, et eciam eo casu non ad quemvis alium iudicem sive ordinarium sive eciam delegatum, hiis, quibus denegata fuerit iustitia, liceat appellare. Buchda, Appella­tion, Sp. 197, und Diestelkamp, Durchsetzung, S. 10 f., sind sich sicher, dass dieser Passus auf die Urteilsschelte bezogen ist. Bross, Appella­ tionsbestimmungen, S. 22 und 28, geht dagegen davon aus, dass Appella­tion und Urteilsschelte im Jahre 1356 synonym verstanden wurden. Oestmann, Rechtsverweigerung, S. 52 f., lehnt den Bezug ­dieses Artikels in der Goldenen Bulle zur römischrecht­lichen Appella­tion und zur Urteilsschelte ganz ab. Die Verwendung der Begriffe sententia diffi­ nitiva und appellare zeigt, dass der ursprüng­liche Text der Goldenen Bulle unter Beteiligung von Rechtsgelehrten entstanden war, deren römischrecht­liche Terminologie für die Beschreibung der Verhältnisse im Reich nörd­lich der Alpen appliziert wurde. Die vollständige Negierung der römischrecht­lichen Appella­tion innerhalb der welt­lichen Gerichtsbarkeit um die Mitte des 14. Jahrhunderts ist deshalb infrage zu stellen. 941 Eine weitere ­solche Singularität dürfte auch das Notariatsinstrument vom 18. Dezember 1323 darstellen, in dem Ludwig der Bayer formal im Streit mit dem Papst appellierte (vgl. MGH Const. V, Nr. 824; Reg. Habsb. III, Nr. 1338, sowie die weiteren A ­ ppella­ tionen MGH Const. V, Nr. 836 und 910). Andere Beispiele ließen sich noch aus ­Konflikten mit mindestens einer beteiligten geist­lichen Streitpartei beibringen – vgl. in URH , Bd.  III , Nr. 219, das an König Rudolf gerichtete Appella­tionsinstrument vom 23. Januar 1281 aus dem Zwist z­ wischen der Geist­lichkeit der ­Kirche von Lüttich und dem Magistrat daselbst.

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in dieser Zeit. Nur auf diese Weise lässt sich die große zeit­liche Lücke z­ wischen der karolinischen Bulla Aurea und den nächsten privilegia de non appellando in den letzten Dekaden des 15. Jahrhunderts erklären. Außerdem verlief das Erscheinen der römischrecht­lichen Appella­tion weniger linear, als Diestelkamp mit seinem Wechsel vom einstufigen zum mehrstufigen Verfahren suggeriert. Die fortwährende Verwendung des Appella­tionsbegriffes im Sinne einer Anrufung des Königs oder der Berufung und Schelte eines Urteils in der Rechtswelt des Reiches im 14. und frühen 15. Jahrhundert bleibt dabei dennoch ein richtiges Resultat.942 Sehr zweifelhaft dürfte nach dem bisher Gesagten auch der Versuch Diestelkamps sein, den Rückgang des könig­lich-­hofgericht­lichen Verfahrens mit dem unzureichenden Vermögen zu begründen, die Appella­tion zu integrieren und zu assimilieren.943 In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts können für Sigismund und Albrecht II. nur einzelne Reak­tionen auf eine Appella­tion an den Herrscher zurückgeführt werden.944 Für die Regierungszeit Friedrichs III . lassen sich im deut­lich größeren Quellenkorpus tatsäch­lich mehr Hinweise auf Appella­tionen an den ­Kaiser

942 Obwohl die rechtshistorische Forschung immer wieder auf den grundsätz­lichen Unterschied von Urteilsschelte und römischrecht­licher Appella­tion hingewiesen hat (vgl. z. B. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 7; Bross, Appella­tionsbestimmungen, S. 16), steht hinter beiden Verfahren doch dasselbe Ziel einer Streitpartei, ein laufendes oder abgeschlossenes Verfahren zu einem anderen zu transferieren, in der Regel um eine günstigere Rechtsentscheidung zu erhalten oder die Auseinandersetzung eines Streits in einem fried­ lichen Verfahren zu halten. Der am Beginn des 14. Jahrhunderts tätige Glossator Johann von Buch, der in Bologna Rechtswissenschaft studiert hatte, brachte die betreffenden Textstellen des Sachsenspiegels zur Schelte in Verbindung mit der Appella­tion, wie sie ihm in den Digesten begegnete (vgl. Glossen zum Sachsenspiegel, Buch’sche Glosse, T. 2, S. 581 – 586, vgl. fernerhin Bross, Appella­tionsbestimmungen, S. 26). Die von Bernhard Diestelkamp lancierte Argumenta­tion, dass die Urteilsschelte gerade ein „einstufiges“ Verfahren abgebildet habe, überzeugt daher nicht vollends. Irrig ist demnach auch das Postulat einer Verdrängung der Urteilsschelte durch die Appella­tion, die Köbler, Rechtsgeschichte, S. 135, anführt. Davon unberührt bleibt die Erkenntnis, dass sich im 12. und 13. Jahrhundert gerade einmal 13 Konflikte vor dem König nachweisen lassen, die zuvor von einem anderen Gericht behandelt worden waren – für das 13. Jahrhundert allein gibt Diestelkamp, Durchsetzung, S. 12, insb. Anm. 17, neun an (vgl. auch Köbler, Appella­tion, S. 299). Wichtig ist zudem der Hinweis von Bastian, Oberhof, S. 105 und 109, im Süden des Reiches eher allgemeiner von einem Rechtszug zu sprechen anstatt von der Urteilsschelte nach dem Text des Sachsenspiegels auszugehen, vor allem weil der Schwabenspiegel im Wortlaut der betreffenden Passagen abweiche. 943 Vgl. Diestelkamp, Durchsetzung, S. 20. 944 Vgl. RI XI, Nr. 3423, 5244, 5459, 6597, 6619, 6911, 6916, 6925, 6971, 7322, 7609, 8270, 8368, 8475, 8505, 8693, 8960, 8976, 9322, 9379, 10340, 10388, 10665, 10808, 11159, 11164, 11242, 11249, 11358, 11381, 11508, 11654, 11697, 11803, 11893, 12027, 12093, 12105, 12205 f. und 12290 für Sigismund und RI XII, Nr. 202, 270, 337, 528/1, 528/2, 543a,

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ermitteln, die in der folgenden Abb. 8 quantifiziert dargestellt sind. Unberücksichtigt bleiben mussten diejenigen Dokumente, die das unmittelbar vorgelagerte Verfahren, die Vorinstanz also, nicht explizit nannten. Besonders häufig wurde von den Zeitgenossen gegen die Urteile der Stadtgerichte und der kaiser­lichen Landgerichte appelliert, hierbei vor allem gegen die Akte des Rottweiler, Nürnberger und Würzburger Gerichts. Demgegenüber erfuhr das für die Kurfürsten im Text der Goldenen Bulle verfügte privilegium de non appellando zumindest für die drei geist­lichen Königswähler in der Rechtspraxis des späten 15. Jahrhunderts weitestgehend Anerkennung.945 Die Feststellung, dass gegen ein schiedsrichter­liches Verfahren keine Appella­tion mög­lich war, galt immerhin bis auf einige Ausnahmen.946 Hervorzuheben sind aber die Appella­tionen gegen im Namen des Königs vollzogene Konfliktentscheidungen, insbesondere jene gegen die Sprüche der könig­lichen Kommissare.947 Aufgrund des Wechselspiels von Appella­tion und Kommission 722, 725, 727, 923, 1095, 1100 und 1102 für Albrecht II. Für das Königtum Ruprechts ließ sich mit Reg. Pfgf. II, Nr. 2946 nur ein einziges Beispiel finden. 945 Vgl. Milbradt, Parteien, S. 119 und 126, Anm. 1 f., für das Herzogtum Bayern. 946 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 227 f.; Obenaus, Recht, S. 109; Most, Schiedsgericht, S. 120; Frey, Schiedsgericht, S. 169. Einzig Laufs, Gerichtsbarkeiten, S. 161, und Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 91, konstatieren, dass in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Appella­tionen gegen Schiedssprüche zugenommen haben. 947 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S.  123. Dem schließt sich Müller, Delega­tions­ gerichtsbarkeit, S. 105 f., für die geist­liche Gerichtsbarkeit an, innerhalb derer von den päpst­ lichen Kommissaren an den Papst appelliert werden konnte. Hinweise auf Appella­tionen gegen das Urteil eines könig­lichen Kommissars oder schon gegen dessen Einsetzung finden sich in den untersuchten Beständen für Friedrich III. wie folgt: RI XIII, H. 3, Nr. 181; H. 4, Nr. 962; H. 5, Nr. 197; H. 8, Nr. 419; H. 10, Nr. 70; H. 19, Nr. 484; H. 24, Nr. 235 und 245; Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 433, 703, 838 f., 846, 857, 875, 1002, 1026, 1028, 1500 und 1787; HHStA Wien, RHR Antiq. 1, Konv. 1, fol. 237; Konv. 3, fol. 53, 103r–104r, 107 und 118 – 119; RHR Antiq. 2, fol. 70 – 72, 159, 165, 166, 448 – 449, 542/48, 542/53 – 54, 661/10 – 17, 680r, 695 – 696 und 719; RHR Antiq. 3, Konv. 1, fol. 31, 35 – 39, 70 – 74, 85v, 184 – 187, 214, 233 – 234, 396 – 397, 424; Konv. 2, fol. 9, 33, 34, 63 – 64, 93, 100 – 101, 105 – 106, 215 – 216, 355 und 407r; Konv. 3, fol. 1; RK Frid. 3, Konv. 3, fol. 76 – 89; Konv. 4, fol. 73 – 74a; RK Frid. 4, Konv. 1, fol. 13; Konv. 4, fol. 4r, 35 und 72; RK Frid. 5, Konv. 2, fol. 63 – 64; RK Frid. 6, Konv. 2, fol. 20; RK Frid. 7, Konv. 3, fol. 85; RK Frid. 9, Konv. 1, fol. 83 und 196. In einem Zwist ­zwischen Hans Müllner von Egg und der Gemeinde Egg befand Friedrich III. im Jahre 1486 gegenüber der Nutzung eines solchen Rechtsmittels, daz so­lich Appella­tion uns keiner notdurfft sonnder alleyn zugefer­licher verlengrung der sachen und außflucht des Rechtens beschehen sei, und wies die Umsetzung des Urteils an (HHStA Wien, RHR Antiq. 2, fol. 165). Nicht darstellbar sind die Appella­tionen gegen die Urteile des Kammergerichts (vgl. Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 1260; Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 1666; HHStA Wien, RHR Antiq. 3, Konv. 1, fol. 276 – 281), die für die wenigen Einzelfälle noch einmal von der Forschung eingehender zu überprüfen wären. Das Papsttum hat bereits im Frühmittelalter Appella­tionen gegen die höchstinstanz­liche – päpst­liche – Entscheidung

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zirkulierten die Konflikte ­zwischen Hof und Reich, ohne dabei einer sach­lichen Klärung näherzukommen. Selbst am Ausgang des Mittelalters war in der Spitze der hierarchischen Struktur demnach keine Uniformität der vorhandenen Konfliktbehandlungsverfahren erreicht und durchgesetzt, oder wie Jürgen Weitzel pointiert: Das beweise gerade nicht die Existenz von fixen Instanzenzügen.948 Abb. 8: Vorinstanz­liche Verfahren der Appella­tionssachen am Hof Friedrichs III.

sonstige Geistliche 2 %

Herzöge und Grafen 12 %

Der Menge an Appella­tionssachen stand in der Zeit Friedrichs III . insgesamt mehr als die vierfache Anzahl an Konflikten gegenüber, für die in den Quellen kein vorinstanz­liches Verfahren erwähnt wurde. Oftmals wurde ausdrück­ lich das Vorbringen einer Klage oder einer (Hilfs-)Bitte am Königshof durch eine der Streitparteien genannt. Dabei war das Gesamtvolumen von am Hof

abgelehnt. Dass sie trotzdem in der Rechtspraxis vorkamen, begründet Schmidt, Nutzen, S. 174 – 176, mit dem Suspensiveffekt der Appella­tion. 948 Vgl. Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1306.

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auflaufenden Streitfällen eine Projek­tion der Nähe-­Ferne-­Rela­tion z­ wischen dem König und den einzelnen Reichsteilen – mehr noch war in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts keine Region des Reiches von der Herrschaftszentrale vollends abgetrennt.949 Im Gegenteil schien das beständige Angebot von Konfliktbehandlungsverfahren durch den König die Bindung ­zwischen den Reichsgliedern und ihrem Oberhaupt wieder zu stärken. Zu bekräftigen ist die Bemerkung Richard Gimbels, dass die (räum­liche und ­soziale) Königsnähe, die Wichtigkeit des Anliegens und die Gefahr von Gewaltanwendung wesent­liche Faktoren dafür waren, ob eine Auseinandersetzung an den König adressiert wurde.950 Unabhängig davon, ob der Konflikt dem Reichsoberhaupt in Form einer Appella­tion oder Klage präsentiert wurde und in welches Verfahren er einmündete, der Fortschritt seiner Klärung blieb von den Bemühungen der Streitparteien bestimmt.951 So verbarg sich hinter jeder Klage, Bitte oder Verwillkürung an bzw. auf den ­Kaiser zunächst einmal eine Willensbekundung der Streitenden, dass dieser sich ihrer Angelegenheit annehmen sollte. Die Reak­tionen des Reichsoberhauptes versinnbild­lichten dies in der Regel, indem Formeln wie zum Beispiel wann wir nu niemand Recht versagen sullen das Insistieren der Parteien akzentuierten.952 Der Stand der Petenten schränkte den Zugang zu den könig­lichen Verfahren prinzipiell nicht ein, dürfte aber darüber entschieden haben, wie lange ein Verfahren einschließ­lich der Aufwendungen und Kosten betrieben werden konnte. Fürsten, Niederadlige, Stadtbürger, aber auch Juden und Bauern traten am Hof als Kläger auf, wie Hinrich Milbradt in aufwendiger Analyse für das kammergericht­liche Verfahren hat zeigen können.953 Für das Königtum Friedrichs III . ergibt sich damit ein deut­liches Übergewicht der auf dem Klageweg vorgebrachten Konflikte, obwohl die absolute Zahl der Appella­tionen gegenüber seinen unmittelbaren Vorgängern auf dem Thron zugenommen hatte. In mehr als vier von fünf Fällen ist in den Quellen jedenfalls keine Appella­tion erwähnt. Die Diestelkamp’sche These einer Wende vom „ein-“ zum „mehrstufigen“ Prozessgang im Spätmittelalter bestätigt sich 949 Vgl. die Studie von Milbradt, Parteien, die für die einzelnen Reichsteile die Nutzung der könig­lichen Gerichtsbarkeit im 15. Jahrhundert anhand vieler Beispiele dargelegt hat. Für den Norden des Reiches kommt Diestelkamp, Regionen, S. 161, zu einem ähn­lichen Befund, sieht aber das Jahr 1466 als Wendepunkt an. Widerlegt ist damit die ohne Begründung ebenfalls von Diestelkamp, Hofgericht, S. 60, geäußerte Diagnose, dass im 15. Jahrhundert die Anfrage nach könig­licher Konfliktbehandlung merk­lich nachgelassen habe. 950 Vgl. Gimbel, Frankfurt, S. 183. 951 Vgl. Heinig, Friedrich III., S. 1169. 952 HHStA Wien, RK Frid. 8, Konv. 2, fol. 286. 953 Vgl. Milbradt, Parteien, S. 214, der etwa 40 % der kammergericht­lichen Klagen dem Adel zurechnet, wobei insgesamt 57 % der Streitparteien aus den Städten gekommen s­ eien.

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also in der Summe aller Verfahren nicht. Erste Zweifel hat Ute Rödel bereits im Jahre 1986 geäußert und die Prämisse der Einstufigkeit von Gerichtsbarkeit am Beginn des Spätmittelalters infrage gestellt. 954 Der Mehrwert der Appella­tion im Rechtsleben des Reiches war näm­lich nicht die Ausbildung von Instanzen, sondern die mit ihr verbundene Festlegung, wie ein Konflikt von Verfahren zu Verfahren übergehen konnte. Im Wesent­lichen garantierte sie eine rechtswirksame Unterbrechung einer Konfliktbehandlung, um zielgerichtet eine andere grundzulegen. Nur mit ihr ließ sich auf der Basis des geltenden Rechts der Grundsatz der Verfahrenstreue für die Überführung der Streitsache in das nächste Verfahren temporär aufheben. 6.2.3 Das Spektrum königlicher Reaktionsformen War nun durch Appella­tion oder Klage ein Konflikt einmal am Königshof vorgebracht worden, dann war die Art und Weise der könig­lichen Konfliktbehandlung keineswegs vorgezeichnet, standen doch dem Reichsoberhaupt auch im 15. Jahrhundert noch stets mehrere Verfahren als potentielle Reak­tionsformen zur Verfügung. Obwohl in den letzten Jahrzehnten von der rechthistorischen Forschung die könig­liche Kammergerichtsbarkeit besonders begünstigt worden ist und folg­ lich in der Literatur d ­ ieses Verfahren am eindrück­lichsten hervortritt, hielten sich die auf Mandate gestützten Königsakte genauso wie einzelne schiedsrichter­liche und güt­liche Streitausträge. Auf welcher Grundlage das Reichsoberhaupt entschied, einen Konflikt dem einen oder dem anderen Verfahren zur Lösung zuzuweisen, ist bisher völlig im Dunklen geblieben. Daran dürfte sich künftig kaum etwas ändern lassen, zumal die Quellen über diese Handlungsentscheidung des Königs bzw. seines Hofes keine Informa­tionen beinhalten. Ferner fehlte den Funk­tionsträgern am Hof eine tiefere Kenntnis der Sachlage zu einer irgendwo im Reich stattfindenden Auseinandersetzung, so dass die Zentrale auf die Informa­tionen der Kläger und Appellanten angewiesen war.955 Es muss folg­lich mit einiger Wahrschein­lichkeit davon ausgegangen werden, dass die Petenten in ihrem Anliegen selbst um eine konkrete Reak­tion bzw. ein bestimmtes Kanzleiprodukt baten, für das sie auch bereit 954 Vgl. Rödel, Interven­tion, S. 349, vor allem auch mit dem Hinweis auf die Urteilsbestätigungen, die das könig­liche Hofgericht in größerer Zahl vorgenommen hatte, die kaum im Konstrukt der „einstufigen“ Gerichtsbarkeit Platz finden. Zweifel hat ebenso Baumbach rez. Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, dargelegt. 955 Vgl. Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 32; analog dazu für das Papsttum schon seit dem beginnenden 13. Jahrhundert mit Bezug zu Reskripten Pitz, Papstreskript, S. 76, und Meyer, Regieren, S. 73.

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waren, die Kosten zu tragen. Relevant mögen zudem die höfischen Adressaten der Begehren gewesen sein – so ließ sich womög­lich ein kammergericht­liches Verfahren bei denjenigen initiieren, die dem Gericht als Richter, Beisitzer oder Schreiber vorrangig zugehörig waren, während könig­liche Mandate vielleicht am ehesten über das Kanzleipersonal erreicht werden konnten. Generell darf die behörd­liche Untergliederung des Hofes in einzelne Funk­tionsbereiche nicht als zu weit fortgeschritten betrachtet werden, persön­liche Kontakte und Klientelbeziehungen vermochten noch die größte Bedeutung besessen haben. Im Folgenden werden die unterschied­lichen könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren im 15. Jahrhundert hinsicht­lich ihrer Nutzung und unter besonderer Berücksichtigung des Königtums Friedrichs III. einander gegenübergestellt. Die Streitbehandlung durch das könig­liche Kammergericht als Rechtsentscheidung im Namen des Reichsoberhauptes war von der Leistungsbereitschaft des Hofes abhängig, in regelmäßigen Abständen Gerichtssitzungen abzuhalten und eine ausreichende Anzahl von rechtsverständigen Beisitzern, die zu besolden waren, parat zu haben. Bereits kurze Zeit nach der Thronbesteigung Friedrichs III. setzte eine ­solche Gerichtstätigkeit am Wiener Hof ein, die in einem nachträg­lich oder fortlaufend von Michael von Pfullendorf geführten Gerichtsbuch in großem Umfang dokumentiert und überliefert ist.956 In der Zeit von 1441 bis 1451 wurden durchschnitt­lich mindestens 33 Kammergerichtssitzungen pro Jahr abgehalten.957 Dieser Wert liegt über den für die 1460er und 1470er Jahre ermittelten Sitzungszahlen, wobei durchaus in Betracht kommt, dass die Schrift­lichkeit innerhalb des kammergericht­lichen Verfahrens sukzessive anstieg und wesent­liche Teile der Streitbehandlung außerhalb von gemeinsamen Sitzungen des Richters und der Beisitzer stattfanden. Damit sei entgegen et­licher Forschungsbefunde vor der bisherigen Überbetonung der Kammergerichtstätigkeit in den Jahren 1471 bis 1475 gewarnt, die der vortreff­lichen Überlieferungssitua­tion in ­diesem Zeitabschnitt geschuldet ist.958 Dennoch kann die Nutzung des Verfahrens durch die Anzahl der Gerichtssitzungen nur durchschnitt­lich gut geschätzt werden, auch weil die Menge von Gerichtsakten pro Sitzung nicht berücksichtigt ist. Aufgrund der sehr heterogenen

956 Vgl. StiftsB Göttweig, HS 367 (rot). 957 Vgl. Luger, Reichsgerichtsbarkeit, S. 37. Maurer, Königsgericht, S. 85, hat die Anzahl der Kammergerichtssitzungen ­zwischen 1440 und 1495 mit 466 angegeben, wobei das erst jüngst aufgefundene Gerichtsbuch für die ersten Jahre der Herrschaft Friedrichs III. nicht einbezogen worden ist. Eine unvollständige Liste der Sitzungen findet sich ebenso bei Lechner, Reichshofgericht, S. 116 – 185. 958 Vgl. z. B. die Bewertungen zur Tätigkeit des Kammergerichts bei Heinig, Hof, S. 157; Magin, Schrift­lichkeit, S. 373; Angermeier, Königtum, S. 500; Heinig, Friedrich III., S. 1280 f.; Offler, Government, S. 245, insb. Anm. 1.

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Überlieferungssitua­tion sind tatsäch­lich ledig­lich zwei sehr allgemeine, dafür aber reich­lich gesicherte Befunde zur kammergericht­lichen Tätigkeit in der Zeit Friedrichs III. herauszustellen. Erstens muss davon ausgegangen werden, dass schon seit den 1440er Jahren in dichter Abfolge Kammergerichtssitzungen abgehalten wurden, deren Konfliktbehandlung durchaus an die Praxis der Jahre unter den Passauer und Mainzer Kirchenfürsten heranreichte. Hinsicht­lich der Nutzung d ­ ieses Verfahrens bestätigt sich zweitens der starke Einbruch nach dem Tod Erzbischof Adolfs von Mainz im Jahre 1475. Bis zum Ende der Herrschaft Friedrichs III . änderte sich daran nichts mehr.959 Dieser Umstand muss mit Blick auf die Beschlussfas­sungen des Wormser Reichstages beachtet werden in Bezug auf die Frage, inwieweit könig­ liche Kammergerichtsbarkeit und Reichskammergerichtsbarkeit überhaupt direkt ineinander überführt werden konnten. Kurzfristige politische Krisen und der Wechsel von Funk­tionsträgern am Hof dürften insofern sehr wirkmächtige Einflussfaktoren auf die Kammergerichtsbarkeit gewesen sein.960 Obgleich die Forschung bislang ihren Schwerpunkt ganz auf das kammergericht­ liche Verfahren gelegt hat, stellten die könig­lichen Ge- und Verbote den größten Anteil herrscher­licher Reak­tionen auf aufkommende Konflikte dar. Der Aufwand, ein solches Schreiben am Königshof zu erlangen, dürfte für die Parteien im Gegensatz zur Führung eines gericht­lichen Prozesses am Kammergericht deut­lich geringer gewesen sein – vermut­lich war ein Befehl unter Königssiegel schneller und kostengünstiger zu erhalten. Das gesamte Spektrum dieser Königsakte lässt sich anhand der Adressaten in zwei Kategorien unterteilen. So vermochte das Reichsoberhaupt erstens entweder den Streitgegner zur Enthaltung jeder weiteren (gewaltsamen) Konflikthandlung aufzufordern oder den vorgetragenen Standpunkt des Petenten zu bekräftigen. Letzteres schloss auch diejenigen Befehle ein, ­welche die Exeku­tion einer bereits ergangenen Rechtsentscheidung intendierten. Folg­lich ergänzten könig­liche Gebote vielfach andere Konfliktbehandlungsverfahren, um beispielsweise durch Androhung von Sank­tionen die Konzessionsbereitschaft der Streitenden zu erhöhen, ein begonnenes Verfahren fortzusetzen oder den auf dem

959 Vgl. Franklin, Kammergericht, S. 43 und 89; Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 596 f.; Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 167 f. Aus den konsultierten Quellenbeständen lassen sich für Friedrich III. gerade einmal 15 Kammergerichtsurteile aus der Zeit z­ wischen 1476 und 1493 sicher nachweisen – eine Zahl, die in den Jahren davor leicht innerhalb eines Monates erreicht wurde (vgl. HHStA Wien, RK Frid. 4, Konv. 1, fol. 23 – 24 und 35 – 51 = RI XIII, H. 4, Nr. 768 f.; RK Frid. 4, Konv. 3, fol. 67 – 68; Konv. 4, fol. 27 – 28; Konv. 5, fol. 37 – 45; RK Frid. 7, Konv. 3, fol. 42a–42b und 50 – 52 = Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 8559 = RI XIII, H. 15, Nr. 420; RI XIII, H. 4, Nr. 781, 853 und 1003; H. 5, Nr. 272; H. 9, Nr. 357; H. 15, Nr. 376 = H. 17, Nr. 318; H. 23, Nr. 643 und 798. 960 Vgl. Diestelkamp, Recht, S. 205 f.

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Papier erreichten Stand in der Realität zu verwirk­lichen. Zweitens erwirkten Parteien vielfach an Dritte gerichtete könig­liche Befehle, die dem Bittsteller Unterstützung gegen dessen Widerpart leisten oder ihn generell schirmen sollten. Bisweilen rief das Reichsoberhaupt sogar zielgerichtet zur Anwendung von Gewalt gegen eine Partei auf, vor allem wenn diese bereits geächtet oder gebannt war oder gegen das Reichsrecht verstoßen hatte. Im Allgemeinen waren die Mandate des Königs eine herrscher­liche Konflikthandlung zugunsten eines Petenten, die in der Regel keine eingehendere sach­liche Prüfung der Auseinandersetzung voraussetzte und fest damit kalkulierte, ledig­lich einseitig über einen Streit informiert zu sein. Mehr noch implizierten sie regelmäßig eine Konfliktentscheidung im Sinne des Petenten, so dass Urteil und Gebot durchaus ähn­lich erscheinen konnten.961 Nachteilig waren diese Partei­nahmen selbst dann nicht, wenn sie auf falscher oder tendenziöser Grundlage beruhten, da sie jederzeit widerrufen werden konnten. Ferner bewegten sie den Streitgegner mitunter, selbst am Hof zu insistieren und damit eine Rücknahme oder ein wiederum zu den eigenen Gunsten formuliertes Mandat zu erreichen. Die Beweggründe des Reichsoberhauptes, mal für die eine, mal für die andere Partei zu urkunden, müssen dabei für jeden einzelnen Zwist eigens untersucht werden. Sicher ist, dass die Anzahl von Ge- und Verboten des Herrschers, die in den zahlreichen vorgebrachten Streitsachen ergingen, die Menge der Kammergerichtsurteile deut­ lich überstieg. Jedoch zielten ledig­lich 10 bis 20 % dieser Befehle des Königs auf die sofortige Wiederherstellung des Friedenszustandes, indem sie die fortgesetzte Schädigung und Bedrückung des Streitgegners untersagten. Dieser Anteil änderte sich über das gesamte 15. Jahrhundert nicht. Die Absicht hinter diesen Briefen lag sowohl in der Betonung der fried­lichen Konfliktführung als auch in der Konservierung des gegenwärtigen Standes der Auseinandersetzung. Deshalb erschien wohl nicht zwangsläufig die mindermächtigere Konfliktpartei am Hof, eben weil diese Gebote gewaltsam erlangte Rechte und Besitzungen obendrein absichern konnten oder auf wechselnde politische Verhältnisse z­ wischen den Streitenden und deren Parteigängern Bezug nahmen. Dagegen verlangte immerhin etwa jedes zehnte Gebot ausdrück­lich die Anwendung von Gewaltmitteln – unter Berücksichtigung der Streitfälle, innerhalb derer der Herrscher selbst als Streitpartei erschien, überstieg die Menge solcher Willens­ äußerungen die der Friedensgebote sogar leicht.962 Die allermeisten könig­lichen Befehle implizierten aber eine Entscheidung des Streitfalles, die nicht wie im 961 Vgl. dazu die zu pauschal formulierte Feststellung bei Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1282. 962 Von den Befehlen König Ruprechts, Gewalt gegen eine Streitpartei anzuwenden, stammt immerhin knapp ein Fünftel aus Konflikten, an denen der Wittelsbacher selbst beteiligt war. Bei ­Kaiser Sigismund stieg dieser Anteil vor allem durch die Hussitenkriege noch:

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kammergericht­lichen Verfahren auf dem Versuch einer Prüfung der Sache gründete, sondern die Posi­tion des Klägers und Petenten ganz ohne eingehendere Untersuchung des Konfliktes wiedergab. Das galt in gleichem Maße für die Kurie, deren Gestaltungsspielraum sich dadurch begrenzte, dass das von einer Partei geschilderte Unrecht teils genau bestimmte (und für den Kläger vorherbestimmbare) Reak­tionen verlangte.963 Ferner tritt unter Friedrich III. mit den inhibi­tiones ein neuer Typus könig­licher Gebote vermehrt auf, der gemeinhin in Folge einer Appella­tion an das vorinstanz­liche Gericht abging, um eine weitere Fortsetzung des Verfahrens dort zu unterbinden.964 Diese inhibi­tiones verhinderten die gleichzeitige Führung zweier verschiedener Streitausträge und folgten so dem Grundsatz der Verfahrenstreue, dass die Neuaufnahme einer Konfliktbehandlung durch den König die laufenden Verfahren formal unterbrechen musste. Insgesamt zeugt die über das ganze 15. Jahrhundert ungebrochene Nutzung der Konfliktbehandlung durch könig­lichen Befehl von einem fest verwurzelten Vertrauen der Petenten, mit ­diesem Akt des Königs ihre Auseinandersetzung einer Lösung zuzuführen oder wenigstens zum eigenen Vorteil zu wenden. Dass die Exeku­tion dieser Schreiben vom Herrscherhof aus nicht sichergestellt werden konnte, schien die Parteien kaum davon abzubringen, sich immer wieder um neue Gebote zu bemühen und die Kanzleitaxen dafür zu begleichen. Im Format eines Mandats des Königs gerierte sich im 15. Jahrhundert ebenfalls die Delega­tionspraxis könig­licher Gerichtsbarkeit. Das Kommissionsverfahren, also die auf herrscher­lichen Befehl hin übertragene Durchführung einer Konfliktbehandlung, wurde nicht mehr nur vereinzelt genutzt, sondern sah sich jetzt in häufigerer und mannigfacher Anwendung. Zuletzt hat Ralf Mitsch in seiner Habilita­tionsschrift diesen Befund für Friedrich III . durch tiefgründige Archivrecherchen beibringen und eingehend illustrieren können.965 Wenn Mitsch auch einen bewusst breit angelegten Kommissionsbegriff seiner Studie zugrunde gelegt hat, der gleichsam könig­lich-­delegierte Aufträge aller Art, beispielsweise auch die Übernahme von Lehnseiden und Huldigungen, einschließt, so gilt d ­ ieses Resultat ebenfalls für die unterschied­lichen Formen der Kommissionsbefehle zur Behandlung Etwa die Hälfte der Gebote zur Anwendung von Gewalt bezogen sich auf eigene Auseinandersetzungen. Bei Friedrich III. reduzierte sich das Verhältnis dann wieder. 963 Vgl. Pitz, Papstreskript, S. 77 und 79. 964 Vgl. Heinig, Friedrich III., S. 914. 965 Vgl. die maschinenschrift­liche Untersuchung Mitsch, Kommissionswesen, sowie den vom selben Verfasser drei Jahre ­später publizierten Beitrag Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 7 – 77, der einige wesent­liche Erkenntnisse der Habilita­tionsschrift beinhaltet und zusammenfasst. Für die Habilita­tionsschrift wurden die Belege durchweg nach der in Mannheim verwahrten Abgabefassung gestaltet – die jüngst auf der Website der Regesta Imperii publizierte Fassung ist demgegenüber teils angepasst worden, weist in jedem Fall eine abweichende Seitenzählung auf.

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Die Zeit der höfischen Konfliktverwaltung im 15. Jahrhundert

von streitigen Konflikten. Diese Konzentra­tion auf das Königtum des Habsburgers darf aber nicht verdecken, dass die Anzahl solcher Delegierungen bereits unter Sigismund merk­lich zunahm. Eine Ursache für diese Tendenz dürften die langen Abwesenheitsphasen des Reichsoberhauptes im Regnum gewesen sein, die nicht nur die Streitbehandlung am Hof unmittelbar erschwerten, sondern auch Aufwand und Kosten der Betroffenen weiter erhöhten. Zudem war Sigismund zu den großen Reichsversammlungen und den über Jahre dauernden Konstanzer und Basler Konzilien nur partiell persön­lich vor Ort, delegierte dann jedoch herrscher­liche Handlungen auf dem Wege der Kommission.966 Jedenfalls sind für den Luxemburger mindestens 126 Kommissionsaufträge erhalten,967 während sich im zweiten Band der pfälzgräf­lichen Regesten für Ruprecht gerade einmal zehn solcher Aufträge finden.968 Vor dem Hintergrund scheinen die 15 Kommissionsbriefe in den 966 Vgl. für den Zeitraum des Konstanzer Konzils die Kommissionsaufträge RI XI, Nr. 1482, 1711, 2099 f., 2278 f., 2517, 2819 und 3095. In der Auseinandersetzung ­zwischen den Grafen von Baux und dem Herzog Amadeus von Savoyen verlangte Sigismund am 20. Oktober 1417 die Einberufung eines Rechtstages und die Ladung der Parteien durch Hofrichter Graf Günther von Schwarzburg, der sich dieser Sache wohl als könig­licher Rat annehmen sollte (vgl. RI XI, Nr. 2642). Für die ersten drei Jahre des Basler Konzils, die Sigismund zugleich im Bestreben, die Kaiserkrone zu erlangen, in Italien zubrachte, sind zahlreiche Kommissionsbriefe an Herzog Wilhelm von Bayern belegt, der als könig­licher Statthalter auf dem Konzil fungierte (vgl. RI XI, Nr. 8886, 9019, 9053, 9060, 9067, 9091, 9106, 9148, 9229, 9259, 9293, 9322, 9379, 9389, 9399 und 9593). Womög­lich trug diese punktuell intensive Verfahrensnutzung dazu bei, dass Sigismund auch in den letzten Jahren seiner Herrschaft auf Kommissionen zurückgriff. Vor d ­ iesem Hintergrund war der deut­lich häufigere Gebrauch d ­ ieses Verfahrens keine originäre Leistung Friedrichs III., wie Koller annimmt (vgl. Koller, Probleme, S. 105; Koller, Beurteilung, S. 603), sondern bereits zuvor probates Herrschaftsmittel (vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 2/3, S. 54). Davon bleibt unberührt, dass die Kommissionen zunächst bei Abwesenheit des Königs eingesetzt wurden (vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 56). Die Ausbildung eines festen Formulars für diese Befehle datiert Mitsch, Kommissionswesen, S. 124, dennoch erst in die zweite Dekade des Königtums Friedrichs III. Die Betonung des Königtums Albrechts II. für den vermehrten Einsatz der Kommissionen durch Battenberg, Beiträge, S. 12, und Mitsch, Kommissionswesen, S. 65, geht deshalb noch nicht weit genug. 967 Vgl. RI XI, Nr. 680, 1482, 1711, 2100, 2278 f., 2517, 2593, 2642, 2819, 3095, 3136, 3142, 3302, 3423, 3610, 3688, 3743, 3937, 4045, 4066 f., 4102, 4175, 4402c, 4519, 4626, 4994, 5101, 5103, 5239, 5244, 5316, 5459, 5613, 5795, 5844, 5851, 6002, 6333 f., 6597, 6619, 6672, 6682, 6749, 6767, 6785, 6890 f., 6911, 6946, 6962, 6971, 7278, 7288, 7317 f., 7434, 7445, 7454, 7467, 7606 f., 7609, 7628, 7642, 7816b, 8401, 8424, 8445, 8447, 8507, 8537, 8675, 8730, 8747, 8886, 8906, 8976, 8981, 9019, 9053, 9060, 9067, 9091, 9106, 9128, 9148, 9221, 9229, 9259, 9293, 9322, 9379, 9387, 9389, 9399, 9569, 9593, 9952, 10115, 10325, 10362, 10388, 10503, 10544, 10838, 10876, 10887, 10903, 10962, 11009 f., 11019, 11065, 11070, 11118 – 11120, 11266, 11310, 11374, 11773, 12027 und 12205. 968 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 114, 2738, 2964, 4817, 5118, 5639, 5649, 6792 und 6802.

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Urkunden und Briefen Albrechts II. dem Niveau zu entsprechen, auf dem schon Sigismund d ­ ieses Verfahren zur Delegierung von Konflikten genutzt hatte.969 Die ermittelten Zahlenwerte für Ruprecht und Sigismund geben die Zeitverhältnisse nur in sehr moderatem Umfang wieder, da die verwendeten Regestenbände für diese beiden Könige größere Lücken gegenüber dem tatsäch­lichen Quellenbestand aufweisen. Für Friedrich III. stieg diese Form der Mandate noch einmal deut­lich an, wie bereits Mitsch festgestellt hat.970 Die Aufgaben eines Delegaten umfassten dabei entweder die reine Untersuchung eines Streits vor Ort oder richteten sich auf eine güt­liche Vermittlung, eine recht­liche Entscheidung oder beides.971 Von den ca. 1.700 ermittelten, direkt überlieferten Kommissionsbriefen delegierten ein Fünftel die Untersuchung oder Durchführung einer Beweiserhebung und die übrigen 80 % die Entscheidung eines Streits. Zwar sind die Regestierungsarbeiten für Friedrich III . bei Weitem noch nicht zum Ende gelangt, doch ist dank der inzwischen von der Akademie der Wissenschaften und Literatur zu Mainz bereitgestellten Datenbank Mitschs eine zumindest für den deutschen Südwesten reich­ lich vollständige Zusammenstellung der überlieferten Kommissionen vorhanden.972 Innerhalb der Konfliktbehandlung kam dem könig­lichen Auftrag besondere Bedeutung zu, weil er den Handlungsspielraum der Kommissare genau umgrenzte. Dies spiegelte sich in Berichten, Rechtsentscheidungen oder den erlangten Vergleichen wider, in denen der Kommissionsbrief oftmals unmittelbar am Beginn im exakten Wortlaut inseriert war, der Zuständigkeit und Zielsetzung des Verfahrens sowie die gewährten Vollmachten enthielt und ganz generell die alleinige Legitima­ tionsgrundlage darbot. Wer zum Kommissar in einer Streitsache bestimmt wurde, entschied formal zwar das Reichsoberhaupt, realiter aber war der Hof zur Unterfertigung einer Delega­tion von Vorschlägen der Petenten abhängig.973 Weiterhin

969 Vgl. RI XII, Nr. 337, 528/2, 543b, 576, 616, 675, 725, 727, 730, 802, 923, 1026, 1095, 1097 und 1102. 970 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, insb. S. 189 – 192, wobei aber alle Kommissionsaufträge Friedrichs III. einbezogen worden sind, auch jene, die keinen Zusammenhang mit der Behandlung von Konflikten aufwiesen. 971 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 193 f. und 215 – 219, für die Kommissionen zur Zeugenvernehmung und Beweiserhebung, und gleichfalls S. 219 – 221 für die kommittierten Streitschlichtungen; Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 108; Heinig, Friedrich III., S. 1132. 972 Vgl. das Findbuch zu den Gerichts- und Schlichtungskommissionen aus der Regierungszeit Friedrichs III. unter der URL: http://www.regesta-­imperii.de/dbkommissionen/. 973 Vgl. Heinig, Friedrich III., S. 897 und 1131; Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 16 f. und 31; Mitsch, Kommissionswesen, S. 78, 232 – 241 und 250; Arlinghaus rez. Diestelkamp, Reichskammergericht, S. 315; Neumann, Aufträge, S. 86; dagegen Rödel, König Ruprecht, S. 68, Anm. 111.

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Die Zeit der höfischen Konfliktverwaltung im 15. Jahrhundert

dürften diese auch entschieden haben, ob die Mandatare nun eine güt­liche Vermittlung, einen Rechtsspruch oder beides vornehmen oder die Auseinandersetzung vorrangig ergründen sollten, um das Verfahren s­ päter am Hof fortzusetzen. Vor allem aus den Prozessen am Kammergericht heraus ergingen immer wieder Kommissionen zur Befragung von Zeugen, zur Einsicht von Urkunden oder zur Entgegennahme von Eiden.974 Für die Herrschaft Friedrichs III . können bei den allermeisten Delega­tionsbefehlen die Adressaten namhaft gemacht werden – eine anteilige Zusammenstellung bietet Abb. 9. Abb. 9: König­liche Kommissare in der Zeit Friedrichs III.

Empfänger von Kommissionsbefehlen waren in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhun­ derts vorrangig die Großen des Reiches, allen voran die geist­lichen und welt­lichen Reichsfürsten sowie die größeren Reichsstädte.975 Diese hatten ohnehin i­ nzwischen ihre eigene Gerichtsbarkeit fortentwickelt – in den Städten traten regelmäßig 974 Vgl. Milbradt, Parteien, S. 26, insb. Anm. 1 f.; Mitsch, Kommissionswesen, S. 194. Daraus erklärt sich auch, weshalb im Zeitabschnitt von 1471 und 1475 eine beträcht­liche Menge von Kommissionsbefehlen überliefert ist (vgl. Maurer, Königsgericht, S. 88 f.). 975 Vgl. Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 13.

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Stadtgerichte unter Beteiligung der Ratsmänner zusammen, in den territorialen Herrschaften saß der Landesherr gemeinsam mit seinen Räten zu Gericht oder hatte diese Praxis bereits zu einem hofgericht­lichen Verfahren verfestigt. Inwieweit bei ­diesem historischen Prozess die könig­lichen Kommissionsbriefe gerade als beständige Kraft beschleunigend einwirkten, indem sie ihren Adressaten immer wieder Konflikte zuleiteten, die sie ihrerseits mit mög­lichst geringem Aufwand behandeln mussten, ist kaum zu beurteilen. Sicher ist allerdings, dass durch die Delega­tion der Prozessdruck bei den Kommissaren anstieg, wohingegen sich das Reichsoberhaupt durch sie hauptsäch­lich von weiteren Handlungen entlasten konnte; seine Tätigkeit lag dann in der Zuweisung der Streitsache zu ihrem Mandatar, nicht in der sach­lichen Klärung der Auseinandersetzung. Auf diese Weise verwaltete im Kommissionsverfahren der König den vorgebrachten Konflikt, wobei er Bevollmächtigungen ausstellte, Fristen setzen konnte und bei Missachtung der Befehle sein Ansinnen repetierte oder unbeugsame Reichsglieder sank­tionierte. Betrieben wurde das Verfahren dennoch aus den Händen der Parteien, die Verzögerungen, Einsprüche oder sonstige Unzuläng­lichkeiten am Hof stets zunächst vortragen mussten, damit eine Reak­tion folgte. Die intensive Nutzung dieser Art der Konfliktbehandlung zeigt demnach, dass die Streitenden einerseits Wert auf einen Austrag im Namen des Königs legten, der wenigstens einzelne Mög­lichkeiten besaß, seinen Willensäußerungen Nachdruck zu verleihen, auch wenn diese insgesamt die typischen Exeku­tionsprobleme selten zu überwinden schienen. Die güt­liche oder recht­liche Entscheidung der Klagen erfolgte andererseits nicht durch das Reichsoberhaupt; stattdessen waren es die Delegaten, die Untersuchungen, Verhandlungen, Vermittlungsversuche und Entscheidungsprozesse eigenhändig übernahmen. Das dürfte auch den Parteien bewusst gewesen sein. Wird fernerhin die in Abb. 9 dargestellte Verteilung der Adressaten von Kommissionsaufträgen mit dem Spektrum der Vorinstanzen in Abb. 8 in Beziehung gesetzt, dann wird augenfällig, dass über den Zustrom von Konflikten an den Hof durch die Appella­tion und deren Delega­tion an einzelne Reichsglieder eine Umverteilung stattfand.976 Dieser Prozess lief wohl schleichend und unbewusst ab; immerhin dürfte am Königshof weniger die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Kommissar von Interesse gewesen sein als vielmehr der Gedanke, dem Begehren der Petenten mög­lichst zu entsprechen. Als Nutznießer der Umverteilung erschienen abermals die geist­lichen und welt­lichen Landesherren, von denen vergleichsweise wenig appelliert, an die dagegen vordergründig kommittiert wurde. Verlierer ­dieses Prozesses waren die kaiser­lichen Landgerichte und die westfä­ lischen Frei- bzw. Femegerichte – gegen ihre Urteile wurde häufiger appelliert,

976 S. o. Abb. 8 auf S. 325.

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während sie nur ganz vereinzelt oder wie die Femegerichte niemals Empfänger könig­licher Kommissionen waren.977 Obwohl sich durch den Abzug einer Streitsache durch Appella­tion der Aufwand der Vorinstanz nicht unbedingt minderte, da eine Rechtsentscheidung durchaus nicht selten schon ergangen war, so indiziert die Umverteilung doch, dass sich die Rechtsvorstellung von Instanzen auch rechtspraktisch – zugunsten der reichsunmittelbaren Herrschaftsträger – durchzusetzen begann. Das Kommissionsverfahren war somit der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit und der Feme alles andere als zuträg­lich, auch weil deren Stellung im Instanzenzug ungeklärt war.978 Gegen das Zirkulieren von Streitsachen ­zwischen Hof und Reich – durch Appella­tion und Kommission – konnte in der commissio die neuer­ liche Appella­tion ausgeschlossen werden.979 Ganz ähn­lich agierte die päpst­liche Kanzlei mit ihren appella­tione remota-­Klauseln.980 Neben der kammergericht­lichen Streitbehandlung am Hof und der Delega­tion der Konflikte an Kommissare nahm sich die Zahl güt­licher Vermittlungen durch den König in personam im 15. Jahrhundert bescheiden aus. Obwohl das Reichsoberhaupt die eigenen Konflikte typischerweise auf d­ iesem Weg zu lösen trachtete, kam ­dieses Verfahren gegenüber den Zwistigkeiten der übrigen Reichsglieder selten zur 977 Ein Zerrbild ergibt sich vor allem bei Speidel, Hofgericht, S. 30 – 32, und Etzold, Hofgericht, S. 16, für das Hofgericht Rottweil, das nur mitunter als Kommissar tätig war. Diese Fälle stellten jedoch im Vergleich zur Gesamtnutzung des Verfahrens Marginalien dar. Die Adressaten der Kommissionsaufträge sind dabei genau zu unterscheiden. So mussten Schreiben an die Grafen von Sulz nicht per se mit dem Rottweiler Hofgericht in Zusammenhang stehen, wie beispielsweise Heinig, Friedrich III., S. 940 f., bei seinen Überlegungen als Prämisse vorausgesetzt hat. 978 Vgl. für das Hofgericht in Rottweil von Senckenberg, Abhandlung, S. 53; Speidel, Hof­gericht, S. 115  f.; Grube, Verfassung, S. 16 f.; Merzbacher, Österreich, S. 62 f.; Diestelkamp, Durchsetzung, S. 21; Laufs, Rottweil, S. 27; Etzold, Hofgericht, S. 96 f. 979 Solche Verbote einer Appella­tion gegen die Kommissionsentscheidung erschienen im Zusammenhang mit den Bekräftigungsformeln des Reichsoberhauptes, dass die Handlungen des Kommissars in seinem Namen erfolgen sollten. Typisch waren Formulierungen wie: dann was also darInn durch Euch fürgenomen gehanndlet bescheen und getan wirdet setzen und wellen wir aus Romisch keyser­licher macht volkomenheit und rechten wissen daz das alles krefftig und mechtig sein gehalten und voltzogen und dauon in dhein weise gewaigert noch Appellirt werden solle (HHStA Wien, RHR Antiq. 2, fol. 70v vom Juli 1478), oder: dann was also In söl­lichem allem durch dich erkant gehandelt unnd gethan wirdet wöllen wir auß Römischer keiyser­licher macht volkomenhait das söl­liches alles kreff­ tig mechtig und bestendig sei gehalten volnzogen und von dehainem tail Inainicher wyße da von nitt gewegert appelliert noch suppliciert sowider gehalten werden sölle… (HHStA Wien, RHR Antiq. 3, Konv. 2, fol. 101v vom November 1478). Vgl. auch HHStA Wien, RK Frid. 8, Konv. 2, fol. 108 – 111; RK Frid. 9, Konv. 1, fol. 88; RI XIII, H. 7, Nr. 14; H. 11, Nr. 527; H. 15, Nr. 201 und 404; H. 22, Nr. 187; H. 23, Nr. 670. 980 Vgl. Hageneder, Gerichtsbarkeit, S. 59.

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Anwendung.981 Ob dabei der Abschluss eines Schiedsvertrages diesen Vermittlungen vorausgegangen war, lässt sich aus den untersuchten Quellen heraus kaum entscheiden. Als könig­liche Schiedssprüche deklarierten sich jedenfalls die wenigsten der analysierten Fälle.982 Es muss auch hinterfragt werden, inwieweit unter der Rechtsvorstellung kaiser­licher Obrigkeit und z­ wischen der recht­lichen Konfliktentscheidung des Königs mit seinen Räten auf der einen und den Kommissionsaufträgen auf der anderen Seite die Verwillkürung auf den Herrscher kraft compromissum noch den Zeitverhältnissen entsprach. Konfrontiert wurde das Reichsoberhaupt jetzt öfters mit bereits erwirkten Schiedssprüchen Dritter, die bestätigt, durchgesetzt oder in Bezug auf ihre Auslegung und Interpreta­tion erläutert werden mussten.983 Mitunter ergab sich durch die neuer­liche Behandlung einer Streitsache ebenso deren Aufhebung.984 Blieben ferner einzelne Klagepunkte im Rahmen einer könig­lichen Vermittlung ungelöst oder konnten sie aufgrund unzureichender Sachkenntnis nicht geklärt werden, dann verfügten die Vergleichsurkunden vereinzelt die Fortsetzung des Verfahrens auf schiedsrichter­lichem Weg. Diese Aufgabe übernahmen dann 981 Aus den umfangreichen Quellenbeständen für Friedrich III. ließen sich ledig­lich die folgenden Fälle ermitteln, aus denen ein güt­licher Vergleich durch den ­Kaiser hervorgeht: RI XIII, H. 4, Nr. 907; H. 6, Nr. 16 f.; H. 7, Nr. 560; H. 9, Nr. 323; H. 10, Nr. 321 = H. 15, Nr. 268; H. 13, Nr. 132, 300 und 324; H. 15, Nr. 85; H. 18, Nr. 124; H. 19, Nr. 385 f.; H. 22, Nr. 16; H. 23, Nr. 21; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 301, 2148, 2578, 4102, 4123, 8676 und 8738; HHStA Wien, RK Frid. 7, Konv. 1, fol. 249v–250. 982 Vgl. in den Regestensammlungen z. B. Reg. Pfgf. II, Nr. 4168, 4352, 4499 und 4869, für Ruprecht, RI XI, Nr. 9215, für Sigismund, und RI XIII, H. 10, Nr. 28; H. 22, Nr. 38; H. 26, Nr. 42 und 804, sowie Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 1447, 1650, 2583, 2680, 3108 und 3213, für Friedrich III. Die Darstellung der schiedsrichter­lichen Konfliktbehandlung durch die Könige Ruprecht und Sigismund bei Schutting, Schiedsgerichtsbarkeit, S. 65 – 84, trennt d ­ ieses Verfahren zu wenig von den Kommissionsaufträgen und den güt­ lichen Vermittlungen, die ohne Schiedsvertrag auskamen. Erste Versuche dazu hat URH, Bd. XVI, S. XLII f., unternommen. 983 Vgl. die Bestätigung von Schiedssprüchen Dritter durch König Ruprecht Reg. Pfgf. II, Nr. 3460 – 3462 und 5881, für König Sigismund RI XI, Nr. 245, 932, 8679, 9458 und 10547, durch Albrecht II. RI XII, Nr. 547, sowie für Friedrich III. RI XIII, H. 3, Nr. 126; H. 4, Nr. 137; H. 11, Nr. 69; H. 14, Nr. 14; H. 17, Nr. 35; H. 18, Nr. 45; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 1588, 6868 und 1538; HHStA Wien, RHR Antiq. 5, Konv. 2, fol. 133v–141v. König­liche Befehle zur Exeku­tion von Schiedssprüchen oder Maßregeln gegen deren Missachtung sind in kleinerer Anzahl überliefert (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 4030 und 5945; RI  XIII, H. 13, Nr. 57). In ähn­lichem Umfang finden sich Erläuterungen zu Schiedssprüchen Dritter, die im Rahmen der fortgesetzten Lösung des Konfliktes durch das Reichsoberhaupt vorgenommen wurden (vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 640, 4895, 4931, 5671 und 5735; RI XIII, H. 2, Nr. 71; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 7894). 984 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 1789, für Ruprecht, sowie RI XIII, H. 4, Nr. 143; H. 13, Nr. 302, und Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 3228, für Friedrich III.

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Die Zeit der höfischen Konfliktverwaltung im 15. Jahrhundert

jedoch nicht der König oder dessen Räte, sondern andere, wohl von den Parteien vorgeschlagene und explizit benannte Schiedsrichter.985 Insofern wurde ein Großteil der könig­lichen Vermittlungen und schiedsrichter­lichen Streitbehandlungen nur noch im Namen des Herrschers, aber abseits des Hofes bewältigt. Hier wirkten die unterschied­lichen Verfahren konzeptuell in einem einzelnen Konflikt zusammen. Das Spektrum von Konfliktbehandlungsverfahren, das dem König im 15. Jahrhundert zur Verfügung stand, lässt sich trotz aller Verschiedenheiten zu den Verhältnissen der beiden vorangegangenen Jahrhunderte immer noch nach dem Ort ihrer Durchführung differenzieren. Am Hof hielt sich die persön­liche Streitentscheidung durch das Reichsoberhaupt, die jetzt von seinen Räten und in den 1460er und 1470er Jahren unter der Federführung des Reichskanzlers im kammergericht­ lichen Verfahren übernommen wurde. Obwohl alle diese Gerichtsakte im Namen des Herrschers erfolgten, kam der spätmittelalter­liche römisch-­deutsche König nicht ohne Funk­tionsträger aus, die ihn persön­lich von der regelmäßigen Abhaltung von Gerichtssitzungen entbanden. Dieses Konzept war seinerzeit auch in der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit verwirk­licht worden, die sich im Kern auf fest bestimmte Amtsträger stützte, ohne jedoch jemals auf Hofgerichtsstatthalter als flexible Vertreterschaft verzichten zu können. Dass die könig­lichen Räte ebenfalls an Vergleichsverhandlungen und Vermittlungen beteiligt waren, und damit d ­ ieses Verfahren in die neue Organisa­tion des Hofes eingepasst werden konnte, gilt dazu als Postulat. Außerhalb der Kommissionsbefehle und der Bevollmächtigung könig­licher Räte büßte der König seinen persön­lichen Anteil an der güt­lichen Streitbehandlung weithin ein. In das Zentrum seines Handelns rückte zumindest für die erste Hälfte der Herrschaft Friedrichs III. das kammergericht­liche Verfahren und damit die urteilsmäßige Konfliktentscheidung, die sich in jedem Einzelfall schrittweise von Zwischenurteil zu Zwischenurteil, von einem Gerichtstag zum nächsten und daher nur zöger­lich vollzog. Obschon die Anzahl von Kammergerichtsurteilen von der Thronbesteigung Friedrichs III. bis 1475 bemerkenswert hoch war, ließ sich nur der kleinere Teil aufkommender Konflikte am Hof bewältigen.986 Das gilt vor allem für die Zeit danach, als Delega­tionen vielfach mit dem Umstand begründet wurden, dass unseres keyser­lich Camergericht ytz in ubung nit ist.987

985 Vgl. Reg. Pfgf. II, Nr. 548 und 2439; RI XIII, H. 2, Nr. 78; H. 13, Nr. 331; H. 26, Nr. 169. 986 Maurer, Königsgericht, S. 113, Anm. 112, ist zu einem ähn­lichen Befund gekommen und hat den Anteil der Kammergerichtsprozesse am Gesamtaufkommen aller Streitsachen am Hof mit einem Drittel angegeben. 987 HHStA Wien, RHR Antiq. 2, fol. 70v vom 18. Juli 1478, und vgl. zudem z. B. HHStA Wien, RHR Antiq. 1, Konv. 1, fol. 250r; Konv. 3, fol. 251; RHR Antiq. 2, fol. 56, 89r, 106, 402 – 403, 659 – 660, 661/18 und 726; RHR Antiq. 3, Konv. 1, fol. 200 – 201 und 409 – 410; Konv. 2, fol. 173r; RK Frid. 2, Konv. 5, fol. 16 und 20; Konv. 6, fol. 3v und 23r;

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Die überwiegende Mehrheit der Konflikte, die das Reichsoberhaupt auf dem Weg von Klage und Appella­tion erreichten, wurde am Hof des Monarchen nicht eingehend sach­lich geprüft oder gar verhandelt, sondern mit könig­lichen Mandaten beantwortet. Sie beließen die Streitenden und ebenfalls potentielle Vermittler oder Schiedsrichter am Ort des Geschehens. Mit den schwach ausgebildeten Verwaltungsformen in der Zentrale stellte sich diese Form der „Regierung per Reskript und Mandat“ im 15. Jahrhundert tatsäch­lich als alternativlos dar.988 In der unmittelbaren Konsequenz musste den Begehren der Petenten überwiegend entsprochen werden, was aber nicht auf weitreichende Flexibilität und bestechende Koopera­ tionsbereitschaft des Königs, wie Ralf Mitsch es zu beweisen versucht, zurückgeführt werden sollte.989 Die fallweise Delega­tion fing immerhin die Zunahme an Konflikten, die dem Reichsoberhaupt zur Lösung präsentiert wurden, im Wissen und Willen der Streitenden ein Stück weit auf. Dementsprechend dürften die von Johann Lechner und Peter Moraw lancierten Bewertungen, dass hinter dem Kommissionsverfahren ein „schwacher Notbehelf“ bzw. ein „System von Aushilfen“ stecke, den Bedingungen spätmittelalter­licher Königsherrschaft nicht gerecht werden.990 Gewarnt werden muss bei dieser Argumenta­tion überdies vor der Prämisse, die endgültige Lösung jedweder Konflikte im Reich dem König von vornherein als Herrschaftsaufgabe aufzuerlegen. Unabhängig davon, mit welchem Verfahren der König auf einen Konflikt reagierte, die Schwierigkeit der Exeku­tion seiner Willensäußerungen und die Frage nach deren Verbind­lichkeit berührten sie alle gemeinsam. Prinzipiell blieb das Reichsoberhaupt auf die Konzessionsbereitschaft der Streitenden zur Beendigung ihrer Auseinandersetzung angewiesen, die sich in begrenztem Umfang und oft nur äußerst langsam steigern ließ.991 Neben der

988 989 990

991

RK Frid. 3, Konv. 4, fol. 20r; RK Frid. 8, Konv. 2, fol. 286; RI XIII, H. 1, Nr. 101; H. 2, Nr. 169; H. 5, Nr. 271; H. 10, Nr. 284; H. 11, Nr. 475 f.; H. 16, Nr. 87 und 150. Vgl. die Kritik an der unregelmäßigen Abhaltung von Kammergerichtssitzungen bei Lechner, Reichshofgericht, S. 52. Mitsch, Kommissionswesen, S. 377. Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 58. Lechner, Reichshofgericht, S. 66, bzw. Moraw, Verfassung, S. 174. Ob das Reichsoberhaupt mit dem Kommissionswesen tatsäch­lich zielgerichtet versuchte, die „strukturellen Schwächen“ seiner Herrschaft zu überwinden und dabei vor allem am inkonsequenten Einsatz ­dieses Mittels scheiterte, wie Mitsch, Kommissionswesen, S. 202, vermutet, kann letztend­lich nur schwer verifiziert werden. Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 13, stellt an anderer Stelle selbst fest, dass keinerlei Bemühungen des Königs, d ­ ieses Verfahren zu verbessern, nachweisbar ­seien. Diestelkamp, Recht, S. 210, hat für die Tätigkeit des Reichskammergerichts in der Frühen Neuzeit das Verfahrensziel treffend als „Wiederherstellung des Rechtsfriedens durch verfahrensregulierte Konsensbildung“ beschrieben.

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Androhung von Sank­tionen, den Aufforderungen zur Gewaltanwendung und der stetigen Bekräftigung von bereits vorgenommenen Willensäußerungen lag in der Kombina­tion der verschiedenen Verfahren womög­lich ein entscheidender Schlüssel, die unterschied­lichen Interessen der Parteien zu berücksichtigen und – notfalls auf lange Sicht – zur Versöhnung beizutragen.

6.3 Landes- und stadtherrliche Gerichtsbarkeit und die Rudimente der überregionalen königlichen Gerichtsbarkeit in der Frage der Zuständigkeiten und Libertäten Die Ausbildung einer hierarchischen Ordnung von Gerichtsbarkeiten im Reich, mit dem kammergericht­lichen Verfahren an deren Spitze und den territorialen Hofgerichten sowie den Stadtgerichten der Reichsstädte darunter, trat im Laufe des 15. Jahrhunderts immer mehr in den Vordergrund. Diese Form von Instanzen schien als Synthese der ständischen Strukturelemente des Reiches einerseits und mit den römisch-­kanonischen Rechtsvorstellungen anderseits prinzipiell durchsetzungsfähig, wenn auch einzelne Fragen auf den Reichsversammlungen noch auszutarieren waren. Dennoch hatten sich mit der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit, der westfä­lischen Feme und dem schiedsrichter­lichen Streitaustrag der Reichsfürsten Konfliktbehandlungsverfahren erhalten, deren Ursprung einige Jahrhunderte zurücklag. Doch wurden sie spätestens jetzt allesamt von vollständig gewandelten Rahmenbedingungen erfasst und ihre Existenz zum Teil heftigst infrage gestellt. Hinter diesen Verfahren standen sowohl könig­liche Privilegien und Libertäten, individuelle Herrschaftsansprüche und Selbstbehauptungsdrang als auch die politischen Kalküle des Territorialisierungsprozesses, wobei jedes für sich allein bereits Anlass bot, ener­gisch verteidigt zu werden. Bisweilen entluden sich die Formkräfte in handfesten recht­lichen Konflikten oder blieben Dauerthema der Reichstagsdebatten. Die Ursachen solcher Zwistigkeiten entspannten sich dabei vor allem um die Frage nach dem Platz der tradierten Verfahren in der vertikalen Hierarchie von Gerichtsbarkeiten.992 Letztere hatte näm­lich den Raum für ein offenes Nebeneinander, wie er in der älteren Zeit bestanden hatte, zunehmend aufgezehrt. Inwieweit sich die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit, die Feme und das fürst­liche Schiedswesen noch im Rechtsleben des römisch-­deutschen Reiches am Ende des Mittelalters zu halten vermochten, hing nun davon ab, in welchem Maße sie mit Hilfe von Zuständigkeitsdefini­tionen in die neue Ordnung integriert werden konnten. Es sei dabei vorweggenommen, dass diesen

992 Vgl. Jack, Ehafte, S. 15.

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Integra­tionsprozess – mehr oder minder vollständig – immerhin einige der genannten Verfahren erfolgreich beschritten, nicht zuletzt auch weil mächtige Reichsglieder ihren Fortbestand garantierten. Das Reichsoberhaupt war in diesen Prozess und in den damit einhergehenden Auseinandersetzungen zumeist als Schlichter und Vermittler involviert. Zugleich fungierte es als recht­licher Bezugspunkt, waren doch die kaiser­lichen Landgerichte, die Feme und das Konstrukt von Reichsunmittelbarkeit und Fürstenstand in ganz erheb­lichem Umfang an seine spätmittelalter­liche Königsherrschaft angelehnt. 6.3.1 Zuständigkeitsstreitigkeiten mit den kaiserlichen Landgerichten Seit im 14. Jahrhundert die kaiser­lichen Landgerichte durch den Territorialisierungsprozess fast vollends in die Abhängigkeit von geist­lichen und welt­lichen Reichsfürsten bzw. einzelner Reichsstädte gelangt waren, war zwar der Einfluss des Königs weitgehend geschwunden, das Attribut ihrer kaiser­lichen Herkunft trugen die jeweiligen Herrschaftsträger nun aber noch demonstrativer vor. Sie betrachteten die mit den Landgerichten verbundene Gerichtsbarkeit als Privileg und Vorrecht, über das sie im Gegensatz zu anderen Reichsgliedern verfügten. Den besonderen Wert dieser Rechtstitel bildete nicht allein die Vergrößerung der Summe von Rechten in der Hand eines Herrschaftsträgers, sondern die nominelle Partizipa­tion an der Gerichtsbarkeit des Reichsoberhauptes, die höherrangig, räum­ lich weitgefasster und verbind­licher als die eigene landesherr­liche oder städtische Jurisdik­tion erscheinen musste. Diese Stellvertreterschaft des Kaisers im Gericht war hinreichend genug, eine großräumige oder gar reichsweite landgericht­liche Zuständigkeit zu postulieren.993 So orientierte sich das Argument, dass der ­Kaiser und somit auch die kaiser­lichen Landgerichte überall im Reich richten dürften, durchaus an einer konkreten Rechtsvorstellung, die im 13. Jahrhundert anerkannt war; doch setzte sich mit den Untertanenverbänden der Landesherrschaften und den Bürgerschaften der Städte ein kleinräumigeres Konzept gericht­lich-­räum­licher Zuständigkeit durch. Ausdruck dieser Entwicklung waren die Exemtionsprivilegien, welche die Untertanen in ihrem Gerichtsstand auf ihre jeweiligen Herrschaftsträger verpflichteten und nur für die Fälle der Rechtsverweigerung und -verzögerung die 993 Vgl. für das Rottweiler Hofgericht Wurst, Hofgericht, S. 6, und Kohler, Beiträge, S. 11; für das kaiser­liche Landgericht der Burggrafen von Nürnberg von Andrian-­Werburg, Albrecht Achilles, S. 56, und Ger­lich, Staat, S. 302. Wie planmäßig ­dieses Vorgehen der Herrschaftsträger erfolgte, kann kaum bewiesen werden, obwohl Henner, Gewalt, S. 142, und Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 62 – 65, dies für Markgraf Albrecht von Brandenburg und das Nürnberger Landgericht unterstellen.

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könig­lichen Verfahren vorsahen. Immer mehr der Exemtionsprivilegien erwähnten schließ­lich auch die kaiser­lichen Landgerichte nament­lich.994 Wie wirkmächtig und letzten Endes auch unbestritten die räum­liche Zustän­ digkeitsdefini­tion von Gerichtsbarkeit war, zeigte sich seit dem frühen 15. Jahrhundert auch bei den kaiser­lichen Landgerichten, die sie nun absorbierten. Die Rottweiler Hofgerichtsordnung der 1430er Jahre beispielsweise skizzierte anhand geographischer Marksteine einen gericht­lichen Zuständigkeitsbereich, der mehr als ganz Schwaben umfasste.995 Dass in dieser Großregion des römisch-­deutschen Reiches gleich eine ganze Reihe anderer Herrschaftsträger mit eigener Gerichtsbarkeit ansässig war, muss nicht eingehender dargestellt werden. Deren Anspruch, die Gerichtsbarkeit über sämt­liche Untertanen ihres herrscher­lichen Besitzstandes auszuüben, war mit den Raumvorstellungen der kaiser­lichen Landgerichte unvereinbar. Mit den Exemtionsprivilegien hatten nun auch die Landesherren könig­liche Urkunden erlangt, die mit den könig­lichen Rechtstiteln der kaiser­lichen Landgerichte eine reichsrecht­liche Pattstellung zu erzeugen drohten. Diese Situa­tion trat erst verspätet ein, als die Herrschaftsträger die Einhaltung ihrer Gerichtsfreiheiten 994 S. o. Abb. 4 auf S. 243. 995 Vgl. AHGO, T. 1, Art. 6: Des hailigen richs hofgericht zu Rotwil hat von alter her gerichtet von Rotwil bis an den first vnd an das birg yenhalb OberElses vnd hiedishalb dem birg den Rin ab vnd ab bis gen Coeln vnd nit fürab vnd hiedißhalb dem Rin wider hervf gen Franckfoerd vnd als wyt Franckenlant gat bis an den Düringwald vnd in Franken vnd Swainfelden bis an Payerland vnd hiedishalb Payern ynher bis gen Augspurg an den Lech vnd nit vber den Lech vnd vor dem birg ynher, was vor dem birg lit gen Swaben zu bis gen Cur vnd was n demselben strich vnd kraiß vmbher lit gen Appenzell, gen Swycz, gen Lucern, gen Bern, gen Friburg in Vochtland vnd denselben kraiß vmbher bis gen Welschennuwenburg vnd da dannen ynher bis gen Brunentrut, gen Mümpelgart vnd nit füro vnd daselbs wider heryn bis an den first vnd an das birg yenhalb OberElses vnd an alle ende, so zwüschen den vorgeschriben kraissen von ainem an den andern ligend wyt, lang vnd brait. Vgl. dazu ferner Thudichum, Rottweil, S. 72 f. Die Konstruk­tion eines Sprengels dürfte sich auf die Rechtspraxis gestützt haben, indem die Zeitgenossen beispielsweise die vorhandenen Gerichtsbücher nach den Streitparteien und deren herrschaft­licher Zugehörigkeit systematisch auswerteten. So umfasst das StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 3365, D.47.2.3 = fol. 8 – 12, eine Auflistung von Ladungen der Bürger von Dinkelsbühl, Bamberg, Windsheim, Eichstätt und Nürnberg vor das Nürnberger Landgericht, die aus den Gerichtsbüchern exzerpiert worden war. Ein weiteres Verzeichnis ist für die Vorladungen von bayerischen Unter­tanen vor das burggräf­liche Landgericht in Nürnberg erhalten (vgl. StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 3365, D.47.3.1 = fol. 2 – 7), die wohl in die Zeit der Auseinandersetzung Markgraf Albrechts mit Herzog Ludwig von Bayern in den 1450er Jahren gehören dürfte. Ein kurtze Verzaichnus findet sich im StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 40, für die Untertanen der Bistümer Bamberg und Würzburg. Darin wurden hinter den Parteinamen die Seitenzahlen der jeweiligen Klagebücher des Nürnberger Landgerichts notiert, die den Fall dokumentierten.

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aktiver einforderten und eine stetige Abforderungspraxis in Gang kam. Es kann – konträr zur Forschung zur kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit – gar nicht genug betont werden, dass die Landgerichte im späten 13. Jahrhundert gerade nicht über eigene Gerichtssprengel verfügten, die von Beginn an ein fundamentales Konkurrenzverhältnis zur landesherr­lichen Gerichtsbarkeit begründeten.996 Eher doch überschnitten sich die gericht­lichen Zuständigkeiten erst, als beide Seiten erstens unbeirrt von einer räum­lichen Zuständigkeitsdefini­tion ausgingen und sie zweitens recht­lich instrumentalisierten. Welche Rechtsansprüche hier die besseren waren, hing trotz der eigenmächtigen Sprengelkonstruk­tion der kaiser­lichen Landgerichte lange in der Schwebe, denn das Reichsoberhaupt hatte hierbei über die Priorität zweier widersprüch­lich wirkender Königsurkunden zu befinden. Wie unterschied­lich die beiden Argumenta­tionslinien verliefen, illustrieren Prozessdokumente aus dem Konflikt der Stadt Köln mit dem Landgericht der Burggrafen von Nürnberg, die im Bamberger Staatsarchiv überliefert sind. Anlass der Auseinandersetzung war die Ladung der Stadt Köln vor das Landgericht am 13. März 1434, gegen ­welche die Bürgerschaft an den Hof Sigismunds appellierte. Darin beklagten die Kölner, das sulch Lanntgericht von Nürmberg nit weyter noch verrer zerichten unnd zugebieten hat dann soferre die herschafft der Margrafschafft ader Burg­ grafschafft daselbst sich In Irn kreiß strecket und ist das und annder Lanntgericht von Romischen keysern und konigen geordent und eingesetzt Ein yeder In seiner kreiß und termine und nit weyter zurichten als solchs wol In dem name zuversteen ist umb das sie Lanntgericht haissen und gnant sind also das einem yeden sein Lanndt zusteet dorInne so­lichs gericht dann lauff haben und gehalten sol werden.997 Die Bürger negierten also 996 Mit Einschränkung gelten daher nur die zu pauschalen Aussagen von Battenberg, Beiträge, S. 15 f.; Fahrner, Landfrieden, S. 58; Grube, Verfassung, S. 20 f.; Baltl, Gerichtsverfassung, S. 55; Merzbacher, Österreich, S. 51 f.; Speidel, Hofgericht, S. 74 f.; Heimpel, Deutschland, S. 105 f.; von Senckenberg, Abhandlung, S. 80 und 98; Diestelkamp, Durchsetzung, S. 16 f.; von Andrian-­Werburg, Albrecht Achilles, S. 58; Schmidt, Herzogtum, S. 45; Merzbacher, Iudicium, S. 1 und 29. Irrig ist insbesondere die Feststellungen von Grube, Verfassung, S. 15, die das Rottweiler Hofgericht zum obersten „Reichsgericht für Schwaben“ stilisiert. Umso mehr zu bekräftigen ist Jänichen, Hegau, S. 16, der in Bezug auf das Landgericht im Hegau für das 14. Jahrhundert konstatiert hat, dass zu dieser Zeit keineswegs ein streng abgegrenzter Gerichtsbezirk bestanden habe. 997 StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 6055, fol. 9r als Abschrift. Eine ähn­liche Logik beinhaltet ein Hofgerichtsurteil des Hofrichters Herzog Přemysl von Teschen vom 1. Oktober 1360 auf eine Urteilsfrage der Bürger von Würzburg, ob die Klagen, Ladungen und Achtsprüche von anderen Landgerichten gültig s­eien, wenn das kaiser­liche Landgericht des Herzogtums Franken regelmäßig abgehalten werde. Darauf entschieden die Urteiler, dass Würzburg dem Herzogtum Franken zugehörig sei, weshalb die Stadt auch die Gerichtshandlungen d ­ ieses Landgerichts zu achten habe, währenddessen die Akte anderer Landgerichte kraftlos ­seien (vgl. URH, Bd. VIII, Nr. 72).

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keineswegs die Gerichtsbarkeit des Landgerichts. Sie gingen jedoch fest davon aus, dass seine Tätigkeit auf einen festen Bereich begrenzt sei, der sich anhand der Nomenklatur des Gerichts auf die Markgrafschaft Brandenburg und die Burggrafschaft Nürnberg und damit die Landesherrschaft der Zollern beschränke, wo Köln gerade nicht hinein gehöre. Existieren könne, so die Prämisse, in jedem Land nur ein einziges Landgericht. In einer Stellungnahme reagierte die burggräf­liche Seite auf diesen Punkt: als sie antziehen das Lanntgericht solt In seinen zirckeln der Burg­ graventhumbs bleiben und heisse darumb ein Lantgericht das es nicht über Lennder Sunder über das Lanndt dem es gegeben sey bleiben sulle etc. … dargegen bedunckt mich gut sein horn zulassen konig Rudolffs guldein Bullen darnach konig Albrechts die dem Lanntgericht einen namen schopffen und außlegen was gerichts es ist und wie der Burggrave nicht als ein Burggraf Sunder an der keysers stat dasselb Lanntgericht besitzez und alle richtende gericht richtet.998 Damit rekurrierte die zollerische Partei auf die deut­lich älteren Privi­legien, ­welche die Burggrafen von König Rudolf von Habsburg erhalten hatten.999 Die Prämisse der Kölner erkannten sie dabei offenbar an, indem sie darlegten, dass das Landgericht gerade nicht in Ausübung des Burggrafenamtes abgehalten werde, sondern allein in persön­licher Stellvertretung des Kaisers. Sigismund ließ daraufhin am 1. Oktober 1434 einen Kommissionsauftrag an den Bischof von Würzburg abgehen, diesen Streit zu entscheiden.1000 Die Verhandlungen erwiesen sich als zählebig, selbst Friedrich III. war in den 1460er Jahren immer noch mit der Behandlung d ­ ieses Zuständigkeitskonfliktes beschäftigt, bevor 1001 er ungelöst versandete. 998

StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 6056, fol. 30r. Die kaisergleiche Stellung des burggräf­lichen Landrichters parierten die Kölner: wann sulte das lantgerichte so gemeinyt­lich obir all richten und gebieten so wer kein uberkeit noch undirscheyt ­zwischen des heyligen Richs Camer und hoffe gericht und dem vorgn. lantgericht, das doch bil­lich nicht zu zulassen sey (StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 6055, fol. 2v). 999 Vgl. Mon. Zoll. II, Nr. 129, und zur Nutzung der Privilegien innerhalb der Konflikte des 15. Jahrhunderts Bourrée, Dienst, S. 368 – 418, und Bourrée, Bedeutung, insb. S. 271 – 276. 1000 Vgl. RI XI, Nr. 10903. 1001 Am 9. November 1436 forderte Sigismund den Würzburger Bischof neuer­lich auf, seine Vermittlung z­ wischen den Parteien fortzusetzen und dem wohl auf Betreiben der Stadt erfolgten Einspruch des Papstes nicht nachzugeben, weil dieser sich ohnehin nicht in welt­liche Sachen einmischen dürfe (vgl. RI XI, Nr. 11518). Ein günstiges ­Mandat erlangte dann Markgraf Albrecht von Brandenburg am 21. Juli 1456, worin ­Friedrich III. erklärte, dass die Freiheiten und Exem­tionen der Stadt Köln den Libertäten und Privilegien des Hohenzollers am Landgericht Nürnberg unschäd­lich sein sollen (vgl. StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 704, D.45.4.2, fol. 1 – 5). Daraufhin setzten wohl Bemühungen ein, den Konflikt im Kammergericht zu behandeln, tatsäch­ lich zeugen zahlreiche Ladungen (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 155a, 155b, 164 f. und 219 f.)

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Einige Jahre ­später hatte sich die Missachtung des württember­gischen Evoka­ tionsprivilegs ­zwischen dem Rottweiler Hofgericht und den Grafen von Württemberg zu einem Streit zugespitzt. Am 10. Juli 1468 hatte Friedrich III. einen Verbotbrief an Hofrichter Graf Johann von Sulz unterfertigt, der ihn aufforderte, sämt­liche Prozesse gegen die Untertanen des Württembergers zu unterlassen, dessen Libertät anzuerkennen und alle bisherigen Handlungen als kraftlos anzusehen.1002 Doch schon am 3. September 1471, als der Streit nach wie vor virulent war, begünstigte der Habsburger das Hofgericht mit einem Privileg, wonach mit den Ächtern des Rottweiler Gerichts niemand Gemeinschaft haben solle. Dagegen sei kein Einspruch, auch nicht auf Basis bestehender Rechtstitel, zulässig.1003 Bis hierin wechselten sich die Klagen gegen die Nichteinhaltung der Exemtionsprivilegien mit den Beschwerden wegen der Missachtung der Handlungen des Gerichts am Königshof ab – das Reichsoberhaupt reagierte zugunsten beider Streitparteien und hielt so den Konflikt in der Schwebe. Am 14. Dezember 1472 schließ­lich kam ein Vergleich z­ wischen beiden Seiten zustande, den Erzbischof Adolf von Mainz und Markgraf Albrecht von Brandenburg im kaiser­lichen Auftrag vermittelt hatten. Darin wurde nun einerseits entschieden, alle Streitsachen gegen die gräf­lichen Räte, Diener und Untertanen an dessen Räte zu weisen, und Prozessverschiebungen (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 166, 189, 192, 234, 247 und 250) davon, wobei die letzte den Gerichtstag schon auf den 1. Mai 1467 verlegte. Zudem hatte der K ­ aiser vor dem 3. September 1464 dem Erzbischof Johann von Trier neuer­ liche Vergleichsverhandlungen z­ wischen den Streitenden anempfohlen (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 224). 1002 Vgl. HStA Stuttgart, A 148, Nr. 14 als Vidimus der Stadt Esslingen. Weitere Befehle des Kaisers folgten am 10. Juli 1468 bzw. am 4. Juni 1469, die vom Rottweiler Hofrichter verlangten, die Gerichtsfreiheit des Württembergers nicht weiter zu verletzen und den vorgebrachten Abforderungen zu entsprechen (vgl. RI XIII, H. 5, Nr. 186 f.; H. 8, Nr. 278 und 284, bzw. HStA Stuttgart, A 148, Nr. 16). Ein kammergericht­liches Verfahren kam daraufhin am Hof Friedrichs III. in Gang – dafür ist eine Prokura­tionsvollmacht des Hofgerichts vom 15. September 1470 überliefert (vgl. HStA Stuttgart, C 1, U6). Eine Ladung des Hofrichters und der Urteilssprecher war zuvor am 17. März 1470 erfolgt (vgl. HHStA Wien, RHR Antiq. 3, Konv. 2, fol. 180r–181r). 1003 Vgl. HStA Stuttgart, A 148, Nr. 17: … Also w ­ elche Achter oder aberachter so auf Rechtverttigung der cleger oder umb so­lich vorbestymbt frevel zu Acht oder Aberacht bracht weren … daz sy dann dieselben achter und aberachter austriben ferrer kein gemeinschaft mit In haben und sich darinen die zuenthalten oder gemeinschaft mit In zutreiben e­ inicher sö­licher vorgeschriben gnaden noch freyheiten so von unsern vorfaren oder nachkomen am Reich Romischen keysern oder künigen gegeben sein oder werden möchten nit behelffen gebrauchen noch hiewider zustatten komen söllen oder mögen in einich weise. Dieses Privileg zugunsten des Rottweiler Hofgerichts nahm Bezug auf die erteilten Ächterhausungsprivilegien, über das die Grafen von Württemberg seit dem Jahre 1415 verfügten (vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1186).

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andererseits blieb es aber bei den für Rottweil typischen Ehehaften als gericht­ lichen Vorbehalten, ­welche die württember­gische Seite anzuerkennen hatte.1004 Der 1472 erreichte Stand wandelte sich erst wieder am 20. August 1495 endgültig zugunsten der Württemberger, als König Maximilian Herzog Eberhard mit seinen Dienern und Untertanen vom Rottweiler Gericht ausdrück­lich einschließ­lich der Fälle der Ehehaften befreite.1005 Die Anzahl solcher Zuständigkeitskonflikte ließe sich für das 15. Jahrhundert noch reich­lich vermehren; bisweilen entstanden die Streitigkeiten sogar ­zwischen mehreren kaiser­lichen Landgerichten. So musste Markgraf Albrecht von Brandenburg nach einer längeren Auseinandersetzung mit Herzog Ludwig von Bayern und dessen Landgerichten in Hirschberg und Graisbach sein Landgericht ab dem Jahr 1460 für fast drei Dekaden ganz ruhen lassen.1006 Auch z­ wischen dem Landgericht des Herzogtums Franken und dem Nürnberger Landgericht musste ein Rechtsstreit die offenen Zuständigkeitsfragen behandeln.1007 Im Westen des Reiches war ein ähn­licher Konflikt z­ wischen dem Rottweiler Hofgericht und dem Landgericht im Oberelsass entfacht.1008 Eine finale Klärung der Zwistigkeiten brachte keines 1004

HStA Stuttgart, A 148, Nr. 19: Item ob aber ainicher oder mer in obgemelter mass, unns oder unnsern erben, zurgehorig unnd gewanndt, uff das hovegericht geladen, oder mit verkhundung furgenomen wurden in aucht oder bann werenndt oder das sich der oder die freyheidt in versigelten brieve vertzigen hetten, oder das es erlanngte und ervolgte recht, uf dem hovegericht erkhobert, unnd ussganngen anruerte, oder da Lanndtgericht ubergriff theten, unnd weiter richtenndt, dann Ir gerichtskrayse were, da seyen der hoffrichter unnd urthelsprecher … nach unser freyhaitsage das zuweysen auch nit schuldig. Hofrichter und Urteilssprecher verpflichteten sich am 14. Dezember 1472 auf den Vertrag (vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 1278). 1005 Vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 1637, sowie die konzise Schilderung der Ereignisse bei Frey, Hofgericht, S. 82 f. 1006 Vgl. Milbradt, Parteien, S. 87 f.; Vogel, Ludwig von Eyb, S. 40 – 42; Bourrée, Bedeutung, S. 277 – 282; Rieder, Landgericht, S. 102 – 104; Kraus, Sammlung, S. 280; Follak, Landesordnung, S. 9; Thudichum, Rottweil, S. 65; Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 70 f. Die 1460 abgeschlossene Richtung sah unter anderem vor, … das die Landsäßen unnd Zuwoner des Gaues unnd fürstenthumbs zu Bayern, auch die, die zun der fürsten von Bayern, unnd das genannt zu hertzogs Ludwigs unnd seiner erben herschafften oder gerichten yetzund oder hernachmalen wonhafftig unnd geseßen sind, unnd darzu Ir aller hab unnd gut hyefüro zu ewigen zeyten mit dem Landtgericht, des burggrafthumbs zu Nüremberg, nit fürgenomen bekömert, noch wider sie prozediert werden … (StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 58). 1007 Vgl. den Briefwechsel in StA Nürnberg, Rep. 119a, Nr. 44; von Andrian-­Werburg, Albrecht Achilles, S. 59. 1008 Vgl. ausführ­lich Etzold, Hofgericht, S. 100 – 106, sowie HStA Stuttgart, B 203, Bü 1, Konv. 5, fol. 1 – 2r, mit dem Gebot ­Kaiser Sigismunds im Jahre 1434, die Rechte des Rottweiler Hofgerichts zu achten. Aus der Acht des Landgerichts im Oberelsass

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der eingeschlagenen Konfliktbehandlungsverfahren, zumal das Reichsoberhaupt über das ganze 15. Jahrhundert hinweg Privilegierungen zugunsten der kaiser­ lichen Landgerichte deren jeweiligen Herrschaftsträgern konfirmierte, die ihrerseits wiederum Teil landesherr­licher Konfliktführung waren.1009 Dennoch muss bei all diesen Streitfällen um (land-)gericht­liche Zuständigkeit unterstrichen werden, dass in der Regel konkrete Konflikte, die auf die Untertanen und nicht primär auf die Herrschaftsträger selbst zurückgingen, die Ursache dafür bildeten, Appella­tionen, Abforderungen oder Exemtionsprivilegien nicht zu beachten. Erst dann konnten sich die Herrschaftsträger auf ihre Libertäten berufen und den Streit auf eine höhere Ebene heben.1010 Auf dem Wege der Appella­tion gingen diese Konflikte dem König vergleichsweise häufig zu. Er erklärte daraufhin, die Appella­tion anzunehmen, dass alle bisherigen Gerichtshandlungen aufgehoben ­seien und künftig der Landrichter und die Urteilssprecher ihr Verfahren in dem Fall nicht fortsetzen sollten. Dabei wog die Anzahl von Privilegienbestätigungen und Unschäd­lichkeitserklärungen zugunsten der Inhaber der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit die Menge der Inhibi­ tionen im 15. Jahrhundert einigermaßen auf – eine abschließende und tragfähige Lösung der Zuständigkeitskonflikte ging deshalb wohl vom Reichsoberhaupt nicht aus. Dennoch war der Königshof Hauptadressat solcher Streitsachen: Friedrich III. war vor allem in Bezug zum Rottweiler Hofgericht oft gefordert, s­ olche Zwistigkeiten zumindest zeitweise zu beheben.1011 Insofern die kaiser­lichen Landgerichte ihre Gerichtstätigkeit nicht völlig einstellen wollten, blieb nur die Op­tion vertrag­licher Arrangements mit den opponierenden Landesherren und Städten, die entweder Teil der geschlossenen Vergleiche waren oder separat z­ wischen den Beteiligten abgeschlossen wurden. Friedrich Merzbacher hat für das Würzburger Landgericht konstatiert, dass sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Appella­tionen zunehmend auf den Würzburger Kirchenfürsten wurden Hofrichter und Urteiler von Rottweil jedoch erst am 29. Oktober 1436 gelöst (vgl. Etzold, Hofgericht, Nr. 478). 1009 Vgl. für das Rottweiler Hofgericht die zahlreichen Bestätigungen Reg. Pfgf. II, Nr. 3667 und 4412; RI XI, Nr. 6555, 9001, 9673 und 10460; Etzold, Hofgericht, Nr. 733; RI XIII, H. 4, Nr. 826. Bekräftigend wirkten ebenso die Urkunden und Briefe zugunsten des kaiser­lichen Landgerichts des Herzogtums Franken RI XI, Nr. 5853; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 5384. Vgl. für das Nürnberger Landgericht analog z. B. StA Bamberg, Mgft. Brandenb., GHAP, Nr. 704, D.45.2.2, fol. 25 – 28; D.45.2.5, fol. 11 – 13; D.45.6.1; D.45.6.2; D.45.6.3; StA Nürnberg, Rep. 119ad, Nr. 139 und 159 f. 1010 Vgl. Baumbach, Gerichtsbarkeit, S. 177 f. 1011 Vgl. z. B. RI XIII, H. 4, Nr. 777 und 824; H. 5, Nr. 162, 174 und 187; H. 7, Nr. 327, 397 und 828 – 830; H. 8, Nr. 278 und 284; H. 17, Nr. 79; H. 23, Nr. 567 und 586; H. 27, Nr. 77, 114 und 155 – 157; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 2363, 2502, 4977, 5098, 6423, 6553 und 7425; HHStA Wien, RHR Antiq. 3, Konv. 2, fol. 180 – 181r.

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konzentrierten.1012 Erzherzog Sigmund von Österreich bat im Streit mit dem Rottweiler Hofgericht den K ­ aiser, alle Appella­tionen, die aus den Vorlanden und den habsbur­ gischen Herrschaften in Schwaben nach Rottweil gelangten, an ihn und seine Räte zurückzuverweisen.1013 Dies dürfte auch erklären, weshalb der ­Kaiser die an den Hof gelangten Appella­tionen auffällig oft an die geist­lichen und welt­lichen Herrschaftsträger kommittierte und so der räum­lichen Zuständigkeitsvorstellung auf einem Umweg doch entsprach. Herzog Albrecht von Bayern erreichte am 16. Dezember 1447 bei K ­ aiser Friedrich III. gar ein Appella­tionsprivileg, das bestimmte, Appella­tionen vom kaiser­lichen Landgericht in Hirschberg zunächst selbst zu behandeln, bevor die Streitsache durch ein Rechtsmittel vor den ­Kaiser gebracht werden konnte.1014 Mit dieser Zuständigkeitsdefini­tion, sofern sie dauerhaft durchgesetzt werden konnte, waren die kaiser­lichen Landgerichte unterhalb der persön­lichen Rechtsprechung der Landesherren auf der dritten Ebene der Hierarchie von Gerichtsbarkeit eingeordnet. Die Herrschaftsträger mussten hierfür darauf verzichten, das kaiser­liche Prädikat ihres Landgerichts immerfort zu betonen, und sich bereitfinden, es als landesherr­liches Gericht ohne reichsweite Zuständigkeit zu betrachten.1015 Letzteres war im Sinne des gemeinen Rechts per se auf territorialen Besitzstand des Landesherrn festgelegt. In Rottweil und Nürnberg, wo diese Selbstbeschränkung vor dem Ende des Mittelalters nicht mehr oder nur temporär erreicht wurde, setzten sich die Zuständigkeitskonflikte bis in die Frühe Neuzeit fort, so lange, bis fremde Untertanen von sich aus die Klage vor diesen Landgerichten unterließen. 1012 Vgl. Merzbacher, Iudicium, S. 124 f. 1013 Vgl. Hofacker, Herzogswürde, S. 87. 1014 Vgl. Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1515: wanne das gemeine recht sein, wer von einem nidern richtern appellieren oder dingen wolle, das der an den nechsten obern richter sich dingen solle … also, nu hinfur ein ieg­licher, wer der ist, der sich von ­einicher urteil, we­licherlei die ist, die an dem lanntgericht zu H(irschberg) gesprochen wirt, als ­beswärt beruffen und appelliern will, das sich der on mittel an den vorgenanten unsern oheim herczog Albrechten oder seine erben, der dasselb lanntgericht innhat, als den nechsten obern richtern beruffen und appeliern sol und sust an keinen andern richter. Were aber, daz der, der also geappelliert hette, oder der widerteil sich von unserm vorgenanten oheim … beducht beswärt zu sein, derselb mag dann furbaß sich an uns oder unser nachkomen Römisch keiser oder kunig auch beruffen und seiner appellacion nachkomen nach ordnung des rechten. Auch in ­diesem Dokument trat die römischrecht­liche Vorstellung von vertikal geordneter Gerichtsbarkeit im Reich deut­lich hervor. Vgl. zu ­diesem Privileg Rosenthal, Geschichte, S. 107; Bross, Appella­tionsbestimmungen, S. 32; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 146. Anders hatte König Sigismund noch am 9. November 1422 entschieden (vgl. RI XI, Nr. 5373). 1015 Das erklärt ferner, weshalb das kaiser­liche Landgericht in Bamberg im Laufe des 15. Jahrhunderts auf sein kaiser­liches Prädikat verzichtete und zum Gericht des Stifts umbenannt wurde (vgl. Leiser, Rezep­tion, S. 101).

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6.3.2 Maßnahmen gegen die Feme im 15. Jahrhundert Mit Zuständigkeitskonflikten waren im ausgehenden Mittelalter ebenfalls die Femegerichte konfrontiert, deren Status im Gemenge der Gerichtsbarkeiten im römisch-­deutschen Reich über weite Strecken Übereinstimmungen mit dem der kaiser­lichen Landgerichtsbarkeit aufwies. So betonten beispielsweise die Freigrafen und Stuhlherren die könig­liche Herkunft ihrer Rechtstitel und nahmen zudem Konflikte zur Behandlung aus allen Reichsteilen an. Wie bei den Gerichten in Nürnberg, Rottweil und Würzburg im deutschen Südwesten mehrten sich daher die Zuständigkeitsbeschwerden der Beklagten gegenüber den Freigerichten, nicht in Westfalen zu Recht stehen zu müssen. Unterstützt wurden diese Klagen wiederum von den geist­lichen, welt­lichen oder städtischen Herrschaftsträgern, die den Gerichtsstand ihrer Hintersassen allein für sich reklamierten und allenfalls noch mit Einschränkungen die Konfliktbehandlungsverfahren des Reichsoberhauptes duldeten. Im 15. Jahrhundert steigerte sich nun nicht nur die Menge solcher Konfliktlagen, sie schienen auch immer raumgreifender zutage zu treten – geladen wurden jetzt Personen weit abseits des deutschen Nordwestens, aus Nürnberg, den schwäbischen Städten, ja sogar aus dem Deutschordensland und aus Tirol.1016 In den 1460er Jahren rang das Rottweiler Hofgericht mit den Femegerichten über Streitfälle, die offenbar beiden zugleich zugeleitet worden waren.1017 Den Auslöser dieser Zuständigkeitskonflikte bildeten abermalig die Klagen einzelner Personen in Westfalen, auf die bewusst oder unbewusst Fürgebote unterfertigt und den Streitgegnern – mithin durch den Kläger selbst – zugesandt wurden.1018 Dass dabei für die nicht aus Westfalen heraus vorgebrachten Klagen kaum die Nähe zum Gericht, wie etwa innerhalb des Kommissionsverfahrens, im Vordergrund gestanden haben konnte, ist unstrittig. In Betracht kommen also Streitsachen, die entweder zuungunsten einer Partei bereits entschieden waren, die aus ­welchen Gründen auch immer nicht vor Ort behandelt wurden oder deren Lösung für den Kläger von Beginn an wenig Aussicht auf Erfolg hatte, zum Beispiel weil der

1016

Vgl. allgemein Heimpel, Deutschland, S. 105, Trugenberger, Württemberg, S. 241 f., Anm. 22, Lindner, Veme, S. 428, Diestelkamp, Hofgericht unter Karl IV., S. 8 f., sowie im Speziellen Baake, Imhoff-­Prozeß, S. 26 – 41, Veit, Nürnberg, S. 8 f., und Heffner, Geschichte, S. 187 – 199, für Franken; Follak, Landesordnung, S. 9, für Bayern; ­Petersmann, Hinausgreifen, S. 132 f., für das Deutschordensland; Heinig, Friedrich III., S. 913, für Tirol; Gimbel, Frankfurt, S. 79, für Frankfurt; Erhard, Landfrieden, S. 27, für Mühlhausen; und Lindner, Vemeprocesse, S. 66, für den berühmten Femeprozess gegen Herzog Heinrich von Bayern-­Landshut. 1017 Vgl. Speidel, Hofgericht, S. 40 – 42; Etzold, Hofgericht, S. 107 f. 1018 Vgl. Gimbel, Frankfurt, S. 24.

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Streitgegner höheren Standes oder gar eigener Gerichtsherr war.1019 Frei­lich verbarg sich hinter den meisten dieser Motive nicht die Absicht, einen Disput fried­lich zu lösen, sondern vorrangig die Wahrung der eigenen Interessen – die Klage vor den westfä­lischen Gerichten war deshalb nicht selten Bestandteil einer zielgerichteten Konfliktführung. Im festen Willen, den Hilfsbitten der eigenen, vor ein Femegericht vorgeladenen Untertanen zu entsprechen, ergriffen die Herrschaftsträger im 15. Jahrhundert gleich mehrere Maßnahmen, die gegen die aus ihrer Sicht unrechtmäßigen Zitationen wirken sollten. Üb­lich wurde die Praxis, Freischöffen als sogenannte Wissende in Dienst zu nehmen, um eingehender über Ladungen, Urteile und Exeku­tionsmandate der Femegerichte informiert zu sein. Hauptziel war dabei, mög­lichst frühzeitig mit Abforderungsschreiben die Aufnahme des Verfahrens in Westfalen zu unterbrechen und einen alternativen Streitaustrag in die Wege zu leiten.1020 Überdies dürfte der Nutzung der westfä­lischen Gerichte langfristig am ehesten durch die Ausbildung eigener funk­tionstüchtiger Konfliktbehandlungsverfahren zu begegnen gewesen sein, ­welche die Hintersassen und Untertanen freiwillig und mög­lichst ausschließ­lich in Anspruch nehmen sollten.1021 Ebenfalls bemühten sich die Ratsgremien der Reichsstädte sowie die Landesherren um Gerichtsstandsprivilegien, in deren Wortlaut explizit auf die Feme Bezug genommen wurde. Zahlreichen solcher Ansinnen gaben Sigismund und Friedrich auch nach.1022 Selbst die Päpste

1019 Vgl. Veit, Nürnberg, S. 10 – 14; Gimbel, Frankfurt, S. 87 – 89; Pagel, Feme, S. 31. 1020 Vgl. Rosenthal, Geschichte, S. 28; Heimpel, Deutschland, S. 107; Gimbel, Frankfurt, S. 111 und 195 f.; Heinig, Reichsstädte, S. 152 f.; Trugenberger, Württemberg, S. 260; Fricke, Freigrafschaft, S. 26. 1021 Vgl. Trugenberger, Württemberg, S. 262; Kluckhohn, Ludwig der Reiche, S. 65 f. 1022 Exem­tionen von den westfä­lischen Gerichten liegen aus dem 15. Jahrhundert mindestens vor: Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1169 f., für die Stadt Köln (aus dem Jahr 1415); Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1512, für das Erzbistum Mainz (1447); Battenberg, Gerichtsstandsprivilegien, Nr. 1525, für die Reichsstadt Straßburg (1451); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 3020, für die Stadt Stade (1453); RI XIII, H. 9, Nr. 163, für das Erzstift Trier (1458); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 4137, für Nürnberg (1465); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 5622, für die Markgrafschaft Brandenburg (1469); RI XIII, H. 26, Nr. 655, für Pfalz-­Mosbach (1470); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 6127, für das Herzogtum Bayern (1470); RI XIII, H. 16, Nr. 111, für die Herren von Eppstein-­Königstein (1471); RI XIII, H. 5, Nr. 226, für die Grafen von Nassau (1471); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 6825, für die Stadt Düren (1474); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 6978, für die Grafen von Mühlingen (1475); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 6986, für Erzherzog Sigmund von Österreich (1475); RI XIII, H. 5, Nr. 309, für Stift und Stadt Essen (1486); RI XIII, H. 9, Nr. 388, für die Grafen von Manderscheid (1488); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 8468, für die Grafen von Hanau (1489); Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 8509, für die Herren von Bibra (1490);

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Martin V. und Nikolaus V. privilegierten geist­liche Reichsglieder entsprechend.1023 Für die beklagten Parteien bestand zudem die Mög­lichkeit, das Reichsoberhaupt beispielsweise durch eine Appella­tion gegen die Handlung eines westfä­lischen Gerichts einzuschalten. Der Habsburger reagierte geradezu standardmäßig mit Inhibi­tionen, forderte zur Beendigung jedes weiteren Prozessierens auf und bot – wohl ganz im Sinne der Petenten – ein alternatives Verfahren an.1024 Anders jedoch als bei den kaiser­lichen Landgerichten versuchte Friedrich III. auf den Reichsversammlungen die Zuständigkeitskonflikte mit der Feme zu thema­ tisieren und Festlegungen zu erreichen, die sich reichsrecht­lich verankern ließen. Tatsäch­lich gelang dies dem Habsburger vergleichsweise früh auf dem Frankfurter Reichstag des Jahres 1442. In einem Artikel der Reformatio Friderici wurde nun für die westfä­lischen Gerichte bestimmt, daz man nyemand dahin vordere heisch oder lade dan die und umb die sachen, die dahin gehorent. Falls es doch zu Vorladungen von Untertanen kommen sollte, so hatte dies deren herre oder richter dem freygrefen oder richter solhs zu wissen tete oder schrib in Form einer Abforderung, dass solh ladung ab sein und der sachen nachgegangen werden vor dem herren oder richter, da die sach hingehoret und gevordert wurde. Ebenda drohte der ­Kaiser den Freigrafen, die ihren Freistuhl nicht ordent­lich hegten, den Verfall ihres Amtes an.1025 Friedrich III. überwand damit die Politik seiner Vorgänger, w ­ elche die westfä­lischen Freigerichte noch begünstigt hatten, womög­lich selbst von der tiefen Überzeugung getragen, dass ihre Gerichtsbarkeit zu den könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren zählte. Obwohl die Bestimmung aus der Reformatio Friderici zunächst einmal rechtsnormativen Charakter besaß, von dem aus sich nicht auf die geltende Rechtspraxis attribuieren lässt, war diese Maßnahme aus verschiedenen Gründen langfristig Reg. chr.-dipl. Frid.  III, Nr. 8856, für Marquard von Königseck (1492); und Reg. chr.-dipl. Frid.  III, Nr. 8857, für die Stadt Butzbach (1492). Vgl. zudem Lindner, Veme, S. 524 f.; Hörnes, Eingriffe, S. 11; Luschin von Ebengreuth, Geschichte, S. 27; Veit, Nürnberg, S. 51 – 69; Lück, Zurückdrängung, S. 166. Der Rekurs auf die Gerichtsstands­privilegien des 14. Jahrhunderts, wie ihn Baake, Imhoff-­Prozeß, S. 26 – 28, für Nürnberg im Zusammenhang mit der Feme vornimmt, setzt deut­lich zu früh an. 1023 Vgl. Fricke, Veme, S. 198; Fricke, Freigrafschaft, S. 27. 1024 Vgl. RI XIII, H. 3, Nr. 112 und 180; H. 4, Nr. 482, 487, 516 und 764; H. 8, Nr. 308 und 317; H. 10, Nr. 66; H. 11, Nr. 457; H. 17, Nr. 61 f.; H. 19, Nr. 559; H. 27, Nr. 265, und zudem Bischoff, Vehmgerichts-­Process, S. 140; Reinle, Gerichtspraxis, S. 324; Rosenthal, Geschichte, S. 30. Einzelne dieser Verbotsbriefe ­seien, so Veit, Nürnberg, S. 118, von den Freigrafen mit der Begründung zurückgewiesen worden, dass das Reichsoberhaupt nicht zu den Wissenden gehöre und damit dem Rechtsraum der Feme nicht zugehörig sei. 1025 RTA, ÄR XVI, Nr. 209, Art. 10 vom 14. August 1442, und vgl. dazu Angermeier, Königtum, S. 496 f.; Veit, Nürnberg, S. 46. Den Fall der Rechtsverweigerung nahm die Reformatio wie üb­lich aus (vgl. Schnettler, Veme, S. 118).

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erfolgreich. Erstens belegt das Erscheinen der Rechtsnorm im Zusammenhang mit den Beratungen auf einer Reichsversammlung und als deren Resultat, dass in großem Umfang ­zwischen den geist­lichen, welt­lichen und städtischen Herrschaftsträgern Konsens über deren Inhalt bestand.1026 Die meisten der übrigen Kernthemen der Reichstagsdebatten zogen sich während der langen Herrschaft Friedrichs III. nicht selten über Jahrzehnte hin, eben gerade weil dieser Zustand eines politischen und ständischen Grundkonsenses kaum zu erreichen war. Da fast alle Reichsglieder die Vorladungen ihrer Untertanen vor die westfä­lischen Gerichte beklagten, ließ sich besonders rasch eine nachhaltige Übereinstimmung erzielen. Dies war bei den kaiser­ lichen Landgerichten gerade nicht mög­lich, da ihre Inhaber keineswegs pauschal auf ihre Rechtstitel verzichten wollten.1027 Zweitens war Friedrich III. auch nach 1442 bemüht, die Einhaltung der Artikel der Reformatio zu fordern und rekurrierte in seinen Akten auffällig häufig auf deren Bestimmungen. Typischerweise wurde sie im Gleichklang mit der Goldenen Bulle Karls IV. genannt und so in der Rechtswelt des Reiches präsent gehalten.1028 Die Zuständigkeitsdefini­tion von 1442 erkannte drittens die Gerichtsbarkeit der Feme und ebenso deren spezifische Rechtsgewohnheiten an, schloss aber deren beliebige Anwendung im Reich aus.1029 Viertens schließ­lich nutzte der König die Territorialisierungsbemühungen des Erzbischofs von Köln geschickt aus, der seit dem 14. Jahrhundert und dann neuer­lich unter Sigismund einen hoheit­ lichen Status gegenüber den westfä­lischen Gerichten erlangt hatte.1030

1026 Vgl. Veit, Nürnberg, S. 141. 1027 So blieb der auf dem Tag von Eger von der Stadt Straßburg lancierte Vorschlag, daz die hofegeriht und lantgeriht dheins dem andern in sine palie griffe, besunder daz ein iege­lich hofgeriht und lantgeriht nut verrer rihte denne so verre sine balei got etc., und daz men wissen moehte, wie verre iege­liches geriht gon soelte (RTA, ÄR XII, Nr. 95a), bei den städtischen und fürst­lichen Ratschlägen auf die kaiser­lichen Proposi­tionen gerade ausgenommen. 1028 Vgl. Lindner, Veme, S. 441, und mit Bezug zu den westfä­lischen Gerichten RI XIII, H. 4, Nr. 54, 484 und 516; H. 8, Nr. 204; H. 10, Nr. 66; H. 24, Nr. 127; HHStA Wien, RK Frid. 5, Konv. 1, fol. 87; Konv. 3, fol. 19. Friedrich III. berief sich jedoch nicht ausschließ­lich gegenüber den westfä­lischen Freigrafen und Stuhlherren auf seine Reformatio, sondern brachte die betreffende Rechtsnorm auch gegenüber denjenigen Reichsgliedern vor, die ihre Streitsachen nicht vor dem Gerichtsstand des Beklagten, sondern vor den westfä­lischen Freigerichten verhandeln lassen wollten (vgl. RI XIII, H. 2, Nr. 83; H. 8, Nr. 252 und 282). Die Bedeutung der Reformatio Friderici kannten gleichsam die Großen des Reiches – Herzog Ludwig von Bayern verwies in einem Abforderungsgesuch an Friedrich III. aus dem Jahre 1470 explizit auf diesen Text (vgl. HHStA Wien, RHR Antiq. 5, Konv. 5, fol. 206). 1029 Vgl. Veit, Nürnberg, S. 3. Eine pauschale Illegalisierung der Feme, wie Siedler, Nieder­ gang, S. 18, annimmt, trat demgegenüber nicht ein. 1030 Kaiser Sigismund hatte besonders in den Jahren 1436/37 die vorgebrachten Klagen hinsicht­lich der westfä­lischen Gerichte zum Gegenstand der Reichsversammlungen

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Abrupt endeten mit der Reformatio Friderici die Zuständigkeitskonflikte hinsicht­ lich der Feme frei­lich nicht. Der König war aber willens, die aufgerichteten Rechtsnormen durchzusetzen, und befahl am 16. November 1467 den Grafen Gerhard von Sayn die Statthalterschaft über die westfä­lischen Gerichte, als sich vil und maingerley Irrung und Unordnung begeben habe. In Form einer Generaldelega­tion wurde der Graf nun aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die gemelten heym­lichen Westve­lischen Gericht in irn Ordnungen und gesatzten Wesen gehalten und nyenmandt daran beswert oder ubergriffen werde. Im Falle solcher Bedrückungen hatte er Rechtfertigungen auf den Kapiteltagen der Stuhlherren, Freigrafen und Freischöffen einzufordern, die Betroffenen dort zu verhören und schließ­lich zu entscheiden.1031 Im Nachgang dieser Bevollmächtigung war vor allem Erzbischof Ruprecht von Köln bemüht, den Sayner dieser Aufgaben schnellstens zu entledigen,1032 denn einen ähn­lichen Auftrag hatte der Kölner von Friedrich III. im Jahre 1451 erhalten.1033 Diese politischen Zwistigkeiten, die fraglos noch nicht im Detail ergründet worden sind, indizieren die hervorgehobene Posi­tion des Kirchenfürsten gegenüber der Feme, aus der sich langfristig am ehesten eine territoriale Überwölbung dieser Gerichtsbarkeit ergeben konnte, die den westfä­lischen Gerichten ihre Aspira­tionen auf eine könig­liche gemacht, in deren Folge die sogenannte Arnsberger Reforma­tion erarbeitet worden war, die nach allem, was wir wissen, nicht mehr vor dem Tod des Luxemburgers besiegelt werden konnte (gegenteilig Usener, Freigerichte, S. 15 f.). Hauptpunkt ­dieses Normen­ katalogs bildete die Kompetenzbestimmung des Kölner Erzbischofs gegenüber den westfä­lischen Gerichten – u. a. sollten fortan regelmäßig Kapiteltage abgehalten werden (vgl. ausführ­lich Lindner, Veme, S. 230 – 245; Veit, Nürnberg, S. 39; Gimbel, Frankfurt, S. 84 f.; Diestelkamp, Vom einstufigen Gericht, S. 90; Trugenberger, Württemberg, S. 240 f.). Bereits im Jahre 1430 hatte in Dortmund ein solches Freigrafenkapitel stattgefunden und Zuständigkeitsfragen behandelt (vgl. Lindner, Veme, S. 223 – 230; Schnettler, Veme, S. 80), nachdem Sigismund schon am 7. März 1422 dem Kölner Kirchenfürsten die Abhaltung solcher Versammlungen zugebilligt hatte (vgl. RI XI, Nr. 4740; Fricke, Veme, S. 69; Trugenberger, Württemberg, S. 240 f.). Grundsätz­ lich ist von der bisherigen Forschung in Anlehnung an Lindner, Veme, S. 432 – 436, dem Luxemburger ein großzügiges Wohlwollen gegenüber der Feme unterstellt worden (vgl. z. B. Philippi, Stellung, S. 15; Diestelkamp, Einung, S. 84; Gimbel, Femgerichte, Sp. 1101 f.; Lindner, Vemeprocesse, S. 65). Dahinein gehört auch ein Schreiben ­Sigismunds vom 8. November 1429, wonach niemand von den westfä­lischen Gerichten eximiert sei (vgl. RI XI, Nr. 7465). Auch König Albrecht II. wies die ihm vorgetragenen Femesachen regelmäßig dem Kölner Erzbischof zur weiteren Behandlung zu (vgl. Ziegelwagner, König Albrecht II., S. 23). Neuere, vor allem auf breiterem Quellenmaterial angelegte Studien zu den westfä­lischen Gerichten fehlen jedoch nach wie vor. 1031 Vogel, Gerhard II. von Sayn, Nr. 1; RI XIII, H. 5, Nr. 180; Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 5247, und vgl. Heinig, Friedrich III., S. 1213 f. 1032 Vgl. Fricke, Veme, S. 70; Fricke, Freigrafschaft, S. 24. 1033 Vgl. RI XIII, H. 19, Nr. 183.

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Herkunft entzog.1034 Für die könig­liche Gerichtsbarkeit in der Zeit Friedrichs III. kann jedenfalls gesagt werden, dass die Zahl der Zuständigkeitskonflikte wegen der Feme in den 1480er und 1490er Jahren allmäh­lich rückläufig war.1035 6.3.3 Das Austragsverfahren und der Vorbehalt des fürstlichen Schiedsgerichts Die bisherigen Ausführungen zur Gerichtsbarkeit im 15. Jahrhundert sind von einer langfristigen Durchsetzung räum­licher Zuständigkeitsregeln ausgegangen, wobei der territoriale Besitzstand einer Landesherrschaft und der zumeist durch die Stadtmauer markierte Bereich städtischer Herrschaft diejenigen Grenzen bildeten, die über den Gerichtsstand entschieden. Der Prozess der Verräum­lichung von Gerichtsbarkeit traf im letzten mittelalter­lichen Säkulum jedoch auf das vom ständischen Prinzip geprägte Gebaren der Reichsglieder. Allen voran waren es die Reichsfürsten, die ihren besonderen Rang in ihren Herrschaftszentren und auf den Reichsversammlungen inszenierten, ihre Rechtstitel und Privilegien dabei zunehmend als persön­liche Vorrechte im Wettbewerb mit den übrigen Reichsgliedern begriffen und deren Geltung einforderten. Diesem Verständnis von fürst­licher Libertät, das jetzt entstand, entsprach es auch, Konflikte ­zwischen Fürsten oder gar nur mit fürst­licher Beteiligung ausschließ­lich vom Reichsoberhaupt oder aus dem Kreis der übrigen Reichsfürsten behandeln und entscheiden zu lassen. Bereits die Ladungen zu diesen Prozessen waren in Abhängigkeit vom Streitgegenstand nur rechtmäßig, wenn wenigstens die erste von einem Fürsten überbracht worden war.1036 1034 Vgl. Fricke, Veme, S. 27 f. 1035 Das korrespondiert mit der Einzelstudie von Hörnes, Eingriffe, S. 43 f. und 50, ­welche die letzte überlieferte Urkunde für die hochstift­lich-­würzbur­gische Überlieferung in das Jahr 1465 bzw. für die städtische Provenienz auf 1487 datiert. 1036 Die Reichsregister Sigismunds enthalten eine in das Jahr 1433 datierende Ratsentscheidung der Bischöfe von Augsburg, Bamberg, Basel, Chur, Lebus, Lübeck, Meißen, Olmütz, Trient, des Markgrafen von Brandenburg, Herzog Wilhelms von Bayern, der Landgrafen von Leuchtenberg, der Grafen von Oettingen, Leiningen, Lupfen sowie dem von Weinsberg, dem von Pappenheim und dem Doktor Ludwig des Pfalzgrafen bei Rhein, die d ­ ieses Vorrecht wie folgt fasst: wenn man ein fursten furvodern woll, das da antreff, sein leib, ere oder die lehen dez furstentumbs, so sull man im dreistünd verkunden, und das erst furbot ­schicken bei einem fursten er sey geist­lich oder wert­lich oder bey einem gefursten abbt und die andern zwei furbot mogen im antwürten ein graff herr ritter oder knecht der des Reichs man ist … Es mag auch unser herr der keyser umb die obgnt drewstuck wol nydersetzen sein fursten sy sein geist­lich oder wert­lich oder gefurst abbt. Für Streitfälle um Schulden oder andere Güter, die nicht Lehen sind, galt diese Einschränkung auf Standesgleiche nicht (HHStA Wien, RK Reichsreg. K, fol. 1r).

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Demnach musste das kammergericht­liche Verfahren mit seinen rechtsgelehrten und überwiegend mindermächtigen adligen Beisitzern für die Bewältigung fürst­licher Auseinandersetzungen im Wesent­lichen ausscheiden, wenn das Reichsoberhaupt für die jeweiligen Sitzungen nicht ausreichend Reichsfürsten fand, die an deren Stelle zu Gericht saßen. Entsprechend existieren im 15. Jahrhundert Beispiele dafür, dass eine fürst­liche Streitpartei auf die ständisch unzureichende Besetzung eines Gerichts hinwies und es ablehnte.1037 Ganz neu war die Rechtsvorstellung eines nach ständischen Kriterien besetzten Gerichts frei­lich nicht. Die Idee des iudicium parium dürfte bereits im Zusammenhang mit der Entstehung des Fürstenstandes im Reich prägend geworden sein.1038 Mit besonders einfachen Mitteln ließ es sich in güt­lichen oder schiedsrichter­lichen Verfahren verwirk­lichen, an denen vorrangig die Streitparteien mit ihren Vertretern beteiligt waren bzw. in einem Schiedsvertrag die Auswahl eines geeigneten Schiedsrichters und dessen Aufgaben genau regelten, bevor sie sich auf die Einhaltung der Entscheidung verpflichteten. Diesem Rechtsdenken war es vollkommen unschäd­ lich, dass nicht der Fürst in personam, sondern dessen Räte s­ olche Verhandlungen bis zum Ende führten, da diese ihrem Dienstverhältnis und den erteilten Bevollmächtigungen nach ihren Herrn umfassend vertraten. Ganz generell fehlt es an Studien zur Anwendung güt­licher und schiedsrichter­licher Streitbehandlungsverfahren mit fürst­licher Beteiligung im Spätmittelalter, was sich zum größten Teil auf das weit verstreute und disparate Quellenmaterial zurückführen lassen dürfte. In Kontakt mit der könig­lichen Landfriedenssorge kamen diese Verfahren dann in verwandelter Form in den spätmittelalter­lichen Einungen. Als das ständische Moment in dieser Organisa­tionsform sukzessive zunahm, die gemischt-­ständischen Einungen mit einem festen Ausschuss mehr und mehr die Ausnahme wurden, trat ein schiedsrichter­liches Verfahren hervor, das in der Forschung als Austräge

1037 Vgl. Franklin, Reichshofgericht, Bd. 1, S. 288 f. und 346; Thieme, Grundzüge, S. 179; Krieger, Standesvorrechte, S. 105; Tomaschek, Gerichtsbarkeit, S. 553 – 556. Irrig ist jedoch die Folgerung, das Bestreben um fürst­liche Urteiler und Beisitzer in den Gerichtssitzungen des Königs als regelmäßig abgehaltenes Fürstengericht zu stilisieren, wie Krieger, Grundlagen, S. 482, es versucht. Richtig ist, dass je nach den Erfordernissen des Einzelfalles im Verfahrensverlauf die fürst­lichen Prärogativen zu berücksichtigen waren, dennoch blieben die Königshandlungen an den übrigen Verfahren orientiert. Die aspirierten fürst­lichen Vorrechte wirkten damit auf alle Verfahren gleichermaßen ein und begründeten zunächst einmal kein neues. 1038 Sellert, Judicium, Sp. 465, bezeichnet das iudicium parium als „recht­liches Prinzip“, das aus der Standesgleichheit heraus die Rechtsgleichheit ableite. In den Rechtsspiegeln des 13. Jahrhunderts war ausdrück­lich bestimmt, dass Achtverfahren gegen fürst­liche Reichsglieder ausschließ­lich mit Fürstengenossen als Urteilern durchgeführt werden durften (vgl. SwSp., Münchn. HS, Art. 13; Poetsch, Reichsacht, S. 90).

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oder umständ­lich als Austrägalgerichtsbarkeit bezeichnet worden ist.1039 Dieses Austragsverfahren rekurrierte wie die ständische Einung selbst auf die recht­liche Imagina­tion der Gleichrangigkeit aller Beteiligten. Deshalb bemühte sich d ­ ieses Verfahren um eine grundsätz­liche Gleichgewichtung der beiden Streitparteien und war in der Regel zweistufig angelegt. Zunächst zielte das Prozedere auf eine Vermittlung, indem eine feste Anzahl von bevollmächtigten Räten oder Gesandten über die vorgebrachten Streitpunkte miteinander verhandelte, um eine Übereinstimmung zu erreichen. Gelang dies insgesamt oder in einzelnen Sachfragen nicht, wurde ein Obmann bestimmt, der mit den Schiedsleuten eine mehrheit­ liche recht­liche Entscheidung zu fällen hatte.1040 Dieses Verfahren orientierte sich damit wieder an der schiedsrichter­lichen Streitbehandlung, es fehlte ihm aber nach wie vor der charakteristische Schiedsvertrag. Der Wille der Streitenden, sich der Rechtsentscheidung ­dieses Verfahrens verbind­lich zu unterwerfen, war

1039 Vgl. Angermeier, Königtum, S. 366; Werunsky, Geschichte, S. 9; Kern, Geschichte, S. 15, und die lexika­lischen Beiträge Merzbacher, Austrägalinstanz, Sp. 273 f.; Jordan, Austräge, S. 474 – 509; Sellert, Schiedsgericht, Sp. 1387. Dabei muss innerhalb der von Meurer, Austrägalgerichtsbarkeit, S. 19, gegebenen Begriffserklärung kritisch hinter­fragt werden, was denn mit den „institu­tionelle[n] Schiedsgerichte[n]“ eigent­lich genau und insbesondere in Abgrenzung zum schiedsrichter­lichen Verfahren generell zu verstehen sei. Ganz prinzipiell ist zu konstatieren, dass die bisherigen Arbeiten zu den spätmittelalter­lichen Austrägen d ­ ieses Verfahren vollkommen unzureichend von der schiedsrichter­lichen Konfliktbehandlung kraft eines einzelfallbezogenen Schiedsvertrages unterschieden haben. 1040 Vgl z. B. die betreffende Bestimmung im Nürnberger Herrenbund vom 11. März 1383 RTA, ÄR I, Nr. 205, Art. 9. Das Austragsverfahren fand sich weiterhin in den fürstlich-­ständischen Einungen vom 6. November 1348 (vgl. MGH Const. VIII, Nr. 678, Art. 15 f.), vom 28. November 1370 (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 200, Art. 4), vom 25. November 1379 (vgl. Mon. Witt. II, Nr. 364, Art. 3), in der Mergentheimer Stallung vom 5. November 1387 (vgl. RTA, ÄR I, Nr. 324, Art. 12, und dazu Kreutz, Städtebünde, S. 304, Quidde, Städtebund, S. 155 f.) und im Bund vom 16. Januar 1401 (vgl. Mon. Zoll. IV, Nr. 94, Art. 4). In den gemischt-­ständischen Einungen erschienen die Austräge nur vereinzelt, so in den Zusammenschlüssen vom 8. Februar 1348 (vgl. UB Niederrhein III, Nr. 456, Art. 8) sowie vom 30. Oktober 1388 (vgl. RTA, ÄR II, Nr. 25 f., Art. 10). In den Städtebünden lassen sie sich bisweilen ebenfalls nachweisen, z. B. in den Bünden vom 20. September 1370 bzw. in der Erneuerung vom 14. Januar 1374 (vgl. UB Basel IV, Nr. 340, Art. 26 bzw. Urk. oberdt. Städteb. II,1, Nr. 361) sowie in der Erweiterung des schwäbischen Städtebundes vom 21. Februar 1385 (vgl. Urk. oberdt. Städteb. III,2, Nr. 1795, Art. 9 f.). Die Anzahl der Schiedsmänner, die für jede Streitpartei zunächst auszuwählen waren, schwankte z­ wischen einer und vier Personen. Die überwiegende Mehrheit der angeführten Austragsverfahren in den spätmittelalter­lichen Einungen sah zur Bestimmung des Obmannes vor, dass die klagende Partei diesen aus den Räten oder Anwesenden der gegnerischen Seite nahm.

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dem speziellen Konflikt vorgelagert und entsprach der Annahme des Bundesbriefs. Der Verzicht auf ein Einungsgremium, das mit festem Personenstamm als Vertretung aller Teilnehmer die aufkommenden Konflikte behandelte, bewirkte dennoch eine stärkere Berücksichtigung des Parteienwillens. So wurden die als Vermittler bestimmten Bevollmächtigten der Streitenden nicht gleichzeitig mit dem Abschluss des Bundes nament­lich benannt, sondern konnten fallweise mit dieser Tätigkeit betraut werden. Zudem sank der Anteil unbeteiligter Dritter, die innerhalb der Einungsgerichtsbarkeit durch ein gemeinsames Gremium oft gar die Mehrheit der Entscheidungsträger verkörperten. Die Konflikte z­ wischen Untertanen eines einzelnen Herrschafts­trägers waren von den Austrägen ausgeschlossen; das Austragsverfahren erstreckte sich im Kern auf die herrscher­lichen Streitfälle ­zwischen den Bundesmitgliedern und diejenigen Auseinandersetzungen, in die Untertanen verschiedener Herrschaften involviert waren. Damit ließen sich die innerhalb des Territorialisierungsprozesses erreichten Zuständigkeitsdefini­tionen mit den Austrägen problemlos verbinden. Das dürfte der Durchsetzung ­dieses Verfahrens förder­lich gewesen sein. Als zum Beginn des 15. Jahrhunderts die regionalen ständisch-­gemischten Landfriedenseinungen verschwanden und ein loses, keineswegs reichsweites Gemenge einiger ständischer Einungen und fürst­licher Kontrakte zurückblieb, erhielt sich das Austragsverfahren gemeinsam mit der schiedsrichter­lichen Streitbehandlung auf Basis eines compromissum.1041 Auf dem Reichstag von Eger im Sommer 1437 erschien in einer Stellungnahme der Fürsten und Herren erstmals in kompakter Form eine Bestimmung, die das Austragsverfahren reichsrecht­lich zu fixieren versuchte: Item wer’ es, das ein furste zu einem andern fursten zu sprechen hette ader gewunne, umbe was sachen das were, so sollen die beiden fursten so­licher irer spenne durch sich oder ir freunde zu gelegen tagen kommen an ein stad, die danne beiden fursten fug­lich und gelegen ist. und mochten sie sich so­licher irer spenne frunt­lich nicht vereinigen, so sollen sie der zu außtrage kommen auf ein zale irer beiden frunde, die nicht sachwalden sein, mit einem g­lichen zusacze und auf einen gemeinen (Art. 1d). Gelang Letzteres nicht, sollten sie den K ­ aiser bitten, den Obermann zu bestimmen, dessen recht­liche Entscheidung dann verbind­lich sei. Dieses Verfahren sollte ebenfalls für Streitsachen ­zwischen Fürsten und Reichsstädten in Gebrauch kommen (Art. 1e).1042 Das zweite Szenario belegt, dass die Reichsfürsten an dieser Stelle kein iudicium parium einforderten, sondern von der jüngeren Reichsunmittelbarkeit und dem Gleichgewicht 1041 Vgl. Heilborn, Entwicklung, S. 20; Gut, Landgericht, S. 35; Blezinger, Städtebund, S. 125. 1042 RTA, ÄR XII, Nr. 93, und vgl. dazu Fischer, Reichsreform, S. 120 f. Die These von Most, Reichslandfriede, S. 226 f., dass die Fürsten mit ihrem Vorschlag eine Legalisierung der schiedsrichter­lichen Streitbehandlung beabsichtigten, ist falsch – sie war

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z­ wischen den Streitenden, wie es den Einungen zu eigen war, ausgingen.1043 Zu einem Beschluss kam es 1437 in dieser Sache jedoch nicht. Worauf die fürst­liche Posi­tion im Laufe des 15. Jahrhunderts nun abzielte, war erstens der Vorrang der Austräge vor den übrigen, auch den könig­lichen Streit­ behandlungsverfahren bei Auseinandersetzungen ­zwischen Fürsten. Zweitens sollte sichergestellt werden, dass mög­lichst nicht mehr beliebige, stattdessen ausschließ­ lich fürst­liche Zusätze für Konfliktlagen ­zwischen fürst­lichen Parteien ausgewählt wurden.1044 Beide Punkte berührten könig­liche Prärogative, zumal die Behandlung der causae maiores seit dem 13. Jahrhundert recht­lich verbrieft dem Reichsoberhaupt oblag, zumindest solange sie nicht auf güt­lichem oder schiedsrichter­lichem Weg ohne den König gelöst werden konnten. Friedrich III. delegierte die Auseinandersetzungen z­ wischen Fürsten in der Regel mittels Kommissionsauftrag an einen weiteren Reichsfürsten.1045 Auf diese Weise integrierte das Reichsoberhaupt den schiedsrichter­lichen Streitaustrag ­zwischen den Reichsfürsten in eines der übrigen könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren. Dabei kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob Friedrich III. mit Hilfe der Kommission eine Rückbindung erreichte oder nur dem probaten Delega­tionsverfahren, das in diesen Fällen fürst­liche Parteien einforderten, im Rahmen seiner Reak­tionsformen nachgab. Aus Sicht der

bereits im späten 13. und 14. Jahrhundert anerkannt. Nicht mehr richtig ist die Aussage von Hesslinger, Anfänge, S. 28, dass die Reformatio Friderici das Schiedswesen legalisiert habe. 1043 Es gilt der Hinweis von Schuler, Reichsunmittelbarkeit, Sp. 645, dass von einer prinzipiellen Verschiedenartigkeit von Reichsfürstenstand und Reichsunmittelbarkeit ausgegangen werden müsse. 1044 Vgl. Fischer, Reichsinteresse, S. 268. Die Verknüpfung von Austragsverfahren und iudicium parium erwähnt auch Meurer, Austrägalgerichtsbarkeit, S. 33. 1045 Vgl. Mitsch, Kommissionswesen, S. 162. Aus den durchgesehenen Quellen ergeben sich gerade einmal drei Ausnahmen: So befahl Friedrich III. noch vor dem 11. Juni 1440 ­seinem Rat, dem Grafen von Schaunberg, z­ wischen den Herzögen Ludwig d. Ä. und Ludwig d. J. von Bayern zu vermitteln (vgl. Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 908). In der Auseinandersetzung z­ wischen dem Erzbischof von Köln einerseits und dem Herzog von Kleve sowie der Stadt Soest andererseits mandatierte der Habsburger vor dem 7. Juli 1444 Ulrich Riederer und Happe Hack, ­zwischen den Parteien zu schlichten (vgl. Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 1116). Der dritte Kommissionsauftrag erging an Klaus von Giech, einen bamber­gischen Rat, im Konflikt ­zwischen dem Bischof von Bamberg und dem Markgrafen von Brandenburg nach dem 1. Januar 1461 (vgl. Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 1511). Mitsch, Gerichtskommissionen, S. 74, hat ergänzend angemerkt, dass Auseinandersetzungen ­zwischen den Reichsfürsten zumeist mit dem Kommissionsauftrag auf güt­liche Vermittlung ­beantwortet wurden und damit die recht­liche Entscheidung ausgeschlossen blieb.

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Streitenden könnte zumindest das Kommissionsmandat den Schiedsvertrag ersetzt haben. Klagten nicht-­fürst­liche Reichsglieder gegen einen Reichsfürsten, kommittierte der K ­ aiser den Konflikt zumeist an einen anderen Reichsfürsten – wenige Ausnahmen können dennoch nachgewiesen werden.1046 Letzteres belegt, dass der Wille der Parteien (wie im schiedsgericht­lichen Verfahren) ständische Zuständigkeitsregeln zurücktreten lassen konnte. Die Durchführung von kammergericht­lichen Verfahren insbesondere scheiterte immer wieder an den formalen Einwänden einer fürst­lichen Partei, beispielweise dass nicht nur eine dreimalige Ladung zu ergehen habe, sondern diese überdies noch von einem Fürsten zu übergeben sei. Solche und andere Verzögerungen reichten zumeist aus, um den Prozess zu verschleppen und letztend­lich doch den Konflikt in ein anderes Verfahren überzuleiten, das der fürst­lichen Partei mehr Teilhabe garantierte und/oder ausreichend Standesgenossen einbezog. Als geradezu stereotypisch kann der langwierige Streitaustrag nach dem ersten Markgrafenkrieg ­zwischen Albrecht von Brandenburg und der Stadt Nürnberg angeführt werden.1047 Insgesamt deutete sich in ­diesem Königshandeln die prinzipielle Bereitschaft an, bis zu einem gewissen Grade die eingeforderte fürst­liche Beteiligung innerhalb der Streitregelung zu gewähren, womög­lich auch weil Friedrich III. König und Reichsfürst in einer Person war. Im Kommissionsverfahren dürften sich diese Zugeständnisse als die üb­liche Berücksichtigung des Parteiwillens lesen lassen. Die Austräge, sofern sie in vertrag­licher Form vereinbart waren, ließen sich pauschal vom Thron aus sowieso nicht widerrufen. Hauptstreitpunkt in den politischen Debatten blieb nun, ob und, 1046

Vgl. die kaiser­lichen Kommissionsbefehle Quellen zur Gerichtsb. Ks. Friedrichs III., Nr. 85, 397 f., 470, 554, 908, 1257, 1511, 1562 – 1564, 1672 und 1769; RI XIII, H. 4, Nr. 828; H. 5, Nr. 271; H. 7, Nr. 348 und 350; H. 8, Nr. 477; H. 10, Nr. 90; H. 11, Nr. 552; H. 14, Nr. 486; H. 15, Nr. 223; H. 19, Nr. 322; HHStA Wien, RK Frid. 6, Konv. 3, fol. 50r. In allen diesen Fällen erreichte ein Petent am Hof Friedrichs III. einen entsprechenden Befehl in einer Auseinandersetzung mit einem fürst­lichen Reichsglied. Innerhalb der Menge dieser Ausnahmen fällt auf, dass vor allem Kommissionen auf Untersuchung eines Streits, auf die Durchführung eines Verhörs oder die Bezeugung von Beweisen genauso einen substantiellen Anteil darstellten. Auch erschienen öfters kaiser­liche Räte als nicht-­fürst­liche Kommissare. Die Forschung hat zwar betont, dass die fürst­lichen Räte diejenigen Konflikte behandelten, innerhalb derer ihr Herr als Streitpartei beteiligt war (vgl. Willoweit, Organisa­tion, S. 126 f.; Kühns, Gerichtsverfassung, S. 243; Werunsky, Reichsgeschichte, S. 53; Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 105), jedoch ist keine einzige Kommission überliefert, die diese Behauptung stützt. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass Konflikte mit fürst­licher Beteiligung, die einmal an den Königshof gelangt waren, nur auf dem Wege der Delega­tion an ein drittes Reichsglied kommittiert wurden. Eine Remission an die fürst­lichen Räte war nicht zu erlangen. 1047 Vgl. Baumbach, Markgrafenkrieg, S. 71 – 79.

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wenn ja, wie Austräge und fürst­liches Schiedsgericht zu den übrigen Verfahren, allen voran der könig­lichen Kammergerichtsbarkeit, im Reichsrecht in Bezug gesetzt ­werden sollten. Dass diese Frage nicht mehr zu Lebzeiten ­Friedrichs III. beantwortet werden musste, könnte eine Folge der geringen Nutzung des kammergericht­lichen Verfahrens ab dem Jahr 1475 gewesen sein. Zu einem Ergebnis kamen das Reichsoberhaupt und die Großen des Reiches erst 1495 in Worms.

6.4 Die Wormser Beschlüsse von 1495 und die neue Form des Zusammenwirkens von König und Reichsgliedern bei Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge Und wieder steht der Wormser Reichstag am Ende des Mittelalters! Kaum eine mittelalter­liche Reichsversammlung ist von der Geschichtsforschung so tiefgehend untersucht worden wie diese – mit der Kammergerichtsordnung, dem Ewigen Landfrieden, der sogenannten Handhabung Friedens und Rechts sowie den Bestimmungen zum Gemeinen Pfennig wurden gleich vier zum Teil miteinander verschränkte Normenkataloge von König, Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädten angenommen und dem schrift­lichen Reichsrecht hinzugefügt. Die Beschlüsse von 1495 schlossen bis zu einem gewissen Grad die vor allem auch politisch geführten Debatten der Reichstage seit den 1430er Jahren mit vier konkreten Ergebnissen ab. Ob es sich daher um einen Akt der Reichsreform gehandelt hat, mag überwiegend vom Verständnis ­dieses zuletzt reich­lich kritisierten Forschungsbegriffes abhängig sein.1048 1048 Vgl. zum Begriff der Reichsreform Angermeier, Begriff, S. 181 – 188; Hlaváček, ­Sigismund, S. 62; Märtl, Reformgedanke, S. 98. Willoweit, Verfassungsgeschichte, S. 102, unterstreicht das der Reichsreformidee der Zeitgenossen zugrundeliegende Ziel der Wiederherstellung der älteren Gestalt des Reiches. Laufs, Reichsstädte, S. 185, versteht die Aufrichtung eines Reichslandfriedens als Reichsreform. Dagegen sieht Willoweit, Reichsreform, S. 278, gerade die „Krise der Reichsgerichtsbarkeit“ als einen Taktgeber der Reichsreform. Wadle, Königtum, S. 510, konstatiert zusammenfassend, dass die Reichsreform vor allem eine „Rechtsreform“ gewesen sei. Mit dem Argument, dass die sogenannten Reichsreformschriften allenfalls geringste Rezep­tion im spätmittelalter­ lichen Reich erfahren hatten, und der Frage, was denn unter einer Reform eigent­lich im 15. Jahrhundert zu verstehen sei, haben Boockmann, Zusammenhang, S. 206 – 208, Boockmann, Reichsreform, Sp. 634 f., und Moraw, Organisa­tion, S. 60, ­dieses Leitbild der Forschung weithin zurückgewiesen. Peter Moraw hat vor dem Hintergrund dieser Kritik in Kontrast zu Heinz Angermeier für die Vorstellung eines „Gestaltwandel[s] der Reichsverfassung“ am Ende des Mittelalters plädiert (Moraw, Reichsreform, S. 292). Doch auch im Moraw’schen Konzept wird nicht recht deut­lich, was konkret unter dem Terminus der Verfassung des Reiches zu verstehen sei. An dieser Stelle setzt die Kritik von Battenberg, Wormser Kammergerichtsordnung, S. 54 – 56 und 79 – 83, an.

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Jedenfalls hat die jüngere rechtshistorische Forschung mehrfach bekräftigt, dass ein substantieller Anteil der Wormser Bestimmungen gerade keine Neuerungen begründete, sondern er arrivierte Rechtspraxis zunächst einmal festhielt,1049 und damit auf die Dauerhaftigkeit der Normen gerichtet war. Deshalb muss wohl frag­lich bleiben, worin der reformerische Wert des Wormser Reichstages tatsäch­ lich lag. Dennoch erscheint die Reichsversammlung auch in dieser Lesart als ein Endpunkt, an dem immerhin die keineswegs unwichtige Verschrift­lichung der Rechtsgewohnheiten zur Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge des 15. Jahrhunderts erreicht wurde. Frei­lich war dieser Schluss von einer doppelten Vorläufigkeit begleitet, zum einen weil das Reichsrecht sowohl hinsicht­lich des Landfriedens als auch in Bezug zur Gerichtsbarkeit in der Frühen Neuzeit aufgrund neuer Anforderungen, andersartiger Problemkomplexe und wechselnder politischer Gemenge­ lage angepasst und weiterentwickelt werden musste.1050 Zum anderen waren die Wormser Beschlüsse mit der Frage ihrer Um- und Durchsetzung konfrontiert. Dieses Kapitel wird nun den Fokus auf die Entwicklung des Reichsrechts richten, insbesondere wie die Zeitgenossen die könig­liche, aber auch die territoriale Gerichtsbarkeit mit der Wahrung des Landfriedens in eine erneuerte Verbindung brachten. Diese Anpassung war gerade deshalb umso notwendiger, weil sich im Laufe des 15. Jahrhunderts die Behandlung von Konflikten mit Blick auf das gelehrte Recht durchaus grundlegend gewandelt hatte. Das (Zwischen-)Ergebnis d ­ ieses Prozesses wurde 1495 im Reichsrecht in kompakter Form fest verankert, recht­liche Bezüge ­zwischen den einzelnen Verfahren und ihren Trägern hergestellt und so schließ­lich eine novellierte Ordnung von Gerichtsbarkeiten im Reich entworfen, w ­ elche die zeit­lich punktuellen politischen Verhältnisse und Gewichte widerspiegelte. Letztere müssen aus der dezidiert rechtsgeschicht­lichen Sicht auf die Ereignisse von Worms aus der folgenden Betrachtung größtenteils ausgeklammert werden, um sich nicht in den komplexen und kleinteiligen Entscheidungsprozessen und der wechselvollen politischen Situa­tion in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu verlieren, die überdies andere Studien bereits erhellt haben.1051 1049 Vgl Isenmann, Fehde, S. 336; Battenberg, Richteramt, S. 53. 1050 Vgl. zu den konfessionellen Konflikten Lanzinner, Sicherheitssystem, zu den Untertanenkonflikten im Bauernkrieg Schulze, Bedeutung, und zu den Gartknechten Carl, Landfriedensbrecher, S. 284. 1051 Vgl. z. B. die Beiträge Moraw, Reichstag; Heinig, Wormser Reichstag; Battenberg, Wormser Kammergerichtsordnung; Schmid, Reformbeschlüsse; Angermeier, Ereignis; Angermeier, Wormser Reichstag; Wiesflecker, Maximilian I., Bd. 2; Wiesflecker, Reichsreform; Schmitz, Hofgericht; Zoepfl, Alterthümer, Bd. 2, mit dem Fokus auf Maximilian I. sowie die Studie Göbel, Reichstag. Eine Einordnung und Bewertung des Wormser Reichstages nehmen im Besonderen Moraw, Reichstag, und Wefers, Wormser Tag, vor.

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Die Kammergerichtsbarkeit, wie sie in der Ordnung vom 7. August 1495 dargelegt war, war an das Verfahren angelehnt, das sich vor allem in der ersten Hälfte der Herrschaft Friedrichs III. ausgebildet hatte. Das Prozessrecht orientierte sich an der Ordnung des Jahres 1471 mit ihrem römischrecht­lich-­kanonischen Kern. Ähn­lichkeiten ­zwischen beiden Ordnungen lassen sich auch hinsicht­lich der ­Richterund Beisitzereide nachweisen.1052 Anders als noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts bemühten sich König und Reichsglieder nun um eine feste Besetzung des Kammergerichts mit einem Kammerrichter, der aus dem Kreis der geist­lichen oder welt­lichen Fürsten, der Grafen oder Freiherren stammen sollte, und 16 Beisitzern, von denen die Hälfte rechtsgelehrt und die übrigen ritterbürtig zu sein hatten. Mindestens zwölf dieser Beisitzer sollten sich für die Sitzungen des Gerichts zusammenzufinden und mehrheit­lich entscheiden, bei Stimmgleichheit gab der Kammerrichter den Ausschlag.1053 Die benötigten Beisitzer wurden indessen nicht mehr aus den könig­lichen Räten rekrutiert, sondern wurden nach einem aufwendigen und lange diskutierten Prozedere von den Reichsgliedern zum Kammergericht entsendet, wobei Maximilian für die österreichischen und burgundischen Reichsteile ledig­lich noch über zwei Stellen verfügte. Bevorrechtigt erschienen jetzt vor allem die Kurfürsten, die jeweils einen Vertreter platzieren konnten.1054 Diese personelle Entkoppelung der Kammergerichtsbarkeit vom Hof drückte sich

1052 Vgl. Scheyhing, Eide, S. 173 f. 1053 Vgl. RTA, MR V,1, Nr. 342, IV, Art. 1, sowie Schulte, Adel, S. 539; Kern, Geschichte, S. 28; Kühn, Prozesse, S. 98; Oestmann, Wege, S. 155. Stirbt der Kammerrichter, so hatte der König einen Nachfolger zu ernennen bzw. konnten die Urteiler bei Abwesenheit des Monarchen aus ihrer Mitte einen Ersatz bestimmen. Die Ergänzung von Beisitzern erfolgte auf den Reichstagen in Überstimmung von König und Reichsgliedern (Art. 2). Mit der Trennung in eine adlige und gelehrte Beisitzerbank schlossen die Wormser Beschlüsse an die schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts üb­liche Beteiligung beider Gruppen im kammergericht­lichen Verfahren an, wie Diestelkamp zu Recht bemerkt (vgl. Diestelkamp, Hofgericht, S. 56; Diestelkamp, Recht, S. 201). Die Wahl der Beisitzer erfolgte jedenfalls bereits am 3. August 1495 und war demzufolge Teil des politischen Entscheidungsprozesses, kurz bevor darauf die Gerichtsordnung besiegelt wurde (vgl. Smend, Reichskammergericht, S. 22). In den folgenden Abschnitten wird wie üb­lich auf diese Quelle der Reichskammergerichtsordnung durch in Klammern gesetzte Artikelnummern ohne eigene Fußnote verwiesen. 1054 Vgl. Kern, Geschichte, S. 28; Angermeier, Königtum, S. 511; Thudichum, Reichskammergericht, S. 161; Diestelkamp, Hofgericht, S. 56; Battenberg, Wormser Kammer­ gerichtsordnung, S. 71. Auf Schwierigkeiten, geeignete Beisitzer im Reich zu finden, weist Dressel, Eitelfriedrich II., S. 93 – 95, hin – an dieser Stelle bietet der Verfasser zugleich die erste personelle Zusammensetzung des Kammergerichts nach dem Wormser Reichstag. Als erster Kammerrichter fungierte Graf Eitelfritz von Zollern, der im Juni 1496 sein Amt an Magnus von Anhalt übergab (vgl. Dressel, Eitelfriedrich II., S. 99 f.).

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auch in der Verordnung eines fixen Gerichtsortes in Frankfurt am Main aus.1055 Nicht revidiert wurde dabei allerdings die probate Praxis, dass alle Ladungen und Gerichtsbriefe im kammergericht­lichen Verfahren im Namen des Reichsoberhauptes ergehen sollten (Art. 15).1056 Anknüpfungspunkt bot die Kammergerichtsordnung von 1471 ebenso für die Finanzierung des Verfahrens, indem weiterhin Taxen und Sporteln erhoben wurden.1057 Vor ­diesem Hintergrund stellten sich die Wormser Beschlüsse nicht vollends als Gründungsakt eines neuartigen Konfliktbehandlungsverfahrens dar, sondern griffen den in den 1470er Jahren erreichten Entwicklungsstand auf. Dabei darf nicht vergessen werden, dass auch nach dem Tod des Erzkanzlers Adolf von Mainz 1475 noch vereinzelt Kammergerichtssitzungen stattgefunden hatten und selbst Friedrich III. ab 1490 mit mehreren Maßnahmen die Ingangsetzung des Verfahrens – wahrschein­lich mehr unter eigener Regie – forciert hatte.1058 Diese geringe, für die reale Lösung von Streitfällen kaum 1055 Vgl. Hartung, Verfassungsgeschichte, S. 19; Lechner, Reichshofgericht, S. 112 f.; Bader, Reformgedanken, S. 88; Press, Reichskammergericht, S. 11; Diestelkamp, Recht, S. 200; Brunner, ­Kaiser, S. 247 f; Smend, Reichskammergericht, S. 20. In der Folgezeit wechselte der Gerichtssitz häufiger, zunächst 1497 nach Worms, drei Jahre ­später nach Augsburg, dann 1501 nach Nürnberg, ein Jahr ­später nach Augsburg, 1503 nach Regensburg, 1509 wiederum nach Worms, vier Jahre danach nach Speyer, 1514 abermals zurück nach Worms, 1521 nach Nürnberg, 1524 nach Esslingen, bevor das Kammergericht erst im Jahre 1526 in Speyer längerfristig seine Tätigkeit aufnahm (vgl. Poetsch, Reichsjustizreform, S. 58; Moraw, Organisa­tion, S. 62; Kern, Geschichte, S. 28). 1056 Vgl. Sellert, Zuständigkeitsabgrenzung, S. 8. 1057 Vgl. zur Kammergerichtsordnung von 1471 Battenberg, Beiträge, S. 69, sowie in der Wormser Ordnung die Art. 19 zu den Sporteln und Art. 20 zu den Taxen des Gerichts. 1058 Am 9. Juli 1490 ernannte der Habsburger den Bischof Wilhelm von Eichstätt zum Kammerrichter und beauftragte seinen Sohn, König Maximilian, nach geeigneten Beisitzern im Reich zu suchen (vgl. Reg. chr.-dipl. Frid. III, Nr. 8569 f.; Franklin, Reichshof­ gericht, Bd. 1, S. 378; Seyboth, ­Kaiser, S. 14; Smend, Reichskammergericht, S. 12 f.). Irrig ist demnach Heinig, Friedrich III., S. 104, der Graf Eitelfritz von Zollern bereits 1490 in der Funk­tion des Kammerrichters annimmt. Die Ernennung des Grafen erfolgte wohl erst im Jahr 1492 (vgl. Battenberg, Richteramt, S. 94 f.). Diese beiden Handlungen zeichneten zunächst keinen Erfolg, so dass am 22. September 1491 Friedrich III. dann wiederum in personam einer Gerichtssitzung in Linz vorsaß, während die Eröffnungssitzung immer wieder verschoben wurde (vgl. RI XIII, H. 17, Nr. 361 – 363; Seyboth, ­Kaiser, S. 14  f.; Dressel, Eitelfriedrich II., S. 83; Wolf, Doppelregierung, S. 422 f.). Erhalten ist zudem ein kaiser­liches Schreiben an den brandenbur­gischen Markgrafen Johann, Beisitzer zum Kammergericht zu senden (vgl. RI XIII, H. 20, Nr. 329; Smend, Reichskammergericht, S. 38). Dass auch die übrigen Kurfürsten s­ olche Aufforderungen erhielten, indiziert die Entsendung eines kurpfälzischen Rates als Beisitzer im Sommer 1494 (vgl. Dressel, Eitelfriedrich II., S. 86, Anm. 29). Auch für Maximilian sind Ladungsbriefe vor das Kammergericht beispielsweise im Streit der Stadt Köln mit dem

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mehr als marginale Präsenz des kammergericht­lichen Verfahrens in der Rechtswelt des Reiches nach 1475 war ausreichend, um 1495 noch integriert zu werden. Letzteres ist besonders bemerkenswert, begreifen sich die Wormser Bestimmungen unter institu­tionsgeschicht­licher Perspektive doch gerade als die Neuschöpfung des Reichskammergerichts.1059 Mit der Herauslösung ­dieses Verfahrens aus dem Herrscherhof offenbarte sich ein anderer Bezugspunkt – das Reich – in größter Deut­lichkeit. Damit überwand das Reich ein Stück weit mehr den Status einer Rechtsgemeinschaft, die ausschließ­lich durch den König und die übrigen Herrschaftsträger gebildet wurde, und figurierte sich als eigenständige Körperschaft, in der Reichsoberhaupt, Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte zwar einen festen Platz behaupteten, das Reich aber mehr war, als die Summe von Haupt und Gliedern.1060 1495 dürfte somit der frühestmög­liche Zeitpunkt sein, um überhaupt von einer Verfasstheit des Reiches zu sprechen. Die Besetzung des Gerichts und die Hegung an

Hofgericht Rottweil vom 3. November 1492 erhalten (vgl. RI XIII, H. 7, Nr. 828 – 830). Am 15. Juni 1494 saß Maximilian dann erstmals selbst in Köln zu Gericht, wonach Eitelfritz von Zollern in weiteren Sitzungen bis in den Sommer 1495 präsidierte (vgl. Dressel, Eitelfriedrich II., S. 85). Die zahlreichen Ladungen, ­welche die beiden Habsburger im Zeitraum ­zwischen 1490 und 1495 ergehen ließen, zeigen, dass der König willens war, weiterhin persön­lich Gerichtstage wohl unter Beteiligung der könig­lichen Räte abzuhalten (vgl. RI XIII, H. 3, Nr. 195 und 197; H. 4, Nr. 1026 und 1036 – 1038; H. 5, Nr. 354; H. 7, Nr. 782 – 785, 787, 806 f., 817 f. und 828 f.; H. 8, Nr. 517; H. 9, Nr. 406; H. 11, Nr. 636; H. 16, Nr. 232; H. 17, Nr. 357, 361, 363 und 370 f.; H. 24, Nr. 256; RI XIV,1, Nr. 793, 844, 929, 945, 984, 1000, 1069, 1087, 1094, 1100, 1134, 1174, 1201 f., 1226 – 1229, 1238, 1265, 1327, 1367, 1495, 1541 und 2166). Inwieweit hier noch die Praxis des kammergericht­lichen Verfahrens, wie es aus der Mainzer Zeit bekannt war, geübt wurde, oder ob hier die Tätigkeit des späteren Reichshofrates grundgelegt wurde, wird einer Spezialuntersuchung vorbehalten bleiben müssen. Dass alle diese Tage ledig­lich der güt­lichen Vermittlung dienen sollten, ist mithin eher unwahrschein­lich. 1059 Vgl. Eisenhardt, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 24. 1060 Vgl. Schubert, König, S. 281. Dass der König schon im 15. Jahrhundert nicht mehr zum Reich zugehörig war, wie Hartung, Verfassungsgeschichte, S. 10, annimmt, dürfte als Gegenposi­tion zu sehr von der Prämisse eines fundamentalen könig­lich-­ständischen Gegensatzes geprägt sein. Das Reichskammergericht, wie es in den Beschlussfassungen des Wormser Reichstages mit seinem Verfahren idealisiert dargestellt war, bezeichnete Seyboth, ­Kaiser, S. 21, als das „Herzstück des Reiches“. Davon bleibt unbenommen, dass nicht das Reich, sondern nominell das Reichsoberhaupt das kammergericht­liche Verfahren nach den Reichstagshandlungen legitimierte und die Reichskammergerichtsordnung unter seinem Siegel mit Rat der Kurfürsten und Fürsten erging. Dennoch erscheint es schon gerechtfertigt, dass die Forschung entgegen der Sichtweise von Moraw, Reichsreform, S. 283, ab 1495 vom Reichs- und nicht mehr nur vom könig­lichen Kammer­ gericht spricht. Realiter trat in den Quellen nach 1495 kein Wechsel im Namen des Kammergerichts ein (vgl. Smend, Reichskammergericht, S. 48 f.).

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einem Ort außerhalb der typischen Verwaltungsformen könig­licher und fürst­licher Herrschaft unterstrichen den Willen der Herrschaftsträger und womög­lich auch die Notwendigkeit, unter Berücksichtigung der bestehenden Vorrechte, die Kosten und Ressourcen des kammergericht­lichen Verfahrens untereinander aufzuteilen. Die zähe Diskussion, wie diese Gewichtungen explizit vorzunehmen ­seien, zu beenden, half im Übrigen auch das Bekenntnis der Zeitgenossen zum gemeinen Recht. Dieser recht­liche Konsens drückte sich im konsequenten Festhalten an der hierarchischen Struktur der Gerichtsbarkeiten im Reich aus.1061 So bekräftigte die Kammergerichtsordnung: Item es sol kein appellacion angenomen werden, die nit gradatim gescheen were, das ist an das nechst orden­lich obergericht (Art. 13). Für die Nutzung des kammergericht­lichen Verfahrens in erster Instanz wurde kategorisch verfügt, dass ausschließ­lich diejenigen zur Klage berechtigt ­seien, die König und Reich on mittel underworfen waren, ausgenommen frei­lich die Fälle der Rechtsverweigerung und -verzögerung (Art. 16).1062 Sogar auf die Unzuläng­lichkeit der Prozessverschleppung durch wiederholte Appella­tion gegen Zwischenurteile reagierte die Gerichtsordnung in Art. 24 und untersagte deren Annahme. Die Zeitgenossen versuchten, das zeigen diese Belege, den überbordenden Zulauf zum kammergericht­ lichen Verfahren durch engere Zuständigkeitsregeln zu beenden, indem die Klagen von Hintersassen auf den Appella­tionsweg beschränkt blieben. Hier trafen sich die Interessen der Herrschaftsträger und der reichsunmittelbaren Glieder, die zugleich als Entscheidungsträger und Diskutanten der Reichsversammlungen agierten. In welchem Maße die Überlastung des Kammergerichts durch zu viele Streitsachen in die Überlegungen im späten 15. Jahrhundert einbezogen wurde, kann nicht abgeschätzt werden. Trotz aller Bereitschaft, die Behandlung von aufkommenden Konflikten mit Hilfe des Kammergerichts zu forcieren, verlangten der König wie auch die Reichsfürsten in gleichem Maße die Beachtung ihrer älteren Prärogative und Rechtstitel.1063 Da sämt­liche Beteiligten auf die Einhaltung ihrer Libertäten drängten, wurde die Kammergerichtsbarkeit absicht­lich oder unbewusst von anderen Verfahren umrahmt. Für das Reichsoberhaupt entsprach das Achtverfahren mit der persön­lichen Achtverkündung durch den König einem solchen Vorrecht, das sich in den Rechtsgewohnheiten des Reiches so steinern niedergeschlagen hatte, dass sich Friedrich III . und ebenfalls sein Sohn Maximilian darauf beriefen. Im Falle 1061 Vgl. Battenberg, Beiträge, S. 64; Weitzel, Gerichtsverfassung, S. 4; Bross, Appella­ tionsbestimmungen, S. 90; Dick, Entwicklung, S. 18. 1062 Vgl. Kaufmann, Königsgericht, Sp. 1038; Diestelkamp, Recht, S. 198 f.; Hartung, Verfassungsgeschichte, S. 41. 1063 Vgl. die analoge Argumenta­tion von Laufs, Schwäbische Kreis, S. 40, für Friedrich III. mit Bezug zur Landfriedensfrage.

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des Nichterscheinens der beklagten Partei wurde dem Kläger konzediert, einen Antrag auf Acht- bzw. Aberachtverkündung zu stellen. Dabei unterbrach der Achtspruch nicht wie einst im hofgericht­lichen Verfahren den Prozess, sondern ergänzte ein Säumnisurteil, das der Klagende weiter betreiben konnte (Art. 22).1064 Die ­Verkündung des Achturteils oblag dem Kammerrichter – wie hier eigens noch einmal betont wurde – im Namen des Königs (Art. 23). Die Bekräftigung in dieser Norm der Kammergerichtsordnung deutet an, wie wenig geneigt das Reichsoberhaupt war, diesen Verfahrensakt einem Stellvertreter oder gar den Reichsständen zu überlassen.1065 Diese Konzession dürfte überdies nur im Zusammenhang mit der Besetzung des Kammerrichteramtes erreicht worden sein, die dem Monarchen zukam. Eine gesteigerte Wirkung der Achtstrafe erhofften sich die Zeitgenossen von der Aufhebung der Ächterhausungsprivilegien für die Urteile des Kammergerichts (Art. 31). Die Evoka­tionsprivilegien, die bisher nur für die Kurfürsten nach dem Wortlaut der Goldenen Bulle allgemeingültig akzeptiert waren, für die übrigen fürst­lichen und nichtfürst­lichen Reichsglieder bei jeder Abforderung vorzuweisen waren, erfuhren nun generelle Anerkennung. Dementsprechend ging im 16. Jahrhundert die Bedeutung dieser Gerichtsstandsprivilegien deut­lich zurück. Minder­mächtige Reichsglieder konzentrierten sich nun auf die Erlangung des Fürstenstandes, der Reichsunmittelbarkeit und eines privilegium de non appel­ lando.1066 Die Reichsfürsten setzten ferner für alle gegen sie gerichteten Klagen nicht-­fürst­licher Reichsglieder die Streitbehandlung vor ihren Räten durch.1067 Diesem Verfahren waren vergleichsweise enge zeit­liche Grenzen gesetzt, die auf eine rasche Erledigung solcher Klagsachen hinwirken sollten. Außerdem bestand für beide Streitparteien die Mög­lichkeit der Appella­tion der Rechtsentscheidung fürst­licher Räte (Art. 30).

1064 Diese Art des Säumnisverfahrens mit Achtverkündung war bereits in der Kammergerichtsordnung des Jahres 1471 enthalten (vgl. Battenberg, Beiträge, S. 62 f., insb. Anm. 108). 1065 Vgl. Diestelkamp, Recht, S. 200; Lechner, Reichsacht, S. 516; Smend, Reichskammer­ gericht, S. 6. 1066 Vgl. RTA , MR V,1, Nr. 342,IV , Art. 29: Item ein yder sol sein undertanen in seinen orden­lichen gerichten, rechten und oberkeiten beleiben lassen und halten nach eins yden Ft., Gft., Hft. und oberkeit lob­lichen herkumen und geprauchungen. Vgl. dazu entsprechend Eisenhardt, Rechtswirkungen, S. 77; Luschin von Ebengreuth, Geschichte, S. 27; Thudichum, Reichskammergericht, S. 159; Eisenhardt, privilegia de non appellando, S. 28; Weitzel, Dinggenossenschaft, S. 1291. Irrig ist Hartung, Reichsreform, S. 193, der von einer Unwirksamkeit der Appella­tionsprivilegien ab dem Jahr 1495 ausgeht. 1067 Vgl. Laufs, Reichsstädte, S. 196; Hartung, Reichsreform, S. 192 f.; Göbel, Reichstag, S. 287 f.

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Gegenstand der Kammergerichtsordnung war schließ­lich auch das Austragsverfahren bzw. die Abhaltung fürst­licher Schiedsgerichte, w ­ elche die Fürsten über das 15. Jahrhundert hinweg immer wieder eingefordert hatten.1068 Diese ­seien überall dort, wo Austragsverfahren vertrag­lich bereits vereinbart waren, in der entsprechenden Form durchzuführen. In den übrigen Fällen sollte die klagende fürst­liche Partei ihrem fürst­lichen Widersacher die Forderungen mitteilen, wonach dieser zwei geist­liche und zwei welt­liche Reichsglieder fürst­lichen Ranges aus unterschied­lichem Haus benennen sollte, von denen wiederum der Kläger einen als Schiedsrichter auszuwählen hatte (Art. 28). Damit hatte in Sonderheit das iudicium parium für die Reichsfürsten in erster Instanz in die Reichsnormen Eingang gefunden – die im schiedsrichter­lichen Verfahren untypische Appella­tion an das Kammergericht musste jedoch zugebilligt werden.1069 Die Verweigerung des Schiedsauftrags durch die Parteien wurde als unzulässig deklariert. Auch dabei konnte auf die Rechtsvorstellungen des 15. Jahrhunderts rekurriert werden: Der gewählte Schiedsrichter wurde kraft seiner Wahl durch den Kläger zum könig­lichen Kommissar, dessen Tätigkeit unter herrscher­lichem Befehl stand. Dieses letzte Beispiel beweist, wie die Wormser Beschlüsse entgegen allen politischen Differenzen die könig­lichen und fürst­lichen Konfliktbehandlungsverfahren miteinander in Verbindung zu bringen vermochten und im selben Moment ständische Libertäten bestätigten und Zuständigkeiten und Funk­tionszuweisungen konkretisierten. Die Aufrichtung und Verkündung des Ewigen Landfriedens war im Vergleich zu den langwierigen Debatten um die Kammergerichtsordnung von wesent­lich weniger politischen Differenzen ­zwischen Reichsoberhaupt, Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädten begleitet.1070 Ein Großteil der zwölf Bestimmungen des Textes, der ebenfalls am 7. August 1495 beurkundet wurde, hatte eine längere, zum Teil konkret bis in das Jahr 1467 zurückreichende Tradi­tion und war im Konsens der Reichsglieder immer wieder bestätigt worden. Ein befristetes absolutes Fehde­ verbot war zum ersten Mal auf eben ­diesem Nürnberger Reichstag des Jahres 1467 als Reak­tion auf die Abwehr der Türken diskutiert und kurz darauf beschlossen

1068 Vgl. Meurer, Austrägalgerichtsbarkeit, S. 46 – 49; Angermeier, Königtum, S. 555; Most, Schiedsgericht, S. 117; Fischer, Reichsreform, S. 235; Kulenkampff, Einungen, S. 50; Göbel, Reichstag, S. 287 f. 1069 Vgl. Göbel, Reichstag, S. 287 f. Smend, Reichskammergericht, S. 67, hat in ­diesem Zusammenhang erklärt, dass die Anzahl der Austräge und schiedsrichter­lichen Streitbehandlung der Fürsten in der Zeit nach dem Wormser Reichstag rasch abgenommen habe. 1070 Vgl. für die folgenden zwei Abschnitte den Text des Ewigen Landfriedens in RTA, MR V,1, Nr. 334,III. Eine Besprechung dieser Quelle bieten Fischer, Reichsreform, S. 222 – 233, und Wadle, Ewige Landfriede, S. 71 – 73.

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worden.1071 Analoge Artikel umfassten schließ­lich auch der Regensburger und der Frankfurter Landfrieden von 1471 bzw. 1486.1072 In Worms wurde nun festgelegt, also das von zeit dieser verkundigung nyemants, von was wirden, standes oder wesens der sey, den andern bevehden, bekriegen, berauben, fahen, uberziehen, belegern, auch darzu durch sich selbs oder yemants anders von seinen wegen nit dienen, noch auch einich sloß, stette, merkt, befestigung, dörfer, hove oder weyler absteygen oder on des andern willen mit gewaltiger tat freven­lich einnemen oder geverd­lich mit prand oder in ander wege dermassen beschedigen solle (Art. 1). Die bedeutsame Änderung in Worms vollzog sich daher nicht im Wortlaut des Fehdeverbots, sondern in der letzten Bestimmung des Landfriedens, die erklärte, dass seine Gültigkeit nit abprechen solle und folg­lich ewig war (Art. 12).1073 Für die Missachtung des Fehdeverbots drohte die als Sank­tion im Landfriedensrecht typische Achtstrafe (Art. 3).1074 Vereinbart war ebenfalls ausdrück­lich, Friedensbrecher nicht aufzunehmen (Art. 5) und Zusammenschlüsse, die sich gegen die Rechtsnormen des Reichslandfriedens richteten, untersagt s­ eien (Art. 9). Außerdem s­ eien alle Freiheiten und Rechtstitel den Landfriedensartikeln nachgeordnet (Art. 11). Bei Missachtung der Bestimmungen sollten die altbekannten Strafen wie Privilegienverlust und Ungnade, doch auch die Sank­tionen der Reformatio Friderici und damit eine Pön von 100 Mark Gold folgen (Art. 10). An gleich mehreren Stellen hob der Text indirekt ganz generell auf die Normen der Kammergerichtsordnung oder das kammergericht­liche Verfahren ab. So wurde in Anlehnung an das absolute Fehdeverbot verfügt, dass derjenige, der Ansprüche gegen seinen Widerpart vorzubringen gedenke, dies nach Ordnung des Kammergerichts erledigen solle (Art. 1). Falls gewaltsame Maßnahmen gegen Friedens­brecher notwendig würden, habe der Kammerrichter gemeinsam mit den könig­lichen Anwälten auf den jähr­lichen Reichsversammlungen um eine geeignete Hilfe zu verhandeln. Dieser Modus erinnert an die Praxis der ­Einungen, wobei das Reich in seiner Gesamtheit den Rechtsraum, die Reichs­glieder die Teilnehmer und das kammergericht­liche Verfahren die Gerichtsbarkeit des Bundes 1071 Vgl. RI XIII, H. 4, Nr. 451; Kraus, Sammlung, S. 286; Fischer, Reichsreform, S. 189. 1072 Vgl. RTA, ÄR XXII,2, Nr. 127, Art. 1, bzw. RTA, MR I, Nr. 335, Art. 1. Die Reformatio Friderici beinhaltete noch den aus dem 13. und 14. Jahrhundert gebräuch­lichen Passus, dass die gewaltsame Konfliktführung an ein vorheriges Rechtserbieten gebunden sei (vgl. RTA, ÄR XVI, Nr. 209, Art. 1; Fischer, Reichsreform, S. 169; Isenmann, Reichsstadt, S. 57). 1073 Vgl. Hartung, Reichsreform, S. 191 f.; Fischer, Reichsreform, S. 198; Isenmann, Fehde, S. 338; Oestmann, Wege, S. 153. 1074 Diese war ebenfalls im Nürnberger, Regensburger und Frankfurter Landfrieden angedroht (vgl. RI XIII , H. 4, Nr. 451, H. 2, Nr. 129 sowie H. 4, Nr. 915). Ersterer verband das crimen laesae maiestatis mit dem Friedensbruch (vgl. dazu Most, Reichslandfriede).

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verkörperten. Die Besetzung des Kammergerichts durch die Stände bildete wie in den Einungen die beteiligten Herrschaftsträger ab. Die Zusammenkünfte waren Teil der sogenannten Handhabung Friedens und Rechts, die darüber hinaus auch ­Kosten- und Schadensfragen für die Nacheile und die Durchführung von Feldzügen gegen Frieden­sbrecher regelte.1075 Zudem mag und sol nichtdest­ minder unser camerrichter und camergericht alzeit auf anrufen der beschedigten oder bekriegten oder auch von ambts wegen wider die uberfarer und fridbrecher wie recht procediren (Art. 6). Diese zielgerichtete Integra­tion des kammergericht­ lichen Konfliktbehandlungsverfahrens für die Fälle des Friedensbruchs im Sinne des Landfriedensrechts war ein Novum des Wormser Reichstages, das im ersten Moment fern an die Funk­tion des Hofrichteramtes im Mainzer Friedenswerk von 1235 erinnert. Zwar war bereits im Frankfurter Landfrieden von 1486 die gemeinsame Hilfe gegen Friedensbrecher an den Gebotsbrief des Kammerrichters geknüpft,1076 doch wies erst dieser Art. 6 von 1495 expressis verbis alle Friedensbruchsachen der Kammergerichtsbarkeit zu. Die Charakterisierung des Kammergerichts in seiner Wormser Fassung als „zentrales Landfriedensgericht“, wie sie Jürgen Weitzel und Mattias Fischer vornehmen, ist zunächst einmal berechtigt.1077 Mit Blick auf die weitere Entwicklung im 16. Jahrhundert ist aber zu konzedieren, dass das Reichskammergericht vergleichsweise wenige Landfriedensdelikte behandelte.1078 Aus ­diesem Grund könnte die recht­liche Klärung von Friedensbruch bei den Reichskreisen und mehr noch in der territorialen Gerichtsbarkeit zu suchen sein. Diese Nutzung der Kammergerichtsbarkeit drückte gleichsam das Zusammenwirken von König und den übrigen Herrschaftsträgern im Reich aus, wohl nach wie vor in der Überzeugung, die eigenmächtige gewaltsame Konflikt- und Fehdeführung durch Schaffung alternativer Streitbehandlungsverfahren langfristig zu beseitigen.1079 Unabhängig davon, wie stark politische Gegensätze und das stetige Beharren auf Rechtstitel und Libertäten Haupt und Glieder auch voneinander trennten, die Durchsetzung des Landfriedensrechts einschließ­lich der

1075 Vgl. RTA, MR V,1, Nr. 356,IV vom 7. August 1495. 1076 Vgl. RTA, MR I, Nr. 335, Art. 6; Fischer, Reichsinteresse, S. 279. 1077 Weitzel, Rechtsordnung, S. 45, bzw. Fischer, Reichsreform, S. 221. 1078 Vgl. Oestmann, Wege, S. 161 f. 1079 Vgl. Fischer, Reichsinteresse, S. 276. Die schwierigen ersten Jahre und Jahrzehnte der kammergericht­lichen Tätigkeit nach 1495, die von Unterbrechungen, den politischen Auseinandersetzungen der Großen des Reiches und ferner dem schlechten finanziellen Gebaren bestimmt waren, mögen begründen, weshalb auch nach dem Wormser Reichstag die Durchsetzung des absoluten Fehdeverbots realiter immer noch in weiter Ferne lag (vgl. Kühn, Prozesse, S. 100).

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Beseitigung der gewaltsamen Selbsthilfe war nur gemeinschaft­lich zu erreichen. Die könig­liche Hofgerichtsbarkeit nach der Vorstellung des Mainzer Reichslandfriedens scheiterte daran genauso wie die Einungsgerichte und die lokale Gerichtsbarkeit im 14. Jahrhundert. Die über das ganze 15. Jahrhundert aufrechterhaltene Zuweisung der Friedensbruchfälle an die territorialen Gerichte erschien in den Augen der Zeitgenossen offenbar wenig wirkungsvoll.1080 Für das Reichsoberhaupt spitzte sich im Laufe des Mittelalters die Ressourcenfrage derart zu, dass aus den finanziellen Mitteln und den praktizierten Verwaltungsformen am Hof trotz aller Besserungsversuche der Schutz des Landfriedens kaum flächendeckend betrieben werden konnte – die Verpachtung des Kammergerichts unter der Passauer und Mainzer Erzkanzlerschaft illustriert dies. Zeitgleich formulierten die Reichsfürsten mehrere Vorschläge, die auf die Errichtung einer reichsweiten ständischen Landfriedensgerichtsbarkeit neben dem kammergericht­lichen Verfahren am Herrscherhof sannen.1081 Natür­lich wichen diese Proposi­tionen aus könig­licher Sicht zu sehr vom Reichsrecht ab. Die Integra­tion des Reichsoberhauptes in d ­ ieses Vorhaben gipfelte schließ­lich in den Beschlüssen des Wormser Reichstages und in der Herauslösung ­dieses Verfahrens aus dem könig­lichen Hof: Diese Kammergerichtsbarkeit war nun nicht mehr das Zentrum der könig­lichen Konfliktbehandlung. Vielmehr war das Reichskammergericht der Verfügung des Reichsoberhauptes gerade so weit entrückt, dass Maximilian noch vor der Jahrhundertwende mit dem Reichshofrat einen alternativen Adressaten für Klagen, Appella­tionen und aufkommende Konflikte aus seiner persön­lichen Jurisdik­tion heraus belebte, wie einst seine Vorgänger die Kammergerichtsbarkeit recht­lich begründet hatten.1082 Damit setzte der Habsburger die höfische Konfliktverwaltung fort. Mit d ­ iesem Doppelangebot von gericht­licher Streitbehandlung schließ­lich überschritt das römisch-­deutsche Reich die Epochenschwelle in das 16. Jahrhundert.

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Vgl. die erneuerten Zuständigkeitsdefini­tionen für die Fälle des Friedensbruchs einseitig zulasten der geist­lichen, welt­lichen und städtischen Herrschaftsträger in der Reformatio Friderici (vgl. RTA, ÄR XVI, Nr. 209, Art. 7), im Nürnberger Landfrieden (vgl. RI XIII, H. 4, Nr. 451), im Regensburger Landfrieden (vgl. RTA, ÄR XXII,2, Nr. 127, Art. 1 und 4 – 6) sowie im Frankfurter Landfrieden (vgl. RTA, MR I, Nr. 335, Art. 1 und 4). 1081 Vgl. von Ranke, Deutsche Geschichte, Bd. 1, S. 62 f.; Isenmann, Fehde, S. 453 f., für den Nürnberger Reichstag von 1467; Molitor, Reichsreformbestrebungen, S. 160 – 164, Heimpel, Deutschland, S. 105, für den Regensburger Reichstag von 1471. 1082 Die These, der neuzeit­liche Hofrat des Königs sei auf das hofgericht­liche Verfahren zurückzuführen (vgl. Oestmann, Wege, S. 167), findet sich nicht bestätigt.

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* * * Blicken wir an dieser Stelle noch einmal auf das 15. Jahrhundert zurück. Die in den einzelnen Regionen des Reiches eingesetzten Amtsträger, die lokal bei der Bewältigung von Streitfällen mitwirkten, waren einer vom Zentrum, dem Hof, ausgehenden Königsherrschaft gewichen. Als flexibel einsetzbare Funk­tionsträger erschienen die Räte, zu denen die Amtsträger am Hof ebenso gehörten. Entscheidungen, die ein kleiner, situativ wechselnder Kreis der Räte gemeinsam mit dem Throninhaber, aber immer im Namen des Königs fällte, bezogen sich auch auf vorgebrachte Klagen und Bitten – darin keimte das kammergericht­liche Verfahren. Das Personal der älteren Hofgerichtsbarkeit ließ sich in einem längeren Prozess in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts problemlos integrieren, der Hofgerichtsschreiber fand in der Hofkanzlei seinen Platz, der Hofrichter konnte als beisitzender Rat bei Streitentscheidungen eine neue Aufgabe übernehmen. 1451 verschwand das hofgericht­liche Verfahren aus den Quellen. Um diesen Prozess künftig noch tiefgehender nachvollziehen zu können, wird eine breitere Aufarbeitung der Quellen Sigismunds erforder­lich sein, die Korrelat und Gegengewicht zugleich sein werden gegenüber der von der Forschung bisher viel zu stark in den Fokus genommenen kammergericht­lichen Tätigkeit der 1460er und 1470er Jahre bis zum Tod des Mainzer Erzbischofs Adolf. Beteiligt an der Kammergerichtsbarkeit waren Rechtsgelehrte – in der Zeit Friedrichs III. war jeder dritte Rat ein Student oder Absolvent der italienischen, franzö­sischen oder jüngeren deutschen Universitäten. Das allein war kein Novum, Gelehrte im Königsdienst sind schon an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert belegt und erschienen nicht nur beim Reichsoberhaupt, sondern auch an den Höfen mächtiger Fürsten und in den Reichsstädten. Im 15. Jahrhundert aber stieg ihre Zahl derart spürbar an, dass sich ihr Wissen im römisch-­kanonischen Recht im Verfahrensgang und Prozessrecht des Kammergerichts und der territorialen Hofgerichte abbildete, während in der gleichen Zeit die könig­liche Hofgerichtsbarkeit bis zu ihrem Verschwinden beim dinggenossenschaftlichen Verfahren mit einem adligen Urteilerkreis blieb. Die sich breit im Reich durchsetzenden Rechtsvorstellungen des gemeinen Rechts beeinflussten ganz wesent­lich das Verhältnis z­ wischen den Gerichtsbarkeiten. Aus einem Nebeneinander von Verfahren, innerhalb dessen die Streitenden auswählen mussten, formte sich allmäh­lich eine hierarchische Ordnung – ein Prozess, der bis zum Ende des Mittelalters noch nicht abgeschlossen war, zumal sich im Einzelfall der Gang der Konflikte noch nicht zwingend Instanz für Instanz vollzog. Unterhalb der könig­lichen Ebene bildeten die landesherr­ lichen Hofgerichte mittelfristig die zweithöchste Instanz. Dass die inzwischen gleichfalls in den Händen der Fürsten und Städte befind­lichen kaiser­lichen Landgerichte diesen nachgeordnet wurden, entschied sich zu einem gehörigen Teil

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in Zuständigkeitskonflikten. Zwar hatten die Inhaber kaiser­licher Landgerichtsbarkeit die Beziehung der Gerichte zum Reichsoberhaupt unter dem Hinweis auf ihre Libertäten durchweg betont, um ihren eigenen Rang zu steigern, doch musste ihre persön­liche Rechtsentscheidung innerhalb ihrer Herrschaft – nun einmal verkörpert in der Tätigkeit der Hofgerichte – schwerer wiegen. Vorschub erhielt letztend­lich ein räum­liches Konzept von gericht­licher Zuständigkeit, mit dem die überterritorial agierenden Landgerichte, übrigens genauso wie die Feme, nicht in Übereinstimmung zu bringen waren. Gegen die Gerichtsbarkeit der westfä­lischen Freigerichte agierten die Reichsglieder vermehrt seit der zweiten Hälfte der Regierungszeit Sigismunds. Beschlüsse gingen dann vom Frankfurter Hoftag 1442 aus, die Friedrich III. auch durchzusetzen versuchte. Zwischen all diesen Verfahren ließen sich die Streitsachen mit dem Rechtsmittel der Appella­ tion transferieren. Obwohl Appella­tionen an das Reichsoberhaupt zunahmen, dominierten über die Summe der könig­lichen Verfahren immer noch unmittelbare Klagen und Hilfsbitten. Dazu passt auch, dass privilegia de non appellando im 15. Jahrhundert nur ganz vereinzelt ausgestellt worden sind. Appelliert wurde von den Streitenden vergleichsweise oft von den Frei- und Femegerichten, den verbliebenen kaiser­lichen Landgerichten sowie den landesherr­lichen Hof- und den Stadtgerichten, jedoch auch gegen die Einsetzung oder Entscheidung der könig­lichen Kommissare. Abseits der geschilderten Zuständigkeitsfragen kann nicht von einem prinzipiellen Gegeneinander ­zwischen könig­lichen und landesherr­lichen/reichsstäd­ tischen Konfliktbehandlungsverfahren ausgegangen werden. Vielmehr setzte das Reichsoberhaupt auf die Mitwirkung der Reichsglieder bei der Bewältigung von Konflikten. Die massive Nutzung des Kommissionsverfahrens unter Friedrich III. koppelte die Streitfälle doch an den König, überließ aber die oft gar nicht anders als vor Ort zu lösenden Zwistigkeiten den lokal ansässigen Herrschaftsträgern. Bei der Auswahl der Kommissare wurde der Parteiwille typischerweise berücksichtigt. Die Kommissionsbriefe zählen zu den Mandaten, die für die Herrschaft im Reich nun vollends unerläss­lich wurden: Adressat einer persön­lichen Willensäußerung des Throninhabers konnte grundsätz­lich jeder Reichsangehörige sein. Die Schreiben zielten auf konkret formuliertes Handeln, fußten jedoch weniger auf einer sach­lichen Prüfung der geschilderten Konflikte, sondern waren vom festen Glauben an die Darstellung eines Petenten geprägt; umgekehrt konnten sie jederzeit revidiert werden. Nachdruck ließ sich den Befehlen nicht nur mit der Androhung von Sank­tionen verleihen, ihre Nichteinhaltung war justiziabel und wurde beispielsweise vom Kammerprokuratorfiskal, einem in den 1420er Jahren am Hof geschaffenen Amt, in Einzelfällen verfolgt. Während die Streitbehandlung im Namen des Königs durch den Einsatz von Ge- und Verbotbriefen stieg, blieb der Anteil persön­licher Gerichtsentscheidungen des Reichsoberhauptes

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gering; schiedsrichter­liche und vermittelnde Tätigkeit durch Friedrich III. ist in der Menge der Fälle kaum noch belegt. Außerhalb des kammergericht­lichen Verfahrens stand am Hof nicht mehr die Klärung der Streitigkeiten im Vordergrund, der Schwerpunkt lag auf der Konfliktverwaltung, also die zahlreich vorgebrachten Klagen und Begehren anzunehmen, sie den Verfahren zuzuweisen und notfalls deren Fortgang sicherzustellen. Wie weitreichend die Notwendigkeit war, eine funk­tionsfähige höchste Gerichtsbarkeit nicht allein, stattdessen im Zusammenwirken mit den Großen des Reiches zu organisieren, spiegelten die Beschlüsse des Wormser Hoftages wider. Das kammergericht­liche Verfahren wurde vom Königshof getrennt, das Personal des Gerichtes von Throninhaber und Reichsständen gemeinsam bereitgestellt. Dass diese auch von der politischen Situa­tion im Jahre 1495 abhängige Entscheidung nicht alternativlos war und tradierte Rechte nicht vollends verkehrt werden konnten, beweisen die Verhandlungen und Festlegungen zur Achtverkündung, der Vorbehalt der fürst­lichen Austräge, die Besetzung des Kammerrichteramtes und schließ­lich die Etablierung des Hofrats zusammen mit einem neuen Konfliktbehandlungsverfahren am Hof des Königs nach der Verlegung des Kammergerichts. Die Ebene des Reiches, der kammergericht­liches Verfahren und Landfriedenssachen in Worms explizit zugewiesen wurden, war nicht etwa ein ständisches oder könig­liches Betätigungsfeld, sie war frei­lich beides, einerseits getragen vom gemeinschaft­lichen Einsatz von Ressourcen, andererseits nur zu oft entzweit von wechselvollen politischen Verhältnissen und nach kurzer Zeit auch der konfessionellen Spaltung.

7.  Zusammenfassung Das römisch-­deutsche Reich war während des gesamten Spätmittelalters in allen seinen Regionen immer wieder von Konflikten erfasst, die von kleineren gewaltlos geführten Zwistigkeiten bis hin zu längeren kriegerischen Auseinandersetzungen, von Disputen ­zwischen einzelnen Bürgern und Untertanen bis zu Streitsachen der Kur- und Reichsfürsten reichten. Aus der Ferne betrachtet muss der Reichsverband weniger als ein Friedensraum, als der er sich seit der hochmittelalter­lichen Friedensbewegung ebenfalls verstand, erscheinen, sondern vielmehr als eine Konfliktgemeinschaft anmuten, die allenfalls punktuell Phasen des Friedens durchzusetzen vermochte. Im Zentrum der so notwendigen Behandlung der aufkommenden Streitsachen fand sich das Reichsoberhaupt mit seinen überschaubaren Herrschaftsund Verwaltungsmitteln, das spätestens im 15. Jahrhundert tagtäg­lich Klagen, Hilfsbitten und Parteienbegehren an seinem Hof empfing. Zweifellos zählte die Beantwortung dieser Ansinnen zu den Kerntätigkeiten eines jeden spätmittelalter­ lichen Königs. Ob diesen Reak­tionen des Herrschers aber eine Lösung der vorgebrachten Streitsache folgte, hing weniger von ihm und der Art seiner Handlung als vielmehr vom Willen der Konfliktparteien ab, von einem gewaltsamen Austrag zu einer fried­lichen Streitbehandlung überzugehen und letztend­lich gegnerische Ansprüche anzuerkennen und eigene Posi­tionen zumindest teilweise aufzugeben. Die Vorstellung, dass einzig der König allein kraft seiner höchstrichter­lichen Stellung sich allen Konflikten im Reich anzunehmen habe und diese bis zur Lösung verfolgen müsse, entsprach dabei weder dem Handeln der Zeitgenossen noch den Handlungsmög­lichkeiten des Reichsoberhauptes. Die Ressourcen näm­lich, über die der Inhaber der Reichskrone im Spätmittelalter verfügte, wogen die Größe des Reiches und dessen Tiefe mit seiner Vielzahl von Klein- und Kleinstherrschaften zu keinem Zeitpunkt auf. Der König blieb auf Informa­tionen aus dem Reich, auf das Insistieren der Streitenden und deren Bereitschaft angewiesen, ihren Konflikt – einschließ­lich dessen Klärung und Lösung – am Herrscherhof zu halten und notfalls stets von Neuem zu forcieren. Dass dabei in sämt­lichen Verfahren zunehmend Schwierigkeiten bei der Um- und Durchsetzung von Rechtsentscheidungen zutage traten, ­welche auch angemahnt wurden, weist nicht etwa auf mangelhafte Funk­ tionsfähigkeit dieser Verfahren hin. Mit solcher Kritik forderten die Parteien eine ganz neue Funk­tion von den Herrschaftsträgern ein: Herrschaft hatte, wenn sie langfristig gegen die Selbsthilfe erfolgreich sein wollte, erstens alternative fried­liche Konfliktbehandlungsverfahren anzubieten, die zweitens in regelmäßiger Übung waren und funk­tionierten sowie schließ­lich drittens mit steigender Wahrschein­ lichkeit versprachen, ihren Festlegungen und Entscheidungen reale Konsequenzen folgen zu lassen. Diese weniger auf die obrigkeit­lichen Gerichtsherren, sondern auf die Streitenden konzentrierte Sicht wird deshalb bei der Interpreta­tion von

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Konflikten und deren Lösung künftig noch einen breiteren Raum einnehmen müssen. Landesherrschaft, Territorialherrschaft und Staat­lichkeit dürfen deshalb nicht ausschließ­lich mit der Etablierung des Offizialprinzips in Verbindung gebracht werden. Für das Königtum lässt sich in ähn­licher Weise konstatieren: Berührte eine Auseinandersetzung selbst die politischen Interessen des Herrschers nicht, dann waren die könig­lichen Schreiben und Befehle im Spätmittelalter vordergründig Ausdruck einer reaktiven Königsherrschaft. Der schrift­liche oder münd­liche Vortrag eines Konfliktes am Hof durch die Streitparteien zielte nicht auf eine willkür­liche Involvierung des Reichsoberhauptes, das nach eigenem Ermessen aus seinem Repertoire potentieller Reak­tionen auswählen sollte. Stattdessen versuchten die Petenten wohl in den allermeisten Fällen, einen ihnen förder­lichen und damit einen bestimmten Herrscherakt zu erwirken. Das Handeln des Königs war nicht ins Beliebige gesetzt. Der König war welt­licher Richter, Lehnsherr und damit Lehnsrichter und in den Gebieten seiner Hausmacht Landesherr. Diese drei bereits an der Wende vom Hoch- und Spätmittelalter verfestigten Rollen gaben einen groben Handlungsrahmen, der beispielsweise die Gerichtsbarkeit in geist­lichen Sachen ausschloss. Auf ­welche Funk­tion die Parteien rekurrierten oder sich der König selbst zuwies, variierte im Einzelfall. Indem sich die Streitenden um ein konkretes Kanzleiprodukt bemühten, stieg die Wahrschein­lichkeit, eine wunschgemäße Reak­tion des Königs zu erreichen. Erst in einem zweiten Schritt war abzuschätzen, über ­welche Personen und Amtsträger am Hof des Königs ­dieses unter ­welchen Kondi­tionen zu erhalten war. Nicht immer konnte der Weg unmittelbar zum Throninhaber führen. Die Menge der an den Monarchen adressierten Konflikte war im Spätmittelalter derart groß, dass sich der König in personam der wenigsten Fälle annehmen konnte und strikt auf die Verwaltungsformen in der Zentrale und in den einzelnen Reichsteilen angewiesen war. Wie das Reichsoberhaupt Streitsachen in großer Zahl bewältigte, hing folg­lich unmittelbar von der Organisa­tion und Verwaltung seiner Herrschaft ab. Einzig zu fragen, ob ein an den Hof gelangter Konflikt vom König oder einem Delegaten behandelt wurde, wird der Komplexität der Entscheidungsabläufe nicht gerecht. Stellvertreterschaften des Reichsoberhauptes, wie sie seit dem 13. Jahrhundert entstanden waren, die ihrerseits Nutzungskonjunkturen unterlagen und auch wieder verschwinden konnten, existierten mit dem hofgericht­lichen und ­später dem kammergericht­lichen Verfahren sowohl am Hof, mit Reichslandvögten, kaiser­lichen Landgerichten, der Gerichtsbarkeit der Einungen und Kommissaren zugleich auch lokal in den einzelnen Reichsteilen. Doch nicht allein die räum­liche Entfernung gibt Auskunft darüber, wie sehr delegierte Konfliktbehandlung dem persön­lichen Willen des Königs folgte: Anweisungen mussten generalbevollmächtigten Amtsträgern im Einzelkonflikt nicht notwendigerweise erteilt werden; hinter der Berufung könig­licher Kommissare versteckten sich die Petenten, Subdelegaten

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agierten im hofgericht­lichen Verfahren, Unterlandvögte und Unterlandrichter in den territorialisierten Reichslandvogteien und kaiser­lichen Landgerichten, das Kammergericht war zeitweise ganz an den Kanzler verpfändet. Diese Ausschnitte aus der geschilderten Praxis könig­licher Konfliktbehandlung im Spätmittelalter geben triftigen Anlass, hinter dem massiv belegten Handeln im Namen des Reichsoberhauptes nicht zu oft den König in personam zu vermuten. Die drückende Last immer neuer Klagen und Begehren ließ aber auch singu­ läre Reak­tionen gemessen an der Summe der Königsakte in den Hintergrund treten. Dagegen dominierten typische Handlungsformen, die sich zu Verfahren verfestigten. So beispielsweise waren die Formulare der verschiedenen Hofgerichtsbriefe im 14. Jahrhundert derart erstarrt, dass ein sehr fixes Programm an Kanzleiprodukten im engen Konnex mit dem praktizierten Acht- und Anleiteverfahren prägend wurde. Ein ähn­licher Befund gilt für die Ausformung spezieller Mandate wie den inhibi­tiones oder den Exekutorialgeboten im Laufe des 15. Jahrhunderts. Solche Standardisierungen in den könig­lichen Schreiben können nur unter Berücksichtigung der kanzleigeschicht­lichen Entwicklung nachvollzogen werden. Das Resultat verwundert die hilfswissenschaft­lich arbeitenden Mediävisten frei­lich nicht im Geringsten; für das Spätmittelalter muss es jedoch eigens Erwähnung finden, zumal diplomatische Untersuchungen in der Forschung in dem Maße abnehmen, wie die zu untersuchende Quellengruppe von der kommentierten Volltextedi­tion des Früh- und Hochmittelalters entfernt ist. Kurzum: wir wissen noch zu wenig über die Kanzleitätigkeit des römisch-­deutschen Königtums im Spätmittelalter. Doch nicht einzig die Kanzleiverhältnisse gestatten es, von Konfliktbehandlungsverfahren zu sprechen. Auch das von Normen umrahmte ­soziale Handeln der Zeitgenossen wies Typiken und Regelhaftigkeiten auf. Diese lassen sich womög­ lich nicht mehr vollständig erhellen. Die Reichslandfrieden und Bundesbriefe der Einungen, die Rechtsspiegel, die Landrechte und die Gerichtsordnungen bilden aber immerhin ein kleines, zugegeben normatives Fundament, das vereinzelt mit den überlieferten Gerichtsbüchern, Urkunden und Briefen aus der Rechtspraxis ergänzt und so einem Abgleich unterzogen werden kann. Hieraus ergibt sich für das römisch-­deutsche Königtum nicht das Bild von tausenden, isoliert erscheinenden Einzelakten, sondern erkennbar wiederkehrende Umgangsformen mit den vorgetragenen Streitfällen. Diese Verfahren lassen sich im Ganzen beschreiben, sie entwickelten sich weiter, wurden auf neue Erfordernisse angepasst oder, sobald sie obsolet oder ihrem Zweck untaug­lich wurden, aufgegeben. Trotz aller Historizität dieser Verfahren behauptete der spätmittelalter­liche König permanent stets mehrere solcher Reak­tionsformen, die sich auch in seinen Doppelfunk­tionen als Richter, Schiedsrichter oder Vermittler versinnbild­lichten. Friedrich II ., seine Söhne und Nachfolger auf dem Thron im 13. Jahrhundert waren noch in ganz erheb­lichem Maße auf die persön­liche Streitbehandlung

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angewiesen, die sich entweder im Kosmos des Hofes im Kleinen oder auf der Bühne der Hoftage gemeinsam mit den Großen des Reiches abspielte. Für die Konfliktbehandlung in personam war die Präsenz des Herrschers im Reich und die Nähe ­zwischen König und Streitparteien von integraler Bedeutung. Das dürfte einer der Gründe gewesen sein, weshalb der Staufer während seiner langen Abwesenheitsphasen seine Söhne im Reich nörd­lich der Alpen beließ, die sich dort der Konflikte annahmen. Gleiches stützt der beständige Rückgriff des Königs auf Reichsvikare im Spätmittelalter beispielsweise für die Zeit eines Italienzuges. Der Throninhaber wurde von den Konfliktparteien mit Streitfällen ungefragt konfrontiert – nur deshalb ist das Phänomen der Stellvertretung zuerst für die Gerichtstage am Hof des Herrschers belegt, hier liefen die Klagen und Begehren zusammen. Befasste sich das Reichsoberhaupt im 13. Jahrhundert persön­lich mit einer Auseinandersetzung, dann saß er oft als Richter in einem dinggenossenschaftlichen Verfahren vor, dessen Urteilerkreis Ministerialen und/oder auch Fürsten umfasste. Beteiligt waren die Großen des Reiches oft während der Hoftage, auf denen zu allen mög­ lichen Sachfragen beraten wurde; Gerichtstage standen wahrschein­lich nicht im Vordergrund, gehörten aber zu den begleitenden tagespolitischen Erfordernissen. Die absolute Zahl und der relative Anteil könig­licher Hofgerichtsentscheidungen nahmen bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts ab. Schiedsrichter­liches und vermittelndes Eingreifen des Königs hielt sich im Vergleich dazu auf einem niedrigen, allerdings nicht zu vernachlässigenden Niveau. Beide Verfahren fußten auf dem Willen der Streitparteien, ihren Zwist in Gegenwart oder unter Mitwirkung des Herrschers güt­lich oder mittels bindenden Schiedsspruchs zu beenden. Auch im 15. Jahrhundert fungierte der König nicht häufiger persön­lich als Schiedsrichter oder Vermittler. Dazu könnte beigetragen haben, dass das Reisekönigtum zugunsten längerer Aufenthalte an eigens ausgebauten Residenzorten als Herrschaftsform zunehmend aufgegeben wurde, die Streitenden in der Regel weite Wege an den Hof auf sich nehmen mussten, der bei Karl IV., Wenzel, Sigismund, Albrecht II. und Friedrich III. zusätz­lich noch an der Peripherie des Reiches lag. Es war schlichtweg unwahrschein­lich und mit Blick auf die hohen Kosten und Beschwernisse einer weiten Reise kaum zumutbar, sämt­liche Streitparteien, ggf. auch ihren Rechtsbeistand und Zeugen oder Beweismittel am Hof zusammenkommen zu lassen und je nach Erfordernis ein längeres Verfahren bis zum erfolgreichen Ende zu betreiben. Waren die Großen des Reiches in die Regelung eines Konfliktes einbezogen, so dokumentierte dies die Hofkanzlei in den pergamentenen Rechtsentscheidungen, die dann cum consilio principum ergingen. Die Formel begegnet im 13. Jahrhundert sowohl in den Urteilen des iudicium curiae als auch in den Beschlussfassungen der Hoftage, sie ist dementsprechend ein Hinweis auf gemeinsame Beratungen in einer Sachfrage, in der die Hofkanzlei den Konsens oder wenigstens die Billigung der Fürsten des Reiches zu einem unter Königssiegel ausgefertigten (Rechts-)Akt betonte.

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Sie lässt sich in teilweise abgewandeltem Wortlaut ebenfalls in den Reichslandfrieden wiederfinden und stellt demnach eine zeitgenös­sische Beziehung z­ wischen den von der modernen Forschung künst­lich getrennten Tätigkeitsfeldern Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge her. In beidem waren König und Fürsten aufeinander angewiesen und ihre Festlegungen ausschließ­lich im Zusammenwirken umzusetzen. Daran hatte sich am Ende des Mittelalters nicht geändert; im Gegenteil war in den letzten Dekaden des 15. Jahrhunderts die lose Beratung des Königs durch die Glieder des Reiches zu einem nach Kurien gegliederten Reichstag mit fortschrittlicheren A ­ ushandlungsund Entscheidungsprozessen gereift. Verhandelt wurden einzelne Streitfälle vor dieser unüberschaubar großen Gruppe der Reichsstände selbstverständ­lich nicht. Gericht­liche Verfahren waren als Alternativen vorhanden, w ­ elche die Fürsten, sofern sie selbst betroffen waren, nur allzu häufig durch ein Austragsverfahren umgingen. Wie der Landfrieden gesichert werden konnte, war jedoch in Mainz 1235 genauso wie in Worms 1495 Gegenstand der Reichsversammlung. Die reichsweiten Landfrieden bildeten aus ihrer hochmittelalter­lichen Tradi­tion heraus dasjenige Format, in dem König und Reichsglieder in Übereinstimmung aus den bestehenden Gewohnheiten Rechtsnormen in substantiellem Umfang formulierten, die Delikte definierten, Strafen bestimmten und Reak­tionen im Falle des Friedensbruchs vorsahen. Die Verschrift­lichung war von hoher Wichtigkeit, da das Reich außer einer Handvoll Rechtsspiegel der regionalen Gewohnheiten über keinerlei herrscher­lich anerkannte Rechtsaufzeichnungen verfügte, die den Umgang mit Konflikten darlegten und Konfliktbehandlungsverfahren vorgaben. Rückblickend betrachtet muss die Bedeutung des Mainzer Reichslandfriedens Friedrichs II. als herausragend eingeschätzt werden, denn er wurde über die politischen und dynastischen Brüche des Interregnums hinweg von Rudolf von ­Habsburg und ebenso im österreichischen Landrecht rezipiert. Von den Friedensaufrichtungen der Jahre 1281 und 1287 im Reich ging eine Kette von Bestätigungen und behutsamen Anpassungen bis in die Zeit Ludwigs des Bayern aus. So entstand ein Landfriedensrecht, das zwar nirgends kompakt niedergeschrieben war, jedoch im Namen des Königs und im Konsens der übrigen Herrschaftsträger anerkannt wurde und regional verselbständigt fortexistieren konnte. Auf diese Weise überwand das Königtum in der Landfriedensbewegung die an den Hoftag gebundene Form der zentralen Friedenssorge zugunsten eines Modus, der sich mehr auf die Herrschaftsmittel aller Reichsglieder stützte, ohne dabei die könig­liche Partizipa­tion auszuschließen. Als Organisa­tionsform setzte sich im 13. Jahrhundert die Einung durch, die eigene Konfliktbehandlungsverfahren ausbildete. Diese Einungsgerichtsbarkeit gründete auf der Beteiligung aller Bündner innerhalb der Entscheidungsprozesse auf Bundesversammlungen oder in fester besetzten Gremien, zu deren Tätigkeit auch die Beratung vorgebrachter Auseinandersetzungen gehörte. Dabei war zunächst umstritten, ob die Stadtgemeinden

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berechtigt waren, notfalls ohne Zustimmung ihres Stadtherrn s­ olche Zusammenschlüsse einzugehen. Den sowohl Städte als auch Adlige einschließenden Rheinischen Bund billigte Wilhelm von Holland jedenfalls und sendete seinen Justiziar zu den Bundesversammlungen. Erreichen ließ sich ein auf die Fläche gerichteter Landfriedensschutz noch am ehesten durch den Zusammenschluss aller Herrschaftsträger in einer Region. Ständische Trennlinien spielten zunächst eine untergeordnete Rolle, da bis in das 14. Jahrhundert hinein weder die Landes- noch die Stadtherrschaft einen Entwicklungsstand aufwies, den Landfrieden kraft eigener Herrschaftsmittel sichern zu können. Aus ­diesem Grund entstanden in allen Regionen des Reiches vermehrt sogar standesübergreifende Landfriedenseinungen. Es ist dabei in Erinnerung zu rufen, dass die mittelalter­liche Friedensbewegung und mit ihr die Landfrieden nicht von Grund auf mit der Organisa­tionsform der Einung verknüpft waren. Der Forschungsbegriff Landfriedenseinung ligiert zwei verschiedene historische Phänomene, die in der Geschichte des römisch-­deutschen Reiches in der zweiten Hälfte des 13. und im Wesent­lichen dann im darauffolgenden 14. Jahrhundert untrennbar erschienen. Bruchkante in dieser Verbindung und eine – vielleicht vorläufige – Zäsur lag an der Wende zum 15. Jahrhundert, als die Landfriedensbünde in ihrer bisherigen Form verschwanden. Kennzeichnend für die Landfriedenspflege im Spätmittelalter war die auf Koopera­tion und Konsens abgestellte Beherrschung des römisch-­deutschen Reiches. Die übrigen Konfliktbehandlungsverfahren waren davon nicht ausgenommen. Nicht immer war das Reichsoberhaupt dabei auf die Großen des Reiches angewiesen. Die probate persön­liche Konfliktbehandlung durch den König ließ sich auch ergänzen, indem vermehrt Stellvertreter und Delegaten eingesetzt wurden. Im 13. Jahrhundert sind Hofrichter als Amtsträger und Hofgerichtsstatthalter als fallweise Vertreter in den Gerichtssitzungen anstelle des Monarchen nachgewiesen. Das recht­liche Fundamt für Hofrichter- und Hofschreiberamt schuf der Mainzer Reichslandfrieden des Jahres 1235, dessen Bestimmungen von den Erfahrungen und der Herrschaftspraxis Friedrichs II. aus dem Königreich Sizilien beeinflusst worden sein könnten. Im Liber Augustalis jedenfalls ist ebenso von einem Stellvertreter des Königs im Gericht die Rede. Vorbildhaft mag auch eine Gerichtsentscheidung des Werner von Bolanden vom 25. März 1221 gewesen sein, die der als Truchsess am Hof bezeichnete Adlige anstelle des Kaisers fällte. Über die Stellvertretung im hofgericht­lichen Verfahren haben sich aus staufischer Zeit nur einzelne Belege erhalten, die sich einzig auf den ­Kaiser und nicht seine im Reich nörd­lich der Alpen zurückgelassenen gekrönten Söhne beziehen. Erst Rudolf von Habsburg griff diese Praxis wieder auf: Sein Hofrichter urkundete schon im Jahre 1273, lange bevor eine Reichsversammlung das für das Amt eigent­lich konstitutive Mainzer Friedenswerk bestätigte. Von Hofgerichtsbrief zu Hofgerichtsbrief verstetigten sich die Einzelakte zu standardisierten Handlungsmustern, einem Verfahren, mit

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in Form und Sprache regelmäßiger verfassten Kanzleiprodukten. Die Verpflichtung auf eine schrift­liche Ladung unter dem Siegel des Hofgerichtes, wie sie sich im Reichslandfrieden von 1287 findet, trug zur Formalisierung bei, weil sie den Grad an Schrift­lichkeit innerhalb des Verfahrens steigerte. Bis zum Thronstreit ­zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen delegierten die Könige ihre Streitfälle oft an ihren Hofrichter oder Hofgerichtsstatthalter, ohne dass deren Handlungsrahmen sich von dem des Throninhabers unterschieden. Nur die Verkündung der Reichsacht war dem König vorbehalten. Darüber hinaus bot die Verwaltung der Reichsgüter dasjenige personelle Netz, auf dessen Grundlage Reichslandvögte und Landrichter im Namen des Königs bei der Lösung von Streitfällen mitwirkten. Diese lokalen Vertreter des Herrschers figurierten sich einerseits als unmittelbarer Anlaufpunkt der Klagenden in den einzelnen Reichsteilen oder sie empfingen ihre Aufträge als Befehle und Instruk­tionen vom Hof. Alle diese Delegaten waren als Amtsträger dem Reichsoberhaupt verpflichtet, insbesondere blieben sie jederzeit absetzbar und rekrutierten sich aus dem Kreis politischer Parteigänger des Königs. Hauptschwerpunkt ihrer Tätigkeit waren die sogenannten königsnahen Landschaften des deutschen Südwestens. Kaiser­liche Landgerichte existierten u. a. in Rottweil, Nürnberg, auf der Leutkircher Heide, in Rothenburg ob der Tauber, in den Grafschaften Graisbach und Hirschberg. In welchem Umfang sich Streitende zunächst an das Reichsoberhaupt wandten, das sie dann an einen könig­lichen Landvogt oder Landrichter verwies, oder die Konfliktparteien unmittelbar bei den Delegaten vorstellig wurden, ist noch nicht restlos aufgearbeitet. Für die Reichslandvögte sind die auf einer allgemein für das späte 13. und frühe 14. Jahrhundert dünnen Quellenbasis stehenden Beziehungen z­ wischen Stellvertreter und Herrscherhof angedeutet worden. Sie näm­lich wurden im Einzelfall instruiert. Das Prozedere, die Klärung eines Konfliktes im Ganzen oder in Teilen zu delegieren, ließ sich aber nicht auf diese kleine Gruppe begrenzen – letztend­ lich konnte jeder Reichsgetreue kraft könig­licher Willensäußerung in Form eines Mandats hierzu aufgefordert werden, gleichwohl die angedrohten Zwangsmittel nur in den wenigsten Fällen durchsetzbar gewesen sein dürften. Die in vielen Landfriedensbünden amtierenden könig­lichen Ob- und Hauptleute müssen ebenfalls als Stellvertreter des Reichsoberhauptes angesehen werden. Sie übernahmen nicht nur eine bevorrechtigte Funk­tion innerhalb der Einungsgerichtsbarkeit, sondern koordinierten die Treffen der Mitglieder, führten das Landfriedensaufgebot oder organisierten die im späten 14. Jahrhundert vielerorts eingeführte täg­liche Hilfe mit einem kleinen, permanent verfügbaren Kontingent an Landfriedenstruppen. Mit diesen Delega­tionsformen nahm zwar der persön­liche Anteil des Königs an der Streitbehandlung ab, die Verbindungen zum Königtum wurden zunächst aber aufrechterhalten. Die Ämter bei Bedarf neu zu besetzen, Landfriedensbünde aufzurichten oder zu bestätigen, diese Akte erforderten in regelmäßigen Abständen

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könig­liches Handeln. Charakteristisch für das römisch-­deutsche Reich war also ein Gefüge von Amtsträgern, für das im Übrigen auch unterschied­liche räum­liche und politische Distanzen zum Throninhaber anzunehmen sind. Schon am Ende des 13. Jahrhunderts existierte somit eine ganze Reihe von potentiellen Adressaten für Auseinandersetzungen aller Art, die in einem Nebeneinander ein Doppel- und Dreifachangebot von Verfahren für die Streitenden bereitstellten. Zuständigkeitsdefini­tionen, aus denen hervorging, welcher Konflikt welchem Verfahren zuzuleiten war, fehlten abseits der geist­lichen Jurisdik­tion und der Lehnsgerichtsbarkeit vollständig. Tatsäch­lich waren es im 14. Jahrhundert zunächst die Landesherren und Räte der städtischen Bürgerschaften, die sich um die Erteilung eines Exemtionsprivilegs bemühten, das ihre Untertanen bzw. Bürger vorwiegend auf die eigene Gerichtsbarkeit festlegte. Dass sich diese Gerichtsstandsprivilegien anfangs nicht gegen die einzelnen könig­lichen Verfahren richteten, ergibt sich aus dem Entwicklungsstand der landes- und stadtherr­lichen Gerichtsbarkeit. Erst jetzt vermochten sie es allmäh­lich, gestützt auf die eigenen Herrschafts- und Verwaltungsmittel, ihre Jurisdik­tion mit ihrem unabgeschlossenen Untertanenverband, Herrschaftsraum und territorialen Besitzstand zunehmend in Einklang zu bringen. Ein Abschluss ­dieses historischen Prozesses gelang dem Großteil der Herrschaftsträger bis zum Ende des Mittelalters frei­lich nicht, ihr vielfach selbstbewusst vorgetragenes und politisch betriebenes herrscher­liches Gebaren deutete jedoch fraglos in diese Richtung. Die originären Eigenleistungen der Landesherren und Ratsgremien in den Städten, die nur beiläufig mit dem Reichsoberhaupt in Zusammenhang standen, bildeten auch die Voraussetzung dafür, die gemeinschaft­ lich organisierte Landfriedenssorge in den Einungen wieder mehr den einzelnen Herrschaftsträgern zu überlassen. Kooperativ getragen wurden innerhalb der Bünde nach wie vor die Bereitstellung von Landfriedenstruppen, die Durchführung von Auszügen gegen schäd­liche Leute sowie die Umsetzung der Rechtsnormen in den Bundesbriefen. An welchem Punkt vor allem die Landesherrschaft gegenüber den genossenschaft­lichen Einungen mehr Funk­tionen in der Friedenssorge übernahm, muss die landeshistorische Geschichtsforschung zunächst noch erhellen. Die hier untersuchten, in chronolo­gischer Abfolge für einzelne Reichsteile beschworenen Zusammenschlüsse deuten in ihrer Gesamtheit auf die Mitte und die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, als in immer mehr Einungen die lokalen Konfliktbehandlungsverfahren der Teilnehmer gegenüber denen des Einungsgremiums bevorrechtigt wurden. Das korrespondiert mit dem für die Gerichtsstandsprivilegien ermittelten Resultaten zur Privilegierungs- und Vidimierungspraxis. Regionale Unterschiede konnten in dieser Arbeit noch nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt werden. Landfrieden im Spätmittelalter ist künftig bewusst auch einmal nicht aus der Perspektive des Königtums und der Einungen zu denken. Die enge Verschränkung von Friedensschutz und Herrschaft – Landes- und Stadtherrschaft

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eingeschlossen – verspricht einen neuen Beitrag zur altbekannten Frage, wie der Prozess der Territorialisierung im Einzelnen ablief. Bereichernd wird ebenso die eingehende Beschäftigung mit der Tätigkeit der Landfriedenseinungen sein. Ein im ersten Moment disparat erscheinender Sockel an aufschlussreichen Quellen ist ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vorhanden. Vor d ­ iesem Hintergrund interessiert nicht so sehr die genossenschaft­liche Konstitu­tion der Zusammenschlüsse als vielmehr der Prozess gemeinschaft­lichen Handelns. Gezeigt werden konnte, dass die Bestimmungen der regionalen Landfriedenseinungen länger und detaillierter wurden und sich ihr Regelungsschwerpunkt von den Delikten, deren recht­licher Behandlung und Sank­tionierung hin zur Exeku­tion und Durchführung von (täg­lichen) Landfriedensmaßnahmen verschob. Im gleichen Zeitraum intensivierte, ra­tionalisierte und professionalisierte das Königtum seine Konfliktbehandlungsverfahren. Nachdem der Thronstreit zugunsten des Wittelsbachers überwunden war, erfuhr die könig­liche Hofgerichtsbarkeit ab den 1330er Jahren eine rege Nutzung. Hofschreiber- und Hofrichteramt wurden bis zu Karl IV. verdoppelt, wohl um der gesteigerten Nachfrage noch gerecht zu werden. Zugleich wurden vermehrt Gerichtsbücher und Register geführt. Der Einsatz von Schrift­lichkeit erreichte im hofgericht­lichen Verfahren unter König Ruprecht seinen Höhepunkt. Gelten dürfte diese Feststellung in gleicher Weise für die grundsätz­liche Bedeutung des Verfahrens innerhalb der könig­lichen Gerichtsbarkeit, die danach bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts vollständig absank. Meine vorsichtige Formulierung wird erhärtet oder in Zweifel gezogen werden können, sobald die Hofgerichtsbriefe für die Zeit Sigismunds systematisch aufgearbeitet worden sind. Solange aber die Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichtes nicht, wie ursprüng­lich geplant, bis zum Jahr 1451 fortgesetzt werden und die Bände mit dem Tode Ruprechts enden, wird es beim Konjunktiv bleiben. Sicher dagegen ist, dass die Zeitgenossen im 14. und 15. Jahrhundert an der starken Betonung des Acht- und Anleiteverfahrens im Hofgericht nichts änderten; die notarielle Funk­tion des Gerichts trat zeitgleich mehr in den Vordergrund. Insgesamt stützte sich das Verfahren in der Praxis weiterhin hauptsäch­lich auf die könig­lichen Stellvertreter und weniger auf das Reichsoberhaupt. Ohnehin ließ sich der Anteil des Monarchen an der Konfliktbehandlung nur in Grenzen halten, wenn zugleich auf eine konsequentere Umsetzung der bisherigen Delega­tionspraxis gesetzt wurde. Eine Maßnahme Karls IV. aus den 1360er Jahren fällt dabei besonders ins Auge. In ­kurzen Abständen versuchte er die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit im deutschen Südwesten durch Neuaufrichtungen in Konstanz, Nördlingen, Ulm und Zürich und Privilegienbestätigungen zu fördern. Sein Erfolg war bescheiden. Dass sich vor allem in Rottweil, Nürnberg und Würzburg eine rege Landgerichtstätigkeit in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, begleitet von mustergültig geführten Protokollbüchern und Registern, einstellte, war im Wesent­lichen den Inhabern der

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jeweiligen Gerichtsrechte zu verdanken. Sie erkannten auch den Wert ihrer Rechtstitel und äußerten fortan die kaiser­liche Herkunft ihres Landgerichts als Prädikat im Rangstreben aller Herrschaftsträger des Reiches. Das Attribut, das ein Landgericht zu einem kaiser­lichen Landgericht machte, war demnach ein Element im Herrschaftsverständnis der Privilegierten und nur auf ­diesem Umweg mit dem Reichsoberhaupt verknüpft, obwohl die Rechtstitel im Einzelfall bis in das 13. Jahrhundert zurückreichten, somit viel älter waren und tatsäch­lich aus der Hand des Königs stammten. Ihre spätere Instrumentalisierung kann politisch ausgedeutet werden: Sie erlaubte es, die Jurisdik­tion eines Herrschaftsträgers über seinen Besitzstand hinaus auszudehnen. Unerläss­lich dafür war eine gewisse Anzahl von Klagen und Prozessen, also ein funk­tionsfähiges und nachgefragtes Verfahren. Dies erreichten die Gerichtsherren spätestens um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert, indem sie eigene Landrichter sozusagen als Subdelegaten des Kaisers mit der Wahrnehmung der Gerichtstätigkeit beauftragten, die Gerichtsorte falls erforder­lich an ihre Herrschaftszentren verlegten und die aufgetretenen Besetzungsprobleme auf der Urteilerbank erfolgreich bewältigten. Damit jedoch entwanden sie die kaiser­liche Landgerichtsbarkeit dem könig­lichen Zugriff. Als parallel dazu die Reichslandvogteien verpfändet und die Einwirkungsmög­lichkeiten auf die von den Pfandherren bevollmächtigten Unterlandvögte vom Thron aus gering waren, reduzierte sich das weite Spektrum der Konfliktbehandlungsverfahren des Königs im Reich. Am Beginn des 15. Jahrhunderts verschwanden die könig­lichen Ob- und Hauptleute zusammen mit den regionalen Landfriedenseinungen aufgrund der ständischen Zentrifugalkräfte, der strukturellen Grenzen der genossenschaft­lichen Einungen bei der Behandlung von Konflikten und der hohen Kosten für den nur unzureichend durchsetzbaren Landfriedensschutz. Übrig blieb der Hof als Verwaltungsmittelpunkt des Königtums. Die Herrschaft über das Reich musste fortan von dort aus, auf Distanz zu den Einzelkonflikten gelingen. Als Organisa­tionsform am Herrscherhof setzten sich seit dem 14. Jahrhundert die könig­lichen Räte als hybride Personengruppe mit einem Nukleus im direkten Umfeld des Monarchen durch, die diesen wohl als Beratungsgremium bei der Bewältigung der Tagespolitik unterstützte. Darin keimte das kammergericht­liche Verfahren. Selbst die tradierten Funk­tionsträger innerhalb der könig­lichen Hofgerichtsbarkeit und in der Hofkanzlei wurden in den Kreis der könig­lichen Räte inkorporiert und nun dienstrecht­lich neu an das Reichsoberhaupt gebunden. Das erklärt das Ende des hofgericht­lichen Verfahrens in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, dessen Frequentierung durch die Nachteile des Achtverfahrens und den inzwischen flächendeckend im Reich verbreiteten Exem­tionsprivilegien nachhaltig negativ beeinflusst wurde. Der genaue Ablauf dieser Prozesse wird dann auf einem aussagekräftigeren Quellenfundament zu ergründen sein, sobald die von den Regesta Imperii zuletzt angestrengte Neubearbeitung der Regesten König Sigismunds

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eine repräsentative Menge an Heften für die Kernräume des römisch-­deutschen Reiches vorgelegt hat. Am Königshof stieg aber auch der Anteil an gelehrten Räten mit detaillierten Kenntnissen des römischen und kanonischen Rechts, die sie an italienischen, franzö­sischen oder den seit dem 14. Jahrhundert entstandenen deutschen Universitäten erworben hatten. Indem vorgetragene Streitsachen nunmehr innerhalb der Ratssitzungen behandelt, vor dem Hintergrund des römisch-­kanonischen Rechts durchdacht und vom König oder wenigstens im Namen des Königs entschieden wurden, begann eine tiefgreifende Wandlung der könig­lichen Gerichtsbarkeit, ­welche die dinggenossenschaftlichen Elemente um Rechtsvorstellungen aus dem gelehrten Recht ergänzte, erweiterte oder sie bisweilen ablöste. Im kammergericht­lichen Verfahren hielt sich beispielsweise die Reichsacht, an ihre Seite trat allerdings mit dem Säumnisverfahren eine Alternative, in der die Ungehorsamsstrafe bei Nichterscheinen des Beklagten die Sachentscheidung nicht mehr blockierte, wie dies noch im hofgericht­lichen Verfahren üb­lich war. Die älteste bekannte Kammer­gerichtsordnung von 1471 gibt sich ganz eindeutig im Gewand des gemeinen Rechts. Konstitutiv war dieser Normenkatalog für das kammergericht­liche Verfahren nicht – dieselbe Rechtspraxis kann größtenteils in den Gerichtsbüchern ab den 1460er Jahren nachverfolgt werden. Eine noch ältere, in der Stiftsbibliothek Göttweig erst kürz­lich aufgefundene Handschrift zu den Gerichtssitzungen aus den ersten Regierungsjahren Friedrichs III. verspricht ein wichtiges Korrelativ zur bislang zu stark auf die 1460er und 1470er Jahre fokussierten Forschung zur könig­lichen Kammergerichtsbarkeit zu sein. Zu betonen aber ist, dass das Verfahren mindestens bis in die Urkunden Sigismunds zurückverfolgt werden muss. Hinter den Handlungen des Rates und der Kammergerichtsbarkeit verbarg sich ebenfalls ein neuartiges Verständnis von mittelalter­licher Königsherrschaft, das den Monarchen als obersten Richter begriff, dessen Willensäußerungen zumindest ideell bindende Kraft besaßen und keine Missachtung duldeten. Die Gerichtsbriefe aus dem kammergericht­lichen Verfahren ergingen ausnahmslos unter dem Siegel des Königs, selbst dann, wenn er den Vorsitz in den Sitzungen nicht übernommen hatte. Die übrigen Gerichtsbarkeiten und Verfahren gerierten sich nicht mehr nebeneinander, sondern in Form einer vertikalen Hierarchie mit dem König an deren Spitze. Die Defini­tion von Zuständigkeiten ­zwischen den einzelnen Ebenen war genauso Teil d ­ ieses Prozesses wie die Ausformung von Hofgerichten als territorialen Oberinstanzen in den Landesherrschaften. Zwischen den einzelnen Instanzen bewegten sich die Streitsachen immer häufiger mit Hilfe der Appella­ tion, die dem Herrscherhof Rechtsentscheidungen der übrigen Gerichte nach dem Wunsch wenigstens einer Streitpartei zuleiteten. Uniformität z­ wischen den unterschied­lichen könig­lichen Verfahren war in der Spitze noch nicht hergestellt: Appella­tionen gegen die Bevollmächtigung könig­licher Kommissare oder gar deren Entscheidung sind in substantieller Zahl überliefert. Dennoch überwogen auch in

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der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die unmittelbar an den König gerichteten Klagen und Hilfsbitten die Zahl an Appella­tionssachen. Abträg­lich erwies sich die vertikal gegliederte Ordnung von Gerichtsbarkeiten gegenüber denjenigen Verfahren, die wie die kaiser­lichen Landgerichte und die westfä­lischen Femegerichte eine territorial übergreifende Zuständigkeit für sich reklamierten. Die sich durchsetzende räum­liche gericht­liche Zuständigkeit stand ihrem Wirken entgegen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts entbrannten so Kompetenzkonflikte, die bis zum Ende des Mittelalters die Tätigkeit der Feme drastisch einschränkten und reduzierten. Friedrich III. konnte sich bei seinen Maßnahmen gegen die Feme auf den Konsens der meisten Herrschaftsträger im Reich abstützen, die den Femeprozessen gegen ihre Untertanen regelmäßig mit Abforderungen begegneten, denen der Habsburger auf dem Thron wiederum anstandslos entsprach. Die in den Verbotbriefen gegenüber den westfä­lischen Freistühlen artikulierte Rechtspraxis deckt sich mit den Beschlüssen der Reichsversammlungen, zuvorderst mit der ­Reformatio Friderici, auf ­welche die Hofkanzlei sich in ihren Schreiben explizit bezog. An Bedeutung verloren ebenso die kaiser­lichen Landgerichte, obwohl deren Inhaber ihre Privilegien und Freiheiten ener­gisch verteidigten und so in Rottweil wie in Nürnberg ihre Tätigkeit bis in die Frühe Neuzeit zum Teil mit Unterbrechungen behaupten konnten. Auf die ihnen abträg­lichen Gerichtsstandsprivilegien hatten sie zuvor mit einer Verfahrensformalisierung (Ehehaften am Rottweiler Hofgericht) reagiert; die Einbindung in die Landesherrschaft, wie sie bei den Burggrafen von Nürnberg gelang, begünstige mit einiger Wahrschein­lichkeit die Nutzung des Verfahrens zumindest aus dem Herrschaftsbereich der Hohenzollern in Franken. Vom Reichsoberhaupt aber wurden die kaiser­lichen Landgerichte kaum mit Streitfällen versorgt, wie ihre Benachteiligung im Kommissionsverfahren belegt. Ohnehin griff der König in die ihm vorgebrachten Streitfälle im 15. Jahrhundert aus der Ferne vor allem in Form von Ge- und Verbotschreiben ein. Dabei handelt es sich in vielen Auseinandersetzungen um ein eigenständiges Konfliktbehandlungsverfahren, das nicht notwendigerweise in Zusammenhang mit anderen Verfahren stand. Grundlage dieser herrscher­lichen Reak­tionen war eine ganze Bandbreite von zunehmend feiner ausdifferenzierten und formularmäßig ausgefertigten Mandaten. Die Befehle richteten sich nicht darauf, eine Rechtsfrage zu entscheiden, sondern sie sollten die Konzessionsbereitschaft der Streitenden erhöhen, ihre Auseinandersetzung – notfalls unter Androhung von Sank­tionen und Gewalt – zu beenden. Der nur von einem Petenten und damit von einer Konfliktpartei vorgetragene Sachverhalt wurde nicht eigens überprüft, auch weil das Mandat eine situative Willensäußerung des Königs darstellte, innerhalb deren ein Wechsel der Parteinahme hin zur Gegenseite jederzeit mög­lich war, wenn neue Nachrichten am Hof bekannt wurden. Angenommen werden muss deshalb, dass diese Königsakte eher zur Konfliktführung taugten, anstatt in eine Lösung einzumünden. Von

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einem planmäßigen, auf Versöhnung der Streitenden gerichteten und um eine recht­liche Klärung bemühten Vorgehen des Reichsoberhauptes kann dabei nicht die Rede sein. Dennoch behandelte der König sämt­liche vorgebrachten Zwistigkeiten ressourcenschonend und berechnete für jedes Schriftstück Kanzleitaxen. Die peripher liegenden Höfe Sigismunds und Friedrichs III. steigerten bei allen Akteuren zudem den Wunsch, den Streitaustrag mög­lichst vor Ort durchzuführen – ein Ansinnen, dem der König durch die Beauftragung von mandatierten Kommissaren auf Vorschlag der Parteien nachgab. Auf diese Weise verbanden die Zeitgenossen im Kommissionsverfahren die Streitbehandlung im Namen des Herrschers mit der aus der Schiedsgerichtsbarkeit stammenden Maxime, Wahl und Auftrag der Richter weitestgehend von den Parteien bestimmen zu lassen. Rückgebunden waren die Konflikte an den Königshof, denn die bevollmächtigten Delegaten blieben in ihren Handlungen ganz auf den Text des Kommissionsmandats beschränkt und hatten teilweise ausführ­liche Berichte zurückzusenden. Mandate, w ­ elche die Untersuchung eines Streitfalls beabsichtigten, konnten auch Bestandteil im kammergericht­ lichen Verfahren sein. Als dann spätestens mit dem Tod Adolfs von Mainz 1475 die kammergericht­liche Tätigkeit fast vollständig aussetzte, war der Herrscher neben der geringen Zahl an Schlichtungen und Vermittlungen im Wesent­lichen auf seine Mandate und Befehle festgelegt. Das Reichsoberhaupt erschien nun als Konfliktverwalter, der die Fälle den unterschied­lichen Verfahren zuwies und bei Bedarf auf deren Fortgang einwirkte. Indem die Klagen unter Berücksichtigung der Zuständigkeitsregeln und des Parteiwillens einem Verfahren zugeleitet wurden, das zunächst einmal mög­lichst bis zum Ende betrieben werden sollte oder durch eine Appella­tion förm­lich suspendiert werden konnte, lichtete sich das im Laufe des Spätmittelalters entstandene Dickicht der Verfahrensangebote. Auf dem Reichstag in Worms 1495 belebten die Reichsglieder die kammergericht­ liche Tätigkeit im politischen Konsens und unter kooperativer Nutzung ihrer Ressourcen wieder, sie wurde nun aber abseits des Königshofes organisiert. Wie schwer es den Herrschaftsträgern fiel, ein permanent reichsweit tätiges Gericht außerhalb der höfischen Verwaltung zu etablieren, veranschau­lichen die ersten wechselvollen Jahre des Reichskammergerichts zur Genüge. Vielleicht auch deshalb ging Maximilian I. mit der Einrichtung des Reichshofrates auf das probate Prinzip höfischer Konfliktverwaltung zurück. Die Wechselwirkungen z­ wischen den einzelnen Konfliktbehandlungsverfahren in den Vordergrund einer Untersuchung zu stellen, dürfte daher auch für die frühneuzeit­liche Reichs- und Rechtsgeschichte künftig noch erkenntnisfördernd sein.

Bibliographie Die fett gedruckten Stellen dienen der eindeutigen Zuordnung der bibliographischen Angaben zu den in den Anmerkungen verwendeten Kurztiteln.

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Tabellen- und Abbildungsverzeichnis Tabellen Tab. 1 Tab. 2 Tab. 3

Empirische Grundlage und Kennzahlen Tätigkeit der könig­lichen Delegaten im Hofgericht bis zu Heinrich VII. Tätigkeit der könig­lichen Delegaten im Hofgericht von Ludwig bis Wenzel

Abbildungen Abb. 1 Nutzung der könig­lichen Konfliktbehandlungsverfahren bis zu Heinrich VII. Abb. 2 Anteil der Konflikte städtischer Bürgerschaften vor dem König bis zu Heinrich VII. Abb. 3 Gerichtsplätze des kaiser­lichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg Abb. 4 Erteilung von Exem­tionen von den einzelnen Verfahren könig­licher Gerichtsbarkeit Abb. 5 Vidimierung von Gerichtsstandsprivilegien am Rottweiler Hofgericht 1340 – 1440 Abb. 6 Anteil der Achturteile an der gesamten Gerichtstätigkeit unter Hofgerichtssiegel in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts Abb. 7 Achturteile des kaiser­lichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg 1440 – 1460 Abb. 8 Vorinstanz­liche Verfahren der Appella­tionssachen am Hof Friedrichs III. Abb. 9 König­liche Kommissare in der Zeit Friedrichs III.

26 92 166

50 151 236 243 245 274 275 325 334

Register Zur Benutzung des Bandes ist ein kombiniertes Sach-, Orts- und Personenregister erstellt worden, das alphabetischem Aufbau folgt. Berücksichtigt worden sind hierfür sowohl Begriffe aus dem Fließtext als auch aus dem Anmerkungsapparat der Arbeit, ausgenommen nicht historischer Personen sowie der verwendeten Kurztitel. Historische Personen sind nach ihrem (normalisierten) Vornamen eingegliedert, Ordinalzahlen bei Herrschaftsträgern in eindeutigen Fällen aufgelöst, auch wenn diese im Text nicht eigens angegeben waren.

A Aachen –– St. Adalbert  49 –– Stadt, Stadtgemeinde  49, 144, 206, 208, 259 Aargau 118 Aberacht  275, 276, 277, 303, 309, 345, 366 Abforderung, Abforderungsschreiben  242, 243, 244, 245, 246, 280, 313, 343, 345, 347, 350, 351, 352, 366, 386 Acht, Achtsprüche, Achturteile  39, 41, 67, 68, 75, 85, 92, 111, 121, 125, 157, 158, 165, 166, 168, 181, 183, 186, 187, 188, 190, 196, 197, 209, 212, 239, 249, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 281, 296, 297, 303, 304, 309, 310, 343, 346, 366, 368, 385 –– Achtbuch, Achtregister  273, 277 –– königliches  24, 25, 85, 161, 219, 273, 274, 277 –– der Landgerichte  121, 122, 183, 189, 237, 274, 276, 277 –– Ächter  25, 68, 83, 125, 246, 272, 273, 276, 277, 278, 279, 303, 309, 330, 345 –– Achtschatz  83, 86, 88 –– Lösung der Acht  67, 68, 82, 83, 85, 119, 165, 167, 181, 272, 277 –– Suspendierung  277, 278, 281 –– Verkündung  82, 89, 158, 165, 167, 187, 199, 271, 273, 276, 278, 365, 366, 373, 381 Ächterhausungsprivilegien  277, 281, 345, 366

Achtverfahren  69, 196, 271, 272, 273, 275, 277, 278, 355 –– königliche Hofgerichtsbarkeit  20, 92, 163, 164, 167, 187, 219, 272, 274, 275, 276, 278, 304, 366, 377, 383, 384, 385 –– (Reichs-)Kammergerichtsbarkeit 274, 278, 279, 365, 385 –– Landgerichtsbarkeit  20, 118, 119, 121, 122, 161, 183, 186, 187, 188, 189, 190, 237, 246, 272, 274, 275, 276, 277, 278, 309, 343, 345, 346 Adelheit, Witwe des Grafen von Oettingen  111 Admont, Kloster  89 Adolf (von Nassau), König  26, 39, 50, 53, 56, 75, 91, 92, 101, 102, 103, 108, 133, 136, 151, 239, 241 Adolf VI. Graf von Holstein  110 Adolf I. Erzbischof von Mainz  254, 255 Adolf II. Erzbischof von Mainz  297, 299, 329, 345, 363, 370, 371, 387 Adolf I. Graf von Nassau-Idstein  169 Adolf Graf von Waldeck  87, 128, 129, 148 advocatus provincialis, advocatus terrae s. Reichslandvogtei Albert von Roßwag  86, 87, 91 Albrecht I., König, 26, 50, 71, 75, 89, 91, 92, 93, 98, 99, 101, 102, 103, 107, 108, 116, 117, 119, 133, 136, 143, 147, 151, 239, 244, 344 Albrecht II., König  24, 26, 239, 273, 292, 295, 296, 306, 307, 315, 323, 324, 332, 333, 337, 353, 378 Albrecht III. Herzog von Bayern  348

444

Register

Albrecht Achilles (III.) Markgraf von Brandenburg  286, 316, 341, 342, 344, 345, 346, 359 Albrecht I. Herzog von Braunschweig  109 Albrecht II. Herzog von Braunschweig  44, 110 Albrecht von Egloffstein  296, 297 Albrecht Graf von Hohenberg (später Bischof von Freising)  106, 107, 136 Albrecht II. Graf von Hohenberg  98, 104, 116, 232 Albrecht von Hohenlohe  108 Albrecht von Lichtenberg  88 Albrecht Herzog von Lüneburg  215 Albrecht I. Erzbischof von Magdeburg  49 Albrecht Münch von Karlstadt  168 Albrecht Nothaft von Thierstein  174 Albrecht Burggraf von Nürnberg  177 Albrecht Graf von Oettingen  197 Albrecht III. Herzog von Österreich  225, 228 Albrecht V. Herzog von Österreich (später König Albrecht II.)  315 Albrecht von Rechberg  103 Albrecht Herzog von Sachsen  156 Albrecht II. Herzog von Sachsen  109 Albrecht I. Graf von Werdenberg  154 Albrecht II. Bischof von Würzburg  199 Alexander III., Papst  98 Alexander von Lübeck  110 Alfons (von Kastilien), König  26, 70 Allod, allodialer Besitz  38, 222 Alram I. Graf von Ortenburg  177 Altenburg –– Stadt, Stadtgemeinde  133 –– territoriales Hofgericht  317 Altenhaßlau 179 Amadeus VIII. Herzog von Savoyen  332 Amtleute, Amtsträger  65, 141 –– königliche  28, 35, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 90, 96, 99, 101, 102, 103, 105, 107, 108, 109, 110, 113, 114, 116, 117, 119, 120, 121, 123, 135, 136, 147, 157, 162, 174, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 218, 219, 221, 223, 225, 226, 227, 228, 229, 280, 283, 284, 289, 290, 293, 294, 298, 309, 338, 371, 376, 380, 381, 382

–– landesherrliche  106, 118, 135, 143, 170, 202, 204, 205, 206, 251, 268, 313 Andernach 259 Andreas Bischof von Würzburg  111 Angelbecke, Freigrafschaft  213 Anhalt, Fürstentum, Fürsten  362 Anklam, Stadt, Stadtgemeinde  157, 293 Anleite, Anleiteverfahren  89, 92, 107, 118, 119, 157, 163, 164, 165, 166, 167, 173, 177, 187, 190, 198, 219, 273, 274, 377, 383 Ansbach  236, 237 –– territoriales Hofgericht  316 Anselm IV. von Hohen-Rappoltstein  106 Anselm II. von Rappoltstein  44 Appellation (römischrechtliche)  34, 70, 84, 284, 302, 312, 316, 318, 319, 320, 321, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 331, 335, 336, 339, 366, 370, 372, 385, 386, 387 –– gegen die Frei- und Femegerichte  325, 335, 351, 372 –– gegen die kaiserlichen Landgerichte  324, 325, 335, 343, 347, 348, 372 –– im Kommissionsverfahren  324, 325, 336, 372, 385 –– im (reichs-)kammergerichtlichen Verfahren 365 –– gegen päpstliche Entscheidungen  324 –– im Schiedsverfahren  324, 325, 367 Appellationsprivilegien s. Gerichtsstandsprivilegien Appenzell 342 Arnold IV. (d. Ä.) von Blankenheim  155 Arnold V. (d. J.) von Blankenheim  155 Arnold von Breisig  158 Arnold von Rummen  292 Arnold von Seckendorff  171 Arnold Walpod  126 Arnsberg, Freistuhl  213 Arnsberger Reformation (1437)  353 Auerbach, Landgericht  115 Augsburg 363 –– Bistum, Bischöfe  134, 136, 138, 268, 354 –– Domkapitel 154

Register –– geistliches Gericht  188 –– Reichslandvogtei  103, 134, 136, 137, 223, 227 –– Stadt, Stadtgemeinde  108, 136, 269, 318, 342 Augustinus 61 Ausbildung, juristische  81, 93, 99, 160, 161, 315, 318 Austragsverfahren, Austrägalgerichtsbarkeit  140, 266, 270, 271, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 367, 373, 379 Autorität, königliche und kaiserliche  73, 106, 123, 134, 151, 153, 284, 285, 310 Avenches, Stadt, Stadtgemeinde  124

B in der Baar, Landgericht  115, 230, 234, 236 Bacharach, Landfriedensbund (1317)  144 Baden, Markgrafschaft, Markgrafen  170, 172, 176, 225, 231, 254 Balduin Erzbischof von Trier  153, 228 Bamberg  28, 258, 343, 358 –– Bistum, Bischöfe  178, 184, 200, 204, 206, 216, 217, 238, 264, 267, 342, 348, 354, 358 –– Domkapitel 178 –– Landgericht (auf dem Roppach)  115, 121, 122, 184, 188, 233, 238, 348 –– Saalgericht 238 –– Stadt, Stadtgemeinde  200, 233, 342 Bannleihe, königliche  34, 35, 36, 68, 214, 215, 230, 241 Bartholus von Pisa  304, 308 Basel –– Bistum, Bischöfe  126, 133, 136, 143, 144, 269, 354 –– Kirche 107 –– Konzil (1431 – 1449)  332 –– Reichslandvogtei 104 –– Stadt, Stadtgemeinde  126, 133, 143, 144, 247, 259 –– Stift 112 Baux, Grafschaft, Grafen  332

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Bayern  35, 46, 142, 209, 273, 342, 349 –– Hauptmannschaft  106, 181 –– Herzogtum, Herzöge  37, 39, 62, 73, 113, 115, 117, 118, 120, 121, 135, 136, 138, 143, 155, 170, 202, 204, 209, 217, 225, 226, 230, 231, 234, 235, 254, 255, 257, 266, 268, 295, 315, 318, 324, 332, 342, 346, 348, 349, 350, 352, 354, 358 –– Landfrieden  29, 39, 62, 71, 73, 74, 123, 135, 136, 195, 200, 206, 209, 249 –– Städte 192 Befehle, Mandate, königliche  18, 27, 49, 94, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 103, 106, 107, 108, 110, 112, 113, 149, 154, 155, 156, 164, 166, 169, 172, 174, 177, 179, 180, 181, 192, 193, 197, 198, 199, 218, 228, 229, 243, 249, 262, 271, 273, 276, 279, 283, 287, 306, 307, 308, 320, 327, 328, 329, 330, 331, 333, 334, 339, 344, 345, 358, 359, 363, 372, 376, 377, 381, 386, 387 –– Aufforderung zur Anwendung von Gewalt  17, 50, 107, 108, 154, 155, 177, 180, 197, 198, 272, 276, 329, 330, 331, 340, 386 –– Beauftragung von Einungen  197 –– Bericht an den König  107, 152, 333 –– Exekutionsbefehle, -mandate  49, 96, 97, 154, 197, 329, 337, 350, 377 –– Gebote und Verbote  28, 40, 49, 50, 51, 62, 108, 111, 154, 155, 180, 193, 197, 206, 209, 210, 283, 285, 306, 307, 310, 311, 329, 330, 331, 346, 372, 386 –– Generalmandat  81, 103, 109, 128, 147, 289, 291, 309, 353, 376 –– inhibitiones  331, 345, 347, 351, 377 –– Kommissionsbefehle  24, 96, 97, 98, 99, 100, 111, 147, 152, 171, 172, 179, 181, 228, 229, 283, 293, 306, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 344, 358, 359, 367, 372, 387 –– Missachtung, Nichtbeachtung, Zuwiderhandeln  49, 97, 155, 156, 164, 276, 306, 310, 335, 372, 385 –– Schutz- und Schirmbriefe  27, 107, 111, 164, 177, 197, 228, 231, 232, 330

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Register

–– Spezialmandate  103, 111, 112, 113, 174, 289 –– Umsetzung, Exekution von Befehlen  154, 218, 307, 308, 331, 339, 381 Belehnung s. Lehen Beratung des Königs  52, 53, 54, 55, 79, 169, 170, 174, 175, 176, 285, 289, 290, 379, 384 Berg –– Grafschaft, Grafen  136 –– Herzogtum, Herzöge  204, 266 Bergheim, Stadt, Stadtgemeinde  152 Berkheim  106, 107 Bern, Stadt, Stadtgemeinde  124, 342 Bernger von Eicholzheim  177 Bernhard II. Herzog von Sachsen-Lauenburg 293 Bernhard I. Graf von Solms  180 Berta von Rappoltstein  44 Berthold von Durlach  162 Berthold V. Graf von Graisbach und Neuffen  106, 154 Berthold XII. Graf von Henneberg  165 Berthold Truchsess von Kühlental  154 Berthold Pfinzing  258 Berthold II. Bischof von Straßburg  197 Berthold von Trauchburg  39, 86, 88, 91, 147 Berthold Vogt  232 Bibra, Herren  350 Bildhausen, Kloster  177 Bingen, Stadt, Stadtgemeinde  124, 126 in der Birs, Landgericht  188 Bitsch, Herren  254 Blankenheim, Herren  155 Bodman, Hof  248 Böhmen –– Königreich, Könige  18, 22, 56, 57, 71, 72, 88, 99, 102, 106, 107, 110, 111, 143, 144, 209, 241, 255 –– Magnaten 209 Bolanden, Herren  90, 91, 129 Bolko Herzog von Falkenberg  159 Bologna, Universität  300, 323 Bonn 259 Boppard, Schultheiß  128

Boppo I. Graf von Eberstein  111 Bořivoj von Svinaře  155, 177, 180, 181, 308 Borso von Riesenburg  195 Brabant –– Herzogtum, Herzöge  62, 103, 136, 137, 206 –– Städte 304 Brandenburg 35 –– Landfrieden 268 –– Markgrafschaft, Markgrafen  110, 170, 193, 204, 225, 237, 255, 286, 315, 316, 343, 344, 345, 346, 350, 354, 358, 359, 363 Brauneck, Grafschaft, Grafen  201 Braunschweig –– Herzogtum, Herzöge  44, 109, 110, 142, 156, 170, 193, 216, 292 –– Stadt, Stadtgemeinde  199 Breisgau, Landgericht  115, 231 Bremen, Kirche  49 Brixen, Bistum, Bischöfe  302 Bronnbach, Kloster  111, 247 Brünninghausen, Freistuhl  309 Büdingen –– Förster des Reichswaldes  179 –– Herren 105 Bünde s. Einungen Bürgen, Bürgschaft  153 Burgund  24, 304, 362 –– Herzogtum, Herzöge  27, 232 –– Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafen  56 Burkhard von Finstingen  155 Burkhard (VII. oder VIII.) Graf von Hohenberg 107 Burkhard II. Burggraf von Magdeburg  168, 172, 173, 174 Burkhard Münch von Basel  175 Burkhard Sturmfeder  177 Bürokratie, Bürokratisierung  91, 164, 283, 284 Buße, Bußenwesen  68 Butzbach, Stadt, Stadtgemeinde  351

Register C Cadolzburg  236, 237 camera apostolica 289 camera regis s. Kammer Cambrai –– Bistum, Bischöfe  52, 97 –– Stadt, Stadtgemeinde  52 Bad Cannstatt, Landgericht  118 Canterbury, Erzbistum, Erzbischöfe  99 causae maiores, causae maximae  55, 81, 83, 358 Chemitz, Stadt, Stadtgemeinde  133 Chur –– Bistum, Bischöfe  302, 354 –– Stadt, Stadtgemeinde  342 Cölln, territoriales Hofgericht  316 Colmar, Schultheiß  128 Comburg, Kloster  164 commissio, commissarius s. Kommissionsverfahren compromissum s. Schiedsgerichtsbarkeit Confoederatio cum principibus ecclesiasticis 36 crimen laesae maiestatis  67, 84, 310, 368 crimen publicum 68 cum consilio principum, Formel  52, 53, 54, 57, 61, 77, 87, 175, 378 curia regis s. Hof custodia 105

D Dänemark, Königreich, Könige  27 Degenhart von Hellerstein  105 Dekretalen, Dekretalenrecht  240, 314 Demmin, Stadt, Stadtgemeinde  157 Deutschenspiegel  33, 34, 38 Deutscher Orden  152 Deutschordensland 349 Dienst –– für den König  57, 80, 82, 91, 101, 102, 105, 108, 114, 119, 120, 133, 148, 159, 161, 169, 171, 175, 176, 177, 179, 180, 181, 182, 184, 194, 199, 218, 223, 225, 227, 230, 289, 293, 298, 300, 301, 305, 322, 371, 384 –– für den Landesherrn/Fürsten  170, 202, 223, 234, 235, 267, 268, 314, 315, 322, 355

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Dietgen von Castell  104, 107 Diethelm von Blumenberg  248 Diether Rüdt  111 Dietrich von Handschuhsheim  106, 172 Dietrich V. Graf von Katzenelnbogen  129 Dietrich d. Ä. von Kerpen  155 Dietrich d. J. von Kerpen  155 Dietrich von Lünen  286, 293 Digesten  300, 323 Dillingen, Grafschaft, Grafen  182 dinggenossenschaftliches Verfahren  41, 46, 52, 54, 55, 70, 77, 118, 145, 161, 164, 175, 190, 219, 270, 302, 321, 371, 378, 385 Dingstätten s. Gerichtsorte Dinkelsbühl, Stadt, Stadtgemeinde  268, 342 Diözesangerichtsbarkeit 240 Dispositionsmaxime 33 Dobra, Schenken  89 Dortmund –– Freistuhl 213 –– Stadt, Stadtgemeinde  125, 144 Dresden, territoriales Hofgericht  317 Dualismus, königlich-fürstlicher  31, 32, 61, 202, 203, 215, 240, 245, 364 Düren, Stadt, Stadtgemeinde  350

E Eberhard (IX. oder X.) Schenk von Erbach  249, 264 Eberhard von Hirschhorn  226, 262 Eberhard I. von Lupfen  89 Eberhard (II.) Graf von Nellenburg  135, 194 Eberhard von Spitzenberg  39 Eberhard I. Graf von Wertheim  156 Eberhard von Wickede  309 Eberhard I. Graf von Württemberg  103 Eberhard II. Graf von Württemberg  204 Eberhard V. Graf von Württemberg (ab  1495 Herzog von Württemberg)  268, 346 Eberstein, Grafschaft, Grafen  105, 111, 143 Eckartsberga, territoriales Hofgericht  317 Eger –– Hoftag (1389)  251, 266

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Register

–– Landfrieden (1389)  196, 208, 249, 250, 253, 262, 266, 269, 270, 281 –– Reichstag (1437)  352, 357 –– Stadt, Stadtgemeinde  294 Egerland –– Landfrieden 198 Egg, Gemeinde  324 Ehehaften –– Hofgericht Rottweil  246, 280, 346, 386 –– Landgericht auf der Leutkircher Heide 246 Ehingen, Vertrag (1382)  206, 254 Eichstätt –– Bistum, Bischöfe  87, 108, 111, 120, 200, 201, 230, 231, 363 –– Kirche 111 –– Stadt, Stadtgemeinde  200, 342 Eide  126, 133, 145, 264, 334 –– Amtseid  82, 104 –– der Freischöffeneid  212 –– der Hofgerichtsschreiber  86 –– der Hofrichter  82, 88 –– der Kammerrichter  298, 362 –– der Kammergerichtsadvokaten  298 –– der Kammergerichtsboten  298 –– der Kammergerichtsprokuratoren  298 –– der Kammergerichtsschreiber  298 –– der Kammergerichtsurteiler  298, 362 –– Landfriedenseid, -schwur  65, 75, 131, 133, 137, 141, 206, 258, 268 –– der Landrichter  114 –– Lehnseid  104, 331 –– Reinigungseid 125 –– im Schiedsverfahren  44 Eidgenossenschaft, schweizerische  27 –– Bünde  29, 251, 269 –– Schiedsverfahren 46 Eigeltingen, Landgericht  186, 188 Eike von Repgow  34 Einlager 264 Einungen, Bünde  28, 29, 62, 79, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 148, 150, 153, 164, 179, 190, 191, 192, 193,

194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 215, 216, 217, 218, 219, 221, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 279, 280, 281, 355, 356, 357, 358, 368, 379, 380, 381, 382, 383, 384 –– Aufgebot  144, 180, 198, 206, 207, 249, 381 –– zeitliche Befristung, Geltungszeit  129, 133, 134, 148, 193, 195, 199, 204, 280 –– Bundesbrief  125, 128, 130, 131, 132, 135, 139, 140, 143, 145, 148, 192, 195, 196, 199, 201, 203, 204, 205, 206, 207, 209, 249, 253, 254, 255, 259, 264, 265, 266, 269, 270, 357, 377, 382 –– Finanzierung  209, 250, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 267, 280 –– gemeinsame Bundeskasse  197, 259, 260, 280 –– Landfriedenszölle  259, 260, 261, 262, 263, 280 –– Fürstenbund  62, 130, 264, 266, 267, 356, 357 –– gegenseitige Hilfe  125, 126, 127, 128, 135, 137, 138, 139, 144, 145, 191, 197, 207, 208, 210, 219, 255, 257 –– gemeinsame Tage, Treffen  127, 129, 130, 140, 141, 144, 148, 164, 197, 201, 208, 219, 249, 256, 257, 258, 262, 379, 380 –– Gerichtsbarkeit  139, 140, 141, 142, 144, 145, 146, 148, 179, 190, 191, 194, 198, 199, 200, 205, 208, 209, 217, 249, 250, 251, 252, 253, 258, 264, 269, 270, 271, 280, 357, 368, 370, 376, 379, 381 –– Gleichrangigkeit der Mitglieder  130, 270, 356 –– Gremium, Behörde, Ausschuss  130, 141, 142, 143, 144, 145, 146, 148, 152, 194, 195, 196, 197, 199, 201, 204, 205, 208, 249, 250, 251, 253, 255, 256, 262, 266, 269, 270, 280, 355, 357, 379, 382 –– Hauptmann  80, 135, 136, 144, 147, 176, 178, 194, 195, 198, 199, 201, 204, 219, 250,

Register 252, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 269, 280, 283, 381, 384 –– konfessionelle Bünde  269 –– Kurvereine 268 –– Legitimierung  28, 79, 124, 126, 130, 133, 134, 140, 193, 268, 269 –– Obermann, Obmann  80, 135, 141, 143, 145, 147, 176, 179, 194, 195, 197, 198, 204, 249, 257, 265, 269, 270, 283, 381, 384 –– Rittergesellschaften  254, 268 –– Siegel  141, 197 –– Städtebünde  124, 125, 126, 130, 132, 133, 137, 142, 192, 193, 194, 205, 208, 251, 253, 254, 255, 256, 258, 264, 265, 266, 268, 356 –– ständische Parität  141, 142, 204, 250, 266, 269, 280 –– ständische Zusammenschlüsse  62, 251, 264, 265, 267, 268, 270, 356, 357 –– ständisch-gemischte Bünde  130, 142, 192, 205, 207, 219, 248, 249, 250, 251, 255, 262, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 279, 280, 283, 355, 356, 357, 380 –– Verlängerung, Erneuerung  126, 128, 129, 132, 134, 137, 148, 192, 193, 195, 250, 253, 254, 259, 261, 356, 381 Eitelfritz II. Graf von Zollern  362, 363, 364 Elisabeth Herzogin von Sachsen  293 Elsass  105, 253, 342 –– Landfrieden  29, 60, 132, 135, 136, 141, 153, 192, 193, 195, 197, 207, 209, 249, 254, 258, 262, 265, 268 –– Landgrafschaft, Landgrafen  133, 136, 143, 144 –– Reichslandvogtei  101, 102, 103, 104, 106, 107, 108, 136, 181, 223, 224, 225, 226, 227, 228 –– Städte  136, 144, 192, 193, 215, 254, 265, 268, 269 Elsenheim, Stadt, Stadtgemeinde  152 Engelbrecht III. Graf von der Mark  210 Engelhard von Hirschhorn  177 Engelhard VII. von Weinsberg  172 Engelhard VIII. von Weinsberg  294 Engelthal, Kloster  104, 174

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England, Königreich, Könige  27 Ensisheim, Landgericht  115, 232, 234, 236, 346 Eppstein, Herren  104, 180, 194, 350 Erasmus Haslanger  295 Erbach, Schenken  153, 249, 264 Erfurt  135, 136 –– Stadt, Stadtgemeinde  153, 193, 217 Ernst Herzog von Bayern-München  113 Essen –– Freistuhl 213 –– Stadt, Stadtgemeinde  350 –– Stift 350 Esslingen 363 –– Stadt, Stadtgemeinde  93, 345 Evokationsprivilegien s. Gerichtsstandsprivilegien Ewiger Landfrieden (1495)  360, 367 Exemtionen, Exemtionsprivilegien s. Gerichtsstandsprivilegien Exkommunikation s. Kirchenbann

F Falkenberg, Herzogtum, Herzöge  159 Falkenstein, Herren  105, 180 Fehde, Fehdeführung  63, 64, 67, 68, 69, 73, 74, 77, 78, 138, 179, 180, 204, 217, 249, 256, 257, 271, 369, 375 –– subsidiäres Fehderecht  68, 128, 138 –– Verbot  63, 64, 67, 77, 191, 203, 204, 367, 368, 370 Feldkirch, Grafschaft, Grafen  254 Femegerichtsbarkeit, Feme s. Freigerichte Feudalisierung 35 Finstingen, Herren  155 Fiskalat, Fiskal  181, 308, 309, 310, 311, 372 Flandern, Grafschaft, Grafen  97 Formalisierung des Verfahrens  46, 150, 280, 291, 381, 386 Franken  115, 177, 200, 237, 316, 342, 349, 386 –– Herzogtum, Herzöge  184, 185, 189, 232, 233, 234, 343, 346, 347 –– Landfrieden  29, 71, 73, 74, 193, 194, 195, 196, 199, 200, 201, 206, 249, 250, 251,

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Register

252, 255, 257, 258, 259, 260, 262, 263, 264, 267, 270, 281 –– Reichslandvogtei  104, 116, 223, 226 –– Städte  192, 263, 268 Frankfurt a. M.  158 –– Gewandschneider 180 –– Hoftag (1382)  215 –– Hoftag (1398)  249 –– Hoftag (1442)  351, 372 –– Landfrieden (1398)  252, 253 –– Landfrieden (1486)  368, 369, 370 –– Reichskammergericht 363 –– Schultheiß  128, 242 –– Stadt, Stadtgemeinde  48, 124, 144, 179, 180, 181, 199, 209, 245, 254, 261, 262, 264, 296, 308, 342, 349 Frankreich, Königreich, Könige  27, 45, 58, 60, 99, 371, 385 Franz von Gewicz  181 Freiburg im Breisgau –– Grafschaft, Grafen  136, 144 –– Stadt, Stadtgemeinde  119, 124, 241 Freiburg im Üchtland  342 Freienhagen, Freistuhl  214 Freigerichte, westfälische, Feme, Femegerichte  28, 192, 210, 211, 212, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 230, 243, 272, 325, 334, 335, 336, 340, 341, 349, 350, 351, 352, 353, 354, 372, 386 –– Freigrafschaften, Freigrafen  210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 309, 349, 351, 352, 353 –– Freischöffen  212, 214, 350, 353 –– Kapiteltage 353 –– Stuhlherren  211, 212, 213, 214, 218, 309, 349, 352, 353 –– Verfemung  210, 212, 272, 273 freiwillige Gerichtsbarkeit  92, 119, 166, 247 Freusberg, Freistuhl  213 Friaul, Markgrafschaft, Markgrafen  71 Friedberg –– Landgericht 115 –– Stadt, Stadtgemeinde  124, 144, 243, 254, 261, 264

Friedensbewegung  58, 59, 61, 133, 137, 139, 140, 141, 148, 271, 272, 375, 380 Friedensbrecher s. Landfriedensbrecher Friedensbruch s. Landfriedensbruch Friedensrecht s. Landfriedensrecht Friedrich I., Kaiser  22, 37, 38, 61 Friedrich II., Kaiser  16, 23, 26, 36, 37, 41, 49, 50, 52, 58, 60, 61, 62, 65, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 79, 81, 83, 84, 85, 87, 90, 92, 93, 97, 101, 105, 124, 132, 147, 377, 378, 379, 380 Friedrich III., Kaiser  16, 23, 24, 25, 26, 227, 229, 232, 234, 236, 239, 273, 277, 278, 284, 285, 286, 287, 288, 291, 292, 293, 295, 297, 299, 303, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 316, 318, 320, 323, 324, 325, 326, 328, 329, 331, 332, 333, 334, 337, 338, 344, 345, 347, 348, 350, 351, 352, 353, 354, 358, 359, 360, 362, 363, 365, 371, 372, 373, 378, 385, 386, 387 Friedrich (III.) der Schöne, König  26, 94, 103, 157, 224, 259, 381 Friedrich III. Bischof von Bamberg  238 Friedrich Herzog von Bayern  155, 217, 226 Friedrich I. Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel 216 Friedrich von Ehrenburg  155 Friedrich II. Bischof von Halberstadt  49 Friedrich von Heideck  158, 159, 187, 237 Friedrich III. Erzbischof von Köln  156, 198, 210, 216 Friedrich I. Graf von Leiningen  105 Friedrich III. Graf von Leiningen  104 Friedrich VII. Graf von Leiningen  154 Friedrich VIII. Graf von Leiningen  154 Friedrich III. Schenk von Limpurg  263 Friedrich II. Markgraf von Meißen und Thüringen  153, 172 Friedrich III. Burggraf von Nürnberg  120 Friedrich V. Burggraf von Nürnberg  216 Friedrich II. Graf von Oettingen  197 Friedrich III. (d. Ä.) Graf von Oettingen  181 Friedrich II. Herzog von Österreich  99 Friedrich I. Pfalzgraf bei Rhein  242 Friedrich II. Erzbischof von Salzburg  49 Friedrich von Seldeneck  195

Register Friedrich I. Herzog von Teck  93 Friedrich I. Landgraf von Thüringen  110 Friedrich II. Landgraf von Thüringen  203 Friedrich VII. Graf von Toggenburg  231 Friedrich von Treffurt  152 Friedrich von Truhendingen  157 Friedrich von Wangen  107, 108 Friedrich Wildgraf  155 Fritz Klemm  160 Fulda –– Kloster  153, 180, 198, 200, 254 –– Stadt, Stadtgemeinde  168 –– Stift 180 Fürsten s. Reichsfürsten Fürstenberg, Grafschaft, Grafen  230, 234, 236 Fürstenbund s. Einungen Fürth 236

G St. Gallen –– Kloster  87, 248 –– Stadt, Stadtgemeinde  142 Gattendorf, Burg  198 Gebhard VI. Graf von Hirschberg  120, 121, 230, 244 Gebote, königliche s. Befehle gegenseitige Hilfe s. Einungen geistliche Gerichtsbarkeit  38, 39, 40, 46, 99, 190, 240, 290, 300, 304, 305, 309, 314, 321, 324, 376, 382 Geldern, Grafschaft, Grafen  137 gelehrte Räte s. Räte Geleit  197, 259, 260 Gelnhausen –– Burg, Burgmannen  179 –– Stadt, Stadtgemeinde  124, 144, 247, 254 Gemeiner Pfennig  360 gemeiner Nutzen  47 gemeines Recht  301, 315, 348, 365, 371, 385 Gemünden, Reußenberg  258 Gengenbach, Kloster  39 Gent Kostnerin  177 Georg Geuder  172, 173 Georg Hüttel  292

451

Georg Spengler  309 Georg I. Graf von Veldenz  101 Geraadsbergen 97 Gerhard III. Graf von Holstein  110 Gerhard von der Hosen  286, 293 Gerhard von Hunolstein  155 Gerhard von Landskron  110, 111 Gerhard II. Graf von Sayn  353 Gerhard Graf von Virneburg  154 Gerhard Bischof von Würzburg  165 Gerichtsbezirke 36 Gerichtsboten  89, 298 Gerichtskosten s. Prozesskosten Gerichtslandschaft 20 Gerichtsorganisation  21, 142 Gerichtsorte, Gerichtsplätze  36, 41, 202, 211, 230, 231, 317 –– Landgerichtsbarkeit  114, 117, 118, 189, 235, 236, 237, 280, 384 Gerichtssitzungen des Königs  40, 41, 47, 54, 56, 77, 82, 83, 87, 89, 90, 91, 93, 99, 149, 165, 290, 291, 338, 378, 380, 385 Gerichtsstandsprivilegien  27, 157, 223, 239, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 253, 280, 286, 291, 293, 305, 309, 312, 314, 317, 350, 351, 366, 382, 386 –– Appellationsprivilegien  318, 321, 322, 323, 324, 348, 366, 372 –– Evokationsprivilegien  239, 240, 241, 242, 246, 253, 317, 318, 322, 345, 366 –– Exemtionen, Exemtionsprivilegien  39, 238, 239, 240, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 253, 280, 291, 313, 315, 318, 341, 342, 344, 345, 346, 347, 350, 353, 382, 384 –– Vidimierung  242, 244, 245, 246, 247, 382 Gerichtsverfassung  16, 19, 21, 185 Gerlach von Breuberg  136 Gerlach II. von Büdingen  105 Gerlach von Hohenlohe  177 Gerlach II. Graf von Isenburg  155 Gerlach von Limburg  136 Gerlach Erzbischof von Mainz  156, 174, 177, 184

452

Register

Gernot Kotbus  111 Geroldseck, Herren  105, 241 Gerolt Truchsess  112 Gesandtschaftswesen, Gesandtschaften  149, 172, 311, 356 gewaltsame Konfliktführung  15, 17, 50, 63, 64, 65, 67, 68, 75, 77, 84, 107, 111, 128, 129, 137, 138, 139, 144, 153, 154, 177, 180, 191, 196, 197, 201, 203, 206, 208, 209, 210, 217, 258, 263, 266, 271, 272, 276, 278, 279, 281, 326, 329, 330, 331, 340, 368, 369, 370, 375, 386 Gewohnheitsrecht  22, 149, 191 Giengen, Stadt, Stadtgemeinde  269 Glossierung, Glossator  300, 323 Godlmann von Dorsweiler  108 Goldene Bulle (1356)  192, 241, 246, 265, 318, 321, 322, 323, 324, 352, 366 Göllheim, Schlacht (1298)  102 Görz, Grafschaft, Grafen  286 Goslar 60 –– Geistlichkeit, Geistliche  49 –– Stadt, Stadtgemeinde  109, 180, 247 Gostenhof  236, 237 Gottesfrieden, Gottesfriedensbewegung  60, 61 Gottfried Bischof von Cambrai  52 Gottfried V. von Eppstein  194 Gottfried Graf von Leiningen  103, 106, 107, 108 Gottfried von Merenberg  102 Göttingen –– Gericht auf dem Leineberg  122 –– Stadt, Stadtgemeinde  179 Göttweig  25, 385 Graisbach –– Grafschaft, Grafen  106, 121, 134, 138, 154, 157, 231, 244, 381 –– Landgericht  115, 120, 122, 188, 189, 231, 234, 346, 381 Grebenstein, Freistuhl  213 Greifswald, Stadt, Stadtgemeinde  157 Großcomburg, Kloster  178 Großhofrichter, sizilianischer  84, 85 Gumprecht von Neuenahr  292, 294

Günther, König  26 Günther XIV. Graf von Schwarzburg-Blankenburg  159, 294, 332 gütliche Konfliktbehandlung  15, 20, 21, 23, 24, 40, 42, 48, 50, 51, 112, 125, 142, 143, 144, 154, 168, 227, 271, 319, 320, 327, 335, 336, 337, 338, 341, 355, 358, 373, 378, 387 –– durch das Hofgericht  20 –– durch die Landrichter  190 –– gütlicher Tag  48, 79 –– Minneverfahren, Minne  42, 47, 48, 51, 152, 172 –– Sühneverfahren, Sühne  47, 77, 106, 108, 112, 153, 156, 172, 313 –– Vergleich  48, 87, 106, 107, 152, 153, 156, 171, 172, 174, 178, 180, 196, 197, 199, 295, 308, 333, 337, 338, 345, 347 –– Vermittlung, Vermittler  15, 42, 43, 45, 47, 48, 51, 52, 77, 100, 106, 129, 148, 149, 150, 152, 153, 197, 218, 258, 271, 294, 312, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 339, 341, 344, 345, 356, 357, 358, 364

H Hachberg, Markgrafschaft, Markgrafen  248 Hagenau 36 –– Schultheiß 128 –– Stadt, Stadtgemeinde  112, 174, 254 Haina, Kloster  168 Halberstadt –– Bistum, Bischöfe  49 –– Stadt, Stadtgemeinde  294 Hamburg –– Kirche 49 –– Stadt, Stadtgemeinde  124 Hanau –– Grafschaft, Grafen  350 –– Herren  104, 136, 177, 179, 180, 198, 296 Handhabung Friedens und Rechts (1495)  360, 369 Hanemann von Lichtenberg  174 Hannemann I. Graf von Zweibrücken  155 Hans Gerhard  173 Hans von Hohenklingen  248

Register Hans von Klingenberg  248 Hans von Krenkingen  248 Hans von Lichtenstein  248 Hans Mergentheimer  248 Hans Müllner von Egg  324 Hans Pauldorfer  294 Hans von Roseneck  183 Hans Truchsess  112 Hans Waldstromer  173 Happe Hack  358 Hartmann von Baldegg  104 Hartung von Kappel  310 Hausgüter, königliche  102, 105, 160 Hausmacht, Hausmachtkönigtum  171, 221, 222, 376 Hegau, Landgericht  122, 234, 343 Heidelberg 250 –– kurpfalzgräfliches Hofgericht  317 –– Universität 300 Heidelberger Stallung (1384)  266 Heilbronn, Stadt, Stadtgemeinde  172 Heiligkreuztal, Kloster  39, 90 Heilsbruck, Kloster  169 Heilsbrunn, Kloster  247 Heinrich IV., Kaiser  60, 62 Heinrich VI., Kaiser  69 Heinrich VII., Kaiser  26, 50, 76, 92, 93, 94, 95, 101, 103, 106, 107, 108, 110, 111, 121, 147, 151, 158, 170, 209, 233, 239, 244, 298 Heinrich (VII.), König  26, 39, 41, 49, 50, 54, 61, 69, 72, 92, 124, 151, 304, 377, 378, 380 Heinrich II. Abt von Admont  89 Heinrich XVI. Herzog von Bayern  257, 349 Heinrich Besserer  231 Heinrich von Blumenberg  248 Heinrich von Dürrwang  116 Heinrich VII. Abt von Fulda  180, 197 Heinrich von Geroldseck  241 Heinrich VI. Graf von Görz  286 Heinrich von Gumppenberg  138 Heinrich von Hattenberg  108 Heinrich von Heimburg  135 Heinrich I. Landgraf von Hessen  56, 142, 143 Heinrich II. Landgraf von Hessen  180

453

Heinrich von Hoenberg  176 Heinrich Truchsess von Holnstein  171 Heinrich von Isenburg  102 Heinrich von Klingenberg  298 Heinrich II. Erzbischof von Köln  110 Heinrich von Krenkingen  254 Heinrich I. Markgraf von Landsberg  95 Heinrich der Lange  241 Heinrich I. von Lichtenstein  106 Heinrich der Löwe  22, 61 Heinrich V. Graf von Luxemburg  55 Heinrich II. Erzbischof von Mainz  44, 135 Heinrich III. Erzbischof von Mainz  172 Heinrich III. Herzog von Mecklenburg  204 Heinrich IV. Graf von Ortenburg  177 Heinrich Graf von Pfannberg  90 Heinrich von Prag  199 Heinrich von Raspe, König  26, 70 Heinrich von Reinstein  173 Heinrich Roner  310 Heinrich VIII. Herzog von Schlesien-Brieg 165 Heinrich XIX. Graf von Schwarzburg  294 Heinrich von Seckendorff  199 Heinrich Steinbeis  93 Heinrich von Thurndorf  97 Heinrich II. Graf von Veldenz  154, 194 Heinrich Vetter  187 Heinrich III. Graf von Werdenberg  136, 137 Heinrich von Wickede  309 Helfenstein, Grafschaft, Grafen  103, 182, 194, 256, 257, 304 Henneberg, Grafschaft, Grafen  165, 177, 206 Henning Ulrich  293 Hermann IX. Markgraf von Baden  172 Hermann Bidermann von Kronach  177 Hermann von Born  309 Hermann I. von Geroldseck  105 Hermann IV. Graf von Henneberg  165 Hermann I. (d. Ä.) Landgraf von Hessen  153 Hermann II. Landgraf von Hessen  193, 216 Hermann von Rodenstein  227 Hermann Stote  179 Hermann (III. oder IV.) Graf von Sulz  93

454

Register

Hermann I. Herzog von Teck  93 Hermann Zebinger  232 Herrenalb, Kloster  172, 247 Hersfeld, Kloster  87, 168 Hessen, Landgrafschaft, Landgrafen  56, 107, 142, 143, 153, 193, 202, 214, 216, 268, 293, 314, 317 hierarchische Ordnung der Gerichtsbarkeiten  20, 30, 33, 222, 284, 311, 313, 314, 317, 319, 320, 325, 340, 348, 365, 371, 385, 386 Hildesheim –– Bistum, Bischöfe  39, 49, 214 –– Stadt, Stadtgemeinde  39 Hirschberg –– Grafschaft, Grafen  120, 230, 231, 244, 381 –– Landgericht  115, 117, 120, 121, 122, 187, 188, 189, 230, 231, 234, 235, 248, 346, 348, 381 Hochgerichtsbarkeit 36 Höchst 261 Hochstädt, Landgericht  115 Hof des Königs  17, 19, 24, 27, 30, 32, 41, 47, 49, 52, 53, 56, 57, 75, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 90, 91, 94, 95, 96, 97, 98, 100, 102, 103, 107, 110, 147, 149, 150, 151, 156, 157, 159, 160, 162, 163, 164, 166, 169, 170, 171, 172, 175, 176, 179, 180, 181, 182, 185, 187, 192, 198, 200, 218, 219, 221, 222, 228, 229, 240, 244, 248, 271, 279, 280, 283, 284, 285, 286, 287, 288, 289, 290, 292, 293, 294, 295, 296, 298, 299, 300, 301, 305, 306, 307, 311, 312, 314, 320, 322, 325, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 338, 339, 343, 345, 347, 348, 359, 362, 364, 370, 371, 372, 373, 375, 376, 378, 380, 381, 384, 385, 386, 387 Hofgerichtsbarkeit, Hofgericht des Königs  19, 20, 24, 25, 28, 45, 52, 54, 55, 56, 57, 61, 79, 80, 83, 84, 86, 88, 89, 91, 92, 93, 94, 95, 100, 110, 111, 113, 118, 119, 140, 147, 150, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 181, 182, 185, 187, 188, 189, 190, 197,

198, 199, 200, 201, 217, 218, 219, 240, 247, 248, 271, 272, 274, 275, 276, 278, 280, 283, 285, 286, 287, 288, 291, 292, 293, 294, 295, 302, 303, 314, 315, 317, 319, 323, 338, 344, 366, 370, 371, 376, 377, 378, 380, 383, 384, 385 –– Exemtionen  39, 240, 241, 243, 246, 247, 253, 291 –– Finanzierung  83, 86, 88, 160, 167, 295 –– Formulare, Formelbücher  91, 92, 162, 167, 219, 377 –– freiwillige Gerichtsbarkeit  92, 166, 247 –– Hofgerichtskanzlei s. Kanzlei –– König im Hofgericht  41, 83, 84, 87, 89, 100, 165, 166, 244 –– Ladungen  57, 88, 89, 92, 161, 162, 166, 167, 168, 181, 188, 303, 304, 381 –– Ordnung  162, 163 –– Prokuration, Prokuratoren  160, 292, 294 –– Prozessrecht  41, 82, 84, 89, 118, 160, 163 –– Register  161, 162, 383 –– (Hof-)Richteramt, (Hof-)Richter  27, 28, 39, 41, 56, 67, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 99, 100, 103, 110, 111, 119, 140, 147, 157, 158, 159, 160, 162, 163, 164, 165, 166, 167, 168, 169, 172, 173, 174, 176, 177, 178, 188, 201, 218, 244, 247, 286, 289, 292, 293, 294, 295, 296, 302, 308, 332, 343, 369, 380, 381 –– im Rat des Königs  293, 294, 371 –– Verdoppelung des Amtes  159, 162, 167, 218, 292, 383 –– (Hofgerichts-)Schreiberamt, Schreiber s. Kanzlei –– Siegel  42, 88, 89, 91, 92, 93, 162, 163, 165, 175, 274, 278, 381 –– Sitzungen  52, 57, 80, 83, 85, 87, 88, 93, 94, 95, 99, 147, 159, 160, 161, 165, 166, 167, 172, 173, 174, 179, 287, 291, 292, 293, 298, 302 –– (Hofgerichts-)Statthalter  90, 92, 93, 94, 111, 147, 157, 158, 159, 160, 162, 165, 166, 172, 173, 177, 178, 179, 188, 218, 244, 294, 338, 380, 381

Register –– Urteile  39, 42, 85, 86, 87, 90, 92, 93, 164, 166, 167, 168, 169, 172, 173, 177, 244, 274, 292, 293, 294, 302, 327, 343 –– Vidimierungstätigkeit  167, 187, 188, 244, 286 Hofgerichtsbarkeit, territoriale  30, 236, 238, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 320, 335, 340, 352, 371, 372, 385 –– Gerichtsbücher 316 –– Ordnungen  316, 317 Hofgerichtsordnung –– Rottweiler  122, 123, 186, 189, 190, 233, 246, 272, 277, 342 –– Zürcher 122 Hofgerichtsregister 219 Hofgesinde 171 Hofkanzlei s. Kanzlei Hofmeisteramt, Hofmeister am Königshof  106, 169, 170, 171, 172, 173, 174, 176, 295 –– Gerichtsbarkeit des Amtes  171, 172, 173, 248, 295 –– als Kommissar des Königs  171, 172, 174 Hofmeisteramt, landesherrliches  314, 315 Hoftag s. Reichsversammlungen Hohenberg, Grafschaft, Grafen  98, 106, 107, 112, 116, 232, 247, 254 Hohenfels, Grafschaft, Grafen  98 Hohenlohe –– Grafschaft, Grafen  201 –– Herren  104, 108, 111, 116, 135, 153, 177 Hohen-Rappoltstein –– Herren 106 –– Stadt, Stadtgemeinde  106 –– Juden, Judenschaft  106 Holstein, Grafschaft, Grafen  110 Honstein, Grafschaft, Grafen  153 Horb, Stadt, Stadtgemeinde  107 Hug von dem Werder  193 Hugo I. Graf von Werdenberg  50, 104, 116, 119 Hugo II. Graf von Werdenberg  103 Hugo VII. Graf von Werdenberg  226 Huld, königliche  70, 155 Huldigung 331

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Huldverlust s. Sanktionen Hunolstein, Herren  155 Hussitenkriege 330

I Ingelheim, Oberhof  43, 48 Ingeran II. Bischof von Cambrai  97 Ingolstadt, Universität  316 Innozenz III., Papst  304 Inquisitionsprinzip 273 Instanz, Instanzenzug  34, 35, 69, 188, 245, 284, 318, 319, 320, 324, 325, 327, 336, 340, 365, 367, 371, 385 –– Vorinstanzen  321, 325, 331, 335, 336 Institution, Institutionalisierung, Institutionengeschichte  19, 20, 22, 23, 41, 43, 80, 84, 91, 104, 145, 149, 162, 166, 170, 230, 285, 287, 290, 295, 356, 364 Interregnum  33, 46, 70, 71, 76, 78, 86, 101, 120, 132, 147, 222, 379 Isenburg, Grafschaft, Grafen  155 Italien  46, 54, 69, 83, 86, 94, 106, 111, 300, 371, 385 italienische Reichsteile, Reichsitalien  24, 66 Italienzug des Königs  94, 107, 110, 111, 112, 292, 378 iudicium curiae s. Hofgerichtsbarkeit iudicium parium  55, 56, 355, 357, 358, 367 iurisdictio delegata  98, 147 ius commune s. gemeines Recht

J Jakob Knoblauch d. J.  181 Jakob Truchseß von Waldburg  291 Jobst, König  26, 225 Johann II. Herzog von Bayern  217 Johann König von Böhmen  107, 110, 111 Johann II. Markgraf von Brandenburg  110 Johann Cicero Markgraf von Brandenburg 363 Johann von Buch  323 Johann von Burgund  304 Johann Canus  293 Johann von Dahn  169

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Register

Johann Erbe  112, 209 Johann Falbrecht  296 Johann Geisler  292, 295, 308 Johann von Gundelfingen  158, 174, 175 Johann Fiur  172 Johann I. Graf von Henneberg  177 Johann V. von Hohen-Rappoltstein  106 Johann II. von Kerpen  155 Johann IV. Bischof von Lebus  308 Johann II. Bischof von Leitomischl  152 Johann I. Landgraf von Leuchtenberg  172, 173, 177, 178, 179, 232, 235, 258 Johann I. von Lichtenberg  102, 103, 107 Johann I. Graf von Lupfen  294 Johann I. Erzbischof von Mainz  225, 227 Johann II. Erzbischof von Mainz  261 Johann I. Graf von Nassau-Dillenburg  217 Johann II. von Rappoltstein  152 Johann von Reurieth  177 Johann II. Graf von Saarbrücken  154 Johann von Schleiden  155 Johann III. Graf von Sponheim  154, 168, 294 Johann I. Graf von Solms  180 Johann V. Graf von Solms-Lich  278 Johann II. Graf von Sulz  309, 345 Johann II. Erzbischof von Trier  345 Johann II. Herzog von Troppau  174 Johann IV. Bischof von Utrecht  172 Johann I. Truchsess von Waldburg  108, 137 Johann von Waldeck  110 Johann Warmunt von Lewenstein  160 Johann I. Graf von Wertheim  258, 262, 263 Johann I. Bischof von Würzburg  112 Johannes von Alben  294 Johannes von Gerzlow  157 Johannes Kirchen  160, 163, 294 John Harleston  197 Judenschaft, Juden  106, 243, 308, 326 Jülich –– Grafschaft, Grafen  103, 136 –– Herzogtum, Herzöge  154, 204, 206, 259, 266 Jurisdiktionsverträge 142

K Kaisheim, Kloster  247 Kalsmunt, Burg  102 Kammer –– fürstliche 316 –– königliche  285, 289, 290 Kammergericht, markgräflich-brandenburgisches 316 Kammergerichtsbarkeit, königliche, kammergerichtliches Verfahren  19, 20, 274, 278, 279, 283, 285, 286, 287, 288, 289, 290, 291, 293, 294, 295, 296, 297, 298, 299, 302, 303, 304, 305, 308, 309, 310, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 320, 324, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 334, 336, 338, 340, 344, 345, 355, 359, 360, 362, 364, 370, 371, 373, 376, 384, 385, 387 –– Beisitzer  294, 295, 297, 298, 299, 303, 315, 328, 355, 362 –– Exemtion  305, 318 –– gelehrte Juristen  30, 299, 300, 301, 355, 371 –– Gerichtsbuch  25, 291, 297, 300, 306, 328, 385 –– Ladungen  286, 303, 344, 345, 363 –– Ordnung (1471)  298, 302, 303, 313, 317, 362, 363, 366, 385 –– Protokollbuch  24, 297, 299, 300 –– Prozessrecht  297, 301, 302, 371 –– (Kammer-)Richteramt, Richter  286, 291, 298, 300, 302, 303, 328, 362 –– Säumnisverfahren  279, 281, 366, 385 –– Urteilsbuch  24, 297, 299 –– Sitzungen  285, 287, 291, 297, 299, 328, 329, 338, 339, 355, 363, 385 –– Verpachtung  291, 297, 370, 377 –– Zwischenurteile 338 Kammermeisteramt, Kammermeister  308 Kammerprokuratorfiskal  308, 309, 310, 311, 372 kanonisches Recht  39, 40, 43, 46, 55, 60, 69, 98, 145, 170, 285, 289, 298, 299, 300, 301, 302, 303, 304, 309, 315, 317, 340, 362, 371, 385

Register Kanzlei, königliche  23, 25, 41, 42, 88, 89, 157, 158, 159, 163, 166, 171, 173, 185, 219, 293, 295, 298, 299, 306, 327, 328, 376, 377, 381 –– Formulare  18, 27, 91, 92, 99, 100, 161, 162, 167, 219, 306, 332, 377, 386 –– Gebühren, Taxen  160, 162, 167, 273, 306, 331, 387 –– Hofgerichtskanzlei  18, 87, 91, 161, 162, 163, 294, 295 –– Hofkanzlei  18, 87, 91, 157, 163, 294, 295, 296, 297, 298, 371, 378, 384, 386 –– Kanzler  152, 294, 297, 299, 300, 338, 363, 370, 377 –– Konzepte 24 –– Notare, Schreiber  80, 81, 85, 86, 87, 88, 90, 94, 147, 158, 159, 160, 163, 167, 173, 218, 292, 294, 295, 296, 298, 299, 321, 328, 371, 380, 383 –– Ordnung 86 –– Protonotariat, Protonotar  163, 294, 295, 298 –– Registration, Registrator  162, 163, 185 –– Relatoren 163 –– (Kanzlei-)Vermerke  25, 161, 174 Kanzlei, landesherrliche  242, 315, 317 Kanzlei, päpstliche  336 Kanzlei, städtische  242 Kapitularien, karolingische  60 Karl I. der Große, Kaiser  84 Karl IV., Kaiser  26, 110, 111, 112, 133, 152, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 161, 163, 165, 166, 167, 169, 171, 172, 173, 174, 175, 177, 178, 179, 180, 182, 183, 184, 185, 187, 188, 189, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 204, 206, 208, 209, 210, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 221, 225, 227, 228, 231, 232, 234, 235, 237, 239, 248, 257, 260, 265, 276, 279, 284, 292, 298, 307, 318, 319, 321, 323, 352, 378, 383 Karl V., Kaiser  246 Kärnten, Herzogtum, Herzöge  71 Kassel, Oberappellationsgericht  321 Kastell 261 Katzenelnbogen, Grafschaft, Grafen  129, 226 Kempten, Landgericht  115, 122

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Kerpen, Herren  155 Kirchberg, Grafschaft, Grafen  103, 244 Kirchenbann  70, 75, 275, 303, 310, 330, 346 Kirchenrecht s. kanonisches Recht Kitzbühl, Landgericht  118 Klagebuch  275, 342 Klaus von Giech  358 Klaus von Rinckenberg  176 Klettberg –– Grafschaft, Grafen  118 –– Landgericht 118 Klettgau –– Grafschaft, Grafen  247 –– Landgericht  115, 186, 188, 234 Kleve –– Grafschaft, Grafen  136, 137 –– Herzogtum, Herzöge  315, 358 Klingenberg, Herren  248, 298 Koblenz  259, 261 Köln  60, 364 –– Erzbistum, Erzbischöfe  62, 110, 126, 136, 137, 142, 144, 154, 156, 165, 169, 196, 198, 199, 204, 206, 210, 211, 213, 214, 215, 216, 217, 241, 255, 259, 266, 352, 353, 358 –– St. Gereon  87 –– Judenschaft, Juden  308 –– Stadt, Stadtgemeinde  71, 126, 144, 156, 165, 181, 198, 199, 206, 243, 259, 286, 293, 305, 309, 318, 342, 343, 344, 350, 363 Kommissionsverfahren, Kommissare  95, 96, 97, 98, 100, 106, 112, 147, 152, 153, 181, 218, 291, 294, 312, 324, 325, 331, 332, 333, 334, 335, 336, 339, 348, 349, 358, 359, 367, 372, 376, 385, 386, 387 –– Berichte der Kommissare  97, 152, 333, 387 –– (Kommissions-)Mandat s. Befehle –– Untersuchung des Konfliktes  96, 97, 99, 100, 106, 112, 152, 179, 333, 334, 359, 387 Konfliktverwaltung  283, 284, 370, 373, 387 Königshof s. Hof Köniz, Deutschordenshaus  106 Konrad IV., König  26, 41, 49, 50, 87, 92, 151, 377, 378, 380

458

Register

Konrad Bissinger  158, 161 Konrad I. Markgraf von Brandenburg  110 Konrad IV. Schenk von Erbach  153 Konrad Fiur  172 Konrad von Gundelfingen  158 Konrad Werner von Hattstatt  104 Konrad II. Bischof von Hildesheim  39 Konrad von Hohenlohe  111 Konrad (d. J.) Graf von Kirchberg  103, 244 Konrad von Kraig  295 Konrad Kreyger  165, 174 Konrad III. Erzbischof von Mainz  113 Konrad von Nürnberg  97 Konrad IV. Graf von Oettingen  108, 111 Konrad von Scheffau  164 Konrad von Sumerau  89 Konrad III. Herzog von Teck  93 Konrad von Trimberg  179 Konrad von Ulm  87 Konrad von Wartenberg  98 Konrad von Weidenberg  178 Konrad von Weinsberg  103, 107, 248, 294, 304 Konsistorium, päpstliches  53, 290 Konstanz –– Bistum, Bischöfe  302 –– Konzil (1414 – 1418)  332 –– Landgericht  115, 183, 218, 383 –– Stadt, Stadtgemeinde  142, 232 Konstitutionen von Melfi  69, 70, 84, 85, 380 Kontumazialurteil 303 Kraft I. von Hohenlohe  104, 116 Krain, Markgrafschaft, Markgrafen  71 Kronrat s. Rat Kühlental, Truchsessen  154 Kulmbach, Gericht  316 Kuno von Bergheim  104, 107 Kuno II. Erzbischof von Trier  154, 178 Kunz Motter von Eibach  173 Kurfürstentum, Kurfürsten  71, 215, 217, 241, 246, 261, 267, 315, 317, 318, 321, 322, 324, 325, 334, 360, 362, 363, 364, 366, 367, 375 Kurie, römische s. Papsttum Kurverein s. Einungen

L Ladbergener Bund (1246)  125 Ladung  39, 75, 112, 144, 175, 188, 199, 218, 239, 242, 243, 247, 252, 258, 272, 273, 293, 304, 306, 307, 354, 359, 364 –– Femegerichtsbarkeit  349, 350, 351, 352 –– Hofgerichtsbarkeit  56, 88, 89, 92, 159, 161, 162, 166, 167, 181, 188, 303, 304, 332, 381 –– Kammergerichtsbarkeit  286, 303, 344, 345, 363 –– Landgerichtsbarkeit  183, 188, 190, 342, 343, 346 –– peremptorische  302, 303, 304 Ladungsregister  161, 219 Landau, Stadt, Stadtgemeinde  111 Landesherrschaft, Landesherren  36, 37, 56, 71, 73, 79, 80, 105, 106, 114, 120, 121, 132, 133, 140, 170, 171, 177, 191, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 209, 212, 214, 215, 216, 221, 223, 224, 226, 228, 229, 230, 231, 233, 235, 238, 240, 241, 242, 244, 245, 247, 250, 253, 254, 267, 268, 280, 281, 312, 313, 314, 315, 317, 319, 335, 342, 344, 347, 348, 350, 354, 376, 382, 386 –– Gerichtsbarkeit  30, 35, 36, 37, 38, 40, 111, 114, 128, 140, 148, 171, 205, 206, 210, 211, 218, 223, 228, 229, 230, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 246, 251, 252, 253, 280, 284, 311, 312, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 319, 320, 322, 334, 335, 340, 341, 342, 343, 348, 352, 361, 369, 370, 371, 372, 382, 385 –– König als Landesherr  192, 221, 270, 376 –– Landfriedenssorge  65, 76, 123, 131, 139, 191, 201, 202, 203, 204, 205, 209, 210, 215, 216, 218, 221, 251, 268, 380, 382 –– Landgerichtsbarkeit  117, 118, 120, 121, 209, 230, 231, 235, 236 –– Untertanen, Untertanenverband  140, 143, 145, 177, 180, 198, 203, 221, 223, 230, 234, 235, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 245, 246, 247, 253, 280, 312, 313, 317, 318, 319, 341, 342, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 351, 352, 357, 361, 365, 375, 382, 386

Register Landfrieden  16, 28, 29, 31, 32, 54, 55, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 79, 80, 81, 82, 83, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 92, 94, 104, 123, 124, 126, 127, 128, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 150, 153, 160, 175, 176, 179, 190, 191, 192, 193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 215, 216, 217, 218, 219, 221, 243, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 268, 269, 270, 272, 279, 280, 281, 283, 355, 357, 360, 361, 365, 367, 368, 369, 370, 373, 377, 379, 380, 381, 382, 383, 384 –– Bruch des Landfriedens, Landfriedensbrecher  58, 64, 65, 68, 75, 85, 108, 125, 127, 128, 129, 136, 137, 138, 139, 144, 145, 191, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 201, 203, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 216, 249, 251, 255, 256, 258, 263, 273, 368, 369, 370, 379, 382 –– Durchsetzung, Exekution  65, 137, 139, 148, 153, 191, 201, 208, 249, 272, 383 –– Erneuerung, Bestätigung  54, 70, 71, 74, 75, 76, 78, 88, 128, 129, 132, 133, 134, 147, 192, 193, 195, 210, 250, 253, 254, 259, 379, 380, 381 –– und Gottesfrieden  60, 61 –– Landfriedensmaßnahmen  129, 197, 205, 208, 209, 249, 256, 257, 280, 369, 382, 383 –– Verkündung  61, 65, 66, 68, 69, 71, 74, 135, 139, 196, 253, 367 Landfriedensbewegung  16, 28, 29, 30, 61, 63, 65, 66, 70, 71, 73, 76, 80, 123, 127, 129, 131, 132, 137, 139, 141, 202, 203, 204, 205, 215, 251, 269, 270, 379 Landfriedenseinungen s. Einungen Landfriedensrecht  58, 60, 61, 65, 74, 75, 76, 85, 125, 127, 128, 130, 131, 137, 141, 191, 193, 196, 209, 210, 211, 216, 273, 368, 369, 379 Landgerichtsbarkeit, kaiserliche  20, 28, 101, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 147, 148, 178, 182, 183, 184, 185, 186, 187,

459

188, 189, 190, 198, 201, 214, 217, 218, 219, 221, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 244, 245, 246, 248, 252, 272, 274, 275, 276, 277, 278, 280, 309, 310, 324, 325, 334, 335, 336, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 351, 352, 363, 371, 372, 376, 381, 383, 384, 386 –– Exemtion  242, 243, 244, 246, 247, 253, 342, 344, 346 –– freiwillige Gerichtsbarkeit  119, 247 –– Gerichtsbücher  121, 122, 161, 183, 189, 190, 237, 274, 275, 277, 342, 383 –– Gerichtsorte  114, 117, 118, 189, 235, 236, 237, 238, 280, 384 –– Ordnung  122, 123, 186 –– Prädikat der kaiserlichen Herkunft  28, 114, 117, 119, 120, 121, 184, 218, 238, 341, 348, 384 –– Privilegierung, königliche  182, 183, 184, 185, 187, 218, 230, 231, 234, 235, 341, 344, 345, 347, 383, 384 –– (Land-)Richteramt, Richter  101, 113, 114, 116, 117, 118, 119, 120, 122, 147, 178, 179, 182, 183, 184, 186, 188, 189, 190, 222, 230, 231, 232, 234, 235, 237, 244, 246, 252, 276, 309, 345, 346, 347, 381, 384 –– Schreiberamt, Schreiber  233, 235, 237 –– Sitzungen  114, 118, 121, 183, 189, 190, 233, 235, 236, 237 –– Sprengel  186, 342, 343 –– Territorialisierung  229, 230, 237, 278, 280, 283, 377 –– Urteiler  118, 186, 189, 233, 234, 235, 345, 346, 347, 384 –– Verpfändung  230, 231, 232, 233 Landrecht  65, 209, 377 –– oberbayerisches 209 –– österreichisches  72, 77, 209, 379 Landsberg, Markgrafschaft, Markgrafen  95 Landtage 37 Landtaidinge 37 Lausitz 255 Lebus, Bistum, Bischöfe  308, 354 Legitimation  50, 53, 54

460

Register

–– königlicher Delegaten  28, 80, 97, 173, 289, 333 –– königlicher Herrschaft  32, 62 –– Landfrieden  60, 68, 73, 76, 123, 131, 133, 196 –– kaiserlicher Landgerichte  113, 114 Lehen, Lehnsverhältnis, Lehnswesen  35, 37, 38, 39, 55, 84, 93, 102, 106, 108, 110, 112, 113, 114, 161, 201, 205, 213, 222, 224, 227, 228, 234, 289, 309, 331, 354, 376 –– Belehnung mit Gerichtsbarkeit  36, 119, 120, 121, 213, 230, 231 –– Lehnsgerichtsbarkeit  41, 55, 81, 190, 376, 382 –– Lehnsrecht  38, 55, 102, 105 Leiningen, Grafschaft, Grafen  98, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 138, 142, 154, 354 Leipzig, territoriales Oberhofgericht  317 Leitomischl, Bistum, Bischöfe  152 Leopold III. (der Gerechte) Herzog von Österreich  225, 226, 228, 231, 254 Leopold VI. (der Glorreiche) Herzog von Österreich 72 Leuchtenberg, Landgrafschaft, Landgrafen  97, 172, 173, 177, 178, 179, 201, 232, 235, 247, 258, 354 Leutkircher Heide, Landgericht  115, 117, 122, 184, 232, 246, 381 Liber Augustalis s. Konstitutionen von Melfi Libertäten, (reichs-)fürstliche  311, 340, 344, 345, 347, 354, 365, 367, 369, 372 Lichtenberg, Herren  102, 103, 107, 174 Liebenau, Herren  50 Limpurg, Schenken  263 Lindau, Stadt, Stadtgemeinde  181, 308 Linz 363 Lippstadt, Stadt, Stadtgemeinde  125 litis contestatio 303 Loicz, Stadt, Stadtgemeinde  157 Lothringen –– Herzogtum, Herzöge  98, 126, 137 –– Landfrieden 260 Lübeck –– Bistum, Bischöfe  49, 110, 354

–– Stadt, Stadtgemeinde  109, 110, 124, 296, 297 Ludeman (Ludwig III.) von Lichtenberg  174 Ludwig IV. (der Bayer), Kaiser  26, 32, 76, 94, 103, 104, 106, 107, 108, 134, 135, 136, 137, 144, 152, 153, 154, 157, 158, 159, 166, 171, 172, 174, 185, 187, 188, 193, 194, 195, 197, 199, 200, 204, 206, 209, 213, 224, 225, 231, 232, 233, 234, 239, 248, 259, 276, 279, 322, 379, 381, 383 Ludwig II. Herzog von Bayern  135, 143 Ludwig V. Herzog von Bayern  138 Ludwig VI. Herzog von Bayern  138 Ludwig VII. Herzog von Bayern  113, 234, 257, 295, 358 Ludwig VIII. Herzog von Bayern  358 Ludwig IX. Herzog von Bayern  268, 342, 346, 352 Ludwig von Eyb  122 Ludwig von Hohenlohe  153 Ludwig Erzbischof von Mainz  193 Ludwig VI. Graf von Oettingen  244 Ludwig VIII. Graf von Oettingen  197 Ludwig X. Graf von Oettingen  182, 189 Ludwig XI. Graf von Oettingen  295 Ludwig II. Pfalzgraf bei Rhein  57 Ludwig III. Pfalzgraf bei Rhein  112, 113, 227, 228 Ludwig IV. Pfalzgraf bei Rhein  228 Ludwig III. Herzog von Teck  93 Ludwig IV. Herzog von Teck  158 Ludwig Graf von Wertheim  263 Lüneburg, Herzogtum, Herzöge  215 Lupfen –– Herren 89 –– Grafschaft, Grafen  248, 294, 354 Lupold Küchenmeister von Nordenberg  188 Luther von Isenburg  103 Lüttich 60 –– Bistum, Bischöfe  292, 304 –– Domstift 248 –– Kirche  39, 322 –– Stadt, Stadtgemeinde  39, 322 Lutz von Hohenlohe  135 Lutzmann von Rädersdorf  195

Register Luxemburg –– Grafschaft, Grafen  55 –– Herzogtum, Herzöge  111, 112, 154, 206, 228, 259 Luzern 342

M Maastricht, St. Servatius  204 Magdeburg –– Burggrafschaft, Burggrafen  168, 172, 173, 174, 286, 294 –– Erzbistum, Erzbischöfe  49, 193, 204 Magnus Fürst von Anhalt  362 Magnus II. Herzog von Braunschweig  156 Mähren, Markgrafschaft, Markgrafen  161, 225 Majestätssiegel  19, 62, 91, 134, 151, 162, 163, 169, 192, 305, 329, 364, 378, 385 Mandate des Königs s. Befehle des Königs Maiestas Carolina 209 Mainz 60 –– Domkapitel 254 –– Erzbistum, Erzbischöfe  44, 49, 98, 107, 111, 113, 124, 126, 129, 135, 144, 153, 154, 156, 169, 172, 174, 177, 184, 193, 194, 201, 204, 205, 211, 216, 225, 227, 228, 241, 243, 254, 255, 259, 261, 297, 299, 329, 345, 350, 363, 371, 387 –– Geistlichkeit, Geistliche  44 –– Gottesfrieden (1103)  60 –– Hoftag (1235)  65, 69, 72, 76, 80, 83, 84, 85 –– Reichslandfrieden (1235)  16, 54, 55, 58, 61, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 76, 77, 80, 81, 82, 83, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 92, 126, 127, 138, 140, 147, 160, 200, 369, 370, 379, 380 –– Stadt, Stadtgemeinde  124, 126, 129, 134, 142, 144, 174, 205, 254, 255, 259, 261, 262 Manderscheid, Grafschaft, Grafen  350 Manual (Gerichtsbuch)  274 Marbacher Bund (1405)  267 Marburg, territoriales Hofgericht  317 Mark, Grafschaft, Grafen  136, 144, 210 Markgrafenkrieg, erster  275, 359

461

Marquard von Königseck  351 Marquard von Redwitz  179, 235 Marquard von Schellenberg  90, 102 Marstetten –– Grafschaft, Grafen  134, 138 –– Landgericht 115 Martin V., Papst  351 Matthias Erzbischof von Mainz  259 Matthias Bischof von Speyer  310 Maulbronn, Kloster  86 Maximilian I., Kaiser  316, 346, 361, 362, 363, 364, 365, 370, 387 Mecklenburg, Herzogtum, Herzöge  170, 204 Mehrheitsentscheidung –– in Einungen  143, 144, 145, 195, 357 –– im Hofgericht  93, 164, 189, 302 –– im Landgericht  189 –– im Rat des Königs  290 –– im Reichskammergericht  362 Meißen 313 –– Bistum, Bischöfe  354 –– Markgrafschaft, Markgrafen  153, 170, 172, 226, 267 Memmingen –– St. Anthonien  104 –– Stadt, Stadtgemeinde  269 Mergentheim –– Einung (1403)  250, 253 –– Fürstenbund (1445)  267 –– Stallung (1387)  207, 266, 356 Merkersheim 208 Metz –– Bistum, Bischöfe  126 –– Hoftag (1356/57)  241 Metze von Lißberg  180 Mich(a)el, Burggraf von Magdeburg  286, 294 Michael von Pfullendorf  291, 299, 328 Minden –– Bistum, Bischof  129, 211, 213 –– Stadt, Stadtgemeinde  125, 129 Ministerialen, königliche  41, 52, 118, 135, 170, 221, 225, 378 Minne s. gütliche Konfliktbehandlung Mömpelgard, Stadt, Stadtgemeinde  342

462

Register

Montfort 155 –– Grafschaft, Grafen  107, 111, 254 Mornhart, Abt  254 Mühlhausen, Stadt, Stadtgemeinde  109, 152, 181, 199, 217, 243, 308, 349 Mühlingen, Grafschaft, Grafen  350 München –– Sondersiechen auf dem Gasteig  243 –– Stadt, Stadtgemeinde  113 –– Vertrag (1325)  94 Münster –– Bistum, Bischöfe  144, 210, 211 –– Stadt, Stadtgemeinde  125, 144 Murten, Stadt, Stadtgemeinde  124

N Nagold, Ritter  208 Namur, Grafschaft, Grafen  55 Nassau, Grafschaft, Grafen  169, 217, 227, 260, 261, 262, 350 Neapel, Universität  300 Nellenburg, Grafschaft, Grafen  135, 194 Neuburg, Kloster  106 Neumarkt, Burg  198 Neustadt a. d. A.  237 Neustadt a. d. W. –– Kloster 248 –– Oberhof 48 Nichterscheinen vor Gericht  41, 44, 69, 70, 110, 158, 165, 168, 212, 281, 302, 303, 304, 366, 385 Niederaltdorf, Dorf, Dorfgemeinschaft  106 Niedere Vereinigung (1474)  269 Niedermünster, Kloster  106, 107 Nikolaus V., Papst  351 Nikolaus von Gewicz  181 Nikolaus IV. von Hunolstein  155 Nikolaus Wendelstein  173 Nordeck, Ritter  87 Nordhausen 60 –– Stadt, Stadtgemeinde  95, 109, 217 Nördlingen –– Landgericht  115, 182, 183, 189, 218, 383 –– Stadt, Stadtgemeinde  268

Normandie 99 Northeim, westfälisches Gericht  243 Notariat, öffentliches  86 Nullitätsklage 318 Nürnberg  28, 122, 236, 241, 296, 363 –– Burggrafschaft, Burggrafen  120, 177, 186, 189, 200, 201, 204, 206, 216, 217, 225, 226, 230, 235, 236, 237, 257, 267, 309, 341, 342, 343, 344, 346, 386 –– Burggrafenburg 237 –– Butigler  97, 120 –– St. Egidien  237 –– Forstmeister 248 –– Herrenbund (1383)  196, 207, 251, 266, 356 –– Hoftag (1274)  88, 103 –– Karthause 248 –– Landfrieden (1467)  368, 370 –– Landgericht  115, 120, 122, 184, 186, 187, 188, 189, 190, 230, 233, 236, 237, 238, 280, 309, 324, 341, 342, 343, 344, 346, 347, 348, 349, 381, 383, 386 –– Acht, Achtverfahren  122, 272, 274, 275, 276, 277 –– Exemtionen  243, 244 –– Prokuratorfiskal 309 –– Reichstag (1467)  367, 370 –– Stadt, Stadtgemeinde  112, 173, 200, 233, 237, 258, 262, 263, 264, 318, 342, 349, 350, 351, 359

O O. von Weiler  86, 88 Oberacht 67 Oberhöfe  43, 48 Oberhofgerichtsordnung, herzoglich-sächsische (1488) 317 oberstrichterliche Stellung des Königs  33, 35, 40, 319, 320, 375, 385 Obrigkeit, kaiserliche  304, 311, 337 Oettingen –– Grafschaft, Grafen  108, 111, 134, 181, 182, 183, 187, 197, 201, 236, 244, 248, 254, 295, 354

Register –– Landgericht  115, 183, 189, 234 Offenburg, Stadt, Stadtgemeinde  247 Offizialat, Offizialatsgerichtsbarkeit  99, 290, 302, 305, 309, 322 Offizialklage, Offizialprinzip  33, 308, 309, 376 Olmütz, Bistum, Bischöfe  354 Oppenheim –– Schultheiß  87, 128 –– Stadt, Stadtgemeinde  126, 128, 134, 138, 142, 144, 205, 259, 262 Orschweiler, Stadt, Stadtgemeinde  152 Ortenau 225 Ortenburg, Grafschaft, Grafen  177 Osnabrück –– Bistum, Bischöfe  210, 211, 213 –– Stadt, Stadtgemeinde  125 Österreich  202, 362 –– Herzogtum, Herzöge  37, 71, 72, 99, 105, 136, 144, 170, 171, 225, 226, 228, 231, 234, 236, 241, 248, 254, 266, 314, 315, 348, 350 –– Landfrieden  29, 71, 72, 136, 209 –– Landgerichte 118 –– Landrecht  72, 77, 209, 379 Otterberg, Kloster  98 Otto IV. Markgraf von Brandenburg  110 Otto I. Herzog von Braunschweig-Göttingen  193, 216 Otto IV. Pfalzgraf von Burgund  56 Otto I. Graf von Eberstein  105, 143 Otto Erzbischof von Magdeburg  204 Otto von Ochsenstein  101, 102, 103, 107, 136 Otto Graf von Straßberg  106 Ottokar König von Böhmen  18, 22, 56, 57, 71, 72, 88, 102, 106

P Paderborn, Bistum, Bischöfe  142, 143, 210, 211, 215 Padua, Universität  300 Pappenheim, Herren  227, 354 Papsttum, Papst  53, 55, 70, 254, 290, 300, 304, 306, 312, 322, 324, 327, 331, 336, 344, 350, 351 –– delegierte Gerichtsbarkeit, Delegaten  95, 98, 99, 147

463

Paris, Universität  300 pars sollicitudinis 37 Passau, Bistum, Bischöfe  297, 300, 329 Patronage, Patronat  90, 161, 301 Paul von Conerstorff  316 Paulus Kastellan  168 pax  59, 63, 64, 126, 127, 135, 192 Personenverband  21, 31 persönliche Streitbehandlung des Königs  15, 30, 32, 33, 34, 38, 40, 41, 42, 46, 47, 50, 51, 52, 53, 54, 67, 77, 79, 82, 83, 87, 89, 91, 93, 98, 99, 112, 128, 147, 149, 150, 151, 152, 154, 155, 156, 160, 165, 166, 169, 174, 175, 200, 201, 217, 218, 244, 247, 248, 271, 274, 289, 291, 294, 295, 296, 299, 302, 304, 305, 306, 308, 311, 318, 324, 327, 328, 335, 336, 337, 338, 341, 348, 364, 370, 372, 373, 376, 377, 378, 380, 387 Peter von Hewen  248 Peter von Hoheneck  136 Peter Erzbischof von Mainz  107, 111 Peter II. Graf von Savoyen  105 Peter Wacker  163, 294, 295 Pfahlbürgerverbot  68, 69, 70, 267 Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafen bei Rhein  111, 112, 113, 134, 144, 154, 172, 174, 194, 199, 201, 209, 225, 226, 227, 228, 242, 254, 261, 268, 317, 318, 354, 363 –– als Richter über den König  56, 57 Pfalz-Mosbach, Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafen 350 Pfändungsverbot  69, 138, 194, 209 Pfannberg, Grafschaft, Grafen  90 Philipp (von Schwaben), König  105 Philipp von Burgund  304 Philipp Bischof von Eichstätt  108, 111 Philipp I. von Falkenstein  105 Philipp VII. Graf von Falkenstein  199, 200 Philipp (V.) von (Bolanden-)Hohenfels  87 Philipp Graf von Isenburg  155 Philipp I. Graf von Nassau-Saarbrücken  227, 260, 261, 262 Pilgrim II. Erzbischof von Salzburg  155 St. Pilt, Stadt, Stadtgemeinde  152

464

Register

plenitudo potestatis 37 Polen, Königreich, Könige  27 Pommern –– Herzogtum, Herzöge  204 –– Landfrieden 268 Pön, königliche s. Sanktionen Posseck, Burg  198 Prag –– Domkapitel 181 –– Hof des Königs  179, 185 –– Universität 300 Präjudiziensammlung 85 Přemysl Herzog von Teschen  159, 164, 165, 343 Preußischer Bund (1440)  268 princeps legibus solutus 305 privilegia de non appellando s. Gerichtsstandsprivilegien privilegia de non evocando s. Gerichtsstandsprivilegien Privilegien, königliche  27, 28, 36, 37, 52, 120, 156, 182, 183, 184, 185, 187, 196, 198, 213, 214, 215, 218, 223, 230, 231, 232, 234, 235, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 277, 280, 281, 289, 299, 306, 308, 309, 310, 312, 313, 314, 318, 319, 340, 344, 345, 347, 348, 350, 354, 366, 382, 386 –– Exemtionsprivilegien s. Gerichtsstandsprivilegien Privilegium maius 241 Professionalisierung  176, 177, 181, 218, 284, 383 Prokuration, staufische  87, 104, 105 Proskriptionen s. Acht Protokollbücher  24, 121, 190, 297, 299 Prozessführung  33, 160, 163, 181, 291 Prozesskosten  47, 88, 95, 168, 241, 291, 326, 332 Prozessrecht  21, 41, 82, 84, 89, 118, 163, 301, 302, 371

Q Quittungen  260, 261, 262, 264

R Rang  34, 55, 56, 57, 73, 94, 120, 141, 162, 184, 185, 213, 221, 238, 248, 314, 341, 354, 367, 372, 384 Rankweil, Landgericht  115, 122, 186, 231 Rappoltstein, Herren  44, 152 Rat, königlicher  150, 170, 171, 175, 176, 284, 288, 289, 290, 293, 295, 296, 304, 354, 385 –– Gerichtsbarkeit  169, 172, 174, 175, 289, 304 –– Sitzungen  174, 290, 294, 295, 385 Rat, landesherrlicher  170, 171 Räte, Ratgeber, königliche  157, 169, 170, 171, 172, 174, 175, 176, 179, 180, 181, 182, 200, 218, 226, 248, 280, 285, 288, 289, 290, 293, 294, 296, 297, 298, 299, 300, 302, 303, 305, 308, 310, 312, 332, 337, 338, 358, 359, 362, 364, 371, 384 –– Bevollmächtigung  174, 176, 181, 290, 294, 299, 304, 305, 308, 309, 338 –– gelehrte Juristen  170, 175, 285, 290, 298, 299, 300, 304, 318, 371, 385 Räte, landesherrliche  170, 314, 315, 316, 317, 318, 335, 345, 348, 359, 363 –– gelehrte Juristen  300, 314, 315, 316, 317, 371 –– Streitbehandlung der Konflikte ihres Herrn  355, 356, 358, 366 Rationalisierung  149, 150, 167, 383 Ratzeburg, Bistum, Bischöfe  49 Raugrafschaft, Raugrafen  111 Ravensburg –– Landgericht  115, 119 –– Stadt, Stadtgemeinde  108, 174, 175 reaktive Königsherrschaft, Reaktionen, königliche  17, 18, 19, 22, 32, 50, 57, 58, 62, 77, 95, 96, 100, 119, 150, 153, 154, 176, 271, 283, 285, 306, 307, 311, 320, 323, 326, 327, 329, 335, 339, 345, 351, 358, 375, 376, 377, 386 Rechtsentscheidungen  24, 34, 41, 42, 44, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 54, 55, 56, 57, 67, 68, 70, 75, 77, 86, 87, 90, 91, 93, 96, 100, 106, 107, 108, 111, 112, 116, 128, 129, 138, 140, 143, 144, 145, 147, 152, 153, 154, 157, 164, 166, 167, 169, 171,

Register 172, 173, 174, 175, 179, 180, 185, 186, 187, 188, 189, 193, 199, 200, 201, 212, 218, 227, 234, 237, 239, 242, 244, 247, 252, 271, 272, 273, 274, 275, 276, 277, 278, 279, 281, 289, 293, 294, 295, 296, 299, 302, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 310, 311, 312, 314, 315, 316, 318, 320, 322, 323, 324, 325, 328, 329, 330, 333, 334, 335, 336, 337, 338, 343, 345, 348, 350, 356, 357, 358, 365, 366, 371, 378, 380, 385 –– Aufhebung  181, 185, 188, 193, 199, 217, 252, 277, 281, 320, 321 –– Bestätigung, Bekräftigung  106, 152, 156, 167, 186, 187, 188, 198, 199, 200, 327 –– Durchsetzung, Exekution  49, 108, 144, 150, 154, 156, 177, 191, 197, 205, 212, 218, 239, 256, 277, 292, 308, 310, 324, 329, 335, 375 Rechtslandschaften 20 Rechtsnormen  19, 21, 22, 28, 29, 54, 59, 60, 61, 62, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 85, 88, 89, 122, 123, 125, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 134, 137, 138, 139, 145, 148, 191, 192, 193, 194, 196, 199, 200, 201, 203, 205, 206, 207, 209, 210, 215, 216, 241, 250, 251, 253, 255, 256, 264, 265, 272, 273, 277, 300, 301, 304, 313, 351, 352, 353, 360, 361, 366, 367, 368, 377, 379, 382, 385 Rechtsordnung des römisch-deutschen Reiches  18, 32, 33, 65, 80, 84, 109, 152 Rechtspraxis, -wirklichkeit  19, 22, 29, 33, 34, 35, 39, 40, 43, 51, 59, 61, 65, 68, 80, 81, 89, 90, 98, 109, 121, 123, 129, 130, 138, 146, 186, 191, 201, 202, 208, 210, 213, 217, 237, 242, 254, 265, 266, 270, 272, 277, 278, 284, 290, 313, 322, 324, 325, 336, 342, 351, 361, 377, 385, 386 Rechtsetzung  29, 58, 60, 62, 69, 73, 83, 203, 318 Rechtsspiegel  33, 34, 35, 36, 38, 39, 40, 55, 57, 63, 323, 355, 377, 379 Rechtsverweigerung  67, 68, 72, 128, 205, 240, 242, 252, 292, 317, 318, 341, 351, 365 Rechtsverzögerung  252, 317, 318, 335, 341, 365 Reformatio Friderici (1442)  351, 352, 353, 358, 368, 370, 386

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Rechtszug  34, 40, 323 Regalien, königliche  36, 37, 39 Regensburg 363 –– Bistum, Bischöfe  62 –– Landfrieden (1471)  368, 370 –– Reichstag (1471)  370 –– Stadt, Stadtgemeinde  87, 177, 181, 308, 318 Regionalisierung  62, 73, 76, 121, 123, 124, 132, 148, 191, 379 Reichard Sturmfeder d. J.  177 Reichenbach, Kloster  107 Reichenberg, Burg  208 Reicheneck, Schenken  174 Reichsacht s. Acht Reichsbanner  195, 196 Reichsfürsten  31, 34, 35, 36, 52, 54, 55, 56, 57, 61, 62, 66, 70, 71, 74, 81, 82, 83, 89, 90, 98, 103, 107, 108, 109, 113, 127, 130, 134, 135, 143, 152, 160, 168, 169, 175, 184, 192, 198, 202, 204, 205, 210, 211, 212, 213, 215, 216, 217, 221, 223, 226, 227, 228, 230, 238, 241, 242, 245, 246, 250, 251, 252, 255, 257, 261, 264, 266, 267, 268, 270, 275, 279, 283, 292, 296, 297, 300, 304, 311, 313, 314, 315, 317, 318, 319, 321, 322, 324, 325, 326, 329, 334, 340, 341, 346, 347, 348, 352, 353, 354, 355, 356, 357, 358, 359, 360, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 370, 371, 372, 373, 375, 378, 379 –– Gerichtsbarkeit s. Landesherrschaft –– als Räte, Ratgeber  53, 54, 169, 175, 227, 289 –– als Urteiler  52, 53, 54, 55, 87, 292, 355, 378 –– als Zeugen  53, 87 Reichsfürstenstand  39, 90, 230, 292, 341, 355, 358, 366 Reichsgut, Reichsgutverwaltung  79, 87, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 109, 116, 117, 119, 120, 121, 123, 128, 137, 150, 176, 179, 222, 223, 224, 226, 230, 247, 279, 289, 292, 381 –– königliche Einnahmen  103 –– Verpfändung  222, 225, 226, 229, 279 Reichshofrat  364, 370, 373, 387

466

Register

Reichskammergericht, Reichskammergerichtsbarkeit  329, 339, 362, 364, 365, 367, 368, 369, 370, 373, 387 –– Beisitzer  362, 363 –– Finanzierung  363, 365 –– gelehrte Juristen  362 –– Gerichtsort  363, 364 –– Ladungen 363 –– Ordnung (1495)  360, 362, 363, 364, 365, 366, 367, 368 –– Prozessrecht 362 –– Richteramt, Richter  362, 363, 366, 368, 369, 373 –– Sitzungen  362, 363 –– Urteile  365, 366 Reichskreise  269, 369 Reichslandfrieden s. Landfrieden Reichslandvogtei, Reichslandvögte  15, 27, 28, 39, 87, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 110, 113, 114, 116, 119, 121, 123, 134, 136, 137, 147, 154, 176, 178, 179, 180, 189, 193, 194, 195, 198, 209, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 235, 279, 280, 283, 376, 377, 381 –– Bestallung  101, 102, 105, 116, 147 –– Einnahmen  101, 102, 223 –– als Kommissare  106, 179, 180 –– als Landfriedensoboder -hauptleute  104, 136 –– als Landrichter  178, 182, 189 –– Verpfändung  223, 224, 225, 226, 227, 228, 231, 279, 280, 384 Reichsrecht  73, 284, 305, 322, 330, 342, 351, 357, 360, 361, 370 Reichsreform  360, 361 Reichsregister  25, 296, 299, 354 Reichssteuern  103, 223 Reichstag s. Reichsversammlungen Reichsunmittelbarkeit  35, 38, 184, 221, 222, 319, 336, 341, 357, 358, 365, 366 Reichsverfassung  22, 360 Reichsversammlungen  31, 32, 41, 51, 52, 54, 55, 57, 58, 61, 65, 66, 68, 69, 72, 74, 77, 79, 80, 83, 85, 88, 103, 123, 124, 131, 139, 169, 170, 175, 204, 215, 241, 249, 251, 265, 266, 284, 285,

289, 290, 305, 312, 313, 317, 329, 332, 340, 351, 352, 354, 360, 361, 362, 364, 365, 367, 368, 369, 370, 372, 373, 378, 379, 380, 386, 387 Reichsvikariat, Reichsvikare  101, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 378 Reinhard I. von Hanau  104, 108 Reinhard von Sickingen  227 Reisekönigtum  34, 79, 311, 378 Remagen 259 Remiremont, Kloster  98 Remissionen  246, 293, 359 Rempertus von Windsheim  308 Reskript  99, 327, 339 Revindikationen  101, 103, 116, 222 Rezeption des Rechts  46, 65, 77, 84, 301, 322, 379 Rhein, Rheinland  42, 90, 116, 127, 182, 194, 266, 342 –– Landfrieden  29, 61, 62, 71, 73, 74, 136, 193, 195, 197, 198, 199, 204, 205, 206, 207, 208, 215, 216, 249, 258, 259, 260, 261, 265, 267, 281 –– Reichslandvogtei  101, 103, 105 –– Städte  126, 192, 208, 254, 256, 258, 265 Rheinau, Stadt, Stadtgemeinde  247 Rheinische Bund  123, 126, 127, 128, 132, 141, 148, 380 Richard (von Cornwall), König  26, 55, 70, 71, 105 Riesenburg, Herren  195, 296 Rittergesellschaft s. Einungen römisches Recht  43, 46, 54, 62, 69, 145, 170, 285, 298, 300, 301, 302, 303, 304, 309, 310, 311, 312, 315, 317, 320, 321, 322, 323, 340, 348, 362, 371, 385 Romzug s. Italienzug des Königs Rot, Kloster  154 Rothenburg o. d. T.  28, 201, 206 –– Amtmann, königlicher  178 –– Landgericht  115, 116, 118, 119, 121, 161, 178, 179, 184, 187, 189, 201, 231, 232, 235, 237, 381 –– Reichslandvogtei 116

Register –– Stadt, Stadtgemeinde  112, 118, 119, 120, 157, 171, 181, 184, 187, 200, 232, 235, 247, 257, 258, 308 –– Stadtgericht  235, 237 Rottweil –– Hof- und Landgericht  115, 116, 117, 118, 119, 122, 123, 182, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 232, 233, 235, 236, 242, 244, 245, 246, 272, 276, 278, 309, 324, 336, 341, 342, 343, 345, 346, 347, 348, 349, 363, 381, 383, 386 –– Ehehaften  246, 280, 346, 386 –– Exemtionen  243, 244, 245, 246, 248, 346 –– Prokuratorfiskal  309, 310 –– Schreiber 245 –– Urteiler  118, 186, 189, 234, 346, 347 –– Schultheiß 233 –– Stadt, Stadtgemeinde  118, 186, 232, 233, 236, 342 Rudolf (von Habsburg), König  18, 22, 26, 36, 39, 42, 44, 48, 49, 50, 54, 56, 71, 73, 74, 75, 76, 77, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 108, 109, 110, 116, 117, 119, 120, 124, 132, 133, 135, 136, 141, 143, 147, 151, 170, 175, 182, 187, 208, 213, 218, 222, 232, 239, 244, 298, 322, 344, 379, 380 Rudolf von Aarburg  183, 234 Rudolf IV. Markgraf von Baden  225 Rudolf von Bebenburg  199 Rudolf von Hewen  111, 158 Rudolf I. Graf von Hohenberg  106 Rudolf IV. Herzog von Österreich  225, 228 Rudolf II. Pfalzgraf bei Rhein  111, 134, 225 Rudolf I. Herzog von Sachsen  153 Rudolf I. Graf von Sulz  190 Rudolf von Waldsee  209 Rudolf von Wart  177 Rudolf II. Graf von Werdenberg  107 Rudolf IV. Graf von Wertheim  153 Ruprecht, König  24, 25, 26, 110, 112, 113, 158, 160, 161, 162, 163, 169, 174, 194, 219, 226, 227, 231, 232, 234, 239, 249, 250, 261, 262,

467

263, 268, 276, 278, 292, 294, 306, 307, 308, 324, 330, 332, 333, 337, 383 Ruprecht Erzbischof von Köln  353 Ruprecht I. Pfalzgraf bei Rhein  111, 112, 134, 154, 172, 174, 199, 201, 209, 225, 226, 227 Ruprecht II. Pfalzgraf bei Rhein  154

S Saarbrücken, Grafschaft, Grafen  154 Sachsen  35, 109 –– Herzogtum, Herzöge  19, 109, 153, 156, 202, 293, 313, 317 –– Landfrieden  141, 193, 199, 265 –– Städte  133, 265 Sachsenspiegel  34, 35, 38, 63, 323 Sacra Rota Romana 314 Salbuch, wittelsbachisches (1224)  118 Salem, Abtei  39 Salmannsweiler, Kloster  112 Salzburg –– Erzbistum, Erzbischöfe  49, 155, 301 –– St. Peter  49 Sanktionen, Strafen, königliche  65, 67, 310, 335 –– Androhung  44, 49, 50, 68, 75, 77, 97, 155, 164, 218, 276, 285, 306, 311, 329, 340, 372, 386 –– Acht  67, 68, 75, 85, 210, 249, 368 –– Huldverlust  49, 155, 192, 306 –– Pön  64, 155, 156, 198, 306, 307, 368 –– Privilegienverlust  192, 368 –– Prozess am Hofgericht  164 –– Rechtlosigkeit  67, 72, 210 –– (schwere) Ungnade  155, 156, 164, 306, 368 –– Verkündung 68 Sargans, Grafschaft, Grafen  254 Savoyen –– Grafschaft, Grafen  105 –– Herzogtum, Herzöge  332 Sayn, Grafschaft, Grafen  353 Schadensersatz  67, 89, 107, 112, 175, 196 schädliche Leute s. Landfriedensbrecher Schaffhausen, Stadt, Stadtgemeinde  142

468

Register

Schaunberg, Grafschaft, Grafen  358 Scheldeland 97 Schiedsgerichtsbarkeit, Schiedsgericht, Schiedsrichter  20, 21, 23, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 52, 79, 100, 107, 145, 146, 148, 152, 153, 168, 172, 178, 181, 189, 190, 199, 257, 263, 270, 278, 291, 302, 303, 324, 327, 337, 338, 339, 340, 355, 356, 357, 358, 359, 367, 387 –– fürstliche  79, 340, 354, 355, 356, 360, 367 –– am Hofgericht  93, 94 –– König als Schiedsrichter  15, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 77, 149, 152, 153, 306, 336, 337, 373, 377, 378, 387 –– Schiedsspruch  42, 43, 44, 45, 47, 50, 77, 121, 152, 156, 218, 230, 263, 271, 303, 306, 312, 324, 325, 337, 378 –– Schiedsvertrag (compromissum)  43, 44, 47, 52, 93, 94, 100, 111, 145, 146, 178, 278, 303, 337, 355, 356, 357, 359 –– Verwillkürung der Parteien  43, 44, 45, 77, 107, 145, 152, 153, 179, 190, 326, 337 Schirmverträge  228, 230, 234 Schleiden, Herren  155 Schlesien, Herzogtum, Herzöge  165 Schmalkalden, Stift  165 Schnapbuch, Landgericht  188 Schönau, Kloster  247 Schönberg, Ritter  208 Schönburg 155 Schöneck 155 Schriftlichkeit  42, 75, 78, 86, 88, 121, 150, 164, 190, 219, 298, 328, 381, 383 Schultheißenamt, Schultheiß  34, 39, 87, 128, 233, 242 Schutz, königlicher  27, 33, 103, 104, 133, 164, 173, 177, 197 –– durch Reichslandvögte  107, 224 –– durch Reichsvikare  111 Schwabach  236, 237 Schwaben  46, 90, 105, 142, 225, 342, 343, 348 –– Landfrieden  29, 60, 135, 136, 138, 175, 193, 194, 197, 207, 249, 251, 253, 256, 257, 265, 268

–– Landgerichte  115, 185, 186, 342 –– Reichslandvogtei  102, 103, 104, 105, 107, 108, 116, 134, 137, 181, 182, 194, 223, 224, 225, 226, 228, 229 –– Städte  134, 138, 142, 155, 178, 192, 193, 194, 209, 224, 251, 253, 254, 260, 265, 268, 349, 356 Schwabenspiegel  34, 38, 39, 55, 57, 323 Schwäbisch Hall, Stadt, Stadtgemeinde  106, 112, 164, 172 Schwäbische Bund  268, 269 Schwanberg, Herren  181 Schwarzburg, Grafschaft, Grafen  153, 159, 294, 332 Schweinfurt –– Landgericht  115, 185 –– Stadt, Stadtgemeinde  173, 247 Schwyz, Talschaft  247, 248, 342 Selbsthilfe s. Fehde Selbstverständnis von Königsherrschaft  62 Seligenporten, Kloster  248 Sibodo Propst von St. Adalbert  49 Sibot Stolzhirsch d. Ä.  108 Siegel des Königs s. Majestätssiegel Siegfried von Eppstein  104 Siegfried Erzbischof von Köln  136 Siegfried zum Paradies  181 Sigismund, Kaiser  24, 25, 26, 83, 110, 113, 161, 181, 227, 228, 230, 231, 232, 234, 236, 237, 239, 249, 268, 273, 274, 276, 277, 278, 285, 286, 292, 293, 294, 295, 296, 297, 299, 303, 304, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 313, 323, 330, 332, 333, 337, 343, 344, 346, 348, 350, 352, 353, 354, 371, 372, 378, 383, 384, 385, 387 Sigmund Herzog von Bayern  268 Sigmund Herzog von Österreich  234, 348, 350 Sigmaringen, Landgericht  115 Simon I. Herzog von Teck  93 Simon III. Wecker Graf von Zweibrücken  155 Sizilien, Königreich  66, 69, 70, 79, 84, 85, 380 – Großhofrichteramt, Großhofrichter  84, 85 Soest, Stadt, Stadtgemeinde  125, 144, 358 Solms, Grafschaft, Grafen  180, 278 Sophie von Bebenburg  177

Register Speinshart, Kloster  97 Speyer 363 –– Bistum, Bischöfe  169, 198, 201, 310 –– Dompropst 197 –– Stadt, Stadtgemeinde  111, 124, 126, 134, 138, 142, 144, 176, 205, 225, 254, 255, 259, 261, 265, 310 Speyergau, Reichslandvogtei  101, 104, 105, 225, 228 Sponheim, Grafschaften, Grafen  104, 111, 154, 168, 199, 294 Stade, Stadt, Stadtgemeinde  350 Städtebund s. Einungen Städtekrieg, erster  183, 192, 249, 251, 256, 257, 266, 281 Stadtherren  124, 126, 380 Stadtherrschaft  80, 120, 133, 139, 140, 177, 191, 205, 221, 223, 230, 233, 235, 238, 240, 241, 244, 245, 247, 254, 267, 281, 350, 354, 380, 382 –– städtische Gerichtsbarkeit, Stadtgerichte  205, 206, 218, 223, 235, 237, 238, 240, 246, 251, 252, 253, 280, 284, 314, 317, 324, 334, 335, 340, 341, 372, 382 Stammesherzogtümer, Stammesherzog  38 Statthalterschaft im Reich  83, 87, 113 Statutum in favorem principum  36, 70 staufische Kaiseridee  37, 124 Steckelnberg, Schloss  108 Steiermark, Herzogtum, Herzöge  71, 105 Stein in Franken  237 Steingaden, Kloster  86 Stemwede, Freigrafschaft  213 Stephan II. Herzog von Bayern  138, 204, 225 Stephan III. Herzog von Bayern  217, 234 Stephan Pfalzgraf bei Rhein(-Simmern)  228 Stockach, Landgericht  115 Strafandrohungen, königliche s. Sanktionen Stralnberg, Herren  129 Stralsund, Stadt, Stadtgemeinde  157, 293 Straßberg, Grafschaft, Grafen  106 Straßburg –– Bistum, Bischöfe  44, 99, 126, 133, 136, 143, 144, 169, 174, 197, 254, 269

469

–– Offizialat 99 –– Stadt, Stadtgemeinde  112, 126, 133, 134, 143, 144, 174, 181, 197, 205, 243, 254, 259, 262, 265, 350, 352 Stühlingen, Landgericht  115, 186, 234 Stuhlweißenburg 249 Stuttgart  28, 236, 244 –– Oberhof 317 Subdelegation, Subdelegaten  89, 376 –– Landrichter  178, 189, 234, 235, 377, 384 –– Reichslandvögte  227, 229, 279, 377, 384 –– Schiedsgerichtsbarkeit, Schiedsrichter  100, 152, 153 Sühne s. gütliche Konfliktbehandlung Sulz, Grafschaft, Grafen  93, 186, 190, 232, 309, 336, 345 Sulzbach, Landgericht  115, 188 Swigger von Deggenhausen  119 Swigger von Gemmingen  116 Synoden, Beschlüsse  99 Systemtheorie  22, 23

T Tangermünde 316 Taxen  83, 86, 167, 273, 306, 331, 363, 387 Taxregister  25, 297 Teck, Herzogtum, Herzöge  93, 116, 158, 248 territoriale Hofgerichtsbarkeit s. Hofgerichtsbarkeit, territoriale Territorialisierung, Territorialpolitik  36, 117, 222, 224, 229, 230, 233, 237, 239, 245, 268, 278, 279, 280, 283, 340, 341, 352, 353, 357, 377, 383 Teschen, Herzogtum, Herzöge  159, 164, 165, 169, 177, 343 Theobald von Hasenburg  98 Thronstreit (1314/15)  94, 103, 157, 171, 218, 381, 383 Thurgau, Landgericht  115, 185, 232, 234 Thüringen  109, 118, 152, 273, 313, 317 –– Landfrieden  133, 135, 141, 193 –– Landgrafschaft, Landgrafen  110, 203, 267 –– Städte  133, 217

470

Register

Tilmann der Kuhle  157 Tirol  118, 349 Toggenburg, Grafschaft, Grafen  87, 231 Tours, Synode (1236)  99 Treue gegenüber dem König  71, 133, 225, 226 treuga 59 Treuga Henrici (1224)  54, 63 Tribsees, Stadt, Stadtgemeinde  157 Trient, Bistum, Bischöfe  354 Trier –– Erzbistum, Erzbischöfe  126, 134, 144, 153, 154, 178, 194, 226, 228, 241, 255, 261, 345, 350 –– Stadt, Stadtgemeinde  154, 178 Troppau, Herzogtum, Herzöge  174 Tübingen –– Landgericht 118 –– Oberhof 317 –– Pfalzgrafschaft, Pfalzgrafen  117

U Uhlweiler, Dorf, Dorfgemeinschaft  106 Ulm –– Landgericht  115, 182, 183, 189, 218, 231, 248, 383 –– Stadelhof  182, 231 –– Stadt, Stadtgemeinde  231, 269 Ulrich von Augsburg  297 Ulrich von Bickenbach  111 Ulrich von Finstingen  155 Ulrich Gameret  177 Ulrich I. von Hanau  136 Ulrich III. von Hanau  101, 177, 179, 180, 198, 225 Ulrich III. Graf von Helfenstein  103 Ulrich V. Graf von Helfenstein  194, 256, 257 Ulrich VI. Graf von Helfenstein  182 Ulrich IX. Graf von Helfenstein  304 Ulrich II. Landgraf von Leuchtenberg  178, 258 Ulrich Meyer  308 Ulrich III. Bischof von Passau  297, 300, 329, 370 Ulrich von Reußegg  118 Ulrich Riederer  299, 358

Ulrich von Schellenberg  90 Ulrich III. Graf von Württemberg  106, 224, 225 Ulrich von Zipplingen  106 Ungarn, Königreich, Könige  27, 296, 313, 314 Ungehorsam gegen ein Gericht  272, 275, 303, 385 Ungnade, königliche s. Sanktionen Universitäten  300, 301, 315, 371, 385 Unterlandrichter  178, 189, 234, 235, 377 Unterlandvögte  227, 229, 235, 279, 377, 384 Unterwalden, Talschaft  248 Uri, Talschaft  248 Urteile s. Rechtsentscheidungen Urteiler  41, 46, 47, 52, 53, 55, 56, 77, 79, 93, 118, 144, 145, 148, 161, 167, 169, 175, 186, 189, 211, 233, 234, 235, 270, 292, 294, 298, 302, 303, 343, 345, 346, 347, 355, 371, 378, 384 Urteilsbücher  24, 121, 274, 297, 299 Urteilsfrage, Rechtsfrage  41, 42, 54, 56, 86, 100, 174, 244, 301, 302, 343, 386 Urteilsschelte  34, 40, 186, 321, 322, 323 Utrecht, Bistum, Bischöfe  172

V Veldenz, Grafschaft, Grafen  101, 154, 194 Venedig, Republik  27 –– Doge 175 Verbote des Königs s. Befehle Verden, Bistum, Bischöfe  45 Verdun –– Domkapitel 174 –– Stadt, Stadtgemeinde  174 Verfahrensgeschichte 23 Verfahrensnutzung  287, 293, 312, 322, 326, 331, 332, 335, 336, 365 Verfahrenstreue  327, 331 Verfassungsgeschichte  16, 22, 56, 202, 311 Verfemung  210, 212, 272, 273 Vergleichsverhandlungen s. gütliche Konfliktbehandlung Veringen, Landgericht  115 Verlandfriedung  196, 272

Register Vermittlung durch den König s. gütliche Konfliktbehandlung Verschriftlichung –– des Landfriedensrechts  60, 69, 76, 77, 127, 129, 379 –– des Rechts  36, 39, 162, 209, 239, 298, 361 Verwaltung  21, 100, 117, 150, 219, 227, 229, 301 –– königliche  17, 21, 62, 79, 85, 102, 105, 139, 147, 156, 157, 159, 161, 162, 164, 176, 222, 226, 227, 296, 298, 339, 365, 370, 375, 376, 384, 387 –– landesherrliche  105, 202, 206, 221, 224, 230, 235, 236, 251, 300, 301, 315, 365, 382 –– städtische  205, 221, 300, 382 Verwaltungsgeschichte 21 Verwillkürung s. Schiedsgerichtsbarkeit Vidimierungstätigkeit  167, 187, 188, 242, 244, 245, 246, 247, 286, 345, 382 Villingen, Stadt, Stadtgemeinde  277 Virneburg, Grafschaft, Grafen  154 Volkenroda, Kloster  39 Volknat von Eicholzheim  177 Volmarstein, Freistuhl  213 Vorladung s. Ladung

W Waasland 97 Waldburg, Truchsessen  50, 108, 226, 229, 248, 291 Waldeck –– Grafschaft, Grafen  87, 110, 128, 129, 148 –– Landgrafschaft, Landgrafen  97 –– Ritter 208 Waldsassen, Kloster  174 Walram Graf von Sponheim  104, 154, 199 Walram II. Graf von Zweibrücken  155 Walther von Hehenriet  178 Walther von Meisenburg  172 Wartislav VI. Herzog von Pommern-Wolgast 204 Wartstein, Landgericht  115 Weingarten, Kloster  50 Weinsberg

471

–– Herren  103, 107, 172, 248, 294, 304, 354 –– Stadt, Stadtgemeinde  107 Weißenau, Kloster  108 Weißenburg, Kloster  318 Weißenburg im Elsass, Stadt, Stadtgemeinde  111, 225, 254 Weistümer  36, 42, 48, 50, 56, 77 Welsch-Neuenburg, Grafschaft, Grafen  342 Wenzel, König  26, 152, 155, 156, 158, 161, 164, 165, 166, 169, 173, 174, 177, 178, 179, 180, 184, 187, 188, 191, 192, 193, 196, 197, 198, 199, 200, 206, 210, 215, 216, 219, 225, 226, 228, 232, 234, 249, 252, 254, 261, 263, 269, 276, 279, 281, 292, 293, 298, 307, 308, 378 Wenzel II. König von Böhmen  143 Wenzel Herzog von Lüneburg  215 Wenzel I. Herzog von Luxemburg  111, 112, 228 Werdenberg, Grafschaft, Grafen  50, 103, 107, 111, 116, 119, 136, 137, 154, 226, 248 Werner von Bolanden  90, 91, 129, 147, 380 Werner Bund (1253)  125 Werner von Erbstatt  278 Werner von Falkenstein-Münzenberg  88 Werner von Hattstatt  209 Werner von Wartenberg  98 Wertheim, Grafschaft, Grafen  153, 156, 201, 247, 258, 262, 263 Westfalen  129, 132, 210, 215, 217, 349 –– Feme s. Freigerichte –– Herzogtum, Herzöge  210, 213, 214 –– Landfrieden  29, 135, 192, 203, 206, 207, 210, 216, 217 –– Städte  124, 125 Wetterau –– Landfrieden  29, 123, 145, 146, 179, 193, 194, 198, 250, 254, 260, 261, 262, 263, 281 –– Reichslandvogtei  101, 104, 105, 107, 108, 179, 180, 193, 194, 223, 224, 225, 226, 227, 228 –– Städte  192, 215, 254 Wetzlar, Stadt, Stadtgemeinde  144, 180, 254, 261 Wien  304, 328 –– Universität 300

472

Register

Wiener Neustadt  316 Wildgrafschaft, Wildgrafen  155 Wilhelm (von Holland), König  26, 70, 87, 105, 110, 123, 126, 127, 128, 129, 132, 148, 213, 380 Wilhelm III. Herzog von Bayern  332, 354 Wilhelm von Biberbach  154 Wilhelm I. Herzog von Braunschweig  292 Wilhelm von Dashorst  172 Wilhelm Bischof von Eichstätt  363 Wilhelm III. Landgraf von Hessen  317 Wilhelm II. Graf von Montfort  107 Wilhelm Pauldorfer  294 Wilhelm von Riesenburg  296 Wilhelm Schenk  188 Wille, Willensäußerung, königliche  19, 54, 97, 111, 155, 198, 276, 283, 284, 285, 287, 289, 295, 306, 307, 308, 310, 330, 335, 339, 340, 372, 376, 381, 385, 386 Wille der Streitparteien bei der Konfliktbehandlung  18, 46, 95, 149, 168, 175, 218, 228, 278, 284, 293, 307, 312, 326, 333, 338, 339, 357, 359, 367, 372, 375, 376, 378, 387 Willensbildung im Reich, politische  32, 54, 61, 79, 123, 175 Wimpfen –– Landgericht  115, 116, 183, 184, 233, 234, 237 –– Oberhof 237 –– Reichslandvogtei  104, 116 –– Stadt, Stadtgemeinde  107, 233 –– Stadtgericht 237 –– Stift 107 Windische Mark  71 Windsheim, Stadt, Stadtgemeinde  112, 262, 318, 342 Winterstetten, Herren  50 Wipert von Zimmern  111 Wladislaw Herzog von Teschen  159, 169, 177 Woldemar Markgraf von Brandenburg  193, 204 Worbis, Stadt, Stadtgemeinde  153 Worms  69, 363 –– Bistum, Bischöfe  126 –– Hoftag (1231/32)  124

–– Judenschaft, Juden  308 –– Reichstag (1495)  16, 284, 313, 317, 329, 360, 361, 362, 363, 364, 367, 368, 369, 370, 373, 379, 387 –– Stadt, Stadtgemeinde  124, 126, 134, 138, 142, 144, 181, 205, 254, 255, 259, 261, 265 Württemberg –– Grafschaft, Grafen  103, 106, 118, 170, 201, 202, 204, 224, 225, 226, 236, 254, 268, 314, 315, 316, 317, 318, 345, 346 –– Herzogtum, Herzöge  346 Würzburg  60, 123, 258 –– Bistum, Bischöfe  111, 112, 117, 120, 165, 168, 169, 173, 184, 185, 189, 199, 200, 204, 216, 217, 233, 257, 258, 267, 318, 342, 344, 347, 354 –– Domkapitel 206 –– Hoftag (1287)  74 –– Landfrieden (1287)  55, 74, 75, 88, 379, 381 –– Landgericht (des Herzogtums Franken)  114, 115, 117, 118, 120, 121, 122, 123, 184, 187, 189, 190, 232, 233, 234, 324, 343, 346, 347, 349, 383 –– Stadt, Stadtgemeinde  173, 199, 200, 257, 343 –– Stift Neumünster  111

Z Zell a. H., Stadt, Stadtgemeinde  247 Ziegenhain, Grafschaft, Grafen  153 Zierenberg, Freistuhl  213 Zoll  69, 127, 197, 198, 259 –– Landfriedenszölle  259, 260, 261, 262, 263, 280 Zollern, Grafschaft, Grafen  248, 362, 363, 364 Zugang zur königlichen Gerichtsbarkeit  64, 77, 149, 151, 217 Zürich 183 –– Hof- bzw. Landgericht  114, 115, 122, 183, 184, 218, 234, 383 –– Stadt, Stadtgemeinde  142, 183, 234 Züschen, Freistuhl  213

Register Zuständigkeit, Zuständigkeitsdefinitionen, Zuständigkeitsregeln  35, 38, 146, 149, 186, 187, 188, 198, 199, 216, 217, 238, 239, 241, 246, 251, 252, 253, 255, 271, 280, 284, 312, 319, 320, 333, 340, 341, 343, 347, 348, 352, 353, 357, 365, 367, 370, 372, 382, 385, 386, 387 –– lehnsrechtliche 38 –– räumliche, örtliche  186, 239, 314, 318, 341, 342, 343, 348, 354, 372, 386 –– sachliche  82, 190, 201, 205 –– ständische  55, 82, 84, 359

473

Zuständigkeitskonflikte  247, 284 –– bei westfälischen Freigerichten  349, 351, 353, 354 –– bei kaiserlichen Landgerichten  185, 341, 344, 346, 347, 348, 351, 372 Zuwiderhandlung  49, 154, 310 –– gegen Hofgerichtsbarkeit  164 –– gegen Landfrieden  67, 206, 368 –– gegen Mandate s. Befehle –– gegen den Willen des Königs  155 Zweibrücken, Grafschaft, Grafen  155 Zwickau, Stadt, Stadtgemeinde  133

QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR HÖCHSTEN GERICHTSBARKEIT IM ALTEN REICH HERAUSGEGEBEN VON ANJA AMEND-TRAUT, FRIEDRICH BAT TENBERG, ALBRECHT CORDES, IGNACIO CZEGUHN, PETER OESTMANN, WOLFGANG SELLERT EINE AUSWAHL BD. 62 | LUDOLF HUGO BD. 58 | STEFFEN WUNDERLICH

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GERICHTS- UND RECHTSLANDSCHAF-

GEFAHR VOR GERICHT

TEN DES RHEIN-MAIN-GEBIETES IM

DIE FORMSTRENGE IM SÄCHSISCH-

15. JAHRHUNDERT IM VERGLEICH

MAGDEBURGISCHEN RECHT

2015. 758 S. 11 S/W-ABB. GB.

2009. XXIV, 278 S. GB.

ISBN 978-3-412-22462-2

ISBN 978-3-412-20444-0 BD. 31 | CORD ULRICHS DIE ENTSTEHUNG DER FRÄNKISCHEN REICHSRITTERSCHAFT ENTWICKLUNGSLINIEN VON 1370 BIS 1590

RB039

2016. 633 S. GB. | ISBN 978-3-412-50527-1

böhlau verlag, ursulaplatz 1, d-50668 köln, t: + 49 221 913 90-0 [email protected], www.boehlau-verlag.com | wien köln weimar

URSULA GIESSMANN

DER LETZTE GEGENPAPST: FELIX V. STUDIEN ZU HERRSCHAFTSPRAXIS UND LEGITIMATIONSSTRATEGIEN (1434–1451) (PAPSTTUM IM MITTELALTERLICHEN EUROPA, BAND 3)

Der letzte Gegenpapst Felix V. (1440–1449) war vor seiner Wahl zum Papst durch das Basler Konzil Amadeus VIII., Herzog von Savoyen. Diese Vergangenheit als erfolgreicher Landesfürst prägte seinen Pontifi kat. Das Buch beschäftigt sich mit zentralen Momenten des Pontifi kats wie Wahl, Krönung und Rücktritt. Die Autorin zieht historiographische und urkundliche Quellen heran und untersucht zudem materielle Zeugnisse, die in Inventaren und Rechnungen verzeichnet sind. Aus der Analyse der Repräsentation und Herrschaftspraxis wird eine zentrale Legitimations-Strategie Felix‘ V. deutlich: Es fand eine vielschichtige Verschmelzung der päpstlichen Repräsentation mit derjenigen des savoyischen Herzogshauses statt. Auf diese Weise entstand als Hybrid eigener Art ein herzoglicher Papst und vice versa ein päpstlicher Herzog. 2014. 410 S. 5 S/W-ABB. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-22359-5

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DEUTSCHES ARCHIV FÜR ERFORSCHUNG DES MITTELALTERS NAMENS DER MONUMENTA GERMANIAE HISTORICA HERAUSGEGEBEN VON MARC-AEILKO ARIS, ENNO BÜNZ, MARTINA HARTMANN UND CLAUDIA MÄRTL

Das „Deutsche Archiv für Erforschung des Mittelalters“ ist die Zeitschrift der 1819 gegründeten Monumenta Germaniae Historica. Die traditionsreiche Fachzeitschrift veröffentlicht Untersuchungen und Darstellungen zur Geschichte des Mittelalters, wobei quellenkritische und editorische Fragestellungen besondere Berücksichtigung finden. Das „Deutsche Archiv“ verdankt seinen Ruf nicht zuletzt seinem umfangreichen Rezensionsteil, der neben Monographien auch rund 270 einschlägige Zeitschriften systematisch erschließt. BAND 72,1 (2016) 2016. XVIII. 442 S. BR. ISBN 978-3-412-50783-1 BD. 71,2 (2015) 2016. 512 S. BR. ISBN 978-3-412-50276-8 ERSCHEINUNGSWEISE: HALBJÄHRLICH ISSN 0012-1223 EINZELHEFT: € 40,00 [D] | € 41,20 [A] JAHRGANG: € 80,00 [D] | € 82,30 [A] ERSCHEINT SEIT 1937

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